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Wulfpack

von

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Flucht

Erklärungen: Damit die Zeitangaben der Geschichte passen, musste ich einige Kleinigkeiten ändern: bei mir war das trimagische Turnier etwa im Januar beendet, sowie Harrys darauffolgender Prozess. Dann kommt auch meine Zeitlinie wieder hin *g*
 


 


 

„Harry... bitte,“ flüsterte Remus. Er biss die Zähne heftig zusammen, als eine weitere Welle Schmerz ihn überrollte. Blut floss aus seinem Mund, als er zu dem Fünfzehnjährigen sah, der selbst in einem schrecklichen Zustand war. Er wusste nicht, ob sein Kleiner die nächste Zeit überleben würde. Heute Nacht war Vollmond. Über sich selbst – er bezweifelte, dass er auch nur noch einen Sonnenaufgang sehen würde.
 

„Ich... ich kann dich nicht...!“, begehrte Harry auf. „Bitte, bitte schick mich nicht weg!“ Wieder liefen Tränen über seine Wangen. Remus – der letzte Mensch, den er hatte. Er drückte sich enger an den Werwolf – nicht, dass er der Einzige in dem Raum wäre.
 

Es war passiert, wann wusste Harry nicht, er hatte schon lange jedes Raumgefühl verloren, seit sie hier eingeschlossen waren, im Stich gelassen, von Allen, an die er je geglaubt hatte, nachdem er vollbracht hatte, was man von ihm, einem Kind, erwartet hatte.
 

Hogwarts – einst hatte er es geliebt, nun aber war das hier sein Kerker, irgendwo mitten in der Schule. Dumbledore hatte ihn verschwinden lassen, wie auch immer. Um sein Erbe zu bekommen, aber dann war heraus gekommen, dass Harry sterben musste, ohne Gewalteinwirkung von Dumbledores. Erst dann würde das Testament überhaupt auftauchen, dass man ihn anzufertigen gezwungen hatte.
 

Woraufhin der Alte auf eine ganz gemeine Sache gekommen war. Er hatte Remus zu Harry gesperrt. Kurz vor Vollmond – ohne Wolfsbann. In der ersten Zeit war Snape noch gekommen, mit Büchern und dem Trank.
 

Aber dann nicht mehr.
 

Und natürlich hatte Remus ihn gebissen. Zum Glück aber nicht umgebracht. Harry wusste nicht, wie lange es her war, er hatte Angst, panische Angst vor dem nächsten Vollmond. Aber noch viel mehr Angst hatte er davor, ohne Remus zu sein. Der letzten Konstanten. Sirius Geliebtem, wie er in den letzten Tagen erfahren hatte.
 

Remus lächelte schwach und strich dem Jungen, der sich gegen ihn zusammengerollt hatte, über den Rücken. „Harry, bitte,“ setzte er erneut an, wobei er versuchte, den Hustenreiz zu unterdrücken. Da der Alte Harry nichts tun durfte, hatte er die Flüche eben an dem Werwolf geübt, das hatte sich angeboten. Und das, obwohl er offiziell Gesetze zum Schutz der Lykantrophen ausgerufen hatte!
 

„Nein!“
 

„Harry, ich sterbe.“
 

„Nein! Nein!“, der Jüngere sah Remus bettelnd an. „Bitte! Bitte, nicht! Snape, er...!“
 

„Wenn er noch im Schloss wäre, hätte er etwas... etwas getan,“ meinte der Werwolf sanft. „Bitte, lass nicht.... Alles umsonst gewesen sein – du musst leben!“
 

„Ich... ich kann nicht!“
 

„Harry... Harry, ich bin immer bei dir, zusammen mit Sirius.“ Er strich eine einzelne, verklebte Strähne aus dem Gesicht des Jüngeren. „Bitte... lass unseren Tod nicht umsonst sein... lebe, das ist Alles, was wir je ... wollten...“
 

Dieses Mal konnte er weder das Husten unterdrücken noch das Blut vor dem Jüngeren verstecken. Traurig sah er in die verzweifelten, grünen Augen, die schon so viel schlechtes gesehen hatten. Eine Kindheit hatte er nie gekannt, dann das Training, um ihn als Waffe einzusetzen, die Verleumdung des einzigen Menschen, der ihn um seiner willen liebte, dann das verdammte Turnier, bei dem Cedric gestorben war und Harry Voldemort besiegt hatte.
 

Dann war es auf ein Mal ganz schnell gegangen. Dumbledore hatte den Kopf gehabt, Harry des Mordes an Cedric und Voldemort anzuklagen, dann aber gesagt, statt Azkaban würde er sich des Jungen annehmen, in der Zeit hatte man Sirius hingerichtet, aufgrund der Verbrechen, die er nicht begangen hatte und niemand Anders als Albus Dumbledore, jetziger Minister der Magie, hatte das Urteil unterzeichnet.
 

Und dann... dann nach über einem halben Jahr hatte Remus den Jungen wieder gesehen, in einem schrecklichen Zustand und Harry hatte ihm nie erzählt, was alles geschehen war. Aber das Schlimmste war, dass er nun nicht mehr da sein würde, um Harry zu schützen.
 

Snape schien versucht zu haben, zu helfen, aber er wusste nicht, wo der Tränkemeister nun war. Vielleicht hatte auch der keinen Wert mehr für diesen Wahnsinnigen, dem auch er mal vertraut hatte.
 

„Du... du wirst wieder...!“
 

„Nein, Harry. Ich sterbe, dafür hat der Alte gesorgt,“ gab er sanft und leise zurück. „Es... es ist in Ordnung,“ fügte er hinzu. „Ich... habe nichts gegen den Tod, auch... wenn ich es bereue, dir nicht helfen zu können. Aber... du... du musst... gehen !“
 

„Wohin? Ich...!“
 

„Harry, heut Nacht ist Vollmond, Niemand wird vor Morgen runter kommen, wenn... du jetzt gehst, schaffst du...!“
 

„Aber ich...!“
 

„Harry, wenn es Jemand kann, dann du,“ versuchte er den Jungen zu überzeugen. „Du... du musst gehen!“
 

„Aber… !“
 

„Harry, wenn…,“ der Andere röchelte kurz, bevor er sich zusammenriss. Dann spielte er den letzten Joker aus. „Harry, wenn du... stirbst... wer... wer wird Sirius rächen?“
 

Der Grünäugige sah Remus an, er wusste, der Andere hatte Recht und sie redeten schon von diesem Versuch, seit Harry herausgefunden hatte, dass es einen schmalen Durchgang gab, der sich mit Parsel öffnen ließ, durch den Remus aber nicht passte. Weswegen er sich geweigert hatte, zu verschwinden, wohl wissend, dass es der Tod des Anderen sein würde.
 

Aber jetzt...
 

Harry konnte sich nichts mehr vormachen. Seine Brille mochte ja weg sein, aber Farben sah er und die von Blut kannte er inzwischen entschieden zu gut. Auch ihm war klar, dass Remus diese Nacht nicht überleben würde. Himmel! Er wusste doch nicht mal, ob er selbst überleben würde!
 

Er machte sich keine sonderlichen Illusionen, er wusste, er sah schlimmer aus, als er es bei den Dursleys getan hatte, er bestand nur noch aus Haut und Knochen, er war, wenn heute Vollmond war, was auch seine innere Unruhe erklärte, seit einem Monat Werwolf und sein gesamter Körper war voller Blessuren, die er sich holte, ohne zu wissen, wie.
 

„Harry... bitte!“
 

Der Jüngere konnte nur mit Entsetzen zusehen, wie weiteres Blut aus Remus’ Mund floss und der Andere wieder rasselnd hustete. Damit war sein Entschluss gefasst. Nicht für sich. Aber für die Anderen. Für seine Eltern, für Siri, für Remmy. Und um sich zu rächen! An Dumbledore! Er würde dem Alten Alles nehmen, was dem nahe ging!
 

„Ich... ich gehe...,“ flüsterte Harry. „Aber..!“
 

Sanft drückte Remus den Jüngeren an sich. „Du wartest nicht,“ gab er leise zurück. „Das kostet dich... Zeit... die... Wandlung... wird dich genug kosten!“
 

„Sie werden mich...erwischen!“
 

„Als Wolf... Kannst du die Kammer nicht... öffnen... bitte, Harry. Ich liebe dich... und .. Sirius und deine Eltern... sie haben dich auch... geliebt.“ Er küsste den Kleinen sanft auf die Stirn. „Und jetzt... geh...“
 

Harry weinte heftiger, doch er gab nach.
 

„Ich... werde nicht leiden,“ meinte Remus sanft, als Harry aufstand. „Mach... dir keine Sorgen.“

Weinend und halb blind kroch er durch einen schmalen Spalt, bevor er etwas zischte, dann sah er sich noch mal zu Remus um, der sich auf die Ellenbogen aufgerichtet hatte und ihn anlächelte, traurig und sanft, wie er es immer getan hatte.
 

„Geh...“
 

Erst dann wandte Harry sich um und quetschte sich durch die geheime Passage, wobei er sich die Haut an den Armen und Beinen aufschürfte, denn egal, wie schmal er war, der Gang war es ebenfalls. Remmy hätte nicht die Spur einer Chance gehabt.
 

Hätte der Werwolf ihn doch nur nie kennen gelernt! Dann wäre der nie in die Situation geraten!

Gut, dass er schon lange nicht mehr auf seine Augen angewiesen war, um zu sehen, sonst wäre er keinen Schritt mehr vorwärts gekommen. Denn er sah vor Tränen nichts mehr, außerdem war eines seiner Augen ohnehin entzündet. Natürlich hatte er auch keinen Zauberstab mehr, der war bei diesem lächerlichen Prozess zerbrochen worden.
 

Aber seine wilde Magie hatte sich nicht einsperren oder binden lassen, sie war es, die wie der Stock eines Blinden fungierte und ihn zu warnen schien. Denn er hatte keine Ahnung, wo er herauskommen würde, er wusste ja noch nicht mal, wo genau im Schloss er sich befand. Orientierung hatte er keine mehr, das einzige Licht, was er noch kannte, war das von Fackeln, die er sah, wenn der Alte kam, um ihnen weh zu tun.
 

Würde er ‚lumos’ nutzen und dem Wahnsinnigen zeigen, was er konnte, würde man seinen magischen Kern irgendwie zerstören und das würde er nicht überleben, das hatte Snape ihm am Tag seiner Verurteilung zugeflüstert. Ja, sein ehemaliger Tränkemeister hatte versucht, ihm zu helfen.
 

Ob er ihm danken konnte? Oder würde er ihn ebenfalls rächen müssen?
 

Remmy!
 

Alles in ihm schrie danach, zurückzukriechen, aber er konnte nicht, er hatte es versprochen und egal, was geschah, er wollte sich nicht so tief sinken lassen! Er wollte nicht werden, wie Voldemort oder noch Schlimmer, wie Dumbledore!
 

Nicht zurückgehen!
 

Seinen blick starr nach vorn gerichtet zwang er sich, dem Weg zu folgen. Immer weiter. Irgendwann wurde der Gang breiter, doch das nahm Harry kaum noch wahr, Schmerzen waren sein Alltag geworden, ein paar mehr oder weniger... er würde Alles ertragen, wenn Remmy dann leben dürfte, aber das ging nicht, das war ihm klar.
 

Die Luft veränderte sich, das war das Erste, was er merkte. Sie war nicht mehr abgestanden und feucht, nun war sie eisig kalt, aber frisch. Angenehm. Allerdings blendete das Licht ihn sofort, dabei war es schon dämmrig. Vielleicht lag es an der Entzündung...
 

Es war so kalt...
 

Harry schniefte, dann versuchte er, etwas zu erkennen. Schatten, viele Schatten und Weiß. Schnee. Es war also Winter. Er hätte nicht gedacht, dass er das noch mal sehen würde, er hatte mit Remus sterben wollen, aber wer würde die Anderen dann rächen? „Ich... muss durchhalten,“ flüsterte er, während er weiter kroch. Er hatte nicht die Kraft, ohne Hilfe aufzustehen.
 

Dann hatte er es geschafft, er hatte einen der Bäume erreicht. Mühsam richtete er sich auf, biss sich auf die Lippen und torkelte weiter. Er musste tiefer in die Schatten, den Wald. Der würde ihn verstecken, bis... er sich der Umwandlung stellen musste. Dann wollte er weiter weg. Wenn er sich aufraffen können würde. Er hatte gesehen, wie Remus gelitten hatte, mit und ohne den Trank. Wie sollte er das schaffen?!
 

Aber er musste! Für die Andren! Ein Schritt nach dem Anderen....
 

Immer weiter torkelte Harry in das Unterholz, er merkte nicht, wie er die Schilde durchquerte, seine Magie ihm einen Durchschlupf gewährte, er war nur dankbar, weiter tapsen zu können, immer weiter...
 


 


 

Aufgeregt schnüffelte der silberfarbene Wolf. Etwas war anders, vollkommen anders als sonst, ein regelrecht betörender Duft lag in der Luft und er musste sich beeilen, ihn zu finden, er wurde schwächer, war dabei vom Neuschnee verdeckt zu werden und das war inakzeptabel! Er musste es finden! Im Licht des Vollmonds, der sein Fell noch mehr erstrahlen ließ, lief er los.
 

Immer wieder hielt er an, schnupperte an Luft und Boden. Er wusste, er musste sich beeilen. Eigentlich war so etwas ihm meist zu anstrengend, doch dieser betörende Geruch treib ihn an. Er wollte nicht, dass der verschwand! Er wollte ihn immer in der Nase haben können!
 

Nur ein Mal hielt er verwirrt an. Er kam einem Grundstück immer näher, das jeder mit klarem Verstand mied, der etwas anders war, Gesetze hin oder her. Dann aber lief er weiter, immer der Spur nach. ‚Komm schon!’, dachte er nervös. ‚Wo bist du?’
 

Da! Vorsichtig scharrte er etwas Schnee von der Oberfläche. Blut! Er musste ganz nah sein! Der Geruch wurde wieder stärker! Da! Eine ungewöhnliche Erhebung im Schnee! Schnell schaufelte er diesen mit den Vorderfüßen zur Seite – und erstarrte. Da unten lag ein Wolf, Jemand wie er selbst, in einem Zustand, der jeglicher Beschreibung spottete.
 

Der Wolf war auch nicht ausgewachsen, er war noch fast ein Welpe, klein, schmal und nur die Haut schien die Knochen noch zusammenzuhalten. Zumindest an den Stellen, wo sie heil zu sein schien.
 

Sanft stieß er das kleine Bündel an, leckte über die heiße Nase, bis ein leises Wimmern ertönte. Gut, es war noch Leben da. Vorsichtig packte er das Kleine am Nackenfell und stürmte los, ohne sich umzusehen oder weiter irgendwelchen Gerüchen zu folgen, nur zurück, und zwar bevor er bemerkt werden würde!
 

Es schien ewig zu dauern, bis er endlich das Haus erreicht hatte. Nun – entgegen der allgemeinen Annahme hatte er durchaus Manieren und er zog Häusern Höhlen ebenfalls vor. Nur in dieser Form war er gern draußen. Aber was redete er, es war nicht so, als würde es die interessieren, die nun einmal ohne ihre Vorurteile nicht leben konnten.
 

Das Haus schien leer zu sein, als er endlich hinein kam, doch er wusste, zumindest eine Person war da, und die brauchte er. Vorsichtig legte er den Jungwolf auf den Boden, stieß dann ein wildes Heulen aus. Er musste nicht lange warten, bevor ein ziemlich angepisst aussehender Tränkemeister ankam.
 

„Grayback! Was...?!“, kurz schwieg Severus. Er war immer noch recht mitgenommen, doch er lebte. Trotz dem, was geschehen war. Was hatte er sich auch dabei erwischen lassen, einem ‚Feind’ von Albus Dumbledore zu helfen! „Was ist das?“, fragte er schließlich, als er das halbtote Tier auf dem Boden sah.
 

Der Andere heulte erneut.
 

„Ich soll mich um das da kümmern?!“
 

Ein kurzes Knurren, gefolgt von einem Nicken. Severus seufzte und nutzte stablose Magie, um den Kleinen auf den Tisch zu legen. Sein eigener Stab war ja zerbrochen worden und sein Zweitstab lag gerade, Passenderweise, auf seinem Bett. Fragte sich nur, seit wann Grayback, ausgerechnet Grayback mit seinem Lieblingsspruch, das nur die Starken überleben dürften, ihm das hier anschleppte. Nicht zu vergessen, dass er aus irgendeinem Grund so aufgeregt schien, dass er vergaß, wie er mit ihm kommunizieren konnte.
 

„Grayback, verschwinde! Gleich geht der Mond unter und auf den Anblick von dir ohne Kleidung kann ich wirklich verzichten! Außerdem muss ich mich konzentrieren! Aber wenn du angezogen bist, kannst du wiederkommen – wenn du dich bis dahin beruhigt hast!“
 

Fenrir knurrte, aber er wusste, der Andere hatte vermutlich recht. Nur wollte er den Kleinen nicht allein lassen! Ein Blick des Tränkemeisters überzeugte ihn dann aber, dass es besser wäre zu tun, was der verlangte und so erklomm er die Stufen zu dem Geschoss, in dem er sein Zimmer hatte. Er roch, dass außer ihm nur ein Einziger da war, von Snape abgesehen, doch darum kümmerte er sich nicht. Stattdessen machte er es sich auf dem Teppich bequem und wartete. Noch nie schien die Zeit so langsam vorbei gegangen zu sein.
 


 


 

Severus hingegen begann das kleine Ding vorsichtig zu untersuchen. Immer wieder wimmerte es, wenn er gegen eine der offenen Stellen drückte. Aber wenigstens schienen die meisten Knochen noch ganz zu sein, sonst hätte der Junge, ja, es war ein männlicher Werwolf, die Wandlung nicht überlebt. Fragte sich nur noch, warum ein Rudel ein nicht ausgewachsenes Tier ausstieß und schwer verletzt zurückließ. Das taten sie nicht mal mitten in einer Verfolgung. Dann bildeten sie einen Kreis um die Kranken und Schwachen und kämpften. Aber sie ließen nie die Jungen allein.

Erst mal musste er dafür sorgen, dass die Verwandlung durchlief, ohne dass der Bengel vor ihm starb. Er hatte das Gefühl, sollte das geschehen, würde Grayback nicht begeistert sein. Zwar würde man ihm nicht wirklich die Schuld geben können, aber er zog es vor, es gar nicht erst darauf ankommen zu lassen.
 

Schnell ließ er das Tier allein liegen, es war ja nicht so, als würde die Möglichkeit eines Fluchtversuches bestehen, und lief in die Küche. Da schnappte er sich einige Geschirrtücher und aus einem der Schränke ein paar der Tränke, die zu brauen er die letzten Tage zugebracht hatte, sehr zum Spott der anderen Hauseinwohner, die das als überflüssig gesehen hatten, bedachte man, dass es ja gar keinen Krieg mehr gab und sie nun durch Gesetze geschützt waren.
 

Wolfsbann wurde hier nicht gebraucht, Fenrir hatte schon früh einen Weg gefunden, sich zu transformieren, ohne seinen Verstand zu verlieren oder gesteigerte Schmerzen zu spüren. Ein Geheimnis seines Rudels, das er nur denen weitergab, denen er vertraute oder die er selbst gewandelt hatte.
 

Das war der Grund, warum Fenrir seinen Zustand nicht als Krankheit sondern als Geschenk ansah. Kein Wunder, er kannte nur die Vorteile, die bei seiner Art, die Nachteile weit überwog. Immerhin konnte er auch ohne Vollmond zu einem Wolf werden. Der Unterschied war nur, dass Bisse in der Zeit folgenlos blieben.
 

Mit den Dingen in der Hand trat er wieder zu dem Tisch, wo der junge Werwolf lag. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass die Umwandlung bald anfangen würde. Schnell flößte er dem Kleinen eine Phiole mit einem Muskelentspanner und eine mit einem Kreislaufmittel ein. Mehr konnte er erst mal nicht tun. Stattdessen begann er, den Kleinen mit den Handtüchern etwas abzutrocknen, nun, wo der Schnee auf dessen Fell zu schmelzen begonnen hatte.
 

Dann merkte er die Zuckungen, die durch den kleinen Körper fuhren. Ein langgezogenes Wimmern entwich dem Kleinen, bevor er zu versuchen schien, sich weiter in sich selbst zusammen zu rollen. Es ging also los. Mit zusammengekniffenen Augen beobachtete Severus das Ganze, um im Notfall zumindest mit Magie eingreifen zu können. Er würde nicht den Fehler machen, einen unkontrollierten Werwolf anzufassen. Grayback mochte es als Geschenk ansehen, er definitiv nicht. Sein Leben war auch ohne den Virus schon kompliziert genug.
 

Er sah zu, wie die Form des Tieres sich veränderte, sich streckte. Das Fell bildete sich zurück und gab fast schon schneeweiße Haut frei. Zumindest würde sie es sein, wäre sie nicht so dreckig. Was aber gleich blieb, war die bedenkliche Dürre und auch in der Form hatte der Junge starke Abschürfungen.
 

Dann bildete sich die Schnauze langsam zurück. Das pechschwarze, für einen Wolf ungewöhnliche Fell verschwand immer weiter, gab Gesichtszüge frei. Und etwas, das Severus kurz zum Schwanken brachte. Er blinzelte. Ein Mal, zwei Mal, doch das Bild blieb Dasselbe. Da, auf der Stirn saß sie, die blitzförmige Narbe.
 

„Potter?!“, fragte Severus ungläubig und trat wieder zu dem Tisch, strich über die von einem kalten Schweißfilm überzogene Haut, fuhr die Narbe nach. Nein, kein Zweifel. Das hier war Potter! Die Haare sahen grau und verschmiert aus, Schlimmer als seine, wenn er sie mit der Creme bedeckt hatte, die sie vor Zaubertrankunfällen schützen sollte. Aber das würde sich mit etwas Wasser und Seife wohl wieder in Ordnung bringen lassen.
 

„Dich hätte ich nicht erwartet,“ murmelte er, während er nun begann, den krankhaft mageren Körper zu untersuchen. Spontan fühlte er sich an die Muggelaufnahmen aus dem zweiten Weltkrieg von KZs erinnert.
 

Es überraschte ihn aber nicht, Harry als Werwolf vor sich zu haben. Im letzten Monat hatte er es nicht geschafft, erneut in die Kerker zu schleichen, bevor der Alte ihn rausgeworfen hatte. Nun gut, in seinen eigenen Augen dachte Dumbledore immer noch, ihn umgebracht zu haben, aber das kam wohl auf Dasselbe hinaus. Zu Irgendetwas mussten Golems ja nützlich sein. Es war schwer genug gewesen, innerhalb von drei Minuten einen zu beschwören und zu verschwinden. Nun, er hatte zum Glück nie gezeigt, über welche magischen Kräfte er wirklich verfügte.
 

Lupin hatte den Jungen also letzten Monat nicht umgebracht, sondern ‚nur’ gebissen. Und nun hatte der Bengel es geschafft, zu fliehen. Da Lupin nicht bei ihm gewesen zu sein schien, aber da musste er Grayback wohl noch mal fragen, war der noch im Schloss. Und damit tot, da machte Severus sich keine Illusionen.
 

Lupins Leben war verwirkt, denn Potter nicht mehr da war. Doch genau darin schien für ihn auch der Schlüssel darin zu liegen, an Dumbledores Stuhl zu sägen. Ein eisiges Grinsen schoss ihm kurz über das Gesicht, doch er hatte sich schnell wieder im Griff, als er die Tür hörte.
 

„Wie geht es ihm?“
 

„Er ist halb tot, wie üblich.“
 

„Wie üblich? Was bitte redest du?“, fragte Fenrir aufgebracht, während er zu dem Tisch trat und den Jungen begutachtete. Und unter dem Dreck konnte er diesen betörenden Geruch wieder ausmachen.
 

Sein Blick glitt über den Körper des Jüngeren: „Er sieht schrecklich aus...“
 

„Das kommt bei ihm mit schöner Regelmäßigkeit vor,“ konterte Severus.
 

„Sag mal...?!“
 

„Sieh doch hin, du Schwachkopf! Oder hat der Vollmond dein Hirn in den Winterschlaf geschickt?!“, baffte er und strich die Haare auf der Stirn zurück.
 

Fenrir folgte den Bewegungen des Anderen, wobei er wenig begeistert war, dass der ihn überhaupt anfasste – und stockte. „Potter?!“, fragte er ungläubig. „Das da ist Harry Potter?!“ Er wusste, was nach der Schlacht geschehen war und Snape hatte noch andere vage Dinge erzählt, seit er hier war, aber das war es gewesen.
 

„Offensichtlich,“ gab Severus ruhig zurück.
 

„Warum... er ist ein Werwolf!“
 

„Was? Das wäre mir wirklich nicht aufgefallen, hättest du es nicht erwähnt!“, spöttelte Severus, während er dem Jungen einen weiteren Trank einflößte, der sich um innere Verletzungen kümmern sollte, dicht gefolgt von Einem für Fleischwunden, Schwären und Entzündungen.
 

„Wie?!“
 

„Lupin,“ gab er verärgert zurück. „Riechst du das nicht?! Du hast Lupin gebissen! Potter muss riechen, wie ein Teil deines Rudels!“
 

Das brachte Fenrir dazu, die Augen zu schließen und erneut zu schnüffeln. Ja, da war er, der vertraute Geruch seines Rudels. Aber er war nur sehr, sehr schwach. Denn Lupin war ein Unfall gewesen, er hatte den Jungen damals nicht beißen wollen, es war geschehen, er hatte gedacht, den Anderen getötet zu haben. Damals war er nicht an Rudeln interessiert gewesen. Aber Lupin hatte überlebt und er war selbst ein Alpha gewesen. Und somit war Harry eigentlich nur sehr entfernt Teil seines Rudels, er gehörte zu Lupin.
 

„Warum ist er dann allein gewesen?“
 

Severus beschränkte sich darauf, seinen Nasenrücken zu massieren. „Weil er tot ist!“, baffte er.

„Wie das?!“
 

Oh ja, er hatte Grayback bei Weitem nicht Alles erzählt. „Ich muss den Bengel waschen, hier reichen keine Reinigungszauber,“ erklärte er und hob Potter, der fast Nichts mehr zu wiegen schien, auf seine Arme. „Mach mir die Tür auf, Wolf!“, befahl er knapp. „Wenn der Junge sauber in einem Bett liegt, werde ich dir erzählen, was ich weiß, außer du willst ihn nun auch tot sehen!“ Was er in dem Fall tun sollte, wusste Snape wirklich nicht. Vielleicht mit dem Jungen abhauen. Ihn sterben zu lassen würde bedeuten, dem Alten noch mehr in die Tasche zu spielen und ganz ehrlich – das hatte nicht mal ein Potter verdient.
 

„Was?!“, Fenrir starrte den Tränkemeister sekundenlang an, der vor der Tür stand, den Jungen auf den Armen, ihn fast schon schützend an sich gedrückt. „Umbringen? Warum sollte ich?! Ich wollte ihn hier haben! Jetzt noch genauso, wie zu dem Zeitpunkt, als ich ihn gefunden habe!“, damit öffnete er die Tür. Das sie nicht aus den Angeln flog war dann auch schon alles. Er war stinksauer, um es harmlos auszudrücken.
 

Severus hob eine Augenbraue und blickte den Werwolf an. Damit hatte er nicht gerechnet. Was wieder die Frage aufwarf, warum Grayback den Jungen angeschleppt hatte, auch, wenn er offensichtlich nicht gewusst haben konnte, um wen es sich handelte. Dann verschob er das Fragen auf später. „Grayback, nimm ihn,“ befahl er dann und drückte dem verwirrten Mann den Jungen auf den Arm, bevor er Wasser in die Wanne laufen ließ. Sie befanden sich in einem Muggelhaus, was vielleicht nicht mal die schlechteste Tarnung war. Dann lief er zu dem Schrank, holte eine weitere Phiole heraus und schüttete den Inhalt zu dem Wasser. Es war ein Badezusatz den er in der Zeit entwickelt hatte, als er regelmäßig Verletzungen hatte verbergen müssen, seien sie nun von Dumbledore oder dem anderen Irren gekommen.
 

Fenrir hielt Harry automatisch fest, als der ihm in die Arme gelegt wurde. Er sah in das schmerzverzogene Gesicht des Jungen und fragte sich wieder mal, was genau eigentlich nach diesem lächerlichen Prozess geschehen war. Er hatte nie an das Schicksal des Jungen gedacht, nur sich überlegt, wie dumm die Menschen waren, die den Jungen zum Verbrecher machten, der sie alle gerettet hatte. Es wurde Zeit, dass er sich mit der Geschichte befasste...
 

„.. he!“
 

Fenrir sah auf: „Was?!“; baffte er unwillig.
 

„Er muss ins Wasser!“, knurrte Severus unbeeindruckt zurück.
 

Der Werwolf nickte und legte Harry in die Wanne, hielt ihn aber fest, wie man es mit Babys tat, damit er nicht unterging. Ein Zauber hätte denselben Effekt gehabt, aber er wollte den Kleinen halten.
 

Severus sah das, sagte aber nichts und begann stattdessen, die verfilzten Haare so gut es eben ging, zu waschen. Er wollte, dass sie länger blieben, um den Wiedererkennungseffekt des Kleinen so gering wie möglich zu halten, aber er musste wohl trotzdem ein gutes Stück abschneiden. Unten waren sie einfach nur hoffnungslos verfilzt. Na ja, abwarten, was ein Zauber bringen konnte.
 

Zwei Mal säuberte Severus mit einem Zauber das Wasser in der Wanne, bevor Harry wieder einem Menschen glich. Er hatte Recht gehabt. Der Junge, der früher eine sonnengebräunte Haut gehabt hatte, war tödlich bleich geworden. Kein Wunder, er war zwei Jahre in einem Kerker gewesen.
 

Die kleineren Kratzer hatten sich auch schon wieder geschlossen, die anderen Wunden würden zum Heilen wohl letztendlich die gesamte Woche brauchen. „Warum hast du ihn hierher gebracht?“, fragte Severus schließlich, nachdem die beiden Männer Harry in eine kleine Kammer gebracht hatten, die direkt neben Fenrirs Zimmer lag. Der Werwolf hatte darauf bestanden. Später wollte er das Zimmer magisch vergrößern und anders einrichten, bis dahin musste es eben so reichen.
 

Der Werwolf legte Harry überraschend sanft auf das Bett, half Severus dann, dem Jungen ein langes Shirt anzuziehen und bei einem seiner Schützlinge fand er Wäsche, die Harry nur zu weit war, so, dass er auch wieder Unterwäsche trug, die mit einem Zauber ganz passend gemacht worden war. Erst, als Harry so gut wie möglich versorgt war, blickte er zu dem Tränkemeister. Dann deutete er auf die Tür zu seinem Zimmer. „Das wird ein längeres Gespräch,“ gab er ruhig zurück.
 

Schnell zog er seinen Stab und sprach einen Zauber, der ihm sagen würde, wenn etwas nicht stimmte, dann trat er in sein Zimmer und setzte sich auf den Sessel in seiner Leseecke. Ja, entgegen der allgemeinen Annahmen las er und er tat es gern. Er war sogar zivilisiert! Aber manchmal amüsierten ihn die Geschichten, dass er nichts als ein wilder Irrer war, so sehr, dass er selbst sie weiter verbreitete.
 

Severus nahm dem Anderen gegenüber Platz: „Nun?“
 

Fenrir blickte auf den Mann, den er vor einigen Wochen bei sich aufgenommen hatte. Entgegen der allgemeinen Meinung waren sie schon eine Weile ganz gut befreundet, aber das hatten sie wohlweislich lieber verschwiegen. Zu ihrer beider Gesundheit. „Ich... habe diese Nacht etwas gerochen, etwas Faszinierendes. Und ich bin diesem Geruch stundenlang gefolgt,“ gab er leise zurück. „Ein Geruch, der mich nicht mehr losgelassen hat...“
 

Severus’ Augenbraue schoss nach oben. „Bitte? Willst du etwa...?!“
 

„Es ist selten so stark,“ gab Fenrir zurück. „Aber ja.“
 

„Oh bei Merlin! Das macht es noch komplizierter!“
 

„Nicht unbedingt.“
 

„Was?“
 

„Es gibt ihm einen unerwarteten Schutz. Er ist ein Werwolf und zweifellos ist er mein Gefährte, nicht ein potentieller Gefährte, sondern der einzig Richtige,“ fügte er ruhig an. „Das gibt ihm rein gesetzlich ganz neue Schutzmöglichkeiten.“
 

„Du vergisst nur die Kleinigkeit, dass er schon verurteilt IST!“
 

„Durchaus nicht, aber nun ist er Werwolf und hat Anspruch auf einen neuen Prozess in meinem Beisein und unter Veritasserum. Und ich denke, was da zutage kommt, wird dafür sorgen, dass viele ihre Meinungen ändern würden, denkst du nicht?“
 

„Ich denke, der Alte würde das zu verhindern wissen,“ gab Severus nur zurück. „Was, wenn er die Werwolfgesetze wiederruft?“
 

„Er selbst hat sie verankert,“ gab Fenrir kühl zurück. „Wiederruft er sie, macht er sich im Ausland unzählige Feinde. Das wird er sich sehr gut überlegen müssen.“
 

„Er wird einen Weg finden,“ gab Severus zu Bedenken.
 

„Keinen, der ihm nicht auf irgendeine Weise selbst schaden würde,“ gab er nur schulterzuckend zurück und ließ vor sich ein Tablett mit Broten und Tee erscheinen, er goss dem Tränkemeister etwas davon ein, füllte seine Tasse und griff nach dem großzügig belegten Brötchen, in das er beherzt biss. Solche Nächte machten ihn immer hungrig. Dann sah er zu der Tür. Am Liebsten würde er sich zu dem Kleinen setzen, doch erst musste er andere Dinge klären. „Was genau ist nach dem Prozess geschehen und nach der Entscheidung, Harry bei dem Wahnsinnigen zu lassen?“
 

Severus seufzte. Er hatte vermutet, dass der Wolf darauf kommen würde. Aber es war nur verständlich, das Fenrir diese Dinge wissen wollte. Er wusste nur nicht so genau, wie viel er erzählen konnte, ohne den Anderen dazu zu treiben, auszurasten. Denn wenn es so war, wie Fenrir ihm gesagt hatte und welchen Grund hätte der Andere ihn zu belügen...?
 

„Der Alte hat ihn zu sich in sein Schloss genommen und ihn da in die Kerker gesperrt, nachdem er ihn gezwungen hat, ein Testament aufzusetzen, das Dumbledore zu seinem einzigen Erben erklärt, wenn er stirbt. Aber Harry war schlau, er hat erkannt, worauf es hinauslaufen würde und er hat eine Klausel dazu geschrieben, die besagt, das er einen natürlichen Tod sterben muss, bevor dieser Fall eintritt. Sollte er vorher von dem Alten umgebracht werden, ging das gesamte Geld an eine Muggelstiftung für Kinder.“ Severus griff nach seiner Tasse und nippte daran.
 

„Das hat den Alten zum Ausrasten gebracht, er hat Potter weggeschlossen, in der Hoffnung, dass der sich bald selbst umbringt. Darum hat er das Urteil gegen Black nachträglich verschärfen und durchführen lassen, wobei er den Jungen im Glauben gelassen hatte, dass der neue Prozess dazu dienen würde, seinen Paten unter Veritas zu befragen. Nachdem Black tot war, hat er Potter die Zeitung mit dem Bericht gegeben und hat getönt, dass das Jedem geschehen würde, der dem Jungen nahe stünde. Das wäre seine Art der Rache, außer Potter besäße den Anstand, sich selbst umzubringen.“
 

Severus sah, wie die goldenen Augen des Werwolfes zu glühen begannen und das sicher nicht auf eine freundliche Weise. „Aber Potter hat es nicht getan, offensichtlich. Vor einem halben Jahr kam Lupin dann zurück nach England, er war schockiert über das, was in seiner Abwesenheit geschehen war, die Hinrichtung von Black und das Einsperren von Potter. Er bat Dumbldore um eine Audienz. Das hat der Alte ausgenutzt. Er hat Lupin eingeschlossen, zusammen mit Potter. Da er dem Jungen nichts tun konnte, hat er den Wolf gefoltert. Ich habe die Beiden eine Weile versorgt, mit Tränken und Wolfsbann. Aber ich denke, du erinnerst dich noch schwach an den Tag vor zwei Wochen, als ich hierher gekommen bin?“
 

Wohlweislich hatte Severus viele Einzelheiten verschwiegen. Zum Einen, weil es nicht seine Geschichte war, die zu erzählen war allein Potters Sache. Und zum Anderen, weil er Wert auf sein Leben legte. Er hatte kein Interesse von einem Werwolf in Blutrage angefallen zu werden, nur, weil der sich nicht mehr im Griff hatte. Immerhin schien Potter so etwas wie Fenrirs Seelengefährte zu sein, sein Freund würde mehr als nur überbeschützend reagieren.
 

Fenrir knurrte aus tiefster Kehle. Nur der Fakt, dass er nicht auf das Grundstück des Alten kam, hinderte ihn daran, sofort loszustürmen. Außerdem... das war noch so eine Sache. Das Schloss, in dem der sich aufhielt hatte eigentlich mal den Parkers gehört. Aber die waren nicht schlau genug gewesen, rechtzeitig das Land zu verlassen, wie die Malfoys.
 

Deren Vermögen war gepfändet worden, Pansys Eltern hingerichtet und das Mädchen ihrer Magie beraubt. Sie musste, wie viele, in dem Schloss als billiges Dienstmädchen leben und das Leben eines Hauselfs führen. Etwas, was der Alte vor allem für Draco geplant hatte, aber der sonnte sich vermutlich gerade in Kalifornien am Stand.
 

„Fenrir!“
 

Das brachte den Anderen wieder in die Realität. „Und Niemand sieht, wie falsch er ist,“ stellte er verbittert fest.
 

„Nein, sie ziehen es vor, das nicht zu merken,“ gab er zurück. „Sie sehen auch nicht, wie die Slytherins behandelt wurden, nicht nur von den Lehrern. Jeder Schritt dieser Kinder wird überwacht, jeder Zauber. Sie werden für jede Kleinigkeit bestraft,“ meinte er leise. „Aber wir können Nichts dagegen tun.“
 

„Noch,“ gab der Werwolf kühl zurück. „Noch...“
 

Severus kniff seine Augen zusammen. „Tu uns allen einen Gefallen und mach nichts Unüberlegtes.“
 

„Das hatte ich nicht vor,“ gab der Werwolf kühl zurück, deutete dann auf das Zimmer: „Wie geht es ihm?“
 

„Er ist gefährlich unterernährt, ich mache mich gleich daran, einige Nährtränke aufzusetzen, er muss bis zum nächsten Vollmond mindestens acht Kilo mehr auf die Rippen bekommen. Sonst wird die Verwandlung gefährlich, Es ist ein halbes Wunder, dass er die hier überlebt hat. Außerdem hat er Verletzungen, ich denke, von der Flucht. Aber die sind nächste Woche wohl weg.“
 

Fenrir nickte dunkel. „Ich gehe zu ihm.“
 

Severus nickte. „Aber ich werde bei ihm sein, wenn er aufwacht, nicht du.“
 

„Was Sag mal...!?“
 

„Noch mal, Wolf,“ gab Severus leise zurück. „Potter war die letzten zwei Jahre eingesperrt, du bist für ihn ein fremdes Gesicht und Derjenige, der Lupins Leben zerstört hat. Ich war da und habe versucht, ihm zu helfen. Nun, was meinst du? Bei wem wird er wohl ruhiger bleiben?“
 

Das leuchtete ihm sogar ein. „Ja,“ gab er zurück. „Das heißt, du wirst bei ihm bleiben?“
 

„Das ist wohl das Vernünftigste. Und du solltest die Anderen warnen, vor allem Weasley. Nicht, das Harry nachher mal aus dem Zimmer geht und es Schreikrämpfe geben wird.“
 

„Gut.“

Erwachen

„Was?!“
 

Hektisch sah er sich um, doch die Situation blieb unverändert – Potter war weg! Einfach weg! In der stinkenden Zelle lag nur noch Lupin, tot war er obendrein! Was war hier in der letzten Nacht geschehen?! Wütend trat er zu dem stinkenden Kadaver und stieß dem Anderen die Schuhe in den Bauch.
 

„Wo bist du, Potter!? Ich finde dich, ich werde dich finden und Merlin steh mir bei, du wirst hier drin sterben! Und zwar langsam und schmerzvoll! Und dann wird Alles, was dir gehört, mein sein! Alles! Jeder einzelne Knut!“
 

Das konnte nicht wahr sein! Wohin hätte der kleine Bastard denn entkommen können? Niemand entkam aus einem Schloss wie Diesem! Er hatte es den Parkinsons abgenommen! Angeblich hatte Slytherin selbst es einst errichtet! Es war absolut sicher! „Wenn ich dich in die Finger bekomme!!“
 

Voller Wut richtete er seinen Zauberstab auf den Kadaver, aus dem sofort wilde Flammen schlugen. Beweise vernichten. Er wusste sehr wohl, dass er laut seiner eigenen Gesetze keinen Werwolf festhalten durfte, ohne ihn unter Veritas zu befragen.
 

Aber das war ihm egal, er stand über den Gesetzen! Nun aber musste er den kleinen Bastard finden! Ein Zeitungsartikel, der von der Flucht berichtete. Sicher würde Jeder sich zwei Mal umsehen. Niemand wollte Potter mehr helfen, dank seiner Bemühungen. Ein wenig Gehirnwäsche da, einige dumme Geschichten hier, dann noch die Skeeter und die Geschichte war perfekt gewesen. Dank der Tatsache, dass Diggory drauf gegangen war....
 

Aber es war ärgerlich, mehr als ärgerlich!
 

Wütend verließ der alte Magier die stinkende Kerkerebene und lief zurück in die reich eingerichteten Zimmer, die er nach seinem Geschmack umgestaltet hatte. Dort wartete bereits ein üppiges Frühstück auf ihn, dann blieb immer noch genug Zeit, der kleinen Ratte nachzujagen, weit konnte der Bengel nicht gekommen sein, vermutlich war er noch auf dem Grundstück, es gab keine Möglichkeit, dass er allein durch die Schutzzauber hätte kommen können!
 

Nach dieser Erkenntnis machte Dumbledore es sich bequem und wartete...
 


 


 

Kurz legte Severus seine Hand auf Harrys Stirn. Der Junge hatte Fieber, was keine Überraschung war, aber seit dem letzten Trank war es merklich gesunken. Wenigstens etwas. Der Junge würde bald auch aufwachen, das war Severus klar. Er war schon seit einigen Stunden unruhig.
 

Und dann erst würde es erst interessant werden.
 

Vor einigen Minuten war Fenrir gekommen, um ihm Tee und etwas zu Essen zu bringen, aber wohl hauptsächlich, weil er wissen wollte, wie es Potter ging. Der Wolf platzte jede Stunde mindestens ein Mal hier rein, als könne sich Potters Zustand innerhalb von Sekunden bessern. Gutgläubiger Dummkopf...
 

Selbst wenn er wach werden würde, würde es vielleicht sehr lange dauern, bevor Potter bereit sein würde, Grayback auch nur an ihn heran zu lassen! Aber es war nicht an ihm, die Hoffnung seines Freundes zu zerstören, Das würde die Realität schnell genug für ihn übernehmen. Er fragte sich ohnehin, was sie machen sollten, wenn Potter wieder bei sich war. Der Junge war nun nah an die Sechzehn, mit Vierzehn hatte man ihn weggeschlossen, Niemand hatte sich um seine Bildung oder sonst etwas gekümmert. Es würde viel Geduld kosten, den Jungen wieder an ein normales Leben zu gewöhnen.
 

Vor Allem, da diese zwei Jahre nicht die einzigen Misshandlungen seines Lebens darstellten. Und er hatte eine üble Befürchtung, an wem dieser Traumjob hängen bleiben würde. Er seufzte leise und strich durch die Haare, die er gestern geschnitten hatte, so, dass die unrettbaren Teile weg waren. Der gesamte Filz.
 

Durch die Tränke hatte Harry auch wieder etwas Fett angesetzt, nicht viel, aber genug, damit er nicht mehr in akuter Gefahr eines Hungertodes schwebte. Nachdem er die Decke wieder etwas gerichtet hatte, setzte Severus sich auf seinen Stuhl, griff wieder nach dem Buch, das er mitgenommen hatte.
 

Harry unterdrückte ein Wimmern, als er langsam wieder zu sich kam. Er fühlte sich schrecklich, an sich nichts Neues, doch das Schlimmste war, dass dieses Mal die Nähe fehlte. Remmy hatte ihn nachts immer in die Arme geschlossen, damit er es wärmer hatte. Zwar war ihm recht warm, aber... da war kein Remus. Und er würde auch sonst nie wieder da sein. Nie, nie wieder und das nur, weil er existierte!
 

Trotzdem war etwas Anders. Er lag nicht auf Steinen oder auf Gras und auch nicht auf Schnee, nun wo er so darüber nachdachte. Das...das war...! Himmel! Das hatte er seit Jahren nicht mehr gespürt! Das... das war.. ein Bett! Wo war er? Da war doch weit und breit kein Haus gewesen und auch wenn, wäre er nie in die Nähe von so was gegangen! Schließlich hatte Remmy ihm gesagt, dass man ihm nicht helfen würde!
 

Was...? Severus legte das Buch nach wenigen Seiten wieder beiseite und blickte auf das Bett. Dann merkte er, was ihn irritierte. Der Junge weinte. Leise und an das Laken geklammert. Zumindest rollten Tränen über seine Wangen und er schien sehr desorientiert. „Potter?“, fragte er ruhig und setzte sich an den Rand des schmalen Bettes. Er selbst hatte es verkleinert, um an ihn ran zu kommen, ohne sich über die halbe Matratze werfen zu müssen. Denn Potter hatte eine seiner unseligen Angewohnheiten beibehalten – er rollte sich zum Schlafen in der Mitte einer Schlafgelegenheit in sich selbst zusammen und rührte sich dann bis zum Aufwachen nicht mehr.
 

Was...? „P...Pro.. Professor?”, fragte er verwirrt und leise. Hastig wischte er sich die Augen ab, stockte aber dann. Das Oberteil, es... roch seltsam. Gut, nicht so unangenehm, wie der Kerker, in dem er so lange gelebt hatte.
 

„Ja.“
 

Harry versuchte, sich aufzurichten und zu seiner Überraschung wurde ihm von dem Anderen geholfen. Er sah nicht viel, doch er erkannte Snape. Der Andere war unten gewesen, immer wieder, um Remus und ihm zu helfen. „Remmy, Remmy, er ist... ganz allein! Ich...!“
 

„Potter, langsam, tief durchatmen,“ gab er ruhig zurück und bettete ihn auf aufgebaute Kissen. „Er ist sicher nicht mehr... im Kerker,“ fügte er ruhig an. „Das sollte dir klar sein.“
 

Harry sah den Anderen an, er schniefte ein wenig. „Ich... er ist... tot, wegen mir!“
 

Severus sah den Jungen eine Weile an, bevor er etwas tat, was er sich im Nachhinein auch nicht wirklich erklären konnte. Er schloss Potter in die Arme. In dem Moment, als die Erkenntnis den Kleinen getroffen hatte, dass er seinen letzten Beschützer nicht wiedersehen würde, hatte er so verloren ausgesehen, dass selbst er sich nicht zurückhalten konnte. Sekundenlang verspannte Harry sich vollkommen, doch dann, als er zu begreifen schien, dass das keine Gefahr bedeutete, ließ er sich fallen – und er begann nun, wirklich zu weinen.
 

Harry wusste nicht, warum er es tat. Das letzte Mal, das er geweint hatte, wirklich geweint hatte, war der Tag gewesen, an dem er das Bild in der Zeitung gesehen hatte, von der öffentlichen Hinrichtung von Sirius. Und in der Nacht, als Remus ihn zur Flucht gezwungen hatte.
 

Snape war nie sein Freund gewesen, aber auch nie sein Feind. Und der Andere hatte ihm geholfen, heimlich, wahrscheinlich wann immer er gekonnt hatte. Er hatte Remmy sogar Wolfsbann gebracht. Vielleicht ließ das gerade seine Sicherungen durchbrennen. Er war bei dem Anderen immer sicher gewesen...
 

„Es ist gut,“ redete Severus leise auf den Jungen ein. „Du bist hier absolut sicher. Hier wird man dich nicht finden.“ Er strich Harry über den Rücken und war erleichtert, als der nach einer Weile endlich begann, sich zu beruhigen. Für wie lange würde sich wohl erst noch zeigen.
 

„Wo... wo bin ich hier?“, fragte Harry nach einer Weile erstickt. Er hatte nicht die Kraft, sich zu entschuldigen, er wollte es auch nicht. Und er machte sich auch nicht von selbst los. Es war ihm egal, wer der Andere früher gewesen war. Es zählte nur, dass der sich jetzt um ihn kümmerte.
 

Severus seufzte etwas, aber er ließ Harry auch nicht los, er wusste, der Junge hatte nie viel Kontakt gehabt, auch keinen Körperkontakt und Remus’ Nähe hatte ihn lang beruhigt. Die letzten paar Monate zumindest. Und dann war ihm auch das genommen worden. Also ließ er den Jungen gewähren. „In einem alten Herrenhaus mit starken Wachzaubern, aber im Gebiet von Muggeln. Kein Ort, wo man dich vermuten würde.“
 

„Ihr... Ihr Haus?“
 

„Nein,“ gab Severus ruhig zurück. „Mein Eigentum kann ich nicht betreten, ohne das der Alte es merkt.“
 

„Was.. ist passiert?“, fragte Harry leise an der Brust des Anderen. „Er.. er hat Ihnen was getan, oder?“
 

Severus gab nur ein abfälliges Geräusch von sich: „Junge, ich hab einen dunklen Lord überlebt, ich bin vorsichtig. Ich habe einen Golem zum Alten geschickt, aber ja, den hat er ziemlich auseinander genommen. Und wie gesagt, hier sind wir sicher. Hierhin wird der Alte nicht kommen.“
 

„Wo.. wo ist hier? Und... wer ist noch hier? Ich... ich rieche mehr...“
 

Severus lächelte nachsichtig. „Ja,“ gab er zurück. „Hier lebt ein ganzes Rudel,“ erklärte Severus. „Um genauer zu sein, das Rudel von Fenrir Grayback.“
 

„Was?!“
 

Wie von einer Tarantel gestochen fuhr Harry hoch. „G... G...Greyback? Aber… er… und er wird…! Sie hassen...!“
 

„Ruhig,“ redete Severus auf den Jungen ein. „Du lebst, nicht wahr? Und du liegst schon seit fast einer Woche hier, wenn ich das mal so bemerken darf. Und nur, so nebenbei gemerkt – ohne Grayback wärest du gar nicht hier, er hat dich gefunden und hierher gebracht, sonst wärest du erfroren. Draußen sind immer noch gute sieben Grad unter Null.“
 

„Er... er hat mich..? Aber warum? Remmy hat... er hat immer gesagt...!“
 

„Lupin hat Fenrir auf dem falschen Fuß erwischt,“ gab er ruhig zurück. „Eine ungute Situation und er war sich eigentlich sicher, den Jungen getötet zu haben, sonst wäre Lupin in Fenrirs Rudel groß geworden und er hätte auch bei der Transformation weder Schmerzen gehabt, noch seinen Verstand verloren und er hätte gute Aussichten gehabt, sehr, sehr alt zu werden.“
 

Das war verdammt viel, stellte Harry fest. Er sackte etwas in die Kissen, diese Situation war verdammt viel für ihn. Er war in einem Haus mit lauter Menschen, die er für Feinde gehalten hatte, die er nur aus nächtlichen Gruselgeschichten kannte.
 

„Harry,“ Severus hob den Anderen an. „Du bist hier absolut sicher und diese Leute werden dir zeigen, wie man als Werwolf ohne Schmerzen leben kann.“
 

„Warum...?“
 

Der Tränkemeister schüttelte den Kopf: „Einige Menschen brauchen keinen Grund, um zu helfen. Es geht nicht um dein Geld und nicht um irgendetwas anderes, nur um dich. Sie wollen dich schützen.“ Allen voran der Anführer der Leute, aber das war nicht seine Sache, diese Dinge konnte Fenrir dem Anderen schön selbst beibringen!
 

„Warum?“
 

„Weil sie wissen, wie es ist, unfair behandelt zu werden,“ gab Severus ruhig zurück, dann erhob er sich. Zu seiner Überraschung schoss die knochige Hand des Jungen vor und umklammerte sein Gelenk. Sanft machte Severus sich los. „Ganz ruhig, ich will nur bis zur Tür, da draußen hat Fenrir immer einen seiner Leute, damit derjenige mir was holen kann, wenn ich es brauche. Hier gibt es nur drei Hauselfen und die sind in der Küche.“
 

„Dobby?“, in Harrys Stimme schwang etwas Hoffnung.
 

„Nein,“ gab Severus leise zurück. „Dobby wollte dir helfen, der Alte hat es gemerkt und Niemanden schert es, wenn einer weniger da ist.“ Er strich kurz über Harrys Haare, er wusste, auch das würde nicht dazu beitragen, das der Junge sich besser fühlte, aber er sah auch wenig Sinn darin, Dinge zu verschweigen. Dann öffnete er die Tür, vor der ein blondes Rudelmitglied saß, ein Buch in der Hand, er machte sich Notizen.
 

„He!“
 

Sofort sah der Mann auf, sprang auf die Füße. „Ja, Sir?“
 

„Ich brauche eine leichte Suppe, etwas helles Brot. Dazu Kräutertee. Und die üblichen Tränke.“
 

„Sir, ist er...?“
 

„Offensichtlich, Holzkopf,“ knurrte Severus. „Du kannst auf dem Hinweg Grayback bescheid sagen.“ Und krach war die Tür wieder zu.
 

Harry hatte das Gespräch gehört, auch wenn es leise gewesen war. Dank seiner neuen Fähigkeiten. Und wie Remus gemeint hatte, weil er seine Brille verloren hatte und wirklich schlecht sah, außer Jemand war direkt vor ihm. Er blickte zu Severus, die Nachricht, dass der Alte noch nicht mal vor Dobby zurückgeschreckt war, hatte ihn tief getroffen.
 

„Warum... warum müssen immer alle sterben, die... die ich mag?“
 

Der Tränkemeister massierte sich seinen Nasenrücken. Na toll! Das hatte ihm gerade noch gefehlt! Nun hatte der Bengel es geschafft, frei zu kommen und dann Depressionen? Wehe! Entschlossen zog er den Jungen noch ein Mal in seine Arme: „Denk so was nicht mal!“, murrte er. „Du hast nur bisher immer die falschen Leute gekannt, die, die nicht in der Lage sind, auf sich selbst zu achten. Das kann dir hier nicht geschehen. Wir alle wissen, was wir tun müssen und wir sind schon damit aufgewachsen über unsere Schulter sehen zu müssen.“
 

„Aber... aber Siri, er...!“
 

„Er war ein gutmütiger Dummkopf,“ gab Severus ruhig zurück. „Er hat immer den Falschen vertraut, angefangen bei Peddigrew, wir in Slytherin und auch einige Gryffindors wussten schon ein Jahr vor dem Schulabschluss, auf wessen Seite er stand..“ Er strich über Harrys Rücken. „Also hör auf, dir Vorwürfe zu machen. Falls du es vergessen hast, du bist das Kind und DICH hätte man schützen müssen, nicht anders herum!“
 

„Aber... wenn ich... wenn ich nichts getan hätte...!“
 

„Dann hätten die Erwachsenen vielleicht endlich mal ihre Hintern in die Höhe bekommen!“, gab Severus zurück. „Was man mit dir gemacht hat....!“, dann schwieg er und nur Sekunden später ging die Tür auf.
 

„Grayback, wann bist du unter die Hauselfen gegangen?“, fragte der Tränkemeister amüsiert.
 

Fenrir knurrte leise, als er sah, dass der Andere seinen Gefährten in den Armen hatte, aber dann sah er den warnenden Blick und er roch die salzigen Tränen. Himmel, er sollte sich wirkclih am Riemen reißen! Als ob Severus sich ausgerechnet mit ihm anlegen würde! Zwar hatte der Andere nicht wirklich Angst vor Werwölfen, wie er es Dumbles es immer vorgespielt hatte, aber er wusste auch, was geschah, wenn man Jemanden verführte, der hier einem Anderen gehörte.
 

„Ich war der Einzige, der gerade Zeit hatte.“
 

„Und ich trage am liebsten rosa,“ spöttelte Severus, der merkte, wie Harry sich durch das harmlose Geplänkel entspannte. Er sah dem Anderen in die Augen: ‚Bleib um Himmels Willen ruhig, du Trottel! Ich will nichts von dem Bengel, ich bin noch nicht mal schwul, falls du diesen winzigen Punkt gerade verdrängen willst! Und ich bin VERGEBEN! Der Grund, warum er sich an mich klammert, ist, weil er mich kennt und weiß, dass ich ihm nie etwas Schlechtes getan habe! Erst denken, dann auf Hormone hören!’
 

Fenrirs gesamter Körper entspannte sich langsam. ‚Ich weiß, gab er auf demselben Weg zurück, während er das Tablett abstellte. „Severus, ich denke, der Trank, den du aufgesetzt hast, ist gleich fertig. Ich sollte dir bescheid geben.“
 

‚Nette Art zu sagen, dass ich verschwinden soll,’ stellte Severus fest, er spürte, wie der Junge sich fester an ihn klammerte. „Gut, ich gehe gleich gucken.“
 

‚Ich will mit ihm reden, ohne die Anwesenheit Dritter,’[/] gab der Werwolf zurück. ‚Du weißt so gut wie ich, dass er nach einer Weile beginnen wird, sich zu entspannen. Verdammt, er...!’
 

‚Ist vor Allem ein verängstigter Junge, vergiss das ja nicht!’
 

‚Nein, Daddy Severus.’
 

‚DAS habe ich nicht gehört!’ Innerlich über diese Frechheit grummelnd löste er sanft Harrys Arme aus seiner Robe. „Ich bin in spätestens einer Stunde wieder da,“ gab er leise zurück. „Keine Angst, Werwölfe bevorzugen das Fleisch von Kühen und Schweinen, Ihresgleichen ist nicht so ganz ihr Ding.“ Er lächelte ermutigend. „Und jetzt iss was. Und Fenrir – benimm dich! Wehe, du spielst wieder böser Wolf!“
 

Der Andere hob eine Augenbraue. „Ich bin in meinem Haus, hier spiele ich nicht.“
 

Severus nickte knapp. „Bis gleich.“
 

Harry beobachtete, wie der Andere ging, aber der hatte versprochen, wiederzukommen. Er wischte schnell erneut über sein Gesicht und sah auf das Tablett, von dem ein geradezu himmlischer Geruch ausging.
 

Fenrir lächelte. „Nun iss schon, ich hab es nicht vergiftet. Das wäre etwas dumm, nachdem wir uns die Mühe gemacht haben, dich wieder aufzupäppeln.“ Er stellte das Tablett vor Harry. „Und nun iss.“
 

Verwirrt blinzelte der Grünäugige. So hatte er sich den Anderen wirklich nicht vorgestellt – und noch etwas. Auf einmal roch es in dem Raum ganz anders. Er sollte nervös sein und eigentlich ging er immer auf Abstand, wenn Irgendwer kam, aber von dem da fühlte er sich nicht bedroht, trotz all der Dinge, die Remus ihm erzählt hatte und er hatte deswegen fast schon ein schlechtes Gewissen.
 

Fenrir beobachtete den Kleinen. Er merkte die Verwirrung, dafür brauchte er keinerlei Fähigkeiten in Legetimethik. „Junge, iss,“ erinnerte er den Anderen sanft. Alles in ihm schrie danach, Harry so in die Arme zu nehmen, wie Snape es eben getan hatte, aber noch war Harry nicht so weit.
 

Der Grünäugige blinzelte noch ein Mal, dann griff er nach dem Löffel. Er aß, erst vorsichtig, dann begann er, zu schlingen, wie in der Zeit im Kerker. Erst eine Hand hielt ihn ab. „Nicht...!“, Tränen liefen seine Wangen herab. Er wollte das Essen festhalten. Automatisch. Es war schon zu oft unter seiner Nase verschwunden.
 

Fenrir war entsetzt, doch er konnte nicht zulassen, dass der Junge so schlang. Severus hatte ihm die Folgen in sehr bunten Bildern beschrieben und keines davon hatte ihm sonderlich zugesagt. „Harry, sieh mich an,“ forderte er leise, blickte in die grünen Augen. Sanft strich er einige Tränen darin weg. „Niemand hier käme auf die Idee, dir auch nur einen Krümel von deinem Essen abzunehmen,“ erklärte er ruhig. „Es ist alles für dich. Aber du musst langsam essen, sonst wirst du krank und das würde dein Körper nicht mehr verkraften. Dein Immunsystem ist am Boden, du würdest kaum eine einfache Erkältung überstehen.“
 

Langsam beruhigte Harry sich. Der Teller und das Brot waren immer noch da, auf dem Tablett, nichts war verschwunden. Und der Griff um seine Hand lockert sich schnell.
 

„So ist es gut,“ lobte Fenrir sanft. „Und jetzt iss langsam weiter,“ fügte er an. „Du bekommst genug Essen, aber du musst es langsam angehen.“
 

Harry nickte, diesmal bemühte er sich, langsamer zu essen, aber immer wieder hielt der Ältere ihn auf, es war pure Gewohnheit. Als das Tablett leer war, stellte der Ältere es beiseite und mit einer Bewegung des Zauberstabs verschwanden auch die zahlreichen Krümel. „in ein paar Stunden bringe ich dir wieder etwas,“ versprach Fenrir dann. Er blieb einfach eine Weile bei Harry sitzen, sie redeten nicht, dazu war der Andere einfach nicht bereit, der Junge beschränkte sich darauf, sich in sich selbst zusammenzurollen und nur kurze Zeit später war er eingeschlafen.
 

Nun erst setzte Fenrir sich auf die Matratze und deckte Harry zu. Er beugte sich etwas über den Jüngeren, sog dessen einzigartigen Geruch in sich auf.
 

„Grayback!“
 

Sofort fuhr der Andere herum, die Hände wie Krallen gegrätscht. „Sag mal... was sollte das denn?“
 

Severus trat zum Bett. „Du hast über ihm gehangen, als wäre er dein Mittagessen.“
 

„Dafür hat er etwas wenig auf den Rippen, meinst du nicht auch?“
 

Severus seufzte: „Hat er gegessen?“
 

Fenrir nickte. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. „Man hat ihm Essen entzogen! Er...er...!“
 

„Sei nicht so laut!“ Hastig zog er den Anderen aus dem Raum und sprach Stillezauber. Ich habe dir gesagt, wie er behandelt wurde und du kennst den Alten! Also! Was hast du erwartet?“
 

„Aber... aber wie..?!“
 

„Mit viel Zeit und Geduld, ganz sicher nicht mit Geschrei, das ihn noch mehr verschreckt, du Flohschleuder! Ich gehe wieder zu ihm rein und du kannst nachher Abendessen für uns Drei hochbringen.“
 


 


 

Neville saß allein im Gemeinschaftsraum. Wie Meistens. Er war einer der unbeliebtesten Gryffindors, nicht so selbstsicher, nicht so ansehnlich, aus einer ärmlichen Familie und mit einem mäßigen, magischen Potential. Aber er war erst seit zwei Jahren so geächtet. Weil er sich geweigert hatte, an den Müll zu glauben, den der Alte produziert hatte.
 

Er hatte das Vertrauen in Dumbledore schon im zweiten Schuljahr verloren, als er den Alten belauscht hatte, aber er hatte geschwiegen, in dem Wissen, dass Niemand ihm glauben würde oder wollte. Nur Luna hatte er es erzählt, vor einigen Tagen. Seither trafen sie sich regelmäßig, um zusammen zu lernen, denn auch sie war eine Außenseiterin.
 

Heute waren die meisten Anderen in Hogsmaede, so, dass er mal seine Ruhe hatte. Er seufzte und sah aus dem Fenster. Es war schwer geworden, hier. Erst war er dankbar gewesen, dass Dumbledore gegangen war, aber dann... der Alte hatte Jemanden eingesetzt, der fast so war, wie er selbst und gnadenlos unfair.
 

Gryffindor hatte nur Vorteile, selbst er bekam weit bessere Noten, als er eigentlich verdiente. Slytherin bekam immer weniger Punkte, sie hatten keine Chancen mehr, den Hauscup zu gewinnen. Ravenclaw und Huffelpuff wurden weitgehend ignoriert, außer wenn sie Regeln brachen.
 

Hier war nichts mehr richtig. Man lernte nur noch politische Indoktrinationen, denen man nicht mal mehr in den Schulbüchern entgehen konnte. Und Harry?
 

Was war mit dem Jungen, der einst sein Freund gewesen war? Lebte er noch? Existierte er? Oder hatte der Alte ihn inzwischen umgebracht? Warum sonst hatte er den Grünäugigen bei sich statt in Azkaban eingekerkert? An sich schon eine Frechheit. Harry hatte Cedric nicht getötet! Nur Voldemort! Und das, weil man es von ihm verlangt hatte! Und das warf man ihm nun vor! Das war so lächerlich!
 

Aber das auch nur laut auszusprechen, galt als Hochverrat. Dumbledore zu beleidigen war einem der schlimmsten Verbrechen gleich, dass sofort mit dem Kuss bestraft werden durfte. Etwas, das auch schon angewandt worden war. Der Jüngste war gerade neunzehn gewesen – ein Absolvent von Hogwarts, der ein Jahr im Ausland gewesen war und sich darüber aufregte, was hier schief lief. Am Tag seiner Verhaftung hatte man ihn geküsst und dann den seelenlosen aber noch lebenden Körper den Krähen überlassen.
 

Neville drückte seine Hand gegen das Glas. Aufgrund dessen hatte er zu sprechen aufgehört. Er schwieg fast nur noch, er beantwortete direkte Fragen, aber mehr auch nicht, so musste er nicht lügen.
 

Der Vorteil war, dass selbst Ronald und Ginerva Weasley ihn in Ruhe ließen. Obwohl sie sonst Jeden malträtierten, sie waren stolz, ihre Familie, einst eine der Ärmsten, war nun eine der Reichsten. Mit einem Schlag.
 

DIE Einzige, die manchmal Zweifel zu haben schien, war Hermine, aber sie wollte sie offensichtlich zugunsten einer Karriere nicht äußern. Und die wurde offensichtlich von Dumbledore gefördert. Nicht, dass Hermine dumm wäre, aber ohne das Wohlwollen des Alten konnte man nichts erreichen.
 

Ein Mal hatte er sie mit einem alten Jahrbuch erwischt, aufgeschlagen auf einer Seite mit der Quiddichmannschaft aus dem dritten Jahr, Harry strahlend in der ersten Reihe, seinen Besen in der Hand und den Schnatz in die Kamera zeigend. Wenn Harry leben würde und frei wäre – vermutlich würde die Brünette ihn unterstützen.
 

Sie mochte zu Beginn falsch gehandelt haben, aber sie war aufgewacht. Vielleicht durch die Hinrichtung das Jungen. Oder weil Viktor Krum nicht einreisen durfte. Sie liebte den Spieler, aber der hatte in England Spielverbot, da er Harry in Schutz genommen und unangenehme Fragen gestellt hatte.
 

Aber bevor sie die Schule nicht abgeschlossen hatte, konnte sie England nicht verlassen und selbst, wenn sie fertig war, musste sie Muggelwege nutzen, auf magischen Wegen würde man sie finden, verurteilen und am selben Tag noch umbringen.
 

Wer wusste schon, wie.
 

Neville wusste, sein Leben würde langweilig sein. Er würde Herbologie studieren und Pflanzen züchten, abernten und als Trankzutaten verkaufen. Mehr hatte er nie gewollt, aber er musste in England bleiben, er konnte seine Großmutter nicht allein lassen und auch nicht seine Eltern.
 

Luna machte dagegen Pläne, nach Salem zu gehen, wo sie frei reden konnte. Wo sie sein konnte, wie sie war und wo sie eine vernünftige Ausbildung für ihr Talent in Zukunftswissen bekommen konnte, weit weg von Tellaway, die von nichts keine Ahnung hatte.
 

Die Zwillinge hatten eine Ladenkette mit Scherzartikeln eröffnet, sie waren nach ihrem sechsten Jahr bereits abgegangen, sie hatten es wohl auch nicht ausgehalten, die Arroganz ihrer jüngeren Geschwister oder das Gehabe von Percy. Manchmal waren sie in ihrer Filiale in Hogsmaede, um nach dem Rechten zu sehen und ein Mal hatten sie ihm Süßigkeiten in Form einer weißen Eule zugeschoben.
 

Hedwig.
 

Auch sie war mit ihrem Herrn verschwunden, so, wie Hagrid. Wo sie waren? Das wusste Niemand. Vielleicht hatten sie gestört. Sie entsprachen nicht dem Bild, das Dumbles haben wollte, also wurden sie beseitigt. Hedwig, weil sie mit Harry in Verbindung gebracht wurde und der Alte wollte, dass man den Jungen mit den intensiven, traurigen grünen Augen vergessen sollte.
 

Neville konnte nicht viel tun, aber er konnte sich erinnern und wenn er hier raus war, würde er die Geschichte, wie er sie erlebt hatte, aufschreiben. Die Nachwelt sollte sich an Harrys Namen und an seinen Mut und seine Treue erinnern. Und vielleicht würde er mal erfahren, was ihm zugestoßen war...

Ideen

Es war kurz vor sieben Uhr, als Severus sah, wie Harry sich wieder rührte, er zuckte immer wieder leicht zusammen. Ein Alptraum vermutlich. Sanft strich er über die dunklen Locken. „Es ist ein Alptraum,“ redete er leise auf den Jungen ein. „Komm, wach auf.“
 

Harry wimmerte, er fror, die Zelle war kalt und klamm. Der Boden hart, uneben und kalt, da war keine Decke, nur etwas Stroh und seine Kleidung spendete schon lange keine Wärme mehr. Von Zeit zu Zeit war da das Geräusch von fallenden Tropfen, der Gestank nach Moder und Fäkalien. Er verstand nicht, was das sollte. Warum tat Dumbledore ihm das an? Er hatte doch nur getan, was der von ihm verlangt hatte! Er hatte Voldemort getötet! Aber...
 

Ein Klirren sagte ihm, dass das Tablett mit der undefinierbaren Masse, durchsetzt mit Klumpen, wieder vor ihm auftauchte, von der auch noch ein mehr als suspekter Geruch ausging. Sein Essen...
 

Ohne Hoffnung...
 

Doch dann war da Wärme, ganz plötzlich, die engen Wände der Zelle schienen auseinander zu gleiten, Licht erfüllte die Dunkelheit und...
 

...er wachte auf.
 

Dunkel. Schwarz. Und doch hell. Snape! Das war... Severus Snape! Er war wirklich nicht mehr in der Zelle! Er erinnerte sich daran, er... der Andere hatte ihn sogar in die Arme genommen!
 

„... nur ein Alptraum.“
 

Der Jüngere schniefte leise. „Pro... Professor?“
 

„Ja,“ gab Severus ruhig zurück, half Harry, sich aufzurichten und wischte sein heißes Gesicht ab. „Es war nur ein Alptraum, du bist in Sicherheit.“
 

„Sicherheit,“ echote er.
 

Severus hob die Augenbraue, es war, als würde der Jüngere überhaupt nicht mehr begreifen, was dieses Wort bedeutete, nickte aber und strich erneut mit dem kühlen Lappen über Harrys Stirn. „Hast du Hunger?“
 

Der Jüngere nickte. Er hatte dauernd Hunger. Schon immer gehabt.
 

„Gut, Fenrir kommt gleich mit dem Abendessen,“ gab Severus ruhig zurück. „Danach kannst du wieder schlafen.“
 

Harry nickte müde und lehnte sich etwas gegen Severus, überrascht, dass der ihn ließ, ihn sogar etwas in die Arme zog. Er fühlte sich besser durch diese Nähe. Dadurch spürte er, dass er nicht allein war. Das war es gewesen, was ihn hatte durchhalten lassen, als Remus aufgetaucht war. Es war warm, er konnte das Herz des Anderen schlagen hören, ganz ruhig und beständig. Er war nicht allein...
 

Severus zog Harry wieder in seine Arme, er strich dem knochendürren Jungen durch die Haare, froh, dass der überhaupt Jemanden so an sich ran ließ. Früher in der Schule war das nicht der Fall gewesen und auch Lupin hatte einige Tage gebraucht, um Harry dazu zu bekommen. Immerhin war er gerade erst aufgewacht.
 

Vielleicht konnte er morgen mal in die Wanne und eine Weile aus dem Bett raus und auf ein Sofa. Je eher der Junge wieder Fuß fasste, umso besser. Harry hatte genug aufzuholen, so, wie es war. Nicht zu vergessen, dass sie einen Krieg im Geheimen führten. Es ging nicht anders, wenn sie nicht kämpften, würden sie sterben und dazu war Severus nicht wirklich bereit. Und auch Harry offensichtlich nicht, denn der Junge klammerte sich an sein Leben, das hatte allein die Flucht bewiesen, er war Dumbledore entkommen.
 

Als die Tür aufging, nickte Severus dem Werwolf zu und wandte sich an Harry. „Das Essen ist da,“ erklärte er und lehnte Harry gegen einige Kissen, die er ihm in den Rücken stopfte. Dann half er Fenrir, einen Bettisch aufzustellen, auf den sie die drei Teller stellten. Harry bekam erst zwei Tränke, dann einige weiße Brote, belegt mit kaltem Braten und danach etwas Obst, zu Trinken eine heiße Schokolade. Einer der Tränke würde es ihm ermöglichen, alles bei sich zu behalten.
 

Harry sah mit leuchtenden Augen auf die Köstlichkeiten, nichts anderes war es für ihn, aber als er zugreifen wollte, legte sich wieder eine Hand auf seine. „Denk dran,“ meinte Fenrir ruhig. „Iss langsam, wir nehmen dir sicher nichts weg.“
 

Harry sah die Beiden kurz misstrauisch an, doch dann nickte er. Niemand hatte ihm beim ersten Mal was weggenommen und es schien genug für Alle da zu sein. Hastig griff er mit seinen zitternden Händen nach einem der Brote und biss fast die Hälfte davon ab. Das zweite Mal seit einer Ewigkeit, dass sein Essen wieder nach etwas schmeckte. Er wollte den Rest gleich hinterher schieben, doch sofort wurde er wieder aufgehalten und der Braunäugige schüttelte nur den Kopf. Der Jüngere verstand und er zwang sich, erst zu schlucken, bevor er wieder abbiss, doch es fiel ihm wirklich schwer. Dazu kam, dass er schon nach dem zweiten Brot einfach nichts mehr herunterbekam und das, wo er doch so einen Hunger hatte! Er wollte mehr! Da war doch so viel und...!
 

Severus beobachtete den Jungen, der auf ein Mal wieder feuchte Augen bekam und auf die Sachen auf dem Tisch starrte. Was war denn los? Vorsichtig drang er in die Gedanken des Jungen ein, bevor er seufzte. „Harry, das Essen verschwindet nicht, es wird immer was da sein du musst es nicht gleich essen,“ erklärte er ruhig. „Du hast zwei Jahre lang kaum etwas bekommen, du musst es langsam angehen,“ erinnerte er den Jungen leise.
 

Harry sah den Anderen mehr als überrascht an, der Andere schien ja fast seine Gedanken zu lesen! Doch er nickte leicht, nicht wirklich überzeugt von Alledem. Als ihm die Tasse gegeben wurde umklammerte er sie. Er fühlte sich nicht so gut, er wusste, er war vermutlich krank, er schwitzte und doch war ihm viel zu kalt und noch immer konnte er Greyback nicht einordnen. Er war ein Fremder und doch hatte er nicht so viel Angst vor ihm.
 

Die beiden Erwachsenen beobachteten Harry, wie er einfach nur da saß und in seine Tasse starrte, von Zeit zu Zeit davon nippte. Es war klar, dass der Junge immer noch nicht wusste, was er tun oder von all dem hier halten sollte und das seine Gefühle und Instinkte verrückt spielten. Immer wieder sah er verstohlen zu Fenrir, vermutlich wunderte er sich, warum er keine Angst vor ihm hatte.
 

Fenrir runzelte die Stirn. Ihm gefiel das gar nicht, er wollte Harry in den Arm nehmen, aber immer wieder zuckte der Kleine zusammen und Severus’ Blick hielt ihn ebenfalls zurück. Er musste geduldig bleiben. Sie hatten noch etwa drei Wochen. Dann würde er sich nur noch sehr begrenzt zurückhalten können. Der Vollmond... „Du bist müde...“
 

Harry sah zu dem Sprecher und umklammerte die Tasse fester, nickte aber, noch immer mit gesenktem und nervösem Blick. Er zuckte die Schultern etwas: „Nicht.. so schlimm,“ murmelte er. Er verstand ohnehin nicht, wie er müde sein konnte, nachdem er doch gerade erst aufgewacht war. Er merkte aber, wie der Tisch beiseite gestellt wurde und auch die Tasse wurde ihm abgenommen, kurz zuckte er, als er die Hand spürte, doch dann ließ er los. Fenrir strich kurz über seine Handoberfläche.
 

„Schlaf gut, Kleiner,“ rang der Werwolf sich leise ab. Merlin, wie gern würde er Harry einfach hochheben und mit in sein Bett nehmen! „Ich sehe morgen wieder nach dir. Severus.“
 

Der Tränkemeister nickte und erhob sich. „Bis morgen, Wolf,“ meinte er nur, sah dann zu Harry. „Ich bringe dich ins Bad,“ schlug er leise vor. „Danach kannst du wieder schlafen. Morgen sollte das Fieber wieder etwas runter sein, dann kannst du wieder baden und ich bringe dich in die Bücherei.“
 

Harry nickte einfach nur, allein die Aussicht auf Bücher ließ sein Herz höher schlagen und auch ein Bad war alles Andere, als unwillkommen, aber er hatte keine Ahnung, wie oft er sich duschen musste, um sich wieder sauber fühlen zu können. Er wollte aus dem Bett aufstehen, doch er merkte sofort, dass das ein Fehler gewesen war. Seine Beine gaben sofort unter ihm nach. Er wusste nicht mal, wann er das letzte Mal wirklich aufrecht gestanden war. Doch sofort waren rettende Arme da, die ihn aufrecht hielten.
 

„Langsam,“ murrte Severus. „Du bist hier eine Woche nur gelegen und ich weiß nicht, wie lange vorher!“ Kurzerhand hob er Harry einfach auf und brachte ihn in das kleine, aber feine Bad, das sich an sein Zimmer anschloss. „Ich bin gleich wieder da, ich warte vor der Tür.“
 

„Sir...“
 

Überrascht blieb Severus stehen. Es war das erste Mal, das Harry von sich aus etwas sagte. „Was gibt es?“, fragte er ruhig.
 

„Meine.. meine Brille, ich... seh doch ohne... fast nix,“ flüsterte er. „Wie soll ich ohne Brille... lesen?“
 

Der Tränkemeister lächelte nur und strich Harry durch die Haare. „Lass das meine Sorge sein;“ meinte er nur. „Und mach dich fertig, du gehörst ins Bett.“ Damit verließ er das Bad wieder und lehnte sich gegen die Wand. Kurz schloss er die Augen. Er war beeindruckt. Harry hatte viel ertragen und mitgemacht und doch war er so ruhig. Er hatte auch noch nicht wirklich verstanden, dass er außer Gefahr war. Er schlief schlecht und doch sagte er kein Wort und er verlangte keinen Trank.
 

Doch er bekam eine Idee. Mit einem Lächeln konzentrierte er sich. ‚Greyback...’
 

‚Was...? Severus? Stimmt was bei euch nicht? Soll ich...?!’
 

‚Hattest du nicht mal einen Stoffwolf?’
 

‚Ja, was ist damit?’, er hatte dieses Stofftier schon lange, er hatte es mal gesehen und haben müssen. Nun saß es als eine Art Maskottchen auf seinem Sofa.
 

‚Kannst du ihn entbehren?’
 

‚Warum?’
 

’Für Harry,’ erklärte der Mann ruhig. ‚Er war es gewohnt, immer mit Lupin zu schlafen, ich denke, er tut sich schwer, allein zu schlafen und nein, er ist sicher noch nicht so weit, dass du ihn in dein Bett verfrachten kannst, Seelengefährte hin oder her, Fenrir. Ein Stofftier kann Wunder wirken...’
 

‚Ja, ja, sicher! Ich bringe ihn direkt hoch!’
 

‚Tu das.’ Als er das geregelt hatte, klopfte er an der Tür. „Bist du fertig, Harry? Harry?“
 

Als der Junge nicht antwortete, öffnete Severus einfach die Tür. Er fand den Jungen unter dem Waschbecken zusammengekauert. „Was tust du da?“, fragte er verwirrt.
 

Nach dem Klo und Hände wachen hatte Harry wieder raus gehen wollen, doch dann hatte er wieder an Alles denken müssen, Remmy, Siri, alles war zurückgekommen. Dass er wieder ohne den älteren Werwolf schlafen musste, der ihn immer beschützt hatte. Er würde jedes Bett der Welt eintauschen, wenn er dafür den Anderen wieder haben dürfte. Doch auf ein Mal wurde er hochgezogen, etwas wischte über sein Gesicht, kurz darauf lag er wieder in dem inzwischen vertrauten Bett.
 

„Harry, das macht es auch nicht besser und Lupin würde nicht wollen, dass du dich für etwas bestrafst, wofür du nichts kannst. Wir haben dich nicht wieder so weit aufgepäppelt, dass du dich krank machst,“ fügte er ruhig hinzu, hob dann das Kinn an, so, dass die grünen Augen ihn sehr wohl ansehen mussten. „Wir sorgen ab jetzt für dich,“ wiederholte er sein Versprechen. „Und du bist nicht allein.“ Er legte die Decke über den Jüngeren. „Wenn was ist, ruf mich einfach, ich schlafe nebenan.“
 

Als es klopfte, zuckte Harrys Kopf sofort nervös herum, doch es war nur Fenrir, der erneut herein kam. Er verstand wirklich gar nichts mehr. Der Mann hielt etwas im Arm, das auf ihn irgendwie unförmig wirkte und er kam auf ihn zu.
 

„Hier,“ Fenrir setzte sich noch mal neben Harry und strich ihm durch die Haare, bevor er ich den Stoffwolf in die Arme legte. „Damit du besser schlafen kannst...“
 

Überrascht sah Harry das Ding an – und lächelte etwas. Ein Stofftier. Sein Erstes... zumindest das Erste, an das er sich erinnern konnte. Es schien genau in seine Arme zu passen. „Danke,“ flüsterte er und rollte sich in sich selbst zusammen, den Teddy fest in den Armen. Es dauerte nicht lange, bis er wieder in den Schlaf überglitt, das Stofftier an sich gedrückt, während eine Hand ihm regelmäßig durch die Haare fuhr.
 

„Ich muss ihm eine Brille besorgen,“ merkte Severus ruhig an. „Er will wohl wirklich lesen oder so und er sieht praktisch nichts. Ich kann seine Augen später mit einem anderen Trank ganz heilen, aber noch ist es dafür zu früh.“
 

„Ich schicke morgen einen meiner Leute los,“ gab Fenrir ruhig zurück. „Sie sollen eine Brille mit magischen Gläsern besorgen, das sollte erst mal reichen.“
 

„Für eine Weile.“ Der Tränkemeister deckte den Jüngeren erneut ordentlich zu. „Ich hoffe, dass ich ihm in zwei drei Monaten den Trank geben kann, aber der verträgt sich nicht gut mit Anderen und ich kann ihn sicher noch nicht vom Nährtrank oder von Schmerztränken nehmen.“
 

„Sicher,“ gab Fenrir leise zurück, ohne seine Tätigkeit zu unterbrechen. „Meinst du, er kann in ein paar Tagen etwas raus? Ich will ihn nicht nur im Haus festhalten und der Garten und der Wald auf unserem Teil des Besitzes sind schließlich vollkommen sicher.“
 

„Nicht vor dem Vollmond,“ lehnte der Tränkemeister ab. „Es ist eisig kalt und es sollen noch zwei Schneestürme kommen, das Risiko ist zu groß.“
 

„Meinst du nicht, er wird sich hier bald eingesperrt vorkommen?“
 

Severus seufzte leise: „Du hast das Verlies nicht gesehen, in das er eingesperrt war,“ gab Severus nur zurück. „Kaum hoch genug, um zu stehen, an den meisten Stellen und extrem klein. Er ist die Freiheit gar nicht mehr gewöhnt. Erst mal reicht es vollkommen, ihn bis zur Bücherei zu bringen. Und wenn er dahin kommt, ohne auf dem Weg zusammenzubrechen, können wir weiter sehen.“
 

Fenrir knurrte wieder leise, doch dann hatte er sich im Griff. „Gut,“ lenkte er ein.
 

„Dann verschwinde jetzt ins Bett, er schläft.“
 

Der Werwolf seufzte, doch er gab noch und nur widerwillig verließ er das Zimmer mit dem Jungen, allerdings nicht um ins Bett zu gehen, sondern um mit seinem Rudel zu sprechen. Er wusste, er musste öfter mal weg und Severus musste Tränke brauen, aber er wollte nicht, dass Harry in der Zeit allein sein würde. Er wollte mit Bill Weasley reden.
 


 


 

„Bill!“
 

Der Rotschopf wandte sich um und blickte zur Tür, wo ein junger, blonder Mann stand, obwohl es bereits recht spät war. Doch es wäre nicht so, als würde er müde sein. Im Gegenteil, er war noch ziemlich wach. „Was gibt es?“, fragte er schließlich ruhig.
 

„Du sollst zu Fenrir kommen.“
 

Überrascht hob Bill die Augen. „Hat er auch gesagt, warum?“
 

„Nein, aber seine Laune ist... komisch, echt!“
 

„Seit er letzten Vollmond zurückgekommen ist, mit einem jungen Werwolf.“
 

Ja, das Gerücht hatte Bill auch gehört. Einige der Untersten in der Rudelrangordnung waren abgestellt worden, neben die höheren Zimmer und mussten sofort hüpfen, wenn Snape etwas sagte. Er selbst war aber weder eingeweiht, noch verlangt worden, also hatte er sich mit anderen Dingen beschäftigt. Seit er Werwolf geworden war, war er eine Art Ausgestoßener in seiner Familie geworden, außer Charlie redeten nur noch die Zwillinge mit ihm, die Jüngeren und Percy, Dumbledores rechte Hand, hatten sich vollkommen von ihm distanziert.
 

Aber das machte ihm nicht mehr wirklich etwas aus. Stattdessen stand er auf: „Wo erwartet er mich?“
 

„Im unteren kleinen Speisesaal.“
 

Der Rotschopf nickte und verschwand, ging zu dem Raum, klopfte und trat ein. „Fenrir?“
 

Der Anführer der Werwölfe sah auf und musterte den Rotschopf, den er vor einiger Zeit eher aus Versehen gebissen hatte, aber zu der Zeit hatte er sich bereits dazu entschlossen, sich um alle seine Versehen zu kümmern. „Der heilige Geist,“ baffte er und schluckte den Rest des brennenden Alkohols seine Kehle herunter. „Nun setz dich, verdammt noch mal!“
 

Verwirrt tat der Rotschopf, wie ihm geheißen. „Was gibt es?“, fragte er ruhig.
 

„Ich denke, dir sind die Gerüchte über ein neues Rudelmitglied bereits zu Ohren gekommen, bedenkt man, dass Einige hier von nichts Anderem mehr reden.“
 

„Ja,“ gab Bill zurück. „Ich weiß, dass du Jemanden mitgebracht hast, aber mehr auch nicht, ich gebe nicht viel auf diese Gerüchte.“
 

„Nun, sie stimmen. Übrigens auch, dass er schwer verletzt ist, Severus hat es geschafft, ihn so weit zu heilen, dass er nicht mehr halb tot ist, aber fit ist er auch beim besten Willen nicht wieder und es kann eine Weile dauern, bis er es wieder wird.“
 

„Was hat das mit mir zu Tun?“
 

„Man kann ihn nicht allein lassen,“ gab er Bill zu wissen.
 

„In wiefern involviert das mich?“
 

„Ich kann ihn nicht dauernd bewachen,“ erklärte Fenrir ruhig. „Ich habe noch andere Verpflichtungen und Severus muss bald neue Tränke ansetzen, aber ich brauche Jemanden, auf den ich mich vollkommen verlassen kann.“
 

„Ich soll mich um ihn kümmern? Ist er etwa ein.. Gefangener?“
 

„Was? Nein!“, Fenrir goss sich sein Glas erneut voll und schob auch dem Anderen eines zu. „Aber es geht ihm schlecht und ich will, dass Jemand in seiner Nähe ist, um ihm helfen zu können, vorzugsweise Jemand, dem ich vertraue und der ihn kennt.“
 

„Ich kenne ihn?“
 

„Harry Potter.“
 

„Was?!“, verdattert starrte Bill auf seinen Rudelführer. Harry? Harry, der seit Jahren verschwunden war? Von dem Niemand mehr etwas gehört hatte? „Wie... er ist doch gar kein Werwolf!“
 

„Er ist,“ gab Fenrir ruhig zurück. „Dank Dumbledore, er war mehr tot als lebendig, als ich ihn gefunden und hierher gebracht habe, er war halb verhungert und hatte entzündete Wunden und eitrige Geschwüre.
 

Lupin wurde von dem Alten in den Tod getrieben, er hatte ihn einfach mit Harry eingeschlossen, ohne Verhandlung, ohne Alles. Und ohne Wolfsbann, er muss Harry beim letzten Vollmond gebissen haben.“
 

Bill schluckte schwer. Er erinnerte sich gut an den schüchternen Jungen, den er eigentlich nur ein, zwei Mal kurz gesehen hatte und er wusste nur zu gut, wie Ron über seinen ehemals besten Freund herzog und Ginny ebenfalls. „Aber... meine Familie war zum Schluss hin nicht gerade... freundlich zu ihm.“
 

„Das war Snape auch nicht und er klammert sich an ihn. Da solltest du auch eine faire Chance haben. Es geht nur darum, dass Jemand ihn im Auge behalten muss. Ich will nicht, dass er auf dem Weg zum Bad zusammenbricht und dann liegen bleibt, bis man ihn zufällig findet.“
 

„So schlimm?“
 

„Das wirst du sicher selbst noch zu sehen bekommen,“ gab Fenrir fast schon steif zurück. „Der Junge hat getan, was Alle von ihm wollten, er hat Voldemort getötet, und statt ihn zu belohnen, hat man ihn fast umgebracht, um an sein Erbe zu gelangen! Wie würdest du dich dann fühlen?“
 

Bill schwieg einfach nur eine Weile, bevor er fragte: „Wann kann ich ihn sehen?“
 

„In ein, zwei Tagen, halte dich bereit“ gab der Werwolf knapp zurück und winkte leicht, gab Bill so das Zeichen, sich zu entfernen. Was der auch tat, mit vollkommen verwirrtem Gesicht und sichtlich getroffen.
 


 


 

„...tu es!“
 

„Nein! Niemals!“, schrie Harry aufgebracht. „Ich werde Ihnen nicht geben, was Sie wollen! Sie... Sie haben... Siri umgebracht! Nein! Ich... gebe Ihnen gar nichts mehr!“
 

„Crucio!“
 

Diese Schmerzen, Alles tat ihm weh, es war, als hätte Jemand sein Blut mit Lava ausgetauscht und die würde ihn verbrennen. Er wusste nicht, wie viel Zeit verstrich, bis der Schmerz wieder etwas nachließ, doch das war ihm egal. Er griff nicht nach der Feder und dem vorgefassten Testament. Er würde nicht nachgeben! Nicht schon wieder!
 

Er hatte Alles, Alles für diesen Mann getan, der ihn des Mordes angeklagt und ihn eingesperrt hatte! Sein Magen tat die gesamte Zeit weh, weil er fast nichts zu Essen bekam, doch nun, nach diesem crucio war er sogar dankbar dafür. Hätte er etwas gegessen, wäre er jetzt dabei, sich zu übergeben.
 

Tränen strömten aus seinen Augen, als er die Hand sah, die ihm traf, die ihn gegen die Wand des Zimmers warf. Wie Onkel Vernon. Es tat Alles so weh...
 

Noch immer sah er das Bild aus der Zeitung vor sich, wie zwei Auroren seinen Patenonkel auf die Plattform gezerrt hatten, wo der Dementor gewartet hatte, gierig auf die Seele des unschuldigen Mannes. Harry weinte einfach nur leise vor sich hin, zu viel mehr war er gar nicht mehr in der Lage. Er spürte die Schläge und Zauber gegen sich kaum...

--- Sequenz Ende --.-
 

„...ry! Harry! Komm schon, wach auf, Junge,“ redete der Tränkemeister auf die in sich zusammengekrümmte Gestalt ein, die sich am Fußende des Bettes zusammengekümmert hatte. Es war gerade mal zwei Uhr nachts und Severus war auf dem Rückweg aus dem Labor gewesen, er hatte neue Tränke für seinen Patienten aufgesetzt und noch ein Mal nach ihm sehen wollen.
 

Es war nicht wirklich eine Überraschung, ihn in diesem Zustand zu finden. Alpträume waren wohl, gedenk der Umstände, vollkommen normal. Allerdings war er erleichtert, als die Lider des Jüngeren zu flackern begannen und zeigten, dass er wach wurde. „das war nur ein Alptraum, Harry, du bist in Sicherheit, es ist Alles in Ordnung.“
 

„P...P...Professor...?“, flüsterte Harry und streckte seine Hand nach dem Anderen aus, der sie zu seiner Überraschung nahm.
 

„Ja, Harry,“ gab der Andere zurück. „Es ist Alles in Ordnung. Nur ein schlechter Traum. Leg dich wieder hin und schlaf, Kleiner.“ Er hob den heruntergefallenen Teddy auf und legte ihn wieder neben den Jüngeren, den er erst mal vernünftig ins Bett legen wollte, doch als er gehen wollte, merkte er, dass Harry seine Robe umklammerte.
 

„Nicht... nicht allein lassen,“ flüsterte die belegte Stimme. „Bitte...“
 

Severus blickte auf den vollkommen verstörten Jungen, bevor er einen Entschluss fasste und ihn in seine Arme hob, ihn in sein Zimmer brachte und da auf das Bett legte. „Ich bin gleich da,“ versprach er und zog sich schnell um, trat dann zurück zum Bett und glitt hinter dem Jüngeren unter die Laken, zog ihn an sich. „Und jetzt schlaf, Kleiner.“
 

Harry kuschelte sich in die Umarmung, er war zu erschlagen, um darüber nachzudenken, wer da hinter ihm lag, für ihn war es, als wäre Remus zurück, wenigstens jetzt, im Halbschlaf. Er fühlte sich sicherer, als vorher und erst jetzt traute er sich, wieder einzuschlafen, den Teddy wieder fest umklammert.
 

Severus wartete, bis Harrys Atem sich wieder beruhigt hatte und der fragile Junge eingeschlafen war. So konnte es nicht weiter gehen, der Junge schien ja fast gar nicht mehr zu schlafen, seit er wieder zu sich gekommen war! Das war nicht der erste Alptraum oder Flashback! So konnte er nicht gesund werden! Gut, jetzt schlief er, aber nur, wegen seiner Nähe. Er hatte aber auch keine Zweifel daran, dass er nur aufstehen musste, um das ganz schnell wieder zu ändern.
 

Er strich dem Jungen über die knochigen, um das Stofftier verkrampften Hände, während eine Idee sich in seinem Kopf formte. Er wusste nicht, wie der Junge es geschafft hatte, aber inzwischen wollte er ihn einfach nur noch beschützen und soeben war ihm ein Plan in den Kopf geschossen, der vermutlich auch Fenrir zusagen würde. Er musste nur noch mit seiner Frau darüber sprechen. Sie wollte ohnehin am nächsten Tag hier eintreffen.
 

Über diesem Gedanken schlief auch er ein – und erwachte erst wieder, als ein vor Sorge rasender Werwolf die Tür zu seinem Zimmer aufriss.
 

„Severus, Harry, er...!“
 

“Schrei nicht so, verdammt,” baffte der Tränkemeister. „Er ist hier, er hatte einen so heftigen Alptraum, dass er nicht allein sein wollte, also hat er hier geschlafen und er schläft einigermaßen ruhig, zumindest im Moment. Also weck ihn nicht noch durch dein Geschrei!“
 

Fenrir blinzelte, dann sah er auf das kleine Bündel, dass nun unter der Decke auftauchte. Im ersten Moment kochte Eifersucht in ihm hoch, doch dann sah er, dass sein Freund den Jungen hielt, wie ein Vater, mehr war da einfach nicht. Er setzte sich zu dem Grünäugigen, strich sanft über dessen Haare, woraufhin das Gesicht sich etwas entspannte. „Ich dachte, er hat versucht, irgendwo hin zu kommen und wäre zusammengebrochen.“
 

„Es liegt ein Warnzauber auf seinem Zimmer, glaub mir, wäre etwas geschehen, hättest du es gehört...“, Severus stand schließlich auf. Er war nicht wirklich wach, aber eine Tasse Kaffee würde auch das richten können, da war er sich sicher. „Meine Frau kommt in... drei Stunden,“ beendete er den Satz nach einem kurzen Zeitzauber. „Dann will ich etwas mit ihr besprechen.“
 

„Und was?“
 

„Mir ist eingefallen, wie man Harry schützen kann.“
 

„Wie?“
 

„Ich werde ihn adoptieren. Dann bin ich offiziell sein Vormund und man kommt nicht an ihn ran, außer über meine Frau, mich selbst oder dich. Dadurch hat er noch etwas mehr Schutz. Ich weiß, dass dir das nicht gefällt, aber es würde dem Kleinen gut tun, zu wissen, dass er eine Familie hat.“
 

Im ersten Moment wollte der Andere tatsächlich heftig protestieren, doch dann sah er davon ab. Severus hatte schlicht Recht, vor Allem, da der Junge wirklich an dem sonst so grummeligen Tränkemeister hing. „Wie?“, fragte er ruhig. „Kein englischer Beamter würde das tun und außerdem hat nicht Dombledore das Sorgereicht?“
 

„Falsch,“ gab Severus ruhig zurück, während er sich frische Kleidung zurechtsuchte. Eine einfache, schwarze Hose, ein weißes Hemd und einen leichten Umhang. „Der Alte hat ihn nie adoptiert, er hatte nur die Aufsicht über den Jungen, nach dem Prozess. Das war Alles und ich wage zu behaupten, das Recht hat er sich verspielt. Und ich hatte nicht vor, einen englischen Beamten hinzuzuziehen. Meine Frau ist Italienerin, wir werden es über die italienische Regierung abwickeln.“
 

„Aber ist der Name Snape nicht fast genauso gefährlich?“
 

„Prince,“ gab der Andere nur zurück. „Prince wie meine Mutter, zumindest so lange, bis mein Name wieder rein gewaschen ist,“ konterte er. „Ich brauche ein Mitglied des Wizgamont auf meiner Seite, dann kann ich mich und Harry unter Veritas befragen lassen, im Privaten sozusagen. Und einige Journalisten im Ausland. Frankreich, Spanien, Italien. Ich will überall negative Presse über den Alten, so, dass Alle gezwungen sein werden, zu handeln, verdammt noch mal!“
 

„Diese Idee ist noch nicht mal schlecht,“ stimmte Fenrir zu. „Ich habe Verbindungen nach Bulgarien, zu dem Rudel dort, einer davon ist ein angesehener Reporter. Sobald deine Frau zugestimmt hat, kann es losgehen.“
 

Severus nickte schließlich und sah auf das bleiche Gesicht in seinem Bett, aber Harry war ruhig geblieben, vermutlich, weil Fenrir ihn noch immer streichelte. „Ich muss los, seine Tränke vorbeireiten, sein Nährtrank geht langsam zur Neige und einige Schmerztränke.“
 

„Sicher.“
 

„Bleibst du hier?“
 

„Ja, bis er wach wird. Dann rufe ich dich.“
 

„Gut, tu das,“ stimmte Severus zu. „Ich nehme mir Anna mit, sie ist tolerabel in einfachen Tränken, wenn ich hier bin, kann sie übernehmen.“
 

Der Werwolf lachte leise und nickte. „Tu das,“ meinte er nur leise. Er blieb, als der Tränkemeister schließlich den Raum verlassen hatte. Dann sah er wieder auf Harry, der noch schlief. Er konnte gar nicht anders. Sanft beugte er sich über ihn und küsste den Jüngeren, der kurz das Gesicht verzog, dann aber friedlich weiter döste.
 

Die Zeit verging überraschend schnell bis Harry schließlich, etwa eine Stunde später, tatsächlich erwachte und sich orientierungslos umsah. „Guten Morgen,“ lächelte Fenrir nach einer Weile, die der Jüngere damit verbracht hatte, rot zu werden, während er Severus zukommen ließ, dass ihr Sorgenkind wach war. Er strich dem Grünäugigen kurz über die Wange, bevor er zu seiner Brusttasche griff, ein Gestell herausholte und die modische Brille auf Harrys Nase setzte.
 

Überrascht blickte Harry sich um, als die Umrisse auf einmal deutlicher wurden. Zum ersten Mal sah er Grayback richtig, stellte er fest. Der Mann hatte silberweiße Haare, aber alt sah er nicht wirklich aus. Im Gegenteil. Eher noch jünger, als Snape mit goldbraunen Augen, die denen von Remmy gar nicht so unähnlich waren und mit einem kantigen, aber eleganten Gesicht. „Danke,“ murmelte er leise.
 

„Kein Problem,“ lächelte Fenrir nur. „Komm, in deinem Zimmer ist schon ein Bad eingelassen und ich habe ein paar Klamotten gefunden, die ich passend zaubern kann. Bis dahin ist sicher auch mein knurriger Tränkemeister hier.“
 

Der Jüngere nickte erneut. Die Aussicht auf ein Bad war einfach zu verlockend. Er schlug die Decke zurück, stellte dann aber fest, dass das nicht das Bett sein konnte, in dem er die letzten Tage gelegen hatte – und er wurde noch röter. Himmel! Hatte... hatte er wirklich bei Snape geschlafen?
 

Er sah sich in dem Raum um. Er war einfach gehalten, mit einladenden Möbeln. Das hatte nichts gemein mit den Dingen, die sie sich früher vorgestellt hatten. Keine Ketten an der Wand, keine Kerkernachbildung, keinen Sarg. Doch als er versuchte, zu stehen, wiederholte sich das Spektakel vom Vortag – seine Beine weigerten sich einfach, ihn zu tragen.
 

„Langsam!“, rief Fenrir, als er den Jüngeren auffing. „Nichts überstürzen,“ fügte er dann leise hinzu. „Das wird schon wieder, zwing dich nicht selbst dazu.“ Sanft hob er den Jungen auf, er wog immer noch praktisch Nichts, und trug ihn in sein eigenes kleines Bad zurück, setzte ihn an den Rand der Wanne und half ihm aus dem Oberteil heraus. „So, und jetzt zieh dich fix fertig aus, dann rein ins Wasser,“ ermutigte er den Jüngeren und küsste ihn auf die Stirn, ohne groß darüber nachzudenken. Erst dann verließ er das Bad, nach einem letzten Kontrollblick, und wartete auf den Tränkemeister.
 

Harry dagegen befreite sich von den Boxern, die er noch trug und ließ sich vorsichtig ins Wasser gleiten, schloss im ersten Moment genießerisch die Augen. Es war herrlich warm und angenehm, es roch nach Früchten und Zimt. Das Wasser selbst fühlte sich samtig an und er wusste, es war wohl irgendwas drin, denn ein kleiner Kratzer war vor seinen Augen verschwunden.
 

Ein Bad, das war einer seiner wenigen Wünsche gewesen, im Kerker, nach den ersten sechs Wochen. Zwar hatte der Alte ihn in den ersten Wochen immer mal wieder mit einem Zauber gereinigt, um ihn nicht riechen zu müssen, doch seit er Voldemort erledigt hatte, hatte er in keinem Bad mehr gesessen, zumindest nicht bewusst.
 

Er verstand immer noch nicht, was hier vorging oder warum ausgerechnet die Leute, die es taten, sich um ihn kümmerten, doch er genoss es einfach. Langsam griff er nach dem weichen Lappen und begann, sich zu säubern. Wie sehr hatte auch Remmy sich das gewünscht, doch nur ihm war es erlaubt worden, sein Remmy war.. einfach tot...
 

Hastig legte Harry die Brille ab und strich sich über die Augen und setzte dann die Brille wieder auf. Nein! Das würde er nicht wollen! Nein! Er wollte sein Versprechen halten! Er musste sie rächen! Siri und Remmy! Er würde nicht aufgeben, nicht bevor er das nicht geschafft hatte! Er wollte sich rächen! Nicht für sich aber für all die anderen Toten, die Dumbledores Weg pflasterten!
 

„Ah... Harry.“
 

Der Angesprochene sah auf und lächelte etwas, als er Snape erkannte. Sein Professor sah überraschenderweise jünger aus, als er ihn in Erinnerung hatte und er trug auch nicht mehr die strengen, schwarzen Roben. „Hallo, Professor,“ gab er leise zurück.
 

„Harry, ich bin nicht mehr dein Professor, nenn mich einfach bei meinem Namen, ja? Du siehst besser aus, ich denke, das Fieber ist weiter zurückgegangen. Komm jetzt aus der Wanne raus, bevor du verschrumpelst, wie eine Rosine.“ Er hielt ein Handtuch auf und half dem Jüngeren aus der Wanne, dem es sichtlich peinlich war, diese Hilfe zu brauchen, doch darauf ging er noch nicht mal ein.
 

Er half Harry zurück ins Schlafzimmer, wo er ihm in die Kleidung half. Unterwäsche, eine einfache Hose und ein leichter Pullover. Dann betrachtete er Harry, passte mit einem Zauber die Kleidung an. „Besser,“ meinte er dann zufrieden und richtete auch die Haare, band sie zurück. „Hast du Hunger?“
 

„Etwas...“
 

Severus lächelte und brachte Harry zu dem Sofa, wo er ihm auf das Sofa half. „Nach dem Essen bringe ich dich in die Bibliothek,“ fügte er an. „Dann kannst du auch etwas lesen und liegst nicht nur im Bett. Ich habe dir schon Bücher zurechtgelegt, über Werwölfe,“ fügte er an.
 

Harry lächelte den Anderen ein wenig an: „Danke... für Alles, für.. heute Nacht.“
 

Severus schüttelte den Kopf: „Dafür nicht,“ gab er nur leise zurück. „Das habe ich gern getan. Irgendwer musste sich ja mal um dich kümmern. Du hast viel zu lange Alles selbst machen müssen.“
 

„Warum? Ich verstehe es einfach nicht...“
 

Severus schob das Tablett mit dem leichten Frühstück zu Harry, der nur zu bereitwillig danach griff. „Weil Dinge geschehen sind, die nie hätten passieren dürfen,“ gab er ernst zurück. „Und es wird Zeit, die Dinge wieder ins Lot zu rücken. Wir kämpfen gegen Dumbledore und du kannst endlich frei sein.“
 

„Ich will... dass er leidet, wie er Siri und Remus hat leiden lassen...“
 

„Das wird sich wohl einrichten lassen,“ entgegnete er, wenig überrascht. „Und jetzt iss.“
 

Harry kam der Aufforderung nach und aß die Schale Müsli zur Hälfte leer, bevor er satt war. Sein Kaba war schnell getrunken. „Wo... wo ist Fenrir hin?“, fragte er schließlich leise.
 

Überrascht hob Severus die Augenbraue, doch dann grinste er vergnügt. „Sein Rudel zusammenstauchen vermutlich,“ gab er zurück. „Komm, ich bring dich in die Bücherei, dann muss ich auch kurz weg, ich werde aber schnell wieder da sein.“
 

Harry nickte und ließ sich gern von dem Anderen hochnehmen, doch dann stockte er . „Kann... kann ich Schnuffel nicht mitnehmen?“
 

„Wen?“
 

Harry deutete auf den Stoffwolf, den er vorhin mit rüber genommen hatte.
 

„Sicher,“ lächelte Severus und gab es ihm, bevor sie das Zimmer verließen. Harry nutzte die Gelegenheit, sich umzusehen. Es waren mehrere Gänge und zwei Treppen, bevor sie ihr Ziel erreichten. Einen hohen, angenehme dämmrigen Raum, ähnlich wie die Bibliothek in Hogwarts. Er wurde noch weiter getragen, bis in ein kleines Eckchen, wo ein Sofa und ein Tisch, sowie zwei Sessel neben einem Kamin standen. Auf dem Tisch stand ein kleiner Stapel Bücher und ein Tablett mit einem Glas Saft und einer Schale leichtem Gebäck.
 

Auf dieses Sofa setzte Severus den Jungen, deckte ihn mit der leichten Decke zu. „Wenn du etwas brauchst, ruf einfach Rubby, er ist der Hauself, er sagt Fenrir oder mir bescheid, es ist immer Jemand in der Nähe,“ erinnerte er den Jungen noch mal, bevor er ihm durch die Haare strich und rasch verschwand.
 

Harry nickte und sah dem Anderen hinterher, bevor er die Bücher genauer in Augenschein nahm und fand, was er sich erhofft hatte. Das Buch über die Verwandlung bei Vollmond. Fenrir hatte erwähnt, dass es Techniken gab, die das erträglich machten, ohne, dass man den Verstand verlor. Auch Remus hatte das mal erwähnt, aber auch, dass er zu alt gewesen sei, sie zu lernen.

Aurora

„Schatz!“, erleichtert schlang Severus seine Arme um seine Frau. Es war schwer gewesen, die Hochzeit geheim zu halten, doch letztendlich hatten sie auch das geschafft. Er betrachtete seine Geliebte eine Weile. „Du siehst gut aus,“ stellte er dann leise fest, strich über ihre feinen Züge.
 

Aurora sah ihren Mann mit kritischen Augen an, nachdem sie sich eine ganze Weile geküsst hatten. Es war ihr immer schwer gefallen, den Anderen zurück nach England zu lassen, allein. Nun endlich hatte sie ihren Willen durchgesetzt, wenn auch nur mit Drohungen. Doch sie liebte Severus und sie wusste nur zu gut, wie stur er sein konnte, vor Allem, wenn es ‚nur’ um sein eigenes Wohlbefinden ging.
 

Kurz strich sie sich die braunen, lockigen Haare wieder zurück, die beim Hereinflooen durcheinander geraten waren. „Du siehst... einigermaßen aus,“ rang sie sich dann ab. Sie hatte Severus schon in weit schlimmeren Verfassungen zu Gesicht bekommen, doch er schien... abgelenkt zu sein.
 

Der Tränkemeister lächelte und zog seine Frau mit sich auf den Sessel, der vor dem Kamin stand, ohne auf das Gepäck, das nun herumstand, zu achten. „Ich habe dich vermisst,“ gab er dann leise zu und begann, mit den schlanken Fingern seiner Frau zu spielen. Er sagte nichts mehr über die Gefahr, in die sie sich hier begab, das hatte er schon lange aufgegeben. Außerdem war er froh, dass sie da war.
 

Die Italienerin lachte leise und küsste ihn. „Wärest du nicht so verdammt dickköpfig hätte ich schon längst hier wohnen können!“
 

„Ich weiß, aber glaub mir, es hatte auch sein Gutes... sonst wärest du vielleicht inzwischen tot.. immerhin hat der Alte mich ‚umgebracht’.“
 

Sanft strich Aurora dem Anderen über die Wange. Sie wusste, wie schwer er es gehabt hatte. Ein Fehler aus seiner frühesten Jugend hatte ihn in große Schwierigkeiten gebracht und sie wusste, wie sehr er all das bereute. „Wie geht es dem Jungen, von dem du mir erzählt hast?“ Sie kannte natürlich die Geschichte von dem Goldenen Gryffindor, von Harry Potter und das, was Severus erzählt hatte, früher entnervt nach dem Unterrichten, später, als er dem Kind heimlich Nahrung und Tränke in sein Verlies gebracht hatte. Geheimnisse hatten sie voreinander nie gehabt.
 

„Nicht sonderlich gut..“
 

„Was meinst du?“, hakte sie nach. „Ich weiß, dass du nicht mehr für ihn sorgen kannst und das es dir...“
 

Severus nahm die Hand seiner Frau, die nur etwa sechs Jahre jünger war, als er selbst, in die Seine. „Ich kümmere mich immer noch um ihn.“
 

„Was...? Wie..? Ich dachte, ihn zu befreien, wäre unmöglich!“
 

„Das Wort unmöglich verträgt sich einfach nicht mit P... Harry,“ gab er nur zurück. „Er hat es geschafft, sich zu befreien, wohl auch mit Lupins Zureden. Letzterer ist wohl ziemlich sicher tot, Harry in einer Verfassung, die jeder Beschreibung spottet.“
 

„Er ist hier? Wie das?!“
 

„Ich konnte Lupin keinen Wolfsbann mehr bringen, er hat Harry gebissen, zu Vollmond, er ist dann an einem Vollmond geflohen und Fenrir hat ihn gefunden,“ erklärte Severus. „Darum habe ich auch kaum auf deine Briefe geantwortet,“ erklärte er entschuldigend. „Ich musste ihn am Leben erhalten, sonst wäre auch noch Grayback durchgedreht.“
 

„Muss ich dir Alles aus der Nase ziehen, Sev?“
 

„Harry ist Fenrirs Gefährte,“ gab der Tränkemeister daraufhin zurück. „Aber er ist noch so verschreckt, dass man darüber wohl noch nicht mit ihm reden kann, vermutlich noch nicht bis kurz vor dem Vollmond. Er war über ein Jahr ganz allein im Kerker, dann einige Monate mit Lupin. Der Einzige, dessen körperliche Nähe er im Moment zu dulden scheint, bin ich. Warum auch immer. Ich habe ihn noch nie verstanden.“
 

Überrascht blickte Aurora ihren Mann an. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass der arme Junge eine Chance haben würde, doch da sie ihn nicht kannte, war es ihr nie so nah gegangen, wie ihrem Mann, auch, wenn der immer versucht hatte, das zu überspielen. Sie war froh für ihn, dass der Junge überlebt hatte, da sie wusste, dass Severus sich für ihn verantwortlich fühlte, aufgrund seiner Freundschaft mit dessen Mutter. Sie strich einige der feinen, schwarzen Haare hinter das Ohr des Älteren. „Was hat er? Körperlich meine ich.“
 

„Er ist vollkommen unterernährt, so sehr, dass er kaum in der Lage ist, sich auf den Füßen zu halten, er hatte Brüche und Schürfungen, die ich mit Tränken gerichtet habe. Sein Wachstum ist gestört, wenn du ihn siehst, wirst du ihn für kaum älter, als dreizehn oder vielleicht vierzehn halten. Und bevor du fragst – sein seelischer Zustand ist auch nicht der Beste. Er versteht nicht, warum sich Fenrir um ihn kümmert, oder ich. Er macht sich selbst verantwortlich für den Tod seines Patenonkels und für den von Lupin und Diggory. Wenn ich nicht aufpasse, wird er vielleicht depressiv.“
 

„Armer Junge...“
 

„Allerdings,“ seufzte Severus nur. „Die magischen Zeitungen haben Berichte über ihn gedruckt, bei denen einem schlecht wird, sie bezeichnen den armen Jungen als Massenmörder und unzurechnungsfähigen Irren, Niemand hinterfragt ihn und Dumbledore hat sogar die Frechheit, ihn in der Muggelwelt zu suchen! Mit riesigen Aufhängern! Dass man ihn entführt habe und er seinen ‚Enkel’ zurück wolle!“
 

„Du hast Angst um ihn, nicht wahr?“
 

„Wundert dich das? Irgendwer, der ihn auf der Straße sieht...Harry hat ein Gefängnis gegen das Nächste eingetauscht...“
 

„Ich kenne dich, du hast doch etwas vor.“
 

„Nur... wenn du damit einverstanden bist.“
 

„Rede schon,“ forderte Aurora ihren Mann sanft auf.
 

Der Tränkemeister sah seine Frau lange an, bevor er nickte. „Ich... habe gedacht, dass, wir, nur, wenn du damit einverstanden bist, ihn adoptieren könnten, über die italienischen Behörden natürlich. Und ich bin bereit mich unter Veritas befragen zu lassen, um für Harrys Unschuld zu bürgen. Ich habe auch Berichte über seinen körperlichen Zustand zu dem Zeitpunkt, als Fenrir ihn hierher gebracht hat. Er hätte Familie – und wir ein Kind...“ Das war ein wunder Punkt für sie Beide. Aurora hatte vor drei Jahren eine Entzündung im Unterleib erlitten, von der sie sich nie erholt hatte und dank der sie Kinder nur unter höchstem Risiko zur Welt würde bringen können, ein Risiko das zu akzeptieren er nicht bereit gewesen war. Aber dazu kam auch, dass er, dank der ständigen Folterung entweder von dem Alten oder von Voldemort, unfruchtbar geworden war.
 

„Das... ist eine Überraschung,“ brachte Aurora nach einer ganzen Weile der absoluten Sprachlosigkeit hervor. Sie selbst hatte schon oft an eine Adoption gedacht. Nur nicht daran, ein schon fast volljähriges Kind, einen Teenager, dazu noch mit einer solchen Vorgeschichte zu wählen, der obendrein seinen Seelengefährten praktisch schon gefunden hatte.
 

„Lern ihn kennen,“ bat Severus sanft. „Du wirst ihn mögen. Er ist ein sanfter Junge, der sich nichts mehr wünscht, als eine Familie.“
 

„Ich dachte, die hätte er gehabt...“
 

Wortlos gab Severus seiner Frau eine der Akten. Es war die Erste von Vieren, die er zusammengetragen hatte. „Ich habe mich von meinem Hass blenden lassen,“ gab er dann kleinlaut zu, während er zusah, wie seine Frau die Berichte überflog.
 

„Jetzt ist mir schlecht,“ stellte Aurora dann fest, ihr Gesicht hatte tatsächlich einen leichten Grünstich bekommen.
 

„Ich weiß, so ist es mir auch gegangen,“ gab Severus traurig zurück. „Kannst du die Akten einem Beamten und einem Reporter in Italien geben? Und Kopien in Bulgarien, Amerika, Spanien, Portugal und Frankreich verteilen? Belgien, Deutschland und die Niederlande, Schweden, Norwegen? Ich will, dass der Alte bis auf die Knochen blamiert wird, so, dass NIEMAND mehr auf ihn hören wird!“
 

„Hast du mehr, als die Akten über den Jungen?“
 

„Ja, Beweise darüber, was er mit anderen Slytherins gemacht hat, Beweise, dass er gestohlen und seine Lieblinge bevorzugt hat. Ich habe viel, sehr viel, glaub mir... was sagst du?“
 

Aurora betrachtete ihren Geliebten eine Weile lang, bevor sie ihn sanft küsste. „Ich kann dir nichts bezüglich der Adoption versprechen, ich will den Jungen erst kennen lernen, aber die Akten und alle anderen Beweise habe ich innerhalb von drei Tagen in jedes Land mit einer magischen Gemeinde gebracht,“ versicherte sie ruhig. Sie arbeitete im italienischen Ministerium, so hatte sie Severus auch kennen gelernt und sie hatte viele Freunde unter den Journalisten. Es wurde Zeit, diese Asse auszuspielen.
 

„Das ist Alles, was ich verlange,“ gab Severus nur zurück und küsste seine Frau zurück. „Ich muss ohnehin nach ihm sehen und dafür sorgen, dass er isst und seine Tränke nimmt. Willst du mich begleiten?“
 

„Sobald ich die Sachen verschickt habe, stell mir Alles zusammen und hilf mir, die Eulen auszurüsten.“
 

„Dein Wort sei mir Befehl,“ lächelte der Tränkemeister.
 


 


 

Kaum war der Tränkemeister weg, vertiefte Harry sich in das Buch, doch er hielt nicht lange durch, bevor er wieder einschlief. Er verstand es einfach nicht, wie konnte es sein, dass er die gesamte Zeit schlief und immer noch so müde war? Das war so ziemlich das Letzte, was er wusste, bevor er wieder einschlief, das Buch im einen, den Teddy im anderen Arm.
 

So fand Fenrir ihn eine Stunde später, als er einige Dinge mit den Rudelführern aus Frankreich, Amerika und Spanien besprochen hatte. Er lächelte sanft und setzte sich zu dem Jüngeren, nahm ihm vorsichtig das Buch ab und legte es beiseite. Dann nahm er ihm die Brille ab und ließ auch sie auf den Tisch verschwinden. Kurz verzog sich das schmale Gesicht, doch als er begann, durch die dichten Haare zu fahren, beruhigte der Jüngere sich wieder.
 

Mit seiner freien Hand deckte er Harry etwas besser zu. Er lächelte, während er beobachtete, wie der Jüngere sich in seiner Nähe entspannte und schaffte es schließlich, den Kopf des Jüngeren auf seinen Schoß zu legen, ohne, das der aufwachte. Erst dann lehnte er sich zufrieden zurück und rief mit seiner geöffneten Hand nach einem anderen Buch, das aus der Bücherei in seine Hand geflogen kam. Er fühlte sich gut und ausgeglichen. Sein Kollege aus Frankreich, mit dem er sich öfter traf, hatte sogar gemeint, er müsse seinen Gefährten gefunden haben, so ruhig, wie er gewesen war. Er hatte nichts weiter dazu gesagt, aber gleich nach der Sitzung war er hierher gekommen und hatte Bill weggeschickt, der den Jungen aus sicherer Entfernung beobachtet hatte.
 

Er wusste nicht, wie Harry auf Fremde reagieren würde und er war nicht bereit gewesen, ein Risiko einzugehen. Stattdessen strich er weiter über die nun wieder glänzenden Haare, nahm sich etwas von dem Gebäck, dass der Andere nicht angerührt zu haben schien.
 

Gerade, als er mitten im Lesen war, hörte er etwas und sah auf. An einem der Regale sah er Severus und seine Frau stehen. Er lächelte und winkte sie her. „Hallo, Aurora,“ begrüßte er die Italienerin freundlich. „Ich habe dich lange nicht mehr gesehen.“ Er hielt Harry fest, als der etwas unruhig zu werden begann, woraufhin der Junge sich sofort wieder beruhigte und einfach weiter schlief.
 

„Hi, Fenrir!“, lächelte sie und trat zu dem Werwolf, der fast überall gefürchtet oder zumindest respektiert wurde. Er hatte sich an zahllosen Kämpfen gegen Andere seiner Rasse durchgesetzt und sich bewiesen, wovon auch zahlreiche Narben zeugten, auf die der Andere stolz war. „Ich muss sagen, ich war überrascht über das, was ich gehört habe,“ meinte sie dann.
 

Der Andere lachte leise. „Kann ich dir nicht verdenken,“ meinte er nur. „Ich habe selbst nicht damit gerechnet.“
 

„Ist er das? Ist das..?“
 

Fenrir nickte und zog die Decke etwas von Harrys Gesicht herunter. „Das ist er,“ gab er zurück, strich über die Wange des Jüngeren. „Harry Potter.“
 

Neugierig beugte Aurora sich über den Jüngeren, sah in das immer noch kindliche Gesicht. Kein Ansatz eines Bartes oder so etwas, Dinge, die mit dem sechzehnten Lebensjahr einfach auftauchten. Severus hatte Recht, wenn man es nicht wusste, man würde den Jungen nicht älter, als dreizehn schätzen. „Er ist...“
 

„Nein...!“
 

Erschrocken sprang die Frau zurück, sie hatte nur über Harrys Wange streicheln wollen, doch sofort begann der Junge, zu wimmern, er vergrub seinen Kopf in Fenrirs Brust. „Nicht...! Nicht, bitte!“
 

„Harry...“, Fenrir strich ihm leicht über den Nacken. „Es ist Alles in Ordnung...“
 

Auch der Tränkemeister schob sich nun vor, brachte Aurora dazu, sich etwas weiter weg zu stellen: „Er hat Angst vor Fremden und Aurora riecht fremd für ihn,“ versuchte er, zu erklären. „Immer, wenn Jemand Fremdes in den Kerker kam, hat das etwas Schlimmes bedeutet. Harry, es ist gut, Aurora ist meine Frau, sie tut dir nichts, Fenrir und ich sind da...“
 

Überrascht beobachtete Aurora ihren Mann, der sonst beim besten Willen keine Geduld mit Kindern, vor Allem mit denen Anderer hatte. Doch hier hatte er sie, er schien in Harry schon längst so etwas wie einen Sohn zu sehen, der Junge war ihm ans Herz gewachsen, das hatte sie aus den Erzählungen nur zu oft herausgehört. Sie wusste, sie konnte Nein zu der Adoption sagen, doch es schien ihr selbst unfair, das zu tun, Severus hatte sein Herz bereits an dieses Kind gehängt, das Kind seines einstigen Schulfeindes.
 

Das Erste, was Harry merkte, war, dass etwas fremdes, ein fremder Geruch, unter die Vertrauten mischte. Der einer Frau. Umbridge! Das war sein erster Gedanke gewesen. Er hatte die Frau im Kerker kennen gelernt, sei hatte ihn gequält, immer und immer wieder, oder all die Anderen, die da gewesen waren! Nein! Nein, auf gar keinen Fall! Er versuchte, sich in den inzwischen vertrauten Geruch des anderen Werwolfes zu verkriechen, fühlte dessen Arme, die ihn hielten und dann war da noch Sn.. Severus’ Stimme. Ruhig und ohne Anzeichen für eine Gefahr.
 

„So ist es gut,“ lobte Severus leise, als er merkte, dass der Jüngere sich wieder entspannte. „Wir sind hier, es passiert nichts.“ Er strich dem Jüngeren über die Wange, während Fenrir ihm half, sich aufzusetzen. Er selbst griff nach der Brille und setzte sie dem verstörten Jungen wieder auf, so, dass der sehen konnte, wo er war.
 

Harry brauchte eine Weile, bis das Gefühl der Panik verflog und er wieder richtig atmen konnte. „Ich... es tut mir leid,“ murmelte er betreten.
 

„Schon gut,“ lächelte Fenrir nur. „Du hast einen Schreck bekommen, als du kaum wach warst,“ meinte er nur und setzte den Jungen zwischen Severus und sich. „Das da ist Aurora, sie ist seit einigen Jahren mit Severus verheiratet und kommt aus Italien.“
 

Nun erst fixierte Harry die Fremde genauer. Sie lächelte ihn nur freundlich an, nicht hämisch, wie all die Anderen, einfach freundlich und offen. Der Geruch vom Tränkemeister umgab sie. Wenn der ihr vertraute, dann konnte er das wohl auch. „Hi,“ lächelte er dann schüchtern. „Ich bin... Harry.“
 

Aurora trat wieder näher und hielt dem Anderen ihre Hand hin. „Und ich bin Aurora,“ stellte sie sich vor. „Die Frau von diesem mies gelaunten... he!“
 

Severus lachte und zog seine Frau auf den Schoß. „Sei doch nicht so gemein!“
 

„Ich bin nur ehrlich!“
 

„Und ich nicht schlecht gelaunt!“
 

„Ja, im Moment!“
 

Diese kleine Szene entlockte dem Anderen doch tatsächlich ein amüsiertes Kichern. So hatte er seinen Tränkemeister wahrlich noch nicht erlebt! Er richtete sich etwas weiter auf und sah sich kurz nach den Büchern um, die Alle wieder auf dem Tisch lagen, ohne sich aus der Umarmung des anderen Werwolfs zu befreien.
 

„Zeit für das Mittagessen,“ kündigte Severus dann an, mit wenigen Griffen hatte er den Tisch frei geräumt und Geschirr und Essen erschienen. Es roch ein Mal mehr einfach nur himmlisch. Da waren mehrere Schüsseln, eine mit Suppe, eine Andere mit Broccoli, eine mit weißer Soße, eine mit kleinen Hühnerbrüsten.
 

Severus verteilte schnell die Suppe auf die bereitstehenden Teller, wobei Harry nur eine kleine Schüssel voll bekam, damit er auch noch von den anderen Sachen essen konnte. Dann gab er ihm die Phiolen mit den Tränken, die der brav herunterwürgte, bevor er zu löffeln begann. Er merkte gar nicht, wie er sich immer noch gegen Fenrir lehnte, dem dass sichtlich gefiel.
 

Der Werwolf füllte schließlich auch Harrys Teller mit Fleisch und Gemüse, bevor er schließlich meinte, dass sie bald mit dem Training anfangen mussten, damit die nächste Verwandlung so schmerzfrei wie möglich werden würde. Nach dem Essen blieben sie eine Weile sitzen, bevor Severus und Aurora sich für eine Weile verabschiedeten.

Besuch

Es vergingen mehrere Tage, in denen Harry vor Allem mit Severus und Fenrir zusammen war, manchmal auch mit Aurora, die er ganz gern mochte. Es ging ihm wesentlich besser, er nahm wieder etwas zu und er konnte inzwischen, wenigstens eine Weile, ohne Hilfe laufen. Was eine riesige Erleichterung war.
 

Er mochte Fenrir wirklich, merkte er dabei.
 

Der einzige Horror waren die Nächte, wenn Nichts ihn mehr vor den Alpträumen beschützen konnte. Vor den Dingen, die geschehen waren und die er sonst immer verdrängte. Doch immer, wenn er schweißgebadet und mit Tränen in den Augen aufwachte, war Jemand da. Severus vor Allem, manchmal auch Fenrir. Sie redeten ruhig auf ihn ein und blieben, bis er wieder eingeschlafen war, als es in der letzten Nacht besonders schlimm gewesen war, war Severus einfach bei ihm geblieben.
 

Sonst verbrachte Harry seine Tage damit, sich auf den nächsten Vollmond vorzubereiten, vor dem er schreckliche Angst hatte. Nur zu gut erinnerte er sich an die Schmerzen bei den ersten beiden Malen, wobei das zweite Mal ihm noch schlimmer vorgekommen war. Da änderten auch Fenrirs Beteuerungen nicht wirklich etwas daran.
 

Langsam ließ Harry das Buch sinken, in dem er gelesen hatte, oder sich selbst vorgegaukelt hatte, eben das zu tun, während er in Wirklichkeit aus dem Fenster gestarrt hatte, auf dessen Sims er gerade saß, angezogen mit einem dicken Pullover und einer Jeans. Draußen fiel wieder dichter Schnee.
 

Es war Mitte Dezember, hatte Harry inzwischen herausbekommen und Vollmond würde in der Nacht vor Weihnachten sein. Das würde ein tolles Fest werden, richtig... eklig. Am Liebsten wäre er nach Draußen gegangen, aber vermutlich würde er es nicht mal bis zur Tür schaffen, außerdem wusste er, dass sich noch Andere im Haus aufhielten, er hörte ihre Schritte, er roch sich manchmal. Aber er war ihnen bis Jetzt nicht begegnet. Einer der Gerüchte war ihm vage vertraut, er nahm ihn vor Allem wahr, wenn er in seiner kleinen, abgeschirmten Ecke in der Bücherei saß.
 

Fenrir hatte ihn mehrfach gefragt, ob er nicht mit zu den Anderen wollte, aber er hatte den Kopf geschüttelt. Es war wirklich peinlich, aber zu viele Leute um ihn herum machten ihm inzwischen regelrecht Angst. Noch jetzt hatte er Alpträume von all den Menschen, die ihn angesehen hatten, bei der Verhandlung gegen ihn. Sie hatten ihn angeschrieen, mehr als ein faules Ei hatte ihn getroffen und da war Niemand gewesen, der ihn geschützt hatte. Nein, er wollte nicht unter Menschen zurück.
 

Es reichte ihm, wenn Fenrir hierher kam und leise mit ihm redete, oder Severus und Aurora, die sich bei den letzten beiden Malen komische Blicke zugeworfen hatten. Sie hatten ihm erzählt, dass sie an einem Weg arbeiteten, das Urteil aufheben zu lassen und Dumbledore aus dem Weg zu räumen und sie bräuchten seine Hilfe. Er hatte zugesagt, aber er hatte Angst. Severus wollte seine Erinnerungen in ein Memorandum kopieren, doch das bedeutete, dass er Alles noch ein Mal durchmachen musste.
 

Sie hatten ihm aber zugesichert, dass das noch Zeit hatte. Worüber Harry wirklich froh war. Er wusste, im Moment hätte er es nicht noch mal ertragen, den sterbenden Remus vor seinen Augen zu sehen. Mehr Bedenken hatte er allerdings vor dem, was die Beiden NICHT gesagt hatten...
 

Er selbst hatte die Hoffnung auf so etwas wie ein normales Leben ohnehin schon lange aufgegeben. Früher hatte er noch geträumt, was er wohl machen könnte, wenn er aus der Schule wäre, oder wieder frei. Quiddich spielen – aber wer ließ schon einen Werwolf in die Mannschaft? Auror – das hatte seinen Reiz schon im dritten Jahr verloren. Vielleicht Heiler. Aber wer würde ihn schon nehmen? Dazu kam, dass er seine Bildung wohl ohnehin nicht mehr nachholen konnte. Wo auch?
 

Das hier war das Beste, was er erwarten konnte, hier hatte er zu Essen und ein warmes Bett, sogar eine ganze Bücherei. Ein eigenes Bad, das er jederzeit nutzen konnte, Kleidung, die ihm passte und Menschen, die für ihn da waren. Er sollte eigentlich wirklich zufrieden sein. Doch träumen war erlaubt. Er konnte von mehr träumen. Von einem anderen Leben. In einem anderen Land, wo man ihn nicht als Verrückten sah.
 

Sein Lieblingstraum war es, dass seine Eltern nie gestorben waren und er mit ihnen und vielleicht ein paar Geschwistern irgendwo lebte, gerade im siebten Schuljahr war und sich auf einen Beruf vorbereiten konnte. Jedes Wochenende in Hogsmaede würde er sich mit Sirius treffen, der ihm neue Scherzzauber beibringen würde und er hätte Freunde, richtige Freunde... Wie wäre sein Leben dann wohl verlaufen?
 

Hätte er trotzdem Fenrir treffen können? Und Snape? Diese Beiden waren irgendwie zu den wichtigsten Personen in seinem Leben geworden. Er wollte gar nicht an die Zeit zurückdenken, wo der Tränkemeister nur sein mies gelaunter, harter Lehrer war, der es liebte, ihm sein beschissenes Leben noch mehr zur Hölle zu machen.
 

„Was ist denn mit dir“, fragte in dem Moment eine Stimme neben ihm, die dafür sorgte, dass Harry sich überrascht umwandte und dann lächelte. „Fenrir,“ stellte er fest, sah dann zu der magischen Uhr. „Schon so spät?“ Es war wieder Zeit zum Abendessen. Der Andere achtete penibel darauf, dass er mindestens vier Mahlzeiten zu sich nahm und immer stand eine Schüssel mit Obst, Nüssen oder Süßigkeiten bereit.
 

Fenrir lächelte etwas und fuhr sanft durch Harrys offene Haare. Er hatte den Jüngeren schon seit einer Weile beobachtet, wie das Gesicht traurig geworden war und der Blick leer, als wäre der Junge ganz woanders. „Du hast mich nicht bemerkt,“ stellte er fest. „Worüber hast du nachgedacht?“
 

„Ich... nicht so wichtig.“
 

Doch damit wollte der Andere sich nicht zufrieden geben. „Sag schon,“ bat er leise.
 

„Ich... wie es wäre, wenn... wenn meine Eltern nicht gestorben wären,“ gab er schließlich zu. „Wenn ich nicht der dumme Junge der lebt gewesen wäre... Wären sie dann trotzdem Alle gestorben?“, fragte er leise und mit gequälter Stimme.
 

Fenrir strich Harry einfach nur über den Rücken. „Es hat keinen Sinn, sich den kopf über diese Dinge zu zerbrechen,“ gab er leise zurück. „Es wird nichts verändern. Sprüche, die mit der Zeit spielen, gehen nie gut und richten großen Schaden an.“ Er zog den Jüngeren ganz in seine Arme, der sich auch an ihn krallte.
 

Nun, wo er nicht mehr ständig schlief, hatte Harry entschieden zu viel Zeit, um nachzudenken, stellte der Werwolf fest. Aber er konnte es dem Jungen schlecht verbieten. Er hatte schon mehrere Versuche gemacht, Harry in das Rudel zu integrieren, doch er Junge hatte eine ausgewachsene Menschenpanik entwickelt. Ein Mal war er bis in den zweiten Stock mitgekommen, bevor er sich abrupt umgedreht hatte und geflüchtet war. Und so gern er es würde, er konnte nicht dauernd um ihn sein. Er hatte Aufgaben und auch Severus steckte bis zum Hals in Planungen und er musste die neuen Tränke aufsetzen. Zu Aurora entwickelte Harry überdies nur sehr, sehr zögerlich eine Bindung.
 

„Komm;“ meinte er dann sanft. „Ich habe dir etwas mitgebracht.“
 

„Aber... das ist doch nicht...!“
 

Der Werwolf lächelte nur, schüttelte den Kopf und dirigierte Harry zum Tisch, wo inzwischen das Abendessen aufgepoppt war. Belegte Brote und eine Tasse Kaba.
 

Harry blickte den Anderen fragend an, während er an seinem Brot knabberte, er hatte eigentlich keinen Hunger, doch er zwang sich dazu, er wollte nicht, dass der Andere sich sorgen machte, außerdem konnte er die nötigen Tränke nur nehmen, wenn er was im Magen hatte und er wollte nicht jedes Mal vollkommen erschöpft sein, nur , weil er sein Zimmer ein Mal durchquert hatte! Als er fertig war, sah er den Anderen an, der nun eine längliche Schachtel zu ihm schob. „Was..?“
 

„Mach es auf...“
 

Vorsichtig entfernte Harry das Papier, öffnete die Packung und sah überrascht auf. „Ein.. ein Zauberstab?“, fragte er ehrfürchtig.
 

„Du wirst ihn brauchen und ich denke, dass du dich damit sicherer fühlst,“ gab Fenrir sanft zurück. „Nimm ihn raus.“
 

Vorsichtig hob Harry das helle Holz heraus, um dessen Griff sich, wenig überraschend, eine Schlange wand. Sofort explodierte die Spitze und grüner Regen regnete auf ihn herab. „Wow! Der... der fühlt sich toll an!“
 

Der Werwolf nickte lächelnd. Er hatte Harrys Blut getestet und war dann zu einem Stabmacher in Bulgarien gegangen, die hielten, im Gegensatz zu den Engländern, nichts davon, Fertigexemplare zu verscherbeln. Mit Hilfe des Blutes und der Geschichte des Jungen hatte der Mann ihm diesen Stab gemacht. „Es ist Birkenholz,“ erklärte er dann. „Mit einer Basiliskenschuppe, Einhornhaar und einer Werwolfkralle.“ Das es sich um seine handelte, verschwieg er. „Kuck mal,“ meinte er dann und legte Harry den Stab quer über das Handgelenk. Sofort verbog der sich wie ein Armreif. „So kannst du ihn immer bei dir tragen. Wenn du ihn brauchst, leg einfach die Finger auf ihn, dann nimmt er seine eigentliche Form wieder an. Dieser Zauber auf dem Stab lässt auch zu, dass du ihn bei dir trägst, wenn du dich verwandelst,“ fügte er an.
 

„Danke!“, jubelte Harry und fiel dem Anderen um den Hals. Es fühlte sich so gut an, wieder einen Zauberstab zu besitzen, zu wissen, dass er sich im Notfall würde verteidigen können, dass er nicht mehr hilflos und auf magische Ausbrüche angewiesen war, die immer dann kamen, wenn man sie nicht brauchen konnte, so, wie damals bei Tante Marge, die er aufgeblasen hatte und stablose Magie beherrschte er nicht. Leider.
 

„Gern,“ gab Fenrir nur zurück. „Du sollst die Zauber ja nicht nur lernen, du sollst sie auch üben.“
 

Harry lächelte nur gegen die Schulter des Anderen und für den Moment waren seine Sorgen einfach vergessen. Nicht mehr so wichtig. Er wusste, dieser Augenblick würde nicht ewig anhalten, aber er wollte ihn genießen, so lange es eben ging. Für ihn war der Stab ein kleiner Schritt in die Normalität. „Meinst... meinst du, ich kann irgendwann meine Ausbildung nachholen?“
 

„Das tust du doch schon.“
 

„Ich...verstehe nicht...?“
 

„Die Bücher, die Severus dir zusammengesucht hat, das sind Schulbücher, er ist sehr zufrieden, du lernst schnell und gut, du bis deiner Altersklasse gar nicht mehr so weit hinterher. Du musst nur noch mit der Praxis, also mit dem Zauberstab, nachkommen, dann hast du es geschafft.“
 

Der Grünäugige war über diese Neuigkeit wirklich überrascht, doch er freute sich. Wirklich. Zwar schien es ihm noch unwahrscheinlich, dass er je würde ein Zeugnis in der Hand halten können, doch das war nebensächlich. Er konnte lernen, und hier war er sicher. Außerdem hatte Fenrir ihm versprochen, dass er raus durfte, wenn er wieder gesünder war und sein Immunsystem sich erholt haben würde. Es war nicht viel, nur eben hier auf dem Grundstück, doch gerade jetzt war es für ihn mehr als genug.
 

Nach einer Weile allerdings stand Fenrir wieder auf, er küsste Harry, was inzwischen zu einer festen Gewohnheit geworden war, auf die Stirn. „Schlaf gut, Kleiner,“ meinte er sanft. „Ich sehe dich morgen dann.“
 

Harry sah dem Anderen hinterher, seltsam getroffen darüber, wieder allein zu sein, doch dann riss er sich zusammen. Mit einer fast schon ehrfürchtigen Bewegung löste er den Zauberstab wieder von seinem Handgelenk, wog ihn leicht. Und erst dann fiel ihm etwas auf. Phönixfeder. Es war kein Wort darüber gefallen. Darin war keine Phönixfeder, wie in seinem Alten. Wie war das möglich? Er wusste aus einem Buch, dass es normal war, dass man die Hauptessenz eines Zauberstabes immer behalten würde. Aber... warum war es dann keine Phönixfeder? Er verstand es nicht... er sollte Severus mal nach Büchern zu diesem Thema fragen.
 

Nah kurzem Zögern hob er den Zauberstab. „Muto carta,“ flüsterte er und zu seiner größten Verwunderung geschah es: das Stück Papier veränderte sich vor seinen Augen, nahm langsam die Form eines Porzellanvogels mit ausgebreiteten Schwingen an. Vorsichtig nahm er sein Werk auf. Er hatte gespürt, wie die Magie getan hatte, was er wollte, anders als früher. Er hatte sie zum ersten Mal bewusst gespürt, vielleicht wegen des Zauberstabes. Vielleicht hatte er jetzt endlich die Chance, zu lernen, Magie ohne einen Zauberstab zu nutzen.
 

Es war ein seltsames Gefühl, doch es gefiel ihm auch. Er nahm endlich wahr, was ihn so von Anderen unterschied. Sanft strich er über das Hol des Stabes, prägte sich jede Erhebung, jede Unregelmäßigkeit des Holzes ein.
 

„Nox.“
 

Um den Jungen herum bildete sich die tiefste Schwärze, die er je gesehen hatte. Nicht ein einziger Schimmer schaffte es hierher.
 

„Lumos.“
 

In der ersten Sekunde war er geblendet, dann aber wurde es wieder normal.
 

„Ich glaube, du musst noch lernen, die Kraft zu steuern, die du in die Sprüche legst,“ meinte Severus belustigt, seinen eigenen Zauberstab erhoben. „Das war definitiv zu viel des Guten.“ Er hatte noch bei Harry vorbei sehen wollen, bevor der Junge ins Bett ging, doch dann hatte er Angst bekommen, als er gesehen hatte, wie die Dunkelheit sich ausbreitete. Ja, und dann das gleißende Licht. Aber er hatte Harrys magische Signatur wiedererkannt. Auch, wenn sie viel, viel stärker war, als er sie in Erinnerung hatte. Also hatte Fenrir ihm heute den Zauberstab gegeben.
 

Sie hatten ihn schon seit einigen Tagen, wollten aber erst sicher sein, dass er sich damit nicht selbst verletzen würde.
 

„Oh...“, Harry lächelte etwas. „Es... fühlt sich anders an, als früher,“ gab er leise zurück. „Leichter... richtiger.“
 

„Weil dieser Stab dich nicht hemmen kann.“
 

„Ich... verstehe nicht?“
 

„Die Phönixfeder, sie hat deine Magie gehemmt und du hast es nie gemerkt, weil du nicht wusstest, wie es sein muss,“ erklärte er ruhig, während er Aurora zunickte, die hinter ihm eintrat.
 

„Oh...“
 

„Allerdings,“ gab Severus nur zurück und trat zu Harry, strich ihm über die Haare. „Ich habe etwas für dich.“
 

„Was?!“
 

Der Ältere lächelte etwas. „Nur, wenn du es willst. Es ist deine Entscheidung,“ fügte er hinzu und gab Harry eine kleine, rechteckige Schatulle. „Es ist von Aurora und mir.“
 

„Stimmt,“ lächelte die Brünette sanft und setzte sich gespannt wartend auf den Schoß ihres Mannes. Sie hatte sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, ob nur Severus ihn adoptieren sollte, oder ob auch sie das wollte. Doch in den letzten Tagen hatte sie Harry näher kennen gelernt und Alles, was er wollte, war eine Familie. Dasselbe, wie Severus und sie. Er war ein sanfter, lieber und vor Allem loyaler Junge, der nur helfen wollte. Und der sich nach einem normalen Leben sehnte. Nicht nach Ruhm und Reichtum, nein, er wollte nur seine Ruhe und seinen Frieden, ein einfaches Leben in Freiheit.
 

Verwirrt sah Harry zu Beiden dann öffnete er vorsichtig das Papier und klappte den kleinen Karton auf, in dem eine wirklich schöne Phiole stand. Sie schimmerte und die Flüssigkeit darin sah aus, wie flüssiges Perlmut. „Was... ist das?“; fragte er dann leise.
 

Severus lächelte nachsichtig. „Ein Trank, durch den du unser Sohn werden kannst,“ gab er ruhig zurück. „Es ist bereits ein Tropfen Blut von Aurora und mir darin, es muss noch Einer von dir dazu, dann musst du ihn trinken. Dadurch wirst du unser Sohn werden, unauslöschbar,“ erklärte er. „Deine Magie würde sich geringfügig ändern, so, dass sie uns als Eltern anerkennt – und vielleicht wird dein Haar etwas glatter,“ fügte er amüsiert hinzu.
 

„...“, verdattert sah Harry zu dem Tränkemeister, dann auf die kleine Phiole, während Tränen in seine Augen stiegen. Familie! Ihm wurde gerade eine Familie angeboten! Er kannte seine Eltern nur aus Visionen, ausgelöst durch Dementoren und aus Erzählungen Anderer, Sirius und Remus waren ihm weit näher gewesen, als diese beiden Gestalten, oder jetzt Severus und Fenrir. „Ist... ist das... wirklich?“, flüsterte er. Severus lächelte sanft und strich dem Jungen die Träne aus dem Gesicht. „Ja,“ gab er einfach zurück, schloss den Jungen, den er so ins Herz geschlossen hatte, fest in seine Arme. „Wenn du es willst,“ fügte er leise hinzu.
 

Aurora setzte sich auf Harrys andere Seite, legte ihm ein Hand auf die Schulter. „Über so etwas macht man keine Witze,“ fügte sie noch hinzu. „Wir wollen dich als unseren Sohn und Erben.“
 

„W...w... warum?“, fragte der Jüngere, dem die Tränen nun frei über die Wangen rannen, doch diesmal nicht aus Trauer oder wegen Schmerzen, sondern weil er sich seltsam glücklich fühlte.
 

„Weil ich dich mag,“ gab Severus sanft zurück und wischte die Tränen beiseite. „Weil ich denke, dass es das Richtige ist. Nun?“, fragte er leise. „Stimmst du zu?“
 

„Ja! Ja, natürlich,“ brachte er irgendwie heraus. Er konnte es nicht fassen, das war wie ein Märchen, als würde endlich mal etwas für ihn gut werden. Er wusste, jetzt wäre er auch wieder in der Lage, einen Patronus zu rufen.
 

Severus lächelte und küsste den Jüngeren auf die Stirn, nahm dann seine Hand und nickte Aurora zu, die die Phiole entkorkte und unter Harrys Finger hielt, den der Tränkemeister nun anstach. Er ließ einige Tropfen hinein fallen, dann verkorkte Aurora sie wieder und schüttelte sie. Dann öffnete sie sie wieder und hielt sie dem Jugendlichen hin: „du musst nur noch trinken,“ lächelte sie. „Dann ist es offiziell und Niemand kann dich uns wieder wegnehmen.“
 

Ohne zu zögern nahm Harry die Phiole und schluckte deren Inhalt. Kurz fuhr ein Stechen durch seinen Körper, doch dann war es auch schon wieder vorbei. Was blieb, war ein warmes, willkommenes Prickeln.
 

„Willkommen in der Familie, du bist ab jetzt Harry Severus Snape, oder, wie es vorerst sein wird, Prince. Zu deiner Sicherheit, es ist der Name meiner Mutter.“ Er strich über Harrys Gesicht. Die Wangenknochen waren nun etwas höher, die Nase aristokratischer und die Haare etwas länger und glatter. Aber die Augen waren so strahlend grün wie eh und je.
 

Harry lächelte und ließ sich auch von Aurora umarmen. „Danke...“ Er kuschelte sich wieder in die Umarmungen und merkte gar nicht, wie er darüber einschlief.
 

Severus hingegen merkte es sehr wohl und deutete seiner Frau.
 

„Er ist zu süß...“
 

Der Tränkemeister nickte nur und schälte Harry vorsichtig aus seinen Anziehsachen, packte ihn dann unter die Decke. „Danke, Schatz,“ richtete er dann an Aurora. „Du hast keine Ahnung, was mir das bedeutet hat...“
 

„Doch, Sev, ich wusste es,“ gab sie nur zurück. „Du hast seine Mutter geliebt, wie eine Schwester, und dein Lieblingsgesprächsthema war ein gewisser Schüler, der dich in den Wahnsinn treibt, weil du Magengeschwüre bekommst, wenn du auf ihn achten musst. Es ist in Ordnung,“ fügte sie hinzu. „Ich mag den Jungen wirklich. Und er hat etwas Glück und eine Familie verdient.“
 

„Das hat er,“ gab Severus leise zurück, strich eine der langen, jetzt feineren Strähnen aus dem im Schlaf ausnahmsweise entspannten Gesicht. „Und er bekommt Fenrir noch obendrauf. Er könnte keinen besseren Beschützer und Geliebten finden...“
 

Aurora lächelte nur: „Und keinen besseren Vater – komm jetzt, ich möchte noch einen Schluck mit dir trinken und ich denke, ich sollte meiner Mutter und meinen Geschwistern sagen, dass sie einen fast volljährigen Enkel und Neffen bekommen haben.“
 


 


 

Mit hochgezogenen Augenbrauen ging Lucius Malfoy die Akten vor sich durch. Er war mit seiner Familie gerade rechtzeitig nach Amerika geflohen und hatte all seine Konten für Jeden außerhalb seiner Blutlinie sperren lassen, was dazu führte, dass ein tobender, alter Irrer mit Bart nicht an die Sachen ran konnte und er weiterhin reich war. Er hätte beim besten Willen nicht eingesehen, sein Vermögen mit einem Irren wie Dumbledore zu teilen. Es hatte Gründe gegeben, warum er sich Voldemort angeschlossen hatte. Der war vielleicht irre, aber wenigstens immer ehrlich gewesen. Das kleinere – und kontrollierbarere der beiden Übel. Doch dummerweise war er unterlegen.
 

Sein bester Freund Severus hatte schwer zu Leiden gehabt, das wusste er, aber er hatte es auch nicht über sich bringen können, das Land zu verlassen und damit, wie er es ausgedrückt hatte, seine Verantwortung, abstreifen. Er schuldete James Potter eine Lebensschuld, die er zu begleichen gedachte, indem er ausgerechnet versuchen wollte, dessen Sohn mit allen Mitteln am Leben zu erhalten, auch, wenn der Wille des momentanen Machthabers das Gegenteil wollte.
 

Bisher hatte er das für Irrsinn gehalten. Potter war ein Gefangener, dazu noch einer in denkbar schlechtem Zustand, krank, halb verhungert und vermutlich depressiv bis in die letzte Faser seines Körpers, nach dem, was man mit seinem Patenonkel getan hatte, um ihn zu brechen. Laut Severus’ Beschreibung musste dieser Plan aufgegangen sein.
 

Doch nun hatte sich Alles geändert und vielleicht hatte auch er die Chance, irgendwann wieder gefahrlos in sein Heimatland zurückkehren zu können. So nett er Amerika fand, er wollte sicher nicht seinen Labensabend dort verbringen. Er wusste, sein Freund würde bei der ersten Gelegenheit das Land verlassen, um seiner Frau, von der außer ihm vermutlich nur noch Grayback wusste, nach Italien zu gehen. Nun aber musste der erst mal kämpfen, um sein Recht, Potter behalten und schützen zu dürfen.
 

Allerdings hatte er gute Beweise in der Hand. Noch ein Mal ging er einige Stellen der Akten durch. Ja, wenn er seinen Plan durchsetzte und wirklich alle Reporter dazu bekam, das zu drucken, hatte er es praktisch schon geschafft. Wenn alle anderen magischen Gemeinschaften die Engländer du Schotten ausschlossen und ihren Handel und ihre Fahrten einstellen würden, würde die Gesellschaft zu handeln beginnen und das Wizgamont, dass der Alte aufgelöst hatte, würde wieder zusammentreten. Dann hatten sie eine Chance.
 

Wenn sie es schafften, ihren Hauptzeugen, Potter, so lange am Leben zu erhalten. Und da lag der Hase im Pfeffer begraben. Wer wusste, es würde ihn nicht wundern, wäre Potter suizidal oder einfach nur irre geworden. Ein Jugendlicher, den man zwei Jahre in einer dunklen, kleinen, stickigen Zelle hielt – wer wusste schon, was das der Psyche tun konnte!
 

Er sah kurz auf, wo Draco auf einem Stuhl saß und las. Es waren Weihnachtsferien, außerdem ging er hier nur auf eine Schule, in der er abends nach Hause kommen konnte. Er wollte Draco bei sich haben, wenn noch etwas geschehen sollte. Er wusste noch, wie viel Angst er gehabt hatte, bis es Severus gelungen war, seinen Sohn aus Hogwarts zu schmuggeln, damit der Alte nicht mehr an ihn ran kommen konnte. Nein, nicht noch einmal.
 

Sein Sohn liebte seine Freiheit, ihn einzusperren, schon für einen Monat, würde ihn und alle in seiner Umgebung, nebenbei bemerkt, in den Wahnsinn treiben. Oder all die anderen Dinge. Sein Junge liebte es, den Starken zu geben, wie er es gelernt hatte, aber unter der Maske des perfekten Malfoy war immer noch ein Junge, der sich nach der Zuneigung seiner Eltern sehnte. Der viel tat, um ihren Gefallen zu erwecken.
 

„Dad?“
 

“Was ist?“, fragte Lucius mit neutraler Stimme, während er die Akte schloss, sie schrumpfte, vervielfältigte und mit einem Zauber verpackte, bevor er sein Sigel drauf drückte. Er kannte einige Reporter, an die er das weiterleiten würde, sowie mehrere Mitglieder der höheren, amerikanischen Politik.
 

„Stimmt was nicht? Du siehst so... besorgt aus.“
 

„Nichts, worüber du dir Gedanken machen müsstest.“
 

„Geht es um... England?“
 

„Unter Anderem, ja,“ gab der Ältere ruhig zurück.
 

„Worum genau?“
 

„Severus und Grayback haben einen Weg entdeckt, wie man Dumbledore ausschalten kann,“ gab er zurück.
 

„Dann... können wir irgendwann zurück?!“
 

„Vielleicht,“ gab er vage zurück. „Wenn der Plan aufgeht. Es ist ein Risiko, aber wohl generell die einzige Chance. Die Andere wäre ein weiterer, großer Krieg und die wäre weitaus blutiger und hässlicher.“
 

„Onkel Sev?“, fragte Draco aufgeregt. „Was hat er vor?!“
 

„Er hat einen Plan, der eines Slytherins würdig ist.“
 

Draco musterte seinen Vater, doch er wusste, wann er nicht mehr weiter kam. „Ich vermisse ihn,“ meinte er daher nur leise.
 

„Er dich auch,“ gab Lucius zurück. „Ich soll dich von ihm grüßen, außerdem hofft er, dass er, wenn Alles gut geht, bei deiner Abschlussfeier dabei sein kann.“
 

„Das wäre super!“
 

„Du solltest deine Hausaufgaben machen. Wenn er schon kommt, soll er stolz auf dich sein können.“
 

„Natürlich.“
 


 


 

Fenrir lächelte, als er in Harrys Zimmer trat. Der Jüngere war bereits wach und hatte sich in Severus Schoß zusammengekuschelt, hielt aber immer noch verschlafen seinen Teddy fest. Ah, es war also getan. Ja, man erkannte leichte Unterschiede, der Geruch des Jüngeren hatte sich leicht geändert, er roch nun etwas nach dem Tränkemeister und die Haare sahen aus, als würden sie sich endlich zähmen lassen, zumindest doch leichter, als vorher und auch die Knochenstruktur generell schien etwas.. erhabener zu sein. „Guten Morgen, ihr Beiden. Wo ist Aurora? Ich hätte sie bei euch erwartet.“
 

Severus nickte dem Anderen zu und deutete auf den freien Sessel, während er Harry neben sich platzierte. „Sie wurde aufgrund der verschickten Akten nach Italien gebeten,“ erklärte er ruhig. „Vermutlich, um die Dinge zu bestätigen und noch näher zu erläutern. Ich war in der Lage, den Leidensweg einiger anderer, ehemaliger Slytherins zu erforschen und habe ihr diese Dinge gleich noch mitgegeben. Darum ist Harry schon wach. Wir haben sie beide verabschiedet.“
 

„Wach?“, fragte Fenrir mit einem Grinsen im Gesicht.
 

„Hmmm,“ nuschelte der Jüngere, von dem die Rede war, nur und versuchte, sich wieder näher an seinen Vater zu kuscheln. „Wach,“ nuschelte er bestätigend. Es ging ihm nicht so sonderlich, er merkte, dass es auf den Vollmond zuging, doch er fühlte sich ruhiger, hier, bei seinem... Vater. Kaum zu glauben, es kam ihm immer noch wie ein Traum vor, ein Märchen. Nichts, was ihm passieren könnte und doch schien es wahr zu sein.
 

„Sehr,“ bestätigte Severus amüsiert. „Er hat sich nur den Pullover falsch rum angezogen und versucht, den linken Schuh auf den rechten Fuß zu bringen.“
 

„Na, so lange es sonst nichts ist,“ meinte der Werwolf nur belustigt. Dann aber wurde er etwas ernster. „Harry, hier ist Jemand, der dich gern sprechen würde.“
 

Nun blickte der Jüngere doch auf. Es sah zu süß aus, wie er sich über die Augen rieb. „Hu?“, verwirrt blinzelte er. Wer bitte wollte mit ihm sprechen? Er kannte doch Niemanden außer Severus, Aurora und Fenrir, hier und er war sich nicht sicher, ob er jemand Anderen sehen wollte.
 

„Ein.. alter Freund, nein, drei alte Freunde, um genau zu sein, ich habe sie in einem Zimmer neben deinem untergebracht,“ erklärte er. „Zumindest für die nächsten drei Wochen der Weihnachtferien,“ fügte er an. Er griff nach dem Kaffee, der ihm von Severus gereicht wurde, der ihn fragend anblickte.
 

‚Weasley Nummer eins verstehe ich, wer will mir noch die Türen einrennen?’, fragte der ihn auch schon gedanklich.
 

‚Weasley Nummer vier und fünf.’
 

‚Das... ist nicht dein Ernst, oder?’, fragte Severus mit einem bettelnden Unterton in der Stimme.
 

‚Doch. Er braucht Freunde, er muss endlich wieder einen Zugang zur Realität finden.’
 

‚Auf dein Risiko!’, Severus grummelte.
 

„Was... ist?“, fragte Harry nun, doch etwas ängstlich. Severus seufzte nur und strich beruhigend über Harrys Rücken. „Nichts Schlimmes – für dich,“ gab er zurück. „Ich verspreche es.“
 

„Nun denn,“ grinste Fenrir. „Ich überlasse euch mal dem Schicksal, ich muss in einige Hintern treten – und das nicht zu knapp. Ich schicke sie auch gleich rein, wenn nicht, rennen sie mir noch die Türen ein. Viel Spaß.“
 

„Viel Spaß sagt er,“ murrte Severus ungnädig. „Viel Spaß! Ich kann froh sein, wenn meine Haare danach noch ihre ursprüngliche Farbe haben!“
 

„S.. Dad?“, fragte Harry leise. „Wegen... mir muss Keiner kommen...“
 

Der Tränkemeister sah den Anderen erstaunt an, lächelte und strich sanft über dessen Haare. „Oh nein, so sehr es mich schmerzt, Fenrir hat Recht, du kannst dich nicht die ganze Zeit allein hier verstecken.“
 

„Warum?“
 

Severus seufzte leise und hob Harrys Kinn an: „Niemand, der hier an seinem Leben hängt, würde dir hier irgendwas tun, das verspreche ich,“ erinnerte er den Anderen sanft und strich über dessen Handgelenk. „Außerdem hast du auch selbst wieder einen Zauberstab. Du könntest dich immer verteidigen. Aber du kannst dich nicht immer allein hier verkriechen und außer Fenrir und mir Niemanden sehen, immerhin ist bald Vollmond und Werwölfe sind Rudeltiere...“
 

„Ich...“
 

„Harry!“
 

Erschrocken wirbelte Harrys Kopf herum – und dann verlor er alle Farbe. Rot. Rote Haare, Sommersprossen, ein nur zu vertrautes Gesicht. Geschrei. Mörder hatten sei ihn genannt, Versager, neuer Voldemort. Irrer. Zwei Mal war Ron in seinem Kerker gewesen, Ginny oder noch ein paar mal öfter. „Nein!“, rief er nur, warf sich Severus in die Arme. „Mach... mach das sie gehen! Bitte,, bitte, ich tu nichts, bitte! Nicht... nicht schon wieder!“
 

Entsetzt blieben Fred und George stehen, als sie das hörten, sie waren wie vor den Kopf geschlagen, hatten sei sich doch so gefreut, ihren vermissten Freund wieder zu sehen und nun das...
 

Bill nahm die Beiden etwas zur Seite: „Lasst ihm Zeit,“ erinnerte er seine Brüder leise, sah dann zu Severus und wartete auf Erlaubnis.
 

Der Tränkemeister sah die Rotschöpfe kurz warnend an, dann deutete er auf einen Fleck nahe der Tür, bevor er versuchte, den Jungen wieder zu beruhigen. „Was hast du?“, fragte er leise. „Sie haben dir doch nie was getan...“
 

„Doch,“ flüsterte Harry. „Bitte, bitte, schick sie weg, es tut so weh...“
 

Sanft, um ihm nicht weh zu tun, tauchte Severus in den Kopf des Jüngeren ab, suchte nach dem Grund für die Ablehnung und es dauerte auch nicht lange, bis er den gefunden hatte. Er sah den Tag des Prozesses aus Harrys Sicht, der Stein, der auf ihn zugerast kam, Harry, der bis dahin den Geschossen ausgewichen war und der nun entsetzt zu dem Werfer sah, seinem ehemals besten Freund.
 

Das Bild verschwamm, wurde durch die Zelle ersetzt, die er selbst schon so oft gesehen hatte, Harry, der auf dem Boden saß, in dem Haufen Heu, der alles Andere als frisch aussah, seine Kleidung, die die ersten Ränder Grau zeigten – und Ginny, die hämisch lachte und Schneidezauber auf ihn hetzte, er wich noch nicht mal aus.
 

Wieder verschwamm das Bild, als es klar wurde, sah er den Jüngeren bei Dumbledore, in einem einfachen, sonst praktisch leeren Raum, der nur von einer Fackel erhellt wurde, die Gestalt von Ron hinter dem Bärtigen, ein Zauber, das krankhafte Geräusch brechender Knochen, bevor Harry wieder zu Boden sackte...
 

Er hatte genug gesehen, genug, um diese Widerlinge noch mehr zu hassen, als er es ohnehin schon tat. Sanft löste er sich aus Harrys Erinnerung, strich ihm weiter über den Rücken. „Sieh hin,“ bat er den Jüngeren sanft. „Das ist nicht Ronald, oder Ginerva. Das sind die Kravallmacher. Fred und George und Bill. Nutz deine Nase, Bill ist ein Werwolf, er gehört zu Fenrirs Rudel. Denkst du wirklich, er wäre so dumm, dir etwas zu tun? Gegen Fenrir kommt er wirklich nicht an, auch, wenn er recht stark ist. Die Drei haben sich wirklich gefreut, dich sehen zudürfen und Keiner von ihnen hat einen Zauberstab dabei,“ fuhr er leise fort strich über die zitternde Hand, die sich in sein Oberteil gekrallt hatte.
 

Nur sehr langsam verstand Harry und noch länger brauchte er, um seinen Blick wieder zu heben. Nur genug, um wirklich sicher zu gehen, dass da keine Frau und auch nicht Ron stand. Zwei vollkommen identische Gesichter sahen ihn abwartend an und ein inzwischen vertrauter Geruch lag im Raum, den er aus der Bücherei kannte.
 

„Harry?“, fragte Bill nun leise. Er sah, dass der Andere einfach nur Angst vor ihnen hatte, schreckliche Angst und er hatte keine Ahnung, warum.
 

„Harry, es ist gut,“ redete Severus wieder leise auf den Jüngeren ein. „Sie wollen nur mit dir reden, sie haben dich doch immer gemocht, weißt du nicht mehr? Euer erstes gemeinsames Quiddichspiel? Es ist nicht Ron,“ wiederholte er und wischte die einzelne Träne von Harrys Wange.
 

Harry fragte nicht, woher der Andere wusste, wen er fürchtete, sein Griff am Hemd seines neuen Vaters verstärkte sich. „Du... du bleibst...?“
 

„Natürlich,“ gab er leise zurück und nickte den Dreien zu, mit einem kurzen Schlenker des Zauberstabes transformierte er ein Sofa gegenüber von dem, wo er selbst saß.
 

Bill verstand, er machte den Zwillingen ein Zeichen und setzte sich selbst. Er hatte Harry schon gesehen, er hatte auch gesehen, dass es ihm schon entschieden besser ging, als zuvor. Er hatte zugenommen, nicht mehr jeder einzelne Knochen zeichnete sich unter der angespannten Haut ab und die kleineren und größeren Narben waren inzwischen verblasst. Da war noch etwas, was sich in den letzten beiden Tagen getan haben musste, aber er war sich nicht ganz sicher, also sagte er dazu erst einmal nichts. Doch er sah den Schock in den Gesichtern seiner Brüder, die Harry mit großen Augen musterten und vor Allem nicht fassen konnten, bei wem der Grünäugige Schutz vor ihnen zu suchen schien.
 

„Harry?“, fragte schließlich George als Erster, als er seine Stimme wiederfand. Ihr Bruder hatte sei gewarnt, dass Harry sich verändert hatte, dass es ihm nicht sonderlich gut ging, aber dieser Anblick ging ihnen trotzdem durch alle Knochen. Er musste nicht zu seinem Zwilling zu sehen, um zu wissen, dass es ihn genauso getroffen hatte. Das war nicht mehr der fröhliche Junge, mit dem sie mal Quiddich gespielt hatten, das hier war ein verängstigtes Kind. „Harry, was hast du?“
 

Nur sehr langsam richtete der Angesprochene sich auf und sah die Anderen an. „Hi,“ brachte er dann mühsam heraus ohne seinen Griff zu lockern. Es war vor Allem Bills Geruch, der ihn beruhigte, weil er vertraut war. Er wusste nicht, warum sie anderen Beiden hier waren, aber sie schienen nicht vorzuhaben, ihm etwas zu tun.
 

Fred lächelte etwas. „Hi du,“ meinte er dann, stand vom Sofa auf und kam bis auf einige Zentimeter zu dem Jungen, der instinktiv erst mal zurückwich. Vermutlich war es nur seinem ehemaligen Professor zu verdanken, dass Harry nicht versuchte, aus dem Fenster zu springen oder so etwas. „Du siehst schrecklich aus,“ fügte er dann mit einem kleinen Lächeln an.
 

Bei dem Kommentar musste Harry, fast schon gegen seinen Willen, etwas lächeln, er beruhigte sich langsam und lehnte sich wieder gegen die Brust seines Vaters, sein eiserner Griff um dessen Hemd ließ langsam nach.
 

Severus hob nur eine Augenbraue, nickte dem Anderen aber dann zu.
 

„Wir haben gehört, du bist auch ein Werwolf?“, fragte George dann neugierig und kam zu seinem Zwilling. Er hatte im ersten Moment nicht gewusst, was er sagen sollte, doch er wollte wieder mit dem Grünäugigen reden.
 

„Ja,“ gab Harry leise zurück. „Seit fast drei Monaten jetzt... Remmy, er...“ Wieder traten Tränen aus seinen Augen und automatisch drückte er sich fester an den Älteren.
 

„Dumbledore hat Lupin und Harry zu Vollmond ohne Wolfsbann zusammen gesperrt,“ beendete Severus die Erklärung. Er strich leicht über Harrys Haare, um ihn wieder zu beruhigen. „Aber das war nur dass Ende einer...recht unschönen Geschichte, nicht wahr, Kleiner? Und wenn ihr euch über seine Reaktion gewundert habt – fragt doch mal eure beiden jüngsten Geschwister, was sie so getan haben. Harry hat einfach nur rote Haare gesehen und ist sozusagen durchgegangen.“
 

Kurz ballten sich die Fäuste der drei Geschwister, bevor Fred seine Hand ausstreckte und leicht über Harrys Wange fuhr. Der Jüngere zuckte, doch er wehrte sich nicht. „He, Kumpel, du kennst uns doch, wir würden so was nicht tun,“ meinte er in seiner gutmütigen Art. „Wir haben dich vermisst, kleiner Bruder und was Ron und Ginny angeht – die sehen wir schon lange nicht mehr als Teil unserer Familie... Da sind nur noch Bill, Charlie und wir, na ja, und manchmal Percy.“
 

„Warum?“, fragte Harry leise und überrascht.
 

„Weil wir nicht viel davon gehalten haben, dass die Beiden sich Sklaven halten und das Geld ehemaliger Slytherins genommen haben, ohne jedes Recht dazu, nur, weil es eben mal Schlangen waren.“
 

„Wir... arbeiten im Widerstand,“ fügte sein Zwilling noch an. „Wir wollen, dass Dumbles verschwindet. Und zwar für immer! Weißt du, er hat viele Slytherins, deren Eltern Todesser waren, einfach entrechtet, ihnen die Magie genommen und sie dann versteigert! Schlimmer, als man mit Hauselfen umgeht! Pansy Parkinson zum Beispielt! Er hat ihre Eltern umgebracht und hält sie sich als Sklavin! Crabbe und Goyle, um ein Haar Malfoy, aber der konnte abhauen. Bullstrode, fast deinen gesamten Jahrgang an Slytherins, den darüber und den darunter...“
 

Harry starrte Severus schockiert an, der nickte nur bestätigend. „Ja, das hat er getan. Nicht alle Kammern sind so gesichert, wie die deiner Eltern oder die der Malfoys. Viele haben auch ihr Vermögen gegen ihre Freiheit getauscht,“ fügte er an. „Ich habe Draco mit Hilfe eines speziellen Portschlüssels zu seinem Vater bringen können. Sie sind einige der Wenigen, die Dumbledores Massaker entkommen sind, auch, wenn es Narcissa um ein Haar erwischt hätte.“
 

„Warum?“, fragte Harry nur wieder. „Warum tut er all das? Reicht es nicht, was er mit mir gemacht hat?“
 

„Nein, er ist machtbesessen, er war nie besser, als Voldemort, nur verlogener,“ gab Bill nun ruhig zurück, der sich eine Tasse Kaffee von dem Tablett nahm, dass auf dem Tisch aufgetaucht war. „Und leider haben wir Alle zu lang gebraucht, um das zu sehen und zu erkennen.“
 

Der Tränkemeister strich Harry über die Haare. „Warum spielt ihr nicht was?“, schlug er vor und bewegte seinen Zauberstab erneut, so, das eine recht große Auswahl an Brettspielen auf dem Tisch auftauchte.
 

Sofort klammerte Harry sich wieder an den Tränkemeister.
 

„Harry, ich will nicht gehen, nun spiel schon mit ihnen, ich will in der Zeit etwas lesen, ich bleibe hier, das habe ich dir doch versprochen, Kleiner.“

Vollmond

„WAS IST DAS?!“, brüllte Albus aufgebracht, während ihm einer seiner Untergebenen mit ängstlichem Gesicht stand. Im Hinterkopf musste der ältere Mann sich immer wieder daran erinnern, das schwere Boten schlecht zu bekommen waren und sie daher nicht zum Umbringen zur Debatte standen.
 

Doch er konnte es nicht fassen!
 

ER! ER war die Schlagzeile in acht ausländischen Zeitungen in direkter Nähe zu England! Und das in keiner schmeichelhaften Art und Weise! Diese Arschlöcher hatten tatsächlich Wind von dem bekommen, was er mit Potter getan hatte, wenn sie nicht sogar Potter selbst in ihren Griffeln hatten! Aber das weitaus Schlimmste war, dass nicht ein böses Wort gegen den Bengel zu finden war, Alles, absolut Alles richtete sich gegen ihn und nur gegen ihn!
 

Teilweise waren darin Dinge angesprochen, die noch weit in die Zeit seines ersten Krieges gegen Grindelwald gingen, wo er es auch schon geschafft hatte, dessen Anhänger auszunehmen, um so die geleerten Konten seiner Familie zu füllen und sich einen weiteren Krieg zu finanzieren.
 

Alte Dokumente, die in Vergessenheit hatten geraten sollen und eine der schlimmsten Sachen: Beweise gegen die Schuld von Black und dafür, dass er Lupin gefangen genommen hatte, ohne Anklage, ohne Alles. Ja, und die Tatsache, dass er Potter zu Dingen gezwungen hatte, die mehr als entwürdigend waren.
 

Alles, Alles stand da, belegt mit Dokumenten, von denen er gedacht hatte, dass sie vernichtet worden wären. Und es gab nur eine Person, die es hatte tun können: Severus Sebastian Snape. Aber der war inzwischen tot, den konnte er nicht befragen. Verdammt! Warum hatte er den Anderen nur so schnell getötet!? Wenn Snape doch so sehr Potter hatte helfen wollen, hätte er ihn doch wirklich auch zu dem Bengel sperren können! Vermutlich hätte er dann jetzt keine Probleme.
 

Hastig griff er nach Pergament und Feder und begann, ein neues Gesetz zu verfassen. Keine ausländische Zeitung durfte in sein Land gelangen! Oh nein! Er war nicht bereit, auch nur eine Unze seiner Macht zu verlieren! Und er würde die anderen Staaten nun offen mit Krieg bedrohen! Es würde ja gerade noch fehlen, dass die ihn bedrohen durften!
 

Und er würde die Auslieferung von Potter verlangen und dem ein für Alle Mal ein Ende machen! Er würde auch noch einen Weg finden, Gringotts zu zwingen, die Kammern, die er wollte, für ihn zu öffnen!
 

Er sollte wirklich lernen, seine Probleme nachhaltiger zu lösen! Hatte er denn aus der Black-Geschichte gar nichts gelernt? Er hatte nicht einkalkuliert, dass Black nicht nur einen Weg finden würde, bei Verstand zu bleiben, sondern auch noch zu flüchten! Wie konnte er nur so leichtsinnig sein!
 

Aber das Schlimmste war, dass er wusste, dass er nun bald mit den Werwolfgemeinschaften Ärger bekommen würde, Lupin war immerhin ein Alpha gewesen und er hatte irgendwo ein kleines Rudel gehabt...
 

Nichts als Ärger! Wirklich!
 

„Ich will ein Meeting! Alle Mitglieder des Ordens, in spätestens zwanzig Minuten, im kleinen Konferenzsaal! Los! Was stehen Sie hier so herum? Und vergessen Sie ja nicht Morrison!“ Der Mann führte nun Hogwarts, wo er die Meisten seiner Anhänger rekrutierte und wo er vor Allem erfuhr, auf wen er ein Auge zu haben hatte. Immer wieder hatte er Slytherinkinder festgehalten und so ihre Familien erpresst, oft erlaubte er ihnen nicht, nach Hause zu gehen, er wollte nicht, dass dieser äußerst ergiebige Geldhahn versiegen würde.
 

Doch auch diese Methode hatte zu seinem Entsetzen seinen Weg in den über zehn Seiten langen Bericht gefunden. Er wusste, er musste handeln – schnell. Skeeter musste her. Diese dumme Reporterin musste einige ihrer reißerischen Berichte über Potter den Mörder und ihn den Heiligen schreiben! Er würde nicht zulassen, dass ihm dieser verfluchte Bengel das Leben nahm, auf das er ein Recht durch Geburt hatte! Er war der verdammte Nachfahre von Merlin, seine Magie war das Stärkste überhaupt!
 


 


 

„Dad?“
 

Überrascht wandte Severus sich um. Er war gerade in seinem Labor, um neue Nährtränke aufzusetzen. Harry war jetzt fast vier Wochen hier und er hatte noch große Probleme mit dem Essen, er schaffte insgesamt, auf den Tag verteilt, etwa eine normale Portion für einen Jungen seines Alters und ohne Tränke würde er noch lange nicht klar kommen.
 

Der Grünäugige sah nicht sonderlich gut aus, er war sichtlich nervös, man konnte einen leichten Ansatz von Panik in seiner Stimme wahrnehmen. Und er war hier, im Labor, das hieß, er musste ein ganzes Stück quer durch das Schloss gegangen sein und er sah auch ziemlich erschöpft aus.
 

Sanft dirigierte er den sichtlich verstörten Jugendlichen in den einzigen Stuhl, der hier unten stand. „Was ist los?“, fragte er, kniete sich so, dass er auf Harrys Augenhöhe war.
 

„Bitte, bitte, kannst du mir nicht einen Wolfsbann machen?“, fragte Harry hilflos. Er wusste, Fenrir sagte, es konnte auch schmerzfrei gehen, doch seine ersten beiden Verwandlungen waren alles Andere als eben das gewesen und er hatte Angst davor.
 

„Harry,“ setzte Severus an. „Das ist nicht nötig, glaub mir. Hat Bill dir das nicht erzählt? Niemand hier hat Schmerzen bei der Umwandlung und Fenrir wird die gesamte Zeit bei dir sein und ich auch. Es wird nichts passieren.“
 

„Bitte...“
 

Severus schüttelte entschieden den Kopf: „Harry, es gibt Dinge, die du über den Wolfsbann nicht weißt, er enthält nur ein sehr mildes Schmerzmittel, was er tut, ist den Geist offen zu halten, damit man nicht zu einer Bestie wird, aber viele der Zutaten sind extrem schädlich, ich werde dich dieser Gefahr sicher nicht aussetzen.“
 

„Aber... aber Remmy...!“
 

„Er kannte das Risiko und es gab einen guten Grund, warum er nach jedem Vollmond so am Ende war, Trank hin oder her. Er hat darauf bestanden, dass ich ihm dieses Gebräu gebe, aber ich will dir das nicht antun, es wäre, als würde ich dich vergiften.“ Sanft hob er Harry auf und setzte ihn auf seinen Schoß. „Ich weiß, dass du Angst hast, aber ich verspreche dir, es wird heute Abend nicht so schlimm werden, das lässt Fenrir nicht zu.“
 

„Ich... ich hab Angst,“ flüsterte Harry schwach. „Das letzte Mal, ich.. .ich hab keine Luft mehr bekommen...“
 

Severus schloss den Jüngeren nur noch fester in den Arm. „Es wird leichter werden,“ gab er sanft zurück. „Fenrir, er wird in deine Gedanken eindringen und dich bei den ersten Verwandlungen leiten, er wird dafür sorgen, dass du kaum Schmerzen haben wirst, das Letzte, was du brauchst, wäre so etwas wie Wolfsbann, der könnte dich umbringen, dein Immunsystem ist so noch gefährlich im Keller.“
 

„Aber...! Der Mond, er... ich...!“
 

Severus strich einfach nur weiter über Harrys Rücken. „Es wird nicht so schlimm werden, das verspreche ich dir,“ gab er nur zurück. „Du brauchst keine Drogen, um das durchzustehen und du bist nicht alleine. Bill wird sicher später auch dazu kommen, Fenrir hat schon ein Zimmer eingerichtet, in dem du rumspielen kannst.“ Er lächelte versichernd. „Mach dich deswegen nicht wahnsinnig.“
 

Das beruhigte Harry nicht wirklich, er zitterte immer noch, doch die Nähe seines Vaters beruhigte ihn etwas. Auch, wenn er innerlich unruhig war, es war, wie Remus gesagt hatte, man spürte, dass Vollmond sein musste, aber es war auch so, dass einen sein Rudel beruhigte und Sev als sein Vater war wohl definitiv Teil davon.
 

Der Tränkemeister ließ seinen Sohn nur zu gern gewähren, er streichelte ihn etwas, wartete, bis Harry nicht mehr zitterte. „Willst du mir etwas helfen?“, fragte er sanft. „Wir haben noch gut eine Stunde, bis wir zu Fenrir müssen.“
 

„Ich? Tränke?“, fragte Harry nur zweifelnd.
 

„Du hast doch schon recht viele Tränkebücher gelesen und so schlecht bist du auch nie gewesen, du hast nur nie gemerkt, wenn Jemand deine Tränke sabotiert hat.“ Was Severus nicht erwähnte, war, dass er oft genug gesehen hatte, wie niemand Anderer als Ron Weasley Dinge in Harrys Kessel geworfen hatte. „Aber viel wichtiger ist, dass es dich sicher etwas ablenkt.“
 

Kurz sah der Grünäugige zweifelnd auf, doch dann nickte er. „Wenn... wenn du meinst...“ Er war um jede Ablenkung dankbar, denn das war es, was die Bücher nicht mehr geschafft hatten, er hatte immer noch Angst, aber hier unten, wo er den vertrauensvollen Geruch seines Vaters in der Nase hatte, konnte er sich etwas entspannen. Er griff nach einem Messerchen und begann, die Zutaten zu zerkleinern, wie der Ältere ihn anwies, während der einen Kessel vor ihm aufstellte, Wasser einfüllte und die Flamme auf die richtige Temperatur erhitzte.
 

„Das wird ein einfacher Heiltrank, oder?“
 

„Richtig,“ lobte Severus. „Den bekommst du auch sicher rechtzeitig fertig, bevor wir los müssen.“ Schnell zauberte er die Anweisungen auf einen Bogen Papier und schob ihn Harry zu. „Also, mach dich an die Arbeit!“
 

Sie arbeiteten ruhig nebeneinander her und sein Trank wurde fehlerfrei, nicht perfekt, aber durchaus brauchbar. Guter Durchschnitt. „Siehst du, du kannst es,“ stellte Severus zufrieden fest und half Harry, den Platz aufzuräumen. „Und jetzt komm, Fenrir ist sicher schon da.“ Er merkte sofort, wie Harry sich versteifte, doch er wusste, es musste sein. Wenn er etwas nicht brauchen konnte, war es ein Werwolf im Tränkelabor, denn hier gab es auch Phiolen flüssiges Silver und er wollte nicht, dass Harry sich verletzte.
 

Dem Jüngeren war schlagartig gar nicht mehr gut, alles in ihm schrie danach, sich irgendwo in ein Eck zu verkriechen, doch das ließ der Ältere nicht zu. Ruhig und mit gemäßigtem Schritt lief der Mann los, und als er merkte, dass Harry langsamer wurde, hob er ihn einfach auf die Arme. Zum Glück waren die Gänge einigermaßen leer, Niemand begegnete ihnen und nur ein Mal hörte Harry mit seinem momentan übersensiblen Gehör Schritte in einiger Entfernung, die aber am Ende in eine andere Richtung abglitten.
 

Schließlich erreichten sie einen Raum im ersten Stock, er war ausgelegt mit weichen Kissen und an der Tür standen zwei Näpfe, einer gefüllt mit Wasser, einer mit Milch. Einige Fackeln erhellten den Raum und tauchten ihn in ein angenehmes Gesicht. Der Mond würde hier nicht zu Sehen sein und Severus wusste, das war ein großer Zuspruch für Harry, da Fenrir normalerweise lieber durch die Wälder jagte. Aber um Harrys fragile Gesundheit nicht zu gefährden, hatte er davon abgesehen. Ohne, das Severus etwas hatte sagen müssen. Fenrir war vor zwei Tagen zu ihm gekommen und gesagt, dass er ein Zimmer für heute Nacht gerichtet hatte.
 

„Ah, da seid ihr beiden ja,“ lächelte Fenrir, der bereits an einer der Wände lehnte. Er runzelte die Stirn, als er Harry sah, er konnte dessen Angst förmlich riechen.
 

„Wie lange haben wir?“, fragte Severus ruhig, während er den Anderen über Gedanken warnte: ‚Er ist panisch, er hat Angst, das letzte Mal muss ihn die Verwandlung fast umgebracht haben, er wollte sogar Wolfsbann...’
 

„Einige Minuten.“, ‚So etwas habe ich befürchtet, ich rieche seine Angst. Keine Sorge, ich werde mich um ihn kümmern, halt dich während der Verwandlung nur fern. Misch dich nicht ein, unter keinen Umständen.’
 

‚Ich weiß,’ gab Severus ruhig zurück, strich Harry durch die Haare. „Geh zu Fenrir,“ meinte er leise. „Und beruhig dich, Fenrir weiß, was er tut.“ Er wartete noch, bis Harry zu dem Älteren ging, bevor er an der anderen Seite des Raumes auf einem Kissen Platz nahm.
 

„Komm,“ sanft nahm Fenrir Harrys Hand, drückte sie und setzte sich mit Harry auf eines der Kissen. „Keine Angst,“ bat er ihn wieder. „Es wird Alles gut gehen, ich werde in deinen Kopf eindringen, das Wichtigste ist, dass du dich nicht gegen mich wehrst, meinst du, dass du das schaffst?“
 

Harry nickte nach einer Ganzen Weile, er lehnte sich in die Umarmung und versuchte, zu verdrängen, was geschehen würde, bis er die ersten Schmerzen führte. Er fing an, zu wimmern, im Wissen, was kommen würde. Er spürte etwas in seinem Kopf, doch er tat, was Fenrir gesagt hatte, er wehrte sich nicht. Er wusste nicht, was der Andere da gerade tat, doch dann geschah es, wo eben noch ein dumpfer Schmerz gewesen war, war nur noch ein leichtes Kribbeln zu spüren.
 

Er wusste nicht, wie lange es dauerte, es war ermüdend, doch als er spürte, wie die Gegenwart in seinem Geist verstand und auf den Boden sah, sah er, dass seine Hände zu Pfoten geworden waren. Schwarze Pfoten. Er sah auf, direkt in die goldenen Augen Fenrirs, dessen Fell silbrig glänzte. Der Ältere stupste Harry sanft an, leckte dann über dessen Fell.
 

Severus hatte das Alles beobachtet, erleichtert, dass Harry offensichtlich kaum Schmerzen empfunden hatte, nach dem Beginn. Nun lag da ein höchstens halbwüchsiger Werwolf, vollkommen schwarz, aber mit silberweißer Krause um den Hals, die ihm beim ersten Mal aufgrund des Schmutzes gar nicht aufgefallen war und einem silbrigen Punkt auf der Brust und neben ihm stand die beeindruckende Figur von Fenrir Grayback, die aber auf ihn nur gemäßigten Eindruck machte.
 

Nach einer Weile ermutigte Fenrir den Jüngeren, sich aufzurichten und stupste ihn in Richtung Severus, folgte dem tollpatschigen Jungtier, das kaum mit seinen vier Beinen umgehen konnte. Man sah, dass er noch nicht viel damit gelaufen war und das er nicht wirklich fit war. Fenrir selbst hatte bereits die letzte Nacht genutzt, um sich auszutoben, er wollte bei Harry bleiben, wohl wissend, dass seine pure Anwesenheit Harry beruhigen konnte, in dem Fall mehr, als die Snapes, denn in der Form konnte Harry noch deutlicher spüren, dass er bei dem anderen Werwolf vollkommen sicher sein würde.
 

Harry tapste unsicher durch das Zimmer, überrascht, dass da wirklich keine Schmerzen gewesen waren. Es war anstrengend gewesen, doch sonst nichts. Ihm tat nicht Alles weh, wie das letzte Mal und er konnte normal atmen. Ohne weiter darüber nachzudenken, kletterte er auf den Schoß seines Vaters, der leise lachte und ihn etwas kraulte. „Wenn Aurora jetzt hier wäre und dich sehen könnte, würde sie dich zu Tode knuddeln,“ stellte er nur fest. Ja, Harry war wirklich zu süß, mit seinen großen, grün-goldenen Augen, die ihn fragend musterten. „Na los, du,“ lächelte er dann. „Geh etwas mit Fenrir toben, keine Angst, hier kann nichts kaputt gehen.“
 

Das ließ vor Allem Fenrir sich nicht zwei Mal sagen, der sofort begann, spielerisch nach dem Kleinen zu schnappen und der erst zufrieden war, als Harry mit ihm tobte. Wenn das auch nicht lange anhielt. Nur zwei Stunden später, kaum das es etwa sieben Uhr Abends geworden war, rollte Harry sich neben seinem Vater zusammen und schlief einfach ein.
 


 


 

Die Nacht verging schnell und ohne Zwischenfälle. Zwei Mal erwachte Harry, ein Mal, als Bill, ein – welch Überraschung – roter Werwolf, ins Zimmer kam und spielte, wenn auch sichtlich befangener, als mit Fenrir, eine Weile mit ihm, bis er merkte, dass der silberne Wolf das Knurren anfing, woraufhin er Bill den Rücken wandte, sich bei dem Anderen zusammenrollte und weiter döste.
 

Ein weiteres Mal erwachte er, als er Durst hatte und tapste zu den Näpfen, nur um festzustellen, dass seine Zunge nicht so wollte, wie er selbst. Es frustrierte das Jungtier maßlos, doch dann zeigte Fenrir ihm, wie er es machen musste, und es ging.
 

Gegen Morgen, als der Mond unterging, half Fenrir dem Jüngeren, in seinen Körper zurück zu kehren. Er war wieder vollkommen erschöpft und – natürlich, unbekleidet, nach der zweiten Verwandlung. Seine Kleidung war schon bei der Ersten kaputt gegangen. Severus trat ruhig zu Harry, der in Fenrirs Armen lag und legte seinen leichten Umhang über ihn, strich ihm über die Haare. „Das war anstrengend für ihn,“ stellte er leise fest und sprach einige Diagnosezauber, die ihm aber keinerlei Verletzungen anzeigten.
 

„Was hast du erwartet?“, fragte Fenrir nur. „In seinem Zustand ist das vollkommen normal. Wenigstens hatte er keine Schmerzen.“ Nur unwillig löste er seine Finger von seinem Gefährten und ließ zu, dass Severus ihn aufnahm.
 

„Ich habe sogar mit Schlimmerem gerechnet,“ meinte der Tränkemeister ruhig und blickte zu Bill, der sich ebenfalls gerade aufrichtete. Der hatte einen Biss kassiert, verlor aber kein Wort darüber, er hatte begriffen, was Harry für Fenrir bedeutete. Dann richtete er sich wieder ganz auf. „Ich bringe ihn ins Bett, ich denke, in ein paar Stunden ist er fit genug, wollen wir dann die kleine Feier machen? Aurora wird auch für ein paar Stunden kommen können.“
 

„Natürlich,“ gab Fenrir knapp zurück. „Ich komme, sobald ich mich geduscht und wieder angezogen habe.“
 

„Gut, bis dann,“ gab Severus zurück und trug Harry in sein Bett zurück, deckte ihn zu. Der Junge griff im Halbschlaf nach seinem geliebten Kuscheltier, dann rollte er sich in sich selbst zusammen und war sofort tief eingeschlafen.
 

Severus blieb eine ganze Weile einfach nur sitzen und beobachtete den Jüngeren, bevor er sein Buch griff und zu lesen begann, aber er kam nicht weit, bevor sich zwei Arme um seinen Hals legten. Er lächelte, sah auf und zog seine Frau auf seinen Schoß. „Hallo, Schatz...“
 

„Hallo, Ehemann,“ gab Aurora amüsiert zurück und sah zu dem Jungen im Bett. „Und? Ist Alles gut gegangen?“
 

„Er hatte gestern eine ziemliche Panikattacke, da seine letzte Verwandlung wirklich hässlich gewesen sein muss, aber danach lief Alles gut. Fenrirs pure Gegenwart hat ihn genug beruhigt, damit der ihm helfen konnte. Er muss bei seiner letzten Verwandlung allein fast gestorben sein, kein Wunder, bei dem Zustand, in dem er sich befunden hat.“
 

Aurora lächelte. „Siehst du, dann ist ja Alles in Ordnung, nächstes Mal wird er nicht mehr so viel Panik haben.“
 

„Wir hoffen, dass wir ihn nächstes Mal mit nach Draußen nehmen können,“ erklärte Severus. „Aber ich fürchte, damit sollten wir noch eine Weile länger warten. Er erholt sich nur so langsam...“
 

Die Frau lächelte und küsste Severus zärtlich. „Gib ihm doch etwas Zeit, er ist gerade mal vier Wochen da, es wird sich geben, da bin ich mir sicher. Er hat viel durchgemacht und es ist ein Wunder, dass er überhaupt schon wieder so gut beieinander ist, meinte einer der Heiler, die sich seine Akte angesehen haben.“
 

„Werwölfe haben gute Selbstheilungskräfte,“ erinnerte er seine Frau.
 

„Ja, körperlich, aber in meinen Augen hat er sich auch seelisch verbessert. Er zuckt nicht mehr vor Allen zurück, außer vor Fenrir und dir, er ist mit den Weasleys zusammen. Sicher kann man ihm auch bald den Rest des Rudels vorstellen. Das Wissen, eine Familie zu haben, hat ihm gut getan.“
 

Severus lächelte die Andere an. „Du bist immer so vernünftig...“
 

„Irgendwer muss es ja sein, Schatz.“
 

„Und? Wie sieht es aus?“
 

Aurora lachte leise und fischte eine italienische Zeitung aus ihrer Tasche, die sie ihrem Mann gab. „Man hat Harry für aller Verbrechen unschuldig erklärt und geht davon aus, dass Black es auch gewesen sein muss, einige Reporter haben das Graben angefangen und sind auf Unregelmäßigkeiten in Dumbledores Geschichte gestolpert. Sie haben sich auf die Neuigkeiten gestürzt, wie Haie...“
 

Severus blickte zu Harry, der friedlich schlief. „Es wird Zeit, dass die Presse ein Mal etwas Gutes für ihn tut,“ meinte er leise. „Was meinst du, wie lange, bis das Wizgamont eingreift?“
 

„Zwei, vielleicht drei Monate, denn Italien, Bulgarien, Deutschland und Frankreich haben bereits alle Beziehungen zu England abgebrochen,“ erklärte sie. „Kein Handel mehr, gar nichts.“
 

„DAS muss weh tun,“ grinste Severus nur hämisch.
 

„Mit Sicherheit. Vor Allem, da England sehr unselbstständig ist. Ohne die Trankzutaten aus Bulgarien und Frankreich... wird es hässlich werden.“
 

„Ja, aber ich habe trotzdem meine Wege..:“
 

„Du hast mich,“ gab Aurora sanft zurück. Sie sah auf, als die Tür aufging. „Hallo, Fenrir!“
 

Der Werwolf nickte und setzte sich zuerst mal auf das Bett, strich über Harrys Haare und lachte leise, als der Junge sich seine Hand schnappte und begann, sie als Kissen zu missbrauchen.
 

Severus musste grinsen, als er das sah. „Deine Hand hast du soeben wohl für längere Zeit verloren.“
 

Der Werwolf zuckte nur mit den Schultern: „Und?“, fragte er und strich mit der freien Hand durch Harrys wirre Haare. „Es wäre nicht so, als müsse ich wo anders sein.“
 

„Was ist mit Bill?“
 

„Seine Wunde ist versorgt und hat sich geschlossen.“
 

„Warum bitte hast du ihn angefallen?!“
 

„Weil ich ihn als Bedrohung gesehen habe.“
 

„Hast du vor, diesen Stunt nächsten Monat zu wiederholen?“
 

„Natürlich nicht. Bill kennt jetzt seine Grenzen. Er wird den Fehler nicht wiederholen. Und Harry wird ihn nicht lassen.“
 

„Woher willst du das wissen?“
 

„Er ist, als ich nach Bill geschnappt habe, zu mir gekommen. Ein Werwolf versteht instinktiv, wie er sich zu verhalten hat, vor Allem in Harrys Position.“
 

„Ich verstehe nicht,“ schaltete Aurora sich ein.
 

„Harry ist mein Gefährte, Derjenige, der vollkommen zu mir passt, er weiß, dass er mich beruhigen kann, sonst hätte ich es nicht dabei belassen, nur nach ihm zu schnappen. Und er muss lernen, dass seine Stellung im Rudel recht hoch ist, er muss seine Scheu und seine Angst ablegen, langsam, aber er muss.“
 

Severus seufzte leise. „Du weißt, dass er Zeit braucht,“ meinte er nur. „Er hatte zwei Jahre praktisch keinen Kontakt zur Außenwelt.“
 

„Das ist mir klar,“ gab Fenrir nur zurück. „Ich habe ja gesagt, dass Harry Zeit braucht, aber er muss es lernen.“
 

„Das wird er, er konnte schon immer Andere anführen, darin war er früher wirklich gut, aber er wird eben etwas brauchen, um wieder an diesen Punkt zu kommen.“
 

„Das bekommen wir schon hin.“
 

„Habt ihr euch überlegt, Harry ins Ausland zu bringen?“
 

„Aurora?“, fragte Severus ruhig.
 

„Ich weiß, der Gedanke gefällt euch nicht sonderlich, aber es wäre sicherer und ihr müsstet ihn nicht im Haus halten, außerdem könntet ihr ihn in ein wärmeres Land bringen, da könnte er sich auch besser erholen.“
 

„Dadurch würden wir hier den Überblick verlieren,“ meldete Severus vorsichtig an. „Und Fenrir hat hier Verpflichtungen. Er ist der Rudelführer von England, Schottland und Irland, er kann nicht einfach so verschwinden und er würde nicht zulassen, dass Harry von ihm getrennt wird!“
 

Aurora lächelte etwas und schob ihrem Mann ein Dokument zu.
 

„Was ist das?“
 

„Das sind die Besitztümer von Sirius Black, die Harry offiziell geerbt hat. Hier, siehst du?“, sie deutete auf einen der Namen: „Das hier ist eine große Villa, na ja, eher ein Palast. Er befindet sich in Tarent, am Stiefel von Italien, ich habe mit meiner Regierung geredet, sie sind nur zu gern bereit, euch Schutz zu gewähren, auch dem gesamten Rudel,“ fügte sie an. „Das Schloss muss groß genug sein, es soll so groß sein, dass sich schon mehrere Leute darin hoffnungslos verlaufen haben sollen und Hauselfen ihnen zurück helfen mussten. Zu dem Schloss an sich gehört ein riesiger Park, ein Wald – und ein Stück Strand und etwas Meer. Was Informationen angeht, die Italiener haben drei Spione eingebracht, um sie auf dem Laufenden zu halten, schon vor einer Weile, weil sie einen Krieg fürchten.“
 

Severus runzelte die Stirn und blickte zu Fenrir, der weiterhin nur sanft durch Harrys Haare kämmte. „Was ist der Preis?“, fragte er dann ruhig. Niemand tat so etwas umsonst.
 

Aurora strich sich ihre Haare nach hinten. „Sie wollen ein Interview mit Harry und dir und sie hoffen auf eure Unterstützung, sie wollen Dumbledore loswerden. Ihr habt die Wahl, Harry besitzt auch ein Pottergrundstück in Frankreich, ich denke, die Franzosen wären zu ganz ähnlichen Zusagen bereit, aber das Klima in Tarent wäre definitiv förderlicher für Harrys Gesundheit.“
 

„Fenrir?“, fragte Severus ruhig. Er selbst würde gern gehen und er wusste, der Abstand zu England würde dem Jungen sicher gut tun, aber es hing von Fenrirs Entscheidung ab, etwas zu übereilen würde nichts nützen.
 

Der Werwolf blickte weiter auf das gerade vollkommen entspannte Gesicht. Er hatte hier viele Verpflichtungen, da war sein eigenes, recht großes Rudel, das er versorgen musste und er musste sich auch um all die Anderen kümmern, er war zum Oberhaupt gewählt worden, sehr zu Dumbledores Frust und er hatte nicht vor, sich dieser Verantwortung zu entziehen. Andererseits war auch ihm klar, dass ein milderes, wärmeres Klima in einem Land ohne Vorurteile Harry gut tun würde. Nicht zu Vergessen, dass er selbst die Nase voll hatte von den engstirnigen Engländern.
 

„Das würde kompliziert werden,“ meinte er ruhig. „Ich muss den Rat zusammenrufen und es bereden, aber an sich gefällt mir diese Idee durchaus.“
 

„Ihr müsst nur bedenken, dass ihr von der Regierung einige Portschlüssel bekommen werdet, aber dann für eine ganze Weile nicht zurückkommen könnt,“ erinnerte Aurora. „Das wäre wohl zu gefährlich. Dumbledore wird Alles tun, um die Werwolfschutzgesetze wieder ins Wanken zu bringen.“
 

„Damit wird er nicht durchkommen, ohne sich selbst mit abzusägen,“ gab Fenrir ruhig zurück, während er darüber nachdachte, was er brauchte, um diesen Ortswechsel möglich zu machen, zumindest für eine Zeit lang, vielleicht ein Jahr. Vielleicht auch zwei, mehr würden sie nicht brauchen. Er wollte England nicht verlassen, das war sein Revier. Aber für eine Weile würde es machbar sein. Er konnte mit Portschlüsseln immer wieder hin und her reisen, Niemand konnte ihm etwas tun, da gegen ihn keine Anklage oder sonst was vorlag.
 

Denn erst mal zählte das Wohl seines Gefährten. Dafür würde er gern selbst etwas zurückstecken und sein Rudel würde verstehen. Sie wussten, wie wichtig ein Gefährte für ihre Art war, wie auch bei anderen magischen Geschöpfen.
 

„Heißt das, wir gehen nach Tarent?“, fragte Aurora aufgeregt, ihre eigene Familie lebte selbst nicht zu weit entfernt und sie Alle wollten Harry kennen lernen.
 

Auch Severus musterte seinen Freund neugierig. Ihn hielt in England nichts mehr außer seinem Sohn. Er wusste auch nicht, ob er zurückkehren würde, wenn Dumbledore nicht mehr an der Macht war. Er hatte schon lange mit der Heimat seiner Frau liebäugelt.
 

„Ich muss erst den Rat einberufen,“ gab Fenrir zurück. „Vorher sage ich nichts.“ Er lächelte etwas, strich dann mit einem Finger über Harrys Wange. „Na?“, fragte er den langsam aufwachenden Jungen: „Bekomme ich wohl meine Hand zurück?“
 

Verwirrt blinzelte Harry, bevor er rot wurde und seinen Kopf hob, so, dass der Ältere seine Hand wegziehen konnte. Wann war das denn passiert?
 

„Wieder wach?“, fragte nun Severus.
 

„Hmhmmm...“
 

„Dann ab marsch ins Bad, duschen und anziehen.“
 

Harry nickte, er war noch nicht wirklich ganz wach, so, dass er nicht mal merkte, dass er gar nichts an hatte, als er aus den Federn kroch und in Richtung Bad tapste. Erst da zeigte ihm der Spiegel, wie er durch die Gegend gerannt war und er wurde feuerrot. Fenrir hatte... ihn so gesehen? Oh Himmel! Nein! Das war ja sooo peinlich!
 

Hastig flüchtete Harry unter die Dusche, wo er das Wasser temperierte und sich unter den warmen Strahl stellte. Die Nacht war wirklich komisch gewesen. Alles hatte geprickelt, als er sich verwandelt hatte, aber schmerzen in dem Sinne hatte er nicht gehabt, gar nicht. Das hatte er aber erst gemerkt, als es schon vorbei gewesen war. Wie war das nur möglich? Ja, und dann war da noch das Verhalten von Fenrir gewesen, der nach Bill geschnappt hatte, als er sich gerade mit Harry gebalgt hatte.
 

Das Alles, es war einfach nur verwirrend für ihn, er verstand nicht mehr, was um ihn herum vorging und das mochte er gar nicht, es war einfach noch zu viel. Langsam duschte er sich und wusch seine Haare, trocknete sich ab und zog sich an. Lange sah er sich im Spiegel an, stellte dabei fest, dass er nicht mehr ganz so schrecklich aussah, wie zu Beginn. Schnell griff er nach seiner Brille und setzte sie wieder auf, bevor er zurück in sein Zimmer trat.
 

Die Erwachsenen unterbrachen ihr Gespräch und noch bevor Harry etwas tun konnte, wurde er auf Fenrirs Schoß gezogen und ihm eine Tasse heiße Schokolade in die Hand gedrückt. Sofort wurde er wieder ruhiger, kuschelte sich an den Älteren und sah die Drei dann an. „Ist was passiert?“, fragte er vorsichtig.
 

„Nein,“ gab Severus nur zurück. „Wir wollten nur fragen, ob du einigermaßen wach bist.“
 

„Hmhmmm...“
 

„Gut, dann können wir nach nebenan in unser Zimmer, nicht, Schatz,“ fragte Aurora aufgeregt.
 

Severus nickte und erhob sich, nahm Auroras Hand in Seine und lief voraus. Er hatte den gesamten vorletzten Tag damit verbracht, sein Wohnzimmer zu verwandeln. Sofa und Sessel waren verschwunden, stattdessen stand eine wunderschön geschmückte Fichte im Raum, behängt mit Süßigkeiten und magischem Lametta. Einige Tannenzweige waren an der Decke befestigt und als sie eintraten, lösten sie einen Zauber aus, der dafür sorgte, dass kleine Lichtchen durch das Zimmer zu schweben begannen.
 

„Wow!“
 

Die Anderen beobachteten, wie Harry sich umsah, sichtlich verwundert und mit glänzenden Augen.
 

Harry sah sich um, streckte die Hand nach einigen der Lichter aus. „Ohh, das ist Wahnsinn!“ Er lachte leise und lief ein Mal um den Baum, bewunderte all die Dinge, die da hingen. „Kommen Bill, Fred und George auch?“
 

„In zwei Stunden,“ bestätigte Severus und setzte sich auf eines der Kissen auf dem Boden. „Komm her, Kleiner.“
 

Nur zu gern folgte Harry der Aufforderung und setzte sich neben den Tränkemeister, sah nun erst den Haufen Geschenke, der sich da hinter Diesem stapelte, während auch Fenrir und Aurora sich setzten. Sie war auch die Erste, die sich eines der Päckchen schnappte und es Harry gab.
 

„Für....?“
 

„Natürlich für dich!“, lachte sie nur. „Na los, aufmachen!“
 

Vorsichtig öffnete Harry das kleine Päckchen und hob den Inhalt heraus. „Oh...,“ es war ein sichtlich kostbares Buch. ‚Mythen und Sachen der magischen Welt.’ Auf dem Cover stand ein seltsames Wesen, das aussah, als wäre es Lunas Fantasie entsprungen. „Danke,“ lächelte er und drückte die Frau schüchtern.
 

Aurora lächelte nur und nickte zufrieden, bevor Severus in den Haufen griff und zielsicher eine kleiner Schachtel herausholte.
 

Begeistert wie ein kleines Kind befreite Harry auch das von dem Papier und öffnete die Schatulle. Darin befand sich eine Kette aus magischem Silber, so, dass es ihn, trotz deiner Werwolfgene, nicht verletzen konnte, zusammen mit einem Anhänger. Der zeigte ein Fabeltier, das Augen aus Smaragden hatte. „Danke!“ Und schon warf er sich in die Arme seines Vaters, der nur lächelte, Harry die Kette entwand und sie ihm umlegte. Was er verschwieg, war, dass er Schutzzauber darauf gelegt hatte, die zu einem kleinen Ring an seinem Mittelfinger führten und ihn benachrichtigen würden, wenn Harry Panik bekam oder in Gefahr war.
 

Danach tauschten Severus und Aurora ihre Geschenke und gaben Fenrir die Seinen, bevor Fenrir Harry zu sich winkte. „Ich hab auch noch was für dich,“ meinte er dann und zog ihn zu sich, gab ihm sein Geschenk.
 

„Das....! Ist das...?!“
 

„Mach es auf, dann weißt du es.“
 

Hastig zerriss Harry das Papier und holte den Besen heraus. Ein Nimbus 4000 mit dunkelbraun glänzendem Schaft und glatten Borsten. „Ein.. ein Besen? Für mich? Aber wann...? Wie...?!“
 

Auch Severus’ Augenbraue war steil nach Oben gegangen, er hielt absolut gar nichts von der Vorstellung, Harry im Moment auf einem Besen zu sehen.
 

„Ja, ein Besen,“ lächelte Fenrir. „Ich weiß, dass du gern fliegst und ich denke, dass es dir nicht schadet. Aber du fliegst die nächsten zwei Monate sicher noch nicht,“ fügte er ruhig hinzu. „Und wenn du fliegst, dann nur unter Aufsicht, zumindest für eine Weile, bis ich sicher sein kann, dass du nicht einfach vom Besen kippst. Ist das für dich in Ordnung?“
 

Harry lächelte über das ganze Gesicht und schlang seine Arme um den Hals des Anderen, küsste ihn schüchtern auf die Wange.
 

Fenrir strahlte über das gesamte Gesicht, hielt den Jüngeren einfach fest und sah seinen Tränkemeister amüsiert an. ‚Mach dir nicht zu viele Sorgen, er wird nur unter meiner Aufsicht fliegen, im Gegensatz zu dir kann ICH mich nämlich auf einem Besen halten!’
 

‚Pass auf, was du sagst, Wolf!;’ knurrte er nur spielerisch, während er seine Frau streichelte. Er stellte fest, dass er schon Lange Weihnachten nicht mehr so genossen hatte. Nun, es war ja auch das Erste, das er als eine Art Familie verbringen konnte. Die letzten Jahre hatte man ihn immer gezwungen, in der Schule zu bleiben, und um Aurora nicht in all das mit hinein zu ziehen, hatte er auch nicht zugelassen, dass sie ihn besuchen kam. Was sich im Nachhinein auch als richtig erwiesen hatte. Er sah zu, wie Harry es sich schließlich auf Fenrirs Schoß bequem machte, das Buch von Aurora im Schoß und eine Zuckerstange, die der Werwolf ihm gegeben hatte, in der Hand. Seine andere Hand spielte abwechselnd mit der Anderen am Anhänger und am Besen herum.
 

Ja. So etwas konnte man Friede nennen, wenigstens für eine Weile...

Befragung

Es war früher Morgen. Seit Weihnachten waren inzwischen zwei Wochen vergangen, die Fenrir mit Exzessiver Planung verbracht hatte. Es hatte ihn Einiges an Nerven gekostet und er hatte praktisch Jeden um sich herum, abgesehen von Harry anschnauzt, weil er so frustriert mit den Leuten um sich herum gewesen war. Wenn es ihm zu viel geworden war, war er meist frustriert zu seinem jungen Gefährten geflüchtet, der sich immer noch in seinem Zimmer verbarrikadierte und nicht bereit war, sich mit noch mehr Leuten, als mit Severus, Aurora, den Weasleys und ihm zu umgeben.
 

Severus hatte gemeint, dass das viel mit der Panik zu tun hatte, die er wohl bekommen hatte, als man ihn zu diesem lächerlichen Schauprozess geschleppt hatte und das Zeit und ein Platzwechsel das kurieren würden.
 

Der Jüngere war immer noch leise und verlangte nach Nichts, er war dankbar um jedes Bisschen Aufmerksamkeit, das man ihm gab und er schien immer noch Angst zu haben, irgendwann aufzuwachen und sich wieder in seinem Verlies zu finden.
 

Das war eigentlich der Hauptgrund für Fenrir gewesen, dem Ortswechsel zuzustimmen. Das und die Tatsache, dass Harry in Italien nicht mehr als Verbrecher gelten würde und sich nicht verstecken musste. Außerdem war es da schon relativ warm, so, dass er auch mal raus konnte und beim nächsten Vollmond draußen sein konnte. Das war wichtig. Er wollte auf jeden Fall etwas rennen und auch Harry würde dieses Mal fitter sein und etwas mehr tollen wollen. Da war ein einfaches Zimmer mit ein paar Kissen wohl kaum das Richtige.
 

Es war mühsam gewesen, aber letztendlich hatte er erreicht, was er wollte. Außer seinem eigenen würden noch zwei andere Rudel sie begleiten und Severus hatte mit den unparteiischen Gobblins von Gringotts geredet, erklärt, dass er Harry adoptiert habe und das sie die Schlüssel zu dem Palazzo in Tarent brauchen würden. Die kleinen Kreaturen hatten Harrys Geschichte recherchiert und ihn ebenfalls für zu unrecht verurteilt befunden, so, dass sie Severus’ Aussage anerkannt, die Adoption abgehakt und dem Tränkemeister die Schlüssel ausgehändigt hatten.
 

Noch heute würden sie das Anwesen verlassen und seine Hauselfen würden es instand halten, in Tarent erwartete sie ein ganzes Geschwader dieser Kreaturen. Aurora war bereits da und hatte mit deren Hilfe begonnen, das Haus in einen wohnlichen Ort zu verwandeln und ihre Zimmer zu richten. Hell und freundlich und für Harry und für ihn je mit einem Balkon und mit Blick auf das Meer, natürlich Zimmer nebeneinander, sogar mit gemeinsamem Bad. Es wurde Zeit, dem Jüngeren klar zu machen, dass sie zusammen gehörten. Das war sein erster Schritt.
 

Severus verstand und er hatte zugestimmt, solang der Andere Harry nicht zu schnell zu etwas zwingen würde. Etwas, wo er natürlich zugestimmt hatte. Er wollte und er konnte nichts von Harry fordern, zu dem der Junge nicht bereit war. Er brauchte erst mal etwas Zeit, sich sicher zu werden, dass ihm bei den Anderen und vom Rudel keine Gefahr drohte, etwas, das dem Grünäugigen noch lange nicht wirklich klar war.
 

Er klopfte leicht an Harrys Tür.
 

„Ja?“
 

„Hallo, Grünauge,“ lächelte Fenrir und wuschelte Harry durch die Haare.
 

„Hi,“ gab der etwas schüchtern zurück. Er hatte an seinem Stammplatz, am verschlossenen Fenster gesessen und in dem Buch gelesen, das Aurora ihm geschenkt hatte, von Zeit zu Zeit hatte er nach Draußen gesehen und nachgedacht und das Meist über den goldäugigen Werwolf, der in seinen Gedanken ungewöhnlich präsent zu sein schien. Mehr als ein Mal hatte er sich gefragt, ob er sich wohlmöglich in ihn verliebt hatte, aber das konnte nicht sein! Das war unnormal! Ein Mann konnte doch keinen anderen Mann lieben! Mehrfach hatte er schon dazu angesetzt, mit Severus zu reden, doch jedes Mal war er im letzten Moment zurückgeschreckt. „Was.. was gibt es?“ Es war ungewöhnlich, dass Fenrir um diese Zeit hierher kam.
 

„Zeit zu packen, Kleiner!“
 

„Was...? Ich... ich soll... gehen?“, fragte er leise mit schlagartig rauer Stimme.
 

„Wir werden Alle gehen,“ gab der Andere zurück und strich über Harrys Wange. „Denkst du schon wieder, wir wollen dich loswerden? Harry, das ist dumm, das wird nicht geschehen, das verspreche ich dir, egal, was geschieht, du bleibst bei uns.“
 

„Aber.. warum dann packen?“, fragte Harry. „Hat.. hat Dumbles mich gefunden und... ihr müsst wegen mir...?“
 

„Nein, nichts dergleichen, ich hab nur die Nase voll von dem schlechten Wetter hier,“ grinste er. „Und ich denke, dir wird ein anderes Klima gut tun, außerhalb von England, am Meer.“
 

„Das Meer?“, fragte Harry, nun mit glänzenden Augen. Er hatte es noch nie gesehen, zwar waren die Dursleys fast jedes Jahr in den Urlaub gefahren, aber er war nie mit dabei gewesen, er hatte diese Zeit immer bei Misses Figg und ihren Katzen verbringen müssen.
 

Fenrir setzte sich zu dem Jüngeren und nickte. „Ja,“ gab er zurück. „Ans Meer, nach Italien, so, dass auch Aurora jeden Tag bei Severus sein kann. Die Behörden da wollen dich befragen, aber sie haben bereits gesagt, dass du unschuldig bist, da wirst du sicher sein und Niemand wird dich jagen.“
 

Harry schluckte schwer, als er das hörte, er merkte kaum, wie seine Hand sich in die des größeren verkrallte, nur zu gut erinnerte er sich an seine letzte ‚Befragung.’ Danach war er tagelang immer wieder bewusstlos geworden. „Muss...? Bitte.. nicht...“
 

Fenrir sammelte die schmale Gestalt in seine Arme, immer wieder erstaunt darüber, wie gut der Jüngere dort hinein passte „Es wird dir nichts passieren, Sev und ich werden die gesamte Zeit über dabei sein und Niemand wird dir deinen Zauberstab abnehmen. Und da ist noch eine kleine Überraschung. Weißt du, wo wir wohnen werden?“
 

„Wo?“; fragte er leise und mit wankender Stimme. Er war immer noch von der Aussicht getroffen, wieder befragt zu werden, doch allein Fenrirs Anwesenheit und das Versprechen, bei ihm zu bleiben, beruhigten ihn etwas.
 

„Weißt du, dass du Sirius’ Erbe bist?“
 

Überrascht hob Harry den Kopf. „Ich... wirklich?“
 

„Ja,“ gab Fenrir ruhig zurück. „Und Severus war bei Gringotts, du hast vollen Zugang zu deinem gesamten Besitz. Wir haben alle zusammen entschieden, dass wir eine Zeit lang in eines der Blackhäuser ziehen werden, es liegt direkt am Meer. Aurora richtet es schon her.“
 

„Ich...“, Harrys Kehle wurde enger. Er hatte Sirius beerbt? Warum? Er war der Grund, warum der Andere so hatte leiden müssen! Er verstand das Alles nicht. „In... sein Haus...?“
 

„In eines von Vielen,“ gab Fenrir leise zurück, strich über Harrys Seiten. „Es wird dir gefallen, da bin ich mir sicher. Und die Sonne und das Meer werden dir sicher gut tun. Da kannst du auch gefahrlos mal mit mir oder mit Severus in die Stadt gehen und dir Dinge ansehen.“
 

Harry kuschelte sich an den Anderen: „Wann gehen wir?“, fragte er leise.
 

„Jetzt,“ gab Fenrir zurück. „Pack dir einen kleinen Rucksack mit dem Wichtigsten, den Rest verkleinern einige Hauselfen und bringen es hinterher.“
 

„Jetzt... jetzt gleich?“, fragte Harry erschrocken.
 

„Ja, Severus ist schon im italienischen Ministerium, er wartet da mit Aurora auf uns.“
 

„Warum... habt ihr denn nicht eher was gesagt?“, fragte Harry verwirrt.
 

„Weil der letztendlich Entschluss erst gestern Abend gefallen ist,“ erklärte Fenrir. „Also, was willst du mitnehmen?“, fragte er dann amüsiert und hob einen Rucksack auf. „Er ist magisch, es passt also eine Menge rein.“ Er half Harry auf den Boden und behielt ihn im Auge. Er packte nicht viel, da Wäsche und so von den Hauselfen gebracht werden würde. Das Buch von Aurora, ein Säckchen Süßigkeiten von Bill, ein paar Scherzartikel von Fred und George, den Stoffwolf, den er aber in den Armen behielt, den Besen, den Fenrir schrumpfte und noch einige Kleinigkeiten, das war es.
 

„Komm her,“ lächelte Fenrir und schloss Harry in die Arme, nahm ihm den Rucksack ab und brachte sei Beide mit einem Portschlüssel in das Ministerium.
 

Harrys Herz raste, er hatte panische Angst, sich aus der sicheren Umarmung zu lösen, Doch noch geschah nichts, er spürte, wie Fenrirs Hand ruhig durch seine Haare strich und kurz darauf nahm er auch den Geruch seines Vaters wahr, kurz bevor dessen Hand sich auf seine Schulter legte. „Kommt ihr Beiden, der Minister für Magie und der Kopf des Gerichts warten schon.“
 

„Wie lief es bei dir?“, fragte Fenrir ruhig, während er Harry an die Hand nahm und loslief. Er wusste, wohin er musste, er war nicht das erste Mal hier.
 

„Bestens,“ gab Severus knapp zurück. Als er den Blick des Anderen sah, seufzte er und verdrehte die Augen, bevor er dem Werwolf mitteilte: ‚Du weißt genau, dass ich kein Wahrheitsserum mag, aber durch meine Aussage hab ich erreicht, dass Harry nur unter einem Wahrheitszauber befragt werden wird, er gilt schon als unschuldig, ich übrigens auch, Harrys Befragung ist nur noch eine Formsache.’
 

‚Na, wenigstens etwas,’ gab Fenrir zurück, während er eine Tür öffnete. Dahinter warteten fünf Personen, sie saßen an einem langen Tisch, ein anderer Tisch mit einem Stuhl davor stand bereit.

Harry hatte nur noch das dringende Bedürfnis, die Flucht anzutreten, doch die Hände von seinem Vater und Fenrir hinderten ihn daran, er wurde auf einen Stuhl gedrückt, doch Fenrirs Hand strich weiter beruhigend durch seine Haare, also ging er darum über, sein Stofftier zu drücken. Er kam sich albern vor, doch er konnte gar nicht anders handeln.
 

„Es ist gut, Harry,“ sprach Severus leise, der sehr wohl wusste, wie Dumbledore die Leute befragte, die er nicht mochte. „Sie werden dir nichts tun, sie wollen dir nur einige Fragen stellen.“ Dann sah er auf die Anwesenden: „Sie sehen, dass ihm das hier zu Schaffen macht, bitte machen Sie schnell, ich will ihn nach Hause bringen.“
 

Die Frau, eine Geistheilerin, nickte den Anderen zu, sie merkte, unter wie viel Stress der Junge stand und sie sah die Anzeichen sehr deutlich, Anzeichen, die sie in der Akte nicht gefunden hatte. Misshandlung von frühester Kindheit an, nicht nur seit der Zeit, wo er unter Dumbledores Daumen gewesen war.
 

Der Ältere mit der recht hochwertigen Robe, Minister für Magie in Italien, sah Harry eine Weile lang an. „Hast du jemals Jemanden umgebracht?“
 

„Ja,“ gab Harry leise zurück.
 

„Wen?“
 

„Voldemort.“
 

„Cedric Diggory?“
 

Der Grünäugige schluckte schwer, er wollte schon ja sagen, weil auch Dumbledore ihn dazu gezwungen hatte, doch etwas ließ es nicht zu. „Nein,“ gab er schließlich zurück, klammerte sich fester an den Stoffwolf. Eine einzelne Träne rann seine Wange herab.
 

„Wer hat ihn umgebracht?“
 

„Ich... weiß es nicht, sie... sie hatten Alle Masken auf, und lange, schwarze Roben... es war dunkel... und kalt...“ Er spürte, wie Fenrir seine Schulter drückte, um ihm klar zu machen, dass er da war.
 

Severus beobachtete mit zusammengekniffenen Augen, wie die Frau zu dem Befrager trat und ihm etwas zuflüsterte. Der sah sie ungläubig an, nickte aber. Dem Tränkemeister gefiel das gar nicht, doch er sagte nichts. Vorerst.
 

„Hat Albus Dumbledore dich allein in einer Zelle eingesperrt, in der du nicht stehen konntest und in der du keine Decke oder Matratze hattest?“
 

„Ja...“
 

„Hat er dich gefoltert?“
 

„Ja...“
 

„Warum?“
 

„Er... er...!“
 

„Schhh...,“ sanft strich Severus dem Jüngeren über die Wange. „Antworte einfach, Niemand wird dir etwas tun, du hast deinen Zauberstab bei dir.“ Nicht, dass die Anderen auch nur dazu gekommen wären, ihren Stab zu heben, so schnell, wie Fenrir die Anderen mit bloßen Händen zerfleischen würde.
 

Ohne seinen Blick zu heben, begann Harry zu sprechen, nur sehr, sehr leise. „Er... wollte, dass ich ihm... all meine Sachen... überschreibe, dass er... sie bekommen würde, wenn... ich sterbe, er... er hat mich.. immer... immer wieder geschlagen und... crucio...“
 

Die Männer sahen sich wieder an, bevor der Andere weiter bohrte. „Warum hat er dich nicht eher umgebracht?“
 

„Ich... hab in... dem Testament geschrieben, dass... er Nichts bekommt, wenn... wenn ich durch seine Schuld... zu Tode kommen sollte, dann.. würde Alles an... Kindereinrichtungen in der Muggelwelt gehen... Er... konnte mich nicht umbringen, er ... durfte mich nicht verhungern lassen... er... er hat Alles getan, um... mich dazu zu bekommen... mich selbst umzubringen...“
 

„Wie?“
 

Severus knurrte. Was sollte das denn werden? Versuchten die, zu zerstören, was Fenrir, Aurora und er geleistet hatten, um Harry wieder aufzubauen?!
 

„Er... hat Siri... umbringen lassen und.. und Remmy... und... er hat immer gesagt, dass... dass das alles... meine Schuld ist, ich...“
 

„Es ist gut,“ lenkte Severus nun leise ein. „Das reicht, ich denke, diese Torfköpfe haben es verstanden.“ Er gab Harry ein Taschentuch, der sich damit erst mal das Gesicht abwischte, aber noch immer hob er seinen Kopf nicht.
 

„Hat Dumbledore gewusst, dass du bei deinen Verwandten regelmäßig misshandelt wurdest und kaum was zu Essen bekommen hast?“
 

„Ja,“ kam es dumpf von Harry zurück, obwohl er noch versuchte, nicht zu antworten.
 

„Was haben deine Verwandten mit dir gemacht?“
 

„Sie.. haben mich in einen Schrank gesperrt und mich nur raus gelassen, wenn ich putzen sollte,“ gab Harry stockend zurück. „Und... wenn ich nicht geschafft habe... rechtzeitig... fertig zu werden, hat... Onkel Vernon mich geschlagen...“
 

„Hattest du deswegen schon mal gebrochene Knochen?“
 

„Ja...“
 

„Sind diese Verletzungen je behandelt worden?“
 

„In... in Hogwarts,“ gab er wieder dumpf zurück. Inzwischen zitterte Harry, er wusste nicht, warum er das überhaupt erzählte, er hatte nie gewollt, dass Jemand davon erfuhr. Er hatte seine Kindheit immer geheim gehalten, den Schrank, die Arbeit und die Schläge, sowie den Essensentzug.
 

„Hat man dir geholfen?“
 

„Nein.“
 

„Warum?“
 

„Dumbledore, er... hat gesagt, dass.. mich das abhärten würde... ich könnte nicht erwarten, Voldemort zu besiegen, wenn... ich nicht mal das aushalten würde...“
 

„W...“
 

„Das reicht!“, brüllte Fenrir aufgebracht, der selbst so geschockt von den Enthüllungen gewesen war, dass er erst mal nichts hatte sagen können. „Es hieß, das hier würde schnell gehen und man würde den Jungen nicht auseinander nehmen! Er ist verdammt noch mal kein Verbrecher!“
 

„Sir, ich...!“
 

„Nein! Entweder Sie lassen uns gehen, oder wir kehren auf der Stelle nach England zurück!“
 

Einer der Männer sah ruhig auf. „Sie können gehen,“ gab er ruhig zurück. „Die Unannehmlichkeiten tun mir wirklich leid, mein Mitarbeiter hat es übertrieben. Heilerin Tirka, warum haben Sie die Beiden nicht aufgehalten?“
 

„Ich wurde zurückgepfiffen und konnte nicht eingreifen.“
 

Severus knurrte nur. Ministerien waren doch Alle gleich, ein Haufen verlogener Bastarde! Sanft hob er Harry, der immer noch weit vom Normalgewicht entfernt war, auf seine Arme und drückte ihn einfach nur an sich, bevor er sich abrupt umwandte und den Raum verließ, er konnte Fenrir noch eine Weile toben hören, doch Harry war ihm gerade wichtiger. Der Junge krallte sich an ihn und weinte nur leise vor sich hin, ohne einen einzigen Ton von sich zu geben.
 

Dann aktivierte er einen zweiten Portschlüssel, landete in der Halle des großen Palazzo, doch entgegen seiner ersten beiden Besuche hatte er keinerlei Blick für sein Aussehen und für das, was Aurora geleistet hatte. Hastig lief er durch die Halle, vorbei an einem verwirrten Bill, der zum Glück intelligent genug war, ihm nicht hinterher zu rennen. Erst in Auroras und seinem Zimmer hielt er schließlich an, verschloss es aber hinter sich und setzte sich mit Harry auf das Sofa im Gemeinschaftsraum der kleinen Wohnung, die Aurora ihnen hier gerichtet hatte.
 

Er hielt seinen Sohn einfach nur fest, immer noch schockiert von dem wahren Ausmaß der Taten des Mannes, dem so viele Menschen vertraut hatten, ohne nachzudenken. Erst, als das Schluchzen etwas nachließ, hob er Harrys Kopf, wischte ihm die Tränen aus dem Gesicht. „Es ist vorbei,“ sprach er leise. „Niemand ist mehr da, nur ich.“
 

„Warum... warum haben sie... das gemacht?“
 

„Ich weiß es nicht,“ gab er leise dazu. „Vermutlich, um weitere Faktoren zu finden, den Alten auszuschalten... es gibt kein schlimmeres Verbrechen in der magischen Welt, als ein magisches Kind zu misshandeln, das kann sogar dazu führen, dass seine Kraft verkrüppelt. Warum hast du es denn Niemandem gesagt?“
 

„Weil.. weil... er hat gesagt...., das... das ist... normal...“, Harry wollte nicht darüber reden, aber er wollte auch nicht den Mann belügen, der ihm so viel geholfen hatte. Er klammerte sich einfach nur still an das Hemd des Anderen.
 

Severus biss sich selbst auf die Lippe. Er hatte das Alles nicht erkannt, obwohl er sich selbst geschult hatte, eben solche Fälle bei den Kindern seines Hauses zu sehen. Und auch Minerva hatte solche Dinge früher immer erkannt, aber dieser, offensichtlich schwere Fall, war ihnen Allen einfach entgangen. Sie Alle trugen Schuld an dem was geschehen war. Er strich weiter über Harrys Haare, murmelte beruhigende Worte und hielt den erschütterten Jungen , bis der, vom Weinen vollkommen erschöpft einschlief. Aber weder lockerte sich der Griff, seiner im Hemd verkrampften Hand, noch der um das Stofftier, das Harry umklammert hielt.
 

Normalerweise hätte Severus nun ein Buch gerufen, um die Zeit totzuschlagen, bis die Panik nachließ, doch heute nicht. Zu sehr war er selbst geschockt. Stattdessen strich er immer wieder über Harrys Haare. Er wollte gar nicht wissen, was das hier wieder angerichtet hatte. Sie waren so weit gewesen, eigentlich hatten sei am nächsten Tag mit dem gesamten Rudel frühstücken wollen, das konnten sie erst mal vergessen und der Tränkemeister war sich auch sicher, dass Harry in der Nacht in Auroras und seinem Bett bleiben würde, er weigerte sich, seinen Sohn mit Traumlostränken zuzuschütten, die immerhin süchtig machen konnten und einige Zutaten waren auch nicht ganz ungefährlich.
 

„Keine Angst, Keiner legt mehr Hand an dich,“ murmelte er leise. „Dafür werden wir Alle sorgen..“
 

„Worauf du wetten kannst,“ knurrte in dem Moment Fenrir aufgebracht.
 

„Du bist zurück – das hat gedauert.“ Ein kurzer Blick auf die Uhr bestätigte, dass zwischen seiner Rückkehr und dem Auftauchen des Werwolfes tatsächlich gute drei Stunden vergangen waren.
 

„Ich musste einige Leute zum Heulen bringen und mich dann abregen“, gab er knapp zurück, setzte sich auf die Sofalehne und strich kurz über Harrys bleche Wangen. „Ich glaube, er bekommt wieder Fieber,“ stellte der Werwolf dann frustriert fest.
 

Severus nickte besorgt. „Ich weiß,“ gab er nur zurück. „Ich behalte ihn heute bei mir, ich will sicher gehen, dass er auch wirklich schläft. Sein Zimmer muss bis morgen warten. Er muss sich erst wieder beruhigen. Und sag das Frühstück ab, das würde er nicht durchstehen. Diese Arschlöcher haben all unsere Arbeit mit einem Schlag zunichte gemacht.“
 

Fenrir war sichtlich wütend, doch er nickte. „Ich habe Bill schon gesagt, dass das Frühstück flach fällt, aber das hat er sich schon gedacht, als du an ihm vorbei gedonnert bist und er von Harry nur die Haare gesehen hat.“
 

„Wenigstens ein Weasley, der seinen Kopf benutzt... Wo ist Aurora?“
 

„Sie ist noch geblieben, nachdem ich verschwunden bin,“ gab Fenrir zurück, seinen Blick immer noch nur auf seinen so zerbrechlichen Gefährten gerichtet. „Vielleicht will sie Schadensbegrenzung betreiben – oder sie heizt auch noch einigen dieser Spinner ein.“
 

„Letzteres,“ gab Severus, ohne zu zögern, zurück. „Und vermutlich ist ihre gesamte Familie schon Sturm gelaufen. Wundern würde es mich nicht und dann sollten Alle ihre Köpfe einziehen, einer ihrer Brüder war ein hohes Tier der Politik, ihre Schwester eine Reporterin, die auch die Geschichte über Harry schrieb. Und wenn sie wollte, konnte sie den Minister für Magie absägen. Das wusste er, man würde sich Auroras Zorn beugen, wie immer. Blieb nur zu Hoffen, dass ihre Leute auch den Verstand besaßen, hier nicht einfach einzufallen. Harry hatte es so schon schwer genug.
 

„Brauchst du was für den Kleinen?“, fragte Fenrir schließlich leise, während seine Hand über dessen Arme glitt.
 

„Nein, das Fieber ist keine Erkältung, sondern kommt von der Panik, es sollte in ein, zwei Tagen wieder verschwunden sein. Danach würde ich ihn gern zumindest kurz, mal nach draußen bringen.“
 

„Ja, das ist eine gute Idee. Ich glaube, er hat das Meer noch nie gesehen, nicht wahr?“
 

„Allerdings.“
 

„Meinst du, er wird es uns erzählen?“
 

„Ich weiß es nicht,“ gab Severus leise zurück. „Ich glaube, das will er einfach nicht. Er will es verdrängen. Da müssen wir sehr, sehr langsam ran gehen.“
 

Fenrir nickte. Er seufzte leise, er verstand nicht, warum ein einzelner Mensch so leiden musste, wirklich nicht. „Ich hoffe, diese widerwärtige Befragung hat wenigstens irgendwas Gutes bewirkt!“
 

„Ich denke doch,“ meinte Severus ruhig. „Dafür wird Aurora sorgen.“
 


 


 

Inzwischen war es Nachmittag geworden und Aurora war zurückgekehrt, mit derselben mörderischen Laune, die schon die anderen gehabt hatten. Die drei Erwachsenen hatten sich eine ganze Weile unterhalten, über das, was seine Frau nun getan hatte, und das was nun geschehen würde. Besonders interessant unter dem Aspekt der Werwolfgesetze war natürlich die Behandlung des unschuldigen und nun toten Remus Lupin, die das besondere Interesse des italienischen Werwolfführers geweckt hatte. Daraus wollte man die erste große Story aufziehen und nur unter den schlimmsten Bedingungen zu der Misshandlungssache des Jungen zurückgreifen. Das hatte Aurora unter Todesandrohungen erreicht.
 

Es wäre so schon Alles schlimm genug,“ hatte sie den Befragern dargelegt und da die doch an ihren Jobs und Stellungen hingen, hatte man ihrem ‚Wunsch’ entsprochen. Man hatte auch angeboten, die Geistheilerin zu ihnen zu schicken, aber das hatte sie abgelehnt. Harry würde ihr ohnehin nicht vertrauen. Vor Allem, da sie es selbst auch nicht tat.
 

Severus merkte, wie Harry sich schließlich wieder zu rühren begann, es war inzwischen sicher schon später Nachmittag. Er klinkte sich aus der immer noch wütenden Diskussion der anderen Beiden aus, stellte seine Tasse ab und strich dem Jüngeren über die Wange. „Alles in Ordnung,“ sprach er leise. „Wir sind Alle hier, du bist nicht allein, du bist in Sicherheit, in deinem neuen Zuhause,“ versicherte er Harry.
 

Der fühlte sich schrecklich, zerschlagen, sein Kopf pochte unablässig und fühlte sich heiß an und noch immer hatte er Angst, wieder in irgendeinem Verhörraum zu sein, erst die Stimme seines Vaters ließ ihn wieder ruhiger werden, er war zumindest nicht allein und seine Nase sagte ihm, dass auch Aurora und Fenrir da sein mussten.
 

Allerdings roch auch die Umgebung ganz anders, da war nicht mehr dieser leichte Duft nach Schnee, stattdessen war Blumenduft in seiner Nase. Italien, erinnerte er sich schwach, doch das war ihm egal, sein Griff um das Oberteil des Tränkemeisters wurde wieder fester.
 

„Ich gehe nicht weg,“ sprach Severus leise auf den Jüngeren ein und strich so lange über die verkrampften Finger, bis sie sich wieder lösten. „Hast du Kopfweh?“
 

Harry nickte, noch immer hatte er seine Augen nicht ganz aufbekommen und der kleine Schlitz, die sie offen waren, sagte ihm schon, dass er seine Brille ohnehin nicht auf hatte. Er war erleichtert, als die langen, schlanken Finger begannen, seine Schläfen zu massieren, es schien, als würde der Druck dahinter wenigstens etwas nachlassen und das Leben erträglicher machen.
 

„Dad...?“
 

„Was gibt es?“, fragte Severus genauso ruhig zurück. Allerdings hatte das schwache Stimmchen jetzt auch die Aufmerksamkeit der beiden Anderen auf sich gezogen und ihre Köpfe zuckten herum. Sie sahen, wie der Tränkemeister dem Jungen half, sich etwas aufzurichten und auf Fenrirs Gesicht spiegelte sich pure Erleichterung. Er hatte sich schreckliche Sorgen gemacht, weil Harry einfach nicht aufwachen wollte, trotz der offensichtlich nicht guten Träume, seine Pupillen waren die gesamte Zeit unruhig hin und her gehüpft.
 

„Ich.... bist... bist du sauer?“, brachte Harry mit kläglicher Stimme heraus. Er kam sich selbst dumm vor, aber er hatte Angst, auf ein Mal wieder allein zu sein.
 

Severus schluckte schwer, schloss den Jungen dann fest in die Arme: „Niemand ist sauer auf dich,“ versprach er dann leise. „Du konntest nichts dafür, ich bin auf die Sauer, die dir das angetan haben. Und darauf, dass wir Alle das nicht gesehen haben und nicht eingegriffen haben...“ Er strich Harry beruhigend über den Rücken. „Hast du Hunger?“, fragte er dann. „Meinst du, du kannst eine Kleinigkeit essen?“
 

Harry sah den Anderen kurz an, er wusste, sie machten sich immer Sorgen, wenn er gar nichts aß, also nickte er, trotz der Tatsache, dass sein Magen sich wie ein schwerer, eiserner Klumpen anfühlte.
 

Severus nickte erleichtert. „Gut,“ gab er leise zurück und sah seine Frau bittend an, die nickte und verschwand kurz, um mit den Hauselfen zu besprechen, was sie hochbringen sollten. Fenrir setzte sich in der Zeit zu seinem Freund und streckte die Hände nach Harry aus. „Komm her, Kleiner,“ lächelte er. „Lass Severus mal das Hemd wechseln, das du so schön nassgeweint hast.“ Es gab keine Probleme und der Tränkemeister konnte endlich aufstehen und kurz im Bad verschwinden.
 

Harry lehnte sich gegen den Anderen. Unter normalen Umständen wäre er wohl zumindest feuerrot geworden, so aber war er nur froh für die Wärme des Älteren, denn er hatte das Gefühl, dass zwar sein Kopf brannte, aber der Rest von ihm ein Eisklumpen war.
 

Fenrir strich Harry nur weiter über den Rücken, er musste nicht zu fragen, wie es Harry ging, das was für jeden Blinden zu erkennen. Er griff nach einer Decke und wickelte den Jüngeren hinein, als er merkte, dass der zu frieren schien und blickte auf Aurora, die in dem Moment wieder eintrat und sich zu ihnen setzte.
 

„Essen kommt gleich,“ kündigte sie nur an.
 

Fenrir nickte, um zu zeigen, dass er es zur Kenntnis genommen hatte. Danach herrschte Stille, aber sie war nicht angespannt. Erst das aufploppende Essen und Severus, der umgezogen aus dem Bad kam, brachte Fenrir dazu, aufzusehen. „Harry, das Essen ist da,“ sprach er leise und setzte ihn zwischen Severus und sich, strich ihm kurz durch die Haare.
 

Severus lächelte seinen Sohn beruhigend an und füllte dessen Schale mit einer leichten Suppenbrühe. Er bezweifelte, dass Harry im Moment viel mehr würde essen und bei sich behalten können und er wollte ihn nicht über der Kloschüssel hängen haben. „Wenn es dir morgen besser geht, zeig ich dir dein neues Zimmer,“ versprach er dann leise.
 

Harry lächelte etwas und konzentrierte sich dann darauf, etwas zu löffeln, doch er gab schnell auf und nahm nur noch die heiße Tasse mit seinem Kaba in die Hand. Es dauerte auch nicht lange, bis er wieder wegdöste. Fenrir nahm einfach seine Tasse aus der Hand, kurz danach war er ganz eingeschlafen.

Die Stille in dem Büro war erdrückend. Alle wussten, sie mussten mit dem Schlimmsten rechnen, denn Albus Dumbledore war so wütend, dass er fast rauchte. Vor dem Mann lag die italienische Zeitung und auf den Titelbild war niemand Anders, als Severus Snape persönlich zu sehen und das auch noch sehr lebendig.
 

Der Artikel an sich war schon so eine Sache, die italienischen Zeitungen hatten nicht nur Snape, sondern auch noch Potter und Black für vollkommen unschuldig erklärt und Dumbleodore offen des Mordes, des Anstiften zum Mord und des Todschlags bezichtigt. Sie hatten ihren Minister für Magie offen als Monster bezeichnet, das weit schlimmer sei, als jeder Werwolf es je sein könne.
 

Das Schlimmste aber war die Zeitungen hinter die Geschichte mit Lupin gekommen waren, dank Snape, der es offensichtlich wie auch immer geschafft hatte, zu entkommen. Er war unter Veritas befragt worden und hatte Allen Alles erzählt. Wie sie Potter behandelt hatten, das sie Lupin einfach gefangen gehalten hatten, sogar, das Dumbledore versucht hatte, an Potters Vermögen zu kommen. All das stand hier schwarz auf weiß.
 

Und das war nur eine von den zwanzig Zeitungen, die diese Nachrichten verbreitet hatte. Derselbe Artikel in mehreren verschiedenen Sprachen war in zahllosen Zeitungen erschienen und das Schlimmste war, dass Irgendwer eben diesen Bericht zu Flugblättern gemacht und in Hogsmaede, der Winkelgasse und anderen magischen Orten verteilt hatte. Schwärme von Eulen hatten diese Blätter sogar bis nach Hogwarts gebracht und Niemand wusste, wer es gewesen war.
 

Ja, und nun standen sie hier, der Orden des Phönix, einst hoch angesehen, inzwischen nur noch wegen der Unterdrückung gefürchtet und gehasst, um sich ihren Anschiss und sicher noch einige andere Dinge dafür abzuholen, dass diese Geschichte sich verbreitet hatte. Sie alle wussten, sie mussten nun mit dem Schlimmsten rechnen – einem Bürgerkrieg. Und den galt es jetzt wohl, mit Gewalt zu unterdrücken. Nicht, dass Irgendwer von ihnen noch Probleme hatte, Unschuldige umzubringen. Aber das würde ihren Ruf noch weiter vernichten, vor Allem den im Ausland.
 

Schon seit über einer Woche waren sie vom magischen Handel vollkommen abgeschnitten, Nichts, was nicht hier hergestellt wurde, war mehr zu bekommen. Dinge wie Drachenschuppen und andere Trankzutaten waren auf ein Mal astronomisch im Preis gestiegen, ihre Quiddichmanschaften durften nicht mehr gegen die anderer Länder spielen, ausländische Schüler waren von den magischen Schulen genommen worden, trotz des Versuches des Schulleiters, eben das zu verhindern.
 

Ja, und dann waren da die unzähligen Heuler, die nun schon seit drei Stunden hierher kamen und zerplatzten. Aus allen Ländern, in denen es die Zeitung gab, denn da waren auch eindeutige Andeutungen, dass Dumbledore Potter schon lange vor seinem Schauprozess misshandelt hatte. Und ein Kind zu misshandeln war das größte Verbrechen.
 

Der Orden verstand, es war nötig geworden, um die Schachfigur zu formen, das Ausland aber verstand dies eindeutig nicht. Fast Alle hatten inzwischen Kopfweh von dem Geschrei der Heuler und den Beleidigungen, die ihnen Allen entgegen schlugen. Wie hatte ihnen das nur passieren können? Wie hatte Potter in seinem Zustand bis nach Italien flüchten können und wie hatte Snape überleben können, da Dumbledore ihn doch umgebracht hatte? Mehrere von ihnen waren dabei gewesen und hatten gesehen, wie brutal der Andere zur Sache gegangen war – der Mann hätte nicht überleben können!
 

Noch hatten sie die Oberhand, die Mitglieder des Wizgamont standen seit dem Morgen unter absolutem Hausarrest, Keiner durfte sich sehen lassen, wenn er nicht getötet werden wollte, um zu vermeiden, dass sie sich zusammenschließen und Dumbledore absägen konnten, das konnte sich Keiner von ihnen leisten, zu viel hatten sie selbst auf dem Kerbholz, fiel ihr Anführer würden sie Alle fallen. Das war vor Allem Arthur Weasley klar, der mit schweißnassen Händen da stand. Er vor Allen Anderen hatte wahnsinnig viel zu verlieren, er war ein Mal arm gewesen, das wollte er nie wieder sein! Neben ihm stand sein Sohn Ron, der ihnen Allen gut gedient hatte, und Ginny. Charlie hatte schon seit Jahren nicht mehr mit ihm geredet, er lebte inzwischen fest in Bulgarien, Bill hatte er seit der letzten Schlacht an die Werwölfe verloren, er hatte ihn sogar aus der Familie ausgestoßen, er wollte keinen Werwolf haben, aus, Ende.
 

Percy stand ruhig in einem der hinteren Ecken des Saales. Er hatte lange gebraucht, um zu verstehen, was da ab ging, aber seither arbeitete er mit seinem Teil seiner Geschwister gegen das Regime im Land und er war erleichtert gewesen, als die Zwillinge ihm zugesteckt hatten, dass Harry in Sicherheit war. Er war Mitglied des Ordens, das konnte er nicht mehr ändern, doch er hatte sich aus der Politik zurückgezogen und verwaltete nun die Scherzartikelläden seiner Brüder, so, dass die den Rücken frei hatten, um neue Dinge zu entwickeln oder ihrer Arbeit im Untergrund nachgingen. Er verstand seine Familie einfach nicht mehr. Ron, Ginny und seinen Vater. Irgendetwas musste schrecklich schief gelaufen sein...
 

Albus hingegen tobte innerlich, er hasste Alle, Jeden, der damit zu Tun hatte, dass diese Neuigkeiten nach außen gedrungen waren, Jeden außer sich selbst, verstand sich. Denn er hatte immer nur das Richtige getan, aus den richtigen Gründen. Das, was kein Anderer hatte tun wollen! Er, er allein hatte die Welt gerettet, immer und immer wieder und so dankte man es ihm!

„Ich will, dass diese beiden Verräter umgebracht werden!“
 

„Sir, das... ist eine schlechte Idee, man.. würde Sie sofort verdächtigen...“
 

„Na und? Ich will sie tot, tot, tot!! Auf der Stelle!“ Oh, er war so sauer! Er wollte sie tot, sie alle Beide! Denn da gab es etwas, das die Anderen nicht wussten – das Testament, das er Potter zu schreiben gezwungen hatte, hatte sich am gestrigen Nachmittag vor seinen Augen in Asche verwandelt und eine ‚Nachfrage’ Bei Gringotts hatte ergeben, dass er Niemandes Erbe mehr sei. So, dass Potter nun im Besitz zweier riesiger Vermögen war, dem seiner Eltern und dem Blacks, Beide Familien dafür bekannt, seltene Bücher und kostbare Artefakte zu besitzen, es wurde sogar gesagt, dass sich in den Potterhöhlen, aus welchen gründen auch immer, der Zauberstab Merlins befinde, auf den er, als dessen letzter Nachfolger, ein verdammtes Recht hatte!!
 

Einige der Männer und Frauen schüttelten den Kopf, aber schließlich meldeten sich einige Zauberer, die sich dazu bereit erklärten, nach Italien zu gehen, um das Attentat zu versuchen. Sie waren sich sicher, dass es nicht so schwer sein konnte, die Leute auszumachen, die auf allen Titelseiten der magischen Zeitungen prangten. Und es erlöste sie für eine Zeit lang von ihrem seit Potters Verschwinden kaum noch erträglichen Anführers, nicht zu Vergessen, dass Derjenige, der Erfolg haben würde, sicher mit Geld und Ehren überschüttet werden würde.
 


 


 

Die Nacht über schlief Harry schlecht, immer wieder erwachte er mit einem Schrei oder weil Severus ihn vorsichtig weckte, ein Mal wäre er fast aus dem Bett gefallen, Vieles war durch das Verhör wieder hoch gekommen. Die Jahre im Schrank, Onkel Vernon, seine Tante, die ihm nichts zu Essen gab, weil er es nicht geschafft hatte, den schweren Topf zu tragen, der ihm auf den Fuß gefallen war.
 

Dudley und seine Gang, die ihn immer gejagt hatten, all die Arbeiten, die Alpträume, die ständigen Prügel und Schmerzen. Die Tatsache, dass Niemand ihm je geholfen hatte, seine ständige Angst, etwas falsch zu machen.
 

Ja, und dann Hogwarts, wo er gedacht hatte, sicher zu sein und dann doch so enttäuscht worden war. Dumbledore, der ihn gedrillt hatte, von Schuljahr eins, die angeblichen Freunde, die Aufgaben, die er hatte lösen müssen, obwohl er kaum elf gewesen war, seine Ausgrenzung, als er selbst erfahren hatte, dass er ein Parselmund war.
 

Am Ende der Nacht hatte er sich nur noch an Severus gekrallt und geweint, während der Andere ihn gehalten hatte. Er hatte gespürt, wie der Tränkemeister in seinen Geist eingedrungen war, er hatte sich nicht gewehrt. Sein Vater hatte ihm ein Buch über Legethimetik und Okklumetik gegeben, als er gefragt hatte, was genau Fenrir am Vollmond mit ihm gemacht hatte.
 

Statt etwas zu sagen, hatte Severus ihn nur noch fester gehalten und ihn gestreichelt. An Schlafen hatte Harry allerdings nicht mal mehr denken wollen, also waren sie um sieben Uhr aufgestanden, ohne weiter über das Geschehene zu reden. Sein Vater hatte ihm ins Bad geholfen und ihm eine frische Schlafhose mit einem weiten Hemd gebracht, an dem er Fenrirs Geruch bemerkt hatte.
 

Nachdem Harry fertig gewesen war, hatte Severus ihn auf das Sofa im Wohnzimmer gebracht und ihn wieder zugedeckt und Harry war froh darum, er fühlte sich immer noch schlapp und sein Kopf schien zentnerschwer zu sein. Auf dem Sofa hatte schon sein Stoffwolf gewartet, er wusste es war albern, er war eigentlich zu alt für ein Stofftier, doch er war froh darum gewesen.
 

Harry wusste nicht, wie lange er einfach so auf dem Sofa lag, in einer Art Halbschlaf, als eine vertraute Hand durch seine Haare kämmte. Er hob seinen Kopf etwas und rang sich ein Lächeln ab. Fenrir. In der Zeit sah er, wie sein Dad aufstand. „Ich bin nachher wieder da, Kleiner,“ versprach der, dann verließ er den Raum.
 

Fenrir nickte dem Anderen nur zu und setzte sich zu dem Kleinen. Sein Freund hatte ihn gebeten, etwas auf Harry zu achten, er wollte einige Stunden schlafen, da er fast die gesamte Nacht wach gewesen war, Harry war immer wieder aufgewacht und wenn nicht, hatte er in seinen Alpträumen um sich getreten. Er hatte Aurora schon nach den ersten beiden Malen aufs Sofa verfrachtet, damit wenigstens sie etwas schlafen konnte, gegen Morgen hatte Severus dann getan, was er gar nicht hatte tun wollen, nämlich sich in Harrys Erinnerung geklinkt. Ihm war jetzt noch anders von dem, was er gesehen hatte und er wollte das Gesehene in einem Memorandum speichern.
 

Also war Fenrir gekommen, damit Harry nicht alleine war, er fieberte, aß kaum etwas und döste, aber er wurde unruhig, sobald er allein gelassen wurde, weswegen Severus seinen Platz nicht hatte verlassen wollen, bevor nicht Jemand da war und Aurora hatte einen Termin im Ministerium gehabt, betreffend der Schutzmaßnahmen für Harry und ihn.
 

„Na du?“, fragte der Werwolf schließlich sanft und strich über die heißen Wangen. „Jetzt hast du es doch noch geschafft, krank zu werden, was?“
 

„Hmm...“, nuschelte Harry nur und kuschelte sich näher an den Älteren. „Nich so schlimm... bin nur... müde...“
 

Der erwachsene Werwolf sah auf den Jüngeren, er wusste, Harry spielte die Situation ein mal mehr herunter. „Dann solltest du dich beeilen, gesund zu werden,“ meinte er. „Sonst wird die Verwandlung die Hölle.“
 

Erneut nickte der Jüngere.
 

„Und schließlich wollte ich doch mit dir an den Strand.“
 

„Strand?“, fragte Harry leise. „Meer? Sind wir am Meer?“ Er hatte das Meer noch nie wirklich gesehen, nur auf Bildern.
 

„Ja,“ lächelte Fenrir, froh, Harrys Aufmerksamkeit gefunden zu haben. „Wir sind ganz in der Nähe des Strandes, es sind keine fünf Minuten bis dahin. Das Wasser ist ganz blau, richtig türkis, manchmal und der Sand ganz weich, der Strand gehört zu Blacks Anwesen,“ erklärte er. „Das heißt, wir wären ganz ungestört. Würde es dir denn keinen Spaß machen, bei Vollmond am Strand entlang zu laufen?“
 

„Doch,“ gab Harry leise zu. Er wollte das Meer sehen, von dem Dudley immer so geschwärmt hatte.
 

„Dann solltest du schleunigst wieder gesund werden,“ schlug Fenrir vor. „Ich verspreche, sobald du wieder fieberfrei bist, bringe ich dich ans Meer – deal?“
 

Das brachte den Grünäugigen zum Lächeln. „Ja...“
 

„Gut, dann solltest du jetzt diesen widerlichen Kräutertee runterwürgen, den dein Vater hier hingestellt hat und dann schlafen.“
 

„Nicht... nicht schlafen!“
 

„Oh doch,“ gab Fenrir streng zurück. „Keine Sorge, ich wecke dich, sobald ich merke, dass deine Träume unruhig werden, ich höre das am Herzschlag, im Gegensatz zu Sev.“
 

„Versprochen?“
 

„Ja.“
 

Erst das schien Harry zu beruhigen, er ließ sich die Tasse geben, in der Severus Kräuter aufgegossen hatten, die einen heilsamen Schlaf förderten und trank etwas, gab sie Fenrir zurück und legte sich endlich wieder hin. Diesmal in den Schoß des älteren Werwolfes. Er schlief schnell ein und diesmal auch endlich ohne Alpträume.
 

Severus kam einige Stunden später zurück, seine Augenringe hatten sich zurückgebildet und er war überrascht, Harry schlafend zu finden, sowie Fenrir. Der Werwolf war ebenfalls eingeschlafen. Leise trat er zu den Beiden, legte Harry die Hand auf die Stirn und lächelte etwas. Das Fieber war sichtlich zurück gegangen. Ein gutes Zeichen.
 

Auch Aurora war wieder da und sie hatte gute Nachrichten gebracht. Die Regierung hatte sich in aller Form entschuldigt und würde auch eine kleine Abfindung schicken, allerdings nicht in Geldform, sondern durch andere Dinge, denn wenn Harry etwas nicht brauchen würde, war es ja Geld. Und sie würden den Jungen nicht weiter belästigen.
 

„Was...? Oh, Sev... nur du…”
 

„Wer denn sonst?“, fragte der nur amüsiert. „Gut geschlafen?“
 

„Hmhmmm..“
 

„Sein Fieber ist runter. Ich denke, morgen kann er in sein Zimmer.“
 

Das brachte Fenrir dazu, sich etwas aufzurichten und auf den Kopf an seiner Brust zu sehen, kurz über dessen Stirn zu fahren. „Gut so,“ stellte er nur fest. „In einer Woche ist Vollmond, da kann er sicher kein Fieber brauchen und vorher wollte er noch ans Meer.“
 

„Ah, ich verstehe, du hast ihn also geködert.“
 

„Und? Hat doch geklappt...“
 

Severus lachte leise und nickte dann. „Allerdings. Und deine Nähe hat wohl ihr Übriges getan, so ruhig hat er die gesamte Nacht nicht geschlafen.“
 

„Ich denke, ab jetzt wird es besser und in zwei Tagen nehme ich ihn für eine Stunde oder so mit an den Strand. Das wird ihm gut tun, er war lang genug nur drin.“
 

„Aber vergiss bloß die Sonnencreme und einen Schutzzauber nicht, er wird hochempfindlich auf die Sonne reagieren, er war jahrelang nicht mehr draußen, er ist schneeweiß.“
 

„Gut, das du es erwähnst...“
 

Severus nickte und lächelte zufrieden. „Na, wenigstens fängt Alles wieder an, sich ins Lot zu richten,“ meinte er dann.
 

„Das hoffe ich doch.“
 


 


 

Es war still geworden in Hogwarts, stellte Neville mit Schaudern fest. Zahlreiche Slytherinkinder waren einfach verschwunden, Niemand traute sich, Frage zu stellen, am Ende würde man selbst noch verschwinden, denn seit der letzte Artikel und die Flugblätter aufgetaucht waren, schien es unter Todesstrafe zu stehen, etwas zu hinterfragen. Alles schien falsch.
 

Er wollte selbst nichts mehr, als die Schule zu verlassen, die ihm nur noch leer und kalt erschien, doch er konnte nicht gehen, das wusste er nur zu gut. Wortlos zog er die Vorhänge seines Bettes zu, so, wie Viele es taten, da Niemand mehr dem Anderen traute, erst dann holte er das Flugblatt hervor, auf dem sein ehemaliger Tränkemeister zu sehen war, wie er mit einer Frau vor dem Ministerium Italiens stand. Den Bericht kannte er inzwischen in und auswendig. Die Weasley-Zwillinge hatten es ihm beschafft und es mit einem Zauber versehe, so, dass außer ihm Niemand etwas lesen konnte.
 

Und doch las er es wieder und wieder, die Stelle, wo beschrieben wurde, was man mit Harry getan hatte. Er musste immer wieder an den meist so fröhlichen und sanften Jungen denken, den er hier kennen gelernt hatte. Was hatte er nur alles durchgemacht und warum hatten sie es nicht gesehen? Warum hatte Harry ihnen nie auch nur irgend etwas gesagt? Stattdessen hatte er still gelitten, vielleicht auch, damit er Andere nicht belasten musste, mit Dingen, die ihm geschehen waren.
 

Sie Alle hatten sich geirrt, sie hatten dem Falschen vertraut und viele von ihnen hatten einen Freund verloren, an dem Tag, als Harry einfach verschwunden war. Und auch er war inzwischen ziemlich allein hier. Luna und ihre Eltern hatten vor drei Wochen das Land verlassen, in Richtung Salem und im Moment durfte er ihr nicht mal schreiben, das hätte ihn zu einem Verräter gemacht, da die Lovegoods als Landesverräter galten.
 

Sonst hatte er nur noch die Zwillinge und die sah er jetzt auch nicht mehr, der Artikel war das Letzte, was sie ihm gegeben hatten, bevor auch sie nach Italien verschwunden waren. Hier in diesem Schlafsaal war er praktisch allein.
 

Er wusste, auch Hermine hatte sich verändert, sie war nun vollkommen in sich gekehrt und schien die Zeit herbei zu sehnen, in der sie die Schule verlassen und in die Muggelwelt zurückkehren konnte, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Schon lange hatte sie ihre Illusionen verloren, sie schien nur noch weg zu wollen.
 

So, wie Viele.
 

Hier hatte sich in den letzten zwei Wochen so viel verändert. Tränkeunterricht gab es nicht mehr, zu wichtig waren die Trankzutaten, die kaum noch zu bekommen waren, Hogsmaedeausflüge waren untersagt, sie wurden überwacht, wie nie zuvor. Freiheit war nichts weiter als ein leeres Wort und dabei hatten sei doch genau dafür so lange gekämpft. Hatte er gedacht.
 

Schließlich griff Neville nach der kleinen Box und legte den Artikel zurück, hob stattdessen das Foto heraus, das ihn, Ron, Hermine und vor Allem Harry zeigte. Rons Gesicht hatte er schon lange aus Wut mit dicker, schwarzer Farbe bedeckt, er strich über Harrys schüchtern lächelndes Gesicht. Nun, im Licht der neunen Informationen, sah er, dass der Artikel Recht hatte. Harry war dünn und viel kleiner, als sie selbst: „Ich hoffe, ich seh dich mal wieder,“ murmelte Neville leise. „Für mich bist du immer noch mein Freund...“
 


 


 

„Wow!“, rief Harry beeindruckt. „Das.... das ist Wahnsinn!“
 

Fenrir lächelte nachsichtig. Er hatte sein Versprechen gehalten, es waren inzwischen seit dem Tag der Befragung vier Tage vergangen und sein Fieber war verschwunden, er hatte wieder angefangen, für seine Verhältnisse normal zu essen und er schlief in dem geräumigen Zimmer, das Aurora für ihn gerichtet hatte, auch, wenn er jede Nacht doch noch bei den Beiden im Bett landete, aufgrund von Alpträumen.
 

Schließlich hatte Fenrir entschieden, das er sein Versprechen einlösen und Harry das Meer zeigen wollte. Es war ein guter Tag dafür. Angenehm warm, relativ windstill und das Wasser leuchtete schön blau. So konnte der Grünäugige nicht auch noch krank werden und er lernte das Meer von der schönsten Seite kennen.
 

„Das habe ich dir doch versprochen.“
 

Harry lachte glücklich und drehte sich um die eigene Achse, es war so lange her, das er draußen gewesen war! Die Sonne fühlte sich so toll auf seiner Haut an, der leichte Wind vom Meer, der herrlich salzige Geruch, das Schreien der Möwen. Langsam ging er in die Knie, hob eine Hand voll feinen Sandes auf und ließ ihn durch seine Finger rieseln.
 

Schließlich ging Harry auf das Wasser zu, er beobachtete, wie die Wellen im feinen Sand verliefen. Er hielt seine Hand ins Wasser, aber das war noch ziemlich kühl, aber es war da, er träumte nicht. Aus dem Sand hob er einige der Muschelschalen auf, deren Perlmutt im Inneren sanft glänzte. Mit seiner Beute kehrte er zu Fenrir zurück, setzte sich auf einen der flachen Steine, die da waren. „Es ist toll,“ stellte er fest. „Das Meer, es sieht toll aus...“
 

„Wenn das Wasser etwas wärmer ist, kannst du gern darin baden,“ meinte der Werwolf gutmütig. Es war das erste Mal, seit er Harry gefunden hatte, das er ihn so sah, befreit, wie ein Kind, das etwas Neues entdeckt hatte. Einfach nur glücklich und in der Hand einige Muschelschalen.
 

Ja, es war eine gute Entscheidung gewesen, das Meer war für den Grünäugigen eine Art Befreiung. Er lief herum, was mehr war, als er normalerweise tat. Harry hatte die Zeit in seinem Zimmer meist nur am Fenster sitzend mit einem Buch in der Hand verbracht, hier dagegen konnte er kaum still sitzen, immer wieder rannte er los, zur Wassergrenze und kam mit immer neuen Muscheln oder hübschen, bunten, glatt geschliffenen Steinen zurück. Und er stellte Fragen, vielleicht auch das erste Mal, seit er hier war.
 

Über die Pflanzen, die hier wuchsen, über den Sand. Über Ebbe und Flut, über das Leben in Italien im Allgemeinen, endlich schien eine Art Mauer um Harry herum eingebrochen zu sein. Da war nicht mehr nur sein kleines Zimmer, sein selbst gewähltes Gefängnis, endlich nahm er auch wieder seine Umwelt wahr. Endlich sah Fenrir die grünen Augen richtig leuchten. Zwar war da immer noch eine gewisse Vorsicht, aber auch endlich wieder Interesse.
 

„Harry...“
 

„Hm?“, fragte der Grünäugige, der gerade mit seinem Finger in den Sand malte. Einfach nur, weil es sich so toll anfühlte. Ganz anders, als normale Erde oder die Zutaten von Tränken.
 

„Was hältst du davon, wenn wir heute draußen essen, mit Bill, Fred, George und den Anderen? Es wird Zeit, das du weißt, wer alles zu deinem Rudel gehört, meinst du nicht? Severus und Aurora sind auch da.“
 

Im ersten Moment wollte Harry vehement ablehnen, aber dann sah er auf und entschied, das er so lange draußen bleiben wollte, wie möglich. „Ja,“ gab er dann leise zurück. Er wusste, irgendwann musste er sich wieder anderen Gesichtern stellen, er konnte sich nicht ewig verstecken, denn sonst würde er nie wieder aus seinem Zimmer kommen und er wusste, Niemand aus dem Rudel würde es wagen, Fenrir zu widersprechen, sonst hätte man ihn viel eher gestört. Was konnte ihm schon passieren? Sein Dad und seine neue Mutter hatten ihn doch bis jetzt verteidigt bis aufs Zahnfleisch, sie würden sicher nicht jetzt damit aufhören.
 

Fenrir lächelte erleichtert und rief eine der Hauselfen, gab einige knappe Befehle, ein großes, italienisches Abendessen am Strand zu richten, mit Allem, was dazu gehörte, richtige Pizza, Antipasti, Pasta in mehreren Varianten, Buscetta und anderen Spezialitäten und natürlich frischem Obst, Melonen, Erdbeeren und was noch so zu bekommen war. Einen zweiten Elf schickte er zu Severus um ihm bescheid zu geben. „Keine Sorge, sie sind Alle nett und Bill kennst du ja schon.“
 

Harry nickte einfach nur, zu abgelenkt, um wirklich groß an später zu denken, stattdessen lief er ein mal mehr los, als er etwas leuchten sah und kam kurz darauf mit einigen weiteren Steinen zurück, legte sie zu den Anderen. Und schon jetzt konnte er sich vorstellen, wie toll es sein konnte, als Wolf hier entlang zu rennen.
 

Allerdings war er recht schnell erschöpft, er merkte, das es wirklich nicht die beste Idee gewesen war, nur im Zimmer herum zu hocken, also setzte er sich einfach, kuschelte sich an den Älteren und beobachtete, wie zwei lange Tische am Strand, ganz nah am Wasser auftauchten, zusammen mit mehreren großen Fackeln und Stühlen. Auch eine dritte, schlankere Tafel ohne Stühle tauchte auf, die Buffettafel.
 

Fenrir sah den Frust des Jüngeren, als der ermüdete, lächelte aber nur und zog ihn näher zu sich. Er wusste, es würde jetzt schnell besser werden, Harry hatte nur einen Stoß durch die Tür gebraucht, um zu sehen, das es sich wirklich zu kämpfen lohnte. Vielleicht würde es Rückfälle geben, aber sie würden wohl kaum mehr so heftig sein, dass er sich wieder selbst krank machen würde.
 

Schließlich kamen die ersten Werwölfe aus der großen Villa. Mehrere Männer und Frauen, Einige sogar mit kleinen Kindern an der Hand und einige, die sogar in Harrys Alter waren, wie der verwirrt feststellte. „Ich dachte... Werwölfe dürfen keine Kinder adoptieren,“ wandte er sich an Fenrir, froh, dass die Anderen nicht zu ihnen gingen und er so die Zeit hatte, sie sich erst mal anzusehen.
 

Fenrir lachte nur leise. „Das sind keine adoptierten Kinder,“ gab er zurück. „Das sind geborene Werwölfe,“ erklärte er. „Wir haben im Moment zehn Kinder unter sechs, dreißig unter Achtzehn, dich nicht mit eingerechnet,“ führte er aus. „Werwölfe tun sich schwer, Kinder mit normalen Menschen zu bekommen, aber untereinander ist das ganz normal, das jüngste Kind ist bald fünf Monate alt.“
 

„Oh...“, überrascht blickte er zu all den Leuten, die sich inzwischen, nach einer scheinbar festen Ordnung, die er noch nicht verstand, hinsetzten, während die Kinder aber noch spielten. Er wusste, wie sehr Remus sich eine Familie gewünscht hatte, aber er war auch nie mit einer Frau zusammen gewesen, in der Zeit, die er ihn gekannt hatte. „Aber... wie überleben sie den Vollmond?!“
 

Fenrir lachte leise, er wusste, dass kaum etwas bekannt war über die Strukturen und Gesetze eines Rudels. „So, wie du das letzte Mal,“ gab er zurück. „Ihre Eltern machen ihnen keine Angst vor der Verwandlung, sie ist für die Kinder einfach ein Teil ihres Lebens, dadurch haben sie auch keine Schmerzen. Aber keine Angst, das wirst du auch bald lernen.“
 

„Meinst du?“, fragte Harry zweifelnd.
 

„Ich bin mir sicher,“ gab er zurück und richtete sich dann auf, half auch Harry auf die Füße. „Komm, das Essen ist schon da, es wird Zeit, ich verspreche, sie beißen dich nicht,“ fügte er noch hinzu. Er nahm Harrys Hand in seine und brachte ihn zum Kopf der ersten Tafel, setzte sich und brachte auch den Jüngeren dazu, sich rechts von ihm zwischen sich und Severus zu setzen, Bill saß links von ihm.
 

Harry sah sich unruhig um, so viele Blicke, er hasste es, aber wenigstens schien keiner davon bösartig und berechnend, es war nur Neugier, nicht unbedingt auf den Jungen der lebt, sondern eher auf ein neues Rudelmitglied. Zum Glück. Er war nervös, doch dann begann Fenrir, sich ruhig mit Bill über etwas zu unterhalten und er beruhigte sich etwas.
 

Nach einer Weile packte Fenrir seinen Teller, deutete Harry, seinen Eigenen mitzunehmen und ging als Erster zum Buffet. Harry nahm sich nicht viel, er wusste, er würde es doch nicht schaffen. Ein schönes Stück Pizza, einige der Antipasti, die sein Vater ihm auf den Teller legte und ein Extra Teller mit einer Scheibe Melone. Wenn der das alles essen würde, würde er sicher proppenvoll sein.
 

Wieder an seinem Platz, knabberte er sich langsam durch den Teller der Köstlichkeiten. Es war einfach nur lecker. Scharfe, gefüllte Paprikas, getrocknete und eingelegte Tomaten, Artischocken, die ihm absolut lecker schmeckten und natürlich das riesige Stück Pizza. Er brauchte zwar eine Ewigkeit für seinen Teller, aber am Ende hatte er ihn leer und obwohl er wirklich voll war, brachte Fenrir ihm noch eine Kugel Eis, die er lutschte.
 

Inzwischen war es dunkel und kühler geworden, aber die Fackeln spendeten nicht nur Licht, sondern auch eine angenehme Wärme. Der Himmel war übersät mit Sternen und es war angenehm, die anderen Werwölfe unterhielten sich oder flirteten in Ruhe, es wirkte ganz normal. Wie eine normale Gesellschaft. Irgendwann lief ein Kind auf ihn zu, vielleicht zwei Jahre alt und zog lachend an seiner Kleidung, was Harry zum Lächeln brachte, er nahm das kleine Mädchen auf, bis ihre Mutter kam und es ihm wieder abnahm, sichtlich erleichtert, die Ausreißerin wiedergefunden zu haben.
 

Irgendwann döste er, gegen Fenrir gelehnt, ein. Severus beobachtete das und stand auf. Er lächelte. Dieser Abend war wirklich gut gegangen, es war nun endlich nicht mehr nötig, den Jungen so extrem zu isolieren, er würde sich weiterhin jederzeit in sein Zimmer zurückziehen können, doch nun würde er sich nicht mehr selbst in seinen Räumen gefangen halten, Fenrir hatte Recht, es war ein großer Schritt nach Vorn. Vorsichtig hob er seinen Sohn auf die Arme: „Ich bringe ihn ins Bett,“ meinte er lächelnd und verschwand.

Am Abend, kurz vor Aufgang des Mondes, war Harry recht ruhig, er wusste ja nun, das nichts mehr groß geschehen konnte. Er saß bereits am Strand, an ‚seinem’ Stein, wo er auf Fenrir wartete. Severus war mit Aurora ausgegangen.
 

Es waren seit dem ersten gemeinsamen Essen inzwischen zwei Tage gegangen und Harry ging inzwischen auch immer mal wieder in den großen Speisesaal. Gestern zum Mittagessen und heut zum Frühstück. Er merkte, wie sehr ihm die Gegenwart anderer Menschen gefehlt hatte, die er sich ja selbst vorenthalten hatte. Nur zu gern hatte er mit einigen der Kleineren gespielt oder das Jüngste etwas betreut. Die Kinder hatten ihn sofort gemocht.
 

Auch war er oft draußen gewesen, dick eingecremt und mit Schutzzaubern, damit er keinen Sonnenbrand bekommen würde. Er liebte das Meer und die Ruhe hier und das Niemand ihn anschrie oder anhimmelte – außer, wenn er eines der Kinder Huckepack nahm. Die liebten ihn dafür.
 

Ja, und er nahm seine Umwelt endlich deutlicher wahr, vor Allem aber die komischen Gefühle, die er in Fenrirs Nähe hatte. Es war nicht nur, das die Anwesenheit des Rudelführers ihn beruhigte, da war mehr, viel mehr, nur hatte er keine Ahnung, was geschah oder wie er darüber sprechen sollte. Mit seinem Vater, wenn dann schon. Vielleicht in ein paar Tagen. Er wollte endlich herausfinden, was mit ihm nicht stimmte.
 

Nach dem Vollmond.
 

„Ah, du bist hier, hätte ich mir auch gleich denken können,“ lächelte Fenrir, der erst mal im Zimmer seines ahnungslosen Gefährten vorbeigesehen, doch der war nicht da gewesen, wie so oft in letzter Zeit. Also war er stattdessen zum Strand gegangen, wo einer der Jugendlichen ihm gesagt hatte, dass der Grünäugige schon seit einer guten Stunde draußen war.
 

Harry lächelte etwas. „Ich mag es hier.“
 

„Na, solang du dich nicht mehr in dein Zimmer verschanzt... du weißt, dass du schon deine eigenen Verehrer hast?“
 

„Hu?“
 

„Sämtliche Kinder,“ lachte Fenrir. „Sie reden am liebsten von dir.“
 

Harry lachte leise. „Das ist süß,“ meinte er nur.
 

„Ist es,“ stimmte der Werwolf zu. Was ihm allerdings gar nicht passte, war die Tatsache, dass euch mehrere Jungen und Mädchen ein Auge auf seinen Gefährten geworfen hatten, ein Mädchen hatte sogar mit ihm geflirtet, aber der Jüngere hatte sich sichtlich unwohl gefühlt, für ihn ein gutes Zeichen. „Bist du bereit?“
 

Harry nickte nur. „Ich habe keine Angst,“ bestätigte er die ungestellte Frage.
 

„Gut,“ gab Fenrir ruhig zurück. „Ich dringe nachher wieder in deinen Geist ein und leite dich, versuch dieses Mal, dir zu merken, was geschieht, dann schaffst du es in ein paar Monaten selbst.“
 

Harry nickte erneut und lehnte sich gegen den Anderen: „Du kannst dich auch ohne Mond verwandeln, hat Sev gesagt.“
 

„Das können Einige,“ gab er zurück. „Nicht Alle, aber Einige. Es ist nicht so schwer, nur muss man dafür akzeptieren, wer und wie man ist. Das lernst du auch noch...“
 

„Meinst du?“
 

„Ich bin mir sicher. Komm her,“ forderte er Harry dann auf und zog ihn zu sich. „Schließ die Augen und atme ganz ruhig weiter.“
 

Harry nickte und tat es. Aber es dauerte, bis er es schaffte, auch nur ansatzweise ruhig zu werden, eben weil Fenrir hinter ihm saß. Dann aber spürte er das vertraute, erste Ziehen in den Knochen und zeitgleich die Anwesenheit des Anderen in seinem Kopf, der ihn ruhig leitete, der ihm zeigte, was sie Beide, Remus und er, immer falsch gemacht hatten, es war eigentlich gar nicht so schwer... er durfte sich nur nicht selbst als ein Monster sehen.
 

Als er die Augen wieder öffnete, sah er den großen, silbrigen Werwolf an, der hinter ihm lag und ihn aufmerksam zu beobachten schien und in dem Moment überkam ihn ein Spieldrang, den er von sich nie erwartet hätte. Mit seinen Vorderpfoten stupste er den Älteren immer wieder an, bis der spielerisch nach ihm schnappte, kurz danach rannte er den weichen Sand entlang, dicht gefolgt von Fenrir, der ihm nachgesetzt war, bis sie sich beide im Sand balgten, wie es die Jüngeren taten, es war zu lustig.
 

Es dauerte auch nicht lange, bis Harry auf dem Rücken unter dem Anderen lag und ihn mit großen Augen ansah, bevor sein Kopf nach oben schoss und er über Fenrirs Schnauze leckte und einen leisen Laut von sich gab. Was Fenrir dazu brachte, Dasselbe zu tun. Dann brachte er Harry zum Aufstehen und trieb ihn regelrecht zurück ins Haus, wo er es sich mit dem Anderen bequem machte und sich um ihn zusammenrollte.
 

Harry verstand, er war ohnehin müde, also kuschelte er sich an das silbergraue Fell und nur Sekunden später war er einfach eingeschlafen, angenehm erschöpft, nebenbei bemerkt.
 

Fenrir beobachtete Harry stolz. Der kleine, schwarze Wolf hatte sich heute ganz anders verhalten, als beim letzten Mal, wo er nur schüchtern einige Spielchen angefangen hatte und dann doch wieder zurück geschreckt war. Stattdessen hatte Harry selbst mit dem Spielen und Toben begonnen und auch in seiner Wolfsform sah er nun wesentlich gesünder aus. Immer noch zu dünn, aber sein Fell war nachgewachsen und glänzte und er hatte dieses Mal lange ohne Pause getobt.
 

Ja, er würde nicht mehr lange brauchen, da war er sich sicher. Bald konnte er Harry sagen, dass sie Gefährten waren und dann musste er sich auch nicht mehr zurückhalten, wofür sicher Einige im Rudel dankbar sein würden, denn leider trug das manchmal nicht unbedingt zu seiner Laune bei.
 

So oft, gerade in den letzten Tagen, wenn Harrys Augen beim Anblick des Meeres zu glänzen begannen, hatte er das Bedürfnis unterdrücken müssen, ihn zu packen und zu küssen, wohl wissend, dass er ihn damit auch gut und gern vollkommen verängstigen konnte. Nun aber war er sich sicher, dass er nicht mehr lange würde warten müssen. Es waren die Kleinigkeiten, die ihm zeigten, das Harry begann, verstärkt nach seiner Nähe zu suchen.
 

Vor einigen Stunden hatte er daher auch ein Gespräch mit Severus gehabt, der ihm klar gemacht hatte, dass er nicht wollte, das er Harry überlastete und auf gar keinen Fall wollte er, das der Bund vor dem Geburtstag vollzogen wurde, sonst könne er tun, was er wolle, soweit er es mit Harrys Einverständnis tat...
 


 


 

Harry bekam seine Rückverwandlung kaum mit, so wenig, wie die Tatsache, dass Jemand ihn hochhob und zurück ins Bett brachte, er schnappte sich wie immer seinen Stoffwolf und schlief zufrieden weiter. Erst mittags wachte er wieder auf, dann aber gut erholt und nur mit einem mäßigen Alptraum zwischendurch. In seinem angenehmen Halbschlaf tapste er, immer noch nackt, in das Bad, das sein und das Zimmer seines Vaters verband und stellte sich erst mal unter die Dusche.
 

Diese Nacht war anders gewesen, er selbst hatte natürlich noch nicht viele Vollmonde erlebt, aber er hatte Remmy beobachtet und der hatte immer Schmerzen gehabt und er war eine Bedrohung gewesen, wenn er keinen Wolfsbann gehabt hatte. In den Monaten zusammen im Kerker hatte er Harry oft erzählt, wie sein Vater, Sirius und manchmal Peddigrew mit ihm den Vollmond verbracht hatten, meist war vor Allem Sirius damit beschäftigt gewesen, ihn zur Räson zu bringen.
 

Aber bei ihm war das gar kein Problem und auch Fenrir hatte es nicht, sie waren einfach nur etwas gelaufen, sie hatten bespielt und, Harrys Wangen färbten sich etwas rot, sie hatten gekuschelt. Es war so schön gewesen, wie er es vom letzten Mond in Erinnerung gehabt hatte. Sicher, warm, als ihm kühler geworden war.
 

Er musste nur die Augen schließen, um den Anderen vor sich zu sehen, seine breite Brust, die starken Arme, die Ruhe, die der Andere immer für ihn auszustrahlen schien. Er merkte erst mal gar nicht, wie seine Hand auf Wanderschaft ging. Als es ihm aber dann auffiel, lief er feuerrot an und drehte das Wasser eiskalt. Jetzt wurde es wirklich abartig!
 

Hastig verließ er die Dusche, trocknete sich ab und verschwand in sein Zimmer, wo er sich anzog. Eine einfache, schwarze Hose und einen Rollkragenpullover. Erst dann machte er sich, mit einem weiteren Buch unter dem Arm, auf in den großen Speisesaal, der selten leer war. Auch jetzt war er es nicht. Zwei Mädchen, die etwa so alt waren, wir er, ein kleiner Junge und ein junger Mann waren ebenfalls da, sowie zwei Erwachsene.
 

Als Harry sich setzte, tauchte vor ihm ein Gedeck und etwas zu Essen auf. Kurz lächelte er grüßend, denn lud er sich etwas von dem Fruchtsalat auf den Teller. Die Blicke von dem Mann und dem Mädchen bemerkte er noch nicht mal, so tief war er in seine Gedanken versunken. Und noch immer drehten sie sich um seinen neuen Rudelführer.
 

Nach dem Essen schlich Harry sich auch schnell wieder ins Freie, zurück auf seinen Stammstein, tief in Gedanken versunken und sein Buch lag vergessen auf seinem Schoß. Was nun? Wie sollte er mit der Erkenntnis umgehen, das er offensichtlich auf sein eigenes Geschlecht stand? Er erinnerte sich noch nur zu gut, wie entrüstet Ron damals gewesen war, als er erfahren hatte, dass einer der Slytherins zwei Jahrgänge über ihnen schwul gewesen war, er hatte das abnorm genannt und auch Hermine hatte nur zustimmend genickt. Was, wenn sein Dad genau so dachte? Und seine neue Mutter? Was, wenn Fenrir ihn... verstoßen würde? Allein der Gedanke sorgte für eine plötzlich aufwallende Übelkeit.
 

Hatten sie doch Alle Recht gehabt? Sein Onkel, der ihn immer nur einen Freak und eine Ausgeburt der Hölle genannt hatte, Dumbledore, Ron, stimmte es etwa doch? Automatisch krallte er sich an dem Buch fest, das er im Arm hielt, während er zitterte. Und dabei hatte der Tag doch so toll angefangen!
 

„Harry?“ Severus hatte seinen Sohn nach Draußen gehen sehen und sich nichts dabei gedacht, da war er schließlich am Liebsten, seit er sich das erste Mal wieder nach Draußen getraut hatte, aber dann auf ein Mal war der Reif um seinen Arm feuerrot und heiß geworden. Der Jüngere hatte Schmerzen, aus irgendeinem Grund, aber er wa da doch ganz allein! Zwar hatten zwei von den Jüngeren des Rudels ihn angesabbert, aber die waren Harry auf seinen warnenden Blick hin nicht gefolgt.
 

Erschrocken zuckte Harry herum, zwang sich dann zum Lächeln. „Was... was gibt es?“
 

„Du hast Schmerzen,“ stellte der Tränkemeister stirnrunzelnd fest. Warum versuchte Harry, Gute Mine zum Bösen Spiel zu machen, das hatte er doch bisher auch nicht getan. „Also tu doch bitte nicht so, als wäre nichts. Ich mache mir Sorgen.“
 

„Nur... etwas Bauchweh,“ murmelte Harry, klammerte sich an dem Anderen fest. „Bitte, ich... ich will hier draußen bleiben! Ich will nicht ins Bett!“
 

Severus wusste, das da mehr war, aber er sah auch, das Harry gerade absolut nicht reden wollte. Er strich Harry über die Stirn, stellte aber fest, das er kein Fieber hatte. Dann nahm er seinen Zauberstab und murmelte einige Dinge, doch die Diagnose war, das Harry eigentlich gar nichts fehlte. Egal, was da gerade geschah, der Grünäugige schien es sich selbst anzutun. „Also gut,“ gab Severus schließlich nach und bewegte den Zauberstab, so, dass sich nun über den Stein ein Pavillon spannte und er wickelte Harry in eine Decke. „Du musst ruhig atmen,“ forderte er den Jüngeren dann leise auf.
 

Da erst merkte Harry, dass er hektisch und kaum noch atmete. Er schloss die Augen und tat es, merkte, wie der Schmerz langsam nachließ:“ Ich... weiß nicht, was das war,“ nuschelte er, als es vorbei war.
 

„Das war eine Panikattacke,“ gab Severus ruhig zurück und strich weiterhin durch Harrys Haare. „Warum? Was war los? Hast du dich bedroht gefühlt?“
 

„Was..? Nein! Ich... ich... da war Nichts und Niemand...“
 

Der Tränkemeister runzelte die Stirn, setzte sich vor den Jüngeren und zwang ihn, ihn anzusehen. „Harry, was war los?“, fragte er ruhig. So was kann wirklich, wirklich gefährlich werden und es wird nur dann verschwinden, wenn wir an dem arbeiten, was es eigentlich ausgelöst hat.“
 

„Ich... bitte, bitte nicht!“
 

„So schlimm kann es doch nicht sein,“ beruhigte er Harry.
 

„Du... du wirst mich hassen, wie... wie alle Anderen auch...“
 

„Wie wäre es, wenn du solche Entscheidungen mir überlassen würdest?“, fragte Severus ruhig und überrascht. „Ich dachte, ich hätte dir bewiesen, dass ich dich nicht hasse, warum sollte ich also jetzt damit anfangen?“
 

Harry schniefte nur leise, doch er wehrte sich auch nicht, als der Andere ihm das Buch aus der Hand nahm und er auf dessen Schoß gezogen und hin und her gewogen wurde. Er wandte sich tatsächlich um und weinte einfach, eng an die Brust des Älteren gedrückt.
 

Severus wartete, bis Harry sich wieder etwas beruhigt hatte und auch das trockene Schluchzen wieder etwas abgeklungen war. „Also,“ bat er seinen Sohn. „Und jetzt raus mit der Sprache, was bitte kann so schlimm sein?“
 

„Ich.. ich bin.. abartig...!“
 

Sekundenlang musste Severus damit kämpfen, Harry wahlweise auszulachen oder ihn anzufahren, wie er auf den Dreh käme, doch dann riss er sich zusammen. Angeschrieen war er oft genug worden. „Und was bringt dich zu diesem Schluss?“
 

„Ich... ich .. ich bin...!“
 

„Ja...?“
 

„Ich... steh auf... Männer...“ So, jetzt war es raus. Automatisch sackte Harry noch weiter in sich zusammen und er begann zu zittern.
 

„Das...?!“, überrascht sah Severus den Jungen an und dieses Mal musste er wirklich leise lachen, er drückte den Jüngeren nur fester an sich. „Und was ist das Problem?“
 

„Das...das ist... nicht normal, ich... Niemand ist das! Und... ich.. ich bin ein Freak!“
 

„Das ist Unsinn,“ gab Severus ruhig zurück und fuhr damit fort, Harry zu streicheln. „Du bist sicher nicht der Einzige und man hat keinen Einfluss darauf, wen man liebt. Wusstest du etwa nicht, dass dein Kuschelwolf Lupin und Black vom sechsten Schuljahr an ein festes Paar waren?“
 

„W...w...was?!“, verdattert sah er seinen Vater an. „Sie... sie...?“
 

„Ja, sie waren zusammen, fest zusammen,“ bestätigte Severus leise. „Noch mehr, als das. Black war.. Lupins Gefährte. Einer der Gründe, warum Lupin bei seinen Verwandlungen oft so gelitten hat, war nicht nur, dass er die Technik nicht kannte, da war mehr, er hatte kaum Schmerzen, solange Black da war, war es erträglich für ihn. Als man Black nach Azkaban gebracht hat, war das für deinen Wolf fast wie ein Todesurteil, als Black dann tatsächlich gestorben ist, war es nur noch eine Frage der Zeit. Jeder Vollmond würde ihn weiter schwächen und seine normalerweise hohen Heilkräfte sind geschwunden.“
 

„Er... sie...aber... aber Alle haben immer gesagt, dass das nicht normal und falsch ist und verboten gehört!“
 

„Es gibt Menschen und Zauberer, die sehr eingeengte Meinungen und Denkweisen haben,“ gab Severus leise zurück. „Darum haben Lupin und Black es nie an die große Glocke gehängt. Ich bin selbst nur durch Zufall dahinter gekommen. Aber es ist durchaus gängig in der magischen Welt. Hier... funktioniert die Liebe manchmal anders, als Muggel sie kennen. Wenn zwei Wesen sich vollkommen ergänzen, spielt es keine Rolle, welches Geschlecht sie haben, oder welche Vorlieben. Alles Andere wird nebensächlich werden, sie werden sich brauchen. Das sind dann Gefährten oder, in seltenen Fällen, sogar Seelengefährten,“ erklärte er leise. „Und wenn sich so ein Paar gefunden hat, spielt das Geschlecht keine Rolle, im Gegenteil, sie gelten in der magischen Welt als etwas Besonderes. Und wenn man einfach nur schwul ist... ist das hier vollkommen egal.“
 

„W...w....wirklich?“
 

„Natürlich,“ gab Severus zurück.
 

„Du.. du bist nicht sauer?“
 

Der Tränkemeister seufzte leise. „Ich bin sauer, weil du dich selbst in eine Panik gesteigert hast, aber es ist mir doch egal, ob du Jungen oder Mädchen bevorzugst.“ Er hielt Harry eine ganze Weile weiter nur fest, bevor er schließlich fragte: „Darf ich auch wissen, was der Anlass war?“, kam Severus auf das Thema zurück, während seine Augen amüsiert glitzerten. Ihm war klar, was geschehen war. Harry war so weit geheilt, auch geistig, das er erkannt hatte, intuitiv, wie er zu einem Anderen stand.
 

„Ähm...,“ brachte Harry irgendwie heraus, wobei seine Wangen schlagartig feuerrot wurden.
 

„Hmmm, lass mich nachdenken, goldene Augen, stur bis dorthinaus, aber zu dir immer extrem nett, graue Haare, graues Fell...“
 

„Silber...“
 

Severus lachte leise. „Ja, dich hat es erwischt,“ stimmte Severus nur zu. „Schwer erwischt, wenn ich raten müsste.“
 

„Ich... ich bin dumm, oder?“, fragte Harry leise. „Er.. er ist so alt, wie du, er könnte mein Vater sein. Er ist ein bedeutender Rudelführer, und ich nicht mehr, als ein Flüchtling... Ich bin ihm sicher viel zu jung und zu dumm und zu schwach...“
 

„Harry, dieser Palast, das Anwesen, auf dem wir uns Alle befinden, es gehört dir, ich verwalte es nur, bis du volljährig bist. Und das ist nur ein Bruchteil deines wahren Erbes, dazu gehören noch einige Häuser mehr und zahlreiche andere Dinge. Du bist stark, stark genug, um mit vierzehn Jahren einen Irren zu bezwingen, allein, ohne Hilfe. Du magst jünger sein, aber solltest du die anderen Entscheidungen nicht Fenrir überlassen? Er sieht dich sicher nicht als schwach an, sonst würde er dir gar keine Beachtung schenken und ein Anderen, Rangniederen würde dir die Verwandlungen beibringen.“
 

„Meinst... meinst du?“, fragte Harry, wobei doch eine leise Hoffnung in ihm aufkeimte, auch, wenn er sich nicht vorstellen konnte, dass der Andere je mehr als Freundschaft für ihn würde empfinden können, immerhin war Fenrir nicht nur älter, er hatte auch viel mehr Auswahl und er konnte sich nicht vorstellen, dass Geld für ihn auch nur die geringste Rolle spielte.
 

„Ich weiß es,“ gab Severus nur leise zurück, ohne weiter auf das, was er wusste, einzugehen. Er war nur froh, das er Harry wieder beruhigt hatte, ohne in seinen Geist eindringen zu müssen und das der sich nicht noch weiter krank gemacht hatte. „Rede doch einfach mal in Ruhe mit ihm, dann weißt du es.“
 

Harry kuschelte sich an die Brust des Älteren, aber er machte sich da keine großen Hoffnungen. Er würde auch nicht mit dem Anderen reden, wer wusste, ob der dann noch mal einen Vollmond mit ihm verbringen würde. Nein, lieber nicht. Er war schon froh, dass sein Vater ihn nicht verstieß. Er wollte sein ohnehin nicht großes Glück nicht am Ende noch überstrapazieren.
 

Eine Weile lang sagte auch Severus nichts mehr, er hielt Harry nur, der sich sichtlich entspannte. Da sah man wieder, was geschah, wenn man den Fehler machte, magische Kinder bei Muggeln aufwachsen zu lassen! Oder wenn man die dann auch noch einer steifen und starren Gesellschaft aussetzte, wie der von Hogwarts seit Dumbledore dort Einzug gehalten hatte. „Meinst du nicht, du solltest langsam wieder rein?“, fragte er dann ruhig.
 

Doch Harry schüttelte den Kopf: „Ich will draußen bleiben, bitte... noch ein Bisschen...“ Das Geräusch des Meeres war beruhigend, konstant und immer da. Nicht zu vergessen, den leichten Wind.
 

Der Tränkemeister seufzte leise, nickte aber dann. „Also gut,“ meinte er leise und rief einen Hauself, bat den, eine Decke zu holen. Da wickelte er Harry ein. „Ich muss zurück,“ meinte er dann leise. „Ich muss noch ein paar Sachen erledigen. Du weißt, wo du mich finden kannst,“ fügte er auch hinzu, dann nahm er das Buch über Werwölfe und schlug ein bestimmtes Kapitel auf. „Und wenn du dich wieder fitter fühlst, solltest du mal das hier lesen,“ fügte er an und strich noch mal über die dunklen Haare seines Sohnes, bevor er wieder ins Haus verschwand.
 


 


 

Als Harry aufwachte, fühlte er Finger, die durch sein Haar glitten, er kannte dieses Gefühl, er spürte, wie etwas in seinem Magen zu flattern begann. Er musste schon wieder eingeschlafen sein. Nachdem sein Vater ins Haus gegangen war, hatte er etwas gedöst und dann das Kapitel im Buch gelesen, halb überrascht, halb ungläubig. Dann hatte er es von Vorn bis hinten noch mal durchgelesen und es hatte ihm Angst gemacht. All das, was er da gelesen hatte, das, was auch Severus ihm grob umrissen hatte, nur viel, viel deutlicher.
 

Mehrfach war er die Hinweise durchgegangen und er hatte jeden davon abhaken können. Roch Fenrir für ihn herausragend gut? Ja, keine Frage, eine Mischung aus Zimt, Moschus und anderen Dingen, die ihn unwiderstehlich zu machen schienen. Löste der Andere ungewöhnliche Gefühle in ihm aus? Mehr als eindeutig. Erst am Morgen beim Duschen, dann bei jeder Berührung. Seine Haut schien zu kribbeln, in seinem Magen schienen ganze Bienenschwärme herumzuflattern. Wollte er ständig in der Nähe des Anderen sein? Ja. Ohne Frage.
 

Und nun war Fenrir hier...
 

„Es ist schon dunkel,“ meinte der Werwolf ruhig, als er sah, dass Harry wieder wach war. Er hatte sich Sorgen gemacht, als der Jüngere nicht zum Abendessen in der Halle gewesen war, er selbst war bis vor zwei Stunden auf einer Versammlung der Werwölfe gewesen, auf der sie die Dokumente verfasst und eingereicht hatten, um Dumbledore des Mordes und der unberechtigten Festnahme eines Werwolfes, ohne Grund anzuklagen. Sowie der Tötung eines Werwolfsgefährten im vollen Wissen der Handlung.
 

Als Harry nicht gekommen war, hatte Severus nur gemeint, er solle den Jüngeren draußen an einem seiner Lieblingsorte suchen. Harry habe nachdenken müssen und er habe ihn eben noch nicht geholt, ihm aber eine Decke besorgt.
 

Also war Fenrir nach Draußen gegangen und ja, er hatte Harry gefunden, in eine Decke gekuschelt und schlafend, ein Buch halb unter seinem Arm. Vorsichtig hatte er es hochgenommen, sich neben den Jüngeren gesetzt und automatisch begonnen, durch die seidigen Haare zu streichen, während er etwas geblättert hatte. Einige Seiten vor der, die Harry aufgeschlagen hatte, fand er ein Kapitel über das Verhalten der Werwölfe, wenn es um Gefährten ging.
 

Sieh einer an.
 

Hatte Harry etwas gemerkt? Das würde auch Severus’ Bereitwilligkeit erklären, den Jüngeren allein draußen zu lassen, sonst hätte er ihn sicher schon lange rein getrieben, wenn es hätte sein müssen. Vor Allem, da er sonst immer so penibel darauf achtete, dass der Andere keine Mahlzeit verpasste. „Ist es hier gemütlicher, als im Bett?“
 

„Ich... muss mal kurz eingeschlafen sein,“ gab Harry nur mit verschlafener Stimme zurück und stellte fest, dass es inzwischen nicht mehr dämmerte, sondern bereits dunkel war, na ja, so dunkel auch nicht, am Himmel glitzerten die Sterne und ein Hauself hatte in seiner Nähe eine Fackel aufgestellt.
 

Fenrir lächelte nur und half Harry, sich so weit aufzurichten, dass er saß, beobachtete dann, wie der Junge sich die Augen rieb, wach war er sicher nicht. „Sehr interessante Lektüre übrigens.“
 

Schlagartig wurde Harry rot. „Ja,“ murmelte er nur. „Ich... ich will wissen, was ich bin, ich will es verstehen...“
 

„Wer du bist, nicht was,“ korrigierte Fenrir nur und sah den Anderen forschend an. Warum bitte bezeichnete Harry sich als Sache? Hatte Dumbledore ihn tatsächlich so weit getrieben? Oh, er hasste diesen Mann! Er hasste ihn wirklich! „Und wenn du Fragen hast – komm einfach zu mir. Bücher sind gut, aber die Realität ist doch manchmal entschieden anders.“
 

Überrascht hob Harry den Blick. Sein Dad hatte wirklich Recht. Das war nicht normal, das hatte er gelesen. Der Rudelführer würde sich nie einfach so mit ihm abgeben schon gar nicht so viel und so freundlich, er selbst hatte gemerkt, wie stark die Rangordnung in diesem Rudel mit etwas über hundert Menschen war. Kaum einer der Rangniederen wagte es, Fenrir anzusprechen und auch Bill, der immerhin so was wie dessen Stellvertreter zu sein schien, war meist recht zurückhaltend. Ausnahmen schienen nur seine Eltern und er selbst zu sein. Zwar ließ sein innerer Wolf keinen Wiederspruch gegen direkte Befehle des Anderen zu, gleichzeitig aber wollte er die gesamte Zeit in dessen Nähe sein und er wusste, er würde verzweifeln, würde Fenrir ihn da nicht mehr dulden. „Ist gut,“ gab er leise zur Antwort, als er sah, dass der andere offensichtlich eine erwartete.
 

Zufrieden nickte der Werwolf, er sah, dass Harry kämpfte, mit so Einigem, wie es wirkte, er war vollkommen erschöpft, war aber, laut einiger Anderer, die ihn beobachtet hatten, kaum herum gelaufen, er hatte die gesamte Zeit unter seinem kleinen Pavillon gesessen und gelesen. Einige Seiten hatte er mehrfach gelesen, hatte dann zurückgeblättert. Und er wusste, welche Seiten das vermutlich gewesen waren. ‚War es mein Verhalten, das dich stutzig gemacht hat, oder dein Eigenes?’, fragte er sich selbst. „Komm, Kleiner,“ meinte er dann sanft. „Du gehörst dringend ins Bett, du schläfst ja schon wieder ein.“
 

Harry nickte nur und rappelte sich wieder auf, die Decke wurde ihm abgenommen, dann führte der Ältere ihn zurück in sein Zimmer. Da legte Fenrir das Buch auf Harrys Nachtschrank und wartete, bis der Jüngere auch wieder aus dem Bad zurückkam, nun in seinem Schlafanzug und mit wieder auffällig kleinen Augen. So sah Harry wirklich zu goldig und noch mal um Jahre jünger aus. Er half ihm, sich hinzulegen, gab ihm seinen Stoffwolf und deckte ihn zu, küsste ihn dann auf die Stirn. „Bis morgen Früh, Kleiner,“ lächelte er und stand auf.
 

Kaum war Fenrir aus dem Zimmer, packte Harry das Buch wieder. Er konnte es nicht glauben, sprach einen leisen Lumos, ohne zu merken, dass er seinen Zauberstab dazu gar nicht nutzte, und schlug das Buch wieder auf, las nach und dachte an das, was Severus erzählt hatte. Es passte so gut, das es unheimlich war. Nicht vollkommen, aber es waren zu viele Übereinstimmungen, als das es Zufall sein könnte.
 

Alles sprach dafür, vor Allem die ruhige, sanfte Art des sonst sicher recht schroffen Mannes. Er erinnerte sich nur zu gut an Remus’ Erzählung der wilden Bestie, die keinen Widerspruch duldete. Und doch hatte er Harry nicht ein Mal angefahren, obwohl er sicher mehr als ein Mal einfach nur frustrierend war. Aber warum? Wusste Fenrir etwas? Oder ging das nur von ihm aus? Konnte er wirklich mit Fenrir darüber reden? Er hatte Angst davor, aber sein Vater hatte auch gesagt, das er es irgendwann wirklich tun musste.
 

Laut dieses Buches waren sie zumindest Gefährten, Alles sprach dafür, das Fenrir sein Gefährte war, seine Ruhe, die Tatsache, dass der ihn auch im Ministerium hatte beruhigen können. Oder das er sich von Anfang an trotz seiner Angst bei dem Älteren teilweise noch wohler gefühlt hatte, als bei seinem Vater.
 

Nachdem er die Seiten ein weiteres Mal gelesen hatte, legte er Buch und Brille beiseite, verdunkelte das Zimmer und schlief wieder ein, die Entscheidung, was er nun tun würde, verschob er erst mal wieder weit von sich, damit wollte er sich beschäftigen, wenn er wieder wach war.

Ein gebrochenes Herz

Vorsichtig sprach Fred den letzten Zauber über den neuen Stapel Artikel, diesmal kamen sie aus Polen, aber die aus Italien unterschieden sich auch nicht sonderlich, außerdem war auf der Rückseite noch ein großer Bericht aus Salem. Sein Bruder und er waren selbst entsetzt über das, was diese Bilder und Artikel enthüllten.
 

Sie Alle hatten gewusst, das Remus tot war, aber Niemand hatte damit gerechnet, wie schlimm es wirklich gewesen war, dass Dumbledore gewusst hatte, das Lupin und Black Gefährten waren und das er sie bewusst getrennt hatte, mehr als ein mal. Auch hatte sich ein Zeuge aus Salem gemeldet, kein Anderer, als Lucius Malfoy, der bestätigt hatte, dass Remus im Laufe der Jahre Hunderte Bittbriefe an das Ministerium geschickt hatte, in denen er um eine Veritasbefragung und einen Prozess für seinen Gefährten gebeten hatte, doch er hatte noch nicht mal Antworten erhalten.
 

Dabei war es schon immer verboten gewesen, wahllos mit Gefährten magischer Wesen umzugehen, selbst, wenn es sich ‚nur’ um Werwölfe handelte. Eben weil solche Gefährten, gerade wenn sie selbst keine magischen Wesen waren, in der Lage dazu waren, auch durchaus einen voll ausgewachsenen Werwolf zur Räson zu bringen.
 

Aber noch schlimmer für die Öffentlichkeit würde sein, dass der Mann einen seiner scheinbaren Lieblinge, Sirius Black, einfach so geopfert hatte, nur weil der eben schwul gewesen war und damit gegen das Weltbild Dumbledores verstoßen hatte. Wer wusste, vielleicht hätte Sirius, wäre er nicht mit Remus zusammen gewesen, nicht sterben müssen.
 

Aber das waren nicht die einzigen Enthüllungen. Zwei weitere Artikel erzählten detailliert, wie der Alte Severus ‚umgebracht’ also den Golem zugerichtet hatte, aus purer Wut, weil der Harry in seinem Verlies hatte helfen wollen, mit dem ein oder anderen Nährtrank, später mit dem Wolfsbann für Lupin.
 

Ja, und dann war da das Schlimmste – Bilder davon, wie die Zelle ausgesehen hatte, Beschreibungen wie ihr Freund da hatte leben müssen, in einem Raum, in dem er nicht mal hatte richtig stehen können und in den man dann auch noch Remus gepfercht hatte. Das musste bei Vollmond ein Alptraum gewesen sein. Dabei hatte Harry nie etwas mehr gehasst, als beengte Räume, denn was hier allenfalls angedeutet war, wussten sie, sie wussten, dass Harrys Zimmer bei seinen Verwandten über lange Zeit hinweg einfach nur ein beengter kleiner Schrank gewesen war.
 

Sie hatten Harry gesehen und seinen Zustand, er hatte Angst vor ihnen gehabt und Fred wusste, wenn nicht Snape und Grayback da gewesen wären, hätte Harry vermutlich vor ihnen die Flucht ergriffen, er hatte einfach schrecklich ausgesehen, dürr, ausgezehrt, kaum in der Lage, sich selbst auf den Beinen zu halten – und viel zu klein, er schien praktisch nicht gewachsen zu sein, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatten.
 

„Wie weit bist du?“
 

„Ah, du bist wieder da?“, fragte Fred sein Ebenbild, während er seinen Zauberstab gegen das Flugblatt richtete, das sich sofort vervielfachte. „So gut wie fertig. Hast du den ersten Schwung verteilt?“
 

„Ja, in der Nocturngasse, sie sind mir förmlich aus der Hand gerissen worden,“ gab George zurück und setzte sich. „Aber ich musste aufpassen, fast wäre ich in Ron und Ginny reingerannt.“

„Was ist passiert?“
 

„Zum Glück nicht viel,“ wehrte George ab. „Sie haben mich nicht bemerkt und es ist erst passiert, als ich alle Zettel wieder los war. Ich hatte fast einen Herzstillstand aber dann hab ich gemerkt, dass die mich nicht wahr genommen hätten, hätten sie mein Gesicht gesehen. Sie haben sich doch tatsächlich darüber unterhalten, dass das Alles nur Propaganda von den bösen ausländischen Zauberergemeinden war, die neidisch seien, dass sie keinen so tollen Hecht wie Dumbledore hätten und sie haben sich darüber unterhalten, ob der Alte dann endlich einen Weg gefunden hätte, ihnen einen Teil von Potters Vermögen zuzuschanzen. Ich sag dir, ich hatte gute Lust, die Beiden zu erschlagen!“
 

Fred nickte langsam. Er konnte seinen Bruder nur zu gut verstehen, es ging ihm ja selbst nicht besser. Wäre er es gewesen, vielleicht hätte er die Beiden bis ins nächste Jahrhundert gehext. Er hatte von seiner Familie ohnehin die Nase voll. Charlie zog es vor, sich vollkommen aus Allem raus zu halten und sich in Bulgarien zu verstecken, Ron tat so, als habe er ein Anrecht auf Harrys Dinge, er hatte jetzt noch dessen alte Karte der Herumtreiber und dessen Fotoalbum in Brand gesetzt, sowie einige andere Dinge zerstört und er hatte dessen fast nicht bezahlbaren Unsichtbarkeitsumhang und ihre Eltern fanden das auch noch in Ordnung! Für all die Gefahren, die ihr Kind durchgemacht habe, habe es weit mehr verdient, als das veraltete Stück Stoff! Pah! Ron hatte doch nichts gemacht, außer Harry das Leben schwer!
 

Oder seine noch beklopptere Schwester, die mal so süß und intelligent gewesen war, nun aber immer mehr Ähnlichkeit mit Bellatrix Lestange bekam, behauptete sie doch als Praktischverlobte stünde ihr ein großer Teil des Geldes zu, ihre Mutter hatte aufgrund dieser dubiosen, schlichtheraus falschen Entscheidung einen Anwalt bemüht, der sich mit Gringotts angelegt hatte – mit heftigen Folgen. Die Konten von ihrer Mutter, ihrem Vater und Ginny waren vollständig ausgezahlt und sie auf Lebenszeit als Kunden verneint worden. Sie waren nur davongekommen, weil sie ein Dokument unterschrieben hatten, das besagte, dass sie voll hinter diesen Entscheidungen standen. Was sie auch taten.
 

„Es sieht so aus, als wäre unsere wirkliche Familie ziemlich klein geworden,“ stellte Fred leise fest. „Wir Beide, Bill, Percy – und vielleicht Charlie, aber der hält sich ja lieber aus Allem raus...“
 

George seufzte ebenfalls leise: „Was erwartest du denn von einer Mutter die uns nicht mal auseinander halten kann?“, gab er ruhig zurück. „Sie hat sich doch immer am Meisten für Ginny interessiert und später, als Harry da war, für Ron. Sie hat ihn doch regelrecht gedrillt, Harry zu hintergehen. Und unser Vater hat das auch noch unterstützt, weil er dachte, dass das das Richtige wäre! Pah!“
 

„Werden wir eigentlich hier bleiben, wenn das Alles um ist?“, fragte George auf ein Mal. „Ich weiß nicht, wie es dir geht, ich finde England nur noch ungemütlich. Früher war Weihnachten hier schön und ruhig und familiär, jetzt ist es nur noch kalt, da können wir doch auch gleich auswandern. Was meinst du? Ich denke, mit einem weiteren Geschäft für magische Scherzartikel können wir uns sicher auch über Wasser halten.“
 

„Ich hab selbst schon oft darüber nachgedacht,“ gab Fred zu. „Aber hier geht es ums Prinzip, ich gehe erst, wenn Dumbledork und seine Mannen weggesperrt sind!

„Deal!“
 


 


 

Seit Harrys Entdeckung waren mehrere Wochen vergangen, in denen er einfach nicht den Mut gefunden hatte, mit Fenrir zu sprechen. Zwei Vollmonde waren gekommen und gegangen, er war kräftiger und gesünder geworden. Er war nicht mehr ganz so mager und in seinen Augen auch nicht mehr ganz so hässlich, vor Allem, da seine Haare, wenn sie offen waren, seine Narbe auf der Stirn versteckten und nicht mehr alle Knochen überall heraus stachen. Was aber zum größten Teil der Verdienst seines Vaters und dessen ekliger Tränke war, von denen er immer noch zwei am Tag nehmen musste. Bald wollte der ihm auch noch einen Trank geben, der seine Augen so korrigieren würde, das eine Brille überflüssig werden sollte, was ihm gar nicht so unrecht war, denn nachdem er zwei Jahre keine mehr getragen hatte, war er sie nicht mehr wirklich gewohnt.
 

Doch sein größtes Problem blieb – er wollte immer mehr Nähe zu Fenrir, wenn er weg war, hatte er Angst, dass der Andere nicht zurückkehren würde und doch konnte er nicht wirklich mit ihm reden. Schon mehrfach hatte der Andere versucht, ihn dazu zu bringen, zu sagen, was er hatte, aber bisher war dann doch jedes Mal etwas geschehen und er war weggerufen worden, wegen Dringlichkeiten...
 

Severus machte sich Sorgen um ihn, das wusste Harry. Aber er konnte einfach nichts sagen, er hatte viel zu viel Angst davor, dass Fenrir dann nichts mehr von ihm wissen wollte. Zwar war es sehr unwahrscheinlich, dass der Andere ihn nicht als Gefährten anerkennen würde, aber das hieß nicht, dass man dann auch glücklich sein würde, denn er bezweifelte, dass Fenrir ihn als einen Gefährten akzeptieren konnte. Er war immer noch schwach, auch, wenn er heimlich, ohne das Wissen seiner Eltern übte, wobei er in Bill einen willigen Trainer gefunden hatte. Der dachte, dass er einfach nur wieder fit werden wollte, weswegen er auch nicht verstand, warum Harry es unbedingt geheim halten wollte, aber der Andere nahm es zum Glück einfach hin.
 

Wenn Severus wüsste, was er da tat, würde er ihm vermutlich das Fell über die Ohren ziehen, denn die Tatsache, dass er so viel joggte und sich von Bill Kampfsportunterricht geben ließ, hatte sicher damit zu Tun, das er nicht so zunahm, wie Severus es gern gesehen hätte.
 

Nachdenklich lief Harry am Strand entlang, die Schuhe lagen bei seinem kleinen Pavillon, die Hose war hochgerollt, aber sein Hemd hatte er anbehalten. Er wollte seine Narben nicht zeigen, er fand sie abstoßend. Noch etwas, das ihn in seinen eigenen Augen unpassend für Jemanden wie Fenrir machte.
 

Erst nach dem Frühstück, als Fenrir aufgebrochen war, um sich mal wieder zu einer der dauernden Ratsversammlungen zu treffen, zu denen er dieses Mal auch Bill mitgenommen hatte, hatte Dad mit ihm gesprochen und ihm gesagt, dass er endlich mit Fenrir sprechen müsse. Am Besten vor dem nächsten Vollmond, denn dann würden seine Instinkte ihn vermutlich ohnehin verraten, das letzte Mal war es schon schwer gewesen, sich zu beherrschen.
 

Aber Harry wusste nicht mal, wie er ein solches Gespräch anfangen sollte! Wie sagte man bitte, dass man der Gefährte von Jemandem war, der zehn mal besser war, als man selbst! Was war er denn schon? Verdammt noch mal, einige der Frauen in dem Rudel hatten ihn für dreizehn oder vierzehn und für Fenrirs Sohn gehalten, als sie ihn das erste Mal gesehen hatten! Nicht zu vergessen, das er keine Chance gegen Bill oder sonst wen hatte, da war er sich sicher. Der Andere brachte ihn immer so schnell zu Fall! Er war noch nicht mal als Werwolf herausragend schnell, er wusste, Fenrir rannte langsamer, damit er hinterher kam. Er war wohl kaum das, was ein Rudelführer sich wünschte.
 

Und es gab Unstimmigkeiten. Mehr als ein Mal hatte er verschiedene Bücher über Werwolfgefährten gegeben, aber in Keinem wurde das Verhalten beschrieben, das sie Beide sich gegenseitig zeigten. Gefährten waren eine Sache, aber gerade, wenn es sich um Rudelführer handelte, war es praktisch ungehört, dass er sich so intensiv um eben den kümmerte, oder das Harry ständig solche Verlustängste hatte, dass es Manchmal fast an Panikattacken grenzte.
 

Nicht zu Vergessen, dass nirgends stand, dass einfache Berührungen, wie sie Beide sie austauschten, eine solche Wirkung auf Harry haben konnten. Es war langsam aber sicher stärker geworden. Erst nur das Kribbeln, aber inzwischen war es fast schon wie ein elektrischer Schock, der ihn durchfuhr. Und, was ihm auch regelrecht peinlich war, fast immer, wenn er unter der Dusche stand, sah er Fenrir vor sich, mit nacktem Oberkörper... Das Duschen mit kaltem Wasser hatte er schon vor einer Weile aufgegeben, da es seit einigen Wochen ohnehin nicht mehr half, zumindest nicht sehr lange.
 

Ja, er wusste, er musste endlich etwas tun, er konnte nicht mehr so rumsitzen und das schlimmer werden lassen, wäre da nur nicht diese Angst...
 

Vielleicht morgen, entschied Harry dann und machte sich auf den Rückweg. Mittag hatte er draußen gegessen, aber zu Abend sollte er sich vielleicht sehen lassen und vorher wollte er noch duschen, er hatte keine Lust, dass Dad roch, dass er fast drei Stunden nur gerannt war, statt zu meditieren und zu lernen, wie er eigentlich gesagt hatte.
 

Es dauerte eine Weile, bis er wieder an seinem Stein angekommen war und seine Tasche dort aufhob, die Hausaufgaben für seinen Vater hatte er zum Glück schon in der Nacht erledigt, als er nicht hatte schlafen können, so, das wenigstens das ihn nicht verraten würde. Mit dem Rucksack über der Schulter wollte er gerade durch die Terrassentür, als ihm Fenrirs Geruch in die Nase stieg. Er wollte dem Anderen entgegen laufen, doch er stoppte abrupt ab. Da, neben dem Werwolf, stand eine Frau, ihren Arm um den des Anderen geschlungen, während sie ihm etwas zuzuraunen schien. Er wusste nicht, warum, aber etwas in Harry schien in dem Moment zu zerbrechen. Er starrte die Beiden einige Sekunden lang sprachlos an, bevor er seinen Rucksack von sich warf – und wegrannte.
 

Er sah kaum noch etwas, ohne nachzudenken, durchquerte er die Halle, wo Einige der Anwesenden ihn überrascht ansahen, rannte einfach weiter. Gerade als Severus aus seinem Zimmert trat, hatte er das Stockwerk erreicht und warf sich dem Anderen einfach nur weinend an den Hals.
 

Verwirrt sah der Tränkemeister an dem Jüngeren herab. Was war denn nun los? Harry war vollkommen außer Atem und Tränen rannen sein Gesicht herab. Automatisch nahm er Harry hoch und trat in sein Zimmer zurück.
 

„Severus, was...?“
 

„Ich habe absolut keine Ahnung,“ gab der Tränkemeister ratlos zurück. „Er hat nicht ein einziges Wort gesagt und es vorgezogen, mich fast über den Haufen zu rennen. Harry? Was ist los?“
 

Doch Harry konnte nichts sagen, er klammerte sich nur noch fester an den Anderen.
 

„Etwas sagt mir, dass wir erst mal keine Antwort bekommen werden,“ stellte Severus fest und setzte sich auf das Sofa, Harry in den Armen. Er hatte keine Ahnung, was nun schon wieder geschehen war. Nur, das sein Sohn vollkommen aufgelöst war. Wäre Fenrir schon hier, hätte er ihn sich vermutlich vorgeknöpft, aber der wollte ja erst etwas später kommen, so, das er kaum Schuld haben konnte – oder? Gnade ihm sonst wer, wenn er das hier verursacht hatte, als wäre das Alles nicht so schon schwer genug!
 

Nicht nur, das Harry einfach nicht verstand, dass sie weit mehr als normale Gefährten waren, sondern sogar Seelengefährten, etwas sehr Seltenes. Dazu war der Junge noch nicht mal ganz sechzehn und so schon mit dem, was um ihn herum geschah, restlos überfordert! Dazu kam noch seine Einbildung, nicht gut genug für Fenrir zu sein und egal, was er sagte, der kleine Dummkopf weigerte sich, seine Meinung in dem Punkt zu ändern.
 

Aurora runzelte die Stirn und verließ das Zimmer, sie wusste, sie war in den Situationen keine wirklich Hilfe, dazu kannte sie Harry noch bei Weitem nicht gut genug. Sie würde ihm so gern helfen, aber da war sie vollkommen hilflos, also verließ sie das Zimmer.
 

Harry krallte sich nur an dem Älteren fest. Er hatte es gewusst, er hatte gewusst, dass er nicht gut genug war. Wie auch? Fenrir... war unerreichbar für ihn.. Was hatte er erwartet? Aber...es tat so weh, so schrecklich weh... durfte es so weh tun?
 

Hilflos strich Severus über Harrys Rücken, kämmte durch seine Haare und wartete, bis der Junge ruhiger zu werden schien, vielleicht einfach, weil er keine Kraft mehr hatte, denn der Blick auf die Uhr sagte ihm, dass Harry fast drei Stunden ununterbrochen geweint hatte. Nun lag er einfach in seinen Armen und schluchzte fast lautlos, die Augen fest geschlossen. „Was ist los?“, fragte Severus schließlich leise.
 

„Ich... es... es tut so weh,“ flüsterte der nur, bevor seine Augen in den Kopf zurückrollten.
 

„Harry?!“, alarmiert manövrierte er sich unter dem Jüngeren hervor und sah auf den bleichen Jungen, der sich auf ein Mal nicht mehr regte. Hastig rasselte er alle Diagnosesprüche herunter, die er kannte und das Ergebnis erschreckte ihn, es schien nichts falsch zu sein und doch war der Junge bewusstlos geworden – und er hatte offensichtlich Schmerzen, dazu kam, dass sein Herz grundlos erst wahnsinnig schnell schlug und nun bedrohlich langsam. „Verdammt, Junge, was hast du?“, fragte er mit leiser Verzweiflung. Vorsichtig hob er Harry auf und brachte ihn in dessen Zimmer auf sein Bett, legte ihn vorsichtig hin und begann, ihn aus seiner Kleidung zu schälen, in der Hoffnung, das er vielleicht eine Verletzung übersehen haben könnte.
 


 


 


 

Nur widerwillig hatte er Gregoria mitgenommen, sie war der einzige weibliche Alpha-Werwolf überhaupt und verdammt aggressiv, hatte ihn aber gebeten, sie für eine Nacht unterzubringen und er hatte schlecht ablehnen können. Nun – bis sie hierher aufgebrochen waren, war es ihm auch gar nicht zu schlimm erschienen.
 

Doch kaum hatten sie das Grundstück betreten, begann die Frau, zudringlich zu werden. Er wusste, dass sie auf ‚Brautschau’ war und ihm war in dem Moment auch ziemlich bewusst gewesen, das er vielleicht eben aufgrund seiner Stärke und Stellung ein Ziel sein konnte, aber er hatte es nicht weiter ernst genommen, immerhin hatte er seinen Seelengefährten gefunden und empfand sich als vergeben.
 

„Lass das!“, fuhr Fenrir die Frau schließlich an, als sie sich ein weiteres Mal an ihn hängte. Er empfand diese Annäherungen schlicht als widerlich und Alles in ihm schrie danach, sich ihren Geruch vom Körper zu schrubben, so unangenehm war er ihm.
 

„Warum?“, fragte Gregoria nun mit verführerischer Stimme. Sie wusste schließlich, dass Grayback noch zu Haben war und trotz der Tatsache, dass seine Haare mit knapp über Mitte Dreißig bereits grau und fast weiß waren, fand sie ihn akzeptabel. Einer der Wenigen, der ihr wohl das Wasser reichen konnten. Sie packte Graybacks Oberarme und hauchte in sein Ohr: „Es ist nicht, als wärest du vergeben, Süßer...“
 

In genau dem Moment hörte er etwas und wandte sich um – nur um in Harrys weit aufgerissenen Augen zu sehen. Der Junge stand da, wie versteinert, den plötzlich glanzlos werdenden Blick auf ihn gerichtet, bevor er die Tasche fallen ließ, die vermutlich seine Bücher enthielt, und losstürmte. Das letzte, was er roch, waren die salzigen Tränen seines Kleinen, deren Geruch er inzwischen so gut kannte – und dann waren da diese eklig weichen Lippen, die an ihm rumnuckelten. Ohne nachzudenken, holte er aus und die Frau flog gegen den nächsten Baum. Ohne ein Wort transformierte er sich in einen Werwolf, sie tat, sichtlich erbost, Dasselbe und ein heftiger, hässlicher Kampf zwischen ihnen brach aus.
 

Vielleicht hätte die Frau unter normalen Umständen eine Chance gehabt, doch nun sicher nicht mehr. Fenrir war stinksauer, so sehr, dass seine goldenen Augen auf einmal blutunterlaufen waren. Binnen kürzester Zeit glänzten seine Zähne blutig von den Wunden, die er der Anderen zugefügt hatte.
 

Bill, der schon eher zurückgekehrt war, aber Harry durch die Halle hatte rennen sehen, war nach Draußen gegangen, um zu sehen, ob etwas nicht in Ordnung war und war mehr als erschrocken von dem, was er da sah. Noch nie hatte er seinen Anführer so aggressiv und so bedrohlich gesehen. Die Lefzen waren blutig und dann... „NEIN!“, brüllte Bill aufgebracht. „Wenn du sie umbringst hast du den Ärger und dem Papierkram!“
 

Nur ungern ließ Fenrir, der gerade dazu angesetzt hatte, dem Weib die Kehle durchzubeißen, von seinem Opfer ab, transformierte sich und wischte sich angeekelt über den Mund. „Bill, bring das Ding hier weg und lösch ihr Gedächtnis, wirf sie vor die Tür ihres Rudels und überlass den Rest denen, dieses Stück Dreck will ich nie, nie wieder sehen!“
 

Der Rotschopf war nicht lebensmüde genug, um diesen Befehl in Frage zu stellen, nicht, wo Fenrir derart sauer war. Wortlos packte er die Frau, die sich noch nicht zurücktransformiert hatte und warf sie sich über die Schulter, doch als er los wollte, prallte er regelrecht zurück. Vor ihm standen...
 

„Mister Malfoy,“ stellte Bill fest. „Draco, dieser Tag wird besser und besser,“ bemerkte er trocken.
 

Fenrir, der das hörte, prallte regelrecht zurück und zuckte noch mal herum. Alles in ihm schrie danach, Harry nachzusetzen, aber er musste auch noch für die Sicherheit des Rudels sorgen. „Was wollt ihr hier?“, fragte er kühl.
 

„Severus hat uns eingeladen,“ gab Lucius ruhig zurück, eigentlich hätte er einen spitzen Kommentar geben wollen, aber der blieb ihm gerade im Halse stecken. Er beschloss, das es sicherer war, den Werwolf gerade nicht zu reizen.
 

„Hng,“ knurrte er unwillig. „Geht rein und sagt Irgendwem, er soll euch in einer Stunde zu ihm bringen, ich habe zu Tun!“ Und schon rauschte Fenrir ab.
 

„Was war das denn, Dad?“, fragte Draco überrascht. Er hatte sich gefreut, seinen Patenonkel wiederzusehen, aber nun hatte er ein wirklich komisches Gefühl.
 

Lucius hingegen sah zu dem Rotschopf, der nur leise seufzte. „Tut einfach, was er sagt,“ meinte er nur. „Glaubt mir, das ist besser, viel besser für euch. Und jetzt – muss ich ein Päckchen abgeben...“
 

Fenrir hingegen stürmte erst mal in sein Zimmer, lief ins Bad und stellte sich unter die Dusche, erst da riss er sich die Kleidung vom Leibe und schrubbte sich wie ein Besessener, bis er sich sicher war, dass der Geruch dieser Hure von ihm herunter war. Erst dann trat er aus der Dusche und lief zurück in sein Zimmer, wo er sich frische Kleidung aus dem Schrank suchte.
 

Erst dann klopfte er and er Verbindungstür zu Harrys Zimmer und trat ein, doch was er sah, entsetzte ihn. Severus sah kaum auf, er saß an Harrys Bett, der Junge, der endlich durch seinen Aufenthalt draußen etwas Farbe bekommen hatte, wieder schneeweiß. Schweiß lief über seine Stirn, doch er regte sich überhaupt nicht. „Severus, was ist hier los?“
 

Der Tränkemeister machte sich nicht mal die Mühe, aufzusehen, während er Harry vorsichtig ein weiteres Kreislaufmittel einflößte: „Ich habe keine Ahnung,“ gab der Andere nur zurück. „Harry kam angerannt, hat sich an mich geschmissen und gute drei Stunden einfach nur geweint, als er sich endlich etwas beruhigt hatte, habe ich versucht, ihn zu befragen, das Einzige, was er gesagt hat, war, das er Schmerzen hat, dann ist er bewusstlos geworden. Und ich kann Nichts finden, was falsch wäre!“
 

Fenrir setzte sich zu Severus, nahm Harrys Hand zwischen Seine, sie war kalt, aber feucht. Kein gutes Zeichen. Was, wenn...
 

„Weißt du etwas?“, fragte Severus schließlich ruhig. „Ich habe dich eben im Bad gehört. Du duschst doch sonst nicht um diese Zeit.“
 

„Ich glaube...“, Fenrir strich sanft über den schmalen Handrücken. „Severus, das ist wichtig – meinst du, er weiß, was uns verbindet?“
 

Der Tränkemeister nickte langsam. „Ich bearbeite ihn schon seit Wochen, das er mit dir reden soll, er hat es vor zwei Monaten, kurz nach dem Vollmond rausgefunden, an dem Abend als du ihn hochgebracht hast.“
 

„Aber... warum hat er denn dann nichts gesagt, bei Merlin!?!“
 

Der Tränkemeister schüttelte traurig den Kopf und strich über Harrys Gesicht, rückte die Decke wieder zurecht. „Er dachte, er wäre nicht gut genug für dich,“ gab er leise zurück.
 

„Dummer Junge...“
 

„Fenrir, was weißt du? Verdammt noch mal, ich habe keine Ahnung, wie ich ihm helfen kann!“
 

„Das kannst du nicht.“
 

„WAS?!“
 

„Harry hat mich gesehen, ich musste Gregoria mitnehmen und sie hat sich mal wieder an mich ran gemacht, darum die Dusche, ich hätte sie umgebracht, hätte Bill mich nicht daran gehindert. Aber das wird vermutlich ihr Rudel beenden. Harry ist einfach weggerannt...“
 

„Oh bei Merlin...“, flüsterte Severus tonlos.
 

„Du kannst nichts tun.“
 

„Aber...! Ich werde meinen Sohn doch nicht sterben lassen! Er hat genug durchgemacht! Sag du mir, hat er nicht endlich mal das verdammte Recht auf etwas Leben?!“
 

„Ich habe nicht vor, ihn sterben zu lassen;“ gab Fenrir ruhig zurück. „Das solltest du eigentlich wissen. Du hast Besuch, du solltest ihn begrüßen.“
 

„Besuch?“
 

Fenrir hob eine Augenbraue. „Blond, arrogant...“
 

„Nicht jetzt...“
 

Fenrir legte seinem Freund die Hand auf den Arm. „Ich weiß, dass du Angst hast,“ meinte er leise. „Die habe ich auch. Aber im Moment bin ich der Einzige, der Etwas für den kleinen Sturkopf tun kann, erinnerte er den Anderen. „Sobald sich etwas ändert, sage ich bescheid und jetzt geh. Ich lass ihn nicht allein.“
 

Nur unwillig erhob Severus sich, doch er wusste, in dem Fall konnte er wirklich nichts tun, Harry hatte es mal wieder geschafft, sich selbst zu verletzen – so schwer, wie nie zuvor. Harry hatte beschlossen, lieber auf seinen Gefährten zu verzichten und das konnte – und würde – ihn umbringen, wenn Fenrir ihn nicht davon würde überzeugen können, dass er es wirklich ehrlich meinte.
 

Sanft strich er noch ein Mal durch die wirren Haare und küsste die wieder fieberheiße Stirn, bevor er sich schweren Herzens zurückzog, in dem Wissen, nichts mehr auswirken zu können. Und er musste Aurora erklären, was geschehen war. Dieser Tag drohte, wirklich lang zu werden.
 

Kaum war Severus aufgestanden, nahm Fenrir dessen Platz ein, doch er wartete, bis der Tränkemeister aus dem Raum war, bevor seine Hand vorsichtig über das Gesicht des Jüngeren glitt, seine Finger fuhren die Haut nach, kamen am Hals zum Ruhen und er konnte sich erst etwas geruhigen, als er den Puls unter ihnen flattern fühlte. Er wusste, das hier war zum Teil seine Schuld. Er hätte das Gespräch beginnen und mit Harry reden müssen, in dem Moment, als er den ersten Verdacht gehabt hatte, das Harry das Band zu fühlen begann. Dann wäre all das gar nicht erst geschehen.
 

Er hatte von Anfang an gewusst, das Harry sich nicht einfach so trauen würde, mit ihm über so etwas zu reden, zu geprägt war er von den Muggeln und von dem angeblich so guten Schuldirektor, der ihm immer und immer wieder erzählt hatte, dass er es nicht wert war, geliebt zu werden. Jetzt wurde ihm die Rechnung für sein Versäumnis präsentiert und er musste ehrlich sagen, dass der Preis ihm entschieden zu hoch war.
 

„Harry, ich bin da,“ sprach er leise. Nur bei dir, nicht bei dieser nymphomanischen Hure, ich bin hier, direkt neben dir. Komm zurück, bitte...“ Er strich sanft über die weichen, dunklen Haare und hob die Augenbraue, als er den Stoffwolf am Kopfende bemerkte. Bisher hatte der Jüngere jede Nacht mit ihm im Arm geschlafen. Es sah falsch aus, dass das Kuscheltier nun unbeachtet da oben lag. Und dabei hatte es so gut ausgesehen, Harry hatte gut zugenommen, sich schön in das Rudel eingepasst und er war aufgeblüht, er hatte sogar wieder Farbe bekommen. Und nun das...
 

Allein Harry wieder so zu sehen, war für ihn nur schwer erträglich, es erinnerte ihn an die Zeit, als er ihn gefunden hatte, schwer verletzt, fast verhungert und kraftlos im Schnee liegend. Nur war es dieses Mal ungleich viel schlimmer. Denn im Gegensatz zum ersten Mal war er sich alles Andere als sicher, ob Harry es schaffen würde. Denn nun gab es keine Tränke, die ihn aufbauen oder am Leben erhalten konnten, wenn der Jüngere beschloss, das Alles zu viel zu werden drohte. Er wusste, das Harry vermutlich lieber sterben würde, als sich erneut dem Risiko stellen zu müssen, sein Herz brechen zu spüren. Der Tod würde milde mit ihm sein, Harry hatte nie etwas Falsches getan. Für ihn wäre es, bei den Schmerzen, die er haben musste, eine leichte Erlösung. „Bitte, mein Kleiner,“ bat er leise. „Du musst kämpfen, du bist stark, du hast es geschafft, zu überleben, bitte, gib jetzt nicht auf, ich weiß, das es weh tut, ich sehe es dir an, aber ich verspreche dir, das wird es am Ende wert sein...“

Ein unerwartetes Wiedersehen

Hi!
 

So, hier bin ich ncoh mal, ein letztes Mal für dieses Jahr. Ich hoffe, die Geschichte wird euch weiterhin gefallen *g* und ich wünsche euch Allen einen guten Rutsch

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Sie saßen schon seit einer kleinen Ewigkeit in einem der Gästezimmer, in die ein Rudelmitglied sie geführt hatte und noch immer war Severus nicht aufgetaucht. Dabei hatte er gedacht, Severus würde ihm regelrecht in die Arme fallen, immerhin waren sie beste Freunde. Das der Tränkemeister das nicht tat, war sicher so wenig ein gutes Zeichen, wie der aggressive Kampf der beiden Werwölfe, den sie beobachtet hatten und in dem Grayback die Andere fast tot gebissen hatte.
 

Draco hatte sich eines der Bücher genommen und las, er wusste inzwischen, dass Harry bei seinem Paten wohnte und das er wohl seine alten Querelen mit dem Jungen würde begraben müssen, doch die Neuigkeit über die Adoption hatte Lucius seinem Sohn vorenthalten, das war Severus’ Geschichte und er würde sie dem Anderen erzählen dürfen.
 

Er wusste, wenn er ehrlich war, selbst nicht, was er von dieser Sache halten sollte, er hatte Bedenken dagegen geäußert, doch Severus hatte darauf beharrt, dass es seine Entscheidung sei und sich nicht reinreden lassen, vor Allem, da seine Frau ja bereits zugestimmt hatte.
 

Doch nun, wo sie schon so lange warteten, wusste Lucius, dass hier etwas Schwerwiegendes geschehen sein musste und das machte ihn nervös. Er hasste es, in so eine Atmosphäre zu kommen, die ihn fatal an die ein England erinnerte, kurz bevor sie geflohen waren. Seine Frau hatte sich die Freiheit genommen, sich bereits hinzulegen, sie hatte gemeint, dass Severus, egal, was geschehen wäre, wohl erst mal mit Lucius reden wolle und nicht mit ihr, wo sie vermutlich Recht hatte.
 

Auch Draco klappte gerade sein Buch zu. „Gehst du ins Bett?“
 

„Ja,“ gab der Jüngere zurück, sichtlich frustriert. „Ich rede morgen mit Onkel Sev, so er dann gnädigst etwas Zeit hat.“
 

„Urteile nicht, bevor du nicht weißt, was geschehen ist!“
 

„Das tu ich nicht!“
 

„Nein, aber du bist beleidigt!“
 

„Darf ich doch auch! Ich meine, da machen wir uns auf den weiten Weg und dann... werden wir von einem Wiesel in Empfang genommen!“
 

„Es lässt sich nun mal nicht ändern,“ gab Lucius ruhig zurück und deutete auf das zweite Schlafzimmer in der kleinen Wohnung. „Lass ihn sich erst erklären und sei dann beleidigt, er ist dein Onkel und du weißt, er würde nie ohne Grund nicht erscheinen.“
 

„Ja, ja,“ murrte Draco nur und marschierte schnurstracks in das vorbereitete Zimmer. Na gut, er würde abwarten, was sein Onkel zu Sagen hatte, nicht, das er glaubte, das der wirklich einen triftigen Grund hatte, aber er würde abwarten...
 

Lucius hingegen stand auf und trat zu einem der Fenster, sah nachdenklich hinaus. Nein, es war sicher etwas geschehen, das stand für ihn fest. Das letzte Mal, als Severus sich so verhalten hatte, hatte er ihn anschließend halb tot auf der Krankenstation von Hogwarts wiedergefunden.
 

Eine halbe Stunde später klopfte es. „Herein,“ rief Lucius mit geschult ruhigem Gesichtsausdruck, doch er war entsetzt, als er seinen besten Freund sah, die Augen eingefallen, als habe er geweint, die Haare durcheinander und den Kopf nicht aufrecht, wie sonst. „Sev?“, fragte er und trat zu dem Anderen, legte ihm die Hand auf die Schulter. „Sev, was war los?“
 

Severus war nicht direkt zu Lucius gegangen, er hatte sich lange im Bad aufgehalten, ohne zu merken, das er selbst zu weinen begonnen hatte. Er hatte Angst, Angst um seinen Sohn, denn er wusste, dessen Leben stand auf Messers Schneide. Und er hatte gebetet, das erste Mal seit fast zwanzig Jahren hatte er wieder gebetet, um das Leben seines einzigen Kindes, das es je geschafft hatte, sein Herz zu erschleichen, so sehr, das er es adoptiert hatte, um ihm mehr Sicherheit geben zu können.
 

Erst viel später und ohne sich wieder herzurichten, war er zu Lucius gegangen, er spürte das Gewicht von dessen Hand und sah kurz in die besorgten, blaugrauen Augen, bevor er sich setzte und sein Gesicht erneut zwischen den Händen verbarg. „Ich weiß nicht, ob er überlebt...“
 

„Überlebt? Wer... Potter?!“
 

„Mein Sohn,“ korrigierte er seinen alten Freund müde.
 

„Warum, was ist passiert?“, fragte Lucius, mehr um Severus, als um Potter besorgt. Ja, der Junge tat ihm sicher irgendwie leid, aber er kannte ihn kaum, außer als nervigen kleinen Idioten, der ihm im Weg stand und es offensichtlich wieder mal geschafft hatte, sich in eine fast ausweglose Lage zu manövrieren.
 

„Er... ich weiß nicht, ob er diese Nacht überlebt...“
 

„Severus, das hilft mir nicht,“ gab Lucius bemüht ruhig zurück. „Warum stirbt er? Was ist passiert?“
 

„Was weißt du über Seelengefährten vor Allem bei magischen Wesen?“
 

Überrascht über den abrupten Themenwechsel sah er auf. „Vermutlich Dasselbe, wie du, bedenkt man, dass wir Beide reinblütig erzogen worden sind.“
 

„Harry und Fenrir... teilen einen solchen Seelenbund…”
 

„Soweit ich weiß, ist das doch nichts Schlechtes... oder? Oder geht es um die Folgen für Grayback?“
 

„Harry hat diese Bindung geleugnet...“
 

„WAS? Was zum...? WARUM? Ist er vollkommen bekloppt!?“
 

„Rede nicht so von ihm!“
 

„Aber...!“
 

„Harry wurde von Muggeln aufgezogen, ich bezweifle, das er wusste, was er da getan hat oder das er auch nur begriffen hat, was das bedeuten kann! Und er hat so viel durchgemacht, das es uns Allen klar ist, warum er das getan hat!“
 

„Jetzt bin ich gespannt,“ gab Lucius ruhig zurück. „Was, bitte, hat ihn zu so einer Dummheit bewogen?“ Er konnte sich so etwas einfach nicht vorstellen. Es gab Nichts, was mehr geehrt wurde, als zwei Seelen, die sich gefunden hatten. So etwas leugnete man nicht.
 

„Harry hat Fenrir mit einer Anderen gesehen und dachte, er könne nie mit so Jemandem konkurrieren, schon gar nicht mit einer Frau, er hat stundenlang geweint und ich habe einfach nicht herausbekommen, was los ist und dann... seine letzten Worte waren ‚Es tut so weh,’ Luc! Und ich konnte ihm nicht helfen!“
 

Der Blonde überlegte lange, bevor er schließlich über Severus’ Rücken strich. Da sah man mal wieder die Tragweite und die Fatalität einer Muggelerziehung. Und Misshandlung. Und die fehlende Aufklärung in Schulen wie Hogwarts, es gab gute Gründe, warum Leute wie er auf einen Traditionenkurs bestanden hatten, um das wieder auszugleichen, aber das war ja abgetan worden, als Schikane... „Ich denke, er wird es schaffen,“ ermutigte Lucius ruhig. „Harry ist zu dickköpfig, um einfach aufzugeben, bedenkt man, wie oft er uns Allen einen Strich durch die Rechnung gemacht hat.“
 

„Da... ist ihm nicht das Herz gebrochen...“
 

„Sev, denkst du, Schwarzmalerei macht es besser?“, fragte er leise.
 

Der Tränkemeister sah müde auf. „Ich fühle mich schrecklich, ich kann nichts tun, gar nichts....“
 

„Du siehst auch schrecklich aus,“ meinte er nur ruhig. „Komm, Severus, leg dich etwas hin, vielleicht sieht es morgen schon wieder besser aus...“
 


 


 


 

Es war warm, die Schmerzen waren endlich vorbei, unter seiner Hand spürte Harry zu seiner Verwunderung weiches Gras. Kein Bett. Verwirrt richtete er sich auf und rieb seine Augen. Wo zum Henker war er? Um ihn herum waren grasige Hügel, einige Beete mit wunderschönen Blumen, die er noch nie zuvor gesehen hatte, umgeben den Fleck, auf dem er lag. War er tot?
 

Harry wusste es nicht, aber sicher war, dass ihm nichts mehr weh tat. Als er an sich herunter sah, merkte er, dass er nicht mehr so dünn war und das er Kleidung trug, die er nicht kannte. Langsam richtete er sich auf. War das der Himmel? Er wusste nur, das es schön warm und angenehm war.
 

Wie war er gestorben? Er verstand das Alles nicht, das Letzte, an das er sich erinnerte... er schluckte schwer, als er das Bild wieder vor sich sah, Fenrir mit der Frau, schön war sie gewesen. Dunkle, volle, lange und lockige Haare, ein hübsches, aber markantes Gesicht, durchdringliche, schwarze Augen. Wie sollte er da auch konkurrieren, wenn er die Wahl hatte, das sehen zu müssen, oder tot zu sein, wäre er wirklich lieber....“
 

„Welpe!“
 

Harrys gesenkter Blick fuhr in die Höhe und ein Strahlen glitt über sein Gesicht. Ohne sich die Zeit zu nehmen, sich die Träne abzuwischen, sprang er auf und rannte los – direkt in die Arme von Remus und Sirius. Dann war er also tot. Aber das war ihm egal. Er war wieder bei Menschen, die ihn liebten.
 

Sirius strich Harry sanft über den Rücken, rückte ihn dann etwas ab und betrachtete den Anderen. „Warum bist du hier?“, fragte er leise.
 

„Weil.. ich tot bin?“; fragte Harry nur ratlos. „Ich... ich weiß es nicht...“
 

Remus setzte sich einfach mit auf den Boden, er sah ganz anders aus, als früher, trug gute Kleidung, war rasiert und seine hellbraunen, halblangen Haare waren mit einem Gummi zurückgebunden. Auch Sirius hatte keinen Bart mehr, aber lange, schwarze Haare, die er, wie der Andere, im Zopf trug.
 

„Harry, du bist nicht tot,“ gab Sirius ruhig zurück.
 

„Aber...!“
 

„Das hier ist eine Art Zwischenstation.“
 

„Ich... verstehe nicht.“
 

„Hierhin kommen die, die noch nicht tot sind, aber die kurz davor stehen,“ erklärte Remus leise. Er selbst hatte sich mehrfach hier befunden, bevor er sich entgültig getötet hatte, im Wissen, dass er die Nacht anders nicht überstehen würde. Er wusste noch, wie schwer ihm die Rückkehr gefallen war, da Sirius das letzte Mal hier gewesen war, aber da war auch noch Harry gewesen, hilflos, eingesperrt und allein.
 

„Was...warum...?“
 

Sirius sah zu seinem Geliebten, zog Harry wieder zu sich, so, dass der auf seinem Schoß saß. „Er hat keine Ahnung, was geschehen ist,“ stellte er dann fest.
 

„Woher sollte er?“, fragte Remus. „Niemand hat ihm das je erklärt...“
 

„Was... wovon redet ihr?“
 

„Harry, das hast du dir selbst angetan,“ erklärte Remus schließlich leise.
 

„Was hab ich gemacht?!“
 

„Erinnerst du dich daran, dass dein Herz dir so weh getan hat?“
 

Harry nickte, wobei er schwer schlucken musste. „Es... es hat so weh getan...“
 

„Was hast du gedacht?“
 

„Ich...“
 

Remus betrachtete Harry eine ganze Weile. „Du bist Fenrirs Gefährte, das weißt du, oder?“
 

„Ja,“ gab der Grünäugige traurig zurück. „Aber... er... er will mich... nicht... ich.. ich hab ihn gesehen, mit... mit...!“
 

„Das ist nicht Alles,“ nahm Sirius den Faden ruhig wieder auf. „Ihr seid weit mehr, als das.“ Er hatte lang gebraucht, um zu akzeptieren, dass Harry ausgerechnet zu dem Mann gehörte, der Remus zu einem Werwolf gemacht und ihn so derart verletzt hatte. Aber er hatte keinen Einfluss darauf und zumindest schien ihm der Mann in der Lage zu sein, Harry zu verteidigen, so, dass der nicht mehr kämpfen musste. „Ihr seid Seelengefährten, Harry.“
 

Kurz blinzelte Harry, dann schüttelte er den Kopf. „Das... das glaub ich nicht...“
 

„Doch,“ gab Remus ruhig zurück. „Darum hat es so weh getan, du hast gedacht, das er dich nicht liebt und... überleg genau, was hast du in dem Moment gedacht?“
 

Harry kuschelte sich an den Anderen, der noch genauso roch, wie er ihn in Erinnerung hatte. „Ich... weiß nicht, dass... dass sich ihm nicht im... Weg sein will und.. das er mich nicht... liebt...“
 

„In der Muggelwelt mag ein gebrochenes Herz nicht viel bedeuten,“ gab Remus leise zurück, „Hier, in der magischen Welt, ist es tödlich. Aber Harry – nicht nur für dich. Vielleicht würde Fenrir nicht sterben, da euer Bund nie... vervollständigt würde, aber seine Seele wird sterben und er kann zu dem Monster werden, das du nur aus bösen Märchen kennst...“
 

Entsetzt sah Harry auf, blickte die Beiden an: „Was?“, fragte er tonlos.
 

Remus deutete auf eine Art Gartentörchen. „Wenn du dich dazu entscheidest, durchzugehen, ist der Schmerz weg,“ erklärte er leise. „Für immer. Dahinter sind Sirius und ich, deine Eltern, Cedric und viele Andere, da ist Friede. Aber damit verlierst du Fenrir, für Immer, denn seine Seele wird sterben und er wird schreckliche Dinge tun, dann darf er hier nie wieder hin.“
 

„Es ist schwerer, sich dem Leben zu stellen,“ fuhr Sirius ruhig fort, strich über Harrys Haare. „Es kann weh tun, es wird immer wieder Kämpfe, Streit und Feindschaften geben, unangenehme Dinge, aber du kannst bei Fenrir bleiben, er liebt dich, Dummchen, seit du das Bewusstsein verloren hast, ist er nicht von deiner Seite gewichen, seit Tagen, er ist immer bei dir, er hat schreckliche Angst um dich. Und wenn du es schaffst, zurück zu gehen, wird er immer bei dir sein können, auch, wenn ihr irgendwann hierher zurückkehrt. Glaub mir, ohne ihn würde es für dich hier bald einsam werden, da hilft auch die schönste Ewigkeit nichts mehr... Ich würde ohne Remus hier nicht sein wollen.“
 

„Aber... er...er will mich doch gar nicht, er... hat nie was gesagt und...!“
 

Remus lächelte nur und strich durch Harrys Haare. „Er liebt dich sogar sehr. Er weiß, was zwischen euch ist. Aber er wollte dir Zeit geben – Zeit, dich zu erholen und gesund zu werden, Zeit, selbst dahinter zu kommen. Seit du da bist, hat er Niemanden mehr mit in sein Schlafzimmer genommen. Er sitzt die gesamte Zeit an deinem Bett, Harry.“
 

„Aber... aber die Frau!“
 

„Er hätte sie fast umgebracht und danach hat er über eine Stunde in der Dusche gestanden, um ihren Geruch loszuwerden, so angeekelt war er. Du hättest es gesehen, wenn du nur einige Sekunden länger da geblieben wärest.“
 

„Wirklich...? Glaubt ihr das?“
 

„Wir sind tot,“ gab Sirius sanft zurück. „Wir wissen es. Wäre dem nicht so, hätte ich diesen arroganten Werwolf schon lange heimgesucht, Kleiner..“
 

„Ich... es tut immer so weh,“ flüsterte Harry, den Blick auf die kleine Pforte gerichtet, die einladend schimmerte.
 

„Das gehört zum Leben,“ gab sein Patenonkel leise zurück. „Glaub mir, ich weiß, was du meinst und ich weiß, was du durchgemacht hast – jetzt zumindest. Ich wünschte, du hättest es mir eher gesagt...“
 

„Du hättest doch eh nichts tun können, ich... ich wollte nicht, dass du dich noch um mich kümmern musstest...“
 

„Dummkopf,“ scholt Sirius sanft.
 

„Und Harry, wenn du hier bleiben würdest, wäre nicht nur Fenrir verzweifelt, Severus liebt dich, Kleiner, du bist der Sohn, den er nie wird haben können, die vielen Folterungen durch Voldemort oder Dumbledore, ist er unfruchtbar... „
 

Harry lächelte leicht, als der Andere den Tränkemeister erwähnte, doch dann wurde er ernst. „Siri.. bist... bist du böse?“, fragte er leise.
 

„Aber nein,“ gab er nur zurück, strich über die weichen Haare: „Auch, wenn ich ihn nie mögen werde, aber er hat dich immerhin versorgt, also bin ich ihm dankbar, ich werde nicht mal mehr seinen Spitznamen erwähnen,“ versprach er.
 

„Und...was... was haben meine Eltern dazu gesagt?”
 

„Warum fragst du sie nicht?“
 

„Was...?“
 

Remus lächelte und deutete in eine unbestimmte Richtung – und da waren sie, sie sahen aus, wie im Spiegel Nerhegeb, sie schienen aus dem nichts aufzutauchen. Er klammerte sich noch fester an Sirius fest, der nur lächelte, aufstand und Harry aufrichtete: „Na los, geh schon,“ spornte er ihn an und schubste ihn.
 

Lily lächelte nur, in ihren Augen glänzten Tränen: „Mein Baby!“
 

Das war Alles, was Harry brauchte. Er rannte los, wurde von Armen aufgefangen, die ihn hielten. Und da war es wieder, dieser unbestimmte Geruch, den er aus seiner frühesten Kindheit gekannt hatte, der immer dann da gewesen war, wenn es ihm besonders schlecht gegangen war.
 

Auch James lächelte und strich ihm durch die Haare. „Ich bin stolz auf dich,“ stimmte er leise zu. „Aber warum Sni...! Au!!!“
 

„Ich habe dir immer gesagt, dass du ihn nicht beleidigen sollst! Er ist sogar Harrys neuer Vater! Er war für den Kleinen da, als wir es nicht sein konnten! Komm endlich über deine Schulzeit hinweg! Meine Güte, nicht mal der Tod hat diesen Kindskopf erwachsen werden lassen,“ murrte Lily frustriert. „Selbst Sirius ist erwachsen geworden!“
 

Sirius lachte nur leise im Hintergrund, er war aufgestanden, seine Arme waren um Remus geschlungen, er küsste ihn gerade in den Nacken. „Vielleicht wird doch noch Alles gut...“
 

Remus blickte auf den Jungen, der schüchtern vor den Eltern stand, die ihm so fremd waren. „Er hätte es verdient,“ gab Remus nur zurück. „Er ist viel zu jung, um hier zu sein, weil er nicht versteht, was er getan hat,“ meinte er nur. „So gern ich meinen Welpen jetzt schon wieder bei mir hätte, noch ist es nicht soweit, er muss zurück. Denn an ihm hängt doch noch so viel...“
 

Sirius nickte langsam. Es war für ihn eine Belastung für ihn, zu wissen, was alles an diesen schmalen Schultern hing. Dumbledore und die Probleme mit der Gesundheit, die Andere ihm ruiniert hatten und nun ein Seelenbund, den er nicht richtig begreifen konnte und die Verantwortung für die geistige Gesundheit von Grayback, der einen großen Schaden anrichten konnte, wenn er durchdrehen würde.
 

Harry selbst blieb eine Weile in den Armen seiner Eltern, sie zanken zu hören, hatte etwas seltsam Normales, etwas Willkommenes. Doch dann spürte er etwas, als er aufsah, merkte er, wie die Gestalten seiner Eltern langsam verschwammen, bis er sie nicht mehr sah. Eine einzelne Träne löste sich aus seinem Augenwinkel, er sah sich um.
 

„Nein! Bitte! Bitte, nicht gehen!“
 

Remus und Sirius lächelten etwas. „Harry, du musst dich entscheiden,“ erklärten sie leise, nahmen den Jungen, der auf sie zustürzte, noch mal in die Arme. „Du hast noch ein ganzes Leben vor dir, es ist zu früh für dich, hierher zu kommen.“
 

Sirius ging noch ein Mal in die Knie, blickte in die Augen des Jüngeren. „Ich weiß, wie hart es sein kann,“ erinnerte er seinen geliebten Patensohn. „Glaub mir, das habe ich gemerkt, aber wenn ich nicht durchgehalten hätte, hätte ich dich auch nicht wiedersehen können.“ Er lächelte sanft.
 

Auch Remus nickte. „Es ist härter, das Leben ist nur selten gerecht, aber glaub mir, das ist es durchaus wert.“ Er strich über Harrys Wange. „Fenrir liebt dich wirklich, seit du da bist, ist er ausgeglichener und glücklich.“
 

„Ich... ich hab Angst...“
 

„Das musst du nicht, er wird dich schützen, vermutlich bemuttern bis sonst wohin,“ fügte der Werwolf amüsiert hinzu. Dann deutete er erneut auf das Tor: „Hierher kommst du noch früh genug – und bis dahin – genieß das Leben,“ bat er sanft. „Niemand sollte sterben, wenn er noch nicht geliebt hat.“
 

Und dann waren sie wieder verschwunden. Er war allein. Leise vor sich hinweinend rollte Harry sich wieder zusammen. Eben hatte er sich noch so wohl gefühlt, behütet, geschützt, doch nun war er alleine, daran änderte auch der warme Wind nicht. Das Tor da vor ihm, es war so verführerisch. Da war er sicher, kein Schmerz, keine Angst, seine Eltern, Remus, Sirius.
 

Aber da war auch das, was die Anderen ihm gesagt hatten, über Fenrir. Der ihn angeblich doch mochte. Er musste nur die Augen schließen, um den Anderen vor sich zusehen, das Gefühl der Wärme, das ihn immer umgeben hatte, wenn der Ältere bei ihm gewesen war. Er vermisste Remus und Sirius schrecklich, aber da waren auch noch Severus, Aurora, Bill, Fred, George und Andere, mit denen er immer mal wieder gespielt oder sich unterhalten hatte. Es war so schwer und das Tor funkelte so vielversprechend...
 

Harry wusste nicht, wie lange er da so gelegen hatte, bis er sich wieder etwas aufrichtete. Was hatte Remus gesagt? Man sollte nicht gehen, wenn man nicht zumindest ein Mal geliebt hatte? Was, wenn er sich diese Chance verspielte, nur wegen etwas Bequemlichkeit? Er wusste, dass Severus ihn wirklich mochte, und das der Andere mindestens genauso viel durchgemacht hatte, wie er. Und der hatte nicht aufgegeben. Und wenn Fenrir ihn wirklich mochte, hatte der dann nicht auch eine Chance verdient?
 

Langsam richtete Harry sich auf. Da war er wieder, dieser Schmerz in der Brust. Es tat weh, doch es gehörte dazu, das war ihm nun klar. „Wie komme ich jetzt zurück?“, fragte Harry sich schließlich hilflos, bevor auf einmal Alles um sich herum sich auflöste. Oha...

Eine neue Chance

Albus wusste, er steckte in der Patsche und zwar verdammt tief. Seine politischen Verbindungen waren nicht mehr existent, das Ausland hatte jeglichen Handel mit Britannien eingestellt und im eigenen Land wurde er, er der gütige, weise Mann, nur noch als ein Monster gesehen! Er wusste, dass seine Leute alle Mühe hatten, die aufgebrachte Masse, die vor dem Ministerium stand, daran zu hindern, dass sie das Gebäude stürmten und ihm am Ende wohlmöglich meuchelten!
 

Ihn!
 

Ihn!
 

Den Mann, der ihnen die Freiheit wieder geschenkt hat, ein gutes Leben, ohne Voldemort! Und sie regten sich auf, wegen eines gottverdammten, kleinen, verwöhnten Göres und eines Verbrechers, die sie aber Beide zuvor in den Zeitungen schlecht gemacht worden waren! Und das nur, weil der verfluchte Bengel entkommen was! Aber wie?
 

Und diese wertlosen Slytherins, die er hatte verschwinden lassen! Erst hatten sie sich aufgeregt, Alle hatten Angst gehabt, doch als er etwas unternahm, schrieen sie schon wieder!
 

Diese dummen, dummen Menschen! Konnten sie sich nicht langsam mal entscheiden, was sie wollten? Auf ein Mal schrieen sie danach, dass der bekloppte Potter-Bengel zurückkommen solle, ihr Held, nun auf ein Mal war er wieder ihr Held, aber bei dem Schauprozess hatten sie ihm noch aus der Hand gefressen! Ihm, nicht Potter, der seine Unschuld beteuert hatte!
 

Oder die Geschichte mit Black und Lupin! Diese Beiden wurden zu Märtyrern erhoben! Einige Irre hatten Blacks Leiche sogar ausgebuddelt und ihn wie einen verfluchten Helden bestattet und sie schrieen danach, dass die Malfoys ins Land zurückkehren sollten! Man wünschte ihm, dem verehrten Mann, nur noch den Tod! Was war nur so schief gelaufen? Und wie waren diese Idioten überhaupt an die ausländischen Artikel gekommen, immerhin hatte er verboten, dass sie ins Land kamen!
 

Seine Faust raste wieder auf den Tisch, der leise zu ächzen schien. Umbridge, eine seiner zuverlässigsten Mitarbeiterinnen lag in St Mungos, ein hysterischer Mob hatte sie vor zwei Tagen fast umgebracht. Weil sie ihn und ein paar unwichtige Slytherins gefoltert habe! Pah! Die Frau hatte ihren Job gemacht und mehr auch nicht! Das Benehmen dieser Leute war eine Schande, aber das war nicht sein eigentliches Problem.
 

Sie hatten zwei Ausbildungslager für Slytherins gefunden, da, wo er die ehemaligen Klassenkameraden von Potter gehalten hatte und sie hatten Zeter und Mordio geschrieen! Seine Besitztümer waren gestürmt und viele seine Mitarbeiter waren von den Leuten gefangen und ins Ausland gebracht worden waren! Nur noch Wenige waren da, um ihn zu schützen, er wusste, vorerst hatte er verloren.
 

Leider.
 

Er musste einen Großteil seines angehäuften Reichtums zurücklassen, was ihn am Meisten ärgerte, er konnte nur mit einigen Galleonen flüchten. Erst mal nach Frankreich, Niemand rechnete mit seiner Flucht, er musste nur Potter finden und ihn umbringen, dann würde man ihn sicher zurückbringen. Aber dafür musste er alle Häuser, die der Bengel geerbt hatte, abklappern . In einem davon würde er sich sicher verstecken! Und dann würde er sich zurückholen, was ihm öffentlich zustand! Oh ja, er würde zurückkommen und dann Gnade den Leuten, die sich ihm in den Weg gestellt hatten!
 


 


 

Fenrir war kurz vor dem Verzweifeln, so, wie viele Andere auch. Es war über eine Woche vergangen und noch immer hatte Harry sich kaum gerührt, er lag einfach nur da, bleich, schmal, manchmal zitterte er etwas. Das Einzige, was ihn manchmal etwas ablenkte, waren die Berichte von Bill, die der in regelmäßigen Abständen brachte, der Aufstand, der in England herrschte. Doch all das bereitete ihm schon lange keine Freude mehr, es lenkte ihn auch immer nur sehr kurz ab.
 

Auch Severus war oft hier, Lucius war nach Frankreich gegangen, so, dass im Moment nur Draco hier war, der einen Schock bekommen hatte, als er erfahren hatte, dass Harry inzwischen der Sohn seines Paten war.
 

Oft saßen sie zu Zweit an Harrys Bett, Severus und er, und sie redeten leise, auch, um Harry zu zeigen, das er nicht allein war. Und wenn er allein war, redete er mit dem Jungen, nur zu oft setzte er sich, wie heute, an das Bett und hob den Jüngeren, fest in seiner Decke eingewickelt, so hin, dass der Kopf auf seinem Schoß lag.
 

Die letzten beiden Tage waren am Schlimmsten gewesen, Harrys Atmung war auf ein Mal schrecklich flach geworden und sein Herz hatte nur noch bedenklich langsam geschlagen, sie Beide hatten Angst gehabt, Harry jede Sekunde verlieren zu können und waren nicht mehr von dessen Seite gewichen, trotz der Aussichtslosigkeit hatte Severus seinem Sohn Kreislaufmittel eingeflößt.
 

Erst etwa zwanzig Stunden später war eine Besserung eingetreten, Harry hatte begonnen, wenn auch gequält, aber wieder tiefer ein und aus zu atmen und sein Herz schlug wieder kräftiger. Erst dann hatte Fenrir Severus dazu überreden können, sich etwas hinzulegen, in sein Zimmer, das ja nur durch das Bad von Harrys getrennt war, er müsse etwas schlafen. Sollte Harry aufwachen, müsse Jemand mit einer fundierten Heilerausbildung da sein, um ihm zu helfen.
 

Aurora hatte das als ihr Stichwort gesehen und Severus einfach mit in ihr eigenes Zimmer gezerrt, ihm dann sogar einen Schlaftrank eingetrichtert. Das hatten auch die Hauselfen bei ihm versucht, aber seine Nase hatte ihn gewarnt. Er saß nun einfach da, Harry in seinem Schoß, seine Sinne auf dessen Herzschlag gerichtet.
 

Langsam aber sicher spürte Harry seinen Körper wieder, schwer und noch immer tat ihm die Brust schrecklich weh. Nichts war mehr so leicht, wie in dem viel zu kurz anmutenden Moment mit Siri und Remus und seinen Eltern. Das Atmen tat ihm weh, aber es war nicht so schlimm, wie am Anfang, es schien besser zu werden – und außerdem war überall der Geruch nach Zimt und Meer... Remus hatte Recht gehabt, Fenrir war da!
 

Nur sehr langsam schaffte Harry es, seine Augen einen Spalt breit auf zu bringen. Er sah nur wenig und nur sehr verschwommen, doch er spürte Fenrirs Finger in seinen Haaren und eine Hand beruhigend schwer auf seiner Brust. Es war, als würde sie den Schmerz etwas mildern. Es dauerte eine weitere Weile, bis er seine Finger bewegen konnte, die sich komisch taub anfühlten, denn an Sprechen war nicht zu Denken, sein Hals fühlte sich schrecklich an, trocken, rau und dick.
 

Fenrir merkte, wie müde er war und er wusste, er sollte auch etwas schlafen, aber er hatte Angst, dass er dann aufwachen könnte und das Harry tot sein würde. Das würde er nicht verkraften, das wusste er. Dazu war Harry ihm viel zu wichtig geworden. Vielleicht würde er sich etwas hinlegen, wenn Severus zurück sein würde.
 

Ja, und dann geschah es. Harrys Herzschlag veränderte sich. Langsam, so, dass er es zu Beginn gar nicht merkte, dann aber immer beständiger, bis ein ruhiger Rhythmus sich etablierte. Was Fenrir aber aufmerksam werden ließ, war etwas Anderes. Der flache Atem klang auf ein Mal etwas gequälter, als versuche Harry, tief einzuatmen und es würde ihm Schmerzen bereiten. „Harry?“, fragte er aufgeregt. Es war der erste Hoffnungsschimmer, seit der Junge in diesen Zustand gefallen war.
 

Harry konnte nicht antworten, er brachte keinen Ton heraus, aber er hörte die Sorge und die Hoffnung in der Stimme des Älteren. Also nahm er sich zusammen und drehte seinen Kopf ein Wenig, versuchte, ruhiger zu atmen, aber es tat immer noch so weh... hätte es nicht aufhören sollen? Warum tat es immer noch so weh?
 

„Merlin! Harry, Harry du bist wach!“
 

Der Jüngere versuchte, zu lächeln, doch irgendwie wollte das nicht klappen. Allerdings wurde er etwas hochgehoben und das Atmen wurde leichter. Er klammerte sich schwach an den Arm, der ihn gegen die Brust des Älteren drückte. Er wusste nicht, wie viel Zeit verging, als ihm ein Glas an die Lippen gehalten wurde. Harry fragte nicht, er bemühte sich nur, langsam zu trinken. Wasser. Himmel, tat das gut! Er seufzte erleichtert und endlich hatte er das Gefühl, sich wieder etwas bewegen zu können.
 

Fenrir hatte den Jungen beobachtet und es hatte ihn Einiges gekostet, überhaupt etwas Anderes zu tun, als Harry nur festzuhalten, bevor sein Verstand ihm klar gemacht hatte, dass der Jüngere vielleicht etwas Wasser brauchen könnte. Er half dem Grünäugigen, zu trinken, beobachtete dann, wie der sich wieder gegen ihn sinken musste und immer noch hielt dessen Hand seinen Arm in einem eisernen Griff fest. Als hätte er Angst, das Fenrir gehen könnte. Als ob er das gekonnt hätte! „Wie geht es dir?“, fragte er leise.
 

„Es... tut... weh,“ brachte Harry irgendwie heraus. Es schien ihm immer noch, als läge seine Zunge wie ein Stück Holz in seinem Mund.
 

Fenrir drückte Harry nur fester an sich, strich ihm beruhigend über die Arme. „Es wird besser werden,“ versprach er leise, er wusste, oder besser, er ahnte, was der Jüngere meinte. „Es braucht Zeit, dein Herz muss erst glauben, dass nichts geschehen wird. Du kleiner Dummkopf,“ scholt er den Jüngeren sanft. „Tu so was nie, nie wieder, hörst du? Ich dachte, du stirbst!“
 

Harry schwieg nur, jetzt hatte er sogar Schuldgefühle weil er fast gegangen wäre.
 

„Was hast du dir nur gedacht?“, fragte Fenrir leise. „Dass ich dich allein lassen würde? Harry, Die Sache mit den Gefährten beruht auf Gegenseitigkeit und der einzige Grund, warum ich noch nichts gesagt habe, war, dass ich dir etwas Zeit geben wollte, diese dumme Kuh, die an mir rumgefummelt hat, ist ein Nichts! Hörst du? Sie ist mir egal, du Dummkopf! Ich liebe einzig und allein dich!“
 

Das brachte Harry dazu, leise aufzuschluchzen. Er spürte, wie die Schmerzen noch mal etwas nachließen und er drehte sich etwas um, so, dass er sein Gesicht in der Brust des Anderen begraben konnte, während er stumm weinte, aber dieses Mal nicht aus Verzweiflung. „Ich... ich... ich dich auch,“ flüsterte er irgendwie.
 

Fenrir lächelte etwas, hielt Harry einfach nur fest, strich ihm über den Rücken. Er konnte sich nicht erinnern, je so froh gewesen zu sein, als in diesem Moment. Denn Bill hatte ein Buch gefunden, es war nicht das erste Mal, das ein Bund verweigert wurde, aber erst das zweite Mal in der Geschichte, dass Derjenige, der den Bruch initiiert hatte, das auch überlebte. Sie hatten eine zweite Chance bekommen und er dankte Demjenigen, dem sie es zu verdanken hatten, wer auch immer das gewesen war.
 

Er beobachtete, wie Harry wieder einschlief, doch dieses Mal hatte er keine Angst, die grünen Augen nie wieder sehen zu können. Nach kurzem Überlegen machte er es sich selbst bequem und schlief schnell ein, den Jüngeren fest in den Armen.
 

Allerdings wurde er nach einer gefühlt viel zu kurzen Zeit recht rüde wieder geweckt – von Severus, der ihn fragend ansah. „Wasch?“, beschwerte er sich und verstärkte seinen Griff um den Jüngeren, der immer noch schlief.
 

„Was tust du hier?“, fragte Severus, als er in das Zimmer gekommen war, hatte er erst mal einen Schock bekommen und Harrys Lebenszeichen überprüft, doch die waren, im Gegensatz zu den letzten Tagen wesentlich stabiler gewesen, so, dass er nun Antworten wollte.
 

„Schlafen,“ knurrte Fenrir prompt. „Und ich bin immer noch müde!“
 

„Ist er aufgewacht?“
 

Nun musste Fenrir lächeln und er nickte. „Ist er,“ bestätigte der Werwolf, erleichtert und stolz. „Aber nur kurz.“
 

„Hat er was gesagt?“
 

„Das er noch Schmerzen hat...“
 

Severus nickte ernst und setzte sich auf die Seite, wo sein Sohn lag, er strich ihm über das Gesicht, erleichtert, dass auch das Fieber wieder so gut wie weg zu sein schien. „Wie geht es dir?“, fraget er dann. Er wusste, gegen diesen Schmerz gab es nur ein Heilmittel und eigentlich war ihm das gar nicht recht, aber er wollte sicher nicht, dass Harry Schmerzen litt. Wenn der Junge es wollte, würde er ihn nicht aufhalten. Bis zu seinem Geburtstag waren es ohnehin nur noch wenige Monate.
 

„Gut,“ gab Fenrir nur zurück. Wie sollte es ihm sonst gehen? Immerhin hatte er gerade seinen Lebensinhalt zurück bekommen! Gut, er war etwas müde, aber was machte das schon? „Und du?“
 

„Jetzt besser,“ gab Severus nur zurück. Er war nur froh, nicht mehr um Harrys Leben bangen zu müssen. „Aber du weißt, was seine Schmerzen bedeuten, oder?“
 

„Ich denke,“ gab er ruhig zurück. „Ich werde ihn immer in unmittelbarer Nähe haben müssen, eine längere Trennung wird wohl eine Weile, auch nach... Vollendung des Bundes nicht möglich sein,“ gab er zurück, während er sich entgültig aufrichtete, Belustigenderweise zum sichtlichen Unmut des jungen Mannes, der ihn als Kissen anzusehen schien, denn dessen Griff verstärkte sich sofort, ohne, das er erst mal aufwachte.
 

Severus nickte ruhig. „Davon können wir wohl ausgehen,“ stimmte er zu und strich über Harrys Haare. „He, aufwachen, Langschläfer!“
 

„Warum weckst du ihn?“
 

„Sieh ihn dir doch mal an! All meine Arbeit ist fast ruiniert! Ich lasse doch nicht zu, das er wieder zum Skelett wird!“
 

„Gutes Argument,“ stimmte er zu und beobachtete, wie Harry sich unwillig tiefer an seiner Brust verschanzte. „Komm schon, kleiner Sturschädel, du musst was essen...“
 

Tatsächlich wachte Harry langsam auf, mit einem Gefühl tiefer Sicherheit, auch wenn sein Kopf und seine Brust noch immer schmerzten. „Dad? Bist du das?“
 

Severus lächelte nur und schloss Harry fest in die Arme. „Ja,“ gab er nur zurück. Merlin, er war wirklich wach!
 

Harry kuschelte sich in Severus’ Arme, bevor er meinte: „Siri lässt dir ausrichten, dass du auf mich aufpassen sollst, oder er wird dir deine Zeit im Nachleben schlimmer gestalten, als die in der Schule...“
 

Im ersten Moment musste Severus schwer schlucken. Wenn Harry seinem toten Paten begegnet war, konnte es nur heißen, dass Harry wirklich kurz vor dem Tod gewesen war und das es sein Pate und vermutlich Lupin gewesen waren, denen er das Leben seines Sohnes zu verdanken hatte. „Warum wundern mich solche Sprüche bei Black bloß nicht?“, gab er daher trocken zurück.
 

Harry kicherte leise, doch das ließ er schnell wieder bleiben. Es tat weh. Er sah sich um, lächelte auch Fenrir etwas an, bevor er fragte: „Warum habt ihr mich geweckt?“
 

„Es ist Abendessenszeit,“ gab der Tränkemeister zurück und stellte drei Phiolen auf den Nachtschrank, die bewirkten, dass Harry das Gesicht verzog. Er hasste diese Tränke, aber es war nicht so, als würde ihm eine Wahl gelassen werden, also nahm er es mit leidendem Blick hin.
 

Fenrir lachte nur amüsiert. „Sieh dir seinen Blick an...“
 

„Es gibt Dinge, die werden sich nie ändern,“ gab Severus nur zurück. Er drückte den Jüngeren noch sanft, küsste ihn auf die Stirn und richtete sich auf: „Ich lasse euch Abendessen bringen und werde den Anderen sagen, dass sie aufhören können, Trauermessen zu suchen. Aurora wird auch froh sein, zu wissen , dass du über den Berg bist.“
 

Fenrir nickte und wartete, bis der Andere aus dem Raum ging. Dann sah er Harry eine Weile an, hob dessen Kopf, strich über die Wangen und sah ihm in die Augen. Severus hatte ihm erzählt, wie dumpf sie gewesen waren, doch in diesem Augenblick glänzten sie, noch nicht wieder so wie an dem Tag, als er das Meer das erste Mal gesehen hatte, oder beim letzten Vollmond, als er es geschafft hatte, mit dem Rudel mitzuhalten, ohne das sie langsamer hatten werden müssen, auch wenn der Jüngere wohl etwas Anderes gedacht hatte.
 

Harry sah den Anderen an, der ihn einfach nur zu studieren schien, mit dem Daumen über seine Wangen strich und da war es wieder, dieses Gefühl, als würde seine Berührung kleine Stromschläge in ihm auslösen.
 

Der Ältere beobachtete Harry noch eine Weile, bevor er tat, was er schon so lange hatte tun wollen und nur zu oft war er am Rande seiner sonst wirklich nicht schlechten Selbstbeherrschung gewesen. Sanft legte er seine Lippen auf Harrys, er spürte, wie der sich erst überrascht versteifte, dann aber flatterten dessen Augen zu.
 

Oh Merlin, hatte er etwa gedacht, einfache Berührungen würden komische Gefühle verursachen? Das was da in ihm tobte, war ein regelrechter Sturm! Automatisch legten sich seine Arme um Fenrirs Hals.
 

Es dauerte eine Weile, bis sie sich voneinander lösten. Fenrir strich einfach nur immer und immer wieder über dessen Haare. „Denk nie, nie wieder, das ich dich nicht liebe,“ bat er schließlich leise. „Du bist das Wichtigste überhaupt...“
 

Harry lächelte verträumt, während er es sich wieder an Fenrirs Brust bequem machte. Allein so etwas zu hören war für ihn mehr als ungewöhnlich und, was er erst jetzt merkte, war, dass der Schmerz fast vollständig abgeklungen war. „Darum... bin ich zurückgekommen,“ gab er leise zu.
 

„Hm?“, fragte der Ältere vorsichtig nach.
 

„Remmy, er... er hat gemeint, man sollte nicht gehen, wenn man noch nicht... geliebt hat...“
 

Innerlich beschloss Fenrir, Lupin ein Denkmal zu setzen, ihm war klar, ohne den und Black wäre Harry vermutlich nicht mehr hier... Er hielt Harry einfach nur fest, bis ein Tablett auf dem Tisch auftauchte. „Es sieht so aus, als habe dein Vater sich doch noch erbarmt,“ grinste er. „Oder du hast ihm die Hauselfen streitig gemacht...“
 

Fragend sah Harry in Dieselbe Richtung – und musste kichern. Ja, unter einem leichten Essen konnte man durchaus etwas Anderes verstehen, aber das war ihm nur zu recht, er liebte das, was da stand, vor Allem den Becher mit dem Eis. Rasch wollte er aus dem Bett – und wäre fast auf der Nase gelandet, da einer seiner Füße in der Decke hängen blieb. Fenrir lachte leise. „Vorsicht! Du kannst doch nicht in einem Freakunfall mit einer Decke sterben, nachdem ich dich gerade wieder habe!“
 

Harry wurde rot, lächelte aber dann und tapste, ein wenig unsicher, zu dem kleinen Tisch, wo er das Tablett genau in Augenschein nahm und erst mal ein kleines Tomatensüppchen herausfische, in dem Oliven schwammen. Es war einfach nur lecker! Ja, und dann natürlich etwas Pizza, ein kleines Stück Meerestierlasagne und dann natürlich das Eis. Auch Fenrir aß zum ersten Mal seit Harrys Bewusstlosigkeit selbst wieder richtig. Als sie Beide fertig waren, war das Tablett ratzekahl leer, auch, wenn das Meiste doch der Ältere gegessen hatte.
 

Als sie fertig waren, verschwand das Tablett und Harry rollte sich, nach kurzem Zögern, auf dem Schoß des Älteren zusammen. Noch immer war da ein leichtes, unangenehmes Pochen, doch es war viel besser geworden. Sofort schlossen sich die starken Arme um ihn und er legte seinen Kopf auf der Schulter des Anderen ab. Er war wirklich froh, es versucht zu haben. Zurückgegangen zu sein. Auch, weil er immer noch eine Aufgabe hatte. Er musste rächen, was Dumbledore Remmy und Siri angetan hatte. Darum hatte Remus ihn gebeten. Und er wollte, dass seine letzten Freunde freier leben konnten. Die Zwillinge und Neville, von dem sie ihm erzählt hatten.
 

Fenrir hielt den Jüngeren einfach nur, er sah, dass Harry vor Allem Nähe wollte und er gab sie ihm nur zu gerne, küsste ihn dabei immer mal wieder. Allein das Gefühl, dass Harry sich an ihm festhielt, die Sicherheit, dass er lebte, obwohl er fast gestorben wäre und das, weil man ihn so lange gequält hatte, dass er seinen eigenen Wert gar nicht mehr kannte, er wusste nicht, wie groß die Fortschritte gewesen waren, die er in so kurzer Zeit gemacht hatte. Er beobachtete, wie Harrys Augen immer wieder zu fielen, dann aber riss er sie wieder auf.
 

„Du bist müde.“
 

„Nicht so...“
 

„Du schläfst nur fast ein.“
 

„Bitte, ich... will... bei dir bleiben...“
 

Fenrir lächelte sanft. „Ich hatte nicht vor, zu gehen,“ gab er ruhig zurück, als er verstand. Er brachte Harry ins Bett zurück und lief kurz in sein Zimmer, wo er seine Schlafsachen packte, dann zog er sich im Bad nach einer Katzenwäsche um und lief zu Harry zurück, der schon im Bett lag, seinen Teddy endlich wieder im Arm und der ihn schüchtern anlächelte. Fenrir schlüpfte hinter Harry ins Bett und zog den schlanken Körper an sich, küsste ihn noch mal.
 

„Gehen wir morgen... wieder raus?“
 

Der Ältere lachte leise. „Ich denke, das ist verhandelbar,“ stimmte er zu. „Und jetzt schlaf etwas.“ Er beobachtete, wie Harry wieder einschlief, wobei er Fenrirs Handgelenk weiterhin umklammert hielt. Er wusste, er musste noch mal mit dem Jüngeren reden, um ihm zu sagen, wie es weitergehen musste. Dass auch er sicher einige Wochen keinerlei räumliche Trennung zulassen würde, er wusste, auch ein Teil von ihm hätte mit Harry sterben können. Aber sein Kleiner hatte nicht mal gewusst, was er getan hatte, oder was seine Schmerzen verursacht hatte.
 

Er musste dem Jüngeren dringend Bücher über Traditionen der magischen Welt beschaffen, nicht, das so etwas noch mal geschah...
 


 


 

„Ich glaub das einfach nicht!“
 

„Dieser feige Hund!“
 

„Ratte! Eine Ratte ist er!“
 

„Abgehauen!“
 

Bill sah seine aufgebrachten Brüder an. Sie waren wütend und gerade erst auf dem Grundstück in Italien angekommen, nachdem das Wizgamont seine Entscheidung gefällt hatte.
 

„Und wie geht es Harry?!“
 

„Dein Brief, das hast du doch nicht ernst gemeint?“
 

„Kommt erst mal rein,“ schlug Bill trocken vor. „Und überfallt mich dann in Ruhe, so, das ich auch antworten kann.“ Damit ließ er von der Tür ab und brachte die Beiden in das vorbereitete Apartment, wo er ihnen das Sofa anbot und sich auf einen der Sessel setzte: „Und jetzt noch mal von Vorn: Die Flucht war abzusehen. Immerhin hat man dem Alten Alle Ehren aberkannt, die gepfändeten Höhlen wieder freigegeben und die Slytherins werden gut versorgt. Das ist ein guter Anfang.“
 

„So viel und wir...“
 

„... haben es nie mitbekommen!“
 

„Das hab ich mir auch schon oft gesagt,“ stimmte Bill zu. „Mehr Sorgen mache ich mir darum, das der Alte zwar immer wieder gesichtet wird, aber doch entkommt und ich denke, Harry ist in Gefahr.“
 

„Harry, das ist ein gutes Stichwort...“
 

„Genau, was ist da los? Warum Gefahr?“
 

„Hier sollte er doch sicher sein!“
 

Bill seufzte: „Aber nicht vor sich selbst... es geht ihm inzwischen wieder ganz gut, angeblich, die Situation hat sich erst gestern entspannt, wir wissen noch nichts und haben ihn nicht gesehen.“
 

„Aber was war denn los?“
 

„Harry wäre vor zwei Nächten fest gestorben.“
 

„Warum?!“
 

Bill seufzte und sah aus dem Fenster. Er hatte in den letzten Tagen das Rudel fast allein führen müssen und er verstand nicht, wie Fenrir das immer schaffte, ohne nachts halbtot in sein Bett zu fallen, all die dummen Sitzungen und die Arbeit, Alle in einer Reihe zu halten. „Harry hat Fenrir mit einer Frau gesehen, eine russische Rudelführerin, die sich an ihn rangeworfen hat. Harry ist im falschen Moment dazu gekommen und nun ja, er hat gedacht, dass Fenrir ihn nicht liebt, er hat... aufgegeben, er wollte verschwinden und... da ist die Kleinigkeit, dass sie Seelenpartner sind.“
 

Beide Zwillinge wurden in der ersten Sekunde tödlich weiß, bevor noch etwas Anderes zu ihnen durchsickerte. „Er... er ist wieder wach? Aber...!“
 

Bill nickte. „Ich weiß nicht, wie, ich weiß nicht, warum, ich weiß nur, das. Snape hat es uns gestern Abend gesagt und wir waren wirklich froh, Wer weiß schon, wie Fenrir das verkraftet hätte – vermutlich gar nicht und ich wollte ihn wirklich nicht töten müssen...“ Der Älteste der Rotschöpfe machte sich wenig Illusionen über das, was dann mit Fenrirs Geist geschehen wäre, der Ältere war stark, aber seinen Seelengefährten zu verlieren... es gab Niemanden, der das überlebt hatte, schon gar nicht bei vollem Verstand. Voldemort, was die Wenigsten wussten, war einer davon. Dumbledore hatte das Mädchen umgebracht... und daraufhin war er zu einem Monster geworden.
 

„Harry überrascht...“
 

„...einen doch immer wieder...!“
 

„Zum Glück,“ gab Bill zurück. „Zum Glück. Auch, wenn Harry es nicht weiß, das Rudel bringt ihm großen Respekt entgegen und er ist stark...Ich habe ihn sogar heimlich trainiert...“
 

„Warum denn das?!“
 

„Ich meine, er war doch krank und Alles!“
 

„Zu Weihnachten konnte er kaum ohne Hilfe stehen!“
 

Erneut nickte der Ältere:“ Und inzwischen muss ich mich anstrengen, um ihn zu besiegen.“
 

„Warum wollte er lernen?“
 

„Und auch noch heimlich?!“
 

Bill musterte seine Brüder amüsiert. Er fand es immer wieder interessant, wie der Eine die Sätze des Anderen fortführte oder die Gedanken weiter wob. Eine Frau zwischen den Beiden würde es nie leicht haben... Doch dann wurde er ernst. „Harry dachte wohl, er ist nicht gut genug für Fenrir und er wollte unbedingt stärker werden. Er hat sich wirklich da rein gehängt...“
 

„Nicht gut genug?!“, fragten die Zwillinge wie aus einem Munde. „Dem müssen wir wirklich mal den Kopf waschen!“
 

Vorsichtig schüttelte Bill den Kopf: „Mischt euch nicht auch noch ein,“ riet er ihnen nur. „Snape und Fenrir werden sich schon darum kümmern, vielleicht könnt ihr in ein, zwei Tagen zu ihm... aber was Anderes, was ist mit unserer ‚ehrenwerten’ Familie geschehen?“
 

Nun wurden Beide ernst. „Wir waren im Widerstand, hatten also weiter keine Probleme, Ron und Ginny sind mit dem Alten geflüchtet, und unsere Eltern – sitzen in Azkaban und warten auf ihre Verhandlung vor dem Wizgamont. Vater war stinksauer, ich denke, er möchte uns aus der Familie streichen, Mutter hat geheult. Ich habe keine Ahnung, wie es ausgehen kann,“ berichtete Fred knapp.
 

„Was Neues von Charlie?“
 

George nickte. „Er hat geschrieben, das er sich lieber raus halten will....“
 

„Wie unerwartet,“ stellte Bill nur fest. „Na ja, egal. Braucht ihr Beide noch was? Wenn nicht, will ich schnell los, ich hab noch zu Tun.“
 

„Wir haben Alles.“
 

„Dann ist gut...“

Entspannung

Mit sanftem Blick beobachtete Fenrir Harry, der noch schlief, eng an ihn gekuschelt. Die Haare hingen ihm noch wirr ins Gesicht, seine Züge waren vollkommen entspannt und sogar ein kleines Lächeln spielte auf den Lippen. Auch die Farbe war wieder in das schmale Gesicht zurückgekehrt, das Fieber musste in der Nacht wieder vollkommen verschwunden sein.
 

Harry erwachte zu dem Gefühl, dass Finger über seine Züge geisterten, Er lächelte und streckte sich ihnen entgegen, wie eine Katze, bevor er die Augen öffnete und denen des Älteren begegnete, die direkt über ihm zu schweben schienen. Er lächelte etwas, sichtlich noch schüchtern und so eine Situation nicht gewohnt, doch er entzog sich dem Anderen auch nicht.
 

„Guten Morgen,“ grüßte Fenrir seinen Kleinen und küsste ihn sanft. Das es schon gut neun Uhr war, erwähnte er dabei nicht, so wenig, wie die Tatsache, dass er schon seit gut zwei Stunden wach war und ihn einfach nur beobachtet und auf dessen stabilen Herzschlag gehört hatte.
 

Harry kuschelte sich an den Älteren und nuschelte etwas an dessen nackte Brust, sichtlich einfach nur zufrieden mit dem Ort, an dem er sich befand und unwillig, woanders hin zu gehen
 

„Komm, Kleiner,“ forderte Fenrir Harry schließlich auf: „Ab marsch ins Bad und anziehen. Es ist schon kurz nach Neun und dein Vater wird hier sicher auch noch bald rein platzen, um zu kontrollieren, ob du auch gegessen hast und dir deine Tränke geben. Vorher geht es nicht raus.“
 

Das Versprechen, später wieder ans Meer zu dürfen, war es schließlich, das Harry bewog, sich aufzurappeln. Er spürte sofort das leichte Ziehen in der Brust, als er ins Bad verschwand, doch er biss die Zähne zusammen, es war schließlich nicht so, als wäre es ein unerträglicher Schmerz, wie vorher. Schnell duschte er sich, wobei er merkte, das er sich dadurch erst mal wieder um Längen besser fühlte und zog sich dann an. Eine einfache, schwarze Stoffhose und ein dunkelgrünes Hemd. Die Haare band er nach kurzem Überlegen zurück, musterte sich dann kritisch im Spiegel. Merlin, fand er sich selbst hässlich! Klapperdürr und schwach. Was in aller Welt fand Fenrir nur an ihm? Er musste mehr an sich arbeiten, beschloss er für sich, und sein Training wieder aufnehmen, sobald sich eine Gelegenheit bieten würde, er wollte nicht aussehen, wie eine Witzfigur...
 

Fenrir sah auf, als Harry wieder aus dem Bad tapste, noch immer etwas verschlafen und ein wenig unsicher, aber angezogen und mit zurückgebundenen Haaren. Er sah so... perfekt aus. Na gut, er könnte noch etwas zunehmen, aber sonst...
 

Er selbst hatte sich ebenfalls fertig gemacht, auch, wenn er nur Katzenwäsche zelebriert hatte. Er trug Jeans und ein weißes Hemd dazu. Er hatte eine kleine Überraschung für Harry. Sie würden heute nicht ans Meer gehen, er wollte ihm endlich ein Stück der Stadt zeigen, in der sie nun schon mehrere Monate lebten. Tarent hatte einige Sehenswürdigkeiten, im Muggelbereich genauso wie im magischen, aber er würde nur zu den Muggeln gehen, da würde man Harry nicht erkennen und er war sich sicher, der Markt würde ihm gefallen. Für das Meer hatten sie noch den gesamten Vormittag und er wollte Harry nicht zu einem Einsiedler werden lassen, der Junge brauchte, im Gegensatz zu Severus, die Gesellschaft von Zeit zu Zeit. „Dein Vater kommt gleich,“ meinte er dann. „Er frühstückt mit uns,“ fügte er hinzu. „Aurora auch. Außerdem dachte ich mir, sage ich dir, dass die Zwillinge heute ankommen.“
 

Harry lächelte etwas. Er freute sich auf Fred und George, nickte dann. Im selben Moment wurde der Tisch vollständig mit Essen und Gedecken bedeckt. Das Frühstück war da, dann konnte es nicht mehr lange dauern, bis Dad auch da war...
 

„Und nach dem Essen habe ich eine kleine Überraschung für dich.“
 

Überrascht sah Harry den Anderen an: „Wirklich? Was denn?!“
 

„Was wäre es denn für eine Überraschung, würde ich es verraten?“, fragte er nur amüsiert. „Du wirst dich schon gedulden müssen,“ meinte er ruhig und setzte sich in den Sessel, zog Harry auf seinen Schoß und küsste ihn, lange und ausführlich, bis ein Räuspern seine Aufmerksamkeit erregte.
 

Severus kam gegen halb zehn, wie verabredet, in Harrys Zimmer, Aurora an seiner Hand – und musste sich erst mal an diesen Anblick gewöhnen. Fenrir saß auf seinem Lieblingssessel, der, der bis gestern neben Harrys Bett gestanden hatte, Harry auf dem Schoß und... die Beiden schienen zu versuchen, herauszufinden, wie wichtig Sauerstoff tatsächlich war. Ein Blick auf Aurora brachte ihn dazu den Kopf zu schütteln, sie schien die Beiden regelrecht zu bewundern. Nun ja, es war auch wirklich ein durchaus erträgliches Bild. Die Beiden passten zusammen, entschied Severus nach einer Weile, räusperte sich dann aber.
 

Harrys Kopf fuhr überrascht herum und nur der ruhige Griff des Älteren bewahrte ihn davor, den Abwärtsgang einzulegen. „Ähm... Guten Morgen?“
 

„Offensichtlich,“ stellte der Tränkemeister trocken und doch sichtlich amüsiert fest. „Zumindest sieht es so aus, als hättest du deinen Spaß.“ Damit setzten Aurora und er sich auf das Sofa und füllten ihre Teller, nachdem Severus einige Phiolen auf den Tisch gestellt hatte. „Den Nährtrank erst mal wieder drei Mal am Tag, das Andere sind Schmerzstiller,“ fügte er hinzu und sah dann Fenrir an. „Hast du heute was vor?“
 

„Harry entführen...“
 

„Wohin?“
 

„Verrat ich nicht,“ grinste der Werwolf amüsiert und drückte den Jüngeren kurz fester, bevor er ihm ein Brötchen gab, an dem der auch sofort zufrieden herumknabberte.
 

Das Frühstück verlief ruhig und entspannt, Danach verabschiedete Severus sich, um sich etwas mit Draco zu beschäftigen und auch Aurora ging, da sie zu Tun hatte. Harry dagegen sah Fenrir neugierig an: „Nun?“, fragte er. „Was machen wir jetzt?“
 

Der Ältere lächelte etwas und gab Harry eine einfache Muggeljacke, Er selbst zog sich ebenfalls eine an, dann lief er los, den Jüngeren fest an der Hand. Harry wunderte sich, folgte dem Anderen aber. Und dann verließ er zum ersten Mal den Schutz um die Villa. Erschrocken sah er auf, doch Fenrir lächelte nur, zwinkerte und apparierte sie Beide in eine kleine, enge Gasse. Als sie aus der Heraustraten, standen sie auf ein Mal mitten im bunten Treiben eines Marktes.
 

Erschrocken klammerte Harry sich fester an den Älteren, der aber lachte nur leise. „Keine Sorge,“ gab er zurück. „Niemand wird dich erkennen oder dir viel Beachtung schenken,“ versprach er. „Das hier ist ein Markt der Muggel in der Innenstadt von Tarent,“ erklärte er und drückte die Hand des Jüngeren beruhigend, ging dann einfach los.
 

Nur langsam entspannte Harry sich und begann, sich umzusehen. Der Platz mit dem Markt war groß und umgeben von alt wirkenden Häusern mit prächtig geschmückten Fassaden. Die Leute an den Ständen deuteten immer wieder auf ihre Waren und priesen sie in den höchsten Tönen an, sei es Obst und Gemüse, etwas Warmes oder Säfte. Alles hier strahlte Lebensfreude aus. Das Wetter war noch nicht zu heiß, es war angenehm. An einem Stand blieb Harry stehen, er war voller selbst gemachter Süßigkeiten, Bonbons in allen Farben, Schokolade, Pralinen und andere Dinge, aber auch das hielt ihn nicht lange, er lief weiter neben Fenrir her, der sich sichtlich auskannte. Bei einem der Stände blieb er stehen und redete mit der Frau, die ihn angrinste und schnell zwei Scheiben von einer frischen Melone schnitt, sie ihm gab. Eine bekam er selbst, in die Andere biss Fenrir herzhaft hinein, führte Harry dann zu einem der vielen Brunnen, so, dass sie sich setzen und essen konnten.
 

„Wollen wir ins Museum?“ fragte Fenrir dann, als Harry aufgegessen und sich seine Hände im Brunnen abgewaschen hatte. „Oder zu den Ruinen des dorischen Tempels?“
 

Harry lächelte etwas und drückte sich an Fenrir. „Ruinen hören sich toll an,“ gab er leise zurück. „Aber nur, wenn es wirklich welche sind und sie nicht in die magische Welt führen,“ fügte er hinzu. Er wollte nicht erkannt, nicht entdeckt und nicht begafft werden, wie ein verdammtes Zootier. Er hatte sich in die Geschichte der Stadt eingelesen, obwohl er eigentlich nicht wirklich davon ausgegangen war, sie zu sehen. Aber Geschichte interessierte ihn inzwischen. In Hogwarts war es immer so langweilig gewesen, dem Geist zuzuhören, aber einige der Bücher waren wirklich cool.
 

Der Ältere lachte leise. „Nein,“ meinte er nur. „Das magische Tarent hat seinen Eingang bei einer der alten Kirchen,“ erklärte er naserümpfend, „in einer Seitengasse obendrein.“
 

„Dann die Ruinen,“ stimmte Harry zu und lehnte sich an den Anderen.
 

„Was ist? Schon müde?“
 

Der Grünäugige schüttelte den Kopf. Nein, müde war er nicht, nur etwas... überfahren, denn all die Gerüche und Geräusche waren viel zu verdauen, nachdem er monatelang nur von demselben umgeben gewesen war.
 

„Ah,“ lächelte Fenrir dann. „Es ist viel auf ein mal, nicht? Aber ich mochte nicht mehr sehen, wie du dich selbst wegschließt, es war Zeit, das du wieder raus gekommen bist,“ erklärte er bestimmt.
 

„Solang du da bist...“
 

„Ich werde nicht verschwinden,“ gab Fenrir ernst zurück, hob Harrys Kinn und sah ihm in die Augen: „Das habe ich doch versprochen und ich stehe zu meinem Wort, das weißt du.“
 

„Ja...“
 

„Dann komm...“
 

Der Tag wurde ein voller Erfolg. Sie aßen zu Mittag in einer der kleinen Trattorias und besichtigten noch einige andere Sehenswürdigkeiten, bevor sie zurückkehrten. Harry war voller neuer Eindrücke und er war froh, das Fenrir ihm das Alles gezeigt hatte, hatte ihm das doch erst wieder klar gemacht, dass es da draußen wirklich noch Leben gab und es war so schön gewesen, einfach unerkannt zwischen all den Touristen zu stehen. Fenrir war das eine oder andere Mal angesprochen worden, aber ihn hatte man zufrieden gelassen.
 

Nun saß er in seinem Zimmer, auf Fenrirs Schoß und las den Abschnitt, den Severus ihm aufgegeben hatte, da demnächst eine Beauftragte der italienischen Zauberschule kommen würde, um seine Leistungen einzuschätzen. Auf Harrys entsetztes Gesicht hin hatten Beide, Severus und Fenrir, ihm versichert, dass er zu Hause lernen konnte und nicht wieder auf eine Schule musste, aber er brauchte trotzdem einen anerkannten Abschluss. Nicht, das er gezwungen wäre zu arbeiten, sein Vermögen war auch so groß genug, aber es war immer gut, etwas in der Hand zu haben, das verstand auch er. Fenrir selbst ging einige Akten durch, die ihm heute zugestellt worden waren, über die längst überfälligen Verhandlungen des Wizgamont in England.
 

Er kuschelte sich weiter an Fenrir, während er versuchte, das dauernde Ziehen in der Brust zu ignorieren. Oh, und das dauernde Kribbeln, das ihn unruhig werden ließ und auch seine Erregung steigerte. Er war kaum einen Tag wieder auf den Beinen und schon wieder wollte er... nun... unanständige Dinge tun, er war wohl doch ein hormongesteuerter Teenager...
 

„Harry?“, fragte Fenrir, als er merkte, wie der Jüngere starrer wurde. Und er roch, was Harry geschah, er hatte es in der Zeit vor seinem Zusammenbruch öfter gerochen und war kurz davor gewesen, zu seinem Gefährten zu stürmen, doch er hatte sich jedes Mal zurückgehalten, wohl wissend, das Harry einfach noch nicht so weit war – nun für Sex war es auch noch zu früh, aber wohl kaum für etwas Spaß...
 

„Ähm... nichts,“ nuschelte Harry, mit hochrotem Kopf und wollte sich wieder in dem Buch begraben, als er die Lippen des Anderen an seinem Nacken spürte und die Hand, die an seinem Hemd zupfte. „Fenrir...?“
 

Der nahm Harry das Buch aus der Hand, das er umklammert hielt und küsste ihn weiter, während seine Finger nun den Knopf der Hose öffneten. Erst dann ließ er seine Hand unter Harrys Hemd gleiten, er strich über dessen Bauch, immer reizvoll nah am Rand seiner Unterwäsche. Allein die Reaktionen waren für den Werwolf mehr als befriedigend.
 

Überrascht keuchte Harry auf, im ersten Moment wusste er gar nicht, wie ihm geschah: „Fenrir, was...was machst du?“, fragte er vorsichtig. Er genoss die Berührungen, aber er wusste nicht, was das werden sollte.
 

„Schhh,“ lächelte der ältere Werwolf nur, ohne sich aufhalten zu lassen. „Genieß es einfach,“ hauchte er, drehte Harrys Kopf genug, um ihn küssten zu können. Was er auch tat – aber wie! Diesmal gab er sich nicht mit einem Einfachen zufrieden. Seine Finger glitten schließlich weiter an Harrys Unterwäsche entlang und schließlich in Selbige hinein. Spielerisch strich er über das Glied des Jüngeren, der nun das erste Mal leise stöhnte und er hörte auf, sich zu wehren.
 

Harry versuchte, Fenrir aufzuhalten, doch als der anfing, über sein Glied zu streichen, schmolz sein Widerstand. Er konnte kaum mehr tun, als zu genießen. Allein diese Küsse trieben ihn fast in den Wahnsinn. Noch nie hatte ihn da jemand Anderer, als er selbst angefasst und das war, wie er nun merkte, etwas vollkommen Anderes, als die geübten Finger, die so genau zu wissen schienen, was sie taten. Zu seinem Entsetzen hielt er nicht lange durch, bevor er, mit einem gedämpften Aufschrei, kam.
 

Fenrir grinste hochzufrieden und sprach leise einen Reinigungszauber, küsste Harry, der langsam wieder zu sich zu kommen schien und wieder mal feuerrot anlief, während er die Hose wieder schloss.
 

„Was... warum...? Was ist.. mit dir?“, fragte Harry verwirrt, als er sich sicher war, zumindest wieder sprechen zu können.
 

„Das war einfach nur für dich,“ gab Fenrir sanft zurück und küsste ihn noch ein Mal, strich über Harrys Seite. „Schließlich bist du der hormongesteuerte Teenager, nicht ich.“ Er grinste etwas, strich über die roten Wangen. „Ich habe es auch genossen,“ meinte er dann leise, was ja auch wahr war.
 

Harry war immer noch regelrecht überrumpelt, doch es hatte ihm wirklich gefallen, das konnte und wollte er nicht leugnen. Also setzte er sich wieder auf dem Schoß des Anderen zurecht und kuschelte sich an dessen Brust. Das hier, was geschehen war, seit er wieder auf war, der Ausflug, die Nacht, in der er in den Armen des Anderen geschlafen hatte, das hier... es war, als würde er immer noch träumen.
 

Fenrir beobachtete den Jüngeren eine Weile. Er lächelte zufrieden, als er dessen entspanntes Gesicht sah, auch hatte er aufgehört, sich immer mal wieder an die Brust zu fassen, was wohl bedeutete, dass das Ziehen nachgelassen haben musste. Er strich Harry einfach nur sanft über die Seiten. Er war mehr als zufrieden mit diesen Entwicklungen und er wusste, ab jetzt würde es aufwärts gehen. Schon in diesen wenigen Stunden, die er Harry wieder hatte, hatte der sich erstaunlich gut erholt und so würde auch der Vollmond in drei Tagen nicht zu der Katastrophe führen, die Severus und er noch vor zwei Tagen vorausgesehen hatten.
 

„Bist du müde..?“
 

Harry schüttelte nur den Kopf. „Faul,“ nuschelte er zurück. „Hier ist’s bequem...“ Tatsächlich hatte das Ziehen erheblich nachgelassen, das im Laufe das Nachmittags doch etwas stärker geworden war. Und nachdem, was Fenrir gerade mit ihm gemacht hatte, fühlte er sich einfach nur herrlich entspannt. Es war ihm immer noch etwas peinlich, aber verdammt, es war gut gewesen und auch ihm war klar, dass er sich an diese Berührungen gewöhnen sollte. Und es war ja auch nicht so, als würde er sie nicht mögen, im Gegenteil, sie waren... intensiv.
 

Fenrir lachte leise und küsste Harry sanft. Es war gut, dass der Junge sich wohl genug fühlte, um sich derart zu entspannen. „Das hast du dir verdient,“ meinte er nur. „Du darfst ruhig mal faul sein – im Bett.“ Damit stand er auf und brachte Harry zu seinem Bett, half ihm aus Hemd und Hose, zog sich selbst bis auf die Boxer aus und legte sich dazu, küsste den Jüngeren und strich immer mal wieder über dessen Seite.
 

Kurz war Harry unruhig, dann aber kuschelte er sich wieder zurecht, wie eine zufriedene Katze. Froh, dass der Andere wieder bei ihm schlafen würde. Es dauerte auch nicht zu lange, bevor er schließlich, trotz seiner Beteuerungen, nicht müde zu sein, einschlief. Er bekam gar nicht mehr mit, wie Severus ins Zimmer kam und sich umsah, kurz mit Fenrir redete und anschließend wieder ging.
 


 


 


 

„Gut! Das war gute Arbeit!“
 

Ron grinste zufrieden, während seine Schwester das Gesicht verzog, da nicht sie es war, die diese Information erhalten hatte. Das war so frustrierend! Sie war so schön und fast unwiderstehlich und doch war es der Idiot, der immer Alles bekam.
 

„Potter ist eben unvorsichtig und ein Trottel! Mehrere Leute haben ihn gesehen!“
 

„War er allein?“
 

„Angeblich ja, es war ein älterer Mann in seiner Nähe, aber das hat wohl nicht viel zu Sagen, er war in Muggelkleidung.“
 

Böse grinste Albus. Nun hatte er die kleine Ratte. In Italien, um sich ein schönes Leben zu machen! Pah! Er würde dem Bengel überkommen und bevor er sich erbarmen und ihn umbringen würde, würde er ihn an eine Wand ketten und quälen für all den Ärger, den er ihm gemacht hatte! Dank dieser Ratte war er auf einmal der meistgesuchte Zauberer der magischen Welt Europas und woanders hatte er keine Chance, hinzukommen, da er nicht in der Lage war, Portschlüssel einfach so anzufertigen! Immerhin wurden auch die beiden Weasley gesucht, die ihn begleiteten! Aber Italien war kein Problem, schon gar nicht ein Touristenzentrum, wie der Markt von Tarent!
 

Er hatte praktisch schon wieder gewonnen. Was für ein Gefühl! „Wir brechen in zwei Stunden auf,“ bestimmte er dann. „In Tarent werden wir Potter suchen, finden und mitnehmen! Dann werde ich einige Dinge richtig stellen und sehen, dass ich bekomme, was mir zusteht! Und auch ihr werdet dann belohnt werden und ich kann all meine Freunde und Vertrauten wieder aus Azkaban holen!“

Bindung

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Seine Befehle befolgen...

Tatsächlich hatten Viele gemerkt, was geschehen war und kaum eine Stunde nach dem Sog flogen Hunderte Eulen in Fenrirs Schlafzimmer, eine hackte ihn sogar, als er einfach nicht aufwachen wollte.
 

„Verdammt,“ knurrte er nur. „Ich bin gerade eingeschlafen! Wehe, es ist nicht...!“, der Rest des Satzes allerdings blieb ihm im Halse stecken, als er die unzähligen Eulen sah, die überall auf den Oberflächen des Zimmers saßen und ihn abwartend ansahen. Oh... scheinbar hatten auch die Anderen etwas mitbekommen...
 

Er beugte sich über Harry, der friedlich an ihn gekuschelt lag und küsste ihn. „Kleiner?“
 

Harry grummelte leise, doch der Andere ließ nicht locker, dabei hatte er gerade so schön geschlafen. Also öffnete er seine Augen und sah in die goldenen über sich. „Hm?“, fragte er verschlafen. „Wasch isch...?“
 

„Sieh dich mal in diesem Zimmer um...“
 

Unwillig richtete Harry sich auf – und stockte. Da war eine ganze Armada an Eulen, die sie beide sehr interessiert ansahen, als wüssten sie genau, was die Beiden hier gerade im wahrsten Sinne des Wortes getrieben hatten. „Was ist denn hier los?“, fragte er verwirrt und sah zu Fenrir.
 

„Nun – ich wage zu behaupten, dass wir eine magische Welle ausgelöst haben,“ stellte der Andere fest und küsste Harry erneut, strich über dessen Seite. „Komm, ich brauche Hilfe,“ bat er dann. „Ich bin schon ein Mal überfallen worden. Diese Biester haben Krallen!“
 

Überrascht blickte Harry auf den Anderen, sah aber dann die kleinen Krallenspuren in Fenrirs Oberarm, strich darüber und küsste ihn auf die Stelle. „Armer Fenrir...“
 

„Na warte du...!“
 

Sie Beide tollten noch etwas, bevor ein verärgertes Hooten erklang und der Jüngere sich erbarmte. Eng an Fenrir gekuschelt hob er einen Arm und sofort flatterten die Tiere auf ihn zu, streckten ihm ihre Beine entgegen. Und jede einzelne Eule streichelte er und gab ihr ein Leckerli, die er sich schnell von seiner Hauselfe bringen ließ. Nur schien der Strom einfach nicht nachzulassen. Es kamen mindestens so viele neue Tiere durch die Fenster herein, wie wieder flogen. Und mehr als Eine schreckte vor Fenrir zurück, da es bei Harry noch Streicheleinheiten zu holen gab.
 

So, das Fenrir schon mal anging, die Briefe zu sortieren. Einige der Eulen blieben auch, aber das war zum Glück nur die Minderheit, die auf eine Antwort zu warten schienen.
 

„Was wollen die denn Alle von uns?“, fragte Harry, während er weiter geduldig die Tiere von ihrer Post befreite. „Und von wem sind die Alle? Ich kenn doch kam Leute...“
 

„Ich kenne die Meisten davon auch nicht,“ gab Fenrir trocken zurück. Er blickte gerade auf einen Brief und hob eine Augenbraue. Aus dem Orient? Na, ihre magische Welle musste wirklich heftig gewesen sein! Den wollte er dann doch direkt lesen. Und grinste. Na gut, ganz so sehr schienen sie die magische Welt doch nicht überfallen zu haben, das hier war von einem alten Freund, der die Nachricht vom französischen Rudelführer bekommen hatte. Ja, die Klatschmühle arbeitete doch immer zuverlässig.
 

„Aber warum schreiben sie denn dann?“
 

Der Ältere lachte leise und legte den geöffneten Brief zu denen, die er beantworten sollte, auch, wenn nicht darum gebeten worden war, es ging darum, dass er nur zu gern seinem Freund antworten würde. „Du hast wirklich keine Ahnung,“ lächelte er nur, schloss Harry in seine Arme und küsste ihn, kraulte ihn im Nacken. „Ein Seelenbund tritt nur sehr selten auf und er gilt als eine große Auszeichnung.“
 

„Oh...?“
 

„Allerdings...“
 

„Und was bedeutet das genau?“
 

Fenrir lachte leise und hob einen der versiegelten Briefe auf. „Dass wir das geworden sind, was Dumbledore sein wollte,“ gab er zurück. „Wir sind beachtet, geachtet und unser Wort wird künftig sehr hohes Gewicht haben.“
 

Harry runzelte die Stirn. Es hatte doch noch nie Jemand auf das gehört, was er gesagt hatte! Warum sollten die Anderen nun damit anfangen? Das war ihm ein Rätsel! Aber gut, er verstand in der Hinsicht offensichtlich so Einiges nicht.
 

„Kuck mal, der ist für dich,“ stellte Fenrir auf ein Mal fest und gab einen der Briefe zu Harry. Der sah ihn überrascht an und blickte auf den Absender. „Der... der ist von Neville! Aber... wie kann er denn wissen, dass...?“
 

Der Werwolf strich dem Jüngeren sanft durch die Haare. „Ich denke, er hat dir einfach so geschrieben,“ gab er nur zurück. „Die Sperre, das Dinge England verlassen können und wieder geliefert werden, ist schließlich gerade erst aufgehoben worden.“
 

„Oh...“, der Jüngere lächelte etwas und legte den Brief auf seinen Nachtschrank.
 

Etwa eine Stunde später waren die meisten Eulen wieder verschwunden, aber die Briefe lagen überall auf dem Boden herum, Ausnahme war ein kleiner Stapel, den Fenrir beantworten musste und zwei Briefe, die an Harry adressiert gewesen waren, aus England. Von Neville und von Susan Bones. Dazu kam ein Brief vom Wizgamont, den er aber bei Seinen hatte, er wollte nicht, dass Harry sich aufregte, nicht heute.
 

„Und was machen wir jetzt?“, fragte Harry ratlos. „Wir brauchen ja ewig, um die zu lesen...“
 

„Keine Angst, die Meisten erwarten keine Antworten;“ meinte er nur. „Dabei kann uns das gesamte Rudel helfen. Aber wir sollten vielleicht langsam aufstehen, denn gleich ist Abendessen...“
 

Schlagartig wurde Harry rot. „Und sie wissen Alle bescheid, nicht wahr?“
 

Ruhig legte der Ältere den letzten Brief beiseite und blickte den Grünäugigen an und küsste ihn sanft. „Und?“, fragte er nur. „Was macht das schon? Sie wussten es schließlich von Anfang an...“
 

„Also gut...“, Harry wollte aufstehen, keuchte aber dann auf. „Autsch...“
 

Das brachte Fenrir zum Lachen und er rief einen Hauself, flüsterte ihm etwas ins Ohr und gab dann Harry die Phiole, die der brachte. „Ein leichter Schmerz und Heiltrank,“ erklärte Fenrir grinsend.
 

Harry knuffte den Anderen, doch der Trank wirkte schnell und er kroch aus dem Bett, stampfte durch die Briefflut zum Kleiderschrank, holte sich Klamotten und lief in die Dusche, dicht gefolgt von Fenrir, der diese Gelegenheit natürlich nutzte, so, dass es doch noch ein Mal eine Weile dauerte, bis sie angezogen waren, doch das hatte sich trotzdem gelohnt. Auch, wenn Harry nun etwas seltsam lief.
 

Als sie zurück ins Zimmer kamen, waren die Eulenfedern verschwunden und die Briefe in mehreren Stapeln zusammengebunden, offensichtlich hatte Fenrir die Hauselfen instruiert, so dass ihr Zimmer wieder zugänglich war.
 

„Also komm,“ lächelte Fenrir und nahm Harrys Hand, bevor er aus dem Zimmer lief, er hatte bereits eine Hauselfe instruiert, dass das Abendessen draußen serviert werden sollte.
 

Kaum raten sie aus dem Haus, wurden sie auch schon umringt, die Jüngeren sprangen um sie herum und lachten, einige der Älteren lächelten und gratulierten ihnen, was Harry nur noch weiter die Röte in die Wangen trieb. Vor Allem, als Severus ihn schließlich kurz in die Arme schloss und ihn angrinste.
 

„Nun,“ stellte Severus fest, während die Zwillinge und Bill sowie Aurora hinter ihm grinsten. „Es scheint, als hättet ihr in der letzten Stunde eine Menge Spaß gehabt.“ Er sah das Bissmal an Harrys Hals, noch rot und geschwollen an seinem Hemd und Fenrirs sah nicht viel Besser aus, aber Beide schienen keine Schmerzen zu haben und vor Allem sein Sohn war ohnehin zu beschäftigt damit, feuerrot zu sein.
 

„Wir hatten eine vergnügliche Zeit,“ grinste Fenrir, bevor er sein Gesicht verzog: „Bevor wir überfallen worden sind...“
 

„Die Eulen?“
 

„Oh ja...“
 

„Dann sollte ich ihnen wohl danken, denn sonst wäret ihr wohl kaum zum Abendessen aufgetaucht.“
 

„Eher nicht,“ stimmte Fenrir amüsiert zu. „Und ihr dürft nachher helfen, die Briefe durchzugehen.“
 

„Wie viele?“
 

„Genug, um euch für ein, zwei Tage Alle zu beschäftigen.“
 

Bill lachte bei der Ankündigung nur und sie gingen zu den Tische, wo sie auch noch mit Applaus empfangen wurden. Aber es war nicht so, als könnte Harry abhauen, denn der saß ja auf Fenrirs Schoß und der Ältere hielt ihn fest. So viel zu eventuellen Fluchtplänen....
 

„Harry...“
 

Der Jüngere sah ein wenig gequält auf. „Hm...?“
 

„Dein Essen...“
 

Der Jüngere sah auf seinen Teller, der sich ohne sein Zutun gefüllt hatte, aber immerhin war es eine leckere Pizza mit allem Möglichen darauf. Also begann Harry, zu essen, während er sich schon fragte, was wohl aus den Briefen in England alles stand. Neville.... er hatte den molligen, unsicheren Jungen schon immer gemocht und auch Susan war ihm ein entfernter Begriff, auch, wenn er sich wunderte, dass sie sich bei ihm meldete.
 

Mit Draco verband ihn inzwischen eine einfache Freundschaft, die Malfoys waren vor einigen Tagen zurück nach England gekehrt und Lucius war der heißeste Kandidat für die Wahl zum Minister eben weil er nie auf der Seite von Dumbledore gewesen war und einen vollkommen anderen Kurs vertrat, der härter, aber nicht ungerecht war.
 

Aber er selbst hatte keine Lust, nach England zurückzukehren, in ein Land, das ihn so verraten hatte. Er wollte bleiben, wo er war, oder noch andere Länder kennen lernen, was auch immer, aber er wollte nicht wieder zurück. Von England hatte er entschieden zu viele schlechte Erinnerungen.
 

Fenrir lächelte und beobachtete, wie Harry seine Pizza mümmelte, er schien nachdenklich, vielleicht wegen der vielen Briefe und der aus England. Wundern würde es ihn nicht, das ging Harry sicher nah und es hatte auch wieder Erinnerungen geweckt. Er beendete gerade ein Gespräch mit Severus, küsste denn den Jüngeren auf sein Bissmal, was den zum Schnurren zu bringen schien. Das musste er sich merken. „Worüber denkst du nach?“
 

„Müssen wir... zurück nach England?“
 

Ja, er hatte es gewusst, stellte Fenrir ruhig fest. Er küsste den Jüngeren sanft und strich über dessen Seite. „In nächster Zeit erst mal nicht,“ gab er ruhig zurück. „Zerbrich dir nicht den Kopf....“ Er verstand Harrys Vorbehalte, inzwischen teilte er sie selbst, er wusste, was dem Jüngeren da entgegen schlagen würde, wäre eine Mischung aus Mitleid, Bewunderung und durchaus noch Ablehnung und Angst. Das wollte er nicht, aber das bedeutete, dass er eine Lösung finden musste, was seine eigene Stellung anging. Nun, erst mal die Briefe lesen, er ahnte, dass ihn dort vielleicht eine Lösung erwartete. Warum sollte er auch nicht die Vorteile nutzen, die man ihm anbot.
 

Aber das Erste, was er tun musste und würde, bevor er irgendeine Entscheidung treffen wollte, er musste Dumbledore hinter Gittern oder tot wissen. Vorher würde er Harry nirgends allein hingehen lassen oder ihn aus den Augen und aus dem Haus lassen. Er wusste, der Alte war brutal und sicher nicht mehr berechenbar, nach all dem, was geschehen war. Ein ohnehin brutaler und rücksichtsloser Mensch, der Alles verloren hatte, war nichts, als ein Monster. Und er hatte nicht vor, zu verlieren, was ihm am Wichtigsten war.
 

Automatisch hielt er Harry etwas fester und strich ihm kurz über die Seite. Als der ihn verwundert ansah, lächelte er nur und gab ihm nochein weiteres Stück Pizza, ohne eine Erklärung. Er wollte Harry nicht mit dieser Nachricht erschrecken und ihm Angst machen, schon gar nicht heute, es war ja nicht so, als würde Harry das Haus allein verlassen, dazu machten ihm Menschenmassen immer noch zu viel Angst, auch, wenn er, solange Severus oder er dabei waren, damit keine Probleme mehr hatte.
 


 


 

Zufrieden lehnte Draco sich zurück, froh, wieder in Malfoy Manor zu sein. Er würde zwar in Hogwarts seine Prüfungen machen, aber nicht mehr auf diese Schule gehen. Zu viel hatte er da durchgestanden. Sein Vater hatte Blaise in einem der Lager gefunden und zu ihnen geholt, der Junge hatte fast zwei Wochen gebraucht, um sich zu erholen und nur ein Trank von Severus hatte seinem besten Freund zumindest einen Teil seiner ehemaligen Kräfte zurückgeben können.
 

Pansy hatte sich in einer kurzen, unbeobachteten Sekunde erhängt, sie hatte nicht mit all dem leben können, was man ihr angetan hatte. Sie war wie eine Sklavin gehalten worden, ihr magischer Kern vollkommen zerstört. Das und die Tatsache, das ihr verehrter Vater vor ihren Augen umgebracht worden war.
 

Er war auf der Trauerfeier gewesen, so, wie viele Andere und Einige hätte er am Liebsten verhext, sie waren verlogen und richteten ihre Fahnen nur nach dem Wind. Leute, wie Dean Thomas zum Beispiel.
 

Auch Miss ich weiß alles besser Granger hatte er wieder getroffen, aber sie war verändert gewesen und er hatte erfahren, dass sie vermutlich die magische Welt verlassen würde, wenn nicht gar das Land, denn ihr Vertrauen war vollkommen zerrüttelt, aber das betraf viele.
 

Auch Longbottom hatte sich stark verändert. Von dem molligen Jungen war nicht mehr viel übrig. Er schien sogar so etwas wie ein Rückrad entwickelt zu haben. Er war ruhig, ein Einzelgänger und zu den Meisten in seinem Jahr ausgesprochen zurückhaltend, bis hin zur Unhöflichkeit. Und er wollte Harry wirklich wiedersehen, nicht um des Ruhmes willen, sondern weil er den Grünäugigen ja schon immer gemocht hatte.
 

Was ihn schockiert hatte, war McGonagall gewesen. Sie war alt geworden, nein, das war sie schon immer gewesen, aber nun sah sie auch so aus. Das war das Schlimmste daran, man hatte dieser Frau Alles genommen. Ihren Glauben, Alles, Dumbledore hatte sie ja von Anfang an mit in Alles rein gezogen. Und nun wurde sie selbst stark überwacht.
 

Allerdings war es schwer, Mitleid mit der Alten zu empfinden, nachdem er gesehen hatte, was mit so vielen seiner Freunde, Mitschülern und Hausgenossen geschehen war, oder mit deren Familien, Einige der alten Familien, wie die der Parkinsons, waren ausgerottet worden. Auch die Goyles und was von Crabbe übrig war.... war auch nicht mehr der Rede wert.
 

Es hätte ja auch bei Harry nicht viel gefehlt, um ihn mit Crabbe in ein Zimmer zu setzen, er hatte es nur dank seines Onkels und des Werwolfes überstanden. Viele hatten mitbekommen, dass Harry bei Severus war und Alle versuchten, von ihm zu erfahren, wie sie an ihren ‚Helden’ herankommen konnten, aber weder er noch Neville sagten dazu auch nur ein einziges Wort.
 

Sie wussten, dass Harry kein Interesse daran hatte, mit Mitleidsbekundungen und Beteuerungen falscher Freundschaft hatte und das er sich nun erst recht in Italien verschanzte. Ein weiteres Gesprächsthema war aber auch der magische Strom, der vor einer Weile durch ihr Land gefegt war und nicht nur durch das, auch in mehreren Nachbarländern hatte man es gespürt, die Vollendung eines mächtigen Seelenbundes. Sie hatten nur keine Ahnung, dass Potter einer der Hauptbeteiligten war.
 

Draco selbst hatte es aus den Socken gehauen und ja, er war neidisch gewesen, zumindest so lange, bis sein Vater gemeint hatte, dass das mit Sicherheit auch Dumbledores Aufmerksamkeit erregt hatte und der nun genau wusste, wo er suchen musste, auch, wenn er an sich nicht in das Haus, auf das Anwesen kommen konnte. Potter hatte wirklich seine ganz eigene Art, sich in die Scheiße zu reiten und Draco wusste, selbst wenn alle Wolfsrudel dieser Welt versuchten, ihn zu schützen, würde er es noch schaffen, sich in richtige Schwierigkeiten zu bringen.
 

Selbst sein Vater war da seiner Meinung und das war doch eher selten.
 


 


 

Lachend jagte Harry eines der kleinen Kinder, es war vier Jahre alt und sein Vater war mit Fenrir unterwegs, wegen Irgendwas. Eigentlich hatte er mitgehen wollen, doch sein Geliebter hatte ihn gebeten, zu bleiben, obwohl der Andere sich im Moment nicht gern von dem Älteren trennte.
 

Aber der hatte ihn gebeten, ein Auge auf drei der Kleineren zu haben, also hatte er nachgegeben, auch, wenn er es nicht verstand. Das jüngste Kind, das gerade mal ein Jahr alt war, schlief unter einem kleinen Sonnenschirm, während ein fünfjähriges Mädchen und eben der kleine Junge mit ihm durch die angenehm warmen Wellen rannten.
 

Die letzten drei Wochen hatten wieder erstaunlich viel geändert, wie er selbst zugeben musste. Nicht nur seine Schmerzen waren verschwunden, auch sein Selbstbewusstsein war rapide gestiegen, vor Allem, da Fenrir ihn inzwischen stark mit einbezog und auch Bill erklärte ihm viele Dinge. Es ging so weit, dass er durchaus inzwischen knappe, klare Befehle gab und er hatte drei, vier Konkurrenzkämpfe klar gewonnen, dank der Tatsache, dass er wieder bei Bill und inzwischen auch bei Fenrir Unterricht nahm.
 

Er hatte seine Scheu, zumindest hier innerhalb des Rudels, verloren. Auch, weil er gemerkt hatte, wie hoch sein Ansehen war und das er helfen konnte, gerade mit den Kindern. Er konnte ihnen Dinge leicht beibringen. Die Grundlagen der magischen Ausbildung zum Beispiel. Er selbst würde bald seine eigenen Examen nachholen, sein Dad hatte gesagt, er war gut genug dazu und Harry war eigentlich froh, wenn er die Zeugnisse hatte und dann seine Ruhe haben würde.
 

„Ri, ri!“
 

Ja, so nannten die Kinder ihn und schon klebte der kleine Junge an seinem einen und das Mädchen am anderen Bein. Lachend hob er die Beiden kurz hoch, bevor er sie wieder absetzte. „Kommt,“ meinte er. „Zeit für euren Mittagsschlaf!“
 

„Och... bitte...!“
 

„Nix da! Aber ihr dürft hier draußen schlafen,“ versprach er und brachte die Kleinen zu dem Baby, das auch noch selig schlummerte. Eine Hauselfe hatte schon zwei weitere Matratzen und leichte Decken gebracht, sowie das Kind im Auge behalten. Als er kam, verschwand die kleine Kreatur, wobei sie sich noch verbeugte.
 

Ohne Mitleid legte er die mosernden Kinder, die dann aber doch ziemlich schnell einschliefen, hin. Erst dann nahm Harry sein Buch in die Hand und schlug es da auf, wo er aufgehört hatte. Am Morgen hatte er neue Briefe an Draco und Neville geschickt und nun wollte er seine Hausaufgaben erledigen, die Kinder würden mindestens zwei Stunden schlafen.
 

Doch er konnte sich nicht konzentrieren. Inzwischen wusste er, dass Dumbledore zwar nicht mehr an der Macht und die Slytherins wieder frei waren, der Mann war entkommen, zusammen mit Ron und Ginny.
 

Das hatte er nur zufällig erfahren, weil er wohl zum falschen Zeitpunkt in ein Gespräch gerauscht war, aber das Gespräch hatte in ihrem Zimmer stattgefunden, warum also hätte er klopfen sollen? Im ersten Moment hatte Harry Panik geschoben, er wusste, der Alte kannte seine Signatur, er musste wissen, wo er war, doch dann hatte Fenrir ihn beruhigt. Er wäre hier nicht allein und es wäre mehr als unwahrscheinlich, dass der Alte versuchen würde, hier einzudringen, in ein Haus voller Kreaturen, die er ja nun fürchtete.
 

Trotzdem machte es Harry Angst. Er wusste, Fenrir und viele Andere jagten den Irren inzwischen, doch er wusste auch, dass der nicht umsonst so lange durchgekommen war – Dumbledore war gut, er war hochgefährlich, selbst für seinen Vater und für Fenrir, er würde nicht lange brauchen, um herauszufinden, wem die zweite Signatur gehörte. Er hatte schon überlegt, ob er sich einfach stellen sollte, war aber schnell wieder von der Idee abgekommen, da der Ältere ja recht hatte, hier war er vollkommen sicher.
 

Er sah wieder zu den Kindern, dann in Richtung Eingang zum Haus, aber weder Fenrir noch sonst wer war wieder da. Nun, sie waren erst seit ein paar Stunden weg und wollten nicht vor dem Abend zurückkommen. Trotzdem hatte er ein schlechtes Gefühl bei der Sache. Vor Allem, da sie ihm nicht gesagt hatten, was sie vorhatten.
 

Erst zwei Stunden später kamen die Mütter der Kleinen zurück, bedankten sich und gingen, sie hatten ihre Zeit für sich sichtlich genossen und zollten Harry auf ihre Art Respekt. Als er wieder allein war, packte Harry seiner Sachen und verschwand wieder nach Oben, in ihr gemeinsames Zimmer. Er wusste nicht, warum er mehr oder weniger die Flucht ergriff, er wusste nur, dass er für sich sein wollte. Also warf er sich auf ihr gemeinsames Bett, in der Luft lag noch leicht der Geruch davon, was sie am Morgen getrieben hatten – im wahrsten Sinne des Wortes. Erst hier, dann im Bad...
 

Harry schloss einfach zufrieden die Augen und versuchte, seine beklemmenden Gefühle zu unterdrücken, so lange, bis auf ein Mal gegen seine Zimmertür gehämmert wurde. Abrupt setzte er sich auf, seine Hand glitt zu dem inzwischen verheilten Bissmal, das sich nur noch leicht abhob. „Ja.“
 

„Harry...!“
 

„Bill, was ist los?“, fragte er alarmiert. „Wo ist Fenrir?!“
 

„Er...!“
 

„Bill,“ forderte Harry den Anderen auf, auf einmal tödlich ruhig und autoritär. „Rede.“
 

„Sie sind überfallen worden,“ erklärte der Rotschopf gedemütigt. „Einer der Beteiligten war dem Geruch nach... Ron, sie haben fünf Geißeln, Fenrir ist eine davon, ich habe keine Ahnung, was geschehen ist, es gibt drei Tote, eine Frau aus unserem Rudel, ein Däne und ein Italiener, zwei Muggel. Aber die sind tot.“
 

„Mein Vater? Aurora?“
 

„Severus ist mit seiner Frau im Ministerium, sie wissen nicht, dass ich dich informiere, ich denke, sie wollen versuchen, Fenrir auf eigene Faust zu befreien, aber in Fenrirs Abwesenheit bist du hauptverantwortlich für das Rudel, du musst es wissen.“
 

Alles in Harry zog sich zusammen, er hatte panische Angst um seinen Geliebten, doch er ließ sich nichts anmerken. Das erklärte sein schlechtest Gefühl und seine Nervosität, die ihn schon den gesamten Tag verfolgte und es machte ihm klar, was er zu Tun hatte. „Ruf Alle in der großen Halle zusammen,“ befahl Harry ruhig. „Ich brauche einen kampffähigen Trupp, ohne dich, du wirst hier in meiner Abwesenheit die Stellung halten, zwanzig Kämpfer, mindestens zehn von ihnen auch gute Zauberer, Niemand, der Kinder zurücklässt. Du hast zwanzig Minuten. Geh!“
 

Bill wandte sich auf dem Absatz herum, er stellte die Befehle nicht in Frage, Harry hatte Recht. Er musste bleiben, aber der Jüngere brauchte eine Truppe, die ihm helfen würde. Der Jüngere war weder zusammengebrochen noch sonst etwas. Wie selbstverständlich hatte er seinen Job angenommen, keine Schwäche gezeigt. Harry war zu ihrem Anführer geworden, wie die Regeln des Rudels es verlangten.
 

Kaum war Bill weg, knickte Harry wieder ein. Er hatte panische Angst um den Älteren, wohl wissend, wie grausam Dumbledore sein konnte. Kurz schloss er die Augen, suchte nach ihrer Verbindung, doch der Andere schien nicht bei Bewusstsein zu sein. Doch es reichte, um eine etwaige Richtung zu bekommen.
 

Dann stand Harry auf, er öffnete die Schranktür, sah sich dort um. Dann wählte er eine Drachenlederhose und eine entsprechende Jacke aus, sowie die passenden Stiefel, die er sich anzog. Er brauchte einen Plan, dringend, schnell, gestern.
 

Wie sollte er vorgehen, was sollte er tun, was würde Fenrir tun? Nach kurzem Zögern öffnete er den Schrank erneut und strich über eines der Hemden des Älteren, bevor er einen von seinen Umhängen herausholte und ihn sich zusätzlich umlegte. Der Umhang hatte auf der Innenseite viele Taschen und Schließen. Seinen Zauberstab trug er am Handgelenk, doch er deutete auf ein Stück Papier: „Mutare!“ Sofort verwandelte es sich, sah aus, wie ein Zauberstab. Er wollte nicht, dass der Alte ihm seine einzige Waffe abnehmen konnte.
 

„Ginger!“
 

Sofort tauchte die kleine Hauselfe auf. „Master Harry Potter, Sir?“
 

“Hast du Unsichtbarkeitstränke oder so was?”, fragte er. „Einundzwanzig Stück, die auch wirklich etwa zwei Stunden anhalten können?“
 

„Ja, Master, Sir.“
 

Bring sie mir! Dazu mehrere Portschlüssel zurück hierher! Mindestens acht oder neun!“ Denn er wusste nicht, in welchen Zustand sie sein würden, wenn der Kampf vorbei sein würde, nicht Jeder konnte sich vielleicht hierher zurück apparieren. Die Hauselfe verschwand, während Harry sich weiter umsah. Er wusste, das was kam, würde hässlich werden und vielleicht musste er zum Einsatz bringen, womit er Fenrir hatte überraschen wollen. Er hatte seinen inneren Werwolf endlich im Griff, er konnte sich verwandeln, wie er wollte. Das würde die letzte Lösung sein.
 

Nach diesen Überlegungen griff er nach einigen Wurfmessern, die Fenrir gehörten, sie waren eine Art Spielzeug für den Anderen, verteilte sie auf die verschiedenen Taschen des Umhangs und steckte eines davon in jeden Stiefelschaft. Erst dann verließ er das Zimmer und rannte hinunter in die Halle, wo bereits fast Alle eingetreten waren, in gerade dem Moment kam auch Bill, begleitet von den geforderten, zwanzig Kriegern, von denen sieben Frauen waren, sie Alle bis an die Zähne bewaffnet.
 

Sie traten in zwei geschlossenen Reihen, direkt vor Harry, der sich auf das leicht erhöhte Podest des Saales gestellt hatte, wo vermutlich früher Bands zu Festen gespielt hatten. Als er eine Hand hob, kehrte augenblicklich eine absolute Stille ein.
 

„Ich denke, inzwischen haben Alle erfahren, was geschehen ist,“ sprach er vollkommen ruhig, als ginge es um so etwas Einfaches, wie eine Steuererklärung oder so. „Und ich habe vor, diese Situation wieder in Ordnung zu bringen und Fenrir, sowie die Anderen zurück zu holen.“ Er sprach nicht laut und doch hörte Jeder die durchdringende Stimme, auch die Zwillinge, die sich in einer Ecke herumdrückten.
 

„Ich kann Fenrir immer noch fühlen, er lebt, ich kann ihn finden, ich werde mit zwanzig Kriegern losziehen. In der Zeit hat Bill das Kommando! Ich verlange, dass Niemand, ich betone, Niemand, mir hinterher schleicht! Und ich will, dass ihr meinen Vater und meine Mutter, wenn sie hierher kommen, aufhaltet, mir zu folgen, im Notfall betäubt sie oder sonst was! Ich will sie nicht auch noch in Gefahr wissen! Des Weiteren wird Bill einigen anderen Rudeln schreiben, ich denke, auch die werden uns Krieger stellen, die zu einem bestimmten Ort kommen werden, sollte es nötig sein! Fragen?!“
 

Niemand meldete sich.
 

„Gut. Fred, George, ich brauche einige eurer Scherzartikel. Magisches Kratzpulver, hoch dosiert, den magischen Kleberegen, in zwei Minuten. Und alle Anderen, geht!“
 

Schnell leerte sich die Halle, zurück blieben die Krieger, Bill und die Zwillinge. Sowie die Elfe, die Harry einen Korb gab und dann verschwand.
 

„Harry, was hast du vor?“, fragte Fred, der dem Jüngeren das Gewünschte gab. Und die Frage schien ihnen Allen aus dem Herzen zu sprechen.
 

Kurz kniff der Jüngere die Augen zusammen ,doch dann ermahnte er sich selbst, dass er ja gar nicht hinterfragt wurde. „Diese elendige Angelegenheit bereinigen,“ gab er knapp zurück und verstaute die Portschlüssel, bevor er die Unsichtbarkeitstränke verteilte, er selbst nahm aber Keinen. Er hatte inzwischen einen Plan. Die Dinge der Zwillinge steckte er in eine weitere Tasche.
 

„Alle, ihr trinkt euren Trank,“ während er sprach trat er zu den Anderen. „Dann werdet ihr einen Kreis um mich bilden und mich anfassen, ich bringe uns zu dem Ort, wo man Fenrir festhält, unsere Bindung wird mir den Weg weisen, egal, was passiert, lasst mich unter keinen Umständen los, bevor wir gelandet sind. Man wird nur mich sehen und mir den Zauberstab abnehmen, keiner von euch wird auch nur irgend etwas tun, bis ich entweder den klaren Befehl zum Angriff gebe oder ihr sichtbar werdet! Egal, was geschieht oder ob der Alte mich beleidigt! Keiner handelt ohne Befehl! Verstanden?!“
 

„Verstanden,“ kam es knapp von zwanzig Leuten zurück.
 

„Gut, nehmt den Trank, er sollte zwei Stunden halten.“ Harry wartete, bis die Anderen die Flüssigkeit geschluckt hatten, denn streckte er seine Arme aus, er hasste es immer noch, sich von anderen als von Fenrir und Severus anfassen zu lassen, doch davon merkte man gerade Nichts, etwas geschah und auf ein Mal waren sie weg.
 

George sah zu Bill. „Ist das derselbe Harry, wie der, den wir vor einem halben Jahr noch gesehen haben?“
 

Der Werwolf blickte auf seine Brüder, dann auf die Stelle, wo Harry gestanden war. „Es hat sich schon vor einer Weile abgezeichnet,“ gab Bill nur zurück. Schon seit guten zwei Monaten.... Harry ist sanft und harmlos, solange er kann, aber wenn es sein muss... ihr habt es gesehen, er ist nun mal Fenrirs Gefährte. Er ist nun Fenrirs rechte Hand. Und ich seine, sozusagen.“
 

„Wow,“ lächelte Fred. „Also ich hätte zu Anfang noch nie gedacht, dass er wieder zu einem Anführer wird.“
 

„Er hat eine Menge mitgemacht, aber allein, das er nicht zerbrochen ist, hat uns gezeigt, wie stark er sein muss. Er ist, was er von Anfang an hätte sein sollen – er ist ein Anführer, ihr habt gesehen, wie Alle gespurt haben.“
 

„Aber... warum bist du nicht mit?“
 

„Weil ich der Nächste in der Kommandokette bin, ich muss hier bleiben.“
 

„Und...was tust du jetzt?“
 

„Seine Befehle befolgen.“
 

„Du... willst Snape lahm legen?!“
 

„Allerdings – und einen Heiler finden, Tränke zusammen tragen, vom Schlimmsten ausgehen, die anderen Rudel informieren, die Ministerien einschalten und was dann noch ansteht.“
 

„Snape übernehmen wir,“ beschloss Fred ruhig. „Kümmere du dich um eine Art Krankenstation.“

Ein neues Leben

„Ah, und ich dachte schon, er käme gar nicht mehr!“, höhnte eine nur zu gut bekannte Stimme, kaum, das Harry gelandet war, wo auch immer. Zumindest noch im Freien, er spürte die Sonne auf seinem Gesicht und als er die Augen öffnete, sah er den felsigen Untergrund – ja, und er bekam den ersten crucio ab, er spürte Bewegung um sich und nur eine abrupte Bewegung seiner Hand verhinderte vermutlich, dass die Anderen sich verrieten.
 

„Ich sehe, Ron,“ lächelte Harry nur nach einer Weile. „Du hast immer noch nichts dazu gelernt...“ Er richtete sich ruhig auf und sah dem Rotschopf, seiner Schwester und zwei weiteren Leuten ruhig ins Gesicht.
 

Ron lächelte nur hämisch. „Und du, Potter, bist noch genauso strunzdumm, wie ich dich in Erinnerung habe! Pah! Allein hier aufgekreuzt, wie er es vorausgesagt hat! Nehmt ihm den Zauberstab ab und zerbrecht ihn! Er kennt das Spiel ja schon!“, höhnte der Rotschopf weiter.
 

„Und warum sollte ich meinen Zauberstab einfach hergeben?“
 

„Jeder Widerstand oder jede Verletzung von einem von uns Vieren wird in einem Crucio für den hässlichen Werwolf enden, den wir an die Wand gekettet haben – wie klingt das Potter?“, höhnte Ron, bevor er ausholte und Harry mit aller Kraft ohrfeigte, so heftig, dass Harry schwarze Punkte vor seinen Augen sah.
 

Es tat weh, so weh! Der Verrat, selbst jetzt noch, vor Allem, als auch noch Ginny ihn in die Seite trat, er wehrte sich nicht, auch nicht, als man ihm seinen gefakten Stab abnahm und noch immer hielt er seine Leute zurück. Er hatte zwei Stunden mit einer unsichtbaren Armee, die hier Niemand erwartete, er hatte nicht vor, seinen Vorteil auszuspielen, wegen ein paar verdammter Schmerzen!
 

„Und jetzt, Potty-Potty, werden wir unsere Rache dafür bekommen, dass du unser Leben ruiniert hast! Wir hatten Alles, Geld, Freunde, Reichtum und Einfluss, aber du musstest es uns ruinieren! Du! Du... Verräter! Warum bist du nicht verreckt, wie du es hättest tun sollen ? Du dreckiges Stück Mist!? Du bist hässlich, missgestaltet und ein Zwerg!“
 

Nicht ein Wort kam über Harrys Lippen, auch nicht, als er gepackt und weggeschleift wurde, er war sich ziemlich sicher, dass eine der Rippen gebrochen war. Aber er musste zu Fenrir, musste sehen, was mit dem Anderen geschehen war. Und die anderen Geißeln.
 

Es dauerte, bevor er auf den Boden krachte, irgendwo, und dann packte ihn ein anderer Schmerzfluch, weit grausamer, als der crucio, doch das war ihm egal. Er schloss die Augen, konzentrierte sich und verdrängte den Schmerz, noch bevor er die Augen öffnete, ließ er das Juckpulver auf die vier Angreifer und Dumbledore rieseln. Fünf Minuten, bis es seine volle Wirkung entfaltete, er wusste es, die Zwillinge hatten ihm erzählt, wie sie es an Draco ausprobiert hatten.
 

Eine Hand packte seine Haare zerrte seinen Kopf zurück, so, dass er die Wand sah – das Einzige, was Harry tun konnte, war nach Luft zu japsen. Da hingen drei Leute, in der Mitte Fenrir, mit blutüberströmtem Gesicht.
 

„Na?“, höhnte die Stimme hinter ihm. „Sieh es dir gut an, Freak! Jeder, Jeder der dir etwas bedeutet, wird eines grausamen Todes sterben! Vor deinen Augen! Du wirst sofort ein Dokument aufsetzen, in dem steht, dass du gelogen hast und ich unschuldig bin, so, wie alle Anderen, dass du ein neuer dunkler Lord werden wolltest, ich will jeden Knut, den du hast, du Bastard!“ Harry spürte einen Tritt auf seine Hand, hörte, wie sie brach, es war nur links mit rechts müsste er ja schreiben.
 

„Ich werde dir die letzten Stunden deines Lebens zur Hölle machen! Niemand, niemand legt sich mit mir an und schon gar nicht du, du mieses Stück Dreck!“ Ein Zauber flog, doch er traf nicht Harry, er traf Fenrir, er hörte seinen Geliebten stöhnen, obwohl er offensichtlich bewusstlos war.
 

Das war zu viel! Vorsichtig nahm er den Zauberstab von seinem Handgelenk, was einfach war, bedachte man, dass er auf dem Boden lag. „Ich... denke, nicht,“ gab er nur zurück. „Jetzt!“
 

Er sah den nächsten Tritt, die beiden Weasleys, die aufkreischten, vor Wut, wobei er nicht genau wusste, wer nun höhere Töne erreichte, doch der erreichte ihn nicht, auf ein Mal lagen beide Weasleys blutend auf dem Boden. „Bringt sie nicht um,“ befahl Harry schließlich, während Hände ihm auf die Beine halfen, er streckte seinen Zauberstab aus. „Ich habe dazu gelernt, alter Mann,“ gab der Grünäugige dem Alten zu wissen, während er beobachtete, wie die Angeketteten wie von Geisterhand von den Wänden gehoben wurden. „Ich renne nicht mehr blind los, wenn etwas geschieht, ich ziehe es vor, zu planen, und diese Idioten haben mich zu Ihnen geführt.“
 

Albus starrte um sich, seine Augen hatten einen vollkommen irren Glanz, ein Eindruck, der von dem wirren, knotigen Bart, der auch noch dreckig war, noch unterstützt wurde. Der Alte konnte offensichtlich nicht glauben, was hier vorging, vor Allem, da er nichts und Niemanden sehen konnte, nur unheimliche Schatten, Knurren und seine letzten Getreuen, die sich schreiend und blutend auf dem Boden wandten, bis sie verstummten, durch Zauber, aufgerichtet wurden, wie von Geisterhand fest verschnürt, wobei immer neue Wunden auftauchten und er spürte, wie er von etwas umkreist wurde.
 

„Ich wusste es! Ich wusste, du bist böse! Von Grund auf, da, da seht ihr es, meine Treuen, sehrt ihr, was ich immer gesagt habe, ich hatte von Anfang an Recht, er hat den Verstand verloren! Er muss getötet werden! Crucio, crucio, crucio!“
 

Harry japste, als der erste Fluch ihn traf, doch er machte den Anderen ein Zeichen, das hier was sein Kampf, seine Vergangenheit, Niemand hatte sich einzumischen, Niemand! Er richtete sich ruhig auf, griff nach einem der Dolche aus seinem Mantel, während er beobachtete, wie der Andere auf ein Mal begann, hysterisch sein Gesicht zu kratzen. Auch die Gefesselten begannen, wie die Irren hin und her zu wackeln.
 

„Wenn ich den Verstand verloren hätte,“ meinte er nur eisig,“ wäre es allein Ihr Verdienst, aber es gab Leute, denen war mein zustand wichtiger,“ meinte er ruhig. „Sie haben mich davor geschützt, meinen Verstand zu verlieren, sie haben mich zurück in ein Leben geführt, was Sie mir nie haben geben können und wollen. Ich habe gesehen und begriffen, das ich Freunde habe, die zu mir stehen, und halt dich fest, alter Mann, ich habe sogar Eltern bekommen. Severus und Aurora Snape,“ er grinste eisig. „Du konntest keinen Golem von einem Menschen unterscheiden, alter Mann, da spricht nicht für deinen Verstand!“
 

„Secumsepra!“
 

Harry wich nur mit einer halben Drehung aus, warf schließlich den Dolch, wie er es immer von Fenrir gesehen hatte, locker aus dem Handgelenk, ohne den Zauberstab fallen zu lassen, ein Kunststück mit einer Hand, doch es funktionierte. Der Alte schrie auf, als er dessen Zauberhand traf, die nach Hinten gerissen wurde, sein Zauberstab flog durch die Lust, bis er gefangen wurde und mitten in der Luft stehen blieb.
 

„Sagte ich nicht schon, dass ich nicht mehr das dumme, gutgläubige Kind bin?“, fragte Harry vollkommen ruhig, während er seinen Zauberstab wieder fester packte. „Ich bin früher blind in jede Gefahr gerannt, wie Sie es wollten, aber jetzt nicht mehr, man hat mir inzwischen beigebracht, dass ich nicht blind auf etwas losrennen muss. Ich bin mit einem Plan hierher gekommen und das offensichtlich nicht alleine. Und mit dem besseren Plan. Stupify.“ Der Alte kämpfte gegen seine Magie, aber Harry war, auch, wenn äußerlich vollkommen ruhig, aufgewühlt, aufgebracht und so stinkig, wie das letzte Mal bei Sirius’ Hinrichtung.
 

„Verrät...!“, mitten im Satz aber kippte der Mann einfach um.
 

„Es ist... vorbei,“ flüsterte Harry, nun erschöpft und mit Schmerzen in der Stimme, dann aber raffte er sich zusammen, während er beobachtete, wie die Schemen seiner Mitkämpfer wieder sichtbar wurden, zwei standen direkt neben ihm, bereit, ihn aufzufangen, sollte er umkippen, er hatte sie schon eine Weile lang gerochen.
 

„Ist Jemand verletzt?“
 

„Nur die drei Gefangenen und eine leichte Verletzung bei Marc,“ meldete eine weibliche Stimme.
 

„Fenrir?“
 

„Muss sofort behandelt werden, wir bekommen keine Übersicht.“
 

„Fünf Leute zum Ministerium, Jeder von euch appariert einen der Gefangenen, Niemand wird getötet, sie werden abgegeben, Sterben ist zu gut für sie, sie sollten etwas von ihrer eigenen Behandlung genießen dürfen...“, mit den Worten trat er zu Fenrir, so ruhig es ging, ohne sich seine Schmerzen anmerken zu lassen. Dad würde ihn umbringen, ,daran hatte er keine Zweifel. Er warf mehreren die Portschlüssel zu, bevor er Einen davon nahm, Fenrir in seine Arme schloss und ihn aktivierte, er konnte zwar apparieren, aber ihm tat Alles weh und er wollte nicht das Risiko eingehen, Fenrir noch mehr zu verletzen.
 


 


 

„...müssen wir...“
 

Rums.
 

Harry keuchte leise auf, als er auf dem harten Boden aufkam, er hatte nur Fenrir abgefedert. Als er sich umsah, stellte er fest, dass er mitten in einer Versammlung gelandet war. Er sah Bill an, raffte sich auf. „Fenrir muss versorgt werden, jetzt,“ befahl er knapp und deutete fast blind vor Schmerzen in die Menge auf zwei vollkommen fremde, aber stark aussehende Männer, die sich, zu seinem Erstaunen, sofort erhoben. „Bringt ihn in unser Zimmer! Bill, zeig ihnen den Weg! Jetzt!“
 

Die Männer kamen, sie hatten einen fremden Geruch, doch Harry konnte nicht mehr, er musste ihnen seinen Geliebten überlassen. Ein Rotschopf rannte voran, aber es war nicht Bill, es war einer der Zwillinge, dann spürte er eine Hand auf seiner Schulter und selbst diese Berührung bereitete ihm Schmerzen. Der crucio war stärker gewesen, als er gedacht hatte, viel stärker.
 

„Harry? Du musst auch versorgt werden...“
 

„Gleich, ich...“
 

„Ich trage dich,“ gab der Rotschopf ruhig zurück, er erkannte die Situation sofort. „Ich bringe dich zu Fenrir...“
 

Im ersten Moment wollte Harry protestieren, doch als er die Arme spürte, die ihm halfen, sich wieder aufzurichten, gab er nach. Er spürte, wie seine Füße wieder auf den Boden kamen. Automatisch bewegte er sich, so schnell es eben ging – bis er plötzlich hochgehoben wurde, kaum, das er aus dem Sichtfeld der Masse war – aber nicht von Bill.
 

„Du Wahnsinniger! Was war das, ein Versuch, dich selbst umzubringen?! Junge, sieh dich mal an!“
 

„Dad?“, fragte Harry, leise und erleichtert, vor Allem, als er merkte, dass Bill sich umwandte und ging, offensichtlich zurück zu den Anderen. Seine Sicht war inzwischen stark verschwommen.
 

„Natürlich!“, gab Severus zurück, der es erst jetzt geschafft hatte, den Zauber, mit dem man ihn eingeschlossen hatte, zu brechen. Er drückte seinen Jungen fest an sich, raste die Gänge regelrecht entlang und brachte ihn in dessen Zimmer, wo Fenrir bereits auf dem Bett lag, während ein Heiler aus einem anderen Wolfsrudel ihn untersuchte. Bill musste ihn gerufen haben.
 

„Dad, was... was ist mit Fenrir? Da war Blut, überall Blut! Bitte!“
 

Sanft strich Severus über Harrys Gesicht. „Fenrir wird gerade eben versorgt,“ gab er nur zurück und beschloss, die Standpauke auf später zu verschieben, er setzte seinen Sohn auf dem Sofa ab. „Warte hier,“ bat er leise, „Ich hole ein paar Tränke, du musst auch versorgt werden. Crucio?“
 

Harry nickte nur schwach. „Dad...?“, flüsterte er, nun einfach nur noch verzweifelt. „Dad, bitte, lass mich nicht allein, ich... hab Angst, ich... bitte...“
 

Verzweifelt sah Severus auf, zwei Heiler waren vollauf damit beschäftigt, den Anderen zu retten, was auch Harrys Angstattacke erklärte. Er hob seine Hand, rief den Stoffwolf, legte ihn in Harrys Arme. „ich bin in ein paar Minuten wieder da...“, dann lief er hastig los, kam nur kurze Zeit später mit seiner Tasche zurück, Harry hatte sich um das Stofftier zusammengerollt, er sagte nichts, weinte einfach nur leise.
 

Das war wohl doch zu viel gewesen, vor Allem, da Severus keine Ahnung hatte, was verdammt noch mal, geschehen war. Aber das musste warten. Erst musste er Harry versorgen. Er wollte dem Jüngeren den Teddy erst mal wieder abnehmen, aber das ließ er nicht zu. Severus entkorkte die erste Phiole, half dem Jüngeren, sich aufzurichten und flößte ihm den Trank ein, der dessen Körper taub werden ließ, gegen die Schmerzen des crucio, aber vor Allem gegen den Spruch, den er dann brauchen würde, um die Nervenschäden wieder zu beheben.
 

Erst, als das getan war, betrachtete er sich die anderen Wunden, vorsichtig schälte er seinen Sohn aus der Drachenlederkleidung, die an einigen Stellen kaputt war und die auch nicht hatte verhindern können, dass er zahlreiche Schrammen und Kratzer hatte, die zu heilen sein geringstes Problem war.
 

„Harry, sieh mich bitte an.“
 

Der Blick des Jüngeren richtete sich auf ihn, Severus war erleichtert, wenigstens schien sein Sohn noch voll ansprechbar. „Was tut dir weh?“
 

Harry blinzelte. „Die... die Hand,“ gab er leise zurück. „Mein Kopf, Dad, was ist mit Fenrir, bitte, ich will zu ihm!“
 

„Sobald ich mit dir fertig bin,“ versprach der Tränkemeister, sprach einen Diagnosezauber und sein Blick verengte sich, bevor er einen weiteren Trank hervor kramte, den er Harry einflößte, erst dann sah er auf die übel zugerichtete Hand, dieses Mal tat er Nichts, er winkte einen der Heiler zu sich, der sofort begann, eine Reihe von Sprüchen herunter zu rasseln, kurz schrie Harry auf und nur die Arme des Anderen hinderten ihn daran, an die Decke zu gehen – und das trotz der Betäubung, so schien es zu schmerzen, als die Mittelhandknochen in die richtige Position zurück sprangen.
 

„Es ist gut,“ sprach Severus sanft, während der Heiler einen Verband anlegte, den er mit einem Zauber besprach, um ihn starr zu machen, wie bei einem Gips. Dann sah er fragend zu dem Heiler: „Nun?“
 

„Soweit wieder Alles in Ordnung,“ erklärte der Heiler. „Mehr kann man nicht tun, die gebrochene Rippe ist geheilt, die Hand wird zwei, vielleicht drei Tage brauchen. Vielleicht auch länger, bedenkt man, dass sein magischer Haushalt vollkommen durch den Wind ist, vermutlich durch die Erschütterung des Bundes,“ fügte er an.
 

„Fenrir!“, beharrte Harry, er versuchte sogar erfolglos, sich aufzurichten. „Bitte, ich muss wissen, was mit ihm ist! Bitte!“
 

„Grayback wird es gut überstehen,“ gab der Heiler zurück und sah zu seinem Kollegen. „Die Rippen sind bereits vollständig geheilt, er hat Schmerzen und viel Blut verloren, aber an sich ist er gut davon gekommen,“ fügte er an.
 

„Ich will zu ihm, bitte, Dad! Bitte!“
 

„Es spricht nichts dagegen...“
 

Severus nickte und hob seinen Sohn auf die Arme, legte ihn neben den Silberhaarigen und schwang seinen Zauberstab, so, dass Beide ihre Schlafhosen trugen. Er beobachtete, wie Harry sich verzweifelt an den Älteren drückte, der, obwohl bewusstlos, seinen Sohn in die Arme schloss. Der Tränkemeister sah, wie Harry zu weinen begann, er strich dem Jungen durchs Haar, aber viel mehr konnte er nicht tun, er wartete, bis der Junge einschlief. Erst dann stand er auf. Er hatte ein Härchen mit den Zwillingen zu rupfen, die ihn zusammengeschnürt hatten und er musste wissen, was eigentlich geschehen war.
 

Vor Allem, wo Dumbledore war, er musste Irgendwen foltern! Jemand musste dafür büßen, dass Harry schon wieder in einem solchen Zustand war! Mit wütendem Schritt stürmte er los, stinksauer und aggressiv genug, dass selbst die Werwölfe ihm auswichen.
 


 


 

Fenrir erwachte mit einem richtig schweren Kopf, so, als habe er tagelang zu viel gesoffen. Er erinnerte sich noch an einen Schlag auf den Hinterkopf, Geschrei und noch mehr Schmerzen.
 

Harry!
 

Er wollte hochfahren, doch sein Körper arbeitete entschieden zu langsam für seinen Geschmack. Harry! Er war auf jeden Fall nicht mehr an der Wand aufgehängt! Aber das Wichtigste war, dass er etwas spürte. Neben sich. Vorsichtig wandte er sich um und lächelte dann. Etwas musste geschehen sein denn da lag Harry, eng an ihn gedrückt.
 

Sanft strich der Ältere über die roten Wangen, der Kleine hatte definitiv geweint und um eine seiner Hände spannte sich ein straffer Verband:“ Hast du was Dummes gemacht?“, fragte er nur leise. „Ich wette damit, nicht wahr? Was hast du nur getan?“
 

Schließlich schaffte Fenrir es, sich aufzurichten, er war versorgt worden, das war klar und auf seinem Nachtschrank stand sogar ein Schmerztrank, den er schnell herunterstürzte. Als sein Kopf sich klärte, schaffte er es auch, sich aufzurichten und Harry zu studieren. Der Junge war blass, aber er atmete relativ ruhig, doch sein Gesicht war angespannt. Neben dem Verband an der einen Hand sah er auch einige Kratzer, die fast verheilt waren und manchmal zuckte die rechte Hand etwas. Crucio.
 

Sanft strich er über Harrys Haare, mit unerwartetem Ergebnis. Sein Kleiner schoss regelrecht in die Höhe: „Fenrir? Fenrir, bist du in Ordnung? Geht es dir gut? Tut dir was weh? Kann ich...?!“
 

Der Angesprochene zog Harry einfach mit sich zurück ins Bett und küsste ihn sanft, brachte ihn so zum Schweigen. „Beruhig dich,“ bat er leise. „Ich habe höchstens ein paar Narben mehr,“ gab er die gewünschte Antwort und begann, Harry im Nacken zu kraulen. „Ganz ruhig...“
 

„Ich hatte ... solche Angst, du... du bist einfach nicht aufgewacht! Da... da war so viel Blut, ich... hatte solche Angst, als... ich dich gesehen habe!“
 

„Ich bin wach,“ gab Fenrir nur zurück, küsste den Jüngeren erneut, sah aber dann zur Seite auf die alte Uhr, die im Zimmer stand. Fünf Uhr morgens. Unmenschlich, um es nett zu sagen, aber er spürte, wie gestresst Harry wegen dem war, was geschehen war, was ihn nicht wirklich wunderte, der Seelenbund würde seinen Teil zu dem Schock beigetragen haben. „Und es geht mir gut, Harry, ich verspreche es, ich bin viel zu stur, um einfach so drauf zu gehen – aber was hast du getan? Was ist mit deiner Hand? Warum bist du verletzt?!“
 

„Ich... nicht so schlimm,“ erwiderte Harry nur.
 

„Raus mit der Sprache. Du bist mir hinterher, ja?“
 

„Bitte nicht schimpfen,“ flüsterte er. „Das hat Dad schon gemacht. Zur Genüge, die letzten zwei Tage, immer wieder...“
 

„Zwei Tage, ich war zwei Tage bewusstlos und... wie hast du das geschafft? Wie hast du...?!“
 

„Ich bin nicht allein gegangen,“ gab der Jüngere sofort zurück. „Ich hatte einen ganzen Trupp dabei,“ verteidigte er sich: „Ich... musste doch was tun, ich konnte nicht zulassen, du... du warst in Gefahr!“
 

„Schhh...“, sanft strich Fenrir über Harrys Rücken. „Ich weiß,“ gab er dann leise zurück. Wohl wissend, dass er Dasselbe getan hätte. „Was ist mit dem Alten?“
 

„Ich hab... ihn ins Ministerium schaffen lassen, mit allein Anderen, ich... wollte ihn erst umbringen, aber... das... war zu einfach, ich wollte, dass Alle sehen, wie... Irre die sind...“
 

„Ich bin stolz auf dich,“ gab Fenrir sanft zurück, küsste den Jüngeren, sanft, ausgiebig. Dann strich er ihm die Strähnen aus dem Gesicht. „Aber du bist verletzt worden.“
 

„Nicht so schlimm... Dad meinte, die Hand ist in einer Woche oder so wieder ganz in Ordnung und... sie wollten mit den Prozessen warten, bis du wieder wach bist, um dich zu befragen.“
 

Der Werwolf nickte, sein Gesicht wurde hart und bitter. Oh ja, mit dem Alten hatte er wirklich noch ein paar Härchen zu rupfen, nicht für den Schlag über seinen Holzschädel, da war er unaufmerksam gewesen, sondern für das, was der Alte Harry angetan hatte. Jahrelang. Auch die Dursleys waren ausgeliefert worden und wurden gerade in London verklagt. Ihr Ruf in der Muggelwelt war vollkommen zerstört, der fette Wal von einem aggressiven Sohn befand sich in einem Erziehungsheim für Schwer Erziehbare und der Rest der Familie war in Azkaban, wo sie sicher nicht lang überleben würden, fehlte nur noch seine Rache an den letzten Drahtziehern...
 

„Willst du nicht noch etwas schlafen?“, fragte Fenrir dann. „Du siehst vollkommen erschöpft aus, du hast sicher nicht wirklich geschlafen...“
 

Der Jüngere lächelte schuldbewusst. „Nur, wenn Dad mir was eingetrichtert hat,“ gab er zu. „Ich hatte doch solche Angst...“
 

„Dummkopf,“ meinte er nur gutherzig. „Mein Schädel ist zu dick, um mich einfach so umzubringen....“ Er strich über das Gesicht des Jüngeren. „Und jetzt schlaf, ich bin direkt hier – und ich bin auch noch müde, ich verspreche, ich verschwinde nicht aus dem Bett, bevor du nicht auch wach bist... und dann will ich genau wissen, was passiert ist und was mit deiner Hand ist.“ Er strich über den Verband, schloss Harry dann fest in die Arme.
 

Der Grünäugige musterte den Älteren, er wollte gegen den Schlaf ankämpfen, doch die Erleichterung, zu wissen, dass Fenrir in Ordnung war, das keine Gefahr mehr bestand, sorgte dafür, dass er nun die bleierne Müdigkeit der letzten Tage zu spüren bekam. Gegen seinen Willen schlief er binnen weniger Minuten ein, zum stetigen Klang des Herzschlags seines Geliebten, der ihn fest in den Armen hielt...
 


 


 

Fenrir war unendlich stolz auf seinen Geliebten, als er schließlich die gesamte Geschichte erfahren hatte. Harry hatte nicht leichtfertig gehandelt oder sonst etwas, er war überlegt und methodisch vorgegangen, ohne sich oder das Rudel irgendwie zu gefährden und er hatte trotz seiner Schmerzen keine Schwäche gezeigt, bis Severus sich ihm angenommen hatte, wobei selbst da seine größte Sorge er gewesen war, wie der Ältere erzählt hatte.
 

Er sah auf Harry herab, der noch schlief, eng an ihn gekuschelt und nackt. Der Vollmond war herrlich gewesen, auch, wenn Harry auf der linken Vorderpfote noch gehinkt hatte, hatte er es geschafft, mitzuhalten, sie hatten getobt und getollt, bevor sie sich zurückgezogen hatten. Der Jüngere schien sogar kurz vergessen zu haben, was am nächsten Tag, heute, folgen würde.
 

Ein letztes Mal musste Harry sich seinen ehemaligen Kerkermeistern stellen und dazu nach England zurückkehren, nur für ein paar Stunden, aber selbst das schien ihm zu viel gewesen zu sein, als er es vor drei Tagen erfahren hatte. Auch, wenn er es nicht gern zugab, es gab Dinge, über die würde Harry nie hinweg kommen und das, was dieser Irre ihm und vor Allem seinen Vertrauten angetan hatte, gehörte dazu. Aber Harry würde auch das durchstehen, vor Allem, da Fenrir nicht vor hatte, ihn allein nach vorn in den Zeugenstuhl gehen zu lassen, er hatte das gute Recht, dabei zu sein.
 

Und dann... dann würde Harry endlich frei sein, entgültig. Sie würden hierher, nach Italien zurückkehren. Fenrir brachte es nicht über sich, nach England zurück zu kehren, wohl wissend, wie schlimm das für den Jüngeren sein würde. Nein, lieber hier bleiben, vor Allem, da er nicht mehr zu einem Rat reisen musste, sie würden zu ihm kommen, so hoch war er dank seines Geliebten in der Rangordnung gestiegen. Er war hoch geachtet und sein Geliebter ebenfalls, nachdem er Umsicht und Würde bewiesen hatte.
 

Fenrir war zum Mitglied des großen Rates der Werwölfe geworden, in dem nicht nur die europäischen Rassen vertreten waren, sondern die weltweiten Gemeinschaften. Seine Aufgaben waren nun Andere, er vertrat viele Menschen mehr.
 

Auf seinen Platz als Vorsitzender der Werwölfe Englands, Schottlands und Irlands war Bill aufgestiegen. Der junge Mann hatte sich mit einigen anderen jungen Wölfen vom Hauptrudel abgespalten und so sein Eigenes erschaffen, er würde nach England zurückkehren, doch sicher würden sie sich oft sehen, immerhin war er für Harry wie ein großer Bruder.
 

Sie selbst würden nun viel reisen, was Harry sicher Freude machen würde, denn so konnte der Jüngere endlich die Welt sehen, was er sich schon so lange wünschte. China, Japan, Amerika, Australien, Norwegen, Finnland, Schweden, es gab für Harry viel zu entdecken, denn natürlich war der Jüngere sein Stellvertreter, im Rat, im Rudel, überall. Man bewunderte den Jungen so sehr, wie ihn selbst, eben weil er sich nicht hatte kaputt machen lassen.
 

Aber die Sache mit dem Rat wollte Fenrir sich aufsparen und Harry erzählen, wenn die Verhandlung vorbei war. Denn der dachte immer noch, sie würden nach England zurückkehren und das er davon nicht begeistert war, merkte man, auch, wenn er es zu verstecken versuchte. Jeder Besuch da würde ihm zu Schaffen machen, jedes Mal, wenn er sich den Leuten stellen musste, die er verteidigt hatte und die ihn doch nur verraten hatten. Nein, das war es nicht wert, hatte Fenrir beschlossen. Sein gesamtes Rudel fühlte sich hier wohl, also was sprach schon dagegen, zu bleiben?
 

Vor Allem, da auch Severus keinerlei Anstalten machte, nach England zurückzukehren, obwohl man ihm sogar den Posten als Direktor von Hogwarts angeboten hatte. Der Tränkemeister hatte seine Nase von England nicht minder voll, als sein Sohn. Auch er würde zu dem Prozess gehen, für Harry, aber zum Bleiben würde ihn nichts bewegen können. Er lebte weiterhin in der Villa, die ja wirklich genug Platz bot und hatte begonnen, spezielle Tränke auf Bestellung zu machen, er versorgte das magische Krankenhaus von Tarent und einige andere Einrichtungen. Nicht, das er hätte arbeiten müssen, nun, wo das Ministerium seine Sachen wieder herausgegeben hatte, aber Severus musste sich ja beschäftigen, er arbeitete, forschte und wollte eigentlich bald sein neues Buch veröffentlichen.
 

„Ich wünschte nur, es müsste nicht gerade heute sein,“ seufzte Fenrir leise. Denn der Prozesstag war – bei Harrys einmaligem Glück – auf seinem sechzehnten Geburtstag gelandet. Er hatte etwas mit dem Jüngeren machen wollen, aber das englische Ministerium war in den Plänen nicht erschienen. Nun, er konnte es leider nicht ändern und wie gesagt – immerhin würde dieser Tag alles zu einem Abschluss bringen.
 

Nach einem weiteren prüfenden Blick auf die Uhr küsste er Harry sanft. „Wach auf, Kleiner,“ bat er den Jüngeren, der nur grummelte und versuchte, weiter zu schlafen. „Komm schon,“ lächelte er: „Dein Kuchen wartet...“
 

Harry brummelte nur und blinzelte schließlich. „Mag nicht...“
 

„Also bitte, du kannst doch nicht deinen Geburtstag verschlafen!“
 

„Ich will aber! Ich mag nicht nach... ich will sie nicht sehen!“
 

Fenrir seufzte nur und küsste den Jüngeren sanft. „Und wenn ich dir verspreche, dass ich danach eine Überraschung für dich habe?“, entgegnete er, strich über dessen Seiten. „Eine große...“
 

Harry wusste, er konnte sich nicht drücken, er musste es endlich hinter sich bringen und verdammt noch mal, so schwer konnte das doch auch nicht sein! Er musste sich nur etwas zusammen reißen! Er konnte heute alles abhaken und dann musste er nie wieder an den ehemaligen Direktor der Schule denken, die ihn so verraten hatte! Außerdem würde er doch heute auch Draco und vor Allem, das Erste Mal seit über zwei Jahren – Neville, Luna und einige Andere wiedersehen. „Schon gut,“ murrte er, lächelte aber dann, als er Fenrir sah, strich vorsichtig über eine neue, sich noch rosa abhebende Narbe, die von seiner Gefangennahme kam.
 

Fenrir packte Harry und küsste ihn, dieses Mal richtig. „Erst mal herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag...“
 

Der Grünäugige lächelte etwas. „Mal sehen, wie dieser Tag wird,“ meinte er nur zurückhaltend und kuschelte sich noch ein Mal an den Anderen, bevor er sich, sichtlich unwillig, aufrichtete, und, dicht gefolgt von Fenrir, der ein sehr ausgehungertes Grinsen auf den Zügen hatte, ins Bad verschwand.
 

Es dauerte eine gute Stunde, bevor sie Beide dann endlich in Severus’ Wohnung auftauchten, von der aus sie auch nach England reisen würden. Severus sah Harry an, lächelte und schloss ihn fest in die Arme. Er wünschte seinem Sohn alles Gute und nahm die Hand noch mal in Augenschein, die es doch schlimmer erwischt hatte, als die Heiler vermutet hatten. Nun aber sah sie schon wieder ganz gut aus, in ein, zwei Wochen würde der Junge sie wieder normal nutzen können.
 

„Also, essen wir,“ befahl Aurora in dem Moment im Hintergrund. „Und dann müssen wir auch schon los!“
 

Harry grummelte, sagte aber nichts, als Fenrir ihn auf den Schoß zog und ihm seinen Teller mit Rühreiern und Speck füllte. Er mochte eigentlich nicht essen, aber er hatte auch keine Lust auf Ärger, also fügte er sich.
 

Tatsächlich brachen sie dann auf, mit einem Portschlüssel, der mal wieder für extreme Übelkeit bei ihm sorgte und fast für eine hässliche Bruchlandung, doch Fenrir hielt ihn ruhig, während er sein Gleichgewicht wiederfand. Danach legte sich der Arm des Älteren wie eine Schutzbarriere um ihn und erst in dem Moment sah er sie, die unzähligen, starrenden, ungläubigen Gesichter, die ihn anstarrten.
 

Dieselbe, formlose Masse, wie das letzte Mal, als er hier herein gezerrt worden war. automatisch begann Harry, zu schwitzen und doch zeitgleich zu zittern, er wollte nichts mehr, als schnell durch die Türen, doch erst, als Fenrir losging, fand er die Kraft, sich selbst zu bewegen. Erst, als er die vielen Blicke nicht mehr spürte, und die Türen hinter ihm, in einem kleinen Vorzimmer zuschlugen, begann er, sich zu beruhigen und merkte erst jetzt, dass er sich in das Hemd des Älteren verkrallt hatte. „Tut... mir leid,“ nuschelte er.
 

„Schon gut,“ gab Fenrir nur zurück und zog Harry mit sich zu einem Sofa, Severus und Aurora ließen sich auf zwei Sesseln nieder. „Ich verstehe, dass dir das unheimlich ist, das war ja grausig!“
 

„Nur, das sie das letzte Mal geschrieen und mit Gegenständen um sich geworfen haben, statt mucksmäuschenstill zu gaffen,“ gab Severus ruhig zurück.
 

Oh ja, dachte Harry nur, während er schauderte und automatisch wanderte seine Hand zu einer kleinen Narbe, die ihm geblieben war, weil Jemand ihn mit einem harten Stein an der Schläfe getroffen hatte. Er kuschelte sich an Fenrir und schloss die Augen, versuchte, sich zu beruhigen. Es konnte ihm nichts geschehen, er war nur Zeuge, er war nicht angeklagt, er hatte nichts getan und auch Lucius Malfoy würde da sein, sein Dad hatte ihm versichert, das nichts geschehen konnte. Und er vertraute dem Tränkemeister, vollkommen.
 

Fenrir hob eine Augenbraue und war kurz davor, zu knurren, doch da wurde die eigentlich versiegelte Tür auch schon aufgerissen und Draco stand im Zimmer, mit seinem Vater und Neville, sowie Luna, Susan Bones, die auch die Tochter der verantwortlichen Zweitrichterin war.
 

„Hallo, Severus, Aurora. Fenrir, Harry, ich sehe, ihr habt euch erholt.”
 

Der Tränkemeister lächelte etwas und nickte knapp. „Hallo, alter Freund. Nun, was macht dein Traumjob?“
 

Draco lachte nur. „Dad genießt es, die Leute auszusieben und zu quälen! Azkaban ist so was von voll! Und auf ein Mal gibt es hier sogar wieder so was wie Gerechtigkeit! Das ist soooo cool!“
 

„Draco, gib nicht so an.“
 

„Dad, das ist Harry, nicht irgendein Idiot aus der Politik. Das ist der Junge – der – lebte – um – zwei – dunkle – Lords – zu – besiegen!“
 

„Oh mein Gott,“ murmelte Harry. „Mit was Dümmerem konnten sie nicht mehr kommen?“
 

„Ähm.. das waren noch die besseren Sachen, glaub mir, das geht besser!“, gab Draco sofort zurück.
 

Neville hingegen betrachtete die Szene, so wie die Anderen, mit riesigen Augen und mit vollkommenem Unglauben. Er hatte Harry lange nicht mehr gesehen, aber er war sich ziemlich sicher, dass der Jüngere seit dem trimagischen Turnier nicht mehr gewachsen sein konnte, er war extrem schlank und wirkte fragil, was durch den leichten Verband an der einen Hand nur noch untermauert wurde. Die grünen Augen waren noch genauso groß, wie Neville sie in Erinnerung hatte.
 

„Hi, Nev...“
 

„Harry! Du siehst... fast genauso aus, wie früher!“
 

Der Jüngere lachte etwas gequält. „Ich bezweifle, das ich mich nie viel ändern werde,“ gab er nur zurück. Dann sah er zu Lucius. „Wann geht es los?“, fragte er, doch seine äußerliche Ruhe war nichts, als Schein.
 

„In etwa fünf Minuten,“ gab der ruhig zurück. „Ihr seid spät drang,“ fügte er hinzu. „Ich würde sagen, wir gehen los, je schneller ihr da seid, umso schneller habt ihr es hinter euch, nicht wahr?“
 

Fenrir nickte, er wartete, bis der Jüngere aufgestanden war, erhob sich dann selbst. „Ist Harry der Erste, der angehört wird?“
 

„Ja.“
 

„Gut, dann setzen wir uns direkt hin.“
 

"Wir?“
 

„Ich lasse Harry sicher nicht allein da vorn sitzen! In den letzten paar Monaten hatte er genug psychischen Stress, findest du nicht? Ich habe jedes Recht, bei ihm zu bleiben!“
 

Lucius hob beschwichtigend die Hände: „Schon gut, gehen wir.“
 

Durch eine kleine Nebentür in dem Büro, das offensichtlich das von Lucius war, betraten sei einen großen Saal. Die Zuschauerränge waren bereits alle besetzt und sofort hefteten sich die Blicke auf Harry, der sich am liebsten in Luft aufgelöst hatte. Er ließ sich wie ein Kind von Fenrir zu dem Stuhl führen. Der Ältere setzte sich, als wäre es das Normalste der Welt, bevor er Harry ruhig auf seinen Schoß zog.
 

„Beruhig dich,“ bat er leise, spielte mit dessen Händen, strich leicht über den Stützverband, auf den der Tränkemeister bestanden hatte. „Ich lasse sie nicht so weit gehen, wie die Idioten in Italien es getan haben.“
 

„Es sind nur... die Blicke,“ nuschelte der Jüngere und versteckte sein Gesicht kurz in der Brust des Anderen, so lange, bis er sich wieder ruhig fühlte. Erst dann konnte er wieder aufsehen. „Ich hasse das...“
 

Fenrir lächelte nur. „Dafür bin ich da,“ meinte er nur, während er beobachtete, wie die Mitglieder des Wizgamont und einige Andere Platz nahmen, links von Lucius Amelia Bones, Susanas Mutter.
 

„Das Gericht ist eröffnet.“
 

Auf dieses Wort hin öffnete sich die Tür und die Gefangenen wurden herein gebracht. Dumbledore, Ron, Ginny, die anderen, an die er sich erinnerte. Zwar schienen sie ihn sofort wüst zu beschimpfen, doch zum Glück waren sie mit einem Zauber belegt, so, das er es sich nicht anhören musste, aber das Wort Freak erkannte er auch ohne Ton. Allerdings war es nun er, der Fenrir zurückhalten musste, aufzuspringen und ein Massaker anzurichten und scheinbar hatte Aurora ganz ähnliche Probleme.
 

„Nun da Alle sitzen, kann die Befragung beginnen.“ Mit einer knappen Bewegung erteilte er somit einem kleinen, untersetzten Mann das Wort, den er kannte – aus dem Gesichtsfeld von Dumbledore. Er war so was von verratzt.
 

„Nun denn, Mister Potter, haben Sie gemordet? Und vergessen Sie nicht, dass Sie die Verpflichtung haben, die Wahrheit zu sagen!“
 

„Ja,“ gab er nur zurück. „Aber ur...“
 

„Sie haben also gemordet! Und Sie wundern sich, dass man Sie weggeschlossen hat? Schämen Sie sich nicht in Grund und Boden?! Sie sind kein Held, Sie sind ein gewöhnlicher...!“
 

„Ruhe!“, donnerte Lucius nun aufgebracht. „Lassen Sie den Jungen ausreden, oder Sie fliegen! Ist das klar?!“
 

Die Maske des Mannes fiel schlagartig, doch sein Mund klappte, mitten im Satz, wieder zu.
 

Harry selbst hatte zu zittern begonnen, doch Fenrir küsste ihn leicht in den Nacken. „Sag es ihnen,“ ermutigte der Ältere ihn.
 

Harry sah den Mann mit der Halbglatze ruhig an. „Ich habe Voldemort getötet, weil Albus Dumbledore mich dazu gezwungen hat und weil der Mann sonst mich umgebracht hätte. Alle haben es erwartet,“ fügte Harry leise hinzu. „Ich bin zum Töten gedrillt worden... um ihn zu vernichten, weil kein Anderer sich getraut hat...“
 

„Da! Er sagt es doch selbst! Er ist ein Mörder und mein Mandat hat lediglich versucht, zu verhindern, dass er zu einem Massenmörder wird! Ich verlange, dass das gefälligst mit in Betracht gezogen wird! Wer mordet, wird es wieder tun! Und wieder und wieder! Und wer wird ihn dann aufhalten? Nun ist er draußen, er ist frei und er ist eine tickende Zeit...!“
 

„Es reicht! Malfoy, entweder dieser Witz hört auf, oder ich schwöre, ich werde diesen Saal in ein Blutbad verwandeln!!“
 

Der Mann wollte etwas sagen, doch kein Wort kam aus dessen Mund. „Harry,“ sprach Lucius ruhig. „Warum tut er das?“
 

„Er... er ist... Dumbledores ... Vertrauter, ich... erkenne ihn, ich... ich...er war oft im Büro, wenn ich dahin gebracht wurde, als... man mich gezwungen hat... mein Testament zu... zu verfassen...“
 

„Stimmt das etwa?“, fragte Lucius entsetzt und hob den Zauber auf, doch dann ließ er das ganz schnell wieder bleiben, weil der sofort das Zetern begann. „Abführen.“ Das hatte er nicht gewollt, er hatte den Anderen einen Anwalt zustehen müssen, aber sicher hatte er keinen weiteren emotionalen Tiefschlag gegen Harry versetzen wollen. Er sah auch, wie hart der Jüngere sich tat, Fenrir im Stuhl zu halten.
 

Harry brauchte eine Weile, bis er sich wieder beruhigt hatte, dann sah er auf. „Ich habe nie aus Spaß gemordet, ich bin in einen Krieg gezogen worden, von einer Gesellschaft, die Angst vor einem beschissenen NAMEN hat! Ich wurde gedrillt, Jemanden umzubringen! Und dann, als ich meine angebliche Pflicht an dieser Gesellschaft erfüllt hatte und dachte, endlich einfach nur in Frieden leben zu können, wurde ich eingesperrt und gezwungen, ein Testament zu verfassen, nur mit einem Trick bin ich nicht umgebracht worden, da der Alte sonst nicht an mein Vermögen gekommen wäre! Dann hat er, nur um mich in den Selbstmord zu treiben, meine einzigen Vertrauten umgebracht, Sirius Black, der unschuldig war, wurde in einem riesigen, öffentlichen Spektakel einfach umgebracht! Remus Lupin hat er eingeschlossen, zusammen mit mir und vor meinen Augen gefoltert! Ich will nichts von dieser Gesellschaft, keine Macht, keinen verdammten Ruhm und sicher nicht deren Geld, nur meinen Frieden! Ihr Alle habt einem Bekloppten vertraut! Und jetzt sucht ihr schon wieder einen Schuldigen? Vergesst es!“ Das allerdings sagte er nur in den Zuhörerraum.
 

„Auch diese dumme Anhörung! Das hier ist doch nur WIEDER eine Farce, damit ihr euch alle besser fühlen könnt, denn tief in euch hattet ihr bei Merlin nichts dagegen, dass die Slytherins verschwunden sind, es tut euch leid, dass ihr jetzt die Verantwortung für sie habt, denn allein ihr Anblick erinnert euch an das, was ihr Alle unterstützt und gewollt habt! Ich bin weder euer verdammter Held noch euer Fußabtreter! Werdet endlich erwachsen, verdammt noch mal, und steht für den Mist ein, den ihr verbockt! Ich will nichts, gar nichts mehr mit euch Allen zu tun haben!“
 

Nach dieser Rede versteckte Harry sein Gesicht wieder in Fenrirs Brust, in dem Moment war es ihm egal, dass der Andere nach England zurück wollte, er konnte nicht, er konnte einfach nicht mehr hierher. „Bitte, Fenrir,“ flüsterte er erschöpft. „Bitte, bring mich hier weg...“
 

Der Werwolf war ohnehin schon am Toben. Ohne ein weiteres Wort stand er auf, blickte kurz zu Lucius, Harry fest in seinem Arm: „Das war zu viel, Malfoy,“ stellte er ruhig fest. „Wenn es noch Fragen gibt, berufen Sie sich auf die anderen Verhörprotokolle, bedenkt man, dass der Alte bereits ausgesagt hat, dass er Alles aus Habgier und purer Bosheit getan hat.“ Er sah, wie auch Severus und Aurora aufstanden und zu ihm kamen. Erst dann ließ er seinen harten, kalten Blick über die Anwesenden gleiten. „Harry hat Recht. Ihr seid nichts, als ein beschisser feiger Haufen. Ihr habt einen Helden wie ihn hier einfach nicht verdient! Er hätte euch verrecken lassen sollen!“
 

Mit den Worten stürmte Fenrir erst aus dem Saal, dann aus dem Gebäude und anschließend mit einem Portschlüssel aus England weg. Erst, als sie wieder in Italien, am Strand der Villa waren, hielt Fenrir an, setzte sich mit dem Jüngeren auf dessen Lieblingsplatz. Und das zum Geburtstag – was für ein Geschenk. „Du hast dich gut gehalten,“ lächelte er dann: „Ich glaube, du hast diese arroganten Idioten vollkommen geschockt.“
 

„Meinst du, dass Dad sauer ist?“, fragte Harry nach einer Weile mit halb erstickter Stimme, die zeigte, wie hart er sich tat, nicht loszuweinen.
 

„Warum sollte er?“, fragte Fenrir nur. „Er hat eher gewirkt, als wäre er stolz darauf, wie stark du warst.“
 

„Ich... bin nicht stark.“
 

„Doch, das bist du,“ widersprach Fenrir bestimmt, küsste den Jüngeren sanft und strich ihm über den Rücken.
 

„Fenrir, ich... ich... es tut mir leid, ich weiß, dass... dass du zurück nach England musst, aber... ich kann einfach nicht, ich kann nicht zurück! Nicht zurück nach da! Bitte...“
 

Der Ältere hielt Harry sanft fest, strich dessen Strähne aus dem Gesicht. „Das wollte ich eigentlich schöner machen, nicht einfach so,“ meinte er nur. „Aber... ich wollte nicht zurück.“
 

„Aber... Fenrir, du bist doch..:! Du... du musst doch zurück...“
 

„Du erinnerst dich an unsere Bindung?“, fragte Fenrir nur. „An die vielen Eulen?“
 

„Ja, sicher. Aber, was...“
 

„Sie... der Rat der Werwölfe, haben mir ein Angebot gemacht, dem ich einfach nicht wiederstehen konnte,“ erklärte er. „Ich bin, sozusagen, befördert worden.“
 

„Was...?“, verwirrt sah Harry auf und blinzelte. „Aber...was bedeutet das?“
 

„Ich bin Vorsitzender der Werwölfe von Europa, Bill ist für England, Schottland und Irland Stellvertreter – und du bist Meiner. Ich hatte nicht vor, nach England zurückzukehren, ganz ehrlich, ich finde das Wetter hier einfach schöner.“ Er grinste, bevor er wieder ernst wurde. „Außerdem gibt es für mich nicht Wichtigeres als dich und ich habe diese Leute gesehen und ihre Angst vor dir gerochen, das Letzte, was ich tun würde, wäre, dich dahin zurückzubringen. Du würdest da nie zur Ruhe kommen.“
 

„Du... wirklich?!“, fragte Harry, wobei seine Augen zu glänzen begannen. „Wir können hier bleiben? Und... du bist deswegen nicht sauer?!“
 

„Ganz sicher nicht,“ bestätigte Fenrir und küsste Harry erneut. „Wie gesagt, ich hatte das schon vor einer Weile geplant... und jetzt... feiern wir deinen Geburtstag.“
 

„ich... weiß nicht, ob ich heute...“
 

„Ah! Keine Wiederrede!“, befahl Fenrir amüsiert und stand auf, zog Harry mit sich. Erst kurz vor der Halle befahl er: „Augen zu und nicht schummeln!“
 

„Was...?“
 

„Komm schon!“
 

Wer war eigentlich hier jünger? In dem Moment klang Fenrir eher wie ein aufgeregtes Schulkind. Er roch Leute um sich herum.
 

„Und jetzt – mach die Augen wieder auf.“
 

„Überraschung!!“
 

Harry rieb sich die Augen, als er das sah – und er lächelte. Die Halle stand voller Menschen, das gesamte Rudel, sein Vater, seine Mutter, Draco, einige andere Freunde, natürlich die Zwillinge – und sie standen um eine riesige Torte.
 

„Fenrir...!“
 

Der Wolf lächelte nur und küsste den Jüngeren. „Ich dachte, es wird mal Zeit für eine richtige Party. Darf ich um den ersten Tanz bitten....?“



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Von:  Omama63
2011-12-14T17:21:04+00:00 14.12.2011 18:21
Wieder eine super FF und ein schönes Ende.
Harry und Fenrir ist zwar neu für mich, aber es hat mir sehr gut gefallen.
Es hat mich sehr gefreut, dass Harry mit einem guten Plan, an die Rettung von Fenrir und den Anderen rangegangen ist und nicht so kopflos wie sonst. Die Beiden sind ein süßes Paar.
Von:  DBZ-Fan1986
2011-07-08T15:38:28+00:00 08.07.2011 17:38
Eine super tolle Geschichte. Und auch endlich mal etwas anders, als das Du sie sonst schreibst. Obwohl ich mich mit dem Pairing Harry x Fenrir nicht so wirklich anfreunden könnte. Hatte am Anfang noch auf ein Harry x Remus gehofft. Das hab ich noch nie gelesen, wäre aber mal sehr interessant.^^
Was ich toll fand war, dass Harry am Ende nicht kopflos allein drauf los gestürmt ist um Fenrir zu retten, sondern als Erstes an seine Aufgabe als Anführer gedacht hat und sich auch so verhalten hat. Und er war in dieser Geschichte auch nicht ganz sooo schlimm naiv bzw. verängstigt wie sonst bei Dir immer. Und es gab einen schönen Endkampf mit Dumbledore. :-)
Und er ist am Ende nicht schwanger geworden! ENDLICH mal eine normale Geschichte und ein schönes Ende. *freu*
Ich hoffe, Deine zukünftigen Geschichten werden ähnlich wie diese hier und nicht so ähnlich wie die letzten, nur vor anderem Hintergrund. :-)
Von:  MarieSoledad
2010-12-23T11:48:22+00:00 23.12.2010 12:48
WAHNSINN! Die Geshcichte ist soooo toll - ich finde einfach keien Worte dafür.
Die gehört ab jetzt zu meinen Top 10 (oder so, können auch ein paar mehr sein^^)
Sie ist einfach so mitreißend, ich war traurig mit Harry und den anderen wenn es ihm schlecht ging und ich bin dagehockt mit einem fetten Grinsen im Gesicht, als ich seine Vortschritte verfolgen durfte.
Und, es ist bei Gott nicht leicht, mich mitzureißen! Ich bin anspruchsvoll, was Geschichten betrifft, die mri wirklich gefallen.
Respekt!
Es ist auch nichts so unrealistisch, so a la "Harry wird Jahrelang gefoltert und dann steht er einfach mal so auf und tritt allen im Alleingang in den Arsch" Gibt es leider auch viel zu oft...
Du gehst sehr sensibel auf die Themen ein, darauf, dass Verrat mindestens so sehr schmerzt wie die Folter an sich. Auf die Versuchung, einfach zu sterben, weil es dann nicht mehr weh tut.
Und trotz allem ist es ein Happy End, kein kitschiges wie ich finde, sondern ein schönes, bei dem man sich einfach denkt: "Endlich kriegt er mal, was er verdient hat."

Ps.: Besonders lustig fand ich die Szene im letzten Chap, wo Draco so angibt, wie toll sein Vater ist :D

Ich muss demnächst mal bei deinen anderen Storys stöbern gehen^^
Von:  Kanoe
2010-03-24T06:52:09+00:00 24.03.2010 07:52
Ebenfalls eine sehr schöne geschichte
*gleich die nächste weiterlesen geht*
Von: abgemeldet
2009-05-22T12:54:24+00:00 22.05.2009 14:54
Hallo Dhala!

Tja, nachdem ich wirklich mit mir gerungen habe, ob ich diese Geschichte überhaupt lesen soll (das Pairing hat mich extrem abgeschreckt), habe ich es letztendlich doch getan.
Der Anfang war einfach nur traurig und ich gebe es wirklich nur ungern zu, aber ich hab tatsächlöich geheult *drop* Jetzt bloß nicht lachen.
Diesmal ist der ganze Storyverlauf sogar ein kleinwenig anders gewesen als sonst... normal hast du immer den selben Verlauf, eben nur mit anderem Hintergrund, aber diesmal ist Harry nicht heimlich und in aller Stille losgerannt um jemanden zu retten, oder zu beschützen und DAS fand ich einfach unglaublich toll. Manchmal hatte man in deinen Geschichten das Gefühl, dass Harry einfach nur ein naiver, kleiner Junge ist, der einfach ohne nur nachzudenken losrennt.
Irgendwie gefällt mir diese Darstellung von ihm nicht, denn in meinen Augen ist Harry mehr als nur stark. Bedenke man mal, dass er nicht gerade eine schöne Kindheit hatte... er hat trotzallem immer das Gute gesehen und das sagt doch einiges über seine Stärke aus. Außerdem hat es sich eigentlich immer viel auf seine Freunde verlassen... ich kann mir Harry einfach nicht so verschüchtert vorstellen und schon gar nicht so dumm, blindlinks in irgendwo reinzustolpern.
Gut, in Band 7 ist es ja schon fast so, er rennt zu Voldi und lässt sich töten, weil er denkt, dass das so richtig ist... aber mal ehrlich, wann hat Harry sonst etwas alleine gemacht?
Beim Stein der weisen waren Ron und Hermine dabei, in der Kammer des Schreckens, zum Teil zumindest Ron... bei seinem ersten Treffen mit Sirius - Ron und Hermine, beim trimagischen Turnier hat er sich auch Hilfe geholt und im Ministerium hatte er sogar eine ganze Horde von Freunden dabei... er war also nie alleine und deshalb komme ich wohl mit dem Gedanken nicht klar.
Okay, jetzt bin ich extrem abgeschweift, sorry... eigentlich wollte ich nur sagen, dass ich diese Story toll fand und sogar die Tatsache, dass Frenir Harrys Gefährte war, habe ich gut verkraftet.
Ich ziehe meinen Hut vor dir und freue mich auf die Nächste Geschichte.
Bis dann also,
-Fantasy-
Von:  Mirex-tm
2009-03-14T14:32:02+00:00 14.03.2009 15:32
Sehr schöne FF. *.*
Von:  mathi
2009-01-24T00:06:00+00:00 24.01.2009 01:06
hi,
die ff war klasse!
ich hoffe doch das es bald eine neue von dir gibt
bin schon gespannt
bis zum nächsten mal
mathi
Von:  Artanaro
2009-01-19T23:11:22+00:00 20.01.2009 00:11
die letzten pitel waren echt super klasse...
ich hoffe, das hat jetzt endlich mal ein ende für den kleinen...
der hat auch fast nur pech...
abgesehen von ein paar ausnahmen...
Von:  Buchi
2009-01-16T20:54:36+00:00 16.01.2009 21:54
ui ne große Torte
damit au jeder was abkriegt xD
jetzt kann harry endlich in ruhe leben
ja er is stärker als er denkt xD
schönes Ende
lg buchi
Von:  sky74
2009-01-11T11:22:34+00:00 11.01.2009 12:22
Hallo Da-chan,

habe den letzten Teil regelrecht verschlungen, so spannend war er. Schade, dass es schon der letzte war. *seufz* Es war wieder mal toll, hier “einzutauchen” und mit Harry & Co. mitzuleiden, mitzufiebern und sich mitzufreuen. *smile*

Hach, ich bin sooo stolz auf unseren Harry. Er war so stark, ruhig und überlegt und hat seine wahre Kraft als Fenrirs Seelengefährte gezeigt. Ich habe die ganze Zeit mitgelitten, als vor allem Ron und Dumbles so grausam zu ihm waren. Wenn ich zu seinen Leuten gehört hätte, ich befürchte, ich hätte mich nicht so ruhig halten können und wäre denen an die Kehle gesprungen.

Apropos an die Kehle gegangen. Schade eigentlich, dass Harry Dumbles & Co. nicht gezeigt hat, dass er sogar in der Lage ist, sich jederzeit und bewusst in einen Werwolf zu verwandeln. Die hätten mit Sicherheit ganz schön Panik bekommen.

Oi, was für ein Geburtstagsgeschenk… Schon wieder musste Harry vor das englische Wizgamont, der Arme. Aber ich finde es soooo toll, wie er sich -trotz dieser Blicke und den quälenden Worten des Fossil-Vertreters- aufrafft und denen so richtig die Meinung geigt. Vor allem, was auch deren Weggucken und ihre Schuld bzgl. der Slytherins angeht. Wow, das hast Du auch echt wieder toll geschrieben. *ehrfürchtig den Hut zieht*

Ich wundere mich nur, dass Fenrir nicht wirklich zum tobenden Berserker geworden ist. *g* Was er doch für ein Schoßwölfchen sein kann, wenn es um seinen Kleinen geht. *kicher*
Genauso wie Sev, der ja offensichtlich auch nur mit viel Mühe ruhig geblieben ist.

Es ist gut, dass Fenrir mit Harry in Italien bleibt, denn in England würde er niemals Ruhe finden. Und da haben wir auch die Auflösung der geheimnisvollen Briefe … gute Idee.

Zum Schluss bleibt mir nur zu sagen, dass das wieder eine wunderbare Geschichte mit einem interessanten Pairing war. Du weißt ja, ich liebe Deine HP-Storys und diese reiht sich nahtlos da ein. Ich hoffe, dass Du ganz bald wieder eine Geschichte schreibst (hätte ja von Dir zu gerne mal eine Geschichte mit dem Pairing Tom Riddle/Voldemort x Harry Potter gelesen *dezenten Schubbs zu geben versucht* Gibt es da eine Bestechungsmöglichkeit? *g*)

Also, wenn Du wieder etwas schreibst, darf ich dann auf eine ENS hoffen? *gaaaanz lieb guck*

Da ich einfach mal davon ausgehe, dass Du noch nicht zu schreiben aufhörst und uns Leser weiter mit Deinen Geschichten erfreust, sage ich jetzt nur

LG und bis bald…

sky


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