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Haruka

von

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Bad case of loving you

Haruka I
 

~Bad case of loving you~
 

Ruki saß im Klassenraum und schaute gedankenverloren aus dem Fenster. Der Unterricht interessierte ihn heute überhaupt nicht, sodass er inzwischen mit den Gedanken meilenweit entfernt war. Wenn er wenigstens mit Reita oder einem seiner anderen Freunde in einer Klasse gewesen wäre, aber nein, er war ja mindestens ein Jahr jünger als seine, zugegeben wenigen, Freunde und mit den Leuten in seiner Klasse kam er mehr schlecht als recht über die Runden.

Und dann würde er heute in der Schule nicht einmal Yune sehen, der seit ein paar Monaten mehr als nur sein Freund war, denn dieser war krank.

„Matsumoto-kun?“, wandte sich die Lehrerin an ihn.

Ruki hörte sie gar nicht, er seufzte. Wenn nur die Stunde endlich zu ende war… so lange konnte es doch gar nicht mehr dauern! Dann war wenigstens dieser leidliche Schultag zu Ende. Das Einzige, was ihn das Ganze aushalten ließ, war die Aussicht auf die Bandprobe nachher.

„Matsumoto-kun!“, die Stimme seiner Lehrerin war lauter geworden. Doch der Brünette hörte sie immer noch nicht.

Erst als sie vor seinem Tisch, der hinten in der Ecke stand, und mit den Handflächen auf den Tisch schlug, fuhr er erschrocken zusammen.

„Zu nett, dass du dich bequemst mir zu zuhören, Matsumoto-kun!“, schnaubte seine Lehrerin verstimmt.

Betreten sah Ruki zu Boden, auch wenn es ihm nicht wirklich leid tat, er konnte sie nicht leiden. „Es tut mir leid.“, murmelte er.

Um ihn herum hörte er die ersten Mitschüler kichern.

„Ich hätte gerne, dass du mir meine Frage beantwortest!“, stellte sie mit verschränkten Armen klar.

„Das kann ich leider nicht, weil ich ihnen nicht zugehört habe.“, sagte Ruki und versuchte ihr in die Augen zu sehen. Das Kichern wurde lauter. Es war ja klar gewesen, dass sie ihm nicht einfach die Frage noch einmal stellte, sondern dafür sorgte, dass er selber sagen musste, dass er nicht aufgepasst hatte.

Ungehalten sah sie ihn an und wiederholte dann ihre Frage. Da er fast die ganze Stunde nicht zugehört hatte, konnte er ihre Frage nicht beantworten.

„Ich glaube, wir werden deiner Aufmerksamkeit ein wenig auf die Sprünge helfen müssen. Nach der Stunde kommst du bitte nach vorne, damit ich dir ein paar Extraaufgabengeben kann.“, sagte sie streng.

Ergeben nickte der Brünette, der inzwischen rot geworden war: „Verstanden.“ Am liebsten wäre er ihm Boden versunken.

„Wenigstens etwas, dass er kapiert.“, flüsterte jemand in der Reihe vor ihm, aber dennoch laut genug, dass er es hören konnte.
 

„Oi, Ruki! Was ist denn mit dir los?“, fragte Reita, als er den Kleineren missmutig drein guckend, auf ihn zu kommen sah. Der Blonde stand mit Aoi und Uruha am Schultor und wartete auf ihn.

Ruki kickte einen Stein weg und hatte dann seine Freunde erreicht. „Extraaufgaben!“, schnaubte er. „Wenn mein Vater erfährt, dass ich nichts Besseres zu tun hatte, als aus dem Fenster zu starren und deshalb Extraaufgaben bekommen habe, dann krieg ich `ne Menge Ärger! Und sie wird bestimmt bei meinen Eltern anrufen!“

„Bei den Aussichten würde ich auch so gucken!“, erklärte Aoi.

„Meinst du, er wird so sauer, dass er dir unseren Auftritt verbietet?“, fragte Uruha.

„Ich hoffe nicht.“, meinte Ruki. Mit seinen drei Freunden hier und Yune hatte er schon vor einiger Zeit eine Band gegründet und in einem Monat hatte sie die Chance zum ersten Mal vor einem etwas größeren Publikum in einem kleinen Club zu spielen. Seine Eltern, besonders sein Vater, waren generell nicht besonders begeistert davon. Sie hatten ihrem Sohn nur erlaubt in der Band zu spielen, wenn seine Schulleistungen nicht darunter litten. Zwar lernte Reita regelmäßig mit Ruki, doch diese Sache würde ihnen neuen Zündstoff geben. Alle fünf freuten sich auf diese Chance und der Brünette hoffte wirklich inständig, dass seine Eltern sie ihnen nicht kaputt machen würden.

„Ich hoffe nicht.“, nuschelte er.

Aufmunternd wuschelte Reita Ruki durch die Haare: „Das wird schon.“ Er wusste selber, wie blöd das klang, vor allem, da er die Ausbrüche des Vater seines besten Freundes nur zu gut kannte, aber er wollte ihn trotzdem trösten. Nachdem er das dankbare Lächeln des Brünetten gesehen hatte, wusste er, dass dieser die Geste zu schätzen wusste.

„Bis wann musst du die Aufgaben erledigen?“, wollte Aoi wissen.

„Ich hab zwei Tage Zeit. Wir können also nachher proben.“, erklärte Ruki. Er freute sich wirklich unglaublich auf die Probe. „Ich wollte vorher nur noch kurz bei Yune vorbeisehen und gucken wie es ihm geht.“ Obwohl ihr Schlagzeuger krank war, hatten sie beschlossen, sich zur Probe zu treffen. Selbst wenn sie so nicht so viel schaffen würden.

„Grüß ihn von uns und wünsch ihm gute Besserung.“, erklärte Uruha. Der Schwarzhaarige pflichtete ihm bei.

„Was dagegen, wenn ich mitkomme? Oder störe ich euch?“, erkundigte sich Reita. Die drei wussten, dass Yune und Ruki ein Paar waren. Und es war Reita gewesen, mit dem Ruki zuerst über seine Gefühle für den Schlagzeuger geredet hatte.

„Nee, stört mich überhaupt nicht.“, erwiderte der Brünette lächelnd. Wenn er ehrlich war, war es ihm ganz lieb, dass sein Freund ihn begleitete, denn in letzter Zeit war es ihm manchmal etwas unangenehm mit Yune allein zu sein, da dieser seit zwei Wochen immer mehr von ihm wollte, er sich aber nicht sicher war, ob er bereit dazu war. Außerdem hatte er den Bassisten gerne um sich und wenn er dabei war, würde Yune auch nichts versuchen.

„Gut, dann kann ich ihm gleich seine Hausaufgaben mitbringen.“, grinste Reita.

„Na dafür wird er dir sehr dankbar sein!“, lachte Uruha.

Die vier verabschiedeten sich erstmal voneinander und machten sich dann in zweier Gruppen auf den Weg in verschiedene Richtungen.
 

„Bei euch ist aber alles in Ordnung, oder?“, wollte Reita etwas besorgt wissen. Ihm war aufgefallen, dass Ruki etwas unsicher war, wenn er mit seinem Freund privat zusammen war. Es kam ihm so vor, als ob der Jüngere es versuchte zu vermeiden alleine mit Yune zu sein.

„Nein, es ist alles in Ordnung.“, erwiderte der Brünette schnell. Etwas zu schnell für Reitas Geschmack.

Er warf seinem Freund einen skeptischen Blick zu: „Wenn was sein sollte, dann kannst du gerne zu mir kommen, wenn du willst, heißt das.“

„Egal, was es ist?“, fragte Ruki. Ihm war schon klar, dass der Bassist ihm seine Antwort nicht abnehmen würde. Dazu kannten sie sich zu lange und zu gut. Und es war nicht so, als wenn er nicht mit ihm darüber reden wollte, langsam fraß ihn sein Problem auf, aber er wollte es nicht unbedingt hier tun.

„Egal was!“, bestätigte der Blonde. Anscheinend hatte ihn sein Eindruck doch nicht getäuscht.

„Aber ich möchte nicht hier darüber reden.“, meinte der Brünette.

„Sollen wir nach unserem Krankenbesuch bei mir vorbeischauen? Du kannst deinen Eltern ja sagen, dass wir bei mir lernen. Dann können wir in Ruhe darüber reden, bei mir zu Hause ist auch keiner.“, schlug Reita vor.

Ruki lächelte ihn dankbar an: „Klingt gut. Ich ruf meine Eltern gleich an.“ Er fand es schon fast niedlich, dass der Bassist sich solche Sorgen um ihn machte und gleich daran dachte, wie er seine Eltern überzeugen konnte, ihn gehen zu lassen.

„Du kannst immer zu mir kommen, wenn du Sorgen hast, das sollte dir klar sein.“, erklärte der Blonde. Eigentlich hatte er seit er den Jüngeren kennengelernt hatte das Bedürfnis ihn ab und zu beschützen zu müssen. Er konnte sich nicht wirklich dagegen wehren, vor allem nicht, nachdem sich seine Gefühle für Ruki geändert hatten. Da er wusste, dass der Brünette in ihren Schlagzeuger verliebt war, hatte er geschwiegen und würde es auch weiterhin ertragen, dass er Ruki nicht haben konnte. Solange er sich einreden konnte, dass es ihm reichte, dass der Brünette glücklich war, würde es gehen. Seltsamerweise hatte er eher Probleme mit Yune umzugehen, als mit Ruki.

„Danke. Ich weiß das auch eigentlich, aber manchmal ist das nicht so einfach. Aber du solltest wissen, dass ich auch für dich da bin.“, erwiderte der Jüngere. Ihm war nicht entgangen, dass der Bassist in letzter Zeit Yune gegenüber manchmal etwas reserviert war.

„Danke.“, sagte Reita schlicht. „Aber du brauchst dir momentan dein hübsches Köpfchen nicht über mich zu zerbrechen. Bei mir ist alles in Ordnung.“

„Wenn du das sagst.“, murmelte der Brünette. Er war nicht ganz überzeugt, aber er wollte seinen Freund nicht drängen. Wenn er reden wollte, dann würde Reita zu ihm kommen, da war er sicher.

Inzwischen waren sie an ihrem Ziel angekommen. Sie betraten das Grundstück durch das Gartentor. Der Garten war nicht besonders groß, sodass sie den Weg zur Haustür schnell zurückgelegt hatten.

Ruki betätigte den Klingelknopf. Eine Weile mussten sie warten, dann kam die Mutter ihres Freundes an die Tür.

„Oh Hallo, Takanori, Akira.“, begrüßte sie die beiden. „Was kann ich für euch tun?“

Die beiden begrüßte sie ebenfalls.

„Wir wollten eigentlich zu Yune und sehen wie es ihm geht.“, begann Ruki.

„Wie es ihm geht? Habt ihr ihn gar nicht in der Schule gesehen? Seid ihr nicht sogar in einer Klasse, Akira?“, sie sah die beiden verwundert an.

„Doch, ich habe ihn gesehen, aber Ruki nicht. Ich begleite ihn nur.“, beeilte Reita sich zu sagen. Er ahnte, was hier gespielt wurde und bevor die Situation für alle unangenehm wurde, versuchte er sie zu entschärfen.

Auch Ruki begann zu begreifen: „Genau, ich hab mich vielleicht etwas ungenau ausgedrückt.“

„So? Jedenfalls ist er nicht hier. Er wollte nach der Schule gleich zu eurer Probe.“, meinte sie.

„Oh, dann haben wir ihn wohl missverstanden. Wir dachten, er wollte noch nach Hause.“, versuchte der Blonde alle aus der Affäre zu ziehen. Obwohl er wusste, dass es total unglaubwürdig klang, denn sie hätten ja zusammen gehen können. Er stöhnte innerlich auf, das wurde auch einfach nicht besser.

Skeptisch sah Yunes Mutter sie an: „Das kann passieren.“

„Wir wollen sie dann auch nicht länger stören.“, meinte Ruki. Sie verabschiedeten sich so schnell wie möglich um nicht noch mehr Schaden anzurichten.

„Ich hoffe, er kriegt keinen Ärger.“, bemerkte Ruki als sie das Grundstück verlassen hatten.

„Naja, er hätte uns, oder zumindest dir, sagen können, dass er schwänzt. Er hätte sich doch denken können, dass vor allem du dir Sorgen machst.“, erwiderte Reita.

„Mhm.“, meinte der Brünette. Ruki wusste nicht, was er dazu sagen sollte, sein Freund hatte Recht. Wenn er ehrlich war, dann hatte es ihn verletzt auf so einem Weg zu erfahren, dass Yune ihm nicht die Wahrheit gesagt hatte. Außerdem fühlte er sich schuldig, weil sein Freund wegen ihm eventuell Ärger bekommen würde. „Meinst du er kommt zur Probe?“, wollte er dann wissen.

„Ich glaube nicht. Wenn er das vorgehabt hätte, hätte er uns ja was sagen können.“, erklärte der Bassist. Er konnte in Rukis Augen sehen, dass dieser verletzt war und das tat ihm weh.

„Warum hat er mir nichts gesagt?“, fragte der Brünette. Es war mehr eine rhetorische Frage, er erwartete keine wirkliche Antwort von Reita. Vielleicht wollte Yune sich einfach rächen, weil er sich so anstellte und noch nicht mit ihm schlafen wollte.

Dieser zuckte nur hilflos mit den Schultern, er verstand es selber nicht. Er hatte das Gefühl gehabt, dass Yune Ruki liebte. Wenn das nicht der Fall gewesen wäre, hätte Reita auch versucht seinem Freund die ganze Sache auszureden, damit er am Ende nicht schwer verletzt wurde. „Aber es ist nicht deine Schuld, wenn er Ärger bekommt. Das hat er sich selber eingebrockt.“, stellte der Bassist klar, wohlwissend, dass Ruki sich sehr wahrscheinlich die Schuld geben würde.

„Erzähl das meinem Herz, mein Verstand weiß das.“, erwiderte der Brünette. Dann zückte er sein Handy um seine Eltern anzurufen um sie zu informieren, dass er später nach Hause kommen würde. Sehr zu seiner Überraschung brauchte es nicht viel Überzeugungskraft, es reichte wirklich aus zu sagen, dass er mit Reita lernen wollte. Er hatte sogar den Eindruck gehabt, dass sein Vater erfreut darüber war, dass es von seinem Sohn ausging mehr für die Schule zu machen.
 

Nachdem sie bei Reita zu Hause angekommen waren, hatte er ihnen was zu essen gemacht. Zum Glück hatte seine Mutter ihm etwas zum Aufwärmen dagelassen, denn um seine Kochkünste war es nicht allzu gut bestellt und der Blonde wollte Ruki sicher nicht damit vergraulen. Nun saßen sie in Reitas Zimmer. Der Jüngere saß auf dem Bett seines Freundes, der ihm gegenüber auf seinem Schreibtischstuhl saß.

„Also, was bedrückt dich?“, wollte der Bassist wissen.

„Ich weiß nicht wie ich das sagen soll, aber naja…“, druckste Ruki und wurde rot.

„Probier’s einfach.“, meinte der Blonde aufmunternd lächelnd.

„Es ist so… also Yune will langsam mehr, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich das auch will.“, erklärte der Sänger sein Problem.

„Er will mit dir schlafen?“, fragte Reita nach. Irgendwie war er froh, dass die beiden noch keinen Sex gehabt hatten. Er war sich nicht sicher, ob er damit klar kam, dass ihr Schlagzeuger Ruki so nahe war, wie er es nie sein würde.

Der Jüngere nickte: „Ja, will er, aber bisher habe ich das immer abwürgen können. Nur werde ich das Gefühl nicht los, dass Yune mir das langsam übel nimmt.“ Er sah so aus, als wenn ihm das Problem schon länger zu schaffen machte.

„Deshalb hast du in letzter Zeit versucht am Besten nicht mit ihm alleine zu sein?“, wollte der Bassist wissen. Als Antwort nickte der Sänger nur. „Ich denke, wenn er es dir wirklich übel nimmt, dann ist er es nicht wert. Du solltest nichts tun, was du nicht willst. Wenn du dir nicht sicher bist, dann ist das vollkommen in Ordnung, das muss er akzeptieren. Vielleicht solltest du in aller Ruhe mit ihm darüber reden und für klare Verhältnisse sorgen?“, schlug er ihm vor.

„Wahrscheinlich sollte ich das tun…“, murmelte Ruki.

Reita rutschte mit dem Stuhl näher an ihn heran und legte seine Hand auf das Knie des Jüngeren: „Hey, das ist kein Weltuntergang, wenn du noch nicht bereit bist. Nur weil er älter ist und mehr Erfahrung hat, hat er kein Recht dich zu drängen, verstanden? Wenn er etwas tut, was du nicht willst, dann sag mir das bitte.“ Er sah den Sänger flehend an.

„Mach ich.“, versicherte Ruki ihm, was den Bassisten wirklich beruhigte. „Reita? Wäre es für dich schlimm, wenn ich nicht wollte?“

Energisch schüttelte der Blonden den Kopf: „Nein, wäre es nicht. Jeder hat das Recht sich so viel Zeit zu nehmen, wie er braucht.“

„Hast du schon mal Sex gehabt?“, wollte er dann wissen.

„Ja, sowohl mit einem Mädchen als auch mit einem Jungen, wenn dir das hilft.“, erklärte Reita.

„Mir würde helfen, wenn du mir sagen kannst, wie du wusstest, dass es für dich okay ist.“, meinte der Brünette. Er war erleichtert, dass er mit Reita einfach so über dieses Thema reden konnte.

„Hm, ich würde sagen, man merkt es einfach. Auch wenn dir das wahrscheinlich nicht weiter hilft. Aber ich habe mich bei diesen Personen immer sehr gut aufgehoben gefühlt und eigentlich war es dann immer so ein Moment, indem man weiß, dass man das Richtige tut.“, versuchte Reita ihm weiterzuhelfen.

„Das klingt ein wenig abstrakt, aber trotzdem danke.“, antwortete Ruki. Dann lächelte er den Bassisten an, erleichtert, dass er endlich mal über sein Problem sprechen konnte, ohne dass er das Gefühl hatte sich lächerlich zu machen.

„Kein Ding, auch wenn das nicht allzu hilfreich war…“, sagte der Blonde.

„Nein, du hast mir schon geholfen.“, widersprach der Jüngere.

„Sollen wir langsam zur Probe gehen? Dann kommst du bestimmt auf andere Gedanken.“, schlug Reita ihm vor.

„Ja, lass uns gehen.“, stimmte Ruki begeistert zu. Er freute sich immer auf die Proben, denn wie sein Freund vermutet hatte, konnte er dort alles vergessen, was ihn belastete.
 

Am nächsten Tag in der Schule trafen sich Reita, Aoi, Uruha und Ruki in der Mittagspause wie gewöhnlich unter dem großen Baum etwas abseits vom Sportplatz.

Als letzter kam Yune zu ihnen.

„Oh bist du wieder gesund?“, begrüßte Uruha ihn lächelnd. Weder Reita noch Ruki hatten den anderen beiden erzählt, dass ihr Schlagzeuger gestern nicht wirklich krank gewesen war, sondern geschwänzt hatte.

Yune ignorierte ihn einfach und wandte sich an den Bassisten und den Sänger: „Schönen Dank auch, dass wegen euch alles aufgeflogen ist. Gerade von dir, Ruki hätte ich nicht erwartet, dass du mir Schwierigkeiten machst! Meine Eltern waren ganz schön wütend und ich musste mir eine Predigt anhören!“

„Ich hab mir doch nur Sorgen gemacht…“, erklärte Ruki etwas kleinlaut, während Aoi und Uruha sich nur verständnislos ansahen.

„Halt stopp! So läuft das aber nicht!“, entgegnete Reita unwirsch. „Wir haben uns nichts vorzuwerfen! Du hast geschwänzt und uns nicht Wahrheit gesagt. Wenn du nicht auf die Idee kommst, dass wir uns Sorgen machen, dann ist das dein Pech. Wir sind Freunde, weißt du? Die machen sich Sorgen. Vor allem solltest du Ruki keine Vorwürfe machen. Das hat er wirklich nicht verdient.“ Er war doch erstaunt, dass so von Yune kam.

„Kann sich unser Kleiner nicht selbst verteidigen?“, fragte der Schlagzeuger spöttisch.

„Kann er schon!“, gab der Brünette patzig zurück. Es tat ihm wirklich weh, dass sein Freund ihm so etwas vorwarf. „Du hättest doch wenigstens mir etwas sagen können?!“

„Sagst du mir denn, was momentan mit dir los ist?!“, fuhr Yune ihn an. Dann drehte er sich auf dem Absatz um und verschwand.

Hilflos sah der Sänger Reita an. Ihm war gerade zum Heulen zu Mute, aber er wollte sich hier keine Blöße geben. Der Bassist schüttelte den Kopf, um ihn zu signalisieren, dass er nicht zuviel darauf geben sollte.

„Wärt ihr so lieb uns aufzuklären, was das jetzt eben war?“, mischte Aoi sich ein.

Reita nickte und begann zu erklären, wobei er ausließ worüber er gestern mit Ruki vor der Probe geredet hatte. Aber die beiden Gitarristen waren sensibel genug in dieser Hinsicht nicht weiter nachzufragen.

D.L.N

Haruka II
 

~D.L.N~
 

Ruki saß neben Reita auf dessen Bett und rutschte langsam näher. Lächelnd legte der Bassist einen Arm um ihn, damit er ihn näher an sich heran ziehen konnte. Dann griff er vorsichtig unter das Kinn des Jüngeren und er sorgte so dafür das Ruki aufsah. Für einen Moment trafen sich ihre Blicke. Der Brünette war froh so viel Zuneigung in Reitas Augen ablesen zu können. Er begriff, dass er sich hier fallen lassen konnte. Dann spürte er plötzlich die Lippen des Blonden auf seinen. Zuerst etwas zögerlich, aber dann entschlossener, erwiderte Ruki den Kuss, während er dabei die Augen schloss. Seine Hand vergrub sich leicht im Ärmel des Bassisten, der seinen Griff um Rukis Kinn löste und ihm über die Wange streichelte. Wie sehr hatte Reita sich nach diesen Lippen gesehnt? Wie lange schon hatte er Ruki so nahe sein wollen? Ihm war klar, dass er diesen Moment auskosten musste.

Dann glitt seine Hand unter das Shirt des Sängers und begann zärtlich die nackte Haut zu streicheln. Er unterbrach den Kuss: „Ist das okay für dich?“

Der Jüngere nickte: „Mehr als okay.“ Die Berührungen des Blonden fühlten sich einfach zu gut an. Er glaubte zu verstehen, was Reita gemeint hatte, als er gesagt hatte, dass er es merken würde, wenn er bereit war. „Reita, schlaf mit mir.“, flüsterte der Brünette.

Während Reita ihn erneut küsste und dieses Mal mit seiner Zunge in Rukis Mundhöhle eindrang, bettete er den Jüngeren führsorglich auf sein Bett. Er strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht: „Ich bin auch vorsichtig.“
 

Reita schreckte aus seinem Traum hoch. Seufzend knipse er seine Nachttischlampe an und sah auf seinen Wecker. Vier Uhr sagten ihm die Zeiger. Dann fiel sein Blick auf das gerahmte Foto auf dem Nachttisch. Zögernd nahm er es in die Hand. Das Foto zeigte Ruki, Aoi, Uruha, Yune und ihn, damals als Ruki noch nicht mit Yune zusammen war und er sich noch nicht über seine Gefühle klar gewesen war. Der Bassist seufzte erneut. Wenn er es früher bemerkt hätte, hätte das etwas geändert?

Mit dem Finger strich er über das Glas, dort wo der Sänger auf dem Foto war. Warum musste es so kompliziert sein? Und warum tat es so schrecklich weh?

Sein Traum hatte ihm klar gemacht, dass die Situation ernster war, als er angenommen hatte. Frustriert stellte er das Foto zurück und knipste die Lampe wieder aus. Dann drehte er sich grummelnd auf die Seite und versuchte wieder einzuschlafen. Doch immer wieder kehrten seinen Gedanken zu Ruki zurück.
 

Am nächsten Morgen in der Schule trafen sie sich wieder in der Mittagspause. Auch dieses Mal kam Yune als letzter. Er räusperte sich, als er vor den vieren stand: „Ich wollte mich entschuldigen wegen der Sache gestern. Vor allem bei dir Ruki.“

Die anderen sahen ihn erstaunt an, dann lächelten sie. „Ist okay.“, sagte Ruki und die anderen stimmten ihn zu. „Es tut mir leid, dass du wegen mir Ärger bekommen hast.“ Für den letzten Satz erhielt er einen Knuff in die Seite von Reita, den jedoch keiner zu bemerken schien.

„Setzt dich doch.“, forderte Aoi ihn auf.

Yune setzte sich zu ihnen: „Morgen wieder Probe?“

„Klar, wir müssen doch fit sein für unseren großen Auftritt!“, grinste Uruha.

Nachdem es geklingelt hatte und sie wieder in ihre Klassen musste, hielt Ruki den Schlagzeuger am Ärmel zurück.

„Hast du heute Zeit? Ich würde gerne mit dir reden.“, erklärte der Jüngere.

Etwas überrascht, dass der Sänger auf einmal so auf ihn zuging, zog Yune eine Augenbraue hoch: „Ab fünf ja. Willst du vorbei kommen?“

„Geht klar.“, bestätigte der Brünette.
 

Als Ruki nach Hause kam, erwartete ihn sein Vater am Küchentisch sitzend. Seine Mutter stand am Herd und kochte das Mittagessen. Schon am Gesichtsausdruck seines Vaters konnte er ablesen, dass das was folgen würde, eher unangenehm werden würde.

„Deine Lehrerin hat angerufen.“, sagte sein Vater als er sie begrüßt hatte und sich gesetzt hatte.

Ruki antwortete nicht, sondern sah seinen Vater an und wartete ab, was kommen würde.

„Du hast also nicht aufgepasst und Extraaufgaben bekommen?!“, wollte er mit Ton wissen, der erahnen ließ, dass er wütender wurde.

„Ja, es tut mir leid. Das wird nicht wieder vorkommen.“, antwortete der Brünette und senkte seinen Kopf schuldbewusst.

„Und wann genau wolltest du uns das mitteilen?!“, schnauzte sein Vater ihn jetzt an.

„Ich… ich wollte euch nicht enttäuschen.“, stammelte Ruki.

„Das hast du dadurch nur noch mehr!“, stellte sein Vater fest. „Ich hoffe, du hast nicht an die Band gedacht, als du so schön am Träumen warst!“

„Nein, habe ich nicht. Die Schule kommt vor der Band.“, erklärte der Brünette. Er hoffte, dass sein Vater nicht merken würde, dass es eine Lüge war. Die Band war ihm sehr wichtig und wenn er die Schule vernachlässigen musste, dann würde er es auch tun.

„Genau und damit du das endlich einsiehst, werden wir einen Abmachung schließen. Wenn du in den nächsten Tests mindestens 95 Punkte erreichst, darfst du zu eurem Auftritt, ansonsten nicht, klar?!“, sagte sein Vater.

Ruki sah ihn etwas verdattert an. Es überraschte ihn, er hatte eigentlich mit einem richtigen Donnerwetter und Verbot gerechnet. Allerdings hatte er in den letzten Tests nur einmal 95 Punkte gehabt, es kam einem Verbot gleich, nur das er noch die Chance hatte, sich daraus zu manövrieren. Aber dazu würde er die Hilfe der anderen brauchen. „Verstanden!“, antwortete er resignierend.
 

Kurz nach fünf stand Ruki wie gestern vor der Haustür von Yune. Sein Freund öffnete ihm die Tür und ließ ihn rein.

„Geh schon mal vor in mein Zimmer. Ich bring gleich was zu trinken mit.“, meinte Yune lächelnd.

Ruki nickte und tapste die Treppe hoch in das Zimmer des Schlagzeugers. Dort setzte er sich auf das kleine Sofa, dass dort neben dem Schreibtisch stand. Vor dem Sofa stand ein kleiner Tisch. An der Wand gegenüber befand sich Yunes Bett. Die Wände waren mit Bücherregalen gesäumt und dort wo die Wand frei war, hingen Poster an der Wand. Rechts vom Sofa befand sich ein Regal, indem ein kleiner Fernseher stand und die neueste Spielkonsole. Kurze Zeit später kam Yune mit zwei Gläsern das Zimmer. Er stellte beide Gläser auf den Tisch und schob eins zu Ruki hinüber. Dann setzte er sich neben ihn.

„Du siehst gestresst aus, was ist los?“, wollte der Schlagzeuger wissen.

„Mein Vater hat rausbekommen, dass ich im Unterricht nicht aufgepasst habe und jetzt darf ich nur zu unserem Auftritt, wenn ich in den nächsten Tests mindestens 95 Punkte schreibe.“, sprudelte es aus dem Sänger heraus. Er wollte gar nicht daran denken, was war, wenn er es nicht schaffen würde. Er wollte die anderen auf keinen Fall hängen lassen und er wollte schon gar nicht, dass sie wegen ihm ihre große Chance verpassten.

Yune zog ihn tröstend in seinen Arm: „Hey, das schaffst du schon. Du bist doch nicht blöd.“ Er strich ihm zärtlich durch die Haare. Der Jüngere ließ sich von den zärtlichen Berührungen des anderen einlullen und ehe er sich versah, lag er auf dem Sofa, Yune über ihn gebeugt. Der Schlagzeuger küsste ihn. Ruki schlang die Arme um seinen Freund und gewährte dessen Zunge Einlass. Yunes Hand suchte sich ihren Weg unter das Shirt des Sängers. Seine Hüften schoben sich etwas aufdringlich dem Jüngeren entgegen, der die wachsende Erregung spüren konnte. Auf einmal bekam Ruki Panik. Dieselbe Panik, die ihn bisher immer überkommen hatte, wenn sein Freund sich ihm so näherte. Er wusste nicht wieso, aber ihm war nicht so ganz wohl dabei. Was war nur mit ihm los? Er liebte Yune doch. Wieso konnte er nicht weiter gehen?

„Yune… bitte lass das…“, brachte er schließlich hervor, als die Hand des Schlagzeugers tiefer wanderte. Als Yune nicht sofort reagierte, wurde Ruki energischer und versuchte sich aus seiner Position zu befreien: „Hör bitte auf! Es tut mir leid… ich kann nicht…“ Er seufzte, als er den verletzten Ausdruck in den Augen seines Freundes sah, der ihn schlagartig in Ruhe ließ und etwas Distanz zwischen sie brachte. Ruki schämte sich plötzlich. Er richtete sich auf und rutschte wieder etwas näher zu seinem Freund, doch dieser machte keinerlei Anstalten mehr ihn in den Arm zu nehmen. „Yune, es tut mir wirklich leid. Eigentlich wollte ich darüber mit dir reden…“

„Okay, dann rede.“, meinte der Schlagzeuger kühl.

Als er Yunes kalte Stimme hörte, fühlte der Brünette sich noch schlechter: „Glaub mir bitte, dass es mir leid tut. Ich liebe dich, aber es geht mir zu schnell. Ich habe keine Erfahrung so wie du und ich habe einfach Angst, dass ich es dir nicht recht machen kann… und…“ Seine Stimme versagte.

„Ich habe eher das Gefühl du vertraust mir nicht genug. Wenn du mich wirklich liebst, warum kannst du diesen Schritt nicht machen?“, wollte der Schlagzeuger wissen.

„Ich vertrau dir, aber ich habe das Gefühl, dass es noch nicht der richtige Moment ist. Es tut mir wirklich leid! Kannst du nicht noch ein wenig warten?“, bat der Jüngere ihn verzweifelt. „Ich will dich nicht verlieren.“

Yune sah ihn an: „Aber ich weiß nicht wie lange… ich will dir nicht weh tun, aber ich weiß nicht, wie lange ich es aushalte, dass du mich nicht so nahe lässt. Ich glaube, du solltest jetzt besser gehen. Ich brauche jetzt ein wenig Zeit für mich, okay? Wir sehen uns morgen bei der Probe.“

Geschockt sah der Jüngere ihn an, doch dann nickte er. Er stand auf und ging zur Tür. Er kam sich unglaublich klein und hilflos vor. War es so schwer diesen Schritt zu machen? Dann kamen ihm Reitas Worte in den Sinn. „Nein es wäre nicht schlimm für mich. Jeder hat das Recht sich so viel Zeit zu nehmen, wie er braucht. Es ist kein Weltuntergang, wenn du noch nicht bereit bist.“

Irgendwie hatte er das Gefühl, dass es mit Reita nicht so abgelaufen wäre. Warum konnte Yune nicht auch so verständnisvoll sein? Nun mischte sich Ärger in seine Gefühle. Es war verdammt noch mal nicht nur seine Schuld! Aber was sollte er jetzt bloß tun?

Ruki zückte sein Handy und wählte Reitas Nummer. Er brauchte sie gar nicht im Telefonbuch suchen, seine Finger flogen wie automatisch über die Tasten.

„Ruki?“, meldete sich Reita kurze Zeit später.

„Ja… hast du Zeit für mich?“, wollte er wissen. Er gab sich größte Mühe möglichst gelassen zu klingen.

„Für dich immer. Ist was passiert? Willst du vorbeikommen oder soll ich kommen?“, erwiderte der Bassist.

„Nein, also es ist nichts schlimmes, wobei ich weiß nicht… ich bin eh unterwegs, da kann ich auch vorbeikommen.“, meinte Ruki völlig durch den Wind von den ganzen Gefühlen, die sich gerade in ihm aufstauten.

„Okay, ich warte dann auf dich. Aber tu mir den Gefallen und pass auf dich auf, wenn du herkommst ja? Du klingst so durcheinander.“, sagte Reita besorgt.

Der Jüngere merkte wie zumindest seine Wut etwas abflaute, als er diese Worte hörte. Der Blonde schien oft einfach an Kleinigkeiten ablesen zu können, was er empfand. Dieses Gefühl hatte er bei Yune nicht oft.

Da das Haus von Reitas Familie nicht weit von dem von Yunes entfernt war, brauchte der Brünette nicht lange bis er dort angekommen war. Er klingelte und Reitas große Schwester öffnete ihm die Tür.

„Hi, Takanori. Akira ist oben.“, begrüßte sie ihn lächelnd. Ruki begrüßte sie ebenfalls. „Akira!“, rief sie dann die Treppe rauf. „Du hast Besuch.“

Kaum dass sie seinen Namen gerufen hatte, erschien der Blondschopf auf der Treppe: „Kommst du nach oben?“

Ruki nickte, zog sich die Schuhe aus und ging die Treppe hoch. Wenig später saß er wie gestern auf Reitas Bett. Dieses Mal setzte sich Reita neben ihn: „Was ist los, hm?“

„Einmal hat meine Lehrerin angerufen und mein Vater hat gesagt, wenn ich nicht in den nächsten Tests mindestens 95 Punkte bekommen, darf ich nicht zu unserem Auftritt. Und dann war ich eben bei Yune. Ich wollte eigentlich mit ihm reden, aber er fing an mich zu küssen. Das war noch in Ordnung, aber dann ging seine Hand immer tiefer und… ich hab ihm gesagt, das ich das noch nicht will…“, begann Ruki zu erzählen. Je mehr er erzählte, desto mehr zitterte seine Stimme.

Sanft zog der Bassist ihn in seinen Arm und strich ihm tröstend durch die Haare und über den Rücken. In diesem Moment konnte der Jüngere seine Tränen nicht mehr zurückhalten. „Dann war er so abweisend… ich will ihn nicht verlieren…“

Es traf Reita mitten ins Herz den Sänger so aufgewühlt und verletzt zu sehen. Gleichzeitig war er wütend auf Yune, dass er Ruki so behandelte. Warum wusste er nicht zu schätzen, was er an dem Brünetten hatte?

„Warum kann ich mich nicht überwinden mit ihm zu schlafen? Warum nicht? Dann wäre alles wieder in Ordnung…“, schniefte Ruki.

„Das darfst du nicht sagen. Es ist nicht deine Schuld, er hat kein Recht dich so zu behandeln. Das ist einfach nur dumm von ihm! Lass dich nicht von seinem Verhalten unter Druck setzen, ja?“, erklärte der Bassist.

„Aber…“, wollte der Brünette widersprechen, doch Reita unterbrach ihn.

„Nichts aber! Du hast das Recht dir so viel Zeit zu nehmen, wie du brauchst. Es liegt nicht an dir, wenn du noch nicht bereit bist. Er sollte lieber versuchen, sich so zu verhalten, dass du deine Unsicherheit ihm gegenüber verlieren kannst.“, sagte der Blonde bestimmt. Ruki nickte immer noch mit Tränen in den Augen, aber langsam fühlte er sich wieder besser. In Reitas Nähe fühlte er sich immer entspannt und wohl. Es war schön, wenn der Ältere ihn so im Arm hielt. Aber was dachte er da eigentlich? Er hatte doch einen Freund, auch wenn es gerade nicht so gut lief.

„Soll ich mal mit ihm reden?“, wollte der Bassist sanft wissen. „Ich glaube, er braucht mal jemandem, der ihn den Kopf wäscht.“

„Würdest du das tun?“, fragte Ruki.

„Klar, ich lass dich doch nicht hängen.“, erwiderte Reita, obwohl er einen Stich im Herzen spürte, als er es versprach.

Message in a bottle

Haruka III
 

~message in a bottle~
 

Ruki schlurfte unmutig zu seinem Klassenraum. Da er gestern doch etwas länger bei Reita geblieben war und als er endlich in seinem Bett lag, nicht schlafen konnte, weil seine Gedanken um das kreisten, was passiert war, war er ziemlich müde. Als er gestern Abend nach Hause gekommen war, hatte sein Vater ihn nur skeptisch angesehen und zu ihm gemeint, ob denn so seine 95 Punkte zusammen kriegen würde. Der Brünette hatte nur mit den Schultern gezuckt und erwidert, dass er morgen zum Lernen verabredet war. Reita hatte sich gestern, nachdem Ruki sich wieder gefangen hatte, gleich dazu bereit erklärt mehr mit ihm zu lernen. Der Sänger seufzte, warum war in letzter Zeit nur alles so kompliziert?!

Gerade als er die Schränke im Flur passierte, zog ihn jemand am Hemdärmel in den Schatten der Schränke. Erschrocken zuckte er zusammen und konnte gerade noch einen Aufschrei unterdrücken, als er erkannte, dass es Yune war, der ihn am Wickel hatte.

„Nimm dir so viel Zeit wie du brauchst, okay? Ich will dich nicht drängen, aber es ist manchmal etwas frustrierend, wenn du jemandem so nahe sein willst, er dich aber nicht lässt.“, meinte der Schlagzeuger.

Ruki sah ihn erstaunt an, nach gestern war er etwas verunsichert: „Ist das wirklich in Ordnung? Ich will dich damit ja nicht verletzen.“

Sanft strich Yune ihm über die Wange: „Wir gehen es ganz langsam an, so wie es dir recht ist.“ Dann küsste er den Jüngeren kurz.

„Nicht hier, wenn uns jemand sieht…“, murmelte der Brünette.

„Und sieht schon keiner… aber jetzt solltest du dich beeilen, sonst kommst du zu spät und das wäre momentan nicht gerade gut, hm?“, erwiderte der Schlagzeuger. Bevor Ruki in Richtung Klassenraum davon eilte, bekam er noch einen aufmunternden Klapps auf den Hintern von seinem Freund.

Das Ganze hatte die Laune des Sängers enorm verbessert. Vielleicht war doch noch nicht alles verloren?

Er erreichte den Klassenraum gerade noch rechtzeitig vor seiner Lehrerin. Diese war heute nicht alleine, sie hatte einen relativ großen Jungen mit sehr dunklen braunen Haaren im Schlepptau. Ruki musterte ihn kurz, mit seinem schüchternen Lächeln sah er recht sympathisch aus. Ihre Blicke trafen sich für einen kurzen Moment und das Lächeln des neuen Mitschülers wurde breiter.

Die Lehrerin begrüßte ihre Klasse. „Ich weiß, es ist etwas ungewöhnlich jetzt noch einen neuen Schüler zu bekommen, aber ich möchte euch Uke Yutaka vorstellen.“, fuhr sie dann fort. Er verbeugte sich.

„Ich hoffe, ihr kommt gut miteinander klar. Du kannst dich da hinten hinsetzen, vor Matsumoto-kun ist noch ein Platz frei.“, erklärte die Lehrerin.
 

In der Pause stürzten sich die anderen förmlich auf ihren neuen Mitschüler. Ruki lag halb auf seinem Tisch, als wenn ihn das alles nichts anging. Aber es ging ihn auch nichts an, die anderen wollten ihn eh nicht dabei haben. Er hatte das Gefühl, dass sich der Neue nicht so ganz wohl zu fühlen schien, so bedrängt zu werden.

„Halt dich bloß von Matsumoto fern, das ist ein Freak. Der glaubt doch echt, dass er mit seiner Transenband irgendwann mal Erfolg hat…“, meinte jemand. Ha, da ging es doch schon wieder los! Es hätte ihn auch gewundert, wenn das keiner erwähnt hätte.

Doch mit dem, was dann passierte, hatte Ruki nicht gerechnet. Statt ihn zu ignorieren, ignorierte der Neue die anderen und drehte sich grinsend zu ihm um.

„Ist das wahr? Du bist in einer Band? Bevor wir umgezogen sind, hab ich auch in einer Band gespielt.“, sagte er.

Ruki schaute erstaunt auf: „Ja, das stimmt. Was spielst du denn für ein Instrument?“

„Schlagzeug.“, lächelte sein Gegenüber. „Und du? Nein, warte! Lass mich raten, du singst.“

„Oi, woher weißt du das?“, wollte der Brünette wissen.

„Hm, war so ein Gefühl.“, bekam er als Antwort.

Inzwischen hatten sich die anderen verzogen. Sie hatten keinerlei Interesse an diesem Gespräch und wenn der Neue meinte mit dem Freak reden zu müssen, dann sollte er es halt tun.

„Eigentlich wollte ich Gitarre spielen, aber Uruha und Aoi sind einfach besser. So hat sich das ergeben.“, führte Ruki aus.

„Und wie heißt du?“, erkundigte sich der Neue.

„Eigentlich Matsumoto Takanori, aber meine Freunde nennen mich Ruki. Kannst du auch gerne machen.“, antwortete der Sänger. Er hatte das Gefühl, dass sie auf einer Wellenlänge lagen, sonst hätte er ihm gar nicht vorgeschlagen, dass er ihn auch Ruki nennen konnte.

„Gut, aber dann tu mir bitte den Gefallen und nenn mich Kai, ja?“, grinste sein Gegenüber.

„Okay, Kai also. Hast du Lust in der Mittagspause mit meinen Freunden und mir zu essen? Ich würde sie dir gerne vorstellen.“, wollte der Brünette wissen.

„Darüber würde ich mich sehr freuen.“, lachte Kai.
 

Als Yune die Klasse betrat und seinen Platz neben Reita einnahm, beugte sich dieser zu dem Schlagzeuger hinüber. Er sah ihn ernst an. Am liebsten hätte er ihm ein reingehauen, aber der Bassist riss sich für Ruki zusammen.

„Können wir uns gleich in der Pause kurz unterhalten?“, wollte Reita wissen.

„Klar.“, antwortete Yune. Weiter konnten sie ihr Gespräch nicht führen, da ihr Lehrer die Klasse betrat.

Nach der Stunde suchten sie sich einen ruhigen Ort, wo keiner war. Reita hatte darauf bestanden, denn er wollte nicht das jeder mitbekam, was sie zu besprechen hatten, nicht wenn es um so ein vertrauliches Thema ging.

„Worum geht’s?“, wollte Yune lässig wissen.

„Um Ruki.“, antwortete Reita.

Spöttisch hob der Schlagzeuger eine Augenbraue: „Hat er sich gestern bei dir ausgeheult?“

„Dazu hatte er wohl auch allen Grund! Findest du es nicht unfair, ihm ein schlechtes Gewissen zu machen, wo du viel mehr Erfahrung als er hast? Du bist sein erster Freund, ich dachte, das ist dir bewusst.“, entgegnete der Blonde angesäuert. Er musste sich wirklich zusammen reißen, um nicht ausfallend zu werden.

„Unsere kleine Dramaqueen übertreibt es wenig. Ich dränge ihn nicht, das habe ich ihm vorhin noch mal gesagt. Es ist also geklärt. Gestern lief nicht viel und ich hatte auch nicht die Absicht es zu mehr kommen zu lassen.“, erklärte Yune ihm.

Der Bassist glaubte ihm nicht wirklich. So verstört wie Ruki gestern gewesen war, hatte er bestimmt nicht übertrieben. Außerdem waren sie so lange befreundet, dass er wusste, wann der Jüngere nicht ganz die Wahrheit sagte. „Das hoffe ich für dich. Lass dir eins gesagt sein, wenn du ihm wirklich weh tust, dann hast du ein gewaltiges Problem mit mir!“, stellte er dann klar.

„Du erträgst es nicht, dass ich ihm so nahe bin und du nicht, oder? Du bist eifersüchtig, sonst würdest du ihn nicht immer verteidigen.“, sagte der Schlagzeuger ohne wirklich auf die Drohung des anderen einzugehen.

„Pff, wir sind nur sehr gut befreundet und er ist mir sehr wichtig, aber da ist nicht mehr. Ich möchte nur nicht, dass Ruki verletzt wird.“, wehrte Reita ab. Das fehlte ihm jetzt noch, wenn Yune sein Geheimnis durchschaut hätte.

„Na, dann ist ja alles gut. Dann muss ich ja keine Angst um meinen Süßen haben.“, lachte der Schlagzeuger.

Ob es stimmte, dass alles gut war, da war sich der Bassist nicht sicher: „Tu mir nur bitte den Gefallen und verletzt Ruki nicht. Du bist ihm wirklich sehr wichtig.“ Leider fügte er in Gedanken hinzu. Er schämte sich für den Gedanken, doch ihm wäre es lieber gewesen, wenn Yune Ruki nicht so viel bedeutete.

„Hatte ich nicht vor. Ich genieße meine Zeit mit ihm, wobei ich nichts dagegen hätte endlich mit ihm zu schlafen, seinen Körper ganz intensiv spüren zu können und seine erregte Stimme hören zu können.“, grinste Yune. Er wusste genau, dass er Reita mit diesen Worten traf, egal ob dieser behauptete, dass er nicht mehr für den Sänger empfand, als Freundschaft. Und wenn er ehrlich war, dann machte es ihm gerade doch ein wenig Spaß, dem Bassist vor den Kopf zu stoßen.

„Viel Spaß dann, wobei ich glaube, dass du noch eine Weile darauf warten musst und wenn du nicht aufpasst, dann hast du ihn bis dahin verloren. Auch Ruki lässt nicht alles mit sich machen. Wenn er noch nicht bereit ist, dann bedeutet dass, das du ihm nicht alles geben kannst, was er braucht.“, damit drehte sich Reita um und ging. Das Gespräch war nicht so gelaufen, wie er sich das vorgestellt hatte. So lange Yune Ruki nichts von seinem Verdacht erzählte, sollte alles in Ordnung sein, nur für ihn selber nicht, denn er würde den Brünetten dadurch immer noch nicht bekommen. Ihm lief ein kalter Schauder über die Haut, als er sich vorstellte, wie der Schlagzeuger den Ruki auf eine intime Weise berührte. Scheiße, er musste langsam mit jemanden darüber reden und vor allem musste er einen Weg finden, sich abzulenken.
 

Mit Kai im Schlepptau kam Ruki zu ihrem üblichen Treffpunkt für die Mittagspause. Die anderen sahen, auch Yune, der schon bei ihnen saß, ihn überrascht an. Sie wussten, dass der Sänger mit seinen Mitschülern nicht allzu gut klar kam und eigentlich kannten sie seine Klassenkameraden auch höchstens vom Sehen.

„Hey, Ruki, wen hast du denn mitgebracht?“, wollte Uruha wissen.

„Das ist Kai. Er ist neu in meiner Klasse und spielt auch Schlagzeug.“, sprudelte es fröhlich aus dem Brünette heraus. Dann stellte er Kai die anderen vor.

„Setzt euch doch und beruhigt dich erstmal.“, grinste Reita. Er war froh, den Jüngeren so fröhlich und hibbelig zu sehen.

Ruki schnitt eine Grimasse, tat aber was der Bassist ihm vorgeschlagen hatte.

„Wir haben gute Neuigkeiten, Kleiner.“, sagte Aoi, nachdem er Kai eingehend gemustert hatte. Der schwarzhaarige fand, dass er wirklich süß aussah, vor allem, wenn er lächelte.

„Was denn? Hab ihr eine Möglichkeit gefunden, wie ich in allen Test 95 Punkte bekommen kann? Reita und Yune haben euch doch bestimmt schon davon erzählt.“, meinte der Brünette. Er hasste es eigentlich Kleiner genannt zu werden, aber es hatte keine Lust zu protestieren.

„Das leider nicht, aber wenn Reita dir hilft, dann schaffst du das schon. Du hast doch bisher immer alles geschafft, was du wolltest, oder? Jedenfalls sind meine Eltern am Wochenende nicht da und das heißt: Party!“, frohlockte der Gitarrist.

„Genau, wir haben lange nicht mehr richtig gefeiert.“, pflichtete Uruha ihm bei.

„Klingt gut!“, stimmte auch Ruki begeistert zu.

„Es würde mich freuen, wenn du auch kommst.“, wandte sich Aoi an Kai. Dieser wurde leicht rot: „Danke, ich komme gerne.“

Im folgenden Gespräch hatte Kai das Gefühl die anderen schon eine ganze Weile zu kennen. Sie waren auf einer Wellenlänge, sodass er nicht das Gefühl hatte, als wenn er neu in diese Gruppe kam. Am Ende hatten ihn die anderen zu ihrer Probe am Nachmittag eingeladen und er war wirklich gespannt, was sie für Musik machten.
 

Reita und Ruki kamen zusammen zur Probe. Sie waren die letzten, selbst ihr Schlagzeuger, der es sonst nicht ganz so mit Pünktlichkeit hatte, war schon da. Aoi und Uruha saßen mit Kai auf dem Sofa, das in der Ecke ihres Proberaumes stand und unterhielten sich angeregt.

„Ihr seid ungewöhnlich spät.“, begrüßte Aoi sie.

„Du weißt doch Projekt 95 Punkte.“, seufzte Ruki ergeben.

„Aber ich bin zuversichtlich, dass du das Projekt meisterst. Du musst nur mal die Gedanken in deinem hübschen Köpfchen zusammen halten.“, grinste der Bassist und wuschelte ihm freundschaftlich neckend durch die Haare. Kurze Zeit später war Yune bei ihnen und zog Ruki von dem Blonden weg. Er legte die Arme von hinten locker um den Jüngeren und küsste ihn zärtlich. Der Brünette lehnte sich gegen seinen Freund, obwohl er einen kleinen Stich im Herzen spürte, da Reita ziemlich verletzt aussah, als Yune ihn einfach so von ihm fortgerissen hatte. Außerdem mochte er es, wenn der Blonde ihm durch die Haare wuschelte, im Gegensatz zu allen anderen Leuten. Selbst wenn der Schlagzeuger ihm auf diese Weise durch die Haare wuschelte, störte es ihn. Was dachte er da eigentlich?!

„Sollen wir loslegen?“, wollte Uruha wissen. Er hatte bemerkt, dass eine gewisse Spannung zwischen dem Schlagzeuger und Bassisten in der Luft lag. Eigentlich war die Spannung zwischen den beiden schon seit einiger Zeit vorhanden. Er wollte auf jeden Fall verhindern, dass die Situation eskalierte.

„Ja, lass uns anfangen!“, stimmte Ruki zu und löste sich aus Yunes Umarmung, drückte ihm aber noch ein Kuss auf die Wange. Dann ging er zum Mikrophonständer und stöpselte alle Kabel, während Reita sich daran machte, seinen Bass anzuschließen.

Genau wie der Sänger war auch der Blonde froh, dass er sich einfach in der Musik verlieren konnte und seine Probleme einmal aussperren konnte. Trotzdem kam er nicht umhin festzustellen, dass sobald der Jüngere ein Mikrophon in der Hand hatte und begann zu singen, seine Persönlichkeit fast wie ausgewechselt war. Wenn Ruki Yune doch nur mal mit diesem Selbstbewusstsein sagen würde, wenn etwas nicht stimmte.
 

„Und was denkst du?“, wollte Aoi von Kai wissen, nachdem sie ihre Probe beendet hatten und er sich zu ihm auf das Sofa setzte.

„Ich bin beeindruckt. Ihr seid wirklich gut.“, erklärte der Dunkelhaarige.

Ruki grinste: „Hab ich dir doch gesagt!“ Yune saß neben ihm und hatte einen Arm um die Hüfte des Jüngeren gelegt.

Nur Reita und Uruha saßen noch nicht bei ihnen. Dem Gitarristen entging nicht, dass der Blonde stur versuchte nicht in Richtung Yune und Ruki zu gucken. Der Bassist seufzte, als er Uruhas Blick wahrnahm: „Hast du nachher kurz Zeit? Ich muss dringend mit jemandem reden.“

„Klar, für dich immer.“, antwortete der Gitarrist aufmunternd.

haruka 遥か/ Ferne

Haruka IV
 

~haruka 遥か ~
 

„Zwischen Ruki und Yune scheint wieder alles in Ordnung zu sein, hm?“, meinte Uruha, nachdem sich alle verabschiedet hatten und nur noch Reita und er im Proberaum waren.

„Sieht so aus.“, erwiderte der Bassist etwas einsilbig.

„Das ist dir nicht so recht oder?“, wollte der Gitarrist behutsam wissen.

„Wenn du eine ehrliche Antwort haben willst, nein nicht so. Versteh mich nicht falsch, ich gönne es Ruki, wenn er so glücklich sein kann, aber …“, begann der Blonde. Er suchte nach den richtigen Worten, während sein Gegenüber ihn erwartungsvoll ansah. „Aber es ist so schwer zu ertragen, dass ihm jemand anders so nahe sein kann. Und wenn ich zugucken muss, wie Yune ihn immer wieder verletzt… gestern Abend kam Ruki ganz aufgelöst zu mir, als er sich dann in meinem Arm ausgeheult hat, da wurde mir klar wie schlimm es eigentlich ist. Uruha, ich hab sogar von ihm geträumt!“, fuhr Reita verzweifelt fort.

„Hast du die beiden nicht noch unterstützt? Seit wann liebst du ihn?“, erkundigte sich der Gitarrist.

„Ja, ich hab sie unterstützt. Weil ich dachte, es ist okay, wenn er nur glücklich ist, aber das ist es nicht. Außerdem habe ich gedacht, dass Yune ihm gut tut, aber ich bin mir da nicht mehr so sicher. Seit wann ich ihn liebe? Ich glaube, es ist mir klar geworden, kurz bevor Ruki zu mir kam und mir von seinen Gefühlen für Yune erzählt hat.“, erwiderte der Blonde.

„So lange schon? Du schleppst das schon so lange mit dir herum? Wieso hast du ihm nie etwas gesagt?“, fragte Uruha.

„Wir waren doch schon immer gut befreundet und bevor ich ihn ganz verliere, dachte ich, es ist besser wenn ich das ertrage.“, seufzte Reita. „Aber so langsam kann ich nicht mehr. Ich würde Ruki nie so drängen, wie er es tut. Scheiße, Ruki und ich können über echt alles reden, wir stehen uns wirklich nahe, aber wir können sich zwei Personen gleichzeitig so fern sein? Wieso kann er mir nicht so nah sein, wie er Yune ist?!“
 

Am nächsten Tag traf Ruki Kai auf dem Schulweg.

„Morgen!“, begrüßte Ruki ihn fröhlich. Normalerweise war er nicht so fröhlich, wenn er zur Schule sollte, ganz besonders nicht, wenn morgens ein Test anstand, aber er freute sich, den Dunkelhaarigen zu sehen.

„Morgen.“, begrüßte ihn Kai ebenfalls fröhlich. „Und bist du gut auf den Test vorbereitet?“, fragt er dann, wohlwissend dass Ruki ihn dringend gut schreiben musste.

„Ich hoffe doch. Ich würde den anderen ungern die Chance auf unseren Auftritt kaputt machen.“, erwiderte er. „Aber Reita hat ja gut mit mir gelernt.“

„Du schaffst das schon. Aber darf ich dich mal was fragen?“, wollte Kai wissen.

„Ja, was denn?“, erwiderte der Brünette.

„Du und Yune ihr seid zusammen?“, fragte der Dunkelhaarige und wurde etwas rot bei dieser Frage.

„Ja, ist das schlimm?“, erkundigte sich der Sänger etwas panisch. Er wollte seinen neuen Freund nicht deswegen verlieren.

„Nein, gar nicht. Ich war nur überrascht. Ich hätte eher gedacht, dass du und Reita… ihr seid so vertraut miteinander und wirkt so glücklich, wenn ihr zusammen seid.“, meinte Kai.

„Reita ist mein bester Freund und wir kennen uns halt schon seit Jahren.“, erklärte Ruki. Er war erleichtert, dass es kein Problem für Kai war, dass er einen Freund hatte, obwohl es ihn etwas überraschte, dass der Dunkelhaarige vermutet hatte, dass er und der Bassist ein Paar sein konnten.

„Das merkt man auch. Wie gesagt, ich war nur etwas überrascht.“, meinte Kai.

„Aber du verstehst dich gut mit Aoi oder?“, wollte Ruki nun wissen.

Wieder wurde der Dunkelhaarige etwas rot: „Ja, schon. Wir gehen nachher zusammen ins Kino.“

„Das ist doch prima.“, grinste der Brünette.

Inzwischen hatten sie die Schule erreicht. Als sie schließlich im Klassenraum saßen, kam auch kurze Zeit später schon ihre Lehrerin. Sie hatte einen Stapel Papier, ihre Tests, dabei und begann sie zu verteilen.

„So, ihr habt eine halbe Stunde Zeit. Die Zeit läuft ab jetzt. Viel Glück.“, sagte sie, nachdem sie die Zettel verteilt hatte.

Als Ruki den Bogen umdrehte, sich die erste Frage durchlas und dann anfing zu schreiben, zitterte seine Hand förmlich. Er schloss kurz die Augen und atmete tief durch. Jetzt musste er die Ruhe bewahren, er durfte die anderen nicht im Stich lassen. Er musste seinem Vater einfach beweisen, dass er es konnte.
 

Am Nachmittag war Ruki erst für zwei Stunden mit Yune verabredet, dann mit Reita zum Lernen. Nachdem sein letzter Besuch so schief gelaufen war, war er etwas verunsichert, obwohl der Schlagzeuger ihm versprochen hatte, dass er sich alle Zeit nehmen konnte. Außerdem war da noch etwas anderes, was an ihm nagte. Jedes Mal, wenn er mit Yune zusammen war, ging ihm der gestrige enttäuschte Blick von Reita nicht aus dem Kopf, als Yune ihm Ruki gestern weggezogen hatte. Irgendwie wurde der Sänger das Gefühl nicht los, dass es mehr zu bedeuten hatte, genau wie die deutlich zu spürenden Spannungen zwischen dem Schlagzeuger und dem Blonden. Er sollte mit den beiden darüber reden, dachte er, bevor er den Klingelknopf betätigte.

„Hi, Kleiner.“, meinte Yune, als er die Tür öffnete.

„Ich bin nicht klein!“, grummelte Ruki.

„Ach komm schon, du weißt, dass das nicht so gemeint war.“, sagte der Schlagzeuger und wuschelte ihm durch die Haare. Es stimmte wirklich, der Brünette empfand es als nicht so angenehm, wenn Yune das tat.

„Na komm mit nach oben. Möchtest du was trinken?“, wollte Yune wissen.

„Ein Glas Wasser wäre gut.“, antwortete Ruki.

„Gut dann geht’s du schon mal nach oben und ich komme gleich.“, erklärte der Schlagzeuger und schob ihn in Richtung Treppe. Der Jüngere nickte und ging die Treppe hoch in Yunes Zimmer. Er setzte sich wieder auf das Sofa. Hoffentlich lief das hier anders, als beim letzten Mal.

Kurze Zeit später kam der Schlagzeuger wieder, stellte wie beim letzten Mal die Gläser auf den Tisch und setzte sich neben Ruki. Dann legte er seinen Arm auf die obere Sofalehne und warf den Brünetten einen fragenden Blick zu. Dieser rutschte näher und lehnte sich gegen seinen Freund. Yune strich ihm durch die Haare und küsste ihn zärtlich auf die Stirn. Eine ganze Weile saßen sie einfach so da, kuschelten miteinander und küssten sich ab und zu. Das war schon eher nach Rukis Geschmack, wenn er nicht so gedrängt wurde. Doch plötzlich tauchte in seinem Kopf die Frage auf, wie es sich anfühlen würde, wenn Reita ihn so berühren würde, wo er es doch schon lieber mochte, wenn er ihm durch die Haare wuschelte. Würde er es auch lieber mögen, wenn der Bassist ihn küssen und streicheln würde? Er erschrak vor seinen eigenen Gedanken. Zum Glück konnte Yune seine Gedanken nicht lesen. Trotzdem blieb die Frage, warum konnte er nicht einfach glücklich sein, jetzt wo der Schlagzeuger so zärtlich zu ihm war.

„Du sprichst über vieles mit Reita, oder?“, fragte Yune ihn plötzlich.

„Hm ja, eigentlich schon.“, antwortete der Jüngere. Er wusste noch nicht ganz worauf der Schlagzeuger hinaus wollte.

„Vielleicht solltest du in Zukunft etwas vorsichtiger sein, was das angeht.“, meinte Yune.

„Wieso? Ich kann mit Reita über alles reden.“, entgegnete Ruki.

„Weil er meinte, dass er es komisch fände, dass du dich so anstellen würdest und nicht mit mir schlafen möchtest.“, antwortete der Schlagzeuger dann.

„Das hat er gesagt?!“, fragte der Brünette ungläubig. Er konnte sich partout nicht vorstellen, dass Reita so etwas gesagt haben sollte, nicht nachdem, was er ihm in ihrem Gespräch gesagt hatte. Aber warum sollte Yune ihn anlügen? Er verstand die Welt nicht mehr.

„Das hat er gesagt, als er mit mir geredet hat. Reita meinte, ich täte ihm leid, dass du so unwillig seiest.“, erklärte der Schlagzeuger. „Es tut mir ja leid, aber ich denke du solltest das wissen.“

„Ich kann mir das nicht von ihm vorstellen…“, murmelte Ruki verstört. Er und Reita waren Freude seit er denken konnte und dann sagte der Bassist hinter seinem Rücken so etwas? Das konnte nicht sein. Darüber würde er gleich mit ihm reden müssen.

„Seit wir zusammen sind, ist er sowieso so komisch, findest du nicht auch? Ich glaube er ist eifersüchtig auf dich.“, bemerkte Yune.

„Nein… nicht Reita…“, sagte der Brünette.

„Ach Ruki, du bist einfach zu naiv…“, kommentierte der Schlagzeuger und küsste ihn.
 

Als Ruki gegangen war, griff Yune nach seinem Handy. Er hatte die gesuchte Nummer schnell gefunden und wählte sie. Es war einfach unglaublich wie naiv der Sänger war. Jetzt zweifelte er tatsächlich an Reita! Wenn der Bassist auch meinen musste ihm ins Handwerk zu fuschen… aber wenn das so weiter ging, würde er Ruki bald soweit haben. Er hatte eben schon gemerkt, dass der Jüngere aus lauter Verzweiflung bereit gewesen war, sich mehr fallen zu lassen. Und wenn der Bassist nicht mehr in der Lage war den Sänger einzureden, was er alles für Rechte hatte…

„Yune?“, meldete sich eine Stimme am anderen Ende.

„Ja, ich bin’s. Wenn du willst, kannst du vorbei kommen und wir machen uns ein paar nette Stunden.“, lachte der Schlagzeuger leicht dreckig.

„Ist dein kleiner Freund weg?“, wollte sein Gesprächspartner wissen. „Ich weiß ja nicht, wieso du ihn immer noch hast. So verklemmt wie der zu sein scheint. Der weiß ja gar nicht, was er verpasst mit dir.“

„Na er ist schon niedlich und ich glaube, wenn ich ihn erstmal soweit habe…“, erklärte Yune.
 

„Ah, Takanori! Ihr seid ja echt fleißig! Akira hat mir erzählt, was du deinem Vater versprechen musstest. Ich drücke dir wirklich die Daumen, dass du das schaffst!“, begrüßte Reitas Mutter ihn lächelnd.

„Danke! Ich bin ihm auch wirklich dankbar, dass er sich so viel Mühe mit mir macht.“, antwortete Ruki.

„Mum, belatscher Ruki doch nicht immer so.“, mischte sich der Blonde mit ein, als er in den Flur trat.

„Aber Akira, ich werde doch wohl noch ein paar Worte mit deinem besten Freund wechseln dürfen. Du tust ja gerade so, als wenn ich sonst was mit ihm anstellen würde!“, erwiderte seine Mutter gespielt empört. Der Brünette kannte diese Plänkeleien zwischen Reita und seiner Mutter inzwischen ziemlich gut. Manchmal beneide er die beiden darum, dass sie so locker miteinander umgehen konnte, nicht so wie er mit seinen Eltern. Ihr Verhältnis war immer leicht angespannt.

„Ich hab euch für nachher was zu Essen gemacht!“, erklärte sie dann. „So viel Fleiß sollte belohnt werden.“

„Danke, das wäre aber nicht nötig gewesen.“, erwiderte Ruki. Auch Reita bedankte sich bei seiner Mutter. Dann bedeutete er dem Jüngeren in sein Zimmer zu gehen.

„Sie übertreibt es bestimmt wieder.“, grinste er dann.

„Aber es ist immer sehr lecker, was deine Mutter so zaubert.“, entgegnete der Brünette ebenfalls grinsend.

Reita öffnete die Tür zu seinem Zimmer und ließ Ruki an sich vorbeitreten.

„Kann ich dich kurz was fragen, bevor wir los legen?“, wollte Ruki wissen, als er sich an den Schreibtisch des Bassisten gesetzt hatte. Er musste jetzt wissen, ob Reita das wirklich gesagt hatte.

„Klar, was möchtest du denn wissen?“, sagte der Blonde und setzte sich neben ihn.

„Versteh mich aber bitte nicht falsch, ja? Ich glaube nicht, dass du das wirklich gesagt hast, aber ich muss es wissen und ich möchte, dass du ehrlich bist.“, begann der Jüngere.

„Ich bin immer ehrlich zu dir.“, stellte der Bassist klar.

„Hast du zu Yune gesagt, dass er dir leid täte, weil ich so unwillig bin?!“, stellte Ruki dann ganz direkt seine Frage. Bei Reita konnte er so direkt sein, das wusste er.

„Was? Nein, das habe ich nie gesagt! Hat er dir das erzählt?!“, schnappte der Bassist wütend. Dem Schlagzeuger würde er was erzählen, er konnte sich auf ein ziemliches Donnerwetter gefasst machen. Er war so sauer wie schon lange nicht mehr. Es war eine Frechheit, was Yune sich wieder geleistet hatte

„Ja, aber ich weiß nicht warum.“, gab der Brünette ehrlich zu.

„Vielleicht will er uns auseinander haben. Aber bitte, lass es nicht dazu kommen…“, beim letzten Satz klang Reita schon fast flehend. Die Vorstellung Ruki wegen so etwas zu verlieren gefiel ihm überhaupt nicht. Wenn es etwas gab wovor er Angst hatte, dann davor.

„Spinnst du?! Du bist mein bester Freund! Unsere Freundschaft möchte ich nicht verlieren. Aber ich versteh das einfach nicht. Ich dachte, er liebt mich und wir sind doch alle Freunde und dann die Band…“, stellte Ruki klar. Dann hielt er dem Bassisten den kleinen Finger hin: „Du weißt, was wir uns damals versprochen haben?“

Reita hakte seinen kleinen Finger bei dem Jüngeren ein: „Klar weiß ich das noch!“
 

Sie hatten ziemlich viel geschafft in den drei Stunden, die sie gelernt hatten. Schließlich hatte Ruki sich gähnend gegen den Bassisten gelehnt: „Ich bin müde.“

„Lass uns Schluss machen.“, schlug Reita vor. Er legte einen Arm um den Jüngeren, der sich noch ein wenig mehr an ihn kuschelte. Es war seltsam, aber das fühlte sich auf eine seltsame Weise natürlich an. Außerdem fühlte er sich geborgen, etwas was ihm bei Yune fehlte. Warum aber bekam er es bei Reita? Plötzlich hatte Ruki das Gefühl, dass sein Herz auf einmal schneller schlug, oder bildete er sich das nur ein?

Reita hingegen hatte gemischte Gefühle. Auf der einen Seite, genoss er es den Sänger so nahe zu haben, aber auf der anderen Seite war da das Bewusstsein, dass es nur ein trügerischer Moment der Intimität war und morgen schon wieder alles anders aussah. Er spürte einen Stich im Herzen, als ihm das bewusst wurde. Aber vielleicht hatte Yune den Bogen auch überspannt mit dem, was er heute abgezogen hatte? Gleichzeitig ahnte er, dass es wahrscheinlich nur ein Strohhalm war, nachdem er gerade griff und er war der Ertrinkende. Reita war dabei zu ertrinken und zwar in seinen Gefühlen für Ruki.

Smash my heart

Haruka V
 

~Smash my heart~
 

“Uhuund wie war dein Date?”, wollte Ruki von Kai wissen als er im Klassenraum angekommen war.

„Das war kein Date.“, erwiderte der Dunkelhaarige und wurde ziemlich rot dabei.

„Gut, wie war’s gestern?“, wiederholte der Sänger seine Frage etwas anders formuliert.

„Oh, es war sehr lustig…“, weiter kam er nicht, da ihre Lehrerin mit festen Schritten und streng dreinblickend die Klasse betrat. Sie hatte den Stapel Tests von gestern unter dem Arm. Beim obersten war reichlich in rot angestrichen, soweit man das sehen konnte.

„Morgen! Ich bin schon etwas enttäuscht von euren Leistungen in diesem Test! Das ist in den meisten Fällen nicht zufriedenstellend gewesen!“, stellte sie gleich am Anfang unerbittlich klar.

In diesem Moment, glaubte Ruki, dass sein Herz mindestens zwei Etagen tiefer sank. Er konnte doch nicht jetzt schon versagt haben? Wie sollte er denn den anderen unter die Augen treten? Sie hatten sich doch auf ihn verlassen und ihm Mut gemacht… und ganz besonders Reita… der Bassist hatte sich solche Mühe mit ihm gegeben und er hatte es trotzdem nicht geschafft? Er seufzte tief.

Inzwischen hatte die Lehrerin angefangen die korrigierten Tests zu verteilen. Bis sie bei Ruki ankam dauerte es eine Weile. Sie stand vor seinem Tisch und reichte ihm mit hochgezogener Augenbraue den Test: „Allerdings bin ich von dir wirklich überrascht.“

Mit zitternden Händen nahm der Brünette den Test entgegen und starrte ungläubig auf die Punktzahl, die oben in der Ecke stand. 95 ½ Punkte stand dort. Dann stahl sich ein breites Grinsen auf sein Gesicht. Auf Kais fragenden Blick hob er ihm nur den Daumen nach oben hin und der Dunkelhaarige verstand sofort.
 

Kaum das es geklingelt hatte, war Ruki schon aufgesprungen und auf dem Weg zu Reita. Er hatte das ganz dringende Bedürfnis dem Blonden mitzuteilen, dass zumindest die erste Hürde genommen war. Außerdem wollte er sich wirklich bedanken.

Die irritierten Blicke der anderen Schüler, als er über den Gang stürmte, bemerkte er nicht mal. Er sah den Bassisten vor dem Klassenraum stehen und sich mit zwei anderen aus seiner Klasse unterhalten. Reita hatte es in der Klasse, wo Yune saß nicht mehr ausgehalten. Er war wirklich kurz davor gewesen ihm eine reinzuhauen, aber dann hatte er beschlossen, dass es besser war, dass Ruki, Yune und er einmal in Ruhe redeten.

„Reita~“, rief Ruki fröhlich und warf sich dem Bassisten beinahe an den Hals. Erstaunt sahen Reitas Mitschüler die beiden an.

„Hey, was hast du denn geschluckt?!“, fragte der Blonde grinsend. Es war sehr erholsam den Jüngeren so energiegeladen zu sehen.

Als Antwort hielt der Brünette ihm nur den Test unter die Nase.

„Oi, super! Siehst du, ich hab doch gesagt, dass du das schaffst.“, lächelte Reita und tätschelte ihm stolz über den Kopf.

„Aber ohne dich hätte ich das nicht geschafft. Danke!“, erwiderte der Sänger.

„Ich hab dir doch gesagt, ich lass dich nicht hängen!“, erklärte der Bassist. „Aber ohne deine Freude jetzt zu trüben, wir sollten uns nachher mal in Ruhe mit Yune unterhalten.“

Ruki nickte: „Ja, ich denke, das sollten wir tun.“ Auch wenn ihm der Gedanke nicht ganz behagte.
 

Sie hatten sich für den Nachmittag auf neutralem Boden zum Reden verabredet. Ihre Wahl war auf den Proberaum gefallen.

„So was wolltet ihr beiden?“, fragte Yune sie erwartungsvoll, obwohl er ahnte, was die beiden wollten. Anscheinend hatte er Ruki unterschätz. Er hatte nicht damit gerechnet, dass dieser es gleich mit dem Bassisten besprach, was er ihm gestern erzählt hatte.

„Ich glaube das weißt du ganz genau.“, begann Reita. Er hatte die Arme verschränkt und sah nicht besonders freundlich aus. Weitaus unsicherer saß Ruki neben ihm. Die ganze Sache war ihm total unangenehm. Er wollte beide nicht verlieren, aber trotzdem fand das, was der Schlagzeuger tat nicht gut.

„Warum erzählst du Ruki, dass ich solche Sachen gesagt habe?! Und warum versuchst du mir gegenüber, ihn als Dramaqueen darzustellen, der sich ständig ohne Grund bei mir ausheult?! Versuch erst gar nicht, dich da rauszureden!“, wollte der Bassist fordernd wissen. Als er letzteres erwähnte, sah der Sänger ihn überrascht an. Das hatte Reita ihm gestern gar nicht erzählt.

„Ich würde sagen, ihr habt meinen Test bestanden.“, sagte Yune.

„Test?!“, wollte der Sänger ungläubig wissen.

„Ja, ich habe mich gefragt, ob eure Freundschaft so etwas aushält. Nachdem Ruki und ich zusammen gekommen sind, hatte ich das Gefühl, dass es ein Problem werden könnte.“, meinte der Schlagzeuger. „Außerdem wollte ich sehen, wo ich stehe. Du scheinst Reita ja eher zu glauben als mir.“

„Weil ich weiß, dass er so was nicht über mich sagen würden, nicht hinter meinem Rücken.“, erwiderte Ruki. „Ich liebe dich trotzdem.“

„Dir ist schon klar, dass du unsere Freundschaft und auch die Band mit solchen Aktionen gefährdest, oder?“, grummelte Reita. Er war sich sicher, dass das nicht die Wahrheit war.

„Das ist ein gutes Stichwort. Ich glaube, ihr solltet wissen, dass ich ein Angebot von einer anderen Band bekommen habe…“, warf der Schlagzeuger ein.

„Willst du uns jetzt sitzen lassen? Wir haben bald einen wichtigen Auftritt!“, schnaubte der Blonde, während Ruki Yune nur fassungslos ansah.

„Das weiß ich noch nicht. Das hängt von einer Person ab.“, antwortete der Schlagzeuger. Er drehte sich auf dem Absatz um und ging. „Und wenn ihr den anderen, was davon sagt, dann bin ich sofort weg und der Auftritt platzt!“

„Warte, verdammt noch mal!“, rief Reita ihm hinterher, doch Yune ignorierte ihn vollkommen. Er wusste nicht, ob er ihm hinterher rennen sollte, oder abwarten sollte. Unschlüssig stand er da und sah dem Schlagzeuger hinterher. Doch dann hörte er ein leises, verzweifeltes Schluchzen. Er drehte sich zu Ruki um, der vollkommen fertig und blass aussah.

„Das ist alles meine Schuld!“, schniefte der Brünette.

„Deine Schuld?!“, fragte Reita ihn verwirrt. „Ruki, das ist doch nicht deine Schuld, dass er so ein Arsch sein kann!“

„Aber wenn ich…“, begann der Sänger.

„Nichts aber!“, sagte der Bassist und zog ihn in seinen Arm. Der Jüngere ließ es widerstandslos mit sich geschehen und vergrub sein Gesicht in dem Shirt des Blonden. In Reitas Umarmung fühlte er sich einfach wohl, trotzdem rollten langsam aber sicher ein paar Tränen seine Wangen hinunter.

„Wenn er geht, hab ich alles kaputt gemacht, nur weil ich nicht über meinen Schatten springen kann…bevor das zwischen uns stand, war er so anders…“, meinte Ruki.

„Ruki! Das darfst du nicht denken! Wenn er das wirklich deshalb macht, dann ist er es wirklich nicht wert, dass du ihn liebst! Du bist ein so wundervoller Mensch, du hast es nicht verdient so behandelt zu werden.“, erklärte Reita voller Elan, bemüht den Sänger wieder aufzubauen.

„Warum tut er mir so weh? Er liebt mich nicht, oder Reita? Ich weiß gar nicht mehr, was ich für ihn empfinde…“, schniefte der Brünette.

Tröstend strich der Bassist ihm durch die Haare und über den Rücken, dann meinte er: „Ich wünschte ich könnte dir sagen, wieso er das tut, aber das kann ich nicht. Genauso wenig wie ich dir hundert prozentig sagen kann, dass er dich liebt. Ich hatte gedacht, dass er dich liebt, sonst hätte ich dich nicht ermutigt, ihm deine Liebe zu gestehen. Es tut mir weh dich so verletzt zu sehen und ich würde dich niemals absichtlich verletzen. Und du horchst am Besten tief in dich und schaust, was du für ihn empfindest.“

Nachdem der Blonde ihn noch einmal beherzt gedrückt hatte, löste er die Umarmung ein wenig, sodass er Rukis Kinn umfassen und das Gesicht des Jüngeren etwas nach oben schieben konnte. Dann strich er ihm vorsichtig die Tränen aus den Augenwinkeln und von den Wangen. „Und dich lächeln zu sehen, macht mich glücklich.“ Der Brünette schniefte noch einmal, doch dann rang er sich für Reita ein Lächeln ab.

„Siehst du, so ist besser.“, meinte der Bassist.

Sie sahen sich in die Augen. Ruki sah in den Augen des Blonden eine unglaubliche Zuneigung, wie er sie bei Yune nie hatte entdecken können. Sein Herz machte förmlich einen Sprung, wo hingegen Reita einfach von dem Sänger überwältigt war. Ihre Gesichter kamen sich näher, ohne dass einer der beiden etwas daran ändern konnte oder wollte. Es passierte einfach. Ihre Lippen berührten sich. Zuerst noch etwas vorsichtig, doch dann teilten sie einen langen leidenschaftlichen Kuss.

Es war das, wonach Reita sich so lange gesehnt hatte. Endlich konnte er Rukis warme, weiche Lippen spüren und ihm in einer Weise nahe sein, wie noch nie zuvor. Der Sänger war überrascht wie liebevoll und leidenschaftlich dieser Kuss war. Dieser Kuss war viel besser, als alle Küsse, die Yune und er geteilt hatten. Er hatte das Gefühl, dass sich das hier auf einer anderen Ebene abspielte.

Verunsichert sahen sie sich an, als sie den Kuss unterbrochen hatten. Ruki lief rot an, seine Gefühle waren zu durcheinander. Empfand er wirklich nur Freundschaft für den Bassisten? Und was war mit seinen Gefühlen für Yune?

Währenddessen schrillten in Reitas Gedanken die Alarmglocken. Er war zu weit gegangen… aber andererseits war auch etwas von dem Jüngeren gekommen. Er war total verwirrt, empfand der Sänger doch mehr für ihn, als er gedacht hatte? Oder war es nur der Moment gewesen, der ihn dazu gebracht hatte? Er fühlte sich, als wenn sein Herz anfing zu bluten.

„Reita… ich…“, stotterte Ruki. Er wusste partout nicht, was er sagen sollte. Aber wie auch, wenn er nicht mal wusste, was er fühlte?!

„Ich… ich…“, stammelte auch der Blonde.

„Es tut mir leid…“, meinte dann beide plötzlich.

„Es ist nichts passiert, oder?“, fragte Reita dann. Wahrscheinlich war es besser, wenn sie das hier vergaßen, dachte der Bassist deprimiert. So schnell konnten sich die Gefühle des Brünetten für seinen Freund doch nicht geändert habe…

Anscheinend war es doch nur der Moment gewesen, wenn Reita so was sagte, dachte der Sänger. „Nein, es ist nichts passiert.“, antwortete Ruki.

Es war wie ein stilles Einverständnis den Kuss zu ignorieren und so zu tun, als wenn nichts passiert war.
 

Kaum war Reita zu Hause, griff er nach dem Telefon. Kurze Zeit nachdem sie sich geküsst hatten, hatten sie sich getrennt und waren nach Hause gegangen. Beide mit einem absoluten Gefühls- und Gedankenchaos.

Er wählte Uruhas Nummer, der sich nach einer geraumen Weile meldete.

„Reita?“, fragte der Gitarrist, nachdem er die Nummer erkannt hatte.

„Hi Uruha…“, antwortete der Blonde. Seine Stimme zitterte ein wenig.

„Du klingst nicht sehr fröhlich.“, stellte Uruha fest.

„Ich weiß.“, sagte Reita etwas einsilbig.

„Was ist los? Ist irgendwas passiert?“, wollte sein Gesprächspartner wissen.

„Ruki und ich haben uns geküsst…“, klärte der Bassist ihn tonlos auf.

„Ihr habt was?! Hast du ihn geküsst oder kam auch etwas von Ruki? Und wenn ja, was ist mit seinen Gefühlen für Yune?“, Uruha haute eine Frage nach der anderen heraus. Er war sehr überrascht, als er hörte was passiert war.

„Von ihm kam auch was… ich weiß auch nicht, es ist einfach so passiert… und was Yune angeht, so hat Ruki wieder Ärger mit ihm. Glaub mir, ich weiß nicht wie es passiert ist und wie es bei ihm aussieht, aber wir haben uns irgendwie stillschweigend drauf geeinigt, dass es nicht passiert ist…“, entgegnete Reita. Er hatte keine Ahnung, ob das alles schlüssig war.

„Aber? Es klingt so, als wenn es ein aber gäbe.“, meinte der Gitarrist.

„Mir hat es eine ganze Menge bedeutet. Es war das wonach ich mich die ganze Zeit gesehnt habe und dann passiert es und gleichzeitig auch nicht. Mann, ich rede so einen Stuss! Entschuldige.“, brachte der Blonde hervor.

„Du bist völlig durch den Wind, Reita. Das ist doch kein Wunder…“, bekam er als Kommentar.

„Und was soll ich jetzt machen?!“, wollte der Bassist verzweifelt wissen.

„Das ist schwer zu sagen…“, begann der Gitarrist. „Du könntest ihm deine Gefühle offenbaren, ich glaube nicht, dass du ihn als Freund verlieren wirst. Und wenn von Ruki auch etwas kam, dann ist die ganze Sache vielleicht gar nicht so hoffungslos, wie es aussah. Ich meine, vielleicht hält das zwischen Yune und ihm nicht mehr lange? Wenn ihre Auseinandersetzungen auch was damit zu tun haben, dass Ruki nicht genau weiß, was er empfindet… Liebe ist schon etwas Seltsames. Sie kann dein Leben bedeuten, aber dir auch das Herz brechen.“

In diesem Moment klingelte Reitas Handy und kündigte eine SMS an. Der Blonde sah nach, während er weiter mit Uruha telefonierte. Überrascht sah er, dass die SMS von Yune kam. Was wollte der denn jetzt schon wieder?

Er las die SMS und war beinahe sprachlos.
 

„Hey, Reita! Ein Tipp, damit unser Auftritt etwas wird, lass die Finger von Ruki! Er gehört mir, klar?! Gruß Yune“
 

Als Ruki nach Hause kam, wollte er sich eigentlich gleich in sein Zimmer verkriechen. Er wollte mit jemanden reden, der ihm hoffentlich helfen konnte und dann seine Ruhe haben, um vielleicht selbst noch einmal darüber nach denken zu können.

Doch seine Eltern hielten ihn auf. Sein Vater sah ihn erwartungsvoll an: „Und habt ihr den Test wiederbekommen?“

Der Brünette nickte und kramte wortlos seinen Test aus seiner Tasche.

„Siehst du, du kannst es ja doch. Ich hoffe die anderen Tests sehen genauso aus.“, kommentierte sein Vater.

„Ich hoffe auch.“, meinte der Sänger.

„Schatz, das ist doch ein tolles Ergebnis!“, meinte seine Mutter.

„Ja, ist es.“, sagte Ruki und lächelte. Das hieß er versuchte es zumindest.

„Oh bevor ich es vergesse, Yune war vorhin hier und hat dir ein Päckchen dagelassen.“, sagte seine Mutter und hielt ihm ein nicht besonders großes Päckchen entgegen.

Im seinem Zimmer angekommen legte Ruki das Päckchen unachtsam auf sein Bett. Erst musste er telefonieren…

Der Brünette wählte Uruhas Nummer, doch es war besetzt. Dann probierte er es bei Aoi. Dieser ging fast sofort ans Telefon.

„Ja?“, meldete er sich.

„Hi, hier ist Ruki.“, antwortete der Sänger.

„Was gibt’s?“, fragte der Gitarrist.

„Kann ich dich was fragen?“, wollte Ruki wissen.

„Klar! Was gibt es denn, dass du es nicht mit Reita besprichst? Das tust du doch sonst immer.“, meinte der Schwarzhaarige.

„Es geht um Reita…“, stammelte der Jüngere. „Es ist nicht normal, dass man sich fragt, ob es schöner wäre, wenn einen jemand anders berührt, wenn man mit seinem Freund berührt wird, oder?“

„Verstehe ich das richtig? Wenn du mit Yune zusammen warst und er dich berührt hat, dann hast du dich gefragt, wie es wäre, wenn Reita es tun würde?“, fragte Aoi nach.

„Ja…“, bestätigte der Brünette kläglich.

„Also, eigentlich ist das nicht normal. Bist du nicht glücklich mit Yune?“, erkundigte sich der Gitarrist.

„Ich weiß nicht. Am Anfang war er so liebevoll, aber inzwischen, ist das ganz anders… ich habe nicht wirklich das Gefühl, dass ich bei ihm gut aufgehoben bin… als wenn ich ihm nicht genug bedeute… es ist komisch… aber bei Reita ist es ganz anders.“, versuchte Ruki zu erklären.

„Wenn du mich fragst, klingt es, als wenn du dich in unseren Bassisten verliebst, Kleiner.“, kommentierte der Schwarzhaarige.

„Aber wieso ändern sich meine Gefühle einfach so schnell?“, fragte der Sänger verzweifelt.

„Das kann ich dir nicht genau sagen. Das ist immer so eine Sache mit Gefühlen.“, meinte Aoi.

„Das Schlimme ist, nein das ist nicht das richtige Wort, wir haben uns heute geküsst. Ich weiß nicht wieso, es ist einfach passiert… meinst du er könnte etwas für mich empfinden?“, fuhr Ruki fort.

„Oh.“, machte der Gitarrist nur.

„AOI!“, kam es empört vom anderen Ende.

„Entschuldige. Ich weiß es nicht, ehrlich nicht. Das würde erklären, wieso er nicht ganz so gut auf Yune zu sprechen war in letzter Zeit…“, überlegte Aoi. „Aber ich befürchte, ich kann dir nur den Rat geben mit Reita darüber zu sprechen. Versuch dir über deine Gefühle klar zu werden und dann sprich mit ihm.“
 

Das Gespräch hatte ihm wenigstens ein bisschen geholfen. Aoi hatte Recht, er musste mit Reita reden, egal wie schwer das werden würde. Ihre Freundschaft hatte schon so viel überstanden, da würde sie auch diese Sache überstehen. Jetzt musste er sich nur noch klar darüber werden, was er von dem Blonden wollte. Nur Freundschaft wie bisher oder doch eine Beziehung? Und wie sah es mit Yune aus?

Sein Blick fiel auf das Päckchen. Ruki machte sich daran, das Päckchen aufzumachen. Als er in das Päckchen blickte lag zuoberst ein Brief. Er nahm der Brief heraus. Darunter war eine Schicht dunkelbraunes Paketpapier. Der Brünette beschloss als erstes den Brief zu lesen.
 

„Die Band bedeutet dir viel nicht wahr? Und ich sollte dir auch viel bedeuten, aber du kannst dich nicht überwinden mit mir zu schlafen. Vielleicht hilft es deiner Entscheidung auf die Sprünge und meiner, dass ich mich entschließen würde, die Band nicht zu verlassen, wenn du eine Nacht mir gehören würdest. Ich bin mir sicher, dass wir unseren Spaß haben würden…wenn du Naivchen verstehst, was ich meine.

Anbei eine kleine Überraschung, damit du dich schon mal einlesen kannst. Gruß Yune“
 

Sprachlos legte Ruki den Brief beiseite und sah, was sich noch in dem Päckchen befand. Als er die Zeitschrift mit verschiedenen, auch sehr expliziten Praktiken sah, versenkte er sie so schnell er konnte wieder im Päckchen und schob es weit unter sein Bett. Er wusste, dass es dumm war zu glauben, dass es damit auch aus seinen Gedanken verschwand.

Goodbye Logik

Haruka VI
 

~Goodbye Logik~
 

Sowohl Ruki als auch Reita bekamen in der Nacht nicht besonders viel Schlaf. Nicht nur dass sie beide zu viele Gedanken hatten, die in ihrem Kopf praktisch Achterbahn fuhren, inzwischen war das Wetter immer schwüler und drückender geworden.

Nach langem Hin - und herüberlegen war Ruki endlich zu dem Schluss gekommen, dass er sich in Reita verliebt hatte und das seine Gefühle für Yune deutlich abgekühlt waren. Auch wenn da vielleicht jetzt noch etwas war, es würde verschwinden, das wusste er jetzt. Wenn er ehrlich war, dann schüttelte es ihn förmlich bei den Gedanken, dass der Schlagzeuger ihm so nahe kam, wie er es sich von Reita wünschte. Außerdem hatte der Brünette beschlossen die Sache morgen auf der Party zu klären, denn er befürchtete, dass er sich ein wenig Mut antrinken musste, damit er mit Yune Schluss machen und auf dessen Deal eingehen konnte. So würde wenigstens der Auftritt nicht platzen. Danach konnte er dem Bassisten gestehen, was er für ihn empfand. Obwohl Ruki ein schlechtes Gewissen hatte, weil er das Gefühl hatte Reita zu betrügen, wenn er mit dem Schlagzeuger schlafen würde, war das die einzige Möglichkeit, die er sah, ohne alles kaputt zu machen, wofür sie alle so hart gearbeitet hatten. Und es war etwas, was er alleine klären musste, er wollte die anderen da nicht mit hineinziehen.

Reita hingegen war noch nicht sehr viel weiter gekommen. Ihm war klar, was er für den Sänger empfand, aber konnte dieser wirklich mehr für ihn empfinden? Was wäre, wenn Uruha damit Recht gehabt hatte? Damit war das Problem Yune aber dann immer noch nicht ganz vom Tisch. Was sollte er bloß von dieser SMS halten? Inzwischen traute der er dem Schlagzeuger so gut wie alles zu, auch dass er sie wirklich im Stich lassen würde. Sosehr Reita Yune dafür auch verachtete, wollte er zumindest, dass der Auftritt, der so wichtig für sie war, nicht wegen ihm platzen sollte. Dafür hatten die anderen zu hart gearbeitet und sich gefreut, als dass er es ihnen kaputt machen wollte. Er war es ihnen schuldig, dachte Reita, dass er seine persönlichen Probleme eine zeitlang hinten anstellte. Wenn der Auftritt vorbei war, konnte er immer noch weitersehen.

Aber wie sollte er sich Ruki gegenüber verhalten, beziehungsweise wie nahe dufte er ihm kommen? Musste er ihn ignorieren? Das würde er nicht schaffen…

Vielleicht sollte er dem Jüngeren auch einfach seine Gefühle gestehen und ihm erklären, was der Schlagzeuger von ihm verlangte. Je länger er darüber nachdachte, desto mehr sagte ihm diese Idee zu. Schließlich hatte Ruki ihm versichert, er könne mit allen Problemen jederzeit zu ihm kommen und vielleicht hatte Uruha tatsächlich recht… denn eins stand fest, der Kuss war nicht nur von ihm ausgegangen. Es war auch etwas von dem Brünetten gekommen. Und es hatte sich so gut angefühlt, dass es Reita einen Stich ins Herz versetzte, wenn er daran dachte. Selbst wenn Ruki seine Liebe nicht erwidern würde, dann müsste er selber vielleicht nicht mehr so leiden.

Dann brauchte er nur noch die richtige Gelegenheit und die richtigen Worte. Der Bassist beschloss die Party abzuwarten. Dort würde sich bestimmt die Gelegenheit ergeben mit Ruki alleine zu reden und mit ein wenig Alkohol würde sich auch schneller den Mut finden.
 

„Und habe ich gewonnen?“, fragte Yune Reita am nächsten Morgen, als dieser in die Klasse kam. Er sah ihm an, dass dieser kaum geschlafen hatte. Die Ringe unter den Augen seinen Augen sprachen eigentlich auch Bände. Reitas Muter hatte ihm, als er am Morgen die Treppe runtergeschlichen kam, nur wortlos eine Tasse Kaffee gereicht.

Gähnend setzte sich Reita auf seinen Platz: „Bis zum Auftritt vielleicht, was danach ist weiß ich nicht. Aber du solltest dich nicht als Gewinner sehen.“

„Vergiss nicht, Ruki gehört mir und das wird ihm auch bald ein für alle Mal klar werden!“, erklärte der Schlagzeuger mit einem schwerdeutbaren Blick.

„Ich stehe nach wie vor zu dem, was ich gesagt habe!“, entgegnete Reita. „Wenn du Ruki etwas antust, dann hast du ein Problem mit mir! Brichst du ihm das Herz, brech ich dir die Beine!“

„Oi, muss ich jetzt Angst haben? Keine Sorge, er wird von alleine angekrochen kommen, verlass dich drauf!“, sagte Yune süffisant grinsend.

„Ich glaube, du kennst ihn nicht wirklich. Sonst würdest du ihn nicht so unterschätzen!“, erwiderte der Blonde betont ruhig.

„Nein, du kennst ihn nicht richtig, Reita.“, gab der Schlagzeuger zurück.
 

„Hey, Reita ~!“, rief Ruki als er den Blonden auf der anderen Straßenseite entdeckte, als er auf dem Weg zu Aois Party war. Bei seinen Eltern hatte er angekündigt, dass er bei einem seiner Freunde übernachten würde… aller Wahrscheinlichkeit nach Yune, bei dem was er heute vorhatte. Seine Hand hatte gezittert, als er die Haustür geschlossen hatte, doch jetzt wo er den Bassisten sah, waren seine Sorgen fast vergessen.

Reita blickte auf und nahm seine Kopfhörer aus den Ohren, als er Sänger entdeckte. Dann wechselte er die Straßenseite hin zu dem Jüngeren. „Hey, Ruki.“, meinte er grinsend. Im Gegensatz zu sonst, hatten sie sich nicht so häufig in der Schule gesehen. Beide hatten Angst gehabt, dass wenn sie sich sahen, die Stimmung zwischen ihnen irgendwie merkwürdig war und vielleicht waren sie sich deshalb unbewusst aus dem Weg gegangen.

Ruki musterte Reita kurz und kam zu dem Schluss, dass er sich zu ihm hingezogen fühlte. Außerdem fand er dass dem Bassisten sein Outfit, mit schwarzer Hose mit Schnallen, Nietengürtel und engem weißen Shirt einer Band, auf deren Konzert sie zusammen gewesen waren, wirklich gut stand. Genau wie die Nasenbinde, die zu Reitas Bandoutfit gehörte.

„Gut siehst du aus!“, lachte Ruki und konnte nicht verhindern, dass er leicht rot wurde. Er hoffte inständig, dass Reita das nicht auffiel.

„Danke, du aber auch!“, erwiderte der Blonde, der ebenfalls leicht rot wurde. „Du siehst ein wenig erwachsener aus in dem Outfit.“
 

„Hast du zufällig Ruki gesehen?“, wollte Reita einige Stunden später von Uruha wissen. Er suchte den Jüngeren jetzt schon eine ganze Weile, denn er wollte versuchen, endlich reinen Tisch zu machen.

„Eben ist er mit Yune auf die Terrasse gegangen. Wenn man das bei Ruki noch richtig gehen nennen kann, der ist hackedicht!“, erklärte der Gitarrist breit grinsend. Er war selber reichlich angeheitert. „Hast du schon mit ihm geredet?

„Nein, aber bisher hatte ich die richtige Gelegenheit auch nicht.“, erwiderte der Blonde.

„Du kriegst das schon hin, Reita! Eigentlich sieht es doch ein Blinder, dass ihr zusammen gehört, nur ihr beiden kriegt das nicht geschissen…“, meinte Uruha und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. Dann entdeckte er jemanden und war blitzschnell verschwunden. Etwas sprachlos blieb der Bassist zurück. Dann riss er sich aus seiner Lethargie und beschloss nach Ruki zu sehen, ihn hatte ein ungutes Gefühl gepackt, als der Gitarrist ihm erzählt hatte, dass die beiden nach draußen gegangen waren und das der Brünette so betrunken war. Yune würde doch nicht etwa den Zustand des Sängers ausnutzen?
 

Währenddessen standen Yune und Ruki auf der Terrasse. Sie waren alleine hier draußen, in der warmen Sommernacht.

„Und was möchtest du, Kleiner?“, fragte der Schlagzeuger erwartungsvoll. Er war ein wenig überrascht gewesen, als der Sänger ihn eben nach draußen gebeten hatte. Dabei hatten Yune und sein Begleiter, den Ruki nicht kannte, eigentlich gerade beschlossen , dass sie gehen wollten und lieber privat noch einen netten Abend verbringen wollten. Zwar hatte der Jüngere Yunes Begleiter etwas misstrauisch angesehen, aber er hatte den Schlagzeuger noch nicht danach gefragt.

„Zwei Dinge.“, erklärte der Brünette und versuchte möglichst sicher rüberzukommen, was ihm allerdings nicht besonders gut gelang. Vielleicht hatte er es etwas übertrieben mit dem ganzen Alkohol, den er getrunken hatte, aber vorher hatte er sich nicht bereit gefühlt. Was war er doch erbärmlich…

„Lass hören.“, forderte Yune ihn auf.

„Erstens: Ich will Schluss machen! Auf Dauer werde ich mit dir nicht glücklich, das weiß ich jetzt. Ich denke, es ist besser für uns beide, wenn wir uns trennen. Dann bin ich dir kein Klotz mehr am Bein und du tust mir nicht mehr weh. Zweitens: Bin ich bereit heute auf deinen netten Vorschlag einzugehen. Du kannst mit mir schlafen!“, sagte Ruki, was ihm auf dem Herzen lag. Jetzt war es endlich raus.

Yune kam auf ihn zu und presste ihn unsanft gegen die Hauswand. Er packte den Jüngeren fest am Handgelenk, damit dieser sich nicht irgendwie befreien konnte und sah ihn unwirsch an: „So läuft das nicht, mein Süßer! Du willst mit mir Schluss machen? Eigentlich habe ich dich doch schon vor einer ganzen Weile abserviert! Mein Begleiter heute Abend, der ist nicht so zickig wie du, wenn du verstehst was ich meine.“

„Du hast mich betrogen?!“, fragte Ruki verletzt und ungläubig zugleich. Er wollte hier weg, er wollte nicht mehr mit dem Schlagzeuger schlafen, er hatte es nie gewollt… verzweifelt versuchte er sich aus dem Griff zu befreien, doch der wurde nur härter.

„Ja das habe ich. Du hast keine Macht in dieser Beziehung, du bist nur mein Spielzeug.“, lachte Yune ihn an.

„Du tust mir weh, Yune…“, sagte der Brünette, als er wieder erfolglos versuchte, sich aus dem Griff zu befreien. Er wünschte sich, dass Reita hier wäre und ihm helfen würde… Reita…

„Das tut mir leid, Ruki. Und noch was, ich will dich nüchtern, nicht stockbesoffen. Das macht doch gar keinen Spaß, es dir so zu besorgen. Ich will, dass du mich nüchtern danach anbettelst, verstanden?!“, stellte der Schlagzeuger klar. „Oh jetzt mach nicht so große Augen, die Welt ist schlecht, gewöhn dich dran. Also du hast bis nächsten Freitag Zeit dich zu entscheiden!“

„Yune, du Arsch! Lass ihn endlich los!“, meldete sich plötzlich eine Stimme hinter dem Schlagzeuger. Zwar konnte der Sänger ihn nicht sehen, aber er erkannte die Stimme fast sofort als die von Reita.

„Reita…“, flüsterte er erleichtert.

Yune drehte sich um, ohne den Griff um das Handgelenk der Jüngeren zu lockern: „Schau an, wen wir hier haben! Reita, musst du dem kleinen Tollpatsch wieder helfen?!“ Die Stimme des Schlagzeugers troff vor Sarkasmus.

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, schlug der Blonde zu. Seine Faust traf den unvorbereiteten Schlagzeuger hart. Yune verlor seinen Griff um Rukis Handgelenk. Dort wo er ihn festgehalten hatte, waren deutlich dunkelrote Abdrücke zu sehen.

„Ich hab dir gesagt, wenn du ihm wehtust, dann hast du ein Problem mit mir und dass du ihn verdammt noch mal loslassen sollst!“, stellte Reita wütend klar. Ruki starrte die beiden entsetzt an.

„Das wird ein Nachspiel haben!“, zischte Yune dem Blonden entgegen und ging einfach.

„Ist mir egal, das hätte ich schon länger tun sollen!“, rief Reita ihm hinterher. Es war ihm gerade wirklich egal, was passieren würde. Yune war schließlich nicht der Einzige Schlagzeuger, sie würden ihn wunderbar ersetzen können und er war sich sicher, dass die anderen es genauso sehen würden, wenn sie die ganze Geschichte erst kannten.

„Ich bin so froh, dass du da bist!“, meinte der Brünette und machte einen Schritt auf den Bassisten zu. Dabei stolperte er allerdings über seine eigenen Füße. Es gelang Reita gerade noch ihn aufzufangen. Er drückte den Jüngeren fest an sich: „Ich lass dich nicht hängen, niemals!“

„Er hat mich sogar betrogen…“, schniefte Ruki. Warum tat es so weh, er hatte doch inzwischen gewusst, dass Yune ihn nicht liebte? War es, weil er es ihm so eiskalt ins Gesicht gesagt hatte?

„Er hat was?“, wollte Reita ungläubig wissen. „Das ist so unglaublich dumm von ihm! Er weiß doch gar nicht, was für ein Glück er hat, dass er dich hat.“

Der Brünette brachte es nicht mehr fertig, dem Blonden zu sagen, dass er ihn liebte. Das würde er morgen machen, dachte er. Heute war er nicht mehr stark genug…

„Am Besten bringe ich dich nach Hause. Du kannst mit zu mir kommen, wenn du willst, so kannst du deinen Eltern ja nicht unter kommen, hm?“, meinte der Bassist führsorglich.

„Ja, ich will mit zu dir.“, sagte der Jüngere.

„Soll ich deinen Eltern bescheid sagen?“, erkundigte sich Reita.

„Ich hab gesagt, dass ich bei einem von euch schlafe. Das ist okay.“, entgegnete Ruki.
 

Als sie bei Reita angekommen waren, schlichen sie so leise wie möglich die Treppe hoch zum Zimmer des Bassisten.

„Du kannst in meinem Bett schlafen.“, meinte Reita dann. Er sorgte dafür dass Ruki sich auf sein Bett setzte. Dann holte er ihm ein T- Shirt aus dem Kleiderschrank und eine Boxershorts. Beides würde dem Jüngeren zu groß sein, doch das war eigentlich egal. Er war eh nicht mehr großartig in der Lage sich darüber zu beschweren.

„Danke. Und du?“, wollte Ruki wissen und rieb sich müde die Augen.

„Auf dem Boden. Wir haben doch noch eine Matratze. Kannst du dich alleine umziehen?“, wollte der Bassist wissen.

„Ja, ich glaub schon.“, murmelte der Brünette.

„Ich bin kurz im Bad, okay?“, erkundigte Reita sich. „Wenn du dich fertig gemacht hast, dann mach es dir im Bett bequem.“

Ruki nickte.

Als Reita wieder kam, lag der Sänger tatsächlich im Bett, aber er schlief wieder Erwarten noch nicht. Aber er war kurz davor. Der Blonde ging zum Bett hin und strich Ruki ein Haarsträhne aus dem Gesicht: „Alles okay?“

„Ja.“, meinte dieser. Etwas beruhigter wollte Reita sich daran machen, sein Bett auf dem Boden zu recht zu machen, doch der Sänger griff nach seiner Hand.

„Reita?“, fragte er. „Ich will nicht, dass du auf dem Boden schläfst.“ Ruki rutschte ein Stück, sodass auch der Blonde Platz im Bett hatte.

„Wirklich?“, wollte der Bassist wissen.

„Wirklich.“, antwortete der Jüngere.

Trotzdem schlüpfte Reita nur zögerlich unter die Decke, doch als er spürte, dass Ruki sich an ihn kuschelte und einen zufriedenen Gesichtsausdruck bekam, bereute er es nicht. Er nahm den Jüngeren in den Arm. „Schlaf gut.“, murmelte er.

„Du auch…“, murmelte der Sänger. Kurze Zeit später war er eingeschlafen, wie Reita feststellte. Er spürte den gleichmäßigen ruhigen Atem der Jüngeren und wusste, dass dieser Moment wirklich kostbar war. Dann übermannte der Schlaf auch ihn.

Sanctuary

Haruka VII
 

~Sanctuary~
 

Als Reita am nächsten Morgen aufwachte, stellte er fest, dass Ruki immer noch an ihn gekuschelt neben ihm schlief. Der Jüngere hatte sein Gesicht in dem Shirt des Blonden vergraben, während Reita einen Arm um seine Hüfte gelegt hatte. Er seufzte leise, wenn es doch nur so bleiben konnte…

Bis Ruki aufwachte verging noch einige Zeit. Während der ganzen Zeit hatte Reita es kaum gewagt sich zu bewegen. Er hatte Angst gehabt den Sänger zu wecken. Außerdem war ihm dieser Moment viel zu kostbar, als dass er ihn zerstören wollte. Vorsichtig blinzelte Ruki und versuchte sich zu erklären, wo er war. Sein Kopf fühlte sich unglaublich schwer an. Der Tag würde ziemlich hart werden, wenn er den ersten Anzeigen für seinen Kater glauben durfte. Langsam kehrte die Erinnerung an den letzten Abend zurück. Wie er mit Yune Schluss machen wollte und alles irgendwie ganz anders gelaufen war, als er gedacht hatte. Reita hatte ihm wieder geholfen und jetzt lag er in seinem Arm. Der Sänger gab ein paar undefinierbare Geräusche von sich, als er sich noch ein wenig näher an den Blonden kuschelte. Das hier fühlte sich definitiv richtig an. Mit halb geschlossenen Augen sah er der Älteren an und strich ihm vorsichtig über die Wange. „Reita…“, murmelte er zufrieden. Hier fühlte er sich wirklich wohl.

„Aufgewacht?“, wollte der Bassist wissen. „Wie geht’s dir?“

„Hm, ich glaube mit Aspirin sollte ich den Tag überleben…“, antwortete Ruki schläfrig.

„Kein Wunder bei dem, was du gestern alles gesoffen hast, Kleiner.“, grinste Reita. Dann wurde er schlagartig ernst: „Es tut mir leid.“

„Was tut dir leid?“, wollte der Sänger verwirrt wissen.

„Dass du wegen mir soviel Ärger mit Yune gehabt hast. Und mir tut der Kuss leid und das hier, das macht es für uns beide nicht einfacher, oder? Wo ich doch weiß, dass du Yune liebst…“, antwortete der Blonde.

Der Brünette wand sich aus der Umarmung des Bassisten und richtete sich auf: „Das ist Blödsinn. Yune ist doch nicht wegen dir so zu mir.“ Der Blonde wollte etwas sagen, aber Ruki ließ ihn nicht, sondern sah ihn forschend an und fragte: „Reita, tut es dir wirklich leid, dass wir uns geküsst haben? Und was ist mit dem hier? Tut dir das wirklich leid?!“

Reita sah den Jüngeren überrascht an, doch dann schüttelte er den Kopf: „Nein, es tut mir nicht leid, dass es passiert ist. Ich fand den Kuss sehr gut und auch, dass wir beide die Nacht so verbracht haben. Denn da gibt es etwas, was ich dir sagen muss: Ruki, ich liebe dich.“ Eigentlich hatte er erwartet, dass der Sänger ihn zumindest überrascht ansah oder so, doch das geschah nicht.

„Seit wann?“, wollte der Jüngere einfach nur wissen.

„Kurz bevor du mir erzählt hast, dass du dich in Yune verliebt hast, seit da…“, erwiderte Reita.

„So lange schon?! Warum hast du mir nichts gesagt?“, jetzt war Ruki doch überrascht.

„Weil ich wollte das du glücklich wirst, auch wenn es mit jemanden anderes ist und weil ich dich nicht verlieren wollte.“, erklärte der Bassist.

„Ich muss dir auch etwas sagen.“, begann der Brünette. „Gestern Abend da habe versucht mit Yune Schluss zu machen. Denn als wir uns geküsst haben, ist mir klar geworden, dass meine Gefühle für ihn immer schwächer werden. Ich kann es nicht mehr ertragen, wie er sich aufführt. Außerdem hat er mir gestern gesagt, dass er mich betrogen hat. Und naja, also… ich habe mich in dich verliebt…“

„Ehrlich?“, wollte Reita hoffnungsvoll wissen. Er konnte kaum glaube, was er da gehört hatte.

Ruki strich ihm zärtlich über die Wange: „Ehrlich. Du musst nicht mehr still vor dich hin leiden…“ Dann berührten sich ihre Lippen, wie um ihre Geständnisse zu besiegeln. In diesem Moment wusste der Jüngere, dass er es nicht schaffen würde mit Yune zu schlafen. Das brachte er nicht übers Herz. Er konnte Reita nicht so betrügen, nicht wo er endlich wusste, was dieser für ihn empfand.

„Da ist noch was, was ich dir sagen muss.“, meinte der Bassist, nachdem sich ihre Lippen getrennt hatte. Am liebsten hätte er Ruki einfach weiter geküsst, aber er musste es jetzt los werden.

„Was denn?“, wollte der Brünette wissen.

„Ich denke, dass Yune geahnt hat, dass ich dich liebe und er hat mir gedroht, dass wenn ich nicht die Finger von dir lasse, er die Band vor dem Auftritt einfach verlässt.“, antwortete Reita.

Langsam verstand der Jüngere, was der Blonde am Anfang gemeint hatte, als er von Yune angefangen hatte.

„Er hat dich auch erpresst?!“, fragte Ruki dann ungläubig.

„Wie auch?!“, erkundigte sich der Bassist nichts Gutes ahnend.

„Er… er hat mich auch erpresst. Ich sollte mit ihm schlafen, damit er uns nicht hängen lässt. Er hat mir einen netten Brief geschrieben und eine Pornozeitschrift beigelegt. Als Anschauungsmaterial, meinte er… deshalb hab ich gestern auch so viel getrunken, weil ich dachte, es ist dann leichter, aber hat gesagt, dass er will, dass ich ihn nüchtern darum anbettele, dass er es mir besorgt… und dann kamst du gestern… ich will nicht mit ihm schlafen, ich will nicht, dass er mich anfasst und mir so nah ist, wie du es bist.“, sprudelte es aus dem Brünetten heraus. Er sah seinen Freund betreten an. Er hoffte, dass dieser nicht sauer auf ihn war.

„Oh, Ruki!“, sagte Reita und zog ihn in seine Arme. „Du musst nicht mit ihm schlafen. Wir beide werden mit Uruha und Aoi reden und dann finden wir gemeinsam eine Lösung. Vielleicht kann Kai ja Yunes Part übernehmen? Aber wir sollten ihn nicht gewinnen lassen. Er wird dir nichts mehr tun, ich werde das nicht zu lassen, okay?“

Ruki nickte: „Danke, du bist so viel lieber als er…“

„Gut, dass du das merkst.“, lachte der Blonde. „So und jetzt machen wir uns darum keine Sorgen und genießen unseren ersten Morgen als Paar…“

„Wohl eher Mittag…“, kommentierte Ruki lachend.

„Wirst du jetzt frech oder was?“, wollte Reita gespielt böse wissen. Ehe es sich der Sänger versah, lag er auf dem Rücken und der Blonde über ihm. Er lächelte ihn liebevoll an und strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Dann suchten seine Lippen Rukis. Der Jüngere schlang die Arme um den Bassisten und erwiderte den Kuss genauso leidenschaftlich, wie er ihn von Reita bekam. Nach einer Weile vergrub der Jüngere seine Hände in den Haaren des Bassisten, als dieser ihn zärtlich am Nacken hinab küsste. Langsam, um zu sehen, ob es dem Sänger etwas ausmachte, schob Reita Rukis T-shirt nach oben und berührte sanft die nackte Haut. Die Hände des Blonden auf seiner nackten Haut jagten kribblige Schauder durch Rukis Körper. Es fühlte sich so gut an, wenn es Reita war, der ihn berührte. Eine von seinen Händen glitt an dem Rücken des Bassisten hinab und suchte sich ihren Weg unter das Shirt. Der Jüngere genoss das Gefühl von seinen Fingern auf Reitas warmer Haut.

Irgendwie schafften sie es sich ihrer Shirts zu entledigen, sodass sie nackte Haut auf nackter Haut spüren konnten. Die ganze Zeit über hatten sie sich immer wieder geküsst. Als sie nun beide mit nacktem Oberkörper beieinander lagen und ihre Hände darüber glitten, drang Reita mit seiner Zunge in Rukis warme Mundhöhle ein. Zuerst zögerlich, doch als er merkte, dass der Jüngere mit seiner Zunge, die des Bassisten suchte, waren seine Zweifel wie weg geblasen. Es blieb nicht nur bei diesem einen Kuss.

„Weißt du wie lange ich mich danach gesehnt habe?“, fragte Reita und streichelte dem Brünetten zärtlich über die Wange.

„Viel zu lange. Ich wünschte, wir hätten uns vorher schon lieben gelernt.“, meinte Ruki lächelnd und küsste den Blonden zärtlich.

„Sollen wir langsam aufstehen?“, fragte der Bassist ihn. „Dann bekommst du auch dein Aspirin.“

„Mhm, wir müssen ja mal aufstehen oder?“, antwortete Ruki widerstrebend mit einer Gegenfrage. Am liebsten wäre er den ganzen Tag mit dem Bassisten im Bett geblieben, aber Aspirin war auch nicht so zu verachten.

„Ich würde auch lieber noch mit dir hier liegen bleiben. Lass uns das doch so machen, wir haben doch heute nichts vor… wir können uns nach dem Frühstück beziehungsweise Mittagessen doch einen oder zwei Filme angucken und dabei weitermachen oder?“, schlug der Blonde vor.

„Das klingt gut.“, erwiderte der Sänger grinsend.
 

Als die beiden geduscht in die Küche kamen, stand Reitas Mutter in der Küche und war dabei das Mittagessen vorzubereiten.

„Guten Morgen ihr beiden! Setz euch doch.“, meinte sie lächelnd, nachdem die beiden sie begrüßt hatten.

„Hast du ein Aspirin für Ruki über?“, wollte der Blonde wissen.

Nach der Dusche fühlte Ruki sich schon etwas besser, aber trotzdem war er immer noch ziemlich groggy und Kopfschmerzen hatte er auch immer noch.

„Natürlich. Einen kleinen Moment.“, sagte seine Mutter. Sie legte das Messer, das sie in der Hand hielt beiseite, wusch sich kurz die Hände und ging an einen der Schränke, in dem sie die Medizin aufbewahrte. Schnell hatte sie das Aspirin griffbereit. Kurze Zeit später reichte sie es ihm und ein Glas Wasser: „Hier, das sollte gegen den Kater helfen.“

„Danke. Es tut mir leid, dass ich ihnen solche Umstände mache…“, sagte Ruki leicht betröppelt.

„Wie oft hab ich dir schon gesagt, dass du mich Naoko nennen sollst, Takanori? Und wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du mir keine Umstände machst?“, stellte Naoko klar. Dann tätschelte sie dem Brünetten liebevoll den Kopf.

„Schon oft, es tut mir leid, Naoko.“, entgegnete Ruki. Er nahm die Tablette und schluckte sie mit dem Wasser herunter.

„Und wie war die Party gestern?“, fragte Reitas Mutter.

„Ganz gut.“, meinte ihr Sohn und der Sänger nickte zustimmend.

„Das freut mich. Wollt ihr noch frühstücken oder gleich Mittag essen? Oder wollt ihr jetzt eine Kleinigkeit und dann richtig Mittag essen?“, wollte sie dann wissen.

Nachdem Naoko sie mit ihren Kochkünsten versorgt hatte, waren sie wieder nach oben in Reitas Zimmer gegangen, hatten sich einen Film rausgesucht und es sich auf dem Bett bequem gemacht. Der Bassist setzte sich mit dem Rücken gegen das Bettgeländer gelehnt hin, spreizte die Beine, sodass Ruki dazwischen Platz hatte und sich mit dem Rücken gegen Reitas Oberkörper lehnen konnte. Von hinten schlang der Blonde seine Arme um den Jüngeren. Dieser lehnte sich so zurück, dass sie sich küssen konnten. Viel bekamen sie von dem Film nicht mit, aber das störte sie beiden nicht.
 

„Du wirkst so glücklich seit heute morgen. Nicht mehr so niedergeschlagen wie die Tage vorher.“, bemerkte Naoko, als Ruki schließlich am späten Abend gegangen war. Sie hatten später noch mit Uruha und Aoi ausgemacht, sich morgen im Probenraum zu treffen um die Sache mit Yune zu besprechen. Der Bassist würde vorher zu Ruki kommen, da sie vorher noch lernen wollten beziehungsweise einfach Zeit miteinander verbringen wollten.

„Öhm ja…“, meinte Reita etwas unsicher, da er nicht genau wusste, worauf seine Mutter hinauswollte.

„Das hat nicht zufälligerweise etwas mit Takanori zu tun oder?“, wollte sie plötzlich wissen.

Spätestens jetzt ahnte der Bassist, dass er seiner Mutter nichts vorzumachen brauchte. Er fand es doch immer wieder erstaunlich, wie oft sie in ihm lesen konnte wie in einem offenen Buch, auch wenn er sich alle Mühe gab Dinge vor ihr zu verbergen.

Naoko wartete seine Antwort nicht ab, sondern sorgte dafür, dass ihr Sohn sich auf einen der Stühle in der Küche setzte. Dann holte sie zwei kleine Gläser aus dem Küchenschrank und zauberte aus einem anderen eine Flasche Sake. Sie schenkte die beiden Gläser voll und schob eines zu Reita hinüber: „Vielleicht magst du mir ja erzählen, was passiert ist. Die letzten Tage hatte ich nicht das Gefühl, dass du mit mir darüber reden wolltest, aber vielleicht ja jetzt.“

Seine Mutter wusste bereits Bescheid, dass er nicht nur Freundinnen, sondern auch ein zweimal mit einem Jungen ausgegangen war, was für sie nicht das geringste Problem darstellte, im Gegenteil, sie hatte ihn immer ermutigt.

Naoko hob ihr Glas und der Blonde tat dasselbe. Nachdem sie getrunken hatten, räusperte Reita sich. „Ruki und ich sind jetzt ein Paar.“, begann er. Dann erzählte er seiner Mutter was vorgefallen war.
 

Reita und Ruki waren vor den anderen im Proberaum. Der Bassist fischte den Schlüssel aus seiner Hosentasche und schloss die Tür auf. Vorhin beim Lernen war es beiden nicht besonders leicht gefallen, sich darauf zu konzentrieren, doch im Hinblick auf ihren Auftritt hatten sie versucht sich zusammen zu reißen. Beide hatten irgendwie das Gefühl, dass sie in ihrer neuen Beziehung eine Menge nachzuholen hatten.

Der Blonde ließ sich auf das Sofa fallen und zog den Jüngeren auf seinen Schoss. Ruki grinste ihn an: „You and me – we’re meant to be.“ Dann küssten sie sich.

In diesem Moment betraten Uruha und Aoi den Raum.

„Oi, ich glaube wir haben was verpasst, Uru.“, bemerkte der dunkelhaarige Gitarrist.

Erschrocken fuhren Reita und Ruki herum. Bei dieser Aktion wäre der Brünette fast auf den Boden gefallen, doch der Bassist konnte ihn gerade noch festhalten.

„Wir wollten euch nicht stören.“, lachte der blonde Gitarrist. Die beiden gingen zum Sofa hinüber und setzten sich zu dem Bassisten und dem Sänger.

„Sieht so aus, als wenn ihr es endlich auf die Reihe bekommen hättet und zusammen ist, was zusammen gehört.“, grinste Uruha dann.

„Wie meinst du das?“, fragte Ruki erstaunt.

„Na wir waren uns einig, dass ihr beiden besser zusammen passt, als du und Yune, Ruki. Sei mir deswegen nicht böse, aber euch beiden so zu sehen, das wirkt richtiger.“, antwortete Aoi. „Aber da du so glücklich ausgesehen hast, zumindest am Anfang, deshalb wollten wir nichts sagen…“, führte er weiter aus.

„Was wolltet ihr denn mit uns besprechen? Es klang so dringend am Telefon.“, erkundigte Uruha sich.

„Es geht um Yune. Wir hatten in letzter Zeit etwas Ärger mit ihm, vor allem Ruki.“, begann der Bassist. Dann fuhr er mit einer Erklärung fort, was in letzter Zeit passiert war.

„Und zu guter letzt hat er versucht uns zu erpressen.“, meinte Reita schließlich. „Ich sollte mich von Ruki fernhalten, sonst würde er die Band verlassen.“

Nach diesen Worten holte der Sänger den Brief und die Zeitschrift heraus, die er bekommen hatte und reichte sie den anderen beiden. Da er wusste wie schwer es seinem Freund fiel, griff Reita nach dessen Hand. „Das habe ich von ihm bekommen. Wenn ich nicht mit ihm schlafen würde, dann würde er die Band verlassen.“, sagte der Brünette dann tonlos.

Bisher hatten Aoi und Uruha bis auf ein zwei kleine Fragen schweigend zugehört. Empört sah der blonde Gitarrist sie an: „Ich würde sagen, wir sollten ihn rausschmeißen. Das ist echt das Allerletzte. Für so jemanden haben wir keinen Platz in der Band und mit so jemandem möchte ich auch nicht befreundet sein!“

Aoi nickte zustimmend: „Aber was machen wir mit dem Auftritt so ohne Schlagzeuger?“

„Wir könnten Kai fragen, was meint ihr?“, schlug Reita vor.

Having betrayed is why…

Haruka VIII
 

~ Having betrayed is why…~
 

„Ich soll was?!“, fragte Kai ungläubig und überrascht zugleich. Seine vier neuen Freunde hatten ihn gebeten auch dieses Mal zu ihrer Probe zu kommen, das heißt eigentlich hatten sie ihn gebeten einige Zeit früher zu erscheinen.

Auffordernd hielt Aoi ihm die Drumsticks entgegen: „Wir würden gerne wissen, wie du spielst, da wir einen neuen Schlagzeuger suchen.“ Sie hatten ihm vorher berichtet, was zwischen Reita, Ruki und Yune vorgefallen war.

Zögerlich nahm Kai die Drumsticks von dem Dunkelhaarigen entgegen und setzte sich dann an das Schlagzeug. Er holte tief Luft und begann dann einfach drauf loszuspielen.

„Ich bin beeindruckt.“, meinte Uruha, während Ruki zustimmend und sehr zufrieden aussehend nickte.

„Besser als Yune.“, grinste der Bassist. Er stand hinter dem Brünetten und hatte leicht den Arm um ihn gelegt.

„Ich würde sagen, die Sache ist entschieden. Na ja sieht man von der Kleinigkeit ab, dass wir Yune noch informieren müssen.“, erklärte Aoi. Dann wandte er sich an Kai: „Und wie sieht’s aus?“

„Gerne.“, erwiderte dieser lachend.

„Darauf sollten wir am Wochenende einen trinken gehen!“, schlug der blonde Gitarrist begeistert vor.

„Aber nur, wenn wir vorher genug geübt haben. Kai hat unsere Lieder doch noch nie gespielt und wir haben nicht mehr so viel Zeit bis zum Auftritt.“, gab der Sänger zu bedenken.

„Was wird das denn hier?“, wollte plötzlich eine Stimme wissen. Keiner musste sich wirklich umdrehen um zu wissen, dass sie Yune gehörte. Ruki zuckte unwillkürlich zusammen, als er die Stimme hörte und lehnte sich stärker an den Blonden. Reita verstärkte seine Umarmung, um dem Jüngeren mitzuteilen, dass er ihn beschützen würde und er keine Angst zu haben brauchte.

„Du tröstest dich ja schnell, Ruki!“, bemerkte der Schlagzeuger giftig.

„Und? Du musst gerade reden! Du hast dich doch schon getröstet als wir noch zusammen waren! Ich hab wenigstens mit dir Schluss gemacht! Und im Gegensatz zu dir liebt Reita mich wirklich und behandelt mich auch so!“, gab der Brünette patzig zurück. Er spürte die Hand des Bassisten auf seiner. Der Blonde war in gewisser Weise stolz auf den Jüngeren, dafür dass er seinem Exfreund endlich die Meinung sagte.

„Du hast deine Chance gehabt.“, ergänzte Reita. „Aber eigentlich wollten wir dir etwas anderes sagen.“

„Ach und was?“, wollte Yune unwirsch wissen.

„Wir sind uns einig, dass wir dich nach allem, was gelaufen ist, nicht als Schlagzeuger und Freund gebrauchen können!“, erklärte Aoi.

„Na das trifft sich wunderbar, denn ich wollte euch eigentlich mitteilen, dass ihr euch einen neuen Schlagzeuger suchen könnt. Ich habe ein Angebot von einer viel besseren Band. Wir sind ja nicht auf einen Nenner gekommen.“, erwiderte Yune.

„Auf einen Nenner kommen nennst du das?!“, fragte Uruha empört. Er nahm die Zeitschrift, die Ruki gestern mitgebracht hatte und knallte sie ihrem ehemaligen Schlagzeuger vor die Füße. „Du hast versucht Ruki und Reita auf widerlichste Weise zu erpressen!“

„Es sieht so aus, als hätte ich dich unterschätzt, Ruki.“, damit überging er den Gitarristen einfach.

„Ich hab dir gesagt, dass du ihn nicht richtig kennst.“, meinte der Bassist.

„Pff, aber du natürlich. Ihr kennt euch ja auch schon so lange, wahrscheinlich versteht ihr euch auch ohne Worte… blabla mir kommt gleich das Kotzen! Ich hoffe, ihr werdet glücklich!“, gab der Schlagzeuger schon fast schnippisch und mit verdrehten Augen zurück.

Dann drehte er sich um und ließ die anderen sprachlos stehen.

„Darauf kannst du Gift nehmen!“, rief der Sänger ihm wütend und verletzt hinterher.

„Was für ein arroganter…“, begann der blonde Gitarrist.

„Arsch?“, half Aoi ihm.

„So in etwa. Eigentlich fehlen mir die Worte…“, erwiderte Uruha.

„Das kommt ja nicht allzu oft vor.“, meinte Ruki mit einem gequälten Grinsen. Er war einfach froh, dass der Blonde ihn im Arm hatte, so fühlte er sich im Moment einfach besser.

„Allerdings!“, stimmte Reita zu.

„Wir sollten uns nicht mehr ärgern, sondern lieber anfangen zu proben.“, meinte der dunkelhaarige Gitarrist.
 

Aufgeregt und hibbelig stand Ruki am nächsten Tag nachmittags vor Reitas Haustür. Er hatte gute Nachtrichten und konnte es kaum erwarten sie dem Blonden mitzuteilen. Über die ganze Freude hatte er verdrängt, dass er eigentlich zum Lernengekommen war. Es dauerte nicht lange da öffnete der Bassist ihm die Tür.

„Was hast du denn geschluckt?“, wollte Reita wissen, als sie in seinem Zimmer waren.

„Rate was am Wochenende ist?!“, erwiderte Ruki breit grinsend.

Der Bassist überlegte eine Weile. Hatte er irgendwas verpasst? Er konnte sich nicht daran erinnern, dass der Brünette ihm gesagt hatte, dass am Wochenende irgendetwas Tolles war.

„Ich hab keine Ahnung…“, meinte er dann.

„Meine Eltern sind am Wochenende nicht da und ich wollte dich fragen, ob du es nicht bei mir verbringen möchtest?“, zwar sprudelte der Satz aus dem Jüngeren heraus, doch als er das letzte ausgesprochen hatte, lief er rot an. „Ich meine, ich würde ungern alleine sein und na ja meine Eltern wissen ja nichts davon und es ist besser, wenn das so bleibt… es wäre also eine gute Gelegenheit… wir müssten deinen Eltern nicht immer auf den Nerv gehen…“, stammelte Ruki dann.

Jetzt musste Reita lachen, der Brünette konnte einfach zu niedlich sein. Er zog ihn zu sich auf den Schoss: „Ganz ruhig. Ich würde das Wochenende gerne mit dir verbringen.“

„Ehrlich?“, wollte der Sänger wissen.

„Klar, was denkst denn du?“, antwortete der Blonde und stupste ihn liebevoll gegen die Wange. „Aber apropos Eltern… meine Mutter weiß bescheid.“

Ruki machte große Augen: „Sie weiß bescheid? Was sagt sie dazu?“

„Sie war total begeistert, dass wir es endlich auf die Reihe gekriegt haben. Sie sagt, sie freut sich dich als Schwiegersohn zu haben.“, erwiderte Reita und verdrehte leicht genervt die Augen.

Der Sänger grinste erleichtert: „Deine Mutter ist echt bemerkenswert. Aber Schwiegersohn ist etwas übertrieben, oder?“

„Du kennst sie doch.“, meinte der Bassist lachend.

„Reita? Warum scheinen alle gewusst zu haben, dass wir zusammen gehören, nur wir nicht?“, wollte der Brünette plötzlich wissen.

„Frag mich was Leichteres.“, entgegnete Reita Schultern zuckend. „Aber wir haben es begriffen oder? Das zählt doch. You and me – we’re meant to be, das hast du doch gesagt.“

Zärtlich streichelte er dem Jüngeren über die Wange, dann küssten sie sich lange und leidenschaftlich, bevor sie sich widerstrebend ans Lernen machten.
 

Die Woche verlief ruhig, ohne dass Yune etwas getan hatte. Zwar ignorierte er Reita in der Klasse und den Rest seiner ehemaligen Freunde auch, wenn er sie sah, doch ansonsten tat er nichts, was sie in irgendeiner Weise belästigte. So hatte der Bassist, das ihm angedrohte Nachspiel schon fast vergessen, doch das änderte sich schlagartig, als er am Donnerstagmorgen. Ihm schlug eine Welle von Feindseligkeit entgegen als er das Klassenzimmer betrat. Ein guter Teil seiner Klassenkameraden ignorierte ihn und ein Teil warf ihm verächtliche Blicke, während hauptsächlich die Mädchen mit vorgehaltenen Händen am Tuscheln waren.

Reita verstand nicht, was hier passierte. Er war sich keiner Schuld bewusst und zog auch zuerst die Verbindung zu Yune nicht.

„Und Suzuki, wie fühlt man sich, wenn man es seinem besten Freund besorgt?!“, fragte ihn plötzlich jemand.

Verwirrt sah der Blonde seinen Klassenkameraden an: „Hä? Wie meinst du das?!“

„Du weißt doch ganz genau, wie er es meint!“, mischte sich jemand anderes ein. „Du und Matsumoto ihr vögelt doch miteinander! Ich hätte das ja von vielen gedacht, aber sicher nicht von dir.“

„Selbst wenn, wüsste ich nicht, was euch das angeht!“, gab Reita zurück.

„Du bist echt das Letzte, Suzuki! Dafür, dass du es mit ihm treiben kannst, zerstörst du eure Freundschaft mit Yune und sorgst dafür, dass er aus der Band gekickt wird. Das ist echt widerlich!“, schmiss ihm jemand an den Kopf.

Der Blonde schluckte nur schwer. Yune war also dafür verantwortlich. Zwar kochte er vor Wut, aber er sah ein, dass es nichts bringen würde, wenn er versuchen würde, die Sache richtig zu stellen. Es war klar, es interessierte hier keinen, was er zu sagen hatte. Sie standen alle auf Yunes Seite. Verbittert setzte er sich auf seinen Platz und versuchte die weiteren Hasstiraden an sich abprallen zu lassen.

So schnell wir nach dieser Stunde war Reita noch nie aus dem Klassenzimmer gewesen. Er wollte bloß weg von den anderen, allen voran Yune. Es war schwer gewesen dem Schlagzeuger sein süffisantes Grinsen nicht aus dem Gesicht zu prügeln.

„Hey, was ist denn mit dir los?“, wollte Uruha wissen, als der Bassist an ihm in Richtung Toilette vorbeistürmte. Erst nachdem er ein paar Schritte an dem Gitarristen vorbei war, stoppte Reita und drehte sich um: „Toilette, ich brauch ne Kippe!“ Er hoffte inständig, dass das Nikotin ihn etwas beruhigen würde, auch wenn er wusste, dass es verboten war in der Schule zu rauchen.

Der blonde Gitarrist schloss zu seinem Freund auf und sah forschend an: „Du quarzt normalerweise doch nicht in der Schule…“

„Komm mit und ich erzähl dir, was los ist.“, erklärte Reita.

„Erinnerst du dich, dass ich erzählt habe, dass Yune meinte, es wurde ein Nachspiel haben als ich ihn auf der Party geschlagen habe, damit er Ruki in Ruhe lässt?“, wollte der Bassist wissen, als sie die Toilette betreten hatten. Außer ihnen war niemand hier. Aus seiner Hosentasche zog er ein Feuerzeug und eine Packung Zigaretten. Mit einem fragenden Blick hielt er Uruha die Packung hin, doch dieser schüttelte den Kopf. Reita zündete die Zigarette an und nahm einen tiefen Zug. Das beruhigte ihn ungemein.

„Ja, daran erinnere ich mich.“, antwortete der Gitarrist.

„Nun weiß ich, was er damit gemeint hat.“, erklärte der Blonde. „Er in meiner Klasse herum erzählt, dass ich es Ruki besorgen würde und deshalb unsere Freundschaft ruiniert hätte und dafür gesorgt hätte, dass wir ihn aus der Band kicken. Jetzt ist keiner besonders gut auf mich zu sprechen…“

„Kann ich doch ne Kippe?“, war alles was Uruha antwortete.
 

„Du musst ihnen die Wahrheit sagen!“, sagte Ruki als er von Reita in der Mittagspause hörte was vorgefallen war. Eigentlich hatte der Bassist es ihm nicht erzählen wollen, da er ihn damit nicht belasten wollte, aber dem Sänger war die feindliche Stimmung von Reitas Mitschüler dem Bassisten gegenüber nicht entgangen.

„Würde ich, aber sie werden mir nicht glauben. Es würde nur wie leere Rechtfertigungen klingen… Yune hat sie zu sehr unter seiner Fuchtel.“, seufzte der Blonde. Ruki griff nach der Hand des Älteren und streichelte mit dem Daumen darüber. Am liebsten hätte er ihn in den Arm genommen, aber das ließ er lieber, um den anderen nicht noch mehr Zündstoff zu geben. Doch so konnte er Reita wenigstens etwas nahe sein. Der Bassist lächelte ihn an, als er den Daumen des Brünetten auf seiner Hand spürte. Er wusste diese Geste wirklich zu schätzen.

„Mach dir keine Sorgen, ich pack das schon.“, sagte der Blonde zu Ruki.

„Aber es ist nicht fair!“, murmelte der Jüngere.

„Die anderen werden schon merken, was Yune in Wirklichkeit für einer ist.“, sagte Aoi düster.
 

Nach der Schule hatte Yune Reita hinter das Schulgebäude zitiert. Der Bassist hoffte, dass er die Angelegenheit mit dem Schlagzeuger endlich klären konnte, sonst wäre er gar nicht hingegangen. Später war er mit Ruki verabredet. Auf diesen Augenblick freute er sich wirklich. Hoffentlich würde es mit Yune nicht so lange dauern…

Doch als er hinter dem Schulgebäude ankam, fand er den Schlagzeuger nicht alleine vor. Er hatte drei aus ihrer Klasse dabei. Drei, die dafür bekannt waren gerne mal handgreiflich zu werden. In diesem Moment begriff der Blonde, dass er einen Fehler gemacht hatte und Yune unterschätzt hatte.

Einen Augenblick später wurde er hart gegen die Wand des Gebäudes gedrückt. Er konnte sich kaum gegen die drei wehren, sie waren einfach zu stark.

„Tja, jetzt guckst du, was Suzuki?! Yune hat Freunde, auf die er sich verlassen kann.“, meinte einer der drei. Die anderen beiden hielten ihn inzwischen jeder an einer Seite fest. Verzweifelt versuchte Reita sich loszureißen, doch er kam nicht gegen die beiden an. Dann spürte der Blonde wie ihn eine Faust ins Gesicht traf. Der Schmerz durchzuckte seinen Körper und er spürte wie ihm etwas Warmes die Lippen hinunterlief. Er blutete also, aber er hatte nicht vor den anderen den Gefallen zu tun und zu schreien oder ähnliches. Reitas Gedanken blendeten aus, was gerade mit ihm passierte. Es war eine Art Selbstschutz. Er dachte an Ruki.

„Glaub nicht, dass du uns entkommen kannst. Du wirst die Konsequenzen für dein schäbiges Verhalten tragen…“, lachte der, der ihn geschlagen hatte. Ein weiterer Schlag landete in Reitas Gesicht.

„Ich hab dir gesagt, du bist einfach zu naiv, Reita.“, lächelte Yune.

Als ihn ein Schlag in den Magen traf, hatte der Bassist das Gefühl, dass seine Beine nachgeben würden, doch die beiden anderen hielten ihn fest genug, damit das nicht geschah.
 

„Yune?“, fragte Ruki erstaunt, als er an sein Handy ging.

„Du hast mich also noch nicht über Reita vergessen.“, antwortete der Schlagzeuger.

„Nein, dafür hast du mir zu weh getan.“, erklärte der Sänger kalt.

„Apropos, du solltest deinen Lover hinter dem Schulgebäude abholen. Er dürfte Probleme haben alleine zu laufen.“, sagte Yune.

„Was?! Was hast du mit Reita gemacht? Verdammt Yune, was soll das?!“, schnappte Ruki leicht panisch. Er hatte plötzlich wirklich Angst um den Bassisten. Was hatte Yune damit gemeint, er der Bassist würde Schwierigkeiten haben alleine zu laufen? Was hatte der Schlagzeuger Reita angetan? Und warum hatte er ihn alleine gelassen? Er hätte damit rechnen müssen, dass Yune es nicht dabei beließ den Ruf des Blonden zu schädigen. Ruki spürte einen Stich in seinem Herzen. Reita hatte ihn immer beschütz… und was hatte er gemacht? Gar nichts! Seine Gedanken rasten mal wieder.

Doch anstatt zu antworten, legte der Schlagzeuger einfach auf. Ungläubig starrte Ruki auf das Display seines Handys. Dann steckte er das Handy hektisch in seine Tasche, flitzte die Treppe hinunter und zog sich schnell an.

„Ich muss kurz weg!“, rief er seiner Mutter zu und verschwand aus der Haustür. Was Reita auch zugestoßen war, eins stand fest, er brauchte seine Hilfe.

Wehrlos

Haruka IX
 

~Wehrlos~
 

Yune wollte es sich nicht entgehen lassen, wie Ruki panisch zur Schule geeilt kam um nach Reita zu sehen. Immerhin war er so gnädig gewesen den Sänger anzurufen. Er hätte Reita ja auch einfach dort liegen lassen können, aber er wollte sehen, wie es dem Jüngeren weh tat, wenn er seinen neuen Freund so verletzt da liegen sah. Was bildete sich Ruki auch ein, dass er einfach mit ihm Schluss machen konnte? Das war albern, wenn jemand Schluss machte, dann er selber. Yune hatte gedacht, dass er noch etwas länger mit dem Jüngeren hätte spielen können, was ihm unglaublichen Spaß gemacht hätte. Von Anfang an hatte er Ruki und den Bassisten um ihre enge Beziehung beneidet und als der Brünette dann angefangen hatte ihm immer mehr Beachtung zu schenken, am Ende sogar regelrecht an seinen Lippen hing, da hatte er sich bestätig und gut gefühlt. Er hatte es genossen, dass fast alles mit dem Sänger anstellen konnte. Dieses Gefühl von Macht hatte ihm gefallen.

Ob er Ruki geliebt hatte, wusste er nicht. Jedenfalls fand Yune ihn schon attraktiv und fühlte sich durch die Gefühle, die ihm entgegen gebracht wurden geschmeichelt. Doch er hatte einsehen müssen, dass er Reita nicht ersetzen konnte. Rukis enge Beziehung zu dem Blonden hatte sich nicht verschlechtert. Yune war klar geworden, dass er den Jüngeren nie für sich alleine haben würde. Er war sehr wütend gewesen, als er mitbekommen hatte, dass der Sänger zuerst mit Reita über sein Problem geredet hatte und nicht mit ihm. Dabei betraf es doch sie beide.

Der Schlagzeuger war immer wütender auf den Blonden geworden, er hatte alles kaputt gemacht. Auf die Idee, dass er Ruki mit seinem Verhalten verletzt hatte, kam ihm nicht. In seinen Augen hatte der Bassist Schuld daran, dass der Sänger sich von ihm abgewandt hatte. Es erschien ihm vollkommen gerechtfertigt, dass Reita zusammengeschlagen worden war. Für die Demütigung, die er ihm zugefügt hatte, sollte der Blonde büßen, genau wie Ruki.
 

Außer Atem erreicht Ruki das Schulgelände. Nur die Angst um Reita hatte ihn weiterlaufen lassen, er war fix und fertig. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er zuletzt so gerannt war. Japsend legte er die letzten Meter zurück, zu der Stelle, die Yune ihm genannt hatte. Als er um die Ecke des Gebäudes bog, sah er die zusammen gekrümmte, gegen die kalte Wand des Schulgebäudes gelehnte Gestalt des Bassisten. Die letzten Schritte stolperte der Sänger nur noch zu seinem Freund hin.

„Reita!“, rief er panisch.

Stöhnend vor Schmerzen hob der Bassist den Kopf, als er Rukis Stimme wahrnahm. Er hatte versucht aufzustehen, nachdem Yune und seine feinen Freunde gegangen waren, doch er hatte sich einfach nicht auf den Beinen halten können. Sie war zu wacklig gewesen und ihm war zu schwindlig. Sein Kopf fühlte sich an, als wenn jemand einen Presslufthammer darin angeschmissen hatte.

Ruki kniete sich neben den Blonden. Reita sah erbärmlich aus. Seine linke Wange war leicht angeschwollen und dabei sich blau und grün zu färben, während die Lippen an mehreren Stellen ausgeplatzt waren. Nasenbluten schien er auch gehabt zu haben. An seinem Handrücken war Blut zu sehen, wahrscheinlich hatte er sich damit das Blut aus dem Gesicht gewischt. An seinen Handgelenken konnte man deutlich die Abdrücke seiner Peiniger erkennen. Dazu fanden sich mehrere blutige Kratzer und blaue Flecken an den Handgelenken. Und das war nur das, was Ruki so sehen konnte. Er nahm an, dass Reita noch mehr Blutergüsse hatte. Seine Schuluniform war dreckig, an ein paar Stellen sogar leicht eingerissen und einen Stück von ihm entfernt, konnte der Sänger erbrochenes im Gras sehen. Nach einem zweiten kräftigen Schlag in den Magen hatte Reita es nicht mehr geschafft seinen Mageninhalt bei sich zu behalten. Ihm war zu schlecht gewesen. Unter den spöttischen Blicken und bissigen Kommentaren der anderen hatte er sich schließlich übergeben.

Die Schultasche des Blonden lag ein großes Stück von ihm entfernt, so dass er ohne weiteres nicht an sie heran gekommen wäre und somit auch nicht an sein Handy. Er hatte Ruki anrufen wollen, aber er war nicht soweit gekommen.

„Mein Gott, Reita! Was haben sie mit dir gemacht?!“, entfuhr es dem Brünetten geschockt. Er zog den Älteren vorsichtig, um ihm nicht noch mehr wehzutun, in seinen Arm. Mit zitternder Hand strich der Bassist ihm kraftlos über die Wange, so als wenn er sich vergewissern musste, dass es wirklich Ruki war, der ihn da gefunden hatte.

„Ruki…“, murmelte er erleichtert. Er war so froh, den Jüngeren zu sehen. So fühlte er sich schon besser.

„War das wirklich Yune?“, wollte der Sänger entsetzt wissen. Er konnte es einfach nicht fassen, dass der Schlagzeuger zu so etwas fähig war.

„Eher… seine Freunde, die … er dabei hatte…“, antwortete Reita.

„Wie geht es dir?“, erkundigte sich Ruki, obwohl er wusste, wie lächerlich das klang.

„Scheiße, aber jetzt wo du da bist, besser.“, erklärte der Blonde und zwang sich ein gequältes Lächeln ab.

„Es tut mir so leid, dass ich dir nicht helfen konnte! Ich hätte das ahnen müssen … ich …“, stammelte der Jüngere.

„Nein, es ist okay, Ruki. Dir muss nichts leid tun. Ich bin nur froh, dass er dir nichts getan hat.“, erwiderte der Bassist.

„Aber er hat dich zusammenschlagen lassen, das ist nicht okay!“, meinte der Brünette empört. Er überlegte fieberhaft, was er tun konnte, damit der Schlagzeuger nicht noch einmal auf solche dummen Gedanken kam.

„Nicht dass ich es okay finde, was Yune getan hat, aber ich werde es überleben. Mach dir keinen Kopf, ich denke nicht, dass er das noch mal machen wird. Aber ich befürchte, du musst mir helfen nach Hause zu kommen.“, entgegnete Reita.

„Kein Problem, ich lass dich doch nicht hängen.“, erklärte Ruki. Er half seinem Freund auf die Beine zu kommen. Immer noch fühlten sich die Beine des Bassisten an, wie Gummi und er war wirklich froh, dass der Brünette ihn stützte.

„Woher wusstest du eigentlich…?“, fragte der Bassist plötzlich.

„Yune hat mich angerufen.“, antwortete Ruki. „Er hat gesagt, ich solle dich abholen…“

Es dauerte eine Weile bis sie die nächste Bahnstation erreicht hatten. Die meisten Leute, an denen sie vorbei kamen, warfen ihnen seltsame Blicke zu, doch keiner bequemte sich ihnen zu helfen.

„Es tut mir leid, dass ich dir so viel Mühe mache.“, sagte der Blonde unvermittelt, als sie endlich in der Bahn saßen. Er hatte sich erleichtert in den Sitz fallen lassen und versuchte zu Atem zu kommen. Der Gang hierher hatte ihn wirklich angestrengt.

„Das ist doch kein Problem. Wenn es sein muss, hätte ich dich auch nach Hause getragen.“, lachte der Jüngere am Ende.

„Zum Glück sind meine Eltern noch nicht da.“, murmelte der Bassist.
 

Als sie es endlich zum Haus von Reitas Eltern geschafft hatten, schloss der Blonde die Tür auf und stolperte mit Ruki in den Flur.

„Scheiße, wie sollen wir das in mein Zimmer schaffen?!“, fragte er den Brünetten. Dieser zuckte mit der Schulter, an die sich Reita nicht lehnte, und meinte: „Irgendwie. So wie du mich da betrunken hochgekriegt hast.“

Es war nicht ganz so einfach, aber nach einiger Zeit hatten sie es tatsächlich geschafft und hatten Reitas Zimmer erreicht. Vorsichtig ließ Ruki den Blonden sich auf sein Bett legen. Der Bassist stöhnte, als er sich endlich lang machen konnte.

„Kannst du mir Aspirin und was zu trinken besorgen?“, wollte der Bassist wissen.

„Klar, wenn du mir sagst, wo ihr den Verbandskasten habt, dann verarzte ich dich auch.“, erklärte der Sänger.

„Ist alles da, wo das Aspirin ist…“, sagte Reita.

Der Sänger verschwand und kam kurze Zeit später wieder. Er hatte ein Glas Wasser in der einen Hand, mit dem kleinen Finger hatte er die verpackte Tablette an das Glas geklemmt und den Verbandskasten in der anderen Hand. Er stellte alles auf den Nachttisch und half Reita führsorglich sich etwas aufzurichten. Dann reichte er ihn das Glas und die Tablette. Dankbar nahm der Blonde das Glas, schluckte die Tablette und spülte sie mit dem Wasser hinunter. Das Wasser tat seiner trockenen Kehle wirklich gut. Ruki schnappte sich den Verbandskasten und machte sich daran, Reitas Wunden zu desinfizieren und versorgen. Nachdem er fertig war, brachte er den Verbandskasten wieder weg.

Als er das Zimmer wieder betrat, lag der Bassist wieder ausgestreckt auf seinem Bett. „Kommst du zu mir?“, wollte er wissen.

Ruki nickte und setzte sich zu dem Blonden auf das Bett. Sanft strich er Reita über die lädierte Wange, darauf bedacht, ihm nicht noch mehr weh zu tun. Spätestens jetzt hatte er beschlossen, dass er etwas unternehmen musste, damit Yune den Blonden nicht noch einmal so verletzen würde. Das würde er nicht zulassen. Der Bassist zog ihn etwas näher zu sich auf das Bett. Schließlich lag Ruki neben ihm und Reita hatte sich an ihn gekuschelt. So konnte er sich entspannen. Zärtlich strich der Sänger ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie sahen sich in die Augen, dann küsste Reita ihn liebevoll auf die Nase: „Danke, dass du da bist.“

„Ich lass dich nicht hängen, das weißt du. Ich liebe dich.“, antwortete der Brünette.

„Ich dich auch.“, entgegnete der Bassist. Dann schloss er die Augen. Es dauerte nicht lange bis ihn die Erschöpfung übermannte und er einschlief.
 

Ungefähr eine Stunde später klopfte es an der Tür zu Reitas Zimmer. Die Tür öffnete sich und Naoko betrat das Zimmer. Sie wollte etwas sagen, doch dann sah sie ihren Sohn und Ruki aneinandergekuschelt auf dem Bett liegen. Ihr Sohn schlief und sah furchtbar aus.

Ruki wurde rot, als er bemerkte, dass Reitas Mutter das Zimmer betreten hatte und sie gesehen hatte. Dann sah er ihren besorgten Gesichtsausdruck.

Naoko kam ein wenig näher: „Hallo, was ist denn mit ihm passiert?“ Sie sprach leise und versuchte möglichst gefasst zu klingen, aber man konnte ihr doch ansehen, dass sie sich Sorgen machte.

„Hallo.“, begrüßte er sie. „Reita ist nach der Schule zusammengeschlagen worden. Es tut mir leid, dass ich ihm nicht helfen konnte.“ Der Brünette wollte sich nicht aufrichten, da er den Bassist so bestimmt geweckt hätte, aber er wusste, dass Naoko das verstehen würde.

„Hast du ihn hierher gebracht und ihn verarztet?“, fragte sie.

Stumm nickte der Sänger.

„Dann hast du ihm doch geholfen, Takanori.“, meinte sie sanft. „Dafür bin ich dir sehr dankbar. Ich lasse euch jetzt erstmal wieder alleine, Akira kann mir ja später alles erzählen, wenn es ihm wieder besser geht.“
 

Während Reita in seinem Arm geschlafen hatte, hatte der Sänger darüber nachgedacht, was er unternehmen konnte. Er war zu dem Schluss gekommen, dass er mit den Mitschülern, des Bassisten reden würde. Zur Not musste er ihnen halt Yune Brief zeigen, auch wenn er es nicht gerne tat, aber wenn es dem Blonden helfen konnte, dann musste er es probieren.

Inzwischen wachte Reita langsam auf. Der Schlaf hatte ihm gut getan und er fühlte sich nicht mehr ganz so tot wie vorher.

„Du bist noch da.“, bemerkte er noch etwas schläfrig.

„Ich wollte gehen, aber du warst zu schwer. Ich konnte nicht.“, grinste Ruki.

„Da bin ich aber froh.“, lächelte der Bassist.
 

So früh war Ruki schon lange nicht mehr in der Schule gewesen. Er atmete tief durch, bevor er das Klassenzimmer von Reita betrat. Er wusste, dass der Blonde erst später kommen würde. Als er gestern gegangen war, hatte der Blonde ihm versichert, dass er morgen zur Schule kommen würde, auch wenn es ihm noch nicht ganz so gut ging. Doch Reita hatte keine Lust gehabt, Yune diesen Triumph zu gönnen.

„Wen haben wir denn da? Suzukis kleinen Schnuffi.“, meinte einer als Ruki den Raum betrat. Der Sänger sah sich kurz um, Yune war nicht da.

„Ihr wisst, dass er gestern zusammengeschlagen wurde?“, fragte der Brünette und ignorierte den Kommentar.

Es gab zustimmendes Gemurmel, ein paar guckten erstaunt.

„Und? Das geschieht ihm recht, nach allem, was er gemacht hat. Wie kannst du überhaupt mit ihm zusammen sein?!“, schnaubte jemand und baute sich vor ihm auf.

„Und dann seid ihr auch noch beides Männer!“, warf jemand anderes ein.

„Ich werde mich jetzt nicht rechtfertigen, für etwas, dass euch nichts angeht, aber dass er zusammengeschlagen wurde, das geht zu weit!“, fauchte Ruki ihm entgegen. Er hatte nicht vor sich jetzt einschüchtern zu lassen. „Ihr habt doch keine Ahnung! Ihr seid Yune voll auf den Leim gegangen! Yune hat mich mies behandelt und Reita hat höchstens versucht, mir zu helfen. Und aus der Band haben wir ihn nicht gekickt, er hat ein Angebot von einer anderen Band und hat Reita und mich erpresst, damit er bleibt und wir nicht dumm bei unserem Auftritt da stehen! Aber mir ist schon klar, dass ihr mir nicht einfach glauben werdet. Deshalb solltet ihr das lesen!“, damit knallte der Sänger den Jungen, der sich vor ihm aufgebaut hatte regelrecht den Brief und die Zeitschrift vor die Füße. „Vielleicht seht ihr dann ja ein, dass ihr Reita Unrecht tut!“

Reita sah Ruki gerade aus seinem Klassenraum gehen, als er über den Flur ging. „Oi, Ruki!“, rief er ihm hinterher.

Der Brünette sah in seine Richtung und kam auf ihm zu: „Morgen Reita. Geht’s dir wieder besser?“

„Hm, ja schon. Besser als gestern jedenfalls. Außerdem müssen wir proben und unser Wochenende lass ich mir davon auch nicht versauen.“, grinste der Blonde. „Was machst du denn in meiner Klasse?“

„Ein paar Dinge richtig stellen, es jedenfalls versuchen.“, erklärte der Jüngere ruhig.

„Ruki! Hab ich dir nicht gesagt, du sollst nichts unternehmen?!“, wollte der Bassist wissen, etwas wütender, als er es beabsichtigt hatte. Er hatte eine böse Ahnung, was der Sänger getan hatte.

„Ja, ich weiß, was du gesagt hast, aber es ist nicht okay, wenn sie dich zusammenschlagen und ich will nicht, dass sie dir das noch mal antun! Ich kann dich auch beschützen!“, erwiderte Ruki bestimmt.

„Sturkopf!“, meinte Reita. Dann wurde sein Gesichtsausdruck liebevoller: „Danke. Auf dich kann man sich verlassen, hm?“

„Du weißt doch: You and me…“, begann der Jüngere.

„… are meant to be.“, vollendete der Bassist lächelnd.

Meine Welt in drei Wörtern erklären

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Kommentare zu dieser Fanfic (18)
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Von:  Toffelchan
2011-05-01T23:52:25+00:00 02.05.2011 01:52
fertig gelesen *__*~

also ich muss sagen.. ich hab die ff irgendwann schon mal gelesen °__°"
nur hab ich weder kommentiert noch gefavot, was mich echt wundert....
ich hab keine ahnung, wieso ich das nicht getan habe, geschweige denn ob es wirklich hier war wo ich die ff gelesen hab.. keiiine ahnung xD"
hab sie aber nochmal gelesen und das mit freude :3

naja auf jedenfall richtig toll!!
ich mag die ff sehr und yune ist n arschloch!
gut, dass reita und ruki zusammen gefunden haben ~
reita ist perfekt für ruki so wie du die beiden beschrieben hast~


das ende ist auch echt gut ;D
schön, dass rukis versaute seite noch zum vorschein kam >D höhö


lg
♥~
Von:  KyosGiftzwerg
2010-03-13T02:29:10+00:00 13.03.2010 03:29
großes loooooooooooveeeeee XD
wie gesagt ich mag deine geschichten^^
selbst die alten *grins*
Von:  KyosGiftzwerg
2010-03-13T02:26:48+00:00 13.03.2010 03:26
großes loooooooooooveeeeee XD
wie gesagt ich mag deine geschichten^^
selbst die alten *grins*
Von:  Atem
2008-11-28T06:21:16+00:00 28.11.2008 07:21
XDDD Also Rukis letzter Satz ist am Besten XDDDDD~. Am Schluss ist er so verdorben, wie wir ihn kennen und lieben *lachz*.
Der Schluss nach dem Ende der Lemonszene hätte vielleicht ein klein wenig ausführlicher sein können, aber sonst hat es mir wirklich sehr gut gefallen ^^. Reituki rulez~!!!

*plüsch* Rei~
Von: abgemeldet
2008-11-27T16:26:16+00:00 27.11.2008 17:26
Happy Eeeeend!!^____^

.. schade, dass es schon rum ist-."
war aber ne coole ff<3

freu mich, wenn's bei dir ff-technisch wieder
weiter geht xDDDDD

lG
Von:  Atem
2008-11-23T11:28:30+00:00 23.11.2008 12:28
Hihi~ ich bin grad am Rätseln was Haruka übersetzt heißt... vor allem im Zusammenhang mit dieser FF xD.

Habe mir jetzt alles auf einmal durchgelesen und bin ziemlich begeistert. Ich kenne Yune nicht wirklich, aber in den meisten FFs wird er als der Böse abgestempelt. Und dass Ruki und Reita zusammenkommen... da bin ich doch glatt noch einmal begeisterter XD".
Du hast einen schönen und angenehm zu lesenden Schreibstil. Fehler sind mir jetzt auch keine großartigen aufgefallen. Könnte ich ewig so weiterlesen und war richtig enttäuscht, als ich auf der letzten Seite angekommen war XD". An manchen Stellen ist mir allerdings aufgefallen, dass der Plot ein wenig übereilt war. Sodass man das Gefühl bekam, dass du da schnell drüber hinwegkommen wolltest. Da hätte man das eine oder andere vielleicht noch ein bißchen ausbauen können (um jetzt nicht zu sagen, in die Länge zu ziehen *g*). Dann würde es nicht so gerast scheinen.

Alles in allem... endlich wieder eine neue Reituki FF *anluvz* XD~. Bin schon gespannt, wie es weitergeht und ob sie an diesem Wochenende etwas Bestimmtes machen *augenbrauenwackel*... nur beschleicht mich das dunkle Gefühl, dass sie an diesem WE überrascht werden von Rukis Eltern... und... ich dieser Gedanke gefällt mir überhaupt nicht >.<. Also mach was dagegen XD.

*plüsch* Rei~
Von: abgemeldet
2008-11-23T10:55:43+00:00 23.11.2008 11:55
Zum Glück geht's Reita schoon wieder besser><""""""
Und das ist sooooooo süß>///<"
You and me... *wuah* <3333333333
no more comment^.~

lG
Von: abgemeldet
2008-11-18T20:07:21+00:00 18.11.2008 21:07
Waaah, Yune ist so ein *=?%&$("&$§%"!!!!!!!!!!!!!
Und dass sich die Leute aus Reitas Klasse nicht einmal
die andere Seite der Sotry anhören... mal abgesehen, dass
es sie nen Scheiß angeht>.>""""

Ich hoffe ihm geht's nicht all zu schlimm... und ich
hoffe Kai bekommt das hin :3

colles Kapitel, ich freu mich (wie immer) auf
das nächste... ich komm mir vor wie ein Groupie ^.~
Von: abgemeldet
2008-11-16T22:41:55+00:00 16.11.2008 23:41
<3<3<3<3<3<3<3 weiter sooo!!!! ist sehr toll... obwohl ruki auch naiv ist wenn er dort alleine hingeht v___v
Von: abgemeldet
2008-11-15T15:45:09+00:00 15.11.2008 16:45
Holla, jetzt geht's aber Schlag auf Schlag!*_*

Cooles Kapitel, endlich haben sie's geschafft^_____^
und das mit Yune erledigt sich hoffentlich auch :3
Jetzt darf nur nix mehr mit der Schule schief gehen><"

<3


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