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So wie es ist...

(DeanXSam)
von

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Jagd?!

„Ping. Ping. Ping. Ping. Ping. Ping.“, halte es durch das Motelzimmer. „Kannst du nicht mal damit aufhören und dir lieber überlegen wie wir diesen Fall abschließen könnten?“, fragte Dean gereizt, der sich schon seit einer Stunde auf seinem Bett unruhig hin und her kugelte und versuchte Sams penetrantes Tippen zu überhören.

„Wenn du nicht mehr weißt, aber wir haben einen Plan!“, brummte Sam ohne von seinem Laptop aufzusehen.

„Ja, aber dieser Plan ist indiskutabel! Du wirst nicht den Köder für ein Rudel Wendigo´s spielen.“, stöhnte Dean entnervt auf und fuhr sich mit den Händen wild durch die Haare.

„Also erstens: Indiskutabel? Wer bist du und was hast du mit meinen Bruder gemacht? Zweitens: Es sind zwei, da kannst du nicht von einem Rudel sprechen! Und drittens: Ich kann selbst entscheiden wann ich den Köder und wann nicht!!“

„Tust du nicht! Ich entscheide, dass du dich nicht in Gefahr bringst. Verdammt das sind zwei Wendigo´s. Und bei deinem Talent in Schwierigkeiten zu geraten, wirst du wahrscheinlich der dritte Wendigo, den ich dann ausschalten muss. Das ist dann aber ein Rudel, oder?!“, schnaubte Dean und stand auf, um sich ein neues Bier zu holen.

„Ich bitte dich! So schlecht, dass du mich ständig retten musst bin ich nicht. Ich bin mindestens genauso gut wie du!“, entgegnete Sam und schlug den Laptop ein wenig härter zu als er wollte. Wütend stand er auf, trat zu Dean und sah amüsiert auf diesen hinab: „Du kannst nun mal viel besser mit zwei Waffen gleichzeitig umgehen, als ich. Es ist mir langsam völlig egal, ob du mitkommst oder nicht, aber morgen Abend werde ich im Park stehen und diese verdammten Wendigo´s jagen. Und jetzt lass das Thema, wenn du nichts Vernünftiges zu sagen hast!!“

Völlig überrumpelt, wegen der Predigt seines Bruders stand Dean eine Weile da und spielte Karpfen. Immer wieder öffnete er den Mund, um seiner Wut Ausdruck zu verleihen, gab es aber schließlich auf, warf sich auf sein Bett und schaltete den Fernseher ein.

„… Sam war der Beste von uns. Er wird in uns weiterleben…“, drang es aus dem alten Fernseher, der ach schon bessere Zeiten gesehen hatte.

„Was siehst du dir da an?“, runzelte Sam die Stirn.

„Ghost. Sam ist wohl gerade draufgegangen. Der war auch nicht vorsichtig genug!“, sagte Dean und schaltete grinsend lauter. Kopfschüttelnd stand Sam auf und ging zu seiner Tasche die neben seinem Bett stand und durchsuchte das eine Nebenfach. Als er fündig wurde, wedelte er mit einem paar Kopfhörern vor Deans Nase.

„Damit du in Ruhe deinen Liebesfilm gucken kannst!“, meinte er schloss die Hörer an, suchte die Musik aus und schaltete laut. Grummelnd sah Dean Sam dabei zu, wie dieser wieder schnell über die Tasten flog und völlig in seinem Tun versank. Seufzend warf er die Fernbedienung von sich. Ihm blieb wohl nichts anderes übrig, als sich diesen Film anzusehen, da Sam ihn ja lieber ignorierte und der Fernseher nur ein Programm zeigte. Das Leben ist einfach nicht fair!

`Oh mein Gott! Endlich der Abspann!!´, dachte Dean. Sam hatte ihn die ganze Zeit ignoriert und wie ein Irrer die Tastatur bearbeitet. Genervt über das Schweigen, schaltete er den Fernseher aus und sah wieder zu Sam. Keine Veränderung. Kopfschüttelnd über diese Dickköpfigkeit ging Dean zurück zu seinem Bett und zog sich bis auf die Shorts aus. Er legte sich hin und versuchte sich zu entspannen. Ein paar Stunden Schlaf würden seine Gehirnzellen wohl wieder fit machen, damit er sich morgen einen viel, viel besseren Plan ausdenken konnte. Es beunruhigte ihn mehr als er vor Sam zugeben wollte, dass dieser sich so einfach als Köder anbot. Sam hatte recht, er war erwachsen und konnte selbst entscheiden, aber er hatte seinem Vater auch nicht kurz vor seinem Tod geschworen immer gut auf ihn aufzupassen. Und er würde sich auch daran halten. Schon gar nicht wegen einem Wendigo. Der erste Wendigo war laut der Legende eine betrogene Frau, die sich aus Wut über die Affäre ihres Mannes mit einem Dämon eingelassen hatte und sich in eine Bestie mit langem Fell, scharfen Klauen und tödlichen Fängen verwandelte. Seit dem läuft dieses Untier herum und reist bei Vollmond Männern die Herzen raus. Diese Männer verwandeln sich wiederrum in Wendigos. Zu töten sind sie nur, wenn man ihnen Silberkugeln in die Brust schießt. Dort wo eigentlich das Herz hätte sein sollen.

Seufzend fuhr sich Dean mit einer Hand über das Gesicht. Heute würde er aber nicht weiter darüber nachdenken, es war schon spät genug.
 

Die Arme weit von sich weg gestreckt, dehnte Sam seine eingeschlafenen Muskeln. Seine Augen brannten vom langen Chatten. Er hob den Blick und sah, dass Dean schon schlief. Verwirrt sah er auf die Uhr auf seinem Bildschirm. Kurz nach Mitternacht. Hatte Dean ihm nicht Bescheid sagen können, dass es schon so spät ist? Oder war er immer noch sauer auf ihn? Sam verstand einfach nicht warum der andere sich so bockig stellte. Es war ja nicht so, dass Sam diese Viecher allein jagen wollte. Dean sollte ja in der Nähe sein, wenn er sich als Köder offerieren würde. Er war so ein verdammter Dickschädel! Schnell fuhr er den Laptop herunter und machte sich daran auch endlich ins Bett zu kommen. Er würde eh nicht viel Schlaf bekommen. Seit einiger Zeit wachte er früh Morgen´s schweißgebadet auf. Konnte sich allerdings an keine Einzelheit des Traumes erinnern. Nu in einer Hinsicht war er sich sicher. Es waren keine Visionen. Die waren bei weitem schmerzhafter. Ein letzten Blick auf die Silhouette des schlafenden Deans werfend, schlief auch Sam ein.
 


 


 

Sam erwachte mit einem erstickten Schrei. Keuchend setzte er sich auf den Rand seines Bettes, legte die Hände aufs schweißnasse Gesicht und versuchte wieder ruhig zu atmen. Er konnte sich an nichts erinnern. Nichts. Schon wieder. Langsam aber sicher machte in diese Tatsache verrückt. Er sah keinen Zusammenhang zu seinen Träumen und etwas was in letzter Zeit geschah. Okay das ständige Jagen würde sicher jedem irgendwann belasten, aber er war damit groß geworden. Was sollte das ganze also??

„Wosch sn Semmy??“, hörte er die schlaftrunkene Stimme Deans aus den tiefen dessen Kissens brummen.

„Schlaf weiter!“, entgegnete Sam, stand auf und ging ins Bad um sich fertig machen. Als er sich im Spiegel sah, erschrak er im ersten Moment. Er war furchtbar blass, mit rotunterlaufenden Augen. Schnell schöpfte er sich ein paar Hände voll kaltem Wasser ins Gesicht. Erfrischend, aber er fühlte sich keinen Deut besser, als vorher. Zerknirscht zog er sich aus, um kurz zu duschen, um sich und Dean danach Frühstück zu besorgen. Und als kleine Rache für gestern würde er sich den Wagen nehmen. Rache ist süß!!
 

„Wo zum Teufel warst du so lange?? Weißt du eigentlich wie lange du weg warst?? Du kannst doch nicht einfach den Wagen, meinen Wagen wohlbemerkt nehmen und durch die Gegend kutschen. Warum hast du mir nichts gesagt? Nicht mal dein Handy hast du dabei gehabt!!“, schrie Dean Sam an, als dieser gerade ins Zimmer trat.

„Ich habe Frühstück geholt und mir dabei ein bisschen Zeit gelassen! In Ordnung?? Kein Grund wieder so loszuschreien!!“, schrie Sam zurück und stellte die Papiertüte mit ihrem Frühstück auf den einzigen Tisch des kleinen Motelzimmers.

„Tut mir leid, aber hättest du mir nicht wenigstens eine Nachricht da lassen können. Was dachtest du mach ich wohl, wenn ich bemerke das du weg bist und der Wagen noch dazu?? Das nächste Mal sagst du bescheid, damit das klar ist!“

„Ja, ist klar. Frühstück??“, meinte Sam versöhnlich. Dean nickte nur und trat näher.

„So. Zeit hattest du ja jetzt genug. Hast du einen neuen Plan?“, fragte Sam und biss erneut von seinem Brötchen ab. Dean schüttelte nur mi dem Kopf.

„Dann bleibt es also bei dem alten Plan?“ Grummelnd rutschte Dean auf seinem Stuhl herum.

„Warum willst du nicht, dass ich den Köder spiele?“

„Das ist doch viel zu gefährlich!!“

„Das ist unser Job! Verdammt. Was hat sich geändert?“, fragte Sam und schlug verärgert auf den Tisch. Dean sah mit hochgezogenen Augenbrauen zu seinem Bruder auf, der ihn aufgebracht musterte. Seufzend, mit hochgezogenen Schultern stand Dean auf und ging zu seinem Bett auf welches er sich setzte, einen Moment später aber wieder aufsprang und unruhig im Zimmer auf und ab ging. Ihm war nicht wohl bei der Sache.

„Ich mach mir halt Sorgen!“, murrte Dean schließlich zu Sam, der ihn die ganze Zeit beobachtet hatte. Erstaunt zog dieser die Stirn kraus.

„Das musst du nicht! Und weißt du warum? Weil du keine hundert Meter von mir sein wirst. Und zwar bis an die Zähne bewaffnet, will ich jedenfalls hoffen.“ Dean nickte nur und sah zu Boden.

„Es ist nur ein Job. Sonst nimmst du dir das doch auch nicht so zu Herzen, was ist los?“, fragte Sam und setzte sich zu seinem Bruder, der wieder auf seinem Bett hin und her rutschte.

„Nichts. Es ist nichts! Lass mich in Ruhe.“

„Wie du meinst!“, entgegnete Sam, stand auf und ging zur Tür.

„Ich geh kurz zum Fleischer, Blut holen. Bin gleich wieder da. Ich hoffe du hast dich dann wieder beruhigt!!“

Der Plan

Die letzten Strahlen der Sonne spielten mit dem bunten Blätterwerk der Bäume. Es wurde langsam dunkel. Die Wälder von River Valley türmten sich bedrohlich vor Dean und Sam auf, die gerade aus dem Wagen gestiegen waren.

„Wir können immer noch fahren…“, sagte Dean hoffnungsvoll.

„Vergiss es! Check lieber noch mal deine Waffen. Ich spiel nicht den Köder, damit du mir dann beichtest, dass du die Patronen vergessen hast.“

„Haha… ich bin doch nicht du…“, murrte Dean mit hängenden Schultern.

Sam stand schon am Kofferraum und nahm die Tüte mit dem Tierblut an sich. Was man nicht alles beim Schlachter kaufen konnte. Kopfschüttelnd folgte Dean Sam in den Wald. Sie wollten sich ein paar hundert Meter tiefer auf einer Lichtung positionieren. Laut dem Polizeibericht waren die ersten Zwei Opfer der Wendigo´s dort zu Tode gekommen. Je näher sie der Waldlichtung kamen, desto starker musste Dean den Drang unterdrücken sich Sam zu schnappen und weit von hier weg zu fahren. Er atmete einmal tief ein und aus und schloss schnell wieder zu seinem Bruder auf, der einige Meter vor ihm durch das Gestrüpp watete.

„Okay, ich stell mich in die Mitte der Lichtung und ziehe einen Kreis mit dem Tierblut um mich. Wenn die Wendigo´s dann kommen, machst du sie fertig. Du hast mir doch auch eine Waffe mitgenommen, oder?!“

„Nein, ich dachte du starrst sie einfach zu Boden…“, grinste Dean und machte sich auf dem Weg zu einem umgefallenen Baum, hinter dem er Stellung bezog.
 

Jetzt hockten sie schon eineinhalb Stunden in der Kälte und nichts hatte sich getan. Dean hatte so langsam die Nase voll von der ganzen Warterei. Ein Bein war ihm eingeschlafen, seine Hände waren arschkalt und Hunger hatte er auch. Sam konnte sich nicht erklären warum der Plan nicht funktioniert hatte.

„Komm schon, Sam. Das wird doch nichts!“

„Warte noch einen Moment. Es gibt da noch eine Möglichkeit…“, meinte Sam, bückte sich um an das kleine Messer in seinem Schuh zu kommen. Langsam schnitt er sich die Handfläche auf und schüttelte das hervorquellende Blut von sich.

„Bist du vollkommend irre??“ Dean wollte gerade über den Baum springen, als ein tiefes Knurren durch die Bäume drang. Sich umguckend, griff Dean zu seiner Waffe und entsicherte sie. Die andere steckte er sich in den Hosenbund und hielt die, die er gleich zu Sam schaffen würde bereit, als er sah, dass irgendwas Sam zu Boden riss. Die Wendigo´s bewegten sich unglaublich schnell auf der Lichtung. Sam wollte sich sofort wieder aufraffen, als ihn wieder etwas Schweres an der Brust traf und am Boden festnagelte. Überrascht schnappte er nach Luft, als er das schwere Gewicht, welches sich auf seinen Bauch breit machte, spürte und versuchte sich los zu machen. Eine Pranke mit scharfen Krallen bohrte sich gerade in seine Schulter, als er einen lauten Knall vernahm und das Vieh tot auf ihm zusammen sackte. Mit Deans Hilfe wuchtete er den riesigen Körper von sich.

„Alles okay?“, fragte Dean und reichte ihm eine Hand, als ihn plötzlich eine Kraft von den Beinen hob und gegen den nächsten Baum schleuderte. Ächzend rutschte er an diesem herunter und blieb bewusstlos am finsteren Boden liegen. Sam konnte Deans bleiches Gesicht, dass vom Mond erhellt wurde, sehen und verfiel in Panik.

„Dean! Dean!!“, schrie er und wollte zu seinem Bruder rennen, als ihn der letzte Wendigo erneut zu Boden warf. Blut sickerte ihm über die Stirn in die Augen, sodass er blinzeln musste, um das Wesen, was sich bedrohlich vor ihm aufbaute und immer näher kam, zusehen. Einige Meter zu seiner Linken konnte Sam die dunklen Umrisse der Schrotflinte erkennen, die Dean bei seinem Flug verloren hatte. Ein Knurren hinter ihm ließ ihn herum fahren. Nichts. Zitternd und keuchend wand er sich wieder nach vorn. Auch nichts. Schnell kam er auf die Beine und rannte zur Flinte, als ihn eine Klaue am Bein traf und zurück zog. Schreiend landete er auf dem Bauch und wand sich unter Schmerzen. Er spürte wie das warme Blut aus der Verletzung den Stoff seiner Jeans tränkte. Mithilfe des unverletzten Beines und den Armen versuchte er vorwärts, weg von dem Vieh zu kriechen. Er konnte spüren, wie die Bestie hinter ihm näher kam. Schnell griff er ihn seine Jackentasche und zog das kleine Messer hervor, als das Biest angriff. Gezielt schnitt er ihm den Hals auf. Mit einem lauten Jaulen wich es einige Meter zurück. Diesen kurzen Moment nutzte Sam, um sich die Flinte mit den Silberkugeln, die dicht vor ihm lag zu schnappen und schoss. Würgend sackte das Wesen vor ihm zu Boden und rührte sich kein Stück mehr. Tief ein und aus atmend ließ Sam die Schrotflinte nieder sinken und nahm die tote Bestie näher in Augenschein. Schnell rannte Sam, so gut er das mit seinem verletzten Bein konnte zu seinem Bruder, der immer noch ohne eine Regung unter dem Baum lag.

„Dean? Dean!“ Sam rüttelte wild an dessen Schulter, doch er bewegte sich kein Stück und es gab auch keine Anzeichen, als würde sich das in nächster Zeit ändern. Sam packte Dean bei den Schultern und zog ihn in seine Arme. Vorsichtig schaukelte er seinen Bruder hin und her.

„Dean? Wehe du verlässt mich! Nicht so! Nicht so! Dean!“, flüsterte Sam so leise, dass es durch den stärker werdenden Wind kaum zu verstehen war.
 

Sam saß am Krankenbett seines Bruders und las im Internet die neusten Artikel der Morgenzeitung durch. Verschickte dabei gelegentlich an alte Freunde vom College E-Mails. Der kühle Morgenwind spielte mit den Vorhängen des Fensters.

„Hey Sam! Hast du schon wieder heimlich hier übernachtet?“, drang eine fröhliche Frauenstimme an seine Ohren.

„Ich möchte nicht, dass er allein ist, wenn er aufwacht. Das verstehst du doch sicher, Lindsey.“, meinte Sam und sah wieder zu Dean, der friedlich in dem viel zu großen Krankenbett schlief.

„Soll ich dir einen Kaffee und ein paar belegte Brötchen holen?“, fragte sie lächelnd, wartete aber keine Antwort ab und machte sich gleich an sein Frühstück. Lindsey war die ganze Zeit über für ihn da gewesen und hatte ihm geholfen. Sie war eine kleine dünne Frau in den Vierzigern, die steht´s ein Lächeln auf dem Gesicht hatte, mit dem sie jeden anstecken konnte.

„So, da hast du dein Frühstück. Ich hab mir schon gedacht, dass die Ärzte dich nicht davon abhalten können hier zu bleiben und habe es schon vorbereitet.“

„Danke, dass ist sehr nett, Lindsey.“

„Kein Problem, Sammy. Ich will doch nicht, dass du mir hier noch krank wirst.“, meinte sie und machte sich daran die Werte an den Monitoren, der Geräte die Deans Vitalfunktionen überwachten auf einem Klemmbrett zu notieren.

„Ich gehe mich kurz frisch machen. Bleibst du hier und passt auf ihn auf?“, fragte Sam und regte sich.

„Sammy, wir sind hier in einem Krankenhaus. Was soll ihm denn passieren??“ Sam warf ihr einen Blick zu, der zwischen flehen und schmollen lag.

„Okay, okay. Geh schon ich bleib hier und pass auf.“, kopfschüttelnd sah sie wieder zu den Monitoren. Sam verließ mit einem Danke auf den Lippen das Zimmer.

„SAM!! Er ist wach!“ Er war gerade am Ende des Korridors, als ihn Lindsey´s aufgeregte Stimme zurückrief. Sam rannte so schnell zurück, wie er konnte. Eilig trat er an Deans Bett, der wild mit den Augen blinzelte um diese an die Helligkeit zu gewöhnen.

„S-sam??“, röchelte er leise.

„Hier. Ganz ruhig. Ich bin hier.“

„Was ist passiert?“

„Das Vieh hat dich ganz schön fertig gemacht. Du liegst im Krankenhaus.“, sagte Sam ruhig und fuhr die Lehne des Bettes etwas hoch, damit Dean es etwas bequemer hatte.

Besuch

"Sie werden uns fehlen, Dean! Es ist selten, dass wir mal jemanden Jungen und so gut aussehenden hier haben!", schwärmten die drei Krankenschwestern, die um sein Bett versammelt standen. Dean grinste die ganze Zeit von einem Ohr zum Anderen und genoss zusehends die Aufmerksamkeit, die ihm zuteil wurde.
 

"Ladys, Ladys. Ich bitte euch. Wie könnte ich nach eurer besonderen Pflege nicht so schnell wieder gesund werden. Aber ich werde mich verabschieden und vielleicht später mal zu Besuch kommen.", heiterte er sie wieder auf, ohne jedoch zu vergessen ein Grinsen zu seinem Bruder zu werfen, der seit wenigen Minuten in der Tür stand und mit skeptischen Blick das Bild musterte, welches sich ihm bot. Quietschend und kichernd verabschiedeten sich die Drei und verließen aufgeregt das Zimmer.
 

"Na, fertig?", fragte Sam und setzte sich auf seinen Stuhl am Fenster.
 

"Mhm, was soll ich sagen? Mir wurde mein gutes Aussehen in die Wiege gelegt!"
 

"Ja ja. Leider haben sie dein Hirn vergessen und es stattdessen in meine Wiege gelegt!", entgegnete Sam und schlug die Morgenzeitung auf. Dean grunzte nur und legte sich ächzend zurück, um seine Rippen zu schonen.
 

"Tut´s noch weh? Du weißt hoffentlich, dass ich dich heute Nacht entführen muss, oder?!", meinte Sam ohne von der Zeitung aufzusehen.
 

"Warum wollen die Bullen eigentlich mit uns sprechen? Ich hatte doch nur Zwei gebrochene Rippen, die mir die Organe ein bisschen gequetscht haben. Was interessiert die das??", fragte Dean genervt und versuchte das Kissen in eine bequemere Position zu rücken.
 

"Die wollen wissen, was da draußen passiert ist."
 

"Und was ist passiert? Ich meine, du warst ja gestern nicht wirklich lange da, um meine Fragen zu beantworten...", grummelte Dean und drehte sich vorsichtig auf die Seite, um seinen Bruder anzusehen.
 

"Ich wollte seit eineinhalb Wochen mal wieder in einem Bett schlafen. Und da du wach warst und auch wieder mit den Krankenschwestern flirten konntest, dachte ich mir kann ich verschwinden..."
 

"Hör ich da Eifersucht in deiner Stimme?" Sam knickte den oberen Teil der Zeitung ab und sah kurz zu Dean rüber und zog eine Augenbraue nach oben, sagte aber kein Wort dazu. Dean musste ja nicht wissen, dass er tatsächlich ein bisschen eifersüchtig war.
 

"Okay, jetzt erzähl: Was ist passiert?", meinte Dean jetzt etwas nachdrücklicher.
 

"Du meinst nachdem du mit dem Baum verschmelzen wolltest? Ich hab den anderen erledigt und dich ins nächste ....Krankenhaus gebracht, wo sie dich gleich operiert haben. Danach hast du eine Zeit lang im Koma gelegen und alle auf trapp gehalten. Alle paar Stunden haben die Geräte Alarm geschlagen. Echt nervig.", erzählte Sam, versucht so viel trotz wie möglich in seine Stimme zu legen und mied die Blicke von Dean.
 

"Ich versteh immer noch nicht was die Bullen dann von uns wollen? Und warum zögerst du das hier als Krankenhaus zu bezeichnen? Verschweigst du mir irgend etwas?"
 

"Naja...."
 

"Komm schon!"
 

"Hier gibt es kein Krankenhaus in der nähe. Das näheste wäre fünfundzwanzig Meilen entfernt gewesen und die Zeit hattest du nicht. Du warst schwer verletzt. Sie konnten dich behandeln, weil sie hier auf alles vorbereitet sind..."
 

"Wo bin ich?", fragte Dean mit tiefem Nachdruck in der Stimme, der keinen Widerspruch duldete.
 

"In einer Seniorenresidenz..."
 

"Im Altenheim?? Sag mal spinnst du?" Empört drehte Dean sich hin und her, bis ihm schmerzlich die verletzte Rippe wieder einfiel und er einfach nur noch Mitleid erregend vor sich hin schmollte. Nach einer Weile, des stillen Leidens hatte er sich wohl damit abgefunden.
 

"So, was wollen die Bullen von uns?"
 

"Naja, du hast ausgesehen, als hättest du eine richtig heftige Prügelei gegen drei Wrestler bestritten. Aber ich sah aus, als hätte ich bei einem illegalen Hundekampf mitgemacht."
 

"Ach, mach dich nicht lächerlich. Bei solchen Kämpfen treten doch keine Welpen an...", lachte Dean, musste sich aber im nächsten Moment schon vor der Morgenzeitung in Acht nehmen, die auf seinen Kopf zuflog.
 

"Hey, ich bin verletzt! Sei ein bisschen vorsichtiger, Bitch!"
 

"Jerk!", erwiderte Sam ging zu Dean und versuchte die Zeitung zurück zu erobern. Erfolglos. Es war schon erstaunlich wie beweglich Dean werden konnte, wenn er damit Sam auf die Palme bringen konnte.
 

"Nerv nicht und gib mir lieber meine Zeitung!", schnauzte Sam und griff erneut zu. Doch Dean entwand sich ihm geschickt. Genervt gab er auf und setzte sich wieder auf seinen Stuhl und blickte raus.
 

"Was ist mit dir? Schlecht gelaunt?" Sam zuckte nur mit den Schultern und schwieg weiter. Seufzend fuhr Dean sich mit einer Hand durchs kurze Haar und warf die gewonnene Zeitung ans Bettende.
 

"So schlimm siehst du gar nicht aus. Warst du schwer verletzt?", versuchte er das Gespräch wieder auf zu nehmen.
 

"Nein. Nur ein paar Schrammen am Bein und am Rücken. Kaum noch zu sehen..."
 

"Zeig mal!"
 

"Spinnst du? Ich wird mich doch nicht hier entkleiden...", schnaubte Sam und versuchte die leichte Röte, die ihm in die Wangen schoss nieder zu kämpfen. Schon das zweite Mal, dass er sich heute geschlagen geben musste.
 

"Zeig mal!", meinte Dean diesmal nachdrücklicher.
 

"Okay, hör endlich auf mich so zu bemuttern. Es ist alles in Ordnung!" Dean legte nur den Kopf schief. Sam seufzte nur genervt auf und wollte das Hosenbein kurz hochziehen, als plötzlich die Zimmertür aufging und Lindsey hereinkam. Perfektes Timing, dachte Sam.
 

"Hallo meine Lieben! Ihr solltet so früh noch nicht streiten. Wie geht es dir Dean?", fragte sie, während sie das Bett in die Senkrechte brachte, um bei Dean Blutdruck und Fieber zu messen.
 

"Gut. Am liebsten würde ich mir die Beine vertreten.", meinte Dean mit einem leicht fragendem Unterton in der Stimme, doch Lindsey war nicht so leicht zu überrumpeln.
 

"Dann musst du erst an mir vorbei! Sam? Sag hast du heute schon was gegessen?"Lindsey kam mit vor der Brust verschränkten Armen auf ihn zu.
 

"Hey, es ist noch früh. Ich bin doch erst vor kurzem gekommen und hatte nicht wirklich Zeit dazu...", versuchte Sam sich rauszureden. Lindsey schüttelte nur seufzend den Kopf und ging wieder zur Zimmertür. Davor drehte sie sich noch einmal um.
 

"Du bleibst hier, bis ich wieder da bin und dann wird gefrühstückt! Du solltest besser auf deine Gesundheit achten!", sagte sie und schüttelte dabei weiter den Kopf. Sie sah noch einmal zu den Beiden, um sicher zu gehen, dass Dean auf keinen Fall aufstehen und Sam sich nicht aus dem Zimmer schleichen würde.
 

"Wow, was war das denn?", fragte Dean verdattert. Sam lächelte kurz und sah von der Tür zurück zu Dean.
 

"Tja. Sie umsorgt gern andere."
 

"Ach, und du guckst mich komisch an, wenn ich mal mit einer Krankenschwester flirte?"
 

"Ich flirte nicht mit ihr! Sie könnte meine Mutter sein.", empörte Sam sich. Dean war und blieb das Kind von ihnen, aber in der letzten Zeit setzte er allem die Krone auf. Warum ließ er ihn nicht einfach in diesem Bett verrotten, schnappte sich dessen geliebten Wagen und brachte so viele Meilen wie möglich zwischen sich und seinen Bruder? Gut, dass er sich nicht immer so aufführte und man sich im Notfall immer auf ihn verlassen konnte.
 

Sam erinnerte sich an den Fall in San Francisco, den mit den Wehrwölfen. Als er diese Sache mit Madison hatte. Er konnte nichts anderes als Sache sagen, da es zu viel für ein One-Night-Stand und zu wenig für eine Beziehung war. Er konnte sich noch genau daran erinnern, wie er sich gefühlt hatte, als er sie das erste Mal gesehen hatte und er sie erschießen musste. Er hatte sich einfach verlassen gefühlt. Jess wurde ihm genommen, dann auch noch Madison. Durfte er lieben, ohne das dieser Person Gefahr droht? War ihm solch ein Glück vergönnt?
 

Doch Dean war immer an seiner Seite und hob, ohne es zu wissen seine Laune. Würde sein Bruder es zu lassen und nicht immer den taffen Kerl raushängen lassen würde er ihn gern öfter umarmen. So kitschig sich das auch anhören mag.
 

"Alles in Ordnung?", fragte Dean mit etwas Sorge in der Stimme. Sam hatte gar nicht bemerkt, dass er ich die ganze Zeit angestarrt hatte, als seine Gedanken abgedriftet waren. Blinzelnd fokussierte er die weiße Wand hinter dem Bett.
 

"Ja. Es ist Nichts. Ich sollte jetzt gehen und noch ein paar Sachen besorgen. Wir sehen uns dann heute Nacht um Mitternacht wieder.", sagte Sam, erhob sich und trat zur Tür. Er bemühte sich seinen Blick abzuwenden, doch es gelang ihm nicht. Grinsend sah er zu Dean.
 

"Sei brav und benimm dich!"

Schmerz

Sam betrat gerade den einzigen Waschsalon der Stadt, als sein Handy in seiner Tasche klingelte.

Schnell stellte er die beiden großen Seesäcke auf zwei Stühle und griff in seiner linke Hosentasche nach seinem Treo. Er drückte auf Annahme und hielt es sich ans Ohr.
 

"Hey, Sam? Hier ist Bobby.", drang eine vertraute Stimme an Sam´s Ohr.
 

"Oh. Hey Bobby. Was gibt's?"
 

"Ich wollt nur wissen wie es euch geht? Hab einen Job für euch, wenn ihr Zeit habt?!", meinte er.
 

"Dean liegt im Moment im ... Krankenhaus, aber ich entlasse ihn heute Nacht. Was ist das für ein Job von dem du gesprochen hattest?", fragte Sam und machte sich daran mit zwischen Ohr und Schulter geklemmten Handy die Wäschesäcke zu öffnen und die Kleidung auf drei große Wäschetrommeln zu verteilen. Schwarz, Weiß und Bunt.
 

"Mir ist da eine Reihe an Vermisstenmeldungen aufgefallen, die in ein Muster passen."
 

"Was für Vermisste?", fragte Sam und tat in jede Maschine Waschpulver und stellte sie an. Er setzte sich etwas weiter weg, legte die nun leeren Seesäcke unter einen Stuhl und nahm sein Handy wieder richtig in die Hand.
 

"Und da bist du dir sicher, Bobby?"
 

"Natürlich! Oder vertraust du mir nicht mehr?"
 

" Klar vertrau ich dir..."
 

"Und ich vertrau auf mein Bauchgefühl und das sagt mir das da etwas ganz und gar nicht in Ordnung ist. Also wie sieht es aus? Ich würde es ja selber machen, bin aber gerade auch an einem Fall dran. Wenn ihr nicht wollt ruf ich jemanden anderen an?"
 

"Nein, schon gut. Wir überprüfen das! Kannst du mir das, was du schon beisammen hast, mailen?", fragte Sam.
 

"Nein, mein Laptop hat den Geist aufgegeben. Der ist nur noch Schrott. Aber ich kann es dir faxen. Ich hab im Motel ein Faxgerät gesehen."
 

"Ähm...ja geht klar. Ich schick dir später die Nummer per SMS, wenn ich in unserem Motel zurück bin. In ungefähr einer Stunde?", fragte Sam.
 

"Okay. Viel Glück und grüß Dean. Sag ihm er soll besser auf sich aufpassen."
 

"Mach ich. Bis dann mal!", meinte er und legte auf. Er steckte sein Handy zurück in seine Hosentasche.

Kurz sah er auf seine Uhr. Schon kurz vor fünf.

Der Waschsalon war mässig besucht. Außer ihm waren noch ein komischer Typ mit Hawaiihemd und kurzer Bermuida, der die ganze Zeit in der neuen Ausgabe des Hustlers blätterte und zwei Studentinnen, die sich miteinander über die anstehenden Prüfungen unterhielten da.
 


 

Das Stars Inn war fast wie jedes andere der Motels, in denen Dean und Sam bisher abgestiegen waren, bis auf die Sterne von berühmten Hollywoodlegenden auf dem Boden und den vielen Zimmern, passend auf berühmte Filme abgeschnitten. Bei ihrem Eintreffen hatten sie noch die Auswahl zwischen drei Zimmern. Dem Independence-Day, Cassablanca und dem Die-Killerhand Zimmer. Dean hatte natürlich entschieden und das Killerhandzimmer gewählt. Die anderen Filme kannte er, das andere allerdings nicht und das hatte ihn neugierig gemacht. Sam war die Wahl relativ egal gewesen, da er von der Fahrt viel zu erschöpft war, um sich um solche unwichtigen Dinge wie den Zimmernamen zu kümmern. Dean hatte sich vor Lachen am Boden gekugelt, als er in der ersten Nacht beinahe einem Herzinfakt erlitt, nachdem er die im Dunkeln die leuchtene Farbe über seinem Bett mit der Schrift: Ich bin unterm Bett!, entdeckt hatte. Wenn er sich so daran zurück erinnerte, konnte er darüber nur den Kopf schütteln. Wie peinlich! Und Dean hatte ihn so lange wie möglich damit aufgezogen.
 

Schnellen Schrittes ging er in den Hauptraum des Motels mit dem Empfangstresen. Marty der Motelinhaber, ein untersetzter, schmieriger Typ in den Vierzigern mit einem Fabel für Filme saß hinter dem Tresen und sah sich im Internet wieder Sachen an von denen Sam lieber nichts wissen wollte. Marty sah auf als Sam durch die Tür trat und zu ihm kam.
 

"Ashley, alter Junge! Was steht an?" Sam hielt kurz inne, um sich in Gedanken die Notiz zu machen Dean umzubringen. Er hasste es wenn Dean ihm Mädchennamen gab.
 

"Kann ich kurz dein Faxgerät benutzen, Marty?"
 

"Bedien dich. Nur keine falsche Scheu, mein Junge.", meinte Marty und wies ihm den Weg in das kleine, unordentliche Büro hinter der Tür in seinem Rücken.
 

"Die Nummer steht drauf. Nicht zu übersehen.", sagte er ohne sich von den Bildern auf seinem Bildschirm abzuwenden.
 

"Danke.", murmelte Sam und lehnte die Tür, durch die er gerade getreten war leicht zu. Marty fiel das gar nicht auf so fasziniert war er von dem was sich ihm bot.

Sam beeilte sich und Bobby schien auf seine SMS schon gewartet zu haben, denn keine zwei Minuten später kam das Fax an. Er verabschiedete sich schnell von Marty und machte sich auf den Weg in ihr Zimmer. Als er keine zehn Schritte mehr entfernt war kam Mrs. Norris gerade um die Ecke. Sie war die alte Mutter des Besitzers Marty und versuchte stetzt jemanden mit ihren nicht endenen Geschichten, aus der Jugend ihres Sohnesm an sie zu fesseln. Sie war nicht gern allein, meinte sie immer.
 


 

Er beeilte sich, schloss schnell die Tür zu ihrem Zimmer auf und verschwand darin, bevor ihn die alte Mrs. Norris ansprechen konnte. Das hätte ihm gerade noch gefehlt.
 

Erleichtert ließ er die Wäschesäcke in eine freie Ecke fallen, gleich neben dem in dem Dean immer ein kleines Arsenal mit sich führte.

Neugierig sah Sam sich die sieben Seiten an, die ihm Bobby gefaxt hatte, während er es sich auf seinem Bett bequem machte.
 

Es war ganz still im Zimmer.

Zu still für seinen Geschmack. Bis auf seinen eigenem Atem hörte er nichts. In solchen Momenten fehlte ihm Dean besonders. Seine nervenden Kommentare, sogar seine Streiche, aber besonders seine Anwesenheit, bei der er sich immer ein wenig sicher fühlte als sonst.
 

Kopfschüttelnd legte er die Blätter, denen er keine Aufmerksamkeit mehr zukommen ließ auf den Nachttisch. Dean war fast zwei Wochen nicht da und er vermisste ihn schon. Wann war er zur Klette mutiert?

Sam war es nach all den Monaten einfach nicht mehr gewohnt allein zu sein.
 

Langsam stand er auf und ging ins angrenzende Badezimmer, um sich ein Glas mit Wasser zu füllen. Sein Hals fühle sich ganz trocken und rauh an.

Sam bemerkte, dass seine Hände zitterten, als er trank. Ein merkwürdiges Gefühl überkam ihn.
 

Sein Spiegelbild, welches ihm entgegen blickte sah krank und alt aus. Blass war er, mit dunklen Schatten unter den Augen. Das Weiß in seinen Augen war leicht rötlich, als hätte er den ganzen Tag und die ganze Nacht vor dem Fernseher gesessen.
 

Seine Hände zitterten bereits so stark, dass das Glas seinen ganzen Inhalt quer über den Boden verteilte, doch es interessierte ihn nicht.

Auf wackligen Beinen schwankte er ins Nebenzimmer und ließ sich auf sein Bett fallen.
 

Sam hatte das Gefühl, als würde alle Kraft und Energie aus ihm gesaugt werden.

Ein Schauer ging durch ihn, als er sich plötzlich, durch die Schmerzen vieler Krämpfe, die wie hunderte Blitze durch seinen Körper rauschten, aufbäumte.

Schmerz explodierte in jedem Muskel, jeder Faser und jeder einzelnen Faser seines Körpers.

Er wollte schreien, doch seiner Kehle entrann kein Laut.

Sich wie wild auf dem Bett windend, betete er endlich von den Schmerzen erlöst zu werden.

Sam´s Kehle erschien ihm zugeschnürrt. Er schnappte panisch nach Luft, doch es half nicht.

Seine Sicht verschwamm, bis der Druck hinter seinen Augen ihn blind machte.

Tiefes, leeres Schwarz umfing ihn, als er in die Bewusstlosigkeit versank.
 


 

Sam öffnete blinzelnd die Augen. Draußen war es schon dunkel. Nur das Licht des Mondes erhellte die Straße, die er durch das Fenster sah.

Schnell setzte er sich auf, was ihm sein Kopf mit einem heftigen Pochen dankte.

Langsam lehnte Sam sich zurück, die Hände ins Gesicht gedrückt und atmete erst einmal ruhig ein und aus.
 

Der kleine Radiowecker zeigte ihm, dass er eigentlich schon vor zwei Stunden Dean abholen sollte. Der ging ihm später wahrscheinlich die Wände hoch, weil er verschlafen hatte.

Warum hatte er eigentlich verschlafen? So müde war er vor ein paar Stunden doch gar nicht gewesen. Wo von auch?
 

Diesmal etwas langsamer erhob er sich und packte so schnell wie es ging die übrigen Sachen zusammen, die noch im Zimmer waren.

Nach einer guten viertel Stunde saß er im Impala und machte sich auf den Weg zu Dean.
 

Das war doch wohl die Höhe!, dachte Dean, der sich beleidigt hinter das Steuer seines geliebten Wagens setzte. Erst verspätete Sam sich um Stunden, er machte sich schon Sorgen, wie ein Irrer und dann trottete dieser gähnend ins Zimmer und beschwerte sich, dass er noch nicht angezogen war. Sam war, kaum hatte er sich gesetzt auch schon tief und fest eingeschlafen und schnorchelte leise vor sich hin.
 

Sam sah nicht gut aus. Viel zu blass und irgendwie auch schmaler, als er ohnehin schon war.

Genervt stellte er sich den Sitzt ein, so kam er nicht richtig an die Pedalen ran. Wie er es hasste, wenn andere seinen Wagen fuhren. Er fühlte sich dann immer so fremd an.
 

Dean sah wieder zu Sam, der den Kopf auf die Lehne gelegt hatte. Eine Haarsträhne bewegte sich bei jedem Atemzug hin und her. Ein leichtes Lächeln legte sich auf Dean´s Gesicht, als er mit der Rechten vorsichtig die lange Strähne wegwischte.

Bei solch einem Gesicht konnte man ihm gar nicht mehr böse sein.
 

Sam hatte ihm auf dem Weg zum Auto gesagt er soll nach Minneapolis (Kansas) fahren. Warum, hatte er nicht erwähnt, so erschöpft war er.

Er sollte besser auf sich aufpassen, dachte Dean, lehnte sich zurück und drehte

>Some Kind of Monster< von Metallica lauter.

Auf der anderen Seite der Mündung

Als Sam erwachte, lag er allein auf einem Bett in einem Motelzimmer.

Irritiert setzte er sich auf und sah sich um.

Hatte er nur geträumt, dass er Dean abgeholt und mit ihm zusammen Fairmont schon hinter sich gelassen hatte.

Sam sah sich im Zimmer um.

Keine abgehackten Hände, als Dekoration.

Er sah nach oben.

Keine unheimliche Schrift über seinem Bett.

Also befand er sich in einem anderen Hotelzimmer. Er hatte Dean also doch abgeholt.

Aber wo war dieser?
 

"Dean?", rief er, erhielt aber keine Antwort. Es blieb still.
 

Die Uhr, die über dem Fernseher gegenüber des Bettes hing, zeigte ihm das es bereits Mittag war.
 

Wankend stand er auf, hielt sich den dröhnenden Kopf und meisterte seinen Weg zum Fenster neben der Tür. Er konnte auf dem Parkplatz keine Spur von dem Impala entdecken.
 

Sam ging, sich dabei den Schlaf aus den Augen reibend und gähnend ins Badezimmer. Es war klein, aber sauber. Er spritzte sich ein wenig Wasser ins Gesicht, um etwas wacher zu werden.
 

Müde zappelte er sich aus seiner Jeans und dem T-Shirt und stieg unter die Dusche, die so klein war, das er sich gerade so umdrehen konnte.

Das warme Wasser entspannte und weckte seine Lebensgeister.
 

Seufzend lehnte er sich gegen die kalte Wand und ließ das heiße Wasser über sich fließen.
 

Er hatte keine Ahnung warum er sich heute morgen oder wohl eher Mittag so fertig fühlte. Seine Hände fuhren über den verspannten Hals zu seinen verkrampften Schultern. Am liebsten würde Sam sich wieder ins Bett hauen und den restlichen Tag auch noch verpennen, aber das wollte er Dean nun wirklich nicht antun.
 


 

Dean kehrte, die Arme beladen mit schweren, braunen Papiertüten aus dem Supermarkt zurück in ihr Motelzimmer.
 

Leise öffnete er die Tür und zwängte sich durch den Spalt. Schnell warf er einen Blick durchs Zimmer, doch Sam lag nicht in dem Bett, in das er ihn letzte Nacht mehr schlecht als recht verfrachtet hatte, weil er ihn einfach nicht wach gekriegt hatte. Ein bisschen hatte er sich schon Sorgen gemacht. Sam war nicht der Typ, der wie ein Stein den ganzen Tag verschlief.
 

Suchend sah sich Dean im Zimmer um, während er die Tür mit dem Hacken ins Schloss stieß.
 

Kein Sam.

Da war man nur mal eine Stunde nicht in dessen Nähe und der war weg.

Genervt stellte er seine Einkäufe auf den einzigen Tisch im Zimmer und suchte schon in seiner Jackentasche nach seinem Handy, als er das Rauschen der Dusche vernahm, was die Suche beendete.

Sam hatte also die Kammer gefunden, die hier als Badezimmer bezeichnet wird. Dean´s bisherige Vorstellung von einem Badezimmer hatte mindestens die vierfache Größe von dieser Kammer.
 

Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen begann er die Tüten zu leeren.

Sam schien es nicht gut zu gehen, deshalb gab es heute nur Sachen die er gern aß. Naja, bis auf den Nachtisch.

Dean konnte ohne seinen geliebten Kuchen nicht leben. Und ganz besonders nicht ohne Schokokuchen mit Vanillecremefühlung.

Er griff in die zweite Tüte und holte den Kuchen hervor. Vielleicht sollte er sich diesem schon mal erbarmen. Wer wusste schon wie lange Sam noch unter der Dusche brauchen würde.
 

Breit grinsend griff er nach einem Stück und wollte es gerade von der Plastikfolie befreien, als er hörte wie das Rauschen der Dusche verstummte.

Schnell riss er die Verpackung auf und schlang den Kuchen runter, als Sams Stimme hinter ihm erklang.
 

"Dean?" Angesprochener drehte sich, mit prall gefühlten Wangen um und sah fragend zu seinen Bruder herüber, der nur mit einem Handtuch um die Hüften bekleidet da stand.
 

"Mjaah?"
 

"Wo warst du? Und wo sind wir hier?", fragte Sam und kreuzte die Arme vor der nackten Brust. Bei diesem Anblick verschluckte Dean sich an dem Kuchen. Hustend lehnte er sich zurück und holte Erstmal tief Luft.
 

"Während Dornröschen sich schön ausgeschlafen hat, habe ich uns nach Belleville, Kansas gefahren, uns ein Zimmer besorgt und was zu Essen mitgebracht.", meinte Dean stolz und präsentierte den Inhalte der Tüten.
 

"Was wir sind schon in Kansas? Warum hast du mich nicht geweckt?" Sam nahm sich ein Brötchen und biss herzhaft hinein, ohne es vorher mit Aufstrich zu belegen.
 

"Der Herr war nicht wach zu kriegen!", meinte Dean und nahm sich selbst auch ein Brötchen, bestrich dies aber vorher dick mit Schokocreme.

"Und jetzt zieh dir endlich was an! Sonst erkältest du dich noch!"
 

Sam sah an sich herab und errötete leicht. Das hatte er fast vergessen. Schnell ging er zurück ins Bad, um sich seine Sachen zu holen. Um sich in der kleinen Kammer zu bewegen, musste er die Tür schließen, da er nicht bereit war Akrobatik zu vollziehen.
 

Dean sah Sam grinsend hinterher, aber ohne dabei das Essen zu vernachlässigen, als es plötzlich an der Tür klopfte.

Grummelnd ließ er von seinem Essen ab und ging zur Tür. Wie er es doch hasste beim Essen unterbrochen zu werden.
 

Dean hatte sie kaum einen Spalt geöffnet, da wurde sie ihm schon entgegen gestossen. Irritiert sprang er dem Holz aus dem Weg, damit es ihn nicht traf.

Verwirrt wollte er sich bei der Person beschweren, als ihm plötzlich die Mündung einer Winchester entgegen blickte.

Welch eine Ironie.
 

"Kann ich ihnen irgendwie helfen, Ma´am?", fragte Dean und hob die Hände. Er erkannte die Frau. Sie war die Besitzerin des Motels. Eine kleine, dünne Frau mit platinblonden langen Haaren, die bestimmt noch nicht die Vierzig erreicht hatte.
 

"Halt die Klappe, Schurke! Ich stelle hier die Fragen!", bellte sie ihm entgegen. Dean konnte sehen wie die Winchester in ihren Händen zitterte. Sie hatte Angst.
 

"Los! Auf das Bett, aber schnell!"

Okay, er wurde schon öfter mit einer Waffe bedroht, aber er konnte mit Sicherheit sagen, dass es dabei nie darum ging!

Er tat wie ihm geheißen und setzte sich auf sein Bett, ohne die Hände runter zunehmen. Das Risiko war zu groß.
 

"Wo ist sie?"
 

Stirnrunzelnd sah Dean zu der Platinblonden auf. Was meinte sie denn damit? Und warum nannte sie ihn einen Schurken? Warum bedrohte sie ihn mit einem Gewehr? Er verstand nur Bahnhof.

Warum geriet immer wieder er in solche Situationen?
 

"Sprich endlich, Schurke!", nachdrücklich stieß sie ihm die Mündung an die Brust.
 

"Ich weiß nicht wovon Sie sprechen, Ma´am."
 

"Wo ist die Leiche, die du gestern hier reingeschafft hast? Los sprich endlich!"

Verdutzt sah er sie an. Was sollte das denn jetzt? Er hatte hier doch keine Leiche versteckt!
 

"Ma´am, ich weiß wirklich nicht was Sie von mir wollen!", sagte Dean beschwichtigend und wollte sich wieder in eine sitzende Position begeben, wurde von ihr oder wohl eher von dem Gewehr überzeugt es sich nochmal anders zu überlegen.
 


 

"Wehe du hast mir schon alles weggegessen, Dean!", meinte Sam, der von allem nichts mitbekommen hatte und trat aus der Badekammer.
 

Erschrocken drehte die Motelbesitzerin sich zu ihm um und schrie. Dean sprang augenblicklich auf und versuchte ihr die Waffe zu entreißen, konnte aber nicht verhindern, dass sich während ihrem Schreck ein Schuss löste.

Ein lauter Knall ging durchs Zimmer. Sam konnte sich gerade noch rechtzeitig zur Seite drehen und dem Schuss, der in der Badekammer den Spiegel traf ausweichen.

Dean riss die Motelbesitzerin um und landete unsanft mit ihr auf dem Boden. Sie rang sich schnell aus seinem Griff. Die Besitzerin hatte noch gar nicht richtig realisiert was genau passiert war, da sah sie Sam auf sich zukommen. Erneut schreiend richtete sie die Waffe auf ihn.
 

"Weg von mir, Zombie!", schrie sie ihm entgegen. Sam hob nur eine Augenbraue und sah zu seinem Bruder.
 

"Ich bin kein Zombie.", sagte Sam und wollte noch näher treten, was er dann aber doch lieber ließ, als die Unbekannte die Waffe hob.
 

"Sie sind tot!", sagte sie mehr als wolle sie sich davon überzeugen, als ihn.
 

"Nein bin ich nicht!"
 

"Doch!"
 

"Nein!"
 

"Ruhe! Er lebt! Verstanden?", fragte Dean, dem das langsam zu bunt wurde. Sie waren hier schließlich nicht im Kindergarten!
 

"Aber ich hab es gesehen! Ich hab gesehen, wie Sie ihn gestern Nacht in das Zimmer getragen haben. Über die Schulter geworfen, wie einen alten Sack!"

Sam sah mit großen Augen zu seinem Bruder.
 

"Über die Schulter geworfen? Ich dachte du würdest etwas liebevoller mit mir umgehen, wenn ich schlafe."
 

"Weißt du eigentlich wie schwer du bist? Ich bin froh, dass ich mir bei der Aktion keinen Bruch gehoben habe!", meinte Dean und strich sich dabei leicht über die angeknackste Rippe. Sam rollte nur mit den Augen und sah wieder zu der Fremden, die ihn immer noch mit der Waffe bedrohte.
 

"S-sie haben nur geschlafen?"
 

"Ja!"
 

"Das macht Sinn...", meinte sie und senkte die Waffe.
 

"Mehr als die Geschichte mit dem Zombie, oder?!", meinte Dean und grinste Sam an. Wenn die wüsste was alles möglich war...
 

"Es tut mir Leid! Ich habe vorschnell gehandelt und Sie dabei fast wirklich umgebracht.", sagte sie mit beschämt, gesenktem Kopf.
 

"Ist schon in Ordnung. Es ist ja nichts Schlimmes passiert.", entgegnete Sam. Dean schnaubte nur und wand sich dem Brötchen zu, das er vorhin allein zurück lassen musste.
 

"Mir ist das so peinlich! Als ich ihn in der Nacht sah, wie er Sie in das Zimmer geschafft hat, kam mir nicht mal der Gedanke, dass sie noch leben und nur schlafen könnten! Es tut mir so furchtbar Leid. Bleiben Sie so lange Sie wollen. Das geht aufs Haus!", sagte sie ohne Sam oder Dean nochmal ins Gesicht zu sehen, huschte wieder zur Tür hinaus und schloss diese leise hinter sich.
 

"Sie hat dich ja ganz schön ins schwitzen gebracht!", meinte Sam und drehte sich zu seinem Bruder, der sich schon verträumt lächelnd an den Nachtisch machen wollte.
 

"Ach was. Ich hab mich nur zurück gehalten. Sie ist eine Frau, falls du das nicht mitgekriegt hast. Ich schlage keine Frauen!", schmatzte ihm Dean vor.

Sam verzog das Gesicht und brachte sein Essen auf Abstand. Man konnte ja nie wissen.
 

Sam sah Dean eine Weile bei Essen zu. Wenn er das tat sah er nämlich wieder aus wie ein kleiner Junge. Sam fiel auf, das er ihn noch nie richtig angesehen hatte. Die kurzen, gestylten Haar ließen ihn jungenhaft, aber zu gleich auch erwachsen erscheinen.

Seine leuchtenden Augen waren einfach nur hypnotisierend. Sam´s Blick fiel auf Dean´s Lippen, als er innerlich erstarrte.

Was zum Teufel tat er hier gerade?

Hatte er gerade seinen Bruder abgecheckt? Entsetzt über diese Tatsache vergaß er vollkommen, dass er Dean immer noch anstarrte und der unter den Blicken seines kleinen Bruders schon ganz hibbelig auf seinem Stuhl wurde.
 

"Ist was?", fragte Dean und versuchte den Blick von Sam einzuordnen, was ihm nicht sonderlich gut gelang, weil einfach zu viele Emotionen zusammen kamen. Konnte ein Mensch überhaupt so viel auf einmal fühlen, ohne zusammenzubrechen? Als er von Sam nur ein Nicken als Antwort bekam, tat er dies mit einem Schulterzucken ab und konzentrierte sich wieder auf seinen Kuchen.

Sam zwang sich seinen Blick auf das Brötchen vor ihm zu lenken.
 

Was war nur seit kurzen mit ihm los?

Ständig waren seine Gedanken bei dem Anderem. Die Woche, die er ihm Krankenhaus lag, war Sam fast jede Minute bei ihm. Wollte ihn einfach nicht allein lassen. Konnte es einfach nicht. Er konnte den Gedanken nicht ertragen, dass Dean allein sein würde, wenn er erwacht.

Jetzt schien es ihm aber schon viel, viel besser zu gehen.

Lächelnd sah Sam zu seinem Bruder, der schon drauf und dran war seinem Kuchen einen Antrag zu machen, weil dieser so gut zu ihm war.

Dean´s einzig große Liebe auf der Welt galt allen Süßigkeiten, dachte Sam grinsend.
 

Diese Bemerkung hinterließ einen stechenden Schmerz in seiner Brust, den er nicht richtig einordnen konnte.

Idioten, wo man nur hinsieht!

Das Restaurant füllte sich mit der Zeit, da die meisten in Concordia jetzt Mittagspause machten.

Mehrere Männer in schwarzen Anzügen saßen am Nebentisch, unterhielten sich über geschäftliche Verträge. Andere, deren Tisch in der Nähe von dem, an dem gerade Sam und Dean saßen stand, lästerten über ihren Chef.
 

"Ich halt das langsam nicht mehr aus! Wir sind doch nicht seine Sklaven, die für sein Wohlbefinden zu sorgen haben!", meinte der eine mit der blauen Krawatte, die er gerade zum Essen in seine rechte Hemdtasche verschwinden ließ, damit sie ihm nicht im Essen hing.
 

"Hast ja recht, aber es ist mir hundertmal lieber ihm Kaffee zu kochen und dies und jenes zu besorgen, als zurück in meine alte Abteilung zu der Lipson zu müssen. Ich sag euch, die ist ein Dämon!"

Dean und Sam, die beide halb mitgehört hatten, grinsten sich an.
 

"Dämon, ja? Die müssen es ja wissen!", murmelte Dean zwischen einem Stück Steak und einigen Pommes.
 

"Schluck erst Mal runter, bevor du sprichst!", meinte Sam und lehnte sich zurück.
 

"Du bist doch nur neidisch!", entgenete Dean und schaufelte sich weiter voll und schlug währenddessen die Zeitung, die auf dem Tisch lag auf und begann zu lesen. Wie kann man nur so viel essen?
 

"Worauf denn neidisch?"
 

"Ich kann genießen.", schnurrte Dean. Schnaubend drehte Sam den Kopf und sah nach links durch die Fensterfront. Er sah die Passanten, die den Bürgersteig und die Straße füllten. Manche, die mit anderen stritten, lachten oder einfach nur stressig vorbei liefen.
 

"Mhm, schieh ma hier!" Dean schluckte schnell alles runter, als er Sam´s genervten Blick spürte.
 

"Hier! In der Skripton High School sind in den letzten zwei Tagen vier Schüler verschwunden. Das sollten wir uns mal ansehen!", sagte er mit Nachdruck in der Stimme.
 

"Nein!"
 

"Wie nein? Das ist unser Job!"
 

"Wir müssen schnell nach Minneapolis, denn da verschwinden Kinder. Weißt du noch?"
 

"Hier verschwinden auch welche!"
 

"Aber Jugendliche und die verschwinden dauernd. Vielleicht sind sie von Zuhause abgehauen?", überlegte Sam, stahl sich eine Pommes von Dean´s Teller und konnte gerade so dessen Hand ausweichen, die ihm diese wieder aus der Hand schlagen wollte.

Schnell ließ er die Pommes verschwinden und schnappte sich auch noch die Zeitung, während Dean der verlorenen Fritte nachtrauerte.
 

"Jetzt muckel nicht! Wir sollten schnell wieder aufbrechen."
 

"Du willst also einfach so weiter fahren? Was, wenn diese Jugendlichen einem Dämon zum Opfer gefallen sind?"
 

"Ein Dämon, der in der High School Schüler umbringt. Das glaubst du doch nicht wirklich, oder? Wir müssen los! Bobby erwartet, dass wir uns auf den Weg machen.", sagte Sam und las sich selbst nochmal den Artikel durch.
 

"Ein, höchstens zwei Tage, dann sind wir hier weg. Ich bin total K.O. von der Fahrt. Gönne mir ein bisschen Ruhe."
 

"Du willst dich ausruhen, während du einen Fall lösen willst?"
 

"Ich bin halt anders als andere Menschen."
 

"Wie wäre es, wenn ich ein bisschen fahre, während du dich zurück lehnst und dich ausruhst?"
 

"Träum weiter!", lachte Dean und dachte nicht weiter über diesen Vorschlag nach.
 

"Davon kann man dich eh nicht mehr abbringen! Aber spätestens übermorgen sind wir hier weg!" Dean stimmte seinem Bruder zu.
 

"Versprochen!", grinste er breit.
 

Eine Kellnerin stand plötzlich neben ihnen und fragte lächelnd, ob sie noch Kaffee haben wollen. Dean grinste weiter, während er den Kopf auf den aufgestützten Arm und ihr beim Nachschenken zusah.
 

Immer dasselbe mit ihm, dachte Sam und schüttelte den Kopf.

Oh Gott, er war doch tatsächlich eifersüchtig und zwar nicht auf Dean sondern auf die blonde Kellnerin, der Dean immer noch nachsah.

Vielleicht hatte sein Kopf doch einen größeren Schaden abgekriegt als er dachte, beim Kampf mit dem Wendigo.

Was war nur in letzter Zeit mit ihm los?

Er beobachtete seinen Bruder die ganze Zeit, was schon schrecklich genug war. Verdammt er war sein Bruder!

Er konnte es einfach nicht lassen ihn anzustarren. Es ist fast so, als würde Dean ein ganz anderer war. Dauernd entdeckte er neue Macken, die ihm auch noch gefielen. Wenn er zum Beispiel las, rieb er sich öfters den Punkt zwischen den Augen. Oder wenn er glücklich war strahlte er übers ganze Gesicht.

Lächelnd sah Sam zu ihm rüber und nippte leicht an seiner Tasse.
 

"Was ist? Was guckst du so?"
 

"Nichts!"

"Du bist in letzter Zeit so komisch. Bist du sicher, dass du in Ordnung bist?"

Sam nickte und nahm wieder die Zeitung zur Hand, um sich besser über die Sache mit der High School zu informieren.
 


 


 

Zitternd lief Sam hinter seinem Bruder über den Schülerparkplatz auf das Schulgebäude zu, dass sich mächtig im leichten Mondlicht vor ihnen aufbaute.

Es war ein alter, robuster Sandsteinbau. Seitlich waren neuere Nebengebäude gebaut worden.

Es war kalt draußen.

Vor ihren Mündern bildeten sich kleine Atemwolken. Bibbernd versuchte Sam tiefer in seine warme Jacke zu verschwinden. Er rieb sich die Hände und steckte diese schnell wieder in seine Hosentaschen.

Dafür hatte er bei Dean aber was gut.
 

Dean kniete gerade vor dem Tor und versuchte seine eiskalten Finger dazu zu bringen das Schloss zu knacken. Er spürte wie Sam hinter ihm von einem Bein aufs andere trat. Als ob er nicht selbst wüsste, wie kalt es war. Sollte doch Sam das nächste Mal die ganze Arbeit machen, während er sich beschweren konnte, wie lange er noch braucht.

Endlich öffnete sich das Schloss mit einem leisen Klicken. Grinsend drehte er sich zum Anderen um, der aber lieber an ihm vorbei, durch die Tür ins Warme flüchtete.
 

"Wir müssen vorsichtig sein. Wir wissen nicht, ob hier ein Hausmeister oder sogar Nachtwächter Nachts durch die Gänge spuckt! Haste verstanden? Spuckt!"
 

"Ha Ha! Los, du durchsuchst das erste und zweite Geschoss und ich das Erdgeschoss und die Turnhalle. Wir treffen uns in einer viertel Stunde wieder hier in der Eingangshalle."
 

"Kein Humor mehr die Jugend!", murmelte Dean und machte sich auf den Weg zur Treppe, die links von ihnen nach oben führte.
 

Der Anblick von den Gängen mit den vielen Spinten, die Plakate von Bänds oder der nächsten Wahl, ließ ihn in der Vergangenheit schwelgen. Es sah alles so aus, wie damals, als er selbst noch zur High School ging.
 

Dean durchsuchte jeden Klassenraum. Alle waren leer. War ja klar. Konnten sie nicht einmal bei ihrer Suche, gleich im ersten Raum fündig werden.

Auch im Zweiten Stock war nichts. Alles still und leer, wie es sein sollte, um zwei Uhr morgens in einer Schule.
 

"War ja klar, dass ich nichts finde!", murrte er, schulterte seine gekürzte Schrotflinte und ging die Treppe zurück ins Erdgeschoss, wo schon Sam auf ihn wartete.
 

"Und?", fragte er und erhob sich von der Stufe auf der er saß. Sam hatte sich genau wie er kurz zuvor die Jacke ausgezogen, da hier drin gut geheizt wurde.
 

"Nichts! Lass uns noch schnell den Keller checken und dann zurück ins Motel."
 

"Du hast es aber eilig. Etwa, weil ich anscheinend recht hatte und hier nichts ist?", fragte Sam. Er ging hinter Dean her.

Sein Blick streifte dessen muskulösen Rücken, der einen unwiderstehlichen Anblick bot und die Jeans erst...

Schnell fuhr er sich mit den Händen durchs Gesicht und versuchte sich wieder zu konzentrieren. Sie waren ja nicht zum Spaß hier.

Dean leuchtete mit der Taschenlampe den Weg. Von den wirren Gedankengängen seines Bruders bekam er nichts mit.
 

Vorsichtig stiegen sie die enge Treppe hinunter in die dunklen, feuchten Gänge des Kellers. Es war ein typischer Keller, wie er in jedem Film dargestellt wird. Oben liefen viele Leitungen und Rohre von einer Seite zur anderen und die Wände waren kalt und grau.
 

Ein unheimlicher Sprechgesang ertönte plötzlich und wurde lauter und lauter.
 

"Na, wer hatte jetzt unrecht?", grinste Dean und ging weiter. Sam seufzte leise und folgte ihm.

Der Gang war nur schwach erleuchtet von dem Raum, dessen Tür nur leicht angelehnt war.
 

Schnell ging Dean an dieser vorbei und positionierte sich auf der rechten Seite der Tür, die Waffe schon gezückt. Auch Sam nahm seine zur Hand, stellte sich Links auf und wartete darauf, dass Dean ihm zeigte, das er bereit war.

Ein Nicken folgte und beide betraten leise den Raum.
 

Es war ein kleiner Raum in dessen Mitte sich sieben Jungen in schwarzen Kutten im Kreis aufgestellt hatten. Sie hatten noch nicht bemerkt, dass sie nicht mehr unter sich waren und sprachen ihre Beschwörung ohne Unterbrechung weiter.
 

In der Mitte lagen gefesselt und geknebelt zwei jüngere Jungs und sahen mit panisch aufgerissenen Augen abwechselnd von einem zum anderem. Der Blonde von den Beiden bemerkte Dean und Sam als erstes und wimmerte aufgebracht.
 

Dean und Sam hoben die Finger an die Lippen und bedeuteten ihnen sich leise zu verhalten. Still nickten sie und verhielten sich wie zuvor. Erleichtert atmete Dean aus, als plötzlich der Sprechgesang endete und es ganz still um sie herum wurde. Man hätte ein Stecknadel fallen hören können. Dean bekam schon fast Sam´s schnell klopfenden Herzschlag mit, so ruhig war es geworden.

Die Blicke aller Personen im Raum waren auf sie beide gerichtet.
 

"Wer seit ihr?", fragte die Kutte, die am weitesten von ihnen stand mit einer dunklen, festen Stimme. Sie trat vor und schob die große Kapuze zur Seite. Darunter kam ein blonder Junge von gerade mal achtzehn Jahren zum Vorschein.
 

"Sprecht! Wer seit ihr?"
 

"Wir bringen Kunde vom Allmächtigen! Eurem Meister!", bedeutete Dean gewichtig und schritt, mit erhobenen Armen auf sie zu.
 

"Dean, spinnst du? Dean!", flüsterte Sam hinter ihm und wollte ihn am Arm zurückziehen, doch dieser war dafür schon zu weit entfernt.

Durch die Reihe der Kutten ging ein Raunen. Dean drehte sich kurz zu Sam um und grinste. Sam schüttelte nur den Kopf, ließ die Waffe aber vorsichtshalber griffbereit.
 

"Sprich!", meinte eine der Kutten.
 

"Er sagt ihr seid seiner nicht würdig und sollt ihm seine wertvolle Zeit nicht stehlen!"
 

"Beweise, dass du seine Kund tust!", schrie einer.
 

"Ähm....ihr wollt einen Beweis? Nun....", stotterte und drehte sich wieder zu Sam um. Sam verdrehte die Augen und stellte sich vor seinen Bruder.
 

"Die Totengöttin Mictlantecihuatl, Gattin des Herrn der Toten schickt uns euch Einheit zu gebieten. Die Gemeinschaft ist in Gefahr. Sie führte uns zu euch, da ihr zu viel Aufmerksamkeit auf euch zieht. Ihr besudelt ihren göttlichen Namen! Kehrt zurück und betet sie ihm Stillen an, sofern ihr wahrhaftig glaubt!", gab er mit furchteinflössender Stimme von sich.
 

Dean gingen beinahe die Augen über. Was war das denn? Seit wann konnte sein kleiner Sammy so eine Show abziehen, dass war sonst seine Masche.

Nachdem Sam´s Worte im Raum verhallt waren, war es wieder totstill. Sam blickte über seine Schulter zu Dean.

`Was jetzt´, formten seine Lippen.
 

Er drehte sich schnell wieder um, als das plötzliche Rascheln von Kutten zu hören war. Sie hatten sich in Bewegung gesetzt und kamen im Halbkreis auf Sam zu, der ein paar Schritte zurück wich. Dean hob die Flinte vorsichtshalber, als die Kutten plötzlich vor ihnen auf die Knie gingen.
 

"Wir gehorchen! Die Göttin hat gesprochen, wir folgen!", brüllten sie mit einer Stimme. Dean und Sam wechselten kurz einige Blicke, ließen die Kerle aber nicht aus den Augen.
 

"Geht!", meinte Sam mit fester Stimme. Die Kutten folgten seinen Worten und verschwanden. Irritiert ging ihnen Dean ein paar Meter hinterher, um sicher zu gehen, dass sie wirklich weg waren. Sam ging zu den beiden Jungen und band sie los.
 

"Wer seid ihr? Schickt euch wirklich die Göttin?", fragte der Erste, der kein Stoffknoten mehr im Mund hatte.
 

"Sag mal, sind hier alle total meschuge?", meinte Dean, der wieder hinter Sam stand.
 

Dean und Sam brachten die beiden verwirrten Jungen noch zum Tor.

"Idioten. Würde mich nicht wundern, wenn die nächste Woche schon dem nächsten Kult in die Arme laufen.", murrte Dean und ging zu seinem Wagen.
 

"Ich hatte recht!", grinste Sam, öffnete die Beifahrertür und stieg ein. Dean guckte verdutzt und setzte sich hinters Steuer.
 

"Was meinst du?"
 

"Kein Dämon und kein Geist!" Dean startete grummelnd den Wagen und fuhr los. Es hatte begonnen zu regnen und die Scheibenwischer wischten in einem stetigen Rhythmus über das Glas.
 

"Hast da ja eine ganz schöne Show abgezogen. Hätte ich nie von dir erwartet! Woher wusstest du, dass die Hirnlosen Mictila anbeten?", fragte Dean, ohne die Straße aus den Augen zu lassen. Sam fuhr sich durchs Haar und seufzte leise.
 

"Mictlantecihuatl. Auf dem Boden war ein System aus Symbolen gezeichnet, dass ich schon mal in einem Buch über die mexikanischen Götter gesehen habe."
 

"Ach, und deshalb erinnerst du dich an ihren Namen, ja?"
 

"Naja, vielleicht hab ich es doch etwas genauer gelesen. Du solltest lieber dankbar sein, dass deine dämliche Idee nicht nach hinten losgegangen ist!"

Sam lehnte seinen Kopf an die kalte Seitenscheibe und schloss die Augen.
 

"Du bist in letzter Zeit so komisch. Du schläfst länger, isst nicht viel....Du wirst doch wohl hoffentlich nicht krank, oder?", fragte Dean und sah zu dem Anderem hinüber.
 

Sam schüttelte nur den Kopf, ohne seine Sitzposition zu verändern und gab ein nicht einzuordnendes Geräusch von sich. Dean warf ihm einen besorgten Blick zu, sagte aber nichts mehr und fuhr sie zurück zum Motel.
 

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Hi,

erst Mal ein riesengroßes Dankeschön an alle die meine Story lesen!!!!

Ich hätte nie gedacht, dass sie sooo gut ankommt. Ich beeil mich auch, um immer schnell wieder das neue Kapitel hoch zuladen!

Und auch ein riesengroßes Dankeschön an alle Kommischreiber!!! *alle ganz doll knuddel*

Das nächste Kapitel kommt dann im neuen Jahr und hiermit wünsche ich euch einen guten Rutsch und ein frohes neues Jahr!!! *anstoß und Knaller zündet*
 

L_Angel^^

Nicht allein

"So, da sind wir nun endlich. Minneapolis.", kommentierte Dean, als sie durch die Tür ihres Zimmers traten und diese hinter sich geschlossen hatten.

Das Zimmer war wie eines von vielen.

Ein Raum mit zwei alten Betten, hässlichen Tapeten, einem Teppich der zu nichts passte und einem angrenzendem Bad, dass Verhältnismäßig sauber war.

Sam ging an seinem Bruder vorbei, begutachtete kurz die mangelnde Einrichtung und stellte seine Tasche und die weiße Plastiktüte mit Essen auf einen kleinen wackelnden Tisch gegenüber der Tür. Rechts von dem Eingang standen die Betten, die durch einen kleinen Kleiderschrank getrennt waren.

Links war eine Spüle und ein Herd. Auf dem Kühlschrank neben der Spüle stand ein Fernseher, der auch schon mal bessere Zeiten erlebt hatte.
 

"Also, was haben wir?", fragte Dean und ließ sich auf sein Bett fallen. Sam setzte sich an den Tisch und lehnte sich gähnend zurück.
 

"Wir haben Vermisstenanzeigen von fünf Kindern zwischen vier und sieben Jahren. Sie verschwanden alle im Umkreis von einer Meile."
 

"Die Eltern?"
 

"Haben ausgesagt, dass ihre Kinder ganz normal gespielt hatten."
 

"Allein?"
 

"Jap.!", seufzte Sam und nahm noch mal die Unterlagen von Bobby zur Hand.
 

"Das erste Kind verschwand am Viertem.... das ist zehn Tage her. Und so wie es aussieht verschwindet heute wieder eins...", meinte Sam, startete seinen Laptop und streckte sich, um seine Muskeln zu lockern.
 

"Du bist viel zu müde für jemanden, der fast die ganze Fahrt geschlafen hat. Woher weißt du, dass es heute wieder passiert?"
 

"Fünf Kinder in zehn Tagen...alle zwei Tage eins. Das letzte Kind, Sarah Wilson, verschwand vorgestern."
 

"Wir sollten gleich mal hinfahren und mit den Eltern sprechen!"
 

"Die Betroffenen wohnen alle in der gleichen Straße. In der Chestnut Street."
 

"Was glaubst du hat die Kinder entführt? Ein Wechselbalg? Ein irrer Dämon, der sich auf kleine Kinder spezialisiert hat? Ein Geist, der sein Kind verloren hat und jetzt die Gören von anderen sammelt, um seine zu ersetzen." Dean setzte sich auf und sah zu Sam hinüber. Dieser wirkte erschöpft und krank. Seit der Sache mit dem Wendigo war er nicht mehr der selbe.

Ob er sich was eingefangen hatte?

Dean sah ganz deutlich, dass da mehr war, was Sam aber nicht erzählte.

Warum, konnte er nicht sagen.

Er war doch immer für ihn da gewesen. Wen hatten sie denn noch außer sich selbst. Naja, und Bobby, aber das zählte nicht.
 

"Auf, auf! Wir sollten uns beeilen.", sagte Sam und stand auf. Da er seine Jacke noch an hatte, schaltete er nur noch den Computer ab und sah Dean auffordernd an.
 

"Willst du dich nicht lieber hier noch etwas hinlegen, während ich mit den Eltern spreche?", fragte Dean vorsichtig. Sam zog die Stirn kraus.
 

"Was ist los?"
 

"Du siehst echt scheiße aus! Vielleicht solltest du dich noch etwas ausruhen."
 

"Fängst du schon wieder damit an? Wie oft soll ich dir noch sagen, dass es mir gut geht?"
 

"Ach, dir geht es gut? Warum verschläfst du dann die meiste Zeit des Tages oder isst kaum noch was? Sieh dich doch mal genau an!" Sam zog eine Schnute und ging weiter zur Tür.
 

"Ich mach mir doch nur Sorgen um dich!"
 

"Und das brauchst du nicht! Mir geht es gut! Fang bloss nicht wieder mit dieser Bemutterungstour an!", schrie Sam lauter als er eigentlich wollte und legte genervt den Kopf in den Nacken.
 

"Wer nicht will hat schon!", grummelte Dean und folgte seinem Bruder, der schon aus der Tür, auf dem Weg zum Wagen war.

Sam wartete, da er keinen Schlüssel hatte. Er wusste, dass Dean sich nur sorgen machte, aber wie oft sollte er ihm noch sagen, dass es geht? Auch wenn er ihn damit anlog.

Schon seit ein paar Tagen fühlte er sich erschlagen und nicht richtig auf der Höhe. Er hob den Blick, als er bemerkte das Dean ihm folgte.

Dean trug heute nur ein T-Shirt unter seiner Lederjacke.

Sam versuchte den Blick abzuwenden, doch er konnte nicht.
 

"Träumst du?", fragte Dean, der gerade am Wagen ankam und tätschelte ihm die Wange. Erschrocken schreckte Sam auf und schlug lächelnd die Hand weg.
 

"Lass den Scheiß und fahr endlich!", sagte er und öffnete die Beifahrertür, bevor er sich auf seinen Platz fallen ließ.
 

"Welche Straße?" Dean steckte den Schlüssel ins Zündschloss und startete den Motor, der mit einem Heulen ansprang.
 

"Chestnut Street 1279."
 


 


 

"Mrs. Carver, können Sie uns noch was sagen? Ist Ihnen irgendwas aufgefallen?"
 

"Nein.", schlurchste eine kleine, dünne blonde Frau. Sie trug eine weiße Hose und eine rosa Strickjacke, mit Blümchenmuster. Sie hielt sich während des ganzen Gespräches ein hellblaues Taschentuch vor dem Mund. Mit stark geröteten Augen sah sie abwechselnd von Dean zu Sam und zurück. Sie hatte Respekt vor den beiden FBI-Agents, die im Moment mit ihr sprachen, doch sie wusste, dass sie ihr nicht helfen konnten. Sie hatte schon vor Jahren den Glauben an die Polizei, den Freund und Helfer aller, verloren.

Seit ihr Mann von einem Tag auf den Anderen verschwunden war und die Polizei schon nach fünf Tagen aufgehört hatten nach ihm zu suchen und ihn als tot erklärt hatten.
 

"Hören Sie mich?", fragte Sam und rüttelte sanft an der Schulter der zerbrechlich wirkenden Frau. Scheu blickte sie zu ihm auf.
 

"W...was haben Sie gerade gefragt?", flüsterte sie hinter dem Taschentuch.
 

"Ich wollte wissen, ob Ihre Tochter allein im Garten war?"
 

"Ja. Sie spielte gerade mit ihren Stofftieren Teeparty.", schniefte sie. Sam sah sich um und erblickte auf der Komode, bei der Terrassentür ein Bild eines kleinen Mädchens mit einem Teddy. Sie hatte hüftlanges blondes Haar, dass zu zwei geflochtenen Zöpfen über ihre Schultern fiel. Mit einer leicht blassen Haut, den roten Lippen und den langen schwarzen Wimpern war sie für ihre fünf Jahre schon ausgesprochen hübsch. Sam ging zu der Komode und nahm das Bild in die Hand.
 

"Das ist Ihre Tochter?", fragte er und zeigte ihr die Fotografie.
 

"Ja. Das ist Sophie."
 

"Was ist das da? Da auf ihrem Handrücken?", fragte Sam und deutete auf diese.
 

"Vor zwei Jahren hatte sie sich mal ganz schlimm am Herd verbrannt. Die Narbe wird sie für immer haben."

Sam nickte und betrachtete das Bild genauer.
 

"Agent Dogget, Sie müssen sie finden. Sie war noch nie allein von zu Hause fort."
 

"Wir geben unser Bestes, Ma´am.", meinte Dean, der gerade durch die Terrassentür ins Wohnzimmer trat. Er hatte sich den Tatort genauer angesehen.
 

"Wir hätten dann alles. Wenn wir genaueres wissen geben wir Ihnen Bescheid.", sagte er. Beide schüttelten ihr zum Abschied kurz die Hand. Sie brachte die Beiden noch schnell zur Tür und schloss diese sofort wieder hinter ihnen.
 


 

"Die ist ja völlig fertig mit den Nerven!"
 

"Sie hat vor einem Jahr ihren Ehemann verloren und jetzt ihre Tochter. Da würde jeder durchdrehen!", meinte Sam und trat an die Beifahrertür des Impalas.

Auf der Straße spielten einige Kinder miteinander Ball oder mit ihren Puppen.
 

"Tzt, das die Eltern ihre Kinder noch allein auf die Straße lassen. Die lernen auch nicht dazu.", kopfschüttelnd drehte Dean den Kopf zur Seite und zählte grob die Kinder. Fünf Jungen spielten auf dem Asphalt Fussball, andere saßen am Bürgersteig und spielten mit Barbies.
 

"Sie doch mal genau hin...", begann Sam, als er einen dumpfen Schlag im Rücken wahr nahm und ihm kurz den Atem raubte. Er drehte sich erschrocken um und griff nach der Hand des Täters. Eine alte Frau mit grauen langen Haaren stand da und sah ihn mit großen blauen Augen zu ihm auf. Grinsend ruttelte sie an ihrer Hand, die Sam immer noch fest hielt. Sam sah auf diese hinab und runzelte die Stirn. Quer über den Handrücken zog sich eine große, hässliche Narbe. Er wollte näher hinsehen, als sie ihm plötzlich entzogen wurde.
 

"Du bist dran!", schrie die Alte kindisch und sah mit auffordernden Blick zu ihm hoch.
 

"Tut mir Leid, dass meine Großmutter Sie belässtigt hat.", sagte ein kleines Mädchen mit piepsiger Stimme, die plötzlich hinter der Alten aufgetaucht war.

Sie hatte schneeweißes langes Haar, blasse markelose Haut und leuchten blaue Augen.

Lächelnd nahm sie den Arm ihrer Großmutter und zog diese mit sich.

Verwirrt sah Sam ihnen kurz nach und dann zu seinem Bruder, der ihn mit hochgezogener Augenbraue ansah.
 

"Sam! Du ziehst Freaks an!", grinste er, öffnete die Tür und setzte sich hinter das Lenkrad seines Impalas.
 


 


 

"Ja und? Dann hatte die Alte eine Narbe an der rechten Hand. Was kümmert uns das?", fragte Dean, während er den Schlüssel zu ihrem Zimmer ins Schloss steckte und öffnete. Es dämmerte bereits, als sie an ihrem Motel ankamen.

Die Straßen waren um diese Uhrzeit viel voller als noch vor wenigen Stunden.

Sam ging an Dean vorbei, als Erster hinein ins Zimmer und zog sich seine Jacke aus, die er über einen freien Stuhl warf.
 

"Sie hat die gleiche Narbe, wie das vermisste Kind. Genau die Gleiche! Findest du das nicht merkwürdig?" Sam sah wie es in Dean arbeitete und wartete einen Moment.
 

"Du meinst die Alte ist die Kleine? Wie soll das denn passiert sein? Es gibt kein Dämon oder so, der Kinder alt macht. Oder?", fragend sah er zu Sam. Dieser hatte sich gerade auf sein Bett gesetzt. Er verspürte ein leichtes Taubheitsgefühl im rechten Arm. Seine Hand kribbelte wie verrückt. Mit der anderen Hand massierte er sie vorsichtig.
 

"Es muss so sein. Ich guck mal im Internet nach. Vielleicht steht da..."

Sam wollte aufstehen und zu dem Tisch gegenüber des Bettes gehen, als plötzlich sein linkes Bein unter ihm weg knickte. Er konnte sich gerade noch am Bettrand halten.
 

"Was ist los?", fragte Dean, der das Schauspiel mit skeptischen Blick beobachtet hatte. Er reichte seinem Bruder eine Hand, um ihm wieder auf zu helfen, als dieser plötzlich zusammen zuckte.

Mit schmerzverzerrtem Gesicht lehnte er sich ans Bett zurück. Sein Atem stockte, als ein ihm bekannter Schmerz einsetzte. Stöhnend wand er sich auf dem Boden. Er zog Beine an und presste die Arme fest auf seinen Brustkorb. Immer neue Schübe des Schmerzes schossen durch seinen Körper. Ein Schrei stieg seine Kehle hoch, konnte aber nicht entfliehen.

Dean sah fassungslos zu wie Sam zusammenbrach und sich unter Schmerzen wand.

Erst dachte er Sam wollte ihn verarschen, als jedoch ihre Blicke sich kurz kreuzten, wusste er das dies kein Scherz war.
 

"Sam! Was ist mit dir?"

Panisch kniete er sich neben Sam und drehte ihn zu sich.

Sam stöhnte unter den Schmerzen auf und wand sich weiter, hoffend das es bald endete.

"Dean! Hilf mir! Hilf mir...hilf mir..." Sam´s Stimme war kratzig und rau. Zum Schluss fast schon ein Hauch.

Dean verzweifelte an seiner Unfähigkeit. Zu sehen wie Sam Schmerzen litt, machte ihn verrückt.

Er wollte ihm helfen, aber wie? Er griff nach seiner Hand und drückte sie leicht.
 

"Halt durch, Sam! Das wird schon wieder. Du musst durch halten!"
 

"Geh nicht weg.", flüsterte Sam. Er fühlte sich schwach und hundemüde.

Krämpfe zogen mit größeren Abständen durch seinen Körper, bis sie ganz verschwanden.

Dean wuchtete ihn so vorsichtig wie möglich aufs Bett und nahm wieder seine Hand, bis Sam langsam ins Reich der Träume sank.

Er wagte es nicht sich zu bewegen und Sam dadurch möglicherweise zu wecken und blieb, weiter seine Hand haltend am Bettrand sitzen.

Hab ich dich!

Sam erwachte früh, die Sonnenstrahlen, die durch das Fenster kamen, tänzelten in seinem Gesicht und weckten ihn. Grummelnd hob er einen Arm um seine Augen abzuschirmen.

Er wollte sich mit der anderen Hand über das Gesicht streichen, als er merkte das er diese nicht bewegen konnte.

Irritiert sah er zu Seite und sah Dean, der an seine Schulter gelehnt schlief und die ganze Zeit über seine Hand hielt.

Was war denn bitte schön hier los?
 

Eine Weile beobachtete er die entspannten und ruhigen Gesichtszüge seines Bruders bevor er sich vorsichtig, um ihn nicht zu wecken aus dessen Griff heraus wand.

Ganz langsam hob er seinen linken Arm und schob seine Schulter so nach unten das Dean´s Kopf jetzt auf dem Kissen lag. Sam hielt vor Schreck den Atem an, als Dean sich plötzlich nuschelnd tiefer ins Kissen kuschelte.

Erleichtert stieß Sam die Luft zwischen den Zähnen aus, zum Glück war Dean nicht wach geworden.

Behutsam strich er ihm eine Wimper, die lose auf seiner Wange lag von dort weg und betrachtete ihn genauer. Lange hatte er ihn nicht mehr so ruhig und entspannt gesehen. Er kam in letzter Zeit nicht wirklich zur Ruhe, ständig stand ein neuer Job an und nie hatte etwas Zeit für sich.

Vielleicht sollte Dean mal kurz eine Auszeit nehmen, während er sich näher mit ihrem Fall beschäftigt.

Lächelnd strich er mit dem Zeigefinger Dean´s Konturen nach. Die ganzen Jobs, ihr ganzes Leben hatte Spuren hinterlassen.
 

Hastig erhob Sam sich bevor Dean erwachte und komische Fragen stellen würde, obwohl er eigentlich die Fragen stellen müsste. Immerhin hatte sich Dean gestern Nacht einfach zu ihm in seine Bett gelegt.

Das hatte er noch nie gemacht, noch nicht mal früher als sie noch klein waren, da ist Sam manchmal zu Dean unter die Decke gekrochen wenn er schlecht geträumt hatte, aber nicht Dean und sie waren ja nun auch keine Kinder mehr.

Mit schnell pochendem Herzen stand Sam auf.

Was tat er hier eigentlich?
 

Am Besten sprach er die Sache später nicht an, dann umging er ganz einfach die unangenehmen Fragen. Sollte Dean etwas dazu sagen, müsste er sich halt was einfallen lassen.

Vielleicht, dass sie gestern zu betrunken waren... Sam versuchte sich an den gestrigen Abend zu erinnern.

Nichts. Vielleicht hatte er ja wirklich zu viel getrunken und daher einen Blackout, aber er trank doch sonst auch nicht viel. Er wusste das er nicht viel verträgt. Aber es musste so sein.
 

Das Letzte an das er sich noch erinnern konnte, war das sie vom Gespräch mit dieser Mutter zurück ins Motel gefahren waren.

Sam schielte an sich herab, er trug noch seine Klamotten. Also mussten sie sehr betrunken gewesen, dass sie nicht mal aus den Sachen kamen. Er sah wieder auf Dean hinab und errötete, vielleicht war es doch besser so wie es war.

Wie sollte das nur weiter gehen?

Sam war so in seine Gedanken vertieft, dass er gar nicht mitbekam das Dean gerade blinzelnd aufgewacht war und sich nun suchend um sah.
 

"Sammy?", nuschelte er und versuchte vergeblich die Augen offen zu halten. Als er diesen nicht neben sich fand, stand er so schnell auf, wie er konnte und stolperte auch prompt über seine Schuhe, die er sich gestern noch ab gestriffen hatte, nachdem er sicher gegangen war, dass Sam tief und fest schlief.
 

"W-wo..", begann er, aber erblickte ihn auch schon im nächsten Moment am Bettrand stehend.
 

"Wie geht es dir? Hast du noch Schmerzen? Brauchst du was?", überfiel Dean ihn sogleich mit Fragen über Fragen. Stirnrunzelnd sah Sam auf ihn hinab.
 

"Wovon sprichst du oder träumst du noch?"
 

"Was? Du weißt es nicht mehr?"
 

"Was denn? Was war gestern?"
 

"Ich glaube, dass du wieder eine deiner Visionen hattest. Nur viel stärker, als sonst. Was war das?" Dean setzte sich wieder auf den Bettrand und sah zu seinem Bruder auf, der mit gerunzelter Stirn an der Wand lehnte. Er konnte förmlich sehen wie die kleinen Rädchen in seinem Kopf arbeiteten und nach einem Ergebnis suchten. Vergeblich, der nachdenkliche Ausdruck auf seinem Gesicht blieb.
 

"Sammy?"
 

"Huh?!", gab Sam von sich und sah wieder vom Boden auf.
 

"Was war mit dir?"
 

"Das fragst du mich? Bis eben dachte ich wir hätten uns gestern so richtig zulaufen lassen. Das wäre mir der liebste Grund für den Blackout!", Sam fuhr sich mit den Händen durch die Haare und lief im Zimmer auf und ab.
 

"Okay, was machen wir jetzt?", fragte er schließlich. Er hatte aufgegeben sich an den vorigen Abend zu erinnern, das brachte nichts außer Kopfschmerzen.
 

"Wie oft ist dir so was schon passiert?", fragte Dean, wollte die Frage aber schon gleich zurücknehmen, als er sich mit Sam´s Blick konfrontiert sah.
 

"Was denkst du?"
 

"Okay, okay. Dumme Frage. Am Besten bleibst du hier und ruhst dich aus, während ich Frühstück hohle. Also Muffins oder Croissant?"

Sam stieß sich von der Wand ab, doch Dean hob die Hände und schüttelte den Kopf.
 

"Du bleibst hier und ruhst dich aus!", sagte er mit ernster Stimme, die kein aber, wenn oder vielleicht zulassen würde. Sam gab auf und ging mit einem Schulterzucken zu seinem Bett und setzte sich neben Dean, der gerade seine Schuhe anzog.
 

"Wir müssen raus kriegen was mit dir los ist! Vielleicht beeinflusst dich der Dämon. Oder zumindest deine Visionen.", Dean stand optimistisch auf und sah zu seinem Bruder hinab, der etwas erschlagen mit einer Hand am Reißverschluß seiner Jacke nestellte. Dean kannte diesen Blick, genervt aufseufzend setzte er sich wieder neben seinen Bruder und sah diesen an.
 

"Was ist los, Sammy?", fragte und lächelte ihn sanft an. Sam spürte wie ein angenehmes Kribbel ihm dabei von oben bis unten durch den Körper jagte. Unruhig, da er auf keinen Fall wollte das Dean irgendwas von diesem Wahnsinn, denn er sich in letzter Zeit zusammen fantasierte, atmete er tief ein und aus und sah schließlich auf.
 

"Bin müde!", log er und lächelte zurück. Dean streichelte ihm kurz freundschaftlich über den Rücken, wofür Sam ihn im Moment erwürgen konnte. Bildete er sich das ein oder hatte Dean Spaß daran ihm jedes Mal einen Herzkasper zu verursachen, wenn er ihm näher kam.
 

"Na dann, tu endlich mal was ich sage und leg dich hin!", sagte Dean nachdrücklich und schob ihn in die Kissen. Sam hatte nie darauf geachtet wie schön seine Augen waren.

Okay, jetzt wollte er lieber sich selbst erwürgen, statt seinem gegenüber. Mit einem Augendrehen legte er sich auf die Seite.
 

"Bleib liegen und ruh dich aus. Bin gleich wieder da. Ich beeil mich!", sagte Dean, strich Sam liebevoll eine Strähne aus der Stirn und ging schnell zur Tür.
 

"Lass dir ruhig Zeit!", murmelte Sam und kuschelte sich tiefer in die Kissen. Dean hatte nicht richtig verstanden was Sam gesagt hatte und drehte sich lauschend um, doch Sam schien bereits eingeschlafen zu sein.

Schulterzuckend öffnete er die Tür und schloss sie wieder leise hinter sich.
 

Draußen auf dem Parkplatz war für die Uhrzeit verhältnismäßig viel los. Hausfrauen mit ihren Kindern fuhren in ihren Autos zur Schule, zum Kindergarten oder sonst wohin, wohin man in einer Familie mitten in der Woche um halb Acht fuhr.

Pfeifend ging er, die Schlüssel um den Zeigefinger drehend zum Wagen. Warum war er nur so fröhlich heute?

Sam geht es wieder gut! Ja, aber sie wussten aber auch nicht warum es ihm so schlecht ging. Eine Vision war es nicht, sagte er. Sam hatte sich nicht mal daran erinnern, diese Schmerzen gehabt zu haben.

Dean spürte wie ihm ein kalter Schauer den Rücken runter lief.

Wie lange ging das wohl schon so, ohne das er was mitbekommen hatte?

Wie oft hatte er sich mit einem Mädchen vergnügt, während Sam allein in ihrem Motelzimmer unter Schmerzen litt? Verdammt!

Wütend ließ er den Wagen an und fuhr schnell vom Parkplatz zum nächsten Supermarkt.
 

Er beeilte sich mit dem Einkauf, um schnell wieder bei Sam zu sein. Er wollte ihn nicht länger als nötig allein lassen in diesem Zustand. Auch wenn er immer sagte das es ihm gut geht. Er hatte sehr wohl mitbekommen, dass der andere gelogen hatte, als er sagte das es ihm gut ging. Dean wusste wann sein Bruder log.
 

Der pickelige, hagere Kerl mit den roten Haaren hinter der Kasse grinste ihn mit seinem schiefen Zahnspangengrinsen an und zog viel zu langsam Artikel um Artikel über den Scanner. Mann hatte der Schnecken gefrühstückt? Von einem Bein aufs andere hüpfend sah er sich um. Hinter ihm stand eine alte Oma, die im stehen zu schlafen schien, da sie immer wieder zusammenzuckte und sich dann verwirrt umsah. Grinsend den Kopf schüttelnd drehte Dean sich wieder nach vorn, um dem Kassierer wieder bei der Arbeit zu zusehen.

Immer wenn man es eilig hatte, geriet man an diese Sorte Mensch die dachten jeder der bei ihnen war hatte Zeit ohne Ende. Es war schon fast zum Verzweifeln!

Endlich, nach schier einer Ewigkeit konnte Dean mit einer der Falschen Kreditkarten zahlen und gehen. Der Kassierer grinste ihn nochmal breit an und wünschte ihm einen schönen Tag. Schon ein bisschen unheimlich, als würde er was wissen...

Die Sonne stand schon hoch am Himmel, als Dean aus dem Laden trat. Notgedrungen musste er seine Augen mit einer Hand abschirmen, um nicht blind durch die Gegend zu laufen.
 

Ein plötzlicher Druck in der Bauchgegend ließ ihn erahnen, dass das nicht wirklich geholfen hatte. Er öffnete die Augen und sah vor sich das kleine Mädchen von gestern. Sie lächelte ihn halb versteckt hinter ihren weißen Haaren durch einen kleinen Spalt an, rappelte sich wieder auf, da sie leicht nach hinten gefallen war und lief an ihm vorbei in den Laden.
 

"Verrückte Kleine.", murmelte Dean und ging nach rechts zu der kleinen Gasse in der er den Impala abgestellt hatte. Die Lebensmittel balancierend schloss er die Tür auf und lud alles auf den Beifahrersitz ab.
 

Seufzend wollte er den Wagen starten, als er plötzlich das kleine Mädchen von eben vor dem Impala stehen sah. Sie lächelte ihn an. Ein bisschen unheimlich fand Dean, ließ sich aber nichts anmerken und kurbelte das Fenster herunter.
 

"Hey Kleine, geh da weg bevor ich dich ausversehen noch überfahre!", brüllte er. Die Kleine zeigte durch ein übertriebenes Nicken, was eher wie ein wildes Schütteln war. Hastig lief sie aus der Gasse um die Ecke.
 

"Kinder.", murrte er und startete den Wagen, als er eine schnelle Bewegung im Spiegel wahrnahm. Er sah sich schnell um und blickte ins lächelnde Gesicht des kleinen Mädchens.

Wie zum Teufel war sie so schnell und lautlos in den Wagen gekommen? Schnell wollte er nach seiner Waffe in der Innentasche seiner Jacke greifen, als er sah wie die Kleine langsam den Kopf schüttelte.
 

"Das würde ich mir anders überlegen, Dean!", sagte sie mit einer für ihr Alter viel zu tiefen Stimme. Mit einer fließenden Bewegung schlang sich ihre kleine Hand an seinen Hals.
 

Dean nahm noch einen leichten Geruch war, den er schon kannte aber nicht zuordnen konnte, als sein Blick sich verschleierte und er bewusstlos nach vorn aufs Lenkrad sank.

Festgehalten

Sam war allein.

Nach ein paar Stunden hatte er genug geschlafen. Verwirrt sah er sich erst um

und dann auf die Uhr. Wo war Dean nur?

Schnell stand er auf, doch für seinen Kopf etwas zu schnell.

Durch die Sternen, die vor

seinen Augen tanzten, und dem flauhen Gefühl im Magen setzte er sich kurz wieder.

Mit einer Hand am Kopf stand er etwas langsamer auf und ging ins angrenzende

Badezimmer, um sich etwas Wasser ins Gesicht zu spritzen. Er machte kein

Licht, fand aber trotzdem zielsicher das Waschbecken. Er machte den

Wasserhahn an und hielt seine Hände darunter. Kühl sammelte sich das feuchte

Nass in ihnen. Verträumt beobachtete Sam wie das Wasser in seinen Händen

hoch stieg und dann über den Rand hinweg darüber lief.

Ein dumpfes Geräusch im Nebenraum lies ihn zusammen zucken. Es hörte sich

an, als hätte jemand einen schweren Rucksack auf den Boden fallen lassen.

Das war sicher Dean. Schnell wusch er sich mehrmals das Gesicht und trocknete

es sich mit einem Handtuch vom Hacken.

„Ich hoffe du hast was zu Essen mitgebracht! Ich hab einen Bärenhunger!“,

schrie er nach nebenan, erhielt aber keine Antwort. Stirnrunzelnd warf er das

Handtuch auf den Toilettensitz und ging hinüber. Als er durch die Tür trat

konnte er gerade noch sehen, wie die Tür ins Schloss gezogen wurde und ein

Schlüssel umgedreht wurde. Entsetzt hetzte er durchs Zimmer und schlug gegen

die Tür, während er gleichzeitig versuchte den Griff umzudrehen, der jedoch

nicht nachgab.

„Dean? Was soll das?? Mach auf!!“, schrie er. Wieder keine Antwort. Sam ging

ein bisschen zur Seite und spähte aus dem kleinen Fenster an der rechten Seite.

Doch es war zu klein, um jemanden zu sehen, der sich an die Tür lehnte. Wie

diese Person, die ihn hier eingesperrt hatte. Er wusste, dass Dean ihm sowas nie

antun würde. Aber wer hatte sich diesen miesen Scherz ausgedacht. Sam ging

einen Schritt zurück und besah sich das Fenster genauer. Ein ganz normales

Fenster, dachte er und schnappte sich einen Stuhl. Er schlug ihn frontal auf das

Glas, dass jedoch nicht nachgab. Was für ein Motel hatte denn Panzerglas,

fragte er sich, als er aus dem Augenwinkel eine Bewegung war nahm.

Unter der Tür wurde ein weißer Briefumschlag durch geschoben. Irritiert bückte

er sich danach.

Der Unbekannte hinter der Tür klopfte noch einmal gegen diese. Dann konnte

Sam Schritte hören, die sich von der Tür fort bewegten. Schnell sprang er

wieder zum Fenster, konnte jedoch wieder niemanden entdecken.

Jetzt war er vollends verwirrt.

Was sollte das?

Wollte der Fremde ihn verarschen? Warum kam er ohne Probleme in ihr

Zimmer? Hatte Dean es vor seinem Gehen nicht abgesichert, so wie sie es

immer taten? Wer war der Fremde und was wollte er von ihnen?

Wütend über die vielen Fragen strich er sich mehrmals durchs Haar und ging

schließlich zum Tisch. Den Stuhl, mit dem er das Fenster einschlagen wollte

hatte er sich mitgenommen und setzte sich nun darauf.

Erst jetzt bemerkte Sam den schwarzen Rucksack auf dem Tisch. Fragend griff

er danach und öffnete den Reissverschluss zu dem größten Fach. Hier drin fand

er Essen und Trinken für mehrere Tage. Drei große Flaschen mit Wasser, viele

Fertiggerichte, Süßkram und ein bisschen Obst.

Entsetzt riss Sam die Augen auf. Der Fremde hatte vor ihn für mehrere Tage

hier einzusperren!

Panisch stand er auf und lief zu den Betten, zwischen denen ein kleiner

Nachtschrank mit dem Telefon stand. Schnell hob er den Hörer ans Ohr und

wollte wählen, als er bemerkte das die Leitung tot war. Wütend schmiss er das

Telefon von Tisch und sah sich um. Was sollte er nur tun? Er würde sich sicher

nicht so einfach für mehrere Tage hier einfach einsperren lassen! Ganz sicher

nicht!

Sam überlegte. Was sollte er tun? Sein Computer! Schnell suchte er nach seiner

Tasche, die er auf der anderen Seite neben seinem Bett stand, doch sie war leer.

Verwirrt sah er sich im übrigen Zimmer um. Auf dem Tisch, auf Dean´s Bett,

unter den Betten. Nichts. Sein Computer blieb verschwunden. Dieses

verdammte Arsch hatte seinen Computer gestohlen. Den würde er fertig

machen, salzen und verbrennen.

Ruhig ein und ausatmend beruhigte er sich wieder. Pläne schmieden konnte er

später, jetzt musste er erstmal überlegen wie er sich hier befreien konnte, dann

diesen Fremden finden, aus ihm herauskriegen was mit Dean war und dann

konnte er weiter denken.

Also das Telefon und seinen Computer konnte er schon mal vergessen.

Sein Handy war höchstwahrscheinlich auch weg, aber vorsichtshalber sah er

doch lieber mal nach. Er suchte nach seiner Jacke und durchstöberte sie nach

seinem Treo und fand es. Lächelnd sah er auf das kleine Gerät und wollte schon

los jubeln, als er auf dem Display das Zeichen für kein Netz sah. Alles und jeder

war gegen ihn. Sogar das dämliche Handy.

Er hätte sich eigentlich denken müssen, das der Fremde es ihm sicher nicht so

leicht gemacht hätte zu entkommen.

In Gedanken setzte er sich wieder an den Tisch. Sam´s Blick fiel auf den

Umschlag, den der Fremde ihm gegeben hatte. Es war ein völlig weißer

Umschlag kein Name, kein Adressant. Nichts. Genervt öffnete er ihn und

entnahm einen Zettel, der mit royal blauer Tinte beschrieben wurde. Verwundert

hob Sam eine Augenbraue, begann aber zu lesen:
 


 


 

Hey Schlafmütze,

tut mir Leid, dass ich etwas stürmisch war und mich nicht erst vorgestellt habe,

bevor ich deinen süßen Arsch festsetzten musste.

Aber du bist im Moment nicht in der körperlichen Verfassung, das zu tun was

du tun müsstest.

Keine Angst ich bin bald zurück und lass dich wieder raus. Mach bitte

währenddessen nichts unüberlegtes! Es würde Dean sicher nicht gefallen, wenn

du verletzt bist, wenn er zurück kommt!

Ich beeile mich!
 

P.S.: du siehst zum Anbeissen aus, wenn du schläfst!
 

R.
 


 

Mit weit aufgerissenen Augen lass Sam den Brief gleich zwei mal.

Er wurde von einem irren Perversen hier festgehalten, der jetzt hinter Dean her

war?

Und was hieß hier nicht in der körperlichen Verfassung? Er war fit genug, wenn

es ein musste! Dem würde er es zeigen!

Wer war dieser R.?

Und wo zum Teufel war Dean? Ob ihm irgendwas passiert war oder er in

Schwierigkeiten steckte?

Sam mochte den Gedanken nicht weiter führen und sich nicht noch schlimmere

Szenen auszumalen.

Er sah verzweifelt auf den Rucksack. Was sollte er nur die ganze Zeit tun? Er

hätte doch helfen können! Plötzlich erblickte er eine spitze Kante, die an der

Seite aus der Tasche schielte. Er zog es zwischen Zeigefinger und Daumen

heraus. Der Pferdeflüsterer.

Er gab ihm das Buch `Der Pferdeflüsterer? Dieser verdammte Idiot. Wollte er

ihn verarschen?

Missmutig warf er es zur Seite und betrachtete den restlichen Inhalt genauer.

Neben dem Essen und dem Buch lagen noch ein paar DVD´s drin: Dirty

Dancing, Titanic, Wedding Planer, Stirb langsam 4.0.

Nur Schnulzen, bis auf den letzten Film.

Der Typ war so was von Tot!

Sam drehte sich auf dem Stuhl weg vom Tisch und legte den Kopf in seine

Hände. Langsam massierte er sich die Schläfen und atmete tief durch. Dean war

also in Gefahr und er konnte sich schon denken, dass das mit ihrem derzeitigen

Fall zusammen hing.

Der, der die ganzen Kinder entführt hatte, musste irgendwie auf sie aufmerksam

geworden sein. Warum sonst sollte er Dean auflauern? Und Dean war ganz

sicher nicht auf dem Weg zum Einkaufen über den Täter gestoßen, denn dann

hätte er ihm doch Bescheid gesagt und es nicht allein versucht. Obwohl Dean

war es zuzutrauen, so ein Alleingang.

Sam wusste nicht mal was hier umging und Kinder entführte. Er erinnerte sich

an gestern und diese merkwürdige Alte. Sie hatte genau die gleiche Brandnarbe

wie das vermisste kleine Mädchen, aber wie konnte das sein? Außer die Alte

und die Kleine waren ein und die selbe Person. Sam dachte zurück. Ihm war

noch nie ein Dämon oder Wesen überhaupt unter gekommen, dass Menschen

altern ließ.

Sam stand auf und ging neben sein Bett, um an seine Tasche zu kommen in der

das Tagebuch ihres Vaters lag. Er setzte sich aufs Bett und blätterte schnell alles

durch, konnte aber nichts vergleichbares entdecken. Aufseufzend legte er es zur

Seite und streckte sich nun selbst wieder auf dem Bett aus.

Selbst wenn er wüsste was für ein Wesen hinter Dean her war, er war immer

noch hier eingeschlossen und konnte nicht eingreifen.

Was sollte er nur tun? Die Tür ein treten, wie im Film? Blinzelnd hob Sam den

Kopf und sah zur Tür. Das war’s! Er musste nur irgendwie die Tür ausheben.

Schnell erhob er sich, sein Taschenmesser gezückt und besah sich die

Scharniere.

Mit der Spitze wollte er sich gerade daran machen den Stift zu ziehen, als er sah,

das die Scharniere verschweißt waren. In was für einem verrücktem Motel

waren sie denn hier gelandet? Wie sollte man denn da fliehen können, aber

keiner würde an so was denken. Warum hatten die Besitzer dann geschweißt?

Vielleicht um zu verhindern, dass jemand die Tür klaut?

Kopfschüttelnd ging Sam zurück und schmiss sich wieder aufs Bett. Er griff

neben sich und tastete nach der Fernbedienung neben sich. Das würde verdammt

langweilig werden. Sam dachte nicht mal daran einen der Filme, bis auf Stirb

langsam zu gucken oder das Buch auch nur einmal noch anzufassen.

Wo war Dean?

Warum musste der fast immer dann in Schwierigkeiten geraten, wenn er ihm

nicht helfen konnte. Verzweifelt dachte er daran was alles passiert sein kann,

während er hier saß und so wie es aussah nichts machen konnte.

Laut gähnend lehnte er sich zurück und streckte sich aus. Gelangweilt sah er auf

den Bildschirm des Fernsehers. Eine Talkshow würde er sich sicher nicht an tun.

Er schaltete weiter, wieder eine. Auf jedem verdammtem Sender lief eine. Was

war denn heute nur los? Waren alle gegen ihn?

Warum konnte es nicht wie jeden Tag sein?
 


 

Sein Kopf schmerzte und fühlte sich an als sei sein Gehirn mit Watte umhüllt.

Aber nicht mit der Normalen aus dem Supermarkt, sondern mit einer die mit

Nadeln und anderen spitzen Dingen gefüllt war.

Ächzend öffnete er die Augen. Wo war er? Er spürte einen schneidenden

Schmerz an seinen Handgelenken. Vorsichtig, um seinen Kopf nicht zu sehr

anzustrengen drehte er sich etwas und erblickte seine Arme, die an langen

Stricken an einem Balken über ihm angebunden waren. Okay, er war also nicht

wieder im Motel...

Dean drehte den Kopf wieder ein bisschen und versuchte in der Dunkelheit des

Kellers, wie er vermutete zu sehen wo genau er war.

Der Raum war nicht besonders groß, konnte er nach einem Moment erkennen,

indem sich seine Augen an das Dunkel gewöhnt hatten.

Außer ihm befand sich nicht viel hier. Gegenüber befand sich ein Stuhl, auf dem

er seine Autoschlüssel, seine Waffe und sein Portemonnaie erkennen.

Dean versuchte sich zu erinnern, wie er in diese Situation geraten war. Ihm kam

das kleine Kind in den Sinn. Dieses Miststück!

Wütend zog und rüttelte er an seinen Fesseln. Verdammt er musste hier frei

kommen! Wie lange er hier wohl schon so angebunden hing? Sam machte sich

sicher schon Sorgen um ihn. Dean sah sich um. Rechts hinter ihm konnte er ein

kleines Kellerfenster erblicken, doch was er da sah gefiel ihm ganz und gar

nicht. Es war schon dunkel und das hieß Sam machte sich schon mehr als große

Sorgen. Hoffentlich beeilte sich der andere, fand ihn und erledigte den der ihn

hier festhielt.

Langsam aber sicher wurden seine Finger taub.

Ein leises Kichern ließ ihn erschrocken aufsehen.

„Du kommst hier nicht raus!“, kicherte eine weibliche Frauenstimme aus dem

dunkel einer Ecke gegenüber von ihm.

„Wer ist da?“, fragte Dean und legte den Kopf leicht schief. Die Stimme kam

ihm irgendwie bekannt vor. Aber woher denn? So lange waren sie ja noch nicht

in der Stadt. Er dachte an die Mutter, die sie bis jetzt befragt hatten, aber die

hatte eine viel höhere Stimme. Wer war das bloss?

Sosehr Dean seine Augen auch anstrengte, er konnte einfach nichts in er Ecke

entdecken.

Erneut vernahm er das leise, angst einflössende Kichern aus dem Dunkel.

„Was willst du von mir?“ Dean versuchte weiterhin die Fesseln um seine

Gelenke durch rütteln und ziehen zu lösen, doch sie waren fest zugeknotet.

In der Dunkelheit konnte er plötzlich zwei rot aufglühende Augen ausmachen,

die in spöttisch betrachteten.

„Ich will spielen!“

Wahrheit oder Lüge?!

Es war kalt.

Ein Schauer lief über seinen Rücken. Die Fesseln schnitten ihm in seine Handgelenke. Rote Striemen zeichneten sich von der restlichen Haut ab. Er versuchte die Augen zu öffnen, doch er fühlte sich viel zu müde und ausgelaugt.

Was war passiert?
 

Dean versuchte sich an die letzten Stunden zu erinnern. Blinzelnd blickte er sich um. Der Keller...

Er füllte sich schwach. Ein Zittern ging durch seinen Körper, als eine kühle Brise über seinen nackten Rücken strich.
 

"Was willst du?", presste er durch fest zusammen gebissene Zähne heraus.
 

"Tze, Tze. Ein bisschen Höflichkeit wäre angebracht. Am liebsten würde ich dich die Unterseite meiner Stiefel ablecken lassen, aber mich ekelt es an deinen Speichel unter meinen Sohlen zu haben.", spie sie ihm entgegen. Sie zog seinen Kopf an den Haaren zurück und sah ihm in die Augen.
 

"Niemand will mich nicht! Ich bin es nicht gewohnt verschmäht zu werden! Und ich finde mich damit nicht ab!"
 

"Dann mach mich los und lass mich gehen!", meinte Dean zermürbt und entriss sich ihrem Griff. Ein hohes leeres Kichern war hinter ihm zu hören. Schritte. Der Dämon trat hinter ihm hervor und zum ersten Mal stand er direkt vor ihr.
 

Sie sah aus wie eine Neunzehnjährige. Eine Neunzehnjährige, mit weißem langen Haar, dass ihr über den vollkommen nackten Oberkörper fiel und sie verhüllte. Die einzige Kleidung die sie am Körper hatte war ein langer weißer Faltenrock, der an den Seiten bis zur Hüfte aufgeschlitzt war. Man konnte sehen, dass sie kein Mensch war, nicht nur an ihren hellen roten Augen oder der leichenblassen Haut. Ihr Verhalten glich einer Irren, aber für einen Dämon vielleicht schon fast normal.

Sie wedelte mit dem großen weißen Schleier um ihre Schultern herum und tanzte um ihn rum.
 

"Warum bist du nur so dumm?" Sie kam ihm näher und betrachtete sein Gesicht aus der Nähe.

"Ich will doch nur jemanden zum Spielen!", hauchte sie ihm ins Ohr und biss leicht in sein Ohrläppchen. Schnaubend entwand sich ihr.
 

"Lass mich gehen!", knurrte er und rüttelte wieder an seinen Fesseln, die immer tiefer schnitten.
 

"Och, hast du Schmerzen Kleiner?", fragte sie und tanzte wieder um ihn herum.

Dean rümpfte die Nase.
 

"Was willst du von mir?"
 

"Erst wollte ich mit dir spielen. Mit dir zusammen die Menschen quälen. Ich habe von dir gehört. Du bist stark! Ich will mit dir diese Welt heimsuchen oder...", sie drehte sich zu ihm um und ihre Augen glühten leuchtend auf:

"Du wirst schwitzend und blutend um Erlösung betteln. Ich kriege meinen Spaß, ob du willst oder nicht!", meinte sie und durchquerte den Raum hüpfend, wie verrückt ihr Tuch wirbelnd.

Dean wunderte sich schon die ganze Zeit was das für ein verrückter Dämon da vor ihm war. Sie tanzte die ganze Zeit halb nackt vor ihm herum.

Wie machte sie das nur, dass ihr Haar nicht verrutschte?

Nicht, dass er das wollte. Das wollte er ganz und gar nicht. Er wusste nicht wie lange es schon her war, das er einer Frau begegnet war die er begehrte.

Warum konnte er selbst nicht sagen.

Er hatte einfach nicht mehr...
 

"Hey, beachte mich! Ich hab dich nicht zum Träumen hierher gebracht!", sagte sie lächelnd, knapp zehn Zentimeter entfernt von ihm. Er konnte die Kälte spüren, die sie ausstrahlte. Sie prickelte auf seiner Haut wie tausend Nadeln, die man spürte, wenn man in eiskaltes Wasser getaucht wird.
 

"Na na, willst du in deine Gedankenwelt fliehen? Da muss ich mir jetzt wohl überlegen, wie ich dich an die Realität binde."

Sie trat einen Schritt zurück und betrachtete ihn.
 

"Mir fällt da schon was nettes ein, wenn du dich schon nicht mit mir unterhalten willst..." Beleidigt zog sie eine Schnute und sah ihm in die Augen. Dean rollte mit den Augen und richtete seinen Blick weg von ihr auf den Stuhl, der auf der anderen Seite des Raumes stand.

"Hey, beachte mich!", schrie sie ihn an.

Ein brennender Schmerz strahlte in seiner Magengegend. Schreiend versuchte er sich zusammen zu krampfen, doch die Fesseln verhinderten dies wirkungsvoll. Nach mehreren Minuten in der er sich vor Schmerzen hin und her bewegte und der Dämon lachend da stand hörte sie urplötzlich auf.
 

"Mir ist gerade ein wundervolles Spiel eingefallen!" Mit einem aufblitzen in den Augen ging sie weg in den stets dunklen Teil des Kellerraumes. Als sie zurück kam erkannte Dean ein kleines Küchenmesser in ihrer Hand.

Na toll, dann konnte der Spaß ja beginnen, dachte Dean verzweifelt und versuchte nochmal den hoffnungslosen Versuch seine Fesseln zu lösen.

Nichts.
 

"So, die Regeln lauten wie folgt: Ich male oder schreibe dir etwas auf den Rücken und du rätst. Ich höre auf, wenn du errätst was ich schreibe oder male. Errätst du es allerdings nicht...Naja, ich denke du weißt was dann passiert. Na, willst du es dir nicht nochmal überlegen? Ich kann deine beste Freundin sein...", sagte sie und rieb sich leicht an ihm " aber ich kann auch deine Feindin sein!", entgegnete sie und trat mit eiserner Miene von ihm weg.

Er konnte den metallischen Laut hören, denn das Messer von sich gab als es an ihrem Rock entlang fuhr.

Sie ging um ihn herum und fuhr mit der Spitze leicht über seine Haut. Eine Gänsehaut bildete sich auf dieser.

Dean verfluchte sich für diese Reaktion.
 

"Ich werde dich zur Hölle schicken! Dahin wo du hin gehörst!", stieß er durch die Zähne aus, als er spürte wie sie das Messer ansetzte und den ersten Schnitt zog. Er wusste das sie nicht aufhören würde, aber er wollte ihr nicht die Genugtuung verschaffen und schreien. So ein paar kleine Schnitte würde er schon aushalten. Er hatte schon Schlimmeres überlebt. Viel Schlimmeres!

Sie setzte erneut an. Verdammt, was schreibt sie da nur?, dachte Dean. Es war schmerzhafter als er dachte.

Es war ein Brennen, dass sich über seinen ganzen Rücken zog. Als würde er sich mit Brennesseln abtrocknen und danach mit Glaswolle verbinden.

Schaf zog er die Luft ein, als sie endlich aufhörte. Sie schien den Spaß zu verlieren. Endlich.
 

"Okay, das ist doof! Aber vielleicht magst du Feuer lieber?!", sagte sie unheilvoller Stimme.

Dean wusste nicht recht was er davon halten sollte und versuchte erneut seinen Fesseln zu entrinnen, als er spürte wie sie ihn mit etwas glühend heißem berührte.

Schreiend wand er sich. Wollte der Berührung durch wildes Zappeln und umher Geschwenke entgehen, doch sie gab nicht nach und fuhr die Linien nach die sie zuvor in seinen Rücken geritzt hatte.

Dean versuchte mit einem Fuss nach ihr zu treten, doch sie packte ihn nur und brach ihn wie die Knochen einer kleinen Maus. Als wäre es nichts. Er sah nur Lichter vor seinen Augen tanzen. Der Schmerz hämmerte unaufhaltsam in seinem Kopf und er konnte nur schreien. So dem Pein und dem Schmerz Ausdruck verleihen.
 

Nach einiger Zeit verstummte Dean.

Er sah ein, dass sie nicht aufhören würde egal was er machte.

Es hatte keinen Sinn sich zu wehren.
 

Zum Glück war er hier und nicht Sam. Er könnte es nicht ertragen ihn in dieser Situation zu sehen ohne etwas dagegen tun zu können.

Dean spürte wie der Knoten in seinem Hals wuchs, als er an Sam dachte. Er würde ihn wahrscheinlich nie wieder sehen, ihn nie wieder ärgern oder einfach bei ihm sein. Er hatte es immer genossen mit seiner kleinen Nervensäge Zeit zu verbringen. Dean sah wie Ausweglos seine Lage aussah.

Er würde ihn nie wieder sehen.

Er würde ihn nie wieder sehen! Verdammt, er hatte ihrem Vater doch versprochen auf ihn aufzupassen. Was würde aus Sam werden, wenn er nicht mehr für ihn da war?

Was...

Irritiert blinzelte Dean und sah auf. Vor ihm stand der Dämon und hatte wütend die Arme in die Seiten gestemmt. Zornig blinzelte sie ihn an.
 

"Was soll das? Ich mach mir hier Mühe und der Herr träumt vor sich hin. Halloho! Du bist hier allein und nur ich bin da! Ich bin die Letzte die du in deinem armseeligem Leben sehen wirst!" Dean sah sie ausdruckslos an und grinste plötzlich. Was war das nur für ein verrückter Dämon? Tat hier alles, damit er sie beachtet. Lächelnd schüttelte er den Kopf. Warum immer er?
 

"Du denkst an ihn! Während ich dich hier Foltere denkst du die ganze Zeit an ihn!", brüllte sie außer sich. Dean hob den Blick und sah sie fragend an.

Woher...
 

"Du denkst an ihn und alles andere wird unwichtig! Er bedeutet dir also wirklich soviel wie die anderen immer sagen. Ich dachte sie bauschen es immer etwas auf, aber sie scheinen Recht gehabt zu haben!", entrüstet drehte sie sich weg und ging leise vor sich hinbrabbelnd auf und ab.
 

Was war denn jetzt los?
 

"Weißt du, wenn dich nicht mit mir beschäftigen willst, dann such ich mir was besseres. Vielleicht deinen Bruder? Ja, ich glaube der eignet sich besser! Jetzt muss ich nur herausfinden wo er ist!", sie kam mit weit geöffneten Augen auf ihn zu.

Dean sah Erinnerungsfetzen aus seiner Vergangenheit an seinem inneren Auge vorbei rasen. Weihnachten, die Schulzeit und seine Mom.

Sie kam lächelnd auf ihn zu. Er konnte sich erinnern. Dean war gerade vier geworden und sie feierten seinen Geburtstag im Garten des alten Hauses. Viele seiner Freund standen um ihn herum und feuerten ihn an die Kerzen auf seinem Kuchen auszupusten. Er sah einmal durch die Runde. Es waren Nachbarn mit ihren Kindern, Schulfreunde und seine Familie da. Dean sah wieder zu seiner Mom. Etwas störte ihn an dem Bild, dass sich ihm bot. Nicht die Tatsache, das er in Wirklichkeit in einem dunklen Kellerraum an den Händen gefesselt von einem Dämon gefoltert wurde, die jetzt wie eine Irre seine Erinnerungen durchforstete. Etwas an seiner Mutter störte, aber was.
 

Plötzlich erklang neben ihm ein bekanntes Kichern. Genervt stöhnte er auf und drehte sich zu ihr um.
 

"Was?"
 

"Noch nicht bemerkt?" Dean sah wieder auf. Er wusste das etwas nicht stimmte, aber er kam einfach nicht darauf.
 

"Komisch deine Mutter müsste doch schwanger sein, oder?!Im fünften Monat, wenn ich mich nicht irre und das tue ich nicht!"

Entsetzt sah er auf. Sie hatte recht. Aber das konnte nicht sein!
 

"Oh mann, das ich das miterleben darf. Den Moment indem dem großen Dean Winchester klar wird das sein Leben eine Lüge war! Deine Mutter ist umsonst gestorben. Sammy ist gar nicht dein Bruder. Alles was du dachtest zu wissen sit eine Lüge! Ich frag mich was er dazu sagen wird, wie wird er reagieren?"

Sie waren wieder zurück in dem kalten Keller.

Entsetzt sah Dean zu der Dämonin. Sie hatte doch wohl nicht vor, was er dachte. Das konnte sie nicht tun! Sam würde gehen und ihn allein lassen. Er wäre nicht länger an ihn gebunden und konnte machen was er wollte. Und Dean wusste das er gehen würde. Sam war es leid mit ihm von einem Job zum anderen zu ziehen.
 

"Mhm, es hat zwar etwas gedauert, aber es hat sich gelohnt. Jetzt habe ich deine Schwachstelle! Weißt du, am besten gehe ich gleich mal zu Sam und kläre ihn auf!", sagte sie mit, wenn es überhaupt möglich war, einem noch breiteren Grinsen und drehte sich um.
 

"Nein! Lass ihn in Ruhe!"
 

"Wer will mich aufhalten? Du?", lachend verschwand sie in einem der Schatten und ließ einen entsetzten Dean zurück.

Wütend riss Dean erneut an seinen Fesseln, das Blut was an den gereizten Gelenken herunter lief ignorierte er.

Er musste Sam helfen. Er durfte es nicht erfahren.

Er durfte ihn nicht verlassen...

Drohung

Dean zog wie ein Irrer an seinen Fesseln, doch sie gaben einfach nicht nach, es war eher, als würden sie sich fester in sein Fleisch schneiden.

Das Blut lief in starken Bahnen seinen Arm herunter.

"Verdammt...... Sammy!"

Verzweifelt hing er in den Seilen.

Sie würde ihn fertig machen! Sie würde ihn fertig machen und er hing hier rum und konnte gar nichts machen.

Er wollte bei ihm sein, ihn beschützen und diesem Dämonenvieh sonst was antun.

Oh ja, er wollte ihr Schmerz zufügen, weit aus mehr, als sie ihm.
 

Panik kroch in ihm hoch. Er spürte den Knoten, der sich in seinem Hals festsetzte.

Dean wollte ihm helfen. Er musste ihm helfen. Wenn nicht er wer dann?
 

Verdammt! Dean dachte an den Moment, als er Sam das letzte Mal gesehen hatte. So blass und krank. Warum war er nur gegangen? Er hätte bei ihm bleiben und nicht in diese verdammte Falle von dieser Dämonen Tussi laufen sollen.

Dean hatte ihrem Vater versprochen ihn zu beschützen, für ihn da zu sein und jetzt hing er hier, während ein Dämon auf dem Weg war seinen Bruder zu holen.

Er würde sie so fertig machen, wenn er jetzt hier wäre. John würde ihn keines Blickes würdigen.

Dean spürte wie die Tränen in ihm aufstiegen. Er konnte doch nicht einfach aufgeben. Hier hängen und aufgeben. Das wollte er nicht. Das war nicht sein Stil!

Ein leichter kalter Wind strich über seinen Rücken. Erschrocken zog er die Luft ein und spürte eine Gänsehaut auf seiner Haut.

Jemand war hier! War der Dämon etwa wieder da?

Was war mit Sam?
 

Panisch versuchte er sich umzudrehen und den Eindringling zu erkennen.

Er wand den Kopf zu der Tür in seinem Rücken, konnte aber nur einen schwarzen Umriss einer großen Person erkennen. Das war nicht die Dämonin, die war etwas kleiner als er.

"Wer ist da?" Dean spürte wie sein Blick langsam vernebelte und sich ein Schleier vor seine Auge legte.

Er nahm gerade noch so war, wie die Fesseln um seine Gelenke gelöst und er nach draußen getragen wurde, als alles um ihn schwarz wurde und er nichts mehr spürte.
 


 

Gähnend drehte Sam sich auf die Seite und sah schmollend zur Moteltür.

Er saß schon seit über sechzehn Stunden in diesem Zimmer und langweilte sich. Er hatte sich schon alles mögliche überlegt, um hier raus zu kommen.

Keine Chance. Es war wie verhext und selbst das hatte er versucht aufzulösen.

Wenn es ein Fluch war, dann ein sehr spezieller, denn sein Vater nicht im Tagebuch aufgeführt hatte. Es war zum Verzweifeln. Er musste hier raus!
 

Ein plötzliches Kratzen an der Tür ließ ihn zusammen fahren. Erschrocken setzte er sich auf und horchte in die Stille. Nichts.

Schulterzucken wollte er sich wieder zurück lehnen, als er es erneut hörte. Was war das?, fragte er sich, stand auf und ging zu eben dieser.

Das Kratzen kam von etwa der Mitte der Tür.
 

"Hallo? Ist da jemand?", fragte er und legte sanft die Stirn an das kalte Holz. Das Geräusch verstummte.
 

"Hallo? Können sie mir helfen? Ich werde gegen meinen Willen hier fest gehalten!", sagte Sam und klopfte mehrmals gegen die Tür.
 

"Heul doch!", meinte eine hohe belustigte Stimme viel zu nah an seinem Ohr. Panisch drehte er sich zu der fremden Person und verpasste ihr einen Schlag. Doch der Hieb ging ins leere.

Am andren Ende des Zimmers, ihm gegenüber stand eine weißhaarige Frau und sah ihn aus roten großen Augen herablassend an.
 

"Wer bist du?", fragte Sam und trat fast unmerklich immer weiter zur Seite, um an die Tasche mit Waffen zu kommen, die neben dem Bett stand.
 

"Mein Name ist Zarin. Ich gehöre zu den Daevas, Dämonen der Trunksucht, Unzucht und des Neids. Aber du kannst mich Sarah nennen, mein menschlicher Name. Du warst nicht leicht zu finden Sam Winchester.", kicherte sie und drehte sich um die eigene Achse, um ihr weißes Tuch wehen zu lassen.

Irritiert blickte Sam diesem merkwürdigem Dämon zu, wie dieser sich tanzend hin und her bewegte.
 

"Was willst du?"
 

"Tze, tze. Wie unhöflich. Das liegt wohl in der Familie!" Sie sah ihn mit leuchtenden Augen an und kam näher auf ihn zu.
 

"Wo ist Dean? Was hat du mit ihm gemacht und warum hast du mich hier eingeschlossen?"
 

"Was ich mit ihm gemacht habe? Das wirst du noch früh genug erfahren. Jetzt will ich erstmal spielen. Dein Bruder...", erneut erklang das hohe Kichern. "Dein Bruder war da nicht so unterhaltsam. Vielleicht hab ich mit dir ja mehr Spaß und da ich jetzt weiß wie ich einen Winchester verletzen kann spare ich auch noch Zeit.", lachend drehte sie sich wieder mehrmals um ihre eigene Achse. Sam nutzte die Chance und ging wieder ein paar Schritte auf die Tasche zu, als er einen Windzug neben sich spürte. Er sah die Dämonin viel zu nahe neben ihm stehen. Neugierig sah sie an ihm vorbei in die Ecke.
 

"Was ist denn da, was interessanter ist als ich?", fragte sie und sah ihn ernst an.
 

"Da ist Dreck auf der Decke. Denn mach ich schnell weg.", meinte er, deutete aufs Bett, ging an ihr vorbei und strich über die Decke.
 

"So alles sauber!", sagte er grinsend und drehte sich langsam wieder zu ihr um. So war er wenigstens näher an die Tasche gekommen ohne das sie was mit bekommen hatte. Fragend hielt sie die Tasche, die Sam eben noch knapp neben seinen Füßen vermutet hatte hoch.
 

"Was ist das? Ist ganz schön schwer für Wäsche! Dachtest du, du kannst mich verarschen?", kopfschüttelnd warf sie die Tasche, als wäre sie nichts in Richtung Badezimmer, also ziemlich weit weg für Sams Geschmack und trat näher auf ihn zu.
 

"Mich langweilen diese Spielchen!" Sie kam näher auf ihn zu. Sam wich Schritt für Schritt zurück bis er mit dem Rücken zur Wand stand.

Er versuchte wieder nach ihr zu schlagen, doch sie hielt seinen Arm mit Leichtigkeit fest.
 

"Wie ich schon sagte: unhöflich!", kicherte sie und schlug ihm ins Gesicht. Stöhnend sackte Sam etwas an der Wand herab, fand aber schnell wieder die Balance und raffte sich auf.
 

"Was willst du von mir?"
 

"Ein paar Informationen! Ich...", sie zuckte kurz zurück und verbarg kurz das Gesicht hinter einer Hand.
 

"Oh man, das nervt. Ihr verdammten Bengel kostet mich zu viel Zeit!", sagte sie und sah ihn daraufhin wieder an.

Sam runzelte die Stirn. War sie eben nicht viel jünger gewesen? Sie war eben mindestens um zehn Jahre gealtert.
 

"Wo war ich? Ach ja!", kicherte sie, streckte die Hand aus und hielt sie kurz vor seiner Stirn ausgestreckt.

Sam sah, wie sich ihre Augen von einem tiefen, leuchtenden Rot in ein Weiß wandelten. Verträumt lächelte sie, als würde sie einen schönen Traum sehen. Etwas was ihr sehr gut gefiel.

Sam zog die Stirn kraus.

Was sollte das denn? Verwirrt drehte er den Kopf und suchte das Zimmer nach der Tasche mit den Waffen ab. Die Dämonin hatte sie genau neben die Badezimmertür geworfen. Ob er es versuchen sollte an sie heran zu kommen, während diese Zarich wie auf Droge vor sich her grinste?

Er musste sie erledigen und so schnell wie möglich Dean finden.

Hoffentlich war er nicht zu schlimm verletzt!
 

"Aha!", schrie sie plötzlich und brachte Sam äußerst unsanft aus seinen Gedanken zurück.
 

"Ihr beide seit aber überaus interessante und verdrehte kleine Jungs! Sam, Sam, Sam! Er ist dein Bruder!

Schämst du dich nicht für deine Gedanken?", kicherte sie und trat von ihm weg. Verwirrte sah er sie an. Meinte sie etwa...

Woher wusste sie das?
 

Hin und her hüpfend bewegte sie sich wieder durch den Raum und trällerte irgendein Lied vor sich hin.
 

"Was meinst du?"
 

"Ach, willst du jetzt so tun, als wüsstest du nicht wovon ich spreche? Süß! Aber auch dumm! Du kannst mir nichts vormachen. Ich habe es in deinen Gedanken gesehen! Du liebst ihn!", kichernd kam sie wieder auf ihn zu. Sam lies sich an der Wand herunter rutschen.
 

"Ich werde es ihm sagen und weißt du warum?" Sam sah fragend zu ihr hinauf.
 

"Ich möchte sehen wie er auf diese Nachricht reagiert. Und noch viel mehr interessiert mich was er dann mit dir macht!", kichernd kam sie noch näher und blieb nur wenige Zentimeter mit dem Gesicht vor seinem stehen und grinste.
 

"Er wird dich verachten! Er...", abrupt verstummte sie und drehte den Kopf zur Seite.Dann grinste sie wieder.
 

"Mal sehen was er dazu sagt!", sagte sie und verschwand in einem weißen Nebel.
 

"Nein!", schrie Sam und stand hastig auf, doch sie war schon weg. Das Zimmer war leer.
 

Wütend trat Sam gegen das Bett, was er im nächsten Moment auch schon bereute, als ein dumpfer Schmerz von dieser Stelle ausging.

Wie konnte das nur passieren?

Sam hatte gedacht, wenn er nie darüber sprechen würde oder sich nicht auffällig benahm, würden diese Gefühle sich mit der Zeit verlieren, aber dieser Dämon machte alles zu Nichte. Und er konnte gar nichts tun!

Wie würde Dean wohl damit umgehen?

Konnte er damit umgehen?

Sam wollte nicht daran denken, wie es sein würde wenn sein Bruder ihm den Rücken zu wand.

Dean fand ihn dann sicher ecklig und würde mindestens Abstand halten, ihn ignorieren.

Er wusste, dass er das nicht ertragen konnte!
 

Ein dumpfes Geräusch an der Tür ließ ihn zusammen fahren.

Schon zum zweiten Mal heute ging er zur Tür.
 

"Hallo?", fragte er und drehte mehr aus Reflex, als aus Hoffnung das es offen war den Türknopf.

Und es war tatsächlich offen!

Verblüfft zog Sam die Tür auf, als ein Gewicht sie gegen ihn drückte.

Überrascht zog Sam Luft durch die Zähne, als er sah, dass Dean bewusstlos an der Tür saß und nun durch den Spalt fiel.

Schnell war er bei ihm und zog ihn hoch.

Vor Schmerz stöhnend wehrte Dean sich gegen den groben Griff Deans.

Erst jetzt erblickte Sam die Wunden auf seinem Rücken. Er sah sich schnell um.

Der Parkplatz war leer. Kein Mensch oder irgendein anderes Wesen war zu sehen.

Sam hob Dean vorsichtig hoch, um ihn zum Bett zubringen und sich seine Wunden genauer anzusehen.
 


 

_______________________________________________________________________________
 

Hi Leute, tut mir leid das es heute wieder so spät wurde, aber die letzten Tage hatte ich nicht wirklich Motivation...U.U

Weiss auch nicht so recht.

Aber ich hoffe das kapitel gefällt euch trotzdem und verleitet den ein oder anderen mir mir einen kleinen Kommi zu hinterlassen *zwinker zwinker*

Wünsche euch noch eine schöne Woche!! X3
 

Bis nächsten Dienstag dann!!
 

L_Angel^^

Harte Zeiten

Seine Hände umfassten die Hüfte des anderen fester und drückte sie enger an die seine.

Gierig fuhr Dean mit der Zunge den Hals nach und wanderte langsam nach unten zum Schlüsselbein, an dem er genüsslich knabberte.

Ein genüssliches Stöhnen entrann der Kehle des anderen, der mit einer Hand durch sein kurzes Haar fuhr und ihn dazu ermutigte weiter zu machen.
 

Grinsend fuhr er fort.

Ein Zittern ging durch den anderen, als Dean seine Brustwarze erreichte und diese mit der Zunge umspielte bis sie hart wurde. Kurz biss er hinein und wurde erneut mit einem tiefen Stöhnen belohnt.

Genauso verfuhr er mit der anderen.
 

Keuchend reckte der Untere sich Dean und den Berührungen entgegen, die immer wieder kleine Blitze durch seinen Körper jagten. Er rieb mit seiner Hüfte an ihm, um leise und still nach mehr zu verlangen.

Ein eiskalter, aber nicht unangenehmer Schauer nahm Dean für einen Moment die Luft zum Atmen.

Der andere schlang seine Arme um ihn und zog ihn so noch näher.

Fast schon panisch trafen sich ihre, vom Stöhnen bereits geöffneten Lippen zu einem alles andere als zärtlichen Kuss.
 

Hart trafen sich ihre Zungen, um ein wildes Spiel zu beginnen, das keiner von Beiden den anderen gewinnen lassen wollte.

Dean verlor sich in der Lust, die mehr und mehr in ihm aufstieg und seinen Verstand benebelte. Lustvoll rieb er sich immer schneller an ihm, während er eine Hand an der Seite des anderen hinab fahren ließ und in dessen Schoss sein Ziel fand.

Fordernd rieb er mit der Hand den langen Schaft. Umfasste ihn härter und massierte ihn, so dass der andere den Kuss nicht mehr aushielt, keuchend nach Luft schnappte und schließlich gegen seine Lippen stöhnte.

Wie hypnotisiert pumpte Dean den anderen schneller und schneller, um mehr von diesen wundervollen Geräuschen zu bekommen.
 

Er wand sich unter Dean hin und her gerissen, ob er die Augen schließen oder offen halten soll, die Hände fest in die Lacken oder doch lieber in Deans muskulösen Rücken gekrallt.

Er wusste nur eins. Er wollte mehr. Viel mehr Berührungen. Mehr solcher atemberaubender Gefühle, die ihn schier wahnsinnig machten.

Mehr!
 

"Dean!", stöhnte er ihm ins Ohr und animierte ihn dazu seine Tätigkeit schneller und härter fortzuführen.

Dean war völlig gebannt von dem Anblick, der sich ihm bot, als er plötzlich eine Hand an seiner mehr als harten Männlichkeit spürte, die ihn in seinem eigenen Rhythmus zu massieren begann.
 

"Dean!", stöhnte er laut unter ihm.
 

"Sam!", keuchte er ihm ins Ohr.
 

"Dean?", der andere stockte in seiner bisherigen Tätigkeit und begann wie wild an seiner rechten Schulter zu rütteln.
 

"Sam?", irritiert öffnete Dean die Augen und sah...nichts.
 

Dean spürte, dass er mit dem Bauch nach unten, den Kopf ins Kissen gedrückt auf einem Bett lag.

Er hatte nur geträumt, dachte er enttäuscht.
 

Nur das Schütteln war jedoch geblieben.
 


 

"Dean? Bist du wach?"

Verschlafen legte er den Kopf schief und sah in die besorgten Augen von Sam.

Sanft legte er ihm eine Hand auf die Stirn, die eine angenehme Kühle ausstrahlte.
 

"Du hast wieder ein bisschen Fieber. Du bist ganz heiss!"

Wenn du wüsstest, dachte Dean und wollte gar nicht erst an die große Beule in seiner Boxershorts denken. Kaum hatte er erfahren, dass Sam nicht sein leiblicher Bruder war begannen diese merkwürdigen Träumen. Er war so was von krank. Er würde sich vor lauter Dummheit am liebsten in den Arsch beissen. Oder jemand anderem im Zimmer...Nein! Nicht schon wieder diese Gedanken, tadelte Dean sich selbst. Er schloss die Augen, dachte an seine 9mm, wie er sie auseinander und wieder zusammen baute und atmete tief ein und aus.
 

"Hast du wieder Schmerzen im Rücken?", fragte Sam und fuhr ganz vorsichtig über den Verband, den er seinem Bruder gemacht hatte.

Er dachte an die tiefen Schnitte in Deans Rücken. Sie waren noch frisch gewesen, als er ihn an der Tür vorgefunden hatte. Quer über den Rücken hatte die Dämonin ein Wort in Deans Fleisch geritzt und so verletzt, das die Narben nicht völlig verschwinden würden. Sam kannte dieses Wort, den Namen oder was auch immer es bedeutete nicht.
 

"Ja.", murmelte Dean, griff neben das Bett und hob eine Flasche mit Wasser an. Sein Hals war ganz trocken.

Sam sah seinem Bruder zu, wie dieser den Schraubverschluss öffnete und die Öffnung an den Mund setzte ohne den Kopf zu heben oder sich zu bewegen.
 

"Komm ich helfe dir auf. Wenn du dich auf den Bettrand setzt kann ich dir auch gleich den Verband wechseln.", sagte Sam und wollte Dean am Arm berühren, doch dieser zog ihn gerade noch rechtzeitig weg.
 

"Das schaffe ich schon allein!", meinte Dean. Vorsichtig stemmte er sich auf die Unterarme und Stöhnte auf. Der Schmerz, der von den Wunden an seinem Rücken ausging und überall hin strahlte, ließ in kurz Sterne sehen. Schnell wand er sich von Sam ab und wollte aus dem Bett steigen, als er zu Boden ging.

Verfluchtes scheiß Bein.

Warum waren alle gegen ihn?

Fluchend stützte er sich auf seinem gesunden Bein und dem Bett ab. Jetzt hieß es schnell sein, bevor Sam noch etwas zusehen bekam was er lieber nicht sehen sollte oder wollte...
 


 

"Dean sei vernünftig und lass dir helfen!", maulte Sam, eigentlich wollte er ja noch ein wenig länger zu sehen, das könnte lustig werden, aber so fies war er nun auch nicht.

Seufzend setzte Dean sich auf den Bettrand.
 

"Kommst du so ran?", flüsterte Dean mit gesenktem Kopf. Hoffentlich kommt Sam nicht um das Bett rum.

Er wollte ihm nicht erklären müssen, warum er hier mit einem riesigem Ständer in der Hose saß.

Nein, dass wollte er nun wirklich nicht!
 

"Ja, kein Problem." Sam stand auf, um an die Tasche die nicht weit von ihm entfernt auf dem Boden stand zu kommen und neues Verbandszeug zu holen.

Er krabbelte über das Bett und setzte sich hinter seinen Bruder.
 

"Bist du sauer auf mich?", fragte Sam leise.

Dean verstand jedes Wort und ohrfeigte sich in Gedanken. Na toll, jetzt verletzte er Sam mit seinen Taten auch schon, aber wie sollte er sich ihm gegenüber verhalten?
 

Das lange Schweigen von Dean verunsicherte ihn.

Hatte er irgend etwas getan, was ihn verletzt oder beleidigt hatte?

Vielleicht umsorgte er ihn, jetzt wo er so schwer verletzt war zu sehr und das nahm der andere ihm übel.

Dean war bei weitem kein Weichei, wenn er mal angeschlagen war und er würde es wahrscheinlich auch allein schaffen, aber er wollte ihm helfen.

Sam war die ganze Zeit, während sein Bruder gefoltert wurde in ihrem gemütlichen und vor allem sicheren Zimmer eingeschlossen und konnte nichts machen. Vielleicht war er ihm desshalb böse, weil er nichts gemacht hatte, um ihm zu helfen.
 

Sam schluckte trocken, als ihm ein viel schlimmerer Gedanke kam.

Vielleicht hatte der Dämon Dean von seinen Gefühlen für ihn erzählt und er benahm sich desshalb so merkwürdig.

Immerhin ließ er sich nur wenn es nicht anders ging von ihm berühren und zuckte sonst immer weg.

Aber die Zeitspanne zwischen dem Verschwinden der Dämonin und Deans Auftauchen war ziemlich kurz.
 

Sam saß die ganze Zeit still vor sich hin grübelnd hinter Dean und starrte diesem das wortwörtliche Loch in den Rücken.

Dean seufzte hörbar und drehte sich halb zu Sam herum, der traurig zur Seite blickte.

Wenn er jetzt noch einen Schmollmund ziehen würde...

Nein Dean, lass diese verrückten Gedanken da wo sie hin gehören, tadelte er sich erneut in Gedanken.
 

"Sam, ich bin nicht sauer."
 

"Ehrlich?"
 

"Ehrlich! So, wolltest du dir nicht meinen Rücken ansehen?", fragte er und drehte sich wieder um.

Sam nickte und rückte näher heran, um den alten Verband erstmal ab zu machen.

Langsam, um die Wunden nicht zu reizen zog er den Stoff ab. Er musste dabei bei jeder Rund zwischen Deans Armen hindurch fassen.
 

Dean spürte wie ihm die Röte ins Gesicht schoss, als Sam´s Hand immer und wieder seine Brust striff. Er spürte die Gänsehaut, die sich auf seinen Armen ausbreitete.
 

"Wie geht es deinem Bein?", fragte Sam. Dean spürte seinen Atem in seinem Nacken, der seine Nackenhaare aufstellen ließ. Was hatte Sam gerade noch gefragt? Er versuchte gerade seine Gedanken neu zu sortieren, als er spürte wie Sam versuchte das Wundpflaster sanft abzog. Zischend zog er die Luft zwischen den fest zusammen gepressten Zähnen ein.
 

"Tut mir leid!", flüsterte Sam und machte sich vorsichtig daran, die Schnitte mit einer Heilsalbe zu bestreichen. Eine angenehme Kühle breitete sich auf Deans Rücken aus, aber er konnte es nicht verhindern, das ihm die sanften Berührungen Sam´s wieder das Blut zwischen die Beine schießen lies.

Was war denn heute nur los? Sam versorgte doch nur seine Wunden. Vielleicht hatte dieser Traum doch einen schlechten Einfluss auf seine Gedanken gehabt.
 

"Dean?"
 

"Mhm?"
 

"Was ist denn nun mit deinem Bein?", fragte Sam noch einmal mit Nachdruck, während er das Kinn auf Deans Schulter ablegte. Erschrocken zuckte dieser zusammen und neigte den Kopf zur Seite. Was sollte das denn jetzt, fragte Dean sich in Gedanken und versuchte sein schnell hämmerndes Herz zu beruhigen.
 

"Es schmerzt noch, aber das ist sicher bald weg. Was mich viel mehr wundert ist, das mein Bein ganz sicher gebrochen war. Ich weiß nicht was da passiert ist."

Dean hob das verletzte Bein an und befühlte die stark angeschwollene Wade.
 

"Mh, an was genau kannst du dich erinnern?", fragte Sam, löste sich wieder von ihm und machte sich daran den neuen Verband anzubringen.
 

"Ich weiß, dass ich in dem kleinen Supermarkt war und dieses Kind. Dann war ich in dem Keller mit dem Dämon. Irgendwann hat sie mich allein gelassen. Das Nächste was ich noch weiß ist, dass du mich geweckt hast...", murmelte Dean.

Sam lauschte gespannt.

Dean war zum Schluss hin leiser geworden. Ihm war das Thema unangenehm. Er wusste, dass der Dämon auch bei Sam war und mit ihm geredet hatte. Sam hatte bisher noch nichts dazu gesagt, vielleicht wollte er das auch nicht, aber Dean machte es doch sehr zu schaffen.

Sammy sollte nicht sein richtiger Bruder sein. Ein kleiner Teil, tief, tief in ihm drin freute sich darüber, aber er zweifelte doch daran, dass es war sein sollte. Das Bild von seiner Mutter, während seines vierten Geburtstags hatte sich in sein Gedächtnis gebrannt und verwirrte ihn. Er war sich nicht sicher, ob der Dämon wirklich nur gelogen hatte um ihn psychisch fertig zu machen, aber ein Teil von ihm glaubte ihm.
 

"So fertig!", sagte Sam hinter ihm und strich noch einmal zaghaft über den Rücken.
 

"Und du hast dir hier eine schöne Zeit gemacht, während ich weg war?", fragte Dean grinsend.

Sam sah ihn böse an. War ja klar, dass er sich noch über ihn lustig machen würde.
 

"Ja. War mal richtig entspannend einen Film zu gucken ohne deine nervenden Kommentare ertragen zu müssen!", grinste nun auch Sam.

Mit hochgezogener Augenbraue drehte Dean sich zum anderen um und betrachtete ihn zweifeln.
 

"Das sind keine nervende Kommentare, sondern wichtige Hintergrund Informationen. Ohne mich wüsstest du gar nicht wie es in der Welt da draußen aus sieht!"
 

"Ja ja. Lass mal stecken.", meinte Sam schmunzelnd, klopfte Dean vorsichtig auf die Schulter und erhob sich.
 

"Hey, ich bin verletzt. Ein bisschen mehr Vorsicht!", schnauzte der Ältere und machte es sich wieder auf dem Bett gemütlich. Mit der Zeit hatte sich auch sein kleines, großes Problem in Luft aufgelöst.

Sam trat wieder neben ihn und legte ein kleine Plastiktüte neben ihn, aus der es lecker roch.

Schneller als Sam sehen konnte war Dean da und hatte sich bedient.
 

"Langsamer!"
 

"Warum?", schmatzte Dean auch schon. Kopfschüttelnd seufzte Sam, ging durch den Raum zu den kleinen Tisch und packte seinen Laptop in seine Tasche.
 

"Wüllscht du noch weck?", schmatzte Dean und sah ihm fragend nach, aber ohne aufzuhören die gebratenen Nudeln vom Chinesen zu verschlingen.
 

"Ja, ich wollte noch etwas im Archiv der Stadt klären, aber keine Angst du wirst beschäftigt sein!", grinsend drehte Sam sich um und zeigte dem anderen das Dvd-Cover zu Wedding Planer.
 

"Das ist nicht dein ernst?", Dean riss die Augen weit auf. Das was sein Bruder vor hatte grenzte an Folter.
 

"Das wagst du nicht!" Grinsend nahm Sam die Fernbedienung zur Hand, schaltete ein und ging zur Tür. Gerade als er die Türklinke umfasste begann der Film.
 

"Sam! Mach sofort was vernünftiges an! Du kannst mich doch nicht einfach so zurück lassen! Sam!", brüllte er entsetzt, doch ohne Wirkung.

Sam war bereits weg und er sah einem langem, langem Abend ins Gesicht.
 


 

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Ich hoffe es hat euch gefallen!!

Einen schönen Valentinstag und bis nächste Woche...
 

*wink und herzchenförmige Kekse ausgeb*
 

L_Angel^^

Zu viel

Es dämmerte, als Sam vor dem kleinen baufälligem Gebäude ankam, in dem die Stadtbibliothek und das Archiv untergebracht wurden.

Als er eintrat kam er in eine kleine Halle in der gleich zu Anfang ein alter Pult aus schwarzem Holz stand, an dem eine kleine alte Dame saß.

Sie sah aus wie man sich die Standart Großmutter immer vorstellt.

Klein, graues zu einem Dutt hochgestecktes Haar und eine dicke blaue Strickjacke, die mit vielen bunten Blumen bestickt war.
 

"Guten Tag!", grüßte Sam freundlich und trat näher an den Pult heran. Die Alte reagierte nicht auf ihn.
 

"Hallo?" Irritiert kam er noch näher an sie heran.

Sie hatte den Kopf auf die Brust gelegt und hielt die Augen geschlossen.

Ihre Brille hing ihr schon auf halb sechs auf der Nase.
 

"Entschuldigen Sie!", schrie er jetzt schon fast, doch die Alte zeigte keinerlei Reaktion auf seine Bemühungen.

Vielleicht war sie ja tot?

Panisch sah er sich um. Niemand war in der Nähe. Schnell ging Sam um den Tisch herum, um die Alte näher in Augenschein zu nehmen.

Erleichtert entließ er die Luft, von der er gar nicht gewusst hatte das er sie angehalten hatte.

Sam konnte sehen wie sich der Brustkorb der Alten hob und senkte. Langsam, aber sie atmete.

Wie konnte er nur so dämlich sein und als erstes auf den Gedanken kommen, dass sie vielleicht tot sei, als das sie einfach nur ein Nickerchen macht.

Kopfschüttelnd wollte er gerade wieder zurück gehen, als sein Blick auf den Bildschirm des Computers vor ihr fiel.

Dieser zeigte die Bestandsliste einiger Privatleute, die ihre Bücher in kleineren Lagerräumen hier im Gebäude aufbewahrten. Manchmal zu Schutz teurer Antiquitäten oder einfach nur, weil sie viel zu wenig Platz für alles besitzen.
 

Neugierig warf er noch einen kurzen Blick auf das entspannte Gesicht, der immer noch tief und fest schlafenden Frau und machte sich danach daran die Inventarlisten durch zugehen.

Bei einer Liste stutze er.

Craig Stilsen besaß einige interessante Bücher über Okkultismus, Satanismus und Dämonologie.

Jackpot!

Eiligst machte Sam sich daran den genauen Standort des Lagerraums ausfindig zu machen, als ein lauter Schnarcher in zusammen fahren ließ. Langsam drehte er sich zu der alten Dame um, die sich zum Glück immer noch schlafend nur auf dem Stuhl in eine bequemere Lage gesetzt hatte. Erleichtert atmete er mehrmals ein und aus und widmete sich dann wieder dem Bildschirm, der ihm jetzt den genauen Aufbewahrungsort der Bücher zeigte.

Schnell schrieb er sich die Daten einiger Bücher auf den kleinen Notizblock, den er auf dem Pult gefunden hatte.

Er ging, einen letzten prüfenden Blick auf die alte Frau werfend rechts vom Pult durch die Tür, an der Privat stand. Dahinter befand sich eine Treppe, die ein Stock tiefer in den Keller führte. Ein langer Gang an dessen Seiten viele Türen zu verschiedenen Räumen führten folgte. Die Wände waren grau und kalt. In regelmäßigen Abständen hingen Bilder von ihm unbekannten Personen.

Sam beachtete sie nicht weiter. Er achtete auf die Nummern, die neben jeder der billigen Holztüren stand. Er war erst bei Nummer 38. Wie groß war dieses Gebäude eigentlich? Von außen sah es nicht so groß aus.

Ein leises Klonk ließ ihn umfahren.

Nichts.

Kopfschüttelnd ging er weiter.

Wieder dieses Geräusch. Nervös sah Sam sich erneut um. Wieder nichts, doch er spürte das er nicht allein war. Er spürte den stechenden Blick in seinem Rücken.

Mit einem unwohlen Gefühl in der Magengegend ging er schneller als zuvor weiter, bis er die Tür Nummer 49 fand.

Sam griff in seine rechte hintere Hosentasche und beförderte ein kleines Säckchen mit seinen Dietrichen zu Tage.

Mit ein paar fachmännischen Drehern hier und da und das Schloss gab mit einem Klicken nach.

Schnell sah er sich noch einmal um, doch niemand war in Sichtweite.

Er trat in den Raum und schloss leise die Tür hinter sich. Erst dann machte er das Licht an.

Es war ein mit Metallregalen voller Bücher vollgestellter Raum von der Größe eines normalen Klassenraumes. Stöhnend fuhr Sam sich durch die Haare und machte sich daran die einzelnen Regale durchzuchecken.

Einige der Bücher, die hier aneinander gereiht standen, kannte er aus Bobby´s Sammlung, andere aus den verschiedenen Bibliotheken in denen er mal war. Vorsichtig ließ er die Fingerspitzen über die teils alten Buchrücken fahren. Braune, schwarze und grüne. Viele kunstvoll verziert andere schlicht und eintönig.
 

"Nach was suchst du denn?", flüsterte ein fremde Stimme hinter ihm. Erschrocken fuhr er herum.

Hinter Sam stand ein großer schwarzhaariger Mann und grinste ihn breit an.
 

"Freut mich dich kennen zu lernen, Sam. Mein Name ist Rafael. Kannst mich aber Ray nennen!", sagte er und hielt ihm die Hand hin. Sam dachte nicht im Traum daran ihm die seine zu reichen. Mit zusammen gezogenen Augenbrauen sah er den anderen etwas größeren Mann an. Er war höchstens zwei drei Jahre älter als er.
 

"Okay, dann nicht. Na, schon was nettes gefunden?", fragte der Schwarzhaarige, ging an ihm vorbei und verschwand zwischen den nächsten beiden Reihen.

Er war groß, trug alte verwaschene Jeans und ein rotes Hemd über einem schwarzen T-Shirt.
 

"Wer sind Sie?"
 

"Bitte...nenn mich Ray.", grinste er über die Schulter.
 

"Wer bist du und was tust du hier?", fragte Sam erneut. Es machte ihn nervös hier mit dem anderen zu stehen. Er hatte nicht mit gekriegt das er nicht allein war. Wer weiß wie lange der andere schon hier bei ihm war und ihn leise beobachtet hatte. Er hatte strahlend grüne Augen, die ihn mit wissendem Blick ansahen. Sam fühlte sich unwohl in dessen Nähe. Er wollte hier einfach nur weg, aber er konnte nicht. Irgend etwas ihn ihm sagte ihm das er bleiben solle, das es wichtig war.
 

"Ich bin ein Jäger, wie du. Naja, nicht ganz wie du."
 

"Ein Jäger?", fragte Sam misstrauisch nach. Er ging ein paar Schritte zurück, doch der andere folgte ihm und sah ihn dabei breit grinsend an.
 

"Keine Panik! Ich bin dir nicht gefolgt, um dir irgendwelche schlimmen Dinge anzutun. Außer du willst es!", schmunzelte er anzüglich und ging einen Augenblick später wieder zurück. Sam schlug das Herz bis zum Hals. Der Kerl ging ihm unter die Haut und das nicht im positiven Sinn. Er sollte sich besser in Acht nehmen.
 

"Du bist R.! Warum hast du mich eingesperrt? Was willst du von mir?"
 

"Dir helfen. Ich weiß was du suchst."
 

"Ach und woher?" Sam sah zu wie Ray vor einem Regal stehen blieb und einige dickere und dünnere Bücher raus zog und sie auf seinem Unterarm gestapelt trug.
 

"Ich hab euch, dich und deinen Bruder schon die ganze Zeit beobachtet. Ihr macht einen guten Job. Das ist mein ernst! Aber diese Sache war anders, als das übliche was ihr sonst so habt..."
 

"Wie meinst du das?"
 

"Dieser Dämon war besser vorbereitet, als ihr. Sie hatte euch erwartet."
 

"Woher weißt du das? Und warum beobachtest du uns?" Sam erschrak, als Ray sich plötzlich zu ihm umdrehte. Er kam auf ihn zu und gab ihm die Bücher, die er gesammelt hatte.
 

"Hier sind Bücher, in denen findest du etwas womit du Dean helfen kannst."
 

"Erklär mir das!", schrie Sam und warf die Bücher zu Boden. Drohend ging er auf ihn zu und griff in seine Jacke. Er hatte sein Messer vergessen. Verdammt! Egal, es würde auch so gehen.

Schnell packte er den Größeren beim Kragen und warf ihn gegen das nächste Regal, ohne ihn loszulassen.
 

"Sag mir alles was ich wissen will oder..."
 

"Oder was? Bringst du mich dann um?"
 

"Warum nicht? Wäre doch eine Möglichkeit."
 

"Na, na. Wie gehst du mit dem Retter deines geliebten Bruders um?", grinsend hob er seine Hände und entwand sich seinem Griff.
 

"Du hast Dean...und der Dämon...was...?", verwirrt sah Sam nach oben in das vorwitzige Flackern der Augen des anderen.
 

"Ja. Keine Panik den Dämon hab ich natürlich erledigt!", flüsterte er und kam mit seinem Gesicht näher.

Sam zuckte zurück. Er sollte jetzt besser gehen, dass war zu viel auf einmal. Schnell ging er zu den Büchern, hob sie auf und wollte gehen, als er den starken Griff des anderen um seinen rechten Oberarm spürte.

Ruckartig entzog er sich ihm.
 

"Was willst du?", schrie er.
 

"Ich habe ganz schön was auf mich genommen, als ich deinen Bruder gerettet habe...und ich meine ich hab mir eine kleine Belohnung verdient."

Verwirrt schüttelte Sam den Kopf.

Was sollte das ganze hier, fragte er sich und wollte nur noch weg.
 

"Vielleicht den kleinen Bruder, als Belohnung?!" Erschrocken riss Sam die Augen auf, als Ray ihn plötzlich am Hemd packte und zu sich heran zog. Er wollte sich wehren, als der andere ihn in den Hals biss.

Er biss nicht richtig. Es war eher ein Saugen und Knabbern. Sam spürte wie ihm Galle die Speiseröhre empor kroch. Zäh und unaufhaltsam.

Wie wild zerrte und schlug er den anderen, ohne groß was ausrichten zu können.
 

Panisch fuhr sein Knie nach oben und traf den anderen direkt in den Bauch. Stöhnend ließ dieser von ihm ab und sackte etwas in sich zusammen. Sam nutzte diesen kurzen Augenblick und verpasste Ray einen gezielten Hieb ins Gesicht.

Verdammt, was hatte der sich dabei nur gedacht?

Er musste hier weg!

Schnell nahm sich Sam wieder die Bücher, die bei dem kleinen Übergriff eben fallen gelassen hatte. Mit einem kurzen Blick zurück auf den anderen, der sich lachend den Bauch hielt.
 

"Du machst dich nur noch interessanter, Sammy!"

Schnell verließ Sam den Raum und lief, bis er das Gebäude verlassen hatte.

Er atmete tief ein und aus, um sich wieder zu beruhigen.

Sam wusste nicht warum ihn diese Situation so aus der Fassung gebracht hatte, aber das war jetzt auch nicht mehr wichtig. Er wusste jetzt das der Dämon tot war und er und Dean die Stadt verlassen konnten. Am besten so schnell wie möglich. Dieser Ray machte ihn nervös, er konnte es nicht erklären, aber es machte ihm angst.

Er sah sich um. Der andere war ihm nicht gefolgt.

Schnell lief er die Straße entlang, zurück zu dem etwas weiter entfernten Motel, indem sich gerade Dean befand.

Die Straßen waren wie leer gefegt.

Keine Menschenseele war zu sehen.

Ein leises Rascheln in den Büschen neben ihm ließen ihn zusammenfahren, doch es war nur eine kleine Katze, die ihm vor die Füße sprang und unter dem nächsten Auto verschwand.
 

Als er den Parkplatz des Motels betrat sah er sich noch einmal vorsichtshalber um, aber ihm war keiner gefolgt.

Schnell schloss er die Tür auf und trat durch den kleinen Spalt.

Im Innern war es stockdunkel, aber das interessierte ihn nicht. Er schloss von Innen mehrmals ab und lauschte angestrengt. Nichts war zu hören, außer dem leisen Schnorcheln von Dean.

Seufzend legte er die Stirn an das kalte Holz der Tür.

Ein leises Rascheln hinter ihm war zu hören. Dean, der schlafend auf seinem Bett lag hatte sich von der Seite auf den Bauch gelegte hatte.

Schmunzelnd ging er auf ihn zu und ging neben ihm in die Hocke.

Sanft ließ er die Finger über die Wange von Dean fahren, auf der sich schon ein kleiner Bart breit gemacht hatte. Lächelnd sah Sam zu wie er seinen Kopf näher an seine Hand schmiegte.

Deans Augen zuckten leicht, als Sam seine Hand wegzog und aufstehen wollte.
 

"Sammy? Wie spät ist es?", nuschelte er und versuchte aufzustehen, doch Sam legte behutsam eine Hand auf seine Schulter und drückte ihn zurück.
 

"Schlaf ruhig weiter! Es ist alles in Ordnung.", flüsterte er.

Dean schloss beruhigt die Augen und war kurz danach wieder eingeschlafen.
 

Langsam ging er immer noch durch das immer noch dunkle Zimmer hinüber zum Badezimmer.

Er schloss die Tür leise hinter sich, um den anderen nicht wieder zu wecken. Schweren Schrittes ging er zum Waschbecken und stützte sich auf. Er sah sein müdes Gesicht im Spiegel und lächelte schräg. Er war weggerannt wie ein Feigling, aber dieses Gefühl hatte ihn einfach übermannt.

Verwundert sah er sein Spiegelbild genauer an. Sam zog den Kragen seines Hemdes beiseite und zum Vorschein kam ein riesiger roter Knutschfleck.

Dieser Ray war so was von tot!

Schwermut

Die junge Frau am Tresen gab ihm lächelnd die zwei Becher, in denen eine schwarze Flüssigkeit vor sich hin dampfte.
 

"Zwei Kaffee, bitte sehr.", sagte sie, während sie mit einer Hand die blonden Strähnen, die ihr wild gelockt ins Gesicht hingen.
 

"Danke. Schönen Tag noch.", sagte Dean, bezahlte, drehte sich um und ging zu ihrem Tisch zurück.

In dem Café waren viele junge Leute, die sich an Tischen zusammen setzten und redeten und lachten. Dean ging an einigen voll besetzten Tischen vorbei zu ihrem an dem Sam saß und aus dem Fenster starrte.

Er hatte sich nicht einen Zentimeter bewegt, seit er vor fünf Minuten Kaffee holen gegangen war. Dean blieb stehen und betrachtete ihn. Er sah müde und irgendwie mitgenommen aus. Als er heute morgen aufgewacht war, war Sam schon wach gewesen. Er hatte ihre Sachen bereits zusammen gepackt und darauf bestanden sofort weiter zu fahren.

Warum wollte er ihm nicht sagen was ihn so bedrückte?

Dean ging weiter und setzte sich Sam gegenüber. Er schob den Becher über die Tischplatte und räusperte sich laut.

Sam zuckte leicht zusammen, blickte ihn an und lächelte leicht.
 

"Danke. Wir sollten bald weiter."
 

"Wir sind doch erst angekommen. Lass uns was essen."

Sam zuckte kurz mit den Schultern und sah wieder aus dem Fenster.

Was war nur mit ihm los? Dean wusste nicht was er sagen sollte. Er betrachtete ihn dabei wie er hinaus sah und die Menschen beobachtete, während er seinen Kaffee trank. Dean fehlte sein Lächeln. Wann er ihn das letzte Mal glücklich gesehen hatte wusste er nicht mehr. Auf jeden Fall war es schon viel zu lange her.
 

"Was hast du da an deinem Hals?", fragte er, als ihm das große weiße Pflaster in seiner Halsbeuge auffiel. Sam drehte sich wieder zu ihm und errötete leicht.
 

"Ich hab mich geschnitten. Heute morgen beim rasieren.", sagte er und sah auf seinen Kaffee hinab.
 

"Du rasierst dich am Hals?", fragte Dean mit zusammen gezogenen Augenbrauen.
 

"Ich b...bin halt gründlich!", entgegnete Sam nervös. Er spielte mit dem Pappring, der um den Becher hing.
 

"Aha, gründlich also. Ich möchte gar nicht wissen wo du dich sonst noch überall rasierst, oder doch?"

Dean grinste breit, als Sam sich an dem Schluck Kaffee verschluckte und zu husten begann. Dean kam um den Tisch und klopfte ihm sachte auf den Rücken.
 

"Geht schon. Danke!" Dean setzte sich zurück, als eine Kellnerin mit seinem Essen kam. Auch vor Sam stellte sie einen Teller ab. Sam sah fragend zu Dean, der schon begonnen hatte.
 

"Iss!" Seufzend griff er nach dem Besteck und begann.
 

"Wir sollten bald zurück. Der Dämon läuft noch frei herum. Wir müssen sie aufhalten, bevor sie noch schlimmere Sachen macht!", sagte Dean und ließ ein riesiges Stück Steak in seinem Mund verschwinden.
 

"Das mit dem Dämon ist erledigt!", entgegnete Sam und nahm erneut einen Schluck Kaffee. Dean stockte in seiner Tätigkeit und sah zu seinem gegenüber.
 

"Was meinst du damit?"
 

"Der Dämon ist tot!"
 

"Wie? Wann? Warst du es?" Entsetzt ließ Dean seine Gabel fallen.

"Was hast du gemacht?"
 

"Nichts!" Dean legte zweifelnd den Kopf schief.
 

"Was hast du gemacht?"
 

"Ich sagte doch schon, dass ich nichts gemacht habe. Ein anderer Jäger sagte mir was passiert ist. Er hat sie getötet."
 

"Wer ist dieser Jäger? Kenn ich ihn?", bohrte Dean nach.
 

"Nein, auch ich habe ihn gestern das erste Mal gesehen. Und wahrscheinlich sehen wir ihn so wieso nie wieder!", erwiderte Sam und hoffte in Gedanken, dass sie diesen Kerl wirklich nie wieder sehen würden.
 

"Was ist mit dir? Warum guckst du so?" Sam schüttelte nur den Kopf und aß weiter.

Betrübt sah Dean wie Sam den Blick senkte und dem seinen auswich so gut es ging. Das tat er schon eine Weile und es fühlte sich gar nicht gut an. Es war, als wüsste Sam von Sachen, die ihm nicht behagten. Die ganze Fahrt über hatte er stumm aus dem Fenster gestarrt und ernst seinen Gedanken nachhing. Es war ja nicht so, dass er sonst nicht seinen Gedanken nachhing, wenn sie auf der Fahrt zu einem neuen Job waren. Diesmal war es anders. Sam wich seinen Blicken aus, sprach nur wenn es nötig war und war immer in Gedanken. Er reagierte ziemlich spät wenn er ihn ansprach.

Dean wusste nicht ob es vielleicht zu früh war sich Sorgen zu machen, aber er würde dem anderen seine Zeit lassen, für was er sie auch brauchte. Er schien etwas zu verarbeiten, was er ihm nicht sagen konnte oder wollte.
 

Sam spürte Deans Blicke und drehte nervös den Becher Kaffee in den Händen. Warum beobachtete der andere ihn die ganze Zeit, als würde er im nächsten Moment total durchdrehen.

Ob der Dämon ihm irgend etwas erzählt hatte. Sam musste die ganze Zeit daran denken.

Eigentlich konnte das gar nicht sein. Die Zeit war einfach zu knapp dafür gewesen, aber er konnte das Gefühl nicht ignorieren, dass es zwischen Dean und ihm nicht mehr so war wie vorher.

Betrübt sah Sam auf seinen Teller. Der Hunger war ihm vergangen.

Was sollte er bloss tun, wenn es raus kommt?

Würde Dean noch genauso mit ihm umgehen wie vorher oder ihn weiter so behandeln.

Er ließ nicht mal zu das er ihn berührte. Jedesmal wenn Sam seine Verbände wechseln musste versuchte Dean es erst allein, bis er nach langen hin und her doch zugab, dass er Hilfe brauchte.

Solange er bei ihm war, fühlte Sam sich sicher, aber was war jetzt? Wenn Dean ihn weiter so behandeln würde, wusste er nicht was er machen sollte.

Verzweifelt hob Sam den Blick, um direkt von den Augen des anderen gebannt zu werden.
 

"Was?", entgegnete Sam, als er den fragenden Blick von Dean wahrnahm.
 

"Nichts! Iss was." Dean deutete auf dessen Teller, denn er kaum angerührt hatte.
 

"Ich bin satt."
 

"Wenn du meinst..." Sam schluckte trocken, um den Kloß in seinem Hals los zu werden, der ihm die Luft nahm.
 


 

Über sechs Stunden hatten sie sich während der Fahrt angeschwiegen. Sam war nun völlig sicher das Dean über seine Gefühle Bescheid wusste. Er hatte nicht wie sonst benommen, war in seinen eigenen Gedanken versunken.

Am schlimmsten waren die Blicke, die er ihm zu warf, wenn er dachte Sam würde es nicht merken.

Seufzend beugte er sich nach vorn, um an seine Tasche zu kommen. Er hatte sich die Bücher, die dieser Ray ihm gegeben hatte eingepackt. Neugierig betrachtete er die Buchtitel und wählte eines aus.

Er blätterte ratlos darin herum, als ihm eine Seite besonders ins Auge fiel.

Es ging um stumme Flüche, deren Anwendung, Nutzen und Umkehrung.

Wer hatte denn dieses Buch geschrieben, der Teufel persönlich?

Seite für Seite genaue Anleitungen und Hinweise zur praktischen Anwendung.

Aber nirgendwo stand etwas davon, dass dem Opfer etwas in den Rücken geritzt wird. Dieser Ray musste sich geirrt haben. Bestimmt hatte er nur so getan, als ob um zu verhindern das er zu schnell wieder ging.

Sam atmete tief ein und aus, während er das Buch wieder zurück legte. Deans Wunden würden ganz normal heilen und dann war wieder alles in Ordnung, hoffte Sam. Er hatte sich nicht verändert, war nicht verwirrt, irre oder so. Das Einzige was komisch war, war das Dean Abstand hielt. Das wurmte Sam mehr als er zugeben wollte.
 


 

Dean war müde. Sie fuhren jetzt schon sehr lange auf dieser trostlosen Straße. Ab und zu wuchs am Straßenrand ein Busch, sonst war nur karges Land zu sehen, etwas weiter entfernt vielleicht mal ein kleines Wäldchen.

Genervt drückte Dean das Gaspedal weiter durch. Er wollte so schnell wie möglich ins nächste Motel und sich hinlegen. Sein Rücken schmerzte wieder. Es war zum Verzweifeln entweder schmerzte er oder er juckte. Dean konnte nicht sagen was unangenehmer war. Am liebsten würde er jetzt eine schöne lange Dusche nehmen, aber das würde wahrscheinlich noch schmerzhafter werden. Verflucht, wenn dieses Miststück nicht schon tot wäre...

Sam hatte gemeint, dass dieser andere Jäger sie erledigt hatte. Wie hatte der das allein nur geschafft?

Dean sah kurz aus dem Augenwinkel zu Sam, der neben ihm saß und immer wieder aus dem Fenster, dann auf seine Hände und dann wieder aus dem Fenster sah. Er wirkte nervös, als würde er auf irgend etwas total Wichtiges warten. Normalerweise würde er ihn mit Fragen löchern und über alles unendlich lange reden wollen.

Die Frage, die Dean schon die ganze Zeit auf der Zunge lag, wäre ihm beinahe rausgerutscht, aber er hatte ja beschlossen dem Jüngeren Zeit zu geben es zu verarbeiten. Er war sich nun mehr als sicher, dass dieses dämliche Miststück ihm alles erzählt hatte. Verdammt, Sammy hätte es nicht so erfahren sollen. Dean dachte die ganze Zeit an diese Erinnerung, die er gesehen hatte. Seine Mutter wirkte so glücklich, sie hatte die ganze Zeit über gestrahlt. Aber sie war nicht schwanger gewesen und schon gar nicht so weit, wie sie hätte sein müssen, wenn sie mit Sam schwanger gewesen wäre. Sam war auch bestimmt kein Frühchen gewesen, daran hätte er sich erinnert. Aber warum wusste er gar nichts? Sein Vater hatte ihm nie etwas davon erzählt oder auch nur erwähnt.
 


 

In der Ferne konnte er die Leuchtreklame eines Motels erkennen. Endlich!

Erleichtert drückte er noch mehr aufs Gas, bis sie auf den kleinen fast leeren Parkplatz vor dem Gebäude fuhren.
 

"Ich besorg uns ein Zimmer!", meinte Dean kurz an Sam gewandt und stieg aus.

Sam sah seinem Bruder traurig hinterher. Blieb es jetzt dabei? Gelegentlich ein paar Worte, wenn es nicht anders ging?

Konnte Dean ihm nicht einfach ins Gesicht sagen wie krank er ihn fand. Sich in seinen eigenen Bruder zu verlieben, dass war echt krank.

Sam sah nach vorn, wo er durch die Scheibe des Gebäudes Dean mit dem Motelbesitzer reden sah. Er spürte wie die Tränen in ihm aufstiegen. Doch er ließ nicht zu sich jetzt so schwach zu zeigen. Heulen wie ein kleines Mädchen, dass fehlte ihm ja nur noch.

Wie konnte es nur so weit kommen?

Sam wollte nicht das Dean von seinen Gefühlen wusste, er wollte es für sich behalten, bis es sich verflüchtet hatte. Irgendwann wäre er sicher darüber

hinweg gekommen, ohne das sein Bruder was davon mitgekriegt hätte.
 

Dean kam wieder auf den Wagen zu und erhob die Hand mit den Schlüsseln.

Sam stieg aus dem Impala und streckte sich erst Mal. Der Ältere war zum Kofferraum gegangen und holte ihre Taschen heraus, ohne in Wort an Sam zu verlieren gab er ihm die seine und ging zielstrebig auf eine Tür rechts von ihnen an. Seufzend folgte Sam ihm.

Das Zimmer war eines von vielen. Das Notwendigste wie zwei Betten, ein Schrank, ein Tisch, der Fernseher und ein kleiner, alter Kühlschrank waren vorhanden. Alles war ein bisschen schäbig und dreckig, aber es ging.

Dean warf seine Tasche neben das Bett was näher an der Tür stand und warf sich auf eben dieses.

Tief atmete er ein und wieder aus. Die Bettwäsche roch nach chemischen Reinigungsmitteln. Seit er klein war nannte er diesen Geruch Zuhause. Völlig entspannt wollte er sich leicht umdrehen, als seine Wunden sich wieder zu Wort meldeten. Stöhnend setzte er sich gerade hin und zog sich vorsichtig die Jacke und sein T-Shirt aus. Der Verband hatte sich gelockert und war etwas verrutscht. Die Bänder bewegten sich bei jeder Bewegung über seine Wunden und reizten sie somit noch mehr, als sie ohnehin schon waren.
 

"Halt still! Ich mach das schon.", meinte Sam, der plötzlich hinter ihm saß und sanft über seinen Rücken strich.
 

"Nein! Das kann ich allein!", quetschte Dean zwischen zusammen gepressten Zähnen hervor, sprang auf und flüchtete ins Bad.

Als er die Tür hinter sich zu schloss entließ er den Atem, den er unbewusst angehalten hatte, als Sam ihn berührt hatte.

Er musste den Jüngeren nicht ansehen, um zu sehen das er sich die Schuld zu schob.

Er konnte nichts tun um ihm zu helfen.

Dean machte ihm keine Vorwürfe, aber das nahm Sam nicht die Schuldgefühle. Dean presste wütend die Zähne zusammen und machte sich daran die Verbände zu wechseln.

Was war nur mit ihnen passiert?
 


 

Sam lag da und sah an die dunkle Decke, an der wenn ein Wagen vorbei fuhr die Lichter der Scheinwerfer ihre Streifen zogen und verschiedenen Muster zeigten.

Er konnte nicht schlafen.

Diese ganze Situation war einfach zu viel für ihn. Deans Reaktion vorhin hatte seine Befürchtungen bestätigt. Der andere wusste Bescheid über die Gefühle, die Sam für ihn hatte.

Sam spürte den Kloß wieder in seinem Hals.

Er lag schon einige Stunden wach und dachte nach, wie er das mit Dean wieder einrenken konnte.

Ihm fiel nichts ein!

Dean wollte nicht mit ihm reden, er beachtete ihn nicht, beobachtete ihn aber, als würde er gleich über ihn herfallen wie ein Irrer, dass konnte und würde so nicht weiter gehen.

Er hatte sich entschlossen weg zu gehen und den anderen seinen Frieden zu lassen. Dean war sicher besser ohne ihn dran. Er musste sich nicht ständig mit ihm herum schlagen, keine Sprüche seinerseits mehr.

Und wenn er einsam war konnte er ja wieder irgendwelche Mädchen aufreissen. Vielleicht war es besser so!
 

Leise stand Sam auf, während er die schlafende Silhouette Deans beobachtete, der weiter friedlich vor sich hin schlummerte und gelegentlich leise seufzte.

Sam hatte sich diesen Abend nicht umgezogen, sondern einfach mit Straßenklamotten hingelegt. Darauf achtend keine zu lauten Geräusch zu verursachen nahm er seine Tasche und bewegte sich in Richtung Tür.

Deans Gesicht war völlig ruhig und entspannt. Keine Regung zeigte sich auf diesem, als Sam vor ihm auf die Knie ging und ihn traurig musterte.

Das war nun das letzte Mal, das er seinen Bruder so sehen würde. Er legte einen kleinen Zettel unter das Portemonnai, das auf dem Nachttisch lag.
 

Traurig beugte Sam sich zu dem anderen herunter und hauchte einen federleichten Kuss auf dessen Wange, bevor er schnell das Motelzimmer verließ.

Schnell und geräuschlos ließ er die Tür ins Schloss fallen und zog seinen Kragen hoch. Der Wind hatte aufgefrischt.

Sam sah sich um.

Wo sollte er jetzt nur hin?
 

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Hi Leute,

ich wollte mich nocheinmal ganz lieb bei euch bedanken, dass ihr diese FF lest und ganz doll möcht ich mich bei den Kommischreibern bedanken, die mich Woche für Woche ermutigen weiter zu schreiben!!! *ganz dolle drück*
 

*HDL*
 

L_Angel

Weg

Sam ging am öden Straßenrand entlang.

Der Morgen graute gerade. Die ersten Strahlen der Sonne breiteten sich aus.

Er lief schon seit Stunden die Straße entlang, aber kein einziges Auto in seine Richtung hatte sich blicken lassen. Seufzend wich er weiter größeren Pfützen aus. Er war nicht so weit gekommen, wie er gedacht hatte. Es war schwieriger als erwartet, aber die letzten zwei Kleinstädte hatten keine Busstationen, die weiter weg führten, als ins nächste Dorf.

Frustriert hatte er sich nach langem hin und her entschlossen zu Fuß zu gehen.

Sein Ziel war Lawrence, dass nicht weit entfernt war. Nur noch vier Kilometer trennten ihn von seiner alten Heimat. Und diese hatte wenigstens eine vernünftige Busstation von der aus er weg konnte.

Sam hatte sich noch nicht entschieden was genau er jetzt vorhatte. Er wusste nicht mal genau wohin. Nur eins war klar. Weg von Dean.

Sam war die ganze Nacht unterwegs gewesen und hatte somit auch viel Zeit zum Nachdenken gehabt. Für kurze Zeit hatte er überlegt einfach wieder umzudrehen, sich in sein Bett zu legen und zu tun, als wäre nie etwas passiert, hatte sich jedoch um entschieden.

Er brauchte Abstand, um sich seiner blöden Gefühle zu seinem Bruder zu entledigen.
 

Sam betrachtete traurig das Gras, welches neben der Straße den kleinen Graben und ein Stück dahinter bedeckte. Der immer noch ziemlich frisch Wind fegte hindurch und ließ es sich in alle Richtungen biegen. Vor ihm erhob sich ein kleiner Wald. Kleine und große Bäume standen an einander gereiht und wuchsen um die Wette.

Sam schloss entspannt die Augen und atmete tief ein und aus. So ein langer, wirklich langer Spaziergang war eigentlich gar nicht so schlimm, wenn einem die Füße nicht wie irre schmerzten und der Magen nicht rebellisch knurrte.
 

Ein ihm wohlbekanntes Grölen ließ Sam zusammen fahren, ohne groß Zeit mit gucken zu verschwenden sprang er über den kleinen Graben und verschwand im Unterholz hinter einigen Bäumen und trat prompt in einen alten Kaninchenbau. Sein Fuß verschwand bis zum Knöchel in dem Loch, doch es interessierte ihn fürs erste nicht. Neugierig sah er durchs Gestrüpp auf die Straße.

Ein kleiner alter Daimler fuhr an ihm vorbei.

Erleichtert atmete er aus.

Es hatte sich angehört, als hätte Dean ihn bereits mit seinem Impala eingeholt. Das wäre mehr als peinlich gewesen!!

Ächzend zog er seinen Fuß wieder aus dem Loch und schüttelte die Erde ab, die an diesem klebte. Warum hatte er immer er solch ein Pech? Naja, wenigstens hatte er bei diesem Ausweichmanöver nicht seinen Schuh verloren.

Sam sprang wieder über den kleinen Graben und sah dem Wagen hinterher.

Schade eigentlich. Das wäre seine Chance gewesen schneller voran zu kommen, aber hatte wirklich geglaubt Dean wäre da.

Wie war es eigentlich so weit gekommen, dass er sich in solch einer Situation panisch in die Büsche warf?

Kopfschüttelnd ging er weiter.
 

Als er das Motel verlassen hatte, hatte er an der Straße einen Trucker angehalten, der ihn mitnehmen wollte. Aber das war nicht lange auszuhalten gewesen, da der Fahrer, der sich als Frank vorgestellt hatte ihm die ganze Zeit mit seiner Freundin in den Ohren hing. Der ganze Truck war ein Altar für jene Freundin. Überall Bilder, Plüschtier von ihr oder andere Gegenstände, die alle eine Geschichte hatten. Frank meinte, dass er aber im Moment zu traurig wäre um sie ihm alle zu erzählen. Erleichtert hatte Sam ausgeatmet. Das hätte jetzt nicht sein müssen.

Frank hatte gerade mit seiner Freundin einen großen Streit gehabt und war deshalb sehr niedergeschlagen gewesen. Sam hatte die Befürchtung, dass der andere jeder Zeit in Tränen ausbrechen konnte und hatte sich früh von ihm verabschiedet.

Den restlichen Weg hatte er mit Müh und Not zu Fuß hinter sich gebracht.

Sam hätte an was zu Essen denken sollen. Wieder ließ sein Magen ein lautes Knurren hören.

Auch die Müdigkeit kroch langsam in ihm hoch. Wenn er bald in Lawrence ankam, sollte er sich für kurze Zeit ein Zimmer nehmen und schlafen. Aber nicht für lange, nicht das Dean die Zeit nutzte und ihn ausfindig machte. Wäre ja schön blöd über Nacht abzuhauen, am Tag zu schlafen und dann auf den anderen zu treffen.

Nur für ein paar Stunden, dann wollte er den nächsten Bus zur nächsten größeren Stadt nehmen und dort in einen anderen steigen und weit weg fahren.

Vielleicht sah er vorher noch kurz bei ihrem alten Haus nach dem Rechten, aber er sollte sich besser ranhalten und dann so schnell wie möglich seine Spuren verwischen.
 

Eineinhalb Stunden später warf sich Sam auf ein weiches Bett in dem Zimmer, das er sich gerade gemietet hatte. Genießerisch streckte er sich aus und schloss die Augen, aber er hatte zu großen Hunger um gleich auf der Stelle einzuschlafen. Also machte er sich erstmal über die vielen Kleinigkeiten her, die er sich aus dem Automaten vor der Tür ausgesucht hatte und zog sich dabei eiligst die Schuhe aus.

Am besten zog er sich später bequemere an.

Nachdem er alles vertilgt hatte und einigermaßen satt war zog er sich weiter aus und kroch unter die Decke.

Er stellte sich noch kurz den Wecker, um nicht zu verschlafen und schlief auf der Stelle ein.
 


 


 


 

Ruckartig öffnete Dean die Augen und sah sich im schon hell von der Sonne getauchten Zimmer um. Wie spät war es bloss? Dean hatte das Gefühl viel zu lange geschlafen zu haben. Mit den Händen rubbelte er sich kurz durchs Gesicht und drehte sich auf die Seite, um auf den Wecker sehen zu können.

Es war schon fast Mittag. Verdammt! Warum hatte Sam ihn den heute nicht geweckt? Der andere wusste doch wie sehr er es hasste eine Mahlzeit zu verpassen. Grummelnd richtete er sich langsam auf und sah sich um. Er war allein. Das Bett neben dem seinen war leer. Dean lauschte. Nein, auch das angrenzende Badezimmer schien leer zu sein.

Okay, wenn Sam ohne ihn essen gegangen war, dann konnte dieser sich schon mal eine gute Ausrede einfallen lassen.

Langsam stellte Dean sich hin.

Sein Bein schmerzte etwas, aber nicht schlimm. Immerhin konnte er Auto fahren. Sam hatte nicht wirklich einverstanden geguckt, als er meinte, dass er fahren würde oder sie blieben länger in diesem Kaff. Der andere hatte eingesehen, dass es für Dean keine andere Möglichkeit gab und hatte ihn fahren lassen.

Dean sah auf sein Bein hinab, dessen Wade immer noch dick war.

Sie nahm jetzt eine ungesunde blaue Färbung an. Dean nahm kopfschüttelnd den Blick davon. Er hatte im ersten Moment, als diese Dämonin ihm das Bein verdreht hatte wirklich gedacht sie hätte es gebrochen. Das hatte er geschworen! Glück gehabt!

Dean ging um Sams Bett herum in Richtung Bad.

Er brachte jetzt erstmal eine schöne heiße Dusche, um seine Muskel zu entspannen.

Das Bad war wirklich leer, als er es betrat. Früher hatte Sam sich immer hier versteckt, wenn er sich wieder einmal mit ihrem Vater gestritten hatte.

Doch das Badezimmer war leer.

Was soll´s?

Gähnend entledigte Dean sich seiner Klamotten und stellte sich in die winzige Duschkabine. Er stellte das Wasser an und ließ seufzend das heiße Wasser über seinen verspannten Rücken laufen. Die Einschnitte ziepten und schmerzten, aber er ignorierte es einfach und gab sich diesem entspannenden Gefühl hin, dass das Wasser auf seiner Haut zurück ließ.
 

Nach einer guten halben Stunde beendete Dean widerwillig die Dusche, da er ein Geräusch von nebenan gehört hatte. Schnell warf er sich ein großes Handtuch um die Hüfte und ging ins Nebenzimmer, dass wider seiner Vermutung leer war. Sam war also doch noch nicht wieder da. Wo blieb der andere denn so lange? Hoffentlich brachte er ihm was zum Essen mit. Dean hatte das Gefühl schon seit Tagen nichts mehr zwischen den Zähnen gehabt zu haben.

Er ging quer durch den Raum zu seiner Tasche, suchte sie ein paar neue Sachen

heraus und zog sich an.

Dean sah auf den Wecker. Es war schon nach zwölf Uhr Nachmittags.

Wo blieb Sammy denn so lange?

Er sah sich um und erblickte einen kleinen gefalteten Zettel, der auf dem Nachttisch

neben seinem Bett lag. Als er vorhin aufgewacht war, war ihm dieser gar nicht

aufgefallen.
 

"Was soll das denn?", fragte er sich und entfaltete das kleine Papier.

Es war Sams Schrift.

Neugierig laß Dean alles und danach alles gleich noch einmal durch, um ganz sicher zu sein.

Sam war fort! Und zwar ohne ihn! Er musste erstmal seine Gedanken ordnen? Was sollte das denn bedeuten?

Panisch rannte er im Zimmer auf und ab, um die Sachen zusammen zu packen und schnellst möglichst im Wagen zu sitzen und den anderen zu finden. Erschrocken blieb er wie zur Salzsäule erstarrt stehen.

Der Wagen!

Langsam drehte er sich zur Tür und stürzte zum Fenster.

Gott sei Dank!

Der Impala stand zum Glück noch an dem Platz, an dem er ihn gestern geparkt hatte. Seufzend lehnte er seine Stirn an die Scheibe und schloss für kurze Zeit die Augen.

Warum tat er ihm das an?

Warum war er einfach in Nacht und Nebel verschwunden? Wusste Sam nicht wie sehr er ihm mit solchen Sachen weh tat?

Schnell machte er sich wieder daran die Sachen zusammen zu packen. Weniger als fünf Minuten später hatte er alles beisammen und saß fertig im Auto.

Grollend startete der Motor. Dean fuhr schnell vom Parkplatz in Richtung Landstraße.

Dean hatte bereits versucht ihn Sam anzurufen, aber hätte sich auch denken können das der andere es nicht an hatte oder wohl möglich ran ging.
 

Okay, wo war Sam wohl hin?

Dean dachte nach. Seine momentane Position auf der Landkarte und Sams normales Verhalten, dass konnte eigentlich nur eins bedeuten.

Schnell legte Dean den nächsten Gang ein und beschleunigte. Von hier aus brauchte er nur drei Stunden. Hoffentlich war Sam wirklich dort. Wenn er ihn fand würde der andere was erleben. Sich Nachts einfach aus dem Zimmer zu stehlen. Wo waren sie denn hier?

Wütend drückte er das Gas weiter durch.

Das Wetter wäre richtig zum Genießen gewesen, aber Deans Gedanken drehten sich nur um Sam.

Warum hatte der andere ihn ohne ein Wort zu sagen einfach verlassen?

Gut, sie waren keine Brüder, aber sie waren als welche aufgewachsen und hatte gemeinsam einiges durchgemacht. Zählte das denn gar nicht? Dean wollte seine Nähe nicht missen.

Oder war es Sam schon immer lässtig gewesen mit ihm rum zu fahren? Vielleicht war er nur da gewesen, weil er sich als sein Bruder dazu verpflichtet gefühlt hatte bei ihm zu sein. Besonders nach dem Tod ihres Vaters.

Dean wurde es bei diesen Gedanken schwer ums Herz.

Konnte der andere ihn vielleicht gar nicht ertragen?

Die Tatsache, dass Sam nur bei ihm blieb, weil er ihn seit dem Tot ihres Vaters nicht auch noch im Stich lassen konnte, versetzte ihm einen Stich.

Dean schüttelte den Kopf und konzentrierte sich wieder auf die Straße.
 

Nach zwei Stunden Fahrt verbot er sich alle Gedanken außer denen, die sich um das Finden von Sammy drehten. Ganz besonders von denen die zu tief in das Thema versanken. Das machte ihn nur schwermütig oder wütend. Wobei letzteres wahrscheinlicher war.

Er kniff die Augen zusammen, als er eine größere Silhouette in der Ferne erkennen konnte. Das konnte doch nicht etwa schon Sam sein, oder? Sam wäre in der ganzen Zeit doch sicher weiter gekommen, oder?

Er fuhr noch schneller, bis er die Person am Straßenrand besser sehen konnte.

Dunkel gekleidet, schwarzes langes Haar zu einem Zopf zusammen gebunden.

Okay, das war nicht Sam! Auf keinen Fall!

Der Fremde drehte sich um und streckte den Daumen raus, um zu signalisieren, dass er mitfahren wollte.

Dean fuhr ohne mit der Wimper zu zucken an ihm vorbei. Er hatte jetzt nun wirklich keine Zeit für so was!

Im Rückspiegel sah er den Fremden die Arme in die Luft werfen. Egal, er musste weiter. Außerdem hatte er wahrscheinlich zu viele Filme gesehen, in dem der Tramper die netten Leute, die ihn mitgenommen hatten aufs übelste abgeschlachtet hatte. Gut, dass er nicht nett war zumindest heute nicht.
 

"Was ist denn heute nur los?", fragte sich Dean, der in der Ferne schon wieder einen Tramper sah. Er konnte schon auf die Entfernung erkennen, dass auch dieser nicht Sam war. Genervt ignorierte er auch diesen und fuhr weiter. Im Rückspiegel betrachtete er ihn genauer. Hatte er diesen Tramper nicht vor ein paar Minuten erst überholt? Wie konnte der so schnell ohne Auto voran kommen? Und wenn er so schnell war warum trampte er dann? Dean schüttelte den Kopf und sah wieder nach vorn. Das hatte er sich sicher nur eingebildet.

Dean verschwendete keinen weiteren Gedanken an den Fremden und drehte die Musik lauter, als er irritiert die Stirn runzelte. Ein paar hundert Meter weiter entfernt konnte er den selben Tramper schon wieder sehen.

Was war denn hier los?

War er aus versehen in eine Zeitschleife eines Tricksers geraten oder was wurde hier mit ihm gespielt. Dean sah kurz auf den Plan. In einer halben Stunde würde er da sein.

Okay, dann wollte er mal nicht so sein und den Fremden in die nächste Stadt mitnehmen. Außerdem war er schon ein bisschen neugierig, was mit diesem Tramper war. Ein paar Meter an dem Fremden vorbei hielt Dean den Wagen an und wartete, dass der andere einstieg. Freudig kam dieser auch zur Beifahrertür und stieg ein.
 

"Danke! Ich dachte schon es hält keiner mehr an!", meinte der Fremde und zog die Tür zu.
 

"Ich nehm dich mit in die nächste große Stadt. Da endet meine Fahrt."
 

"Sehr gut! Das ist auch mein Ziel."
 

"Ich bin Dean.", meinte er und fuhr wieder an.
 

"Freut mich. Nenn mich Ray!"

Nicht sein Tag

Hi Leute,
 

ich wollte mich nur kurz entschuldigen, dass ich gestern nicht hochgeladen habe.

Aber gestern war einfach nicht mein Tag gewesen.

Erst saß ich bis 17. Uhr in der Arbeit, so viel hatten wir zu tun und danach steckte ich noch Stundenlang im Stau. *grummel*

Danach war ich so fertig, ich hatte nicht mal im Traum dran gedacht weiter zuschreiben, geschweige denn meinen Laptop auch nur anzufassen.

Bin nur noch wie tot ins Bett gefallen....

War echt ein sch**** Tag gewesen.

Ich hoffe ihr habt Verständnis!! m---m´
 

Viel Spaß beim Lesen und vielleicht beim Kommi da lassen!!!!?!!

Eure L_Angel^^
 


 


 

Es war dunkel und kalt.

Verwirrt sah er sich um. Niemand war bei ihm, aber er konnte in einiger Entfernung Schreie hören.

Er drehte sich mehrmals um die eigene Achse, um das Zimmer genauer zu betrachten. Es war leer. Nur eine Tür aus dunklem Holz war zu sehen. Durch den kleinen Spalt unter dieser Tür drang etwas Licht.

Sam trat schnell näher und wollte nach dem Griff greifen, als er merkte das da gar keiner war.

Irritiert tastete er das rauhe Holz ab, fand aber nichts um die Tür zu öffnen, als erneut ein Schrei hinter der Tür erklang. Panisch fing er an auf die Pforte, die ihm keinen einlas ließ einzuschlagen und zu treten. Doch sie gab keinen Millimeter nach. Sam wollte schreien, doch er brachte kein einziges , Wort heraus. Er ging in die Hocke um erstmal tief Luft zu holen und wieder einen klaren Verstand zu kriegen.

Wieder erklangen Schreie von der anderen Seite.

Hilflos sah Sam sich um, doch es gab hier nichts, was die Tür hätte einbrechen lassen können.
 

Auf der gegenüber liegenden Seite war ein kleines Fenster, durch das kein Licht drang. Schnell sprang Sam wieder auf und lief zu diesem hin. Vielleicht konnte er ja erkennen wo er sich befand.

Als er durch das dreckige Glas nach draußen sah, stellte er fest, das sein Gefängnis der Keller eines normalen Vorstadthauses sein musste. Es war dunkel und das spärliche Licht, dass von den Straßenlaternen aus ging reichte nicht, um die ganze Straße vollständig zu beleuchten, doch selbst in der düsteren Beleuchtung kam sie ihm irgendwie bekannt vor.

Kein Mensch weit und breit zu sehen, der ihm helfen konnte.

Sam nahm seinen Blick von der Straße und besah sich das Fenster. Klein, aber nicht zu klein für ihn. Mit etwas Glück könnte er da durch passen, dachte er, als ein leises Kratzen hinter ihm erklang.

Erschrocken drehte er sich um und starrte auf die Tür, die jetzt plötzlich doch einen Türknauf besaß. Wollte die Tür ihn verarschen??

Das Kratzen oder eher Scharren erklang wieder.

Sam wollte gerade näher treten, als die Tür mit einem lautem Knall aus den Angeln gerissen wurde und er von irgend etwas erfasst und gegen die Wand mit dem kleinen Fenster hinter ihm geschleudert wurde. Benommen stützte er den Kopf in seine Hände, bevor er seinen Blick erhob, um zu sehen was durch die Tür gekommen war.

Es war dunkel.

Sam kniff die Augen zusammen, um etwas erkennen zu können, aber das Einzige was er sah waren leuchtend rote Augen, als der blendende Schmerz hinter seinen Augen einsetzte und ihm die Sehkraft nahm.
 

Erschrocken setzte Sam sich im Bett auf, doch das war ein Fehler. Sein Kopf schmerzte furchtbar. Stöhnend rieb er sich die pochenden Schläfen und hob die Beine aus dem Bett.
 

"War das etwa eine Vision?!", meinte Sam zu sich selbst und griff neben das Bett nach der Wasserflasche, die er vor ein paar Stunden dort hin gestellt hatte. Entsetzt riss Sam die Augen auf und sah auf die Wanduhr, die seinem Bett gegenüber hing.

Es war schon Nachmittag? Sam sprang auf und bereute es schon im nächsten Augenblick. Er hielt sich den pochenden Kopf und setzte sich wieder.
 

"Aspirin. Ich brauche ´ne Aspirin! Und zwar schnell!" Sam begab sich auf die Suche nach seiner Tasche, in der er immer welche für solche Fälle dabei hatte.

Nach, für ihn endlosen Minuten fand er die kleine Packung und schluckte zwei der Pillen.
 

Sam beeilte sich, um schnell seine Sachen wieder beisammen zu haben. Er musste schnell weg.

Dean war ihm sicher schon auf den Fersen.

Belustigt sah er sich um. Jetzt war er doch tatsächlich schon vor seinem eigenen Bruder auf der Flucht.

Kopfschüttelnd sah er aus dem Fenster. Hoffentlich gab Dean irgendwann auf, dass ewige Weglaufen würde er sicher nicht aushalten.

Gedankenverloren starrte er aus dem Fenster, als sein Handy plötzlich anfing zu klingeln. Sam sah auf dem Display Bobbys Namen blinken und ging ran.
 

"Hey Bobby! Was gibt's?", fragte Sam und setzte sich wieder aufs Bett.
 

"Was gibt's? Was gibt's? Sag mal bist du noch zu retten?", schrie ihm Bobby vom anderen Ende der Leitung entgegen.

Okay, anscheinend wusste er Bescheid. Das konnte ja lustig werden!
 

"Bobby, hör zu. Es tut mir Leid, aber..."
 

"Es tut dir Leid? Das ist ja toll! Ich dachte ihr wärt tot! Keine Nachricht von euch und auf dem Handy seid ihr auch nicht zu erreichen! Was, zum Teufel ist da mit euch passiert?", motzte Bobby. Sam lachte innerlich. Er hatte keine Ahnung! Bobby hielt ihm keine Standpauke, weil er abgehauen war!
 

"Entschuldige, dass wir uns nicht gemeldet hatten. Es ist alles gut gelaufen. Der Dämon ist tot! Sie war eine Zarin. Ein Dämon, der zu den Daevas gehört und Menschen das Leben aussaugt. Das geraubte Leben macht sie jung. Die verschwundenen Kinder waren gar nicht verschwunden, sondern einfach nur alt und so für niemanden zu erkennen.", klärte Sam den anderen kurz auf.
 

"Aha! Und mit euch ist alles in Ordnung?"
 

"Ja uns geht es gut. Keine Sorge!", beruhigte Sam ihn.
 

"Was ist mit euren Handys los, Jungs? Bei Dean ist dauernd besetzt und bei dir geht keiner ran!" Seufzend wechselte Sam das Ohr.
 

"Dean versucht irgend jemanden zu erreichen und ich hab es einfach nicht gehört. Sorry!"
 

"Ja, ja. Solange nichts Schlimmes passiert ist. Du, weshalb ich anrufe war was anderes. Jenny, die Frau die jetzt in eurem alten Haus wohnt, hat versucht euch zu erreichen und über Missouri dann mich erreicht. Sie hat wieder ein Problem im Haus und fragte ob ihr euch das mal ansehen könntet." Im Hintergrund konnte Sam hören, dass Bobby an einem lauten Ort war. Vielleicht ein Restaurant.
 

"Na klar. Wir machen uns umgehend auf den Weg."
 

" Gut. Grüß Dean von mir und seid vorsichtig! Ach, und meldet euch, damit ich auch Bescheid weiß, dass es euch gut geht. Wir hören uns!"
 

"Ja, bis dann!", sagte Sam und legte auf. Seufzend steckte er sein Handy wieder in die Jackentasche. Im ersten Moment hatte er gedacht, dass Dean Bobby erreicht hatte und beide ihn jetzt suchten. Aber Dean schien ihn nicht angerufen zu haben. Er hatte nur drei Mal versucht ihn auf dem Handy zu erreichen. Warum war bei dem anderen dann aber die ganze Zeit besetzt?
 

Sam setzte sich wieder aufs Bett, um sich seine Schuhe anzuziehen.

Am Besten ging er jetzt schnell zu Jenny, danach würde er zum Motel zurück kommen, seine Sachen holen und sich zum Busbahnhof begeben.

Warum musste er auch genau zwischen diesen beiden Punkten ein Motel nehmen?
 


 

Die Glocke einer Kirche, die in der Nähe war ertönte und läutete die nächste volle Stunde ein. Es war kälter geworden. Der eisige Wind schnitt Sam ins Gesicht. Von drinnen hatte es nicht so kalt ausgesehen, da die Sonne schien und keine einzige Wolke am Himmel war.

Zitternd zog Sam den Kragen seiner Jacke höher, um seinen Hals warm zu halten.

Dies war einer der Momente in denen er wirklich zutiefst bereute Dean und den jetzt bestimmt schön warmen Impala zurück gelassen zu haben.
 

Seufzend senkte er den Blick und ging etwas schneller weiter. Wenn er die Sache bei Jenny schnell erledigt hatte, konnte endlich weiter. Lawrence war sicher einer der ersten Orte an denen Dean nach ihm suchen würde.

Auf der Straße, in die er jetzt bog und die ihn direkt zu Jennys Haus bringen würde, waren vereinzelt Autos. Es war nicht viel los. Selbst die Kinder blieben bei diesem Wetter lieber drinnen, was für Sam mehr als verständlich war.

Auch er würde jetzt lieber irgendwo drinnen sitzen und einen frischen, heißen Kaffee trinken.
 

Endlich kam er an seinem Ziel an. Suchend sah er die Straße auf und ab.

Glück gehabt! Es war weit und breit kein Impala zu sehen. Wäre auch schön blöd Dean hier in die Arme zu laufen.

Bibbernd, die Hände tief in den Hosentaschen vergraben, lief er die Einfahrt rauf und klingelte.
 

Nach kurzem Warten würde ihm von einer freundlich lächelnden Jenny geöffnet.
 

"Ach, wenn man vom Teufel spricht! Da ist ja der andere. Damit ist die Runde ja vollzählig!", lachte sie und bedeutete Sam doch einzutreten. Dieser folgte der Aufforderung, zog seine Jacke aus und trat näher.

Was meinte sie nur, dass da jetzt auch der andere war. Hatte er sich etwa getäuscht und Dean war doch hier?

War das vielleicht eine Falle des anderen? Er sollte sich in Sicherheit wiegen und ihm in die Arme laufen? Wenn er den Impala gesehen hätte, dachte Sam wäre er sicher gleich wieder umgekehrt.

Mit schwerem Herzen und einem riesigen Kloss im Hals folgte er Jenny ins Wohnzimmer. Was würde der andere wohl mit ihm machen? Sicher würde er ihn nicht nur mit einer kleinen Rüge davon kommen lassen, immerhin war er mitten in der Nacht ohne ein Wort zu sagen abgehauen.
 

"Ah Sam, wir haben schon auf dich gewartet!", freudig kam Missouri auf ihn zu und umarmte ihn kurz. Über ihre Schulter hinweg konnte er auf einen reichlich gedeckten Tisch sehen, auf dem Kaffee und Kuchen gedeckt waren.

Mit erschrocken geweiteten Augen erkannte er die Person, die als Letzte noch auf ihrem Platz saß und mit einem unergründlichen Lächeln die Szene vor sich betrachtete.

Missouri hatte sich wieder gesetzt und Jenny versorgte Sam mit Kaffee und bat ihm Kuchen an.
 

"Nein danke. Nur Kaffee bitte!", meinte er.
 

"Hab ich nicht gesagt, dass er sicher bald hier auftauchen würde?", fragte Ray, der sich wie Zuhause zu fühlen schien und bediente sich selbst noch vom Kuchen.
 

"Stimmt wir haben uns gerade über Dean und dich unterhalten!", meinte Missouri. Na toll, dachte Sam und nahm einen Schluck heißen Kaffee.
 

"Was macht er hier?" Überrascht sahen beide Frauen von ihm zu Ray und wieder zurück.
 

"Er hatte mir heute Vormittag nach der Arbeit geholfen. Da war ein Mann, der mir die Tasche klauen wollte. Das hätte er auch geschafft, hätte Ray sich nicht eingemischt. Und später im Gespräch stellte er sich heraus, dass wir beide gemeinsame Freunde haben. Dean und dich. Ach, wo ist Dean eigentlich?", fragte Jenny.
 

"Der wollte noch was erledigen!", log Sam und senkte den Blick, es behagte ihm nicht sie anzulügen.
 

"Vielleicht kommt er ja nach!", meinte Missouri aufmunternd und aß ihren Kuchen. Irritiert sah Sam auf. Was war den mit ihr los? Er hatte gehofft, dass sie in seine Gedanken gelesen hatte warum er log und nicht näher darauf ein gehen würde, aber diese Aussagen machte ihn stutzig. Sie tat fast so, als hätte sie gar keine übersinnlichen Kräfte. Stutzig sah Sam in die Runde.

Was war denn hier los?

Die Frauen benahmen sich wie bei einem Kaffeeklatsch und kicherten die ganze Zeit. Sam spürte wie ihm langsam eine unangenehme Gänsehaut den Rücken hinauf kroch.Dieser Ray hatte sicherlich irgenetwas mit den Beiden gemacht und jetzt war er wie ein Idiot auch in dessen Falle getappt.

"Was hast du mit ihnen gemacht?"

Ray, der neben ihm saß grinste und beugte sich leicht zu ihm herüber.
 

"So ohne diese störenden Fragen ist es doch viel angenehmer, oder?", sagte er ungehört von den beiden Frauen.
 

"Wie kommst du hier her und woher wusstest du das ich hier bin?", fragte Sam.
 

"Ich bin per Anhalter gefahren. Woher ich wusste, dass du hier bist? Nenn es Intuition!", meinte Ray grinsend.
 

"Was willst du von mir?"
 

"Wenn du das noch nicht weißt, stehst du aber ganz schön auf dem Schlauch."

Verwirrt zog Sam die Stirn in Falten. Was sollte das denn nun wieder?
 

"Du weißt es wirklich nicht, oder?"

Sam schwieg. Ihm war nicht wohl in seiner Haut.
 

"Ach, ja. Liebe grüße von deinem Bruder!", raunte Ray mit wissendem Blick und lehnte sich an seinem Kaffee nippend in seinem Stuhl zurück.

Genommen

Hi Leute,
 

vielen, vielen Dank für eure lieben Kommentare letzte Woche!! Die haben wirklich geholfen und mir den Rest der Woche gerettet.

Aber wie ich sehe habt ihr Fragen und noch mehr Fragen!

Aber keine Angst bald wird alles...nun, zumindest das Meiste klar! *gg*

Sooo, dann will ich euch nicht weiter aufhalten und euch viel Spaß beim Lesen wünschen!!!

Und vielleicht lasst ihr mir ja wieder Kommis da??!?

*liebguck*

eure L_Angel^^
 


 

"Was ist mit Dean? Wenn du ihm was angetan hast...", schrie Sam ohne auf die anwesenden Damen zu achten. Er war sich sehr sicher, dass sie von ihrem Gespräch nicht wirklich viel mitbekamen und sprach ungezwungen was er dachte.
 

" Ich bin nicht an ihm interessiert, dass hatte ich dir aber schon einmal gesagt, wenn ich nicht irre!", meinte Ray nun mit einem ernstem Gesichtsausdruck und wollte den letzten Schluck aus seiner Tasse nehmen, als er plötzlich innehielt. Es sah aus, als würde er lauschen, doch Sam konnte nichts hören. Er blickte sich um, da war nichts was die Aufmerksamkeit des anderen hätte auf sich ziehen können.
 

"Jenny? Weshalb hast du Bobby angerufen?", fragte Sam und nahm sich jetzt doch ein kleines Stück Kuchen.
 

"Was soll ich getan haben?"
 

"Na, du hast Bobby doch gebeten uns vorbei zu schicken, um uns bei dir was anzusehen. Du hast irgendwie Hilfe gebraucht.", meinte Sam zwischen zwei Stücken. Der Kuchen war wirklich gut. Schade das Dean nicht hier war. Der würde keinem was übrig lassen.
 

"Nein, daran kann ich mich nicht erinnern. Das muss ein Missverständnis sein!", stritt Jenny weiterhin ab, ohne damit aufzuhören wie ein kleines Kind von einem Ohr bis zu anderen zu grinsen. Auch Missouri sah ihn verständnislos, aber breit lächelnd an. Was war hier nur los? Stehen die hier alle unter Drogen?

Ray, neben ihm räusperte sich und setzte sich auf seinem Stuhl wieder richtig hin. Den hatte er ja ganz vergessen.

Sam fühlte sich, als wäre er im falschen Film.

Er war nicht bei Dean, dieser Verrückte neben ihm verfolgte ihn und er konnte nicht einschätzen wer oder was der andere war. Auf jeden Fall war Ray kein normaler Mensch. Irgendwie hatte er die Kotrolle über Jenny und Missouri erlangt.

Er kontrollierte irgendwie ihr tun und ihre Erinnerungen. Was wenn er das Gleiche auch mit ihm machte?

Kontrollierte er ihn vielleicht schon die ganze Zeit?

Seufzend erhob Ray sich und sah etwas betreten in die Runde.
 

"Ladys, es tut mir Leid, aber Sam und ich müssen uns jetzt verabschieden!"

Erschrocken sah Sam auf. Was hatte der andere vor?

Über die Gesichter der Frauen legte sich ein düsterer Schatten.
 

"Aber Sam ist doch gerade erst gekommen. Es ist noch so viel Kuchen da! Bleibt doch noch ein wenig und leistet uns Gesellschaft!", versuchte Jenny sie vom Gehen abzuhalten. Schnell stand sie auf, um ihnen noch Kaffee nachzuschenken, doch Ray war schneller und hielt sie davon ab. Lächelnd legte er eine Hand auf ihre Schulter.
 

"Wir sehen uns ganz bestimmt wieder. Und grüß die Kleinen von mir!" Lächelnd nickte Jenny und setzte sich wieder. Grinsend viel Rays Blick auf Sam, der noch immer auf seinem Platz saß.
 

"Was ist?" Alle sahen zu Sam, der verwirrt zurück sah.
 

"Ich sagte, dass wir jetzt gehen!", meinte Ray mit Nachdruck in der Stimme, aber immer noch grinsend und drehte um.

Widerwillig erhob sich Sam. Er wollte Ray nicht folgen, aber er war viel zu neugierig was der andere von ihm wollte.

Sam erhob sich, verabschiedete sich kurz von Jenny und Missouri, wovon Letztere ihn kurz fest in die Arme schloss und ihn umarmte. Spätestens jetzt wusste er, dass Ray irgend etwas mit den Beiden angestellt haben musste.

Der andere wartete an den Türrahmen gelehnt darauf, dass Sam endlich fertig war und ging dann voraus.
 

Draußen war es immer noch bitter kalt.

Es dämmerte schon, als Sam und Ray die Straße betraten und nebeneinander her gingen. Keiner sprach ein Wort.

Sam war nicht wohl in seiner Haut. Der andere machte ihn irgendwie nervös.

Angespannt beobachtete er ihn aus dem Augenwinkel heraus.

Rays lange schwarze Haare lagen schwer auf dessen Schultern, obwohl der Wind nicht gerade schwach wehte. Selbst Sams kurzes, aber auch nicht zu kurzes Haar war nach kurzen schon wild in alle Richtungen zerzaust.

Sam drehte den Kopf etwas weiter und konnte sehen wie die Augen des anderen im Licht der untergehenden Sonne schon fast leuchteten und ihn noch mysteriöser erscheinen ließen.

Sam spürte wie ihm eine Gänsehaut den Rücken runter kroch und er leicht fröstelte.

Er hatte in seinem Leben schon viele Dinge gesehen, die andere Menschen mehr als nur Angst einjagen würden. Die Angst war sein Alltag. Er hatte sich daran gewöhnt, dass er tagtäglich damit konfrontiert wurde.

Aber das hier war etwas ganz anderes. Das mit Ray war nicht wie mit einem fleischfressendem Zombie, rachsüchtigen Geistern oder anderen Gestalten, die man lieber nur in den schlimmsten Alpträumen sehen wollte. Er hatte etwas an sich, was Sam nicht einfach in Worte fassen konnte.

Er versuchte gerade seine Gedanken zu ordnen, als ein plötzlicher, fester Griff um seinen rechten Unterarm ihn am Weitergehen hinderte. Erschrocken drehte er sich um und blickte in grüne Augen, die nur wenige Zentimeter von den seinen entfernt waren. Überrascht riss er die Augen auf und versuchte intuitiv einen Schritt zurück zu machen, unterschätzte jedoch die Kraft des anderen, die keine Bewegung zu ließ.

Eine Weile sahen Beide sich nur stumm an, bis Sam ein kleines schneidendes Gefühl an seinem Handgelenk verspürte und seinen Blick senkte.

Ray hatte ihm mit einem kleinen Dolch, der vielleicht gerade mal so groß wie ein kleiner Finger eines Kindes war ins Fleisch geschnitten.
 

"Was...", wollte Sam sich beschweren, als die andere Hand, die sich schwer auf seinen Mund legte ihm das Wort abschnitt.
 

"Keine Fragen! Ich muss jetzt los. Es ist schon zu viel Zeit verloren gegangen. Aber keine Angst wir werden uns schon bald wieder sehen, wenn alles so läuft wie es soll.", sagte Ray, drückte die Wunde bis sich das Blut in einem dickeren Rinnsal seinen Weg nach unten suchte und in die kleine, kunstvolle Glasphiole tropfte, die er unter Sams Handgelenk hielt. Als es bis zur Hälfte gefühlt war stoppte Ray sein tun und ließ Sam los, der sofort auf Abstand ging.

Sam wusste nicht was mit ihm los war. Warum hatte er den anderen nicht daran hindern können? Wie peinlich, hoffentlich hatte das keiner gesehen. Er hatte nicht mal einen Finger bewegen können, so sehr hatte die Angst ihn im Griff gehabt. Schnell schluckte er den Kloß den er im Hals hatte runter, um ohne zu eingeschüchtert zu klingen zu sprechen.
 

"Was sollte das? Was hast du vor?", fragte Sam. Den leichten ängstlichen Unterton in seiner Stimme konnte er nicht unterdrücken, also beschloß er ihn zu ignorieren, in der Hoffnung dem anderen wäre nichts aufgefallen.
 

"Das wirst du schon bald erfahren! Aber jetzt muss ich los!", sagte Ray und überwand schnell die wenigen Meter, die beide von einander trennte, um Sam fest in die Arme zu schließen. Erschrocken schubste Sam den anderen von sich.

Das war nun wirklich zuviel für heute.

Grinsend drehte Ray sich zum Gehen, zwinkerte ihm zum Abschied noch einmal zu und verschwand um die nächste Ecke.
 

Verwirrt blickte Sam zur leeren Ecke, um die vor kurzem noch der andere verschwunden war, als ihm plötzlich ein Lichtblitz kam.

Verdammt! Dieser Mistkerl war da gerade mit seinem Blut verschwunden! Ray konnte jetzt verdammt viele üble Dinge mit ihm anstellen, sogar die an die er lieber nicht zu denken versuchte. Seufzend rieb er sich mit einer Hand übers Gesicht und seufzte tief. Das war echt nicht sein Tag heute!

Sam machte sich auf den Weg zurück zu seinem Hotel, während er versuchte mit einem Taschentuch die Blutung an seinem Handgelenk zu stoppen.

Gott sei Dank, hatte keiner der ihn kannte gesehen, wie ihm dieser Ray, was auch immer er ist, so einfach ausgeschaltet und zur Ader gelassen hatte. Ganz schön Peinlich das Ganze. Wenn Dean das gesehen hätte, hätte er ihn nicht mehr als seinen Bruder gesehen. Ihn wahrscheinlich sogar aus der Familie geworfen. Ray hatte ihm, wie einem kleinen Kind den Loli einfach sein Blut genommen.

Sam blieb abrupt stehen. Seine Augen weiteten sich geschockt.

Dean!

Ray hatte ihm Grüße von Dean ausgerichtet. Hieß das, der andere hatte Dean in seiner Gewalt? Und er ließ ihn einfach so davon gehen.

Wütend über sich selbst beschleunigte Sam sein Tempo. Nicht mal denken konnte er heute richtig.

Er lächelte kurz, als ihm die Ironie auffiel.

Er hatte versucht vor Dean davon zu laufen, um sich dann daran zu machen ihn zu retten.

Wann war sein Leben so kompliziert geworden. Sam erinnerte sich noch an die Tage, an denen Dean und er stundenlang im Wagen herum gefahren waren, bis sie mal in ein Dorf oder eine Stadt gekommen waren in der sie einen Job fanden, erledigten und dann wieder stundenlang im Auto fuhren.

Er sehnte sich nach diesem normalen Leben. Ja, für ihn war das, das Leben was er führen wollte. Schon seit langen hatte er sich damit abgefunden und sogar Gefallen daran gefunden.

Er dachte an Dean. Er war noch keine vierundzwanzig Stunden von dem anderen getrennt gewesen und doch vermisste er ihn schon. Jede kleine sonst so nervige Macke, die ihn an anderen Tagen fast zur Weißglut brachte fehlte ihm. Wenn der andere beim Essen schmatzte, weil er den Mund nicht voll genug bekommen konnte. Oder wenn er mal wieder zu viel getrunken hatte und Sam ihn mit Müh und Not irgendwie in ihr Motel bringen musste, während Dean ihm erklärte wie das Universum funktionierte. Oder die nervenden Bemerkungen, die er bei jedem Rock, der in der Nähe war ablassen musste.

Okay, Letzteres nicht besonders, aber alles andere fehlte ihm doch schon so sehr, dass ihm das Herz schwer wurde.
 


 

Als Dean die Augen aufschlug war es schon finster im Raum. Nur langsam gewöhnte sich seine Sicht an die Dunkelheit. Stöhnend veränderte er seine Position, um es sich etwas bequemer im Stuhl zu machen. Du wirst langsam aber sicher alt, konnte seinen Rücken sagen hören und würde ihn am liebsten salzen und verbrennen, wenn er nicht so sehr an ihm hängen würde.

Mit eine Hand seinen Nacken massierend, streckte er seine Beine von sich, um seine eingeschlafenen Muskeln zu lockern, als er plötzlich das leise Geräusch eines Schlüssels vernahm, der gerade im Schlüsselloch umgedreht wurde.

Aha, der andere war als endlich zurück. Wurde langsam auch Zeit.

Als die Tür leise aufging hielt Dean unbewusst den Atem an und beobachtete wie eine schwarze Silhouette durch den Türspalt kam, die Tür wieder hinter sich schloss und leise zum Bett hinüber stapfte.

Sam hatte sich nicht wirklich viel Mühe gemacht seine Spuren zu verwischen oder hatte nicht geglaubt, dass Dean ihm so schnell hinterher kommen würde.

Gleich im zweiten Motel an dem er gehalten hatte, war ihm ein Name aufgefallen. David Boreanaz, war dann doch ein bisschen zu auffällig gewesen. Es sei den der berühmte Schauspieler war ein Liebhaber alter und dreckiger Motels.

Dean sah wie sein Bruder zum Bett ging, die Tasche daneben drauf hob und etwas darin suchte. Sam war wirklich aus der Übung.

Lächelnd erhob er sich und konnte gerade noch dem Messer, welches Sam plötzlich nach ihm warf ausweichen. Die Klinge flog knapp an seinem Kopf vorbei in die nächste Wand und blieb dort einige Zentimeter tief drin stecken.
 

"Wer....Dean?", fragte Sam mit zusammen gekniffenen Augen, während er langsam näher kam.
 

"Was machst du hier?"
 

"Das sollte ich doch wohl eher fragen, denkst du nicht?", entgegnete Dean und zog mit einem kräftigem Ruck das Messer aus der Wand.

Aussprache

"Wer....Dean?", fragte Sam mit zusammen gekniffenen Augen, während er langsam näher kam.
 

"Was machst du hier?"
 

"Das sollte ich doch wohl eher fragen, denkst du nicht?", entgegnete Dean und zog mit einem kräftigem Ruck das Messer aus der Wand.
 

"Bist du allein?", fragte Sam, zog die kleine Sichel, die er im Bund mit sich trug und spähte in die dunklen Ecken des Zimmers.
 

"Was suchst du? Natürlich bin ich allein!" Dean war verwirrt. Das erste Zusammentreffen mit Sam hatte er sich anders vorgestellt. Der Größere wirkte so gehetzt, gar nicht verschreckt, dass Dean hier war. Ein bisschen beleidigt sah er Sam nach, der schnell das Badezimmer in Augenschein nahm. Erleichtert kam dieser zurück.
 

"Du hast Recht!"
 

"Natürlich habe ich Recht! Kannst du mir nochmal sagen womit? Das hab ich nicht richtig mitbekommen."
 

"Du bist allein!", meinte Sam wie selbstverständlich, ging zum Bett und setzte sich seufzend hin. Durcheinander ging Dean auf den anderen zu, der den Kopf in die Hände gelegt hatte und sich die Schläfen massierte.
 

"Natürlich bin ich allein! Die Person mit der ich ja sonst reise, hat sich ja klammheimlich aus dem Staub gemacht!", vorwurfsvoll blieb Dean vor Sam stehen, der jetzt den Blick hob und kreuzte die Arme vor der Brust.
 

"Ich...Dean... es tut mir Leid, ich...", stotterte Sam und stand wieder auf.

Dean drehte sich um und ging ein paar Schritte.
 

"Warum bist du einfach weggegangen? Warum hast du nicht versucht erstmal mit mir darüber zu sprechen?", Dean zog schmerzlich die Augen zusammen, als er den Stich im Herzen wahrnahm.
 

"Dean, es tut mir Leid, aber ich sah keinen anderen Ausweg. Ich wusste nicht wie du damit umgehen würdest, ob du mich noch genauso behandeln würdest wie früher...", Sam spürte wie ihm das Herz schwer wurde und sich der Kloß, den er im Hals hatte immer größer wurde. Er hatte versucht diesem Gespräch aus zu weichen, da er sich schon sehr genau vorstellen konnte wie es ausgehen würde, aber wie es aussah war das für Dean kein Ausweg aus dieser Lage.

Sam spielte mit der kleinen Sichel in der Hand. Warf sie immer wieder hoch und wirbelte sie zwischen seinen Fingern, während er schnell nach einer Ausrede suchte.
 

"Sam, nur weil wir keine echten Brüder sind, heißt das doch nicht, dass wir getrennte Wege gehen müssen!", meinte Dean und drehte sich wieder zu ihm um. Erschrocken erstarrte Sam zu einer Salzstatue.
 

"W-wir sind keine Brüder?"
 

"Ja, aber das ist mir egal. Können wir das nicht einfach vergessen?", fragte Dean, dem bis jetzt nicht aufgefallen war, dass Sam ihn mit ausdruckslosem Gesicht anstarrte, beachtete dies aber auch nicht weiter, drehte sich wieder weg und redete im Gehen weiter.
 

"Mir ist es egal, dass wir nicht blutsverwandt sind. Für mich wirst du immer mein kleiner Bruder sein! Du bist ein Winchester und Ende!"
 

"Wir sind keine Brüder?", fragte Sam, der scheinbar in einer Zeitschleife hing. Dean war nicht sein Bruder. Aber dann war er ja adoptiert! Warum hatte ihr Vater...Deans Vater nie etwas erwähnt? Wer war er überhaupt und warum hatten seine leiblichen Eltern ihn nicht gewollt?
 

"Sammy? Hörst du mir überhaupt zu?" Sam hatte sich wieder aufs Bett gesetzt und starrte weiter aus weit aufgerissenen Augen geradeaus. Dean trat in sein Sichtfeld und legte sanft eine Hand auf Sams Schulter.
 

"Alles in Ordnung? Du bist so blass.", besorgt sah Dean auf Sam herunter, der nicht wirklich auf ihn reagierte. Was war mit dem Größeren denn los? Er wirkte fast so als hätte er davon gar nichts gewusst, aber das konnte doch gar nicht sein. Die Dämonin war doch bei ihm und hat ihm alles erzählt. Und warum sonst hätte er sich die letzte Zeit denn so merkwürdig benommen?
 

"Sam?" Dean rüttelte vorsichtig an Sams Schulter, um diesen aus seinen Gedanken zu holen. So konnte er ja nicht mit ihm reden.
 

"Mhm?", fragend sah Sam zu dem anderen auf, der die Stirn besorgt in Falten gezogen hatte und sich neben den anderen setzte.
 

"Wir sind also keine Brüder! Das hat dir also die ganze Zeit die Laune verdorben? Kein Wunder!", meinte Sam, versuchte den Kloß in seinem Hals runter zu schlucken, doch dieser war völlig ausgetrocknet. Schnell griff er an dem anderen vorbei nach der Wasserflasche, die neben dem Bett stand. Dean bekam in dem Moment, als Sam sich an ihn schmiegte, um an die Flasche zu kommen einen heftigen Herzkasper und versuchte, während Sam trank wieder ruhig und gleichmäßig zu Atem zu kommen. Konnte der andere ihn nicht warnen, wenn er sich so schnell fortbewegen wollte? Und was zum Teufel hatte die Flasche auch auf der falschen Seite des Bettes zu suchen? Dean, der immer noch alle ihm bekannten Flüche auf die Flasche abließ, bekam nicht mit, dass Sam zu sprechen begann.
 

"Aber wenn ich nicht dein Bruder bin? Wer bin ich denn dann?"
 

"Warte einen Moment. Wusstest du das etwa nicht? Was hat dir der Dämon denn dann erzählt?", verwirrt sah Dean zu dem anderen. Er wusste nicht was das sollte. Wenn Sam nicht gewusst hatte, dass sie keine Brüder waren warum war er denn dann weggegangen?
 

"Nun ja, Jedenfalls nicht das! Okay, das Erste was wir machen sollten ist meine Geburtsurkunde zu finden."
 

"Du ignorierst meine Frage. Was hat der Dämon zu dir gesagt?", bohrte Dean nach, doch Sam wich seinem Blick aus. Sam verheimlichte ihm also etwas.
 

"D-das ist jetzt nicht wichtig!"

Dean sah, dass Sam dieses Thema unangenehm war und gab dessen Bitte seufzend nach. Das Wichtigste war, dass er denn Größeren wieder an seiner Seite hatte. Er würde es nie offen zugeben, wie sehr er ihm gefehlt hatte, aber solange der andere nicht da war fühlte er sich nicht wohl.

Sam stand auf und suchte seine Sachen zusammen.
 

"Sam, hör auf! Es ist schon spät. Wir sollten das auf morgen verschieben und erstmal schlafen gehen."
 

"Aber..."
 

"Kein aber. Ob nun heute oder morgen, dass ändert nichts an der Tatsache. Aber wenn ich nicht bald ein bisschen Schlaf bekomme, fahre ich uns gegen den nächsten Baum. Und du brauchst mir auch nicht damit kommen, dass du ja fahren könntest. Daran solltest du nicht mal einen winzigen Gedanken verschwenden!" Sam merkte, dass Dean nicht zu Scherzen aufgelegt war. Auch an ihm nagte diese Tatsache und er wollte endlich die ganze Wahrheit wissen und erfahren was Sache war. Doch nicht mitten in der Nacht im Halbschlaf.

Sam nickte und ließ die Tasche wieder sinken.

Eine Nacht würde er noch warten können, aber was ihm im Moment mehr zu schaffen machte war der Umstand, dass er sich ein Einzelzimmer besorgt hatte und dies natürlich nur ein Bett beinhaltete.

In einer Sache war er sich sicher: Er würde nicht auf dem Boden schlafen!
 


 

Das Krankenhaus war ein riesiger Gebäudekomplex, der aus mehreren Betonwürfeln zusammengesetzt war.

Es war ein leichtes für Sam und Dean, mittels falscher Ausweise ohne größeres Aufsehen zu erregen in die Archive einzudringen.

"Pass auf, dass uns keiner überrascht!", bedeutete Sam dem anderen und machte sich daran die Regale mit großen schwer aussehenden Schubladen, die sich vor ihm in mehreren Reihen aufbauten abzusuchen. Das Licht, welches durch die sehr kleinen Fenster alle drei Regalreihen drang reichte nicht aus, um den Raum überblicken zu können. Rasch griff Sam in seiner Tasche nach seiner Taschenlampe und knipste diese an.
 

"Nach was suchst du jetzt genau?", rief Dean so leise wie möglich von der Tür in den Raum.
 

"Nach meiner Geburtsurkunde oder irgend etwas anderes über mich. Vielleicht kam es ja zu eine Verwechslung.", raunte Sam, während er einen der großen Schubkästen durchsuchte und schließlich fand was er suchte. Seine Krankenakte. Schnell sah er die Papiere darin durch. Nichts ungewöhnliches würde jeder meinen, doch Sam sah auf den ersten Blick, dass alle Unterlagen, die den Zeitpunkt und alle anderen wichtigen Dinge zum Punkt seiner Geburt gefälscht waren. Die Nachfolgenden Untersuchungen schienen alle korrekt abgelaufen zu sein.

Kopfschüttelnd blätterte Sam zurück, dass konnte doch nicht war sein.

War alles was er von seinem Leben gedacht hatte erstunken und erlogen?
 

"Hast du was gefunden?", fragte Dean, der plötzlich ganz dicht hinter ihm stand. Erschrocken zuckte Sam zusammen.
 

"Musst du dich so anschleichen?" Sams Herz wollte nicht wieder zur Ruhe kommen. Die Tatsache, dass Dean ganz nah hinter ihm stand und über seine Schulter mit in die Mappe sah, dabei aber mit jedem Atemzug seinen Nacken streifte half nicht wirklich dabei.

Manchmal glaubte Sam, dass der andere dies mit Absicht macht, um ihn in den Wahnsinn zu treiben.
 

Die Türklinke wurde hinunter gedrückt und ein kleiner glatzköpfiger, untersetzter Mann betrat den Raum. Sein erster Griff ging nach rechts zum Lichtschalter. Die Lampen flackerten in einem leichten Gelb, bis sie den Raum völlig erhellten. Ein leises rumpeln ließ den Mann zusammenfahren. Das Geräusch kam von links aus einem der Gänge zwischen den Regalen. Zaghaft setzte er einen Schritt vor den anderen und spähte, als er an der Ecke angekommen war vorsichtig um diese. Der Gang war leer.

Erleichtert atmete der Mann aus. Das kleine Fenster in dem Gang war offen. Sicher hatte dieses das Geräusch verursacht, vermutete er. Er wollte gerade zu diesem gehen und es schließen, als er ein Geräusch vernahm, dass sich nach der Tür anhörte. Schnell lief er die paar Schritte zurück, konnte aber nur noch sehen wie das Holz ins Schloss fiel.
 

"Das war verdammt knapp gewesen, Dean!", wies Sam den anderen zurecht, der sich gerade hinters Lenkrad setzte. Seufzend startete er den Wagen.
 

"Was hast du eigentlich für ein Problem? Du hast deine Akte und wir sind gut weggekommen. Alles in Ordnung!", meinte Dean grinsend und lenkte den Wagen in Richtung Interstate. Sie wollten sich auf den Weg zu Bobby machen, um diesen auszufragen. Vielleicht wusste er ja Näheres zu dieser Sache.

Sam war ganz still die Fahrt über gewesen. Er sah die ganze Zeit in Gedanken versunken aus dem Beifahrerfenster. Sein Gesicht war immer noch blass wie Schnee. Besorgt betrachtete Dean den anderen aus dem Augenwinkel. Er hatte ihn jetzt zwar wieder, aber es war wie vor Sams Verschwinden. Das wollte er nicht. Er wollte das es wieder wie Früher war. Das sie lachten, sich gegenseitig ärgerten, sich Streiche spielten oder einfach nur ihren Job nachgehen und dem anderen den Rücken frei halten. Ihm fehlte Sams Lächeln, dass immer ein leichtes Kribbeln bei ihm in der Magengegend zurück ließ.
 

"Was grinst du denn so?", fragte Sam.
 

"Och nichts Besonderes, aber was ist mit dir?"
 

"Ich frag mich die ganze Zeit woher ich komme. Ich meine wo Dad ...Dad und Mom mich her haben."
 

"Vielleicht haben sie dich ja geklaut.", meinte Dean und setzte ein ernstes Gesicht auf.
 

"Du spinnst doch!", lachte Sam und setzte sich bequemer hin.
 

"Nein. Ich erinnere mich. Damals, als ich noch ganz klein war, war die ganze Familie im Zoo und danach warst du da. Vielleicht vermissen sie ja einen Affen?"
 

"Ich gebe dir gleich Affe!", entgegnete Sam und stieß Dean leicht in die Seite. Einen Unfall wollte er durch das Ablenken des Fahrers nun doch nicht verursachen.
 

"Wenn ich dich so ansehe dann doch eher Giraffe. Sag mal hast du eigentlich vor irgendwann noch mal aufzuhören zu wachsen?"
 

"Vielleicht.", meinte Sam und lehnte sich gemütlich zurück.

Dean betrachtete kurz das entspannte Gesicht des anderen und sah wieder auf die Straße vor ihnen. So war das schon viel besser. Das war ja nicht mit anzusehen. Aber eine Sache war ihm noch unklar. Er war nicht sicher, wie Sam darauf reagieren würde, wenn er ihn einfache fragen würde, aber er musste es wissen, weil es ihm sonst keine Ruhe ließ.
 

"Sammy?"
 

"Nenn mich nicht so.", murmelte Sam ohne dabei die Augen zu öffnen.
 

"Warum bist du weggelaufen? Ich meine, du wusstest doch nichts davon, dass wir keine Brüder sind. Warum also das Ganze?", stellte Dean dann doch die Frage, die ihn schon die ganze Zeit beschäftigte.

Sam riss die Augen auf, miet aber seinen Blick und starrte aus dem Fenster.
 

"Sam, sprich mit mir! Was dachtest du warum du weggehen müsstest?"

Sam schwieg. Was sollte er auch darauf antworten?

Dean, ich liebe dich!

Wenn er Glück hatte, würde der andere ihn nur filitieren, vierteilen und Teeren und Federn.

Sam streckte nach einer Weile, in der auch Dean keinen Mucks von sich gegeben hatte die Hand nach dem Knopf für die Lautstärke aus. Doch Dean umfasste die seine und hinderte ihn daran. Erschrocken sah Sam Dean an, der ihn ernst musterte.
 

"Ich warte immer noch auf deine Antwort!"

Verzweifelt wich er wieder dem Blick des anderen aus. Er musste sich ganz schnell was einfallen lassen, was einiger Maßen glaubwürdig rüber kam. Er spürte wie seine Hand, die immer noch fest von Deans umschlossen war begann zu schwitzen.

Eine Bewegung aus dem Augenwinkel riss ihn aus seinen Gedanken.
 

"DEAN! Pass auf!", schrie Sam, der eine Frau mitten auf der Straße erkennen konnte. Dean ließ seine Hand los und trat voll in die Eisen.
 


 

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Sooo,

das wars für diese Woche. Ich hoffe es hat euch gefallen.

Endlich die lang ersehnte Aussprache...nun ja nicht ganz, dass kommt aber noch...irgendwann.

Bis nächsten Deanstag...und eine schöne Woche!!!
 

L_Angel^^

Frei

Es regnete hier anscheinend schon seit Tagen. Der Boden war aufgeweicht und hatte sich in Schlamm verwandelt, der unter ihren Schuhsohlen schmatzende Geräusche machte.

Sie waren jetzt schon seit Stunden durch das dichte Dickicht des Waldes gewatet, ihre Kleider waren bis auf die Haut durchnässt, aber es interessierte sie nicht mal. Mit starrem Blick und nur einem Ziel vor Augen marschierten sie ohne Unterbrechung weiter.

Vor ihnen baute sich ein riesiger Berg auf, umgeben von Bäumen die dicht an dicht wuchsen. Nur ein kleiner unscheinbarer Pfad zu ihrer Rechten führte sie hindurch. Ohne ein Wort untereinander zu wechseln gingen sie ihn entlang bis sie am Eingang einer kleinen Höhle standen.

„Bist du sicher, dass wir hier richtig sind? Es sieht...etwas klein aus.“, meinte der junge, braunhaarige Mann an seiner Seite. Er trug das braune Haar kurz und wild verstrubbelt. Um den Mund, der meist zu einem Grinsen verzogen war zierte sich ein leichter Bart. Er war ein kleines Stück größer als Ray, aber nicht so muskulös wie der andere.

„Wir sind hier goldrichtig!“, entgegnete Ray ohne die anderen eines Blickes zu würdigen.

„Orakel, Hellseher und Runen, alle führten hier her. Naja, bis auf einen, aber der wird keinem mehr falsche Antworten geben!“ Die rothaarige Frau auf seiner anderen Seite kicherte. Die kleine Schönheit wirkte sehr zierlich und zerbrechlich. Die reine, weiße Haut und die roten, lockigen Haare gaben ihr etwas Puppengleiches. Sie trug einen alten, schweren Mantel aus schwarzem Stoff, der ihren Körper vollständig umhüllte.

„Los! Wir müssen weiter! Bald ist der perfekte Zeitpunkt erreicht und den dürfen wir auf keinen Fall verpassen.“ Ray ging den Pfad entlang, die anderen Beiden folgten ihm.

Der Weg war schmal und führte eine Weile um den Berg herum und dann durch einen Steinbogen, der auf eine Art Hof führte.

Ein Tor, dass in den Berg führte versperrte ihnen den Weg.

„Was ist?“, fragte die Frau.

„Die Jäger haben es abgesichert. Sie habe Salz in die Türschwelle betoniert. Schlaue kleine Bastarde!“, knurrte der Braunhaarige.

„Ruhig, Blake! So was hatte ich mir schon gedacht.“, beruhigte Ray seinen Bruder.

„Liebste Kora, wenn du so gütig wärst?!“, Ray machte ein auffordernde Geste. Die Frau warf kokett ihr hüftlanges, gelocktes rotes Haar zurück und trat vor. Wie lange hatte er schon darauf gewartet? Jahrzehnte? Wohl eher Jahrhunderte! Endlich war es soweit! Rays Blick folgte Kora, die sich vor die Schwelle kniete und konzentriert die Augen schloss. Eine Weile geschah nichts. Nur der Wind wehte und zeigte das die Zeit um sie herum nicht stehen geblieben war, als ein plötzliches Beben den Beton aus seiner Fassung sprengte und ihn in alle Richtungen verteilte.

„Der Weg ist frei! Wir müssen uns beeilen!“, sagte Kora und schritt als erste ins Innere des Berges.

Dunkelheit umhüllte sie. Ray zog seine Augen zu Schlitzen zusammen, um mit dem wenigem Licht das vorhanden war etwas zu sehen, als Blake, der knapp hinter ihm lief einen kleinen Feuerball beschwor. Dieser erhellte ihnen den Weg.

Es war nur ein einzige Pfad, der verschlungen, eng und feucht seinen Weg durch den Berg zog.

Die kahlen Felswände waren ungewöhnlich glatt, als hätte man sie mit einem Schleifgerät abgetragen.

„Okay, jetzt glaub ich euch, dass er hier ist. Die Jäger haben ihn hier in diesem berühmt berüchtigtem Käfig durchgebracht. Die Hitze die dieser ausgestrahlt hat, hat die Wände dann so glatt geschmolzen.“, meinte Blake und strich mit einer Hand beim Gehen den weichen Stein entlang.

„Wie haben die das eigentlich überlebt?“

„Rituale und starke Schutzamulette. Sie hatten sich gut vorbereitet. Ihn hier einzusperren hat aber auch auf ihrer Seite einige Opfer gekostet. Tja, und jetzt waren sie alle vergebens.“ Man hörte die Freude in seiner Stimme und sah ihm die Neugierde an, die mit jedem Schritt in ihm wuchs.

Der Tunnel schien zu enden. Etwas schneller liefen sie dem Ausgang entgegen, der in einer nicht kleinen, aber auch nicht sehr großen Halle endete.

Diese war leer, bis auf drei Steinsäulen, die in der Mitte im Dreieck zueinander standen. Ray, Kora und Blake traten näher.
 

Zwischen den drei Säulen war im Boden ein riesiger Kreis mit einem zweiten Kreis in dessen Mitte eingraviert.

Am äußersten Kreis waren nach den Himmelsrichtungen ausgerichtet Holzkästchen mit Salz und Schutzamuletten fixiert worden. Zwischen dem großen und dem kleinerem Kreis waren Symbole und Zeichen in den Stein geritzt worden. Wie bei einer Uhr angeordnet, verteilten sie sich. Die Symbole, die die Plätze der Zwölf, der Drei, der Sechs und der Neun einnahmen waren mit geschmolzenem Silber gefüllt, was ihre Wirkung verstärkte.

Im inneren Kreis war ein riesiges Pentagramm eingraviert, in dessen Mitte das Zeichen für Schutz oder Versiegelung war. Dieses Zeichen war ebenfalls aus Silber.
 

Blake pfiff kurz und ging an den anderen vorbei um sich alles genau anzusehen. „Da hat sich aber einer mal Mühe gegeben!“

Ray schloss zu ihm auf, senkte seinen Blick auf das Symbol in der Mitte und grinste.

„Wie kommen wir an den ganzen Schutzflüchen vorbei?“, fragte Kora, die die Falle respektvoll betrachtete und die Arme enger um die Brust zog.

„Die Jäger, die ihn hier einsperrten haben einen Mechanismus eingebaut, mit dem man ihn wieder frei kriegt.“

„Ach und wie? Dämonen kommen an dem ganzen Zeugs nicht vorbei. Und einen Menschen rüber hetzten bringt uns auch nichts, weil er viel zu schwach wäre, um das Siegel in der Mitte zu lösen...“, begann Blake alle Möglichkeiten aufzuzählen, die ihm im Moment einfielen. Ray grinste breiter.

„Mit dem Blut des Dämons, der in der Falle sitzt, kann man alle Siegel brechen und ihn befreien.“, erklärte er den beiden anderen gelassen.

„Ach, und wie willst du an sein Blut kommen?“, fragte Blake.

„Ich brauche nicht sein Blut. Ich habe einen Ersatz gefunden, der genauso gut ist wie das Original.“, sagte er, holte drei kleine Glasphiolen aus seiner Jackentasche und zeigte sie ihnen. Die Beiden nahmen jeder eine von Ray an.

„Wessen Blut ist das?“, fragte Kora und hob das Glas misstrauisch auf Augenhöhe.

„Das ist erstmal unwichtig! Stellt euch an die Säulen und haltet euch bereit. Wenn ich euch ein Zeichen gebe, schüttet ihr den Inhalt der Fläschchen in die Mitte des Pentagramms, dass auf jeder Säule zu sehen ist.“, bedeutete Ray und ging zu einer der Drei. Mit einer Hand hielt er die Phiole über das Symbol, in der anderen hielt er einen kleinen Kompass, dessen Nadel links von ihm nach Norden zeigte.

Er wartete. Nach ein paar Minuten wurde es Blake zu langweilig. Hibbelig trat er von einem Bein aufs andere und knackte mit seinem Nacken.

„Wie lange noch?“

„Bald!“, sagte Ray ohne seinen Blick von dem Kompass zu nehmen.

„Wie lange noch?“

„Wenn du nicht bald die Klappe hältst, dann hast du nicht mehr lange!“, knurrte Ray, als sich die Nadel plötzlich wie verrückt drehte.

„Jetzt!“

Synchron schütteten sie das ganze Blut, welches in den Glasphiolen war in die Mitte der Säulen, wo es in einer kleinen Öffnung versickerte.

Neugierig traten Kora und Blake zurück, um zu sehen was als nächstes passieren würde. Doch nichts geschah. Es war weiterhin still.

„Wow! Du erlebst mich gerade vollkommen beeindruckt!“ Blake klatschte langsam in die Hände und verbeugte sich leicht in Rays Richtung.

„Hör auf du Spinner! Kommt lieber ein bisschen weg da.“

Ray und die anderen Beiden gingen wieder in Richtung Eingang, um einen gewissen Abstand zu der Falle zu halten.

Aber es passierte immer noch nichts.

„Okay, dass wird jetzt langsam aber sicher peinlich für dich, Ray!“, plapperte Blake wieder los. Ray rollte kurz mit den Augen reagierte aber nicht weiter auf ihn. Sein Blick war auf die Falle gerichtet.

„Langweilig!“, stöhnte Blake wieder auf und fand sich wenige Sekunden später schon an der nächsten Wand wieder. Ray hatte ihn am Kragen an diese gepresst.

„Wenn du nicht endlich deine Klappe hältst...“, zischte er durch die zusammen gepressten Zähne dem anderen entgegen, als plötzlich das Geräusch von aufeinander reibendem Stein erklang. Beide sahen über Rays Schulter hinweg

zu der Falle, bei der sich anscheinend gerade etwas tat. Mit einem schnellen Griff löste Blake sich aus Rays Umklammerung.

Neugierig beobachteten die Drei das Schauspiel, welches sich vor ihren Augen abspielte.

Die drei Säulen, auf deren Flächen sie noch vor kurzem das Blut aus den Phiolen verschüttet hatten, drehten sich gegen den Uhrzeigersinn und versanken langsam im Boden. Je tiefer sie kamen, desto höher drehte sich der Kreis in der Mitte nach oben.

Ray erkannte einen roten Schimmer, der sich in den Spalten, die das Pentagramm im Innern bildeten, ausbreitete.

„Es funktioniert!“, rief Kora aus und sah mit weit aufgerissenen Augen weiter zu, wie sich die Linien rot färbten und in noch feineren Linien zum Symbol in der Mitte flossen.

Als das Rot das Schutzsymbol erreichte war ein leises Zischen zu vernehmen und Rauch bildete sich. Die Drei beobachteten wie das Zeichen vor ihren Augen schmolz und wie Dampf verpuffte.

Das Steinpentagramm bekam Risse, die sich verteilt ausbreiteten und breiter wurden. Mit einem lauten Grollen brach die Steinplatte in mehrere Teile und gab eine kleine Höhle darunter frei.

Neugierig traten die Drei näher, um besser sehen zu können was im Dunkel der kleinen Öffnung verborgen lag.

Ein tiefes, lautes Knurren drang an ihre Ohren. Erschrocken wichen Kora und Blake einen Schritt zurück. Nur Ray blieb wenige Meter von dem Loch stehen und blickte in dieses hinab.

Darin erkannte er eine zusammen gekauerte Gestalt, die in der Mitte durch schwere Eisenketten festgehalten wurde.

Mit einer Hand griff er in seine Jackentasche und holte etwas kleines Glänzendes heraus, dass er in das Loch warf. Schnell schritt er zurück und bedeutete auch Blake und Kora Abstand zu halten.

Wieder ertönte ein Knurren aus der Vertiefung, dann ein Brechen von Stahl.

Blake spürte eine ungewöhnliche Hitze. Seufzend rieb er sich mit einem Handrücken den Schweiß von der Stirn, der ihm gerade in die Augen laufen wollte.

Nach einer Weile der Stille wurde er wieder etwas ungeduldig und wollte auf das Loch zu gehen, als plötzlich eine Hand erschien und dann noch eine. Nach und nach kletterte ein Mann heraus.

Der Mann von vielleicht gerade mal fünfundvierzig Jahren kam zum Vorschein. Er trug nur eine weite Hose. Sein Oberkörper war durch zahlreiche Wunden entstellt, die aber bei genauerem Hinsehen wie in Zeitraffer heilten. Er war sehr muskulös und strahlte etwas Respekt verlangendes aus. Sein schwarzes Haar war kurz, genau wie der Bart, der sein Kinn zierte. An der rechten Hand trug er einen Ring mit einem großen leuchtenden Rubin in der Mitte.

„Ihr seit spät!“, grollte die tiefe Stimme des Mannes, der sich mit verachtendem Blick umsah.

„Verzeiht Herr! Es war schwer zu ermitteln wo sie Euch hingebracht hatten.“, meinte Ray mit gesenktem Blick. Auch Kora und Blake hatten achtungsvoll den Kopf gesenkt.

„Wo ist ER?“

„Nicht hier, aber wenn ihr es wünscht führe ich euch zu ihm.“

„Nein. Das hat Zeit! Erst will ich Rache! Die Jäger, die dachten sie würden ich so einfach los werden, sollen an ihrem eigenen Blut ersticken, wenn ich sie zwinge die Gedärme ihrer Kinder zu essen!“, meinte der Mann und trat näher zu Ray.

„Führt mich zu ihnen!“, befahl er den Dreien, die grinsend ihre Blicke erhoben.

„Wie ihr wünscht Herr!“

Hilflos

Wenige Zentimeter vor der jungen Frau konnte Dean den Impala mit quietschenden Reifen zum Stehen bringen.

Seufzend legte er die Stirn gegen das Lenkrad und atmete erst einmal ruhig ein und aus.

Warum müssen diese Menschen eigentlich immer vor die Räder laufen? Konnten die nicht vom Straßenrand her winken? Nein, sie mussten sich natürlich noch mehr in Gefahr bringen und anderen die Chance geben die korrekte Funktion ihrer Bremsen noch einmal zu testen.

Stöhnend hob er den Kopf und sah aus der Frontscheibe. Sam war, nachdem der Wagen gehalten hatte sofort aus diesem gesprungen, um der Frau zu helfen. War ja klar gewesen. Die kam wohl gerade im richtigen Moment für ihn. Aber wenn der andere dachte, dass er ihm so entkommen würde, dann hatte er sich getäuscht. Er bekam seine Antwort schon noch!

Schnell stieg er aus und ging um den Wagen zu Sam und der Frau. Sie trug Wandersachen, die jedoch an mehreren Stellen zerrissen und dreckig waren. Bestimmt war sie durchs Unterholz gestolpert und dabei an Sträuchern und Ästen hängen geblieben.
 

Ihr langes blondes Haar war ganz zerzaust. Ängstlich fuhr sie sich immer wieder mit einer Hand über ihren rechten Arm. Stotternd redete sie mit Sam, der ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter gelegt hatte. Warum tat er das nie bei ihm, wenn es ihm mal nicht so gut ging? Ach, auch egal. Kopfschüttelnd ging er zu den Beiden.
 

„Was ist passiert?“, fragte er mehr aus Routine, als echtem Interesse. Sam sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. Dean zuckte nur kurz mit der Schulter und wandte sich wieder der Frau zu, die jetzt doch tatsächlich weinte. Das hatte ihm gerade noch gefehlt!

„Können sie uns sagen warum sie auf die Straße gerannt sind?“, fragte Sam mit sanfter Stimme und nickte ihr aufmunternd zu. Sie nickte ebenfalls und wischte sich kurz mit ihrem Ärmel die Tränen weg, die aber nicht versiegen wollten.

„Ich war mit meinem Freund unterwegs. Wir gehen am Wochenende oft Wandern. Dabei können wir immer am Besten von der stressigen Woche abschalten. Wir waren erst seit ein paar Stunden unterwegs, als wir plötzlich dieses Geräusch hörten.“, schluchzte sie in das Taschentuch, dass Sam ihr gereicht hatte.

„Was für ein Geräusch war das?“, fragte Dean genervt und sah sich ein bisschen um. Der Wald um sie herum sah ganz normal aus. Hier verschwenden wir nur unsere Zeit, dachte er, während er grimmig die Spitze seines Schuhs in den Boden bohrte.

„Es war ein Wimmern. Henry, so heißt mein Freund, dachte es wäre ein verletztes Tier. Wir sind dem Geräusch gefolgt und dann war dieses Monster da. Es hat sich auf Henry gestürzt!“, die letzten Worte schrie sie Sam fast schon ins Gesicht.

„Beruhigen Sie sich! Was ist dann passiert?“, fragte Sam mit ruhiger Stimme.

„Es hatte von Henry aufgeschaut und ist hinter mir her. Es wollte mich töten!“

„Tja, hat es wohl nicht geschafft, oder?“, meinte Dean grummelnd.

„Dean!“, fuhr Sam den anderen an und bot der Frau seinen Arm an.

„Können Sie uns zeigen wo es passiert?“

„J-ja, aber wir müssen die Polizei rufen. Die können uns doch sicher helfen!“

„Wir müssen jetzt erst mal Ihren Freund suchen...“

„Nein! Wir müssen Hilfe holen! Dieses...dieses Ding wird uns sonst töten!“, weinte sie in Sams Ärmel. Sam sah auf und formte mit den Lippen Worte. Dean verstand, nickte und machte sich auf den Weg zum Kofferraum.

Er öffnete ihn und hob den falschen Boden in diesem an, den er mit einer Stange an der einen Seite oben hielt. Sein Blick glitt über Gewehre, Pistolen, Messer, Kreuze, Flaschen mit Weihwasser und ein paar Pflöcke und Amulette.

Schnell nahm er ein paar Waffen an sich. Versteckte Zwei Messer über seinen Schuhen, unter der Hose. Steckte sich eine 9mm-Pistole in den Bund und lud sein vorn abgesägtes Gewehr nach.
 


 

Die Blätter der dichten Baumkronen schirmten den Boden fast vollständig ab.

Nur an wenigen Stellen kam Licht durch, dass ihnen ermöglichte nicht wie blind von Baum zu Baum zu tapsen.

Dean folgte Sam und der Frau, die sich als Laura vorgestellt hatte, immer noch grummelnd in den Wald. Musste das immer ihnen passieren? Warum nicht anderen, obwohl sie wohl die Einzigen sind, die in dieser Situation wirklich helfen können. Sein Blick flog über die Umgebung und haftete an jeder Stelle an der sich etwas zu bewegen schien.

Er beobachtete wie Sam mit der Frau, wenige Meter vor ihm sprach und sah wie sie sich an ihn klammerte, als wäre sie sein Siamesischer- Zwilling.
 

Okay, sie hatte vielleicht sehr viel Angst, gab Dean zu. Wahrscheinlich gerade ihren Freund verloren und ein sich nach ihrem Blut verzehrendes Wesen trachtete ihr nach dem Leben, aber das war doch kein Grund so an seinem Sam zu hängen.

Das grenzte ja schon fast an Belästigung. Warum ließ Sam das überhaupt zu und hielt sie nicht lieber etwas auf Abstand? Der andere war einfach viel zu nett.

Am ganzen Leib zitternd verharrte Laura plötzlich und auch Sam blieb stehen.

„Laura? Was ist?“, fragte Sam und sah sich um. Seine Hand griff nach der Waffe, die er hinten im Hosenbund versteckt hatte. Auch Dean sah sich um. Nicht als Bäume, die im Wind leise vor sich hin raschelten.

„Es kommt! Ich kann es hören!“, schluchzte sie, ließ Sam los und fiel auf die Knie. Panisch vor sich hin wimmernd wippte sie vor und zurück.

Sam sah kurz zu ihr hinunter, dann aber wieder hoch, um die Bäume um sie herum im Blick zu haben.

Nichts. Auch hören konnte er nichts. Verwirrt sah er zu Dean, der ebenfalls seine Waffe im Anschlag hatte. Sie nickten sich kurz einstimmig zu und sahen sich in einem kleinen Radius um Laura genauer um.

Nichts bewegte sich. Sam wollte gerade seine Waffe wieder runter nehmen, als er das Knacken von Ästen vernahm. Schnell hob er sie wieder und zielte zwischen die Bäume vor ihm. Erneut ein Knacken.

„Dean!“, rief er knapp dem anderen zu, der keine zwei Sekunden später neben ihm stand.

„Hast du was gesehen?“, fragte Dean und trat weiter zwischen die Bäume, um besser sehen zu können.

„Nein, aber irgend etwas kommt näher!“

Beide lauschten in die plötzliche Stille des Waldes. Allein das leise Schluchzen von Laura, die immer noch panisch auf dem Boden hin und her wippte.

„Laura! Was genau hat sie angegriffen? Wie sah es aus?“, fragte Sam ohne die Bäume und die bedrohliche Dunkelheit hinter ihnen aus den Augen zu lassen.

„Aaargghh!!“, schrie Laura plötzlich wie von Sinnen auf.

Schnell drehten Sam und Dean sich um, um der Bestie den Rest zu geben.

Doch es war nicht ganz das was sie erwartet hatten.

„Das ist ein Esel, verdammt!“, fluchte Dean verärgert und trat mit dem Fuß einen Stein, der vor ihm lag weg. Auch Sam ließ die Waffe sinken und trat verwirrt näher.

„Aber...aber...“, wimmerte Laura weiter und versuchte von dem Tier weg zu kriechen.

„Kein aber! Das ist nur ein blöder Esel. Die tun nichts. Und auf keinen Fall töten sie Menschen! Komm Sam! Ich wusste, dass das hier Zeitverschwendung ist!“, knurrte Dean und ging in Richtung Wagen weg.

„Dean, warte mal kurz, ja? Vielleicht ist es ja kein echter Esel.“, meinte Sam und ging weiter auf das Tier zu.

„Och Sam, dass ist doch wohl nicht dein Ernst. Sie hat einfach Angst vor Eseln. Sie ist in Panik geraten und weg gerannt. Sicher sucht ihr Freund sie schon überall. Wenn sie ihn nicht auch erfunden hat. Das ist sicher alles! Komm lass uns gehen. Das ist nicht unser Bier!“, meinte Dean, doch Sam bückte sich und hob einen kleinen Stein auf und warf es nach dem Tier. Doch dieses gab nur kurz laut und trabte etwas hin und her, als es getroffen wurde.

„Ach du heilige Scheiße! Sam du musst es umlegen! Es ist ein echter Esel!“, rief Dean mit gespielter Furcht in der Stimme und hielt die Hände hoch. Mit rollenden Augen drehte Sam sich zu dem anderen herum. Musste der andere eigentlich immer so albern sein?

Genervt steckte er seine Pistole, die er immer noch in der Hand hielt zurück in seinen Hosenbund, als er plötzlich zu Boden gerissen wurde. Er schlug so hart mit dem Kopf auf, dass er einige Sekunden nur Sternchen sah. Schnell drehte er sich um, um zu erkennen was ihn umgerissen hatte.

Der Esel, oder besser das was mal ein Esel gewesen war, hatte sich in sein Hosenbein verbissen und zog und ruckte daran, wie ein Hund an seinem Spielzeug, doch Sam war sich zu hundert Prozent sicher, dass das hier nicht spielen wollte. Mit mehreren kräftigen Rucken wollte er sich aus dem Maul des Tiers befreien, doch der starke Kiefer hielt ihn gnadenlos im Griff.

Der Esel hatte sich in eine Bestie mit roten Augen und in die Breite gezogenem Gesicht verwandelt. Aus den beiden vorderen Beinen und deren Hufe waren raubkatzenähnliche Beine mit viel zu großen Krallen.

Das Tier zog die Winkel seines Mauls so weit es ging nach oben, als wolle es ihn angrinsen und sah ihn aus seinen roten Augen gierig an.

Schnell griff er nach hinten in seinen Hosenbund, doch da war nichts. Irritiert sah er sich um, während er sich mit Tritten seines anderen Fußes weiter gegen die Bestie wehrte um und machte auch bald seine Pistole aus, die einige Meter weiter weg auf dem Boden lag. Zu weit für ihn um sie zu erreichen.

„Dean!“, schrie Sam und hoffte, dass der andere im helfen würde, doch der stand zur Salzsäule erstarrt da und beobachtete das Bild, welches sich ihm bot mit weit aufgerissenen Augen.

„Dean!“, schrie Sam erneut, doch der andere reagierte nicht mal auf ihn. Was zum Teufel passierte hier nur?
 

Dean sah hilflos dabei zu wie Sam um sein Leben kämpfte. Er konnte nicht anders, als da zu stehen und zu gucken. Sein Körper gehorchte ihm einfach nicht mehr, als würde die Angst in lähmen. Doch er hatte keine Angst, jedenfalls nicht so viel um wie ein Idiot nur in der Gegend herum zu stehen, während ein anderer um sein Leben bangte.

Er wollte los sprinten und Sam aus dieser Lage befreien, aber er konnte keinen einzigen Muskel bewegen. Was war nur mit ihm los? Hatte das Tier ihn vielleicht unter Kontrolle? Aber wie?

Ein plötzlicher Schmerz durchzuckte seinen Rücken. Gepeinigt wollte er aufschreien, doch er konnte keinen Ton hervor bringen und musste weiter Sam und dem Dämon zusehen, wie sie mit einander kämpften.

Dean sah wie das Tier seine Pfote hob und wollte Sam warnen, doch kein Geräusch kam über seine Lippen. Machtlos musste er zusehen, wie die Krallen Sams Ärmel und schließlich die darunter liegende Haut ritzten. Dean konnte Blut sehen, dass aus der Wunde trat. Er hörte Sams Schrei und verzweifelte. Sollte es so enden? Sollte er dabei zusehen wie Sam von dem Dämon umgebracht wurde? Dean konzentrierte sich, um wieder die Gewalt über seinen Körper zu erlangen. Keine Faser seines Körpers bewegte sich.

Dean sah wie Sam, wild um sich tretend in seine Jacke griff und seine Sichel zog. Mit einem gezielten Hieb auf die Kehle des Tiers befreite er sich aus dem Klammergriff des Tiers. Jaulend und mit einem viel zu hohem Kreischen taumelte es zurück und sank wieder in Gestalt des Esels zu Boden.

Stoßweise Atmend setzte sich Sam auf und wischte sich mit dem Handrücken über die schweißnasse Stirn. Das hätte auch schief gehen können, dachte er, stand auf und trat näher an den Kadaver heran. Vorsichtig stieß er mit der Schuhspitze in die Rippen des Esels, doch dieses gab keinen Ton mehr von sich.

Erleichtert entließ Sam die Luft, die er unbewusst angehalten hatte und drehte sich zu den anderen um. Laura war weg. Sie musste wohl als er gekämpft hatte geflüchtet sein. Vermutlich war das auch besser so gewesen. Aber warum hatte Dean ihm nicht geholfen. Wütend ging er auf den anderen zu, der noch immer an der gleichen Stelle stand wie die ganze Zeit über schon.

„Was zum Teufel sollte das? Warum hast du mir nicht geholfen oder wolltest du mich krepieren lassen?“, schrie Sam außer sich. Seine Stirn war wütend in Falten gezogen, während er immer näher auf Dean zu ging, der es wohl nicht für nötig hielt mit ihm zu sprechen. Blindwütig wollte er den anderen am Kragen packen und ihn so lange wild durchschütteln bis dieser endlich irgendeine Reaktion auf sein Tun zeigte, als er plötzlich ein lautes Knurren hinter sich vernahm. Mit einem kurzen Blick über seine Schulter warf sich Sam zu Seite und entkam nur knapp dem Angriff des tobsüchtigen Tieres, dessen Attacke aber Dean mit voller Wucht traf und nach hinten schleuderte.

Mit panisch aufgerissenen Augen sah Sam was passiert war.

Warum war Dean nicht ausgewichen?

Warum tat der andere schon die ganze Zeit über nichts?

Oder konnte er etwa nicht?

Die Bestie ließ von Dean ab, der bewusstlos am Boden lag und drehte sich zu Sam um. Wütend schabte es mit der einen Pfote auf dem Boden, wie ein Stier, der im nächsten Moment auf den Torero zu stürmt.

Mit einem seitwärts Rolle über die Schulter entkam Sam dem tot bringendem Angriff, stürzte zu Deans Pistole, die unweit von diesem am Boden lag und schoss mehrmals noch während er sich umdrehte auf die Bestie, die sich schon wieder auf ihn stürzen wollte.

Die Kugeln trafen ihr Ziel und gruben sich dampfend immer tiefer in das nachlässige Fleisch der kreischenden Bestie. Wie verrückt schüttelte es sich, als könnte es so die Kugeln in seinem Körper los werden, doch es gab kein Entrinnen. Mit einem letzten Krächzen schlug es auf dem Boden auf.

Sam sah zu wie sich das Fleisch und die Knochen auflösten und nur ein Bündel graues Fell auf dem Waldboden liegen blieb. Erleichtert, dass es jetzt wirklich tot war, drehte Sam sich zu Dean um, der sich immer noch nicht bewegte. Schnell krabbelte Sam die paar Meter an seine Seite und untersuchte ihn. Er hatte keine größeren Verletzungen davon getragen. Kein Blut war zu sehen. Sams Finger fuhren zitternd zu seinem Hals, um den Puls zu überprüfen. Erschrocken zuckte er zusammen, als er keinen wahr nahm. Dean hatte keinen Puls mehr.

Panisch legte er den anderen hin und begann mit wiederbelebenden Maßnahmen. Er suchte die Stelle für die Herzmassage und drückte mit beiden Händen fünfmal kräftig darauf, bevor er ihn beatmete.

Nichts.

Erneut animierte er das Herz fünfmal zum Schlagen und legte seine Lippen wieder zum Beatmen auf Deans Lippen, als dieser plötzlich die Augen aufriss und ihn erschrocken anstarrte.
 

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Hi Leute,
 

an dieser Stell wollte ich mich für die lieben Kommis letzte Woche bedanken und hoffe dieses Kapitel wird euch auch so gut gefallen, dass ihr mir ein paar Kommis hinterlasst. *lieb-aber-nicht-bettel-Blick aufsetzt*

Ich wünsche euch allen eine schöne Osterzeit und viele Eier zum Suchen!!!

Bis nächste Woche zum nächsten Kapitel!!!
 

Eure L_Angel^^

Orientierungslos

Hi Leute,

ich hoffe ihr hattet schöne und ruhige Feiertage und habt das herrliche Wetter genauso genossen wie ich.

Ich wollte mich nochmal ganz doll bei euch für die Kommis bedanken. Die motivieren mich jede Woche mich hinter die Tasten zu klemmen!!
 

@yuna_16: Ich dachte eine Wiederbelebung kann man immer gut zu einem Kuss ausbauen. Das mit dem Nahtoterlebnis bringt mich auf ne Idee

Dean wird es sich doch nicht nehmen lassen Sams Wunden selbst zu versorgen (keine Hintergedanken hat) *ggg*

Das mit dem ´Eselsvieh´ wird auch aufgeklärt, keine Sorge. Ich füge doch keinen Dämon ein, ohne zu sagen um was es geht und was es macht...
 

@Sunrise 101: Keine Angst es wird bald aufgeklärt was mit Dean los ist. Ich kann doch keinen Dämonenjäger auf die Jagd schicken, der sich dann nicht bewegen kann...
 

Ich danke euch beiden sehr für eure Kommis!!! *ganz doll drück*
 

Aber jetzt geht’s endlich weiter!!! Viel Spaß beim Lesen...
 


 


 


 

Es war dunkel.

Das Einzige was Dean spürte war ein sanfter Hauch in seinem Gesicht und ein leichter Druck auf seiner Brust.

Er versuchte sich an das Letzte was er getan hatte zu erinnern.

Vor seinem inneren Auge konnte er den Wald wieder sehen, indem er gewesen war. Er konnte den weichen Waldboden unter seinen Sohlen spüren. Neugierig hob er den Kopf und sah sich um. Es war, als wäre er wirklich hier. Dean konnte mit all seinen Sinnen spüren, dass er wieder im Wald stand. Aber er war allein, um ihn herum nur Bäume, Blätter, die ihm Wind leise raschelten. Dean wurde das Gefühl nicht los, dass hier etwas nicht stimmte.
 

Er ging ein Stück und sah sich dabei weiter um. Einige Meter von ihm entfernt konnte er etwas am Boden sehen. Schnell überbrückte er die Entfernung und bückte sich. Es war Blut. Dean berührte es mit dem Zeigefinger und rieb es mit dem Daumen zwischen den Fingen. Irgend etwas war hier gewesen, aber was? Er konnte sich nicht erinnern was er hier gemacht hatte.

Wütend über die Lücke in seinem Gedächtnis stand er wieder auf, wischte sich kurz die Finger an seiner Hose sauber und sah sich weiter um.

Es fiel nur wenig Licht durch die wenigen Lücken der Baumkronen zu Boden, doch es reichte aus, um sich orientieren zu können. Eine Reflexion stach Dean in die Augen. Mit zusammen gekniffenen Augen suchte er nach dem Grund dafür.

Ein paar Meter weiter weg lag etwas zwischen dem Laub und glitzerte ihn an. Neugierig ging er darauf zu, um sich das genauer an zu sehen.

Es war eine kleine Patrone aus Silber. Mit zusammen gezogenen Augenbrauen nahm er sie näher in Augenschein, wog sie in der Hand und suchte die Oberfläche ab. Am unteren Ende konnte er ein kleines eingeritztes Zeichen erkennen. Erschrocken weiteten sich seine Augen. Das war eine seiner Patronen. Er war es gewesen, der sie gegossen hatte. Seit einiger Zeit hatte er es sich angewöhnt seine Patronen zu markieren.
 

Irritiert griff er in seine Jacke und wollte nach seiner Waffe greifen, doch er griff ins Leere.

Okay, hier ging etwas merkwürdiges vor. Schnell stand Dean auf und sah sich um. Blut am Boden und etwas weiter entfernt seine Silberkugeln. Es musste einen Kampf gegeben haben.

Dean hasste seine momentane Situation. Er wollte alles klar auf den Tisch und nicht alles hinter einem leichten Schleier verborgen.

Sam könnte ihm jetzt sicher weiter helfen, dachte er und stockte bei diesem Gedanken. Sam? Verdammt wo war Sam?

Obwohl er wusste, dass es nichts bringen würde, drehte er sich nochmal im Kreis, um seine Umgebung nach dem anderen ab zu suchen. Doch er war nach wie vor allein. Wütend drückte er die Patrone, die er immer noch in der Hand hielt zusammen und presste sie tief in die Haut seiner Handfläche.

Er hatte nicht auf ihn aufgepasst und jetzt war der andere wieder verschwunden. Als hätte er nicht aus dem letzten Mal gelernt.
 

„Sam? Sam!“, schrie er in den Wald hinein. Doch er bekam keine Antwort.

Dean versuchte weiter sich zu erinnern. Im Gehen schlug er sich immer wieder mit der Patrone in seiner Hand zwischen die Augen, in der Hoffnung den Denkprozess so etwas zu beschleunigen und es schien zu Funktionieren.

Er konnte sich an....einen Esel erinnern. Irritiert öffnete er die Augen und zog die Augenbrauen zusammen. Er schien irgend etwas abgekriegt zu haben, was sollte ein Esel denn mit seiner jetzigen Situation zu tun haben und strich sich tief ein und ausatmend mit beiden Händen durchs Haar.

Aber der Gedanke ließ ihn nicht los. Langsam glaubte er sich erinnern zu können.
 

Da war dieser Esel, der sie angegriffen hatte. Sam hatte gegen ihn gekämpft. Er hatte dabei zugesehen. Er konnte dem anderen helfen. Dean konnte spüren, wie sich nur bei dem Gedanken den anderen im Stich gelassen zu haben sein Magen umdrehte. Er hatte Sam so oft versprochen immer für ihn da zu sein und auf ihn aufzupassen, doch er hatte versagt. Wie sollte er ihm nur wieder unter die Augen treten?

Zu was war er denn sonst nutze, wenn er schon hier so versagt hatte?

Ein leises Schnauben drang an sein Ohr. Irritiert sah Dean auf, sah direkt in die von Raserei verzerrte Fratze des Wesens gegen das sie gekämpft hatten und dann war plötzlich alles dunkel.
 

Panisch versuchte Dean seine Umgebung ab zu tasten, um raus zu kriegen wo er war. Doch da war nichts. Nichts ausser Kälte.

War er vielleicht tot?

Ein Gänsehaut breitete sich auf seiner Haut aus. War er während dem Kampf ums Leben gekommen? Aber was war mit Sammy? Hoffentlich ging es ihm gut!

Er hatte es verdient. Dean hatte ihm nicht helfen können und musste jetzt gehen!

Verzweifelt versuchte Dean um ihn herum etwas zu erkennen. Wo war bloss dieser verdammte Wald hin?
 

Er wollte Sam sehen bevor er ging! Er musste ihm doch noch so viel sagen. Dean wollte ihn umarmen, ihn ganz nah bei sich spüren. Ein letztes Mal den Geruch des anderen in der Nase haben. Dieses Gemisch aus Vanille und seinem leichten Aftershave. Dean vermisste es jetzt schon.

Verzweifelt dachte an die letzten Worte zurück, die sie gewechselt hatten. Er hätte nicht so mit ihm reden sollen. Dean bereute jedes Wort. Sam hatte ja recht gehabt. Mit dem Esel hatte was nicht gestimmt und Dean hatte seine Ahnung einfach missachtet und hatte nicht aufgepasst. Warum hatte er Sam überhaupt aus den Augen gelassen? Hätte er sich bloss nicht zu weit von ihm entfernt, hätte er ihm helfen können.

Wenn er sich hätte bewegen können. Dean wusste einfach nicht was ihn da geritten hatte. Es war, als hätte irgend jemand bei ihm den falschen Schalter umgestellte und ihn auf Standby gelassen hatte.

Dean spürte plötzlich wie ihm wieder warm wurde. Okay, jetzt ging es anscheinend weiter. Es war vorbei mit ihm.

Sicher kam er jetzt in die Hölle. Nein, ganz sicher kam er jetzt dort hin. Immerhin hatte er das Versprechen an Sammy ihn immer zu beschützen verraten und Verräter kamen ganz sicher nicht in den Himmel.

Erneut spürte er einen leichten Hauch auf seinem Gesicht. Irritiert konzentrierte er sich darauf und fühlte wie etwas seine Lippen berührte.

Okay, anscheinend wurde er verrückt von dieser ganzen Warterei.
 

Doch er spürte es ganz genau. Da presste jemand seine Lippen auf die seinen.

Hatte dem den keiner Respekt vor den Toten bei gebracht? Okay, er ging auch nicht gerade gut mit ihnen um, aber er machte auch keine komischen Dinge mit ihnen.

Ein leichtes Zucken ging durch seinen Körper. Dean spürte die kalte, mit Laub bedeckte Erde unter seinen Fingern spüren. Schwerfällig öffnete er die Augen erst ein kleines Bisschen, dann aber erschrocken ganz.

Geschockt sahen seine Grünen in Sams braune Augen. Die anderen sahen genauso zurück. Dean spürte wie Sam sich von ihm losmachen wollte und hielt den anderen schnell zurück.
 

Verdammt, wenn er schon sterben müsste, dann wollte er den letzten Moment mit Sam richtig auskosten.

Sanft strich er mit der Hand, mit der er Sam zurück gezogen hatte durch dessen kurze Nackenhaare und kraulte ihn leicht, während er seine Lippen wieder auf die weichen seines Gegenübers legte.

Sanft bewegte er sich gegen die des anderen und intensivierte den Kuss etwas.

Dean spürte wie Sam sich langsam regte und den Kuss erwiderte. Vor Freude konnte Dean nicht verhindern leicht in den Kuss zu grinsen und diesen weiter auszubauen. Sanft strich er mit der Zungenspitze über Sams Unterlippe, um um Einlas zu bitten, der ihm auch sofort gewährt wurde. Vorsichtig erkundete Dean das ihm unbekannte Terrain, streichelte sanft mit der Zunge den Gaumen des anderen und strich über die vielen sensiblen Stellen.
 

Stöhnend drückte Sam sich näher an Dean und intensivierte seinerseits den Kuss und kam der Zunge der des anderen näher, um einen kleinen Kampf zu provozieren.

Dean ging ohne zu Zögern auf die Aufforderung ein. Er schlang seinen freien Arm um Sams Schultern, um dem anderen noch näher zu sein. Von jeder Stelle seines Körpers, die Sam berührte, ging ein starkes Kribbeln aus. Er liebte dieses Gefühl und wollte es nie missen. Verzweifelt wollte er sich jeden Moment, jede Sekunde einprägen, doch plötzlich hörte Sam auf und versuchte sich aus seinem Griff zu befreien.

„W-was?“, fragte Dean und öffnete seine Augen.

Sam blutete immer noch aus der Wunde an seinem Arm. Die eine Hand fest auf die Wunde drückend, setzte er sich auf. Die hatte er ja ganz vergessen, doch als Dean ihn so fest gehalten hatte, hatte sie wieder zu schmerzen angefangen.

„Du blutest?“

„Ja, das tun Menschen, die gerade um ihr Leben gekämpft hatten!“

„Aber....“ Dean sah sich irritierte um, dann tastete er sich kurz ab und überprüfte schnell seinen Puls.

„Ich lebe ja noch!“

„Ja?!“ Verwirrt sah Sam zu Dean auf, der gerade auf die Beine gesprungen war und vor sich hin Jubelte. Der tritt des Dämons musste ihn schlimmer getroffen haben, als er dachte.

Sam war fürs erste schon erschrocken genug gewesen, als Dean bewusstlos und ohne Puls am Boden lag und Minutenlang keine Regung gezeigt hatte. Aber der plötzliche Kuss hatte ihn dann doch etwas aus der Bahn geworfen.

„Dean ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte Sam und hinderte ihn mit einem beherztem Griff am Arm daran weiter wie ein Kind herum zu springen.

„Ich lebe noch!“

„Ja! Aber vielleicht solltest du dich lieber nochmal ein bisschen hinlegen. Ist dir schwindlig?“, Sam versuchte Dean vorsichtig zu beruhigen. Nicht das der andere sich noch irgendwie verletzte.

„Keine Sorge! Mir geht es gut. Ich lebe!“, freute Dean sich und schloss Sam wieder in eine feste Umarmung. Dieser knirschte geräuschvoll mit den Zähnen. Nicht das er nicht von Dean umarmt werden wollte, nein das wünschte er sich mehr als andere. Aber wie schaffte der andere es nur, dass sich dabei immer etwas in seine Wunde drückte und es sich dabei anfühlte, als ob sie sich immer weiter aufreissen würde.

„Dean!“, brachte Sam durch die fest aufeinander gepressten Zähne hervor.

„Oh, tut mir Leid! Lass uns zum wagen gehen und das versorgen!“, meinte Dean. Er zog vorsichtig die Ränder von Sams Hemd um die Wunde herum auseinander, um diese näher betrachten zu können. Sie war zum Glück nicht zu tief. Das hieß er musste nicht nähen. Sam hatte nochmal Glück gehabt. Schnell presste er wieder die Hand des anderen auf die Wunde, die immer noch blutete.

„Wir sollten schnell zum Wagen!“

Sam nickte und folgte Dean, der sich anscheinend wieder gefangen hatte.

Ein plötzlicher Gedanke ließ Dean stehen bleiben. Irritiert sah er sich um.

„Wo ist eigentlich diese Linda?“, fragte er Sam, der einfach weiter gegangen war.

„Laura! Die ist vorhin weggelaufen, während des Kampfes. Wir sollten uns auf die Suche nach ihr machen. Nicht, dass ihr noch etwas passiert.“

„Wie schrecklich!“, flüsterte Dean genervt und folgte Sam.

Warte! Nochmal ganz auf Anfang. Er war tot, dann hat er die Chance bekommen Sam von seinen Gefühlen zu erzählen und hatte dabei herausgefunden, dass er nur bewusstlos war....

Sam wusste Bescheid!

Doch Dean hatte ein Lichtblick für das Gespräch, dass auf jeden Fall noch auf ihn zukommen würde. Sam hatte seinen Kuss erwidert, dass heißt Dean war nicht ganz allein seine Schuld. Okay, unschuldig aber auch nicht. Was beugte Sam sich auch so verführerisch über ihn?

Nähe

Hi Leute,

vielen, vielen dank für eure lieben Kommis. Hab mich riesig gefreut, dass euch der Kuss gut gefallen hat.

Aber Dean dafür ein paar Mal mehr sterben zu lassen, muss ja nicht sein...Okay, vielleicht noch das ein oder andere Mal, aber ich versuche mich zurück zu halten.

Ich hoffe das nächste Kapitel wird euch genauso gut gefallen!!
 

Ganz besonders liebe Grüße an:
 

-sunrise101

-jesaku

-Fine

-Vampire-Hero

-yuna_16
 

So, dann will ich mal aufhören mit dem Gelaber und euch endlich lesen lassen.

Viel Spaß!!!
 


 

„Bei der Menge Blut, die du verloren hattest, dachte ich du müsstest genäht werden, aber es sieht so aus als ginge es auch so.“, meinte Dean nachdem er sich Sams Wunde näher angesehen hatte.

Vorsichtig zog er das Tuch, dass Sam sich die ganze Autofahrt über auf den Arm gepresst hatte, um die Blutung zu stoppen nach oben hin weg.

Zischend zuckte Sam zusammen, als die Wunde wieder anfing zu bluten. Schnell drückte Dean das Tuch zurück und nahm mit der anderen Hand ein Neues, dass er schnell mit dem anderen wechselte und nun das saubere, noch weise drauf drückte.

Sam verzog schmerzlich das Gesicht und biss weiter die Zähne zusammen.

„Mach einfach einen Verband. Das geht dann schon!“, meinte er.

„Sicher?“

„Ja! Hör endlich auf mir in der Wunde rum zu pulen.“

„Hey! Mal nicht so frech!“

Sam spürte durch das Tuch Deans warme Hände auf seiner Haut. Wäre da nicht eine unschöne Wunde, die sich von seinem Arm bis ein Stück den Rücken lang zog, könnte er diese sanften Berührungen genießen. So zuckte er bei jeder Bewegung leicht zusammen, obwohl Dean sich vorsichtig verhielt.

Der andere saß halb hinter ihm auf dem Bett und versorgte die Wunde. Sam spürte wie er das Mullband über dem Tuch befestigte, es langsam über seine Schulter ausrollte und vorne mit Hilfe der anderen Hand unter seinem Arm zurück führte. Diese Prozedur vollzog er so lange bis er es für genug hielt. Mit einem letzten Blick besah sich Dean sein Werk und strich noch einmal mit der Handfläche drüber.

Die Wunde war zwar nicht besonders tief, aber groß. Er hatte Sam beschützen müssen.

Diese Verletzung hätte er haben sollen, nicht der andere. Jetzt war seine Haut nicht mehr so glatt und makellos, dachte Dean.

Warum hatte er ihn nicht beschützen können?

Dean dachte daran wie er einfach nur dagestanden hatte, während Sam von diesem Ding angegriffen und fast umgebracht wurde.

Das schlechte Gewissen nagte an ihm. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit hatte er dem anderem versprochen ihn immer zu beschützen. Seine Versprechen waren anscheinend genauso wenig wert wie er.

Er merkte nicht, dass er schon eine ganze Weile verträumt auf Sams Rücken starrte und dieser über seine Schulter fragend sein Gesicht betrachtete.

Deans Blick wirkte traurig. Irgend etwas belastete den anderen. Sam mochte diesen Blick nicht. Überhaupt mochte er es nicht, wenn Dean traurig oder einfach zu still war. Der andere war eher der glücklich Strahletyp. Sam liebte es wenn Dean lächelte, leicht schmunzelte oder breit grinste. Obwohl Letzteres meistens schadenfroh zum Einsatz kam, wenn Dean ihm mal wieder einen Streich oder so spielte.

„Alles in Ordnung?“, fragte Sam und strich behutsam über dessen Hand, die immer noch über seiner Wunde auf seiner Schulter lag. Sam spürte wie die Wärme, die ihm Deans Hand geboten hatte aus seinem Körper verschwand, als dieser sie wegnahm. Er vermisste ihn schon fast, als er fühlte wie der andere seine Finger sanft seinen Nacken und das andere Schulterblatt nachfuhren. Sam merkte wie sich auf seinem Rücken eine Gänsehaut breit machte und genoss weiter die Streicheleinheiten, die der andere ihm schenkte.

„Es tut mir Leid.“, flüsterte Dean ganz nah an seinem Nacken. Hatte Sam nicht schon eine Gänsehaut, jetzt hätte er eine gehabt. Deans warmen Atem so nah zu spüren hatte er sich so oft gewünscht.

„Was meinst du?“, fragte Sam und drehte den Kopf zu dem anderen, der sich scheinbar hinter seinem Rücken zu verstecken versuchte.

Dean legte die Stirn an Sams breiten Rücken und seufzte.

„Wegen vorhin. Das im Wald mit dem Esel.“, raunte er.

Sam dachte an den Dämon, der jetzt tot in dem Waldstück lag. Es war ein hartes Stück Arbeit gewesen ihn unschädlich zu machen, was mit Deans Hilfe sicher um einiges schneller gegangen wäre.

„Warum hast du mir nicht geholfen?“, fragte Sam, während er auf seine eine, die er im Schneidersitz vor sich gekreuzt hatte, sah.

„Ich wollte dir helfen! Ich konnte aber nicht...“

„Was meinst du mit `Ich konnte nicht`?“, fragte Sam und drehte sich etwas zu dem anderen herum, um diesem in die Augen sehen zu können.

Dean wusste das dieses Gespräch kommen würde. Genervt strich er sich mit der linken Hand durchs kurze Haar und stand auf, als er Sams Hand an seinem Arm spürte. Irritiert sah er zu dem anderen runter, der ihn aus seinen traurigen, großen Augen ansah.

„Bleib hier.“

Dean nickte kurz und setzte sich zurück neben den Jüngeren, der etwas zur Seite rutschte, um ihm Platz zu machen.

„Als dieses Wesen, dieser Esel dich angegriffen hat, konnte ich mich einfach nicht von der Stelle bewegen. Ich war wie versteinert und konnte nichts tun, als ihm zu zu sehen, wie es über dich herfällt.“, sagte Dean, während er auf seine Hände, die er seitlich auf seine Beine gestützt hatte, blickte.

Sam sah ohne dem anderen ins Gesicht zu sehen wie sehr Dean diese ganze Sache zu setzte.

„Du konntest dich nicht bewegen? Hattest du angst?“, fragte Sam.

Empört blickte Dean ihn an und hob eine Augenbraue an.

„Ich bitte dich! Ich hab doch keine Angst vor einem kleinen Esel, obwohl er dich ja ganz schön zugerichtet hat.“, meinte Dean vorwurfsvoll.

„Mich hat ja auch kein einfacher Esel angegriffen, sondern ein Dämon!“

„Ach, und was an ihm war so dämonisch? Seine langen Ohren oder was?“, fragte Dean und sah den anderen spöttisch von der Seite an. Schön und Gut, der Esel hatte seinem Sammy ganz schön zugesetzt, aber an ihm war nichts dämonisches gewesen.

„Hattest du Tomaten auf den Augen? Hast du nicht diese Fratze gesehen? Oder die riesigen Krallen?“

„Ich war vielleicht bewegungsunfähig, aber nicht blind! Das war vielleicht ein starker, aber sonst ganz normaler Esel gewesen.“, meinte Dean völlig überzeugt von dem was er gesehen hatte.

„Das war kein normales Tier. Das war hundert Prozent ein Dämon, Dean!“, Sam war verwirrt.

Was war nur mit dem anderen los?

„Irgend etwas stimmt nicht! Warum konnte ich mich nicht bewegen oder diesen Dämon sehen? Wie soll ich denn Dämonen jagen, wenn ich sie nicht mal erkennen kann?“, fragte Dean verzweifelt und fuhr sich unkontrolliert mehrmals durchs Haar. Sam spürte, das der Ältere kurz davor war durch zu drehen und legte ihm einen Arm um die Schulter. Dean drehte sich ihn der wohltuenden Umarmung um und legte seinen Kopf auf die Schulter des anderen.

„Beruhig dich! Wir kriegen schon raus was hier los ist.“, sagte Sam und strich Dean beruhigend über den Arm.

Was war hier nur los? Und warum passierte das alles jetzt auf einmal und brach über ihnen zusammen. Sam wusste nicht was er machen sollte. Alles veränderte sich. Er konnte sich kaum vorstellen, dass er vor einem knappen Monat noch seelenruhig neben Dean im Impala gesessen hatte und es für unmöglich gehalten hatte Dean so wie jetzt zu umarmen, ohne danach eine Tracht Prügel ein zu stecken.

Alles hatte sich verändert.

„Ich dachte ich wäre tot, als mich dieses Eselsvieh getroffen hatte.“, flüsterte Dean leise gegen Sams Hals.

„Hast du mich desshalb.......geküsst?“, fragte Sam leise, das letzte Wort fast schon hauchend. Doch Dean hatte jedes einzelne verstanden.

„Ich dachte ich würde dich verlieren.“, gestand er dem Jüngeren. Dean schüttelte innerlich den Kopf über sich selbst. Jetzt saß er hier, halb auf Sams Schoss, den Kopf wie ein heulendes Kleinkind an dessen Schulter gelehnt und ließ sich vom anderen trösten. Okay, dieses eine Mal würde es noch gehen. Und immerhin war es Sam, von dem er hier sprach. Er vertraute dem anderen und hoffte, dass er diesen peinlichen Moment nie gegen ihn einsetzte, um ihn bloss zu stellen.

Aber wie gesagt, er sprach hier von Sam. Ihm konnte er vertrauen.

Dean spürte wie Sams Hand, die ihm die ganze Zeit beruhigend über den Arm gestrichen hatte in seinen Nacken fuhr und dort ihn zu kraulen begann. Entspannt schloss er die Augen und genoss es, wie die Finger des anderen Muster auf seine Haut malten.

Sam spürte wie der andere sich entspannte und sich weiter in seine Umarmung lehnte. Schmunzelnd legte er seinen Kopf auf den des anderen.

Es kam nicht oft vor, das Dean seine Gefühle zeigte oder jemanden so nah an sich ran zu lassen, wenn es ihm nicht gut ging. Es bedeutete Sam sehr viel ihn in diesem Moment seine Schulter zu leihen.

„Ich liebe dich.“, flüsterte Sam leise, als er plötzlich spürte wie Dean sich in seinen Armen verspannte.

Verdammt! Warum konnte er nicht einmal seine Klappe halten und es genießen dem anderen so nah sein zu dürfen.

Sam wollte sich gerade von dem anderen lösen, als er plötzlich die Lippen des anderen auf den seinen spürte. Überrascht riss er die Augen auf, sah wie Dean die seinen gerade schloss.

Langsam bewegte Dean seine Lippen gegen die weichen seines Gegenübers, um ihn zum Mitmachen zu animieren, worauf der andere nach einem kurzen Zögern genauso intensiv reagierte.

Der erst sanfte Kuss wurde immer stürmischer. Sam krallte sich in Deans Nacken, um den anderen näher an sich zu ziehen. Er wollte dem anderem so nah wie nur möglich sein.

Dean stöhnte in den Kuss, als er Sams Fingernägel in seinem Nacken spürte. Wild umspielten sich ihre Zungen. Dean streichelte die warme Haut von Sams, immer noch entblößter Brust und drückte den anderen leicht zurück auf die Matratze.

Die Worte des Jüngeren halten immer noch in seinem Kopf und schossen Glücksgefühle in jeden Zentimeter seines Körpers.

Sam konnte es immer noch nicht fassen. Dean küsste ihn. Ihn! Gierig regte er sich näher zum anderen, als ein plötzliches Zucken durch seinen Körper ging.

Dean merkte nichts davon, als Sam ihm auf einmal in die Zunge biss.

Keuchend machte er sich vom anderen los und sprang vom Bett.

„Verdammt, Sam! Was zum Teufel sollte das?“ Dean tastete kurz seine Zunge ab. Sie blutete, aber nur ein bisschen.

Wütend drehte Dean sich wieder zu Sam um, der immer noch auf dem Bett lag.

Seine Brust senkte sich schnell bei jedem Atem auf und ab. Panisch atmete er ein und aus. Sein Gesicht war Schmerz verzehrt zur Seite gedreht, die Arme auf die bebende Brust gepresst, sah er auf einen weit entfernten Punkt auf der anderen Seite des Zimmers.

Panisch fiel Dean neben dem Bett auf die Knie und zog das Gesicht des Jüngeren zu sich.

„Sam! Was ist los?“, fragte er, während er mit der anderen Hand eine von Sams nahm. Sam drückte sie fest zusammen, fast als wollte er halt in dem Griff finden.

„Es...es tut weh!“, röchelte er und bäumte sich unter einer neuen Krampfwelle zusammen. Deans Hand schmerzte, doch das war im egal. Alles was für ihn zählte war Sam und der lag hier gerade vor ihm und ertrug so gut es ging die schlimmsten Schmerzen, die er sich vorstellen konnte.

Sams Haut glänzte von dem Schweiß, der ihm aus jeder einzelnen Pore lief. Seine Augen glänzten fiebrig und er zitterte am ganzen Körper, wenn er sich nicht gerade unter Krämpfen aufbäumte.

Dean verzweifelte an seiner Machtlosigkeit, während er immer noch die Hand des anderen hielt.

„Was ist mit dir? Ist es deine Schulter?“, fragte er, selbst nicht wirklich daran glaubend.

Sam schluckte schwer und bewegte leicht den Mund. Dean lehnte sich weiter nach vorn, um seine Worte besser verstehen zu können.

„Kann n-nicht...“, hauchte er zwischen schweren Atemzügen und kniff wieder die Augen zu, als ein erneuter Krampf seinen Körper durchfuhr. Er presste die Zähne hart aufeinander und bog den Rücken durch.

„Was kannst du nicht? Sam! Mach die Augen auf! Du darfst jetzt nicht das Bewusstsein verlieren! Hast du mich verstanden?“ Dean drückte Sams Hand fester, wollte dem anderen dabei zeigen, dass er für ihn da war. Ihn nicht allein ließ.

„K-kann nichts......sehen...“, brachte Sam unter Schmerzen hervor und bäumte sich erneut auf, bevor er bewusstlos ins Lacken des Bettes zurück sank.

Sorgen

Ein leichter Windhauch verwuschelte Sam das Haar. Eine kleine Strähne löste sich von den anderen, kitzelte bei jeder Bewegung über sein Gesicht und weckte ihn schließlich damit.

Blinzelnd öffnete er seine Augen und sah nichts. Alles war irgendwie verschwommen und viel zu hell, für seinen Geschmack.

Nur sehr langsam nahm alles um ihn herum wieder Gestalt an.

Vorsichtig tastete er mit geschlossenen Augen seine Umgebung ab, um heraus zu finden wo er war. Seine Finger strichen über das weiche Leder eines Sitzes, der unverkennbare Geruch stieg ihm in die Nase. Er lag auf der vorderen Reihe des Impalas, der durch die Fahrt leicht bebte.

Als er die Augen wieder öffnete nahm er neben sich eine Bewegung war.

Er drehte leicht den Kopf zur Seite und konnte Deans Fuss erkennen, der gerade das Gaspedal durch drückte.

Verwirrt kniff er die Augen zu und rieb sich übers Gesicht.

Seit wann waren sie denn wieder unterwegs?

Warum konnte er sich an den Aufbruch nicht erinnern?

Und warum lag er auf dem Vordersitz? Sonst reichte es ihm, wenn er sich ans Fenster lehnte.

„Na? Aufgewacht Dornröschen?“, fragte Dean, der keine von Sam´s Bewegungen entgangen war.

„Wo sind wir?“, ächzte Sam.

„Auf dem Weg zu Bobby... Nein, bleib besser liegen...“, wollte Dean den anderen warnen, der sich gerade aufsetzen wollte, aber keuchend wieder zurück sank.

Sein Kopf pochte wie verrückt und Sterne tanzten vor seinen Augen.

„W-was ist passiert? Was wollen wir bei Bobby?“, fragte Sam und drehte den Kopf leicht, um Dean ansehen zu können. Der hatte den Blick weiterhin durch die Frontscheibe auf die Straße gerichtet. Im war sein Lächeln vergangen. Die Erinnerung an den gestrigen Abend verfinsterte seine Gedanken. Sam solchen Schmerzen ausgeliefert zu sehen und zu wissen, dass nichts was er tat dem anderem helfen konnte, war mehr als er ertragen konnte.

Dean hatte den ganzen Abend an Sams Bett gesessen und den Schlaf des anderen bewacht. Er wollte da sein, falls es wieder geschah. Und er war sich sicher, dass es wieder passieren würde. Sam hatte jetzt schon den zweiten Anfall in seinem Beisein und wer weiß wie viele noch. Dean hatte mitbekommen, dass der Jüngere sich danach an nichts mehr erinnern konnte, wenn er nach einigen Stunden endlich wieder wach wurde.

Er hasste dieses Gefühl der Machtlosigkeit, die ihn in diesen Momenten überkam.

„Heraus kriegen was hier ab geht. Vielleicht kann er uns helfen Antworten zu finden.“

„Du meinst wegen der Sache im Wald? Der Bewegungsunfähigkeit?“, murmelte Sam leise und gähnte. Es kam ihm vor, als hätte er nur wenige Stunden geschlafen.

„Ja genau.“, log Dean. Der Jüngere machte sich schon genug Sorgen, da wollte er ihm das lieber fürs Erste ersparen. Sam würde noch früh genug davon erfahren. Außerdem vergaß er es sowieso in kürzester Zeit wieder, also brachte es eh nichts den anderen jetzt zu verängstigen.

Dean sah an sich vorbei auf den Wuschelkopf neben sich. Sam wirkte müde und völlig geschafft. Aber irgendwie auch niedlich.

Erneut strich Sam sich eine nervende Strähne aus dem Haar, die ihm an der Nase kitzelte.

Er hatte die Augen wieder geschlossen, da es zu anstrengend war sie die ganze Zeit offen zu lassen. Seinen schmerzenden Muskeln zu folge hatte er zwei Footballspiele und einen Marathon hinter sich gebracht.

Warum konnte er sich an nichts erinnern?

Das Letzte was ihm in den Sinn kam war... er wusste nicht genau was das Letzte war. Sie hatten geredet. Er hatte dem anderen gesagt, dass er ihn liebt. Einfach so, ohne eventuelle Folgen nach zu denken. Und dann hatte Dean ihn geküsst. Hieß das, dass er ihn auch mehr als einen Bruder liebte?

Sam fiel keine bessere Antwort ein. Nicht das er andere zugelassen hätte.

Seine Lippen verzogen sich zu einem leichten Lächeln, das Dean natürlich nicht entging.

„Was ist so lustig?“, fragte er und fuhr sanft mit der rechten Hand durch Sams Nackenhaare.

„Nichts.“, grinste er weiter und genoss wie Deans Finger ihn kraulten. Also seinetwegen konnte das ewig so weiter gehen. Doch es sollte nicht sein, wenige Minuten später musste Dean den Kontakt beenden, um die Kurve, die vor ihnen lag zu kriegen und nicht den nächsten Baum mit zu nehmen.

Sonst werden so scharfe Kurven doch angekündigt, oder?!

„Machst du weiter?“, fragte Sam nach kurzer Zeit. Er vermisste die Wärme des anderen, die dieser bei ihm hinterließ. Ohne ihn fühlte er die Kälte in ihm aufsteigen und sich ausbreiten.

„Hey, und wie soll ich fahren? Manchmal brauche auch ich zwei Hände zum Fahren.“, grinste Dean, legte aber sofort seine Hand zurück in Sams Nacken, der weiter zufrieden lächelte.

„Zwingt dich ja keiner, oder?“, fragte Sam und warf dem anderen einen eindeutigen Blick zu. Dean sah ihn erst verwirrt, dann aber breit grinsend an.

„Schlaf lieber noch ein bisschen. Bis Bobby sind es nur noch drei Stunden und deine Gesichtsfarbe hat sich immer noch nicht gebessert.“, meinte der Ältere und strich ihm leicht über die ihm zu gewandte Wange.

„Mir geht’s schon besser...“, entgegnete Sam und setzte sich auf, um dies zu beweisen, doch sein Kopf machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Alles drehte sich vor seinen Augen. Schwankend legte er sich wieder auf den Sitz neben Dean. Dieser hatte natürlich alles mitbekommen und schmunzelte leicht.

„Na siehst du. Schlaf noch ein bisschen. Ich weck dich wenn wir da sind.“

Sam nickte leicht und schloss die Augen.

Dean kraulte den Jüngeren solange, bis er sich sicher war, dass der andere eingeschlafen war.

Hoffentlich erholte Sam sich schnell. Er konnte es nicht mit ansehen, wenn es dem anderen nicht gut ging.
 


 

Der Impala rollte wenige Meter vor dem Tor zu Bobbys altem Schrottplatz aus. In großen Buchstaben aus Metall stand der Firmenname über der Pforte.

Pünktlich, vor ein paar Minuten war auch Sam wieder erwacht. Der Schlaf hatte ihm gut getan und wieder ein bisschen Farbe in sein Gesicht gebracht. Immer noch müde lag er auf dem Vordersitz und gähnte von Zeit zu Zeit leise.

Nun standen sie vor dem Schrottplatztor, dass doch tatsächlich verschlossen war. Dean wusste nicht wann sie das letzte Mal hier gewesen waren und Bobby nicht.

Aber auch Bobby war in letzter Zeit öfters mal auf der Jagd. Die Jobs häuften sich und alle Jäger hatten die Hände voll zu tun. Manche sehr erfahrenden Jäger erledigten zwei, drei Jobs gleichzeitig.

Aber jetzt standen sie vor seinem Tor, wie bestellt doch nicht abgeholt. Dean überlegte. Sollten sie sich in der Nähe in einem Motel einquartieren oder das Schloss einfach knacken. Bobby würde sich bedanken, wenn sie sein Schloss aufbrechen würden, da war er sich sicher, aber knacken war nicht gleich brechen.

„Was ist los?“, murmelte Sam und rieb sich leicht übers Gesicht.

„Bobby scheint nicht da zu sein!“

„Na und?“

„Ich überlege, ob wir uns das nächste Motel suchen oder versuchen das Torschloss zu knacken.“, meinte Dean und trommelte mit den Fingerspitzen auf dem Lenkrad herum. Sam zog die Stirn in Falten und sah den anderen von der Seite an. Langsam setzte er sich auf und hielt sich den immer noch leicht schmerzenden Kopf dabei.

„Warum schließt du nicht einfach mit dem Schlüssel auf?“, fragte er und lehnte sich erschöpft zurück.

„Welcher Schlüssel?“, fragte Dean und sah irritiert den Jüngeren an.

„Vor ein paar Jahr waren wir doch schon einmal in dieser Situation. Da hat Bobby für uns einen Zweitschlüssel machen lassen und ihn in einer alten Dose versteckt. Und die hat er links hinter dem Tor aufgestellt.“, meinte Sam und wollte die Tür öffnen., doch Dean war schneller.

„Bleib sitzen. So kommst du nicht weit.“, sagte er, sprang aus dem Wagen und machte sich auf den Weg zum Tor. Sam zuckte nur mit den Schultern und setzte sich wieder bequemer hin.

Nach kurzer Zeit wedelte Dean ihm glücklich mit dem gefundenen Schlüssel zu und machte sich dann ans Öffnen des Stahltors.

Schnell saß er wieder im Wagen und fuhr auf den Hof.

Sam schwankte wie ein Besoffener beim Aussteigen und musste sich an Dean festhalten, der sofort an seine Seite sprang und dem Jüngeren ins Haus half. Dort beförderte er ihn auf das Sofa.

„Ich hol die Sachen aus dem Auto und du bewegst dich hier nicht weg, klar?“, fragte Dean und strich dem anderen leicht über die Stirn, die schon wieder leicht glühte. Sam nickte kaum merklich und schloss die Augen.

Der Ältere beeilte sich mit dem Auspacken und brachte ihre Sachen auf ihr Zimmer. Seit sie klein waren und öfters von ihrem Vater bei Bobby abgesetzt wurden hatten sie ein eigenes Zimmer im Haus. Irgendwann konnte er es nicht mehr mit ansehen, wie sie sich zusammen das Sofa im Wohnzimmer teilten und hatte ein Zimmer im oberen Geschoß für sie von den Unmengen an Büchern befreit und zwei Betten rein gestellt.

Das Zimmer hatte sich nicht groß verändert, seit sie das erste Mal drin geschlafen hatten. Okay, die Betten waren verständlicher Weise größer. Sie waren ja auch ein bisschen gewachsen seit diesem Tag.

Schmunzelnd dachte Dean an die Zeit damals zurück, während er die Taschen ins Zimmer brachte. Sams Sachen stellte er neben sein Bett rechts vom Fenster und seine neben seines auf der anderen Seite.

Ein plötzliches Geräusch ließ ihn aus seinen Gedanken aufschrecken. Er konnte Stimmen von unten hören und beeilte sich mit dem was er tat.

Als er unten ankam erkannte er, dass Sam nur den Fernseher angeschaltet hatte. Er stellte sich hinter das Sofa auf dem Sam lag und lehnte sich auf die Lehne.

„Wie geht’s dir?“, fragte er den anderen und legte ihm wieder eine Hand auf dessen Stirn, die immer noch glühte.

„Schon etwas besser.“, murmelte Sam und genoss Deans kühle Hand.

Dean sah ihm an das er log, sagte aber nichts, nickte kurz und machte sich auf den Weg in die Küche. Sein Magen rebellierte schon viel zu lange für seinen Geschmack.

Neugierig durchsuchte er Kühlschrank und einige Schränke nach Essbaren. Bobby hatte wohl nicht mit Gästen gerechnet und nichts eingekauft. Nach einigem hin und her entschied er sich Sam eine Tütensuppe und sich selbst ein paar Nudeln mit Ketchup zu machen.
 

Nach einer Dreiviertelstunde und vielen Flüchen später hatte er es endlich geschafft etwas annehmbares zu kochen.

Warum musste Bobby seine Sachen auch überall verstecken? Dean hatte fast fünf Minuten gebraucht, um einen Messbecher für die Suppe zu finden und sich schließlich dafür entschieden, dass sein Augenmaß ausreichen musste. Die Suppe war zwar etwas wässrig, aber Sam würde es sicher überleben. Vorsichtig balancierte er beide Teller ins Wohnzimmer, wo der andere auf dem Sofa eingeschlafen war. Der Waschlappen, den Dean bevor er mit dem Kochen begonnen hatte noch auf dessen Stirn, gegen das Fieber gelegt hatte, war ihm dabei vom Gesicht gerutscht und lag in dessen Halsbeuge. Dean stellte das Essen ab, nahm den Lappen und legte ihn beiseite. Sams Stirn war immer noch etwas erhitzt, hatte aber schon deutlich an Temperatur abgenommen. Beruhigt schüttelte Dean behutsam an der Schulter des anderen.

„He, aufwachen.“

Sam blinzelte etwas und öffnete schließlich murrend die Augen.

„Iss etwas, dann kannst du weiter schlafen.“ Sam nickte nur und setzte sich langsam mit Deans Hilfe auf.

Der Ältere stellte den Teller mit Suppe vor Sam ab und machte sich endlich an seine Nudel, die sein Magen schon sehnsüchtig erwartete. Sie waren zwar schon kalt, aber das störte ihn nicht.

Sam saß mit hochgezogener Augenbraue vor seinem Teller, den Löffel in der rechten Hand und sah auf die Suppe hinab.

„Ischt wasch?“, fragte Dean mit vollem Mund, als er Sams zweifelnden Blick sah.

„Was ist das?“

„Suppe.“

„Und was war es vorher?“, fragte Sam. Er hatte noch nie eine Suppe gesehen, die eine klare, dunkel lilane Farbe hatte, in der undefinierbare rote und grüne Dinge schwammen.

„Ich hab sie ein bisschen nachgewürzt damit sie auch nach was schmeckt. Der Rest war in der Tüte schon drin.“, erklärte er zwischen mehreren Gabelladungen Nudeln. Zweifelnd sah Sam nun Dean an.

„Nachgewürzt? Hast du sie probiert?“

„Klar! Und jetzt iss, sonst wird sie kalt!“, meinte er wütend. Da hatte er sich so viel Mühe gegeben dem anderen etwas auf den Tisch zu bringen, damit es ihm bald besser geht und er bekam nur Beschwerden dafür.

Das Knarren der Tür ließ sie ihr Thema fürs Erste vergessen.

Bobby, mit zwei schwer aussehenden Seemannssäcken beladen betrat das Haus.

„He Jungs. Auch mal wieder in der Gegend?“, fragte er, schmiss die Säcke in eine freie Ecke und kam zu ihnen rüber.

„Okay, was ist passiert?“

„Woher weischt du...?“, begann Dean mit vollem Mund und verschluckte sich prompt. Sam klopfte ihm auf den Rücken und sah fragend zu Bobby, der sich ihm gegenüber auf den alten Sessel fallen gelassen hatte.

„Ihr meldet euch auch nur, wenn was passiert ist. Sam hat dir sicher nicht mal von meinem Anruf erzählt. Oder?“ Sam warf beiden einen entschuldigenden Blick zu und legte den Löffel zur Seite. Bobby sah mit hoch gezogener Augenbraue auf den Tisch und blieb schließlich auf Sams Teller hängen.

„Was war das denn mal gewesen?“

„Das ist Tütensuppe!“, meinte Dean wütend.

„Was hast du damit angestellt?“

„Er hat es ein bisschen nachgewürzt!“, meinte Sam und deutete Gänsefüsschen beim Wort nachgewürzt mit den Fingern an.

„Was hast du ihm getan, dass er dich vergiften will?“ Sam zuckte nur mit den Schultern und sah zu Dean, der die Beiden gepflegt ignorierte.

„Ist noch was von den Nudeln da?“ Dean deutete kurz auf die Küche und Bobby machte sich auf den Weg.

„Probier doch wenigstens mal.“, bat er den Größeren, als Bobbys Aufschrei durchs Haus ging.

„VERDAMMT, DEAN!!! WAS HAST DU MIT MEINER KÜCHE GEMACHT?“

Fragen über Fragen

Hi Leute,

vielen, vielen Dank für eure Kommis. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie sehr sie mich jede Woche zum Schreiben antreiben!!
 

@jesaku: Ich finde Sam auch knuffig. Und das mit den Beinen...ich muss gestehen du hast mich eiskalt erwischt. *verlegen-am-kopf-kratz*

Ich denke Dean hat sich da etwas bequemes einfallen lassen. Ja, das hat er sicher. *hust*

Du kennst kein lilafarbendes Gewürz? Ich auch nicht, aber mir fallen so einige andere Pflanzen (Blühten) ein, die nicht zum Kochen aber vllt für irgendein Ritual zu gebrauchen ist, das in Bobbys Küche natürlich nicht fehlen darf...*grins* Danke für deine Kommis!!!
 

@Fine: Ja, die Küche ist ein Schlachtfeld. Ich wollte Dean, nach der ganzen Vorsorglichkeit Sam gegenüber nicht auch noch als großes Talent in die Küche stellen. Das hätte zu sehr an meinem Bild von ihm gekratzt.

Was mit Sammy los ist kommt bald raus. Nur noch ein bisschen Geduld!!

*extra-knuddler-fürs-kommi*
 

@Priestly: Also ich würde wahrscheinlich alles essen was Dean mir vorsetzen würde, aber der Gute Sam kennt ja dessen Kochkünste und deren Folgen! *grins*

Vielen, vielen Dank für deinen Kommi!!!
 

@RyouAngel: Wie es aussieht gibt es zu viele offene Fragen...aber keine Sorge dieses Kapitel wird ein paar lösen!!

Danke für dein Kommi!!!
 

@yuna_16: Schön, dass dir das Kapitel gefallen hat!! Also das mit Bobbys Küche wird auf jedenfall Konsequenzen mit sich ziehen. Bobby lässt das Dean doch nicht so einfach durch gehen...

Danke für deinen Kommi und ich hoffe, dass dir das nächste Kapitel genauso gut gefällt!!
 

@Sunrise 101: Ja, solche kleinen Streicheleinheiten müssen einfach sein!!

Mal sehen wie Bobby ihnen helfen kann und das mit Sam wird bestimmt wieder!! Ich bin da ziemlich überzeugt!! *grins*

Danke für deine Kommis!!!!
 

Sooo, dann kann es ja endlich mit der Story weiter gehen!!!
 

L_Angel^^
 


 

Sam erwachte schon früh. Die ersten Sonnenstrahlen fielen durch die alten Rolladen am Fenster und weckten ihn. Stöhnend rieb er sich übers Gesicht und sah sich um.

Er lag in dem alten, viel zu kleinen Bett in ihrem Zimmer bei Bobby.

Wie war er denn hier hoch gekommen?

Sein Blick viel auf seine Füße, die weit übers Bettende unter der Decke hervor lugten. Wann war er noch mal so groß gewesen und hatte hier rein gepasst? Seine Füße ragten fast schon zwanzig Zentimeter weit hinaus. Vielleicht sollte er doch mit dem Gedanken spielen wieder unten auf der Couch zu schlafen. Oder er sah sich draußen nach einem alten, größeren Bett um.

Seufzend hievte er sich hoch und sah, dass Dean auf der anderen Seite noch friedlich in seine Decke eingerollt lag. Tapsend überbrückte er den kurzen Weg und lehnte sich leicht über ihn. Deans Gesichtszüge waren entspannt und gelassen. Sam sah wie seine Augen unter dem Lied hin und her wanderten, was bedeutete das er noch tief und fest schlief. Lächelnd beugte er sich zum anderen herunter und hauchte ihm einen kleinen Kuss auf die leicht geöffneten Lippen.

Sam kniete sich neben das Bett des anderen und betrachtete ihn eine Weile. Er fuhr mit den Fingerspitzen die Gesichtskonturen nach. Dean lächelte im Schlaf, er schien einen schönen Traum zu haben. Leise wollte Sam sich erheben und den anderen in ruhe weiter schlafen zu lassen, als er plötzlich gegen die Wasserflasche, die neben Deans Bett stand stieß, diese laut polternd zu Boden ging und unter das Bett rollte. Stöhnend rollte Sam mit den Augen, bückte sich

Und griff nach der Flasche, als er ein Rascheln von oben hörte und dann Deans verschlafene Stimme.

„Sammy?“, nuschelte er und sah über die Bettkante zu dem anderen herunter.

„Ja?“

„Noch fünf Minuten.“, murrte er und rollte sich zurück in seine Decke. Schmunzelnd stellte Sam die Flasche zurück, strich Dean leicht über die Wange und erhob sich schließlich.

Nach einer kurzen Katzenwäsche machte er sich auf den Weg in die Küche, um sich erstmal einen Kaffee zu kochen.

Dean wurde am Abend noch von Bobby dazu verdonnert die Küche wieder auf Vordermann zu bringen. Sam schüttelte den Kopf, als er an den Saustall zurück dachte. Dean hatte es doch tatsächlich fertig gebracht für ein paar Nudel und eine Suppe fünf Töpfe einzusauen und den Herd völlig mit Spritzern zu verkleben. Er hatte den ganzen Abend mit Schrubben verbracht. Er musste irgendwann vor dem Fernseher auf dem Sofa eingeschlafen sein.

Sam legte einen neuen Kaffeefilter ein und löffelte das braune Pulver hinein. Ein Knopfdruck und das ihm wohlbekannte Geräusch der Kaffeemaschine war im Raum zu hören. Er lehnte sich auf die Arbeitszeile und sah aus dem kleinen Fenster auf den Schrottplatz. Alles ruhig.

„Morgen Junge.“, ertönte Bobbys Stimme dicht hinter ihm. Erschrocken fuhr Sam herum.

„Musst du dich so anschleichen?!“

„Seit wann bist du so schreckhaft?“ Sam zuckte nur mit den Schultern und lehnte sich wieder zurück.

„Ah gut, du hast schon Kaffee aufgesetzt. Dean schläft sicher noch?“ Sam nickte nur und goß sich und dem anderen Mann eine Tasse voll. Er nahm einen Schluck von seiner, während er die andere vor Bobby stellte.

„So, dann erzähl mal!“

Fragend sah Sam auf. Bobby seufzte, nahm einen Schluck der dampfenden, schwarzen Flüssigkeit in seiner Tasse, stellte sie zurück auf den Tisch und verschränkte seine Arme vor der Brust.

„Was habt ihr für ein Problem? Ihr seid doch nicht einfach so bei mir vorbei gekommen, oder?!“

„Ja. Es sind ein paar Dinge geschehen und es wächst uns langsam über den Kopf. Also, da war dieser Fall in Minneapolis...“, fing Sam an und erzählte Bobby die ganze Geschichte. Der andere hörte ihm interessiert zu und unterbrach ihn nicht.

„Nachdem unsere Wunden versorgt waren haben wir uns sofort auf den Weg gemacht.“, endete Sam. Er ließ bewusst aus, was zwischen ihm und Dean passiert war. Bobby musste ja nicht alles wissen. Fürs Erste.

„Da im Wald habt ihr ein verdammtes Glück gehabt!“, meinte Bobby und Sam nickte wieder nur.

„Das war ein Pano. Hab vor ein paar Jahren einen in den Wäldern bei Lincoln erledigt.“

„Pano?“

„Das sind Dämonen in Eselsgestalt, die Wanderern auflauern und ihnen den Tod bringen.“

„Hast du gerade ein Buch zitiert?“

„Immerhin wusste ich um welchen Dämon es geht, oder?“ Schulterzuckend nahm Bobby einen Schluck von seinem jetzt kalten Kaffee und verzog angewidert das Gesicht.

„Naja, er ist erledigt und ihr lebt noch. Aber was ist mit dem aus Minneapolis?“

„Den hat ein anderer Jäger zur Hölle geschickt.“

„Wer? Kennt ihr ihn?“

„Nein.“

„Wie hat er sie erledigt?“ Sam zuckte mit den Schultern und sah beschämt auf den Tisch, als er Bobbys verächtlichem Blick bemerkte.

„Sam! Ich dachte dein Vater und ich hätten euch beigebracht alles zu hinterfragen. Besonders bei Personen die ihr nicht kennt solltet ihr vorsichtig sein.“ Sam nickte erneut.

„Woher willst du wissen, dass sie wirklich weg ist?“

„Weil Dean und ich noch leben. Sie hätte sich den Spaß mit uns zu spielen und uns dann zu töten nicht nehmen lassen.“, sagte er ruhig und leerte seinen Kaffee in einem Zug. Der Stuhl kratzte über den Boden, als er aufstand um sich eine neue Tasse ein zu schütten.

„Und Dean lag dann einfach vor der Moteltür?“, meinte Bobby grübelnd.

„Anscheinend! Denn dort bin ich dann aufgewacht.“, gähnte Dean, der gerade in die Küche schlurfte und sich neben Bobby setzte. Dankend nahm er die Tasse, die Sam ihm gab an und nahm einen kräftigen Schluck der schwarzen Flüssigkeit.

„Dean? Mach dich mal frei!“, meinte Sam, als er zu den Zweien zurück kam.

„Nicht schon so früh am Morgen...“, gähnte Dean, der gerade seinen Kopf auf den Tisch legen wollte, um noch eine Runde zu schlafen, als er plötzlich Sams große, warme Hand auf seiner rechten Schulter spürte und fragend zu ihm hinauf sah.

„Du sollst Bobby die Schnitte auf deinem Rücken zeigen!“ Dean verstand und zog mit einiger Mühe und Ziehen sein Shirt über den Kopf.

Er drehte sich etwas auf dem Stuhl und zeigte Bobby seinen Rücken.

Vorsichtig zog Sam das Pflaster, das die Wunde vor Verunreinigungen schützte so weit ab, dass Bobby freie Sicht auf das eingeritzte Wort hatte.

„Desidia? Ist das nicht lateinisch?“, fragte er.

„Ich hab es schon nachgeschlagen. Es heißt so viel wie Untätigkeit, Faulheit oder Trägheit.“

„Passt ja. Aber was hat das mit der Sache im Wald zu tun?“, meinte Sam und hatte keinen Augenblick später auch schon Deans Ellenbogen in der Seite.

„Ha ha ha!“ Dean bedeutete Sam, das Pflaster wieder über die Wunde zu kleben und zog daraufhin wieder sein Shirt über.

„Das muss ein Fluch sein! Das Wort veranlasst Dean in Gefahrensituationen träge und untätig da zu stehen und alles mit ansehen zu müssen.“, meinte Bobby, der sich seufzend aufraffte und nach nebenan ins Wohnzimmer ging.

„Weißt du um was für einen Fluch es sich hier handelt?“ Sam folgte dem älteren Mann und sah diesem zu, wie er im Zimmer herum lief und immer wieder Bücher hervor zog, die er auf den Esstisch legte.

„Nein. Und deshalb werden Dean und ich jetzt jedes Buch durchgehen was annähernd dazu passt. Sam? Du guckst dich am Besten im Internet um.“

„Und was ist mit dem Frühstück?“, fragte Dean entsetzt aus der Küche.

„Halt dich bloss von meiner Küche fern!“

„Aber...“

„Kein aber! Sam, kannst du ihm was machen?“, fragte Bobby hoffnungsvoll den Jüngeren.

„Klar. Uns mach ich auch gleich was.“, meinte der Große schmunzelnd und verschwand in besagten Zimmer.

„Dean! Raus aus der Küche!“

„Och Mann. Jetzt darf ich nicht mal da sitzen?“, murrte Dean, der schmollend hinaus stapfte.

„Mach dich lieber nützlich!“
 


 

Seit fünf Stunden suchten sie sich jetzt schon durch etliche Bücher, Schriften im Haus und Websites im Internet, die sie finden konnten. Doch nichts ähnelte diesem speziellen Fluch auch nur Ansatzweise.

„Verdammt! Das bringt doch nichts!“, schnauzte Dean warf das Buch, in dem er bis eben gelesen hatte wieder zurück zu den anderen auf dem Tisch und lehnte sich zurück. Mit schmerzverzertem Gesicht beugte er sich aber fast augenblicklich wieder nach vorne, da er mit der Lehne genau die Wunde getroffen hatte.

„Es muss doch irgendwo erwähnt sein!“, murmelte Bobby und legte das Buch, das er in de Hand hatte ebenfalls zurück auf den Tisch.

„Es gibt Flüche durch Voodoo, schwarzer Hexenzauber oder so. Aber nirgendwo wird etwas erwähnt wo das Wort am Körper macht über die Person hat.“, sagte Sam uns sah seit langem wieder vom Bildschirm auf. Seine Augen schmerzten.

Es war zum Verzweifeln. Wie konnten sie Dean nur helfen? Sams Blick fiel auf den anderen, der mit Bobby in ein Gespräch vertieft war. Sie spielten mit ein paar Ideen, wie sie ihr Wissen über Flüche zusammen legen konnten und selbst einen Gegenfluch schaffen könnten.

Sam wollte gerade ins Gespräch einsteigen, als plötzlich sein Handy klingelte.

„Ja?“, meldete er sich.

„Hi Sammy! Na, hast du mich vermisst?“, kam eine ihm wohlbekannte Stimme von der anderen Seite der Leitung.

Ray? Verdammt, woher hatte der Mistkerl seine Nummer?

„Na na. Nicht fluchen Sammy!“ Okay, der andere konnte Gedanken lesen. Das ist nicht gut. Sam sah kurz zu den anderen, die immer noch an ihrer Idee weiter sponnen. Er drehte sich etwas weg, damit die anderen nichts von dem Gespräch mit bekamen.

„Woher hast du diese Nummer?“, flüsterte Sam, die anderen beiden nicht aus den Augen lassend.

„Dean hat sie mir gegeben. Er war so freundlich und hat mich letztens ein Stück mitgenommen.“

„Was hast du mit ihm gemacht?“, raunte Sam und versuchte nicht laut zu werden.

„Das ist jetzt nicht wichtig. Sag, habt ihr den Fluch schon gelöst?“

„Wir sind dabei!“

„Also nicht, ja? Sammy, was soll ich den noch tun? Vorbei kommen und den Fluch gleich selbst lösen?“, rief Ray empört aus. Sam konnte fast schon sehen wie der andere sich die Haare raufte.

„Ach, und was denkst du was ich jetzt machen sollte?“

„Schlag in dem Buch nach, dass ich dir mal gegeben hatte! Und beeil dich, sonst läuft euch die Zeit ab.“

Sam schwieg. Das Buch hatte er im Auto im Handschuhfach liegen lassen.

„Ich empfehle mich. Wir sehen uns sicher bald wieder! Ich kann es kaum erwarten!“, bedeutete Ray ihm. Sam konnte die Vorfreude in dessen Stimme nicht überhören, als der andere plötzlich die Leitung unterbrach. Sam sah auf sein Display. Der letzte Anruf ging von einer unbekannten Nummer aus. Fragend lehnte er sich zurück.

Warum half Ray ihnen?

Sam wusste irgendwoher, dass Ray ihm die Wahrheit gesagt hatte.

„Alles in Ordnung, Sam?“, fragte Dean, dem Sams abwesender Gesichtsausdruck aufgefallen war.

„Mhm? Ja! Ich glaub ich hab da eine Idee!“, meinte er, sprang auf und ging schnellen Schrittes zum Wagen hinaus, sich dessen gewiss, dass die anderen ihm verwirrte Blicke nachwarfen.

Gespräche

Hi Leute!

Ich hoffe euch gefällt das Kapitel. Es ist kürzer als sonst, aber ich hoffe es ist trotzdem lesenswert.

Viel Spaß beim Lesen!!!
 

@yuna_16: Schön das es dir das letzte Kapitel gefallen hat und ich hoffe auch dieses ist nach deinem Geschmack.

Das Ray sich an Sam ranschmeisst, wenn Dean dabei ist hatte ich eigentlich vor, aber ich wollte es ... anders ausbauen.

Danke für deinen Kommi!!
 

@Sunrise101: Tja, Rays Wege sind unergründlich. Irgendwie hab ich ihn ja gern. Er ist so unberechenbar.

Danke für deinen lieben Kommi!!!
 

@jesaku: Ray scheint wohl keiner zu mögen, oder?! Alles sehen eine Gefahr für Sam und Dean in ihm. Vielleicht auch nicht ohne Grund. *ggg*

Okay, ich sag jetzt nichts mehr, sonst verrate ich wohl möglich noch was und bedanke mich für deinen Kommi!
 

@Fine: Jaaa, Ray ist hinter Sam her, aber nicht nur so wie ihr denkt und Dean wird mit beidem nicht klar kommen.

Freu mich, dass dir meine FF so gut gefällt!!

Danke für deinen Kommi!!!
 

@RyouAngel: Danke für deinen lieben Kommi!!! *knuddel*

Das mit Deans Fluch ist schon schlimm, aber Sams Anfälle sind doch schlimmer, oder?! Freu mich riesig, dass dir meine FF so gut gefällt und hoffe sie wird dir auch weiterhin so gut gefallen!!
 

@Vampire-Hero: Das mit dem Blut hat noch einen größeren Grund, als nur für die Zeromonie zu vollenden. Aber das kommt schon bald raus, keine Sorge!!

Hey, da gefällt ja endlich jemand Ray. Ich finde ihn auch toll, auch weil er für Dean ein Konkurrent ist!

Danke für deinen Kommi und viel Spaß beim nächsten Kapitel!!!
 


 


 

Auf dem Weg zurück ins Haus achtete Sam nicht weiter auf den Weg. Neugierig blätterte er in dem dicken, Notizbuch großem Buch, dass er aus dem Handschuhfach geholt hatte.

Es enthielt alles Mögliche über die Abwehr von Flüchen, Schutzrituale oder auch Gegenflüche, die zum Beispiel einen ausgesprochenen Fluch gegen die Ausgangsperson zurück warfen. In dem Buch ging es ausschließlich um Flüche. Sam hatte gerade ein Verzeichnis gefunden, welches Flüche aufzählte mit deren Erkennung und Aufhebung.

Warum hatte er nur vergessen, dass er es noch im Auto liegen hatte?

Kopfschüttelnd ging Sam weiter und stieß prompt mit dem Kopf gegen die Haustür. Fluchend rieb er sich die geschundene Stirn und setzte seinen Weg zurück zu den anderen ins Wohnzimmer lieber mit erhobenen Blick fort.

Die Beiden saßen immer noch da wo er sie zurück gelassen hatte und sahen ihn fragend an, als er die Hand immer noch an der Stirn halten wieder herein kam.

„Na? Willst du uns endlich mal von deinem Geistesblitz erzählen?“, fragte Dean, die Arme vorwurfsvoll vor der Brust gekreuzt.

„Hier ist die Lösung!“, meinte Sam, übergab ihm das Büchlein und setzte sich zu den anderen an den Tisch, der immer noch unter der Last der vielen Bücher litt.

„Was ist das für ein Buch?“, fragte Bobby und versuchte mit rein zu sehen. Vergeblich.

„Hier geht es um die Abwehr von Flüchen.“, murmelte Dean und las neugierig weiter.

„Ach gib mal her!“, nörgelte Bobby und entriss es ihm.

„Aha, hier ist eine Liste aufgeführter Flüche und ihre Aufhebung.“

„Lies vor. Vielleicht passt ja einer davon zu unserem.“, meinte Dean, lehnte sich zurück und streckte sich. Rum zu hocken und in alten Büchern nach etwas zu suchen war überhaupt nicht sein Fall.

„Also, hier gibt es als erstes den Bekanntesten Fluch, den Todesfluch.“, las Bobby vor und sah kurz zu Dean auf.

„Na den können wir ja dann ausschließen. Immer hin lebst du noch. Diese Art von Fluch tötet innerhalb von wenigen Tagen, starke innerhalb von Stunden.“

Dean nickte nur.

„Hier ist noch einer der Unglück bringt, aber die Symptome passen nicht. Den Rest von dieser Seite können wir auch vergessen. Die haben nämlich alle mit Missernten oder so zu tun.“, murmelte in seinen Bart und blätterte weiter.

„Ah, hier ist was anderes. Ein Fluch, der die Potenz verhindert.“

„Ich denke diese Seite ist erst recht falsch. Blätter doch mal weiter.“, behaarte Dean, der gegenüber saß und versuchte kopfüber mit zu lesen.

Bobby las und blätterte aber zu schnell für seinen Geschmack und so gab er schon nach kürzester Zeit auf.

Endlich hatten sie eine Spur, den mehr als hinderlichen Fluch zu lösen gefunden.

Was wohl diesen Geistesblitz bei dem Jüngeren ausgelöst hatte?

Fragend sah er zu Sam, der sich schon etwas länger nicht mehr bewegt hatte. Wie versteinert saß er da und starrte auf den Tisch.

Dean konnte förmlich sehen, wie es hinter der Stirn des anderen ratterte und arbeitete.

„Alles in Ordnung, Sam?“, fragte Dean nachdem er sich eine Weile die Samstatue angesehen hatte.

Sam reagierte gar nicht auf seine Worte. Dean lehnte sich etwas vor und berührte ihn am Arm.

„Hey Sam!“

„Mhm?“, irritiert blickte Sam auf und sah ihn an.

„Was? Habt ihr was gefunden?“

„Nein. Bobby sucht aber noch. An was hast du gerade gedacht?“

„Nichts. Nichts wichtiges. Ich mach uns was zu Essen.“, meinte Sam und stand auf. Er verschwand schneller in der Küche, als Dean gucken konnte.

Verwirrt folgte er dem Größerem. Sam stand vor dem Kühlschrank und suchte ein paar Sachen für ein Sandwich heraus.

Dean stellte sich neben den Größeren mit dem Rücken zum Fenster.

„Woran denkst du gerade?“, fragte er und besah sich das Profil des anderen.

„ Nur an das, was in letzter Zeit alles passiert ist.“

Sam legte das Messer weg, mit dem er die Weißbrotscheiben eben mit Majo bestrichen hatte. Danach legte er auf jede ein paar Scheiben Salat drauf.

„Mir kommt es vor, als passiert alles auf einmal. Wir sind...“

„Hey, nicht zu viel Salat!“, warf Dean dazwischen, als er merkte das Sam nicht mehr auf das achtete was er tat und immer mehr Blätter drauf legte.

Sam zuckte nur mit den Schultern, ließ das restliche Grün wieder in der Tüte verschwinden und griff nach dem Schinken.

„Vor zwei Wochen war alles doch noch ganz normal. Naja, für unsere Verhältnisse normal eben. Und jetzt sind wir anscheinend keine Brüder mehr, du bist von irgend so einem Fluch besessen und kannst nicht mehr jagen, wir werden von einem irren Stalker verfolgt, der wahrscheinlich gar kein Mensch ist

und sind auch so nicht ganz auf der Höhe.“

„Mach mehr Schinken drauf, vielleicht schmeckt man dann den vielen Salat nicht mehr.“

„Hörst du mir überhaupt zu?“, empört stoppte Sam in seinem Tun und sah zu Dean rüber.

„Doch. Aber mach mehr Schinken drauf!“

Seufzend ergab sich Sam seinem Schicksal und tat mehr drauf, bevor er es zusammen klappte und Dean reichte, der es sofort begeistert entgegennahm.

„Wasch für nen Schtalker meinscht n?“, schmatzte Dean nach ein paar Momenten, in denen er happy sein Sandwich verschlang.

„Ray.“, spie Sam fast schon den Namen aus. Dean sah ihn aber nur fragend an.

„Den, den du mitgenommen hast, als du mir nach Lawrence gefolgt bist.“

„Muss ich wissen wovon du sprichst? Ich nehme keine Anhalter mit.“

Dean wand sich dem Rest seines Sandwichs zu.

Er schien wirklich nicht zu wissen wovon Sam sprach. Vielleicht hatte Ray ihn ja nur angelogen, um ihn zu verwirren und vom wesentlichen abzulenken.

Aber von was?

„Wer ist dieser Ray?“, fragte Dean, der jetzt endlich mit essen fertig war und zu Sam ging, der sich in Gedanken versunken an den Küchentisch gesetzt hatte.

„Ray hat den Dämon in Minneapolis erledigt und dich da raus geschafft.“

„Der Jäger von dem du erzählt hast? Was ist mit dem?“

„Er verfolgt uns. Plötzlich war er da, erledigt mal kurz einen Dämon, kurz darauf taucht er mit diesem Buch auf, das Bobby gerade hat. Es ist als würde er uns beobachten und sich einen Spaß daraus machen uns gelegentlich in die richtige Richtung zu stoßen. Was das auch immer für eine Richtung sein mag. Ich weiß nicht recht, aber mir kommt er nicht wie ein normaler Mensch vor. Er beeinflusst irgendwie die Menschen, damit sie nicht mitkriegen was er wirklich vor hat. Das hat er auch bei Jenny und Missouri so gemacht...“

„Moment. Er war mit dir bei den beiden?“

„Nicht direkt. Bobby hat mich angerufen und gesagt Jenny bräuchte unsere Hilfe. Doch als ich eintreffe finde ich die beiden, kichernd wie kleine Schulmädchen und diesen Ray vor.“

„Eine Falle?“, Dean zog die Augenbrauen hoch und lehnte sich leicht zurück.

Da hatte er ja einiges nicht mitbekommen.

„Ja, da hatte er mir auch gesagt, dass er mit dir her gekommen war.“

„Ist er aber nicht. Das hätte ich doch wohl bemerkt, oder?!“ Sam zuckte mit den Schultern.

Plötzlich klingelte das Telefon aus dem Wohnzimmer. Sam lehnte sich zurück und sah wie Bobby gerade dran ging.

„Was hat dieser Ray noch gemacht?“

„Eben hat er angerufen und mich an das Buch erinnert. Er weiß immer genau wie weit wir sind und wie er eingreifen muss.“ Sam erzählte Dean lieber nichts davon, das Ray ihm vor kurzem ein bisschen Blut genommen hatte. Das wäre dann doch zu peinlich. Sich einfach so überrumpeln zu lassen...

„Ich hab nicht mal gemerkt, dass du telefoniert hast.“

„Hey Jungs! Ich hab den Fluch gefunden, die Symptome passen genau auf das, was ihr mir erzählt habt.“, sagte Bobby, aber der Ton in seiner Stimme zeigte ihnen, dass etwas nicht in Ordnung war.

„Was hast du, Bobby?“

„Das eben am Telefon war Ted, ein alter Freund, mit dem und den anderen ich früher oft auf der Jagd war. Anscheinend sind wir die Letzten. Die anderen vier wurden die letzten Tage auf grausame Art niedergeschlachtet. Genauso ihre Familien.“

„Das tut mir Leid, Bobby.“

„Wer war es? Ein Dämon?“, fragte Dean mit ernster Miene.

„Keine Ahnung. Aber sie waren seit Jahrzehnten sehr gute Jäger und das heißt sie hatten viele Feinde.“

Sie schwiegen.

„Zurück zum Fluch. Er ist nicht schlimm, zumindest nicht für Leute, die nicht von Beruf Jäger sind.“

„Was ist es für einer?“, fragte Dean ungeduldig.

„Er heißt Freundestöter. In Gefahrensituationen bist du unfähig dich zu bewegen oder überhaupt irgendwas zu tun und einem Freund helfen erst recht nicht. Die verfluchte Person erkennt die Gefahr nicht, bis es zu spät ist, sie sich nicht mehr regen kann und schutzlos dem Angreifer ausgeliefert ist. Stellt euch das bei einem Jäger vor.“

„Das können wir nur zu gut!“, meinte Sam kopfschüttelnd.

„Ihr hattet Glück, Jungs.“

„Wie lässt sich dieser Fluch brechen?“

„Wir müssen das Wort auf deinem Rücken verändern.“

„Du meinst ihr ritzt mir in meinen Wunden herum?“ Dean verzog das Gesicht. Er hatte gehofft, dass es eine leichtere Möglichkeit gibt den Fluch zu brechen. Wie einfach ein paar Kräuter verbrennen oder noch besser ein Spruch auf sagen.

„Danach muss ein Gemisch aus bestimmten Kräutern darauf verteilt werden. Dies wird den Schmerz und auch die Bildung von irgendwelchen Narben verhindern.“ Bobby las die Stelle noch mal nach und nickte.

„Super, dann fangen wir gleich an.“

„Das geht nicht. Ich hab nicht alle Zutaten hier. Dauert vielleicht zwei, drei Stunden bis ich alles zusammen habe. Ich beeile mich!“, sagte Bobby. Schnell ging er wieder ins Wohnzimmer und schnappte sich ein paar Sachen.

„Bringst du was zu Essen mit?“, rief Dean dem Älteren hinterher, hörte aber nur noch die Tür ins Schloss fallen und etwas später das Starten eines Wagens.

„Der war aber schnell weg.“

„Willst du den Fluch nicht so schnell wie möglich los werden?“

„Doch. Dieses Kräutergemisch wäre sicher auch was für deine Schulter was, oder?“, fragte Dean.

„Nicht nötig. Merk ich schon gar nicht mehr!“, meinte Sam und betastete seine Schulter. Dean zog eine Augenbraue hoch und stand auf.

„Zeig mal her!“

Sam öffnete sein Hemd etwas und zog es über die verletzte Schulter. Dean löste vorsichtig den Verband und sah nichts. Unter dem Verband war keine Wunde. Es gab kein Anzeichen, das Sams Schulter letztens oder überhaupt einmal an dieser Stelle verletzt war.

Begegnung

Hi Leute,
 

danke, danke, danke für eure lieben Kommis!!!! *knuddel*

Als ich dieses Kapitel geschrieben hab, fiel mir auf, dass ich nie erwähnt habe wo diese FF beginnt.

Also es beginnt am Anfang der Dritten Staffel, nur das Sam nie niedergestochen und gestorben ist und Dean somit seine Seele nie verscherbeln musste.

Der Gelbäugige ist erledigt!!
 

@jesaku: Gut!! Ich mag Ray auch und freu mich schon riesig darauf, wenn Dean mitkriegt wie er hinter Sam her ist!! *grins*

Hoffe auch dieses Kapitel gefällt dir. Viel Spaß beim Lesen. *knuddel*
 

@Fine: Tja, Sam unser kleines Wunderkind.

JA, so kann man sich Dean am besten vorstellen. Wie ein kleiner Junge, der es kaum erwarten kann sein Sandwich zu kriegen.

Danke für deinen Kommi!! *knuddel*
 

@yuna_16: Ihr habt ja alle ganz schön viel angst, dass ich Bobby was antue. Aber keine Panik. Ich hab ihn viel zu gern, um ihm was Schlimmes an zu tun. Jedenfalls was endgültig Schlimmes.

Danke für deinen lieben Kommi und viel Spaß mit dem nächsten Kapi!!!

*durchknuddel*
 

@Sunrise101: Ich versuche es mit Sams Kräften nicht allzu sehr zu übertreiben, aber ein bisschen muss sein...

Tja, Ray...der steht auf seiner eigenen Seite, aber wem kommt die gelegen??

Danke für deinen Kommi!!! Und viel Spaß beim Lesen!!! *knuffel*
 

@RyouAngel: Oh, ich auch. Bin immer mit blauen Flecken überseht. Man muss mich nur angucken...

Freu mich riesig, dass dir meine FF so gut gefällt!! Danke für deinen lieben Kommi und viel Spaß beim Weiterlesen!!! *abknuddel*
 


 

Sooo, jetzt kommt aber endlich das neue Kapitel!!!

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„Warum hast immer du die tollen Fähigkeiten? Können meine Wunden nicht auch mal über Nacht zu heilen? Das wäre manchmal ziemlich praktisch!“

„Bei dir wohl nicht nur manchmal.“, schmunzelte Sam und spürte wie sich auf seinem Rücken eine leichte Gänsehaut ausbreitete, als Dean die Linien der hauchdünnen Narben, der erst wenige Tage alten Wunden strich.

Das war wirklich mal eine gute Frage.

Warum hatte immer Sam die tollen Fähigkeiten und er musste tage oder wochenlang mit Wunden, blauen Flecken oder Prellungen rumlaufen.

Nicht das er sich wünschte, dass Sam Schmerzen hatte, aber es sollte sich schon im Rahmen des Möglichen halten. Die Wunden, die im dieser Pano beigebracht hatte waren ziemlich tief gewesen. Jeder Normalo lege damit ein paar Tage flach und hätte mindestens drei Wochen damit zu kämpfen.

Okay, sie hätten damit sicher auch etwas Zeit gebraucht, aber nicht innerhalb von achtundvierzig Stunden. Und schon gar nicht eine vollständige Heilung ohne das Narben zurück bleiben.

Dean räusperte sich kurz, als er bemerkte, dass er immer noch in Gedanken versunken über die nicht mehr sichtbaren Wunden, die er vor nicht allzu langer Zeit behandelt hatte zu streichen und zog mit einem Ruck das Pflaster ab, dass jetzt ja keine Aufgabe mehr zu erfüllen hatte.

„Hey, nicht so grob!“, zischte Sam und rieb sich vorwurfsvoll die misshandelte Stelle.

„Stell dich mal nicht so an! Das war doch noch gar nichts. Mir müsst ihr morgen die Schnitte wieder aufritzen, um irgend so ein Grünzeug rein zu stopfen. Ich freue mich jetzt schon darauf.“

Sam griff hinter sich nach Deans Hand, die immer noch auf seiner Schulter lag und drückte sanft zu.

„Du hast schon Schlimmeres überstanden. Und außerdem dauert es nicht lange, wenn das Kräutergemisch erst in den Wunden ist, soll der Schmerz angeblich sofort verschwinden und die Risse innerhalb der nächsten Stunden auch.“, ermutigte Sam den anderen, der sich an ihm vorbei schob und auf den nächsten Stuhl setzte.

Dean dachte daran was Sam seit einiger Zeit durchmachen musste, ohne sich danach an irgend etwas zu erinnern. Im Gegensatz dazu war das was ihm bevorstand doch nichts. Er nahm sich vor so bald wie möglich mit Sam über dessen Anfälle zu reden.

Trübsinnig starrte Dean vor sich hin.

Noch einmal tatenlos zusehen zu müssen, wie der Jüngere sich unter Schmerzen wand konnte und wollte er nicht. Es konnte jeder zeit wieder losgehen. Beim letzten Mal gab es vorher keinerlei Anzeichen. Sam hatte nicht geklagt. Außer über die Kratzer, aber das war was ganz anderes.

Dean spürte, wie Sams Hand, die seine immer noch fest umschlossen hielt, sanft zu drückte und ihm so zeigte, dass er nicht allein war.

„Du schaffst das schon! Ich bin bei dir!“, ermutigte Sam seinen Gegenüber, der auch schon wieder lächelte.

„Natürlich schaffe ich das!“, sagte Dean völlig von sich selbst überzeugt und zog den überrascht drein blickenden Sam zu sich heran.

Wenige Zentimeter trennten die Beiden jetzt noch von einander, doch Dean stoppte.

Sam öffnete die Augen, blinzelte mehrmals und sah ihn dann fragend an.

„Aber nicht wieder beißen, ja?“, fragte Dean grinsend.

„Wann...“, wollte Sam fragen, als aber Deans Lippen schon die seinen verschlossen und jedes weitere Wort erfolgreich verhinderten.

„Erkläre ich dir wann anders.“, flüsterte Dean, als sie den Kuss wegen Luftmangel kurz unterbrechen mussten.
 


 

Ein dumpfes Geräusch riss Sam aus seinem viel zu leichten Schlaf. Es dämmerte bereits draußen bemerkte er als sein Blick durch eines der alten Fenster fiel.

Hinter sich konnte er spüren, wie sich Deans Brust bei jedem Einatmen an ihn schmiegte und beim Ausatmen leicht zurück ging.

Dean schnorchelte leicht in seinen Nacken, was die kleinen Haare hin und her wirbelte.

Sam schmunzelte und lehnte sich vorsichtig an den anderen an.

Sie waren beide zusammen beim Fernseh gucken auf dem Sofa eingeschlafen.

Da der Fernseher aber aus war, schien Dean nochmal wach geworden zu sein, um ihn auszuschalten.

Beruhigt schloss Sam wieder die Augen und genoss die Nähe des anderen und dessen Geruch, der ihm in die Nase stieg, als er erneut plötzlich ein Geräusch wahrnahm.

War Bobby etwa schon wieder zurück und hatte sie nicht geweckt?

Wenn er sie so gesehen hatte, konnten sie sich bestimmt schon auf ein langes Gespräch einstellen.

Vorsichtig drehte Sam sich unter Deans Arm auf den Rücken und betrachtete leise dessen Gesicht. Gut, Dean schlief noch tief und fest.

Ganz langsam robbte Sam zur Sofakante, ohne dabei Deans Gesicht aus dem Blick zu lassen. Er wollte, dass der Ältere weiter schlief, während er kurz nachsah was das merkwürdige Geräusch verursachte.

Ein Bein stellte er schon auf den Boden und stand etwas wacklig, aber ohne Dean zu wecken schließlich vom Sofa auf.

Sam sah sich um. Kein Licht. Sam zweifelte, dass Bobby sich ohne Licht durch sein Haus bewegen würde und schlich zur nächsten Komode, von der er ein dickes Buch nahm. Besser als gar keine Waffe. Sam wusste nicht wo Bobby seine versteckt und plaziert hatte, aber so würde es auch gehen.

Wieder ertönte das Geräusch. Diesmal kam es aber vom Flur. Sam lauschte und konnte es als dumpfe Schritte auf dem Holzboden erkennen.

Leise bewegte er sich vorwärts, die Wand im Rücken und blieb schließlich an der Tür, die beide Räume von einander trennte stehen, atmete noch mal kurz ein und aus und spähte in die Finsternis des Flurs.

Sam zog die Augen zu Schlitze zusammen, konnte jedoch nichts Verdächtiges erkennen. Vorsichtig einen Schritt nach dem anderen wagend, betrat er den anderen Raum und sah sich um.

Hier war nichts zu sehen, was die Geräusche verursacht haben könnte.

Irritiert drehte Sam sich um und blickte in zwei leuchtende Augen.

„Hi. Willst du mich mit deinem geballtem Wissen nieder schlagen?“, raunte der große Mann vor ihm und keine Sekunde später fand Sam sich schon im festen Griff des anderen an der nächsten Wand wieder. Das Buch landete mit einem dumpfen Klonk auf dem Boden.

„Ray!“ Sam konnte es nicht fassen, dass er schon wieder von dem anderen überwältigt worden war.

Wie machte der das nur, dass er sich immer unterlegen fühlte?

„Nicht so laut, Sammy. Wir wollen doch nicht das Dean aufwacht!“

Grummelnd versuchte Sam sich vom anderen los zu machen. Die Hände des Größeren schlossen sich noch fester um seine Gelenke.

„Du tust dir nur selber weh.“, schmunzelte Ray und lehnte sich an den Kleineren.

„Ich konnte es kaum erwarten dich wieder zu sehen, aber ich hatte viel zu tun.“

„Hättest auch weg bleiben können!“

„Na na, sei doch nicht so fies. Ich hab mich wirklich bemüht früh bei dir zu sein, aber wie ich sehe bin ich schon etwas zu spät. Du veränderst dich bereits.“

Sam wand seinen Blick hoch und sah in die Augen des anderen, die nur wenige Zentimeter von ihm entfernt ihn an leuchteten.

„Was willst du hier?“, fragte Sam ruhig, ohne den Blick ab zu wenden.

„Ach, musst du die schöne Stimmung mit deinen Fragen kaputt machen?“, schmollend ließ Ray von ihm ab und ging ein paar Schritte weg.

„Ich kann nichts zerstören was es nicht gibt.“

„Wie kalt du doch bist. Oder bist du das nur zu mir?“, schmunzelte Ray und sah durch die Tür ins Wohnzimmer, in dem Dean immer noch tief und fest schlafend auf dem Sofa lag. Sam trat vor Ray und nahm ihm so die Sicht auf Dean.

„Du solltest gehen!“, drohte er, doch der andere lachte nur kalt auf.

„Keine Panik! Wenn ich euch tot sehen wollte, wärt ihr es schon längst und hättet noch nicht mal mit dem Gedanken gespielt, dass ich euch nach dem Leben trachten könnte. Nein, ich habe anderes im Sinn. Warum sonst würde ich euch helfen?“

Sam erschauerte. Das letzte bisschen Wärme war aus dem Blick des Größeren gewichen und machte einem erschreckend Finsterem platzt.

Sam schluckte leer. So jagte der andere ihm doch ein bisschen Angst ein. Ray hatte auf jedenfall etwas Dämonisches an sich, aber wie war er ins Haus gekommen?

Bobby hatte alle Türen mit Bannkreisen ausgestattet und an allen Fenstern oder sonstigen Möglichkeiten ins Haus zu gelange war Salz gestreut worden.

War Ray vielleicht doch ein Mensch?

Aber wie konnte er dann vorhin seine Gedanken beim telefonieren lesen?

Vielleicht war er ja ein Medium und hatte gewisse Kräfte.

„Denk nicht so viel!“ Rays Gesicht zierte wieder ein Lächeln, als er Sam wieder nahe kam. Sam wich zurück und spürte wie der Türrahmen in sein Kreuz stieß.

„Ich muss jetzt los...“

„Wird auch Zeit!“

„Aber ich komme bald wieder, wenn ich alles erledigt habe.“, sagte Ray, beugte sich vor und gab ihm einen zarten Kuss auf die Schläfe. Sam glaubte spüren zu können, wie sein Mageninhalt versuchte den Weg nach oben zu finden. Das eine Person jemals diese Reaktion bei ihm auslösen würde, hätte er nicht gedacht.

„Das ist nicht nett! Bye!“, schmunzelte Ray, drehte sich um und verschwand. Sam blinzelte. Hatte der andere sich gerade im wahrsten Sinne des Wortes vor seinen Augen aufgelöst?

Kopfschüttelnd wandte sich Sam um und sah ins Wohnzimmer. Dean schnorchelte noch immer leise vor sich hin. Lächelnd ging Sam zurück zum anderen.
 


 

Erschrocken fuhr Sam aus dem Schlaf und sah sich panisch um.

War das alles nur ein Traum gewesen?

Hatte er nur geträumt, dass Ray hier war?

Sein Atem ging schwer, als er neben sich sah. Dean schlief ruhig und fest.

Vielleicht war es wirklich nur ein Traum gewesen, wäre jedenfalls besser so.

Ein plötzliches Geräusch ließ ihn zusammenzucken. Das konnte doch nicht sein.

Das Geräusch von schweren Schritten war zu hören.

War das etwa kein Traum, sondern eine Vision gewesen?

Sam stütze sich auf, um auf zu stehen und nach zu sehen, ob Ray diese Schritte verursachte, als ein leichter Schmerz sein Handgelenk durch zuckte. Verwirrt sah er auf dieses hinab und konnte einen leichten Schatten sehen.

Wie war das möglich?

War Ray doch hier gewesen?

Wenn nein, woher kamen dann die blauen Flecken an seinen Gelenken?

Das Geräusch verstummte und ein älterer Mann, den er noch nie gesehen hatte kam um die Ecke ins Wohnzimmer, über seine Schulter einen stark blutenden Mann, der sich als Bobby heraus stellte. Sam war sofort auf den Beinen und half ihm Bobby auf den Tisch zu legen.

„Sam und Dean?“

„Ja. Was ist passiert?“

„Bobby war gerade bei mir, um ein paar Kräuter zu holen, als wir plötzlich angegriffen wurden.“, meinte der ältere Mann mit tiefer Stimme, während er Bobby, der aus mehreren Wunden stark blutete aus seinem Hemd schnitt.

Viel Blut

Hi Leute,

danke für eure vielen lieben Kommis!!!
 

@Sunrise101: No Panic!!! Ich tue Bobby nichts Schlimmes an! Ich verletzte ihn nur ein bisschen. Hab ihn viel zu gern dafür.

Jaa, Sam verändert sich, aber das werdet ihr schon früh genug sehen, obwohl ein bisschen habt ihr ja eigentlich schon mitgekriegt...*schulterzuck*

Also ich bin ganz eindeutig Flauschsüchtig!!! *grins*

Danke für deinen Kommi!! *flausch*
 

@Vampire-Hero: Ähhhmm??!! Sie sind doch schon bei Bobby! Sie liegen bei ihm auf dem Sofa, nicht?!! Hast du wahrscheinlich nur vergessen oder dich verschrieben, aber ich bin völlig deiner Meinung: Dean und Sam sollten sich öfters Zeit zum Ausspannen und relaxen nehmen...

Danke für deinen Kommi!! *durchknuddel*
 

@RyouAngel: Du bist auf der richtigen Fährte, wenn du Sams Anfälle mit dem Sich-verändern in Verbindung bringst....

Keine Angst Bobby wird sich sicher bald wieder erholen!!

Danke für deinen Kommi!!!! *abknuddel*
 

@jesaku: Jetzt wo du es sagst/ schreibst fällt mir auch auf, dass ich noch nirgendwo einen verletzten Bobby angetroffen hatte... aber das musste sein, sonst... ach ließ die nächsten Bröckchen etwas weiter unten. *grins*

Ray hat Sam lieber als er es sich zugestehen will, aber Dean steht ihm bei seinen Zielen im Weg... mehr wirst du bald lesen! Viel Spaß dabei und danke für deinen Kommi!!! *durchflausch*
 

@Fine: Natürlich ist es meine volle Absicht durch Rays Taten etwas Verwirrung ins Spiel einfließen zu lassen. Das macht Spaß!!

Wie meinst du das, dass es super ist das ich weiter schreibe? Natürlich schreibe ich weiter, sonst wisst ihr ja nicht was ich mir sonst noch alles ausgedacht habe. Es macht mir unglaublich viel Spaß immer wieder neue Sachen ein zu bauen und in das Grundskelett der Geschichte zu knüpfen. Das es ein bisschen langsam ist, weil ich nur ein mal die Woche hochstelle tut mir leid, aber ich brauche die Zeit. Außerdem bau ich so etwas Spannung auf. Jedes Kapitel das ich hochstelle ist frisch. Ich habe keinen Ordner auf dem Laptop, wo ich die Kapitel schon fertig habe und nur reinstellen muss. Aber am 23. Juni stelle ich zwei Kapis on.

Danke für deinen Kommi!!!!!!!!! *abknuddel*
 

Soooo, genug gelabbert! Weiter mit der Story!

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Sam presste das bereits völlig durchtränkte Handtuch weiter auf Bobbys stark blutende Wunde, die von seiner rechten Schulter über den Brustkorb prangte, um die Blutung zu stoppen.

„Ich hole schnell den Verbandskasten aus meinem Wagen.“, meinte der ältere Mann und wollte schon los, als Sam ihn zurück hielt.

„Nein! In der Küche ist einer!“, schrie er, als er plötzlich bemerkte wie immer mehr Blut aus der Wunde quoll. Panisch drückte er fester zu. Der bewusstlose Bobby stöhnte vor Schmerz auf und warf den Kopf von einer auf die andere Seite.

„Wo soll dieser verdammte Verbandskasten denn sein?“, fluchte der andere Mann.

„Neben dem Kühlschrank. Beeilen sie sich!“

Er kam zurück gerannt und öffnete den Kasten neben dem Tisch auf einem Stuhl. Sam sah wie der andere alles nach etwas bestimmten durchsuchte.

„Währe es nicht besser ihn ins nächste Krankenhaus zu bringen? Die Wunde sieht ziemlich schlimm aus.“

„Keine Sorge, Jungchen. Ich war früher Sanitäter in der Armee. Ich hab schon schlimmere Verletzungen gesehen.“ Er legte ein paar Verbände und Mullbinden zur Seite.

„Blutet es immer noch so stark?“

„Ich fürchte ja. Das Handtuch hat sich volgesogen.“

„Okay, am Besten wir nähen die Wunde zu und legen einen festen Druckverband an. Wir bräuchten noch ein paar Handtücher!“, meinte der ihm Fremde und besah sich den Teil der Wunde, der am Bauch war. Sam nickte nur und sah auf seine Hände. Wenn er jetzt los lassen würde, würde das Blut ungehindert weiter Bobbys Körper verlassen. Hin und her gerissen drehte er sich schließlich halb um.

„Dean!“, wie konnte er nur den anderen vergessen. Dieser wachte nun auch endlich aus seinen Träumen auf und sah sich verwirrt um. Nur langsam realisierte er was er hier vor sich sah und sprang, wie Sam wenige Minuten zuvor von dem Sofa auf.

„Verdammt was ist passiert?“

„Später! Hol schnell ein paar Handtücher. Wir müssen Bobby schnell zusammenflicken!“

Dean nickte knapp und rannte in die höhere Etage, um besagte zu holen, mit denen er wenige Sekunden später auch wieder da war.

„Was ist passiert? Und wer zum Teufel ist das?“, fragte Dean, ganz nah bei Sam und besah sich den älteren Mann ihnen gegenüber. Er war kleiner und schmächtiger, als Dean. Eine kleine Glatze machte sich auf seinem Kopf breit und verscheuchte nach und nach den Rest, den er mal Haar genannt haben mochte. Der Mann schien weit über die Fünfzig zu sein, aber keinesfalls gebrechlich.

Dieser schob sich gerade eine kleine Lesebrille auf die Nase und fädelte einen Faden durch ein kleines Nadelöhr.

„Ich kann vielleicht nicht mehr so gut sehen wie früher. Aber hören kann ich noch super, Jungchen.“ Der Alte zog eine Augenbraue über der Brille hoch und sah zu den beiden herüber.

„Du musst Dean sein! Und du Sam! Freut mich euch kennen zu lernen. Bobby hat mir viel von euch erzählt, Jungs!“, sagte er und setzte mit dem Nähen an Bobbys Schulter an, während Sam die Blutung der Wunde weiter unten weiterhin mit dem Tuch hinderte.

Doch nach wenigen Stichen stoppte er mit zusammen gezogenen Augenbrauen.

„Leuchte mir mal mit der Taschenlampe dort drüben, Jungchen!“, bat er Dean.

Dieser nahm die kleine Lampe und leuchtete über die Schulter des Alten auf die Wunde.

Deans Blick viel auf das ganze Blut, was aus dem Riss quoll und schluckte leer. Er konnte es nicht glauben, dass ausgerechnet Bobby hier auf dem Tisch mit solch einer Verletzung hier lag und um sein Leben kämpfte. Sonst war er es doch, der in diesen Momenten dem Verletzten half und alles tat, um ihn wieder auf die Beine zu bringen.

Wie oft hatte Bobby sie schon zusammen geflickt?

Dean erinnerte sich noch, wie oft er schwer verletzt von Sam zu dem Älteren geschafft wurde, der ihn, wenn auch mit viel Mühe und Zeitaufwand immer wieder zusammen geflickt hatte.

„Träum nicht, Jungchen! Halt die Lampe etwas höher!“, riss der Alte Dean aus seinen Gedanken. Dieser nickte kurz und tat wie ihm gesagt, dabei fiel sein Blick auf Sam, der ein neues, sauberes Handtuch auf die Wunde presste. Seine Hände waren völlig Blut verschmiert. Kein Zentimeter war sauber, doch Deans Blick fiel auf die Handgelenke des anderen, die teils von blauen Flecken übersäht waren.

„Woher hast du die denn?“, fragte er und nickte zu den Flecken. Sam sah hinunter.

„Nichts weiter! War ein bisschen ungeschickt.“ Glücklicher Weise rutschten ihm genau in diesem Moment die Haare vor die Augen. So musste er Deans Blick nicht ausweichen, was ihn sonst immer verriet, wenn er log.

Doch Dean merkte es auch ohne in Sams Augen zu blicken, dass etwas mit dem anderen nicht stimmte und entschied sich den Jüngeren später aus zu fragen.

Wichtig war im Moment nur, dass Bobby es schaffte. Aber Dean glaubte nicht daran, dass der andere es nicht schaffen würde. Der ältere Jäger war viel zäher und robuster als die meisten Menschen. Morgen würde er wahrscheinlich schon wieder aufstehen wollen. Er war ein Mann der Tat und konnte es nicht lange an das Bett gefesselt aushalten. Ein paar Verletzungen konnten ihn da nicht aufhalten.

Dean sah auf den tiefen Schnitt hinunter, den der alte Mann bereits bis zur Hälfte fein säuberlich genäht hatte. Diese Wunde war schlimmer als alle die Bobby je hatte.

Was immer es war, dass ihm das angetan hatte, er würde es finden und töten.
 


 


 

„So, das wäre es dann fürs Erste.“, meinte der Alte nachdem er den letzten Verband fest gemacht hatte und nochmal prüfend über die Fläche strich.

„Könntet ihr ihn so vorsichtig wie möglich in sein Bett tragen?“ Dean und Sam nickten. Der Ältere umfasste die Schultern, der andere die Beine. Zusammen trugen sie ihn in den Flur bis zu letzten Zimmer an der rechten Seite.

Das Haus besaß in der oberen Etage nur drei Zimmer. Das Zimmer in dem sie schliefen, ein Badezimmer und ein kleiner Abstellraum, in dem Bobby einen Teil seiner Bücher lagerte.

Bobby selbst schlief in einem kleinen Zimmer im Erdgeschoss, in das sie ihn gerade trugen und behutsam auf die weiche Matratze ab legten. Leise verließen sie das Zimmer und gingen zurück zu dem Alten, der sich in der Küche gerade die Hände wusch.

„Wer sind Sie? Und was ist mit Bobby passiert?“, fragte Sam gerade heraus, ging an dem Alten vorbei und wusch sich ebenfalls die Hände.

„Mein Name ist Ted Gorny. Bobby und ich sind schon seit einer Ewigkeit Freunde. Was wir nicht schon alles zusammen erlebt haben.“ Kopfschüttelnd, mit einem Anflug eines Lächelns auf den Lippen setzte der Alte an den Küchentisch. Sam schrubbte mit einer kleinen Bürste das Blut von seinen Händen und beobachtete wie es in kleinen Rinnsalen im Abfluss verschwanden, während er den Worten des anderen lauschte. Dean hatte sich dem Alten gegenüber gesetzt und lehnte sich vorsichtig zurück. Verdammte Wunden.

„Wir waren beide zwanzig, als wir uns damals in der Armee kennen lernten. Bobby brachte uns beide mit seinem Temperament immer wieder in Schwierigkeiten, aber rettete mir auch einige Male den Arsch. Auf ihn war immer verlass.“

„Auf ihn ist immer noch verlass!“, meinte Sam ernst und lehnte sich mit dem Rücken an das Becken.

„Hast Recht, Jungchen! Hast Recht! Den alten Bobby haut so schnell nichts um.“, meinte Ted nickend.

„Was ist passiert?“, hackte jetzt Dean nach und konnte sehen wie sich ein Schatten über das Gesicht des Alten zog.

„Sie hatten auf uns gewartet. Bobby und ich waren noch in diesem Laden, um diese Kräuter zu besorgen. Du hast dir da einen ziemlich exotischen Fluch angelacht, Jungchen. Respekt.“

„Ähm, danke? Aber zurück zu diesem Angriff. Konnten Sie sehen wer oder was es war?“

„Natürlich! So verkalkt wie du denkst bin ich nun auch wieder nicht, Jungchen!“, empörte Ted sich. Dean hob beschwichtigend die Hände und wartete darauf, dass der Alte fort fuhr, doch dieser sah sich schweigend in der Küche um.

„Haben Sie den Angreifer nun erkennen können?“, fragte Dean jetzt schon etwas genervter. Sam grinste nur und schwieg. Der Alte war schon lustig, aber die Lage war ernst. Irgend etwas oder irgendwer trachtete Bobby und diesem Ted nach dem Leben. Doch warum?

„Er war groß!“

„Na dann ist doch alles klar!“, witzelte Dean und zog sich auch gleich einen strengen Blick von Ted zu.

„Es war ein Dämon. Ich kenne ihn von früher. Aber ich kann mich nicht mehr genau erinnern woher. Ich hab in meinem Leben schon so viele Dämonen erledigt müsst ihr wissen, Jungs.“ Sam nickte und stieß sich ungeduldig von der Spüle ab und trat zu den anderen Beiden.

„Sie müssen versuche sich zu erinnern! Dieser Dämon wird Ihnen und auch Bobby auf den Fersen sein. Und für diesen Fall müssen Dean und ich wissen mit wem wir es hier zu tun haben.“

Ted zog die Stirn kraus und dachte angestrengt nach. Sam überließ den Alten seinen Gedankengängen und ging zum Kühlschrank, um sich und den anderen ein kühles Bier raus zu holen, als er plötzlich bemerkte das Dean hinter ihm stand.

„Was hällst du davon?“, fragte der Ältere und nahm sein Bier entgegen.

„Weiß nicht. Aber wir müssen so viel wie möglich aus ihm raus kriegen. Der Dämon, der das Bobby angetan hatte war mit Sicherheit kein Schwächling. Und blöd wird er auch nicht sein.“ Dean nickte nur.

„Ah, ja! Jetzt fällt es mir ein!“

Sam und Dean drehten sich wieder zu Ted um und warteten darauf, dass er an fing zu erzählen, doch er blieb erneut stumm.

„Was für ein Dämon hat sie angegriffen?“

„Der, den Bobby, ich und einige andere Jäger damals in diesem Berg eingesperrt hatten.“

„Sie haben einen Dämon in einen Berg eingesperrt?“

„Und einige andere Jäger auch. Wir bauten eine Teufelsfalle für ihn, da wir nicht die Macht und die Mittel hatten ihn zurück in die Hölle zu schicken. Sein Name ist Waltan!“

Aussprache

Hi Leute,

tut mir echt sorry, dass ich erst heute hochstelle!!
 

@jesaku: Da stimme ich dir absolut zu. Ich hasse es wenn einer der beiden was mit anderen hat. Egal ob Mann oder Frau. Sie sind einfach für einander bestimmt.

Tja, das mit Dean. Wenn er müde ist dann schläft er, dann schläft er....

Danke für deinen Kommi!!!
 

@fine: Blaue Flecken? Siehe unten!!

Ähm, was sie mit dem Dämon wollen? Ihn in die Höhle schicken!!

Zur Höhle mit dem Bösem!!!!!

Danke für deinen lieben Kommi, hat mich supi gefreut!!!
 

@RyouAngel: Und ich bin klar bei Verstand! Ich tue doch Bobby nichts an, was ihn umbringt. Ich mag den alten Kerl.

Hab ich nicht schon in einem früheren Kapitel Waltan erwähnt?? Im Kapitel, als Ray, Blake und Kora ihn befreit haben?? *zurückblätter und nochmal nachles*

Jedenfalls vielen lieben Dank für deinen lieben Kommi!!! *knuddel*
 

@yuna_16: Wir haben dich vermisst!! Natürlich schüre ich euren Hass, damit ihr später....und...und ganz zum Schluss...! Tja, da kommt noch was auf uns zu!!

*so leicht verrate ich nichts* *grins*

Danke für deinen Kommi und das du so fleissig beim Lesen bist!! *freu*
 

Sooo, dann lest mal weiter!!!!

Viel Spaß!!!
 

L_Angel^^
 


 

Sam linste durch den kleinen Spalt der Tür in Bobbys Zimmer.

Bobby lag immer noch ruhig schlafend in seinem Bett, mit bis zum Kinn hochgezogener Decke und erholte sich von den letzten Stunden.

Die meiste Zeit rollte er sich vor Schmerz von einer zur anderen Seite oder versuchte das Bett zu verlassen.

Er war nicht ganz bei sich, was man sehr gut den Tabletten zuschreiben konnte, von denen er Sams Meinung nach zu viele schlucken musste.

Ted hatte ihn mit Schmerzmitteln und Schlaftabletten versorgt, seitdem schlief Bobby ruhig wie ein Baby.

Sam guckte trotzdem ab und zu nach dem älteren Jäger, um sicher zu gehen, das es ihm soweit gut ging, wie es in seiner Lage ging.
 

Ted hatte sich, nachdem sie sich in der Küche gestärkt hatten früh von den Beiden verabschiedet und sich mit einen Buch, dass er zwischen den anderen gefunden hatte und sich aufs Sofa verkrümmelt. Bis auf den kurzen Moment, als Bobby den Auferstandenen gespielt hatte und immer vor sich hin gemurmelt hatte, dass er recherchieren und sie sich beeilen mussten, blieb er auch da.
 

Dean war nach oben in ihr Zimmer gegangen. Er sah richtig fertig aus. Bobby war in der langen Zeit, die sie sich jetzt schon kannten noch nie so stark verletzt gewesen. Er war wie eine Konstante in ihrem Leben, denn wenn sie Hilfe, einen Rat oder einfach nur einen Freund brauchten zu Bobby fahren konnten und dieser sie mit einem breiten Lächeln ins Haus ließ und ihnen ein Bier anbot.

Er jagte auch, aber er war so gut, dass wenn er mal verletzt war es nur ein paar Kratzer oder eine paar Prellungen waren, aber das hier war etwas ganz anderes.

Bobby hatte tot sein können.
 

Seufzend stieß sich Sam von Bobbys Schlafzimmertür ab, an die er sich gelehnt hatte. Er ging ein paar Schritte und ließ seinen Blick durchs Wohnzimmer schweifen, was er eigentlich auch hätte sein lassen konnte, da man Ted ganz deutlich vom Sofa her Schnarchen hören konnte.

Lächelnd drehte Sam sich um und ging leise die Treppe hoch. Er wollte niemanden wecken.
 

Vorsichtig drückte er die Klinke zu Deans und seinem Zimmer runter und trat rein.

„Du musst nicht leise sein.“

Ertappt drehte Sam sich um und schloss die Tür normal.

„Ich dachte du schläfst schon.“ Dean schüttelte den Kopf.

„Ich kriege dieses Bild...wie Bobby da so lag....einfach nicht aus dem Kopf...“, nuschelte er, den Kopf in die Hände gestützt.

Sam kam näher, blieb jedoch ein paar Schritte von ihm entfernt stehen.

„Ich war gerade bei ihm. Er schläft. Ich bin mir sicher es geht ihm bald wieder besser.“

„Und wenn nicht? Mir ist erst jetzt klar geworden, wie verletzlich er ist.“

„Hey, das wird schon. Er hat immer auf sich aufgepasst und wird es auch noch lange machen. Du kennst ihn doch.“

Deans Kopf erhob sich ein Stück aus seinen Händen und sah ihn über diese hinweg an. Dann grinste er breit und hob seine Hände.

„Komm her!“

Sam ergriff die des anderen und ließ sich zu Dean ziehen, der sich an ihm hochzog und den Größeren umarmte.

„Warum...“

„Du bist einfach einmalig!“, schnurrte er in den Nacken des anderen.

„Ja, da hast du recht!“

Dean genoss die Wärme, die der andere Körper vor ihm von sich gab. Ihm war nie klar gewesen wie sehr ihm eine solche Nähe immer gefehlt hatte. Er spürte wie Sams Brust sich regelmäßig gegen die seine hob und senkte. Spürte wie der Puls des anderen immer schneller pumpte.
 

„Sam erzählst du mir was das an deinen Handgelenken zu bedeuten hat?“, flüsterte Dean leise und konnte fast augenblicklich merken, wie Sam sich in seinen Armen verkrampfte. Beruhigend strich er dem Größeren über den Rücken.

„Was ist los?“

Sam hob die Arme und befreite sich aus Deans Griff.
 

Er hatte es sich ja eigentlich denken können, dass Dean die Sache nicht einfach auf sich beruhen lassen würde.

Etwas hibbelig drehte Sam sich weg und ging zu seinem Bett, auf das er sich fallen ließ.

Was sollte er nur sagen?

Ihn anlügen? Dean würde es sicher irgendwann heraus kriegen und was war dann?

Oder doch die Wahrheit sagen?

Wie würde der Ältere dann wohl reagieren?

Es war ihm so verdammt peinlich.
 

Dean sah das traurige Gesicht das Sam zog nicht, aber er konnte spüren, dass der andere nicht ganz auf der Höhe war.

Er sah wie Sam sich auf sein viel zu kleines Bett legte und folgte ihm.

Langsam krabbelte er um den anderen herum und setzte sich neben ihn.

„Was gibt’s? Willst du mir nicht sagen was dich bedrückt?“

„Nein.“, nuschelte Sam in die Decke.

„Nun komm schon. Mir kannst du doch alles erzählen.“, sanft strich Dean Sam die Haare aus dem Gesicht, die Selbiges die ganze Zeit verdeckt hatten.

Sam seufzte, drehte sich halb zum anderen um und sah den anderen kurz aus den Augenwinkeln an und schloss dann die Augen. Er spürte wie Dean seine Gelenke sanft mit den Fingern nachfuhr. Genau da wo kleine blaue Schatten zu sehen waren.

Sam musste nicht die Augen öffnen, um zu wissen wo sie waren. Er spürte noch immer Rays festen Griff.

„Ich hab dir doch von diesem Ray erzählt.“ Dean nickte mit zusammen gezogenen Augenbrauen.

Wollte er wirklich wissen wie das weiter ging?

„Er war hier. Glaube ich zumindest. Zuerst dachte ich es wäre nur ein Traum, aber du siehst die blauen Flecken doch auch. Ich weiß auch nicht wie er rein kommen konnte, es war ja alles abgesichert. Keiner kann so einfach in Bobbys Haus eindringen!“, plapperte Sam plötzlich in einer unglaublichen Geschwindigkeit los, dass Dean gar nicht so schnell mitkam. Schnell legte er eine Hand auf Sams Mund und brachte den anderen so zum Schweigen.

„Warte! Nochmal auf Anfang! Dieser Ray war da?“

Sam nickte.

„Du meinst dieser Ray? Dieser ich-tauche-einfach-irgendwo-auf-und-bringe-alles-und-jeden-durcheinander Ray?“

Sam nickte erneut und erstarrte.

„Er bringt mich nicht durcheinander!“, empört sah er den Älteren an, der sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte.

„Du bist gemein!“, Sam knuffte den anderen liebevoll in die Seite.

Sanft lehnte er sich zurück und genoss die Nähe des anderen.

„Er war also wirklich hier?“, Dean gefiel das ganz und gar nicht. Dieser Ray war ihm schon die ganze Zeit unsympathisch. Sam sagte zwar das er schon Kontakt mit ihm hatte, aber er erinnerte sich an gar nichts. Er wusste nicht was er davon halten sollte. Bis jetzt. Sams Handgelenke sprachen für sich. Er hätte Sam nicht so behandeln dürfen oder sich ihm auch nur nähern. Dean hatte natürlich gemerkt, dass Ray mehr als nur mit Sam reden wollte. Die Masche kannte er zur Genüge.

Dean nahm sich für die Zukunft vor besser auf den Jüngeren auf zu passen. Noch mehr als ohne hin schon. Er würde nicht mehr zu lassen, dass sich dieser Ray Sam noch einmal näherte, um ihn zu verletzen oder auch nur mit ihm zu reden. Wenn Dean erst Mal dieses verdammte Ritual wegen dem Fluch hinter sich hatte, war dies sogar machbar für ihn.

„Keine Angst, Sammy! Ich passe auf dich auf.“ Lächelnd drehte Sam sich in ihrer Umarmung und sah den anderen an. Langsam schloss er die Augen und lehnte sich mit der Stirn an Deans Stirn. Dean strich Sam erneut beruhigend über den Rücken.
 

„Dean?“

„Mhmmm?“, antwortete der Ältere, ohne die Augen zu öffnen und noch halb schlafend, während er sich näher an den anderen lehnte.

„Was ist das hier?“

„Was denn?“, fragte Dean und öffnete leicht die Augen, um eventuell etwas zu sehen was Sam meinen könnte, sah aber nur Sam.

„Das was im Moment zwischen uns ist?“, Sam war verunsichert wie der andere dazu stand. Es war für Dean ja schon ungewöhnlich, dass er sich einfach so ihm hingezogen füllte und ohne wenn und aber ihm nahe war. Sam hätte gedacht das Dean lieber alles was er dachte für sich behielt und kein Risiko einging, als sich einfach vor ihm zu outen.

Außer Sam sah in der Sache mehr, als eigentlich da war.

Aber warum war Dean so ungewöhnlich verschmusst in letzter Zeit? Das war nicht normal für ihn. Sam fiel die Sache im Wald mit dem Pano wieder ein. Dean hatte sich, als er wieder erwacht war und sich wie irre darüber gefreut hatte, dass er noch lebte. Vielleicht tat er das nur für ihn, um seine sogenannte zweite Chance dazu zu nutzen ihn glücklich zu machen. Vielleicht ging es hierbei gar nicht um Deans Gefühle, sondern um Sams und Dean wollte ihn einfach nur nicht traurig sehen. Aber sie hatten sich mehrmals geküsst.

War das nur ein Spiel?

Oder fühlte Dean etwas für ihn?
 

„Wie meinst du das?“, fragte Dean nun doch etwas verwirrt.

„Warum bist du so in letzter Zeit?“, flüsterte Sam, leicht strich er über das Shirt des anderen.

„Ich...ich möchte dir nahe sein, Sammy. Dich immer bei mir haben, dass ist mir klar geworden. Ich weiß nicht ob ich dich liebe, aber ich liebe dich mehr als früher. Ich meine...“, meinte Dean, während er sanft über Sams Wange strich, als der andere ihm plötzlich unterbrach, indem er seine Lippen auf Deans drückte und jedes andere Wort im Keim erstickte.

„Ich dich auch.“, flüsterte Sam leicht wenige Zentimeter vom anderen entfernt.
 


 

Dean fühlte sich überhaupt nicht gut und das war in Anbetracht seiner derzeitigen Lage auch nicht verwunderlich. Er lag mit freiem Oberkörper auf der kalten Platte des Tisches auf dem vor wenigen Stunden noch Bobby gelegen hatte. Unter dem Tisch waren seine Hände fest zusammen gebunden, falls er sich wehren wollte. Nervös rutschte er auf dem Stuhl hin und her auf dem er saß.

Er spürte wie sich eine Gänsehaut auf seinem Rücken breit machte.

„Keine Angst, Dean. Wir beeilen uns.“

„Soll mich das beruhigen? Du bindest mich gerade an den Tisch und der Alte wird mir gleich den Rücken aufritzen! Verdammt, ist das wirklich nötig?“ Dean musste seinen Nacken verrenken, um Sam ansehen zu können, der gerade überprüfte ob die Knoten fest genug waren.

„Ja! Wir machen das schnell!“

„Hey Jungchen? Hast du das elektrische Messer irgendwo gesehen?“, rief Ted aus der Küche.

„Sag mir das, dass ein Witz war. Sag es mir!“, panisch zog Dean an seinen Fesseln.

„Das war ein Witz! Ted! Ist die Kräutermischung endlich fertig?“

„Ja, Jungchen!“, lachte Ted und kam zu den Beiden.

„So, das wäre es. Lasst uns anfangen.“

Ted stellte sich hinter Dean und zog ein kleines Messer hervor, dass er zuvor mit dem Feuerzeug abgeflammt hatte.

Sam setzte sich neben Dean und reichte ihm die Hände, die auch sofort in Beschlag genommen wurden.

„Ich bin bei dir!“, versicherte Sam dem anderen und drückte leicht dessen Hände, um seine Worte zu unterstreichen.

„Ich fang dann an, Jungs.“, meinte Ted und setzte an. Dean verzog das Gesicht vor Schmerz und zog scharf die Luft ein. Ein starker, ihm leider viel zu vertrauter Schmerz strömte von seinem Rücken in seinen ganzen Körper aus.

„ Verdammter...“, zischte er.

„Dean! Du schaffst das!“

„Sind nur noch ein paar Schnitte.“

„Machen sie hin!“

„Eile mit Weile.“

„Ich gebe Ihnen gleich Weile!“, knurrte Dean dumpf gegen die Tischplatte, auf den er seinen Kopf immer wieder stieß.

Alles auf einmal

Tagchen!!!
 

Ich hoffe ihr hattet auch so ne tolle Woche wie ich. Ich habe die letzte Woche auf das Haus und auf die Katze meiner Tante aufgepasst und das ganze Haus für mich allein gehabt. Das war klasse! Und besonders toll war der unheimlich große Fernseher (auf dem natürlich fast nur Supernatural lief *grins*)

Aber es gab natürlich einen Haken. Die Katze!

Ich schwöre es, die ist aus der Hölle!! Aber zum Salzen und Verbrennen ist sie zu schnell gewesen... meine Tante hätte sicher auch was dagegen...naja, aber sonst war es super!!!
 

Ich wünsche euch viel Spaß beim Weiterlesen!!!
 

L_Angel ~°v°~
 


 


 


 

Deans Rücken brannte schrecklich bei jeder kleinen Bewegung.

Wehklagend lag er mit dem Bauch nach unten auf dem Sofa und sah fern.

Sam verbrachte die meiste Zeit damit ihm irgend etwas zu holen oder ihn einfach nur zu trösten.
 

Das Versprechen des Autors, dass sobald die Salbe in die wieder geöffneten Ritzen gegeben wird der Schmerz sofort nachlässt war für die Katz. Kaum war der Brei in Deans Wunden gesickert, bäumte sich dieser unter Schmerzen auf und biss bis zum Knirschen die Zähne zusammen. Sam hatte in diesem Moment felsenfest geglaubt, dass der andere ihm die Hand gebrochen hatte.

Nach ein paar Minuten konnte Dean sich soweit zusammen reissen, um wenigstens Sam fast aus seinem Klammergriff zu entlassen und sie nur noch leicht zu drücken.

Geduldig hatte er die ganze Prozedur über sich ergehen lassen und sah die ganze Zeit Sam in die Augen, während Ted schnell die restlichen Risse mit dem stark riechendem Brei bestrich.
 

Er konzentrierte sich auf die Farben, die sich von Sams Pupille bis hin zum äußersten Rand leicht veränderten.

Hätte man Dean gefragt, welche Augenfarbe der andere hat, hätte er einfach braun geantwortet.

Doch wenn man genauer hinsah, konnte man erkennen, dass sie nur außen braun waren und nach innen immer heller wurden. In der Mitte waren sie sogar leicht grün wie die seinen.

Dean hatte sich so sehr auf den anderen konzentriert, dass die Schmerzen, die immer noch durch seinen Körper schossen nebensächlich wurden. Sanft strich er mit dem Daumen über Sams Hand, die er in der seinen hielt, bis Ted verkündete endlich fertig zu sein. Er verband das Ganze noch leicht mit einer Mullbinde und half Dean auf die Couch.
 

Seitdem lag er hier und langweilte sich.

„Saaaaaammm!“, schrie er halb in das Sofa.

„Was ist denn nun schon wieder?“ Sam kam genervt aus der Küche in den Händen einen Teller mit Kuchen und einem Glas Milch.

„Ein bisschen mehr Rücksicht mit den Schwerverletzten, wenn ich bitten darf!“

„Verzeihung. Darf ich dem Herrn Schwerverletztem Kuchen anbieten, oder bist du zum Essen zu schwer verletzt?“

Dean hob zweifelnd eine Augenbraue und drehte seinen Nacken soweit, wie in dieser Position möglich zu Sam, um diesen einen vielsagenden Blick zuwerfen zu können.

Wie konnte Sam nur so was sagen oder auch nur denken? Kuchen ging bei Dean immer rein. Selbst nach einem Fünfgänge Menü ging Kuchen immer rein.

Gierig griff Dean nach dem Teller, den Sam neben das Sofa in Reichweite auf den Boden stellte.

„Wofür die Milch?“

„Zum Trinken. Die ist gesund. Ich hab auch einen Strohalm dabei.“, meinte Sam und steckte diesen ins Glas.

„Ich bin kein Kleinkind!“

„Aber du benimmst dich ein bisschen wie eins. Ich stell dir das Glas hier hin. Falls was ist, ist Ted im Nebenzimmer. Den kannst du dann rufen.“ Sam hatte sich neben den anderen gehockt und strich ihm sanft über die nackte Schulter.

„Was? Wo willst du hin? Lass mich nicht allein!“ Dean versucht sich hoch zu stemmen, ließ sich aber stöhnend gleich wieder zurück sinken. Das war ganz und gar keine gute Idee gewesen. Dean kniff die Augen zu und biss die Zähne zusammen bis die Schmerzen erträglich waren.

„Du bleibst hier liegen und schonst dich. Ich geh nur kurz eine Runde joggen, dann bin ich auch wieder da. Wird auch nicht lange dauern, versprochen.“, beruhigte Sam den Älteren.

„Seit wann gehst du joggen?“

„Wenn ich nicht schlafen kann, gehe ich öfters raus, um den Kopf frei zu kriegen oder einfach nur so.“

„Du gehst raus während ich schlafe?“

„Du hast einen tieferen Schlaf als du denkst. So ich bin dann mal weg.“

„Geh nicht!“, schmollte Dean und hielt Sam an der Hose zurück, als dieser aufgestanden war.

Sams Gesicht zierte ein Lächeln, als er zum anderen hinunter sah. Er beugte sich zu Dean und plazierte einen hauchzarten Kuss auf dessen Schläfe.

„Sag ich doch. Kleinkind! Ich bin bald wieder da!“, sagte Sam.

„Beeil dich!“, murrte Dean und sah zu wie Sam zur Terrassentür ging und ein Lied auf seinem MP3- Player einstellte, während er sich die Hörer in die Ohren steckte.

„Bring mir was mit!“, rief Dean dem anderen noch schnell hinterher.

„Ich kann dich nicht hören!“, rief Sam zurück und schüttelte grinsend den Kopf.

„BRING MIR WAS MIT!“, schrie Dean lauter, doch Sam war schon ausser Reichweite.

Missmutig ließ Dean den Arm über den Sofarand hängen. Auf dem Bildschirm des Fernsehers war gerade eine Familie zu sehen, die meinte wie zusammener sie doch waren, seit sie die Fritten eines bestimmten Anbieters aßen.

Schnaufend sah Dean auf den Boden und entspannte so etwas seinen Nacken.

„Zumindest hab ich noch meinen Kuchen!“
 

Gelangweilt sah Dean nun schon zum hundertsten Mal in fünf Minuten auf die Uhr. Sam war erst zwanzig Minuten weg, aber für ihn war es schon eine halbe Ewigkeit.

Dean konnte es kaum glauben, dass Sam dies öfters tat. Sich einfach klammheimlich weg schlich um zu joggen. Dean kam das komisch vor. Ihm kam Sam nicht als der Typ vor, der joggen geht.

Was wusste er über den anderen wohl auch nicht?
 

Dean hasste es nicht über alles Bescheid zu wissen. Sam sagte ihm zu wenig über die Dinge über die er immer lange nachdachte.

Genauso war es mit der Sache mit diesem Ray. Dem Fremden, der plötzlich auftaucht und einiges zu wissen schien, wovon sie keine Ahnung hatten. Sam hatte ihm bis Dean ihn fast schon direkt darauf angesprochen hatte geschwiegen. Dean war sich sicher Sam hätte ihm auch weiterhin alles verschwiegen, wenn er nicht die blauen Flecken am Handgelenk des Größeren entdeckt hätte.

Hielt er ihn etwa nicht mehr für vertrauenswürdig? Oder traute er sich nicht Dean zu sagen was Sache war, um zu verhindern, dass er was bemerkte. Als ob er so dumm war und das nicht bemerken würde. Dieser Ray schmiss sich schamlos an Sam ran und das gefiel Dean ganz und gar nicht. Er zeigte es dem anderen nur nicht wie sehr es ihm missfiel, um diesen traurigen Gesichtsausdruck nicht wieder auf Sams sehen zu müssen.
 

Seufzend griff Dean nach der Fernbedienung und schaltete durch die Kanäle.

„Verdammt! Hier stinkst ja wie im Pumakäfig! Könnt ihr nicht mal lüften?“

Etwas torkelnd stampfte Bobby ins Wohnzimmer und sah sich verwirrt um. Fragend sah er zu Dean, der sich auf der Couch etwas verrenken musste, um den alten Jäger im Türrahmen sehen zu können.

„Hey, du solltest im Bett bleiben und dich schonen!“

„Wer will mich aufhalten? Du?“

„Touche´!“

„Was ist mit deinem Rücken geschehen, Dean?“, fragte Bobby und setzte sich dem anderen gegenüber in seinen Lieblingssessel.

„Dein Freund Ted hat sich an ihm etwas ausgetobt und mir hoffentlich damit diesen blöden Fluch ausgetrieben.“

„Ted ist hier?“

„Weißt du nicht mehr? Er hat dich schwer verletzt hier her gebracht. Er war es, der dich zusammen geflickt hat. Du wurdest, als du bei ihm warst von einem Dämon angegriffen, der dich ziemlich aufgerissen hat. Es stand nicht gut um dich.“

„Ein Dämon also?“ Dean nickte und nahm einen Schluck Milch mit dem Strohhalm. Er kam nicht soweit hoch, um aus dem Glas selbst trinken zu können. Sam hatte aber auch an alles gedacht.

„Wie geht’s deinem Rücken?“, fragte Bobby nach einiger Zeit des Grübelnds.

„Schmerzt. Ist aber erträglich. Im Buch stand zwar, das der Schmerz sofort verschwinden würde, aber das ist mir egal.“

„So?“

„Solange der Fluch endlich gebrochen ist, ist mir alles egal.“

Bobby nickte kurz und sah wieder zum Fernseher. Seufzend sah Dean wieder zu Boden. Sein Blick schweifte zum Teller, der vor ihm stand. Nur noch ein paar Krümel waren von den Kuchenstücken übrig. Dean tupfte mit dem Daumen die letzten Reste ab und steckte ihn sich in den Mund.

„Wo steckt Sam?“

„Tze, der ist joggen.“

„Mhm, das konnte er sich nie richtig abgewöhnen.“

„Du weißt davon?“

„Ja, wieso? Seit er elf ist macht er das manchmal.“

War Dean hier der Einzige, der nicht Bescheid wusste?

Nun war er aber mehr als nur neugierig, was er noch alles nicht mitbekommen hatte.

„Sag mal, Bobby, was weißt du noch?“

„Was meinst du?“, Bobby runzelte die Stirn und rutschte auf dem Sessel etwas nach vorn, um besser mit Dean reden zu können.

„Wir haben dir doch von diesem Dämon erzählt. Der, dem ich das auf meinem Rücken zu verdanken habe.“ Bobby nickte als Zeichen, dass er verstanden hatte.

„Wir haben dir nicht alles erzählt...Als dieser Dämon mich in dem Keller festgehalten hatte, hat sie versucht mich zu überzeugen bei ihr zu bleiben und so was wie ihr Gefährte zu werden. Was ich natürlich nicht wollte. Sie hat versucht mich zu brechen und mir durch Bilder, die sie in meinem Kopf suchte und fand klar zu machen, dass ich allein bin und es auch weiter sein werde, wenn ich so weiter mache. Dabei stieß sie auf Erinnerungen an meine Geburtstagsparty zu meinem viertem Geburtstag.“, Dean schwieg kurz und sah zu Boden.

„Und? Was ist damit?“

„Mum war zu der Zeit auf keinen Fall schwanger. Sie hätte kugelrund sein müssen, immerhin kam Sammy ein paar Monate später zur Welt.“

„Du glaubst, dass ihr keine Brüder seid? Dean! Ich kenne euch und euren Vater seid ihr klein seit. Sam seit er ein Säugling ist. Dein Vater hätte mir sicher etwas erzählt, wenn was nicht in Ordnung gewesen wäre. Ausserdem, seit wann sprechen Dämonen die Wahrheit.“

„Zuerst hab ich ihr auch nicht geglaubt, aber die Sache ließ mir keine Ruhe. Später sind wir dann nach Lawrence in die Klinik gefahren und haben Sammys Geburtsurkunde gesucht.“

„Und?“, Bobby konnte nicht sagen, dass ihn diese Sache neugierig machte.

„Alles gefälscht!“

„Meinst du dein Vater...“

„Nein! Seine Fälschungen sehen anders aus. Ich habe schon genug von seinen gesehen, aber diese waren anders. Sie sahen so verdammt echt aus.“

„Woher weißt du das sie gefälscht sind?“

„Die Papiere haben sich über die Jahre nicht verändert. Die Ränder sind unbeschadet und es sind auch keine Verfärbungen zu sehen. Es ist alles zu sauber, wenn du verstehst was ich meine?“

Bobby nickte, rieb sich mit einer Hand übers Gesicht und lehnte sich vorsichtig wieder zurück.

„Sam und du, ihr seit also keine Brüder?“ Dean nickte. Er versuchte erneut sich auf zu setzen und schaffte es dieses mal sich hoch zu stemmen. Keuchend und mit schmerzverzertem Gesicht richtete er sich auf. Dean spürte wie sich etwas von dem rei unter dem leichten Verband von Ted löste und seinen Rücken bis zum Hosenbund runter rutschte.

Na toll! Bald würde er das Zeug überall haben.
 

„Habt ihr noch etwas heraus gefunden?“

„Nein, wir waren anders beschäftigt, denn es gibt da noch etwas, was ich dir erzählen muss.“

„ Was denn noch? Seit wann erzählt ihr mir nicht mehr wenn ihr Probleme habt und wartet damit lieber bis ihr einen ganzen Stapel zusammen habt?“, fragte Bobby wütend und sah Dean ernst ins Gesicht.

„Es kam irgendwie alles auf ein mal. Aber hiervon weiß Sam auch nichts.“

Bobby nickte, um Dean zu zeigen, dass er erzählen sollte.

„Seit einiger Zeit hat Sam öfters komische Anfälle.“

„Was für Anfälle?“

„Es geht ihm plötzlich schlechter. Er windet sich vor Schmerzen bis er ohnmächtig wird.“

„Wie meinst du das, dass Sam davon nichts weiß?“

„Das ist es ja. Wenn er dann ein paar Stunden später wieder wach wird hat er keine Erinnerung daran mehr und an das was unmittelbar davor geschah. Es ist alles wie gelöscht. Ich weiß nicht wie lange das schon läuft. Den Ersten hab ich vor zwei Wochen bemerkt. Seitdem hatte er mindestens zwei weitere. Es passiert einfach und ich weiß nicht wie oder ob ich ihm helfen kann.“

„Hat es was mit seinen Visionen zu tun.“

„Ich glaube nicht. Die waren wenigstens nicht so schmerzhaft für ihn, wie diese. Und in Ohnmacht ist er danach auch nie gefallen.“

„Hört sich nicht gut an.“, murmelte Bobby in seinen Bart. Dean konnte förmlich sehen wie es hinter seiner Stirn arbeitete.

„Erzähl aber Sam nichts davon. Er macht sich schon genug Sorgen.“

„Weswegen?“

„Hast du meinen Rücken vergessen?“, meinte Dean mit leicht gekränktem Unterton in der Stimme.

„Wie könnte ich! Der stinkt doch bis hier!“, ächzend stand Bobby auf und wollte zur Terrassentür, um etwas frische Luft rein zu lassen, als Sam ihm entgegen kam und besorgt begrüßte.
 

„Bobby! Was machst du außerhalb deines Bettes? Du musst dich schonen, immerhin bist du schwer verletzt. Und Dean du solltest doch liegen bleiben!“, vorsichtig schob er den älteren Jäger vor sich her zum Flur.

„Ich will aber nicht dahin!“

„Keine Widerrede!“

„Wie redest du denn mit mir? Lass mich los!“ Bobby versuchte sich aus Sams Griff zu wenden, doch dieser ließ nicht locker. Plötzlich krümmte Bobby sich und ging leicht in die Knie. Panisch ließ Sam den Älteren los.

„Tut mir Leid. Hab ich dir weh getan?“, fragte Sam, als Bobby flink an ihm vorbei huschte und sich seufzend wieder in seinen Sessel fallen ließ.

Dean lachte und auch Sam konnte sich ein Schmunzeln nicht unterdrücken.

„Ihr beide seit unmöglich!“

Zweifellos

Hi Leute,

tut mir Leid, dass ich diese Woche schon wieder zu spät rein stelle. Die Arbeit mal wieder. Ich komme nie vor sechs raus und danach bin ich meist zu kaputt um noch was anderes zu machen als da zu liegen und zu hoffen, das die Zeit bis ich wieder hin muss nicht zu schnell vergeht, was sie allerdings immer wieder macht...*grummel*

Ich hoffe euch gefällt das Kapitel und ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen!!!!
 

@Vampire-Hero: Vielen lieben Dank für deinen Kommi, die versüßen mir jedesmal die Woche und treiben mich erst richtig an weiter zu schreiben. Ich hoffe dieses Kapitel gefällt dir auch?!
 

@jesaku: Bei Sams Augen hab ich mehr oder weniger geraten. Ich hab ein paar Poster im Zimmer hängen und hab versucht die Farbe zu bestimmen, aber vergeblich, dann hab ich sie halt so beschrieben...

Zusammener ist ein Zitat aus der Werbung, genauer gesagt aus der Toffifee-Werbung. Das hab ich nur übernommen um das übertriebene Positive des Produkts hervor zu heben.

Ich dachte es wäre ein bisschen zu viel auf ein mal, wenn Sam dann auch noch beim Joggen von irgendwelchen Dämonen überfallen wird.

Danke für deinen Kommi und viel Spaß beim Lesen!!! *flausch*
 

@Fine: Tut mir wirklich Sorry, dass ich mich schon wieder verspätet habe. Ich hoffe es gefällt dir trotzdem?!

Danke für deinen lieben Kommi!!! *durchknuddel*
 

@Ryou_Angel: Fies sein ist mein Hobby, weiß auch nicht warum alle mich Angel nennen...

Danke für deinen Kommi und das treue Lesen meiner FF, das freut mich riesig!!!!!
 

@yuna_16: Also Sam ist für mich einfach der Joggertyp! Ist mir gar nicht aufgefallen, dass es das nirgendwo anderes mal vorkommt...

Aber Jared läuft in FF´s oft, jedoch eher aus Zwang. Wegen den Hunden...

Danke für deinen Kommi und viel Spaß beim weiterlesen!!!!
 

Sooooo, dann labere ich mal nicht weiter und wünsche allen viel Spaß beim Weiterlesen:
 


 


 


 

Ein kalter Hauch ließ eine Gänsehaut auf seiner Haut entstehen.

Leicht zitternd öffnete er die Augen und sah sich um. Dean musste ein paar mal blinzeln um klar zu erkennen wo genau er sich befand. Seine Wange lag auf einer weichen Oberfläche, die aber auch ein klein wenig kratzig war.

Es roch muffig und irgendwie alt. Ächzend bewegte er seinen Kopf auf die andere Seite wobei sein Nacken böse knackte und leicht schmerzte. Er hatte einfach zu lange in dieser unbequemen Lage gelegen.

Langsam setzte er einen Arm auf und stemmte sich hoch.

Es war dunkel um ihn herum. Nur allmählich gewohnten sich seine Augen an die Finsternis.

Er war immer noch im Wohnzimmer. Er war anscheinend eingeschlafen, während Sam mit Bobby noch gesprochen hatte.

Er hatte dem Größeren erzählt, was er Bobby vor kurzer zeit noch gesagt hatte. Nun, bis auf das mit Sams seltsamen Anfällen. Er wollte warten bis er und Bobby ein bisschen darüber nachdenken konnten, um vielleicht irgendeine Lösung zu finden oder um zumindest raus zu finden was mit ihm los war, was ihm das antat.

Das wenige Licht, das der Mond durch das Fenster warf, erhellte den Raum kaum, doch es reichte aus, um die Umrisse um ihn herum zu erkennen.

Er war nicht allein, was ein leichtes Schnorcheln schräg rechts hinter ihm nur noch verdeutlichte.

Er drehte den Kopf in Richtung des Geräusches und kniff die Augen etwas zusammen. In dem großen Ohrensessel hinter ihm saß Sam und schlief tief und fest.

Dean raffte sich auf und streckte sich erst einmal, als ihm plötzlich auffiel, dass er keine Schmerzen mehr hatte. Überrascht hob er die Arme und ruderte versuchsweise mit ihnen durch die Luft, dehnte und entspannte den Rücken, beugte ihn zu einem Buckel.

Nichts! Kein Schmerz.

Endlich! Es war vorbei, dachte Dean und atmete kurz tief durch.

Er versuchte mit einer Hand an die verkrusteten Reste des Breis zu kommen, die nach und nach abbröselten. Es tat nicht weh und die Wunden, die vor wenigen Stunden noch tief in seine Haut geritzt waren, waren nicht mehr zu spüren.

„JA!“, freute er sich.
 

Räuspernd erwachte Sam aus seinem traumlosem Schlaf. Verwirrt sah er sich um und entdeckte Dean, der vor dem Sofa stand auf dem er wenige Stunden zuvor eingeschlafen war. Sam beobachtete wie der Ältere sich verrenkte, um an seinen Rücken zu kommen. Anscheinend ging es ihm besser. Vor kurzem konnte er sich noch nicht so weit bewegen.

Schmunzelnd sah er wie der andere sich darüber freute. Endlich schien die Sache mit dem Fluch ein Ende zu haben. Sam sah wie Dean einen kleinen Freudentanz veranstaltete.

Okay, das war dann doch peinlich. Vielleicht konnte er das später noch mal gegen ihn verwenden.

„Dean?“, fragte Sam leise. Dean stoppte abrupt in seinem Tun und drehte sich zu dem anderem um.

„Hey, du bist wach?! Die Wunden sind weg! Es hat geklappt. Ich spüre gar nichts mehr.“

Sam stand auf und ging zu dem anderen rüber. Sanft strich er über Deans Schulter und drehte diesen leicht zur Seite.

„Zeig mal her.“

Dean hatte den Atem angehalten, als Sam ihn so berührte.

„Stimmt!“ Sam kratzte mit den Fingernägeln die Schichten des Breis ab.

„Es ist nur noch ein kleiner Strich von den eingeritzten Buchstaben zu sehen. Man erkennt nichts, wenn man nicht danach sucht.“

„Ähm, Sam?“

„Was ist?“

„Es ist fast nichts zu sehen. Ich erkenne gerade so das Sofa!“

Sams Kopf ruckte erschrocken nach oben.

Hatte Dean Recht? Verwirrt sah er sich um. Alles sah wie immer aus, mit dem kleinen Unterschied, dass es wirklich dunkel war und er trotzdem erstaunlich gut sehen konnte.

„Was zum..?!“ Sam trat mit Schock geweiteten Augen vom Älteren weg.

Er konnte sehen. Probeweise griff er nach dem Glas, welches auf dem kleinen Tisch rechts von ihm stand. Es war tatsächlich da wo er dachte es zu sehen und war nicht beim Versuch es hoch zu heben umgekippt.

„Was machst du da?“, fragte Dean, der hinter Sam trat um einigermaßen sehen zu können womit der andere sich beschäftigte.

Er legte dem Größeren eine Hand auf die Schulter, um ihn leicht zu sich ziehen zu können. Er spürte wie Sam leicht zitterte, seinem Griff aber nicht nachgab und einfach weiter starr vor sich hin starrte. Man konnte es fast in seinem Kopf rattern hören.

„Sam? Was ist mit dir?“

„Wenn ich das nur wüsste?“

„Vielleicht sind meine Augen auch nur schlechter geworden? Was allerdings auch nicht so gut wäre. Glaubst du der Brei ist schuld daran?“

„Ich denke, der Brei, der auf deinem Rücken ist, hat nichts damit zu tun. Denn er ist auf deinem Rücken und nicht auf deinen Augen!“, meinte Sam ein wenig patziger, als er es eigentlich wollte.

„Okay, hast du dann vielleicht eine bessere Idee?“, fragte Dean genervt. Sam entfernte sich von ihm und setzte sich zurück in den Sessel, wo er sich vorgebeugt und das Gesicht in den Händen vergrub.

„Ja. Mir fällt da was ein, aber das wird dir auf keinen Fall gefallen!“

„Aha. War ja klar, dass du wieder mal die tollen Fähigkeiten kriegst. Erst heilen deine Wunden und jetzt das.“

„Tut mir Leid!“

„Das muss...ach, Sam, so meine ich das nicht.“, Dean kam zum anderen rüber und setzte sich vor ihn auf den kleinen Tisch. Sam reagierte nicht. Genervt seufzte Dean und griff nach dessen Händen und zog sie zu sich.

„Das wird schon wieder! Und so schlecht ist es doch nun auch nicht. Es könnte manchmal sogar ganz nützlich sein, oder?!“

Sam sah auf und legte den Kopf etwas schief.

„Seit wann bist du ein Optimist?“

„Ich tu was ich kann!“
 


 

Kalt blies der Wind durch die leeren dunklen Gassen der Stadt. Nur selten liefen ein paar Menschen vorbei, die auf dem Heimweg waren. Das Nachtleben herrschte weiter im Inneren der Stadt und nicht hier in der Nähe des alten Industriegebiets.

Die Gebäude standen hoch und dicht beieinander, so das man den Himmel nicht ganz sehen konnte, ausser man sah direkt nach oben.

Es war still bis auf das Geräusch eines gelegentlich vorbei fahrenden Autos oder eines streuenden Tieres auf der Suche nach einem Unterschlupf für die Nacht.

Dean stand mit dem Rücken zur Wand an einer Lagerhalle und wartete.

Jetzt da die Sache mit dem Fluch zu Ende war, haben Bobby und Ted es sich nicht nehmen lassen das auch zu überprüfen.

Und wie konnte man das besser testen, als Dean mal eben auf die Jagd zu schicken.

Bobby hatte mitbekommen, dass hier in der Gegend in letzter Zeit Menschen verschwinden. Bevorzugt junge Kinder.
 

Und jetzt war er hier und wartete das etwas passiert oder so. Seit drei Stunden wanderte er schon durch die Straßen. Nichts. Es war wie ausgestorben. In der Zeit hatte er nur fünf Autos an sich vorbei fahren sehen und in Dreien davon saßen Sam, Bobby und Ted, die sich davon überzeugen wollten, ob er noch da war. Egal ob nun wegen der Langeweile weg oder angegriffen.

Erneut kam ihm ein kalter Wind entgegen und fand sofort den Weg durch seine viel zu dünne Kleidung an seine Haut und provozierte seine bereits vorhandene Gänsehaut.

Dean zog die Schultern hoch und ging weiter. Warum hatte er sich nicht etwas dicker angezogen? Aber wer hätte gedacht, dass er wahrscheinlich die ganze Nacht im freien verbringen musste. Die anderen hatten sich etwas Kaffee mitgenommen und saßen im warmen Auto. Die Leben war unfair.
 

Ein plötzliches Rumpeln ließ ihn leicht zusammen fahren. In der Gasse rechts an der er gerade vorbei gehen wollte, war eine Mülltonne umgefallen und rollte auf die andere Seite an die kalte Steinwand.

Dean zog seine Waffe, die er die ganze Zeit über in seinem hinteren Hosenbund stecken hatte und schlich in die kleine Gasse, den Blick hin und her wandert, jeder Bewegung folgend, um die Ursache für die umfallende Mülltonne aus zu machen.

Ein leises Geräusch drang hinter den restlichen, noch stehenden Tonnen an sein Ohr. Irritiert senkte er den Lauf seiner Waffe leicht und versuchte um die Hindernisse zu sehen. Das Geräusch hörte sich an wie ein Weinen oder eher Wimmern, aber nicht das eines Kindes oder überhaupt das eines Menschen. Aber wie ein Tier klang es auch nicht.

Dean trat noch näher, die Waffe wieder erhoben und vorsichtig. Er war überzeugt, dass jenes Wesen was sich hier vor ihm verkroch übernatürlich war.

Dean hatte die Mülltonnen fast umrundet, als er plötzlich Schritte hinter sich vernahm. Ein kurzer Blick über seine Schulter sagte ihm, das Sam Bobby und ein reichlich schnaufender Ted soeben in die Gasse gekommen waren und ihm mit gezückten Waffen folgten.

Dean sah Sam an und bedeutete ihm mit ein paar Handzeichen wo das Wesen war und sie erst Mal zurück bleiben sollten. Sam nickte und hielt die Beiden älteren Männer mit einer Geste zurück.

Dean, der mit dem Rücken an der Wand gegenüber des Wesens, welches dieses leise Wimmern ausstieß, stand drehte den Kopf etwas, um noch die letzten paar Zentimeter zu überbrücken, als plötzlich ein Fauchen weiter links von ihm erklang. Aus dem Augenwinkel sah er einen Schatten auf sich zukommen. Ohne groß darüber nach zu denken zog er seine Waffe und schoß mehrmals auf das Wesen, welches ihn angriff.

Mit einem kläglichen Röcheln ging es zu Boden, krächzte noch ein paar Mal bevor es still liegenblieb.
 

Vorsichtig trat Dean näher und stieß ihm leicht mit der Schuhspitze ins Fell.

Es, was immer es war, war tot. Zum Glück hatte er die Waffe mit Silberkugeln bestückt, bevor sie losgezogen waren.

Sam, Bobby und Ted kamen bei ihm an.

„Alles in Ordnung! Weiß jemand was das mal war?“, fragte Dean und deutete mit dem Lauf auf das tote Wesen. Langsam ging er in die Knie und betrachtete es näher.

„Sieht mir aus wie ein Erkling, Jungchen. Sie locken junge Kinder an und fressen sie dann. Böse kleine Biester!“, meinte Ted hinter Bobby hervor.

„Dann haben wir ja den Übeltäter. Wir sollten den Kadavar mitnehmen und vorsichtshalber verbrennen.“, meinte Bobby und wollte zurück zum Auto, um einen Plastiksack zu holen, als ein leises Quietschen erklang.

Dean zuckte leicht zusammen, als sich etwas kaum größer als zehn Zentimeter seinen rechten Fussknöchel umarmte.

„Verdammt. Macht es weg!“

„Es scheint dich zu mögen.“, meinte Sam belustigt. Das Wesen war klein und braun. Mehr konnte er nicht erkennen, da es fast im Jeansstoff von Deans Hose verschwand.

„Was ist das?“, fragte Dean und hob das Bein an, um das Wesen genauer betrachten zu können.

Von Nervenzwergen und Zicken

„So da haben wir es...“, meinte Sam und überflog schnell den Artikel, den er schon seit nun mehr zwei Stunden im Internet gesucht hatte.

„Und was steht nun über den Kleinen drin?“, fragte Dean, der ihm gegenüber saß und das kleine Wesen, dass sich auf dem Tisch gegen sein Wasserglas gelehnt hatte nicht aus den Augen ließ. Genau wie das Ding vor ihm nur das in seinem Blick nicht so viel Verzückung und pure Wonne lag. Das kleine Wesen wich Dean seit sie es in der kleinen dunklen Gasse gefunden hatten nicht mehr von der Seite. Zu Deans bedauern folgte es ihm sogar aufs Klo, immer die Augen vor Neugierde weit offen.

Es ahmte ihn sogar manchmal nach, wenn er genervt seufzte oder wild gestikulierend durch den Raum stapfte. Was allerdings nicht viel half, da Dean es überhaupt nicht leiden konnte, wenn man ihn nachmachte.

Sam wusste dies nur zu gut. Früher als sie beide noch klein waren, hatte er den Älteren oft damit geärgert. Dean hasste es, wenn er das tat.
 

„Dein Kleiner ist ein sogenannter Brownie...“, begann Sam.

„So wie die, die so eine leckere Schockofüllung haben?“

Sam hob eine Augenbraue und sah ihn fragend an.

„Die, die wir letztens erst gegessen haben?“

Sams Augenbraue würde noch höher rutschen, wäre das möglich so zog er nur die Luft rein und sah Dean zweifelnd an.

„Ich weiß es noch ganz genau. Du hast sie mitgebracht und dann...oh, stimmt ich hab sie gegessen, als du kurz im Bad warst. Tut mir Leid! Wo warst du gerade?“

War ja so klar gewesen, dachte Sam und wand seinen Blick wieder dem Bildschirm zu.

„Also, wie schon gesagt, handelt es sich hier um einen Brownie. Ein kleiner Hausgeist, der seinen Namen seiner braunen Kluft zu verdanken, die sie tragen. Sie sind kleine gutmütige, hilfsbereite Helfer, die den Menschen bei allerlei Dingen helfen. Sie ähneln stark den in Deutschland häufig gesichteten und beheimaten Heinzelmännchen.

Als Dank für ihre Taten akzeptieren sie ausschließlich eine Schüssel Milch, jede andere Art von Belohnung würde diese sehr sensiblen Wesen für immer vertreiben. Man sollte darauf achten sie nur mit einer Schüssel Milch zu belohnen und es nicht anderes versuchen, da sie sehr leicht beleidigt sind und sich dann erbittert an dieser Person rächen, die sie verärgert hat.“

„Aha, nicht schlecht. Was sind das für Dinge, bei dem sie einem helfen können?“

„Steht hier nicht, aber es gibt eine Querverweis zu diesen Heinzelmännchen...die haben früher den Menschen im Haushalt geholfen.“, meinte Sam und sah auf den kleinen Brownie herunter, der aufgestanden war und sich wieder an Deans Arm, den der auf den Tisch gelegt hatte, lehnte und ihm über den Stoff seines Hemdes strich, als wolle er ihn trösten.

„Was wird das denn?“, er versuchte den Kleinen von sich weg zu schieben, doch der schmiegte sich nur noch enger an ihn.

„Okay, das nervt!“, Dean wollte den Kleinen gerade am Nacken packen, doch Sam hielt ihn zurück.

„Verärgere ihn bloss nicht!“, wohl etwas zu grob legte er die Hand des anderen wieder auf den Tisch und wollte die seine zurück ziehen, als er plötzlich ein leises Knurren vernahm. Irritiert sah er auf den kleinen Brownie, dessen Augen förmlich zu glühen begannen. Das kleine Gesicht, dass das eines alten Mannes glich, war durch tiefen Falten durchfurcht und formte eine grässliche Fratze, die Sam nicht aus den Augen ließ. Wieder ertönte ein tiefes Grollen aus dem Rachen des kleinen Wesens, das sich in Deans Hemd verkrallt hatte.

„Ich glaube, du hast es verärgert.“, meinte Dean.

„Es glaubt vermutlich, dass ich dich angreifen wollte und versucht dich nun zu beschützen.“

„Vor dir?“ Dean prustete laut los und lehnte sich vor Lachen zurück ohne auf den Kleinen vor sich zu achten, der ihn zwangsläufig loslassen musste. Mit großen Augen blickte er zu Dean und legte leicht den Kopf schief.

Sam erinnerte dieses Verhalten an einen jungen Welpen oder ein Kätzchen, dass das Verhalten der Eltern nachahmt und dadurch lernt.

Plötzlich warf das Wesen seinen Kopf in den Nacken und verursachte ein heiseres Würgen und versuchte so Dean nach zu machen. Dieser verstummte und sah vor sich auf den Tisch. Das Geräusch hörte sich eher wie ein Kampf ums Überleben an, als einem herzhaften Lachen. Grinsend den Kopf schüttelnd sah Dean zu Sam hoch, der auch nicht anders konnte und breit grinste.

Irgendwie war das fremde Wesen ja doch lustig, musste Sam sich selbst eingestehen. Doch er nahm sich lieber in Acht. Er wusste nicht zu was es fähig war, wenn er es sich zum Feind machte.

„Was sollen wir jetzt mit ihm machen?“

„Keine Ahnung. Er sieht dich anscheinend wie ein Elternteil an. Es wird sicher nicht so einfach wie du denkst ihn wieder los zu werden.“

„Na toll.“

„Er denkt, dass er dir was schuldet.“

„Du meinst damit sicher, als ich diesen Erkling erschossen hab. Der war bestimmt auch hinter dem Kleinen her. Und jetzt hängt er an mir, weil ich ihn gerettet habe, bis er sich revanchiert hat.“, seufzend sah er wieder vor sich auf den Tisch, wo sich das kleine Wesen von seinem Lachanfall oder eher Anfall erholt hatte und ihn gespannt ansah. Und darauf wartete, das Dean wieder mit etwas Neuem kam, was ihn beschäftigte.
 

„Vielleicht solltest du es falsch Belohnen oder beleidigen, um es los zu werden.“, überlegte Sam laut.

„Sicher, dass es mich dann nicht genauso anmacht wie dich eben?“

„Feigling!“

„Von wegen. Ich geh nur sicher!“

„Sag ich doch!“, grinste Sam und schaltete den Laptop aus. Das Klacken, als Sam seinen Computer zu klappte, erschreckte den kleinen Brownie. Schnell drehte er den Kopf zu der Lärmquelle und fauchte leise.

„Lass das!“, brüllte Dean ernst.

Mit großen Augen sah das Wesen zu ihm hinauf. Dean sah wie sich Tränen in den Augenwinkeln des Kleinen bildeten und es eine kleine Schnute zog.

Seufzend wand er den Blick ab, er konnte es noch nie ab wenn er so angesehen wurde. Dieser Blick war eindeutig sein Schwachpunkt und jetzt kannten ihn schon Zwei. Sam wandte ihn schon seit er drei war bei ihm an und hatte diesen Blick sogar bereits Perfektioniert.

Der Kleine tapste auf ihn zu, legte seine kleinen Händchen auf seinen Arm und zog weiter eine Schnutte.

„Vielleicht könnten wir ja...“, begann Dean, wurde jedoch sofort unterbrochen.

„Nein! Mach dem ein Ende, Dean. Wer weiß was noch passiert wenn er hier bleibt.“ Beim Klang von Sams Stimme drehte das Wesen wieder leicht den Kopf und fauchte ihn an.

„Nein!“, ermahnte Dean abermals, doch der Kleine wand sich nur mit viel nasseren Augen zu ihm zurück. Dean seufzte genervt und erhob sich.

„Wer hat hier wen im Griff?“, fragte Sam und lehnte sich grummelnd zurück. Dean ging an ihm vorbei in die Küche.

„Hey! Hey lass mich mit dem Vieh nicht allein!“, rief Sam ihm hinterher und sprang schnell auf. Verlor aber fast augenblicklich das Gleichgewicht und segelte zu Boden. Vor dem Fall konnte er gerade noch Deans Hemd zu fassen bekommen, doch das brachte nichts. Er hatte zu viel Schwung und riss den Älteren gleich mit.
 

Stöhnend rieb sich Dean das Steißbein, auf dem er nicht gerade graziös gelandet war. Wütend sah er zu Sam, der neben ihm auf dem Rücken lag und die Augen vor Schmerz fest zusammen gepresst hatte.

„Was sollte denn die Aktion?“

„Der Kleine hat mich zum Fallen gebracht!“, meinte Sam empört und gestikulierte wild in Richtung Tisch, auf dessen Kante der Brownie saß und mit großen Augen das Geschehen beobachtete, dass sich vor ihm bot. Sein Kopf war wieder etwas zur Seite gelehnt, was ihm einen Hauch von Unschuld verlieh.

„Der Winzling? Wie soll er das denn gemacht haben?“

„Woher soll ich das denn wissen?“

„Ich glaub jetzt übertreibst du!“, meinte Dean und stand auf.

Sam sah zu Dean auf, sah ihm ins Gesicht und las in seinen Augen, dass dieser es auch ernst meinte.

Seufzend stand nun auch er auf, ignorierte dabei vollkommen die Hand, die Dean ihm darbot, um ihm auf zu helfen und ging in Richtung Flur.

„Wo willst du hin?“, fragte Dean.

„Nach oben! Ich hab genug für heute. Mach was du willst mit dem Kleinen, aber lass mich damit in Ruhe! Kannst mich rufen, wenn Bobby und Ted zurück sind!“, meinte Sam ohne sich noch einmal um zu drehen. Er hatte echt genug. Es war schon spät und in wenigen Stunden würde die Sonne schon wieder aufgehen. Er wollte sich noch etwas Schlaf gönnen.

„Weißt du wo Bobby und Ted den Erkling entsorgen wollten? Sie sind schon ziemlich lange weg.“ Sam zuckte als Antwort nur einmal kurz mit den Schultern und verschwand aus Deans Sichtweite.
 

Genervt wischte sich Dean erst durchs Gesicht, dann durchs Haar.

Na toll, jetzt hatte er den Winzling ganz allein am Hals, Sam zickte mal wieder rum und er hatte, um die Sache vollends ab zu schließen einen Bärenhunger.

Er blickte auf den Tisch zu dem Kleinen, der Sam verwundert nachgesehen hatte und ihn nun breit angrinste.

Irgendwie war es ihm so doch etwas unheimlich. Vielleicht hatte Sam ja doch recht und er sollte es schnell los werden.

Aber wie?

Durch Anschreien schon mal nicht, das wäre geklärt.

Das Grinsen des Viehs wurde breiter.

Nein, er würde jetzt keine Angst haben. Deans Hand befühlte seinen hinteren Hosenbund, indem immer noch seine 9mm steckte.

Nein, er hatte doch keine Angst!

Er wollte nur sicher gehen!
 


 

Sam warf oben wütend die Tür ins Schloss und lehnte sich an das grobe Holz.

Dean glaubte also lieber diesem Mistvieh, als ihm und das nur weil es sich perfekt unschuldig stellen konnte?

Sam hatte die Nase voll. Sollte der andere doch zusehen wie er mit dem Vieh zurecht kam, das war nicht sein Bier!

Gähnend ging er zum Fenster und blickte raus. Es war stockfinster draußen. Gelegentlich hörte er ein Rascheln, was vermutlich von den wilden Katzen stammte, die öfters durch die alten Autowracks nach Beute Ausschau hielten.

Müde zog er die alte Jalousie herunter und zog sich auf dem Weg zu seinem Bett das Shirt und die Jeans aus und legte sich hin.

Ohne die Augen noch einmal zu öffnen strampelte er sich die Decke über und drehte sich zur Wand, die ihn hellweiß anstrahlte irritiert kniff er die Augen einen kleinen Spalt auf und merkte, dass er vergessen hatte das Licht aus zu machen. Stöhnend rollte er sich nochmal hoch und stampfte zur Tür.

Sam hatte gerade den Schalter betätigt, als die Tür ihn an der Stirn traf.

„Arg, verdammt...“, fluchte er und legte etwas Abstand zwischen sich und dem bösen Holz.

„Oh, tut mir Leid. Wusste nicht das du da stehst.“, meinte Dean entschuldigend und wollte sich Sams Nase, die der andere sich hielt näher ansehen, doch dieser drehte sich weg und ging wieder in sein Bett.

Warum war Sam eigentlich so wütend auf ihn? Was hatte er denn gemacht?

„Wo hast du den Winzling gelassen?“, fragte Sam ohne ihn anzusehen und legte sich wieder unter seine Decke.

„Unten. Ich hab ihm zu verstehen gegeben, dass er auf dem Sofa zu schlafen hat. Anscheinend hört er auf mich.“

„Oh. Schön für dich! Morgen kannst du ihm ja Männchen beibringen und apportieren bei bringen.“, gab Sam gereizt unter seiner Decke ab.

Dean rollte mit den Augen und ging zu dem Jüngeren hin. Vorsichtig setzte er sich auf den schmalen Bettrand und stützte sich mit einem Arm über Sams Silhouette ab. Er konnte sehen wie Sam versuchte unbeeindruckt zu wirken, aber darüber hinaus das Atmen vergaß.

„Sam?“, flüsterte Dean und stupste leicht gegen die Schulter des anderen. Keine Reaktion. Genervt seufzte Dean. Er wollte nicht mit Sam streiten und wenn er den anderen dazu zwingen musste ihm, was auch immer zu verzeihen, so würde er es tun.

Er griff nach der Decke und zog sie mit einem Ruck vom Bett.

„Hey!“, erschrocken versuchte Sam nach seiner Bettdecke zu greifen, doch Dean war zu schnell für ihn gewesen und warf sie zu Boden. Böse funkelnd wollte Sam an dem anderen vorbei und sie aufheben, doch Dean ließ ihn nicht vorbei. Stützte sich mit je einem Arm auf einer Seite über ihn und sah ihm direkt in die Augen.

„Ich will jetzt nicht mit dir reden!“, meinte Sam und wich seinem Blick aus.

„Mhm, okay!“, grinste Dean und beugte sich vor, um mit seinen Lippen Sams Halsbeuge nach zu fahren, die der andere ihm so verführerisch präsentiert hatte.

Ihm viel was viel besseres ein, als zu reden.
 


 

Soooo, das Zweite versprochene Kapi diese Woche kommt dann Morgen!!!
 

L_Angel^^

Versöhnung

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Partus scirene

Sam erwachte, als er hörte wie unten eine Tür zu geschlagen wurde.

Erschrocken wagte er es nicht einmal zu atmen und lauschte.

Er konnte laute Stimmen von unten hören. Bobby und Ted schienen wieder zurück gekommen zu sein. Beruhigt legte Sam seinen Kopf zurück au sein Kissen, dass sich viel härter anfühlte als bisher. Müde öffnet er ein Auge, um sich seiner momentaner Position sicher zu sein.

Wie vermutet lag er mit dem Kopf auf Deans Schulter, der beide Arme um seine Schulter und seinen Rücken geschlungen und ihn so dicht an sich gezogen hatte.

Schmunzelnd rückte er etwas näher und plazierte einen sanften Kuss auf Deans Schläfe.

Der Schlafende rührte sich kurz ein wenig und zog schließlich seine Arme und somit auch Sam enger an sich.

So schön es auch war, das Dean ihn umarmte und er ihm so nahe sein konnte, aber alles hatte seine Grenzen. Sam tauchte nach Atem ringend unter dem oberen Arm ab und befreite sich aus dem Griff des anderen.

Dean konnte sogar im Schlaf ziemlich besitzergreifend sein.

Sam hob eine Hand und fuhr ganz leicht mit den Fingerspitzen die Konturen des Gesichts des Schlafenden nach. Seine Augenbrauen waren nicht wie sonst leicht ins runter gezogen, sondern entspannt wie der Rest seines Gesichtes. Sam konnte sogar mit etwas Anstrengung ein kleines Lächeln in Deans Mundwinkel sehen.

„Dude, was hast du mit meinem Gesicht vor?“, fragte Dean ganz ruhig ohne die Augen zu öffnen. Erschrocken zuckte Sam zurück und grinste. Er hatte gar nicht bemerkt, dass der andere wach war.

„Wie lange bist du denn schon wach?“

„Seit Bobby die Tür so laut ins Schloss geschmissen hat. Denkst du ich schlafe bei so was einfach weiter?“

Sam lächelte und lehnte sich wieder an Deans Schulter.

„Wie spät ist es?“, murrte Dean gähnend. Sam reckte sich etwas, um auf den alten Wecker auf dem kleinen Tisch auf der gegenüber liegenden Seite des Zimmers zu erkennen.

„Kurz nach neun. Wir sollten aufstehen.“, murmelte Sam. Keiner bewegte sich auch nur einen Zentimeter von seiner Position weg.

„Wolltest du nicht aufstehen?“

„Ich hab nur gemeint, dass wir aufstehen sollten. Nicht das wir es auch tun müssen.“ Dean grinste und kraulte Sam durchs Nackenhaar. Dieser genoss die sanfte Berührung und lehnte sich noch näher an den anderen.

Sam schloss seine Augen. Deans Geruch stieg ihm in die Nase. Er roch herb, aber angenehm. Sam hätte die ganze Zeit hier liegen bleiben können, doch plötzlich ertönten laute Rufe und Gepolter von unten.

Sam und Dean sahen sich fragend ins Gesicht.

„DDEEEAAAANNNN!!!!!!!!! SSSAAAMMM!!!!“, kam Bobbys Schrei von unten. Dean zuckte erschrocken zusammen und jede einzelnen Faser seines Körpers sagte ihm, dass er sein Leben riskierte, wenn er sich von hier weg bewegen würde. Aber er ahnte schon, dass er wahrscheinlich darum herum kommen würde.

„DEAN! SAM! Kommt sofort hier runter!“, schrie Bobby erneut.

Genervt stöhnte Sam auf und setzte sich hin.

Bobby war nicht der Typ, der vor Wut ausrastete und unkontrolliert herum schrie. Er war immer ruhig und beherrscht.

Bis auf das eine mal, als sie noch klein waren und ihr Vater sie wieder bei Bobby abgeladen hatte. Er war wieder hinter irgend einem Wesen her und wollte die beiden in Sicherheit wissen.

Dean war ungefähr Zehn gewesen und er dementsprechend sechs Jahre alt.

Sie hatten damals auf dem Schrottplatz zusammen gespielt und irgendwie war dabei Bobbys damaliges Auto ausversehen in die Schrottpresse gelangt.

Bobby hatte sie den ganzen Tag angeschrien, immerhin waren die meisten seiner Waffen und andere Sachen von unschätzbarem Wert drin gewesen. Den Rest des Sommers mussten sie darauf drin verbringen und Daten, Zutaten eigentlich so gut wie alles was interessant wirkte aus alten, staubigen Büchern raus suchen.
 

„Was hab ich denn jetzt schon wieder gemacht?“, grumelte Dean und fischte mit einer Hand nach seiner Hose, die etwas entfernt auf dem Boden lag.

Aus dem Augenwinkel beobachtete er Sam, der gerade aufstand und ebenfalls in seine Jeans schlüpfte. Dean konnte sehen, wie sich beim Anziehen jeder Muskel von ihm bewegte. Sam fielen ein paar Haarsträhnen in die Augen, die er sich mit einer Hand aus dem Gesicht nach hinten wischte. Im Licht des frühen Morgens wirkte sein Haar für Dean fast sirupfarbenden und das erinnerte ihn wiederum an seinen Magen der vor Hunger schon grummelte. Was Dean ihm nicht verübeln konnte, immerhin hatte er seit gestern Mittag nichts mehr zu Essen bekommen, da Sam ihm abends ja nichts mehr machen wollte. Und das war schon viel zu lange her für seinen Geschmack.
 

„Was guckst du so verträumt in der Gegend herum? Wolltest du dich nicht anziehen?“, fragte Sam, der schon eine Weile, mit vor der Brust gekreuzten Armen vor ihm stand und auf ihn hinab sah.

„Komm, lass uns frühstücken gehen!“, meinte Sam, klopfte Dean kurz auf die Hüfte und verließ ihr Zimmer.

Frühstück, das war doch mal ein Wort.

Dean sprang mit einem Satz aus dem Bett und bereute es im nächsten Moment sofort wieder. Ein ziehender Schmerz machte sich aus seiner Lendengegend in seinem ganzen Körper breit. Stöhnend ließ er sich langsam wieder aufs Bett zurück sinken, doch das Sitzen war, was eigentlich kaum möglich sein dürfte noch schmerzhafter.

Wie hatte er das die ganze Zeit über nicht mitbekommen? War er so auf Sam fixiert gewesen, dass er so offensichtliche Schmerzen einfach ausblenden konnte? Wäre praktisch für die Zukunft!

Aber was musste, das musste. Und Dean musste nun endlich aufstehen und zu den anderen. Bobby klang wirklich stink sauer.

Mit zusammen gebissenen Zähnen schlüpfte er in seine Sachen. Nur seine eine Socke konnte er nicht finden. Verwirrte drehte er sich im Kreis herum und suchte den Boden ab.

Es dürfte eigentlich ja nicht schwer sein in einem, bis auf ihre beiden Taschen, leerem Zimmer eine Socke zu finden, aber sie war weg.

Mühsam kam Dean auf die Knie und sah unters Bett und ganz weit Hinten konnte er das gesuchte Stück finden. Wie hatten sie es gestern, naja genau genommen heute früh, nur geschafft ihre Sachen so weit zu verstreuen.
 

Wie auf Eiern gehend ging Dean die Treppe hinab und wollte ins Wohnzimmer, als er einen lachenden Sam im Türrahmen stehen sah.

„Was ist so lustig?“ Stirnrunzelnd stellte er sich neben den anderen und folgte seinem Blick, der ins Chaos führte.

Das Wohnzimmer war kaum zu erkennen. Überall lagen Bücher mit heraus gerissenen Seiten, alle Schranke waren offen und geleert worden. Kissen mit heraus gerissen Füllungen lagen auf dem Boden und Dean glaubte sogar eine Stelle im Teppich zu sehen an der irgend etwas herum geknabbert hatte.

Mitten im Zimmer stand ein vor Wut rot angelaufener Bobby, der versuchte dem kleinem Brownie seinen Schuh zu entreissen.

Wie hatte er es nur geschafft ihm den Schuh aus zu ziehen, fragte sich Dean und konnte ein Grinsen nicht zurück halten. Bobby hatte im Augenwinkel mitbekommen das Dean jetzt unten war, ließ den Schuh los, den der Kleine sofort in die nächste Ecke warf, und kam mit drohenden Blick auf ihn zu.

„Bring das wieder in Ordnung oder ich vergesse mich!“

Dean nickte kurz und knapp.
 

„Sam?“, fragend, ob dieser ihm helfen würde sah Dean zu dem anderen hoch, der immer noch nicht aufhören konnte zu lachen.

„Hey, ich hab gesagt, dass das Ding weg muss. Du wolltest dich nicht darum kümmern. Und jetzt ist es deins. Viel Spaß damit!“

„Sam hat recht! Und jetzt mach endlich was dagegen, bevor Bobby die Schrottflinte aus dem Wagen holt.“, meinte Ted, der wagemutig zwei dampfende Tassen Kaffee durch das Chaos balanciert hatte und Sam eine davon überreichte.

„Na toll! Und wie soll ich das machen?“, murrte Dean, ging in die Mitte des Zimmers und ließ seinen Blick auf der Suche nach dem kleinen Übeltäter, den er an Bobbys Schnürsenkel knabbernd in der Ecke recht von ihm fand. Dean sah wie sich die kleinen abstehenden Ohren mit bewegten, wenn er einen Schritt tat.

Das Vieh war echt unheimlich.

Dean räusperte sich und der Brownie hörte auf zu kauen und sah ihn mit seinen großen, glänzenden Augen an.

Dann ging es plötzlich ganz schnell, der Brownie verschwand von einem Moment auf den anderen vor seinen Augen. Dean blinzelte alarmiert mehrmals um zu überprüfen, ob er sich das nur eingebildet hatte, aber in der Ecke lag nur noch Bobbys angenagter Schuh.

„Dean! Hinter dir!“, meinte Sam, der mit Ted im Türrahmen stand und genüsslich seinen Kaffee trank.

Angesprochener drehte sich schnell nun und sah nach unten, wo ihm der Brownie einen kleinen Teller mit, so wie es aussah einem kleinen Schlammball oder so was.

Dean zog angewidert eine Augenbraue hoch und sah fragend zu Sam, der nur kurz mit den Schultern zuckte.

Der kleine Brownie merkte anscheinend, dass Dean nicht wusste was er von ihm wollte, nahm sich mit der kleinen Hand ein Stück und schob es sich in den Mund, während er den Teller näher zu Dean schob.

Dean sah wieder zu Sam und Ted.

„Er hat dir was zu Essen gemacht, Jungchen. Er scheint dich zu mögen!“, meinte Ted und deutete auf den Kleinen, der mit großen Augen zu ihm aufsah.

Dean ging in die Hocke, was er auch gleich wieder bereute, da sich sein Hintern lautstark meldete. Wie ein Mann ertrug er den Schmerz und ließ sich nichts anmerken. Fast auf Augenhöhe mit dem Kleinen sah er diesem in die Augen.

„Danke. Kannst du diesen Saustall aufräumen?“, fragte Dean, als würde er mit einem fünfjährigem Kind reden. Der Kleine nickte so doll, dass ihm beinahe der Kopf wegflog. Er stand auf, sah nochmal zu Dean auf, nahm den Teller und warf ihn an die nächste Wand. Breit grinsend sah der Brownie wieder zu Dean, dessen Gesicht gerade entgleiste.

Bobby würde ihn umbringen. Der Schlammball rutschte langsam die einst weise Wand herunter. Er war so was von tot!

„Der ist echt saublöd!“, hörte Dean Sam lachen.

Sam wollte erneut einen Schluck aus seiner Tasse nehmen, als er plötzlich die Kontrolle über seine Hand verlor und sich den heißen Kaffee über die Brust kippte.

„Argh! Verdammt!“, schimpfte er und ließ vor Schmerz die Tasse fallen.

Dean wandte sich zu ihm, als ein leises Kichern an seine Ohren drang. Verwirrt sah er zur Seite und sah den kleinen Brownie, mit einem Grinsen von einem abstehenden Ohr bis zum anderen, der Sam belustigt beobachtete.

Sam hatte also Recht. Mit dem Ding stimmte was nicht. Aber wie sollten sie ihn los werden.

Dean sah wie Sam laut fluchend das Zimmer verließ, um sich ein neues Shirt an zu ziehen. Zeitgleich trat Bobby wieder ins Wohnzimmer. Er hatte sich anscheinend wieder beruhigt.

„Dean! Du hast innerhalb weniger Tage zweimal alles auf den Kopf gestellt. Hab ich dir was getan? Was ist es? Sag schon!“

„Das war ich nicht, sondern der!“ Bobbys Gesicht wurde rot vor Zorn.

„Okay, es tut mir Leid. Kommt alles wieder in Ordnung!“, murrte Dean mit hängendem Kopf.
 


 

Zwei Stunden später hatte Dean alles soweit wieder sauber gemacht, das Bobby ihm erlaubte erst einmal was zu essen, bevor er den Rest erledigen konnte. Es hatte, obwohl Sam sich erweichen ließ und ihm schließlich doch geholfen hatte ziehmlich lange gedauert alles auf zu räumen.

Er setzte sich neben Sam zu den anderen an den Tisch und schob sich ein Brötchen nach dem anderen rein.

„Warum habt ihr so lange gebraucht? Wo hin seit ihr mit der Erklingleiche denn hingefahren?“, fragte Sam.

„Den haben wir hier in der Nähe entsorgt, war kein Problem. Ein Bekannter von mir, der bei der Stadt arbeitet, schuldete mir noch einen Gefallen. Er kennt da jemanden, der das Vieh einäschern lässt ohne groß Fragen zu stellen. Verbrennen ist am sichersten, Jungchen.“, antwortete Ted grinsend.

„Wo wart ihr denn so lang, während ich auf Dean und den Kleinen aufpassen musste?“, fragte Sam und hatte augenblicklich einen recht unbequemen Ellenbogen in der Seite. Von der anderen Seite, aber zu seinem Glück ein Stückchen weiter weg konnte er ein leises Fauchen hören. Der kleine Brownie verstand eindeutig mehr von dem was sie sagten, als er vorgab.

Sam wand seinen Blick von dem kleinen Ungeheuer wieder zu den anderen.

„Wir waren in Rapid City und haben ein paar Sachen überprüft.“

„Das ist fast vierhundert Meilen weg. Was war denn so interessant? Ging es um den Dämon?“

„Nein, Dean hat mir gestern von der Sache mit deiner falschen Geburtsurkunde erzählt und das haben wir überprüft. Ted ist ein Genie, wenn es um Computer und so was geht.“

„Ein Genie nun auch wieder nicht.“, stritt Ted ab.

„Jetzt sei mal nicht so bescheiden. Für dein hohes Alter weißt du ne Menge!“

„Ich gebe dir gleich hohes Alter! Ich bin fit wie noch nie. Dagegen wirkst du schon wie eine Mumie!“

„Hey, hey. Hört auf zu streiten, das bringt doch nichts!“, rief Dean die beiden Alten wieder zur Vernunft. Ihm war nicht entgangen wie ruhig Sam geworden war. Er wusste, dass ihm dieses Thema sauer aufstieß, aber es war wichtig.

„Was habt ihr heraus gefunden?“

„Ja, natürlich haben wir das.“, meinte Ted beleidigt, als hätte Dean seine Art zu recherchieren runter machte.

„Und was? Wisst ihr woher Sam kommt?“

„Nicht bei Sam. Wir haben uns deine Urkunde angesehen und raus gefunden, dass auch sie gefälscht wurde. Es ist schwer zu erkennen, weil da ein echter Könner am Werk war, aber sie ist falsch, Jungchen!“, meinte Ted.

Dean stockte der Atem. Das konnte doch nicht war sein. Er auch?

„Heißt das, dass ich auch kein Winchester bin?“, fragte Dean und machte sich auf alles gefasst.

Brüderchen & Brüderchen??

„Heißt das, dass ich auch kein Winchester bin?“, fragte Dean und machte sich auf alles gefasst.
 

„Nein, Dean. Du bist ein Winchester. Deine Geburtsurkunde war nicht so gefälscht. Nicht in dieser Hinsicht.“, meinte Ted und biss erneut in sein Brötchen.

„Wie denn dann? Lasst euch doch nicht alles aus der Nase ziehen!“, meinte er neugierig.

Dean war zugleich erleichtert und entsetzt. Erleichtert, weil er wusste wo er her kam und nicht unwissend in der Leere schwebte mit nichts weiter als dem Wissen, dass er ja irgendwo herkommen musste. Dean sah zu Sam, der mit einem undefinierbarem Blick auf den Tisch sah. Er konnte sich nicht vorstellen wie es dem Größerem jetzt ging. So völlig aus seinem bisherigem Leben gerissen. Bei den ganzen Sachen, die sie in ihrem bisherigem Leben schon gesehen hatten, was sie erlebt hatten, Sams immer weiter wachsende Fähigkeiten. Langsam aber sicher wuchs ihnen alles über den Kopf. Es war als würden sie in einem riesigen Fass um ihr Leben paddeln, immer kurz vor dem Ertrinken. Und mit jedem Tropfen, der unaufhaltsam das Fass immer weiter füllte und sie an die Grenzen brachte.

Dean schüttelte innerlich den Kopf und besann sich wieder auf das Hier und Jetzt. Was jetzt war zählte, egal was noch sein sollte, damit würden sie sich befassen wenn es soweit war. Immer eins nach dem anderen. Er und Sammy würden das schon alles packen. Das hatten sie doch immer geschafft.

„Mary und John sind deine Eltern! Daran besteht kein Zweifel. Ich hab mal Fotos von ihnen gesehen. Und dein Vater sah dir als er noch klein war unglaublich ähnlich.“, meinte Bobby beruhigend.

„Bei deiner Urkunde hatte jemand den Geburtsort verändert.“ Dean und Sam wechselten einen Blick und sahen danach wieder zu Ted und Bobby.

„Was soll das denn?“, fragte Sam verwirrt. Warum hatte derjenige nur den Ort von Deans Geburt verändert? Was sollte das bringen?

„Dean wurde nicht, wie bisher gedacht in Lawrence Kansas geboren, sondern in St. Cloud in Minnesota.“

„Und was ist da?“, fragte Dean und lehnte sich gespannt auf dem Stuhl vor, was wieder kleine Salven Schmerz durch seinen Körper schoss.

Verdammter Schmerz!

„Nichts soweit. Einfach nur ein kleines Städtchen. Aber es gab da einmal einen Vorfall. Wir haben im Internet ein wenig recherchiert und heraus gefunden, dass es dort vor genau dreiundzwanzig Jahren einen Zwischenfall gegeben hatte. Irgendein Verrückter war in ein Haus eingedrungen, hat eine allein erziehende Frau aufgeschlitzt im Garten liegen gelassen und ihr Haus mit dem darin befindenden Baby abgefackelt.“

„Lass mich raten, man hat ihn nie gefasst, aber was hat das mit uns zu tun?“, fragte Dean.

„Nun mal ruhig, Jungchen. Ich sag es dir ja. Dieser Vorfall ereignete sich kurz bevor deine Eltern von dort nach Lawrence zogen.“

„Heißt das sie hatten was damit zu tun? Waren sie es? Aber warum? Was würde ihnen das bringen?“

„Dean! Dean, beruhig dich! Wir haben nie behauptet, dass Mary und John was damit zu tun gehabt haben, ja?! Es fiel uns nur auf. Mehr haben wir aber nicht raus kriegen können.“, meinte Bobby.

Die Vier schwiegen eine Weile und dachten über das eben gesagte nach. Es gab noch so viele Sachen über die sie nichts wussten, um das vollständige Puzzle sehen zu können.

„Wir sollten da hin und uns mal umsehen! Wenn wir uns beeilen sind wir heute Nachmittag da.“, entgegnete Sam und stand auf. Brownie, der die ganze Zeit still auf Deans anderer Seite an die Spüle gelehnt da gesessen und sie neugierig gemustert hatte, war sofort in eine Abwehrposition gegangen und fauchte Sam an. Dieser schüttelte nur wütend den Kopf und ging unbeeindruckt an dem Kleinen vorbei, der, als Sam am Nächsten bei ihm war versuchte nach ihm zu schnappen.

„Nicht! Aus!“, rückte Dean sofort den Kleinen. Er wusste, dass er es nicht schaffen würde ihn zu dressieren, aber er wollte Sam zeigen, dass er es mitbekam und nicht einfach übersah.

„Aber den nehmt ihr mit! Ich will das Vieh nicht länger unter meinem Dach haben!“, sagte Bobby grimmig und nahm einen letzten Schluck Kaffee aus seiner Tasse.

„Dean!“, meinte Sam und sah ihn dabei eindringlich an. Er würde nicht mehrere Stunden zusammen mit diesem gemeingefährlichem Wesen in einem Auto verbringen. Das konnte Dean sich aber gewaltig abschminken.

„Keine Panik! Ich überlege mir da schon was!“, beruhigte Dean die beiden, deren Blicke ihm nicht entgangen waren. Der Kleine war keine vierundzwanzig Stunden schon hier und hatte sich schon Feinde gemacht. Er hatte damit nicht lange gewartet.

Aber Sam hatte recht, sie mussten sich auf den Weg nach St. Cloud machen und sich näher über die merkwürdigen Geschehnisse damals schlau zu machen.

Dean fragte sich wie Mary und John Winchester in diese Vorkommnisse passen. Ob sie wirklich nichts damit zu tun hatten? Und wenn sie damit nichts zu tun hatten, warum sind sie dann so kurz nach diesem Vorfall weit weggezogen? Es gab einige Fragen auf die sie Antworten finden mussten.

„Okay, dann mal los! Kommt ihr beiden nicht mit?“, fragte Dean die beiden älteren Jäger, die ruhig am Tisch sitzen geblieben waren.

„Nein. Wir haben auch noch einiges zu tun. Du weißt doch das der Dämon, den wir vor einigen Jahren gebannt haben wieder frei ist. Wir müssen uns daran machen ihn wieder zu bannen und dafür noch einiges zu erledigen.“

„Wenn ihr Hilfe braucht sagt uns Bescheid, ja?!“, meinte Dean.
 

Sam hatte nun vier langweilige, viel zu warme Stunden mit Dean UND dem Brownie hinter sich. Dean hatte es nicht regeln können, dass Vieh endlich los zu werden. Sam hatte zwar versucht Dean dazu zu bewegen was zu machen, aber der wusste nicht wie. Und um ehrlich zu sein, wusste auch Sam nicht genau was sie mit dem Kleinen tun sollten.

Grummelnd saß Sam auf seinem Platz an die Beifahrertür gelehnt, im Blickwinkel immer die Rückbank, auf der sich der Brownie seit kurzen mit großer Begeisterung austobte.

Dean warf von Zeit zu Zeit einen überprüfenden Blick in den Rückspiegel, um nach zu sehen, ob der Brownie das Leder der Rückbank in ruhe ließ. Er hatte die Autoheizung auf volle Leistung gestellt, weil der Kleine gefroren hatte. Sam war mehr als genervt. Wenn Dean mal nicht hinsah würde er ihn erschießen.

„Wir brauchen nur noch ungefähr zehn Minuten bis St. Cloud. Wir suchen dann am besten erstmal das Rathaus oder das Einwohnermeldeamt, um die damalige Adresse von uns raus zu kriegen. Ich spring dann kurz mal rein und dann können wir unsere ehemaligen Nachbarn näher kennen lernen.“, meinte Dean und wollte die Musik wieder lauter drehen, aber Sam hielt ihn zurück.

„Oh nein! Ich geh rein und suche die Adresse und du bleibst hier!“, bestimmte Sam. Dean sah ihn von der Seite her an und grinste.

„Du hast angst allein mit dem Kleinem im Auto zu sitzen? Sammy! Du enttäuscht mich!“, lachte Dean und bog kurz nach dem Ortsschild auf die Hauptstraße ab. Zum Glück waren die wichtigsten Standpunkte der Stadt mit Schildern gekennzeichnet. Dean hasste es wenn sie ewig herumfuhren und danach suchten oder noch schlimmer irgendwen auf der Straße danach fragten.

„Ich hab keine Angst allein mit dem Vieh! Aber du solltest welche haben!“

„Ach, und warum?“

„Erstens: der Kleine hat irgendwelche komischen Kräfte, mit denen er dich jeder Zeit fertig machen. Zweitens: Solltest du angst haben den restlichen Tag damit zu verbringen sein Blut vom Rücksitz zu kratzen, da ich ihn erschieße, wenn er mich noch ein einziges mal anknurrt!“, meinte Sam ernst. Überrascht sah Dean zu dem Größeren.

„Und was ist Nummer drei?“, fragte Dean wagemutig und spähte vorsichtig zur Seite. Sam knirschte mit den Zähnen und starrte aus dem Fenster.

Vielleicht hatte Dean es ein bisschen übertrieben?!
 


 

Sam war keine zehn Minuten in dem grauen Kasten von Amt, als Dean ihn auch schon wieder aus dem Gebäude treten sehen konnte.

„Mhm, das ging aber mal schnell, Sammy.“, meinte er. Hinter sich hörte er ein leises verdrießliches Zischen. Er sah mit halb umgedrehtem Oberkörper über die Lehne zu dem kleinen Brownie, der sich tief in das Leder der Rückenlehne geschmiegt hatte und vor sich hin blubberte.

„Und du benimmst dich endlich! Verstanden?“ Dean deutete die Bewegung des Kleinen als ein zustimmendes Nicken und drehe sich vollständig zu Sam, der sich gerade wieder auf seinen Platz setzte und ihm eine Pappmappe reichte.

„Was ist das?“, fragte Dean und öffnete sie.

„Die Adresse und der Bericht zu dem Vorfall mit der Frau und dem Baby.“

Dean sah verblüfft zu dem Größeren.

„Wie bist du da so schnell ran gekommen? Du warst keine zehn Minuten da drin.“

„Die Bearbeiterin, Blair Withmann, die gerade Publikum hatte war sehr hilfsbereit!“

Dean zog die Augenbrauen zusammen und sah Sam weiterhin an.

„Was hast du ihr denn aufgetischt?“

„Wir sind auf der Suche nach alten Freundinnen unserer vor kurzen verstorbenen Mutter. Blair Withmann hatte alles ganz schnell raus.“

„Warum betonst du die ganze Zeit ihren Namen so?“

„Kommt er dir irgendwie bekannt vor? Blair Withmann.“

„Nö! Sollte er?“, Dean wusste nicht was er mit ihm anfangen sollte. Er kam ihm zwar irgendwie bekannt vor, aber Withmann war nicht gerade ein seltener Name.

„Als ich meinen Namen nannte und den von Mum und Dad nannte, fiel sie mir fast um den Hals vor Freude!“

„Sie kannte Mum und Dad?“

„Sie war unsere Nachbarin. Sie sagte sie hätte in zwei Stunden Schluss und hat uns zu ihr eingeladen. Ihre Adresse liegt bei.“

„Prima. Warum geht das mit dem Recherchieren nicht immer so schnell?“, fragte Dean begeistert und startete den Motor.
 


 

Blair Withmann war eine Frau in den späten Dreißiger. Sie hatte langes, hellblondes Haar, das ihr fast in den Nacken reichte. Sie sah wie die perfekte Hausfrau aus den Sechzigern. Korrekte Kleidung, die Wohnung war perfekt aufgeräumt und ausgestattet und die selbstgemachte Limonade war ein Traum.

Dean hatte sich das jedenfalls vorgestellt, als Sam sie kurz beschrieben hatte, aber ein Schritt über ihre Türschwelle ließ seine Vorstellungen in Trümmer fallen. Das Haus wirkte Dunkel, hier und da lagen Haare von den vier? Katzen, die ab und zu durch seine Beine tauchten und es wirkte, als wäre es eine Zeit lang vernachlässigt worden.

Die selbstgemachte Limonade schmeckte unglaublich. Dean hätte nicht gedacht, dass es jemandem gelingen könnte den Geschmack von alten Sportsocken und mindestens zwei Wochen stehen gelassenem Wasser in einem Getränk einzufangen, aber Blair war es gelungen.

In einem unbesehenem Moment spuckte er das Gebräu zurück ins Glas, goss es schnell in die Topfpflanze neben dem Sofa und stellte das Glas lächelnd zurück.

Sam bemerkte dies natürlich und war froh darüber, dass Dean der von ihnen war, der immer schneller bei angebotenem Essen und Trinken war. So konnte es sich die üble Begegnung mit der Limonade ersparen.

„So, Miss Withmann...“

„Nennt mich Blair! Ich kann es immer noch nicht fassen dich endlich wieder zu sehen, Dean. Du warst so ein süßer kleiner Fratz, als ich dich das letzte Mal gesehen hatte.“

„Sie kennen mich?“, fragte Dean stirnrunzelnd. An manche Dinge von Früher konnte er sich so klar erinnern, aber an diese Frau kein Stück.

„Natürlich! Ich war es, die deine Mutter ins Krankenhaus brachte, als die Wehen begannen. Dein Vater war gerade auf der Arbeit gewesen, musst du wissen. Und ich hatte gerade meinen Führerschein gemacht. Es war so aufregend gewesen!“, kicherte und trank doch tatsächlich was von der Limonade. Hatte die keine Geschmacksnerven mehr, dachte Dean. Wahrscheinlich nicht mehr, wenn sie dieses Gesöff öfters trank.

„Das wusste ich gar nicht.“, meinte Dean wahrheitsgemäß und versuchte nicht zu sehr beunruhigt zu klingen. Wenn diese Frau gefahren war konnte er froh sein, dass es überhaupt zu seiner Geburt gekommen war. Sie machte nicht den vertrauensseligsten Eindruck auf ihn.

„Ja, ich war bei der Geburt dabei. Du warst so winzig und hast die ganze Zeit geschrien.“, lachte sie und strahlte Dean an.

„Ich hab öfters auf dich aufgepasst. Wir hatten immer viel Spaß. Du hast es zum Beispiel geliebt wie ein kleiner Wirbelwind durchs ganze Haus zu rennen und dich zu verstecken. Wenn ich dann nah genug an deinem Versteck war, bist du rausgesprungen und hast mich gejagt. Du hast es geliebt das zu spielen.“

Dean errötete leicht und Sam konnte sich sein Grinsen nicht mehr verkneifen.

„So, und jetzt hast du also einen kleinen Bruder? Sam, richtig? Wie alt wenn ich fragen darf?“

„Ja, Sam. Ich bin dreiundzwanzig.“ Verwirrt zog Blair die Stirn kraus und sah eine Weile zur Seite.

„Ist etwas nicht in Ordnung?“, fragte Sam nach, konnte sich aber schon denken was jetzt kam.

„Ich kann mich nicht erinnern, dass Mary zu dieser Zeit schwanger war. Jedenfalls hat sie nichts gesagt oder sich irgendwie anders verhalten. In diesem Zeitraum gab es nur eine Schwangere hier in der Gegend und das war Sarah Payne von Gegenüber. Sie hatte nicht viel mit den Leuten in der Gegend zu tun und hielt sich lieber zurück. Sehr misstrauische Frau, wenn ihr mich fragt. Nur eure Mutter traf sich manchmal mit ihr. Besonders nach der Geburt half Mary ihr mit dem Kind. Sarah hatte anscheinend niemanden, den sie fragen konnte. Sie schienen sich immer gut verstanden zu haben. Ich wollte nicht näher mit dieser Frau zu tun haben. Wenn ich in ihrer Nähe war lief es mir immer kalt den Rücken runter. Irgendwie machte sie mir ein bisschen angst. Und dann kam dieser schreckliche Zwischenfall.“, Blair schluckte und hielt sich eine Hand vor die Brust, als sie daran zurück dachte.

„Können sie uns erzählen woran sie sich noch erinnern können?“, fragte Sam vorsichtig, um nicht zu aufdringlich zu klingen. Doch sie blickte ihn leicht böse an.

„Du sollst mich doch Blair nennen! Aber ja. Also es war schon spät an diesem Abend gewesen, als ich von einer Freundin nach hause kam. Ich sah noch Licht im Fenster von Sarah Payne´s Haus, was mich aber nicht weiter interessierte, das sie oft bis spät in die Nacht aufblieb. Doch dann hörte ich plötzlich dieses leise Grollen und dann ging alles ganz schnell. Ich hörte einen grellenden Schrei aus dem Haus, dass auch schon fast vollständig in Flammen stand. Eine Nachbarin hatte ihn ebenfalls gehört und hatte sofort die Polizei gerufen. Die hat dann die beiden Leichen gefunden. Am nächsten Tag stand ein riesiger Artikel darüber in der Zeitung. Ich hab euch die Seite ja vorhin kopiert. Sie hatten nur die Leiche von Sarah gefunden, die Leiche ihrer Tochter war kaum zu identifizieren gewesen, als sie das Haus gelöscht hatten. Grausam! Einfach schrecklich sowas!“

Sam und Dean schwiegen.

„Was mich nur wundert ist, dass sie in der Zeitung von einem kleinen Mädchen sprachen. Ich dachte mich erinnern zu können, dass Mary immer von Sarahs süßem kleinen Jungen sprach.“ Sam sah schnell zu Dean, der seinem Blick schon entgegen kam. Sie wussten, dass sie in diesem Moment das Selbe dachten, aber dies wohl besser später im Motel besprachen.

„Da hatte ich mich wohl geirrt. Dean, noch etwas Limonade?“

Beihilfe

Erleichtert schloss Dean die Fahrertür hinter sich und atmete erst einmal aus. Er wusste nicht mehr genau wie, aber sie hatten es aus Blair Withmann´s Haus geschafft. Sam ließ sich schnell neben ihm auf den Beifahrerplatz nieder und schloss ebenfalls die Tür.

„Lass uns schnell verschwinden.“, zischte dieser genervt durch die Zähne. Sie mussten sich jetzt bereits eine geschlagene Stunde süße Kindergeschichten aus Deans Zeit als putziger kleiner Wirbelwind anhören.

„Ich hab absolut keine Einwände!“, meinte Dean und wollte den Wagen starten, als es plötzlich an der Scheibe neben ihm klopfte. Erschrocken zuckte er von der Scheibe weg, als er das breite Lächeln von Blair sah.

„Das Weib hat Nerven!“

„Zum Glück bist du gerade nicht bewaffnet.“, lachte Sam. Dean grumelte und kurbelte das Fenster einen Spalt weit runter.

„Ich kann es nicht fassen das du jetzt Auto fährst! A-aber was ich sagen wollte war, dass ihr jederzeit wieder vorbei kommen könnt. Wir könnten ja mal zusammen zu Abend essen.“, sagte sie mit hoffnungsvollem Blick und zog die dicke Strickjacke, die sie trug fester vor der Brust zusammen.

„Das wäre sicher toll! Wir melden uns!“, meinte Dean gespielt freudig und startete nun endlich den Impala. Blair trat vom Wagen weg und winkte ihn zum Abschied nach und ging schnell wieder zur Tür, die nur angelehnt war.

Sie sah dem Wagen nach, bis dieser um die Kurve bog, bevor sie die Tür hinter sich schloss und sich gegen diese lehnte.

„Sie sind weg!“, sagte sie in die Dunkelheit ihrer Wohnung.

Irritiert über die anhaltende Stille wagte sie sich etwas weiter vor und sah sich um. War sie allein?

Eine Bewegung zu ihrer Rechten ließ sie zusammen fahren, doch es stellte sich nur als Vorhang heraus, der durch den Wind durch das Fenster Schwung bekommen hatte.

„Behalte sie im Auge. Sag mir Bescheid, wenn sich was ereignet!“, meinte eine tiefe männliche Stimme, blieb jedoch weiterhin im Schatten verborgen.

Blair verbeugte sich leicht, um zu zeigen, dass sie verstanden hatte und vernahm einen Augenblick später auch schon das sich entfernende Geräusch von einem flatternden Mantel.
 

„Also ich denke, dass wir beide das selbe denken, wenn wir sagen, das du das Kind von dieser Sarah Payne bist. Oder?“, fragte Dean und bog in die Straße in der sie sich ein Motel gesucht hatten.

„Ja, aber das wirft einige Fragen auf. Wer war das andere Baby? Warum kam es zu diesem Vorfall? Wer wollte ihr Schaden? Und wie kommt es, dass ich bei euch gelandet bin?“, murmelte Sam nachdenklich und sah aus dem Fenster.

Es hatte begonnen zu regnen und die dicken Tropfen klopften unbarmherzig an das Glas und nahmen Dean immer mehr die freie Sicht auf die Straße. Zum Glück war es nicht mehr weit.

„Und warum haben sie deinen Geburtsort in deiner Geburtsurkunde geändert?“

„Es sieht fast so aus, als ob Mom und Dad diese Sarah umgebracht, dich entführt und alle Spuren verwischt haben.“, meinte Dean und fuhr auf einen Parkplatz, der nicht weit von der Tür zu ihrem Zimmer war. Er stellte den Motor ab, aber keiner von beiden machte auch nur die Anstalt aus zu steigen. Deans Worte lagen beiden schwer im Magen. Waren ihre Eltern Verbrecher?

Sam schüttelte den Kopf.

„Das kann nicht sein! Irgendwer muss sie reingelegt haben.“

„Du meinst, dass irgend jemand sich schnell ein Baby besorgt hat, das dann zusammen mit Sarah Payne umgebracht hat, das echte Baby von Sarah dann zu Mum und Dad gegeben hat und die beiden dazu gebracht hat alles zu vertuschen und in einer anderen Stadt ein neues Leben anzufangen?“

„Warum sollte das jemand machen?“

„Vielleicht war sie eine Rabenmutter und das Baby war in ihrer Nähe nicht mehr sicher.“, versuchte Dean den anderen etwas auf zu muntern. Doch dieser konnte sich nur ein müdes Lächeln abringen.

„Okay. Nochmal alles auf Anfang. Was wissen wir?“

„Wir sind keine Brüder. Ich wurde in St. Cloud geboren und du nach dieser komischen Blair anscheinend auch. Deine Mum, wahrscheinlich diese Sarah Payne und war mit meiner Mum befreundet, die nach deren Tod mit uns allen im Schlepptau abgehauen war. Hab ich was vergessen?“, zählte Dean auf.

„Den mysteriösen Unbekannten, der Sarah und das Baby umgebracht hat.“

Dean nickte. Ihm gefiel nicht vorauf das alles hinaus lief. Er konnte sich nicht vorstellen, dass seine Eltern einfach mit einem fremden Kind verschwanden und dies als ihres ausgaben. Das passte nicht zu den Personen, die er schon sein ganzes Leben als Mum und Dad ansah. Aber wie passten die Fakten sonst noch sinnvoll zusammen. Er sah zur Seite zu Sam, der tiefer im Sitz gesunken war und traurig den, an der Frontscheibe hinunter laufenden Regentropfen nachsah.

„Alles Okay?“ Sam sah zu ihm auf und schüttelte kurz seinen Kopf. Die Haare fielen ihm ins Gesicht und versperrten Dean leicht die Sicht ihm in die Augen sehen zu können.

„Ja. Mir geht es gut.“, sagte Sam, konnte das leichte Zittern seiner Stimme aber nicht verhindern. Er fühlte sich ein bisschen überrannt von all dem was sie in so kurzer Zeit erfahren hatten. Das war einfach zu viel für ihn.

Sam hatte den Blick vom anderen zwar wieder ab gewandt, konnte im Augenwinkel aber sehen, wie dieser einen Arm hob.

Dean legte seine Finger unter Sams Kinn und drehte dessen Kopf wieder zu sich.

„Guck nicht so.“, meinte Dean und strich sanft über Sams Wange.

Sam rückte näher an den anderen und legte seinerseits seine Hand neben das Gesicht des anderen und zog diesen leicht zu sich, bis nur noch wenige Zentimeter sie trennten. Der Größere sah in die leicht verschleierten Augen des anderen und lächelte leicht. Er wollte jetzt nichts anderes, als Dean nahe sein, als dieser plötzlich von ihm weg rückte und ihn leicht in die Seite zwickte.

„Wir sollten nach dem Brownie sehen!“, meinte der Ältere und stieg hastig aus dem Wagen.

Sam sah ihm wie vom Blitz getroffen nach. Was zum Teufel war das? Hatte Dean ihn hier gerade im wahrsten Sinne des Wortes im Regen stehen lassen?

Der andere war ja schon fast von ihm weg gesprungen. Verwirrt oder viel mehr verletzt sah er Dean nach, der durch den Regen, ohne sich noch einmal zu ihm um zu drehen zu ihrer Zimmertür stapfte.

Seufzend stand Sam ebenfalls aus dem Wagen, schloss die Tür und stapfte hinter dem anderen hinterher. Schräg neben sich, ein paar Meter entfernt sah er ein paar Leute, die miteinander spaßend den Bürgersteig entlang gingen. Das Leute bei diesem Wetter freiwillig auf der Straße waren.

Naja, wenigstens waren sie fröhlich. Missmutig ging Sam zu der offen stehenden Tür und betrat ihr Motelzimmer, das eher Bobbys Wohnzimmer von heute Morgen glich.

„Verdammt! Das kann doch wohl nicht war sein!“, wetterte Dean los und sah sich nach dem Übeltäter um.

Sam betrat kopfschüttelnd ihr Zimmer. Sie waren nur ein paar Stunden nicht da gewesen, aber die Zeit hatte anscheinend gereicht, damit der Brownie es schaffte jeden Gegenstand im Zimmer wo anders zu deponieren. Von seiner Position aus konnte Sam den kleinen Fernseher auf der Toilette stehen sehen, was bewies, dass der Brownie irgendwelche übernatürlichen Kräfte haben musste, da er ihn allein niemals hätte bewegen können.

„Ha!“, hörte Sam Dean ausrufen und sah ihn ein kleines, sich windendes Knäuel hinter seinem Nachttisch hervorbringen. Er ließ ihn auf sein Bett fallen, wo der Kleine etwas auf der Matratze wippte und vergnügt zu Dean hinauf blickte. Doch der verzog keine Miene und sah diesen ernst an.

Sam wollte sich das nicht antun und trottete müde in Richtung Bad. Sollte Dean sich doch um den Gnom kümmern, Sam wollte nichts mehr mit dem Mistvieh zu tun haben.

Er schloss die Tür hinter sich, damit er Deans schimpfende Stimme nicht mehr so laut mitbekam. Jetzt tat ihm der Kleine vielleicht doch ein bisschen leid, aber noch lange nicht genug, dass er ihm helfen würde. Er hatte diese Strafpredigt verdient. Sie hatten ihn jetzt seit fast vierundzwanzig Stunden und er hatte nur Ärger und Dreck gemacht. Sam wunderte sich, dass Dean noch so nett war und ihn nicht schon auf die Straße gesetzt hatte. Er war doch sonst nicht so geduldig und jetzt stand er im Nebenzimmer vor dem Vieh und erklärte ihm wie er sich benehmen sollte und was er nicht tun sollte. Wenn Dean ihm wenigstens begreiflich machen könnte ihn in Ruhe zu lassen, dann hätte er ein Problem weniger.

Sam lehnte sich mit den Armen ans Waschbecken, ihm war irgendwie ein wenig schwindlig.

Wenn er die Augen schloss sah er wieder Dean vor sich. Warum hatte der andere sich so plötzlich zurück gezogen? Wollte er ihn nicht küssen?

Oder war es ihm unangenehm?

Deans Blick war seinem Blick ausgewichen, als er vor ihm geflohen war. Und auch eben hatte er ihn nicht wirklich beachtet. Warum tat er das? Hatte Sam irgend etwas gemacht, was den anderen verärgert hatte? Und wenn ja, warum sagte er ihm das einfach nicht.

Sam schloss die Augen, als das Bild vor seinen Augen langsam verschwamm.

Was wenn Dean nach der letzten Nacht erkannt hatte, dass er das doch nicht wollte? Aber am Morgen hatte er sich doch auch noch nicht so verhalten. Sam fuhr sich mit der einen Hand über die leicht schmerzende Stirn und rieb leicht über die Haut.

Die Tatsache, dass Dean sich in seinen Gefühlen zu ihm geirrt hatte versetzte ihm einen Stich. Vielleicht hatte er ihm nur zeigen wollen, dass er ihm nicht egal war obwohl sie keine Brüder waren. Und er hatte das nur missverstanden und war schließlich zu weit gegangen.

Sam seufzte durch die geschlossenen Zähne zischend aus, beugte sich und spritzte sich erstmal ein paar Hände voll Wasser ins Gesicht. Erfrischend, aber nur für den ersten Moment. Warum war es hier auch so verdammt warm?

Genervt wollte Sam wieder zurück ins andere Zimmer gehen, als sein Blick auf den Fernseher fiel, der ihm von der Toilette anblinkte. Den sollte er lieber mit nach drüben nehmen.

Mit dem Fernseher unterm Arm betrat er wieder das Zimmer, das gerade von einem leise schlurchzendem Gartenzwerg gereinigt wurde. Dean stand ein paar Meter weit von ihm entfernt und beobachtete ihn dabei argwöhnisch.

Sam sagte nichts dazu, stellte den Fernseher an seinen alten Platz, warf die paar Klamotten von seinem Bett, die der Brownie darauf verteilt hatte und legte sich auf dieses.
 

Dean beobachtete wie Sam sich hinlegte und erschöpft die Augen schloss. Irrte er sich oder sah der andere nicht gut aus.

Sams Gesicht war blass und irgendwie fahl. Besorgt lies er den kleinen Brownie, der immer noch wimmernd ein Kleidungsstück nach dem anderen wieder in den Rucksack steckte, aus dem er es zuvor geholt hatte und ging zu dem Größeren hinüber.

„Sam?“, fragte er und berührte ihn an ihm zugewandten Rücken. Sam zuckte erschrocken zusammen und hob seine Hand, um sich erneut über die stark schmerzende Stirn zu reiben.

„Sam?“, fragte Dean erneut und zog den anderen etwas zu sich.

„Mhm?“

„Was ist denn mit dir?“

„Nichts!“, raunte Sam und zog seine Schulter weg. Er wollte nur noch schlafen, als ein plötzlicher Schmerz seinen Brustkorb durchfuhr. Sam stöhnte und krampfte zusammen.

Dean griff besorgt wieder nach Sams Schulter.

„Sam? Sammy was ist mit dir?“

„Argh!“ Sam bekam kein Wort raus.

Panisch sprang Dean auf und drehte Sam auf den Rücken, was diesen vor Schmerz leise auf schreien ließ.

„Sam was soll ich tun? Wie kann ich dir helfen?“, Dean wusste nicht was er tun sollte. Er hatte zwar schon geahnt, dass Sams nächster Anfall nicht lange auf sich warten lassen würde, aber er hatte schon gehofft etwas mehr Zeit zu haben, um sich zu überlegen, wie er Sam helfen konnte.

Ein Klatschen ließ ihn erschrocken herum fahren. In einer Ecke stand ein schwarzhaariger großer Mann und klatschte applaudierend in die Hände, während er gering schätzend zu Dean hinüber sah.

„Ich bin beeindruckt. Das ist also der berühmte Dean Winchester.“

„Ach. Und wer bist du? Und wie bist du hier rein gekommen?“, fragte Dean misstrauisch mit hochgezogenen Augenbrauen und richtete sein Waffe, die er aus seinem Hosenbund gezogen hatte auf den Fremden.

„Na na. Nimm doch die Waffe runter. Du hast sicher schon von mir gehört. Mein Name ist Ray. Sam hat dir sicher schon von mir erzählt.“

„Ja, und das sagt mir ich sollte die Waffe lieber da lassen wo sie ist!“, raunte Dean und trat näher auf den Größeren zu.

„Du solltest lieber verschwinden!“, fügte er bissig hinzu, doch der andere dachte nicht daran, stieß sich von der Wand ab, an die er sich bis eben gelehnt hatte und kam näher. Dean entsicherte seine Waffe, als er plötzlich ein leises Fauchen vernahm. Verwundert sah er hinunter und sah den kleinen Brownie, der sich von dem schwarzhaarigen Mann anscheinend bedroht fühlte und vor ihm zurück wich. Ray grinste nur und sah auf ihn hinab. Mit einem Satz trat er vor den kleinen verängstigten Gnom, der mit einem heiseren Schrei und einem leisen Plop verschwand.

Ray hielt sich lachend den Bauch und sah zu Dean, der verwundert das Bild beobachtete, welches sich ihm bot.

„So, den wären wir ein für alle mal los. Kann ich jetzt zu Sammy?“

„Ich denke nicht! Du solltest besser wieder dort hin verschwinden, wo du herkommst.“, raunte Dean, als Sam plötzlich, der sich vor Krämpfen auf dem Bett wand und den Kopf von einer Seite auf die andere warf.

Dean hatte nur kurz nach dem Wuschelkopf gesehen, als er ein leises Lachen ganz knapp vor sich vernahm. Schnell wand er sich wieder zu dem anderen, doch der war nicht mehr da wo er eben noch stand, sondern saß neben Sam auf dem Bett. Mit einer Hand hielt er Sams Hände in einem festen Griff, mit der anderen sein Gesicht und sah Sam prüfend in die Augen.

„Hey, weg von ihm oder ich werde...“

„Oder du wirst was? Wenn du abdrückst triffst du Sammy. Versprochen! Und jetzt lass mich machen!“

„Nein! Weg von ihm oder ich knall dich ab!“ Grinsend sah Ray wieder zu Dean.

Er sah ihn nur an, tat nichts und schwieg.

„Worauf wartest du?“

„Darauf, dass du Sam hilfst! Ich kann ihm helfen, die Schmerzen los zu werden. Aber du meinst anscheinend es besser zu wissen.“

Dean sah von Ray zu Sam dessen Atem schon beschleunigt ging, fast schon keuchte. Konnte der Schwarzhaarige ihm wirklich helfen und sollte er ihm trauen oder war das ein Falle?

Falle!?

Sam wand sich unter den Schmerzen, die seinen Körper nun schon seit einigen Minuten heimsuchten.

Für seinen Geschmack schon einige Minuten zu lang.

Unter Anstrengung schaffte er es gerade so seine Augen spalt breit zu öffnen.

Quer gegenüber von ihm stand Dean mit erhobener Waffe. Diese hatte er auf jemanden gerichtet, der etwas weiter rechts in seiner Nähe saß. Ganz langsam drehte er seinen Kopf etwas und erkannte einen großen Mann mit langen schwarzen Haaren an seinem Bettrand sitzen.

Ray? Was zum Teufel machte der denn hier?

Und warum tat Dean denn nichts dagegen und stand einfach nur in der Gegend herum?

Sam konnte erkennen, dass Dean angestrengt über etwas nachdachte, Ray aber nicht aus den Augen ließ. Ray saß an seinem Bett, die Hände leicht erhoben und sah zu Dean hinauf. Sam konnte zwar das Gesicht des anderen nicht erkennen, aber er konnte sich denken, dass seine Lippen sich wie fast immer zu einem breiten Grinsen verzogen hatten. Das gefiel ihm ganz und gar nicht.

Irgendwas lief hier ab und er wusste nicht was. Irgendwie machte ihn das nervös.

Eine neue Salve Schmerz durchflutete seinen Körper und ließ ihn leise Stöhnen. Er spürte wie sich fast alle Muskeln seines Körpers anspannten und nicht wieder locker ließen. Es fühlte sich an wie ein Dauerkrampf, nur viel intensiver.

Sams Hände gruben sich in das Bettlacken, welches unter ihm unordentlich und wild zerknautscht lag. Seine Zähne waren so fest zusammen gepresst, dass sie schon leise knackten. Lange würde er diesen Zustand nicht mehr aushalten.

Sam sah zur dunklen Zimmerdecke auf und hoffte endlich ohnmächtig zu werden.

Langsam verschwamm seine Sicht. Panisch atmete er ein, als sich plötzlich eine schwere Last auf seinen Brustkörper legte und ihm das Atem schwer machte. Unter einigen Qualen sog er den Sauerstoff in seine Lungen, die ihm ihre Funktion entsagten.
 

Dean wusste einfach nicht was er tun sollte. Er sah wie Sam auf dem Bett mit sich rang, ab und zu gedämpft stöhnte. Er schwitzte unglaublich stark.

Er musste ihm unbedingt helfen. Und so wie es aussah brauchte er dafür Rays Hilfe. Dean gefiel das ganz und gar nicht.

Was wenn Ray irgendwelche krummen Dinger drehen wollte und das alles nur eine Falle war. Aber wozu?

Was hatte Ray mit Sam vor?

Oder wollte er ihm wirklich nur helfen?

Dean wusste nicht was er tun sollte. In seinem Kopf schwirrte alles.

Sam wand sich auf dem Bett. Man sah ihm die schmerzen an, die er hatte. Warum passierte immer ihnen so was?

„Na? Lange genug nachgedacht?“

„Klappe!“, meinte Dean und erhob wieder seine Waffe, die er zuvor etwas gesenkt hatte.

„Du weist gar nicht wie sehr ich es liebe dir beim Denken zu zusehen. Ja, ich liebe seltene Schauspiele, aber es gibt jetzt wichtigeres! Ich weiß, dass das nicht der erste Anfall von Sam ist...“, meinte Ray und wandte sich wieder zu dem auf dem Bett liegenden um. Er strich ihm vorsichtig über die Brust und ließ seine Hand eine Weile dort verweilen, bevor er sie wieder zu sich zog und Dean mit ernstem Blick ansah.

„Ich muss mich beeilen. Sein Körper hält diesem Stress nicht mehr lange stand. Wenn ich zu spät eingreife, könnten ernste Schäden zurück bleiben. Er könnte die Fähigkeit zu Sprechen verlieren, blind werden, einzelne Körperteile nicht mehr bewegen oder, wenn ich viel zu spät reagiere sogar sterben. Du musst mich ihm helfen lassen, außer du willst ihn für immer verlieren!“

„Aber sonst ist er doch auch nicht...“, begann Dean doch Ray wusste was er sagen wollte und schüttelte sofort den Kopf.

„Sonst nicht, aber du hast doch sicher auch bemerkt, dass es von Mal zu Mal schlimmer wird oder?“ Dean schwieg, aber Ray wusste, dass er recht hatte und Dean mit seinem schweigen nur Zeit verschwendete. Ungeduldig sah er wieder zu Sam, dessen Atem immer flacher wurde.

„Er verändert sich. Er steht am Anfang der Transition, bei der jeder Zelle seines Körpers mutiert und besser wird. Euch sind sicher schon Veränderungen aufgefallen, wie Stärke, die Visionen...“

„Bessere Augen!“, fügte Dean an Rays Aufzählung hinzu. Ray nickte und sah mit Genugtuung, wie Dean langsam die Waffe runter nahm.

„Genau! Ihr wisst beide das Sam kein normaler Mensch ist.“

„Aber was ist er denn dann?“, fragte Dean unsicher ob er die Antwort, die er sich jetzt schon denken konnte, wirklich hören wollte.

„Er ist einer von uns.“

„Ach, und wer seid ihr?“

„Das sag ich dir, wenn ich Sam gerettet habe. Kann ich oder erschießt du mich, wenn ich ihm jetzt helfe?“

Dean biss sich unsicher auf die Unterlippe und sah zu Sam. Dieser zuckte ab und zu leicht, sein Blick war an die Decke gerichtet, aber sein Blick war irgendwie leer und verschleiert. Dean nickte und wusste sofort, dass er hier Ray freie Hand lassen musste und dieser mit Sam machen konnte was er wollte, ohne das Dean ihm helfen konnte. Aber er hatte keine Wahl. Sam zu retten hatte oberste Priorität.

Ray nickte und drehte sich zu Sam um. Er legte seine Hände an seinen Kopf und drehte diesen zu sich hin und sah ihm in die trüben Augen.

„Sam! Kannst du mich hören?“ Sam erwiderte nichts, atmete nur röchelnd weiter wie zuvor. Ray tätschelte leicht seine Wange, um ihn auf sich aufmerksam zu machen.

„Hey! Hör mir zu! Blinzle zwei Mal, wenn du mich verstehst.“, flüsterte Ray und betrachtete Sams Gesicht in seinen Händen. Dean sah neugierig über seine Schulter. Wenn der andere Sam nicht bald half, half er Ray in ein anderes Leben.

Sam zeigte keine Reaktion. Ray fluchte und ließ ihn wieder langsam auf die Matratze sinken. Er griff nach seinem Gürtel und dem Messer, was dort befestigt war, als er plötzlich eine Hand auf seinem Arm spürte.

„Wenn du ihm Schmerzen zufügst, mach ich dich fertig!“, drohte Dean, ließ Rays Arm aber nicht los und sah ihm ins Gesicht.

„Er hat schon sehr starke Schmerzen. Einen kleinen Schnitt würde er nicht mal bemerken.“ Dean löste seinen festen Griff kein Stück und sah weiterhin ernst auf den Schwarzhaarigen hinab.

„Okay. Wie du willst! Ich werde ihn nicht verletzten. Du hast Glück, denn es geht auch anders.“ Ray entriss seinen Arm Deans Hand und führte die silberne Klinge an seinen Mund.

Dean konnte nicht sehen was Ray genau tat und trat näher, doch da schien es schon vorbei zu sein, da Ray das Messer auf den Nachttisch legte. Die Stirn in Falten gelegt folgte er Rays Hand und blieb an der Klinge hängen an der das rote Blut des anderen klebte.

Okay, dass lief nicht mehr so wie Dean es sich vorgestellt hatte. Er wollte gerade den anderen zurückhalten und ihn fragen was das alles sollte, als Ray sich plötzlich zu Sam hinunter beugte und seine Lippen mit den seinen verschloss.

Entsetzt wollte Dean dazwischen gehen, den schwarzhaarigen von Sam weg reißen, als er das kleine Rinnsal an Sams Kinn hinab fließen sah. Verwirrt hob er eine Augenbraue.

Was zum Teufel tat Ray da?

Der Schwarzhaarige öffnete seinen Mund und ließ das Blut, das aus seiner angeschnittenen Zunge quoll in Sams Mund fließen. Schnell ging er auf Abstand und hielt dem Braunhaarigem den Mund zu. Er drückte auf eine spezielle Stelle auf Sams Hals, da dieser sich gegen Ray wehrte und löste den Schluckreflex aus.

Sam trank widerwillig das Blut und fiel zurück in das Kissen. Sein Körper zuckte noch ein Mal kurz und blieb schließlich still liegen.

Zufrieden mit sich nickte Ray. Er tätschelte Sam sanft die blasse Wange.

„Das wird schon!“, meinte er, stand auf und drehte sich zu Dean, der ihm mit dem Griff seiner 9mm eine runter schlug.

Hart von dem Schlag getroffen stürzte Ray zu Boden. Er hielt sich die getroffene Wange und sah wütend zu Dean hinauf.

„Was hast du jetzt wieder für ein Problem? Ich habe Sam gerettet, wie ich gesagt habe. Was soll der Mist?“, schrie Ray und sprang schnell wieder auf die Beine. In wenigen Sekunden war er vor Dean und sah auf ihn hinab. Seine Augen blitzten gefährlich.

Dean spürte wie ihm eine Gänsehaut den Rücken runter lief, doch er wollte nicht nachgeben. Wäre ja noch schöner, wenn einfach so einer daher kommt und ihm Sam weg nahm. Das würde er nicht zulassen. Als aller letztes, wenn es Ray war. Bei diesem Kerl spürte er wie sein Mageninhalt einen Weg nach oben suchte.

Zornig trat er auf den anderen zu und packte diesen am Kragen.

„Ich warne dich! Wenn du Sam noch einmal anfasst mach ich dich fertig!“

„Lass das doch Sammy entscheiden, ja?!“

„Nenn ihn nicht so!“

„Ach, aber du darfst das, ja?“, knurrte Ray. Dean ließ den Kragen des anderen los und schlug, bevor der andere auch nur reagieren konnte mit der Waffe erneut zu. Bewusstlos fiel Ray zu Boden und blieb ohne eine Bewegung auf dem Teppich liegen.

„Ja! Und das darf nur ich!“
 

Der penetrante Geruch von Zucker trat Sam in die Nase und weckte ihn schließlich. Blinzelnd gewöhnte er seine Augen an das helle Licht, welches sich im ganzen Zimmer breit machte.

Gähnend kratzte er sich den Kopf und sah sich um.

„Sam. Endlich bist du wieder wach.“ Augenblicklich war Dean an seiner Seite und musterte ihn besorgt.

„Wie geht es dir?“, erkundigte sich der Ältere und strich ihm sanft über die Wange. Sams Gesicht hatte wieder Farbe bekommen und sah schon viel gesünder aus, als noch vor ein paar Stunden zuvor. Dean hatte die ganze nacht bei Sam gesessen und auf den Jüngeren aufgepasst. Nur am Morgen war er kurz weg, um was zu Essen zu holen.

„Gut. Denke ich.“

„An was erinnerst du dich?“, fragte Dean vorsichtig und reichte Sam eine kleine Flasche Wasser. Sam runzelte die Stirn und setzte zum Trinken an. Während er das sprudelnde Nass trank erinnerte er sich an den Schmerz, an Ray und an das eklige, brennende Zeugs, welches der Schwarzhaarige ihm eingeflösst hatte.

Sein Blick ging durchs Zimmer und blieb an Ray hängen, den Dean auf einem der Stühle fest gebunden hatte.

„Was soll das?“, fragte Sam und deutete in seine Richtung. Dean musste nicht hinsehen, um zu wissen wen er meinte.

„Er hat Ärger gemacht und da hab ich ihn halt zum Schlafen gebracht. Aber dir geht’s wirklich gut?“

„Ja. Ja! Mir geht’s fantastisch! Ray sieht ja furchtbar aus! Hast du deine Frust an ihm ausgelassen und ihn als Boxsack benutzt?“

Dean grinste nur schräg, welches Sam erwiderte. Sam sah wie der Ältere sich ein Schokohörnchen vom Nachttisch nahm und herzhaft hinein biss.

Dean sah zufrieden aus und das wollte Sam nicht ändern, aber er wollte wissen was passiert war und wusste, dass dies Deans Laune wahrscheinlich unter den Gefrierpunkt sinken ließ. Seufzend lehnte Sam sich zurück und sah an die Zimmerdecke.

„Was ist los?“, fragte Dean zwischen zwei Bissen.

„Was genau ist gestern passiert?“, fragte Sam ruhig und sah seinem gegenüber fest in die Augen. Jetzt war es an Dean tief zu seufzen. Er sah auf das Hörnchen und legte es wieder weg.

„Du hattest wieder einen Anfall und bevor du fragst, ja du hattest in letzter zeit öfters unter starken Schmerzen das Bewusstsein verloren. Du hast dich nach dem Aufwachen nie daran erinnert und ich wollte dich nicht beunruhigen bis ich näheres heraus gefunden habe.

Jedenfalls hattest du wieder diese Schmerzen und dann ist plötzlich dieser Ray aufgetaucht. Er war einfach da und hat gesagt, dass er dir helfen kann. Du hast echt schlecht ausgesehen. Es schien diesmal schlimmer gewesen zu sein als sonst. Ich wusste nicht was ich tun sollte. Ich konnte dir nicht helfen und habe Ray erlaubt dir zu helfen.“

„Du hast was?!“, fragte Sam lauter als er es eigentlich geplant hatte.

„Beruhig dich bitte! Er konnte dir anscheinend helfen, da du, als er damit fertig war nicht mehr vor Schmerzen geschrien hast und so weiter. Was sollte ich denn tun. Er sagte, dass dieser Anfall dich hätte umbringen können.“ Sam schwieg und sah runter. Dean legte seine Hände auf die des anderen und drückte sie leicht.

„Warum?“

„Ich weiß auch nicht. Er wollte mir alles erzählen, wenn du erst Mal wieder in Ordnung bist.“ Sam sah ihn fragend an.

„Was wollte er dir erzählen?“

„Wer du bist.“

„Ach, und er will also wissen wer ich bin und woher ich komme?“, fragte Sam skeptisch.

„Allerdings!“, sagte eine tiefe Stimme hinter ihnen. Ray war während ihrem Gespräch wieder wach geworden und hatte ihnen zu gehört.

„Und woher willst du das wissen?“

„Weil du mein großer Bruder bist!“

Aus alten Zeiten

„Allerdings!“, sagte eine tiefe Stimme hinter ihnen. Ray war während ihrem Gespräch wieder wach geworden und hatte ihnen zu gehört.

„Und woher willst du das wissen?“

„Weil du mein großer Bruder bist!“
 

...Sam sah mit weit aufgerissenen Augen zu dem Schwarzhaarigem, der versuchte die Fesseln, die ihn an dem Stuhl hielten, zu lösen. Vergebens. Deans Knoten waren professionell.

„Du bist Sams kleiner Bruder?“ Ray nickte und riss weiter an den Fesseln.

„Warum sagst du uns nicht einfach die Wahrheit und ersparst uns wertvolle Zeit?“, meinte Sam, nachdem er sich wieder gefangen hatte. Zuerst war er zu geschockt von Rays Satz gewesen, um überhaupt klar darüber nach denken zu können.

Ray sah verblüfft zu Sam, der sich auf dem Bett gerade aufgesetzt hatte und ihn unbewegt anstarrte. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Er räusperte sich leise, sah kurz zu Boden und blickte schließlich wieder in Sams Augen, die ihn wütend anfunkelten.

„Das ist die Wahrheit!“

„Ach? Und wie soll die Frau, die mich zur Welt gebracht, nachdem sie gestorben ist dich geboren haben? Oder willst du mir sagen, dass sie noch am Leben ist?“

„Nein! Sie ist vollkommen und unwiderruflich tot! Wir haben so was wie den gleichen Vater...“

„Hä?!“, meinte Dean klug.

„Wo fang ich da wohl am Besten an?“, fragte Ray sich.

„Am Anfang, denke ich!“, meinte Sam. Dean hatte sich zu Sam aufs Bett gesetzt und sah zu Ray, der seinen Blick über den Boden, zur Decke und schließlich zu den Beiden schweifen ließ.

„Okay...ähm. Also es begann vor über tausend Jahren. Damals gab es Menschen und Dämonen.

Einige Menschen neideten die Kräfte der Dämonen und gingen mit ihnen einen Pakt ein. Für übernatürliche Kräfte und ein langes Leben gaben sie ihren Körper und ihre Menschlichkeit her. Sie teilten sich mit der Dämonenessenz ihren Körper und verschafften ihnen somit ein Leben auf der Erde. So entstand auch unserer Familie. Es gibt nur noch wenige Familien, wie die unsere, mit reinem Blut. Einige haben sich mit normalen Menschen fortgepflanzt und büßten in jeder Generation etwas von ihren Kräften. Einige sind schon wieder schwach oder haben nur noch so begrenzte Kräfte, dass sie gerade Mal das dritte Auge haben und sich als Scharlatane ausgeben, um so an etwas Geld zu kommen. Jämmerlich! Die Kräfte zeigen sich aber erst spät, wenn der Körper ausgewachsen ist und stark genug ist. Wenn wir ein bestimmtes Alter erreicht haben, beginnt die Transition...“

„Was soll das sein?“, fragte Dean dazwischen.

„Bei uns muss jeder durch die Transition. Dabei übernimmt unser Dämonenblut die Gewalt über den Körper, verändert ihn und macht ihn Besser!“

Dean sah zu Sam rüber, der etwas bleich wirkte und fassungslos zu Ray starrte.

„Das heißt, wir sind zur Hälfte Dämonen?“

„Ich ja. Du aber nicht!“

„Wie soll das denn gehen? Hast du nicht eben noch gesagt, dass Sam dein Bruder ist?“, fragte Dean verwirrt.

„Sams Mutter war die erste Hauptfrau des Oberhaupts der Familie. Aber sie hat ihn nicht freiwillig als Mann genommen. Ihre Familie hat die beiden zusammen geführt, um wieder reines Blut in die Linie zu bringen. Das Oberhaupt, Waltan ist der stärkste unserer Art.

Aber deine Mutter hatte was mit einem normalen Menschen und zeugte dich. Waltan blieb das aber nicht verborgen und beseitigte den Mensch. Deine Mutter floh, doch er fand sie überall. Sie wusste, dass sie ihm nicht entkommen konnte. Ihre letzte Station war St. Cloud. Dort lernte sie die Winchester kennen und freundete sich mit der Frau an. Sie ahnte, das Waltan nicht lange brauchen würde und sie wieder finden würde und beschloss ihre Spuren endgültig zu verwischen. Sie inszenierte ihren eigenen Tod und den des Kindes.“

„Aber Sam starb nicht...“

„Nein, sie veränderte die Erinnerungen von deinen Eltern und dir, Dean und gab Sam in eure Hände. Das Kind, was im Flammenmeer starb war ein anderes, das sie sich von irgendwoher besorgt hatte.“

„Sie hat sich ein Kind besorgt?“, wiederholte Sam und zog die Stirn kraus.

„Warum verfolgte dieser Waltan sie so hartnäckig?“

„Das liegt doch auf der Hand. Sie hat ihn und die Familie beleidigt, als sie ihn verschmähte und musste dafür büßen. Aber er war auch hinter dem Kind her, weil es starke Kräfte besitzen würde...“

„Halt! Sagtest du nicht, das mein Vater ein Mensch war? Warum dann mehr Kräfte? Eigentlich müssten sie doch noch schwächer sein.“

„Da hast du recht, aber sie hatte sich mit Waltan verbunden, das Blut geteilt...“

„Moment! Was meinst du damit? Das Blut geteilt?“, fragte Dean neugierig.

„Als sie die Verbindung eingingen haben sie nicht so einen lächerlichen Ring ausgetauscht wie die Menschen das machen, um sich zu binden, sondern haben ihr Blut getauscht. Und damit haben sie auch ihre Kräfte vereinigt und das wiederum heißt, das er in gewisser Weise beteiligt war.“

„Beteiligt?“, fragte Sam angewidert.

„Nur der Kräfte wegen. Richtig dabei war er nicht, glaube ich.“

„Und dieser Waltan war hinter ihr her, weil?“

„Weil sie ihn betrogen hat. Sie hatte ein Kind mit einem anderen und dieses Kind würde auch seine Kräfte haben. Er will Anspruch auf dich!“

Schweigend sahen Sam und Dean sich an.

Sam wusste nicht was er denken sollte. Alles was bisher sicher war in seinem Leben ist ins Schwanken geraten. Seine Herkunft, sein Leben und sogar seine Art. Was konnte er noch mit Bestimmtheit sagen ohne das ein kleiner Zweifel mit jedem Wort ging. Seine Mutter war also tatsächlich diese Frau, von der sie so viel gehört hatten und ein Dämon noch dazu. Aber hatte Ray nicht noch etwas gesagt, was nicht ganz passte?

„Wie kommst du dazu zu behaupten mein kleiner Bruder zu sein?“

„Weil ich dein kleiner Bruder bin!“

„Wie?“

„Waltan hatte nicht nur eine Frau. Meine Mutter, Malvea war seine Zweite. Ich kam nur ein paar Tage nach dir zur Welt, aber du warst der Erste. Du hast mehr Kraft von ihm, weil die erste Bindung meist auch die Stärkste ist.“

„Aber ihr seid nicht Blutsverwandt!“, meinte Dean.

„Doch. Denn Sam und ich haben beide Waltans Blut in uns. Sam hat zwar weniger, aber stärkeres.“, meinte Ray irgendwie traurig und sah runter. Er hatte während der ganzen Geschichte total vergessen, dass er immer noch an diesen klapprigen, aber immer noch viel zu stabilen Stuhl gefesselt war. Das konnte doch nicht sein, das ein verdammter Mensch es schaffte ihn mittels eines herkömmlichen Seils an einen alten Holzstuhl zu binden und er sich nicht wehren konnte. Wütend sah Ray auf und bekam mit, das Dean Sam besorgt musterte, der ausdruckslos in der Gegend herum sah.

Ray wusste, dass Dean nur ein normaler Mensch war, aber irgendwas sagte ihm, dass da noch mehr war. Kein normaler Mensch konnte ihn so einfach ausschalten und mal eben an einen kleinen Stuhl fest binden.
 

Dean sah den gequälten Blick von Sam und auch die kleine Träne im Augenwinkel blieb ihm nicht verborgen, die der andere angestrengt weg blinzelte auch nicht.

Er konnte sich nicht mal im Traum vorstellen, was der andere gerade durchmachte, wie er sich fühlen musste, nachdem sie das alles erfahren hatten. Sam war also ein Halbdämon und anscheinend auch ziemlich stark.

Dean sah wie Sam seinen Blick auf etwas zu fixieren versuchte und ließ seine eigene Hand auf die des anderen gleiten. Sanft drückte er zu, um Sams Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Und es funktionierte. Sam sah auf ihre Hände und dann hoch in seine Augen.

„Du bist nicht allein!“, versicherte er ihm und sah ihn eindringlich an.

Sam nickte und lächelte schräg.

„Das ist ja Zucker süß. Ich könnte euch den ganzen Tag zusehen, aber die Seile schneiden mir in die haut. Wenn ihr so gütig wärt...“, meinte er und nickte auf seine Arme.

„Was hast du gestern mit ihm gemacht?“, fragte Dean. Das wollte er schon die ganze Zeit fragen, aber die ganzen Informationen hatten es irgendwie nach hinten weg geschoben.

„Ach, ihr findet wohl immer neue fragen, um mich nur möglichst lange hier gefesselt zu halten, was? Gefesselt könnt ihr auch anders haben, ihr müsst nur ein Wort sagen!“

„Was war das letzte Nacht?“, fragte Dean noch einmal doch diesmal mit leicht gereizter Stimme. Am liebsten würde er Ray einfach rauswerfen.

„Warum so grantig? Ich hab doch schön auf eure Fragen geantwortet, oder nicht?“

Dean und Sam sahen mit festem Blick zu ihm rüber. Seufzend schüttelte Ray seinen Kopf und wünschte sich er hätte sich die Haare zurück gebunden. Sie störten ihn, wenn sie ihm immer nervig ins Gesicht hingen. Er pustete eine besonders nervige Strähne weg und sah wieder zu den beiden ihm gegenüber, die ihn immer noch ernst ansahen.

„Okay! Ich habe ihm etwas von meinem Blut eingetrichtert, damit die Schmerzen nachlassen.“

„Warum? Hat dein Blut etwa die Fähigkeit andere zu heile?“, fragte Dean.

Ray prustete und schüttelte den Kopf.

„Nein! Das kann unser Sammy schon ganz gut allein. Nicht war?“

Dean erinnerte sich an die Verletzung an Sams Schulter, die innerhalb kürzester Zeit vollkommen geheilt war und nicht mal eine Narbe zurück geblieben war.

„Sprich weiter! Und nenn ihn nicht so!“

Ray sah hoch, direkt in Deans Augen. Der Mensch wagte es doch tatsächlich ihm zu drohen. Woher nahm er das Recht oder den Mut dazu her? Er wusste nicht was er alles mit ihm machen konnte, ohne das der andere etwas daran ändern konnte.

„Sammys Körper war im Zwiespalt. Er ist halb Mensch und halb Dämon. Bei ihm steht die Transition kurz bevor und sein Körper muss sich entscheiden was er ist. Beide Seiten in ihm Kämpfen um die Oberhand. Und wenn ich sage, dass sie kämpfen meine ich das auch. Und die Auswirkungen kriegst du dann zu spüren in Form der Schmerzen. Ich habe dir etwas von meinem Blut gegeben und somit den Kampf beendet. Jetzt hast du nämlich mehr Dämonenblut in dir. Damit ist entschieden, welche Seite gewinnt!“, grinste Ray. Ihm war nicht entgangen, das Deans Augen funken sprühten, als er Sam wieder mit diesem Kosenamen nannte, ignorierte dies jedoch geflissentlich. Seine Augen waren auf Sam fixiert, der ihn ausdruckslos ansah. Ray wusste, dass er mit dieser Tat, Sam einfach so sein Blut zu geben, unfair gehandelt hatte. Der andere hätte selbst entscheiden müssen was er wollte. Ein Leben als kleiner Mensch, der so leicht unter allen anderen unterging oder ein aufregendes Leben als Dämon mit vielen verführerischen Kräften. Er hätte es bereut, wenn er die Wahl selbst getroffen hätte und ein Mensch geblieben wäre. Und diese Wahl hätte er getroffen, dass wusste Ray so sicher wie kaum was anderes. Und das hatte er nicht zulassen können. Er brauchte Sam mit seinen Kräften.

„Soll das heißen, wenn ich Sam mein Blut gegeben hätte wäre er auch wieder in Ordnung gewesen nur ohne die ganze Dämonenscheiße?“, fragte Dean und sprang hastig auf die Beine. Ray zuckte desinteressiert mit den schultern und betrachtete Sam, der nicht wirklich zu realisieren konnte was er ihm gesagt hatte.

Dean vergrub grob seine Hände im Stoff von Rays Shirt und riss den anderen zu sich.

„Willst du mir damit sagen, dass ich Sam die ganze zeit über helfen konnte und du es einfach nicht für wichtig gehalten hast mir das zu sagen? Mein Blut hätte das Gleichgewicht auch durcheinander bringen können!“, schrie Dean wutentbrannt und schüttelte den Schwarzhaarigen brutal. Ray blickte durch seine durcheinander fallenden Haare an. Seine Augen blitzten gefährlich auf und drohten ihm ohne, dass der Schwarzhaarige nur einen Ton von sich gab.

„Diese Möglichkeit ist mir wohl entfallen!“, spie Ray Dean entgegen, der in diesem Moment Rot sah und dem anderen mehrmals genau ins Gesicht schlug.

Ray atmete gehetzt ein und aus, als Dean von ihm ließ und wieder zu Sam ging, der die ganze zeit ungerührt auf dem Bett gesessen und zugesehen hatte.

Er spürte wie sein warmes Blut ihm von der aufgeschlagenen Lippe übers Kinn lief und ihm schließlich auf das Bein tropfte.

Diesen Dean sollte er wirklich unterschätzen!

„Sammy?“, fragte Dean vorsichtig und kam dem anderen immer näher. Sam reagierte nicht auf ihn und blickte weiterhin zu Boden.

„Nichts ist mehr so wie es ein mal war. Alles hat sich geändert! Wir können uns nichts mehr sicher sein. Alles war eine Lüge! Mein ganzes Leben ist eine Lüge!“, flüsterte er leise vor sich hin, so dass nur Dean ihn hören konnte.

Durchdringender Zweifel

Der Geruch von altem und frischem Rauch vermischte sich mit allerlei billigem Aftershave und viel zu viel von noch billigerem Parfüm.

Das Licht war dämmrig und beleuchtete nur schwach die Räume, in denen sich mehrere Menschen drängten und Billiard spielten oder sich einfach nur voll laufen ließen.

Dean hatte es doch tatsächlich geschafft ihn mit in die nächstbeste Kneipe zu schleifen, um sich mit ihm mal wieder so richtig die Kante zu geben. Was im Klartext hieß, dass Sam ihm den ganzen Abend zu sehen durfte und ihn dann irgendwie wieder zurück in irgendein Motel schaffen musste.

Genervt spielte Sam mit einem der vor ihm liegenden Bierdeckel, indem er sie zu kleinen Häuschen aufstellte und wieder in sich zusammen fallen ließ. Dean hatte versucht ihn mit einem kleinen Besäufnis von alledem ab zu lenken, was sie in den letzten paar Stunden erfahren hatten. Sam konnte es immer noch nicht glauben. Ray hatte einfach ohne ihn zu fragen über ihn bestimmt und sein Dämonenblut erweckt. So komisch es sich auch anhörte so was doch tatsächlich auch nur zu denken oder gar zu glauben.

Sein Leben war bis jetzt, so dachte er bisher schon unglaublich genug, aber er hatte sich anscheinend geirrt. Es geht unglaublicher.

Seufzend wandte er seinen Blick von dem kleinen Häuschen, welches er wieder umschubste zur Theke, an der Dean gerade stand und ihnen die nächste Runde Bier beschaffen wollte.

Warum grinste Dean denn so breit? Fragend lehnte Sam sich etwas zur Seite um an dem üppigen Mann, der seine Sicht versperrte vorbei sehen zu können.

Dean stand an das Holz der Theke gelehnt und redete mit der Barkeeperin, deren üppige Oberweite ihr wortwörtlich fast aus der Bluse fiel. Was sollte das? Warum flirtete Dean mit dieser Frau? War das, was Dean ihm gesagt hatte nicht ernst gemeint gewesen?

Eine Hand, die sich plötzlich fest um seine Schulter legte ließ ihn zusammenfahren. Schnell drehte er den Kopf zu der vermeintlichen Person um doch da stand niemand. Irritiert sah er von einer Person zur anderen, die hinter ihm in Reichweite standen. Kein auffälliges Benehmen oder gar Augenkontakt. Vielleicht hatte ihn jemand der die Kneipe verlassen hat kurz seine Schulter gestreift. Er hasste es, dass Dean sich gern Plätze nahe der Tür suchte, um im Fall des Falls schnell abhauen zu können. Das war übertrieben.

Müde seine leicht pochende Schläfe massierend drehte Sam sich wieder um und sah in das durch ein breites Grinsen geteilte Gesicht seines anscheinend kleinen Bruders.

„Musst du dich immer so anschleichen?“, schrie Sam dem anderen wirsch entgegen. Dieser hob ergebend die Hände, bis Sam sich wieder einigermaßen gefangen hatte und rutschte schließlich näher heran.

„Du scheinst wütend zu sein.“ Sam warf ihm einen vielsagenden Blick zu und stellte wieder die Bierdeckel zu Figuren auf.

„Nein! Du bist natürlich nicht wütend. Du bist stinksauer! Und das zur Abwechslung mal nicht auf mich, oder?“ Sam lachte kurz trocken auf, machte sich aber nicht die Mühe sich am Gespräch zu beteiligen. Was sollte das auch bringen? Was hätte er davon Ray alles zu erzählen? Nichts! Wahrscheinlich nur das Gespött des anderen und das wollte er nun wirklich nicht. Er kam auch ganz gut allein zurecht.

„Aha! Verstehe!“, meinte Ray leise und sah in die gleiche Richtung wie Sam vor wenigen Minuten noch. Dean…

„Du verstehst gar nichts!“, meinte Sam kalt und nahm einen kleinen Schluck von seinem Bier, dass beim nächsten Schluck aber schon leer sein würde. Wo blieb Dean mit dem Nachschub? Sein Blick ging wieder in Richtung Theke, wo sich Dean immer noch charmant wie eh und je mit der Barkeeperin unterhielt. Sam stockte kurz, sah aber dann doch lieber schnell auf seine Hände auf dem Tisch, die sich gerade schmerzhaft fest um das Glas gelegt hatten.

Ray war das natürlich nicht entgangen. Sanft legte er seine Hände auf die Sams, löste den Griff und stellte das Glas in Sicherheit.

„Ich verstehe so einiges! Ich beobachte euch schon länger als du denkst.“

Sam sah ihn mit zusammen gezogenen Augenbrauen schrag von der Seite an. Ray grinste nur.

„Nicht immer versteht sich. Ich habe auch ein Privatleben!“

Sams Lippen entschwand ein kleines Lächeln.

„Hey! Du hast gelächelt! Du kannst ja lächeln!“

„Red nicht so einen Quatsch. Ich hab nicht gelächelt!“

„Doch hast du!“, grinste Ray und versuchte Sam durch Kitzeln ein weiteres Lächeln zu entlocken, doch Sam entwand sich seinem Griff und sah ihn ernst an.

„Okay okay! Dann hast du eben nicht gelächelt! Dann gucken wir eben wieder traurig aus der Wäsche!“, ergab sich Ray und verschränkte beleidigt seine Arme vor der Brust. Er wollte den anderen doch nur etwas aufheitern.

Sam genoss endlich die Stille seitens des anderen und wand sich endlich wieder dem Neuaufbau seines Bierdeckelhauses zu. Doch die Stille sollte nicht lange anhalten. Ray räusperte sich leise neben ihn und zog so erneut Sams Aufmerksamkeit auf sich.

„Ich will ja nicht neugierig erscheinen…“

´Nein! Das willst du nicht! Warum kann der nicht mal die Klappe halten?´, fragte Sam sich in Gedanken und drehte seinen Kopf wieder seufzend dem anderen zu.

„…aber warum bist du denn so traurig? Was genau ist denn so Schlimm?“

Verblüfft sah Sam Ray an. Meinte der das ernst? Lag das nicht auf der Hand? Ach, er vergaß dass der andere mit dem Wissen, sich irgendwann zu verändern aufgewachsen war und nicht wie er einfach in diese Sache gestoßen wurde, ohne zu fragen was er wollte. Ray wusste wahrscheinlich Stück für Stück wie es weiter ging. Tja, er nicht. Sam spürte wie sich in seinem Hals ein Klos bildete und anschwoll.

„Ist es wegen Dean?“

„Was soll mit Dean sein?“

„Naja, wie er da so die Barkepperin anmacht… ich dachte ds lege dir vielleicht quer im Magen, mir würde es jedenfalls so gehen, wenn meine Liebe vor meinen Augen fremdflirtet…“, meinte Ray und ließ seinen Blick nicht von der Theke.

„Dean flirtet nicht fremd. Er würde so was nicht tun. Er liebt mich.“, meinte Sam sicher.

„Ach, hat er dir das auch jemals gesagt?“, Ray sah Sam ernst ins Gesicht und sah wie Sam irritiert zurück blickte. Was sollte das denn jetzt? Natürlich hatte Dean ihm gesagt, dass er ihn liebte! Ihm viel nur gerade nicht ein wann. War das jetzt ein schlechtes oder ein gutes Zeichen? Rays Gesichtszügen, die sich wieder in einem breiten Grinsen teilten, dass aber diesmal leicht traurig wirkte nach eher schlecht.

In Gedanken stand sich Sam ein, dass er nicht wusste ob der andere es jemals gesagt hatte, aber das brauchte er ja auch nicht. Oder? Wollte Sam diese Bestätigung? Er musste es doch nicht immer hören, aber wenigstens einmal…?

Sams Miene verriet Ray, dass er in dieser Sache genau ins Schwarze getroffen hatte. Sam wirkte traurig verletzt und verwirrt. Gut!

„Hey!“, sagte Ray leise zu Sam, der ganz in seinen Gedanken versunken zu sein schien und legte sanft eine Hand auf die des anderen. Sam sah zu ihm hoch.

„Ich bin für dich da, wenn du fragen hast, dich jemanden anvertrauen möchtest oder einfach nur reden willst!“

Sams Augen weiteten sich, als er die Worte des anderen hörte. Das hätte er von seinem Gegenüber nicht erwartet.

„Warum willst du mir helfen?“, fragte Sam nun vollends verwirrt. War der andere nun doch nicht so schlecht und berechnend wie er die ganze Zeit gedacht hatte?

„Weil du mein Bruder bist, zwar nur der Kräfte wegen, aber ich mag dich! Und vielleicht traust du mir dann auch irgendwann.“, sagte Ray offen heraus. Sam konnte in seinen Augen keine Falschheit seiner Worte erkennen. Sam wollte ihm trauen, aber war das auch gut so? Konnte er dieses Risiko eingehen ohne zu fürchten bald sein Genick bald krachen zu hören, weil er so dumm war?
 

Dean wollte seinen Kopf immer und immer wieder gegen eine stabile Betonmauer stoßen. Wie konnte man mit so wenigen Gehirnzellen lebensfähig sein? Die Barkeeperin, die zwar nicht schlecht aussah aber sonst auch nichts konnte als Alkohol aus zu schenken, labberte ihm schon seit einer geschlagenen halben Stunde ins Koma. Er hätte die leichte Wartezeit in kauf nehmen sollen und sich das Bier beim anderen Barkeeper holen sollen. Der wirkte normal. Es hätte ihm komisch vorkommen sollen, dass alle anderen in der Bar bei dem Kerl bestellten und sich sogar eine kleine Schlange gebildet hatte. Aber nein, Dean wollte nicht auf sein Bier warten und fragte die Barkeeperin, die die ganze Zeit vor sich hin träumend Gläser abwusch und die Theke abwischte.

„…und so verlor mein Onkel Arthur auch sein zweites Bein…“

Er wollte doch nur zwei Bier! Was hatte er denn so schlimmes getan, um so bestraft zu werden? Die Frau vor ihm lächelte ihn an und er grinste automatisch charmant zurück. Verfluchte, warum schaltete er bei gutaussehenden Frauen nur immer in den Nett- und- unwiderstehlich- Modus?

Warum hatte sie nur angefangen ihm alle Krankheiten ihrer Familie auf zu zählen? Ach ja, er hatte sie nach einem vernünftigen Motel in der Näher gefragt, da Sam schon ziemlich müde ausgesehen hatte und Dean ihn nach der nächsten Runde Bier sich ordentlich ausschlafen lassen wollte. Sie meinte aber, dass Motels schrecklich seien und dort nur schlimme Sachen passieren. Tja, so wie es aussah hatte der Großteil ihrer Familie einige Körperteile in besagten Vorrichtungen verloren hatten.

Wollte er das hören? Nein!

Kam ihm gerade jeder Tropfen Bier, den er heute schon vernichtet hatte wieder hoch? Ja!

Genervt lehnte Dean sich gegen den Tresen und lauschte weiter ihren Worten. Er wollte hier weg! Wieder bei Sam sitzen und ihn irgendwie von der letzten Zeit ablenken. Der Größere hatte es aber auch nicht leicht gehabt.

Dean sah zu dem anderen, der ein paar Meter weiter weg an ihrem Tisch saß und immer noch mit den Bierdeckeln spielte. Ein trauriges Bild. Doch was war das? Da saß doch jemand neben ihm. Dean seufzte genervt, als sich in diesem Moment eine Gruppe Besoffener in sein Blickfeld schob und ihm die Sicht nahm. Als der Weg wieder frei war konnte er Ray neben Sam sitzen sehen. Sie redeten anscheinend miteinander.

Was machte der Kerl denn schon wieder hier? Nachdem Dean ihn in dem anderen Motel losgebunden hatte war er verschwunden und so hatten es auch Sam und Dean gemacht, in der Hoffnung, dass dieser so ihre Spur verloren hatte. Vergeblich so wie es aussah. Dean verzog wütend das Gesicht, als er sah wie Ray seine Hände auf Sams legte und Sam nichts dagegen machte, als dem anderen ins Gesicht zu sehen. Warum schlug er die Hände denn nicht weg?

Schnell wand er sich zu Cindy, ja er kannte sogar ihren Namen.

„Sorry ich muss weg!“, sagte er nur und ging.

„Was ist mit deinem Bier?“, rief sie ihm noch hinterher, doch er beachtete sie nicht weiter.

„Was machst du denn schon wieder hier? Ich dachte wir wären dich los.“, raunte Dean, als er bei den Beiden ankam.

„Tze, unterschätz mich nicht.“, murrte Ray und stand auf. Dean war schneller wieder an ihrem Platz gewesen, als ihm lieb war, aber egal. Er beugte sich zu Sam.

„Meine Worte kannst du ernst nehmen!“, sagte er und suchte kurz seinen Augenkontakt. Ray sah wieder zu Dean und nickte diesem kurz zu bevor er sich zum Gehen wand.

Dean und Sam sahen ihm verblüfft hinterher. So schnell war er noch nie gegangen.

„Was sollte das denn heißen?“, fragte Dean und setzte sich neben Sam, der nur kurz mit den Schultern zuckte, ihn aber nicht ansah.

„Du willst sagen, dass ihr über nichts Wichtiges geredet habt?“

„Ist doch jetzt egal!“, raunte Sam. Erschrocken weiteten sich Deans Augen, ob des scharfen Tons in Sams Stimme. Hatte er etwas getan, weshalb der andere anscheinend so sauer auf ihn war?
 

So Leute, das war es diese Woche mal wieder für mich. Sorry, dass ich schon wieder einen Tag Verspätung habe, aber dieses Mal wusste ich echt nicht was ich schreiben sollte. Ich werde erst wieder in zwei Wochen ein neues Kapitel hochstellen und mich erstmal wieder auf das Ziel, welches diese Geschichte hat besinnen. Ich bin irgendwie vom Weg abgekommen.

Ich hoffe ihr hattet auch diesmal Spaß beim Lesen und bis in zwei Wochen (18.08)…
 

Eure L_Angel^^

Gute Absichten oder schlechte Absichten?

Hi Leute!

Da bin ich wieder. Ich hoffe ihr habt die Zeit gut überstanden und seit neugierig auf das was ich mir wieder zusammen geschrieben habe.

Ich hoffe ihr habt Spaß beim Lesen und hinterlasst mir vielleicht sogar einen Kommi dazu...

So aber nun genug getratscht!

Viel Spaß!!
 

L_Angel°v°~
 


 


 

Sam sah Dean verwundert an.

„Wolltest du nicht Bier holen?“, fragte er. Dean sah wieder zur Theke von der ihm die nette Barkeeperin zu winkte.

„Das würde zu lange dauern.“, meinte er knapp zu Sam. Dieser war der Richtung dessen Blicks gefolgt und sah wie, für seinen Geschmack schon zu oft zur Theke und eben dieser Bedienung, die sie breit grinsend ansah.

„Sie scheint nett zu sein.“, sagte er beiläufig und sah nervös auf seine Hände hinab. Er ignorierte wie sie langsam feucht wurden und auch die Kälte, die langsam in ihm aufstieg. Dean geäugte ihn schrag von der Seite. Was war das denn jetzt? Machte Sam ihm jetzt vorwürfe? Okay, er war länger weg als er eigentlich sein wollte, aber er wurde ja aufgehalten. Dafür konnte er doch nichts.

„Was meinst du damit?“, fragte Dean vorsichtig, da er nicht wusste wie Sam gerade drauf war. Sonst war er doch auch nicht so komisch. Ob Ray ihm irgendeinen Floh ins Ohr gesetzt hatte. Wie konnte eine einzelne Person nur so nervig unerträglich sein? Deans Blick glitt wieder durch die sich langsam leerende Kneipe und blieb an der träumenden Barkeeperin hängen. Vielleicht war das aber dann doch nicht so schwer. Wieder sah er zu Sam, der wieder zu sprechen begann.

„Wie soll ich das schon meinen. Ich kenn sie ja nicht, aber sie sieht nett aus. Du kennst sie nach eurem langem Gespräch sicher schon besser!“, meinte Sam mit vorwurfsvoller Stimme als er eigentlich gewollt hatte. Was tat er hier eigentlich? Er war doch keine kreischende Freundin, die ihren Freund beim Flirten erwischt hatte. Er hatte wohl eindeutig schon genug Bier gehabt. Wütend, dass er dieses Thema überhaupt angesprochen hatte sah er wieder auf seine Hände.

„Ich war nicht so lange bei ihr, weil ich das wollte! Ich wollte wirklich nur unser Bier holen!“, rechtfertigte sich Dean, der erkannte das aus Sam die Eifersucht sprach. Vielleicht aber auch der Alkohol oder aber beides. Irgendwie ja süß, wie Sam hier neben ihm saß, den Blick auf seinen Händen und nicht wusste was machen sollte. Wo war sein Sammy, der auf alles immer die perfekte Antwort parat hatte? Böser Alkohol!

„Ja klar!“

„Sam was ist los mit dir? Was wollte Ray hier?“

„Nichts Wichtiges. Ist doch egal.“

„Das hast du eben schon gesagt. Und das soll ich dir glauben? Immer wenn der Kerl da war, bist du danach so still und nachdenklich. Er hat sicher wieder etwas von sich gegeben, um sich damit zwischen uns gestellt.“

Sam sah verwundert auf, direkt in Deans Augen, die ihm fest entgegen blickten.

„Jetzt tu nicht so, als wäre dir das nicht aufgefallen. Der lässt doch keine Chance aus mich bei dir schlecht zu machen.“

„Aber was sollte ihm das bringen?“

„Das ist es ja. Keine Ahnung was er damit bezwecken will. Vielleicht braucht er dich für irgendetwas und zwar allein. Ich scheine ihn irgendwie zu stören.“, spekulierte Dean aufgebracht. Sam schien dieser Gedanke wirklich nie gekommen zu sein, da er ihn fragend ansah. Sonst war der Größere doch auch so ein Schlauberger, nur wenn es um ihn selbst ging schien er Scheuklappen zu tragen.

Deans Worte verwirrten Sam. Warum sollte Ray sich um ihn kümmern wollen, wenn er irgendwelche schrägen Dinge mit ihm vor hatte? Es wäre doch viel leichter Dean einfach verschwinden zu lassen oder Sam selbst zu entführen. Warum machte er sich die Mühe Sams Vertrauen zu gewinnen.

„Sag bloß dir kam der Gedanke nicht, bei dem was er mit uns hier abzieht?“, fragte Dean. Es sah nicht aus als würde Sam bald antworten. Zu tief war er in seinen Gedanken gefangen. Dean seufzte. Genau das hatte er zu verhindern versucht. Sam sollte sich nicht noch mehr unnütze Gedanken machen. Er war schon fertig genug mit sich und der Welt.

„Glaubst du er hat böse Absichten?“, fragte Sam leise, wusste aber das Dean ihn gut verstanden hatte.

„Ich bin mir ziemlich sicher.“

„Warum?“

„Ich weis nicht. Er macht auf mich keinen guten Eindruck und hat immer diesen komischen Blick drauf.“, meinte Dean und sah in sein leeres Glas. Wie gern hätte er jetzt einen Schluck Bier gehabt, um den Kloss in seinem Hals runter zu spülen. Ihm gefiel das derzeitige Thema ganz und gar nicht.

„Vorhin, als du nicht dabei warst war er ganz nett zu mir…“

„Eben! Weil ich nicht dabei war. Du hast doch selbst gesehen wie schnell er wieder weg war, als ich dann wieder da war.“, meinte Dean gereizt. Hörte Sam ihm eigentlich zu oder warum musste er sich dauernd wiederholen.

„Er wollte mich nur wissen lassen, dass er immer für mich da ist, wenn ich fragen hab oder jemanden zum Reden brauche.“, erzählte Sam weiter, Deans Einwurf gänzlich ignorierend. Der gereizte Ton in Deans Stimme nahm ihm jede Lust etwas darauf zu erwidern.

„Das hab ich dir auch gesagt.“, raunte Dean traurig. Hatte Sam seine Worte etwa vergessen? Oder einfach nur hingenommen, weil Dean ja sowieso immer in seiner Nähe war und ihm auch so immer bei stand? Hatte er es ihm schon zu oft gesagt, dass er sich immer an ihn lehnen konnte, wenn es ihm mal nicht gut ging und er sich immer auf ihn verlassen konnte? Waren es für Sam nichts weiter mehr als Worte, die Dean ständig von sich gab.

Sam konnte die plötzliche Veränderung in Deans Stimme hören und sah zu dem anderen auf.

„Das weiß ich und es bedeutet mir von dir auch viel mehr, als von irgendwem sonst!“, sagte er entschlossen und mit fester, sicherer Stimme.

„Warum sagst du das von Ray dann so, als wäre es etwas Besonderes?“

„Naja, für seine Verhältnisse war es das doch auch, oder?! Und außerdem wolltest du es doch so genau wissen.“, meinte Sam genervt.

„Ja…“, erwiderte Dean leise. Da hatte Sam recht. Er hatte es doch wissen wollen, warum warf er ihm das auch noch vor? Oder sprach nur die Eifersucht aus ihm? Dean war es nicht recht, wenn Ray zu nah bei Sam war. Egal ob er selbst dabei war oder nicht. Ray sollte sie gefälligst in Ruhe lassen. Falls sie seine Hilfe bei was auch immer bräuchten würden sie schon früh genug vor seiner Tür stehen, wenn der so was überhaupt besaß. Aber ständig bei ihnen herum wuseln, das ging nicht.
 

Sie schwiegen eine Weile, während der Trubel um sie herum weiter ging. Es waren zwar schon erheblich weniger Leute da, als noch vor ein paar Stunden. Manche waren dort wo sie saßen oder gestanden haben umgefallen, so besoffen waren sie. Doch den Besitzer störte dies nicht wirklich. Solange sie ich ihm nicht überall hin kotzten oder irgendwelche Sachen kaputt machten konnten sie ihren Rausch ausschlafen, zumindest bis die Kneipe geschlossen wurde.

Sam sah ein paar Leuten beim Billiard ein paar Tische weiter weg zu, als Dean wieder zu sprechen anfing.

„Was hast du darauf geantwortet?“

„Worauf?“ Sam war völlig aus dem Thema gerissen und wusste nicht wirklich was Dean wissen wollte.

„Das er dir helfen will.“

„Ach das. Ich hab ihn gefragt warum.“, antwortete Sam wahrheitsgemäß und schwieg wieder.

„Sag mal muss ich dir eigentlich alles einzeln aus der Nase ziehen? Was hat er darauf gesagt?“, meinte Dean etwas gereizt und lehnte sich mit vor der Brust gekreuzten Armen zurück.

„Er hat gesagt, das er mein Bruder ist und das doch nur verständlich ist, dass er mir helfen will.“

Dean sah ihn mit großen Augen an. Ray wollte Sam also helfen, weil sie Brüder waren. Weil sie zur gleichen Familie gehören? Dean wollte jetzt vor Sam nicht laut loslachen, aber genau das war die einzige Reaktion auf die Worte seines Gegenübers, die ihm gerade in den Sinn kam. Ray wollte Sam helfen, weil sie Brüder waren? Das passte ja nun ganz und gar nicht zu dem Ray, denn sie erst vor kurzem kennen gelernt hatten. Nein, der wollte sich damit sicher nur bei Sam beliebt machen und sein Vertrauen gewinnen. Daran hielt Dean fest. Er vertraute dem Braten nicht. Sie mussten wohl noch vorsichtiger sein, als zuvor. Ray konnte einfach irgendwo auftauchen, als ob er irgendein Radar hätte auf dem er sie sehen könnte.

„An was denkst du?“, riss Sams leise Stimme ihn aus seinen Gedanken.

„Nichts Wichtiges!“, beruhigte er den anderen. Sam hatte schon genug im Kopf mit dem er sich herum plagte. Sollte er doch etwas auf ihn davon abwälzen. Sanft legte er eine Hand auf die Sams und drückte kurz zu. Doch als ihm klar wurde wo genau sie sich gerade befanden zog er die seine schnell wieder weg, räusperte sich kurz und sah sich um.

Irritiert sah Sam den anderen an, der etwas nervös auf seinem Stuhl hin und her rutschte. Interpretierte er dieses Verhalten falsch oder war es dem Älteren peinlich mit ihm zusammen in der Öffentlichkeit zusammen gesehen zu werden.

„Verstehe schon.“, sagte er stand auf.

„W-was?“, verwirrt wandte Dean seinen Kopf wieder zu dem anderen.

„Nichts. Ich hatte wohl einfach nur etwas zu viel von dem was sie hier Bier nennen. Ich schnappe noch schnell etwas frische Luft bevor wir fahren.“, erwiderte Sam und schon sah Dean nur noch den breiten Rücken des Braunhaarigen, der sich von ihm entfernte.
 

Die kalte Nachtluft blies Sam ins Gesicht und ließ ihn wie gegen eine unsichtbare Mauer laufen. Ihm war gar nicht aufgefallen wie schlecht die Luft drinnen gewesen war.

Sanft schloss er die Augen und atmete die frische Kälte ein, als sich plötzlich zwei Arme um seine Hüfte legten und ihn an einen warmen Körper hinter sich zogen.

„Sam. Ich bin immer für dich da, dass darfst du nie vergessen. Ich liebe dich doch!“, raunte Dean gegen die starken Schultern vor ihm. Sam hatte diese Worte gebraucht, hatte er gespürt.

Langsam drehte Sam sich in der Umarmung zu dem Älteren um und lächelte ihn an, während er seine Stirn auf die des anderen legte und ihn näher zog.

„Ich dich auch!“, flüsterte er gegen die anderen Lippen, bevor er diese mit den seinen verschloss.
 


 

„Uärgs! Jetzt fängt das schon wieder an.“, raunte Ray, der etwas weiter weg an ein Auto gelehnt stand und sich das Bild ansah, welches sich ihm bot. Er hatte eigentlich geglaubt Sam hätte genug Mumm, um den anderen zur Rede zu stellen. Immerhin hatte Dean doch fremdgeflirtet, obwohl es auch nur so ausgesehen hatte. Aber das hatte Sam doch nicht wissen können. Warum hatte er Dean nicht die Hölle heiß gemacht und nicht stattdessen, wie er leider nur allzu gut sehen konnte, da er wortwörtlich in der ersten Reihe saß Dean heiß gemacht?

Wütend schloss Ray die Augen und atmete tief ein. Okay, er musste die Sache anscheinend ganz anders anpacken.

„Was machst du?“ Erschrocken zuckte Ray leicht zusammen, als Blake ihn plötzlich von der Seite ansprach. Warum musste sein Idiot von Bruder sich auch immer so anschleichen?!

„Das geht dich nichts an! Verschwinde!“

„Und ob mich das was angeht. Waltan schickt mich, um in Erfahrung zu bringen wie weit du bist. Und außerdem bin ich dein Bruder. Und ich will wissen was mit dir ist!“, blaffte der etwas kleinere ihn an.

„Sag Waltan, dass es nicht mehr lange dauern kann, ich aber noch etwas Zeit brauche. Und du halte ihn gefälligst hin, bis ich soweit bin, verstanden? Immerhin bist du doch mein Bruder, hast du doch gesagt.“, giftete Ray zurück und sah wieder zu Sam und Dean.

„Sam scheint dir als Bruder lieber zu sein.“ Ray rollte mit den Augen entgegnete aber nichts. Auf das Spiel wollte er sich nicht wieder einlassen.

„Reiche ich dir als Bruder nicht? Liebst du mich nicht mehr?“, winselte Blake neben ihm mit gespielten Tränen in den Augen. Okay, Blake konnte das Spiel auch ganz alleine spielen.

„Halt endlich die Klappe! Ich versteh kaum etwas!“, raunte er genervt und konzentrierte sich wieder. Blake´s Blick fiel nun auch auf die beiden Personen auf dem Parkplatz. Wütend schnaubte er.

„Was willst du da verpassen? Die Küssen sich und ich bin mir sicher, dass sie dabei nicht reden können!“, sagte er und lehnte sich an den Mustang hinter ihm.

„Sams Gedanken!“, entgegnete Ray kurz und konzentrierte sich wieder.

„Was? Er ist schon so weit mit anderen gedanklich Kontakt auf zu nehmen?“

„Nein, aber er sendet sozusagen schon. Wenn man weiß wonach man sucht ist es ein leichtes seine Gedanken zu lesen. Obwohl sein Gesicht meist Bände spricht und dies nicht nötig ist.“, sagte Ray und grinste leicht.

„Dann ist er mit der Entwicklung und Ausprägung seiner Kräfte anscheinend genauso schnell wie Waltan zu seiner Zeit?“, fragte Blake mit weit aufgerissenen Augen. Ray drehte sich zu ihm um und lehnte sich nun ebenfalls gegen das Auto über das er eben noch Sam und Dean beobachtet hatte.

„Sieht so aus. Aber keine Sorge, das wird den Plan in keinster Weise beeinflussen!“

„Und dein Plan wäre?“

„Nicht jetzt!“, sagte Ray und verschwand mit einem Mal auf der Stelle. Blake sah noch einmal zu Dean und Sam und blies sich eine Haarsträhne aus der Sicht, bevor auch er sich in Luft auflöste.

Cura

Sam erwachte durch die Sonne, die ihm durch das Glas der Scheibe direkt ins Gesicht schien. Seufzend wandte er dieses ab und drückte es in das Kissen unter ihm.

„… Beim medizinischen Einsatz beobachtet man immer wieder, dass die Krankheitserreger in einigen Fällen von Antibiotikum nicht angegriffen werden, sondern resistent sind. Die Eigenschaft der Resistenz gegenüber dem Antibiotikum geben die Bakterien an ihre Nachkommen weiter. Es liegt also eine neue…“, vernahm Sam eine monotone, aber feste Männerstimme war und hob irritiert seine Augenlieder.

Da er auf dem Bauch lag musste er sich ziemlich verrenken, um zu sehen, dass im Fernsehen irgendeine Dokumentation über Gentechnik lief.

Was sollte das denn?

Fragend sah er sich um, doch Dean war nicht bei ihm. Jetzt doch etwas verwirrt raffte Sam sich hoch und sah nochmal quer durch den Raum. Dean war wirklich nicht da und dabei war es erst sechs Uhr früh, wie Sam nach einem kurzen Blick auf die Uhr auf dem Nachtschrank erkannte. Er zählte in Gedanken auf wo der andere nur sein konnte, als die Tür des Badezimmers aufging und eben der Vermisste zu ihm kam, den er schon gesucht hatte.

„Hey, hab ich dich geweckt?“, fragte Dean und kroch wieder zu dem Größeren.

„Nein.“, lächelte Sam und streckte sich leicht, um dem anderen seinen Guten-Morgen-Kuss zu geben.

Diese lächelte in den sanften Kuss und schloss die Augen. Deans Lippen schmeckten überraschend süß, süßer als Sam sie sich je vorgestellt hatte. Er hatte sich an diesen Geschmack gewöhnt und wollte ihn nie wieder in seinem Leben missen. Wie ein Süchtiger drängte er sich näher an den anderen und fuhr begierig diese verführerischen Lippen nach, die ihm ohne zu Zögern Einlass gewährten. Sehnsüchtig kam er der Zunge des anderen entgegen und begann an dieser zu saugen. Er spürte und hörte wie Dean in den Kuss stöhnte und seine Arme fester um ihn schloss, um ihm noch näher zu sein. Deans Finger, die ihm sanft fast schon hauchzart im Nacken kraulten standen im krassen Kontrast zu ihrem Kuss, der leidenschaftlich, fast schon hungrig wirkte.

Aufgrund des Luftmangels lösten die beiden sich voneinander und spürte den heißen Atem, des jeweils anderen auf ihren Wangen.

Dean, der immer noch mehr saß als lag drückte Sam gegen seine Brust und strich ihm sanft über den nackten Rücken.

„Hast du gut geschlafen?“, fragte er Sam, der es sich halb auf ihm gemütlich gemacht hatte und leise gähnte.

„Hmmh.“, brummte Sam zufrieden, als sein Blick wieder in Richtung Bildschirm ging.

„Warum guckst du dir sowas an? Ich dachte, sowas würde dich nur langweilen.“

„Um diese Uhrzeit läuft nichts Besseres und ich hatte nicht die Nerven, irgendeiner hirnlosen Person beim Rumhüpfen und Jammern, das immer noch keiner das verschwundene Wort erraten hat, zu zugucken.“, seufzte Dean und sah gelangweilt auf den Bildschirm auf dem gerade im Zeitraffer die Reaktion von irgendwelchen Bakterien gezeigt wurde. Wie konnte man sich nur sowas antun. Oder besser, warum konnten die Produzenten von solchen Dokumentationen diese nicht etwas weniger einschläfernd machen. Wenn Dean wenigstens dabei hätte einschlafen können, dann wäre er ja schon zufrieden, aber er saß hier schon fast drei Stunden und sah sich einen alten Mann mit Steppjacke an, der ihm mit der höchst möglichen Anzahl von Fremdwörtern in einem Satz irgendetwas zu erklären versuchte. Dean musste zugeben, dass er bereits nach der ersten Stunde das Thema vergessen hatte und, wenn es nicht in der rechten oberen Seite des Bildschirmes gestanden hätte sogar den Bereich. Nur eins konnte er sich zusammen reimen. Es musste hier irgendwie um Biologie gehen.

„Es ist noch früh. Warum schläfst du nicht? Du bist doch sonst so ein Langschläfer!“, meinte Sam und strich sanft über dessen Wange, die leicht rau war. Dean sollte sich mal wieder rasieren! Er sah beim näheren Begutachten ziemlich fertig aus. Müde und kaputt. Dean hatte dicke Augenringe unter den Augen. Sam konnte sich nicht erinnern, den anderen in letzter Zeit schlafen gesehen zu haben. Er selbst schlief immer zuerst ein und wenn er wieder aufwachte war der andere immer schon auf.

„Bin nicht mehr müde.“, erwiderte Dean schlicht, nahm seinen Blick jedoch nicht vom Fernseher, der parallel zu ihrem Bett stand.

„Lüg nicht. Dein Körper verrät dich. Du siehst richtig fertig aus, du trinkst seit einiger Zeit Unmengen an Kaffee und bist oft irgendwie abwesend.“

Dean wich Sams Blick weiter aus. Er konnte nicht leugnen, dass er ein ungehöriges Schlafdefizit besaß. Er füllte sich schlapp und ausgelaugt. Am liebsten würde er den heutigen Tag keinen Fuß mehr vor die Tür setzten und den Tag genau so enden lassen wie er begonnen hatte, mit seinem Sammy im Arm. Okay, vielleicht doch nicht genau so, das Fernsehprogramm musste sich erheblich bessern.

„Dean?“, fragte Sam den Älteren, der auf seine Worte nur geschwiegen hatte. Vorsichtig wand er sich aus dessen Umarmung und setzte sich auf, um ihm in die Augen zu sehen.

„Es ist nichts.“, erwiderte Dean. Doch Sams Blick blieb standhaft. Seufzend richtete nun auch Dean sich etwas auf.

„Ich mache mir etwas Sorgen.“

„Weshalb? Ist etwas passiert?“, fragte Sam alarmiert, doch Dean griff beruhigend nach dessen Arm und strich besänftigend darüber. Sam entspannte etwas, ob der sanften Berührung sah ihn aber weiter auf eine Antwort wartend an. Dean seufzte.

„Es ist jetzt fast schon eine ganze Woche her…“, entgegnete er und Sam hob eine Augenbraue. Auf was der andere wohl hinaus wollte.

„…das wir Ray das letzte Mal gesehen haben.“, schloss Dean seine Erklärung und sah zu Sam auf, der ihn mit überrascht weit aufgerissenen Augen ansah. Er konnte sich nicht wirklich zusammen reimen, was das mit Deans derzeitigem Zustand zu tun hatte. Ray hatte Sam in den letzten Tagen völlig vergessen, wahrscheinlich auch weil er sich schon lange nicht mehr blicken ließ, nicht mehr plötzlich irgendwo erschien.

„Es macht mich etwas nervös, nicht zu wissen was er schon wieder plant. Ich weiß, dass hört sich für dich wahrscheinlich dumm an. Wenn er da ist beschwere ich mich die ganze Zeit, dass er da ist. Und wenn er uns endlich mal in Ruhe lässt meckere ich, dass er nicht da ist, aber ich hab das ungute Gefühl, dass er sich wieder irgendetwas ausdenkt.“, meinte Dean.

„Das ist doch kein dummer Gedanke. Vermutlich hast du recht und er könnte uns jederzeit mit irgendetwas Neuem überraschen.“, Sam sah finster auf die Bettdecke.

„Genau das wollte ich verhindern.“ Fragend sah Sam auf, als er eine Hand durch das Haar hinter seinem rechten Ohr streichen spürte.

„Du machst dir schon genug Sorgen über irgendwelche Dinge. Zu viele für einen allein. Gib mir ein paar von deinen Sorgen auf und trag nicht alles allein.“, sagte Dean verständnisvoll und lehnte seine Stirn langsam an die des Jüngeren, der wieder etwas lächelte.

„Dean du hast recht.“

„Natürlich!“

„Nein, ich meine, dass Ray bestimmt nicht aufgegeben hat und sicher bald wieder auftaucht und sonst was macht.“ Dean löste sich von ihm und sah ihn fragend an.

„Aber das ist kein Grund länger auf zu bleiben und wache zu schieben. Das macht dich nur schwächer. Was bringt es, wenn du die ganze Zeit wache hältst und dann beim Angriff wegpennst?!“, meinte Sam und knuffte Dean liebevoll in die Seite und drückte ihn behutsam zurück in die Kissen. Einen kurzen Kuss auf den geliebten Lippen zurück lassend legte Sam sich neben den anderen und schloss ihn in eine feste Umarmung.

„Schlaf ruhig. Wir können eh nichts machen, als darauf zu warten, was als nächstes passiert.“, flüsterte Sam und sah auf den anderen hinab, dessen Brust sich schon langsam hob und senkte und Sam verriet, dass Dean schon längst im Reich der Träume war. Lächelnd spürte er wie der andere näher an ihn heran drückte.

Ray war irgendwo da draußen und dachte sich wahrscheinlich schon das Nächste aus, was er mit ihnen anstellen konnte, doch dadurch wollte Sam sich nicht beunruhigen lassen. Das lag für ihn in weiter Ferne. Wie zu seinem Bedauern leider auch die Fernbedienung die er mit aller Müh und Not nicht zu erreichen schien. Dean klammerte sich so fest an ihn, dass er keinen seiner Arme weit genug nach eben dieser ausstrecken konnte. Musste er sich jetzt tatsächlich diese verdammte Dokumentation antun?
 


 

Ruhig sah er den langen weißen Vorhängen an seinem Fenstern zu, wie sie sich gefüllt mit Wind aufblähten und schlaff wieder zurück fielen.

Es hatte etwas Beruhigendes an sich diesem Spiel zu folgen. Tief ein und ausatmend streckte Ray sich auf seinem Bett aus und genoss die Still um sich herum. Er dachte schon eine Weile lang über das nach was geschehen war. Er hatte es bis jetzt nicht geschafft zwischen Sam und Dean eine Kluft zu reißen. Sie irgendwie aus einander zu bringen. Wie konnten sie sich seinen Manipulationen entziehen. Es nagte schon gewaltig an seinem Stolz, dass er es bisher nicht geschafft hatte auch nur den kleinsten Zweifel bei einem der Beiden zu sähen, der von längerer Dauer, als ein paar Minuten war.

Etwas verzweifelt legte er sich auf die Seite, fuhr sich kurz durch sein langes, schwarzes Haar, das ihm durch die Drehung ins Gesicht gefallen war und legte sie an schließlich auf seine Seite.

„Du liegst hier faul rum, obwohl Waltans Befehle eindeutig sind?“, konnte er plötzlich eine weibliche, kalte Stimme hinter sich vernehmen.

„Verschwinde aus meinem Zimmer, Kora!“, zischte er ohne sich zu bewegen.

„Mach dich lieber an die Arbeit. Waltan wird schon ungeduldig. Wenn du es nicht bald schaffst muss ich mich wohl einmischen. Und du weißt, dass ich nicht so nett sein werde. Du kennst meine Methoden. Nicht nett, aber effektiv!“, drohte Kora und beugte sich leicht zu dem Mann vor ihr runter. Ray drehte sich blitzschnell um und hielt ihren kleinen, dünnen Hals in einer Hand.

„Ich sagte du sollst verschwinden! Überlass meine Aufgaben mir und kümmer dich um deinen Kram!“, knurrte er und gab ihr einen kleinen Stoß, der sie kurz ins Straucheln geraten ließ. Doch sie fing sich schnell wieder, warf einen letzten finsteren Blick auf ihn und verließ sein Zimmer.

„Das schaff ich allein!“
 


 

Sooo,

das wars für diesmal auch schon wieder.

Danke fürs Lesen und fleißig Kommi schreiben. Das freut mich jedes Mal wirklich sehr!!! *nicht- genug- krieg- und- süchtig- danach- wird*

Als Kommi auf den Satz, dass Sam sich nicht erinnerte wann Dean mal zu ihm DIE drei Worte gesagt hatte, meintet ihr verteidigend, dass Sam sie ja auch noch nie gesagt hatte, aber das stimmt so nicht. Da war ich mir zwar sicher, aber ich muss gestehen ich wusste auch nicht genau wann und wo…also hab ich nochmal gelesen und im 22. Kapitel: Nähe dann gefunden was ich gesucht hatte. Sam hatte sie zwar geflüstert, aber Dean hatte sie hundert prozentig mitbekommen.

So, dass wollt ich nur geklärt haben! *grins*

Dann möchte ich alle meine lieben und treuen Kommischreiber ganz Doll durch knuddeln und mit Keksen mästen!!! *gfg*

Auch ein großes Danke an alle die mich in ihre Favoritenlisten aufgenommen haben und an die Schattenleser!!! XD
 

Bis nächste Woche dann!!! *wink*

L_Angel^^

Zwischen Kuchen und Äpfeln

Die kricklige Schrift auf dem zerknitterten Stück Papier in seinen Händen war kaum noch zu entziffern.

Seit drei Tagen regnete es schon am Stück und ein Ende war nicht in Sicht. Dean hatte nicht daran gedacht und ihren Einkaufszettel einfach in seine rechte Gesäßtasche gestopft. Wer konnte schließlich ahnen, dass die hundert Meter vom Wagen bis zum Supermarkt ihn derart durchnässen würden?

Klamm hingen seine Jacke, das Shirt und die Jeans an seinem Körper und ließen ihn frieren. Zitternd versuchte er Sams Schrift auf dem Zettel zu entziffern, die durch die Nässe leicht verschwommen war. Entweder Sam wollte tatsächlich, dass Dean ihm Brokkoli mit brachte oder das unleserliche Wort, das als Erstes auf der Liste stand bedeutete Brötchen. Dean runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. Warum sollte er denn Brokkoli mitbringen und wie sollten sie den essen? Naja, Sam würde sicherlich einen Weg finden, aber er wollte das Risiko so was zu essen lieber nicht eingehen und die perfekte Ausrede hatte er auch schon. Die Liste war nicht mehr lesbar.

Leicht mit den Zähnen klappernd schob Dean das Papier zurück in seine Hosentasche und schob den Einkaufswagen weiter durch die Gänge. Wofür brauchte er schon irgendeine Liste? Er würde schon sehen was sie brauchen würden und was nicht.

Seine Gedanken schweiften zum Morgen, der nur wenige Stunden zurück lag. Als Sam durchs Zimmer gerannt war, um noch fehlende Dinge der Liste zu zufügen. Dean versuchte sich zu erinnern, was Sam dabei gesagt hatte, musste sich aber eingestehen, dass er dabei mehr auf den Körper des anderen, als auf dessen Stimme geachtet hatte. Was man ihm aber nicht vor halten konnte. Er war auch nur ein Mann!

Langsam ging er den Gang entlang und sah sich die Artikel in den Regalen an und überlegte was davon sie gebrauchen konnten. Dosenfutter? Vielleicht ein paar, die sie im Kofferraum lagern konnten. Dean nickte zu diesem Gedanken und lud ein paar Dosen in den Wagen. Okay, was kam als Nächstes, dachte er und ging den Nachbargang entlang. Hier gab es Brot in allen Formen und Farben und Aufbackbrötchen. Nein, Brötchen würde er später beim Bäcker besorgen, aber wenn er hier schon beim Brot war konnte der Kuchen nicht weit sein. Genau nur ein paar Meter weiter war das Backwarenparadies. Etwas erschlagen von der reichen Auswahl stand Dean vor dem Regal und konnte sich nicht entscheiden was er mitnehmen sollte. Leider konnte er nicht so viel kaufen, da Sam ihm dann sicher aufs Dach stieg, aber eine kleine Auswahl konnte er sich doch mal leisten. Er nahm sich vor nur drei Sorten Kuchen zu kaufen. Aber welchen?

Nach einer halben Ewigkeit platzierte sich zu dem Käsekuchen im Einkaufswagen noch ein Schokokuchen und Apfelkuchen. Dean nickte. Das war eine gute Mischung. Er wollte schon weiter gehen, als ihm die Verpackung seiner Lieblingsbrownies ins Auge stach. Dean schwankte von einem Bein aufs andere und sah abwechselnd von dem Kuchen im Wagen zu den Brownies, als ihm plötzlich ein Gedanke kam. Brownies zählten gar nicht als Kuchen sondern eher als Kekse. So verletzte er nicht das was er sich vorgenommen hatte und konnte auch diese im Wagen verschwinden lassen.

Breit grinsend schob Dean den Wagen weiter und sah vor sich auf die Brownieverpackung. Diese erinnerte ihn an den kleinen Brownie. Er war seid dem Zusammentreffen mit Ray nicht wieder bei ihnen aufgetaucht. Sam hatte sich nicht beschwert, wie er auch nicht anders erwartet hatte. Auch ihm war e nicht so wichtig, aber komisch war es schon. Sam hatte ihm doch gemeint, dass der Kleine nur bei ihnen blieb, weil Dean ihm das Leben gerettet hatte und sich revangieren wollte. Sam hatte ihm vorgelesen, dass sie als Dank für ihre Arbeit oder Hilfe nur eine kleine Schüssel Milch annahmen und jede andere Belohnung als Beleidigung ansahen und für immer verschwinden würden. Aber Dean konnte sich nicht erinnern wie er sich falsch bei dem Kleinen bedankt hätte und Ray als Belohnung anzusehen strich er einfach mal. Am wahrscheinlichsten war, das der Brownie so viel Angst vor Ray hatte, dass er die Flucht ergriff und sich jetzt von ihnen fern hielt. Kein beruhigender Gedanke, aber was anderes konnte fiel ihm nicht ein.

Völlig in seine Gedanken versunken, achtete Dean nicht wohin er den Wagen lenkte und bemerkte den Wagen, der ihm gerade in den Weg geschoben wurde viel zu spät. Erschrocken zuckte er zusammen, als ein plötzlicher Knall ihn wieder in die Realität beförderte und er gerade noch den anderen Wagen am Gitter erwischte, bevor dieser zu Boden segelte und seinen Inhalt dort verbreitete. Der jungen Frau, die diesen ebenfalls etwas entfernt mit ihren Gedanken geschoben hatte, hatte nicht so viel Glück und ging zu Boden. Ächzend setzte sie sich auf und rieb sich den Ellenbogen, den sie sich bei dem Zusammenstoß angeschlagen hatte.

„Oh, sorry. Ich hab nicht auf den Weg geachtet.“, sagte Dean und sprang sofort an ihre Seit um ihr auf zu helfen. Die junge Frau war fast einen ganzen Kopf kleiner als er selbst und sehr zierlich, wie er bemerkte, als er sie leicht am Arm stützte, als sie wieder auf die Beine kommen wollte. Ihr langes, gelocktes, rotes Haar hing ihr ins Gesicht.

„Schon gut. Wir haben wohl beide etwas geträumt.“, lachte sie und strich sich das Haar hinter die Ohren. Dean wäre wahrscheinlich zu einer Pfütze zu ihren Füßen geschmolzen, wäre das anatomisch machbar. Die junge Frau war wahrscheinlich zwanzig, höchstens dreiundzwanzig und strahlte ihn mit einem Lächeln entgegen, das sein Herz kurz aussetzten ließ.

„Alles in Ordnung?“, fragte er, als sie wieder fest auf beiden Beinen stand und erstmal ihr leicht durcheinander geratenes haar sortierte.

Sie war eine Schönheit. Kindlich und doch sehr weiblich stand sie vor ihm , nickte und lächelte ihn wieder so überirdisch an. Dean schluckte kurz trocken, sah etwas weiter rechts über ihrem Kopf einen fiktiven Punkt an und sammelte sich. Das war doch wirklich lächerlich, wie schaffte sie es nur mit einem Lächeln ihn so zu überrumpeln?

Lächelnd wandte er sich wieder ihr zu und nickte kurz.

„Okay, wenn dir nichts weiter ist, dann kann ich ja weiter. Wir sollten jetzt besser aufpassen.“, meinte er und ging eilig weiter. Dean floh fast schon ein paar Gange weiter und hielt schließlich bei den Regalen mit Kornflakes an. Was war das denn? Sonst spielte er doch auch nicht so verrückt nur wegen einer schönen Frau. Okay, sie war wirklich wunderschön, aber das war kein Grund für seinen Zustand. Sein Herz klopfte immer noch wie verrückt. Dabei wollte er doch nur noch Sam. Sam. Ein Glück war der andere nicht dabei gewesen. Dean konnte sich noch viel zu gut erinnern, wie der Größere in der Bar vor Kurzem war, als er etwas zu lange den Anschein erweckt hatte mit der Barkeeperin geflirtet zu haben. Sam wäre ihm, oder gar ihr an den Kragen gesprungen. Sam schien wirklich leicht eifersüchtig zu werden, was Dean sogar ein bisschen schmeichelte, aber auch vorsichtig sein ließ. Ein wütender Sammy war auf keinen Fall gesund und Dean wollte sich jegliche Streitereien, die eh keinen Sinn hatten, weil er eh nichts mit anderen anfangen wollte, vom Hals halten.

Etwas zur Ruhe gekommen sah er sich um. Nein, hier würde er nichts Wichtiges finden, was sie benötigten. Im nächsten Gang war es da schon besser. Hier fand er Verbandszeug. Schnell stellte er alles zusammen, was für eine ordentliche Versorgung von Wunden, die auch schon mal etwas größer und tiefer ausfallen konnten, besonders in ihrem Fall zusammen. Es sah ein bisschen komisch aus, was er bis jetzt in den Wagen getürmt hatte, aber was interessierten ihn schon die Gedanken anderer.

Nachdenklich schob er den Wagen weiter und überlegte was sie noch brauchten. Vielleicht noch etwas mehr Spiritus, davon hatten sie nur noch einen halben Liter. Am besten brachte er Sam noch etwas von seinem geliebten Obst mit, das er so gerne aß. Dean konnte das zwar nicht so recht nachvollziehen, aber so lange der andere zufrieden damit war.

Als er in der Obst und Gemüseabteilung ankam sah er sich etwas hilflos um. Was sollte er nur nehmen? Etwas unentschlossen lief er ohne den Wagen an den Körben mit den Waren vorbei und betrachtete die verschiedenen Farben und Formen der was weiß er schon, was das alles war. Etwas weiter entfernt erkannte er endlich Äpfel und andere Sachen, die ihm ein Begriff waren oder die er zumindest schon mal gesehen hatte oder mal essen musste, weil Sam darauf bestand. Dean packte ein paar Äpfel in eine Tüte. Dann nahm er noch eine kleine Schale mit lilanen Früchten und kehrte zum Wagen zurück. Zufrieden mit sich schob er diesen weiter und kramte nochmal den Zettel aus seiner Hosentasche in der Hoffnung vielleicht doch noch etwas zu entziffern. Ein leises Kichern zu seiner Linken, ließ ihn aufhorchen und hoch schauen. Die Rothaarige stand wieder vor ihm. Anscheinend versperrte er ihr mit seinem Wagen den Weg.

„Verfolgen Sie mich?“, lächelte sie charmant und zwiebelte eine Strähne mit der Hand zu einer kleinen Kordel.

„Da muss ich Sie leider enttäuschen. Ich bin unschuldig.“, grinste er und hob lächeln beide Hände etwas hoch.

„Ich bin Kirstin.“, sagte sie und reichte ihm eine ihrer kleinen Hände. Er ergriff und umfasste sie vorsichtig. In seinen großen, rauen Pranken schienen sie fast zu verschwinden, so klein und zerbrechlich wirkten sie.

„Dean.“, sagte er und ließ ihre Hand schnell wieder los. Ihre Haut war eiskalt, wahrscheinlich fror sie, was bei dem kalten Wetter vor der Tür auch kein Wunder war.

Ein Niesen löste die Stille, die zwischen ihnen herrschte. In der kurzen Zeit hatten sie einfach wortlos vor sich her gesehen oder wie in ihrem Fall Dean angestarrt.

Dean bemerkte erst jetzt wieder, dass er immer noch von unten bis oben vor Nässe nur so triefte. Fürsorglich hielt ihm Kirsten ein Taschentuch entgegen, welches er dankend annahm.

„Ich sollte schnell nach Hause und aus den nassen Klamotten raus, sonst lieg ich die nächste Woche flach. Nett dich kennen zu lernen.“, meinte Dean und wollte schon wieder gehen, eine verlockende, heiße Dusche und mit Sam eingekuschelt einschlafen vor den Augen freute er sich schon, doch sie hielt ihn zurück.

„Wie wäre es, wenn du heute Abend bei mir vorbei kommst und ich uns eine leckere Suppe mache? Das ist gut gegen Krankheiten jeder Art.“, fragte sie vorsichtig und sah ihn, mit den langen Wimpern klimpernd an. Fast wie Sam, dachte er und schloss kurz die Augen.

„Tut mir Leid, das geht nicht…“

„Es macht ganz sicher keine Umstände!“, versicherte sie.

„Es geht trotzdem nicht.“ Traurig sah sie zu ihm hoch.

„Du hast schon eine Freundin?“

„J…Ja, hab ich.“, gab Dean etwas zögernd zu und musste sich ein Grinsen verkneifen. Sam hasste es, wenn er ihm Mädchennamen gab oder sein Benehmen als weibisch titulierte.

„Das würde mich nicht stören!“, sagte sie ohne zu zögern, gerade heraus. Dean holte überrascht Luft. War das hier ein Angebot für eine Affäre? Verwirrt drehte er sich wieder zu Kirstin um, die jetzt wieder lächelte, da sie dachte er würde auf ihr Angebot eingehen.

„Nein.“, sagte er freundlich, allerdings mit fester Stimme, die ihr deutlich machte, dass er es ernst meinte.

„Verstehe.“, sagte sie traurig, lächelte ihm nochmal kurz zu und ging weg.

Er sah ihr noch eine Weile hinterher und schüttelte den Kopf. Wenn er sie nur so ansah, hätte er nie gedacht, dass sie ihm ein solches Angebot machen würde. Vor einigen Wochen wäre er noch ohne zu Zögern mit ihr gegangen. Wie sich doch alles veränderte.

Dean ließ nochmal einen Blick über die Sachen in seinem Wagen schweifen, holte noch ein paar Kleinigkeiten und machte sich auf den Weg zur Kasse.
 

Eine erneute eiskalte Regendusche später trat Dean die Tür zu ihrem Motelzimmer ein, als das er sie öffnete. Er war nun erneut bis auf die Haut durchnässt und fror wieder.

Sein Niesen ließ Sam aufsehen, der bis eben noch hinter seinem Computer saß und arbeitete. Jetzt kam dieser auf ihn zu und nahm ihm die total durchweichten Tüten ab.

„Du bist ja ganz nass.“

„Ach!“, entgegnete Dean, ging zur linken Seite des Bettes zu seiner Tasche und suchte sich trockene Sachen heraus, als Sam wieder hinter ihm stand und ihm die Jacke auszog.

„Spring schnell unter die Dusche, sonst erkältest du dich noch. Ich mach das schon.“, sagte Sam, der bereits Jacke und Shirt erbeutet hatte. Dean lehnte sich kurz zurück an den warmen Körper in seinem Rücken. Er spürte wie sich Sams Kopf auf seine Schulter legte und sein warmer Atem über seine kalte Haut strich. Lächelnd bemerkte Sam wie sich eine Gänsehaut auf dieser breit machte.

„Geh lieber schnell duschen.“, raunte er und ließ Dean wieder los.

„Kommst du nach?“, fragte Dean leise, was Sam schmunzeln ließ.

„Vielleicht…“
 

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Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen, zumindest besser als das Letzte, das schien nicht gut angekommen zu sein.

Danke für den lieben Kommi, RyouAngel!! *durchknuddel*
 

L_Angel^^

Dusche

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Scape Ore

Er konnte sich nicht endscheiden welche Position bequemer war, vielleicht lag es aber auch daran, dass keine der beiden besonders bequem war. Der Schmerz, der ihn schon seit dem Aufstehen begleitete schien nicht verschwinden zu wollen. Er hatte versucht ihn zu ignorieren und spielte, dass alles in Ordnung war, wenn Dean ihn komisch von der Seite ansah, was ihn aber auch nicht weniger machte.

Genervt rutschte Sam schon seit beginn der Fahrt auf seinem Platz hin und her, was Dean nach und nach nervöser werden ließ. Er linst6e aus den Augenwinkeln zu dem größeren Wuschelkopf, der sich auf dem Beifahrersitz schon wieder anders hinsetzte.

Was zum Teufel ging nur in dessen Kopf vor sich, fragte Dean sich und sah wieder auf die Straße. Irgendetwas stimmte hier nicht und es sah nicht so aus, als würde Sam es ihm freiwillig erzählen. Seit heute morgen benahm er sich schon so merkwürdig. Er lächelte wie immer und redete wie immer, aber es war nicht wie immer. Er sah wieder zur Seite, wo Sam wieder etwas weg rückte. Okay, dass reichte jetzt. Mit zusammen gepressten Zähnen lenkte er den Wagen an den Straßenrand, der leeren Landstraße, der sie schon seit fast zwei Stunden folgten. Schnell stellte er den Motor aus, drehte die Musik so leise, dass man sich anstrengen musste, um es zu hören und drehte sich zu dem Größeren um, der etwas verwirrt schon wieder auf dem Sitz hin und her rutschte.

Dean legte seinen rechten Arm auf die Sitzlehne und sah Sam erwartungsvoll an. Dieser erwiderte den Blick. Dean konnte das große Fragezeichen in den Augen des anderen deutlich sehen und seufzte.

„Was ist los?“, fragte er ganz ruhig, wendete diesmal aber den Blick über den Reif des Lenkrads.

„Nichts, was soll los sein?“ Dean konnte das aufgesetzte Lächeln fast schon spüren. Er drehte sich wieder zu dem anderen.

„Denkst du ich merke es nicht? Du benimmst dich merkwürdig. Schon den ganzen tag lang. Wenn ich irgendwas gesagt oder getan hab...“, sagte Dean und spürte wie sich ein kleiner Kloß in seinem Hals breit machte und ihn beengte, als Sam ihn mitten im Satz unterbrach, indem er ihm einfach seine Finger auf den Mund legte. Dean verstummte und sah zu Sam auf, der ihn aus warmen, sanften Augen anblickte und leicht lächelte. Wenigstens war dieses Lächeln echt.

„Denk diesen Satz nicht mal zu ende!“, sagte Sam und nahm seine Finger von dessen Mund. Vorsichtig ließ er sie auf die Wange seines Gegenübers gleiten und streichelte diesen dort langsam. Dean lächelte ob der Antwort und lehnte sich gegen die sanften Berührungen.

„Du hast nichts gemacht.“

„Was ist es dann? Und rede dich nicht mit Nichts raus. Ich weis dass etwas nicht stimmt, da kannst dich nicht raus reden.“, sagte Dean und hielt Sams Hand fest, als dieser sich wieder zurück ziehen wollte.

„Sam?“, fragte Dean noch einmal und zog diesen, indem er ihm die andere Hand an die Hüfte legte an sich. Sam zuckte leicht unter seiner Berührung zusammen und Dean ließ ihn wieder los.

Sam setzte sich gerade hin und sah nach vorn. Er lächelte verlegen und wurde sogar leicht rot. Moment er wurde rot? Dean blickte verwirrt auf das Profil des anderen.

Warum wurde er so rot? Und warum sah er dabei nur so unwiderstehlich aus?

Grinsend lehnte er sich an die starke Schulter des Größeren.

„Warum wirst du rot und lächelst so süß?“, fragte Dean etwas präziser, obwohl er langsam erahnen konnte was seinen Sammy so hibbelig machte.

„Ach man, dass weißt du doch ganz genau.“ Sam wurde noch roter, wenn das überhaupt möglich war.

„Sag es trotzdem!“ Dean wusste dass er fies war und Sam sich irgendwann dafür rächen würde, aber diesen Moment wollte er genießen.

Diesen Ton in Deans Stimme, den kannte er. Und zwar ganz genau. Dean wollte also seinen Spaß haben? Er auch.

Langsam lehnte er sich zur Seite zu Deans Ohr und hauchte in dieses.

„Mir tut der Arsch weh!“, hauchte er dem anderen entgegen, der sich gegen die plötzliche Gänsehaut, die sich auf seiner Haut ausbreitete, nicht erwehren konnte.

„Warum hast du mir nichts gesagt?“

„Was meinst du?“

„Warum hast du nicht gesagt, dass es danach so weh tut?“, fragte Sam und grinste gegen Deans Hals. Er spürte wie er atmete und seinen Puls, der regelmäßig gegen seine Haut pumpte und lächelte.

„Das hab ich doch!“

„Wirklich?“

„Ja, aber du hast es einfach nicht mehr ausgehalten.“, grinste er und hauchte einen leichten Kuss auf Sams Haar. Er strich mit der Hand über Sams Arm.

„Hältst du dir Fahrt durch oder soll ich dir so einen Sitzring besorgen, wie ihn Schwangere brauchen?“, fragte Dean, was sofort mit einem Rippenstoß belohnt wurde.

„Ich bin nicht schwanger. Und woher weißt du eigentlich, das Schwangere so was benutzen?“

„Ich hatte tagsüber mal nicht zu tun und du weißt ja, zu der Zeit läuft nur Schwachsinn...“, murmelte Dean vor sich hin.

„Man kann sich auch anders beschäftigen.“

„Ja, dass weiß ich jetzt auch!“, raunte er leise gegen Sams Stirn.

„Wir sollten weiter fahren. Pastor Jim erwartet, das wir bald da sind.“, murmelte er.

„Ja das sollten wir!“, flüsterte Sam gegen seinen Hals, bewegte sich aber kein Stück von dem anderen weg.

„Nein, ich meine wir sollten wirklich weiter!“, murmelte Dean, machte aber auch keine Anstalten sich von dem anderen weg zu bewegen.

„Pastor Jim wird uns sicher keine Predigt halten, wenn wir uns ein bisschen verspäten. Lass uns noch eine Weile so bleiben.“, meinte Sam und kuschelte sich noch etwas näher an seine Wärmequelle.

Dean legte beide Arme um die breiten Schultern und zog ihn näher an sich heran. Sam zuckte kurz vor Schmerz zusammen, fand dann aber doch eine angenehme Position.
 


 


 

Vor einer Stunde waren sie endlich in Bishopville in South Carolina angekommen. Es hatte etwas gedauert, bis sie das einzige Motel im Umkreis von dreißig Meilen endlich gefunden hatten. Es lag ziemlich weit außerhalb der Stadt etwas versteckt.

Das Bella Grande ähnelte nicht im Geringsten den anderen Motels in denen sie sich sonst immer einquartierten.

Es war ein riesiges viktorianisches Haus, das für sein Alter in einem auffällig gutem Zustand war. An beiden Seiten der großen Eingangstür wuchsen Rosen, die aber schon alle verblüht waren. Innen war das Haus nicht weniger beeindruckend, als von außen. Die Wände waren mit dunklem Holz getäfelt und ein langer alter Teppich führte direkt von der Tür an die Treppe, die mindestens doppelt so breit war wie eine Normale und nach oben zu den Zimmern führte.
 

Sam konnte es nicht fassen, dass das hier Motel genannt wurde. Es glich eher einem Hotel.

Dean, der neben Sam stand besah sich die Eingangshalle auch mit geweiteten Augen. Das hier lag über dem was sie sonst gewohnt waren. Sein Blick fiel auf die Rezeption, die zu seiner Linken war. Eine ältere Frau um die Dreißig stand an dieser und beobachtete sie dabei, wie sie eingetreten waren und sich umsahen. Ein nettes Lächeln zierte ihr Gesicht, auf dem sich eine Menge Sommersprossen bemerkbar machten. Ihr langes braunes Haar, das an manchen Stellen schon etwas heller wirkte, hatte sie zu einem geflochtenen Zopf zusammen gebunden, der ihr über die Schulter nach vorn fiel.

Sie lehnte sich locker an die Theke und sah zu ihnen herüber.
 

Dean hatte sich als erster von dem Anblick wieder lösen können und ging mit festen Schritten zu der frau hinüber.
 

„Hallo. Wir hätten gern…“, begann Dean, doch die Frau hörte ihm nicht zu und reichte ihm einen Schlüssel an dem ein kleiner Anhänger mit einer Eidechse drauf. Verwundert sah Dean zu der Frau und nahm den Schlüssel an.

„W-was?“

„Dean und Sam Winchester? Das seid ihr doch, oder?“, fragte sie und sah von einem zum Anderen. Sam war inzwischen zu ihnen gekommen und sah Dean verwundert an, doch dieser zuckte nur mit den Schultern.

„Jim hat mich vorgewarnt, dass ihr beide hier bald ankommen würdet. Ihr habt euch ja ganz schön Zeit gelassen. Eigentlich hab ich euch schon vor ein paar Stunden erwartet.“, lächelte sie und stützte ihren Kopf mit dem Arm unterm Kinn ab.

„Der Verkehr…sind nicht rechtzeitig losgefahren…“, versuchte Dean sich raus zu reden.

„Und sie kennen Pastor Jim?“, fragte Sam neugierig. Die Frau nickte.

„Meine Mutter war seine kleine Schwester. Sie standen sich sehr nahe. Mein Name ist Emilia Davis.“

„Ihre Mutter war seine kleine Schwester?“

„Ja, sie ist vor zehn Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen.“

„Das tut mir Leid!“, meinte Sam anteilnehmend.

„Ist schon in Ordnung. Es ist lange her.“, sagte sie ohne ihr strahlendes Lächeln zu verlieren. Sie stieß sich vom Tresen ab und kam um diesen herum.

„Ich zeig euch das Haus und euer Zimmer. Ich hoffe es gefällt euch.“, sagte sie und ging voraus. Dean warf sich seine Tasche über sie Schulter und folgte ihr mit Sam.

„Wenn es nur halb so eindrucksvoll wie die Eingangshalle ist, ist das schon mehr als wir gewohnt sind.“, entgegnete Dean und besah sich die Bilder, die an den Seiten des Ganges hingen, den sie gerade entlang gingen, nachdem sie die Treppe hinter sich gelassen hatten. Teilweise zeigten sie Landschaften oder irgendwelche alten Menschen, die grimmig drein schauten.

„So, dies ist euer Zimmer.“, sagte Emilia, als sie vor der letzten Tür vor dem abknickenden Ganges stehen blieb.

„Wenn ihr dem Gang weiter folgt und an dessen Ende die Treppe runter geht, kommt ihr direkt ins Esszimmer. Frühstück gibt es um acht genauso wie Abendessen. Sagt aber bitte Bescheid, wenn ihr nicht hier, sondern außerhalb essen wollt. Dann planen wir um.“

„Wie viele Gäste habt ihr denn hier im Moment?“, fragte Dean, während er etwas umständlich die Tür aufschloss. Er hätte vorher besser die beiden Taschen abstellen sollen.

„Ich glaube mit euch sind es jetzt zwanzig. Aber die meisten werdet ihr kaum bemerken. Die sehen sich die Landschaft an, gehen Wandern oder machen sonst was. Die essen dann außerhalb.“, sagte sie und trat mit den beiden ins Zimmer, als Dean es endlich auf bekommen hatte.

Es war ein großes helles Zimmer. An den Wänden reichte dunkles Holz, das auch den Boden bedeckte, bis zur Hälfte und ging dann in eine weiße Tapete über. Die Einrichtung war hauptsächlich in weiß und königsblau gehalten und verlieh allem einen sehr teuren Eindruck.

„Emilia, warum wird dieses Haus als Motel bezeichnet? Das hier passt alles nicht zu einem Motel.“, meinte Sam und sah sich um.

„Das hier ist kein Motel! Ach, ihr habt es sicher im Internet unter dieser Reiseführerseite gefunden, oder?“ Sam nickte verwirrt.

„Das hat einer der verrückten Freunde meines Vaters gemacht. Er fand das wohl lustig. Wir wollten das schon immer mal ändern.“, grinste sie.

Sam nickte verstehend und setzte seine Tasche auf einem der Stühle in der Nähe des Fensters ab. Das Fenster zeigte Richtung Parkplatz. Dean wird das sicher gefallen, so hat er immer den Wagen im Auge.
 

„Pastor Jim hat dir erzählt, dass wir hier her kommen würden, aber hat er auch gesagt warum?“, fragte Dean.

„Ja. Es gab da vor ein paar Tagen einen Vorfall. Mein Vater denkt, dass Es wieder da ist.“

„Es?“, fragten Dean und Sam fast schon synchron.

„Ja. Ihr habt doch sicher schon mal vom Echsenmensch von South Carolina gehört, oder?“, fragte sie, schloss die Tür und setzte sich zu Dean, der sich auf eins der Betten gesetzt hatte. Sam blieb an den Stuhl am Fenster gelehnt stehen und sah zu den beiden rüber.

„Mir kommt das bekannt vor. Ich glaube Dad hat was davon in seinem Tagebuch vermerkt.“, meinte Sam mit gerunzelter Stirn. Er ging zu Dean und griff nach dessen Tasche um das Tagebuch raus zu suchen. Dazu musste er sich leicht bücken, was wieder ein bisschen schmerzte. Es war zwar schon besser geworden, aber bei manchen Bewegungen machte es sich leider noch bemerkbar. Dean grinste leicht, als er Sams Gesicht sah und beugte sich leicht zu ihm.

„Soll ich dir helfen?“

„Geht schon!“, raunte sam, der das Buch gefunden hatte und schnell die Seiten umblätterte. Emilia sah neugierig zu ihnen rüber und schwieg.

„Ah, da ist es. Ein alter Zeitungsausschnitt von vor über zwanzig Jahren. Den muss er wohl mal bei einer Recherche entdeckt haben. Er hat jedenfalls nichts weiter dazu geschrieben.“, meinte Sam und überflog den Bericht.

„Was steht in dem Artikel?“, fragte Dean neugierig.

„Er ist vom 29. Juni 1998. Es wird berichtet, dass ein junger Mann aus der Gegend anscheinend von einem wildem Tier überfallen worden ist. Es war gegen zwei Uhr Nachts, als er bei der Polizei ankam und seine Aussage machte, dass er in der Nähe des Scape Ore Moores von einem Monster angegriffen worden ist. Es scheint ihm keiner geglaubt zu haben. Ungeklärt blieb jedoch, dass das Auto des jungen Mannes erhebliche Schäden aufwies. Das Dach hatte mehrere Dellen und Löcher und der linke Seitenspiegel hing nur noch halb an der Tür. Laut der Polizei ergab der Bluttest, das der junge Mann kein Alkohol im Blut hatte.“

„Er hatte auch nichts getrunken!“, warf Emilia mit ernster Miene ein. Bevor Sam oder Dean fragen konnten, sprach Emilia aber schon weiter.

„Dieser junge Mann war mein Vater!“

Der Tatort des Geschehens

„Er war dein Vater?“, fragte Dean und sah erstaunt zu Emilia, die ernst zu den beiden sah.

„Nicht war! Ist!“, korrigierte sie.

„Mein Vater, meine Großmutter und ich leben hier und leiten das Hotel. Meine Großmutter zog zu uns nachdem meine Mutter starb, um uns zu helfen.“, sagte sie und lächelte sanft vor sich hin, dem Blick der beiden ausweichend.

„Können wir mit deinem Vater sprechen, damit er uns nochmal ganz genau zu erzählen was er gesehen hat?“, fragte Dean.

„Er kommt erst heute Abend wieder, aber ich bin mir sicher, dass er euch dann alles erzählen wird. Ich muss jetzt wieder runter. Wenn ihr was braucht, sagt einfach bescheid.“, sagte sie, stand auch, lächelte sie noch einmal freundlich an und verließ ihr Zimmer.

Dean, der immer noch auf dem Bett saß sah sich wieder im Raum um.

„Warum gibt es hier eigentlich nur ein großes Bett?“ Sam sah fragend von dem Tagebuch, dass er noch immer in den Händen hielt auf und betrachtete den Nacken des anderen. Er hatte sich seitlich hinter ihn gestellt, als Emilia das Zimmer verlassen hatte, um sich bald auch auf das Bett zu setzten und noch weiter zu lesen.

„Warum nicht? Stört es dich?“

„Nein. Nur die Tatsache, dass alle gleich denken, dass wir ein Pärchen sind.“

„Sind wir doch auch, oder?“, fragte Sam

„Ja, aber woher wollen die das wissen? Uns einfach so ab zu stempeln…“, seufzte Dean kopfschüttelnd, als ihn auch schon ein Kissen am Hinterkopf traf und er mit dem Kinn auf die Brust stieß.

Anklagend warf er einen Blick über die Schulter zum anderen.

„Ich stempel dich gleich ab, wenn du nicht aufhörst über so einen Schwachsinn nach zu denken. Sonst interessiert es dich doch auch nicht, was die anderen denken. Kümmern wir uns lieber um den Fall!“

„Das ist mir nur aufgefallen, es passiert doch nun wirklich ziemlich oft in letzter Zeit, findest du nicht?“ Genervt sah Sam wieder von dem Artikel auf, den er nun schon zum dritten Mal begann zu lesen, aber immer wieder vergas, was er gelesen hatte, weil er immer wieder unterbrochen wurde.

„Vielleicht benimmst du dich einfach zu auffällig?“

Überrascht sah Dean zu ihm rüber und Sam konnte beinahe mit ansehen, wie es in dessen Kopf anfing zu arbeiten. Er sah ihn eine Weile nachdenklich an, wich dann seinem Blick aus, ließ ihn kurz durch den Raum schweifen und sah wieder mit ernster Miene zu ihm.

„Nein!“, sagte er nur, stand auf und ging zum Fenster, aus der kurz sah.

„Nein? Mehr hast du nicht zu sagen?“, fragte Sam, der jetzt erwartet hätte, dass Dean total aus der Haut fahren würde und ihm tausend Gründe nennen würde, warum gerade er nicht als Schwul abgestempelt werden würde.

Dean antwortete nicht auf seine Frage, sah sich draußen kurz um und kam wieder auf ihn zu.

„Steht da noch mehr in dem Artikel, als du vorhin gesagt hast?“, fragte er, nahm das Tagebuch vom Bett und besah es sich genauer Sam saß etwas perplex da und starrte ihn an. Was sollte das denn jetzt? Wollte Dean ihn ärgern, indem er nicht antwortete oder was? Was war den mit dem anderen los?

Seit wann interessierte es ihn was die anderen Leute über sie denken? Es kam doch nun schon mehrfach vor, dass man sie für schwul hielt. Das war damals zwar etwas peinlich gewesen, mehr aber auch nicht. Dean hatte sich danach zwar immer noch eine Weile aufgeregt, aber dann ging es auch wieder. Oder war es jetzt anders für ihn, weil sie wirklich ein Paar waren? War es ihm peinlich? Wollte er lieber heimlich mit ihm zusammen sein?

Sam konnte ihn zwar verstehen, dass er es nicht gleich jedem auf die Nase binden wollte, aber er konnte auch nicht sagen, dass es keinen kleinen Stich in der Brust bei ihm zurück ließ.
 


 

Dean sah ihn immer noch an und wartete auf die Antwort auf seine Frage. Nach einer kurzen Weile streckte er eine Hand aus, kniff Sam in die Nase, und drehte die Hand etwas zur Seite, was den anderen erschrocken und dann schmerzlich zusammen fahren ließ. Er war in seinen Gedanken so weit abgedriftet, dass er gar nicht bemerkt hatte, dass der andere weiter mit ihm gesprochen hatte.

„Erde an Sam. Bist du noch da?“

„Ja, verdammt. Kein Grund gleich handgreiflich zu werden.“, schnauzte der Größere und rieb sich die schmerzende Nase, an deren Spitze sie, durch den Griff einen roten Punkt bekommen hatte, der wohl noch etwas länger zu sehen war. Dean grinste, als er auf seinen Rudolf hinunter sah, der ihn böse an sah, was er allerdings nur als süß abtat und wieder auf den Artikel im Tagebuch sah.

Neben dem Text, der nicht viel mehr wiedergab, als Sam es vor wenigen Minuten zusammen gefasst hatte, war ein Bild des zu Schrott verarbeiteten Wagens abgebildet. Es war ein kleiner Sportwagen gewesen. Dean vermutete es war ein Chevrolet Camaro. Farbe und Alter konnte er nicht erkennen. Sein Dach hatte einige Risse, welche für ihn aussahen, als währe ein Irrer mit einer Kettensäge auf den Wagen losgelassen worden. Es waren drei Spuren, die von vorn, der Frontscheibe, bis ungefähr zu Mitte des Wagens. Sie verliefen fast wie die zwei Raleystreifen, die nur noch die Motorhaube zierten. Wie Sam gesagt hatte, hing der Seitenspiegel auf der Fahrerseite nur noch an wenigen Kabeln am Wagen.

Die Seite, die auf dem Bild dem Fotographen zugewandt war, war total zerbeult. Dean vermutete, das Emilias Vater damals wohl aus dem Fenster gestiegen war, da er diese Tür sicher nicht mehr auf kriegen konnte.

„Was meintest du vorhin?“, fragte Sam schließlich.

„Was denkst du, was hier das `Monster` ist?“, fragte Dean und reichte Sam das Buch zurück.

„Auf jeden Fall hat es mindestens drei Klauen und die sind nicht ganz ohne. Es hat das Dach des Wagens filetierte. Ihr Vater kann froh sein, dass er entkommen konnte.“

„Es war also auf jeden Fall kein Wendigo!“

„Ja, die sind zu schnell. Er hätte nicht mal reagieren können, wenn er davon angegriffen worden wäre. Und so einer hätte nicht so aggressiv gehandelt, wenn es ihm nichts gebracht hatte.“

„Aber was war es dann. Geister können wir ausschließen, da diese meist anders vorgehen.“

„Ist dir was aufgefallen?“ Dean legte fragend den Kopf etwas schief.

„Dieser Vorfall mit Emilias Vater liegt genau zwanzig Jahre zurück. Naja, bis aufs genaue Datum natürlich.“

„Und?“, fragte Dean.

„Emilia meinte ihre Mutter sei bei einem Autounfall gestorben. Vor zehn Jahren. Mir scheint, als würde dieses Wesen, was immer es auch ist, alle zehn Jahre auftauchen und übers Jahr öfters gesehen werden.“

„Du meinst es könnte einen Schlafzyklus haben und alles zehn Jahre auf stehen, um zu fressen oder so? Wie in Jeepers Creepers? Wo dieses Vogelscheuchen-Vieh Menschen jagte und sich mit deren Körperteilen oder der Haut selbst regeneriert hat.“

„Ja, so ungefähr.“

„Ich hasse Vogelscheuchen!“, murmelte Dean und griff nach seiner Tasche.

„Was machst du?“, fragte Sam mit erhobener Augenbraue, als er sah wie den die abgesägte Schrotflinte der Tasche entnahm.

„Ich finde wir sollten uns auf den Weg machen und uns den Ort genauer ansehen, an dem Emilias Vater das Vieh zum ersten Mal gesehen hatte. Vielleicht finden wir ein paar Anhaltspunkte.“

„Ach, vielleicht eine alte Vogelscheuche auf einem Pfahl oder einen viel zu alten Baum?“

„Man weiß ja nie?“
 


 

Es gab nur eine Straße, die dunkel und verlassen durch das Scape Ore führte und die Stadt Bishopsville mit der Stadt Lydia verband. Nach ungefähr fünf Meilen sollte das Moor enden und in einen Wald übergehen. Doch dieser Wald schien viel weiter weg als gedacht. Diese bedrückende Finsternis, die alles zu verschlingen drohte drückte fast schon fühlbar auf einen ein. Das Licht der Scheinwerfer wurde schon nach wenigen Metern vollkommen verschluckt. Es war merkwürdig, dass kein Licht, das nur wenige Meter über ihnen war durch die dichten Baumkronen kam.

Dean war nicht wohl in der Haut. Er fühlte sich irgendwie nervös und angespannt, was ihn etwas verwirrte, da er sich schon in weitaus bedrückenderen Situationen befunden hatte, als diese. Immerhin fuhren sie, sicher im Wagen, eine dunkle Straße entlang, die auf verschlungenen Wegen durch das Dunkel führte.

Er sah zu Sam rüber, der neben ihm saß, aus dem Fenster sah und ungeduldig mit dem Bein zitterte. In der einen Hand befand sich sein Handy, mit dem er immer wieder ihre Koordinaten überprüfte. Sam hatte vor ihrer Fahrt noch den alten Bericht aus der Nacht des Vorfalls rausgesucht. Christopher Davis hatte die zwei, damals zuständigen Beamten an den Ort geführt, an dem er dem Wesen begegnet war. Doch da hatten sie nichts weiter gefunden, was darauf schließen konnte, das das was der junge Davis ausgesagt hatte auch wirklich stimmte. Abschließend hatte der Beamte namens Sergeant Walter Johnsson in den Bericht geschrieben, dass es wahrscheinlich nur eine Einbildung war, da es schon spät war und der junge Davis nur übermüdet war.

„Wie weit noch bis zu der Stelle?“, fragte Dean und bemühte sich um eine feste Stimme.

„Nur noch ein paar Meter. Halte am Besten da bei dem großen Baum da.“, sagte Sam und zeigte nach vorn. Dean unterdrückte ein genervtes Schnauben, da er den Baum noch lange nicht sehen konnte. Machte Sam das absichtlich oder gab er vor ihm an?

Nach ein paar Minuten oder für Dean eher nach einer halben Ewigkeit, sah er endlich besagten Baum auf seiner Seite der Straße.

Es war ein alter Baum, der schon fast tot aussah, wie seine Blätterleeren Äste immer mehr dem Erdboden entgegen kamen. Seine Rinde war im Schein der Autoscheinwerfer grau und wirkte krank. Dean fand, dass er perfekt in diese trostlose Gegend passte, als hätte sie ihm seine gesamte Lebenskraft entzogen.

Dean steuerte den Wagen an den Straßenrand und stellte den Motor ab. Missmutig schweifte sein Blick über das was er sehen konnte und bemerkte in Gedanken, dass er überall lieber war, als hier.

Neben ihm hatte Sam bereits die Tür geöffnet und ein Schwall kalter Luft strömte in den Innenraum des Wagens. Dean, der nur ein T- Shirt trug, bemerkte wie sich die kleinen Härchen auf seinem Arm aufstellten. Seufzend sah er zu, wie Sam den Wagen verließ und die Tür wieder schloss. Es gab wohl kein entrinnen. Trübselig stellte Dean das Scheinwerferlicht ab, was ihnen immer noch Licht spendete und es blieb nur die Dunkelheit.
 

Sam hatte sich, so ganz ohne Licht zum hinteren Teil vorgearbeitet und öffnete gerade den Kofferraum, als auch Dean sich bequemt hatte den Wagen zu verlassen. Die Taschenlampen waren schnell gefunden und eingeschaltet.

Sam sah sich die Umgebung im Lichtkegel seiner Lampe an. Alles ganz normal, wie es für ein Moor halt typisch war, aber irgendetwas war anders. Etwas fehlte zum Gesamtbild. Es fiel ihm aber einfach nicht ein.

Weiter darüber nachgrübelnd ging er etwas von der Straße entfernt zu dem Punkt, von dem der junge Davis im Bericht ausgesagt hatte, das das Wesen von daher gekommen war.

Nichts Auffälliges war zu sehen. Ein paar alte, tote Bäume, ein umgefallener Baumstamm auf dem sich schon eine dicke Schicht Moos gebildet hatte. Mit gerunzelter Stirn ging er etwas näher an diesen heran und betrachtete die ihm abgewandte Seite, auf der sich sechs tiefe Risse lang zogen. Drei rechts und drei auf der anderen Seite.

„Dean? Ich glaub, dass solltest du dir mal ansehen.“, rief er zu dem anderen herüber, der sich eine andere Stelle genauer ansah und nach Hinweisen suchte.

Dean ging vor dem Stamm in die Knie und tastete die Risse ab.

„Merkwürdig! Die Risse sind tief, aber über die Zeit hätte sich wieder genug Moos ansammeln müssen, um sie nicht mehr so deutlich zu sehen.“

„Es ist fast so, als könnte da nichts mehr wachsen.“

„Du meinst, wie wenn etwas Böses es berührte hat oder drin steckt und es somit verunreinigt oder vergiftet wurde?“, fragte Dean mit zusammen gezogenen Augenbrauen. Er kannte kein Wesen, was sowas verursachen konnte.

„Was meinst du ist das gewesen?“, erkundigte Dean sich beim anderen, doch Sam schüttelte nur den Kopf.

„Keine Ahnung. Vielleicht ist es ja wirklich eine Art Echsenmensch. Kann ja sein, dass es so was schon öfter gab, aber immer falsch gedeutet wurde. Ich hab jedenfalls noch nie von etwas Vergleichbaren gehört.“ Dean nickte, warf das bisschen fahler Erde zurück auf den Boden, die er mit den Fingern aufgetrennt hatte.

„Lass uns zurück fahren und mit Emilias Vater sprechen. Das ist jetzt glaub ich am Besten.“

Sam stimmte dem zu und ging dem Älteren nach zum Wagen zurück. Er beobachtete wie Dean im Licht der Lampen auf einen kleinen Ast trat und dieser mit einem lauten Knacken brach. Verwundert blieb Sam stehen. Der Ast war viel zu klein gewesen, um so laut zu knacken, dachte er, als er plötzlich die Augen weit aufriss, als ihm auffiel, was ihn schon die ganze zeit gestört hatte.

Es war fiel zu still! Keine Tiere, kein Wind, der durch die Blätter raschelte. Sam hörte nur die Geräusche die Dean und er selbst verursachten. Mit leicht aufgestellten Nackenhaaren besah er sich nochmal die nahe Umgebung, die keine Geräusche von sich gab und in der sich nichts zu bewegen schien.

Die ganz alltägliche Panik

Sams Blick schweifte über die dichten Kronen der Bäume, die in den höheren Etagen wieder Laub angesetzt hatten und so dicht beieinander standen, dass kein Tageslicht durch sie hindurch scheinen konnte.
 

Er schluckte trocken und richtete seinen Blick wieder auf den Boden. Dean hatte den Wagen bereits wieder erreicht und öffnete den Kofferraum, als er bemerkte, das Sam nicht wie angenommen an seiner Seite gewesen war.

„Sam?“, rief er in die Finsternis.
 

Verwundert blickte er sich um und verfluchte sich im nächsten Moment auch schon. Was brachte es schon ohne eingeschaltete Taschenlampe im Dunkeln nach jemandem zu suchen. Schnell griff er nach besagtem Gegenstand, den er wieder zurück gelegt hatte und knipste sie an.

Der Schein der Lampe kam keinen Meter weit und schien Sam direkt ins Gesicht, der geblendet eine Hand vor die Augen hielt.

Dean zuckte erschrocken zusammen und wollte auch schon zu einem kräftigen Schlag ausholen, als er erkannte wer es war.
 

„Verdammt! Musst du dich so anschleichen? Warum hast du nichts gesagt?“, schrie Dean und versuchte sich wieder zu beruhigen.

„Ich stand nicht mal nen Meter entfernt. Sag mir nicht, das du mich nicht gesehen hast.“ Dean zog beide Augenbrauen skeptisch hoch. Machte sich Sam gerade über ihn lustig oder was? In dieser trüben Suppe konnte er froh sein seine Hand zu sehen, wenn er sie sich an die Nase hielt.

„Sei froh, dass ich gerade keine Waffe in der Hand hatte!“, zischte er und ließ den Schein seiner Lampe hinter ihnen die Umgebung erleuchten.

War da nicht eben etwas gewesen?
 

„Hattest du etwa angst?“, grinste Sam neckisch und warf seine Taschenlampe zurück in den Kofferraum. Dean sah wieder zum Größeren.

„Ich war nur erschrocken. Mehr nicht. Kann ja nichts dafür keine Superkräfte zu haben und mit meinem Röntgenblick alles zu sehen.“, grummelte Dean, schloss den Kofferraum und ging zur Fahrertür. Er wusste nicht warum er den anderen so ruppig anfuhr. Er wollte einfach nur hier weg.
 

„Hey Dean, so hab ich das nicht gemeint.“, sagte Sam schnell und folgte dem anderen. Dean drehte sich halb zu dem Größeren, die Ohren weiterhin bis aufs äußerste gespitzt und lächelte diesen leicht an.

„Schon gut. Ich will hier nur schnell weg. Mir ist nicht wohl bei der Sache hier!“, meinte der Ältere und sah sich wieder um. Sam nickte nur und umrundete den Wagen. Gerade als er die Tür öffnen wollte, durchbrach ein Knacken die Stille des Waldes und ließ Sam und Dean zu Statuen erstarren.

Erschrocken sah Sam Dean über das Dach des Wagens an. Dieser schloss seine Finger fester um den Metallstab der Taschenlampe, die er lieber noch bei sich trug und holte so leise wie möglich die 9mm aus seinem hinteren Hosenbund, als wieder ein Knacken ertönte.
 

Okay, dachte Sam und drehte sich langsam um. Hier war irgendetwas. Ihm war fast so, als könnte es sie sehen und schlich sich an sie heran. Das zweite Knacken hörte sich viel näher an, als das Erste.

Sam besah sich die Umgebung in seiner Nähe. Es war schon komisch, dass alles zu sehen und genau zu wissen, das Dean das nicht konnte. Alles in seiner Nähe war in dämmriges Grau getaucht, als würde er ein Nachtsichtgerät tragen. Aber er hatte sich schnell an diese Sicht gewohnt und ihm war damit viel wohler. Er hatte es früher gehasst, wenn sich irgendein Wesen aus der Dunkelheit anschlichen hatte oder Dean ihn wieder mal erschrecken wollte.
 

Die Umgebung hatte sich nicht verändert.

Alles lag still, wie tot vor ihm. Es war wieder still um sie herum. Sam vernahm das leise Knacken, als Dean seine Waffe entsicherte und fand, dass das gar keine so schlechte Idee war. Er griff an seinen Gürtel und musste feststellen, dass er sein Messer nicht bei sich trug. Genervt seufzte er und lehnte sich leicht gegen den Wagen. Die Umgebung nicht aus den Augen lassend, öffnete er leise die Tür und griff in das Seitenfach in der Tür, in der sie immer ein kleines Messer für Notfälle versteckt hatten.

Sam sah auf die kleine Stichwaffe in seinen Händen, die gerademal so groß wie sein längster Finger war und auch ein bisschen stumpf aussah. Na super, dachte er. Damit konnte er bestenfalls eine Maus oder eine wehrlose Ratte erlegen, wenn überhaupt. Das sollten sie, wenn sie hier raus waren schnellstens ändern.
 

Dean war während dessen um den Wagen herum gekommen. Die Waffe an die Taschenlampe haltend, fixierte er die Richtung aus der das Knacken zu kommen schien.

„Was hast du da in der Hand?“, flüsterte er nach einem kleinen Seitenblick.

„Ich hab gerade keine andere Waffe!“, wisperte Sam.

„Greif in meine Hose!“

„Wie bitte?“

„Na greif in meine Hose!“, wiederholte Dean etwas lauter.

„Denkst du es ist der passende Zeitpunkt für so was?“, fragte Sam und war froh, das die Dunkelheit auch die Röte seiner Wangen zu verschlucken schien. Er hörte Dean leise amüsiert auflachen.

„Ich meinte eigentlich du sollst dir die Beretta, die ich mir vorhin in den Hosenbund gesteckt hab nehmen, aber wenn du meinst gerade Zeit zu haben.“
 

Als Sam das breite Grinsen Deans sah war er erneut dankbar, dass der andere ihn nicht sehen konnte. Dieser reichte ihm die angebotene Waffe, die Sam schwer in der Hand lag. Sie hatten sie für die Jagt umbauen müssen und jetzt lag sie schwerer in der Hand, da ihre Munition anders war. Seufzend entsicherte Sam die Waffe.
 

„Keine Sorge, Sammy. Dafür ist sicher nachher noch Zeit!“, grinste Dean.

Sam schnaubte nur als Antwort, als wieder ein Knacken ertönte, fast so, als wollte es zeigen, dass es auch noch da war und sie sich gefälligst wieder darum Gedanken machen sollten.

Sam und Dean erhoben synchron ihre Waffen und fixierten den Wald, der sich um sie herum auftat.

Sam sah im Augenwinkel, wie Dean rechts neben ihm ging und versuchte, seine Taschenlampe völlig außer Acht lassend, die Schatten, die die Bäume hinter sich versteckten genauer einzusehen. Er ging ein paar Schritte weg und sah plötzlich eine Bewegung, die von ihm weg drängte. Schnell setzte er sich in Bewegung und folgte dem Wesen.
 

Dean hörte, wie Sam loslief und drehte sich schnell zu ihm um, doch da wo er ihn vermutete war nichts. Er lief ein Stück, lauschte Sams schnellen Schritten, doch bald war er außer Hörweite. Was schon erschreckend war, da alles um sie herum totenstill war.
 

„Sam!“, schrie er in die Dunkelheit, die ihn umgab, doch der andere antwortete nicht. Panik kroch in Dean hoch und schnürte ihm den Hals zu. Mühsam drang kalte Luft in seine Lungen, während er weiterhin mit erhobener Waffe die Finsternis um ihn herum fixierte.
 

„Sam! Verdammt nochmal antworte!“, schrie er erneut, doch wieder keine Antwort. Dean hörte nur sein eigenes rasselndes Atmen und sonst nicht. Dean versuchte sich zu beruhigen und einen kühlen Kopf zu bewahren. Er musste Sam finden und warum zum Teufel antwortete dieser ihm nicht. Dean kam zwar eine Idee warum dieser das nicht tat, doch die verbat er sich. Sam war sicher nichts geschehen, obwohl genau das Sam meistens passierte.
 

Der Größere war unvorsichtig, wird gefangen genommen oder kommt sonst wie in Schwierigkeiten und er musste ihn retten. Es war schon fast ein Brauch, wenn sie auf der Jagd waren. Aber es hatte meist auch sein Gutes, es motivierte Dean dermaßen, das Wesen schnellstens ausfindig und unschädlich zu machen, bevor Sam schlimmeres geschehen konnte. Dean könnte auf diese Art der Motivation getrost verzichten, dass machte auch sicher sein Herz nicht mehr lange mit.

Einige Jobs hatten sie so innerhalb weniger Stunden erledigt, aber hier war das anders. Sonst wussten sie ungefähr um was es sich handelte. Hier aber konnten sie es nicht mal erahnen.
 

Plötzlich flackerte das Licht seiner Taschenlampe auf. Verdammt, hatte er etwa vergessen neue Batterien ein zu legen?

Dad würde ihn umbringen, wenn er das wüsste.

Er musste schnell zum Wagen und dann noch schneller Sam finden. Dean drehte sich um und ging ein paar Schritte. Wie gelähmt blieb er mit vor Schock geweiteten Augen stehen.

Wo war der Wagen?
 

Er hatte sich zu oft umgedreht und wusste jetzt nicht mehr in welche Richtung er gehen musste. Dean spürte wie sein Herz immer schneller und somit immer mehr Adrenalin durch seine Adern pumpte.
 

Wieder ertönte ein Knacken in der Dunkelheit. Diesmal von links. Schnell drehte er sich zu dem Geräusch um. Das Licht flackerte erneut und Dean betete, dass sie noch ein bisschen durchhalten würde.
 

„Dean?“, vernahm er Sams Stimme, die etwas weiter weg nach ihm rief.
 

„Sam? Wo bist du?“
 

„Direkt vor dir. Nimm die Waffe runter. Es war falscher Alarm. Nur ein Kleintier, das sich vor uns erschreckt hat.“, erklärte Sam und legte Dean beruhigend eine Hand auf die Schulter.

Dean kam sich vor wie blind, als er Sams Arm abtastete, bis er an der Schulter, dem Hals und schließlich dem Nacken ankam. Sam hielt verwundert und neugierig still, als Dean plötzlich ausholte und ihm einen nicht gerade leichten Schlag in eben diesen Nacken gab.
 

„Au, was soll das?“, fragte Sam und rieb sich die geschundene Stelle.

„Lauf nie wieder einfach davon ohne zu antworten! Ich dachte es wäre sonst was mit dir passiert!“, schrie Dean wütend, drehte sich um und ging sauer davon. Dachte Sam denn gar nicht daran, wie er sich fühlte, wenn er so etwas tat?
 

Sam sah dem anderem hinterher. Er hatte nicht gewollt, dass Dean sich Sorgen machte. Er hatte einfach nicht nachgedacht. Traurig sah er wie der andere mit hängenden Schultern wegging und mit der Schuhspitze immer wieder Löcher in den Boden trat.
 

„Ähm, Dean? Der Wagen liegt in der anderen Richtung.“

Dean blieb stehen, knurrte kurz und stiefelte schnell an Sam, jetzt wirklich in Richtung Impala zurück.
 

„Komm endlich! Ich will nicht länger hier bleiben!“, rief der Ältere und auch Sam setzte sich daraufhin endlich wieder in Bewegung.
 

Dean schwieg die ganze Zeit während der Rückfahrt. Er reagierte nicht mal, wenn Sam versuchte seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Der Ältere schaltete die Musik noch lauter, als sie sowie so schon war und schmollte weiter vor sich hin.

Nach einer Weile gab Sam es schließlich auf und starrte auf seiner Seite aus dem Fenster. Sie waren schon eine Weile aus der tiefen Dunkelheit des Waldes raus und fuhren durch die Straßen von Bishopsville auf die andere Seite der Stadt, wo ihr Hotel stand.
 

Der Himmel war grau und es regnete wie aus Eimern. Sam konnte den Wind hören, der immer stärker wurde. Die Scheibenwischer hatten ordentlich zu tun, das ganze Wasser von der Scheibe zu fegen, damit Dean besser sehen konnte. Mit leicht zusammen gekniffenen Augen saß Dean hinterm Lenkrad und freute sich schon auf die Wärme und ein üppiges Abendessen.

Nur ab und an sahen sie ein paar Menschen, die sich durch das Wetter kämpften und irgendwelchen Besorgungen nach gingen, während die anderen klug genug zu sein schienen, zu hause zu bleiben.
 

Dean parkte den Wagen an der einen Seite des Gebäudes, schaltete Motor und Radio aus und stieg aus dem Wagen. Wieder ohne ein Wort an Sam zu richten, der ihn bittend ansah. Geknickt folgte Sam dem Älteren, der noch schnell den Wagen abschloss zur Eingangstür in die Halle, die sie trocken und warm empfing.

Emilia war nicht an der Rezeption. Sam vermutete, dass sie bei den Vorbereitungen für das Abendessen mithalf. Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es dieses in einer halben Stunde geben würde.
 

„Nun komm schon Sam! Wir sollten uns vor dem Essen noch umziehen und nicht in der Gegend rumguckend in der Halle stehen bleiben.“, rief Dean ihm zu, der bereits die Treppe hoch gegangen war und oben auf ihn wartete.

Glücklich, dass der andere wieder mit ihm sprach lief Sam zu ihm hinauf.
 

Eine halbe Stunde später, sauber und mit trockenen Sachen, machten sich die Beiden mit knurrenden Mägen auf den Weg zum Essen. Sie mussten einfach nur ihren Nasen folgen. Oder eigentlich eher Deans Nase. Er führte Sam zuverlässig wie ein Spürhund in den kleinen Saal, in dem sich gerade einige Leute an einem Büffet anstellten und sich viele Speisen auf riesige Teller füllten.

Dean war im Paradies, dachte er, als er ein leichtes Zupfen am Hemd hinter ihm wahrnahm.
 

„Jungs! Wie lauft ihr denn herum? Sowas gehört sich aber nicht! Die Hemden gehören in die Hose und nicht so schlabbrig darüber!“, kreischte eine kleine grauhaarige Frau mit hoher piepsiger Stimme und verstaute Deans Hemd wie es sich gehörte. Etwas rot angelaufen versuchte er sich zu wehren, doch die Alte hatte mehr Kraft, als man ihr zugestand.
 

Sam konnte bei dem Anblick nicht anders und musste laut loslachen. Dean sah aus wie ein kleiner Junge, der von seiner Oma für den ersten Schultag fertig gemacht wurde. Er spürte zwar den zornigen Blick, den Dean ihm zuwarf, aber das war ihm egal. Das war einfach zu köstlich.
 

„So ist es doch schon viel besser, oder?“, fragte sie, Dean mit festem Blick musternd.
 

„Ja Madame.“, sagte Dean ganz brav, als er einen leisen Schrei hinter sich vernahm.
 

„Großmutter? Was machst du denn mit unseren Gästen?“, rief Emilia, die gerade mit einer Suppenterrine herein gekommen war.
 

„Entschuldige bitte Dean. Ich hatte gerade zu tun.“
 

„Das geht schon in Ordnung. Jetzt weiß er wenigstens wie man richtig zu Tisch erscheint.“, lachte Sam und streckte Dean leicht die Zunge heraus, als dieser ihn schnaubend ansah. Sam hatte, so wie es sich gehört gleich beim Umziehen sein Hemd in die Hose gesteckt.

Dean wollte gerade etwas erwidern, als die Tür hinter ihm schon wieder aufgestoßen wurde.

Aus dem Augenwinkel heraus konnte er etwas großes Grünes sehen, das zu ihnen trat.

Entsetzt riss er die Augen auf. Jenes Riesiges hinter ihnen sah aus wie eine riesige Echse.

Von Schauermärchen und wahren geschichten

Es war grün und groß.

Das war genug für Dean, der blitzschnell nach seiner Waffe greifen wollte, die aber nicht an ihrem üblichen Platz war. Zähneknirschend musste er daran denken, dass er sie wieder zurück in seine Tasche gesteckt hatte, als sie sich vorhin umgezogen hatten.

Dann musste es halt so gehen!
 

Sam, dem Deans Bewegung keinesfalls entgangen war, drehte sich nun neugierig geworden auch um und erstarrte für einen Moment, als er das große grüne Etwas hinter ihnen erblickte.
 

Er blinzelte verdutzt, als er einen Mann um die Fünfzig erblickte, der sich in einem, anscheinend selbst gemachtem Kostüm eines Monsters, breit grinsend hinter ihnen aufgestellt hatte.
 

„Ihr müsst Dean und Sam sein! Freut mich euch kennen zu lernen! Ich bin Emilias Vater. Ihr könnt mich Chris nennen.“, grüßte der ältere Mann sie freundlich und reichte ihnen eine Pranke. Dean, der immer noch leicht verdutzt war, reagierte im ersten Moment nicht, konnte sich schließlich zusammen reißen und schüttelte kurz die Pfote. Sie hatte nur drei Finger, die jeweils mit einer mindestens zehn Zentimeter langen Kralle ausgestattet waren.

Auch Sam reichte Chris seine Pranke, der sich das beeindruckende Kostüm näher angesehen hatte.
 

„Ist dieses Kostüm Detailgetreu?“, fragte Sam und besah sich die scharf aussehenden Krallen.
 

„Genau so hat es ausgesehen, mein Junge! Genau so hab ich es mit meinen eigenen Augen gesehen!“, sagte Chris und deutete auf sein rechtes Auge. Dean und Sam nickten nur und besahen sich den Rest.
 

Das Kostüm hatte überall dunkelgrüne Schuppen, nur die Partie am Hals hinauf bis zur Unterlippe bestand nicht daraus. Es besaß nur drei Finger an jeder Hand und nur drei Zehen an jedem Fuß. An jeder war eine zehn Zentimeter lange Kralle.
 

„Und Sie laufen immer so rum?“, fragte Dean und versuchte sich ein Lachen zu verkneifen. Sam boxte ihm leicht in die Seite, worauf er ihm einen fragenden Blick zu warf.

Chris lachte bellend auf und schüttelte den Kopf.
 

„Nein, natürlich nicht. Sonst würden alle mich für einen Verrückten halten!“, lachte er und auch Sam und Dean lachten gekünzelt mit. Zu zutrauen wäre es dem Alten zumindest, dachte Dean, sagte aber nichts, um zu verhindern, dass Sam das wieder als Anlass sah ihm wieder in die Seite zu boxen.
 

„Wir machen einmal die Woche einen Themenabend. Heute wollte Dad mal wieder das alte Kostüm anziehen und die Geschichte den anwesenden Gästen erzählen. Das passt sich doch gut, oder?!“, meinte Emilia, die wieder bei ihnen stand, nachdem sie kurz die Sachen weggestellt hatte.
 

Als sie sich alle mit dem Essen vollgestopft hatten und sogar Dean nichts mehr rein bekam, saßen die verbliebenen Gäste auf ihren Plätzen und warteten darauf was kam.
 

Sam zog aus seiner hinteren Hosentasche einen kleinen Block. Sie hatten eh vor sich nach oder während dem Essen mit dem alten Herrn Davis zu unterhalten. So machte war es zwar etwas schwer, wenn sie Fragen hatten, die die anderen Gäste vielleicht etwas verwundern konnte, aber das konnten sie auch später klären.

Dean lehnte sich zurück und beobachtete die anderen Gäste, die mit an dem großen, langen Tisch in der Mitte des Raumes saßen und sich unterhielten, während er sich mit dem Fingernagel ein Stück Fleischfaser zwischen den Zähnen entfernte.
 

Es waren außer ihnen noch zehn andere Gäste anwesend gewesen. Nach dem Essen, von dem Dean hellauf begeistert war und meinte noch nie so gut gegessen zu haben, hatte sich das Pärchen, dass etwas weiter rechts gesessen hatte wieder auf ihr Zimmer begeben. Die hätten es auch bei weitem nicht länger ausgehalten ohne übereinander herzu fallen, hatte Dean zu Sam geraunt.
 

Dann waren da noch drei kleine Mädchen, alle um die vier bis fünf Jahre alt mit ihren beiden Eltern, die alle Hände damit voll hatten, die Mädchen am Tisch zu halten. Sie waren wie ein wildgewordener Sack voll Flöhe. Immer war eine gerade auf Tauchgang unter den Tisch, um kichernd von der Mutter oder dem Vater aufgehalten zu werden. Dean taten die Beiden ein bisschen leid. Sie hatten keine Ruhe um anständig zu essen, aber sie waren im Grunde ja selbst schuld an der Sache.
 

Ihnen gegenüber saß ein älteres Ehepaar. Beide gingen schnellen Schrittes auf die achtzig zu, glaubte Dean. Beim Essen hatte er beobachtet wie der Mann seiner Frau geholfen hatte ihr Fleisch klein zu schneiden. Immer wenn sie sich ansahen lächelten sie sich wie ein frisch verheiratetes Paar von gerademal zwanzig Jahren an.

Dean lächelte leicht bei diesem Bild und sah zu dem letztem in der Runde. Einem alten Herrn, um die fünfzig. Er hatte langes zu einem Zopf geflochtenes Haar, das schon mit vielen grauen Strähnen durchfurcht war. Ein weites schwarzes Jackett hing ihm eng über dem breiten Kreuz. Er war stämmig gebaut, was sicher damit in Verbindung zu bringen war, dass er anscheinend immer so Leidenschaftlich aß, wie an diesem Abend.
 

Professor Henry Reinhard, wie er sich ihnen vorgestellt hatte, war Professor für Naturwissenschaften und Literatur an einer kleineren Universität irgendwo in Texas.

Sam hatte sich mit ihm eine Weile während dem Essen unterhalten. Der Professor war nebenbei als Schriftsteller tätig und arbeitete gerade an einem Roman, wobei er sich Anregungen und Ideen aus der Umgebung nahm.

Dean war nach einer Weile gelangweilt gewesen und klinkte sich aus dem Gespräch aus.

Der Typ war im eindeutig zu selbst verliebt. Wie er über sein Talent redete simple Sachen in großen Worten wieder gab und dadurch mehr Ausdruck verlieh. Das interessierte ihn nicht. Er verstand nicht wie Sam sich so was antun konnte, aber der war solche Typen wohl von seiner Collegezeit noch gewohnt.
 


 

„Meine Damen und Herren, wenn sie jetzt bitte ruhig sein würden?!“, bat Emilia am einem Ende des Tisches.

Das Gemurmel um sie herum erlosch und sogar die Mädchen blieben neugierig auf ihren Plätzen sitzen.
 

„Liebe Gäste. Liebe Freunde. In unserem Hotel ist es schon seit Jahren Tradition an einem Abend zusammen zu kommen und zu erzählen. Wir haben viele Gäste aus außerhalb, die ihre wahnwitzigsten Geschichten erzählt haben, aber heute möchte ich, Christoper Davis, Besitzer und Gründer dieses Hotels Ihnen eine wahre Geschichte erzählen, die so unglaublich ist, dass sie vermutlich denken, dass irgendein Verrückter nach einer halben Flasche Tequilla erfunden hat. Aber sie ist wahr. So war ich hier stehe!“, begann Mr. Davis seine Erzählung. Dean musste sich ein Lachen verkneifen. Es sah einfach zu komisch aus, wie dieser ungefähr fünfzig Jahre alte Mann in einem Godzilla ähnlichem Kostüm stand und ihnen eine wahre Geschichte erzählen wollte. Ein Seitenblick zu Sam verriet ihm, dass diesem ein ähnlicher Gedanke gekommen war.
 

„Findest du nicht auch, dass das Kostüm ein bisschen zu viel des Guten ist?“, flüsterte Dean ihm zu, erhielt als Antwort jedoch nur ein kurzes Nicken, da Mr. Davis wieder zu erzählen begann.
 

„Sie können mir glauben, da diese Geschichte mir vor nun mehr zwanzig Jahren passiert ist und ich mir sicher bin in dieser Nacht kein Glas angerührt zu haben, dass ich mir sicher bin mit dem was ich gesehen habe.“, versicherte er und sah einmal in die Runde. Alle waren gespannt und Dean konnte sogar hören wie ein paar von ihnen erschrocken die Luft ein zogen. Der ältere Herr, ihnen gegenüber nahm die Hand seiner Frau und strich ihr beruhigend mit der anderen darüber.
 

„Es war gegen zwei Uhr nachts in besagter Nacht, am neunundzwanzigsten Juni des Jahres neunzehnhundertachtundachzig. Ich fuhr von einem meiner Jobs, bei dem es wie fast immer viel zu lange gedauert hatte nach hause, als mir in der Nähe des Scape Ore Moores ein Reifen platzte. Ich stieg also aus und machte mich daran den kaputten zu wechseln. Mir war natürlich etwas komisch zu mute um diese Uhrzeit in der Gegend mein Auto zu verlassen, aber ich hatte keine andere Wahl, als mich zu beeilen. Es gab schon immer Gerüchte, dass etwas in diesem Moor hausen sollte, was mehr Tier als Mensch sei, sich aber von jedem Tier in seiner Schläue unterschied.

Ich beeilte mich also den Reifen schnellstens zu wechseln, als ich ein Geräusch in der Nähe vernahm. Es war leise. Nicht mehr als ein Knacken eines Astes. Ich versuchte mit der Taschenlampe in die Richtung zu scheinen, doch jeder, der das Moor kennt weiß, dass das Licht da drin keine Chance hat.

Ich beeilte mich noch mehr und wechselte den Reifen schnell und verstaute das Werkzeug schnell wieder. Als ich wieder ins Auto steigen wollte, sah ich es im Augenwinkel dann!“, sagte er und seine Stimme wurde immer leiser, wodurch er erreichte, dass alle ganz ruhig waren und ihm angestrengt zu hörten. Dean sah wie sich zwei der kleinen Mädchen sich etwas ängstlich an ihrer Mutter festhielten und gespannt den Worten zu hörten.
 

„Es stand einige Meter vor mir neben dem Wagen. Einige Minuten stand ich da wie zu Stein erstarrt. Doch dann griff es plötzlich an. Mit seiner riesigen Pranke erwischte es den Seitenspiegel, als ich die Tür meines Wagens aufriss und schnell hinein sprang und sie sofort wieder schloss. Wie ein Irrer drehte ich am Schlüssel, um den Wagen zu starten, doch er sprang einfach nicht an. Das Wesen, was immer es auch war schmiss sich an die Tür und versuchte alles um an mich ran zu kommen. Es versuchte sogar mit dem Griff die Tür zu öffnen…“, erzählte er, als Professor Reinhard sich plötzlich räusperte und ihn unterbrach.
 

„Habe ich sie richtig verstanden? Es hat versucht die Tür mit dem Griff zu öffnen?“, fragte er skeptisch.
 

„Ich verstehe ihren Zweifel, aber genau das hat es versucht. Ich war auch ziemlich erschrocken darüber gewesen, da das doch eine höhere Intelligenz besitzen musste, als man sonst vermuten würde.“
 

„Aber wie soll es das denn schaffen, mit diesen abartig langen Krallen?“, fragte Reinhard, der sich das einfach nicht vorstellen konnte. Auch Dean hatte so seine Zweifel, aber er hatte in seinem Leben schon weit aus verrücktere Sachen gesehen, als das was ihnen der alte Davis hier auftischen wollte. Er sah zu Sam, der sich alles mit gerunzelter Stirn angehört hatte und sich nebenbei ein paar Notizen gemacht hatte.

Dean lehnte sich etwas zu ihm herüber.
 

„Was denkst du darüber?“, fragte er und hörte dem Gespräch der beiden Herren nur noch mit einem Ohr zu.
 

„Vielleicht ein Wendigo. Die waren mal Menschen und sind auch dazu in der Lage Türen und so zu öffnen, aber die länge der Krallen und das Gesamtbild, das Chris gesehen zu haben scheint passt gar nicht dazu.“, flüsterte Sam zurück und kaute leicht auf seinem Stift herum, während er seine Aufzeichnungen noch einmal überflog. Dean konnte seinen Blick nicht von diesem Bild reißen, wie Sam da saß, den Stift an den Lippen und diesen süßen nachdenklichen Blick.

Er schüttelte leicht den Kopf. Dafür war auch später noch Zeit. Wichtig war jetzt alles über den fall, in Erfahrung zu bringen was möglich war.
 

Seufzend blickte Dean wieder zu Mr. Davis, der sich immer noch mit Professor Reinhard unterhalten hatte und nun fortfahren wollte.
 

„Ich war also im Wagen und das Wesen begann sich immer stärker gegen die Tür zu werfen. Es stieß dabei so eigenartige Geräusche aus, fast wie ein Keuchen oder ein Schniefen. Es hörte sich schon fast wie ein Mensch an. Nach mehreren Versuchen konnte ich schließlich den Wagen starten und drückte das Gaspedal bis zum Anschlag durch. Ich dachte schon, dass ich es endlich abgehängt hatte, als ich plötzlich ein Poltern vom Dach vernahm. Es war dem Wagen hinter her und hatte sich aufs Dach geworfen, in das es dann auch seine krallen versenkt hatte. Vor Schreck hatte ich für kurze Zeit die Kontrolle über den Wagen verloren, der auch sofort ins schlingern kam, was im nach hinein vielleicht sogar mein Leben gerettet hat, da das Wesen so den halt verloren hatte und vom Dach fiel. Ich bin natürlich so schnell wie nur möglich von da weg.“, endete er. Schweigen herrschte um sie herum. Alle hingen ihren gedanken nach, als eine leise piepsende Stimme plötzlich zu sprechen begann.
 

„Und was ist mit dem Geist?“, fragte das jüngste der drei Mädchen mit großen Augen. Verwundert sahen Sam und Dean sich kurz in die Augen.
 

„Was für ein Geist?“, fragte ihre Mutter.
 

„Oma sagte doch, dass in jedem Wald ein guter Geist lebt, der alle beschützt und all das Böse bestraft.“ Die Mutter lächelte und legte einen Arm um ihre Kleine.
 

„Der hat sicher schon geschlafen, mein Schatz. Es war doch schon ziemlich spät.“

Auf die Gesichter fast aller am Tisch legte sich ein Lächeln, ob der Frage der Kleinen. Nur Professor Reinhard hatte kein Ohr dafür gehabt, da sich in seinem Kopf ein Puzzel langsam aber sicher immer mehr zusammen setzte.
 


 

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Sooo, das wars mal wieder für heute.

Ich hoffe es hat euch gefallen!?!?!XDD

In der nächsten Woche kann ich leider kein Kapitel hochstellen, da ich dann im Urlaub bin. Rom ich komme. Aber ihr könnt euch schon auf das nächste Kapitel freuen. *wissendes grinsen versteck*

Ich wünsch euch noch eine schöne Woche!!! *wink*

L_Angel^^

Von Küssen bis...

Sam rieb sich seufzend den Nacken, während er versuchte den Anschluss zu Dean, der einige Meter vor ihm ging, nicht zu verlieren.
 

„Warum rennst du denn so, Dean?“, fragte Sam, der sich keinen Reim darauf machen konnte. Der andere hatte so viel gegessen, dass es ihm eigentlich unmöglich sein sollte so fit vor ihm her zu rennen. Er müsste doch träge und müde sein.
 

„Ich will nicht länger Zeit verschwenden. Das Essen hätten wir uns sparen können.“ Überrascht runzelte Sam die Stirn.
 

„Okay, das Essen war nicht sinnlos, aber der Rest.“, stellte Dean fest, als er Sams skeptischen Gesichtsausdruck sah. Er blieb stehen und drehte sich zu dem Größeren um.
 

„Wir wissen jetzt nicht viel mehr, als vorher. Nur, was Chris dachte gesehen zu haben.“
 

„Ich bin mir nicht mal sicher, ob er das wirklich gesehen hat. Mir fällt kein Wesen ein, das so aussehen könnte.“, meinte Sam der sich etwas an die Wand im Flur gelehnt hatte.
 

Dean stellte sich vor ihn und beobachtete dessen Züge beim Nachdenken. Sams Stirn hatte sich wieder geglättet, seine Augen waren halb geschlossen hinter ein paar Haarsträhnen halb verdeckt, während er auf den Boden starrte und Dean konnte fast schon sehen wie er in seinem Oberstübchen alle Dämonen und anderen Kreaturen im Geiste durchging, die sie schon mal gesehen hatten oder von denen sie je gehört hatten. Und das waren verdammt viele. Je länger Sam sie durchging, desto mehr zog er seine Stirn wieder kraus.
 

Dean trat noch näher, streckte eine Hand aus, um sich seitlich neben Sam auf zu stützen und die andere sanft über dessen Stirn zu fahren und ihm eine widerspenstige Strähne aus den Augen zu streichen. Sam hob den Blick und sah Dean in die Augen, die ihn lebendig und gierig entgegen funkelten.

Sam sah abwechselnd von Deans Augen zu dessen Lippen, die verführerisch wenige Zentimeter von ihm entfernt waren auf und ab.
 

Dean, der den anderen mit einem leichten Lächeln auf den Lippen beobachtet hatte, sah was dieser wollte, doch kam ihm kein Stück entgegen. Er sah wie er andere sich ihm entgegen drängte und wich mit einem Grinsen etwas zurück, was der andere mürrisch und mit anklagendem Blick zur Kenntnis nahm. Neckisch gab Dean nach, überwand ein kleines Stück des Abstandes, zog sich aber wieder etwas zurück, als Sam sich ihm näherte.
 

Er liebte diesen ungeduldigen Blick des Größeren, den er auch gerade auf gesetzt hatte, als er plötzlich Sams Hand in seinem Nacken spürte. Wann war die denn da hingekommen, fragte er sich, als er auch schon Sams weiche, warme Lippen auf den seinen spürte. Überrascht über die Eigeninitiative stöhnte Dean kehlig in den Kuss und rückte gleich ein ganzes Stück dichter an ihn ran.

So gierig wie ihre beiden Münder auf einander trafen, blieb der Kuss nicht lange zärtlich. Sam öffnete leicht seinen Mund, um mit der Zunge um Einlass zu bitten, um den anderem noch näher zu sein, doch Dean kam ihm schon mit der seinen entgegen und drängte ihn in seine Mundhöhle zurück. Sam japste überrascht in den Kuss und umspielte und lutschte Deans Zunge und entlockte diesem damit erneut ein tiefes Stöhnen, das durch den Kuss gedämpft wurde, aber bei Sam nicht an Wirkung verlor, der spürte wie sich über seinen gesamten Körper eine angenehme Gänsehaut ausbreitete.

Ungeduldig drängte er sich näher an den warmen, erregenden Körper vor ihm ohne den Kuss auch nur eine Sekunde zu vernachlässigen.

Auch Dean war nicht untätig geblieben, strich mit der einen Hand langsam, aber zielsicher unter Sams Hemd, dass er vorher mit reichlich mühe erst aus dessen Hose ziehen musste, um nur entsetzt festzustellen, dass seine Finger darunter auf ein T-Shirt trafen und nicht auf die erhoffte weiche und empfindliche Haut Sams. Er zog den, ihn im Wege stehenden Stoff mit einem kräftigen Ruck nach oben und überwand damit endlich die letzte Grenze die seine Finger und Sam noch von einander trennten.
 

Sam quittierte sein tun mit leichten kreisenden Bewegungen seiner Finger in seinem Nacken und rieb sich auffordernder an ihm.

Sam quietschte leicht erschrocken auf, als Deans kalte Finger auf seine erhitzte Haut trafen und unterbrach ihren Kuss kurz, um nach frischer Luft zu schnappen, die er stoßweise wieder ausstieß, als Dean äußerst motiviert begann an seinem Hals zu saugen, während seine eine Hand, die Sam völlig vergessen hatte unter seinen Hosenbund rutschte und anfing seinen Hintern zu massieren, während die andere seine Seite hoch strich. Stöhnend versuchte Sam nicht den Verstand zu verlieren, obwohl er wusste, dass Dean auf dem besten Weg war dies ohne Mühen zu schaffen.
 

Dean drückte Sam noch näher an sich. Er spürte die Wand in seinem Rücken, als ihm plötzlich wieder ein fiel wo sie waren. Entsetzt öffnete Sam die Augen. Sie standen immer noch im Flur!
 

„D-Dean!“, keuchte er, aber anscheinend nicht überzeugend genug, da Dean das nur als Motivation sah und sich an ihm zu reiben begann. Vor Sams Augen tanzten Sterne, als Deans heiße Mitte auf die seine traf.
 

„DD-Dean!“, versuchte er es einfach nochmal. Dean grunzte, um zu zeigen, dass er hörte, wich aber keinen Millimeter von ihm weg. Irgendetwas machte er falsch, dachte Sam.
 

„Dean! Der Flur!“, sagte er mit mehr Nachdruck in der Stimme, die er noch aufbringen bei den Sachen, die der andere gerade mit ihm anstellte. Dementsprechend klang es für diesen wahrscheinlich eher wie ein Keuchen, aber er schien es trotzdem verstanden zu haben.
 

„Ja, ist er nicht toll?“, hauchte er Sam mit rauer Stimme ins Ohr.
 

„Du hörst mir nicht zu!“, raunte Sam, den Kopf zurück legend, um Dean mehr Platz zu lassen.
 

„Und du redest mir zu viel!“, brummte der Ältere und biss Sam sanft in das Fleisch zwischen Hals und Schulter. Erschüttert stöhnte Sam laut auf und verkrallte sich noch stärker in Deans Hemd, dass, so fand er zumindest, ziemlich fehl am Platz war.

Seine Finger wanderten über Deans Bauch und versuchten die Knöpfe zu öffnen, was er nicht beim ersten Versuch gleich hin bekam.

Auch beim Zweiten nicht.
 

Nach einer Weile hatte er endlich mehr als die Hälfte der Knöpfe offen, was an ein Wunder grenzte, da Dean es ihm nicht gerade leicht machte, wenn er sich so an ihn schmiegte. Aber Sam wollte sich ja nicht beschweren. Ganz und gar nicht, dachte er, während er Dean das Hemd aufriss und völlig missachtete, dass dabei die restlichen Knöpfe vom Stoff sprangen. Manchmal war es doch ziemlich praktisch, dass der andere keine Zeit damit verschwendete sich noch was drunter zu ziehen, dachte er als seine Hände die weiche Haut Deans fanden. Es war schon fast widersprüchlich wie hart Dean manchmal war und wie weich seine Haut doch war. Genau jetzt konnte Sam spüren wie hart genau Dean war, als dieser sich wieder an ihn lehnte.
 

Ein leises Giggeln drang von weit weg an Deans Ohr. Zuerst wollte er es ignorieren und einfach als Geräusch das das Haus verursachte abtun. Aber nach kurzer Zeit drang es erneut an sein Ohr. Ohne sein bisheriges tun zu unterbrechen oder nur ein Stück von Sam zurück zu weichen, wand Dean seinen Kopf etwas zur Seite und spähte in den schlecht beleuchteten Korridor zu seiner rechten. An der Wand an der Ecke konnte er eine Bewegung wahrnehmen, aber wegen des schlechten Lichts nicht wirklich gut erkennen. Er kniff die Augen weiter zusammen, als er zwei der kleinen Mädchen vom Abendessen erkannte, die sich kichernd um die Ecke versteckten und immer wieder zu ihnen rüber guckten.

Dean grinste gegen Sams Haut.
 

„Sammy? Wie wäre es wenn wir aufs Zimmer gehen?“, vernahm Sam Deans raue Stimme an seinem Ohr und war erst zu sehr von dem Kribbeln abgelenkt, dass daraufhin seinen Rücken hinab rann.
 

„W-was?“, stotterte er und fuhr mit seiner Hand auf Deans Haut weiter nach oben.
 

„Wir haben Zuschauer.“, flüsterte Dean und gab Sam eine eindeutige Geste mit den Augen, damit dieser von ihm aus nach rechts sah. Verwirrt drehte Sam den Kopf zur Seite und konnte gerade noch die Schulter und ein bisschen des langen Haares hinter der Ecke verschwinden sehen. Er lauschte und konnte schließlich sogar ein leises Kichern vernehmen.

Er zog den einen Mundwinkel etwas nach oben und sah wieder zu dem anderen.
 

„Lass uns aufs Zimmer gehen.“
 

„Aber schnell!“
 


 

Beim ersten Versuch traf er daneben und musste nochmal ansetzten. Sich zur Ruhe zwingend steckte Dean den Zimmerschlüssel, diesmal ohne Probleme ins Schloss, öffnete die Tür, riss Sam mit sich hinein und gab ihr einen kräftigen Stoß.

Die Tür war noch nicht ins Schloss gefallen, da trafen ihre heißen Lippen wieder hart aufeinander und ein leidenschaftlicher Kampf um die Vorherrschaft entbrannte zwischen den beiden. Keiner wollte dem anderem so schnell kleine bei geben.
 

Während dem Zungenspiel riss Sam Dean förmlich das Hemd vom Leib. Auch Dean blieb nicht untätig und befreite Sam sowohl von Hemd, als auch von seinem T-Shirt, was Sam ein bisschen an Hudini erinnerte.

Wie hatte Dean es geschafft ihm das auszuziehen ohne, dass sie ihren Kuss unterbrechen mussten?

Dean ließ das uninteressante Kleidungsstück zu Boden gleiten. Sam wollte gerade die Arme um Deans Hals schlingen und diesen zu sich ziehen, als er etwas Hartes in der Kniekehle spürte und plötzlich nach hinten fiel. Etwas erschrocken lehnte er sich auf die Unterarme und sah zu dem Älteren auf, der ein Knie auf dem Bett über ihm verharrte und ihn ansah.
 

Dean ließ seinen Blick über den etwas Größeren schweifen. Angefangen bei dem geilen Blick, dem er ihm zuwarf, über die vom Küssen geschwollenen Lippen, die sich verführerisch zu dem Sam typischen Lächeln verzogen, als dieser bemerkte wie der Ältere ihn musterte.
 

„Was starrst du denn so?“, fragte Sam mit einem gewissen Unterton in der Stimme.
 

„Ich schau mir nur mein Werk an!“, grinste Dean und berührte mit den Fingerspitzen den großen Knutschleck auf dessen Schlüsselbein. Sams Brustkorb senkte und hob sich schneller, als er seine Hand tiefer gleiten ließ, ihm über die bebende Brust fuhr, sich schließlich auf dem Bauch wieder fand und von einem Beckenknochen zum anderen strich, während er den anderen ansah, der wieder die Augen geschlossen hatte. Sam hatte den Mund leicht geöffnet und atmete stoßweise aus, als Deans Hand unerwarteter Weise wieder nach oben fuhr. Irritiert öffnete Sam die Augen und sah auf. Dean grinste immer noch von einem Ohr zum anderen, aber er fuhr nicht so weiter wie Sam gedacht hatte und das missfiel dem Jüngern sehr.
 

Schnell griff er nach Deans Hosenbund und zog den anderen zu sich runter. Überrascht keuchte dieser, als er mit seiner harten Mitte auf die Sams traf. Auch Sam ließ diese Berührung nicht kalt. Rau stöhnte er und drückte seine Lippen auf die leicht salzige Haut Deans und fuhr die Muskeln, die sich bei jeder Bewegung des anderen bewegten mit der Zunge nach.

Dean konnte nicht beschreiben was das in ihm auslöste und drückte sich nur noch stärker an Sam, was diesen erneut Sternchen sehen ließ.
 

„Dean!“
 

„J-ja?“, fragte der Ältere, glücklich überhaupt ein ganzes Wort bilden zu können, obwohl es auch nur aus zwei Buchstaben bestand.
 

„Nimm mich endlich, Dean!“
 


 

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Sorry, aber hier unterbreche ich dann mal kurz… Ich hoffe es hat euch einigermaßen gefallen und ihr habt nicht sofort den Drang gehabt weg zu klicken… *offnungsvoll in die Runde guck*

Meine letzten Kapis waren nicht so gut, aber ich gebe mein Bestes mein Tief zu überwindenund hoffe ihr bleibt mir weiter hin wohl gesonnen! Danke für deinen aufbauenden Kommi jesaku!!! *ganzdolldrückbisluftwegbleibtunddannmitkeksenvollstopft*

Sooo, dann will ich euch mal nicht länger zu texten und euch eine schöne Woche wünschen.

Man liest sich!!
 

L_Angel^^

...zum lusigen Teil

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Eine andere Art von Humor??

Er brummte unzufrieden, als ein ungeduldiges Klopfen an sein Ohr drang und ihn langsam aber sicher weckte. Schnaufend drehte er den Kopf auf die andere Seite und tastete blind neben sich. Er war allein.

Verwundert öffnete er ein Auge, um sicher zu gehen, dass er sich geirrt hat, aber er lag wirklich allein in dem Bett, was nun völlig dem Licht der bereits aufgegangenen Sonne ausgesetzt war.

Wo war Sam?

Suchend sah er sich nun auch im restlichen Raum um, der aber auch leer war. Kein Sam weit und breit. Wieder ertönte das nervige Klopfen, dass ihn vor kurzem auf so unliebsame Weise geweckte hatte.

„Sammy? Die Tür!“, rief er und hoffte, dass der andere ihn hören würde. Doch nichts geschah. Dean lauschte etwas angestrengter und konnte gedämpft das Rauschen von Wasser vernehmen. War ja klar gewesen. Murrend legte er sich mit dem Gesicht nach unten ins Kissen und versuchte die Person, die vor der Tür stand einfach zu ignorieren.

Einige Minuten passierte gar nichts und er wiegte sich schon in Sicherheit, als es wieder dreimal eilig klopfte. Schnaubend setzte er sich auf und wünschte sich im nächsten Moment auch schon es nicht getan zu haben. Ein stechender Schmerz strahlte von seinem Hintern in den ganzen Körper aus. Sam konnte was erleben, wenn er ihn in die Finger bekam.

Stöhnend richtete er sich auf, als es schon wieder ungeduldig an der Tür klopfte.

„Ich bin ja gleich da!“, rief er genervt und sah sich nach seinen Sachen um. Er konnte ja nicht völlig nackt an die Tür gehen, obwohl das sicher gut ankommen würde, dachte er und musste leicht schmunzeln.

Dean warf sich auf dem Weg schnell ein Shirt über und seine Shorts, das müsste reichen. Wieder erklang das Klopfen.

„Ich komme ja schon!“, grummelte er. Immer diese Hektik am frühen Morgen. Im Hintergrund hörte er wie Sam das Wasser der Dusche abstellte. Ach, jetzt war der Herr fertig, ja? Jetzt wo er sich aus dem mehr als gemütlichem Bett aufgerafft hatte?

Seufzend legte er eine Hand auf die Klinke der Tür, wischte sich mit der anderen nochmal kurz über Gesicht und Haare und drückte sie schließlich runter.

„Mhm?“, brummte Dean und sah in den Flur. Emilia stand vor ihm, die Arme eng vor der Brust gekreuzt und sah ihm mit blassen Gesicht an. Mit einem Mal war er hell wach.

„Was ist passiert?“, fragte er und ließ sie ins Zimmer. Sie trat ein und sah sich um.

„Sam ist noch im Bad.“, erwiderte er auf ihren fragenden Blick.

„Was ist passiert?“, fragte Dean erneut. Emilia seufzte und setzte sich aufs Bett in dem er bis vor ein paar Minuten noch gelegen hatte. Dean räusperte sich leise, blieb aber da stehen wo er war.

„Mein Vater hatte heute Morgen von einem erneuten Angriff gehört.“

„Was meinst du mit heute Morgen?“, Dean war verwirrt und sah zum Fenster rüber.

„Es ist fast eins!“, sagte sie mit leicht belustigter Stimme. Baff sah er ihr ins Gesicht, doch es schien kein Witz gewesen zu sein. Verdammt wie lange hatten sie nur geschlafen. Oder wohl eher wie lange hatte er geschlafen? Und warum hatte Sam ihn nicht geweckt?

„Es gab drei Tote! Ein paar Jugendliche. Sie waren auf dem Rückweg von einer Party. Ein paar Einheimische hatten sie gefunden.“ Emilia senkte den Blick.

Dean ballte seine Hände zu Fäuste. Er und Sam mussten endlich was unternehmen! Sie sollten sich schnellst möglich auf den Weg zur Stadteigenen Polizeistation machen und sich die Leichen ansehen. Das durfte so nicht weiter gehen.

Emilias Blick fiel auf das Shirt und einige andere Kleidungsstücke, die verteilt auf dem Boden lagen.

„Ähm, verzeih. Wir sind nicht gerade die ordentlichsten!“, sagte Dean und rieb sich etwas peinlich berührt den Nacken.

„So unordentlich scheint Sam ja nicht zu sein. Immerhin hat er sogar sein Bett gemacht, bevor er ins Bad gegangen ist.“, sagte sie, als ihr Blick auf das eigentlich nicht berührte Bett fiel, aber woher sollte sie das auch wissen.

„Tja…“

„Ich geh dann mal wieder und helf beim Mittagessen. Wollte euch nur alles erzählen was mein Vater weiß.“, nickte sie und ging wieder zur Tür.

„Kanntest du die Jugendlichen?“

Emilia drehte sich nicht um, aber Dean konnte ihr Gesicht leicht von der Seite sehen. Sie war immer noch leicht blass und das Lächeln auf ihrem Gesicht war fast nur noch ein Strich.

„Die kleine Schwester meiner besten Freundinn war eines der Opfer.“, sagte sie leise, so dass Dean lauschen musste, um jedes Wort zu verstehen und verließ ohne auf irgendeine Reaktion Deans zu warten das Zimmer.
 

Er sah noch eine Weile zur Tür, als das Geräusch der Badezimmertür vernahm. Sam kam, nur mit einem Handtuch bekleidet ins Zimmer.

„Oh, gut. Du bist schon wach!“, sagte er ging zu seiner Tasche und holte sich frische Wäsche aus dieser. Dean hatte ihm währenddessen mit finsterem Blick nachgesehen, den der Größere gekonnt ignorierte. Dean wollte nicht ignoriert werden. Schnaubend ging er zu dem anderen, wohl bedacht auf seine Schritte, da sein Hintern immer noch mehr als weh tat.

„Warum hast du mich denn nicht geweckt? Es ist schon fast Mittag.“

Sam sah von unten lächelnd zu ihm hinauf und erhob sich. Ohne ein Wort zu sagen zog er diesen in seine Arme und drückte ihn an sich. Dean etwas irritiert über die Aktion hielt inne.
 

Sam hatte einfach nicht anders gekonnt. Als Dean mit leichtem Schmollmund vor ihm gestanden hatte, musste er den anderen einfach umarmen. Sein beruhigender Geruch stieg ihm in die Nase und ließ ihn wieder lächeln.

Als er die Augen einen Spalt breit öffnete, konnte er die kleinen Nackenhärchen im Nacken des anderen sehen und pustete sachte darüber. Dean bekam fast augenblicklich eine Gänsehaut und erschauerte leicht. Er hatte auch die Arme um Sam gelegt und strich ihm sanft über den Rücken.

„Guten Morgen.“, flüsterte Sam löste sich leicht von seinem Gegenüber und hauchte diesem einen kurzen Kuss auf die Lippen.

„Warum hast du mich vorhin nicht so geweckt?“

„Ich dachte, dass du dir den Schlaf verdient hast. Du warst gestern ziemlich fertig und auch sehr schnell eingeschlafen.“, sagte Sam und lehnte seine Stirn an die andere.

„Und außerdem bin ich doch noch gar nicht so lange wach.“, rechtfertigte er sich. Dean sah ihm kurz in die Augen, nickte dann und platzierte noch schnell einen Hauch von Kuss auf die Lippen.

„Sag mal kann es sein, dass du mein T-Shirt an hast?“, fragte Sam stirnrunzelnd, als Dean sich etwas von ihm losgemacht hatte.

„Was erwartest du denn? Emilia hat so lange an die Tür gekloppt, bis ich endlich wach war und bis ich meine in dem Gewühl gefunden hätte, wäre sie sich schon durch die Tür gewesen.“, meinte der Ältere ging zu dem zerwühlten Bett und setzte sich vorsichtig hin.

„Emilia war hier? Was wollte sie denn?“, fragte Sam und zog sich die frische Jeans aus der Tasche an.

„Es gab einen Angriff. Drei Jugendliche sind tot.“

Sams Miene verfinsterte sich. Mitten beim Anziehen gestoppt sah er zu dem anderen.

„Und sie glaubt es war dieses Wesen?“

„Anscheinend. Sonst hätte sie es uns ja nicht gesagt.“

„Wir sollten uns die Leichen anschauen.“, meinte der Größere und zog sich die Jeans wieder aus und tauschte sie gegen den leichten Stoff der schwarzen Anzughose.

Sam schaffte einen Winsorknoten bereits auf Anhieb. Ihm wäre es aber bei weitem lieber gewesen, wenn er nicht so viele Möglichkeiten hätte ihn zu machen. Zufrieden drehte er sich um. Sein Blick fiel auf Dean, der sich keinen Zentimeter bewegt hatte und ihn beobachtet.

„Dean? Denkst du nicht du solltest dir vielleicht auch etwas anziehen?“

„Ach ne! Ich dachte ich geh da in Shorts hin?“, schnaubte Dean rieb sich mit einer Hand durchs Gesicht.

„Bist du irgendwie sauer auf mich? Hab ich was gemacht?“, fragte Sam und trat näher an den Älteren heran.

„Nein…doch..ach..“, entgegnete Dean nur.

„Was denn nun?“

„Ich bin nicht sauer.“

„Was ist dann los?“

„Ich will einfach nur im Bett bleiben und mich den restlichen Tag nicht mehr bewegen.“, seufzte er. Sam grinste, jagte dem anderem noch einen Kuss ab und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter.

„Das geht bald vorbei. Komm zieh dir was an!“

Dean sah dem anderen nach, wie er lächelnd davon ging und grummelte. Der konnte leicht reden.
 


 


 

Das hiesige Polizeirevier war riesig für ein so kleines Städtchen. Aber es war immerhin auch für die sechs angrenzenden Städte mit verantwortlich.

Sam und Dean, beide in feine Anzüge gehüllt betraten durch den Haupteingang, das Gebäude. Dean zog schon die ganze Zeit an seinem Kragen, um diesen etwas zu lockern, was Sam mächtig nervte.

„Kannst du das nicht mal lassen?“

„Ich kriege aber kaum Luft. Warum hast du das nur so eng gemacht?“

„Das sitzt genau richtig so!“

„Aber es ist zu eng!“

„Dann lockere den Knoten doch und nerv nicht rum.“, knurrte Sam schon fast. Dean tat wie ihm gesagt wurde und guckte gleich viel entspannte.

„Geht doch. Deine Knoten sind viel zu eng!“

„Mach es doch das nächste Mal selbst!“

„Aber Sammy, das macht doch gar keinen Spaß!“, neckte der Ältere den anderen, der ihn skeptisch von der Seite ansah, aber nicht verhindern konnte leicht rot zu werden. Dean nahm das mit Genugtuung hin. Wie schaffte es Sam nur in der Öffentlichkeit so unschuldig zu tun und ihm Bett ein…ja, er konnte es nicht anders sagen… Sam war im Bett wie ein Dämon. Ein ziemlich heißer, der ausnahmsweise mal nicht nach seinem Leben trachtender Dämon, aber es hatte auch seine Vorteile, dachte Dean und grinste.

Sam steuerte mit Dean den Tresen an. Verwirrt sahen die beiden sich um.

„Sollte hier nicht normalerweise jemand sein?“

„Wäre zumindest nicht schlecht. Hallo? FBI! Ist da jemand?“, rief Dean in den hinteren Teil der Theke.

„Einen Moment!“, drang eine Stimme von rechts zu ihnen.

Nach ein paar Minuten, in denen Dean mehr und mehr den Drang niederkämpfen musste einfach nach jemanden zu suchen, als ein großer, junger Mann aus dem angrenzenden Zimmer trat in der einen Hand einen Donut in der anderen eine Schachtel mit genügend Nachschub.

„Sorry, aber ich musste unbedingt noch wissen, ob Sally wieder mit ihrem Arzt zusammen kommt. Er hat sie so oft mit den Schwestern betrogen und hat sogar eine geschwängert. Ich an ihrer Stelle hätte ihn getötet.“, grinste der Mann breit und bot ihnen den Inhalt der Schachtel an. Dean griff sofort zu, während Sam dankend ablehnte.

Der Mann vor ihnen wirkte sehr jung. Er war wahrscheinlich sogar jünger als Sam, aber ein ganzes Stück größer als er. Sein braunes Haar hing ihm leicht durch einander vom Kopf. Einige wenige Strähnen fielen ihm in die Augen, aber es schien ihn nicht zu stören. Breit lächelnd sah er vom einem zum anderen. Da Dean gerade nicht sprechen konnte, übernahm Sam es sie vorzustellen.

„FBI. Ich bin Agent Demain und das ist mein Kollege Agent Keith. Wir sind hier um…“, begann Sam, zeigte seine Marke und wollte dem Beamten ihre Lüge auftischen, als dieser ihn unterbrach.

„Sprechen Sie nicht weiter. Ich hab Sie schon erwartet. Die Leichen sind im Leichenschauhaus.“, sagte er immer noch breit grinsend und bedeutete ihnen ihm zu folgen. Dean und Sam wechselten kurz einen Blick und gingen ihm nach. Sam kam der junge Mann irgendwie bekannt vor. Dieses Grinsen und die Augen. Aber er kam nicht drauf woher er ihn kannte, als Dean ihm leicht gegen den Arm stieß. Fragend blickte er zu dem anderen, der ihm bedeutete sich die Beine des Beamten genauer an zu sehen.

Die Hosenbeine waren viel zu kurz für seine langen Beine.
 

„Soo, da wären wir.“, flötete der Beamte grinsend und hielt ihnen die Tür zu einem Labor auf. Langsam nervte der Typ, dachte Dean und betrat nach Sam den Raum. Er war überall mit Fliesen bedeckt. An der einen langen Wand zog sich ein riesiger Metallschrank entlang, dessen viele Türen die eine oder andere Leiche beherbergte.

Sam spürte wie ihm der Anblick einen leichten Schauer über den Rücken jagte und wand sich zu den vier Tischen um, auf denen anscheinend die Leichen, mit weißen Tüchern bedeckt, lagen.

„Waren es nicht nur drei Opfer, Deputy Wilder?“

„Ach, beachten sie den ganz hinten nicht! Das ist Peter Mitchell, der Gerichtmediziner. Gegen Mittag legt er sich immer für eine Stunde schlafen. Ich weiß ziemlich makaber. Er ist ein bisschen komisch in der Birne.“

„Ein bisschen ist gut!“, meinte Dean und ging zur ersten Leiche.

„Tja, wie man es nimmt.“

„Was können Sie uns über den Zustand der Leichen erzählen?“, fragte Sam und folgte den Beiden.

„Sie sind schlimm zu gerichtet. Da hat sich einer an den Körpern ziemlich ausgetobt.“ Dean hob eine Augenbraue und sah zu Wilder, der immer noch breit grinste. Was fand der Kerl denn nur so lustig?

Anscheinend war der Gerichtsmediziner hier nicht die einzige verrückte Gestalt.

Verdächtig

Hallihallo!!XD
 

Hier ist also das 50 Kapitel und somit feiern wir Jubiläum!!! *freudig rumhüpf*

Ich hoffe ihr freut euch genauso wie ich. Eins kann ich euch versprechen in den nächsten (50???) geht es jetzt erst richtig los!!

Ich hoffe ihr bleibt der Story und mir weiteer so gut gewogen und lest weiter mit. *alleganzdolldurchknuddel*

Und nochmal ein ganz lieben Gruß an meine treuen Kommischreiber, die sich immer abwechseln! Danke RyouAngel, Fine und jesaku!!XDDD Die anderen sind ja leider zu Schattenlesern geworden, aber immerhin noch dabei!! *gg*
 

Sooo, genug gelabert hier kommt endlich das nächste Kapitel! Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen!!
 

*Kuchen und Kakao zur Feier des kapitels da lass*

L_Angel^^
 


 


 


 

Sam ging zu der Leiche, die ihm am nächsten war und hob das Tuch etwas an. Sofort stob ein fauliger Geruch an seine Nase, er rümpfte sie, betrachtete so schnell wie möglich den Zustand der Leiche und bedeckte sie wieder. Schnell wand er sich etwas ab und versuchte seinen Magen, der sich leicht verkrampft hatte durch ruhiges ein und ausatmen zu beruhigen. An manche Dinge konnte man sich einfach nicht gewöhnen.

„Und?“, fragte Dean, der lieber Sam den Vortritt gelassen hatte, weil er nicht wirklich das Verlangen hatte, sein Mittagessen, dass eigentlich sein Frühstück war, wieder zu sehen.

„Was?“

„Wie sieht die Leiche aus?“, fragte Dean nochmal.

„Wie durch den Fleischwolf gedreht. Es ist kaum noch ein Stück heile Haut zu sehen und es fehlen teilweise ganze Stücke Fleisch. Das Gesicht und die Partien, wo noch Haut ist, weisen Kratzspuren auf. Das Tier hat diese Person, glaube ich, als erstes am Hals erwischt und sich dann über den restlichen Körper hergemacht.“, erzählte Sam, wobei er darauf achtete das Wesen als Tier darzustellen und nicht als Wesen.

„Sie haben was übersehen!“, sagte Deputy Wilder mit vollem Mund. Er hatte in den Minuten in den sie geschwiegen hatten, wie von Zauberhand seine Schachtel mit den Donuts wieder in der einen Hand und kaute zufrieden auf einem mit Schokoglasur herum. Dean warf ihm von der Seite einen merkwürdigen Blick zu und auch Sam betrachtete ihn leicht zweifelnd. Ob diesen Mann wohl irgendetwas davon abbringen konnte weiter zu essen und dabei breit zu grinsen?

„Was meinen Sie?“

„Chrr-mhm!“, räusperte er sich, schluckte den letzten Bissen herunter und kam dabei auf Sam zu. Mit einem Ruck zog er das Leichentuch zurück und legte alles frei. Dean, der ihm gefolgt war, stand neben ihm und sah mit entsetztem Blick auf die Leiche.

„Hier!“ Er zeigte auf die Mitte des Brustkorbs, der ziemlich zerfetzt vor ihnen lag. Sam trat näher an den Beamten heran, um zu sehen was er meinte, doch ihm fehlte der fachmännische Blick, um zu sagen was in diesem Bild falsch war. Sam sah auf und traf Deans ebenfalls fragenden Blick.

„Was meinen Sie?“

„Das Herz, oder eher das, was nach so einer Attacke noch da sein sollte, fehlt. Das Vieh hat es der Person entrissen, bevor es sie so entstellt hat.“, meinte Wilder, fasst als sei das selbstverständlich, dass sie das auch sofort hätten sehen müssen. Er verlor dabei aber nicht sein Grinsen, welches Dean langsam ein bisschen Angst ein jagte.

Sam sah wieder zur Leiche konnte in dem ganzen Massaker aber immer noch nichts Genaues erkennen. Das war, als wolle man am Mett auf einem Brötchen noch das genaue Teil des Schweines erkennen. Sam zuckte nur mit den Schultern.

„Glauben Sie es mir. Das Herz fehlt. Und das kann ja nur eins bedeuten!“

Sam sah wie sich Deans rechte Augenbraue nach oben bewegte.

„Ach? Und was?“, fragte Dean.

„Werwolf!“, sagte der Deputy ohne Umschweife gerade heraus. Sam und Dean sahen sich überrascht an. Dieser Deputy war schon eine Sache für sich. Er sah während dem Dienst fern, obwohl es schien, als sei er ganz allein auf der Wache. Er isst in der Leichenkammer und grinst die ganze Zeit vor sich hin. Langsam wurde ihnen der Kerl unheimlich. Entsetzt sahen Sam und Dean wie er wieder in die Schachtel mit den Donuts griff und sich diesmal einen mit Zuckerglasur zwischen die Zähne schob. Und das obwohl die zerfetzte Leiche keine zehn Zentimeter vor ihm lag.

„Wollt ihr?“, fragte er, als er die Blicke der Beiden auf sich spürte. Sam und Dean schüttelten den Kopf und sahen weg. Dean drehte sich dabei der Magen um, bei dem Gedanken hier vor der aufgebahrten Leiche was zu essen. Sein Blick fixierte einen entfernten Punkt, aber das Bild hatte sich anscheinend schon in seine Netzhaut gebrannt.

„Wie kommen Sie darauf, dass es ein Werwolf war?“, fragte Sam und versuchte nicht zu zeigen, dass das auch seine Vermutung gewesen war, als der Deputy ihnen eröffnet hatte, dass das Herz fehlte.

„Das Herz fehlt und die Körper sind über zu gerichtet. Was soll es denn sonst gewesen sein?“, fragte der Deputy irritiert darüber, dass Sam ihm solch eine Frage stellte.

„Vielleicht ein großer, wilder Hund oder eine ausgebrochene Wildkatze.“, schlussfolgerte Sam.

„Nein. Ich bleibe bei meiner Vermutung, dass es ein Werwolf war!“, sagte Wilder, legte den Kopf etwas schief, während er die Leiche nochmals betrachtete und nickte schließlich.

„So was wie Werwölfe gibt es nicht!“, versuchte Dean es nochmal. Wilder sah ihm irritiert in die Augen, grinste schließlich wieder breit und wand sich wieder zu Sam.

„Sie müssen es ja wissen, Agent! Sie sind ja vom FBI. Ich bin nur ein einfacher Deputy, der versucht seine Arbeit zu machen.“, sagte er und wand sich zum Gehen um. Dean konnte nicht sagen, ob er diese Bemerkung eher als bissig oder als lächerlich machend einordnen sollte. Es hörte sich für ihn sogar fasst so an, als wüsste der Mann vor ihnen, dass sie keine echten Agents waren.

Er warf Sam einen kurzen Blick zu und folgte dem Deputy schließlich zu einem Schreibtisch, der auf der anderen Seite des Raumes war. Nach einem bisschen rum gekrame förderte der Mann eine Mappe zu Tage und gab sie Sam. Die Mappe enthielt den gesamten gerichtsmedizinischen Bericht. Sam war überrascht, dass dieser schon fertig war, obwohl die Leichen erst am Morgen gefunden worden waren, dachte aber nicht weiter darüber nach. Es war nur gut für sie. So mussten sie nicht warten oder nur mit halben Informationen weiter arbeiten.

Während Sam sich in den Bericht vertiefte, bei dem auch die Aussage der Personen, die die Leichen gefunden hatten, lag, sah Dean sich die beigefügten Bilder an, die am Tatort gemacht worden sind. Der Wagen, mit dem die Opfer unterwegs gewesen waren, stand verlassen und weit aufgerissenen Türen am Straßenrand, konnte er auf einem Bild erkennen. Die erste Leiche, eine junge Frau, lag nur fünf Meter entfernt. Es sah so aus, als hatte sie versucht mit den anderen, die viel weiter entfernt lagen im dichten Wald zu entkommen. Es waren insgesamt gut zehn Bilder, die die Szene aus verschiedenen Blickwinkeln zeigten.

„Ja, im Bericht steht auch nichts, was wir nicht schon wussten.“, meinte Sam schließlich, legte die Bilder wieder zurück und gab dem Deputy die Mappe wieder.

„Dann kann ich Ihnen auch nicht weiter helfen, meine Herren.“, sagte der Deputy, der sich schon wieder breit grinsend auf den Schreibtisch setzte.

„Gut. Vielen Dank für Ihre Hilfe, Deputy Wilder.“, sagte Dean und reichte dem Mann die Hand, die auch gleich entgegen genommen wurde.

„Fester Griff. Nicht schlecht.“, murmelte der Deputy und gab auch Sam kurz die Hand.

Sam und Dean wandten sich zum Gehen.

„Wir sollten uns den Tatort genauer ansehen.“, sagte Sam zu Dean und zog die schwere Metalltür, die die Kälte im Raum hielt für sie auf.

„Ja, das sollten Sie, aber vergessen Sie nicht, Agent Demain, Werwölfe sind nachtaktiv!“, rief Wilder ihnen noch hinterher.
 

Grinsend sah der Deputy sich im nun leeren Raum um. Die Kälte ließ eine leichte Gänsehaut auf seinen Armen entstehen, doch er ignorierte das. Mit langend, gemächlichen Schritten ging er wieder zu den Leichen hinüber. Beim letzten der vier Tische angekommen, blieb er stehen und ging zum Kopfteil. Er zog das weiße Tuch vom Körper und legte die frische Leiche des Gerichtsmediziners frei. Wilder konnte spüren, dass der Körper immer noch leicht warm war. Das Gesicht des Mediziners war zu einer entsetzten Fratze verzogen und an seinem Hals entstanden nach und nach blaue Flecken. Doch das konnte das breite Grinsen nicht aus seinem Gesicht wischen.

„Ich hoffe wir haben dich nicht beim Schlafen gestört, Mitch.“, sagte er leise und setzte sich mit auf den Tisch.

„Das waren also Sam und Dean…“, lachte er und sah wieder ins Gesicht der Leiche.

„Von nahem sind sie ganz anders, als ich sie mir vorgestellt hatte. Aber irgendwie süß, findest du nicht?“

„Ach, du bist langweilig, Mitch!“, sagte er und ließ die Beine baumeln, als ein leichtes Rumsen aus weiter Entfernung an seine Ohren drang und das Grinsen auf seinen Lippen wieder um einiges breiter wurde.

„Wie konnte ich das denn nur vergessen? Mitch, warum hast du mich denn nur nicht daran erinnert, dass ich ja noch ein paar Spielkameraden zur Verfügung habe?“ Die Leiche antwortete nicht und so beließ Wilder es dabei, den toten Gerichtsmediziner wieder mit dem Tuch zu bedecken und vom Tisch zu hüpfen.

Er verließ die Leichenkammer, die ihm keine Unterhaltung mehr bot und ging wieder nach vorne, in eines der Büros, an dem in schwarzen Lettern Sherif stand. Grinsend trat er ein und lehnte sich zurück. Die Tür ging geräuschvoll zu. Wilder vernahm ein leises, gedämpftes Winseln aus dem großen Holzschrank zu seiner Linken. Er brauchte nur wenige Schritte, bis er vor diesem stand und die Türen langsam öffnete. Vom plötzlichem Licht erst etwas geblendet, sahen ihm zwei ältere Männer entgegen. Der eine trug eine Uniform mit einem Abzeichen an der Brust, die ihn als Sherif auswies, der andere saß nur in Unterhemd und Unterhose gefesselt und geknebelt im Schrank. Beide hatten mehrere Blessuren und Wunden, die darauf schließen ließen, dass sie sich sicher nicht kampflos ergeben hatten.

„So meine Herren. Der wichtige Besuch ist weg. Aber was mach ich jetzt nur mit euch? Ein großen Nutzen habt ihr für mich nicht mehr. Also, warum sollte ich euch am Leben lassen?“, fragte er diesmal ernst und sah mit dunkel, leuchtenden Augen zu den beiden panischen Männern im Schrank hinab.
 


 

„Ich glaube mit diesem Deputy stimmt irgendetwas nicht.“, sagte Sam, als sie wieder im Wagen saßen und Dean gerade rückwärts ausparkte.

„Mit dem stimmt nicht nur irgendetwas nicht, der ist vollständig meschugge. Hast du gesehen, wie der fröhlich weiter gegessen hatte und uns dabei die Leiche gezeigt hatte?“

Sam hatte seinen Laptop auf seinem Schoß geöffnet und fuhr diesen hoch.

„Die Uniform passte ihm nicht.“, sagte er und startete das Internet, um den alten Artikel, über Emilias Vater und die anderen Vorfälle auf zu rufen.

„Vielleicht war die ja nur eingelaufen oder die Neue ist in der Wäsche und er musste seine ganz Alte anziehen. Vielleicht war es aber auch nicht seine…“, dachte Dean laut nach und lenkte den Wagen auf die Straße, die nahe am Wald zurück in Richtung Hotel führte.

„Aber seine Vermutung, dass es sich hierbei um einen Werwolf handeln könnte, ist wahrscheinlich nicht mal so falsch. Aber warum schlägt er nur alle paar Jahre zu?“, fragte Sam und ließ seine Finger schnell über seine Tastatur gleiten.

„Vielleicht war er auf reisen? Oder der Deputy ist der Werwolf, was erklärt warum er so viel weiß. Vielleicht sind wir die Nächsten?“, reimte Dean sich zusammen. Sam hob skeptisch drein blickend den Kopf und sah zu dem Älteren rüber, doch sah nicht das Grinsen, welches er erwartete hatte. Er wollte seinen Blick schon abwenden, als eine plötzliche Bewegung am Waldrand seine Aufmerksamkeit auf sich zog.

„Dean! Halt sofort an!“, schrie er und klappte den Laptop fester zu als er eigentlich gewollt hatte. Den Blick hatte er die ganze Zeit nicht von der Stelle, an der er die Bewegung wahrgenommen hatte genommen, doch nichts war zu sehen.

Dean war auf Sams Ruf voll in die Pedalen gegangen und brachten den Wagen mit quietschenden Reifen zum Stehen.

„Was hast du gesehen?“, fragte er und folgte Sams Blick in Richtung Waldrand. Ein kalter Schauer lief seinen Rücken hinunter, als er an diesen Wald dachte und wünschte sich sofort auf ihr Zimmer zurück. Nein, ein Zimmer weit weg von diesem Wald und dieser Stadt wäre noch viel besser.

„Da war irgendetwas!“, meinte Sam schnallte sich los und stieg aus. Dean seufzte. Er hatte schon geahnt, dass Sam es nicht einfach als Einbildung abtun und der Sache nachgehen würde. Auch er stieg aus, guckte nochmal, ob er den Wagen hier einfach so stehen lassen konnte und tastete nach seiner Waffe.

Während Dean prüfte, ob seine Waffe auch gut geladen war, war Sam schon längst am Waldrand angekommen und sah in die Finsternis, die sich nach ein paar Bäumen verdichtete.

Dean konnte es nicht fassen, dass er nicht mal vierundzwanzig Stunden später schon wieder in dieser dicken Suppe stand, die jegliches Licht schluckte. Er wusste, dass dieser Fall wichtig war und wenn er und Sammy nicht endlich dieses Wesen zur Strecke brachten noch mehr Menschen sterben würden, aber er hätte in diesem Fall nicht das Geringste gegen eine Ablösung ein zu wenden.

Seufzend rannte er hinter Sammy hinterher, der schon einen großen Vorsprung hatte.

„Sicher, dass du nicht wieder ein Häschen gesehen hast, Sammy?“, fragte er und legte seine Finger fester um die Waffe in seinen Händen.

„Es war so groß wie ein Mensch und schien aufrecht zu gehen.“

„Vielleicht ein Jäger?“, fragte Dean und fixierte seine Umgebung.

„Vielleicht.“, meinte Sam ohne auf seine Bemerkung ein zu gehen, als sie beide plötzlich einen heftigen Schlag in den Nacken bekamen und sie langsam das Bewusstsein verloren. Das Letzte was Sam in der Dunkelheit noch sehen konnte, bevor er bewusstlos wurde, war ein Mund, der sich zu einem breiten Grinsen verzog.

Auf der anderen Seite

Ein furchtbarer Geruch hing in der Luft. Dean versuchte den Kopf weg zu drehen, um der Quelle zu entkommen, doch er konnte beim besten Willen keinen einzigen Muskel bewegen.

Seufzend wollte er einen Arm heben, um sich wie aus Gewohnheit mehrmals über das Gesicht zu fahren, doch feste Lederbänder hielten sie auf, seinem Willen zu folgen.
 

Geschlagen öffnete er die Augen, was ihm nicht viel brachte. Es war dunkel. Mit zusammen gekniffenen Augen versuchte er den Raum in dem er war besser zu erkennen. Er saß auf einem dreckigen Holzboden, festgebunden an einen

Stützpfeiler.
 

Was war passiert? Das Letzte woran er sich erinnern konnte war, das er Sam in diesen verdammten Wald gefolgt war, weil dieser etwas gesehen hatte. Und Dean konnte sich nun sehr gut vorstellen, dass dieses Etwas sie dann überrascht hatte. Peinlicher ging es wohl echt nicht. Wie konnte er nur so unkonzentriert sein?

Wo war Sam? , kam ihm plötzlich der beunruhigende Gedanke. Dean öffnete erneut die Augen und versuchte sich so gut es ging um zu sehen. Keine Spur von dem Jüngeren. Was eigentlich auch klar war, denn er hatte kurz mal nicht richtig aufgepasst und der andere wahrscheinlich in Lebensgefahr. Typisch!
 

„Scheiße!“, zischte er durch die Zähne und drückte seinen Kopf gegen das Leder, in der Hoffnung es etwas zu lockern. Die Bänder um seine Handgelenke schnitten ihm ins Fleisch, als er plötzlich etwas anderes Warmes an ihnen spürte. Am liebsten hätte er sie weg gezogen, was aber vereitelt wurde.
 

„Dean?“, Sams Stimme war nur ein Flüstern und beängstigte Dean mehr, als er zu geben würde. Er spürte wie Sams Hand nach ihm griff, die nur wenige Zentimeter von der seinen festgebunden zu sein schien.
 

„Dean?“
 

„Ja hier.“
 

„Verdammt, wo sind wir?“, fragte Sams Stimme und Dean glaubte, dass Sammy und er mit den Rücken zu einander an den Pfahl gebunden worden sind, da sie ihm nahe war. Er versuchte wieder das Band um seinen Kopf irgendwie dazu zu bewegen sich zu lockern.
 

„Dean! Was immer du machst, lass es. Außer du willst mir den Kopf spalten, denn dann bist du auf dem bestem Weg!“, raunte Sam mit etwas schmerzerfüllter Stimme. Dean ließ sofort den Kopf locker. Anscheinend hat der oder das was auch immer sie hier gefangen hielt es nicht mal für nötig gehalten ihnen eigene Fesseln zu zugestehen.
 

„Hast du´ ne Idee wie wir hier rauskommen?“, fragte der Jüngere.
 

„Was kannst du auf deiner Seite sehen?“
 

„Die Tür. Einfaches Holz, ein paar Löcher, aber auf der anderen Seite ist kein Licht. Vermutlich ist es schon dunkel draußen…“
 

„Oder wir sind immer noch in diesem verfluchten Wald, dann kann es auch drei Tage später am Mittag sein, weil es eh keiner bemerken würde…“
 

„Dean?“
 

„Was noch?“
 

„Ein kleines Brett auf dem ein paar alte Bücher stehen und ein Hocker.“, beendete Sam seine Aufzählung und lauschte auf Deans Antwort, die jedoch aus blieb. Der Ältere wusste beim besten Willen nicht wie sie hier raus kommen sollten. Ihm kam der Gedanke, dass er ja immer vorsichtshalber ein Messer in der Hosentasche mit sich trug. Es war zwar klein und nicht besonders scharf, aber immerhin besser als nichts. Er rückte auf dem staubigen Boden etwas hin und her und stieß enttäuscht die Luft aus.
 

„Dean?“
 

„Wir wurden gefilzt.“
 

„Das hätte ich dir auch sagen können. Aber warum hat man mir die Schuhe ausgezogen?“
 

„Schuhfetischist? Mir hat man sogar die Socken ausgezogen.“, grummelte Dean und versuchte die Kälte zu ignorieren, die versuchte sich in ihm aus zu breiten.
 

„Na die hättest du ja auch als Waffen nutzen können. Noch nie was von Biowaffen gehört?“, Dean lachte kurz auf, wurde aber schnell wieder still. Genau wie Sam, der nun der Stille um sie herum lauschte.
 

„Sollen wir einfach warten, bis es zurück kommt?“
 

„Ich überlege ja schon!“, raunte Dean. Ihm fiel nicht wirklich viel ein, da das einzige, was er frei bewegen konnte seine Füße waren. Warum hatte ihnen dieses Wesen nur die Schuhe und Socken abgenommen?
 

Ihnen blieb kaum eine Möglichkeit zu fliehen. Nein. Eigentlich keine. Dean fiel nicht wirklich ein was sie machen könnten.

Er schloss die Augen und dachte nach. Tief atmete er ein und aus. Dabei konnte er die Bänder, die um seine Brust, seine Knie, seine Handgelenke und seinen Kopf deutlicher spüren. Er hörte Sam atmen.

Die Knoten waren fest und ließen sich nicht ohne weiteres lösen. Entmutigt ließ Dean sich gegen den Pfahl sinken und spürte wie sich das Band um seine Stirn nicht mehr spannte, nur noch leicht darum lag.
 

„Sam? Halt mal still.“
 

„Wa..-ah!“ Dean versuchte mit einem Ruck den Kopf zur Seite zu drehen, wobei sich das Band enger um Sams Stirn legte. Er wollte gerade fragen was der andere damit bezwecken wollte, als das Band locker von seiner Stirn fiel und auf seiner Brust liegen blieb.
 

„Was?“
 

„So, eins wären wir los. Fehlen noch drei!“, meinte Dean mit einem zufriedenen Ton in der Stimme.
 

„Und wie?“
 

„Jetzt bist du langsam mal dran dir was aus zu denken, oder?“

Sam drehte den Kopf und sah sich um. Auf seiner rechten Seite konnte er nur einen kleinen Hocker sehen. Aber auf der Linken war ein Fenster. Es war mit Brettern zu genagelt, durch die kein Licht drang, da draußen kein Licht war. Sams Blick glitt nach unten und blieb an einigen kleinen Umrissen hängen, die er nicht sofort zuordnen konnte.
 

„Dean, wir müssen ein bisschen rutschen.“
 

„Wohin bitteschön? Hast du vergessen, dass wir an diesen dämlichen Pfahl gebunden sind?“
 

„Ich meine, dass wir uns am Pfahl drehen sollten. Los beweg dich.“ Sam zog die Beine so nah an, wie er konnte und rutschte zur Seite. Dean folgte gezwungener Maßen und rutschte mit.
 

„Was soll das?“
 

„Da unter dem Fenster sind kleine Scherben.“, erklärte Sam kurz und rutschte weiter.
 

„Da ist ein Fenster?“ Sam ignorierte Deans letzte Bemerkung, streckte seine Beine wieder und versuchte mit den blanken Füßen an die Scherben zu kommen.
 

„Wie sieht es aus?“
 

„Ich muss näher ran. Nur ein bisschen.“
 

„Okay. Dann beeil dich!“, stimmte Dean zu und machte sich darauf bereit von den Bändern enger umschlungen zu werden, was kurz darauf auch passierte. Sam glitt etwas runter und streckte seine Beine noch etwas mehr, bis er mit der Ferse auf einer zum Liegen kam. Vorsichtig drückte er sie auf die Scherbe und zog sie zu sich heran. Sam spürte wie sich die kleinen, scharfen Kanten durch seine Haut bohrten, doch ignorierte auch das. Er zog die Beine so nah wie möglich mit der Scherbe an sich ran.
 

„Dean? Ich komm nicht näher ran.“ Angesprochener drehte den Kopf so weit wie es ihm möglich war zur Seite und versuchte aus dem Augenwinkel zu gucken, wie weit Sam gekommen war. Es fehlte wirklich nur noch ein kleines Stückchen.
 

„Glaubst du wir könnten es schaffen uns hinzustellen?“
 

„Damit wir sie zum Pfahl schaffen können und sie dann in die Hände kriegen? Könnte klappen!“
 

„Okay, dann auf drei!“ Dean zählte und auf drei versuchten beide möglichst gleichzeitig auf zu stehen. Sam war etwas langsamer als Dean und hielt diesen damit etwas zurück, was beide etwas aus der Bahn warf. Aber nach ein paar Minuten hatte sie es gemeistert. Sam verfrachtete die Scherbe mit dem Fuß an den Pfahl und gab Dean ein Zeichen, dass sie sich wieder setzten konnten.
 

„Hast du sie?“, fragte Dean, den Kopf immer noch zur Seite gelegt.
 

„Ja, warte kurz.“ Dean spürte wie sich das Band um ihre Gelenke spannte, als Sam seine verdrehte, um richtig mit der Scherbe schneiden zu können.

Dean drehte den Kopf schnell in eine andere Richtung. Hatte er nicht eben was gehört? Still fixierte er die Wand in der kleinere und größere Löcher waren. Er hörte nichts, außer dem leisen ritzenden Geräusch, dass Sam beim Schneiden mit der Scherbe verursachte. Vielleicht hatte er sich nur verhört und bildete sich das nur ein? Aber irgendwie hatte er gerade ein ungutes Gefühl in der Bauchgegend.
 

„Beeil dich ein bisschen.“
 

„Ich mach ja schon!“, raunte Sam und ritzte, mit der, ihm ins Fleisch schneidenden Scherbe schneller als zuvor.
 

„Ihr seid mir vielleicht zwei Bürschchen!“, sagte plötzlich eine tiefe Stimme von der Tür aus. Erschrocken fuhren Sams und Deans Kopf in die Höhe. Dean konnte nicht genau sehen wer in der Tür steht, aber die Person war auf jeden Fall ziemlich groß. Mit festen, lauten Schritten kam der Fremde auf sie zu. Nach und nach konnte Dean die Person vor ihnen erkennen. Es war ein Mann um die fünfunddreißig, mit wilden, braunen Locken auf dem Kopf, die überall hin abstanden. Er lächelte, was tiefe Grübchen auf seinen Wangen erscheinen ließ.
 

„Hey, habt ihr das Sprechen verlernt?“
 

„Wer sind Sie und was wollen Sie von uns?“, fragte Dean ohne zu zögern. Der Fremde sah ihm nun direkt ins Gesicht. Sein Lächeln war verschwunden. Er zog die Augen zu Schlitzen zusammen und seufzte schließlich. Er erhob sich und ging zu dem kleinen, alten Regal rüber.
 

„Eigentlich hatte ich vorgehabt mich ein bisschen mit euch zu unterhalten. Ihr müsst wissen, dass ich nicht viel Besuch bekomme…“, plapperte er munter los.
 

„Ach, kann ich gar nicht verstehen.“, meinte Sam sarkastisch. Sein Atem stockte, als der Fremde so schnell wie ein Blitz plötzlich neben ihm hockte und seinen Kopf gegen den Pfahl donnerte. Vor Sams Augen tanzten einige Sterne, die er weg zu blinzeln versuchte, als sich auch schon der zu erwartende Schmerz in seinem Hinterkopf ausbreitete.
 

„Es ist unhöflich andere zu unterbrechen!“ Dean, der nur den lauten Rums und Sams Zischen hören konnte, spannte jeden Muskel im Körper an.
 

„Sam? Was..“, rief Dean und zerrte an den Bändern, die ihn davon ab hielten diesem Fremden an die Gurgel zu gehen. Oh ja, das wollte er. So lange zu drücken bis…
 

„Ich glaube ihr habt mich nicht richtig verstanden. Also, noch mal ganz langsam. Zum Mitschreiben so zu sagen. Wenn ich rede, habt ihr die Klappe zu halten, außer ich frage euch, klar? Denn wenn ich mit euch rede, könnt ihr noch etwas weiterleben. Nicht das ihr denkt ihr kommt hier lebendig weg, nein. Ich werde euch ganz sicher töten, aber es liegt an euch wann, okay?“ Sam und Dean schwiegen ob der Ankündigung. Sam brummte immer noch wie verrückt der Schädel und war froh, wenn er einen Punkt länger als zehn Sekunden fixieren konnte und Dean suchte angespannt nach der Scherbe. Der Ältere hatte, als der Fremde plötzlich im Raum war so ein gewisses Geräusch gehört, dass er gut einer fallenden Scherbe zuordnen konnte.

Der Fremde hatte sich gerade wieder von ihnen abgewandt, als Dean auch schon fündig wurde und Sams Vorarbeit wieder auf nahm.
 

„Es war schon fast zu leicht euch zu kriegen. Ich hätte gedacht, dass ich mir schon was besseres einfallen lassen müsste, um zwei Jäger in die Falle zu locken. Aber ihr seid mir fast schon in die Arme gelaufen. Danke schön! Das hat mir Zeit und Arbeit erspart. Sam, der den Kopf etwas nach vorn hängen ließ stöhnte leise auf, als sich das Zimmer vor seinen Augen in Bewegung setzte und sich langsam im Kreis drehte.

Dean konnte Sam zwar nicht sehen, konnte sich aber gut vorstellen, dass es dem anderen gar nicht gut ging. Er musste was unternehmen.
 

„Wer sind Sie und was wollen Sie?“, fragte er und versuchte den anderen durchs Reden ab zu lenken, während er weiter an ihren Fesseln arbeitete.
 

„Okay, ich dachte eigentlich, dass ihr es schon wisst mit wem ihr es zu tun habt, aber ihr seid ja sogar in meine Nichtfalle gelaufen…“ Der Fremde ging an Sam vorbei und kniete vor Dean, um ihm direkt in die Augen zu sehen. Sie leuchteten schon fast in einem tiefen blau.
 

„Ich bin ein Gestaltwandler. Eigentlich komme ich aus Boston, mache hier aber in regelmäßigen Abständen Urlaub.“
 

„Urlaub?“
 

„Ja. Hier und in noch sechs weiteren Kleinstädten. In denen bin ich aber als was anderes bekannt.“, sagte der Fremde mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, dass aber keine Minute dort blieb. Ernst sah der Gestaltwandler zur Seite und lauschte. Dean verstummte sofort in seinem Tun, panisch ob er aufgeflogen war.

„Euer Freund ist uns gefolgt. Ich lade ihn am besten mit in die Runde ein. Obwohl…es ist eigentlich kein Platz für eine weitere Person. Wie gesagt bekomme ich nur selten Besuch. Dann muss ich das wohl anders regeln.“, redete der Fremde vor sich hin. Dean sah wie er ein Messer aus seinem Gürtel zog und den Raum auf Zehenspitzen verließ.
 

Schnell nahm er wieder die Arbeit auf und schaffte es tatsächlich endlich das lästige Band zu lösen. Wer war bloß dieser angebliche Freund, der ihnen gefolgt sein sollte? Dean war nichts aufgefallen.
 

Kopfschüttelnd wollte Dean sich gerade dran machen die anderen Bänder zu lösen, als er plötzlich Laute hörte, die ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ. Aus der Dunkelheit vernahm er das abartige Geräusch von reißendem Fleisch und knackenden Knochen, dann war es still. Dean konnte den Eisengeruch von Blut in der Luft schon fast schmecken, so gegenwärtig war er, als die Tür von einem kräftigem Fußtritt auf gestoßen wurde.

Pakt mit dem Teufel

Das morsche Holz der Tür hielt dem kräftigem Tritt gerade so stand und knallte laut stark gegen die genauso alte Wand.

Dean konnte zwar nichts sehen, aber umso mehr hören. Er vernahm das schabende Geräusch von etwas Schwerem, das über den Boden geschliffen wurde. Seine Gänsehaut nahm noch ein bisschen zu, da er sich ziemlich sicher war was dort in eine bestimmte Richtung gezogen wurde und auch keinen Widerstand leistete.

„Sam? Kannst du mich hören?“, flüsterte er ganz leise, während er den Kopf so weit wie möglich in dessen Richtung drehte.

„Mhm…“, kam als Antwort, was Dean ganz und gar nicht gefiel und ihn dazu veranlasste nur noch schneller mit der kleinen Glasscherbe an dem Band zu schneiden. Sam schien es nach diesem Kopfstoß alles andere als gut zu gehen. Dean musste ihn so schnell wie möglich hier raus kriegen.

„So! Das hatten wir dann auch erledigt. Ich hoffe ich habe euch nicht allzu lange warten lassen, aber euer Freund war nun mal kein Fliegengewicht.“, sagte der Gestaltwandler und trat wieder in Deans Sichtfeld.

„Wenn meinst du?“, fragte Dean, der sich schon die ganze Zeit fragte welcher so genannte Freund ihnen gefolgt war. Bobby und die anderen hatten sicher besseres zu tun, als sie zu beschatten. Vielleicht Ray? Dann hätte Dean zumindest was zu feiern, obwohl er sich nicht vorstellen konnte, dass der Schwarzhaarige so leicht in eine Falle tappen würde. Aber sie selbst waren ja auch in diese getappt, also warum nicht? Jeder hatte mal einen schlechten Tag, redete Dean sich in Gedanken ein, während er ohne Unterbrechung weite an dem Band herum schnitt. Warum war das denn auch so dick? Konnte der Gestaltwandler nicht gefälligst Standardseile verwenden?

„Der Fettsack. Er schlich ums Haus.“ Nun war Dean vollends verwirrt. Welcher dicke Freund oder zumindest Bekannte von ihnen war ihnen gefolgt.

Dean konnte das unverkennbare Geräusch von Metall, das über einen Stein gezogen wurde hören, was ihn noch mehr beunruhigte.

„Warum machst du das hier?“

„Das sagte ich doch schon. Urlaub!“

„Warum fährst du dann nicht nach Florida. Am Strand liegen und die Mädels beobachten?“, fragte Dean in der Hoffnung der Fremde würde auf das Gespräch eingehen.

„Ich kann Menschen nicht leiden.“

„Warum nicht?“, fragte Dean, doch diesmal bekam er nicht sofort eine Antwort. Er hörte die festen Schritte des anderen auf dem dreckigen Boden, die sich in seine Richtung bewegten. Schnell ließ er die Scherbe in seiner Hand verschwinden und hoffte, dass der andere nichts davon mitbekommen hatte.

Der Gestaltwandler hockte sich direkt vor ihm hin und ließ den Griff seines Messers, das er anscheinend eben gerade geschliffen hatte, in seiner Hand hin und her rollen. Mit einem grinsen im Gesicht sah er ihm in die Augen.

„Ich kann die Menschen nicht leiden! Sie sind hässlich.“, meinte er und wartete auf Deans Reaktion ohne mit der Wimper zu zucken. Doch Dean beließ es bei einem kalten Blick und einem entrüstetem Schnauben.

„Meine Antwort scheint dir nicht zu gefallen, was?“

„Du bist auch ein Mensch. Du siehst doch genauso aus.“

„Innen bin ich aber ganz anders. Jeder ist im Inneren schöner. Kennst du nicht das Sprichwort: Außen pfui, innen hui.“

„Und du…?“

„Ich kann diese Schönheit sichtbar machen.“, verkündete der Fremde mit Stolz in der Stimme. Dean kämpfte mit der Übelkeit, die in ihm hochstieg und dem Drang den Kerl mit Silber voll zu pumpen.
 

Sam vernahm ihre Stimmen wie aus weiter Ferne. Er konnte selbst nicht genau sagen was mit ihm los war. Der Fremde hatte seinen Kopf doch nur gegen den Pfahl geschlagen. Nun gut, nur war was anderes, aber sonst hatte ihn sowas doch auch nicht so aus der Bahn geworfen. Was war das? Wenn es seinen Kopf schlimmer getroffen hätte, wäre er doch bewusstlos. Sam konzentrierte sich wieder auf das Gespräch der beiden und musste aufpassen, dass er auch wirklich wach blieb. Vor seinen halb geschlossenen Augen bewegte sich das Zimmer hin und her. Ihm war fast so, als hätte man ihn unter Drogen gesetzt. Was war nur mit ihm los? Ihm fiel es immer schwerer den Kopf hoch zu halte. Er legte ihn kurz auf der Brust ab, um sich nur kurz zu erholen, bekam ihn aber nicht wieder hoch. Er öffnete den Mund leicht, um zu fluchen, doch kein Ton verließ seine Lippen dabei. Das Drehen hatte zugenommen und er merkte wie es um ihn herum immer dunkler wurde, was nicht an seiner Umgebung lag, sondern an seinen Augenliedern, die sich langsam, aber unaufhaltsam über seine Augen legten.
 

„Aha. Und wie machst du die Schönheit von Menschen sichtbar?“, fragte Dean. Er konnte es sich bei dem verrückten Kerl zwar mehr als denken, aber er brauchte noch Zeit. Dean hatte seine Arbeit wieder aufgenommen und schnitt unauffällig an dem Band weiter. Dabei stieß er ausversehen gegen Sams Arm, der schlaff hinunter hing. Verwundert hob er eine Augenbraue, versuchte sich aber nichts weiter anmerken zu lassen. Sam brauchte schnell Hilfe.

„Was denkst du denn wie? Ich ziehe den Menschen die Haut ab und lass sie ausbluten bevor ich mir den Rest ansehe…“, erzählte der Gestaltwandler. Doch er verstummte plötzlich als ihm eine Veränderung im Gesichte des anderen auffiel. Die Bewegung der Augenbraue, das leichte Zucken der Schulter und die ernste Miene. Okay, ernst hatte sein Gegenüber die ganze Zeit schon geguckt, aber irgendetwas stimmte hier nicht.

„Was…“, begann der Gestaltwandler wieder, als er plötzlich ein Geräusch vernahm. Es war zwar leise, aber zweifelsohne vorhanden. Wütend zog er die Stirn in Falten, da der andere es anscheinend nicht für nötig hielt ihm zu zuhören.

„Kannst du mir mal erklären was da so interessant ist?“

„Was…ich hab…wie zieht man den jemandem am leichtesten die Haut ab?“ Erschrocken fuhr Deans Kopf wieder nach vorn.

„Um den anderen brauchst du dir jetzt nicht den Kopf zu zerbrechen, dem gingen gerade alle Lichter aus. Um dich solltest du dich sorgen, denn so langsam hab ich keine Lust mehr dir alles nur zu erzählen und würde es dir lieber zeigen.“ Dean versuchte in sein Gesicht so emotionslos wie nur möglich zu halten, aber der Gedanke gefiel ihm nicht. Der Gestaltwandler hob das Messer vor sein Gesicht.

Dean wich seinem Blick aus und fixierte einen Punkt neben sich, als er das kalte Metall des Messers auf seiner Haut spürte. Die Spitze übte einen gewissen Druck aus, der ihn wieder zu dem Gestaltwandler blicken ließ. Diesem war das Grinsen vergangen. Ernst und mit zusammen gezogenen Augen blickte er ihm entgegen und Dean schwante böses. Er riss nun am Seil, das sie immer noch fest an den Pfahl band, doch es gab einfach nicht nach. Wo hatte der Kerl nur diese Seile her.

Dean spürte wie das Messer über seine Wange strich.

„Es gibt zwei Möglichkeiten einem Menschen die Haut ab zu ziehen. Die Erste ist dem Kartoffelschälen gar nicht so unähnlich.“ Dean atmete stockend ein und aus und schloss die Augen. Er erwartete schon den ersten Schnitt, als das Messer seine Haut verließ. Irritiert blickte er auf.

„Eine ziemlich mühsame Angelegenheit. Ich bevorzuge die zweite Möglichkeit!“, flüsterte der Gestaltwandler schon fasst.

Dean zog die Luft zischend durch die Zähne ein, als die Messerspitze sich in seine Haut bohrte und eine Strieme nach unten hinter sich her zog.

„Man macht zwei ovale Schnitte und zieht das Stück ganz einfach ab.“

Dean zog erneut wild an dem Band, doch es gab kein Stück nach. Auch seine Hände konnte er nicht einsetzten, da sie zwar frei waren, er aber nicht den Arm nach vorn bewegen konnte. Er konnte nichts dagegen tun. Erneut spürte er das kalte Metall, im starken Kontrast mit dem heißen Blut, welches seine Wange nun hinab lief, auf seiner Wange. Nicht fähig es auf zu halten, schloss er die Augen, biss die Zähne fest zusammen und wartete. Doch der Schmerz blieb aus. Irritiert öffnete Dean die Augen einen Spalt breit und fand sich einem erstarrten Gestaltwandler gegenüber.

Erst dachte Dean, der Fremde wollte sich nur über ihn lustig machen, aber dieser bewegte sich keinen Millimeter. Er blinzelte nicht mal.

„Was zum Teufel?“, brachte Dean nur hervor, doch besann sich schnell wieder. Er tastete eilig nach der Scherbe, um Sam und sich schnell von den Seilen zu befreien. Er musste die Gunst der Stunde nutzen. Er fragte sich zwar warum der Gestaltwandler plötzlich erstarrt war, aber für den Moment war ihm das egal. Sie konnten sich noch lange den Kopf darüber zerbrechen, wenn sie hier raus und in Sicherheit waren.

„Der Teufel? Nicht ganz!“, erklang eine Dean wohl bekannte Stimme im Raum. Dean drehte den Kopf. Die Person, die gesprochen hatte, musste irgendwo bei Sam stehen.

„Verdammt, wenn du Sam auch nur…“, begann Dean wurde aber durch ein ihn irritierendes Lachen unterbrochen. Was war denn so lustig, fragte er sich, als ihm ein Licht auf ging.

„Wilder?“

„Nicht schlecht, Dean Winchester!“ Dean wurde heiß und kalt zu gleich, als er diese Worte hörte. Er hatte sich das also wirklich nicht nur eingebildet, der Deputy war falsch. Er hatte sie zwar so wie es aussah vor dem Gestaltwandler gerettet, aber ob das nun besser war konnte er nicht wirklich glauben. Dean schnitt weder an dem Seil, als sich eine Hand auf seine legte.

„Lass das lieber. Das bringt nichts. In das Seil sind Metalldrähte gewoben. Du wärst wahrscheinlich schneller durch, wenn du die Drähte gleichzeitig mit Körperwärme zum Schmelzen bringst.“ Dean riss seine Hand los und schnitt weiter. Die Worte waren zwar plausibel, aber wer war er das er auf irgend so einen daher gelaufenen Betrüger hörte.

„Sam geht es nicht gut.“ Deans Blick war starr nach rechts gehalten. Sam musste durchhalten!

„Wie wäre es, wenn ich euch helfe?“ Dean blieb einen Moment fasst schon erschrocken in der Bewegung stehen und drehte den Kopf zu dem jungen Mann, der nun in sein Blickfeld trat und schräg rechst, etwas weiter weg, vor ihm stehen blieb.

„Warum willst du das machen?“ Dean zog zweifelnd eine Augenbraue in die Höhe.

„Stimmt. Du hast ja im Moment gar nichts was du mir anbieten könntest. Zu dumm…“ Der junge Mann, der ganz eindeutig kein Deputy war, rieb sich tief in Gedanken die Stirn.

„Ich hätte da aber gern was von dir!“

Dean sah den anderen fragend an. Das Grinsen, dass wieder Einzug in dessen Gesicht hielt gefiel ihm zwar nicht, aber sie kamen hier ohne Hilfe auf keinen Fall weg.

„Was?“

„Was was?“, fragte der Stehende und grinste breit zu ihm hinunter. Genervt rollte Dean mit den Augen. Der andere ging ihm ganz schön auf die Nerven.

„Was willst du dafür, dass du uns hier raus holst?“

„Ich? Nichts!“ Dean sah fragend nach oben. Der Stehende war nun näher gekommen, stand keinen Meter von ihm entfernt und beugte sich zu ihm hinunter.

„Aber Ray hätte da eine Bitte an dich!“ Dean zog die Augenbrauen zusammen.

„Wer bist du?“

„Nenn mich Blake. Das tun alle. Auch mein großer Bruder Ray!“ Erschrocken riss Dean die Augen auf und sah den anderen entgeistert an. Dieser klopfte ihm leicht auf die unversehrte Wange.

„Hallo? Ist da noch wer drin?“ Dean riss seinen Kopf von der Hand weg.

„Was will Ray?“

„Das du ihm einen kleinen Gefallen tust, wenn die Zeit kommt.“

„Ich werde Sam nicht hergeben!“, raunte er dem Grinsenden entgegen.

„Das wird auch keiner verlangen!“

„Was?“

„Ich verspreche dir, dass dieser Gefallen nichts mit dem lieben Sammy zu tun hat. Ihm wird nichts passieren und auch keinem anderen Menschen. Na ist das nicht ein guter Deal?“, fragte Blake leckte sich kurz über die Lippen und legte den Kopf leicht schief. Dean dachte darüber nach. Der Deal hörte sich nicht schlecht an, aber bei Geschäften mit Dämonen war immer irgendwo der Wurm drin. Er sollte Ray also einen Gefallen tun? Was soll das sein, was der andere nicht selbst tun konnte?

„Ich würde ja schneller nachdenken. An deiner Stelle natürlich.“

„Ich weiß nicht…“

„Der Deal ist in Ordnung! Denk doch mal daran, dass ich Sam mir einfach krallen und dich hier mit dem Mistvieh vor dir einfach allein lassen könnte.“

„Warum machst du das denn nicht einfach?“, fragte Dean mutig und hoffte, dass er sich jetzt nicht zu weit aus dem Fenster lehnte. Blake sah ihn verwundert an, trat nachdenklich ein paar Schritte zurück und lachte plötzlich laut auf.

„Ich mag dich, Dean!“, sagte er frei heraus und sah ihm wieder in die Augen.

„Wie steht es? Nimmst du das Angebot an?“ Dean tastete mit der freien Hand nach Sams. Diese war kühl und schlaff.

Dean nickte, um zu zeigen, dass er einverstanden war.

Blake grinste breiter und griff in seinen Rücken. Er zog einen kleinen Dolch hervor und versenkte ihn mit einem Ruck in der Brust des bis eben noch erstarrten Gestaltwandlers. Dieser brach schreiend aus der Erstarrung hervor und fiel leblos zu Boden. Dann kam er auf Dean zu.

„Ich würde euch gern losbinden und laufen lassen, aber es ist dunkel draußen und der Loser hat überall Glas verstreut.“

„Aber du hast…“

„Ich weiß was Schnelleres!“

Er legte Dean Zeige- und Mittelfinger auf die Stirn und schloss vor sich hin murmelnd die Augen. Dean wollte sich gerade beschweren, als er ein Ziehen verspürte und wie ihm der Mageninhalt nach oben schoss. Als er endlich wieder die Augen öffnen konnte fand er sich hinter dem Steuer seines geliebten Impalas wieder. Erschrocken rutschte er auf dem Lederbezug des Sitzes, aber er saß wirklich im Wagen. Neben sich auf der Beifahrerseite erwachte gerade Sam, der sich genauso irritiert umsah.

„Ist es wirklich passiert?“

„Ja. Wir sind noch immer barfuß!“, meinte Sam. Fragend sahen die beiden sich an.

Wie waren sie hier her gekommen?

Lügen haben kurze O-Beine

Es war schon weit nach Mitternacht, als die beiden wieder im Hotel waren. Natürlich war keiner der übrigen Gäste und auch die Familie mehr wach und so mussten sie sich auf anderem Wege Zutritt verschaffen. Während Dean sich mit Dietrichen am Schloss an der Hintertür zur Küche zu schaffen machte, hatte Sam ein Auge auf die Umgebung und hielt ihm die Taschenlampe. Das war zwar unnötig, da weit und breit kein anderes Haus war, von dem sie eventuell hätten beobachtet werden können und sie ja berechtigt waren sich in dem Hotel auf zu halten.

„Dean? Was ist da draußen in der Hütte genau passiert?“, fragte Sam und trat einen kleinen Stein, der vor seinen Füssen lag, von sich weg.

„Du warst doch dabei.“

„Nach dem Schlag von diesem Kerl nicht mehr so ganz. Es war schwer noch bei Bewusstsein zu bleiben.“ Dean nickte, ließ seinen Blick aber weiter auf dem Schloss vor sich. Das hatte er sich schon fasst gedacht. Zum Glück ging es Sam jetzt schon viel besser. Nicht mal eine Beule hatte der Jüngere zurück behalten.

„Was ist danach noch passiert?“

„Er hat ganz schön viel gelabbert. Dann ist er raus und hat irgendwen, den wir kennen sollten, umgebracht. Dann hat er wieder gelabbert und schließlich sind wir im Wagen wach geworden.“

Sam schwieg ob der Antwort. Dean hatte bewusst den Teil mit Rays kleinem Bruder raus gelassen, da er nicht wollte, dass Sam sich aufregte. Er würde also bald etwas für Ray tun müssen. Das hat aber nichts mit Sam zu tun und würde auch keine anderen Menschen in Gefahr bringen. Was konnte das nur sein? Dean war so in die Sache mit dem Deal versunken, dass er ganz vergas das Schloss endlich zu knacken.

„Kriegst du es nicht auf?“, fragte Sam verwundert.

„Mhrm. Doch, aber leuchte mal besser!“, meinte Dean und zog die Lampe über das Schlüsselloch, damit er besser sehen konnte.

„Über was genau habt ihr gesprochen?“

„Können wir das nicht drinnen weiter besprechen?“, fragte Dean genervt. Sam konnte es kein einziges Mal hinnehmen, dass sie entkommen waren, ohne den genauen Grund zu wissen. Er musste nur wissen, dass es ihnen gut ging und das Wesen tot war. Das genügte ihm völlig, um sich gemütlich in sein Bett zu rollen und sich die Mütze Schlaf zu holen, die er sich verdient hatte. Dean war froh, dass sie nicht mehr verletz waren. Wenn er jetzt mit Sam noch zum nächsten Arzt hätte fahren müssen und sich auch noch eine Ausrede, wegen der Verletzungen ausdenken müssen, wäre die Nacht auch schon vorbei gewesen. Er fragte sich was genau dieser Blake mit ihnen gemacht hatte. Selbst die blutigen Striemen auf seiner Wange waren geheilt. Sie schienen nicht mal Blaue Handgelenke, wegen den festen Seilen, zu bekommen. Was Blake auch gemacht hatte, er hat Wort gehalten und sie befreit. Ein Klicken ließ ihn aufhorchen. Endlich hatte er dieses verdammte Schloss offen. Noch ein paar Minuten länger und es wäre peinlich geworden. Sein Vater würde sich im Grab umdrehen, hätten sie ihn begraben und nicht verbrannt.

„So. Dann mal rein.“

„Endlich!“, schnaufte Sam und mogelte sich schnell an ihm vorbei.

„Hey. Ich hab die Tür aufgemacht und ich sollte auch als Erster rein gehen.“, rief Dean ihm leise hinterher. Sam drehte den Kopf leicht zu ihm und streckte ihm die Zunge raus, ohne langsamer zu gehen.

Grummelnd trat auch Dean ein, schloss die Tür und folgte dem anderen, der schon die Treppe hinter sich gebracht hatte. Er holte ihn gerade ein, als der Größere ihre Zimmertür aufschloss und kniff ihm in die Seite. Sam bog seine Seite in die andere Richtung und sah den Älteren fragend an. Doch dieser ließ diesmal die Antwort aus, streckt nun seinerseits dem anderen die Zunge heraus und schlüpfte schnell durch den kleinen Spalt der Tür in ihr Zimmer.

„Du bist ein Kind!“, flüsterte Sam und schüttelte seinen Kopf, während er die Tür leise hinter sich schloss.

„Wer hat den angefangen, hä?“, kam es von Dean, der sich aufs Bett gesetzt hatte und sich die Schuhe aus zog. Als sie sich im Wagen wieder gefunden hatten, entdeckten sie auf der Rückbank ihre schon vermissten Schuhe. Sam hatte sich gewundert, dass die Socken immer noch fehlten. Doch Dean fand es viel schlimmer, dass die Schuhe die Sitze ganz dreckig machten.

Dean sah auf. Sam stand noch immer an die Tür gelehnt und machte nicht die Anstalten sich in nächster Zeit zu bewegen. Das Licht war auch noch aus, was es ihm erschwerte Sams Gesicht zu sehen.

„Was ist mit dir?“

„Was ist da draußen passiert? Wer war da und hat uns geholfen?“, fragte Sam mit ruhiger Stimme, welche Dean nicht gerade beruhigte. Er hat ja gewusst, dass Sam irgendwann darüber sprechen wollte. Aber er hatte gehofft, dass er wenigstens noch etwas Zeit hatte, bevor er Rede und Antwort stehen musste. Er atmete tief ein und aus und sah vor sich auf den Boden, den er gerade noch so im wenigen Licht, dass durch die Fenster schien, sehen konnte.

„Wie kommst du darauf, dass außer uns noch wer da draußen war?“, fragte Dean mit gesenktem Kopf. Es war unfair, dass Sam ihn sehen konnte und er ihn nicht!

„Du warst genauso überrascht wie ich, als wir im Wagen saßen. Also hast du uns da anscheinend nicht raus geholt. Und wir haben keinerlei Wunden. Ich hab nicht mal eine Beule. Der Schlag des Typen hat mir das Bewusstsein geraubt, aber keine Wunden hinterlassen? Das kann nicht sein!“, meinte Sam misstrauisch.

„Mach mal das Licht an.“ Dean überlegte wie er Sam die Lage erklären konnte ohne was von dem Deal zu erzählen. Das Licht flackerte auf und blendete Dean im ersten Moment in den Augen. Nach und nach gewöhnte er sich daran und stellte überrascht fest, dass Sam nun nicht mehr an der Tür stand und sich stattdessen neben ihm auf den Bettrand setzte. Er sah ihn nicht an, den Blick geradeaus auf die Wand gerichtet.

„Ray war da oder?“, fragte Sam. Dean sah ihn verblüfft von der Seite an. Konnte das nicht immer so sein? Sam drängt ihn mit Fragen in die Enge und fragt ihn so aus, dass er die passende Notlüge aus dem Ganzen filtern kann, die der andere dann auch glaubte. Zum Glück hatte Sam nicht zu ihm gesehen, sonst hätte er das leichte Lächeln in seinem Mundwinkel gesehen.

„Ja.“, log Dean mit gespielt betrübter Stimme.

„Verdammt. Was wollte er?“

„Wie?“

„Er war doch sicher nicht nur da, um uns aus der Klemme zu holen? Was wollte er dafür?“

„Nichts.“

„Lüg mich nicht an! Das ist doch der ideale Zeitpunkt, um zu kriegen was er will. Was war das?“

„Nichts. Er wollte nur, dass ich dir sage, dass er es war, der uns da raus geholt hatte. Wahrscheinlich, um dein Vertrauen zu bekommen.“, log Dean, da ihm nichts besseres einfiel. Aber irgendwie lag das ja auch nahe. Ray will, dass Sam sich von ihm abwendet. Also rettet er ihn mehrmals und gewinnt sein Vertrauen, um ihn irgendwann für wer weiß was zu benutzen.

„Mhm. Das würde zu ihm passen, aber was will er nur damit bezwecken?“

„Keine Ahnung. Ich hab auch keine Lust mich in den Kopf dieses Psychopaten rein zu denken. Und du solltest das auch nicht tun!“, meinte Dean und ließ sich nach hinten auf das Bett fallen. Er hatte genug vom Reden und wollte nur noch schlafen. Seine Augenlider waren schon so schwer, dass er sie nicht mal öffnete, als er die Hand des anderen an seiner Wange spürte. Genau an der Stelle, an der noch vor wenigen Stunden zwei blutige Striemen sie geziert hatte, strich Sam sanft entlang. Dean mochte die Geste des Jüngeren, konnte aber die in ihm aufkommende Gänsehaut nicht unterdrücken. Er lehnte sich gegen die Hand und genoss die Wärme, die diese ausstrahlte.

„Bist du müde?“, fragte Sam leise nahe seinem rechten Ohr. Dean brummte nur als Antwort.

„Das wert ich mal als ein ja.“, lachte Sam und legte sich neben ihn. Dean zog seine kleine Wärmequelle näher an sich und legte den Kopf auf den des anderen. Er spürte Sams ruhige Atemzüge am Hals. Der Jüngere drehte sich auf die Seite gegen ihn, legte einen Arm quer über seinen Bauch und vergrub seinen Kopf tiefer in seiner Halsbeuge. Dean grinste leicht, während er dem anderen beruhigend mit dem Daumen über den Arm strich. Das bekam der Jüngere nicht mehr mit, da er schon tief und fest schlief. Er war wohl nicht der Einzige hier, den die Müdigkeit überfiel.
 


 

Sam wurde von dem wilden Getrampel auf dem Flur geweckt.

„Mama, warum darf sie ihren Koffer selbst tragen und ich nicht?“, hörte er die aufgebrachte Stimme eines kleinen Mädchens und drehte sich gähnend an sein Kissen, dass ungestört vor sich hin schnarchte. Dean hatte von dem Aufruhr vor der Tür keinerlei Notiz genommen und weiter vor sich hin blubberte. Er hatte Sam immer noch fest an die eigene Brust gedrückt.

Sam spürte den gleichmäßigen Atem des anderen in seinem Haar und lächelte. Vorsichtig drehte er den Kopf nach oben, um dessen Gesicht sehen zu können, ohne ihn dabei zu wecken.

Dean sah so friedlich aus, wenn er schlief, dachte Sam, während er die langen Wimpern betrachtete.

Er wusste, dass der Ältere ihn gestern belogen hatte. Dean war ohne mit der Wimper zu zucken auf seine Vorlage eingegangen. Selbst wenn es die Wahrheit gewesen wäre, hätte er zu schnell zugesagt. Das hatte ihn misstrauisch gemacht. Vielleicht war Ray ja wirklich da gewesen, aber er hatte bestimmt etwas mit Dean abgemacht. Sam konnte nicht glauben, dass Ray ihnen ohne einen Hintergedanken einen Gefallen tun würde. Das konnte er sich bei ihm einfach nicht vorstellen. Aber warum sagte Dean ihm nicht die Wahrheit? Oder hatte er ihm was versprochen, was ihn verärgert hätte? Dean würde sich nie auf etwas einlassen, was ihm schaden würde, dass wusste er. Aber was könnte Ray von ihm wollen?

Wäre er in dieser verfluchten Hütte nur nicht bewusstlos geworden. Warum hatte der Gestaltwandler nur so hart gegen den Pfahl geschlagen? Sam schnaufte und sah wieder in Deans Gesicht, als der andere sich plötzlich bewegte. Doch dieser veränderte nur etwas seine Position und schnarchte fröhlich weiter. Sam hob langsam und vorsichtig den Arm, den er um Deans Bauch gelegt hatte und strich sanft dessen Gesichtskonturen nach. Die markanten Augenbrauen, über die langen Wimpern und schließlich über die Lippen, die so weich waren, dass er sie am liebsten sofort in Beschlag nehmen würde. Aber der Ältere hatte sich seinen Schlaf verdient. Sam nahm die Hand wieder runter und blickte sich um. Sie hatten sich nicht mal ausgezogen. Sam hatte sogar noch Schuhe an. Er drehte sich leicht und striff sie sich von den Füßen bevor er sich wieder näher an Dean kuschelte, um zu versuchen nochmal ein zu schlafen. Dean bemerkte, wie er sich bewegte, grummelte und hielt ihn im eisernen Griff fest, als wolle er ihn nicht mehr loslassen. Sam brummte erst, da er die Position in der er sich gerade befand nicht mehr so bequem fand, fügte sich aber nach einem kurzen Blick in Deans Gesicht und schlief gegen diesen gelehnt wieder ein.
 

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Hallöchen,

das wars diese Woche von `So wie es ist`... Wie wars?

Ich wünsche euch ein schönes Weihnachtsfest und viele, viele Geschenke!! XDD

Und natürlich auch schöne Feiertage. *endlich frei* Obwohl ich hatte erst frei, weil ich mir in der Arbeit ausversehen die Hand aufgeschnitten hatte und so nicht arbeiten konnte, leider war es auch mit dem Schreiben Essig (ausgerechnet die Rechte) *schicksal?*

Naja, auf jedenfall wünsch ich euch eine schöne Woche und vor Silvester hören wir uns ja nochmal!

Bis dann!! ~^o^~
 

Eure Angel^^

Die fast Vergessenen

Dean hatte während der Fahrt das Radio wieder voll aufgedreht und sang aus voller Kehle mit. Sam hatte schon vor einer Weile aufgegeben, sich auf sein Buch zu konzentrieren und sah aus dem Fenster.

Das Wetter hatte sich in der letzten Zeit verschlechtert. Die Sonne kam nur noch selten durch die dicken Wolken, die fast den ganzen Tag den Himmel verschleierten. Es war trüb und nass. In regelmäßigen Abständen gerieten sie in leichte Schauer. Kälte zog ins Land und kündigte die neue Jahreszeit an.

Die Scheibenwischer taten ihre monotone Arbeit und fuhren quietschend über die Scheibe. Sam war langweilig. Schnaubend wand er seinen Blick von der tristen Landschaft draußen ab und ließ ihn über die Einrichtung des Wagens fahren. Auch nichts was er sich in den hunderten von Stunden, die er schon auf diesem Platz gesessen hatte, nicht schon angesehen hatte. Er lauschte kurz der Musik, um sich vielleicht wie Dean damit ab zu lenken, aber die kannte selbst er schon in und auswendig.

Genervt lehnte er den Rücken halb gegen die Beifahrertür, halb gegen das Polster und sah auf das Einzige, was sich in diesem Wagen ständig in Bewegung befand und so in gewisser Weise kurze Weile versprach. Obwohl Dean ja schon fast zur Einrichtung gehörte.

Dean hatte mit der rechten Hand locker das Lenkrad im Griff und trommelte mit der anderen im, Takt der Musik, dagegen. Sein Kopf wippte leicht hin und her, während er etwas schief versuchte mit zu singen. Sam wunderte sich, dass er immer noch nicht so richtig den Text konnte. Dean trug heute, wie fast immer ein altes T-Shirt und seine Lederjacke darüber.

Sam sah ihm eine Weile von der Seite her an und beobachtete jede seiner Bewegungen. Wenn er sich am Hals kratzte, einen kurzen Blick in den Rückspiegel warf oder einfach nur über die Straße vor ihnen blickte.

„Ist was?“, fragte Dean, dem die Blicke natürlich nicht entgangen waren und das Radio etwas leiser stellte.

„Nö!“, erwiderte Sam und legte sein Kinn auf die Rückenlehne, um den anderen weiter zu beobachten.

„Hab ich irgendwas im Gesicht?“, fragte Dean, der unter den Blicken des anderen etwas nervös wurde.

„Nein.“ Sam sah auf die Straße vor ihnen. Dean sah ihn noch ein Mal kurz an, zuckte mit den Schultern und stellte die Musik wieder laut.

Nach einer Weile sah Sam, der wieder von der Langeweile gepackt wurde, wieder zu Dean. Sein Blick fuhr über Deans hoch gegellten Ponyansatz, über die S-förmige Stufe zu seinen Kotletten. Nur wenn man ihm ganz nah war, konnte man die Sommersprossen erkennen, die seine Nase und die Wangenknochen leicht erobert hatten. Eine Sprosse hatte sich sogar auf den äußersten Rand seines Ohrs geschlichen. Sam folgte dessen Form, sah wie der lange sehnige Hals im hochgestellten Kragen der Jacke verschwand. Dean sollte sich bald mal wieder rasieren, fiel Sam auf, als Dean ihm plötzlich direkt in die Augen sah.

„Und du bist sicher, dass alles okay ist?“, fragte er erneut und hob eine Augenbraue. Sam liebte es, wenn der andere das tat. Er grinste nur und nickte.

Sam beobachtete die kleinen Nackenhärchen im Nacken seines Gegenübers. Am liebsten würde er mit den Fingern hindurch fahren. Vielleicht…nein Dean musste sich aufs Fahren konzentrieren. Sam kaute sich leicht auf der Lippe herum, während er überlegte. Ihm fiel Deans Blick, den er ihm aus dem Augenwinkel zu warf nicht auf.

Dean wusste nicht was in den anderen gefahren war, aber es machte ihn irgendwie nervös, die ganze Zeit beobachtet zu werden. Was war denn mit dem anderen nur los? Vielleicht hatte er ja wirklich was im Gesicht, was der andere lustig fand. Dean fuhr sich kurz über das Gesicht, doch es schien alles normal zu sein. Rasieren könnte er sich zwar bald mal wieder, aber soweit alles so wie es sein sollte. Ein kurzer Blick in den Rückspiegel sagte auch nichts anderes. Was hatte Sam nur? Und was sollte dieses Grinsen?

„Was hast du gemacht?“, fragte Dean. Es konnte eigentlich gar nicht anders sein. Sam hatte ihm sicher einen Streich gespielt und lachte ihn innerlich aus.

„Was soll ich gemacht haben?“, fragte Sam, ohne mit grinsen auf zu hören.

„Du hast irgendwas gemacht. Was ist es? Juckpulver in der Jacke? Oder irgendetwas anderes bescheuertes? Wehe es ist was mit dem Wagen!“

„Ich hab nichts gemacht!“, verteidigte Sam sich und hob beschwichtigend die Hände. Es war lustig wie schnell Dean nervös wurde, wenn man ihn nur lange genug ansah.

„Und ob du was gemacht hast. Warum lächelst du sonst so komisch?“ Dean rieb sich am Hals lang und überprüfte jede Tasche, sein Shirt und sogar den Sitz.

„Du bist paranoid!“, meinte Sam schnaubend und setzte sich wieder gerade hin. Dean warf ihm einen misstrauischen Blick zu, aber Sam bewegte sich nicht vom Platz. Schulterzuckend setzte auch er sich wieder richtig hin. Was beobachtete er ihn auch so auffällig?

Nach einer Weile sah Sam wieder zu dem anderen, was Dean diesmal sofort bemerkte und den Wagen plötzlich zum stoppen brachte. Mit zusammen gezogenen Augen drehte er sich auf seinem Platz zu dem Jüngeren.

„Okay. Was soll das? Hast du irgendein Problem?“, fragte er gereizt. Der Tag hatte doch verhältnismäßig gut angefangen. Immerhin hatten sie herausgefunden, dass der dicke Freund, den der Gestaltwandler in der Hütte getötet hatte, Professor Reinhard gewesen war. Anscheinend war er ihnen gefolgt und die sogenannte Neugier hat ihn dann das Leben gekostet. Mann hatte ihn am nächsten Tag tot auf einer Bank in der Stadt gefunden. Was sicher kein schöner gewesen war. Dean war sich ziemlich sicher, dass Ray das gewesen war. Konnte sich aber nicht denken, was es ihm hätte bringen sollen.

Immerhin war der Fall endlich beendet. Der Gestaltwandler war tot. Nichts würde in der Gegend mehr gewaltsam Menschen töten. Zumindest nichts Übernatürliches.

Alles war gut. Zwischen Dean und diesem unheimlichen Wald lagen endlich viele, viele Kilometer. Was war für Sam denn nun schon wieder nicht in Ordnung?

„Nein es ist nichts.“, meinte Sam erneut, was Dean nur noch wütender macht und Sam zum Grinsen brachte.

„Es ist nichts? Und warum starrst du mich die ganze Zeit von der Seite an? Passt dir wieder was nicht? Oder hab ich was vergessen?“ Nun war es an Sam eine Augenbraue zu heben. Er schien Dean ganz schön aus der Fassung zu bringen.

„Ich hab irgendetwas vergessen, ja?“ Dean überlegte was es sein könnte, als er die kalten Fingerspitzen Sams im Nacken spürte und leicht zusammen zuckte.

„Was…“, begann er, wurde jedoch von den weichen Lippen des anderen unterbrochen. Sam hatte sich zu ihm rüber gebeugt und begann einen leidenschaftlichen Kuss. Danach hatte sich sein Körper schon so sehr gesehnt. Fahrig fuhr er durch die kurzen Nackenhaare des Älteren, als dieser sich endlich aus der Starre lösen konnte und ihm entgegen kam.

Sam legte den Kopf wieder auf die Lehne ab und sah Dean von unten herab an, als sie sich wegen Luftmangels wieder trennen mussten.

„Wir haben uns heute noch nicht geküsst.“, flüsterte Sam und kraulte Dean im Nacken.

„Und deswegen machst du mich so verrückt?“ Sam nickte und grinste wieder schelmisch. Dean drückte ihm erneut einen Kuss auf, wurde jedoch durch sein Handy gestört.

„Immer im falschen Moment!“, knurrte Dean und nahm das Gespräch an.

Er schwieg eine Weile und hörte der anderen Person auf der anderen Seite der Leitung zu. Sam lauschte in der Hoffnung zu hören wer es war, was ihm nicht gelang. Dean bejahte eine Frage nach ein paar Minuten und legte auf.

„Das war Bobby. Er brauch bei einer Sache unsere Hilfe.“

„Unsere Hilfe? Bei was?“, fragte Sam und machte nicht die Anstalten sich zu bewegen, bevor er eine Antwort bekam.

„Er meinte, dass irgendetwas hinter Ted und ihm her ist.“, meinte Dean und startete den Motor wieder.

„Gut, dass wir nicht sehr weit entfernt sind. Wenn wir durch fahren, sind wir morgen früh da.“ Sam setzte sich wieder ordentlich hin und wartete auf Dean, der aber immer noch einfach da saß und nichts tat.

„Was ist? Willst du nicht losfahren?“

„Du hast mir aber sicher nicht irgendeinen Streich gespielt oder?“ Sam lachte.

„Ich weiß nicht? Vielleicht solltest du dich besser nach hinten setzen und gründlich darüber nachdenken, während ich weiterfahre…“

„Vergiss es!“, warf Dean schnell ein und fuhr endlich los. Wenn Sam sich so ausdrückte, war da sicher nichts. Dean wollte aber vorsichtshalber die Augen offen halten.
 

Dean und Sam trafen gegen Abend auf Bobbys altem Schrottplatz ein. Das Tor war offen und so fuhr Dean gleich auf den Hof und stellte den Wagen dort ab, wo er es immer tat. Es war bereits dunkel geworden und im Inneren des Hauses brannten schon Lichter. Sam reckte seine langen Beine, die ihm während der Fahrt eingeschlafen waren und folgte Dean zum Haus.

Dean hob die Hand schon, um zu klopfen, als die Tür ihnen bereits geöffnet wurde.

„Da seid ihr ja! Rein mit euch, Jungs.“, begrüßte Ted die beiden und klopfte ihnen zur Begrüßung auf die Schultern.

Sam und Dean traten ein und blickten sich überrascht um. Sie haben hier nach Bobby selbst mit am meisten Zeit verbracht, aber in einem solchen Zustand haben noch nicht mal die beiden das Haus gesehen. Alles und damit wirklich alles, vom Tisch, bis zu den Stühlen und den Boden war mit Büchern und einzelnen Seiten bedeckt. Ein heilloses Durcheinander hatte hier Einzug gehalten.

„Da kommt nicht mal das Durcheinander des Brownes ran.“, flüsterte Dean zu Sam, der zustimmend nickte. Er sah sich die Bescherung an und versuchte Ted zu folgen, der sich an ihnen vorbei Richtung Küche durch kämpfte.

„Hey Jungs! Wir haben schon angefangen uns Sorgen zu machen.“, begrüßte nun auch Bobby die beiden. Dieser saß am Tisch. In der einen Hand eine halb leere Kaffeetasse in der anderen ein Stift, mit dem er sich Notizen aus einem dicken Wälzer auf einen Block abschrieb. Seufzend warf er den Stift von sich und rieb sich kurz den steifen Nacken.

„Sucht euch einen Platz zum Sitzen. Es ist ein bisschen unordentlich…“, meinte er und versuchte den Tisch ein bisschen frei zu machen.

„Was ist passiert?“, fragte Sam entsetzt.

„Recherche.“, erklärte Ted mit einem Wort und grinste müde.

„Das sehen wir, aber was ist den passiert?“, fragte Dean, der ein paar Bücher vom Stuhl nahm, sich kurz umsah und sie schulterzuckend zu Boden warf.

Sam bevorzugte es lieber zu stehen.

„Ihr erinnert euch doch sicher noch an den Abend, an dem ich Bobby blutüberströmt hierher gebracht habe oder?“

„Ich wurde an dem Abend von einem Dämon angegriffen, den Ted, ich und noch ein paar alte Freunde, die jetzt tot sind damals gebannt hatten. Der Mistkerl hat es irgendwie geschafft sich da raus zu holen. Er ist hinter uns und unseren Angehörigen her, um sich dafür zu rächen.“

„Wie habt ihr ihn das letzte Mal gestoppt?“, fragte Sam.

„Wenn du mich fragst: mit viel Glück!“, gab Ted von sich und schüttelte den Kopf. „ Wir haben viele Freunde verloren, während wir in weggeschlossen haben. Und jetzt ist er wieder frei und wird Blut fließen sehen wollen.“

„Warum schließen wir ihn nicht wieder irgendwie ein?“

„Darauf wird er sicher nicht reinfallen. Er ist nicht dumm.“

Sie schwiegen kurz, als sie ein Klopfen an der Tür aus ihrer Starre holte. Ted erhob sich, um an die Tür zu gehen.

„Wen erwartet ihr denn noch?“, fragte Dean und lehnte sich zur Tür, um zu sehen wer kommen würde.

„Wir haben versucht Verstärkung zu holen. Ein alter Freund war noch in der Nähe und hat sich bereit erklärt uns zu helfen.“, erklärte Bobby, als ein großer dunkelhäutiger Mann durch die Küchentür trat. Freudig ging er auf Bobby zu, schloss diesen in seine Arme und klopfte ihm auf die Schulter.

„Mann, Mann. Bist du alt geworden! Hast ja schon lange nichts mehr von dir hören lassen. Da muss erst so eine Scheiße passieren, damit du mich mal anrufst?“, warf der alte Mann, der wahrscheinlich keine Fünfzig war, dem anderen vor und drehte sich mit einem Zahnpasta-weißem Lächeln zu Dean und Sam um.

„Du hast dich doch auch kein einziges Mal gemeldet. Das sind Sam und Dean. Die Söhne von John Winchester.“, stellte Bobby die beiden vor. Der große Mann bekam große Augen und begrüßte sie strahlend. Sam spürte wie sich ein kleiner Kloss in seinem Hals bildete, als Bobby ihn als Johns Sohn vorstellte. Sie waren noch nicht dazu gekommen dem alten Jäger alles zu erzählen. Doch es war sicher besser das auf wann anders zu verlegen. Keiner konnte sagen, wie die beiden anderen Jäger darauf reagieren würden, wenn sich Sam plötzlich als Sohn einer Frau mit Dämonenkräften outen würde. Und er wollte nichts provozieren. So schüttelte er lächelnd die Hand des Mannes vor ihnen.

„Mein Name ist Diego Metz. Freut mich endlich euch kennen zu lernen. Hab schon einiges von euch gehört.“

„Hoffentlich nur Gutes!“, erwiderte Dean. Bobby machte einen weiteren Platz für seinen Freund frei und bot diesem und Sam und Dean einen Kaffee an.

„So. Was liegt denn nun so schlimmes an?“, fragte Diego und roch an dem Kaffee von dem er gleich einen Schluck nahm.

„Der Blutlüsternde ist frei gekommen!“ Diego verschluckte sich an dem Schluck, den er im Mund hatte und sah in die ernsten Gesichter seiner Freunde.

„Ist ein Scherz oder?“ Bobby und Ted schüttelten die Köpfe.

„Verdammt ich dachte dieser Waltan wäre damit zumindest ein paar hundert Jahre gebannt!“ Sam sah erschrocken zu Dean, der ihn auch mit wissendem Blick ansah. Waltan…
 

Sooo, das wars dann für dieses Jahr! Schon wieder ist ein Jahr vorbei. Für mich ist es so schnell vergangen….

Ich wünsche euch auf alle Fälle einen guten Rutsch und ein frohes Neujahr!! *Korkenknall*

Feiert schön!! ~OuO~

Eure Angel^^

Das Verhängnis nimmt seinen Lauf

Hallöchen,

ein frohes neues Jahr!!! *jubel*

Ich hoffe ihr seid alle gut ins neue Jahr gekommen und bereit für das neuste Kapitel?!?!

Viel Spaß beim Lesen!! Ich hoffe es gefällt euch?!?! *ängstlicher blick in die runde*

*knuddel an alle*
 

Angel^^

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~OvO~
 

„Verdammt ich dachte dieser Waltan wäre damit zumindest ein paar hundert Jahre gebannt!“ Sam sah erschrocken zu Dean, der ihn auch mit wissendem Blick ansah.

Waltan…
 

„Und was genau habt ihr jetzt vor?“, fragte Sam und hoffte innerlich, dass Dean nicht irgendetwas raus rutschte. Nervös zippelte er an seinem Ärmel herum.

„Das ist ja das Problem! Wir haben keine Ahnung. Damals hatten wir verdammt großes Glück. Waltan hatte uns unterschätzt und ist in die Falle gegangen. Das passiert ihm sicher nicht nochmal. Er ist alles andere als dumm!“, sagte Bobby. Sam und Dean sahen an der Mimik des alten Manns, dass es ernst war. Bobby hatte selten so ernst geguckt. Dean glaubte sogar für einen Moment so etwas wie Angst in seinen Augen gesehen zu haben.

„Stimmt es was ich von den anderen gehört habe?“, fragte Diego leise.

„Ja, alle tot. Auch die Kinder hat er niedergeschlachtet. Wir sind die Letzten.“

Diego nickte verstehend, nahm erneut einen Schluck von seinem Kaffee und schwieg wie die anderen. Bobby stieß sich von der Küchenzeile ab und nahm wieder ein kleines, zerfleddertes Notizbuch zur Hand. Sam war es vorhin aufgefallen, als sie rein gekommen waren. Bobby hatte wie verrückt darin herum geblättert und nun steckte er wieder die Nase hinein.

„Ich verstehe einfach nicht, wie er entkommen konnte. Wir haben keinen Fehler gemacht. Es gibt keine Lücke in dem Plan.“

„Zeig mal her.“, bat Sam und ging auf ihn zu. Bobby gab ihm das Büchlein und sah sich nach seiner Tasse um.

Sams Blick glitt über die aufgeschlagene Seite. Sie beschrieb eine Art Gefängnis mit mehreren Kreisen darum. An jedem Kreis stand aus was der Bann bestand und gegen was er schützt. Ziemlich genau, fand Sam und zog die Augenbrauen nachdenklich zusammen. Sie schienen wirklich an alles gedacht zu haben. Die Zelle selbst in die sie Waltan gesteckt hatten, kann nur durch Waltans Blut selbst entsichert werden. Aber irgendetwas passte hier nicht. Sam konzentrierte sich und versuchte sich zu erinnern, was er übersehen hatte.

„Verdammt…“, murmelte er und riss die Augen auf, als ihm die Lösung einfiel. Und diese gefiel ihm ganz und gar nicht. Es war Ray gewesen! Er musste es gewesen sein.

Ray hatte ihm Blut abgezapft, dass, wie er selbst gesagt hatte, Waltans ähnlicher war als das seine. Und das hieß, dass ganz allein er schuld an der ganzen Sache war. Er hatte sich von diesem Kerl Blut abnehmen lassen und dadurch einem sehr starken und gefährlichen Dämon befreit. Und dieser hat sich dann an den Jägern, die ihn gebannt hatten und deren Familien gerächt. Selbst die kleinen Kinder hat er nieder gemetzelt.

Und alles war seine Schuld!

„Sam? Hast du was entdeckt? Gibt es eine Lücke?“, fragte Bobby, dem Sams Reaktion nicht verborgen geblieben war. Sam nickte und ging mit gesenktem Kopf zurück zum Tisch, auf den er das Büchlein legte.

„Was genau wisst ihr von Waltans Herkunft?“

„Nichts Genaues. Wir konnten seine Taten drei Generationen zurück verfolgen und ihn dadurch auch aufspüren.“, entgegnete Diego und zündete sich eine dünne Zigarillo an, die er sich aus der Hemdtasche gezogen hatte.

„Was ist, wenn er Familie hat? Kinder, mit seinem Blut.“, sagte Sam und hoffte, dass die anderen nicht merkten wie aufgelöst er war.

Dean sah entsetzt zu Sam hoch, der neben ihm stand, als er dessen Worte vernahm. Er bemerkte, wie sich alles in dem Körper neben ihm verkrampfte. Darauf achtend, dass die anderen anwesenden nichts mitbekamen, führte er seine Hand zu den Fingern unter dem Tisch, mit denen Sam sich auf eben diesen stützte und strich sanft über sie. Sam zuckte überrascht zusammen, sah ihm kurz in die Augen und lächelte etwas aufgemuntert.

„Verdammt! Der Junge hat recht!“, rief Ted, stand auf und lief zur Tür. Er atmete mehrmals ein paar Mal ein und aus und setzte sich wieder zu ihnen.

„Wenn diese Nachkommen ihn wirklich da raus geholt haben, verstehe ich den Grund aber nicht.“, murmelte Diego und rieb sich tief in Gedanken das Kinn.

„Wenn seine Kinder genauso sind wie er, wäre es für sie besser gewesen sie hätten ihn da drin verrotten lassen. Er stellt eine zu große Gefahr da. Oder Konkurrenz.“ Bobby nickte zustimmend sagte aber nichts weiter dazu.

„Egal, was sich diese Bälger ausgedacht haben. Am Wichtigsten ist es jetzt ihn wieder zu bannen oder?“, sagte Dean, um auf das eigentliche Problem zurück zu kommen. Sam hatte sich wieder links neben ihn gesetzt, griff unter dem Tisch nach seiner Hand und hielt sie fest umschlossen.

Diego seufzte und erhob sich. „Ich hol mal schnell meine Sachen.“, meinte er und verließ die Küche. Bobby nahm sich wieder das kleine Büchlein und blätterte darin leise vor sich hin murmelnd herum. Ted schnappte sich irgendein Buch vom Boden und sah es durch. Dean sah, dass Sams Blick sich auf die Tischplatte geheftet hatte und drückte sanft dessen Hand. Der andere sollte sich keine Gedanken machen. Immerhin war es nicht seine Schuld, was passiert war. Doch Sam sah ihn traurig an. Irritiert schüttelte Dean den Kopf, um zu verstehen zu geben, dass er nicht wusste was den anderen so zu setzte. Sam sah kurz zu den anderen beiden, die beide beschäftigt waren und dann wieder zu seinem Sitznachbarn.

`Ray`, formte er mit den Lippen und bemerkte sofort, dass Dean das Wort verstanden hatte. Seine Miene verfinsterte sich sofort um einiges. Danach machte er eine Geste an seinem Handgelenk, die eindeutig zeigte, wie er sich schnitt. Entgeistert starrte Dean den Jüngeren in die Augen, um zu gucken, ob dieser auch die Wahrheit sprach, aber dieser blickte nur traurig zurück. In diesem Moment kam Diego mit einem riesigen Koffer durch die Küchentür. Mühsam wuchtete er ihn auf den Stuhl, auf dem er zuvor gesessen hatte und öffnete die Schlösser, mit den Schlüsseln, die er an einem Band an seinem Gürtel trug. Es waren sieben Stück, zählte Dean, der Sams Blick auszuweichen versuchte. Sam bemerkt dies natürlich und zog nach einer Weile seine Hand von Deans zurück. Ihm war irgendwie kalt. Er zog die Schultern hoch und stützte sein Kinn auf seine Hände, die Arme fest an den Oberkörper gepresst. Dean war sicher böse auf ihn. Und enttäuscht. Er hatte der Sache mit Ray keine große Beachtung geschenkt und vergessen Dean davon zu erzählen. An seiner Stelle wäre er wahrscheinlich auch sauer auf sich. Seufzend pustete er sich ein nervige Strähne aus dem Auge und richtete seinen Blick auf den Koffer, den Diego öffnete.

„Ihr habt Glück! Ich habe ein paar meiner geliebten Schätzchen dabei.“, grinste Diego und blickte mit liebevollem Blick über die Pistolen und Messer, die sicher am oberen Kofferdeckel befestigt waren.

„Wow, da sind ja richtig seltene Stücke dabei.“, staunte Dean und griff nach einem der Messer. Doch Diego war schneller, zog ein anderes aus der Halterung an seinem Gürtel und stieß mit dessen metallenen Heftende, Deans Hand grob auf die Tischplatte. Dean stieß einen leisen Schrei aus und versuchte seine Hand zu befreien, doch Diego drückte das Messer unbarmherzig stärker zu.

„Ohne meine Erlaubnis fasst du hier nichts an und behältst deine Finger bei dir. Verstanden?“ Dean nickte mit zusammen gepressten Zähnen. Diego ließ locker und der ältere Winchester zog schnell seine Hand in Sicherheit.

„Das nächste Mal nehme ich die scharfe Seite! Das gilt auch für dich!“, zischte er und blickte nun auch Sam mit finsterem Blick an. Sam konnte spüren, wie die Temperatur im Raum um ein paar Grad sank und nickte schnell. Diego grinste wieder breit und es war, als wäre nie etwas passiert. Verwundert sahen Dean und Sam zu Bobby, über dessen Gesicht kurz ein Lächeln huschte. Auf der anderen Kofferhälfte waren sauber mehrere Bücher gestapelt und festgebunden.

„Was sind das für Messer? Woher stammt das da?“, fragte Sam neugierig und nickte zu einem großen Messer, dass eher einem Enterhacken glich. Diego nahm es aus der Befestigung und besah es ihm Schein der Küchenlampe.

„Das ist ein chinesisches Hackenschwert. Es wurde ursprünglich zum Einsatz gegen Pferdebeine entwickelt. Man kämpft meistens mit zweien gleichzeitig.“

Dean rieb sich die schmerzende Stelle auf seiner linken Hand, auf der sich schon deutlich ein blauer Fleck abzeichnete. Er betrachtete die anderen und hörte nur mit halbem Ohr zu. Ihm war egal wann und wozu es erfunden wurde. Wichtig war wie man damit umgeht. Seine Aufmerksamkeit zog ein doppelschneidiges Messer, das schlangenförmig gekrümmt war, auf sich. Es schien aus Silber zu sein, reflektierte aber kein Licht.

„Wie ich sehe hat mein absoluter Schatz es dir angetan, Dean.“, bemerkte Diego, dem Deans Blick nicht entgangen war und reichte es ihm. Die schwere Klinge lag kalt in seiner Hand. Dean drehte es geschickt zwischen den Fingern und betrachtete die verschnörkelten Muster des Griffes.

„Das ist eine indonesische Kris. Sie ist älter, als wir alle zusammen. Früher haben Jäger sie benutzt, um gefangene Dämonen zu foltern. Trifft die Klinge auf das Blut eines Dämons erleidet er Höllenqualen. Aber viel schlimmer als alles Silber und Weihwasser oder was euch noch einfällt zusammen.“

Sam, dessen Blick ebenfalls über die Klinge glitt, sah erschrocken auf. Nachdenklich beobachtete er wie Dean ein paar Angriffe probierte und wieder mal bewies, dass er ein Händchen für Messerführung besaß. Sam schluckte trocken. Ob dieses Messer auch bei ihm eine Reaktion hervor rufen würde? Er war sich aber nicht sicher, ob er es auch wirklich ausprobieren würde, wenn er die Gelegenheit dazu hätte.

„Liegt gut in der Hand.“, meinte Dean und reichte es wieder an Diego, der es behutsam zurück in den Koffer steckte.

„Vielleicht kann uns ja etwas davon behilflich sein?“, sagte Ted und besah sich die Buchrücken im Koffer.

„Ich hoffe es!“

„Woher haben Sie die ganzen Sachen?“, fragte Sam und rutschte auf seinem Stuhl nach vorn, um besser sehen zu können.

„Aus aller Welt. Vor ein paar Monaten erst war ich bei ein Bekannten in Europa und von dort diese Schönheit mitgebracht.“, schmunzelte Diego und hielt ihnen einen kleinen Dolch hin, der mit funkelnden Rubinen besetzt war.

„Ein alter Ritualdolch einer Hexe.“

Diego zeigte Ted noch einige seiner neuen Errungenschaften, während Sam sich Bobby zu wand.

„Hast du schon irgendeine Idee, wie wir das mit Waltan lösen könnten?“ Bobby schüttelte nur den Kopf und sah ihn mit müdem Blick an. Dean betrachtete währenddessen seine geschundene Hand, deren Mitte tief blau gefärbt war. Grummelnd tastete er die Stelle ab und fühlte sofort, dass sie ein bisschen geschwollen war.

Sie saßen noch bis spät in die Nacht in der Küche, lasen in den Büchern nach, diskutierten mögliche Pläne durch und verwarfen sie nach kurzer Zeit auch schon wieder. Dean ging gegen zwei Uhr nach oben, um noch ein paar Stunden zu schlafen.

Sam folgte ihm auch schon wenig später. Leise stieg er die alte Treppe rauf und öffnete vorsichtig die Tür. Es war dunkel, aber das störte ihn nicht. Zögernd trat er auf Dean zu, der auf dem Bauch in einem der Betten lag und schlief. Sam betrachtete das friedliche Gesicht. Ob der andere noch wütend auf ihn war? Würde er noch wütender werden, wenn er sich einfach zu ihm legen würde?

Sam zog zweifelnd die Stirn in Falten, als er Deans Hand an seinem Ärmel zupfen spürte.

„Komm endlich ins Bett und starr mich nicht die ganze Zeit an.“, flüsterte der Ältere mit verschlafener Stimme und zog den anderen zu sich. Sam lächelte sanft, platzierte einen kurzen Kuss auf Deans Stirn und legte sich neben ihn.

„Schon besser.“, murmelte Dean noch und war daraufhin schon wieder eingeschlafen.
 

Dean wusste nicht was ihn geweckt hatte. Es war noch dunkel draußen und still war es auch. Warum war er aus seinem Traum geschreckt? Irgendetwas stimmte hier nicht! Alarmiert sah er sich um. Sam lag, noch immer ruhig schlafend neben ihm. Es ging ihm gut, dachte Dean und atmete erleichtert aus. Zumindest etwas, aber was stimmte hier nicht? Dean befreite sich aus Sams Umarmung und stieg vorsichtig aus dem Bett. Der andere bemerkte nichts und schlief einfach weiter. Dean schlüpfte schnell in seine Hose und die Schuhe und sah aus dem Fenster. Der Horizont war noch immer pechschwarz. Irritiert sah er zu der alten Wanduhr. Es war Punkt sechs Uhr morgens. Stöhnend rieb Dean sich die Augen. Was hatte ihn nur mitten in der Nacht aus dem Bett geworfen? Wie auf Kommando hörte er plötzlich ein leises Geräusch vom Flur. Er blieb erstarrt stehen und sah zur Tür, deren Klinge sich langsam nach unten drückte. Schnell griff er nach dem kleinen Klappmesser in seiner Jacke, neben dem Bett. Wenig effizient, aber besser als gar nichts.

Ein leises Quietschen ertönte, als die Tür aufgeschoben wurde und sich eine große, schlanke Gestalt ins Zimmer schob. Ray!

Entsetzt erkannte Dean die Person vor sich und verstärkte den Griff um das Messer.

„Lange nicht gesehen, Dean!“, grinste Ray, mit vor der Brust gekreuzten Armen.

Der Haken war?

„Lange nicht gesehen, Dean!“, grinste Ray, mit vor der Brust gekreuzten Armen.
 

Dean sagte kein Wort und starrte Ray an. Er ließ das Messer in seiner Hand rollen, jederzeit bereit den Mistkerl vor ihm an zu greifen.

„Und schon wieder begegnest du mir mit misstrauen.“, schnaubte Ray, kam näher und setzte sich auf das freie Bett gegenüber dem anderen. Dean warf rasch einen Blick zu Sam, doch der schlief noch ruhig und friedlich.

„Er wird nicht aufwachen!“, sagte Ray, der plötzlich dicht hinter ihm stand. Dean wollte gerade nach ihm schlagen, als der andere schon wieder weg war. Irritiert sah er sich um und fand Ray, wie zuvor auf dem anderen Bett sitzend.

„Wir müssen reden.“

„Es gibt nichts, was ich mit dir bereden müsste.“, schnauzte Dean. Vorsichtshalber blieb er genau da stehen, wo er war. Er konnte und wollte Ray nicht die Möglichkeit geben näher an Sam heran zu kommen.

„Du solltest lieber deine Zunge etwas zügeln und froh sein das Sam und du immer noch am Leben seid. Und das war nicht dein Verdienst! Vergiss das besser nicht!“ Ray stand auf und ging durchs Zimmer. Hier und da blieb er stehen und sah sich um. Seine Miene war trotzdem wutverzehrt.

„Was willst du?“

„Meinen Gefallen einfordern! Es kommt etwas früh, aber ich brauch deine Hilfe.“

„Das kommt wirklich etwas früh. Dein Bruder versprach mir, dass es nichts mit Sam zu tun haben würde. Er und auch kein anderer Mensch kommt dabei zu Schaden.“ Dean warf wieder einen kurzen Blick auf den Jüngeren, der sich gerade bewegte, aber nur das Kissen mit den Armen umschlang und einfach weiter schlief.

„Es betrifft ihn nicht. Versprochen!“, grinste Ray und trat auf Dean zu.

„Was willst du?“

„Das du für mich jemanden aus dem Weg schaffst.“, sagte Ray ganz ruhig und blickte Dean von oben herab an. Dean zog eine Augenbraue nach oben.

„Wen?“

„Eine Hexe. Sie lebt im Moment nicht weit von hier entfernt.“

„Eine Hexe? Und warum erledigst du sie nicht selbst? Wofür brauchst du mich?“ Ray wirkte nicht schwach auf ihn. Es wäre sicher nicht schwer für ihn eine kleine Hexe umzulegen. Warum verschwendete er den Gefallen von ihm an so was?

„Ich will, dass du das erledigst. Du hast doch Erfahrung mit solchen Fällen. Du bist der Jäger! Sie stört mich und ich will, dass du das für mich machst!“, meinte Ray immer noch ruhig und drehte sich leicht weg. Er sah aus dem kleinen Fenster, das einen kleinen Teil des Grundstücks zeigte.

„Abmachung war, dass ich keinem Menschen schade!“

„Sie existiert schon seit fast zweihundert Jahren. Sie ist kein Mensch mehr. Menschenopfer an ihren Meister verlängern ihr Leben.“

„Wieso stört sie dich?“, fragte Dean misstrauisch. Ray drehte seinen Kopf wieder zu ihm. Sein Grinsen war verschwunden. Mit finsterer Miene blickte er ihm in die Augen.

„Das hat dich nicht zu interessieren!“, zischte er und schlug Dean etwas auf die Brust. Verwirrt sah dieser auf eine alte Zeitung hinab, als Ray sich wieder etwas von ihm entfernte. Er blickte auf das Titelbild, dass eine kleine Gruppe Kinder mit deren Betreuerinnen zeigte, die laut Bildbemerkung einen Ausflug ins Museum gemacht hatten.

„Wer von denen ist die Hexe?“, fragte Dean und guckte sich die beiden Frauen genauer an. Keine wirkte gefährlich oder auf irgendeine Weise übernatürlich. Ray kam wieder auf ihn zu und schnaubte.

„Seite fünf. Oben rechts ist ein Bild von ihr.“, raunte er ungehalten.

„Entschuldige, dass ich frage. Das ich da nicht selbst drauf gekommen bin…“, grummelte Dean und blätterte auf die genannte Seite vor. Oben rechts war ein kleines Bild von einer netten älteren Frau, die neben einem Gemüsebeet kniete und der Kamera stolz ihre Tomaten präsentierte. Auch sie wirkte auf Dean nicht wie eine gefährliche Hexe. Zweifelnd sah er sich den kleinen Text neben dem Bild an, dem er aber nichts Wichtiges entnehmen konnte, als das sie nun schon zum dritten Mal den Preis für das beste Gemüse der Region gewann.

„Bist du dir sicher?“

„Ja verdammt! Und du wirst sie gefälligst auslöschen! Ist das klar?“, drohte Ray und baute sich bedrohlich vor ihm auf. Dean zeigte keine Reaktion. Warum auch? Ray brauchte ihn. Er würde ihm nichts tun. Gemächlich ließ Dean das kleine Klappmesser wieder zu schnappen und legte es zurück auf den Nachttisch.

„Okay, ich mache es. Jetzt verschwinde!“

„Da gibt es noch zwei Dinge, die du beachten musst!“, sagte Ray und grinste wieder. Dean hob erneut eine Augenbraue und fragte sich, was dieser Hund sich schon wieder ausgedacht hatte.

„Ich will, dass Sam nichts davon erfährt. Du sollst es allein machen!“

„Was? Aber warum…“, wollte Dean fragen, wurde von Ray aber zischend unterbrochen.

„Du machst es allein!“, rief Ray wütend und kam mit langen Schritten schnell auf ihn zu. Wenige Zentimeter vor Dean blieb er stehen und sah ihm tief in die Augen.

„Sei froh, dass ich deine Bedingungen überhaupt beachte. Es wäre so einfach, dir Sammy einfach so weg zu nehmen. Du würdest ihn nie wieder sehen…“, flüsterte er. Dean biss wütend die Zähne zusammen und ballte die Hände zu Fäusten. Mit einem Ruck zog er den Arm an und wollte ihn schon auf Rays Bauch niederfahren lassen, doch dieser war schneller, packte ihn am Handgelenk und drehte ihm den Arm auf den Rücken. Schnaubend versuchte Dean sich zu befreien, doch der Schwarzhaarige war eindeutig stärker.

„Sie ihn dir an. Wie friedlich er schläft und nicht einmal ahnt, was um ihn herum geschieht. Es sollte so bleiben. Findest du nicht auch? Wir sollten ihn schlafen lassen. Und du solltest tun was ich dir sage, damit er das auch kann!“, flüsterte Ray ganz nah an seinem Ohr. Jede Faser in Deans Körper verlangte danach Ray von Kopf bis Fuß auf zu schlitzen, doch das brachte nichts. Er sah in das Gesicht der Person, die ihm am wichtigsten war und nickte schließlich. Ray nickte zufrieden und ließ endlich von ihm ab. Dean riss sich von ihm los und rieb über seinen Arm, um wieder Gefühl in ihn zu kriegen.

„Okay, also werde ich diese verdammte Hexe töten und zwar ohne Sam!“

„Und du wirst eine der Waffen dafür benutzen, die dir dieser alte Jäger heute gezeigt hatte.“ Deans Blick verdüsterte sich. Woher wusste Ray das nun wieder?

„Welche?“, fragte er, ohne daran zu denken, dass es vermutlich unmöglich war an eine der Waffen von Diego zu kommen, ohne nicht mindestens eine Hand einzubüßen. Er dachte an seinen Handrücken, der immer noch etwas dick war und schmerzte.

„Das Messer, was du heute in der Hand hattest. Die indonesische Kris.“

„Warum soll ich eine Hexe damit umbringen? Wäre es nicht besser, wenn…“, fragte Dean, wurde jedoch wieder unterbrochen.

„Ich werde dir meine Gründe nicht erläutern. Mein Bruder hat dich und Sam aus einer schlimmen Situation befreit. Ohne ihn wärt ihr tot! Dafür tust du mir einen Gefallen! Und ich will, dass du ohne Sam, aber mit der indonesischen Kris diese Hexe umlegst! Ist das so schwer?“, schrie Ray. Dean hatte ihn noch nie in Rage gesehen und musste leicht schmunzeln. Ray bemerkte dies und knurrte leicht.

„Wenn du unbedingt willst? Okay!“ Dean war innerlich froh, dass es nichts so schlimmes war. Nur eine Hexe erledigen. Das war sein Job. Wahrscheinlich hätten Sam und er sie eh irgendwann entdeckt. Oder Bobby.

„Gut. Dann gehe ich jetzt. Darf ich mich von Sam verabschieden?“

„Nein.“

„Warum nicht? Ich weck ihn auch nicht auf.“, bettelte Ray schon fast.

„Er merkt eh nichts, also ist es egal. Und ich sage nein. Verschwinde!“ Ray grinste breit, aber nickte.

„Bye. Ich behalte dich im Auge. Eine Abweichung und du bereust es!“, zwinkerte der Schwarzhaarige. Dean blinzelte kurz, doch da war der andere auch schon verschwunden.

Keiner außer Sam und ihm war noch im Raum. Dean sah sich um und fuhr sich nervös durchs kurze Haar. Jetzt wusste er endlich was er für Ray tun sollte, im Austausch für Sams und sein Leben, dass dieser Blake ihnen gerettet hatte.

Aber er konnte das Gefühl nicht unterdrücken, dass das nicht irgendein kleiner gefallen war. Ray musste irgendetwas Übles vor haben. Dean konnte nicht glauben, dass es bei der Sache keinen Hacken geben würde. Er setzte sich aufs Bett, neben Sam und blickte auf Sams Gesicht hinab. Der andere schlief noch immer. Manchmal brummte er etwas, beruhigte sich aber schnell wieder.

In einem Punkt dachte Dean fast so wie Ray. Es war besser, wenn Sam nichts von der Sache wusste, obwohl es ihn beruhigen würde, wenn Sam ihm den Rücken decken würde, aber er konnte das auch allein. Er war ja kein kleines Kind, das sich an seinen Bruder klammert. Schon gar nicht an den kleineren. Der genau gesagt auch nicht sein Bruder war.

Dean schloss für einen Moment seine Augen, rieb sich das Nasenbein und atmete tief aus. Egal. Er hatte keine Lust mehr sich darüber Gedanken zu machen, was er eh nicht ändern konnte.

Dean sah wieder auf Sam hinab und beschloss, dass ein bisschen Schlaf ihm sicher gut tun würde. Gähnend legte er sich vorsichtig wieder neben den Größeren und schloss wieder die Augen.
 

Sam saß mit den anderen schweigend beim Frühstück. Dean saß neben ihm, hielt schon seit einer Weile seine Kaffeetasse vor sich und starrte auf das schwarze Gebräu. Eigenartig fand Sam wollte ihn aber nicht darauf ansprechen. Die drei älteren Männer blickten starr in der Gegend herum und brühteten sicher über irgendwelchen Plänen. Sie waren, nachdem Dean und er ins Bett gegangen waren, nicht viel weiter gekommen. Eigentlich gar nicht weiter. Sie waren sich einig, dass sie Waltan garantiert nicht auf die gleiche Art und Weise bannen können, wie das letzte Mal. Also entweder sie finden einen noch genialeren Weg ihn weg zu sperren oder sie töteten ihn, was so einfach war wie fliegen ohne Hilfsmittel. Selbst, wenn viele Jäger ihn auf einmal angreifen würden, lege der Vorteil immer noch bei ihm. Es war deprimierend, fand Sam und sah auf das Brötchen vor ihm hinab, von dem er einmal abgebissen hatte. Ted hatte es am Morgen nicht mehr ausgehalten und wollte ein bisschen frische Luft schnappen. Zu Deans Freude war er mit Essen wieder gekommen. Auch Bobby und Diego beschlossen die Bücher für eine Weile beiseite zu legen und etwas zu essen.

„Woran habt ihr denn in letzter Zeit gearbeitet?“, fragte Bobby Sam, um seinen trüben Gedankengängen etwas zu entfliehen. Sam warf einen kurzen Blick auf Dean, der gar nicht mitbekam und erzählte Bobby und den anderen beiden, die neugierig lauschten von den letzten Tagen.

Dean war in Gedanken gar nicht so weit weg, wie Sam dacht. Genau gesagt war er nur fünf Meter entfernt im Wohnzimmer. Denn dort stand der riesige Koffer von Diego. Der jetzt wieder verschlossen war. Sehr zu Deans Leid. Wie sollte er es nur schaffen, an diesem Jäger vorbei an eine seiner Lieblingswaffen zu gelangen? Er grübelte schon seit er aufgestanden war über einem Plan, aber der war so wirr und unmöglich aus zu führen, dass er am liebsten seinen Kopf mitten auf den Frühstückstisch knallen und alles aufgeben würde. Genervt nahm er einen Schluck Kaffee, der bereits kalt war und hörte den letzten Fetzen von Sams Erzählung zu. Dieser hatte die ganze Geschichte etwas abgeändert und Ray, der ihnen angeblich geholfen hatte, rausgehalten. Ted und Diego schwiegen kurz und nickten sich schließlich zu.

„Guter Job, Jungchen.“, lobte Ted und hob seine Tasse anerkennend.

„Nicht schlecht deine Grünschnäbel, Bobby. Hast nicht übertrieben, mit dem was du erzählt hast.“, meinte auch Diego. Dean sah etwas verwirrt zu Sam. Was hatte er ihnen nur erzählt, dass sie sie jetzt so hoch lobten? Dabei hatten sie das ganz und gar nicht verdient. Dean selbst wusste das nur zu gut, da er die Sache auslöffeln musste. Am besten so schnell wie möglich!

„Ich muss noch in ein paar Nachbarstädte ein paar Bestellungen abholen. Hat jemand Lust mit zu kommen?“, fragte Bobby und stand ächzend von seinem Stuhl auf.

„Ich. Muss unbedingt an die frische Luft. Fahren wir mit deinem Wagen?“, meinte Diego und stand ebenfalls auf. Irritiert bemerkte Sam wie Deans Gesicht sich aufhellte und sich seine Lippen zu einem kleinen Lächeln verzogen. Was sollte das denn?
 

Keine halbe Stunde später hatten sich schließlich die beiden auf den Weg gemacht. Ted hatte beschlossen den verlorenen Schlaf der Nacht nachzuholen und sich irgendwo verkrochen. Sam hatte bemerkt, dass Dean irgendetwas vor hatte und beobachtete ihn mit Argwohn. Als der Ältere sich schließlich zum Wagen auf machte, lief er ihm hinterher.

„Dean! Was hast du vor?“, rief er und hielt den Kleineren an der Schulter zurück.

„Nur ein kleiner Job. Bin in einer Stunde ungefähr wieder da.“, sagte Dean ruhig und warf den Seemannsbeutel mit den Waffen auf den Rücksitz. Da konnte Ray so lange hoffen wie er wollte, aber nur mit dem kleinen Messer bewaffnet würde er keiner Hexe gegenüber treten.

„Ein Job? Warum sagst du mir nichts? Warte kurz, dann hole ich meine Tasche und wir können…“, meinte Sam mit in Faltengeworfener Stirn.

„Nein Sam, das ist nicht nötig. Ich schaff das allein. Ist ein ganz einfacher Job. Mach dir keine Sorgen, bin bald wieder da.“, behauptete Dean nur, setzte sich ans Steuer und hoffte innerlich, dass es wirklich so war.

„Du willst ohne mich einen Job machen? Was soll das? Vetraust du mir nicht mehr? Das wegen gestern tut mir leid, aber…“

„Sam! Es geht nicht um gestern und natürlich vertraue ich dir, aber das muss ich allein machen.“ Dean schloss schnell die Fahrertür und startete den Wagen. Sam wusste nicht was er davon halten sollte, trat dem Wagen jedoch aus dem Weg. Betrübt sah er zu wie Dean den Impala vom Hof auf die Straße lenkte und aus seinem Sichtfeld verschwand.

Die, die den Weg frei machen

Betrübt sah er zu wie Dean den Impala vom Hof auf die Straße lenkte und aus seinem Sichtfeld verschwand.
 

Sam stand wie erstarrt da und sah auf den leeren Platz, wo zuvor der Impala geparkt hatte. War das eben wirklich passiert? Seit wann ging Dean ohne ihn auf die Jagd?

Wie er so was doch hasste! Sam sah sich nochmal kurz um und lief schnell zurück ins Haus. Okay, er musste irgendetwas tun. Wo war Dean heute schon überall? Sam versuchte sich zu erinnern. Dean und er waren zusammen aufgestanden, haben mit den anderen zusammen gegessen und dann wollte er diesen Job machen. Er war heute nur ein paar Minuten allein gewesen. Als er geduscht hat und später nach dem Essen zehn Minuten. Sam trat ins Wohnzimmer und sah sich um. Was hatte Dean gemacht? Verzweifelt sah er sich im Raum um. Dean hatte nach dem Essen eine Weile im Sessel in der Ecke gesessen und in irgendetwas gelesen. Schnell stürzte er zum Sessel, um die darum gestapelten Bücher durch zu sehen. Einige Geschichts- und Erdkundebücher. Sam fragte sich schon was Dean mit diesen Exemplaren anfangen sollte oder wie er da einen Job finden konnte, als ihm ein Buch auffiel, aus dem ein Stück Zeitungspapier hervor lugte.

„Hey Sam, was veranstaltest du denn hier?“, fragte Ted, der gerade gähnend ins Zimmer stiefelte.

„Wolltest du nicht schlafen?“, fragte Sam ohne auf zu sehen. Er hatte damit begonnen die Zeitung durch zu sehen.

„Du hast es vielleicht nicht bemerkt, aber du machst verdammt viel Lärm, wenn du Bücher durch die Gegend wirfst!“, sagte er und trat neben Sam, der auf dem Sessel saß.

Dieser regierte nicht und sah weiter die Zeitung durch, als er auf eine Seite traf aus der ein Artikel heraus geschnitten worden war. Er sprang auf, was Ted erschrocken zusammen zucken ließ und verschwand in den Nebenraum. In der Küche hatte er einen kleinen freien Platz gefunden, wo er seinen Laptop und seine anderen Sachen verstaut hatte. Schnell startete er den PC und besah sich die Zeitung noch mal genauer.

„Was ist hier überhaupt los?“, fragte Ted, der empört in der Tür stand und die Hände in die Hüfte stieß.

„Dean ist unterwegs, um einen Job zu erledigen.“, meinte Sam und loggte sich gerade ein.

„Und was ist daran so schlimm? Dean ist ein guter Jäger und je mehr der Dinger, die da draußen lauern, erledigt werden, umso besser.“

„Ja, aber ich bin sonst dabei oder weiß zumindest um was es geht. Er hat mir aber nichts gesagt. Ich hab nicht mal mit bekommen, dass er recherchiert hat.“

„Dann hat er das wohl selbst irgendwie hinbekommen.“

„Nein. Wir waren seit ein paar Stunden bis auf ein paar Minuten immer zusammen. Ich hätte das mitbekommen!“, raunte Sam und tippte wild auf der Tastatur herum. Ted zog die Stirn in Falten und trat neben Sam.

„Was machst du jetzt?“

„Ich habe diese Zeitung an einem der Orte gefunden, wo Dean war. Hier auf der einen Seite ist ein Artikel aus geschnitten. Ich vermute, dass Dean ihn ausgeschnitten und mitgenommen hat. Wenn ich herausfinde was dort fehlt, weiß ich wo er hingefahren ist und kann ihm folgen.“

„Gute Idee!“ Sam gab das Datum der Zeitung ein und suchte die entsprechende Seite. Er tippte ein paar Mal auf der Tastatur und der gesuchte Artikel erschien auf dem Bildschirm. Sam zog die Stirn kraus, als er den Text neben dem kleinen Bild durchlas.

„Ich weiß nicht was ihm das gesagt hat. Aber ich vermute, dass er zu dieser Frau gefahren ist. Sie wohnt nicht weit von hier entfernt und Dean selbst sagte, dass er nicht lange brauchen würde.“

„Ich mach den Wagen klar! Waffen hab ich im Koffer. Such die Adresse raus und komm nach.“, meinte Ted und wollte die Küche verlassen, als er von dem anderen zurück gehalten wurde.

„Ted? War Diego heute an seinem Koffer?“

Teds Blick fiel auf das genannte Gepäckstück und seine Augen weiteten sich erschrocken, als ihm das eine offene Schloss von den sieben anderen auffiel.

„Dean ist so gut wie tot, wenn er da dran war!“, grinste Ted und verließ die Küche.
 

Dean brauchte keine halbe Stunde, um zu dem Haus der vermeintlichen Hexe zu gelangen. Er schaltete den Wagen ab und sah sich durch die Scheibe das kleine, alte Häuschen an. Hinter ihm soll ein großer weiter Garten sein, indem sie ihre Kräuter und das Gemüse anbaute. So stand es zumindest in dem Artikel.

Niedliches kleines Haus, dachte Dean. Sieht aus wie jedes andere. Seufzend langte er über die Lehne und nahm sich die indonesische Kris, die er sich vorhin von Diego geborgt hatte. Er wiegte sie kurz in der Hand und steckte sie schließlich in die Innentasche seiner Jacke. Draußen hatte es begonnen zu nieseln. Dean stellte den Kragen auf, um seinen Nacken zu schützen und ging auf das Haus zu.

Er überbrückte die Veranda mittels weniger Schritte und klingelte drei Mal hinter einander. Eine Hand auf dem Griff einer 9mm sah er sich um, als er ein leises Geräusch aus dem Inneren des Hauses vernahm. Er lauschte, aber es war wieder ruhig. Die Hand zur Faust geballt setzte er zum Klopfen an, doch die Tür war nur angelehnt gewesen und ging nun quietschend ein Stück weit auf. Er zog die Waffe und überprüfte den im Dunkeln liegenden Innenraum, der sich als Wohnzimmer herausstellte. Es war halb dunkel. Alle Gardinen vor den Fenstern waren u gezogen und schlossen das Licht aus. In der ihm gegenüberliegenden Ecke brannte das Licht einer einzelnen Kerze, die schon über die Hälfte abgebrannt war.

Dean sah sich um. Kein Zeichen dafür, dass hier eine schwarzmagische Hexe leben und praktizieren würde.

Alles sah ganz normal aus. Wie das Haus einer alten Frau halt. Auf der Couch und dem kleinen Tisch lagen Spitzentücher, überall alte Bilder aus vergangenen Zeiten und kleine Porzellanfigürchen. Es roch sogar nach alter Frau.

Leise schloss Dean die Tür hinter sich zu, als er ein Geräusch vernahm. Er legte den Finger auf den Abzug seiner Waffe und trat auf die kleine Tür, die zu den hinteren Räumen führte, zu und wollte sie schon öffnen, als er das gleiche Geräusch hinter sich hörte. Erschrocken sprang er zur Seite und drehte sich mit erhobener Waffe um. Etwas entfernt stand die alte Frau, von dem Foto und sah ihn verwirrt an.

„Kann ich Ihnen helfen, junger Mann? Was wollen Sie mi der Waffe?“, fragte sie und schob ihre Brille die Nase hoch, was nicht wirklich viel brachte, da sie keine Minute später wieder auf den alten Platz zurück rutschte und erneut nach oben geschoben wurde. Dean sah von der Alten zu seiner Waffe und nahm sie schnell wieder runter.

„Ähm, verzeihen Sie, Madame…“, meinte er. Auch sie sieht völlig normal aus, dachte Dean. Bevor er nicht irgendeinen Beweis gefunden hatte, konnte Ray ihn mal kreuzweise.

„Was wollen Sie in meinem Haus?“, fragte sie und blickte ihn zitternd an.

„Ähm, ich habe gesehen, wie ein anderer Mann sich Zutritt zu ihrem Haus gemacht hatte und bin ihm gefolgt. Detektiv Smith ist mein Name. Ich war gerade zufällig in der Gegend.“

„Oh, wie aufmerksam von Ihnen, Detektiv. Aber wo ist nur dieser Einbrecher?“

„Ich halte es für das Beste, wenn ich alle Räume mal durchsehe und Sie hier in Sicherheit auf mich warten.“, machte Dean den Vorschlag. So konnte er sich in Ruhe umsehen, falls es wirklich nur eine alte Frau war, hatte er zumindest eine Ausrede. Und wenn sie wirklich eine Hexe war, würde sie sich sicher nicht so leicht enttarnen lassen.

„Ich denke das wäre wirklich nett von Ihnen, junger Mann.“, meinte sie und setzte sich auf die Couch. Sie benimmt sich nicht so, als hätte sie was zu verbergen, dachte er. Hatte Ray sich das alles etwa nur ausgedacht, damit er eine unschuldige alte Frau umbrachte?

Dean drehte sich von ihr weg und wollte durch die Tür in die hinteren Räume gelangen, doch sie öffnete sich bereits ohne sein zu tun. Geschockt blieb er mitten in der Bewegung stehen und riss die Augen weit auf. Wenn man vom Teufel sprach… Ray trat ins Wohnzimmer und besah sich den Raum genauer. Sein Gesicht zierte wie fast immer ein breites Grinsen. Dean zog die Stirn kraus. Was wollte Ray hier? Er hörte, dass die Alte hinter ihm aufgestanden war und auf sie zukam. Er wollte Ray auf keinen Fall aus den Augen verlieren und drehte seinen Kopf nur ein kleines Stück, doch da wo er die Alte vermutete stand nun eine junge Frau mit wallendem rotem Haar. Dean fuhr leicht zusammen und drehte sich so, dass er keinen der beiden im Rücken hatte.

„Ich kenn dich. ..du…“, stotterte er und zeigte auf die Frau, die keine Miene verzog und ihn finster anblitzte. Zum Glück konnten Blicke nicht töten! Obwohl Dean nicht sicher war, ob das auch auf diese beiden zutreffen würde.

„Dean! Schön, dass du da bist. Wenn ich vorstellen darf, das ist meine Cousine Kora.“, flötete Ray fröhlich. Die Frau brummte und drehte sich zu ihm.

„Er kennt mich!“ Ray sah sie etwas verwirrt an, aber da kam Dean auch schon die Idee, woher er sie kannte.

„Die aus dem Supermarkt!“ Ray machte ein überraschtes Gesicht. Sein Grinsen verschwand. Dean fiel jetzt erst die Ähnlichkeit der beiden zueinander auf, auch wenn er nicht sagen konnte was es war. Sie hatten einfach die gleiche Ausstrahlung, dachte er und ließ seine Hand langsam Richtung Jacke wandern, um an seine Waffe zu kommen.

„Suchst du das hier?“, fragte die Rothaarige, die plötzlich ganz dicht bei ihm stand. Dean wich automatisch nach hinten aus. Sie hielt ihm seine Waffe vor die Nase. Wann hatte sie ihm die abgenommen? Ray trat nun vor und zog sie an der Schulter weg von ihm.

„Ich danke dir, dass du mir die Kris gebracht hast, Dean!“ Ray hatte das schlangenförmige Messer in ein schwarzes Tuch gebettet und packte es in dieses ein, bevor er es in eine Innentasche seiner Jacke gleiten ließ.

„Was soll das hier alles? Ich dachte, ich soll…“, Dean sah in die alles erklärenden Gesichter der beiden und verfluchte sich im nächsten Moment auch schon für seine Dummheit. Das war eine Falle!

„Es gab nie eine Hexe, oder?“, raunte er und auch sein Blick verfinsterte sich.

„Doch, aber die liegt schon tot im Keller. Ich will nicht, dass du glaubst ich hätte dich belogen.“

„Was soll das alles hier dann? Warum sollte ich dann her kommen? Nur damit du an das Messer kommst?“ Dean konnte sich zwar schon denken, dass das noch nicht alles war, aber vielleicht konnte er Zeit schinden, um sich noch was einfallen zu lassen.

„Ja und nein!“, antwortete Ray.

„Mir fehlt nur noch eins, um meinen Plan in die richtige Richtung gehen zu lassen. Und das ist Sam, aber nur Sam! Und da du immer im Weg stehst, muss ich das regeln!“ Dean schluckte trocken. Verdammt, er hatte nicht eine Waffe am Körper.

„Aber ich habe keine Lust! Zum Glück hast du Kora damals nicht gerade zu deinem Fan gemacht. Sie übernimmt das Lästige für mich. Bye, wir sehen uns…nie wieder!“, plapperte Ray munter, während Deans Augen sich weiteten. Entschlossen sprang er nach vorn, um Ray die Waffe, die dieser in der Hand hielt, zu entreißen, doch der andere hatte es anscheinend kommen sehen und warf die 9mm zu Kora. Diese fing sie leichthändig auf und drückte den Abzug.

Dean spürte ein Ziehen im Bauch und sackte leicht in sich zusammen. Mit der rechten Hand hielt er immer noch Ray vom gehen ab. Dieser drehte und bückte sich etwas, um Dean ins Gesicht sehen zu können.

„Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie lange ich schon darauf warte dich mit diesem Gesichtsausdruck zu sehen, aber ich muss weg. Aber keine Sorge!“, zischte Ray und schlug ihm direkt in die Wunde. Röchelnd ging Dean in die Knie. Vor seinen Augen tanzten Sterne, während er verzweifelt versuchte sich eine Hand auf die Wunde zu drücken und das hervorquellende Blut am Fließen zu hindern, doch es half nicht. Sein Hemd sog sich bereits blutrot mit seinem Lebenssaft voll. Mit schmerzgepeinigtem Blick sah Dean zu Ray hoch und schwor sich, dass bevor er sterben würde dieser Mistkerl in der Hölle schmoren würde.

„Kora wird mir alles bis ins kleineste Detail berichten!“, vollendete Ray und verschwand durch die Haustür. Dean schwante Übles, als Kora, weiterhin mit finsterer Miene, auf ihn zu kam und sich zu ihm bückte.

„Du hast mich verschmäht! Noch nie hatte das ein Mann gewagt!“, wisperte sie und riss ihn am Kragen auf, sodass er sie ansehen musste. Sie hatte unglaublich grüne Augen, aber sie waren kalt wie Eis. Dean griff mit der freien Hand nach ihrem Handgelenk und versuchte ihrem Griff zu entkommen, doch sie hielt ihn wie in einem Schraubstock gefangen. Er spürte wie sich ihre andere eiskalte Hand auf die seine legte, die noch immer versuchte das Blut am fließen zu hindern. Kora riss ihm die Hand weg und drang mit drei Fingern in die Wunde ein. Dean kniff die Augen fest zu, als eine Salve Schmerz durch seinen Körper zog. Panisch versuchte er sie an ihrem tun zu hindern, doch sie glitt immer tiefer.

„Solche Männer zerfetzt ich!“, raunte sie nahe seinem Ohr, doch er verstand ihre Worte erst, als sich ein unglaublicher Schmerz durch seinen Körper fraß und er den Schrei in seinem Inneren nicht mehr zurück halten konnte.

Fragengeflecht

Hi Leute,

soooo hier ist das neue Kapitel. ich hoffe es gefällt euch...XD

Es hat mich ja schon etwas gewundert, dass ihr euch so gar nicht beschwert habt, dass ich Dean hobs gehen lasse also....naja, jedem das seine...^^
 

Ich wünsche viel Spaß beim Lesen!! *verbeug*

Angel^^
 

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Bis auf das leise Piepen im Hintergrund und das Heben und Senken des Beatmungsgerätes war es still in dem kleinen Raum.

Sam saß wie eine Statue neben dem Bett und starrte auf das kalte, graue Gesicht Deans. Ted und er waren zu spät gekommen.

Die Haustür stand sperrangel weit offen und gleich im Raum dahinter an die Wand gelehnt saß Dean, über und über mit seinem eigenen Blut bedeckt. Sam bekam das Bild von ihm, wie er da saß und fast sein gesamter Bauch zerfetzt war, einfach nicht mehr aus dem Kopf. Als Ted und er zu ihm kamen, reagierte er nicht auf ihre Worte. Sie konnten auch keinen Puls mehr spüren. Ted tat alles Mögliche für ihn. Dank ihm konnten sie ihn gerade noch rechtzeitig ins Krankenhaus bringen. Die Ärzte standen dann mehrere Stunden im PO und taten ihr Bestes, um Dean wieder zusammen zu flicken, doch es stand auch die nächsten Tage und Nächte nicht gut um ihn. Immer wieder hatte er Anfälle in denen er wild um sich schlug oder einfach nur schrie. Es war hart für Sam ihn so zu sehen, doch er wich nicht von seiner Seite. Sanft hatte er eine Hand unter Deans geschoben und die andere darauf, um dem anderen zu zeigen, dass er nicht allein war.

Sam konnte es immer noch nicht glauben. Ted und er waren wenige Minuten später aufgebrochen. Höchstens zehn Minuten nach Dean waren sie an dem Haus angekommen. Es muss eine Falle gewesen sein, dass stand für ihn fest. Aber wer hätte ihm so etwas angetan? Und warum war Dean in eine so offensichtliche Falle geraten? Hatte er das absichtlich getan? Darum wollte er nicht, dass Sam mitkam. Das alles machte keinen Sinn. Dean war nicht Suizid gefährdet oder so.

Sam seufzte und strich sanft mit dem Daumen über die kühle Haut von Deans Hand, die er immer noch umschlossen hielt. Keine Reaktion. Bobby, Diego und Ted waren öfters vorbei gekommen und hatten sich nach seinem Befinden erkundigt, doch es war unverändert. Sie versuchten Sam immer wieder dazu zu überreden mit ihnen nach Hause zu kommen und wenigstens eine Nacht ordentlich durchschlafen zu können, aber er wollte nicht von Deans Seite weichen. Die Ärzte hatten ihn nach einer kleineren, zweiten Operation, die erforderlich war, weil Deans Anfälle einige Blutungen im Bauchraum wieder angefacht hatten, in ein künstliches Komma gelegt. Die Schmerzen waren einfach zu stark. Bereits während der Ersten, mussten sie viele Risse und Quetschungen behandeln und wieder in Ordnung bringen. Sie meinten, dass die Verletzungen aussehen, als hätte ein wildes Tier sich an ihm vergangen. Die Eintrittswunde war so groß wie Sams Hand und natürlich noch von einem dicken Verband bedeckt, aber er hatte beim Wechsel des Mulls einen Blick darauf erhaschen können.

`Sie ist so groß´, hatte er gedacht. Dean hatte sicher wahnsinnige Schmerzen. Warum hatte er ihn nicht einfach mitgenommen? Dann wäre das sicher nicht passiert.

Es Klopfte leise an der Tür und Sam hob leicht den Kopf. Bobby lugte ins Zimmer und trat ein, als er Sam sah.

„Wie geht es ihm?“, fragte er leise, als könnte er Dean mit dem Lärm wecken.

Sam schüttelte nur den Kopf und sah wieder in das bleiche, starre Gesicht des Älteren. Bobby schwieg und trat an die andere Seite des Bettes.

„Die anderen und ich sind noch mal zu diesem Haus gefahren, in dem ihr Dean gefunden habt. Wir haben alles nach irgendwelchen Spuren oder Rückständen abgesucht, aber nichts gefunden. Ich kann mir nicht erklären was dort vorgefallen war. Bist du sicher, dass er nichts zu dir gesagt hatte?“

„Ich bin mir sicher!“, raunte Sam ohne auf zu sehen. Über nichts anderes hatte er die vergangenen Tage nachgedacht. Jeden einzelnen Moment hatte er nochmal im Kopf durchgespielt, doch ihm kam nichts merkwürdig vor. Zumindest nicht so, dass Dean ohne ihn ein Himmelfahrtskommando starten würde. Sam spürte wie sich, der ihm wohl bekannte Kloss in seinem Hals bildete. Er wusste nicht was er machen sollte. Verzweifelt sah er zu Dean, der ihm wie zu erwarten war keine Antworten geben konnte. Er sah aus wie eine Leiche. Sam schüttelte innerlich den Kopf und rühmte sich für diesen Gedanken. Dean würde es wieder gut gehen. Die Verletzungen waren zwar um einiges schlimmer, als die Üblichen, die sie sich während der Jagd des Öfteren zuzogen, aber Dean war nicht so leicht zu schaffen.

Sam hatte, so tief in seine Gedanken vertieft nicht mitbekommen, dass Bobby um das Bett gekommen war und schrag dementsprechend heftig zusammen, als dieser ihm eine Hand auf die Schulter legte und sanft zudrückte.

„Sam, willst du nicht mit mir nach Hause kommen und dich ein bisschen ausruhen?“ Sam schüttelte den Kopf.

„Was wird Dean sagen, wenn er aufwacht und dich so fertig neben seinem Bett sitzen sieht?“ Sam ließ den Kopf etwas hängen und sah auf seine Finger, die mit Deans verknotet waren.

„Weißt du was er machen würde? Er würde mir den Kopf abreißen, weil ich nicht auf dich aufpasse, wenn er mal nicht da ist. Sie dich doch mal an oder riech einfach mal an dir. Wann hast du das letzte Mal geduscht?“, fragte Bobby und zog die Nase kraus, als Sam ihm leicht in die Seite stieß. Alles ließ er sich nun auch nicht gefallen.

„Ich möchte nicht, dass er allein ist, wenn er aufwacht.“

„Sam. Er wird in nächster Zeit erst mal nicht aufwachen. Seine Wunden müssen erst etwas heilen und sein Zustand muss sich bessern, dann werden sie die Medikamente runter setzen. Das was er im Moment im Körper hat, könnte wahrscheinlich ein Pferd aus dem Verkehr ziehen.“ Sam nickte. Er wusste, dass Bobby recht hatte, wollte es aber nicht wahr haben. Immerhin ging es hier um Dean, seinen Dean. Sam spürte wie seine Augen leicht wässrig wurden und schluckte ein paar Mal, um den Drang in Tränen auszubrechen nicht nachzugeben. Er wurde das Gefühl nicht los es bitter zu bereuen, wenn er jetzt nachgab und Dean für ein paar Stunden verließ.

„Mach dir keine Sorgen!“

„Du gibst mir leider keinen Grund, dass ich mir keine mehr machen müsste.“ Sam sah auf in das leicht lächelnde Gesicht des alten Mannes. Selten Lächelte Bobby sie so an.

„Nicht heute.“, murmelte Sam und senkte den Kopf wieder etwas. Bobby nickte und klopfte ihm auf die Schulter. Er hatte nichts anderes erwartet. Die beiden ließen den jeweils anderen nicht allein, wenn es einem nicht gut ging.

„Ich geh in die Cafeteria und hol dir einen Kaffee und etwas zu essen.“ Sam sagte nichts. Er konnte Bobby eh nicht davon abhalten. Nicht das er das wollte. Etwas essen würde ihm sicher gut tun.

Kaum hatte Bobby den Raum verlassen, war es auch schon wieder leise. Sam nervte das leise Piepen, auch wenn es ihn irgendwie beruhigte, da dieses Geräusch ihm sagte, dass Dean noch bei ihm war. Sam rutschte auf dem Stuhl nach vorn auf den äußersten Rand und lehnte sich zu Dean vor.

„Hey, hörst du mich? Dean? Du musst endlich wieder aufwachen! Ich brauch dich doch!“, flüsterte er dem Schlafenden ins Ohr. Sanft fuhr er seine Gesichtskonturen nach. Eine Linie, die von seinem Haaransatz, über die Ohrmuschel, das Kinn hinab führte. Er hasst es, dass der andere nicht reagierte. Wenn er manchmal früher wach war als der andere tat er dies und beobachtete, wie Deans Wimpern sich leicht bewegten, er sich etwas drehte oder im Halbschlaf irgendetwas vor sich hin murmelte, aber diese Starre machte ihn verrückt.

„Dean? Bitte…“

„Herzerweichend!“ Eine belustigte Stimme hinter Sam erklang und ließ ihn herumfahren. Ray stand hinter ihm die Arme vor der Brust gekreuzt und den Blick auf Dean gerichtet. Ganz automatisch schob sich Sam zwischen Ray und Dean und stellte sich seinem Gegenüber somit mitten in den Weg.

„Was willst du?“, fragte Sam wütend. Der Letzte, den er hier haben wollte war Ray.

„Krankenbesuch. Ich hab gehört was deinem Schatzi passiert ist.“

„Verschwinde! Und zwar sofort!“, meinte Sam und kam drohend etwas auf den anderen zu.

„Na na. Ich will doch nur gute Besserung wünschen und dich etwas trösten, wenn Dean den Löffel…“, sagte Ray, wurde aber durch einen ruckartigen Schubs gegen die Wand hinter ihm unterbrochen. Sam drückte ihn nicht gerade sanft mit dem Unterarm gegen eben diese, drückte ihm die Luft ab und sah ihm zornig in die Augen. Ray nahm sich vor den anderen lieber nicht mehr zu reizen und versuchte den anderen Arm weg zu schieben, doch er konnte ihn keinen Millimeter weit weg bewegen.

„Denk nicht mal an so was!“, raunte Sam und presste die Kiefer fest auf einander. Ray spürte die Energie, die sich im Raum ausbreitete und ein ungutes Gefühl machte sich in ihm breit. War er vielleicht zu weit gegangen? Oder war er zu früh da?

„Sam. Es tut mir Leid. Lass mich los.“ Sam sah ihm noch einen Moment tief in die Augen und schubste ihn dann zur Seite weg.

„Verschwinde!“ Sam setzte sich wieder zu Dean ans Bett und legte seine Hand wieder auf die des anderen. Er merkte, dass Ray immer noch etwas versetzt hinter ihm stand und guckte grimmig über seine linke Schulter.

„Hey, ich mach nichts.“, meinte Ray und hob beschwichtigend die Hände.

„Sieht echt übel aus.“

„Geh doch einfach weg.“, seufzte der Sitzende und wischte sich mit der einen Hand übers Gesicht, die andere weiterhin um Deans geschlossen.

„Ach, ich hab ganz vergessen warum ich eigentlich hier bin. Schrecklich.“

„Was willst du? Und kannst du dann endlich verschwinden?“

„Ich weiß wer Dean das angetan hat.“ Es dauerte etwas bis die gesagten Worte in Sams müden Kopf drangen und dort Sinn fanden. Erschrocken weiteten sich seine Augen und er drehte sich zu dem anderen, der schon wieder mit erhobenem Kopf zu ihm runter sah und grinste.

„Was?“

„Es war Waltan!“ Sam dachte nach. Wie um alles in der Welt ist Dean auf Waltan gestoßen? Er hatte doch nur vor einen kleinen Job zu erledigen. Waltan war aber so gar nicht ein kleiner Job! Warum hatte Dean ihn nichts gesagt?

„Warum?“

„Warum? Das ist doch wohl klar. Wegen dir!“ Sams Augen weiteten, wenn es überhaupt noch ging noch mehr, als er Rays Worte hörte. Seinetwegen?

„Denkst du das Waltan es so einfach duldet, das sein Sohn einen Jäger liebt? Er hasst Jäger!“

„Aber ich bin nicht sein Sohn. Mein Vater ist jemand anderes.“ Sam war verwirrt.

„Aber deine Mutter war seine Frau. Vom Blut her, also bist du sein Sohn. Das hab ich dir doch schon mal erklärt.“ Sam schwieg erneut und sah wieder zu Dean. Waltan also. War ja schon fast überfällig, dass was passieren musste. Es hatte ihn eh schon gewundert, dass dieser angeblich so starke Mann interessiert daran war ihn zu finden, aber so lange dafür braucht.

„Und warum wolltest du mir das sagen? Damit ich mich an ihm räche und dabei draufgehe?“

„Ja! Äh… nein. Ich meine ja du sollst dich rächen können, meine ich.“ Sam sah ihn erst verwirrt an und schnaubte dann.

„Ach und du hast natürlich auch einen Plan wie ich allein Waltan um die Ecke bringe oder?“

„Ich habe eine Waffe gefunden!“ Sam sah zu dem anderen auf, konnte aber nicht erkennen, ob der andere log oder die Wahrheit sprach.

„Dann erledige ihn oder hast du Angst?“

„Nein, zu beidem. Das kann ich nicht. Du bist der Erstgeborene und somit der Stärkere. Es liegt bei dir!“ Sam konnte nicht glauben was der andere ihm da sagte. Er sollte ganz allein Waltan töten? Was sollte er tun?

Das war genau die Lösung die Bobby und die anderen schon so lange suchten, doch irgendetwas sagte ihm das da irgendwo ein Hacken war. Sam drehte sich von Ray weg, der ihn erwartungsvoll ansah. Dean hatte sich natürlich kein Stück bewegt, lag immer noch schlaff da. In regelmäßigen Abständen hob und senkte sich sein Brustkorb durch das Beatmungsgerät, aber das war auch schon alles.

„Nein!“, sagte Sam und drückte Deans Hand fester. Dean hätte nicht zugelassen, dass er sich mit Ray zusammen tat, selbst wenn es darum ging Waltan zu erledigen.

„Ich hab mir schon gedacht, dass du etwas Zeit zum Nachdenken brauchst! Ich komme wieder.“, meinte Ray und ging zum Fußende des Bettes. Er hielt eine Hand knapp über die Decke, die Deans Füße bedeckte und sah zu dessen Gesicht.

„Gute Besserung.“, sagte er und ging zur Tür. Sein Grinsen konnte Sam nicht mehr sehen, als die Tür sich hinter ihm schloss.

Wie das Ende

Ein plötzliches Geräusch ließ ihn aus seinem Schlaf hochfahren. Verwirrt blickte Sam sich um und erinnerte sich schließlich daran wo er war. Er musste wohl an Deans Bett eingeschlafen sein, die Hand mit der des anderen ineinander verflochten und den Oberkörper halb auf dem Bett.

Immer noch müde setzte er sich auf und sah sich nach dem störenden Geräusch um. Niemand war in der Nähe. Schnaufend fuhr er sich durchs Gesicht, legte seinen Kopf wieder gegen Deans Hüfte und sah auf zu dem anderen. Dean war immer noch nicht aufgewacht. Sein Zustand hatte sich nicht verändert.

Seit zwei Wochen lag er so da, wie eine Puppe, den Beatmungsschlauch im Hals und zeigte keinerlei Reaktion. Sam setzte sich etwas auf und zog die Hand des anderen an seine Lippen und küsste sie sanft.

„Morgen Dean. Wie geht’s dir?“ Dean bewegte sich natürlich nicht, aber Sam hielt an dem Gedanken fest, dass der andere da war und ihn vielleicht sogar hörte.

„Ich war gestern bei Bobby. Er und die andern sind immer noch nicht weiter gekommen und sind dazu übergegangen sich über alte Schutzamulette, Zeichen usw. schlau zu machen… sie geben ihr bestes…“, Sam brach ab. Und legte Deans Hand wieder gegen seine Lippen. Er spürte die Kälte, die seine fahle Haut ausstrahlte und versuchte den Kloß, der sich schon viel zu lange in seinem Hals befand, hinunter zu schlucken, doch er blieb.

„Dean? Was soll ich tun? Bitte wach doch auf!“, Sam versuchte die Tränen nieder zu kämpfen, aber die Erste rollte schon über seine Wange und über Deans Hand. Er sah ihr kurz nach und wischte sie dann weg.

„Hey, du musst aufwachen. Ich weiß doch, wie sehr du Krankenhäuser hasst. Du bist schon viel zu lange hier. Du…“ Er hob eine Hand und führte sie zu Deans Gesicht. Strich über die glatte Stirn, glättete die Augenbrauen und ließ die Hand vorsichtig auf seiner Wange liegen.

„Bitte verlass mich nicht!“, flüsterte Sam. Sein Daumen fuhr die Lippen seines Geliebten nach. Er sehnte sich so danach, dass sie sich zu einem Lächeln verzogen, sie beim Sprechen zu beobachten und besonders von ihnen um den Verstand geküsst zu werden. Sam fühlte sich wie ein Drogensüchtiger auf Entzug. Er war auf Deanentzug, obwohl der andere nur wenige Zentimeter von ihm entfernt und doch so weit weg war. Wann hatte er ihm das letzte Mal gesagt, dass er ihn liebt? Er erinnerte sich nicht mehr und bereute es. Er hätte es ihm so oft wie nur möglich sagen müssen! So oft hatte er es gedacht, aber was brachte das schon. Dean musste es wissen, wissen wie viel er ihm bedeutete und immer bedeuten würde.

Sam hatte die letzten Tage viel Zeit zum Nachdenken. Immer wieder wanderten seine Gedanken zu Waltan, dem Verdammten, der Dean das angetan hatte. Er sollte leiden. Sam wollte ihm mindestens genauso viel Schmerz beibringen, wollte ihn bluten und schreien sehen. In seine Gedanken vertieft bemerkte er nicht wie er seinen Kiefer immer fester aufeinander presste und sich die Fingernägel, seiner freien Hand sich in die Haut bohrten, aber es hätte ihn auch nicht interessiert. Er überlegte was er Waltan alles antun würde, im Hinterkopf immer noch Rays Angebot. Er hatte es zwar abgelehnt, aber was hatte das für Folgen. Wenn Waltan nicht erledigt werden würde, wird er auf jeden Fall weiter morden. Weitere Unschuldige würden angegriffen und wie Dean zugerichtet werden. Sam konnte das doch nicht zulassen, aber es war Ray, dem er dann würde vertrauen müssen. „Ich weiß nicht. Er macht auf mich keinen guten Eindruck und hat immer diesen komischen Blick drauf.“, hatte Dean einmal zu ihm gesagt. Dean würde nicht wollen, dass er ein Risiko einging und Ray so weit vertraute, selbst wenn es wahrscheinlich viele Menschen retten würde.

„Verdammt Dean, wach auf! Ich weiß nicht was ich ohne dich machen soll…ob ich weiter machen soll…“ Sam sah keinen Sinn in allem, wenn er nicht den anderen an seiner Seite hatte.
 

Das unregelmäßige Piepen der Maschinen ließ ihn erschrocken auffahren. Der Monitor zeigte nur eine glatte Linie an, wo eigentlich regelmäßige Piecks hätten sein sollen.

„Schwester! Ich brauche Hilfeee!“, schrie Sam und sprang entsetzt auf. Deans Herz hatte aufgehört zu schlagen. Ohne einen Gedanken zu verschwenden begann Sam eine Herzmassage. Panisch blickte er dabei von Deans Gesicht zum Monitor, der immer noch keine Veränderung aufwies. Zwei Schwestern kamen ins Zimmer gestürzt und rissen ihn von Dean weg. Die eine überprüfte die Beatmungsmaschine, während die andere das Krankenhaushemd aufriss und schnell zwei Pflaster auf die Brust klebte, bevor sie die Päddel für die Wiederbelebung breit machte. Weitere Personen stürzten ins Zimmer und machten sich daran Dean wieder zu holen. Sam trat leichenblass immer weiter zurück, bis sein Rücken gegen die Wand stieß. Das war nicht wahr! Das konnte nicht wirklich passieren! Tränen liefen ihm ungehindert übers Gesicht. Sein Blick war auf das Gesicht Deans geheftet, der leblos zwischen den vielen Leuten lag, die ihm helfen wollten.

Sam sah wie sich alles um ihn und Dean herum wie vorgespult ablief. Die Schwestern und Ärzte huschten hin und her, spritzten ihm Medikamente und immer wieder legten sie die Päddel auf seine Brust, worauf Deans Körper zusammen fuhr und wieder auf das Bett zurück sackte. Immer wieder.

Er wischte sich übers tränennasse Gesicht, mehrere Schluchzer löste sich aus seinem Mund. Die Leute um Dean herum gaben ihr bestes, aber die Linie fing nicht wieder an Piecks zu zeigen und Dean sank immer wieder leblos zurück auf das sterile weiße Lacken. Und plötzlich war es vorbei. Sam beobachtete entsetzt wie die Leute um ihn herum aufhörten zu versuchen ihn wieder zu holen und sahen sich betreten an.

„Zeitpunkt des Todes 07:24.“, vernahm er die leise Stimme einer Schwester und raffte sich panisch auf.

„Nein! Sie dürfen nicht aufhören!“, schrie er und überbrückte die paar Meter. Wütend packte er eine der Schwestern, packte sie an den Schultern und schüttelte sie etwas.

„Machen Sie weiter! Sie müssen ihn mir zurückbringen! Er darf nicht sterben! Machen Sie was!“, rief er und schubste sie zurück in Richtung Bett.

„Los! Warum machen Sie nichts?“, entrüstet stellte Sam fest, wie zwei der Pfleger ihn an den Schultern und den Armen packten und von der ängstlichen Schwester weg zogen.

„Bringen Sie ihn mir zurück!“, schrie er erneut und versuchte sich gegen die kräftigen Griffe der Männer hinter ihm zu wehren.

„Sir, wir können nichts mehr für ihn tun. Er reagiert nicht auf die Reanimation. Es tut mir leid.“, sprach eine andere Schwester auf ihn ein, doch er sah sie nicht einmal an. Sein Blick lag weiter auf Deans. Es sah aus, als würde er nur schlafen.

„Sie müssen was tun…Ich darf ihn nicht verlieren! Sie müssen…“, Sam brach ab und sackte in sich zusammen.
 

Sam lag auf seinem Bett in Bobbys Haus und beobachtete wie die Staubflocken vor dem Fenster im Licht der Sonne tanzten. Er lag einfach da und atmete, schloss alle Gedanken an die letzten Tage und Stunden aus seinem Kopf. Doch er schaffte es nicht. Immer wieder rollten neue Tränen über sein Gesicht und tränkten das Kissen unter seinem Kopf. Immer, wenn er die Augen schloss, sah er Dean leblos auf dem Krankenhausbett liegen. Sam vergrub seine Finger fest in die Decke, die er bis zum Kinn hochgezogen hatte. Seine Fingerknöchel blitzten schon weiß unter der Haut hervor, doch er verschwendete nicht mal einen Gedanken daran.

Er hatte ihm nicht gesagt, wie sehr er ihn liebte. Wie sinnlos sein Leben ohne den anderen war. Dean war mit Wut auf ihn im Bauch weggefahren. Das letzte Mal als sie sich gesehen hatten, waren sie nicht gut aufeinander zu sprechen gewesen. Wieder stiegen neue Tränen in seinen Augen auf. Er spürte eine leere in sich, die nichts auf der Welt auszufüllen vermag. Dean war sein ein und alles gewesen. Der andere konnte ihn allein durch sein Lächeln aufheitern und selbst zum Lachen bringen. Jetzt wollte er nie wieder lachen.

Dean wusste automatisch, wenn ihn etwas bedrückt hatte und hat ihm auf seine Art geholfen. Sam konnte sich nicht vorstellen, nein, er wusste dass er nie wieder glücklich werden würde. Wie auch?

Er wollte nicht mehr. Das Einzige was er wollte, war wieder in Deans Armen zu liegen und sich dieser Sicherheit bewusst zu sein, die die Umarmung ihm schenkte. Das war vorbei!

Ein leises Klopfen ertönte, doch Sam bewegte sich kein Stück. Er hörte, wie jemand ins Zimmer trat, vernahm das Atmen und konnte das Mitleid, dass die Person ihm entgegenbrachte fast schon körperlich spüren.

„Sam bist du wach?“ Ted trat in Sams Blickfeld. Er brummte nur, sagte aber nichts weiter, sah den anderen nicht mal an.

„Hey, ich hab dir was zu essen mitgebracht.“ Sam rührte sich kein Stück vom Platz weg.

„Sam. Du musst was essen.“ Ted hielt ihm eine kleine Schüssel hin. Sam sah ihm kurz ins Gesicht, nickte schließlich und nahm das Porzellan entgegen. Ted legte ihm kurz eine Hand auf den Arm und ging wieder. Sie machten sich sorgen um ihn. Er lag jetzt schon seit zwei Tagen auf diesem Bett und starrte den Staub vor dem Fenster an. Fast stündlich sah jemand nach ihm oder brachte ihm was zu essen.

Er sah in die Schüssel, in der viele kleine Haferflocken in Milch schwammen. Er starrte diese kleinen Dinger an, wie sie sich durch seine Bewegungen selbst in Bewegung setzten. Sie waren wie Menschen. Sie werden durch äußere Einflüsse in eine Bahn geworfen, was sie nicht beeinflussen konnten und mussten es einfach hinnehmen. Er musste es auch aushalten. Das wusste er, konnte sich aber nicht vorstellen, dass es irgendwann besser sein würde. Er hatte Dean verloren. Er würde ihn nie wieder sehen. Wütend setzte er sich auf, warf das Kissen gegen die nächste Wand und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Er ließ den Tränen freien Lauf. Er konnte nicht mehr. Was sollte er noch hier? Warum hatte Dean ihn hier allein gelassen.

Sam spürte wie ihm das atmen vor lauter weinen schwerer wurde. Er versuchte tief ein zu atmen, aber er spürte diese ungeheure Last in und auf seiner Brust, die nicht leichter, sondern immer schwerer wurde.

Er wollte das alles nicht mehr und da sein wo Dean war. Im kam der Gedanke was Ray gesagt hatte. Die Möglichkeit Waltan zu töten. Vielleicht sollte er dem anderen helfen. Wenn sie es schafften, würde er Dean rächen können und Waltan so schmerzhaft wie möglich umbringen und wenn nicht wäre er vielleicht wieder bei Dean. Die Idee formte sich in Sam und mit der letzten Träne, die über seine Wange lief hatte er sich entschieden.

„Ray?“, rief er in den leeren Raum. Er wusste, dass der andere da war und darauf wartete, dass er sich ihm anschloss. Und er sollte Recht behalten. Wie aus dem Nichts erschien Ray, an die Fensterbank gelehnt. Diesmal zierte sein Gesicht kein überdimensionales Lächeln. Er sah sogar beinahe traurig aus, aber Sam interessierte es nicht. Der andere war ihm egal.

„Ich bin dabei!“, sagte Sam, fuhr sich durchs Haar und stand auf. Ray nickte, stieß sich von der Wand ab und sah abwartend zu Sam. Dieser sah auf das Bett auf dem er eben noch gelegen hatte. Hier hatte er das letzte Mal mit Dean gelegen. Er bückte sich und zog die Decke glatt.

„Ich sag nur kurz Bobby und den anderen Bescheid. Warte bitte vor dem Hof auf mich.“ Ray sagte wieder nichts, nickte nur und verschwand genauso wie er erschienen war.
 

Sam atmete tief ein und aus und rieb sich die etwas kratzige Wange. Er hatte sich einige Hände voll Wasser ins Gesicht gespritzt, in der Hoffnung etwas wacher zu werden, doch er war kaputt. Festen Schrittes ging er die Treppe runter und betrat das Wohnzimmer. Bobby und Diego saßen in zwei verschiedenen Bereichen und sahen sich Fachliteratur durch, machten manchmal ein paar Notizen. Geräusche aus der Küche ließen ihn vermuten, dass Ted sich dort befand. Als er eintrat fielen alle Blicke auf ihn. Bobby ließ überrascht sein Buch fallen und kam auf ihn zu.

„Sam. Ich hab nicht damit gerechnet, dass du schon runterkommen kannst. Brauchst du irgendetwas?“ Dean, dachte Sam sagte aber nichts und schüttelte nur den Kopf.

„Willst du was Richtiges essen?“, fragte Ted, der im Türrahmen zur Küche stand. Diego saß immer noch da wo er war und musterte Sams Miene.

„Nein. Es geht. Ich wollte nur Bescheid sagen, dass ich jetzt gehe.“

„Gehen? Was? Aber wohin?“, fragte Bobby irritiert.

„Es gibt eine Möglichkeit Waltan zu töten…ich weiß, wie ich ihn töten kann.“, sagte er.

„W-was? Wie? Woher hast du das?“, fragte Diego irritiert und stand auf, um auf ihn zu zukommen.

„Ich…das ist egal. Ich weiß es und werde das erledigen!“, meinte Sam ernst und drehte sich zum Gehen um.

„Warte! Was hast du vor? Dich ganz allein Waltan stellen? Das können wir nicht zulassen! Lass uns dir helfen. Wie sieht dein Plan aus?“, entgegnete Ted und legte ihm eine Hand auf die Schulter, um ihn zurück zu halten.

„Ihr könnt mir nicht helfen!“, sagte Sam ernst und riss sich los. An der Tür verharrte er nochmal und sah zurück.

„Danke für alles, Bobby. Du warst wie ein Vater für mich. Ich weiß, dass Dean ebenso empfunden hatte.“ Sam wand sich wieder ab.

„Ihr solltet weiter arbeiten und vorsichtshalber eine zweite Front bilden, falls ich versage. Lebt wohl!“

Auf ungewohnten Wegen

Hi Leute,

vielen Dank für eure lieben Kommis!!!XDDDD
 

@chiby: Nein! Deans Tod ist kein Missverständnis. Er war wichtig! Siehst/liest du aber noch... Aber das mit Sam war klar, nicht war?! Der gerät doch sofort in Schwierigkeiten. Dean kann wahrscheinlich nicht mal ohne sich Sorgen zu machen aufs Klo gehen...Aber ich rede am Brei vorbei. Ich wünsche dir viel Spaß beim lesen und frag mich was du davon hältst?!?!?!XDD
 

@fine: Bekomm ja keinen Herzinfakt!!! Du musst doch mitlesen wie es weiter geht... Bist doch schon von Beginn da...Tja, ob Dean wieder kommt?!?! Da musst du dich mit den anderen gedulden...was mein krankes Hirn zusammenschreibt...hatte zuerst gar nicht vor, dass Dean stirbt, aber so passte das Puzzle besser *grins*
 

Sooo, dann mal genug gelabbert....

Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und hoffe es gefällt euch?!?!^^
 

Angel^^

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Sam atmete tief ein und aus, als das Eingangstor zum Schrottplatz bedrohlich immer größer vor ihm wurde. Wenn er es durchquerte, war alles anders. Nichts, wie es mal war. Er hatte sich entschlossen mit Ray zu gehen und ihm bei seinem Plan, Waltan zu vernichten, zu helfen.

Dean würde ihn umbringen, wenn er das erfahren würde. Wird er aber nicht, weil er nicht mehr bei ihm ist. Sam blieb stehen und sah auf seine Füße. Erneut sammelten sich Tränen in seinen Augenwinkeln.

Er war allein. Keiner würde mehr für ihn da sein, wenn er mal jemanden zum Anlehnen brauchte.

Wenn er noch jemanden brauchen würde. Waltan war kein Gegner, den er unterschätzen sollte. Hoffentlich war Rays Plan wirklich so gut, wie der andere sagte. Obwohl es anders auch nicht schlecht wäre. Dann wäre er vielleicht wieder bei Dean…

Sam drehte sich noch einmal um und blickte zurück zu dem kleinen, alten Häuschen, in dem Bobby und die anderen jetzt bestimmt vollends durchdrehten. Er hatte ihnen nichts erklärt. Bobby war wie ein Vater für ihn und Dean gewesen und jetzt ließ er ihn einfach so zurück. Dean war vor kurzem erst von ihnen gegangen und jetzt verschwand er auch noch einfach so. Er würde ihm alles erklären, wenn er die Gelegenheit dazu haben sollte.

Sein Blick fiel auf das Heck des Impalas, den Bobby neben der Werkstatt, zwischen alten, ausgeschlachteten Wagen geparkt hatte. Sam hatte keine Ahnung was er damit vor hatte. Vermutlich hatte er angenommen, dass Sam ihn fahren würde. Ohne an Ray zu denken, der immer noch auf ihn wartete, ging er schnellen Schrittes auf ihn zu. Er streckte die Hand aus und strich sanft über den glänzenden Lack, genauso wie Dean es immer mit leuchtenden Augen gemacht hatte. Sam hatte ihn dabei immer belustigt zugesehen und ab und zu einen Spruch abgelassen, aber nun würde er alles geben, den anderen wieder so zu sehen. Der Lack war kalt. So wie sein Herz. Betrübt schloss er die Finger um den Griff der Fahrertür und öffnete diese mit einem leisen Quietschen. Deans Geruch schlug ihm so stark entgegen, dass sich augenblicklich ein dicker Kloss in seinem Hals bildete. Schluchzend ließ er sich auf das weiche Leder sinken und fuhr mit den Fingerspitzen über das Lenkrad. Eine Gänsehaut legte sich über ihn, als er daran dachte, wie der andere es immer im Griff hatte, während er fuhr und ihn gelegentlich von der Seite her anlächelte. Eine einzelne Träne, die über seine Wange kullerte, brach den Damm. Sam biss die Zähne fest zusammen, um dem Schrei, der ihm im Hals steckte nicht heraus zu lassen. Langsam senkte er die Stirn gegen das Lenkrad und kreuzte die Arme vor der Brust, die Hände in seine Seiten gekrallt, als die Beifahrertür auf ging und sich jemand neben ihn setzte. Sam bewegte sich nicht. Er wusste bereits wer es war.

„Kannst du mir helfen, dass alles zu verstehen?“, fragte Bobby ernst.

„Ich weiß nicht…“

„Wo genau willst du denn hin?“

„Ich kenne jemanden, der herausbekommen hat, wie man Waltan vernichten kann. Waltan war es, der Dean so schwer verletzt hatte.“ Er konnte hören, wie Bobby leicht mit den Zähnen knirschte.

„Wen kennst du?“

„Das kann ich dir nicht sagen.“, entgegnete Sam leise und wischte sich mit dem Handrücken über die Wange und die Nase.

„Was ist das für ein Plan?“ Sam schwieg.

„Verdammt Sam! Hast du bei mir und deinem Vater denn gar nichts gelernt? Was wenn das eine Falle ist?“

Bobby legte eine Hand auf die Schulter des Größeren, der sich im Moment ganz klein machte.

„Sam, ich vermisse Dean genauso wie du! Und ich will ihn auch rächen, aber was ich noch mehr will, ist nicht auch noch dich zu verlieren!“ Sam sah auf, direkt in die traurigen, müden Augen Bobbys, der den Griff auf seiner Schulter kurz verfestigte und dann los ließ.

„Keine Sorge.“, meinte Sam. Bobby senkte den Kopf und sah auf seine Hände. Seufzend kratzte er sich kurz im Nacken und reichte Sam, das Innere seiner rechten Hand. Sam nahm es entgegen und erkannte sofort, den kleinen, goldenen Anhänger, den er Dean schon vor vielen Jahren einmal geschenkt hatte. Dean hatte sich sehr über ihn gefreut und ihn immer getragen. Sams Augen brannten, als er die Kette zwischen den Fingern drehte.

„Die war zwischen seinen Sachen. Ich dachte, dass du sie sicher gern mitnehmen würdest.“ Sam nickte und wischte sich nochmal kurz über die Augen. Bobby drückte die Tür auf seiner Seite auf, stoppte aber noch mal kurz.

„Bitte sei vorsichtig und pass auf dich auf!“

„Mach ich.“, erwiderte Sam und legte sich Deans Kette selbst um den Hals.

„Ach, und vergiss bitte nicht wie man ein Telefon benutzt.“

Sams Lippen verzogen sich seit langem zum ersten Mal wieder zu einem kleinen Lächeln, das aber schnell wieder weg war.

„Falls du Hilfe brauchst... Du hast meine Nummer!“, sagte Bobby, ließ die Tür ins Schloss fallen und ging langsam wieder zum Haus zurück. Sam sah ihm eine Weile nach, öffnete ebenfalls die Tür und sah auf seine Füße. Die rechte Hand immer noch auf dem Leder des Lenkrads. Seufzend erhob er sich und warf die Tür ins Schloss. Er lehnte sich gegen den Wagen und sah auf seine Schuhe. Es wurde Zeit das alles hinter sich zu lassen, dachte er betrübt. Sam hätte nie geglaubt, dass ihm das Jagen mit Dean einmal fehlen würde, aber er wäre jetzt am liebsten mit ihm zu einem neuen Fall aufgebrochen.

Sam hob den Blick und sah Ray am Tor stehen, der ihn fragend ansah. Der Große nickte ihm kurz zu und stieß sich seufzend vom Wagen ab.

Ray trat nervös von einem auf den anderen Fuß. Er war nervös. Der Moment, wo er Sam und Waltan zusammen führte, stand nun bevor. Es würde ihn viel Aufwand kosten Sam vor ihm zu beschützen. Sein Bruder war noch nicht so weit, es mit ihm auf zu nehmen. Besonders jetzt, wo Sam durch den Verlust Deans so geschwächt war, war er das perfekte Ziel für Waltans Angriffe und Beeinflussungen.

Sam trat an seine Seite und seufzte.

„Es tut mir leid, dass du keine Zeit hast vernünftig zu trauern, aber Waltan rechnet im Moment nicht damit, dass sich jemand gegen ihn stellen und auch noch gut Chancen bekommen würde. Er ist unaufmerksam geworden. Die, die es jemals geschafft hatten ihm die Stirn zu bieten sind alle tot.“, erzählte Ray und bedeutete Sam ihm zu folgen. Sie gingen die Straße entlang. Ein paar Leute kamen ihnen entgegen, achteten aber nicht weiter auf sie.

Dass Bobby und Ted noch am Leben waren, behielt Sam lieber für sich. Er wollte auf keinen Fall, dass Waltan noch hellhörig wurde und die Letzten auch noch erledigen wollte.

Mit finsterer Miene trottete er müde neben dem anderen her. Es war ihm egal, was der andere ihm erzählte, aber er hörte trotzdem mit halber Aufmerksamkeit zu. Vielleicht wurde das Gesagte irgendwann mal wichtig.

„Wo gehen wir eigentlich hin?“, unterbrach Sam ihn, als dieser merkte, wie Ray ihn scheinbar ziellos durch die Straßen hetzte. Warum lief der eigentlich so? Erwartete sie jemand?

„Wir sind gleich da.“, sagte Ray, ohne näher auf die Frage eingehen zu wollen. Vermutlich dachte er, dass das nicht nötig war, aber er wollte lieber Bescheid wissen was war.

„Du hast mir noch nichts Genaueres über deinen tollen Plan erzählt.“, erwähnte Sam, in der Hoffnung dem anderen so viele Informationen wie möglich zu entlocken.

„Bevor wir den Plan durchziehen können, musst du erst noch trainieren…“

„Was? Davon hast du aber nichts gesagt. Was genau soll ich trainieren?“, fragte Sam wütend und blieb mit verschränkten Armen stehen. Ray atmete genervt aus und drehte sich langsam zu dem Größeren um.

„Du musst deine Kräfte im Griff haben! Sonst kannst dich auch gleich selbst umbringen, dass ginge schneller.“, raunte Ray. War ja eigentlich klar gewesen, dass Sam an der Sache was zu meckern hatte, aber ein wenig hatte er sich gewünscht, dass der Ältere ihm einfach folgen würde. Er hatte gerade Dean verloren, konnte er nicht noch ein bisschen an den anderen denken? So lange er keine Schwäche zeigte und wie ein kleines Mädchen rumheulte, war es ihm egal.

„Was hast du vor?“ Sam traute dem Braten nicht.

„Ich werde dich trainieren, wie schon gesagt. Du musst das, wofür mein kleiner Bruder und ich unser Leben lang Zeit hatten, in ein paar Tagen aufholen. Oder Wochen…“ Sam sah ihn entsetzt an. Was sollte das jetzt?

„Davon war noch weniger die Rede gewesen! Wir können keine Wochen warten, bis du meinst ich wäre soweit. Weißt du eigentlich wie viele Menschen Waltan in der Zeit töten könnte?“ Ray sah ihn mit gelangweilter Miene an.

„Und?“

Sam sah ihn entsetzt an. Ray war gar nicht daran interessiert Waltan zu stoppen, damit er keinen Schaden mehr anrichten konnte. Er wollte ihn nur aus dem Weg haben. Sam konnte nicht sagen, ob er, wenn er den einen vernichtete, nicht einem viel Schlimmeren den Weg bereitete. In Gedanken versunken bemerkte er nicht, dass Ray an ihn heran getreten war. Erschrocken zuckte er zusammen und wollte nach hinten ausweichen, was nicht ging da Ray ihn mit der Hand zurück hielt.

„W-was willst du?“

„Das du endlich den Rand hältst! Was hast du für ein Problem?“

„Das du mir alles vorenthältst. Was wird da noch kommen?“

Ray überbrückte den kleinen Abstand zwischen ihnen.

„Nicht viel. Vertrau mir einfach.“, flüsterte er leise in sein Ohr und schloss seine Arme um den Größeren. Sam verkrampfte sofort. Plötzlich spürte er ein Ziehen und alles wurde hell vor seinen Augen.
 

Ray löste sich von ihm, doch Sam griff nach dessen Hemd, um nicht weg zu sacken. Er fühlte sich, als hätte er sich den ganzen Tag auf einem Drehstuhl gedreht und sich von Hotdogs und Süßzeugs ernährt. Ray rollte genervt mit den Augen, packte den anderen am Arm und führte ihn zu einem Stuhl in der Nähe. Verwirrt sah Sam sich um, als er sich setzte. Sie standen in einem großen, dunklen Raum. Er saß ein paar Meter von einem großen, schwarzen Bett entfernt an einem noblen Glastisch. Das Parkett unter seinen Füßen war genauso dunkel wie alles. Die riesigen Fenster waren von schwarzen Samtgardinen verhangen. Kein Licht drang in den Raum. Einzig ein paar, kleine in die Wand gelassene Lampen beleuchteten schwach den Raum.

Der Größere konnte oder besser wollte nicht daran denken was Ray hier mit ihm wollte.

„Verdammt wo sind wir? Und wie kommen wir hier her?“, fragte Sam und legte sich eine Hand auf die Stirn. Die Übelkeit ließ langsam nach.

„Dein neues Zimmer. Ich hab dich hier her gebracht. Eine wirklich nette Fähigkeit. Du wirst schon sehen.“, meinte Ray, der sich an die Tür lehnte und den verwirrten Blick des anderen wahrnahm.

„Was? Dachtest du das Waltan seinen Ersten in irgendeiner Absteige hausen lässt?“

Sam, dem es schon besser ging, stand auf und sah sich das Zimmer etwas genauer an. Düster, aber nicht schlecht. Neugierig ging er zum Fenster und entdeckte einen kleinen Balkon hinter dem Glas. Draußen prasselte der Regen unbarmherzig auf alles ein. Vor dem Fenster erstreckte sich eine weite Rasenfläche. An der Seite konnte er sehen, dass das Gebäude riesig sein musste in dem sie waren.

„Wo sind wir hier?“

„Das ist der Sitz der Familie. Hier leben alle Generationen, was jetzt noch ungefähr vier sein dürften.“ Sam sah ihn fragend an. Ray schnaubte und kam zu ihm herüber.

„Ur-Ur-Großmutter Auguste lebt noch. Nenn sie aber lieber Tante oder sie bringt dich schneller um, als du gucken kannst. Sie pocht auf Disziplin, Gehorsam und Ordnung.“ Sam schluckte trocken. Er wusste zwar, dass er, um an Waltan heran zu kommen diesen auf jeden Fall treffen musst und bangte schon vor diesem Moment, aber das er es der restlichen, anscheinend sehr großen Familie recht machen musste, war wieder etwas was Ray ihm verschwiegen hatte. Ihm ahnte Übles. Was wartete da wohl noch auf ihn? Vor dem ersten Treffen mit der Familie hatte er ein kleines bisschen Angst, aber es war unumkehrbar.

„Ich lass dich erst mal allein.“, sagte Ray und ging zur Tür und betrat den Flur.

„Ähm, ich möchte dich bitten nicht im Haus rum zu laufen. Die anderen wissen noch nicht, dass du hier bist.“ Sam nickte und sah wieder aus dem Fenster.

„Ich hol dich später zum Abendessen ab und stelle dich allen vor.“, meinte Ray und schloss die Tür hinter sich.

Sam schloss müde die Augen und rutschte seitlich am Fenster hinab. Etwas verheddert in die Vorhänge zog er die Beine an, legte die Arme um die Knie, stützte den Kopf auf und sah mit schief gelegtem Gesicht nach draußen.

„Wo bin ich hier nur gelandet?“, murmelte er, als er langsam ins Reich der Träume abdriftete.

Ein vertrautes Gesicht

Das weite, endlose Nichts lag vor und hinter ihm.

Alles was da war, war warmes, weißes Licht, dass ihn umhüllte und ihm Geborgenheit schenkte. Er füllte sich schwerelos, als würde er im All sein oder im warmen Wasser schweben. Nichts tat ihm weh, obwohl er das Gefühl hatte, dass dem nicht so sein sollte. Seine Erinnerungen waren wie verschüttet. Nicht mal sein Name fiel ihm ein. Hier war er egal. Alles war hier egal.

Das Gefühl, dass er etwas vergessen hatte, nagte an ihm und ließ ihn nicht zur Ruhe kommen. Irgendetwas war vorgefallen und jetzt war er an diesem Ort. Er hatte das Gefühl hier noch nicht hin zu gehören. Er war zu früh hier.

Wenn er die Augen schloss, konnte er ihm fremde Bilder und vergangene Erinnerungsfetzen sehen. Immer wieder sah er diesen Mann, der ihm irgendwie bekannt war.

Er zermarterte sich den Kopf darüber, aber die Erinnerungen wollten einfach nicht zu ihm zurück. Eine Bewegung ihm Augenwinkel lenkte ihn ab. Es war, als hätte er am Horizont etwas gesehen, aber da war nichts. Nur strahlendes Licht, dass langsam aber sicher anfing ihn zu nerven.

Woher kannte er nur diesen Mann? Er wollte sich wirklich daran erinnern wer der andere war. Es war ihm wichtig, er war ihm wichtig, aber warum?

Erneut nahm er eine Bewegung war, konnte aber nichts ausmachen. Er wurde hier noch verrückt. Warum hatte er keine Ahnung wer er war? Und wo zum Teufel war er?

In der Ferne konnte er etwas Schwarzes ausmachen. In dem er die Augen zusammen kniff versuchte er zu erkennen was da war. Er konnte nicht ausmachen was es war, aber beunruhigender Weise kam es direkt auf ihn zu. Und es war ganz und gar nicht langsam. Panisch versuchte er durch rudernde Bewegungen seiner Arme und Beine von der Stelle zu kommen, doch er bewegte sich kein Stück. Vielleicht bemerkte er es einfach nicht, weil er sich an nichts orientieren konnte. Was er aber mitbekam war, dass er, wenn er sich bewegte, nicht so schnell war wie der Schatten, der jetzt nur noch hundert Meter weit weg unter ihm heran schwebte.

„Nein! Lass mich in Ruhe!“, schrie er und versuchte zu entkommen, spürte aber im nächsten Moment auch schon wie sich etwas kaltes um seinen Fuß schloss. Erschrocken sah er an sich hinab und nahm mit erschrecken war, dass sein Fuß komplett von dem Schatten umhüllt worden war. Das Schwarze breitete sich aus, versuchte ihn vollkommen ein zu hüllen, doch er würde sich sicher nicht kampflos ergeben. Wütend packte er nach dem Ding, um es sich vom Fuß zu reißen, doch das war ein Fehler, wie sich im nächsten Moment herausstellte. Das Wesen nahm nicht nur seinen Fuß, sondern auch seine Hand ein und bewegte sich den Arm hinauf. Wo es die Haut berührte spürte er erst ein unangenehmes Kribbeln und dann nur noch Kälte. Verbissen kämpfte er dagegen an, obwohl ein kleiner Teil in seinem Kopf schrie, dass es gut so war. Ein sehr kleiner Teil, wahrscheinlich der wahnsinnige, denn warum sollte es gut sein, wenn etwas anderes von ihm Besitz ergreifen wollte?

Panisch realisierte er, dass sein ganzer Körper bis zum Hals eingehüllt war und es immer weiter nach oben stieg. Er schnappte noch einmal tief nach Luft, als das geleeartige Etwas über seinen Mund und die Nase floss und seine Stirn eroberte. Ihm war kalt. Es war kein gutes Gefühl und er wünschte sich das Licht zurück. Die Luft wurde knapp und er bewegte sich unruhig im wabernden Dunst. Luftblasen entkamen seinem Mund. Lange würde er das nicht mehr durchhalten. Kälte drang durch seine Haut, durch seine Muskeln in seine Knochen und löste einen Schmerz in ihm aus, der ihn zum Schreien bringen wollte, doch er beherrschte sich. Wenn er den Mund öffnete würde er ertrinken. Das wäre sein Ende. Dann wäre…

Erschrocken riss er die Augen auf und bewegte sich nicht mehr. Er spürte, wie die Erinnerungen in seinen Kopf zurück kamen. Erinnerungen an Dinge und Orte wo er schon mal gewesen war. Und an ihn…
 

„Sam!“ Deans Stimme war nur ein Krächzen. Das Sprechen tat ihm im Hals weh, selbst das Atmen war anstrengend. Seine Augen brannten, als hätte er tagelang nur vor dem Fernseher gesessen. Mühsam bewegte er seine Hand und schließlich den ganzen Arm. Es war kalt und ihm tat alles verdammt weh. Stöhnend führte er die Hand in Richtung Kopf und strich sich über die Stirn in die Haar.

„Und so erwachte Dornröschen aus ihrem hundert Jährigem Schlaf und ritt mit ihrem Prinzen in den Sonnenuntergang!“ Diese Stimme kannte er, leider.

Langsam drehte er den Kopf etwas zur Seite und sah direkt in das Gesicht von Blake. Was machte der andere hier? Und warum war er ihm so verdammt nahe?

Dean versuchte sich von ihm weg zu bewegen, als Blake ihm zwei Finger auf die Lippen legte. Verwirrt sah er den anderen an.

„Bleib noch eine Weile liegen. Dein Körper muss sich erst noch ein bisschen an das Leben gewöhnen.“ Langsam strich er über seine Unterlippe. Das wurde Dean zu viel. Wütend schlug er die Hand weg und setzte sich schnell auf. Das war ein Fehler. Ihm wurde schwarz vor Augen und ein mulmiges Gefühl entstieg seinem Magen.

„Ich hab doch gesagt, dass du dir etwas Zeit lassen sollst!“ Dean legte sich langsam wieder zurück. Sein Kopf dröhnte vor Schmerz. Wo war er? Neugierig sah er sich um. Er lag in einem gefliesten, dunklen Raum auf einer Art Tisch. Kalte Luft strich über seine Haut und ließ ihn frösteln. Er sah nach unten und erkannte erschrocken, dass er nackt war. Warum lag er nackt in einem Raum mit Blake? Zum Glück war da noch dieser schwarze Sack, beruhigte er sich. Er war also nicht ganz nackt. Warte. Ein Sack? Verwirrt sah er auf seine Beine, die immer noch in dem Sack steckten. Er kannte diese Art Verpackung. Das waren typische Leichensäcke. Was zum Teufel ging hier ab?

„W-was….?“,krächzte Dean, was wieder ein schmerzliches Ziehen im Hals verursachte. Blake war augenblicklich bei ihm und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Seine Haut war kalt.

„Keine Panik. Es geht sicher gleich wieder.“

„Was hast du getan? Wo bin ich hier?“

„Woran erinnerst du dich?“, fragte Blake und zog die Augenbrauen hoch.

„Ich war in diesem Haus. Mit irgendeinem Mann und einer rothaarigen Frau. Ich…da war Blut…und dann war alles schwarz.“ Dean schüttelte leicht den Kopf.

„Soweit weißt du es also. Dann hast du eine Menge verpasst.“ Dean zog die Augenbrauen zusammen und blickte ihn fragend an.

„Die beiden in dem Haus haben dich schlimm Verletzt. Dein Sammy kam gerade noch rechtzeitig, um dich zu retten. Zumindest fürs Erste. Du warst im Krankenhaus. Dein Zustand war sehr kritisch. Sammy saß Tag und Nacht bei dir und hat mit ansehen müssen wie du gestorben bist.“

„Ich…ich bin gestorben? Aber wie kann das sein? Warum bin ich…? Wo ist Sam?“

„Ich habe dich zurück geholt!“

„Aber…wie konntest du?“, Dean war verwirrt. Er konnte sich daran erinnern irgendwo gehört zu haben, dass Dämonen nicht einfach so Tote erwecken konnten, aber er war sich da im Moment nicht sicher. So wie sein Kopf schmerzte, war er froh, dass er überhaupt denken konnte.

„Ich bin mit dir einen Deal eingegangen.“

„Aber ich war tot. Du konntest keinen Deal mit mir eingehen.“

„Ich sehe das nicht so eng, weißt du. Oder liege ich mit der Annahme falsch, dass du weiterleben willst?“ Dean schüttelte schweigend den Kopf. Langsam kroch vertraute Wärme in ihm hoch. Ihm war zwar immer noch kalt, aber es wurde besser.

„Was muss ich dafür tun?“

„Ich will, dass du schweigst. Keiner soll erfahren, dass ich dich erweckt habe. Nicht mal Sammy darf es erfahren. Und schon gar nicht Ray.“

„Geht klar. Wenn das alles ist? Und nenn ihn nicht Sammy!“

„Nein, das ist nicht alles. Ich will auch, dass du mir hilfst Ray aus dem Weg zu schaffen!“ Dean sah verwirrt in sein Gesicht auf und musterte dessen Miene, die zur Abwechslung ernst war.

„Wieso?“

„Haha, wieso? Du bist ein Jäger. Ist das nicht dein Job, die bösen Jungs aus dem Weg zu räumen?“, lachte Blake und drehte sich leicht weg. Dean hielt ihn am Arm zurück.

„Wieso?“, fragte er nochmal mit Nachdruck in der Stimme.

„Rays Plan ist es mit Sams Hilfe Waltan umzubringen und Oberhaupt zu werden. Ich will, dass du mir hilfst Ray los zu werden, damit ich dessen Platz einnehmen kann.“

„Ray will Waltan töten, der im Moment Oberhaupt ist, um seinen Platz ein zu nehmen. Und du Ray, damit du an der Reihe bist. Hast du da nicht was vergessen?“ Blake sah ihn fragend an. Dean spürte wie sich bei dem Gedanken ein Kloss in seinem Hals bildete, sprach die Worte aber trotzdem laut aus.

„Was ist mit Sam? Er ist doch der Älteste von euch…“ Ein mulmiges Gefühl ging durch seinen ganzen Körper, als er das leise Geräusch vernahm, als Blake lachte.

„Dean, du solltest besser als ich wissen, dass Sam das nie machen würde. Er wird mir den Platz sicher freiwillig überlassen, wenn er weiß, dass du wieder lebst. So wie er im Moment drauf ist, kann ich da nichts Genaueres sagen.“

„Wie ist er denn drauf?“

„Dein Gehirn scheint noch nicht besonders gut durchblutet zu sein. Oder ist das immer so? Sam trauert natürlich noch! Du bist erst seit drei Tagen tot! Er leidet. Es ist nur eine Frage der Zeit bis er etwas Dummes macht.“

Dean senkte seinen Blick und sah auf seine Beine, die immer noch in dem Leichensack steckten.

„Ich muss zu Sam!“, meinte er. Langsam setzte er sich aufrecht hin, als er erneut die Hand des anderen auf seiner Schulter spürte.

„Hast du den Deal etwa schon vergessen? Kein Sam, solange der Plan noch nicht durchgezogen wurde. Dein Tod hat Sam dazu gebracht Ray zu helfen. Wenn du plötzlich wieder da wärst, würde er es wahrscheinlich überdenken. Das kann ich nicht zulassen! Denk dran, wenn du deine Gegenleistung nicht ein hältst, habe ich keinen Grund mehr meine zu halten. Leben nehmen ist um einiges leichter, als es wieder herzustellen.“, raunte Blake mit finsterer Miene. Sein Griff auf Deans Schulter verfestigte sich. Wäre ja auch zu schön um wahr zu sein, dachte Dean.

„Wir können es nicht geheim halten. Allein schaffen wir es nicht Ray zu stoppen.“

„Ich will ihn nicht stoppen. Ich will ihn danach aus dem Weg wissen.“

„Und ich kenne da ein paar Leute, die uns helfen können!“, meinte Dean und wischte die Hand des anderen von seiner Schulter. Mit einem Ruck zog er den restlichen Teil des Reißverschlusses auf und schwang seine Beine über das Ende des Tisches. Er wollte auf seinen eigenen Beinen stehen und endlich mehr Gefühl in diesen haben, als ihm etwas Wichtiges einfiel.

„Ähm, du hast nicht zufällig daran gedacht, dass ich… ich meine hast du…“

„Doch.“, meinte Blake knapp und legte eine Tüte neben Dean auf den Tisch. Hatte er gerade eine Spur von Enttäuschung in der Stimme des anderen gehört? Nein, sicher hatte er sich nur verhört und wenn doch wollte er davon gar nichts wissen. Erleichtert nahm er die Hose und ein Shirt aus dieser.

Seine Muskeln waren noch steif. Mühsam steckte er erst das eine, dann das andere Bein rein. Dean wollte aufstehen, um sich die Hose vollständig anzuziehen, doch seine Beine versagten unter dem Gewicht seines Körpers. Hart kam er auf dem kalten Fliesenboden auf, konnte sich gerade noch mit den Händen abfangen. Keuchend setzte er sich auf. Es war fast so, als würde sein ganzer Körper unter einem furchtbaren Muskelkater leiden.

Es würde wahrscheinlich noch etwas dauern, bis er sich wieder ganz normal bewegen konnte. Dean hielt sich mit der rechten Hand an dem Tisch fest, auf dem er gelegen hatte und zog sich hoch. Ein flaues Gefühl machte sich in seinem Bauch breit und ihm wurde leicht schwarz vor Augen.

„Ich hab Hunger!“, sagte er leise, legte seine Stirn auf das kühle Metall des Tisches und seufzte, als es endlich aufhörte sich in seinem Kopf zu drehen.

„Dann lass uns endlich gehen. Bald müsste der Typ, der hier arbeitet auch wieder aus der Pause zurück kommen.“

„Aber nicht so schnell!“, meinte Dean und setzte langsam einen Fuß vor den anderen. Dass so normale Sachen ihm mal so schwer vorkommen würden, hätte er nicht gedacht.
 


 

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Das war´s für diese Woche!

Ich hoffe ihr seid jetzt alle beruhigt, dass Dean wieder im Spiel ist. Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen.

Ich wünsche euch eine schöne Woche und bis bald!!XDD

Angel^^

Halsey

Dean stand da, mit erhobenen Händen und schalte sich innerlich einen verdammten Idioten. Er hätte eigentlich wissen müssen, dass es so laufen würde. Blake der hinter ihm stand sah sich neugierig um.

„Ich frage euch nur einmal noch. Wer seid ihr?“, fragte Ted ruhig, aber mit einem bedrohlichem Unterton in der eh schon tiefen Stimme.

„Und diesmal zur Abwechslung mal bitte die Wahrheit!“, grollte Diego und senkte die Waffe, die vorher wenige Zentimeter von seinem Herzen entfernt war und hielt sie in Stirnhöhe. Dean schluckte trocken und sah zu Bobby, welcher etwas Abseits hinter seinen Freunden stand und ihn verwirrt musterte.

„Ich bin es, Dean!“, wiederholte er jetzt schon zum hundertsten Mal, konnte aber sofort sagen, dass die andern ihm immer noch nicht glaubten.

Er sah wieder bittend zu Bobby, der nicht wusste was er von der ganzen Situation halten sollte.

„Bitte Bobby. Ich bin es wirklich!“, versuchte er es noch einmal. Dieser senkte jedoch den Blick und verließ den Flur.

„Bobby? Bobby!“, Dean sah geschockt mit an, wie der ältere Jäger, der immer wie ein Vater für ihn gewesen war, ihm den Rücken zu kehrte und tiefer im Hausinneren, aus seinem Blickfeld verschwand. Er schien ihm wirklich nicht geglaubt zu haben und ließ ihn mit seinen beiden Freunden zurück, damit diese den Rest erledigen konnten. Dean hatte den traurigen Blick des Älteren gesehen. Er war fast schmerzlich verzehrt. Dean selbst konnte sich nicht vorstellen wie es sein würde erst mit dem Tod eines wichtigen Menschen fertig werden zu müssen, ohne dabei durch zu drehen und Amok zu laufen und diesen dann ein paar Tage später, wenn man den ersten Schock überwunden hatte, wieder quicklebendig auf der Türschwelle stehen zu sehen. Er dachte an Sam. Würde er ihn einfach so verlieren, ohne was dagegen unternehmen zu können. Einfach nur da zu sein und zusehen zu müssen wie der andere losließ. Also, er würde durchdrehen, dass konnte er mit Sicherheit sagen. Sam…

Wie gern würde er den anderen jetzt in die Arme schließen. Aus dem Augenwinkel blickte er kurz zu Blake, der gelangweilt an der Tür lehnte und seine Fingernägel betrachtete. Er hatte ihm zwar versprechen müssen Sam nicht zu sagen, dass Blake ihn wiederbelebt hatte, aber nicht das er ihn nicht sehen und bei ihm sein durfte. Er musste nur noch herausfinden wo sein Sam war. Wo Ray ihn hingeschafft hatte.

Dean sah gedankenverloren wieder dorthin wo er Bobby das letzte Mal gesehen hatte ohne zu registrieren, dass dieser mit einem Eimer wieder da war.

Verwirrt blinzelte er ein paar Mal, als Ted und Diego plötzlich die Waffen runternahmen und aus dem Weg gingen, konnte aber nicht schnell genug reagieren. Bobby schüttete den ganzen Eimer eiskalten Wassers über ihm aus.

Perplex und bis auf die Haut durchnässt stand er da und spuckte das was er in den Mund bekommen hatte wieder aus. Dean schüttelte den Kopf und rüttelte an seiner Jacke, die schwer auf seinen Schultern lag. Schnaubend trat er von einen auf den anderen Fuß und bemerkte, dass er sogar in den Schuhen Wasser hatte, das gerade seine Socken aufweichte.

„Hallo? Geht’s noch? Mir hätte es gereicht etwas ins Bier zu kriegen, als gleich in Weihwasser zu duschen!“, murrte Dean, während er sich die Jacke auszog und aus seinen Schuhen schlüpfte. Blake, der weiterhin hinter ihm wartete und sich langweilte, reagierte nicht einmal auf das Weihwasser.

„Er reagiert nicht auf Christo und auch nicht auf Weihwasser. Fehlt nur noch eins.“ Diego zog blitzschnell von irgendwoher ein Messer, packte Dean am Arm und ritzte ihm die Haut auf. Blut trat aus der Wunde hervor und floss langsam nach unten, aber sonst passierte nichts.

„Es scheint wirklich Dean zu sein. Das Messer besteht aus reinem Silber. Er ist es!“

„Wie ist das nur möglich?“, flüsterte Ted und ging ein paar Schritte zur Seite, um Bobby Platz zu machen, der nach vorn schritt und Dean musterte.

Dean schwieg während Bobby anscheinend überlegte und sah ihm schließlich tief in die Augen. Strahlend Grün traf auf dunkles Braun. Bobby überwand als Erster den Abstand und zog den Jüngeren an sich.

„Verdammter Junge. Mach das bloß nicht noch einmal!“, flüsterte der Ältere lächelnd, klopfte Dean auf die Schulter und ließ von ihm ab. Auch auf Deans Gesicht lag nun ein Lächeln.

„Hast du vielleicht ein Handtuch für mich? Ich tropfe.“, grinste Dean und öffnete die ersten Knöpfe seines Hemdes.

„Klar. Komm erst mal rein.“, meinte Bobby und bedeutete ihm, ihm zu folgen.

„Und was ist mit ihm?“, fragte Diego, der seine Waffe nun auf Blake gerichtet hatte. Dean sah zu dem Größerem, dem es gar nicht zu interessieren schien mit einer Waffe bedroht zu werden.

„Der ist irgendwie in Ordnung.“, sagte Dean, legte eine Hand auf die Schrotflinte Diego´s und senkte sie.
 

„Ich hoffe ihr habt meine Sachen noch nicht alle verbrannt.“, meinte Dean und rubbelte sich mit dem Handtuch, welches ihm Ted gereicht hatte die Haare wieder trocken.

„Nein. Wir hatten besseres zu tun.“, entgegnete Diego, der sein Messer reinigte und schliff.

„Das sehe ich.“ Dean sah sich um. Über das ganze Wohnzimmer und auch in der Küche standen Unmengen volle Wassereimer. Er konnte sich denken was in ihnen drin war.

„Was wollt ihr mit so viel Weihwasser?“

„ Wir bereiten uns nur vor.“

„Das bringt nichts.“, sagte Blake leise. Dean und die anderen beiden saßen zusammen am Tisch, doch Blake hatte sich von ihnen distanziert und lehnte locker an der Küchenzeile und behielt den Hof im Blick. Jetzt sahen alle Anwesenden fragend zu ihm auf.

Es war still im Raum, als Bobby mit trockenen Sachen in die Küche trat und sich umsah.

„Was is´n los? Hier deine Sachen.“, meinte er und gab Dean etwas zum Umziehen.

„Der Frischling hier zweifelt unsere Arbeit an.“, knurrte Diego und stand langsam auf.

„Nein, das tue ich doch nicht. Ihr habt hier wirklich viel Wasser. Das ist toll!“, meinte Blake und klatschte anerkennend in die Hände. Diego knurrte leise und stieß den Größeren mit dem Rücken gegen den Kühlschrank, den Unterarm gegen seinen Hals gepresst. Nur wenige Zentimeter trennten die beiden Gesichter noch von einander. Panisch sprangen Dean, Ted und Bobby an dessen Seite und versuchten die beiden auseinander zu bringen. Diego drückte nochmal kurz zu und ließ dann von ihm ab. Schnaubend wandte er sich um, strich sich fahrig übers Gesicht und setzte sich wieder an den Tisch. Die anderen atmeten erleichtert aus und verteilten sich. Dean ging zum Tisch zurück und zog sich schnell die trockenen Sachen an. Bobby machte sich daran frischen Kaffee aufzusetzen, während Ted ein paar Meter weiter weg stehen blieb und einfach nur schwieg.

„Was meinst du?“, fragte Dean und setzte sich. Die Kaffeemaschine gab zischende, fauchende und krächzende Laute von sich, als das schwarze Gold heiß in die Kanne tropfte. Blake sah auf. Seine Miene verriet nichts über seine Stimmung oder irgendein Gefühl, das er verspürte.

„Das ist alles nur Kleinkram. Das hätte Waltan als Säugling vielleicht aufgehalten, aber er ist ein Mann, der schon viel durchgestanden hat und enorme Kräfte besitzt. Kräfte, die ihr nicht mal erahnen könnt.“

„Ach, und was denkt so ein Frischling wie du, wie wir dem entgegen wirken können? Beten?“, schnaubte Diego und nahm eine dampfende Tasse Kaffee von Bobby entgegen, der gerade diese an jeden verteilte. Auch Blake reichte er eine. Verwundert sah der Jüngere auf und blickte ihm fragend in die Augen.

„Warum…“, begann er, wurde von dem Älteren aber durch ein Kopfschütteln unterbrochen.

„Du scheinst auf unserer Seite zu sein.“ Immer noch überrascht nahm Blake die Tasse entgegen und sah auf die heiße Flüssigkeit, die durch die Bewegungen leichte Ringe bildete.

„Wie denkst du schaffen wir es ihn zu besiegen?“, fragte Bobby nochmal nach.

„Gar nicht!“, sagte Blake gerade heraus und nahm vorsichtig einen Schluck von seinem Kaffee.

„Wie? Aber wir müssen was tun, sonst…“

„Bringt nichts! Ihr seid zu schwach. Aber Sam wird ihn besiegen!“

„Was? Sam soll das machen? Wie zum Teufel soll er das ganz allein machen, wenn wir vier zusammen es nicht schaffen können?“, platzte es aus Diego raus, der schon wieder von seinem Stuhl aufsprang. Ted versuchte gar nicht ihn auf zu halten, sondern starrte Blake mit offenem Mund an. Dean, dem das alles natürlich nichts Neues war beobachtete die anderen gespannt. Ted und Diego reagierte genau so wie er es vermutet hatte, aber Bobby war für seinen Geschmack viel zu ruhig. Der ältere Jäger wirkte viel zu gelassen. Dean vermutete, dass Sam ihm etwas erzählt hatte. Aber wie viel?

„Sam hatte zwar sowas ähnliches erwähnt, aber er war verwirrt. Er hatte seinen Bruder verloren. Bestimmt fährt er nur etwas durch die Gegend und versucht sich abzulenken, aber das ist doch Schwachsinn!“, wetterte Diego los und warf sein Messer, welches er immer vorsichtig behandelte auf den Tisch, wo es ein leichtes metallisches Geräusch verursachte.

„Sam war nicht so verwirrt, dass er so was erfinden würde. Er ist bei unserem Bruder, der ihn trainiert.“, meinte Blake. Er stellte die Tasse, die er geleert hatte ab und sah mit festem Blick in die Runde.

„Unserem Bruder? Was soll das heißen?“, mischte sich nun auch Bobby in das Gespräch ein. Bisher kam er noch mit, aber das Letzte was der große junge Mann sagte, machte keinen Sinn.

„Sam ist bei meinem älteren Bruder. Und Sam ist dessen älterer Bruder. Wir sind Familie. Verstanden?“ Entsetztes Schweigen herrschte im Raum.

„Dean! Sag, dass das nicht wahr ist!“, raunte Bobby, ohne den anderen auch nur an zu sehen. Dean spürte wie die Wut in Bobby aufstieg. Er wusste, dass es ein Fehler gewesen war ihm nicht sofort alles zu erzählen. Egal, ob Ted und Diego da waren. Sie hatten Bobby wichtige Informationen unterschlagen. Sie hätten Bobby soweit vertrauen müssen. Das hatten sie doch sonst auch. Der Ältere war immer auf ihrer Seite gewesen, egal in was für Schwierigkeiten sie auch immer gesteckt hatten.

„Es ist wahr.“, sagte Dean leise, aber für alle hörbar. Bobby richtete seinen Blick auf ihn, doch Dean wich ihm sofort aus.

„ Seit wann wisst ihr es?“

„Schon seit etwas längerem…“

„Warum habt ihr nichts gesagt?“, fragte Bobby, der sich innerlich zur Ruhe zwang, obwohl er nicht Abstreiten konnte Dean gehörig eine verpassen zu wollen.

„Es war nie der richtige Moment. Ich meine, wir wollten es dir ja sagen, aber wir waren nie allein, um dir das bei zu bringen und…“, begann Dean sich raus zu reden. Er wusste, dass er damit keinesfalls wieder gut bei Bobby stand, aber er hatte nicht vor ihn nochmal an zu lügen.

„Ihr habt es nie erzählt, weil Diego und ich in der Nähe waren?“, fragte Ted geschockt. Diego schnaubte.

„Was habt ihr gedacht was wir machen? Das wir Sam töten, weil er was weiß ich ist?“, Diego erhob sich und ging ein paar Schritte in der Gegend rum und rieb sich immer wieder durchs Gesicht. Das schien er immer zu machen, wenn ihm etwas ganz und gar nicht passte.

„Ihr seid Jäger. Was sollen wir schon denken was ihr tut, wenn ihr es erfahrt?“, rechtfertigte Dean sich nun schon etwas lauter.

„Lassen wir mal kurz raus, dass wir euch schon etwas kennen und euch nichts übles wollen, egal was ist, dass kriegt man schon irgendwie hin. Bobby würde uns bei lebendigem Leib Häuten und frittieren. Wenn er gut drauf ist versteht sich.“, grinste Ted. Diego nickte nur. Dean sah zu den beiden Jägern auf und verspürte Dankbarkeit ihnen gegenüber.

„Hrm, hrm. Erzähl uns alles.“, hüstelte Bobby. Dean konnte tatsächlich einen leichten Rotschimmer im Gesicht des Älteren wahrnehmen. Den Tag musste er im Karlender rot anstreichen. Er musste das unbedingt Sammy erzählen.
 

Nachdem er die ganze Geschichte erzählt hatte, wer Sam´s Eltern waren und wie er zu den Winchesters kam, verstummte er und nahm einen großen Schluck des bereits kaltem Kaffee. Er schmeckte eklig, aber seine Zunge war vom ganzen Erzählen schon ganz trocken. Die drei Jäger schwiegen und mussten das Gehörte anscheinend erst mal verarbeiten.

„Und Sam´s Blut hat Waltan also aus unserer Falle befreit?“ Dean nickte mit finsterem Blick.

„Sam hat es mir auch erst vor kurzem gebeichtet. Er konnte nichts dafür.“

„Ich muss schon sagen, so passt alles langsam zusammen.“, murmelte Diego, der nun wieder am Tisch saß und sich seufzend zurück lehnte, die Arme hinterm Kopf verschränkt.

„Sam ist wirklich der Einzige, der ihm was anhaben kann?“, fragte Ted mürrisch an Blake gewandt, der sie die ganze Zeit schweigend beobachtet hatte. Dieser nickte.

„Was sollen wir nur tun? Wir müssen ihm doch irgendwie helfen können.“, grübelte Bobby in seinen vorhandenen Bart.

„Das könnt ihr. Indirekt.“ Alle sahen überrascht zu Blake. Dieser stieß sich von der Küchenzeile ab, zog einen kleinen, zerknitterten Fetzen Papier hervor und reichte ihn Bobby.

Bobby lüftete sein Capi kurz, nahm den Zettel aber an sich und lass die Worte, die in krakeliger Schrift darauf standen laut vor.

„Halsey. Nebraska.“ Blake nickte, sagte aber nichts weite dazu.

„Und was ist da? Ist Sam da?“, fragte Ted mit gerunzelter Stirn.

„Och man, kommt ihr nicht einmal von allein auf etwas?“, seufzte Blake aufgebracht.

„Ihr sollt Dean da hin bringen. Dort kann er trainieren zumindest etwas in der Sache ausrichten zu können. Es könnte für Sam nützlich sein, wenn Dean ihm helfen kann.“ Dean sah skeptisch zu Blake auf. Er wusste, dass der Größere log. Blake wollte nur, dass er fit war, um Ray zu beseitigen, aber ihm sollte das recht sein. Schaden konnte es auf keinen Fall.

„Und warum dort?“, fragte Diego, der immer noch abschätzte, ob sie Blake wirklich vertrauen oder nicht auf Nummer sicher gehen und ihm ein Silberdolch ins Herz rammen sollten.

„Jetzt verarscht ihr mich doch. Ihr nennt euch Jäger und habt noch nie was von Halsey gehört?“ Einstimmiges Schulterzucken und Kopfschütteln folgte. Blake seufzte erneut, legte seine Hände auf den Tisch und stützte sich etwas auf.

„Halsey in Nebraska ist eine Stadt, in der jeder Einwohner ein ausgebildeter Jäger ist. Es wird von Generation zu Generation an die Nachkommen weiter gegeben!“

Wer ist James Ferguson?

Mehr als zwei Stunden würde es mit dem Auto von Sioux Falls nach Halsey dauern. Dean hätte viel schneller sein können, aber sollte immer in der Nähe der anderen Autos bleiben. Bobby, Ted und Diego fuhren wenige Meter hinter ihm in ihren Autos hinterher.

Nervös trommelte er auf dem Lenkrad herum und sah immer wieder in den Rückspiegel. Sie waren früh am Morgen losgefahren. Da Dean am Abend ziemlich erschöpft gewesen war, hatten sie sich dazu entschlossen, gegessen und waren früh zu Bett gegangen. Was nicht wirklich was gebracht hatte. Unruhig wälzte er sich von einer auf die andere Seite. Die halbe Nacht lag er wach und stierte in die Dunkelheit neben sich. Sam hätte neben ihm liegen sollen. Dean hatte sich ganz automatisch für den anderen Platz gelassen. Nur eine Hand hatte er auf die kalte Fläche neben sich gelegt. Seit wann konnte er ohne den anderen nicht mehr schlafen? Sam war meistens als Erster von ihnen eingeschlafen. Dean hatte dem leisen Atem des anderen gelauscht und schlief auch meist wenige Minuten später ein.

Jetzt lag er hier und betrachtete das wenige Licht, das durch das Fenster ins Zimmer kam. Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er nun schon seit drei Stunden so da gelegen hatte und in Gedanken bei ihm gewesen war. Dean schwor sich Sam da weg zu holen, wo immer auch gerade war und Ray dafür büßen zu lassen. Sam musste ziemlich fertig gewesen sein, dass er dem Schwarzhaarigen einfach so vertraut hatte. Aber ein wenig konnte er ihn auch verstehen. Es muss schrecklich für ihn gewesen sein, zuzusehen wie er gestorben war. Bei dem Gedanken lief ihm ein kalter Schauer den Rücken hinunter. Er war tot gewesen. Nur wage erinnerte er sich an das was er gesehen hatte bevor Blake ihn zurück geholt hatte. Nur das Gefühl, dass es plötzlich so kalt und hart war, daran konnte er sich gut erinnern, weil es sich nicht wirklich geändert hatte. Okay, zugegeben ihm war schon viel wärmer und sein Körper fühlte sich wieder einigermaßen normal an. Aber nur einiger maßen. Dean sehnte sich so sehr danach den anderen zu sehen, zu umarmen, oder einfach nur die Gewissheit, dass es ihm wirklich gut ging. Ein riesiger Kloß setzte sich in seinem Hals fest und machte es ihm schwerer zu atmen. Tief durchatmend legte er sich auf den Rücken, die Augen geschlossen, die Arme auf der Stirn gekreuzt und konzentrierte sich auf seinen Atem. Langsam beruhigte er sich wieder und sah zur Decke auf. Gelegentliche Muster aus Licht zogen ihre Bahnen. Die wenigen Autos, die noch unterwegs waren schienen direkt in sein Zimmer, wenn sie um die Kurve fuhren. Schon überraschend, wenn man daran dachte, das das Haus gut dreihundert Meter von der Straße entfernt war.

Nach einiger Zeit des Grübelns und Gedankenspielereien, die meist mit Sam zu tun hatten, war Dean dann doch endlich in einen tiefen, traumlosen Schlaf geglitten.
 

Das letzte Straßenschild hatte angezeigt, dass es noch ungefähr zwanzig Meilen bis nach Atkinsen waren. Dean nahm sich die Karte, die er neben sich auf dem Beifahrersitzt ausgebreitet hatte und guckte sich den Rest des Weges an.

„Mann, da werden wir sicher noch ein bis eineinhalb Stunden unterwegs sein.“, seufzte er und warf die Karte zurück. Ihm war es egal, dass sie dabei total zerknitterte. Es war eine Landkarte, die muss so aussehen, dachte er sich und grinste leicht vor sich hin. Sam hatte es nicht zugelassen, dass er sie so ließ. Aber Sam war nicht bei ihm, um ihm das an den Kopf zu werfen. Dann hatte Dean auch nie diese bescheuerte Karte in den Händen gehabt, sondern Sam dazu angehalten ihm den Weg zu weisen. Erneut seufzte er und fuhr sich fahrig durchs kurze Haar. Wann war er zu einer Heulsuse geworden, die nicht mehr allein unterwegs sein konnte?

Dean schwor sich, wie schon so oft in der letzten Zeit, Sam so schnell wie möglich zu finden. Das war der einzige Gedanke, der ihm immer wieder durch den Kopf schoss. Mit ernster Miene sah er noch mal kurz in den Rückspiegel und beschloss das Tempo endlich etwas an zuziehen. Sie waren hier ja nicht auf einer Kaffeefahrt. Er hatte es eilig endlich selbst zu handeln.
 

Der leichte Nieselregen hatte aufgehört bevor sie das kleine Städtchen Halsey erreichten. Neugierig sah Dean sich um, während er in angemessener Geschwindigkeit die Hauptstraße entlang fuhr.

„Dies ist also die Stadt in der nur Jäger lebten.“, murmelte er leise, drehte die Musik runter und betrachtete seine Umgebung. Diese Stadt sah aus wie jede andere auch. Die Menschen schlenderten die Bürgersteige entlang und verhielten sich nicht auffallend. Auch die Läden, die sich eng an eng drängten verhießen nichts besonderes, was es in ähnlichen Städten nicht auch gab. Vielleicht hatte Blake sie reingelegt, um ihnen Zeit zu nehmen, von der sie eh nicht viel hatten.

Dean lenkte seinen Wagen in eine freie Parklücke und stellte den Motor ab. Durch die Fenster konnte er sehen, dass die anderen es im gleich taten und ebenfalls nicht allzu weit weg parkten. Dean stieg aus dem Wagen und schloss schnell seine Jacke. Es war über die Nacht recht frisch geworden. Der Himmel war grau und sah nach einem erneutem Regen aus, der aber schlimmer werden würde, als der kleine Nieselregen zu Anfang. Den Blick gen Himmel gerichtet ging Dean den anderen entgegen.

„Und was sagt ihr?“, fragte Ted, der sich neugierig umsah. Diego murmelte etwas vor sich hin, was die anderen aber nicht verstehen konnten.

„Nichts besonderes würde ich sagen…“, murrte Bobby und zog seine Mütze tiefer ins Gesicht. Der Wind war eiskalt und legte an Kraft zu. Auch Dean begann unter seiner Jacke und dem Pullover darunter zu zittern.

„Wollen wir uns in das Café dahinten setzten und uns ein bisschen umschauen?“, fragte er die drei Älteren, die nur nickten und sich in Bewegung setzten.

„Es sind ziemlich viele Kinder und Jugendliche unterwegs, findet ihr nicht?“, fragte Dean und sah auf seine Uhr. Es war kurz vor Zehn Uhr morgens. Warum waren die nicht in der Schule?

„Vielleicht, weil es Samstag ist?“, meinte Bobby und klopfte ihm auf die Schulter. Der Ältere hatte bemerkt, dass Dean noch nicht ganz wieder da war. Sein Zeitgefühl hatte er auch verloren. Gestern wäre er beinahe am Küchentisch eingeschlafen, obwohl es erst halb acht gewesen war und die Nacht hatte er dann wach gelegen. Dean hatte nicht mal mit bekommen, das der Ältere eine Weile in der Tür gestanden hatte und nach ihm gesehen hatte. Bobby war überglücklich gewesen den schon verloren geglaubten wieder zu haben. Er hatte es zwar nicht offen gezeigt, aber er hatte sehr darunter gelitten Dean nicht geholfen zu haben. Seinen Tod nicht verhindert zu haben. Er war wie ein Vater für sie gewesen und empfand auch so. Er konnte und wollte nicht noch einmal mit ansehen wie einer der beiden vor ihm ging. Die Alten sollten nicht die Jungen überleben. Das war wider die Natur.

Bobbys Blick lag auf Deans Rücken, der Jüngere ging nicht so wie sonst, sondern etwas verkrampft, als würde er seinen Beinen nicht richtig vertrauen. Seufzend entließ er die Luft aus seinen Lungen. Bobby wusste einfach nicht was er machen sollte. Wie konnte er den beiden helfen? Hatten sie nicht schon genug durchgemacht?

Dean wirkte traurig. Das sah man nicht auf den ersten Blick, aber der alte Jäger kannte ihn schon von klein auf. Ihm war natürlich nicht entgangen, dass die beiden sich im Verhalten füreinander verändert hatten. Bobby war ja nicht blöd und bekam schon mit, was in seinem Haus passierte. Es gefiel ihm zwar nicht besonders, aber er hatte nicht das Recht ihnen dabei reinzureden. Und wenn sie damit glücklich waren, konnte er sich damit anfreunden.
 

Als sie gemeinsam das Cafe betraten, drehten sich einige Köpfe zu ihnen um und der Geräuschpegel sank um mindestens die Hälfte herab. Die Vier sahen sich kurz um und gingen schließlich zu einem kleinen runden Tisch auf der gegenüber liegenden Seite, der kleinen Theke im hinteren Teil des großen Raumes, hinter der eine breite Schwingtür in die Küche führte. Dean sah sich um und tastete vorsichtshalber nach seiner Waffe, die er wie immer im hinteren Bund seiner Jeans stecken hatte. Beruhigt legte er die Hand wieder auf den Tisch und griff nach einer der Speisekarten, die vor ihnen lagen und schlug sie auf. Er hörte, ein leises Flüstern in seinem Rücken. Neugierig drehte Dean sich etwas um und blickte zu einem anderen Tisch an dem ebenfalls vier Personen saßen. Junge Männer ungefähr in seinem Alter. Einer stach aus der kleinen Gruppe durch seinen stechenden Blick heraus. Er saß von ihm aus am weitesten von Dean entfernt und blickte mit nicht nach zu vollziehendem Hass entgegen herüber. Seine Augen waren zwar fast vollständig hinter seinem etwas längeren braunen Haaren versteckt, doch sie leuchteten ihm in einem tiefen Blau entgegen.

Dean zog die Augenbrauen etwas hoch und drehte sich wieder zu den anderen, die leise miteinander sprachen.

„……das glaub ich kaum.“, verstand er nur noch den Rest von Ted. Diego nickte und lehnte sich etwas vor.

„Ich glaub kaum, dass das hier Jäger sind. Sie sind zwar vorsichtig, aber wirken sonst normal.“, meinte Diego.

„Das nennst du normal? Sie beobachten uns, als hätten wir vorgeschlagen eines ihrer Kinder zu opfern.“, zischte Dean, der immer noch den eisigen Blick in seinem Rücken spürte. Der Kerl war ihm unheimlich.

„Wenn du meinst. Aber…“, Ted verstummte, als ein junges Mädchen im Kellnerinnenkostüm neben sie trat.

„Was wollen Sie hier?“, fragte sie freundlich und lächelte. Was sollte die Frage?

„Eine Runde Kaffee, bitte.“, bestellte Bobby und nickte ihr leicht zu. Doch das Mädchen verschwand nicht, sondern zückte eine kleine Pistole, die sie Bobby an den Hinterkopf legte.

„Was wollen Sie hier?“, fragte sie erneut, doch diesmal um einiges kälter und ernster.

Die Vier Jäger zuckten erschrocken zusammen. Dean wollte nach seiner Waffe greifen, doch ein leises Klicken hinter ihm und er entschied sich anderes. Schnell fuhr er herum, packte das Gewehr am Lauf, stieß es weg und schlug dem, der es auf ihn gerichtet hatte nieder. Glücklich hielt nun er das Gewehr in seinen Händen, doch das Gefühl verließ ihn schnell wieder, als er aufsah und in weitere zehn Mündungen schaute. Grummelnd ließ er das Gewehr zu Boden gleiten und hob die Hände. Bobby, Ted und Diego hatten keine Anstalten gemacht, sie hatten sofort nachdem das Mädchen ihre Waffe gezogen hatte, die anderen im Raum bemerkt.

„Es tut mir leid, aber wir mögen keine Fremden in unserer Stadt! Schon gar nicht bewaffnete Fremde.“, sprach ein kleiner untersetzter Mann links von Dean. Dieser trug keine Waffe und stand zwischen den anderen Personen, die sich nicht von der Stelle bewegten.

„Was wollen Sie hier?“, wiederholte das Mädchen schon wieder und stieß Bobby leicht gegen den Nacken, um ihm zu zeigen, dass ihre Waffe weiterhin auf ihn gerichtet war.

„Wir suchen einen gewissen James Ferguson.“, sagte Dean laut und beobachtete überrascht, wie ein Raunen durch die Menge ging und einige ihre Waffen sogar etwas sinken ließen. Doch der Blonde, der sich sein Gewehr wieder geschnappt hatte, hielt es Dean erneut entgegen und blinzelte nicht einmal.

„Was willst du von ihm?“, zischte er, während ihm Blut aus der Nase übers Kinn lief und nach unten tropfte. Dean hatte ihm ganz schön eine verpasst.

„Wir brauchen seine Hilfe!“, sagte Bobby und setzte seine Mütze ab, die er vor sich auf den Tisch legte.

„Ferguson ist nicht da. Verschwinden Sie hier.“, bellte der kleine Mann ihnen entgegen.

„Dann warten wir eben auf ihn!“, sagte Dean trotzig, setzte sich wieder hin, ohne auf vielen Waffen, die auf ihn gerichtet waren zu achten und machte es sich wieder gemütlich. Immerhin gab es diesen Mann hier. Blake hatte sie also nicht in die Irre geführt. Nachdem der Große den vier Jägern am Abend von dieser Stadt erzählt hatte, hatte er gemeint, dass sie diesen Mann auf suchen und ihm alles erzählen sollten. Er wüsste dann schon was zu machen sei. Blake wollte nicht mit ihnen kommen. Er war ja nicht lebensmüde sich in ein Nest voller Jäger zu begeben, die ihn alle gern tot sehen würden. Bevor er gegangen war, hatte Dean ihm noch das Versprechen abringen können, ein Auge auf Sam zu haben. Blake hatte zwar das Gesicht verzogen, aber zugestimmt.

„Was ist hier los?“, herrschte plötzlich eine tief, autoritäre Stimme von der Ladentür durch den Raum. Der kleine Untersetzte Mann ging schnellen Schrittes auf den großen Mann zu, der fragend die Menge betrachtete.

„Diese Typen wollen zu Ihnen. Sie sind bewaffnet.“, unterrichtete er den Neuankömmling flüsternd. Doch Dean verstand jedes Wort. Dieser Mann war also James Ferguson. Der, den sie suchten. Er hatte ihn sich etwas anders vorgestellt. Er war alt, aber strahlte durch seine noch braunen Haare eine gewisse Art von Jugend aus. Irgendwie kam er Dean bekannt vor. Dieses Gesicht, mit den hohen Wangenknochen, der kleinen Nase und den leicht zusammen gekniffenen Augen. Dean betrachtete ihn genauer, während dieser sich mit ein paar Leuten leise unterhielt. Ferguson rieb sich nachdenklich den Bart, als Dean eine Idee kam. Wie elektrisiert setzte er sich gerade auf und starrte den Mann an. Das konnte doch nicht sein. Dean schluckte aufgeregt, als ihm die verblüffende Ähnlichkeit zu Sam auffiel. Dieser Mann sah aus, wie Sam mit ungefähr fünfzig Jahren. Verdammt wie war das möglich, fragte Dean sich und reagierte nicht mal, als dieser ihn ansprach.

„Was wollen Sie von mir?“, fragte der Mann ruhig, aber mit fester Stimme. Da Dean wie erstarrt vor sich hin starrte übernahm Bobby das Reden für ihn.

„Wir sind hier, um mit ihnen über einen gewissen Waltan zu sprechen!“

Das Gesicht des Mannes wurde ernst und Dean erkannte, wie sich ihm sehr bekannte Grübelfältchen auf dessen Stirn bildeten.

„Wer sind Sie?“

„Bobby Singer. Das sind Ted Gorny, Diego Metz und…“

„Dean Winchester.“, antwortete Dean selbst für sich, der sich wieder einigermaßen auf das Gespräch konzentrierte.

„Winchester?“, wiederholte James Ferguson langsam und drehte sich weg.

„Folgen Sie mir. Wir haben viel zu besprechen!“

Durch das Dickicht an Fragen

Dean und die anderen Vier folgten James Ferguson mit ihren Autos etwas aus der Stadt hinaus. Sie fuhren einige Minuten Richtung Norden raus aufs Land, bis sie in einiger Entfernung ein altes Farmhaus erkennen konnten.

„Wie nett!“, murmelte Dean genervt. Sein Magen grummelte schon seit einiger Zeit. Er hatte gehofft in dem Cafe endlich was zwischen die Zähne zu kriegen und jetzt fuhr er wieder durch die Pampa. Seine Laune sank immer tiefer. Sein Magen grummelte wieder laut und übertönte damit sogar die Musik, die wie üblich natürlich nicht gerade leise war.

Dean schaltete den Motor ab und stieg aus dem Wagen. Ein eisiger Wind pfiff ihm um die Nase. Zischend zog er Luft zwischen den Zähnen ein und zog den Hals ein. Bobby und die anderen beiden traten gerade zu ihm, als Ferguson ihnen bedeutete mit ins Haus zu kommen. Sie setzten sich in Bewegung.

Dean ließ seinen Blick schweifen. Sah eigentlich ganz normal aus. Ein hübsches Blumenbeet säumte einen kleinen Weg, der zur Veranda des Hauses führte. Auf eben dieser stand eine etwas ältere Hollywoodschaukel auf der anderen Seite ein Tisch, mit Bank und zwei weiteren Stühlen. Ganz normal eben, wenn man nicht genauer hinsah und ein Windspiel mit mehreren Schutzamuletten entdeckte. Er würde sicher noch mehr finden, aber James Ferguson trat gerade ins Haus und bat sie hinein.

„ Ich bin zurück!“, rief er laut aus.

„Hast du ihn gefunden?“, rief eine sympathische Frauenstimme aus einem der hinteren Zimmer zurück. Die Neuankömmlinge sahen sich verwundert um, als eine Frau zu ihnen trat, die ungefähr in James Fergusons Alter war und sie verwundert ansah.

„Ich hab dich losgeschickt, um einen Jungen zu holen! Und du kommst mit vier Männern zurück? Du verarscht mich doch oder?“, brachte sie entsetzt hervor und schlug ihm gegen den Arm.

„Hey, kein Grund um dich zu schlagen. Sieh doch, da hinten ist Lukas.“ Dean sah über seine Schulter und erblickte den Blonden aus dem Cafe, der ihn immer noch mit finsteren Blicken taxierte.

„Und wer sind die?“, fragte sie, kreuzte die Arme vor der Brust und musterte die Fremden zweifelnd.

„Das sind Jäger, die mit uns über Waltan sprechen wollen.“

„Oh…“, bestürzt hob sie eine Hand vor den Mund und erbleichte etwas.

„Aber er ist weg. Er wurde weggesperrt.“, brachte sie hervor und wand sich an ihren Mann.

„Er wurde befreit, Ma´me.“, antwortete Dean, der sich nun auch endlich an dem Gespräch beteiligen wollte. Die Frau richtete seinen Blick nun auf ihn.

„Wer ist das?“, fragte sie und sah wieder zu ihrem Mann.

„Jäger hab ich doch schon gesagt.“

„Ach, und sie haben keine Namen?“, meinte sie und stieß ihm wieder leicht in die Seite. Dean musste sich ein Lachen verkneifen.

„Ich hab keine Lust mehr. Frag sie doch selbst.“, zuckte dieser mit den Schultern und verließ den Flur.

„Ist das Essen bald fertig?“, fragte er noch, doch bekam keine Antwort.

„Ähm, wir sind Bobby Singer, Ted Gorny, Diego Metz und das ist Dean Winchester.“, stellte Bobby sie vor und nahm doch tatsächlich seine Mütze ab. Dean sah ihn verwundert von der Seite an. Hatte Bobby da etwa ein kleines Funkeln in den Augen? Naja, die Frau vor ihnen war mit Sicherheit schon über die Fünfzig, sah dafür aber noch sehr gut aus. Sie hatte langes blondes Haar, das sie zu einem geflochtenen Zopf über die Schulter geworfen trug. Warme braune Augen musterten ihn, während sie die Hände auf der schlanken Hüfte liegen hatte.

„Winchester? Den Namen hab ich irgendwo schon mal gehört…“

Dean hob fragend eine Augenbraue, als sie plötzlich in die Hände klatschte.

„Egal! Jetzt wird erst mal gegessen. Es ist genug für alle da.“

„Oh, das wäre klasse! Mein Magen hängt mir schon in den Kniekehlen, Mrs. Ferguson.“, strahlte Dean erleichtert.

„Mein Name ist Bethany. Ihr könnt mich aber Beth nennen. Aber nun kommt.“, lächelte sie und bedeutete ihr zu folgen. Dean und die anderen setzten sich in Bewegung, als sich Lukas an ihnen vorbei drängte.

Beth schüttelte nur den Kopf und führte sie ins Wohnzimmer, in dem gegenüber einer schlichten Sofafront ein langer Esstisch stand. James hatte die Zeit dazu genutzt für die Besucher mit zu decken. Er kannte seine Frau schon so lange, dass er wusste, dass sie sie nicht mit leerem Magen gehen lassen würde.

„Setzt euch doch. Ich hoffe, dass ihr Hackbraten mögt.“, sagte sie und verschwand in die angrenzende Küche. Dean ließ seinen Blick schweifen und freute sich auf das Essen. Das Wohnzimmer war sehr ordentlich und strahlte eine einladende Gemütlichkeit aus. Ein angenehmer Geruch machte sich plötzlich im Raum breit und brachte Deans Magen erneut, doch diesmal konnte es jeder im Raum hören. Bethany, die gerade wieder hereingekommen war lachte leise, die anderen schwiegen. Dean kratzte sich verlegen am Hinterkopf und warf einen Blick in den Topf, der vor ihm abgestellt worden war. Beim Vorlehnen fiel sein Blick auf Lukas, der links von ihm am Kopfende saß. Dieser sah mit gelangweiltem Blick neben sich aus dem Fenster. Was war das nur für ein Kerl? Sein Benehmen erinnerte ihn an ein verwöhntes Einzelkind. `Wenn der mich noch einmal so von Oben herab anguckt, dann werde ich ihn…oh, Braten!´, dachte Dean und strahlte übers ganze Gesicht, als Beth einen riesigen Teller mit Bratenstücken auf den Tisch stellte und alle dazu anhielt sich zu bedienen.

Ein paar Minuten schwiegen alle und nur das leise Klirren von Besteck auf Tellern und das Kauen aller war zu hören.

„Was genau wollten Sie von uns wissen?“, fragte James Ferguson zwischen zwei Bissen.

„Das wissen wir auch nicht genau.“, antwortete Bobby ehrlich. James zog die Stirn in Falten und musterte diesen fragend. Dean konnte nicht umhin ihn erneut an zu starren. Dieser Mann zog genauso wie Sam, die Stirn in Falten. Langsam wurde ihm das richtig unheimlich. Wer saß ihm da nur gegenüber?

„Wir sind die letzten Überlebenden, derer die Waltan vor Jahren bannten. Alle anderen, deren Familien und Kinder wurden getötet.“ Beth und James stoppten in ihren Bewegungen und sahen geschockt zu Bobby auf. Lukas aß unbeeindruckt weiter. Beide legten das Besteck beiseite und sahen sich kurz in die Augen, um zu sehen was der andere dachte. Dean nahm ein leichtes Nicken wahr. James räusperte sich und fuhr sich leicht durch den Bart.

„Also ist er wirklich zurück.“, flüsterte Beth für alle anwesenden hörbar.

„Woher kennen Sie ihn? Ich weiß, dass Sie ebenfalls Jäger sind, aber Sie waren nicht unter denen, die ihn bannten. Woher wissen Sie von ihm?“

„Du hast recht. Wir waren nicht dabei, als die anderen Jäger Waltan bannten. Deshalb leben wir wahrscheinlich noch. Wir hätten diesen Teufel nur zu gern fertig gemacht, aber wir hatten etwas Wichtigeres zu tun, das wir nicht aufschieben konnten und kamen schließlich zu spät.“, meinte Beth mit traurigem Blick. James legte ihr eine Hand auf die Schulter und drückte leicht zu. Sie nickte und übergab ihm im Stillen das Wort.

„Also, ich beginne am besten ganz am Anfang. Es begann vor ungefähr fünfundzwanzig Jahren. Wir waren beide zu einem Job aufgebrochen. Zusammen mit unserem ältesten Sohn Max. Während des Jobs in Madison, Wisconsin lernte er ein junges Mädchen namens Sarah kennen. Sie war wirklich ein liebes Ding und verliebte sich sofort bis über beide Ohren in unseren Sohn und dieser in sie. Auch nach dem Job blieb Max noch eine Weile in der Stadt, um bei ihr zu sein. Immer wieder fuhr er hin. Das ging eine ganze Zeit lang so, bis wir sie zu uns einluden. Als sie es nicht schaffte unsere Schwelle zu übertreten erkannten wir was sie wirklich war. Ihr müsst wissen, dass dieses Haus das am besten geschützte Haus des Dorfes ist. Wir haben nichts ausgelassen. Sie verriet uns, was sie war und zu wem sie eigentlich gehörte. Aber auch, dass sie versuchte sich von diesem Bund zu lösen, aber um ihr Leben fürchtete.“ James schwieg kurz. Dean erkannte erschrocken, wie diese Geschichte weitergehen musste. Worauf es hinauslaufen würde. Schwieg jedoch, da James wieder zu erzählen begann.

„Wir erkannten, dass sie es ernst meinte und nahmen sie auf. Was im nach hinein ein Fehler war…“

„Sag sowas nicht! Keiner hätte es verhindern können!“, fuhr Beth ihn scharf an. Er nickte nur und begann erneut.

„Sie wurde von ihrer Familie dazu gezwungen den Bund mit Waltan ein zu gehen. Diesem Teufel. Sie war seine Prima. Also seine Hauptfrau. Waltan hatte natürlich von der Beziehung zwischen den beiden erfahren und auch von dem Kind, dass sie in sich trug. Er raste vor Wut und tötete unseren Sohn. Es ging alles so schnell. Wir konnten nichts tun. Sarah floh. Waltan jagte ihr hinterher, um sie und das Kind zu töten. Wir versuchten ihr zu helfen und auch das Kind beschützen. Sie floh durchs ganze Land, bis wir sie in einer Stadt unterbrachten. Dort brachte sie das Kind dann zu Welt. Ich habe meine Freunde, ebenfalls Jäger zusammen gerufen, um etwas gegen Waltan zu unternehmen. Sie halfen natürlich und setzten sich mit anderen, die wir nicht kannten in Verbindung. Ihnen also.“ , er nickte Bobby und den anderen zu.

„Doch kurz bevor das mit der Falle klappte, meldete sich Sarah und meinte, dass sie, da wo sie war nicht sicher war. Sie weinte am Telefon. Doch wir beruhigten sie nur und machten uns auf den Weg. Wir kamen zu spät. Als wir da ankamen, waren sie und das Kind tot. Sie hätte fliehen sollen, doch wir hielten sie zurück und sind somit an ihrem Tod schuld.“, endete James. Alle schwiegen, bis Dean sich schließlich räusperte.

„Ähm, so ist es nicht ganz gewesen…“ Verwirrte musterten James und Beth den jungen Mann ihnen gegenüber.

„Wie meinst du das?“, fragte Beth und zog sich eine verirrte Strähne aus der Stirn.

„Sarah starb, das ist leider war. Aber ihr Sohn, also ihr Enkel lebt anscheinend noch.“

„Wie kommst du darauf? Woher willst du das wissen?“

„Mein Bruder Sam und ich fanden vor einiger Zeit heraus, dass wir nicht blutsverwand sind und haben Nachforschungen angestellt. Es stellte sich heraus, dass er als er wenige Monate alt war zu uns kam und wir mit ihm weg zogen. Seine Mutter Sarah Payne war mit meiner Mutter befreundet. Wir fanden heraus, dass sie das Gedächtnis meiner Mutter, ihrer besten Freundin so veränderte, das diese glaubte, dass Sam nicht der Sohn ihrer Freundin, sondern ihr eigener war. Sie hatte sich und ein fremdes, bereits totes Baby in einem Feuer umgebracht, um ihn in Sicherheit zu bringen. Sam wuchs als mein kleiner Bruder auf.“, erklärte Dean so ruhig wie möglich. In seinem Inneren sah es aber ganz anders aus. Er konnte es nicht fassen. Dean saß hier mit den Großeltern von Sams Vater zusammen und aß Hackbraten. Deshalb sah James Sam so ähnlich! Dean schlug sich in Gedanken gegen die Stirn. Warum war er nicht gleich darauf gekommen? Darum hatte Blake ihn hier her geschickt. Er sollte Sams Großeltern kennen lernen und sie um Hilfe bitten!

„Das kann nicht sein. Wir waren da…“, flüsterte Beth überrascht. Dean blickte in James Gesicht, das ganz ruhig war, aber ein Blick in seine Augen verriet ihm, dass es hinter dessen Stirn arbeitete.

„In welcher Stadt war das?“, fragte er prüfend.

„In St. Cloud, Minnesota.“

„Das kann nicht sein…“, flüsterte Beth erneut, mit Schock geweiteten Augen.

„Aber er weiß wo sie war und sogar ihren Nachnamen. Das hat ihm keiner von uns gesagt.“, beruhigte er seine Frau ohne Erfolg.

„Wo ist er? Warum ist er nicht mit dir hergekommen?“

Dean zog die Lippen zu dünnen Strichen und sah zu Bobby, Ted und Diego, die schweigend zuhörten. Bobby nickte ihm zu und warf ihm einen vielsagenden Blick zu.

„Er ist bei Waltan.“, sagte er leise und zuckte zusammen, als die beiden ihm gegenüber von ihren Stühlen aufsprangen.

„Waltan hat ihn? Wir müssen ihn da raus holen! Wir dürfen keine Zeit verlieren!“, rief James, so aufgelöst hatte er nicht mal reagiert, als er erfuhr, das Waltan wieder frei ist.

„Das geht nicht…“, meinte Dean leise.

„Was sagt´s du da? Waltan ist ein Monster. Er wird den Jungen durch den Fleischwolf drehen, wenn wir nicht endlich was unternehmen!“, sagte Beth entrüstet.

„Er ist der Einzige, der Waltan aufhalten kann. Und mit aufhalten meine ich nicht wieder bannen, sondern richtig ein für alle Mal vernichten!“, entgegnete Dean schnell, da James sich schon auf den Weg in den Flur machen wollte.

„Wie soll er das alleine schaffen? Waltan ist nicht irgendeiner. Er ist stark. Es brauchte allein mehrere dutzend Jäger, um ihn zu bannen…“, fragte James. Dean seufzte und machte sich bereit den beiden die ganze Geschichte zu erzählen.
 


 

Soooo,

das wars für diese Woche!!

Da ich gerade in so einem genialen Rhythmus bin gibt es das Kapitel schon montags…. Hab sogar das nächste schon angefangen *freu*

Ich hoffe es hat euch gefallen!!! *alle knuddel*

Ein ganz großes, liebes Danke an die fleißigen Kommi-Schreiber!!! *doppelknuddel* Ihr seid die Besten!!!
 

@jesaku: Danke für deinen lieben Kommi und fürs lesen!!! *knuddel* Das Kapitel hat deine Fragen glaube ich fürs Erste beantwortet, oder??

Ich weiß, dass ihr Dean und Sam endlich wieder zusammen sehen wollt (ich auch *schnief*, aber das wird schon noch kommen. Vertrau mir @...@ *gg*
 

@fine: Dir auch ein großes Dankeschön für deinen Kommi!!! Hab mich riesig gefreut *flausch*

Freu mich, wenn ich dich neugierig gemacht hab, das ist doch das Beste am lesen, wenn man absolut nicht weiß, wie das zusammen hängt oder weiter gehen soll… Ich hoffe du bist auch weiterhin dabei. Schreibe auch fleißig weiter!!
 

@Ryou_Angel: Dannnkeeee!! Und sorry. Ich lieb es Cliffhänger zu fabrizieren…sorry *flehumverzeihung* Aber ich find es echt klasse, dass die meine Story soo gut gefällt *freuundherumspring*
 

Bis dahaaannn!!!

Eure Angel^^

Menschen wirren, Dämonen töten...

Er konnte nicht glauben was er da sah.

Nach dem Essen hatte sich James mit den anderen älteren Herren abgesetzt. Sie unterhielten sich über ihre Erfahrungen, besondere Jobs und Waffen. Beth hatte Dean zur Seite genommen und sich mit ihm auf eine Couch gesetzt. Sie zeigte ihm alte Bilder ihres Sohnes, als dieser noch lebte.
 

Sie blätterte durch ein Fotoalbum und erzählte ihm kleine Geschichten dazu. Auf fast jedem Bild war eine Person, die Sam so unglaublich ähnlich war, dass Dean schon zweifeln würde, dass es nicht vielleicht doch sein Sam war. Aber er wusste, dass dem nicht so war. Dean hatte die Kindheit des anderen ja mitbekommen und war sich sicher, dass der andere kein zweites Leben führte. Er betrachtete Bilder, wo Sams leiblicher Vater mit dem seinen im Wasser tollte, campte oder draußen spielte. Auf jedem Bild lächelte er glücklich in die Kamera. Von Sam und ihm gab es keine solchen Bilder. Aber sie hatten auch nicht so viele Momente gehabt, an die sie sich unbedingt erinnern wollten und die wenigen anderen würde keiner von ihnen vergessen.

Aber Sam sah seinem Vater und seinem Großvater so unglaublich ähnlich. Vielleicht sind sie ja alle geklont? Nein, wohl eher nicht. In manchen Familien sah man sich halt ähnlich. Dean fand auch, dass er John ziemlich glich, wenn er sich nicht so oft rasieren würde.

„Und das hier ist eines der letzten Bilder von ihm. Da war er….“, sie nahm das Bild raus und drehte es um. „Ja…da war er dreiundzwanzig. Das war nachdem er Sarah kennen gelernt hatte. Sie wollte zu uns kommen und er wartete ungeduldig auf sie. Ich weiß noch, dass James sich heimlich mit Lukas angeschlichen und ihn fotografiert hatte.“ Dean lächelte leicht. Diesen verhuschten Blick kannte und liebte er.

„So, das war auch schon das Letzte.“, sagte sie, klappte das Buch zu und sah ihn erwartend an. Dean sah sie etwas verwirrt an. Was erwartete sie jetzt nur von ihm. Verlegen räusperte er sich und sah sich zu den anderen um, die sich aber schon unbemerkt aus dem Raum geschlichen hatte.

„Was jetzt?“, fragte er.

„Erzähl mir von meinem Enkel.“, bat sie.

„Und was?“ Dean wusste nicht, was genau sie wissen wollte. Das Sam genauso aussah wie ihr Sohn und früher auch mal wie ihr Man wusste sie schon. Und das er als sein Bruder aufgewachsen war auch.

„Wie ist er so? Was mag er? Was hasst er? Sein Lieblingsessen? Hobbys? Irgendetwas halt.“, zählte sie neugierig auf und rutschte etwas näher.

„Ähm…also. Sam ist eher ruhig, nachdenklich und dickköpfig, kann aber auch ziemlich temperamentvoll sein. Das aber eher seltener. Er sitzt gern stundenlang an seinem Laptop und recherchiert. Für alles muss ein Plan gemacht werden. Sam mag es gar nicht in irgendetwas einfach hinein gestoßen zu werden. Er hasst es auch mehr als fünf Stunden am Stück im Wagen zu sitzen und nichts zu tun zu haben. Meist schläft er dann schnell weg, meckert dann aber später trotzdem, wenn seine Beine eingeschlafen sind. Meine Streiche mag er angeblich auch nicht, aber später lacht er dann doch mit, also kann ich ihn da nicht ganz für voll nehmen…“, Dean bemerkte, wie er bei der Erzählung etwas abschweifte und lächelnd von der Seite gemustert wurde.

Er brach ab und sah Beth fragend an. Diese kicherte leise bei seinem Blick und legte das Fotoalbum an ihre Brust. Er sah, dass es ihr sehr wichtig war und konnte das auch sehr gut verstehen.

„Sam scheint ein guter Junge zu sein. Er bedeutet dir sehr viel. Du guckst so viel zärtlicher, wenn du von ihm sprichst.“ Sie kicherte erneut, als ihr der leichte Rotschimmer auf seinen Wangen auffiel.

„Ich frage mich warum Sarah ihren Sam zu euch gab. Sie hatte nie gewollt, dass ihr Kind so aufwächst. Sie und James hatten öfters Streit deswegen gehabt. Er meinte es wäre besser, wenn das Kind damit aufwachsen würde und von klein auf alles beigebracht kriegen würde. Aber das wollte sie nicht.“

„Damals hatten wir keine Ahnung. Ein paar Monate nachdem Sam zu uns kam wurde unsere Mutter..ähm meine Mutter meine ich…getötet. Dad kam nie darüber hinweg und fing schließlich mit dem Jagen an. Sie dachte wahrscheinlich, dass Sam ganz normal werden würde.“ Beth, die ihm schweigend zugehört hatte, senkte den Kopf und sah auf das Album in ihren Händen.

„Eine Zeit lang hatte er auch ganz normal gelebt. Er ging nach Stanford und wollte Jura studieren.“

„Sam scheint wirklich klug zu sein, aber warum hat er das aufgegeben?“, fragte sie.

„Seine Freundin wurde getötet.“, erwiderte Dean etwas leiser.

„Seine Freundin? Aber ich dachte er und du…“, meinte Beth und trieb mit diesen Worten Dean erneut die Röte auf die Wangen.

„Ja, aber…wie…woher…ich meine, warum denken Sie…ähm du…“, Dean wusste nicht was er darauf erwidern sollte. Er kannte Sams Großeltern ein bisschen mehr als drei Stunden und hatte sich und Sam schon vor seiner Großmutter geoutet. Sam würde ihn umbringen, wenn er ihn nicht schon für tot halten würde.

„Das kann man dir ansehen. Dein Blick verrät dich, aber keine Angst. Ich sage keinem etwas.“, meinte sie und tätschelte seine rechte Hand mit der ihren.

„Aber lass das bloß nicht James wissen. Der bringt dich sonst um.“, fügte sie zwinkernd hinzu und stand auf, um ihr Album wieder weg zu stellen. Dean wusste nicht was er denken sollte. Beth schien ihn zu mögen und hatte ihren Spaß daran ihn zu verwirren. Seufzend rieb er sich mit den Händen übers Gesicht und sah der Frau nach. Sam konnte sich bessere Verwandte nicht wünschen. Jetzt lag es an ihm, dass dieser die beiden auch kennen lernen würde. Er musste Sam einfach wieder bei sich haben.

„Hey. Kein Grund so düster aus der Wäsche zu gucken.“, lächelte ihm Beth tröstend entgegen.

„Aber du solltest es James trotzdem nicht sagen!“, fügte sie an. Dean schüttelte schnaubend den Kopf.

„Mach es dir nicht zu bequem. Ich nehme dich gleich mit in die Stadt.“, sagte sie und ging wieder Richtung Küche.

„Aber ich bin hier, um zu trainieren. Es wäre besser sofort anzufangen.“

„Keine Panik. Du verpasst erst mal nichts. James zeigt den anderen gerade die Scheune. Das dauert also noch, bevor ihm einfällt, dass du auch noch da bist. Komm, steh auf. Beweg dich endlich.“, forderte Beth ihn auf und klatschte dabei in die Hände.

Er wusste nicht wie oft er schon daran gedacht hatte. Und das schon allein heute, aber konnte nicht anders. Er wollte zu Sam!
 

Er wollte zu Dean!

Wenn Dad ihnen irgendetwas beibrachte, was Sam nicht auf Anhieb gekonnt hatte, war Dean immer für ihn da gewesen. Er hatte ihn getröstet und sich die Zeit genommen es ihm noch einmal ruhig zu erklären oder zu zeigen.

Doch jetzt war er nicht mehr da und San musste alles nun ganz allein schaffen.

Nicht das er allein war. Ray saß im Augenblick keine fünf Meter von ihm entfernt auf einem alten Hocker und las in der Tageszeitung, während er selbst auf einem anderen Stuhl gefesselt hockte und versuchte sich zu konzentrieren.

Ray hatte ihm die Aufgabe gestellt sich geistig von ihm ab zu schotten und sich dabei zu befreien. Beim ersten Mal, hatte der andere ihm noch erlaubt die Fesseln mit den Händen zu lösen. Aber nun sollte er beides durch seine Gedanken schaffen. So ein Schwachsinn!

Die Fesseln schnitten ihm wie so oft ins Fleisch. Es hatten sich bereits dunkle Flecken an seinen Handgelenken gebildet.

Genervt seufzte er und versuchte sich erneut zu konzentrieren. Wäre Dean doch nur hier.

„Also langsam reicht es! Du strengst dich nicht mal richtig an! Denkst du ich kriege das nicht mit? Deine Gedanken kreisen nur um Dean!“ Sam sah erschrocken zu dem anderen auf, der zornig auf ihn zu kam. Seine Stirn war in tiefe Falten gezogen, seine Lippen nicht mehr zu einem breiten Grinsen verzogen, wiesen nach unten und ließen ihn noch finsterer erscheinen. Mit einem eiskalten Blick sah er auf ihn hinab und kreuzte die Arme vor der Brust.

„Ich hab die Schnauze voll von diesem Gewinsel! Dean ist tot! Verstehst du? Tot! Und er kommt nicht wieder. Er hat dich hier allein zurückgelassen und du musst es jetzt ganz allein schaffen!“, schrie er und verließ, mit einem lauten Knall der Tür, das Zimmer.

Sam sah ihm verblüfft und mit offenem Mund hinterher. So hatte er den anderen noch nie gesehen. Er war sich bisher nie sicher gewesen, ob die Gefühle, die der andere zeigt wirklich echt waren. Bis jetzt. Ray war wirklich sauer. Und er schien sogar ein bisschen eifersüchtig zu sein, dachte Sam und versuchte sich nun von den lästigen Fesseln zu befreien. Ray hatte sich diesmal wohl besonders viel Mühe beim Knoten gegeben. Kräftig zog, riss und rüttelte er an ihnen, doch sie gaben einfach nicht nach, schnitten ihm eher noch tiefer in die Haut. Seufzend ließ er es bleiben. Sam sah sich um. Sein Blick fiel durchs Fenster, wo sich gerade die Sonne durch die Wolkendecke gekämpft hatte. Er wusste, dass Ray recht hatte, aber die Worte hinterließen einen stechenden Schmerz in ihm. Es war alles noch so neu.

Ihm wurde nicht mal richtig Zeit zum Trauern gelassen. Ray verlangte, dass er von einer auf die andere Sekunde über Dean hinweg war. Sam spürte wie die Tränen wieder in seinen Augen hoch stiegen und schnaubte. Wütend sah er zur Tür.

Ray hatte doch gar keine Ahnung! Er wusste nicht wie es ist den wichtigsten Menschen, den man über die Maßen liebte, zu verlieren. Wie das Herz sich schmerzhaft zusammenzog und langsam in seinem Gefängnis hinter den Rippen verfaulte, weil es nichts mehr gab, für das zu schlagen es sich gelohnt hätte.

Sam gab sich seiner Wut Ray gegenüber hin und bemerkte gar nicht, dass seine Fesseln lösten und zu Boden glitten. Ohne es zu registrieren nahm er die Arme nach vorn, betete sein Gesicht darin, schnaubte, fuhr sich durchs Haar und stand schließlich auf. Immer noch wütend schritt er durchs Zimmer und fuhr sich immer wieder übers Gesicht, als sein Blick plötzlich auf den Stuhl und die dahinter liegenden Seile fiel und er abrupt stoppte.

Wie? Wann? Verblüfft sah er auf seine Hände hinab, ging wieder zum Stuhl und griff nach den Fesseln. Sie waren noch ganz, aber aufgeknotet hatte er sie auch nicht. Das hätte er doch bemerkt. Sam zog die Stirn in Falten, als ihm ein Gedanke kam. Hatte er es vielleicht geschafft, mittels seiner Gedanken?

Er hatte keine Zeit, sich über seinen Fortschritt zu freuen, da die Tür aufgerissen wurde. Ray trat ein und sah zu ihm hinüber. Eindeutig überrascht kam er auf ihn zu.

„Du hast es geschafft.“

„Ich weiß nicht…“

„Doch. Ich hab die Fesseln so gebunden, dass du sie nicht von Hand lösen kannst.“ Sam sah ihn skeptisch an und ließ sich die Seile aus den Händen nehmen.

„Immerhin etwas. Aber der Schalter in deinem Inneren wurde nicht umgelegt. Du denkst falsch, wenn du an deine Aufgabe denkst. Das müssen wir ändern!“, sagte Ray, ohne darauf zu achten, ob Sam seinen Gedankengängen nun folgen konnte oder nicht.

Sam wusste nicht was Ray nun wieder vor hatte, aber er hoffte, dass er diesmal nicht gefesselt werden würde. Seine Handgelenke schmerzten immer noch.

„Ich hab eine Idee.“, meinte Ray plötzlich und schnappte Sam am Arm. Schmerzhaft legte der andere seine Hand um die wunden Gelenke. Sam zuckte zusammen, doch Ray ignorierte dies einfach.
 

„Wo sind wir?“, fragte Sam und hielt sich eine Hand über die Augen, um die nervigen Sonnenstrahlen fern zu halten. Ray und er standen plötzlich mitten auf dem Bürgersteig auf einer belebten Straße. Keiner der Umstehenden hatte ihr plötzliches Auftauchen wahrgenommen und machte einfach mit dem weiter, was sie getan hatten. Sam wich schnell einer Frau aus, die fast in ihn gelaufen wäre.

„Dein Problem ist, dass du nicht losgelassen hast.“ Sam sah verwirrt zu dem anderen, der neben ihm stand und aufmerksam die Leute um sie herum beobachtete.

„Du gehörst nicht mehr zu ihnen. Du bist anderes. Sie sind wie Tiere. Du bist besser!“ Sam zog die Stirn in Falten. Es gefiel ihm gar nicht wie Ray gerade redete. Er hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache. Ray hatte irgendetwas vor, was ihm gar nicht gefallen würde. Das ahnte er. Allein der Blick, mit dem Ray die Menschen betrachtete, ließ ihn nervös werden. Und sein Gefühl sollte ihn nicht im Stich lassen. Ray griff plötzlich nach dem Arm einer jungen Frau, die erschrocken zusammenzuckte. Sam konnte nicht so schnell reagieren, als Ray der ungefähr zwanzig Jahre alten Frau ein Messer in die Brust rammte und es brutal umdrehte, bevor er es wieder raus zog.

Mit schock geweiteten Augen und einem gurgelnden Geräusch aus der Kehle sank sie zu Boden. Sie blinzelte noch ein paar Mal und starb. Sam wich geschockt von Ray und der Toten weg.

Ray grinste nur, als zwei Männer ihn packten, ihn entwaffneten und zu Boden drückten. Das machte ihm nichts. Sam musste endlich lernen, dass er anders war und sich nicht eingeschränkt bewegen muss.

Zwei Herzen im gleichen Takt

Ray grinste nur, als zwei Männer ihn packten, ihn entwaffneten und zu Boden drückten. Das machte ihm nichts. Sam musste endlich lernen, dass er anders war und sich nicht eingeschränkt bewegen muss.
 

Sam lief durch die aufgebrachte Menge, überquerte die Straße und verschwand in einer Seitenstraße. Er lief einfach nur, bis seine Beine wie von selbst stoppten und er sich mit dem Rücken an die graue Wand eines Hauses lehnte. Sein Atem ging trotz des relativ kurzem Weges den er zurück gelegt hatte stoßweise. Sam legte den Kopf in den Nacken, an die Wand gelehnt und atmete bewusst ein und aus. Doch jedes Mal, wenn er die Augen kurz schloss, sah er wieder diese junge Frau. Ihr schmerz verzehrtes Gesicht.

Seine Hände zitterten, als er sie über seine Augen legte. Was war nur mit ihm los? Er hatte diese Frau nicht ermordet. Es war Ray! Aber es war irgendwie seine Schuld. Ray wollte ihm etwas zeigen. Und er wusste auch was das war. Ray wollte ihm zeigen, was er aus ihm machen wollte. Ein Monster. Ein gefühlsloses Monster, dem nichts außer sich selbst wichtig war.

Seufzend rutschte er an der Mauer herunter und sah auf den Boden vor sich. Was sollte er nun tun? Das Monster werden, was Ray von ihm erwartete und so Waltan bezwingen oder so bleiben wie er war und unzählige Menschenleben in Gefahr bringen?

War es nicht egal was aus ihm wurde? Er hatte Bobby zwar versprochen auf sich auf zu passen, doch im Angesicht dessen konnte der andere ihm doch nicht böse sein. Wenn er ihn überhaupt wieder sehen würde.

Sam hörte eilige Schritte, doch hatte keine Lust zu sehen wer da war. Würde sicher vorbei gehen. Hoffentlich bemerkte die Person ihn nicht und fragte ihn irgendwas. Sam lauschte. Die Schritte kamen eilig näher und wurden tatsächlich langsamer, als sie nur noch wenige Meter von ihm entfernt waren. Sam seufzte und öffnete die Augen. Knapp vor ihm sah er zwei ganz normale, schwarze Herrenschuhe, die in seine Richtung zeigten. Konnte der Fremde nicht einfach vorbei gehen und ihn in Ruhe lassen? Wo war er hier nur, dass die Menschen sich so sozial zeigten. Überall sonst hätte man ihn skeptisch gemustert, aber in Ruhe gelassen.

„Sam?“ Erschrocken weitete der Angesprochene die Augen und erstarrte. Diese Stimme! Das konnte doch nicht sein. Aber diese Stimme. Langsam hob er seinen Kopf und blickte direkt in ein ihm wohl bekanntes Gesicht.

Dean! Der andere stand mit einem sanften Lächeln vor ihm und hielt ihm eine Hand hin. Dean? Wie war das möglich, fragte Sam sich, ergriff aber ohne zu zögern die Hand des anderen und ließ sich in dessen Arme ziehen. Haltsuchend schloss er die Arme um ihn und sog den beruhigenden Duft des anderen ein, als würde nur das ihn noch am Leben halten. Es war schon mal keine Fatamorgana. Fest verkrallte er sich in der Jacke. Wollte den anderen nicht mehr gehen lassen. Selbst wenn es ein Traum war, wollte er den Moment so lange wie er konnte auskosten.

„Ähm…Sam? Du hast mir auch gefehlt, aber wenn du noch mehr zudrückst, brichst du mir ein paar Rippen.“, zischte Dean. Er konnte immer noch nicht fassen, dass er seinen Kleinen endlich wieder hatte. Sam hatte sich kaum verändert, bis auf diesen traurigen Ausdruck in seinem Blick. Beth und er waren gerade mit ihren Besorgungen in einem Laden fertig, als sie die Schrei hörten und sahen, wie einige Leute sich auf offener Straße um etwas drängten. Sie waren natürlich sofort näher gekommen, um zu sehen was passiert war, als Dean Sam sah, der sich entfernte. Dean konnte sein Glück nicht fassen, Sam einfach so auf offener Straße zu sehen, doch sein Lächeln verschwand, als er bemerkte, dass er den Größeren nicht einholen konnte. Auch auf seine Rufe reagierte der andere nicht. Sam rannte, als sei der Teufel höchst persönlich hinter ihm her. Als er schließlich in eine kleine Gasse bog, dachte er schon, dass er den anderen endgültig verloren hatte. Fluchend ging er noch etwas weiter und lauschte, als er plötzlich ein leises Geräusch hörte. Dean ging noch ein paar Schritte weiter und erblickte endlich Sam, der an die Mauer gelehnt saß.

Jetzt hielt er den Jüngeren endlich wieder in seinen Armen. Er war ein bisschen überrascht, dass der andere gar nicht misstrauisch war und ihm sofort in die Arme gefallen war. Aber im Moment störte es ihn wenig. Er wollte seinem Sam einfach nur nahe sein, auch wenn dieser gerade versuchte ihn zu zerquetschen.

„Sam? Etwas weniger Kraft bitte.“, meinte Dean und drückte den Größeren etwas von sich weg. Nur wenige Zentimeter trennten ihre Gesichter. Beide sahen sich tief in die Augen. Sam konnte es nicht fassen. Das waren genau die gleichen Augen, wie Dean sie hatte. Das gleiche strahlende Grün. Was immer vor ihm stand war wirklich gut im Kopieren, dachte er und strich der Deanabbildung vor ihm sanft über die Wange, auf der kleine Stoppeln zu spüren waren. Fuhr mit den Fingern den Hals lang. Die Kopie vor ihm schloss langsam die Augen und drückte sich ihm entgegen. Für Sam fühlte es sich so echt an, dass er sich nicht mehr zusammen reißen konnte und den anderen zu sich zog. Ihre Lippen trafen sich stürmisch und vereinigten sich zu einem leidenschaftlichen Kuss. Sam dachte er würde auf der Stelle zu einer kleinen Pfütze zerschmelzen, als kleine Stromstöße durch seinen Körper schossen und ihm auf einmal so heiß wurde, wie nur Dean es bisher geschafft hatte.

Deans Hand, die den anderen am Nacken zu sich gezogen hatte, wanderte langsam weiter und strich Sam sanft über die Brust, als seine Finger plötzlich etwas Hartes spürten. Dean nahm es zwischen die Finger und tastete es blind ab. Er wollte den Kuss ungern unterbrechen, doch als er es schließlich erkannte riss er die Augen auf, löste den Kuss und blickte auf seinen Anhänger.

„Meine Kette! Du hast sie ja dabei.“

Sams Miene verfinsterte sich. Er löste sich von dem anderen, entriss ihm Deans Kette und brachte etwas Abstand zwischen sie beide.

„Woher weißt du von ihr?“ Dean zog beide Augenbrauen nach oben. Was sollte denn das jetzt?

„Warum sollte ich nicht davon wissen? Es ist meine. Du hast sie mir, als wir noch klein waren, zu Weihnachten geschenkt.“ Entsetzt wich Sam noch etwas weiter von ihm weg.

„Wer bist du? Woher weißt du so viel?“

„Warum fragst du das? Ich bin es, Dean!“

„Dean ist tot! Ich war dabei. Wer oder was bist du?“, fragte Sam und holte sein Sichelmesser hervor. Er hatte sich schon seit längerem daran gewöhnt es immer bei sich zu tragen. Und das erschien ihm jetzt als gar nicht so falsch. Wenn das vor ihm ein Gestaltwandler war, würde die aus Silber bestehende Klinge ihm den gar ausmachen.

„Sam, ich bin es wirklich. Ich…war nicht richtig tot…“, meinte Dean. Er durfte Sam nicht alles sagen. Er wusste schließlich nicht wie Blake kontrollierte, ob er den Deal auch wirklich einhielt. Und riskieren wollte er nichts. Schon gar nicht, wenn er wieder bei Sam war, auch wenn dieser schockiert immer weiter zurückwich. Viel Platz würde ihm aber nicht mehr bleiben, wenn er weiter so schnell nach hinten auswich. Wie konnte er den anderen nur überzeugen, dass er es wirklich war?

„Sam, du musst mir glauben. Bitte.“

„Wie könnte ich? Ich war dabei, als Dean starb. Er war wirklich tot!“ Dean seufzte. Wie sollte er schon beweisen, dass er es wirklich war? Zu spät bemerkte er wie Sam plötzlich auf ihn zu raste und ihn mit dem Rücken gegen die Wand presste. Die Luft wurde mit einem Ruck aus seinen Lungen verdrängt und nur ein drückender Schmerz blieb. Keuchend versuchte er Sam von sich weg zu schieben. Dieser positionierte seine Sichel am Hals des anderen und beobachtete die Regungen des Kleineren.

„Sam…“, zischte Dean zwischen den Zähnen hervor und hielt weiter gegen die Arme, die gegen seine Brust drückten. Seit wann war der Jüngere so stark?

„Wenn du mir nicht sagst wer oder was du bist, muss ich es allein heraus finden. Und das wird mit Sicherheit schmerzhaft!“, brummte Sam und drückte die Klinge fester an Deans Hals.

„Mach doch! Wenn du mir dann endlich glaubst, halte ich jeden Schmerz aus!“, sagte Dean mit fester Stimme und schluckte trocken. Die Sichel hatte ihm bereits leicht in die Haut geschnitten. Es brannte etwas, war aber nichts, was er nicht ohne Regung verdrängen konnte. Er sah mit festem und entschlossenem Blick tief in Sams Augen, in denen er jetzt Zweifel sehen konnte.

„Dean?“, flüsterte der Größere kaum hörbar. Dean lächelte ihn sanft an, als dieser die Sichel sinken ließ und seinen Kopf auf seine Schulter legte. Wieder schloss der Ältere seine Arme um seinen Geliebten.

„Dean?“, schluchzte der Jüngere und verbarg sein Gesicht am Hals des anderen genau da wo eben noch die Waffe angesetzt gelegen hatte.

„Ist schon gut.“ Dean strich vorsichtig über Sams Rücken, um diesen zu beruhigen.

„Ich hab dich so vermisst!“

„Ich weiß. Ich dich auch.“, flüsterte Dean zurück und vergrub eine Hand in das Wuschelhaar vor ihm und sog tief dessen Duft ein.

Sam drehte seinen Kopf zur Seite und sah den anderen an, der die Augen geschlossen hatte und einfach nur seine Nähe genoss. Jetzt war er sich sicher, dass es wirklich Dean war, der hier vor ihm stand. Sanft verteilte er hauchzarte Küsse auf dessen Hals und wanderte langsam zu dessen Kiefer und schließlich zu Deans einladenden Lippen, die ihn schon sehnsüchtig erwarteten. Es tat gut wieder mit dem älteren zusammen zu sein. Er spürte, wie sie an dieser Stelle eins wurden. Ein Atem, eine Bewegung und ein Gefühl, das alles beherrschte.
 

„Warum hast du mich geküsst und so nah an dich ran gelassen, wenn du dir nicht sicher warst, dass ich es wirklich bin?“, fragte Dean. Diese Frage schwirrte ihm schon seit einer Weile im Kopf herum, nur war seine Zunge zu beschäftigt gewesen.

„Mir war es egal.“, flüsterte Sam leise und versuchte Deans Lippen erneut zu einem Kuss ein zu fangen, doch dieser ließ dies nicht zu und sah den anderen wütend an.

„Wie kann dir das egal sein? Was wäre, wenn nicht ich es gewesen wäre und du angegriffen worden wärst?“

„Ich wollte bei dir sein! Um jeden Preis. Und hätte es mich das Leben gekostet, so wäre ich mit dir vor meinen Augen wenigstens Glücklich gestorben.“, meinte Sam und sah zur Seite. Dean konnte die Augen des anderen nicht sehen und hob eine Hand, um die störenden Strähnen bei Seite zu schieben und dessen Kopf zu sich zu bewegen.

„Mach so was nie wieder, Idiot!“, rückte er den Jüngeren und küsste ihn kurz auf die Nasenspitze. Sam verzog etwas das Gesicht, ob des feuchten Kusses und wollte sich gerade einen richtigen holen, als er plötzlich in der Bewegung stoppte und inne hielt. Da war etwas in ihm, dass ihn warnen wollte. Etwas war nicht in Ordnung. Verwirrt wand er den Kopf von Dean ab und sah nach rechts. Da war aber nichts.

Verwirrt sah Dean, wie Sam mitten in der Bewegung stoppte. Der andere guckte ganz konzentriert. Dean wusste nicht was er davon halten sollte und sah sich ebenfalls um. Sie waren immer noch allein. Er hörte auch nichts, bis auf den entfernten Verkehrslärm, der aber auch nicht anders klang als zuvor.

„Was ist los?“, fragte Dean schließlich, als er nichts Ungewöhnliches ausmachen konnte.

„Ich weiß nicht so recht, aber….“ Sam erstarrte. Alles in ihm Schrie Dean in Sicherheit zu bringen. Fest legte sich sein Griff um den Arm des anderen und zog den Verwirrten leicht hinter sich.

„Aber was?“

„Ray kommt her! Du musst verschwinden!“ Deans Augen weiteten sich erschrocken, als Sam ihn schon weiter nach links schob.

„Komm mit mir, Sam!“

„Das geht nicht. Ray hat einen Plan, wie ich Waltan ausschalten kann. Ich muss das erledigen.“

„Dann werde ich dir dabei helfen…“

„Das geht nicht.“

„Aber…“

„Dean, nicht jetzt.“

„Komm heute Nacht gegen ein Uhr in das Hotel da hinten an der Ecke. Ich warte dort auf dich.“, sagte Dean, deutete die Straße entlang auf ein Haus mit mehreren Etagen. Sam nickte, obwohl er noch nicht wusste, wie er das anstellen sollte, zog Dean nochmal zu einem kurzen Kuss an sich und ließ ihn gehen. Sehnsüchtig blickte er ihm nach und wand sich schließlich in die Richtung in der Ray auf ihn zu kam.
 


 

Sooo, das war´s mal wieder für diese Woche!!! XDDD

Danke für eure lieben Kommis und den Kuchen *grins* *alleknuddel*

Bis nächste Woche!!! *wink*
 

Angel^^

Sehnsüchtiges Warten

Nervös lief Dean immer wieder von einer Seite des Raumes bis zur anderen. Von der Tür, an der er lauschte, ob jemand über den Flur kam, bis zum Fenster durch das er die Straße im Blick hatte.

Erneut sah er auf seine Uhr, die ihm zeigte, dass es nur eine Minute später war, als das letzte Mal. Sam war schon eine knappe halbe Stunde zu spät. Ob ihm irgendetwas dazwischen gekommen war? Oder hatte Ray mitbekommen, dass sie sich gesehen hatten?

Dean seufzte und setzte sich auf das Bett, von dem er aber gleich wieder aufsprang, als er Geräusche von der Straße vernahm. Falscher Alarm. Es gingen nur zwei komische Typen, mit ins Gesicht gezogenen Kapuzen durch die kleine Gasse, in der Sam und Dean sich mittags getroffen hatten. Von diesem Zimmer hatte man den perfekten Blick, dachte Dean und lehnte seinen Kopf gegen das kühle Glas. Sein Atem zeichnete sich auf der Scheibe ab. Dean stieß sich wieder vom Fenster ab und ließ sich träge aufs Bett plumpsen.

Es ist viel in den letzten vierundzwanzig Stunden passiert. Müde schloss er seine Augen und dachte zurück. Früh am Morgen hatte er Sams Großeltern kennengelernt, die auch noch Jäger waren. Dean dachte kurz an Blake, der ihnen den Weg zu den Beiden gezeigt hatte und seit dem nicht wieder aufgetaucht war. Zeigte er sich nur nicht, weil er es nicht riskieren will sich in der Nähe so vieler Jäger zu zeigen oder heckte der andere irgendetwas aus?

Dean hatte keine Lust darüber nach zu denken, da er eh keinen Einfluss darauf hatte. Überhaupt hatte er auf so ziemlich gar nichts Einfluss. Er konnte Sam nicht helfen. Auf Sam lag die große Last, Waltan zu vernichten. Wie konnte er ihm dabei nur helfen? Waltan war sicher stark. Natürlich war er stark, aber wie sollte er gegen ihn ankommen? Hatte er auch nur den Hauch einer Chance? So als normaler Mensch?

Schnaubend fuhr Dean sich durch die kurzen Haare und sah zur weißen Decke hinauf. Naja, sie sollte wohl weiß sein. Mit der Zeit hatte sich schon so einiges an den Wänden abgesetzt und brachte Farbe mit rein. Die Vorhänge hatten auch schon einige Jahre hinter sich, in denen sie nicht einmal gewaschen worden waren. Als Dean sie zur Seite geschoben hatte, um eine bessere Sicht auf die Straße zu haben, glaubte er etwas Hartes unter den Fingern zu spüren. Widerwillig sah er auf seine Hände und entdeckte das Kaugummi unter diesen. Eilig hatte er den Vorhang losgelassen. Wer weiß, was noch alles darin zu Hause war. Das Kaugummi sah jedenfalls so aus, als wäre es älter als er selbst.

Dean schüttelte leicht den Kopf und versuchte seine Gedanken von dem ganzen Dreck, der hier überall war auf etwas anderes zu lenken. Auf Sam zum Beispiel. Wo war der andere denn nur? Fragend riskierte Dean einen erneuten Blick auf seine Uhr und grummelte etwas. Jetzt war es schon kurz nach Zwei. Ob Sam überhaupt kommen konnte? Dean wusste ja nicht mal wo Ray ihn hingeschleppt hatte und wie sie dorthin gelangen konnten. Vielleicht konnte Sam da nicht alleine weg. Und eine Möglichkeit ihm Bescheid zu geben hatte er sicher auch nicht.

Dean legte einen Arm über seine Augen und schloss diese wieder. Sam. Er sehnte sich nach ihm, wie seine Lungen nach Luft zum Atmen. Er versuchte sich an die Berührungen zu erinnern, die ihm noch vor ein paar Stunden zu teil wurden. Der beruhigende Geruch, der von Sam und seiner Kleidung aus ging. Wie dessen Finger sanft über seine Haut strichen und in seinem Nacken ruhten. Er versuchte sich das Gefühl zurück zu holen, als die Wärme des anderen langsam seinen Körper eroberte.
 

Stark schwitzend und total am Ende lehnte Sam sich gegen die kalte Steinmauer und versuchte seinen Atem wieder unter Kontrolle zu bringen. Zitternd legte er eine Hand auf die Augen und versuchte sich zu beruhigen.

Ray hatte ihn am Mittag etwas sauer in der Gasse gefunden. Dean war zum Glück schnell aus der Reichweite gewesen, so dass der andere nichts mitbekommen hatte. Oder er ließ es sich einfach nicht anmerken, was er aber nicht glauben wollte. Ray war ein bisschen ungehalten, dass Sam einfach verschwunden war und er ihn doch tatsächlich auch noch suchen musste, sagte aber nichts dazu und brachte sie beide nur schnell wieder zurück zum Familienanwesen.

Sam hatte Ray gebeten ihm zu zeigen, wie er von Ort zu Ort zu springen, doch der andere meinte, dass Sam dafür noch nicht so weit sei.

Sam schnaubte und lächelte. Von wegen noch nicht so weit sein! Er hatte es ganz allein geschafft. In der riesigen Bibliothek hatte er nach langem Suchen endlich gefunden, was er gesucht hatte. Dort gab es zu fast allem was mit dem Übernatürlichem zu tun hatte ein Buch. Sam hatte nicht schlecht gestaunt, als Ray ihm diesen Saal das erste Mal gezeigt hatte. Hier hatte er sogar einige Ausgaben gefunden, von denen Bobby ihm mal erzählt hatte, dass es davon nur noch wenige davon gäbe oder die letzten einfach verschwunden waren.

Sam verbrachte die meiste seiner freien Zeit hier und ging die Bücher Regal für Regal durch. Er hatte sich auch einige Abschriften gemacht, die mal nützlich sein konnten, obwohl er wusste, dass es vielleicht um sonst war sie abzuschreiben, weil er sie vielleicht nicht weiter reichen konnte. Doch das war ihm egal. Es bestand ja noch eine Chance, dass er gewann und dann sollte er auch etwas sichern können. Wer weiß, ob er an diesen Ort zurück kehren konnte.

Ireen, eine der Älteren der Familie, die sich in allem immer etwas zurück hielt und schwieg, hatte ihm bei der Recherche geholfen. Sam mochte sie, da sie nicht, wie die anderen etwas ausstrahlte, was einem immer wieder vor hielt sich in Acht zu nehmen. Er brachte ihr so viel Vertrauen entgegen sie in dieser Sache um Hilfe zu bitten. Von Ray hatte er erfahren, dass die blond-grau Haarige mit dem strengen Pferdeschwanz zu einem abgelegenen Teil der Familie gehörte. Ihr Mann verstarb schon vor Jahrzehnten und ließ sie ohne Kinder zurück. Der Rest der Familie duldete sie zwar, aber gab sich auch nicht mit ihr ab. Sam fielen die schneidenden Blicke der anderen, besonders der Frauen der Familie auf, die Ireen aber höflich ignorierte. Diese Frau hatte Stolz und ließ sich diesen nicht von den anderen nehmen. Nach ungefähr einer Stunde hielt er das gesuchte Buch in Händen. Jetzt lag es an ihm den Inhalt um zu setzten und das in wenigen Stunden. Aber er wollte unbedingt zu Dean und er würde alles dafür geben!
 

Langsam beruhigte sich sein Atem und auch das Zittern ebbte langsam ab. Sam lächelte immer noch und wünschte sich Rays blödes Gesicht zu sehen, wenn der andere erfuhr was er in den letzten Stunden alles dazu gelernt hatte.

Aber das hatte Zeit, dachte Sam. Jetzt wollte er einfach nur zu Dean. Sam stieß sich leicht von der Mauer ab und machte sich auf den Weg zu dem kleinen, verfallenem Hotel, was am Ende der Gasse zu sehen war. Zum Glück ist er diesmal an der richtigen Stelle angekommen. Bei seinem ersten Versuch war er plötzlich im Wald und beim Zweiten stand er mitten auf dem Hof einer kleinen Ranch. Zum Glück konnte er sich rechtzeitig verstecken, ehe er entdeckt werden konnte.

Das leise Klirren einer alten Dose ließ ihn erschrocken herumfahren. Er war aber allein in der Gasse. Erleichtert stellte er fest, dass es nur eine Ratte gewesen war, die sich am anderen Ende der Gasse von einer Mülltonne bis zur anderen vorarbeitete.

Sam drehte sich wieder um und machte sich auf den Weg. Ob Dean noch da war? Sam war fast zwei Stunden zu spät gekommen.
 

Doch seine Befürchtung sollte sich zum Glück nicht bestätigen. Der kleine Mann an der Rezeption sagte ihm, dass der andere immer noch in einem der Zimmer auf ihn wartete.

Sam übersprang die meisten der Stufen der Treppe, als er in den dritten Stock hastete. Auf dem Flur musste er sich kurz etwas orientieren, fand aber schließlich ziemlich schnell das Zimmer, in dem Dean war. Sams Herz schlug merklich schneller, als er an die Tür trat. Sollte er klopfen?

Sam schüttelte den Kopf. Er wollte keine Zeit verschwenden und drückte die Klinke herunter.

„Dean?“ Keine Antwort. Irritiert trat Sam ein. War der andere vielleicht doch schon weg?

Nein. Sam entdeckte Dean, der schlafend auf dem Bett lag und leise vor sich hin schnorchelte. Lächelnd trat er ein, schloss leise die Tür und ging zu dem anderen hin. Endlich war er wieder bei seinem Dean. Der Geruch des anderen, der sich im Raum verteilt hatte, stieg ihm in die Nase. Leise überwand er den Abstand zwischen ihnen und setzte sich vorsichtig neben den anderen. Dean schlief seelenruhig weiter.

„Ich liebe dich, Dean!“, sagte Sam und hauchte einen sanften Kuss auf dessen Stirn. Wie oft hatte er sich diese Chance gewünscht? Die Möglichkeit zu kriegen Dean zu sagen, dass er ihm alles bedeutete und nur er ihm wichtig war.

Ein leises Klicken neben ihnen ließ Sam leicht zusammen schrecken. Seit wann war er eigentlich so Schreckhaft? Die kleine Uhr auf dem Nachttisch war gerade auf drei Uhr gesprungen.

Dean hatte lange auf ihn warten müssen. Hoffentlich hatte er sich nicht zu große Sorgen gemacht. Aber Sam war sich ziemlich sicher, dass es so gewesen war. Er kannte den anderen einfach zu gut.

„Dean?“ Sanft rüttelte er an der Schulter des Schlafenden, der sich nicht regte. Sam seufzte und schüttelte den anderen etwas doller durch, aber der andere rührte sich immer noch nicht.

„Dean!“, rief ihm Sam nun ins Ohr. Wieder keine Regung. Sam schnaubt und beschloss kurz ins Bad zu gehen und sich frisch zu machen.

Nachdem er sich ein paar Hände voll erfrischen kaltem Wasser ins Gesicht gespritzt hatte, fühlte er sich schon besser. Seine Haare klebten nun nicht mehr verschwitzt auf der Stirn. Seufzend stützte er sich auf dem Waschbecken ab. Okay, er war zwei Stunden zu spät gekommen, aber hatte er das verdient? Er war froh überhaupt hier zu sein. Es hätte auch nicht klappen können.

Sam seufzte erneut, als sich plötzlich zwei Arme um seinen Bauch legten und ihn fest an etwas Warmes hinter ihm zogen.

„Na, auch endlich wach?“, neckte Sam Dean, drehte sich in dessen Umarmung und kniff ihm leicht in die Seite, bevor er auch seine Arme um den anderen legte.

„Hab das Wasser rauschen gehört.“, murmelte der Kleinere gegen seinen Hals.

„Waas?“, fragte Sam entsetzt und brachte etwas Abstand zwischen sie. Dean sah ihn nur verwirrt an.

„Das Wasser hast du gehört? Aber mich nicht? Ich hab dir ins Ohr geschrien!“ Dean rieb sich den Nacken und grinste.

„Sorry. Ich hab die letzten Tage nicht besonders gut geschlafen…“, meinte er und starrte auf Sams Brust. Dieser wusste nicht was er darauf antworten sollte, hob einfach nur Deans Kinn an und hauchte ihm wieder leichte Küsse auf die warmen, weichen Lippen, nach denen er sich die ganze Zeit gesehnt hatte. Mit beiden Händen umfing der Ältere sein Gesicht und zog ihn näher an sich ran. Sanft umspielte seine Zunge die süßen Lippen Sams, die dieser sofort einladend für ihn öffnete.

Sam versuchte sich jede Berührung, jedes Gefühl und jedes noch so kleine Kribbeln in seinem Körper zu merken, doch eine Welle von Empfindungen überflutete ihn, als Dean ihn näher an sich zog. Wie sehr Dean ihn vermisst hatte, konnte Sam jetzt deutlicher spüren, als Stunden zuvor in der kleinen Gasse. Verlangen zog Dean Sam aus dem kleinen Bad ins Nachbarzimmer in Richtung Bett.

Sam der sofort wusste was Dean vor hatte, packte den anderen und stieß in auf das Bett, welches ein unheilvolles Knarren von sich gab. Doch Sam beachtete es nicht weiter, krabbelte über Dean und nahm wieder dessen Lippen in Beschlag.

„Warum kommst du so spät?“, fragte Dean atemlos zwischen Küssen und strich liebkosend Sams Seite hinauf. Sam murmelte nur etwas Leises gegen seinen Hals, dass aber völlig in seinem Tun unterging.

„Was?“ Sam schnaubte und hob seinen Kopf, so dass er Dean direkt in die Augen sehen konnte.

„Dean. Lass uns später reden.“, meinte er fasst schon frustriert, als der andere sich seine Hände schnappte und über ihren Köpfen zusammen führte.

„Ach. Und was willst du jetzt?“, grinste Dean breit.

„Dich!“

„Richtige Antwort!“, hauchte Dean auf Sams Lippen und entließ dessen Hände wieder, die ihre Wege über seinen Körper zogen und ihm den Verstand raubten.

Bevor der Tag anbricht

Sam spürte wie die Müdigkeit in ihm hochkroch, doch er wagte es nicht seine Augen auch nur einen Moment zu schließen. Ein sanftes Lächeln zierte seit einigen Stunden sein Gesicht, während er Dean betrachtete, der friedlich an ihn gelehnt schlief.

Er wollte es nicht riskieren auch nur ein paar Sekunden mit Schlafen zu verschwenden. Wie oft hatte er sich gewünscht, dass Dean noch lebt und wieder bei ihm ist. Sam konnte es immer noch nicht glauben, aber da lag er. Dean war bei ihm. So nah, dass er dessen Atem auf seiner Haut spüren konnte. Ohne der Müdigkeit nach zu geben beobachtete Sam das rhythmische Heben und Senken der muskulösen Brust auf der nun wieder ein kleiner Anhänger lag.

Sanft fuhr er mit den Fingerspitzen die Haut entlang und kam bei dem kleinen Anhänger zu stehen. Er ließ den winzigen Kopf zwischen den Fingern hin und her rollen und fuhr über die Hörner. Bobby hatte ihm die Kette vor seinem Aufbruch zu Ray gegeben und er konnte sie Dean wieder gegeben. Dean hatte sie strahlend angenommen und sich umgelegt.

In den Stunden in denen Sam Dean beobachtet hatte, hatte er sich jedes Detail angesehen, hatte die Narben nach gezählt, die Dean im Laufe der Jahre gesammelt hatte. Manche waren klein, andere wiederum größer und mit Sicherheit zu ihren Zeiten mehr als Schmerzhaft.

Nicht hatte in ihm Zweifel wach gerufen oder auch nur denken lassen, dass jemand anderes als Dean hier neben ihm lag. Doch Sam konnte es immer noch nicht wirklich glauben. Er war dabei gewesen, als Dean starb. Die Tage davor war er immer an seiner Seite gewesen. Auch Bobby und die anderen hatten sich überzeugt. Die Ärzte hatten nichts für ihn tun können, sein Körper hatte die Funktion eingestellt.

Sam legte seine rechte Hand flach auf Deans Brust. Dessen Haut war warm und er konnte deutlich das schlagende Herz darunter spüren. Langsam und vorsichtig, um Dean nicht ausversehen zu wecken, rückte Sam etwas von dem anderen weg und robbte zum Bettrand. Etwas weiter entfernt lag seine Jacke auf dem Boden. Er warf noch einen kurzen Blick zurück, bevor er nach seiner Jacke angelte. Deans Worte viele Stunden zuvor hatten sich in seinem Kopf festgesetzt.

„Warum hast du mich geküsst und so nah an dich ran gelassen, wenn du dir nicht sicher warst, dass ich es wirklich bin?“, fragte Dean. Diese Frage schwirrte ihm schon seit einer Weile im Kopf herum, nur war seine Zunge zu beschäftigt gewesen.

„Mir war es egal.“, flüsterte Sam leise und versuchte Deans Lippen erneut zu einem Kuss ein zu fangen, doch dieser ließ dies nicht zu und sah den anderen wütend an.

„Wie kann dir das egal sein? Was wäre, wenn nicht ich es gewesen wäre und du angegriffen worden wärst?“
 

Während der Stunden, in denen er nach einer Möglichkeit zurück in die Stadt zu kommen gesucht hatte, hatte er öfters an ihr Gespräch zurück gedacht. Dean hatte recht. Sam war viel zu naiv gewesen. Die Möglichkeit, dass wirklich Dean vor ihm stand war verschwinden gering. Nicht unmöglich, aber sehr klein. Er selbst hatte mit dem Gedanken gespielt ihn wieder zu beleben, doch in den meisten Büchern, die er schon zu dem Thema gelesen hatte stand dasselbe. Nämlich, dass jene Personen nicht mehr genauso wie zu ihren Lebzeiten waren. Ihre Persönlichkeit hatte sich verändert, wenn sie sich überhaupt an etwas erinnern konnten oder unkontrolliert vor sich hin sabberten. Das Gehirn hatte beim Sterben zu viel Schaden genommen. Das wollte er nicht. Er wollte Dean so wie er war wieder haben und ihn nicht täglich in einer Klinik besuchen.

Aber irgendwie war Dean zurück oder das Wesen vor ihm war eine perfekte Kopie, die sich sogar Deans gesamte Erinnerungen angeeignet hatte. Nein, einen Gestaltwandler konnte er mit Sicherheit ausschließen, da das Deanwesen nicht mal mit einer Wimper gezuckt hatte, als er ihn mit seiner Sichel verletzt hatte. Was blieb als noch?

Ein Wiedergänger? Ein Toter, der dem Grab oder in Deans Fall der Leichenhalle, entstiegen war? Wiedersprechen würde, dass Dean nicht kalt, in irgendeiner Weise verwest oder abgestorben wirkte. Sein Herz schlug in einem normalen Tempo. Und auch die kleine Wunde, die sein Messer hinterlassen hatte schloss sich und heilte. Bei Toten heilten Wunden nicht. Aber was blieb dann noch übrig?

Sam war ratlos. Was war hier los?

Er griff in eine Tasche seiner Jacke und holte einen kleinen Beutel hervor. Sich versichernd, dass Dean immer noch schlief, holte er ein kleines, silbernes Kreuz hervor und legte es dem anderen auf die Brust. Keine Reaktion. Sam schnaubte durch die Nase und griff wieder in das Säckchen und holte eine kleine Phiole hervor. Er öffnete diese und ließ eine kleine Menge Salz auf eine andere Stelle auf Deans Brust rieseln. Wieder keine Reaktion. Dean schnorchelte weiter friedlich vor sich hin.

Sam zog eine Augenbraue hoch. Konnte es sein, dass wirklich Dean vor ihm lag?

Wieder griff er in den kleinen Beutel und holte einen kleinen Flachmann hervor. Weihwasser war das Letzte was ihm noch einfiel. Er drehte den Deckel ab und träufelte einige Tropfen auf Deans Haut. Kein Zischen, kein hektisches Zusammenzucken seitens Deans, also auch kein Dämon.

Sam beobachtete, wie das Weihwasser durch Deans Atmung in Bewegung kam und seitlich dessen Oberkörper hinunter floss und ihn anscheinend dabei etwas kitzelte.
 

Dean blinzelte ein paar Mal, bevor er die Augen ganz öffnen konnte und neben sich Sam erblickte, der ihn unverwandt anstarrte.

„Morgen.“, flüsterte er.

Dean lächelte dem anderen entgegen und wollte sich erheben, als er etwas auf seiner Brust spürte. Irritiert blickte er an sich herab.

„Was zum Teufel…“

„Ähm… ich wollte nur schnell etwas überprüfen…“, meinte Sam, schnappt sich schnell das kleine Kreuz und ließ es mit den nun leeren Flachmann in seiner Jacke und diese aus dem Bett verschwinden.

Dean betrachtete mit gerunzelter Stirn, das weiße Pulver und steckte sich etwas davon in den Mund.

„Salz?“

„Also entweder wolltest du mich wieder testen oder zubereiten…“, grinste Dean dem anderen entgegen, der ihm einfach nicht in die Augen sehen wollte.

„Sam. Das ist in Ordnung! Ich wäre böse, wenn du es nicht getan hättest.“, meinte Dean und zog den anderen mit einer Hand im Nacken zu sich, um sich seinen wohl verdienten Guten-Morgen-Kuss abzuholen.

Dean umspielte Sams weiche Lippen mit seiner Zunge und bat stumm um Einlass, der ihm auch sofort gewährt wurde. Langsam drang er in die feuchte Mundhöhle des Jüngeren ein und strich langsam über Sams Gaumen, was mehrere kleine Stromstöße durch den anderen Körper schießen ließ und dazu führte, dass Sam leise in ihren Kuss hinein stöhnte und sich näher an den anderen drängte. Dean grinste als er das leise Keuchen vernahm. Er streichelte Sam kurz über die Wange und löste sich schließlich von ihm. Strahlend, grüne Augen versanken in unglaublich Braunen. Sam lächelte jetzt auch und ließ eine Hand über Deans Seite wandern.

„Christo…“, flüsterte er leise und blickte vorsichtig nach oben. Dean verdrehte die Augen und gab dem anderen einen leichten Klaps auf den Hinterkopf.

„Langsam reicht´s doch, oder?“, fragte der Ältere genervt grummelnd.

„War das letzte Mal. Versprochen!“, grinste Sam und erhaschte noch einen Kuss, den Dean ihm nur zu bereitwillig ließ.

Sanft strich Dean Sam über den nackten Rücken, während dieser sich gegen seine Schulter lehnte und zufrieden brummte. Sie lagen einfach nur da und genossen die Nähe des anderen.

„Dean? Warum bist du hier?“

„Das fragst du noch?“ Überrascht sah der Ältere auf den Wuschelkopf hinab, der Sam´s Gesicht verdeckte.

„Das meine ich nicht. Wie kommt es, dass du wieder lebst?“ Dean wusste, dass Sam ihm irgendwann mit dieser Frage kommen würde, hatte aber gehofft, dass sich das noch etwas hinauszögern würde. Wie sollte er Sam das erklären, ohne Blake zu erwähnen? Er hatte sich ja schon nicht an den Deal gehalten, als er Sam getroffen hatte und dieser somit wusste, dass er noch am Leben war, aber Ihm musste schnellstens etwas einfallen, was Sam glauben würde ohne weitere Fragen zu stellen.

Sam hatte den Kopf etwas angehoben und sah fragend Dean an, der schwieg und anscheinend nachdachte.

„Dean?“, fragte Sam nach, als dieser sich nach einer Weile immer noch nicht dazu geäußert hatte.

„Können wir es nicht erst Mal dabei belassen, das ich da bin? Ich erklär dir alles ein anderes Mal.“, murmelte Dean ergeben. Ihm war einfach nichts eingefallen, hinter das der andere nicht im nu gekommen wäre. Sam drehte sich etwas, sodass er mit dem Kinn auf Deans Brust zum Liegen kam und betrachtete dessen Gesicht eine Weile. Ergeben seufzte er, schloss die Augen und Nickte.

„Aber das Thema ist nicht vom Tisch.“, sagte Sam gegen Deans Haut, was eine leichte Gänsehaut auf dieser verursachte.

Der Größere grinste, als er dies sah und hauchte sanft gegen Deans zarte Haut am Hals, bevor er diese Gegend mit federleichten Küssen zu erobern begann. Dean keuchte, als die freche Zunge des anderen neckend ihren Weg suchte. Langsam suchte Sam sich seinen Weg nach oben, als plötzlich ein dumpfes Klingeln zu hören war. Genervt stöhnte Sam und ließ seine Stirn auf Deans Brust fallen, was dem anderen kurz die Luft nahm.

Verwirrt blickte Dean in Richtung des Geräusches, da Sam sich immer noch nicht dazu aufraffen konnte. Was war das? Seinem Gefühl nach kam das Geräusch von irgendwo neben dem Bett. Vielleicht auch darunter.

„Was ist das?“

„Mein Wecker…“, seufzte Sam traurig.

„Warum stellst du dir einen Wecker? Dachtest du wir verschlafen den ganzen Tag?“

„Ray holte mich jeden Tag zur gleichen Zeit zum Training ab. Wenn er erfährt, dass ich die Nacht hier war, wird er ausrasten. Obwohl er eigentlich glücklich sein sollte. Immerhin hab ich es ohne Hilfe hier her geschafft…“, erklärte Sam. Den letzten Rest hatte er mehr zu sich, als zu Dean gesagt, der verwirrt eine Augenbraue anhob. Sollte er das jetzt etwa verstehen?

„Was meinst du damit, dass du es allein hier her geschafft hast?“

„Das Anwesen liegt…eigentlich weiß ich gar nicht so genau wo es liegt, aber ich komm da nicht so ohne weiteres weg. Ich musste meine Kräfte einsetzt, um hier her zu kommen.“, nickte Sam und schaltete die Weckfunktion seines Handys aus.

„Deine Kräfte?“, fragte Dean leise, nicht sicher ob er darüber mehr erfahren wollte. Ihm waren Sams sogenannten Kräfte von Anfang an nicht geheuer gewesen. Was sollte er dazu sagen, ohne Sam damit zu verscheuchen oder zu verletzten?

„Ja, ich glaub das Training bringt´s so langsam.“, meinte Sam und legte das Handy auf den Nachtisch. Dean folgte nur halb dessen Bewegung, als ihm plötzlich etwas ins Auge fiel. Schnell umfasste er Sam´s Arm und zog diesen etwas zu sich.

„Was zum Teufel ist denn hier passiert?“, fragte Dean, der die blauen Flecken an den Handgelenken des Jüngeren entdeckt hatte, die noch nicht ganz weg waren. Vor ein paar Stunden waren sie ihm nicht aufgefallen, weil seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes gezogen wurde und auch das Licht nicht gut genug war, aber jetzt konnte er die fast drei Zentimeter dicken Spuren deutlich erkennen. Sam zog kleinlaut seinen Arm zurück, den Dean jedoch eisern festhielt.

„Sam?“

„Das kommt vom Training…“

„Vom Training? Was trainiert ihr denn?“, fragte Dean zweifelnd und zog den anderen so zu sich, dass dieser ihm ins Gesicht sehen musste.

„Hauptsächlich muss ich mich ausweglosen Situationen befreien, aber das hört sich schlimmer an, als es ist. Ray trainiert mich bloß, da ist nichts weiter…“

„Ich bring ihn trotzdem um!“, brummte Dean und legte sanft seine Lippen auf die geschundene Stelle an Sams Handgelenk. Sam schmunzelte, zog Dean am Kinn zu sich hoch und legte seine Lippen auf die des anderen. In ihm stieg das bittere Gefühl hoch Dean jetzt schon wieder eine Zeit lang nicht sehen zu können, wieder von ihm entfernt zu sein. Er mochte dieses Gefühl ganz und gar nicht. Das Einzige was er wollte war Dean. Gierig eroberte seine Zunge die andere Mundhöhle und forderte Dean´s zu einem kleinen Kampf heraus, dass keiner von beiden zu verlieren schien.

Nach nur wenigen Sekunden, so fühlte es sich auf jeden Fall für die beiden an, lösten sie sich von einander und sahen sich schweigend an. Sam streichelte sanft über Deans raue Wange und lächelte leicht, als der zweite Weckton seines Handys erklang.

„Ich muss.“

„Vielleicht könnten wir auch einfach…“, begann Dean, wurde jedoch durch Sams Hand auf seinen Lippen zurück gehalten.

„Wir sehen uns bald wieder, ja?“ Dean nickte nur und Sam stand auf, um sich rasch in seine Sachen zu werfen.

„Und wie bleiben wir in Kontakt?“

„Lass das meine Sorge sein!“, grinste Sam, drückte dem Älteren noch einen kurzen Kuss auf und verließ eilig das Zimmer. Er musste sich beeilen, wenn Ray nichts von seinem Verschwinden mit bekommen sollte.
 

Das war´s für diese Woche… *knuddel*

Bye,bye
 

Angel^^

Familienpack

Es tat weh.

Schmerzsalven durchzogen seinen gesamten Körper. Stöhnend ging er leicht in die Knie. Er musste sich am Bett neben ihm festhalten, um nicht unkontrolliert auf den Boden zu fallen. Das Zimmer, in dem er seit langem wohnte verschwamm vor seinen Augen.

Anscheinend musste sein Körper sich erst an diese Art zu Reisen gewöhnen. Sam atmete tief ein und aus und versuchte sich hoch zu ziehen. Doch er konnte die benötigte Kraft dafür nicht aufbringen. Er zitterte stark. Seufzend überlegte er kurz, nickte und beschloss, dass es auf dem Teppich vor dem Bett doch eigentlich ganz gemütlich war. Erleichtert streckte er seine Beine aus und ließ den Kopf zurück fallen. Sam schloss die Augen und versuchte sich zu entspannen. Das Zittern hatte bereits auf gehört und er spürte, dass auch der Schmerz zurück ging. Das war gut.

Hinter seinen geschlossenen Augenliedern liefen immer wieder Bilder der vergangenen Nacht ab. Ein leichtes, zufriedenes Lächeln zierte sein Gesicht. Vielleicht hätte er bei Dean bleiben sollen. Zusammen hatten sie bis jetzt immer eine Lösung für ihre Probleme gefunden. Sie hatten es immer geschafft. Warum vertraute Sam nicht auch dieses Mal darauf, dass sie es packten und versuchte es allein? Warum vertraute er Fremden, wie Ray in dieser Sache mehr als Dean? Er ist mit Dean auf gewachsen und kennt ihn besser als jeder andere. Warum traute er ihm nicht zu die Sache gemeinsam mit ihm durch zu ziehen? Oder fürchtete er nur, dass dem anderen dabei was passieren konnte? Eins konnte er mit absoluter Sicherheit sagen: Nochmal würde er es nicht ertragen können Dean sterben zu sehen. Nicht nochmal. Er würde alles tun, um das zu verhindern!

Genauso, wie er aufpassen würde, dass ihm selbst nichts passiert. Er wollte einfach wieder mit Dean zusammen sein! Und jetzt hatte er seine Chance dafür bekommen und er würde sie sich nicht nehmen lassen.

Ein Geräusch neben ihm ließ ihn zusammen zucken. Jemand war da.

Mühsam öffnete er seine Augen und sah in das freundliche Gesicht Ireenes. Sie hockte links neben ihm und legte sanft eine Hand auf seine Schulter.

„Es hat geklappt. Wie fühlst du dich?“ Ihre Stimme war leise und entspannend. Sam schloss wieder die Augen und legte seinen Kopf langsam auf seine Schulter.

„Es geht schon.“

„Und?“, fragte sie neugierig und kniete nun ganz neben ihm. Sam lächelte wieder.

„Wie du schon gesagt hast: Es hat funktioniert. Ich war bei ihm! Dank deiner Hilfe.“ Sie nickte nur und verweilte aber weiterhin neben ihm. Ireen schwieg, doch Sam spürte, dass sie ihn am liebsten etwas fragen würde, sich nur nicht so richtig traute. Sie wollte nie jemanden auf die Nerven gehen oder sich in etwas einmischen, was sie gar nichts an ging.

„Was liegt dir auf dem Herzen?“, fragte er ruhig und sah ihr direkt ins Gesicht. Ein leichter Rotton flammte auf ihren Wangen auf und sie sah verlegen weg.

„Wer ist dieser Dean, bei dem du warst?“, fragte sie leise, doch Sam verstand ohne Probleme jedes Wort. Doch plötzlich drang ein lautes Klopfen an ihre Ohren und beide richteten ihre Blicke auf die Tür, die soeben von Ray aufgemacht wurde. Sein finsterer Blick schweifte nur kurz über Ireen und blieb an Sam hängen.

„Verschwinde Frau!“, zischte er, ohne sie eines einzigen weiteren Blickes zu würdigen. Ireen sprang wie von der Tarantel gestochen auf, wurde aber von Sam zurück gehalten.

„Wir reden später weiter.“, sagte er leise und lächelte sie an. Auch auf ihre Lippen legte sich ein leichtes Lächeln, bevor Ray noch näher trat und sie schnell aus dem Zimmer verschwand.

Ray trat neben Sam und musterte diesen nachdenklich.

„Was ist mit dir? Wirst du krank?“ Sam sah auf und tief in die grünen Augen seines Gegenübers. Ein bitteres Gefühl machte sich in ihm breit, als er an die anderen Grünen dachte, die ihn noch vor gar nicht so langer Zeit so warm und zärtlich angesehen hatten. Wieder fragte er sich warum er so dumm gewesen war und nicht bei Dean geblieben war, als er ein leichtes Rütteln vernahm.

„Hey! Sprichst du jetzt nicht mehr mit mir?“, Ray rüttelte noch etwas stärker an der anderen Schulter bis deren Besitzer zu blinzeln begann und ihn nun wirklich ansah.

„Wie? Was hast du gesagt?“, fragte Sam und richtete sich etwas auf, was seine Muskeln mit dem Gefühl eines leichten Wiederhall von Muskelkater, den er nicht gehabt hatte, belohnten. Ächzend legte er einen Arm auf den Bettrand und zog sich langsam aber sicher auf die Beine. Ray zog irritiert die Augenbrauen in die Höhe, während er Sam weiter beobachtete.

„Was ist mit dir los? Du siehst aus, als hätte dich jemand als Kauknochen verwendet.“ Sam schnaubte und setzte sich aufs Bett.

„Warum fragst du mich? Ließ doch einfach meine Gedanken.“, antwortete Sam grantig. Auf diese Unterhaltung hatte er ja mal sowas von keinen Bock. Konnte Ray nicht einfach rausrücken was heute anlag?

„Hey, wird mal nicht frech. Wenn ich deine Gedanken lesen könnte würd ich es tun, aber wie es scheint, hat sich hier jemand endlich mal ins Zeug gelegt und geübt. Aber dafür die ganze Nach durchmachen, hätte nun auch nicht sein müssen.“ Sam sah ihn verblüfft an. Kein Gedankenlesen?

„Du machst endlich Fortschritte. Wird aber auch langsam mal Zeit. Waltan stirbt sonst noch an Altersschwäche.“, grinste der etwas Größere und stieß Sam leicht an, der nur etwas schwankte, aber nichts darauf erwiderte.

„Man bist du heute ein Trauerkloß! Mach nicht mehr die ganzen Nächte durch. Das ist ja nicht zum Aushalten mit dir.“ Sam schmunzelte leicht, als Ray sich schmollend neben ihn setzte und die Arme vor der Brust kreuzte.

Schweigend saßen sie zusammen auf dem großen Bett und gingen ihren Gedanken nach.

Sam konnte noch immer nicht glauben. Seit er Dean wieder getroffen hatte, ging das mit seinen Kräften ja ganz schön schnell voran. Dean gab ihm den Antrieb, den er brauchte. Ohne ihn und das ersehnte Treffen hätte Sam nie so schnell das Teleportieren gelernt. Wenn Ray das wüsste würde er ausflippen. Sam fragte sich schon wie der andere neben ihm darauf reagieren würde, wenn er Dean wieder gegenüberstehen würde. Er wäre sicher nicht glücklich, schon gar nicht so wie Sam, aber würde es ihm überhaupt was ausmachen. Ray hatte sich Dean immer Feindseelig gegenüber verhalten, aber mochte er ihn wirklich nicht oder lagen sie alle falsch mit dieser Annahme?

Ray neben ihm zuckte plötzlich zusammen, was Sam aus seinen Gedanken riss. Er blickte zu dem anderen der eine Hand gegen seine Stirn schlug und sah diesen fragend an.

„Was ist denn los?“

„Ich hab total vergessen warum ich überhaupt hier bin. Ich soll dich zu ihm bringen.“, knirschte Ray und sprang auf die Beine. Sam blickte ihm irritiert nach.

„Zu wem?“

„Na, zu wem wohl? Zu IHM! Waltan will dich sehen.“ Sam riss die Augen auf zog laut die Luft ein. Seit er hier war, aß er zwar jeden Abend mit der Familie, aber Waltan war nie dabei gewesen. Er war ihm bis jetzt nicht einmal begegnet. Ray hatte immer gemeint, dass er entweder nicht da war oder keinen sehen wollte. Was wollte er wohl jetzt von ihm? Wie war er?

„Mach dir nicht zu viele Gedanken. Konzentrier dich lieber, dass er nichts von unserem Plan erfährt. Dann bist du so gut wie tot.“, grinste Ray und zog nun Sam auf die Beine, der seufzend neben ihm zum Stehen kam.

Warum war Ray so gelassen? Verstand er denn gar nicht, was in ihm gerade vor sich ging? Waltan war sowas wie ein Stiefvater, auch wenn Sam ihn nie als das ansehen würde. Ray hatte ihm schon einiges von ihm erzählt und nichts davon hatte ihn auch nur irgendwie sympathisch erscheinen lassen. Er wusste, dass das Kennenlernen da nicht viel ändern würde. Mit vor Aufregung schneller klopfendem Herzen folgte Sam Ray aus dem Zimmer in das Labyrinth der Flure des Hauses. Sam konnte sich in der Zeit nur den Weg zur Bibliothek merken. Zum Essen holte Ray ihn immer ab. Sam hatte zwar immer versucht sich den Weg zu merken, aber irgendwann kam er immer aus dem Takt und lag falsch. Ray hatte er von den Versuchen nichts gesagt. Bestimmt würde er ihn noch auslachen, wenn er davon erfuhr. Auch diesmal kam Sam nicht mit und trottete Ray schließlich nur noch missmutig hinterher. Die Flure waren, trotz der vielen Fenster an der linken Seite, dunkel. Nur wenig Licht drang wirklich ins Haus. Sam konnte dieses Gebäude nicht leiden. Es war kalt, verwirrend und überhaupt nicht einladend. Hier würde er nie freiwillig leben wollen.

Ray stoppte vor einer großen Metalltür, die weit über zwei Meter groß war. Sam schluckte trocken, als Ray klopfte. Er bekam keine Antwort von innen, trat aber selbstbewusst ein. Sam folgte ihm und sah sich um. Sie standen in einer großen Halle, in der Bobbys gesamtes Haus locker Platz gehabt hätte. Staunend sah er sich um. Die Halle fast leer. Ihm gegenüber war eine Art Trohn aus einem riesigen Felsen geschlagen, der eins mit der Wand dahinter war. Sam zählte fünf Stufen, die dort nach oben führten. Daneben, ebenfalls aus dem Felsen geschlagen, befand sich ein Becken, in das Sam keine Einsicht hatte.

„Ihr kommt spät!“, grollte eine tiefe Stimme hinter ihnen. Sam und Ray schnellten herum. Neben der Tür stand ein Riese von einem Mann. Er war bestimmt zwei Meter groß. Sam schluckte wieder und spürte wie sich eine Gänsehaut auf seinen Armen bildete.

„Verzeiht Herr.“, sagte Ray und senkte einen Blick auf den Boden. Sam sah vorn jenem zu dem älteren Mann, der locker an der Wand gelehnt stand und sich nun abstieß. Langsam umhüllte das spärliche Licht der Halle ihn und Sam konnte ihn besser sehen. Er war groß und verdammt muskulös. Ein ärmelloses, schwarzes Hemd und eine ebenfalls schwarze Hose waren das einzige was er am Körper trug. Seine Füße waren nackt. Er bewegte sich vollkommen lautlos auf sie zu. Ray hatte immer noch den Kopf gesenkt und wagte es nicht sich zu bewegen. Er hatte Waltan nicht sofort gehorcht.

„Was hat euch so lange aufgehalten?“, zischte Waltan leise, als er bei ihnen angekommen war. Ray überlegte, wie er aus dieser misslichen Lage rauskommen konnte, doch Waltan hasste es zu warten. Sam sah wie Ray keuchend zu Boden sank und sich leicht zitternd den Bauch hielt. Was war da eben passiert? Er hatte nicht sehen können, das Waltan ihn überhaupt berührt hatte.

Waltan sah gelangweilt auf seinen Sohn hinab.

„Lass uns allein!“ Ray keuchte etwas Leises und nickte. Langsam raffte er sich auf und ging in Richtung Tür.

„Schneller verdammt. Ich habe Besseres zu tun, als meine Zeit damit zu verbringen einem kriechenden Wurm zu beobachten!“, brüllte Waltan und Ray flüchtete aus dem Raum. Sam hatte die sich ihm bietende Szene schweigend beobachtet. Nie hätte er gedacht, dass Waltan selbst zu seinem eigenen Sohn so hart war. Sam zuckte erschrocken zusammen, als er bemerkte, dass Waltan nicht mehr vor ihm stand. Verwirrt sah er sich um und fand sich keine zehn Zentimeter von jenem entfernt wieder. Kalt musterte dieser ihn von oben bis unten.

„Das Träumen kannst du dir gleich abgewöhnen! Träume sind was für Schwache!“ Waltan trat an ihm vorbei und umrundete ihn einmal. Sam spürte wie die Gänsehaut intensiver wurde. Dieser Mann verbreitete in seiner Umgebung eine Kälte, wie Sam es noch nie erlebt hatte. Seine Nackenhaare stellten sich auf, als Waltan wieder vor ihm zum Stehen kam und ihm tief in die Augen sah.

„Dein Name ist Samuel?“ Sam nickte und spürte plötzlich ein wildes Ziehen in seinem Körper und schließlich die harte Wand in seinem Rücken und den Schmerz, der von diesem ausging. Die ganze Luft wurde aus seinen Lungen gepresst und zwängte sich durch seinen Rachen, der von einer, der beiden riesigen Pranken Waltans, etwas zu gedrückt wurde.

„Komm mir nicht blöd und sprich ordentlich!“, zischte dieser und stieß ihn zur Seite weg. Sam konnte sich gerade noch fangen und hielt sich den schmerzenden Hals, während er keuchend Luft holte.

„Du hast die gleichen Augen wie sie.“ Sam sah wieder zu dem anderen Mann, der mit gekreuzten Armen vor ihm stand.

„Sie hatte nicht das Recht dich mir vor zu enthalten. Ich hatte fast wirklich geglaubt, dass sie dich lieber tötet, als dich zu mir zu lassen, aber jetzt bist du hier. Und sie ist tot.“ Waltans Lippen verzogen sich leicht, als Sam sich wieder aufrichtete und ihn finster anblickte.

„Sehe ich da etwa Zorn in deinen Augen?“ Sam schwieg und spürte im nächsten Moment, wie sein Kopf zur Seite geschlagen wurde. Schmerz strahlte durch seinen Kopf und ließ ihn erst mal verwirrt blinzeln. Waltan war echt schnell, doch diesmal hatte er ihn nicht ernsthaft geschlagen.

„Du sollst sprechen!“, brüllte Waltan, doch Sam sagte nichts. Was sollte er auch sagen?

„Bist du stumm oder kapierst du es einfach nicht?“ Waltan kam wieder bedrohlich auf ihn zu.

„Trotzig wie das dreckige Jägerpack bei denen du versteckt wurdest, was? Das werde ich dir schon noch austreiben. Genauso wie ich es ein paar von deinen Freunden ausgetrieben habe. Gewinselt haben sie. Wie Tiere.“ Sam schnaubte wütend und stürmte auf Waltan zu, der jedoch viel schneller war.

„Mit dir werde ich mich wohl noch etwas beschäftigen müssen!“, meinte Waltan und schlug den Jüngeren mit voller Kraft zu Boden.

Sam spürte, noch bevor er auf den Boden schlug, wie es schwarz vor seinen Augen wurde und er in der Bewusstlosigkeit versank. Aus weiter Ferne konnte er noch ein leises Lachen hören, aber nicht mehr drauf reagieren.

Das etwas andere Training

Es war fast neun Uhr am Morgen, als Dean seinen Impala auf den Hof der Fergusons lenkte. Er stellte den Wagen neben Bobbys und die anderen, stieg aus und ging aufs Haus zu. Es war noch recht kühl von der Nacht, aber ein sonniger Tag kündigte sich an. Es schien, als wolle es nun doch Frühling werden. Der Hof lag still vor ihm. Er fragte sich ob die anderen schon wach waren und sein Verschwinden bemerkt hatten. Die Frage wurde ihm sogleich beantwortet, als sich eine große, starke Hand auf seine Schulter legte und ihn grob zum Stehen bracht. Ertappt drehte Dean sich um und sah in die finster drein blickenden Augen von James.

„Schon so früh unterwegs?“, fragte er kalt. Dean drehte sich komplett zu dem anderen um. Im Hintergrund sah er Lukas, der, wenn das überhaupt noch möglich war, noch düstererem Blick. Dean sah wieder zu James auf, der wohl tatsächlich auf eine Antwort wartete. Der Jüngere senkte den Blick. Er konnte James nicht sagen, dass er bei Sam war. Das würde Blake sofort rausfinden und dann war er geliefert. Außerdem wollte er nun wirklich nicht riskieren, dass James erfuhr, was sie gemacht hatten. Beth´s Warnung halte noch irgendwo im hintersten Teil seines Kopfes wieder.

„Ich hatte noch etwas zu erledigen.“, gestand er, ohne näher darauf eingehen zu wollen. James schien das zu merken und fragte nicht weiter nach. Seufzend verschränkte er die Arme vor der Brust.

„Melde dich kurz drinnen. Beth hat sich Sorgen um die gemacht, als sie dich heute Morgen wecken wollte und geistert seit dem durchs Haus. Danach und ohne Umweg kommst du in die Scheune dort hinten!“, befahl James und ging ohne einen weiteren Blick auf Dean, mit Lukas im Schlepptau zu dem besagten Ort. Beim Vorbeigehen stieß Lukas Dean grob gegen die Schulter, was diesen, der nicht damit gerechnet hatte, etwas aus der Bahn warf. Verwundert sah er den beiden nach. Lukas schien ihn wirklich zu mögen. Dean sah, wie James und dann auch Lukas stoppten und sich wieder zu ihm umdrehten.

„Du sollst zu Beth gehen und hier nicht so nutzlos rumstehen!“, rief James. Dean nickte knapp und ging schnellen Schrittes aufs Haus zu. Das war ja hier fast wie damals mit Dad, dachte er und sprang galant die zwei Stufen der Veranda hoch. Er wollte gerade die Tür öffnen, als der Türgriff schon hinunter gedrückt wurde und Beth ihm aufgeregt entgegen kam.

„Wo hast du gesteckt? Und warum hast du uns nicht Bescheid gegeben?“, schrie ihm die etwas kleinere Frau wütend entgegen. Aus ihren Augen sprühten Zornesfunken, was Dean nie geglaubt hätte bei ihr sehen zu können.

„Ich hatte in der Stadt was zu erledigen und….“, wiederholter er das, was er auch James erzählt hatte, in der Hoffnung, dass auch sie sich nur damit zufrieden geben würde.

„Und warum hast du uns nicht Bescheid gegeben? Denkst du wir hätten dir untersagt das Haus zu verlassen?“ Dean sah sie abschätzend an. Er wusste nicht was er darauf antworten sollte. Verärgern wollte er sie nun wirklich nicht.

„Solange du in unserem Haus wohnst, sag Bescheid wenn du gehst oder wieder da bist. Du brauchst uns nicht zu sagen wohin oder warum du gehst, aber wir wollen wissen wann du ungefähr wieder da bist.“ Dean nickte. Er hatte das starke Gefühl hier als Sohn verwechselt zu werden. Die beiden benahmen sich wie überreizte Eltern. Eigentlich hatte Dean gedacht diese Zeit hinter sich zu haben, aber Beth und James sahen das wohl ganz anders.

Dean folgte Beth ins Innere des Hauses. In der Luft hing der unverkennbare Geruch von gebratenem Speck. Wie auf Kommando knurrte Deans Magen laut auf und ließ diesen leicht zusammen fahren. Er hatte sich kurz nach Sam auf den Weg gemacht und Unterwegs nichts mehr gegessen. Erneut knurrte sein Magen laut, als wolle er ihm zustimmen und darauf hinweisen, dass Speck jetzt perfekt wäre. Beth lächelte, als sie Deans Magen hörte und zog ihn sanft mit in die Küche, wo sie ihn auf den nächsten Stuhl beförderte.

„Bleib sitzen. Ich mach dir erst mal Frühstück.“

„Danke, aber James meinte ich soll in die Scheune kommen…“

„Keine Widerrede. So ausgehungert kommst du eh nicht weit. James kann ruhig noch ein paar Minuten warten, bis du fertig bist.“ Dean mochte sie wirklich. Mit glücklichem Gesicht lehnte er sich zurück. Sam hätte wirklich perfekt in diese Familie gepasst, dachte er, während er den Staubflocken zusah, die in den vereinzelten Strahlen der Sonne, die durch das Küchenfenster schien, tanzten.

Eine liebevolle Großmutter, die einen gern bemuttert. Und einen Großvater, mit dem er viel Spaß haben würde, der aber auch mal streng sein konnte. Dean beschloss alles zu tun, dass die beiden Sam kennen lernen würden. Sie und Sam hatten sich verdient.

Erschrocken zuckte er leicht zusammen, als Beth einen Teller mit Eiern, Speck und Toastbrot vor ihm abstellte.

„Schlafen solltest du nachts. Und nicht die ganze Zeit durch die Gegend fahren.“, meinte sie und setzte sich ihm gegenüber. Sie bettete ihr Kinn auf die Hände und sah ihm beim Essen zu.

Dean stopfte das Essen nur so in sich hinein, achtete nicht darauf genau zu kauen und schluckte gierig. Beth war eine wahnsinnig gute Köchin. Breit lächelnd beobachtete sie ihn, wie er da mit vollen Backen saß und gar nicht genug bekam.

„Sagst du mir wo du warst?“, fragte Beth. Dean sah auf, direkt in ihre Augen, die ihm warm entgegen leuchteten. Er schluckte das, was er im Mund hatte runter und legte die Gabel neben seinen Teller.

„Das kann ich nicht. Noch nicht, aber du wirst die Erste sein, die es erfahren wird. Versprochen.“, meinte Dean lächelte etwas und griff wieder zur Gabel, der Teller war noch nicht leer.

„Wo sind Bobby und die anderen beiden?“

„Sie wollten sich mit den anderen Jägern hier treffen und vom Stand der Dinge erzählen. Wir brauchen die Hilfe von allen.“

„Sollte ich ihnen nicht besser helfen?“

„Du bist doch zum Trainieren gekommen. Die Drei schaffen das schon allein und du bleibst bei James, bis er sagt, dass du gehen kannst.“, erklärte Beth lächelnd und legte den Kopf etwas schief, was sie jünger erscheinen ließ. Wie ein kleines Mädchen.

Dean brauchte nicht lange, um den Teller vollständig zu leeren und die große Portion, die Beth vor ihn gestellt hatte sicher in seinen Magen zu bringen.

Jetzt lehnte er sich satt zurück und atmete tief durch. Beth erhob sich und räumte den Teller weg.

„Was sitzt du denn hier noch rum?“, fragte Beth, die den Teller abgespült, abgetrocknet und ins Regal zurück gestellt hatte. Mit den Händen in die Hüften gestemmt stand sie vor ihm. Fragend zog er eine Augenbraue in die Höhe.

„Träum nicht schon wieder. James und Lukas warten draußen auf dich!“

Ach ja, da war ja noch was, dachte Dean und verzog das Gesicht. Schnell stand er auf, bedankte sich nochmal fürs Essen und verließ das Haus.

Schnellen Schrittes überwand er die kleine Streck zwischen Haus und Scheune und trat in den Schatten des großen, schweren Tores.

„Du hast dir ganz schön Zeit gelassen.“, meinte Lukas, der lässig zu Deans linken Seite stand und ein langes Seil sorgfältig aufrollte.

Dean beachtete ihn nicht weiter und trat ein. Verblüfft erkannte er, dass die gesamte Scheune innen umgebaut worden war. Wenn man drinnen war, erkannte man die Scheune nur noch an wenigen kleinen Merkmalen. An den Seiten waren Regale mit Waffen aus allen Zeiten der Menschheit. Speere, Äxte, Sicheln, alle Arten von Stöcken und Knüppeln, Messer, Schwerter, Bögen, Schusswaffen und so weiter. Dean konnte sich gar nicht satt sehen an der Auswahl, die sich vor ihm erstreckte.

„Wie ich sehe gefällt dir meine Sammlung.“, ertönte eine tiefe Stimme hinter ihm. Dean drehte sich zu James um, der in Trainingshose und Shirt da stand. In beiden Händen hielt er je einen langen Holzstab. Dean nickte ihm zu und legte seine Jacke ab, die er unbeachtet neben dem Regal zu Boden warf. James warf ihm einen der Stäbe zu und ging in der Mitte der Scheune in Position. Das Training hatte begonnen.
 


 

Drei Tage war es erst her, seit Sam Dean gesehen hatte, aber ihm kam es vor wie eine Ewigkeit.

Sam lag auf seinem Bett und konzentrierte sich seit einer Stunde nur darauf zu atmen. Ein und aus. Ein und aus. Einfach nur atmen und nicht an das denken was noch kommen wird. Vor drei Tagen hatte er Waltan kennengelernt. Den Mann, mit dem seine Mutter gebunden war, als sie mit seinem leiblichen Vater zusammen war und dessen Blut und Kraft in seinen Adern floss. Seufzend versuchte Sam sich auf die Seite zu legen, doch sein Rücken machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Keuchend sank er zurück, als ein stechender Schmerz von seinen Schultern nach unten strahlte.

Alle paar Stunden rief Waltan ihn zu sich und versuchte ihn zu brechen. Natürlich hatte er herausgefunden, wie er gelebt hatte und das er von einem Jäger auf- und erzogen wurde. Das war ihm natürlich ganz und gar nicht recht gewesen. Er hegte einen Hass auf jeden Jäger, der noch atmete und würde nicht ruhen, bis er den Letzten gefunden und zur Strecke gebracht hatte. Und das versuchte er auch Sam ein zu trichtern. Sam sollte die Jäger genauso hassen wie er und jedes Mal, wenn Sam sich dagegen wehrte, erntete er dafür Schmerzen.

Sams gesamter Körper war mit Blessuren in allen Stadien übersät. Sein Körper besaß zwar die Fähigkeit sich selbst zu heilen, aber dagegen kam er einfach nicht an.

Vorsichtig hob er einen Arm und bewegte ihn in Richtung Bettrand, wo Ireen für ihn etwas zu Trinken bereit gestellt hatte. Es fehlten noch ein paar Zentimeter bis zu dem Glas, als der Schmerz wieder ein setzte und er leicht zusammen zuckte. Mit aufeinander gepressten Zähnen griff er nach dem Glas und hob es an, doch das war zu viel. Plötzlich fing sein Arm unter dem Gewicht an zu zittern und das Glas entglitt seinen Fingern. Er hörte es leicht klirren, als es auf dem Boden landete und etwas weiter weg kugelte.

„Verdammt.“, zischte er durch die zusammen gepressten Zähne und zog den Arm zurück. Wenigstens schmerzte sein Rücken nicht, wenn er sich nicht mehr bewegte. Er wünschte sich ewig so da liegen zu können. Schmerzlos.

Sam hörte plötzlich ein Geräusch, dass vor seiner Tür immer lauter wurde.

„Nein! Bitte nicht…“, flüsterte er und kniff die Augen zusammen. Die Tür seines Zimmers wurde aufgerissen und achtlos ins Schloss geworfen. Laute, tiefe Schritte kamen auf ihn zu. Also war es schon mal nicht Ireen.

„Schläfst du?“, fragte Ray leise in der Nähe seines rechten Ohrs. Sam wollte sich einfach schlafend stellen, aber selbst das würde ihm nicht helfen. Langsam öffnete er seine Augen, aber sah nicht zu dem anderen, der neben ihm stand und ihn besorgt musterte.

„Warum hast du das Glas weggeschmissen?“, fragte Ray unschuldig, aber mit einem breiten Grinsen ins Gesicht. Sam versuchte ihm den bösesten Blick zu schicken, den er im Moment schaffen konnte.

„Es wird dir ganz und gar nicht gefallen, aber Waltan schickt nach dir.“ Sam stöhnte und wollte sich von dem Boten mit der schlechten Nachricht wegdrehen, doch sein Rücken meldete sich erneut.

„Keine Sorge, wenn du richtig reagierst bist du heute schnell raus und hast erst mal eine Zeit lang Ruhe.“ Sam drehte sich mit in Falten gelegter Stirn zu dem anderen um.

„Weißt du was?“ Ray drehte sich etwas um, sodass Sam ihn nur noch von der Seite sehen konnte. Er wirkte irgendwie bedrückt. Auch sein Grinsen war von seinem Gesicht gewischt.

„Was will er von mir?“

„Er hat einen Jäger gefangen und will, dass du ihn umbringst.“ Sam wollte sich entsetzt aufsetzten, was sofort mehrere Salven Schmerz durch seinen Körper schickte.

„Was? Das geht doch nicht. Das kann ich nicht tun!“, wehrte sich Sam, doch Ray regte sich nicht ein bisschen und setzte sich schließlich neben Sam, auf den Bettrand.

„Es liegt bei dir, Sam. Entweder du tötest ihn schnell und Waltan lässt dich fürs Erste in Ruhe oder der Jäger stirbt einen grauenvollen Tot durch Waltan und du gehst mit ihm durch die Hölle!“, erwiderte Ray und sah Sam tief in die Schock geweiteten Augen.

Wer hat Kenny getötet?

Warm sickerte die purpurne Flüssigkeit über die Klinge und über seine Finger, als er das Messer tiefer in das weiche Fleisch trieb. Ein abgehacktes Keuchen rann über die Lippen des anderen, der langsam in die Knie und schließlich zu Boden glitt.

Ein Zittern durchfuhr seinen Körper und ihm wurde kalt, als Sam den anderen Mann vor ihm sah. Erschrocken zuckte er zusammen, als sich Waltans schwere Hand auf seine Schulter legte und sich leicht zusammen zog. Sam blickte zu ihm auf. Waltan sagte aber nichts, nickte ihm kurz zu und verließ die Halle.

Sam sah ihm nach, bevor sich sein Blick wieder auf den Mann vor ihm richtete, der, sein Blut würgend, am Boden lag und mit einer Hand den Griff des Messers in seiner Brust umschloss.

Sam ging neben ihm auf die Knie und starrte auf das Messer, von dem nur der Griff noch zu sehen war. Er hatte das Herz verfehlt. Eigentlich wollte er genau treffen, damit es schnell vorbei sein würde, aber er hatte versagt. Die Brust des älteren Mannes hob sich immer hektischer, um möglichst viel Luft in die Lungen zu bekommen, was ihm aber auch nicht viel helfen würde.

Was hatte er nur getan?

Er hatte einen Menschen getötet. Okay, es war nicht das erste Mal, aber dieser Mann war unschuldig. Er war nicht böse, besessen oder hatte der Menschheit auf irgendeiner anderen Art und Weise geschadet. Ein Jäger. Der Mann, der vor ihm Blut spuckte war ein Jäger. Er hatte tagtäglich sein Leben riskiert, um Menschen vor dem Bösen zu retten. Genau wie Sam. Aber jetzt war alles anders. Sam war anders. Er hatte einen unschuldigen Menschen einfach so getötet. Sam war zu einem Monster geworden. Wie die, die er immer gejagt hatte, tötete er jetzt einfach so.

„D…danke…“, keuchte die fast nicht mehr vorhandene Stimme des alten Mannes, der ihm jetzt direkt in die Augen sah. Sein Mund, der auf der einen Seite durch eine riesige Narbe von oben nach unten geteilt war, verzog sich zu einem leichten Lächeln, das mehr ein Strich war.

„Sie werden sterben…“, hauchte Sam, doch der andere lächelte ihn weiter an.

„Das muss jeder ein Mal.“

„Aber…“

„Dank dir…hrgghh…kann ich schnell sterben. Ich bin alt. Und es gibt schlimmere Arten….hrgghh… zu sterben, als so….“, brach der Alte unter Bluthusten hervor. Seine Hand lag immer noch um den kalten Messergriff, auf dem das bereits getrocknete Blut noch leicht glitzerte. In dicken Rinnsalen quoll der rote Lebenssaft aus dessen Mundwinkel und bildete eine kleine Pfütze. Sam musste etwas näher an den alten Mann rutschen, da er die Worte nicht mehr verstand, die der andere von sich geben wollte.

„Nimm…es dir….nicht so zu Herzen…Junge. Ich…danke dir…das du es warst…“, stotterte er und versuchte den Husten zu unterdrücken. Sam legte ihm sanft eine Hand auf die bebende Brust, die schon nicht mehr so hektisch in Bewegung war, wie vor ein paar Minuten.

Er spürte das warme Blut, das immer schneller aus der schlitzförmigen Wunde quoll und das einst weiße Hemd, das ab und an ein paar dunklere Flecken hatte, in ein tiefes Dunkelrot färbte. Das Gesicht des Mannes wurde immer bleicher und seine Lippen wurden schon leicht weiß.

„Du bist ein Jäger?“, flüsterte der Alte ganz leise vor sich hin. Sam beugte sich zu dessen Gesicht herab, um auch jedes Wort genau zu verstehen. Er nickte kurz zur Antwort.

„Du musst hier weg…hrghh…und dir Hilfe holen. Du musst Waltan stoppen…hrggh…“, hustete der Alte, der sichtbar immer schwächer wurde. Sam wurde sich bewusst, dass er es nicht mehr lange machen würde und griff nach dessen anderer Hand, die die sich nicht um den Messergriff fest gekrallt hatte und drückte sanft zu, um ihm zu zeigen, dass er noch da war.

„Kein Sorge, Waltan ist nicht mehr lange hier.“, versicherte Sam ihm, was ein weiteres sanftes Lächeln auf dessen Gesicht erscheinen ließ, bevor sein Atem abrupt stoppte und sein Kopf zur Seite fiel. Die Augen des alten Mannes schlossen sich langsam, aber für immer.

Sam senkte seinen Blick, der daraufhin auf seine Hände gerichtet war, die völlig mit dem Blut des anderen benetzt waren. Seine Augen weiteten sich geschockt, als er das glänzende, rote Blut erblickte. Panisch versuchte er es an seiner Hose ab zu wischen, doch es ging nicht ab, verschmierte sich nur mehr und mehr, bis auch seine Hode große tiefe Flecken aufwies. Doch was interessierte ihn der Fleck in der Hose?

Er hatte einen Menschen getötet. Okay, der hatte sich zwar bedankt, denn durch Waltan zu sterben war sicherlich viel schlimmer, aber das war nicht was ihn störte. Er, Sam, hatte einen unschuldigen getötet. War er überhaupt noch der Mensch, als der er in dieses Haus gekommen war oder hatte sein anderes Blut bereits so viel von ihm in Besitz genommen, dass er zu dem wurde was er bisher gejagt hatte. War da überhaupt noch irgendetwas in ihm was dem Sam von Früher glich? Er hatte sich in den letzten Tagen verändert. Das konnte er nun wirklich nicht leugnen. Seine Kräfte sind stärker geworden und auch sein Denken hatte sich verändert. Und so wie es jetzt aussieht auch seine Taten.

Betrübt setzte Sam sich auf den Boden und zog seine langen Beine an die Brust. Was hatte er nur getan? Dean würde ihn gar nicht wieder erkennen. Blutverschmiert. Unschuldiges Blut klebte an ihm. An seinen Händen und seiner Kleidung. Überall war es. Sam konnte es sogar noch sehen, wenn er die Augen schloss. Immer wieder zogen Bilder von dem sterbenden Mann, wie er keuchte und hustete, vor seinem inneren Auge vorüber. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken, wenn er daran dachte was Dean wohl dazu sagen würde. Er hatte das Blut von einem unschuldigen Menschen an seinen Händen. Jetzt war er zu dem geworden, wovor Dean und er die Menschen sonst immer hatte retten wollen. Würde er jetzt der Gejagte sein? Verübeln konnte er es keinem. Er war nicht mehr gut.

Hatte Waltan am Ende gewonnen? Er hatte Sam´s Willen gebrochen und ihn etwas machen lassen, was er nie gemacht hätte. Ja, den ersten Kampf hatte er gewonnen, aber den Krieg würde er gewinnen, schwor sich Sam und ballte die Hände zu Fausten.

Wieder fiel sein Blick auf den Alten. Ein leichtes metallisches Glänzen irritierte ihn. Neugierig streckte er eine Hand danach aus. Es war ein Anhänger. Eine Hundemarke, wie sie die Soldaten tragen. Sam löste den Verschluss der Kette und nahm den alten Anhänger an sich. Er war bestimmt schon über vierzig Jahre alt, glänzte aber immer noch tadellos. Auf der einen Seite war das Zeichen seiner Kompanie eingestanzt und auf der anderen waren der Name und das Geburtsdatum angegeben.

Kenneth Simmons stand dort in dicken Druckbuchstaben. Sam betrachtete den Anhänger und spürte Reue in sich aufsteigen. Er hätte versuchen müssen ihn zu retten. Es hätte sicher noch eine Möglichkeit gegeben den alten Mann zu retten, ohne ihn zu töten. Waltan wäre zwar alles andere als erfreut gewesen, doch Sam durch litt lieber die schlimmsten Schmerzen, als andere für sich opfern zu lassen.

Erneut fiel sein Blick auf den alten Mann, der Kenneth hieß und jetzt abgestochen wie ein Schwein vor ihm lag. Tränen kämpften sich aus seinem Innersten nach oben hinauf und verschleierten ihm schon leicht die Sicht. Er wollte nicht weinen, doch mit jedem Schluchzen, das seiner Kehle entkam, steuerte er näher an die Grenze, die schließlich brach. Heiße Tränen brannten auf seiner Wange, als er dem Gefühl nach gab, das über ihn herein fiel. Kälte machte sich in seinem Körper breit und ließ nichts als eine tiefe Leere in ihm zurück. Sam spürte einen dicken Kloss im Hals, was ihn ein paar Mal Schlucken ließ, aber nicht verschwand. Erschöpft und immer noch weinend legte er seinen Kopf auf die Knie ab. Die Hände hatte Sam immer noch zu Fäusten geballt neben sich. Die scharfen Ecken und Seiten durchbrachen seine Haut, bis sie blutete, doch das störte ihn nicht. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er zu Kenneth, obwohl er durch die Tränen nichts sehen konnte und wippte immer wieder vor und zurück. Sein Gesicht, das schon leicht gerötet war, war vor innerem Schmerz verzogen. Abgehackt atmend strich Sam sich mit der freien Hand durchs Gesicht und schließlich durch die Haare, in die er sich auch gleich verkrallte.

Er würde ein Monster werden. Das wusste Sam jetzt. Vor ein paar Wochen wäre ihm das noch egal gewesen, aber jetzt hatte er Dean wieder. Er wollte bei ihm sein, wenn sie das alles hinter sich hatten. Aber würde Dean ihn überhaupt wieder haben wollen, so wie er jetzt war oder in nächster Zeit sein würde? Oder würde er in ihm nichts weiter sehen, was er auch in Ray und Waltan sah? Ein Monster, das so schnell wie nur irgend möglich vernichtet werden müsste?

Der Tränenfluss wurde immer schlimmer. Er nahm bereits nur noch Licht und Schatten war. Etwas weiter weg konnte er das Flackern von ein paar Kerzen sehen, aber mehr auch nicht. Nicht, dass es ihn im Moment auch nur ein Bisschen interessierte. Sam spürte nur die Kälte um ihn herum und in ihm drin. Alles war kalt. Aber ihm war es egal. Das einzige was ihn interessierte war der Gedanke, dass er durch seine Tat Dean vielleicht für immer verloren hatte. Auch das leichte Ziehen in seinem Bauch, das nach und nach immer stärker wurde, nahm er nur noch nebensächlich war.
 

Dean schnaubt. Er konnte so viel Luft, wie seine Lunge verlangte gar nicht einatmen ohne zu platzen. Seit zwei Tagen hatte James Ferguson ihn unter seine Fittiche genommen. Er hatte sich eigentlich immer für recht durchtrainiert und generell für fit gehalten, aber nach ein paar Stunden hatte er eingesehen, dass dem ganz und gar nicht so war. Nach vier Runden um den Hof hatte er schon gekeucht, wie ein altes Walross. Lukas, der das Training ebenfalls absolvierte grinste nur frech. Diesen kleinen Zwerg konnte er echt nicht ab. Bei jeder ihm nur bietenden Gelegenheit hielt er Dean vor was er alles konnte. Wenn Dean beim Hanteln stemmen achtzig Kilo hob, hob dieser provozierend hundert. Nicht, dass Dean sich davon beeindrucken ließ, aber es nervte schon, dass Lukas alles als Wettbewerb ansah. Dean fühlte sich im Vergleich mit dem grünen Gemüse richtig alt.

Jetzt saß er am Rand der Scheune und beobachtete Lukas beim Trainieren mit den Waffen, während er die frisch gemachte Limonade von Beth trank. Die Pause hatte er sich redlich verdient. Seit nunmehr vier Stunden stand er nun schon auf den Beinen und brachte ein Training nach dem anderen hinter sich. Es war zwar schon etwas wärmer draußen, aber trotzdem immer noch unter zehn Grad, aber ihm lief der Schweiß nur so aus den Poren.

Dean sah wieder zu Lukas, der mit dem langen Stab kraftvoll auf einen Sandsack einschlug und die heute Morgen erlernten Bewegungen immer wieder und wieder wiederholte.

„ Du musst den linken Fuß mehr nach hinten setzten, dann kannst du mehr Kraft aus dem Schlag rausholen!“, rief Dean ihm grinsend zu. Lukas warf ihm nur einen finsteren Blick zu, sagte aber nichts. Dean konnte aber bei den nächsten Bewegungen sehen, dass er seinen Rat umsetzte und den Fuß weiter zurück setzte. Der Junge mochte ihn zwar nicht, aber wenn Dean ihm etwas sagte überhörte er es nicht gleich und dachte zumindest darüber nach.

Dean drehte den Kopf zur Seite und sah zur umgebauten Pferdebox hinter ihm. Hatte er nicht gerade etwas gehört? Schulterzuckend drehte er sich wieder weg und nahm erneut einen großen Schluck von der besten Limonade, die er bis jetzt trinken durfte. Ein leises Poltern und ein anderes Geräusch ließen ihn wieder umfahren. Was war das? Neugierig erhob Dean sich und ging auf die Box zu, in der James jetzt alle möglichen Waffen verstaute. James würde es sicher nicht gut heißen, wenn sich zum Beispiel ein Mader an seine Waffen verging. Auf dem Weg nahm er sich eine kleine Axt und schlich leise weiter. Er war fast an der Box, als erneut ein Geräusch erklang. Verwirrt verzog Dean das Gesicht. Das hörte sich an wie ein Mensch, aber wer sollte sich hier rein verirren? Ein Obdachloser?

Nur noch zwei Schritte. Dean hob die Axt leicht an, um schnell zuschlagen zu können, falls es sich doch um irgendein Nagetier handeln sollte, als sein Blick auf eine zusammen gekauerte Gestalt am Boden fiel. Verblüfft ließ er die Axt zu Boden fallen. Was war denn hier los?

Durch das dumpfe Poltern der Axt schreckte der Kopf der Person hoch und Dean sog erschrocken die Luft ein.

„Sam? Wie kommst du denn hier rein?“, fragte er und war nach wenigen schnellen Schritten bei dem anderen. Der Jüngere zitterte am ganzen Leib und sah ihn aus verheulten Augen an. Seiner Kehle entkam kein Wort, nur erstickte Schluchzer. Dean legte eine Hand auf dessen Schulter, was ein erschrockenes Zucken zur Folge hatte. Deans Blick streifte den anderen und blieb entsetzt an dessen Kleidung und Händen hängen.

„Verdammt! Bist du verletzt?“, fragte er mit leichter Panik in der Stimme und wollte gleich überprüfen, ob Sam Wunden am Körper hatte, aber der Jüngere hielt seine Hände fest und schüttelte nur den Kopf. Sam konnte die Tränen gar nicht mehr zurückhalten und gab sich schließlich auch gar keine Mühe mehr. Schnell und mit festem Griff zog er Dean an dessen Schultern zu sich in eine Umarmung.

Dean wusste nicht so recht, was mit dem anderen los war, wehrte sich aber nicht gegen diesen. So hatte er Sam noch nie gesehen. Nie war Sam so aufgelöst, verheult und ängstlich gewesen. Das machte Dean selbst jetzt auch ein wenig Angst, doch er unterdrückte dieses Gefühl einfach. Sam war jetzt wichtiger.

„Was ist passiert, Sam?“

Lang ersehnte Spur

Dean wusste nicht so recht, was mit dem anderen los war, wehrte sich aber nicht gegen diesen. So hatte er Sam noch nie gesehen. Nie war Sam so aufgelöst, verheult und ängstlich gewesen. Das machte Dean selbst jetzt auch ein wenig Angst, doch er unterdrückte dieses Gefühl einfach. Sam war jetzt wichtiger.

„Was ist passiert, Sam?“
 


 

Alles was Sam spürte war die Wärme, die von Dean ausging, der ihn immer noch in seinen Armen hielt.

Das Zittern und die Gänsehaut, die seinen gesamten Körper bedeckte, ließen langsam nach. Er beruhigte sich, schniefte nur ab und zu noch ein bisschen. Dean strich ihm sanft über den Rücken und hielt ihn. Er fragte nicht mehr nach, war einfach nur bei ihm. Sam lächelte leicht, als er bemerkte wie sicher und behütet er sich gerade fühlte, zog den anderen noch näher an sich und innerlierte dessen Geruch. Er schloss die Augen für einen Moment und stellte sich vor, dass alles in Ordnung sei. Er hätte nicht vor kurzem einem Menschen das Leben genommen, ihnen stände kein Kampf bevor und sie wären auch nicht getrennt.

Moment. Wie kam Dean eigentlich hier her? Wie hatte er das Haus der Familie gefunden? Und wie war er unbemerkt hier eingedrungen?

Fragen über Fragen sammelten sich hinter Sams breiter Stirn, doch keine verließ seinen Mund. Er wollte den Moment solange genießen, wie er konnte. Einfach mal vergessen was um sie herum geschah. Sam hob einen Arm etwas an und strich Dean vorsichtig über die kurzen Nackenhaare, die sich unter seiner Berührung aufstellten.

„Sam?“, fragte Dean so leise, das es fast nur ein hauchen gewesen sein konnte und löste sich etwas von ihm. Sam grummelte leicht, sagte aber nichts. Der Ältere blickte in das Gesicht seines Gegenübers, das ziemlich blass war. Sams Augen waren vom Weinen noch ganz gerötet. Dean hob seine rechte Hand und wischte eine Träne, die noch immer auf Sams Wange lag, vorsichtig weg.

Der Jüngere hielt seinen Blick gesenkt. Noch nie hatte er so aufgebracht vor dem anderen gestanden. Jedenfalls nicht mehr seit ihrer Kindheit.

„Was ist passiert?“, fragte Dean noch einmal nach. Sam senkte nun ganz den Kopf und sah auf den grauen, kalten Boden.

„Bist du wirklich nicht verletzt?“ Dean sah skeptisch auf das Blut, welches an den Sachen des anderen klebte. Bei der Menge konnte es sich nur um eine tiefe Wunde handeln, aber der Jüngere wirkte nicht, als wäre er verletzt und er hatte diese Frage immerhin schon einmal verneint. Was war nur passiert? Dean wusste nicht was er tun sollte. Er erhob sich leicht und setzte sich nun neben Sam, an die Wand, ein Regal im Rücken und betrachtete das Profil des anderen, der wie gebannt auf seine Beine starrte.

„Sam?“ Sam schreckte aus seinen Gedanken und sah Dean kurz in die Augen. Er sah auf seine Hand, die sich immer noch krampfhaft um den Anhänger schloss. Sollte er es Dean erzählen? Wie würde der andere reagieren?

Sam verfiel wieder in nachdenkliches Schweigen, was Dean ganz und gar nicht in den Kram passte. Er sah, dass etwas los war, doch es kam einfach kein Wort über die Lippen des anderen.

„Sam, wenn du mir nichts sagst, kann ich dir nicht helfen.“, sagte Dean ruhig und legte eine Hand auf Sams Arm. Am liebsten hätte er den anderen gepackt und ihn so richtig ausgequetscht, doch er sah ein, dass er hier damit nicht unbedingt weiter kam. Mühsam unterdrückte er den Drang Sam mit Fragen zu bombardieren und wartete geduldig darauf, dass dieser selbst anfing. Sam öffnete den Mund, schloss ihn aber gleich darauf wieder. Was sollte er eigentlich sagen? Er sah auf Deans Hand hinab, die sich keinen Millimeter weg bewegt hatte. Er beschloss Dean alles zu erzählen. Er vertraute dem anderen und hoffte, dass dieser nicht so reagieren würde, wie er befürchtete. Sam hob seine linke Hand und zeigte Dean, was er in dieser verbarg. Seine Hände waren immer noch voller Blut, das durchs Trocknen dunkler geworden war. Der kleine Anhänger war über und über damit besudelt, doch man konnte noch genau erkennen was in ihm eigraviert worden war.

Dean hob eine Augenbraue an und sah fragend zu Sam auf, dessen Gesicht schon wieder sehr traurig wirkte und erneut blasser wurde. Sam wirkte fast krank.

Dean nahm den kleinen Gegenstand aus Sams Hand und betrachtete ihn genauer. Er wusste natürlich um was es sich dabei handelte, aber wie war Sam zu diesem hier gekommen. Fragend richtete er seinen Blick wieder auf Sam, der ihn beobachtet hatte. Sein Gesicht war fast schmerzlich verzogen.

„Woher hast du das?“ Sam senkte den Kopf.

„Von seinem Besitzer. Er gab ihn mir bevor er starb…“, Sam brach ab und lehnte sich an Deans Schulter. Dean wusste nicht was er davon halten sollte und drehte den Anhänger in der Hand. Das Blut hatte ihn schon stutzig gemacht, aber Sams Verhalten sagte ihm alles.

„Hast du ihn getötet?“, fragte er ruhig und versuchte jede Spur von Ärger, Zorn und Groll in seiner Stimme zu unterdrücken. Er konnte sich schon denken, was der andere gerade durchmachte. Sam nickte.

„Waltan hat ihn gefangen und mich gezwungen ihn zu töten…Dean, er war unschuldig. Und noch dazu ein Jäger…“, sagte Sam aufgebracht und spürte wieder Tränen in seinen Augen hochsteigen. Dean sagte nichts und sah nur auf den Anhänger in seinen Händen, der genauso Blutig war, wie die Klamotten an Sams Körper. Er hatte es also getan. Sam hatte die Grenze überschritten und einen Unschuldigen getötet. Dean wusste, dass das Dämonenblut in Sams Adern keineswegs schuldlos war. Dämonen werden von ihrem Blut angetrieben Böses zu tun. War sein Sammy jetzt auch schon so weit getrieben worden? Konnte er ihn noch retten oder war er bereits zu weit gegangen?

„Warum?“, fragte Dean leise, aber blickte nicht auf. Er hatte nicht bemerkt, dass Sam sich von ihm entfernte.

„Waltan hat mich gezwungen! Hätte ich es nicht getan hätte er ihn getötet.“

Sam spürte wie ein Kloß ihm das Atmen schwer machte und schluckte ein paar Mal trocken.

„Ray meinte, wenn ich es nicht schnell mache, macht Waltan es selbst. Und er würde sich Zeit lassen. Ich hatte keine Wahl…“

„Man hat immer eine Wahl…“, murmelte Dean sehr leise. Sam verstand allerdings jedes Wort, als hätte der andere ihn angeschrien. Jedes Wort war wie ein kleiner Schnitt auf der Haut und brannte.

Sam sah Dean vorsichtig von der Seite an und bemerkte natürlich sofort, dessen versteinertes Gesicht. Dean war sauer auf ihn. Böse über das was er getan hatte. Er reagierte fast genauso, wie Sam sich es gedacht hatte. Deans Blick öffnete erneut alle Schleusen bei Sam. Heiße Tränen brannten ihren Weg abwärts. Sam unterdrückte ein Schluchzen. Er machte kein verdächtiges Geräusch, was Dean vermutlich aus dessen Gedanken reißen würde und rutschte seitlich von Dean weg.

Dieser bemerkte nichts, abgelenkt von seinen Gedanken, wie er Sam da nur wieder rausbekommen konnte. Er bemerkte auch nicht Sams plötzliches Verschwinden, das genauso leise wie sein Eintreffen war. Er stierte nur auf den kleinen Anhänger, dessen obere rechte Seite sauber war und ihn an glitzerte.

„Hey, träumen kannst du nachts! Komm endlich wieder weiter trainieren!“, rief plötzlich eine laute, tiefe Stimme rechts von Dean. Erschrocken sah dieser zu Lukas auf, der mürrisch in dem kleinen Türrahmen stand. Dean blinzelte ein paar Mal und sah zu Sam, wo aber niemand mehr war. Er saß allein an das kleine Regal gelehnt auf dem Fußboden. Fluchend sprang er auf die Beine und sah sich um. Sam war wirklich weg. Verdammt! Warum hatte er das nicht mitbekommen? Sam dachte wahrscheinlich sonst was von ihm. Immerhin hatte er nichts zu der Sache gesagt, was den anderen irgendwie beruhigen könnte. Warum passierte das immer ihm?

„Verdammt noch mal…“, zischte er und stapfte auf Lukas zu, der unbeeindruckt seinen Weg verstellte. Dean sah mit funkelndem Blick auf den Kleineren herab und packte diesen am Kragen.

„Wenn du dich nicht sofort bewegst und dein verdammtes Verhalten mir gegenüber nicht sofort änderst, fängst du dir eine. Und ich kann dir sagen, Dresche verteilen ist eine meiner Stärken!“, bellte Dean dem Kleinen entgegen, der erschrocken zu ihm aufblickte. Dean funkelte ihn noch kurz an und gab ihn schließlich frei. Lukas sprang ihm schon fast aus dem Weg, so eilig hatte dieser es. Dean beachtete ihn nicht weiter, lief aus der Scheune in Richtung Haupthaus. Er hoffte, dass Beth und James noch da waren. Beim Frühstück hatten sie gemeint, dass sie gegen Mittag in die Stadt zu einer Besprechung mit den anderen Jägern wollten.

Immer drei Stufen mit einmal nehmend sprang Dean auf die Veranda und hetzte ins Haus.

„Beth! James!“, schrie er, warf die Tür hinter sich zu und rannte in das Wohnzimmer. Kein James, keine Beth nur Ted, der auf der Couch saß und in der Zeitung blätterte.

„Die sind hinten. Was ist denn los?“, fragte Ted und sprang verdattert auf, als er Deans erschütterten Gesichtsausdruck sah. Dean sah ihn nur kurz an, wand sich aber sofort in die ihm genannte Richtung, weiter auf der Suche nach den Beiden, die auf ein erneutes Rufen von ihm im Flur erschienen und ihn fragend ansahen. Beth kam erschrocken auf ihn zu.

„Dean. Was ist denn los? Ist was passiert?“, fragte sie und musterte ihn schnell von oben nach unten, erleichtert keine Wunden zu entdecken.

„Nein…ich…“, Dean musste erst wieder genügend Luft holen, bevor er sich daran machen konnte den beiden alles zu erzählen. James und Beth musterten ihn zweifelnd. Er folgte ihnen ins Wohnzimmer, wo Ted wieder auf dem Sofa saß und ihm komische Blicke zuwarf. Beth führte ihn zu einem der Sessel und drückte ihn auf diesen.

„Wir haben keine Zeit mehr!“, brachte Dean schließlich hervor und löste mit diesen Worten gar nichts aus. James und Beth blickten ihn weiterhin fragend an und Ted wand sich wieder seiner Zeitung zu, ´die Jugend von heute´ murmelnd.

„Was meinst du? Hast du irgendetwas vergessen?“, fragte Beth verwirrt und sah zu ihrem Mann auf, der nur die Schultern zuckte.

„Nein, ich meine das wir keine Zeit mehr haben und endlich handeln müssen. Wir müssen Waltans Versteck finden und ihn vernichten.“ James verzog die Lippen zu einem breiten Lächeln.

„Denkst du wirklich, dass wir das nicht schon die ganze Zeit versuchen, Dean. Das wir dir nur beim Trainieren zugucken, bis du soweit bist und dann mit dir zusammen anfangen uns vorzubereiten? Wie naiv bist du denn, dass ich mein ganzes Vertrauen nur in dich lege. Lächerlich!“, grollte James und drehte ihm den Rücken zu. Im Augenwinkel machte Dean eine Bewegung aus. Lukas war leise ins Haus gekommen und stand neugierig im Türrahmen. Sein Blick verriet nichts darüber, was er über die kleine Standpauke von Dean eben dachte.

„Sam war eben hier!“, erwiderte Dean trocken, gespannt auf die Reaktion der Alten. James war tatsächlich stehen geblieben und drehte sich nun langsam wieder um. Beth hatte erschrocken die Hand vor den Mund geschlagen und starrte Dean mit weit aufgerissenen Augen fassungslos an. Lukas zeigte keine Regung, was Dean nur weit im Hinterkopf wunderte, aber kein Interesse fand und schließlich einfach vergessen wurde.

„Wo ist er jetzt?“, schaltete sich nun auch Ted ein, der seine Zeitung unbeachtet auf den Tisch warf und zu ihnen herüber kam.

„Ich weiß es nicht. Vorhin, während dem Training ist er plötzlich aufgetaucht und jetzt ist er wieder weg. Er hat mir das hier gegeben.“, plapperte Dean drauf los, ohne auf die anderen zu achten, die ihm schweigend, aber mit verwunderten Blicken betrachteten. Dean strich sich fahrig durchs Haar, atmete ein paar Mal ruhig ein und aus und ging auf und ab, während er alles über seine kurze Begegnung mit Sam erzählte. Als er schließlich endete setzte er sich völlig fertig auf den Sessel zurück auf den Beth ihn vorhin geschoben hatte und sah hoffnungsvoll zu den Älteren auf.

„Und du bist sicher, dass er nicht verletzt wurde?“, fragte Beth heiser und mit flehendem Blick. Dean nickte, war sich aber immer noch nicht so sicher.

„ Zeig mir den Anhänger.“, verlangte James. Dean legte das kleine Stück Metall in die offene Hand des Älteren, der es daraufhin genauer in Augenschein nahm. Er schien gute Augen für sein Alter zu haben, dachte er, als er sah, wie James es ohne Hilfe einer Brille begutachtete.

Dean sah ihn fragend an, als sich plötzlich seine Augen erschrocken weiteten.

„Kenny?“, flüsterte er leise. Beth trat an seine Seite. Er zeigte ihr das kleine Metall.

„Oh mein Gott, Sam hat Kenny getötet?“, entfuhr es ihr. Ihr Blick lag auf ihrem Mann, der äußerlich ruhig schien, doch der Schein trügt. Dean konnte ein undefinierbares Funkeln in dessen Augen aus machen, das er nicht zuordnen konnte.

„Ihr kennt ihn?“

„Wir sind wie Brüder aufgewachsen…“, meinte James mit fester Stimme. Betroffen sah Dean auf. Beth legte eine Hand auf den Arm ihres Mannes, der daraufhin einen Arm um sie schlang und sie näher zu sich zog. Ted stand einfach nur da und sagte nichts. Was hätte er auch sagen sollen? Dean konnte es nicht fassen. Sam hatte den besten Freund seines eigenen Großvaters getötet. Wie würde James auf ihn reagieren, wenn sie auf einander treffen würde?

Würde James ihm überhaupt noch helfen Sam zu retten?

„Du hast recht!“, meinte James schließlich und riss Dean aus seinen grausamen Gedanken.

„Wir müssen ihn da endlich rausholen. Und hier in meinen Händen halte ich die lang ersehnte Spur zum Aufenthaltsort von Waltan!“, meinte der ältere Mann und drehte wie Dean einige Minuten zuvor den kleinen Anhänger in der Hand hin und her.

Haxtune

Er musste ein paar Mal blinzeln, bevor er begriff, dass er nicht mehr in der Scheune war, sondern wieder zurück in der großen Halle in der Waltan ihn mit Kenneth zurück gelassen hatte. Verwirrt sah er sich um. Er war allein. Die Halle war leer. Wo war Kenneth Leiche?

Sam spürte, wie ihm der kalte Schweiß auf dem Rücken ausbrach. Das Atmen fiel ihm plötzlich schwerer. Irgendetwas stimmte hier nicht. Wie lange war er nochmal weg gewesen? Es konnten doch nicht mehr als ein paar Minuten gewesen sein. Höchstens fünf. Oder zehn?

Ein Geräusch hinter ihm ließ ihn erschrocken umfahren. Ray stand dort mit vor der Brust gekreuzten Armen und sah wütend zu Sam rüber. Er sagte nichts und würde jetzt wahrscheinlich nicht damit anfangen. Sam seufzte. Er hatte schon geahnt, dass er es vor ihm nicht lange genug verheimlichen konnte.

Sam senkte seinen Blick und ging ein paar Meter auf Ray zu, während er überlegte was er sagen sollte. Die ganze Wahrheit? Oder nur, dass was er bereits wusste? Aber wie viel wusste der andere denn? Wusste er, dass es Dean gut ging? Das Sam ihn schon mehrmals heimlich getroffen hatte?

Sam blieb stehen und blickte zu Ray auf, der sich nicht einen Millimeter von der Stelle bewegt hatte. Ernst sah Ray ihn an.

„Wann wolltest du mir das sagen?“, fragte er mit fester, tiefer Stimme.

„Ähm…ich…weißt du….“, Sam sah zur Seite in der Hoffnung einen Einfall zu haben, was er dem Jüngeren auftischen sollte, was auch glaubhaft rüber kommt, als ihm plötzlich eine Hand die Schulter klopfte.

„Hey. Was machst du für einen betretenen Gesichtsausdruck? Ist doch schön, wenn du allein auch weiter kommst. Ich bin zwar ein bisschen beleidigt, dass du es mir nicht gleich gesagt hast, aber darüber sehe ich jetzt einfach mal hinweg, ja?“ Ray schüttelte ihn kurz breit grinsend an der Schulter und zog ihn dann mit zu Ausgang. Sam sah ihn etwas perplex aus dem Augenwinkel an. Ray schien nichts weiter bemerkt zu haben. Manchmal hatte er echt Glück, dachte Sam und lächelte leicht, was aber sofort wieder von seinem Gesicht verschwand. Er dachte an Dean und dessen Reaktion. Tja, und manchmal hatte er so was von kein Glück.

Sam hatte Deans Anblick vor seinem Verschwinden vor Augen. Es war als hätte sich dieses Bild in seine Hornhaut gebrannt. Er überlegte, was der andere nur gedacht haben musste, während er so ausgesehen hatte. Hatte er vielleicht überlegt, wie er ihn am besten los werden konnte? Immerhin ähnelte Sam jetzt mehr und mehr dem was sie immer gejagt hatten. Und Deans Motto in solchen Fällen war immer : Besser schnell erledigen, bevor noch viel Schlimmeres passiert.

Sam war so in seine düsteren Gedanken versunken, dass er gar nicht bemerkte, wie Ray ihn durch das Gewirr der Flure lotste und schließlich vor einer Tür am Ende eines Ganges stehen blieb. Prompt lief er dem anderen in den Rücken, der sich gerade noch fangen konnte.

„Hey! Träum nicht! Du kannst zwar schon viel, das heißt aber nicht, das du jetzt locker lassen kannst und dich nicht mehr konzentrieren musst.“, zischte Ray und zog den Anhänger einer langen Kette, die von seinem Hemd verdeckt wurde hervor. Der Anhänger stellte sich als Schlüssel heraus, den Ray jetzt in das Schlüsselloch der Tür schob und sie aufschloss. Ray öffnete sie nur einen kleinen Spalt breit, aber sofort schlug Sam der Geruch von getrockneten Kräutern, Desinfektionsspay und zu seiner Verwunderung auch nach gebratenen Eiern. Ray bedeutete ihm ein zu treten, was er auch ohne zu zögern tat. Der Raum war voll, um es mit einem Wort zu beschreiben. An den Wänden waren überall Regale, darunter standen Tische und sogar in der Mitte des Zimmers waren Tische zu einer Arbeitsfläche zusammengeschoben worden. Auf den Flächen lagen überall kleine Phiolen mit allen möglichen Flüssigkeiten in verschiedenen Farben, Bücher in allen Größen und Dicken und vor allem lag überall Papier. Sam sah sich neugierig um.

„Was ist das hier?“, fragte er und las die Einbände einiger Bücher, die vor ihm lagen. Alles behandelte das Thema Physik. Was wollte Ray damit?

„Das ist mein Zimmer. Hier Arbeite ich schon seit längerem an dem Plan Waltan zu erledigen.“ Ray ging von der Tür rechts an der Tischfront vorbei in den hinteren Teil des Zimmers und verschwand dort hinter einem Vorhang, der Sam bisher noch nicht aufgefallen war. Neugierig folgte er dem anderen. In der einen Ecke hingen unterschiedliche Kräuter von der Decke und trockneten in der Sonne, die durch das Fenster schien. Auf dem Fensterbrett standen einige dreckige Teller. Auf dem Obersten konnte er noch die Reste von Frühstückseiern ausmachen. Daher also dieser Geruch, dachte Sam und musste leicht grinsen. Er ging an daran vorbei zum Vorhang und streckte seine Hand aus, um ihn beiseite zu schieben, als dieser von allein seinen Platz verließ. Ray hatte ihn von der anderen Seite verschoben und stand ihm jetzt gegenüber, die Hände in die Seite gestemmt.

„Beeil dich doch mal ein bisschen!“ Eilig zog er den verwirrten Sam mit sich in einen kleinen, abgedunkelten Nebenraum. In diesem stand nur ein kleiner Tisch in der Mitte. Neugierig trat Sam näher.

„Was ist das?“, fragte er. Sam konnte nicht genau ausmachen, was dort auf dem Tisch lag, da sich das Licht in Lila, grau und blau dort komisch brach und alles verschwamm und keine richtige Form annahm.

„Das ist meine Geheimwaffe.“, präsentierte Ray mit Stolz in der Stimme.

„So was Ähnliches hab ich mir schon gedacht, aber ich meinte was ist das?“, fragte Sam nochmal und wollte durch das wabernde Licht greifen, als er plötzlich zurück gezogen wurde.

„Nicht. Der Gegenstand in der Mitte absorbiert im Moment den Bann und die Flüche, die ich gesprochen habe. Wenn du jetzt dazwischen gehst, hört es auf und nimmt nicht alles in sich auf, bis es wieder bespreche. Das hat mich fast eine Woche gekostet, also pass auf.“

„Was für ein Gegenstand ist in der Mitte?“, fragte Sam, der immer noch versuchte durch das Wabern irgendetwas zu erkennen. Ray führte ihn an der Schulter vorsichtig näher und bedeutete ihm von oben zu gucken. Sam tat wie ihm gesagt und sah auf ein Messer herab. Seine Augen weiteten sich geschockt, als er den Gegenstand sah, der in der Mitte war. Wie konnte das sein? Sam hatte dieses Messer doch schon mal gesehen, aber wo?

In Gedanken spielte er die letzten Wochen nochmal durch, als es plötzlich Klick machte. Das war ein indonesischer Kris. Genau wie Ted einen besaß. Die silberne Farbe, der Griff und die doppelschneidige, schlangenförmig gekrümmte Klinge. Das war Teds Messer. Wie war Ray da nur ran gekommen?

„Wo hast du das Messer her? So was hab ich noch nie gesehen.“, hackte Sam nach. Ray blickte ihn kurz etwas verwirrt an, besann sich aber schnell wieder.

„Das hab ich aus Indien von einem Markt. War schwer es zu finden. Ich hab aus einem alten Buch aus China einen Text übersetzt, der genau beschreibt, wie man dieses Messer bespricht und dann alles töten kann. Sogar einen Dämon.“ Sam hatte während seiner Erzählung schweigend zu gehört, aber Ray schien die Wahrheit zu sagen. Vielleicht hatte sich Sam geirrt und das Messer, welches er bei Ted gesehen hatte sah doch anders aus. Er wusste noch, dass Dean es in den Händen gehalten hatte, aber wieso konnte er sich nur nicht mehr so genau daran erinnern wie es tatsächlich aussah? Sonst war sein Gedächtnis doch auch nicht so schlimm.

„Bald ist es soweit. Dann ist es fertig besprochen und du kannst Waltan damit töten.“ Sam riss die Augen auf. So sah also Rays Plan aus. Ziemlich einfach eigentlich.

„Warum machst du es nicht selbst, wenn es so einfach ist?“, fragte Sam.

„Ich hab dir doch schon mal gesagt, dass ich dafür noch nicht stark genug bin. Du bist der Erste und hast damit die meisten Kräfte.“

„Aber ich bin noch lange nicht so gut wie du.“

„ Das kommt noch. Jetzt wo der Damm gebrochen ist, wirst du sie intuitiv einsetzten können. Das liegt dir im Blut.“ Sam schauderte beim Gedanken ausversehen mit seinen Kräften irgendetwas in Gang zu setzten, was kaputt zu machen oder gar jemanden zu verletzten.

„Guck nicht so, dass wird schon. Aber jetzt sollten wir wieder gehen.“ Ray drehte ihm den Rücken zu und wollte den kleinen Raum wieder verlassen, doch Sam hielt ihn am Arm zurück.

„Wie lange braucht das Messer noch? Wann setzten wir den Plan um?“ Ray zog die Stirn in Falten und überlegte einen Moment. Schweigend wartete Sam, als ihm auffiel, dass er den anderen immer noch am Ärmel fest hielt. Schnell ließ er das Stück Stoff los und hoffte, dass Ray es nicht weiter beachtet hatte.

„Ich glaube übermorgen. Morgen früh werde ich es kurz testen, ob auch alles so geklappt hat wie es sollte und dann kann es auch schon los gehen. Und jetzt komm endlich.“, meinte Ray und ging am Vorhang vorbei. Sam blieb zurück und sah über seine Schulter hinweg zum wabernden Licht. Er würde keine zwei Tage mehr warten. Wenn Ray morgen den Raum verlassen würde, wollte er wieder kommen, sich das Messer holen und endlich allem ein Ende setzten. Sam wollte nicht länger warten, das wäre nur Zeitverschwendung. Was Waltan in der Zeit noch alles tun konnte wollte er sich gar nicht vorstellen.

„Ich sagte du sollst endlich kommen!“, rief Ray aus dem Nebenzimmer etwas angefressen. Sam ließ seinen Blick kurz durch das Zimmer schweifen und folgte Ray dann, der schon an der Tür stand und nur auf ihn wartete.

Er sah sich auf dem Weg zum anderen hastig um und ergriff unbemerkt ein kleines Stück Kreide. Mit unschuldigem Blick trat er aus dem Zimmer und stellte sich hinter Ray, der das Zimmer wieder abschloss. Während der andere den Schlüssel mehrmals umdrehte, streckte Sam sich und malte an die obere Ecke der Tür ein Sternchen hin. So würde er das Zimmer wieder finden. Jetzt konnte er nur hoffen, dass er sich den Weg merken konnte, ohne durch einander zu kommen.
 

Dean sah verwirrt James nach, der schnell zurück in den Flur gerannt war. Auch Beth blieb nicht ruhig stehen und griff zum Telefon, das auf dem Tisch neben der Couch stand und tippte schnell eine Nummer ein. Dean sah zu Ted, der aus seiner Hosentasche ein kleines Handy zog, sogar ein ziemlich neues Model. Deans sah dagegen schon alt aus.

„Der nicht auch noch. Was ist denn hier los?“, fragte er und setzte sich seufzend auf den Sessel zurück.

„Sie rufen die anderen zusammen.“, meinte Lukas, den Dean schon völlig vergessen hatte. Er sah nach rechts, wo dieser immer noch lässig gegen den Türrahmen gelehnt stand und alles in Ruhe beobachtete.

„Wen?“, fragte Dean etwas verwirrt. Lukas seufzte genervt auf und setzte sich in seine Richtung in Bewegung.

„Sie rufen die anderen Jäger zusammen. Wir wissen jetzt wo Waltan sich aufhält. Naja, wir können es immerhin so ungefähr sagen.“, sagte der Jüngere und griff sich ein paar Kekse aus der kleinen Glasschale in der Nähe von Dean. Überrascht sah Dean der Bewegung nach und stellte fest, dass er die Kekse gar nicht bemerkt hatte. Aber er hatte so oder so keinen Appetit, also war es ihm egal. Und wenn er schon nichts Süßes wollte war das schon etwas.

Neugierig sah Dean auf, als James wieder ins Zimmer kam. Unterm Arm trug er ein kleines Notebook, welches er vorsichtig auf den Esstisch legte und anmachte. Mit dem Computer hatte James Sam schon wieder so ähnlich gesehen, dass Dean für einen Moment erstarrte, bis Beth ihn leicht am Arm berührte.

„Alles in Ordnung?“, fragte sie, als sie sah wie er leicht zusammen zuckte, ob ihrer Worte. Er nickte nur.

„Komm. Gleich wissen wir wo wir jetzt hin müssen.“, meinte sie und stellte sich hinter ihren Mann, um ihm über die Schulter zu sehen.

Dean stand auf und folgte ihr und stellte sich ebenfalls hinter James, der schon wie verrückt von einer Seite auf die Nächste. Schon wieder etwas, was Dean an Sam erinnerte und ein leichtes Stechen in der Bauchgegend hinterließ. Er wusste nicht was mit ihm war. Was passiert war. Gar nichts wusste er.

„So, die Seite haben wir schon mal…“, murmelte James in seinen Bart.

„Was sucht ihr denn?“, fragte Dean vorsichtig.

„Kenneth hat sein Jägertagebuch jeden Tag auf seiner Homepage aktualisiert.“, erklärte Beth lächelnd. Dean sah sie überrascht an. Was sind das denn für Großeltern? Und seit wann haben Jäger eine Homepage in der sie alles niederschreiben? Von sowas hatte er noch nie gehört.

Ted kam nun auch zu ihnen rüber.

„Ich hab Bobby und Diego Bescheid gegeben.“ Dean nickte und sah wieder auf den Bildschirm, wo James gerade die vergangene Woche nach wichtigen Punkten durch ging.

„Hier! Kenny war als letztes in Haxtune, Colorado. Los wir müssen los!“, rief James laut aus und klappte das kleine Notebook zu.

Dem Ziel so nah

Endlose Gänge taten sich vor ihm auf. Wo musste er hin? Sam konnte es nicht sagen. Seufzend lehnte er sich gegen die nächste Wand und schloss die Augen. In Gedanken ging er den Weg neben Ray noch einmal lang und versuchte in dem Gewirr in seinem Kopf den richtigen Weg zu finden.

Während er versuchte sich zu erinnern, merkte er nicht, wie sich jemand leise an ihn ran schlich. Erst als sich ein leichtes Ziehen in seiner Seite ausbreitete zuckte er erschrocken zurück. Kora stand etwas verträumt lächelnd neben ihm und folgte, als er zurück wich.

„Ich dachte schon du schläfst…“, kicherte sie, während sie eine ihrer roten Strähnen mit den Fingern kordelte. Sam lief ein kalter Schauer den Rücken runter. Diese Frau war ihm schon immer mehr als unheimlich gewesen. Von einem zum anderen Moment ändert sich plötzlich ihre Stimmung. Mein weiß nie was sie gerade denkt und das Schlimmste ist, dass sie keine Grenzen kennt. Sie macht was sie will, wann sie will. Die einzige Person, die Kora respektiert ist Waltan. Sie betet ihn schon fast abgöttisch an.

Sam beobachtete, wie Kora den Kopf von einer Seite auf die andere legte und dabei mit den Wimpern klimperte.

„Was machst du hier?“, fragte sie mit unschuldigem Ton in der Stimme. Sam sah zur Seite. Er hatte keine Lust auch nur ein Wort mit ihr zu wechseln. Kora gefiel dies natürlich ganz und gar nicht. Mit einem leisen Fauchen sprang sie auf ihn zu und nagelte ihn an der Wand fest, ein kleines Messer an die Kehle vor ihr gedrückt.

„Ignorier mich nicht! Was hast du hier zu suchen?“

Sam drehte seinen Kopf zurück und sah ihr finster tief in die Augen. Zu sowas hatte er nun wirklich keinen Bock. Er hatte besseres zu tun, als sich hier irgendwo mit Kora zu beschäftigen. Sie war nicht wichtig und wenn sie ihm im Weg stand, musste er sie aus eben jenem schaffen. Mit festem Griff packte er sie an den Schultern, drückte sie zurück und stieß sie grob zurück an die Wand. Erschrocken japste Kora und versuchte sich von seinem Griff los zu machen. Mit Armen und Beinen schlug sie wild um sich, doch Sam störte sich nicht weiter daran. Eine seiner Hände fuhr über ihre Schulter zu ihrem Hals und drückte dort leicht zu. Kora keuchte panisch und versuchte ihn davon ab zu bringen. Ihr Blick sprühte nur so Feuer, doch Sam war es egal. Er hatte es satt, dass sie sich einmischte. Dauernd stellten sich irgendwelche Idioten in seinen Weg. Ray, Waltan, jetzt Kora. Seine Augen verengten sich. Zorn kochte in ihm auf. Eine unbeschreibliche Wut auf alles, was sich seinem Glück in den Weg stellte. Es war immer etwas. Immer war etwas, was ihm alles vermasselte. Und jetzt war es schon so weit, dass ihm alles verbaut wurde. Sam wurde zu etwas, was ihm ein glückliches Leben mit Dean nahm, was ihm damit eigentlich alles nahm was ihm wichtig war.

Ein leises Wimmern riss Sam plötzlich aus seinen Gedanken. Kora kämpfte bereits um jedes bisschen Luft, dass noch in ihre Lunge gelangte.

Sam beugte sich zu ihr.

„Lass mich in Frieden!“, raunte er ihr ins Ohr und stieß sie zur Seite weg. Kora, die etwas schlingernd stehen blieb, blickte kurz finster auf, verschwand aber ohne Widerworte.

Sam seufzte und lehnte sich wieder an die Wand. Bald würde Ray mit dem Essen in sein Zimmer kommen. Er musste die Zeit nutzen , um sich das Messer zu holen. Wieder ging er die Gänge im Geiste durch und versuchte sich an den Weg zu erinnern. Gestern, als sie den Weg zurück gegangen waren, war da auch Kora. Sam erinnerte sich, dass sie aus einem der Zimmer in der Nähe von Rays gekommen war. Doch sie hatte sie ignoriert.

Sam stieß sich von der Wand fest endschlossen endlich was zu tun, anstatt weiter dumm hier herum zu stehen und zu versuchen sich an einen Weg zu erinnern, den er vergessen hatte. Er würde sich wahrscheinlich eh nicht mehr erinnern.

Kora war aus dem Gang rechts von ihm gekommen. Aber das hieß nicht, dass das der richtige Weg war. Aber vielleicht kam sie gerade aus ihrem Zimmer. Oder sie ging gerade darauf zu. Unentschlossen sah Sam immer wieder vom einen in den anderen Gang. Wo sollte er nur hin gehen?

Sam schloss die Augen, atmete ein paar Mal ruhig und bog einfach nach rechts ab. Er glaubte eher daran, dass Kora ihr Zimmer verlassen hatte.

Er folgte schnell dem Gang und versuchte sich aufzuhalten nicht zu rennen. Nervös ging er nach links, als der Gang abbog. Dieser kam ihm nun endlich bekannt vor. Lächelnd, aber immer nervöser werdend beschleunigte er noch ein bisschen, bis er schließlich vor Rays Zimmer stand. Das kleine Sternchen, welches er gestern versteckt an den Türrahmen gemalt hatte, war noch deutlich zu sehen. Einen Moment lehnte er seinen Kopf an das kühle Holz und dankte wem auch immer. Verstohlen blickte er sich um, um sicher zu gehen, dass keiner in der Nähe war und zog eine kleine Nadel aus seiner hinteren Hosentasche hervor, mit der er innerhalb weniger Sekunden die Tür öffnete. Noch ein kurzer Blick in den Korridor, der verlassen hinter ihm lag und er verschwand leise in dem Raum. Vorsichtig ließ er die Tür zu gleiten.

Er hatte es geschafft. Er hatte das Zimmer gefunden und konnte sich jetzt ungehindert das Messer holen.

„Wer ist da?“

„Verdammt…“, zischte Sam und fiel zu Boden. Ray war noch nicht weg. Sich selbst verfluchend zog Sam die Beine an und versteckte sich hinter den Tischen in der Mitte und hoffte, dass der andere ihn so nicht sehen konnte.

„Mhm, da war doch was…“, hörte er den anderen vor sich hin murmeln. Sam lauschte, wobei sein wild pochendes Herz keine Hilfe war. Er hörte, wie schwere Schritte sich auf ihn zu bewegten. Aber von welcher Seite. Panisch konzentrierte Sam sich und hoffte, dass er damit richtig lag, wenn er darauf vertraute richtig zu hören. Am Boden rutschend, die Beine weiterhin so dicht wie möglich am Körper, bewegte er sich links an der Tischfront entlang. Ihm entging nicht, dass die Schritte schneller wurden und beeilte sich an die andere Kopfseite zu gelangen.

Es wurde leise. Ray schien stehen geblieben zu sein. Sam hielt den Atem an und betete zu allem was er kannte, dass der andere einfach gehen würde.

„Egal…“, murmelte Ray leise und kam allen Anschein zurück. Schnell robbte Sam wieder um die eine Ecke und lauschte. Ray war an ihm vorbei in den kleinen angrenzenden Raum gegangen, wo der indonesische Kris war und verfiel in ein kleines Selbstgespräch.

Sam entspannte sich etwas und linste um die Ecke. Der Vorhang hing vor dem Durchlass, sodass er nichts sehen konnte.
 

Die Zeit kam ihm wie eine halbe Ewigkeit vor, dabei waren es höchstens vierzig Minuten in denen Ray in dem angrenzenden Raum vor sich hin redete und weiter arbeitete. Sams Blick fiel wieder auf seine Uhr, die ihm zeigte, dass es immer noch nicht viel später war, als vor ein paar Sekunden noch. Seufzend lehnte er den Kopf zurück und fuhr sich durchs Haar. Er hatte keine Lust mehr zu warten. Schon genug Zeit wurde vertrödelt. Ungeduldig blickte Sam immer wieder auf, doch der Vorhang bewegte sich kein Stück. Alles war unverändert. Seufzend setzte er sich so weit auf, wie er konnte und angelte sich ein Buch von der Tischplatte, immer ein Auge auf den Vorhang gerichtet. Nicht, dass Ray ihn noch erwischt, so knapp vor dem Ziel.

Die Texte in dem kleinen Büchlein konnte Sam nicht entziffern. Sie waren in irgendeiner Fremden Sprach geschrieben. Er konnte nicht sagen welche es war, die Zeichen hatte er noch nie gesehen. Neugierig durchblätterte er das Band, doch jede Seite sah aus wie die zuvor. Keine Bilder waren enthalten. Gelangweilt legte er es neben sich auf den Boden und sah erneut auf die Uhr. Schon eine dreiviertel Stunde saß er hier. Genervt bewegte er leicht seine Bein, die langsam aber sicher einschliefen. Ein leichtes Kribbeln machte sich bereits in ihnen breit, als er wieder schwere Schritte hörte. Ray verließ den kleinen Raum und bewegte sich zur Tür. Sam hielt den Atem an, robbte wieder zur Kopfseite der Tische und hörte Ray dabei zu, wie dieser das Zimmer verließ und die Tür abschloss.

„Endlich!“, zischte Sam genervt und hievte sich auf die Beine, die ein bisschen nachgaben, als er stand. Er hatte eindeutig zu lange in dieser Position gesessen. Langsam humpelte er zum Vorhang und schob diesen beiseite.

Da stand der kleine Tisch. Das wabernde Licht darauf war weg. Nur ein kleines Bündel lag dort in der Mitte. Feines, blaues Samt verbarg einen länglichen Gegenstand. Sam griff danach und entblößte diesen. Der indonesische Kris lag schwer und kalt in seinen Händen. Fasziniert von den Farben in denen er glänzte, fuhr er diesen mit den Fingerspitzen nach. Ein leichtes Prickeln zog über seine Haut, als er den kleinen Gegenstand berührte. Er konnte die Elektrizität, die es ausstrahlte durch seinen ganzen Körper fahren spüren.

Schnell packte er es wieder in den Samt und verließ den kleinen Raum. Jetzt war er seinem Ziel wieder näher gekommen. Die Waffe hatte er, jetzt fehlte nur noch Waltan, dann konnte er es endlich zu Ende bringen.
 

Dean gähnte laut und verfestigte seinen Griff um das Lenkrad. Sie hatten mittels Kenneth Tagebuches den letzten Standpunkt des alten Jägers ausmachen. Haxtune, Colorado also. Dean hatte nie von einem solchem Ort gehört. Ihm war es auch egal. Hauptsache sie fanden Sam endlich. Ungeduldig trommelte er auf der Innerverkleidung der Tür herum und ließ seinen Blick über die vorbeiziehende Landschaft fahren.

„Dean!“ Dean schreckte heftig zusammen, als er plötzlich von der Seite angesprochen wurde und verzog das Lenkrad. Panisch brachte er den Wagen schnell wieder auf die richtige Seite der Fahrbahn und linste zur Beifahrerseite. Blake saß gelangweilt neben ihm und starrte ihn an.

„Fertig mit dem Unsinn?“

„Unsinn? Du hättest uns beinahe umgebracht, verdammt!“

„Nicht uns. Dich. Aber lassen wir das. Ihr habt also Kenny gefunden?“

Dean versuchte sich so gut es ging aufs Fahren zu konzentrieren. So ein verdammter eingebildeter Bastard, dachte er. Sein Blick verfinsterte sich. Blake wusste also Bescheid. Wie viel er wohl wusste? Dean spürte, sich ein beklemmendes Gefühl in seiner Bauchgegend breit machte.

„Es ist bald soweit.“ Dean blickte zu Blake rüber, der mit ernster Miene nach vorn sah. Das hieß nichts Gutes. Das plötzliche Vibrieren in seiner Jackentasche ließ ihn leicht, aber nicht wahrnehmbar zusammen fahren. Schnell griff er danach.

„Hey Dean, was ist denn da vorn bei dir los?“, fragte Bobby, als er ran ging.

„Nichts. Alles in Ordnung.“, antwortete Dean knapp und legte auf bevor Bobby noch was erwidern konnte. Blake grinste leicht.

„Was ist bald soweit?“

„Na der Showdown auf den alle schon so lange warten.“ Dean presste die Zähne aufeinander. Sie mussten sich unbedingt beeilen, sonst würde das gar nicht gut ausgehen. Dean hatte gehofft, dass ihnen noch etwas Zeit blieb.

„Woher weißt du das?“

„Naja, es sind einige Jäger auf dem Weg, aber das weißt du vermutlich schon, oder?“ Dean schnaubte nur.

„Die Stimmung zu Hause ist umgeschlagen. Es liegt etwas in der Luft, man kann es schon fast anfassen so gegenwärtig ist es. Waltan ist vorsichtiger geworden.“ Dean horchte auf. Das war gar nicht gut. Wenn Waltan was bemerken würde, konnte es gefährlich für alle Beteiligten werden.

„Bist du nur hier, um mir das zu sagen?“, fragte Dean und lenkte den Wagen nach rechts. Noch wenige Meilen bis Haxtune sagte das letzte Schild vor wenigen Metern.

„Ja. Hier, trag das immer bei dir.“, sagte Blake und legte einen silbernen Ring auf das Armaturenbrett des Impalas. Dean beäugte das kleine Ding zweifelnd.

„Was soll ich damit?“, fragte er misstrauisch. Was sollte das? Wollte Blake ihn verarschen? Konnte er ihm überhaupt vertrauen? Was, wenn er nur so tat, als würde er ihm helfen und ihn damit nur in eine Falle locken will? Und wenn. Es war egal. Dean blieb nichts anderes übrig, als sich darauf zu verlassen und ihm blind zu vertrauen. Immerhin hatte er ihn ins Leben zurück gebracht und Sams Großeltern ausfindig gemacht.

„Damit kommst du ins Haus.“ Dean musterte ihn von der Seite.

„Sam wird deine Hilfe brauchen.“, meinte Blake ruhig.

„Was? Was ist mit Sam?“, fragte Dean, doch der Sitz neben ihm war leer. Grummelnd schlug er gegen das Lenkrad und sah frustriert nach vorn, wo der Ring lag. Einen Moment sah er diesen wütend an. Griff dann aber doch danach und schob ihn auf einen Finger. Er konnte keine Hilfe ausschlagen.

Point of no return

„Was? Was ist mit Sam?“, fragte Dean, doch der Sitz neben ihm war leer. Grummelnd schlug er gegen das Lenkrad und sah frustriert nach vorn, wo der Ring lag. Einen Moment sah er diesen wütend an. Griff dann aber doch danach und schob ihn auf einen Finger. Er konnte keine Hilfe ausschlagen.
 

Dean lenkte seinen Impala einen kleinen, unebenen Feldweg entlang. Fuhr dem Jeep vor ihm, in dem Beth und James saßen, hinterher auf eine riesige Wiese, auf der schon einige Autos standen und Leute sich in kleinen Grüppchen unterhielten. Dean parkte den Wagen in der äußersten Reihe und schaltete den Wagen ab. Ungewiss sah er aus der Frontscheibe. Hier hatte er den besten Blick über die gesamte Wiese. Er konnte sehen, wie einige der Frauen und Männer, die zusammen standen zu ihm sahen und redeten. Genervt stieß er die Luft zischend durch die Zähne, schnappte sich seine Jacke vom Beifahrersitz und verließ den Wagen.

Er schloss die Tür, sah sich nach den anderen um und ging dann auf eben jene zu.

„Hey du!“, fragend drehte Dean sich nach der Hälfte des Weges um und sah zu besagter Stimme.

„Ich?“, fragte er.

„Natürlich. Wer sonst?“, meinte ein Mann, der um die Vierzig war und kam aufgebracht auf ihn zu. Dean ging ein paar Schritte zurück. Ihm war dieser Kerl ganz und gar nicht geheuer. Aufgebracht blieb der Berg von einem Mann vor ihm stehen, die eine Hand zur Faust geballt, in der anderen eine anscheinend geladene Waffe. Dean schluckte trocken und sah dem Mann wieder ins Gesicht. Er hatte einige Narben, die seine rechte Augenbraue und seine Wange zerflügten.

„Was willst du hier?“, knurrte der Breite ihn an. Zum Glück spuckte er nicht, dachte Dean wollte jedoch vorsichtshalber noch einen Schritt zurück gehen, was ihm leider nicht gelang. Hinter ihm stand ein anderer Mann, der zwar genauso groß wie er war, aber noch finsterer, als der vor ihm drein blickte.

„Hey, können wir das hier nicht friedlich lösen? Sind die Waffen wirklich nötig? Ich bin ein Jäger. Genau wie ihr.“, meinte Dean und hob seine Hände, als er eine Mündung in seinem Rücken spürte. Verdammt, was war hier nur los?, dachte Dean und knirschte leise mit den Zähnen.

„Du bist doch einer der Kerle, die Waltan frei gelassen hat, oder?“ Dean entgleiste das Gesicht. Verdattert blickte er dem Berg wieder ins Gesicht.

„Ihr habt ihn wieder raus gelassen und wir müssen den Dreck hinter euch herräumen. Ist dir wenigstens bewusst, was du angestellt hast?“

„Aber das war ich nicht…“, wollte Dean sich verteidigen, als die Mündung in seinem Rücken zu stieß und er leicht nach vorn kippte. Wütend drehte er sich schnell um, griff nach dem Gewehr, entriss es seinem Besitzer und schmiss es weg. Der Mann, der hinter ihm gestanden hatte und sich als kleiner, rothaariger Mann mit fast fünfzig Jahre herausstellte, blickte erst etwas verdattert und stürzte dann seiner Waffe hinterher. Dean grinste leicht, vergaß darüber aber, dass da noch der Berg war, der ihn jetzt fest von hintern packte und ihm das kalte Metall gegen den Hals presste.

Dean regierte schnell, stieß dem Mann seinen Ellenbogen in die Rippen und nutzte dessen kurzes Lockerlassen aus, um die Waffe vom Hals weg zu bekommen und sie seinem Besitzer in eine sehr empfindliche Gegend zu rammen. Das Gesicht des Berges erstarrte und wurde weiß, bevor er wimmernd zur Seite kippte und sich leicht zusammen kugelte. Dean sah auf die beiden Männer hinab und grinste.

„Und so was nennt sich Jäger.“, murmelte er, als sich erneut etwas Hartes über seinen Hals legte und leichten Druck ausübte. Zischend zog Dean die Luft in seine Lungen und versuchte sich zu befreien. Leider ohne Erfolg.

„Verdammt…“, entrann es seiner Kehle, als sich der Stock, den er bereits identifiziert hatte, bedrohlich fester legte.

„Nicht alle Jäger sind wie die beiden Waschlappen vor unseren Füßen.“, flüsterte eine raue Frauenstimme Dean ins Ohr. Dean hob überrascht seine Augenbrauen und versuchte im Augenwinkel einen Blick auf diese verdammt starke Frau zu werfen. Wer war das nur?

„Aber immerhin haben sie die richtige Frage gestellt. Warum bist du hier? Was willst du?“, fragte sie, lockerte, den Stock aber kein bisschen. Dean versuchte zu schlucken und zog die Luft ein, so gut er es halt konnte.

Plötzlich ging ein Ruck durch den Körper der Frau und Dean war frei.

„Lass ihn!“ James stand hinter ihr und hielt sie am Arm zurück.

„Was mischt du dich ein Ferguson?“, bellte die Frau, die Dean jetzt endlich sehen konnte. Sie war groß und kräftig gebaut. Hatte langes zu einem Pferdeschwanz gebundenes, blondes Haar, leuchtend blaue Augen und ein sehr sicheres Auftreten. Murrend verzog sie das Gesicht und riss sich von dem älteren Jäger los. Wütend blickte sie zu Dean und versuchte ihn mit Blicken zu erdolchen.

„Er gehört zu meiner Familie.“, meinte James und blickte zu Dean, der ihn etwas verblüfft entgegenblickte. „Naja, irgendwie…“, fügte er noch schnell hinzu. Dean lächelte etwas schief und sah zur Seite. War ja klar, dachte er und sah sich um. Auch andere Jäger waren zu ihnen herüber gekommen, lauschten gespannt, tuschelten oder sahen einfach mit ausdrucksloser Miene dem Geschehen zu. Na toll, dachte Dean.

„Er war es doch, der Waltan wieder frei ließ. Was macht er hier? Wir sollten ihn schnell los werden…“, raunte die Frau wütend und sah James mit vorwurfsvollem Blick an. James zuckte nicht mal mit einer Wimper, als er langsam den Kopf senkte und ihr fest in die Augen sah.

„Keiner rührt ihn an!“, meinte er mit ruhiger, aber nicht weniger bedrohlicher Stimme. Die Frau zuckte sichtlich zusammen und senkte respektvoll den Blick. Auf Deans Haut breitete sich eine Gänsehaut aus. Er konnte sehen, dass es den anderen nicht anders ging. Dean konnte nur hofften, dass Sam ihn nie so ansah. Leicht schüttelte er den Schauer ab und ging zu James.

„Wir sollten uns beeilen.“, sagte er ruhig. James Miene veränderte sich, als er zu dem Jüngeren sah. Er nickte und bedeutete ihm zu seinem Wagen zu folgen, wo Beth und die anderen bereits auf sie warteten.

„Gibt’s immer Ärger, wenn du auftauchst?“, fragte Lukas mit einem gehässigen Lächeln im Gesicht, was ihm gleich einen leichten Klaps seitens Beth einhandelte.

„Sei ruhig!“ James stellte sich neben sie und sah auf eine Karte auf der noch warmen Motorhaube. Dean wägte Lukas mit einem finsteren Blick, ging aber ohne ein Wort an ihm vorbei zu den anderen. Lukas schnaubte nur, schüttelte mit dem Kopf und folgte ihm.

„Wie gehen wir es an?“, fragte Dean und sah auf die Karte.

„Das ist eine Karte der gesamten Gegend. In der Nähe ist noch ein kleines Dorf. Dieses ganze Land gehört zu einem Besitz. Hier ist das Haus. Kenny meinte in seinen letzten Aufzeichnungen, dass in letzter Zeit viele Merkwürdige Dinge im Nachbardorf passieren und wollte sich das Gelände näher ansehen.“ Dean betrachtete die Karte genauer.

„Wo genau sind wir jetzt?“ James deutete auf eine kleine Fläche südlich des nicht gerade kleinen Gebäudes. Zwischen ihnen und dem Haus lag ein kleines Wäldchen, welches sie im Moment sehr gut abschirmte. Wenn sie unbemerkt näher ran kommen wollen, was ihnen auf keinen Fall erspart bleiben würde, mussten sie durch dieses Wäldchen. Dean nickte.

„Wir sollten uns auf den Weg machen, bevor uns die Dunkelheit angreifbarer macht.“, meinte Dean und sah von der Karte auf.

„Wäre es nicht besser die Dunkelheit zu nutzen, um unbemerkt vor zu dringen?“, fragte Beth, während sie nervös auf ihrer Unterlippe herum biss.

„Nein. Sie können im Dunkeln genauso, wenn nicht sogar besser sehen. Wir müssen das Licht nutzen, um den Kampf wenigstens etwas ausgeglichener zu machen.“, meinte Dean bestimmt. James, Bobby, Ted und Diego nickte verstehend. Lukas hielt sich zurück, doch seine Miene verriet, dass er auf keinen Fall was dagegen haben würde. Dean glaubte fast so etwas wie Angst auf seinem Gesicht sehen zu können, wollte sich aber nicht näher damit beschäftigen. Angst war gut. Sie macht einen vorsichtig und das konnte einem schon mal das Leben retten.

„Gut. Rufen wir die anderen zusammen und besprechen die Lage.“, meinte James und ging am Wagen zu den anderen Jägern.
 

Nervös schluckte er, als Sam erneut vor der riesigen Tür stand, hinter der Waltan bereits auf sie wartete. Ray neben ihm schien nichts von seiner Aufregung zu merken, was gut war, denn so konnte Sam handeln, ohne auf irgendetwas warten zu müssen. Ray hatte sicher nichts dagegen. Er will doch, dass Sam es tut, aber vielleicht würde ihm der Zeitpunkt nicht passen? Oder er hielt es noch nicht für sicher, dass Sam sein Ziel auch erreichte. Sam fragte sich, ob er überhaupt in der Lage war so etwas zu tun. Wieder sah er die Bilder von dem toten Jäger vor sich und schloss einen Moment die Augen. Ja, er war so weit Waltan all seinen Hass entgegen zu bringen. Sam zählte kurz bis fünf, atmete tief ein und aus und folgte Ray schließlich in die Halle. Waltan saß auf seinem Stuhl und sah nachdenklich zur Seite, das Kinn in eine Hand gestützt.

„Herr…“, wollte Ray beginnen, doch Waltan hob eine Hand und brachte ihn damit zum Schweigen. Still trat ein, die unangenehm auf Sam drückte. Sein Blick haftete auf dem Mann, den er endlich vernichten wollte. Der schon so viele Leben auf dem Gewissen hatte und nichts Besseres, eher Schlimmeres verdiente.

Waltan stand plötzlich auf und trat langsam zum Fenster.

„Seht euch das an!“, meinte er und sah hinaus. Ray folgte sofort seinen Worten und trat neben ihn. Sam etwas langsamer kam stolpernd in Bewegung und stellte sich neben Ray.

„Seht ihr sie? Fast drei Dutzend. Lauern da draußen wie Tiere auf der Jagd nach Beute.“, spie Waltan ernst und wütend.

„Wie können sie es wagen?“, raunte Ray leise und starrte aus dem Fenster. Sam tastete von einer zur anderen Seite die Bäume und Büsche ab und zählte. Waltan hatte recht. Es waren verdammt viele. Ob Dean dabei war?

„Ich frage mich eher, woher sie so plötzlich wissen wo wir sind.“, knurrte Waltan und sah zur Seite zu Ray und Sam.

„Wir haben mit dem Pack nichts zu tun. Ich lege mich schon seit längerem nicht mehr mit ihnen an.“, redete Ray sich heraus. Sams Miene veränderte sich nicht ein bisschen. Er schwieg und lachte innerlich über Rays Worte. Lüge. Wie lange folgte er Dean und ihm selbst schon?

„Sagst du da auch dir Wahrheit?“, fragte Kora plötzlich. Sam wirbelte herum. Seit wann war sie anwesend? Oder war sie schon die ganze Zeit hier gewesen?

Lächelnd kam sie auf sie zu und hackte sich bei Waltan ein. Zärtlich blickte sie zu ihm auf und lehnte ihren Kopf an seine Schulter.

„Hattest du einen schönen Tag, Kleines?“, fragte Waltan schon fast sanft und sah zu ihr hinab. Ein grässliches Grinsen legte sich auf ihre Lippen, welches Sam kalte Schauer über den Rücken jagte. Kora war Waltan die Liebste unter seinen Kindern, das hatte Sam beim Ersten Mal schon mitbekommen. Doch wie die beiden miteinander umgingen war nicht so wie bei Vater und Tochter sonst. Kora verehrte Waltan und setzte ihn und sein Wort über alles. Und Waltan liebte ihr Wesen, ihre niederträchtige Art.

Sam spürte das kalte Metall der Kris auf seiner Haut am Rücken bei jeder Bewegung. Er musste nur den perfekten Moment abpassen.

Die Tür wurde aufgerissen. Alle Augenpaare richteten sich auf den jungen Mann, der zu ihnen trat.

„Blake! Wenn ich sage du sollst herkommen, meine ich damit nicht dann wenn es dir passt, sondern sofort!“, grollte Waltan machte sich sanft von Kora los und ging auf den Jüngeren zu, der unter seinem Blick etwas schrumpfte und zu Boden sah. Sams Augen weiteten sich. Ray stand neben ihm an die Fensterfront gelehnt und beobachtete Waltan und Blake, die nur ein paar Meter weiter weg standen. Kora stand schmunzelnd neben Ray und richtete dann ihren Blick nach draußen.

Sam griff in seinen hinteren Hosenbund und umgriff den kalten Griff der Waffe. Langsam und unbemerkt schritt er auf Waltan, der mit dem Rücken zu ihm stand zu und zog seine Waffe. Blake sah ihn zwar, sagte aber nichts, was ihn verriet. Sam verschwendete keinen Gedanken daran und beschleunigte seine Schritte, als er ein erschrecktes Keuchen von Ray hinter ihm vernahm. Schnell holte er aus und zielte auf Waltans Rücken, der vor ihm lag.

Doch Waltan war schneller. Wie ein Blitz drehte er sich um und hielt Sams Hand in der Bewegung auf. Ein irres Lächeln im Gesicht packte er Sam am Hals und zog ihn etwas näher zu sich.

„Du trampelst wie ein Tier, Kleiner. Denkst du tatsächlich, du kannst es mit mir aufnehmen?“, flüsterte er kalt, lachte laut auf und warf ihn zur Seite gegen die nächste Wand. Sam verlor beim Aufschlag die Kris, die am Boden etwas weiter weg schlitterte und nun aus seiner Reichweite war.

Hatte er nun alles vermasselt?

Düsteres Licht

Heeey ihr Lieben!!!

Vielen, vielen Dank fürs Lesen!!! *alledurchknuddel*

Ganz besonders möchte ich meinen geliebten Kommi-Schreibern danken, die mit ihren Kommis immer wieder ein Lächeln auf mein Gesicht zaubern!!!

Ich knuddel kleine1, Fine und natürlich jesaku!!!!!! *an alle Kekse ausgeb*
 

Sooo, dann will ich euch nicht länger volltexten und wünsche euch viel Spaß beim Lesen!!!!

thx
 

Angel^^
 


 


 

Sam versuchte stöhnend wieder auf die Beine zu kommen. Der Schlag hatte ihn für einige Sekunden außer Gefecht gesetzt. Einen Moment sah er nur Schwarz vor seinen Augen und versuchte panisch dieses weg zu blinzeln, doch er spürte schon früher, dass Waltan näher kam. Er konnte sogar sein Grinsen spüren, so allgegenwärtig war es.

Keuchend vor Schmerz kam Sam auf die Beine, als Waltan seine rechte Hand in seinen Haaren vergrub und ihn nach oben riss. Er stieß zischend die angehaltene Luft aus seinen Lungen und sah in die kalten, schwarzen Augen von Waltan, dessen Gesicht keine zehn Zentimeter über ihm schwebte. Sein Gesicht war ernst, seine Lippen zu kleinen Strichen zusammen gezogen und sein Blick jagte Sam mehrere kalte Schauer durch den Körper.

„Wie kannst du es wagen?“ Waltans Stimme war nur ein leises Gemurmel, aber die Kraft die mitschwang ließ ein Fenster in ihrer Näher zerspringen. Waltan ignorierte es gekonnt, während die anderen erschrocken zusammen zuckten.

Verdammt! Hatte er jetzt alles vermasselt? Hatte er zu überstürzt gehandelt?

Sams Blick wanderte leicht im Raum. Ray stand entsetzt ein paar Meter hinter ihnen. Er konnte sehen, wie sich der Jüngere den Kopf zerbrach, um die Situation noch rechtzeitig zu retten.

Kora stand lächelnd und mit leuchtenden Augen da wo Waltan sie zurück gelassen hatte. Ihr schien es anscheinend zu gefallen, dass Sam am Arsch war, aber er hätte es sich auch nicht anders gedacht.

Blake stand uninteressiert neben ihr und sah ihn an. Was er wohl dachte? Er wirkt kein bisschen überrascht, dass Sam Waltan angegriffen hatte. Wusste er es? Oder hatte Ray seinen Bruder im Geheimen doch von seinem Plan erzählt?

„Ich habe dich was gefragt, dreckiger Bastard!“, raunte Waltan, packte ihn am Hals und drückte Sam an die nächste Wand. Sam spürte, wie sich dessen Finger bedrohlich enger um ihn legten und versuchte ihn davon ab zu halten.

„I…Ich…ich wollte…“, stotterte Sam, bracht aber keinen vernünftigen Satz hervor. Es war nicht nur die Atemnot, die ihn den Satz nicht zu Ende bringen ließ. Etwas in den Augen seines Gegenübers verriet ihm, dass es nicht gut wäre es laut aus zu sprechen. Selbst wenn er eine gehörige Ladung Prügel ein zu stecken hatte, war das immer noch besser, als wenn Waltan es richtig wissen würde. Das wäre sein Tod.

„Was? Sprich endlich!“, rief er, als Ray neben ihn trat.

„Er hat mir nicht geglaubt, wie gut du bist, Vater. Es war nur eine dumme Wette, die er verloren hat. Er konnte dich nicht überraschen….“, erklärte Ray und versuchte so sicher wie möglich die Lüge vorzutragen, doch Waltan sah ihn nur aus zu Schlitzen gezogenen Augen an und knirschte leise mit den Zähnen. Sam sah, wie die Wut in dem Mann vor ihm auf stieg, aber auch, dass sich die Hand von seinem Hals etwas löste. Gierig rang er nach frischer Luft und hoffte dabei nicht Waltan wieder zu sehr auf ihn aufmerksam zu machen.

Keuchend ging Sam zu Boden, als Waltan ihn los ließ und sah überrascht nach oben.

„Und das soll ich dir glauben?“, fragte Waltan misstrauisch. Ray nickte nur und betete im Geheimen. Glaubte ihm Waltan. Ein jeher Schlag von links streckte Ray zu Boden. Stöhnend kam er auf dem kalten Stein auf und hielt sich seinen höllisch schmerzenden Unterkiefer. Ein kleiner Rinnsal Blut lief aus seiner Nase, über die Lippen und tropfte schließlich von seinem Kinn auf den Boden.

„Willst du mich für dumm verkaufen? Glaubst du tatsächlich ich hätte nicht mitbekommen, was ihr da für ein Spiel treibt, Rafael?“, fragte Waltan und ging ein paar Schritte auf ihn zu.

„Du hast den Jungen zwar auf meinen Willen hier hergebracht, aber du hast ihm auch Sachen beigebracht, die ich nicht verlangt habe. Bist du so naiv zu glauben, dass es mir nicht auffällt, wenn der Junge plötzlich seine Gedanken verschließen kann?“ Ray sah schockiert zu ihm hoch.

„Ich hab mir schon gedacht, dass ihr was ausheckt, aber dass ihr so dumm seid und mich so angreift, dass hätte ich nicht gedacht.“, lachte Waltan und sah zu Sam.

Sam saß keuchend an der Wand und sah Waltan an. Er hatte alles mitbekommen… Warum hat er nichts dagegen getan, wenn er es wusste?

„Deine Gedanken gefallen mir, Sam.“, sagte Waltan und kam wieder auf ihn zu. Sam schluckte trocken und sah wieder auf in die kalten Augen über ihm.

„Du bist nicht dumm! Du bist sogar schlauer, als meine missratene Brut zusammen!“ Kora räusperte sich empört, doch Waltan ignorierte sie hart.

„Du handelst nur leider zu sehr mit dem Herzen, was mir ganz und gar nicht gefällt.“ Waltan hockte nun vor ihm und ließ seinen Blick über ihn gleiten, was bei Sam eine Gänsehaut auslöste.

„Deine Kräfte sind in der letzten Zeit stärker geworden. Und zwar ganz schön schnell. Das freut mich, aber es passiert aus dem falschen Grund.“, zischte Waltan. Sam sah wie die Wut wieder in seine Miene einzog. Waltan streckte seine Hände aus und berührte Sam leicht an den Schläfen. Erstarrt vor Angst wehrte Sam sich nicht einmal gegen die Berührung und starrte nur weiter gerade aus in das Gesicht seines Gegenübers. Waltans Augenlider sanken bis auf die Hälfte runter, verweilten dort einige Sekunden und wurden schließlich vor Entsetzten weit aufgerissen.

„Du kleiner dreckiger…“, begann Waltan, doch Sam verstand den Rest seiner Worte nicht mehr, da sein Kopf von einem erneuten Schlag heftig zur Seite gerissen wurde und er etwas benommen am Boden lag. Wieder kämpfte er gegen die Schwärze an, die sich vor seinen Augen ausbreiten wollte . Schmerz strahlte von seinem Kinn durch seinen ganzen Kopf. Schluckend und wild blinzelnd stemmte Sam sich auf seine Arme, doch Waltan war wieder bei ihm und trat ihm in den Magen. Seine Arme versagten und würgend lag er wieder am Boden. Sam wusste, dass er sich wehren musste, wollte er nicht schon bald die Radieschen von unten zählen, aber ein bleiernes Gefühl machte sich in ihm breit. Er war müde. So müde.

Nur ihm Hintersten seines Kopfes bemerkte er, wie Ray sich aufmachte und schnell den Raum verließ. Wo wollte er hin? Es war Sam egal. Auch desinteressiert nahm er war, dass Blake ihm nachhetzte.

„Du hättest perfekt in die Familie gepasst, hättest du dich nur ein bisschen angestrengt.“, raunte Waltan, der schon wieder an seiner Seite war. Sam verzog seinen Mund zu einem schiefen Lächeln, mehr brachte er zurzeit nicht zu Stande und sah auf. Nie hatte er darum gebeten zu dieser Familie zu gehören. Es wurde beschlossen. Er war nur ein Gegenstand, der herum gereicht wurde, je nachdem wer ihn gerade brauchte. Für wenn er gerade nützlich war. Sam spürte wie Zorn in ihm aufstieg. Wütend ballte er seine Fäuste. Waltan wollte nur seinen Spaß mit ihm haben, ihn demütigen und schließlich brechen. Ray wollte Sam nur, um seinen verdammten Plan durch zu ziehen. Und Dean…Dean? Was wollte Dean? Wollte er ihn noch, jetzt wo er wusste was Sam getan hatte? Oder sah er nur noch das Monster in ihm, was er eigentlich schon immer war? Sam fragte sich, ob er sich überhaupt erlauben durfte sich Hoffnungen zu machen, dass er und Dean wieder zusammen kamen. Tränen sammelten sich in seinen Augenwinkeln. Wütend versuchte er sie weg zu blinzeln, als ihm plötzlich auffiel das Waltan regungslos neben ihm stand und ihn ansah.

„Interessant.“ Sam hisste erschrocken auf. Waltans Nasenflügel blähten sich bei seinen Worten auf. Seine Augen sprühten vor Zorn. Grob packte er Sam bei der Schulter und am Hals und drückte ihn mit dem Rücken nach unten zu Boden. Wieder legten sich starke Finger fest um ihn und nahmen ihm die Luft. Panisch presste Sam seine Hände gegen dessen Hände und versuchte Waltan los zu werden. Seine Fingernägel pressten sich in die Haut des anderen, doch der Zuckte nicht mal mit einer Wimper. Unverändert blickte er ihn an und versuchte in ihm zu lesen.

„Ich wusste ja, dass du etwas für Jäger übrig hast und bei ihnen aufgewachsen bist, aber da ist noch was. Ein einziger Jäger hat es dir angetan….“ Sam presste die Zähne hart zusammen und bemühte sich seine ganze Kraft ein zu setzten, um Waltan von sich weg zu drücken, doch sie reichte nicht aus. Seine Hände begannen vor Anstrengung an zu zittern, als plötzlich die Türen aufgerissen wurden. Verblüfft sahen beide auf. Waltan lockerte verwirrt etwas seinen Griff, als jemand die Halle betrat.

„Sam!“….
 


 

Dean stand mit den anderen wenige hundert Meter vor den schweren Mauern des Hauses. Nervös wischte er seine schweißnassen Hände an seiner Jeans ab und überprüfte nochmal die Waffen, die er am Körper trug. Er war bereit. Mehr als bereit. Aber mit der Nervosität stieg auch ein ungutes Gefühl in ihm hoch. Nicht wegen der Gefahr, in der sie alle schwebten, nein, es war etwas anderes.

Dean sah am Haus hoch. Sein Blick fuhr über den weißen Stein, über die Fenster zum Dach hoch. Das Haus war riesig und hatte sicher über hundert Zimmer.

James, Bobby, Ted und Diego unterhielten sich etwas entfernt über den Plan, doch Dean hatte keine Lust es sich an zu hören. Nicht, dass er alles nicht ernst genug nahm. Nein, dem war ganz und gar nicht so. Ihm war, als würde es eh nichts bringen. Nicht umsonst, aber auch nicht entscheidend. Er wusste nicht woher, aber er hatte es so im Gefühl.

Eine Hand legte sich auf seinen Arm. Kurz zuckte er erschrocken zusammen, als Beth näher trat. Sie hatte ihn schon eine Weile beobachtet. Ihr missfiel der Blick des viel jüngeren Mannes. Er wirkt ein bisschen verloren, wie er an den Baum gelehnt zum Haus hoch sah und seinen Gedanken nachhing.

„Hey. Wir schaffen das schon!“, sprach sie ihm Mut zu und drückte leicht seinen Unterarm, um ihm zu zeigen, dass sie und die anderen für ihn da waren.

Dean sah sie an, nickte kurz und wand sein Gesicht wieder von ihr ab. Er wusste, dass er sich auf sie verlassen konnte, aber etwas störte ihn. Wolken zogen auf. Irgendwas war im Gange, was nicht gut war.

Plötzlich splitterte ein Fenster in der obersten Etage. Wie erstarrt starrten alle auf die Splitter, die schnell zu Boden schossen und dort teils im Boden stecken blieben. Dean schluckte. Keiner sagte was oder bewegte sich.

`Sam!´, schoss es durch Deans Gedanken. Schnell stemmte er sich vom Baum auf und lief auf das Haus zu.

„DEAN! Nein!“, rief Beth ihm entsetzt hinterher, versuchte ihn noch zu packen, doch schaffte es nicht. Dean lief so schnell er konnte auf den Eingang zu. Ein paar wenige Meter davor spürte er plötzlich ein leichtes Ziepen auf seiner Haut, als hätte er einen kleinen Stromschlag bekommen.

Verwirrt drehte er sich um, als er einen Schrei hörte. Einer der Jäger war ihm gefolgt und wurde durch eine nicht sichtbare Mauer zu Boden geschickt. Zuckend blieb der, Dean unbekannte, Jäger liegen und regte sich nicht mehr. Unsicher blickte er auf den Ring, den er von Blake bekommen hatte, dankte ihm im Stillen und lief kurz darauf auch schon weiter.

„Verdammt!“, fluchte Dean, als er den kleinen Hof und das Tor hinter sich gebracht hatte. In der Eingangshalle führten insgesamt vier riesige Treppen nach oben.

„Das kann doch nicht wahr sein!“, rief er. Verzweifelt versuchte er sich zur Ruhe zu zwingen und atmete ruhig, als das Geräusch von schnellen Schritten zu ihm durchdrang. Entsetzt blieb Dean der Mund offen, als Ray die Treppe rechts von ihm herunter gerannt kam.

Erschrocken blieb der Rennende stehen und blickte Dean ungläubig an. Das Weiß zog in sein Gesicht, als Ray erkannte, dass seine Augen ihm keinen Streich spielten.

„Wie zum Teufel…“, begann Ray, der endlich seine Stimme wiedergefunden hatte, als Blake, der ihm anscheinend hinterher gerannt war, hinter ihn trat und ihm eine Hand auf die Schulter legte.

„Fast. Fast.“, grinste er, als Ray seine Hand wegschlug.

„Du stellst dich gegen mich? Du bist mein Bruder!“, brüllte Ray.

„Du stehst im Weg!“, zischte Blake kalt. Dean sah unbeeindruckt zu den Beiden. Sam und er waren bessere Brüder gewesen, als sie noch welche waren. Sie hatten zwar auch ihre Streits und andere Meinungen, aber sie vielen sich nicht gegenseitig in den Rücken.

„Dean! Hier die Treppe hoch, geradeaus, dritte rechts, dann die zweite links bis zur einer riesigen schwarzen Tür. Schnell Sam braucht dich!“, rief Blake zu ihm, als Ray erneut flüchtete. Dean nickte Blake dankend zu und lief schnell an diesem vorbei.

Er hatte Mühe den Weg zu finden. Blake hatte ihm zwar genau gesagt wohin er laufen müsste, aber hier war s ja schlimmer als im Labyrinth. Völlig außer Atem stand er nun endlich vor der richtigen Tür. Ohne lange zu Zögern schob er sie auf.

„Sam!“, rief er und erblickte den anderen sofort auf der einen Seite dieser Halle, in der er stand, auf dem Boden, ein riesiger Mann mit sehr kurz geschorenem Haar und einer eiskalten Miene. Dean erstarrte, als der Mann sich zu seiner vollständigen Größe, die sogar Sam überragte, aufrichtete und auf ihn zu kam.

„Du bist dieser Jäger in seinem Kopf!“ Verwirrt blickte Dean zu Sam, der keuchend am Boden lag und versuchte auf zu stehen. Dann alles innerhalb weniger Sekunden, so dachte er, als der Mann, der Waltan sein musste, auf ihn zu lief, Sam sich so schnell wie es ihm möglich war auf dem Boden vorrutschte und ihm einen kleinen Dolch zuwarf. Dean hatte keine Mühe ihn zu fangen und rammte ihn tief in Waltans Brust, der nun genau vor ihm stand. Kora, die unauffällig in der Ecke zugesehen hatte, was Waltan mit Sam anstellte schrie laut auf und lief zu ihnen rüber

Dann war alles still. Dean blinzelte, Sam konnte nicht glauben was er sah und Waltan sank keuchend zu Boden. Kora drehte Waltan auf den Rücken und flüsterte ihm unter Tränen leise Worte ins Ohr.

„D…du hast es geschafft!“, rief Sam und realisierte erst jetzt, wo Waltan am Boden lag und sich nicht mehr bewegte, dass es endlich geschafft war. Dean zog verwirrt eine Augenbraue gen Haaransatz und lief zu Sam, der sich die schmerzende Seite hielt, was ihn aber nichtdaran hinderte Dean fest in seine Arme zu schließen.

„Endlich ist es vorbei!“, flüsterte Sam glücklich gegen Deans Schulter und drückte den anderen noch näher an sich. Dean wusste nicht was er denken sollte, aber den Jüngeren wieder in seine Arme schließen zu können machte ihn glücklich. Sams Geruch stieg ihm sanft in die Nase und ließ ihn wohlig aufseufzen, als ihn plötzlich etwas blendete. Auch Sam bemerkte etwas und drehte seinen Kopf in Deans Armen zu Waltan. Kora weinte leise an seiner Seite und bemerkte nichts um sie herum mehr. Krallte sich in Waltans Hemd und Schluchzte.

Dieser regte sich zwar zum Glück nicht mehr, doch ein Licht ging von der Stelle in seiner Brust, in der der indonesische Kris steckte, aus und wurde immer greller. Schnell bedeckten beide ihre Augen.

Dean öffnete kurz darauf die Augen und sah sich vorsichtig um. Er war allein.

Wo Kora und Waltan waren lag nur noch Staub, in deren Mitte der Kris glänzte. Dean sah hinunter. In seinen Händen hielt er Sams Hemd. Panisch stand er auf und drehte sich immer wieder um.

Kein Sam. Er war allein! Kein Sam!

„SAAAAM!“

Deep of the Night

Dean öffnete kurz darauf die Augen und sah sich vorsichtig um. Er war allein.

Wo Kora und Waltan waren lag nur noch Staub, in deren Mitte der Kris glänzte. Dean sah hinunter. In seinen Händen hielt er Sams Hemd. Panisch stand er auf und drehte sich immer wieder um.

Kein Sam. Er war allein! Kein Sam!

„SAAAAM!“
 

Die Halle war leer und er ganz allein. Wo waren die anderen geblieben? Wo war er? Panisch begann sein Herz wie wild in seiner Brust zu schlagen, sein Blick hetzte von einem Punkt zum Nächsten und seine Finger griffen fester den Stoff zwischen ihnen. Wie paralysiert sah er nach unten, auf Sams Hemd und hob es an sein Gesicht, schnupperte leicht und verzog die Lippen. Sams Geruch stieg ihm in die Nase, ein süßer, leicht herber Duft, der sein Herz kurz hüpfen ließ. Warum war das passiert? Warum ihm?

Wo war Sam? Dean spürte seine Knie weich werden und sank langsam zu Boden, setzte sich und roch nochmal an dem Hemd, strich mit den Fingern sanft darüber. Er war seinem Ziel so nah gewesen. Waltan tot und Sam in seinen Armen. Alles löst sich auf, verschwand wie Sand aus seinen Händen. Konnte er das überhaupt schaffen? War das Schicksal gegen sie? Nein. Er glaubte nicht ans Schicksal. Nichts würde ihn von Sam trennen. Er würde es nicht zulassen. Dean würde ihn wieder sehen. Fest packten seine Finger den weißen Stoff. Wenn er es nicht schaffte wer dann?

Dean stand auf und ging mit festem Schritt zu der Stelle, wo er Waltan und die Rothaarige das letzte Mal gesehen hatte. Langsam bückte er sich und hob die Kris auf. Sie glänzte silbern im Licht. Kein Blut besudelte ihr Metall, sie wirkte schon fast neu. Dean betrachtete sie genauer, als er sie plötzlich erkannte. Genau diese Waffe hatte er Diego einst gestohlen, sie Ray gebracht und war von diesem hintergangen worden. Hatte Sam durch ihn verloren, der von da an nur selten an seiner Seite war. Zorn blitzte in seinen Augen auf. Ray! Da war ja noch was, dachte Dean. In seinen Gedanken konnte er sich nicht entscheiden was am qualvollsten für diesen wäre. Aber eins war sicher, er würde sich rächen. Und Ray würde sich wünschen ihm nie in den Weg gekommen zu sein.

Dean stand auf und ging zurück zur großen Tür, durch die er vor wenigen Minuten gekommen war. Ein Hand legte er auf das kühle Holz, als sein Blick noch einmal die leere Halle absuchte. Er musste Sam zurück haben.

Nur dieser eine Gedanke beherrschte ihn, während er die Gänge zurück ging. Er fand ohne nach zudenken oder zu überlegen seinen Weg und ging die große Treppe herunter. Dean vernahm schnelle Schritte die näher kamen, reagierte jedoch nicht darauf, er wusste wem sie gehörten. Er ging seelenruhig weiter. Plötzlich kamen Leute um die Kurve in die Eingangshalle, als Dean auf der Hälfte der Treppe war und sahen ihn neugierig an. Auch Beth, James, Bobby, Ted und Diego war unter ihnen und kämpften sich einen Weg zu ihm durch.

Wo ist Waltan?

Was ist passiert?

Ist er allein?

Wo ist Waltan?

Alles in Ordnung?

Kennst du den Weg?

Was hat er mit dir gemacht?

Warum hat er dich gehen lassen?

Wo ist Waltan? Diese Frage. Immer wieder wurde sie gestellt. Dean sah mit grimmiger Miene auf sie hinab.

„Waltan ist vernichtet!“, rief er mit belegter Stimme. Trubel brach um ihn herum aus. Dean blickte zu Boden, als sich eine Hand auf seine Schulter legte, er sah auf und erkannte James. James, der Sam so unglaublich ähnlich war, ahnte nicht welchen Schmerz Dean plötzlich in seiner Brust spürte. Zischend drückte Dean eine Hand auf seine Brust.

„Was ist passiert, Dean? Wo ist Sam?“, fragte Bobby auf seiner anderen Seite. Die Fünf standen um ihn herum und schirmten ihn etwas von der fröhlichen Menge ab. Dean schluckte hart und trocken und sah auf. Er würde jetzt ganz sicher nicht heulen. Schon gar nicht vor den ganzen anderen Jägern hier. Seine Augen brannten, als er zu sprechen ansetzen wollte. Kein Wort kam über sein e Lippen, nur ein Geräusch, welches sich verdächtig nach einem Schluchzen anhörte. Dean senkte den Kopf, blickte auf seine Schuhe, als er bemerkte wie sein Blick langsam verschwamm. Verdammt, warum konnte er sich nicht mal etwas zusammen reißen? SAM IST NICHT TOT! Er ist nur nicht hier. Kein Grund hier wie ein Kindergartenkind rum zu flennen. Er war ein erwachsener Mann, verdammt. Dean spürte wie Beth, die vor ihm stand die Luft scharf einsog und eine Hand auf seine Brust legte. Diese kleine, sanfte Berührung ließ ihn zusammen zucken, als hätte er einen Stromschlag bekommen. Er konnte die Wärme, die ihre Hand ausstrahlte bis zu den Knochen spüren.

„Komm mit raus.“, bestimmte sie, Dean nickte nur mechanisch. Sie verließen die jubelnde Menge, die fröhlich herumbrüllte und sich langsam zu kleinen Trupps spaltete, die Teil für Teil des Hauses unter die Lupe nahmen. Es war vollständig verlassen. Niemand außer ihnen war anwesend. Scheinbar waren alle geflüchtet.
 

Dean folgte den anderen, die ihn vom Haus weg zu der Wiese mit den Autos führten. Bobby wollte ihm das Hemd abnehmen, doch Dean entriss sich seinem Griff und knurrte leise. Der ältere Jäger versuchte es nicht wieder und sah den Jüngeren fragend von der Seite an. Dieser leere, gefühlslose Blick gefiel ihm nicht. Was war in den wenigen Minuten nachdem Dean im Haus verschwunden, bis sie ihn auf der Treppe fanden geschehen?

Sie kamen an James und Beths Truck an. Dean ging an ihnen vorbei und setzte sich mit einem Satz auf die Motorhaube des Wagens. James wollte den Jüngeren schon zur Schnecke machen, doch Beth hielt ihn davon ab. Nicht, dass Dean es interessiert hätte.

„Was ist passiert?“, fragte Bobby erneut und ging auf Dean zu, bis sie nur noch ein knapper Meter trennte.

„Sam ist weg…“, hauchte Dean heißer, legte seinen Kopf in seine Hände und roch wieder am Hemd. Irgendwie beruhigte der Geruch Sams ihn. Etwas was ihn auf dem Boden der Tatsachen zurück holte und verhinderte, dass er sich heulend auf dem Boden wand. Wieder spürte er Beths Hand auf seinem Arm, sah auf diese hinab und folgte deren Arm bis zu ihrem Gesicht. Sie lächelte obwohl es ihr schwer fiel. Tränen tanzten in ihren Augen. Sie schien zu ahnen was passiert war, wollte es aber von ihm hören. Dean atmete noch ein paar Mal tief ein und aus und brachte es schnell, aber ohne Details außen vor zu lassen zu erzählen was passiert war.

Als er geendet hatte war es still. Alle hingen ihren Gedanken nach, keiner konnte es so genau fassen was passiert war. Ja, es war unglaublich, dass Dean es geschafft hatte Waltan zu töten, aber das mit Sam konnten sie sich nicht erklären.

„Einfach verschwunden sagst du?“, Diego massierte sich die schmerzenden Schläfen und dachte nach. Keiner von ihnen hatte je von so etwas oder so etwas ähnlichem gehört. Gut, Vampire zerfielen laut Aberglauben bei Sonneneinstrahlung zu Staub, aber jeder von ihnen kannte die Wahrheit.

„Du hast Waltan einfach so erstochen und dann kam dieses Licht, in dem er, Sam und diese Frau verschwunden sind?“, wiederholte Beth leise, Dean nickte nur geknickt. Er griff in seinen hinteren Hosenbund und zog die Kris hervor. Er reichte sie dem verwirrten Diego, der sie skeptisch in Besitz nahm. Dean sah seinen Blick, der über die Klinge huschte und die Luft anhielt. Seine Augen weiteten sich.

„Ja es ist deine. Ich hatte sie an dem Tag als ich verwundet wurde gestohlen. Es tut mir leid, aber es musste sein.“

„Hast du Waltan hiermit getötet?“ Alle Blicke lagen auf Dean, der stumm nickte und zu Boden sah.

„Wie ist das möglich?“

„Ray hatte sie mir damals abgenommen. Vermutlich hat er es irgendwie gedreht. Sam…Sam meinte ja, dass Ray einen guten Plan hatte…“, erklärte Dean, konnte Sams Namen nur schwer über die Lippen bringen. Schmerzen durchzogen seine Brust, bei jeden Gedanken an den anderen. Sam lebte. Das wusste er aus irgendeinem Grund. Es konnte einfach nicht anders sein. Er müsste es doch spüren, wenn dem anderen etwas passiert wäre. Oder?

Wieder hing jeder seinen Gedanken nach.

„Bist du sicher, dass Sam nicht einfach abgehauen ist?“, fragte James. Dean sah Rot.

„Natürlich nicht! Wie kannst du es wagen auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden? Sam würde niemals freiwillig verschwinden!“, schrie Dean aufgebracht, sprang sauer auf die Beine und kam wie ein tobender Stier auf den Älteren zu, dessen Augenbrauen überrascht gen Haaransatz abhoben.

„Ich mein doch nur…“, wehrte er sich und ging einen Schritt zurück.

„Deine Meinung kannst du dir sonst wo hin schieben!“, spie Dean, der von Bobby und Ted mühevoll zurück gehalten wurde. Mit finsterer Miene riss er sich von ihnen los, ging ein paar Mal auf und ab, während er sich durch die Haare strich und überlegte was er jetzt tun sollte.

„Verdammt…ich muss was tun…“, meinte er leise. Eine Idee entstand wage in seinem Kopf. Nachdenklich blieb er stehen und rieb sich das Kinn. Das war wenigstens besser, als hier zu hocken und sich bemitleiden zu lassen!

Dean drehte sich zu den anderen, ging an ihnen vorbei zum Wagen, um Sams Hemd zu holen, das er dort liegen gelassen hatte, als er auf James losgegangen war.

„Dean, was…“, James legte eine Hand auf seine Schulter, doch Dean entriss sie ihm grob.

„Ich muss was unternehmen. Sam ist irgendwo da draußen. Wir müssen ihn finden!“, sagte er ruhig und ging von den anderen.

„Ich melde mich!“, fügte er noch schnell hinzu, mehr für Beth als an die anderen gewandt.
 

Sie hielten ihn nicht auf, nicht dass sie es überhaupt geschafft hätten, aber sie versuchten es auch nicht. Das Hemd Sams fest im Griff ging er auf seinen geliebten Impala zu, stieg ein und ließ diesen heulend starten.

„Wir müssen Sam finden…“, flüsterte Dean und rauschte davon.
 

Zwei Wochen. Und er hatte nichts erreicht. Sam war spurlos verschwunden. Überall, wo Dean wusste, wo Sam hin sein konnte, oder wo er hin gehen würde, wenn er sich erst mal orientieren musste, war er gewesen. Durchs halbe Land war er gefahren, hatte jeden angerufen den er kannte und gebeten die Augen offen zu halten.

Verzweifelt tigerte Dean durchs Motelzimmer, dass er sich für die Nacht genommen hatte und blickte immer wieder auf die riesige Landkarte, die er an der Wand hängen hatte. Kleine weiße Punkte zeigten seine Freunde, die Familie, kleine blaue Punkte die Jäger, denen er vertrauen schenkte und die Roten waren die anderen, die auch die anderen angerufen hatten. Das Bild, welches sich ihm bot war mehr als bunt. Es flackerte vor seinen Augen, wenn er die Karte zu lange betrachtete. Fluchend drehte er sich weg. Keiner hatte sich gemeldet. Nur Beth und Bobby, die dann nur wissen wollten wo er war und ob sich was ergeben hatte. Wie es ihm ging und so. Nichts Hilfreiches.

„Du wirst noch wahnsinnig.“ Dean drehte sich nicht um, er wusste bereits wer ihn da ansprach. Blake war der Einzige, der in die letzten Tage bei ihm war und versuchte ihm zu helfen. Er hatte versucht etwas heraus zu finden und selbst ein paar Quellen ausgequetscht. Ohne Ergebnis.

Blake hatte schließlich herausgefunden was Ray mit dem Dolch gemacht hatte. Das dieser alle Dämonischen Kräfte in einem bestimmten Radius vernichtete. Waltan, Kora und Sam hatte es laut ihm vernichtet. Blake selbst und Ray waren zu ihrem Glück nicht zu nah gewesen. Ray hatte zwar Glück gehabt, dass es ihn nicht zerfetzt hatte, aber seine Kräfte hatte er eingebüßt, als er vor Blake zu flüchten versuchte. Ein letzter Sprung in eine entfernte Stadt war ihm noch gelungen, wo er in einer Seitengasse in sich zusammen gebrochen war. Das anwenden seiner Kräfte hatte die Macht des Dolches wirken lassen. Blake blieb verschont, obwohl er nur wenige Minuten später folgte.

Der Jüngere hatte im Geheimen zugesehen, wie Ray gefunden und von der Polizei festgenommen wurde. Warum teleportierte er auch ausgerechnet in die Stadt, in der er als Mörder gesucht wurde?

„Was willst du? Hast du etwas herausgefunden?“, fragte Dean grimmig. Seine Augen suchten erneut die Karte ab, um wichtige, fehlende Stellen zu finden. Er musste Sam finden!

„Dean!“, Blake legte eine Hand auf dessen Schulter, der diese vollkommen ignorierte.

„Du musst es einsehen und abschließen. Sam ist tot! Versteh es doch endlich!“

„Nein! Das darf nicht sein!“, brüllte Dean und stieß den anderen von sich. Verzweiflung kam in ihm hoch und versuchte ihn zu ersticken. Tief hinten in seinen Gedanken fragte er sich, was ihn so sicher macht?

„Du…du kannst ihn wiederbeleben! Das hast du bei mir doch auch gemacht!“ Blake schüttelte den Kopf und senkte den Blick.

„Ich brauche die Leiche der Person und selbst dann ist Sam schon zu lange tot. Sein Körper könnte nicht zurück…“, erklärte er leise. Es riss Dean den Boden weg. Wacklig ging er zum Bett und setzte sich darauf.

War alles verloren?

Mit geöffneten Augen voran

Sein Atem ging hektisch. Mit geweiteten Augen sah er auf die Straße vor sich, ließ den Blick aber immer wieder nach rechts in den Rückspiegel gleiten und beobachtete die Straße hinter sich.

Seine Hand tastete neben sich auf den Beifahrersitz. Ja. Es war noch da. Beruhigt atmete er etwas ruhiger und überlegte sich wo der passende Ort war. Auf keinen Fall sollte er es in der Nähe durchführen. Es waren zu viele in der Nähe, die in kannten und ihn eventuell stoppen könnten und würde.

Nervös trommelten seine Finger auf dem Lenkrad. Er hatte es sich lange überlegt und war zu dem Entschluss gekommen, dass Blake recht hatte. Sam war tot und er würde dafür sorgen, dass er wieder lebt.

Deans Gedanken schweiften ab, als das alles für sie noch kein Thema war. Sam und er waren von einem Job zum anderen gefahren. Hatten das Böse erledigt und fuhren weiter. Das was passierte bezog sich nicht auf sie oder ihre Vergangenheit und war relativ schnell erledigt. Dean vermisste die Zeit, die sie zusammen im Auto verbracht hatten sehr. Sam hatte zwar auch oft geschlafen, während er fuhr, aber das hatte ihm noch nie was ausgemacht. Es würde ihn jetzt wahrscheinlich sogar beruhigen.

Wieder glitt sein Blick in den Rückspiegel. Niemand folgte ihm.

Die letzten Tage hatte er bei Beth, James und Lukas verbracht. Beth hatte ihn eingeladen und er war ihr nur zu gern nachgegangen. Sie hatte ihr Bestes gegeben, um ihn auch nur ein bisschen zu trösten und von seinem Verlust ab zu lenken. James schwieg die meiste Zeit oder beobachtete ihn mit nicht zu identifizierendem Blick von der Seite. Selbst Lukas verhielt sich zuvor kommend und ließ ihm entweder den Vortritt oder mied ihn.

Dean saß die meiste Zeit auf ihrer Veranda in einem der Binsenstühle und sah über die Wiese, die sich vom Haus bis einige hundert Meter bis zu einem kleinen Wäldchen zog. Stunden lang saß er draußen und starrte vor sich hin. Er versuchte nicht zu denken und sich einfach nur aufs Atmen zu konzentrieren, was ihm meist nicht so richtig gelingen wollte. Bobby rief ihn alle zwei Tage an und erkundigte sich wie es ihm ging, doch Dean hatte keine Lust über sein Befinden zu reden. Meist bloggte er ab, sagte kurz seinen Text auf und legte wieder auf. Bobby war zum Glück nicht sauer und verstand, dass es für Dean nervig sein musste und beließ es dabei. Alle machten sich Sorgen um den jungen Jäger.

Beim Abendessen sprach keiner ein Wort. Dean zerquetschte die Kartoffeln gerade, um sie mit der Soße zu mischen. Mit dem Essen hatte Beth sich wieder einmal übertrumpft. Mit wenigen Worten hatte er ihr das gesagt und schwieg dann wieder. Beth lächelte leicht, sagte aber auch nichts. Sie sah kurz zu James, dessen Blick ebenfalls auf dem Jüngeren lag. Er verstand, dass der Verlust Dean sehr mitnahm. Vor zwei Wochen hatte man die Leiche seines besten Freundes Teddy in Waltans Haus gefunden und ihm ein ordentliche Feuerbestattung gemacht. James war auch eine Zeit lang nicht mehr zu gebrauchen gewesen. Er musste den Tod seines ältesten und besten Freundes erst mal verkraften, doch er saß wieder mit erhobenem Kopf am Tisch. Dean nicht. Der Junge sah nicht gesund aus.
 

Dean lenkte den Wagen an den Straßenrand und schaltete den Motor aus. Die Straße war verlassen und dunkel. In der Ferne konnte er die Lichter des nächsten Städtchens sehen. Schnell beugte er sich zur Seite und zog aus dem kleinen Handschuhfach eine Karte hervor. Seine Finger zitterten leicht, als er sie entfaltete, doch er beachtete dies nicht weiter. Rasch suchte er sie ab und fand schließlich seinen momentanen Standort. Und das Städtchen vor ihm bot genau das was er suchte. Er knüllte die Karte unsauber zusammen und warf sie auf die Rückbank. Sam würde das zwar nicht gefallen, aber er verwarf den Gedanken daran schnell.

Dean brauchte keine fünf Minuten, um das zu finden was er brauchte.

Eine Kreuzung.

Dean schluckte trocken, als er sie verlassen und einsam vor sich sah und schaltete den Motor aus.

Die kleinen Kiesel knirschten leise unter seinen Sohlen, als r mit einer kleinen Schaufel und einem Kästchen in die Mitte der Kreuzung ging. Tief durch atmend sah er sich um. Kein Mensch weit und breit. Er konnte es erledigen, ohne lästige Zuschauer dabei haben zu müssen. Mit wenigen Stichen hatte er ein Loch ausgehoben, das groß genug für die kleine Kiste war. Er bemerkte, dass seine Finger zitterten, als er die Kiste kurz öffnete und noch einmal überprüfte, ob er auch wirklich nichts vergessen hatte. Das tat er schon den ganzen Tag. Und auch diesmal war alles drin, was reingehörte. Zufrieden damit schloss er es wieder und legte es in das kleine Loch. Mit wenigen Griffen war sie verbuddelt und die Sache am Laufen. Schnaubend stand er auf und sah sich um. Nichts.

Nach einigen Minuten war immer noch nichts zu sehen. Zweifel tobten durch Deans Gedanken. Hatte er etwas vergessen? War irgendetwas falsch? Hatte er etwas übersehen oder einfach nur nicht gemacht?

Dean versuchte sich an den Absatz im Buch zu erinnern, aber ihm viel nichts ein was falsch sein konnte. Vielleicht war alles nur eine Lüge und er dieser blöd und blind auf den Leim gegangen. Eine Geschichte für Idioten?

Eine kalte Brise strich seinen Nacken. Fröstelnd stellte er seinen Kragen auf und fluchte. Wie konnte er nur so dumm sein und daran glauben, was in diesem verdammten Buch stand?

Dean spürte wie es langsam kälter wurde und blies sich warme Luft in die Hände.

„Am besten such ich mir hier in der Nähe ein Zimmer…“, murmelte er und wollte zurück zum Wagen. Abrupt blieb er stehen. Genau hinter ihm stand eine schöne junge Frau in einer schwarzen Motoradkluft. Ihre langen blonden Haare wehten leicht im Wind und umspielten ihre dünne Taille.

„Verzeihung…“, murmelte Dean und wollte an ihr vorbei zu seinem Wagen, doch sie hielt ihn auf.

„Nicht so schnell. Dean Winchester.“, sagte sie mit ernster Stimme. Erschrocken weiteten sich seine Augen. Woher? Doch sein Blick blieb an ihren Augenhängen, die sich genau in diesem Moment veränderten. Ein unmenschliches Rot leuchtete ihm entgegen und ließ seinen Atem stocken. Es hatte funktioniert!

„Erst rufst du mich in diese Einöde, wo kaum Menschen sind und dann willst du einfach verschwinden.“, schnalzte sie mit der Zunge und ging links um ihn herum . Deans Blick folgte ihr und beobachtete, wie sie ihn von oben nach unten musterte.

„Ich warte Dean.“, sagte sie und sah ihm tief in die Augen.

„Ich will, dass du Sam wieder lebendig machst!“, erwiderte er mit fester Stimme und ging auf sie zu. Die kleine Frau, die die Hände fest in die Hüfte gestellt hatte, musste zu ihrem Missfallen zu ihm hinaufsehen.

„Nein!“, meinte sie und sah weg.

„Wie nein?“ Dean war verwirrt. Was sollte das?

„Nein, deinem Wunsch werde ich nicht nachkommen.“

„Warum?“, in Deans Blick war nur kurz ein Hauch Endtäuschung zu sehen, welche sich sofort in Wut umschlug.

„Keine Lust!“ Deans Fass lief über. Heftig packte er sie am Kragen und zog sie zu sich, doch es war als wolle er Luft mit den Fingern fangen. Sie entkam ihm ohne sich groß anzustrengen und stand dann plötzlich ganz wo anders. Sie lachte, als er erneut sein Glück versuchte und nach ihr schlug.

„Du bist ein süßer Kleiner.“, lachte sie, als er wieder auf sie zukam, doch diesmal wich sie nicht aus, sondern ließ ihn einfach an ihrer Hand abprallen. Hart schlug Dean auf dem Boden auf und stieß sich den Ellenbogen an einem größeren Stein.

„Was soll der Scheiß?“, fragte er und kam schnell wieder auf die Beine.

„Das sollte ich dich fragen. Wer spielt hier denn wilder Stier? Du oder ich?“ Mit weit aufgerissenen roten Augen, den Händen weiterhin auf den Hüften und mit einem aufreizendem Gang trat sie näher an ihn ran.

„Warum gehst du mit mir keinen Deal ein? War etwas falsch?“

„Nein, aber ich kann entscheiden welchen Dean ich eingehe und welchen nicht. Ich bin ein Dämon und keine Fee, die die Menschen mit Freude glücklich macht.“ Dean sah ihr finster entgegen.

„Sonst noch was? Ich habe heute nämlich noch was vor…“, meinte sie und sah gelangweilt auf ihre Fingernägel. Dean schwieg und sah zu Boden. Was sollte er nur tun?

„Und wenn ich das Angebot besser mache?“ Ihre Augen huschten nach oben und sahen ihn fragend an.

„Wie besser?“

„Ich lege noch etwas oben drauf oder du kriegst früher meine Seele…“, sprudelte Dean nur so vor Ideen.

„Nein.“

„Was soll ich denn noch tun? Willst du das ich auf Knien bitte? Verdammt!“ Dean raufte sich die Haare und versenkte seine Schuhspitze im Kies, welchen er etwas weiter weg schoss.

„Das wäre zwar sehr unterhaltsam, würde dir aber auch nicht viel bringen.“ Die Blonde legte den Kopf schief und betrachtete Dean, der mit der Seite zu ihr stand und seufzte laut auf. Langsam ging sie auf ihn zu und legte eine Hand auf seine Schulter.

„W-was?...“, weiter kam er nicht als er nach unten gezogen wurde und ihr Gesicht ganz nah dem seinen war.

„Ich gebe dir einen kleinen Tipp: Ich kann nichts zurückholen, was nicht weg war.“ Dean riss die Augen auf und erstarrte. Sie ließ von ihm ab, verzog die Lippen zu einem kleinen Strich und betrachtete ihn wieder.

„Jetzt hab ich was gut bei dir.“, meinte sie und ging die Straße hinter ihm weg.

„Warum?“, rief er ihr hinterher. Sie drehte sich kurz um, ihre Augen leuchteten ihm entgegen, doch sie sagte nichts, als sie in der Dunkelheit verschwand.

„Sam lebt!“, flüsterte Dean und lief einen Moment später wie ein Irrer zum Wagen, startete und fuhr los.
 


 

*Flashback*

Dröhnende Schmerzen machten sich in seinem Kopf breit, als er die Augen öffnete und gleich wieder schloss. Die Sonne schien ihm unbarmherzig ins Gesicht. Sam hob eine Hand und schirmte sie ab. Ächzend setzte er sich langsam auf und sah sich um. Er lag auf einer kleinen Lichtung. Um ihn herum nur Bäume, durch die der kalte Wind fegte, der eine Gänsehaut auf seinem Körper ausbreitete. Verwundert sah Sam an sich herab und erstarrte. Er war nackt. Wie kam er nackt in diesen Wald? Wo war er hier überhaupt?

Panisch blickte er sich um. Von irgendwoher kamen Geräusche. Sam lauschte und entschied sich schließlich diesen nach zugehen. Vielleicht konnte er so schnell in Erfahrung bringen was er hier machte und wo hier überhaupt war. Er hatte keine Ahnung was passiert war. Was vielleicht der Grund war, weshalb er hier war. Sein Kopf dröhnte bei jeder Bewegung unbarmherzig, aber er musste schnell Antworten finden. Leise lief er auf das Geräusch zu und versteckte sich hinter einem Baum. Es war ein kleines, altes Farmhaus.

Sams Aufmerksamkeit lag aber eher auf der Wäscheleine, an der mehrere Hosen und Hemden hingen. Schnell fixierte er die Umgebung. Kein Mensch war weit und breit zu sehen. Wie ein Blitz lief Sam los, sprang über die kleine Mauer und packte eine Hose, welche er sofort anzog. Doch gerade, als er sich eines der Hemden packen wollte, ertönte ein lauter Knall.

„Verdammter Dieb. Mach gefälligst das du hier wegkommst oder ich mach dich einen Kopf kürzer!“, rief eine tiefe Männerstimme vom Haus her. Sam ergriff die Flucht und stürzte in den Wald zurück. Der Mann schoss weiter wie ein Besessener auf ihn, war aber zu Sams Glück ein miserabler Schütze.

Sam stoppte nach ein paar Minuten. Die Schüsse hatten aufgehört und die Stimme des Alten war auch nicht mehr zu hören. Prustend stützte er sich auf seine Knie ab und versuchte wieder genügend Luft in seine Lungen zu kriegen.

Sein Blick untersuchte schnell die Umgebung. Keine hundert Meter erkannte er ein weiteres Farmhaus. Sollte er es wagen und näher heran gehen?

Sam sah sich um. Er war allein im Wald mit nicht mehr als einer Jeans am Leib, die ihm viel zu weit war.

Vorsichtig schlich er sich näher, sein Blick immer nach dem Besitzer des Hauses suchend. Er wollte auf keinen Fall erschossen werden. Aus der Nähe konnte er den Garten besser erkennen. Ein großes Gemüsebeet lag hinter dem Haus. Der Garten, war wie der zuvor ebenfalls von einer kleinen Mauer umgeben, die Sam aber ohne Probleme überwinden konnte. Knurrend gab sich sein Magen zu erkennen. Sam seufzte und beschloss näher ran zugehen und sich etwas von dem Gemüse zu holen. Leise und in geduckter Haltung schlich er weiter und nahm sich ein paar Tomaten, die ihm am nächsten waren. Schnell lief er wieder zurück und setzte sich in den Schatten auf der anderen Seite der Mauer. Glücklich was in den Magen zu bekommen verschlang er seine Beute und nahm erst zu spät die Person hinter ihm war.

„Du weißt aber schon, dass das nicht deine Tomaten sind, oder ?“, fragte eine tiefe, feste Stimme hinter ihm. Sam wollte aufspringen, stolperte jedoch und landete mit dem Rücken auf dem Boden. Panisch blickte er zu dem etwas älteren Mann auf, der sich auf seine Hacke stützte.

„ Wie siehst du denn aus? Wer bist du und was machst du hier?“, fragte er schnell und trat etwas näher an die kleine Mauer, die ihm bis zum Bauch ging.

„Ich..ähm…ich bin…“, stotterte Sam und senkte seinen Blick. Was sollte er denn sagen? Er wusste ja auch nicht viel.

„Komm erst mal rein, es wird bald dunkel. Drinnen kannst du mir alles erzählen.“ Der Mann wand ihm den Rücken zu und bedeutete ihm, ihm zu folgen. Sam sah sich nochmal kurz um, folgte dem Mann aber schließlich.

„Mein Name ist Adrian. Und du?“, fragte der blonde Mann und hielt ihm die Terrassentür auf.

„Mein Name ist Sam…glaub ich…“, meinte Sam und senkte erneut den Kopf.

„Setzt dich erst mal. Ich hol uns was zu trinken und dann können wir reden.“

*Flashback ende*

Ferner Hall

Es war hell draußen. Das Licht fiel durch die dünnen Vorhänge und spielte mit den kleinen Staubfusseln in der Luft. Sam beobachtete die wirren Muster eine Weile und konzentrierte sich nur aufs Atmen. Er dachte an nichts.

Doch ein Geräusch, das anscheinend von unten kam, lenkte ihn ab. Wo war er hier? Verwirrt wandte er den Kopf vom Fenster ab, setzte sich leicht auf und sah sich im Raum um. Er war nur spärlich eingerichtet. Ein Bett, in dem er gerade lag, ein kleiner Schrank gegenüber dem Fenster und ein Schreibtisch mit Stuhl.

Sam richtete sich vollständig auf und hievte seine Beine aus dem Bett. Wo zum Teufel war er?
 

Der Geruch von Kaffee stieg ihm in die Nase. Neugierig stand er auf, seine Beine wackelten etwas unter seinem Gewicht, konnten ihn aber tragen.

Er war in einem Haus, das schon etwas älter war. Die Stufen der Treppe knarrten unter seinen Füßen. Das Geräusch, welches ihn aufmerksam gemacht hatte verstummte plötzlich und ein anderes ertönte. Hastige Schritte kamen näher. Sam spürte wie ihm leicht schwindlig wurde. Sein Griff verfestigte sich um das Treppengelender, als ein etwas größerer Mann auf ihn zu kam.

„Hey, du bist ja wach. Geht’s dir gut? Du solltest dich noch eine Weile schonen und Kräfte sammeln.“, meinte der Schwarzhaarige, hielt ihm am Arm fest und führte ihn in die angrenzende Küche, um ihn dort auf einen der Stühle zu buchsieren.
 

„Wo bin ich hier? Und wer bist du? Was ist hier überhaupt los?“, fragte Sam verzweifelt und verbarg das Gesicht in seinen Händen. Ein großer Kloss bildete sich in seinem Hals, den er einfach nicht wegschlucken konnte.

„Du erinnerst dich an gar nichts mehr?“, fragte der Mann und stellte ihm einen Becher mit der schwarzen, dampfenden Flüssigkeit, deren Geruch schon das gesamte Haus einhüllte, vor und setzte sich auf den Stuhl gegenüber. Sam blickte nicht auf, legte seine kalten Hände um den Becher und schüttelte leicht den Kopf. Er vernahm das Seufzen seines Gegenübers und blickte vorsichtig auf.

Der Mann vor ihm war ein paar Jahre älter. Er hatte schwarzes, kurzes Haar, ein leicht gebräunte Haut und war etwas größer als Sam. Ein Bart umspielte seine Lippen und den Kinnbereich darunter, was ihm einen verwegenen Ausdruck gab. Unter seinen leuchtend blauen Augen, die gerade zu strahlten, hatten sich tiefe Augenringe gebildet. Der Mann vor ihm wirkte sehr müde und fertig. Er hatte den Kaffee, von dem er gerade einen großen Schluck nahm, bitter nötig.

„Ich hab dich im Garten gefunden, als du dich gerade über meine Tomaten her gemacht hast. Du hattest nur die gestohlene Kleidung, an deinem Körper bei dir. Das Einzige, was du noch wusstest, war dein Name, Sam. Ich nahm dich mit ins Haus und gab dir was Richtiges zu essen, doch du bist zusammen gebrochen und lagst eine Woche mit hohem Fieber im Bett.“, ratterte der Fremde monoton runter, ohne von seinem Kaffee auf zu sehen.

„Du hast auf mich aufgepasst?“

„Was sollte ich denn tun? Dich wieder in den Garten und über die Mauer wuchten?“, fragte der Ältere und zog eine Augenbraue in die Höhe.

„Ich dachte dabei eher an die Polizei. Es könnte doch sein, dass ich ein entflohener Sträfling bin…“, begann Sam, wurde jedoch vom Lachen des anderen unterbrochen.

„Klar! Du und ein entflohener Sträfling. Das ich nicht lache.“

„Was ist? Vielleicht bin ich ja irgend so ein Irrer…“ Sam setzte den Becher etwas zu schwungvoll auf den Tisch ab, wodurch etwas von dem Kaffee über seine Hand und auf den Tisch schwappte. Zischend zog er die Hand zurück und wedelte sie leicht hin und her. Der Kaffee war immer noch heiß.

Der Mann erhob sich und verließ den Raum. Irritiert blickte Sam ihm nach. Hatte er was Falsches gesagt? Seufzend erhob er sich und ging zum Spülbecken, um sich einen Lappen zu holen. Mit einem Wisch war der Fleck vom Tisch weg. Erneut entrann seiner Kehle ein Seufzen, als er den Lappen unter dem kalten Leitungswasser ausspülte. Die Kälte tat seiner Verbrennung gut.

Erschrocken zuckte er zusammen, als sich eine schwere Hand auf seine Schulter legte. Der Mann war wieder in der Küche und bedeute ihm sich wieder zu setzen. Sam kam dem nach und nahm wieder auf dem Stuhl Platz. Der Mann sprach nicht ein Wort, während er Sams Hand nahm, zuerst Brandsalbe und dann einen kleinen Verband darum befestigte.

„Danke.“, meinte Sam kleinlaut und zog die Hand wieder zu sich, als der andere sie wieder frei gab.

„Warum willst du dich unbedingt als Böse sehen?“ Sam sah fragend auf. Was sollte das denn jetzt?

„Naja, es kam mir so vor, als würdest du versuchen mich davon zu überzeugen, dass es falsch war dich bei mir auf zu nehmen…“

„Ich weiß auch nicht… Es kam mir nur nicht normal vor von einem Wildfremden aufgenommen und gesundgepflegt zu werden.“, meinte Sam.

„Mein Name ist Adrian. Und da ich dich eine Woche im Fieberwahn ertragen habe, denke ich sind wir uns nicht mehr wildfremd.“

„Vielen Dank nochmal für das, was du für mich getan hast.“ Adrian nickte nur und sah auf.

„Es ist spät. Ich muss langsam zur Arbeit. Bleib hier und ruh dich aus. Du wirst eine Zeit noch ziemlich schwach sein, also sammel erst mal deine Kräfte.“

„Aber…“, Sam stand schnell auf, um den anderen aufzuhalten, der seine Sachen zusammen suchte und sich die Jacke überzog, als ihm erneut schwindlig wurde. Keuchend glitt er auf seinen Stuhl zurück.

„Kein aber. Du ruhst dich gefälligst aus! Ich bin gegen fünf wieder zurück und bringe den Arzt gleich mit.“, meinte Adrian, legte ihm nochmal eine Hand auf die Schulter und wartete, bis Sam einverstanden nickte.

„Bis später.“, verabschiedete sich der Schwarzhaarige und verschwand. Sam lauschte und hörte zuerst die Tür, die leise ins Schloss glitt und dann etwas später das Aufröhren eines Motors. Das letzte Geräusch versetzte ihm einen unangenehmen Stich in der Brust. Verzweifelt ließ Sam sein Gesicht in seine Hände gleiten und vergrub seine Fingernägel tief in seiner Kopfhaut.
 

Jetzt war er wieder allein. In einer Umgebung, die ihm nicht bekannt war. Wer war er?, fragte er sich schon zum hundertsten Mal. Seufzend kreuzte er seine Arme vor sich und ließ seinen Kopf darauf fallen. Was sollte er jetzt tun?

Nur das penetrante Klopfen der Uhr war noch zu hören. Tik, Tak, Tik, Tak… Genervt stieß Sam sich weg und stand auf. Er konnte nicht so da sitzen und er Uhr beim Ticken zuhören. Langsam ging er zurück in den Flur und blickte sich um. Rechts von ihm war ein Durchgang, der zum Wohnzimmer führte. Neugierig ging er weiter und fand sich in einem großen gemütlichen Raum wieder.

Langsam schritt er an der großen Couch vorbei und besah sich die Bilder, die hauptsachlich weite Gebirgslandschaften zeigten. Gegenüber der Tür stand ein breites Bücherregal, dass die ganze Wand einnahm. Bedächtig schritt Sam daran entlang und besah sich die Bilder, die in kleinen silbernen Rahmen vor den Büchern standen. Überall lächelte ihm Adrian entgegen, mal mit einer wunderschönen, blonden Frau, mal mit einem breit grinsenden Jungen. Der Junge war auf keiner der Aufnahmen älter als vielleicht sieben, wunderte sich Sam. Ob das Adrians Familie ist?, fragte er sich und zog die Stirn kraus. Aber wo war sie dann? Hier sah es nicht so aus, als würden noch zwei weitere Personen wohnen. Geschweige denn ein Kind.

Verwirrt schüttelte er den Kopf und musste sich im nächsten Moment am Regal festhalten, da ein erneuter Schwindel ihn leicht in die Knie zwang.

Schnaubend ließ er sich auf einen Sessel in der Nähe fallen und schloss für ein paar Sekunden die Augen. Er fühlte sich schwach und wacklig auf den Beinen, war aber alles andere als müde.

Seine Augen öffneten sich flatternd wieder und mussten sich erst wieder ein bisschen an die Umgebung gewöhnen, da das Reiben sie etwas angestrengt hatte. Den Blick immer noch auf das Regal gerichtet, ging er nach und nach die Titel der Bücher ab. Einige interessante Werke erweckten sein Interesse, waren dann aber doch nicht so überzeugend um dafür extra auf zu stehen.

Doch plötzlich war da etwas. Verwirrt setzte er sich gerade auf und kniff die Augen etwas zu sehen, um sicher zu gehen, dass er sich nicht verlesen hatte.

Das konnte doch nicht sein, oder? Langsam aber mit sicherem Halt stand er auf und griff nach dem kleinen, in schwarzem Leder gebundenen Buch und nahm es an sich. Auf dem Einband prangte ein Zeichen, ein Stern um genau zu sein. Es kam ihm bekannt vor, aber woher nur? Neugierig ließ er es in den Händen wenden, doch nur das Zeichen war darauf. Woher kannte er es? Auf jeden Fall hatte er es irgendwann schon einmal in den Händen gehabt. Doch warum?

Langsam blätterte er Seite für Seite durch das kleine Schwarze und zog die Stirn immer tiefer in Falten. In dem Buch ging es um schwarze Magie. Was hatte er damit bloß gemacht?

Vielleicht war er ja irgend so ein irrer Satanist? Das würde, seiner Meinung nach, auch erklären warum er nachts nackt im Wald war. Wahrscheinlich hatte er irgendein Ritual abgehalten. Aber warum konnte er sich nicht erinnern. Immer wenn er sich darauf konzentrierte kamen die Kopfschmerzen wieder. Es war fast so, als wolle sein Körper sich nicht erinnern. Sam sah durch das Fenster nach draußen, wo der Wind durch die Büsche raschelte und fragte sich, ob es gut wäre sich zu erinnern.

Vielleicht wäre es besser neu an zu fangen und das Alte so zurück lassen wie es war. Es war vergessen…
 


 

„Verdammt!“, schrie Dean und warf das Handy von sich, welches mit einem dumpfen laut im hinteren Teil des Motelzimmers liegen blieb. Knurrend lief er zwei Schritte nach rechts und wieder zurück. Immer hin und zurück. Er wusste nicht was er noch tun sollte. Sam war irgendwo da draußen und er konnte ihn einfach nicht finden. Keiner der Jäger hatte ihn gesehen oder von ihm gehört. Bobby und er hatten sich an alle im ganzen Land gewandt. Jeder war natürlich damit einverstanden die Augen offen zu halten, aber es brachte nichts. Sam war wie vom Erdboden verschluckt. Er wusste zwar dank dem Kreuzungsdämon, dass er noch lebte, aber mehr nicht.

Warum hatte Sam sich nicht gemeldet? Wollte er es nicht? Konnte er es nicht?

Fragen über Fragen, die er nicht beantworten konnte und dessen Lösungen nur bei einer Person lagen. Es war ein Teufelskreis. Und er steckte mitten drin. Wild mit den Armen rudernd, aber dem rettenden Ufer nicht ein Stück näher kommend.

Dean setzte sich aufs Bett und stützte das Kinn auf, wo sich schon ein leichter Bart gebildet hatte. Doch das war ihm egal.

Sein Blick glitt durch sein Zimmer. An der Wand die Karte mit den bunten Punkten. Die Roten zeigten ihm an, wo er schon überall war, die Blauen wo Bobby war und die Grünen, wo im Moment Jäger waren mit denen er in Kontakt stand. Er hatte nur vierzig ausfindig machen können. Manche wollten nicht helfen und in Ruhe gelassen werden, andere hatten schon lange keinen Kontakt mehr zu den anderen oder waren tot und wieder andere, denen er einfach nicht vertrauen konnte.

Es klopfte an der Tür. Dean wand den Kopf zu ihr und betrachtete das billige Holz. Wollte er sich hier mit irgendwem treffen? Vielleicht war es auch Bobby, der irgendetwas Neues wusste?

In Deans Blick war ein Funke Hoffnung zu sehen, aber nur für einen Moment.

„Wer ist da?“

„Ich.“, wurde aussagend geantwortet.

„Verschwinde!“, rief Dean zurück, da er genau wusste wer da draußen war. Blake besuchte ihn immer öfter. Wie er ihn fand, konnte Dean nicht sagen, aber es nervte.

Ein Knacken von der Tür erklang, als sie kurz darauf auch schon aufgeschoben wurde und Blake mit einem strahlenden Lächeln eintrat. Mit großen Schritten kam er auf ihn zu und blieb einen Meter vor ihm stehen.

„Was willst du?“, fragte Dean, der nicht aufsah und nur die polierten Schuhe seines Besuchs sah.

„Ich will dich leiden sehen!“, erwiderte Blake mit einem kalten Ton, der bei Dean die Nackenhaare aufstellen ließ. Misstrauisch sah er auf, direkt in die Augen des anderen, die ihm entgegen leuchteten.

„Scherz!“, grinste Blake und setzte sich schwungvoll neben den Kleineren.

„Was willst du wirklich?“

„Ich habe gute Neuigkeiten. Ich kenne jemanden, der Sam finden kann.“, meinte der Schwarzhaarige lächelnd.

Auf der Suche

Ein paar aneinander gebundene Luftballons stiegen aus der Menschenmenge hervor und machte sich Richtung Himmel davon. Dean ließ seinen Blick nur kurz auf ihnen verweilen und beobachtete schließlich wieder die Leute um ihn herum. Er konnte es selbst nicht glauben, dass er hier war. Blake wollte ihn sicher nur verarschen, aber um Sam zu finden würde er einfach alles tun. Alles!

Auch, sich auf einem Rummel aus der Hand lesen lassen. Er zog den kleinen Zettel von Blake aus der Tasche und überflog noch einmal die kurze Nachricht. Die Stadt war richtig, der Rummel war da und es war auch fast der richtige Zeitpunkt. Dean hatte noch genau zehn Minuten, bis er seinen Termin bei Ma´am Runhild. Wie wundervoll. Er wusste, dass er seinen Abend mit diesem Besuch nur verschwenden würde, aber er wollte Blake den Gefallen tun. Wider seine Vermutungen hatte der andere ihm ehrlich versucht zu helfen, obwohl es ihm nichts bringen würde. Er hätte keinen Vorteil.

Dean fuhr sich mit der anderen Hand durch den verspannten Nacken und blickte sich um. Kinder hüpften quietschend und lachend durch die Menge, Paare vergnügten sich an den unzähligen Buden und kleine Familien drängten sich durch die Menge. Dean atmete tief durch und machte sich auf den Weg. Auf dem Zettel stand, dass er das gesuchte Zelt in der Nähe der Geisterbahn finden konnte. War ja klar, dachte er und seufzte.

„Oh…Ist da etwa jemand traurig?“, fragte eine ziemlich hohe und nervige Stimme. Dean sah über seine Schulter und erblickte einen grell bunten Clown, der ihn bestimmt um zwei Köpfe überragte.

„Suchen Sie sich jemanden anderen…“, murrte er und wollte schon gehen, als er an seinem Jackensaum einen leichten Widerstand spürte. Genervt drehte er sich um und sah in die wässrigen kleinen Äugelein von mindestens einem Dutzend kleiner Mädchen, die der Clown in Begleitung hatte.

„Ist alles in Ordnung, Mister?“, fragte ein kleines, höchstens sechs jähriges Mädchen, mit blondem Lockenkopf und klaren, blauen Augen.

„Ja!“, presste Dean hervor und ignorierte den Clown, der ihm Grimassen schnitt. Er konnte ja schlecht vor den Kindern seine Waffe ziehen und das Grinsen verschwinden lassen. Das hätte Sammy gefallen, dachte er. Dean würde einen Clown umbringen. Sam würde ihn als Held sehen.

Ein kleines Lächeln schlich sich bei diesem Gedanken auf seine Lippen.

„Du hast es geschafft, Kleines. Du hast ihm sein Lächeln zurück gebracht. Und wisst ihr alle was das heißt?“, fragte der Clown und sah fröhlich in die Jubelnde Menge. Dean riss die Augen auf und wusste sofort, dass er besser verschwinden sollte.

„Wir singen das fröhliche Lächel- mal- Lied!“, riefen alle, wie aus einem Mund. Der Clown brachte zu Deans Verwunderung plötzlich eine Gitarre zum Vorschein und die Kinder hüpften im Kreis zu der Melodie.

Noch bevor Dean das erste Wort des Liedes hören konnte, hatte er sich aus dem Staub gemacht. Vorsichtig ging er hinter der nächsten Bude, in der Lose verkauft wurden, in Deckung und spähte auf seine Armbanduhr. Nur noch wenige Minuten. Dean fluchte leise und machte sich auf den Weg. Es konnte ja nicht mehr so weit sein.

Eine Minute nach Zwölf hatte er endlich das Zelt von Ma´am Runhild gefunden und stand mit gerunzelter Stirn davor. Das konnte doch nicht wahr sein. Vor ihm stand das typische kleine, mysteriös aussehende Zelt einer Hellseherin, die sich auf Jahrmärkten, genau wie diesem, durch Betrügereien und kleinen Tricks das Geld der Leute aneignen würde.

Was hatte sich Blake nur dabei gedacht?

Plötzlich teilte sich der Vorhang, der den Eingang verdeckte und ein hoch gewachsener, junger Mann trat aus dem Zelt nach draußen.

„Dean Winchester?“, fragte er mit tiefer Stimme. Dean nickte nur und musterte ihn misstrauisch. Der junge sah von den Klamotten aus wie ein Pirat und ging sicher noch zur Schule.

„Zu spät. Ma´am Runhild wartet äußerst ungern!“, meinte er und bedeutete Dean ins Zelt zu gehen.

Drinnen schlug ihm sofort der Gestank von Räucherstäbchen entgegen und ließ ihn husten. Mit leicht tränenden Augen sah er sich um. Das Zeltinnere war drei Mal drei Meter groß. In der Mitte war ein kleiner Tisch mit der obligatorischen Kristallkugel. Hinter dem Tisch saß eine kleine, rundliche Frau halb verborgen im Qualm ihrer Zigarre.

„Zu spät!“, hustete die alte Frau mit brüchiger, aber tiefer Stimme.

„Ich wurde aufgehalten. Ein Clown und…“, begann Dean, wurde aber durch einen Wink der Alten unterbrochen.

„Verschwende nicht noch mehr von meiner Zeit mit deinen Ausreden!“ Dean zog eine Augenbraue hoch und musterte die kleine Frau. Sie hatte helles, graues Haar, das ihr bis zur Hüfte reicht. Leicht fettig hing es ihr ins runzlige Gesicht, verdeckte aber nicht ihre Augen, mit denen sie Dean giftig anfunkelte.

„Setzen Sie sich.“, meinte der Junge und stellte sich mit hinterm Rücken gekreuzten Armen hinter die Alte. Sein Blick ging in die Leere.

„Weswegen bist du hier?“, fragte die Alte und steckte sich die nächste Zigarre an. Den Rauch blies sie genüsslich durch den Mund nach oben. Dean verzog angewidert die Lippen.

„Sie sind die Hellseherin. Sagen Sie es mir.“, forderte er sie heraus. Er glaubte, dass sie wie die meisten Seherinnen im Land nur eine Betrügerin war. Tricks, mehr nicht.

„Wird mal nicht frech Freundchen. Ich beantworte Fragen. Du fragst, ich antworte. Verstanden?“ Dean nickte missmutig. Er hatte zwar keine Lust, wollte sich aber auch nicht quer stellen. Vielleicht täuschte er sich in Blake und die Alte konnte ihm wirklich weiter helfen.

„Ich suche nach meinem ….. Freund…“, antwortete Dean, zum Schluss immer leiser werdend. Die Alte zog verwundert eine Augenbraue nach oben und verzog den Mund missbilligend.

„Gib mir deine Hand!“, forderte sie. Dean gehorchte.

Grob riss sie sie an sich und betrachtete, mit zu Schlitzen verzogenen Augen, die Linien.

„Mhm. Du hast schon viel durch gemacht. Du…“, meinte sie und ließ seine Hand in ihren auf den Tisch gleiten. Dean beobachtete sie. Es verging eine Minute, in der sie nichts sagte. Ungeduldig trommelte er mit den Fingern der anderen Hand auf seinem Bein herum.

„Entschuldigung was wollten Sie sagen? Hallo?“, Dean zog vorsichtig seine Hand zurück und beugte sich etwas vor, um der Alten ins Gesicht sehen zu können, als sie plötzlich ein leises Grunzen von sich gab. Eingeschlafen war die richtige Prognose. Dean saß da und starrte auf die Alte hinab. Völlig sprachlos öffnete er den Mund und wollte was sagen, doch es gelang nicht eine Silbe über seine Lippen. Verständnislos blickte er zu dem jungen Kerl, der noch immer hinter ihr stand und in die Luft starrte.

„Oh.“, meinte er plötzlich, als ihm Deans Blick auffiel. Er legte eine Hand sanft auf die Schulter der Alten und rüttelte leicht an ihr. Grunzend kam sie wieder zu sich und blickte sich verwirrt um.

„W-was… Wer sind Sie?“, fragte die Alte mit zusammen gezogenen Augenbrauen und griff wie selbstverständlich nach der Zigarre.

„Dean Winchester. Sie wollten mir gerade sagen, wo ich Sam finde.“, raunte Dean und musste sich stark zurückhalten, um nicht einfach zu verschwinden. Im Inneren wusste er, dass es Zeitverschwendung war hier zu sitzen und nicht lieber weiter nach Sam zu suchen. Alles würde ihn weiter bringen. Alles wäre besser, als auf diesem Stuhl zu sitzen, sich zusammen zu reißen und zu beten, dass das irgendetwas bringen würde.

Dean kreuzte die Arme vor der Brust und sah finster drein.

„Ah, stimmt. Da war was.“ Dean knirschte leise mit den Zähnen und ballte die Hände zu Fäusten, blieb jedoch ruhig an seinem Platz.

„Wiesen Sie nun wo ich Sam finden könnte?“, fragte er noch einmal mit nervöser Stimme und sah zu Boden, wo sich seine Schuhspitze leicht in den Boden bohrte. Ein leises Grunzen ließ ihn aufhorchen. Schnell richtete er seinen Blick wieder auf die Alte, um entsetzt fest zu stellen, dass sie schon wieder eingeschlafen war.

„Das ist doch wohl nicht war. Ihr verarscht mich doch!“, schrie Dean und warf den Stuhl zu Boden, als er aufschoss und mit geballten Händen auf den Tisch donnerte. Wütend wand er sich zum Ausgang.

„Halt gefälligst dein undankbares Maul, du kleiner Schmarotzer!“ Dean blieb erstarrt im Gehen stehen und drehte sich ganz langsam zu der viel zu tiefen Stimme um, die ganz eindeutig von der Alten ausging. Was war das hier? Ein neuer Teil von `der Exorzist`?

„Was wollen Sie?“

„Das du nicht länger meine Luft verpestest, du elendiges Weichei! Verschwinde hier und such deinen Freund allein, verdammte Schwuchtel!“, bellte die tiefe Stimme ihm verachtend entgegen.

„Dir wird ich gleich zeigen…“, spie Dean durch die fest zusammen gepressten Zähne, zog seine Waffe, die er wie immer hinten im Hosenbund hatte, und wollte schon über den Tisch auf die Alte losgehen, als zwei starke Hände ihn an den Armen packten und nach hinten zogen. Dean wollte sich wehren, doch die Person hinter ihm ließ es nicht zu. Während er zu Ausgang geschleift wurde, warf er noch einen Blick zurück und konnte sehen, wie eine Strähne am Hinterkopf der Alten verrutschte und ein kleines, graues Gesicht zum Vorschein kam, welches total verzerrt war.

„Ein Dämon!“, schrie Dean und legte sich noch mehr ins Zeug den Ziehenden an seinem Tun zu hindern. Doch der Junge hinter ihm mobilisierte ungeheure Kräfte. Wie einen kleinen Buben packte er ihn und beförderte ihn vor das Zelt.

„Was tust du? Wir müssen den Dämon töten!“, rief Dean und versuchte an dem Jungen vorbei zu gehen.

„Hunde die bellen beißen nicht.“, meinte der Größere und versperrte Dean mit einem Arm den Weg.

„Dämon bleibt Dämon und gehört zurück in die Hölle!“

„Dieser ist ungefährlich. Ich passe seit Jahren auf ihn auf. Das Einzige was böse ist, ist seine gespaltene Zunge. Naja, und der ziemlich hohe Tabakverbrauch.“, lachte er und kratzte sich grinsend am Hals. Dean entspannte sich etwas und ließ die Hand mit der Waffe sinken.

„Sicher?“, fragte er aber vorsichtshalber noch mal nach. Der andere nickte nur und sah sich um. Zum Glück war der Eingang zum Zelt etwas verdeckt. Keiner der anderen Besucher des Jahrmarkts hatte auch nur einen Fetzten ihrer Unterhaltung oder von Deans Ausbruch mitbekommen.

„Du solltest gehen…“

„Ich hatte nicht wirklich vor noch mal in dieses Zelt zu gehen. Das kannst du mir glauben.“, schnaubte Dean und steckte die Waffe wieder weg, bevor sie noch jemand anderes zu sehen bekam.

„Du wirst Sam finden! Ich wünsche dir viel Glück!“ Dean nickte schwach. Der Junge reichte ihm die Hand. Dean schüttelte sie und zog verwundert eine Augenbraue hoch, als er einen kleinen Zettel in seiner Hand hielt. Ihm kurz zu zwinkernd ging der Größere wieder zurück ins Zelt.

Neugierig klappte Dean den in der Mitte gefalteten Zettel und las den Inhalt.

„Das kann doch nicht…“ Hoffnung breitete sich in seinem Körper aus. Auf dem Zettel stand eine Adresse. Verwundert blickte Dean auf. War der Tipp von Blake vielleicht doch kein Reinfall, wie er gedacht hatte?

Nur die Sache mit der Alten hätte er sich sparen können. Anscheinend war der junge Kerl die Person zu der Blake ihn geschickt hatte. Erneut sah er auf den Zettel und danach auf die Uhr. Wenn er die Nacht durchfahren würde, wäre er gegen zwölf in der genannten Stadt.

Die Menschen, die ihm komische Blicke zuwarfen ignorierte er, während er zum Handy griff und Bobby informierte.
 

Ein Rütteln an seiner Schulter riss Sam aus seinem Traum. Er konnte nicht viel damit anfangen, weil er die Personen, die er gesehen hatte nicht kannte. Frustrierend.

Sam wand sich seinem gegenüber zu, der ihn so unsanft aus dem Schlaf gerissen hatte.

„Sam? Du solltest nach oben gehen und dort schlafen. Das Sofa ist zu hart für deinen Rücken.“, meinte Adrian und half ihm hoch.

„Hey, nicht wieder einschlafen.“ Adrian zog ihn auf die Beine und schubste ihn Richtung Tür. Sam hatte nicht die Lust oder nicht die Kraft sich zu wehren. Es war ihm auch egal. Er wollte einfach nur schlafen. Zurück in den Traum, wo er sich so wohl gefühlt hatte.

„Warst du an meinen Büchern?“, fragte Adrian und nahm das kleine schwarze Buch, welches auf dem Sofa lag, an sich.

„Ja, tut mir leid. Ich wollte mich nur ein bisschen ablenken.“, entschuldigte Sam sich sofort. Er musste sich am Türrahmen festhalten, da ein erneuter Schwindel ihn erfasste.

„Kein Problem. Aber das nächste Mal guckst du oben ins Nebenzimmer. Da stehen die guten Bücher.“ Sam nickte leicht und sah zu Boden.

„Hab ich dir nicht gesagt, dass du nach oben gehen sollst? Schlaf dich aus. Ich mach uns was zu Essen.“ Sam nickte erneut und drehte sich zum Gehen um, den finsteren blick in seinem Rücken nicht bemerkend.

Durchs Fenster

Etwas Kaltes und noch leicht nasses legte sich auf seine Stirn und weckte Sam dabei.

„Mhm…“, grummelte er und blinzelte ein wenig, bis er sich an das Licht der Zimmerlampe über ihm gewöhnt hatte. Adrian saß neben ihm auf dem Bett und musterte ihn besorgt.

„Wie geht es dir?“, fragte er mit gerunzelter Stirn und reichte ihm einen Becher mit Wasser. Sam versuchte vergeblich sich aufzusetzen und schaffte es schließlich nur mit der Hilfe des anderen. Das Wasser schmeckte ihm nicht und tat im Hals weh. Angewidert verzog er das Gesicht und stellte den Becher zurück auf den kleinen Nachttisch.

„Geht schon.“

„So siehst du mir aber nicht aus. Ich wollte dich zum Essen holen, aber dein Fieber scheint wieder gestiegen zu sein. Du hast im Fieber gesprochen…“, Adrian ließ den Satz offen, was Sam etwas verwirrte.

„Was genau habe ich denn gesagt?“ Was hatte den Schwarzhaarigen, denn nur so zum Grübeln gebracht? Adrian sah auf, direkt in seine Augen und schüttelte dann den Kopf.

„Nichts Zusammenhängendes. Einfach nur so ein Zeugs.“, meinte er, lächelte merkwürdig geheimnisvoll und bedeutete Sam sich wieder richtig hinzulegen. Der Liegende beobachtete den anderen, der ohne Worte den Waschlappen in eine Schüssel mit kaltem Wasser steckte, ihn ausdrückte und wieder auf Sams Stirn legte. Die angenehme Kühle breitete sich schnell aus. Sam schloss einen Moment die Augen und entspannte sich. Sein Kopf pochte zwar immer noch ziemlich stark und ihm war schummrig, aber sonst fühlte er sich gut. Das Heben der Matratze riss ihn wieder aus seinen Gedanken. Sam sah Adrian hinterher, der zum Fenster ging und es etwas öffnete.

„Ich lüfte mal ein paar Minuten.“, erklärte er und zog die Gardinen etwas davor, damit der Wind nicht zu doll hineinblies.

„Brauchst du noch etwas? Wenn nicht geh ich dann mal wieder runter, damit du dich weiter ausruhen kannst. Nachher bringe ich dir einen Teller Suppe.“, bot Adrian an und schaltete das Licht wieder aus.

Sam nickte nur und zog die Decke etwas höher. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. Er konnte nicht sagen, dass das noch eine normale Erkältung war. Er war einfach schon viel zu lange schlapp.

Sams Blick glitt über die Silhouette des Bechers. Der komische Geschmack des Wassers lag immer noch auf seiner Zunge, die irgendwie trocken und pelzig war. Das Wasser hatte wie Seife geschmeckt, aber auch irgendwie süß. Ob Adrian irgendetwas hinein gemischt hatte? Vielleicht ein Medikament gegen sein Fieber?

Müde gähnte er und kuschelte sich tiefer in das weiche Kissen auf dem er lag. Er zog die Decke noch etwas fester um sich und sah mit halb geschlossenen Augen zum Fenster, durch das etwas Licht hereinschien. Die Gardine blähte sich etwas auf und fiel dann wieder schlaff zurück. Sam beobachtete das Spiel eine Weile. Seine Augen schlossen sich immer mehr und langsam glitt er in einen traumlosen Schlaf.

Ein lautes Röhren ließ ihn aufschrecken. Wo war er? Die Erinnerung sickerte zäh wieder zurück. Sam sah sich kurz um. Er war allein. Erneut erklang das Röhren. Dieses Geräusch kannte er doch von irgendwo her oder? Neugierig, wie er nun mal war, warf er die Decke zurück und stand auf.

„Verdammter Kopf…“, murrte er, als das Pochen stärker wurde. Doch er ignorierte es einfach und setzte einen Fuß vor den anderen. Sanft zog er den Vorhang beiseite und spähte auf die Straße, doch die war schon wieder leer. Anscheinend war nur ein Auto vorbei gefahren, dachte er sich und wollte zurück zum Bett. So ohne Decke wurde ihm nun doch ziemlich kalt. Schlotternd beschleunigte er seinen Schritt und zog die Decke wieder fest um seinen Körper. Mit leicht zitternden Zähnen sah er wieder zum Fenster. Woher kannte er nur dieses Geräusch? Okay, einen aufheulenden Motor konnte er überall schon mal gehört haben, aber irgendwie versetzte es ihm einen Stich in der Brust. Ihm fehlte etwas, aber was nur? Genervt drehte Sam sich auf die andere Seite, mit dem Rücken zum Fenster und versuchte wieder ein zu schlafen. Doch er konnte einfach nicht. Zu viele Fragen schwirrten ihm im Kopf herum.

Wer war er?

Wo kam er her?

War da jemand, der ich suchte oder vermisste? Ja, vielleicht sollte er zur Polizei gehen und dort mal nachfragen.

Warum konnte er sich an nichts erinnern? Diese Frage war Sam mit eine der Wichtigsten. Wollte er sich nicht erinnern?

Ein Gähnen schlich sich über seine Lippen. Langsam drifteten seine Gedanken ab und er glitt langsam ins Reich der Träume ab.

Ein Klingeln ließ ihn aber sofort wieder aufschrecken. Genervt setzte er sich auf und lauschte. Jemand war an der Tür. Stöhnend ließ sich Sam wieder ins Lacken fallen und sah zu der dunklen Zimmerdecke hinauf. Es interessierte ihn nicht wer da war oder was derjenige wollte. Er wollte nur in Ruhe schlafen und das würde er jetzt auch tun. Gesagt getan. Sam legte wieder die Decke um sich, rollte sich leicht zusammen und schloss gähnend die Augen. Dumpfes Stimmengewirr drang an seine Ohren. Sam konzentrierte sich und dachte an etwas Schönes, doch der lang ersehnte Schlaf wollte einfach nicht kommen. Er war viel zu neugierig wer da unten an der Tür war.

Seufzend erhob sich Sam wieder und ging auf leisen Sohlen zu der Zimmertür, welche er leise öffnete. Vorsichtig schob er sich durch den kleinen Spalt und rutschte an der Wand in den Gang. Langsam beugte er sich vor, konnte aber soweit er sich auch vorlehnte, nicht erkennen mit wem Adrian sich da unterhielt, dessen Rücken sah er.

Seufzend lauschte Sam, doch er war anscheinend zu spät da gewesen.

„Tut mir leid. Da hat ihr Bekannter sich sicher geirrt. Ich wohne allein hier.“, meinte Adrian freundlich. Sam runzelte die Stirn. Warum verschwieg der andere, dass er auch im Haus war? Sam blickte wieder runter zu den Beiden. Adrian hatte die Tür etwas weiter geschlossen, um dem Fremden deutlich zu machen, dass er nicht willkommen war und sich besser verziehen sollte. Erschrocken weiteten sich die Augen des Lauschenden, als er die Pistole in der Hand an der Tür erkannte.

Warum war Adrian bewaffnet?

War er gefährlich?

„Tja, da kann man nichts machen. Aber falls Ihnen noch etwas einfällt können Sie mich in diesem Motel erreichen.“, meinte der Fremde. Sam sah dessen Hand, die Adrian eine kleine Karte reichte. Der silberne Ring am Ringfinger glänzte leicht. Irgendwie kam ihm das bekannt vor, aber woher? Wenn er sich doch nur erinnern konnte.

Als Sam die Stimme des Fremden hörte, setzte sein Herz für einen kurzen Moment aus. Verwirrt trat er wieder zurück und lehnte sich an die Wand, aber er hatte trotzdem noch das Gefühl zu schwanken. Langsam ging er in die Hocke und umfasste seine Knie mit den Armen. Adrian sprach wieder und versuchte den Fremden los zu werden. Sam hoffte, dass er es nicht so schnell schaffen würde. Er wollte unbedingt noch einmal diese Stimme hören. Sie war wie eine Erinnerung. Erschrocken riss Sam die Augen auf. Vielleicht war sie das ja. Vielleicht kannte er den Mann ja. Nervös stolperte er auf die Beine, musste aber leider feststellen, dass er zu langsam war. Adrian hatte die Tür bereits geschlossen. Der Fremde war weg. Einen kurzen Augenblick starrte er nur das Holz der Tür an, bis ihm das Fenster einfiel. Schnell raffte er sich auf und durchquerte das Zimmer. Er konnte noch sehen wie der Fremde seinen Wagen startete und kurz darauf auch schon abfuhr. Seufzend strich Sam sich über die Stirn.

„Du solltest nicht so im Zug stehen, sonst kriegst du wieder Fieber.“, meinte Adrian, der plötzlich in der Tür stand, mit einer kleinen Schüssel aus der es stark dampfte.

„Wer war das?“, fragte Sam und ging zurück zum Bett. Seine Füße waren eiskalt. Adrian zuckte mit den Schultern und stellte die Schüssel auf den Nachtschrank.

„Irgend so ein Vertreter.“ Sam dachte an die Waffe, die der Schwarzhaarige in der Hand hatte, als er mit dem Fremden sprach. Sollte er ihn darauf ansprechen? Oder war es sicherer unwissend zu tun? Sam entschied sich für Letzteres, aber er wollte in Zukunft trotzdem vorsichtiger mit dem anderen umgehen. Immerhin war er ein Fremder, der sich zwar gut um ihn kümmerte, aber nicht wirklich ein Motiv dazu hatte. Gab es Menschen, die einfach nur freundlich waren und anderen halfen? Oder hatte jeder einen Hintergedanken? Was würde Adrian wohl von ihm wollen, wenn es ihm besser ging?

„Alles in Ordnung?“ Sam hatte gar nicht bemerkt, dass er schon eine Weile stumm die dampfende Schüssel anstarrte. Schnell schüttelte er den Kopf.

„Nein nichts. Ich warte nur etwas, bis sie nicht mehr so heiß ist.“ Adrian nickte und stand auf.

„Ich lese noch etwas im Wohnzimmer. Wenn du was brauchst ruf einfach.“, verabschiedete der Größere und verließ das Zimmer.

Sam seufzte schwer und ließ den Kopf in den Nacken fallen. Warum war alles so kompliziert?
 


 

Die Adresse stimmte. Er hatte sich nicht verfahren. Aber wo war Sam dann?

Leise vor sich hin fluchend verließ Dean das Fremde Grundstück. Der Besitzer hatte ihm eindeutig gezeigt, dass er nicht willkommen war. Sehnsüchtig blickte er zum Haus zurück, als er am Wagen ankam. Nur unten links brannte Licht. Sein Blick streifte die anderen dunklen Fenster. Oben rechts blieb er verwundert stocken. Hatte er da nicht gerade eine Bewegung wahrgenommen? Angestrengt verengte er die Augen und konzentrierte sich auf das Fenster, doch da war nichts. Wahrscheinlich war es nur eine Spiegelung gewesen oder seine Augen spielten ihm einen Streich. Lustlos ließ er sich auf den Fahrersitz fallen und zog die Wagentür zu. Noch einmal glitt sein Blick zum Haus, bevor er den Schlüssel umdrehte und startete.

Bobby wollte sich später mit ihm im Motel treffen. Genauer gesagt vor fünf Minuten. Aber er konnte einfach nicht warten. Als er vor einer knappen Stunde in der Stadt ankam hatte er nur kurz eingecheckt und ist sofort zu der Adresse auf dem kleinen Zettel gefahren. Erst nur vorbei, um sich das Grundstück genauer anzusehen. Aber auch das hatte ihn nicht halten können. Bobby hatte ihn zwar gebeten nicht überstürzt zu handeln und gefälligst auf ihn zu warten, aber er konnte sich doch denken, dass Dean nicht lange fackeln würde. Ein paar hundert Meter vor ihm konnte er schon die leuchtende Schrift des Motels sehen. Dean drückte das Gaspedal durch und stöhnte, als er den Truck von Bobby erkannte. Ob er schon lange wartete?

Ihm egal. Langsam fuhr er auf den Parkplatz, schaltete den Wagen ab und stieg aus. Anscheinend hatte der Ältere ihn schon gehört, da dieser im Türrahmen zu Deans Zimmer stand. Dean verschwand keine Sekunde an den Gedanken, wie Bobby wohl sein Zimmer gefunden und rein gekommen war. Er konnte es sich denken.

„Du warst da oder?“, raunte Bobby und trat beiseite, um Dean ins Zimmer zu lassen. Dieser striff sich die Jacke ab und warf sie achtlos in eine Ecke. Seufzend ließ er sich auf eines der Betten fallen und verbarg das Gesicht in den Händen, die auf den Knien stützten.

„Ich hab ihn nicht gefunden.“, meinte Dean matt. Er war müde. Die ganze Nacht war er wie ein Irrer durch die Gegend gefahren, um zu dieser Adresse zu kommen und dann war da nichts. Fehlanzeige. Er hatte zwar das Gefühl richtig zu sein, aber alles sprach dagegen.

„Wir sehen uns das Morgen noch mal an. Aber dann zusammen.“, meinte Bobby, der sich vor ihn stellte und eine Hand auf die Schulter des Jüngeren legte. Sanft drückte er zu, um ihm zu zeigen, dass er für ihn da war.

„Wir schaffen das schon.“ Dean nickte und wischte sich fahrig durchs Gesicht.

„Lass uns schlafen.“, murmelte Dean, machte sich von Bobby los und ging ins angrenzende Bad. Der ältere Jäger sah ihm nur nach und schüttelte leichte den Kopf.

„Was müssen die beiden nur alles durchmachen? Womit haben sie das verdient?“, flüsterte er, nahm seine Mütze ab und legte sie neben dem anderen Bett auf den Nachttisch.
 

Tut mir Leid, Leute.

Ich bin mit dem on stellen leider ein bisschen spät dran, aber ich hab einfach zu viel in der Arbeit zu tun.

Ich hoffe es hat euch trotzdem gefallen, was ich mir da zusammen geschrieben hab.

Ich wünsch euch eine schöne Woche und bis Dienstag. XDD
 

Angel^^ *alledurchknuddel*

Aufeinandertreffen

Dean und Bobby hatten sich früh auf den Weg gemacht.

Ein Katzensprung vom Motel weg besorgten sie sich in einem kleinen Cafe noch Kaffee und ein kleines Frühstück und machten sich zu der besagten Adresse auf. Sie hielten mehrere hundert Meter entfernt und beobachteten das Haus aus der Ferne. Dean hatte Bobby von seinem gestrigen Besuch alles erzählt und sich mit dem erfahreneren Jäger geeinigt erst mal darauf geeinigt ab zu warten.

Und sie sollten recht behalten. Zwei Stunden nach ihrem eintreffen, Dean war schon halb wieder eingeschlafen, öffnete sich die Tür und der Mann von gestern verlies das Haus. Anscheinend wollte er zur Arbeit. Mit Tasche und Jacke ging er zum Wagen und fuhr weg. Bobby stieß Dean unsanft in die Seite. Grunzend kam dieser wieder zu sich und sah sich verwirrt um. Als er wenige Sekunden später erkannte wo er war, rieb er sich über die Augen und gähnte.

„Waschn los?“, fragte er total fertig. Bobby hob fragend eine Augenbraue.

„Bist du dir sicher letzte Nacht überhaupt ein Auge zugemacht zu haben?“

Dean nickte nur und sah nach vorn aus der Frontscheibe.

„Was ist passiert?“, fragte Dean erneut und versuchte zu erkennen was genau jetzt anders als wenige Minuten vorher war. Bobby, der schon halb aus der Tür war, drehte sich zu ihm um und schüttelte spöttisch den Kopf.

„Der Besitzer des Hauses ist gerade im Auto weg. Es ist nicht gerade ein guter Zeitpunkt den verpassten Schlaf der letzten Tage nach zu holen.“ Dean nickte grimmig, griff ins Handschuhfach und entnahm diesem ein kleines Lederetui.

Auf der Straße war nicht viel los. Die meisten Anwohner hatten sich schon auf den Weg in die Arbeit gemacht oder schliefen noch. Dean ließ seinen Blick über die anderen Häuser schweifen. Kein Mensch war in der Nähe und konnte sie unbemerkt beobachten.

„Los beeil dich.“ Bobby schirmte den rechten Teil der Tür mit seinem Körper ab und behielt die Umgebung im Blick, während Dean mittels der Dietriche im Etui die Tür öffnete. Nach wenigen Sekunden knackte das Schloss und die Tür gab nach Innen nach. Schnell begaben sich beide rein und schlossen sie wieder.

Das Haus war noch dunkel, da die Sonne noch nicht am Himmelstand. Bobby griff in seine Hosentasche und zog eine kleine Taschenlampe hervor, die an seinem Autoschlüssel hing. Der kleine Strahl der Lampe wanderte über die weißen Wände des Flurs an denen ab und an ein Bild hang. Meistens irgendwelche Landschaften. Deans Blick fiel durch die Tür zu seiner Linken. Anscheinend das Wohnzimmer. Bobby ging weiter den Flur entlang und besah sich die hinteren Räume.

Das Wohnzimmer war sehr gemütlich eingerichtet. Dean besah sich alles genauer und suchte nach irgendwelchen verdächtigen Sachen. Er wusste selbst nicht wonach, aber er wusste, dass da irgendetwas war. Ein Knacken aus der oberen Etage ließ ihn zusammenfahren. Schnell lief Dean wieder zum Flur, wo er Bobby traf, der gerade die ersten beiden Stufen hinter sich gelassen hatte und lautlos die Treppe erklomm. Der Jüngere folgte und lauschte in die erneute Stille des Hauses.

War etwa noch jemand im Haus? Wohnte dieser Mann hier vielleicht mit seiner Frau?

Konzentriert darauf auch ja kein Geräusch zu machen ließ Dean die letzten Stufen hinter sich. Es war schon ein bisschen heller, sodass Bobby seine Taschenlampe wieder wegstecken konnte.

Bobby zeigte per Handzeichen an, das Dean die beiden Zimmer links und er die beiden rechts durchsuchen sollte und ging ins Erste, welches anscheinend das Badezimmer war. Dean tat, wie ihm geheißen und drückte die Klinke der ersten Tür hinab. Geräuschlos öffnete er sie einen Spalt und lugte hinein.

Anscheinend hatte er das Arbeitszimmer oder so gefunden. Viele Bücher in Regalen verdeckten eine ganze Wand. Gegenüber der Tür stand ein Schreibtisch, der über und über mit Papieren vollgemüllt wurde. Dean wollte schon gehen, da keiner in dem Zimmer war, als eine Holztruhe mit einem dicken Metallschloss seine Aufmerksamkeit auf ihn zog. Neugierig wie er war, ging er hinüber und zog das kleine Etui aus seiner Jacke. Keine Minute hatte er gebraucht, um das Schloss zu knacken und den Deckel frei zu bekommen. Er hätte mit allem gerechnet. Wichtige Papiere, alter Erbschmuck, Wertsachen im Allgemeinen, aber nicht damit was er darin fand. Die Kiste war bis zum Rand mit vielen unterschiedlichen Waffen gefüllt. Einige nannte Dean auch sein Eigen, aber diese Sammlung war weitaus größer als seine, wahrscheinlich sogar als Bobbys. Andächtig hob er eine alte Pistole hoch und betrachtete sie, während er die Stirn in Falten zog. Was war das nur für ein Kerl?

„Dean!“, rief Bobby plötzlich aufgeregt. Dean ließ die Pistole achtlos fallen und rannte zu dem anderen, der mit seinen Zimmern anscheinend fertig war und sein zweites inspizieren wollte. Doch weit war er nicht gekommen. Wie zur Salzsäule erstarrt stand er im Türrahmen und sah mit vor Schock geweiteten Augen in den Raum. Dean zog fragend eine Augenbraue in die Höhe, als er zu dem Älteren trat, doch dieser beachtete ihn nicht weiter.

Der Jüngere drückte Bobby sanft zur Seite, um selbst durch die Tür zu kommen und zuckte leicht zusammen, als er das sah, was wahrscheinlich auch den anderen so aus der Bahn geworfen hatte.

Sam lag da in einem Bett und schlief friedlich vor sich hin.

Sam? Sam! Hastig lief Dean auf den lange Gesuchten zu. Konnte das wirklich sein? War es auch keine Sinnestäuschung, fragte er sich und spürte wie sein Herz einen Sprung machte und um einiges schneller schlug.

„Ist er das wirklich?“, fragte Bobby, der sich immer noch nicht vom Fleck weg bewegt hatte. Deans Blick lag fixiert auf dem jungen Mann im Bett, dessen Brust sich regelmäßig auf und ab bewegte. Dean nickte nur und spürte, wie die Last der letzten Zeit von ihm abfiel und die Freude den Weg zurück fand. Langsam ging er in die Hocke und betrachtete den Schlafenden genauer. Er sah aus wie Sam, hatte sogar die kleine, fast nicht erkennbare Narbe oben am Haaransatz. Dean erinnerte sich noch genau daran, wie Sam sich die Wunde geholt hatte, da es seine Schuld gewesen war. Sie waren damals bei Bobby und spielten Fangen im Wohnzimmer, obwohl es ihnen verboten worden war. Sam etwas unvorsichtig kam ins Schlingern und fiel genau auf die scharfe Kante eines Tisches. Dean hatte es sich nie verziehen, nicht besser auf den Jüngeren aufgepasst zu haben. Sam hatte so schrecklich geweint und er konnte ihm einfach nicht helfen.

„Mhm.“ Der Schlafende rührte sich und gähnte verhaltend. Langsam öffnete er die Augen und blinzelte ein paar Mal, bevor er mit geweiteten Augen erstarrte. Einen Moment bewegte sich keiner, als plötzlich Leben in Sam kam. Dieser sprang wie von der Tarantel gestochen weg von Dean und fiel, da sich sein einer Fuß in der Bettdecke verheddert hatte, der Länge nach hin.

„Wer…wer sind Sie? Was wollen Sie von mir?“, fragte er ängstlich, während er die beiden Fremden musterte. Irgendwoher kamen sie ihm bekannt vor.

„Sam? Wir sind es. Dean und Bobby.“, meinte Dean, der den schmerzenden Stich in seiner Brust ignorierte und geschockt zu dem zusammen gekauerten Sam sah.

„Woher kennen Sie meinen Namen?“

„Er scheint sein Gedächtnis verloren zu haben, Dean.“, meinte Bobby und trat auf den Älteren der Beiden zu.

„Aber wie ist das denn passiert?“, fragte Dean. Er konnte seine Augen nicht von dem anderen nehmen. Sam schien nicht ganz auf der Höhe zu sein, da sein Gesicht ungesund blass war.

„Viel wichtiger ist wohl eher eine andere Frage. Was wollen Sie in meinem Haus?“, fragte plötzlich eine tiefe Stimme von der Tür her. Erschrocken fuhren Dean und Bobby umher und sahen direkt in die Mündung eines Gewehrs. Ertappt hoben beide die Hände und gingen ein paar Schritte zurück, als der Fremde, den Dean als Hausbesitzer kennen gelernt hatte, in den Raum trat.

Die Augen des Mannes fielen auf Sam, der immer noch leicht bedröppelt neben dem Bett saß und der Szene verwirrt folgte.

„Sam? Alles in Ordnung?“ Sam nickte nur, den Blick immer noch auf dem Jüngeren der beiden Eindringlinge gerichtet.

„Was wollen Sie hier?“, fragte Adrian, die Waffe immer noch auf die beiden Besucher gerichtet.

„Ihn.“, antwortete Dean knapp und zeigte auf Sam, dessen Augenbrauen vor erstaunen im Haaransatz verschwanden.
 


 

„Und wie seid ihr dann an meine Adresse gekommen?“ wiederholte Adrian zweifelnd. Die Vier hatten sich nach einer Weile Frage und Antwort ins Wohnzimmer auf gemacht, um ihr Gespräch zu vertiefen.

„Ein Bekannter von uns hat jemanden, der Sam sehr ähnlich sah hier in der Nähe gesehen und uns verständigt. Adrian zog die Stirn noch ein wenig mehr in Falten. Er wusste wann er angelogen wurde. Und dieser Kerl log ohne rot zu werden.

„Aha.“, meinte er nur knapp und nah die beiden Kerle genauer unter die Lupe. Sam saß etwas abseits und lauschte gespannt. Er traute der ganzen Sache wohl genauso wenig wie Adrian.

„Wie waren nochmal eure Namen?“ Dean und Bobby sahen sich kurz an und nickten sich zu. Hier konnten sie bei der Wahrheit bleiben.

„Dean Winchester.“, stellte der Jüngere sich zuerst vor und blickte seinen Gegenüber verwundert an, als dieser sich plötzlich aufsetzte und dessen finstere Miene sich erhellte.

„Bobby…“, wollte Bobby sich nun vorstellen, doch der Fremde unterbrach ihn.

„…Singer?“, fragte er. Verwundert sahen Bobby und Dean sich an, bevor sie den Dunkelhaarigen musterten.

„Woher…“, wollte Bobby fragen, doch der andere sprang plötzlich auf und lief zu dem Bücherregal. Verwundert blickten ihm die anderen hinterher und beobachteten, wie er ein unscheinbares grünes Buch an der Seite halb raus zog und wieder zurück lehnte. Auf leisen Schienen glitt der vordere Teil des Regals beiseite und gab einen kleinen Hohlraum im Inneren der Wand frei, in dem ein paar kleine LED- Lampen ansprangen und Licht spendeten. Wieder Waffen dachte Dean und stand ebenfalls auf, um sich die Sache genauer ansehen zu können. Doch diese waren im Vergleich zu denen in der Truhe neuer. Sie hatten Zielscheinwerfer und Präzisionsgeräte.

„Entweder Sie sind ein Terrorist oder…“

„…ein Jäger. Genau wie ihr Dean.“, meinte Adrian und lächelte das erste Mal in Deans Nähe.

„Mein Name ist Adrian Hurley. Von Bobby Singer hab ich schon ein paar Mal gehört. Und auch von einem Winchester, der hieß aber glaub ich anders.“

„John? Das war mein Vater.“, meinte Dean, der die Trauer in seiner Stimme nicht unterdrücken konnte. Adrian nickte. Natürlich wusste er, dass diese mit einer der bekanntesten Jäger nicht mehr unter den Lebenden weilte, aber er hätte nie gedacht seinem Sohn zu begegnen.

„So genau kenn ich mich nicht mehr aus. Hab vor zwei Jahren aufgehört aktiv zu jagen. Nur noch kleiner Jobs in der Nähe.“

„Warum?“, fragte Sam, der etwas näher getreten war, als seine Neugier die Oberhand über ihn gewonnen hatte.

„Meine Frau und mein Sohn starben bei…einem Unfall.“, meinte Adrian und blickte zu einem der Bilde. Kurz schwiegen alle, um ihm ein bisschen Zeit zu geben, doch er fing sich schnell wieder und setzte sich Dean und Bobby gegenüber.

„Sam gehört also zu euch beiden, ja?“, fragte er und sah zu Sam, der mit angezogenen Beinen etwas entfernt neben ihm saß. Er trug immer noch ein altes T-Shirt und eine Jogginghose von ihm, die Sam viel zu groß waren und ihn so jungenhafter erscheinen ließen.

„Er ist vor knapp zwei Wochen plötzlich verschwunden. Wir haben ihn überall gesucht. Erst als ein Bekannter uns zu einer bestimmten Hellseherin führte, haben wir diese Adresse bekommen und Sam endlich gefunden.“, meinte Bobby.

Deans Blick lag wieder auf dem Jüngeren, der wie ein verhuschtes Häschen da saß, mit den Armen die Beine umfasste und traurig aus der Wäsche guckte.

Konnte er sich wirklich an nichts erinnern? Natürlich nicht. Sonst würde er ja nicht hier sein, sondern wäre wieder zu ihnen gekommen. Was war nur nach seinem Verschwinden mit ihm passiert?

Plötzlich blickte der Jüngere auf, direkt in Deans Augen. Dean spürte wie Wärme seinen Körper flutete, als er nach so langer Zeit endlich wieder in die warmen, braunen Augen des anderen blicken konnte. Sam legte den Kopf etwas schief. Dean konnte sehen, wie sich dessen einer Mundwinkel etwas nach oben schob, bevor er schnell wieder wegsah.

Hatte der Jüngere ihm gerade zugelächelt? Konnte er sich vielleicht ein bisschen erinnern? Immerhin schien er keine Angst mehr zu haben, dachte Dean zufrieden, lehnte sich zurück und hörte nur mit einem Ohr der Unterhaltung der anderen beiden zu.

Wachgeküsst

Sam stand etwas verloren zwischen den riesigen Regalen des Supermarkts. Sein Blick fixierte das oberste Fach, aus dem er Kekse holen sollte. Dean hatte ihm nur gesagt, welche er haben wollte und war einfach weiter gegangen. Sam sah ihm nach, wie er etwas weiter entfernt nach irgendetwas suchte.

Erneut sah er zu der Kekspackung hoch, die er holen sollte. Da war er schon so groß, aber nicht groß genug. Was für Leute kauften hier eigentlich ein?

Sam ging einen Schritt zurück, sah auf sein Ziel, ging leicht in die Knie und sprang hoch. Ganz knapp konnte er die Packung mit den Fingern berühren und ihr einen kleinen Schubs geben. Er hatte Glück. Sie fiel in seine ausgestreckten Hände. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht drehte er sich zu dem anderen, der immer noch ein anderes Regal absuchte. Sams Lächeln verschwand.

Dean kam ihm so bekannt vor und er behandelte ihn wirklich gut, drängte ihn nicht sich zu erinnern und war freundlich. Warum konnte er sich nicht erinnern? Er wollte sich an den anderen erinnern.

Sam beobachtete, wie Dean endlich das Gesuchte fand, sah das Lächeln. Er konnte einfach nicht in Worte fassen, was dieses Lächeln in ihm auslöste, aber er fühlte sich anderes an. Besser!

„Sam? Hast du sie?“, rief Dean ihm entgegen, dem der Blick des anderen natürlich nicht entgangen war. Der Größere nickte, kam näher und legte die Packung in den Einkaufswagen. Sam sagte wieder kein Wort. Er wusste einfach nicht was er hätte sagen sollen.

Als der Kleinere am Morgen vorgeschlagen hatte mit ihm den Einkauf zu erledigen, war er noch recht nervös gewesen. Im Wagen hatte Dean ihm Geschichten von Früher erzählt, doch Sam konnte sich an nichts erinnern. Dean hatte die Trauer in seinen Augen anscheinend gesehen, da er plötzlich meinte, dass das schon alles wieder werden würde und er sich zu nichts zwingen sollte. Sam hatte ihm nur dankbar zugelächelt, aber weiterhin geschwiegen.
 

Sam folgte Dean, der den Wagen weiterschob. Sein Blick war auf den breiten Rücken vor ihm gerichtet.

Dean und Bobby hatten ihm und Adrian erzählt, wer Sam war und wie er mit Dean zusammen aufgewachsen war.

Zuerst war Sam einfach nur geschockt und musste das Erzählte verdauen. Er dachte, er war einfach nur ein Kerl, der einen Unfall hatte und dadurch sein Gedächtnis verloren hatte. Aber das er ebenfalls ein Jäger war…

Genau wie Dean, Bobby und zu seiner Überraschung auch Adrian. Wo war er hier nur gelandet? Das, was die anderen alles erzählten, hörte sich an wie ein schlechte Scherz oder wie ein Albtraum. Vielleicht schlief er ja nur und wachte jeden Moment auf?

Seufzend schüttelte Sam den Kopf.

„Alles okay?“, fragte Dean leise und besah sich den anderen von der Seite. Sam nickte nur und sah weg. Er konnte ihm einfach nicht in die Augen sehen ohne rot zu werden. Er wusste nicht warum, aber unter den Blicken des anderen wurde ihm komisch. In seinem Bauch fing es an zu kribbeln und er bekam schwerer Luft zum Atmen.
 

„Okay.“, lachte Dean etwas unsicher. Sam wirkte auf ihn sehr schüchtern und er wollte ihn nicht drängen, aber Dean war einfach ungeduldig. Er wollte seinen Sammy wieder, den, der immer alles besser wusste als er. Der, der einfach nicht aufhören konnte ihn zu nerven. Ihn aber auch mit einem Lächeln um den Verstand bringen konnte. Dean sah zur Seite und beobachtete aus dem Augenwinkel, den großen, schlanken Mann, der etwas versetzt neben ihm ging und den Blick schweifen ließ.

Würde es wieder wie vorher werden? Sollte er hoffen, dass Sam sich irgendwann schon wieder erinnern konnte? Gab es Hoffnung? Oder war es besser so wie es war? Sam hatte sich immer mehr als alles andere ein normales Leben gewünscht. Und jetzt hatte er irgendwie die Chance. Würde Dean es irgendwann bereuen Sam wieder zu sich geholt zu haben? Oder noch schlimmer, würde Sam es ihm irgendwann vorhalten? War es egoistisch ihn bei sich haben zu wollen?
 

„Sollten wir nicht noch etwas Gesundes einkaufen? Wir können nicht nur von Keksen und Knabbereien leben.“, meinte Sam leise und sah mit zweifelndem Blick vom Inhalt des Wagens hoch. Dean schnaubte und schüttelte den Kopf. Immerhin hatte Sam nicht alles vergessen. Nur blieben leider die falschen Sachen hängen. Etwas Gesundes kaufen…typisch Sam!
 


 

Sam blieb hinter ihm zurück und blickte dem anderen verwirrt hinterher. Hatte er vielleicht etwas Falsches gesagt? Ihm war doch nur aufgefallen, wie einseitig der Wageninhalt auf ihn wirkte. Vielleicht lag es ja auch nur daran, dass er es war, der es gesagt hatte. Sam merkte, dass es Dean zu schaffen machte, dass er sein Gedächtnis verloren hatte. War er ihm lästig? So ohne seine Erinnerungen. Oder nervte er einfach nur? Bestimmt Letzteres, dachte Sam und versuchte das Ziehen in der Bauchgegend zu ignorieren.

So nützte er ihm nichts. Er würde ihn beim Jagen behindern. Vielleicht wird Dean ihn ja zurück lassen. Sam war ja nicht mehr der, der er einmal war. Nur ein Körper, der das Wichtigste kann, sich aber nicht bewusst ist was genau alles.

Sam wollte nicht, dass dieser Mann, der sich im Moment langsam mit dem Einkaufswagen von ihm entfernte, verschwand. Er war ihm vertraut und er wollte bei ihm sein. Doch beruhte das auf Gegenseitigkeit?
 

Genau in diesem Augenblick bemerkte Dean, dass Sam ihm nicht folgte und drehte sich zu dem anderen herum.

„Sam?“ Der Größere blickte mit einem ziemlich zerknautschten Gesicht auf. Dean konnte Trauer und Zweifel in ihm sehen und erstarrte. Was war denn los?

„Sam? Kommst du?“ Der braunhaarige Wuschelkopf nickte mit schwerem Kopf und setzte sich langsam in Bewegung. Natürlich würde Dean ihn nicht mitten in der Öffentlichkeit in einem Supermarkt zurück lassen. Was für ein dämlicher Gedanke.

Dean hasste diesen Ausdruck auf Sams Gesicht. Er hatte ihn noch nie gemocht. Schon als sie noch Kinder waren.

Als Sam bei ihm ankam, hatte sich seine Stirn wieder geglättet, doch der traurige Ausdruck in seinen Augen war noch da.

„Was ist los?“, fragte Dean besorgt.

„Nichts.“, meinte der Größere schlicht und mühte sich ein Lächeln auf die Lippen. Er wollte es dem anderen nicht schwer machen und sich wie eine Klette benehmen. Er konnte den anderen schlecht dazu zwingen bei ihm zu sein. Vielleicht sollte er sich einfach mit dem Gedanken anfreunden und sich darauf vorbereiten, damit es für ihn nicht zu überraschend kam.

„Wirklich?“ Deans Zweifel waren berechtigt. Die tief schwarze Wolke über dem anderem war allgegenwärtig. Sam nickte nur und schritt mit einem falschen Lächeln an ihm vorbei.

„Dann holen wir nur noch schnell was Grünes und gesundes für dich und machen uns dann auf den Rückweg.“, bestimmte Dean. Sam blieb abrupt stehen und blickte ihn überrascht an. Hatte er sich gerade verhört?
 

Rasch hatten sie alles beisammen und verließen mit vollen Tüten den Laden. Sam spürte einen kleinen Funken Hoffnung in sich aufkeimen. Dean ging auf seine Wünsche ein und fragte, was er zu manchen Sachen meinte. Seine Meinung war dem anderem wichtig. Vielleicht war er ihm wichtig? Wichtig genug, um nicht zurück gelassen zu werden?

Sam sah auf und bemerkte, dass Dean schon fast am Wagen war und beeilte sich ihm nach zu gehen, als ein Lichtstrahl ihn plötzlich blendete. Der Ältere hatte die Beifahrertür des Impalas geöffnet und verstaute jetzt die Tüten auf der Rückbank. Die Strahlen der Sonne wurden im glänzend, schwarzem Lack reflektiert und nahmen ihm die Sicht. Sam hielt sich schützend eine Hand vor die Augen und erstarrte, als r das Bild sah, welches sich ihm bot.

Dean. Der Impala…

Erinnerungen schossen völlig durcheinander vor seinen Augen vorbei. Schwindel erfasste ihn. Panisch riss er die Hände hoch an die pochenden Schläfen. Nur dumpf drang das Poltern, der vollen Einkaufstüten die zu Boden gingen, an seine Ohren, als plötzlich seine Knie einsackten. Sam spürte wie Arme seinen Rücken und Bauch umfassten und ihn stützten. Worte, die stumm seine Lippen verließen.

Das Einzige was er mit brutaler Klarheit wahrnahm waren die Erinnerungen, die wie ein heftiger Regenschauer auf ihn nieder prasselten. Alles auf einmal. Szenen, die sich mischten und schaurige, aber auch schöne Gefühle hinterließen.

So schnell wie es kam, verschwand es auch wieder. Sam zuckte erschrocken zusammen und öffnete die Augen, von denen er nicht wusste sie geschlossen zu haben. Dean hockte neben ihm und blickte ihm mit blass gewordenem Gesicht entgegen.

„Geht’s wieder? Hast du Schmerzen?“, fragte er vorsichtig. Sam saß mitten auf dem Parkplatz, im festen Griff Deans, dem völlig egal war, wie sie auf die anderen wirkten. Sam schüttelte den Kopf.

„Nein, es geht schon wieder. Danke.“ Sam raffte sich mit Deans Hilfe wieder auf die Beine. Er wollte die Tüten, die er fallen gelassen hatte aufheben, doch Dean war schneller, packte alles wieder zusammen und machte sich, nach einem prüfendem Blick, den er Sam zu warf zum Wagen auf.

Sam, der noch etwas wacklig auf den Beinen war folgte ihm langsam, als nach der Hälfte der Strecke ihn jemand am Arm packte und herum riss.

„Na, wen haben wir denn da? Den verlorenen Sohn.“ Ein großer, jüngerer Mann mit kurzen, braunen Haaren und kleinem Ziegenbart stand hinter ihm und hinderte ihm am weitergehen.

„Lass mich. Wer…“, setzte Sam an, als Dean plötzlich neben ihn trat und seinen Arm befreiten.

„Blake. Was machst du hier?“

„Was ich hier mache? Die Frage ist wohl eher: Warum bin ich nicht schon viel eher hier gewesen? Wann wolltest du mir eigentlich Bescheid geben, dass der Goldjunge wieder da ist?“, meinte der Große aufgebracht und funkelte Dean sauer an.

„Ich dachte du wüsstest es. Der Tipp kam immerhin von dir.“, meinte Dean nur und zuckte mit den Schultern. Sam sah überrascht zwischen den Beiden hin und her. Anscheinend kannten sie sich. Auch ihm kam er bekannt vor. Sie hatten schon mal miteinander zu tun gehabt. Es sah Bilder vor seinen Augen, konnte sie jedoch nicht richtig zuordnen.

„Was starrst du mich so an?“, fragte Blake grimmig, dem Sams Verhalten gewaltig gegen den Strich ging. Sam zuckte nur mit den Schultern. Was sollte er dem Kerl auch sagen?

„Sam hat sein Gedächtnis verloren. Er erinnert sich an nichts.“, erklärte Dean. Blake zog die Augenbrauen in die Höhe und musterte den etwas kleineren. Er war verdächtig still, wirkte ganz anders als sonst auf ihn.

„Ist das so? Ja, jetzt wo du es sagst…“ Blake trat näher auf Sam zu, der nervös schluckte und versuchte nach hintern aus zu weichen.

„Es ist nichts mehr da…“, wisperte der Größere und kniff die Augen zu.

„Was?“ Dean mochte es ganz und gar nicht, wenn Blake sich so an Sam drängte und ging schnell dazwischen. Er konnte sehen, dass es dem Jüngeren unangenehm war.

„Das Blut meiner Seite wurde neutralisiert!“, meinte Blake erstaunt. Dean riss die Augen auf und fixierte Sam, der nur Bahnhof verstand. Was redeten die Beiden da eigentlich?

„Wie ist das überhaupt möglich?“ Dean war verwirrt. Doch Blake schüttelte nur den Kopf und sah sich um.

„Wir sollten das an einem etwas diskreteren Ort besprechen.“

„Steig ein. Wir wollten eh gerade zurück. Dort können wir alles besprechen.“, bot Dean an und blickte zu Sam, der sich noch immer etwas fehl am Platz fühlte.
 


 

Eigentlich müsste sich sein Gehirn wegen Reizüberlastung aufhängen. Zu viele Informationen versuchten sich zu dem großen Ganzen zusammen zu setzten, doch das Puzzle war verdammt groß.

Allein saß Sam auf der kleinen Bank in Adrians Garten. Um ihn herum wurde es gerade dunkel. Nur die Lampen im Inneren des Hauses warfen durch die Fenster noch etwas Licht heraus. Die Sterne funkelten zu Hauf am schwarzen Himmel. Kleine Wolken verließen seine Lippen bei jedem Atemzug. Es war angenehm still hier draußen.

Dean sprach seit einiger Zeit mit Blake im Wohnzimmer. Sam saß anfangs noch bei ihnen, hatte sich aber recht schnell unbemerkt abgeseilt und nach draußen begeben. Adrian würde ihn umbringen, wenn er sehen würde, wie er hier in der Kälte saß, was gar nicht gut für seine bereits angeschlagene Gesundheit war. Doch Sam wollte allein sein. Und da Adrian sich in seinem Arbeitszimmer verschanzt hatte und Bobby die Küche in Beschlag genommen hatte, blieben ihm nur das Gästeschlafzimmer, in dem er schon genug Zeit verbracht hatte und das Badezimmer. Aber Sam hatte nun wirklich keine Lust auf dem Klo nachzudenken.
 

Auf dem Parkplatz hatte es langsam angefangen. Einige Erinnerungen kamen zurück. Zwar nur ein paar, aber immerhin. Sam hatte Dean noch nichts davon sagen können. Er wollte ihn nicht enttäuschen, wenn es nur bei diesen wenigen bleiben sollte.

Die Bilder in seinem Kopf verwirrten ihn. Gaben irgendwie keinen Sinn. Wirkten aber auch so vertraut. Er sah sich mit Dean, wie sie sich nahe waren. Bei dem Gedanken schoss Sam die Röte ins Gesicht. Vielleicht dachte er sich hier auch nur irgendeinen Quatsch zusammen.

Plötzlich ächzte die Bank, als ebenjener, an den er gerade gedacht hatte, sich neben ihn setzte. Sam hatte Deans Kommen gar nicht bemerkt.

„Du bist einfach verschwunden…“

„Ich musste mal raus und einen klaren Kopf kriegen.“, meinte Sam. Dean nickte verständnisvoll.

„Blake und ich haben, glaube ich, rausgefunden warum du dein Gedächtnis verloren hast.“ Neugierig blickte Sam dem anderen ins Gesicht, als dieser weitersprach.

„Ich hab dir doch von dem Kampf gegen Waltan erzählt und das der Dolch ihn und Kora verschwinden ließ. Wir vermuten, dass der Dolch alles Dämonische in einem bestimmten Radius neutralisiert hat. Waltan und Kora, die reine Dämonen waren hat es erwischt. Aber du hattest nur einen Teil Dämonenblut in dir und bist deshalb `nur` verschwunden und hast dein Gedächtnis verloren. Das würde auch erklären, warum Ray seine Kräfte verloren hat und Blake nicht. Ray stand dem Dolch näher. Blake hatte nur Glück gehabt.“, erklärte Dean. Sam hörte nur halb dem Gesagten zu. Seine Augen waren wie gebannt auf die Lippen des anderen gerichtet. Konnte er den Bildern glauben, die durch seinen Kopf spuckten? Nur zu gern wollte er diesen Lippen näher kommen, aber durfte er das? Wie würde Dean reagieren?

Doch Sams Körper reagierte ohne auf einen Befehl zu achten. Schnell beugte er sich vor und verschloss Deans Lippen mit den seinen.

Dean riss erschrocken die Augen auf, als er so plötzlich überfallen wurde. Doch bevor er auch nur etwas tun konnte, riss sich Sam los und sprang wie von der Tarantel gestochen auf.

„Entschuldige…ich…ich geh besser mal…“, stammelte der Jüngere verwirrt und lief schnell zurück zum Haus.

Völlig überrumpelt blieb Dean im dunklen Garten zurück. Was war das? Konnte Sam sich etwa an etwas erinnern?

Ein warmes Gefühl machte sich in Dean breit. Sam erinnerte sich bestimmt an etwas! Mit einem breiten Lächeln im Gesicht lehnte Dean sich zurück und sah in den Himmel hinauf.

Wie könnte ich dich vergessen?!

Hallo Leute, heute ist es so weit. Heute ist der Tag…..

Neee, das verrate ich erst Später.*fg*

@fine: Danke für deinen Kommi!! *abknuddel* Na, ein kleiner Kuss, dachte ich muss mal wieder drin sein. Und die Erklärung war auch mehr als fällig, aber ich kläre alles auf, es gibt keine unbeantwortete Frage. Und wenn doch, sagt mir unbedingt Bescheid!!! Ich hoffe dir gefällt auch dieses Kapitel…*ganz fest drück* Danke für deine Unterstützung und deine Aufbauenden Worte Woche für Woche!!!

@kleine1: Blake! Na der musste doch noch mal auftauchen. Ich mag ihn total gern und eigentlich ist er auch ein ganz lieber…ne?! Ich hoffe du konntest es noch aushalten. Ich wollte ja schon Dienstag on stellen, aber ich lag etwas Flach wegen Killer-Kopfschmerzen…tja… Auch dir danke ich von ganzem Herzen für die Begleitung durch die Geschichte und deine Worte!!! *knuddel*

@Priestly: Danke!!! Danke für einen erneuten Monster-Kommi!! Der war soooo süß, das Grinsen hätte beinahe mein Gesicht gesprengt *fängt schon wieder an* Süß fand ich, dass du es besser gefunden hättest, wäre Dean Sam nachgegangen, aber ich hatte ja geschrieben, dass Dean ihm Zeit lassen will und ihn nicht mit allem überfallen wollte. Es war schwer für ihn, aber das Warten lohnt sich *nachuntenguckundgrinz* Komm nie wieder auf den Gedanken, dass das was du im Kommi geschrieben hast dummes Gerede ist!! Es hat mich echt gerührt und glücklich gemacht!! *abknuddelundniewiederloslass*

@jesaku: Ich lasse euch doch nicht am ausgestreckten Arm verhungern…okay, manchmal…öfter…okay, ziemlich oft. Ich sehe es ein, aber das macht es immer etwas spannender und ich mag es, wenn ihr in die Geschichte rein denkt und euch überlegt wie es weiter gehen könnte. Aber noch mehr liebe ich es eure Reaktionen mit zu erleben. Danke, dass du mir so viele Kommis geschrieben hast. Das hat mir immer viel bedeutet!!! *flausch* Sie haben mich immer wieder ermutigt nicht auf zu geben. DANKE!!!

Sooo, das wars erstmal…Jetzt gibt’s was zu lesen!! Viel Spaß!!
 


 


 

Im ganzen Haus war es still. Kein Laut drang an Sams Ohren, was ihm das Gefühl gab in einer Blase zu sitzen.

Müde drehte er den Kopf und fixierte das Ziffernblatt der Uhr, die ihm zeigte, dass es schon drei Uhr morgens war. Aber er konnte einfach nicht einschlafen. Tief durchatmend wandte er sich wieder um. Seit Stunden lag er hier auf dem Bett und ließ seine Gedanken schweifen.

Nur zum Abendessen, welches Bobby gemacht hatte, war er kurz unten gewesen. Mit Verwunderung musste er feststellen, dass Dean sich nicht zu dem Kuss geäußert hatte. Sam hatte eigentlich damit gerechnet von dem anderen deswegen fertig gemacht zu werden, aber der war freundlich wie zuvor. Er irrte sich sicher, aber Dean hatte irgendwie glücklich ausgesehen. Das war sicher nur ein Zufall, dachte er sich und drehte sich wieder zur anderen Seite. Wie oft er in den letzten Stunden unruhig die Seite gewechselt hatte, konnte er nicht sagen. Nur, dass es oft war.

Gedanken verwirrten ihn. Szenen aus einem Leben, das ihm völlig fremd war, liefen vor seinem inneren Auge ab und ließen ihn nicht zu Ruhe kommen.

Sam hob eine Hand und rieb sich das Nasenbein. Es hatte doch eh keinen Sinn weiter zu versuchen einzuschlafen. Grummelnd setzte er sich auf und schwang die Beine über die Bettkante. Nur spärlich erhellte das Licht von Draußen das kleine Zimmer, doch war es genug um alles zu sehen.

Erneut glitt sein Blick Richtung Uhr. Drei Uhr fünf. Seufzend ließ er die Schultern kugeln und stand auf. Auf der Straße war nichts los, was nicht gerade verwunderlich war, da es ja noch sehr früh war. Es wäre besser jetzt zu schlafen, dachte Sam und betrachtete sein Bett. Es spürte die Müdigkeit in seinen Gliedern, aber sein Kopf war hellwach. Genervt ließ er sein Kinn auf die Brust fallen und schloss die Augen, als eine erneute Erinnerung hochkam. Er glaubte zumindest, dass es eine war. Wenn nicht, würde das bedeuten, dass er viel Fantasie besaß und lieber nach Hollywood gehen sollte.

Er sah Dean etwas weiter entfernt stehen. Der andere konnte sich anscheinend nicht bewegen, dachte sich Sam, da seine Augen starr und irgendwie auch ängstlich auf ihn gerichtet waren. Verwirrt drehte er sich um und fand sich Aug in Aug mit einem angsteinflößenden Wesen wieder. Sein Atem stockte, als das Ding vor ihm näher auf ihn zu kam, die gierigen Augen auf ihn fixiert. Sam, der am Boden lag, fühlte sich wie ein Fremder in seinem eigenen Körper, als er sich plötzlich umdrehte und nach Dean schrie. Doch dieser stand unbewegt weiter da und sah ihn an. Warum half er ihm nicht? Sam musste sich selbst dabei zusehen, wie er allein dieses Wesen erledigte. Ohne Dean. Sam spürte, wie sich bei dessen Anblick ein Knoten im Hals bildete. Doch das Bild verschwamm. Plötzlich saß er auf einem Bett in einem kleinen, schäbigen Motel. Er spürte wie ihm jemand einen Verband anlegte und drehte den Kopf etwas zur Seite, um den anderen zu sehen.

„Alles in Ordnung?“, fragte er und legte eine Hand auf die des anderen, die beruhigend auf dem frischen Verband lag.

„Es tut mir leid.“, flüsterte Dean. Sam spürte, wie sich eine Gänsehaut in seinem Nacken bildete, als dessen Atem seine Haut striff.

„Was meinst du?“, fragte der Größere. Dean legte die Stirn an Sams breiten Rücken und seufzte.

„Wegen vorhin. Das im Wald mit dem Esel.“, raunte er. Sam überlegte kurz und dachte an die Szene mit dem Esel. Scheinbar war diese Erinnerung genau nach der mit diesem unheimlichen Wesen. In der, wo Dean ihm nicht geholfen hatte. Seine Augen fixierten das Gesicht des anderen in das Wut und Trauer geschrieben standen. Dean gab sich anscheinend die Schuld dafür, dass er verletzt worden war.

„Warum hast du mir nicht geholfen?“, fragte Sam automatisch, während er auf seine eine, die er im Schneidersitz vor sich gekreuzt hatte, sah. Er war verwirrt. Verwirrung stieg in ihm auf. Dean wirkte eher so, als würde er ihm immer helfen, ihn nie im Stich lassen, aber die Szene im Wald sagte etwas anderes aus.

„Ich wollte dir helfen! Ich konnte aber nicht...“

„Was meinst du mit `Ich konnte nicht`?“, fragte Sam überrascht und drehte sich etwas zu dem anderen herum, um diesem in die Augen sehen zu können.

Sam sah, wie der andere sich aufgeregt durchs kurze Haar fuhr und dabei aufstand. Der Ältere wollte weg gehen. Sam wollte ihn aufhalten und fragen was denn los sei, als er schon wieder die Kontrolle über seinen Körper verlor. Sein Arm hielt Dean im Gehen zurück. Verwirrt blickte der andere ihn an, atmete tief durch und setzte sich wieder zu ihm.

„Als dieses Wesen, dieser Esel dich angegriffen hat, konnte ich mich einfach nicht von der Stelle bewegen. Ich war wie versteinert und konnte nichts tun, als ihm zu zusehen, wie es über dich herfällt.“, sagte Dean, während er auf seine Hände, die er seitlich auf seine Beine gestützt hatte, blickte.

Sam sah ohne dem anderen ins Gesicht zu sehen, wie sehr Dean diese ganze Sache zusetzte.

„Du konntest dich nicht bewegen? Hattest du Angst?“, fragte Sam, der nicht wusste was los war.

Empört blickte Dean ihn an und hob eine Augenbraue an.

„Ich bitte dich! Ich hab doch keine Angst vor einem kleinen Esel, obwohl er dich ja ganz schön zugerichtet hat.“, meinte Dean vorwurfsvoll. Sam grinste in sich hinein, während er Dean beobachtete.

„Mich hat ja auch kein einfacher Esel angegriffen, sondern ein Dämon!“, meldete sich Sams Stimme wieder, was ihn wieder zurück zum Gespräch brachte. Er sollte wohl besser aufpassen, als Dean die ganze Zeit an zu himmeln, rügte er sich in Gedanken.

„Ach, und was an ihm war so dämonisch? Seine langen Ohren oder was?“, fragte Dean und sah den anderen spöttisch von der Seite an. Schön und gut, der Esel hatte seinem Sammy ganz schön zugesetzt, aber an ihm war nichts Dämonisches gewesen.

„Hattest du Tomaten auf den Augen? Hast du nicht diese Fratze gesehen? Oder die riesigen Krallen?“

„Ich war vielleicht bewegungsunfähig, aber nicht blind! Das war vielleicht ein starker, aber sonst ganz normaler Esel gewesen.“, meinte Dean völlig überzeugt von dem, was er gesehen hatte.

„Das war kein normales Tier. Das war hundert Prozent ein Dämon, Dean!“, Sam war verwirrt. Was war nur mit dem anderen los?

„Irgendetwas stimmt nicht! Warum konnte ich mich nicht bewegen oder diesen Dämon sehen? Wie soll ich denn Dämonen jagen, wenn ich sie nicht mal erkennen kann?“, fragte Dean verzweifelt und fuhr sich unkontrolliert mehrmals durchs Haar. Sam spürte, dass der Ältere kurz davor war durchzudrehen und legte ihm einen Arm um die Schulter. Dean drehte sich ihn der wohltuenden Umarmung um und legte seinen Kopf auf die Schulter des anderen.

„Beruhig dich! Wir kriegen schon raus was hier los ist.“
 

Das Zimmer erschien wieder vor seinen Augen. Beruhigt atmete Sam ein paar Mal tief ein und aus. Manche Erinnerungen schafften ihn etwas, andere huschten nur an ihm vorbei und wieder andere waren einfach wieder da. Er erinnerte sich an Unmögliche Dinge. Geister, Vampire und Untote. Und noch viel mehr. Alles Dinge an die er nie geglaubt hatte. Doch vermutlich war der mehr Wahrheit dran, als er dachte. Dean und Bobby hatten erzählt, dass sie sogenannte Jäger waren und solche Wesen ausfindig und unschädlich machten. Und er gehörte zu ihnen. Er arbeitet mit Dean zusammen.

Dean. Sam sah zur Zimmertür. Der andere wurde von Adrian auf die Couch verfrachtet, als dieser gemeint hatte gern hier bleiben zu wollen. Bobby wollte lieber wieder zurück ins Motel.

Der Ältere schlief womöglich, dachte Sam. Nein. Er schlief ganz sicher. Es war immerhin schon halb vier Uhr morgens. Jeder normale Mensch schlief um diese späte Zeit. Normal… Sam war wohl nicht normal. Dean hatte ihm von seinem Halbbruder Ray und dessen Taten erzählt. Das er, Sam, eine Mutter mit dämonischem Blut und somit auch ein paar Kräfte hätte. Zumindest bis die Sache mit dem Dolch war. Der Dolch hatte alle Dämonen in unmittelbarer Nähe vernichtet und da er ein Halbblut war wurde nur ein Teil von ihm neutralisiert.

Aber vielleicht war Dean ja noch wach und dachte über irgendetwas nach. Genau wie er. Nervös biss Sam sich auf die Unterlippe und schielte wieder zur Tür.

„Ach, ich mach es einfach.“, murmelte er schließlich und raffte sich auf. Leise, um Adrian nicht aus Versehen zu wecken, öffnete er die Tür und betrat den dunklen Flur.

Ruhig setzte er einen Fuß vor den anderen und schlich die Treppe nach unten. Auch hier war kein Licht. Seufzend trat Sam von einem auf das andere Bein und blickte zur verschlossenen Wohnzimmertür. Sollte er es wagen oder lieber schnell wieder ins Bett und versuchen noch etwas Schlafen zu kriegen?

Sam zog die Stirn kraus, den Blick auf die Tür gerichtet. Schnaubend fuhr er sich durchs Haar, sah zu Boden und wieder auf. Was sollte er tun?

„Egal.“, murmelte er und drückte den Griff langsam nach unten. Hinter der Tür war es dunkel. Nur durch das kleine Fenster drang etwas Licht. Genug, damit Sam sich etwas orientieren konnte. Er konnte Deans Silhouette auf der Couch vor dem Fenster ausmachen und ging zu ihm rüber. Sam lauschte, vernahm aber nur das ruhige, gleichmäßige Atmen des Schlafenden. Langsam schritt er auf den anderen zu und setzte sich auf den etwas verschobenen Tisch und sah mit einem Lächeln auf Dean herab. Wie friedlich er beim Schlafen aussehen konnte. Schmunzelnd beugte sich Sam vor und betrachtete seine Gesichtskonturen. Wie er diesen Anblick doch liebte! Wie sehr er es liebte ihn einfach nur an zu sehen. Wie sehr er … Dean doch liebte. Er liebte Dean? Sam zog die Stirn kraus, glättete sie aber augenblicklich wieder und lachte leise. Ja, wie konnte er das nur vergessen?

Er liebte Dean!
 

Irgendetwas war anders. Dean wusste nicht was ihn störte, aber so konnte er einfach nicht schlafen. Genervt blinzelte und schlug verwirrt die Augen auf, als er bemerkte, dass es immer noch dunkel war. Was hatte ihn geweckt?

„Was…?“, murmelte er verschlafen und sah zur Seite, wo Sam auf dem Couchtisch saß und ihn anstarrte. Sam lächelte, fiel ihm auf. Schnell setzte er sich auf.

„Was ist los? Ist was passiert?“, fragte er müde und rieb sich die Augen.

„Ja, Dean.“, sagte Sam leise, aber lächelte weiter. Dean sah auf. Was war mit dem andern denn los?

„Sam?“

„Ja. Ich bin´s.“ Sam rutschte nach vorne, griff hart in Deans Nacken und zog den anderen in einen kurzen Kuss. Dean riss die Augen auf, als Sam sich von ihm löste und seine Stirn gegen die andere lehnte.

„Ich liebe dich Dean!“ Der Ältere spürte genau, wie sein Herz in diesem Moment aussetzte und schließlich immer schneller schlug. Sein Puls raste. Glück floss durch jede Faser seines Körpers und hüllte ihn in Wärme.

Sanft legte er beide Hände auf Sam´s Wangen und versuchte dem anderen tief in die Augen zu sehen.

„Du erinnerst dich?“, flüsterte er. Sam legte seine Hände auf seine Arme und vergrub die schlanken Finger in dem Stoff seines Hemdes. Langsam öffnete er die Augen.

„An alles.“, bejahte er lächelnd. Dean wusste nicht was er sagen sollte. Sah nur in das strahlende Gesicht seines Gegenübers, dieses warme Lächeln und die leuchtenden braunen Augen.

Sam rückte bis zur Kante des Tisches, näher an seinen Liebsten heran, hauchte ein „Ich liebe dich!“ und verschloss erneut dessen Lippen mit den seinen.

Dean kam ihm sofort entgegen und empfing die andere Zunge mit der seinen. Sam´s Herz hämmerte wie ein Presslufthammer gegen seine Brust. Er spürte wie sich durch Dean kleine Stromschläge in ihm ausbreiteten, die wie wild durch seinen Körper zuckten und alles elektrisierten. Seine Nackenhaare stellten sich auf, durch die die sanfte Hand des Älteren fuhr. Sam grinste kurz und verschloss gierig wieder dessen Lippen. Konnte nicht genug von dem anderen bekommen. Nicht genug von diesem Mann.
 

Die ersten Sonnenstrahlen fielen durch das Fenster und schienen Dean direkt ins Gesicht. Knurrend versuchte er seinen Kopf aus der Ziel Bahn zu bewegen, doch er schaffte es nicht so richtig. Etwas Schweres hinderte ihn daran. Verwirrt sah er an sich herab und erkannte den kleinen Wuschelkopf, der mit dem Kopf an seine Brust gelehnt immer noch Seelig schlief. Deans Lippen verzogen sich zu einem breiten Lächeln. Im Moment könnte er sicher Bäume ausreißen, so gut ging.

Dean konnte es immer noch nicht richtig glauben. Sam hatte alle seine Erinnerungen zurück. Wusste wieder alles was passiert war, was sie beide durchgestanden hatten und das sie sich liebten. Sam liebte ihn! Das hatte er zumindest vor ein paar Stunden immer wieder und wieder wiederholt. Und Dean liebte ihn! Er konnte sein Glück immer noch nicht fassen. Er hatte seinen Sammy zurück. Er kann ihn jetzt küssen wann er wollte. Immer und immer wieder, wann immer und so lange er will.

Eine Bewegung riss ihn aus seinen Gedanken.

„Dean?“, murmelte Sam leise und rieb seine Wange an der Brust des anderen.

„Ja?“

„Was ist denn?“, Sam konnte die Augen kaum öffnen so müde war er noch. Dean schmunzelte und küsste ihn sanft auf den Kopf.

„Nichts. Alles ist gut.“, sagte er und platzierte noch einen Kuss, diesmal auf die Stirn des Jüngeren, der gerade wieder ins Traumland abdriftete.

„Alles ist gut…so wie es ist!“
 


 

OMG!!! Ich kann es nicht glauben, aber das war das letzte Kapitel dieser Story!!!! *Taschetuchvollrotz*

Ich hoffe ihr hattet viel Spaß beim Lesen…

Manches Mal dachte ich daran einfach auf zugeben, aber eure Kommis und eure Unterstützung haben mich weiter machen lassen und dafür danke ich euch von ganzem Herzen!!! *alle-abknuddel*

Ich hoffe, die Geschichte hat euch gefallen!

Byby,

eure Angel^^



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Von:  Mikage-chan
2011-06-25T07:08:10+00:00 25.06.2011 09:08
*__________*
YAAAAY DEEEAN <3
Ich habe mit wirklich vielem Gerechnet, aber dass Blake Ray hintergeht... Wow. Das war absolut nicht ein zu planen. Und wir haben Dean wieder zurück >//< Das ist doch auch schon mal was schönes... Manno man, du hast dich schon wieder selbst übertroffen *strahlt*
Was für ein Glück, dass Blake da ist... <3
Ich mochte ihn zu Anfangs i-wie auch nicht, weil er einen verstört kindischen Charakter an den Tag legte, dass es irgendwie schon nervig war. Aber anscheinend ist der gar nicht so dumm, wie er vorgibt zu sein. Nicht schlecht~
Naja... wenn alles gut funktioniert... (was hier eh nie der Fall ist...) dann würde Blake das Oberhaupt werden. Und ich denke dass er weitaus vernünftiger ist als Ray. Dem ja ziemlich alles egal war, bis auf Sammy, weil er diesen ja für seine Zwecke die ganze Zeit brauchte... Na ja, bin gespannt, wie sich das Training entwickelt...
Und auch, was nun mit Dean ist.... Vielleicht hat er ja nun i-welche Kräfte XD Man weiß ja nie. Aber selbst wenn, hauptsache Dean ist wieder da, das ist das wichtigste überhaupt <3
Aber... na ja schade, dass sie sich sogesehen erst wiedersehen werden, wenn alles vorbei ist... Na ich hoffe doch mal, dass sie sich wiedersehn ;__;
Oh mein Gott... ich glaube das wird nen Tränenreiches wiedersehn~ <3
Kanns kaum erwarten, deswegen muss ich wohl schnell weiter lesen XD
Weiter sooo~ x3

Lg Mikage-chan
Von:  Mikage-chan
2011-06-25T06:40:29+00:00 25.06.2011 08:40
... Diese eine Stelle, ganz zu Anfang! Das war echt übel... Als er sich in den Wagen setzte und Erinnerungen von Dean hochkamen... Wie er immer am Steuer saß... und wie er ihn anlächelte. Q____Q° Das ist wirklich... sehr berührend und. Man... Ich weiß echt nicht was ich sagen soll.
Na ja jetzt kommt irgendein Training und man tappt immer noch um Dunkeln, was genau nun Sache ist... Was hat Ray vor? XD Das bleibt wohl erstmal eine etwas längere, offene Frage!
Auf jeden Fall... ich glaube ich bin da nicht allein, aber ich vermisse Dean jetzt schon ;___;
*Sam liebevoll in den Arm nimmt*
Mensch... Dean würde sich im Grabe umdrehen... wenn er wüsste wie dämlich er einfach im Koma verreckt ist... Und was Sam da gerade treibt... Immerhin ist er kaum Misstrauisch... bzw begibt sich wagemutig in die Höhle des Löwen... *hofft immer noch auf Deans Rückkehr* ;__;
Auf jeden Fall... es bleibt weiterhin spannend... (Ich frage mich... wieso Sammy die Familie näher kennen lernen darf.... das ist echt komisch. Anscheinend wollen die alle Waltan los werden ><) Mal schauen wies weiter geht!

Lg Mikage-chan
Von:  Mikage-chan
2011-06-24T22:20:10+00:00 25.06.2011 00:20
;______;'
Okay, ich bin jetzt mal ein totaler verfechter des Optimismusses... und behaupte: Dean ist nur Scheintot (Ich hab sowas auch schon mal gebracht XD)
Ich meine: Ray hat komische Kräfte... er kann steuern, dass andere Menschen schlafen, auch wenns lauter ist... (Ray war sich ja sicher, als Dean und er sich unterhalten hatten, dass er NICHT aufwachen würde...)
Und ich denke... dass Raqy i-was halt gemacht hat, dass er einfach nur... na ja keine Ahnung... *versucht positiv zu denken*
Auf jeden Fall... war ich jetzt sehr oft den Tränen nahe, weil das... echt übel ist ;_;°°
Argh, ich kann mir vorstellen, wie Sammy sich jetzt fühlt. Na ja so einen krassen Verlust hatte ich glaub ich nicht bisher erlebt. Zumindest keinen Verlust durch den Tot... Aber trotzdem. Echt übel... Die ganze Trauerszene war jetzt ziemlich knapp gehalten fand ich, aber ich denke dass das eh nur der Anstoß war, für Rays Pläne, die halt im Vordergrund stehen sollen. Na ja, jetzt hat Ray, was er wollte... Ich bete immer noch, dass Dean nicht tot ist Q^Q
Aber zurück zu Ray... Ich frag mich immer noch was er plant... Eigentlich ist Ray auf Waltans Seite, aber dennoch 'hilft' er Sam die ganze Zeit... Nun ja, entweder Ray will was von Waltan, sowas wie ein besagtes Erbe, was er nur bekommen kann, wenn er stirbt. Und das kann nur Sammys... Oder aber, es ist Waltans Wille Sam zu treffen.. aus Gründen die ich nicht kenne. Wenn Waltan es wollte, könnte er sich ihn holen... Das wäre sehr viel einfacher geween, als diese ganze Farce mit Dean ab zu ziehen... Gaaanz viele Fragen werden aufgeworfen... Und ich bin echt gespannt, wann sie sich klären... und ob Dean wiederkommt *einfach die Hoffnung nicht aufgeben kann*
Die stirbt ja bekanntlich erst zuletzt... XD'
Auf jeden Fall.. einfach klasse geschrieben... wiedr eine krasse Wendung im Verlauf der Geschichte... Weiter soooo ~ x3
Q^Q

Lg Mikage-chaaaan
*dir mal Kekse dalass*
Von:  Mikage-chan
2011-06-24T21:58:09+00:00 24.06.2011 23:58
Ich bin so froh, dass Sammy nen Gehirn hat und es auch bewiesen hat. Genau... lass dich nicht von Ray einlullen... sondern mach dein eigenes Ding... Ray will dich nur für dumme Pläne... (Ich hasse ihn immer mehr ~ XDD)
Beide Brüder tun mir echt Leid... Sam weil er mit den Nerven am Ende ist. Und Dean, weil er einfach nur zwischen Leben und tot schwebt sogesehen... Ein künstliches Koma, ist keine Rettung. Ich hoffe, dass es nicht zu komplikationen kommt. Wobei... i-was sagt mir, dass Ray auf einmal damit ankommen wird, dass man Dean NUR damit retten kann, dass Sammy Waltan vernichtet... Mhm, Ich kann mir gut vorstellen, dass es wirklich soweit kommt... und dass i-wie sogesehen ein Erbe für Ray herausspringt... Na ja das ist weit hergeholt. Aber die FF regt wirklich zum denken an... Ich hab schon ewig nicht mehr so viel Fantasie bewiesen wie hier beim lesen... [Total wirre Gedankengänge... wieso und weshalb Ray das macht... und was in naher Zukunft passieren könnte]
Herrlich, großes Lob, es regt wirklich ziemlich arg zum nachdenken an x3
Zudem süüüß~ wie Sammy nicht von seinem Bett weichen will... aber auch traurig. Ich hoffe, dass sich Deans Zustand verbessern wird... Keine Ahnung... Ich glaube, dass es Zeit brauchen wird oder so ;__;
Also bis zum nächsten Kommi :D

Lg Mikage-chan
Von:  Mikage-chan
2011-06-24T21:35:07+00:00 24.06.2011 23:35
BOAH... Ich wusste dieser Drecksack (sorry) hatte das nur geplant um an das indonesische Messer zu gelangen. Aber das nicht genug! Jetzt will er Dean auch noch töten, damit er an Sam herankommt... Fuck.
*atemlos den Bildschirm anstarr*
Sammy... beeil dich und rette deinen Bruder ;___;'
Na ja, aber dass die alte Frau... durch Kora ersetzt war und so... wow, nicht schlecht die Idee. Ich war echt blind... Dean ausm Weg zu schaffen... Klar dass sowas kommen musste! Aber so früh?? ;_;'
Mhm... und dann das ganze Blut... und diese rothaarige sch... *piep piep piep*
Ich sollte mich beherrschen. ABER hallohooo? Dean wird übel in die Mangel genommen, wie kann man sich denn da zusammenreißen *schnauf*
Ich hoffe... dass es für ihn gut ausgeht. Applaaaaus x3
Du hast dich wieder getopt mit diesem krassen Kapitel... Uh ich sterbe, ich les dann schnell mal weiter <3
Danke, für die Spannung unf für nen Nervenzusammenbruch *ironie* xDDD
Ich hasse... Ray mehr und mehr... Woah der wird noch nen richtig übler Hass-charakter.

Lg Mikage-chan
Von:  Mikage-chan
2011-06-24T21:05:28+00:00 24.06.2011 23:05
Wohoooo... ich frage mich die ganze Zeit... ob das nur der einzige Gefallen ist, den er Ray schulden soll, oder ob der das noch weiter schamlos ausnutzen wird... keine Ahnung. Zudem... was soll das mit der Hexe.
Ich hab das Gefühl, dass Ray auf jeden Fall noch da auftauchen will. Meine Vermutung ist, dass er die Hexe nur als Vorwand genutzt hat, weil das indonesische Messer, mit sicherheit zu gefährlich ist für Waltan... Und wer weiß. Die Hexe ist 200 Jahre alt? Also wird sie vielleicht etwas wichtiges wissen, was niemand erfahren soll... Tja, soll dieser Waltan i-wie verrecken. Ich hoffe, dass sich das Blatt so wendet, dass esw gut verläuft. Aber ich glaube, meine Intuition weiß schon, dass da noch was ziemlich krasses passieren wird.
Man Sammy tut mir schon wieder Leid, wird urplötzlich allein gelassen von seinem 'Bruder'... und denkt, dass es an mangelndem Vertrauen liegt >w< Mal schauen... was weiter so passieren wird... Es bleibt spanneeeend >:3
Du topst dich immer selbst, echt krass XD
Mit allen Aufträgen hätte ich gerechnet... aber ne Hexe, aus dem Weg räumen~
uuuuh muss weiter lesen~ *^*

Lg Mikage-chan
Von:  Mikage-chan
2011-06-24T20:36:34+00:00 24.06.2011 22:36
Noin... Ray soll sich vom Acker machen... das gefällt mir nicht, dass er aufgetaucht ist QQ
Ich fand auch total süß, mit der Stelle unterm Tisch... Und dann die Stelle, als Dean im Bett lag... und wollte, dass Sam sich endlich hinlegte... Hach jah x3
Allgemein bin ich echt richtig gespannt, wie sich das alles so regeln wird mit Waltan... (Man Sammy tut mir Leid, er gibt sich daran die Schuld und so ;__;' Man, ist halt passiert *sigh*)
*hat ein schlechtes Gefühl bei der Sache* ... uû
Die Sachen... werden immer krasser irgendwie... Sam weiß immer noch nichts von dem Deal... und dann Ray halt. (Man dieser Typ ist einfach nur... nervtötend... XD')
*düst mal zum nächsten Kapitel*

Lg Mikage-chan :D
Von:  Mikage-chan
2011-06-24T18:35:23+00:00 24.06.2011 20:35
Wow... Also wo soll ich anfangen. Erstmal cool, dass sie heil aus der Sache rausgekommen waren x3
Aber... das mit dem Deal... Ich hab echt schiss, dass der Deal ziemlich... böse werden könnte. Nooooiiiin Q^Q
Was ich auch cool finde, dass Sammy sehr schnell hinter Deans lüge gekommen ist haaach <3
Er kennt seinen Bruder einfach viiieeel zu guuut~ *freuzel*
Also klar, dass so eine Lüge nicht einfach so bei ihm zieht XD'
Wieder auf jeden Fall echt klasse beschrieben... Sammy tat mir so Leid.. halb in einer Ohnmacht (ich steh aber drauf... leideee Dx')
Ich... sterbe wenn der Deal... böse war... ;___;
Na ja, muss ich mich wohl überraschen lassen :D

Lg Mikage-chan
Von:  Mikage-chan
2011-06-24T13:49:23+00:00 24.06.2011 15:49
Uuuuh, also ich fand die Szene echt sehr geil beschrieben. Kann man nicht anders sagen. Mit dem hin und her rutschen, damit sie an die Scherbe kamen.
Man kommt nicht drum herum, dankbar dafür zu sein, dass Sam halt so gut sehen kann im Dunkeln, sonst hätten sie ein viel gewaltigeres Problem... Das schlimmste was einem passieren kann, wenn man unbewaffnet einem Wesen gegenübersteht... Dämon oder was auch immer. Und noch schlimmer, wenn man gefesselt ist. Klasse, wie diese Situation von dir gemeistert wird, zudem ist die dazugekommende Person auch sehr hilfreich :D (Waaah ;___; Sam tut mir so arg Leid... das tut sicherlich arg weh...)
Die Person die dan gekommen zu sein scheint, wird mit sicherlich Sams kleiner Bruder sein muhihi... Ich würd drauf losraten einfach ^^
Ich sag nur: Autsch... weil es schon ziemlich übel ist... den Blutgeruch wahr zu nehmen und so >w<
Bin gespannt wie es weiter geht :D

Lg Mikage-chan
Von:  Mikage-chan
2011-06-24T13:17:36+00:00 24.06.2011 15:17
Wahaha... ich glaub langsam bekommt man Paranoya, wenn ständig überall was am grinsen ist, wenn das nicht sogar der Deputy gewesen war, der schon wieder gegrinst hatte...
Na ja, auf jeden Fall wird die Spannung weiterhin aufrecht erhalten (HAH! Und ich hatte reeecht x3 Er ist Böseee~ aber ich konnte nicht mal ansatzweise erahnen, wie Böse er wirklich ist)
Naja, ich hoffe, dass die beiden sich aus dieser Situation befreien können... ;___;
Mal schauen, wies weiter geht :3

Lg Mikage-chan


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