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Aphrodites Rätsel

von

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Kühn und treu

"Audax et fidelis" – "Kühn und treu"

Seufzend fächelte Parthena sich mit ihrem reich geschmückten Fächer ein wenig kühle Luft zu und rümpfte die Nase. Zu dieser Jahreszeit war es einfach unerträglich in der Stadt! Die Gerüche vom Müll in den Gassen, den verwesenden Essensresten und ungewaschenen Menschen ließen sie immer ein wenig schwindeln und sie spürte, wie sich das Mahl von heute morgen in ihrem Magen bemerkbar machte. Das leichte Schaukeln ihrer Sänfte, die durch die engen, heißen Gassen getragen wurde, machte das Ganze nicht gerade erträglicher. Hoffentlich erreichte sie bald die Villa!

Ergeben schloss sie die Augen und lauschte den Schreien der Händler, die ihre Buden in allen Ecken der Stadt aufgebaut hatten, den spielenden Kindern und den gleichmäßigen Schritten ihrer Sklaven, die ihre prunkvolle Sänfte trugen.

Die junge Frau dachte sich aus all diesem Trubel hinaus in ihre Sommerresidenz am Meer, in der es überall herrlich nach den Zitronen- und Orangenbäumen roch. Sie dachte an den Duft der Blumen in ihrem Park und den Wohlgeruch des Wassers, das aus den Springbrunnen sprudelte und dem erlesene Parfums beigefügt worden waren. Athen schien nun mit all seinem Gestank weit weg zu sein, nicht mehr erreichbar, fast nicht mehr real.

Wohlig seufzte sie und wäre fast eingeschlafen, hätte nicht ein plötzlicher Ruck sie dazu veranlasst überrascht die Augen aufzuschlagen.

Die Vorhänge, die das Innerste der Sänfte und damit auch Parthena selbst bedeckten und vor der heftigen Sonneneinstrahlung schützten, wurden neben ihr leicht geöffnet. Eine Hand schob die Vorhänge einen Spalt zur Seite und wenige Augenblicke raunte eine tiefe Stimme: „Wir sind angekommen, Herrin.“

Parthena nickte und bedeutete dem Sklaven, dessen Hand den Vorhand geöffnet hatte, diesen nun ganz beiseite zu ziehen damit sie aussteigen konnte.

Sie erhob sich majestätisch und stieg heraus.

Draußen empfing sie sofort die gleißend helle Sonne und der Gestank, so dass sie leicht schwindelte. Doch sie ließ sich nichts anmerken und gab stattdessen den vier kräftigen Sklaven, die ihre Sänfte getragen hatten, Anweisung hier zu warten bis sie wieder käme. Aber da sie, anders als andere reiche Griechen, kein Unmensch war, erlaubte sie ihnen sich ein schattiges Fleckchen zu suchen, damit sie keinen Sonnenstich bekamen. Die Sklaven verneigten sich unterwürfig und taten wie ihnen geheißen.

Parthena blickte sich um. Neben ihr standen ihre ergebensten Sklaven, Manos und Claudius, zwei muskulöse, gutaussehende Männer, die ihr größtes Vertrauen genossen. Sie waren Parthenas persönliche Leibwächter und, vor allem, wenn sie ihren Wohnsitz verließ, immer an ihrer Seite. Als Frau ohne Mann musste man eben, gerade in gefährlichen Zeiten wie diesen, einige Sicherheitsvorkehrungen treffen.

Energisch strich die junge Frau ihre Tunika glatt und ging auf den großen Eingang zu. Ihre beiden Leibwächter folgten ihr auf den Fuß, jedoch mit gebbürtigem Abstand.

Das Haus, welches sie soeben betrat, war nicht ihr eigenes. Es gehörte einem reichen Mann ohne Frau, der sie zum Essen eingeladen hatte.

Seit vor einem halben Jahr der Mann, mit dem Parthena als junges Mädchen verheiratet worden war, bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommen war, warben viele Männer um ihre Gunst. Denn durch das Erbe ihres Mannes war sie reich und außerdem hatten die Götter sie mit außergewöhnlicher Schönheit gesegnet. Das brachte ihr noch mehr Verehrer ein als es eigentlich für eine junge Witwe geläufig war.

Zögernd betrat Parthena also mit ihren beiden Sklaven im Schlepptau das Haus und wurde sogleich von einem Jüngling zum Speisesaal geleitet, in dem der Mann, der neben vielen anderen um sie warb, schon auf sie wartete.

Höflich erhob er sich, sobald sie eintrat und küsste ehrfürchtig ihre Hand, bevor sie sich dem Smalltalk hingaben und das Essen aufgetragen wurde.

Manos und Claudius postierten sich in einigem Abstand hinter sie und wachten aufmerksam.

Das Essen bei dem reichen Freier war enttäuschend. Der Mann war furchtbar eingebildet, völlig von sich selbst überzeugt, in sich selbst verliebt und überhaupt drehte sich alles nur um ihn. Ihn interessierte Politik nur dann, wenn etwas für ihn heraus sprang, er aß nur, was auch gut aussah und wenn einer der Sklaven nach seinem Befinden nicht hübsch genug war, wurde dieser ohne zu zögern ausgepeitscht. Mit so einem Menschen konnte und wollte Parthena nicht zusammenleben. Sie hatte sich fest vorgenommen nun, da sie die Wahl hatte, jemanden zu ehelichen mit dem sie auch gut auskam und nicht jemanden, der einfach nur Geld hatte.

Daher verabschiedete sie sich nur knapp von ihm und ließ ihn vorsichtig wissen, dass er leider nicht in die engere Wahl gekommen sei.

Mit der höflichen und ehrlichen Meinung kam dieser jedoch offenbar nicht klar. Er keifte, schrie und stieß üble Verwünschungen gegen Parthena aus. Diese verließ in ihrer Sänfte sein Anwesen kühl und hatte für eine solche Reaktion nicht mehr als Verachtung übrig.

In ihrem Domizil angekommen, ließ sie sich von Sklavinnen in eine angenehmere Tunika kleiden und setzte sich hinaus in ihren Park an einen der Springbrunnen. Süßer Wein wurde ihr eingeschenkt und eine der Sklavinnen fächelte ihr mit einem Palmenwedel frische Luft zu. Erneut fühlte sie sich der Sommerresidenz so nah, obwohl sie noch in ihrem Haus in Athen war. Doch von hier hörte man das Geschrei der Mitbürger nicht so sehr, roch nicht diese unangenehmen Gerüche.

Manos kam hinter ihr in den Park. Er stellte sich neben sie und ließ den Blick wachsam über das Gelände schweifen.

„Manos, was möchtest du? Sprich.“, forderte Parthena ihn auf.

Für einen Moment dachte sie, er wolle gar nichts sagen. Der muskulöse Mann antwortete nicht und schon dachte Parthena, die ihre Augen geschlossen hatte, er wäre wieder gegangen.

„Ihr solltet Euch vor diesem Mann in Acht nehmen, Herrin.“, sagte der Sklave endlich.

Die junge Frau schlug verwundert die Augen auf und sah ihn an. „Dem von heut Mittag? Warum? Das bisschen Schreien macht ihn doch noch lange nicht gefährlich.“

Manos’ Muskeln spannten sich an und seine Hände ballten sich zu Fäusten.

„Herrin, Ihr seid zu leichtgläubig.“, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, „Dieser Mann ist bekannt für seine Rachsucht. Er wird sich rächen, glaubt mir. Und seine Rache wird furchtbar sein.“

Parthena hob die Augenbrauen und erwiderte kühl: „Es steht dir nicht zu, mich zu maßregeln, Manos. Und ich glaube, ich kann ganz gut allein beurteilen, wann ich in Gefahr bin und wann nicht. Geh jetzt!“

Der Sklave drehte sich auf dem Absatz um und verschwand aus dem Park.

Die junge Frau wusste es ja zu schätzen, dass sich ihre Sklaven um sie sorgten, schließlich zeigte ihr das, dass sie ihre Herrin ganz gut leiden mochten. Seit ihr Mann gestorben war, hatte sie sich viel mit ihren Sklaven beschäftigt, sich mit ihnen unterhalten, sie kennen gelernt. Das war unüblich und ziemte sich nicht, das wusste Parthena. Doch es war ihr egal gewesen. Seit sie ihre Sklaven besser kannte, kam sie besser mit ihnen aus und man konnte sehen, wie sich aus der kleinen Gruppe Sklaven mit ihrer Herrin ein Zusammenhalt bildete. Denn Parthena war gleichermaßen auf sie angewiesen wie die Sklaven auf sie.

Die junge Frau brauchte Untergebene, denen sie vertrauen konnte und die ihr treu waren. Und ihre Sklaven hatten bei ihr ein gutes Leben, wurden kaum ausgepeitscht oder anderweitig bestraft und bekamen für besonders gute Taten sogar ab und an Belohnungen. Es ging ihnen sehr viel besser als bei anderen Herren und das wussten sie. Und genau deshalb waren sie Parthena auch treu ergeben.

Aber trotz aller ungewöhnlicher Vertrautheit war die junge Frau immer noch die Herrin und hatte das Sagen. Es ging nicht an, dass einer der Sklaven versuchte ihr ungefragte Ratschläge zu erteilen und ihr zu sagen, was sie zu tun und zu lassen hatte. Sie durfte nicht die Kontrolle über die Situation verlieren.

Memento Mori

"Memento mori" – "Gedenke deines Todes"

Die nächsten Tage verbrachte Parthena damit, weiterhin nach einem geeigneten Mann zu suchen, doch ihre Suche blieb erfolglos. Sie opferte täglich Früchte und Blumen für die Göttin Aphrodite, auf dass diese ihr einen Mann schenke, der sie liebe und ehre, wie sie es sich so sehnlich wünschte.

Doch die Gebete schienen keinen Erfolg zu haben.

Aber Parthena gab nicht auf. Sie wusste, die Götter waren launisch und wenn es ihnen gefiele, würden sie ihr schon diesen Wunsch erfüllen. Sie musste nur geduldig darauf warten.

Es wurde wärmer und der Hochsommer trat ein, ohne dass sich irgendein Erfolg verzeichnen ließ. Da beschloss Parthena, für einige Zeit in die Sommerresidenz zu ziehen, die sie zuvor immer mit ihrem Mann zusammen besucht hatte.

Sie packte also ihre Sachen und schickte schon einige ihrer Sklaven vor, damit sie das Haus herrichteten, bevor sie selbst eintraf.

Dann begab sie sich in ihre Sänfte, obwohl Sänften nur in den großen Städten üblich waren. Doch die Residenz war nur einen kurzen Marsch von zwei bis drei Stunden entfernt, das konnte man gerade noch als Umland gelten lassen.

Parthena reiste einen ganzen Tag später als die ersten Sklaven und hoffte sie hatte ihnen damit genug Zeit gelassen das Haus zu gestalten.

Sich schon auf den Ausblick aufs Meer freuend, saß sie in ihrer Sänfte und hing ihren Erinnerungen an die vergangenen Jahre, als sie dort gewesen war, nach.

Es war jedes Mal traumhaft gewesen. Sie hatte sich mit anderen reichen Griechen getroffen, die ebenfalls in ihrer Sommerresidenz zeitlebens wohnten sich mit den Frauen über allerlei lustige Dinge unterhalten, während die Männer ihr eine Schmeichelei nach der anderen sagten, was beleidigte Blicke der Ehefrauen nach sich zog.

Parthena grinste in sich hinein. Oh ja, sie wusste das sie schön war, schöner als viele andere Frauen. Und sie wusste dies zu ihrem Vorteil zu nutzen.

Auch, wenn es ihr bei der ernsthaften Partnerwahl noch keinen Erfolg beschert hatte. Schönheit allein reichte eben nicht, aber sie war nicht der Art von Mensch, der schnell aufgab.

So weiter vor sich hinträumend bemerkte sie nicht einmal, dass ihre Sänfte angehalten hatte.

Irgendwann stellte sie nur fest, dass es nicht mehr schaukelte. Richtig, die Strecke musste mittlerweile bewältigt worden sein, sie konnte sogar schon das Meer rauschen hören. Doch es hatte niemand ihren Vorhand geöffnet. Was war los?

Parthena setzte sich auf und öffnete selbst den Vorhang.

Ein schwerer grauenhafter Geruch schlug ihr, verbunden mit einer unnatürlichen Hitze, entgegen. Zögernd blickte sie hinaus. Aber sie konnte nichts sehen, Manos’ Rücken versperrte ihr die Sicht.

„Manos,“, sprach sie, „was ist los? Woher kommt diese Hitze?“

Der große Sklave drehte sich um. Parthena sah in sein Gesicht, das erschüttert und wütend zugleich war. Sie wandte den Blick ab und erblickte hinter ihm einen riesigen brennenden Haufen, der einst ihr Sommerhaus gewesen war. Es verschlug ihr die Sprache und Tränen stiegen in ihre Augen. Trotzdem erhob sie sich und stieg aus. Die junge Frau atmete tief durch und versuchte einen klaren Kopf zu bewaren.

„Wo sind die Sklaven, die ich voraus geschickt hatte?“, fragte sie krächzend.

„Sie sind nicht hier, Herrin. Vielleicht sind sie geflohen oder wurden entführt.“

„Entführt? Von wem?“

„Dem Manne, der Euch einst Eure Absage allzu übel nahm und Euch bis über den Rand der Welt hinaus verfluchte. Das ist seine Rache.“

Parthena wollte Manos gerade fragen, wie er darauf komme, als er mit den Füßen einen Kriegerhelm anstieß, in den in dicken Buchstaben der Name des Mannes eingraviert war. Ohne Zweifel wollte er sie wissen lassen, dass er das Feuer aus Rache hatte legen lassen. Sie sollte es ewig bereuen, dass sie ihn nicht erhört hatte.

Parthena schluckte. Dann lief sie auf die Überreste ihres Hauses zu.

„Herrin, was habt ihr vor?“, fragte Claudius nervös.

„ich... vielleicht... vielleicht ist noch jemand hier.“, erwiderte sie zögerlich.

„Herrin, bleibt stehen, das ist viel zu gefährlich!“, rief der Sklave über den Lärm, den das Feuer verursachte, hinweg.

Doch Parthena hörte nicht auf ihn. Sie lief um das brennende Haus, das ihr einst das Liebste überhaupt gewesen war, herum und konnte nicht glauben was sie sah. Eine tiefe Traurigkeit trat in ihr Herz und nicht einmal die Wut, die sie gegen diesen rachsüchtigen Mann aufbaute, konnte die Trauer vertreiben. Sie wusste ja doch, dass es nichts brachte nun erneut Rache zu üben. So wäre sie nur in einem ewigen Teufelskreis gefangen.

Parthena lief wie in Trance durch den Park auf die andere Seite des Hauses. Der Steinweg unter ihren Sandalen war heiß und hätte sie keine Schuhe getragen wäre es unerträglich gewesen. Doch so lief sie weiter, zur Küste des Meeres. Sie wusste selbst nicht, was sie eigentlich suchte.

Aber als sie die Küste erreicht hatte, überkam sie der nächste Schock und sie schrie laut auf.

Sofort eilten Manos und Claudius auf sie zu, um zu sehen, was geschehen war.

Vor ihnen lagen, halb im Meer, die erstochenen Leichen ihrer treuen Sklaven.

Man hatte sie also hinterrücks überfallen und ermordet. Für Parthenas Ehrlichkeit hatten andere ihr Leben lassen müssen. Was war das für eine Welt, die so etwas zu ließ?

Parthena konnte nicht anders. Ein enormer Würgereiz ergriff sie, auf Grund all dieser Ekligkeit, Traurigkeit und dem Gestank von verbrannter Haut, Blut und brennendem Gerümpel.

Dann weinte sie los und während Manos und Claudius die Leichen begruben und man ihnen die letzte Ehre erwies, setzte sie sich wieder in ihre Sänfte und befahl mit erstickter Stimme, dass man sie zurück nach Athen bringen sollte.

Während sie sitzend weinte und noch immer nicht glauben konnte, was geschehen war, öffnete der nebenher laufende Manos die Vorhänge.

„Herrin, wenn Ihr es wünscht, werde ich diesen Bastard bestrafen.“, murrte er zähneknirschend und Parthena konnte deutlich den Schmerz und den Hass in seinen Augen sehen. Immer noch leicht schluchzend erwiderte sie: „Nein, ist schon gut, Manos. Wir dürfen uns nicht darauf einlassen. Sonst sind wir auch nicht besser als er.“

„Aber Herrin, wenn wir uns nicht wehren, wird er e-“

„Genug!“, rief Parthena, „Wir werden uns nicht erneut rächen, das hätte einen ewigen Teufelskreis zur Folge!“

Manos’ Muskeln spannten sich an, doch er gehorchte, senkte ergeben den Kopf und schloss den Vorhang wieder.

Quo vadis?

"Quo vadis?" – "wohin gehst du?"

In ihrem Haus in Athen angekommen war es bereits Abend. Parthena begab sich sofort zu Bett. Das Ganze hatte sie sehr mitgenommen und wenn sie nur daran dachte, wurde ihr erneut schlecht und vor ihren Augen drehte sich alles.

Die Termine vom nächsten Tag, an dem sie sich erneut mit Freiern treffen wollte, sagte sie ohne Ausnahme ab. Die junge Frau verbarrikadierte sich in ihrem Schlafgemach und ließ die Vorhänge stets zugezogen um mit ihren Gedanken allein zu sein und um die grundlos getöteten Sklaven zu betrauern.

Auch am darauffolgenden Tag kam sie nicht heraus. Sie schickte die Sklaven weg, die ihr Essen bringen wollten. Nur Wasser und Wein nahm sie, immerzu abwechseln, zu sich.

Am dritten Tag nachdem sie an dem Sommerhaus waren, hatte sich noch nichts verändert. Sie lag in ihrem Bett, war leicht angetrunken und hing pessimistischen Gedanken nach. Bis sich die Tür einen Spalt öffnete.

„Ich sagte doch, ich habe keinen Hunger!“, rief sie, ein wenig langsamer als gewöhnlich, da der Wein ihre Zunge erschwert hatte.

„Verzeiht, Herrin.“, kam sofort die untergebene Antwort, doch diesmal nicht von der Sklavin, die für gewöhnlich das Essen brachte, sondern von einem Mann. Manos stand in ihrem Zimmer und hielt ein kleines Holzbrett mit Früchten und Fisch in der Hand. “Aber Ihr müsst etwas essen!“, rechtfertigte er sich, „Jeder Mensch braucht schließlich Nahrung.“

„Ich nicht.“, kam die trotzige Antwort zurück, dennoch setzte Partena sich auf.

„Ich kann es einfach nicht.“

„Ihr könnt! Ihr müsst es nur wollen!“, beharrte Manos und setzte sich mit dem Brett neben sie. So etwas war durch und durch unüblich, ein Sklave durfte sich so etwas für gewöhnlich nicht wagen, doch seit Parthena allein lebte, hatte sie festgestellt, dass Sklaven auch nur Menschen waren und so gewährte sie ihnen im Haus fast den gleichen Freiraum, den sie selbst genoss. Wenn auch noch mit einigen Ausnahmen, schließlich war sie hier der Boss!

„Ich will aber nicht!“, schmollte sie, vom Wein benebelt, „Iss du das doch!“

Manos grinste leicht. Der Sklave nahm eine Erdbeere und hielt sie seiner Herrin vor den Mund. „Nun habt Euch nicht so. Eine kleine Erdbeere wird doch wohl drin sein? Es ist nicht gut, nichts zu essen. Wenn Ihr nicht bald etwas zu Euch nehmt, werdet Ihr sterben!“

Bockig wie ein kleines Kind streckte Parthena ihm die Zunge heraus und wandte sich ab. Daraufhin nahm er die Erdbeere und zerkaute sie sorgfältig. Dann umfasste er ihr Gesicht, drehte es zu sich und noch ehe Parthena sich versah, drückte er seine Lippen auf ihre und zwang sie damit die zerkaute Erdbeere zu essen und zu schlucken. Dabei hielt er ihr Gesicht mit beiden Händen fest, denn sie wehrte sich und fuchtelte wild mit den Armen herum. Wäre Parthena nüchtern gewesen hätte er sich auf eine Strafe einstellen müssen, die härter wäre als alles, was die junge Frau jemals befohlen hatte.

Doch so sah sie ihn nur erzürnt an und keifte: „Was soll das!? Was bildest du dir eigentlich ein!? Manos, du bist so ein arro...!!!“

Und schon wurde ihr Mund durch einen erneut Kuss verschlossen, kurz nachdem der muskulöse Mann eine weitere Erdbeere zerkaut hatte.

So ging es schließlich in einem Fort, bis alle Früchte gegessen waren und Parthena die Prozedur ohne weiteres Gekeife über sich ergehen ließ. Als die Früchte alle waren, erhob sich Manos schweigend und verließ das Schlafgemach ohne ein weiteres Wort. Er hatte erreicht, was er wollte. Seine Herrin hatte gegessen und war damit erst einmal wieder gestärkt. Blieb nur zu hoffen, dass sie auch weiterhin essen würde und das ganze Theater nicht umsonst gewesen war.

Parthena schlief, sobald Manos ihr Gemach verlassen hatte, sofort ein. Das ganze Zur- Wehr- setzen und das Essen allein schon hatten sie enorm geschwächt. Der Rotwein hatte sein übriges dazu getan.

Mit der Gewissheit, nichts Falsches getan zu haben und dass die junge Frau sich, auf Grund ihres Alkoholrausches, am nächsten Tag nicht mehr daran erinnern würde, ging Manos in das Zimmer, welches er sich mit Claudius teilte.

„Wo warst du? Und wo hast du das Brett her?“, fragte dieser als er eintrat.

Verwirrt schaute der junge Mann nun selbst an seinen Armen hinunter und sah, dass er das Brett noch immer festhielt. Der Fisch, den er seiner Herrin, auf Grund ihres hohen Alkoholspiegels nicht hatte zumuten wollen, lag noch darauf.

Er hatte gar nicht mitbekommen, dass er es noch in den Händen gehalten hatte, so benebelt war er nach der etwas unehrenhaften Rettungsaktion seiner Herrin gewesen.

„Ich war bei Parthena.“, antwortete er trotz allem, „und habe ihr Essen gebracht.“

„Und? Wie geht es ihr? Hat sie es gegessen?“, fragte Claudius besorgt.

„Ja, mit einigen Startschwierigkeiten. Ich konnte sie dazu überreden.“, antwortete Manos wahrheitsgemäß. Dann stellte er das Brett auf den kleinen Tisch, den die Leibwächter als besonderen Luxus genossen und sagte: „Von mir aus kannst du den Fisch essen. Unsere Herrin wird ihn so oder so nicht mehr anrühren. Sie schläft jetzt.“

Dann drehte er sich auf dem Absatz um und wollte zur Tür hinaus gehen.

„Wohin gehst du?“, fragte Claudius besorgt, „Mitten in der Nacht!“

Manos stoppte in seiner Bewegung und warf den Kopf über die Schulter um seinen Freund anzusehen. „Zu der Person, die Parthena zum Weinen gebracht hat.“

„Lass das. Man wird dich töten. Und du hast doch gehört, was unsere Herrin sagte! Wir sollen keine Vergeltung üben.“, redete Claudius eindringlich auf ihn ein.

Manos erwiderte nichts. Er ging hinaus und ließ einen kopfschüttelnden jungen Mann zurück. Zu Hades aber auch mit Manos’ Stursinn!

Er würde sich noch umbringen!

Claudius seufzte. Er hatte nicht vor Manos zu folgen, das wäre Irrsinn. So würde er ihn womöglich nur noch mehr in Gefahr bringen, schließlich wusste er nicht, was der Schwarzhaarige eigentlich genau vorhatte. Und Claudius hatte nicht vor ihn durch eine unbedachte Handlung zu verraten. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als zu warten, bis Manos wieder zurück kommen würde.

Edimus, ut vivamus

"Edimus, ut vivamus" - "Wir essen, um zu leben."

Parthena erwachte am nächsten Morgen durch den Gesang der Vögel. Für einen kurzen Moment hatte sie alles vergessen, was in den letzten Tagen vorgefallen war. Dann fiel es ihr siedensheiß wieder ein. Das Feuer, die Leichen, die übergroße Trauer. Sie fühlte sich leer. Ihre Trauerphase war vorbei, sie hatte keine Tränen mehr. Gerade wollte die blonde Frau aufstehen und die Vorhänge zurück ziehen, als sie ein eigenartiges Gefühl in der Magengegend verspürte, das sie schon seit einer ziemlich langen Zeit nicht mehr empfunden hatte. Schließlich wurde ihr bewusst, was es sein musste: Hunger.

Sie dachte zurück, wann sie das letzte Mal Etwas gegessen hatte und ihr wurde bewusst, dass sie die letzten Tage keinen Bissen hatte anrühren können, bis Manos sie zum Essen gezwungen hatte. Doch ob er es wirklich getan hatte, oder ob sie sich das nur im Alkoholrausch eingebildet hatte, wusste sie nicht eindeutig.

Sie entschloss sich für die Einbildung. Manos würde es sich schließlich niemals wagen sie dermaßen unehrenhaft zu berühren.

Diese Gedanken bestätigend nickte sie entschlossen, erhob sie und zog nun endlich die Vorhänge beiseite um die Sonne einzulassen. Dann rief sie ihre Sklavinnen, damit sie ihr eine hübsche Toga anlegten und begab sich zu dem ersten Freier, der heute auf sie wartete. Kaum wollte sie das Haus verlassen und saß in ihrer Sänfte bereit, als ihr auffiel, das Manos fehlte.

„Claudius“, sprach sie ihren zweiten Leibwächter an, „wo ist Manos?“

„Verzeiht, Herrin,“, erwiderte dieser wahrheitsgemäß, „aber er ist spurlos verschwunden. Seit gestern Abend ist er nicht mehr im Haus gewesen.“

„Ist das so?“, fragte Parthena, mehr sich selbst als ihren Sklaven, und gab trotz allem das Zeichen zum Aufbruch. »Er wird schon wieder auftauchen.«, dachte sie bei sich und hoffte, er hatte einen guten Grund dafür, warum er spurlos verschwand. Man konnte doch meinen, er würde nicht einfach undankbar fortgehen, schließlich lebten die Sklaven im Hause seiner Herrin besser als in anderen Häusern. Daher machte sich Parthena zwar ein wenig Sorgen, wo er sich herum treiben könnte, doch sie wusste, er würde wieder zurück in ihr Domizil kommen.
 

Der Besuch verlief angenehm, jedoch erneut enttäuschend, denn obwohl der Mann überaus freundlich war und einen guten Charakter zu haben schien, war er so alt, dass er hätte Parthenas Großvater sein können. Die junge Frau verabschiedete sich also höflich von ihm, unterließ es jedoch ihm eine direkte Absage zu erteilen. Sie hatte aus dem Brand des Sommerhauses gelernt, dass man nicht glauben durfte, Ehrlichkeit wurde überall so hoch anerkannt wie bei ihr.

Seufzend ließ sie sich nach Hause bringen.

Dort angekommen beauftragte sie Claudius damit den anderen Leibwächter zu suchen und ihn zu ihr zu bringen. Sie wollte zu gerne wissen, warum um aller in der Welt er sich, ohne sich vorher abzumelden, heimlich aus dem Hause entfernt hatte.

Aber Claudius wusste nur berichten, dass er Manos nirgendwo gefunden habe und keinerlei Anzeichen von ihm auftrieb.

Nun wurde Parthena doch ein wenig nervös. Unliebsame Gedanken suchten sich ihren Weg. Was, wenn ihm etwas zugestoßen war? Es war durch und durch ungewöhnlich, so lange ohne eine Nachricht weg zu bleiben. Immerhin sagte Claudius er sei seit gestern Abend verschwunden.

Und nun war es schon früher Nachmittag.

Ungeduldig streifte Parthena durch das Haus und später durch den Park. Dass Manos nicht hier war, machte sie unruhig. Er war bis jetzt immer an ihrer Seite gewesen, seit sie vor vielen Jahren geheiratet hatte. Und seit her hatte er sie immer beschützt. Sie kam sich ohne ihn so schutzlos vor.

Claudius war zwar ebenfalls ihr Leibwächter, doch ihn kannte sie noch nicht so lange und ihre Bindung war noch nicht so stark. Auch er schützte sie mit Allem was in seiner Macht stand und trotzdem fühlte sie sich bei ihm nicht so sicher, wie bei Manos.

Eine einsame Träne rann über ihr Gesicht. Was trieben die Götter nur für ein Spiel mit ihr? Sie verlor erst ihren Mann, dann das geliebte Sommerhaus und ein paar ihrer Sklaven. Und nun war auch noch derjenige, der mit ihr, seit sie allein lebte, am Meisten vertraut war, spurlos verschwunden. Zu allem Überfluss schien ihre Suche nach einem geeigneten Partner ebenfalls erfolglos. Man strafte sie mit einem Unglück, das das nächste jagte. Womit hatte sie das verdient?

Einige weitere Tränen vergießend saß sie im Park und wartete darauf, dass einer ihrer Sklaven mit der Neuigkeit auftauchen mögen, die sie gerade am Dringendsten hören wollte: Dass ihr Sklave Manos wieder aufgetaucht war.

Doch diese Hoffnung wurde nicht erfüllt.

Am Abend ging Parthena früh zu Bett. Doch sie lag noch lange wach und dachte zurück an die Dinge, die sie in ihrem Leben schon getan und erreicht hatte.

Als sie als junges Mädchen ihren Mann erzwungen geheiratet hatte, lernte sie all die Sklaven kennen, die in dessen Hause lebten. Da sie selbst nicht gerade zu der reichsten Familie gehörte und nur den Luxus von drei Sklaven genossen hatte, war es für sie von Anfang an selbstverständlich gewesen mit diesen ein freundschaftliches Verhältnis aufzubauen. Denn das hatte sie bei ihrem Vater gelernt, der sie belehrte einen Untergebenen gut zu behandeln, denn dann würde er die beste Arbeit verrichten und wahrhaft treu sein.

Bis jetzt hatte sie dieser Rat immer ausgezahlt.

Wie gesagt: Bis jetzt...

Was war nur los? Wo war Manos? Lebte er überhaupt noch? War er tot?

Nein, so was durfte sie nicht denken!

Aber wenn er noch lebte, wo trieb er sich herum? Und wieso trieb er sich herum?

Die junge Blonde fand, aufgrund all dieser Fragen, die ihr im Kopf herum spuckten, erst in den frühen Morgenstunden Schlaf, als es am Horizont schon hell wurde und die Eos bereits mit ihrem morgenroten Wagen über den Himmel flog.

Am nächsten Tag erwachte Parthena durch ein Klopfen an der Tür.

In Gedanken sofort bei Manos sprang sie auf und öffnete.

Doch die Sklavin, die sie empfing, konnte ihr nichts über den Verbleib des Leibwächters sagen. Sie wollte lediglich beim Ankleiden helfen, da bald der Termin für den nächsten Verehrer anstand.

Seufzend und sichtlich besorgt ließ Parthena die allmorgendliche Prozedur über sich ergehen. Immer noch keine Nachricht.... wo er wohl sein mochte?

Auch Claudius, der sie, wie üblich, zu dem Freier begleitete, wusste keine neue Nachrichten zu erzählen.

Noch immer besorgt machte Parthena sich dennoch auf den Weg zu dem Manne, der sie heiraten wollte.

Erneut, und es wunderte sie eigentlich gar nicht mehr, war der Mann absolut nicht ihr Typ. Gab es denn niemanden, der sie wenigstens ansatzweise verstand oder ein wenig Ehrgefühl hatte und dabei auch noch etwa ihr Alter war? Sie hatte sich nun schon mit Freiern überredet, die Kinder oder Greise waren, ohne dass sie es vorher gewusst hatte. Und beides kam für sie als Ehemann nicht in frage.

Wenn sie nur wüsste, wo Manos war! Wie es ihm ging!

Den ganzen Tag machte sie sich Sorgen, malte sich die gruseligsten Geschichten aus und hoffte am Ende, dass er überhaupt noch lebte.

Am Abend schließlich riss ihr Geduldsfaden und ihre Sorgen um den Sklaven nahmen zu. Daher rief sie Claudius und befahl ihm mit einigen anderen kräftigen Männern in Athen nach Manos zu suchen. Sie hatte diese Maßnahme zuvor vermeiden wollen, schließlich wusste sie nicht, ob Manos aus freien Stücken so lange weg blieb, oder ob ihm wirklich etwas zugestoßen war.

Dann ließ sie sich scheren Wein bringen, setzte sich in der Empfangshalle auf ihren großen thronartigen Stuhl und sah hinaus auf den Eingangshof, in der Hoffnung bald die ausgeschickten Sklaven mit guten Nachrichten zu sehen.

Doch sie wartete sehr lange Zeit. Der Wein machte sie müde und verzweifelt zwang sie sich immer wieder nicht einzuschlafen.

Es wurde schon dunkel und da in der Eingangshalle kein Licht entzündet wurde fiel es Parthena nur noch schwerer sich nicht der Müdigkeit hinzugeben.

Aber schließlich hatte sich ihr Warten doch gelohnt.

Sie sah eine kleine Gruppe mit Fackeln über den Hof direkt auf sie zu kommen.

Doch je näher sie kamen, desto unsicherer wurde sie.

Sie wusste nicht, mit wie vielen Leuten Claudius sich auf die Suche begeben hatte, daher konnte sie in der Dunkelheit nicht ausmachen, ob Manos unter ihnen war.

Die Männer verneigten sich allesamt und mit tiefen Bedauern in der Stimme berichtete Parthenas zweiter Leibwächter, dass Manos nicht gefunden wurde.

Tränen der Verzweiflung unterdrückend bedankte sich die junge Frau mit belegter Stimme für die Suchaktion, obwohl sie erfolglos gewesen war.

Sie ließ die treuen Sklaven gehen und wusste selbst nicht, was sie jetzt machen sollte. Sie vermisste Manos schrecklich! Was war nur geschehen, dass er sie solchen Sorgen aussetzte? Die junge Blonde hatte furchtbare Angst um ihn.

Was, wenn wirklich etwas Ernsthaftes geschehen war? Und sie ihn nie wieder sehen würde?

Leise weinend setzte sie sich auf die Treppe, die aus dem Hof in die Eingangshalle führte. Sie konnte nicht schlafen, sie musste warten!

Doch noch während sie sich energisch dazu antrieb nicht einzuschlafen, fielen ihr schon langsam die Augen zu. Friedlich schlafend lag sie auf dem Treppenansatz, die Spuren der Tränen noch auf den Wangen.

Parthena wurde von einer Stimme geweckt, die sie rief. Sie schrak auf und blickte umher, ehe sie den Mann vor sich erblickte.

Eine Fackel in der Hand haltend stand ihr Leibwächter Claudius vor ihr.

„Herrin, wacht auf. Manos ist wieder da.“, sagte er aufgeregt.

Parthena sprang auf und folgte dem Sklaven hinein ins Haus. Er führte sie auf die andere Seite des Grundstückes. Manos musste über den Park hinein gekommen sein und stand nun in dem Raum, der den Eingang zum Park hatte.

Sobald er die beiden kommen sah, kniete er sich unterwürfig vor sie auf den Boden.

Parthena, als sie sah, dass ihm anscheinend nichts fehlte, rannte auf ihn zu.

Sie hob die Hand und ließ sie mit voller Wucht gegen seine Wange knallen.

„Wo bist du gewesen!?“, rief sie und kleine Wuttränen glitzerten in ihren Augen.

Manos, der immer noch am Boden hockte, sah sie nicht an, sondern blickte hinunter.

„Verzeiht, Herrin.“

„Wo bist du gewesen!?“, rief sie erneut und ihre Stimme überschlug sich. „Hast du eigentlich eine Ahnung, was ich mir für Sorgen gemacht habe!? Ich dachte du wärst tot!“

Manos antwortete nicht. Er ließ Alles einfach nur stumm über sich ergehen.

Schluchzend wandte Parthena sich ab und rannte aus dem Saal in ihre Gemächer. Dort warf sie sich aufs Bett und weinte so lange, bis der Schlaf sie zum zweiten Mal an diesem Tag ins Land der Träume entführte.

Manos erhob sich zitternd. Claudius sah ihn unsicher lächelnd an.

„Du hast überlebt. Respekt.“, sagte er.

„Ich habe sie zum Weinen gebracht.“, murmelte der Schwarzhaarige nur und sah in den Gang, den Parthena genommen hatte um in ihre Gemächer zu gelangen.

Er betastete die Stelle seiner Wange, auf die sie geschlagen hatte.

Um sie zu schützen hatte er sie tief verletzt und er wusste, dass es einem Vertrauensbruch gleichkam, einfach ohne ein Wort zu verschwinden. Doch dass sie ihn nicht dafür mit Peitschenhieben oder ähnlichem bestrafte, sondern mit Tränen, das schmerzte ihn am Meisten.

„Sie hat sich wirklich Sorgen um dich gemacht.“, drückte Claudius ihm nun die Stimmung noch weiter hinunter.

„Ich weiß. Und das macht es nicht gerade besser.“

Amantes amentes

"Amantes amentes" - "Liebende sind Verrückte"

Parthena, die am nächsten Tag erneut einen Freier traf, mittlerweile bestimmt der zwanzigste, verlangte nur von Claudius sie zu begleiten. Manos wurde befohlen im Haus zu bleiben. Sie war zutiefst verletzt, schließlich hatte ihr eigener Sklave sie elendig warten lassen ohne ihr überhaupt einen Grund dafür zu nennen. Ihr Vertrauen zu ihm war zerbrochen und sie wusste nicht, ob sie in der Lage ihm je wieder Vertrauen entgegen zu bringen.

Ab und zu dachte sie bei sich, dass sie vielleicht ein wenig überreagierte, doch dann schüttelte sie energisch den Kopf. Ihr bester Sklave hatte es gewagt ohne eine Nachricht zu verschwinden, was in Athen zu der Zeit auch schon mal mit dem Tod bestraft wurde. Des weiteren hatte er sogar am Ende noch die Antwort verweigert und Parthena fand, dass ihre Reaktion milder ausfiel als üblich und Manos sich glücklich schätzen konnte so glimpflich davon gekommen zu sein.

Es tat ihr in der Seele weh, dass er sie dermaßen hintergangen hatte.

Hätte sie den Grund für sein Verschwinden gekannt, hätte die Sache sicherlich ein wenig anders ausgesehen, doch den kannte sie nun einmal nicht.

Selbst Claudius, den sie mit Fragen löcherte, gab vor nichts davon zu wissen.

Frustriert sah die junge Frau also dem Treffen mit dem Unbekannten entgegen und während sie mit ihm zu Mittag aß, konnte sie sich nur schwer auf die Gesprächsthemen konzentrieren. Es beschäftigte sie einfach zu sehr, was Manos nur getrieben hatte.

Doch auf einmal weckte ihr Gegenüber ihre Neugierde. Er fing gerade an über andere Reiche herzuziehen und ließ wie nebensächlich in das Gespräch einfließen, dass einer von ihnen nun plötzlich geläutert schien und sich an Spendenaktionen und anderen tugendhaften Tätigkeiten beteiligte wie nie zuvor. Es handelte sich dabei um keinen Geringeren als eben jenen Mann, der vor einigen Tagen das Sommerdomizil niederbrennen und ihre Sklaven ermorden ließ.

Scheinbar über Nacht war er von einem grausamen Menschen zu einer wahrhaften Segnung der Götter geworden, munkelte man.

Parthena konnte nicht glauben, dass dieser Mann sich so schnell ändern konnte.

Sie grübelte also mit dem Freier, der das ebenfalls nicht glaubte, darüber nach, was wohl dahinter stecken mochte. Doch alles was dabei herauskam waren leere Theorien ohne Beweise.

Immer noch verblüfft verließ die junge Frau das Haus des Verehrers. Sie hatte ihm noch keine genauere Antwort geben können, doch sie dachte bei sich ihn in die engere Wahl zu ziehen, da er sie anscheinend als gleichberechtigte Person wahrnahm und die beiden sich wirklich gut unterhalten hatten.

Auf dem Rückweg überlegte sie noch immer, ob sie dem Gerücht über die plötzliche Besserung wirklich Glauben schenken sollte.

In ihrem Haus sprach sie mit ihren Sklavinnen darüber, die ihr beim umkleiden halfen. Mit wem hätte sie auch sonst darüber reden sollen? Es gab mittlerweile niemanden mehr, dem sie näher war, den sie besser kannte und der sie besser kannte, als ihre Sklaven.

Allgemeine Verblüffung war die Reaktion.

Die Frauen wunderten sich, was diesen plötzlichen Wandel ausgelöst hatte.

Doch im allgemeinen wurde das Gespräch erheiternd, denn man freute sich einen Schrecken weniger zu haben. Es wurde inbrünstig zu den Göttern gebetet, dass diese seltsame Verwandlung ewig anhalten mochte und auch weitere bösherzige Menschen davon getroffen wurden.

Am Nachmittag begab sich Parthena auf den Markt. Für gewöhnlich ließ sie ihre Sklaven einkaufen, doch sie verspürte Lust das heute selbst zu tun.

Besänftigt durch die gute Nachricht nahm sie nicht nur Claudius sondern auch Manos mit. Sie beschloss zu Fuß zu gehen, was unüblich war, aber sie war so oder so nicht so wie andere Reiche. Immerhin war keiner von denen mit seinen Sklaven befreundet oder wäre auch nur auf die Idee gekommen mal nicht die Sänfte zu nehmen.

Schweigend gingen die drei ins Stadtzentrum hinein.

Sie liefen durch die staubigen Gassen und Parthena war froh, dass sie wenigstens ihren Fächer mit sich trug. Es war, wie immer im Hochsommer, fürchterlich heiß und stickig. Was hatte sie sich nur dabei gedacht zu Fuß zu gehen?

Nie wieder würde sie sich auf so eine plötzliche Eingebung verlassen!

Ihre Füße taten ihr schon weh, was wohl daran lag, dass sie für gewöhnlich nicht solch lange Strecken zurück legte.

Und den Gestank auszuhalten war auch eine Prüfung für sich.

Seufzend lief sie mit den beiden Sklaven, die solche Gänge gewohnt waren zum Markt. Dort kaufte sie das Nötigste zusammen und machte sich dann wieder auf den Heimweg. Die beiden Männer trugen das Essen, wie es sich für Sklaven gehörte.

Obwohl Parthena nicht jammerte, dafür war sie zu stolz, musste sie sich doch eingestehen, dass eine solche Distanz kein leichter Weg war, vor allem bei dieser Hitze und dem fürchterlichen Gestank.

Augenblicklich empfand sie tiefe Bewunderung zu ihren beiden Leibwächtern, die brav immer neben ihrer Sänfte her liefen und dabei Gestank und Hitze weniger verdrängen konnten als die junge Frau in ihrem Gefährt. Und trotzdem hatte sie nie gehört, dass die beiden sich je beschwert hatten.

Sie leisteten wirklich viel.

So vor sich hin sinnend bemerkte Parthena nicht, dass bereits Wolken den Himmel bedeckten und ein Gewitter begann. Sie kehrte erst wieder in die Realität zurück, als ihr auffiel, dass ihr Gesicht nass wurde.

Und ohne, dass sie etwas gesagt oder getan hatte, gab Manos seine Last an Claudius ab und hob seine Herrin hoch.

„Verzeiht Herrin, aber so sind wir schneller.“, erklärte er und begann zu rennen.

Er wusste, dass es nicht mehr weit bis zu ihrem Haus war und er wollte keinesfalls, dass sie nass wurde und sich dadurch am Ende vielleicht sogar erkältete.

Claudius rannte mit den Lebensmitteln neben ihnen her.

Keine zehn Tropfen hatten die Blonde getroffen, da war sie auch schon in ihrem Haus angekommen und Manos setzte sie in ihren Gemächern ab, damit sie von den Sklavinnen umgezogen wurde. Er wollte um keinen Preis eine Erkältung der jungen Frau riskieren, auch wenn sie kaum vom Regen getroffen wurde.

Parthena fand er übertrieb ein wenig, aber sie konnte nicht leugnen, dass er seine Arbeit wirklich gut machte. Vielleicht, so dachte sie, strengt er sich jetzt besonders stark an, um sich wieder gut zustellen.

Doch was er eigentlich getrieben hatte, hatte er noch nicht gesagt.

Die junge Frau schüttelte den Kopf. Sie würde ihn bald zur Rede stellen.

Fertig umgezogen ging sie hinunter und ließ sich das Abendessen auftragen. Sie verspürte keine große Lust den Tag unnötig in die Länge zu ziehen, daher aß sie schon so früh am Abend.

Gleich darauf begab sie sich zu Bett.

Kaum war sie eingeschlafen, dauerte es jedoch nicht lange, dass sie ein Alptraum ereilte. Sie stand wieder vor dem brennenden Haus. Der Geruch von verbranntem Fleisch lag in der Luft und aus den Flammen kam ein übergroßer Mann heraus gewankt, der ein blutiges Schwert in der Hand hielt und sie mit glutroten Augen ansah.

Schreiend schreckte Parthena aus dem Alptraum auf. Ihre Atmung ging schnell und unregelmäßig und sie musste sich erst einmal klar werden, wo sie war.

Dann erinnerte sie sich an den Traum. An das Feuer, die Leichen, den schrecklichen Mann. Tränen traten in ihre Augen während ihr Herz noch immer laut und viel zu schnell pochte. Weinend stand sie auf. Sie konnte nicht länger allein in diesem dunklen Zimmer bleiben. Sie fühlte sich so schutzlos.

Zitternd nahm sie sich ein Tuch, warf es sich über und ging hinüber zur Tür.

Die junge Frau öffnete und blickte vor sich in den durch Fackeln erleuchteten Flur. Manos stand ihr gegenüber. Leicht zuckte Parthena zusammen, als sie ihn sah. Sie hatte nicht damit gerechnet zu dieser Stunde noch jemanden anzutreffen.

„Manos? Was machst du hier?“, fragte sie verwirrt.

Der Sklave verneigte sich. „Ich halte Wache, Herrin.“, antwortete er mit seiner tiefen ruhigen Stimme.

„Du hältst Wache? Warum? Bin ich etwa in Gefahr?“, wollte Parthena ängstlich wissen und sofort spielte sich in ihrem Kopf das ganze Szenario des Traumes erneut ab. Manos’ Wangen verfärbten sich dunkel.

„Nein, nicht direkt, ich... ich wollte nur sicher gehen, dass Euch nichts zustößt.“

Unsicher entgegnete Parthena: „Aber was soll mir denn zustoßen?“

„Man kann nie wissen, Herrin... Aber was ist mit Euch? Warum seid Ihr wach? Braucht Ihr etwas?“

„Nein, ich... ich...“ Einige Tränen rannen über ihr Gesicht und sie hasste sich selbst dafür. Das war einfach peinlich!

„Herrin, was ist passiert?“

„Nichts, ich...“, sie holte tief Luft, „Ich hatte einen schlechten Traum. Ich habe vom Sommerhaus geträumt. Wie es gebrannt hat. Und ein schrecklicher Mann kam aus dem Feuer auf mich zu. Und da brauchte ich jetzt einfach... Licht. Und Gesellschaft.“

„Herrin, wenn es irgendetwas gibt, womit ich Euch helfen kann, dann lasst es mich wissen.“

Ergeben neigte Manos sein Haupt.

Parthenas Innerstes wurde wieder ein wenig wärmer, als er dies sagte. Er würde wohl wirklich alles für sie tun...

Aber das, was sie gerade wirklich brauchen würde, konnte sie nicht von ihm verlangen. Es war unüblich und unehrenhaft. Doch sie sehnte sich danach.

Nachdenklich sah sie ihn an.

Manos wartete geduldig und beobachtete ihre Reaktion.

Die junge Frau überlegte und seufzte.

„Nein, es... es gibt nichts, was du tun kannst, danke dir.“, sagte sie zögernd und drehte sich um um wieder in ihre Gemächer zu gehen.

Drinnen war es dunkel und sie hatte Angst, aber es war besser als von Manos das zu verlangen, was sie jetzt gerade haben wollte.

Eine letzte Träne entwich ihrem Augenwinkel bevor sie erneut in den Schlaf fiel.
 

Der nächste Tag begann ruhig und Parthena hatte den Vorfall schon fast vergessen.

Dennoch war sie tief davon beeindruckt, was ihre beiden Lieblingssklaven alles für sie tun würden. Es erfüllte sie mit Stolz und tiefer Zuneigung.

Daher fasste sie den Entschluss die beiden für ihr Engagement zu entlohnen.

Nachdem sie fertig war mit umziehen, ging sie hinunter in die große freundliche Halle, die der Stolz ihres Hauses war. Überall hingen rote schwere Vorhänge und die Säulen waren mit echtem Efeu umrankt. Skulpturen von Nymphen und Göttern zierten die Wände.

Gemütlich setzte sich Parthena auf eines der Kissen und ließ nach ihren Leibwächtern rufen.

Sie hatte eine Entscheidung getroffen, wie sie nun mit Manos umgehen wollte, was das Geheimnis um sein verschwinden vor einigen tagen betraf. Immerhin war er wirklich ein guter Leibwächter und Claudius und er gaben wirklich alles um ihre Aufgaben zur vollsten Zufriedenheit Parthenas zu erfüllen.

Die beiden Sklaven kamen hinein und hockten sich ehrfürchtig vor ihre Herrin.

Diese sah von einem zum anderen und schmunzelte. Oh ja, sie hatte wirklich sehr gehorsame Sklaven und das ohne jemals mit Strafen oder ähnlichem als Druckmittel gedroht zu haben.

„Claudius“, sagte sie mit warmer Stimme, „Erhebe dich.“

Der junge Mann tat wie ihm geheißen.

„Du hast mir stets treu gedient. Alles was ich verlangte tatest du ohne nachzufragen und zu meiner vollsten Zufriedenheit führtest du meine Aufgaben aus. Daher schenke ich dir zum Dank einen freien Wunsch. Du hast bis morgen Abend Zeit dich zu entscheiden, was du dir wünschen möchtest. Egal was es ist, ich werde dir jeden Wunsch erfüllen.“

Die Augen ihres Leibwächters weiteten sich ungläubig und Parthena glaubte ein begeistertes Strahlen in ihnen zu sehen.

„Du darfst gehen.“, sagte sie lächelnd und sah ihm hinterher, wie er, unsicher, da er nicht wusste, ob er glauben sollte, was gerade geschehen war, aus der großen Halle ging.

Amor tollit timorem

"Amor tollit timorem" - "Die Liebe nimmt die Furcht hinweg"
 

„Nun zu dir, Manos.“, fuhr sie fort und wandte ihren Blick dem zweiten Leibwächter zu, der sich, wie zuvor Claudius, erhob. „Auch du hast mir immer treu gedient und warst mir ergeben. Aus diesem Grund möchte ich auch dir gerne einen Wunsch erfüllen. Doch bevor ich das mache, möchte ich wissen, wo du warst, als ich dich lange Zeit suchen ließ. Bis jetzt hast du mir noch keine Antwort darauf gegeben. Und solltest du es auch dieses Mal verweigern, fürchte ich, dass ich dich verkaufen muss. Ich kann keinen Leibwächter brauchen, dem ich nicht trauen kann.“

Manos zuckte bei diesen harten Worten kaum merklich zusammen. Parthena hatte diese Worte bewusst so gewählt um ihn nun endlich aus seiner Reserve zu locken.

Er schien wirklich mit sich zu kämpfen.

Man sah ihm an, dass er es ihr nicht erzählen wollte, aber er beabsichtigte auch nicht ihr Vertrauen ein weiteres Mal auf die Probe zu stellen.

Schließlich nickte er ergeben und trat einen Schritt auf seine Herrin zu.

„Wie Ihr wünscht, Herrin. Ich werde Euch sagen, wo ich gewesen bin. Doch zuvor lasst mich Euch sagen, dass ich nicht gewollt habe, dass Ihr Euch sorgt. Ich hatte früher wieder da sein wollen, allerdings... ist etwas dazwischen gekommen.“

Er holte tief Luft und eine Kunstpause entstannt. „Ich ...war bei dem Mann, der Euer Sommerhaus hat niederbrennen lassen.“ Manos ließ diesen Satz im Raum stehen und beobachtete Parthenas Reaktion. Ihre Züge wurden bleich und sie schwankte zwischen Angst und Wut.

Sie schloss für einen Moment die Augen, strich sich mit der Hand über die Stirn und sagte ohne ihn anzusehen: „Ich hatte euch verboten Rache an ihm zu üben, Manos.“

„Ich weiß, Herrin. Und ich soll tausende Male verflucht werden dafür, dass ich Euren Befehl missachtete. Ich soll härter bestraft werden als alle anderen Sklaven vor mir!

und doch... ich musste es tun! Dieser Mann hat Euch unglücklich gemacht, er sollte die Konsequenzen kennen lernen!“

„Was hast du getan? Ist er gar wegen dir auf einmal die Freundlichkeit in Person?“

Manos seufzte und nickte.

„Ich bin an dem ersten Abend zu ihm gegangen und habe sein Grundstück genau inspiziert. Am zweiten Tag habe ich ihn und seine Sklaven beobachtet. Ich hielt mich gut versteckt um von niemandem gesehen zu werden.

Dann bin ich in der zweiten Nacht über die Außenfassade in sein Schlafgemach gestiegen. Dort weckte ich ihn und da er zuvor einigen Wein zu sich genommen hatte und mich nicht kannte, hielt er mich , den Göttern sei Dank, für eine Erscheinung. Das nutzte ich zu meinem Vorteil und behauptete, ich sei ein Gesandter des Hades. Wenn er seinen Charakter nicht ändern würde, würde er bald sterben und an den Höllenhund verfüttert werden. Niemand könne ihn dann noch aus der Verdammnis erretten.

Der Mann flehte mich an Gnade walten zu lassen. Er behauptete, er sei doch in der Tat ein ganz erträglicher Mensch. Da sagte ich, ein Mann der Menschenleben, egal ob Sklave oder nicht, auf dem Gewissen habe, sei kein guter Mensch. Doch wenn er auch nach dem Tod im Hades noch weiterleben wolle, sollte er sich zu ebenjenem wandeln. Der Mann beteuerte, dass er sich ändern wollte.

Ich entschwand auf dem gleichen Wege, den ich in sein Zimmer genommen hatte und verblieb noch den letzten Tag auf seinem Grundstück um zu sehen, ob er sich wirklich gewandelt hatte. Doch er schien seine Begegnung mit dem Gesandten des Hades ernst zu nehmen und war auffällig freundlich zu jedermann, egal ob Sklave oder Gast. Anfangs noch zähneknirschend unt mit vielerlei Überwindung verbunden, geland ihm das immer besser, je weiter der Sonnenwagen über den Himmel glitt.

Zufrieden und doch mit schlechtem Gewissen, weil ich so lange ohne eine Nachricht weg gewesen war und Euch in Sorge zurück gelassen hatte, kehrte ich also wieder zurück. Ich hatte nie vor Euch zu verletzen, Herrin. Ich wollte Euch vor einem grässlichen Menschen schützen, wie es meine Aufgabe als Leibwächter ist.“

Parthena, welche die ganze Zeit über geschwiegen hatte, nickte nur und Tränen glitzerten in ihren Augenwinkeln.

„Du bist wirklich das Letzte.“, brachte sie hervor, „Wiedersetzt dich meinen Befehlen und verschwindest ohne ein Wort. Das ist unentschuldbar! ...Und doch schaffst du es einen Menschen ohne Gewalt zu etwas Gutem zu bringen.“

Sie verstummte und ließ die Geschichte auf sich wirken.

Unsicher stand Manos vor ihr und sah sie wartend an. Sein Schicksal hing nun ganz davon ab, ob seine Geschichte in ihren Ohren plausibel klang und sie seinen Worten Glauben schenkte.

Und ob sie, wenn sie das tat, ihm verzieh, dass er einfach so verschwunden war. Er wusste nicht, wie er ihre letzte Aussage deuten sollte. Sie beinhaltete negative und positive Sachen gleichermaßen...

„Aber als Leibwächter bist du unersetzbar. Und ich glaube deine Worte. Daher möchte ich auch dir einen Wunsch gewähren. Du warst die ganzen Jahre immer für mich da und hast mir immer die Wahrheit gesagt. Ich denke, du hast dir den Wunsch ebenso verdient wie Claudius.

Morgen Abend musst du dich entschieden haben.“

Manos verneigte sich zur Antwort ehrfürchtig, küsste Parthenas Hand zum Dank und ging. Die Blonde blinzelte.

Die Stelle, an der Manos Lippen ihre Haut berührt hatten, kribbelte. Das Gefühl war ihr völlig unbekannt.

Am nächsten Abend ließ Parthena ihre beiden Leibwächter wieder zu sich rufen. Sie stand in ihrer Lieblingshalle vor einer Büste der Aphrodite, als die beiden eintrafen.

Sie knieten sich wieder zu Boden und senkten respektvoll die Köpfe.

„Claudius, erhebe dich. Was ist dein Wunsch?“, fragte Parthena. Sie hatte nicht vor, das Ganze unnötig in die Länge zu ziehen.

Der junge Mann stand auf und trug ohne Umschweife sein Begehr vor: „Herrin. Wir sind jeden Tag und jede Nacht für Euch da und müssen immer ansprechbar sein. Mit Verlaub, ich möchte mich nicht beschweren, aber daher wünsche ich mir nichts sehnlicher einen freien Tag jeden Monat.“

Parthena durchdachte den Wunsch. Er war ungewöhnlich, zugegeben, aber das war ziemlich viel in ihrem Hause... Nun, warum eigentlich nicht? Den einen Tag im Monat müsste sie dann eben ohne Claudius auskommen. Wenn es ihn glücklicher machte, dann wollte sie den Wunsch gerne erfüllen. Er hatte es sich wirklich verdient. Und so war der junge Mann auch durch sein eigenes Gewissen noch mehr verpflichtet sie zu schützen und alle ihre Befehle auszuführen.

Zugegeben, es war ein wenig hinterhältig, aber das war der zweite Grund, warum Parthena ihren Sklaven überhaupt einen freien Wunsch gewährte. Um sie auch in Zukunft wirkungsvoll an sich zu binden.

„Es sei dir gewährt.“, sagte sie nickend, „Ab jetzt hast du einen Tag im Monat frei.“

Claudius strahlte und verneigte sich überglücklich unzählige Male. Dann küsste er dankend ihre Hand und verließ fröhlich den Raum.

„Nun zu dir, Manos. Erhebe dich.“

Der Sklave tat wie ihm geheißen.

„Was ist dein Wunsch?“

Der junge Mann verbeugte sich ehrfürchtig. „Verzeiht diese kühne Behauptung, Herrin. Aber das, was ich mir am Sehnlichsten wünsche, könnt Ihr mir nicht erfüllen.“

Parthena runzelte die Stirn.

„Wie bitte?“, fragte sie verwirrt. Das konnte sie sich nun beim besten Willen nicht vorstellen... jeder hatte doch erfüllbare Wünsche, oder?

„Warum nicht? Was ist denn dein Wunsch? Nenn ihn mir.“

„Ich kann es Euch nicht sagen. Und ich verlange nicht von Euch mir diesen Wunsch zu erfüllen. Es wäre schon Frevel ihn auch nur auszusprechen.“

„Was soll das Manos? Fang nicht schon wieder damit an mir etwas zu verschweigen.“, erwiderte Parthena und verspürte einen Stich im Herzen. Ging das etwa schon wieder los?

„Bitte sag mir, was du dir wünschst.“, forderte sie.

„Vertraut mir, Herrin, es wäre nicht gut für Euch, diesen Wunsch zu erfahren."

„Ich entscheide selbst, was gut für mich ist, danke.", erwiederte Parthena schnippisch, „Nun mach es mir doch nicht so schwer! Oder willst du mich mit diesen Worten beleidigen?"

„Nein, Herrin! das fiele mir nicht im Traum ein! ...Ihr wollt es also wirklich hören?“

„Natürlich.“

„Auch wenn es auf Euch abstoßend wirken würde?“

„Warum sollte es das sein?“

„Und ich bei Euch in Ungnade falle?“, hakte Manos unsicher nach.

„Das wird nicht geschehen. Nun sag schon, was ist dein Wunsch?“, fragte Parthena ungeduldig. Warum musste er es so spannend machen?

Der Mann ging einige Schritte auf sie zu. „Ihr habt es ja so gewollt.“, murmelte er und verwegen hauchte er ihr ins Ohr: „Ich wünsche mir einen Kuss von Euch.“

Parthenas Nackenhaare stellten sich auf und sie riss die Augen auf. Was hatte das zu bedeuten? Hatte er sich in sie verliebt? Nein, das durfte sie nicht denken! So etwas brachte nur Ärger. Aber warum sollte er sonst einen Kuss wollen?

Und warum schlug ihr Herz so schnell?

Manos trat wieder zurück und sagte in normaler Lautstärke: „Ich verlange nicht von Euch mir diesen Wunsch zu erfüllen. Doch nun wisst Ihr, was ich denke. Nehmt es als Beweise meines Vertrauens. Ich werde Euch nicht noch einmal hintergehen.“

Und ohne auf eine Antwort zu warten, verließ er die Halle und ließ die junge Frau zurück.

Er ging mit klopfendem Herzen geradewegs in die Kammer, die er sich mit Claudius teilte.

„Ich habe es ihr gesagt.“, war das Erste, was er zu seinem Freund sagte. „Ich habe ihr gesagt, was ich mir wünsche.“

„Und? Wie hat sie reagiert? Hat sie dir den Wunsch erfüllt?“, fragte Claudius sofort.

„Red keinen Unsinn. Ich bin sofort wieder gegangen. Ich kann so etwas doch nicht wirklich von ihr verlangen!“, fuhr er ihn ungewollt an, doch Claudius überging den unfreundlichen Ton.

„Warum nicht?“, fragte er stattdessen weiter.

„Na weil... sie... sie ist eine reiche Griechin... und ich bin...“

„Ein Sklave?“

Frustriert warf Manos sich auf seine Liege. „Ja.“
 

Parthena dagegen stand noch immer in der Halle und glaubte im Wind, der ihr Haar zurück wehte, Manos Stimme zu hören, wie sie immer und immer wieder den Wunsch flüsterte. Ein leichter Schauer lief ihren Rücken hinab und sie blinzelte leicht. Doch sie war nicht fähig sich zu rühren.

War er wirklich verliebt? Er behauptete, es wäre Frevel so etwas zu verlangen? Sie musste zugeben, sie war verblüfft. Empört!

Das war ein Skandal!

Doch sie war selbst schuld. Sie hatte ihn dazu gedrängt ihr zu sagen, was er sich wünschte. Nun musste sie auch mit dieser Antwort fertig werden. Nur: damit hätte sie nicht gerechnet, sie dachte eher an etwas... nun, materielleres.

Trotzdem... Parthena würde es NICHT tun!

Oder?

Sollte sie es tun?

Sie hatte ihnen schließlich versprochen je einen Wunsch zu erfüllen. Und Manos Wunsch stand ja noch aus.

Sollte sie ihn küssen?

Etwas in ihr sträubte sich. Ihre moralischen Vorstellungen standen gerade ordentlich Kopf. Immerhin war er, trotz all ihrer Vertrautheit noch ein Sklave!

...Aber auf der anderen Seite war es ja nur ein Kuss. Was war da schon dabei? Wenn die richtige Zeit gekommen war und sie beide allein waren, würde sie ihn küssen?

Sicher. Warum eigentlich nicht? Wenn es sein Wunsch war...

Und irgendwie wurde ihr ganz warm, wenn sie es sich nur vorstellte.... und sie erinnerte sich daran, dass er ihr vor gar nicht allzu langer Zeit zum Essen verholfen hatte... das waren schließlich auch Küsse gewesen. Aber da war es etwas anderes... Immerhin hatte er das getan um ihr zu helfen und es kam auch eher auf das Essen als auf den Kuss an...

Dieses Gefühl war ihr völlig unbekannt. Konnte es sein, dass sie Manos mehr als nur mochte?

»Hör auf, Parthena, das ist doch lächerlich!«, schalt sie sich selbst. »Man kann sich doch nicht in einen Sklaven verlieben!«

Doch ihr viel ein, dass sie vor einiger Zeit bei der Hochzeits - Zeremonie eines Adligen gewesen war. Er hatte eine seiner Sklavinnen geheiratet. War es also doch möglich?

Es war sicher möglich. Aber verpönt.

Nur... was war eigentlich in ihren Kreisen nicht verpönt, was sie tat?

Sie lebte alleine, was schon fast als Frevel galt.

Sie redete mit ihren Sklaven wie mit Freunden, was absolut unüblich war.

Und sie suchte verzweifelt nach jemanden, der sie liebte - Niemand tat das! Man heiratete des Geldes wegen. Also seit wann bitte richtete sie sich danach was andere Leute taten?

Wenn sie einen ihrer Sklaven küssen wollte, sollte sie es doch tun! Er war schließlich genauso ein Mensch wie sie auch! Wo bestand da der Frevel?
 

Neugierde erfüllte sie und ließ sie schmunzeln.

Mal sehen was Aphrodite sich noch für sie ausdachte... Hoffentlich spielten die Götter ihr keinen Streich.

Mare apertum et liberum

-6-

Mare apertum et liberum - Das offene und freie Meer
 

Parthena ging zu Bett, doch erneut ereilte sie ein fürchterlicher Alptraum. Sie schrak schweißgebadet auf und atmete schwer und unregelmäßig.

All das leise verfluchend stand sie auf. Durch ihr Fenster sah sie den vollen Mond scheinen. Es zog sie zu ihm hin.

Sie erhob sich geschmeidig wie eine Katze und wickelte sich behelfsmäßig ein zweites Tuch um das, was sie immer zum Schlafen trug.

Sie fürchtete die Kälte draußen.

Auf Zehenspitzen schlich sie zur Tür und hinaus auf den Gang, peinlich darauf bedacht kein Geräusch zu machen. Es gab für diesen schleichenden Gang nicht wirklich einen Grund, aber sie mochte es, leise wie ein Windhauch vorbei zu wehen. So kam sie sich unverwundbar vor.

Die Blonde schlich durch das Haus. Niemand lief ihr über den Weg, es schliefen sicher schon alle. Kein Wunder, immerhin war es mitten in der Nacht.

Ein kühler Windhauch empfing sie in ihrer Lieblingshalle, die ja nur durch einige Säulen vom Park getrennt war.

Die junge Frau ging hinaus und setzte sich an den kleinen Teich inmitten des Parks, in dem das Wasser nun, da der Springbrunnen über Nacht abgestellt worden war, ruhig hin und her wogte. Der Mond spiegelte sich darin und ließ die kleinen sachten Wellen, die der Wind verursachte, glitzern.

Das Schilf um den Teich wiegte sich in der sanften Briese und das sanfte Rascheln, das dabei entstand, beruhigte Parthenas aufgebrachtes Gemüt.

Ihr Herz schlug nun wieder ruhig.

Sie genoss die friedliche Stille, den Geruch des Wassers und der Bäume und das Licht des vollen Mondes, der ihr das Gefühl gab in Sicherheit zu sein.

Ihre Fingerspitzen berührten leicht das nahe Wasser und kleine Kreise gingen davon aus. Wie gerne wäre Parthena jetzt am Meer! Sie liebte es, das offene Wasser zu betrachten, an dessen Horizont es keine Grenze gab.

Dieser kleine Teich vor ihr weckte ihre Sehnsucht. Wie gerne würde sie sich jetzt in die salzigen Fluten des Ozeans stürzten, sich ganz Poseidon anvertrauen, das Gefühl von Freiheit spüren... doch es sollte nicht sein...
 

Hinter ihr raschelte es deutlich.

Die Blonde fuhr herum und sah hinter sich eine dunkle Gestalt stehen. Die Gestalt stand direkt unter einem Baum, daher konnte die junge Frau das Gesicht nicht erkennen.

Sie zuckte zusammen und sprang auf. Ihr Gegenüber hob beschwichtigend die Hände.

„Herrin, ich bin es.“, ertönte eine tiefe Männerstimme und die Person trat aus dem Schatten heraus.

Parthena, die zuvor die Luft angehalten hatte, atmete erleichtert aus.

„Manos!“, sagte sie anklagend, „Erschreck mich ich nicht so! Ich habe mich fast zu Tode erschreckt.“

„Verzeiht, Herrin.“, erwiderte er und senkte entschuldigend das Haupt.

„Was machst du eigentlich hier? Es ist doch mitten in der Nacht.“
 

„Das Gleiche könnte ich Euch fragen, Herrin.“, antwortete Manos, wofür er bei anderen Herren zweifellos einen Schlag ins Gesicht bekommen hätte. Kein Sklave durfte es sich für gewöhnlich wagen mit seinem Herren dermaßen unverschämt zu sprechen. Aber es war ja mittlerweile bekannt, dass Parthena anders war als andere Herren. Sie dachte gar nicht daran ihn für seine Frechheit zu strafen. Vermutlich hatte sie dazu eine viel zu persönliche Beziehung mit ihren Sklaven aufgebaut.

„Ich hatte wieder einen Alptraum.“, gestand sie daher. „Da brauchte ich ein wenig frische Luft um mich wieder zu beruhigen.“

„Ich sah Euch hinaus gehen. Deshalb bin ich Euch gefolgt, falls Ihr Hilfe brauchen würdet.“

„Danke.“, sagte Parthena aufrichtig und sah den Schwarzhaarigen an, „Aber das ist nicht nötig. Geh ruhig schlafen, ich komme schon klar.“

„Viel lieber würde ich Euch Gesellschaft leisten. Zu zweit verfliegt die Angst viel schneller.“, bot Manos an und neigte ehrfürchtig das Haupt.

„Nein, wirklich. Es geht schon. Ich will dir nicht auch noch den Schlaf rauben.“

„Aber das tut Ihr nicht. ich benötige kaum Schlaf. Da kommt es auf ein oder zwei Stunden mehr oder weniger auch nicht an.“

„Gut, wenn du meinst...“

Schweigend setzte sie sich wieder und bedeutete Manos es ihr gleichzutun.

Ruhig setzte er sich neben sie. Sein Geruch drang in ihre Nase und ließ ihr Innterstes seltsam warm werden. Es war ein merkwürdiges Gefühl. Soetwas hatte sie noch nie gespürt. Was war nur los mit ihr? Sie wurde zunehmend verwirrt ob ihrer eigenen Gedanken und ertappte sich selbst bei dem Wunsch, ihren Kopf auf seine Schulter zu legen. Doch sie widerstand der Versuchung.

Alles durfte sie sich schließlich auch nicht erlauben. Schon gar nicht mit einem ihrer Sklaven!

Lange saßen die beiden einfach nur schweigend da und blickten in den See.

Parthena war froh, dass sie nicht allein war. Froh, dass jemand für sie da war, auch wenn er gerade nur stumm neben ihr saß. Aber mehr brauchte sie im Moment nicht.

Als der Mond schließlich schon bald unterging und man auf der anderen Seite schon die Sonne vorausahnen konnte, da das Blau dort heller wurde, erhob sich die junge Frau schließlich. Ihr wurde kalt.

Zitternd und unschlüssig stand sie da und sah ihrem männlichen Begleiter dabei zu, wie er ebenfalls aufstand. „Ich werde jetzt schlafen gehen, Manos.“, erklärte sie.

„Natürlich, Herrin.“, antwortete der Sklave, „Ich begleite Euch noch bis zu Eurem Zimmer. Die Fackeln sind sicher schon aus. In der Dunkelheit in den Gängen etwas zu sehen ist sehr schwer. Schließlich sollt Ihr nirgendwo dagegen laufen.“

Parthena nickte und konnte ein flüchtiges Grinsen nicht unterdrücken.

Es war niedlich, wie er sich um sie sorgte.

Gemeinsam gingen sie also ins Haus. In der Halle konnte Parthena die Umrisse der Säulen und Skulpturen noch deutlich erkennen, denn der Mond schien ein wenig hinein. Aber sobald sie in den finsteren Gang des Erdgeschosses liefen, war es stockdunkel.

Manos ergriff die Hand der jungen Frau und lief sogleich voraus um sie zu führen und im Notfall als Erster irgendwo dagegen zu prallen, damit sie nicht verletzt wurde.

Es war gut, dass es so dunkel war, sonst hätte er am Ende noch gesehen, dass Parthenas Wangen ein tiefes Rot angenommen hatten und ihre Ohren fürchterlich warm wurden.

Vor dem Schlafgemach der jungen Frau angekommen hatten sich auch endlich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt. Sie sah die muskulöse Gestalt ihres Leibwächters schützend vor sich. „Ich wünsche Euch eine geruhsame Nacht, Herrin.“, sagte er und gab ihre Hand frei.

„Ich danke dir, Manos. Hoffentlich ereilt mich kein Alptraum mehr. Es erschrickt mich immer fürchterlich.“ Sie wandte den Blick von der Stelle ab, wo sie seine Augen vermutete und sah zu Boden.

„Verzeiht Herrin, wenn ich mich wiederhole. Aber wenn es irgendetwas gibt, womit ich Euch helfen kann, dann lasst es mich wissen.“, bot Manos ihr erneut an.

Parthena sah auf und betrachtete lange die ruhige Gestalt vor sich ohne etwas zu erwidern.

Dann seufzte sie und obwohl sie ihn sehr gerne zu dem aufgefordert hätte, was ihr durch den Kopf ging, stellte sich doch eine Barrikade in ihrem Kopf vor das Vorhaben.

Sie fand, es gehörte sich nicht, das auszusprechen, was sie dachte.

Also ließ sie es erneut. „Nein, du kannst nichts tun, danke.“, sagte sie stattdessen, doch aus ihrer Stimme war deutlich zu hören, dass dies nicht stimmte.

Trotzdem drehte sie sich um und streckte die Hand nach der Türklinke aus.

Auf einmal spürte sie, wie sich um ihr anderes Handgelenk eine Hand schloss.

„Verzeiht Herrin, aber das glaube ich Euch nicht.“, flüsterte Manos.

Augenblicklich wurde Parthena wieder warm und ihr Herz klopfte schneller.

Was war das für ein eigenartiges Kribbeln, das ihren ganzen Körper durchlief?

Sie wirbelte herum. Manos, der einen Schritt auf sie zu gegangen war, wurde durch die letzten Mondstrahlen, die durch das kleine Fenster in der Wand drangen, bestrahlt. In seinen Augen lag ein entschlossenes Funkeln. Er wollte hören, wonach es sie verlangte. „Herrin, sagt, was Ihr braucht und ich tue es auf der Stelle!“, sagte er eindringlich.
 

Hihi, Ende des Kapitels :P Kommis sind erwünscht =^.^=

Cissy

Incredibile dictu

-7-

Incredibile dictu - Unglaublich zu sagen
 

„Ich... Ich kann nicht....“, hauchte sie, „Es wird dir so eigenartig vorkommen... Ich will nicht, dass du schlecht von mir denkst.... Ich....“ Sie spürte warme Finger auf ihren Lippen, die sie abbrechen ließen.

„Was ist Euer Begehr?“, flüsterte Manos und kam noch ein Wenig auf sie zu. Ihm war es mit einem Schlag egal, ob er das als Sklave durfte, oder nicht. Ob es offensichtlich war, wie es in ihm aussah, oder nicht. Er würde alles tun für diese Frau, einfach alles.

Und Parthena ahnte, dass sie die Grenze der Ständegesellschaft langsam aber sicher überschritten. Was war Manos für sie?

Sie würde ihn nie so schäbig behandeln können, wie einen gewöhnlichen Sklaven. Das wurde ihr in diesem Moment bewusst.

Hilfesuchend blickte die Blonde zu ihm auf. Man sah ihr an, wie einsam sie sich fühlte.

„Es wird dir schrecklich albern vorkommen.“, flüsterte sie ausweichend.

„Das ist egal. Sagt mir, was es ist.“, beharrte der junge Mann.

Also atmete sie tief ein und tat wie ihr geheißen, auch wenn es unangenehm war und sich jemand ihres Standes von jemandem seines Standes eigentlich nichts sagen ließ. Doch die Grenzen verwischten immer mehr. Und sie wollte es so oder so schon lange loswerden!

„Es ist wirklich schrecklich albern und du wirst mich auslachen... aber in meinem großen Zimmer ist es so düster... ich komme mir so einsam und verlassen vor, wenn ich in dem Bett liege. So... vergessen. ... Ich habe Angst, wenn ich allein in diesem riesigen Bett bin. Und ich träume in letzter Zeit jede Nacht von dem brennenden Sommerhaus.“

Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken, als sie daran dachte.

Zögernd schaute sie ihn an und wartete auf seine Reaktion.

Manos lächelte gutmütig.

„Das ist ganz und gar nicht albern, Herrin.“, stellte er sanft fest, „Aber sagt, wie kann ich Euch helfen?“

„Ich... Ich glaube es würde mir helfen, wenn noch jemand mit da wäre... Einfach nur... da sein...damit ich mir nicht so allein vorkomme...Aber ich will nicht von dir verlangen, dass du die ganze Nacht für mich aufbleibst!“

„Wieso habt Ihr das nicht eher gesagt? Natürlich bleibe Ich bei Euch, Herrin! Dazu bin ich doch schließlich Euer Leibwächter!“, sagte er entschlossen.

„D.- Das würdest du tun? Aber es ist doch furchtbar sinnlos auf jemanden aufzupassen, der einfach nur in seinem sicheren Zimmer schläft.“, wandte die junge Frau ein.

„Das ist es nicht. Wenn ich Euch damit helfen kann, dann tu ich es gerne. Und egal, was Ihr wünscht. Ich werde es ohne zu zögern tun.“, erwiderte der Schwarzhaarige aufrichtig.

Tränen der Rührung traten in Parthenas Augen. Sie konnte gar nicht fassen was für einen wundervollen Menschen die Götter ihr gesandt hatten!

„Danke“, hauchte sie überwältigt und war kurz versucht ihm den gewünschten Kuss zu geben. Doch das unterließ sie. Die Blonde wollte einen besseren Zeitpunkt dafür wählen.

Sie nickte nur um ihren Dank zu bekräftigen und öffnete die Schlafzimmertür. Während sie ihr zweites Tuch wieder ablegte und die Bettdecke zurückzog, rückte sich Manos einen Stuhl neben das Bett.

„Wenn Ihr wieder aufwacht, werdet Ihr mich sofort sehen und wissen, dass Ihr nicht alleine seid.“, erklärte er und lächelte liebevoll.

Parthena kuschelte sich in ihre Bettdecke.

„Danke.“, sagte sie erneut, „Danke für alles.“

Dann schlief sie ein.

Doch obwohl sie nun nicht mehr allein war, hatte sie erneut einen schrecklichen Traum, der voll von brennenden Häusern und verkohlten Leichen war.

Im Traum rannte sie umher und schrie sich fast die Stimmbänder heraus.

Sie wälzte sich unruhig im Bett herum.
 

Am nächsten Morgen, als sie erwachte, öffnete sie ihre Augen noch nicht gleich.

Eine wohlige Wärme erfüllte sie, die sich unheimlich gut anfühlte. Woher kam diese Wärme? Woher?

Sie konnte die Quelle nicht ausmachen.

Dann fiel ihr auf, dass etwas Schweres auf ihrer Hüfte lag und ihr Rücken gewärmt wurde. Sie öffnete vorsichtig die Augen und sah an sich herunter, so gut es im Liegen eben ging.

Die junge Frau lag in die Decke eingerollt auf dem Bett. Auf der Decke lag ein muskulöser Arm, der sich schützend um ihre Hüfte gelegt hatte.

Parthena folgte dem Verlauf des Armes aufwärts und sah in das schlafende Gesicht von Manos. Seine friedlichen Züge lächelten ein wenig. Wovon er wohl träumte?

Sein Atem ging ruhig und einige der schwarzen Strähnen hingen in seinem Gesicht.

Die Blonde musste sagen, dass sie sich sehr wohl fühlte. Der warme Körper neben ihr gab ihr Sicherheit.

Eine kleine fiese Stimme in ihr flüsterte, sie solle ihn dafür auspeitschen lassen, doch sie verdrängte sie einfach.

Er war schon lange nicht mehr einfach nur ein Sklave für sie, das wusste sie nun. Viel eher ein Gleichberechtiger, ein Freund und Verbündeter.

Mochten die anderen Athener doch über sie spotten! Sie wusste es war nichts falsch daran einen anderen Menschen als Freund zu sehen. Sie spürte, ihr Herz dachte genau das und verlangte nach dieser Meinung.

Manos war einer ihrer Art, der Stand spielte doch keine Rolle!
 

Der schlafende Manos war einfach zu schön - war es Frevel so zu denken?

Wann hatte sie das letzte Mal einen Menschen als schön empfunden?

Was sollte sie sagen, wenn er aufwachte?

Sollte sie ihm böse sein, dass er es gewagt hatte sich in ihr Bett zu legen?

Eigentlich fand sie das schon seltsam, aber sie konnte es ihm nicht verübeln... schließlich war sie es gewesen, die gebeichtet hatte, dass sie sich allein ängstigte!

Parthena wandte den Blick von ihm ab und drehte ihren Kopf wieder nach vorne.

Sie sah die schweren Samtvorhänge vor ihrem Fenster, durch die nur ein ganz klein wenig Sonnenlicht hinein drang.

Es schien schon länger Tag zu sein.
 

Was war heute noch mal für ein Tag?

Was lag heute an?

Parthena grübelte krampfhaft vor sich hin, bis es ihr siedensheiß einfiel: Zum Mittagessen war sie erneut bei einem Mann eingeladen.

Hoffentlich würde sie nicht zu spät kommen, er wohnte immerhin am andren Ende der Stadt!

Und bis dahin musste sie sich noch waschen, ankleiden und dann in ihrer Sänfte dahin getragen werden. Also lieber keine Zeit verlieren.

Sie schob den Arm von sich, erhob sich und begab sich ins große Bad. Auf ihrem Weg dorthin lief sie Claudius über den Weg. Sie wusste, er war ihr in tiefer Treue verbunden, daher informierte sie ihn, dass Manos in ihrem Bett lag.

Sie befahl ihm sicherheitshalber sich über den Grund keine Gedanken zu machen, nichts von alledem verlauten zu lassen und den Leibwächter zu wecken.

Pflichtbewusst nickend machte sich Claudius sofort auf den Weg. Er würde es so tun, wie sie ihm befohlen hatte, dass wusste sie.
 

Glücklicherweise schaffte Parthena es noch rechtzeitig zum Anwesen des fremden Mannes. Aber sie war auch selbst Schuld. Was musste sie auch immer vereinbaren, dass sie sich bei dem Mann trafen und nicht bei ihr!

Aber sie mochte es nicht, wenn Fremde allzu oft in ihr Haus kamen.

Daher ging sie lieber zu ihnen, als sie zu sich kommen zu lassen.

Dieses Mal schien der Mann wirklich perfekt zu sein. Nun, nicht ganz perfekt, aber um Einiges besser als die anderen, denen Parthena schon begegnet war.

Er war überaus freundlich und zuvorkommend zu ihr, genauso wie zu ihren Sklaven.

An sich hatte er das richtige Alter und einen gutmütigen Charakter.

Die junge Frau hätte sich ihr Leben wirklich mit ihm vorstellen können, jedoch stellte sich bei dem Gespräch heraus, dass er furchtbar langweilig war... aber das konnte man ignorieren, schließlich besaß er auch eine Menge Geld und eine verwitwete Frau musste in Athen zu der damaligen Zeit auch darauf achten, dass der Mann sie auch in ferner Zukunft, wenn ihr eigenes Vermögen einmal aufgebraucht war, über Wasser halten konnte.

Daher trennte sie sich von ihm mit dem Versprechen das Treffen zu wiederholen.

Nun schien sie endlich in ihrer Partnersuche einen Schritt nach vorn gekommen zu sein.

Doch wirklich freuen tat sie sich dafür nicht.

Warum freute sie sich nicht?

Sie wusste gar nicht, was mit ihr los war. Die letzten Wochen hatte sie unaufhörlich daran gearbeitet, nun hatte sie endlich Erfolg und konnte sich noch nicht einmal darüber freuen... Warum? Warum hatte sie viel mehr das Gefühl ihr war zum Heulen zumute?

»Das liegt sicher noch an dem Schock, den ich von dem großen Brand habe.«, beruhigte sie sich in Gedanken und dachte vorerst nicht weiter darüber nach.

Dass es in Wahrheit nicht daran lag, sollte sie erst Tage später erfahren.
 

Am gleichen Nachmittag war sie durch Zufall einmal mit Manos allein in ihrer Lieblingshalle.

„Manos?“, sprach sie ihn an um seine Aufmerksamkeit zu bekommen.

„Ja, Herrin?“, fragte er und sah sie an.

„Warum...“, begann sie und stockte. Aber sie musste diese Frage loswerden, den ganzen Tag schon spuckte es ihr durch den Kopf. Aber sie hatte heute noch nicht mit Manos gesprochen, es hatte sich einfach keine Gelegenheit ergeben.

Unsicher schaute sie sich nach anderen Sklaven um, doch konnte keine entdecken.

„Warum lagst du heute morgen neben mir im Bett?“, überwand sie sich schließlich und wartete neugierig auf die Antwort.

Manos’ Wangen verfärbten sich ein wenig rosa und er sah auf die Steinfließen unter ihm.

„Also, das war so...“, begann er, „Ich saß anfangs, wie Ihr wisst, neben Euch auf dem Stuhl. Und nachdem Ihr einige Zeit ruhig geschlafen habt, habt Ihr plötzlich angefangen zu zucken. Dann habt Ihr Euch in Eurem Bett hin und her geworfen und irgendetwas gerufen. Daraufhin dachte ich, dass Ihr sicher wieder einen Alptraum habt. Ihr habt mir gesagt, dass Ihr Euch einsam fühltet. Daher dachte ich mir, ich kann Euch am Besten beruhigen, wenn ich Euch das Gefühl gebe, dass Ihr nicht allein seid. Verzeiht, Herrin, das war unbedacht von mir. Die Götter mögen mich strafen für mein frevliges Handeln.“

Er kniete sich schuldbewusst vor ihr zu Boden und sah, still um Vergebung bittend, in ihre Augen. Er wusste, sie konnte ihm dafür die härtesten Strafen auferlegen. Doch er würde alles erdulden. Nur eine Strafe machte ihm Angst: von ihr an einen anderen Herren verkauft zu werden, der ihn von ihr trennte.

Unsicher wartete er auf ihre Reaktion.
 

Doch Parthena lächelte sanft. Sie hatte nicht vor ihn zu bestrafen.

„Ich bin dir nicht böse, Manos. Ich danke dir, dass du mir den Gefallen getan hast und bei mir warst, als ich jemanden bei mir haben wollte. Immerhin war ich diejenige gewesen, die gestern ein klein wenig Schutz brauchte. Auch wenn ich heute morgen wirklich verwundert war, als ich nicht mehr allein in meinem Bett lag, das muss ich zugeben. “

Sie kicherte ein wenig und hockte sich dann zu ihm herunter um mit ihm auf einer Augenhöhe sein zu können.

„Danke, dass du für mich da bist. Das bedeutet mir wirklich sehr viel. Es mag zwar sein, dass Sklaven dazu verpflichtet sind, das zu tun, was ihre Herren verlangen, aber ihr alle, die ihr in diesem Haus wohnt, ihr tut so vieles mehr. Danke.“

Beschwingt erhob sie sich wieder und ging an ihm vorbei in den Garten.

Dort ließ sie sich erneut am Teich nieder und gab einer Sklavin den Befehl ihr Etwas zu trinken zu bringen. Die Sklavin verbeugte sich ehrfürchtig und tat wie ihr befohlen wurde.

Aqua fons vitae est

-8-

"Aqua fons vitae est" - "Das Wasser ist die Quelle des Lebens"
 

Die Tage vergingen wie das im Winde fliegende Herbstlaub.

Es wurde kälter und die Bäume färbten sich orange und gelb.

Parthenas Alpträume wurden seltener, was ihrer Seele sehr gut tat.

Nicht ganz unbeteiligt daran war zweifellos Manos, der von nun an jeden Abend bis zum frühen Morgen in ihrem Schlafgemach verbrachte um ihr Gesellschaft zu leisten.

Anfangs saß er noch auf dem Stuhl neben ihr, doch die Tage danach sah man ihm die Müdigkeit, die er sich um keinen Preis anmerken lassen wollte, an.

Daher beschloss Parthena, ihm einen Schlafplatz vor ihrem Bett einrichten zu lassen. So kam er zu Schlaf und sie war nicht allein. Und als Frevel konnte man das auch nicht bezeichnen, denn sie schliefen schließlich in getrennten Betten. Damit war ihr Gewissen rein.

Wenn auch der Schlafplatz nicht nur des Rufes wegen errichtet worden war. Parthena hatte noch einen anderen Grund, von dem sie niemanden erzählte.

Sie konnte Manos nicht mehr nah sein. Dann wurde sie nervös und hibbelig. Ihre Wangen erhitzten sich und sie konnte ihm nicht mehr in die Augen sehen.

Ihn, wie in der einen Nacht, in ihrem Bett schlafen zu lassen, würde sie daher durch eine Überdosis an Adrenalin und Nervosität zweifelsohne um den wohlverdienten Schlaf bringen.
 

Trotz ihres Gemütszustandes gegenüber Manos, traf sich die Blonde nun häufiger mit dem Mann, mit dem sie sich als Letztes verabredet hatte und der ihr derart sympatisch aufgefallen war. Sein Name war Narzissos.

Sie plauderten gut und viel und langsam lernte sie ihn richtig kennen. Er erwies sich durchaus als guter Freund, auch wenn es mit der Liebe wohl eher nichts werden würde. Obwohl Parthena noch nie jemanden geliebt hatte, sagte ihr Herz ihr, dass Liebe nicht so war, wie sie mit Narzissos umging. Es war nur Freundschaft. Nicht mehr und nicht weniger.
 

An einem schönen Herbsttag beschloss Parthena einen ausführlichen Badetag zu machen. Sie ging also durch ihr Haus und suchte ihre Sklavinnen.

Doch sie fand nur Manos, der ihr in einem der Gänge über den Weg lief.

„Manos.“, sprach sie überrascht aus, als sie fast gegen seine breite Brust prallte. „Gut, dass ich dich treffe. Sag, hast du die Mädchen gesehen? Ich kann sie nirgends finden.“

„Aber sie haben doch heute ihren freien Tag.“, erwiderte Manos verwundert, nachdem er sich zur Begrüßung ehrfürchtig vor ihr verbeugt hatte.
 

Parthena hatte, nachdem sie von Claudius den Wunsch angenommen hatte einen freien Tag im Monat zu bekommen, all ihren Sklaven dieses Recht eingeräumt.
 

„Was denn, alle zur gleichen Zeit?“, fragte sie verdutzt.

„Aber ja. Außer mir ist niemand hier.“, klärte Manos sie aus.

Er war der Einzige, dem Parthena dieses Recht zwar angeboten, der es jedoch abgelehnt hatte mit den Worten: „Hier ist mein Zuhause. Was soll ich denn an einem freien Tag machen? Ich wüsste doch gar nicht, wo ich hingehen sollte.“

Parthena hatte diese Antwort akzeptiert, wenn auch nicht verstanden.

Sie kannte in Athen so viele Orte, wo sie gerne einen ganzen Tag lang hingehen würde. Dass jemand dieses Interesse nicht teilte, war ihr vollkommen unerklärlich.

Noch immer überrumpelt von der Tatsache, dass sie heute mit Manos allein war, stand sie vor ihm. Die Sekunden zogen sich endlos in die Länge, während die beiden unschlüssig voreinander standen. Parthena, weil sie nicht wusste, wie sie ihren Tag nun regeln sollte und Manos, da er nicht wusste, ob er Befehle entgegen nehmen sollte oder gehen konnte.

Stille zog in das riesige Haus ein.

Parthenas Herz schlug wieder schneller, doch schalt sich und sagte zu sich, sie solle nun einen kühlen Kopf bewahren.

Was also mit dem angefangenen Tag anfangen? Musste die Blonde auf ihren Badetag verzichten?

Hmm... musste sie? Warum eigentlich?

Ihr kam eine Idee und ließ sie innerlich ein wenig teuflisch grinsen.

Warum sich um den entspannten Tag bringen lassen?

Sie konnte ja trotzdem baden gehen... und so gleich testen, ob der junge Mann wirklich in sie verliebt war, wie sie vermutete.

Und wie weit er für sie gehen würde...

Sich ein Grinsen krampfhaft verkneifend, sah sie Manos wieder in die Augen.
 

„Das ist schade.“, begann Parthena ihre Idee mit wehleidiger Stimme in die Tat umzusetzen.

„Ich wollte eigentlich gerade in das große Bad gehen und mich einseifen lassen.“

Sie seufzte theatralisch. „Aber wenn keine der Sklavinnen da ist, werde ich das wohl nicht können...".. sie ließ eine Kunstpause, weitete dann gespielt die Augen als hätte sie plötzlich einen Einfall und fuhr fort:

"..oder, warte ich habe eine Idee. Sag, würde es dir was ausmachen, mich zu begleiten? Ich weiß, es ist eigentlich nicht dein Aufgabengebiet, aber...“ Parthena machte eine weitere Kunstpause und schielte auf die Reaktion ihres Gegenübers. Ein Hauch Rosa legte sich auf seine Wangen, aber er ließ sich nichts anmerken. Als wäre es die normalste Sache der Welt mit seiner Herrin baden zu gehen, verbeugte er sich und antwortete: „Natürlich tue ich das, Herrin. Alles, was Ihr verlangt.“

»Perfekt!«, dachte die junge Frau belustigt.
 

„Das ist schön. Dann komme ich heute doch noch dazu zu baden!“, sagte sie erfreut,„Dann folge mir. Ich werde jetzt gleich gehen."

Sogleich begaben sie sich in das große Bad.
 

Das ganze Bad hatte ein rundes Becken, in dem die Tiefe variierte. Eine kleine Insel voller Blumen und tropisch anmutenden Pflanzen bildete den Mittelpunkt dieses Beckens. Ein versteinerter Faun blickte scheu zwischen den Büschen hindurch, während auf der anderen Seite eine leblose Nymphe ganz danach aussah, als würde sie gleich ins Wasser springen wollen. Alle Wände, die Decke und die Bodenfließen waren aus grünem Marmor, ebenso die Säulen, die das ganze Bild abrundeten.

Irgendwo plätscherte Wasser in einem Springbrunnen.

Es duftete nach Zitrone und Flieder.

Parthena, die nur ein dünnes Tuch gehüllt war, atmete entspannt diesen Geruch ein.

Ihre langen Haare steckte sie mit einer Nadel nach oben, damit sie nicht nass wurden. Dann löste sie die Knoten, die das Tuch um ihren Körper hielten und ließ den Stoff verführerisch auf den Boden gleiten.

Sie war es gewohnt so zu handeln. Man badete nackt. Das war so und daran wurde nicht gerüttelt.

Es war eigentlich selbstverständlich für sie nackt zu baden. Schließlich war sie sonst ausschließlich von Sklavinnen umgeben, da sah jeder Körper gleich aus. Und nur mit einem männlichen Sklaven in einem Bad zu sein hatte seinen ganz eigenen Reiz. Doch immerhin befand sich hinter ihr ein Abbild der holden Venus und die trug ebenfalls kein einziges Stück Stoff am Körper. So machte sie sich also keine Sorgen, dass es ihr vielleicht peinlich sein müsste, denn Manos konnte sich auch gut diese Aphrodite ansehen und nicht sie.

Zumal sie sich auch nicht zu schämen brauchte.

Sie wusste, dass sie gut aussah. Auch wenn es in ihrem Inneren ab und zu hässlich hin und her ging, sie sich ängstigte oder wütend auf etwas war - Ihre äußere Schöhnheit war etwas, worauf sie immer tolz sein konnte.

Natürlich hätte die Blonde es nie gewagt sich mit der holden Aphrodite zu vergleichen, doch sie sah auch weniger der Medusa ähnlich. Parthena war eben zufrieden mit ihrem Körper und das war einiges wert.
 

Vorsichtig ließ sie einen Fuß ins angenehm kühle Wasser gleiten, woraufhin gleich der andere Fuß folgte.

Ohne auf Manos zu achten, da sie davon ausging, dass er ihr folgte, lief Parthena weiter hinein und das Wasser stieg immer höher an ihrem Körper empor. Als sie schließlich an der Insel angekommen war, ging ihr das Wasser bis leicht über den Bauchnabel.

Sie stützte ihre Ellenbogen auf dem gefliesten Rand der Insel ab, kreuzte die Arme und umfasste mit den Händen ihre Schultern. Dann blickte sie über ihre Schulter hinter sich, um zu sehen, was Manos trieb.

Er stand unschlüssig da und wusste nicht, was er tun sollte. Es schien ihm seltsam, ebenfalls ins Wasser zu gehen.

„Nun komm schon.“, forderte Parthena ihn auf, „Worauf wartest du?“

Manos stieg nun ebenfalls ins Wasser, behielt das Stofftuch, dass er um die Hüfte gebunden trug wie alle männlichen Sklaven und das ihm bis zu den Knien ging, jedoch an. Leise plätscherte das Wasser um ihn herum, als er sich der zierlichen Gestalt seiner Herrin näherte.

„Wasch mir den Rücken.“, wies ihn die Blonde an.

Der junge Mann, der einen Schwamm mitgenommen hatte, tauchte diesen nun ins Wasser, damit er sich voll saugte. Dann führte er den Schwamm in kreisenden Bewegungen über den Rücken seiner Herrin.

Er spürte, wie sie sich immer weiter entspannte.

Manos musste sich zusammenreißen, damit nicht jeden Augenblick alles mit ihm durchging. Die Blonde war, obwohl er nur ihren Rücken sah, so verführerisch, dass sein Gesicht rot anlief und sein Herz vor Aufregung schneller schlug.

Als er das Gefühl hatte, ihr Rücken sei nun sauber, legte er den Schwamm neben sie auf den Rand der Insel.

Er beugte sich zu ihrem Ohr vor und sagte leise: „Ihr seid ein wenig verspannt, Herrin. Soll ich Euch massieren?“

Manos wusste selbst nicht, was ihn zu der Idee getrieben hatte, doch Parthena schien keine Einwände zu haben. Sie blickte ihn über die Schulter hinweg an, lächelte und stimmte dem Vorschlag zu.

Nun ihre bloße Haut unter seinen Händen zu spüren, machte den jungen Mann noch nervöser. Er musste sich zusammenreißen um nicht ausfällig zu werden und sinen Stand völlig zu vergessen.

Parthena, die diese sanften Berührungen sehr genoss, lächelte in sich hinein. Oh ja, was sie da gerade tat, testete ihren Sklaven sehr. Ein aufgeregtes Kribbeln schoss durch ihren Magen.

Immerhin war er ihr Sklave und als solcher durfte er sich nicht an ihr vergreifen. Das war ihr durchaus bewusst und es gefiel ihr. Wie weit musste sie gehen, dass er es doch tun würde? Wie weit musste sie ihn reizen?
 

Kurz stutzte sie selbst über ihre Gedanken.

Was tat sie da gerade eigentlich? War sie von allen guten Geistern verlassen? Sich hier von einem männlichen Sklaven massieren zu lassen?

Gut, es würde niemand erfahren, denn außer ihnen war niemand da...

Außerdem, so beruhigte sie sich nach der ersten Schrecksekunde wieder, hatte sie ja schon zuvor festgestellt, dass er mittlerweile viel mehr für sie war als ein Sklave... auch wenn sie noch nicht genau wusste, WAS genau er eigentlich für sie war... es blieb ihr ein Rätsel...

Und da war ja noch der Kuss, den sie-
 

„Ah! Ah, Manos! Nicht so fest!“, keuchte sie erschrocken auf. Der Sklave hatte eben um Einiges stärker zugedrückt als zuvor.

„Verzeiht, Herrin. Aber Ihr hattet da einen Knoten.“, antwortete der Schwarzhaarige nüchtern.

Parthena antwortete nichts darauf. Wo war sie gerade gewesen? Ach richtig, bei dem Kuss.... Würde sie wirklich soweit gehen? Heute?

Sie fühlte, dass sie wirklich neugierig war, wenn es um Manos ging. Er übte so eine spezielle Anziehungskraft auf sie aus, die sie sich nicht erklären konnte.

Etwas an ihm faszinierte sie. Die Blonde wusste nicht was es war, aber wenn sie sich vorstellte, dass er sich in sie verliebt haben könnte, wurde ihr ganz warm.

Und wenn sie sich dann noch ausmalte, wie es wohl wäre ihn zu küssen, dann flatterte ihr Herz so sehr wie ein kleiner Vogel, der unbedingt aus seinem engen Käfig befreit werden wollte.

Was war nur los? War das etwa Liebe? Konnte es sein, dass sie nicht nur ahnte, dass er sie mehr als nur mochte, sondern dass es auch in ihr selbst so aussah?

Je länger Parthena darüber nachdachte, desto aufgeregter wurde sie und am Ende konnte sie sich denken, dass sie es sich wohl nie trauen würde ihn zu küssen, wenn sie jetzt noch länger wartete!

In Baccho et Aphrodite

In Baccho et Aphrodite - Bei Bacchus und Aphrodite
 

Deshalb richtete sie sich kerzengerade auf, da sie vorher auf ihre Ellenbogen abgestützt gestanden hatte.

Dann drehte sie sich herum, wohl wissen, dass sie völlig nackt war.

Manos sah sie verwundert an und ließ die Hände, die bis eben noch ihren Rücken massiert hatten, nach unten sinken.

„Das reicht.“, sagte Parthena, bezogen auf die Massage.

„Sag Manos... findest du mich schön?“, fragte sie ohne Umschweife und schaute ihm dabei in die grünen Augen. Sie sah, wie seine ohnehin schon dunklen Wangen noch einen Farbton tiefer gingen. Doch was sie anerkennend feststellte, war, dass er ihr in die Augen sah und nicht dorthin, wo es für einen Mann zweifelsohne interessanter gewesen sein mochte.

Überwältigt von ihrer Anmut brachte er zuerst kein Wort heraus. Dann senkte er ehrfürchtig den Blick zu Boden, ergriff stattdessen eine ihrer Hände und küsste diese.

„Ihr seid für mich das Schönste auf der Welt, Herrin.“, sagte er, entließ ihre Hand und richtete sich wieder auf.

„Dann...“, fing Parthena an und ging einen Schritt auf ihn zu, so dass sich ihre Haut schon fast berührte, „... erfülle ich dir deinen Wunsch.“

Sie umfasste sein Gesicht mit ihren Händen, zog es ein wenig zu sich herunter und küsste ihn sanft. Seine Lippen waren warm und seidig weich.

Die Blonde schloss die Augen während des Kusses. Sie genoss das kurze Gefühl von Geborgenheit, das von dem Mann ausging.

Manos dagegen, der nicht wusste wie ihm geschah, behielt seine Augen offen, die sich ungläubig weiteten. Überraschung spiegelte sich in ihnen. Er konnte nicht fassen was gerade passierte.

Langsam löste Parthena sich wieder von ihm. Sie ließ ihre Arme sinken, sah dem jungen Mann vor sich jedoch weiter in die Augen.

Lange Zeit bewegten sie sich nicht, sahen einander einfach nur stumm an.

Dann traute sich Manos einen weiteren Schritt zu tun, von dem er wusste, dass er ihm mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Verhängnis werden konnte. Denn schließlich hatte sie ihn nur geküsst, weil er es sich damals gewünscht hatte, nicht weil sie ihn liebte. Und doch konnte er nun, da er einmal von diesen Lippen gekostet hatte, nicht einfach von ihnen ablassen. Selbst wenn es ihn in sein Verderben stoßen mochte.

Er legte einen Finger unter ihr Kinn um sie noch ein wenig zu sich zu führen und legte ihr seine Lippen erneut auf.

Was dachte er sich nur dabei? Er musste verrückt geworden sein! Sie würde ihn auspeitschen lassen, vierteilen, den Löwen zum Fraß vorwerfen!

Aber das war ihm in diesem Moment egal. Alles was zählte waren die süßen Lippen seiner Herrin, nach denen er sich seit Monaten, nein, Jahren gar, gesehnt hatte. Seit die Blonde seinen damaligen Herren geheiratet hatte, war er ihr mit Haut und Haar verfallen gewesen.

Parthena wehrte sich nicht. Die Küsse des Schwarzhaarigen waren so berauschend. Sie vernebelten ihr die Sinne und ließen in ihr eine Sehnsucht aufflammen, deren Existenz sie in sich bis Dato noch nicht einmal annähernd erahnt hatte.

Sein herber Geschmack brachte sie fast um den Verstand.

Plötzlich hatte sie das Gefühl das Richtige zu tun. Es kam ihr nicht mehr falsch vor. Die kleine zweiflerische Stimme, die ihr immer die schönen und verbotenen Dinge ausgeredet hatte, war verschwunden.

Und was konnte schon falsch daran sein sich so gut zu fühlen?

Die junge Frau schlang die Arme um Manos’ Nacken und vertiefte den Kuss.

In ihr kribbelte alles fürchterlich und ihr Körper erhitzte sich entsetzlich, obwohl das Wasser, das sie umgab, recht kühl war.

Manos legte seine Hände auf ihre Hüfte um sie mehr zu sich ziehen zu können, damit er ihr ein wenig näher war.

Sie vertieften den Kuss solange, bis sie sich aus Atemnot trennen mussten.

Parthena sah den muskulösen Mann vor sich unschlüssig an und lockerte ein wenig den Griff um seinen Nacken. Der Abstand zwischen ihnen wurde wieder ein wenig größer.

Jetzt war zwar eindeutig, was er für sie empfand, aber wie sah es in ihr selbst aus?

Sie spürte noch immer, dass sie sich ungewöhnlich stark zu ihm hingezogen fühlte.

Aber wo war die Grenze? Wie weit würde sie gehen?

Abwartend sah sie ihn an. Was würde er als Nächstes tun?

Manos, dem der nachdenkliche Blick seiner Herrin nicht entgangen war, wusste erst nicht, was nun folgen würde. Doch da sie keine Anstalten machte sich zu entziehen oder ihn für das, was er sich wagte zu tun, zu bestrafen, fuhr er einfach dort fort, wo er aufgehört hatte. Er küsste ihren Hals, ihre Stirn, die Nase.

Schmeckte ihre Haut, erkundete jeden Zentimeter ihres Gesichtes und des Halses.

Parthena schloss entspannt die Augen. Sie genoss diese zarten Berührungen und ließ sich nur zu gern verwöhnen.

Doch irgendwann fröstelte sie und fing an zu zittern. Das Wasser um sie herum zog die Wärme aus ihrem Körper.

„Manos,“, hauchte sie, „Lass uns aus dem Wasser gehen. Mir ist kalt.“

Der Angesprochene unterbrach seine Liebkosungen und nickte. „In Ordnung.“

Sie lösten sich voneinander und Parthena nahm den jungen Mann bei der Hand. Er sollte nicht denken, sie würde ihn nur benutzen und dann fallen lassen wie eine heiße Kartoffel. Die junge Frau wollte ihm zeigen, wo er stand. Und zwar hier bei ihr, mit ihr wenigstens durch ihre Hände verbunden.

Es mochte seltsam übereilt wirken und Parthena war sich ganz und gar nicht sicher, ob sie wirklich so fühlte, wie sie dachte. Doch noch war sie unglaublich neugierig auf den jungen Mann. Warum sollte sie von ihm lassen?

Nicht eher bis ihr Interesse, ihr Verlangen nach ihm, gestillt worden war.
 

Draußen hüllten sie sich sogleich in weiche Handtücher.

Ohne viele Worte trennten sie sich um trockene Kleidung anzuziehen.

Mit hochrotem Kopf lief Parthena durch die Gänge. Nun, da sie allein war, kamen die Zweifel in ihr auf und die Stimme, die immerzu zweifelte und ihre Wünsche schlecht machte, tauchte wieder auf. Was hatte sie da nur angestellt? Derart einen ihrer Sklaven zu verführen! Es stand ihr nicht zu Untergebene so zu behandeln! Sie trug die Verantwortung für alle ihre Sklaven. Was war nur in sie gefahren? Erneut erlag sie dieser Stimme in ihr und hatte das Gefühl gerade eben alles falsch gemacht zu haben, was man hatte falsch machen können.

Sich selbst leise aber heftig verfluchend gelangte sie in ihr Schlafgemach, in dessen Nebenzimmer der Schrank mit ihren Kleidungsstücken stand.

Sie wählte eine hellblaue Tunika, zog diese über und stand danach ein wenig unschlüssig im Raum herum. In Gedanken durchlief sie noch einmal die letzten Minuten und ihr Herz schlug wieder heftiger als gewöhnlich.

Eine wohlige Wärme durchfloss den Körper der jungen Frau.

Unsicher, ob das alles nun gut oder schlecht war, ging sie hinaus.

Im Park ihres Grundstückes gab es zwölf kleine Tempel, einen für jeden kanonischen Gott. Parthena pflückte einige Lavendelzweige und ging in den Tempel der Aphrodite.

Dort opferte sie die Zweige und betete zu der Göttin, auf das sie die Blonde aus diesem Chaos der Gefühle auf den Weg der Erkenntnis und Weisheit führen möge. Parthena wollte endlich wissen, was nun richtig und was falsch war.

Seufzend doch zuversichtlich entfernte sie sich einige Zeit später wieder aus dem Tempel. Nervös ging sie in die große Halle, die den einzigen Eingang vom Park ins Haus bildete. In Gedanken versunken schlenderte sie an den Skulpturen vorbei und verweilte kurz zwischen Dionysos, dem Gott des Weines und Aphrodite.

Von ihr unbemerkt näherte sich hinter ihr Manos. Er umschlang ihre Hüfte mit seinen Armen und legte seinen Kopf auf ihre Schulter. Der Schwarzhaarige konnte spüren, wie sie zuerst zusammenzuckte, weil sie ihn nicht hatte kommen hören.

„Was tut Ihr da, Herrin?“, fragte er.

Parthena drehte sich in seinen Armen herum, so dass sie ihm ins Gesicht sehen konnte und lächelte. „Du wagst es mich derart unehrenhaft zu berühren, aber du traust dich nicht, mich bei meinem Namen zu nennen?“, fragte sie gespielt spöttisch.

Aus einem Instinkt heraus gab sie ihm daraufhin einen kurzen Kuss.

Sie wollte nicht mehr warten! Nicht mehr zweifeln! Sie wollte endlich vertrauen! Ihren Gefühle! Ihrem Herz! Ihrer Intuition! Sich! Und das machen, was sie sich wünschte, egal was andere sagen mochten!

„Es ist so viel einfacher Euch zu berühren, als Euch mit Eurem Namen anzusprechen.“, erwiderte Manos, „Seit ich Euch kenne, nenne ich Euch Herrin.“

„Stell das ab.“, hauchte die junge Frau daraufhin verführerisch und eine ihrer Hände strich sanft durch sein schwarzes Haar. „Nenn mich Parthena.“, forderte sie.

„Alles was Ihr- du willst.“, entgegnete er und setzt noch ein „Parthena“ hinterher. Dann küsste er sie zärtlich.

Sie erwiderte den Kuss mit einem kleinen Lächeln und schmiegte sich wohlig an ihn.

„Sag, Manos, liebst du mich? Oder warum tust du das? Nicht, dass du denkst, du müsstest....“

Ein weiterer Kuss verschloss ihr den Mund bevor sie fähig war weiterzusprechen.

„Natürlich liebe ich dich. Ich würde das alles niemals mit so viel Hingabe tun können, würde ich dich nicht lieben.“, hauchte Manos.

„Seit wann liebst du mich?“, kam sogleich die nächste interessierte Frage.

Parthena kam sich komisch dabei vor. Es wirkte so überprüfend. Aber das war es ganz und gar nicht! Es interessierte sie nur brennend! Sie wollte alles von ihm wissen! Wie er dachte, wie er fühlte, was er tat, wie er lebte, einfach alles!

Es war dieser Hunger nach ihm, den sie nicht so schnell stillen konnte. Nach allem an ihm. Seinem Körper, seinem Inneren, seiner Stimme... hach seine Stimme.. hoffentlich gab er keine zu kurze Antwort!

Glücklicherweise musste der junge Mann etwas weiter ausholen.

„Seit ich dich das erste Mal sah, liebe ich dich.“, antwortete er, „Deine Schönheit hat mich vollkommen in den Bann gezogen. Und als ich feststellte, dass du noch dazu einen wunderbaren Charakter hast, war es völlig um mich geschehen.“, setzte er noch hinzu, „Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass Aphrodite zu uns auf die Erde hinab gestiegen ist.“, flüsterte er und wurde für das Kompliment sogleich mit einem weiteren Kuss belohnt.

„Sag so etwas nicht.“, sagte Parthena jedoch kurz darauf, „Niemand darf es wagen sich mit einer Gottheit zu vergleichen. Das ist Frevel.“

„Aber es ist die Wahrheit.“, raspelte Manos lächelnd weiter Süßholz, „Es ist für Aphrodite sicher schwer noch schöner zu sein. Wenn meine Aussage frevlerisch war, dann riskiere ich das gerne.“

Iudice Fortuna cadat alea

Iudice Fortuna cadat alea - Mit der Glücksgöttin als Richterin falle der Würfel
 

Daraufhin kicherte Parthena und küsste ihn erneut. Sie zog Manos mit sich nach unten, so dass sie schon auf dem Boden saß, als er hinterher kam. Jedoch dachte er keineswegs daran sich einfach nur vor sie zu setzen. Er beugte sich über sie und hätte sie sich nicht mit einem Arm auf den Fließen abgestützt, wäre sie sicher nach hinten gefallen. Sie küssten sich lang und innig.

„Du machst mich ganz verrückt.“, hauchte Manos in das Ohr der Blonden, sodass sie eine Gänsehaut bekam. „Alles an dir ist so überwältigend! Dein Geruch, deine Augen, deine Lippen.... wenn ich könnte, würde ich dich fressen.“, gestand er, was Parthena einen wohligen Schauer über den Rücken jagte.

„Wenn du mich nicht sofort stoppst, kann ich für nichts mehr garantieren.“, fuhr er mit rauer Stimme fort, was das Herz der jungen Frau nun entgültig zum immer schnelleren Klopfen brachte.

„Ich werde dich nicht aufhalten.“, flüsterte sie zurück, „Tu mit mir was du willst.“

Manos’ Augen weiteten sich einen Augenblick wegen dieser Worte, doch dann umspielte ein verführerisches Lächeln seine Lippen.

„In Ordnung. Du hast es so gewollt.“

Und er küsste sich ihren Körper entlang. Dabei fing er hinter ihrem Ohr an. Kleine hauchzarte Küsse setzte er auf den schlanken Hals, dann auf die Schulter und das Dekolleté.

Er öffnete die Knoten, die Parthenas Tunika über den Schultern zusammenhielten und zog das lästige Stück Stoff beiseite.

„Du bist selbst Schuld.“, flüsterte er ihr zu, „Wenn du dich nicht im Bad völlig entkleidet hättest, würde das hier alles sicher nicht passieren.“

Parthena lachte leise. „Da habe ich ja richtig Glück, dass ich es gemacht habe.“

Ihre Finger strichen sanft über seine muskulöse Brust und glitten dann an seinen Seiten vorbei um sich von hinten auf seinen Rücken zu legen und ihr den Schwarzhaarigen noch näher zu bringen.

Sie war, während Manos ihren Körper erkundete, ihrerseits auch nicht untätig. Parthena küsste sich, wie zuvor der Schwarzhaarige bei ihr, seinen Hals entlang. Sie saugte sich daran fest und biss leicht hinein. Als sie ein leises Keuche vernahm, grinste sie zufrieden.

Gegenseitig küssten sie sich und ließen ihre Hände wandern.

Ihrer beider Atmung beschleunigte sich um ein Vielfaches und sie hörten das Blut in ihren Ohren rauschen.

Parthena war noch nie so glücklich.

Es raubte ihr Verstand.

Parthena dankte sofort am nächsten Tag der Liebesgöttin, dass sie die junge Frau in die richtige Richtung geführt hatte.

Dann schenkte sie ihrem Sklaven die Freiheit.

Die anderen Sklaven staunten nicht schlecht, als sie wieder im Haus waren und vernahmen, dass Manos und Parthena sich gesucht und gefunden hatten.

Bald darauf wurde geheiratet.

Von ebenjenem Tag an lebten die beiden Liebenden glücklich zusammen.

Einige Monate später bekam Parthena einen Sohn, ein Jahr später eine Tochter.

Die Familie war vollends beglückt und genoss das Leben nach dem Motto „carpe diem“ in vollen Zügen.
 

Ende
 

Sodele, ich hoffe euch hat meine kleine Story gefallen ;) Wer Fehler - inhaltlicher und gramatischer Natur- findet, darf sie behalten, alle anderen werden gebeten mir nen Kommi zu hinterlassen!!! Damit ich ungefähr weiß, wo mein Stand is.. es ist immer gut zu wissen, wie andere auf sowas reagieren, konstruktive Kritik ist sehr hilfreich!

*euch knuddel*

machts hübsch, ich geh jetzt schlafen :P

Cissy



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Kommentare zu dieser Fanfic (5)

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Von:  Miyu-Moon
2009-04-30T15:52:15+00:00 30.04.2009 17:52
Ups, Tippfehler. Ich meinte Skulpturen und Statuen.
Von:  Miyu-Moon
2009-04-30T15:51:44+00:00 30.04.2009 17:51
Skulputen von Göttern und Nymphen zieren wohl eher die Gänge oder Räume als die Wände. Statuen hängen ja nicht an den Wänden oder? Statuten werden auch eher dort aufgestellt, wo es keine Wände gibt, damit diese besser in ihrer Dreidimensionalität zur Geltung kommen, als beispielweise ein Wandfresko.
Von: abgemeldet
2008-11-16T16:05:25+00:00 16.11.2008 17:05
Also ich finde es nicht schlecht ^^!
Nur mich wundert, das einige Titel deiner Kapitel auf Latein sind! Ich weiß, da sind auch viele Römer rumgelaufen, aber wenn man beachtet, das Parthena eine Griechin ist, erscheint einem das schon seltsam.

"Das Essen bei dem reichen Freier war enttäuschend. Der Mann war furchtbar eingebildet, völlig von sich selbst überzeugt, in sich selbst verliebt und überhaupt drehte sich alles nur um ihn."
> Als ich den ersten Satz gelesen habe ich gedacht, das das Essen schlecht wäre und nicht die Gesellschaft >_< Vielleicht kann man das noch etwas treffender formulieren(nur ein kleiner Tipp).

Sonst finde ich deinen Schreibstil aber durchgegängig in Ordung und gut verständlich ^^!

Muss mir mal in nächster Zeit, die anderen Kapitel durchlesen^^!

Lg Suil-chan
Von:  Miyu-Moon
2008-10-10T12:42:10+00:00 10.10.2008 14:42
Manos sollte wirklich zu den Göttern beten, dass seine Herrin sich daran nicht zurückerinnert. Sonst wird er mit Garantie bestraft. Wenn es nicht um ihre Gesundheit gegangen wäre, hätte ich wohl kaumVerständnis dafür sehen können, denn zu der damaligen zeit konnten sich Sklaven sowas einfach nicht rausnehmen. Bin schon gespannt was im nächsten Kapitel passiert.
Von:  Miyu-Moon
2008-10-10T12:35:53+00:00 10.10.2008 14:35
Nur eine kritische Äußerung. Das Wort "Smalltalk" ist im Anbetracht der Zeit der Erzählung total unpassend. (ich glaube nicht, dass die Griechen damals schon Kontakt zu den Stämmen der britischen Inseln pflegten) Englisch in einer FF zu verwenden die in der Antike spielt, fällt einfach unangenehm auf.
Aber die Atmosphäre der Stadt und das Weggleiten in den Tagtraum ist wunderbar beschrieben.


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