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Don't leave me

MelloxMatt
von

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Remember your promise

Die Tür geht auf. Augenblicklich sehe ich von meinem Gameboy Advance auf. Da steht er. Mello. Der Junge mit dem ich zusammen bin, seit ich Acht bin. Der Junge, den ich über alles liebe und das, obwohl ich selbst einer bin. Verrückt, nicht wahr? Aber es ist nun mal so.
 

Ich mustere ihn genau. Er lehnt sich gerade an die inzwischen wieder geschlossene Tür und lässt den Kopf hängen. Ich kann nicht in seine Augen sehen, da seine langen blonden Ponysträhnen sie verdecken. Ich kenne dieses Verhalten und weiß, dass etwas mit ihm nicht stimmt. Vorhin hat Roger ihn zusammen mit Near in sein Büro gerufen. Es hat garantiert etwas mit L zu tun, davon erzählt Roger nämlich immer nur Mello und Near.
 

Ich schiebe meine Fliegerbrille hoch auf die Stirn, um ihn besser sehen zu können. Er steht nach wie vor an der geschlossenen Tür und zittert ein wenig. Ich weiß, dass er weint. So benimmt er sich dann immer. Schließlich kenne ich ihn schon über sechs Jahre lang. Gerade als ich ihn fragen will, was los ist und warum er weint, schneidet er mir, bevor ich überhaupt den Mund öffnen kann, das Wort ab.
 

„L ist tot.“
 

Der Satz hallt in meinem Kopf wider. Meine Augen weiten sich entsetzt und ich lasse meinen Gameboy fallen. Ich habe L nie kennen gelernt, aber ich weiß dass er Mello sehr wichtig war. Er hat sehr oft von ihm erzählt. Ich bin mir sicher, das KIRA L auf dem Gewissen hat.
 

Gleichzeitig steigen Wut und Trauer in mir auf. Ich weiß nicht, warum ich traurig bin. Immerhin habe ich L noch nie gesehen. Ich weiß nur warum ich wütend bin. Weil KIRA meinem Mello das antut. Dass er uns allen das antut.
 

Er wischt sich mit seinem rechten Ärmel seines tiefschwarzen Pullovers übers Gesicht, stößt sich von der Tür ab und kommt auf mich zu, nimmt neben mir auf dem Bett platz. Seinen Kopf lässt er leblos gegen meine linke Schulter sinken. Ich lege meinen Arm um seine schmalen, immer noch zitternden Schultern, er rutscht noch etwas näher zu mir.
 

Es ist unglaublich still hier drin, in unserem gemeinsamen Zimmer. Diese Stille macht mich nervös, weil ich keinerlei Ahnung habe, was ich jetzt sagen soll. Das Reden übernimmt sonst immer er. Wie auch jetzt. Allerdings nicht so, wie ich es erwartet habe.
 

„Ich verlasse das Waisenhaus.“
 

Mein Herz setzt für einige Sekunden aus und ich halte die Luft für einen Moment an. Er sieht mich an und seine Augen wirken matt und komplett leer.
 

„Wa…warum…?“
 

Meine Stimme klingt komisch, so als ob ich jeden Moment losheulen würde. Und wirklich. Meine Sicht verschwimmt, als mir Tränen in die Augen steigen und ich anfange zu schluchzen. Ich kann nicht verstehen, warum er so denkt. Warum will er mich hier alleine lassen? Ich kann mir ein Leben ohne ihn nicht vorstellen. Ich will nicht. Ich will einfach nicht, dass er geht. Er weiß, wie sehr ich ihn liebe; wie sehr ich ihn brauche.
 

„Matt…ich gehe nicht wegen dir, falls du das denken solltest. … Hör auf zu weinen.“
 

Er rückt näher zu mir heran und küsst mich sanft auf den Mund, während er meine Fliegerbrille komplett von meinem Kopf runter schiebt, sie danach beiläufig auf den Boden neben meinem Bett fallen lässt.
 

Er kann gut küssen und ich liebe das warme Gefühl, das sich in meinem Körper ausbreitet, wenn er seine weichen Lippen auf meine legt. Doch ich weiß, dass ich das, wenn er geht, wahrscheinlich nie wieder spüren kann. Als mir das klar wird, fange ich richtig an zu weinen und während ich meine Augen schließe, rinnen ein paar Tränen aus ihnen meine Wangen hinunter.
 

Er löst seine Lippen von meinen und sieht mich an. Ich atme abgehackt und unregelmäßig. Außerdem vermisse ich ihn jetzt schon und kann nicht aufhören zu weinen. Ich fühle mich so beschissen wie noch nie zuvor. Er wischt die Tränen mit dem Zeigefinger seiner linken Hand einzeln weg, während er langsam und ruhig auf mich einredet.
 

„Matt, ich liebe dich und das weißt du auch. Aber hier erinnert mich einfach alles an L und daran, dass ich für immer nur die Nummer zwei für die Leute hier sein werde. Ich bin schon beinahe fünfzehn Jahre alt. Ich will mein eigenes Leben führen.“
 

Verständnislos, traurig und völlig verzweifelt sehe ich ihm in die Augen. Ich kann nicht mehr richtig denken. Sechs Jahre sind wir jetzt schon ein Paar, ich möchte nicht, dass so etwas wie Ls Tod uns so einfach trennt. Ich kann auch nicht mehr weinen, obwohl ich will.
 

„Und w-was ist mit unserem Versprechen? Hast du das damals nur so gesagt…?“
 

Meine Stimme ist total brüchig, aber ich bin mir sicher, dass er mich verstanden hat und weiß, was ich meine. Denn vor sechs Jahren, als wir beide noch 8 und 9 waren, haben wir uns unter dem großen Kirschbaum hinterm Haus versprochen, den jeweils Anderen nie zu verlassen oder zu betrügen. Er lächelt mich an, aber ich kann das nicht erwidern.
 

„Ich würde dich niemals betrügen. Und ich hab alles, was ich damals gesagt habe, ernst gemeint.“
 

Seine Stimme ist immer noch so ruhig, was ich nicht verstehen kann.
 

„Aber du verlässt mich.“
 

Diese Erkenntnis löst einen stechenden Schmerz in meinem Brustkorb aus. Das sanfte Lächeln verschwindet aus seinem Gesicht und er schweigt. Mello steht auf, schiebt sich die blonden Haare auf linken Seite hinters Ohr und bewegt sich auf die Kommode zu, in der seine Klamotten liegen. Er will also so schnell wie möglich abreisen.
 

Ich erhebe mich ebenfalls vom Bett und knie mich hinter ihm auf den Fußboden. Er ist gerade damit beschäftigt, die unterste Schublade der Kommode auszuräumen und deren Inhalt in seinen Rucksack zu packen. Nach einer Weile des Zusehens und Nachdenkens umarme ich ihn kraftlos von hinten; er hebt seinen Kopf und hört für einen Moment damit auf, seine Klamotten wegzupacken.
 

Ich probiere es erneut, ihm klar zu machen, wie wichtig er für mich ist.
 

„Lass mich nicht allein…! Bitte.“
 

Ich versuche ihn von seinem Vorhaben abzubringen, doch ich weiß eigentlich, dass es sowieso keinen Sinn hat.
 

„Matt-“
 

„Bitte…!! Mello ich liebe dich und du kannst nicht einfach gehen und so tun, als wären die letzten sechs Jahre nie da gewesen!“
 

Ohne es zu wollen, habe ich ihn schon fast angeschrieen. Außerdem rollen schon wieder einige Tränen mein Gesicht herunter. Ich bin einfach nur vollkommen verzweifelt, da ich weiß, dass alles reden sowieso nichts bringt. Er wird gehen. Einfach so.
 

Im Gegensatz zu mir ist er vollkommen ruhig und beherrscht, was sowieso ungewöhnlich für ihn ist. Es kommt mir langsam wirklich so vor, als ob ihm meine Gefühle oder mein Zustand egal sind.
 

Sonst, wenn ich traurig bin, nimmt er mich in den Arm und küsst mich sanft, haucht flüsternd meinen Namen, während er mich warmherzig anlächelt.

Aber jetzt…er sieht mich nicht einmal an.
 

Ich versuche es noch einmal, da er immer noch schweigt.
 

„Eine Nacht. Bleib wenigstens noch eine Nacht bei mir, morgen früh kannst du gehen, wenn du unbedingt willst…“
 

Ich versuche meine zittrige Stimme und meinen Atem etwas zu beruhigen. Er löst sich aus meinen Armen, dreht sich zu mir um und durchbohrt mich mit seinem fesselnden Blick.
 

Aber seine Augen sehen verständnisvoll aus und ich kann mein Glück kaum fassen, als ich ein „Einverstanden.“ höre. Sekunden später treffen seine Lippen erneut auf meine und ich kann tatsächlich aufhören zu weinen.
 

Ich spüre wie er eine seiner Hände in meinem roten Haar vergräbt, um mich noch näher an sich zu ziehen. Anscheinend will er mir die letzten Stunden, die wir gemeinsam verbringen doch noch einmal richtig nah sein.
 

Eine Nacht.
 

Ich werde also nur noch eine Nacht mit ihm verbringen können, bevor ich ihn wahrscheinlich nie wieder sehe. So wie ich ihn kenne wird er nicht hier in England bleiben. Ein kalter Schauer jagt mir den Rücken hinunter doch gleichzeitig wird mir warm als Mello seinen Körper gegen meinen drückt.
 

Ich weiß nicht, was heute Nacht noch auf uns zukommt, aber ich glaube, das werde ich schon sehr bald erfahren…
 

~Kapitel 1 - Ende~

Als ich das geschrieben hab, hab ich echt angefangen zu weinen. Ich hoffe ich konnte Matts Gefühlszustand gut rüberbringen und dass euch das Kapitel gut gefallen hat!^^° Ich schreibe fleißig weiter.

Misu

Left

Wir liegen gemeinsam auf den harten Dielen des Holzbodens in unserem Zimmer. Noch immer küssen wir uns und es kommt mir so vor, als ob wir nie wieder damit aufhören können. Aber ich will auch nicht, dass wir das jetzt stoppen. Wenn ich ihn schon nur noch diese Nacht sehen und berühren kann, dann will ich das auch ausnutzen.
 

Er liegt auf dem Rücken, unter mir und atmet mit jeder Sekunde etwas schneller. Nach einer halben Ewigkeit lösen wir uns voneinander, da wir unseren Lungen ab und zu doch wieder etwas Luft gönnen müssen.
 

„Matt…“
 

Er greift nach meinem Shirt, um mich wieder näher an sich zu ziehen. Ich lege meinen Kopf auf seine Brust, direkt über sein Herz. Es ist still und ich lausche den Schlägen seines Herzens. Ich kann förmlich spüren wie das Blut regelmäßig und mit einer unglaublichen Geschwindigkeit durch das Organ gepumpt wird. Sein Puls rast. Genau wie mein eigener.
 

Vorsichtig halte ich mich an dem Saum seines schwarzen Pullovers fest und schließe die Augen, um besser denken zu können.
 

Erst jetzt wird mir klar, was ich da alles verliere, wenn er geht; was ich dann nie wieder sehen, hören oder spüren kann. Ich werde dann nie wieder mit meinen Händen durch seine weichen, duftenden Haare fahren können. Ihm nie wieder in die Augen sehen und ihm sagen können, wie sehr ich ihn liebe. Nie wieder früh in einem Bett mit der Person, die ich liebe, aufwachen können. Ihn nie wieder lächeln sehen können. Ich nie wieder meinen Namen sagen hören.
 

Ich hebe meinen Kopf etwas an und schaue ihm in die Augen. Es ist dunkel hier drin und man kann kaum etwas sehen, aber er erwidert den Blick und ich weiß das. Ich setze mich auf und er tut es mir gleich. Langsam strecke ich eine Hand nach seinem blonden Haar aus und fahre durch es hindurch. Ich liebe dieses Gefühl und er anscheinend auch, denn er rutscht näher zu mir und legt sein Kinn auf meine Schulter, schließt die Augen und schmiegt seinen Körper an meinen.
 

„Ich will nicht, dass du gehst. Bleib bei mir.“
 

Der Satz ist kaum hörbar, meine Stimme nach wie vor brüchig und ich habe keine Kraft mehr um meinen Worten Nachdruck zu verleihen, aber er versteht mich trotzdem.
 

„Matt, ich lasse dich ja nicht für immer allein. Wir werden uns sicher irgendwann wieder sehen.“
 

‚Irgendwann’? Wann soll das sein? In 10 oder 15 Jahren? So lange will ich sicherlich nicht warten. Ich halte es keine halbe Stunde ohne ihn aus und er will gehen. Stille breitet sich aus. Und Dunkelheit.

Wir sitzen nach wie vor so nah beieinander und ich fahre durch seine blonden Haare hindurch.
 

Es gibt so viel was ich ihm gerne sagen würde; Komplimente, die ich ihm nie gemacht habe, obwohl ich wollte. Fragen, die ich ihm nie gestellt habe, weil ich mich nicht getraut habe, sie zu stellen. Und die Antworten darauf, die ich nie bekommen werde.
 

Warum muss es auch so zu Ende gehen? Wir hatten Pläne. Wir wollten das Waisenhaus gemeinsam verlassen, wenn wir alt genug sind. Gemeinsam irgendwo ein neues Leben beginnen. Ich hab mich eigentlich sehr darauf gefreut, von hier, zusammen mit ihm, abzuhauen. Aber jetzt fühle ich mich einfach nur beschissen, weil er allein gehen wird. Und ich glaube nicht, dass er mich dabei haben will, sonst hätte er gefragt.
 

Ich höre damit auf, durch seine Haare zu streichen und lasse meine Hand leblos sinken.
 

Ich weiß nicht mehr weiter.
 

Alle meine Gedankengänge enden in einer Sackgasse. Ich bin nicht oft depressiv oder verzweifelt, aber wenn, dann bin ich es richtig. Wie auch jetzt.
 

„Wir sollten uns schlafen legen, es ist schon spät.“
 

Schlafen? Meint er allen ernstes ich kann hier seelenruhig schlafen, während ich ständig von dem Gedanken gequält werde, dass ich ihn nur noch diese Nacht habe? Er steht auf und fängt an, sich auszuziehen, während ich immer noch auf dem Boden sitze und ihn ansehe.
 

Nach einer Weile stehe ich auf, sperre die Zimmertür zu und ziehe ihn am Handgelenk, so wie er jetzt ist - oben ohne und mit offener Hose - auf mein Bett. Er lässt es zu, dass ich ihn auf die weiche Matratze drücke und wieder damit anfange ihn zu küssen. Ich halte beide seiner Handgelenke fest, was ich eigentlich gar nicht machen müsste, da er sich kein bisschen wehrt, den Kuss sogar erwidert. Aber ich fühle mich einfach sicherer, wenn ich ihn festhalte.
 

Als wir den Kuss für Luft unterbrechen, entledige ich mich selbst meines gestreiften Shirts und schmeiße es neben mein Bett auf den Boden, wo auch immer noch meine Fliegerbrille liegt. Zu meinem sonst schon einfach nur beschissenen Zustand kommt jetzt auch noch Nervosität dazu. Ich bin gerade alles andere als zurechnungsfähig und einfach nur aufgewühlt, also weiß ich nicht genau, was ich mit Mello machen werde.
 

Wir lagen zwar schon sehr oft zusammen in einem Bett, aber wir waren jedes Mal vollständig angezogen und so etwas wie Sex kam mir mit ihm sowieso noch nie in den Sinn. Aber jetzt…ich weiß nicht, wie ich reagieren werde, geschweige denn, was ich überhaupt tun werde. Wir sind noch zu jung für so etwas und das weiß ich auch.
 

Aber ich kann gar nicht zu Ende denken, denn er zieht mich erneut zu sich heran und beginnt wieder damit, mich zu küssen. Die warme Haut seines Oberkörpers direkt an meiner. Ein seltsames Gefühl, aber irgendwie angenehm. Seine Hände fahren von meinem Nacken, über meinen Rücken, immer weiter nach unten. Doch seine Hand zittert, jeder einzelne Finger.
 

Er ist sicherlich auch nervös. Kein Wunder, das ist alles neu für uns. Ich lasse von seinen Lippen ab, als ich erneut Sauerstoff benötige. Auch er ist vollkommen atemlos. Zum Glück ist die Tür abgeschlossen, sonst würde ich mich nicht trauen, weiter zu gehen.
 

Sanft lege ich meinen Mund an seinen Hals und beginne damit, Küsse darauf zu hauchen, während meine Hände an seinem bloßen Oberkörper weiter nach unten fahren, schließlich seine Hüften erreichen um die bereits geöffnete Hose etwas weiter nach unten zu ziehen.
 

Als er bemerkt, was ich vorhabe, fängt er an zu zittern, sein ganzer Körper bebt. Doch er sagt nichts, atmet bloß hörbar schneller ein und aus. Sicherlich hat er Angst, aber das habe ich auch. Das, was ich vorhabe, haben wir schließlich noch nie gemacht oder probiert. Aber da er nichts einwendet ziehe ich seine Hose weiter nach unten, bis er schließlich nur noch in Boxershorts unter mir liegt.
 

Um ihm die Angst etwas zu nehmen, küsse ich ihn sanft auf die linke Wange und sage ihm, wie sehr ich ihn liebe. Seine Wangen sind glühend heiß und er atmet nach wie vor so schnell, aber er flüstert mir ins Ohr, dass er mich ebenfalls liebt. Er hält sich an mir fest und legt seine Arme um meinen Nacken, während ich meine eigene Hose öffne und sie zu den anderen Klamotten auf den Boden schmeiße.
 

Ich zittere inzwischen genau so sehr, wie er vorhin.

Das ist schlecht.
 

Ich sollte wenigstens jetzt Ruhe bewahren. Bei so etwas sollte man entspannt sein und nicht zitternd und voller Unsicherheit. Aber ich bin mir nicht sicher, ob wir das beide hundertprozentig wollen. Vorsichtig tasten sich meine Hände weiter nach unten und finden schließlich den Bund seiner Boxershorts. Ganz langsam ziehe ich sie etwas nach unten.
 

Ich weiß nicht, ob es ihm gefällt, oder ob ich gerade alles falsch mache. Schließlich ist das mein erstes Mal. Unser erstes Mal. Aber er nimmt mir das Denken ab, denn plötzlich höre ich seine Stimme.
 

„M-Matt…!! Sei mir nicht böse, aber…dafür sind wir noch zu jung…!“
 

Augenblicklich lassen meine Hände von seinem Unterkörper ab. Wenn er das nicht will, dann mache ich auch nichts. Außerdem hat er Recht, wir sind zu jung.
 

Was ist bloß in mich gefahren? Ich frage mich wirklich, was ich mir dabei gedacht hab. Was nützt es uns, wenn wir jetzt schon unsere Unschuld loswerden, unser gegenseitiges Vertrauen dadurch verlieren und dann am Ende womöglich noch im Streit auseinander gehen, weil ich es übertrieben habe?
 

„Ja, ich weiß…tut mir Leid, Mello…“
 

Wenn ich so überlege, wollte ich mich damit sicher nur von der Tatsache ablenken, dass ich ihn morgen früh nicht mehr bei mir haben werde.
 

„…ist schon okay…“
 

Er klingt nicht wütend und das ist mein Glück. Ich habe einfach vorschnell gehandelt und bin froh, dass er mir solche Dummheiten immer wieder verzeiht. Wenn ich traurig oder wütend bin, handle ich oft anders als ich eigentlich will. Besonders wenn es dabei um Mello geht.
 

Er zerrt gerade die Decke unter seinem Körper hervor und legt sie um uns beide. Ich lasse mich neben ihn auf die Matratze fallen und mustere sein Gesicht. Er dreht sich auf die Seite und sieht mich ebenfalls aus seinen großen blauen Augen an.
 

„Liebst du mich auch noch, wenn ich gehe?“, fragt er plötzlich leise.
 

Meine Antwort kommt ohne jegliches Zögern.
 

„Ja und das wird auch immer so bleiben.“
 

Ich kann dank der Dunkelheit hier drin nicht viel erkennen, aber ich weiß, dass er lächelt. Und ich tue es ihm gleich, auch wenn ich keinerlei Grund zum Lächeln habe.
 

Sobald ich einschlafe, wird er gehen.
 

Er wartet sicherlich nicht bis Morgen früh, weil er weiß, dass ich ihn dann doch nicht gehen lassen würde. Ich habe Angst davor einzuschlafen und will ihn einfach nicht verlieren.
 

Aber meine Augen werden immer schwerer und fangen langsam an weh zu tun, weil ich vorhin so viel geweint habe. Meine Lider werden auch immer schwerer und es fällt mir schwer wach zu bleiben.
 

„Und du…?“ frage ich mit müder und erschöpfter Stimme. „Liebst du mich auch noch, wenn du weg bist?“
 

Er lächelt und streicht mir liebevoll übers Gesicht. Da er auch gerade anfängt zu weinen und seiner Stimme anscheinend nicht vertraut, nickt er nur stumm und sieht in meine Augen, bis ich diese letztendlich vollkommen schließe und schon bald weggetreten bin.
 

~*~
 

Als ich am nächsten Morgen aufwache, ist er schon weg, wie erwartet. Die Sonne geht gerade erst auf und unser Zimmer scheint unverändert, bis auf die Tatsache, dass er nicht mehr da ist.
 

Meine Augen tun nach wie vor weh, wahrscheinlich sind sie entzündet. Während ich mich aufsetze wische ich mir abwesend über die rechte Wange. Tränen. War ja klar.
 

Ich kann einfach nicht realisieren, dass er wirklich gegangen ist; ich will es nicht begreifen. Mein Verstand wehrt sich dagegen.
 

Ich sehe mich geistesabwesend im Zimmer um. Auf meinem Nachttisch liegt etwas. Ein Zettel. Langsam greife ich danach, während ich mir weitere Tränen von der Wange wische. Es ist Mellos Schrift. Ich erkenne sie sofort.
 

‚Ich habe mir deine Fliegerbrille als Erinnerung mitgenommen, ich hoffe du bist nicht böse. Ich liebe dich, vergiss das nicht. Mello.’
 

Meine Fliegerbrille? Ich wünschte er hätte MICH mitgenommen, dann bräuchte er keine Erinnerung. Aber ich bin ihm nicht böse. Ich werde ihn immer lieben, da kann er sonst was anstellen, meine Gefühle ihm gegenüber werden sich nie ändern. Ich drehe den Zettel um und entdecke plötzlich noch einen Satz in der unteren linken Ecke.
 

‚P.S. Ich versuche mich so bald wie möglich bei dir zu melden.’
 

Melden? Wie denn? Ich besitze kein Handy und ich glaube kaum, dass Roger mir das Telefon geben würde, wenn Mello direkt hier anrufen sollte. Und Briefe bekommen wir im Waisenhaus auch keine. Aber ich sollte wenigstens versuchen ihm zu vertrauen. Und ich werde warten. Wenn es sein muss auch ewig.
 

~Kapitel 2 - Ende ~

Okay. Nummer 1: Ich bin nicht dafür geschaffen, solche Bett-szenen zu schreiben! xD Nummer 2: Ich kann scheiße in der Ich-Form schreiben. Und Nummer 3: Mein Hirn setzt beim FF-Kapitel-schreiben aus, deswegen verzeiht mir bitte diverse Rechtschreibe- und Grammatikfehler. x3~ Ansonsten bin ich ganz zufrieden mit dem Kapitel. Ich hoffe es gefällt euch.

Misu

Smile

Traurig, ausgelaugt und hungrig sitze ich auf seinem Bett in unserem Zimmer und starre mit leerem Blick aus dem Fenster.
 

Über vier Monate warte ich nun schon darauf, dass er sich endlich meldet. Zwei Tage nachdem er damals gegangen ist, habe ich aufgehört etwas zu essen. Ich trinke auch nur noch, wenn es unbedingt nötig ist. Roger zwingt mich ab und zu, etwas zu mir zu nehmen. Aber meistens sitze ich nur auf seinem Bett, die Beine eng an den Körper gezogen, und warte.
 

Ich kann nachts nicht mehr richtig schlafen, wache alle fünf Minuten auf, weil ich im Traum schon wieder an ihn denken musste und angefangen habe zu weinen. Draußen ist schon fast wieder Frühling.
 

Vor zwei Wochen hatte ich Geburtstag. Aber ich war nicht in der Stimmung zu feiern und habe die Geschenke von Roger und den Anderen noch nicht einmal ausgepackt. Warum auch? Mello ist sicher nicht darin.
 

Ich fühle mich leer, einfach nur komplett leer. Besonders weil heute Valentinstag ist und ich als einziger im Waisenhaus alleine bin.
 

Plötzlich klopft jemand an die Zimmertür. Ich gebe keine Antwort, ziehe nur meine Beine enger an meinen Körper. Es ist wahrscheinlich sowieso nur Roger, der mich wieder zum Essen zwingen will.
 

Die Tür wird langsam geöffnet. Ich mache mir nicht die Mühe zu sehen, wer es ist. Die Person, die ich sehen will, ist es sicherlich nicht. Doch ich zucke etwas zusammen als ich eine vertraute Frauenstimme höre.
 

„Matt, du musst etwas essen.“
 

Ich drehe langsam den Kopf in Richtung Tür. Ah, es ist Laurie, eine der Erzieherinnen hier. Meine Lieblingserzieherin. Sie sieht erschrocken aus, als sie mein Gesicht sieht. Kein Wunder.
 

Ich esse schon seit Monaten nicht mehr richtig und Schlaf finde ich auch keinen. Ich hab mindestens 10 Kilo abgenommen, wenn nicht sogar noch mehr. Außerdem habe ich sicher riesige Augenringe.
 

Sie kommt auf mich zu und setzte sich auf die Bettkante. In ihren Händen hat etwas zu Essen und ein Päckchen. Die Lebensmittel interessieren mich weniger, das Päckchen schon mehr. Es sieht nicht wie ein Geburtstagsgeschenk aus, dafür ist es zu unauffällig verpackt. Der Inhalt wurde einfach mit etwas Zeitungspapier eingewickelt und hier und da mit Klebeband verschlossen.
 

„Was ist das…?“
 

Ich deute mit einer Hand auf das Päckchen, was ziemlich wehtut, weil ich schon seit Tagen so zusammengekauert auf dem Bett sitze und total verspannt bin.
 

„Wenn du etwas isst, verrat ich dir das auch.“
 

Sie reicht mir ein Stück Brot, was ich eigentlich ablehnen würde, aber ich will wissen, was ist dem Päckchen ist. Widerwillig schnappe ich mir das Essen und schlinge es hinunter. Es schmeckt mir nicht. Ich habe mich in den letzten Monaten zu sehr an geschmackloses Wasser gewöhnt, etwas anderes schmeckt mir sowieso nicht mehr.
 

Sie wartet bis ich geschluckt habe und reicht mir dann das Päckchen. Ich setze mich anders aufs Bett, winkle die Beine seitlich an und fange an, es auszupacken.
 

Als ich das Zeitungspapier aufgerissen habe, fällt mir eine Karte entgegen. Vorne drauf ist ein Herz. Ich frage mich, was das soll, nehme die Karte aber und lese sie mir durch. Ich kenne die Schrift und meine Augen weiten sich.
 

‚Hallo Matt,

ich hoffe es geht dir gut. Wenn Laurie

auf mich gehört hat, solltest du diese

Karte heute am Valentinstag lesen. Es

tut mir leid, ich habe mich sicherlich

noch nicht bei dir gemeldet. Aber ich

verspreche dir, das werde ich sobald

wie möglich tun. Laurie hat mir

versprochen, die meine Briefe zu geben,

wenn ich welche schreibe. Ich vermisse

dich sehr!! Viel Spaß mit dem beigelegten

Geschenk. Ich liebe dich;

Mello

P.S. Alles Gute nachträglich!’
 

Ich fange an zu weinen, als ich das lese. Es sind keine Freudentränen, aber ich weine auch nicht aus Trauer. Einerseits bin ich froh, dass er mir so etwas hinterlässt, andererseits auch irgendwie enttäuscht, dass er es mir erst jetzt zukommen lässt.
 

Es ist mir egal, dass ich vor Laurie weine. Aber es tut gut, mal wieder Gefühle zu zeigen. Als er damals gegangen ist, habe ich die ganze Sache nach einer Woche verdrängt und das war nicht gut. Mein Blick wandert wieder hinüber zu dem Päckchen.
 

Ein Buch liegt darin. Sieht aus wie ein Tagebuch. Mellos Tagebuch. Ich wische mir über die Augen, greife langsam danach und öffne es.
 

Auf der ersten Seite klebt ein Bild von Mello und mir. Ich erkenne das Foto. Laurie hat uns damals fotografiert, als wir unter dem Kirschbaum hinterm Haus saßen. Ich starre auf Mello, so wie er auf dem Foto zu sehen ist. Er lächelt und zeigt ‚Peace’ in die Kamera, während er einen Arm um meine Schultern legt.
 

Ich hatte schon beinah vergessen wie wunderschön sein Lächeln aussieht. Ich selbst habe schon seit Monaten nicht mehr gelächelt, weil ich keinen Grund dazu habe und alles andere als glücklich bin.
 

Ich lege meine Finger an die Stelle auf dem Foto, wo ‚M+M’ in die Rinde des Baumes eingeritzt ist. Noch mehr Tränen rinnen aus meinen Augen und Laurie sieht mich nach wie vor einfach nur an.
 

„Du hast ihn wirklich sehr geliebt, nicht wahr?“
 

Ich mache das Tagebuch erst einmal zu und sehe ihr in die Augen. Sie lächelt. Langsam fange ich an zu nicken. Eigentlich wollten wir das niemandem verraten, da uns Roger öfters eingebläut hat, dass solche Art von Beziehung hier nicht gern gesehen wird; aber ich vertraue Laurie und sie hat es nicht verdient, angelogen zu werden.
 

Ich senke den Blick wieder und kann ein Aufschluchzen nicht unterdrücken. Erst jetzt wird mir wieder klar, wie sehr ich ihn eigentlich vermisse. Plötzlich spüre ich, wie sie ihre Hand auf meinen Kopf legt und mir sanft durch die roten Strähnen wuschelt. Dann zieht sie mich näher zu sich und umarmt mich.
 

Ich bin die ersten Momente ziemlich erschrocken; mich hat seit Monaten niemand mehr in den Arm genommen und ich bin solche Berührungen einfach nicht mehr gewohnt. Ich habe auch niemanden an mich rangelassen. Aber ich bin froh, dass es endlich mal jemand versucht und ich halte mich an ihr fest, vergrabe mein Gesicht in ihrem Pullover. Wenn sie mir helfen will, sollte ich ihr eine Chance dazu geben.
 

„Willst du darüber reden? Ich habe Zeit.“
 

Auch verständnisvolle Worte bin ich nicht mehr gewohnt, aber ich nicke dankend und erzähle ihr wirklich jedes kleine Detail über meine Gedanken der letzten viereinhalb Monate.
 

Sie hört einfach nur zu; anscheinend weiß sie, dass ich keine Ratschläge, sondern einfach nur jemanden zum Reden brauche. Als ich aufhöre zu erzählen, ist es schon fast Nacht. Aber sie ist bis zum letzten Wort hier geblieben und hat mir aufmerksam zugehört.
 

„Ich bin mir sicher, dass er sich bald meldet, wenn das was du sagst stimmt. Sicher hat er Moment einfach nicht genug Geld dazu. Als minderjähriger kommt man auch nicht so schnell an einen Job. Aber Mello ist schon immer schlau gewesen, er schafft das.“
 

Ich nicke. Eigentlich finde ich es schon beinah erstaunlich, dass eine erwachsene Person da vor mir sitzt, die mich zu verstehen scheint. Mein Vertrauen zu den Erwachsenen hier ist wirklich fast komplett verschwunden.
 

Roger zwingt mich nur immer zum Essen und alle anderen Erzieherinnen hier beachten mich gar nicht.
 

Aber sie versteht mich nach wie vor und hat mich noch nicht aufgegeben. Laurie steht auf, nimmt das Zeitungspapier, in das die Karte und das Tagebuch eingepackt waren, mit und lächelt mich dann verständnisvoll an.
 

„Versuch etwas zu schlafen und mach dir nicht zu viele Sorgen. Er wird sich sicher schon sehr bald melden. Ich lass das Essen hier, ja?“
 

Sie legt die restlichen Lebensmittel auf den Tisch links neben der Tür. Sicherlich weiß sie, dass ich nichts davon essen werde.
 

„Ja.“ sage ich trotzdem, weil ich ihr sehr dankbar bin.
 

„Gute Nacht.“ Sie löscht das Licht und will gerade das Zimmer verlassen.
 

„Ach, Laurie!“ Augenblicklich dreht sie sich wieder zu mir um.
 

„Ja?“
 

„Danke für alles. Du hast mir wirklich sehr geholfen.“ Ein Lächeln zaubert sich auf ihre Lippen.
 

„Gern geschehen, wenn du mal wieder reden willst, kannst du immer zu mir kommen. Und sobald Briefe von Mello hier ankommen, gebe ich sie dir.“
 

Langsam schließt sie die Tür und es wird komplett dunkel im Zimmer, bis auf das fahle Licht des Vollmondes, das durch das große Fenster rechts von mir fällt.
 

Wieder muss ich an ihn denken. Er konnte in Vollmondnächten nie schlafen, deswegen haben wir immer die ganze Nacht geredet, bis es schließlich Morgen war. Auch wenn ich nach solchen Nächten immer total müde war, hat es mir doch Spaß gemacht, mich mit ihm zu unterhalten. Außerdem fand ich es immer sehr angenehm mit ihm in einem Bett zu liegen, so nah wie möglich an ihn gekuschelt und ihm zuzuhören. Ich vermisse das alles so sehr.
 

Aber er wird sich bald melden, ganz sicher. Ich muss einfach versuchen, geduldig zu sein. Wenn er mich wirklich noch so sehr liebt, wie in dieser Karte steht, dann hat er mich nicht vergessen.
 

Ich greife nach der Karte und stelle sie auf den Nachttisch, der neben seinem Bett steht. Dann greife ich mir sein Tagebuch, mache die kleine Lampe neben seinem Bett an und fange an zu lesen. Wenn er mir dieses Buch schon schenkt, dann werde ich es auch lesen.
 

Als ich die erste Seite gelesen habe, fange ich tatsächlich an ein wenig zu Lächeln. Unglaublich, was Mello alles so gedacht hat, als wir noch jünger waren. Dem Datum nach zu urteilen, hat er an dem Tag, wo wir zusammen gekommen sind, angefangen zu schreiben.
 

‚Liebes Tagebuch,

heute habe ich mich endlich getraut,

Matt zu sagen, was ich für ihn empfinde.

Und du wirst es nicht glauben: Er denkt

genau so!! Ich war so überglücklich, als

er mir unter dem großen Kirschbaum sagte,

dass er meine Gefühle erwidert. Natürlich

werden wir geheim halten, dass wir zusammen

sind, aber das macht mir nichts aus. Ich bin

mir sicher, dass ich ihn für immer lieben werde!’
 

Ich blättere lächelnd weiter. Er hat fast jeden Tag hier rein geschrieben. Und in jedem der Einträge steht, wie sehr er mich liebt. Bei einem der Einträge muss ich schon beinah laut loslachen.
 

‚Liebes Tagebuch,

ich weiß dass Matt mich liebt, das sagt

er mir immerhin jeden Tag mehrmals, aber

irgendwie stört es mich, dass er ständig

Gameboy spielt. Vor allem, was er da spielt.

Ich glaube ‚Tomb Raider’ oder so heißt das

Spiel. Und die Hauptperson Lara Croft, mag

er anscheinend sehr, sehr, sehr gern. Ich

weiß es ist albern, aber irgendwie bin ich

eifersüchtig. Sie sieht nämlich ziemlich

gut aus. Ich frage mich, ob sie besser

küssen kann als ich. Vielleicht werde ich

Matt mal nach seiner Meinung fragen…’
 

Sicher, Laras Lippen sehen schon verführerisch aus, überhaupt ihr ganzer Körper - vor allem die riesige Oberweite - aber solange ich ihn habe, würde ich sie niemals anrühren, oder sogar küssen.
 

Außerdem bin ich mir sicher, dass niemand so gut küssen kann wie Mello.
 

Unglaublich. Ich bemerke erst jetzt, dass ich lächle. Er hat es wirklich geschafft. Mello weiß eben, wie man mich trösten kann. Und dass, obwohl er nicht einmal anwesend ist. Obwohl ich ihn schon seit über vier Monaten nicht mehr gesehen habe oder sonstigen Kontakt zu ihm hatte.
 

Sicher hat er schon, als er das Päckchen Laurie gab, gewusst, dass ich ihn wahnsinnig vermissen werde. Und bald wird er sich melden. Ich bin mir ganz sicher.
 

Bis bald, Mello, ich werde warten.
 

~Kapitel 3 - Ende~

Es hat Spaß gemacht, das Kapitel zu schreiben. Ach ja, Laurie habe ich frei erfunden, weil ich irgendjemanden gebraucht hab, der Matt das Päckchen gibt und ich nicht fand, das Roger in die Rolle passt. Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen!^^

Misu

Call

Irgendjemand streicht mir durch die Haare. Ein komisches Gefühl. Aber schön. Es erinnert mich an Mello. Langsam öffne ich die Augen.
 

Wer ist das? Ich erkenne nichts, meine Sicht ist noch total verschwommen weil ich gerade erst aufgewacht bin. Wahrscheinlich bin ich gestern Abend mal wieder beim Tagebuchlesen eingeschlafen. Seit zwei Wochen lese ich nun schon darin. Das hat mir das Warten deutlich erleichtert. Außerdem kann ich wieder besser schlafen und esse auch etwas mehr. Jedenfalls muss mich Roger nicht mehr dazu zwingen.
 

„Guten Morgen Matt, ich hab was für dich, wach auf.“
 

Eigentlich möchte ich noch schlafen, aber es ist Lauries Stimme, also reibe ich mir den Schlaf aus den Augen und schaue, warum sie hier ist. Sofort bin ich hellwach, als ich den A4-Briefumschlag in ihrer Hand entdecke, auf dem auch noch mein Name vorne drauf steht.
 

„Ist das etwa…?!“
 

Ein hoffnungsvolles Lächeln erscheint auf meinem Gesicht.
 

„Scheint so.“
 

Sie freut sich mit mir. Ich setze mich auf, während sie mir den Umschlag hinhält. Ohne jegliches Zögern schnappe ich mir den Brief. Ist ziemlich schwer. Sicherlich sind nicht nur Papierseiten darin. Egal. Ich schaue auf der Rückseite nach einem Absender. Es ist natürlich keiner darauf zu sehen.
 

Hastig öffne ich den Umschlag an der oberen Seite und hole den Inhalt heraus. Ein Blatt Papier, vorne und hinten beschrieben. Aber es ist noch etwas darin und das ist wesentlich schwerer als Papier. Ich drehe den Umschlag um und schüttle ihn ein wenig.
 

Ein Handy fällt in meinen Schoß, ein dazugehöriges Ladegerät ebenfalls. Einen Moment lang kann ich nur stumm auf das kleine Telefon starren.
 

Mello hat…

Er hat…
 

Mein Mund klappt auf.
 

„ER HAT MIR EIN HANDY GEKAUFT?!“
 

Laurie schnappt sich das Handy, um es genauer ansehen zu können. Mir schwirrt inzwischen der Kopf. Woher hat er auf einmal das Geld dazu? Hat er einen Job gekriegt? Aber wow, dass er mir ein Handy schickt, hab ich echt nicht erwartet.
 

„Wow, das ist das neueste Modell auf dem Markt. Das hat sicher wahnsinnig viel gekostet.“
 

Sie kennt sich gut mit technischen Geräten aus, auch wenn sie nicht so aussieht. Ich sehe mir inzwischen den Brief an. Mein Herz klopft wie verrückt, ich kann es immer noch nicht fassen, das er sich gemeldet hat.
 

‚Hallo Matt.

Ich hoffe der Brief kommt überhaupt bei dir an.

Man weiß ja nie, was Roger so alles wegschnappt.

Aber Laurie ist zuverlässig und sicher liest du

den Brief schon (und hast das Handy entdeckt).

Meine Nummer ist eingespeichert. Du kannst mich

jederzeit anrufen, ich werde ganz bestimmt

abnehmen. Ich übernehme auch die Telefonkosten,

das Handy läuft auf einen Vertrag. Ruf mich so

bald wie möglich an, ich will endlich mal wieder

deine Stimme hören. Ich hoffe dir geht es immer

noch gut. Ich hab jetzt endlich einen Job gefunden

und bekomme ausreichend Geld. Hier in Amerika hat

man echt viel mehr Möglichkeiten, wenn man Geld hat.

Ich konnte mir auch schon eine eigene Wohnung mieten.

Und meinen Führerschein hab ich ebenfalls gemacht

(hat mir mein Boss finanziert). Egal, ruf mich bitte

sofort an, wenn der Brief ankommt. Ich vermisse dich

wie verrückt!

Ich liebe dich;

Mello.’
 

Grinsend nehme ich Laurie das Handy aus der Hand und schalte es ein. Nachdem ich ein paar Tasten gedrückt habe, seine Nummer gefunden und angerufen habe, halte ich mir das Telefon ans Ohr und warte.
 

-tuuuuut tuuuuut tuuuuut-
 

Schon jetzt könnte ich vor Aufregung an die Decke gehen. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Plötzlich ein Geräusch am Anderen Ende der Leitung.
 

*Klick*

» Ja? «

Ich zucke zusammen. Es ist seine Stimme, er ist es wirklich.
 

Als Laurie sieht, wie ich anfange zu lächeln, steht sie auf und verlässt, ebenfalls mit einem Lächeln im Gesicht, das Zimmer. Sie will das Gespräch sicher nicht stören.
 

„H-Hallo Mello, ich bin’s Matt.“

Ein komisches Gefühl nach so langer Zeit wieder mit ihm zu reden. Aber ich kann nicht mehr aufhören zu grinsen.
 

» Matt! Oh mein Gott, wie geht es dir? «
 

Ich überlege einen Moment. Soll ich ihm wirklich erzählen wie beschissen die letzten fünf Monate für mich waren? Dass ich gehungert habe und nicht mehr richtig schlafen konnte? Er würde sich sicher Sorgen machen und das will ich nicht. Aber ich will ihn auch nicht anlügen.
 

„Um ehrlich zu sein…bis vor zwei Wochen ging es mir nicht so gut. Ich konnte die ganze Zeit weder schlafen noch richtig essen und-“
 

» Ehrlich? Fuck…und das alles wegen mir…? «
 

Er klingt erschrocken. Vielleicht hätte ich es doch bei einer Notlüge belassen sollen. Aber jetzt hab ich einmal mit der Wahrheit angefangen, also werde ich es auch mit der Wahrheit beenden. Außerdem hab ich ihn noch nie gern angelogen.
 

„Ja. Ich hab dich einfach zu sehr vermisst und darauf gewartet, dass du dich meldest. Viereinhalb Monate lang.“
 

Die letzten drei Worte murmle ich nur, aber er hat es trotzdem gehört.
 

» Tut mir leid. Anfangs hatte ich einfach nicht genug Geld dazu. Aber jetzt hab ich ja diesen Job gekriegt… «
 

„Ach ja, erzähl mal. Was hast du denn für einen Job? Wenn du dir eine Wohnung, ein Handy und ein Auto leisten kannst, musst du ja ziemlich viel Geld kriegen.“
 

An dem anderen Ende der Leitung wird es ruhig. Er schweigt.

„Was ist los?“
 

» Ich bin mir nicht sicher, ob ich dir das sagen darf. «
 

Ich hebe eine Augenbraue. Okay, will ich eigentlich wissen, wo Mello da gelandet ist, wenn er sich nicht sicher ist, ob er mir das sagen darf? Meistens sind die Jobs über die man kein Wort verlieren darf nämlich nicht gerade toll. Oder legal.
 

Plötzlich kommt mir ein Verdacht. Ein furchtbarer Verdacht. Als ich Mello danach frage, bete ich zu Gott, dass ich mich irre.

‚Bitte, alles nur nicht das!’
 

„Mello…bist du bei der Mafia…?“
 

» …ja… «
 

Nein. Ich glaub das einfach nicht. Spinnt er?! Weiß er eigentlich WIE gefährlich das ist? Dass er jede Sekunde draufgehen kann? Ich atme tief durch und zähle in Gedanken bis 10, um nicht laut ins Handy zu brüllen.
 

Ich bin nicht oft sauer auf ihn, aber es gibt so Momente, da könnte ich ihm den Kopf abreißen. So ein Moment ist gerade jetzt. Ich verkrampfe meine rechte Hand im Kopfkissen, um mich besser beherrschen zu können.
 

„Mello, hast du den Verstand verloren? Du weißt, dass das nicht legal ist. L hätte nicht gewollt, dass du so einen Weg einschlägst. Wirklich nicht. Und was soll ich eigentlich machen, wenn du da draußen draufgehst? Mello, steig da aus! Das ist gefährlich!!“
 

Ich höre etwas am Ende der anderen Leitung rascheln und kurz darauf knacken. Er isst Schokolade. War ja klar. Das macht er immer, wenn er gestresst ist.
 

» Lass das mal meine Sorge sein. Ich muss fast nie mit zu Aufträgen. Ich helfe immer nur bei der Planung. Außerdem kann ich nicht mehr aussteigen. Wenn ich das jetzt mache, dann bringen die mich um. Und was willst du eigentlich mit L? Der ist tot. «
 

Ich hasse es, wenn wir uns streiten. Vor allem habe ich mich so darauf gefreut endlich seine Stimme zu hören. Aber jetzt…er, bei der Mafia. Ich fange vor Wut an zu weinen.
 

„Du spinnst doch! Vor fünf Monaten hast du WEGEN L das Waisenhaus verlassen und jetzt redest du so von ihm…als ob er dir völlig egal ist!! Bin ich dir in ein paar Monaten auch egal? Oder wenn ich einmal sterbe? Wirst du dann auch so über mich reden?!“
 

» Matt, du übertreibst. Ich würde niemals so über dich reden. Du weißt, dass ich dich liebe. «
 

Langsam werde ich echt sauer. Ich schreie ohne vorher nachzudenken wütend ins Handy.
 

„Wenn du mich wirklich lieben würdest, hättest du mich damals mitgenommen!! Und jetzt spielst du mit deinem Leben, als ob du nur darauf wartest, mich mit deinem Tod weiter quälen zu können!!“
 

» Matt- «

*Klick*
 

Ich habe aufgelegt. Ich will seine Stimme nicht mehr hören. Ich kann nicht mehr. Schon jetzt bereue ich es, ihn so angeschrieen zu haben. Ich bin so ein Idiot. Und natürlich heul ich auch schon wieder.
 

Ich schmeiße das Handy wütend neben mich aufs Bett. Dieses scheiß Telefon hätte er gar nicht erst schicken müssen. Das hat alles nur noch schlimmer gemacht. In diesem Augenblick klopft jemand an die geschlossene Tür.
 

„Matt, ist etwas passiert? Du hast geschrieen. Darf ich reinkommen?“
 

Laurie. Ich habe Angst sie auch noch anzugiften, weil das manchmal schneller geht, als man denkt, aber ich will jetzt mit jemandem darüber reden. Vielleicht kann sie mir ja Tipps geben, wie ich das wieder in den Griff bekomme.
 

„Ja.“
 

Langsam öffnet sie die Tür und betritt den Raum. Als sie mich sieht, kommt sie sofort zu mir.
 

„Was ist passiert?“, fragt sie erschrocken, als sie bemerkt, dass ich schon wieder weine. Es wundert mich nicht, dass sie so reagiert. Nach einem Telefonat mit Mello müsste ich eigentlich vor Freude strahlen, so wie ich mich die letzten Monate benommen habe.
 

„Ich hab mich mit Mello gestritten. Ich war so dumm, ich hab ihn richtig angeschrieen. Aber…er spielt mit seinem Leben, als ob es ihm egal wäre, wie ich mich dabei fühle.“
 

„Er spielt mit seinem Leben?“, wiederholt sie überrascht. Und wieder rede ich einfach los, ohne die Konsequenzen vorher zu bedenken.
 

„Er ist der Mafia beigetreten. Als ob das der einzig richtige Job für ihn wäre! Und über L redet er so, als ob er ihm nie etwas bedeutet hätte. Obwohl L immer sein Vorbild war. Immer…“
 

Ich lasse meinen Kopf auf die angezogenen Knie fallen. Laurie schweigt. Sicher weiß sie jetzt auch nicht, was sie sagen soll. Es kommt ja auch nicht jeden Tag vor, dass sich ein Minderjähriger in der Mafia einschleust.
 

Plötzlich surrt etwas los. Ich hebe den Kopf. Es ist mein Handy, das neben mir auf dem Bett vor sich hin klingelt. Es ist aber kein Anruf. Eine SMS. Ich weiß nicht genau, ob ich sie sehen will. Wer weiß, was er jetzt schreibt.
 

Vielleicht macht er Schluss, vielleicht schickt er mir die Mafia auf den Hals, vielleicht will er mich auch eigenhändig ins Jenseits befördern…die Möglichkeiten sind unendlich und keine davon gefällt mir. Aber trotzdem nehme ich das Handy, wenn auch mit einer total zittrigen Hand und klappe es auf, um die Nachricht lesen zu können. Laurie mustert mein Gesicht dabei genau.
 

‚Es tut mir leid, ich hätte dir das Handy erst gar nicht schicken sollen. Bitte mach dir keine Sorgen um mich und sei mir nicht mehr böse. Ich liebe dich wirklich. Bitte nimm die Entschuldigung an. Ich will dich schließlich irgendwann wieder sehen. Mello’
 

Ein bisschen perplex lese ich die Nachricht. Mello hat sich gerade allen ernstes bei mir entschuldigt. Und er will mich sehen. Ich hab echt erwartet, dass er mir dafür den Kopf abreißt, so mit ihm geredet zu haben. Aber gut. Ich mache mich daran die Antwort zu schreiben. Laurie ist sichtlich erleichtert, als ich nicht wieder erneut in Tränen ausbreche.
 

‚Ich nehme die Entschuldigung natürlich an. Aber bitte sei vorsichtig, wenn du stirbst, weiß ich nicht mehr weiter. Ich liebe dich auch. Matt’
 

Schon wieder ein bisschen lächelnd stecke ich das Handy ein und schaue auf die Uhr. Schon beinahe Mittag. Ich hab Hunger. Und diesmal werde ich auch etwas Essen. Denn irgendwo da draußen ist mein Mello, der auf mich wartet.
 

~Kapitel 4 - Ende~

Am Anfang hatte ich echt keine Ahnung, wie ich das Telefonat zwischen den beiden schreiben sollte...^^° Ich hoffe es ist doch ganz gut geworden. Bis zum nächsten Kapitel und danke nochmals für die vielen kommies!! Ihr seid sooo nett!! >///<

Misu

Traveling

Ich werde von einem inzwischen alltäglichen Geräusch geweckt. Über ein Jahr ruft er mich jetzt schon jeden Tag an. Leider manchmal dann, wenn es grade nicht so günstig ist.
 

Unwillig öffne ich meine Augen. Es ist mitten in der Nacht, warum ruft Mello jetzt an? Egal. Im Dunklen taste ich auf dem Nachttisch herum, bis ich endlich das dudelnde Handy gefunden hab. Einen Moment überlege ich noch zwischen Abnehmen oder Weiterschlafen hin und her, aber schließlich ringe ich mich doch dazu durch und nehme den Anruf entgegen.
 

Hoffentlich hat er wenigstens einen guten Grund. Wenn ich geweckt werde, bin ich manchmal echt muffig.
 

„Ja…? Warum rufst du jetzt an…?“
 

Es würde mich ziemlich wundern, wenn er mein verschlafenes Genuschel versteht. Aber er klingt, wie immer, total munter. Wenn auch nicht so fröhlich wie sonst.
 

» Ich will deine Stimme hören. « Okay. Komischer Grund, aber wirkungsvoll. Trotzdem. Ich bin müde.
 

„Weißt du eigentlich wie spät es hier ist?“ Ich gähne und schließe die Augen kurz.
 

» Hier ist es gerade mal 17 Uhr… « Ich schaue auf die Uhr.
 

„Bei uns 1 Uhr nachts…du hättest du Zeitverschiebung zwischen Los Angeles und Winchester berechnen sollen…“
 

Ich höre ihn eine Tafel Schokolade auspacken und wie er sich auf irgendeine Couch setzt. Als er spricht ist seine Stimme leise, beinah brüchig, was mir zunächst aber kaum auffällt.
 

» Das tut mir leid. Willst du lieber schlafen? « Ich seufze kurz und setze mich auf, um etwas munterer zu werden.
 

„Nein, kann ich jetzt sowieso nicht mehr. Also…was soll ich dir erzählen?“
 

Immer wenn Mello anruft und von mir verlangt, ihm etwas zu erzählen, schlägt er die verrücktesten Themen vor, zu denen ich meine Meinung sagen soll. Jetzt auch wieder.
 

» Sag mir, was du an mir magst. « Ich lache kurz leise.
 

„Mello, bist du depressiv, oder warum willst du das hören?“
 

Eigentlich hab ich das zum Spaß gesagt, aber er schweigt und das bedeutet meistens, dass ich Recht habe. Ich kann hören wie er ein Schluchzen unterdrückt und kurz das Handy etwas von sich weg hält.
 

„Mello, was ist los??“
 

Als er den Hörer wieder näher zu sich nimmt, kann ich hören wie er schluchzt. Er weint selten. Ich jetzt will bei ihm sein und ihm in die Augen sehen. Ich hasse es, wenn ich in solchen Momenten nicht bei ihm sein kann.
 

» Ich hab Mist gebaut, Matt. Richtig großen Mist. «
 

Oh fuck, eigentlich will ich gar nicht wissen, was passiert ist. Aber ich weiß, wie gut es tut, wenn man sich bei jemandem aussprechen kann. Und Mello hat auch das Recht dazu, sich bei mir auszuweinen.
 

„Willst du darüber reden?“
 

Ich will ihn sehen. Jetzt. Bei ihm sein. Ich weiß, wie furchtbar es ist, alleine zu sein, wenn man traurig ist. Und ich möchte nicht, dass er sich genau so fühlt, wie ich mich damals.
 

» Ja…aber…ich habe Angst vor deiner Reaktion. «
 

Oh Nein. Das klingt nicht gut. Ich ahne schon, was er gemacht haben könnte. Und ich weiß selbst auch nicht, wie ich darauf reagieren werde, wenn es wirklich stimmt. Er hat neulich schon davon erzählt, dass er für die Mafia in seinem Job ‚Beziehungen’ aufbauen muss, weil sie ihn sonst rausschmeißen.
 

‚Beziehungen’… Ein tolles Wort für Prostitution.
 

„Mello, hast du deinen Körper hergegeben?“
 

» … «

Ich weiß, dass er Angst hat, es so offen vor mir auszusprechen, aber ich will es hören.
 

„Mello, hast du?“, frage ich noch einmal, diesmal mit mehr Nachdruck, obwohl ich inzwischen auch kurz vorm Losheulen bin. Denn unser Versprechen, das wir uns gegenseitig vor siebeneinhalb Jahren gegeben haben, ist sicher bald nur noch Geschichte, wenn das so weiter geht.
 

» …ja. Es tut mir leid, Matt, ich liebe dich, aber ich- «
 

Seine Stimme versagt und ich höre ich einige Male schlucken. Er traut sich nicht weiter zu sprechen. Ich weine inzwischen, genau so wie er.
 

Verdammt, ich hab von Anfang an gewusst, dass das nicht gut ausgeht! Ich hätte ihn niemals gehen lassen dürfen. Mello lässt sich nicht leicht unterkriegen, aber gegen die gesamte Mafia wird sich keiner, der einen klaren Kopf hat, stellen.
 

Ich würde Mellos Boss jetzt so gern eine reinhauen. So richtig fest in die Weichteile treten. Und ihm dabei ins Gesicht schreien, dass er Mello in Ruhe lassen soll. Aber im Moment kann ich sowieso nichts machen. Ich sitze hier in diesem beschissenen Waisenhaus, weit weg von ihm und kann ihn jetzt nicht mal in den Arm nehmen.
 

„Mello…bist du noch dran?“ Fuck, ich hätte warten sollen, sicher hat er meine brüchige Stimme bemerkt und weiß, was los ist.
 

» Ja, bin ich…Matt, weinst du…? «
 

„Natürlich weine ich! Meinst du, es lässt mich völlig kalt wenn du deinen Körper jeder Person, die der Scheiß-Mafia mal nützlich sein könnte, hergibst? Nur um ‚Beziehungen aufzubauen’…Du hättest niemals von hier weggehen sollen.“
 

» Es tut mir leid. Wirklich. Aber ich kann nicht aussteigen, sonst sterbe ich… «

Der Satz ist noch nicht zu Ende, ich weiß dass er noch weiterreden will, aber er scheint sich nicht so richtig zu trauen.
 

» …liebst du mich? Matt, sag mir die Wahrheit. Es würde mich nicht wundern, wenn du jetzt ‚nein’ sagst. «
 

„Ich habe dir schon oft gesagt, dass sich meine Gefühle für dich nie ändern werden.“
 

» Ich weiß aber…ich hab unser Versprechen inzwischen komplett gebrochen. Bist du nicht sauer? « Ich seufze.
 

„Doch. aber nicht auf dich, sondern auf deinen Boss. Er weiß, dass du noch minderjährig bist. Aber mal ehrlich: Wie hältst du das aus? Ich will nicht wissen, wie oft sie dich schon vergewaltigt haben…“
 

» Neun Mal. Ich wurde immer nur aufs Bett geschmissen und der Rest hat einfach nur noch wehgetan. Besonders beim ersten Mal… Matt, ich wollte das alles nicht! «

Er klingt verzweifelt. Als ob er das ganze schon ewig in sich hineingefressen hat. Vermutlich hat er sich nicht getraut, früher etwas zu sagen.
 

„Ich weiß. Mello, ich halt das nicht mehr aus. Ich will dich sehen! Und ich will dich endlich mal wieder küssen…“
 

» Ich glaube nicht, dass das so gut ist. Im Moment hasse ich es, angefasst zu werden. «
 

Das kann ich verstehen, aber ich lasse trotzdem nicht locker. Ich werde noch wahnsinnig, wenn ich ihm nicht an Ort und Stelle helfen kann.
 

„Ich werde mich sicher nicht an dir vergreifen, wenn du nicht willst, dass ich dich irgendwie anfasse. Und Sex will ich auch nicht; erst recht nicht, wenn du das schon so ständig gegen deinen Willen machen musst. Ich liebe dich und würde dich wirklich niemals zu so etwas zwingen. Aber ich will dir helfen.“
 

Er schweigt kurz, dann höre ich wie er heiser lacht.
 

» Du lässt sowieso nicht locker, bis ich zusage, oder? … Na gut. Ich werde sehen, was ich tun kann. Schlaf gut. Ich liebe dich. «
 

„Ich dich auch.“

*Klick*
 

Ich kann immer noch nicht glauben, was er mir erzählt hat. Es muss furchtbar sein, gegen den eigenen Willen Sex mit jemandem zu haben, den man nicht mal richtig kennt, geschweige denn mag. Aber wenn er sagt ‚er sieht, was er machen kann’, dann weiß ich, dass ich schon bald bei ihm sein werde. Hoffe ich zumindest.
 

~*~
 

Und wirklich. Schon drei Tage später steht Laurie mit einem neuen Brief von ihm auf der Matte. Ich frage mich, was er jetzt wohl schreibt. Als ich den Brief geöffnet habe, fällt mir wie üblich, ein vorne beschriebenes Blatt und - meine Augen weiten sich - ziemlich viele Geldscheine entgegen. Auch Laurie ist ziemlich überrascht, als sie das sieht.
 

Ich sammle die einzelnen Scheine auf und zähle…das sind - ich zähle noch einmal nach, um ganz sicher zu sein - 1500 Dollar. Hastig schnappe ich mir den Brief und lese, während ich das Geld neben mir auf dem Bett ablege.
 

‚Hallo Matt,

das Geld sollte für ein Taxi

zum Flughafen und einen Flug

nach Los Angeles reichen.

Laurie kann dich ja zum Flughafen

begleiten, wenn du willst.

Schreib eine SMS, wenn du los

fliegst, ich werde dich dann in

Los Angeles abholen. Erzähl Roger

nicht, dass du abhauen willst,

sonst wird er versuchen, dich

daran zu hindern. Ich warte auf

dich. Vergiss nicht: Ich liebe dich.

Mello’
 

Lächelnd sehe ich zu Laurie und gebe ihr den Brief, den sie sich auch gleich durchliest. Immer Mello und seine verrückten Ideen. Aber ich bin froh, dass ich ihn schon bald endlich wieder sehen werde. Und ihm helfen kann. Ich will nicht, dass er weiter gegen seinen Willen mit wildfremden Leuten schlafen muss.
 

Daran sollte ich jetzt besser nicht denken…wenn Laurie davon erfährt, lässt sie mich sicher nicht gehen. Also versuche ich weiterhin unbesorgt zu Grinsen, damit sie auch nichts bemerkt.
 

„Begleitest du mich zum Flughafen?“ Ich sehe zu Laurie, die gerade zu Ende gelesen hat und ebenfalls lächelt.
 

„Natürlich.“ Sie wuschelt mir durch meine roten Haare.
 

„Danke!!“
 

Zum ersten Mal falle ich ihr um den Hals. Das hätte ich wirklich früher machen sollen, nach allem, was sie für mich getan hat.
 

„Aber ich helfe dir auch beim Packen, sonst vergisst du ja alles Wichtige hier. Und Roger verraten wir auch nichts.“ Sie zwinkert mir zu und gemeinsam machen wir uns ans Packen.
 

~*~
 

Am nächsten Morgen weckt sie mich noch vor Sonnenaufgang und gemeinsam fahren wir in einem Taxi zum nächsten Flughafen, nach London. Die Straßen dort sind nebelig. Normalerweise macht mich solches Wetter traurig, aber jetzt kann ich einfach nur vor mich hin grinsen. Ich freue mich so sehr darauf ihn ENDLICH wieder zu sehen!! Andererseits mache ich mir auch riesige Sorgen um ihn.
 

Versunken sehe ich aus dem Autofenster und schlafe schon bald ein. Plötzlich spüre ich, wie Laurie leicht an meiner Schulter rüttelt.
 

„Matt. Matt, wir sind da.“
 

„Ah gut.“
 

Meine Koffer sind schnell geschnappt und am Check-In abgegeben. Gleich darauf kauft Laurie mit mir zusammen die richtigen Tickets und begleitet mich noch bis zum Ausgang, der zu meinem Flugzeug führt.
 

„Viel Glück Matt. Ich werde dich vermissen.“

Sie lächelt mich an. Ich komme nicht drum herum, sie noch einmal zu umarmen.
 

„Ich dich auch, Laurie. Danke für alles.“
 

Mit diesen Worten drehe ich mich um uns gehe durch den langen Gang, um meinen Flug, der schon in wenigen Minuten geht, nicht zu verpassen. Während ich mit vielen anderen Menschen warte, dass man uns ins Flugzeug lässt, zücke ich mein Handy und schreibe eine SMS an Mello.
 

‚Ich fliege in 7 Minuten los. Der Flug dauert laut meinem Wissen 8 Stunden. Bis bald. Matt’
 

Die Schlange aus Menschen bewegt sich etwas weiter. Anscheinend lassen sie uns jetzt ins Flugzeug. Gut. Ich schaue auf mein Ticket, um meinen Platz dann auch gleich zu finden. Ich sitze ziemlich weit hinten, wahrscheinlich weil ich erst so kurzfristig die Tickets gekauft habe. Aber egal. Vielleicht hab ich dann ja noch etwas Ruhe.
 

Langsam betrete ich das Flugzeug. Es ist ziemlich groß und ich bin noch nie geflogen und habe um ehrlich zu sein auch etwas Angst. Aber egal, ich werde mir einfach immer wieder Mello vor Augen halten und dass ich ihn schon sehr bald wieder sehen werde.
 

Die Stewardess erzählt gerade was man alles beachten muss, wenn man hier mitfliegt, wo die Schwimmwesten und Fallschirme liegen und wann die Atemmasken bei einem Absturz zu finden sind. Toll. Kann die einem eigentlich irgendwie noch mehr Angst machen?? Das Handy muss ich außerdem ausschalten. Meine Finger krallen sich in der Lehne meines Sitzes fest, als der Pilot die Turbinen startet und das Flugzeug sich in Bewegung setzt.
 

‚Denk an Mello, denk an Mello, denk an Mello…!!’
 

Als wir schließlich in der Luft sind, habe ich einen störenden Druck auf den Ohren. Eine der Stewardessen bietet mir Kaugummi an, der angeblich dagegen helfen soll und ich nehme ihn natürlich an. Als mir langweilig wird, setze ich die Kopfhörer auf und höre Radio. Die Zeit vergeht langsam und mir wird nach einer Weile zunehmend langweiliger, müde bin ich außerdem, aber ich kann jetzt nicht schlafen. Ich bin zu aufgeregt.
 

Es ist noch ziemlich früh. Ich frage mich, ob man im Flugzeug Frühstück kriegt. Und tatsächlich. Irgendwann, als ich kurz vorm Hungertod stehe, kommt eine der Stewardess mit einem total leckeren Frühstück.
 

Den Rest des Fluges schlafe ich und irgendwann werde ich von der Stimme, die aus einem Lautsprecher kommt, geweckt.
 

» Wir werden in ein paar Minuten an dem Flughafen von Los Angeles ankommen. Bitte schnallen sie sich an, falls es Turbolenzen beim Landen geben wird. Wir danken ihnen vielmals, dass sie mit uns geflogen sind. «
 

Sofort befolge ich die Anweisung und schnalle mich an. Ich werde zunehmend hibbeliger. Ich werde Mello sehen. In ein paar Minuten wird er vor mir stehen und ich werde ihm in die Augen sehen können.
 

Plötzlich fällt mir wieder ein, was er in den letzten Wochen durchmachen musste. Augenblicklich kommt zu meiner Freude Sorge hinzu. Ob ich ihm überhaupt helfen kann? Einen Moment lang kommt Zweifel auf, doch dann schüttle ich entschlossen den Kopf. Bevor ich schon wieder den Mut verliere, sollte ich erstmal warten bis ich ihn gesehen habe.
 

Das Flugzeug wackelt ein wenig, als wir auf der Landebahn aufkommen, doch schon wenige Minuten später weiß ich: Wir sind sicher gelandet. Ich schalte mein Handy wieder ein. Er hat schon auf meine SMS von heute früh geantwortet.
 

‚Sehr gut, ich werde auf dich warten. Ruf an, wenn du gelandet bist.’
 

Nachdem ich meine Koffer abgeholt habe, wähle ich seine Nummer, die ich inzwischen schon auswendig kann, da ich sie mehrmals täglich sehe, und halte mir das Handy ans Ohr.
 

- tuuuuut tuuuuut tuuuuut -
 

*Klick*

» Matt? «
 

„Hallo Mello, ich bin da. Wo bist du?“ Etwas verloren schaue ich mich in der Menschenmenge um.
 

» Äh warte. Wo bist du eigentlich? «
 

Schwer zu sagen. Ich kann kaum etwas von meiner Umgebung erkennen. Überall nur Menschen. Aber ich versuche ihm meine Umgebung zu beschreiben.
 

„Also hier ist ein Check-In und links von mir ist ein Café. Und da vorne kann man seine Koffer abholen.“ Ich komme mir ziemlich albern dabei vor, weil das alles andere ist, als eine korrekte Beschreibung, aber er scheint zu wissen, wo ich bin.
 

» Ah! Gut. Ich bin gleich da. Beweg dich nicht vom Fleck! «

*Klick*
 

Jetzt heißt es erstmal warten.
 

~Kapitel 5 - Ende~

Das Kapitel war...anstrengend...O__o Ich musste im Internet nachschauen wie viel ein Flug von Winchester nach L.A. kostet...xD 1500 Dollar kostet er nicht, aber mehr als 800 auf jeden Fall. Außerdem konnte ich bei der Dauer des Fluges nur schätzen. Sorry, wenn das nicht stimmt. >___< Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen!

Misu

See him again

Schon nach fünf Minuten des Wartens werde ich ungeduldig. Ich weiß wie schwierig es ist, jemand bestimmtes auf diesem riesigen Flughafen zu finden, aber ich will ihn wieder sehen. Alle zehn Sekunden sehe ich mich um, aber von ihm ist nichts zu sehen. Ich seufze und lasse den Kopf hängen. Ich hab keine Lust hier stundenlang rum zu stehen.
 

„Matt!!“
 

Ich zucke zusammen, als ich plötzlich meinen Namen höre und drehe mich in die Richtung, aus der die Stimme kommt. Aber ich komme gar nicht dazu, irgendetwas zu erkennen, denn bevor ich überhaupt reagieren kann, lande ich unsanft auf dem Boden.
 

Er hat sich mir einfach um den Hals geschmissen - mit Anlauf. Trotz der Kopfschmerzen, die ich wegen des Aufpralls habe, bin ich überglücklich ihn endlich wieder zu sehen und kann im Moment einfach nur lächeln.
 

„Au…Hallo, Mello.“
 

Er liegt nach wie vor halb auf mir und hält sich noch immer an mir fest.
 

„Bin ich froh, dass ich dich gefunden habe!“
 

Er lässt von mir ab und setzt sich halb auf. Endlich. Endlich kann ich sein Gesicht sehen. Er hat sich nicht viel verändert. Sein Gesicht ist nach wie vor so hübsch, die Augen immer noch so groß und blau und sein Lächeln auch nach so langer Zeit noch so wunderschön.
 

Allerdings sieht er blasser aus als damals und hat auch dunkle Ringe unter den Augen. Kein Wunder. Ich könnte auch nicht schlafen, wenn ich meinen Körper regelmäßig hergeben müsste.
 

Er krabbelt von mir runter, weil einige der vorbeigehenden Personen uns schon kritisch mustern, steht auf und reicht mir seine Hand. Jetzt kann ich auch seinen restlichen Körper sehen.
 

Okay, im Gegensatz zu seinem Gesicht hat sich dieser schon erheblich mehr verändert. Er hat überall an den Armen blaue Flecken, kleinere Wunden und an den Handgelenken rote Striemen, aber es hat sich noch mehr verändert. Vor allem, was die Klamotten betrifft.
 

„Was hast du denn da an?“
 

Ich deute auf die schwarze, bauchfreie Lederweste und die ebenfalls aus Leder bestehende, eng anliegende Hose. Er hilft mir wieder auf die Beine.
 

„Sagen wir ‚Arbeitskleidung‘…aber erstaunlicherweise ist es bequemer, als es aussieht.“
 

Er schnappt sich einen meiner Koffer, ich mir den anderen. Ich kann immer noch nicht aufhören zu grinsen. Mello läuft nur einen halben Meter neben mir her. Nach so langer Zeit sind wir endlich wieder zusammen. Allerdings mache ich mir Sorgen um diese Verletzungen.
 

„Wo gehen wir überhaupt hin?“

Ich habe keine Ahnung, wo er mich eigentlich hinbringen will.
 

„Wir fahren in meine Wohnung. Ich hab mir ein paar Tage frei genommen.“
 

Gut, dann kann ich mit ihm über die ganze Sache reden. Und vielleicht werde ich später auch mal seinen Boss zur Rede stellen, wenn ich überhaupt in seine Nähe komme. Als wir den Flughafen verlassen und auf dem Parkplatz sein Auto suchen, kriege ich erstmal was von meiner Umgebung mit.
 

Etwas weiter weg sieht man die Hochhäuser von Los Angeles. Unglaublich, man kann bis hierhin den Lärm hören.
 

„Matt, ich hab mein Auto gefunden!!“
 

Ich drehe mich wieder zu ihm um und lasse beinah meinen Koffer fallen. Er steht vor einem sehr teuer aussehenden, schwarzen Porsche. Auch noch ein Cabrio. Ein absolut geiles Auto. Ich muss jetzt sicherlich furchtbar dumm aus der Wäsche gucken, denn er fängt an zu lachen, als er meine Reaktion sieht.
 

„Komm, bring deinen Koffer her.“
 

Nach kurzem Zögern schleppe ich meinen Koffer zu ihm, den er neben den anderen auf die Rücksitze schmeißt. Ich traue mich kaum, in dieser Luxus-Karre platz zu nehmen. Sie sieht wirklich verdammt teuer aus, und ich habe Angst irgendwas kaputt zu machen.
 

Aber er lässt sich einfach so auf den Sitz fallen, als ob das Auto nur etwas mehr als 10 Dollar gekostet hätte und startet den Motor, nachdem ich mich neben ihn gesetzt habe. Dann manövriert er den Porsche sicher von dem Parkplatz runter und fährt kurz darauf mit viel zu hoher Geschwindigkeit die lange gerade Straße nach L.A. entlang.
 

„Wie geht es dir eigentlich? Du scheinst ziemlich viel abgenommen zu haben.“
 

Mist, es ist ihm aufgefallen. Zwar habe ich die letzten Wochen wieder etwas zugenommen, versuche aber immer noch mein Normalgewicht zu erreichen, was ziemlich schwierig ist, da ich nach wie vor nicht viel esse. Ich sehe zu ihm, wie er sich auf die Straße konzentriert. Inzwischen haben wir die Stadt schon beinah erreicht.
 

„Es geht mir gut. Und dir?“
 

Er schaltet einen Gang zurück, als wir an einem Schild mit der Aufschrift ‚Willkommen in L.A.!’ vorbeifahren.
 

„Nicht so prickelnd, aber du bist ja jetzt da. Danke, dass du gekommen bist.“
 

Er lächelt ein wenig und ich streiche ihm durch die Haare. Ich wollte das schon so lange mal wieder machen. Inzwischen sind wir in der Innenstadt und ich konzentriere mich wieder mehr auf meine Umgebung.
 

Überall riesige Wolkenkratzer und Unmengen von Menschen. Die Straßen hier sind sehr breit und überall sieht man Hotels, Casinos und Villen. Eine Neonreklame versucht die andere zu übertrumpfen und alles hier sieht furchtbar teuer aus. Ich bin das alles nicht gewohnt. Das hier ist das komplette Gegenteil von Winchester. Ich komme aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.
 

Nach nur wenigen Minuten Fahrt halten wir vor einem Penthaus. Er will mir noch nicht allen erstes erzählen, der er sich eine Wohnung da drin leisten kann? Das muss doch sauteuer sein!
 

„Mello, wohnst du wirklich hier?“
 

Ich kann es einfach nicht glauben, dass er sich so etwas leisten kann.
 

„Ja, vor ein paar Monaten bin ich hierher gezogen.“
 

Jeder von uns schnappt sich wieder einen Koffer und gemeinsam betreten wir das Haus. Und wieder könnte ich beim Betreten mein Gepäck fallen lassen. Die Einrichtung ist einfach der Hammer. Alles nur von Designern und…ich will gar nicht daran denken, wie viel das alles kosten muss!
 

„Ähm, stell’ dein Gepäck erstmal ab, ich zeig dir alles.“
 

Er schnappt sich eine meiner Hände und zieht mich hinter sich durch die riesig wirkende Luxus-Wohnung. Alles hier sieht wirklich absolut geil und vor allem teuer aus.
 

Das letzte Zimmer das er mir zeigt ist das Schlafzimmer. Die komplette linke Seite dieses Zimmers besteht aus riesigen Fenstern, die bis zum Boden reichen. Das Bett ist auch ziemlich groß, darauf könnten mindestens drei Leute schlafen. Und natürlich sieht wieder alles in diesem Raum richtig teuer aus. Ich lasse mich ziemlich perplex auf die Bettkante fallen.
 

„Was ist?“
 

„Diese Wohnung ist…wow. Einfach nur wow. Allein dieses Bett…!“
 

Ich kann nicht mehr aufhören zu staunen.
 

„Nicht, wenn man hier alleine ist…außerdem kann ich sowieso nicht mehr richtig schlafen, da bringt das Bett auch nichts…“
 

Er legt sich quer auf die Matratze und seufzt ziemlich tief, verdeckt mit seinen Unterarmen seine Augen. Wieder lasse ich den Blick über die blauen Flecken und kleinen Wunden an seinen Armen und die rötlichen Striemen an den Handgelenken schweifen.
 

„Mello, woher hast du diese Verletzungen?“
 

Ich wollte schon vorhin am Flughafen fragen, aber ich war zu sehr von seiner Kleidung abgelenkt. Er setzt sich auf, winkelt die Beine seitlich an und reibt sich mit der linken Hand das rechte Handgelenk.
 

„Das? Kannst du dir das nicht denken? Natürlich hab ich versucht, mich zu wehren. Das hab ich nach dem dritten Mal aber aufgegeben, weil es sonst noch mehr wehtut.“
 

Er weicht meinem Blick aus; es fällt ihm wahrscheinlich sowieso schon schwer, das vor mir auszusprechen.
 

„Mello…“
 

Ich hasse solche Momente. Man weiß nie, was man sagen oder machen soll. Ich rutsche näher zu ihm und streiche ihm über die rechte Wange. Er sieht mich an. Langsam lehne ich mich nach vorne und schließe die Augen. Ich will ihn endlich mal wieder küssen.
 

Vorsichtig, noch vorsichtiger als je zuvor lege ich meine Lippen auf seine. Meine Hand liegt nach wie vor auf seiner rechten Wange und plötzlich spüre ich etwas Nasses. Er weint. Als ich den Kuss unterbreche, senkt er sofort den Kopf und starrt auf die Matratze. Ich streiche ihm wieder vorsichtig durch die Haare.
 

„Mello, ich liebe dich.“
 

Er wischt sich über die Augen und sieht dann aus dem Fenster, durch dessen Scheiben man gerade den Sonnenuntergang sehen kann.
 

Er braucht Hilfe.

Dringend.

Wenn das so weiter geht, dann lebt er schon bald gar nicht mehr richtig. So etwas zerstört einen von innen heraus. Und genau das ist Mellos Schwachstelle; er war schon immer sehr sensibel.
 

Ich versuche ihn etwas zu beruhigen, indem ich ihn vorsichtig umarme. Irgendwie muss ich ihm helfen. Leider habe ich keinerlei Ahnung, wie ich das anstellen soll. Mich allein gegen die Mafia zu stellen wäre Selbstmord, aber ich will auch nicht, dass er weiter so etwas mitmachen muss.
 

„Matt…?“
 

Er hat inzwischen aufgehört zu weinen, aber ich will ihn noch nicht loslassen.
 

„Ja?“
 

„Bleibst du jetzt eigentlich für immer hier, bei mir? Ich halte es ohne dich wirklich nicht aus.“
 

„Wenn du willst, dass ich bleibe, dann ja.“
 

Zurück kann ich sowieso nicht, Roger reißt mir den Kopf ab.
 

„Danke…“
 

Langsam löst er sich aus meinen Armen und krabbelt vom Bett runter. Ich folge ihm, als er den Raum verlässt und das Wohnzimmer ansteuert. Es ist das einzige Zimmer, was ich vorhin noch nicht gesehen habe. Er lässt sich auf der Couch nieder. Ich stehe noch eine Weile im Türrahmen und betrachte ihn versunken, ehe ich mich auch auf das Sofa zu bewege.
 

„Ich hab dir übrigens was gekauft.“
 

Er deutet auf den flachen Tisch vor der Couch und meine Augen werden groß, als ich sehe was darauf liegt.
 

„Das ist alles für mich?!“
 

Ich kann es kaum glauben. Da auf dem Tisch liegen alle Spielekonsolen, die man sich nur vorstellen kann. Vom NintendoDS bis zur X-Box ist alles dabei. Und die Spiele erst. Neben vielen anderen liegen da auch noch alle bisher erschienenen Teile von Tomb Raider, meinem Lieblingsspiel.
 

Als ich das sehe fällt mir wieder der eine Tagebucheintrag von ihm ein und ich setze mich grinsend neben ihn auf die Couch.
 

„Ach Mello, Lara kann sicher nicht besser küssen als du…“
 

Er lächelt mich an.
 

„Weiß ich doch.“
 

Ich küsse ihn noch einmal.
 

„Danke, dass du mir die vielen Spiele gekauft hast.“
 

Er lächelt nach wie vor. Vielleicht helfe ich ihm auch schon ein bisschen, wenn ich nur bei ihm bin. Während er eine Tafel Schokolade auspackt, sehe ich mir an, was er da alles gekauft hat. Manche der Spiele sind erst vor ein paar Wochen raus gekommen. Und die Konsolen erst. Eine Wii habe ich auch schon entdeckt. Echt der Hammer, was er alles gekauft hat.
 

„Willst du etwas spielen?“, fragt er nach einer Weile, wahrscheinlich, weil ich immer nur noch grinsend das ganze Zeug auf dem Tisch anstarre.
 

„Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. …Wow, du hast sogar Tekken besorgt!“
 

Ein weiteres Spiel, was ich sehr gerne zocke.
 

„Ich hab einfach die Regale in dem Geschäft leer gefegt. Alles was FSK16 war, hab ich mitgenommen, solche Spiele magst du doch.“
 

Ich versuche, die PS2 am Fernseher anzuschließen. Hinter mir knackt regelmäßig Schokolade. Als ich das Spiel zum Laufen gebracht habe und den Controller angeschlossen habe, setze ich mich wieder neben ihn und fange an zu zocken.

Der Rest des Abends verläuft eigentlich ruhig, bis wir beschließen ins Bett zu gehen.
 

~*~
 

Ich durchsuche meine Koffer nach Klamotten, die ich zum Schlafen tragen kann. Schließlich habe ich etwas gefunden und warte darauf, dass er aus dem Bad zurückkommt. Während ich warte sehe ich mich noch einmal im Zimmer um.
 

Neben dem riesigen Kleiderschrank steht noch eine Kommode mit einem großen Spiegel darüber hängend. Auf der Ablage der Kommode liegen einige Sachen unter denen ich auch - ich schaue noch einmal genau hin, um sicher zu gehen - meine Fliegerbrille entdecke. Er hat sie echt so lange aufgehoben.
 

Sie passt echt nicht zum Rest der Wohnung, sie ist abgenutzt und hat sehr wenig Geld gekostet. Ich hatte sie schon ewig nicht mehr auf, ob sie mir überhaupt noch passt? Langsam gehe ich rüber zu der Kommode und setzte die Fliegerbrille auf.
 

Durch die orange getönten Gläser sieht hier alles komisch aus, aber wahrscheinlich bin ich das nur nicht mehr gewohnt, weil ich sie schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr aufhatte.
 

„Matt, das Bad ist frei.“
 

Ich fahre herum. Mello steht im Türrahmen, nur mit einem Handtuch um die Hüften. Als ich den Blick über seinen Oberkörper schweifen lasse, nehme ich die Fliegerbrille wieder ab und gehe näher zu ihm.
 

Nicht nur auf seinen Armen sind also diese Verletzungen. Sein ganzer Körper ist übersäht von Kratzern und blauen Flecken. Als er bemerkt, warum ich ihn so ansehe, drängt er sich an mir vorbei und schubst mich aus dem Raum.
 

„Du solltest jetzt duschen gehen…“
 

Er lehnt die Schlafzimmertür an und stehe noch einige Momente davor, bevor ich schließlich ins Bad gehe, um mich bettfertig zu machen. Aber unter der Dusche kann ich mich kein bisschen entspannen.
 

Immer wenn ich die Augen schließe sehe ich Mellos Körper, übersäht mit diesen Verletzungen. Sicher, es sind keine riesigen Wunden, aber das ist auch nicht wichtig. Allein schon zu wissen, WOHER er diese blauen Flecken und Kratzer hat, reicht mir. Ich will gar nicht daran denken.
 

Geduscht und vollständig umgezogen, betrete ich nach ein paar Minuten wieder das Schlafzimmer. Er sitzt auf der Bettkante und wartet bereits auf mich. Das Licht ist bis auf eine kleine Nachttischlampe vollständig gelöscht und die Vorhänge an den Fenstern hat er ebenfalls zugezogen. Er hat sich auch umgezogen. Ein schwarzes T-Shirt und eine Stoffhose in derselben Farbe.
 

Er sieht mich an - ich stehe nach wie vor im Türrahmen und erwidere den Blick. Schließlich klopft er neben sich aufs Bett.
 

„Komm zu mir.“
 

Langsam komme ich auf ihn zu und setze mich neben ihn auf die weiche Matratze. Er rutscht näher, hält sich an meiner Hand fest. Da ich nicht weiß, was ich sagen soll, bin ich einfach ruhig. Eine Weile herrscht Stille, bis er anfängt zu reden.
 

„Mir tut alles so leid. Dass ich dich damals alleine gelassen habe und…dass ich dir nichts als Ärger mache. Es tut mir wirklich leid, Matt.“
 

„Ist schon okay. … Meinst du, du kannst heute Nacht schlafen?“
 

Er überlegt kurz und lehnt sich dann näher zu mir, um mich zu küssen.
 

„Ich glaube schon; du bist ja jetzt bei mir. Außerdem hab ich morgen noch frei.“
 

Vorsichtig drücke ich ihn auf die Matratze und decke ihn und mich zu. Erst jetzt, wo ich neben ihm liege, fällt mir auf, wie sehr ich das die ganze Zeit, wo wir getrennt waren, vermisst habe.
 

An meinem Hals kann ich seinen Atem spüren. Hoffentlich kann er schlafen. Ich bin gespannt, was die nächsten Tage passieren wird. Langsam schließe ich meine Augen und schlafe tatsächlich schon bald ein.
 

~Kapitel 6 - Ende ~

Hui, die FF wird wohl doch länger als geplant...^^°° *ständig neue einfälle kriegt* Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen.

Misu

Scared

‚Ah…! Ngh… Hör auf, du tust mir weh…!! Ha…’
 

Es ist Mellos Stimme. Ich sehe mich um, kann aber nichts entdecken. Alles ist komplett leer. Wieder höre ich, wie er anfängt zu flehen.
 

‚B-Bitte…ah…hör auf…!! Nh…!’
 

Ein stechender Schmerz durchfährt mich, als ich seine brüchige und verzweifelt flehende Stimme höre.
 

//Mello?!//

Ich renne in die Richtung aus der seine Stimme kommt, so schnell ich kann. Aber ich komme einfach nicht vorwärts. Und ich kann niemanden entdecken. Als ob ich im nichts gelandet wäre und keine Chance dazu habe, ihm zu helfen. Ich renne noch schneller.

//Mello! Wo bist du??//
 

Er gibt mir keine Antwort und fängt nur wieder an zu flehen.
 

‚Nein…ha…!! Bitte…ngh…hör auf…!!’
 

Ich kann nicht mehr rennen, meine Beine tun schrecklich weh und werden zunehmend schwerer. Von Mello ist auch keine Spur. Ich gebe auf, ich kann ihm nicht helfen. Verzweifelt falle ich auf die Knie halte ich mir die Ohren zu aber ich höre immer noch seine angsterfüllte Stimme.
 

‚Hör auf…! Ah…bitte…!!’
 

Tränen steigen mir in die Augen; ich konnte es noch nie ertragen, wenn er leidet.
 

‚N-nein…!! Du tust mir weh…ngh…!’
 

Ich drücke mir die Hände noch fester auf die Ohren, doch ich kann ihn immer noch deutlich hören.
 

‚Ha…Matt, hilf mir…!!“
 

Erschrocken fahre ich hoch und sehe mich hektisch um. Ich sitze immer noch auf dem riesigen Bett in seiner Wohnung, in Los Angeles. Es war also nur ein Traum. Ein schrecklicher Alptraum.
 

Zitternd wische ich mir den Angstschweiß von der Stirn. Für einen Traum war es furchtbar real. Mello; ich muss ihn sehen um ganz sicher zu sein, dass ich nur geträumt habe. Ich taste nach dem Lichtschalter der kleinen Nachttischlampe und schalte sie schließlich ein.
 

Immer noch zitternd drehe ich mich um und werde noch unruhiger als ich die leere Matratze neben mir sehe. Er ist weg. Meine Augen weiten sich und ich springe aus dem Bett, um die Wohnung nach ihm abzusuchen. Schon nach wenigen Sekunden atme ich erleichtert auf, als ich den Lichtstrahl sehe, der durch den Spalt der geöffneten Küchentür fällt, und seine Stimme höre. Ich will gerade in die Küche gehen, als ich höre, was er da erzählt.
 

„Rod, ich kann den Auftrag nicht annehmen.“
 

‚Rod’? Wer soll das sein? Ich schleiche näher zur Tür und luge durch den offenen Spalt. Er telefoniert und…er weint. Aber seine Stimme klingt einigermaßen fest, wahrscheinlich darf er vor diesem Rod nicht weinen.
 

„Nein! Das letzte Mal, als ich für dich ‚Beziehungen aufbauen’ sollte, hat mir der Typ den halben Körper versaut!“
 

Seine Stimme wird zunehmend wütender und er weint immer mehr. Ich versuche ruhig zu bleiben und höre weiter zu, schließe die Augen, um ihn besser verstehen zu können.
 

„Mir doch scheißegal, wenn er nicht zufrieden war! Meint er allen ernstes, ich lasse mich freiwillig mit Handschellen ans Bett ketten?! Weißt du eigentlich, wie meine Handgelenke wegen dem Wichser jetzt aussehen?!“
 

So viel habe ich ihn noch nie fluchen hören. Dieser Rod scheint anscheinend sein Boss zu sein, der ihn immer zum ‚Beziehungen aufbauen’ zwingt. Gut, wenigstens weiß ich jetzt schon mal, WEM ich in die Fresse treten werde, wenn er Mello das erneut antun sollte. Er lehnt sich gerade gegen einen der Küchenschränke und wischt sich lautlos die Tränen weg.
 

„Ich weiß verdammt noch mal, dass wir im Moment nicht genug Geld haben! …Ja…Aber nimm gefälligst jemand anderen! So, wie mein Körper jetzt aussieht, kann ich da gar nicht hin, dann lässt er den Vertrag erst recht sausen! Ich frage mich sowieso, warum ausgerechnet ICH meinen Körper hergeben muss!“
 

Ah, die ganze Scheiße muss Mello also wegen ‚Geldproblemen’ machen. Scheiß Mafia…
 

„Nein, Rod! Wir haben echt genug Frauen zur Verfügung, die das machen würden! Lass mich mit dem Bullshit in Ruhe!! Ich will jetzt schlafen, immerhin hab ich noch einen Tag frei…NEIN ICH WERDE ES MIR SICHER NICHT ANDERS ÜBERLEGEN!!!“
 

Mit diesen Worten legt er auf, beendet somit das Gespräch, legt das Handy weg und lässt sich mit dem Rücken an den Schrank gelehnt auf den Boden sinken.
 

„…verdammt…“
 

Er weint. Sicher weiß er, dass er sich bei so einem Boss nicht rausreden kann. Eigentlich wollte ich jetzt zu ihm gehen, ohne das er etwas bemerkt, aber schon als ich die Tür weiter öffnen will, fängt diese etwas an zu quietschen und er sieht erschrocken auf.
 

„M-Matt?“
 

Hastig wischt er die noch verbliebenen Tränen weg und steht auf.
 

„Warum bist du noch auf? Kannst du nicht schlafen, oder ist das Bett zu unbequem-“
 

Er versucht vom Thema abzulenken und weicht meinem Blick aus. Ich gehe nicht auf seine Fragen ein.
 

„War das dein Boss?“
 

Er sieht mich etwas erschrocken an. Wahrscheinlich hat er nicht damit gerechnet, dass ich aufwachen und zuhören könnte.
 

„Hast du alles mitgehört…?“
 

Ich nicke, lege meine Hände auf seine Schultern und sehe ihm direkt ins Gesicht. Er zuckt zusammen und sieht mich an.
 

„Mello, ich möchte, dass du mich zu deinem Boss mitnimmst. Ich will mit dem Kerl reden.“
 

Er weicht erschrocken zurück, als er das hört, schüttelt meine Hände ab.
 

„Nein! Wenn du etwas Falsches sagst, bringen die dich um! Rod muss nur mit dem Finger schnippen und sie werden dich töten…nein, ich nehme dich sicherlich nicht mit dahin!“
 

Ich trete wieder näher an ihn heran, worauf er ein paar Schritte rückwärts taumelt, um wieder Abstand von mir zu kriegen.
 

„Mello, nimm mich mit dahin. Ich will dass das aufhört. Wie lange willst du das noch weiter einstecken? Ich kann das nicht einfach mit ansehen. Ich will dir helfen, selbst wenn ich dabei draufgehen sollte!!“
 

Er senkt den Blick und sieht mich nicht an, geht noch etwas weiter zurück. Sein Rücken berührt schon beinah die Wand.
 

„Nein…!“
 

„Mello, nimm mich mit dahin!“ Ich gehe näher zu ihm, er weicht noch weiter zurück bis er schließlich nicht mehr kann, weil er mit dem Rücken bereits an die Wand stößt.
 

„Nein…!!“ Er sieht mich nach wie vor nicht an, aber ich will, dass er mich mitnimmt.
 

„Nimm mich mit dahin!“
 

Ich greife nach seinen Handgelenken und drücke sie gegen die Wand, damit er mich ansehen muss. Er versucht sich zu wehren.
 

„N-Nein…bitte, Matt…hör auf…!!“
 

Seine angsterfüllte Stimme durchfährt mich wie ein Blitz und ich lasse erschrocken seine Handgelenke los, weiche ein paar Schritte zurück. Er hat eben fast wortwörtlich das aus meinem Traum wiederholt.
 

Erst jetzt fällt mir auf, dass ich mich genau so wie diese Typen, die ihn ständig vergewaltigen aufgeführt habe. Ich sehe zu ihm. Er weint, schon wieder. Wegen mir. Ich hab es übertrieben.
 

„Mello…“
 

Ich gehe wieder näher zu ihm und will ihm über die Wange streichen, aber er schlägt meine Hand sofort weg.
 

„Fass mich nicht an!!“
 

Er rennt an mir vorbei ins Bad und sperrt sich ein. Fast sofort drehe ich mich um und steuere ebenfalls das Badezimmer an. Einen Moment bin ich nur ruhig und lausche, aber da ich nichts hören kann, klopfe ich schließlich an die verschlossene Tür.
 

„Mello…?“
 

„Lass mich in Ruhe…!!“
 

„Bitte mach die Tür auf. Es tut mir leid.“
 

„Sei ruhig!! Ich will das nicht mehr hören…!“
 

„Bitte. Ich will dir helfen.“
 

„Nein!! Du kannst mir nicht helfen!“
 

„Komm raus. Bitte, Mello-“
 

„Geh weg… Ich kann einfach nicht mehr…!“
 

Seine Stimme wird mit jedem Wort etwas leiser und brüchiger. Ich lehne mich gegen die Tür und rutsche auf den Boden. Aus dem Bad kann man immer noch sein leises Wimmern hören.
 

Ich bin so ein Idiot. Warum hab ich ihn vorhin auch festgehalten? Man konnte ihm auch schon so ansehen, dass er Angst hat. Ich hab mal wieder alles versaut. Wie soll ich ihm helfen, wenn er Angst vor mir hat?
 

„Mello…lass mich rein, bitte mach die Tür auf. Es tut mir wirklich leid.“
 

Es dauert einige Minuten, in der ich keine Antwort erhalte und ich gebe die Hoffnung schon beinah auf, als ich plötzlich höre, wie die Tür auf innen aufgesperrt wird. Ich stehe auf und drehe etwas am Knauf, bis die Tür sich leise öffnet.
 

Er sitzt gleich links neben dem Eingang, auf dem Boden, die Beine eng an den Körper gezogen, immer noch weinend. Er reibt sich die Handgelenke, wo man noch deutlich die Abdrücke meiner Hände sehen kann. Ich knie mich vor ihn.
 

Ein paar seiner blonden Haarsträhnen sind nass und kleben an seinem Gesicht und eigentlich möchte ich sie ihm wegstreichen, aber ich weiß, dass ich ihn jetzt besser nicht anfassen sollte.
 

Seine Augen sind nach wie vor voller Angst, es wundert mich, dass er mich überhaupt rein gelassen hat. Wieder sehe ich auf seine Handgelenke.
 

„Tut es sehr weh…?“ Ich traue mich kaum zu fragen. Er wirft mir einen wütenden Blick zu.
 

„Nein, wie kommst du darauf?! Ich krieg das ja fast jeden Tag zu spüren, mit der Zeit gewöhnt man sich dran!!“
 

„Es tut mir leid…“
 

Ich senke den Kopf und kann spüren, wie sein wütender Blick immer noch auf mir ruht. Nach einiger Zeit hebe ich meinen Blick wieder etwas. Die Wut aus seinem Gesicht ist verschwunden aber er weint immer noch.
 

„Kannst du dir eigentlich vorstellen, was für eine Angst ich eben hatte…? Als du so plötzlich auf mich zukamst, mich gegen die Wand gedrückt und mich festgehalten hast…? So, als ob du mir sonst was antun willst…“
 

Seine Stimme zittert heftig, wie auch seine Hände und der Rest von seinem Körper. Seine Finger krallen sich in den schwarzen Stoff seiner Hose.
 

„Es tut mir wirklich leid, Mello. Aber du weißt, dass ich dich liebe und dir helfen will. Und um dir helfen zu können, muss ich nun mal zu deinem Boss. Es bringt nichts, wenn ich jetzt hier bin, aber immer nur von deiner Wohnung aus alles mit ansehen muss.“
 

Er wirft den Kopf in den Nacken und schluckt kurz, bevor er mich dann wieder ansieht.
 

„Ich weiß…aber, wenn ich dich zu ihm bringe, dann kann ich dir nicht mehr helfen, falls sie auf dich losgehen. Bei Rod weiß man nie, wie er reagieren wird.“
 

Eigentlich habe ich jetzt schon Angst davor, seinen Boss zu treffen, aber der Wille, Mello zu helfen ist wesentlich stärker.
 

„Bitte bring mich trotzdem zu ihm. Und hab keine Angst mehr vor mir. Das von vorhin tut mir wirklich leid.“
 

Langsam strecke ich eine Hand nach seinem Gesicht aus. Er schlägt sie auch nicht weg, zuckt nur etwas zusammen, als ich seine Wange berühre. Als ich mich nach vorne lehne, um ihn zu küssen, zittert er immer noch.
 

Aber er lässt es zu, dass ich meine Lippen auf seine treffen lasse und erwidert den Kuss etwas. Nur kurze Zeit später löst er sich von mir, indem er seinen Kopf zur Seite dreht. Sicher ist es schwierig für ihn, mich überhaupt an ihn ranzulassen. Langsam stehe ich auf und helfe auch ihm wieder auf die Beine.
 

„Komm, du willst doch sicher schlafen.“
 

Er nickt und ich gehe neben ihn zurück ins Schlafzimmer. Als wir schließlich wieder nebeneinander auf dem Bett liegen, nimmt er etwas Abstand von mir und zittert nach wie vor.
 

„Hast du noch Angst?“, flüstere ich.
 

„Ja.“
 

„Warum?“
 

„Ich weiß nicht, wie Rod auf dich reagieren wird. Vielleicht sterben wir beide.“
 

Ich rutsche näher zu ihm und streiche ihm über die linke Wange.
 

„Das wird nicht passieren. Versprochen.“
 

Ich weiß wirklich nicht, ob ich das Versprechen halten kann, aber ich werde alles daran setzten, dass wir nicht sterben. Ich lächle ihn etwas an, worauf er näher zu mir kommt.
 

„Bist du eigentlich nicht böse…?“, fragt er leise.
 

„Hm? Warum sollte ich?“
 

„Weil ich dich kaum noch an mich ranlasse. Du kannst mich ja nicht mal umarmen, ohne dass ich Angst kriege. Stört dich das denn kein bisschen?“
 

Ich schüttle den Kopf.
 

„Nein. Ich kann verstehen, warum du Angst hast. Außerdem bin ich hergekommen um dir zu helfen, und nicht, um dich ständig zu umarmen oder so…“
 

„Okay. Gute Nacht.“
 

Er dreht sich um, löscht das Licht und zieht dann die Decke enger um seinen Körper. Ich versuche wach zu bleiben. Zumindest, bis er eingeschlafen ist. Außerdem geht in ein paar Stunden schon wieder die Sonne auf und es lohnt sich eigentlich gar nicht, jetzt noch zu schlafen. Und meine Angst, vor noch so einem Alptraum, indem ich Mello nicht helfen kann, ist groß.
 

Ich starre die Decke an und mir wird schnell langweilig. Nach einer Weile drehe ich mich zu Mello, rutsche näher an ihn heran und fange vorsichtig damit an, mit der Hand durch seine Haare zu fahren. Er zuckt nicht zusammen und atmet regelmäßig und ruhig, also schläft er sicher schon.
 

Mit der Zeit werde ich immer müder und schlafe auch bald ein. Und dank Mello, der so nah neben mir liegt, und den ich die ganze Zeit atmen höre, bekomme ich auch keine weiteren Alpträume.
 

~*~
 

Als ich am nächsten Morgen die Augen öffne, liegt er immer noch neben mir und hat sich inzwischen im Schlaf zu mir umgedreht, ist noch näher an mich gerutscht. Vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, schaue ich auf die Digitaluhr auf seinem Nachttisch. Laut Anzeige ist es 8:57 Uhr. Also können wir ruhig noch liegen bleiben.
 

Ich streiche wieder durch seine Haare, bis er sich plötzlich etwas bewegt und verschlafen irgendetwas unverständliches nuschelt und schließlich seine Augen öffnet.
 

Er erschrickt kurz, als er mir so nah ist und rutscht etwas zurück. Als er aber sieht, dass es nur ich bin, seufzt er erleichtert und kommt wieder näher.
 

„Guten Morgen, Matt. Konntest du schlafen?“
 

„Ja. Und du?“ Er streckt sich einmal ausgiebig.
 

„Jedenfalls besser als sonst.“
 

„Ah, gut.“ Beinah gleichzeitig setzen wir uns aus.
 

„Also, was willst du heute machen? Ich habe noch frei.“
 

Ich überlege kurz und lasse den Blick einmal quer durch den Raum schweifen. Er tut es mir gleich und plötzlich deutet er auf meine Koffer, die ich noch nicht ausgepackt habe.
 

„Deine Klamotten. Passen die alle noch?“
 

„Nein, nicht mehr alle.“ Er springt aus dem Bett.
 

„Gut dann gehen wir heute einkaufen.“
 

~Kapitel 7 - Ende~

So. Und wieder ein Kapitel abgeschlossen. Ich kann um ehrlich zu sein nicht genau sagen, wie lang die FF noch geht. ^^° Aber ich hoffe, ihr lest bis zum Schluss fleißig mit. Danke für die Kommies!

Misu

Fight for him

„Mello, glaubst du nicht, dass ich jetzt langsam genug neue Klamotten habe?“
 

Seit Stunden schleppt er mich von einem Geschäft ins nächste und kauft wirklich alles, was mir auch nur ein bisschen gefällt. Und alles davon kostet mindestens 150 Dollar, da er darauf besteht, mir Markenklamotten zu kaufen.
 

„Ach, davon kann man nie genug haben!“
 

Wenn es um shoppen geht, kann Mello das besser, als jedes kaufsüchtige Mädchen. Wir haben jetzt sicher schon eine halbe Millionen Klamotten für mich gekauft - meistens sowieso nur Streifenpullis und Jeans, aber davon reichlich. Und ihm scheint wirklich nie das Geld auszugehen. Wir kommen gerade aus einem Klamottengeschäft, da steuert er schon wieder das nächste an.
 

Ich frage mich, wie lange das noch so weitergehen soll, ich kann die vielen voll gepackten Tüten kaum noch tragen.
 

„Da hinten kann man auch noch Schuhe kaufen…hast du nicht mal gesagt, dass du solche Springerstiefel haben willst?“
 

Kaum zu glauben, dass er sich daran noch erinnert. Das habe ich vor 3 oder 4 Jahren ein einziges Mal erwähnt.
 

„Ja, aber…weißt du eigentlich wie teuer die sind??“
 

Er grinst mich an.

„Soooo teuer nun auch wieder nicht…“
 

Seufzend betrete ich mit ihm den Schuhladen und wir halten Ausschau nach den Stiefeln. Gerade als ich sie entdeckt habe, klingelt Mellos Handy. Er schaut auf den Display, um zu sehen wer es ist. Als er den Namen des Anrufers liest, wird er kreidebleich.
 

„Ähm…Matt, hol dir schon mal die Stiefel, ich warte draußen, okay?“
 

Er drückt mir seine Kreditkarte in die Hand und verlässt hastig das Geschäft, um den Anruf entgegen zu nehmen.

Ich glaube, ich weiß schon, wer ihn da anruft. Es ist sicher dieser Rod.
 

Als ich die richtige Größe gefunden, und die Stiefel bezahlt habe, verlasse ich das Geschäft und sehe mich um. Er sitzt ein paar Meter weg vom Laden auf einer Bank und telefoniert immer noch mit seinem Boss.
 

„…ich kann das nicht mehr! Du weißt, dass ich von Anfang an dagegen war!!“
 

Ich setze mich neben ihn und kann das Gespräch mitverfolgen, weil ich von dieser Nähe auch die Stimme seines Bosses höre.
 

» Mello, der Typ hat gesagt, er bläst alles wieder ab, wenn er dich nicht kriegt. Da gehen uns Millionen durch die Lappen! «
 

Er wirft den Kopf zurück in den Nacken und ich bemerke, dass er schon wieder kurz vorm Weinen ist. Doch er hat seine Stimme dermaßen unter Kontrolle, dass man das, wenn man ihn nicht sieht, gar nicht mitbekommt.
 

„Rod, ich bin keine Hure! Kann der Kerl sich denn nicht mit Frauen, die das beruflich machen, zufrieden geben?!“
 

Ich kann eigentlich auch nicht verstehen, was diese Kerle daran finden, einen Minderjährigen zu vergewaltigen.
 

» Du hast dir das selbst eingebrockt, Kleiner. Als du hier eingestiegen bist, hab ich dir gesagt, dass der Job gewisse Risiken birgt. «
 

Ich balle meine Hände zu Fäusten. Diesem Typ werde ich, falls ich ihn einmal treffen sollte, richtig fest mitten ins Gesicht treten. Möglichst noch mit Spikes an den Schuhen, damit er sich noch lange daran erinnert.
 

„Ich dachte da an Bomben, Schießereien und die Bullen im Rücken, aber nicht daran, dass ich meinen Körper hergeben muss!!“
 

Er sagt das nicht sehr laut, weil hier viele Leute sind, aber trotzdem sehr deutlich.
 

» Wegen dir haben wir so viel Geld überhaupt erst verloren. Und dir bleibt keine Wahl. Du bist kein guter Schütze und wir können dich deswegen bei Aufträgen nicht richtig einsetzen. Wie willst du das Geld sonst wieder auftreiben? Als wir diese Yagami entführt haben, muss dir das schon klar gewesen sein, du hast den Plan schließlich entwickelt! Außerdem kann einmal mehr doch auch nicht schaden, oder? Du bist doch kein Weichei. «
 

‚Einmal mehr’? Ich wette, dass er das nicht zum ersten Mal sagt. Aber irgendwann wird das ‚einmal mehr’ zu viel sein!! Mello ist schon jetzt psychisch angeschlagen, es würde mich nicht wundern, wenn er bald über Selbstmord nachdenkt.
 

„Rod, der Kerl kann mich mal!!“
 

Mellos Stimme ist nach wie vor wütend, aber in seinen Augen sieht man wieder, dass er extreme Angst hat.
 

» Mello, du wirst den Auftrag annehmen. In einer halben Stunde erwarte ich dich im Hauptquartier. «

*Klick*
 

Unglaublich. Der Kerl hat einfach aufgelegt. Mello klappt das Handy zu und beißt sich auf die Unterlippe, um nicht auf offener Straße mit Weinen anzufangen.
 

„Mello, nimm mich mit dahin.“
 

Er schüttelt nur den Kopf und sieht mich nicht an. Nach einer Weile steht er auf.
 

„Komm, wenn ich nicht pünktlich erscheine, erschießen die mich.“
 

Sicherlich hat er innerlich schon lange aufgegeben, sich dagegen zu wehren. Ich nehme die Taschen und nebeneinander gehen wir zurück zu seiner Wohnung. Kaum sind wir zu Hause, verschwindet er im Schlafzimmer und kommt nach einigen Minuten mit anderen Klamotten wieder heraus. Jetzt trägt er wie neulich die schwarze Lederweste und die dazugehörige Hose.
 

Ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich will, dass er mich mitnimmt, aber selbst wenn er das tun sollte…was dann? Ich kann mich nicht gegen die halbe Mafia stellen. Noch dazu als mickriger Teeanger.
 

Er will gerade die Wohnung verlassen. Ich darf nicht zulange nachdenken - Ich muss mit dahin!
 

„Mello, bitte nimm mich mit.“
 

Er bleibt stehen, dreht sich aber nicht zu mir um.
 

„Matt, hast du keine Angst davor, dass du vielleicht stirbst, wenn du mitgehst…?“
 

„Nicht so viel Angst, wie du davor, wieder vergewaltigt zu werden.“
 

Er schweigt eine Weile. Nach einigen Minuten erhalte ich aber doch noch eine Antwort.
 

„Na gut…“
 

Ich schlucke und folge ihm dann zum Auto. Ich habe keine Ahnung wie ich reagieren werde, wenn ich vor diesem Rod stehe. Hoffentlich wird es nicht zu schlimm…
 

~*~
 

„Du Bastard!!“
 

Ich werde gegen die Wand geschleudert. Mein Kopf tut höllisch weh und meine Unterlippe ist aufgeplatzt und blutet. Einer der Typen packt mich am Kragen und hebt mich hoch, drückt mich mit dem Rücken gegen die Wand. Ich huste, als der Kerl mir mit der bloßen Faust ins Gesicht schlägt.
 

„LASS IHN IN RUHE!!“
 

Ich öffne die Augen und kann irgendwo, in circa fünf Metern Entfernung schwach die Umrisse von Mello erkennen. Er wird von zwei Typen festgehalten.
 

Vielleicht war es keine so gute Idee, meine Gedanken der letzten Tage zu verwirklichen. Vorhin bin ich wirklich hier reinmarschiert und hab diesem Rod einfach mit meinen neuen Springerstiefeln ins Gesicht gelatscht. Dieser sitzt immer noch auf der riesigen Ledercouch in der Mitte des Raumes und hält sich die Nase, auf die ich ganz besonders fest eingetreten habe.
 

Als ich es wage, meinen Blick etwas zu heben, trifft mich erneut eine Faust im Gesicht. Etwas Warmes, Nasses läuft mein Gesicht runter, ich weiß nicht, ob es Blut oder Tränen sind. Vermutlich sowieso beides.
 

„…lasst Mello in Ruhe…!“
 

Ich kann kaum noch reden, mein gesamter Kopf tut weh, jeder einzelne Muskel im Gesicht schmerzt. Aber ich werde jetzt sicher nicht aufgeben, bevor ich Mello da raus geholt habe - und wenn ich dabei draufgehe!
 

Einer der Typen schlägt noch mal mit voller Wucht auf mich ein, ein Anderer zieht seine Knarre und richtet sie auf mich, nachdem er sie geladen hat.
 

Ich wünschte, ich könnte wie in einem meiner Computerspiele Reset drücken, um mir ein leichteres Level rauszusuchen. In echt ist das kein bisschen cool, wenn man nicht 3 Leben und selbst eine Waffe hat. In echt ist das einfach nur beschissen. Vor allem wegen den Schmerzen. Und der Angst.
 

Als ich versuche, nach dem Kerl, der mich festhält, zu treten, schlägt der mit der Waffe mit aller Kraft direkt in meinen Bauch. Ich schreie vor Schmerz auf - keine Ahnung, wie lange ich das noch durchhalte.
 

„HÖRT AUF!!“
 

Wieder höre ich Mellos Stimme, der nach wie vor von diesen zwei Typen festgehalten wird und sich kein bisschen wehren kann. So wie ich. Der Typ drückt mich immer noch gegen die Wand, meine Füße berühren den Boden nicht einmal mehr und mir wird eine Waffe an den Schädel gehalten, die der Kerl, dem sie gehört, gerade entsichert hat.
 

In Gedanken schließe ich schon mit meinem Leben ab, als ich plötzlich jemanden lachen höre. Ich kann nicht viel erkennen, da meine Sicht wegen der vielen Schläge und den Tränen verschwommen ist, aber das Lachen kommt eindeutig von Rod.
 

„Nein, nein, lasst dem Kleinen sein Leben. Er hat einen ganz schönen Überlebensinstinkt und vor allem Kampfgeist, findet ihr nicht? Vielleicht kann er uns ja noch nützlich sein…Hey du, kennst du dich mit Computern aus?“
 

Ich huste kurz und versuche dann zu antworten.
 

„…ja…“
 

Es fällt mir schwer zu reden, dieser Kerl hält mich nach wie vor am Kragen fest und drückt gegen meinen Hals.
 

„Ich wette, du hast ein Talent für technische Geräte…und so sehr wie du dich wehrst…man kann dich sicherlich auch für Aufträge einsetzen…“
 

„…s-soll das ein Angebot sein…?“
 

Er lacht nochmals auf. Ich sehe zu Mello rüber, der entsetzt auf seinen Boss starrt. Er bemerkt, dass mein Blick auf meinem Freund ruht. Sicherlich weiß er jetzt, wie er mich ködern kann.
 

„Sagen wir, ich erlasse Mello seine Schulden, dafür nutzt du dein Talent, hackst dich für uns in ein paar Konten ein und holst etwas Geld für die Organisation.“
 

Sofort höre ich wieder die Stimme zu meiner rechten.
 

„NEIN!! MATT, SAG NEIN!!!“
 

Ich weiß, dass Mello dagegen ist, aber das ist der einzige Weg ihm zu helfen. Ich versuche, nicht zu früh ohnmächtig zu werden. Aber langsam wird alles immer dunkler und es fällt mir schwer, wach zu bleiben - die Schmerzen steigern sich auch langsam ins Unerträgliche.
 

„…ein-…einverstanden…“ ist das letzte was ich rausbekomme, bevor alles endgültig vor meinen Augen verschwimmt und der Typ mich loslässt.

Ich lande unsanft auf dem harten Boden und verliere das Bewusstsein. Alles ist dunkel.
 

~*~
 

Als ich meine Augen das nächste Mal öffne sehe ich als erstes Mellos Gesicht. Immer noch ist alles unscharf und ich kann nur wenig von meiner Umgebung erkennen. Aber das ist nicht wichtig. Ich hab es endlich geschafft - er muss seinen Körper nicht mehr gegen seinen Willen hergeben.
 

„M-Mello…“
 

Ich will eine Hand nach ihm ausstrecken, aber als ich mich bewegen will, durchfährt ein stechender Schmerz meinen Körper.
 

„Du bist so ein Idiot…warum hast du das gemacht…?!“
 

Ich versuche zu lächeln, aber selbst das tut weh.
 

„Ich hab doch erreicht, was ich wollte…“
 

Er schlägt mit den Fäusten auf die Bettkante und schreit mich dann an.
 

„Du willst also sterben?! Matt, er hat dich nicht darum gebeten, der Organisation beizutreten, er sagte, du sollst ihnen Geld besorgen!! Das heißt, du bist kein Mitglied der Mafia! Sobald du ihnen das Geld beschafft hast, werden sie dich töten!! Du Idiot!! Warum bist du überhaupt auf Rod losgegangen?! Du hast doch gesehen, dass sie alle Waffen haben…!“
 

Die letzten Worte gehen schon wieder im Schluchzen unter, da er anfängt zu weinen.
 

„Aber du musst nicht mehr gegen deinen Willen-“
 

„Als ob das so schlimm wäre!! Das war ein Scheißdreck dagegen! Matt, sie werden dich töten, ist dir das klar?! Du hast mir kein bisschen damit geholfen! Was soll ich ohne dich?! Da hätte ich meinen Körper lieber noch tausendmal hergegeben, anstatt dich auf so eine Art und Weise zu verlieren!!“
 

„…“
 

Er steht auf und verlässt das Zimmer. Ich kann ihm nicht folgen, mein ganzer Körper schmerzt. Erst jetzt erkenne ich wieder etwas mehr von meiner Umgebung. Ich liege in seiner Wohnung, im Schlafzimmer, welches allerdings nur spärlich durch die zwei Nachttischlampen erhellt wird.
 

Ich drehe meinen Kopf etwas zur Seite und sehe das Verbandszeug auf dem Fußboden stehen. So ein Mist, ich hab mich also doch am Kopf verletzt, als der Typ mich gegen die Wand geschleudert hat. Und Mello hat die Wunder versorgt. Ich hab mich nicht mal dafür bedankt.
 

Langsam versuche ich, mich aufzurichten. Wieder wird mein Körper von diesem Schmerz erfüllt und ich würde mich am liebsten wieder zurück ins Kissen fallen lassen, aber ich schaffe es schließlich, mich vollständig aufzusetzen.
 

Das Aufstehen gestaltet sich da schon wesentlich schwieriger, immer wenn ich meinen Körper auch nur ein Stückchen weit aufrichte, wird mir schwarz vor Augen. Nach ungefähr zehn Minuten stehe ich jedoch auf den Beinen und gehe langsam auf die Tür zu.
 

Mein Körper tut bei jedem Schritt weh, besonders meinem Kopf hätte ich noch etwas Ruhe gönnen sollen. Eigentlich wollte ich ins Wohnzimmer, weil ich ihn da erwartet hätte, doch bevor ich überhaupt in die Nähe dieses Raumes komme, sehe ich ihn im Flur stehen.
 

„Mello…“
 

Er dreht sich erschrocken zu mir um.
 

„Matt, spinnst du?! Du kannst jetzt doch nicht einfach aufstehen und hier rumlaufen! Du bist verletzt!“
 

Er legt meinen Arm um seine Schultern und bringt mich zurück ins Schlafzimmer. Ich bemerke, dass er Straßenschuhe und einen Mantel trägt.
 

„Gehst du noch mal weg…?“
 

Er hilft mir zurück ins Bett und deckt mich anschließend zu.
 

„Ja, aber nur Schmerzmittel für dich besorgen. Und mir Infos über Gehirnerschütterungen holen.“
 

Meine Augen werden groß.
 

„Willst du damit sagen, dass ich ’ne Gehirnerschütterung habe?“
 

„Ja, wahrscheinlich…so wie’s aussieht auch noch ’ne ziemlich heftige.“
 

Er beugt sich über mich und haucht einen Kuss auf meine Lippen, um mir nicht weh zu tun, da meine Unterlippe ebenfalls aufgesprungen ist.
 

„Rod hat gesagt, du sollst erst mit der Arbeit anfangen, wenn du wieder richtig denken kannst. Das verschafft uns etwas Zeit…vielleicht kann ich das alles wieder rückgängig machen.“
 

„Nein, Mello. Dann musst du wieder mit wildfremden Typen schlafen.“
 

„Mir fällt sicher etwas ein, das uns beiden hilft.“
 

„Okay. Danke übrigens, dass du meine Wunden versorgt hast.“
 

Er lacht kurz auf.
 

„Ich weiß nicht mal, ob ich das richtig gemacht hab. Aber gern geschehen. Ich gehe jetzt, versuch etwas zu schlafen. Wenn du willst, dass die ganzen Platzwundern in deinem Gesicht wieder verheilen, solltest du dich ausruhen.“
 

Oh, das klingt ja toll. Platzwunden im Gesicht.
 

„Danke, ich freue mich jetzt schon richtig drauf, mich im Spiegel zu sehen.“
 

Er steht auf bewegt sich langsam auf die Tür zu.
 

„Bis dann.“
 

Die Zimmertür fällt zurück ins Schloss. Trotz der Schmerzen bin ich einigermaßen glücklich. Mello muss seinen Körper nicht mehr wildfremden Typen überlassen. Selbst wenn ich sterben sollte, wenn ich das Geld für die Mafia aufgetrieben habe…Mello wird dann nicht mehr vergewaltigt.
 

Angst habe ich keine, aber ich wäre ihm schon sehr dankbar, wenn er eine Möglichkeit findet, um uns beide zu retten. Im Moment kann ich aber nur hoffen und ihm vertrauen.
 

~Kapitel 8 - Ende~

So. Das Kapitel war einigermaßen einfach zu schreiben. Ein riesiges Gomen-Nasai für alle Matt-fans! ^^°° Aber irgendwie MUSSTE ich die szene im Mafia-Hauptquartier etwas dramtisch machen, sonst wäre das nicht spannend gewesen...Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen!

Misu

Crap

Es ist zum Kotzen. Und diesmal im Wahrsten Sinne des Wortes. Diese Gehirnerschütterung ist nerviger als gedacht.
 

Kurz nachdem Mello vorhin gegangen ist, wurde mir schlecht und seitdem kotze ich mir sonst was aus. Ich hab’s gerade noch so mit Mühe und Not rechtzeitig ins Bad geschafft. Zum Glück. Wäre blöd, wenn Mello nach Hause kommt und die halbe Wohnung ist voll gekotzt.
 

Mein Kopf tut nach wie vor tierisch weh, genau wie mein restlicher Körper. Diese scheiß Mafiosi hätten mich echt nicht so verprügeln müssen, ein Schlag hätte vollkommen gereicht. Ich hab ihren Boss schließlich auch nur einmal getreten und der ist sicher ohne Gehirnerschütterung weggekommen. Und er hat keine Platzwunden im Gesicht.
 

Ich frage mich echt, warum ich so viel reihern muss…ich hab doch kaum was gegessen. Außerdem saugt das einem ganz schön die Energie aus, wenn man sich ständig übergeben muss.
 

Ich lasse mich ausgelaugt auf die eiskalten Badfließen fallen. Ich habe weder Kraft noch Lust, jetzt zurück ins Schlafzimmer zu gehen. Weil ich vorhin so schnell hierher gerannt bin, ist mir schwindelig und nach wie vor auch übel. Und die beschissenen Kopfschmerzen sind auch noch nicht weg.
 

Wo wollte Mello eigentlich noch mal hin…? Oh fuck, ich kann mich nicht mehr erinnern…auch das noch. Ich will nicht wissen, was diese Gehirnerschütterung noch alles angerichtet hat. Hoffentlich geht das bald vorbei.
 

Die Fließen unterm Waschbecken sehen auch nicht gerade interessant aus, aber mein Körper tut bei jeder noch so kleinen Bewegung weh und deswegen bleibe ich einfach liegen.
 

Eine Weile ist es ruhig, dann höre ich wie die Haustür geöffnet wird, anschließend wieder geschlossen und irgendjemand in der Wohnung rum läuft. Außerdem höre ich Tüten rascheln. Die Schritte nähern sich dem Bad, aber ich liege mit dem Rücken zur Tür, deswegen weiß ich nicht, wann Mello im Raum ist. Ich versuche nach ihm zu rufen, bekomme aber keinen Ton raus. Ist auch gar nicht nötig, denn er hat mich schon entdeckt.
 

„Matt! Was ist passiert?! Warum liegst du nicht mehr im Bett?“
 

Er kommt näher und dreht mich auf den Rücken, was mich das Gesicht verzerren lässt, weil mir nach wie vor alles, wirklich ALLES, weh tut. Ich schlucke einige Male und versuche dann zu reden.
 

„…Gehirnerschütterungen sind scheiße…warum muss man da auch noch kotzen…?“
 

„Das ist ganz normal. Aber du solltest auf keinen Fall hier liegen bleiben. Kannst du aufstehen?“
 

Ich schüttle etwas den Kopf. Er seufzt und versucht, meinen Oberkörper etwas aufzurichten, was ich alleine wohl kaum schaffen würde. Doch schon, als ich wieder aufstehen soll, klappe ich kraftlos zusammen und lande erneut auf dem harten Badezimmerboden.
 

„…ich kann nicht aufstehen…kann ich nicht einfach hier liegen bleiben…?“
 

„Nein, das ist sicher nicht gut für deinen Körper. Aber vielleicht…lass mich nachdenken…“
 

Er überlegt etwas, bevor er mich dann wieder vorsichtig ablegt und selbst aufsteht.
 

„Warte kurz…“
 

Er verlässt den Raum und kommt nach einiger Zeit mit zwei großen Decken und einem Kissen zurück. Die eine Decke breitet er neben mir auf dem Boden aus.
 

„Versuch dich wenigstens auf die Decke zu legen, damit du eine Unterlage hast und nicht direkt auf den kalten Fließen liegst.“
 

Er hilft mir auf die weiche Wolldecke, legt das Kissen unter meinen Kopf und deckt mich dann mit einer etwas dickeren Bettdecke zu. Ist zwar nicht so bequem wie das Bett, aber vollkommen ausreichend. Wenigstens muss ich nicht mehr aufstehen, oder mich bewegen.
 

Ich schließe die Augen. Er sitzt immer noch neben mir und schweigt. Eine Weile ist es wirklich erschreckend ruhig.
 

„Danke übrigens…“
 

Ich mache die Augen wieder etwas auf, als ich seine Stimme höre. Er sitzt noch immer neben mir und sieht mich an.
 

„…was meinst du…?“
 

Plötzlich fängt er an zu lächeln.
 

„Du weißt genau was ich meine. Dank dir werde ich nicht mehr zum Sex mit diesen Typen gezwungen. Es tut mir leid, dass ich dich vorhin so angeschnauzt hab, aber ich bin dir trotz allem sehr dankbar. Wirklich Matt - Danke.“
 

Ich versuche ebenfalls zu lächeln, aber das will nicht so richtig klappen, weil meine Wangenknochen, immer wenn ich meinen Mund bewegen will, anfangen weh zu tun.
 

„…ich hab doch gesagt, dass ich dir helfen werde…und ich würde es jederzeit wieder tun…das nächste Mal aber bitte ohne Mafia und Gehirnerschütterung…“
 

Er lacht kurz und fängt dann an zu flüstern.
 

„Ich liebe dich.“
 

Das habe ich schon lange nicht mehr von ihm gehört, aber ich freue mich darüber. Er streckt eine Hand nach mir aus und streicht mir über die Wange, leider genau über die offenen Platzwunden.
 

„Au…ich dich doch auch, aber lass das bitte…“
 

Er nimmt seine Hand zurück.
 

„Tut mir leid. … Mensch, jetzt wo ich Lust auf deine Nähe habe, bist du wieder verletzt! Zum Kotzen ist das.“
 

Ich stöhne genervt.
 

„…komm mir jetzt bloß nicht mit Kotzen, das hab ich schon hinter mir…!“
 

Plötzlich scheint ihm etwas einzufallen.
 

„Hast du eigentlich starke Schmerzen? Ich hab Medizin da…“
 

Er dreht seinen Oberkörper halb und holt einige Plastiktüten hervor, wühlt etwas in einer davon rum und stellt schließlich einige Fläschchen und Tablettenverpackungen auf den Boden vor mir hin.
 

„…hauptsächlich Kopfschmerzen und…ach, um ehrlich zu sein tut mir alles weh…“
 

„Und diese Platzwunden sollten wir später auch noch mit irgendeiner Salbe eincremen, oder?“
 

Er öffnet einige der kleinen Kartons und überfliegt die Packungsbeilage, um sehen zu können was besonders gut hilft und möglichst wenige Nebenwirkungen hat. Allerdings scheint er nicht so richtig zu wissen, was genau er mir von dem ganzen Zeug geben soll, also versuche ich ihm etwas zu helfen.
 

„…gib mir doch einfach Aspirin, das hilft doch gegen alle möglichen Schmerzen, oder…?“
 

Er nickt und verlässt kurz darauf das Zimmer, wahrscheinlich, um ein Glas Wasser zu holen. Nachdem er wieder zurück ist und die Tablette sich aufgelöst hat, hilft er mir wieder dabei, mich aufzusetzen, damit ich die Medizin einnehmen kann.
 

„So…und jetzt versuch ein wenig zu schlafen.“ Er legt mich wieder hin und will dann den Raum verlassen, aber ich möchte nicht, dass er geht. Zum Schlafen hab ich auch keine Lust und das kann ich sowieso nicht, solang die Tablette noch nicht wirkt.
 

„…Mello, bleib bitte hier…“
 

Ich weiß, dass er echt besseres zu tun hat, als bei mir rum zu sitzen, aber ich will einfach mal wieder in seiner Nähe sein und mit ihm reden. Wir haben uns schon lange nicht mehr richtig unterhalten. Er dreht sich auch augenblicklich wieder um und setzt sich im Schneidersitz wieder neben mich auf den Boden, ohne vorher zu fragen, warum er überhaupt bleiben soll.
 

„…ich will mal wieder mit dir reden…“
 

Er streicht mir vorsichtig einige Haarsträhnen aus dem Gesicht.
 

„Und über was?“
 

Gute Frage. Das hätte ich mir besser vorher überlegen sollen. Vielleicht über etwas, das er mag? Nein, über Schokolade weiß ich schon genug. Ich überlege noch einige Momente, bis mir etwas einfällt.
 

„…über uns. Oder eher…über unsere Beziehung. Ich hab ein paar Fragen…“
 

Er hebt verwundert eine Augenbraue, nickt dann aber.
 

„Gut…was willst du wissen?“
 

„...was dachtest du, als du mich das erste Mal gesehen hast…?“
 

Er wirft den Kopf zurück in den Nacken und überlegt kurz, dann sieht er mich wieder an und grinst.
 

„Willst du das echt wissen?“
 

Er kann ein Lachen kaum unterdrücken. Ich nicke.
 

„Ich dachte: ‚Was macht dieser Vollidiot in meinem Zimmer?! Ich hab Roger doch gesagt, dass ich allein sein will!’“
 

Den ersten Moment bin ich ziemlich perplex, muss aber dann lachen.
 

„…deswegen hast du mich zuerst auch so böse angeblitzt...jetzt darfst du mich was fragen…“
 

„Hm…was waren die schönsten Momente für dich, in unserer Beziehung?“
 

Ich muss nicht lange überlegen.
 

„…jedes Mal, wenn du mich angelächelt hast und mir gesagt hast, dass du mich liebst…“
 

Er lächelt mich auch jetzt an und da die Tablette schon etwas anfängt zu wirken, kann ich das auch erwidern. Er schließt die Augen halb, legt seinen Schlafzimmerblick auf.
 

„Ich würde jetzt soooo gerne mit dir kuscheln, aber ich glaube, dann tu ich dir weh.“
 

Es ist so fies, dass er gerade jetzt Lust darauf hat, wo ich frisch verprügelt bin, aber versuchen sollte man es trotzdem. Ich will das nämlich auch schon seit Ewigkeiten…
 

„...wenn du ganz vorsichtig bist, sicher nicht…“
 

„Aber erst duscht du…irgendwas riecht hier nach Erbrochenem…“
 

Duschen? Ich kann kaum alleine stehen, wie soll ich das anstellen? Aber eine Badewanne hat er hier nicht.
 

„…Mello, ich hab keine Ahnung wie ich das jetzt machen soll…“
 

„Hm…vielleicht kann ich ja mitduschen?“
 

Er grinst anzüglich und ich laufe rot an.
 

„…äh…ich glaube nicht, dass das so eine gute Idee ist…“
 

„Ach, warum denn nicht? Das spart Wasser. Außerdem haben wir doch auch schon oft im Waisenhaus zusammen geduscht.“
 

Ja. Als zehn- und elfjähriger. Jetzt bin ich 16 und er wird in ein paar Monaten auch schon 17. Und ich weiß auch nicht, ob duschen jetzt so gut ist…ich hab mal gehört, dass das während einer Krankheit nicht gut für den Kreislauf ist.
 

Andererseits…die Tablette wirkt schon und ich habe fast keinerlei Schmerzen mehr. Und ich hab jetzt ja auch nicht direkt was dagegen, aber trotzdem ein komisches Gefühl dabei. Ich liebe ihn und das weiß ich, also dürfte es ja eigentlich kein Problem sein…oder?
 

„…na gut, aber wenn ich umkippe ist das deine Schuld…!“
 

„Ja ja, los, versuch mal aufzustehen, dank der Tablette dürften die Schmerzen ja weg sein…“
 

Er stellt sich hinter mich und hilft mir auf die Beine. Ich schwanke zwar ein bisschen und mir wird kurz schwarz vor Augen, aber schließlich kann ich doch, fast komplett ohne Schmerzen, stehen. Er zieht sich inzwischen aus und ich bin garantiert nach wie vor knallrot und ich weiß nicht mal warum. Wir können uns echt nichts gegenseitig abgucken…und eigentlich bin ich ihm ja gerne so nah - kurz: ich hab keine Ahnung warum ich so nervös bin!

Er hat inzwischen nur noch seine Boxershorts an, während ich erst damit beginne mich auszuziehen.
 

Nach einigen Minuten stehen wir beide unter der voll aufgedrehten Dusche. Ich extrem nervös, er total entspannt und immer noch diesen Schlafzimmerblick aufgelegt, der mich NOCH nervöser macht.
 

Plötzlich macht er einen Schritt auf mich zu und ehe ich mich versehe, legt er seine Lippen auf meine. Dabei schließt er seine Arme um mich und zieht mich noch näher an sich, intensiviert den Kuss etwas mehr. Nach einiger Zeit lösen wir uns voneinander.
 

„I-Ich dachte du willst NACH dem Duschen kuscheln…“
 

„Küssen hat doch nichts mit Kuscheln zu tun.“
 

Dass er seinen Körper gerade gegen meinen drückt, schon. Er fängt damit an, meinen Hals zu küssen. Ich glaube ich sehe im Moment wie eine Tomate aus.
 

Plötzlich wird mir wieder schwindelig und von einer Sekunde auf die andere schwarz vor Augen. Kurz darauf habe ich das Gefühl zu fallen.
 

~*~
 

„…Matt…Matt, wach auf…“
 

Langsam öffne ich meine Augen. Mello sieht mich an und trägt inzwischen auch wieder Klamotten. Wir sind auch nicht mehr im Bad sondern wieder im Schlafzimmer.
 

„Was ist passiert…?“
 

Mein Kopf tut inzwischen wieder etwas mehr weh, aber die Schmerzen sind erträglich.
 

„Du bist unter der Dusche umgekippt. Ich glaube, ich hätte doch noch etwas warten sollen…tut mir leid.“
 

Eigentlich schon schade, dass wir uns wieder nicht näher gekommen sind. Ich würde eigentlich gerne mal wieder mit ihm schmusen…aber vorhin das unter der Dusche…ich glaube das Wasser war zu heiß. Und überhaupt, ich war alles andere als entspannt. Da ist mir Kuscheln wesentlich lieber.
 

„Wenn du mir noch ’ne Tablette gibst, können wir gerne noch kuscheln.“
 

Er lächelt und springt dann vom Bett, um noch eine der Tabletten zu holen. Ich sehe an mir runter. Er hat auch mir wieder was angezogen. Schon ist er mit noch zwei Tabletten in einem Glas Wasser zurück.
 

„In der Packungsbeilage steht, du kannst auch zwei auf einmal nehmen. Dann hast du auch den Rest der Nacht Ruhe von den Schmerzen.“
 

„Danke.“
 

Ich trinke das Glas mit einem Zug leer. Es wundert mich schon ein bisschen, dass Mello heute so verschmust ist. Vor kurzem hatte er noch Angst vor meiner körperlichen Nähe. Aber ich habe absolut nichts dagegen, im Gegenteil. Ich bin gern bei ihm.
 

Er nimmt neben mir auf der Matratze und beugt sich gleich zu mir rüber, um mich zu küssen. Ich schließe meine Augen, genau wie er und ich fahre langsam mit einer Hand durch seine Haare. Ohne seine Lippen von meinen zu lösen setzt er sich auf meinen Schoß und legt seine Hände auf meine Schultern. Wir unterbrechen den Kuss nur für den Bruchteil einer Sekunde, um Luft zu holen, bevor unsere Lippen wieder miteinander verschmelzen.
 

Langsam lehne ich mich zurück, lasse mich ins weiche Kissen fallen, damit es ein bisschen bequemer für uns beide wird. Er fährt mit seinen Händen von meinen Schultern, über meine Brust, bis er schließlich den Saum meines gestreiften Shirts erreicht und mit den Händen darunter schlüpft. Ich hab das Gefühl seiner Nähe so sehr vermisst, ich frage mich echt, wie ich es solange ohne ihn aushalten konnte.
 

„Matt, ich liebe dich…“
 

Seine Hände wandern vorsichtig meinen bloßen Oberkörper auf und ab, während ich mit den Fingerspitzen über seinen Rücken fahre. Er beginnt nochmals damit, meinen Hals zu küssen.
 

„Nh…Mello…“
 

Ich liebe dieses Gefühl, wenn er das macht. Er lässt von meinem Hals ab und sieht mich an. Als er sich erneut zu mir runterbeugt, um mich zu küssen, schrillt auf einmal ein nerviges Piepgeräusch los. Wie aufs Stichwort sieht er auf und springt augenblicklich von mir und dem Bett runter. Kurz darauf schaltet er den Wecker, der das Piepen verursacht, aus.
 

„So. Zeit zum Wundenversorgen!“
 

Meine Augen werden groß.
 

„W-was??“
 

Er kann doch jetzt nicht so einfach aufhören.
 

„Bei einer Gehirnerschütterung muss man viel schlafen. Also versorg ich jetzt deine Verletzungen und dann ab ins Bett!“
 

Ich schaue auf den Wecker. 22 Uhr. Ich soll allen ernstes schon 22 Uhr ins Bett? Fassungslos und perplex starre ich ihm nach, als er das Zimmer verlässt.
 

„Aber wir wollten doch-…“
 

Er verschwindet im Bad.
 

„Umso schneller du gesund wirst, umso eher können wir mehr kuscheln!“
 

Man kann das breite Grinsen förmlich aus seiner Stimme heraushören.
 

„Mello, das ist gemein!!“
 

Als ich aufstehen will, wird mir wieder schwarz vor Augen und ich muss mich gezwungenermaßen zurück aufs Bett setzen. Er kommt gerade zurück und stellt den Verbandskasten vor mir auf dem Boden ab.
 

„So, jetzt zeig mal…“
 

Er mustert mein Gesicht und legt dann seine Hand auf meine Wange, die sofort anfängt zu schmerzen. Ich verziehe den Mund.
 

„Wenn sich das entzündet, haben wir ein Problem…der Kerl hat dir die ganze Haut aufgeschlagen…“
 

Er holt eine Salbe, setzt sich neben mich und cremt die entsprechende Stelle dann ein. Nach einer Weile ist er fertig und lächelt mich dann an. Ich bin immer noch ein bisschen eingeschnappt, weil er vorhin einfach aufgehört hat.
 

„Gegen die Gehirnerschütterung kann ich leider nichts machen, aber so verheilen wenigstens die Platzwundern schneller…“
 

Ich seufzte - es bringt doch sowieso nicht, jetzt auf ihn sauer zu sein, er meint es ja nur gut.
 

„Danke, Mello…aber das nächste Mal kuschelst du gefälligst zu Ende mit mir, Verletzungen hin oder her…!“
 

Er lehnt sich rüber zu mir und gibt mir nochmals einen Kuss.
 

„Tut mir leid, das geht nicht.“
 

Er lächelt nach wie vor.
 

„Haaaah…na gut.“
 

Auch wenn es wie Entzug ist, nur bis 22 Uhr mit ihm zu kuscheln, aber wenn ich durch mehr Schlaf schneller gesund werde…naja. Wenn ich dann wieder gesund bin, muss ich sowieso noch für die Mafia das Geld beschaffen…und dann…wenn Mello bis dahin nichts einfällt, werde ich sterben. Aber jetzt heißt es erst einmal gesund werden und dann sehen wir weiter…
 

~Kapitel 9 - Ende~

GOMEN NASAI!!! Es tut mir wirklich leid, das es so ewig gedauert hat, bis ein neues Kapitel kam... .___. *sucker* Aber die Schule ging diese Woche wieder los und ich bin total gestresst. In nächster Zeit werde ich nicht mehr so oft Kapitel hochladen können, weil ich mich dieses Jahr in der Schule anstrengen will...aber ich werde die FF zu Ende schreiben! Versprochen...aber in zwei Tagen feier ich erstmal meinen B-Day, okay? XD Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen.

Misu

Burning wounds [1]

Nervös tippe ich auf der Tastatur meines Laptops herum. Ich mache das hier nicht zum ersten Mal, aber ich muss jedes weitere Mal mit Gewissensbissen kämpfen. Ich weiß, dass ich gerade gegen das Gesetz verstoße. Und wie. Das hier ist alles andere als legal.
 

Hastig drücke ich die Eingabe-Taste und der Computer sucht nach der richtigen Zahlenkombination, die als Passwort verwendet wird. Was ich hier mache? Ich hacke mich zum x-ten Mal für die Mafia in einem Konto ein, um ihnen Geld zu holen. Zum Glück kann ich das von Mellos Wohnung aus machen, dann laufe ich nicht Gefahr von ihnen ein weiteres Mal verprügelt zu werden. Die Gehirnerschütterung ist auch erst vor kurzem wieder vollständig verheilt und ich bin immer noch ziemlich sauer deswegen.
 

Und Mello ist seitdem jeden Tag bis spät in die Nacht im neuen Versteck der Mafia, weil sie KIRA langsam auf die Schliche kommen. Aber das ist jetzt nicht meine größte Sorge.
 

Ich habe die Schulden der Mafia fast vollständig beglichen und da ich kein Mitglied der Mafia bin, weiß ich, was danach passiert. Mello hat neulich zwar gesagt, dass er einen Plan hat, doch er wollte mir nicht verraten, um was es sich dabei handelt oder was er vorhat.

Langsam schiebe ich den Laptop ein wenig von mir weg und werfe einen Blick auf die Digitaluhr.
 

1.November, 23:55 Uhr.
 

Ich seufze. Mello ist immer erst um 1 Uhr nachts oder so fertig. In den vergangenen Monaten hab ich ebenfalls meinen Führerschein gemacht und fahre Mello öfters zu dem neuen Mafia-Versteck. Heute früh hat er mich darum gebeten ihn abzuholen. Ich glaube, es reicht, wenn ich halb 1 losfahre.
 

Plötzlich gibt der Laptop vor mir ein all zu bekanntes Piepgeräusch von sich. Ich sehe auf. Ah, er hat die richtige Kombination gefunden. Jetzt muss alles schnell gehen. Innerhalb von einigen Sekunden muss ich das Geld abgehoben haben, und darf keinerlei Spuren hinterlassen. Aber darin bin ich mittlerweile geübt, also ist das kein Problem. Nach wenigen Minuten ist alles erledigt und ich schalte das Gerät aus. Jetzt noch etwas essen und dann mache ich mich langsam auf den Weg, Mello abzuholen.
 

~*~
 

Etwas später sitze ich in dem schwarzen Porsche und fahre die lange, schlecht beleuchtete Straße entlang, direkt zu dem neuen Versteck der Mafia. Inzwischen ist es 00:47 Uhr. Ich richte meine Augen wieder auf die Straße, als ich plötzlich etwas weiter hinten, wo eigentlich das alte, leer stehende Gebäude und neue Mafia-Versteck stehen sollte, nur noch Trümmer und vor allem Flammen und Rauch zu sehen sind.
 

Oh fuck, was ist denn da passiert?! Was ist, wenn Mello unter all den Trümmern begraben liegt?! Ich trete das Gaspedal voll durch und fahre viel zu schnell auf das Gelände des ehemaligen Mafia-Verstecks zu. Dort angekommen steige ich so schnell es geht aus und lasse meinen Blick schweifen. Überall Trümmer und Feuer. Das kann wohl kaum jemand überlebt haben.
 

„Mello?!“
 

Ich gehe näher zu den Bergen aus Gebäuderesten und sehe mich hektisch um. Plötzlich entdecke ich ihn. Er liegt ein paar Meter von den brennenden Überresten des Gebäudes weg, doch er bewegt sich nicht. Mein Herz setzt kurz aus.
 

„Mello!“
 

Ich renne zu ihm, so schnell ich kann, knie mich neben ihn und drehe ihn auf den Rücken.
 

‚Hoffentlich lebt er noch…’
 

Als ich sein Gesicht sehe, schrecke ich zurück. Seine gesamte linke Gesichtshälfte ist eine einzige, riesige, blutende Brandwunde. Das linke Auge ist nicht einmal mehr sichtbar, hoffentlich ist es überhaupt noch da. Sein restlicher Körper wurde ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. Besonders, was die linke Seite seines Oberkörpers angeht. Die linke Schulter sieht ähnlich aus wie sein Gesicht, wenn auch nicht so schlimm und am Hals ist die Haut auch größtenteils verbrannt. Das schwarze Leder der Weste ist fast vollständig zerfetzt, auch in der Hose sind riesige Risse zu sehen.
 

Ich schlucke. Wenn er jetzt tot ist, weiß ich nicht weiter.
 

„Mello, wach auf! Mach deine Augen auf, wenn du mich hörst!“
 

Er reagiert nicht. Langsam verliere ich die Hoffnung, dass er überhaupt noch am Leben sein könnte. Ich versuche, die sich anbahnenden Tränen zurückzuhalten und rede nochmals auf ihn ein.
 

„M-Mello, hör auf mit dem Scheiß! Wenn du jetzt stirbst, werde ich dir das niemals verzeihen! Mach die Augen auf!!“
 

Plötzlich eine Reaktion von ihm. Sein rechtes Auge zuckt und er verzieht schmerzverzerrt das Gesicht. Dann fängt er an zu husten und öffnet schließlich das sichtbare Auge - wenn auch nur ein winziges bisschen.
 

„…Matt…t-tut mir leid…mein Plan war scheiße…“
 

Seine Stimme ist kaum hörbar. Bevor ich jedoch fragen kann, was passiert ist, fallen seine Augen wieder zu. Kein Wunder, bei diesen Verletzungen. Aber wenigsten weiß ich jetzt, dass er noch lebt. Ich muss ihn trotzdem schnellstmöglich von hier wegbringen, sonst ist das nicht mehr lange so. Aber wie? Wenn er bewusstlos ist, kann ich wohl kaum bis zum Auto mit ihm laufen. Also bleibt mir nur übrig ihn zu tragen.
 

„Mello, das tut jetzt sicher weh, tut mir leid…“
 

Vorsichtig schiebe ich meine Arme unter seinen Körper und hebe ihn schließlich hoch. Er ist nicht sehr schwer, aber ich schwanke trotzdem etwas beim Laufen. Außerdem tropft bei jedem Schritt etwas Blut auf den Boden.
 

Doch nach einigen Minuten hab ich schließlich das Auto erreicht und öffne die hintere Tür der Beifahrerseite, um ihn auf die Rückbank zu legen. Ich kann ihn unmöglich in einen Sitz setzen. So kann ich zwar nur sehr langsam fahren und muss bei jedem Bremsen aufpassen, aber so tut es ihm am wenigsten weh. Hektisch starte ich den Motor und fahre die spärlich beleuchtete Straße zurück in die Stadt. Während der Fahrt höre ich ihn plötzlich reden.
 

„…Matt…wie schlimm sehe ich aus…?“
 

Ich sehe durch den Rückspiegel zu ihm und versuche mich krampfhaft gleichzeitig auf die Straße zu konzentrieren. Mello hat immer sehr auf sein Äußeres geachtet, ich glaube nicht, dass es so gut ist, ihm die Wahrheit zu sagen. Aber ihn anzulügen bringt jetzt auch nicht so direkt was, spätestens wenn er in einen Spiegel sieht, würde er wissen, dass ich gelogen habe.
 

„Es sind ziemlich schlimme Verletzungen, aber wir kriegen das wieder hin. Versprochen.“
 

Ich halte in der Innenstadt vor einer Apotheke, die noch geöffnet hat. Gott sei Dank sind wir hier in Amerika.
 

„Ich bin gleich wieder da, Mello…“
 

Sofort steige ich aus und betrete das kleine Geschäft. Es stehen zwar ein paar Leute Schlange, aber ich drängle mich einfach an ihnen vorbei und knalle der Angestellten hinter dem Tresen ein paar Geldscheine auf den Tisch.
 

„Ich brauch die stärksten Schmerzmittel die sie haben! Und Brandsalbe! Schnell!“
 

Die Frau sieht mich total perplex an und ich spüre die wütenden Blicke der Leute, die eben noch Schlange standen auf mir haften. Aber ich lasse nicht locker. Das dauert zu lange.
 

„Hören Sie! Mein Freund liegt schwer verletzt im Auto und wenn er wegen ihrer Lahmheit abkratzt, dann schwöre ich ihnen, gehen sie gleich danach drauf! Und zwar NOCH schmerzhafter als er, dafür werde ich sorgen!!“
 

„J-Ja…“
 

Nach einigen Sekunden dreht sich die Apothekerin doch um und reicht mir nach ein paar weiteren Momenten eine voll gepackte Tüte. Ich reiße ihr den Beutel aus der Hand und verlasse hastig das Geschäft, steige wieder ins Auto.
 

„Mello, hältst du noch ein wenig aus?“
 

„…mir tut alles weh…ich wünschte ich wäre tot, dann müsste ich diese verfickten Schmerzen nicht aushalten…“
 

„Wir sind gleich daheim.“
 

Wieder starte ich den Motor und fahre diesmal direkt zu seiner Wohnung. Ich manövriere den Porsche in der Einfahrt so weit wie möglich hoch, damit er nicht so weit laufen muss. Schnell steige ich aus und öffne wieder die hintere Beifahrertür.
 

„Mello, wir sind da. Kannst du aufstehen?“
 

Vorsichtig versuche ich, seinen Oberkörper etwas aufzurichten, worauf er kurz vor Schmerz aufschreit. Doch nach einigen Minuten steht er neben mir und wir bewegen uns schleppend auf die Eingangtür seiner Wohnung zu. Ich muss ihn stützen, er kann kaum selbst gehen. Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor, bis wir schließlich die Tür erreicht haben - besonders weil er jedem Schritt vor Schmerzen schreit.

Kaum sind wir in der Wohnung, bricht er noch im Flur zusammen.
 

„…verdammt, du hättest mich einfach sterben lassen sollen…“
 

„Hör auf solchen Mist zu erzählen!! Los, versuch noch einmal aufzustehen, wir müssen es wenigstens bis ins Wohnzimmer schaffen.“
 

Wieder richte ich ihn auf, doch kaum steht er richtig reißt er das rechte Auge weit auf. Ich verfolge seinen Blick mit meinen Augen und merke schließlich, warum er so guckt. Er kann sich in dem großen Wandspiegel gegenüber der Eingangstür sehen. Mist, daran hätte ich denken müssen. Er fängt an zu zittern.
 

„…bin…das etwa ich…?“
 

Er starrt immer noch völlig fassungslos auf sein Spiegelbild.
 

„Ja…“
 

Er senkt den Blick und zittert noch mehr. Eine Zeit stehen wir noch hier, doch schließlich bewege ich mich, ihn immer noch stützend, aufs Wohnzimmer zu und breite ein großes Handtuch auf dem Boden aus, auf dem ich ihn dann vorsichtig ablege. Als ich versuche ihm in die Augen zu sehen, weicht er meinem Blick aus.
 

„…sieh mich nicht an…!“
 

Ich sage nichts, ich weiß, was er denkt. So oberflächlich bin ich aber nicht. Langsam versuche ich die verbliebenen Reste der Lederweste von seinem Oberkörper zu streifen, doch er wehrt meine Hände mit letzter Kraft von sich ab.
 

„…hör auf…!“
 

„Warum?“

Er sieht mich nach wie vor nicht an.
 

„…ich will nicht, dass du mich so siehst…“
 

„Wie soll ich mir sonst die Wunden ansehen? Willst du, dass sie sich auch noch entzünden?“
 

„…“
 

„Also. Jetzt nimm deine Hände da weg und lass mich das ansehen.“

Er hält sich an meinen Handgelenken fest und will mich ihm immer noch nicht helfen lassen. Aber ich mache weiter, weil ich mir diese Verletzungen irgendwie ansehen muss.
 

„…bitte, hör auf…!!“
 

Eigentlich würde ich sofort aufhören, wenn er dagegen ist. Aber im Moment ist es wichtiger, dass ich mir die Wunden ansehen kann. Schließlich trägt er nichts mehr am Oberkörper und ich versuche gerade seine Hose zu öffnen, worauf er sich noch mehr wehrt.
 

„…Matt, hör auf damit..!!“
 

„Mello, halt still!!“
 

„Nein…!! Hör jetzt endlich auf damit…!“
 

Ich seufze etwas gereizt und lasse schließlich die Schnüre seiner Hose los. Eigentlich bin ich sehr geduldig, aber im Moment kann ich ihn überhaupt nicht verstehen und hab jetzt auch keine Nerven dafür.
 

„Was ist dein Problem?! Wenn ich die Verletzungen nicht sauber mache und versorge, wird alles nur noch schlimmer!! Und ich meine nicht nur die Schmerzen!“
 

„…“

Als sich unsere Blicke kurz treffen, wendet er den Kopf augenblicklich zur Seite.
 

„Glaubst du wirklich, dass ich mich vor dir ekeln könnte?! Mello, ich bin nicht so oberflächlich, wie du denkst. Ich liebe dich auch mit diesen Verletzungen…bitte, lass mich dir helfen!“
 

„…ich will nicht…“
 

Ohne auf seine Antwort einzugehen, mache ich mich daran, ihm seine Hose auszuziehen. Er gibt auf sich zu wehren, wahrscheinlich hat er einfach keine Kraft mehr dazu. Jetzt hat er nichts mehr an und ich kann das ganze Ausmaß der Verletzungen sehen.
 

Überall Brand- und Schnittwunden, aber das meiste hat seine linke Körperhälfte abgekriegt. Außerdem sind die Wunden voller Dreck und Glassplittern. Ich stehe auf und hole die Plastiktüte mit den Medikamenten darin, die ich vorhin im Flur fallen gelassen habe. Danach gehe ich in die Küche und hole noch den Verbandskasten und ein paar Tücher.

Als ich zurückkomme, hat er sich aufgesetzt und will gerade nach seiner Hose greifen.
 

„Mello!“
 

Ich renne zu ihm und drücke ihn zurück auf das Handtuch.
 

„Bleib liegen, sonst kann ich dir nicht helfen!“
 

„…ich habe dich auch nicht um deine Hilfe gebeten!!“
 

Gut, wenn er so trotzig ist - das kann ich auch.
 

„Tja, dann ist das jetzt dein Pech, weil ich dir trotzdem helfen werde.“
 

Ich öffne den Erste-Hilfe-Kasten und nehme eine Pinzette heraus, um wenigstens erst einmal die Glassplitter zu entfernen. Am besten, ich fange mit dem Gesicht an. Ich schiebe die etwas angesengten Ponysträhnen aus seinem Gesicht, um mir das besser ansehen zu können. Als ich sein Gesicht dabei kurz aus Versehen berühre, zuckt er zusammen und beißt sich auf die Unterlippe.
 

„…kannst du mir vorher nicht irgendetwas gegen die Schmerzen geben…?“
 

„Ich dachte, du willst meine Hilfe nicht.“
 

„…Matt, hör auf mit dem Scheiß, wenn du diese Schmerzen hättest, würde ich dir auch sofort was dagegen geben…!!“
 

Ich seufze und drehe mich halb, um ihm ein Schmerzmittel zu geben, das er auch ohne zu zögern zu sich nimmt.
 

„Ich kann aber nicht warten, bis es wirkt. Versuch dich einfach von den Schmerzen abzulenken.“
 

Ich beuge mich wieder über sein Gesicht und fange an die winzigen Glassplitter, die darin stecken, zu entfernen. Er beißt sich schweigend auf die Unterlippe, ich glaube, ich kann mir gar nicht vorstellen, wie weh das tut.
 

„Wie ist das überhaupt passiert?“
 

Es interessiert mich langsam schon, warum er eigentlich so aussieht.
 

„…die Polizei wollte mich überführen und ich hatte nur eine Möglichkeit…“
 

„Und die wäre?“
 

„…das gesamte Gebäude zu sprengen…“
 

Ich erschrecke und ziehe einen größeren Glassplitter zu schnell raus, worauf die offene Wunde anfängt zu bluten. Hastig greife ich nach einem Tuch und tupfe vorsichtig über die entsprechende Stelle, bis die Blutung einigermaßen gestoppt ist.
 

„Warum war das die einzige Möglichkeit?! Du hättest sterben können!“
 

Vorsichtig entferne ich weitere Splitter, bis schließlich keine mehr in der Haut seiner linken Gesichtshälfte stecken. Er schweigt. Ich greife langsam nach der Flasche, indem das Desinfektionsmittel ist und sprühe etwas davon auf ein sauberes Tuch.
 

Ich zögere kurz - ich weiß, dass das Zeug schon in kleinen Schnittwunden höllisch weh tut, ich möchte nicht wissen, wie es sich in so einer großen, offenen Fleischwunde anfühlt.
 

„Mello, wirken die Schmerzmittel schon?“
 

„…nein fuck, alles tut genau so weh wie vorher…!“
 

Ich schlucke. Eigentlich will ich ihm nicht unnötig wehtun, aber ich muss die Wunde trotzdem desinfizieren. Langsam strecke ich die Hand, mit dem in Desinfektionslösung getränkten Tuch, nach seinem Gesicht aus. Als ich die Brandwunde damit berühre, verkrampft er seine Hände in dem Handtuch, auf dem er liegt.
 

„Matt, hör auf damit!!!“
 

Er atmet immer schneller und ich muss mich wirklich zusammenreißen, die Verletzung ordentlich zu desinfizieren. In seinen Augenwinkeln sammeln sich einige Tränen.
 

„Hör auf, verdammt!!“
 

Als er versucht nach mir zu greifen, um mich davon abzuhalten, drücke ich seinen Arm mit meiner freien Hand zurück aufs Handtuch. Schließlich bin ich fertig und nehme meine Hand mit dem inzwischen blutroten Tuch zurück. Das linke Auge ist nun wieder sichtbar und es ist auch deutlich weniger Dreck in der Wunde.
 

„Mello-“
 

„Halt die Klappe!!“
 

Er sieht mich wütend an. Ich atme einmal durch die Nase ein und aus, bevor ich mir die restlichen Wunden ansehe. Jetzt sind hauptsächlich nur noch Schnittwunden übrig, aber die müssen trotzdem alle desinfiziert werden. Hoffentlich hasst er mich danach nicht…
 

~*~
 

Es kommt mir wie Stunden vor, in denen ich seine Wunden versorge, doch schließlich ist es geschafft und alle Verletzungen behandelt und verbunden. Seit der Sache mit dem Gesicht redet er nicht mehr mit mir und sieht mich auch nicht an - ich kann irgendwie verstehen warum. Anziehen wollte er sich nichts, also sitzt er jetzt in zwei dicke Decken gewickelt auf dem Sofa und starrt abwesend aus dem Fenster. Ich stehe im Türrahmen vom Wohnzimmer und beobachte ihn. Nach einer Weile stoße ich mich von der Tür ab und gehe zur Couch rüber, knie mich davor und sehe ihn an. Er weicht meinem Blick aus, seine Augen wirken matt und leer. Wie an dem Tag, an dem er damals das Waisenhaus verlassen hat.
 

„Willst du etwas essen…?“
 

Er gibt mir keine Antwort und dreht sich etwas weg von mir. Wenn er jetzt nicht genug isst, kann er nicht gesund werden. Aber ich glaube, im Moment bin es gerade ich, der ihm nicht helfen kann. Mello ist ziemlich stolz, wahrscheinlich wollte er um jeden Preis vermeiden, dass ich ihn so sehe.
 

Verletzt und geschwächt.
 

Ich seufze und stehe auf, gehe in die Küche, um ihm doch etwas zu essen zu machen. Vielleicht sollte ich ihm Schokolade geben, das hilft zwar kein bisschen gegen Hunger, aber möglicherweise redet er dann wieder mit mir. Ich öffne einige Küchenschränke, bis ich schließlich eine Tafel gefunden habe. 79% Kakao - seine Lieblingsschokolade.
 

Sofort gehe ich zurück ins Wohnzimmer, zu ihm. Er hat sich keinen Millimeter vom Fleck bewegt und starrt nach wie vor gerade aus. Langsam gehe ich wieder zu ihm rüber und halte ihm die Schokolade hin. Er sieht kurz auf und schlägt mir die Tafel dann aus der Hand, zieht die eine Decke noch enger um seinen Körper. Jetzt weiß ich wirklich nicht mehr, was ich machen soll.
 

~Kapitel 10 - Ende~

Uff, ich hoffe, dass das Kapi nicht zu sehr nach anderen FFs klingt...>.< Als ich angefangen habe die FF zu schreiben, war eigentlich gar nicht vorgesehen, dass ich bis zur Explosion schreibe...aber naja...ich und meine spontanen Ideen, ihr kennt das ja...^^° Und jetzt werde ich wirklich bis zum bitteren Ende (d.h. Episode 35 bzw. Page 99) schreiben. Ich hoffe, das Kapi hat euch gefallen!^^

Misu

Burning wounds [2]

Ich starre auf die Schokoladentafel, die seit gerade eben auf dem Boden liegt, dann auf ihn. Das ist wirklich das erste Mal in meinem Leben, dass ich ihn Schokolade ablehnen sehe.
 

Ich setze mich neben ihn auf die Couch, worauf er seine Beine noch näher an seinen Körper zieht und sich an der Decke festhält.
 

„Mello…“
 

Ich strecke eine Hand nach seiner rechten Gesichtshälfte aus, doch er dreht seinen Kopf weg, bevor ich ihn überhaupt berühren kann, und schweigt nach wie vor. Ich lasse meinen Arm sinken. So ein Verhalten macht mich einfach nur traurig.
 

Warum redet er nicht mehr mit mir? Warum sieht er mich nicht einmal mehr an…?
 

Ich schaue zu ihm. Dann hebe ich die Tafel Schokolade vom Boden auf, reiße das Papier runter und sehe wieder in sein Gesicht. Er ignoriert mich.
 

„Wieso isst du nichts? Mello, bitte, ich mache mir Sorgen. Rede mit mir…“
 

Ich reiche ihm ein paar Stücken Schokolade, doch er wendet seinen Kopf noch weiter ab und schließt kurz die Augen. Als ich näher zu ihm rutsche, kauert er sich noch mehr zusammen, drückt sich in die hohe Armlehne der Couch, dass ich ihn nicht berühren kann. Ich lasse meine Hand erneut sinken.
 

Ich könnte jetzt wirklich losheulen. Liebt er mich überhaupt noch? Warum redet er nicht mit mir…?
 

Draußen geht gerade die Sonne auf. Er hat die ganze Nacht kein Auge zugetan. Ich auch nicht.
 

„Mello, lass uns schlafen gehen…du musst dich ausruhen.“
 

Er schüttelt den Kopf.
 

„Wenn du willst, kannst du auch alleine in einem Zimmer schlafen, wenn du mich nicht in deiner Nähe haben willst. Ich schlafe auf der Couch und du im Bett. Anscheinend willst du mich ja nicht mehr sehen. Wenn du mich loshaben willst, sag bescheid.“
 

Während ich das sage, fängt er an zu zittern und seine Augen weiten sich kaum merklich. Kurz darauf schluckt er und versucht alleine aufzustehen und ins Schlafzimmer zu gehen. Als ich ihm helfen will, schlägt er meine Hände weg und humpelt alleine aus dem Wohnzimmer. Kurz darauf höre ich, wie er die Schlafzimmertür öffnet und gleich danach wieder schließt.
 

Ich lasse mich seufzend zurück auf die Couch sinken und vergrabe mein Gesicht in den Händen. Den Spruch vorhin hätte ich wirklich stecken lassen können…
 

‚Wenn du mich loshaben willst, sag bescheid.’
 

Er wird wahrscheinlich denken, dass ich ihn nicht mehr liebe. Deswegen auch seine Reaktion. Ich Idiot. Ihn jetzt auch noch psychisch fertig zu machen ist echt das letzte. Ich sollte nachdenken, bevor ich rede.
 

Ich stehe auf und räume die Medikamente, das große Handtuch, den Erste-Hilfe-Kasten und die blutverschmierten Tücher weg. Als ich das erledigt habe will ich eigentlich schlafen, aber ich habe keine Decke, geschweige denn Klamotten zum Schlafen, also muss ich wohl oder übel noch einmal ins Schlafzimmer.
 

Nervös stehe ich vor der Tür - ich weiß nicht, ob ich jetzt wirklich da rein gehen sollte. Er will mich sicher nicht sehen. Doch schließlich drücke ich die Klinke nach unten und öffne die Tür langsam.
 

„Tut mir leid, Mello, ich-“
 

Weiter komme ich nicht, als ich ihn sehe. Er sitzt auf dem Bett und weint. Als er mich bemerkt sieht er erschrocken auf und wischt sich über das rechte Auge (da seine linke Gesichtshälfte bandagiert ist). Ich gehe zu ihm und knie mich erneut vor ihn.
 

„Was ist los? Sind die Schmerzen wieder schlimmer geworden?“
 

Er schüttelt den Kopf und sieht mir dabei tatsächlich in die Augen.
 

„Was dann?“
 

„…i-ich-…es tut mir s-so leid…ich wollte nicht…dass du…dass du denkst, ich will dich loshaben…“
 

Seine Stimme zittert und er muss nach jedem dritten Worten schlucken und schluchzt unaufhörlich. Aber immerhin redet er wieder mit mir.
 

„Mir tut es leid, ich hätte das vorhin wirklich nicht sagen sollen. Aber ich wusste nicht, was ich sonst sagen sollte…du hast ja nicht mehr mit mir geredet.“
 

„…was soll ich denn auch s-sagen…? Dass mir alles weh tut und…es mir furchtbar leid tut, weil…weil ich mal wieder zu bescheuert war…einen vernünftigen Plan zu entwickeln…?“
 

Ich sehe ihn schweigend an, bis ich mich letztendlich neben ihn aufs Bett setze.
 

„Mello, wir biegen alles wieder hin. Ich werde dir helfen und ich liebe dich, das darfst du nicht vergessen.“
 

„…ich k-kann wirklich nicht…verstehen, wie du mich…immer noch lieben kannst…“
 

Eigentlich würde ich ihn jetzt küssen, um ihm zu beweisen, dass ich ihn wirklich liebe, aber bei den Verletzungen in seinem Gesicht werde ich ihm wohl eher wehtun, wenn ich das mache. Also versuche ich das Thema zu wechseln.
 

„Willst du, dass ich hier mit schlafe, oder soll ich-?“
 

„…bitte…bleib hier, bei mir…ich will nicht alleine sein…“
 

Er zieht die Decken enger um seinen Körper und lehnt sich dann gegen meine rechte Schulter. Vorsichtig, um ihm nicht weh zu tun, lege ich einen Arm um seinen Oberkörper, worauf er seine Augen schließt. Eine Weile ist es ruhig.
 

„…bist du dir eigentlich wirklich sicher…?“
 

Ich hebe eine Augenbraue und sehe zu ihm.
 

„Womit?“
 

Er schlägt die Augen auf und starrt gerade aus.
 

„…dass du wirklich mit mir zusammen sein willst…du würdest mit jemand anderem bestimmt viel glücklicher werden, als mit mir…ich glaube, ein Mädchen wäre sowieso besser für dich…wenn du gehen willst-“
 

„Red keinen Unsinn. Warum sollte ich dich verlassen?“
 

„…ich mache dir nichts als Ärger…das muss dir doch langsam gehörig auf die Nerven gehen…“
 

„Nein. Gerade, weil es dir schlecht geht, werde ich bei dir bleiben. Was wäre ich denn für ein Kerl, der dich einfach verlässt, bloß weil du verletzt bist?“
 

„…Matt, es ist ja nicht so, als ob ich mich in den Finger geschnitten hätte…auch falls das irgendwann verheilen sollte…es werden sicher riesige Narben bleiben…ich sehe danach bestimmt furchtbar aus…du willst doch nicht ernsthaft behaupten, dass dich das kein bisschen stört…?“
 

Ich hebe sein Kinn an und sehe ihm direkt ins Gesicht. Dann beuge ich mich nach vorn und küsse ihn ganz vorsichtig, es scheint ihm auch nicht weh zu tun. Als wir uns voneinander lösen, lächle ich ihn an.
 

„Es stört mich wirklich nicht. Ich werde dich immer lieben, das kannst du mir glauben. Und so einfach kriegst du mich auch nicht mehr los.“
 

„…danke…“
 

Er zieht die Decken noch enger um seinen Körper und zittert, anscheinend friert er.
 

„Willst du dir nichts anziehen?“
 

„…du kannst ja gerne nach etwas bequemen in meinem Kleiderschrank suchen…Rod hat mir immer vorgeschrieben, was ich anziehen soll…“
 

Ich überlege eine Weile.
 

„Vielleicht passt dir ja etwas von mir.“
 

Ich weiß, dass ihm alles, was ich besitze viel zu groß ist, aber es ist sicher bequemer als dieses hautenge Lederzeug. Ich stehe auf und öffne den Teil des Kleiderschrankes, in dem meine Klamotten liegen. Es sollte nicht zu eng an der Haut liegen, sonst spannt das sicher unangenehm. Schließlich habe ich etwas gefunden und gehe zurück zu ihm.
 

„Soll ich dir helfen?“
 

„…du weißt, dass ich Hilfe nicht gern annehme…“
 

„Aber wenn du dich zu sehr bewegst, könnte das unnötig weh tun und womöglich die Wunden wieder aufreißen…“
 

Er ist kurz still und nickt dann. Ich gehe zu ihm und streife ihm die Decke von den Schultern. Jetzt kann ich auch noch mal einen Blick auf die Verbände und kleineren Wunden werfen. Ich hoffe, dass sie sich nicht auch noch entzünden. Ich will sie nicht unnötig oft desinfizieren müssen. Also muss ich sehr darauf achten, dass kein Dreck reinkommt.
 

Langsam fange ich damit an, ihn anzuziehen. Ich hab das bequemste gestreifte Shirt und ein paar dunkle Jogginghosen genommen. Unterwäsche trägt er sowieso so gut wie nie, deswegen hab ich erst gar keine genommen. Er verzieht zwar ein paar Mal das Gesicht, als er sich bewegen muss, aber es scheint nicht so schlimm zu sein.
 

Die Schmerzmittel scheinen wenigstens ein bisschen anzuschlagen. Leider musste ich ihm vorhin schon fast die Hälfte der Medikamente geben, also werde ich wohl oder übel noch mal losgehen und neue holen müssen.
 

„So.“
 

Das Oberteil ist ihm zwar viel zu groß, aber die Hose scheint halbwegs zu passen. Er hat aufgehört zu zittern, weicht meinem Blick aber wieder aus.
 

„Ich geh noch mal schnell und hol noch ein paar Medikamente. Versuch zu schlafen. Ich bin auch bald wieder da.“
 

„…gut…“
 

Er legt sich aufs Bett und ich decke ihn anschließend zu. Ich sitze noch einige Minuten neben dem Bett und sehe ihn an, bis ich schließlich aufstehe, die Vorhänge an den Fenstern zuziehe und das Schlafzimmer verlasse, die Tür hinter mir leise schließe.
 

Eigentlich sollte ich auch schlafen, aber erst muss ich die Medikamente besorgen. Und später muss ich dann auch noch schnell die Verbände wechseln…das heißt, ich muss auch noch mehr Verbandsmaterial holen. Außerdem brauche ich mehr Infos über Verbrennungen und wie man sie am besten behandelt. Um ehrlich zu sein, habe ich keine Ahnung, ob man sie überhaupt so behandelt, wie ich das vorhin gemacht habe.
 

Nachdem ich mir die Stiefel angezogen habe, sehe ich mich noch einmal im großen Wandspiegel im Flur an.
 

„Ups…“
 

Und ich sollte vorher noch mein Shirt wechseln. Als ich ihn heute Nacht von diesem Trümmerfeld getragen habe, hab ich mich total mit seinem Blut voll geschmiert. Vielleicht war die Apothekerin auch deswegen so verstört… Aber sicher schläft Mello jetzt schon. Ich greife nach meiner Fellweste und ziehe sie an. Gut, das versteckt das blutverschmierte Shirt einigermaßen. Jetzt sollte ich mich beeilen.
 

~*~
 

Leise schließe ich die Wohnungstür. Es hat doch länger gedauert als gedacht. Aber wer konnte schon ahnen, dass mich diese Apothekerin wieder erkennt und die Polizei alarmiert?! Zum Glück ist Mellos Auto schnell, also konnte ich noch rechtzeitig abhauen. Und die Medikamente und das Verbandsmaterial hab ich auch noch woanders besorgen können.
 

Während ich mich aufs Schlafzimmer zu bewege, werfe ich einen Blick auf eine der Wanduhren. Ich war wirklich ganz schön lange weg, es ist schon fast Nachmittag. Leise und vor allem langsam öffne ich die Schlafzimmertür.
 

Er liegt mit dem Rücken zur Tür im Bett und schläft anscheinend. Wecken muss ich ihn trotzdem, irgendwann müssen die Verbände schließlich gewechselt werden. Aber vielleicht… Ich schaue kurz auf die Digitaluhr auf einem der Nachttische und gähne. Vielleicht sollte ich vorher doch noch etwas schlafen.
 

Während ich die Tüten mit den Medikamenten darin auf dem Boden ablege und mich des blutverschmierten Shirts entledige, gehe ich langsam auf das Bett zu und darum herum, damit ich mich reinlegen kann, ohne ihn zu wecken.
 

Doch erst als ich neben ihm liege, fällt mir auf, dass er gar nicht schläft. Seine Augen sind offen und er sieht mich an.
 

„Mello, warum schläfst du nicht?“
 

„…meinst du wirklich, dass ich ohne dich schlafen kann…?“
 

„Tut mir leid, ich wollte eigentlich viel früher zurück sein…“
 

Ich rutsche näher zu ihm und greife nach seiner Hand, halte mich daran fest. Sie ist eiskalt. Ich sehe auf und ihm ins Gesicht.
 

„Mello, ist alles in Ordnung? Du bist so kalt…“
 

Er nickt langsam, doch kurz darauf verzieht er schmerzerfüllt das Gesicht. Leise Panik steigt in mir auf. Ich lasse seine Hand los und halte ihm dann meine eigene an die Stirn. Sie ist kochend heiß. Seine Augen fallen zu. Die Panik nimmt Überhand.
 

„Oh SCHEISSE!“
 

Er hat sich eine Infektion eingefangen, das kann bei solchen Verletzungen seinen Tod bedeuten!!
 

Ich springe auf und trage ihn auf meinen Armen ins Wohnzimmer, da er schon wieder bewusstlos ist. Diesmal lege ich ihn auf den flachen Tisch und sprinte nochmals zurück ins Schlafzimmer, um die Medikamente zu holen.
 

Als ich zurück bin, ziehe ich ihn vorsichtig aus; ich muss wissen, durch welche der Wunden die Infektion in seinen Körper kam. An den Verletzungen an seinen Beinen und dem Oberkörper fällt mir nichts auf. Ich schlucke. Jetzt bleibt nur noch die linke Gesichtshälfte, die größte Wunde an seinem Körper.
 

Zögernd löse ich die Bandagen in seinem Gesicht. Als ich sehe, was passiert ist, fange ich an zu zittern. Wie konnte sich das innerhalb zwei Stunden so schlimm entzünden?! Fuck, die Chance, dass er das überlebt ist mehr als gering. Ich muss es wieder desinfizieren. Zum Glück ist er diesmal bewusstlos. Hastig sprühe ich diesmal viel zu viel von dem Desinfektionsmittel auf ein sauberes Tuch und wische jetzt noch öfter als vorhin über seine linke Gesichtshälfte.
 

Er zuckt ab und zu zusammen, wahrscheinlich ist er trotz allem nicht vollständig weggetreten. Schließlich bin ich fertig. Aber…was jetzt?! Seine Überlebenschancen sind gleich Null - egal was ich mache.
 

Aber ich kann ihn nicht in ein Krankenhaus schaffen. Wenn seine Identität raus käme, würde er sofort an die Polizei übergeben werden und da die Todesstrafe erhalten. Es kommt aufs Ende eigentlich das gleiche heraus. Ich kann meine Tränen nicht mehr unterdrücken. Ich weiß nicht, warum ich das jetzt tue, aber ich schreie ihn an.
 

„Mello, verdammt!! Du hast uns beiden ALLES versaut, warum zum Teufel hast du damals dieses Waisenhaus verlassen?! Warum?! Nur, damit du dich vergewaltigen lassen und in die Luft sprengen kannst?! Um mir die letzte Hoffnung an einer glücklichen Beziehung mit dir zu nehmen…? Warum…?“
 

Eine Weile starre ich verständnislos auf seinen leblos wirkenden Körper vor mir auf dem Tisch und lasse dann den Kopf hängen. In meinen Gedanken kreist immer nur wieder ein Wort: ‚Warum?’ Ich will ihn nicht schon wieder verlieren. Schon gar nicht endgültig. Ich schaue auf und erschrecke, als ich seine geöffneten Augen bemerke, aus denen ebenfalls Tränen rinnen.
 

„Mello…?“
 

„…so denkst du also über mich…?“
 

Er hat alles mitgehört. Ich Idiot. Sein Blick ist eine Mischung aus Wut, Trauer und Enttäuschung.
 

„Ich-“
 

„…warum hast du das nicht schon früher gesagt…? Du hättest zurückgehen können, Matt…ich hätte dich sicher nicht davon abgehalten, zurückzugehen…“
 

Er wendet den Kopf zur Seite, so dass ich letztendlich nichts mehr von seinem Gesicht erkenne.
 

„Mello-“
 

„…ich werde sterben, oder…?“
 

Der Satz hallt wie ein Echo in meinen Gedanken wider. Ich starre ihn entsetzt an. Er dreht seinen Kopf wieder in meine Richtung und lächelt dann gequält, seine Augen sind schon gerötet vom Weinen.
 

„…ich werde dich verlassen, stimmt's? Schon wieder…“
 

Er schließt seine Augen und schluckt.
 

„Nein, Mello-“
 

Bevor ich ihm widersprechen kann, schneidet er mir abermals das Wort ab.
 

„…ich will nicht. Ich will das nicht. Ich will dich nicht verlassen, ich habe Angst, ohne dich zu sterben…“
 

Er zittert inzwischen schon wieder.
 

„Hör auf.“
 

„…ich werde das hier nicht überleben, Matt…“
 

„Sei ruhig…!“
 

„…ich will nur, dass du weißt-“
 

„Halt die Klappe!! Wir kriegen das wieder hin, hörst du?! Du WIRST das hier überleben, verstanden?!“
 

Er zuckt zusammen, als ich plötzlich schreie. Ich greife nach einem anderen Tuch und sprühe wieder Desinfektionslösung darauf, da ich die Wunde vorhin nicht sofort verbunden habe, sind sicher wieder Bakterien rein gekommen.
 

Als er sieht, was ich vorhabe, schließt er seine Augen und zittert noch mehr, sagt jedoch nichts. Auch die höllischen Schmerzen, die das antibakterielle Mittel verursacht, erträgt er stumm. Er wird das hier überleben, er MUSS einfach. Ich lasse nicht zu, dass er in meinen Armen abkratzt!
 

„Mello, du wirst überleben, versprich es mir!!“
 

„…ich weiß nicht, ob ich-“
 

„Tu’s einfach!!“
 

„…okay…“
 

Ich bandagiere die Verletzung diesmal noch sorgfältiger als letztes Mal und gebe ihm wieder eine halbe Tonne Medikamente. Gegen Schmerzen, gegen Fieber, gegen Entzündungen und alles, was ihm irgendwie hilft.
 

Er wird überleben.

Er hat es versprochen.
 

~Kapitel 11 - Ende~

Jaja, ich weiß, Mello bricht seine Versprechen in dieser FF ständig!! xD Tut mir leid, dass es so lange mit dem neuen Kapi gedauert hat...>___< *gomen desu*

Und es ist gerade mal mittelklassig geworden, finde ich...>3> Und noch nicht mal sonderlich lang. ARGH! Das nächste wird besser, versprochen!!

Misu

Just a lie

Schon seit Stunden sitze ich neben der Couch im Wohnzimmer. Hungrig, ausgelaugt und vor allem extrem müde. Auf dem Sofa liegt Mello und schläft - dank der vielen Medikamente, die ich ihm gegeben habe.
 

Ich selbst habe seit geschlagenen zwei Tagen kein Auge mehr zugetan. Ich kann einfach nicht; die Angst davor, dass es ihm wieder schlechter geht, während ich schlafe, und er mich nicht rechtzeitig wecken kann, ist groß. Und deswegen kann ich nicht schlafen, auch wenn meine Augen schon höllisch brennen und garantiert entzündet sind. Kopfschmerzen hab ich außerdem, aber ich kann ihn einfach nur dauerhaft besorgt mustern. Meine Augen sind wirklich unentwegt auf sein Gesicht geheftet.
 

Das Fieber ist ein wenig zurückgegangen aber unter 38 Grad bekomme ich es einfach nicht. Ab und zu bekommt er Alpträume, wegen dem Fieber. Dann wacht er auf, redet kurz mit mir, bevor er wieder einschläft und sich das Ganze nach ungefähr einer halben Stunde wiederholt. Jetzt auch gerade wieder.
 

Seine Gesichtszüge verspannen sich, er fängt an zu zittern und atmet schneller und unregelmäßig. Ich streiche ihm über die rechte Wange, während ich ruhig auf ihn einrede, damit er sich beruhigt.

„Mello…ich bin da, keine Angst…“
 

Meine Stimme klingt komisch. Trocken und irgendwie rau. Ich hab seit Stunden nichts mehr getrunken. Aber es scheint zu funktionieren, er atmet wieder ruhiger. Trotzdem öffnet er nach ein paar Sekunden seine Augen.
 

„…Matt…?“
 

„Hast du wieder geträumt…?“
 

Er nickt und setzt sich dann halb auf.
 

„War es sehr schlimm?“
 

Er nickt erneut und sieht mich dann an. Ich frage nicht, was er geträumt hat, als ich das letzte Mal nachgefragt habe, wollte er es mir sowieso nicht sagen.
 

Als er plötzlich mit seiner Hand meine Wange berührt, schrecke ich auf - dank der Müdigkeit bin ich jetzt öfters weggetreten. Ich sehe in sein Gesicht, an dem ich bis jetzt vorbeigestarrt habe.
 

„…warum schläfst du nicht, Matt…?“
 

„Ich kann nicht! Was ist, wenn ich einschlafe und es dir in der Zwischenzeit wieder schlechter geht, und ich vielleicht nicht mehr rechtzeitig-“
 

Er legt seinen Zeigefinger auf meine Lippen.
 

„…jetzt denk doch bitte mal einen Moment lang an dich und mach dir keine Sorgen mehr um mich…“
 

Das sagt sich so leicht. Ich muss nur einen Moment unaufmerksam sein und es kann tödlich für ihn enden. Ich schiebe seine Hand von meinem Mund weg.
 

„Mello, ich kann nicht schlafen, wenn ich weiß, dass es dir nicht gut geht.“
 

Er nimmt seine Hand endgültig zurück und schweigt.
 

„…und wenn du dich mit auf die Couch legst…? Dann kann ich dich sofort wecken, falls irgendwas ist…und vielleicht bekomme ich dann auch keine Alpträume mehr…“
 

Ich nicke langsam. Eigentlich ist das schon eine gute Idee. Er setzt sich noch mehr auf, kniet sich letztendlich auf die Couch, damit ich mich hinlegen kann. Vermutlich will er sich auf mich legen. Aber das ist auch die einzige Möglichkeit, das Sofa ist ziemlich eng.
 

Schließlich liegen wir aufeinander auf den weichen Polstern der Couch. Seine blonden Haare liegen durcheinander auf meinem bloßen Oberkörper. Ich habe immer noch kein Shirt an, weil ich vorhin nicht zurück ins Schlafzimmer gehen wollte, aus Angst, in der Zwischenzeit könnte ihm etwas passieren.

Ist das paranoid? Oder schlichtweg extrem fürsorglich? Oder bin ich nach wie vor einfach nur hoffnungslos verliebt? In jemanden, mit dem ich - so wie es im Moment scheint - sowieso nie glücklich werden kann. Aber ich werde ihn nicht aufgeben. Irgendwann wird sicher alles besser.
 

„Von was hast du eigentlich geträumt?“
 

Er dreht sich etwas auf mir, sodass er mir ins Gesicht sehen kann.
 

„Ich…hab mein Versprechen im Traum gebrochen…und um ehrlich zu sein, glaube ich auch, dass ich es in Echt nicht halten kann…“
 

„Mello, du wirst nicht sterben.“
 

„Woher willst du das wissen, Matt? Warum hast du mich dazu gezwungen, ein Versprechen einzugehen, das ich sowieso nicht halten kann? Du weißt, dass meine Überlebenschancen bei Fieber und diesen Verletzungen mikroskopisch klein sind. Also, warum machst du dir überhaupt die Mühe?“
 

„Weil ich dich immer noch liebe und dich nicht einfach sterben lassen kann, ohne vorher alles versucht zu haben…“
 

Er sieht mich noch eine Weile an, bevor er seinen Kopf wieder auf meine Brust legt und geräuschvoll ausatmet. Dann wird es still. Ich hatte eigentlich erwartet, dass er jetzt etwas sagt. Eine gewisse Antwort erwarte ich auf ‚Ich liebe dich.’ schon.
 

„Mello?“
 

„…hm?“
 

„Liebst du mich noch?“
 

Er zuckt plötzlich zusammen.
 

„I-Ich…“
 

Mein Herz setzt kurz aus, bevor es dann unglaublich schnell weiter schlägt. Warum zögert er?
 

„Was ist?“
 

Etwas Angstschweiß sammelt sich auf meiner Stirn.
 

„Ich…ich weiß nicht, ob ich-“
 

Ein stechender Schmerz breitet sich in meinem Brustkorb aus und ich setze mich halb auf, worauf auch er sich hochstemmt und sich etwas weg von mir ans andere Ende der Couch setzt. Ich sehe ihn an und er weicht meinem Blick aus.
 

„Mello, liebst du mich noch?!“
 

Ich habe furchtbare Angst vor der Antwort, da es mehr als offensichtlich ist, dass er nicht mit ‚Ja’ antworten wird. Er sieht kurz auf, lässt den Kopf aber fast sofort wieder sinken und schüttelt diesen dann etwas.
 

Irgendwas in meinem Kopf schaltet sich aus. Ich kann ihn nur stumm anstarren. Meine Sicht verschwimmt, ich senke meinen Kopf ebenfalls und sofort rinnen einige Tränen meine Wange hinunter.
 

‚Nein…! Warum nicht?’
 

Ich sehe mit weit aufgerissenen Augen stumm in meinen Schoß und auf meine zitternden Hände, die darin liegen.
 

„Warum, Mello…?“
 

Ich sehe ihn wieder an. Er sieht zur Seite, weint nicht und zittert schon gar nicht. Als ob ich ihm nie etwas bedeutet hätte. Außerdem gibt er mir keine Antwort. Ich will wenigstens einen Grund. Nur einen einzigen.
 

„Wie lange schon…? Wie lange denkst du schon so?“
 

Er schweigt nach wie vor und ich stammle weiter zusammenhangslos vor mich hin, kann ihn dabei nur anstarren. Seine Augen wirken hart und verständnislos.
 

„Mello, gib mir einen Grund. Dann werde ich gehen und dich in Ruhe lassen, aber gib mir wenigstens einen Grund…“
 

„Ich habe lange nachgedacht und ich glaube, es ist besser für uns beide, wenn wir getrennte Wege gehen.“
 

Zu meiner Trauer kommt Wut hinzu. Das ist der Grund?! Was soll das?! Es ist weder gut für ihn, mit diesen Verletzungen allein zu sein, noch für mich. Und das weiß er. Ich springe vom Sofa auf und wische mir die Tränen weg, werfe ihm einen wütenden Blick zu.
 

„Okay, dann kannst du ja jetzt in Ruhe dein Versprechen brechen. Schon wieder.“
 

„Matt-“
 

Ich will nicht hören, was er noch zu sagen hat, also schneide ich ihm das Wort ab.
 

„Ich gehe.“
 

Er sieht mir noch nach, sagt aber nichts.

Als ich das Zimmer verlasse, fange ich schon wieder an zu weinen. Ich weiß nicht, ob ich wegen der Trauer oder vor Wut weine. Warum macht er so plötzlich Schluss…? Ich kann das einfach nicht verstehen. Soweit ich weiß, habe ich nichts getan, was ihn dazu veranlassen könnte, so zu denken. Ich begreife das nicht.
 

Als ich mir im Schlafzimmer wieder ein Oberteil angezogen habe, und meine Fellweste drübergestreift hab, verlasse ich sofort seine Wohnung und schließe die Tür ruppig und laut knallend hinter mir. Ich werfe noch einmal einen Blick durch die Fenster links neben der Eingangstür, von denen man ins Wohnzimmer sehen kann.
 

Er sitzt auf der Couch, das Gesicht in den Händen vergraben und zittert. Er weint. Schön, das hätte er auch ruhig vorhin machen können! Dann wäre ich vielleicht auch geblieben. Aber jetzt… Ich weiß nicht warum, aber im Moment interessiert mich sein Gefühlszustand überhaupt nicht.
 

Meine Hände schließen sich fester um sein Tagebuch, dass er mir vor rund 4 Jahren zum Valentinstag geschenkt hat und ich drehe mich wieder um und gehe die lange, beleuchtete Straße entlang, in Richtung Innenstadt. Hauptsache weit weg von ihm.
 

Dort suche ich so schnell wie möglich einen Kiosk auf und kaufe mir ein Feuerzeug und eine Schachtel Zigaretten. Warum? Ich will mich ablenken. Aber das Feuerzeug hat zwei Funktionen.
 

Etwas später lehne ich mich gegen das stählerne Geländer einer riesigen Brücke und reiße das Foto von uns beiden aus seinem Tagebuch, um es kurz darauf anzuzünden. Die rotgelbe Flamme nimmt das Bild nach und nach ein. Erst Mellos lächelndes Gesicht, dann meines und schließlich das eingeritzte ‚M+M’ in der Rinde des Baumes.
 

Bevor die Flamme meine Hand erreicht, lasse ich die Überreste den Fotos los, welches vom Nachtwind langsam in den Fluss, der unter der Brücke verläuft getragen wird und im Wasser schließlich erlischt. Dann lese ich mir den ersten Tagebucheintrag noch einmal durch. Als ich den Satz ‚Ich bin mir sicher, dass ich ihn für immer lieben werde!’ lese, reiße ich die Seite ebenfalls raus, um denselben Vorgang, wie eben bei dem Foto noch einmal zu wiederholen.
 

„Du Lügner…“
 

Während ich der beschriebenen Seite zusehe, die immer noch brennend durch die Luft gewirbelt wird, laufen einige Tränen meine Wangen hinunter. Mein Herz tut weh.
 

„Du elender Lügner…“
 

Ich beiße mir auf die Unterlippe, als das abgerissene Stück Papier schließlich die Wasseroberfläche berührt und die Flamme erlischt. Im nächsten Moment blättere ich flüchtig durch die Seiten des Buches, um es schließlich in einem Stück anzuzünden und ins Wasser fallen zu lassen.
 

Eine Weile starre ich noch mit ausdruckslosem Gesicht auf die Stelle, wo das Buch eben im Fluss verschwunden ist, bevor ich mich dann abwende. Ich weiß nicht, wohin ich gehen soll. „Nach Hause“ zu ihm kann ich nicht. Will ich nicht.
 

Während ich auf das eine Ende der Brücke zugehe, zünde ich mir eine Zigarette an und nehme einen tiefen Zug. Da ich noch nie geraucht habe, ist meine erste Reaktion auf den Qualm in meiner Lunge natürlich husten; doch nach dem zweiten oder dritten Zug, stört es mich schon gar nicht mehr.
 

~*~
 

Als ich nach ein paar Stunden ziellosen Herumlaufens schließlich einen Park erreicht habe, lasse ich mich auf eine Bank fallen. Plötzlich surrt mein Handy los. Ich ziehe es aus der Seitentasche meiner Weste. Mello ruft an.
 

Ich schnippe den inzwischen fünften Zigarettenstummel ins Gebüsch neben mir und zünde mir gleich darauf eine neue Kippe an, während das Handy permanent weiterklingelt. Nachdem ich ein, zwei tiefe Züge genommen habe, nehme ich schließlich ab.
 

*Klick*

„Was ist denn? Ich dachte, du findest es besser, wenn wir getrennte Wege gehen.“
 

Spott schwingt in meiner Stimme mit, weil ich es einfach erbärmlich von ihm finde, erst so etwas abzuziehen und sich dann nach ein paar Stunden schon wieder zu melden, als ob nichts gewesen wäre.
 

»…M-Matt, bitte-«
 

Seine Stimme klingt brüchig, fast heiser, aber ich bin im Moment viel zu sauer auf ihn, um so etwas wie Mitleid dabei zu empfinden.
 

„Mello, ich werde nicht zurückkommen.“
 

»Aber…ich-«

Wieder schneide ich ihm das Wort ab.
 

„Mello, findest du das nicht kindisch von dir? Mir erst zu sagen, dass du mich nicht mehr liebst und dann plötzlich anzurufen, als ob ich dir wieder etwas bedeute? Ich bitte dich…“
 

Eigentlich möchte ich nicht so gemein zu ihm sein und ich bereue jeden meiner Sätze sofort, nachdem ich sie gesagt habe, aber um jetzt rumzuheulen bin ich zu stolz.
 

»Matt, k-komm bitte zurück, ich…ah!«
 

Plötzlich höre ich, wie er auf den Boden fällt und das Handy etwas wegschlittert. Einen Moment ist es ruhig. Ich warte. Ich versuche, die sich anbahnenden Schuldgefühle zu unterdrücken. Trotzdem fangen wieder einige Fragen damit an, in meinem Kopf zu kreisen.
 

Was ist, wenn sich die Wunden wieder entzündet haben?

Was, wenn er das vorhin nur wegen den Medikamenten gesagt hat, immerhin hatten sie ja allerlei Nebenwirkungen…

Und das Fieber?

Und schwebt er eigentlich immer noch in Lebensgefahr?

Und warum tue ich auf einmal so, als ob er mir mit einem Schlag völlig egal ist, bloß weil er nichts mehr für mich empfindet?

Überhaupt, was ist, wenn er das bloß wieder gesagt hat, um mir zu helfen? Immerhin hat er schon mal gedacht, dass er mir nur zur Last fällt.
 

Schließlich gebe ich meinen Fragen und den Schuldgefühlen nach. Ich seufze und nehme noch einmal einen tiefen Zug von der Zigarette, blase den Rauch dann aus, bevor ich mich wieder dem Handy zuwende.
 

„Ich bin gleich da.“
 

»Beeil dich…bitte…«
 

„Mach ich. Versprochen.“

*Klick*
 

~*~
 

Eine weitere ausgedrückte Kippe von mir wegschnippend, öffne ich die Wohnungstür und betrete den Flur. Als ich ins Wohnzimmer sehe, entdecke ich ihn auf dem Boden. So wie er aussieht, hatte er vorhin nach dem Telefonat mit mir keinerlei Kraft mehr aufzustehen.
 

Er sieht kurz auf und weicht meinem Blick dann aus. Ich gehe wortlos zu ihm hin und helfe ihm auf, lege ihn wieder auf die Couch. Auch er sagt nichts, bis ich schließlich wieder neben dem Sofa sitze. Dann sieht er mich an.
 

„Matt, ich-“
 

Bevor er mir die nächste Ausrede auftischt, versuche ich ihm etwas klarzumachen.
 

„Sag mir bitte die Wahrheit, Mello. Warum hast du vorhin wirklich mit mir Schluss gemacht? Du hast mir mit deinem Anruf vorhin doch bewiesen, dass dein genannter Grund völliger Schwachsinn war. Also, warum hast du mich angelogen?“
 

„…“
 

Er sieht zur Seite und ich erkenne den Ausdruck in seinen Augen wieder und weiß, was er denkt. Ich seufze.
 

„Du denkst also immer noch, dass du mir nur eine Last bist?“
 

„…“
 

„Und deswegen hast du Schluss gemacht? Mello, wie oft soll ich dir noch sagen, dass du mir keine Last bist? Ich helfe dir, weil ich dich liebe. Außerdem hast du ja gemerkt, dass du auch dir damit schadest…das Fieber ist wieder gestiegen, oder?“
 

„…als ich gemerkt hab, dass es wieder schlimmer wird, hab ich versucht es zu ignorieren…als aber die Schmerzen dann auch noch zurückkamen, hab ich dich angerufen, weil ich nicht wusste, wen ich sonst anrufen sollte…“
 

„Warum hast du überhaupt erst gedacht, dass du mir eine Last bist? Ich meine, ich hab dir doch schon oft genug gesagt-“
 

„…Matt, wegen mir hast du volle zwei Tage kein Auge zugetan. Man konnte dir deutlich ansehen, dass du wegen mir nicht zur Ruhe kommst…deswegen dachte ich, wenn du etwas Abstand von mir bekämst und denkst ich liebe dich nicht mehr…“
 

„Und du meinst ernsthaft, es geht mir besser, wenn ich denke, dass du mich nicht mehr liebst und mich loshaben willst? Mello, du solltest zu Ende denken, bevor du mir solche Lügen auftischst.“
 

„Ich bin froh, dass ich nicht zu Ende gedacht hab, sonst wärst du jetzt nicht hier…es tut mir leid, ich hätte dich nicht anlügen sollen…“
 

„Liebst du mich noch?“ Er lächelt plötzlich.
 

„Ja.“ Ich erwidere sein Lächeln.
 

„Aber…“

Er sieht auf und mir verwundert ins Gesicht, als er dieses Wort hört.
 

„W-Was ist?“
 

„…ich wäre dir doch ganz dankbar, wenn du mich mit auf der Couch schlafen lässt.“, beende ich meinen Satz und Minuten später liege ich neben ihm auf den weichen Polstern des Sofas und finde endlich etwas Schlaf.
 

~Kapitel 12 - Ende~

Lol, ich wette in der ersten Hälfte des Kapitels hatten einige von euch Mordabsichten mir gegenüber, oder? *stichel* Erst gehts Matt wieder scheiße und dann macht Mello auch noch Schluss, also nein, Misu!! xDDD Nja, aber ihr kennt mich ja, ohne Happy End krieg ich kein Kapi fertig. xP Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen!^^

Misu

~Übrigens: Vielen, vielen Dank für die ganzen Kommies! Mittlerweile sind's schon über dreißig, ich bin echt soooo happy!!! DANKEEEE!!! x3~ Ich freue mich über jedes Feedback! Ihr seid echt super!!~

Our first time

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Relationship

Als ich am nächsten morgen aufwache, fühlt sich mein Kopf komisch an. Irgendwie leer gefegt. Außerdem hab ich ein komisch zerrendes Gefühl in den Schultern, beinah wie Muskelkater. Ich lasse meine Augen erst einmal geschlossen, weil ich noch müde bin. Plötzlich wird mir ein Kuss auf die Wange gedrückt.
 

„Matty, aufwachen.“
 

Mellos Stimme. Warum redet er mich mit meinem Spitzname an? Das macht er doch sonst nur, wenn irgendwas passiert ist, oder er gute Laune hat.
 

„Noch fünf Minuten…“ murmle ich verschlafen und drücke mein Gesicht tiefer ins Kissen. Ich kann hören, wie er leise lacht und sich dann zu mir rüber beugt.
 

„Komm schon, ich hab was für dich…wegen gestern Abend, ein kleines Dankeschön.“
 

Gestern Abend? War da was? Ich kann mich nicht daran erinnern. Da war doch was…
 

„Matt, bitte, du kriegst auch was Schönes...“
 

Seine Stimme ist nun ganz nah an meinem rechten Ohr, ich kann seinen Atem an meiner Haut spüren. Mellos Stimme…Mellos Atem…wie er meinen Namen sagt…erinnert mich an irgendwas. Gestern Abend…
 

‚Ahhh…nh...! Matt…!!’
 

Plötzlich reiße ich die Augen weit auf und sitze kerzengerade im Bett, als mir einfällt, WAS wir gestern Abend gemacht haben.
 

„OH MEIN GOTT, WIR HATTEN SEX!!“, schreie ich völlig fassungslos.
 

Ich kann mich an keine Einzelheiten mehr erinnern, nur an Mellos Stimme, seine warme Haut, so nah an meiner und…argh, wir hatten Sex!! Wie konnte das passieren?! Ich notgeiler Idiot!!
 

Er ist etwas von mir weg gerutscht und sieht mich undefinierbar an. In mir steigt Panik auf, weil ich mich wirklich an NICHTS vom vorherigen Abend erinnern kann. Verstört wende ich mich ihm zu.
 

„Äh-“
 

„Mello, es tut mir so leid!“
 

„Warum-“
 

„Oh Gott, ich hab dir dabei wehgetan, oder? Das wollte ich nicht!!“
 

„Matt, du-“
 

„Ich weiß, ich bin sicher eine riesen Niete im Bett, ich-“
 

„Matt!!“

Plötzlich komme ich nicht mehr weiter, seine Hand liegt auf meinem Mund.

„Es war wunderschön.“ Meine Augen weiten sich und ich sehe ihn ungläubig an.
 

„Hmpf?!“
 

Mehr bekomme ich nicht heraus, weil seine Hand nach wie vor auf meinem Mund liegt und sanft dagegen drückt.
 

„Du hast schon richtig gehört. Und du hast mir dabei nicht wehgetan. Wirklich nicht. Es hat mir sehr gefallen.“

Er lächelt etwas und nimmt seine Hand dann zurück, küsst mich kurz auf den Mund.
 

„Und deswegen hab ich auch was für dich.“
 

Er deutet auf etwas im Bett. Ein flacher Tisch mit etwas zu Essen darauf. Wow, Frühstück im Bett. Er lächelt mich an und beugt sich dann rüber zu mir, gibt mir noch einen Kuss auf die Wange.
 

Erst jetzt fällt mir auf, dass wir beide nichts anhaben. Unsere Klamotten liegen durcheinander neben dem Bett. Er streicht mir mit seinen Fingern über den Hals und lehnt sich dann wieder etwas weg von mir.
 

„Warum hattest du eben solche Angst?“
 

„Mello, sei mir nicht böse, aber ich kann mich an wirklich nichts mehr von gestern Abend erinnern. Bloß noch, dass du meinen Namen gerufen hast und dass wir…naja, ich weiß keine Einzelheiten mehr…“
 

Er grinst plötzlich - entgegen meiner Erwartung.
 

„Wir können deine Erinnerung gerne jederzeit wieder auffrischen…“
 

In seinen Augen ist ein Ausdruck der mich innerlich erschaudern lässt, aber gleichzeitig muss ich lächeln. Er sieht mich noch für einen Moment an, bevor er sich wieder dem flachen Tischchen auf dem Bett zuwendet.
 

„Also, was willst du essen?“
 

Ich beäuge die Lebensmittel eine Weile. Hm, nicht gerade typisch für Frühstück. Unmengen von Pralinen und vor allem Schokolade. Außerdem noch einige Früchte. Wundert mich, dass er kein Schokoladen-Fondue mit dazu gestellt hat. Naja, damit hätten wir uns sowieso nur gegenseitig eingesaut. Einige der Sachen, die auf dem Tablett liegen mag ich echt gern.
 

Plötzlich sehe ich seine Hand nach einer der Pralinen greifen und wie er sich wieder mir zuwendet.
 

„Mund auf!“
 

Er grinst und ich befolge die Anweisung, worauf er mir die Süßigkeit in den Mund schiebt. Ich kaue und schlucke schließlich. Ein süßlicher Nachgeschmack.
 

„Das schmeckt gut! Was ist das?“
 

„Hm, weiß nicht genau, aber da ist Schokolade dran, das muss lecker sein.“
 

Ich grinse ebenfalls und schnappe mir eine am Rand liegende Erdbeere.
 

„So, jetzt du, Mund auf!“
 

Er schaut etwas skeptisch und missbilligend auf das Obst in meiner Hand, hebt dabei eine Augenbraue.
 

„Warum krieg ich die Erdbeere?“
 

„Du solltest auch mal was Gesundes essen.“
 

Er senkt den Kopf etwas und legt einen gespielt traurigen Blick auf. Sehnsüchtig schaut er rüber zu dem Tablett mit den Pralinen darauf.
 

„Aber -- …Schokolade…“
 

Ich muss so sehr grinsen, dass ich meine Augen dabei schließe. Gott, er kann so niedlich sein, wenn er will!
 

„Erst etwas Gesundes, Mello!“, sage ich mit einem gespielt tadelndem Tonfall.
 

Einen Moment lang ist es still und als ich kurz darauf prüfend ein Auge öffne, trifft mich plötzlich eines der Kissen im Gesicht. Ich lande rückwärts auf dem Bett. Er setzt sich auf mein Becken und grinst triumphierend.
 

„Wie wär’s mit: Erst Kissenschlacht, dann Schokolade und nie wieder was Gesundes?“ Ich bin total perplex, muss aber lachen.
 

„Meinst du nicht, aus dem Kissenschlacht-Alter sind wir raus?“
 

„Hm, nein, eigentlich nicht.“
 

Er holt erneut mit dem weichen Daunenbündel aus und gleich darauf landet der verpackte Haufen Federn wieder in meinem Gesicht.
 

„Mello, das ist gemein, ich will auch was, um mich zu wehren!“
 

„Brauchst du gar nicht, versprich mir einfach, mir keine Erdbeeren vorzusetzen, während du sauteure Edelschokolade essen darfst!“
 

Sehen kann ich nicht viel, aber an seiner Stimme hört man, dass er permanent grinst. Ich halte meine Hände schützend vor mein Gesicht und als er das nächste mal ausholt, schnappe ich mir plötzlich das Kissen und wende das Blatt.
 

Von einer Sekunde auf die andere bin ich im Vorteil. Denn jetzt liegt er mit dem Rücken auf der Matratze und ich knie über seiner Hüfte. Dann werfe ich das Kissen weg und greife mir wieder eine Erdbeere, als mir plötzlich eine Idee kommt.
 

„Wir können sie auch teilen.“

Er weiß, was ich vorhabe und fängt an zu grinsen.
 

„Einverstanden.“
 

Ich nehme das eine Ende der Erdbeere zwischen meine Lippen und beuge mich dann zu ihm runter. Er schnappt sich das andere Stück mit seinen Lippen und drückt sie kurz darauf gegen meine. Ein Kuss der nach Erdbeeren schmeckt ist auch mal was anderes. Nach einer Weile löst er sich von mir und schiebt mich etwas von sich weg.
 

„Also…so schmeckt dieses gesunde Zeug schon fast ein bisschen gut. Aber jetzt will ich endlich Schokolade…“
 

„Kriegst du.“
 

Ich mache mir nicht die Mühe, von ihm runterzukrabbeln und reiche ihm ein paar Stücken seiner Lieblingsschokolade, die er auch ohne zu Zögern vernascht. Genüsslich schließt er die Augen und lässt sich die Süßigkeit auf der Zunge zergehen. Ich sehe ihn die ganze Zeit an, esse ab und zu selbst etwas. Nach einigen Stunden ist das Tablett jedoch leer und wir beschließen aufzustehen. Es ist schon fast Mittag und wir ziehen uns gerade erst an.
 

„Ach…Matt!“
 

„Hm?“
 

„Ich werde nächste Woche oder so mal zu Near oder Hale gehen müssen.“
 

Bah, Hale. Sie ist die einzige Frau im SPK-Team und genau deswegen hasse ich sie. Mello kennt sie und hat schon mal von ihr erzählt - nach allem, was ich über sie gehört habe, ist sie wohl ziemlich in ihn verknallt. Am liebsten würde ich sie- nein, lieber nicht…
 

Aber naja, mir war klar, das Mello sich irgendwann wieder dem KIRA-Fall zuwenden muss. Ich will den Kerl ja eigentlich auch fangen. Weil er L umgebracht hat, hat Mello damals auch das Waisenhaus verlassen. Und deswegen bin ich stinksauer auf diesen beschissenen Massenmörder. Andererseits…wenn Mello wieder ermittelt, heißt das, dass ich fast keinerlei Zeit mehr mit ihm verbringen kann. Außer natürlich…
 

„Kann ich dir dann vielleicht irgendwie beim Ermitteln helfen?“

Er sieht überrascht auf.
 

„Ich dachte, du hasst es, auf irgendeine Weise zu arbeiten.“
 

„Nicht, wenn ich dir dabei helfen kann. Außerdem will ich nicht solange ohne dich hier sein.“
 

„Beim Ermitteln können wir aber auch nicht immer alles zusammen machen.“
 

Das ist mir klar, aber so kann ich ihn öfter sehen, als wenn ich hier bleibe. Und anstatt in dieser Wohnung rum zu sitzen und zu zocken, könnte ich ihm wirklich helfen. Nachdem die gesamte Mafia von L.A. damals, am 23. November, abgekratzt ist, hat er, außer mir, jetzt niemanden mehr, der ihn unterstützt. Sicher, Near lässt ihm über Hale manchmal Infos zukommen, aber nur welche, die Mello nicht viel nützen. Und auch wenn ich es wie die Pest hasse, zu arbeiten, und es sicher nicht besonders toll wird, werde ich ihm helfen.
 

„Ist nicht so schlimm.“ antworte ich deswegen schlussendlich. Er zögert einen Moment, bevor er wieder das Wort ergreift.
 

„Gut, aber…falls ich irgendwann mal etwas blödes plane, dann musst du nicht mitmachen, okay?“

Ich hebe den Kopf etwas und schaue ihn fragend an.
 

„Äh…okay.“
 

„Danke. Ich möchte nämlich nicht, dass ich dir noch einmal zur Last -- …dass du irgendwelche Schwierigkeiten wegen mir hast.“

Ach darum geht es ihm schon wieder.
 

„Aber wenn ich dir bei dem Plan helfen will - egal wie blöd oder gefährlich er ist - dann lässt du mich das auch machen, okay?“
 

Er sieht mich ein wenig so an, als ob ich ihm gerade gesagt hätte, ich würde ihn nicht mehr lieben. Er öffnet kurz den Mund und für einen Moment sieht es so aus, als ob er mir widersprechen will, doch dann schließt er ihn wieder und nickt nach ein paar weiteren Sekunden schwach. Ich gehe näher zu ihm und küsse ihn ganz kurz auf den Mund.
 

„Gut. Danke. Ich möchte nämlich wiederum nicht, dass du irgendwas auf eigene Faust unternimmst. Ganz ohne Hilfe kommt niemand aus.“
 

„…ja…“
 

Seine Stimme ist leise. Er sieht mich auch nicht an, als er das sagt. Stattdessen starrt er auf den Boden. Ich streiche ihm durch die Haare, worauf er letztendlich doch wieder den Kopf hebt und mir in die Augen sieht. Schon wieder etwas besorgt mustere ich sein Gesicht.
 

„Mello…wenn du über irgendwas reden willst, kannst du das gerne mit mir machen.“
 

Er sieht kurz so aus, als ob er etwas erwidern möchte, macht sich aber dann von mir los und verlässt das Schlafzimmer.
 

„Ich fliege in zwei Tagen nach New York. Alleine…und wenn ich zurückkomme, ermitteln wir gemeinsam.“

Einen Moment sehe ich ihm noch hinterher.
 

Er frisst schon wieder irgendetwas in sich hinein. Etwas, worüber er nicht mit mir reden will. Vielleicht sein ‚blöder’ Plan? Das letzte Mal, als er mir nicht von seinem Plan erzählen wollte, hat er sich in die Luft gesprengt. Hoffentlich passiert diesmal nichts noch schlimmeres…
 

~*Zwei Tage später*~
 

„Matt, ich gehe jetzt!“
 

„Ah!!“
 

Ich sprinte aus der Küche, in den Flur, wo er bereits mit einem Koffer in der geöffneten Tür steht. Ich stelle mich vor ihn und zwinge mich zu einem Lächeln. Ich weiß, dass er nicht sehr lange wegbleibt, aber ich hasse es, allein zu sein. Noch dazu, wenn ich weiß, dass er so etwas wie Hale treffen wird.
 

„Mach’s gut, Matt.“ Er lehnt sich zu mir rüber und küsst mich zum Abschied.
 

„Bye, Mello. Ich liebe dich.“ Er lächelt kurz und dreht sich dann auf der Türschwelle um.
 

„Ich dich auch. Aber lass das Haus ganz, ja?“
 

„Jaaaa…“ dehne ich das Wort genervt in die Länge um ihm dann noch etwas hinterher zu rufen.

„…mach ich, wenn du nicht flirtest!!“
 

Er steigt in den schwarzen Porsche und startet den Motor.
 

„Für was hältst du mich?“
 

„Ach, komm einfach ohne neue Verletzungen zurück, okay?“
 

„Ja, versprochen.“
 

Und mit diesen Worten fährt er die lange Straße entlang, in Richtung Flughafen. So. Was mach ich in der Zeit wo er weg ist? Ich überlege eine Weile, aber auf etwas anderes als Zocken komme ich einfach nicht. Naja, das hab ich auch schon ewig nicht mehr gemacht. Wird Zeit, Lara Croft mal wieder in knappen Klamotten durch irgendeinen Dschungel zu scheuchen oder in Counter Strike ein paar Terroristen abzuknallen.
 

Hauptsache, ich werde nicht wieder so depressiv wie damals im Waisenhaus, bloß weil er mal für ein paar Tage weg ist.
 

Nach einer Weile schließe ich die Wohnungstür wieder und gehe sofort in Richtung Wohnzimmer, wo ich dann anfange zu zocken. Erst Tomb Raider, dann Counter Strike, dann Tekken und noch viele andere Spiele. Die Wii sollte ich auch langsam mal ausprobieren.
 

Nebenbei rauche ich fast ununterbrochen eine Zigarette nach der anderen. In der Zwischenzeit wollte ich eigentlich schon wieder mit dem Rauchen aufgehört haben, aber immer, wenn Mello für längere Zeit nicht da ist, oder ich mich einfach von etwas ablenken muss, dann fange ich wieder damit an. Ich weiß selber auch nicht warum - es ist beinah schon wie ein Ritual für mich geworden. Zum Glück weiß er nichts davon, er wäre sicher dagegen, dass ich so etwas mache. Hm…müsste man das beim Küssen eigentlich nicht bemerken? Oder achtet er da nicht so drauf? Und müssten meine Klamotten nicht nach Tabak riechen? Naja, umso besser, wenn er es nicht bemerkt.
 

Hmpf…erst jetzt fällt mir auf, dass ich mir immer noch Gedanken über ihn mache, obwohl ich gerade zocke. Dabei wollte ich mich mit dem ganzen Rumgeballer in den Games doch von ihm ablenken. Ich schaue auf die Uhr, während ich die Asche meiner Zigarette in einer Flachen Schüssel abklopfe - einen Aschenbecher hab ich nicht besorgt, das wäre zu auffällig gewesen.
 

Ein Seufzen meinerseits. Es sind noch nicht einmal vier Stunden seit seiner Abreise vergangen. Und mir ist schon jetzt saulangweilig. Ob ich ihn anrufen sollte? Langsam tippe ich seine Nummer ein und halte mir das Handy ans Ohr.
 

-tuuuuut tuuuuut tuuuuut tuuuuut…-

Statt seiner, ertönt einer nervig neutrale Frauenstimme, mit folgendem Satz:
 

» Der gewünschte Gesprächspartner ist zurzeit nicht erreichbar. Bitte versuchen sie es später noch einmal oder- «
 

*Klick*
 

Etwas frustriert lege ich auf, schließe die Augen kurz und nehme dann noch mal einen tiefen Zug von der Zigarette. Gut, dann wenigstens eine SMS.
 

‚Hey Mel, du hast mir gar nicht gesagt, wie lange du eigentlich wegbleibst. Ohne dich ist es langweilig hier und ich vermisse dich…’
 

Ich stocke. So sehr rumheulen muss ich auch wieder nicht. Ich komme mir schon fast wie eine Klette vor. Es würde ihn sicher nerven, wenn ich so etwas schreibe. Schnell drücke ich ein paar Tasten, damit der Text wieder gelöscht wird und das Handy sich anschließend ausschaltet. Nochmals inhaliere ich den Tabakrauch und wende mich dann wieder meiner PS2 zu.
 

Ich sollte ihm einfach mal ein wenig Freiraum lassen. In ein paar Tagen ist er schließlich wieder zurück. Und bis dahin warte ich.
 

~Kapitel 14 - Ende~

Hui, dafür, dass das hier ne Darkfic ist, ist der Anfang des Kapitels ganz schön lustig geworden...tut mir leid für die Stimmungsschwankungen in diesem Kapitel, hoffentlich gefällt es trotzdem einigen von euch!^^ Und nochmals ein riesiges Sorry für das adult-Kapitel!! Wer es lesen will, muss mir bescheid sagen (obwohl das die meisten sowieso schon getan haben! xD). Nja, es kommt garantiert noch ein Adult-kapi dazu...xDD

Bis zum nächsten Kapitel

Misu

Talk, Fight, Love...

Frustriert lasse ich mich aufs Sofa fallen. Er ist jetzt schon 11 Tage weg und wir haben kein einziges Mal miteinander telefoniert. Ich hab mich nicht gemeldet und er ruft auch nicht an. Inzwischen ist die Wohnung fast komplett verwüstet, der Pseudo-Aschenbecher übergelaufen und mir ist stinklangweilig.
 

So langweilig, dass ich mir jetzt sogar schon nachts Pornos reinziehe. Ich weiß nicht warum, mich turnt das alles sowieso nicht an. Frauen, bei denen man schon von einem Kilometer Entfernung sieht, dass die Brüste unecht und die Haare blondiert sind. Und dann möglichst noch wenig Hirn. Na ganz toll. Ich weiß nicht, warum die meisten Männer darauf stehen, ich tue es jedenfalls nichts.
 

Aber was anderes hab ich im Moment sowieso nicht zu tun. Ich meine, es ist drei Uhr nachts, Mello ist nicht da, ich hab alle Games innerhalb von 6 Tagen durchgezockt und aufräumen kann ich auch noch morgen. Also warum nicht strohdoofen Porno-Stars bei ihrer Arbeit zusehen?
 

Gelangweilt zünde ich mir eine Zigarette an, während ich abwesend auf die nackte Blondine, die auf dem Fernsehbildschirm flackert, starre. Es ist unglaublich still, hier, im Wohnzimmer.
 

„Also das machst du, wenn ich nicht da bin?“
 

Ich zucke zusammen, als ich plötzlich Mellos Atem in meinem Nacken spüre. Erschrocken drehe ich mich zu ihm um. Sein Blick ist teils wütend, teils gleichgültig. Fuck, was er jetzt wohl von mir denkt?
 

„M-Mello, denk nichts Falsches, ich-“
 

Statt mich ausreden zu lassen, nimmt er mir die Zigarette aus dem Mundwinkel und deutet dann wieder auf den Fernseher.
 

„Warum ziehst du dir Pornos rein? Und seit wann rauchst du eigentlich?“
 

„…“
 

Ich schaue betreten zu Boden und aus den Augenwinkeln kann ich erkennen, wie er seine Augen gefährlich verengt. Dann stößt er sich mit den Unterarmen von der Couchlehne ab und dreht sich von mir weg.
 

„Ach vergiss es…“
 

Seine Stimme klingt eisig. Er scheint echt wütend zu sein. Ich Idiot. Er verschwindet in der Küche, drückt die Zigarette am Türrahmen aus. Dann ist es still. Stumm lasse ich den Blick durch den abgedunkelten Raum schweifen.
 

Ich hätte wirklich mal aufräumen sollen. Mit einem Seufzen schalte ich den Fernseher aus und gehe dann auch in die Küche. Er sitzt an dem kleinen Tisch in der Mitte des Raumes, die Stirn auf die Handballen gestützt, die Ellenbogen wiederum auf den Tisch. Ich traue mich kaum, näher ran zu gehen. Wenn er wütend ist, ist er zu allem fähig und da macht er bei mir keine Ausnahme.
 

„Mello?“

Er antwortet mir nicht. Ich versuche es nochmals.
 

„Es tut mir wirklich leid.“
 

Plötzlich eine Reaktion von ihm. Urplötzlich hebt er den Kopf, kommt auf mich zu und drückt mich gegen die nächste Wand. Eigentlich bin ich stärker als er, aber in seinen Augen ist pure Wut zu sehen, ich habe Angst, mich jetzt irgendwie zu bewegen. Seine Hände drücken schmerzhaft gegen meine Schultern.
 

„Warum hast du dich KEIN MAL gemeldet?!“
 

„Ich-“
 

„Und dann komme ich nach Hause, nur um zu sehen, dass du dir Pornos reinziehst!! Und warum rauchst du?! Willst du deinen Körper zerstören?! Was soll das, Matt?!“
 

Wieder diese wütende Stimme. Ich weiche seinem Blick aus. Nach einer Weile lässt er mich los und setzt sich zurück an den Tisch. Ich reibe meine Schultern.
 

„Du hättest dich auch melden können, Mello…“
 

„Ich hatte keine Zeit. Irgendjemand muss ja auch die Infos besorgen!!“
 

Wut kommt augenblicklich in mir auf.
 

„Oder es Hale Lidner besorgen!“
 

Er erstarrt und dreht seinen Kopf dann langsam in meine Richtung. Seine Augen sind weit aufgerissen und er ballt seine Hände auf der Tischplatte zu Fäusten.
 

„Was?!“
 

Diese Reaktion verstärkt meinen Verdacht nur noch mehr, dass er es wirklich getan haben könnte. Ich glaube nämlich kaum, dass er und Lidner die Ermittlungen auf ‚normale’ Weise regeln.
 

„Komm schon, Mello. Ich weiß, wie du dir Informationen beschaffst und auf was Lidner anspringt. So bescheuert bin ich nun auch wieder nicht.“
 

Er steht langsam auf und ich gehe vorsichtshalber einen Schritt näher zur Tür, um im schlimmsten Fall wegrennen zu können. Ich habe selten Angst vor ihm, aber mit dem Spruch eben hab ich ihn echt wütend gemacht und das weiß ich. Er steht einen halben Meter von mir weg und sieht mir wutentbrannt in die Augen.
 

„Was willst du damit sagen?!“
 

Seine Augen blitzen auf, ich weiche noch einen Schritt zurück, als er einen auf mich zugeht. Mir wird klar, dass ich eigentlich keine Chance gegen ihn habe, falls er jetzt auf mich losgehen sollte. Sicher, ich bin stärker als er, aber er kann um Längen besser kämpfen.
 

Ich weiß nicht, warum, aber ich gieße trotzdem weiter Öl ins Feuer, denn langsam werde auch ich echt sauer.
 

„Was ich damit sagen will? Du hast Lidner flachgelegt, hab ich Recht?“
 

Seine Hände zucken, dann geht er ein paar Schritte auf mich zu, holt aus und ihm nächsten Moment verpasst er mir ruppig eine Ohrfeige, mit voller Wucht und wahrscheinlich aller Kraft, die er hat. Mein Kopf fliegt zur Seite und augenblicklich schießt mir der Schmerz in die Wange. Doch als ich aufsehe, holt er bereits erneut aus, schlägt noch einmal auf mich ein. Wieder extremer Schmerz.
 

„Du verdammter Bastard!!! Du hast doch keine Ahnung!!“
 

Als ich mich auf einen dritten Schlag vorbereite und die Augen zusammenkneife, bleibt dieser jedoch aus. Auch als ich aufsehe, schlägt er nicht erneut zu. Er ist wieder einen Schritt zurückgegangen. Einige Tränen rinnen seine Wangen hinunter. Ich richte mich wieder etwas mehr auf, und wische mir über die linke Wange.
 

„Du hast doch keine Ahnung…“
 

Seine Stimme ist brüchig und er meidet es, mich anzusehen.
 

Jeder andere hätte Angst ihn jetzt noch weiter zu provozieren, aber ich nicht. Ich bin im Moment einfach zu wütend, dass er mich - was jetzt zu 99% sicher ist - betrogen hat. Ich streiche ihm eine Träne von der Wange, worauf ich dann kurz darauf missbilligend meine:
 

„Kommt mir jetzt nicht mit der Masche, Mello. Es gibt auch genügend andere Wege sich Informationen zu beschaffen und das weißt du auch.“
 

Gleich darauf bereue ich den Spruch als er mir ins Schienbein tritt, mich am Kragen packt und dann wieder gegen die Wand drückt.
 

„Noch EIN Wort…!!“
 

Ich ignoriere den Schmerz und lächle ihn abschätzig an.
 

„Und was?“
 

Einen Moment sieht er mich noch voller Trauer und Verzweiflung an - die Tränen rollen unaufhörlich seine Wange hinunter - doch schon in der nächsten Sekunde holt er erneut aus und rammt seine Faust in meinen Bauch. Ich beiße mir auf die Unterlippe, versuche einen Schrei zu unterdrücken, was aber kaum möglich ist.
 

Er lässt mich los und ich sacke augenblicklich auf den kalten Küchenboden zusammen.
 

„Fick dich, Matt!!!“
 

Ich kann sehen wie er die Küche verlässt, Momente später knallt die Schlafzimmertür laut zu. Sofort rapple ich mich auf und gehe ebenfalls zum Schlafzimmer, bleibe allerdings vor der Tür stehen.
 

„Mello, du kannst nicht ewig davonlaufen, irgendwann müssen wir darüber reden!“
 

Er gibt mir keine Antwort - ich seufze etwas genervt und will mich gerade abwenden, als die Tür plötzlich geöffnet und ich am Arm gepackt werde. Er zieht mich in den abgedunkelten Raum hinein, schließt die Tür und ehe ich realisieren kann, was gerade passiert, liege ich auf dem Bett.
 

Er stützt sich über mir ab und bevor ich überhaupt etwas sagen kann, legt er seine Lippen auf meine. Abrupt löse ich den Kuss und sehe ihn verwirrt an.
 

„Was soll das, Mello? Meinst du wirklich ich hab jetzt Lust auf das? Nachdem du mit Hale-“
 

„Ich habe nicht mit ihr geschlafen…“
 

„Was?!“
 

„Wirklich nicht. Hast du so wenig Vertrauen zu mir? Ich würde dich niemals betrügen…“
 

Mit diesen Worten küsst er mich erneut. Wieder drücke ich ihn etwas von mir weg, damit ich reden kann.
 

„Warum hast du das nicht gleich gesagt?!“
 

Es wundert mich jetzt schon etwas, dass er die ganzen Beschuldigungen noch wortlos eingesteckt hat, obwohl er nicht mit Hale geschlafen hat.
 

„Du hättest ohnehin nicht zugehört…ich kenne dich doch…“
 

Verlegen stelle ich fest, dass er Recht hat. Als ich wieder zu ihm sehe, macht er sich schon ungeniert an meiner Hose zu schaffen, öffnet den ersten Knopf und schließlich auch den Reißverschluss. Ich kann förmlich spüren, wie ich rot anlaufe.
 

Ich bin es nicht gewohnt, dass er die Führung übernimmt. Schon landet meine Hose auf dem Boden. Er öffnet seine schwarze Lederweste, zieht die Handschuhe aus und beides wird neben das Bett geschleudert. Mir geht das alles zu schnell. In einem Moment schreien wir uns noch an und jetzt…
 

„Meinst du nicht, wir sollten das erstmal richtig besprechen, bevor wir-“
 

„Schon mal was von Versöhnungs-Sex gehört, Matt?“
 

Na gut, damit bin ich ja einverstanden, aber dass er die Führung übernimmt passt mir nicht so wirklich in den Kram. Wenn ich unten liege, bin ich nervös.
 

Schon macht er weiter, schiebt mein Shirt nach oben und fährt dann mit seinen weichen Fingerkuppen über meinen Oberkörper bis hinunter zu meinem Bauch. Ganz vorsichtig, als wäre ich so zerbrechlich wie Porzellan. Er beugt sich runter zu meinem Gesicht, küsst mich auf den Mund, bevor er mir etwas sagt.
 

„Weißt du Matt, das letzte Mal hatte ich gar nicht die Chance deinen Körper richtig kennen zu lernen…“
 

Peng und schon wieder bin ich knallrot. Er rutscht ein bisschen mehr zur Seite, nähert sich meinem Ohr und fährt mit der Zunge langsam über meine Ohrmuschel. Mir läuft ein heißkalter Schauer über den Rücken.
 

„Ahhh~…M-Mello…!“
 

„Das gefällt dir also?“
 

Warum turnt mich seine Stimme so extrem an? Sie klingt doch auch nicht anders als sonst…oder? Auch wenn ich im Moment total nervös bin, das hier ist auf jeden Fall besser, als Prügel von ihm zu kassieren.
 

Er lässt von meinem Ohr ab und küsst mich erneut auf den Mund. Noch halb im Kuss, fängt er an zu reden.
 

„Du musst wirklich aufhören zu rauchen…es macht keinen Spaß jemanden zu küssen, der nach einem Aschenbecher schmeckt…“
 

Es klingt nicht vorwurfsvoll, eher amüsiert. Ich lächle etwas und verschließe seine Lippen gleich wieder mit einem Kuss, der diesmal schon etwas fordernder ist, als der vorherige. Er spielt ein wenig mit dem Saum meines Shirts, bis ich den Kuss schließlich löse, damit er es mir ausziehen kann.
 

„Ach…Mello…?“
 

„Hm?“, fragt er abwesend, als er mir das Shirt über den Kopf zieht.
 

„Ich hab mir die Pornos nicht rein gezogen um mir einen runterholen zu können…nur aus Langeweile…“
 

„Aha?“
 

Er grinst mich an und seine Stimme klingt beinahe so, als ob er mir nicht glauben würde.
 

„Wirklich. Warum sollte ich mir nackte Weiber reinziehen, wenn ich doch was viel besseres haben kann…?“
 

Er weiß, dass er damit gemeint ist und beugt sich wieder zu mir runter, wirft das Shirt dabei beiläufig auf den Boden, küsst mich erneut. Meine Hände liegen auf seiner Hüfte, meine Finger streichen immer wieder über seine weiche Haut. Er vergräbt eine seiner Hände in meinem Haar, die andere liegt auf meiner Wange.
 

Eine Weile liegen wir noch so hier, uns leidenschaftlich küssend, bis wir uns schließlich komplett ausziehen. Schlussendlich lässt er mich doch die Führung übernehmen und gibt sich mir wieder in vollen Zügen hin, als ich ihn für mich nehme. Alles ist so wie bei unserem ersten Mal, nur irgendwie noch besser; viel unverkrampfter. Ob es wohl daran liegt, dass es diesmal „Versöhnungs-Sex“ ist?
 

Jedenfalls liebe ich es, wenn ich so nah bei ihm sein kann. Ich liebe einfach alles an ihm. Seine Stimme; seine weiche, warme Haut; seine Haare; seine wunderschönen Augen; sein Gesicht, an dem mich auch die Brandnarbe nicht stört.
 

„Mello…ha~…ich liebe dich…“
 

Als er das hört, drückt er seinen Körper noch enger an meinen, seine Atmung beschleunigt sich noch mehr.
 

„I-Ich…ah…ich dich auch…“
 

Ich lächle ihn an und mache dann da weiter, wo ich eben aufgehört habe.
 

~*~
 

Verträumt lächelnd sehe ich auf sein Gesicht. Er schläft. Kein Wunder; Sex ist immer wieder anstrengend, wenn auch schön. Abwesend lasse ich meinen Blick über seine entspannten Gesichtszüge wandern.
 

Obwohl ich auch total erschöpft danach war, bin ich jetzt früher aufgewacht als er. Draußen kann man gerade einen wunderschönen Sonnenaufgang beobachten. Immer noch lächelnd streiche ich ihm sanft mit ein paar Fingern über die linke Wange.
 

Eine Weile bleibt er noch schlafend liegen, atmet gleichmäßig und ruhig, bis ich ihm durch die Haare fahre und er - die Augen noch geschlossen - den Mund zu einem Lächeln verzieht und seine Hand auf meine legt. Schließlich öffnet er seine Augen und sieht mich immer noch lächelnd an.
 

„Hey…na? Ausgeschlafen?“
 

Ich lehne mich zu ihm rüber und küsse ihn kurz auf den Mund.
 

„Mh…und? Kannst du dich diesmal an gestern Abend erinnern?“
 

„Ja, sehr gut sogar. Und jetzt weiß ich auch, warum du es das letzte Mal so wunderschön fandest…“
 

Er rückt näher zu mir, sein Gesichtsausdruck wird plötzlich ernster.
 

„Dir ist aber schon klar, dass wir das während den Ermittlungen nicht machen können, oder?“
 

„Äh…ja…aber, ermitteln wir denn nicht gemeinsam?“
 

„Ich weiß nicht, ob wir am selben Ort ermitteln können…“
 

„Bleiben wir etwa nicht in deiner Wohnung?“
 

„Nein, wir ziehen von hier weg. Von hier aus lässt sich total schlecht ermitteln…außerdem ist die Wohnung jetzt auf Dauer zu teuer. Da ich nicht mehr bei der Mafia bin, bekomme ich auch nicht mehr genügend Geld.“
 

„Oh…okay.“
 

Im Moment ist er der Boss und ich sollte auf ihn hören. Aber das wir vielleicht nicht am selben Ort ermitteln können, passt mir nicht wirklich. Eigentlich mache ich hier ja nur mit, um ihm auch während den Ermittlungen sehen zu können. Doch wenn es sich nicht vermeiden lässt, kann ich halt nichts dagegen machen. Auch wenn ich nicht gerade glücklich darüber bin.
 

Er scheint meinen Gesichtsausdruck zu bemerken und lächelt mich aufmunternd an.
 

„Hey…sieh es mal von der Seite, Matt: Umso besser wir ermitteln, desto eher fangen wir KIRA und können uns wieder öfter sehen…okay?“
 

Ich lächle auch etwas und drücke ihm noch einen Kuss auf die Lippen.
 

„Okay.“
 

„Am besten wir gehen heute gleich ein paar Apartments ansehen, damit wir schnell etwas Passendes für die Ermittlungen finden.“
 

Gut, dann heißt es heute Wohnungen inspizieren. Hoffentlich darf ich wenigstens meine Spielekonsolen in meine „Ermittlungszentrale“ mitnehmen…
 

~Kapitel 15 - Ende~

Es tut mir leid, dass es diesmal so ewig gedauert hat, bis ein neues Kapitel kam...ich bin echt das Letzte...TT.TT Wäh... außerdem bin ich mit der zweiten Hälfte dieses Kapitels mehr als unzufrieden. Danke an The_Em, die mir hier geholfen hat, die erste Hälfte des Kapitels zu schreiben!! Echt danke!! Ich hoffe das Kapitel gefällt trotzdem ein paar von euch...bis bald...TT.TT

Misu

Working

„Okay, hier sind die Schlüssel.“
 

Eine überschwänglich grinsende Frau drückt Mello die Wohnungsschlüssel für meine zukünftige „Ermittlungszentrale“ in die Hand und verlässt dann den Raum. Mello schließt die Tür hinter ihr und dreht sich dann lächelnd zu mir um.
 

„Das ging schneller als gedacht, oder?“
 

Ich nicke. Ich hätte auch nicht gedacht, dass wir auf die schnelle so eine günstige Wohnung finden. Schweigend gehe ich zum Fenster und schaue hinaus, auf das gegenüberstehende Gebäude. Laut Mello sollen sich darin ein paar Mitglieder der japanischen Polizei und Misa Amane, eine Bekannte des jetzigen Ls, befinden. Und die soll ich beobachten. Ich kann die Langeweile förmlich riechen. Aber er hat mir versprochen, dass ich mir ein paar Spielekonsolen mit hierher holen darf. Auf einmal spüre ich, wie sich zwei Arme von hinten um meine Taille schlingen und er sein Kinn auf meine Schulter legt.
 

„Hey…alles klar bei dir?“
 

„Mhhhm…“ murmle ich zustimmend, obwohl das ganz und gar nicht der Wahrheit entspricht. Plötzlich fällt mir etwas ein. Jetzt habe ich zwar meine Ermittlungszentrale…aber was ist mit ihm?
 

„Mello? Wann suchst du dir eigentlich eine Wohnung zum Ermitteln?“
 

„Nachher holen wir erstmal deine Sachen, damit du dich hier einrichten kannst und dann geh ich mir noch mal ein paar Wohnungen anschauen.“ Ich seufze. Toll, dann bin ich ja schon ab heute allein.
 

„Was ist? Gefällt dir das Apartment nicht?“
 

Er weiß doch selber ganz genau, dass mir diese Wohnung am Arsch vorbeigeht. Langsam drehe ich mich zu ihm um, schweige immer noch. Abwesend lasse ich den Blick kurz durch die kleine Wohnung schweifen. Als ich ein Bett entdecke, wende ich mich wieder Mello zu, küsse ihn auf den Mund, schließe die Augen und schiebe ihn langsam in Richtung Bett. Vielleicht bleibt er dann ja länger bei mir. Vorsichtig schiebe ich seine Lederweste etwas nach oben. Anfangs sagt er nichts, doch als er mit der Ferse seines Fußes an eine Kante des Bettes stößt, zuckt er zusammen, drückt mich plötzlich von sich weg. Auch meine Hände, die eben noch auf seiner Hüfte lagen, schiebt er weg.
 

„Matt!“
 

„Hm?“
 

„Das ist jetzt wirklich mehr als unpassend!!“

Ich bemerke den rötlichen Schimmer auf seinen Wangen und muss schmunzeln.
 

„Dafür scheinst du es aber ganz schön genossen zu haben…“
 

Er wirft mir einen beleidigten Blick zu und schiebt mich noch etwas weiter von sich weg, um einen Schritt vom Bett weggehen zu können.
 

„Du denkst aber auch immer nur daran… Ich hab dir gesagt, dass das während der Ermittlungen nicht in Frage kommt.“ Ich lächle ihn an.
 

„Ist schon gut. Du weißt doch, dass ich dich nicht dazu zwingen würde. Ich dachte halt nur-“
 

„Falsch gedacht.“
 

Ich muss wieder schmunzeln. Als ich einen Schritt auf ihn zu mache, verschränkt er beinah synchron die Arme und sieht mich, nach wie vor etwas beleidigt, an. Ich strecke eine Hand nach seinem Gesicht aus, berühre seine Wange und hauche noch einen kurzen Kuss auf seine Lippen, bevor ich mich dann halb zur Tür drehe.
 

„Komm, wir wollten doch meine Sachen holen.“
 

„Ja…“
 

~*~
 

Schnaufend trage ich einige Koffer die Treppe hoch. Okay, die Wohnung sieht zwar toll aus und war nicht teuer, aber muss sie ausgerechnet im 3.Stock sein? Und seit wann sind Kameras eigentlich so schwer? Ohne die Koffer abzulegen, drücke ich die Türklinke der kleinen Wohnung mit dem Ellenbogen nach unten und lehne meinen Oberkörper dann seitlich dagegen, damit sie aufgeht. Schwer atmend stelle ich die Koffer in der Mitte des Raumes ab, hinter mir betritt gerade Mello die Wohnung und stellt ein paar weitere Koffer mit Klamotten und Spielekonsolen von mir ab. Er richtet sich etwas auf und sieht zu mir.
 

„So. Das war alles… Kannst du die Ausrüstung alleine aufstellen?“
 

„Ja, alles klar.“ Ich werde wohl ein paar Kameras richtig platzieren und an einen Laptop anschließen können.
 

„Okay, dann mache ich jetzt los…und vergiss zwischendurch nicht die Arbeit!“ Er dreht sich halb um und ich fange an zu grinsen, als mir etwas einfällt.
 

„Wie könnte ich? Bei dem süßen Mädchen, dass ich beobachten darf…“
 

„W-Was…?“
 

Er dreht sich abrupt wieder zu mir um und sieht mich verwirrt an. Ich grinse noch mehr und gehe ein paar Schritte auf ihn zu.
 

„Ach nichts…“
 

Seine Verwirrung ist ihm förmlich ins Gesicht geschrieben, als ich ihn sanft aus dem Raum schiebe, noch kurz einen Kuss auf seine Lippen hauche und mit einem „Bis bald.“ letztendlich die Türe schließe.
 

Ein paar Momente bleibt alles ruhig, dann höre ich seine Schritte die Treppe runtertaumeln. Ich muss grinsen. Man kann ihn irgendwie unglaublich leicht verunsichern, wenn es um so was geht. Obwohl er mittlerweile eigentlich wissen müsste, dass nur er als Partner für mich in Frage kommt. Nach einer Weile drehe ich mich um und lasse den Blick durch die kleine Wohnung schweifen. Okay, Kameras aufstellen und das süße Mädchen beobachten ist jetzt wohl angesagt. Vielleicht wird es ja doch nicht so langweilig.
 

~*~
 

Gähnend schließe ich die PS2 am Fernseher an. Ich habe mich geirrt. Sehr sogar. Das hier ist ja noch langweiliger als irgendwelche andere Arbeit! Ich muss zugeben, eine halbe Stunde konnte ich diese „Arbeit“ gewissenhaft erledigen und hab auf dem Laptop schön das Geschehen vorm Haus mitverfolgt. Allerdings verlassen diese Typen das Haus nicht, was es einem zunehmend schwieriger macht, sich nicht zu langweilen. Da ist mir stressige Arbeit, bei der man wenigstens etwas erlebt, wesentlich lieber.
 

Ob man an Langeweile sterben kann? Wenn ja, stehe ich kurz davor. Genervt schalte ich den Fernseher, der anscheinend noch keinen Empfang hat wieder aus und starte meine PSP. Nebenbei rauche ich wieder eine schöne Kippe. 1. Weil Mello nicht da ist und 2. weil mir langweilig ist. Plötzlich klingelt mein Handy. Ah, Mello ruft an. Ich schalte die Freisprechanlage an, damit ich nebenbei ungestört weiterzocken kann.
 

» Matt, wie sieht’s aus? « Ich sehe kurz auf den Laptop, bevor ich weiterspiele.
 

„Hier tut sich rein gar nichts. Es ist saulangweilig, Leute zu beobachten, die sich gar nicht bewegen…“
 

» Sag das nicht, hier ist es auch nicht gerade interessanter… « Seine Stimme verändert sich plötzlich, klingt ein bisschen beleidigt.

» Außerdem muss ich dich enttäuschen, was das Mädchen angeht. Sie ist nicht mehr single, du kannst sie dir gleich abschminken, Matt. «
 

Ich muss grinsen.
 

„Hast du mir das wirklich abgekauft?“
 

Meine Stimme klingt amüsiert. Einen Moment lang wird es ruhig am anderen Ende der Leitung, dann höre ich wie er einmal laut einatmet und hastig weiter spricht.
 

» Nein, natürlich nicht-…ich- argh…! Beobachte einfach weiter die Leute und ruf mich sofort an, falls es irgendwas Neues gibt. «
 

„Alles klar, Boss.“ sage ich, immer noch mit diesem amüsierten Tonfall. Ich kann ein kurzes, beleidigtes Geräusch am anderen Ende der Leitung hören, dann ein *Klick*, als er auflegt.
 

Mello ist so unromantisch und versteht keinen Spaß mehr, wenn es um KIRA geht. Ich wünschte ich könnte wenigstens am selben Ort mit ihm ermitteln. Plötzlich fällt mir etwas ein und ich wähle erneut die Nummer seines Handys, schalte die PSP auf Pause, um diesmal richtig mit ihm zu telefonieren.

*Klick*
 

» Matt? Was ist, warum rufst du noch mal an? «
 

„Ich hab da mal ’ne Frage… Muss ich das Haus, aus dem sowieso nie jemand rauskommt auch die ganze Nacht durch beobachten?!“
 

» Natürlich musst du das. Vielleicht gehen sie ja gerade raus, wenn es dunkel ist und sie nicht besonders auffallen. «
 

„Kein Schlaf also…?“
 

» Tut mir leid… Was glaubst du, wie lange hältst du es ohne Schlaf aus? «
 

Ich weiß nicht warum, aber aus irgendeinem Grund fällt mir jetzt dieser Mann ein, der 14 Tage durchgängig wach war und dann an Schlafmangel gestorben ist. Ganz toll. Ich atme einmal geräuschvoll aus, beinah wie ein Seufzen. Als ich weiterrede ist mein Tonfall beinah dieser, den man verwendet, wenn man kleinen Kindern etwas erklärt.
 

„Mello?“
 

» Ja? «
 

„Weißt du… Ich glaube in dem Haus da gegenüber sind ‚normale’ Menschen.“
 

» Und? «
 

„‚Normale’ Menschen schlafen nachts. Und ich eigentlich auch.“ Aus dem Hörer kann ich ein tiefes, schon fast genervtes Seufzen vernehmen, dann ein Knacken, als er in Schokolade beißt.
 

» Gut… Bis 2 Uhr nachts und dann ab früh um 5 wieder. Ist das annehmbar für dich? « Na das ist doch mal Musik in meinen Ohren. Drei Stunden Schlaf sind für mich durchaus genug. Das bin ich eigentlich auch vom ‚gelegentlichen’ Zocken gewohnt. Ich lächle.
 

„Ja, Schatz.“
 

» Nenn mich nicht so!! «
 

„Okay. Man sieht sich. Ich liebe dich.“
 

» Ich dich auch aber mach deine Arbeit. Du weißt, es hat höchste Priorität, dass wir vor Near- «
 

„Jaaaa; KIRA vor Near fangen. Alles klar. Schaffen wir. Bis bald.“
 

„Bye.“
 

*Klick*
 

Ich habe keine Ahnung, warum Mello so versessen darauf ist, gegen diesen kleinen weißhaarigen Zwerg zu gewinnen. Sie haben das gleiche Ziel. KIRA fassen. Ich meine, ich kann diese Albino-Ratte von Near auch nicht gerade gut leiden, aber mit ihm zusammen zu arbeiten, wäre sicher um einiges komfortabler als… naja, das hier. Gelangweilt schalte ich die PSP aus, nachdem ich jetzt schon zum dritten Mal im zweiten Level abgekratzt bin. Nochmals ein kurzer Blick auf den Laptop. Immer noch nichts. Den Rauch der Zigarette ausblasend lehne ich mich etwas zurück und starre an die Decke. Bis 2 Uhr nachts sind es noch… egal, es dauert jedenfalls lange… Wenn das so weiter geht, sterbe ich wirklich an Langeweile. Hoffentlich passiert bald mal was Aufregendes.
 

~*~
 

„Fuck… Das darf doch wohl nicht wahr sein!!“
 

Sie sind abgehauen. Unbemerkt. Ich hab nur einen Moment nicht hingeschaut. So ein Mist! Mello wird mir den Kopf abreißen. Erschrocken drehe ich mich von meinem Laptop weg, als mein Handy klingelt. Eigentlich freue ich mich ja über Anrufe von meinem Schokostückchen aber im Moment hab ich nur absolute Panik, weil ich ihm mal wieder nicht richtig helfen konnte. Die Personen, die ich beobachten sollte, sind unbemerkt abgehauen und das, obwohl ich die ganze Zeit auf den Bildschirm geschaut hab. Zitternd nehme ich den Anruf entgegen.
 

»Was machst du denn, Matt?! Mogi und Amane sind auf dem Flughafen von L.A.! « Wütend schaue ich auf den Bildschirm des Laptops.
 

„Er hat mich reingelegt! Sie haben den Kerl, der das Essen liefert bestochen und sind dann samt ihrem Zeug in dem Lastwagen abgehauen. Den Lieferant hab ich mir später vorgeknöpft. Das Zimmer war aber völlig leer und ich habe auch keine Ahnung, wie viele Leute darin waren. Die Ausgänge hatte ich im Blick, aber die Laderampe des LKWs hat die Sicht versperrt.“
 

Eine Weile ist nur angepisstes Schweigen am anderen Ende zu hören. Dann knackt Schokolade.
 

»Matt, ich werde Mogi folgen und nach Japan fliegen. Du kommst nach. «

Okay, das hätte ich jetzt nicht erwartet. Lieber noch mal nachfragen.
 

„Japan? Ehrlich?!“, frage ich mit etwas kindlicher Begeisterung in der Stimme.
 

»Natürlich. Beeil dich, dann können wir noch zusammen fliegen. «
 

„Oh…okay.“
 

~*~
 

Ungläubig sehe ich mich um. Also „Japan“ hatte ich mir anders umgestellt. Immer noch etwas perplex gehe ich ein paar Schritte weiter in die dreckige Lagerhalle hinein. Überall liegen kaputte Schaufensterpuppen und alte, teilweise zerfetzte Möbel herum. Außerdem gibt es hier drin keine funktionierenden Lampen und ich kann kaum etwas sehen. Er schließt die große Stahltür gerade wieder und ich drehe mich zu ihm um, als es schließlich komplett dunkel wird und ich nur noch ein paar Schatten und Umrisse von ihm erkennen kann.
 

„Und du denkst wirklich von hier aus können wir ermitteln?“
 

Anstatt mir zu antworten geht er einfach stumm an mir vorbei. Er kriegt wahrscheinlich gar nichts mehr von mir mit oder ignoriert mich schlichtweg. Obwohl ich eher auf ersteres tippe. Vorhin auf dem Flughafen hatte er riesige Augenringe. Abgenommen hat er außerdem. Er hat - im Gegensatz zu mir - die ganzen Wochen durchgearbeitet und pausenlos ermittelt. Noch dazu ist es frustrierend für ihn, dass Near ihm mal wieder meilenweit voraus ist.
 

Manchmal wünschte ich, wir wären wieder im Waisenhaus. Ohne KIRA, ohne Sorgen und ohne die ständige Arbeit. Irgendwie vermisse ich den Mello von früher ja schon. Den Mello, mit dem wunderschönen, glücklichen Lächeln. Den Mello, der sich im Spiegel anschauen kann, ohne wütend auf die riesige Brandnarbe zu sehen. Aber im Moment gibt es für mich nur den Mello, der mir schon seit mehreren Wochen, vielleicht sogar Monaten nicht mehr in die Augen gesehen hat. Und ich weiß nicht einmal warum. Ich hoffe er ist einfach nur übermüdet.
 

Ein knirschendes Geräusch hinter mir. Ich drehe mich um. Er hat sich auf einen kaputten Ledersessel gesetzt, den Kopf tief in den Nacken gelehnt und die Augen geschlossen. Nachdem ich einen Moment überlegt habe, gehe ich näher zu ihm, knie mich letztendlich neben den Sessel. Ich glaube, er braucht einfach mal wieder ein paar ermutigende Worte.
 

„Wir kriegen KIRA. Zusammen schaffen wir das, Mello. Versprochen…“
 

Er öffnet die Augen wieder ein Stück und sieht mich an. Langsam fängt er an, übermüdet zu lächeln.
 

„Ich weiß.“
 

Ich lächle ebenfalls etwas. Wir werden KIRA schnappen. Ich hab es ihm versprochen…
 

~Kapitel 16 - Ende~

Hallo!^^ Ein riesiges Sorry für die lange Pause. Liest das hier noch irgendjemand?? ^^°° Aber ich war echt nicht in der Lage weiter zu schreiben. Ich hatte echt ne Schreibblockade und die Schule hat außerdem auch rumgestresst. Aber immerhin: Ich hab es geschafft noch vorm neuen Jahr ein Kapi hochzuladen! xD *abfeier* Und: Die FF neigt sich langsam dem Ende zu. Es werden wahrscheinlich nur noch 1-2 Kapitel hochgeladen und das war's dann. Ich hoffe aber, ihr haltet mir bis zum Schluss die Treue!^^

Misu

P.S. Euch allen ein wunderschönes Weihnachtsfest! x3

Into the dark

Stumm sehe ich auf die angelehnte Tür. Seit einer halben Ewigkeit sitzt Mello nun im Nebenraum und telefoniert mit Hale um etwas über Nears Plan herauszufinden. Aber heute ist irgendetwas… anders. Sonst redet er deutlich und in normaler Lautstärke mit ihr, damit man auch noch im Nebenraum etwas versteht. Doch heute redet er so leise, dass ich anfangs nicht einmal mitgekommen habe, dass er überhaupt telefoniert. Und so langsam mache ich mir Sorgen. Sonst braucht er doch auch nicht so lange, wenn er mit ihr Informationen austauscht.
 

Ich schalte meinen DS aus und gehe dann näher zur angelehnten Tür, und sehe in den schlecht beleuchteten Nebenraum hinein. Er sitzt gebückt auf einem Ledersessel, die Unterarme auf die Oberschenkel gestützt; seine Augen sind nicht mehr sichtbar, da er den Kopf hängen lässt. Vielleicht kommt es mir nur so vor, aber er scheint noch leiser zu sprechen als am Anfang des Telefonats.
 

„…also will Near es direkt beenden, indem er ihn Namen in das Notizbuch eintragen lässt…?“
 

Geschockt versuche ich meinen Atem zu beruhigen. Ist Near wahnsinnig geworden?! Doch bevor ich mir weiter Gedanken darüber machen kann höre ich auch schon wieder seine Stimme.
 

„Dann muss ich es tun.“
 

Kaum hat er das ausgesprochen, legt er auch schon auf. Ich starre auf den Boden, doch schon kurz darauf schrecke ich auf, als ich das Geräusch von splitterndem Plastik höre. Ich sehe wieder zu ihm. Er hat das Handy auf den Boden geschmissen, krallt seine Hände in die Haare.
 

Ich weiß nicht, wie er jetzt reagiert wenn ich zu ihm gehe. Und zum ersten Mal in meinem Leben habe ich Angst, ihm näher zu kommen. In den letzten Wochen ist Mello unberechenbar geworden. Er hat mich mehrmals angeschrieen. Seit wir angefangen haben, hier zu ermitteln ist uns beiden auch kein „Ich liebe dich“ mehr über die Lippen gekommen. Aber ich sage nichts. Ich muss einfach lernen zu akzeptieren, dass der Mello, in den ich mich vor einer halben Ewigkeit verliebt habe nicht mehr zurückkommt.

Nie mehr.

Aber ich werde bei ihm bleiben.
 

„Matt…? Ich brauche deine Hilfe.“
 

Ich hebe meinen Blick etwas. Er ist aufgestanden und steht mittlerweile nur noch einen Meter von mir entfernt. Seine Augen sind gerötet.
 

„Hast du geweint?“, frage ich leise.
 

Er geht schweigend an mir vorbei. Ich mustere ihn von oben bis unten. Er hat sich ganz schön gehen lassen in den letzten Wochen. Seine Haare wirken glanzlos, seine Augen abgehärtet und matt. Seit Tagen hat er dasselbe an.
 

Ich drehe mich ganz zu ihm um. Er nimmt wieder auf dem Stuhl vor dem Tisch platz, sieht auf seinen Laptop. Ich gehe auch wieder zurück zum Tisch und setze mich auf die Couch. Er greift gerade nach einer Tafel Schokolade, die er vor dem Telefonat schon angefangen hat, beißt jedoch nicht hinein und legt sie fast sofort wieder zurück. Ich sehe in sein Gesicht.

„Mello…?“ Er geht überhaupt nicht auf mich ein.
 

„Hilfst du mir nun?“
 

„Wobei?“ Er stützt seinen Kopf auf seine Hand und sieht mich nicht an.
 

„Wir werden die Sache mit KIRA zu Ende bringen. Bald ist alles vorbei.“ Ich lächle etwas.
 

„Heißt dass, wir gehen bald zurück nach Los Angeles?“ Er lacht trocken auf und sieht mich dann an.
 

„Matt, wir werden sterben.“ Stumm sehe ich ihn an. Der Satz hallt in meinem Kopf wider.
 

„Aber ich dachte wir-“ Er steht auf und sieht mich wütend an.
 

„Jetzt begreif es doch!! WIR können KIRA nicht fangen! Wir hatten von Anfang an keine Chance gegen ihn! Das einzige was wir machen können, ist Near den letzten Beweis zu erbringen!“ Ich stehe ebenfalls auf.
 

„Aber Mello… Willst du dein Leben wirklich aufs Spiel setzen nur wegen diesem irren Serienmör-“ Ein klatschendes Geräusch, dann Schmerz. Er hat mir eine Ohrfeige verpasst.
 

„Wenn du mich im Stich lassen willst und Schiss hast, dann geh von mir aus zurück nach L.A. und lass mich alleine!“
 

Ich traue mich nicht ihn anzusehen aber an seiner Stimme hört man, dass er weint. Schlussendlich hebe ich meinen Blick doch wieder etwas und gehe näher zu ihm. Er steht mit hängenden Schultern vor mir, wischt die unaufhörlich seine Wangen hinunter rinnenden Tränen gar nicht erst weg, weil er weiß, dass es im Moment sowieso sinnlos wäre.
 

„Und du glaubst wirklich, dass ich den einfachen Weg wählen würde, nur weil der andere gefährlich ist? Mello, ich habe dir schon oft gesagt, dass ich dich niemals allein lassen würde. Ich habe keine Angst vorm Tod.“ Er sieht mich nicht an und weint immer noch.
 

„…ich will nicht…dass du wegen mir stirbst…“ Ich lächle und sehe ihm in die Augen.
 

„Und wenn ich gehen würde, würdest du alleine sterben und dass will ich wiederum nicht. Außerdem sterbe ich aus freiem Willen und nicht wegen dir. Ich habe dir doch versprochen, dass wir KIRA schnappen, oder zumindest dazu beitragen.“
 

Als ich ihn umarmen will, stößt er mich von sich weg, geht ein paar Schritte rückwärts und setzt sich schließlich wieder auf den Stuhl. Ich weiß, dass es jetzt keinen Sinn mehr hat, ihm zu sagen, dass ich das hier freiwillig mache. Schlussendlich seufze ich, setze mich zurück auf die Couch und sehe ihn an.
 

„Also… was ist dein Plan?“
 

~*~
 

Schüsse fallen, augenblicklich spüre ich, wie sich die Kugeln in mein Fleisch bohren. Schmerz erfüllt meinen Körper. Meine Sicht verschwimmt. Ich weiß nicht, warum ich vorhin ausgestiegen bin. Mir war klar, dass sie schießen würden. Ich taumle nach hinten, falle, und stoße schließlich mit meinem Rücken gegen das Auto, rutsche auf den Boden. Vor meinen Augen wird alles schwarz. Ich spüre, wie die angezündete Kippe zwischen meinen Lippen langsam heraus fällt und schließlich auf meiner blutdurchtränkten Weste erlischt. Meine letzten Gedanken sind nur einer Person gewidmet, von der ich nicht weiß, wo sie jetzt ist oder ob sie noch lebt.
 

‚Verzeih mir, Mello… Ich liebe dich.’
 

Ein letzter Atemzug, dann ist alles schwarz.
 


 

Es ist vorbei.
 

~Kapitel 17 - Ende~

Tut mir leid, dass das Kapitel so kurz geworden ist. Und bevor ihr jetzt schon Hinrichtungs-pläne mir gegenüber schmiedet: Matt hat nicht so ganz recht. Es ist noch nicht ganz vorbei. ^^ Das hier war erst das vorletzte Kapitel. Viel Spaß beim Weiterlesen. Bitte haltet mir bis zum Ende die Treue! Misu

Forever

„Uhm…“
 

Langsam öffne ich meine Augen. Zuerst ist alles verschwommen und ich kann noch nicht ausmachen, wo ich hier gelandet bin. Doch schließlich wird alles etwas klarer. Etwas benommen sehe ich mich um. Das hier sieht weder nach Himmel oder Hölle aus. Bin ich doch nicht tot?
 

Prüfend wische ich mir übers Gesicht. Das Blut ist weg. Ich liege auch nicht mehr auf der dreckigen, kalten Straße sondern… in einer Halle. Einer großen Halle. Sie kommt mir irgendwie bekannt vor. Langsam setze ich mich auf. Ich habe keinerlei Schmerzen mehr. Okay… ich weiß nicht was los ist, aber das hier ist besser als noch mal Bekanntschaft mit ein paar Handfeuerwaffen zu machen.
 

Ich sehe mich weiter um. Zu meiner Linken sind große Fenster, durch die Mondlicht fällt, das die Halle spärlich erleuchtet. Zu meiner Rechten eine große Tür. Zögernd stehe ich auf. Hier ist alles irgendwie…riesig. Ich sehe auf meine Hände und schrecke kurz zurück.
 

„Waren meine Hände schon immer so klein?“
 

Erneut erschrecke ich. Was ist mit meiner Stimme passiert?! Die war doch nie und nimmer schon immer so hoch. Ich höre mich an… wie ein Kind. Hecktisch sehe ich mich noch einmal um, bis mir auf einmal klar wird WO ich mich hier befinde.
 

Das hier ist „Wammy’s House“!
 

Augenblicklich kann ich mich orientieren. Stürmisch verlasse ich den Saal und renne hinaus in den Garten. Irgendwo hier muss er sein. Der Nachtwind bläst mir ein paar Kirschblüten ins Gesicht, aber das stört mich überhaupt nicht, denn schließlich stehe ich vor meinem Ziel: Dem großen Kirschbaum hinterm Haus; der Ort an dem ich Mello damals, als ich noch 8 war, gesagt habe, was ich für ihn empfinde. Vollkommen außer Puste bleibe ich einige Meter vor der riesigen Pflanze stehen.
 

Und es ist wirklich noch alles so wie damals. Das eingeritzte M+M in der Rinde…die vielen Kirschblüten drum herum… Aber von der Person, der all die Erinnerungen an diesen Ort gewidmet sind, ist nicht da. Mello.
 

Ich seufze. Gott, was hab ich mir eigentlich für dumme Hoffnungen gemacht? Es war ja wohl klar, dass er nicht hier ist. Vielleicht ist das hier ja doch die Hölle die mir zugeteilt wurde. Eine Hölle ewiger Einsamkeit…ohne die Person, die ich liebe. Seufzend gehe ich näher zu dem riesigen, blühendem Baum und setze mich darunter, ins Gras, zwischen die vielen Kirschblüten. Dahin, wo wir immer saßen. Traurig schaue ich den Kirschblüten beim Herunterfallen zu.
 

„Ach Mello…“
 

„Was denn?“
 

Ich schrecke auf und drehe mich um. Zuerst traue ich meinen Augen kaum. Vor mir sitzt er! Mello! Und ich hatte Recht: Hier ist wirklich jeder wieder ein Kind. Die Brandnarbe ist weg, seine Augen groß, blau und glänzend. Und das, was ich am meisten vermisst habe, ist auch wieder da: Sein wunderschönes, glückliches und sorgenfreies Lächeln. Überglücklich falle ich ihm um den Hals. Freudentränen rinnen aus meinen Augen.
 

„Mello… i-ich dachte schon ich sehe dich nie wieder…!“
 

Er legt seine Arme um mich.
 

„Hey… es ist doch alles wieder in Ordnung.“
 

Sanft und vorsichtig - wie früher - streicht er mit seinen Händen durch meine Haare.
 

„Ja… ab jetzt bleiben wir zusammen.“
 

Er lässt mich los, lächelt mich an und gibt mir einen Kuss. Ich erwidere sein Lächeln.
 

„Ja. Für immer.“
 

~Ende~

^^ Ich hoffe das Ende ist nicht zu kitschig geworden. Ich fand die Vorstellung einfach schön, die zwei noch mal glücklich als Kinder zu sehen. Ich glaube, wieder zusammen in Wammy's House zu sein ist für die zwei wie der Himmel. Und wer weiß, vielleicht finden die zwei ja auch L wieder? ^^ Ich hoffe die FF hat euch gefallen und ihr hattet genau so viel Spaß beim Lesen wie ich beim Schreiben. Danke, an alle, die mit immer fleißig Kommentare geschrieben haben und bis zum Schluss mitgelesen haben. Und ganz besonders danke an Mazaki-chan, RinFairyTale und Phynia. Ich glaube ohne euch hätte ich diese FF nicht zustande gekriegt. Ich hab euch total lieb. Bis zur nächsten FF!^^

Misu



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Kommentare zu dieser Fanfic (81)
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Von:  KiraNear
2012-06-15T16:51:48+00:00 15.06.2012 18:51
Das Ende ist zwar leicht kitschig, aber auch irgendwie schön. Es freut mich, dass sie sich in dem Leben nach dem Tod getroffen haben, ich hoffe, dass das auch wirklich einem nach dem Tod passiert.

So, dann sage ich mal danke für die liebe und schöne FF. Es war mir eine Freude, sie (erneut) zu lesen und ich erkenne, dass, obwohl sie nicht perfekt ist, sie dennoch richtig gut ist. Ich weiß schon, warum ich sie damals schon gerne gelesen habe.
Von:  KiraNear
2012-06-15T16:48:36+00:00 15.06.2012 18:48
Also wenn ich das richtig verstehe, dann hat ihm Mello alles über das Death Note erzählt, oder? 
Naja, eigentlich sollte es ja klar sein, alles andere wäre ja hinderlich.

Und warum müssen sie sich nun wieder streiten? Argh, kann denn Mello nicht einmal diesen "Konkurrenzkampf" mit Near nicht einfach mal vergessen?

Die Szene fand ich schon damals im Anime traurig. Warum haben sie ihn gleich erschossen? Warum haben sie ihn nicht einfach gefangen genommen oder so? Das wäre viel besser gewesen.
Von:  KiraNear
2012-06-15T16:44:17+00:00 15.06.2012 18:44
Ich glaube, Matt sollte auch mal lernen, ohne Mello auszukommen. Nicht für immer, aber für ein paar Tage oder Stunden zumindest. Sonst wird es noch irgendwann belastend für die Beiden und ich denke nicht, dass er das will.

MisaMisa zu beobachten ist alles andere als langweilig XD

Matt kommt ernsthaft mit nur drei Stunden Schlaf aus? Respekt, ich persönlich könnte das nicht.
Von:  KiraNear
2012-06-15T16:35:38+00:00 15.06.2012 18:35
Innerhalb von 11 Tagen ist die Wohnung verwüstet, und der Aschenbecher voll? Hat der Partys geschmissen oder hat er Wutanfälle ála Kratos bekommen?

Ich hab mir zwar schon gedacht, dass Mello es nicht gefallen würde, dass Matt mit dem Rauchen angefangen hat. Aber dass er so reagieren würde, hätte ich jetzt auch nicht gedacht. Gut, er ist impulsiv, aber gegenüber Matt? Und was ist so schlimm daran, Pornos zu gucken. Zwischen dem und Fremdgehen ist ein himmelweiter Unterschied ...

Warum regt er sich auf, dass Matt sich nicht gemeldet hat? Er hat es doch genauso wenig getan.

Alter, Mello ist launischer als so manches Mädchen O_o

Ganz ehrlich, seine Sorge kann ich am Ende des Kapitels mehr als nachvollziehen. Ohne 
Konsolen ist es einfach viel langweiliger.
Von:  KiraNear
2012-06-15T16:26:36+00:00 15.06.2012 18:26
Wut, Matt kann sich nicht mehr genau an den Sex erinnern? Wie ist der denn drauf? War er dabei betrunken, oder wie darf man das verstehen?

Frühstück im Bett? Blöd nur, dass ich im Bett einfach nicht essen kann, sonst würde ich mir das auch mal wieder wünschen.

Fliegt denn nicht das ganze Essen durch die Gegend, wenn sie eine Kissenschlacht starten? XD
Oh,ok, offenbar nicht. Mir wäre das längst runtergefallen.

Matt scheint Hale wirklich nicht zu mögen. Aber nur, weil sie die einzige Frau ist, und weil sie Interesse an Mello hat? Oder ist er einfach nur eifersüchtig?

Ob Mello das gefällt, dass Matt in der Wohnung raucht? Bzw, weiß er es eigentlich schon?
Von:  KiraNear
2012-06-15T16:11:44+00:00 15.06.2012 18:11
Ein Horrorfilm? Gut, die normale Romantik ist es nicht, aber für nen Abend zu zweit trotzdem irgendwie noch ideal XD

Klar, dass Mello nervös wird. Immerhin ist es das erste Mal, dass er mit Matt schlafen wird. Naja, das legt sich bestimmt wieder. Fragt sich bloß, warum Matt nicht so nervös ist.

Hm, das mit dem Eindringen geht mir nicht so ganz in den Kopf rein. Geht es bei Mello so einfach, weil ihm das öfter passiert ist? Denn eigentlich ist es ziemlich schmerzhaft, wenn man es nicht regelmäßig übt (selbst wenn man es will) und daher wundert es mich grad ein wenig.

Aber in einem kann ich zustimmen: Zungenküssen fühlen sich wirklich einfach geil an.
Von:  KiraNear
2012-06-15T15:59:26+00:00 15.06.2012 17:59
Es ist zwar schön, dass Matt sich so sehr um Mello kümmert, aber er muss auch auf seine eigene Gesundheit achten. Nicht, dass sie sich dann gegenseitig verarzten und versorgen dürfen. Wäre auch icht so toll.

Mal abgesehen davon, dass das jetzt nicht gerade ein guter Zeitpunkt ist, um nach irgendwelchen Gefühlen zu fragen: Warum stottert Mello auf einmal so? Was soll das denn jetzt auf einmal?

Wobei ich aber auch sagen muss: Er reagiert ziemlich über. Naja, ich hab noch nie Schluss gemacht, aber trotzdem kommt es mir leicht übertrieben vor. Dass er gleich das Buch verbrennt. Naja, jeder ist da anders.

Oh Mann, einer blöder als der andere XD
War ja klar, dass der Plan nicht aufgehen würde.

Ganz ehrlich, mit dem Kapitel hast du mir erfolgreich nen Bären aufgebunden.
Von:  KiraNear
2012-06-11T18:37:56+00:00 11.06.2012 20:37
Komisch, dass Mello auf einmal nicht mehr mit ihm redet. Vermutlich schämt er sich dafür, dass Matt ihn so sieht und reagiert nun trotzig. Dabei kann er dessen Hilfe grad mehr als gebrauchen. Sein falscher Stolz hilft ihm da jetzt auch nicht weiter.

Aber ich bin auch so jemand. Denke, wenn ich in Rage rede, nicht vorher nach und sage dann nen Haufen verletzende Sachen.

Schön, dass sie sich wieder versöhnen. Und dass sie sich aussprechen.

Wie, er trägt keine Unterwäsche? Ok, bei dem engen Lederzeugs hätte sie bestimmt herausgestochen. Aber irgendwie ist mir das damals offenbar nicht aufgefallen XD

Shit, konnte er sich denn keine andere Apotheke suchen? Naja, wenigstens ist er entkommen.

Also jetzt kommt alles zusammen. Erst die Infektion und dann hört Mello auch noch Matts Selbstgespräch (oder soll ich lieber Selbstgeschimpfe sagen?) mit. Ohje.
Von:  KiraNear
2012-06-11T18:26:02+00:00 11.06.2012 20:26
Hoffentlich ist Mellos Plan auch wirklich gut. Wer weiß, was mit Matt passiert, wenn er sein Soll quasi erfüllt hat. Glaub kaum, dass sie einen Mitwisser einfach so am Leben lassen.
Hab die FF zwar schon vor zwei Jahren gelesen, wie ich dir bereits sagte, aber dadurch, dass ich mich kaum noch dran erinnere, ist es wieder alles so schön spannend wie damals.

Andererseits, wenn er das wirklich so gut drauf hat, wird die Mafia ihn vielleicht weiter beschäftigen. Ist zwar auch weder gut noch schön, aber immerhin besser als der Tod.

Wow, da ist also die Explosion und der Überfall der japanischen Polizei gewesen. Oder sagen wir, durch das Yagami-Team. Gut, dass Matt nicht eher da war. Wer weiß, was ihm sonst passiert wäre. Da hat es doch seinen Vorteil, dass er kein Mitglied der Mafia war. Sonst wäre er auch bestimmt auch durch Kira gefallen.

Jup, es ist wirklich grad vorteilhaft, dass sie in den USA sind, da gibt es sogar vereinzelt "Apotheken to go". Nur ein Krankenhaus wäre besser für ihn.

Shit. Als jemand, dem sein Aüßeres sehr am Herzen liegt, muss sein aktueller Anblick für Mello ein richtiger Schock sein.

Typisch Mello. Auf so eine bescheuerte Idee, wie einfach mal eben das Gebäude in die Luft zu jagen, kann auch nur er kommen. Er hat damit ja kaum was erreicht, außer, dass er selbst hätte drauf gehen können.

Ich hatte mal als Kind ein offenes Knie und ich weiß, wie scheiße schmerzhaft so ein Mittel sich anfühlt. Besonders, wenn es ein richtig starkes ist. Und die Hexe von einer Ärztin war nicht grad sparsam damit.

Und um deine Frage zu beantworten: Mir haben bisher alle deine Kapitel gefallen^^
Von:  KiraNear
2012-06-10T21:31:20+00:00 10.06.2012 23:31
Als ich noch ein kleines Kind war, hatte ich mal eine üble Lebensmittelvergiftung. Da hing ich den ganzen Tag auch nur über dem Eimer und war dann eine ganze Woche lang down und energielos. Bin quasi nur herumgelegen. Kann mir daher sehr gutc vorstellen, wie in etwa Matt sich grad fühlt.

Shit. Dass Mello ihn da ein wenig abknutschen will, ist zwar süß. Aber offenbar doch etwas zu viel für den armen Matt.

Er ist aber auch fies. Erst sorgt er für eine romantische Stimmung und dann "Zeit für die Medizin!"


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