Zum Inhalt der Seite

The crisis of the one-winged angel

für -Vincent-
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Ankunft

Der Weg war lang, steinig und wurde von dichten Nebelschwaden verhüllt, aber wenn man sich hier auskannte, war es nicht nötig, zu sehen.

Ab und zu verdunkelte sich der Himmel, wenn eines der hier lebenden Monster umherflog, aber auch das störte den einsamen Wanderer nicht, der ohne große Mühe die doch furchteinflößenden Klippen bezwang, die mit viel Fantasie und den richtigen Licht- und Schatteneinfällen zu Bestien wurden, wenn man lange genug hinschaute.

Endlich war er am höchsten Punkt angekommen und schute auf den Ort, der ihm so vertraut war, wie kein anderer.

//Nibelheim... hier finde ich Antworten...//, dachte der silberhaarige Mann und der Wind wehte ihm entgegen, was seinen schwarzen, knöchellangen Mantel in Aufruhr brachte. Seine Augen schlossen sich reflexartig, öffneten sich aber dann sogleich wieder und zeigtn sich wie zwei mystisch funkelnde Smaragde im hellsten Grün.

Langsam machte er sich auf den Weg, um den Abstieg zu wagen, wobei er den kürzesten Weg nahm. Sein Schwert nutzte er ab und zu zur Hilfe, damit er sich abbremsen konnte, dann stand er auch schon am Fuß des Eingangstores, wo in alten, rostigen und mit schwarzer Farbe verzierten Lettern aus Eisen "NIBELHEIM" stand.

Sein Blick heftete sih automatisch auf das größte Gebäude der kleinen Gemeinde.

//Die Shinra-Villa...//

Sephiroths Ziel.

Hirngespinste

Ein kleiner Impuls, etwa wie ein leichter Stromschlag, erfasste Vincents Körper und er erzitterte von Kopf bis Fuß.

Ungern öffnete er die Augen, schob den Deckel des Sarges, in welchem er schlief, beiseite und stand auf, um sich in den Gängen des Kellergewölbes etwas die Beine zu vertreten.

Leises Rascheln und Wispern lenkte ihn nur mäßig ab, das konnten nur die missgebildeten Experimente sein, die hier herumflogen.

Vincent hatte eine Unruhe in sich, die er sich nicht erklären konnte. Er ging vor sich hingrübelnd durch den Gang, der mit einer Treppe endete, die nach oben führte, doch kurz vor dieser machte er Halt und kehrte wieder um.

Plötzlich durchfuhr ihn ein neuerlicher Stromschlag und Vincent ging vor Schreck und auch, weil sich kurz alles in ihm zusammenkrampfte, zu Boden.

"Ugh-!", hörte er sich selbst aufkeuchen und ärgerte sich über diese kurzzeitige Schwäche.

Schnell rappelte er sich wieder auf, schaute sich um, obwohl niemand hier war, dann ging er zurück zu seinem Sarg, um noch etwas Schlaf zu bekommen.

"Dieses Gefühl... bestimmt nur ein Hirngespinst...//, schoß es ihm durch den Kopf und doch war es ihm, als kenne er jene Empfindung irgendwoher...

Vincent schüttelte diese Gedanken ab, schloss den Sargdeckel und machte die Augen wieder zu.

...Hirngespinste...

Begegnungen

Sephiroth betrat die Shinra-Vilaa und vergewisserte sich, dass ihm niemand gefolgt war, aber darüber machte er sich keine Gedanken, denn Nibelheim war noch genauso verschlafen, wie bei seinem ersten Besuch hier.

Kleine Erinnerungsfetzen stahlen sich in die Gedanken des Silberhaarigen und er ließ sie zu. Sein zweiter Einsatz als einfacher, freier Soldat der Shinra hatte ihn hierher geführt, aufgrund eines kleinen Monsterproblems, für dass sie aber nicht lange gebraucht hatten.

Das kleine Dorf hatte etwas an sich, was ihn sofort fasziniert hatte. Etwas Geheimnisvolles durchzog die kleinen Wege, die Bäume und Büsche, die Häuser, die Villa und auch die übrige Umgebung, die unmittelbar vor der Höhle, im hinteren Teil des Dorfes, war.

Sephiroth lächelte kurz, dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf den Innenteil der Shinra-Villa. Sie war seit Jahren verlassen und selten besucht, aber darauf verließ sich der Rang-1-SOLDAT nicht, da sich auch in der Umgebung Nibelheims sehr viele Monster aufhielten. Daher würde eine verlassene, große Villa eine gefundene Unterkunft für vielerlei Ungeziefer sein.

Sephiroth zog lieber seine Masamune, um sich im Ernstfall verteidigen zu können. langsam und bedacht durchschritt er die Villa und schaute in alle Räume, die er finden konnte. Sonderlich Interessantes fand er nicht, bis auf die Bibliothek, in der er sich dann auch länger aufhielt.

Der Raum roch nach alten Büchern, die auch noch so gut wie erhalten waren. Staub wallte auf, sobald Sephiroth einen Schritt machte und kitzelte ihn in der Nase, während sein Blick die Unordnung im Raum wahrnahm. Überall lagen alte, vergilbte Hefter und Unterlagen, die das Shinra-Logo trugen, doch bevor Sephiroth sie näher untersuchen konnte, vernahm er ein lautes Geräusch, welches unter seinen Füßen herzukommen schien.

Der Silberhaarige prüfte mit einem Fuß nach und spürte, wie morsch die Bretter unter ihm waren. Darunter befand sich eine Art Mauer und Sephiroth trat dagegen, was eine Art Echo unter ihm verursachte. Kurzentschlossen setzte er sein Schwert an, welches wie Butter durch den Stein schnitt.

Der Smaragdäugige schnitt ein Quadrat, dass so groß war, dass er durchpasste. Er schlüpfte durch das entstandene Loch und fand sich in einer Art Kellergewölbe wieder, welches so gar nicht den Stil der Shinra-Villa verkörperte, aber dennoch wohl dazugehörte.

Einige Fledermäuse flogen dicht an der Decke entlang und warfen schwarze Schatten auf den Boden, während das Flügelschlagen leichte Luftzüge verursachte. Es war auffallend kalt, sowie feucht und auch stickig und verstaubt, was wohl mit dem oberen Teil der Villa übereinstimmte.

Sephiroth sah sich noch etwas um, während dieses komische Gefühl in ihm immer mehr zunahm. Er hatte so etwas noch nie zuvor gefühlt... ob es vielleicht Angst war...?

Sein Gefühl verstärkte sich, als er am Ende des Ganges eine Tür wahrnahm und als ob unsichtbare Kräfte ihn ergriffen hätten, steuerte Sephiroth genau darauf zu.

Sein Blick fixierte die Tür, seine Hand lag bald darauf auf der Klinke, bereit sie niederzudrücken.

Ein kreischendes Geräusch zerriss plötzlich die Stille.

"KYYYRRRRÄÄÄÄHHHH!!!!"

Ein vampirähnliches Monster stürzte von oben auf Sephiroth herab, das mit messerscharfen Zähnen besetzte Maul weit aufgerissen, die Klauen, die Klingen ähnelten, vorgestreckt, während der aufgedunsene, befiederte Körper an Häßlichkeit wahrlich nicht zu überbieten war.

Sephiroth schaute kaum auf, sondern spaltete mit einem Hieb das unansehnliche, fliegende Ding, ohne ihm weitere Beachtung zu schenken.

Grüner Schleim spritzte umher, als das Monster zerbarst, verklebte die Umgebung und auch Sephiroths Waffe, während er selbst kaum etwas abbekam und außer der Tür nichts mehr wahrzunehmen schien, die er letztendlich öffnete.

Knarrend flog diese auf, die rostigen Angeln quietschten und in Sephiroth machte sich schon fast Enttäuschung breit, als er nur Särge, in denen er bald darauf lediglich Skelette und Staub fand.

//Zeitverschwendung...//, dachte der Silberhaarige und wollte das Zimmer schon verlassen, doch ein letzter Sarg erregte seine Aufmerksamkeit, weil dieser sehr zentriert im Raum stand.

Noch dazu wurde Sephiroths Inneres geradezu aufgewühlt, je näher er diesem einen Sarg kam.

//Irgendetwas ist anders daran... was nur...?//

Sephiroth lenkte seine Schritte weiterhin auf den Sarg zu und erreichte ihn, ehe er kurz zögerte.

Sollte er das jetzt wirklich tun? Eigentlich hatte er ja genug Skelette gesehen...

...also kam es auf eins mehr auch nicht mehr an.

Sephiroth hob den Sargdeckel an und beförderte ihn zur Seite, doch in dem Sarg befand sich etwas ganz nderes als ein Skelett...

...viel mhr war es ein schlanker, aber doch muskulöser, junger Mann mit rabenschwarzen, langen Haaren, einem schönen, fast femininen Gesicht, welches zur Hälfte von dem Kragen eines roten Mantels verdeckt wurde. Der schwarze Overall wies ihn weder als Zivilisten noch als Soldaten aus und doch trug er einen Waffengürtel und eine sehr eindrucksvolle, goldene Klaue an der linken Hand. Die andere Hand hatte Sephiroth fast im Gesicht, nur dass noch ein Revolver diese von ihm trennte und der Silberhaarige schaute zusätzlich noch in ein Paar roter Augen.

Vincent Valentine war wach... und unausgeschlafen~

Bekanntschaft

"Wer bist du und was willst du hier?", wollte Vincent wissen, denn schließlich riss man ihn nicht ungestraft aus dem Schlaf.

Die monotone Stimme erinnerte Sephiroth an seine eigene, die er jetzt auch erklingen ließ, dabei bewusst die erste Frage ignorierend.

"Antworten suchen."

"Worauf."

Das Misstrauen in den roten Augen des anderen, amüsierte Sephiroth, aber er lachte lieber nicht, auch, wenn ihm danach war. Das Verhalten des anderen war fast rührend...

"Warum jemand in einem Sarg schläft. Du wartest nicht zufällig auf jemanden, der dich wachküsst, oder?", wollte der Silberhaarige provokativ wissen und drückte dann mit seinem Zeigefinger die Waffe Vincents weg.

Das Gefühl von vorhin hielt in Vincent an und der andere kam ihm sehr bekannt vor... nur woher?

Sephiroth behielt währenddessen ein provokant-arrogantes Lächeln bei, um den anderen aus der Reserve zu locken.

//Dieses Gefühl... nein, das ist keine Angst...//, wusste er jetzt... und dennoch hatte er keine Ahnung, was es sonst sein sollte.

Vincent verärgerte es ein wenig, dass der Silberhaarige ihn dann ignorierte und sich lieber der Tür zuwandte.

"Wohin willst du?", fragte der Schwarzhaarige daher und stieg aus seinem Sarg, um seine 1,89 Meter vor dem anderen aufzubauen, womit er der Größere war.

"Komm doch mit und finde es heraus", war Sephiroths Kommentar, wobei er sich nicht mal umdrehte.

Vincent knurrte leise in sich hinein und überlegte kurz, ehe er dem anderen doch folgte, allerdings mit einem großen Abstand.

Vergangenheit

Sephiroth kehrte zur Bibliothek zurück und schaute sich nun hier nochmals um, ehe er sich einige der Shinra-Akten nahm und sie begann, durchzulesen, während er in dem langen Korridor, in welchem die Regale angeordnet waren, umherwanderte.

Vincent hatte ebenfalls den Raum erreicht, klopfte sich den Staub vom kräftigroten Mantel und sah zu, wie der Silberhaarige sich in die Akten vertiefte, die er selbst schon sooft gelesen hatte.

Wie Vincent so auf Sephiroth blickte, fühlte er sich in die Zeit zurückversetzt, seine Erinnerungen an Lucretia kamen wieder.

//Sie ist auch immer so durch diesen Korridor gegangen... vertieft in ihre Aufzeichnungen...//, schoß es ihm durch den Kopf.

Überhaupt hatte der Silberhaarige große Ähnlichkeit mit seiner großen Liebe , wenn Vincent sich das recht überlegte.

//Es ist so viel Zeit vergangen... und er sieht ihr so ähnlich... ob er etwa Lucretias Sohn ist...?//, schoß es Vincent durch den Kopf.

"Wie heißt du überhaupt...?", fragte er leise, einen Moment zweifelnd, dass der andere ihn gehört hatte.

"Sephiroth... obwohl das wohl nicht von Belang ist für jemanden, der 25 Jahre in einem Sarg genächtigt hat. Ist dem nicht so,... Vincent Valentine?", entgegnete Sephiroth wortgewandt.

"Du weißt es also...?"

Vincent zeigte sich wenig überrascht, noch dazu hatte er jetzt seine Bestätigung. Für den Sohn Lucretias war es schließlich nicht weiter verwunderlich, dass Sephiroth Bescheid wusste.

"In der Tat... und ich hatte gehofft, von dir ein paar Antworten zu bekommen, wenn du schon mal... nun ja, wach bist", erklärte Sephiroth, legte die eben gelesene Akte beiseite, lehnte sich entspannt an das Bücherregal zu seiner Rechten, verschränkte die Arme vor der Brust und blickte auf den verschlossenen Mann, dessen Mund verlernt hatte, wie man lächelte und gar lachte.

"Was willst du von mir wissen...?"

"Wer war mein Vater... und was passierte mit mir und dir?", fragte der Silberhaarige nun.

Vincent zögerte einen Moment, dann beschloss er aber, die Wahrheit zu sagen. Nicht umsonst stand Lucretias Sohn vor ihm...

"Hojo... Professor Hojo ist dein Vater.... und gleichzeitig der Mann, der dafür sorgte, dass ich lebe und lebe... ohne zu wissen, was ich eigentlich bin. Was mit dir passierte, weiß ich nicht, zu jener Zeit schlief ich bereits als Experiment."

Sephiroth ging auf Vincent zu, schaute auf die traurigen Züge, die sich nun auf den vorher so in sich gekehrten Gesicht zeigten und sah auch, wie sehr sich der andere quälte.

"Du hast Lucretia... also Mutter... sehr geliebt, nicht wahr?"

Vincent nickte in einem weiteren Anflug von Wahrheit, obwohl es wohl nicht Sephiroths wahrem Interesse entsprach.

"Ja...umso mehr traf es mich, als sie sich für Hojo, dich zum Forschungsobjekt zu machen und gegen mich entschied. Sie gab mich auf... einfach so...", sagte Vincent und drehte sich weg, um sein Gesicht nicht zu zeigen, denn auch so hatte er schon viel zu viel preisgegeben.

"Hojo also... er sieht mich sowieso nur als Experiment... Aber gerade als Experiment... ich bin nicht normal... nicht wie die anderen. Es dürfte das gleiche Gefühl sein, welches du hast, nicht wahr, Vincent? Diese... Einsamkeit, diese Ruhelosigkeit..."

Vincent erwiderte nichts, Sephiroth schien sowieso Bescheid zu wissen. Der Silberhaarige kam um Vincent herum,sah ihm ins Gesicht und sein Blick schien den Schwarzhaarigen genau zu durchschauen.

//Wie Lucretia...//

Wehmut machte sich in Vincent breit udn sein Herz schmerzte bei den Gedanken an die Vergangenheit, so dass es ihn schier überwältigte.

"Tut mir leid Vincent... ich will dir keine Alpträume bereiten..."

Vincent durchfuhr es wieder einmal wie ein Blitz... das gleiche Gesicht, der gleiche entschuldigende Ausdruck in den Augen und um den Mund herum... der gleiche Satz, dieselbe Wortwahl...

//Lucretia... Lucretia...//

"Lucretia...", hauchte Vincent und der Klang ihres Namens auf seinen Lippen war, als hätte sich nichts geändert.

Sein Blick erwiderte den Sephiroths und alles andere schien ausgeblendet...

"Vincent...?"

Die krallenlose Hand legte sich sanft auf die Wange des Grünäugigen und strich hauchzart wie eine einzelne Feder über die Haut.

Sephiroth sah verwirrt in den fast liebevollen, warmen und doch wehmütigen Augenausdruck Vincents und konnte nicht umhin, sich davon gefangennehmen zu lassen. Also ließ er es zu, dass Vincent sich zu ihm heurnterbeugte und fast wünschte er sich, dass der andere ihn küssen möge.... woher dieser Gedanke auch kommen mochte.

Auch Vincent schoß der Gedanke durch den Kopf, doch er hielt sich im letzten Moment davon ab und schloss den Silberhaarigen stattdessen fest in seine Arme, um ihn an sich gedrückt zu halten.

In diesem Moment wurde der Ort, wo sie sich befanden, unwichtig, ebenso ihre doch noch recht unbekannte Beziehung zueinander und auch die schicksalhafte Vorgeschichte, die sie ebenso verband wie voneinander trennte.

Schlussendlich löste Vincent sich wieder von Sephiroth und wandte sich ab, um zu der quadratischen Öffnung zurückzugehen.

Sephiroth beschloss indessen für sich, das eben Geschehene zu ignorieren, als ob es nicht geschehen wäre und stattdessen sein vorheriges Vorhaben in die Tat umzusetzen...

Anfall

In den Akten war immer wieder von dem mako-Reaktor in der Höhle hinter Nibelheim die Rede gewesen und diesen würde er aufsuchen.

"Ich werde den Mako-Reaktor aufsuchen", sagte der Silberhaarige mehr zu sich selbst, doch Vincent fuhr sofort herum.

"Was?! Nein, geh´ nicht!", rief er erschrocken aus.

"Anhand deiner Reaktion sehe ich, dass sich das wahrhaftig lohnen könnte", entgegnete Sephiroth und sein Lächeln war gezeichnet von Entschlossenheit und Abenteuerlust.

"Das ist gefährlich. Auch wenn du stark bist, schaffst du das niemals allein", sagte der Schwarzhaarige ernst.

"Na dann pass doch auf mich auf", lächelte Sephiroth provozierend und verließ dann den Raum.

Vincent zögerte... aber nicht zu lang, so dass er Sephiroth mit wenigen Schritten Abstand folgen konnte. Es sollte das erste Mal seit langem sein, dass Vincent die Villa verließ und er fühlte sich nicht sonderlich wohl dabei.

Die Höhle, wo sich der Reaktor befand, war ja zum Glück nicht weit weg und schon bald sahen sich Sephiroth und Vincent mit den diversesten Monstern konfrontiert. Aber das war ein Leichtes für die beiden, denn was der eine mit dem Schwert nicht erreichte, glich der andere durch den Revolver aus.

Schließlich erreichten sie den Reaktor.

"Na ja... nicht gerade eindrucksvoll...",äußerte sch der Silberhaarige nach einer Weile des betrachtens.

"Was erwartest du von einer überdimensionalen Blechbüchse...?", meinte der andere nur dazu, während er hier nur wegwollte.

Er mochte alles, was mit Shinra in Verbindung stand, nicht unbedingt wieder hervorkramen, aber Vincent hatte sich ja selbst dafür entschieden, Sephiroth zu folgen.

"Lass uns gehen... ich bin gespannt, was hier zu finden ist."

"Bist du sicher? Vielleicht gefällt es dir nicht", warnte Vincent vor, denn er hatte ein überaus schlechtes gefühl bei der Sache.

"Ich habe keine Angst, falls du das meinst", lautete die Gegenantwort, ehe der Silberhaarige sich näher an das dosenähnliche Gebilde heranwagte, die schmale Stahltreppe erklomm und den Reaktor betrat.

Vincent folgte und ein ungutes Gefühl beschlich ihn, als würde er beobachtet werden. So sah er sich immer wieder aufmerksam um und hielt die Augen und Ohren auf, vielleicht hatten sie Verfolger. Ansonsten ließ er aber auch Sephiroth nicht aus dem Blick, welcher nun die Treppen und Röhren herabstieg, um tiefer in den Mako-Reaktor vorzudringen.

//Was hofft er nur zu finden? Und das gerade hier?//, fragte sich Vincent und verringerte den Abstand zu dem Silberhaarigen.

"Wo bleibst du denn? Komm schon!", rief Sephiroth und Vincent grummelte in sich hinein, weil der andere so ungeduldig war.

Dann sprang er von einer Röhre ab, fiel herunter und bremste seinen Fall mithilfe seines roten Umhangs, so dass er lautlos neben Sephiroth landete.

Dieser lächelte kurz, dann betrat er ein kleines, kuppelartiges Gebäude und besah sich die Behälter, die hier aufgereiht waren.

Vincent folgte zögerlich, er wusste unbewusst, was sich in diesen Behältern befand und was sonst noch hier war.

"Wir sollten hier verschwinden, ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache", meldete sich der Rotäugige erneut zu Wort.

//Wenn er Jenova hier findet, dann ist es aus...//, schoß es ihm durch den Kopf.

"Wieso...? Diese Experimente.... ich kenne diese Prozedur irgendwoher... nur woher?", hörte Vincent Sephiroth sagen.

Der Schwarzhaarige war mit schnellen Schritten bei ihm und riss ihn von den Behältern weg, doch der Silberhaarige schien durch seinen Begleiter hindurchzublicken. Wie betäubt stieß er den Schwarzhaarigen beiseite udn erklomm eine weitere Treppe bis zu einer massiven Tür, als würde ihn eine unsichtbare Kraft lenken.

"Verdammt!", fluchte Vincent und setzte ihm nach.

Sephiroth betrat währenddessen schon den nächsten Raum, der viel kleiner war als die vorherigen. In ihm befand sich ein großer Behälter, umgeben von Bildschirmen und diversen Apperaturen, doch Sephiroth interessierte nur das Innere des durchsichtigen Behältnisses.

Ein Körper war darin enthalten,... ein Frauenkörper, das Gesicht von einer Maske bedeckt, während der Körper in dicken Schläuchen endete.

Vincent erreichte ebenfalls den Raum und beobachtete erst einmal, was als Nächstes passierte.

"Mutter... ich habe so lange nach dir gesucht", hauchte Sephiroth und seine Händen glitten über das durchsichtigte Plexiglas, während die grünen Makoaugen seltsam leuchteten.

//Wovon redet er nur? Das da ist Jenova, nicht Lucretia... was ist mit ihm...?//, dachte der Schwarzhaarige und kam näher, doch das schien dem Silberhaarigen nicht zu gefallen, denn er zog seine Masamune und hielt deren Klinge an Vincents Hals.

"Komm Mutter nicht zu nahe, du Fehlschlag!", rief Sephiroth feindselig aus und sein Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes.

"Sephiroth, das da ist nicht deine Mutter, das ist-"

"Schweig, du weißt gar nichts!"

Sephiroth ging auf Vincent los und der konnte die Attacke gerade noch so mit seiner Klaue parieren. Gerade noch so hielt er sich aufrecht, doch er hatte ganz schön zu kämpfen.

//Verdammt, so war das nicht geplant!//

Ein handgriff und zum zweiten Mal an diesem Tag zierte Vincents Waffe Sephiroths Stirn, welcher nur ein Lachen dafür übrig hatte.

"Was ist jetzt? Willst du mich erschießen? Nur zu, ich warte", höhnte der Grünäugige und schien nur darauf zu warten.

Vincent entsicherte seine Waffe und er verspürte schon den Drang, die Sache zu Ende zu bringen... doch es entsprach nicht seiner Natur, also wehrte er mit aller Kraft Sephiroths Masamune ab, stieß den Besitzer zurück und schlug diesem mit so viel Nachdruck die Faust in den Magen, so dass dieser bewusstlos wurde.

Kraftlos sank Sephiroth in sich zusammen und Vincent fing ihn gerade noch so auf, ehe er den Boden begrüßen konnte.

"Ganz der Vater, wie mir scheint...", stellte Vincent fest, steckte seine Waffe udn auch die Sephiroths weg und trug den Ohnmächtigen aus dem Mako-Reaktor.

Am besten sie kehrten diesem unheimlichen Ort sofort den Rücken, solange es noch ging...

Gefangenschaft

Sephiroth schlug die Augen auf und richtete sich in selben Moment ruckartig auf.

Was war passiert?

Sein Kopf war so merkwürdig leer, es fühlte sich so an, als ob er wichtige Minuten, vielleicht sogar Stunden verpasst hatte.

„Was ist passiert…?“

„Glaub mir, das willst du nicht wissen“, lautete Vincents trockene Antwort darauf und er trat aus dem Schatten ihres Gefängnisses.

„Vincent… wo sind wir…?“, fragte Sephiroth und hielt sich den schmerzenden Kopf.

„Im Gefängnis.“

„W- wie bitte?!“, fuhr der Silberhaarige auf.

„Ja… sie haben vor dem Reaktor auf uns gewartet und mit dir auf den Armen konnte ich ja schlecht kämpfen“, merkte Vincent an.

Sephiroth enthielt sich einer Antwort und versuchte stattdessen, aufzustehen, was er auch schaffte, auch, wenn sich sein Körper merkwürdig taub anfühlte.

„Was war los… ich erinnere mich nicht“, sagte er dann und sein Blick aus grünen Augen suchte den Vincents.

Dieser zögerte… wie sollte er das dem anderen jetzt auch erklären? Sollte er jetzt sagen, dass der andere „ausgetickt“ war?

„Vincent… ich will sofort wissen, was los war!“, fuhr Sephiroth den Schwarzhaarigen an, wobei seine Augen wie grüne Eiskristalle funkelten.

„Du hast dich merkwürdig verhalten… als wir im Reaktor ankamen, verändertest du dich vollkommen… als ob etwas von dir… Besitz ergriffen hätte“, erklärte der Rotäugige daraufhin.

„Was kann das nur gewesen sein…? Etwa eine Nebenwirkung des Mako…?“, fragte sich der Silberhaarige mehr selbst und in seinen Augen tauchte kurzzeitig ein Funke Angst auf.

Vincent sah das mit einer Mischung aus Mitgefühl und Überraschung… er sah diesen kleinen Augenblick Verletzlichkeit und ehe er selber so recht wusste, was geschah, befand sich Sephiroth irgendwie in seinen Armen.

„V- Vincent!“, kam es überrascht von dem anderen und er zuckte zusammen.

„Ich bin hier… keine Sorge“, flüsterte der Schwarzhaarige sanft und drückte Sephiroth ebenso vorsichtig an sich.

„Ich bin zwar der Sohn zweier halbstarker Wissenschaftler, aber ich bin nicht so schwach wie sie! Ich brauche deine Hilfe nicht“, brauste Sephiroth auf, während er versuchte, sich von Vincent zu lösen, der dann aber doch mehr Kraft aufzubieten hatte, als der Silberhaarige vorher gedacht hatte.

Schlussendlich spürte Sephiroth Vincents Blick auf sich ruhen und zu seinem Nachteil – wenn man das so nennen konnte – schaute Sephiroth hoch in diese seltsamen roten Augen…

„Sephiroth…“

Der Silberhaarige wurde entgegen seiner Gewohnheit nervös, sein Blick war wie gefangen von dem anderen…

//Was ist das bloß…? Was… ist mit… mir?//

„Vin…cent?“

Sephiroth spürte und sah, wie Vincent ihm immer näher kam.

//Was hat er vor…? Was will er… oh Gott, er wird doch nicht…?//

Doch, er würde… das spürte der Grünäugige Millisekunden später, als Vincent ihn küsste.

Erst verkrampfte sich Sephiroth, seine Finger krallten sich in Vincents Oberarme und biss in dessen Unterlippe, bis er Blut schmeckte.

Vincent ließ soweit von dem anderen ab, dass dieser einen Sicherheitsabstand einnehmen und zudem noch einen Wutanfall bekommen konnte.

„Verflucht, was glaubst du eigentlich, was du hier tust?! Ich spiele hier nicht den Ersatz für meine schwächliche Mutter!!!“

„Lucretia… war nicht schwach“, lautete Vincents Antwort und einen Lidschlag später war er wieder ganz nah bei Sephiroth, drängte ihn dieses Mal gegen die Wand und presste abermals seine Lippen auf die des Silberhaarigen.

„...und du bist nicht der Ersatz für sie…“, hauchte der Schwarzhaarige dunkel.

Sephiroth überkamen mehrere heiß-kalte Schauer, er erzitterte am ganzen Körper und wieder krallte er sich in Vincents Oberarme… nur den Biss in die Unterlippe des anderen unterließ er dieses Mal.

Der Kuss war eine seltsame Angelegenheit… zuweilen sanft, zum anderen ungeduldig und leidenschaftlich… eine berauschende Mischung, die der Grünäugige dem Schwarzhaarigen wohl kaum zugetraut hätte.

//Er sah aus, als hätte er sehr gelitten… einsam… gebrochen… wie kann so jemand nur solche starken Gefühle vermitteln… wie ist das möglich…?!//, dachte Sephiroth, während sein Widerstand schmolz.

Der Eisstrom in seinen Adern gewann an Temperatur, so dass warmes Blut durch ihn floss und in seinen Ohren zu rauschen begann… sein Herz regte sich nach Jahren der Verdrängung und schlug kräftig gegen seine Brust.

Vincent war ebenso verwirrt wie Sephiroth, nur dass er sich trotzdem sicherer war, als der andere und somit genau wusste, was er fühlte. Das starke Gefühl der Hingezogenheit war kein billiger Abklatsch seiner Gefühle für Lucretia… viel mehr war Sephiroth seine Antwort, die er so lange gesucht hatte. Für ihn konnte der Schwarzhaarige etwas empfinden, das für ihn nach Lucretia undenkbar gewesen war. Sephiroth war derjenige, für den Vincent weiterleben konnte… sein Schicksal…

Vincent löste sich nach einer ganzen Weile erst wieder von Sephiroth, um ihn anzusehen und eine verirrte Haarsträhne hinter dessen Ohr zu streichen.

„W- wir sollten… überlegen, wie wir hier rauskommen…“, sagte Sephiroth jetzt leicht abwesen und Vincent nickte, ehe er dem anderen genügend Raum zur Beruhigung gab.

Erpressung

Als ob er auf ein Stichwort gewartet hätte, stand plötzlich ein Shinra-Soldat vor Sephiroth und Vincent in der Zelle.

„Na, ausgeschlafen?“, höhnte er und grinste böse.

„Wie redest du mit mir? Ich bin von SOLDAT, du-!“, regte sich Sephiroth über diese Frechheit auf, doch Vincent hielt ihn zurück.

„Sephiroth, das ist keiner von Shinra… es sieht eher nach Spion aus“, warnte Vincent.

„Oh, sehr schlau. Ganz recht, ich bin ein Spion, aber das ist von geringem Interesse. Ich habe euch einen Handel anzubieten“, erklärte der Spion und spielte mit einem Schlüsselbund herum.

„Was willst du?“, fragte Vincent, ebenso unerfreut wie Sephiroth.

„Ihr sollt ein paar Monster für uns erledigen, damit wir weiterkommen. Ihr seid genau die Richtigen“, sagte er.

„Haben wir eine Wahl?“, fragte der Rotäugige und wie zu erwarten, lachte der Spion.

„Da wir eure Waffen haben, wohl kaum. Die bekommt ihr nur wieder, wenn ihr zusagt. Und macht euch keine Hoffungen, abzuhauen… wir sind in der Überzahl, etwa 30 Mann und zur Sicherheit haben wir euch Neutralisationsarmbänder verpasst, die euch schwach wie Kakerlaken machen. Hm… nicht, dass das ein großartiger Unterschied wäre.“

Vincent hielt Sephiroth zurück, der einen Schritt zu dem Spion gemacht hatte, aber der Silberhaarige schien sich zum Glück selber noch im Zaum zu halten. Wahrscheinlich überlegte er schon, wie er am besten diesen Typen überwältigen konnte. Auf alle Fälle hieß es erst einmal mitspielen…

„Wir sind einverstanden…“, knurrte der Silberhaarige schließlich und man sah schon, dass er am liebsten kurzen Prozess gemacht hätte.

„Gut… dann kommt mal mit“, wies dieser die beiden dann an und Vincent und Sephiroth blieb nichts anderes übrig, als dem Spion zu folgen.

Angriff

Es war bereits dunkel, als die Spionenarmee, inklusive Sephiroth und Vincent, die angrenzende Höhle Nibelheims erreichte. Die Truppe bestand aus 30 Mann, wie der einzelne Spion schon vorher angekündigt hatte, bestehend aus Soldaten unterschiedlichen Ranges und in unterschiedlich farbigen Uniformen und doch waren Sephiroth und Vincent die wohl auffälligsten Personen in der gesamten Truppe.

Die beiden hatten immer noch keine Ahnung, wie sie sich befreien sollten, aber ihre Zeit würde schon noch kommen. Aber nicht nur ihre Flucht beschäftigte Vincent, sondern auch die ominösen Monster, die der Spion vorhin erwähnt hatte.

Die Truppe ging durch die Höhle, bekämpfte kleinere und größere Monster, allerdings wurden die zwei Gefangenen aus den Kämpfen herausgehalten.

Bald darauf kamen sie zu einer großen Apparatur, an welcher sich der Weg gabelte… und direkt dort saß ein riesiger schneeweißer Drache, der wachsam auf seine nächste Beute wartete.

„Ein Schneedrache“, erkannte Vincent.

„Die sind doch für ausgestorben erklärt…“, merkte Sephiroth verwundert an.

„Und ihr beide werdet dafür sorgen, dass diese Information auch stimmt. Los!“, wies ein als Infanterist verkleideter Spion an.

Sephiroth und Vincent erhielten ihre Waffen und wurden in Richtung des Drachen gedrängt, um diesen zu erledigen, so dass die Gruppe weiterkonnte.

Vincent schlich sich an und sah sich nach Sephiroth um, doch dieser folgte nicht. Der Unwillen stand ihm ins Gesicht geschrieben… er wollte niemanden umlegen, der ihm nichts getan hatte.

„Sephiroth?“, fragte Vincent leise und sah dann mit Erschrecken, dass sich der Silberhaarige nun dem Spion von vorhin zuwandte, der sich vorhin über sie lustig gemacht und sie erpresst hatte.

Einen Augenblick später griff er an, wobei sein langes Haar nur so wehte.

„Sephiroth!“

Zu spät, der Grünäugige hatte sein Schwert schon im Körper des Spions versenkt, doch er vergaß dabei, dass dieser noch den Sender zu den Neutralisationsarmbändern hatte und so hörte man Sephiroth einen Moment später vor Schmerz aufkeuchen, ehe dieser zu Boden ging.

Der Spion fiel ebenfalls zu Boden, aus einer tiefen Wunde im Bauch floss unaufhörlich Blut und die Kraft des Mannes ließ nach, so dass er den Sender nicht mehr betätigen konnte. Sephiroth konnte somit wieder aufstehen und er kümmerte sich nicht um die umstehenden Truppenmitglieder.

„Du kannst jetzt die Illusion aufheben, es ist sowieso gleich vorbei“, meinte er lediglich und ließ seinen Blick aus grünen Augen auf dem Spion ruhen.

„Wo- woher wusstest du… dass du nur mich ausschalten musst? Und dass… das nur eine Illusion war?“

Sephiroth lächelte und schnaubte dann verächtlich, während der andere den letzten Atemzug tat, wobei die Illusionen der 30 Männer verschwand.

„Das war pures Glück… ich wusste es nicht, ich wollte dich nur loswerden.“

Durch den Lärm war jedoch der Schneedrache aufmerksam geworden und stapfte zu den beiden. Blitzschnell erhob er sich in die Lüfte und griff nun Sephiroth an, der nicht schnell genug reagieren konnte.

„Sephiroth!“, rief Vincent und erreichte den Silberhaarigen gerade noch, um ihn mit seinem Körper vor dem Angriff abzuschirmen.

Der Drache schlug mit einer seiner Klauen zu und verletzte den Schwarzhaarigen am rechten Arm und an der Brust.

Vincent ging allerdings nur auf die Knie, hielt sich aber mit aller Kraft aufrecht und pumpte ein ganzes Magazin Blei in den Drachen, ehe seine Sicht leicht verschwamm.

//Verdammt… Gift…//, schoß es ihm durch den Kopf.

Sephiroth sah es und begriff, dass schnelles Handeln gefragt war. Vincent war erst einmal außer Gefecht und sie würden wohl kaum schnell genug verschwinden können…also hieß das im Klartext Kampf.

Sephiroth konzentrierte sich, lenkte etwas Magie in sein Schwert, so dass dieses kurz blau aufleuchtete und griff schließlich an.

„Huuaahh!!!“, hörte man von ihm und er traf den Drachen mit voller Wucht.

Dieser taumelte benommen und strauchelte leicht, während sich die Armbänder von Sephiroths und Vincents Handgelenken lösten.

Sephiroth nahm dieses Mal Vincent auf seine Arme und trat den obligatorischen Rückzug an. Hinter ihm hörte man das wütende Aufkreischen des Schneedrachen, aber das kümmerte den Silberhaarigen wenig, denn er musste schnellstmöglich etwas gegen das Gift in Vincents Körper tun.

Gift

Vincent kämpfte darum, wach zu bleiben, doch es war schwieriger als gedacht und ab und zu driftete sein Verstand in die Schwärze ab.

Sein Zeitgefühl geriet durcheinander, er glaubte, den Boden unter den Füßen zu verlieren, während das Gift immer weiter Wellen in seinem Körper schlug.

"Vincent!...Vincent! Komm schon, wach auf!", rief Sephiroth, doch Vincent hörte es kaum, als würde Nebel die Stimme des anderen verschlucken.

Sephiroth hatte Vincent nach draußen gebracht und im Gras abgelegt, damit sich das Gift nicht noch schneller ausbreiten konnte.

"Vincent!"

Der Schwarzhaarige bemühte sich, Sephiroths Stimme zu folgen. Seine Sinne waren nach wie vor betäubt, um ihn herum wirkte alles verschwommen bisweilen schwarz... aber dennoch war da irgendwoher Sephiroths Stimme zu hören, die ihn führte...

Letztendlich konnte er die Augen öffnen, er sah in ein Paar in Mako getränkte, grüne Augen und ein paar einzelne, silbergraue Haarsträhnen kitzelten sein Gesicht.

"Se..."

"Nein, sag jetzt nichts!", sagte der andere befehlend und drückte den Schwarzhaarigen wieder zu Boden, als dieser sich aufrichten wollte.

Mit diesen Worten zog Sephiroth an Vincents Klamotten...

//Was tut er... was...?!//

Vincents Gedanken trübten sich abermals... es war ihm egal, was passierte... Hauptsache, er konnte diesen Schmerzen in seinem Inneren entfliehen... schlafen...

Ein leichter Schmerz war plötzlich in seinem Gesicht zu spürbar, er machte die Augen wieder auf... und begriff, dass Sephiroth ihn gerade eine runtergehauen hatte, damit er wach blieb. Er durfte jetzt nicht schlafen!

Es war so unsagbar schwer, die Augen offen zu halten, aber Vincent kämpfte.

"Halte durch...", hörte der Rotäugige den anderen sagen und spürte Luft an seinem rechten Arm, dann spürte er etwas Warmes... wieder den Luftzug... wieder etwas Warmes...

Vincent zuckte jedes Mal zusammen und das jedes Mal, aber er spürte zeitgleich, wie sein Körper stärker wurde...seine Kräfte kehrten zurück...

"Mh...", gab er dann von sich, als er sich nun doch aufrichtete.

Sephiroth kniete am Boden und wischte sich gerade über den Mund. Er hatte aus der Wunde an Vincents rehten Oberarm das Gift des Drachen herausgesaugt und diesem somit das Leben gerettet.

"Geht es dir besser?", fragte der Silberhaarige und Vincent störte sich an genau zwei Dingen.

Erstens: Sephiroth hatte eine Emotionslosigkeit in der Stimme, so dass er nicht wusste, was dieser mögliherweise dachte und fühlte.

Zweitens: Er hatte Sephiroth zwar geschützt, dafür aber gleichzeitig Schwäche gezeigt.

//Was denkt er jetzt nur...?//, fragte sich Vincent also und zog den Ärmel seines Overalls etwas nach oben, schließlich saß er halbseitig oben ohne da.

Kontrollverlust

„Sephiroth…danke…“, flüsterte der Schwarzhaarige nun, schließlich wusste er noch, was sich gehörte.

„Ich sollte sie dir verarzten, aber ich habe leider nichts dabei“, wich Sephiroth aus, während er sich suchend umblickte.

Dann sah er den Rotäugigen an und räusperte sich leicht.

„Für diese ganze Aktion bin ich eigentlich nicht hierher gekommen…“

„Was meinst du?“, wollte Vincent von ihm wissen.

„Na die Sache mit dir… eigentlich wären wir uns nie begegnet, hätte ich diesen Raum nicht entdeckt… wir wären nicht in Schwierigkeiten geraten… und du wärest nicht wegen mir verletzt worden“, sagte Sephiroth antwortend, wobei er besorgt wirkte.

„Du hast mich gerettet und ich hab dich gerettet, damit sind wir quitt“, erklärte Vincent und lächelte.

Sephiroth erwiderte dies leicht und er fühlte sich nicht mehr ganz so befangen. So drückte er Vincent noch einmal runter ins Gras und zog am Reißverschluss des Overalls.

„H- hey! Se- Sephiroth!“, rief Vincent überrumpelt aus, während sein Gesicht im selben Rotton aufleuchtete, wie sein Mantel.

„Das Vieh hat dich auch an der Brust verletzt, das muss ich mir noch ansehen“, erklärte der Silberhaarige und zog so lange an dem Reißverschluss, bis dieser endlich nachgab und Stück für Stück des Oberkörpers freigab.

Der Rotäugige musste sehr an sich halten, um still zu halten, während Sephiroths prüfender Blick über ihn glitt und die zum Glück nur oberflächlichen Wunden begutachtete.

„O-okay?“, wollte der Untenliegende wissen, denn er Blick machte ihn ziemlich nervös.

Sephiroth nickte.

„Nichts weiter… Das Gift war nur in deinem Arm, du hast Glück gehabt“, meinte er.

„Hast du dir etwa Sorgen um mich gemacht?“, wollte Vincent im Scherz wissen und merkwürdigerweise war es nun an Sephiroth, rot zu werden.

Doch plötzlich wurde er blass und der Schmerz kam so unvorbereitet, dass Sephiroth sich zusammenkrümmte.

„A- argh!“, keuchte er auf und krallte sich mit einer Hand in den Boden.

„Sephiroth! Was ist los?!“

Vincent war sofort bei dem Silberhaarigen und drehte ihn zu sich, damit er in dessen Gesicht sehen konnte, doch Sephiroth wehrte sich dagegen, ehe ein neuer Schmerz sein Inneres zu zerreißen schien.

„Ahh-!“

Sephiroths Finger krallten sich in Vincents Arm, die andere Hand bearbeitete weiter den Boden, um lange Spuren zu hinterlassen.

Vincent hielt den Silberhaarigen in seinen Armen, wusste nicht wirklich, was er nun tun sollte… während Sephiroths Zustand immer bedrohlicher wurde.

Bald ließen die Schmerzen nach, doch der Silberhaarige hatte sich noch lange nicht davon erholt. Seine makogrünen Augen erschienen Vincent heller als sonst, eine Art fiebriger Glanz lag in ihnen und die Gesichtshautfarbe war extrem blass, dass es einem himmelangst werden konnte. Vincent machte aber vor allem der Blick des anderen Sorgen, denn es erinnerte ihn an die Situation im Makoreaktor.

//Jenova… ob sie Besitz von ihm ergriffen hat?//, fragte der der Schwarzhaarige und wurde hilfloser, je mehr Zeit verstrich.

„Sephiroth…“

„Halt den Mund und lass mich!“, fuhr der andere ihn plötzlich an und versuchte, Vincent zu attackieren.

„Sephiroth!“, versuchte es Vincent nochmals, den anderen anzusprechen, doch dieser versuchte, sein Schwert an Vincents Kehle zu platzieren, was dieser nur mit Mühe und Not mithilfe seiner Kralle abwehren konnte.

//Verflucht, was soll ich denn nur machen?//

„Sephiroth… komm doch zu dir!“, presste er hervor, doch diese fremde Macht in Sephiroth schien immer mehr zuzunehmen.

„Stirb!“, zischte der Grünäugige daher und bei dessen spürbarer Mordlust lief es Vincent eiskalt den Rücken hinunter.

//Das kann doch nicht… sein… Sephiroth… sag, dass das… nicht wahr ist…//, dachte Vincent und er brachte nun seine letzte Kraft auf, um Sephiroth das Schwert aus den Händen zu schlagen.

Doch auch das schien Sephiroth nicht zu stören, denn er legte kurzentschlossen seine Hände um Vincents Hals und drückte zu.

Vincent hatte keine Kraft mehr… sein Blick verschwamm leicht und sein Willen zu kämpfen war schon längst nicht mehr vorhanden, so geschwächt war er noch durch das Gift.

„Se…phi…roth…“

Entschluss

Plötzlich ließ der Druck nach, Vincent bekam wieder Luft und er füllte seine Lungen hastig damit. Seine Sinne kehrten nach und nach wieder zurück und brauchte eine ganze Weile, um sich wieder zu fangen.

Er schaute schließlich zu Sephiroth, welcher zitternd vor ihm kniete und auf seine Hände starrte, wobei er sehr stark zitterte. In seinen Augen flackerte es leicht, dann wurden sie wieder normal und schließlich gewann der Silberhaarige die Kontrolle über seinen Körper zurück.

„Was… habe ich getan…?“, flüsterte er geschockt und seine rechte Hand tastete nach seinem Schwert.

Ehe Vincent sich versah, hatte Sephiroth seine Masamune mit beiden Händen ergriffen und versuchte, sie sich selbst in den Körper zu rammen, doch Vincent war geistesgegenwärtig genug, um dies zu verhindern.

„Sephiroth, komm zu dir! Mir ist nichts passiert!“

„Siehst du denn nicht, was passiert? Ich verändere mich, ich greife dich an und hätte dich fast umgebracht! Welche Zeichen brauchst du noch?! Ich bin eine Gefahr für dich und für mich selbst, ich muss dem ein Ende setzen!“

„Aber nicht so!“

„Du hast doch auch keine bessere Idee, also lass mich!“, brüllte Sephiroth den Schwarzhaarigen an und wehrte sich, um sein Vorhaben zu Ende zu bringen.

Vincent hatte immer noch nicht genügend Kraft, also blieb ihm nur ein einziger Versuch, um Sephiroth ruhig zu stellen… und im Moment fiel ihm nur eines ein.

„Nh-!“, keuchte Sephiroth erschrocken, als er Vincents Lippen auf den seinen spürte und ins Gras zurückgedrängt wurde.

Zur Sicherheit hielt Vincent den anderen mit seinem eigenen Körper am Boden und hielt auch dessen Arme fest, damit Sephiroth nicht auf dumme Gedanken kommen konnte.

Sephiroth wehrte sich noch weiter, aber Vincents Kuss auf seinem Mund löste eine Art Schwäche in ihm aus, so dass er wenig später nachgab, seine Augen schloss und sich vollkommen entspannte… in eine Welt flüchtete, wo es diese andere Seite von ihm nicht gab…

„Ich wollte dir einen Vorschlag machen… denn ich habe eine Idee…“, hörte der Grünäugige dann leise Vincents Stimme.

Sephiroth öffnete seine Augen und schaute Vincent direkt an.

„Mach, dass es verschwindet… ich will dir nichts tun… niemanden will ich was tun…“

Vincent verstand das sehr gut und er zog Sephiroth hoch.

„Ich selbst kann dir nicht helfen…aber ich weiß, dass es dein Vater kann. Das heißt, wir müssen nach Midgar zu Hojo“, erklärte er dann.

„Aber er… er war es doch, der dich…“, setzte Sephiroth an zum Protest, beendete den Satz aber nicht, um Vincent nicht allzu sehr an die Vergangenheit zu erinnern.

„Es ist okay… es geht um dich Sephiroth. Ich komme damit klar… ist ja genug Zeit vergangen oder etwa nicht?“, fragte Vincent mit trockenem Humor.

Sephiroth ließ ein kleines Lächeln aufkommen, ließ es aber ebenso schnell wieder verschwinden. Jetzt war es nicht an der Zeit dafür…

„Lass uns gehen…“, sagte Vincent nun sanft, während er seinen Overall wieder schloss und seinen Umhang umlegte und gerade rückte.

„Hinter uns bringen passt in dem Fall wohl besser…“, fügte Sephiroth hinzu und nun war es Vincent, dessen Mund sich zu einem kleinen Lächeln verleiten ließ.

Im stummen Einvernehmen begannen die zwei ihre Reise nach Midgar, um einen alten Bekannten aufzusuchen.

Experiment

Es hatte sich nichts geändert… das Labor war immer noch zu klein, die Instrumente zu fehlerhaft, nirgendwo gab es geeignete Versuchsobjekte… nur Hojos Experimentierfreude und Wissensdrang waren ungebrochen. Sein neuestes Kreation wartete in einer großen Plexiglasröhre auf den ersten Einsatz. Es war ein 2-Meter großes, insektenartiges Wesen mit Raubkatzentatzen und einem pferdeartigen Schweif. Im Großen und Ganzen war es ein unansehnliches, hässliches Ding, aber für wissenschaftliche Zwecke konnte man es fast als „schön“ bezeichnen…

Hojo ging die letzten Werte des Versuches durch und nickte zufrieden. Jetzt brauchte es nur noch einen übermütigen, jungen Söldner, der sich für das Beste hielt, der seine neue Kreation ausprobierte… und kläglich dabei scheiterte.

Hojo kicherte. Ja, das würde amüsant werden~

„Darf man mitlachen?“, fragte eine dunkle Stimme, die Hojo schon seit Ewigkeiten nicht mehr vernommen hatte.

Der Professor drehte sich leicht in die Richtung, aus der die Stimme zu ihm gedrungen war und registrierte den Kontrast aus silbernen und schwarzen Haare, makogrünen und intensivroten Augen, schwarzen, silbernen und goldenen Reflexen der Kleidung und einem Schwert und einem Revolver.

„Lange nicht mehr gesehen… Professor Hojo“, sagte Vincent mit seiner monotonen Stimme und konnte die Bitterkeit trotzdem kaum zurückhalten.

Sephiroth lächelte nur, aber seine Augen hatten einen gefährlichen Glanz. Wenn man die beiden so zusammen sah, wusste man, dass mit ihnen nicht zu spaßen sein würde.

„Seid ihr für meine Experimente gekommen oder warum habe ich die Ehre?“, wollte der Professor wissen.

„Du sollst dich nützlich machen und Sephiroth helfen“, forderte der Schwarzhaarige.

„Und warum fällt gerade mir diese Ehre zu?“

„Frag dich das selber, Hojo, schließlich warst du es, der seinen eigenen Sohn der Wissenschaft opferte“, knurrte Vincent gereizt.

„Ah ja… ich erinnere mich. Das gelungenste Experiment überhaupt. Und? Was gibt es denn… für Unstimmigkeiten?“, wollte der Professor wissen, doch es schien, als würde er nur mit halbem Ohr hinhören, während seine Gedanken wo ganz anders herumgeisterten.

„Ich bin ab und zu nicht mehr ich selbst… meine Persönlichkeit ändert sich schlagartig… ich kann mich kaum zurückhalten…es ist, als würde etwas von mir Besitz ergreifen“, erklärte Sephiroth die Symptome.

Hojo dachte kurz darüber nach, dann lächelte er leicht und ließ wieder sein helles Kichern hören.

„Das dachte ich mir. Endlich bist du soweit~“, sagte er und der dürre Körper erzitterte vor Lachen.

„Was ist daran so lustig?! Rede klar, du Bastard!“, fluchte Vincent gereizt und wollte Hojo schon in die Mangel nehmen, doch Sephiroth hielt ihn am Arm zurück.

„Was meinst du damit, Hojo? Wofür bin ich soweit?“, wollte er wissen.

Hojo ließ sich Zeit mit der Antwort, die wieder von einem hellen Kichern begleitet wurde.

„Dachtest ihr etwa, ich führe ein Experiment an meinem eigenen Sohn aus, damit er eine hübschere Augenfarbe bekommt~?“

Sephiroth erfasste das kalte Grauen und er wurde merklich blasser im Gesicht.

„Was hast du… mit mir gemacht?“, fragte er tonlos.

„Ich habe dich zu etwas Besonderem gemacht, Sephiroth. Du bist einzigartig auf dieser Welt, unbesiegbar… sobald das letzte Merkmal erscheint, wirst du vollkommen sein. Allein nur durch mich, ha ha ha“, erklärte Hojo selbstzufrieden und Sephiroth wurde fast schlecht.

„Du bist wahnsinnig, Hojo. Total irre… du hast dich gar nicht verändert“, sagte Vincent feindselig.

„Du hingegen sehr. Zu schade, dass du als Experiment unbrauchbar warst. Eine reine Enttäuschung~“

Vincent zog seine Cerberus und richtete sie auf Hojo.

„Oh, habe ich dich beleidigt?“

Vincent fühlte immense Wut in sich und er erzitterte aufgrund der Stärke dieser Gefühle. Es war nur noch eine Frage von Sekunden, bis er sich selber vergessen und den Körper vor sich mit Blei voll pumpen würde.

„Du Ratte…“, knurrte Vincent und entsicherte seine Waffe, doch bevor er abdrücken konnte, fiel sein Blick auf Sephiroth neben sich, welcher in sich zusammengesunken war.

„Was hast du, mein Sohn? Ist es so überwältigend? Die Erkenntnis, etwas Übermenschliches, etwas Größeres als Gott zu sein?“, säuselte Hojo.

„Wer will das schon… was ist der Reiz daran, nicht normal zu sein?! Wer sagt, dass es gut ist, größer als Gott zu sein? Wer sagt überhaupt, dass ICH ein Gott sein wollte?! Und woher willst du es wissen, dass ich übermenschlich sein wollte?!“, sagte Sephiroth und seine Stimme schwoll an, bis er Hojo anschrie.

„Nun, ich weiß es eben. Du bist mein Sohn… du bist zu Großem bestimmt, das wusste ich schon vor deiner Geburt“, erklärte Hojo.

„Du meinst den Zeitpunkt, als du an mir herumgepfuscht hast?“, fragte Sephiroth bitter und in seinen schönen Augen stach der Hass geradezu hervor.

„Du weißt es jetzt noch nicht, Sephiroth… aber du wirst mir noch sehr dankbar sein.“

Sephiroth lachte kurz, bitter und humorlos auf, dann wandte er sich ab und ging.

Vincent hielt seine Cerberus weiter auf den Wissenschaftler gerichtet und ließ ihn nicht aus den Augen.

„Was ist das letzte Merkmal?“, wollte er wissen.

Hojo kicherte in sich hinein, machte eine Kunstpause, dann erst antwortete er leicht abwesend, wie es seine Art war.

„Schwarze Federn… schwarze, schöne Federn…“

Mehr bekam Vincent nicht aus dem anderen heraus und so folgte er Sephiroth.

Gefühle

Das Hotel war alt und heruntergekommen, aber dennoch geordnet. Es hatte einen liebevollen, alten Charme, der leicht ins Kitschige lief, was wohl an den geblümten Wandtapeten, den lachsfarbenen Bettüberwürfen und den graugewaschenen Vorhängen, den alten, verstaubten Möbeln, den Spinnweben in jeder Ecke und den knarrenden Türen und Fensterläden liegen mochte.

Sephiroth saß allein auf dem breiten Fensterbrett und starrte durch die staub- und sandbedeckte Fensterscheibe nach draußen, jedoch, ohne wirklich etwas zu sehen. Endlich hatte er seine Antworten und doch war er nicht weitergekommen… zumindest nicht dem Zustand, den man als normal bezeichnen konnte.

Vincent bedrückte es, seinen Freund so zu sehen und er hätte ihm gerne geholfen, wenn er nur gewusst hätte, wie.

„Sephiroth…“, setzte er an, doch dann unterbrach er sich selbst und verstummte, aus Angst, etwas Falsches zu sagen.

Alles, was er in diesem Moment hervorbrachten, konnte falsch sein, alles verschlimmern und Sephiroth noch weiter von ihm entfernen, als es auch so schon durch die Begegnung mit dessen eigenem Vater geschehen war.

Also schwieg der Schwarzhaarige lieber und ging zum Bett, wo er sich anschließend neben Sephiroth niederließ, um dennoch in dessen Nähe zu sein und dem anderen Halt zu geben, falls dieser ihn wünschte.

„Wahrscheinlich werde ich zu einem Monster…“, sagte der Silberhaarige leise, kaum hörbar.

„Vielleicht sollten wir ihn nochmal befragen…bestimmt gibt es eine Heilung“, antwortete Vincent.

„Glaubst du wirklich daran?... Ich jedenfalls nicht“, lautete die Antwort des Grünäugigen und er wirkte verändert.

//…als ob er den Lebenswillen verloren hätte…//, schoß es Vincent durch den Kopf und er berührte sanft Sephiroths Wange, woraufhin sich dieser zu ihm drehte.

„Sephiroth…“, hauchte Vincent leise.

Sephiroth schaute ihn offen an, keine Gefühlsregung war mehr versteckt, so als ob der andere nichts mehr zu verlieren hätte… als ob ihm alles egal wäre. Vincent entging keine Gefühlsregung und er konnte Sephiroth schon irgendwie verstehen.

„Ich will kein Monster werden…“, sagte der Silberhaarige jetzt und er lehnte sich plötzlich an Vincent, als wolle er bei diesem Schutz suchen.

Vincent legte die Arme um ihn und versuchte, einfach nur für den anderen da zu sein, damit der andere seinen Kummer und seine Ängste für ein paar Momente vergessen konnte.

„Wir finden schon einen Weg…“

„Dein Optimismus ist bewundernswert…“

Vincent lächelte und strich über Sephiroths Haare, während er hoffte, dass seine Gegenwart auch den anderen zu einer optimistischeren Denkweise animieren konnte. Natürlich hatte er selber noch keine Ahnung, wie sie es anstellen sollten, dass Hojo das Experiment an seinem eigenen Sohn rückgängig machte und ob dies überhaupt möglich war, aber Vincent war fest dazu entschlossen, eine Lösung zu finden.

//Wenigstens er soll nicht so enden, wie ich…//, dachte Vincent und schwor, alles Menschenmögliche und darüber hinaus alles zu tun, zu dem er fähig war.

Sephiroth fühlte tröstliche Wärme von Vincent ausgehen… vielleicht genau das, was er schon immer gebraucht hatte… jedenfalls fühlte er sich schon sehr viel besser und einen kleinen Moment lang hatte er das Gefühl, einen Platz auf der Welt gefunden zu haben, wo er einfach hingehörte… und wo es jemanden gab, der wusste, wie es ihm ging und wer er überhaupt war…

//Vincent…//

Zeit

Mit Hojo ein weiteres Mal zu reden stellte sich als schwieriger als gedacht heraus, denn der Wissenschaftler war nicht aufzufinden, selbst als Vincent und Sephiroth das gesamte Shinra-Firmengebäude durchsucht hatten.

„Wo hat sich diese Ratte bloß verkrochen?!“, wollte Vincent fluchend wissen und schüttelte einen Angestellten vom Wachpersonal am Kragen kräftig durch.

„Lass ihn, Vincent… der Junge weiß nichts…“, sagte Sephiroth leise, aber bestimmt und rettete dem jungen Soldaten vor einem Herzinfarkt… nicht aber vor einer Ohnmacht, als er Vincent Cerberus sehen konnte.

„Frischling…“, sagte Vincent spöttisch und ließ den Soldaten los, welcher auf den Boden fiel, um sich dort zu erholen.

Der Schwarzhaarige war ziemlich gereizt und das war ihm auch anzumerken.

„Sie können nichts dafür, Vincent… unser alleiniges Ziel ist Hojo. Wir müssen ihn finden, bevor das letzte Merkmal erscheint“, meinte Sephiroth leise.

„Aber wo ist dieser Irre nur hin? Ich verstehe nicht, wie und wohin man sich so schnell verziehen kann“, knurrte Vincent und er fuhr sich durch die langen, schwarzen Haare.

Er wollte Sephiroth unbedingt helfen und das verhindern, was ihm selbst geschehen war… aber ohne Hojo war das schlecht möglich und Lucretia konnte er ja schlecht fragen.

„Und was nun?“, fragte er dann Sephiroth, denn er selbst wusste nicht weiter.

„Lass uns nach Nibelheim zurückkehren… vielleicht hat er sich irgendwo in der Shinra-Villa verkrochen und rechnet nicht mit uns“, fiel dem Silberhaarigen ein und steckte sein Schwert weg, denn sie waren schon fast am Ausgang der Shinra-Firma und da würde es nicht mehr von Nöten sein, zu kämpfen.

Sephiroth schaute auf die im Gang verstreuten Soldaten, die zum Glück nur ohnmächtig waren. Sie alle hatten Ehrfurcht vor ihm, seiner Waffe und seiner Persönlichkeit, die er als aufgebauscht empfand, denn keiner kannte ihn wirklich, außer Vincent. Es schien, als ob er ein unbesiegbarer Held war, doch er hatte das Gefühl, dass dieser Ruf nur schwer auf ihm lastete, ihn erdrückte und seine wahren Gedanken und Gefühle langsam verdrängte. Er zweifelte an seiner Errettung, aber er hütete sich davor, seine wahren Gedanken zu äußern, um seinen Gefährten nicht zu beunruhigen.

Sephiroth schaute aus den Augenwinkeln zu Vincent und er spürte, wie sich sein Herzschlag leicht beschleunigte. Vincents Gegenwart machte ihn einerseits entspannt und optimistisch, doch auch unruhig und besorgt, weil er nach wie vor Bedenken aufgrund seines Zustandes hatte. Seine Anfälle waren seit Nibelheim nicht wieder aufgetreten, doch Sephiroth wiegte sich deshalb keineswegs in Sicherheit, denn jederzeit konnte er die Kontrolle verlieren und Vincent verletzen, was er auf keinen Fall wollte.

//Hoffentlich bleibt mir noch etwas Zeit…//

Verzweiflung

Nibelheim lag in tiefem Nebel, wie es besonders jetzt im Frühling der Fall war. Von den Bergen aus hatte man lediglich das Dach der Shinra-Villa sehen können und das auch nur, wenn man genau hingeschaut hatte, der Rest war unter einer dichten Nebelkuppel verborgen geblieben.

„Sieht aus wie eine Geisterstadt…“, stellte Vincent fest.

Er fühlte sich nicht besonders wohl in Nibelheim, aber wer seine Vorgeschichte kannte, fand das bestimmt nicht verwunderlich.

Sephiroth hingegen war in Gedanken versunken und steuerte auf das Gasthaus des Dorfes zu, um eine Bleibe für die Nacht zu ordern.

Alles war umsonst gewesen, sie hatten Hojo nicht gefunden, weder auf den Weg hierher, weder in der Höhle hinter Nibelheim und auch nicht in der Shinra-Villa selbst. Sephiroth stand vor dem Nichts, kein Ausweg war mehr vorhanden… einfach nichts mehr.

Vincent folgte seinem Kumpanen schnell und doch war der andere immer einen Schritt schneller als er, so sehr er sich auch anstrengte.

Sie hatten die ganze Villa abgesucht, getrennt und dann anschließend noch einmal zusammen, doch alles, was sie gefunden hatten, waren Monster, Spinnweben und jede Menge Staub gewesen.

Wenig später saßen sie in ihrem Hotelzimmer und sprachen kein Wort miteinander. Sie waren frustriert und enttäuscht zugleich, denn von der anstrengenden Reise hierher hatten sie sich mehr erhofft. Weiterhin rätselten sie – jeder für sich – wo sich Hojo verkrochen haben konnte. Weit konnte er doch nicht gekommen sein, oder?

//Ratten finden immer ein Schlupfloch//, dachte Vincent bitter und setzte sich dann zu Sephiroth aufs Bett.

„Wir dürfen nicht aufgeben… wir finden ihn, das verspreche ich dir“, sagte Vincent leise, doch Sephiroth glaubte ihm nicht und er selbst hatte auch gar keine Kraft mehr, optimistisch zu bleiben.

„Vincent, lass es… es ist vorbei, sieh es ein“, wehrte der Silberhaarige daher ab und stand vom Bett auf.

„Es ist nicht vorbei! Es gibt noch Hoffnung“, protestierte Vincent und stand ebenfalls auf.

„Ach ja? Das glaubst auch nur du! Verdammt, du weißt doch gar nicht, wovon du redest!“, regte Sephiroth sich auf.

„Weißt du denn, wovon du redest?! Hier geht es um dein Leben, deine Zukunft, deine Existenz als Sephiroth! Du hast mir gesagt, du willst kein Monster werden, also gib jetzt nicht auf… bitte…“

Vincent sah Sephiroth verzweifelt an, er wollte den anderen jetzt nicht verlieren, wollte nicht, dass dieser sich aufgab. Dann sah er betreten in eine andere Richtung, denn er hatte viel von sich preisgegeben. Zu viel…

„Wieso…?“

Vincent sah leicht auf, die verwirrten Züge Sephiroths begegneten ihm.

„Was meinst du?“

„Wieso willst du nicht, dass ich aufgebe? Warum ist dir das so wichtig…? Ich habe dich zweimal beinahe umgebracht und trotzdem… ich verstehe das nicht…“, sagte Sephiroth völlig durcheinander.

„Ich dachte, du hättest es die ganze Zeit gemerkt… die Antwort liegt doch auf der Hand.“

Vincent lächelte kurz, dann ergriff er Sephiroths Hand, wobei er gleichzeitig in die Knie ging und zu Sephiroth aufschaute.

„Ich will dich nicht verlieren, Sephiroth… ich liebe dich…“

Oberhand

Sephiroth starrte auf Vincent herab, schaute in die unergründlichen, roten Augen, schaute auf seine eigene Hand, die der andere jetzt mit einem Kuss bedachte, während seine Gedanken um die eben ausgesprochenen Worte kreisten.

//Ich will dich nicht verlieren, Sephiroth… ich liebe dich…//

„Das… ist nicht dein Ernst…“, sagte der Silberhaarige schließlich abwehrend und entzog dem Schwarzhaarigen seine Hand, als hätte er sich verbrannt, ehe er zurückwich.

Vincent erhob sich mit einer fließenden Bewegung und schaute Sephiroth offen und ehrlich an, doch der andere schien ihm immer noch nicht zu glauben. Im Gegenteil, der andere schien sogar nach einem Fluchtweg zu suchen.

„Sephiroth…“, sagte Vincent nur und streckte eine Hand leicht, fast zögernd, nach dem Grünäugigen aus.

„Lass das! Du weißt doch gar nicht, was du da sagst, geschweige denn tust!“, rief Sephiroth und glaubte Vincent nach wie vor kein einziges Wort.

Mit fast grimmiger Entschlossenheit war Vincent bei Sephiroth, riss ihn mit sanfter Gewalt an sich und küsste ihn auf den Mund.

Sephiroth wollte das nicht mit sich machen lassen und so versuchte er, sich zu wehren, doch es wollte nicht so recht gelingen, so dass er stattdessen das Gleichgewicht verlor und rücklings auf seinem Bett landete, Vincent über ihm, welcher sich gerade noch mithilfe seiner Arme abfangen konnte.

„Lass mich sofort aufstehen, du Idiot!“, sagte Sephiroth gereizt und seine grünen Augen stachen fast hervor.

„Und wenn ich es nicht tue? Sag mir, Sephiroth… was willst du dann tun?“, fragte der Schwarzhaarige leise und sein Blick ließ den unter ihm Liegenden nicht los.

„Vincent… was sagst du da bloß?“

„Das, was ich meine. Und das solltest du auch.“

Vincent wollte sich wieder erheben und er sehnte sich geradezu nach seinem Sarg, in dem er sich selbst - inklusive seiner Gefühle - einfach hätte wegsperren können. Vielleicht war das auch jetzt die beste Lösung…?

Diese Gedanken gingen dem Rotäugigen durch den Kopf, während er sich langsam erhob, doch im selben Moment spürte er zwei Arme und wenig später lag er gänzlich auf Sephiroth, der ihn nun nicht mehr loslassen wollte.

„Sephiroth?“

„Nein. Sag bitte nichts mehr… das wäre nur weitere Folter“, erklärte der Silberhaarige und mit diesen Worten fing er plötzlich Vincents Lippen mit den seinen ein.

Der Schwarzhaarige staunte nicht schlecht, aber bald darauf war es ihm auch nur noch wichtig, dass der andere seine Gefühle erwiderte. Langsam aber sicher überließ Sephiroth ihm die Oberhand und Vincent legte all seine Liebe für den anderen in seine Küsse, während sich der Silberhaarige geradezu verzweifelt an ihn klammerte, als ob er in dem Schwarzhaarigen seine einzige Rettung, die einzige Überlebenschance sah.

Einen Moment lang sein Tun unterbrechend, schaute Vincent auf Sephiroth und suchte irgendein Anzeichen des Zögerns, welches er jedoch nicht fand. Er lächelte und beugte sich abermals sanft zu Sephiroth herab, um ihn wieder zu küssen.

„Was passiert mit uns…?“, wollte Sephiroth leise wissen, während er jeden Kuss erwiderte und sich selbst kaum zurückhalten konnte.

Diese merkwürdigen Gefühle in ihm verwirrten ihn sehr, doch genauso wenig wollte er das Ganze jetzt abbrechen. Irgendwie fühlten sich Vincents Berührungen genau richtig an, wie sie eben stattfanden…

„Was meinst du denn, was mit uns passiert..?“

Sephiroth starrte kurzweilig an die Decke, um darüber nachzudenken, während Vincent ein paar Küsse auf Stirn, Wangen und Kinn des anderen zu verteilen begann.

„Ich… weiß nicht…“

„Wozu es in Worte fassen… Sephiroth?“

Der Silberhaarige lächelte und sah in Vincents Augen, ehe er sich getraute und leicht über Vincents rechte Wange streichelte, dann küsste er ihn, wenn auch etwas zurückhaltender.

Vincent durchzuckte es wie einen Blitz und er seufzte in den Kuss.

„Was war denn das?“, erkundigte sich Sephiroth amüsiert und kurz hatte er seine Überlegenheit wieder.

„Oh nein, dieses Mal nicht“, sagte Vincent ebenso amüsiert und war fest entschlossen, die Oberhand zu behalten.

Also nahm er wieder Sephiroths Mund in Besitz und zögerte auch nicht seine Zunge einzusetzen, so dass dem Grünäugigen Hören und Sehen verging. Sanft umspielte Vincents Zunge die Lippen des anderen, bis diese sich bereitwillig öffneten. Noch konnte Sephiroth sich zurückhalten, doch Vincent gab sich noch nicht zufrieden. Während er Sephiroths Mund beschäftigte, strichen die Finger seiner rechten Hand über die empfindlichen Nerven am Hals und sie glitten auch tiefer, schließlich lud Sephiroths Uniform, die ja einige Hautpartien seiner Brust freiließ, geradezu dazu ein.

„A…ah-“, entkam es dem Silberhaarigen da und sanfte Röte schlich sich auf seinen Wangen ein, so sehr er es auch verstecken wollte.

Vincent lächelte und ließ es zu, dass sich der andere ihm kurzzeitig entzog, damit auch er noch etwas dazu sagen konnte.

„Was war denn das?“

Liebe

„Willst du mich irgendwie provozieren?“, fragte Sephiroth fast emotionslos, aber seine Augen blitzten auf, als Zeichen dafür, dass er diese Herausforderung garantiert nicht scheuen würde.

„Sieh mich an. Habe ich das nötig?“, fragte Vincent.

„Nur Verrückte antworten mit Gegenfragen“, stellte der Silberhaarige fest.

„Irgendwie bin ich auch verrückt… jedoch nur nach dir oder hast du das schon wieder vergessen?“

Vincents sanftes Lächeln brachte Sephiroth total aus dem Konzept, ebenso der Rest des anderen und an sich selbst bemerkte er auch eine Veränderung. Sonst war sein Inneres hart und kalt wie Stein gewesen, doch jetzt kam es ihm eher vor, als befände sich dort glühende Lava. Alles in und an ihm kam ihm verändert vor und das obwohl er geglaubt hatte, dass er sich seit jenen Tagen, als er seine Freunde verloren und gedacht hatte, dass er allein auf der Welt war, niemals mehr ändern würde.

„Wie könnte ich es vergessen, wenn du es ständig wiederholst…“, lautete daher Sephiroths ausweichende Antwort und er schaute zur Seite, doch Vincent drehte das Gesicht des anderen wieder so, dass der Silberhaarige ihn anschauen musste.

„Dreh dich nicht weg… das hier ist viel zu bedeutsam und ich möchte sehen, wie es dir dabei geht.“

Wieder diese Sanftheit… diese Wärme in den roten Augen des anderen, welche vor wenigen Tagen noch so unnahbar geschaut hatten. Diese leichten Andeutungen eines Lächelns… und diese ruhige und alles versprechende Stimme, die Sephiroth einen Schauer nach dem anderen über den Rücken jagte.

Also schaute der Grünäugige den Schwarzhaarigen an und hatte Mühe, nicht in diesen sanften Augen zu versinken, die sich wie ein Rotes Meer auftaten, wenn man lange genug hinsah.

Nervös biss sich Sephiroth auf die Unterlippe und bewegte seinen Körper leicht, um überhaupt etwas zu machen. Er nahm eine Bewegung wahr, Vincent nahm gerade seinen roten Umhang ab, der ständig hoch rutschte und seinen Mund verdeckte, was natürlich hinderlich beim Küssen werden konnte.

Sephiroth spürte, wie ihm erneut die Hitze ins Gesicht stieg, wenn er daran dachte, wie der andere küsste. Manchmal hatte er das Gefühl, nicht genug davon zu bekommen und wie er selbst mit einer Intensität antwortete, als ob sich über kurze oder lange Zeit ein Dämon in ihm zu Wort meldete, der unbedingt an die Oberfläche musste und es auch meistens – oder auch immer – schaffte.

„Was ist, Sephiroth?“

„Halt einfach die Klappe“, sagte der Silberhaarige, denn er wollte diese sanfte Stimme nicht mehr hören, bei der er sich immer wieder die Hoffnung machte, dass doch noch alles gut würde.

„Ich glaube, dabei musst du mir helfen“, antwortete Vincent, der irgendwie ahnte, was der andere dachte und schon sorgte er mit besonders intensiven Küssen dafür, dass der andere nicht mehr zum Zweifeln, geschweige denn zum Nachdenken kam, schließlich gehörte das auf keinen Fall hierher.

Sephiroth antwortete in gleicher Sprache und das mit all seinem Gefühl, dass er in sich trug und dem er Ausdruck verleihen musste.

„Wa…rum?“, fragte er danach, als sie sich kurz Zeit zum Atmen ließen.

„Warum was?“

„Warum passiert es ausgerechnet jetzt, als ich dachte, dass alles zu Ende ist? Warum passierst du mir ausgerechnet jetzt?“

Vincent strich leicht über Sephiroths rechte Wange und küsste ihn auf die Stirn, als ob das Antwort genug wäre.

„Warum habe ich ausgerechnet jetzt solche Gefühle?“, wollte der Silberhaarige wissen und die Frage schien ihn wirklich zu beschäftigen.

„Vielleicht ein Zeichen, dass doch noch alles gut wird…ich für meinen Teil glaube zumindest daran.“

Sephiroth hätte auch gerne daran geglaubt, doch seine alte, doch etwas pessimistische Art konnte er nicht so einfach ablegen. Und diese sagte ihm Tag für Tag, dass in naher Zukunft nichts mehr so sein würde, wie vorher.

„Vincent…“

„Ja?“

Sephiroth betrachtete seinen Gegenüber und prägte sich alles an ihm ein, als ob er ihn das letzte Mal sehen würde.

Okay, es war beschlossene Sache: Er würde diesen Augenblick vollkommen genießen und seine Zweifel, Sorgen und Ängste einfach beiseite schieben… er würde für alles offen sein, einfach nur leben und lieben, wie er es sich tief im Inneren wünschte… einfach ein paar Augenblicke nur Mensch sein, der frei war von der Last, die sonst auf seinen Schultern ruhte. Ein paar Momente lang glücklich sein und alles so zu sagen, wie er es wirklich meinte und tief in sich spürte.

Sephiroth nahm seinen ganzen Mut zusammen und mit den nächsten Worten war er vollkommen aufrichtig und er dachte nicht mehr an die schlechte Vergangenheit, Gegenwart und auch nicht an die Zukunft, so bedrohlich alle der Aspekte seines Lebens sich auch um ihn aufbauten. All das war jetzt egal, solange er die restliche Zeit, die ihm blieb, mit dem Menschen verbringen konnte, der ihn aus der Dunkelheit geholt und ihm die Zuversicht von damals zurückgegeben hatte.

„Ich liebe dich… Vincent.“

Hingabe

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Das letzte Merkmal

Sephiroth erwachte frühzeitig, denn es war noch dunkel draußen und Nebel beherrschte den Morgen. Er fühlte sich, als hätte er gar nicht geschlafen und er konnte nicht einmal sagen, ob dem nicht auch so war. Er setzte sich nun im Bett auf und zog sich erst einmal wieder an, denn im Zimmer war es ganz schön kalt, was bei dem alten, heruntergekommenen Gebäude auch kein großes Wunder war.

Er schaute auf die andere Betthälfte, auf der Vincent lag und tief und fest schlief. Der andere sah entspannt aus und einige Strähnen seines schwarzen Haares verdeckten sein Gesicht, was aber auch Attraktivität hatte.

Der Silberhaarige lächelte, dann erhob er sich und sank aber einen Moment später wieder zurück, als er diesen Schmerz spürte, der plötzlich aus dem Nichts auftauchte. Sein Kopf schien explodieren zu wollen, sein Inneres krampfte sich so stark zusammen, dass er glaubte, gleich ohnmächtig zu werden und Sephiroth konnte nur mit Mühe einen Aufschrei unterdrücken.

//Was- ist das bloß?!//, dachte er verwirrt und krümmte sich, was aber auch keine Besserung darstellte.

Langsam schlugen die Schmerzen Wellen, die jede Körperstelle erreichten und die Sephiroth glauben machten, dass er nur noch aus pochenden Schmerz bestand. Das Atmen fiel ihm schwerer und die Schmerzen sammelten sich nun an seinen Schultern.

Sephiroth erhob sich jetzt und wankte aus dem Zimmer, denn er wusste nicht, wie lange er noch klar denken konnte. Ab und zu musste er pausieren, wenn der Schmerz ihm die Sicht vernebelte, aber schließlich war er aus dem Zimmer hinaus und dann auch aus dem Hotel, doch der Silberhaarige gönnte sich keine Ruhe.

Sein einziger Gedanke galt Vincent und dessen Schutz, denn je weiter Sephiroth weg war, wenn er die Kontrolle vollends über sich verlor, umso besser war es für Vincent und das Dorf. Also nahm Sephiroth all seine Kraft zusammen, biss sich auf die Unterlippe, um sich von dem Schmerz abzulenken, dann schleppte er sich durch das Dorf und weiter, bis der Morgennebel ihn verschluckte.
 

Vincent erwachte sehr viel später und ihm war kalt. Müde setzte er sich auf und wollte sich vergewissern, dass Sephiroth nicht fror, doch er fand nur eine leere Bettseite neben sich vor und auch in dem anderen Bett war niemand zu sehen.

„Sephiroth!“, sagte Vincent alarmiert.

Schnell zog er sich an und stürmte aus dem Zimmer und anschließend aus dem Haus, laut nach Sephiroth rufend.

Er erhielt keine Antwort, doch er gab nicht auf, er durfte jetzt nicht aufgeben!

Vincent suchte also weiter, er suchte jeden noch so kleinen Winkel von Nibelheim ab, doch dieses Mal hatte es keinen Zweck.

„Sephiroth- nein… bitte, tu mir das nicht an…“, sagte der Schwarzhaarige zu sich selbst und die Hoffnung schwand, dass er den anderen finden würde.

Schließlich brach Vincent mitten auf den Weg zusammen und starrte leer vor sich hin. Zum zweiten Mal in seinem Leben brach sein Herz und sein Lebenswille…

„Sephiroth…“

Der Schmerz krampfte Vincents Herz zusammen und ließ nicht mehr los.

„Lucretia, ich konnte ihn nicht beschützen… Lucretia… es tut mir leid…“

Das zweite Mal musste Vincent mit ansehen, wie sein Leben seinen Wert verlor und er konnte nicht das Geringste dagegen tun.

„Wo bist du… Sephiroth…? SEPHIROOOOTH!!!!!“

Vincents verzweifelter Aufschrei verhallte ungehört im Dorf und der Umgebung… und zurück blieb nichts als die nachfolgende Stille…
 

Sephiroth krümmte sich vor Schmerzen und dieses Mal brauchte er nicht mehr still zu sein, also schrie er diese Qual heraus. Er krallte sich in das noch feuchte Gras, hinterließ tiefe Rillen in der Erde und das erste Mal seit den Anfällen spürte Sephiroth das zweite Ich, wie es um die Vorherrschaft kämpfte.

//Lass mich zu…//

„Nein! Niemals!“

//Warum nicht? Liegt dir etwa etwas an der wandelnden Leiche?//

„Ja- und er heißt Vincent-!“

Das zweite Ich lachte nur.

//Vergiss ihn, aber jetzt bin ich dein wahres Ich und du wirst verschwinden!//

„Wer sagt das? Etwa du?“, fragte Sephiroth und konzentrierte sich darauf, dieses zweite Ich und somit die Stimme in seinem Kopf zu vertreiben, doch es gelang ihm nicht.

//Gib es auf, du bist zu schwach. Dein Körper und dein Wille gehören mir und niemand wird dir helfen.//

Sephiroth spürte, wie er langsam, aber sicher, die Kontrolle über seinen Körper verlor. Seine Hände und Füße gehörten als erstes nicht mehr ihm und er konnte sie nicht mehr von sich aus bewegen, so dass er am Boden liegen bleiben musste, ohne die Chance, aufzustehen.

„N- nein- Vincent!“, wollte Sephiroth schreien, doch nur ein Flüstern drang über seine Lippen.

Nach und nach verschwand die Kontrolle über sich selbst, bis Sephiroth gänzlich verdrängt wurde und lediglich ein schmaler Streifen Bewusstsein blieb, durch den er mit ansehen konnte, was als nächstes passierte.

Sein Körper bewegte sich – ohne seinen Willen.

Er stand auf – ohne seinen Willen.

Er schaute sich um – ohne seinen Willen.

Dann hörte er sich selbst – oder besser, sein zweites Ich – aufkeuchen und dann aufschreien, ehe sich ein Schatten über den Körper legte, der vorhin noch Sephiroth allein gehört hatte und nun einem namenlosen Monster.

„Jetzt bin ich frei, siehst du, Sephiroth? Ich bin frei und nun bist du dazu verdammt, im Nichts zu leben. Freut dich das?//

Das zweite Ich lachte laut und schallend und das mit einer Lautstärke und Eindringlichkeit, die Sephiroth nie an sich zugelassen hätte. Es erhob sich nun in die Lüfte und Sephiroth konnte nicht wirklich nachvollziehen, wie das geschah.

Doch dann konnte er etwas sehen… Sephiroth konnte jetzt sehen, dass sich etwas auf seinem Rücken gebildet hatte… es war ein einzelner, schmutziggrauer Flügel.

Das letzte Merkmal.

-Ende-
 

(So, es ist definitiv zu Ende. Danke an alle, die bis hierher gelesen haben und fleißig Kommis gemacht haben. Sorry, dass es kein Happy end wurde, aber das ist bei Sephi und Vincent glaube ich gar nicht möglich ;__; XD aber es hat Spaß gemacht und ich hoff, es gefällt euch trotzdem~ gaaaaaaaaaanz liebe Grüße von eurer Kyo *yo* XD)



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (27)
[1] [2] [3]
/ 3

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2010-11-03T15:04:05+00:00 03.11.2010 16:04
schade das es schon zu ende ist. hatte wirklich spaß gemacht, die ff zu lesen!

am ende ooooh man.
so viele emotionen...
du hast dich beim schreiben richtig ins zeug gelegt, das hat man total gemerkt.
ich fand es großartig.

aber vincent... er tut mir so leid, war er doch endlich aus seinem schneckenhaus gekrochen... und seph...
man kann nur sagen:"wenigstens waren seine letzten tage/erinnerungen schön gewesen!"
er hatte sich so gewehrt....
und es hatte kaum etwas genützt....

im übrigem fand ich die letzen kapitel (zu denen ich jez nich extra was geschrieben hatte) auch sehr gelungen!
dieser übergang von ablehnung, gegenseitigen gefühlen und liebe,
der sich wie ein roter faden durch die ganze geschichte zog, genial
einfach genial
es wurde immer mehr, was die beiden voneinander wollten, manchmal hatte man das gefühl, dass sie selber nicht wussten das sie sich langsam veränderten

aber auch diese neckende art zwischen vincent und sephiroth war gut gemacht, das lockerte die gesamte ff ein wenig auf xD und veranlasste des öfteren dann auch mal zu nem schmunzeln.

mein fazit: man sollte es mal gelesen haben!
und ich persönlich werde sicher nicht das letzte mal diese ff auf meinem PC bildschirm langflimmern lassen XD

LG
dat viny
Von: abgemeldet
2010-11-03T14:38:45+00:00 03.11.2010 15:38
Sephiroth:was war denn das?
Vincent:was war denn das!
Ich:was war denn das?!

hihi i wie schon niedlich XD

>>Vincent wollte sich wieder erheben und er sehnte sich geradezu nach seinem Sarg, in dem er sich selbst - inklusive seiner Gefühle - einfach hätte wegsperren können.<<

irgendwie meine liebste stelle. ich finde da steckt so viel gefühl von vincents seite aus drinne. Schon allein, das er das zugibt zeigt, das da noch so viel mehr ist.
(Wäre ich er gewesen hätte ich mir das vermutlich auch gewünscht^^°)


Von: abgemeldet
2010-11-03T14:21:08+00:00 03.11.2010 15:21
mensch sephiroth is ja gar nicht pesimistisch Ô.o
und vincent mal in einer so 'optimistischen' rolle is auch lustig xD

(ja es geht weiter mit dem lesen xD die pause war kürzer als gedacht o.o)
Von: abgemeldet
2010-11-01T19:23:35+00:00 01.11.2010 20:23
KNALL IHN AB!!!
warum den nicht Q.Q
warum soll es nicht sein?

Vincent:
"weil ich square soft noch die rechte an Doc zuschreiben wollte wo ich dann hojo umlege^^"
oh dann ist ja gut xD

obwohl ich hojo hasse muss ich sagen das du ihn gut getroffen hast, von seiner persönlichkeit her. er ist trotzdem ein ekel in meinen augen, der den ganzen bockmist erst verzapft hat >.>
sehr hilfsbereit war er ja nun auch nicht... was will man von ihm auch erwarten... seine letzten worte lösten bei mir jedoch gänsehaut aus...

weiss man doch schon, was damit gemeint ist...

Von: abgemeldet
2010-11-01T19:09:20+00:00 01.11.2010 20:09
*pfanne wieder wegsteck*
puh!
nochma glück gehabt sephiroth ò.ó

in dem kapitel gehts ja janschön chaotisch zu
ich weiß eigendlich is es pur traurig aba bei sephs selbstmordversuch musste ich i wie lachen.

was ich persönlich schrecklich finde... die beiden brauchen die hilfe hojos *buärgs*
ich hoffe...hoffe das endet damit das vinc (oder seph aba besser vinc) ihn abknallt xD
*ein hojohasser höchsten grade bin*
Von: abgemeldet
2010-11-01T19:02:44+00:00 01.11.2010 20:02
lol
eine "romantische" szene mit witz. oder auch viele missverstände und gefühlschaos
vincent scheint sich ja scho ziemlich sicher zu sein was seph betrifft, aber andersrum... sephiroth ziert sich so xD

also die stelle hatte mir richtig gut gefallen. spitze
und dann
DRAMA
*yeaaaah!*

auch wenn ich es nich leiden kann wenn jemand hand an vince legt >.>
wehe dir sephiroth *pfanne zum einen überbraten bereithalt*

hab ich schon gesagt das ich drama liebe?

Von: abgemeldet
2010-11-01T18:44:04+00:00 01.11.2010 19:44
jaaaaaaaaaaaaaay *aufschrei* bis jetz ungeschlagen das besste kapitel!
ich mag solche szenen, genau mein geschmack getroffen!

ich kann mich nurabgemeldet anschließen!
herzinfarkt vorprogrammiert!

ich bin sehr, sehr gespannt wie es weitergeht!
Von: abgemeldet
2010-11-01T18:30:54+00:00 01.11.2010 19:30
DRAMA BABY DRAMA!
yay! es geht ans eingemachte
gift...eine pööööse sache >.<

also diese "Spion" war ja mal ne totaler looser!
erst gibt er einfach so preis "joar isch bin a spion" (klasse deckung)
und dann versucht er noch sepple und vinc hinters licht zu führen? aldda
recht so macht den spinner kalt!

im übrigen frau ich mich richtig auf das nächste kappi xD
Von: abgemeldet
2010-11-01T18:00:14+00:00 01.11.2010 19:00
myaaaaaaaa ^///^
annährungsversuche sind doch imma sowwas niedliches.

ich musste über sephiroths verhalten grinsen...ja wirklich.
einerseits ist er so verletzlich, andererseits will er das aber nicht zeigen. keine leichte sache.
man kann vincent nur beneiden, das er dabei so ruhig geblieben war o.0



Von: abgemeldet
2010-11-01T17:50:40+00:00 01.11.2010 18:50
die kraft makoenergie zu nutzen. mächtige reaktoren (stimmt die mehrzahl so xD?)die dies ermöglichen.... und du machst daraus "blechdosen" xD
ich lach mich weg o weh wenn das rufus shinra hören könnte xDDDDD
muhahahah

ok alsooooo
nja wie immer sehr schön geschrieben. mir kommt es so vor als hätte sephiroth es immer nur darauf angelegt vincent zu povozieren. dieses hin und her ist wirklich sehr amüsant und gibt der sache den richtigen pepp xD

alerdings fand ich, das es dann doch wieder seeeeehr schnell ging. sprich sephiroths "Ausraster", obwohl da vllt ein wenig mehr zeit drinne investiert hätte werden können. meiner meinung nach doch eigendlich eine ziemlich wichtige stelle der geschichte oder?

naja aba auf jedenfall baust du mit dieem handlunsverlauf sehr gut spannung auf. man will wissen wie es weiter geht!
der letzte satz vincents wirft bei mir aber fragen auf. wie hatte er es denn genau gemeint?


Zurück