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Can't breathe easy

harry x draco <33
von

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Sonnenschein und kalte Augen

„Ruhe, ich bitte um R U H E!!!“ Endlich verstummten die Gespräche in dem großen Raum. Das Schuljahr in Hogwarts hatte gerade erst begonnen, es war noch mitten im Sommer und daher sehr schwül, außerdem hatte man noch so viele Erlebnisse aus den Ferien miteinander auszutauschen, dass es einem wirklich schwer fiel, sich auf den beginnenden Unterricht zu konzentrieren. Der Mann, der vorne neben dem Pult stand räusperte sich dezent, als alle Stimmen endgültig verstummten und jedes Augenpaar auf ihn gerichtet war. Er war recht groß und schien dafür ziemlich dünn zu sein, trug gewöhnliche Kleidung – man hätte ihn für einen Muggel halten können: ein hellgrauer Anzug und darunter ein weißes Hemd… Ok, vielleicht bis auf die Krawatte, diese war nämlich schweinchenrosa und hatte anscheinend auch noch ein kleines Herzchen aufgestickt. Selbst ein Zauberer müsste doch sehen, dass das überhaupt nicht zusammenpasste?
 

Dennoch machte er einen unglaublich freundlichen, wenn auch recht müden Eindruck. Da war so ein leichter, kühler Schimmer in seinen Augen, an dem aber nichts unheilvolles zu sein schien. Er machte ihn nur irgendwie… geheimnisvoll. Als ob er etwas tief in sich drinnen verbergen wollte, und nur seine Augen ihn noch daran hinderten. Er lächelte milde und wandte sich an seine Klasse. „Ich weiß, ihr habt überaus anstrengende Ferien hinter euch und könnt es kaum erwarten, euch nun endlich eure wohlverdiente Ruhe in meinem Unterricht zu holen…“ Einige kicherten verhalten, und sein Lächeln wurde breiter.
 

Er fuhr mit ruhiger und überzeugter Stimme fort: „Aber bevor ihr abschalten und eure Seele baumeln lassen könnt, gibt es da noch zwei Kleinigkeiten, die wir klären müssen…“ Seine Worte hatten einen geheimnisvollen Klang angenommen und trotz der drückenden Hitze in dem stickigen Klassenzimmer wurden die Blicke der Schüler neugieriger. Doch nach einer kurzen, spannungsaufbauenden Pause grinste der junge Mann nur und meinte: „Zu allererst: was ist denn das eigentlich für eine schlaksige Witzfigur mit dieser unglaublich geschmacklosen Krawatte da vorne am Pult, die euch schon die ganze Zeit auf die Nerven geht?“
 

Zuerst kicherten einige nur zögerlich, doch sehr schnell brach die ganze Klasse in schallendes Gelächter aus. Zufrieden mit sich selbst spielte der neue Professor mit den Fingern an seiner Krawatte herum, und wieder glänzten seine Augen irgendwie kühl. Nachdem sich alle wieder beruhigt hatten, sprach er weiter: „Nun, mein Name ist Jericho Devine, aber bleiben wir bei Jerry, passt irgendwie besser zu mir…“, murmelte er gegen erneut aufkommendes Lachen, während er sich gegen das Pult lehnte und erneut über seine Krawatte strich.
 

„Und ich bin euer neuer Lehrer in Verteidigung gegen die Dunklen Künste, das heißt solange ihr keinen besseren findet, was nicht allzu schwierig sein dürfte…“ Unter dem wieder aufbrodelnden Gelächter war Hermines enttäuschtes Seufzen kaum zu hören. „Hey, er macht doch nur Spaß Mine, keine Angst~“, flüsterte ihr Harry beruhigend zu, wobei er sich selbst ziemlich schwer damit tat, ein Kichern zu unterdrücken. „Warum können wir nicht einmal einen normalen Lehrer in diesem wichtigen Fach haben? Aber nein, stattdessen schicken sie uns einen drei-Sickel-Komiker!“, fauchte Hermine wütend zurück.
 

„Also, womit sich die zweite Frage auftäte… - fuhr der neue Professor unbeirrt fort - wenn ich so ein miserabler Lehrer bin, und ihr als vielbeschäftigte Schüler sicher besseres zu tun habt, als hier meinen Monologen zu lauschen… Ich habe gehört Zonko hat ein neues Spiel erfunden, richtig? Krötenrommé oder so, muss ich auch unbedingt mal ausprobieren…“, schweifte er kurz ab, um wieder leises Lachen zu provozieren. „Na jedenfalls… was machen wir dann eigentlich noch alle hier?“ Mit einem Schlag kehrte ein betretenes Schweigen ein, welches sich langsam in eine unangenehm bedrückende Stille verwandelte, in der der Professor jeden einzelnen seiner Schüler ernst musterte, bevor er wieder sein fröhliches Lächeln aufsetzte und unbeschwert fortfuhr, als sei nichts gewesen:
 

„Seht euch doch nur diesen strahlenden Sonnenschein da draußen an!“ Er deutete mit einer großen Geste durchs Fenster in den azurblauen Himmel. „Warum also in diesem muffigen Klassenzimmer all seine Kraft dazu aufwenden, die Augenlider offen zu halten, um wenigstens den Anschein zu wahren, dass man noch nicht eingeschlafen ist, wenn man sich doch draußen an der frischen Luft mit so vielen anderen, angenehmen Dingen die Zeit vertreiben kann!“ „Wie gut der uns kennt…“, murmelte Ron Harry zu und beide mussten leise kichern, während Hermines Gesichtsausdruck noch zwischen Empörung und Verzweiflung hin- und herschwankte.
 

„Also, dann erzählt mal, was macht ihr in eurer Freizeit am liebsten? Na los, nur keine falsche Scheu, bitte!“ Er deutete auf Parvatis erhobene Hand. „Im See schwimmen!“, seufzte das Mädchen sehnsüchtig. „Und tauchen!“, rief ihre Zwillingsschwester. „Oh ja, bei der Hitze tut jedem eine kleine Abkühlung gut. Weiter, weiter!“ Viele Hände stiegen in die Höhe. „Quidditsch spielen!“, „Gnomwerfen!“, „Wichtel jagen!“

„Zauberschach spielen!“, kam es von Ron, der sichtlich stolz war, im Unterricht auch mal etwas gesagt zu haben, was den Lehrer zufriedenstellte.
 

„Fabelhaft! Phantastisch!“, jubelte der Lehrer begeistert. „Ich sehe schon, wir haben hier ein paar sehr kluge Köpfe sitzen“, nickte er Ron zu, und dieser lief bis über die Ohren rot an und grinste glücklich. Von einem Lehrer als ’klug’ bezeichnet zu werden war eine Ehre für den als Schüler nicht besonders talentierten Rotschopf. Aber im Zauberschach war er wirklich unschlagbar, das hatte er bereits im ersten Schuljahr unter Beweis gestellt. „Aber sagen sie mir, Miss Patil… Sie schwimmen gerne? Wissen sie denn, wie ein Grindeloh aussieht?“ Sie nickte zögerlich. „Und ein Tiefenlocklicht, haben sie davon schon mal gehört?“ Die Inderin schüttelte fragend den Kopf.
 

„Ich verstehe…“, murmelte der junge Mann nachdenklich. „Und sie beide: Mr. Finnigan, Mr. Thomas… Quidditch mögen sie also, ja? Benutzen sie die Besen aus dem Flugschrank?“ Die beiden stimmten zu. „Notwendigerweise, sie dürfen ja eigentlich keine eigenen Besen hier haben… Sind sie dort womöglich schon mal einem Irrwicht begegnet? Nein? Wüssten sie, wie sie sich gegen ihn verteidigen können? Und was wäre, wenn ihnen zwei von der Sorte entgegenspringen würden? Oder sie, Mr. Longbottom, sie sagten sie interessieren sich für Kräuter und Pflanzen, wissen sie, was eine Wolfsmilch ist? Oder das Herzblut?“ Beängstigt schüttelte Neville den Kopf. Die Augen des Lehrers wurden etwas dunkler, noch kühler, während sie weiter über die fassungslosen Gesichter wanderten. „Ja… und… Miss Lovegood, was ist mit ihnen? Sie studieren den Mondkalender, eine überaus faszinierende und wichtige Aufgabe… Aber ist ihnen je in den Sinn gekommen, dass sie auf einer ihrer nächtlichen Wanderungen einem Vampir oder einem Werwolf begegnen könnten? Was würden sie dann tun?!“
 

Seine Stimme hallte laut über den Köpfen der vor Überraschung und Schreck verstummten Schüler hinweg. „Genau deswegen sind wir hier. Nicht, damit ihr gute Noten schreibt oder gar um euch zu ärgern und euch eurer Freizeit zu berauben, sondern um euch zu warnen und zu schützen. Nicht, damit ihr meine Fragen, die ich euch entgegenschmettere, richtig beantwortet und Punkte für euer Haus verdienen könnt, sondern damit ihr eine drohende Gefahr im richtigen Moment erkennen könnt bevor es zu spät ist und gewappnet seid. Nicht, damit ihr lernt, elegant mit dem Zauberstab durch die Luft zu fuchteln und komplizierte Worte eindrucksvoll nachzuplappern, sondern um euch zu lehren, euer Leben und nicht zuletzt auch das Leben anderer in extremen Situationen beschützen zu können und zu begreifen, wie ihr es verhindern könnt, euch unnötigen Gefahren auszusetzen. Und glaubt mir, wenn ich euch nun ehrlich sage, dass ich mir von ganzem Herzen nichts sehnlicher wünsche, als dass ihr die Zauber, die ihr hier von mir erlernen werdet, niemals irgendwo außerhalb dieses Klassenzimmers einsetzen müsst…“
 

Harry hätte schwören können, dass er noch nie jemanden mit so ernsten und festen Augen gesehen hatte. Er spürte, wie sich eine Gänsehaut klammheimlich durch seine Haut stahl, um ja nicht die bewegungslose Stille, die den ganzen Raum in Besitz genommen hatte, zu durchbrechen. Und er war sich sicher, dass Jericho Devine genau das sehen würde, wenn er jetzt in den Spiegel Nerhegeb geblickt hätte. Der junge Mann seufzte leise. „Und auch wenn ich kein besonders talentierter Lehrer bin, werde ich mein bestes geben, damit ihr möglichst viel über die gefährlichen Kreaturen, die da draußen lauern, erfahrt. Denn wisst ihr, ich habe früher auch nicht im Unterricht aufgepasst und nicht viel von Warnungen oder Regeln gehalten, aber ich hoffe ihr hört nun auf mich, denn ich habe am eigenen Leib erfahren wie schwer es ist, sich… und andere… zu beschützen, wenn man vor Angst ganz starr ist und kein Wort aus der zugeschnürten Kehle herausbekommt. Und was erst machen, wenn man nicht einmal weiß, was man sagen muss? Ich habe für mein Unwissen einen sehr, sehr hohen Preis bezahlt…“
 

Seine Stimme war leise und schwermütig geworden, er ließ seinen kalten Blick aus dem Fenster schweifen, während er seine Krawatte nervös zwischen den Fingern drehte. „Den höchsten Preis, meiner Ansicht nach… Und ich würde euch so etwas gern ersparen.“ Er sah wieder die Klasse an und forcierte ein gekünsteltes Lächeln. „Also…“, knüpfte er mit sanft klingenden Worten wieder an. „Wer von euch bereit ist, einen ebenso hohen Preis zu zahlen, der kann jetzt aufstehen und nach draußen in die Sonne gehen.“ Keiner rührte sich. Alle saßen wie versteinert in ihren Bänken, und Harry dachte nicht einmal daran, aufzustehen. Er wusste selbst genau, wie wichtig dieses Fach war. Und auch das Gefühl, vor Angst paralysiert zu sein, kannte er nur allzu gut.
 

Plötzlich hörte man einen Stuhl rücken. Alle Köpfe wandten sich nach Malfoy um, der gerade aufgestanden war. „Dann bis später!“, grinste er frech. Doch der junge Mann lächelte ihn nur milde an. „Bitte, du weißt wo die Tür ist. Tu dir keinen Zwang an, wenn du meinst, du bist für dein Schicksal gewappnet…“ Und immer noch grinsend stolzierte Draco aus dem Klassenzimmer und knallte die Tür hinter sich zu. Das Geräusch hallte durch die Stille und schien die geflüsterten Worte: „… dummer, naiver Junge.“, die der Lehrer ihm mit auf den Weg gegeben hatte, zu übertönen. „Du machst gerade denselben Fehler wie ich damals, und ich bin mir sicher, dass du ebenfalls einen hohen Preis für deinen Übermut bezahlen wirst.“, sagte er, obwohl der Blonde bereits aus dem Raum verschwunden war.
 

„So…“, fügte er hinzu, wieder an die Klasse gewandt. „Wenn ich das richtig sehe, seid ihr restlichen an meinem Unterricht interessiert? Das freut mich.“ Er lächelte freundlich und tippte ein Stück Kreide, das auf dem Pult lag, mit seinem Zauberstab an, murmelte „wingardium leviosa!“ und ließ es auf die Tafel zuschweben. „Wir werden uns am Anfang des Jahres mit Lebewesen, die wir in dieser Gegend vorfinden können, beschäftigen. Ich habe sie euch vorher genannt…“ Er schrieb die Kreaturen mit der schwebenden Kreide an die Tafel.
 

„Das, wovon ich ihnen erzählt habe, Mr. Longbottom, sind Heilpflanzen, keine Lebewesen, aber deswegen nicht minder gefährlich... sie werden sich mit ihnen dieses Jahr in Kräuterkunde beschäftigen, keine Angst.“, lächelte er, als er Nevilles ängstliches Gesicht bemerkte. „Aber, Professor…“ Der angesprochene drehte sich um. Hermines Hand war in der Luft, sie hatte sich nicht mehr zurückhalten können. „Über Grindelohs wissen wir bescheid und… Werwölfe…“ „Ja, ich weiß Miss Granger, aber eine Wiederholung kann nicht schaden, oder?“ Sie errötete, gab jedoch nicht auf. Harry musste grinsen, denn er wusste, wie gerne sie Lehrern zeigte, dass sie mehr wusste und dass sie Unrecht hatten. „Aber Vampire… leben doch gar nicht in dieser Umgebung!“
 

Wieder wurden seine Augen kühl. War dies vielleicht ein Zeichen von Ungeduld? Aber es schien nicht so, denn er antwortete gefasst und geduldig: „Wissen sie, Miss Granger… das mag gut sein, aber man kann nie wissen, wo man einem begegnet. Es sind keine sesshaften Lebewesen… und… Vorsicht ist besser als Nachsicht.“ Hermine schluckte und nahm langsam die Hand herunter.
 


 

Das Klingeln schien trotz der Hitze schneller als erwartet zu kommen. Langsam packten die Schüler ihre Sachen zusammen. Die Stunde über Grindelohs war tatsächlich interessant gewesen und sie hatten sogar Sachen erfahren, die sie zuvor noch nicht gewusst hatten. „Miss Granger?“ Hermine drehte sich um. „Bleiben sie bitte noch kurz hier, ja? Keine Angst, der ’drei-Sickel-Komiker’ möchte sich nur kurz mit ihnen unterhalten.“ Professor Devine lächelte freundlich und winkte sie zu sich. „Wir… warten dann draußen, ja?“, murmelte Ron und sie nickte, bevor sie sich mit pink glühenden Wangen auf den langen Weg vor zum Pult machte.
 

Vor der Tür diskutierten die beiden Jungen derweil über den neuen Lehrer.

„Aber diese Krawatte ist ja tödlich! Wer zieht denn so was an?“, lachte Ron.

„Du hörst dich fast wie Hermine an, Ron!“, grinste Harry.

„Ist doch so…“, murrte Ron bloß.

„Trotzdem, immer noch kein Vergleich zu deinem Festumhang, oder?“ Harry musste schadenfroh kichern.

„Halt die Klappe!“, schnappte Ron, aber auch er konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen.

„Aber ich glaube er ist echt ein guter Lehrer… er erinnert mich irgendwie an Professor Lupin, findest du nicht?“, erwiderte Harry.

„Ja, irgendwie schon… auch dieser müde Ausdruck in seinen Augen, hast du den bemerkt?“

„Klar. Lupin hatte einen ähnlichen…“

„Meinst du Devine ist auch ein Werwolf?“, fragte Ron unsicher.

„Ach was, das glaube ich nicht… andererseits… er muss irgendeine schlechte Erfahrung gemacht haben, so wie er über den hohen Preis gesprochen hat…“

„Ja, was es wohl war?“

„Keine Ahnung, was fragst du mich?“

„Was ist das eigentlich für ein Name? Jericho Devine? Ist er Schotte, oder Ire?“

„Frag doch Seamus, der müsste dir sagen können, ob das ein irischer Name ist…“
 

Die Tür ging auf und heraus trat eine strahlende Hermine. „Was hat er gesagt?!“, fragten beide Jungs gleichzeitig. „Du siehst ja nicht so aus, als ob er dich für den ’Komiker’ zur Nacharbeit verdonnert hätte?“, fragte Harry verwundert. Ron lachte. „Du weißt doch, dass Hermine über zusätzliche Arbeit immer überglücklich ist!“ „Gar nicht wahr, er war überhaupt nicht sauer!“, kicherte Hermine und die drei machten sich auf den Weg zur nächsten Stunde. „Was wollte er denn dann?“ Hermine errötete wieder.
 

„Er hat mich gelobt.“ „Dich gelobt?!“, fragte Ron und verzog das Gesicht zu einer verständnislosen Grimasse. „Dafür, dass du ihn beleidigt hast?“ „Ich hab das doch garnicht so gemeint… er ist ein toller Lehrer!“ „Ja, weil er dich lobt, obwohl du dich über ihn lustig gemacht hast“, stichelte Harry und alle drei lachten. „Das auch, aber das meine ich nicht… seine Rede, wie er jeden mit eingebunden hat, ich war echt überrascht…“ „Ja, ich war auch beeindruckt, jetzt mag ich Verteidigung noch mehr als zuvor.“, gab Harry zu. „Ich finde er hat echt was von Professor Lupin.“, meinte Ron. „Du hast uns aber immer noch nicht erzählt, was er dir nun eigentlich gesagt hat!“
 

„Er meinte, dass ich sehr aufmerksam zuhöre und dass ihn andere Lehrer auch schon vorgewarnt haben, aber dass er mich unterschätzt hat.“ „Nichts, was wir nicht schon wüssten also“, grinste Harry seine beste Freundin an. „Ja, genau: Hermine Granger, der Schrecken aller Professoren. Unwissende Lehrer, nehmt euch in Acht, denn sie wird eure Dummheit enthüllen!“, parodierte Ron Professor Devines Rede. Sie lächelte die Beiden belustigt an und wollte gerade weitererzählen, als sie von einem lauten, unangenehmen Lachen unterbrochen wurde. Es war so charakteristisch, dass keiner der drei daran zweifelte, wer um die Ecke auf sie wartete. „Grindelohs, wie gefääääährlich! Ich glaube wir sind wieder in der ersten Klasse angekommen. Der wird genau so eine Nullnummer wie dieser Werwolf!“ „Halt den Mund Malfoy!“, zischte Harry, als er den Blonden mit seinem typischen, überheblichen Slytheringrinsen auf den Lippen erblickte.
 

„Ach, hast du dich schon mit Jerry angefreundet, Potter? Ging ja schnell… Andererseits hattest du schon immer einen guten Draht zu allerlei Versagern“, sagte dieser, während er Ron und Hermine mit Ekel beäugte. „Noch ein Wort und ich wisch dir dein hässliches Grinsen aus dem Gesicht, du-“ „Potter! 10 Punkte Abzug für Gryffindor“, ertönte plötzlich eine kalte Stimme hinter ihm. Und Harry brauchte sich gar nicht erst umzudrehen, um zu wissen, dass sein verhasster Zaubertränkelehrer hinter ihm stand. Er wollte schon fragen, wofür, aber er wusste, dass Snape schon einen Grund finden würde und es sich auch nicht nehmen lassen würde, ihm für seine ’freche Fragerei’ noch weitere Punkte abzuziehen. Also warf er Draco noch einen hasserfüllten Blick zu und ging schweigend mit Ron und Hermine weiter zum nächsten Klassenzimmer.

Tränen vor Mitternacht

In diesem Jahr schienen die Streitigkeiten zwischen Harry und Draco ihren Höhepunkt erreicht zu haben. Mit lang trainierter Raffinesse beleidigten sich die beiden bis sie kurz davor waren, sich gegenseitig an die Gurgel zu springen. „Harry, du kannst dich wirklich nicht so von ihm provozieren lassen, das nimmt ein böses Ende, glaub es mir!“, warnte ihn Hermine mit besorgter Stimme. „Aber was soll ich denn machen?!“, rief Harry wutentbrannt, während er im Gemeinschaftsraum vor dem Kamin auf und ab marschierte. „Ignorier ihn einfach, man…“, murmelte Ron. „Er ist es nicht wert~“ „Das weiß ich doch! Aber ich kann einfach nicht zulassen, dass er euch und meine Eltern so beleidigt, da verliere ich einfach irgendwann die Kontrolle!“
 

Vor lauter Wut trat Harry mit aller Kraft gegen den Tisch, was zur Folge hatte, dass er kurz darauf vor Schmerzen jaulend auf einem Bein durch den ganzen Raum hopste, bis Hermine es schaffte, ihn erfolgreich mit einem Schmerzlinderungszauber zu belegen. „Ich hab dir gesagt, dass es ein böses Ende nimmt…“, seufzte sie mit verschränkten Armen. „Das war gerade erst der Anfang!“, murrte Harry zornig, während er sich in einen Sessel fallen ließ. „Ich glaube ihn mehr zu hassen als ich es mittlerweile tue ist einfach nur noch unmöglich!“
 


 

Als sie am nächsten Morgen das Klassenzimmer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste betraten, saß Professor Devine an seinem Schreibtisch mit einer Tasse Kaffe vor sich und las den Tagespropheten. Die Schüler trudelten langsam ein, setzten sich in ihre Bänke und flüsterten leise untereinander, doch er blickte nicht auf. Endlich, als wirklich alles mucksmäuschenstill war und er sich dennoch nicht rührte, räusperte Hermine sich vorsichtig. „Erm… Professor?“ Schlagartig legte er den Tagespropheten auf den Tisch und lächelte sie an. „Miss Granger, eine Freude sie zu sehen! Verzeihen sie mir…“, sagte er, nun an die ganze Klasse gewandt. „… aber ich konnte mich einfach nicht von diesem faszinierenden Artikel in der heutigen Morgenausgabe des Tagespropheten losreißen. Hatten sie vielleicht schon Gelegenheit, einen Blick hineinzuwerfen, heute beim Frühstück vielleicht?“ Ausnahmslos alle schüttelten den Kopf. Die Schüler, die den Tagespropheten abonniert hatten, wählten meist die Spätausgabe, da sie mehr Informationen enthielt.
 

Der Lehrer nahm die Zeitung in die Hand, stand auf und ging breit grinsend auf Hermine zu, die unruhig in ihrem Stuhl zurückrutschte. „Bitte, Miss Granger, wären sie wohl so freundlich uns diesen Artikel hier vorzulesen? Er ist gleich auf der zweiten Seite, genau da. Ich glaube er wird uns alle brennend interessieren, da wir dieses Thema bald anfangen wollten…“ Verwundert und neugierig, aber auch irgendwie beunruhigt schlug Hermine die Zeitung auf und begann, laut vorzulesen:
 

„Am gestrigen Abend wurde in den Wäldern nahe des Dorfes Hogsmeade ein toter Hund gefunden. Es ist nun schon das dritte Tier, das in dieser Woche am Waldrand tot aufgefunden wird. Alle drei hatten charakteristische Einstiche in der Halsgegend, ihre leblosen Körper waren von einer Blutlache umgeben.“
 

Sie schluckte. Professor Devines Grinsen verschwand, er wurde ernst, dennoch flüsterte er ermutigend: „Bitte, Miss Granger, fahren sie fort.“ Neugierige, schockierte und verwirrte Blicke hafteten an Hermine als sie weiter las, allerdings klang ihre Stimme viel leiser und Harry bemerkte, dass die dünnen Blätter in ihren Händen leicht zitterten.
 

„Der Hund war am Morgen des selben Tages dem Besitzer entlaufen. Nun brummt das ganze Dorf nur noch von dem Gerücht über den Mörder der Tiere. Es ist recht ersichtlich, wer, oder besser gesagt was über die wehrlosen Lebewesen hergefallen ist. Dennoch verweigern Experten die Aussage und sind nicht bereit, den Tod der drei Tiere durch…“
 

Hermine presste die Lippen zusammen. Ihre Stimme war abrupt abgebrochen. Professor Devine fixierte sie und nickte.
 

„… Vampirbiss zu bestätigen. Doch was bringt es schon, eine Tatsache zu leugnen? Einige Zeugen, die anonym zu verbleiben wünschen, haben bestätigt, eine geheimnisvolle Gestalt im Wald gesichtet zu haben. Ist Hogsmeade und auch die nahegelegene Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei vor dem schrecklichen, blutrünstigen Monster sicher? Meine Wenigkeit wird es für sie herausfinden und sie über den Hogsmeade-Vampir auf dem Laufenden halten.“
 

Das Mädchen warf die Zeitung auf den Tisch, als ob sie etwas heißes in den Fingern gehalten hätte und kurz davor war, sich daran zu verbrennen. Sie sah den Lehrer, der an der Ecke ihrer Bank saß, fassungslos an. „Ein Vampir? Hier, in Hogsmeade?“ Der junge Mann seufzte und stand auf. „Ja, Miss Granger… hatten sie nicht gesagt, dass… es hier keine Vampire gibt?“ Er drehte sich wieder zu ihr um, und auch Harry blickte sie an, um mit Entsetzen festzustellen, dass kleine Tränen in ihren großen, braunen Augen schimmerten. Der Lehrer lächelte milde, ging neben ihrem Stuhl in die Hocke und nahm eine ihrer zitternden Hände. „Miss Granger, ich mache ihnen doch keinen Vorwurf! Ich… - er senkte nachdenklich den Blick - … hatte auch nicht damit gerechnet, oder… eher darauf gehofft, dass wir hier nie einen vorfinden würden, aber… unter diesen Umständen… müssen wir uns wohl beide unseren Irrtum eingestehen, nicht wahr?“
 

Er lächelte sie etwas unbeholfen von unten an, und Hermine nickte heftig, wobei die Tränen sich aus ihren Augen lösten und auf das gelbliche Zeitungspapier tropften. Dann stand Professor Devine auf und ging langsamen Schrittes durch die Klasse, während er mit lauter und fester Stimme sprach. „Angesichts dieser Umstände ist es auch für jeden von euch wichtig, euch nachts unbedingt im Schloss aufzuhalten, habt ihr verstanden? Das ist mein Ernst. Mein voller Ernst. Etwas anderes zu tun wäre einfach nur eine Dummheit und wird von mir bestraft werden! Des Weiteren werden wir das Kapitel Vampire vorziehen. Ich werde heute den Stoff zu den Locklichtern vorzeitig beenden, wir werden ihn später nochmal aufgreifen und ergänzen und ich erwarte von euch höchste Konzentration und Mitarbeit. Wenn ihr auch nur ein Wort, das ich sage, vergesst, bekommt ihr von mir ebenfalls eine Strafarbeit, verstanden?!“ Alle sahen ihn verständnislos an, Hermine jedoch kramte schnell ein frisches Stück Pergament aus ihrer Tasche und begann mit ihrer Feder begleitet von einem kratzenden Geräusch eifrig kleine, unleserliche Buchstaben aneinander zu setzen.
 


 

„Sag mal ist es jetzt mit ihm durchgegangen oder was?!“, regte sich Ron auf, der seine Nacharbeit vor seinem inneren Auge schon auf sich zukommen sah. Harry hörte ihm jedoch nur halb zu, er machte sich eher Sorgen um Hermine. „Hey, Minchen… mach doch nicht so ein Gesicht!“ Er legte behutsam einen Arm um sie und hörte, wie sie leise schluchzte. „Mine, es ist doch wirklich nicht so schlimm, dass du mal Unrecht hattest…“, meinte Ron, nun ruhiger und ebenfalls hörbar besorgt. Doch ihre Freundin schüttelte den braunen Lockenkopf. „Nein, ihr versteht nicht…!“
 

Das taten sie wirklich nicht. Also blickten sie sie fragend an und warteten ungeduldig, bis sie sich ihre Tränen abgewischt hatte und bereit war, sie aufzuklären. „Ein Vampir hier in der Nähe, das ist total gefährlich. Ich… ich hab so viel über Vampire gelesen und damit ist wirklich nicht zu spaßen…“ „Ach Mine, also wirklich!“, unterbrach Ron sie fassungslos. „Ein toter Hund und der macht gleich so ein Theater, ich glaube du schätzt diesen Komiker zu hoch ein.“ Harry mischte sich schnell ein, bevor Hermine wütend etwas darauf antworten konnte, um Professor Devine zu verteidigen.
 

„Ich finde Ron hat wirklich Recht Mine, i~ich meine… ’Meine Wenigkeit’?! Kommt dir das nicht irgendwie bekannt vor? Mir nur allzu gut, das hört sich nämlich ziemlich nach…“ „Nach Rita Kimmkorn an, ich weiß!“, unterbrach ihn Hermine ungeduldig. „Ich habe gesehen, dass sie den Artikel geschrieben hat. Vielleicht existieren diese ’Zeugen’ auch wirklich nicht, aber den toten Hund wird sie sich nicht aus den Fingern gesogen haben, es war ein Foto dabei, ich habe es gesehen, immerhin hatte ich den Artikel in den Händen!“ „Okay, selbst wenn es dort draußen irgendwo einen Vampir gibt, was soll er uns hier schon antun? Ich meine, ich habe zwar noch keine Ahnung über Vampire, aber wenn wir nachts im Schloss bleiben so wie Professor Devine gesagt hat kann uns doch nichts passieren, oder?“
 

Hermine schien sich langsam wieder eingekriegt zu haben. „Ja, du hast Recht… wir sind in Sicherheit.“ „Wahrscheinlich ist an der Sache auch gar nichts dran, ich würde dieser widerlichen Type sogar zutrauen, dass sie die Tiere so abgeschlachtet hat, nur damit sie wieder ne dicke Story rausziehen kann.“, knurrte Ron. Allerdings schien Hermine dieses Argument nicht mal ansatzweise zu überzeugen.
 


 

Am Abend hatten alle den Artikel genauestens studiert und Professor Devines Ansehen war drastisch gesunken. „So eine Panik zu schieben wegen einem dummen Hund und einer noch dümmeren Kimmkorn, also wirklich!“, konnte man an jeder Ecke des Schlosses Schüler klagen hören. „Ich finde er hat Recht…“, murmelte Hermine kleinlaut, als die drei zum Abendessen gingen. „Vorsicht ist besser als Nachsicht.“ „Hat er dir das nicht auch mal gesagt, Minchen?“, fragte Ron, um die Atmosphäre wieder ein bisschen aufzulockern, doch sein Versuch ging mächtig nach Hinten los. Hermines Augen schienen wieder gefährlich glasig zu werden.
 

„Aber mal im Ernst, Hermine: was ist denn so gefährlich an diesen Vampiren?“ Die drei setzten sich an den Tisch. „Sie sind sehr gefährlich, Harry! Sie zählen zu den tödlichsten Kreaturen! Bereits in Lurch Scamanders ’Sagentiere und wo sie zu finden sind’ stand schon, dass-“ Doch sie wurde unterbrochen, denn ein ohrenbetäubendes Heulen beendete das friedliche Gemurmel in der Großen Halle. „Oh nein…“, murrte Ron mit einer angeekelten Grimasse und Harry wandte sein Gesicht zu Tür. Draco war gerade hereingekommen und ging auf die drei zu. „Oh nein, ich habe mich geirrt, Professor, bitte verzeihen sie mir, bestrafen sie mich für meine Dummheit Professor, bitte~!“, säuselte Draco mit einer übertrieben verheulten, hohen Stimme und wischte sich immer wieder über die trockenen Augen.
 

Harry spürte, wie sich seine Hände von selbst zu Fäusten ballten. „Halts Maul, du hässliche Ratte!“, grollte Ron, doch Malfoy lachte nur widerlich. „Wie schade, dass ich es nicht nötig habe, diesen langweiligen Unterricht zu besuchen, diesmal habe ich anscheinend wirklich was verpasst!“ Er grinste Hermine dreckig an, und Harry sah, dass ihre zusammengepressten Lippen zitterten. Ihre Wangen glühten in einem intensiven Rosa. „Nicht weinen, kleines Schlammblut, jeder hier weiß doch auch so, dass du nur ein elender neunmalklug bist und in Wirklichkeit keine Ahnung hast, was du laberst…“, flüsterte er gespielt mitleidig und streckte eine Hand nach ihrer Wange aus, um ihr die nicht vorhandenen Tränen abzuwischen.
 

Doch mit einem Sprung stand Harry neben ihm und packte ihn hart am Handgelenk. „Lass deine dreckigen Finger von ihr, du Frettchen!“ Draco biss die Zähne zusammen und versuchte, Harry von sich zu stoßen. „Oder was?“ „Oder du wirst es bereuen!“, fauchte Harry, ließ ihn los und legte die Hand an seinen Zauberstab. Doch Draco blickte ihn nur überheblich kühl an. „Wie oft hast du mir das nun schon angedroht? Große Klappe nichts dahinter, du traust dich ja doch nicht~ bis jetzt habe ich noch nichts bereut von alledem, was ich schon hätte bereuen sollen, deiner Meinung nach…“ „Achja? Na, dann wird es ja höchste Zeit!“
 

Aber zu viele Blicke waren bereits auf die beiden gerichtet. Malfoy lächelte nur zufrieden und flüsterte, so, dass nur Harry es hören konnte: „Wenn du genug Mut hast, dann zeig mir doch heute Nacht, dass du dich traust, mir eins auszuwischen. Am Eulereiturm um Mitternacht, Harry Angsthase-Potter. Es sei denn ein toter Hund und ein verrückt gewordener Ire haben dir schon genug Angst eingejagt.“ Dann drehte er sich um und ging ruhigen Schrittes zu seinem Tisch hinüber. Harry setzte sich wieder auf seinen Platz. „Was hat er da gesagt, Harry?“, fragte Hermine beunruhigt, während sie sich zu den beiden über den Tisch lehnte. „Nichts…“ murrte Harry und begann zu essen, was aber nicht lange dauerte, da ihm die widerliche Szene mit Draco völlig den Appetit verdorben hatte.
 


 

„Nein Harry, auf GAR KEINEN FALL! Ich wusste, dass dieses ’nichts’ nur das Gegenteil bedeuten kann, aber ich kann es einfach nicht glauben, dass du dich von ihm zu einer solchen Dummheit verleiten lässt!“ Hermine sah in ihrem rosanen Frotté-Bademantel und mit ihren plüschigen Hausschuhen ungeahnt bedrohlich aus, wie sie sich so mit verschränkten Armen und einem noch strengeren Blick als dem von Professor McGonagall persönlich vor ihm aufgebaut hatte. „Hermine, was soll schon passieren? Schlimmstenfalls kriege ich einen harmlosen kleinen Fluch ab, was kann der mir schon antun…“
 

„Hast du schon vergessen, dass dir noch etwas anderes etwas viel schlimmeres antun kann? Da draußen läuft ein Vampir frei herum verdammt noch mal, Harry! Wieso begreifst du nicht, dass du diese Situation einfach nicht einschätzen kannst?! Hör gefälligst auf mich!“
 

„Na und, was kann mir schon passieren? Selbst wenn da irgendwo ein Vampir ist, er ist in Hogsmeade, so nah ist das nun auch nicht und außerdem-“
 

„Nein, kein außerdem, du gehst jetzt sofort wieder schnurstracks ab ins Bett, oder ich hole Professor McGonagall, das mache ich wirklich!“
 

„Oh nein, fang bitte nicht damit an, sind wir wirklich wieder in der ersten Klasse?“
 

„Harry, du fragst mich was dir da passieren kann? Ich sag’s dir, du kannst sterben, das kann dir passieren! Einen der qualvollsten Tode, und wenn du nicht stirbst, wirst du ein noch qualvolleres Leben führen müssen! Warum begreifst du das nicht?!“
 

„Wovon redest du da, zitierst du etwa deinen lieben Freund Lurch Scamander? Das macht doch keinen Sinn Hermine, außerdem ist da draußen kein Vampir, seit wann glaubst du, was Rita Kimmkorn sich zusammenphantasiert hat??“
 

„Ich glaube einem Lehrer, und seit wann bist du so unvorsichtig? Du kannst dich doch nicht von Malfoy so sehr provozieren lassen, dass dein Verstand sich völlig verabschiedet!“
 

Nun war es um Harrys Geduld geschehen. „Meinem Verstand geht es prächtig, und jetzt lass mich endlich in Ruhe! Ich werde dieser widerlichen Kakerlake ein für alle Mal zeigen-“
 

„Harry, du benimmst dich so kindisch!“
 

„Ach, tue ich das? Dann soll mir das recht sein! Und weißt du was? Wenn ich diesem Vampir begegnen sollte, lasse ich mich von ihm beißen!“ Und er stolzierte aus dem Gemeinschaftsraum und ließ eine Hermine mit offen stehendem Mund und wässrigen Augen allein vor dem Kamin stehen.
 


 

Mitternacht war schon nahe. Die Nacht war kühl und finster, dichte Wolken hatten die Sterne versteckt und der Mond schimmerte nur blass durch sie hindurch. „So ein Unsinn, als ob es hier wirklich einen Vampir gäbe… Und selbst wenn, es gibt bestimmt viele Heilmittel gegen Vampirbisse…“, flüsterte Harry sich vor, während er sich durch die Stille auf den Weg zum Eulereiturm machte. Aber dennoch konnte er das Schuldgefühl nicht loswerden, Hermine so angeschrien und so etwas gesagt zu haben. Natürlich würde er sich nicht freiwillig von einem Vampir beißen lassen, das heißt sollte es hier wirklich irgendwo einen geben, aber es war doch selbstverständlich, dass er so etwas nie tun würde. Und Hermine wusste das auch. Aber irgendwie schaffte er es trotzdem nicht, das Bild des toten Hundes, das er sich in Gedanken gezeichnet hatte, da er den Artikel nicht in die Finger bekommen hatte, wieder aus seinem Kopf zu verbannen.
 

„Sie… hat sich doch nur Sorgen gemacht…“, seufzte er, und das Schuldgefühl lastete schwer auf seinem Herzen. ’Und das nicht ganz unberechtigt…’, dachte er sich dabei heimlich. Doch dann hörte er etwas hinter sich rascheln. Er wirbelte herum und war überzeugt, Malfoys herausfordernd grinsendes Gesicht zu erblicken. Stattdessen jedoch stand eine schwarze, schmale, vermummte Gestalt bedrohlich wenige Meter von ihm entfernt und schritt langsam auf ihn zu. Harry konnte eine undefinierbare, raue, tonlose Stimme etwas unverständliches röcheln hören.
 

Und da war es wieder – dieses Gefühl. Diese Starre. Und er wusste, er würde sich nicht von der Stelle rühren können, ehe er diese Worte verstanden hatte. Er war paralysiert vor Angst, und für einen Sekundenbruchteil dachte er an Hermines tränengefüllte Augen, als sie den Artikel gelesen hatte. Die Figur war nur noch zwei oder drei Schritte entfernt, und langsam drangen die Worte in Harrys Ohren. Nein, es war nur ein markdurchfahrendes, erschütternd trocken, tödlich geröcheltes Wort: „Bluuu~t!“ „Scheiße!“, rief Harry, stolperte rückwärts und wollte gerade anfangen, um sein Leben zu rennen, als er ein entsetzlich kaltes, berechnendes Lachen hinter sich hörte. Er blieb wie angewurzelt stehen und drehte sich nicht um.
 

Aber das brauchte er auch nicht. Wenn es ein Vampir gewesen wäre, wäre er sowieso nicht mehr entkommen. Aber es war nicht der Vampir. Es war Draco Malfoy, der ihm gerade den Schrecken seines Lebens versetzt hatte und nun seinen Erfolg in vollen Zügen genoss. Und Harry wollte diesen Triumph in Dracos Gesicht einfach nicht sehen. Es war schlimm genug, dass dieses peinigende Lachen durch die Stille der Nacht wie Peitschenhiebe auf ihn einschlug.
 

Doch je länger er lauschte, umso deutlicher nahm er auch noch ein anderes Geräusch war. Es war ein Schleifen, als ob etwas auf sie zugleiten würde und dabei mit dem Gras raschelte. Und dann ein Röcheln, ganz leise, aber viel tiefer und realistischer als Malfoys. Seine Augen weiteten sich während er sich umdrehte und sich gleichzeitig kaum traute, zu sehen, was hinter ihm war, denn das Schleifen hatte plötzlich aufgehört.
 

Draco hatte seine Kapuze abgesetzt, die Hände auf den Bauch gepresst und Tränen standen ihm schon in den Augen. Er lachte noch immer. Aber sein Lachen bildete einen so schmerzhaften Kontrast mit der Situation, in der die beiden sich gerade befanden, dass Harry davon schlecht wurde und er die in ihm aufsteigende Panik nicht mehr kontrollieren konnte. Und er verstand plötzlich mit einem Schlag, was Hermine gemeint hatte, als sie sagte: ’Wieso begreifst du nicht, dass du diese Situation einfach nicht einschätzen kannst?!’. Jetzt hatte er begriffen. Jetzt wusste er ganz genau, wie gefährlich die Situation wirklich war, auch wenn er immer noch keine Ahnung von Vampiren hatte.
 

Aber dieses große Wesen mit langem, silbrig glänzendem Haar, leichenblasser, aschefarbener Haut und den pupillenlosen, dunklen, unheilvoll schimmernden Augen war zweifellos ein Vampir, obgleich Harry in seinem Leben noch nie zuvor einen gesehen hatte. Seine Augen weiteten sich noch mehr, als das Wesen langsam den Kopf in den Nacken legte und die fülligen, bläulich eingefärbten Lippen öffnete. Der Mond hatte sich gerade in diesem Moment durch die Wolken hindurchgedrängt, um die darin verborgen gehaltenen, schneeweißen, spitzen Eckzähne in helles Licht zu tauchen. Dracos Lachen verstummte.
 

’Warum habe ich mich nur von ihm provozieren lassen? Das wird ein böses Ende nehmen hat Mine gesagt. Wie Recht sie doch hatte!’, schoss es Harry durch den Kopf. „Oh man, du hättest dein Gesicht sehen sollen, Potter! Was bist du nur für ein Angsthase?!“, grölte Malfoy höhnisch. Doch Harrys Augen fixierten die ganze Zeit den scheinbar erstarrten Vampir. Er spürte, wie sein ganzer Körper zu zittern begann. Das Wesen hatte den Mund nun weit offen und glich beinahe einer riesigen, silbernen Schlange, die kurz davor war, zuzuschnappen und ihrem Opfer den tödlichen Schlag zu versetzen. „Du hättest dir doch fast in die-“
 

„Draco, pass auf!“, rief Harry mit heiserer Stimme, als er die Augen des Vampirs zucken sah. Er hörte Malfoys verwundertes und zugleich erschrockenes „Was?!“ nur wie aus weiter Ferne, während er reflexartig zum Zauberstab griff und laut „Stupor!“ schrie, wobei er auf den Vampir deutete. Dieser wurde einige Meter weggeschleudert und zu Boden geworfen. Im selben Augenblick zerriss ein entsetzliches Kreischen die tödliche Stille. Der Zauber schien den Vampir nicht mal ansatzweise außer Gefecht gesetzt zu haben, stattdessen hatte er ihn aber sichtlich verärgert, denn er rappelte sich wieder auf und warf wild röchelnd den Kopf hin und her.
 

Dann erblickte er Draco, der mit weit offenen Mund und Augen dastand. Starr vor Angst. Nicht in der Lage, sich zu bewegen. Der Vampir rauschte auf ihn zu und in Harrys Kopf überschlugen sich die Dinge, er wusste nicht mehr was er tat, er wollte weglaufen, aber er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, keine Befehle an seinen eigenen Körper abgeben. Er hörte sich nur rufen: „Draco, lauf doch! Lauf!!!“, und dann wieder „Stupor!“. Draco warf sich zu Boden und der Zauber traf wieder den Vampir, der wütend aufheulend diesmal sofort auf Harry losging. Und Harry lief.
 

Er wusste nicht wohin, er wusste nicht einmal mehr wie er es machte, dass ihn seine Beine fort trugen so schnell sie konnten, aber es war ihm auch vollkommen egal, das einzige, was jetzt zählte, war zu entkommen, wegzukommen, ganz weit, möglichst weit weg von diesem Ding, das bedrohlich röchelnd über das Gras hinter ihm herglitt. Er hörte Draco laut schreiend in Richtung des Schlosses rennen. Seine Schreie wurden leiser und verstummten schließlich, je weiter Harry in die entgegengesetzte Richtung lief. Aber direkt vor ihm lag ein Abhang, der zum See führte. ’Eine Sackgasse. Es sei denn, ich laufe danach in den Wald. Aber dort werden sie nichtmal mehr meine Leiche finden.’ Der Gedanke erschreckte ihn.
 

Das Röcheln kam näher, das Rauschen wurde lauter. „Nein!“, schrie Harry verzweifelt, als ob es irgendetwas bringen könnte. „Lass mich in Ruhe!“, kreischte er panisch, obwohl er sowieso kaum mehr genug Luft bekam, um weiterzulaufen. Er stolperte den unregelmäßigen Abhang hinunter. Er hörte seinen eigenen, unregelmäßigen Atem. In harten, kurzen Stößen wich die Luft immer mehr aus seinen Lungen. Sein Hals war trocken. Seine Augen brannten von der Dunkelheit, in der er nicht sehen konnte, was unter seinen Füßen war und wo er hinrannte.
 

Seine Beine begannen zu schmerzen. Er klammerte seine Finger fest um seinen Zauberstab, er durfte ihn jetzt nicht verlieren. Seine Hand zitterte. Seine Beine zitterten. Sein ganzer Körper, jeder einzelne Muskel, jede Faser seines Körpers zitterte. Er rannte den steilen Abhang hinab, das Röcheln immer dichter hinter ihm. Und dann knackste er um. Sein Fuß tat entsetzlich weh, aber er rannte weiter. Und stolperte. Er fiel, rollte den Abhang hinab. Hart schlug er unten auf dem ebenen Boden auf. Mit Mühe rappelte er sich wieder hoch und lief weiter. Er war langsamer geworden. Er musste sich etwas am Knöchel getan haben. Aber das verlor an Wichtigkeit, im Angesicht des Todes, der direkt hinter ihm herschwebte.
 

Und dann schlug er mit dem Fuß gegen einen Stein. Und fiel. Und der Vampir holte ihn ein. Er versuchte sich aufzurappeln, war zum Kampf bereit - und war es doch nicht. Sein Kopf war leer. Kein Zauberspruch da. Obwohl er bei jeder Stunde Verteidigung gegen die Dunklen Künste so gut aufgepasst hatte, konnte er sich nun doch nicht schützen. Aber wenigstens hatte er… jemand anderen retten können. War das der höchste Preis, den er jetzt zahlen musste? Aber wofür? Er hob den Zauberstab und murmelte verzweifelt das erste, was ihm einfiel.
 

Expecto patronum…“ Aber da war kein glücklicher Gedanke in seinem Kopf. Nur die Angst. Nur der Gedanke: ’Ich werde sterben.’ Der silbrige Nebel, der aus Harrys Zauberstab schoss, umflutete den sich über ihn beugenden Vampir und zerfloss wieder im Mondlicht. „Nein, ich werde nicht sterben!“, rief Harry heiser, obwohl er immer noch kaum Luft bekam. Er rappelte sich auf, stolperte aber wieder rückwärts über den Stein, rief im Sturz noch einmal „Expecto patronum!“ und schlug dann mit dem Hinterkopf auf einem anderen, großen Stein auf. Er sah nur noch das silbrig-blaue Licht vor sich, dann wurde alles dunkel…

Herzklopfen und andere „Krankheits“-symptome

„Hermine, sieh doch, er wacht auf!!“, hörte Harry Rons Stimme über sich. Mit Mühe öffnete er die Augen. Helles Sonnenlicht, das durchs Fenster hineingeströmt kam blendete ihn furchtbar und er kniff die Augen zu, bedeckte sie mit seinen Händen. „Harry!!!“, hörte er Hermines unnatürlich hoch klingende Stimme. Gleich darauf warf sie sich ihm an den Hals. Erst jetzt spürte er einen starken Schmerz durch seinen Nacken fahren. „Aua!“, zischte er, und sie ließ sofort los.
 

„Oh Harry, was hat er nur gemacht? Die Professoren haben dich den ganzen Morgen gesucht und… und… oh Harry!“ Sie schluchzte bitter. Harry schluckte. Sein Hals fühlte sich immer noch entsetzlich trocken an. „Bin ich… tot?“, flüsterte er heiser. „W~was?“, fragte das Mädchen verwundert. „Also ich glaube umbringen würde dich Malfoy trotz allem nicht, Harry…“, murmelte Ron, sichtlich verwirrt. Harry wollte den Kopf schütteln, aber dazu tat ihm dieser und auch sein Nacken viel zu sehr weh. „Ich… hab’s nicht mit Absicht gemacht, Mine, wirklich nicht… ich bin abgehauen… und ich habe gekämpft… zumindest hab ich’s versucht… ich wollte mich nicht töten lassen, wirklich nicht!“ Seine Stimme wurde immer heiserer und klang gar nicht mehr nach ihm selbst.
 

„Harry… wovon… redest du?“, hörte er Hermine besorgt fragen. Er öffnete seine Augen langsam wieder, aber er hatte immer noch Schwierigkeiten, sich an die Helligkeit in dem Raum zu gewöhnen. Er hatte seine Augen zu sehr auf die Dunkelheit fixiert, während er weggelaufen war. Und er war trotzdem gestolpert. „Aber wenn ich noch lebe, dann… hat mein Patronus gewirkt…“, murmelte er, eher zu sich selbst. „Ein Patronus, gegen Malfoy?“ Er merkte, dass Ron sich bei dem Gedanken ein Kichern kaum verkneifen konnte. „Ron!“, mahnte ihn Hermine drohend.
 

„Na, wie geht es unserem Nachtwanderer?“, fragte Madam Pomfrey ohne die gewöhnliche Fürsorge in ihrer Stimme, sondern eher wie ein beleidigtes, kleines Kind. „M~mein… Kopf tut weh…“, murrte Harry, als er versuchte, diesen auf die andere Seite zu drehen um sie anzuschauen. „Und… mein Nacken… auch…“ „Na kein Wunder!“, fuhr sie ihn wütend an, so laut, dass sowohl er, als auch seine Freunde zusammenzuckten. „Sie hätten sich ihren Dickschädel fast an einem Stein in zwei teile gespalten Potter, und dann lagen sie die halbe Nacht so da!“ Sie neigte ihren eigenen Kopf in einem sehr unangenehm und schmerzhaft aussehenden Winkel zur Seite.
 

Harry schluckte. „Kein Wunder, dass ihnen der Nacken wehtut! Kein Wunder, nur pure Dummheit! Was fällt ihnen und Mr. Malfoy nur ein?! Sich mitten in der Nacht aus dem Schloss zu schleichen, und das auch noch wenn da draußen vielleicht ein Vampir herumläuft…“, klagte sie lauthals, während sie wieder in ihrem Zimmer verschwand. ’Vielleicht? Da draußen läuft ein Vampir rum!’, dachte Harry, nun selbst ziemlich durcheinander, als er draußen eine laute Stimme näherkommen hörte.
 

„Professor, ich sage es ihnen doch… ja, ein riesiger! 2 Meter… ach was, 3, mehr als 3! Er ist auf mich losgegangen und… Ja, natürlich! Nein, ich war das nicht, warum glauben sie mir denn nicht?! Sonst hätte ich ihnen ja wohl kaum bescheid gesagt!“ Die Tür zum Krankenflügel ging laut donnernd auf. „Potter!“, rief Malfoy und rannte auf ihn zu. „Fragen sie ihn doch, er hat ihn auch gesehen!!!“ Professor McGonagall folgte ihm an Harrys Bett und sah ihn zugleich wütend, aber auch irgendwie… besorgt an. „Potter, stimmt das etwa?“, fragte sie todernst.
 

„Was denn?!“, maulte Harry, der von dem ganzen Trubel noch viel größere Kopfschmerzen bekam. „Na dass sie beide gestern Nacht einem Vampir begegnet sind!“, rief sie ungeduldig. „Ja doch! Was dachten sie denn was mit mir passiert ist!“, fragte Harry fassungslos. „Da, sehen sie, ich habe ihnen doch gesagt, dass ich ihm nichts angetan habe!“, fauchte Draco und zeigte mit dem Finger auf Harry. „Nein, du fandest es nur lustig dich als Vampir zu verkleiden und dich an mich anzuschleichen, du dreckige Kröte!“, zischte Harry und kniff gleich wieder die Augen vor Schmerz zusammen. Sein Kopf pochte und dröhnte.
 

„MALFOY!“, donnerte Professor McGonagall wutentbrannt. „War da nun ein richtiger Vampir oder nur sie?!“ „Da war ein richtiger VERDAMMT NOCHMAL!“, schrie Draco zurück. „Was soll dieses Gebrüll?! Minerva! Doch nicht im Krankenflügel, ich bitte sie! Mr. Malfoy!“, kam Madam Pomfrey entsetzt und schrill kreischend wieder aus ihrem Zimmer herausgestürmt.
 

„HALTET DOCH ENDLICH ALLE MAL DEN MUND, VERDAMMT!“
 

Zuerst dachte Harry, dass er selbst diese Worte geschrien hatte, denn sie drückten genau das aus, was er in dem Moment dachte. Dann aber sah er Hermine an, die ihn mit großen, angsterfüllten Augen anblickte. Sie war es gewesen. „Minchen…?“, fragte er unsicher. So hatte er seine Freundin noch nie erlebt. Sie aber beugte sich über ihn und begann, mit ihren Fingern sanft über seinen Hals zu streichen. „W~was machst du da?“, fragte er errötend. „Ich hab endlich verstanden, was du vorher gemeint hast, als du aufgewacht bist und so zusammenhanglos geredet hast…“, flüsterte sie nur. „Miss Granger, er ist-“, begann Madam Pomfrey, doch Hermine zischte nur ein scharfes „Pssst!“ und machte weiter.
 

„M~mine, hör auf damit!“ Harry konnte spüren, wie seine Wangen noch heißer aufglühten. Außerdem kitzelte es. „Was soll das?!“ Madam Pomfrey kicherte über seine Reaktion. „Miss Granger, sie können aufhören. Hören sie mir doch zu, ich habe ihn schon auf Vampirbisse untersucht. Sofort, als die Professoren ihn gefunden hatten. Sie brauchen keine Angst zu haben, er wurde nicht gebissen. Er hatte nur eine Platzwunde am Hinterkopf und am Nacken, aber ich habe sie schon geheilt. Und auch ihrem verstauchten Knöchel geht es wieder bestens.“, fügte sie an Harry gewandt kühl hinzu.
 

Hermine nahm ihre Hände wieder von Harry Hals und atmete erleichtert auf. Er seufzte. „Ich hab dir doch gesagt, dass mein Patronus funktioniert hat.“ „Patronus?“, ertönte eine leise Stimme. Alle Köpfe wandten sich um und Professor Devine trat an Harrys Bett. Seine Augen waren wieder irgendwie unruhig und kühl, auch wenn er sanft lächelte. „Du hast einen Vampir mit einem Patronus verjagt?“ „Ja…“, antwortete Harry unsicher. Professor Devine schien nachdenklich. „Das ist ungewöhnlich…“ „Das ist es in der Tat, Jericho… - unterbrach ihn Professor McGonagall - aber der Junge hat schon im dritten Jahr mit einem Patronus dutzende von Dementoren verjagt.“ „Tatsache…“ Professor Devine blickte Harry neugierig an, und dieser wich seinem Blick aus.
 

Er hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache. Damals war sein glücklicher Gedanke viel stärker gewesen. Hatte er in der vergangenen Nacht überhaupt einen wirklich glücklichen Gedanken fassen können? War ’ich werde nicht sterben!’ ein Gedanke, der stark genug war, einen Patronus zu produzieren, der einen so mächtigen Vampir verscheuchen konnte? Anscheinend schon. Gott sei Dank…
 

„Nun, wie dem auch sei, ich werde wegen der Nacharbeit dann im Laufe der Woche auf euch zukommen…“, sagte der Lehrer und ein frech verspieltes Grinsen zierte sein Gesicht. „NACHARBEIT?!“, kam es von Harry und Draco wie aus einem Mund. „Sehr wohl, ich hatte klar und deutlich angekündigt, dass jeder, der auf die dumme Idee kommt, sich des Nachts außerhalb des Schlosses rumzutreiben, bestraft wird. Das gilt ebenso für sie, Mr. Malfoy, denn auch wenn sie beschlossen haben, meinen Unterricht nicht länger zu besuchen, ist auch ihnen wohl bekannt, dass es Schülern untersagt ist das Schulgebäude nach Einbruch der Dunkelheit zu verlassen.“, fügte er hinzu, bevor Draco überhaupt die Chance hatte, empört etwas darauf zu erwidern.
 

„Aber Professor!“, protestiere Hermine dagegen lautstark. „Harry braucht doch Ruhe, er muss sich erholen und-“ „Keine Sorge“, lächelte der junge Mann ihr zu und legte dabei beruhigend eine Hand auf ihre Schulter. „Ich werde euren Freund nicht überstrapazieren, ehe er sich nicht vollständig erholt hat.“ Mit diesen Worten verließ er den Raum zusammen mit Professor McGonagall und einem wütend vor sich hinmurrenden Draco. „Na dann bereiten sie sich schon mal auf ihre Nacharbeit vor, Potter, ich werde sie heute Nachmittag nämlich wieder entlassen können.“, verkündete Madam Pomfrey mit einem heimlichen, hämischen Grinsen und Harry wusste, dass er ihre Fürsorge ein für alle Mal überstrapaziert hatte.
 

Er nahm es ihr nicht einmal übel, er wäre in dieser Situation auch sauer auf sich gewesen. Und er war sauer auf sich selbst. „Minchen?“, murmelte er und sah das Mädchen schuldbewusst an. „Tut mir Leid, dass ich dich so angeschrien habe. Du hattest mal wieder vollkommen Recht und ich, ich hab’ mich einfach nur total kindisch benommen…“ Sie lächelte gerührt. „Ach Harry, ich… ich weiß doch, dass du es nicht so gemeint hast…!“ „Natürlich tust du das, du weißt doch immer alles!“, grinste Ron und alle drei mussten von Herzen lachen.
 


 

In dem großen Gewächshaus war es unerträglich schwül. Die stickige Luft war feucht und lastete schwer in den Lungen, sie roch nach nasser Erde und Gras. Harry wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn, denn seine Finger waren schmutzig von Torf und grünlichen, klebrigen Blütenpollen. „Aaach, ich glaub ich geh’ hier gleich ein, was denkt sich dieser verdammte Kerl nur dabei, uns bei dieser Hitze in einem Gewächshaus einzusperren und stundenlang schuften zu lassen?!“, nörgelte Draco lautstark neben ihm. Das Treffen mit dem Vampir war ihm anscheinend eine Lehre gewesen, aber obwohl er in den vergangenen Tagen wieder zum Verteidigungsunterricht erschienen war und sich auch nichtmal die Mühe gegeben hatte, diesen zu stören, hatte sich seine Meinung über Professor Devine immer noch nicht geändert.
 

„Nun, ich denke er dachte genau dasselbe, was wir jetzt denken: dass es eine sehr harte Strafe ist…“, seufzte Harry erschöpft. „Und er scheint sich gut mit Professor Sprout zu verstehen, die war ja schon lange der Ansicht, dass die Wolfsmilchblüten geerntet und die Pflanzen umgetopft werden müssen.“ „Ja, aber warum müssen ausgerechnet wir das machen?!“, quengelte Draco unzufrieden, während er grob die kleinen Blüten seiner Pflanze ausrupfte. „Wahrscheinlich lacht er sich jetzt ins Fäustchen und murmelt zufrieden: ’das haben sie nicht anders verdient, meine Herren!’ So ein gottverdammter Sadist! Das macht er doch nur, weil ich seinen Unterricht boykottiert habe!“
 

„Naja, haben wir das denn nicht verdient? Immerhin kannst du nicht bestreiten, dass wir beide mitten in der Nacht außerhalb des Schlosses waren…“ „Ja, ja, hör auf mir auf die Nerven zu gehen!“, maulte der Slytherin und schmiss die nun ziemlich ramponiert aussehende Pflanze in einen leeren Topf und warf achtlos eine handvoll Erde drauf. „Von wegen ’gemeinschaftsfördernde Aufgabe… Zusammenarbeit blabla’~“, äffte er Professor Devine überaus gekonnt nach. Harry konnte sich ein Grinsen kaum verkneifen. „’Ihr Verhalten war ausgesprochen hinterhältig und feige, sich einfach so davonzumachen ohne auch nur zu versuchen…’“ Er tänzelte mit großen, tadelnden Gesten durch den Raum, wobei er beinahe ’aus Versehen’ einige noch leere Töpfe umstieß, und Harry musste wider Willen kichern.
 

„Die können mich doch alle mal, ich meine du hast mir doch selbst gesagt, dass ich abhauen soll und-“ Er brach plötzlich ab und machte wieder ein ernstes Gesicht, fast so als ob ihm auf einmal wieder etwas eingefallen wäre, was ihm schon lange auf der Seele brannte. Harry sah ihn verwundert an. „Ach übrigens, da fällt mir ein Potter, warum hast du mich eigentlich beim Vornamen genannt?“ „So ein Unsinn!“, wehrte dieser ab. „Wie kommst du denn darauf? Wann soll ich das denn bitte gemacht haben?“, fragte der Gryffindor verdutzt und zupfte unruhig weiter an seiner Pflanze herum. Hatte er das etwa wirklich getan? Wann denn? Und warum bitte? Er konnte sich nicht mehr daran erinnern…
 

„Na damals, als das Viech auf uns zukam, da hast du zu mir gerufen: ’Draco, pass auf!’“ Ja, natürlich! Es viel ihm wieder wie Schuppen von den Augen, er sah das Bild dieser Nacht wieder klar und deutlich, schaurig, bedrohlich realistisch vor sich. „Ach keine Ahnung, war n’ Reflex…“, murmelte er verlegen. Es war ihm gar nicht wirklich aufgefallen, auch im Nachhinein nicht… Dabei nannte er den Blonden doch sonst immer beim Nachnamen, was war da nur schief gegangen? „Aha, ein Reflex also…“ Und da war er wieder: dieser freche, herausfordernde Unterton in der Stimme des jungen Slytherin.
 

Harry widmete all seine Aufmerksamkeit dem Umtopfen der Pflanze. „Ja, was weiß ich… - er versuchte, unberührt und gleichgültig zu klingen – du erwartest doch nicht im Ernst, dass ich mich in so einer Situation logisch verhalte, oder? Ich wusste ja selber nicht richtig, was ich tue.“ Draco grinste ihn breit an und Harry gab sich Mühe, ihn nicht anzusehen, obwohl er die Blicke des anderen förmlich auf seiner Haut brennen spürte. Oder war das nur das heiße Sonnenlicht, das sich an den Wänden spiegelte und ihn von allen Seiten her anfunkelte?
 

„Das heißt in Wahrheit magst du mich!“, stellte Malfoy schließlich belustigt fest. „Wie kommst du denn jetzt darauf?!“, fragte Harry entrüstet und gab die Arbeit an seinem Topf endgültig auf. „Naja… - grinste der blonde Slytherin vielsagend - wenn du mich unterbewusst gerne beim Vornamen ansprechen würdest, spricht das Bände…“ „Du irrst dich“, antwortete Harry ruhig. „Ich hasse dich immer noch so sehr, dass ich dich gar nicht noch mehr hassen könnte!“ Und innerlich fragte er sich insgeheim, ob das denn wirklich die ganze Wahrheit war, oder ob Draco nicht doch Recht behalten sollte. Immerhin wäre es eine Erklärung für seinen Reflex gewesen. Vielleicht… gehörte ein gemeinsamer ’Kampf’ mit einem Vampir zu diesen Dingen, nach denen die Beziehung zweier Menschen zueinander einfach nicht unverändert bleiben konnte?
 

„Naja… Jedenfalls… War das echt scheiße von mir, einfach so abzuhauen, als du dein Leben für mich eingesetzt hast…“, murmelte Draco plötzlich mit gesenktem Blick. „… Sorry.“ Und Harry traute seinen Ohren nicht. „Hast du dich da etwa… gerade bei mir entschuldigt?“, fragte er ungläubig. „Ach nein!“, maulte ihn Draco an und blickte wieder auf, und Harry hätte schwören können, dass diese blassen Wangen in einem leichten Hauch von Rosé schimmerten. Vielleicht lag es aber auch nur am grellen Sonnenlicht, das durch das gläserne Dach auf die beiden einknallte und ihn blendete. Jedenfalls spürte Harry, wie ihm bei den folgenden Worten, die Draco so ernst aussprach, noch wärmer wurde, als ihm sowieso schon war:
 

„Ich meine, mir geht es ähnlich wie dir, und… Wenn ich dich nun dazu bringen würde, mich noch mehr zu hassen, dann könntest du das doch nicht, oder?“ Harry konnte fühlen, wie sein Puls sich beschleunigte. Sein Herz klopfte fester, es begann förmlich in seiner Brust zu flattern. Auch sein Atem ging schneller. Worauf wollte Draco nur hinaus? „Was willst du denn schon noch machen, damit ich dich noch mehr hasse als jetzt?“ „Keine Ahnung, aber mal angenommen es wäre so… was bleibt dir denn dann noch übrig?“ Er sah Harry tief in die Augen, und nun war Harry sich absolut sicher, dass er sich diesen zarten Rotschimmer, der sich weich auf Dracos Wangen legte, nicht einbildete.
 

Er spürte, wie auch seine eigenen Wangen heiß aufglühten. Er schluckte. „Was wird mit uns geschehen, wenn wir diese Grenze überschreiten? Welches Gefühl… wartet auf uns beide… jenseits vom Hass?“ Die Stimme des Slytherin war nur noch ein Flüstern geworden und klang so ungeahnt sanft, so unsicher, so… ungekannt verletzlich. Ganz anders als der Draco, den Harry immer zu kennen geglaubt hatte. Hatten sie die Grenze am Ende vielleicht sogar schon überschritten?
 

„Liebe…?“, hauchte Harry ebenso unsicher und bemerkte erst als er seine eigene Stimme hörte, was er da gerade gesagt hatte. Beide schienen wieder aus ihrer ’Trance’ herausgerissen worden zu sein, durch dieses eine kleine unschuldige Wort, aber Harrys Herz raste noch immer wie wild. „Liebe? Wieso Liebe?!“, fragte Draco. Harry wandte den Blick ab, errötete noch stärker. „Keine Ahnung, wie ich drauf komme…“, murmelte er. Er war durcheinander. Die Gedanken drehten sich in seinem Kopf. Was konnte denn noch kommen, wenn der Hass irgendwo aufhören musste? Wenn man gar nicht mehr merkte, wie Menschen sich veränderten?
 

Die Sonne stieg höher in den blauen Himmel und blendete wieder seine Augen, gespiegelt von den gläsernen Wänden des Gewächshauses. „Stehst du etwa auf mich?“, hörte er Draco gespielt verspielt sagen. Ihm wurde schwindlig. Ja, es war nur gespielt, denn er konnte deutlich die Unsicherheit in der Stimme des Blonden heraushören, egal wie sehr dieser auch versuchte, sie zu verstecken. Aber es war eine Unsicherheit, von der er nicht wusste, ob sie nach einer Bestätigung oder einer Verneinung verlangte. Er wollte etwas darauf antworten, etwas unverfängliches, etwas amüsantes, aber ihm fiel nichts ein, weil er selbst nicht wusste, ob er, wenn er hätte ehrlich antworten sollen ’ja!’ oder ’nein!’ gerufen hätte.
 

Und das Bild vor seinen Augen begann zu verschwimmen, alles drehte sich nicht nur in seinem Kopf, sondern auch um ihn herum. Ihm war schwindlig, wirklich, realistisch schwindlig, nicht mehr dieser Teenie-Nervösitäts-Schwindel. Es war, als hätte ihn jemand geschubst und ihm dann einfach den Boden unter den Füßen weggezogen, er verlor das Gleichgewicht, taumelte und fiel. Doch er landete sanft in Dracos Armen. Der Slytherin war zu ihm geeilt und hatte ihn aufgefangen. „Hey, kein Grund gleich ohnmächtig zu werden~“, kicherte er nun selbstsicherer, doch Harry kniff die Augen zu.
 

Sein Kopf fing wieder an zu pochen und er bemerkte erst jetzt die drückende Hitze und das schmerzhaft grelle Sonnenlicht, das ihm nun durch das durchsichtige Dach direkt ins Gesicht schien. „Hey… w~was hast du denn? … Harry? Was ist los, Harry?!“, hörte er die beinahe schon besorgt klingende Stimme des Blonden dicht an seinem Ohr, doch er ließ die Augen fest zugepresst, denn er spürte, wie alles um ihn herum wieder schwarz zu werden begann…
 


 

Zum zweiten Mal in dieser Woche erwachte er im Krankenflügel, doch diesmal… saß Malfoy an seinem Bett. „Hey, wieder wach?“, murmelte er. Harry blinzelte. Gerade im selben Moment kamen sowohl Madam Pomfrey, als auch Hermine und Ron in den Raum gestürzt. „Mit ihnen gibt es auch nur Probleme Potter…“, seufzte die pummelige Frau und stellte ein kleines Kristallfläschchen auf den Nachttisch neben seinem Bett. „Trinken sie das.“ „Harry, was ist passiert?“, fragte Ron besorgt und schubste Draco unsanft zur Seite. „K~keine Ahnung, bin… umgekippt…“, flüsterte Harry beschämt und wurde wieder rot.
 

„Naja, es ist auch so schon heiß genug, und sie waren ja auch stundenlang in diesem Gewächshaus… ich glaube da hat ihnen Professor Devine etwas zu viel zugemutet. Aber es war nur eine kleine Kreislaufschwäche, trinken sie das Fläschchen aus, bleiben sie noch ein paar Minuten liegen und dann können sie wieder gehen. Ach, und bleiben sie für den Rest des Tages im Schloss, für den Fall, dass es vielleicht ein Sonnenstich war…“ Dann ging sie wieder zurück in ihr Zimmer.
 

„Warum bist du nicht umgekippt?!“, maulte er daraufhin Draco an, während er nach der Flasche griff. „Immer trifft es mich…“ „Tja, ich habe halt einfach stärkere Nerven als du“, antwortete dieser grinsend. Und Harry musste lachen. „Ja, man hat gesehen was du für Nerven hast, als du kreischend vor dem Vampir abgehauen bist, obwohl er hinter mir her war!“ Draco verzog das Gesicht. „Kreischend, von wegen…“ Irgendwie fand Harry die Situation furchtbar amüsant. Doch dann fiel ihm wieder ein, was geschehen war, bevor er das Bewusstsein verloren hatte. Schnell öffnete er die kleine Flasche und erleichterte sie um den süßlichen Inhalt in einem Schluck.
 

Malfoy musste seine plötzliche Nervosität bemerkt haben, denn er grinste wieder selbstischer. „Du bist mir aber auf meine letzte Frage noch immer eine Antwort schuldig…“, flüsterte er verspielt. Schnell suchte Harry in seinem schmerzenden Kopf nach einem Fluchtweg. „Nichts ist los“, antwortete er grinsend, als er diesen gefunden hatte. „Es geht mir wieder blendend.“ Erneut ergriff eine genervte Grimasse Besitz von Dracos Gesicht. „Das meinte ich nicht… du weißt ganz genau, welche Frage ich meine. Also, wieso beantwortest du sie mir nicht?“ „Weil ich keine Lust darauf habe~“, antwortete Harry ehrlich, während Ron und Hermine verwirrt ihre Blicke zwischen den beiden hin und her wandern ließen. „Vielleicht ein andermal…“ „Naja… soviel zu Professor Devines Versprechen…“, seufzte Hermine schließlich enttäuscht. „Hey, ich bin doch immer noch am Leben Hermine!“, grinste Harry und stand auf.
 

Erst als die vier den Krankenflügel verlassen hatten und Malfoy in einen anderen Gang abbiegen wollte, fiel Harry noch etwas ein. „Ach, und… Draco?“ Der Slytherin blickte sich verwundert um. „Ich glaube jetzt sind wir quitt.“ Er zwinkerte ihm kurz zu, warum auch immer er gerade Lust hatte, das zu tun, und ging dann mit seinen zwei ebenso verwunderten Freunden weg, während ein etwas gequältes Lächeln sich auf Dracos Gesicht ausbreitete. „Ja, sieht wohl so aus…“, murmelte er leise, als die drei um die Ecke verschwunden waren und machte sich auf den Weg in seinen eigenen Gemeinschaftsraum.

Eine überaus deutliche Antwort

Doch Professor Devine war unerbittlich. Wenige Tage später rief er die beiden wieder zu sich. Als sie den Raum betraten, stand auf seinem Schreibtisch ein großer Blumentopf. „Guten Abend, meine Herren. Bitte, setzt euch.“ Er deutete auf zwei Stühle vor seinem Pult, und sie nahmen Platz. „Nun, zu aller erst, das mit ihrem Sonnenstich tut mir überaus Leid, Mr. Potter, wirklich, ich glaube ich hatte ihren Zustand doch etwas schlecht eingeschätzt.“ „Macht nichts, es geht mir wieder gut.“, erwiderte Harry nur kurz.
 

„Nun gut, das freut mich zu hören, denn sie werden heute Abend ihre Nacharbeit fortsetzen…“ „WAS?!“, rief Draco entsetzt. „Fortsetzen?? Ich glaub ich HÖRE nicht RICHTIG! Wir haben 4 verflixte Stunden diese vermaledeiten Wolfsmilchteile umgetopft!!!“ „Ach ja, genau… gut, dass sie mich daran erinnern…“ Der Professor griff nach dem Topf, der vor ihm auf dem Tisch stand und hielt ihn Draco unter die Nase. „Kommt ihnen das bekannt vor, Mr. Malfoy?“ In dem Topf lag, unter einem Häufchen Erde begraben, der trockene Überrest einer zerrupften Wolfsmilch. Draco schluckte.
 

„Nun…“, der Lehrer stellte den Topf wieder weg. „Professor Sprout war nicht gerade begeistert, als sie das gesehen hat, und auch ich bin unzufrieden. Deswegen wird ihre Arbeit heute von einem viel kritischeren Publikum bewertet werden… An ihrer Stelle würde ich mir wirklich Mühe geben.“ „Publikum, Professor?“, fragte Harry verwirrt. „Naja… sie werden heute den Hauselfen beim zubereiten des Abendessens ein Bisschen unter die Arme greifen. In der Küche. Das trifft sich gut, da ein paar von ihnen erkrankt sind und der Schulleiter sie unbedingt davon abbringen muss, trotz ihres schlechten Zustands zu arbeiten.“
 

Harry fand, dass das eine gute Idee war. Diese Nacharbeit erschien ihm viel angenehmer als die mühsamen Stunden, die er im Gewächshaus verbracht hatte. Außerdem wusste er genau, wie selbstzerstörerisch Hauselfen sich oft aufführten, es war also gut, wenn sie sich ausruhen konnten. Draco hingegen stand der blanke Horror ins Gesicht geschrieben. „Was soll das heißen? Wollen sie, dass wir kochen?! Wir sollen doch nicht etwa kochen, oder???“ „Also…“ Professor Devine erlaubte sich wieder ein schadenfrohes Grinsen. „Die Zutaten vorbereiten, kochen, anrichten, abwaschen, aufräumen, all das, was in der Küche eben jeden Tag erledigt werden muss, Mr. Malfoy.“
 

Draco biss sich auf die Unterlippe. Und auch Harry musste grinsen. Er stellte sich gerade vor, wie Draco in eine fürchterlich befleckte Schürze gekleidet verzweifelt durch die Küche taumelte, während alles anbrannte, überkochte und klirrend zu Boden fiel. „Hey, das ist doch auch kaum was anderes als Zaubertränke.“, sagte er beruhigend. „Und darin bist du doch gut.“ Draco seufzte. Er sah den Lehrer noch einmal zornig an, bevor die beiden das Zimmer verließen und sich auf den Weg in die Küche machten.
 

„Der hat Nerven!“, zischte Draco wütend, als sie die Treppen hinabstiegen.

„Ich finde das gar nicht so schlimm, auf jeden Fall besser als die Sache mit dem Gewächshaus…“

„Ja, für dich vielleicht!“

„Was soll denn das jetzt bitte heißen?“

„Ach nichts… hast du überhaupt ne Ahnung wo hier die Küche ist?“

„Ja. Genau hier.“ Harry blieb vor einem Gemälde, auf dem eine Obstschale zu sehen war, stehen. Draco sah ihn schief an. „Äh… Ja, klar… natürlich~“
 

Harry sah ihn triumphierend an. „Sieh her~“ Er streckte seinen Zeigefinger aus und ließ ihn über die Birne auf dem Bild streichen. Er kitzelte sie eine Weile, bis sie verhalten kicherte und sich dann mit einem leisen ’Plopp’ in einen grünen Türknauf verwandelte. „Wow, woher wusstest du das?!“, fragte Draco begeistert, doch Harry grinste nur. „Hereinspaziert.“, sagte er und öffnete die Tür.
 

Als die beiden die Küche betraten, hielt das beschäftigte Treiben der Hauselfen sofort inne. Alle großen Tennisballaugen der kleinen Wesen waren stumm auf sie gerichtet. „Ähm... wir sind zur… Nacharbeit hier…“, murmelte Draco unzufrieden. „Mr. Harry Potter, Sir!“, hörte Harry plötzlich eine hohe, piepsige Stimme in der Menge quiekseln. Winky kam, immer noch in ihrem alten Kleid, das nun jedoch geflickt und frisch gewaschen war, auf ihn zugewatschelt. „Oh, hallo Winky.“, sagte er freundlich. „Wie geht es dir?“ „Winky geht es gut, Sir. Viel besser, Sir. Professor Devine hat Winky gesagt Winky soll Mr. Potter und Mr. Malfoy helfen, Sir. Aber sie müssen nicht arbeiten, Sir, Winky schafft das alleine Sir. Ganz bestimmt, Sir!“ Die kleine Hauselfe nickte eifrig.
 

Harry musste kichern. „Das ist schon ok Winky, wir helfen dir gerne.“ Und heimlich warf er Draco einen drohenden Blick zu, damit er auch ja nicht protestierte. „Ja… sehr gerne…“, murrte dieser und verzog das Gesicht hinter Winkys Rücken. „Oh, Mr. Harry Potter ist so großzügig Sir! Dobby hatte Recht, Sir!“ „Oh, wo ist er denn überhaupt?“ Harry sah sich um und konnte ihn nicht erblicken. Es hatte ihn sowieso gewundert, dass Dobby nicht sofort auf ihn zugestürmt war. Winkys Gesicht verfinsterte sich. „Dobby… ist in Urlaub, Sir. Es ist furchtbar! Er hat eine Woche frei! Eine ganze Woche!“ Sie schüttelte entsetzt den Kopf und ging auf einen riesigen Berg Kartoffeln zu.
 

„Die sollen wir jetzt aber nicht alle schälen, oder?!“, rief Draco entsetzt, der aussah, als hätte er noch nie im Leben auch nur eine ungeschälte Kartoffel in den Händen gehalten, geschweige denn sie selbst gepellt. Harry stieß Draco zur Strafe unsanft den Ellbogen in die Rippen, und dieser zischte leise auf und blickte ihn wütend an, doch zu spät, Winky schüttelte den Kopf, sodass ihre Fledermausohren wild durch die Luft flatterten. „Nein, nein nein nein Sir! Winky macht das alleine, sie müssen Winky nicht helfen! Winky arbeitet fleißig, Winky schafft es rechtzeitig zum Abendessen!“ Und sofort griff die Elfe nach einer großen Schüssel und einem Messer, das auf einem der Tische lag, setzte sich auf den Boden neben den riesigen Kartoffelberg, der einem im Kontrast zu ihrer kleinen, dürren Figur noch gigantischer erschien und begann eifrig, eine Kartoffel nach der anderen zu Schälen und in die Schüssel zu werfen, fast so, als ob sie Angst hatte, dass die Beiden ihr zu viel Arbeit abnehmen würden, wenn sie sich nicht beeilte.
 

Harry seufzte. „Winky, wir sind doch hier um dir zu helfen.“ Er griff nach einem anderen Messer und setzte sich neben sie auf den Boden. „Ich darf dir doch helfen, oder?“, fragte er vorsichtig, während er nach einer Kartoffel griff. Winky nickte heftig. „Natürlich, wenn Mr. Potter es will, Sir, aber Mr. Potter muss keine Kartoffeln schälen Sir! Dafür sind Hauselfen da, Sir, und Winky ist fleißig, Sir, Winky will ein guter Hauself sein!“ Das glaubte ihr Harry nur allzu gerne. „Aber Hilfe anzunehmen ist doch keine Schande~“, sagte er mit einem warmen Lächeln und machte sich an die Arbeit, was bewirkte, dass Winky ihr Messer noch hastiger über ihrer Kartoffel bewegte. „Keine Angst Winky, es sind genug Kartoffeln für uns drei da“, sagte er beschwichtigend, während er Draco wieder einen vorwurfsvollen Blick zuwarf. „Ehrlich gesagt wäre ich glücklich, wenn wir überhaupt rechtzeitig fertig werden!“, kicherte er, doch die Elfe machte keine Anstalten, ihr Arbeitstempo zu drosseln.
 

Zögernd griff Draco nach dem dritten Messer und sah Harry an. Er beobachtete ihn zwei Kartoffeln lang eindringlich, bevor er sich auch auf den Boden setzte und selbst eine in die Hand nahm. Harry blickte auf. „Sowas hast du wohl noch nie gemacht, hm?“ Er grinste frech. „Mach dich nicht über mich lustig Potter, wir hatten für so was Personal!“ Harry senkte seinen Blick wieder. „Ja, einen Hauselfen, oder?“ Und Draco biss sich auf die Zunge. Als Harry vorher nach Dobby gefragt hatte, war ihm gar nicht aufgefallen, dass er vom ehemaligen Hauselfen seiner Familie sprach. Vorsichtig versuchte er, seine Kartoffel ihrer Haut zu entledigen, was aber nicht wirklich funktionieren wollte. Harry sah ihn wieder an und musste lachen. „Du hältst das Messer verkehrt herum!“
 

Draco errötete intensiv und drehte das Messer schnell um, sodass nun die scharfe Seite der Klinge die Kartoffel berührte. „Stell dich doch nicht so an, in Zaubertränke machen wir doch ähnliches…“ „Das ist was ganz anderes!“, meckerte Draco, immer noch rot im Gesicht, während er an seiner Kartoffel herumwerkelte. „Hast du überhaupt in deinem Leben je schon mal etwas gekocht?“, fragte Harry belustigt. Er konnte sich Draco in der Küche einfach nicht vorstellen. „Nein, seh’ ich so aus?! Ich hab dir doch gesagt, dass wir dafür-“ Diesmal brach er jedoch ab und sah Winky an, die aber gerade damit beschäftigt war in rasantem Tempo eine zweite Schüssel mit gepellten Kartoffeln zu füllen.
 

„Ja…“, seufzte Harry leise. „Bei uns war ich eher das Personal für so was…“ Gleich darauf merkte er, wie er rot anlief. Warum erzählte er Malfoy so etwas? Damit dieser ihn damit aufziehen konnte? Er konnte seinen neuen Spitznamen schon Dracos Lippen entweichen hören: Harry der Hauself. Seine Wangen wurden noch heißer. Doch Draco reagierte komplett unerwartet. „Du? Warum?“, seine Stimme klang irgendwie… empört. Warum? „Warum nicht? Die Dursleys sind Muggel, was erwartest du von denen? Für die bin ich als Zauberer ungefähr wie Ungeziefer. Und da sie keinen anderen Nutzen aus mir ziehen konnten, haben sie mich als ’Hauself’ eingespannt.“
 

„Ach, deshalb sympathisierst du so mit diesen Teilen?“ Obwohl Harry von dem Begriff ’Teil’ in diesem Zusammenhang nicht gerade begeistert war, vor allem in einer Küche voller dieser ’Teile’, musste er trotzdem mitlachen. Erstaunlich schnell hatten sie den Kartoffelberg bezwungen, auch wenn Dracos Einsatz dabei bei gerade mal fünfeinhalb Kartoffeln lag, bei der Sechsten war sein Messer nämlich abgerutscht und hatte sie halbiert, wobei die andere Hälfte in den Kamin gekullert war und er sich ungeschickterweise auch noch in den Finger geschnitten hatte. „Zeig mal her…“ Harry nahm Dracos Hand, während dieser leise fluchte. Der Schnitt war nicht sonderlich groß, sah aber tief aus. Harry kannte diesen Schmerz, solche Wunden konnten übel brennen, er hatte als Küchenhilfe der Dursleys damit genug Erfahrungen gemacht.
 

Mit einem Schwung seines Zauberstabs verwandelte er ein rumliegendes Stück Kartoffelpelle in ein Pflaster, welches er vorsichtig über den Schnitt klebte. „So.“ Er lächelte, und auch Draco zwang sich zu einem Lächeln, obwohl er anscheinend immer noch Schmerzen hatte. Er wollte wahrscheinlich nur nicht, dass Harry ihn für wehleidig hielt, aber das tat er auch so nicht. Ok, vielleicht doch ein kleines Bisschen… Als nächstes, was ungefähr 10 Minuten später war, da sie Winky beide lange hatten überreden müssen, ihnen die Arbeit zu überlassen, schnitten sie die Kartoffeln: Harry in dünne Scheiben und Draco in Hälften zum kochen. Harry hatte die Scheiben auf sich genommen, um Draco nicht zu überfordern. Dieser tat sich schwer genug mit seinem verletzen Finger.
 

Winky stand neben Harry und bereitete einen großen Rollbraten vor. Während Harry seine Kartoffeln schnitt, spürte er, wie ihn etwas schwummrig wurde. Er blickte Winky an, die sehr lustig aussah, wie sie so auf einem Hocker stand, damit sie an den Tisch rankam um ein großes Bündel Kräuter klein zu schneiden. „Was kochst du denn da schönes Winky?“ Naja, schönes… Harry musste sich eingestehen, dass der Geruch des Gerichts ihm offen gesagt Übelkeit bescherte. Irgendetwas… störte ihn daran. Und vielleicht wollte er mit der Frage ja nur herausfinden, woran es lag.
 

Winky errötete und grinste ihn breit an. „Das ist Winkys Familienrezept Sir. Ist seeeeehr sehr lecker, Sir! Kräuterrollbraten ist das, Sir, mit Rosinen, gemahlenem Knoblauch und frischem Koreander verfeinert, Sir! Schmeckt am besten mit Süßkartoffeln!“ Sie hatte seine Frage wohl für ein ausgesprochen ehrendes Kompliment gehalten, denn sie machte sich noch eifriger an die Arbeit. Harry war froh, als er mit seinen Kartoffeln fertig war und sie zur Pfanne tragen konnte, weg von Winkys Rollbraten.
 

Dann entdeckte er ein kleines Fenster am anderen Ende des Raumes. Er ging hin, öffnete es einen Spalt breit und atmete die frische Abendluft tief ein. Das schwummerige Gefühl und auch die Übelkeit verschwanden. ’Ich muss mir merken, das Zeug nie zu probieren…’, dachte er sich, auch wenn er den Gedanken als irgendwie gemein empfand. Aber es war nun mal die Wahrheit. Er ging wieder zurück zu seiner Pfanne. „Kannst du so was überhaupt, Potter?“, fragte Draco skeptisch, der neben ihm einen großen Topf auf den Herd hievte. Harry grinste. „Natürlich.“
 


 

Der Abend in der Küche zog sich lange hin, und während die anderen schon in ihren Gemeinschaftsräumen saßen und sich erholten, waren Harry und Draco noch bei den Hauselfen und erledigten den Abwasch oder räumten die vielen goldenen Teller und Becher wieder in ihre Schränke ein. Als die Arbeit endlich getan war, bedankten sich alle Elfen herzlich mit tiefen Verbeugungen, wobei ihre Fledermausohren über den Boden schleiften und ihre Nasenspitzen fast ihre Füße berührten. Dann machten sich die beiden Jungen auf den Weg zu ihren Türmen.
 

„Aaaargh, meine Hände sind ganz verschrumpelt von diesem widerlichen Abwasch!“, stellte Draco entsetzt fest, als er seine schlanken Finger im Licht der Fackeln betrachtete. Harry lachte lauthals. „Oh man, du hörst dich an wie ein Mädchen~“ „Halt die Klappe!“, zischte Draco, aber auch er musste lachen. Dann seufzte er jedoch. „Sag mal…“, begann er. „Hm?“ „Findest du nicht… dass wir uns ziemlich gut verstehen?“ Er blickte Harry von der Seite fragend an. „Naja, hängt davon ab was du damit meinst…“, erwiderte dieser ausweichend.
 

„Ich meine, dass wir uns nicht mehr Streiten, sondern eher… rumscherzen und uns auch nicht mehr beleidigen… naja ok, fast nicht“, meinte er, als er Harrys ironisch-skeptischen Blick bemerkte. „Aber… wir haben Spaß zusammen, oder etwa nicht? Ich hatte heute Spaß, das heißt mehr oder weniger… auch trotz dem hier!“ Und er hielt Harry seinen mit einem Kartoffelpflaster versehenen Finger unter die Nase. „Tja, selber schuld wenn du so ein Tollpatsch bist!“, kicherte dieser.
 

„Ja…“ Draco ließ seinen Blick in die Ferne abschweifen. „Sag… kommt dieses ’andermal’ eigentlich noch irgendwann, oder… war das nur eine Ausrede?“ Sie gingen eine Treppe hinauf. „Wovon redest du?“, fragte Harry verwirrt. „Was für ein ’andermal’?“ „Na, dieses ’andermal’, an dem du mir endlich meine Frage beantworten wolltest.“ Und Harry wurde rot im Gesicht. Draco hatte sich das doch tatsächlich gemerkt. Er hielt es für besser, den Unwissenden zu spielen, auch wenn er sich sicher war, dass Draco nicht übersehen hatte, wie rot er geworden war.
 

„Welche frage denn?“, murmelte er, und seine Stimme verriet alles. „Verkauf mich nicht für dumm, du weißt ganz genau was ich meine…“ Er blieb stehen. Harry schaute ihn an, und Draco sah ihm wieder so tief in die Augen, als ob er direkt in seine Seele blicken könnte. „Ich habe dich gefragt, ob du auf mich stehst.“ „Warum sollte ich dir darauf antworten?“, meinte Harry, um das Thema möglichst schnell abzuschieben und ging weiter. Weil er in Wirklichkeit nicht wusste, was er antworten sollte. Weil er Angst vor seiner Antwort… und den Konsequenzen hatte. Am meisten verunsicherte ihn jedoch, wie Draco auf seine Antwort reagieren würde. War das nicht schon eine Antwort in sich?
 

Doch Draco gab nicht auf. „Du musst mir antworten, du bist dran.“
 

„Was meinst du mit ’ich bin dran’?“
 

„Na, du bist am Zug.“
 

„Das ist also nur ein Spiel für dich?“
 

„Ja, so ungefähr, und ich habe den ersten Schritt gemacht, also bist demnach jetzt du an der Reihe.“
 

„Wann willst du denn bitte den ersten Schritt gemacht haben?“, fragte Harry, als sie um die Ecke bogen.
 

„Na, ich habe dich gefragt, und das schon zwei mal. Und nun musst du mir antworten.“
 

„Ich muss gar nichts. Und außerdem war ich es, der den ersten Zug gemacht hat, weißt du nicht mehr?“
 

„Ach ja?“
 

„Ja, ich habe das Wort gesagt…“
 

„’Liebe’ meinst du? Darauf wärst du doch nichtmal gekommen, wenn ich dich davor nicht gefragt hätte, was jenseits vom Hass auf uns wartet. Und ich habe dich auch daran erinnert, dass du mich beim Vornamen genannt hast.“ Draco grinste triumphierend.
 

Und Harry tat es ihm gleich. „Aber ich habe dich erst beim Vornamen genannt.“
 

„Na und? Das habe ich auch getan!“
 

„Ja, aber erst danach. Und ich habe mein Leben für dich riskiert, du bist nur abgehauen. Das kannst du nicht toppen.“
 

Draco mochte es nicht zu verlieren, das konnte man ihm deutlich ansehen. „Trotzdem werde ich nicht den nächsten Zug machen.“
 

Harry lachte. „Ist das nicht irgendwie albern? Wir benehmen uns wie Kinder…“
 

Draco blieb wieder stehen und grinste ihn herausfordernd an. „Das sagst du doch nur, weil du zu feige bist, den nächsten Schritt zu tun!“
 

Harry blickte ihn an. „Ich bin nicht feige. Aber du hast auch keinen eindeutigen Schritt gemacht!“
 

„Ach, und was ist mit alldem, was ich gerade aufgezählt habe, ist dir das immer noch nicht genug?“
 

„Das war doch alles nicht beabsichtigt gewesen. Es hat nichts zu bedeuten.“
 

„Und wer wollte sich nachts mit dir treffen? Das war noch lange bevor du überhaupt daran gedacht hast, mir das Leben zu retten!“
 

„Aber das hast du nur gemacht, um mich zu erschrecken.“
 

„Woher willst du das wissen? Du hast doch nur nicht genug Mut, mir eine deutliche Antwort zu geben…“
 

Und Harrys Wangen flammten auf. Denn genau das war der Grund, warum er versuchte, Draco auszustechen. Um einen Grund zu haben, keine eindeutige Antwort geben zu müssen. Aber wenn er das Gespräch so durchging, kam es ihm immer seltsamer vor. Weder er noch Draco hatten doch all die Dinge, die sie gerade aufgezählt haben, mit dem Ziel getan, den anderen für sich zu gewinnen. Und doch stellten sie es nun beide so dar. Was machte das für einen Sinn? Und was sollte er nur antworten, wenn es hart auf hart kommen würde? Stand er auf Draco? Er sah ihn auf jeden Fall seit einiger Zeit in einem völlig anderen Licht… und… „Also, wenn du was von mir willst, dann ist das deine letzte Chance“, sagte Draco gespielt kühl. Nur um ihn wieder zu provozieren, das wusste Harry. Und doch wusste er gleichzeitig auch, dass er darauf eingehen würde. „Stehst du auf mich oder nicht, Harry Potter? Ich will eine eindeutige Antwort.“
 

’Wie du willst, du wirst sie bekommen…!’, dachte Harry, bevor er Draco an den Schultern packte und gegen die Wand drückte. Seine Wangen hatten sich noch nie so heiß angefühlt wie in diesem Moment, und er nahm seinen schnellen Herzschlag und unregelmäßig gehenden Atem viel intensiver wahr als sonst. Langsam schloss er die Augen und legte seine Lippen sanft auf Dracos.
 

Es war das schönste Gefühl, das er sich hätte vorstellen können. Die Lippen des Slytherin waren einfach nur so unendlich weich. Sie waren wie zum Küssen geschaffen. Er öffnete seine eigenen Lippen leicht und strich mit ihnen sanft über die des anderen. Und Draco erwiderte den Kuss. Er spürte, wie die warmen Lippen des Blonden sich um seine legten, sie zärtlich liebkosten. Er war überglücklich in diesem kurzen Moment. Vergessen waren all die Jahre Feindschaft, all die Beleidigungen, die hasserfüllten Blicke. Alles geriet in Vergessenheit durch diesen einen, süßen Kuss.
 

Dracos Lippen umschlossen Harrys Unterlippe, und so fing er Dracos Oberlippe ein. Er spürte, wie der heiße Atem des Slytherin seine Haut streifte und ein Schauer durchfuhr seinen gesamten Körper. Noch immer hielt er Dracos Schultern umklammert, fast so, als hätte er Angst der andere würde den Kuss nicht länger erwidern wenn er ihn loslassen würde. Als ob er instinktiv nicht zulassen wollte, dass Draco weglief. Doch dann lösten beide den Kuss, und Harry ließ den Blonden los.
 

Eine Zeit lang sagten sie nichts, standen nur mit gesenkten Blicken und rot glühenden Wangen im halbdunkel und schwiegen, genossen die Erinnerung an ihren ersten gemeinsamen Kuss. Und es war Harry, der zuerst wieder sprach. „Ist dir das… Antwort genug? Oder soll ich noch deutlicher werden?“ Er lächelte Draco an, und dieser grinste zufrieden. „Naja, wenn du mich so fragst glaube ich fast ich brauche noch etwas Absicherung… aber ich hätte nicht gedacht, dass du so gut küssen kannst~“ Er leckte sich demonstrativ genüsslich über die noch feucht schimmernden Lippen.
 


 

„Und Harry, wie war’s?“, fragte Hermine neugierig. „Ich habe natürlich sofort davon erfahren~!!!“ Sie sah Harry, der gerade bis über beide Ohren glücklich lächelnd in den Gemeinschaftsraum der Gryffindors gekommen war, gespannt an. „Oh nein, Harry, du machst mir Angst! Das ist doch kein Grund so zu strahlen!“, meinte Ron dagegen entsetzt. „Und ob es das ist, Ron! Das ist eine wundervolle Erfahrung! Ich beneide Harry!“, schwärmte Hermine. Der junge Gryffindor sah seine Freunde verwirrt an. „Was… wovon redet ihr da?!“, fragte er etwas unruhig. Konnte es sein, dass sie etwas rausbekommen hatten? Aber dann hätten sie doch anders reagiert, oder nicht? Und außerdem, woher sollten sie denn bitte wissen, dass er und Draco sich… geküsst hatten?
 

„Na von deiner Nacharbeit, was dachtest du denn?“, sagte Ron. Harry atmete auf. „Es… war ganz ok. Ich bin Küchenarbeit noch von den Dursleys gewohnt.“ Er setzte sich neben Ron auf das Sofa. „Das muss wirklich interessant gewesen sein, zusammen mit Hauselfen zu Arbeiten!“, rief Hermine fasziniert. „Ach Gott, kommst du wieder mit deinem Belfer–Unsinn?“ „Ron, es heißt B.ELFE.R, und es ist kein Unsinn, das ist wichtig! Jemand muss sich für die Rechte der Hauselfen einsetzen wenn sie es nicht selber tun!“ „Du meintest wohl wenn sie es nicht selber wollen!“
 

Harry stand wieder auf. Er war gerade viel zu gut gelaunt, um sich das von einer Streiterei zwischen seinen besten Freunden vermasseln zu lassen. „Ich bin ziemlich müde Leute, ich geh ins Bett. Wir sehen uns morgen!“ Und schnell stieg er die Wendeltreppe zum Schlafsaal nach oben.

Lust und Durst (1)

’Summmmmm suuummmmm, summmmmmmmmmmm~!’ Rons Augen verfolgten entnervt eine große Fliege, die penetrant über ihren Köpfen ihre Runden drehte und es anscheinend lustig fand, immer wieder auf Rons frisch beschriebenem Pergament zu landen und die eh schon kaum lesbaren, kleinen Buchstaben noch mehr zu verwischen. „Verdammtes Mistvieh!“, brüllte Ron, griff nach einem der dicken Bücher, die neben ihm lagen und schlug damit auf den Tisch ein, als das Insekt wieder zum landen ansetzte. Harry, der den Kopf auf den verschränkten Armen auf dem Tisch abgelegt hatte und kurz davor gewesen war, einzuschlafen, zuckte dabei erschrocken hoch.
 

„RON!“, rief Hermine vorwurfsvoll und riss ihm das Buch aus der Hand. „Jungs, reißt euch doch mal zusammen, wir müssen diesen Aufsatz endlich mal fertig kriegen, es sei denn du hast gefallen an Nacharbeiten gefunden Harry!“ Dieser murrte nur: „Warum nicht?“, während seine Gedanken zu einer ganz bestimmten Person abschweiften, als Hermine ihn an die Nacharbeiten erinnerte. „Ich kann mich eben nicht konzentrieren, wenn mir so ein nerviges Teil am Ohr rumsummt und über mein ganzes Pergament tapst!“, knurrte Ron grimmig. „Aber das ist noch lange kein Grund mit einem Buch darauf einzuschlagen! Außerdem sind wir in der Bibliothek, also mach gefälligst nicht so einen Lärm!“, zischte sie und schlug das Buch behutsam wieder auf.
 

„Jaja, ist ja gut…“, murmelte Ron und legte seinen Kopf mit einem Seufzen auf den Tisch. Harry tat es ihm gleich. „Ach Jungs, also echt mal, ich mach das hier für euch, ich weiß genug über Vampire für diesen Aufsatz, glaubt mir!“ „Warum erzählst du’s uns dann nicht einfach?“, quengelte Ron. „Du machst einem das Leben immer so schwer!“ Hermine plusterte beleidigt die Backen auf. „Na dann will ich mal sehen wie du deine Abschlussprüfungen ohne mich meisterst! Alleine könntest du keine zwei Worte auswendig lernen~“ „Aber Mine, ich finde ich weiß genug über Vampire, immerhin habe ich sogar schon selber einen verscheucht…“, murmelte Harry im Halbschlaf.
 

„Was weißt du denn schon über sie, außer dass du es glücklicherweise geschafft hast, einen mit einem Patronus abzuwehren?!“ „Nichts…“, gab Harry zu. „Sie beißen halt.“ „Ja, sie haben spitze Eckzähne, oder?“, murrte Ron. „Ja, und wie~“, schauderte Harry. „Und kein Spiegelbild glaub’ ich, das hab ich mal in ’nem Film gesehen…“ „Film…?“, fragte Ron verdutzt, doch Harry winkte ab und gähnte nur. „Also ich hab’ gehört, dass Sonnenlicht sie tötet!“, erwiderte Ron triumphierend. „Was glaubt ihr denn für Märchen?! Ihr habt ja absolut keine Ahnung!“, stellte Hermine entsetzt fest. „Na das sagen wir dir doch schon die ganze Zeit, aber du lässt dir ja nichts verklickern!“, kam es von beiden Jungs gleichzeitig.
 

Hermine seufzte tief. „Also gut, ich geb’ auf. Aber hört gut zu!“ Sie blätterte in dem dicken Buch.
 

’Die Herkunft der ersten Vampire ist bis heute unbekannt. Es wird vermutet, dass es sich um ein misslungenes Experiment mit einem unausgereiften Animaguszauber über der blutsaugenden Vampirfledermaus handeln muss, welche aber nicht mit dem Vampir selbst verwechselt werden sollte. Dass Vampire sich in Fledermäuse verwandeln können wird dadurch dementiert, dieser Mythos beruht einzig und allein auf der oben genannten Verwechslung…’
 

Ron entwich ein langgezogenes Gähnen. Harry stupste ihn dafür mit dem Zeigefinger leicht in die Rippen, während Hermine ihm einen strengen Blick zuwarf. Dann las sie weiter:
 

’Heutzutage wird man nur noch zum Vampir, wenn man von einem solchen gebissen wird und dabei über 10 sanguinische Maßeinheiten an Blut verliert. Mehr dazu im Kapitel ’Spendemöglichkeiten zur Rettung vom Aussterben bedrohter Sagenwesenarten’, Absatz 12, Abschnitt 9. Anmerkung: der Name dieser Vampirgefährdungsmaßeinheiten stammt von Lady Carmilla Sanguina (1561-1757), die es pflegte, im Blut ihrer Opfer zu baden, um ihre jugendliche Schönheit zu erhalten. Die Verwandlung in einen Vampir dauert durchschnittlich ein bis drei Monate vom Zeitpunkt des Bisses aus gerechnet.’
 

„Passt auf, jetzt kommen die Symptome, die sind wichtig für den Aufsatz.“ Die Jungs setzten sich auf und sahen sie gelangweilt an. Sie räusperte sich und fuhr fort:
 

’Zuerst macht sich dabei Lichtempfindlichkeit bemerkbar. Die Legende, dass Sonnenlicht Vampire töten kann, ist übrigens nie bewiesen worden. Es kann sie zwar schwächen, weshalb sie sich oft nur nachts auf die Jagd begeben, jedoch wurden plötzlich eintretende Ohnmachtsanfälle dabei früher oft für den Tod gehalten und haben diese Geschichten genährt. Das nächste Symptom ist eine auftretende Knoblauchunverträglichkeit. Knoblauch wirkt auf Vampire toxisch und verursacht bei ihnen eine mittelstarke Vergiftung. Es ist daher eine gute Abwehrmethode, aber trotzdem nicht vollkommen effektiv. Allein der Geruch von Knoblauch bewirkt nämlich nur schwache Übelkeit. Danach folgen andere typische Vampirverhaltensweisen. Besonders deutlich wird dabei ein ständiger Durst, der immer penetranter wird und sich mit nichts stillen lässt – außer mit Blut. An dieser Stelle befindet sich die Verwandlung bereits im sogenannten kritischen Gefahrenstadium. Der Vampir bekommt starke Migräneanfälle, da immer weniger Blut durch seinen Körper zirkuliert um die inneren Organe, vor allem das Gehirn und das Herz, mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen. Es kann daher auch zu temporären Gedächtnisstörungen oder kurzfristigem Herzkreislaufversagen kommen. Die Bisswunde beginnt dauerhaft zu schmerzen, dies beruht auf den dunkelmagischen Eigenschaften dieser, genauer beschrieben im Kapitel „dunkelmagische Ansteckungsgefahren“, Absatz 25, Abschnitt 3. Im Endstadium der Verwandlung ändert sich das Aussehen typischerweise für die kleine Blutmenge, die im Körper noch vorhanden ist, sprich Farbverlust von Haut und Augen, Schwellungen in empfindlichen Gesichtspartien etc. In den letzten Tagen liegen schwerwiegende Atembeschwerden vor. Wenn der Vampir nun kein Blut trinkt, wird er noch vier bis zehn Tage zu leben haben, falls man dies noch als Leben einstufen kann, da es mit außerordentlichen Schmerzen und bedrückender Atemnot verbunden ist. Sollte der Vampir bis dahin kein Opfer gefunden und dadurch seine Verwandlung abgeschlossen haben, tritt der Exitus ein.’
 

Sie schloss das Buch. „Der was?“, fragte Ron schläfrig. „Tod, Ron!“, murrte Hermine. „Na dann hab ich ja ganz schön Glück gehabt~“, gähnte Harry, der nur halb zugehört hatte. „Wie gut, dass Durst allein noch kein Symptom ist… Aber bei dem wie stickig es hier ist ist das ja auch normal…“ Er war einfach viel zu abgelenkt durch andere Gedanken, um sich Sorgen um den Aufsatz zu machen. Seit der besagten Nacht trafen er und Draco sich immer wieder heimlich. Das war Harry eigentlich ganz recht, denn er fürchtete sich ein wenig vor der Reaktion seiner beiden Freunde auf diese doppelte Schocknachricht: ’Hey Leute, ich bin anscheinend schwul und auch noch mit Draco Malfoy zusammen~!’ Harry schüttelte den Kopf.
 

’Sind wir überhaupt richtig zusammen?’, fragte er sich manchmal, denn weder er noch Draco hatten sich je wirklich gesagt, dass sie einander liebten. Aber wenn die Beiden mal alleine waren, verschwand jeglicher Zweifel. Wenn sie unbeobachtet waren konnten beide nicht mehr die Finger voneinander lassen. Sie konnten sich stundenlang küssen und umarmen, egal wo sie waren. Und Harry war unglaublich glücklich mit seinem kleinen ’Geheimnis’. Er fand ihre mittlerweile nur noch gespielten Streitereien überaus witzig und musste sich manchmal zurückhalten, um nicht zu lachen anzufangen.
 

Er seufzte. Sie saßen nun schon seit Stunden in der stickigen Bibliothek, und obwohl das Wetter mittlerweile viel angenehmer geworden war, war es hier noch ziemlich warm. Außerdem hatte er genug von Vampiren. Seine Begegnung mit dem schaurigen Wesen war unangenehm genug gewesen und er war überaus froh, ohne Biss davongekommen zu sein. Er hielt es nicht für nötig sich nun auch noch anhören zu müssen, welchem grausamen Schicksal er so knapp entronnen war.
 

„Hermine, woher wusstest du überhaupt, wie gefährlich dieses Teil ist? Ich hab es erst begriffen, als es sich zähnefletschend vor mir aufgebaut hat.“, murmelte Harry, immer noch gedankenverloren in die Ferne starrend. „Naja, ich habe viel darüber gelesen und so…“, murmelte Hermine und rutschte in ihrem Stuhl zurück. „Und so…?“, fragte Ron neugierig. „Naja… naja…“ Ihr Blick wanderte nervös durch den Raum. „Mine…?“ Nun war Harry besorgt. „Ich habe mich genau über sie informiert, als ich erfahren hatte, dass… naja…“ Sie seufzte tief. „Also ich hab meine Zauberkraft ja von meiner Großmutter geerbt, das wisst ihr.“ Die beiden nickten. „Und naja… früher wusste ich nicht viel von meiner Großmutter, aber dann habe ich herausgefunden, dass… ihr Mann, also mein Großvater, auch von einem Vampir umgebracht wurde.“
 

Harry schluckte. Hermine lächelte schwach. „Ich habe Großmutters Tagebuch gefunden und darin gelesen… sie hatte darin unter Anderem eben auch… seinen Tod beschrieben. Es war furchtbar, ich musste weinen…“ Harry stand auf, ging zu ihr und umarmte sie vorsichtig. „Es tut mir Leid, Minchen… ich verstehe, warum du dir solche Sorgen um mich gemacht hast. Ich war ein Idiot! Sorry…“ Sie kuschelte ihr Gesicht in seine Schulter. „Ich wollte so etwas nicht mit ansehen, es zu lesen war schon zu schlimm. Wenn ich nur daran denke, dass einem von euch so etwas passieren sollte… Das kannst du dir gar nicht vorstellen, ich bin so froh, dass du diesen Vampir verjagen konntest!“
 

Er löste sich wieder von ihr. „Ja, das bin ich auch. Naja… ich glaube ich verschwinde dann mal, wir sehen uns nachher~“ „Hey, wo willst du denn hin? Wir sind noch nicht fertig!“, nörgelte Ron. „Ich will morgen nicht schon wieder hier drinnen vor mich hinköcheln!“ „Aber ich hab noch was vor!“, äffte Harry Rons Meckern nach. „Warum so geheimnisvoll Harry?“, zwinkerte Hermine. „Tja, das bleibt mein kleines Geheimnis… vorerst~“ Er grinste breit und verschwand aus der Bibliothek.
 


 

„Mmmh, Harry~“, keuchte Draco leise gegen seine Lippen. Harry hatte die Augen geschlossen und die Arme um den Slytherin gelegt, seinen schlanken Körper eng an sich gezogen. Sie lagen nebeneinander auf Dracos Bett und Harry war überwältigt. Sein Freund hatte sich unheimlich viel Mühe gegeben die Stimmung möglichst romantisch zu gestalten: auf dem Bett und um es herum waren Blütenblätter von weißen Rosen verstreut und viele kleine Teelichter schwebten durch den Raum und tauchten ihn in ein weiches, warmes Licht. Die Luft duftete süß nach Karamell und Honig.
 

„Wie hast du das nur gemacht?“, wisperte Harry fasziniert gegen die süßen Lippen des anderen, bevor er diese wieder zärtlich küsste. „Das ist egal… das Wichtige ist doch, dass es dir gefällt~“ Der Blonde grinste leicht in den Kuss. Harry musste kichern. „Also langsam machst du mir Angst, was ist aus dem gemeinen, hinterhältigen, selbstsüchtigen Draco geworden, den ich früher gekannt habe?“ „Dass du es wagst mich sogar noch zu beleidigen, während du mit mir in meinem Bett liegst!“ Zur Strafe biss Draco ihn ganz leicht in die Unterlippe, was Harry aber nicht im Geringsten als schmerzhaft empfand. „Menschen ändern sich eben~!“
 

„Trotzdem, wenn du so weitermachst denk’ ich am Ende noch du willst irgendwas von mir…“ Der Gryffindor grinste seinen gegenüber vielsagend an. „Ich… will ja auch was von dir!“, hauchte der Slytherin zart gegen seine Lippen, bevor er sanft mit seiner Zunge über diese strich. „Mhmm~ aber ich hätte dich nie für einen solchen Romantiker gehalten~“, flüsterte Harry in den Kuss. „Tja, bin ich auch nicht. Ein Mittel zum Zweck eben“, grinste Draco berechnend. „Solange es mich zum Ziel führt.“ Er lachte leise.

Lust und Durst (2)

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Lust und Durst (3)

Immernoch schwer und unregelmäßig atmend zog Draco sich aus Harry zurück und legte sich wieder neben diesen, zog ihn eng in seine Arme und die beiden küssten sich leidenschaftlich. Harry war sich sicher, dass das Leben nicht schöner sein konnte. Seine kleine, heile Welt lag hier in Dracos Armen, an seinen Lippen, und war völlig und vollkommen perfekt. Es gab nichts, was jetzt noch hätte schief gehen können. Nichts. Absolut gar nichts.

Hermines böse Vorahnungen

„Harry, wo warst du denn so lange? Wir dachten schon du kommst gar nicht mehr zum Abendessen!“, sagte Hermine mit einem belustigten Lächeln im Gesicht, als ein strahlender Harry sich zu ihr und Ron an den Tisch setzte. „Ja, ich würde ja fragen ob was nicht in Ordnung ist, aber siehst’ ja nicht so aus…“, erwiderte Ron zynisch. „Stimmt, es ist alles in bester Ordnung, ich hab nur ’nen Mordsdurst~“, meinte Harry nur, während er sich Kürbissaft einschenkte. „Ja, natürlich, während ich mir in der Bibliothek die Seele aus dem Leib schufte über diesen verdammten Vampirbüchern hat unser großer Held schon lange selbst einen bezwungen und kann sich nun amüsieren~“, jammerte der Rotschopf währenddessen theatralisch, und sowohl Harry als auch Hermine brachen in fröhliches Gelächter aus. „Von wegen Seele aus dem Leib schuften, du hast seit Harry gegangen ist gerade mal 2 Sätze geschrieben!“ „Stimmt doch gar nicht! Harry, es waren 5, wirklich authentisch 5, ich sag’s dir, hab sie immerhin um die 200 mal gezählt!!!“, versicherte Ron seinem besten Freund verzweifelt, und dieser musste nur noch mehr lachen.
 

„Ja, aber drei davon habe ich dir diktiert!“, kicherte Hermine, während sie sich ein Stück Braten auftat. „Na und, das ändert trotzdem nichts daran, dass ich es war, der sie geschrieben hat und… Hey, was ist das denn? Das hab ich ja noch nie gegessen…“, fragte Ron interessiert, oder wahrscheinlich nur um von seinem außerordentlichen Fleiß im Zählen seiner Sätze abzulenken. Während Harry sich noch die Lachtränen aus den Augenwinkeln wischte, quiekste er: „Winky’s Familienrezept, Kräuterrollbraten Sir! Schmeckt am besten mit Süßkartoffeln, Sir, aber ich persönlich würde ihn lieber nicht essen, weil Mr. Harry Potter Sir in der Küche allein vom danebenstehen schlecht geworden ist!“ Diesmal war Ron an der Reihe loszulachen. „Genial parodiert Harry, danke für die Warnung!“, grinste er.
 

Hermine, die jedoch bereits ein Stück im Mund hatte, machte einen etwas fragenden Gesichtsausdruck. „Wieso, schmeckt doch wirklich gut.“ Harry kriegte sich wieder ein und blickte sie verwirrt an. „Also als ich in der Küche neben ihr stand ist mir allein von dem Geruch übel geworden.“ Hermine piekste ein Stück mit der Gabel auf und hielt sie Harry hin. „Ist mein Ernst, hier, probier mal, das schmeckt echt lecker~“ Neugierig nahm Harry das Stück Fleisch und kaute nachdenklich darauf herum. Hermine lächelte. „Siehst du, muss an was anderem gelegen haben…“
 

Sobald Harry den Bissen jedoch runtergeschluckt hatte, wusste er, dass es ganz sicher nicht an was anderem gelegen hatte. Sofort begann sein Magen zu revoltieren und Harry spürte, wie der Schluck Kürbissaft, den er schnell hinterher getrunken hatte, um das Übelkeitsgefühl runterzuspülen, ihm förmlich im Hals stecken blieb. Er hustete hart und presste eine Hand auf den Mund, um einen plötzlich aufkommenden Würgreiz zu unterdrücken. Aber er fühlte sofort, dass er diesen nicht lange zurückhalten konnte, und so sprang er auf und rannte so schnell er konnte aus der Großen Halle in Richtung der nächstgelegenen Jungentoilette, dicht gefolgt von einem verwirrten Ron und einer erschrockenen Hermine.
 

„Ich bring diese Elfe um, trotz all deinem Belfer-Zeug Mine!“, knurrte Ron, als Harry, begleitet vom Geräusch der Toilettenspüle mit leichenblassem Gesicht wieder aus der Kabine trat. „Man, Harry, du siehst aus als ob-“ „Danke Ron, echt. Aber das will ich glaub’ ich gar nicht wissen~“, murrte Harry nur grimmig, während er sich mit dem Ärmel über die brennenden Lippen wischte. Sein Magen fühlte sich immer noch an, als ob ihn jemand aus Spaß verknotet hätte und sein Hals brannte schmerzhaft. Der saure Geschmack in seinem Mund war unerträglich, und so beugte er sich über eines der Waschbecken ohne dabei in den Spiegel zu sehen und trank etwas Wasser aus dem Hahn.
 

„Es tut mir so Leid, Harry~!“, flüsterte Hermine kleinlaut und schuldbewusst. „Aber, i~ich… ich dachte nicht, dass…“ „Ich mach dir doch keine Vorwürfe Mine“, antwortete Harry gefasst und drehte den Wasserhahn wieder zu. „Du hast doch auch davon gegessen und dir geht es prächtig.“ „Vielleicht… bist du ja gegen etwas was da drin ist allergisch oder so?“, fragte die Braunhaarige zögernd. „Nicht, dass ich wüsste. Ich glaube ich bin überhaupt gegen nichts allergisch, oder zumindest ist es mir nicht bekannt…“, grübelte Harry, während er sich gegen die Wand lehnte. Ihm war immer noch leicht schwindlig und da er nicht gleich wieder mit dem Kopf über der Toilettenschüssel hängen wollte, legte er diesen lieber in den Nacken und schloss die Augen. Ruhig atmend versuchte er sich wieder in Erinnerung zu rufen, was Winky noch über ihren ach so tollen Braten erzählt hatte.
 

„Was war denn da überhaupt drinnen?“, fragte Ron, ebenfalls nachdenklich. „Ich weiß nicht mehr genau, warte…“, erwiderte Harry. „Rosinen glaub ich…“, überlegte Hermine laut. „Ja, ja genau! Und Knoblauch und Koreander, das war’s. Ganz normale Dinge halt.“ Harry öffnete wieder die Augen, gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie seine beste Freundin mit einem ziemlich schockierten Gesichtsausdruck schnell den Kopf abwandte. „W… w~was ist denn?“, fragte er, sichtlich beunruhigt. Doch sie zwang nur ein neutrales Lächeln auf und murmelte leise: „Ach nichts, nichts.“
 


 

In der darauf folgenden Nacht machte Harry noch 4 mal nähere Bekanntschaft mit der Jungentoilette des Gryffindorturms, am nächsten Morgen jedoch fühlte er sich schon um einiges besser. „Bist du sicher, dass du nicht zu Madam Pomfrey gehen willst? Vielleicht… ich meine…“ Doch Harry schüttelte nur den Kopf über den Vorschlag seiner besten Freundin. „Mal ehrlich Hermine, nach all dem Ärger, den ich ihr in letzter Zeit beschert habe, komme ich wahrscheinlich nur noch kranker wieder aus dem Krankenflügel raus als ich es jetzt schon bin! Außerdem ist mir auch gar nicht mehr schlecht, ich hab nur immer noch so einen trockenen Hals…“, murmelte er, während er seinen Becher in einem Schluck leerte. „Kein Wunder man, ich hab gehört, wie du in der Nacht immer wieder aufs Klo gerannt bist…“, meinte Ron mitleidig. „Sorry, ich wollte dich nicht wecken~“, erwiderte Harry kleinlaut. „Ach was, red’ keinen Stuss!“, grinste Ron nur und stupste ihn aus Spaß in die Seite.
 

„Ach, sieh einer an, hat das kleine Schlammblut ihr neuestes Giftrezept an dir ausprobiert, Potter?“, hörte Harry plötzlich eine arrogante Stimme hinter sich lachen. Gespielt genervt verdrehte er die Augen und drehte sich um, um in das freche Gesicht seines Liebsten zu blicken. Es war natürlich notwendig, den Schein zu wahren, aber er hätte es dennoch lieber gehabt, wenn sein Freund endlich aufhören würde, seine Freunde zu beleidigen. „Keine Sorge, so leicht wirst du mich nicht los~“, zischte er zurück und versuchte mit aller Kraft, sich ein Grinsen zu verkneifen. „An deiner Stelle würde ich ihr nicht trauen, zuerst macht sie dir schöne Augen und dann landest du mit deinem Narbengesicht in der Kloschüssel!“ Er nickte Hermine abwertend zu und grinste dreckig. Aber Harry wusste es besser.
 

Er gab sich die größte Mühe sein Grinsen überheblich oder wütend erscheinen zu lassen, aber in Wirklichkeit hatte er große Lust Draco verliebt anzulächeln und ihn auf der Stelle in einen innigen Kuss zu reißen. Das, was er gerade gesagt hatte, sollte nämlich eigentlich in etwa heißen: „Was war denn gestern mit dir los? Ich hab mir Sorgen um dich gemacht~ Und sie, dieses… ok, ’Schlammblut’ war so ziemlich das einzige Wort, das Draco in einem Gespräch unter vier Augen mit Harry nicht verändert hätte… was sollte das mit der Gabel, hm? Die macht dich doch an! Wenn du so was noch mal mit irgendjemandem außer mir machst bin ich dir wochenlang beleidigt~!!! Nur damit du bescheid weißt.“ Und Harry hätte am liebsten gekichert, denn es war das erste Mal, dass er Draco eifersüchtig erlebte.
 

„Den ’Giftanschlag’ habe ich zu deinem tiefsten Bedauern überlebt wie du siehst, und selbst wenn mir Hermine schöne Augen machen würde, wär’s nicht dein Problem, oder?“ Er zwinkerte ihm heimlich zu und Draco setzte noch einmal eine seiner typischen Grimassen auf, bevor er auf dem Absatz kehrt machte und von dannen stolzierte. „Wenigstens ist er nicht mehr so nervig wie früher…“, murrte Ron ihm hinterher. „Ja~“, flüsterte Harry nur leise, denn er war sich sicher, dass Draco seine verborgene Botschaft verstanden hatte: „Keine Sorge, es geht mir wieder gut, war nichts Ernstes. Und was Hermine angeht, macht sie mir keine schönen Augen, und außerdem brauchst du nicht eifersüchtig zu sein, ich liebe nur dich~“
 

„Was haben wir in der ersten Stunde?“, fragte er mit einem sanften Lächeln, während er sich schon wieder Saft nachschenkte. Nach dem unangenehmen Vorabend war sein Hals ziemlich trocken und rau geworden. Und manchmal dachte er sich sogar heimlich, dass das leidenschaftliche Abenteuer mit Draco vielleicht ein bisschen zu viel fürs erste Mal für ihn gewesen war, obwohl er noch nie gehört hatte, dass jemand so darauf reagiert hätte. „Na rat mal…“ „Verteidigung?“ Ron nickte. „Wie gut, dass der Aufsatz erst auf übermorgen auf ist~“, grinste Harry und wieder schweiften seine Gedanken in Dracos Bett und seine warmen, starken Arme ab.
 


 

„Wie ihr sicher bereits wisst, denn schon übermorgen erwarte ich eure Aufsätze auf meinem Pult, dauert die Verwandlung in einen Vampir durchschnittlich zwischen ein bis drei Monate. Der längste bekannte Fall war Blodwyn Bludd, auch bekannt als „Vampir aus der Tiefe“, da er für seine Opfer sang bevor er sie angriff. Aus vertrauenswürdigen Quellen ist uns bekannt, dass er über ein halbes Jahr mit seiner langsamen Verwandlung zu kämpfen hatte… Die Vollendung der Verwandlung kann erst in der sogenannten kritischen Gefahrenphase geschehen, vorher ist der Vampir ungefährlich, selbst wenn er einem spaßeshalber in den Hals beißen sollte… Diese Gefahrenphase tritt ziemlich gleichzeitig mit den ersten Atembeschwerden und Bisswundenschmerzen auf.“ Von fleißigem Federkratzen begleitet machte Professor Devine seine Runde durchs Klassenzimmer. Doch anscheinend landeten nicht alle Notizen auf den dafür vorgesehenen Heftseiten und Pergamentrollen. Ein kleiner, in Form einer Taube gefalteter Zettel kam lautlos auf Harry zugeflattert.
 

Nachdem er sich mit einem flüchtigen Blick vergewissert hatte, dass der Professor ihm gerade den Rücken gekehrt hatte, entfaltete Harry den Zettel, um die darauf leicht schief geschriebenen Worte: ’Na dann hab ich ja noch mal Glück gehabt…’ zu lesen. Als er aufblickte, sah er, dass Draco sich zu ihm umgedreht hatte und sich anzüglich mit den Fingerspitzen über den kleinen, roten Fleck an seinem Hals strich. Der Lehrer drehte sich um und ging die Reihe entlang wieder nach vorne und erzählte weiter:
 

„Ein Vampir kann liquidiert werden, indem man ihm einen Pflock mitten ins Herz schlägt. Dieser muss jedoch aus Rosenholz bestehen, in eine bestimmte Form geschnitzt werden und vor Gebrauch 24 Stunden in Weihwasser eingelegt werden. Das Gerücht, dass Vampire Angst vor Kreuzen oder kreuzförmigen Gegenständen haben sollen stimmt übrigens nicht“, fügte er dabei hinzu. Er schien irgendwie nicht richtig anwesend zu sein, denn er merkte nicht einmal, wie Ron, an dem er gerade vorbeiging, sich zu Harry rüberlehnte und fragte: „Was hat die Ratte geschrieben?“ „Ach, nicht der Rede Wert“, murrte Harry nur zurück und musste innerlich wieder grinsen.
 

Professor Devine erzählte weiter. „Die Aktion des Liquidierens ist aber nur speziell qualifizierten Mitarbeitern des Zaubereiministeriums vorbehalten, da es ein

sehr gefährliches Unterfangen ist. Der Schlag muss präzise ausgeführt werden, um das Herz genau in der Mitte zu spalten. Er muss beim ersten Mal sitzen, es darf nur ein einziger Schlag sein, denn nur auf diese Weise kann der Fluch gebrochen werden, ihr habt ja über die dunkelmagischen Eigenschaften von Vampirbissen gelesen… Wusstet ihr übrigens, dass auch Jack the Ripper ein Vampir war?“ Fragende Blicke sagten ihm, dass einige Schüler aus rein magischen Familien ihn nicht verstanden hatten, und sagten Harry, dass Jericho Devine anscheinend in Kontakt mit Muggeln aufgewachsen war. Der Lehrer lächelte.
 

„Der von Muggeln als Massenmörder angesehene und als „Jack the Ripper“ bezeichnete Mann, der in den frühen 1880ern jungen Frauen auflauerte und sie jagte, war in Wirklichkeit Sir Herbert Varney, ein Vampir, der im Alter von 31 Jahren von einer Sondereinheit der Abteilung zur Führung und Aufsicht Magischer Geschöpfe des Zaubereiministeriums gefangen und auf die von mir eben erklärte Weise liquidiert wurde. Vielleicht seid ihr auch über ein paar angebliche ’Heilungsmethoden’ von Vampirbissen gestolpert, aber den Experten ist kein nachgewiesener Fall einer Heilung bekannt. Es gibt natürlich einige angeblichen Heilmöglichkeiten, die jedoch in Wirklichkeit nur zu all den Legenden über Vampire zu zählen sind. Ein Biss ist und bleibt unheilbar. Ich glaube das dürfte euch vorerst an Informationen, die ihr in den Büchern nicht gefunden habt, reichen. Bis morgen.“
 

„Puh, das Zeug was er da erzählt macht einem echt Angst~“, seufzte Ron, als die drei das Klassenzimmer verließen. „Ja, ich bin immer erleichterter, dass ich diesem Vampir entkommen bin…“ atmete Harry auf. Hermine jedoch war verdächtig still, und Harry konnte ihren Gesichtsausdruck in der Jungentoilette einfach nicht vergessen. „Minchen, stimmt irgendwas nicht? Du bist so… nachdenklich…“ „Ist sie das nicht immer?“, warf Ron grinsend ein. Hermine jedoch lächelte nur leicht und meinte: „Nein, alles in Ordnung. Ganz bestimmt.“
 

Doch bevor Harry weiter nachfragen konnte, wurde er auch schon von Malfoy unterbrochen. „Na Potter, Durst?“ „Natürlich, auf dein Blut bestimmt nicht~“, winkte Harry nur ab. Er hatte natürlich Lust Draco zu folgen, aber irgendwie… machte ihm Hermines Verhalten sorgen. Selbstverständlich war sie immer irgendwie nachdenklich, aber nicht so… besorgt nachdenklich eben. Aber auch im Laufe des ganzen Tages konnte er nichts aus ihr rauskriegen, also gab er es schließlich auf.
 


 

„So ein Mist, ich glaub ich verreck!“ Harry ließ sich wieder auf sein Bett zurückfallen. Verschlafen blinzelte Ron ihn durch die Vorhänge seines Betts an und gähnte: „Was’n loooo~s?“ Harry kniff die Augen zu und zischte auf. „Mein Nacken bringt mich um, ich fühl mich gerade genauso wie in der Nacht, als ich ihn mir aufgeschlagen hab. Scheiße!“ Vorsichtig drehte er den Kopf hin- und her. „Also entweder hab ich verdammt schief geschlafen oder mir irgendeine Sehne eingeklemmt!“ Wieder zischte er laut auf und versuchte, den schmerzenden Nacken irgendwie zu bewegen, aber er spürte immer wieder ein unglaublich unangenehmes Ziehen. „V… vielleicht hat… Miiiiiii~ne ja recht und d’ so…o…. oooooltest echt mal wieeeeeee~der z~zu Pooooooo~mfreeeee~y geeeee~ehn?“ Ron rieb sich die Augen und schien sogar noch im Sitzen zu schlafen.
 

„Ach was~“, murmelte Harry mit immer noch zugekniffenen Augen. „Sag Mine bloß nichts, ich glaube sie ist in letzter Zeit eh irgendwie… besorgt…“ „Ja, ist mir auch aaaaaaaaa~ufgefallen…“ Ron schien langsam die Augen aufzukriegen und wach zu werden. „Was meinst’ was mit ihr... loooo~s ist?“ Vorsichtig setzte Harry sich auf und legte den Kopf zur Seite. „Autsch! Kein Plan, vielleicht setzt ihr einfach nur das ganze Vampirgerede zu, nach der Geschichte mit ihrem Großvater und so würde mich das nicht wundern... Aber ich finde wir sollten sie zur Rede stellen.“, stellte Harry fest.
 


 

„Ihr macht euch Sorgen um mich? Nein, es ist alles in Ordnung, wirklich Jungs.“, meinte Hermine, allerdings schien ihr Lächeln nicht im Geringsten unbekümmert. Die beiden setzten sich neben sie auf das Sofa im Gemeinschaftsraum. „Mine, wirklich, irgendwas stimmt in letzter Zeit nicht mit dir~“, sagte Harry besorgt. „Ich sorge mich eher um dich, Harry. Findest du nicht du könntest… hey, was machst du denn da mit deinem Hals?“ Die Braunhaarige beäugte ihn beinahe schon misstrauisch, als er versuchte, seinen verspannten Nacken etwas zu bewegen. „Ach was, nichts weiter, ich hab nur ’nen steifen Nacken, hab glaub’ ich schief geschlafen…“, meinte Harry locker. Aber Hermine schien endlich wieder einen Grund gefunden zu haben, ihn zu belehren.
 

„Harry, du musst wieder in den Krankenflügel!“, forderte sie überzeugt. „Mine, ich bitte dich~!“, nörgelte dieser, „Es geht mir gut! Verdammt ich kann doch nicht wegen jeder Kleinigkeit gleich zur Pomfrey rennen! Außerdem ist heute Quidditch!“ Hermine seufzte und senkte den Kopf. „Hey, Mine, warum bist du so betrübt? Du siehst doch, dass es Harry gut geht… Wenn du’s wissen willst, ich hab heute Nacht auch total schlecht geschlafen~“, versuchte Ron sie irgendwie aufzuheitern, doch das Mädchen seufzte nur und meinte: „Aber pass auf dich auf Harry, ok? Beim Quidditch, meine ich.“ „Mach ich, versprochen. Schließlich will ich doch, dass wir gewinnen~!“, lächelte Harry und die drei gingen hinunter in die Große Halle zum Frühstück.
 


 

Es war ein strahlend sonniger Tag, ideales Wetter. Harry freute sich schon wahnsinnig, er hatte lange keine Gelegenheit mehr zum Fliegen gehabt, aber nun begann endlich die Quidditchsaison in Hogwarts. Die erste Begegnung würde Gryffindor gegen Slytherin sein. In der Umkleide warnte Wood seine Mannschaft noch vor möglichen starken Windstößen in zu großer Höhe, aber alle waren optimistisch. Lange schon hatte es keinen so perfekten Nachmittag für ein Quidditchspiel mehr gegeben. Dann, als Madam Hooch’s Pfeife ertönte nahmen sie alle ihre Besen in die Hand und schritten hinaus auf den Rasen. Harry spürte seinen Feuerblitz bereits leicht in seiner Hand vibrieren und er konnte es kaum erwarten endlich wieder durch die Luft zu brausen. Er bestieg seinen Besen, stieß sich vom Boden ab und schwebte federleicht nach oben, immer höher über die Köpfe der jubelnden und tosenden Menge unten auf den Tribünen hinweg.
 

Und dann fand er sich Malfoy gegenüber. Er grinste. Oh ja, dieses Spiel würde wirklich etwas Besonderes werden. Er fragte sich, ob die Tatsache, dass er und Draco nun zusammen waren ihre Rivalität im Sport verstärken würde, oder ob sein Freund sich absichtlich ungeschickt anstellen würde, um ihn gewinnen zu lassen. So oder so, es würde ein phantastisches erstes Spiel der Saison werden. Erneut ertönte ein Pfiff und ein goldener Lichtfunke düste nach oben und verschwand irgendwo in den schneeweißen Wolken über ihnen. Sofort begannen beide Sucher ihre Jagd nach dem Schnatz.
 

Je höher ihre Besen stiegen, umso wärmer wurde Harry. Es war wirklich ein schwüler Tag und die Sonne schien hier oben heller zu scheinen. Er kniff die Augen kurz zu, doch als er sie wieder öffnete, merkte er, dass Draco eine scharfe Rechtskurve geflogen war und nun wieder steil in den Himmel aufstieg. „So willst du es also haben~“, murmelte er grinsend zu sich selbst und machte sich daran, dem Blonden zu folgen. Doch plötzlich schien die Luft dünner zu werden. ’Sind wir schon so hoch geflogen?’, fragte Harry sich, als er immer tiefere Atemzüge machen musste. Aber noch immer war der Schnatz nicht in Sicht.
 

Als er eine weitere Schicht Wolken durchbrach, war plötzlich alles in helles Licht getaucht. Die Sonne leuchtete grell und heiß auf ihn hinab und wieder musste er die Augen schließen, denn ihm wurde von der unerwarteten Helligkeit schwindlig. Er hielt sich stärker an seinem Besen fest, seine Lungen fingen an zu schmerzen. ’Verdammt, ich glaube ich… bin zu hoch…ich kriege fast keine Luft mehr…!’ Doch dann erblickte er einen kleinen Goldfunken durch die Luft hüpfen, abtauchen, und dicht dahinter: Draco. Er atmete noch einmal tief durch und folgte den Beiden in ihrem Sturzflug.
 

Doch je schneller er hinter dem Sucher der Slytherins hinterher rauschte, umso flacher wurden seine Atemzüge. Und wieder spürte er, wie alles in seinem Kopf zu flimmern begann. Seine Hände rutschten fast vom Besenstiel ab und er fiel noch schneller nach unten. „Hilfe!“, rief er, beinahe abwesend, denn er sah schon wieder alles verschwommen. Der Blonde drehte sofort ab, tauchte ihm nach und kurz bevor sie den Boden erreichten, spürte Harry, wie Draco seinen Besen packte und ihn abbremste. Im Endeffekt schlug er nur leicht auf dem Boden auf, Draco landete ebenfalls etwas unsanft neben ihm. Der Schnatz war verschwunden. Madam Hooch’s pfeife ertönte ein drittes Mal an diesem Nachmittag um das Spiel vorzeitig zu beenden, und Harry kämpfte mit der Ohnmacht, während seine Lungen sich sehr langsam wieder mit Luft füllten.
 


 

„Ich habe ja wirklich nichts gegen Quidditch, aber das Spiel ist einfach zu gefährlich! Selbst bei so schönem Wetter 5 verletzte!“, meckerte Madam Pomfrey lauthals während sie durch den Krankenflügel hin- und herflatterte. Anscheinend waren so ziemlich im selben Moment, in dem Harry gestürzt war, beide Klatscher in Oliver Wood und danach in zwei Slytherin-Jäger gerast und hatten alle drei außer Gefecht gesetzt. „Potter! Malfoy! Sie Beide schon wieder?! Mit ihnen gibt es auch wirklich NUR Probleme!!! Was war schon wieder los, hm?“ „Ich sag ihnen was los war!“, fauchte Hermine, die gerade zusammen mit Ron in den Krankenflügel gekommen war und Malfoy mit bitterbösen Blicken bombardierte. „Er hat versucht, Harry von seinem Besen zu werfen!“, zischte sie wütend.
 

Harry wollte schon protestieren, doch anscheinend lag Malfoy mehr daran, ihr Geheimnis als ein solches zu wahren, denn er murrte nur zurück. „Ja, zu schade dass es nicht geklappt hat.“ „Ja, wenn sie noch mehr dumme Scherze im Sinn haben, dann merken sie sich genau wie das endet!“, fauchte Madam Pomfrey, als sie seinen Arm sehr unsanft verband. „Aua, hey, das tut weh!“, meckerte Draco mit einer unglücklichen Grimasse. „Geschieht dir recht, du Mistkäfer~“, sagte Ron nur, bevor er sich an Harry wandte. „Was war denn da los, du bist ganz schön tief gefallen…“
 

„Ach was, der Schnatz hat uns heute ganz schön zum Narren gehalten, ich glaube nach den Sommerferien war er irgendwie hyperaktiv… er hat uns ziemlich weit nach oben gelotst… Aber ich glaube ich war auch etwas zu übereifrig… bin einfach nur zu weit rauf geflogen und hab’ keine Luft mehr gekriegt, da oben ist die Luft so dünn…“ Und wieder machte Hermine ein Gesicht, als ob sie einen Geist gesehen hätte. „K~keine Luft?!“, fragte sie tonlos. Und diesmal hatte Harry genug. „Verdammt Mine, was soll das?! Warum siehst du mich immer wieder so an, als ob du an meinem Totenbett stehen würdest???!! ES GEHT MIR G U T !!!“ „Harry, a~aber…“ Hermine biss sich auf die Unterlippe und blickte zu Boden.
 

„So, sie können gehen!“, maulte Madam Pomfrey und schubste Draco achtlos in Richtung Tür. „Und sie würd’ ich am liebsten hier mit ihrem aufgeschlagenen Arm liegen lassen, Mr. Potter!“, fauchte sie Harry an. Aber sie ließ sich die Freude nicht nehmen, ihm absichtlich unvorsichtig den Arm zu verbinden, und er wünschte sich kurzweilig sie hätte den Arm wirklich so gelassen wie er war. Als er mit Ron und Hermine den Krankenflügel verließ, sah ihn die Braunhaarige immer noch nicht an und sagte kein Wort. Ron seufzte. „Hey Leute, also wirklich. Harry, reg dich doch nicht so auf, Minchen meint es doch nur gut, das weißt du~ Und du, Mine… übertreib’s doch nicht immer so! Du siehst doch, dass Harry nichts weiter hat…“
 

Ganz unerwartet blieb Hermine wie angewurzelt stehen. Beide Jungen drehten sich verwundert nach ihr um und hörten sie leise flüstern: „Woher willst du das wissen, hm?“ Als sie den Kopf wieder hob stellte Harry fest, dass ihr wieder Tränen in den Augen standen. Er seufzte. „Hermine, es tut mir Leid, ich wollte dich nicht anschreien, aber mal ehrlich, du übertreibst langsam wi-“ Doch er konnte nicht zu Ende sprechen, denn in diesem Moment brach alles aus Hermine heraus und langsam begriffen beide, warum sie in letzter Zeit so besorgt gewesen war: „Ich übertreibe NICHT! Harry, siehst du denn nicht was mit dir los ist?! Verdammt, wie kann man nur so blind sein? Ich… wollte es nicht glauben, aber… aber du? Merkst du denn gar nichts??? Hast du im Unterricht nicht aufgepasst?!“
 

„W~was hat das denn jetzt damit zu tun?“, fragte Ron verwirrt und blickte Harry hilfesuchend an, doch dieser konnte den fragenden Blick nur erwidern, denn Ron hatte ihm förmlich von der Seele gesprochen. Hermine begann zu schreien: „Lichtempfindlichkeit, Knoblauch, Schwindelanfälle, Kreislaufkollaps, Atembeschwerden, Harry verdammt noch mal!!!“ „Ja, na und? Das, was wir über Vampire gelernt haben halt, was soll denn damit sein?!“ Langsam wurde er ungeduldig, er hatte nicht die geringste Ahnung worauf seine Freundin hinaus wollte. Aber Ron schien zu begreifen. Er sah Harry entsetzt an und rief: „Oh Scheiße, du denkst doch nicht, dass…~?!“ Und er sah Hermine ängstlich an.
 

„Hallo, wollt ihr mich nicht auch mal einweihen?! Warum seht ihr mich an als wäre ich eine wandelnde Leiche???“ „Harry, überleg doch mal!“, erklärte Ron hastig. „Damals, bei der Nacharbeit, bist du doch im Gewächshaus umgekippt!“ „Ja, genau! Lichtempfindlichkeit und Kreislaufschwäche!“, warf Hermine ein. „Was soll damit sein, ich meine habt ihr ne Ahnung wie kochend heiß es dort drinnen war?!“ „Und was ist mit dem Braten? Du hast doch selbst gesagt, dass dort Knoblauch drinnen war!“ Hermine wollte nicht aufgeben.
 

„Na und? Vielleicht bin ich ja auch nur gegen was anderes was Winky da reingemischt hat allergisch, das heißt doch gar nichts!“ „Ist dir nicht aufgefallen, dass du in letzter Zeit ziemlich viel trinkst, Harry?“, fragte Ron milde, obwohl seine Stimme ziemlich unruhig klang. Harry kochte über vor Wut. „Was dagegen?! Würdest du nämlich sicherlich auch machen wenn du die halbe Nacht lang alles, was in deinem Magen zu finden war, ausgekotzt hättest, glaub mir!!!“ „Und was ist mit-“, begann Hermine wieder, doch Harry wollte sich das nicht länger anhören.
 

„Was versucht ihr mir hier eigentlich einzureden?! Es geht mir gut, ich bin gesund! Und den Vampir habe ich verjagt, mit einem Patronus, oder denkt ihr etwa der Gedanke ’ich werde nicht sterben’ ist für einen Patronus nicht stark genug?!“ „Aber Harry, es ist nicht so leicht einen Vampir mit einem Patronus abzuwehren!“ „Na und?! Hermine, denkst du wirklich es war einfach, dutzende von Dementoren davon abzubringen, Sirius und mich zu töten?! Sieh her!“ Er löste seine Krawatte und Knöpfte sein Hemd etwas auf, zog es von seinem Hals weg. „Da! Siehst du irgendeine Bisswunde? Ich nämlich NICHT!!!“ „A~aber Harry…“ Doch er hörte nicht mehr zu. Wutentbrannt bog er um die Ecke und rannte willkürlich einen Korridor entlang und eine Treppe hinunter.
 

’Was soll dieser Schwachsinn?! Madam Pomfrey hat selbst gesagt, dass ich nicht gebissen wurde! Und außerdem-’ Doch seine wütenden Gedanken wurden unterbrochen, als sich zwei starke Arme von hinten um ihn legten. „Sag bloß Pomfrey war zu dir auch so grob? Was hältst du davon, wenn wir ihr zur Strafe einen kleinen Fluch auf den Hals jagen, hm?“ Harry lächelte müde. „Es liegt nicht an ihr~“, murrte er, während er sich an Dracos Körper kuschelte. „Dacht ich mir~ also, was ist los?“ „Ach, hab mich mit meinen Freunden gezofft…“, seufzte Harry nur. Der Slytherin löste sich von ihm, drehte ihn zu sich um und grinste frech. „Wow, heiß siehst du aus~“ Er ließ seine Finger an Harrys Hals entlang und über seine Brust gleiten, die das halb aufgeknöpfte Hemd entblößte.
 

Doch dann verschwand sein Grinsen. „Sag bloß, dass dieses… … dass sich Granger wieder an dich rangemacht hat?!“ Harry musste wider Willen kichern. „Nein, keine Angst~“ Draco schien beruhigt und wurde wieder etwas provozierender. „Warum läufst du dann so im Schloss herum? Willst du mich nur eifersüchtig machen oder… mich verführen?“ Er drückte Harry gegen die Wand und zog ihn in einen heißen Kuss. Harry spürte, wie die Wut auf seine Freunde hinwegebbte, doch dann… spürte er noch etwas anderes. Er unterbrach den Kuss und kniff die Augen zu. „Hey, w~was… ist denn los?“, fragte Draco etwas enttäuscht, doch das schmerzhafte Ziehen hatte wieder seinen Weg in Harrys Nacken zurückgefunden – und schien noch stärker geworden zu sein.
 

„Ach nichts, nichts weiter… ich hab nur ’nen steifen Nacken von heute Nacht…“ Er lächelte. „Mhm, was hast du nur getrieben?“, fragte Draco tadelnd und zog Harry wieder in seine Arme. „Na was wohl… von dir geträumt~“, erwiderte dieser und grinste vielsagend, während er seinen Körper wieder eng an den des Slytherin schmiegte. Dieser schloss genüsslich die Augen. „Hör bloß auf, sonst wird bei mir auch gleich was steif~“ „Sicher nicht dein Nacken, hm?“, flüsterte Harry anzüglich und küsste Draco innig.

Die Todesnachricht

Aber als die beiden kurz darauf wieder in Dracos Bett lagen, war Harry gar nicht mehr so romantisch zumute. Sein Nacken tat ihm immer noch weh und auch sein Kopf hatte begonnen, schmerzhaft zu pochen. „Draco~?“, flüsterte er etwas schwach in den Kuss. „Hm?“, fragte dieser und sah ihn fragend an. „Ich…“ Harry seufzte. „Ich glaube ich… verschieben wir das, ok? Ich hab’ schreckliche Kopfschmerzen~“ Draco grinste belustigt. „Was für eine banale Ausrede!“, lachte er und küsste Harry erneut. Dieser erwiderte den Kuss zwar, löste ihn aber recht schnell wieder. „Das ist keine Ausrede… sorry~“, hauchte er.
 

Er hatte fast schon erwartet, dass Draco wütend werden würde, dieser blickte ihn jedoch beunruhigt an und erinnerte ihn einen Moment lang beinahe an Hermine. „Was ist denn los? Stimmt etwas nicht mit dir?“ Er legte sich neben Harry und zog ihn in seine Arme. „Keine Ahnung, es geht mir einfach nicht so gut in letzter Zeit, aber das muss doch nicht gleich heißen, dass…“ Er verstummte und lehnte sich an Draco an, schloss die Augen. „Dass was?“, fragte dieser ängstlich nach. „Ach nichts, Hermine hat nur zu viel gelesen und bildet sich nun ein, dass mich dieser Vampir wirklich gebissen hat!“, meinte Harry abwertend.
 

Doch sobald er die Augen wieder öffnete, ließ der Ausdruck, der sich auf Dracos Gesicht ausbreitete, erneut Wut in ihm aufflammen. „Was?!“, fragte er genervt. „Naja, ich meine… deine Kopfschmerzen, und die Sache beim Quidditch… und…“ Harry riss sich aus Dracos Umarmung los und stand auf. „Oh nein, ich brauch mir das nicht auch noch von dir anzuhören. Von allen anderen hättest du am ehesten eine Bisswunde an meinem Hals bemerkt, findest du nicht?“ Er knöpfte langsam sein Hemd wieder zu, kehrte Draco dabei den Rücken.
 

Dieser stand schnell auf, ging um das Bett herum und legte seine Arme wieder um Harry. „Hey, ich mach mir doch nur Sorgen um dich!“ „Ach hör mir auf damit, das hör ich von Ron und Hermine schon seit Tagen, und um ehrlich zu sein habe ich es mittlerweile wirklich mehr als satt! Ich kann auf mich selber aufpassen verdammt!“ Wieder drückte er Draco von sich und band sich hastig seine Krawatte.
 

„Du hast keinen Grund beleidigt zu sein ok?“, fuhr Draco ihn daraufhin an. „Warum schreist du mich an, was hab ich dir getan? Ich will doch nur, dass-“ „Erspar mir das, ausgerechnet von dir hätte ich erwartet, dass du zu mir hältst! Seit wann verbündest du dich mit meinen Freunden, ich dachte du kannst sie nicht ausstehen?!“ „Ich halte zu dir, sonst würde ich mir keine Sorgen um dich machen!“, erwiderte Draco immer wütender. „Natürlich, schönen Dank auch! Wie ich schon gesagt habe, ich brauche niemanden, der sich Sorgen um mich macht! Und wenn überhaupt, dann hättest du dir Sorgen machen müssen, als du kreischend abgehauen bist, während der Vampir hinter mir her war!!!“
 

Und ohne eine Antwort von Draco abzuwarten verließ er wütend den Raum und ließ den Blonden mit seinem Schock, seinen Sorgen und Schuldgefühlen alleine zurück. Doch es dauerte nicht lange, bis er auf dem Gang wieder Ron und Hermine über den Weg lief. „Harry…“, begann Hermine, doch er starrte sie nur sauer an und wollte schon an den beiden vorbeigehen, als Ron einen Arm ausstreckte, ihm den Weg versperrte und ihn festhielt. „Was soll das?!“, fauchte Harry zornig, doch Ron packte ihn nur am Handgelenk und meinte: „Du kommst mit uns in den Krankenflügel!“ „Nein, ich denke nicht daran! Warum habt ihr euch alle gegen mich verschworen verdammt?! Es geht mir gut! Ich brauche keinen gottverdammten Krankenflügel, ich brauche keinen, der sich Sorgen um mich macht, ich wurde nicht von diesem widerlichen Vampir gebissen, was wollt ihr noch von mir?!“ „Einen Beweis.“, sagte Ron todernst.
 

„Madam Pomfrey hat euch doch gesagt, dass ich nicht gebissen wurde, was wollt ihr noch für einen Beweis?!“ „Lass dich noch einmal untersuchen, bitte Harry!“, flehte Hermine. „Na gut, schön!“ Er riss sich von Ron los und marschierte auf den Krankenflügel zu. „Lasst ihr mich dann endlich in Ruhe?!“ „Harry verdammt, beruhig dich doch endlich, das ist ’ne ernste Angelegenheit, wie kann dich das so kalt lassen?!“, fragte Hermine verständnislos. „Es lässt mich nicht im Geringsten kalt, im Gegenteil, wenn du’s genau wissen willst geht es mir gewaltig auf die Nerven! Als ob es nicht ausreichen würde, dass ich mich wegen dem vermaledeiten Vieh mit meinen zwei besten Freunden streite, nein, ich muss auch noch-“ Und gerade noch rechtzeitig biss er sich im letzten Moment auf die Zunge, als die drei den Krankenflügel betraten.
 

„Auch noch…?“, fragte Hermine vorsichtig. Harry seufzte, als er Professor Devine aus Madam Pomfreys Zimmer kommen sah. „Was machen sie denn hier, haben sie sich verletzt?“, bemerkte der Schwarzhaarige zynisch. „Nein~“, antwortete Jericho mit einem milden Lächeln. „Aber anscheinend hat Madam Pomfrey keine Lust darauf, sie noch einmal unter die Augen zu bekommen… Warum bloß?“ Er kicherte verhalten, was Harry nur noch mehr anstachelte. Er hatte auf alles andere Lust, aber sicher nicht auf irgendwelche dummen Scherze. „Na so ein Pech aber auch, ich habe auch nicht die Absicht ihr unter die Augen zu treten, sie können ihr das ausrichten wenn sie wollen, sie kann beruhigt wieder ihrer Arbeit nachgehen, ich werde nie wieder einen Fuß in ihren Krankenflügel-“ Er wandte sich schon zum Gehen, doch wieder versperrte ihm Ron den Weg. „Und was ist mit dem Beweis?“
 

„Welchem Beweis, Mr. Weasley?“, fragte der Professor interessiert nach. Harry drehte sich entnervt wieder um. „Meine Freunde haben sich irgendwas zusammenphantasiert und ich muss ihnen nun das Gegenteil beweisen, aber zu dumm, dass Madam Pomfrey nicht vor hat mir dabei zu helfen, blöd gelaufen~“ „Professor“, unterbrach ihn Hermine mit zittriger Stimme. „Ich glaube, dass Harry wirklich von diesem Vampir gebissen wurde!“ „Schwachsinn~!“, warf Harry ein und verschränkte die Arme mit einem Augenrollen. „Können sie ihn nicht vielleicht bitte untersuchen?“
 

„Oh phantastisch, jetzt haben wir mein ’auch noch’ Hermine: nein, ich muss auch noch vor unserem Verteidigungslehrer strippen und mich von ihm betatschen lassen! Ist das nicht traumhaft? Bist du jetzt zufrieden?!“ Achtlos lockerte Harry seine Krawatte und zog sie sich über den Kopf aus. Aber der Professor fand seine Bemerkung anscheinend gar nicht amüsant. „Harry, setzt du dich bitte?“, verlangte er ernst. „Natürlich, Doktor~“, fauchte Harry, setzte sich auf das nächstgelegene Bett und knöpfte sein Hemd auf. Der Lehrer seufzte. „Meinte Madam Pomfrey nicht, sie habe dich auf Vampirbisse untersucht?“ „Na das sag ich doch!!!“, zischte Harry.
 

„Hmmm…“, der Professor überlegte eine Weile. „Es ist ungewöhnlich, dass Vampire an anderen Stellen zubeißen als am Hals, aber… es ist nicht ausgeschlossen…“ Vorsichtig strich er über Harrys Hals und Schultern. Dieser seufzte nur und funkelte seine Freunde wütend an. ’Jetzt fehlt nur noch, dass Draco hier reinstürmt und sieht, wie mich dieser Devine abtastet, dann ist mein Glück perfekt~’, dachte er sich, als er die Finger seines Lehrers wieder an seinem Hals und an seinem Nacken spürte. Und dann zischte er plötzlich auf.
 

„Aua~!“ Er drehte den Kopf um und sah seinen Lehrer mit gehobenen Augenbrauen an. „Was sollte das?“ „Was? Hat das… wehgetan?“ „Natürlich, sie haben mich gezwickt!!!“, schrie Harry wütend und wollte schon wieder aufstehen, aber der Professor legte seine Hände auf Harrys Schultern und drückte ihn wieder runter. Langsam wurde ihm das Ganze zu blöd, zumindest, bis Professor Devine steinern verkündete. „Ich habe dich nicht gezwickt, Harry!“ Hermine zog scharf die Luft ein. Ganz langsam und vorsichtig strich der Lehrer wieder Harrys Nacken hinauf und –
 

„Hey!“ Harry lehnte sich vor und presste eine Hand auf seinen Nacken, durch den ein markdurchfahrender Schmerz gezuckt war. „W~was soll das?!“, fragte er und spürte gleichzeitig, wie die Angst vor der Antwort in ihm aufstieg. Als er sich umdrehte, sah sein Lehrer ihn zuerst nicht an. Dann, als er ihm in die Augen blickte, spürte Harry, wie ihm augenblicklich kalt wurde. „Harry, du hast einen Biss im Nacken.“ „Nein!“, riefen er, Ron und Hermine gleichzeitig. „Das kann nicht sein, Madam Pomfrey hat mich doch untersucht, gleich als ich gefunden wurde, das kann nicht sein!!!“ Harry merkte, wie verzweifelt seine Stimme klang, genauso verzweifelt, wie er versuchte, diesen absurden Gedanken abzuwimmeln. Er konnte einfach nicht gebissen worden sein, das war unmöglich!
 

„Harry, weißt du noch, Madam Pomfrey hat gesagt du hattest dir den Hinterkopf aufgeschlagen!“, kreischte Hermine. „Genau, das muss es sein…“ Professor Devine schob Harrys Hand sanft zur Seite und strich die Haare von seinem Nacken. Wieder zischte Harry auf. „Hören sie auf damit!!!“, schrie er angsterfüllt. „Natürlich… Du hast sicher geblutet, der Vampir hat sich nicht mehr die Mühe gemacht dir in den Hals zu beißen, er hat sich gleich an der Quelle bedient… und… als Madam Pomfrey deine Wunde geheilt hat muss sie damit auch den Vampirbiss für kurze Zeit überdeckt haben… Lang genug, dass wir ihn nicht mehr entdeckt haben. Wie konnte ich das nur übersehen?!“
 

„Ich habe gesagt sie sollen aufhören! Halten sie den Mund!“ Harry sprang auf wie vom Donner gerührt und sah die anderen drei panisch an. „Das ist doch Unsinn, ich habe keinen Biss, ich-“ Doch auf einmal blieben ihm die Worte im Hals stecken, denn er hatte die Hand wieder auf den Nacken gelegt und mit den Fingern plötzlich zwei kleine Erhebungen in seiner Haut, versteckt unter seinen Haaren, erfühlt. Die ganze Zeit als er die Stellen berührte, schoss ein zerreißender Schmerz durch seine Wirbelsäule, aber er konnte einfach nicht loslassen. Vielleicht hoffte er, dass sie einfach wieder verschwinden würden als sei nichts gewesen, wenn er sie nur lange genug festhielt, dass plötzlich jemand „reingelegt“ rufen würde…
 

Aber die zwei kleinen Löcher waren immer noch da, blieben dort, bis der Schmerz unerträglich wurde und seinen Kopf zu sprengen drohte. Harry ließ los und fühlte gleichzeitig, wie seine Augen sich mit Tränen füllten. Nicht vor Schmerz, sondern aus Angst. Eiskalt rannen die bitteren Tränen über seine Wangen, die ihm komplett taub erschienen. „Harry… s~sag doch was!“, flehte Hermine leise. Aber Harry konnte nicht, so sehr er auch wollte. Seine Kehle war zugeschnürt, schmerzte, immer wieder flossen die Tränen über seine feuchten Wangen.
 

Warum hatte er nur nicht auf sie gehört? Warum war ihm nicht früher aufgefallen, dass er diese ganzen Symptome hatte? Warum hatte er sie und Ron so angeschrien? Und Draco auch? Aber selbst wenn er es früher bemerkt hätte, was hätte es schon gebracht? Es gab kein Heilmittel. Wie Feuer flammten die Worte aus dem Buch, aus dem Hermine vorgelesen hatte, in seinem Kopf auf:
 

’Wenn der Vampir nun kein Blut trinkt, wird er noch vier bis zehn Tage zu leben haben, falls man dies noch als Leben einstufen kann, da es mit außerordentlichen Schmerzen und bedrückender Atemnot verbunden ist. Sollte der Vampir bis dahin kein Opfer gefunden und dadurch seine Verwandlung abgeschlossen haben, tritt der Exitus ein’
 

Und erschreckend, unerträglich, schmerzhaft langsam begann er zu begreifen. „Ich werde sterben.“, sagte er tonlos, irgendwie heiser, unnatürlich ruhig, als würde er sein eigenes Todesurteil über sich verhängen. Er klang gar nicht mehr nach sich selbst, fast so, als ob irgendeine schreckliche, unsichtbare Kreatur ihm die Worte vorgeflüstert hätte, sie ihm in den Mund gelegt hätte, damit er nur endlich verstehen würde. Einzig und allein seine Stimme zitterte, denn sein Körper verweigerte ihm vor Angst sogar diesen Dienst.
 

Kraftlos ließ er sich wieder auf das Bett fallen und vergrub das Gesicht in den Händen, weinte still. Er hörte Hermine schluchzen und auch Ron schien zu weinen. So plötzlich war alles in tausend Scherben zerbrochen, sein perfektes Leben, seine heile Welt, seine besten Freunde, seine heimliche Liebe, alles schien in unerreichbare Ferne gerückt zu sein und er war allein, niemand mehr bei ihm, der ihn verstand, niemand, der ihn trösten konnte, niemand da, um ihn auf das Kommende vorzubereiten oder sein Schicksal gar umzuwenden. Und das Schlimmste war, dass eben dieses Schicksal so unwiderruflich war. Es gab nichts, womit man es hätte rückgängig machen oder verhindern können. Absolut gar nichts. Warum nur?
 

Klirrend ging ein Glas, das auf dem Nachttisch neben ihm gestanden hatte zu Bruch und riss Harry aus seiner Verzweiflung. Er drehte sich um und sah, dass Professor Devine das Glas zerschlagen hatte. „P… Professor?“, fragte Hermine zögerlich mit tränenerstickter Stimme. Eine Sekunde später zerriss das Geschrei des Lehrers die Stille im Krankenflügel: „Wie kann man nur so DUMM sein?! Ich hatte alle Schüler gewarnt, es sei verboten nachts nach draußen zu gehen, ich wusste niemand würde den Artikel ernst nehmen, aber warum verdammt noch mal habt ihr mir nicht vertraut?! Warum habt ihr mir nicht geglaubt, WARUM HABT IHR NICHT AUF MICH GEHÖRT?!!! Warum musstet ihr nur den selben, dummen, unnötigen Fehler machen…?!“ Und zu seinem großem Erstaunen stellte Harry fest, dass sogar dem Professor Tränen in den kühlen Augen standen.
 

Aber es war etwas anderes, was ihn wieder zu ’Bewusstsein’ gerufen hatte. Ein kleines, unscheinbares Wort, das Professor Devine so selbstverständlich ausgesprochen hatte, erweckte tief in Harrys Herz einen Schmerz, der noch viel stärker zu sein schien, als der seiner Wunde. Ein so starkes Schuldgefühl, dass es ihn zu überwältigen drohte. Ausgelöst durch das kleine Wörtchen ’ihr’. „Draco…“, flüsterte er tonlos. „Was?“, hakte Ron sofort nach, doch Harry handelte nur noch nach dem Impuls. Sofort sprang er auf und wollte aus dem Krankenflügel rennen, doch seine Freunde hielten ihn zurück. „Harry, bitte, bleib hier, leg dich hin, du musst-“, redete Hermine immer wieder auf ihn ein, während Ron ihn zurückdrängte. „Lasst mich los!“, rief er verzweifelt, als sie ihn wieder auf dem Bett zum Sitzen gebracht hatten. „Ich… ich muss zu Draco! Ich muss ihm etwas sagen…“ „Was? Warum?!“, fragte Hermine entrüstet, doch Ron stellte sich zwischen sie und Harry und meinte nur ruhig:
 

„Ok. Ich hole ihn, und du bleibst hier und wartest. Einverstanden?“ Harry sah in das Gesicht seines besten Freundes und begriff, dass sein Geheimnis keines mehr war. Er hätte nie gedacht, dass Ron ihn so gut kannte, dass er so schnell begreifen würde, dass er… das ganze Spiel durchschaut hatte. Dankbar nickte er seinem Freund zu, wobei erneut ein ziehender Schmerz durch seinen Nacken schoss und er die Augen zukneifen musste. Der Rothaarige lief los und verschwand schnell aus dem Krankenflügel.
 

Es dauerte eine Weile, bis er einen wütend vor sich hinmurmelnden Draco in einem der Gänge ausfindig machen konnte. „Malfoy!“, rief er, und der Blonde drehte sich um. „Weasley? Was willst du?!“, fauchte er Ron an. Nach seinem Streit mit Harry war er von noch größerer Sorge… und einem immensen Schuldgefühl geplagt. Denn das, was Harry gesagt hatte, war hundertprozentig richtig gewesen: wenn Harry in dieser Nacht wirklich irgendetwas zugestoßen sein sollte, dann war das einzig und allein seine Schuld. Und das würde er sich nie verzeihen können. Aber es war alles in Ordnung, Harry ging es gut, und er selbst hatte diesen Hals doch mit zärtlichen Küssen bedeckt… hätte er dabei einen Vampirbiss übersehen können? Einfach unmöglich.
 

Das letzte, was er jetzt gebrauchen konnte, war ein nerviges Wiesel um seine Laune endgültig in den Keller zu treiben. „Verzieh dich und lass mich in Ruhe, ich habe im Moment ganz andere Probleme als dich!“, rief er Ron wütend zu, wollte sich schon umdrehen und weitergehen, doch der Rotschopf ging schnurstracks auf ihn zu und packte ihn hart an der Schulter. „Deine Probleme gehen mich im Augenblick weniger als gar nichts an!“, fauchte er ungeduldig zurück. „Au, was erlaubst du dir?! Fass mich gefälligst nicht an, du Mistkröte!“ Doch Ron ließ nicht locker. „Halt gefälligst die Klappe, ich versuche gerade mit aller Kraft die Tatsache, dass ich dich wie die Pest hasse, für meinen besten Freund zu vergessen!“ Er atmete einmal tief durch, um sich zu beruhigen.
 

’Seinen besten Freund?’ In Draco wuchs ein übles Gefühl heran. Eine Mischung vieler schrecklicher Vorahnungen ballte sich in dieser einen Sekunde in seinem Kopf zusammen und explodierte beinahe, als Ron nun gefasster sagte: „Harry will unbedingt mit dir Reden. Er ist im Krankenflügel.“ Ohne überhaupt zu fragen was passiert war, ob Harry noch auf ihn sauer war sprintete Draco wie vom Blitz getroffen in den Krankenflügel, Ron dicht an seinen Fersen.
 

„Harry, was… Was hat das zu bedeuten?“, fragte Hermine zögernd nach, wobei sie eine Hand behutsam auf Harrys Schulter zu legen versuchte, doch er zuckte erschrocken zurück. „Harry, du bist nicht ansteckend~“, beruhigte ihn Professor Devine. Er schien sich wieder gefasst zu haben. „Mach dir… keine Gedanken.“ „Ich soll mir keine Gedanken machen?“, wiederholte Harry ungläubig und irgendwie gekünstelt, während er sich vorsichtig umdrehte und den Professor anstarrte. „Wie soll ich mir keine Gedanken machen? In wenigen Tagen werde ich-“
 

Doch im selben Moment sprang die Tür zum Krankenflügel auf. „Harry!“, rief Draco, ohne auch nur einen Gedanken an ihren vorherigen Streit oder ihr ’Geheimnis’ zu verschwenden. Denn als er Harry auf dem Bett sitzend erblickte, mit geröteten Augen und von Tränen feucht schimmernden Wangen, flehte er innerlich nur noch: ’Bitte, mach dass es ihm gut geht! Lass das alles nur ein böser Traum sein!’ Ron ging auf Hermine zu, legte ihr die Hände auf die Schultern und flüsterte ihr zu: „Wir sollten sie alleine lassen~“ Hermine sah ihm in die Augen und nickte nur stumm, senkte ihren Blick wieder. „Wir warten draußen.“, sagte Ron daraufhin, und Harry war ihm so unendlich dankbar für die heilende Ruhe in seiner Stimme, auch wenn er genau wusste, dass sie Ron unsäglich schwer fiel. „Professor?“ Gemeinsam mit ihrem Lehrer verließen die beiden das Zimmer und Harry und Draco waren allein.
 

Beide lauschten in die Stille hinein und keiner von ihnen traute sich etwas zu sagen. Aber schließlich hielt Draco die Spannung nicht mehr aus. Obwohl Harry den Kopf gesenkt hatte und ihn nicht anblickte, setzte er sich neben ihn aufs Bett und entschuldigte sich: „Harry, es tut mir so leid, ich wollte mich nicht mit dir streiten, ich wollte doch nur… ich habe mir wirklich… Harry, du bist mir einfach nur so unglaublich wichtig~!“ Und als er seine vor Ungewissheit zitternden Hände an Harrys Wangen legte und sein Gesicht anhob, um ihm in die Augen sehen zu könnten, bemerkte er, dass Harry weinte.
 

„Mir tut es leid…“, flüsterte er so leise, dass Draco es kaum hören konnte. „Ich habe so viele… gemeine Sachen gesagt… aber… nie das, was ich eigentlich die ganze Zeit sagen wollte… aber…“ Er sah dem Blonden tief in die Augen und schloss seine eigenen dann, schmiegte seine Wange hilfesuchend an die blasse, zitternde Hand seines Freundes. Und die Worte, die er sagte, flossen ihm direkt aus der Seele: „Ich… bin eigentlich sogar froh, dass es so gekommen ist… Ich… bin glücklich darüber… denn… es hätte schlimmer kommen können… und ich… muss letztendlich doch nicht den höchsten Preis zahlen… einen hohen vielleicht… aber nicht den höchsten~“
 

Während Harry sprach, spürte Draco, wie sein Hals trocken wurde und seine Augen zu brennen begannen. „Harry… w~was redest du da?“ Und obwohl er wusste, worauf der Gryffindor hinauswollte, so wehrte sich einfach alles in ihm verzweifelt dagegen, diese Tatsache zur Kenntnis zu nehmen. „Das ist nicht wahr… das kann nicht sein, Harry…!“ „Es… ist nicht deine Schuld, bitte glaub mir~ ich… ich will nicht, dass du dich schuldig fühlst… mein Gott, ich hätte so etwas nie sagen dürfen… ich habe es nicht so gemeint, wirklich nicht… bitte glaub mir, ich bin so froh, dass es gekommen ist, wie es ist…“ Er nahm Dracos Hand von seiner Wange, legte sie behutsam in seine eigene und führte sie an seinen Nacken, so dass Dracos Finger leicht die Bisswunde berührten.
 

Er kniff kurz die Augen zu, als erneut ein paralysierender Schmerz durch seinen Körper zuckte, doch gleich darauf lächelte er wieder und hielt Dracos Hand so fest er konnte in seiner eigenen. Er spürte, dass er nicht allein war. Obwohl er bald sterben würde, war Draco bei ihm. Er gab ihm Kraft, sich mit seinem Schicksal abzufinden. Er war sein glücklicher Gedanke… von jetzt an und für immer. „Ich… bin so froh, dass es mich erwischt hat~“, flüsterte er, während er sah, wie winzig kleine, durchsichtige Tränen sich heimlich aus den kristallblauen Augen flüchteten. „Denn es wäre für mich der höchste Preis gewesen… dich zu verlieren…! Lieber… sterbe ich selbst~“
 

Draco wollte schreien, wollte weinen, fluchen, wollte lieber selbst tausendmal sterben, nur um nie diese Wunde an Harrys Nacken berührt zu haben. Um diesen kurzen Augenblick ungeschehen zu machen, in dem er den Gedanken, dass der Mensch, der ihm auf dieser Welt am meisten bedeutete, sterben würde, hatte akzeptieren müssen. Den Moment, in dem er Harry nachts aus dem Schloss gelockt hatte. Diese tödliche Minute, in der er gelacht hatte, als der Vampir, der seinen Liebsten nun zum Tode verurteilt hatte, so dicht hinter ihm gestanden hatte. Diese ihm nun endlos erscheinende Flucht zurück ins Schloss, in der er um sein Leben gerannt war und wie ein kleines Kind geschrien hatte, während Harry das Monster von ihm abgelenkt und weggelotst hatte. Und er konnte einfach nicht entscheiden, welcher dieser Augenblicke der größte, folgenschwerste Fehler seines Lebens gewesen war.
 

Aber er wusste, dass er sich keines dieser Dinge je wieder würde verzeihen können. „Bitte, sag mir, dass das nicht wahr ist!“, flehte er nur verzweifelt, während er das erste Mal in seinem Leben ehrlich weinte. Harry biss sich auf die Unterlippe, während die Tränen ihm erneut die Kehle zuschnürten. „Ich will nicht sterben, Draco…“, flüsterte er, und seine Stimme war die Angst, die sein Herz vollständig eingenommen hatte. Die Angst, alles zu verlieren, was ihm so endlos wichtig war und was er nie hätte aufgeben wollen oder können. Und nun musste er es. „Aber… jetzt ist es zu spät, und wenn ich es schon muss… dann kann ich nicht gehen, ohne dir zu sagen, was ich… dir schon so lange hätte sagen sollen…“
 

Er lehnte sich vor, kuschelte sich eng an Draco, wollte spüren, wie seine Wärme ihn durchflutete, ihn umhüllte, denn seit er die Wunde an seinem Nacken zum ersten Mal berührt hatte war ihm so unendlich kalt. Schützend legte der Blonde seine Arme um ihn, zog ihn an sich, als müsse der Todesengel Harry erst aus seinen Armen reißen, um ihn mit sich zu nehmen. „Harry…“, flüsterte er tränenerstickt. „Draco… ich kann es dir nicht sagen…“ „Was? Warum nicht?“ Er wollte Harry in die Augen sehen, aber er konnte ihn nicht loslassen. Er spürte, dass er ihn nun ganz fest in seinen Armen halten musste, um ihnen beiden die Kraft zu schenken, um sich irgendwann wieder in die Augen sehen zu können, um weiterzusprechen, um weiter… leben zu können.
 

„Du bist doch jetzt an der Reihe… ich habe meinen Zug bereits gemacht~“, wisperte Harry, bevor er sich wieder aufrichtete und seine Lippen auf Dracos legte. Ihr Kuss war lange, zärtlich und sanft, und keiner der beiden wollte ihn lösen, als sei dies gleichbedeutend mit einem Abschied für immer. „Also bitte…“, hauchte Harry gegen die weichen Lippen seines Liebsten, das einzige, was ihm jetzt noch Zuflucht bot. „Bitte, gib mir eine eindeutige Antwort…“ Er sah dem Slytherin tief in die Augen und schmiegte sich dabei so nah an ihn wie das nur möglich war um den Blickkontakt nicht abbrechen zu müssen. „Sag mir, was du für mich fühlst… bitte, ich will diese Worte nur ein Mal aus deinem Mund hören~“
 

„Ich liebe dich, Harry! Das weißt du doch!“ Es war der einzige Gedanke, den Draco noch in seiner Seele finden konnte. „Ich sage es dir noch hundert, noch tausendmal wenn du es willst: ich liebe dich, ich liebe dich, ich liebe dich, ICH LIEBE DICH, ICH LIEBE DICH! Aber du darfst nicht vorher gehen! Du darfst nicht!“ Er zog Harry eng an sich, presste ihn gegen seinen zitternden Körper, schluchzte bitter. „Lass mich nicht allein! Was bringt es mir, dass du mein Leben gerettet hast? Es ist wertlos ohne dich! Was soll ich denn nur ohne dich machen?! Ich will dich auch nicht verlieren!“
 

„Es tut mir leid…“, flüsterte Harry leise und schmiegte sich wieder an die zitternde Brust des Slytherin. Und wieder rannen heiße Tränen seine kalten Wangen hinab als er Draco so schmerzhaft schluchzen hörte. Lange Zeit saßen sie so da, still schweigend, leidend, aber auch Kraft schöpfend, bis schließlich die Tür aufging und Professor Devine eintrat. „Draco…?“, fragte er sanft. Der Blonde blickte auf, und Harry tat es ihm gleich. „Ich denke… wir sollten Harry jetzt vielleicht eine Weile allein lassen, meinst du nicht?“ Man merkte seiner Stimme genau an, wie schwer diese Situation auch ihn getroffen hatte. „NEIN! Ich lasse ihn nicht allein!“, rief Draco empört, doch Harry lehnte sich vor und küsste ihn zärtlich, sah ihm vielsagend in die Augen und zwang sich zu einem milden Lächeln. Schweren Herzens umarmte Draco seinen Liebsten noch einmal, bevor er langsam aufstand und mit dem Professor den Raum verließ. Der Klang der ins Schloss fallenden Tür hallte noch lange durch die Stille der anbrechenden Nacht.

Hilflos, hoffnungslos... rettungslos?

Draußen hämmerte der Regen heftig gegen die Fenster. Es war dunkel und eiskalt. Auf Dracos Nachttisch brannte eine Kerze, er selbst lag seitlich im Bett und seine Augen leuchteten grau wie der wolkenverhangene Himmel draußen. Er beobachtete die kleine, in seinen unruhigen Atemzügen ängstlich flackernde Flamme, die die weißlichen Spuren auf seinen Wangen glitzern ließ, in Gedanken vertieft. Als ein plötzlicher Blitzschlag den Nachthimmel draußen erhellte, zuckte er zusammen und wimmerte leise. Erneut bahnten sich Tränen den Weg aus seinen geröteten Augen über die blassen Wangen, um die salzigen Spuren darauf noch zu vertiefen. Der junge Slytherin kuschelte sein Gesicht eng ins Kissen, um sie sich abzuwischen.
 

Dann hob er seine Hand gegen die Kerze und beobachtete seine Finger in ihrem schwachen Licht. Sie sahen alle ganz normal aus, doch als er die Augen langsam schloss konnte er immer noch spüren, wie Harry damals beruhigend seine Hand genommen und behutsam das Pflaster auf die kleine Schnittwunde geklebt hatte, die längst verheilt war und nur eine Narbe auf seinem Herzen hinterlassen hatte, jetzt, wo ihn so schmerzhafte Gedanken quälten und wach hielten. Wie deutlich konnte er vor seinem inneren Auge dieses warme, unbeschwerte Lächeln sehen. Dieses strahlende, glückliche Lächeln in das er sich Hals über Kopf verliebt hatte, schneller als er es überhaupt hatte begreifen können. Und nun bereute er so sehr jede einzelne Sekunde, die er an seinen Gefühlen gezweifelt hatte oder zu stolz gewesen war sie Harry zu gestehen. Jede von ihnen war eine verlorene Sekunde die ihnen nun unwiderruflich für immer genommen war und die sie nicht mehr würden nachholen können…
 

Sie waren wie in einem unsichtbaren Käfig gefangen, in dem die Vergangenheit den Anfang ihrer Liebe begrenzte und die Zukunft… sie abrupt beenden würde. Draco schlang die Arme um das nasse Kissen und presste es eng an sich, wollte wieder das Gefühl spüren, als er Harry damals im Gewächshaus im Arm gehalten hatte. Als er ihn noch hatte umarmen können, ohne daran denken zu müssen, dass er ihn bald verlieren würde. Diese Angst und dieser unendliche Schmerz schienen sein Herz langsam in Stücke zu reißen und er hasste sich innerlich abgrundtief für alles, was er so falsch gemacht hatte.
 


 

Die Flut von Regen rann am Fenster hinab wie ein perlender Vorhang aus schwach schimmernden Wassertropfen. Laut schallte das trommelnde Geräusch durch den dunklen Krankenflügel und pochte schmerzhaft in Harrys Ohren. Er zitterte am ganzen Körper, obwohl er sich eng in seine Decke eingekuschelt hatte. Nun da er allein war hatte er nicht mehr die Kraft ein Lächeln aufzuzwingen und den Helden zu spielen. Der Schmerz in seinem Nacken schien, genährt von der Ohnmacht und vor allem von dieser paralysierenden Angst jede Faser seines Herzens zu durchfluten und ihn ganz und gar in Besitz genommen zu haben. Seine Augen brannten schrecklich und waren gerötet von den vielen Tränen, die er vergossen hatte.
 

Noch vor kurzem war alles so schön, so perfekt gewesen. Noch nie zuvor in seinem Leben war er so wunschlos, so endlos glücklich gewesen. Warum musste ihn dieses schreckliche Schicksal ausgerechnet in diesem Moment ergriffen haben, gepackt und aus seinem traumhaften Glück gerissen? Er wollte nicht sterben, nein, nicht jetzt, nicht hier. Warum nur? Er konnte es nicht ertragen all diese verzweifelten Gesichter vor seinem inneren Auge und um sich herum zu sehen. Er wollte seine besten Freunde Ron und Hermine nicht für immer verlieren. Er hatte Angst, wieder alleine zu sein. Er traute sich einfach nicht auch nur daran zu denken, dass er nie wieder Dracos Lächeln sehen sollte, nie wieder seine Lippen würde berühren können, nie wieder seine Worte in seine Seele fließen und seinen warmen, süßen Atem auf seiner eigenen, zitternden Haut würde spüren können…
 


 

Der träge Rhythmus des gegen die Mauern des Schlosses hämmernden Regens wurde durch die unruhigen Schritte in Professor Devines Zimmer beschleunigt und völlig aus der Bahn geworfen. Wie vom Donner gerührt stampfte er hin und her, wie ein im Käfig gefangener Tiger rang er mit sich selbst. Immer wieder blickte er aus dem Fenster, furchte die Stirn und sein Gesicht zeigte einen Ausdruck von solcher Wut und gleichzeitigen Verzweiflung dass man seinen Schmerz beinahe in der Luft spüren konnte. Dann, mit einem Mal, hechtete er zu seinem hohen Bücherregal und begann einzelne Skripte hervorzuziehen, sie hastig hoffnungsvoll durchzublättern, bevor er sie wieder wütend zurück zwischen die Bücher pfefferte und kopfschüttelnd weiter von einer Ecke des Raumes in die andere und zurück marschierte.
 


 

Rons Schritte hallten dumpf über den Geräuschen des draußen tobenden Sturms von den Wänden wider. Er ging schnell den dunklen Korridor entlang und betrat dann die verlassene Bibliothek. „Hermine?“, rief er in die Dunkelheit, doch alles, was er als Antwort bekam, war ein zorniges Donnergrollen, das an den vergitterten Fenstern rüttelte. „Minchen, bist du da?!“ Seine Stimme klang ernsthaft besorgt und sehr ängstlich während er zwischen den hohen, vollgestopften Regalen nach seine Freundin suchte. Schließlich hörte er etwas rascheln und wusste, dass sie nicht mehr weit sein konnte. „Mine, jetzt sag doch was, bitte~ ich suche schon im ganzen Schloss nach dir…“, sagte er sanft und blickte dann um die Ecke, als er sie im Gegenzug leise schniefen hörte.
 

Da saß sie, auf dem Boden, vor ihr drei kleine Kerzen die kaum Licht spendeten, um sie herum überall achtlos Bücher verstreut. Mit zitternden Händen blätterte sie ungeduldig die dünnen Pergamentseiten eines riesigen Buches um. Der Rothaarige kniete sich neben sie und strich ihr vorsichtig die lockigen Haare aus dem Gesicht. „Du siehst doch nicht mal was in dieser Dunkelheit~“, flüsterte er behutsam, als die kleinste der Kerzen erlosch und ein dünner Rauchfaden aus ihr emporstieg. Dann zog er das Mädchen in seine Arme, sie schluchzte leise auf und klammerte sich hilfesuchend an ihn.
 

„Es muss einen Weg geben, es muss!!!“, klagte sie mit heiserer Stimme. „Ich wünschte es gäbe einen…“, erwiderte Ron und eine kleine Träne stahl sich aus seinen Augen und versank in Hermines braunen Locken. „Aber… manchmal wissen selbst Bücher keine Antwort.“ Seine Stimme brach ab. Er wusste, dass dem so war, aber es auszusprechen und so deutlich zu hören tat dennoch unsagbar weh. Die Ohnmacht, den besten Freund langsam sterben zu sehen und nichts dagegen unternehmen zu können, überwältigte sie beide.
 

…..
 

Draco zwang sich zu einem möglichst ehrlichen Lächeln, bevor er vorsichtig die Türklinke herunterdrückte und den Krankenflügel betrat. Das blasse Sonnenlicht des angenehmen Herbstabends flutete den großen Raum durch die hohen, schmalen Fenster und schimmerte golden in der Luft. Es malte das Gittermuster auf die gegenüberliegenden Mauern und weißen Bettvorhänge. In der Hand hielt der junge Slytherin einen Strauß bunter Blumen und Herbstblätter, die das ganze Gelände draußen mit warmen Rot-, Gelb- und Brauntönen schmückten, fest umklammert. Als Madam Pomfrey ihn erblickte, eilte sie sogleich mit besorgtem Gesicht zu ihm. „Ich bin so froh, dass sie gekommen sind, Mr. Malfoy…“, flüsterte sie hastig. „Er… hatte heute schon zwei Mal einen Kreislaufzusammenbruch…“ Sie blickte mit feucht glitzernden Augen über die Schulter zu Harry, der regungslos mit geschlossenen Augen auf seinem Bett lag.
 

„Der Ärmste, ich weiß wirklich nicht wie lange er das noch durchhält~“, wimmerte sie mit zittriger Stimme und Draco biss sich leicht auf die Unterlippe. Doch er schluckte tapfer und versuchte, sein schwaches, noch verbleibendes Lächeln für Harry zu wahren. „Wäre ich doch damals nur nicht so grob zu ihm gewesen…“, heulte die Krankenschwester und flatterte dann kontinuierlich schniefend in ihr Zimmer zurück. Draco hingegen atmete tief durch und trat dann an Harrys Bett.
 

Es fiel ihm sehr schwer, seinen Liebsten so leiden zu sehen. Dieser war blass wie noch nie zuvor, die Augen blutunterlaufen und angeschwollen, ob von Tränen oder vom Schmerz, das konnte der Blonde nicht sagen. Die Wangenknochen waren eingesunken, die Lippen geschwollen, trocken und bläulich angelaufen. Der Slytherin setzte sich auf einen Stuhl neben Harrys Bett, ergriff zärtlich eine der verkrampften, blassen Hände, die der Gryffindor über der Brust gefaltet hatte und hauchte einen liebevollen Kuss auf die eiskalte Haut. Harry öffnete die matten Augen und wandte seinen Kopf langsam nach Draco um. Dieser versuchte, so gut er konnte zu lächeln und flüsterte leise. „Hi~ wie… geht’s dir?“ Doch seine Stimme verriet alles. So sehr er sich anstrengte, er konnte diesen tiefen Schmerz und diese unabwendbare Angst in seinem Herzen nicht vor Harry verstecken. Dieser wandte nur den Blick ab drückte die Hand seines Freundes leicht.
 

„Ich… habe dir Blumen mitgebracht…“, sagte Draco und errötete leicht. „Ich weiß das ist vielleicht kitschig, aber… ich dachte sie würden dir gefallen~ draußen ist alles so schön bunt und warm und… und… ich wollte dir einfach ein Stück davon mitbringen…“ Seine Stimme brach ab. Er wusste nicht, was er noch sagen konnte. Einfach alles schien falsch, nichts machte noch Sinn, er wollte doch nur, dass Harry sich besser fühlte, aber nichts schien zu helfen. Im Gegenteil – es machte Harry nur noch trauriger und depressiver. Eine kleine, trübe Träne rollte die Schläfe des Schwarzhaarigen entlang und tropfte auf das weiße Kissen. Dracos Lächeln zerbrach an diesem Anblick.
 

„Harry… es wird alles wieder gut, du wirst sehen~!“, redete er auf den Gryffindor ein, während er ihm zärtlich durch die Haare strich. „Wir suchen alle nach einer Lösung und es muss eine geben, hab keine Angst, wir werden sie finden, ganz bestimmt~“ Doch er klang so ängstlich, dass er nicht einmal sich selbst überzeugen konnte. Harry jedoch blickte ihn wieder verletzt an und flüsterte: „Ich will dich nie wieder sehen~“ Seine Stimme war rau und trocken, heiser, irgendwie… leer. Erschrocken weiteten sich die sturmgrauen Augen des Blonden. „W~was? Aber… Harry…“ „Verschwinde!“, krächzte der Goldjunge daraufhin. „Lass mich endlich in Ruhe! Lass mich allein!!!“
 

Entsetzt stand Draco auf und ließ dabei den Blumenstrauß fallen, die Blumen und Blätter landeten verstreut auf der Bettdecke. Harry hingegen schnappte nach Luft und röchelte leise. Der Slytherin wollte noch etwas erwidern, wollte widersprechen, doch er wusste genau, was seinen Liebsten zu diesen grausamen Worten verleitete. Also wandte er sich um und verließ schnellen Schrittes wieder den Krankenflügel, während er sich immer und immer wieder mit dem Handrücken über die feuchten Augen rieb.
 

Harry setzte sich schwer atmend auf und begann, alle Blumen und Blätter wieder aufzusammeln und erneut einen Strauß daraus zu formen. Dann vergrub er das tränennasse Gesicht darin und atmete tief den süßlichen Duft ein und es machte ihn verrückt, dass er diesen kaum noch wahrnehmen konnte. Er küsste zärtlich die weichen Blütenblätter und murmelte leise: „Ich will nicht mehr, dass du mich so siehst… Ich will nicht, dass du mit ansiehst, wie ich mich in ein Monster verwandle! Ich… möchte doch nur, dass… du mich so in Erinnerung behältst, wie ich war, als du dich damals in mich verliebt hast…“
 


 

Draco rannte durch die Gänge wie benommen, bis er endlich die Tür gefunden hatte, die er suchte. Er hielt nicht einmal an, sondern rammte sie mit der Schulter offen und stürmte in Professor Devines Büro. „Es ist genug!!!“, keuchte er außer Atem und blickte seinen Lehrer hasserfüllt an. „Ich habe meine Lektion gelernt! Es tut mir leid! Also helfen sie ihm endlich, sie werden Harry doch nicht für ihren persönlichen Rachefeldzug gegen mich sterben lassen?!“ Seine Stimme hallte laut durch die Stille, in der der Professor, Skripte in der Hand haltend, sich vom Fenster umdrehte um dem Eindringling in die Augen zu sehen.
 

Dann schritt er langsam auf den Blonden zu und blickte ihn wütend an. „Du dummer, naiver Junge!“, zischte er, drehte sich dann wieder um und ging zu seinem Schreibtisch zurück. Scheinbar seelenruhig setzte er sich auf seinen Stuhl und blätterte weiterhin konzentriert seine Skripte durch, machte gelegentlich Notizen auf einem abseits liegenden Stück Pergament. Der junge Slytherin war außer sich, er folgte seinem Professor und knallte die Hände auf den Tisch, sodass sein Lehrer ihn wieder ansehen musste. „Das können sie nicht machen!!!“, schrie er entsetzt. „Es muss eine Medizin geben, und wer sollte die kennen wenn nicht sie? Sie müssen ihm helfen!“ Doch der Professor senkte wieder den Blick und schrieb weiterhin kleine Worte auf das Blatt neben seinen Skripten.
 

Wutentbrannt griff Draco nach dem Zettel und riss ihn dem Lehrer unter der Feder weg. „Sie können Harry nicht einfach im Stich lassen! Er wird sterben!!!“ „Das sagst mir ausgerechnet du?!“, erwiderte der Lehrer mit fester Stimme und erhob sich ruckartig wieder. „Wer ist denn einfach abgehauen? Wer hielt es nicht für nötig, zu lernen, wie man sich und andere schützt? Ich… etwa?!“ Er schluckte schwer. „Das können sie nicht tun!“, brüllte Draco nur unter erneut aufkommenden Tränen zurück. „Haben sie eine Ahnung, wie sehr er leidet?!“ „Ja! Viel mehr als du!“, fauchte der Lehrer kühl zurück und ging an Draco vorbei zum Bücherregal. „Denkst du etwa allen Ernstes ich würde ihn wirklich einfach so sterben lassen, wenn ich einen Weg wüsste, ihm zu helfen?“, fragte er grimmig, während er seinen langen Zeigefinger suchend über die vielen mit vergoldeten Lettern beschrifteten Buchrücken gleiten ließ.
 

Genau im selben Moment stürmte Hermine zufrieden lächelnd mit zwei schmalen Büchern und vielen losen Blättern in den Händen, dicht gefolgt von einem ziemlich verwirrt dreinblickenden Ron, beide völlig außer Atem, ins Zimmer. „Professor~!“, rief sie und schnappte gleich darauf aber keuchend nach Luft, wobei sie einige Blätter verlor. „Ich… ich hab es… gefunden!!!“, rief sie triumphierend. Doch Professor Devine blickte sie nur nachdenklich an, als er die Bücher in ihren Händen entdeckte. „Ist das da das Tagebuch deiner Großmutter?“ Das Mädchen nickte eifrig und gruschte zwischen den noch in ihrer Hand liegenden Blättern ein paar lose Buchseiten hervor. „Ich habe das Gegenmittel gefunden!!!“
 

Rons Augen weiteten sich ungläubig. Er öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch er kam nicht dazu. „WAS?!“ Draco hatte das Blatt, das er in den Händen hielt fallen gelassen und stürmte auf den Lehrer zu, packte ihn am Kragen und donnerte ihn mit aller Kraft gegen das Bücherregal, sodass die Hälfte des Inhalts lärmend hinauspurzelte. „DAS GLAUBE ICH NICHT! SIE HABEN ES WIRKLICH GETAN, SIE HABEN SICH AUF HARRYS KOSTEN AN MIR GERÄCHT! SIE DRECKSKERL!!!“ Die beiden Gryffindors betrachteten den Wutausbruch des Blonden beängstigt. Sie waren früher so einige Dinge von ihm gewohnt gewesen, aber noch nie hatten sie gesehen, dass ihn etwas so in Rage versetzt hätte.
 

„Professor, was soll das heißen? Sie… wussten davon?“, fragte Hermine ungläubig und wie von selbst kullerten wieder Tränen über ihr Gesicht. „Ich dachte… ich dachte…“ Ron hingegen hatte sich hinuntergebückt und die auf dem Boden liegenden Blätter aufgesammelt. Nun verglich er konzentriert einen von Hermines Zetteln mit den Notizen ihres Lehrers. „Das…. d~da… da steht genau das GLEICHE!“, rief er plötzlich und sah den Professor, der von Draco immer noch gegen das Regal gedrückt wurde, mit einem Ausdruck von sehr gemischten Gefühlen an. Dieser jedoch schloss nur die Augen und seufzte. „Na gut Mr. Malfoy, ich gebe es zu… ich habe sie angelogen.“

Letzte Chance

„Was soll das heißen?!“, schrie Hermine nun selbst wutentbrannt und sah den Professor ungläubig an. „Ich habe ihnen vertraut!“ „Lassen sie mich erklären~“, begann der Lehrer seufzend, doch Draco fiel ihm sofort ins Wort. „Wag es ja nicht, du Ungeziefer!“ Ein dumpfer Knall erschütterte den Raum. Obgleich Hermine unbeschreiblich wütend auf ihren Lehrer war, bewirkte dieser Anblick doch einen gedämpften Aufschrei bei ihr. Draco hatte die Hand zur Faust geballt, ausgeholt und Professor Devine mit voller Wucht ins Gesicht geschlagen. Dann ließ er ihn los und der Lehrer glitt mit blutender Nase und geplatzter Oberlippe zu Boden. Doch er lachte nur leise. „Ich glaube das habe ich wohl nicht anders verdient~“, murmelte er, während er sich mit dem Handrücken das Blut vom Kinn wischte. „Das können sie laut sagen!“, grollte Ron, doch auf einmal… rannen Tränen über das Gesicht des Professors.
 

„Genau das, was Harry nun zugestoßen ist, wollte ich verhindern…“, flüsterte er mit tränenerstickter Stimme. „Aber sie mussten sich ja unbedingt aufspielen, Mr. Malfoy!“, fuhr er fort, während er Draco wütend fixierte. „Genau wie ich damals.“ Die Gesichter der drei Schüler zeigten mit einem Mal einen Ausdruck von Unverständnis und Verwirrung. „Sie… Professor?“, fragte Hermine plötzlich scheu. „Ja, ich. Nicht nur sie Mr. Malfoy, ich war genauso egoistisch und töricht wie sie, und hätte ich nicht dieselbe Dummheit begangen dann wäre Elly auch vielleicht noch am Leben!“, brach es aus dem Professor hervor. „Das war… die erste Lüge.“, fügte er hinzu, nun etwas ruhiger. „Und die zweite?!“, fiel Draco ihm sofort zornig ins Wort. „Die zweite ist… dass ich tatsächlich von dem Gegenmittel wusste.“, seufzte der Lehrer und schloss die Augen. „Aber ich wusste auch, dass Mr. Potter, solange er noch ganz bei Sinnen ist, niemals damit einverstanden wäre~“ „Wieso?!“, rief Hermine verständnislos. „Es ist doch nur ein Trank!“ „Wissen sie auch, wie der Trank zu benutzen ist, Miss Granger?“, zischte der Professor nur ungeduldig und fuhr dann fort:
 

„Der Vorgang ist sehr kompliziert und noch viel, viel mehr gefährlich. Ich… habe lange Zeit nach irgendeinem anderen Ausweg gesucht, ich wollte ihnen sogar von dem Trank erzählen… aber ich konnte es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren…“ „Ihrem Gewissen?!“, hauchte Ron entrüstet. „Ihrem Gewissen?! Mein bester Freund liegt im Sterben, das sagt mir mein Gewissen!“ „Mr. Weasley, das ist nicht so einfach wie sie denken… jemand… müsste sich für ihn opfern.“ „Was?!“, fragte Hermine und man konnte ihrem Gesicht ansehen, wie sie ihre Hoffnung wieder verließ. Doch Draco schien alles anders zu sehen. „Und worauf warten sie dann noch? Denken sie ich wäre nicht bereit dazu?!“ „Denken sie Harry würde wollen, dass sie für ihn sterben? Denken sie doch mal einen Moment nach! Wollen sie, dass er sich so fühlt wie sie jetzt?! Schuld am Tod des Menschen, der ihm am meisten bedeutet auf diesem gottverdammten Stückchen Welt?! Oder eines seiner besten Freunde?“, fügte er hinzu und sah Ron und Hermine fest an.
 

Draco schluckte schwer. „Trotzdem… wir müssen etwas tun~!“, drängte er mit gesenktem Blick. „Ich lasse Harry nicht sterben!“ „Wenn sie ihn davon überzeugen können ein Vampir zu werden oder sie zu töten, bitteschön, dann können sie ihren Plan vielleicht umsetzen.“, warf der Professor sarkastisch ein. „Es gibt nichts mehr, was sie für ihn tun können.“ „Professor! Aber… der Trank… in den Büchern stand, dass…“ „Dass er wirksam ist, ich weiß. Und? Stand auch drinnen, dass das alles nur unbewiesene Legenden sind und dass darüber hinaus das Herzblut, aus dem diese Medizin gebraut wird, höchst giftig ist? Nein? Na, dann muss ich mich aber bei Professor Sprout beschweren, selbst wenn es nicht drinnen steht müssten sie das aus dem Unterricht eigentlich behalten haben, ich hatte sie als Schülerin höher eingeschätzt Miss Granger!“, donnerte der Professor, während er sich taumelnd wieder aufrichtete und auf dem Regal abstützte.
 

„Aber es gibt ein Gegengift!“, gab Hermine unbeirrt zurück, während Ron den Professor mit Enttäuschung und Wut musterte. „Wer weiß ob wir es schaffen das rechtzeitig zu geben… und außerdem… gibt es noch eine größere Gefahr.“ Der Lehrer ließ seinen Blick aus dem Fenster schweifen. „Das ist mir egal!“, meinte Draco auf einmal mit fester Stimme. Professor Devine beäugte ihn zuerst überheblich… und dann aber besorgt. „Es könnte dich dein Leben kosten, bist du dir dessen im Klaren?“ „Ich weiß.“, erwiderte der Blonde nur kurz, aber felsenfest entschlossen. „Ich werde es trotzdem tun. Ich…“ Er senkte den Blick. „Bin ja selber Schuld an alldem… und… ich liebe ihn! Ich würde… alles für ihn tun~“ Der Lehrer nickte.
 


 

Die Nacht brach gerade herein, als der Trank fertig wurde. Wie vorher abgemacht warteten Draco, Ron und Hermine auf den Professor vor dem Krankenflügel. „Was ist… wenn Harry nicht einverstanden ist?“, fragte Hermine besorgt und blickte Draco an. „Ich… weiß nicht“, erwiderte dieser und starrte weiterhin stier zu Boden. „Er… muss.“ „Man, Harry wird das nie machen, das weißt du~“, seufzte Ron und senkte ebenfalls den Blick. „Wie gesagt, er muss.“, wiederholte Draco trocken und sah dann unruhig den Gang hinunter. „Wo bleibt er denn?!“ Wie aufs Stichwort hörten sie Schritte näherkommen und gleich darauf stand ihr Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste vor ihnen. In der Hand hielt er ein schmales Fläschchen mit intensiv blau leuchtendem Inhalt.
 

„Sind sie bereit, Mr. Malfoy?“, fragte er sachlich und hob zweifelnd eine Augenbraue. „Fragen sie nicht so blöd~“, murrte dieser zurück. „Natürlich.“ Sie betraten gemeinsam den Krankenflügel und sofort kam ihnen Madam Pomfrey mit einem bauchigen, roten Fläschchen in den zitternden Händen entgegen. „Mr. Malfoy, sind sie-“ begann sie, doch Draco blickte sie so zornig an, dass sie sofort wieder verstummte. Er setzte sich an den Rand von Harrys Bett, der zu schlafen schien und sah ihn einen Moment lang schweigend an, um Mut zu fassen. Ja, er war bereit. Und er war sich sicher. Für diesen Menschen würde er ohne zu zögern sein Leben aufs Spiel setzen. Er lächelte milde und ließ seine Fingerspitzen liebkosend über die eiskalten, bläulichen, geschwollenen Wangen seines Liebsten gleiten.
 

Der Schwarzhaarige öffnete die Augen und Draco stellte mit Entsetzen fest, dass diese Augen nicht mehr dieselben waren wie die, die er kannte. Sie hatten kaum mehr einen Hauch des schillernden, lebhaften Grünschimmers von früher. Er wollte diesen zurückbringen, koste es, was es wolle, denn nun waren diese ehemals wunderschönen Augen nur noch grau, vielleicht sogar leicht rötlich unterlaufen, vor allem aber waren sie so trüb, matt und ausdruckslos, dass der Slytherin ihrem starrenden, durchbohrenden Blick kaum mehr standhalten konnte. „Habe ich dir nicht… befohlen… nie wieder herzukommen?“, krächzte der Gryffindor mit kaum verständlicher, rauer Stimme und schloss wieder die Augen. Sein Atem ging sehr unregelmäßig, rasselnd und flach. Doch Draco lächelte weiterhin. „Aber ich lasse dich hier nicht sterben. Das hab’ ich dir doch versprochen. Wir haben… eine Medizin gefunden.“
 

Harry riss wieder die Augen auf und blickte seinen Freund ungläubig an. „Was?!“, röchelte er. „Es… es gibt ein Gegenmittel?“ Der Blonde nickte glücklich. „Ja.“ Und er sah Harry lächeln. Die violetten, trockenen Lippen des Gryffindor formten ein zaghaftes, leichtes Lächeln. Zum ersten Mal seit so langer Zeit endlich wieder. Und Draco wusste - dieses schwache, zerbrechliche Lächeln war ihm sein Leben wert. „… wirklich?“, fragte Harry ungläubig mit flehenden Augen nach. „Ja, in der Tat. Aber es ist sehr gefährlich und Mr. Malfoy muss für sie-“ „Halten sie den Mund!“, schnarrte Draco und unterbrach Professor Devine. „Du… wirst es ihm nicht verschweigen können~“, flüsterte Ron jedoch resignierend. „M~mir was verschweigen?“, fragte Harry und ließ seine Augen unruhig über die Gesichter der Anwesenden wandern. „Sag ihm die Wahrheit…“, pflichtete Hermine Draco bittend bei.
 

Der Junge seufzte. „Ich… habe wohl keine andere Wahl. Ich werde es dir erklären, Harry, aber bitte…“ Seine Stimme wurde wieder schwach, zitterte leicht und er biss sich auf die Unterlippe. „Bitte, bitte Harry sag nicht nein! Lass es uns versuchen… denn… ich werde so oder so mit dir sterben! Ohne dich…“ Er sah seinem Liebsten tief in die Augen und küsste ihn dann zärtlich. „Wenn du weg bist hört mein Herz zu schlagen auf und geht mit dir. Denn es ist immer bei dir, egal, wo du bist.“ Eine Träne rührte sich in Harrys matten Augen. „Und… wie sieht der Plan aus?“, fragte er zögernd, denn obgleich seine Sinne von dem lähmenden Schmerz geradezu außer Gefecht gesetzt waren, so spürte er dennoch eine gewisse Unruhe in sich aufkommen.
 

„Also… zuerst…“, begann Draco vorsichtig. Er blickte das Fläschchen, das Professor Devine auf den Nachttisch neben ihn stellte, intensiv an. „Werde ich diesen Trank trinken. Er… basiert auf Herzblut, einer… magischen Pflanze, die dich heilen kann.“ „Und… warum trinkst du ihn?“, wollte Harry wissen. Er hatte das ungute Gefühl, dass ihm etwas sehr essentielles verschwiegen wurde. „Naja… der Trank allein reicht nicht. Du… brauchst Blut, um den Zauber umzukehren. Von Blut begonnen, durch Blut beendet. Wenn… der Trank anfängt zu wirken, wirst du mich beißen und etwas von meinem Blut trinken. Dann wird der Trank von Innen wirken und du… wirst wieder gesund.“ Er lächelte sanft. „Ok?“ „Aber… wenn ich dich beiße, wirst du…“, begann Harry, doch Draco wollte alle Sorgen zerstreuen, solange er Harry nur davon überzeugen konnte, mitzumachen. „Keine Angst, der Trank neutralisiert die dunkelmagische Wirkung des Bisses, mir wird nichts passieren und… und Madam Pomfrey hat auch noch eine Medizin da, für alle Fälle. Es kann einfach nichts schief gehen.“
 

„Wollen sie ihn weiterhin belügen, oder sind sie so aufrichtig und sagen ihm vielleicht endlich die ganze Wahrheit?“, warf der Professor daraufhin gefasst ein. Harrys Augen weiteten sich. „Du…. verschweigst mir also doch noch etwas?“ Draco senkte den Blick. „Nichts von Bedeutung~“, murmelte er leise und streichelte sanft Harrys kalte Hände. Doch Hermine hielt es nicht aus und rührte sich schließlich. Sie wusste, solange Harry nicht alles erklärt bekam, würde er nie einverstanden sein. Und… viel Zeit blieb ihnen nicht mehr. „Harry, das Herzblut ist giftig. Aber Madam Pomfrey hat ein Gegengift vorbereitet und… wir werden es Draco schnell genug geben können. Ich verspreche es dir.“ Der Blonde lächelte und blickte Harry wieder an. „Siehst du. Es wird alles gut~“ „Du… setzt dein Leben für mich ein?“, flüsterte dieser leise und lächelte ebenfalls. „Tu das nicht… bitte… das ist mir zu… gefärhlich… du musst nichts bei mir wieder gut machen.“ „Ich weiß~“, sagte der Slytherin daraufhin. „Aber ich brauche dich. Wirklich.“ Er beugte sich vor und küsste den Gryffindor liebevoll.
 

„Hast du alles verstanden, Harry?“, versicherte sich der Lehrer, nachdem Draco sich wieder aufgesetzt und das Fläschchen in die Hand genommen hatte. Es fühlte sich seltsam warm an, vielleicht unerwartet, weil es eine so kühle Färbung hatte. Der Schwarzhaarige nickte leicht. „Seid vorsichtig!“, bat Hermine und lehnte sich an Ron, der sie stützend an den Schultern festhielt. Draco jedoch lächelte sicher und öffnete die Flasche. Die Flüssigkeit im Inneren roch sehr stark süßlich und dampfte etwas. Er blickte den Lehrer etwas verwundert an. „Sollte das Ding nicht erstmal… etwas abkühlen?“ Doch der Professor schüttelte den Kopf. „Er ist zwar frisch gebraut, aber kühler wird er nicht. Glaub mir, ich weiß es aus… Erfahrung~ Und… du musst jetzt gleich wirklich sehr stark sein.“ Er klang sehr ernst. Doch genauso war auch Dracos Blick. „Das bin ich.“, versicherte er und leerte die Flasche in einem Zug.
 

Es fühlte sich an, als wäre in seinen Adern Benzin statt Blut, und in der Flasche ein Funke, der binnen Sekundenbruchteilen ein Höllenfeuer in seinem Körper entzündet hatte. Der Blonde warf den Kopf in den Nacken und heulte unter Schmerzen laut auf. Erschrocken rappelte sich Harry mühsam auf und keuchte außer Atem: „Draco?! W… was… hast du?!“ Doch der Slytherin konnte nicht sprechen. Er spürte, wie seine Adern aufzuquellen begannen und schmerzhaft pochten, während er immernoch in Flammen zu stehen schien. „Professor!“, schrie er heiser, dieser jedoch griff fest nach seinem Handgelenk und beobachtete konzentriert die Pulsschlagader… die auf einmal strahlend blau zu leuchten begann. „Jetzt Harry, jetzt!“, rief er aus, doch der Gryffindor zögerte.
 

Obgleich er spürte, wie seine Lunge sich verkrampfte und er kaum noch Luft bekam… und der Durst, der ihm in der Kehle brannte unerträglich wurde… so hatte er doch Angst, er würde Draco wehtun. Er würde nicht mehr aufhören können. Er würde seinen Liebsten umbringen. Nein, das konnte er nicht. „Geben sie ihm… d~das Gegengift! Schnell!“, keuchte er, und Madam Pomfrey kam mit dem roten Fläschchen ans Bett gelaufen. Nein, er konnte es nicht mit ansehen wie Draco litt, eher würde er sterben. Die Krankenpflegerin wollte die Flasche schon an den Mund des blonden Mannes ansetzen, doch dieser presse die blassrosa Lippen eng zusammen und drehte den Kopf weg. Harry war verzweifelt. „Was machst du?!“, röchelte er. Aber der Blonde hustete, schnappte nach Luft und… grinste dann leicht. „Ich…“, keuchte er atemlos. „Erst…. wenn du… mich… gebissen hast!“, brachte er schließlich heraus.
 

„Harry, beeil dich!“, rief Ron ängstlich und Hermine verdeckte ihre Augen mit den Händen. Der Gryffindor blickte seinem Liebsten in die Augen, zog ihn vorsichtig an sich und versenkte dann langsam die Zähne im weichen Hals des Anderen. Draco zischte auf, klammerte sich aber fest an Harry, damit dieser ja nicht aufhörte. Außerdem spürte er, wie er schwach wurde. Das Feuer loderte immer heiser in seinen Adern und ihm wurde schwindlig. Er merkte, wie der Schwarzhaarige begann, ihm das Blut auszusaugen.
 

Es fühlte sich unbeschreiblich gut an. Endlich – endlich hatte er seinen grässlichen Durst gestillt. Er merkte zuerst nicht einmal, wie er in eine Art Trance abzusinken begann und gar nicht mehr aufhören wollte zu trinken, doch dann… spürte auch er das Feuer in seinen Adern. Und wurde sich bewusst, was er da tat. Sofort riss er sich von Dracos Hals los und hustete. Er blickte den Blonden an, der kraftlos an ihm festgeklammert hing und wurde ganz bleich vor Angst. „Draco!“, keuchte er. „Sag etwas… bitte!“ Der Slytherin hob sehr langsam den Kopf. Und lächelte schwach. Es war vorbei.
 

Jetzt würde Harry bestimmt weiterleben können. Gott sei dank. Er schloss die Augen. „Nein! Nein, Draco!“, hörte er die raue Stimme seines Liebsten an seinem Ohr, bevor er plötzlich spürte, wie sich eisige Lippen auf seine legten und eine noch kältere Flüssigkeit in seinen Hals rann. Begierig erwiderte er den Kuss und trank das wohltuende Gegengift aus Harrys Mund, fühlte, wie die angenehme Kühle das Feuer, das ihn so schwächte, wieder einfror. Langsam verging der Schmerz und er legte seine Arme kraftlos um Harry, lehnte sich an ihn. Doch auch dieser war so geschwächt, dass beide nach hinten aufs Bett fielen.
 

„Draco… ich… liebe dich…“, flüsterte der Gryffindor kaum hörbar. Der Blonde wollte aufblicken, wollte Harry in die Augen sehen, wollte sehen, wie diese Smaragde wieder zu leuchten begannen, aber er konnte nicht. Er hatte nicht einmal mehr die Kraft, seine Augenlider anzuheben. „Ich dich… auch~“, hauchte er. „Das… war aber… noch… nicht das tau… send… ste… Mal… dass… du mir… d~das… sagst~“, keuchte Harry mit Mühe, als die Luft immer mehr aus seinen schmerzenden Lungen wich. Und Draco spürte, wie die Brust des Anderen, auf der sein Kopf lag, sich immer langsamer hob und wieder senkte. „Dann… darfst… d~du eben… einfach… noch nicht… st… er… ben…~!“, flüsterte er, wobei er seine Lippen kaum mehr bewegen konnte. Und dann… wurde alles um beide herum dunkel… und still…

SPECIAL - Das Geheimnis der rosa Krawatte

Der Junge mit blasser Haut, leichten Sommersprossen und kastanienbraunem Haar, der in der hintersten Reihe saß, hatte den Kopf auf die verschränkten Arme gelegt und schien tief und fest zu schlafen. Kein Wunder, bei dem langweiligen Unterricht. Vampire... Wen interessierten schon Vampire, wenn ein derart großes gesellschaftliches Ereignis direkt vor der Tür stand? Der ältere Herr mit schneeweißem Haar und dicken, runden Brillengläsern, der hinter dem Lehrerpult saß, erzählte mit monotoner, tiefer Stimme etwas über die dunkelmagischen Eigenschaften von Vampirbissen.
 

"Verteidigung ist so langweilig~", murrte ein Junge mit schulterlangem, honigblonden Haar, der ebenfalls in der letzten Reihe saß und nun seinerseits den Kopf auf der Bank ablegte und seinen Nachbarn mit halb gesenkten Augenlidern, die seine tiefblauen Augen versteckten, anblickte. "Worüber lernen wir gerade nochmal?", fragte er gähnend. Der Andere blickte auf. Offenbar war er doch noch nicht eingeschlafen. "Vampire~", meinte er und ließ den Kopf wieder sinken. "Hmmmm...", murmelte der Blonde gedankenverloren. "Und übermorgen ist schon Freitag~" Der Braunhaarige stöhnte auf.
 

Nein. Bitte nicht. Nur nicht Freitag. Alles, nur nicht dieser Freitag! Was würde er nur dafür geben, diesen grässlichen Tag für immer aus der Weltgeschichte ausradieren zu können. Es würde der grausamste Tag seines gesamten, verhassten, jämmerlichen Lebens werden. Doch seine aufkommende Flut von Trübsal und Selbstmitleid wurde von einem plötzlichen, lauten Knall, der direkt neben seinem Ohr losging, abrupt unterbrochen. Erschrocken schrie er auf und fuhr hoch. Sein Banknachbar machte zuerst ebenfalls ein erschrockenes Gesicht, brach dann jedoch in schallendes Gelächter aus, ebenso wie der Rest der Klasse. Irgendjemand hatte es lustig gefunden, ein Knallbonbon durch die Luft schweben zu lassen und über ihm abzufeuern. Haha, wie lustig. Schon wieder. Den Lehrer hingegen schien das Ganze nicht sonderlich zu amüsieren.
 

Völlig aus dem Konzept gebracht blickte er wütend durchs Klassenzimmer, bis er einen Sündenbock gefunden hatte - die einzige Person, die nicht lachte. "Mr. Devine! 5 Punkte Abzug für Hufflepuff!!!", donnerte er und sprang auf. "Sie finden es wohl lustig sich Späße in meinem Unterricht zu erlauben, hännn?" Der alte Greis stapfte sich auf einem Gehstock abstützend wackelig auf die letzte Bank zu. "Denken, sie haben es nicht nötig für die nächste Prüfung zu lernen, hännn? Da wäre ich anderer Ansicht! Hännn?" Der Braunhaarige spürte, wie seine Wangen rot aufleuchteten, als die Menge noch heftiger lachte. "Merken sie sich meine Worte, irgendwann werden sie das noch bereuen, das werden sie sicher noch einmal bereuen, Mister! Merken sie sich meine Worte, hännn?", knurrte der alte Mann grimmig und sah den in seinen Stuhl eingesunkenen Jungen erwartungsvoll an. Dieser murmelte nur leise gegen erneut aufkommendes Lachen: "Jawohl, Sir~", sah zu, wie sein Lehrer wieder nach vorne ging und dachte bei sich: ’Ich hasse Verteidigung!’
 

...
 

"Jericho!", rief der blonde Junge, während er den Hang vor den Schlosstoren hinunterlief. "Halt den Mund!", antwortete der Braunhaarige gereizt, während er weiterhin mit geschlossenen Augen auf dem Rücken im Schnee lag. "Wieso?", grinste der Andere und ließ sich neben ihn plumpsen. "Du weißt, dass ich meinen Namen hasse!", knurrte der Liegende zurück und öffnete ein Auge, um den Störenfried damit wachsam zu beobachten. Dieser jedoch kicherte nur und meinte: "Na gut, dann nenn’ ich dich eben ab jetzt Jerry. Passt eh besser zu dir~" Jericho seufzte schwermütig. "Es klingt albern... Und peinlich~", nörgelte er. "Na siehst du, ich sagte doch es passt dir wie angegossen!", gab der Blonde daraufhin zurück und lachte herzlich.
 

"Haha, bist du jetzt auch noch gekommen, um dich über mich lustig zu machen?", fragte der Braunhaarige zynisch und schloss wieder die Augen. Sein Freund hörte auf zu lachen, legte sich neben ihn auf die Seite und blickte ihn mitleidig an. "Hey... Mach dir nichts draus, das sind doch alles Idioten~", flüsterte er beruhigend, während er Jerry die Haare von der Stirn strich. "Lass dich von ’nem dummen Knallbonbon doch nicht so runterziehen~" Er lächelte den anderen warm an, als dieser wieder die Augen öffnete und sie gen Himmel richtete. "Ich bin ein kompletter Versager.", hauchte dieser tonlos. Doch dann fiel ihm plötzlich etwas ein. Ruckartig setzte er sich auf und sah den unschuldig dreinblickenden Blonden vorwurfsvoll an.
 

"Hey, was machst du eigentlich überhaupt hier Elly?!" Der Angesprochene zuckte unberührt mit den Schultern. "Dasselbe wie du. Verteidigung schwänzen.", antwortete er seelenruhig mit samtiger Stimme. "Ja, aber ich habe sowieso schlechte Noten, im Gegensatz zu dir! Außerdem lernen wir heute Verteidigungsmethoden gegen Vampire, die brauchen wir später für den praktischen Prüfungsteil!", protestierte er, doch Ellan zuckte nur erneut mit den Schultern und versicherte: "Na und? Wie du selbst sagtest, ich hab sowieso gute Noten. Eine schlechte Leistung wird mich schon nicht runterziehen~" Er schenkte seinem Freund im Gegenzug für dessen verständnisloses Aufheulen nur ein freches und selbstsicheres Grinsen.
 

"Tja, du hast eben ’nen schlechten Einfluss auf mich!", kicherte er. "Ja, das glaube ich langsam auch~", seufzte Jericho und ließ sich zurück auf den Boden fallen. Eine Zeit lang lagen sie schweigend so da, bis Elly sich wieder aufsetzte und erneut den Mund aufmachte. "Hast du eigentlich... schon eine Begleitung für den Ball?" Jericho hob bedrohlich langsam die Augenlieder, sah den Blonden an und... wenn Blicke töten könnten wäre dieser bestimmt augenblicklich leblos zu Boden gestürzt. "Was denn?", fragte er stattdessen mit seiner unschuldigsten, zuckersüßen Stimme. Jerry sah ihn einen Augenblick lang verletzt an, bevor er sich beleidigt auf die Seite drehte und seinem Freund dabei den Rücken kehrte. "Was ist das denn für eine Frage?", murmelte er traurig.
 

Etwas verlegen kratzte Ellan sich am Hinterkopf und meinte: "Nur so eine Frage... aus Neugier eben. Ich meine, so wie ich dich kenne hast du dich wahrscheinlich sicher noch nicht getraut jemanden zu fragen~", fügte er hinzu. "Wenn du mich so gut kennst, warum stellst du dann so blöde Fragen? Macht es dir Spaß mir meine Schwäche unter die Nase zu reiben?!", blaffte der Hufflepuff daraufhin zurück und verschränkte im Liegen die Arme fest vor der Brust. Der Blonde seufzte und betrachtete in Gedanken versunken den Rücken seines Freundes.
 

"Es gibt keine dummen Fragen, sondern nur dumme Antworten~", stellte er fest. "Außerdem finde ich nicht wirklich, dass Ernsthaftigkeit oder Schüchternheit Charakterschwächen sind, ganz im Gegenteil." Er überlegte einen Moment, lächelte dann und lehnte sich plötzlich quer über Jericho, der erschrocken zusammenzuckte. "Hey, und was ist mit dieser Lilly aus Gryffindor? Die ist doch ganz hübsch, frag sie doch~!", grinste er triumphierend. Doch sein Freund kuschelte die Wange nur resignierend noch tiefer in den kalten Schnee, als er den Kopf schüttelte. "Nein..." "Mensch, warum nicht?!", motzte Elly wütend und beugte sich noch näher an Jerrys Gesicht, wobei seine goldenen Haare sich wie Sonnenstrahlen auf den Schnee legten und seine Wangen sich leicht röteten.
 

"Kennst du Anna, die aus Ravenclaw mit den langen, schwarzen Haaren?" "Ja klar~", erwiderte der Blonde ungeduldig, "Ist immerhin aus meinem Haus, und? Was ist mit ihr? Gefällt sie dir etwa?" Erneut schüttelte der Hufflepuff leicht den Kopf. "Nein, das ist es nicht... Aber ich hab mal gehört, wie sie zu dieser Lilly gesagt hat, dass sie mich total erbärmlich findet und sie haben sich köstlichst darüber amüsiert~ außerdem heißt es, dass James in sie verschossen sein soll. Als ob ich mit dem rivalisieren könnte, ich hab doch keine Chance. Und außerdem würde ich mich letztenendes ja doch nicht trauen sie zu fragen... und ich will sowieso überhaupt nicht auf diesen dummen Ball!" Elly setzte sich mit einem tiefen Seufzen auf und legte sich dann wieder hin. "Ich hasse Mädchen, diese Giftnattern sind alle so grausam!", zischte er.
 

„Na frag mich mal…“, knurrte Jerry zornig. „Ich hasse sie auch! Ich hasse diese Schule, den Ball, ich hasse diesen gottverdammten Freitag und überhaupt alles auf dieser hässlichen Welt!“, donnerte er. „Aha.“, summierte Ellan. „Gibt es vielleicht auch etwas… was du nicht hasst?“ Einen Augenblick lang herrschte betretene Stille, bis er Jericho endlich leise murmeln hörte: „…dich~“. Auf einmal zierte ein federleichtes Lächeln das Gesicht des Blonden. "Naja... eigentlich bin ich ja ganz froh, dass kein Mädchen mit dir auf diesen Valentinstagsball gehen will~", kicherte er leise. "Ach ja?", fragte Jericho ironisch, ohne den Kopf zu heben. "Darf ich auch fragen wieso?"
 

Der Ravenclaw blickte seinen Freund mit gehobener Augenbraue an und sagte dann verwundert: "Ich fass’ es nicht! Willst du es einfach nicht wahr haben oder checkst du es wirklich immer noch nicht?" Der Braunhaarige rollte auf die andere Seite und sah den Blonden verwirrt an. "Was check ich schon wieder nicht?!" Dieser lächelte wieder. "Deine Naivität passt irgendwie gar nicht zu dir, aber sie macht dich echt süß. Ich habe dich doch nur gefragt, ob du schon wen für den Ball hast, weil ich mich versichern wollte, dass du noch zu haben bist... weil ich dich gern ausführen will~" Er grinste. Jerrys Augen weiteten sich vor Überraschung, doch gleich daraufhin glitzerten sie wieder traurig.
 

"Ja. Schon klar. Haha, der war echt gut~ wär’ fast drauf reingefallen...", murmelte er kleinlaut, während Ellys Grinsen einem verständnislosen Ausdruck Platz machte. "Warum solltest du ausgerechnet mit mir hingehen wollen? Ich gehe ganz bestimmt nicht auf diesen bescheuerten Ball, ich bin ein hoffnungsloser Versager und du, du... du bist eine der begehrtesten Partien der ganzen Schule, die halbe Damenwelt von Hogwarts würde mir sofort die Augen auskratzen, weil sie doch alle nur darauf warten, dass du eine von ihnen ausfragst. Und außerdem bin ich ein Mann!" "Mann, manchmal redest du echt so einen Unsinn~", grinste der Blonde und sah tief in die schokoladenbraunen Augen seines Gegenüber.
 

"Erstens weiß ich ganz genau, dass du ein Mann bist... Ist ja wohl auch kaum zu übersehen, oder? Zweitens bist du kein Versager! Nur weil andere dir das einreden, heißt dass noch lange nicht, dass du den Quatsch auch glauben musst~ du bist mein bester Freund, und glaub mir, mit einem Versager würde sich ’eine der besten Partien in Hogwarts’ ganz sicher nicht abgeben. Und darüber hinaus... Habe ich nie behauptet, dass ich die Absicht habe auf diesen Valentinstagsball zu gehen. Kapiert?" "Nö.", antwortete der Braunhaarige wahrheitsgetreu. Elly seufzte lächelnd und lehnte sich zu Jerry vor. "Also gut, hör zu: ich hab genauso wenig Lust auf diesen Ball wie du. Also schlage ich vor wir feiern unseren... eigenen Valentinstag. Nur du und ich. Wir schleichen uns raus, gehen runter zum See, trinken Butterbier und essen so viele Süßigkeiten, dass uns davon schlecht wird! Na, was sagst du?"
 

"Ich sage du bist verrückt~", gab Jerry entgeistert zurück. Der Blonde lachte kurz auf und zog seinem Freund die Mütze über die Augen. "Na und?! Also sag schon... kommst du nun mit oder nicht~?" Jericho zog die Mütze wieder hoch und erblickte Ellans herzerweichendes Lächeln. Was war das für ein heller Funke in seinen meerblauen Augen? Etwa Unsicherheit? Naja... er musste zugeben, dass der Vorschlag verdammt verlockend klang. Er hatte absolut keine Lust auf den ganzen Lärm und das Gedränge des Balls, geschweige denn darauf, mal wieder Opfer von neuen, gemeinen Streichen zu werden. Und den Abend ganz allein mit Elly zu verbringen... könnte diesen verhassten Tag sogar... richtig angenehm machen. "Von mir aus~", flüsterte er leise mit gesenktem Blick, während seine Wangen rötlich aufschimmerten. Von der Kälte natürlich, selbstverständlich.
 

...
 

Langsam brach die Nacht über den Mauern von Hogwarts herein. Der Schnee glitzerte silbrig im bläulichen Licht des aufgehenden Mondes, der sich in den friedlichen Wogen des pechschwarzen Wassers spiegelte. Der dunkelblaue Himmel war übersäht mit strahlenden Sternen, die wie in der Luft verstreuter Feenstaub funkelten. Der magische Klang romantischer Geigenmusik schallte leise vom weit entfernten Schloss durch die verzauberte, warme Luft. "Ich frage mich, mit welchem Zauber sie es wohl geschafft haben, die spätwinterliche Kälte zu vertreiben, ohne dass der letzte Schnee davon schmilzt...", flüsterte Ellan gedankenverloren auf den See hinausstarrend. Jerichos Blick hingegen klebte an den traumhaft leuchtenden Sternen über ihnen.
 

Die beiden Jungen lagen auf einer großen Decke, die sie direkt am Ufer ausgelegt hatten. Zwischen ihnen lag ein kleiner Berg verschiedenster Süßigkeiten und einige Flaschen Butterbier, drei davon bereits leer. "Hmmm...", überlegte der Braunhaarige einen Moment, bevor er feststellte: "Ist mir ehrlich gesagt egal, Hauptsache sie haben es irgendwie auf die Reihe gekriegt. Ich mag Schnee nämlich~" Ein kurzes, verschmitztes Grinsen huschte über seine Lippen, und gleich darauf konnte der junge Ravenclaw eine ziemlich große Ladung Kälte in seinem Gesicht spüren. Jerry hatte mit einem Schneeball sehr zielgenau seine linke Wange erwischt und lachte nun herzhaft. Ellys Mund stand weit offen vor Schreck und seine Augen zeigten einen Ausdruck von Ungläubigkeit.
 

"Na warte, du...!", rief er drohend, grinste und beförderte sogleich auch eine Handvoll Schnee durch die Luft. Jerry duckte sich gerade noch rechtzeitig und entging dem Anschlag, sodass Ellys Schneeball nur sein Haar streifte, und schenkte diesem wiederum einen, der diesmal seinen Hals traf. Als der Blonde, von der Kälte, die von dort aus unter sein Hemd und über seine Brust lief, überrascht aufkreischte, musste Jerry noch mehr lachen. "Das gibt Rache!!!", brüllte der Ravenclaw und warf sich mit einem Kriegsschrei auf den immer noch lachenden Hufflepuff, drückte ihn auf den Boden und griff nach dem weißen, eisigen Pulver. "Mal sehen, wie dir das gefällt!", grinste er, schob plötzlich Jerrys Hemd hoch und ließ seine kalte Hand mitsamt des darin liegenden Schnees über die vor Lachen bebende Brust des unter ihm Liegenden gleiten. Jerry verstummte plötzlich und riss erschrocken die Augen auf.
 

"Aaahh~, hör auf damit!", stöhnte er laut auf, als die Kälte, die über seine Haut rann, eine Gänsehaut durch seinen ganzen Körper jagte und ihn erzittern ließ. "Hah... Rache ist süß~!", keuchte der andere daraufhin triumphierend, bevor er die Hand wieder unter Jerrys Hemd hervorzog und sich aufsetzte. Jericho schubste den lachenden Blonden von sich runter, setzte sich nun seinerseits auf und lachte ebenfalls. "Idiot, du spinnst doch~", grinste er. "Deinetwegen erkälte ich mich noch." Der Ravenclaw zuckte unberührt mit den Schultern. "Ist mir doch egal, immerhin hast du angefangen!", erwiderte er und streckte seinem Freund die Zunge raus.
 

"Und wenn’s sich zu ’ner Lungenentzündung weiterentwickelt und ich daran sterbe? Dann hast du allein Schuld an meinem Tod!", klagte Jerry daraufhin theatralisch. Elly musste wieder lachen. "Von wegen! Du bist selber Schuld, wie gesagt~" Aber gleich darauf öffnete er zwei Flaschen Butterbier und reichte dem Hufflepuff eine davon mit den Worten: "Hier... wärm dich auf~" Lächelnd nahm Jericho die Flasche entgegen und trank einen großen Schluck, während Ellan sich einen Schokofrosch in den Mund stopfte. "Oh, warte, bevor ich’s vergesse... ich hab noch was für dich~", murmelte er daraufhin mit vollem Mund und schob dem Braunhaarigen beiläufig ein kleines Päckchen zu.
 

Bildete Jerry sich das nur ein, oder war sein bester Freund gerade ziemlich rot geworden? Ach, wahrscheinlich lag es nur an ihrer vorangegangenen Schneeballschlacht, er war ja selber noch ganz außer Atem. "Was ist das?", fragte er neugierig, und diesmal hätte er schwören können, dass die Wangen des jungen Ravenclaw, der geschickt seinen Blicken auswich, sich noch dunkler gefärbt hatten. "Machs halt auf, dann siehst du schon…", murrte er nur leise. Hastig öffnete der Hufflepuff das kleine Paket.
 

Im Inneren fand er ein glattes, längliches Stück Stoff in einem angenehmen blassrosa Farbton. Er sah Ellan fragend an, doch dieser starrte weiterhin auf den See. Als Jerry das Geschenk aus der Verpackung herausnahm, stellte sich heraus, dass es eine Krawatte war. „Ein Valentinsgeschenk…“, flüsterte Elly kaum hörbar. Jericho blickte auf. Ja, diesmal war der Blonde eindeutig rot geworden. „Aber… wieso?“, fragte er… und musste dann lachen. „Das ist doch total geschmacklos!“, prustete er. Endlich wandte der Ravenclaw sich wieder nach ihm um und zog einen Schmollmund. „Warum denn?“, fragte er.
 

„Na, sie ist rosa! So was trag ich doch nicht!“, lachte der Braunhaarige immer noch. „Hey, jetzt warte mal!“, fauchte sein Freund und setzte sich neben ihn. Jerrys Lachen verstummte. War Ellan… jetzt etwa sauer? Er hatte sich nicht mehr halten können, das Geschenk war einfach sehr… unerwartet gewesen. Und noch dazu war es… recht exzentrisch. Doch Elly lächelte nur und hauchte sanft: „Das Geschmackloseste daran hast du ja noch nicht einmal gesehen…“ Er senkte den Blick und deutete mit seinem Zeigefinger auf die Spitze der Krawatte. Jerry kniff die Augen zusammen, um in dem Halbdunkel zu erkennen, worauf der andere ihn aufmerksam machen wollte.
 

Und tatsächlich, da war noch etwas. Und es machte die Krawatte auch wirklich noch geschmackloser. „Da unten… siehst du es?“, fragte Ellan unsicher. „Ja.“, antwortete Jericho knapp. Auf die rosa Krawatte war unten noch mit rotem Faden ein kleines Herzchen aufgestickt – das heißt, er vermutete, dass es ein Herz sein sollte. Es war recht schief, aber im allgemeinen Umriss stimmte es schon… mit einer Herzform überein. „Soll das… ein Herz sein?“, erkundigte er sich verunsichert. Und Elly nickte. „Jap. Sieht man’s nicht?“
 

„Ok… das ist echt richtig geschmacklos.“, verkündete er. Doch der Blonde war nicht beleidigt, im Gegenteil - er lachte selber. „Ich weiß, schließlich hab ich es gemacht…“ Jerry stutze. „Du…? Wie - du?“ „Naja… in Verwandlung haben wir neulich Palmblätter in Krawatten verwandelt, weißt schon, wegen dem Ball und so und… naja, ich fand die Farbe halt schön…“ „Und das Herz?“, bohrte Jericho nach. „Muggelkunde…“, brummte der Ravenclaw wieder mit gesenktem Kopf. „Da haben wir heute stririr… stir… stirini… ach, strickren gelernt~“, stotterte er. Der Hufflepuff musste lachen. „Sticken meinst du?“ „Ja, eben… sticken, stricken… ich verwechsel’ das ganze Zeug immer…“, grummelte er und errötete wieder leicht. „Jedenfalls hab ich das zum ersten Mal gemacht, da ist es ja klar dass es nicht schön wird… aber du könntest wenigstens so tun als ob es dich freut!“, quengelte er.
 

Jericho spürte, wie seine Lippen in einem milden Lächeln leicht zitterten. „Dummkopf…“, flüsterte er. „Es ist doch schön… und ich freue mich auch darüber!“ Hoffnungsvoll blickte der Blonde wieder auf. „Wirklich? Aber… ich dachte du findest sie geschmacklos?“ „Das heißt doch aber noch lang nicht… dass sie mir nicht gefallen kann, oder?“ „Das heißt du wirst sie tragen?!“ Elly strahlte geradezu. „Das hab ich nicht gesagt!!!“, protestierte der Braunhaarige und war nun selbst an der Reihe zu erröten. „Wieso denn? Du hast doch gesagt sie gefällt dir!“ „Aber ich trage so was geschmackloses trotzdem nicht! Nie im Leben, nur über meine Leiche!!!“, wehrte er wieder ab. Doch Ellan ließ nicht locker.
 

Er nahm ihm die Krawatte aus der Hand, kniete sich vor ihn und legte sie um seinen Hals. „Vergiss es!“, rief Jerry und hielt das Stück Stoff fest in seiner Hand. „Ach bitte, komm schon… sie wird dir super stehen! Ich hab mir so viel Mühe damit gegeben! Tu es als mein Valentinsgeschenk, ja? Du hast ja eh nichts anderes für mich~“, grinste er wissend. „Woher weißt du das?“, fragte Jericho und errötete noch mehr. „War doch klar… ich kenne dich viel zu gut.“ „Aber ich zieh das Ding trotzdem nicht an!“, streikte der Hufflepuff. Ellan ließ los. „Na gut… dann musst du mir aber… etwas anderes schenken~“, verlangte er. „Und was?“, fragte Jerry trotzig, doch die Antwort kam viel schneller als erwartet.
 

Noch ehe er wirklich begreifen konnte, was passierte, lehnte Ellan sich vor, zog ihn an sich und… dann spürte Jerry die süßen, weichen Lippen des Ravenclaw auf seinen eigenen. Einen Augenblick lang war er wie benebelt. Er schloss die Augen und fühlte, wie die Lippen des Anderen zärtlich die seinen streichelten. Und es war ein unglaublich schönes Gefühl. Er konnte spüren, wie die Lippen des Blonden sich im Kuss zu einem leichten Lächeln formten, als er keine Gegenwehr von Jerichos Seite spürte. Und so gestaltete er ihren Kuss noch intensiver und saugte leicht an den Lippen des Braunhaarigen. Der junge Hufflepuff war so überrascht, dass er garnicht wusste wie ihm geschah, als Elly den Kuss auch schon wieder löste.
 

Langsam öffnete Jerry wieder die Augen. Seine Wangen fühlten sich geradezu schmerzhaft heiß an. Aber auch Ellan schien ihr Kuss alles andere als kalt gelassen zu haben. Auch seine Wangen waren von einem starken Rotschimmer bedeckt und seine tiefblauen Augen strahlten heller als die Sterne am Nachthimmel. „Dich… zum Beispiel…“, hauchte er. „Wär’... doch mal ein schönes Geschenk, hm?“, lächelte er dann verlegen und sah Jericho etwas hilflos an. „Du… hast mich geküsst~“, keuchte dieser jedoch nur atemlos und starrte weiterhin ungläubig in diese wunderschönen, blauen Augen.
 

Der Blonde errötete noch mehr. „Und? Hat es… dir denn nicht gefallen?“, fragte er und senkte enttäuscht den Blick. Und Jericho begann ernsthaft über diese Frage nachzudenken. Und kam zu dem Schluss: es hatte ihm gefallen. Unerwartet gut sogar. Aber er wusste dennoch nicht, was er antworten sollte. Immerhin… „Du bist mein bester Freund~“, hauchte er schließlich. ’Und du bist ein Mann’, ergänzte er in Gedanken, weil dieses Argument beim Ravenclaw offensichtlich nicht zog, und auch bei ihm plötzlich… erstaunlicherweise komplett an Bedeutung verlor. Doch Ellys Blick wurde noch trauriger. „Ja… genau~“ Jericho schluckte.
 

Sein Freund seufzte und als er wieder aufblickte, stellte Jerry mit Entsetzen fest, dass er Tränen in den dunklen Augen glitzern sah. „H~hey, wieso… weinst du denn jetzt?“, fragte er mit zittriger Stimme. Er spürte, wie seine Gefühle plötzlich vollkommen verrückt spielen. Er hatte Ellan noch nie seinetwegen weinen sehen. Und das wollte er auch nicht. Nein, er wollte ihn doch auf keinen Fall zum weinen bringen! Aber verdammt nochmal, sein bester Freund hatte sich mit ihm zum Valentinstag verabredet, ihm eine schrecklich geschmacklose, schwule Krawatte geschenkt… und… ihn nun auch noch geküsst! Das war zu viel auf einmal!
 

„Na weil ich dein bester Freund bin! Ich… will doch mehr sein verdammt! Ich… will mehr für dich sein~“, rief Elly und blickte Jerry wieder tief in die Augen. „Egal was ich versuche, es bringt alles absolut gar nichts! Nicht einmal dieser Abend… konnte ich denn noch deutlicher werden?“ Seine Stimme bebte, er sprach immer lauter und immer… verzweifelter. „Aber… ich, ich konnte doch nicht wissen, dass du-“, versuchte Jericho sich rauszureden, doch Ellan ließ ihn kaum zu Wort kommen. „Ich hab so oft versucht deine Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen, dich irgendwie eifersüchtig zu machen, aber wieso zieht bei dir denn bloß nichts?! Ich… wollte so sehr… dass du mich umwirbst… dass du einmal versuchst, mich für dich zu gewinnen…“
 

Der Blonde presste die Lippen zusammen und zwei kleine Tränen kullerten über seine geröteten Wangen. „Aber ich war dir immer egal~“, hauchte er tonlos. Das war zu viel für Jerry. Er zog Elly in seine Arme und küsste ihn zärtlich. Nein, er war ihm nie egal gewesen. Aber er hätte sich so etwas nicht einmal zu träumen oder gar zu wünschen gewagt. Als er wieder von den Lippen des Ravenclaw abließ, war dieser erst einmal ziemlich schockiert. „Wer hat denn bitte gesagt, dass du mir egal bist?“, fragte Jerry vorwurfsvoll und strich Ellan vorsichtig die Tränen von den Wangen.
 

„Na… du hast… nie irgendwas gesagt… oder… getan… was mir hätte Hoffnung machen können!“, erwiderte Elly mit einer so trotzigen und beleidigten Stimme, dass er Jericho einen Moment lang an ein kleines Kind erinnerte. „Du weißt doch… dass ich ein naiver Versager bin… wie konntest du da erwarten, dass ich darauf komme, dass außgerechnet du von jemandem wie mir umworben werden willst?“, lächelte er etwas verlegen und blickte dem Blonden von unten in die Augen. Und dieser musste kichern. „Ok, vielleicht bist du ja wirklich ein Versager… aber genau deswegen liebe ich dich doch so sehr~!“, hauchte er.
 

„Heißt das… du gibst mir noch eine letzte Chance?“, fragte Jerry hoffnungsvoll. Elly überlegte kurz, und nickte dann. „Aber wirklich die allerletzte!“, warnte er. „Und… willst du auch immer noch, dass ich dich umwerbe?“ „Natürlich! Und denk bloß nicht, dass ich dir den Kampf um meine Liebe leicht machen werde~“, erwiderte Ellan trotzig und hob eine Augenbraue, obwohl er innerlich sehr wohl wusste, dass er seinem besten Freund auch so bereits ganz und gar verfallen war und seine ’Drohung’ sicher nicht würde wahr machen können. Also ließ der Braunhaarige seine Hände liebkosend über den Rücken des über ihm sitzenden gleiten und wollte ihn wieder liebevoll küssen, doch dieser lehnte sich grinsend weg. „Ein bisschen mehr Mühe könntest du dir schon geben, findest du nicht? Ich stelle hohe Erwartungen an meinen zukünftigen Partner~“, kicherte er.
 

Jericho überlegte fieberhaft. Nein, er war gar nicht gut in diesen Dingen. Schließlich legte er seinen Kopf resignierend an die Brust des Anderen, schloss die Augen und flüsterte. „Erwart’ lieber nicht zu viel von mir, ich bin kein Märchenprinz…“ Er seufzte leise. „… ich… kann dein Herz schlagen hören.“ Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen. „Aber… auch wenn ich weit davon entfernt bin, perfekt zu sein… wir haben viel Zeit und ich… werde… irgendwann genau so sein, wie du mich haben möchtest, ja?“ Er sah wieder hoch. Ellys Wangen leuchteten purpurrot und seine Augen glänzten wieder wässrig. Seine vollen Lippen zitterten. Mit diesen wenigen Worten hatte Jerry den Blonden direkt ins Herz getroffen. „Idiot… du bist genau so, wie ich dich haben möchte~!“, keuchte er, beugte sich zu dem Anderen hinunter und küsste ihn liebevoll.
 

Doch auf einmal hörten beide einen markerschütternden Schrei irgendwo aus dem Wald, der sie umgab. Sie lösten den Kuss abrupt, blickten sich ängstlich an und sahen dann zwischen die im Dunkeln liegenden, dichten Bäume. „Was war das…?“, hauchte Elly mit zittriger Stimme und lehnte sich enger an Jericho. Doch dieser konnte nicht antworten. Das, was er gerade erblickt hatte, hatte ihm vollkommen den Atem geraubt. Für einen Augenblick dachte er sogar, dass sein Herz stehengeblieben war.
 

Ein langes, schlankes Wesen war zwischen den tiefschwarzen Bäumen hervorgetaucht und baute sich nun nur wenige Meter von ihnen entfernt in voller Größe auf. Es hatte fließendes, glattes, im Mondlicht kühl schimmerndes Haar und blasse, geradezu gräuliche Haut. Zwischen den fülligen, violetten Lippen lugten zwei spitze, lange Zähne hervor. Und auf einmal merkte Jericho, wie die dunklen, perlenähnlichen, pupillenlosen Augen ihn fixierten. Er zitterte. „Jerry, was hast du?“, murmelte Elly, als er den angsterfüllten Gesichtsausdruck des Hufflepuffs erblickte. Und dann wandte auch er langsam den Kopf nach dem Wesen um, das still dastand und die beiden mit seinen glänzenden Augen festnagelte.
 

„Was ist das?!“, hauchte der Braunhaarige furchterfüllt und zog Ellan noch enger an sich. „Ist das… ein… ein…?“ „Vampir!!!“, rief der Blonde voller Angst und genau im selben Moment zuckten die Augen des Monsters und es rauschte mit erstaunlicher Geschwindigkeit auf die beiden zu. Kreischend sprangen sie auf und wollten fliehen, als Jerrys Fuß sich in der Decke verfing und er zu Boden stürzte. „Elly! Lauf!“, schrie er heiser und versuchte sich aufzurappeln, doch er spürte, wie er zu Boden gedrückt wurde. Der Vampir kniete bereits über ihm und presste ihn mit erstaunlicher Kraft gegen den Untergrund. Der Junge schloss zitternd die Augen, denn er konnte schon den eisigen Atem der Kreatur an seinem Hals spüren.
 

Doch auf einmal hörte er einen heftigen Knall und wurde von der Last befreit. Der Vampir wurde heulend von ihm weggeschleudert. Er öffnete wieder die Augen. Ellan war nicht weggelaufen, er hatte sich umgedreht und ihn gerettet. Doch das schreckliche Wesen hatte sich schon wieder aufgerappelt und warf laut röchelnd den Kopf hin und her, fixierte diesmal Elly mit seinen tiefschwarzen, angsteinflößenden Augen. Jerry spürte, wie die Panik in ihm aufstieg. Er konnte seinen Zauberstab in der Dunkelheit nicht finden, er musste ihn irgendwo auf der Decke liegen gelassen haben.
 

Und dabei bewegte sich der Vampir schon wieder auf den vor Schreck ganz starren Ellan zu. Verzweifelt griff Jericho nach einer handvoll Knallbonbons, die auf dem Boden verstreut lagen und schleuderte sie dem Vampir direkt ins Gesicht. Funkensprühend zerbarsten sie auf der aschfahlen Haut des Monsters, das unter Schmerzen laut aufjaulte. Ohne richtig darüber nachzudenken, was er tat, packte er Elly bei der Hand und lief mit ihm so schnell er konnte das Ufer des Sees entlang in Richtung Schloss. Doch schon zu bald konnten sie wieder den raschelnden Atem der schrecklichen Kreatur wenige Schritte hinter sich hören.
 

„V…verdammt… wieso haben wir nur Verteidigung geschwänzt?!“, keuchte Jerry unter aufkommenden Tränen, während er spürte, wie seine Beine nachließen. Ellan sah ihn an… und auch in seinen Augen standen Tränen. „Ich liebe dich!“, rief er noch schuldbewusst, als Jericho plötzlich fühlte, wie der Blonde ihn mit aller Kraft von sich schubste. Er verlor das Gleichgewicht und stürzte kopfüber in den eisigen See. Das schmerzhaft kalte Wasser umwirbelte ihn von allen Seiten. Vor lauter Schreck wollte er die Luft einziehen - doch stattdessen füllte nur Kälte und Nässe seine Lungen. Er merkte, wie sich alles um ihn herum zu drehen begann und dunkel wurde, er wollte sich schon fallen lassen, als er auf einmal diesen schrecklichen Schrei hörte.
 

Es war Ellan. Er riss die Augen auf, ruderte wie wild mit den Armen um sich irgendwie an die Oberfläche zu kämpfen. Nein, er konnte jetzt nicht einfach so ertrinken, Elly brauchte ihn! Seine Lungen schmerzten ihn furchtbar, sie fühlten sich vollkommen leer an, voll von Wasser und Kälte und keine Spur von Luft mehr da, er konnte nicht mehr atmen, wusste nicht mehr, wo oben und unten war, aber er kämpfte so gut er konnte gegen die ihn überkommende Ohnmacht an. Denn diesen verzweifelten, schmerzerfüllten Schrei und Ellys heisere, schwache Stimme, die das eisige, gefühllose Wasser kaum an seine Ohren heran ließ, würde er nie mehr vergessen können. Sein ganzes Leben nicht. Mit letzter Kraft erreichte er die Oberfläche und durchbrach sie, schnappte tief nach Luft… und erblickte dann den grausamsten Anblick, den seine Augen je zu sehen bekommen hatten.
 

Ellan lag leblos auf dem schneebedeckten Grund. Das grässliche Wesen, das über ihn gebeugt hing, verdeckte sein Gesicht. Er war so blass wie nie zuvor, seine Haut schien sogar heller als der Schnee unter ihr. Und dann hob das Monster langsam den Kopf und fletschte die blutbefleckten Zähne. In zwei dünnen, purpurroten Fäden rann das Blut Ellys schlanken Hals entlang, floss über sein goldenes Haar und tropfte dann auf den Boden, färbte den eisigen Schnee blutrot. Mit einem letzten diabolischen Grinsen verschwand der Vampir so schnell, wie er aufgetaucht war. Der Kopf des jungen Ravenclaw rollte mit geschlossenen Augen kraftlos zur Seite.
 

„Nein!!! Elly!!!“, schrie Jericho, wobei er fast erstickte und hustete hart an dem Wasser, das er zuvor verschluckt hatte. Triefend nass rannte er aus dem Wasser, fiel neben dem Blonden auf die Knie und zog ihn in seine Arme. „Nein nein nein, bitte sei nicht tot, bitte Elly, ich brauch dich!!!“, wimmerte er, immer noch von schmerzhaftem Husten unterbrochen. Er zitterte am ganzen Körper, doch nicht vor Nässe und Kälte, nein, vor Angst. Vor Angst, den wichtigsten Menschen auf dieser Welt zu verlieren. Und dann… ganz, ganz langsam… hoben sich die weißen Augenlider des Blonden. „Ich… wollte dich nicht schubsen… sorry~“, flüsterte er kaum hörbar.
 

„Oh, oh Elly, du lebst! Elly, nein! Nein, du… du hast mir das Leben gerettet, und ich… ich… ich bin wirklich so ein Versager, ich konnte dich nicht beschützen… es tut mir so leid, bitte, bitte verzeih mir, Ellan!!!“, murmelte Jerry, während die Tränen über seine Wangen liefen. Der Blonde verzog zuerst unter Schmerzen das Gesicht, doch dann… lächelte er. Er löste sich etwas aus Jerrys Umarmung, keuchte auf und streckte die Hand aus, um das nasse, längliche Stück Stoff aufzuheben, das von Jerichos Schultern geglitten war, als er aus dem Wasser gerannt kam. Er nahm die Krawatte und band sie dem Braunhaarigen mit zittrigen Fingern um. „Und… sie steht dir doch~“, brachte er mit Mühe heraus.
 

Jerry schluchzte auf und presste seine Lippen fest auf die des Blonden. Doch sie fühlten sich so eisig an, dass er erschrocken zurückwich. „Nein… Elly, oh das ist alles meine Schuld!“, winselte er, doch der Ravenclaw zuckte nur mit den Schultern und flüsterte leise: „Nein, ich… bin selber Schuld~“ Er berührte noch flüchtig Jerichos Wange mit seinen tauben Fingerspitzen, hauchte: „Ich lie… be… dich…~“, bevor seine Augen zufielen und sein Kopf leblos auf Jerichos Schulter niedersank.

Frühlingsanbruch

Die Sonne stand hoch am strahlend blauen Himmel über Hogwarts und tauchte die Turmspitzen des Schlosses in goldenes Licht, das funkelnd durch die kühle, klare Luft flimmerte. Die Sonnenstrahlen, die über den großteils noch schneebedeckten Boden schwebten, ließen ihn silbern aufglitzern. Nur an manchen Stellen konnte man schillernd grüne Flecken frischen Grases zwischen der Schneedecke hindurchschimmern sehen. Hier und da begannen bereits kleine, zierliche Schneeglöckchen aus dem Boden zu sprießen.
 

Auf dem hellen Untergrund waren sie kaum zu erkennen als sie ihre weißen Köpfchen zum Schnee hinabbeugten oder der Sonne entgegenräkelten. Winzige Tautropfen leuchteten wie glasige Perlen auf den hauchzarten, weichen Blütenblättern der Schneeglöckchen und spiegelten das blasse Sonnenlicht. Eine der wenigen, einsamen Blumen umflatterten verträumt zwei kleine Schmetterlinge. Ihre dünnen, zerbrechlichen Flügel schimmerten – die einen intensiv smaragdgrün, die anderen hingegen strahlend kristallblau.
 

Wie zwei kleine Engel umschwirrten sie verliebt die frisch geborene, gerade aufblühende Pflanze. Zärtlich mit den Flügeln schlagend umflatterten sie die schneeweißen Blüten, berührten sich gegenseitig nur flüchtig mit den Flügeln und drehten sich wieder im Kreis, flogen aufeinander zu und dann wieder aneinander vorbei. Nicht weit entfernt beobachteten zwei Schüler aneinander gelehnt auf dem zum See hinführenden Hang vor dem Schloss im Schnee sitzend den wunderschönen Tanz der zwei Schmetterlinge.
 

„Sieh mal… die Schmetterlinge~“, flüsterte Ron leise mit einem milden Lächeln auf den Lippen, als er sich an Hermine kuschelte und einen Arm um sie legte. Das Mädchen legte den Kopf auf seine Schulter und seufzte still. „… schön, nicht wahr?“, murmelte sie, um die zierlichen Wesen nicht zu verscheuchen. „Sie erinnern mich irgendwie an…“ Doch sie sprach nicht mehr zu Ende, sie wusste, dass ihr Freund genau wusste, woran sie die kleinen Schmetterlinge erinnerten. Der Rotschopf beugte sich vor, pflückte die schöne Blume und gab sie der Braunhaarigen mit einem sanften Lächeln.
 

Die zwei schillernden Engelchen, von dieser plötzlichen Bewegung verschreckt, flatterten gemeinsam der Sonne entgegen. „Ja… ich weiß was du meinst~“, hauchte Ron, während er den Schmetterlingen nachblickte. „Wer hätte je gedacht… dass… es so kommt?“, fragte er wohl eher sich selbst. „Ja…“, murmelte Hermine daraufhin etwas zurückhaltend. „Ich meine allein der Gedanke, dass die beiden… naja…“, sie errötete leicht, während sie überlegte, wie sie ihre Gedanken am besten in Worte fassen sollte. „… ein Paar werden könnten hätte ich früher für unmöglich gehalten!“ Die Gryffindors kicherten leise. „Na was denkst du denn wie es mir ging? Ich habe… schon eine Weile vorher gemerkt, dass etwas mit… Harry anders war und er sich wahrscheinlich verliebt hatte… aber dass es an Draco liegen konnte hätte ich bis zum Ende nicht erwartet…“ Er schluckte.
 

„Ich… mag es nicht… das alles wieder in Erinnerung zu rufen, aber… ich kann es auch einfach nicht vergessen“, ergänzte Hermine, als der Rothaarige sie schon schuldbewusst angeblickt und den Mund geöffnet hatte, um eine leise Entschuldigung zu flüstern. „Wer… könnte so einen Alptraum je vergessen?“, sagte er stattdessen und zog sie noch enger an sich. „Dieser Anblick… wie sie so auf dem Bett lagen… so kraftlos, erschöpft… und dann…“ Die Braunhaarige schluchzte leise und wischte sich über die Augen, während ihr Freund sie zärtlich umarmte. „Minchen… es ist vorbei~“, tröstete er sie und hauchte einen schüchternen, flüchtigen Kuss auf ihre braunen Locken. „Ja, ich weiß… ich weiß~“, erwiderte sie, hob den Kopf an und lächelte ihm zu. „Gott sei dank!“
 

„Granger, warum heulst du schon wieder?“, hörten sie plötzlich eine kühle, leicht höhnende, aber eher amüsierte Stimme hinter sich und drehten sich überrascht um. Hinter ihnen stand Draco mit vor spätwinterlicher Kälte leicht geröteten Wangen, verschränkten Armen und einem sehr wissenden Grinsen im Gesicht. „Oh sorry, hab ich euch beim Flirten gestört?“, stichelte er etwas und grinste frech. Sofort flammten Rons Wangen ähnlich seinem Haar auf und Hermine richtete ihre Augen beschämt zu Boden. „Nein, wir haben uns nur… an früher erinnert~“, meinte sie, während sie mit den Fingerspitzen die kleinen Glöckchen der Blume in ihrer Hand anstupste.
 

„Achso…“, murmelte Draco und senkte den Blick. „An früher…“ Er seufzte leise und richtete seine kristallblauen Augen dann gen Himmel, mit einem sanften Lächeln auf den Lippen. „Wird irgendjemand von uns das alles je wieder vergessen können?“ Die beiden Gryffindors schüttelten die Köpfe, und der Blonde schloss wieder die Augen um den leichten Wind in seinem Gesicht spüren zu können. „Ich glaube… das war der schrecklichste Tag in meinem ganzen Leben~“, hauchte er zaghaft mit geschlossenen Augen. Seine Stimme brach ab. „Ja, das wissen wir Draco~“, beruhigte ihn Hermine sanft. „Wir hatten alle Angst, aber… niemand so viel wie du“, meinte Ron und blickte den Slytherin ernst an.
 

„Du hast recht… wahrscheinlich… und wenn nicht, dann… konnte nur er noch mehr Angst gehabt haben… aber ich denke noch immer, dass es alles meine Schuld war~“ Er seufzte schwer. „Du solltest endlich aufhören dir das vorzuwerfen…“, meinte Hermine mit einem mitleidigen Blick. „Harry hat dir… nie die Schuld daran gegeben…“ Draco lächelte sie an. „Das ändert aber nichts an der Tatsache… dass es meine Schuld war“ „Naja, das wird ja nun leider auch nichts mehr ändern…“, lächelte Ron zaghaft.
 

„Was… hältst du denn davon, wenn wir runter zum See gehen? Diese melancholischen Gespräche machen nur schlechte Laune~“, schlug er dann vor. „Dass ich das noch erleben darf dass von dir ’ne gute Idee kommt Weasley!“, grinste der Blonde und alle drei mussten lachen. „Hey, pass bloß auf, ich kann dich immer noch nicht leiden~!“, gab dieser belustigt zurück. „Ja, ich weiß… ihr akzeptiert mich nur um… Harrys Willen~“, lächelte er. „Trotzdem danke… also, gehen wir?“ Die beiden rappelten sich lächelnd auf, als eine Stimme sie erreichte. „Heeeey, wohin so eilig? Habt ihr mich denn etwa schon ganz vergessen?!“
 

Lächelnd drehte sich Draco um und breitete die Arme aus, in die sich kichernd ein strahlender Harry warf und ihn innig küsste. „Aha, aber wir flirten, ja??“, lachte Hermine und kuschelte sich an Ron. „Ich habe nie das Gegenteil von uns behauptet~“, hauchte Draco gegen die süßen Lippen seines Liebsten. „Also, wer zuerst unten ist?“, grinste er, hob Harry kurzerhand hoch und lief gemeinsam mit ihm in seinen Armen den Hügel hinunter, dich gefolgt von Ron und Hermine, die sich lachend an den Händen hielten.
 

Am vereisten Ufer rutschten sie schließlich beide Paare aus, blieben aber lachend im Schnee liegen und umarmten sich. „Ich… bin so glücklich dass es alles doch noch ein Happy End genommen hat~“, lächelte Draco und streichelte Harry, der die Arme immer noch um seinen Hals geschlungen hatte, zärtlich über die Wange. „Na und ich erst~“, lächelte dieser und küsste den Blonden daraufhin liebevoll. Ron und Hermine erröteten beim Anblick dieses romantischen, leidenschaftlichen Kusses, und so blickten sie glücklich auf den in der Sonne friedlich schimmernden See hinaus, der am Horizont ebenfalls den strahlend blauen Himmel zu küssen schien.
 


 


 

~ Ende ~



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Kommentare zu dieser Fanfic (28)
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Von:  seiyerbunny20
2013-05-13T02:59:14+00:00 13.05.2013 04:59
Ob Mann das wahr ja der Hammer wie das mit Draco und Harry passiert und dann das Harry Fon einen Vampire gebissen worden ist und er dann mit Draco zusammen gekommen ist und dann auch noch Alls er fast gestorben ist und das Hermine Ron und Draco nach der Lösung gesucht haben und ein Gegengift gefunden haben und das Harry und Draco es schaffen hast du gut gemacht nach wieder so und bin froh es gelesen zu haben
Von:  QueenZombie
2011-03-08T19:59:32+00:00 08.03.2011 20:59
Dank einer Freundin (ich hab ihre ff-favos gestalkt)
hab ich deine ff gefunden und obwohl sie schon etwas länger on ist, find ichsie echt wunderbar. Ich musste total heulen
und zum ende hin dachte ich aller ernst das beide tot wären (ich hab dihc in dem moment so verflucht! XD) udn dann dachte ich nur harry wär tot (ich hab dich noch mehr verflucht) aber als ich dann gelesen hab das es beiden gut geht hab ich alle f´lüche zurückgenommne XD
Ehrlich ich finde den verlauf der geschichte udn das ende echt super!
Top!
Von:  Miss-JDox
2009-11-23T14:47:52+00:00 23.11.2009 15:47
Ohaaa
ich hab am Ende wirklich geglaubt dass Harry doch noch gestorben ist...
wirklich toll geschrieben...
wunderschön
*heul*

Von: abgemeldet
2009-10-07T20:12:52+00:00 07.10.2009 22:12
Richtig spannend.^^
Ich kann nur Illuna zustimmen =)
Einfach geiles Kapitel
macht Lust auf mehr =)
Lg
Aki ;)
Von: abgemeldet
2009-10-07T19:53:41+00:00 07.10.2009 21:53
Hay
Ich muss ReinaDoreen zustimmen,
der Lehrer ist schon interessant.
Er hat auf jeden Fall etwas zu verbergen...
Mich würd es nicht wundern, wenn er ein Vampire wäre.
werde gleich weiter lesen.
Lg
Aki ;)
Von: abgemeldet
2009-09-23T14:08:28+00:00 23.09.2009 16:08
Liebe athi,

nachdem ich ewig gebraucht habe, um meinen Wettbewerb 'Slash Up Your Life' auszuwerten, gibts nun endlich den versprochenen Kommentar dazu.

Übrigens: Herzlichen Glückwunsch zum zweiten Platz!

Fangen wir mal an...

Also, die Grundidee finde ich hervorragend, aber leider haperte es ein klein wenig an der Umsetzung...

Grammatik und Tempus stimmten leider nicht immer, wobei ich zur Rechtschreibung mal lieber nichts sage, denn da kenne ich mich selnbst nicht besonders gut aus...

*immer alles so schreib, wies am schönsten aussieht*
xD

Wie gesagt finde ich deine Ideen unheimlich schön, hätte mir aber gewünscht, dass du viel mehr ins Detail gehst.
Zum Beispiel wasa Harry und Dracos Beziehung und deren Wandel betrifft...

Liebe ist nicht einfach plötzlich da, sie muss sich erst entwickeln.

Auch finde ich es erstaunlich, dass Ron und Hermine so gut mit der plötzlich so veränderten Situation klar kommen als sich herausstellt, dass die beiden sowas wie eine Affäre/Beziehung haben...

So, jetzt aber mal zu den Positiven Punkten:

Sehr schön finde ich die Idee mit dem neune VgddK Lehrer! Das ist auf jeden Fall ausbaufähig! Ich mag ihn jedenfalls^^

Außerdem toll fand ich die Symptome und Anzeichen beschrieben, die einen Vampir ausmachen und was die Risiken sind. Das ausgerechnet Hermine darauf kommt, dass Harry unter einem Biss leidet, war absehbar und meiner Meinung nach sehr passend.
Vor allem, da es solch einen Fall bereits in ihrer Verwandtschaft gegeben hatte, was ebenfalls ein sehr schmückendes Detail ist.

Wie du vielleicht schon gemerkt hast, freue ich mich immer total über solch kreative Kleinigkeiten und genau damit gehts jetzt auch weiter!

Die Tatsache, dass Harry Draco in einer Schrecksekunde beim Vornamen anspricht, finde ich eine hervorragende Möglichkeit einen Wendepunkt in ihrer Beziehung zueinander einzuleiten, da eine Grundlage für ein friedliches Miteinander anscheinend bereits unterbewusst gelegt wurde.
Leider gings ja dann ziemlich schnell bei den beiden...

Der Lemon hat mir ebenfalls gut gefallen, auch wenn ich mir hier ebenfalls gerne mehr Gefühl geswünscht hätte. Gerne auch hätte ich einen tieferen Einblick in das Gefühlsleben unserer beiden Protagonisten gehabt, aber nun gut...

Ach ja, bevor ichs vergesse: Was genau hat es mit Kapitel 7 auf sich? das kam mir ein wenig... nun ja... kurz vor...

So, ich hoffe, dass ich dir hiermit belegen konnte, wie meine Platzirrung zu Stande kam und hoffe, dass du die Fanfic-Welt weiterhin mit so tollen Ideen wie dieser bereicherst!

Außerdem möchte ich mich dir gerne als Beta anbieten, da meiner Meinung nach viel potenzial in deinem krativen Köpfchen steckt! Man muss nur ein wenig dran herumfeilen!

Liebe Grüße,
deine Nady




Von:  _mariko_
2009-08-17T19:38:27+00:00 17.08.2009 21:38
Mein Gott spannend bis zum Schluss.Erst hab ich gedacht sie haben es beide nicht geschafft weil Mine geweint hat.Dann Dachte ich als Draco kam Harry hätte es nicht geschafft.Weil er so Nachdenklich war.
Das sie es dann doch beide geschafft haben und Glücklich sind war das schönste überhaupt.Ich Liebe Happy End geschichten.
Mach weiter so dann lese ich bestimmt mal wieder rein.
Von:  _mariko_
2009-08-14T23:15:31+00:00 15.08.2009 01:15
Schöne Story zumindest bis hier hin.Wenn du auf die Uhrzeit schaust wirst du mir sicher recht geben wenn ich mich jetzt ins Bett verziehe.
Lese Morgen weiter denke ich mal.Ist auf jedenfall Spannend.
Von:  Blackdragonstar
2009-01-25T19:39:37+00:00 25.01.2009 20:39
Schöner Abschluss, aber schade, dass die FF schon zu ende ist.
Ich hoffe, dass das nicht deine Letzte HP FF gewesen ist ^.-
Von:  Dariana
2009-01-25T18:32:02+00:00 25.01.2009 19:32
Tolle Ff. Bin ein kleiner Vampir fan. Ob sie nun böse sind oder nicht ist mir dabei volkommen egal. Finde es toll das du das mir den Vampiren wie sie sind so gut erklärt hast. Hat ja jeder seine eigene vorstellung von Vampiren.
Finde auch Harry und Draco einfach nur süß.



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