Zum Inhalt der Seite

Auf den ersten Blick

Songbox
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Hey!

Hier entsteht die Baustelle Songbox! ^^ Ich hab wahnsinnig viele Ideen für Geschichten. Manche von diesen Ideen stammen von Liedern und Musikvideos. Deshalb hab ich mir gedacht, ich benutze diese Ideen und mache daraus Kurzgeschichten!

Diese Kurzgeschichte wird mitwenigen Kapiteln beendet sein. Es ist etwas leichtes, süßes und sommerliches (ich weiß...im Winter (geschrieben)...schwer vorstellbar ^^)
 

Das Lied, was mich zu dieser Idee verleitet hat ist *Love like this* von Natasha Bedingfield (die Frau ist toll ^^)

Und hier ist das Musikvideo dazu: http://www.youtube.com/watch?v=-t6iNXgvRXU

Wie die zwei auf der Picknickbank sitzen hat mich auf die Idee gebracht. ^^
 

Ich hoffe die Geschichte gefällt euch! ^^

Viel Spaß!

Gruß Niemue
 

Auf den ersten Blick

Kapitel 1
 

Jerry legte seinen Kopf in den Nacken und ließ den letzten bitteren Tropfen seines Bieres aus dem Plastikbecher in seinen geöffneten Mund fallen. Begleitet von einem leichten Schwindelgefühl ließ er seinen Kopf nach vorne kippen und zerknüllte den Becher mit einer einzigen kraftvollen Bewegung in seiner rechten Hand. Ein hohles Geräusch erzeugend fiel das zerknitterte Plastik auf die Bank auf dessen Rückenlehne er saß und auf dessen Sitzfläche er seine Füße gestellt hatte. Der Sitzplatz war nicht bequem. Aber dafür konnte er den ganzen Garten überblicken.

Nicht, dass das ein besonders erfreulicher Anblick wäre. Aber immer noch besser als Langeweile. Außerdem lenkte ihn das Spektakel von seiner schlechten Laune ab. Weil er alle seine Freunde mit seiner miesen Stimmung vergrault hatte, gab es im Moment nichts Aufregenderes für ihn als lallende Studenten, schwankende Studenten, knutschende Studenten, halbnackte Studenten, grölende Studenten…und…kotzende…

Jerry verzog angewidert das Gesicht und zwang sich den Blick von einem seiner gerade rückwärtsessenden Kommilitonen ab, der den Primeln im Blumenbeet sicher keinen Gefallen tat. Lecker. Auf dieses Armutszeugnis könnte er einen Wodka-Lemon vertragen. Zum Anstoßen. Darauf, dass er nie so jämmerlich enden würde!

„Prost!“

Jerry hob ein imaginäres Glas zu einem Tost –ärgerte sich, dass er seinen Becher kaputtgemacht hatte- und schwenkte es in die Richtung des mittlerweile nicht mehr reiernden, sondern stattdessen ein ebenso stark betrunkenes Mädchen küssenden Studenten. Guten Hunger!

„Wuääh…Betrunkene können so ekelhaft sein…“

Jerry seufzte und schüttelte den Kopf, was ihn wieder leicht schwindeln ließ. Gut, dass er nie von Alkohol kotzen musste. Er hatte wirklich einen Magen aus Stahl.

„Ein Hoch auf Papas Russengene…“

„Redest du mit dir selbst?“

Er erschrak so sehr, dass er in seinem angetrunkenen Zustand beinahe von der steinernen Banklehne gerutscht wäre. Mit vor Schreck geweiteten Augen drehte er den Kopf in die Richtung, aus der die belustigte Stimme gekommen war.

Neben der Bank stand ein Mädchen.

Jerry kniff die Augen zusammen und beugte sich leicht vor, um besser erkennen zu können. Dieses blasse Gesicht schwankte so, wie sollte man denn so etwas erkennen!

Ah! Es war doch ein Junge!

Allerdings ein sehr weibischer…Mit schwarzgefärbten, schulterlangen Haaren, einem engen, roten Sweatshirt, sogar knallengen, schwarzen Jeans und vor allem das Weibischste überhaupt: schwarz umränderte Augen!

Hah! Ein Emo! Wie ulkig!

„Alles ok mit dir?“

Jerry bemerkte, dass er schon viel zu lange vorgebeugt da saß und außerdem dämlich und grundlos grinste –jedenfalls für den kleinen Clown aus dem Satanistenzirkus grundlos. Ohne Scham grinste er noch breiter und lehnte sich wieder etwas zurück. Nicht zu sehr allerdings, sonst fiel er vielleicht hinten runter.

„Jap.“

Das Mannweib legte den Kopf schief und hob eine Augenbraue. (Jerry musste ein wirklich unmännliches Kichern unterdrücken, so urkomisch sah das aus!) Ohne zu fragen kletterte er schließlich auf die Bank und setzte sich neben ihn auf die Lehne.

„Jap, was?“

„Was?“

Sie blinzelten sich verwirrt an. Jerry wartete auf eine Erklärung. Er verstand die Frage nicht. Fragend runzelte er die Stirn. Moment. Jetzt wurde er nachdenklich. Automatisch kniff er dabei die Augen halb zu. Irgendetwas hatte er verpasst. Da war irgendetwas in ihrem Gespräch (War es überhaupt schon ein Gespräch?), das er scheinbar nicht so ganz mitbekommen hatte.

Oder hatte er es vergessen?

Jerry riss die Arme hoch. Der Emo zuckte fast schon erschrocken vor ihm zurück.

„Moment! Halt! Keine Bewegung! Stopp!“

Es herrschte einen Moment Stille. Auf dem Gesicht des Anderen machte sich vollkommenes Unverständnis breit.

„Hä?“

„Nicht hä!“

Der Mund des Anderen schloss sich wie zugeklappt. Das lenkte Jerrys Aufmerksamkeit auf ihn. Klein, voll und unten in der Mitte mit einem schwarzen Ring plus Kugel verziert. Sah irgendwie süß aus.

„Ich hab da was nicht ganz mitgeschnitten. Deshalb Stopp. Nochmal zurückspulen. Was hast du mich gefragt?“

Ein leichtes Grinsen legte sich auf diese süßen Lippen. Jerry runzelte die Stirn und fixierte sie mit starrem Blick. Dieser Ring in der Unterlippe wirkte nicht nur süß, sondern auch sexy. Für einen Moment war er so damit beschäftigt, weitere bewundernde Adjektive für diese tollen, zarten, weich aussehenden, voluminösen, leicht rosafarbenen Lippen zu finden, dass er beinahe schon wieder nicht ganz mitgekriegt hätte, was der Andere sagte.

„…zwei Fragen gestellt. 1. Ob du mit dir selbst redest und 2. ob alles mit dir ok ist. Du hast mir allerdings nur eine Antwort gegeben. Nämlich *Jap.*. Wie du vielleicht verstehen kannst, hab ich nicht kapiert, auf welche Frage das bezogen war.“

Jerry grinste wieder. Der war ja richtig lustig! Sollte er denn auf diese Fragen antworten? Eigentlich hatte er keine Lust seine Universalantwort jetzt groß und breit zu erklären. Aber wenn er sich dieses fragende Engelsgesicht ansah…Na gut! Er machte eine Ausnahme.

„Jap, auf beide Fragen!“

Erst blickte der Andere ihn ungerührt an. Dann prustete er los und schließlich schien er sich nicht mehr halten zu können und lachte lauthals. Jerry lachte mit. Aber eigentlich nur, weil er es wollte. Er verstand nicht wirklich, warum er lachen sollte. Deshalb hörte er auch rasch wieder auf.

„Wie heißt du eigentlich, Kleiner?“

Augenblicklich hörte der Emo aufzulachen. Ihm wurde regelrecht ein giftiger Blick zugeworfen. Uuuiii…Das sollte jetzt wohl böse wirken. Ja. Jerry zitterte regelrecht vor Angst. Grinsend stützte er seine Unterarme auf die Oberschenkel. Wirklich süß, dieser Knirps.

„Nenn mich nicht Kleiner, du Säufer. Ich bin Rick.“

„Abkürzung von was?“

„Äh…Frederick. Wieso?“

Jerry grinste. Dann stützte er sein Kinn auf einer Hand auf und zwinkerte dem Kleinen zu. Natürlich ganz unschuldig. Gar nicht anrüchig…oder so was. Nein, gar nicht.

„Also Frederike.“

„He!“

Jerry stieß einen überraschten Schrei aus, als ihn eine Hand brutal und wirklich vollkommen unerwartet gegen die Schulter schlug. Vor Überraschung wich er nach links aus und kippte –er hatte es die ganze Zeit schon befürchtet- geradewegs von der Bank. Hart, so dass ihm der Atem keuchend aus den Lungen gepresst wurde, traf er auf dem Boden auf. Ihm entfuhr ein schmerzhaftes Stöhnen.

„Fuck! Alles ok?! Hast du dir was getan?! Scheiße! Tut mir voll Leid! Das wollte ich nicht! Geht’s dir gut?!“

Jemand fiel neben ihm praktisch auf die Knie und weiche Hände tätschelten sein Gesicht. Jerry, der die Augen die ganze Zeit zukniff und sich weigerte sie wieder aufzumachen –weil er einfach keine Lust darauf hatte-, gab ein grummeliges Murren von sich und drehte den Kopf weg.

„Mann, bist du fies.“

Ein scharfes Einatmen, dann versuchten ihn zarte Hände und dünne Ärmchen aufzurichten. Jerry weigerte sich, sich irgendwie zu bewegen und blieb einfach liegen. Wie ein nasser Sack.

„Tut mir Leid! Kannst du aufstehen?! Hast du dich verletzt?!“

„Alles kein Problem. Nichts passiert.“

Hilfe. Was war der denn so panisch?! Jetzt öffnete er doch die Augen. Und sah genau in zwei tiefe Plantschbecken. Veralgte Plantschbecken, die schon den ganzen Sommer in der Sonne gestanden hatten. Sie waren nämlich grün. Jerry schüttelte seinen Kopf, wurde wieder etwas klarer. Huch! Das waren ja Augen! Und auch noch recht hübsche! Wem gehörten die?!

Verwundert richtete er sich auf. Da saß der Emo neben ihm und stützte ihn. Etwas, was er nicht nötig hatte, weil er selber sitzen konnte. Außerdem wäre er für diese zarten, dünnen Arme, die ihn wirklich an Frauenarme erinnerten, viiiiieeel zu schwer gewesen. Bestimmt.

Da war nur der so jung aussehende Schwarzhaarige. Also gehörten diese schönen algigen Plantschebecken wohl dem Emo. Wow. Was für eine Erkenntnis. Nicht nur die Lippen waren faszinierend an ihm.

„Ist wirklich alles ok?!“

Jerry nickte -wieder grinsend- und stand zum Beweis auf. Erfreut stellte er fest, dass das Drehen in seinem Kopf schon wieder weniger geworden war. Adrenalin half echt gut im Kampf gegen den Alkohol! Also konnte er noch was trinken!

„Scheiße! Das tut mir wirklich Leid! Kann ich dir als Entschuldigung irgendetwas Gutes tun?“

Jerry merkte auf. Sein Grinsen wurde sofort frecher und noch breiter. Was hatte er doch für ein Glück!

„Das Recht dich Rike zu nennen will ich und…“

„Und?“

Jerrys Hände schnellten vor und packten den vor ihm stehenden an den Oberarmen. Zudem stieß er einen qualvollen Jammerschrei aus.

„Ich verdurste!!!“

Der Kleine erschreckte sich wieder. Diesmal bemerkte Jerry, wie furchtbar niedlich er mit schreckgeweiteten Augen aussah. Das würde er in Zukunft sicher noch öfter machen! Das war lustig!

Der Schreck verwandelte sich in Amüsiertheit. Leise lachend schüttelte der Kleinere den Kopf. Jerry mochte sein Lachen. Es wirkte so…unbeschwert. Toll! Seine Stimmung wurde gerade etwas besser. Das war doch erfreulich.

„Na, dann komm.“

Hm? Verwirrt sah Jerry, wie sich der Kleine umdrehte und von ihm wegging. He! Wo wollte der denn hin?! Hatte er wieder was verpasst?! Schnell sprang er auf und folgte dem Anderen. Und weil er nebenbei nichts Besseres zu tun hatte, begann er ihn währenddessen zu mustern. Von Kopf bis Fuß. Was er sah, gefiel ihm.

Was für ein Hintern…so rund…und fest…und rund…und knackig…und rund…und prall…und rund…Hach!

Sie durchquerten den Garten, umgingen die feierenden Studenten.

Oh. Da war eine Treppe. Jerrys Herz machte vor Freude einen Sprung, als der Süße genau vor ihm die Stufen hochging. Verträumt beobachtete er diesen knackigen Po. Wie er sich bewegte, wie er bei jedem Schritt leicht und hypnotisch hin und her schwang, wie die Jeans sich bei jedem Beinanheben um ihn herum spannte…Jerry entschlüpfte ein leises, hingerissenes Seufzen, das Gott sei Dank niemand hörte. Wenn er dem Emo hätte erklären müssen, warum er seinen Hintern anseufzte, wäre das sicher unangenehm geworden.

Die Terrasse war etwas voller als der Garten. Hier war auch die Musik lauter. Es dauerte mindestens 2 Minuten, bis sie mehrere tanzende Pärchen umgangen hatten und den Krallen einer Polonäse entkommen waren. Dann erreichten sie endlich die Terrassentür.

Jerry fielen lange, feingliedrige Finger auf, als der Schwarzhaarige die Tür öffnete und ihm aufhielt. Oh. So zart. Irgendwie wuchs seine Begeisterung für diesen holden Knaben von Minute zu Minute.

Drinnen war weniger los, als erwartet. Hier saßen oder lagen mehrere Pärchen auf den Sofas und dem Sessel und kuschelten. Schöne Atmosphäre. Aber der Kleine ging einfach ungerührt daran vorbei. Schade. Da wäre noch ein Platz frei gewesen. Vielleicht hätten sie…Huch! Er war aber schnell heute! Na, na, so was sollte er nicht sofort denken. Er kannte den Hübschen doch gerade erst ein paar Minuten.

Sie kamen in die Küche. Hier war außer ihnen erstaunlicherweise nur ein Mädchen, das total weggetreten und halb auf dem Tisch liegend irgendetwas vor sich hinmurmelte. Da hatte sich aber einer abgeschossen! Jerry glaubte sich zu erinnern, dass die Studentin bei ihm im Management-und-Organisation-Kurs war. Sie hatten sich aber nie unterhalten. Er konnte sich noch nicht mal an den Namen erinnern.

„Was willst du denn trinken?“

„Hm?“

Jerry wandte sich von seiner Kommilitonin ab und dem Emo zu, der halb in einem riesigen Kühlschrank zu stecken schien. Er hoffte, man würde ihn da auch wieder rauskriegen können. Irgendwie wirkte es auf ihn, als würde er darin feststecken. Er schüttelte den Gedanken ab und versuchte sich auf etwas anderes zu konzentrieren. Da fiel ihm sofort wieder dieser Hintern ins Auge.

„Geiler Arsch…“

Ein Knall ertönte. Dann ein leiser Schmerzenslaut und ein Fluchen. Jerry brauchte einen Moment, bis er realisierte, dass er seine Gedanken laut ausgesprochen, und dass der Schwarzhaarige sie gehört und deshalb seinen Kopf am Kühlschrank gestoßen hatte.

Ups.

Auf den ersten Blick

Kapitel 2
 

Jerry biss sich auf die Lippen und ging vorsorglich schon mal einen Schritt zurück, als Rick sich ohne weiteres Kopfstoßen aus dem Kühlschrank befreite, regelrecht herumfuhr und ihn mit vollkommen entgeistertem Gesicht anstarrte.

„Was?!“

„Äh…“

„Hast du grad mit *Geiler Arsch* meinen gemeint?!“

Scheiße. Scheiße. Scheiße. Scheiße. Scheiße! Jetzt war er dran!

„Äh…Jap.“

Jerry kniff die Augen zusammen und spannte seine Muskeln an in Erwartung gleich von einem dieser zarten Händchen die Nase gebrochen zu bekommen oder von einem dieser unglaublich langen Beine plus schmalen, in grauen Chucks steckenden Füße in die Eier getreten zu werden.

Doch nichts passierte. Verwundert blinzelnd öffnete er seine Augen wieder und traute ihnen im nächsten Moment gar nicht zu, das richtige zu sehen. Rick stand vor ihm, in einer Hand einen Bier-Tequila-Mix und in der anderen eine große Flasche Cola. Aber das war nicht der Grund für Jerrys Unglauben.

Rick war rot. Tomatenrot. Und nicht vor Wut. Er schien eher verlegen zu sein. Und geschmeichelt. Denn seine Stimme hörte sich eher zittrig und unsicher an, als wütend.

„Danke…“

Jerry schluckte den Kloß herunter, der sich in seiner Kehle festgesetzt zu haben schien. Dann räusperte er sich und schob seine bis jetzt zu Fäusten geballten Hände verunsichert in seine Hosentaschen.

„Äh…ja…Kein Problem.“

So standen sie da und schwiegen sich an. Jerry fühlte sich unwohl. Er wusste absolut nicht, was er von der Situation halten sollte. Unangenehm berührt räusperte er sich noch einmal und löste eine Hand aus seiner Hosentasche, um sich durch seine rotbraunen, unordentlichen Haare zu fahren. Er fühlte sich gerade schrecklich nüchtern.

„Hm…Äh…Was willst du trinken? Ich hab hier Bier mit Tequila oder Cola mit Whiskey -die hab ich selbst zusammengemichst…oder wir haben hier auch noch Wodka-Lemon…“

Jerry wusste nicht, was er sagen sollte. Er war um ehrlich zu sein ein wenig überfordert mit dieser ganzen Sache. Also gab er keine Antwort und zuckte erst einmal nur die Schultern.

„…Wir…wir haben auch Bier da, wenn du möchtest! Aber dafür müssten wir dann zum Gartenhäuschen…Äh…“

Jerry schluckte seine überforderte Stimmung herunter und trat auf den anderen zu. Bemüht entschlossen nahm er ihm die kleinere Flasche mit dem Biermix ab und hob sie mit einem leichten, unsicheren Lächeln an.

„Mir reicht das.“

„Hm. Ok. Dann reicht mir das hier.“

Jerrys Augen weiteten sich, als der Kleine die riesige Flasche mit der Whisky-Cola aufschraubte, sie an die Lippen setzte und sie innerhalb kurzer Zeit ein Viertel leerte. Mann. Hatte der Knirps einen Zug!

Leicht frech, aber gleichzeitig scheu grinsend setzte Rick die Flasche wieder ab und drehte sie zu. Er seufzte leise und zuckte die Schultern.

„Hab ich jetzt gebraucht.“

Jerry nickte nur. Dann standen sie wieder schweigend da. Verdammt. Was sollte er denn jetzt machen?! Der Kleine war so süß! Und dieses *Danke.* war so verflucht überraschend gekommen! Was sollte er denn jetzt davon halten?!

„Äh…Sind die Getränke nicht eigentlich nur draußen im Gartenhäuschen? Hat uns jedenfalls Timo gesagt…Also…“

Rick nickte leicht. Entzückt fiel Jerry auf, dass der Kleine seine Fußspitzen süß nach innen gedreht hatte. Mein Gott…Das kannte er bis jetzt nur aus Filmen! Wie niedlich.

„Das stimmt. Aber das hier ist mein eigenes Zeug. Dass ich meinen Alkohol vor euch trinkwütigen hier im Kühlschrank verstecken kann, ist die Voraussetzung, dass Timo seine Fete feiern darf.“

„Hä?“

Verwirrt blinzelte Jerry den Emo an. Das verstand er jetzt nicht. Was hatte Rick denn damit zu, dass Timo eine Feier machen durfte? Gespannt auf die Antwort ging er zum Esstisch und ließ sich zwei Plätze neben der weggetretenen Studentin auf einem der Stühle nieder.

„Das versteh ich jetzt nicht. Was hat das eine mit dem anderen zu tun?“

Jetzt lachte Rick. Amüsiert schüttelte er den Kopf und lehnte sich mit der Hüfte –für Jerry auf unglaublich anregende Art- an die Küchenarbeitsplatte. Das erinnerte ihn wieder daran, dass er den Süßen sexy fand.

„Na, Timo ist mein Bruder. Und weil unsere Eltern ja weg sind, wollte Timo eine Fete machen. Allerdings hasse ich seine Feten normalerweise und ertrage sie nicht ohne betrunken zu sein. Wenn ich meinen Alkohol also nicht vor euch verstecken dürfte, würde ich unseren Eltern verraten, dass Timo unerlaubterweise gefeiert hat. Verstanden?!“

Jerry fiel es wie Schuppen von den Augen.

„Ah!! Jetzt fällt‘s mir wieder ein!! Du hast doch Timo und mich mal von der Uni abgeholt, als sein Auto in Reparatur war!“

„Genau.“

Das war ihm vorher gar nicht aufgefallen, dass er den Kleineren kannte. Aber da hatte der auch eine andere Haarfarbe gehabt. Nämlich strohblond, wie die Haare seines Bruders Timo auch waren.

„Du hast dir die Haare gefärbt.“

„Ja.“

„Sieht gut aus.“

„Danke.“

Jerry biss sich leicht auf die Unterlippe. Und jetzt? Erst einmal was trinken. Er hob die noch verschlossene Flasche an seinen Mund und hebelte den Kronkorken mit den Zähnen ab.

„Hilfe! Was machst du denn da?!“

Erschrocken trat Rick an ihn heran. Jerry hob grinsend eine Augenbraue und hielt ihm den leicht verbogenen Verschluss hin. Er fand es wahnsinnig putzig, wie besorgt der Andere um ihn war.

„Nichts passiert. Wenn kein Flaschenöffner in der Nähe ist, mach ich das immer so.“

„Aber hier ist ein Flaschenöffner in der Nähe!“

Jerry folgte Ricks Finger, der zur Arbeitsplatte zeigte. Auf der lag ganz friedlich und zufrieden ein Flaschenöffner. Egal. Jerry grinste noch breiter und zuckte die Achseln. Rick schüttelte über ihn nur den Kopf.

„Sollen wir wieder rausgehen?“

Jerry nickte und erhob sich wieder von seinem Stuhl. Sie kamen beide an der Tür an und Jerry ließ –ganz der Gentleman- Rick vorgehen. Allerdings hatte dazu er einen ganz anderen Grund als Höflichkeit…

Dieser Hintern…

Jerry grinste still vor sich hin, folgte dem Kleineren wieder durch das Wohnzimmer und auf die Terrasse. Sie wurden kurz von zwei Kommilitonen in eine kurze, aber äußerst hitzige Diskussion über die Brüste einer ihrer Dozentinnen gezogen, dann konnten sie weitergehen.

„Mein Gott…Was manche Leute für einen Mist erzählen, wenn sie getrunken haben…“

Rick grinste ihn an und zwinkerte. Jerry glaubte sein Herz bliebe stehen.

„Äh…ja…hast Recht…Manche Leute…äh hä hä…“

Er stoppte sein peinliches Gestammel und räusperte sich stattdessen. Schweigend folgten sie der Treppe nach unten auf den Rasen. Es war wieder leerer geworden. Dafür herrschte am Gartenhäuschen, wo der Alkohol in zwei kleinen Kühlschränken gelagert wurde, reger Betrieb.

„Ich seh‘ schon, Timo wird sicher morgen seine Freude dabei haben, die ganzen Schnapsleichen aus dem Garten zu entfernen.“

Jerry grinste auf Ricks Bemerkung hin. Er fand es lustig, dass der Kleine seinem Bruder gegenüber so schadenfroh war. Die zwei schienen sich gut zu verstehen. Allerdings zeigten Ricks Sticheleien, dass sie sich –für Geschwister typisch- immer wieder mal ärgerten. Wie viele Jahre waren die beiden eigentlich auseinander?

„Wie alt bist du, Rike?“

„Boah…Rike. Fies!“

Jerry setzte sich wieder auf die Bank und nahm einen großen Schluck aus seiner Flasche. Rick kam neben ihn und Jerry fühlte ein leichtes Prickeln und Kribbeln im Bauch, als er merkte, wie nah sie sich waren. Er könnte eines der langen, schlanken Beine mit seinem berühren…

„Also, ich bin 18. Und du, Jerry, bist du so alt wie Timo?“

Erst 18?!

Jerry schluckte und musterte den Kleineren. Erst jetzt fiel ihm auf, dass Rick wirklich noch jung wirkte. Das war ihm am Anfang gar nicht aufgefallen.

„Nein. Ich bin 22. Wird Timo doch erst im November, oder?!“

„Ja, stimmt.“

Rick hob die große Colaflasche wieder an die Lippen. Er trank und trank und trank…Schließlich löste er seine Lippen wieder keuchend davon. Jerry währenddessen konnte die Augen nicht von ihm nehmen. Nicht nur, dass der Knirps wahnsinnig schnell und viel auf einmal trinken konnte, zudem Alkohol. Nein! Rick sah dabei auch noch wahnsinnig sexy aus!

Wie sich diese so zart aussehenden Augenlider mit den langen, dunklen Wimpern flatternd vor Genuss schlossen. Wie sich diese rosigen Lippen fest und gleichzeitig anschmiegsam um die Flaschenöffnung legten. Wie sich dieser zierliche Hals mit der blassen, unglaublich weich wirkenden Haut während des Trinkens bewegte.

Jerry war hin und weg.

„Geht’s dir gut?!“

Rick hatte die Flasche wieder zugedreht und neben sich gestellt. Er hatte wohl Jerrys immer noch anhaltendes Starren bemerkt –was nicht schwer war, so offen und verträumt, wie er das tat-, denn er beugte sich nah zu ihm und sah ihm verwirrt ins Gesicht.

Jerrys Augen schlossen sich halb, als er warmen, von der Whisky-Cola süßen Atem auf seinem Gesicht fühlte und direkt und aus verdammt geringer Nähe in diese wunderschönen, algengrünen Augen sehen konnte. Er wollte gerade etwas sagen –es wäre bestimmt etwas total dämliches aus seinem Mund gekommen-, da streckte Rick seine Hand aus und strich ihm mit unglaublich weichen und wunderbar kühlen Fingern eine seiner lockigen Strähnen aus der Stirn. Vor Überraschung hielt er die Luft an. Und entließ sie im nächsten Moment mit einem Seufzen, da sich auf der blassen, ebenmäßigen Haut des Kleinen eine süße Röte ausbreitete, die Jerry schier wahnsinnig machte.

Ein starker, eiskalter Wasserstrahl traf sie beide.

Rick schrie erschrocken auf, mit überraschend heller Stimme, während Jerry vor Schreck und plötzlicher Kälte einfach nur die Luft wegblieb.

Fuck! Was war das denn?!

Auf den ersten Blick

Kapitel 3
 

„Damit ihr zwei euch wieder etwas abkühlt!“

Vollkommen fassungslos sah Jerry auf sein weißes, äußerst dünnes –und deshalb innerhalb weniger Sekunden durchsichtiges- BandT-shirt. Es klebte an ihm, triefte. In der kühlen Abendluft musste er frösteln –obwohl ihm zuvor wirklich heiß gewesen war.

„Du Arschloch!“

Jerry sah auf und funkelte den über sie zwei begossene Pudel feixenden Sascha an, der sie mit dem Gartenschlauch voll erwischt hatte.

„Wuäh! Bin ich nass! Jetzt klebt alles an mir wie ‘ne zweite Haut!“

Jerry schluckte und wagte einen kleinen Blick auf den neben ihm hockenden, zeternden Rick. Oh ja…wirklich…wie eine zweite Haut…Jerry wandte den Blick schnell ab und starrte auf seine nassen, schwarzen Turnschuhe. Vielleicht hatte diese Aktion doch etwas Gutes.

„He! Was ist denn hier los?!“

Timo kam lachend auf sie zu und musterte sie, nasse Gestalten, von oben bis unten. Er schien überrascht, aber irgendwie nahm Jerry ihm das nicht ganz ab. Irgendetwas an Timos Blick irritierte ihn.

„Guck dir an, was dein scheißbesoffener, Gehirn amputierter Saufkumpane gemacht hat! Meine Klamotten kleben an mir!“

„Ach! Reg dich ab! Deine Sachen haben vorher auch schon nichts der Fantasie überlassen! Es wundert mich immer, dass dir in diesen scheißengen Hosen nicht die Eier kneifen!“

Mit niedlich schmollig verzogenem Gesicht sprang Rick von der Bank, hinterließ dort, wo er gesessen hatte, eine trockene Stelle und patschte seinem älteren Bruder, der lustigerweise einen ganzen Kopf größer war, mit einem seiner nassen Shirtärmel ins Gesicht.

„Halt die Fresse! Meine Eier gehen dich ‘nen feuchten Dreck an!“

„Ja, ja, du Spätpubertätsopfer, schon gut. Reg dich nicht auf, davon kriegt man Pickel.“

Belustigt beobachtete Jerry die zwei sich balgenden Geschwister, zuckte vor Mitgefühl zusammen, als der Knirps seinem großen Bruder einen anscheinend äußerst kräftigen Nippelkneifer verpasste, so dass der vor Schmerz aufjaulte.

„Boah, Mensch! Du warst ein guter Schüler!“

„Pfff! Als hättest du, Loser, mir je etwas beibringen können! Das habe ich alles selbst gemacht!“

„Ach, deshalb siehst du aus wie ein Clown!“

„Klappe!“

Jerry schüttelte amüsiert den Kopf und zog sich das triefnasse Shirt über den Kopf. Konzentriert nahm er es zusammen und wrang es kräftig aus. Timo räusperte sich und grinste ihn an. Er tat dies auf eine ganz bestimmte Art und Weise, die Jerry noch nie an ihm gesehen hatte. Verwirrt runzelte er die Stirn. Er konnte das Grinsen kein bisschen zuordnen.

„Ihr seid ja wirklich klatschnass. Willst du dir was Trockenes anziehen, Jerry?“

Er fixierte seinen Kumpel für einen Moment äußerst skeptisch –er schien etwas im Schilde zu führen-, stimmte dann aber mit einem Nicken zu.

„Gut. Du kannst dir was von mir leihen. Rick? Kannst du ihn in mein Zimmer bringen? Ich nehm mal an, du willst dich auch umziehen.“

Rick warf seinem Bruder einen verkniffenen, wütenden Blick zu, den Jerry schon wieder nicht so ganz verstand. Was hatte Timo denn jetzt wieder falsches gesagt?!

„Na dann, komm mit.“

Der Kleine ging an ihm vorbei –etwas breitbeinig wegen der nassen Hose- und stapfte durch den Garten. Jerry runzelte die Stirn, legte sich sein T-Shirt über die leicht gebräunte Schulter und folgte ihm. Sie gingen die Treppe hoch zur Terrasse und schlüpften ins Haus. Schweigend führte Rick ihn durch den dunklen Flur zu einer Treppe. Ricks Verhalten bedrückte Jerry. Er schien sauer zu sein.

„Hmm…also…du musst mich nicht herumführen. Ich finde Timos Zimmer sicher auch allein…wenn du keine Lust hast…also…“

Rick blieb auf der ersten Stufe stehen und sah ihn überrascht an. Von Wut nichts zu sehen. Außer, dass er etwas rot im Gesicht war.

„Äh…Nein!...Ähm…ich meine, das ist kein Problem, dich ’rumzuführen. Ist ok. Ich bin nur…äh…etwas sauer auf Timo. Ich glaube, der hatte das mit Sascha geplant.“

Irritiert und fragend legte Jerry den Kopf schief.

„Wofür sollte Timo das planen? Was hat er davon, wenn wir nass sind?“

Der Kleine wirkte auf einmal nervös. Auf unglaublich süße Weise biss er sich auf die Unterlippe und knabberte dort an seinem Lippenpiercing herum, ließ die Kugel an dem Ring hoch und runter rutschen. Jerry war vollkommen gefangen von dem Anblick. Himmel…Herrgott…

„Weiß nicht…Vielleicht wollte er mich nur ärgern…äh…“

Mit plötzlich hochrotem Gesicht wandte Rick sich um und huschte leichtfüßig –und durch die Nässe mit quietschenden Schuhen- die Treppe hoch. Jerry musste sich beeilen, um mit ihm mitzukommen. Was war denn jetzt los?! Er verstand gar nichts mehr. Warum verhielt Rick sich so komisch?! Er lief ja regelrecht vor ihm weg!

Der Flur oben war stockdunkel. Jerry konnte rein gar nichts erkennen. Deshalb war es auch nicht weiter verwunderlich, dass er mit dem Kleineren zusammenstieß, als der unverhofft stehenblieb.

„Oh! Sorry! Ich sehe nichts.“

„Schon ok. Nichts passiert.“

Er biss sich auf die Lippen und steckte schnell die Hände in seine feuchten Hosentaschen. Der Körper vor ihm war warm und fest gewesen. Er musste sich davon abhalten, ihn zu packen und noch einmal gegen sich zu ziehen. Mist! Der Kleine war so attraktiv! Und irgendwie hatte er es ihm angetan. Musste es denn ausgerechnet eine Hete sein?! Der Kleine musste schließlich hetero sein. Timo hätte es ihm gesagt, wenn er einen schwulen Bruder haben würde.

„Hier rein. Moment, ich mach gleich Licht.“

Vor ihm knarzte eine Tür und dann wurde es hell. Neugierig folgte er Rick in Timos Zimmer. Es war verblüffend aufgeräumt. Unzählige Poster hingen an der Wand, von Bands und irgendwelchen Schauspielern.

„Cool hier.“

Rick nickte leicht und grinste verkrampft. Jerry schloss die Tür hinter sich und fragte sich, was los war. Stimme etwas nicht?

„Das ist der Schrank. Such dir einfach etwas raus, das dir gefällt. Ihr habt ja ungefähr den gleichen Klamottenstil.“

Mit gerunzelter Stirn trat er an Rick vorbei. Er schien sich mit ihm allein in einem Zimmer unwohl zu fühlen. Vielleicht hatte Timo ihm ja erzählt, dass er schwul war. Jetzt fühlte er sich sicher von ihm bedroht. Jerry verzog spöttisch den Mund, während er die Schranktüren öffnete und sich ein T-Shirt herausgriff, das er an Timo schon oft gesehen hatte und das er insgeheim schon immer mal anziehen wollte. Wahrscheinlich befürchtete der Knirps, er würde ihn jeden Moment anfallen und vergewaltigen. Schwule waren schließlich Triebtäter. Er zog eine dunkle Jeans aus dem Regal, faltete sie auseinander und hielt sie sich an den Beine. Schien zu passen.

„Äh…machst du irgendeinen Sport oder so was?“

Jerry blickte von der Jeans auf. Rick sah ihn schüchtern an, genau ins Gesicht. Allerdings bemerkte Jerry, wie der Blick immer wieder auf seinen trainierten Oberkörper fiel. Hoppla! Was war das denn?!

„Jap. Kickboxen und Handball in der Unimannschaft.“

„Hm. Das sieht man.“

Oi! Der Kleine wurde rot! Tiefrot! Jerry ebenfalls. Unglaublich, wie sehr ihm der Kleine innerhalb so kurzer Zeit schon gefiel. Nur, was sollte er mit diesen Blicken anfangen?! War Rick jetzt besorgt um seine Männlichkeit, neugierig auf Jerrys sportliche Kondition oder doch…Er räusperte sich. Nun gut, er würde es herausfinden.

Er schlüpfte aus seinen Schuhen, öffnete seinen Gürtel, zog ihn aus den Schlaufen und öffnete dann Knopf und Reißverschluss seiner Jeans. Sie fiel locker zu Boden und er stieg heraus, stand jetzt nur noch in Socken und eng anliegenden, schwarzen Shorts da. Verstohlen warf er einen Blick auf den Kleineren. Der sah sofort weg und lief knallrot an. Wow! Der hatte ihn tatsächlich angestarrt!

Jetzt würde Jerry den Schwierigkeitsgrad erhöhen!

„Mist. Wo hat Timo seine Boxershorts?“

„Äh…Was?! Wieso?!“

„Hm. Meine Shorts sind auch nass geworden. Ist ziemlich unangenehm.“

„Oh! Ähm…äh…da…da hinten rechts…in der Schublade da.“

„Danke, Kleiner.“

Jerry wandte sich um, erlaubte sich ein kleines, freches Grinsen und durchwühlte die angegebene Schublade, beugte sich währenddessen tief darüber. Also wenn das keine Reaktion verursachen würde!

„Äh…du…brauchst du auch andere Schuhe oder so was?! Also…äh…meine Schuhe sind klatschnass. Deine auch? Hier im Schrank. Da sind bestimmt noch welche von Timo…Habt ihr die gleiche Schuhgröße? Wie…Welche Schuhgröße hast du? Ich such dir welche raus, wenn sie passen. Du solltest dir dann vielleicht direkt auch neue Strümpfe raussuchen. Man kann echt leicht krank werden mit nassen Füßen. Ich muss da immer aufpassen, wegen Sommergrippe und so…Weißt ja…die kriegt man leicht im Sommer…Deshalb ja auch Sommergrippe, ne?!“

Jerry richtete sich wieder auf, in der einen Hand enge, schwarz-grau gestreifte Retroshorts und in der anderen ein Bündel weißer Sportstrümpfe. Amüsiert wandte er sich zu dem Kleineren um, der -wie eben schon beim Kühlschrank- halb im Schrank steckte und darin herumwühlte, dass die Klamotten und Schuhe nur so hin und her flogen. Süß. Der Kleine schien zu reden wie ein Wasserfall, wenn ihm etwas peinlich war.

„Ich hab Größe 45. Dein Bruder glaube ich 46. Das geht schon. Gib mir einfach irgendwelche Turnschuhe. Wir haben schon mal Schuhe getauscht. Das passt schon.“

Rick kletterte aus dem Schrank, mit hochrotem Gesicht und völlig außer Atem, als wäre er einen Marathon gelaufen. Zudem hielt er ihm ein Paar weißer Turnschuhe mit drei schwarzen Streifen hin.

„Sind die ok?!“

Jerry musste schmunzeln. Nickend trat er an den Kleinen heran und lächelte auf ihn hinab. Rick war nicht wirklich klein, er hatte eine angenehme Größe. Jedoch wirkte er viel zu schmal, viel zu zierlich. Jerrys Meinung nach war er viel zu dünn für einen Jungen in seinem Alter. Außerdem wirkte er in diesem Moment so unsicher auf ihn, fast ein wenig eingeschüchtert, nervös. Er würde ihm doch wohl keine Angst machen?!

„Danke. Die sind perfekt.“

Vorsichtig, um ihn nicht zu verschrecken, nahm er ihm die Schuhe ab. Er holte tief Luft und legte sanft und so unschuldig wie möglich lächelnd den Kopf schief.

„He. Du brauchst keine Angst oder so zu haben. Nur weil ich schwul bin, heißt das nicht, dass ich dir irgendetwas tue oder so. Es muss dir nicht unangenehm sein mit mir allein in einem Zimmer zu sein.“

Rick sah ihn vollkommen erschrocken an. Er schnappte regelrecht nach Luft und lief noch röter an. Wenn das überhaupt noch möglich war. Heftig schüttelte er dann den Kopf und hob die Hand, wie um ihn im Gesicht zu berühren, ließ sie dann aber wieder ruckartig fallen. Er wirkte vollkommen durcheinander.

„Woher...Woher weißt du, dass ich…also, dass ich das weiß?! Und…das stimmt gar nicht! Es ist mir nicht unangenehm! Gar nicht! Überhaupt nicht! Ich bin total ok! Also…Ich bin echt damit einverstanden, dass du schwul bist! Ehrlich!“

Jerry verzog sein Gesicht ob dieser grotesken Situation und weil ihm beinahe schon peinlich war, wie sehr Rick sein Unbehagen abstritt. Dann rettete er sich in ein eher misslungenes Grinsen und nickte leicht.

„Schon gut. Also…Du bist die ganze Zeit so nervös und immer so knallrot im Gesicht, da hab ich gedacht, Timo hat es dir sicher erzählt…Und da dachte ich halt auch, dass es dir vielleicht Angst…na Angst vielleicht nicht gerade…aber…dass du dir halt deine Gedanken machst, dass wir hier allein sind, während alle anderen unten sind und so…Ich meine…du bist sicher noch nie mit einem Schwulen in Kontakt getreten und hast dir vielleicht komische Vorstellungen gemacht oder so etwas…Passiert halt schnell…so was…“

Rick vergrub eine Hand in seinen Haaren und fuhr sich hektisch hindurch, so dass die mittellangen, glänzenden Strähnen wild abstanden. Als er das bemerkte, verschränkte er hastig die Arme vor der Brust und starrte hinunter auf seine Zehen. Obwohl sein Gesicht gesenkt war, konnte Jerry erkennen, dass er noch mehr errötete. Er machte langsam wirklich einer überreifen Tomate Konkurrenz! Scheiße. Dem Kleinen wurde es anscheinend immer ungemütlicher in seiner Haut.

„Ich…ich hab mir keine komischen Vorstellungen gemacht…Ich kenne Schwule. Mein Onkel ist auch bi-sexuell und ich hab schon manchmal etwas von seinen Freunden mitbekommen…Es ist nicht so, dass du mir Angst machst…Es ist nur so…ich…also, ich…“

Rick holte beinahe hysterisch, heftig Luft, so dass Jerry schon fast Angst bekam, er würde hyperventilieren, und dann sprudelte irgendetwas ganz schnell und wahnsinnig unverständlich aus seinem Mund. Jerry verstand kein Wort. Es herrschte einen Moment Stille. Dann seufzte Jerry auf und schloss entnervt von der schwierigen Situation die Augen.

„Tut mir Leid. Das hab ich nicht verstanden.“

„Ich…Ist auch nicht so wichtig!“

Ricks Kopf schoss hoch und er machte auf dem Absatz kehrt, um die ganzen Sachen, die er aus dem Schrank gezerrt hatte, wieder hineinzustopfen. Vollkommen unordentlich. Timo würde sich später sicher bei ihnen bedanken.

„Es ist wirklich nicht wichtig! Wichtig ist, dass du weißt, dass ich nichts gegen dich habe! Und dass ich nichts gegen dein Schwulsein habe! Und dass ich rein gar keine Angst vor dir hab! Ich mag dich! Also…du weißt…wie ich das meine…ich…“

Jerry biss sich auf die Lippen, um sich ein Lachen zu verkneifen. Dieser Emo war einfach vollkommen…vollkommen wahnsinnig! Und das auf eine so niedliche, sexy Art, dass er ihn ebenso wahnsinnig machte! Gut, dass dem Kleinen seine Sexualität nicht unangenehm war. Jetzt konnte er nachts ruhig schlafen.

„Schon gut. Wenn du keine Angst vor mir hast, bin ich doch schon beruhigt.“

Jerry zog sich das nasse T-Shirt von der Schulter und hängte es erst einmal über die Stuhllehne von Timos Schreibtischstuhl. Timos Shirt zog er sich über den Kopf und zupfte es über seinen angedeuteten Bauchmuskeln zu Recht. Sah sicher nicht schlecht aus…Ah! Da war ein Spiegel. Grinsend trat er an das mannshohe Monsterding heran und besah sich in der glatten Fläche. Schick. Schick.

„Hm. Ich hab immer schon gewusst, dass mir das Shirt besser stehen würde als Timo.“

Rick kicherte und ließ sich, jetzt deutlich lockerer, auf dem Drehstuhl nieder und sah ihm dabei zu, wie er sich vor dem Spiegel hin und her drehte. Als Jerry ungerührt seine Socken mit den Füßen abstreifte und sich kurzerhand die Shorts auszog, verwandelte sich sein Kichern jedoch in ein erschrockenes Röcheln. Verwundert und untenrum splitterfasernackt blinzelte Jerry den Kleineren an, der sich krampfhaft am Stuhl festhielt und an seinem eigenen Kichern zu ersticken schien.

„Was ist denn mit dir los?!“

„Du…du ziehst dich ja einfach aus! Ich bin doch noch im selben Raum!“

Verständnislos griff Jerry sich Timos trockene Shorts und schlüpfte hinein, genoss das Gefühl der weichen Baumwolle auf seinen Oberschenkeln. Von welcher Marke war diese Unterwäsche?! Die war wirklich genial. Jerry beschloss sie später einfach zu behalten. Timo würde schon vergessen, dass er sich etwas zum Anziehen geliehen hatte.

„Ja, klar. Warum auch nicht?! Ist ja nicht so, als würdest du mir etwas weggucken. Hast ja schließlich das gleiche wie ich zwischen den Beinen, oder nicht?!“

Rick zog einen Fuß auf die Sitzfläche des Stuhls, schlang die Arme um seinen Oberkörper und sein Knie, senkte wieder verschämt den Blick. Na toll. Jetzt war er gerade wieder etwas entspannter gewesen und jetzt versank er wieder in Schamgefühl. Was hatte Jerry da schon wieder angestellt?!

„J…ja, natürlich…aber…du…ich…“

Jerry unterdrückte ein entnervtes Stöhnen und fuhr sich mit beiden Händen durchs Gesicht. Irgendwie war der Kleine schwierig. Er hatte keinen blassen Schimmer, was in ihm vorging. Wieso drückte der sich nicht endlich mal vernünftig aus?! Er brummte leise und missgelaunt, löste die Hände aus seinem Gesicht und schüttelte leicht den Kopf. Was sollte er denn machen?!

„Hör mal. Du ziehst dich doch sicher auch vor anderen Jungs aus. Beim Schulsport zum Beispiel. Da siehst du doch auch nackte Jungs. Ist das da irgendwem peinlich? Nein. Weil es etwas ganz normales ist. Es ist überhaupt nichts Schlimmes daran, dass ich mich vor dir ausziehe. Selbst, wenn ich schwul bin. Schließlich mach ich dich damit ja nicht an oder so.“

Rick krallte seine Finger regelrecht in den schwarzen Jeansstoff seiner Hose und blickte auf, die Zähne niedlich verkrampft in die Unterlippe gegraben. Sein Gesicht war tiefrot.

„Doch.“

Auf den ersten Blick

Kapitel 4
 

Jerry glaubte sich verhört zu haben. Vollkommen entgeistert starrte er den Kleineren an, der sich unter seinem sezierenden Blick wie auf heißen Kohlen auf dem Schreibtischstuhl wand. Das konnte doch nicht sein Ernst sein! Das war doch wohl ein Scherz! Platt von dieser Eröffnung trat Jerry an den Anderen heran.

„Tu das Bein runter.“

Rick warf ihm einen unsicheren Blick zu, schien einen Moment zu überlegen und schüttelte dann hektisch den Kopf. Fassungslos starrte Jerry ihn an. Das konnte doch nun wirklich nicht sein Ernst sein!

„Du bist doch jetzt nicht wirklich erregt, oder?!“

„Doch, bin ich.“

Mit starren, eckigen Bewegungen ging Jerry einen Schritt zurück und ließ sich auf Timos scheinbar frisch bezogenes Bett fallen. Er konnte immer noch nicht den Blick von dem sich auf dem Stuhl kauernden Rick nehmen, der die Sicht in seinen Schoß wie einen Schatz zu behüten schien. Das glaubte er einfach nicht!

„Dann bist du jetzt aber doch nicht wirklich schwul, oder?!“

„Doch…bin ich.“

Jerry riss sich verständnislos von dem Anblick des roten Gesichts des Jugendlichen los und senkte kurz kopfschüttelnd das Gesicht. Irgendwie fühlte er sich gerade, als wäre ein Zug an ihm vorbeigerauscht. So etwas Groteskes konnte auch nur ihm passieren.

„Warum hast du denn nichts gesagt?!“

Rick schien seine Erregung wirklich unangenehm, denn er zog sein Bein noch enger an, versteckte verunsichert die verräterischen Zeichen seiner aufgeregten Libido. Dann begann er abermals auf so unglaublich bezaubernde Art an seinem Lippenpiercing zu knabbern.

„Na ja…hab ich eben…aber ich war so aufgeregt, dass ich‘s nur nuscheln konnte…Das war das, was du nicht verstanden hast…“

Jerry konnte nicht anders, als den Kleinen absolut putzig zu finden. Und ihn absolut zu verstehen. Er konnte sich noch genau erinnern, wie schwer es für ihn damals –vor ungefähr 6 Jahren- gewesen war, als er sich das erste Mal vor einem Fremden geoutet hatte. Da war er auch wahnsinnig nervös gewesen. Leicht nickte er und lächelte Rick dann so lieb wie möglich an. Hoffentlich verschreckte er ihn nicht noch mehr.

„Gut. Jetzt weiß ich’s ja. Seit wann weißt du es denn? Und hast du Timo und deinen Eltern schon davon erzählt? Wenn du Hilfe oder einen Rat brauchst…Du kannst mich gerne fragen.“

Rick hörte auf an seinem Piercing herumzuknibbeln und schenkte ihm ein zartes Lächeln. Jerry glaubte, sein Herz bliebe stehen. So wunderhübsch…

„Danke. Das ist lieb…Hmm…Wenn du nichts dagegen hast, erzähl ich dir alles, aber lass mich erst mal die nassen Klamotten wechseln. Und du brauchst auch noch ein Handtuch für deine Haare. Die sind klatschnass. Meine haben Gott sei Dank nichts abgekriegt.“

„Oh! Ja, klar! Sorry, dass ich dich hier so mit Fragen überfalle!“

Rick grinste ihn an und erhob sich. Jetzt, wo Jerry sein Geheimnis kannte, schien er wie ausgewechselt. Richtig fröhlich. Zufrieden mit sich stand Jerry auf und folgte dem flink aufstehenden und aus dem Zimmer huschenden Rick auf den Flur. Sie wandten sich nach links, ans Ende des Flurs.

„Hier. Das Bad. Moment, ich geb dir ein Handtuch.“

Rick schlüpfte nah an ihm vorbei, so nah, dass er Jerrys Hand mit seiner Hüfte streifte. Beide liefen sie rot an. Jerry wandte schnell das Gesicht ab, sah sich bemüht geschäftig im dunklen Flur um, damit der Kleine sein verlegenes Gesicht auf keinen Fall sah. Gott! Er war doch sonst nicht so! Normalerweise brachte ihn rein gar nichts zum erröten! Was war heute nur mit ihm los?! Das musste der Alkohol sein. Ja, der Alkohol. Nur blöd, dass er in diesem Moment merkte, dass er schon wieder ziemlich nüchtern war. Diese verdammte, unfreiwillige Dusche!

„Hier.“

Eine zierliche Hand samt hellgrünem Handtuch schob sich in sein Blickfeld. Automatisch nahm er es entgegen und legte es sich um seinen Kopf um seine sich wegen der Nässe mittlerweile wahnsinnig kräuselnden Haare damit durchzukneten. Er hasste seine Naturkrause! Warum konnte er keine glatten Haare haben?! Hatte sein Vater doch auch!...Na gut…Der hatte mit 30 schon eine Glatze bekommen. Damit wäre er sicher auch nicht zufrieden. Aber trotzdem…Locken waren lästig.

Rick schloss die Tür des Badezimmers und öffnete die letzte Tür des Flurs. Mit immer noch leicht rosigen Wangen trat er hindurch und schaltete das Licht an. Mit einem leicht unsicheren und schon wieder nervösen Lächeln hielt er ihm die Tür auf.

„Hm…Das ist mein Zimmer. Es ist…na…mein Zimmer eben…Keine Ahnung, was man davon halten soll…Ist vielleicht etwas unordentlicher als Timos…Hab nicht mit Besuch gerechnet…“

„Ach, nicht schlimm.“

Grinsend betrat Jerry den Raum und sah sich interessiert um. Wow. So ein Zimmer hätte er als Jugendlicher auch gerne gehabt! Während Jerry wegen seines kleinen Zimmers immer nur ein kleines Bett hatte haben können –was er in seinem WG-Zimmer jetzt Gott sei Dank hatte ändern können-, wurde Ricks Zimmer von einem riesigen Monstrum von Bett regelrecht dominiert. Schwarze Bettwäsche mit hellbeigen Kissen zierten das gusseiserne Bettgestell, auf dessen breiter Matratze sich mindestens vier Personen räkeln könnten. An der ebenso beigen Wand, an der das Monsterbett stand, war mit feinen, schwarzen Linien ein ineinander verschlungenes Muster aufgemalt, das Jerrys Blick vollkommen fesselte.

Der Schreibtisch daneben war ebenfalls schwarz, genau wie der riesige, offen stehende Schrank, der vor Klamotten schier überzuquellen schien. Ok. Der Kleine hatte die Wahrheit gesagt. Wer so viele Klamotten hatte, konnte nur schwul sein. Ein schwarzes Regal und eine Vitrine befanden sich an der dem Bett gegenüberliegenden Wand, vollgestellt mit Büchern, von Autoren, von denen Jerry noch nie im Leben etwas gelesen, von denen er aber wusste, dass sie wahnsinnig berühmt für ihre wahnsinnig geistreichen, aber schwierigen Werke waren. Und dann war da noch die andere Wand, die vollkommen von Fenstern und einer Balkontür, die auf einen sauberen, kleinen Balkon führte, eingenommen wurde.

„Wow. Bin total platt. Absolut geil.“

„So geil wie mein Arsch?!“

Jerry drehte sich zu dem Kleineren um, überrascht, dass der nicht mal verunsichert, sondern im Gegenteil richtig keck klang. Ein breites Grinsen legte sich auf seine Züge und er zwinkerte diesem süßen, kleinen Frechdachs verführerisch zu.

„Nein. Höchstens ein Viertel so geil wie dein Hintern, Rike!“

Der, der gerade eben noch so eine kesse Lippe riskiert hatte, lief wieder tiefrot an und wusste anscheinend nicht, wie er mit dem Kompliment umgehen sollte. Mit fahrigen Bewegungen schloss er die Tür, zuckte beim Klang des einrastenden Türschnappers zusammen.

„Hm…Setz dich doch, Jerry.“

Jerrys Grinsen wurde breiter. Nein! Wie süß dieser kleine Matz doch war! Eigentlich wollte er ihm genau das sagen, aber er hielt sich zurück. Schließlich wollte er ihn nicht noch mehr verschrecken. Also folgte er dem Angebot und bahnte sich immer noch grinsend einen Weg durch auf dem Boden verstreuten Kleidungsstücke zu dem Drehstuhl, der an dem wegen zu viel Schreibkram schier zusammenbrechenden Schreibtisch stand. Zufrieden mit sich und der Welt ließ er sich darauf nieder.

Rick wandte ihm seinen Rücken –und seinen so hypnotisch runden Po- zu, als er an den gegenüberliegenden Schrank ging und sich dort ein graues Tanktop und eine dunkle Jeans heraussuchte. Er schien ihn vollkommen zu ignorieren. Denn ohne sich um ihn zu kümmern, entledigte er sich seiner triefendnassen Schuhe und Socken.

Ohne sich zu schämen, zog er sich sein langärmliges Shirt über den Kopf, entblößte einen sahneweißen, schmalen, wunderschön aussehenden Rücken. Jerry unterdrückte ein Seufzen und lehnte sich im Stuhl zurück, genoss den Anblick, der sich ihm bot. Was würde er dafür geben, nur einmal diese weiche Haut berühren zu dürfen…Oder dieses kleine, verführerische Muttermal unter Ricks rechtem Schulterblatt…Er war richtig enttäuscht, als diese unschuldig weiße Haut wieder unter einem Oberteil verschwand. Aber kurz darauf hatte er das auch schon wieder vergessen.

Denn Rick zog sich die Jeans aus.

Und wie er das tat…

Jerry schluckte den harten, heißen Klumpen herunter, der ihm augenblicklich die Kehle zuschnürte. Ihn erfasste ein erregtes Schaudern, da Rick sich leicht vorbeugte, als er aus den engen Hosenbeinen schlüpfte und ihm dabei seine unglaublich wohlgeformten, nur in knappen Pants steckenden Pobacken entgegenstreckte.

Scheiße! Jerry rutschte unwohl auf dem Stuhl herum, beugte sich vor und stützte seine Unterarme auf seinen Knien ab. Warum musste sich ausgerechnet jetzt bei ihm etwas regen! Konnte das nicht noch warten?! So ungefähr 10 Stunden oder so?! Warum jetzt, wo Rick sich doch jeden Moment umdrehen und es sehen konnte?! Hoffentlich bemerkte er nichts!

Doch Rick drehte sich nicht einmal zu ihm um. Vollkommen ungerührt von der filmreifen Peepshow, die er ihm da gerade bot, stieg er aus seiner nassen Jeans und zog sich nicht(!) die trockene Jeans an, sondern ging auf die Zehenspitzen und streckte sich -und damit auch seine langen, gertenschlanken Beine, samt den festen Oberschenkeln-, um an eine schwarze Kapuzenjacke zu kommen, die natürlich im obersten Fach des Schrankes lag. Wobei ganz zufällig das Top hochrutschte und Jerry die Aussicht auf einen flachen Bauch mit einem so hübschen Bauchnabel ermöglichte, dass er sich im Paradies wähnte.

Verdammte Scheiße! Wenn Rick so weitermachte, würde er wirklich wie ein Triebtäter über ihn herfallen! Scheißegal, ob das nun nur ein Vorurteil war oder nicht! Gott! Das hielt doch kein Schwein mit vernünftig funktionierender Libido aus!

Jerry glaubte, jeden Moment den Verstand und die Beherrschung zu verlieren, aber irgendjemand schien Erbarmen mit ihm zu haben, denn Rick erreichte den schwarzen Hoodie mit den Fingerspitzen, konnte ihn aus dem Schrank ziehen. Und dann konnte er endlich in seine Jeans steigen und seinen süßen Hintern darin verpacken. Mehr als nur erleichtert atmete Jerry auf.

„Mistsocken…Wieso findet man immer nur einen?!“

Rick kramte mittlerweile in einer Schublade. Unzufrieden mit seinem Fund hielt er einen roten und einen grauen Strumpf in die Höhe. Jerry musste leise glucksen bei dem zerknirschten Schmollmund, den der Kleine zog. Einfach nur niedlich.

„Zieh die doch einfach an. Fällt bestimmt keinem auf, dass die unterschiedlich sind.“

„Hm…Ich glaub, ich zieh erst mal keine Socken an. Will auch gar nicht mehr nach unten zu diesen Idioten. Wer weiß, was sich Timo jetzt wieder dummes einfallen lässt, um mich zu triezen.“

„Also willst du nicht mehr runter?“

Zögernd trat Rick auf ihn zu, schien es sich dann aber anders zu überlegen und setzte sich, statt bei ihm stehen zu bleiben, auf sein großes Bett, zu Jerrys Freude in seiner Nähe. Generell war es ein toller Anblick. Der schmale Rick mit seiner blassen, reinen Haut auf der weitflächigen Liegefläche, umgeben von der glänzenden Schwärze der Bettwäsche. Und dieses Bild wurde sogar noch schöner, faszinierender, einnehmender. Rick biss sich nämlich wie schon zuvor auf die Lippen und sah ihn von unten herauf nachdenklich an.

„Willst du denn nach unten?“

Jerry drehte sich mit dem Stuhl mehr in Ricks Richtung und streckte die Beine aus. Er brauchte nicht lange zu überlegen.

„Nein. Wenn ich darf, würde ich gerne mit dir noch etwas hierbleiben. Wenn du Lust hast, natürlich?!“

Er hatte sich richtig entschieden. Denn Rick strahlte ihn regelrecht an. Anscheinend mochte er ihn wirklich. Wenn sie beide nicht ständig so angespannt und verlegen wären, könnten sie sich sicher auch gut unterhalten.

„Gut! Dann bleiben wir hier! Willst du etwas trinken? Ich glaube, deine Flasche ist ja eben bei der unfreiwilligen Dusche kaputtgegangen.“

„Und deine steht bestimmt noch unten.“

Mit einem süßen Grinsen, für das Jerry ihn knutschen könnte, kam Rick auf ihn zu und krabbelte unter den Schreibtisch. Was machte er denn da?! Jerry war sich sicher, er sah gerade aus, als hätte ihn eine Kuh geknutscht.

„Die steht auf keinen Fall noch da. Einer von Timos besoffenen Idiotenfreunden wird sie sich schon unter den Nagel gerissen haben.“

„Du hast ja keine gute Meinung von Timos Freunden.“

„Sie gehen mir auf die Nerven.“

„Danke. Ich kann auch wieder gehen.“

„Nein!“

Rick zuckte hoch, wollte schnell unter dem Schreibtisch hervorkommen und stieß sich das zweite Mal in Jerrys Anwesenheit den Kopf. Und es war schon wieder seine Schuld gewesen.

„Autsch! So’n Mist!“

„Tut mir Leid! Das wollte ich nicht.“

Rick kam langsam unter der Tischplatte hervor, vor ihm kniend, mit vor Schmerz zusammengekniffenen Augen und einer zierlichen Hand, die seinen Hinterkopf rieb.

„Alles ok?! Blutest du?! Lass mich mal gucken!“

Jerry beugte sich besorgt vor und strich vorsichtig durch Ricks dichte Haare, die sich sogar noch seidiger anfühlten, als sie aussahen. Jedoch sah er kein Blut. Nur bemerkte er eine große, heiße Beule, als er über Ricks Kopfhaut fuhr.

„Mit dem Ei am Schädel wirst du Morgen noch Freude haben…Tut’s sehr weh?! Was hast du da eigentlich gemacht?!“

Neugierig rutschte Jerry vom Stuhl zu Boden und bückte sich wie Rick zuvor unter den Schreibtisch. Dort stapelten sich wahnsinnig viele Boxen und Schuhkartons übereinander. Das war ja mal viel Kram!

Ricks vor Verlegenheit roter Kopf tauchte neben ihm auf. Jerry musste augenblicklich grinsen. Was für eine verrückte Situation. Sie beide unterm Schreibtisch hockend. Wie musste das nur von außen aussehen?! Bestimmt total lächerlich, wie nur ihre Hinter und Füße herausschauten.

„Da. Der Kühlschrank. Ich wollte ihn herausziehen, aber ich bin nicht drangekommen.“

„Kühlschrank?! Du hast einen eigenen Kühlschrank unter’m Schreibtisch?!“

Jerry sah Rick neben sich verwundert und amüsiert zugleich an. Der erwiderte den Blick. Natürlich war er errötet.

„Äh. Ja. Ist aber nur ein kleiner. War ein Werbegeschenk von der Firma, in der mein Pa arbeitet. Es passt nicht viel rein. Gerade mal zwei oder drei Flaschen, glaube ich.“

„Ist doch cool!“

Rick lächelte süß. Ihm gefiel es wohl, dass es Jerry gefiel. Wirklich zuckersüß. Jerry streckte eine Hand aus und wuschelte dem neben ihm hockenden 18 Jährigen durch das glänzende Haar. Grinsend bemerkte er die tiefe Röte, die sich abermals auf Ricks Wangen legte.

„Du wirst schon wieder rot. Total Niedlich!“

„Sei ruhig! Du bist das schuld!“

Jerry lachte auf und legte grinsend den Kopf schief. Es machte ihm wahnsinnigen Spaß, den Kleinen zu necken!

„Bin ich das?! Ich mach‘ doch gar nichts! Bin ganz brav!“

Rick starrte ihn an. Wie hypnotisiert. Moment! Hatte er etwas Falsches gesagt?! Verwirrt beobachtete er, wie Rick ihm näher kam. Der warme, süßliche Atem schlug ihm ins Gesicht.

„Bist du gar nicht…“

Gott…Diese grünen Augen…Sie nahmen ihn gefangen. Er starrte sie an. Konnte den Blick nicht davon nehmen. Er sollte ihm sagen, wie schön sie waren. Das sollte er tun!

In dem Moment, in dem er die Lippen öffnete, um seine Gedanken in die Tat umzusetzen, wurden sie schon geschlossen. Von einem anderen Paar.

Jerry seufzte auf, schloss die Augen vor Genuss. So weich. So süß. So intensiv. Seine Lippen prickelten, waren heiß.

Und dann wieder kalt.

„Scheiße! Tut mir Leid! Ich wollte nicht…also…Tut mir echt Leid!“

Rick sprang buchstäblich unter dem Tisch hervor. Jerry hörte, wie er aufgeregt im Zimmer auf und abging. Na toll. Da hatten sie ja schon wieder was angestellt…

„Schon gut. Ist doch ok. Ich fand es sehr schön.“

Die hastigen Schritte stoppten. Zögerlich schien Rick wieder an den Tisch heranzutreten. Jerrys hörte sein lautes, hektisches Atmen.

„Wirklich…?“

Unglaublich…Dieser Junge war unglaublich! Lächelnd streckte er sich unter dem Schreibtisch, erwischte mit einer Hand den Kühlschrank und zog ihn aus seiner Ecke. Sanft lächelnd kam er hervor und zwinkerte Rick freundlich zu.

„Wirklich. Oder hat es dir etwa nicht gefallen?!“

Rick war diesmal nicht rot, sondern weiß vor Scham. Seine Lippen zitterten regelrecht und er stand so verunsichert da, dass Jerry wirklich ein schlechtes Gewissen bekam. Der Kleine hatte eine Heidenangst vor der eigenen Courage und er provozierte ihn auch noch!

„Doch. Es war…schön…Deine Lippen sind ganz weich…“

Jerry seufzte hingerissen auf. Dieser Typ brachte ihn um den Verstand! Er wusste überhaupt nicht, was er sagen sollte! Als er es wusste, war seine Stimme so rau, dass er sich räuspern musste.

„Danke.“

Ein zaghaftes Lächeln legte sich auf Ricks zartes Gesicht. Er entspannte sich merklich. Also richtete Jerry sich auf und deutete auf den kleinen, lilafarbenen Kühlschrank mit den weißen Kuhflecken.

„Na, komm her und zeig mir mal, was du da so drin hast, Kleiner!“

Beinahe beschwingt trat Rick an ihn heran und ließ sich auf den Schreibtischstuhl fallen. Mit einem fröhlichen *Tadaa!* öffnete er die Kühlschranktür und bot ihm somit den Blick auf überall verteilte Schokoriegel, eine Bierflasche, eine große Colaflasche und eine Flasche Feigenlikörs einer beliebten Firma.

„Du bist aber doch hoffentlich kein Alkoholiker oder so was, oder?!“

„Idiot!“

Es tat gut, Rick lachen zu sehen. Grinsend griff Jerry sich das Bier und machte es wieder mit den Zähnen auf. Rick schüttelte daraufhin nur den Kopf und holte die durchsichtige Likörflasche mit dem violetten Deckel heraus.

„Das habe ich hier drin für besondere Anlässe.“

„So, so…Dann ist das hier wohl ein besonderer Anlass…“

Wieder lief Rick rot an. Jerry verfluchte sich im Stillen, dass er sich schon wieder nicht beherrschen konnte. Mit einem leisen Ächzen erhob Jerry sich vom Boden und setzte sich aufs Bett. Er nahm einen tiefen Schluck aus seiner Flasche und beobachtete aus den Augenwinkeln Rick, der das Gleiche mit seinem hochprozentigeren Alkohol tat. Schon allein vom Zusehen schüttelte es Jerry. Er mochte dieses süße, chemische Zeug kein bisschen!

„Brr! Wie kannst du dieses fiese Zeug nur so in dich hineinschütten?!“

„Mmh! Schmeckt doch gut! Weiß gar nicht, was du hast!“

Jerry schüttelte verständnislos den Kopf und setzte die Bierflasche wieder an die Lippen. Das erinnerte ihn wiederum an ihren Kuss. Er wollte mehr davon. Mehr von diesen zarten, sanften, fast unschuldigen Lippen…

Warum hatte Rick das getan?!

Alkohol konnte es nicht Schuld gewesen sein. Er kam ihm nicht besonders betrunken vor. Obwohl sich das wohl in nächster Zeit ändern würde, so wie er sich das süße Zeug in den Rachen laufen ließ. Na dann, Prost!

Hoffentlich hatte der Kleine gleich keinen Absturz!

Auf den ersten Blick

Kapitel 5
 

Rick hatte keinen Absturz. Aber es fehlte bestimmt auch nicht mehr viel, bis er richtig besoffen war. Er lallte nicht. Er schwankte nicht. Allerdings schien sich sein Schamgefühl vollkommen ins Nirwana verabschiedet zu haben. Rick saß nämlich auf dem Schreibtischstuhl. So weit nach hinten gelehnt, wie es die Lehne erlaubte. Vor Jerry, der auf der Bettkante saß. Die zierlichen, nackten Füße mit den zarten, hübschen Zehen links und rechts von Jerrys Knien auf der Bettdecke.

Die langen, schlanken Beine gespreizt.

Genau vor ihm.

Wie eine Einladung. Wie eine Provokation. Wie eine Verführung.

Jerry hatte gar nicht richtig mitbekommen, wann Rick seine Füße auf das Bett gestellt hatte. Es war ihm nach einiger Zeit jedoch auch vollkommen egal gewesen. Denn diese Position…Sie ermöglichte ihm den perfekten Blick auf Ricks Schritt und Ricks süßen, sinnlich gerundeten Hintern, vor allem auf Stücke seiner sündig roten Pants, da Jerry entdeckt hatte, dass Ricks Jeans mehrere Löcher aufwies. Er versuchte schon seit einer knappen halben Stunde, sich von Ricks provozierender Stellung abzulenken. Jedoch schaffte er das nicht so ganz. Er konnte immer noch nicht den Blick von dem hervor blitzenden Rot wenden. Dabei hatten sie schon fast jedes Thema angesprochen, das Rick betraf.

Rick ging auf ein Gymnasium, in die 12. Klasse. Liebte Deutsch und Französisch, hasste Mathe und Physik. Hatte nur wenige, dafür aber richtig gute Freunde. Konnte den Rest seiner Stufe auf den Tod nicht ausstehen. Wollte Germanistik studieren oder Dolmetscher, weil er seiner Meinung nach richtig gut in Sprachen war. Und er liebte Bücher. Mehr als ein Drittel der Bücher in seinen Regalen hatte er schon gelesen.

„Ich habe sogar schon mal versucht, ein eigenes zu schreiben.“

„Echt?!“

„Mmh. Ist aber mehr oder weniger in die Hose gegangen. Ich war 11 oder so. Eine Kurzgeschichte über einen Jungen, der seine Katze sucht. Ich hab’s meiner Ma gezeigt, die hatte da aber gerade keine Zeit, es zu lesen, warf nur einen kurzen Blick darauf und sagte: *Schön gemacht, Spatz.* Na ja…“

Jerry erstarrte und sah mit Entsetzen mit an, wie Rick sich mit den Füßen an das Bett und somit an ihn heranzog und wie sich seine Beine noch mehr an den Körper heranzogen, sich noch mehr und noch sündiger spreizten. Das erinnerte ihn gerade sehr an eine Sexstellung…

Verdammte Scheiße! Seine Hose wurde eng!

„Ich bin dann so schnell ich konnte aus dem Wohnzimmer nach oben in mein Zimmer gestürmt. Hab einen regelrechten Heulkrampf gekriegt –schließlich hatte ich zwei Stunden an der Geschichte gesessen!- und hab das Blatt in eine Schublade verbannt. Bis vor zwei Jahren, wo ich mein Zimmer renoviert und mir einen neuen Schreibtisch zugelegt habe, hatte ich es nie wieder angerührt. Aus der Traum vom jüngsten Schriftsteller der Welt! Ist dein Bier schon alle? Soll ich dir ein neues besorgen?“

Jerry, von dem so abrupten Gedankensprung ein wenig irritiert, schüttelte den Kopf, als der andere Anstalten machte, die Füße vom Bett zu lösen, um aufzustehen. Er hatte zwar Lust, noch ein Bier zu trinken, aber wenn er dafür dieses erotischen Anblicks beraubt wurde, ließ er es lieber bleiben! Obwohl es für eine Selbstbeherrschung vielleicht besser wäre, wenn Rick nicht so sitzen blieb…

„Äh…Nein! Nein. Ich will nichts mehr. Danke. Erzähl mir doch mal, wie das jetzt war, mit deinem Outing. Weiß Timo es schon?“

„Hmm…Ich hatte es schon seit einem Jahr geahnt. Die paar Freundinnen, die ich hatte, waren alle irgendwie nur der Kumpeltyp. Ich fand sie auch nie wirklich sexy. Obwohl ich wirklich beliebt bin bei den Mädels und mir auch immer die besten aussuchen konnte…Du weißt schon, das hübscheste Mädchen der Stufe oder einmal sogar eine, die zwei Klassen über mir war.“

Rick nahm einen kräftigen Schluck aus seiner Flasche und schraubte sie dann zu. Vorsichtig beugte er sich vor und stellte sie auf den Nachttisch, wobei der Drehstuhl leicht schwankte. In diesem Moment merkte man, dass Rick getrunken hatte.

„Meine letzte Freundin, Katrin, hatte ich vor einem Monat. Sie wollte mit mir…also…du weißt schon. Sie war längst keine Jungfrau mehr und wollte das bei mir wohl auch ändern. Ich wollte aber nicht. Nachdem ich ihr das das 3. Mal innerhalb von 3 Monaten gesagt hatte, ist sie total ausgeflippt, hat mich als Schwuchtel beschimpft und mich seit dem nicht mal mehr mit dem Arsch angeguckt. Na ja…Ich geb zu, ich fand, es war nicht wirklich schade drum. Sie ging mir auf den Sack und ihre Brüste waren auch noch nicht mal wirklich…äh…hmm…Vor ungefähr 2 Wochen jedenfalls hat es dann *Klick!* gemacht in meinem Kopf. Ich hab also endlich kapiert, dass ich vielleicht wirklich nicht auf Frauen stehe.“

Jerry legte interessiert den Kopf schief. Es war schön, dem Kleineren zuzuhören. Er hatte eine schöne Stimme, sprach sehr ruhig und trotzdem auf eine spannende Art und Weise.

„Was war denn der Auslöser? Also, warum hast du’s kapiert?“

Rick senkte den Blick und grinste. Abermals wurde er rot, dabei hatte Jerry gedacht, der Andere wäre schon längst zu betrunken dafür.

„Hmm…Der Auslöser…Das war wohl ein gut aussehender, sportlicher Kerl, der mir über den Weg gelaufen ist. Er war für mich so attraktiv und sexy, dass ich die Augen fast nicht von ihm nehmen konnte. Na ja…Da hab ich’s halt gecheckt! Für ein Mädchen hatte ich mich noch nie so interessiert…Und darum habe ich’s mir nun mal eingestanden. Timo war der erste, der es erfahren hat. Er hat es einfach hingenommen. Er hat mir dann auch von dir erzählt. Äh…weil du ja auch schwul bist und so. Und vor etwa einer Woche hab ich’s dann zusammen mit Timo meinen Eltern gebeichtet.“

„Haben sie’s gut aufgenommen?“

Den Kopf in den Nacken legend grinste Rick vor sich hin. Der Alkohol schien langsam zu wirken, er hing nämlich mittlerweile eher in seinem Stuhl, als dass er saß. Für einen Moment schien Rick zu überlegen, dann nickte er.

„Schon. Mein Pa hat erst einmal gar nichts gesagt, saß stumm da wie ein ausgestopftes Tier. Ma war total geschockt, brabbelte irgendetwas davon, dass ich aber doch nie mit Puppen oder Barbie gespielt hätte, sondern mit Timos Legosteinen. Ich hätte mich doch immer wie ein *richtiger Junge* verhalten. Das lustige war…in dem Moment musste ich an Pinocchio denken, der ja immer ein *richtiger Junge* sein wollte. Sinnlos oder?! In so einer Situation…“

Rick gab ein leises, helles Giggeln von sich und Jerry konnte sich auch ein amüsiertes Grinsen nicht verkneifen. Oh ja. Der Alkohol wirkte langsam.

„Naaa…Als Mama dann zu hysterisch wurde und sich Vorwürfe machte, was sie in der Erziehung falsch gemacht haben könnte, ich würde ja jetzt ein viiiiel schwereres Leben haben, als andere Jungs, ist mein Pa dann regelrecht ausgerastet und hat Ma angeschrien, was sie sich denn so aufregen würde. Ich wäre ja immer noch ihr Junge und das wäre nur dummes Geschwätz, dass es Schwule schwerer haben, als Heteros –wir würden ja in einer toleranten Gesellschaft leben, die nicht aus der Steinzeit kommt!- und dass er mich unterstützen würde, auch wenn Ma sich gegen mich stellen sollte. Hmm…Und dann fing Ma schrecklich an zu heulen und umarmte mich, als wäre ich ein Rettungsring. Ich hab dann auch geflennt und Timo lachte uns aus. Er fand das alles total lustig…Und ich glaube, er hat das mit mir auch viel früher gewusst als ich. Irgendwie hat er ein Gespür für so etwas.“

Rick ließ seinen Kopf wieder nach vorne fallen und grinste Jerry regelrecht kess an.

„Tja. Das war’s. Ziemlich dramatisch das Ganze.“

Jerry grinste zurück und nickte. Er lehnte sich nach hinten und stützte sich auf die Ellbogen. Langsam wurde er müde und es wurde anstrengend die ganze Zeit ohne Lehne zu sitzen. Er legte den Kopf schief und schmunzelte.

„Ist ja noch ziemlich frisch das Ganze. Also hattest du noch keinen Freund?“

Rick schüttelte den Kopf, stieß sich leicht mit den Füßen ab und zog sich dann wieder zurück ans Bett. Jerry schloss die Augen und versuchte das heiße Kribbeln zu unterdrücken, das sich in ihm auszubreiten begann, allein von diesen provozierenden Bewegungen.

„Wie ist das denn?“

„Was?“

„Na ja. Mit einem Freund. Und Sex.“

Jerry schluckte hart. Zögerlich öffnete er seine Augen wieder und sah den Kleineren an, der ihn keck und mit regelrecht gefletschten Zähnen an griente. Dann schob er sich wieder von ihm zurück, indem er die Beine durchdrückte. Was für ein Lausebengel…Jerry seufzte auf und legte den Kopf in den Nacken, starrte an die weiß gestrichene Decke.

„Mit einem Freund ist es schön. Alles ist vertraut und du kennst den Anderen nach einer gewissen Zeit total gut. Wie beste Freunde, nur mehr. Und Sex…Sex ist geil. Klar. Sonst würde es keiner machen. Du weißt doch, wie Männer es miteinander tun oder?“

„Theoretisch weiß ich es. Ich lese schließlich viel. Auch im Internet.“

Jerrys Kopf schreckte hoch, als ein Gewicht die Matratze neben seinem rechten Knie herunterdrückte, kurz darauf neben seinem linken Knie. Erschrocken und mit geweiteten Augen saß er regungslos da und konnte nur beobachten, wie Rick geradezu katzenhaft und mit einem unglaublich lauernden, Jerry eine Gänsehaut bescherenden Blick zu ihm aufs Bett kletterte, seine Knie dabei links und rechts von Jerrys Beinen. Fast auf seinem Schoß. Zierliche Arme legten sich auf seine Schultern und Ricks Gesicht näherte sich ihm.

„Theoretisch weiß ich es…Aber ich würde gerne auch die praktische Seite kennen lernen…Kannst du sie mir beibringen, Jerry?“

„Äh…“

Jerry räusperte sich hektisch. Seine Stimme war nur noch ein Krächzen. Was sollte er denn jetzt tun?! Rick machte ihn gerade an! Und wie er das tat! Aber…Das war doch Timos kleiner Bruder! Was, wenn er Ärger bekam?! Der Kleine war doch so viel jünger als er! Fuck! Jerry wusste nicht, was er tun sollte. Er wusste nicht, wie er sich entscheiden sollte. Aber das brauchte er auch nicht. Denn Rick nahm ihm die Entscheidung ab.

Mit einem verführerischen Schmunzeln ließ er sich auf Jerrys Schoß sinken, schlang die Arme besitzergreifend um seinen Nacken und schmiegte sich heiß an ihn. Heißer Atem schlug gegen eines von Jerrys empfindlichen Ohren und weiche Lippen legten sich kurz auf die leicht gebräunte Haut darunter.

„Hmm…Jerry, bitte…“

Diese heisere Stimme…

Ein heftiges Schaudern lief durch Jerrys Körper. Sein Kopf klinkte aus. Ohne weiter nachzudenken, schlang er die Arme um den schmalen Körper auf seinem Schoß und hauchte einen Kuss auf die zarte Haut am Hals des Kleineren. Gott…Was für eine Erleichterung es war, sich endlich nicht mehr zurückhalten zu müssen!

„Pass auf, du verbrennst dich.“

Rick kicherte und drückte ihm süße Küsse auf die Wange, wanderte mit ihnen bis zu seinem Mund.

„Ich bin das Spiel mit dem Feuer gewohnt.“

Das war ein hohler Spruch. Aber Jerry glaubte es ihm auch. Wenn der Kleine wirklich so beliebt bei den Mädchen war…

Gierig fuhr Ricks ungestüme Zungenspitze über Jerrys Mund, schlüpfte forsch und verspielt durch eine Spalte zwischen seinen Lippen. Jerry seufzte genüsslich auf und hieß die flinke und sehr ungeduldige Zunge in seinem Reich willkommen, bemüht die hektische Attacke in einen ruhigeren und zärtlicheren Kuss zu verwandeln. Ricks Finger durchwühlten sein feuchtes, lockiges Haar, krallten sich spielerisch hinein, um dann weiter hindurch zu fahren. Jerrys Hände glitten von ihrer recht keuchen Position auf Ricks Rücken hinunter zu seinem knackigen Po. Es war ein Genuss diese süßen Hügel mit den Fingerspitzen nachzufühlen.

„Ah…“

Rick stöhnte leise und zaghaft an seine Lippen. Jerry schauderte und griff fester zu, kostete das Gefühl des festen, reizvollen Körpers, der sich an ihn presste, vollkommen aus, während sich ein drückendes, fast schmerzhaftes Gefühl in seinem Unterleib ausbreitete. Diese verfickte Hose!

Rick biss ihm neckisch in die Unterlippe und schob eine Hand in Jerrys Nacken, auf seinen Ricken, unter das Shirt. Jerry genoss die weiche Haut auf seiner und knabberte nun selbst ein wenig an diesen weichen, voluminösen Lippen des Kleineren. Doch nicht lange, denn Rick lehnte sich zurück, blitzte ihn aus lustvollen Augen an und drückte sich fest gegen Jerrys Schoß.

„Nnh!...Ah…Rick…Nicht zu fest…“

„Die Hose ist etwas eng, was?“

Jerry keuchte leise und vergrub seine Nase in Ricks Halsbeuge, sog seinen angenehmen, frischen Duft ein. Mmmh…leckerer Duft…

„Ja. Viel zu eng. Ich hasse diese Scheißdinger.“

Rick kicherte und kurz darauf machten sich feingliedrige Finger, an seinem Gürtel zu schaffen. Jerry erschreckte erst ein wenig, war dann aber erleichtert, als auch der Hosenknopf und der Reißverschluss geöffnet wurden und seufzte auf. Das war schon viel besser. Er fuhr jetzt selbst mit den Fingern Ricks Hosenbund nach, kam mit ihnen nach vorne und strich zuerst vorsichtig und sanft über Ricks Bauch, schlüpfte unter sein Top. Die Haut an seinem Bauch war wahnsinnig weich und warm. Seidig.

„Hmm…Ich mag deine Haut.“

Rick lachte und strich ihm wild durch die braunen Locken. Jerry konnte nicht anders, als ihm entrückt lächelnd ins strahlende Gesicht zu sehen. Solche Komplimente sollte er öfter machen, sie schienen Rick wirklich zu gefallen.

„Ich mag alles an dir. Du bist so sexy.“

Ricks frivole Lippen legten sich wieder fest auf seine und verwickelten ihn in einen leidenschaftlichen und sehr feuchten Kuss. Jerry konnte gar nichts antworten. Aber er hätte vielleicht auch keine Antwort darauf gefunden.

„Mmmh, Jerry…meine Hose…mach sie auf…“

Rick zwickte ihn mit den Zähnen wieder in die Unterlippe, Jerry zuckte vor Schmerz leicht zusammen und fühlte die Lust durch seinen Körper rollen. Dieser kleine…Er wusste einfach instinktiv, was ihn geil machte! Er konnte sich ja gar nicht gegen ihn wehren!

Also widersprach er nicht und ließ seine Finger nach Ricks Hosenknopf tasten. Ah! Da hatte er ihn ja! Jetzt nur noch eine kleine Bewegung und schon…!

Es klopfte lautstark an der Tür.

Rick und Jerry zuckten zusammen und starrten sich aus weit aufgerissenen Augen an.

„Nein! Moment! Moment!“

Jerry konnte gar nicht so schnell gucken, wie Rick von seinem Schoß gesprungen war.

„Scheiße! Mach die Hose zu!“

Oh! Jerry griff hastig nach dem Reißverschluss, hatte Probleme ihn hochzuziehen, ohne sich etwas Bestimmtes einzuklemmen. Es dauerte einen Moment, dann hatte er alles anständig verpackt. Rick war in der Zwischenzeit zur Tür gesprungen, hatte dabei sein Top wieder vernünftig zu recht gezupft. Heftig Atmend stand er an der Tür, warf ihm einen vollkommen fassungslosen Blick zu und zuckte die Schultern.

Dann machte er die Türe auf.

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Auf den ersten Blick

Kapitel 8
 

Ein kräftiges Klopfen weckte Jerry auf. Grummelnd kniff er die Augen zusammen. Er spürte, wie die helle Sonne auf seinen Augenlidern brannte. Ein Wunder, dass er davon noch nicht wach geworden war, normalerweise wurde er leicht von der Sonne wach. Er hatte einen leichten Schlaf.

Wieder ein Klopfen. Diesmal lauter als vorher und drängender.

„Hmm…viel zu früh…“

Verwirrt blinzelnd öffnete er die Augen. Wer hatte das denn gemurmelt?! Vorsichtig hob er den Kopf und entdecke einen schwarzen, chaotischen Haarschopf auf seiner Brust. Der Arm, der um seinen Oberkörper geschlungen war, verstärkte seinen Griff und ein schlanker Oberschenkel schob sich zwischen seine. Hmm…Jerry brauchte einen Moment. Dann war sein Gehirn so weit wach, dass er sich an die gestrige Nacht und den kleinen, süßen Rick erinnerte. Lächelnd legte er ihm eine Hand auf den unordentlichen Haarschopf und kraulte hindurch.

Jemand hämmerte gegen die Zimmertür. Und im nächsten Moment wurde sie dann auch aufgerissen. Timo blickte aufgebracht ins Zimmer. Er schien vollkommen außer sich zu sein. Was war denn los?! Hatte er jetzt doch ein Problem damit, dass er seinen Bruder befummelte?

„Ihr liegt ja immer noch im Bett! Rick! Ich hab die Kacke total am Dampfen! Kommt schon, Leute! Steht auf! Ihr müsst mir helfen! Sonst reißen mir Pap und Ma den Arsch auf!“

Rick gab ein leises Stöhnen von sich und hob mit verquollenen, müden, aber wenigstens schon -mehr oder weniger- geöffneten Augen den Kopf. Zuerst sah er Jerry ins Gesicht, der frech zurückgrinste. Dieser Anblick war echt zu komisch! Dann wandte sich sein Kopf seinem Bruder an der Tür zu. Er schien noch vollkommen verschlafen zu sein und noch gar nicht richtig aufnahmefähig.

„Was…?“

„Verdammt! Rick! Du musst mir helfen! Mama und Papa haben eben angerufen! Die kommen jetzt doch schon heute Nachmittag um 4 nach Hause! Weil’s an der Ostsee die ganze Zeit nur am Regnen ist! Das heißt: in ungefähr 3 Stunden sind sie da! Ihr müsst mir mit dem Aufräumen helfen!“

Rick richtete sich etwas auf und fuhr sich mit beiden Händen durchs Gesicht. Dann schüttelte er nur den Kopf und zeigte Timo mit ausgestrecktem Mittelfinger, was er von dieser Idee hielt.

„Vergiss es. Ist deine Party. Räum den Scheiß selber auf.“

Timo stöhnte entnervt auf und raufte sich durch die Haare. Hui. Er schien wirklich verzweifelt zu sein! Im nächsten Moment bedachte er Jerry nämlich mit einem flehenden Blick.

„Jerry! Sag du doch auch mal was! Schließlich habe ich dich eingeladen! Du hast von meinem Bier getrunken und von meinem Grillfleisch gegessen! He, wir sind doch Kumpels oder nicht?! Bitte?! Allein kriege ich das niemals wieder hin! Und dann lassen uns unsere Eltern nie wieder allein auf‘s Haus aufpassen!“

Jerry stützte sich auf den Unterarmen ab und grinste seinen Freund amüsiert an. Wow. Timo war wirklich verzweifelt! Er hatte ihn noch nie um etwas gebeten. Nachdenklich legte er den Kopf schief und betrachtete dabei Rick aus den Augenwinkeln, der sich wieder zurück legte und sich die Decke erschöpft und mit leicht schmerzverzerrtem Gesicht über den Kopf zog. Hatte da etwa jemand Kopfschmerzen?!

„K, Timo. Kein Problem. Ich werde dir gleich helfen. Aber auch nur, wenn ich mit Rick erst einmal in Ruhe frühstücken und ihm etwas gegen die Kopfschmerzen einflößen darf.“

Erleichtert nickte Timo und grinste ihn an. Er strahlte regelrecht.

„Danke! Danke!!!! Das werde ich dir nie vergessen! Du bist echt mein bester Kumpel! Ich lasse euch eine halbe Stunde in Ruhe, ok?! Da werde ich erst mal allein aufräumen. Bis gleich!“

Und weg war er wieder. Die Tür hatte er sperrangelweit offen gelassen.

Rick, unter der Bettdecke versteckt, stöhnte entnervt auf und murmelte irgendetwas Übellauniges. Jerry grinste leicht und beugte sich über den Kleineren, zog ihm die Decke weg. Ein verschlafenes Gesicht kam hervor, das ihn kurz darauf auch noch mit weit aufgerissenem Maul angähnte.

„Blödi…Warum hast du ihm zugesagt?!“

Jerry beugte sich über das zerknautschte Gesicht und küsste die noch schlafwarme Wange. Lächelnd legte er sich leicht auf den schmalen Körper und streichelte durch die weichen Haare. Rick schlang sofort reflexartig die Arme um Jerrys Nacken und vergrub das Gesicht in seiner Halsbeuge. Er war so müde und so verschmust.

„Weil wir ihn nicht einfach so hängen lassen können. Was meinst du, was hier los sein wird, wenn deine Eltern das Chaos sehen?“

„Moment…*wir*?! Du willst doch jetzt damit nicht andeuten, dass ich auch noch mithelfen soll?!“

Jerry lachte auf und drückte seine Lippen fest auf den schmollig verzogenen Mund vor ihm. Mit Hilfe von kleinen süßen Küsschen schaffte er es, die Lippen wieder etwas zu lockern und zum Mitspielen zu bewegen. Jerry vermied einen feuchten Kuss –wegen Mundgeruch-, konnte sich aber nicht davon abhalten, die Küsse immer drängender und fester werden zu lassen. Oh Mann. Er hätte schon wieder Lust auf den Kleinen.

„Hmm. Eigentlich wollte ich genau *das* damit andeuten. Komm schon. Er ist dein Bruder. Du wirst ihm doch bestimmt den kleinen Gefallen tun können?“

Rick stöhnte gereizt auf und schob ihn weg, von sich herunter. Jerry ließ ihn. Scheinbar war Rick nach dem Aufstehen unglaublich missgelaunt. Er ließ ihm besser die Zeit, bis er etwas wacher war. Gedanklich stellte er schon alle benötigten Dinge für ein gemütliches Frühstück zusammen. Vielleicht sollten sie im Bett essen? Er würde Rick erst mal liegen lassen und ihm das Essen dann ans Bett servieren. Das würde ihn sicher aufmuntern…

Jerry nickte leicht zu seiner Planung und schwang die Beine über die Matratze, um aufzustehen. Allerdings hatte er nicht damit gerechnet, dass sofort ein anschmiegsamer Schmusetiger an ihm kleben und ihn davon abhalten würde. Ein warmes Gesicht drückte sich an seinen Rücken und schlanke Arme legten sich um seine Brust, hielten ihn an Ort und Stelle.

„Nicht aufstehen…Bleib hier.“

„Willst du nichts frühstücken? Du kannst liegen bleiben und ich hol es dir ans Bett. Hm? Wie klingt das?“

„Wie Bestechung. Fiese Bestechung. Das funktioniert nicht. Ich habe lieber dich hier als so ein olles Frühstück…Bleib hier.“

Jerry seufzte auf und verdrehte –für Rick nicht zu sehen- die Augen zur Decke. Rick war wirklich eine Schlafmütze. Kühle Finger kraulten über seinen Bauch und weiter hinunter auf seine Shorts. Jerry zuckte leicht zusammen, als sie sich unter den Gummibund schummelten. Ok. Vielleicht überlegte er sich das mit dem Frühstück doch noch…

Heiße Küsse wurden ihn auf den Rücken gedrückt. Jerry erschauerte angenehm und konnte sich ein leises Seufzen nicht verkneifen. Rick war wirklich süß. Der Kleine kam hinter seinem Rücke hervor und drehte ihn sanft, aber bestimmt zu sich herum. Trotz des drohenden schlechten Geschmacks verwickelte er ihn in einen Zungenkuss, der Jerrys Hirn regelrecht ausschaltete. Was hatte er gerade eben noch machen wollen? Keine Ahnung. Er hatte es einfach vergessen.

Jerry wurde soweit gedreht, dass er sich nach hinten auf das Kissen legen konnte. Mit einem konzentrierten Gesichtsausdruck beugte Rick sich über ihn und setzte sich auf seinen Schoß, um ihn nun wieder besser küssen zu können. Jerry seufzte auf und ließ den Kleinen machen. Entspannt lag er da, mit geschlossenen Augen, ihren langen, innigen Kuss genießend. Etwaiger Mundgeruch war vollkommen vergessen.

Finger fuhren zärtlich über seine Haut, seine Brustmuskeln. Er erzitterte, als sie seine Brustwarzen streiften. Rick, der die Reaktion scheinbar richtig gedeutet hatte, wand seine Aufmerksamkeit den beiden sich bereits erhärteten Knospen dann auch direkt zu. Jerrys Hände gruben sich verzückt in Ricks weiches Haar, als Fingerspitzen etwas rau über seine zwei empfindlichen Stellen rieben. Der Kleine hatte bereits nach wenigen Stunden seine Schwachstellen gefunden. Wie unfair. So konnte er sich doch überhaupt nicht gegen ihn durchsetzen!

„Hnn…“

Rick verstärkte die Neckereien seiner Hände noch etwas und löste dann ihren Kuss. Hart schnappte Jerry nach Luft und legte den Kopf in den Nacken, als sich diese weichen, heißen Lippen jetzt seinen Nippeln zuwandten. Gott. Das war zu gut, um wahr zu sein…

Halb weggetreten von den starken Reizen, die seinen Körper durchzuckten, bemerkte er zu spät, dass Rick ihm die Shorts von den Hüften geschoben hatte und sich nun mit einer Hand an seiner Erregung zu schaffen machte. Etwas erschrocken keuchte er auf und wollte sich aufrichten. Verdammt! Sie hatten keine Zeit für so etwas! Sie mussten frühstücken, Ricks Kater musste versorgt werden und danach mussten sie Timo helfen! Das schafften sie in einer knappen halben Stunde nicht alles! Sie konnten Timo doch nicht im Regen stehen lassen!

„Hnaah!“

Jerry sank zurück ins Laken und krallte eine Hand in den baumwollenen Stoff. Beinahe fassungslos starrte er an die weiße Decke über sich und konnte nicht glauben, was gerade passierte. Rick machte…mit dem Mund und…

„Aah!“

Stöhnend kniff er seine Augen zusammen und bebte unter den heißen Zungenschlägen, die die Spitze seiner Erektion reizten und ihn schier verrückt machten. Rick war…Mein Gott! Jerry hätte sich das damals als Anfänger nie und nimmer getraut! Wie konnte er nur so schnell…Er musste sich zusammenreißen! Rick konnte doch nicht glauben, dass er…Fühlte er sich dazu gezwungen?!

„Rick! Rick, warte! Hör auf! Du…“

Hektisch atmend versuchte er sich zusammenzureißen und richtete sich auf, um Rick an den Schultern von sich wegzuschieben. Vor Verwunderung und Unsicherheit große Augen sahen zu ihm auf.

„Hab ich was falsch gemacht?! Gefällt’s dir nicht?!“

„Quatsch! Das ist toll! Aber…du…willst du das echt? Ich meine…du hast gestern erst…also…und du kennst mich erst seit gestern. Ich glaube nicht, dass du jetzt etwas überstürzen solltest…oder dich dazu zwingen oder so…“

„Weiß gar nicht, was du meinst. Ich zwinge mich doch nicht.“

Rick grinste ihn verschmitzt an. Der Schalk blitzte in seinen Augen, als er sich gegen Jerrys ihn eigentlich abhaltende Hände drückte, und ohne dass er das hätte verhindern können, über Jerrys steil aufgerichtetes Glied leckte. Jerry zuckte unter der feuchten, kitzelnden Berührung zusammen und schloss um Beherrschung bemüht die Augen. Tief ein und ausatmend saß er da und versuchte seine Gedanken zu ordnen. Er verstand Rick kein Bisschen.

„Rick. Ich weiß nicht, ob dir das klar ist, aber normalerweise braucht man Vertrautheit und auf jeden Fall *Vertrauen*, um das zu tun, was du da gerade…na ja…“

Rick zog seine Hände von seinen Schultern. Jerry hatte gar keine Kraft mehr in ihnen. Was sollte er denn denken?! Wie sollte er den Kleinen einschätzen?! Gott! Er machte ihn vollkommen wahnsinnig mit seiner Undurchschaubarkeit! Wo war plötzlich wieder die Schüchternheit hin?! In diesem Moment wünschte er sie sich zurück!

„Ich vertraue dir doch, Jerry.“

Jerry riss die Augen auf und sah auf den Kleineren hinunter, der ihn verschmitzt anlächelte. Heiße, lustvolle Wellen schossen ausgehend von seinem Bauch durch seinen Körper bis in die Fingerspitzen. Himmel. Woher kam das, dieses unglaubliche Gefühl, auf einmal?!

„Wirklich?!“

„Jap. Und ich finde das hier überhaupt nicht schlimm oder so. Mir gefällt’s. Und dir gefällt’s ja auch. Oder nicht?!“

Ricks Hand schloss sich fest und entschlossen um Jerrys Stamm. Er konnte nur zusammenzucken und auf den Jüngeren hinuntersehen. Konnte er nicht irgendetwas tun?! Anscheinend nicht. Anscheinend war er dazu nicht mehr in der Lage.

„Wow! Du bist ja sogar noch härter geworden. Wovon kommt das denn jetzt auf einmal?“

„Äh…“

Etwas ratlos strich er mit einer Hand durch Ricks Haare. Für einen Moment dachte er nach, dann legte sich ein leichtes Lächeln auf seine Lippen.

„Ich glaube…weil du gesagt hast, dass du mir vertraust.“

„Echt?! Nur davon?! Also kann man dich wirklich nur mit Worten geil machen.“

„Wenn sie eine schöne Bedeutung haben, anscheinend ja.“

Rick lächelte ihn an. Lieb, glücklich und mit einem leichten Rotschimmer auf den Wangen. Er reagierte so süß. Und dann wurde aus dem Engel schon wieder ein Bengel. Das Lächeln verwandelte sich in ein breites Grinsen und die schamhafte Röte verschwand restlos aus dem Gesicht. Zudem sah er aus, als hätte er dreckige Gedanken. Sehr dreckige sogar.

Wow. Was für eine Wandlung. Jerry wusste sofort, dass er den Kleinen von Folgendem nicht würde abhalten können. Trotzdem versuchte er es mit einem zaghaften, verzweifelten Einwand. Sonst fiel ihm nichts mehr ein.

„Aber Rick, die Tür ist offen.“

„Scheißegal.“

Jerry zuckte erschrocken zusammen und krallte seine Finger fest in Ricks schwarze Haarfülle. Ricks heißer Mund hatte sich um seine Erregung geschlossen. Es brachte ihn vollkommen um den Verstand. Erstickt keuchte er auf und sah auf den Anderen hinunter, wie er ihn mit den weichen Lippen umschloss, ihn in sich dringen ließ. Und wie er dabei mit einem neugierigen Blitzen in den Augen zu ihm heraufsah.

„Haaah…“

Zitternd bog Jerry den Rücken durch. Er musste sich zwingen, die Hüften bewegungslos zu lassen. Es war verdammt schwer. Er konnte fast keinen klaren Gedanken mehr fassen. Dieser Anblick war kaum zu ertragen! Schmatzend löste sich dieser gierige Mund von seinem Fleisch, um sich dann wieder knabbernd um seine Spitze zu schließen und daran zu saugen. Jerry stöhnte auf und schloss die Augen, nahm so alles nur noch intensiver war. Rick war unsicher, man merkte es, allerdings schien er alles auch instinktiv richtig zu machen. Vielleicht hatte er sich aber auch schon vorher überlegt, wie so etwas ging. Ganz unbeholfen war er nämlich nicht.

„Mach ich das gut so?“

Jerry konnte nur nicken. Er wollte den Kleinen jetzt nicht ins Gesicht sehen. Wenn er das tun würde, würde er sich vielleicht nicht mehr beherrschen können, den Blow-Job, einfach Blow-Job sein lassen und vollkommen ohne Beherrschung über diesen betörenden Körper herfallen. Allerdings wäre *das* wirklich noch viel zu früh. Während er wieder in die enge Mundhöhle eintauchte, legten sich Ricks samtene Finger um seine Hoden. Unsicher strichen sie darüber, ließen Jerry trotz den zögerlichen Berührungen –oder gerade auch genau deswegen- erbeben. Die Lust überrollte ihn. Hektisch schnappte er nach Luft und ließ seine zitternden Hände von Ricks Kopf auf dessen Schultern wandern, um ihn mit letzter Kraft von sich wegzuschieben.

„He!“

Rick löste seine Hände ohne besonderen Widerstand wieder von seinen Schultern und machte einfach weiter. Jerry kniff ratlos die Augen zu. Scheiße! Er konnte doch nicht…!

„Rick…pass auf…nicht…nicht zu lange! Ich…“

„Egal. Komm. Mach schon.“

Rick ließ ihn wieder tief in seine Hitze eintauchen. Während er Jerrys Erregung mit der Zunge umspielte, löste er seine Hände wieder von Jerrys, die ihn jetzt bestimmt nicht mehr zurückhalten würden –konnten!- und ließ sie über den vor Lust zitternden Körper fahren.

Jerry konnte nicht mehr denken, nur noch fühlen. Ricks kitzelnde Zungenspitze reizte ihn. Die Hand, die über seine zuckenden Bauchmuskeln strich, reizte ihn. Und dann war da noch die andere Hand. Sie strich scheinbar ziellos über seine Seite, hinauf unter seine Achsel. Und dann strich sie über seine Brust. Jerry biss sich hart auf die Lippen, als sie seine Nippel streifte. Wie sollte er nur das…?

Hektisch keuchend krallte er seine Finger in Ricks Schultern, konnte sich nicht davon abhalten. Schaudern drückte er den Rücken durch, wölbte sich Ricks Händen entgegen. Zuckend spannten sich seine Muskeln an. Alles drehte sich um ihn. Er konnte nicht mehr. Diese Gluthitze in ihm musste raus. Stöhnend legte er den Kopf in den Nacken und kam, zitterte danach am ganzen Körper.

Rick richtete sich schnell auf. Mit der Hand vor dem Mund und hustend saß er vor ihm. Jerry nahm benebelt war, wie dem Kleineren die Tränen in die Augen schossen.

Das war der Punkt, an dem sich sein Hirn schnell wieder einschaltete. Die Umgebung drehte sich noch etwas um ihn, aber er schaffte es, ein Taschentuch vom Nachttisch zu angeln und es Rick besorgt zu reichen.

„Hier. Spuck da rein.“

Das Tuch wurde ihm entrissen, aber nicht benutzt. Rick brauchte nur einen Moment um sich zu beruhigen, dann atmete er erleichtert auf und wischte sich mit dem Tuch leicht den Mund ab, obwohl nicht wirklich viel daneben gegangen war.

„Nicht schlimm. Hab mich nur…äh…verschluckt.“

Rick hörte sich etwas heiser an. Betroffen zog Jerry ihn an sich heran und strich ihm die kleinen Tränchen von den Wangen. Rick lächelte ihn daraufhin wieder so unschuldig wie zuvor an und errötete zart. Plötzlich konnte Jerry es nicht glauben, dass dieser süße, so harmlos strahlende Fratz, ihm gerade eben einen geblasen haben sollte.

Dabei war er selbst dabei gewesen.

„Tut mir Leid…aber na ja…du hast es ja selbst so gewollt.“

Rick nickte und schmiegte sich an ihn. Zufrieden seufzte er auf und hauchte ihm Küsse in die Halsbeuge, die den noch etwas sensiblen Jerry eine Gänsehaut bescherten. Seufzend schloss er die Augen und schmuste sich an den Jüngeren heran.

„He! Hab euch Frühstück gemacht! Kommt runter!“

Timos laute Stimme hallte durch das ganze Haus. Diesmal war es Jerry, der feuerrot anlief. Scheiße. Sie hatten die ganze Zeit…na, die Tür war offen gewesen.

Hatte Timo etwas gehört?!

Nachdem sie sich angezogen hatten und zusammen ins Bad gegangen waren, in dem sie nebeneinander am Waschbecken gleichzeitig und sich durch den Spiegel süße Blicke zuwerfend die Zähne geputzt hatten, waren sie nach unten getapert.

Im Flur war es noch recht ordentlich. Irgendjemand war wohl gegen den Garderobenschrank getaumelt, denn alle sich dort befindlichen Jacken lagen auf dem Boden verteilt. Sonst schien alles in Ordnung. Sie gingen also direkt in die Küche. Jerry wollte, bevor er etwas Vernünftiges im Magen hatte, noch nicht wirklich wissen, wie es im Wohnzimmer aussah. Die Küche sah aus, als hätte Timo sie schon aufgeräumt.

Der Tisch war gedeckt. Timo hatte ihnen Toast, Brot und sogar Aufbackbrötchen hingestellt. Zwei hartgekochte Eier saßen warm unter ihren Eierwärmermützchen auf sie wartend in ihren Bechern. Und auch an Aufstrich und Aufschnitt fehlte es nicht. Timo stand an der Arbeitsplatte und bearbeitete diese mit einem Lappen. Jemand schien eine Bierflasche darüber ausgekippt zu haben.

„Morgen.“

Timo sah auf und lächelte sie an.

„Morgen, ihr Zwei.“

Nervös und durchdringend wurde Timo von Jerry fixiert. Waren sie zu laut gewesen? Hatte er etwas mitbekommen? War es ihm peinlich? Nichts. Timo schien vollkommen normal. Total ungerührt deutete er auf den nur für sie zwei gedeckten Tisch.

„Da. Frühstückt in Ruhe.“

Jerry atmete auf. Beruhigt trat er an den Tisch heran, ließ Rick sich zuerst einen Platz aussuchen und setzte sich dann auf den gegenüberliegenden. Dankbar lächelte er Timo zu, der sie zufrieden mit seinem Werk musterte.

„Danke, Timo. Das wär doch echt nicht nötig gewesen.“

„Stimmt. Rick hat ja anscheinend schon gefrühstückt.“

Jerry erstarrte.

Rick erstarrte.

Mit flammendroten Gesichtern starrten sie sich an.

Oh, Scheiße.

Auf den ersten Blick

Kapitel 9
 

„Lol! Eure Gesichter solltet ihr mal sehen!“

Jerry schlug die Augen nieder und taxierte sein Frühstücksei. Er schluckte hart, brauchte einen Moment, um den Schreck herunter zu schlucken. Dann hatte er sich wieder etwas beruhigt. Na gut. Timo hatte sie gehört, nein, um genau zu sein: ihn, wie er gestöhnt hatte, weil sein kleiner Bruder ihm einen geblasen hatte. Timo fand das nicht schlimm. Er regte sich nicht darüber auf, war nicht wütend auf ihn, weil er seinen Kleinen versaute. Das einzige, was diese Situation unangenehm machte, war, dass es peinlich war, beim Sex, einer -wie weltweit bekannt- äußerst intimen Sache, gehört zu werden. Oder eher belauscht…? Nun ja. Wieso war ihm das eigentlich peinlich? Timo wusste, dass Jerry Sex hatte. Jerry wusste, dass Timo Sex hatte. Sex war nichts Schlimmes. Sex war nichts Verbotenes. Jeder hatte Sex. Also sollte er ihm nicht peinlich sein, der Sex.

Vollkommen ruhig sah er auf in Timos grinsendes Gesicht und zuckte die Schultern. Was sollte er denn jetzt dazu sagen? War doch vollkommen normal.

Im Gegensatz zu Jerry schien Rick das ganze allerdings nicht so locker zu sehen. Es war ihm unglaublich peinlich. Er genierte sich, dass sein Bruder wusste, dass er *es* getan hatte. Und Jerry verstand, dass er noch nicht damit umgehen konnte. Schließlich war er erst 18. Und unerfahren. Und *das* war eine der ersten sexuellen Erfahrungen gewesen, die er gemacht hatte. Natürlich war es ihm unangenehm. Für ihn war es etwas sehr persönliches, was niemanden sonst etwas anging.

Aber anstatt weiter peinlich berührt zu sein, wandelte Rick seine Scham in etwas anderes um. Wut. Auf seinen Bruder.

„Du verfickter Spanner! Ich glaub das nicht!“

Timo zuckte regelrecht zurück, als ihn der brennende seines Bruders scharf traf. So hatte er das wohl nicht geplant. Sollte wohl nur ein Scherz gewesen sein. Nun ja. Jerry würde sich da heraushalten. Die Konsequenzen würde Timo alleine tragen müssen. Er hatte Ärger verdient.

Rick schob wuchtig den Stuhl zurück und baute sich –er versuchte es zumindest- vor seinem größeren Bruder auf. Mit dem aggressiv ausgestreckten Zeigefinger stieß er ihm gegen die Brust und funkelte ihn von unten hinauf an, außer sich vor Zorn.

„Wie kannst du es wagen, uns zu belauschen?! Hast du sie nicht mehr alle?! Seit wann hast du es so nötig, deinen Bruder zu bespannen?! Scheiß Wichser!“

„Also bitte!“

Timo verschränkte die Arme vor der Brust und setzte ein hochnäsiges Gesicht auf, eine Abwehrhaltung. Jerry sah sofort, dass es Timo auch peinlich gewesen war, sie zu hören. Aber er hätte es ihnen nicht so unter die Nase reiben sollen. Strafe musste sein.

„Als ob es mich interessieren würde, wenn ihr euch in deinem Zimmer das Hirn rausvögelt. Ihr ward das selbst Schuld. Ihr habt die Türe offen gelassen.“

„DU hast sie offen gelassen, du Schwachmat!“

„Ihr hättet sie ja wieder zu machen können!“

„Natürlich! Wir räumen Euch, königlicher Hoheit, ja auch den Arsch hinterher! Du hast sie offen gelassen, also hättest du sie auch wieder zumachen sollen! Wir sind nicht deine Dienstmädchen, fauler Sack!“

„Ach, jetzt hältst du dich wieder an so Kleinigkeiten auf, weil dir kein besseres Argument einfällt! Was soll man auch anderes von so einem unreifen Knirps wie dir erwarten!“

„So, so! Ich bin also ein *unreifer Knirps*, ja?! Na, wenn ich dir zu unreif bin, dann will ich dich auch gar nicht zu lange mit meiner unwichtigen Anwesenheit auf die Nerven fallen! Das Aufräumen kannst du vergessen! Ich werde dir kein Bisschen helfen! Keinen Finger werde ich krumm machen! Du kannst ja sehen, was du nachher davon hast, wenn Mama und Papa dir den Hals umdrehen! Scheiß Perverser!“

Rick machte auf dem Absatz kehrt und stürmte in einem Affenzahn aus der Küche. Kurz darauf hörte man ihn lautstark die Treppe hochtrampeln. Dann knallte eine Tür, sehr laut.

Jerry räusperte sich und köpfte endlich sein Ei mit dem Löffel. Den Kommentar, den er dazu abgab, war für ihn ungewöhnlich trocken.

„Jetzt ist die Tür wenigstens zu.“

Timo schnaubte und ließ sich wütend und schmollend –wobei er Jerry wahnsinnig an Rick erinnerte- auf den gerade verlassenen Stuhl fallen. Übel gelaunt nahm er sich eine Brotscheibe aus dem Korb und begann –nicht wie vorgesehen, sie mit Butter und Aufstrich zu bestreichen, sondern- an ihr herum zu puhlen.

„Er benimmt sich manchmal echt, als wäre er noch in der Pubertät.“

Jerry hob das Weiße aus dem Deckelchen des Eis und schob sich den Löffel in den Mund. Mit einem Bissen des krossen Toasts stopfte er nach. Bedächtig kauend schüttelte er den Kopf und goss sich ein Glass Orangensaft ein. Wie konnte Timo nur so unsensibel sein.

„Du verstehst ihn nicht. Es war ihm unangenehm. Und weil er aus dieser unangenehmen Situation fliehen wollte, ist er wütend geworden. Und du siehst: er ist weg und hat sich somit der Peinlichkeit entzogen.“

Timo grummelte irgendetwas und schüttelte den Kopf. Dann nickte er leicht und lehnte sich im Stuhl zurück. Seufzend fuhr er sich mit den Händen durchs Gesicht.

„Er ist schon seit vorgestern wahnsinnig angespannt. Ich denke mal, er hat auch einfach etwas von der Spannung ablassen müssen. Er hat in der letzten Zeit ja sowieso ziemlich was durchmachen müssen. Neben dem Outing, hat er sich ja dann auch noch…hmm…“

Jerry sah auf. Forschend sah er Timo ins Gesicht. Was wollte der andere sagen? Was hatte Rick durchmachen müssen? Hart schluckte er und ließ den Plastiklöffeln auf den Teller fallen. Ihm wurde heiß. Er fühlte, wie ihm der Schweiß ausbrach. Es war doch nichts passiert, dass…

„Was hat er durchmachen müssen?“

Timo sah auf wegen Jerrys plötzlich so angespanntem Ton. Verwundert sah er ihn an. Dann runzelte er nachdenklich die Stirn und legte den Kopf schief. Kopfschüttelnd richtete er sich auf und zerpflückte weiter die Brotscheibe auf dem Teller.

„Ich sollte dir das nicht erzählen. Wenn er es dir noch nicht erzählt hat, dann werde ich das auch nicht tun. Frag ihn, wenn du es wissen willst.“

Jerry senkte den Kopf und stützte seine Ellbogen auf der Tischplatte ab. Scharf dachte er nach. Es schien etwas Schlimmes zu sein. Wenn man es ihm nicht so einfach sagen konnte, dann…aber Rick…Jerry schüttelte den Kopf und legte seine Stirn auf seine ineinander verschränkten Hände. Er musste fragen. Wenn er fragte, würde Timo ihm vielleicht etwas erzählen. Dann würde er besser mit Rick umgehen können. Würde besser auf ihn reagieren können.

„Timo.“

Sein Freund blickte auf wegen Jerrys Stimme, die plötzlich ganz rau wirkte. Perplex erwiderte er den ernsten und auch etwas ängstlichen Blick aus Jerrys braunen Augen.

„Timo, er hat doch…keine schlechten…also keine schlechten Erfahrungen gemacht…oder?“

Timo verstand nicht, worauf er hinauswollte. Verwirrt starrte er ihn an, schien rein gar nicht zu verstehen, wieso Jerry auf einmal so besorgt war.

„Was denn für schlechte Erfahrungen?“

„So…na, so wie ich.“

Timo fiel alles aus dem Gesicht. Für einen Moment vollkommen baff sah er ihn an, dann brach er in schallendes Gelächter aus und warf sich wiehernd im Stuhl zurück. Jerry zuckte vor diesem anormalen Verhalten zurück und wusste nicht, was er sagen oder tun sollte. Was war denn los?! Waren seine Befürchtungen so abwegig gewesen?! Aber er hatte gedacht…Weil Rick sich doch auch so seltsam verhielt, so als würde er manchmal erwarten, dass er für irgendetwas bestraft würde oder dass er ihm nicht vertrauen konnte! Jerry war auch so gewesen. Er hatte ein Jahr gebraucht, um sich von seinem ersten Freund –wenn man ihn denn überhaupt so nennen konnte- zu erholen und es sich zu trauen, eine neue Beziehung einzugehen. Seine Annahme war doch nicht so unbegründet gewesen oder?!

„Nein! Nein, Jerry, guck nicht so erschrocken! Mach dir keine Sorgen! Es ist nichts Schlimmes. Es ist nicht wirklich etwas Schlimmes, was er durchgemacht hat. Er war einfach nur in einer Lage…des Ungewissem und der Anspannung. Du brauchst dir nichts Schlimmes auszumalen. Ich bin sicher, er erzählt es dir, wenn du ihn danach fragst. Er wird, denke ich, unsicher reagieren, aber das liegt nicht daran, dass ihm jemand etwas angetan hat. Vor dir hatte er keinen Kontakt zu möglichen Sexualpartnern oder was auch immer du dir da vorstellst. Du bist, denke ich, der erste, den er so nah an sich herangelassen hat, außer seinen Ex-Freundinnen. Keine Sorge, alles andere hätte er mir erzählt.“

Jerry schloss aufatmend die Augen und nickte langsam. Allmählich beruhigte er sich wieder. Die Hitze verschwand aus seinem Körper und er lockerte bemüht unauffällig seine verspannten Schultern.

„Mein Gott, Jerry, du hast doch wirklich nicht gedacht, jemand hätte ihn so behandelt wie dich damals oder?! Du weißt, dass ich das nie zugelassen hätte! Er kommt mit so Liebesangelegenheiten immer zu mir. Was das angeht, verstehen wir uns Gott sei Dank.“

Jerry wollte sich dazu nicht weiter äußern. Plötzlich genierte er sich, so überreagiert zu haben. Er sollte nicht immer vom Schlechtesten ausgehen. Mit zusammengekniffenem Mund nahm er wieder den Löffel auf und kratzte ein weiteres Stück aus der braunen Schale des Eis, das von einem glücklichen Huhn stammte, wie er an dem rötlichen Stempel erkennen konnte. Das waren einfach die besten Eier. Wäre es ein Ei aus einer Legebatterie gewesen, hätte er es nicht angerührt.

Timo räusperte sich. Jerry sah nicht auf.

„Das hängt dir immer noch nach oder? Die Sache von damals…“

Jerry nickte leicht. Zögernd sah er auf und blickte Timo ins resigniert lächelnde Gesicht. Dann biss er entschlossen von seinem Toast ab und zerkaute ihn eifrig.

„Aber ich werde es nicht länger mit mir herumschleppen. Timo, ich habe das Gefühl…mit Rick…das wird was Gutes und ich denke, mit seiner Hilfe werde ich’s endgültig vergessen können.“

Timos Lächeln wurde erfreuter. Dann wurde es jedoch spöttischer. Lauernd hob er eine Augenbraue und fixierte ihn mit festem Blick.

„Ach, du glaubst, du kannst ihn lieben, ja?! Wie die ganzen Jungens davor, die du auch geliebt hast?! Wie lange hat das immer mit denen gehalten?! 1 Monat?! 2 Monate?!“

Jerry stöhnte entnervt und die Augen verdrehend. Er pfefferte seinen Toast auf den Teller und verschränkte verteidigend die Arme vor der Brust. Dass Timo das ansprach war vollkommen unfair und etwas ganz anderes gewesen.

„Du verwechselst meine Beziehungen mit deinen. Um dich zu erinnern: DU hast immer mit deinen Chicksen Schluss gemacht, ICH dagegen wurde immer abserviert. Mich trifft keine Schuld.“

„Ach, wirklich?! Und warum haben deine Ex-Freunde als Grund dann immer angegeben, sie hätten das Gefühl, dass du sie nicht liebst? Wie oft hast du mir damit in den Ohren gelegen?! Jedes Mal?!“

„Pff!“

Jerry wandte den Blick ab und sah aus dem Fenster. Eine Frau mit schwarzem Labrador ging auf der anderen Straßenseite spazieren. Langsam etwas wütend werdend schüttelte er den Kopf. Timo verstand ihn einfach nicht.

„Ich kann nichts dafür, wenn denen das so vorkam. Mehr als sie vergöttern und alles für sie tun, kann ich auch nicht oder?! Was hätte ich denn noch machen sollen, hm?! Ihnen ein Auto kaufen?! Oder nach einem Monat einen Heiratsantrag machen?! Auf Knien?!“

Timo stand auf, sammelte die zerfledderte Brotscheibe auf und warf sie in den Müll.

„Hör mal, Jeremias.“

Jerry zuckte unter seinem richtigen Vornamen zusammen. Er machte augenblicklich ein Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen. Dieser Scheißname!

„Es geht nicht darum, wie viel Geld du für denjenigen, den du liebst, ausgibst. Es geht darum, wie viel Zeit du mit ihm verbringst oder wie du ihn ansiehst oder worüber ihr redet. So wie du das hier beschreibst, hört sich das ziemlich oberflächlich an. Das ist keine Liebe.“

„Mensch, Timo! Das hab ich doch nicht ernst gemeint! Ich weiß, worauf es in einer Beziehung ankommt.“

„Ja, schön, anscheinend nicht.“

Jerry biss sich auf die Unterlippe und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. Irgendwie steckte er in einer verfahrenen Situation. Er verstand nicht, was er falsch machte. Er hatte seine Ex-Freunde doch geliebt…oder?!

„Und was willst du mir jetzt sagen…? Dass ich nicht gut genug für deinen Bruder bin und die Finger von ihm lassen soll? Weil du denkst, dass ich nicht lieben kann? Nur oberflächlich lieben?“

In Jerrys Hals setzte sich ein harter Kloß fest. Scheiße. Was tat er, wenn Timo das wirklich glaubte? Wenn er ihm den Umgang mit Rick verbot? Sie kannten sich erst seit gestern, aber der Kleine…er war ihm ans Herz gewachsen. So dumm sich das anhörte. Obwohl…bestätigte er so nicht Timos Theorie? Konnte er nach einem Tag bereits sagen, in Rick verliebt zu sein? Natürlich war *verliebt sein* noch etwas anderes als *lieben*, aber trotzdem…Es war eine Vorstufe von Liebe, nicht wahr?! Was tat er, wenn er sich etwas einbildete?! Wenn er Rick gar nicht wirklich wollte?! Wenn er sich irrte?! Sich das alles einbildete?! War er gar nicht fähig zu lieben?! Hatten das schlechte Verhältnis zu seinen Eltern und damals die Sache mit Maik ihn in der Beziehung kaputtgemacht?!

„Scheiße.“

Jerry sprang auf. Er schnappte sich seinen Eierbecher, umrundete den Tisch und warf sein nur halb gegessenes Ei in den Mülleimer. Frustriert und auch mit Angst starrte er hinunter in den Plastikeimer, wo ihn der Abfall abfällig anzugrinsen schien. Na toll.

„Jerry. Du musst nicht immer alles direkt so dramatisieren. Ich hab ja eben gesehen, wie ihr euch anseht. Es hätte nicht mehr viel gefehlt und ihr hättet Händchen gehalten und euch wie Idioten angegrinst und all so einen Gehirn amputierten Scheiß eben. Ich hab gesehen, wie du ihn angesehen hast. Und so hast du noch nie jemanden angesehen. Du musst dir keine Sorgen machen.“

Jerry wandte sich vom Müll ab und sah Timo, der ihm seine Panik wohl angesehen und der sie scheinbar auch sofort verstanden hatte, forschend ins Gesicht. Stimmte das? Hatte er ihn wirklich so wahnsinnig verliebt angesehen, wie Timo das behauptete?

„Wirklich?“

„Ja, Mann!“

Jerry schloss kurz die Augen, atmete tief durch und trat dann wieder an seinen Platz heran. Ihm war der Appetit vergangen, aber seinen Orangensaft wollte er trinken. Er setzte sich hin und nahm einen kräftigen Schluck. Hmm. Ihm ging es gleich besser.

„Schau mal. Was unterscheidet deine Gefühle zu deinen Ex-Freunden von den Gefühlen zu Rick?“

Im ersten Moment wollte wieder Panik in ihm aufsteigen. Gar nichts! Gar nichts unterschied sich! Doch dann rief er sich zur Ruhe und horchte in sich hinein, verglich Situationen mit seinen Ex-Freunden und mit Rick. Schließlich kam er zu einem Schluss.

„Es ist anders. Er…Die Gefühle bei ihm sind stärker und ich denke ganz anders. Ich nehme ihn anders wahr, irgendwie.“

Timo lehnte sich an die Arbeitsplatte und grinste ihn breit an. Er schien zufrieden, hörte still zu.

„Vorher…da hab ich immer nur gedacht: *Cool. Der ist genau mein Typ.* oder *Der hört die gleiche Musik wie ich, mit dem kann man bestimmt toll auf Konzerte gehen.* und *Der wird sich gut mit meinen Freunden verstehen.*. Aber Rick…er entspricht nicht meinem bevorzugten Typ, er ist viel zu jung, viel zu schmal und sieht aus, als spiele er in einem Musikvideo von *My Chemical Romance* mit. Er ist launisch, streitet sich mit dir, ist zickig, beschimpft mich als Blödi und schubst mich von sich, wenn ihm was nicht passt. An die Musik hab ich gar nicht gedacht. Und mir ist auch scheißegal, ob er meinen Freunden gefällt. Jedenfalls noch. Irgendwie…ich hab rein gar nicht nachgedacht. Ich hab nur diese *Schmetterlinge* gefühlt und mir gedacht, dass er einfach hinreißend ist…Mann.“

Timo klatschte in die Hände und riss ihn damit aus seinem Monolog. Grinsend schnappte er sich ein Tablett von der Arbeitsplatte und packte allerhand Sachen vom Frühstückstisch darauf. Ein Teller, Besteck, ein Glas mit Orangensaft, Butter, Honig und Nutella, so wie zwei Brötchen. Strahlend streckte er es ihm hin und nickte auffordernd durch die Tür.

„Na dann! Test bestanden! Rauf mit dir und rede mit ihm. Am Besten erzählst du ihm gleich, wie du dich fühlst! Wenn ihr das dringende Bedürfnis habt, *dabei* dann die Tür offen zu lassen, tut euch keinen Zwang an, ich gehe sowieso in den Garten. Für eine halbe Stunde bis drei Viertel Stunde dürft ihr so laut sein, wie ihr wollt! Und jetzt ab! Mach Papi stolz!“

Erheitert nahm Jerry das Tablett an sich und schmunzelte seinen besten Freund amüsiert an. Seine Angst war wie weggeblasen. Stattdessen fühlte er, wie ihn ein wahres Hochgefühl durchströmte. Belustigt fragend hob er eine Augenbraue.

„*Papi*?!“

Timo grinste zurück und wackelte neckisch mit den Augenbrauen. Jerry hatte schon mal eine ganze Zeit lang versucht, das zu lernen, hatte wahnsinnig oft geübt, hatte es aber nie geschafft. Niemand konnte das besser als Timo.

„Jap! Papi - Daddy Love!“

Auf den ersten Blick

Kapitel 10
 

Lachend verkrümelte Jerry sich aus der Küche und ging beschwingt die Treppe hoch. Vorsichtig das Holztablett balancierend trat er an die Tür und klopfte kurz.

„Ja?“

Jerry stellte das Tablett vorsichtshalber ab, da der Flur mit beigem Teppich ausgelegt war und er diesen besser nicht mit Orangensaft durchnässte. Er öffnete die Tür und kam kurz darauf samt Frühstück ins Zimmer. Rick saß am Schreibtisch, vor dem angeschalteten Computer und sah ihm neugierig, aber auch ganz schön scheu entgegen. Sofort wurde Jerry an Timos Bemerkung erinnert, Rick hätte etwas durchmachen müssen. Er musste ihn unbedingt danach fragen.

„Hab dir das Frühstück hochgebracht. Hast doch bestimmt Hunger. Guck mal, da ist sogar eine Kopfschmerztablette für dich dabei. Hm? Kann ich dich damit locken, damit du mich nicht mehr so schüchtern anguckst?!“

Es half nicht wirklich, es verschlimmerte Ricks Scheu nur noch mehr. Die Röte auf seinem Gesicht vertiefte sich. Aber er erhob sich vom Drehstuhl und nahm ihm das Tablett ab, um es auf dem Bett abzustellen. Unsicher setzte er sich daneben und schnitt sich erst einmal ein Brötchen auf. Jerry setzte sich daneben und beobachtete ihn lächelnd. Bloß keine plötzlichen Bewegungen, sonst verkroch der Kleine sich wieder in seinem Schneckenhaus.

„Hmm. Tut mir Leid, dass ich eben so ausgetickt bin. Hab mich verhalten wie ein Kleinkind. Timo hat manchmal schon Recht, dass ich mich pubertär verhalte…“

Jerry wank ab und begann für Rick das Ei zu pellen.

„Ist schon ok. Ich mag dich auch mit deinen Zickereien.“

Rick fiel das zweite Brötchen aus der Hand. Es stoppte irgendwo zwischen ihnen auf der Bettdecke. Beide griffen sie danach. Rick zuckte leicht zurück, als Timo seine Hand berührte, ließ dann jedoch zu, dass er seine Hand festhielt.

„Wieso bist du immer so scheu? Hast du Angst, dass ich dir etwas tue?“

„Äh, nein, natürlich nicht…“

Rick nahm das Brötchen mit der freien Hand und legte es auf den Teller, wo es hingehörte. Diese Hand legte er dann auf ihre beiden, die sich mittlerweile ineinander verschränkt hatten. Sanft lächelte er ihn an. Jetzt war er wieder etwas ruhiger. Jerry lächelte beruhigt zurück.

„Ich…ich glaube, ich muss dir etwas beichten.“

„Oh.“

Verwundert legte Jerry den Kopf schief und sah dem Kleineren ins gerötete Gesicht. Wow. Der war ja mit einem Mal ganz aufgeregt! Was wollte er ihm sagen? Hoffentlich war es nichts Schlimmes.

„Ich hab mich verliebt. In den Kerl, von dem ich dir gestern erzählt hab. Der Kerl, wegen dem ich mir eingestanden hab, schwul zu sein.“

Jerry presste die Zähne aufeinander, zwang sich ansonsten aber vollkommen ruhig zu bleiben. Seine Stimme hörte sich trotzdem ein wenig dünn an. Ihm lief es eiskalt den Rücken hinunter. Scheiße.

„Der *Klick!*-Typ, ja? Aha?“

Rick nickte. Er löste seine Hände aus Jerrys erschlafftem Griff und begann das weiße Innere des aufgeschnittenen Brötchens heraus zu puhlen, wie sein Bruder das eben bereits mit dem Brot gemacht hatte. Jerry nahm das nur nebenbei zur Kenntnis. Seine volle Aufmerksamkeit galt Ricks Lippen. Er wollte nichts von dem, was der Jüngere sagen würde, verpassen. Obwohl…wollte er das wirklich hören?! Sollte er sich das wirklich über sich ergehen lassen?!

„Also, das war der Tag, an dem Timos Auto kaputt war. Weißt du noch?“

Jerry nickte wie in Trance, während in seinem Kopf die Gedanken Purzelbäume schlugen. Verdammte Scheiße! Der Kerl war an seiner Uni! Er würde ihn verprügeln, sollte er rauskriegen, wer er war! Obwohl…dazu hatte er kein Recht. Rick und er führten keine Beziehung oder so. Für Rick war es sicher nur ein One-Night-Stand, lediglich eine Möglichkeit, ein Stück seiner Unerfahrenheit zu verlieren. Er hatte wirklich nicht das Recht, dem Typen deshalb böse zu sein. Außerdem wäre Rick dann bestimmt wahnsinnig sauer auf ihn…Trotzdem. Er würde ihn verprügeln. Vielleicht würde es helfen, dieses Scheißgefühl, dass seinen Magen in einen brennenden Eisklumpen verwandelte, zu vergessen. Ricks aufgeregt stotternde Stimme riss ihn aus seinen entschlossenen Grübeleien.

„Also…er kam auf mich zu und dann wurde er mir vorgestellt.“

„Aha? Das ist doch schon mal gut, dann weißt du ja, wie er heißt. Ich nehme mal an, er geht auf unsere Uni? Vielleicht kenne ich ihn und kann ihn dir irgendwie…äh…noch einmal vorstellen…oder so…Wie heißt er denn?“

Rick sah ihn an und diesmal schmunzelte er. So süß, dass es Jerry schmerzte. Scheiße. Jerry drängte blinzelnd das Brennen in seinen Augen so weit zurück, wie es ihm möglich war. Er konnte doch nicht wegen so einer Lappalie anfangen zu heulen! Sollte er sich zusätzlich zu einem gebrochenen Herzen auch noch lächerlich machen?!

„Jerry.“

„Huh?“

„Jerry. So heißt er.“

„Ach so.“

Er saß da und dachte nach. Jerry. Jerry. Er kannte keinen Studenten außer ihm selbst, der Jerry hieß. Er kannte einen Gerrit, der sich Gerry rufen ließ. Er hatte mit ihm den einen oder anderen Kurs. Gut. Dem würde er den Hals umdrehen. Er war ihm sowieso total scheiße unsympathisch gewesen, weil er sich immer so bei den Profs ein schleimte. Er…Moment. Gerry war hässlich wie die Nacht. Klein, unförmig und alles andere als sportlich! Also doch nicht Gerry?! Hatte Rick sich beim Namen vertan?

Nein. Rick war sich vollkommen sicher. Man sah es ihm an. Er grinste und war rot angelaufen, wie ein Schulmädchen. So verknallt wie er schien, hatte er sich den richtigen Namen auf jeden Fall gemerkt. Verwirrt runzelte Jerry die Stirn und erwiderte Ricks Blick.

Augenblick…Der sah ihn so komisch an…So…auffordernd…und amüsiert.

Er brauchte einen langen Augenblick, bis seine Glühbirne genug Strom hatte, um anzuspringen.

„Oh.“

Jerry riss die Augen auf und starrte den Kleineren vollkommen sprachlos an. Der Kleine grinste ihn verschmitzt an.

„Oh!“

Rick brach in Gelächter aus. Kichernd hielt er sich den Bauch und sah Jerry aus blitzenden Augen dabei zu, wie er sich um Fassung bemühte. Scheiße! Was hatte er sich gerade lächerlich gemacht! Wieso hatte er noch so lange überlegen müssen?! Das konnte doch nicht wahr sein! Seit wann war er so dämlich?!

„Du hast ’ne ganz schön lange Leitung, was?!“

Jerry stöhnte auf und fuhr sich mit beiden Händen durchs Gesicht, dann rettete er sich in ein verlegenes, brüchiges Lachen. Verdammt, war das peinlich. Diesmal war er es, der mit flammendrotem Gesicht da saß und versuchte Ricks fröhlichem Blick auszuweichen. Mein Gott. Das konnte nicht wahr sein!

„Normalerweise brauche ich nicht lange, um so etwas zu kapieren. Aber bei dir…“

Jerry räusperte sich und richtete sich auf. Ernst griff er sich eine von Ricks Händen und sah dem Jüngeren dann eindringlich ins Gesicht.

„Ok. Ich kann dir nichts versprechen. Ich habe bis jetzt immer Pech mit meinen Freunden gehabt. Und ich weiß nicht, ob das mit uns lange halten wird, aber ich weiß, dass ich mich auf jeden Fall in dich verliebt habe. Ich mag dich wirklich. Also…wir sollten…mal ausgehen, ja? Gucken, ob es mit uns überhaupt klappt.“

Rick grinste ihn an und nickte zögerlich. Seine Wangen waren mal wieder tiefrot. Und plötzlich verstand Jerry sein bisheriges Verhalten. Diese Unsicherheit kam nicht daher, dass –wie er vorher angenommen hatte- er Angst vor ihm hatte oder sich unwohl fühlte. Sie kam daher, dass Rick sich einfach in ihn verliebt hatte und er sich die ganze Zeit Gedanken darüber machte, wie er auf ihn wirken mochte. Jetzt verstand er, warum Rick auf jedes Kompliment immer so komisch reagiert hatte. Er hatte sich bestimmt jedes Mal wie irre gefreut und hatte nicht gewusst, wie er darauf reagieren sollte!

Gott. Wie blöd konnte man nur sein?!

„Dir wird das sicher komisch vorkommen, dass ich mich in die verliebt hab…also…weil wir uns ja nicht wirklich kennen und so…aber…ich hab mir von Timo so viel von dir erzählen lassen, dass ich um ehrlich zu sein das Gefühl habe, ich würde dich kennen. Verrückt oder?!“

Blöde grinsten sie sich an und Jerry streckte eine Hand aus, um über Ricks zart gerötete Wange zu streicheln. Zutraulich schmiegte er sich in seine Hand. So süß…

„Ich finde das gar nicht komisch…Dir muss es komisch vorkommen, weil ich dich ja erst gestern richtig kennen gelernt habe…Aber du bist so unglaublich…Ich will dich so schnell wie möglich richtig kennenlernen!“

„Ja. Das will ich auch, wahnsinnig gerne.“

Jerry grinste breit. Dann beugte er sich vor und drückte Rick einen zärtlichen Kuss auf die weichen Lippen. Es war ein so flauschig-warmes Gefühl. Schlanke Arme legten sich um seinen Nacken und zogen ihn gleich zu noch einem Kuss heran, den sie dann auch noch vertieften. Jerry fühlte sich wie im Himmel. Sie umarmten sich, küssten sich innig und er fühlte sich einfach nur wahnsinnig gut dabei. Es war so schön, Rick zu küssen, über seinen Rücken zu streicheln und seine Wärme zu spüren. In diesem Moment fühlte er sich sehr, sehr wohl.

„Hey! Jerry?! Ich muss den alten Gartentisch zurück in die Garage stellen, aber für mich allein ist er viel zu schwer! Du musst mir helfen!“

Rick stöhnte frustriert in seinen Mund und auch Jerry musste die Augen verdrehen. Timo. Dieser Idiot! Er hatte ihm gesagt, dass er sie mindestens eine halbe Stunde in Ruhe lassen würde! So ein Mist!

Seufzend löste er sich von Rick und blickte zur Tür. Er holte tief Luft und brüllte so laut zurück, dass seine Stimme bis nach unten dringen sollte.

„Du hast gesagt, du würdest uns eine halbe Stunde in Frieden lassen! Was soll das denn?!“

„Bitte, Jerry! Oder ich verrate Rick deinen richtigen Vornamen!“

Jerry zuckte zusammen und verzog zerknirscht das Gesicht. Shit. Na, da konnte er nichts machen. Gegen so eine Gewalt war er machtlos. Entschuldigend sah er Rick an und erhob sich seufzend.

„Tut mir Leid. Ich hatte ja versprochen, ihm zu helfen. Ich werde nicht lange brauchen, ok?“

Rick schmollte ihn an. Jerry war sofort vollkommen hingerissen. Scheiße. Das war echt gemein! Wie sollte er ihn denn jetzt noch hier alleine sitzen lassen?! Er würde ihn ja dann lange nicht sehen können! Verdammt!

„Weißt du was? Du kommst mit nach unten und hilfst auch!“

Jerry schnappte sich Ricks Hand und zog ihn durchs Zimmer. Als sie die Tür erreichten, stellte Rick sich quer und stemmte sich so sehr gegen seinen Griff, dass sie anhalten mussten.

„Kommt gar nicht in die Tüte! Ich habe Timo gesagt, dass er sich meine Hilfe sonst-wo hinstecken kann! Du glaubst doch nicht, dass ich jetzt kleinbeigeben werde und ihm seinen Willen lasse! Das kannst du ja mal so was von vergessen! So kriege ich ihn ja nie richtig erzogen! Und dann wird er immer ein Arschloch bleiben!“

Jerry lachte amüsiert auf und küsste Ricks zarte Lippen. Erheitert zog er den schmalen Körper an sich und schmuste sein Gesicht in die schwarzen Haare, sog Ricks süßen, einmaligen Geruch tief ein. Hmm…Lecker…

„Weißt du, er hat das nicht böse gemeint. Er wusste selbst nicht genau, wie er mit der Situation umgehen soll. Er hat sich noch nicht ganz mit dem Gedanken angefreundet, dass sein kleiner, süßer Bruder, auf den er bis jetzt immer aufgepasst hat, jetzt auf einmal sexuell aktiv ist. Er war unsicher und hat sich deshalb mit einem –ich gebe zu- wirklich dummen Scherz Luft gemacht.“

Rick stöhnte entnervt auf und vergrub seine Finger in Jerrys T-Shirt. Er schien genervt, aber er schmiegte sich trotzdem vertrauensvoll an ihn. Das war ein schönes Gefühl, das Jerry richtig zufrieden lächeln ließ. Warmer Atem streifte die Haut an seinem Hals, als Rick resigniert aufseufzte.

„Ihr blöden Psychologiestudenten immer mit euren scheiß-verständnisvollen Vorträgen…Timo geht mir damit auch schon total auf die Nerven…Was hab ich mir da nur angelacht…“

Jerry grinste und löste sich wieder etwas von seinem Kleinen, sah ihm frech schmunzelnd ins Gesicht. Keck schummelten sich seine Hände an Ricks Seiten unter den Stoff seines Shirts und begannen leicht über die weiche Haut zu kitzeln, so dass sie Rick leise kichernd in seinem Griff winden musste. Nach einem Moment hörte Jerry mit dem Necken auf und verschloss Ricks vor Lachen geöffneten Mund mit seinem, um ihn in einen intensiven Zungenkuss zu verwickeln. Das würde ihn bestimmt überreden!

„Sieh es mal so. Du hilfst nicht deinem Bruder, sondern mir. Ich helfe ihm kurz den Tisch wegzutragen und dann gehe ich ins Wohnzimmer zum Aufräumen. Und da kannst du mir dann helfen. Dein Bruder wird nichts davon erfahren, wird seine Lektion lernen und wir…“

Kess beugte er sich über Ricks Schulter und biss ihm verheißungsvoll in die Halsbeuge, so dass sein Kleiner zusammenzuckte und sich dann begierig an ihn presste. Grinsend sahen sie sich an und Jerry wusste, dass er gewonnen hatte.

„…und wir haben danach mehr Zeit, um uns –diesmal bei geschlossener Tür- hier in deinem Zimmer zu verkriechen. Was hältst du von meiner Idee?“

„Hmmm…“

Rick stellte sich leicht auf die Zehenspitzen und drückte ihm einen Kuss auf. Sein strahlendes Gesicht sagte bereits alles, also verschränkte Jerry ihre Hände miteinander und zog mit seinem kleinen Schmusetiger hinaus in die Schlacht.
 

Nachdem Jerry Timo dabei geholfen hatte, den zweiten Gartentisch auseinanderzubauen und in Teilen in die Garage zu tragen, hatte er mit Ricks Hilfe das Wohnzimmer aufgeräumt, wobei sie doch länger brauchten, als angenommen, weil sie sich zwischendurch immer wieder küssen mussten. Sie waren fertig geworden und Jerry erschrak regelrecht, als er auf die Uhr sah. Kurz vor halb 4.

„Scheiße!“

Erschrocken warf er den noch feuchten Putzlappen in die Spüle in der Küche und wandte sich Rick zu, der ihn verwundert ansah. Gestresst vergrub er eine Hand in seinen Haaren und verzog den Mund.

„Ich habe vergessen, dass ich bei meinen Eltern zum Kaffee eingeladen bin. Mein Vater feiert seinen 57. Geburtstag. Ich bin schon eine halbe Stunde zu spät.“

„Oh!“

Rick sah ihn enttäuscht an. Jerry ärgerte sich über sich selbst. Sie hatten doch noch zusammen kuscheln und eine DVD gucken wollen. Das konnte er jetzt vergessen, wenn er seine Eltern nicht wütend machen wollte. Sie konnten wahnsinnig kaltschnäuzig werden, wenn ihnen etwas nicht passte. Und irgendjemand musste seine Studiengebühren ja bezahlen. Bafög bekam er mit Sicherheit nicht! Bei den Bonzeneltern…

„Tut mir Leid, Kätzchen…Ich mach’s wieder gut, ja?“

Rick nickte und ließ sich von ihm in eine zärtliche Umarmung ziehen. Jerry genoss das warme Gefühl, das diese Berührungen in ihm auslösten, für einen Moment und löste sich dann schweren Herzens wieder. Zügig ging er aus der Küche zur geöffneten Terrassentür und sah hinaus. Timo war auf dem Rasen und sammelte die letzten, verstreuten Flaschen ein.

„He! Das Wohnzimmer ist fertig! Ich muss jetzt leider los!“

„Echt?! Schade! Na, danke für die Hilfe!“

Jerry grinste und schüttelte den Kopf.

„Nein! Danke für deine Hilfe, Daddy Love!“

Sie grinsten sich an. Jerry war in der letzten Stunde klar geworden, dass Rick und er sich ohne Timos Hilfe nie so nah gekommen wären. Diese unfreiwillige Dusche schrie nämlich geradezu nach Timos Handschrift. So etwas Fieses und einfach Gestricktes konnte sich auch nur sein Kommilitone ausdenken. Aber es war auch eine logische Schlussfolgerung gewesen. Wenn erst die Bekleidungs-Hüllen gefallen waren…Ja. Das war wirklich clever von ihm gewesen.

„Gut! Ich bin dann weg! Wir sehen uns!“

„Jap! Ciao!“

Jerry wandte sich um und durchquerte das Zimmer. Im Flur wartete Rick auf ihn. Er schien schnell nach oben geflitzt zu sein, denn er hielt ihm Schuhe hin, die er als die erkannte, die er sich gestern aus Timos Sammlung gesucht hatte.

„Deine Schuhe sind noch total nass von Innen.“

„Nicht schlimm. Jetzt habe ich außer dir noch einen weiteren Grund, um wieder zu kommen.“

Rick grinste ihn an und Jerry schlüpfte schnell in die weißen Turnschuhe. Sie passten wie angegossen. Jerry richtete sich auf und ergriff dann lächelnd Ricks Hand, zog ihn daran zur Tür, wollte sie aber noch nicht öffnen.

„Wann hast du Zeit?“

Rick trat an ihn heran und schlang die Arme um seinen Oberkörper, schmiegte seinen Kopf an seine Brust. Jerry schloss genießend die Augen und kraulte sanft durch die weichen, schwarzen Haare Ricks. Es war so schön, wieder jemanden umarmen zu können.

„Hmm…nächste Woche? Sollen wir am Dienstag ausgehen? Da ist Kinotag, alles billiger. Stehst du auf Kino?“

Jerry murmelte etwas Bejahendes. Allerdings behagte ihm der Gedanke nicht, Rick eine halbe Woche nicht zu sehen. Konnten sie sich nicht früher treffen? Hatte Rick wirklich so viel zu tun? Das kam ihm komisch vor, es waren doch Sommerferien. Oder wollte Rick ihn einfach nicht früher sehen? Brauchte er Zeit zum Nachdenken? Er entschied sich für einen energischen Vorstoß.

„Bis Dienstag zu warten, find ich eigentlich viel zu lang. Findest du nicht? Wie wäre es mit Morgen? Oder willst du erst mal nachdenken…?“

„Morgen?“

Rick sah überrascht zu ihm auf. Dann machte sich ein verlegenes Lächeln auf seinem Gesicht breit und er senkte verschämt den Blick. Oh, oh, was war denn jetzt wieder los?

„Du wirst lachen…aber…ich dachte, man sollte immer drei Tage warten oder so…mit der Verabredung…“

Jerry biss sich auf die Unterlippe, konnte sich wirklich gerade noch so das Lachen verkneifen. Das konnte nicht Ricks Ernst sein oder?!

„Wirklich?“

Er musste sich räuspern, weil seine Stimme doch etwas von seiner Belustigung verriet. Mist. Er wollte sich doch gar nicht über Rick lustig machen. Aber…das hatte der Kleine wirklich gedacht?!

„Ja…Das ist albern oder? Ich wollte mich…für dich interessanter machen…hab gehört, das geht so…“

„Oh, Mann, Rick! Wie kann man nur so süß sein?!“

Verzückt hob er Ricks Kinn mit einer Hand an und sah ihm ins flammendrote Gesicht. Gott. Er könnte ihn mit Haut und Haar auffressen! Er war echt wahnsinnig verknallt!

„Du musst dich nicht interessanter machen! Ich glaube, das geht gar nicht mehr! Du brauchst dich nicht um so eine lächerliche *3-Tage-Regel* zu kümmern. Bei mir braucht du so was nicht. Keine Spielchen.“

„Ok. Keine Spielchen.“

Jerry lächelte seinen Schatz an und der erwiderte dies unsicher, aber dann immer herzlicher lächelnd, bis er regelrecht strahlte. Wow. Eine Supernova!

„Also Morgen. Kino. Und vielleicht etwas Essen gehen? Soll ich dich um 18:00 Uhr abholen, Tiger?“

Rick legte den Kopf schief und grinste. Er zog Jerry am Nacken zu sich hinunter und küsste ihn zärtlich und lange auf die Lippen. Jerry seufzte verliebt und erwiderte den Kuss begierig. Schmatzend lösten sie sich wieder voneinander und grinsten sich breit an. Scheiße. Sie zwei mussten für einen Außenstehenden aussehen wie zwei Gehirnamputierte.

„Ja. Morgen. 18:00 Uhr.“

„Schön.“

Diesmal beugte Jerry sich von sich aus hinunter und verwickelte seinen Schmusetiger in einen tiefen, etwas wilden Kuss. Kichernd trennten sie sich nach einiger Zeit wieder voneinander. Wenn sie so weitermachten, würde einer von ihnen noch an Luftmangel sterben!

„Schöööön. Dann bis Morgen, Kätzchen.“

„Hmm…Bis Morgen…“

Sie grinsten sich ein letztes Mal an und dann schlüpfte Jerry aus der Tür, fühlte Ricks verträumten Blick im Nacken, während er die Straße überquerte, um zu seinem dort abgestellten Auto zu kommen.

Wie er sich auf den nächsten Tag freute!

Er konnte es kaum noch erwarten!
 

ENDE



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (14)
[1] [2]
/ 2

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2009-02-26T17:42:36+00:00 26.02.2009 18:42
super schöne Geschichte. Gibts ne fortsetzung???
LG Stjaerna
Von:  HarukaEva
2009-02-23T18:39:38+00:00 23.02.2009 19:39
Soooooooooooooooooo Schööööööööööööööööööööööööööööööööön... *schwärm*
Jetzt haben sich die beiden endlich, hat ja auch lange gedauert, wenn man von Ricks Sicht ausgeht. XD
Was mir mit am besten gefallen hat, war, dass Jerry bezüglich der Liebeserklärung eine soooooooooooo lange Leitung hatte. Das hätte ich nun wirklich nicht von ihm erwartete, aber das zeigt wohl nur, wie verliebt er in Rick und wie eifersüchtig er auf seinen vermeindlichen Konkurenten war. Echt süß von ihm.

Einen Kritikpunkt hab ich aber, naja kein richtiger... *trommelwirbel* nämlich, dass die Geschichte jetzt zu Ende ist. Gerade wo sie sich gefunden haben und es anfängt beziehungstechnisch spannend zu werden. Ich hatte mir - ehrlich gesagt - im Hinterkopf schon erhofft, dass die beiden noch ein paar kleine Beziehunghindernisse erleben werden; Ricks zickige Seite ist ja auch nicht ohne und sicherlich für die ein oder andere Überraschung bereit.
Deshalb auch gleich meine Frage: Planst du evtl. eine Fortsetzung oder war dies das 'endgültige' Ende aus dem Leben der beiden Frischverliebten? ^-^

lg
Haruka-Eva ^x^

PS. Sorry, dass ich den ersten Kapi-Kommi hier so 'versaut' habe. XD
Von:  Sammy5522
2009-02-15T17:36:29+00:00 15.02.2009 18:36
Hi! Super süß!!!!
Bin schon neugierig auf`s nächste Kappi!!!


Alles liebe deine sammy
Von:  Sammy5522
2009-02-12T16:37:47+00:00 12.02.2009 17:37

HAHA!
Super ende!!!!!! grins
Freue mich schon wenn es weiter geht!!!


Alles liebe deine sammy

Ganz doll drück
Von:  HarukaEva
2009-02-12T10:25:35+00:00 12.02.2009 11:25
Wieder mal ein tolles Kappi! ^-^
Ich liiiiebe Ricks kleine Persönlichkeitswandler (nenn' das jetzt einfach mal so XD). Vor allem wie er so schnell von Süß auf Verrucht umschalten kann; kein wunder, dass Jerry 'verrückt' wird.
Aber am meisten haben mich Timos Worte am Schluss umgehauen, dieser Satz war einfach mit das beste an der Story für mich. XD
*auf doppeldeutigkeiten steh*
Bin mal gespannt wie es weitergeht und ob sie es schaffen alles aufzuräumen, bevor die lieben Eltern kommen. ^,~

lg
Haruka-Eva
Von:  7Nine
2009-02-12T09:11:22+00:00 12.02.2009 10:11

:D

Mehr kann ich einfach nicht sagen xD
Von:  Angie_Cortez
2009-02-07T19:53:19+00:00 07.02.2009 20:53
Also ich kann ohne zu zögern behaupten, dass es einfach nur putzig war =) Super Arbeit und danke dass du mir den Abend versüßst hast *grins*
Von:  Angie_Cortez
2009-02-07T17:42:48+00:00 07.02.2009 18:42
Muhaha Satanistenzirkus *weglach* oh man wie geil ^^ die debil betrunkene Stimmung gefällt mir ;) Erinnert mich an gestern Abend XD
Von:  Sammy5522
2009-02-06T16:42:01+00:00 06.02.2009 17:42
Hi!!
Juhu die erste!!!!
War wiedermal klasse dein kappi!!!!!
Freue mich schon rießig auf`s nächste!!!


Alles liebe deine sammy

ganz doll drück
Von:  Sammy5522
2009-02-03T18:48:27+00:00 03.02.2009 19:48
Hi!!
Ach die 2 sind so knuffi!!!
Will mehr!!
Freue mich schon wenn es weiter geht!!!


Alles liebe
und ganz doll drück

deine sammy


Zurück