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Das Erbe des Uchiha-Clans

SasuSaku + Kinder + Kindeskinder
von

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Prolog

Eine kalte, schleichende Finsternis umgab ihn und hüllte ihn ein wie ein schwarzer, schwerer Vorhang, der ihn zu Boden zu drücken drohte. Innerhalb des drückenden Vorhang gab es weder Licht noch Luft, und er wusste, als er den Kopf in der Leere drehte, dass es ein Vorhang des Todes war.

Er hörte die vertraute, dunkle Stimme seines Bruders, den er vor langer, langer Zeit getötet hatte.
 

„Du rennst im Kreis, kleiner Bruder. Die Finsternis wird dich immer einholen, egal, wie schnell du rennst. Wir sind die Kinder der Dunkelheit, Sasuke, und wir sind auf ewig an sie gebunden. Es wird wieder von vorne anfangen und du wirst am Ende dort sein, wo du angefangen hast. Dann kannst du erneut im Kreis rennen... bis sie dich eines Tages frisst und nicht mehr hergibt, die Finsternis...“
 

Vielleicht vergehen Jahre.
 

Ewigkeiten.
 

Aber vielleicht dauert es auch nur wenige Tage, bis dich die Finsternis einholt.
 

Das ist der Fluch des Uchiha-Clans.
 

Sein ERBE.
 

Die Finsternis schien ihn zu zerquetschen, und in dem Schwarz um sich herum sah er die blutroten Sharingan-Augen aufblitzen, die das Bluterbe, das Kekkei genkai, des Uchiha-Clans waren. Und wer immer ihn anstarrte aus den blutroten Augen, lächelte. Sasuke sah es nicht... er konnte es auf unerklärliche Weise HÖREN.
 

„Mal nachdenken... lassen wir die Augen drinnen, oder sollte ich sie dir ausstechen? Wusstest du, dass bei den prähistorischen Großwildjägern die Augen der Karibus als Delikatesse galten? Aber wir sollten andererseits auch nicht geschmacklos werden...“
 

Ihr alle werdet in der Dunkelheit hinfallen, in ihr ertrinken und sterben... auch du, kleiner Bruder!
 

––
 

Sasuke fuhr aus dem Schlaf hoch und hörte seinen eigenen Schrei noch in seinen Ohren nachhallen... dann war er sich nicht mehr sicher, ob er tatsächlich geschrien hatte oder nicht.

Um ihn herum senkte sich Stille über das Schlafzimmer und das Bett, in dem er jetzt kerzengerade saß und entsetzt war von dem, was er geträumt hatte.

Und er versuchte sich zu erinnern, wann er das letzte Mal von der Dunkelheit geträumt hatte... die er vor langer Zeit hinter sich gelassen hatte.

Vor sehr langer Zeit.

In der Zeit, in der Orochimaru noch gelebt hatte, der größte Feind, den das Dorf Konohagakure jemals gehabt hatte. Seitdem waren die Finsternis und die Alpträume wie weggewischt gewesen aus seinen Gedanken... bis zur heutigen Nacht.
 

Ein leises Atmen neben ihm ließ ihn den Kopf drehen und auf seine schlafende Ehefrau mit den rosa Haaren sehen. Er musste tatsächlich nur geträumt haben, geschrien zu haben, denn andernfalls wäre Sakura aufgewacht. Sie wachte immer schnell auf, wenn etwas außergewöhnliches passierte.

Sasuke rieb sich mit der Hand über das Gesicht und blinzelte in Richtung Fenster. Draußen dämmerte es und eine orangefarbene, runde Sonne schob sich über den herbstlichen Horizont und die schon recht kahlen Bäume. Es lohnte sich nicht mehr, wieder einzuschlafen.

Als er sich an den Bettrand schob und sich erneut das Gesicht rieb, grübelte er wie automatisch über den Alptraum nach.

Was wollen diese Träume von mir? Jetzt? fragte er sich und erhob sich langsam vom Bett.
 

Irgendeine Nostalgie... oder soll es mich vor irgendetwas warnen?
 

––
 

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Ja. Und weil im Prolog jetzt nicht soooo viel passiert ist, kriegt ihr auch kapi 1 gleich dazu! ^_^ Und bevor ihr alle stöhnt "Oh maaann, schon wieder gehts um Finternis, langsam nervts..."... es wird hier ANDERS als in TC und SK. Sehr viel anders! XD

Die Kinder

Masami starrte mit bloßen Augen direkt in die Sonne und konnte seinen Blick nicht abwenden, obwohl das Licht der Kugel am Himmel sich schmerzhaft in seine eisblauen Augen brannte. Aber der dreijährige Junge hatte ein irres Selbstbeherrschungsvermögen, das ihm erlaubte, Schmerz bis zu einer gewissen Grenze zu ignorieren. Wie er so auf dem Balkon stand und starrte, glaubte er voller Faszination sehen zu können, wie sich die Sonne um ein winziges Stückchen bewegte, Richtung Westen, wo sie abends untergehen würde. Da jetzt Herbst war, würde sie recht früh untergehen, zumindest früher als im Sommer, aber nicht so früh wie im Winter.
 

Er hörte Schritte auf sich zukommen. Seine Mutter, er erkannte es sofort an dem Geräusch, das ihre Füße beim Gehen machten, an ihrer Gangart. Er konnte jeden, den er kannte, an der Gangart erkennen, er hatte nämlich herausgefunden, dass jeder eine individuelle Art zu gehen hatte.

Abgesehen davon war außer seiner Mutter niemand im Haus, der hätte kommen können. Sein Vater war arbeiten und sein kleines Brüderchen Naoya konnte noch nicht gehen.

„Masami-chan?“

Der Junge wandte sich immer noch nicht von der Sonne ab, als er die sanfte Stimme seiner Mutter hörte, die ihn rief. Er hörte ihrer Stimme gerne zu, sie klang angenehm.

Kanae Uchiha kam auf den Balkon und fasste ihren ältesten Sohn an den kleinen Schultern, um ihn zu sich zu drehen.

„Masami-chan, starrst du etwa mit bloßen Augen in die Sonne? Du weißt doch sicher, dass man davon erblinden kann! Tu das bitte nie wieder, ich habe mich richtig erschrocken!“ Sie fasste nach Masamis Gesicht wie um zu testen, ob noch alles dran war, und sah beunruhigt in seine hellen Augen. Er hatte ihre Augen, blau. Aber seine schwarzen Haare und sein hübsches, perfekt geformtes Gesicht hatte er von seinem Vater.

„Entschuldige, Kaa-san,“ machte der kleine Junge und fing an, zu strahlen, als hätte er mit dem Starren die Sonne absorbiert. „Aber sie war gerade so schön...“

Kanae sah nach der Sonne, lächelte und sah wieder auf ihr Kind.

„Ja, die Sonne ist schön, ich mag sie auch,“ sagte sie zu Masami, „Sie bringt uns ihr Licht und ihre Wärme... ohne sie wäre es hier immer kalt und finster und wir könnten hier nicht leben. Es ist gut, wenn du die Sonne magst.“

Masami sah sie eine Weile grübelnd an. Dann sprach sie weiter.

„Ich bringe euch beide zu Tante Haruka, spielen. Ich habe schon mit ihr gesprochen, Mikoto-chan freut sich schon darauf, dass du kommst. Tou-sama wird euch am Abend abholen, wenn es dunkel geworden ist. Komm rasch und zieh deine Schuhe und deinen Mantel an, es ist kalt geworden hier draußen.“

„Ja, mache ich, Kaa-san,“ sagte der Junge brav und kam mit ihr nach drinnen ins Haus. Aus dem Kinderzimmer nahm Kanae den schlafenden Naoya auf den Arm und begann, ihn in dicke Jacken und Decken einzupacken, während Masami herunterging und seine Schuhe und seinen Mantel anzog.

Das Baby quakte, als seine Mutter ihm ein Mützchen auf die schwarzen Haare setzte und seinen Kopf streichelte.

„Ist ja alles gut, Naoya-chan,“ flüsterte die blonde Frau ihrem Söhnchen liebevoll zu und wippte es dann sanft auf und ab, worauf das Quaken in zufriedenem Hicksen erstarb. „Du kannst bei Tante Haruka weiterschlafen, wir nehmen deinen Tragekorb mit.“
 

Sie trug das Baby die Treppe hinunter und verfrachtete es in den kleinen Korb, wo sie ihn abermals zudeckte, damit er draußen nicht fror auf dem Weg, der sehr kurz war.

Masami war längst fertig und wartete geduldig auf seine Mutter und seinen Bruder, dabei saß er auf dem Schemel im Flur und las. Er sah sich kein Bilderbuch an, er las richtig, wenn auch noch sehr langsam. Andächtig fuhr sein kleiner Finger Zeile für Zeile die Zeichen des Märchenbuches nach. Es war sein Lieblingsbuch; seine Mutter hatte ihm, solange er denken konnte, abends daraus vorgelesen. Dabei hatte er auf ihrem Schoß gesessen und auf die Zeichen geguckt, bis er eines Tages angefangen hatte, sie sich selbst zu erarbeiten.

„So,“ sagte Kanae da, und der Kleine sah hoch, „Wir können los, wenn du fertig bist.“

„Gehst du wieder mit Onkel Kojiro trainieren, Kaa-san?“ fragte Masami sie und legte das Buch weg, bevor die zwei sich mit Naoya im Korb auf den Weg machten.

„Ja,“ machte Kanae. Onkel Kojiro war ihr älterer Bruder.
 

––
 

Tante Haruka war nicht wirklich Masamis Tante. Sie war die Frau des Bruders seines Vaters und ihre Familie war genau wie Masamis Teil des großen Uchiha-Clans. Eines der besten Ninjaclans im Dorf Konoha.

Tante Haruka und Onkel Sanosuke hatten fünf Kinder, drei Töchter und zwei Söhne. Das Mittelkind, die dritte Tochter, Mikoto, war in Masamis Alter, und solange er denken konnte, war sie nicht nur seine Cousine, sondern auch seine beste Freundin gewesen. Masami dachte manchmal, dass Mikoto schon beinahe seine Schwester sein müsste, so nahe waren sie sich. Er freute sich immer darauf, mit ihr zusammen spielen zu können. Sie war für ihn wie die Sonne... ohne sie war es dunkel, kalt und des Lebens nicht würdig.
 

––
 

Onkel Sanosukes Haus war ziemlich groß, größer als das, in dem Masami mit seinen Eltern und seinem Bruder wohnte. Aber sie waren ja auch nur vier, die waren sieben.

Im Haus war immer reger Betrieb, egal, um welche Uhrzeit man dort hinkam. Und am späten Nachmittag ganz besonders.
 

„Yashiru, mach den Fernseher leiser, die Jungs wollen schlafen!“ Harukas Stimme war sanfter als Befehlston, aber dennoch straff genug, um ihre älteste Tochter zum Gehorsam zu zwingen, die in der Stube auf einem Sofakissen am Boden saß, Lakritzbonbons lutschte und fernsah – das tat sie immer. Fernsehen. Wenn sie nicht mit dem Training für die Ninja-Akademie beschäftigt war, sah sie fern.

„Die hören das da oben doch gar nicht, wenn die schlafen,“ nörgelte die siebenjährige doch beleidigt und schüttelte den Kopf mit den dunkelbraunen Zöpfen.

„Diese Wände hier sind zum Kotzen hellhörig, ey,“ machte ihre Mutter aus der Küche, „Noch leiser, Yashiru! – Wo ist Namie?“

„Mann, so versteh ich doch gar nichts mehr, ey!“ maulte Yashiru und stellte den Fernseher leiser, „Namie bastelt mit Mikoto Origami!“

„Okay... oh, da kommt Kanae ja.“
 

Als Kanae mit ihren Söhnen im Flur stand, herrschte großer Tumult. Die beiden jüngeren Mädchen, Namie und Mikoto, fünf und fast drei Jahre alt, hatten die Klingel gehört und waren übermütig nach unten gestürmt gekommen, um den Besuch zu begrüßen. Während lautes Geplapper ausbrach, stellte Yashiru den Fernseher wieder lauter.

„Oh, ey, ich hör nichts, Mama!“

„Klappe da hinten! – Hast du mir Windeln und allen Kram für Naoya mitgebracht? Unsere gehen nämlich gerade aus und ich hatte heute weder Zeit noch Bock zum Einkaufen, vielleicht scheuche ich Sani nachher zu Okuya, wenn sich mal herbequemt, der Monsieur.“

„Der arme Kerl,“ lachte Kanae, „Er arbeitet, du klingst, als würde er den Tag über faulenzen!“

„Ach, was hat er denn als Polizeichef in diesem megafriedlichen Dorf groß zu tun?“ fragte Haruka sie perplex, „Der soll sich nicht so anstellen, wenn er schon fünf Kinder zeugt, kann er auch abends um elf Windeln bei Okuya kaufen! – Hab ich dir mal gesagt, dass ich Okuya vergöttere? Der einzige Drecksladen hier, der rund um die Uhr auf hat, selbst am Sonntag! Ein Segen, ehrlich. – Schätzchen, geht mit Masami-chan oben spielen!“ Diese Worte galten Mikoto und Namie, und dann: „YASHIRU!! Der Fernseher!!“

„Ohh mann!!“ schimpfte Yashiru, „Aber es kommt gleich Obi-Wan Shinobi!“

„Obi-Wan Shinobi kann mich mal, ich unterhalte mich hier, du kannst später weitergucken! Überhaupt, hast du keine Hausaufgaben gehabt?“

„Hab ich längst fertig, ich will Obi-Wan Shinobi gucken!“

„Ich muss sowieso sofort weg,“ sagte Kanae leise und lächelte, als sie zur Tür ging, „Sonst kriegt mein Bruder einen Nervenzusammenbruch, du kennst ihn ja.“

„Hmm,“ machte Haruka, „Macht er sich denn, der alte Trottel?“

„Rede nicht so... ja, es geht besser, wirklich! Ich bin, wenn ich das so als Privattrainerin sagen kann, echt stolz auf ihn! Fragt sich nur, ob es meinen Vater überzeugt, sehen wir dann.“

„Viel Erfolg,“ machte Haruka noch und gluckste, als Kanae sich verabschiedete.
 

––
 

Naoya wurde zu den beiden Söhnen von Sanosuke und Haruka schlafen gelegt; die beiden jüngsten Sprösslinge dieser Familie waren knapp ein Jahr und kaum einige Monate alt und schliefen ohnehin die meiste Zeit.

Namie, Mikoto und Masami bastelten in Namies Zimmer Origami aus buntem Papier. Namie war ein totales Bastelkind und die kleine Mikoto ließ sich gerne von ihrer älteren Schwester anstecken, obwohl sie mit ihren fast drei Jahren noch nicht ganz so geschickt war wie Namie.

„Ist das jetzt ein Kranich, Nee-saaaaan?“ machte sie gerade und hielt der großen Schwester ein zerknautschtes, pinkes Papier hin. Namie lachte blöd und ihre eigenartigen, braunen Augen fixierten Mikoto und Masami, die nebeneinander und ihr gegenüber am Boden vor dem Basteltisch hockten.

„Nein,“ machte Namie und sah dann auf Mikotos Fastkranich, „Das sieht eher wie ein Kunai aus!“ Mikoto betrachtete den Fastkranich selbst eine Weile eindringlich, als wartete sie darauf, dass er sich mit einem Plopp verwandelte, dann sagte sie:

„Oh, verdammt!“

Schimpfen konnten sie in Sanosukes Familie gut. Die Eltern sprachen natürlich immer sehr vornehm mit ihren Kindern (besonders Haruka, ey), daher wusste angeblich niemand, woher das bloß kam. Irgendwann hatte sich vor ein paar Tagen gerade ein Lehrer der Akademie extrem darüber aufgeregt, Yashiru hätte in seinem Unterricht zu einem Mitschüler Ey du dicker Wichser gesagt.

„Er hat mich mit Papierknödelchen beworfen, der dreckige Sack,“ hatte Yashiru sich vor ihrem Vater verteidigt, „Außerdem klaut er meine Shuriken, weil er zu blöd ist, sich selbst welche zu kaufen! Und ich bekomme Ärger, dabei ist ER der Oberloser der ganzen Klasse, er kann nicht mal Chakra schreiben!“

„Das ist bedauerlich,“ hatte Sanosuke verblüfft gesagt, „Du hast zu ihm Wichser gesagt? Heeey, das ist mein Mädchen.“

„SANI??!“ hatte Haruka ihn angebrüllt, und er hatte sich hustend korrigiert:

„I-ich meine, das geht natürlich nicht, Yashiru! Tu das nie wieder, sonst gibt’s zwei Wochen kein Fernsehen!“
 

Masami beobachtete interessiert Namies braune Augen. Namies Augen waren interessant – sie hatten keine Pupillen. Sie waren einfach nur durch und durch nussbraun. Das lag daran, dass sie zum Teil die Byakugan ihrer Mutter geerbt hatte. Byakugan waren normalerweise pupillenlos und weiß; bei Namie waren sie braun.

Mikotos Augen waren auch etwas ganz Besonderes, und vielleicht waren es ihre Augen, die Masami so fesselten. Sie hatte zwei verschiedene Augen. Das linke war völlig normal und rabenschwarz. Das rechte aber war eines der besagten weißen, pupillenlosen Byakugan. Mikoto machte dadurch einen sehr befremdlichen Eindruck. Aber Masami konnte stundenlang in ihre schwarz-weißen Augen starren, wie er in die Sonne starrte.
 

„Können wir was anderes falten, Nee-saaaan?“ machte Mikoto in dem Moment, und Namie faltete fröhlich an ihrem Kranich weiter. Sie hatte schon Massenhaft Kraniche in allen Farben und Größen gefaltet.

„Ihr könnt ja malen, oder so, ich falte weiter,“ sagte sie, „Ich falte unsere ganze Familie als Kraniche, guckt!“

„Eeeeecht?“ zog Mikoto wie sie es sehr oft tat die Vokale lang und beugte sich über den Tisch, sodass ihre langen, pechschwarzen Haare nach vorn fielen. Masami sah auch gespannt hoch.

„Also. Das sind Mama und Papa. Das ist Yashiru, das bin ich, das bist du, Mikoto. Das sind Oma und Opa. Das sind Onkel Seiji und Tante Kanae, Tante Chidori, Onkel Satoya, Tante Moe, Tante Shiemi, oh, hier ist auch Masami-kun! Mir fehlt noch Onkel Nishiki und die ganzen Babys muss ich noch machen, aber die sind schwer, weil ich die ganz... klein machen muss!“ Sie knotete gerade sehr konzentriert an einem winzigen Kranich herum. „Meine Güte noch mal, gibt es viele Babys in der Familie! Da muss ich ja...“ Sie zählte halblaut an den Fingern ab, „Acht Babys machen! Und Uropa und Uroma muss ich eigentlich auch falten, und dann aber auch Oma und Opa zwei...“

Die Kleinen folgte Namies ausschweifenden Erzählungen nicht länger. Mikoto begriff sowieso noch nicht ganz, wer in dieser großen Familie wer war.
 

Als Yashiru sich vom Fernseher gelöst hatte und zu den anderen in Namies Zimmer kam, war sie vom Fernsehen völlig animiert.

„Lasst uns ´ne Runde Ninja spielen!“ freute sie sich, „Boah, ich will auch so coole Laserkunais wie Obi-Wan Shinobi!“

Ja, Laserkunais. Diese Kinderserie war neuerdings der größte Hit.

„Gibt’s die in echt?“ machte Mikoto zu Yashiru, „Ich dachte, das ist nur im Fernsehen?“

„Ach, heutzutage gibt’s alles!“ behauptete die älteste Schwester, „Oder ich weiß! Wir haben unten im Garten noch die Pflanzenabfälle, wir könnten Katon-Jutsus üben unten, was meint ihr?“

„Jaaah!“ grölte Mikoto begeistert, „Ich kann auch ein Katon-Jutsu, Nee-saaaan!“

„Ja, ich weiß,“ sagte Yashiru feixend, „Wir alle drei können das doch! Masami-kun kann das auch, nicht?“ Sie grinste Masami an, der zurückgrinste.

„Natürlich.“

„Dann runter mit uns, aber zieht euch warm an, es ist kalt draußen und Mama meckert, wenn wir keine Jacken anziehen.“

„Machen alle Mamas,“ sagte Namie, „Kann ich noch eben Onkel Nishiki zu Ende falten?“
 

––
 

Als Uchiha Sanosuke, achtundzwanzig Jahre, Chef der Polizeiwache Konohagakure, Ehemann einer zickigen Frau und stolzer Vater von fünf Kindern, nach Hause kam, war es erstaunlich still im Haus – wo er es eher gewohnt war, nach Hause zu kommen und von einem beinahe grauenhaften Lärmpegel empfangen zu werden... so war das nun mal mit einer großen Familie. Und da er selbst mit vielen Geschwistern groß geworden war, war er es mehr oder minder gewohnt...

„Hallo?“ machte er kleinlaut, als er die Haustür hinter sich zuschlug, „Ich bin wieder da...“

Seine Frau kam aus der Stube und schenkte ihm einen überraschten Blick aus ihren weißen Augen.

„Was denn, Uchiha ist schon da? Hab dich nicht erwartet, entschuldige also!“

„War nicht so viel zu tun und Seiji macht den nervigen Schreibkram für mich, also konnte ich früher gehen,“ erklärte der Schwarzhaarige glucksend, zog seine Jacke aus und begrüßte seine hübsche Frau mit einem flüchtigen, aber trotzdem leidenschaftlichen Kuss. „Was ist hier los, wo sind die Kinder? So ruhig hier?“

„Im Garten und fackeln das Totholz ab,“ machte Haruka, „Kanae hat Masami und Naoya vorhin gebracht, ich dachte deshalb, du würdest mit deinem Bruder zusammen herkommen.“

Sanosuke strich seiner Frau durch die dunkelbraunen Haare, während er gedankenverloren an die Wand starrte. Inzwischen hatte sie ihm seine Jacke abgenommen und aufgehängt.

„Ach so? Seiji hat kein Wort gesagt, bist du sicher, dass er weiß, dass er seine Kinder abholen soll?“

„Kanae ist zu Kojiro gegangen,“ war Harukas einzige Aussage. Sanosuke runzelte die Stirn.

„Na ja,“ seufzte er dann, „Du kennst ja Seiji, er arbeitet immer doppelt so viel wie er eigentlich muss. – Maaaann, bin ich erledigt, ich mach mir ´nen Kaffee...“

„Ich dachte, es wäre wenig los gewesen,“ spottete Haruka, grinste dabei aber, „Ich mach schon, guck lieber nach deinen Mädels, dass sie nicht Tanaka-sans Garten mit abfackeln.“

„Unsere Nachbarn heißen Nogushi, nicht Tanaka.“

„Ach, leck mich, jeder heißt Tanaka, der mich nicht interessiert, Basta!“

Sanosuke zeigte ein zufriedenes, amüsiertes Grinsen.

„Hab ich dir je gesagt, wie sexy du bist, wenn du wütend bist, Haruka-chan? Hmm...“

„Denk besser heute Nacht im Schlafzimmer weiter, du geiler Bock,“ war ihre Antwort, und er beherrschte sich, um nicht laut loszulachen, bevor er endlich in den Garten hinaus ging, um nach den Kindern zu sehen.
 

Tanakas – Nogushis, wie auch immer – Garten stand noch. Und der Haufen abgeholzte Äste und Zweige der Büsche im Garten, die immer zum Winter hin beschnitten wurden, stand lichterloh in Flammen. Davor hopsten seine drei Töchter und Masami begeistert auf und ab und freuten sich über das große Feuer, das sie gemacht hatten. Yashiru war die Erste, die ihren Vater bemerkte.

„PAPA!“ grölte sie und stürzte zu ihm herüber, und er tätschelte dem kleinen Mädchen glucksend den Kopf, als es sich an ihn klammerte und jetzt auch die anderen auf ihn aufmerksam wurden.

„Na, ihr habt aber ein schönes Feuer gemacht!“ lobte er seine Mädchen, „Habt ihr fleißig Katon-Jutsus geübt, huh?“

„Du hättest mal Masami-kuns Gokakyuu no jutsu sehen sollen,“ sagte Yashiru mit riesig geweiteten, dunklen Augen – sie war die Einzige der Mädchen, die normale Augen hatte. Schwarz wie die ihres Vaters. „Masami-kun macht fast ein größeres Feuer als Namie-chan, Papa!“

„Echt?“ staunte Sanosuke und beäugte seinen kleinen Neffen, der ihn – wie immer – glücklich anlächelte. Sanosuke lächelte zurück.

„Ja, Masami-chan ist sehr talentiert!“ stellte er dann fest, „Du wirst sicher mal ein großer Shinobi, wenn du groß bist. Deine Eltern sind sicher stolz auf dich, hm?“

„Ich habe sie nie gefragt, Oji-sama,“ sagte Masami, „Aber ich hoffe es!“ Sanosuke lachte.

„Hör doch auf, mich sama zu nennen, ich bin bloß dein Onkel und nicht der König der Welt.“

„Tou-sama hat mir beigebracht, dass man Älteren gegenüber höflich und respektvoll sein muss,“ protestierte der Kleine unschuldig. Sanosuke ließ Yashiru los und hockte sich vor Masami auf den Boden. Er hob seine Hand und klopfte dem kleinen Jungen den hübschen Kopf. Masami hatte große Ähnlichkeit mit seinem Vater, als der in dem Alter gewesen war, wie Sanosuke oft feststellte. Und nicht nur äußerlich.

Wenn er jetzt schon so krass talentiert ist, wird er selbst Seiji eines Tages in Sachen Hypertalent überholen... Seiji zumindest konnte mit drei nicht lesen.

„Natürlich wird Masami-kun ein großer Ninja,“ sagte Namie, „Er ist doch schließlich ein Uchiha, genau wie wir alle! Du hast mal gesagt, alle Uchihas sind große Ninjas, Papa!“
 

Sanosuke drehte den Kopf zu seiner zweiten Tochter um. Masami sah sie ebenfalls mit großen Augen an, während Mikoto sich den Finger in den Mund steckte und weiter das Feuer beobachtete.

„Ja,“ machte er dann, „Uchiha, das ist nicht nur ein großer Clan – sondern auch ein großer Name. Neben dem Hyuuga-Clan, aus dem eure Mama stammt, ist der Uchiha-Clan der mächtigste Clan Konohas! Aber es gibt auch sonst noch sehr viele, gute Clans hier im Dorf, wir sind längst nicht die Einzigen, die hier gute Ninjas sind.“

„Stimmt es, dass man, wenn man ein Uchiha ist, automatisch ein guter Ninja wird?“ fragte Mikoto.

„Nein, automatisch nicht!“ erwiderte der Papa, „Natürlich müssen auch wir trainieren und viel üben, um gut zu werden! Aber bisher hatten alle Uchihas immer ein großes Talent für Ninjutsu und auch Genjutsu – na, Yashiru, weißt du, was Ninjutsu und Genjutsu sind?“

„Klar,“ sagte die Siebenjährige, „Katon-Jutsus und so sind Ninjutsu, Genjutsu sind Täuschungen und Illusionskünste! Und Taijutsu ist Körperkunst.“

„Sehr gut,“ lobte ihr Vater sie, worauf sie stolz strahlte, „Gut aufgepasst in der Akademie!“ Er nahm Namie auf den Schoß, die an seinem Hemd herumgezupft hatte, und fuhr fort. „Der Uchiha-Clan hat ein großes Talent für Feuerkünste, die Katon-Jutsus! So außergewöhnlich ist es also gar nicht, dass ihr darin alle schon so gut seid, das gilt auch für Masami-chan!“

„Aber Masami-kun ist, glaube ich, selbst für einen Uchiha außergewöhnlich gut,“ widersprach Namie anerkennend, und der Kleine kratzte sich am Kopf, als wüsste er nicht, was er auf dieses große Lob seiner Cousine antworten sollte.

„Kann schon sein, das wird sich mit der Zeit schon zeigen,“ grinste Sanosuke, „Aber ihr wisst ja... wir sind nicht nur auf Feuer spezialisiert, nicht? Das wichtigste, mächtigste Bluterbe unseres Clans sind die Sharingan-Augen, nicht wahr?“
 

Jetzt herrschte ehrfürchtige Stille, wie immer, wenn er es wagte, das Wort Sharingan zu benutzen. Mit großen Augen starrten die Mädchen und Masami zu ihm auf, und Yashiru zog andächtig die Luft ein, als hätte ihr Vater den Namen eines Gottes erwähnt.

„Sharingan,“ sagte sie, „Das ist unser Kekkei genkai, das Bluterbe! – Oh, ich freue mich schon so darauf, wenn ich auch Sharingan bekomme!“

„Ich auch, ich auch!“ rief Namie, dann stutzte sie – „Kriege ich überhaupt welche? Ich meine, weil meine Augen anders sind...“

„Das weiß ich nicht,“ sagte Sanosuke, „Das musst du mal Onkel Satoya fragen, wenn wir nächstes Mal bei Oma und Opa sind, der weiß das vielleicht!“

„U-und ich?“ jammerte Mikoto unglücklich, „Ich kriege nur eins, wenn überhaupt...“
 

Ihr Vater sah sie bemitleidend an, weil sie so traurig aussah... dann nahm er sie kurzer Hand auch auf den Schoß, setzte sie neben Namie und küsste zärtlich ihren Kopf.

„Mikoto,“ sagte er, „Dass du nur ein Sharingan bekommen kannst, ist nicht schlimm! Auch ein Sharingan ist schon sehr mächtig und kann fast genauso viel wie zwei! Ich habe euch doch sicher mal von meinem alten Sensei erzählt, Kakashi, oder? Er hatte auch ein Sharingan! Und er war trotzdem ein sehr, sehr großer Shinobi, einer der besten unseres Dorfes!“ Inzwischen war Kakashi alt. Sanosuke grinste bei dem Gedanken, wie sein alter Sensei jetzt als Rentner tagein, tagaus herumhockte und kichernd wie ein Teenager seine geliebte Flirt-Paradies Reihe las. Er sollte ihn mal wieder besuchen, den alten Kakashi.

Mikoto schien das zu beruhigen.

„Außerdem,“ flüsterte ihr Vater andächtig weiter, „Hast du noch etwas, was Kakashi-sensei nicht hat, eine zusätzliche Stärke.“

„Das Byakugan!“ fiel Namie ihm schon ins Wort, „Mamas Byakugan sind genauso stark wie Sharingan, nicht? Wenn Mikoto-chan ein starkes Sharingan und ein starkes Byakugan hat, ist es genauso, als hätte sie zwei Sharingan oder zwei Byakugan, nicht, Papa?“

„Ja, so ungefähr!“

„Cooool,“ strahlte die Kleinste jetzt wieder glücklich und kuschelte sich an ihren Vater. Masami zog Onkel Sanosukes Aufmerksamkeit erneut auf sich.

„Das Sharingan ist sehr wertvoll... die mächtigste Waffe des Uchiha-Clans, oder, Oji-sama?“
 

Sanosuke sah ihn an.

Für einen Moment verharrten ihre Blicke ruhig aufeinander, und für einen kurzen Augenblick dachte Sanosuke an etwas anderes als an den Jungen, der vor ihm stand. Für einen Moment tauchten die kleinen Gesichter von zwei kleinen, schwarzhaarigen Jungen vor seinem inneren Auge auf, die er schon sehr lange nicht mehr gesehen hatte... Gesichter eines kleinen Bruders und eines Sohnes, die er niemals wieder ansehen würde, weil sie schon lange tot waren.

Yuusuke... und Yusaku-chan...

Nein... es gab eine Waffe, die noch gefährlicher, tödlicher und mächtiger war als die bloßen Sharingan. Eine Waffe, deren Namen die ganze Familie niemals wieder auszusprechen geschworen hatte.

„Ja,“ sagte er deshalb zu Masami, und um die Lüge zu verbergen, drehte er den Kopf weg... denn Masami konnte ihn so ansehen, so durchdringend wie ein Kunai, das ihn durchbohrte, dass Sanosuke das Gefühl hatte, er könnte in seinem Gesicht sehen, dass er log. Die Gedanken an die wahre, stärkste Waffe seines Clans ließ Sanosuke kurz erstarren. „Beinahe... ...“
 

––
 

Die Stille im Garten, die nur durch das Knistern des Feuers gestört wurde, wurde jetzt durch Harukas lautes Rufen unterbrochen, sodass sich alle zum Haus umdrehten.

„Masami-kun!“ rief sie, „Komm rauf, dein Vater ist da, um euch abzuholen! – Und ihr kommt jetzt auch rein, Mädels, es ist kalt und wird schon dunkel!!“

„Okaaay...“ machte Mikoto, nahm Masamis Hand und lief mit ihrem Lieblingscousin voraus zum Haus, um mit ihm zusammen seinen Vater zu begrüßen und sich brav zu verabschieden. Die älteren Schwestern und Sanosuke folgten ihnen, und letzterer warf seiner Frau einen unschlüssigen Blick zu, den sie nicht bemerkte.
 

Wie so oft schon fiel ihm auf, dass sie es vermied, Seijis Namen auszusprechen...

Den Namen des Mannes, der vor Jahren ihren ältesten Sohn Yusaku getötet hatte für den Preis der tödlichen, blutrünstigen Waffe, deren Namen niemand mehr aussprach in ganz Konoha.

Als Sanosuke an den Namen dachte, wurde ihm kalt... obwohl er sie selbst vor Jahren noch so regelmäßig benutzt hatte... so regelmäßig Menschen getötet hatte damit.
 

Mangekyou... Sharingan...
 

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Die Mangekyou Sharingan sin ein elementarer Teil der Geschichte. Wie immer. Nur noch wichtiger als je zuvor. XD Keine Sorge, ihr müsst euch nicht alle Kinder auf einmal merken^^ es sind immer nur einige wichtig, und die allerwichtigsten sind Masami und Mikoto^^ Falls das hilft. XD Und was Kanae mit Kojiro macht, wird noch geklärt^^

Gute Nachrichten

Onkel Seiji sah furchtbar gerädert aus, stellte Yashiru fest. Sie hatte in ihrem zarten Alter ein ziemlich ausgeprägtes Gespür dafür, ob jemand fertig aussah oder nicht. Onkel Seiji sah aber meistens so aus, soweit Yashiru sich erinnerte.

„Du bist aber früh,“ machte Sanosuke verblüfft, „Hast du sowas wie Steno geschrieben, oder was?“

„Nein...“ machte Seiji ebenfalls verdutzt und warf seinem Bruder einen kurzen Blick zu. Der Korb mit Naoya, der immer noch pennte, stand bereits vor seinen Füßen im Flur, und sein älterer Sohn war jetzt dabei, sich Schuhe und Mantel anzuziehen und sich von seinen Cousinen und seiner Tante Haruka zu verabschieden.
 

Uchiha Seiji war Sanosukes etwa vier Jahre jüngerer Bruder und der Zweitgeborene der Familie. Er war kleiner als sein älterer Bruder, hatte aber genauso wie der pechschwarze Haare und ein bildhübsches Gesicht, aber im Gegensatz zu Sanosuke hatte Seiji die grünen Augen seiner Mutter. Er war ebenso wie Sanosuke bei der Polizei beschäftigt – immerhin hatte früher einmal, vor langen Jahren, beinahe der gesamte Uchiha-Clan dort gearbeitet, weshalb noch heute das Emblem des Uchiha-Clans am Gebäude der Zentrale prangte, obwohl inzwischen nicht mehr so viele Uchihas dort arbeiteten... genau genommen bloß drei.
 

Sanosuke hasste es, wie sich automatisch immer die Stimmung verdüsterte, sobald Seiji zu ihnen kam – und es lag nicht mal an Seiji, sondern am meisten an Haruka... was ihr aber niemand verübeln konnte. Niemand sprach je ein Wort über die Vorfälle von damals, schon gar nicht vor den Kindern. Die Kinder wussten zwar, dass sie einmal einen älteren Bruder mit dem Namen Yusaku gehabt hatten und dass er noch vor Yashirus Geburt gestorben war, aber die Umstände seines Todes waren verheimlicht worden. Weder Sanosuke noch Haruka (trotz ihrer Feindseligkeit Seiji gegenüber) hielt es für eine gute Idee, die Kinder wissen zu lassen, dass ihr netter Onkel Seiji ihren Bruder ermordet hatte.

Denn dann kämen Fragen.

Und auf die Fragen müssten Antworten folgen...
 

Und das wohlgehütete Geheimnis des Mangekyou-Sharingans wäre dahin.
 

„Kommt Masami-kun bald wieder, ja?“ fragte Mikoto vorlaut und zupfte dabei an Onkel Seijis Hose herum, der noch immer in der Haustür stand und jetzt lächeln musste.

„Sicher, Mikoto. Wirst du es überleben, wenn ich ihn jetzt mit heim nehme?“

„Nein,“ sagte das Mädchen schmollend, „Ich werde ihn ganz doll vermissen.“

„Und was ist mit uns, seinen Eltern?“ machte Onkel Seiji, „Wir vermissen ihn doch auch, wenn er nicht da ist.“ Das brachte die Kleine zum Nachdenken, dann sagte sie:

„Egal...“

„Ssst, Mikoto!“ mahnte Sanosuke seine Tochter und winkte sie zu sich herüber, „Was sind das denn für Worte? Egal?? Freches Ding du.“ Mikoto schob die Unterlippe vor und sah ihren Vater aus ihrem schwarzen und ihrem weißen Auge trotzig an. Statt weiter auf sie einzureden tätschelte er ihren Kopf.

„Hast du Masami-chan Tschüß gesagt, Mikoto?“

„Pöh!“ schnaubte sie wütend, drehte sich weg und stampfte die Treppe hinauf, ohne sich zu verabschieden. Masami sah ihr stumm nach und Sanosuke stöhnte.

„Sie, ähm, ist eben wie ihre Mutter,“ feixte er dann und erntete einen fragenden Blick seiner Frau, „Wenn sie nicht bekommt, was sie will, wird sie zickig!“

„Huh,“ machte Seiji und verengte für einen Moment die Augen und – war das ein feixendes Grinsen auf seinem Gesicht gewesen? „Dann ist sie vielmehr so wie du, Nii-san!“
 

Sanosuke kratzte sich hustend am Kopf und Haruka schien zufrieden.

„Immer mir alles in die Schuhe schieben, geil, Uchiha,“ schnarrte sie, „Also – dann bis zum nächsten Mal. Tschüß, Masami-chan! Grüß deine Mama von uns, wenn du sie morgen siehst, ja?“

„Mache ich, Oba-sama,“ sagte Masami artig und grinste.

„Sei nicht traurig wegen Mikoto,“ sagte Haruka noch und lächelte jetzt auch, bevor sie ihm über den Kopf strich, „Sie ist nur wütend, weil du nicht bleiben kannst.“

„Weiß ich doch,“ antwortete er, „Mikoto ist etwas ganz Besonderes.“

„Passt auf, wenn er groß ist, wird er Psychotherapeut oder so, er hat ein Händchen für sowas... er macht mir Angst, Seiji,“ machte Sanosuke, lachte dann aber, „Kommt gut nach Hause!“

„Bei dem weiten Weg, jaja. Komm, Masami.“

„Ja. Auf Wiedersehen, Oji-sama!“

„Tschüß!“
 

––
 

Draußen dämmerte es, als Masami an der Hand seines Vaters nach Hause ging. In der anderen Hand trug Seiji den Korb mit dem schlafenden Naoya. Der Kleine wachte auf, als sie das Haus erreichten und die Tür offen war. Er fing in seiner Decke zu strampeln an und quängelte dabei mitleiderregend vor sich hin.

„Na, ausgeschlafen?“ begrüßte sein Vater den Schreihals, sobald sie drinnen waren. Er schloss die Tür und hob das plärrende Baby aus dem Korb, um es auf den Arm zu nehmen und sachte auf und ab zu wippen. „Und? War es nett drüben mit Mikoto, Masami?“

„Ja,“ machte Masami, „Wir haben Katon-Jutsus geübt und Holz im Garten abgebrannt. Wir haben auch gefaltet, soll ich es dir zeigen, Tou-sama? Kraniche!“

„Wirklich? Toll, zeig mir das gleich, wenn dein Bruder satt ist, okay?“

„Ich kann es dir auch hier zeigen, ich brauche bloß ein Blatt Papier.“

„Mh... okay. Da drüben auf dem Tisch liegt doch noch Mamas Block, mach davon ruhig ein Blatt ab.“

Während der Konversation hatte Seiji eine Milchflasche für Naoya gemacht und sie ein paar Sekunden in der Mikrowelle erwärmt, um das immer noch wimmernde Baby jetzt mit der lauwarmen Milch zu füttern. Naoya hörte mit dem Plärren auf und saugte zufrieden an seiner Milchflasche.

Seiji beobachtete, wie Masami aus dem weißen Blatt Papier in einigen Minuten mit für sein Alter erstaunlichem Geschick einen Kranich faltete.

„Hey, das ist wirklich ziemlich gut!“ lobte der Vater seinen Ältesten beeindruckt und betrachtete den Papierkranich von allen Seiten.

„Namie hat ganz viele davon gefaltet, sie hat den ganzen Clan gemacht.“

„Sie hat den ganzen Clan als Kraniche gefaltet?“ Seiji grinste – etwas, was er so gut wie nie tat, und wenn, dann höchstens in Gegenwart seiner Kinder oder seiner Frau Kanae. „Herrje, da hat sie aber viel zu tun.“

„Ja,“ machte Masami und nickte zur Bestätigung.
 

Naoya war jetzt satt und schmatzte gemütlich vor sich hin, während er dösend in Seijis Armen lag und ab und zu mit dem kurzen Ärmchen wackelte oder seinen kleinen Fuß bewegte. Seiji seufzte, bevor er sich erhob und in Richtung Treppe ging.

„Mach dich bitte für's Bett fertig, Masami. Wir können noch ein Buch angucken, wenn du magst. Es ist schon spät.“

„Kommt Kaa-san nach Hause, bevor ich schlafen gehe, Tou-sama?“

„Das weiß ich nicht.“ Der Vater strich seinem kleinen, hübschen Sohn durch die glatten, schwarzen Haare und schob ihn behutsam ebenfalls zur Treppe. „Jetzt rasch, zieh dich um und putz deine Zähne, während ich deinen Bruder ins Bett bringe!“
 

Masami und Naoya teilten sich ein relativ großes Kinderzimmer, nach der Stube war es das größte Zimmer in dem kleinen Haus. Seiji hatte das Gefühl, dass er der Einzige unter seinen Geschwistern war, der kein protziges Riesenhaus mit einem Garten so groß wie ein halber Park oder einem Swimmingpool hatte. Na ja, Chidori konnte nichts dafür, ihr Mann war nunmal der Sohn des Hokage, und als Hokage-Sohn hatte man sowieso viel Geld. Es war nicht so, dass Seiji kein Geld gehabt hätte. Er ging nur anders damit um als der Rest seiner Geschwister, meinte er zumindest selbst, wenn er sich so die Häuser – man konnte es schon fast eher Anwesen nennen – seiner Geschwister ansah. Gegen Sanosukes und Harukas Haus war selbst das seiner Eltern noch recht normal groß...

Aber na ja, viele Kinder brauchen viel Platz... also ist es auch okay so, sagte er sich dann. Wer wusste schon, wieviele Kinder die beiden noch bekommen würden?

Er selbst hatte mit zwei Kindern genug, fertig. Er hatte sich schon vor Masamis Geburt sehr lange von seiner süßen Frau überreden lassen müssen, wenigstens ein Kind zu bekommen. Dann hatte er sich eigentlich selbst gesagt, dass es bei einem Kind auch bleiben würde... aber dann war Kanae mit ihrem Dackelblick und der vorgeschobenen Unterlippe gekommen. Mit den Fingern hatte sie wie ein kleines Mädchen ihre blonden Haare gedreht und hatte dabei ausgesehen wie ein Kind, das seinen Vater um einen Bonbon anbettelte:

„Aber Einzelkinder langweilen sich doch! Lass uns wenigstens zwei Kinder bekommen, Seiji-kun... sonst hat der kleine Masami doch niemanden zum Spielen!“

Sie hatte ihn ausgetrickst, diese dreiste... ... als hätte er ihr je einen Wunsch abschlagen können, wenn sie ihn so angeguckt hatte! Aber böse war er im Nachhinein nicht deshalb... er liebte seine Kinder, alle beide. Und er würde nie zulassen, dass ihnen etwas geschah!
 

Er legte das kleinere der beiden Kinder auf den Wickeltisch im Kinderzimmer, zog es aus, wickelte es und zog ihm einen neuen Strampelanzug an. Wie um den Namen dieses Kleidungsstückes zu bestätigen strampelte der kleine Naoya mit den Beinchen, sobald er angezogen war.

„Na,“ machte Seiji und zog eine Braue hoch, „Du hast aber ganz schön viel Elan für diese Uhrzeit! Kommst wohl nach deiner Mutter, hm? Die ist auch immer so aktiv, egal, wie spät es ist...“ Er nahm das Baby hoch, das hickste.

„Er übt sicher schon mal für später, wenn er ein Ninja ist!“ orakelte Masami, der in Unterhosen und mit Zahnbürste im Mund ins Zimmer kam. Er hatte die dumme Angewohnheit, beim Zähne putzen durch die Gegend zu laufen, und egal, wie oft sie versuchten, es ihm abzugewöhnen, es ging einfach nicht. Seiji hatte es deswegen aufgegeben, ihn deshalb zurechtzuweisen. „Ich meine, als Ninja muss man doch auch nachts wach sein können?“

„Natürlich,“ antwortete der Vater, „Aber bis Naoya Ninja wird, vergehen noch einige Jahre! Zuerst wirst du ja mal einer, so gut, wie du das Gokakyuu no jutsu schon machst...“

„Ich werde mir zumindest viel Mühe geben, Tou-sama,“ versprach das Kind strahlend.

„Vorsicht, es tropft gleich Zahnpasta aus deinem Mund!“

„Oh, entschuldige. – Was meinst du, wann bekomme ich Sharingan?“
 

Seiji starrte ihn an.

„Was?“ machte er und lachte kurz verblüfft auf, „Wie kommst du denn auf einmal darauf??“

„Onkel Sanosuke hat gesagt, alle Uchihas haben das Sharingan.“

„Nicht alle,“ korrigierte Seiji, der inzwischen Naoya in sein kleines Bettchen gelegt hatte, „Es ist unser Bluterbe, ja, aber nicht alle bekommen es automatisch. Na ja, in unserer Linie hat es sich offenbar extrem durchgesetzt... das heißt, dass die Wahrscheinlichkeit doch sehr hoch ist, dass auch du einmal Sharingan haben wirst.“ Alle seine Geschwister hatten Sharingan, stellte Seiji noch einmal fest, als er durchzählte. Die Frage, wer später Sharingan bekäme und wer nicht, war immer interessant – vor allem bei Kindern wie Namie oder Mikoto, die auch zum Teil die Byakugan ihrer Mutter geerbt hatten. Medizinisch ließ sich leider nicht feststellen, ob jemand Sharingan besitzen würde oder nicht.

„Und was meinst du, wann bekomme ich sie dann?“ wiederholte der Kleine, während er zurück ins Bad ging, sich den Mund ausspülte, den etwas zu großen Schlafanzug anzog und dann zurück ins Zimmer kam. Seiji war aufgestanden.

„Das weiß ich nicht, Masami, das werden wir sehen. – Ich habe meine zwar bekommen, als ich acht war, aber Opa und Onkel Sanosuke zum Beispiel erst mit zwölf. Du bist jetzt drei, Masami, die Sharingan haben noch viel Zeit. Wenn du in die Akademie kommst, lernst du erst mal alle wichtigen Grundlagen, die du wissen musst. Die Akademie wird dir sicher gefallen, du lernst doch so gerne.“

„Ja,“ machte Masami glücklich, „Aber ich habe Angst, dass es etwas langweilig wird... ich... kann doch schon lesen! Und rechnen kann ich auch, und ich weiß auch schon ganz viel über Chakra und über Jutsus. Neulich haben Mikoto und ich das Kawarimi no jutsu geübt!“

„Ehrlich? Klasse,“ lobte Seiji ihn, „Aber sicher wird es in der Akademie auch Sachen geben, die du noch nicht weißt. – So, jetzt haben wir so lange gequasselt hier, dass es schon echt spät geworden ist! Mit dem Lesen wird das nichts mehr, das machen wir morgen abend. Jetzt musst du schlafen. Also gute Nacht, Masami.“ Ein Kuss auf den Kopf, dann knipste Seiji das Licht aus und ging zur Tür.

„Tou-sama...?“ wurde er dann noch einmal von seinem Sohn aufgehalten und blickte sich um. Masami rieb sich die blauen Augen.

„Ja?“

„Kann ich noch was zu trinken haben?“

„Klar. Was reibst du so, hast du was im Auge, Masami?“

„Nein... sie jucken nur, wenn ich sie zumache...“

„Ich hol dir ein Taschentuch und Wasser. – Aber dann schläfst du, okay?“
 

––
 

Als Kanae nach Hause kam, war es fast Mitternacht. Seiji saß in der Stube bei gedimmtem Licht und schrieb Zeichen auf ellenlange Schriftrollen.

„Hey,“ wurde er von seiner kleinen Frau begrüßt, als sie hereingekommen war. Er hob den Kopf, lächelte kurz und widmete sich wieder seiner Arbeit. „Entschuldige, dass es so spät geworden ist... hast du lange gewartet?“

„Ach, ich bin ja beschäftigt genug,“ kam von ihm.

„Hm, was arbeitest du denn da jetzt noch so hartes?“

„Nichts Hartes, nur Abrechnungen und so weiter. Die Kinder sind auch okay und schlafen längst.“

Kanae zog ihre Jacke aus und setzte sich ihm gegenüber auf den Sessel in der Stube. Sie grinste fröhlich, während er weiterhin schrieb und sich nicht stören ließ.

„Ach ja,“ fiel ihm ein, „Meine Mutter war heute in der Zentrale, wir wollen am Wochenende das allherbstliche Familienessen bei ihr machen, Sonntag um zwei.“

„Oh! Wirklich?“ rief Kanae aufgeregt, „Wie schön! Ich liebe eure Familienessen, weißt du? Wenn die ganze Familie einmal zusammenkommt und man sehen kann, was die anderen so machen, die man nicht so oft sieht... ich mache ein paar Sushis, wie immer, recht so?“

„Sicher,“ Seiji hob wieder den Kopf und lächelte jetzt, „Shiemi liebt deine Sushis, sollte ich dir übrigens irgendwann mal ausrichten... hab ich das schon mal gemacht?“

„Nein.“

„Oh, dann hab ich das wohl im... Eifer der Arbeit vergessen, tut mir leid. Aber jetzt weißt du's.“

„Hmm, ja. Shiemi-chan habe ich lange nicht gesehen!“

„Vermutlich zum letzten Mal im Sommer, beim letzten Familienessen.“

„Ja, stimmt,“ lachte Kanae vergnügt und begann, ihre beiden geflochtenen Zöpfe aufzupulen – sie würden ohnehin gleich schlafen gehen.

„Hm... noch was? – Ach ja, Masamis Augen jucken schon wieder. Langsam mache ich mir Sorgen.“

„Was?“ machte Kanae, dann seufzte sie. „Oh, ich glaube, ich weiß jetzt auch, wieso! Dein Sohn, ja? Dein Sohn steht auf dem Balkon oben und starrt mit bloßem Auge ungerührt genau in die Sonne. Das kann ja nicht gesund sein, kein Wunder, dass seine Augen dadurch gereizt und kaputt sind. Vielleicht fragen wir Satoya am Wochenende bei der Gelegenheit gleich mal, ob er irgendwas für Masamis Augen hat...“

„Er... starrt in die Sonne?“ wunderte Seiji sich und legte jetzt endlich den Stift weg, mit dem er geschrieben hatte. „Komischer Kauz.“

„Ja, ich weiß auch nicht. Er liebt die Sonne, ja, aber deshalb muss er doch nicht so hinstarren. Ich rede morgen noch mal mit ihm darüber.“ Sie erhob sich. „Gehen wir ins Bett? Ich habe dir auch noch etwas Aufregendes zu erzählen!“

„Oh je,“ machte er, und sie lachte, als er auch aufstand, und umarmte ihn freudig.

„Keine Sorge, ich bin nicht schwanger! – Nein, Nii-san hat mich heute zum allerersten Mal besiegt im Training! Ist das nicht toll?! Deshalb bin ich ja so spät, wir waren noch bei ihm daheim und Sayana hat wunderbares Essen gekocht... du solltest meinen Bruder beneiden, dass er eine Frau hat, die so gut kochen kann!“

„Darum muss ich doch niemanden beneiden, so eine hab ich doch auch...“ entgegnete er und strich ihr mit der Hand über den Rücken, „Auch, wenn sie manchmal Salz und Zucker verwechselt...“

„Aaww, aber nur in Küchen, die ihre Gläser nicht beschriften! Es ist besser geworden mit meiner Kochkunst, oder, Seiji-kun?“

„Hn,“ machte er und grinste, „Ich würde mich nie beschweren. – Aber dass Kojiro dich besiegt hat, ist wirklich ein tolles Zeichen. Meinst du, dein Vater ist so damit zufrieden?“

„Ich werde so lange mit dem Training weitermachen, bis er zufrieden ist,“ erwiderte sie, während sie unten das Licht ausknipsten und endlich ins Schlafzimmer gingen, wo sie die Tür hinter sich schloss. „Sag, Seiji-kun... sollten wir meinen grandiosen Erfolg nicht gebührend feiern?“

„Keine Ahnung, worauf du hinauswillst.“

Lüge, Lüge, Lüge. Aber das gehörte dazu.

„Ganz sicher nicht...? Soll ich es dir etwa zeigen?“ flüsterte sie gespielt bedrohlich und kam ein paar Schritte auf ihn zu, bis sie genau vor ihm stand. Er senkte den Kopf ein klein wenig – sie war kaum kleiner als er.

„Musst du wohl...?“ Da schlich wieder das Lächeln auf seine Lippen, das sie so an ihm mochte. Und sie legte zärtlich die Arme um seinen Nacken und küsste ihn. Und er erwiderte den Kuss ohne lange zu überlegen, bevor ihre Hände von seinem Nacken auf seine Brust und weiter herunter zu wandern begannen.
 

––
 

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So, Kapi 2 XDD Diesmal ein bisschen Familie-Seiji-zentriert^^. Meistens wird zumindest am Anfang nur eine Familie pro Kapi beleuchtet werden... so sind die Kapis zwar kurz, aber es ist übersichtlicher, denke ich^^

Babyboom in Konoha

Sanosuke keuchte und lehnte den Kopf zurück ins Kopfkissen. Seine Frau schlug ihm barsch die Hand auf den geöffneten Mund, während sie auf ihm saß und das tat, was sie am besten konnte (neben Fluchen).

„Sei still, du Volldepp, oder willst du, dass die Kinder aufwachen und uns hören?! Dieses Haus, ey, Uchiha, ich hasse es...“ Sanosuke hustete erstickt unter ihrer Hand.

„Mmpf mapf mopf mamipf memampf?!“ empörte er sich und fuhr mit den Händen über ihre runden Hüften über seinem Unterkörper, den er fest gegen ihre presste. Sie nahm die Hand hoch.

„Wie bitte?!“

„Ahh... ich h-hab doch gar nichts gesagt, meinte i-... oh Gott, Haruka...“

„Shhht!!“ schimpfte sie weiter, ließ aber ihre Hand jetzt unten und fuhr lieber über seine bebende, nackte Brust. „Was denn...?“ raunte sie dann, bevor sie sich grinsend über ihn beugte, wobei ihre langen, dunklen Haare über ihre Schultern fielen. Er starrte sie an, seine wunderschöne, kratzbürstige Frau – und ihre üppigen, wohlgeformten Brüste... „Du zitterst ja, Uchiha...“ kam dann in dieser bedauernden Tonlage, und er sog scharf die Luft zwischen den Zähnen ein.

„Glaub ja nicht, das käme von Kälte...“

„Reiß dich zusammen, du tust ja so, als hättest du wochenlang keinen Sex gehabt...“ machte sie dann, und addierte mit einem flüchtigen, diabolischen Grinsen: „Vorhin warst du doch so fertig...?“
 

Er schnellte hoch, warf sie um und rollte sich über sie, dabei fielen sie mit einem kurzen Aufschrei aus dem Bett auf den Fußboden.

„Ich mach dich fertig!“ zischte er, „Ich dachte, du würdest jetzt, wo wir schon zehn Jahre verheiratet sind, endlich aufhören, mich zu verarschen...“

„Neun,“ korrigierte sie heftig keuchend, jetzt unter ihm am Boden liegend, „Au!“

„Neun, zehn, was auch immer! So, wie du dir den Namen unserer Nachbarn nicht merken kannst!“

„Wen, Tanaka?“

„Nogushi!“

„Hallo?!“ schnappte sie, während sie jetzt mit dem Akt auf dem Boden fortfuhren, und sie griff mit er Hand nach dem Fuß der Kommode hinter ihr und hielt sich daran fest, um nicht über den Boden geschoben zu werden. Sie stöhnte leise. „Ich meine... unsere Hochzeit ist ja wohl wichtiger als die blöden Nachbarn?!“

„Aaach, leck mich, Haru-... – Aaahh, d-doch nicht jetzt!“

„Halt still, bevor die Kinder aufwachen...“ grinste sie, während sie den Kopf reckte, um mit der Zunge über seine Brust zu lecken, worauf er nur lauter stöhnte.

„Das hatten wir schon mal...“
 

––
 

Mikoto schlief bei Namie im Zimmer. An sich hatte jedes der fünf Kinder sein eigenes Zimmer – selbst die beiden Jungs, die noch Babys waren – aber Mikoto und Namie schliefen gerne zusammen in einem Zimmer, deswegen brachten sie oft Mikotos Matratze in Namies Zimmer oder Namies in Mikotos Zimmer.

Die Kleine war aufgewacht und rüttelte energisch an Namie.

„Hast du das gehört, Nee-saaaan?“ machte sie.

„Mmh... was denn?“ nuschelte Namie verschlafen und rieb sich die pupillenlosen Augen. Mikoto rüttelte weiter.

„Ich hab ein lautes Bumms gehört!“ Beide lauschten kurz. Dann rollte Namie sich auf die andere Seite, Mikoto den Rücken kehrend.

„Mama und Papa machen Krach, sonst nichts,“ orakelte sie.

„Was machen die denn nachts so einen Lärm? Machen sie Feuerwerk, Nee-saaaan?“

„Nein... sie machen irgendwelche ekligen Erwachsenensachen...“ Mikoto war unzufrieden.

„Wieso?“

„Na, was die halt so machen... rumknutschen und sowas.“

„Iiihh,“ machte die Kleine und streckte die Zunge raus. Namie gluckste plötzlich.

„Weißt du? Yashiru-nee-chan hat mir mal erzählt, manchmal schlafen Mama und Papa nackedei im Bett und liegen aufeinander.“

„Wieso denn das?!“ fragte die kleine Schwester jetzt vollends verwirrt.

„Keine Ahnung. Aber Yashiru-nee-chan sagt, wenn die das oft machen, kriegen wir bald kleine Geschwister.“

„Noch mehr?!“

„Ja, cool, was? Meinst du, wir werden zwanzig?“

„Siebenundzwanzig,“ machte Mikoto zuversichtlich. Namie seufzte.

„Leg dich wieder hin, Mikoto-chan. Gute Nacht!“ Gehorsam legte die Kleine sich wieder hin. Nach einer Weile kam:

„Du, Nee-saaan? Wie viel is’n siebenundzwanzig?“
 

––
 

Es war ruhig geworden.

Sanosuke hievte sich selbst murrend wieder ins Bett, ebenso tat es seine Frau.

„Mein Rücken ist jetzt erst mal verbogen,“ murrte sie und rieb sich den Rücken, während er sich schon wieder hinlegte und gähnte.

„Komm her, Haruka...“ Sie legte sich dicht neben ihn und legte seufzend den Kopf auf seine Brust. Seine Hand hob sich und begann müde mit ihren langen Haarsträhnen zu spielen, während sie mit den Fingern seine Rippen nachfuhr, wieder und wieder. Das Feuer von eben war jetzt heruntergebrannt und langsam regulierte sich auch ihr Atem wieder.

Sie lagen einige Minuten schweigend da, und Haruka dachte schon, er wäre eingeschlafen, da sprach er plötzlich.

„Meine Mutter will, dass wir am Sonntag alle zum essen kommen.“

„Aha,“ machte Haruka. „Das übliche Familien-Chaosessen?“ Sanosuke musste grinsen. Ja... bei dieser Familie war es wirklich ein Chaosessen. Jedes Mal.

„Genau,“ antwortete er ihr dann und strich mit der Hand sanft über ihren Kopf. Sie sagte lange nichts. Dann kuschelte sie sich dichter an ihn und hörte mit den Bewegungen ihrer Hände auf.

„Ich hab an sich keine Lust, hinzugehen.“
 

Sanosuke runzelte die Stirn und wartete, bis sie den Kopf hob und ihn ansah.

„Was... meinst du?“ fragte er überflüssigerweise – er wusste, was sie meinte. Sie seufzte und rollte sich neben ihn auf den Bauch.

„Ich komme mir falsch vor, zusammen mit deinem Bruder an einem Tisch zu essen und so zu tun, als wäre er nicht da,“ murrte sie. „Aber wenn ich mich dazu hinreißen lasse, ihn nicht zu ignorieren, eskaliert die Situation. Verdammt, er hat Yusaku umgebracht!“

„Haruka, shhht...“ versuchte Sanosuke sie zu beruhigen, doch sie setzte sich schon im Bett auf und fuhr sich zitternd mit den Fingern durch die Haare.

„W-weißt du eigentlich, dass ich jede Nacht von ihm träume?!“ wimmerte sie, und er setzte sich ruckartig auf und starrte sie an. „Dass ich jede Nacht träume, wie ich unseren Kleinen wieder im Arm halte, mit ihm spreche... und d-dann... sehe ich so oft den Tag, an dem dein Bruder ihn mir weggenommen hat, meinen Sohn!“

„Haruka... bitte weine nicht!“ stammelte Sanosuke verwirrt, „Haruka... es... es ist doch schon lange her. Was Seiji getan hat, war falsch, aber du weißt, dass ich genauso einen schweren Fehler gemacht habe... ich kann und darf nicht so über die Sache sprechen.“

„Du hast es ja auch nicht gesehen!!“ fuhr sie ihn an, und er schrak zurück, als sie ihn aus den weißen Augen anfunkelte. Sie weinte. „Er hat Yusaku vor meinen Augen in Stücke gerissen und mir die Fetzen ins Gesicht geworfen, Sanosuke! Denkst du wirklich, dass ich diese Bilder jemals loswerde...?! Denkst du wirklich, ich könnte deinem Bruder jemals verzeihen, was er mir angetan hat?!...“ Sie brach in Tränen aus und ließ zu, dass Sanosuke sie in die Arme schloss, fest an sich drückte und ihr jetzt ebenfalls zitternd über den Kopf und den Rücken strich. Sie klammerte sich an seinen Oberkörper und drückte das Gesicht in seine Brust. „D-du weißt nicht... wie das ist... das jede Nacht noch mal erleben zu müssen... und du weißt nicht, wie schwer das ist... vor deinem Bruder die kalte Fassade aufzubauen und so zu tun, als wäre er Luft für mich... jedes Mal, wenn ich ihn sehe, verspüre ich in mir diese Wut... diesen Drang, ihn auf der Stelle umzubringen für das, was er getan hat!“

„Haruka – Haruka!“ Sanosuke schob sie etwas weg und sah in ihr verbittertes, tränenverschmiertes Gesicht. Er hob die Hand und strich über ihre Wange. „Ich weiß... sehr wohl, wie das ist, zu träumen. Du vergisst, was ich getan habe. Das rechtfertigt Seijis Tun nicht, das weiß ich. Ich... sehe Yuusuke-chan auch manchmal in meinen Träumen, Haruka. Immer noch. Obwohl es über zehn Jahre her ist. Und keiner weiß so gut wie du, wie fertig mich das gemacht hat, wie es mich aufgefressen hat. Ich habe mir... geschworen, das hinter mir zu lassen, als ich dich geheiratet habe. Nicht vergessen, sondern hinter mir lassen. Yuusuke ist tot, genauso wie unser Baby Yusaku. Und selbst, wenn du Seiji umbringen würdest, würde Yusaku dadurch nicht wieder auferstehen, Haruka. – Was ich sagen will, ist... ... ich weiß, wie man sich fühlt, wenn man so etwas Furchtbares getan hat. Es lässt einen nicht los, das wird es nie mehr wirklich tun. Seiji sieht Yusaku auch im Schlaf, da bin ich sicher. Er ist sensibler als ich, das heißt, es wird ihn viel fertiger machen als mich Yuusuke-chan damals fertig gemacht hat.“

„Nimmst du ihn auch noch in Schutz, ja?!“ schluchzte seine Frau aufgelöst, „Ihr seid vielleicht quitt, aber ich hatte ihm nie was getan! Und trotzdem hat er mein Baby getötet!“

„Haruka, es ist meine Pflicht, den Streit mit Seiji für immer zu untergraben!“ zischte er jetzt eindringlicher und packte ihre Schultern, „Wegen dieses Streits sind zwei unschuldige Babys gestorben! Wegen dieses Streits war ich Nuke-Nin, Seiji war kurz davor, Selbstmord zu begehen! Chidori wäre beinahe getötet worden in Kiri und meine Mutter wäre fast an der Trauer zerbrochen, die sie unseretwegen hatte! Wenn noch mal so ein Streit ausbricht, wird es den ganzen Uchiha-Clan vernichten, Haruka... deshalb ist es meine Pflicht, dir zu sagen, ignorier ihn weiter! Ich weiß, dass du das kannst. Und wenn du es nicht für dich tun willst, dann tu es für unsere lebenden Kinder. Willst du, dass sie erfahren, dass ihr Bruder ermordet wurde? Dass sie vom Mangekyou Sharingan erfahren? Dann, meine Liebe, ist der ganze Clan hundert Prozentig dem Untergang geweiht, ich schwör‘s dir. Dann wiederholt sich das Massaker, das mein Onkel Itachi damals angezettelt hatte... nur für den Preis dieser Waffe.“
 

Haruka zuckte. Dann senkte sie den Kopf und wischte sich die Tränen von den Wangen.

„Ich halte es für keine gute Idee, da am Sonntag hinzugehen,“ murmelte sie, „Geh du mit den Kindern... ich werde hier bleiben und deinem Bruder aus dem Weg gehen.“

„Nichtsda,“ stöhnte er, „Meine Mutter wird sauer, wenn du nicht kommst. Dann setzt ihr beide euch halt so, dass ihr euch nicht sehen müsst, an zwei verschiedenen Enden des Tisches. Fertig. – Und jetzt schlafen wir... ich muss morgen arbeiten, noch ist leider nicht Sonntag!“

Sie sah ihm grimmig zu, wie er sich wieder hinlegte. Erst, als er mit der Hand neckend auf ihren Hintern klopfte, legte sie sich ebenfalls hin und versuchte, zu schlafen.
 

––
 

Am Vormittag falteten Namie und Mikoto weiter Kraniche.

„Du kannst auch Schwäne oder Enten machen,“ sagte Namie zu ihrer kleinen Schwester, „Die sind einfacher! Soll ich's dir zeigen?“

„Ich mache auch Kraniche!“ protestierte Mikoto schmollend und betrachtete das neue, zerknautschte Papier, diesmal gelb.

„Na gut, wie du meinst.“

Namie hatte vor kurzem von ihrer Großmutter einen großen Stapel buntes Origamipapier geschenkt bekommen. Inzwischen war die Hälfte davon bereits verfaltet. Am Vormittag war momentan wenig los zu Hause. Sanosuke war arbeiten und Yashiru in der Akademie. Mikoto und Namie, die normalerweise in den Kindergarten gingen, blieben momentan zu Hause, weil der Kindergarten geschlossen hatte. Es hatte einen Wasserrohrbruch gegeben und die Handwerker konnten besser arbeiten, wenn keine kleinen Kinder herumtobten. Haruka blieb zu Hause bei den Kindern. Gerade kam sie die Treppe hinauf, auf jedem Arm einen der kleinen Jungs. In Namies Zimmertür setzte sie den Älteren der beiden ab, den einjährigen Spross namens Kansuke.

„Passt ihr Mädels ein bisschen auf euren Bruder auf?“ bat sie Namie, die gerade die Älteste war, „Nur gucken, dass er nicht zur Treppe geht, sonst fällt er wieder runter und bricht sich den Arm, das hatten wir neulich erst. Okay, Namie?“

„Ich falte einen Kranich für Kansuke-chan,“ verkündete Mikoto großzügig. Namie nickte in Harukas Richtung.

„Ich bin im Bad und bade den Lütten, falls was ist,“ sagte sie dann, richtete sich auf und klopfte dem jüngsten Sohn auf ihrem Arm auf den schwarzen Haarflaum auf seinem Kopf. Der Kleinste hieß Souya und war etwa ein halbes Jahr alt. „Also, Kansuke, bleib schön bei deinen Schwestern! Nicht weglaufen!“ Dann ging sie und ließ den ältesten Sohn bei den Mädchen.
 

„Guck... ich mache dir einen weißen Kranich, Kansuke-chan,“ machte Mikoto eifrig und faltete hochkonzentriert weiter, „Passt zu deinen Augen.“ Kansuke hatte nämlich komplett Harukas Byakugan geerbt.

Der Kleine interessierte sich nicht die Bohne für Kraniche. Statt dessen tappte er aus dem Zimmer in Richtung Treppe, dabei eifrig an seinem Finger lutschend. Namie bemerkte sein Verschwinden, sprang schreiend auf und bewahrte ihren Bruder gerade noch davor, die Treppe herunterzufallen. Kansuke maulte und gab undefinierbare Laute von sich, als sie ihn zurück zum Zimmer trug.

„Du sollst nicht zur Treppe!“ mahnte sie ihn, „Du fällst wieder runter und tust dir weh! Bleib schön hier. Ich hole dir auch deine Lok, mit der kannst du spielen.“ Kansuke hatte eine kleine Lok aus Holz, die er gerne an einer Kordel hinter sich herzog. Die dazugehörigen Wagen waren leider verschollen, Haruka ging davon aus, dass eines der Mädchen sie mal verschlampt haben musste; auch die Mädchen hatten als Babys mit diesem Holzzug gespielt... Yashiru hatte es am meisten Spaß gemacht, den gesamten Zug mit Karacho die Treppe runterzuwerfen, das hatte so schön laut gepoltert. Auf dem Holzboden unten im Flur waren noch immer eine Delle und einige Kratzer als letzte Spuren von Yashirus frühkindlichem Vandalismus.

Die Kinder machten ohnehin viel Blödsinn, fand Haruka manchmal. Sie hatten einen Schlitten im Keller für den Winter. Einmal hatte Yashiru mit Namie den Schlitten nach oben geholt und sie waren zusammen mit dem Schlitten johlend die Treppe heruntergerodelt. Sowohl der Schlitten als auch die Treppe hatten darunter gelitten, aber den Kindern war nichts passiert. Sanosuke sagte, grundsätzlich waren alle dämlichen Ideen Yashirus gewesen, zum Beispiel auch die, in der Stube Indianer zu spielen und ein echtes Lagerfeuer mittels Gokakyuu no jutsu zu machen... zum Glück hatte Sanosuke ein kopiertes Suiton-Jutsu parat gehabt, allerdings hatte der Teppich seitdem ein schwarzes Loch, das man mit einem Sessel verdeckte. Außerdem übten Namie und Yashiru gerne auf der Sofalehne in der Stube Hockwende oder Handstandüberschlag. Sie beide waren akrobatisch ziemlich begabt, was das Ninjaleben in Zukunft nur vereinfachen würde. Aber der Sofalehne bekam das nicht so gut.
 

Namie schloss die Zimmertür, damit Kansuke nicht wieder abhaute, und faltete weiter Kraniche, während ihr Bruder sinnlos vor sich hinbrabbelnd seine Lok hinter sich herzog.

„Du sabberst,“ sagte Mikoto zu Kansuke, dem ein Speichelfaden aus dem Mundwinkel rann.

„Bwababa,“ machte der nur, grinste und rannte mit der Lok im Zimmer umher. Zum Sprechen hatte er offenbar keine Lust. Er hatte sehr früh gehen gekonnt, aber dafür sprach er so gut wie gar nichts außer Mama, Papa und Eis. Und dabei würde er im Winter schon zwei werden!

„Puuh...“ stöhnte Namie irgendwann, „Noch drei Babys, dann hab ich die ganze Familie! Die Babys sind echt anstrengend, weil die so klein sind! Da kriegt man voll den Tüdel!“ Mikoto lachte darauf.

Diese Familie hatte wirklich sehr viele Babys. Der kleine Souya, Sanosukes und Harukas jüngster Sohn, würde später in der Akademie sehr viele Altersgenossen aus seiner eigenen Familie haben. In diesem Jahr waren so viele Babys geboren worden, das war wirklich erstaunlich. Erst vor wenigen Tagen war Sanosukes bester Freund Yuuji Nara zum zweiten Mal Vater geworden. Auch ein kleiner Junge, den sie Mashuu getauft hatten. Und Seijis und Kanaes kleiner Sohn Naoya war auch nur einen Monat älter als Souya, also auch derselbe Jahrgang.
 

––
 

Das Baby hustete und wedelte jammernd mit dem pummeligen Ärmchen. Haruka hatte aber keine Mühe, den Kleinen festzuhalten, während sie in der mit wenig Wasser gefüllten Badewanne das Kind wusch.

„Hast du Wasser in den Mund gekriegt?“ fragte sie Souya glucksend, ohne eine Antwort von dem Baby zu erwarten. „Shhht, es ist ja gleich vorbei. Ich weiß, du hasst baden. Aber ich will ja kein Stinke-Baby, okay?“ Souya hustete erneut sehr unzufrieden vor sich hin und starrte Mama dabei empört mit seinen riesigen, schwarzen Knopfaugen an.

Haruka musste grinsen, als sie daran dachte, wie Sanosuke nach Souyas Geburt völlig entzückt gewesen war:

„Meine Fresse, endlich ein Sohn, der keine Byakugan hat! Wurde auch mal Zeit, dass wir einen Erben für den Uchiha-Clan haben, ey!“

„Es sei denn, er kriegt keine Sharingan,“ hatte Haruka ihn geärgert, und sie erinnerte sich jetzt kichernd an das schmollende Gesicht ihres Mannes.

Die weißen Byakugan waren natürlich kein Symbol des Uchiha-Clans, sondern das des Hyuuga-Clans, aus dem Haruka stammte. Kansuke würde also unmöglich jemals ein Clanoberhaupt der Uchihas sein können. Souya hätte da in ferner Zukunft bessere Chancen, wenn er Sharingan bekäme.

Sanosukes Vater, Uchiha Sasuke, war das momentane Oberhaupt des Clans. Sasuke hatte beschlossen, dass um die Erbfolge nicht viel zu streiten wäre – der älteste Sohn würde einmal sein Nachfolger werden, Basta – und das war Sanosuke. Seiji und Satoya, die beiden anderen Söhne, hatten nicht widersprochen. Wie es in der nächsten Generation aussehen würde mit dem Oberhaupt, war da schwerer. Der älteste männliche Uchiha der Generation war Masami, also Seijis Sohn. Es würde sich dann also, so orakelte Shiemi zumindest gerne, einmal in ferner Zukunft zwischen Masami und Souya entscheiden. Masami war der Älteste, und Souya war der älteste Nicht-Byakuganäugige Sohn des höchstwahrscheinlich dann amtierenden Oberhauptes.

Haruka dachte wieder wehmütig an ihres toten ersten Sohn Yusaku. Yusaku hatte auch keine Byakugan gehabt... vermutlich hätte er Sharingan bekommen und wäre dann ziemlich sicher als allerältester das übernächste Oberhaupt geworden. Haruka schmollte und wusch dabei sanft weiter das Baby mit dem Lappen ab. Es war, als hätte man sie dafür bestraft, zugelassen zu haben, dass ihr erster Sohn starb, und hätte sie deshalb nach Yusaku erst nur Mädchen und dann einen Sohn ohne Sharingan gebären lassen. Und Seiji, der Bastard, der ihren Sohn ermordet hatte, bekam gleich beim ersten Versuch einen Sohn. Ironie des Schicksals, irgendwie.

Pah! machte sie innerlich, Wer sagt, dass Masami Sharingan bekommt? Nur, weil er jetzt schon so krass talentiert ist und ein größeres Gokakyuu no jutsu als die vier Jahre ältere Yashiru macht, heißt das nicht, dass er Sharingan kriegt! Außerdem hat Masami hellblaue Augen, das ist voll untypisch für Uchihas!

„Nicht?“ sprach sie dann laut weiter, hob Souya aus der Wanne und wickelte ihn in ein Handtuch, „Du hast schwarze Augen, du bist viel süßer als Masami. Basta. Du wirst ein tolles übernächstes Clanoberhaupt, wirst schon sehen, Schatzi!“

Das Baby quakte und Haruka seufzte leise.

„Nein...“ machte sie, „Das war ungerecht. Ich sollte meinen Hass auf seinen Vater nicht an dem armen Masami auslassen. Das Oberhaupt sollte schon einer sein, der was draufhat... und dieser kleine Knirps hat's jetzt schon drauf, ey.“ Sie rubbelte vorsichtig Souyas schwarze Haare trocken, danach standen sie in alle Himmelsrichtungen ab und das Kind guckte blöd aus der Wäsche.

Die Mutter legte den Kopf schief.

„Pff, du bist trotzdem süßer, Souya. Basta.“
 

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Jetzt mal wieder Fokus auf Sani+Familie^^ Namie und Mikoto sind SO süß XDD und ich schmuggle Stück für Stück neue Charas dazu^^ heute habt ihr Kansuke und Souya kennengelernt XD obwohl die erst später was wichtigeres zu tun haben^^

Und ja, immer noch Einführungsphase... ist auch bald vorbei, versprochen^^' Kapi 6 wird wichtig XD

Würdige Erben

Sowas wie einen freien Tag hatte Seiji selten bis nie, aber daran war er selbst Schuld, wenn er sich kaum Urlaub nahm – was Kanae insgeheim manchmal traurig machte, weil er deshalb wenig Zeit für sie und seine beiden Söhne hatte. Aber sie widersprach ihm niemals und würde es auch nie tun. Sie würde ihm das Arbeiten sowieso nicht ausreden können.

Aber manchmal musste er erst am Nachmittag weg – so wie an jenem Tag. Das hieß, morgens konnten sie ab und zu so lange ausschlafen, bis die Kinder wach wurden. Immerhin. Nachdem Naoya um vier herum einmal gejammert hatte und Kanae ihm zu trinken gegeben hatte, war Ruhe gewesen. Masami schlief sehr gut durch und war auch kein gezwungener Frühaufsteher. Und wenn er doch vor seinen Eltern aufwachte, konnte er sich alleine beschäftigen, und das ziemlich lange.
 

Als Kanae aufwachte und auf die Uhr sah, war es beinahe halb zehn. Sie gähnte leise und kuschelte sich etwas tiefer in die Decke, die über ihr lag. Seiji lag hinter ihr und schien noch zu schlafen. Von den Kindern war nichts zu hören, so schloss auch Kanae noch für einen Moment die Augen, um sich etwas zu entspannen.

Irgendein leises Geräusch hinter ihr ließ sie wieder aufsehen. Als sie sich konfus zu ihrem scheinbar schlafenden Mann umdrehte, schlief der gar nicht sondern lag auf dem Bauch neben ihr im Bett und kritzelte mit einem Bleistift Zahlen und Zeichen auf einen Papierblock.

„Nanu?!“ machte Kanae verpennt, „Seiji-kun...? Was zum Geier... machst du da? Wie lange bist du auf?“

„Hab ich dich geweckt?“ fragte er besorgt und sah von seinem Block auf und sie an. Dann beugte er sich herüber und küsste sie zärtlich auf die Lippen. „Entschuldige, Kanae. Guten Morgen. Ich bin seit einer Stunde wach, ich konnte nicht mehr schlafen... deswegen hab ich angefangen, ein bisschen über Chemie nachzudenken.“

„Che-...mie?!“ fragte Kanae konfus und drehte sich ganz zu ihm um, mit der Hand begann sie seinen Nacken zu kraulen und sah dabei auf seinen Papierblock. Sie erkannte gezeichnete chemische Verbindungen und viele Zahlen.

„Ja, ich versuche zu überlegen, was das für merkwürdige Verbindungen von Stoffen in der Erde und den Trümmern der verwüsteten Dörfer im Norden sind. Irgendwelche Teile von Eisen, Chrom und noch anderem Kram...“

„Seiji-kun...“ flüsterte sie ihm plötzlich ins Ohr, und er fuhr zusammen und sah sie dann an – sie küsste ihn sanft auf die Wange. „Wie oft noch... rede nicht am frühen Morgen schon von euren Fällen, das kannst du auch nachher noch... oder?“

„Aber es beschäftigt mich, deshalb denke ich darüber nach...“ rechtfertigte er sich verdrossen.

„Aber du hast heute vormittag frei, Schatz. Ich will, dass du heute morgen nur mir gehörst... die Arbeit hat dich heute nachmittag wieder...“ Sie nahm ihm grinsend den Block und den Stift weg und küsste ihn noch mal, „Okay... Seiji-kun?“ Er seufzte, musste aber dann lächeln, bevor er sich wieder hinlegte und zuließ, dass sie sich über ihn rollte, sich mit den Händen am Bett abstützend.

„Du hast recht. Entschuldige, Kanae.“

„Du bist so beschäftigt... entspann dich mal... Seiji-kun,“ bat sie ihn ebenfalls lächelnd, bevor sie sich herabbeugte und ihn liebevoll küsste. Er zögerte nicht, den Kuss zu erwidern, und fuhr mit den Händen zärtlich über ihren schlanken, nackten Körper, hinunter zu ihren Hüften und an den Seiten langsam wieder nach oben.

„Ich liebe dich, Kanae... ich hoffe, du weißt das...“ murmelte er gegen ihren Hals, als sie den Kuss gelöst hatten und sie leise seufzte.

„Natürlich weiß ich das, du Dummchen,“ flüsterte sie kichernd, „Aber ich bin manchmal eifersüchtig auf deine Arbeit, weil du mit ihr mehr Zeit verbringst als mit mir...“ Er lächelte und küsste sanft ihr Schlüsselbein, während seine Händen auf ihren Seiten verharrten und mit ihren Atmungen leicht auf und abgehoben wurden.

„Wenigstens beschwert sich meine Arbeit nie bei mir...“ neckte er sie, und sie lachte und setzte sich halb auf, sodass sie sich wieder ansahen. Ein schelmisches Grinsen.

„Ach ja? Aber kann deine Arbeit auch sowas...?“ Sie beugte sich über seine nackte Brust und begann, sie zu küssen, während ihre Hände in eine andere Richtung wanderten.
 

––
 

Masami war schon wach. Als Naoya auch aufgewacht war und die Eltern sich nicht hatten blicken lassen, hatte er seinen Bruder selbst aus dem Bettchen gehoben und ihn auf die weiche Decke gelegt, auf der er sowieso immer lag oder saß. Da lag der Kleine dann, strampelte ab und zu und verfolgte sonst interessiert seinen großen Bruder dabei, wie er sich umzog und dann das Märchenbuch holte, in dem er so gerne las.

„Weißt du, Naoya,“ sagte Masami zu seinem Brüderchen, „Du bist echt ganz schön nutzlos. Du kannst nicht gehen, reden, schreiben, lesen und auch nicht zählen! Wenn du älter bist, bringe ich dir das alles bei. Dann können wir zusammen lesen. Was meinst du, Naoya?“ Naoya spielte mit einen eigenen Fingern und lachte dabei ein recht zahnloses Lachen. Masami lächelte auch. Er sah seinen Bruder gerne lachen. Auch, wenn er keine Zähne hatte, er sah so lieb und fröhlich aus, wenn er lachte.

Wie eine kleine Sonne.

„Soll ich dir etwas aus dem Buch vorlesen, Naoya? So, wie Kaa-san es immer macht?“ Naoya quiekte glücklich vor sich hin, rollte sich über die Decke und patschte mit den kleinen Händchen liebevoll auf Masamis Knien herum, der auf dem Fußboden saß. „Ich erzähle dir die Geschichte von den Kami, was meinst du? Pass auf: Zu Anbeginn der Zeiten schufen die Götter Izanagi und Izanami unser Land und beschlossen, vom Himmel herabzusteigen, um auf der Welt als Mann und Frau zu leben. Sie wollten dazu aber auch ein Werbungsritual durchführen, so beschlossen sie, dass einer von ihnen rechts und einer von ihnen links um den großen Berg gehen sollte – und wenn sie sich träfen, würde die Vermählung stattfinden. So gingen sie, einer links herum, der andere rechts herum, und als sie sich trafen, sprach zuerst die Göttin Izanami: ‚Oh, welch ein schöner Mann!‘ und nahm als Erste die Hand des Gottes Izanagi, und die Vermählung war vollbracht. Aber sie hatten kein Glück in ihrer Ehe... der Sohn, den Izanami gebar, war ein verkrüppeltes Kind, das sie Hiruko nannten, und sie setzten es in ein Schilfkörbchen und ließen es vom Meer davontreiben. Unglücklich über ihr Pech kehrten sie zurück in den Himmel und fragten den großen, weisen Himmelsgeist, warum sie so viel Unglück hätten und was sie tun könnten, um glücklicher zu werden. Und der Himmelsgeist sprach: ‚Stets und immerdar ist es der Mann, dem der Vorrang gebührt. Es war falsch, dass die Frau, Izanami, zuerst gesprochen und die Hand ihres Mannes genommen hat. Darum all euer Unglück.‘ – So belehrt zogen die Götter zurück auf die Welt und wiederholten das Ritual in der richtigen Reihenfolge. Und dann war ihnen das Glück treu und sie bekamen viele, viele Kinder, die alle Götter waren, und schufen viele neue Inseln und Länder. Ihre liebste Tochter war die schöne Amaterasu; sie machten sie zur Herrin des Himmels, in den sie sie schickten, damit sie über das Universum herrsche. Der Himmelsgeist ernannte Amaterasu zur erhabenen Sonnengöttin. Das nächste von Izanagis Kindern war ein Sohn, der ebenfalls in den Himmel geschickt wurde, um über die Nacht zu herrschen; der Mondgott mit dem Namen Tsukuyomi. Der nächste Sprössling war Susanoo, der ungestüme und mürrische Herr über Wind und Ozean. – Doch dann war es vorbei mit dem Glück für Izanagi und Izanami, denn das nächste Kind, das ihnen geboren wurde, war der Feuergott Kagutsuchi, und er verbrannte den Unterleib seiner Mutter bei der Geburt so schwer, dass sie starb. Der Vater tobte vor Wut und zerschlug den jüngsten Sohn in drei Teile – und aus jedem der Teile wurde ein neuer Gott, wie auch aus Izanamis totem Körper neue Kami entstanden. Als Izanagi in die finstere Unterwelt stieg, um nach seiner toten Frau zu suchen, verwehrte diese ihm, sie zu finden, und er kehrte zurück ans Tageslicht und verkündete, dass sie fortan geschiedene Leute wären. – Ich weiß, Naoya, du verstehst das noch nicht, aber wenn du größer bist, verstehst du es besser, wenn du es schon früh gehört hast!“ Masami sah interessiert auf die Bilder in dem Buch, die neben dem Text waren. Naoya lag immer noch auf seiner Decke und kaute auf einem Beißring herum, den er in der Hand hielt. Sein großer Bruder tätschelte ihm den Kopf mit den schwarzen Haaren und Naoya lachte wieder sein zahnloses, aber fröhliches Lachen.
 

Die Tür ging auf und Kanae kam herein. Sie war erstaunt, dass die Kinder schon wach waren.

„Nanu!“ lachte sie, „Ihr seid ja auf! Wie hast du denn Naoya aus dem Bett geholt, Masami?“

„Ganz einfach,“ grinste der Junge, „Man kann doch die zwei Gitterstangen in der Mitte rausnehmen, so bin ich reingekrabbelt und hab ihn geholt. Es war doch in Ordnung, Kaa-san?“ Sie lachte.

„Aber klar. So, jetzt sind wir auch wach, jetzt können wir frühstücken! Na, hast du wieder das Märchenbuch gelesen?“

„Ich hab Naoya vorgelesen, Kaa-san,“ erklärte Masami zufrieden, während seine Mutter lachte und Naoya auf den Arm nahm, damit sie zusammen hinunter in die Küche gehen konnten, um zu frühstücken.

Seiji hatte seinen Papierblock auf dem Tisch und tippte ungeduldig mit dem Bleistift darauf herum, wodurch er schon viele Punkte auf den Block gemalt hatte.

„Arbeitest du, Tou-sama?“ fragte Masami staunend und lugte über seinen Teller hinweg auf Papas Block.

„Hmm,“ machte Seiji nickend. „Merkwürdiger Fall, Masami.“

„Erzählst du mir davon, Tou-sama?“

„Im Norden des Feuerreiches sind zwei völlig verwüstete Dörfer aufgefunden worden. Niemand weiß, was dort passiert ist, und die Menschen, die da gelebt haben, sind alle gestorben. Ein Erdbeben kann es nicht gewesen sein, das wäre großflächiger gewesen... auch kein Feuer, wieso sollten innerhalb von zwei Tagen zwei Dörfer abbrennen, die nicht besonders dicht beieinander liegen?“

„Ja, komisch,“ machte Masami auch, als könnte er bei den Ermittlungen helfen, „Was schreibst du auf den Block?“

„Chemie, man hat stark vermehrte Konzentration von Metallen, vor allem von Eisen, im Erdboden und auch in den Häusern festgestellt.“

„Seiji-kun,“ mahnte Kanae ihn, „Masami ist drei, er versteht sowas nicht!“

„Ich... entschuldige. – Ist nicht wild, Masami, wenn wir wissen, was da passiert ist, erzähle ich's dir, ehrlich.“

„Toll!“ freute sich der Kleine und rieb sich die Augen. Seiji runzelte die Stirn.

„Ist mit deinen Augen alles o-...“ Er kam nicht weiter, weil es an der Tür klingelte.

„Ich mache auf,“ sagte Kanae schon und ging eilig zur Haustür, um sie zu öffnen – und blieb stehen, als die Tür offen war, vor der ein recht großer Mann stand. Auf dem Mantel, den er trug, prangte das Zeichen neko – Katze.

Kanae weitete überrascht die Augen.

„Vater...?“
 

––
 

Chuugo Kaneko war Kanaes und Kojiros Vater und Oberhaupt des Kaneko-Clans; des Clans der Raubkatzenbeschwörer. Es war ungewöhnlich für ihn, seine älteste Tochter Kanae so zu besuchen, dann noch am frühen Morgen. Kanae fragte sich, während sie ihn einließ, was er wohl wollte.

„Um Gottes Willen, Kaneko-sama,“ machte Seiji erschrocken über das Auftauchen seines Schwiegervaters, und er erhob sich sofort mit einer respektvollen Verneigung vom Frühstückstisch. Masami schenkte seinem Großvater einen undefinierbaren, bohrenden Blick aus seinen eisblauen Augen.

„Guten Morgen, Ojii-sama,“ sagte er dann artig und neigte ebenfalls den Kopf. Der Großvater aber lächelte gutmütig.

„Macht doch nicht so einen Firlefanz, ich bin nicht der König der Welt oder so, haha! Guten Morgen, Masami! Seiji...“ Eine ebenfalls höfliche Kopfneigung in Seijis Richtung. Inzwischen war auch Kanae wieder in der Küche.

„Was führt dich denn so früh her, Vater?“ fragte sie verwirrt, „Ist etwas passiert mit Mama oder Kumiko?“ Kumiko war ihre jüngere Schwester.

„Nein, nein!“ machte der Vater und setzte sich auf den ihm von Seiji angebotenen Stuhl, „Darf ich denn nicht mal meine so talentierte Tochter besuchen, die beste Kunoichi des Kaneko-Clans...?“
 

Kanae wusste jetzt, woher der Wind wehte.

„Ah,“ machte sie, „Hast du mit Nii-san geredet? Er hat mich gestern im Training geschlagen.“

„So, hat er das?“ fragte ihr Vater, nahm sich ein Brot vom Tisch und fing an, es zu schmieren. „Hattest du gestern einen schlechten Tag, Kanae-chan?“

„Nein, Nii-san hat sich gebessert,“ antwortete sie ernst und warf Seiji einen kurzen Blick zu, der nur ratlos dasaß. Chuugo Kaneko wendete sich an Masami.

„Na, du kleines Genie? Ich hab gehört, du kannst schon das Katon Gokakyuu no jutsu! Donnerwetter, sag ich, beeindruckend.“

„Danke, Ojii-sama.“

„Hat deine Mutter schon mal versucht dir beizubringen, eine Katze zu beschwören? Du hast das Blut des Kaneko-Clans in dir, Masami... das bedeutet, du könntest es schon recht früh lernen! Du lernst doch gerne?“

„Vater!“ rief Kanae mahnend, doch er ließ sich nicht beirren, während er Masamis hübschen Kopf tätschelte.

„Deine Mutter konnte es mit, hm, fünf, glaube ich... natürlich nur mit kleinen Katzen, die werden mit der Zeit größer, genau wie du. Du bist jetzt drei... ich denke, du könntest es wirklich bald lernen!“

„Vater, das reicht!“ zischte Kanae erstaunlich verärgert, und Masami stellte fest, dass der sonst so sanfte Klang ihrer Stimme sich geändert hatte.

„Was denn?“ machte ihr Vater verwirrt, „Willst du deinem Sohn etwa verwehren, dieses Jutsu zu lernen?“

Seiji schaltete sich jetzt ein.

„Masami, geh bitte nach oben. Wir Erwachsenen müssen unter uns sprechen.“ Gehorsam ging der Kleine aus der Küche und die Treppe hoch; blieb aber unbemerkt auf der obersten Treppenstufe sitzen.

Er wusste, dass sein Großvater ihn ein Genie nannte. Er lobte ihn immer und wiederholte oft, wie großartig es doch war, was er, Masami, alles konnte in dem Alter. Aber er wusste auch, dass es seine Eltern aus irgendeinem Grund wütend machte, wenn der Großvater so redete...
 

„Hör auf damit!“ sagte Kanae in der Küche zu ihrem Vater, „Bist du gekommen, um Masami Honig in die Ohren zu schmieren, bis er eines Tages aufwacht und ruft ‚Ja, ich werde der Erbe des Kaneko-Clans sein!‘?! Du weißt, wie ich dazu stehe.“

„Ich verstehe nicht, wie du deinem eigenen Sohn diesen Vorteil verwehren kannst, den ich ihm anbiete als Oberhaupt,“ schnarrte Chuugo Kaneko, „Er ist von meinem Blut und er ist ein Genie. Wenn er jetzt schon so gut ist, wie wird er dann mit fünfzehn, zwanzig sein? Vielleicht wird er einmal der mächtigste Ninja Konohas sein – vielleicht wird er ja Hokage!“

„Er ist von meinem Blut nicht minder als von Eurem, Kaneko-sama, mit Verlaub,“ meldete Seiji sich erstaunlich fest, „Wenn er Sharingan bekommt, wird er vermutlich schon Erbe des Uchiha-Clans sein in vielen Jahren, wenn mein Bruder es nicht mehr ist, meine ich. Er ist der älteste männliche Nachkomme der Generation.“

„Außerdem,“ warf Kanae ein, „Hast du einen eigenen Sohn, Vater, der dein Erbe ist.“

„Kojiro?!“ schnaufte der Vater, „Kojiro ist ein Versager und Trottel, der kann keinen Clan führen oder vertreten! Wie schade, dass du ein Mädchen geworden bist, Kanae... du wärst das perfekte Oberhaupt gewesen. Da du es nicht sein kannst, wird dein Sohn es sein.“

„Kojiro ist dein ältestes Kind,“ beharrte sie scharf, „Er hat ein verdammtes Recht auf diese Ehre, die du ihm verweigerst, weil du zu stolz bist! Kojiro ist etwas langsamer als Kumiko und ich es waren, aber er ist sehr lernfähig und er macht sich gut! Du hast mir versprochen, ihn als neues Oberhaupt zu akzeptieren, wenn ich es schaffe, ihn bis zum Ende des Jahres zu einem würdigen Erben zu machen, wie du es selbst nennst. Ich habe dir angeboten, mit ihm zu üben, bis du ihn als Erbe anerkennen kannst! Und ich übe mit ihm, jeden Tag stundenlang, damit er das wird, was du haben willst, wenn er dir so nicht reicht! Deswegen akzeptiere ich nicht, dass du kommst und meinem Kind Flöhe ins Ohr setzt! Masami wird nie Oberhaupt des Kaneko-Clans sein, und zwar nicht, weil ich es ihm nicht gönne, sondern weil es Nii-sans Recht ist und ich nicht zulasse, dass du ihm dieses Recht nimmst!“
 

Seiji bewunderte seine Frau für ihren Gerechtigkeitssinn. Das Letzte, was diese Frau je sein würde, war egoistisch. Und er wusste, egal, ob ihr Vater Clanoberhaupt war oder nicht, sie würde Kojiro so lange vor ihm verteidigen, bis er nachgab. Seiji kannte Kanae und vor allem ihre Sturheit.

Masami war genauso beeindruckt von den Worten seiner Mutter. Er hatte das Gefühl, seine Mutter wäre der liebste Mensch der Welt. Er wäre gerne hinuntergelaufen und hätte sie für ihre Gutmütigkeit umarmt... aber er zog es vor, oben zu bleiben und so zu tun, als wäre er nicht da und hörte auch nicht zu.

Kaa-san wäre mit ihrer Gutmütigkeit wirklich ein gutes Oberhaupt für einen Clan, sagte er sich innerlich. Komisch, dass so ein lieber Mensch Ninja ist und auch Menschen töten kann...
 

Kanae seufzte.

„Entschuldige, dass ich grob war, Vater. Ich hoffe, die Botschaft ist angekommen. Wirst du Nii-san als deinen Erben akzeptieren, wie du es tun solltest?“

Chuugo Kaneko murrte leise und kratzte sich am Kopf.

„Kanae. Ich werde älter und ich will den Clan in gute Hände geben.“

„Bis Masami dafür alt genug wäre, bist du längst ein debiler Opa,“ machte Kanae unverblümt, „Und was, wenn dir etwas zustößt, bevor Masami soweit wäre, hm?“

„Ach!“ schnaufte der Mann, „Was kann er denn, Kojiro?! Inzwischen mehr als das Okamikyuu no jutsu?!“

„Natürlich!“ machte seine Tochter beinahe empört, während Seiji zwischen beiden hin und hersah und sich raushielt. „Er und Taro sind ein gut eingespieltes Team und inzwischen hat er sein Chakra unter Kontrolle. Bis Ende des Jahres wird er der Erbe sein, den du haben willst, und dessen würdig, Vater! Das habe ich geschworen und ich will, dass du bis dahin dein Versprechen hältst und ihm dann das Erbe zugestehst, dass ihm gebührt!“

Chuugo Kaneko erhob sich seufzend.

„Ich halte mich an mein Wort, Kanae,“ sagte er zu ihr und sah sie lange an, „Halte du auch deines. Wenn du aus Kojiro wirklich einen würdigen Katzenbeschwörer machen kannst... gebührt dir mein allerhöchster Respekt.“

„Er sollte Nii-san gebühren,“ sagte sie jetzt wieder in sanftem Ton und begleitete ihren Vater zur Tür. Dort angekommen lächelte sie, als er hinausging. „Er ist derjenige, der sich anstrengt. Und ich habe nicht gelogen, er hat sich wirklich enorm gebessert. Dank des Trainings hat er die Jounin-Prüfung geschafft. Und gestern haben Taro und er mich von Nashira geschmissen... du weißt, dass das bisher kaum jemand geschafft hat. – Grüß bitte Kumiko und Mama, ja?“

Er sah sie groß an.

„Er hat dich von Nashira geworfen?“

„Wenn ich's doch sage.“ Es folgte eine Pause, dann nickte der Vater mit einer Kopfneigung und schickte sich zum gehen.

„Na... vielleicht ist der Junge ja doch zu was nütze.“
 

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„Masami! Ich weiß, dass du da oben sitzt und zugehört hast!“ rief Seiji in Richtung Treppe, und der Kleine erhob sich blinzelnd. „Komm her, iss dein Frühstück auf.“

Masami kam gehorsam die Treppe herunter und grinste seine Mutter im Vorbeigehen an, worauf sie auch lächelte und ihm den Kopf tätschelte.

„Du Schlingel, einfach zuzuhören, wenn wir dich fortschicken...“ tadelte sie ihn gespielt böse, und er kuschelte sich an ihr Bein.
 

„Ist Onkel Kojiro wirklich ein so schlechter Ninja, Kaa-san?“ fragte Masami dann, als sie wieder am Tisch saßen und Seiji inzwischen Naoya auf dem Schoß hatte, der mit den kleinen Händen nach Papas Hemd grabbelte und damit spielte. Dabei machte der Kleine glucksende, amüsierte Geräusche. Kanae seufzte.

„Onkel Kojiro ist vielleicht etwas langsamer im Lernen als viele andere, aber er ist ein guter Mensch und unserem Heimatdorf, Konoha, immer treu, das ist das Wichtigste.“

„Onkel Sanosuke hat gesagt, Onkel Kojiro wäre erst mit dreiundzwanzig Chuunin geworden. Wann bist du Chuunin geworden, Kaa-san?“

„Ich war zehn, genau wie dein Vater. – Aber so früh Chuunin zu werden ist auch unüblich. Die meisten werden zwischen dreizehn und sechzehn Chuunin. Aber du bist vom Chuunin noch weit entfernt, Masami, du musst erst in die Akademie gehen und dann Genin werden, danach kannst du Chuunin sein.“

„Ja,“ machte ihr Sohn nickend, „Ich gebe mir Mühe, Kaa-san, Tou-sama.“ Er sah auf seinen kleinen Bruder Naoya, der sich auf Seijis Armen irgendwie herumdrehte und jetzt quakend den Arm nach Masami ausstreckte.

„Aaaww,“ machte Kanae und strahlte, „Sieh nur! Naoya scheint dich echt lieb zu haben.“

„Ich weiß,“ freute sich Masami, streckte ebenfalls den Arm aus und berührte mit seiner Hand Naoyas. Naoya quietschte. „Ich mag ihn auch, er ist lieb.“ Es folgte eine Pause, bevor Masami den Blick auf seine Mutter richtete:

„Kaa-san, was genau bedeutet es eigentlich, dass Onkel Kojiro dich von Nashira geworfen hat? Ist Nashira etwa ein Pferd?!“

Kanae lachte, während Seiji wissend grinste und sich konzentriert wieder seinem Block und dem komischen Eisen-in-der-Erde-Fall widmete.

„Nein, Nashira ist ein schwarzer Panther,“ erklärte sie Masami, „Du weißt ja sicher, wie schwarze Panther aussehen?“

„Ja.“

„Wir vom Kaneko-Clan sind darauf spezialisiert, Raubkatzen zu beschwören. Es gibt viele verschiedene Raubkatzen, große, kleine, Tiger, Panther, Löwen, Pumas... und normalerweise hat jeder von uns eine bestimmte Katze, mit der er immer zusammenarbeitet. Und Nashira ist seit vielen Jahren meine Partnerin und von allen Katzen, die ich beschwören kann, ist sie die Stärkste. Sie ist viel größer als ein normaler schwarzer Panther, deshalb reite ich meistens auf ihr. Es gibt auch bestimmte Jutsus, die wir nur zusammen mit unseren Katzen ausführen können, wie das Okamikyuu no jutsu und so weiter.“

„Das ist interessant,“ staunte Masami.

„Und deine Mutter und Nashira sind seit Jahren ein ziemlich gutes Team, das kaum jemand je schlagen konnte, der es mit ihnen zu tun hatte,“ addierte Seiji nebenbei und rückte Naoya auf seinem Schoß zurecht, „Wie... ist das Eisen in die Erde gekommen?...“

„Und Onkel Kojiro zum Beispiel hat einen Säbelzahntiger namens Taro, mit dem er zusammenarbeitet,“ fuhr Kanae fort, „Und die beiden sind auch ein ziemlich gutes Team geworden.“

Masami fing an, an seiner Unterlippe zu pulen.

„Meinst du, ich lerne auch, Katzen zu beschwören, auch, wenn ich ein Uchiha bin und Sharingan bekomme?“

„Natürlich kannst du es lernen, du hast ja auch mein Blut,“ machte Kanae und streichelte wieder seine weichen, schwarzen Haare. „Das wird sich zeigen, wenn du etwas älter bist.“

„Werde ich denn jetzt ein Erbe des Kaneko-Clans oder des Uchiha-Clans?“ wunderte er sich dann verdutzt, und Seiji und Kanae sahen sich an.

„Du heißt Uchiha Masami,“ meinte Seiji dann dumpf, „Damit bist du Teil meines Clans...“ Während er das sagte, blickte er stirnrunzelnd in Richtung Fenster. Masami bemerkte die Veränderung im Gesicht seines Vaters, als sich seine Augen langsam verengten.

„Ist das nicht etwas Gutes, zum Uchiha-Clan zu gehören?“ fragte der Junge langsam nach und beobachtete genau die Reaktion seines Vaters auf diese Frage.
 

Seijis Zucken mit der rechten Augenbraue war fast unmerklich... aber nur fast. Und das Zögern seiner Antwort reichte Masami aus, um den Blick nachdenklich von seinem Vater abzuwenden, bevor der sprach:

„Es kommt ganz auf dich an. Der Uchiha-Clan ist tückisch... das solltest du wissen, bevor du weiter darüber nachdenkst, Masami.“

Masami dachte lieber nicht weiter darüber nach und fing an, mit dem Finger Krümel von seinem Teller zu picken.
 

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Um mal das Desaster des Kaneko-Clans anzusprechen^^ armer Kojiro XD *ihn pat* aber Kanae übt ja mit ihm ^_^ Und diese ganze Shinto-Götter-Story da (die ich stark gekürzt habe; ich habe mir die Infos teils von Wikipedia, teils aus dem japanischen Märchenbuch das wir haben geholt uû boah war das anstrengend _ _') hat auch ihren Sinn gehabt uû auch wenns nicht so aussieht XD Und der komische Eisen-im-Boden-Fall da wird noch wichtiger als es momentan aussieht XD
 

Nächste Woche gibts 2 Kapis ^.^ Weil in kapi 5 nichts passiert XD Ich werde die kapitel-Release-Daten jetzt immer in meinen Weblog schreiben, ab und zu mal reingucken lohnt sich also^^

Uchiha-Clan

Der Uchiha-Clan war einer der besten und anerkanntesten Clans Konohas. Und inzwischen hatte er eine Größe erreicht, die die Bezeichnung Clan wieder verdient hatte – was lange Zeit nicht so gewesen war. Eigentlich nicht mehr seit dem Tag, an dem Uchiha Itachi, Uchiha Sasukes älterer Bruder, den gesamten Clan brutal abgeschlachtet hatte. Sasuke hatte als Einziger das Massaker überlebt und war dann, nachdem Itachi das Dorf verlassen hatte, lange der einzige Uchiha Konohas gewesen. Dann war er der einzige Uchiha der Welt gewesen, als er seinen Bruder aus Rache für den ermordeten Clan getötet hatte.

Sasuke und seine rosahaarige Frau Sakura hatten sechs Kinder bekommen, vier Söhne und zwei Töchter. Der jüngste Sohn, Yuusuke, war leider bereits mit einem Jahr gestorben. Die übrigen Kinder sorgten aber fleißig für den Wiederaufbau des anerkannten Uchiha-Clans, besonders Sanosuke mit seinen fünf Kindern.
 

Nach Itachis Tod war das Desaster noch lange nicht vorbei gewesen im Uchiha-Clan. Vor einigen Jahren hatte der Krieg zwischen Sanosuke und seinem vier Jahre jüngeren Bruder Seiji die Familie beinahe zerstört – und ja, es war mehr ein Krieg gewesen als ein bloßer Streit. Für einen Streit war es zu heftig gewesen, und viel zu brutal.
 

Sanosuke hatte Seiji schon immer für sein angeborenes, übernatürliches Talent beneidet. Sanosuke selbst war zwar auch beachtlich früh Genin geworden, aber Seiji hatte ihn immer wieder übertroffen, und das nicht mal absichtlich – was den Älteren nur noch wütender gemacht hatte. Es war so weit gekommen, dass Sanosuke versucht hatte, Seiji umzubringen... und es war noch schlimmer gekommen, als er beschlossen hatte, es seiner Familie heimzuzahlen und sich die mächtigste Waffe des Clans anzueignen; die Waffe, die noch mächtiger war als bloße Sharingan.

Mangekyou Sharingan.

Aber die Waffe hatte einen hohen Preis. Wer einen Blutsverwandten, einen vom Blut des Uchiha-Clans, tötete, erlangte dafür die Mangekyou Sharingan.

Itachi hatte sie gehabt, weil er einen Verwandten namens Shisui getötet hatte.

Sasuke hatte sie, weil er Itachi getötet hatte.

Und Sanosuke hatte sie, weil er seinen Bruder Yuusuke ermordet hatte.

Nach Yuusukes Tod hatte Sanosuke Konoha verlassen. Haruka war ihm gefolgt, und sie hatten einige Jahre in der Nähe von Kirigakure verbracht, wo Haruka ihren Sohn Yusaku geboren hatte. Und während die beiden in Kiri waren, drohte der Rest der Familie zu Hause an dem kaputtzugehen, was Sanosuke getan hatte.

Sakura war ein psychisches Wrack gewesen.

Seiji hatte sich die Arme aufgeschnitten und ernsthaft daran gedacht, sich umzubringen.

Und dann war der Tag gekommen, an dem sie erfahren hatten, dass Sanosuke in Kiri war. Der Tag, an dem Seiji beschlossen hatte, seinen Bruder für das zu töten, was er getan hatte. Aber er hatte es schlimmer gemacht als geplant, als er statt Sanosuke zunächst den kleinen Yusaku, den Sohn seines Bruders, vor den Augen von dessen Mutter zerstückelt hatte.

Damit hatte auch er die Mangekyou Sharingan bekommen.
 

Die grauenhaften Ereignisse lagen jetzt Jahre zurück und dennoch saßen sie immer noch allen im Genick. Sie waren Teil der blutigen Geschichte des Uchiha-Clans.

Sanosuke und Haruka waren nach Konoha zurückgekehrt und es hatte sich wenigstens oberflächlich alles wieder eingerenkt. Yashiru war geboren worden, kurz danach auch Namie. Sanosuke und Seiji bemühten sich beide um eine natürliche, brüderliche Beziehung ohne Streit, was ihnen erstaunlich gut gelang bisher. Aber so wie früher würde es nie wieder werden, das wussten sie alle. Und jetzt hatten beide Brüder ihre eigenen Familien, die sie versorgten und beschützten. Sie arbeiteten sogar zusammen bei der Polizei.

Haruka hatte nicht mehr viel Zeit für ihre Ninja-Karriere. Es kam nur selten vor, dass sie Missionen ausführte, da sie Mutter war und die meiste Zeit mit ihren fünf Kindern verbrachte. Kanae hatte die Idee gehabt, als Lehrerin in der Akademie zu arbeiten; aber das wollte sie erst in Angriff nehmen, sobald Naoya im Kindergartenalter war und sie nicht mehr rund um die Uhr zu Hause sein musste.
 

Sasukes und Sakuras drittes Kind, Chidori, war die Einzige, die die Haarfarbe ihrer Mutter geerbt hatte. Sie führte den Uchiha-Clan nicht mehr weiter, weil sie geheiratet hatte und nicht mehr Uchiha hieß. Ihr Mann, Nishiki Uzumaki, war der älteste Sohn des amtierenden sechsten Hokage Naruto und dessen Frau Hinata. Nishiki hatte Byakugan, genau wie Haruka, da seine Mutter Hinata aus dem Hyuuga-Clan stammte. Inzwischen nannte Nishiki, stolze zweiundzwanzig Jahre, sich Nishiki Hyuuga-Uzumaki, da er von seinem Großvater Hiashi Hyuuga zum zukünftigen Oberhaupt des Hyuuga-Clans ernannt worden war, was alle überrascht hatte, besonders Naruto. Der alte Hiashi Hyuuga hatte Naruto nie gemocht. Aber Hinata war seine älteste Tochter und die rechtmäßige Erbin des Clans. Da sie eine Frau war, konnte sie nicht Oberhaupt werden – zumindest nicht in dem sehr konservativen Hyuuga-Clan – und da Nishiki der älteste männliche Nachkomme der Haupthauses der Hyuugas war, war es rechtmäßig sein Posten, Oberhaupt zu werden, obwohl er blond war und eigentlich Uzumaki hieß. Hiashi Hyuuga hatte letztlich keine andere Wahl gehabt als Nishiki den Posten zuzusprechen.

So war Chidori jetzt quasi die First Lady des konservativen Hyuuga-Clans. Offiziell war zwar noch Hiashi Hyuuga Oberhaupt, aber er war sehr alt und würde nicht mehr lange leben, das war klar. Deshalb wurde der ziemlich überrumpelte Nishiki bereits als Oberhaupt gehandelt. In diesen Clans ging es immer um Oberhäupter.

Immer.

Chidori Hyuuga-Uzumaki hatte eine Tochter namens Sae, die die Byakugan ihres Vaters und die schräge Haarfarbe ihrer Mutter hatte. Die kleine Sae war jetzt zwei und würde in Kürze noch ein kleines Geschwisterchen bekommen, was man dem kugelrunden Bauch ihrer Mutter deutlich ansah.

Was man Chidori noch ansah war, dass sie in der Ehe definitiv die Hosen anhatte. Man munkelte schon, Nishiki wäre nur das Vorzeige-Oberhaupt und in Wahrheit wäre es Chidori, die die Fäden im Hyuuga-Clan zöge. Welch Skandal, eine Uchiha als Oberhaupt des Hyuuga-Clans! Wo die beiden Clans doch immer eher rivalisiert hatten!
 

Das nächste Kind der Uchihas war Satoya, der insgesamt Zweitjüngste mit ganzen neunzehn Jahren. Satoya hatte genau wie sein ältester Bruder schwarze Haare und Augen, war aber im Gegensatz zu seinem Bruder nicht bei der Polizei, sondern bei der Anbu als Heiler tätig. Er hatte von allen Uchiha-Kindern am meisten von den Heilkünsten seiner Mutter Sakura gelernt und war schon in jungem Alter ein richtiges Heil-Genie gewesen. Er war auch nicht nur bei der Anbu, sondern auch mal im Krankenhaus oder wo anders als Arzt tätig. In den ganzen Popeldörfern des Feuerreiches hatte er als Heiler einen so großen Batzen Geld verdient, dass er sich ein Haus fast so groß wie das von Sanosuke leisten konnte, obwohl er nicht mal zwanzig war.

Satoya war nicht nur früh Heiler geworden, sondern auch früh Vater. Ja, er war Vater. Und zwar dreifacher, damit hatte er alle seine Geschwister getoppt, von denen hatte niemand mit neunzehn Jahren drei Kinder gehabt. Drillinge, drei Jungs, die gerade ihren zweiten Monat erleben durften. Ihre Namen waren Takuma, Yunosuke und Junya. Soviel zum Babyboom in Konoha.

Mit der Geschichte hatte Satoya seine Eltern ziemlich aus dem Socken gerissen. Weil er sonst immer eher der ruhige und zurückhaltende Typ gewesen war, waren alle um so verblüffter gewesen, als er plötzlich eine Freundin angeschleppt hatte, sie kaum drei Monate später geheiratet und dann plötzlich geschwängert hatte. Satoyas Frau Moe war zur Abwechslung mal kein Ninja und war es auch nie gewesen. Aber sie war eine treue Seele die immerzu lächelte. Im Gegensatz zu Satoya, der seit einigen Monaten etwas finster wirkte.
 

Das jüngste lebende Kind von Sasuke war Shiemi, gerade eben sechzehn geworden; und dennoch hatte sie bereits eine beeindruckende Karriere hinter sich. Sie war bereits mit neun Genin, mit zwölf Chuunin und mit vierzehn Jounin geworden; dann war sie der Anbu beigetreten, nebenbei hatte auch sie Medizin-jutsus von ihrer Mutter gelernt, hatte einige Zeit auch als Medic-Nin in der Anbu gearbeitet und war mittlerweile genau wie ihre ältesten Brüder bei der Polizei, wo sie als Pathologin fungierte.

Shiemi hatte schwarze Haare und schwarze Augen wie die Hälfte des Clans. Und Sasuke erinnerte sie jeden Tag, den er sie sah (sie wohnte als einzige noch zu Hause bei ihren Eltern), mehr an seine jetzt verstorbene Nichte Yu. Aber da die Cousine Yu so etwas wie Shiemis Idol war, war das kein Wunder. Und Shiemi würde eine gute zweite Yu abgeben, da waren die Uchihas sich einig.

Natürlich hatte Shiemi mit sechzehn keine Kinder; aber sie hatte einen Freund namens Yamazaki Kuma. Und zufälligerweise stammte Kuma aus demselben Clan wie die Mutter der Cousine Yu. Sasuke war einmal beeindruckt von Shiemis Kombinationsgabe gewesen – da der Yamazaki-Clan eine sehr seltene, eigenartige Augenkunst beherrschte, die sie das dritte Auge nannten, würde das in Kombination mit Shiemis Sharingan interessante Kinder hervorbringen. Genau wie Yu, deren Vater niemand geringeres als Uchiha Itachi gewesen war. Jetzt mussten sie nur noch hoffen, dass Kuma und Shiemi auch in Zukunft zusammenblieben.
 

––
 

Sasuke stand vor der Terrassentür und starrte hinaus, ohne wirklich zu wissen, wohin er eigentlich starrte.

Was regte er sich künstlich auf...? Es war nur ein dummer Traum gewesen vor ein paar Tagen.

Ja, vielleicht... aber der schlimmste Traum, der mir passieren kann.

Er verengte langsam die Augen zu schmalen Schlitzen und ließ seine obsidianschwarzen Augen über den kalten, feuchten Garten schweifen. Hinter ihm das Geräusch, wie Sakura Geschirr spülte.
 

„Die Finsternis wird dich immer wieder einholen. Egal, wie schnell du rennst.“
 

Nein... das hatte sie schon einmal geschafft. Sasukes Miene verdüsterte sich, als er an die furchtbaren Dinge dachte, sie während der inzwischen länger vergangenen Jahre geschehen waren. An diesen ewigen Hass zwischen seinen beiden Söhnen... durch den ein weiterer seiner Söhne und ein Enkelsohn den Tod gefunden hatten.

Und wofür?

Um der Finsternis zu entkommen... die einen wieder einholen würde, wenn der Traum recht hatte?
 

Argh... was ist los mit mir? Träume denken nicht, verdammt.

Nein... es war alles gut. Der Streit war vorbei, die Familie war groß und gesund. Er musste unter Paranoia leiden, das war alles. Die Finsternis war verschwunden... schon lange. Und selbst, wenn sie aus einem ihm unerfindlichen Grund doch zurückkehren sollte in seinen Clan – würden sie sie wieder verjagen, wie sie es schon öfter geschafft hatten. Und vielleicht ging es nächstes Mal sogar ohne Opfer.
 

Vielleicht war das Familienessen am Sonntag ganz gut angelegt. Er würde merken, wenn irgendwelche Spannungen in der Familie bestehen würden, sobald alle zusammen am Tisch saßen. Vor allem auf Sanosuke und Seiji würde er immer ein Auge haben.

Als sich eine Hand auf seine Schulter legte, fuhr Sasuke zu Tode erschrocken herum und blickte direkt in das hübsche Gesicht seiner Frau.

„Gott verdammter... Sakura!“ fluchte er ungehalten, „Du hast mich zu Tode erschreckt!“

„Du grübelst über irgendetwas,“ sagte sie, ohne auf das Vorherige einzugehen, und er sah sie knapp an. „Stimmt was nicht, Sasuke-kun?“

„Hnn, alles in Ordnung!“ schnarrte er, „Mir geht’s gut. Keine Sorge.“

Sie sah ihn schweigend an und verharrte mit ihren grünen Augen auf seinem angespannten Gesicht. Sie kannte diesen Ausdruck... diese Sorge darin.

Sie kannte das zu gut, um beruhigt zu sein.

„Du hast wieder... irgendwelche Träume, nicht wahr? So wie früher?“
 

Er starrte sie an.

Wieso konnte diese komische Frau Gedanken lesen? Sie hatte weder Byakugan noch irgendwelche anderen Augenkünste.

Aber sie war seine Frau...

Er brummte.

„Ich habe keine Träume, Sakura. Wovon sprichst du?“ Er ging an ihr vorbei in Richtung Stube, ihr den Rücken kehrend. „Ich hab mich bloß gefragt, ob die ganze Mischpoke an diesen viel zu kleinen Esstisch passen wird!“

Sakura sah ihm stirnrunzelnd nach, bevor sie seufzte.

„Ich hab immer gemerkt, wenn du lügst, Sasuke-kun... das konntest du mir gegenüber nie gut.“

Er blieb stehen. Dann drehte er den Kopf zu ihr, um sie wieder anzusehen. Sie kam zu ihm und blieb vor ihm stehen, bis sie sich wieder ins Gesicht sahen.

„Es war nur ein dämlicher Traum. Kein Grund, sich Sorgen zu machen.“

„Du machst dir offenbar welche...“ widersprach sie und hob die Hand, um über seine Brust zu streicheln.

„Nein, ich... frage mich bloß, wieso immer ich der Idiot bin, der komische Träume bekommt und nichts damit anzufangen weiß...“
 

––
 

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So, Kapi 5. Ich weiß, nichts ist passiert, aber deshalb kriegt ihr Kapi 6 auch schon am Mittwoch/Donnerstag ^.^ Ich hatte Donnerstag geplant, aber vllt stell ichs doch Mittwoch hoch, weil in diesem Kapi hier echt garnichts passiert... aber als Einleitung für Kapi 6 war es zu lang... weil kapi 6 an sich schon relativ lang ist... uû also verzeiht mir. und ab Kapi 6 geht die Story auch los!^^

Der Fehler

Der Sonntag kam.

Sakura veranstaltete viermal im Jahr das große Familienessen, zu dem der ganze Clan erschien, selbst die ausgeheirateten wie Chidori. Einmal im Frühjahr, dann im Sommer, im Herbst und zu Weihnachten. Sakura war der Meinung, man solle den Clan zusammenhalten, damit sich auch alle wie eine große Familie fühlten – und im Zweifel auch zusammenhalten würden. Sasuke hatte zwar keinen Bock auf große Feiern, aber das Zusammenbinden des Clans schien ihm eine gute Idee zu sein.

Shiemi wohnte bei ihren Eltern und war natürlich schon da, so konnte sie ihrer Mutter beim Aufräumen, Tischdecken und Kochen helfen. Wobei nicht viel gekocht wurde, sie würden Sukiyaki machen, das kochte man am Tisch.
 

Erstaunlicherweise waren Sanosuke und seine Familie nicht die Letzten, die kamen, darüber wunderte er sich sogar selbst.

„Was denn, was denn?!“ machte er, während seine Töchter im Flur laut durch die Gegend brabbelnd ihre Schuhe und Jacken auszogen und der kleine Kansuke sich fremdelnd an Papas Bein krallte, „Wir sind nicht die Letzten? Ist ja komisch!“

„Na ja,“ machte Sakura, die in den Flur gekommen war, „Ihr habt es ja auch nicht soo weit, oder? Nishiki und Chidori fehlen noch. Alle anderen sind schon da, kommt doch rein! Hallo Haruka!“

„Hi,“ machte Haruka, die den wütend plärrenden Souya aus seinem Schneeanzug wickelte – ja, er trug im Herbst einen Schneeanzug, damit er sich bloß nicht erkältete.

„Boah, sind hier aber viele Schuhe!“ stellte Mikoto erstaunt fest, „Meine sind bestimmt die Kleinsten!“

„Nein, Kansuke hat die kleinsten,“ entgegnete Namie grinsend, die ihr Brüderchen hinter Sanosuke hervorzog, „Komm, Kleiner! Hab doch keine Angst, sind doch nur Oma und Opa!“ Kansuke ließ sich gehorsam von seiner Schwester die Schühchen ausziehen.

In der Stube war großes Tohuwabohu. Die Kinder tobten jetzt auf den Sofas herum und rannten durch die Gegend; Yashiru und Namie fingen sofort an, über der Sofalehne Hockwende zu machen.

„Ich komm da fast... ohne Hände rüber!“ machte Yashiru grinsend, „Das ist fast wie fliegen!“

„Hey!“ mischte Sasuke sich entsetzt ein, „Yashiru, Namie, hier wird nicht getobt! Toben könnt ihr draußen!“ Er saß bereits am Tisch und beobachtete skeptisch das muntere Treiben.

„Jetzt warten wir eigentlich nur noch darauf, dass Nee-san kommt,“ sagte Shiemi, „Wollt ihr was zu trinken haben? Papa, Nii-san, Haruka?“

„Boah, wir machen Sukiyaki?“ machte Sanosuke als Antwort, „Wusste ich gar nicht!“

„Du hörst nie zu,“ tadelte Seiji seinen Bruder dumpf, der auf der anderen Seite des Tisches saß mit einem Sakebecher in der Hand, aus dem er trank. Sanosuke maulte.

„Du bist so ungerecht... das ist gar nicht wahr.“

„Setzt euch endlich alle hin, ihr macht mich kirre, wenn ihr hier rumsteht!“ machte Shiemi und schob Sanosuke an den Tisch. Er setzte sich hin und kicherte.

„Sehr wohl, gnädige Hausfrau...“

„Hausfrau?!“ schnappte sie beleidigt, und es folgte allgemeines Gelächter. Selbst Sasuke musste grinsen, während sich jetzt auch die Kinder an den Tisch lümmelten, den Sakura extra für sie gedeckt hatte. Sie hatte von oben einen niedrigeren Holztisch geholt, den sie zum Kindertisch gemacht hatten, an dem saßen dann Yashiru, Namie, Mikoto und Masami. Auf dem Fußboden neben der Couch lag die große Spieldecke, auf der schon Sanosuke als Baby gelegen hatte; jetzt lagen der kleine Naoya, Souya und zwei von Satoyas Drillingen darauf. Der dritte Drilling schlief im Raum um die Ecke in seinem Körbchen.

Kansuke saß auf dem Schoß seines Vaters am Erwachsenentisch, wie Yashiru es nannte, dem normalen Esstisch, den Sakura mit Shiemis Hilfe etwas ausgezogen hatte, sodass er länger war als sonst.

„Kriegst ´n bisschen was von uns ab, Spatzi,“ sagte Sanosuke zu seinem Söhnchen und wuschelte durch seine pechschwarzen Haare. „Haben wir eigentlich die Teeflasche mitgenommen, Haruka?“

„Ja, ich habe sie mitgenommen,“ seufzte seine Frau und kramte aus ihrer Tasche eine kleine Nuckelflasche hervor, die mit Tee gefüllt war. Kansuke streckte hicksend die Hände danach aus und Sanosuke gab ihm die Flasche, aus der der Kleine gierig zu trinken begann.

Kanae strahlte.

„Aaaw,“ machte sie in Sanosukes Richtung, „Kansuke ist so ein Süßer... diese niedlichen kleinen Byakugan, total süß!“

„Noch ist er süß!“ grinste Haruka, „Der wird ein gefürchteter Ninja, wenn er groß ist, ey!“

„Fast so furchteinflößend wie Satoya,“ feixte Shiemi, und Satoya verengte die schwarzen Augen zu beleidigten Schlitzen.

„Hör auf, mich zu verarschen! – Gib den Sake rüber, Shiemi.“

Es klingelte an der Haustür.

„Tante Chidori kommt!“ grölten die Mädchen sofort, sprangen auf und rannten gemeinsam zur Haustür, Masami folgte ihnen etwas gesitteter gemeinsam mit seiner Großmutter.

„Du liebe Zeit!“ stöhnte Tante Chidori, die vor der Tür stand, „Ja, ja, ich weiß, wir sind die Letzten. Ich wurde nur aufgehalten, ja? Erst hat Hiashi mich vollgelabert, dann hat Hanabi mich vollgelabert, auf dem Weg hierher hat meine Tochter mich vollgelabert... – Nishiki?! Wo bleibt ihr Trantüten bitte?!“

„Entschuldige... ich bin... leider keine Dampflok...!“ jammerte Nishiki, während die beiden ins Haus kamen. Die kleinen Mädchen von Sanosuke kicherten über die lustige Ankunft. Nishiki trug ein kleines, rosahaariges Mädchen mit Byakugan auf dem Arm, seine Tochter Sae.

„Teine Tanflot!“ ahmte Sae ihren Vater nach. Sie konnte irgendwie kein K sprechen und sagte statt dessen immer T.

„Onkel Nishiki ist eine Dampflok, hahaha...!“ grölte Yashiru begeistert, und die Mädchen lachten laut. Sae lachte blöd mit, obwohl sie keine Ahnung hatte, was so komisch war. Chidori beugte sich grinsend zu ihren drei Nichten herunter.

„Na, ihr Helden in Strumpfhosen?! Was geht ab, alles klar bei euch, Yashiru, Namie, Mikoto?“

„Helden in Strumpfhosen?!“ lachte Yashiru weiter und bekam langsam Bauchweh vom Lachen. Vor allem sie und Namie trugen fast immer Strumpfhosen, das war wahr. Und drinnen im Haus trugen sie meistens unten herum nur die Strumpfhosen ohne Hosen oder Röcke darüber. Es war bequemer und sie waren beweglicher dadurch.

„Jaah,“ machte Mikoto erfreut, „Alles klar, Tante Chidori!“

„Und wie geht es dir, Oba-sama?“ fragte Masami fröhlich zurück. Chidori tätschelte ihm auch den Kopf, während sie ihre Jacke auszog und ihr Mann solange das Töchterchen Sae auszog.

„Alles roger! Gott, Masami, dich sehe ich so selten, du bist ja jedes Mal wieder ´nen halben Kopf größer, wenn ich dich sehe!“ Masami lächelte glücklich vor sich hin.

„Ich glaube, das ist übertrieben, Oba-sama!“

„Sag Chidori zu mir und lass das sama, du Freak...“ machte seine Tante und schüttelte lachend den Kopf.

„Aber Tou-sama sagt, du bist die Frau des Hyuuga-Oberhauptes, also sowas wie die Chefin da. Also ein sama!“

„Hahaha!“ lachte Chidori amüsiert und rief dann in die Stube: „SEIJI?! Dein Sohn macht mir gerade Angst, okay?!“
 

––
 

Das Essen war gut, die Stimmung auch. Sasuke bemerkte höchst zufrieden, dass alle wie immer waren und keiner irgendwie komisch wirkte. Wie immer saßen Seiji und Sanosuke und Haruka so weit voneinander entfernt wie möglich, Haruka und Seiji auf derselben Tischseite, damit sie sich nicht mal sehen konnten, es sei denn, sie würden sich vorbeugen, was sie aber nicht taten, weil sie sich ja nicht sehen wollten. Seiji weniger, weil er Haruka nicht mochte, sonder mehr deshalb, weil er es einfach nicht konnte. Er konnte sie nicht ansehen, das würde er nie wieder können, da war er sich recht sicher.

Nicht nostalgisch werden.
 

Da Sukiyaki am Tisch gekocht wurde und die Kinder an einem anderen Tisch saßen, stand regelmäßig einer auf, um den Kindern etwas fertiges zu bringen, oder die Kinder kamen von selbst und nervten so lange, bis sie etwas abbekamen. Die vielen Babys beschäftigten sich auf der Spieldecke, auf der auch Kansuke bald saß, der nicht viel aß und schnell satt war. Und jetzt krempelte er Satoyas beiden Söhnen die Hosenbeine und Ärmel hoch und wickelte irgendwelche Stofftücher um die Beinchen und Ärmchen, sodass die beiden irgendwann aussahen wie das Michelin-Männchen. Takuma und Yunosuke ließen sich das vor sich hindösend gefallen und wackelten nur ab und zu mit den Beinen, worauf die Tücher abfielen und Kansuke sie in größter Sorgfalt wieder anmontierte. Naoya hatte irgendwann angefangen, auf dem Bauch quer durch das ganze Erdgeschoss zu robben, dabei kaute und lutschte er an einem Beißring, den er auf der Spieldecke gefunden hatte und der eigentlich Souya gehörte. Souya war ihm hinterhergerobbt, war aber unter dem Kindertisch kleben geblieben, wo er jetzt lag, vor sich hindöste und ab und zu aus Versehen von seinen Schwestern getreten wurde.

„Wenn Naoya so weitermacht, braucht Mama hier nicht mehr zu wischen,“ stellte Satoya irgendwann fest und verfolgte mit den dunklen Augen seinen Neffen, der gerade um seine Beine gerobbt war und dazu fröhlich quakte.

„Ja, geile Idee,“ machte Chidori mit vollem Mund, „Binden wir ihm einen Feudel um und er wischt den Flur, Mama!“

„Untersteht euch,“ sagte Seiji bedröppelt, „Da kriegt er ja ´nen Feudel-Trauma!“

„Und vor allem einen nassen Bauch,“ addierte Sakura, und Chidori lachte lauthals los.

„Aber wäre sicher ein witziges Bild für das Familienalbum! – Gibt’s das überhaupt noch oder hat Satoya das verbrannt, weil da irgendwo diese Pornobilder von dir drin sind...?!“

„PORNOBILDER?!“ empörte sich Seiji und wurde weiß, und Satoya verschluckte sich und trat unter dem Tisch nach seiner großen Schwester, während er hustete und hustete und langsam rot – oder blau? – anlief.

„Da war ich... zwei, verdammt... ... das sind doch... keine... Pornobilder!“

„Ey, du hast doch deswegen immer so ein Affentheater gemacht!“ grinste Chidori, die es wirklich liebte, peinliche Familiengeschichten wieder auszubuddeln. Sie wandte sich an ihren Nebenmann, Shiemis Freund Kuma Yamazaki: „Wenn du je meine Schwester heiraten willst, musst du mit uns klarkommen, wir sind gestört, Kuma-kun! – Kuma-kun? – Shiemi? Nennst du ihn echt so? Das klingt voll gay.“

„Chidori, bitte...“ stöhnte Nishiki leicht überfordert, während Kuma nur verstohlen grinste und ihr tatsächlich interessiert zuhörte.

„Würde mich nicht wundern, wenn der alte Hiashi bei diesem Lärmpegel in seinem Anwesen demnächst den Löffel abgibt...“ murmelte Sasuke gedämpft in Sanosukes Richtung, der krampfhaft versuchte, nicht laut zu lachen – immerhin war Hiashi Hyuuga Harukas Großonkel. Obwohl sie nie eine große Zuneigung ihm gegenüber verspürt hatte, immerhin war sie die Tochter des Nebenhauses. Wie uncool.

„Pass auf, dann feiern sie alle Party bei den Hyuugas,“ scherzte Sanosuke dann zurück, und Vater und Sohn glucksten verstohlen vor sich hin wie lästernde Teenager.

„Ohh, Seiji!“ stöhnte Satoya dann plötzlich, worauf ihn alle ansahen und sich wunderten, dass er die Knie hochzog, „Nimm mal bitte deinen Sprössling unter’m Tisch weg, ich wäre eben beinahe auf ihn getreten! – He... Naoya, was soll das, hör auf, an meinem Schnürsenkel zu... na geil.“

„Entschuldige bitte...“ machte Seiji verlegen, bückte sich unter den Tisch und hob seinen Sohn auf, der darüber höchst verärgert schien, als sein Vater ihn zurück zu den anderen Babys auf die Decke setzte. Dann hockte er sich neben Masami an den Tisch: „Masami, tust du mir einen riesigen Gefallen? Pass bitte etwas auf, dass dein Brüderchen nicht so weit wegkrabbelt, erst recht nicht unter den Tisch. Machst du das, Schatz?“

„Ja, Tou-sama,“ sagte Masami artig und strahlte fröhlich wie eine kleine Sonne durch die Gegend. Seiji musste bei seinem Gesicht lächeln, küsste ihn sanft auf den kleinen Kopf und kehrte zurück zum Tisch.

„Du bist großartig, vielen Dank! – Wollt ihr noch was haben vom Tisch, Mädchen, Masami?“

„Ich will Brause!“ grölte Yashiru vorlaut.

Bitte!“ mahnte Sakura ihre Enkelin empört.

„Ja, ey. Bitte.“

„...“ Sakura sagte nichts dazu und warf Sanosuke nur einen tadelnden Du-erziehst-deine-Kinder-aber-gut!-Blick zu. Sanosuke schien sie entweder zu ignorieren oder nicht zu bemerken.

„Noch was?“ fragte Seiji und zog eine Braue hoch, als die Kinder ihn eine Weile unschlüssig ansahen.

„Darf ich... noch ein Stück Fleisch haben, bitte, Onkel Seiji?“ meldete sich dann die kleine Mikoto und hielt ihm ihren Teller hin.

„Na,“ machte er und nahm den Teller, „Du bist ja viel artiger als Yashiru!“

„Das hat ihr sicher Masami-kun beigebracht,“ sagte Yashiru grinsend, die kein Problem damit hatte, unartig zu sein. Immerhin wurde sie von ihrem Vater gelobt, wenn sie Wichser sagte...
 

Chidori sorgte weiterhin fröhlich für Smalltalk.

„Und? Wie ist sonst so das werte Befinden, ihr Usuratonkachis?“

„Ist deine Schwester... eigentlich immer so drauf, Satoya?“ fragte Satoyas Frau Moe ihn verhalten, und er stöhnte nur laut.

„Chidori ist immer so... aber jetzt ist sie schwanger, da ist sie noch schlimmer.“ Alle lachten und Chidori tätschelte ebenfalls lachend ihren runden Babybauch.

„Dauert nicht mehr lange!“ versprach sie, „Danach bin ich wieder nur halb so scheiße im Kopf wie jetzt, ehrlich, mann.“

„Ich kriege von deinem Gebrabbel Migräne, Nee-san,“ grummelte Satoya missgelaunt, und Shiemi, die neben ihm saß, tätschelte grinsend seine Schulter.

„Na, du bist doch hier der Chefarzt, kannst du dich nicht selbst heilen?“ Chidori feixte.

„Shiemi-chan, hast du schon mal ein Medikament gegen schlechte Laune gesehen?“

„Schokolade,“ sagte Kuma Yamazaki wichtig nickend, „Das hilft immer.“

„Na geil, er lässt sich auch noch auf Chidoris Gelaber ein!“ sagte Haruka grinsend zu ihrem Mann, der ihr gegenüber saß, „Shiemis Freund passt gut in die Familie, er ist ja ein genauso komischer Vogel wie der Rest hier!“

„Ich hasse Vögel,“ wagte Seiji zu bemerken, aber außer Kanae und Sakura, die unmittelbar in seiner Nähe saßen, bekam es keiner mit. Das hatte natürlich nichts mit Kuma zu tun... nur mit der furchtbaren Attacke, die genau wie seine Schwester hieß... Chidori.

Tausend Vögel.
 

––
 

Nach dem Essen halfen Shiemi und Kanae Sakura beim Abräumen.

Haruka legte den armen Souya schlafen, der immer noch unter dem Kindertisch lag. Masami hatte gut auf Naoya aufgepasst, er war nicht mehr durch die Gegend gerobbt, nur einmal zu seinem Bruder hin, wo er dann geblieben war. Auch, wenn sie Seiji nicht mochte, Haruka musste sich eingestehen, dass Masami und Naoya total süß zusammen waren.

„Mama? Gibt’s noch Eis?“ fragte Namie ihre Mutter, die gerade Souya aufhob, und Haruka grinste die Kinder an. Naoya patschte mit dem Händchen auf Masamis Bein herum.

„Na, das müsst ihr Oma fragen! – Kansuke! Komm her, wir gehen ein bisschen raus!“ Kansuke kam zu seiner Mutter gedackelt und ließ die verpennten Drillinge in Tücher eingewickelt auf den Decken liegen wie zwei tote Fische.

„Cool, wir gucken mal, ob‘s Eis gibt!“ rief Namie und sprang synchron mit Yashiru auf, Mikoto tat es ihnen gleich.

„Ich will Schokolade!“ quakte sie, während Masami auch aufstand, „Komm, Masami-kun!“

„Wartet!“ machte Masami auch und rieb sich die brennenden Augen, als die Mädchen voraus zur Küche rannten – als er ihnen folgen wollte, wurde er von seinem Vater festgehalten.

„Wir beide gucken jetzt erst mal mit Onkel Satoya, ob man was gegen deine juckenden Augen machen kann!“
 

--
 

Satoya zog eine Braue hoch und wedelte mit einem Zeigefinger langsam vor Masamis offenen Augen hin und her, während sie in einem fast leeren Zimmer im ersten Stock waren und Masami auf dem Tisch saß, dem einzigen Möbelstück hier drinnen. Früher einmal war das Satoyas Kinderzimmer gewesen. Masami folgte mit den Augen Satoyas Finger.

„Du kannst aber normal sehen, ja?“ kam die Frage. Masami nickte.

„Ja, Oji-sama.“ Satoya wechselte einen Blick mit Seiji.

„Er hat also in die Sonne gesehen?“

„Ja, Kanae hat mir das erzählt. Hat das was damit zu tun?“

„Hmm. Kann ich so nicht sagen – sieh mal da an die Wand, Masami. Siehst du vor deinen Augen irgendwelche... schwarzen Flecken, oder sonst irgendwas, das nicht weggeht, egal, wo du hinsiehst?“

„Nein, Oji-sama.“

„Jucken deine Augen denn immer?“

„Nein, nur, wenn ich sie zumache, und nicht immer, nur ab und zu.“

„Okay... halt jetzt schön still, vielleicht ist das unangenehm. Ich werde jetzt in dein Auge gucken, mal sehen, ob ich was Komisches sehe.“

„M-hm,“ machte Masami und hielt tapfer still, als sein Onkel vorsichtig mit zwei Fingern seine Lider auseinanderzog und direkt in Masamis eisblaues Auge starrte. Unsicher huschte die Pupille hin und her, aber ansonsten rührte sich das Kind nicht. Er war wirklich erstaunlich selbstbeherrscht, musste Satoya sich eingestehen. Jedes andere Kind hätte panisch gekreischt, wenn man ihm versuchte ins Auge zu fassen...

„Gut so, schön still halten,“ lobte er den Kleinen zwischendurch, „Erschreck dich nicht, das sieht jetzt bestimmt gruselig aus.“

„Okay,“ sagte Masami ganz ruhig und gefasst. Seiji, der an der Wand lehnte, beobachtete die Szene stumm, wie sein Bruder so vor dem Kind stand und ihm immer noch ins rechte Auge starrte. Nichts tat sich, keiner der beiden rührte sich.

Was tut Satoya da...?

Aber hey, er war Arzt. Er würde schon wissen, was er mit Masami machte.

Nach einer kurzen Zeit erhob Satoya sich stirnrunzelnd, schenkte Masami einen Blick und wandte sich dann an Seiji. Als seine Lider losgelassen wurden, rieb sich der Kleine die Augen.

„Ich geb dir Augentropfen mit, Nii-chan,“ murmelte Satoya dann, „Bring ich euch nachher rum, ich hab jetzt natürlich nichts dabei, aber zu Hause. Die kannst du ihm jeden Abend geben, das entspannt das vielleicht etwas. Offenbar sind seine Augen einfach nur gereizt, wahrscheinlich wirklich vom Sonne-gucken.“ Er sah zu Masami und hob ihn dann vom Tisch. „Hör mal, du Rabauke, guck nie wieder mit bloßem Auge in die Sonne! Davon kannst du blind werden, dann siehst du gar nichts mehr... das ist doch auch blöd, oder?“

„Ja,“ sagte Masami betreten. „Entschuldigt, Tou-sama, Oji-sama.“

„Schon okay, tu es nur nie wieder,“ riet Satoya ihm lächelnd, „Geh jetzt runter, sonst essen die Mädels das Eis alleine!“ Masami ging.
 

Seiji sah Satoya knapp an.

„Du wirkst verunsichert?“ fragte er seinen kleinen Bruder skeptisch, „Was ist?“

„Ich weiß nicht genau... macht er schon viele Jutsus und sowas?“

„Na ja, er macht die Grundlagen, Bunshin, Kawarimi und so, und er kann das Gokakyuu no jutsu ziemlich gut für sein Alter... warum fragst du?“

„Kann sein, dass ich mir das eingebildet habe,“ murmelte Satoya, „Ich dachte kurz, ich hätte... Chakra hinter seinen Augen wahrgenommen. Aber vermutlich war’s bloß ´ne Zuckung und so... ich meine, er ist drei. Kein Mensch hat jemals mit drei eine Augenkunst ausführen können. Nicht mal bei den Hyuugas kann man mit drei das Byakugan wirklich benutzen, obwohl sie die Augen an sich von Geburt an haben.“

„Wie jetzt, Augenkunst?“ fragte Seiji baff, „Du willst mir erzählen, mein drei Jahre alter Sohn hat Sharingan?!“

„Natürlich nicht,“ machte Satoya, „Wenn er fünf Jahre älter wäre, würde ich sagen, vielleicht versucht sein Körper gerade, die Sharingan auszubilden, und tut es ohne Masamis Bewusstsein. Aber er ist drei, das... ist schlichtweg unmöglich. – Überzeugende optische Täuschung nenne ich das... ich kann ihn ja morgen mal mit ins Krankenhaus nehmen und genauer nachsehen, wenn dich das beruhigt.“

„Schauen wir mal, was deine Tropfen bewirken,“ meinte Seiji langsam, während sie beide den Raum verließen. „Ich meine... mit drei hat doch kein Mensch jemals Sharingan gehabt, oder?“

„Nein, nicht dass ich wüsste,“ sagte Satoya, „Und ich habe die gesamte Clangeschichte studiert, ich weiß, wovon ich rede. Seiji, es wird nicht das sein. Das ist einfach Humbug und rein anatomisch nicht möglich.“

„Okay... okay.“ Seiji blieb stehen und raufte sich nervös die Haare, „Nehmen wir mal an, durch eine komische Anormalität und extrem komische, einmalige Umstände... bekommt er demnächst wirklich Sharingan. Nur mal angenommen. Was... was würde das für ihn bedeuten? Ich meine... das kann doch nicht gesund sein...?“

„Für die Augen? Mit Sicherheit nicht, Sharingan strapaziert, und ich rede von dem normal sterblichen Sharingan, nicht dem anderen. Sterben würde er nicht daran, aber die Augen würden das vermutlich nicht gutheißen. – Ansonsten würde ich sagen es würde bedeuten, dass er das allerkrasseste Genie ist, das jemals hier in Konoha geboren worden ist.“
 

––
 

Nachdem direkt nach dem Essen alles etwas aufgelöst gewesen war, weil die Hälfte in der Küche aufgeräumt, den Kindern Eis gegeben oder sonst etwas gemacht und die andere Hälfte anderweitig durchs Haus gewuselt war, fanden sich nach und nach die meisten wieder am Tisch ein. Sakura brachte Tee, während Shiemi und Haruka Tassen verteilten. Die Kinder saßen zufrieden mit ihren Eisschüsseln an ihrem Kindertisch und redeten lautstark darüber, ob Vanille oder Schokolade besser schmeckte.

„Ich will auch Eis!“ plärrte die kleine Sae grantig, die auf dem Schoß ihres Vaters am Tisch hockte, und Nishiki drehte seufzend den Kopf in Richtung Küche.

„Sakura? Hast du vielleicht ein kleines bisschen Vanilleeis für Sae?“

„Ich will viel Eis, Papa!“ schrie die Kleine entrüstet, und Satoya, der den beiden fast gegenüber saß, schnaubte:

„Hey, das heißt ich möchte bitte, okay?“

„ICH WILL VIEL EIS!!“ grölte Sae trotzig nur noch lauter, und Satoya fasste nach seinem Kopf.

„Meine Migräne...“ Seine grünhaarige Frau tätschelte ihm kichernd die Schulter.

„Ist ja gut,“ sagte Sakura, stellte die Teekanne auf den Tisch und beugte sich zu ihrer rosahaarigen Enkelin herunter, „Sae, sag Ich möchte bitte Eis. Dann gebe ich dir auch etwas!“

„Du hast Oma gehört,“ sagte Nishiki zu der Kleinen. Sae schob die Unterlippe so weit vor, wie es möglich war, und stierte ihren Vater und ihre Großmutter derartig beleidigt aus ihren Byakugan an, dass Sakura beinahe nachgegeben hätte – aber hey, Erziehung war wichtig!

Nishiki half mit.

„Sae, nein! So nicht. Dann kriegst du eben kein Eis, schade.“ Sae fing an zu kreischen und zu heulen und trommelte wütend mit den kleinen Fäusten auf seiner Brust herum.

„ICH WILL EIS, ICH WILL EIS!!“ kreischte sie außer sich und heulte immer lauter, bis Nishiki aufstand und zur Tür ging.

„Ne, vergiss es. Ich glaube, du bist müde, wir bringen dich mal lieber ins Reisebettchen, das wir mitgenommen haben...“

„NEEEIIN, ICH WILL EIIIS!!“ kreischte sie und versuchte mit aller Kraft strampelnd, sich aus seinem Griff zu befreien, dabei kreischte, heulte und grölte sie wie eine Wahnsinnige. Nishiki stöhnte nur und verließ mit dem plärrenden Kind den Raum.

„Oh mann,“ machte Sanosuke und rieb sich die Stirn, „Von dem Gezeter kriegt man ja Tinitus...“

„Die großen Kinder sind auch schon ganz verschreckt,“ sagte Shiemis Freund Kuma ratlos und sah zu den vier Kindern am Tisch, die mit weit aufgerissenen Augen zur Tür starrten, durch die das Ungeheuer und Nishiki verschwunden waren.

Sae war wirklich ein kleines Ungeheuer.

„Chidori, ihr müsst dringend an eurer Erziehung arbeiten,“ machte Sasuke auch und tat, als wäre er der Fachmann. Haruka lachte darüber.

„Kann ja nicht jeder so brave Kinder haben wie Kanae und ihr Mann!“ Kanae lächelte nur, während Sasuke kurz eine Braue hob, weil sie immer noch vermied, Seijis Namen auszusprechen.

Kuma war das dummerweise auch aufgefallen... und Sanosuke wäre es in dem Moment lieber gewesen, Haruka hätte einmal Seijis Namen gesagt.

„Wieso sagst du nicht einfach Kanae und Seiji?“

Stille.

Shiemi warf ihrem Freund einen entsetzten Was-hast-du-getan?!-Blick zu, den er konfus erwiderte. Sasuke weitete für einen Moment die Augen und stellte zu seinem Entsetzen fest, dass die vier Kinder jetzt nicht mehr die Tür, sondern den Tisch ansahen.

Ja... das werden die sich jetzt auch fragen.

Sanosuke sah Haruka mahnend an, während sie konfus durch die Gegend sah, bis ihr Blick an ihm hängen blieb. Sie sah seinen warnenden Blick.

Haruka... mach jetzt keine Dummheiten! Die Kinder werden dich hören!

Sie senkte den Kopf.

„Ja, ich könnte auch seinen Namen sagen,“ sagte sie und riss sich zusammen, weil sie plötzlich das Bedürfnis verspürte, in den Raum zu schreien, wieso sie nie seinen Namen sagte... wieso sie ihn so sehr hasste... was er getan hatte, damit sie ihn so hasste. Sie durfte es nicht sagen... nicht vor den Kindern. Ob Kuma es erfuhr, war egal, er war ein Mann und könnte das verarbeiten. Aber die Kinder nicht.
 

Euer Onkel hat euren Bruder Yusaku umgebracht.

Masami, dein Vater hat mein Kind ermordet! Und dafür hasse ich ihn!
 

Die Unruhe, die sich plötzlich im Raum breitgemacht hatte, wurde nicht durch Geräusche bemerkt, sondern durch die eiserne Stille in der Stube. Selbst Kansuke auf der Spieldecke hörte plötzlich auf, vor sich hinzubrabbeln, und Naoya hörte auf, zu hicksen. Die Kinder waren mucksmäuschenstill.

„Was... ist hier los...?“ flüsterte Mikoto dann verängstigt und wagte kaum, zu atmen, so stark war die Spannung im Raum.

„Aber stimmt,“ murmelte Namie, „Warum sagt Mama nie Onkel Seiji?“ Masami sagte nichts. Er starrte nur wie eingefroren zum Erwachsenentisch, während das Blut aus seinem Kopf zu rinnen begann und er blass wurde.

„Ich könnte seinen Namen sagen,“ schnappte Haruka zitternd, „Ich... vergesse ihn nur dauernd. Und da alle wissen, wen ich meine, ist es ja auch egal...“

Blöde Ausrede.

Kuma Yamazaki sagte kein Wort. Er starrte sie nur an und ignorierte Shiemis sachtes Kopfschütteln, das ihm sagen sollte, dass er nicht weitersprechen sollte.

Er wäre auch nicht zum Sprechen gekommen, weil Seiji sich plötzlich erhob, Haruka nicht eines Blickes würdigend.

„Kanae... ich halte es für besser, wenn wir jetzt nach Hause gehen. Hol bitte Naoya.“

Augenblicklich lag die Aufmerksamkeit bei ihm, und Kanae starrte ihn aus weit aufgerissenen, blauen Augen an, ebenso wie Masami.

„Masami-kun hat sein Eis noch nicht aufgegessen,“ widersprach Yashiru.

„Masami-kun soll noch nicht weggehen!“ sagte Mikoto kleinlaut und klammerte sich immer noch völlig verschüchtert durch die bedrohliche Stimmung an ihren Cousin, drückte ihr Gesicht gegen seine kleine Schulter. Masami bewegte sich keinen Zoll.

„Tut mir leid... Mama, Papa...“ murmelte Seiji und neigte vor seinen Eltern den Kopf, bevor er um den Tisch herumging, „Es... ist wirklich besser.“

Sasuke und Sakura tauschten nur einen besorgten Blick, bevor Sasuke Seiji alarmiert fixierte, als auch Kanae gehorsam aufstand und vor Sakura und den anderen in ihrer Nähe den Kopf neigte.

„Das Essen war sehr lecker. Ich freue mich auf Weihnachten!“ sagte sie lächelnd, während Seiji ging, um Masami aus seiner Starre zu lösen. Plötzlich sprang Haruka auf.

„Komm meinen Kindern nicht zu nahe, verstanden??!“ schrie sie hysterisch, und Sanosuke sprang auch auf.

„HARUKA!!“
 

Seiji fuhr fassungslos zu ihr herum und sah sie zum ersten Mal seit langem wieder richtig an – starrte mit seinen vor Entsetzen geweiteten grünen Augen in ihre weißen.

„Ich werde ja wohl meinen Sohn mitnehmen dürfen...!“ brachte er gezwungen gefasst hervor, und Kanae hinten schlug entsetzt die Hände vor den Mund.

„Seiji-kun – Haruka, bitte! Wir werden jetzt gehen, es ist glaube ich wirklich besser-...“ Haruka fiel ihr völlig in Rage ins Wort.

„Einen Dreck ey, Seiji!!“ Sie sprach tatsächlich seinen Namen, während sie ihn wutentbrannt anstarrte und Sanosuke versuchte, sie an den Armen zu packen. Der Rest starrte fassungslos zwischen ihnen hin und her... vor allem Sasuke.

„Hört sofort auf damit...“ versuchte er es heiser, aber seine Stimme kam bei kaum jemandem an.

„Haruka!!“ rief Sanosuke jetzt auch verärgert, „Bist du verrückt geworden, hier so einen-...?!“

„FASS MICH NICHT AN!“ schrie sie ihn an, und er riss perplex seine Hände zurück, sie ebenfalls anstarrend, als er ihren Blick fing.

Sie weinte.

„Glaubst du wirklich, ich könnte eines Tages über das hinweg sehen, was du mir angetan hast, Seiji?!“ empörte sie sich, und jetzt erhob Sasuke sich auch endlich.

„Schluss damit!!“ schrie er, „Haut jetzt allesamt ab, ich will hier niemanden mehr im Haus haben!! RAUS, ALLE!!“

„S-Sasuke-kun!!“ schrie Sakura und wurde bleich.

„Haruka, beruhige dich! Seiji weiß das, wir alle wissen das, wir können jetzt nicht darüber-...!“ versuchte Sanosuke es ebenfalls etwas vorsichtiger und linste erschrocken nach den zu Tode verängstigten, leichenblassen Kindern herüber, die sich nicht mehr bewegten und nur starrten. „Haruka, d-die Kinder...“

„DAS IST ALLES DEINE SCHULD, SEIJI!!“ fiel sie ihm schreiend ins Wort. „Weißt du eigentlich, dass ich ihn jede Nacht noch sehe??! Weißt du, dass ich jede Nacht deine Fratze sehe, wie du mir die Fetzen ins Gesicht wirfst und-...! – Und das alles für die verdammten Mangekyou Sha-...?!“

„HARUKA!!“ brüllten jetzt Sanosuke und Sasuke im Chor, und sie brach tatsächlich ab und schluckte zitternd, bevor sie das Gesicht aufgelöst in den Händen vergrub.
 

Seiji war unfähig, sich zu rühren, während er das Gefühl hatte, jedes ihrer Worte würde einen teil von ihm töten. Langsam und qualvoll töten... und ihn dann zerfetzen.

Er erzitterte so heftig, dass Kanae gelaufen kam, um ihn zu stützen aus Angst, er würde umkippen. Aber er blieb stehen, starrte wie hypnotisiert auf Haruka, die jetzt von ihrem Mann und Sasuke festgehalten wurde.

Als er sprach, war es kaum mehr als ein bebendes Zittern seiner Lippen mit kaum einem Ton.

„Denkst du, es wäre darum gegangen? Diese Waffe ist ein Fluch! Nein, der ganze Clan ist ein einziger Fluch! Eines Tages wird das alles hier zu Grunde gehen und sterben, und weißt du, warum?! Weil wir uns nicht lösen können von dem, was gewesen ist!“ Entsetztes Schweigen. Kanae fasste nach Seijis Schultern, aber er riss sich von ihr los und senkte den Kopf so weit, bis die schwarzen Ponysträhnen sein Gesicht verbargen, als er am ganzen Körper zitternd weitersprach, während er zur Tür ging.

„Meinst du, es wäre mir egal, Haruka?! Du siehst nicht die Bilder, die ich sehe... die ich bis an mein Lebensende sehen werde und die mich genauso zerstören werden wie sie hier jeden zerstören... wenn sie das bei einigen nicht sogar schon geschafft haben!“ Er verließ den Raum, vorbei an Nishiki, der ebenfalls entsetzt wieder nach unten gekommen war.

Ein Satz fiel noch.

„Dieser Uchiha-Clan... ist nach wie vor für den Teufel... Itachi hatte wohl recht.“
 

––
 

Als es wieder ganz still war, wurde diese Stille nur noch vom Knallen der Haustür unterbrochen, als Seiji ging. Zurück blieb die fassungslose Familie, einschließlich Kanae und ihrer beiden Söhne.

Dann fing Mikoto an, bitterlich zu weinen.

„I-ich... ich hab Angst!“ schrie sie und vergrub das Gesicht so fest in Masamis Bauch, bei dem sie halb auf dem Schoß lag, dass dieser sogar seine Starre auflöste und zitternd Mikotos Haare streichelte.

„Kaa-san...?“ stammelte er ebenfalls, und Kanae wandte den Kopf schweigend ab und versuchte vergeblich, ihre Tränen zurückzuhalten, immer noch zitternd die Hand vor dem Mund.

„Oh Gott... w-wie konnte... wie konnte das nur passieren...? E-entschuldigt... oh Gott...“

„Was ist nur in euch gefahren?!“ fragte Sakura entgeistert, während sie zum Kindertisch eilte und die völlig aufgelöste, heulende Mikoto in die Arme nahm, die sich tatsächlich freiwillig von Masami löste und sich an ihre Oma kuschelte. „Shh... ganz ruhig, es ist vorbei. Wenn Erwachsene streiten, ist das unheimlich, nicht...? Shh... alles ist gut, Mikoto-chan...“

„Darüber sprechen wir noch, Haruka,“ sagte Sanosuke erstaunlicherweise höchst verärgert, während er seine Frau leicht unsanft auf ihren Platz bugsierte und seinem Vater einen sehr besorgten Blick zuwarf. „Das, ich... tut mir leid... ich wollte sie ja aufhalten-... vielleicht ist es besser, wenn wir... Weihnachten dieses Jahr ausfallen lassen.“

„Vermutlich,“ sagte Sasuke knapp. „Echt toll gelaufen, jetzt haben die Kinder so gut wie all das gehört, was sie nicht hören sollten! Ich verstehe Harukas Wut ja, aber ich dachte, sie wäre erwachsen genug, darüber hinwegzusehen in Anwesenheit der Kinder!“ Er sprach absichtlich laut genug, dass Haruka ihn hörte, und sie schluchzte nur noch lauter und sank völlig in sich zusammen. Shiemi erbarmte sich und nahm sie tröstend in den Arm.

„Wir regeln das schon...“ sagte sie leise zu ihrer Schwägerin, „Das wird schon wieder. Jetzt beruhig dich erst mal...“

„War das jetzt... meine Schuld?“ murmelte Kuma etwas aus der Bahn an Chidori gewendet, die immer noch neben ihm saß.

„Nein,“ machte sie, „Uralte Familiengeschichte, alles scheiße hier. Lass es dir irgendwann von meiner Schwester erklären.“

„Uh-huh...“ machte er nur völlig verwirrt. Was war hier los? Wo war er hingeraten?

„Komm, Masami-chan...“ sagte Kanae dann, die sich etwas gefasst und sich die Augen gewischt hatte, „W-wir gehen besser nach Hause, damit Tou-sama nicht so lange warten muss...“ Sie nahm den jammernden Naoya auf den Arm und Masami an die Hand, der am ganzen Körper zitterte, was sie beunruhigte. Er war so selbstbeherrscht normalerweise... es war selten, ihn so nervös zu sehen. Sehr selten. „Wir... gehen dann besser,“ sagte sie noch leise zu Sakura, die nur nickte und Kanae einen traurigen Blick zuwarf.

„Kümmer dich um Seiji, wenn du daheim bist... ich mache mir große Sorgen...“

„Ja,“ sagte Kanae gezwungen lächelnd, „Komm, Masami-chan. Schuhe anziehen... und dann gehen wir. Möchtest du Mikoto-chan Tschüß sagen?“

Masami sah Mikoto an, die auf dem Schoß ihrer Oma saß und hin und her gewiegt wurde, den Kopf gegen Sakuras Brüste gepresst und ängstlich an einem Finger lutschend. Die Kleine hob die freie Hand und winkte zaghaft in Masamis Richtung. Zum Sprechen war sie nicht fähig...

Ihr Cousin winkte vorsichtig zurück.

„Alles wird gut, Mikoto-chan,“ sagte er dann noch zu ihr und versuchte, zu lächeln. „Versprochen.“ Dann folgte er seiner Mutter aus der Stube.
 

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omg, DRAMA! XDDD ja, jetzt wirds böse^^ war sicher verwirrend mit den vielen charas in diesem Kapi... aber ich hoffe ihr hattet euch an die meisten eh gewöhnt^^

Fragen

Als alle weg waren, war es still in Sasukes Haus.

Es war immer still gewesen nach den Familienessen... aber jetzt war es stiller als sonst. Es war, als wäre das Haus eingefroren worden, so still war es. Draußen war es düster geworden.

Shiemi saß zusammen mit ihrem Freund auf der Couch in der Stube und stocherte mit einem Eierlöffel in einer der nur halb leeren Schüsseln Eis herum. Das Eis war inzwischen geschmolzen und nur noch Suppe.

„Das war ganz schön krank,“ murmelte Kuma irgendwann und durchbrach die Stille in der noch recht unaufgeräumten Stube. Sasuke und Sakura waren schon ins Bett gegangen, nach Aufräumen war keinem zu Mute gewesen. Das konnten sie morgen machen.

„M-hm,“ machte Shiemi langsam und verdrossen.

„Tut mir leid... ich meine, das ist gerade nicht so angenehm, dieser Familienkrach, nehme ich an...“ sagte er, und sie seufzte.

„Nein, mir tut es leid, dass du das mit ansehen musstest. Die sind manchmal alle ganz schön bescheuert hier. Ja, Haruka ist wütend wegen Yusaku, das ist ja logisch. Aber hast du die Kleinen gesehen? Sie waren weiß wie Gespenster vor Angst! Selbst Yashiru, die sonst so eine große Klappe hat! Das hat die Mädchen und Masami ganz schön mitgenommen... das war nicht gut. Ich hoffe, Nii-san und Nii-chan bekommen jetzt nicht tausend Fragen von ihren Kindern über die... Mangekyou Sharingan.“

„Vielleicht haben sie es ja gar nicht richtig gehört,“ warf Kuma ein, „Das Wort Mangekyou Sharingan, meine ich.“

„Wenn doch, sehe ich schon die große Apokalypse,“ stöhnte Shiemi, „Dann geht das Gemetzel wieder von vorne los, ich sag’s dir. Wir hatten diesen Scheiß schon mal und ich habe ehrlich gesagt keinen Bock darauf, dass sowas schon wieder losgeht. Einer bringt den einen um, um die Mangekyou Sharingan zu bekommen... dann wird er von den Freunden des einen gehasst, weil er jemanden ermordet hat, dann stirbt der nächste, und so weiter, und so weiter.“ Sie stützte nachdenklich den Kopf auf die Hände. „Vielleicht hat Seiji-nii-chan recht... vielleicht ist das wirklich ein Fluch. Vielleicht hört das nie auf.“
 

––
 

Sasuke konnte beim besten Willen nicht schlafen. Er lag auf dem Rücken im Bett und starrte an die Decke. Als Sakura sich an ihn kuschelte, sagte er erst nichts. Dann sprach er doch.

„Meinst du, es ist wahr?“

Sie hob den Kopf und legte ihn sanft auf seine Brust, während ihre Finger durch seine schwarzen Haare strichen.

„Was?“ fragte sie.

„Meinst du, es stimmt... dass der Clan für den Teufel ist? Wie Nii-san gesagt hat...?“ Sakura sah zu seinem Gesicht hoch.

„Glaubst du, dass es stimmt?“

„Ich...“ Sasuke machte eine unsichere Pause. „Ich weiß es nicht. Ich hoffe, es renkt sich alles wieder ein. Ich habe bis vor kurzem daran geglaubt, dass wir diesen ganzen Kram hinter uns gelassen hätten. Dass wir... endlich der Dunkelheit entkommen sind und eine normale Familie sein können.“ Er seufzte, während er mit der Hand über den nackten Rücken seiner hübschen Frau strich. „Ich habe... mich vielleicht geirrt.“

Sakura küsste zur Beruhigung zärtlich seine Brust, bevor sie aufmunternd lächelte.

„Na ja... der Uchiha-Clan war doch noch nie... normal, oder?“

Er blickte sie aus schwarzen Augen an. Sie streckte sich und küsste sanft seinen Mundwinkel, während ihre Hand weiter über seine Brust glitt.

„Entspann dich, Sasuke-kun. Die kriegen sich wieder ein, dafür sorge ich schon. Komm... jetzt zeig mir noch mal, dass du Uchiha Sasuke bist.“

Er musste gegen seinen Willen lächeln. Er nahm ihre Schultern und schob sie leicht hoch, bis sie sich auf ihn setzte und er mit den Händen über ihre Haut streichelte.

„Na, hör mal... wer soll ich sonst sein?“

Sie küssten sich und Sakura legte sich wieder über ihn.
 

––
 

Sanosukes Kinder waren noch immer bleich und verschüchtert, als sie zu Hause angekommen waren. Haruka war zwar nicht verschüchtert, aber mindestens genauso blass. Sie war nicht fähig, den Mund aufzutun, deshalb ordnete Sanosuke an, die solle sich hinlegen, während er versuchte, die Kinder zu vertrösten.

Das ging am besten mit Ablenkung.

„Okay, Mädels, hört mal her,“ sagte er ernst, nachdem er Souya und Kansuke ins Bett gebracht hatte und mit den drei Mädchen in der großen Küche saß, „Heute Nachmittag bei Oma und Opa war ganz schön was los... hat euch sicher erschreckt, dass plötzlich alle gestritten haben, was?“

Mikoto nickte unglücklich, Yashiru und Namie sahen sich an.

„D-darf ich Masami-kun jetzt nie mehr wiedersehen...?“ fragte die Kleine dann traurig, und Sanosuke musste lachen.

„Ach was, Mikoto-chan! Natürlich darfst du das! Mama und Onkel Seiji vertragen sich einfach nicht so gut. Ihr habt doch bestimmt in der Schule oder im Kindergarten auch Kinder, die ihr nicht mögt, oder?“

„Ja,“ sagte Yashiru grantig, „Der Flachwichser, der meine Kunais klaut und mich mit Papier bewirft, ey!“ Sanosuke übersah an dieser Stelle seinen Einsatz als Erziehungsverantwortlicher.

„Die anderen Kinder im Kindergarten sind alle blöd!“ behauptete Mikoto verzweifelt, „Sie sagen Glubschi zu mir und bewerfen mich mit Sand...“

„Tun sie das wirklich?“ fragte ihr Vater perplex, „Ich sollte wohl mal mit deiner Kindergärtnerin reden... – also. Macht euch keine Sorgen, Mama ist nicht euretwegen so wütend.“

„Was hat Onkel Seiji denn so schlimmes gemacht, Papa?“ fragte Namie, lutschte unschuldig an ihrem Finger und sah ihn aus ihren großen nussbraunen Augen an. Sanosuke starrte sie an.

„Ich... also... weißt du, das ist schwer zu erklären. Sagen wir, er hat... ihr einmal etwas weggenommen und kaputt gemacht, was sie sehr mochte.“

„Ihr Lieblingskuscheltier?“ fragte Namie entsetzt. Sanosuke spürte eine flaue Übelkeit in sich aufsteigen, als er seinen toten Sohn Yusaku so mit einem Kuscheltier verglichen sah.

„Ähm... j-ja. Genau, so ungefähr,“ brachte er dann heiser heraus.

„Warum hat er das gemacht?!“ wollte Yashiru wissen. Sanosuke seufzte.

„Das ist eine seeeehr lange Geschichte, die erzähle ich euch ein anderes Mal, okay? Ich dachte eher, weil ihr euch doch so erschrocken habt, dass wir jetzt eher was Lustiges machen, was meint ihr?“

„Au ja!“ kam es im Chor, sofort war das Thema egal.

„Was denn, Papa?“

„Hm... vielleicht dürft ihr... ausnahmsweise mal... obwohl es schon Abend ist ein Video gucken?“

„JAAH!“ Keine Diskussion. Sehr gut.

„Klasse. Yashiru sucht ein lustiges für euch aus, sie ist schließlich diejenige, die den Fernseher bedienen kann. – Schafft ihr das alleine? Dann gucke ich mal, ob Mama schon schläft.“

„Obi-Wan Shinobi!!“ grölte Yashiru und rannte bereits los, die anderen beiden liefen ihr johlend hinterher.

„Ich sitze auf dem Knautsch-Sessel!“

„Nein, ich!“
 

––
 

Haruka lag zwar im Bett, schlief aber nicht. Sie hob den Kopf, als Sanosuke kam, und setzte sich rasch auf.

„Oh Gott,“ stöhnte sie, „Ich-... sag bloß nichts. Ich weiß, dass ich Mist gebaut habe. Megamist, ey – ich weiß gar nicht, was los war, ich... es... es kam einfach so raus, ich konnte gar nichts-...!“ Sie wurde unterbrochen, als er sich neben sie setzte und sie umarmte.

„Ist schon gut... reg dich ab,“ flüsterte er und küsste ihr Ohr. Sie sah ihn aufgelöst an.

„Ich meine... vor all den Kindern! Was, wenn sie jetzt erfahren, was...?! Glaubst du, Kanae und Seiji sagen Masami die Wahrheit? – Was machen unsere Kinder überhaupt?“

„Die Jungs schlafen, die Mädchen habe ich vor den Fernseher geschickt, die gucken Obi-Wan Shinobi.“

„Na, das sind ja geile Erziehungsmaßnahmen,“ spottete seine Frau skeptisch, „Wenn’s ein Problem gibt, setz die Kinder vor die Glotze, damit sie abgelenkt werden.“

„Ja, natürlich!“ empörte er sich, „Ich habe erst mit ihnen darüber gesprochen. Explizite Fragen gab es zum Glück nicht... sie sind noch zu jung, um so viel zu begreifen von dem, was ihr gesagt habt. Sie denken jetzt jedenfalls, Seiji hätte dein Lieblingskuscheltier kaputt gemacht... – ich weiß, klingt makaber. Aber besser als ihnen die Wahrheit zu sagen, oder?“

Sie sagte erst nichts, dann lehnte sie sich müde gegen seine Schulter. Auf dem Schrank gegenüber dem Bett stand das einzige Foto, das sie von Yusaku hatten. Sie hatten es bei ihrer Rückkehr nach Konoha aus dem Wasserreich mitgenommen, wo Yusaku geboren und gestorben war während Sanosukes und Harukas Zeit als Nuke-Nins. Auf dem Foto waren sie alle drei, Yusaku auf dem Schoß seines Vaters und mit den Händen seiner Mutter an den Seiten. Sie alle lächelten...

„Er sieht fast aus wie du... nicht, Sani?“ machte sie dumpf, während sie auf das Bild starrte. Sanosuke folgte ihrem Blick und musste verzerrt lächeln.

„Er wäre jetzt zehn,“ murmelte er, „Überleg mal, er wäre jetzt vielleicht sogar schon Genin!“

„Ja,“ seufzte sie, „Einerseits ist es schön, so herumzuspinnen, andererseits tut es weh, daran zu denken, was hätte sein können.“

„Hast du dich wegen Seiji wieder beruhigt?“

„Vermutlich ist es besser, wenn ich Weihnachten nicht mitkomme.“

„Und was sollen die Kinder denken?“

„Ach, dann bin ich halt ganz plötzlich schwer krank, das schlucken die schon in dem Alter!“ murrte sie, „Sani, ernsthaft! Auch, wenn bis dahin noch zwei Monate vergehen, ich will nicht wissen, was passiert, wenn es noch mal so über mich kommt!“

„Dann musst du dafür sorgen, dass du dich unter Kontrolle hast!“ sagte er scharf und ungewöhnlich barsch, was sie aufsehen ließ. Er verengte die Augen grantig zu Schlitzen und erhob sich.

„Ich bin schon etwas sauer auf dich, ehrlich gesagt!“ schnappte er, „Beinahe wäre die ganze Geheimhaltung für den Arsch gewesen, an der wir so hart arbeiten! Du hast beinahe das Wort ausgesprochen, das wir meiden wollten, als wäre es ein Fluch! Was, wenn die Mädchen sich jetzt doch fragen, was das Mangekyou Sharingan sein soll?!“ Das bestimmte Wort (na ja, es waren zwei) sprach er extra sehr leise, obwohl die Mädchen am anderen Ende des Hauses vor dem Fernseher waren. Man wusste ja nie. „Oder Masami mit seinem Superhirn?!“ fiel Sanosuke erbost ein, „Dem traue ich fast mehr als Yashiru zu, dass er schnallt, was abgeht, obwohl er vier Jahre jünger ist! Vielleicht sollte ich sofort rüber zu Seiji gehen und mit denen klären, dass Masami auf keinen Fall die Wahrheit erfahren darf... – Haruka, sieh mich an!“ Sie sah ihm konfus über seinen Zorn ins Gesicht. Es überraschte sie nicht, dass er wütend auf sie war, das war er zu Recht – aber er war es so selten, dass es ihr fremd vorkam, ihn so zu sehen.
 

Er fing an, im Zimmer auf und ab zu gehen, dabei starrte er sie böse an.

„Ich will, dass du dich in Seijis Gegenwart zusammenreißt, vor allem, wenn die Kinder dabei sind! Das kann doch nicht sein, dass es so über dich kam, davon anzufangen vor allen Leuten! Das war Wahnsinn!“

„Glaubst du, es ist leicht für mich, dem Mörder meines Sohnes in die Augen zu sehen und das Verlangen, ihm dafür die Fresse zu polieren, zu unterdrücken, ey?! Wie schwer es ist, bei seinem bloßen Anblick den Wunsch zu unterdrücken, ihn genauso leiden zu sehen wie ich es musste?!“ keuchte sie ebenfalls verärgert, „DU bist hier derjenige von uns, der seine Aggressionen nicht unter Kontrolle hat! Immerhin habe ich wegen meines Hasses auf Seiji noch niemanden umgebracht!“

Jetzt reichte es.
 

Er schlug ihr ins Gesicht und sie fiel rückwärts auf das Bett, sich entsetzt die Wange haltend. Er keuchte noch mit ausgestreckter Hand, zog diese zurück, senkte den Kopf und murmelte benommen:

„Entschuldige-... aber jetzt gehst du zu weit. Das war nicht fair.“

„Doch, war es, so hart es klingt,“ sagte sie bitter und rieb sich immer noch die Wange, „Und dass du mich geschlagen hast, verzeihe ich dir so schnell nicht, Uchiha. Eine Woche keinen Sex, ey.“

„Schön, damit kann ich leben!“ knurrte er, „Haruka, verflucht! Es ist nicht nur dein Sohn, der tot ist! Meinst du, mir fällt es leicht, vor Seiji so zu tun, als wäre nie etwas gewesen? Ich versuche es jeden verdammten Tag, den ich lebe. Und ich weiß, dass ich das muss, wenn ich verhindern will, dass alles von vorne losgeht! Willst du, dass es weitergeht, Haruka? Dieses Grauen, das schon wir erlebt haben? Willst du nicht, dass unseren Kindern und Enkelkindern und so weiter das alles erspart wird...?“

Sie zitterte.

„Natürlich will ich das!“ machte sie, „Aber es... ist so schwer!“

„Ja, ist es. Reiß dich in Zukunft zusammen. Du wirst weder zu Hause bleiben noch sonst irgendwas Komisches machen. Du wirst wie bisher immer mitkommen und dich einfach zusammenreißen. Ich meine, wenn alle so denken würden wie du, wäre die Familie schon tausendmal ausgerastet, wenn sie mich sieht... immerhin bin ich nicht besser als Seiji, das sagst du ja selbst.“ Sie schwieg, sah ihn aber eisern an und trotzig wie eine aufmüpfige Sklavin. Sein Blick wurde wieder weicher. „Lass uns nicht streiten, Haruka. – Hast du das mit der Woche ohne Sex ernst gemeint...?!“
 

––
 

Sanosuke war derjenige, der die Kinder ins Bett brachte, sobald der Film zu Ende war.

„Kennst du Obi-Wan Shinobi nicht langsam mal auswendig, Yashiru?“ fragte er seine älteste Tochter grinsend, als er sie als Letzte ins Bett brachte und sie bereits zugedeckt darin lag. Er saß am Bettrand.

„Nein,“ sagte sie ebenfalls grinsend, „Der Film ist so cool, den kann ich immer wieder sehen! Genau wie die Serie.“

„Du bist mir echt eine,“ machte Sanosuke und wuschelte ihr durch die braunen Haare. Er wollte sich gerade erheben, da hielt sie noch seine Hand fest.

„Papa...? Kann ich noch was fragen wegen heute Nachmittag?“

Er erstarrte.

„Als Onkel Seiji gesagt hat, der Clan wäre für den Teufel und ein Fluch... glaubst du, das stimmt echt? Ich meine, meinst du, die dunkle Seite der Macht ergreift Besitz von uns?!“
 

Sanosuke starrte sie an – und unterdrückte schwer ein Lachen.

„Oh, nein,“ sagte er, „Keine Sorge, keine dunkle Macht wird uns vernichten und es wird auch kein Imperator kommen oder so. Weißt du, dein Großonkel, Itachi – du weißt schon, Opas Bruder – hat sowas auch früher gesagt. Er hat behauptet, der Uchiha-Clan wäre verflucht... aber da wir jetzt wieder so viele sind und es allen gut geht, ist ja wohl bewiesen, dass das Unsinn war, was er gesagt hat.“

„Wieso sagt Onkel Seiji das dann jetzt auch? Was, wenn es doch stimmt?“

„Es stimmt nicht, Yashiru, mach dir keine Sorgen!“ sagte ihr Vater zuversichtlich, „Onkel Seiji hat das nur gesagt, weil er wütend war. Wenn man wütend ist, sagt man manchmal Dinge, die man gar nicht sagen wollte. – Ich werde euch immer beschützen, Yashiru, das verspreche ich dir. Ihr Kinder seid schließlich das Beste, was ich habe, nicht?“ Yashiru grinste fröhlich. „Deshalb werde ich nie zulassen, dass euch etwas passiert. Euch wird also auch nie irgendein komischer Fluch holen. Okay?“

„Okay,“ stimmte sie nickend zu. Er lächelte, küsste ihren Kopf und ging dann zur Tür.

„Schlaf schön, Yashiru. Ich hab dich lieb.“

„Ich dich auch, Papa. Bis morgen!“

„Ja.“
 

––
 

Im Haus war das Licht an gewesen, als Kanae mit den beiden Kindern hereingekommen war.

„Seiji-kun?“ fragte sie leise in die Stille des Hauses hinein. Keine Antwort. Sie hatte auch keine erwartet.

Sie war erschöpft, als sie stumm den kleinen, jammernden Naoya hinauf ins Kinderzimmer trug, wobei Masami ihr brav auf den Fuß folgte. Sie wollte sich einfach in Bett legen und schlafen... und aufwachen und feststellen, dass dieser Tag noch gar nicht vergangen war und dass niemand die grässlichen Sachen aufgewühlt hatte, die die Vergangenheit ausschilderten. Aber sie hatte keine Zeit, sich auszuruhen.

Naoya schluchzte und jammerte auf ihren Armen, bis sie ihn auf die Stoffdecke am Boden legte, wo er hilflos mit den Beinen strampelte. Masami setzte sich zu seinem Brüderchen.

„Er ist bestimmt auch verwirrt,“ orakelte der Junge und strich dem baby sanft über den schwarzen Schopf. Kanae nickte müde.

„Und du, hm? Wie geht es dir? Möchtest du etwas zu trinken haben, Masami-chan?“

„Nein,“ machte er und schüttelte den Kopf. Er schwieg kurz, bevor er fortfuhr: „Hat Tou-sama etwas Schlimmes getan, dass Tante Haruka so traurig und wütend geworden ist?“

Seine Mutter setzte sich zu ihren Kindern und nahm Masami sanft auf ihren Schoß. Behutsam streichelte sie seine Wangen und seine schwarzen Haare, während sie ihn zärtlich an ihre Brust drückte.

„Die Geschichte ist sehr kompliziert,“ sagte sie leise. „Früher haben Tou-sama und Onkel Sanosuke sich nicht leiden können. Kein bisschen, weißt du? Sie haben sich richtig gehasst.“

„Warum?“ fragte Masami und genoss die zärtliche Umarmung seiner Mutter und die Wärme ihrer Brüste.

„Sie beide waren immer gute Shinobi. Aber Tou-sama war Onkel Sanosuke immer etwas voraus, deshalb war Onkel Sanosuke sehr neidisch auf ihn. Sie haben sich sogar so sehr gehasst, dass sie gegeneinander gekämpft haben... das war eine sehr, sehr furchtbare Zeit. Tante Haruka... ist deinem Vater immer noch etwas böse, dass er ernsthaft gegen seinen eigenen Bruder gekämpft hat.“

Das war natürlich gelogen – aber das Letzte, was Kanae tun würde, wäre ihm von Yusaku und den Mangekyou Sharingan zu erzählen. Sie alle hatten geschworen, es totzuschweigen. Für immer.

Masami riss sie aus ihren Gedanken. Er kuschelte sich etwas dichter an sie.

„Wollte Tou-sama Onkel Sanosuke töten?“
 

Kanae war so entsetzt über die Frage, dass sie erst mal darüber nachdenken musste, ob er das wirklich gerade gefragt hatte – ihr dreijähriger Sohn fragte sie so etwas?

So etwas?

„Ich... ich glaube nicht, dass sie sich je wirklich töten wollten,“ entschloss sie sich verwirrt zu einer Halbwahrheit, „Es sah... vielleicht so aus, als wollten sie es. Aber irgendwo im Inneren haben sie sich selbst in jener Zeit gemocht. Sie... hätten sich nie getötet, glaub mir.“ Masami nickte.

„Aber heute verstehen Onkel Sanosuke und Tou-sama sich wieder. Nur Tante Haruka nicht.“

„Ja,“ machte Kanae, „Für Haruka war das damals auch alles sehr schwer. In der Zeit damals sind bei ihr viele schlimme Dinge passiert. Sie haben damals eine Therapie gemacht, um die schlimmen Sachen und vor allem diesen Hass zu überwinden. Bei einem Psychotherapeuten, weißt du? So einer wie der, bei dem wir einmal waren, der gesagt hat, dass du sehr frühreif und weit entwickelt für dein Alter bist.“

„Ja,“ machte der Kleine. Er erinnerte sich an den Tag beim Psychotherapeuten. Das war ein komischer Tag gewesen. Der Mann war ein sehr intelligenter Mann gewesen, er hatte sehr viel gewusst und hatte viele eigenartige Tests mit Masami gemacht. Die Intelligenz dieses Mannes hatte Masami sehr beeindruckt.

„Und die Therapie hat bewirkt, dass Tou-sama und Onkel Sanosuke wieder wie normale Menschen miteinander umgehen können. Das ist sehr gut so. Hab keine Angst... Haruka war heute sicher nur etwas überarbeitet. Beim nächsten Essen ist sicher alles wieder gut.“

„M-hm,“ machte Masami. Er dachte nach – wenn so ein Therapeut sogar Hass verschwinden lassen konnte, musste das wirklich ein faszinierend genialer Mensch sein. Sein Respekt vor Therapeuten stieg in dem Moment noch mehr und er hätte zu gerne gewusst, wie so eine Therapie wohl funktionierte.
 

Es klingelte.

Kanae hob den Kopf und stand dann langsam auf, nachdem sie Masami sanft von sich geschoben und auf die Decke zu Naoya gesetzt hatte.

„Spielst du solange ich unten bin etwas mit deinem Bruder?“ bat sie den Älteren lächelnd, bevor sie den Raum verließ.

„Ja, Kaa-san,“ nickte ihr Sohn artig, dann wandte er sich an Naoya. „Okay. Dann lass mich mal sehen, was wir so zusammen spielen könnten.“
 

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Vor der Tür stand Satoya. Vor seinem Bauch war ein kleiner Tragesitz mit dem jüngsten seiner drei Kinder, Junya.

„Nanu!“ machte Kanae, als sie ihren Schwager erblickte, „Komm doch rein!“

„Ich wollte nur Augentropfen für Masami vorbeibringen,“ erklärte er, „Ich wollte gar nicht großartig stören, tut mir leid.“

„Ach, du störst doch nicht!“ machte Kanae und zog ihn energisch ins Haus, „Sei doch nicht immer so furchtbar bescheiden, Satoya. – Oh, hallo, wen haben wir denn da?“ Sie lugte strahlend in den Tragesitz und auf das winzige Baby, das den Kopf an Satoyas Brust kuschelte und die kleinen Augen fest geschlossen hatte. Unter dem Mützchen auf seinem Kopf lugten ein paar dunkelblaue Haare hervor.

„Das ist Junya,“ sagte Satoya, „Inzwischen kann ich sie sogar auseinanderhalten... Junya ist viel kleiner als die zwei anderen, er war auch der Letzte, der kam. Der, den diese komischen Vögel erst bei der Geburt entdeckt haben, weißt du?“ Kanae lachte.

„Ach ja, stimmt, ihr habt ja ewig geglaubt, ihr würdet Zwillinge kriegen!“

„Schlimmer,“ machte Satoya, „Erst dachten wir, es wäre eins, dann hieß es im vierten, fünften Monat plötzlich Hey, Zwillinge! , und bei der Geburt dann Oh, da ist ja noch eins! Also seitdem gehen mir alle Ärzte, die was mit Babys zu tun haben, total auf die Nerven.“ Kanae musste wieder lachen und strich mit einem Finger über den kleinen Kopf von Baby Junya.

„Aaaw, ist er süß... wieso schleppst du nur ihn mit dir herum?“

„Ich wollte gar keinen mitnehmen auf den kurzen Weg,“ gestand er, „Aber Moe wollte auf keinen Fall mit drei Babys alleine bleiben, sie meint, sie hat nur zwei Arme zur Zeit, wenn irgendwas ist. Deshalb hab ich ihn mitgenommen. – Also, bevor ich weiter nerve... hier sind die Augentropfen. Gib sie Masami abends vor dem Schlafengehen, das müsste reichen, um das Jucken zu lindern. Hat Nii-chan-... – ach... ähm... ist er überhaupt zu Hause nach dem... Drama da vorhin mit Haruka...?“

„Ja, ich bin da,“ kam eine Stimme aus der Stube, und Satoya und Kanae drehten sich um. Seiji kam aus der Stube und warf einen emotionslosen Blick in den Flur. „Ich werde mit Kanae noch über das sprechen, worüber wir gesprochen haben,“ sagte er dumpf zu Satoya. „Vielleicht sollten wir ihn einfach zu Nishiki, Yasuki, Hinata und Konsorten schicken, mit ihren Byakugan können sie ja Chakra sehen...“

„Yasuki hat keine Peilung,“ sagte Satoya ungewohnt heftig, was Seiji eine Braue heben ließ.

„Was-... – ach ja, du bist ja sauer auf ihn. Entschuldige, das wollte ich nicht.“

„Ich habe doch bloß gesagt, dass er keine Peilung hat,“ sagte sein kleiner Bruder, „Aber Nishiki hat Peilung. Vielleicht solltest du Masami wirklich zu ihm bringen. Aber nur, wenn sich das Jucken nicht von selbst bessert, wir sollten den armen Kleinen nicht so unter Druck setzen mit all den Tests und Untersuchungen. Er ist schließlich ein Mensch und keine geklonte Ratte.“

„Ja,“ machte Seiji nickend, während Kanae sich fragte, was die beiden wohl besprochen haben mochten.

„Ich gehe dann, ich glaube, der Kleine wacht gerade auf.“

„Grüß Moe,“ sagte Kanae lächelnd, als Satoya das Haus wieder verließ, „Sie traut sich bei den großen Essen ja kaum, den Mund aufzutun, bei all den Irren, haha!“ Satoya grinste verzerrt, winkte und ging dann, während das kleine Baby vor seiner Brust zu strampeln anfing.

Kanae schloss die Tür und wandte sich zu ihrem Mann, der noch immer in der Stubentür stand.

„Was... hast du denn mit Satoya besprochen?“ fragte sie verwundert. Seiji seufzte. Er war ganz froh, dass sie dank dieses Themas nicht mehr über Haruka reden mussten... danach war ihm einfach gar nicht gerade.

„Bring du die Kinder ins Bett, ich koche uns Tee und erzähle es dir dann, wenn Masami schläft.“
 

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So, Kapi 7^^ viel gelaber, aber hey, das gelaber ist wichtig... XDD

Entdeckungen

Es war so finster, dass der Junge das Gefühl hatte, die Finsternis greifen zu können. Nur die Hand ausstrecken... und dann könnte man sie anfassen wie eine wabernde, schwarze Masse – vielleicht schwarze Zuckerwatte.

Er hörte eine ihm unbekannte Stimme in der Finsternis flüstern.

„Diese Waffe ist ein Fluch. Nein, der ganze Clan ist ein Fluch. Eines Tages werden wir alle sterben... weil wir uns nicht losreißen können.“

Er wollte wissen, wer da sprach... er kannte die Worte, aber nicht die Stimme. Dann blitzten in der Dunkelheit blutrote, bösartige Augen vor ihm auf, so viele, dass er das Gefühl hatte, von ihnen gefesselt zu werden.

Ihm blieb die Luft weg, als die Stimme gehässig lachend zurückkehrte.

„Dieser Clan ist für den Teufel!“
 

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Kuma Yamazaki öffnete die Augen und stellte fest, dass er am Fenster des Zimmers stand. Er hatte keine Ahnung, wann und warum er zum Fenster gegangen war... aber jetzt stand er da. Er runzelte verwundert die Stirn und fasste gerade nach seinem Kopf, als die Tür sich öffnete und seine Freundin Shiemi hereinkam, fertig angezogen und mit nassen Haaren vom Duschen.

„Huch, du bist ja auf!“ machte sie erstaunt, als sie ihren Freund am Fenster sah, und er drehte konfus den Kopf zu ihr.

„Ich, ähm – bin gerade hier aufgewacht... ich habe keine Ahnung, wieso ich hier stehe.“ Shiemi zog eine Braue hoch.

„Schlafwandelst du?“ fragte sie amüsiert, bevor sie zu ihrem Schreibtisch im Zimmer ging und einige Papiere und Stifte zusammenkramte. „Du bist mir ein komischer Kauz. – Mach dir unten Frühstück oder so, ich muss gleich los zur Arbeit, es ist viel zu tun.“

Kuma drehte sich jetzt zu ihr um und fuhr sich mit den Händen durch die schwarzen Haare.

„Ich hatte eine komische Vision... oder einen Traum... irgendsowas,“ murmelte er. Jetzt hielt das Mädchen inne und sah ihn konfus an.

„Was... hast du denn gesehen?“

„Kaum etwas, es war stockfinster. Aber irgendeine Stimme hat wohl versucht, mich mit den Worten zu hypnotisieren, die dein Bruder Seiji neulich beim Familientreffen gesagt hat.“

„Wie bitte?“ machte Shiemi und erstarrte.

„Dass der Clan für den Teufel ist... – ich weiß, es war nur ein Spruch, aber ich habe eben... ein echt unschönes Gefühl gehabt. So, als würde... irgendetwas Furchtbares passieren. Und das schon sehr bald.“

Shiemi starrte ihn aus aufgerissenen Augen an.

Etwas Furchtbares...?

Sie umklammerte unsicher ihre Papiere und Stifte, während sie ihn fixierte.

„Kuma-kun... hast du eine Ahnung, was Furchtbares passieren soll? Hat es... etwas mit meiner Familie zu tun...?“

„Ich weiß nicht. Aber irgendetwas Schlimmes ist auf dem Weg hierher. Ich kann es... beinahe in der Luft fühlen.“

„Du glaubst doch nicht, Seiji-nii-chan hätte irgendwas damit zu tun...? Wenn es seine Worte waren... ...“

„Nein,“ machte er, „Es waren zwar seine Worte... aber wer auch immer da gesprochen hat, es war nicht Seiji. Da bin ich ganz sicher.“

Seine Freundin trat unruhig einen Schritt zur Seite. Außer Seiji hatte auch Itachi so etwas Ähnliches gesagt, hatte ihr Vater mal erzählt... aber der war seit Jahren tot! Warum also sollte...?

Oh mein Gott... was, wenn... ... Izumi... ...?!

Auch Izumi, Itachis Sohn, war tot... der hatte sehr viel Unheil gestiftet zu seinen Lebzeiten und sein bloßer Name ließ ihre Eltern noch immer erschaudern.

Dass Izumi und Yu-chan noch Geschwister hatten, ist extrem unwahrscheinlich. Yu-chan hätte uns das gesagt! Aber wer schließt aus, dass...?

„Shiemi?!“ tönte von unten Sakuras Stimme, und das Mädchen fuhr auf, Kuma zog die Brauen hoch. „Musst du nicht langsam mal los?! Du kommst zu spät!“

„Ja, Mama!“ machte das Mädchen blinzelnd, bevor es sich abwandte und zur Treppe eilte. Ihr Freund musste kichern.

„So beschäftigt, die kleine Shiemi!“ neckte er sie, worauf sie ihm im Laufen die Zunge herausstreckte, „Schnibbelst du wieder die Leichen aus den verwüsteten Dörfern auseinander?“

„Ich bin damit so gut wie durch, vielleicht erfahren wir heute endlich mal, was genau da passiert ist!“ antwortete sie, bevor sie aus der Haustür lief, „Tschüß, Mama, Papa, Kuma-kun!“

„Tschüß!“ kam es im Chor, von Sakura sehr enthusiastisch, von Sasuke verpennt und von Kuma amüsiert.
 

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Es war Mittwoch. Das Familienessen und das Drama am Ende waren jetzt eineinhalb Wochen her. Haruka hatte sich beruhigt und sich bei Kanae für ihr Verhalten entschuldigt, als diese Masami und Naoya an einem Nachmittag wieder mal zu ihr gebracht hatte.

Heute machte Kanae eine Pause vom Training mit Kojiro und räumte stattdessen das Haus auf. Masami half ihr dabei, soweit er das in seiner Größe konnte. Naoya lag auf seiner Decke und spielt mit einem Plüschtier. Seiji war arbeiten, wie immer.

„So!“ sagte Kanae gerade und richtete sich pustend auf, „Das Bad ist blitzblank, nicht, Masami-chan?“

„Ja,“ sagte Masami nickend und wischte mit seinem Staubtuch ein letztes Mal über die Fensterbank des Bades.

„Mal sehen, was machen wir als Nächstes?“ überlegte seine Mutter laut und erhob sich. „Meinst du, du schaffst es, das Regal im Schlafzimmer zu wischen, Masami-chan? So weit, wie du ankommst, meine ich. Und ah, ich weiß. Vor dem Regal auf dem Boden liegt doch der große Stapel mit Büchern, die kannst du in das Regal stellen und sortieren, wenn du magst.“

„Oh ja,“ freute er sich und ging voraus ins Schlafzimmer, „Alphabetisch, Kaa-san?“

Kanae lachte.

„Nein, musst du nicht. Sortier sie, wie du Lust hast, ist egal.“

„Na gut, ich sortiere sie alphabetisch,“ beharrte er, und Kanae streichelte seinen kleinen Kopf.

„Du bist so ein Schatz,“ sagte sie glücklich, „Ich werde solange unten Staubsaugen, okay? Pass ein bisschen auf, dass Naoya-chan nicht irgendwo hinrollt, wo er sich wehtun könnte, ja?“

„Ja, Kaa-san.“ Masami bekam einen Kuss auf den Kopf, dann ging seine Mutter nach unten und er blieb oben.

Masami trug seinen Bruder, dessen Decke und ein paar Plüschtiere in das Schlafzimmer ihrer Eltern. Wenn Naoya neben ihm läge, könnte er besser auf ihn aufpassen und müsste nicht alle paar Minuten in ihrem Zimmer gucken, ob Naoya noch da war.

„Du leistest mir jetzt mentale Gesellschaft, nicht?“ sagte er zu dem kleinen Bruder, der an seinem Beißring knabberte und mit dem linken Fuß wackelte, während er jetzt im Schlafzimmer auf der Decke lag. Masami fing gewissenhaft an, das Regal gegenüber der Tür mit dem Staubtuch abzuwischen. Als er damit fertig war (er konnte tatsächlich alle Bretter wischen, weil er sich für das oberste einen Stuhl holte und darauf kletterte), nahm er alle Bücher aus dem Regal und legte sie auf den Boden zu den anderen, die da schon auf einem Stapel lagen, um sie alphabetisch zu sortieren. Im obersten Bord waren außer Büchern noch diverse verschnürte Schriftrollen, die Masami ebenfalls herausholte und auf den Boden verfrachtete.

„Du liebe Zeit,“ sagte er, „Wenn ich Zeit habe, lese ich all diese Bücher auch mal. Sie sehen interessant aus!“ Er fand unter den Büchern Geschichtsbücher sämtlicher größerer Ninjadörfer; Die Geschichte Konohagakures, Sunagakure von seiner Gründung bis heute, Die Mizukage von Kirigakure und noch einige andere. Er fand ein Buch mit dem Namen Kuchiyose – Der Pakt mit den Tieren.

„Das Beschwören von Katzen, von dem Ojii-sama spricht, fällt auch unter das Kuchiyose no jutsu,“ fiel Masami erstaunt ein, und er blätterte gespannt in dem dicken Buch herum. Er war erstaunt, was man alles mit Kuchiyose no jutsu beschwören konnte. In Konoha hatte besonders das Beschwören von Kröten, Schlangen oder Schnecken einen tiefen Eindruck hinterlassen... die Tiere, mit denen immer noch alle die legendären Sannin verbanden. Jiraiya, Orochimaru und Tsunade. Masami erinnerte sich daran, dass seine Mutter einmal zu ihm gesagt hatte:

„Deine Großeltern – die Eltern deines Vaters – und Hokage-sama sind quasi sowas wie die zweite Generation der legendären Sannin, weißt du? Genau wie Tsunade-sama kann Obaa-sama Schnecken beschwören, genau wie Orochimaru kann Ojii-sama Schlangen beschwören und genau wie Jiraiya-sama kann Hokage-sama Kröten beschwören..“

Der kleine Junge war beeindruckt. Dass der Hokage so umwerfend war, war kein Wunder – er war schließlich der Hokage. Aber dass seine eigenen Großeltern so bedeutende Menschen waren, war wirklich beeindruckend.

Er blätterte weiter und fand noch diverse andere Tiere, die man beschwören konnte. In dem Abschnitt über das Beschwören von Katzen war sogar der Name des Kaneko-Clans vermerkt.

„Das wird toll,“ sagte Masami zuversichtlich zu Naoya, „Wenn du groß bist, werden wir beide auch mal ein Kuchiyose no jutsu lernen.“ Naoya quietschte als Antwort, während sein großer Bruder das Buch wegpackte und weiter fleißig einsortierte. Es erstaunte ihn, was sie alles für Bücher im Haus hatten – und das nur hier im Schlafzimmer, in der Stube waren noch mehr. Er fand eine ganze Bücherreihe über elementare Jutsus wie die Katon-, Suiton- oder Doton-Jutsus. Dann ein ganzes Biografie-Lexikon namens Konohas bedeutendste Shinobi, in dem unter anderen auch die drei legendären Sannin vermerkt waren, sowie alle bisherigen Hokages und noch so einige andere hohe Tiere. Neben all den Büchern über Shinobi gab es auch wissenschaftliche Bücher über Physik, und Chemie. Masami freundete sich schon jetzt völlig fasziniert mit einem Buch über Optik an, beschloss aber, es später einmal zu lesen, wenn er älter war. Nachdem er eine Enzyklopädie der Flora und Fauna des Feuerreiches ins Regal eingeräumt hatte, stieß er auf ein Lexikon der Psychologie und hatte schon das nächste, höchst interessante Buch für später entdeckt. Ob man in so einem Buch herausfinden konnte, wie so eine Therapie bei Psychologen es schaffte, Menschen ihre Ängste oder ihren Hass zu nehmen?

„Eine Welt ganz ohne Hass wäre doch viel friedlicher, oder, Naoya?“ fragte er den Kleinen, ohne eine Antwort zu erwarten, „Ohne Angst wäre töricht... die Menschen werden übermütig ohne Angst und machen nur Dummheiten. Aber wenn jemand zum Beispiel Höhenangst hat? Vielleicht kann man selbst so etwas heilen, das wäre doch ganz schön gut.“ Naoya strampelte und Masami lächelte und flauschte seinen Kopf. „Ja... ich weiß, du kapierst gar nicht, wovon ich rede. Wenn ich hier fertig bin, spielen wir was zusammen. Versprochen.“

Er trennte sich von dem Psychologiebuch und sortierte weiter die Bücher nach dem Alphabet. Dabei lauschte er Naoyas Geräuschen und dem Surren des Staubsaugers unten. Als er alle Bücher und auch die Schriftrollen einsortiert hatte, war noch Platz auf dem untersten Bord im Regal. Offenbar hatten die Bücher vorher nicht so eng aneinander gestanden.

„Hmm,“ machte der Kleine, „Gibt’s hier nicht noch mehr Bücher, die da rein könnten...? So sieht es so unfertig aus-... ah, hier.“ Er zog den Schubkasten unter dem Bett seiner Eltern heraus und fand dort auch noch ein paar Bücher, die er ins Regal sortierte. Als er das letzte Buch aus dem Bettkasten nahm, fielen ihm noch ein paar kleinere Gegenstände ins Auge, die dort lagen. Es waren Kassetten. „Huch?“ murmelte Masami, legte das Buch auf den Boden und nahm neugierig eine der Kassetten hoch. Auf dem Rücken der Schachtel war eine Beschriftung:

Therapiestunden #4.

„Therapiestunden?“ wiederholte der Junge das Gelesene und drehte die kleine Kassette in den Händen. Er erinnerte sich daran, wie seine Mutter erzählt hatte, sein Vater wäre früher zu einer Therapie gegangen. Dass man das auf Band aufgenommen hatte, war ja faszinierend. Wie könnte er sich besser mit Psychologie befassen als diese Kassetten zu hören? Perfekt.

Er suchte im Bettkasten nach den anderen Kassetten und kramte neunzehn Kassetten zusammen. Als er die mit der Nummer eins gefunden hatte, nahm er sie heraus und ließ die übrigen, wo sie waren. Alle auf einmal rauszuholen würde viel Unordnung machen. Und das war es doch, was sie gerade vermeiden wollten!
 

––
 

„Du bist so ein Freak,“ murmelte Sanosuke und stützte verpennt den Kopf auf die Hände. Während er sich vorbeugte, schob er dabei den Stuhl zurück, auf dem er vor dem Schreibtisch in der Zentrale saß. Seiji stand vor einem anderen Tisch ihm gegenüber, rollte gewissenhaft Schriftrollen auf, band sie zusammen und überflog Haufenweise Zettel, die er in kleinen Stapeln zusammenheftete.

„Ich bin ein Freak?“ machte der jüngere Bruder, ohne von seiner so wichtigen Arbeit aufzusehen, „Du bist der Freak, der dauernd zu spät kommt und dann auch noch trotzdem verpennt ist. Du warst wohl zu viel mit Kakashi-sensei zusammen, Nii-san.“

Sanosuke musste darüber grinsen. Und er grinste noch breiter, als Seiji murmelnd und sehr leise fortfuhr:

„Oder du verbringst zu viele Nächte mit deiner Frau, anstatt wie jeder normale Mensch nachts zu schlafen...“

„Ach,“ machte Sanosuke, drehte sich mit dem Stuhl herum und ließ den Kopf über die Lehne nach hinten hängen, womit er Seiji also wieder ansah, obwohl er ihm den Rücken kehrte, „Es ist Mittagspause, du komischer Kauz, da darf ich ja wohl verpennt sein!“

„Du bist den ganzen Tag verpennt, habe ich das Gefühl.“

„Ich bin eben kein Morgenmensch,“ machte Sanosuke.

„Hn, ja, ich sehe unseren Vater manchmal in dir. Der ist vormittags auch zu nichts zu gebrauchen.“

„Tja,“ kam es von dem Älteren. Er hob gemütlich beide Beine und legte die Füße auf den Schreibtisch, worauf er einen entrüsteten Blick von Seiji erntete. „Ich meine, du bist ein Freak, weil du dauernd arbeitest! Hast du eigentlich auch ab und zu mal sowas wie Spaß? Oder kennst du das gar nicht? Amüsier dich mal!“

„Das ist ja wohl privat,“ grummelte Seiji, und Sanosuke musste laut lachen.

„Du denkst natürlich gleich wieder an Sex! Und ich soll pervers sein?“

„N-Nii-san, nicht so laut, bist du blöd?!“

„Ich meinte das ganz anders!“ erklärte Sanosuke kichernd, „Ich meine, wenn du nach Hause kommst, gehst du ins Bett und schläfst, wie... jeder normale Mensch, war das doch? Ich meine, machst du je was mit Kanae und deinen Kindern zusammen? Was anderes als essen, meine ich...?“

„Was soll das denn heißen?“

„Na, warst du je mit ihnen im Urlaub? Oder wenigstens auf dem Rummel oder so? Im Kino? Warst du je mit Kanae essen? – Feiert ihr überhaupt euren Hochzeitstag oder musst du da auch arbeiten?“

„Nii-san, wir alle müssen arbeiten,“ meinte Seiji, „So ist das nun mal. Und im Gegensatz zu dir gebe ich mir Mühe und erledige meine Pflichten gewissenhaft.“

„Mach ich doch auch,“ feixte sein Bruder, „Ich baue gewissenhaft unseren Clan auf, haha...“ Seiji brummte und sparte sich einen Kommentar. Manchmal fragte er sich, ob sein Bruder noch ein Hobby außer Sex hatte. Und er fragte sich manchmal, ob nicht jede Frau so einen wie Sanosuke als notgeiles Arschloch bezeichnen müsste... aber Haruka war ja auch nicht besser. Die beiden waren wirklich wie füreinander gemacht. Beide gleich notgeil, da war es also egal und keiner war ein Arschloch. „Nein, im Ernst jetzt, Seiji – denkst du, ich mache meinen Job nicht ordentlich? Huh? Hey, ich bin dein Vorgesetzter! Das bin ich wohl kaum durch Vögeln geworden!“

„Wer weiß, vielleicht hast du ja alle weiblichen Angestellten von deiner gewissenhaften Arbeit als Kinderzeuger überzeugt...“ stichelte der kleine Bruder, und Sanosuke musste wieder lachen.

„Ohh ja. Ich hab sie alle durchgenommen, genau. Von vorne, von hinten...“

„Das will ich gar nicht hören!“ machte Seiji, und Sanosuke wurde nur noch lauter:

„Im Stehen, im Sitzen, an der Wand, auf dem Tisch...!“

Die Tür flog auf und Sanosuke riss so ruckartig vor Schreck die Beine vom Tisch, dass er samt dem Stuhl umkippte und schreiend zu Boden stürzte. Seiji fuhr auf und erstarrte – in der Tür stand niemand geringeres als der Hokage selbst – Naruto!

„Was hast du an der Wand und auf dem Tisch, Sanosuke?!“ fragte er Hokage verblüfft, und Seiji hüstelte gekünstelt, während Sanosuke sich stöhnend aufrappelte.

„Aahh... mein Rücken... ich glaube, ich bin querschnittsgelähmt...“

„Spinn nicht rum,“ machte Seiji und gab ein abfälliges Geräusch von sich. „Hokage-sama? Was können wir für Euch tun?“

„Was is’n mit dir los, so förmlich?!“ machte Naruto, „Nenn mich wieder Naruto, Seiji! Pff, als Sohn meines besten Freundes... – ich komme, weil ich eine interessante Botschaft erhalten habe, die vermutlich mit eurem Zwei-Dörfer-Fall zu tun hat... und zwar aus Iwa!“

„A-aus Iwagakure?!“ hustete Sanosuke und rieb sich den Rücken. „Aahh... diese Schmerzen...“

„Hör damit auf!“ rief Seiji empört, „Wie, aus Iwa, zeig her, Naruto!“ Er bekam von Naruto eine Schriftrolle ausgehändigt, und Sanosuke schnaubte.

„He – ich bin der Chef!“

„Du hast doch solche Schmerzen, dass dich das Lesen bestimmt belastet,“ feixte Naruto, und Sanosuke kniff die Lippen zusammen. Seiji fasste die Botschaft erschrocken zusammen:

„Im Erdreich sind auch Dörfer zerstört worden – sogar Iwa selbst ist angegriffen worden! Die zerstörten Dörfer sehen beinahe genauso aus wie die bei uns und laut dieser Nachricht fanden die Zerstörungen im Erdreich sogar vor unseren statt. In Iwa selbst ist nur ein Stadtviertel zu Bruch gegangen, aber es gab einen Überlebenden, der einen einzelnen Mann gesehen haben will, der mit Jutsus, die noch nie jemand gesehen hat, die Häuser und den Boden zerstörte.“

„Es war also wirklich ein Mensch?“ machte Sanosuke, „Wie jetzt, ein einziger?“

„Ja, offenbar,“ machte Seiji erstaunt. „In jedem Dor fand man denselben Anteil an Eisen und Chrom im Boden... meint ihr... dieser Typ konnte irgendwelche Jutsus mit... ähm... Metallen?“

„Wie eigenartig,“ machte Sanosuke. Naruto zog eine zweite Schriftrolle hervor.

„Ihr kriegt richtig Arbeit, Jungs,“ sagte er, „Es kommt noch härter. Hier im Feuerreich ist ein drittes Dorf ausgelöscht worden. Und es liegt näher an Konoha als die zwei anderen. Wenn der Kerl es gewagt hat, ein Ninjadorf wie Iwa anzugreifen, hat er es vielleicht auf Konoha abgesehen.“

„Na großartig,“ murmelte Sanosuke und nahm den zweiten Bericht entgegen, „Konnte der Zeuge in Iwa wenigstens den Typen beschreiben, den er gesehen hat?“

„Nein, er war sich nur sicher, dass es ein Mann war,“ machte Seiji und las den Bericht noch einmal, „Und er war recht groß. Das ist alles.“

„Wir sollten erst mal rausfinden, was für eine Art Jutsu das war, was der Typ da angewendet hat,“ meinte Sanosuke und setzte sich wieder auf seinen Stuhl, sich mit den Händen durch die Haare fahrend, „Am besten schickt ihr in alle Ninjadörfer Bitten, sie sollen ihre Register durchgehen und nach männlichen Shinobi suchen, die irgendwelche Künste mit Eisen oder Chrom beherrschen. Und nicht nur die Strafregister, muss ja nicht sein, dass er gleich ein Nuke ist oder so...“

„Ja, und der Zeuge in Iwa soll gefälligst genauestens beschreiben, was er gesehen hat. Ist ja nett von Iwa, dass sie sich an uns wenden, bevor der Typ unser Dorf überrollt,“ entgegnete Seiji mit Blick auf Naruto, „Zumindest kommt er von Nordwesten, der Spur der zerstörten Dörfer nach zu schließen...“

„Ich werde dann mal die Wachposten rund um das Dorf verdoppeln,“ erklärte der Hokage nickend, „Entschuldigt mich jetzt, ich-...“ Er wurde unterbrochen, weil die Tür erneut aufflog – und dieses Mal war es Shiemi, die hereinschneite.

„Nii-san!!“ rief sie laut, „Was auch immer die Dörfer angegriffen hat, es muss ein Mensch gewesen sein, und er beherrscht Metall-Jutsus!“

„Oh, Shiemi-chan!“ machte Naruto erfreut. Sanosuke seufzte.

„Wissen wir schon, er war auch in Iwa und kommt vermutlich hierher. – Woher weißt du das so plötzlich?“

„Anhand der Wunden der Opfer. Etwas aus Metall hat sie durchbohrt, und in dem Winkel kann keine bekannte Waffe so eine Wunde gerissen haben – etwas kam vermutlich aus der Erde und spießte die Leute auf. Und es war groß. Vermutlich variiert die Größe der... Metalldinger, die er aus der Erde schießt, mit ganz großen zerstört er die Häuser und reißt die Erde auf. Da die Wunden auf einer Seite größer sind als auf der anderen Seite, gehe ich davon au, dass es kegelförmige Dinger sind, die spitz zulaufen. Sowas wie riesige Stacheln vielleicht.“

„Stacheln aus Metall?“ machte Seiji verblüfft.

„Ich habe schon herumgefragt und bin sämtliche Jutsuregister durchgegangen,“ fuhr Shiemi fort, „Nirgendwo gab es etwas Vergleichbares. Vielleicht hat er das Jutsu selbst entwickelt oder so.“

„Kekkei genkai?“ versuchte Naruto es.

„Nein. Ich bin auch alle Kekkei genkai, die auf dieser Welt je bekannt waren, durchgegangen, nichts dergleichen.“

„Der dritte Kazekage konnte doch mit Eisensand kämpfen?“ machte Seiji, und alle sahen ihn an. Vor allem Sanosuke.

„Woher weißt du das bitte?!“ fragte er entsetzt. Seiji blinzelte.

„Geschichte? Hast du nie aufgepasst, Nii-san?“

„Eisensand, ja, ich hab mal davon gehört,“ sagte Naruto, „Sakura-chan hat das erzählt!“

„Ich weiß,“ meinte Shiemi, „Aber den habe ich auch gecheckt. Das war Eisen. Hier haben wir noch Chrom. Das ist anders. Ich glaube nicht, dass er irgendwas mit Suna zu tun hat. Ich denke eher, dass wir es mit einer neuartigen Form von elementaren Jutsus zu tun haben. Der erste Hokage hat das Mokuton entwickelt, das auch nur er beherrschte. Vielleicht hat jetzt jemand Metall-Jutsus entwickelt.“

„Meinst du das ernst?“ fragte Sanosuke verdutzt, „Das ist... das wäre ziemlich hart!“

„Hast du auch einen Namen für deine – oder eher seine – Erfindung, wenn es denn so ist?“ wunderte sich Naruto ebenfalls erstaunt. Shiemi drehte den Kopf.

„Na ja, Kinton?...“
 

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So, ich sag jezt nict viel weil dieser drecksverdammte Wichs-Arsch-Scheissdrecks Laptop die hälfte meiner getipten zeichen nicht schreibt und es mich gerade echt ankotzt <_<

aber wuhuuu, Kinton XDD

Das Unheil

„Du denkst also wirklich, es gäbe sowas wie Kinton-Jutsus, Shiemi?“ machte Sanosuke noch immer verblüfft, schüttelte langsam den Kopf und nippte an seinem Sakebecher. Seiji sagte nichts, Shiemi zuerst auch nicht, die ihm gegenüber saß.

„Zumindest schließe ich es nicht aus – aber ich habe euch nicht eingeladen, um darüber zu sprechen, es geht um was anderes.“ Jetzt sahen die Brüder sich an. Es war inzwischen dunkel draußen. Die kleine Schwester war so großzügig gewesen, ihre beiden Brüder zum Essen einzuladen.

„Dann schieß mal los,“ machte Sanosuke, „Worum geht’s denn dann?“

„Kuma-kun hatte in der letzten Nacht einen Traum,“ begann sie ernst. „Es... ging um Dunkelheit und... um das, was Nii-chan und Onkel Itachi gesagt haben. Dass der Clan für den Teufel ist.“

Sie erzählte alles, was sie von Kuma wusste über den Traum, und dass ihr Freund ein ungutes Gefühl gehabt hatte. Und er war vom Yamazaki-Clan. Er hatte sich noch nie in Gefühlen geirrt.

Sanosuke und Seiji waren gleichermaßen schockiert.

„W-wie meinst du das, etwas Furchtbares wird passieren?!“ fragte Seiji und wurde weiß, ohne es recht kontrollieren zu können. „Du... ihr glaubt doch nicht, das Desaster von früher wiederholt sich...?!“

„Schon wieder?“ machte Sanosuke ebenfalls beunruhigt. Plötzlich gefiel es ihm gar nicht, dass seine Kinder und Haruka alleine zu Hause waren. Plötzlich wollte er so schnell wie möglich nach Hause – und das Essen war egal.

Shiemi war noch nicht fertig.

„Ich habe überlegt,“ sagte sie, „Itachi hat diese Sachen früher gesagt. Izumi, sein Sohn, war seiner Meinung. Aber beide sind tot, es kommt niemand in Frage, der gefährlich wirkt!“

„Seiji hat es auch gesagt,“ sagte Sanosuke logisch denkend. Seiji starrte ihn an.

„Denkst du etwa, ich plante ein Clan-Massaker wie Onkel Itachi?!“ keuchte er fassungslos, „Nach dem, was ich durchgemacht habe?! D-das kannst du nicht ernst meinen! Glaub mir, Sanosuke, das Letzte, was ich will, ist, dass das wieder losgeht!“

„hat dich ja auch niemand beschuldigt,“ machte Shiemi, „Was, wenn es schlimmer ist? Was, wenn... es sozusagen einen neuen Izumi geben wird, der versucht, uns das Leben zur Hölle zu machen? Kuma-kun hat gesagt, es waren zwar Seijis Worte in seinem Traum, aber eine ihm unbekannte Stimme. Und da Itachi tot ist, wird er dessen Stimme wohl kaum hören, oder?“

„Du glaubst, es gibt irgendwo noch so einen Spinner wie Izumi?!“ hustete Sanosuke, „D-darauf muss ich einen trinken... das wäre ja grauenhaft!“ Er schenkte sich verdrossen einen Becher Sake ein und kippte ihn schnell herunter.

„Einen neuen Izumi?“ murmelte Seiji verwirrt. Shiemi nickte.

„Dass er Geschwister außer Yu-chan hatte, ist ziemlich unwahrscheinlich,“ erklärte sie ihre Gedanken, „Yu hätte uns das gesagt. Aber wer schließt aus, dass Izumi Kinder hat, die jetzt genau wie Izumi selbst durch die Gegend rennen und Rache üben wollen?“

„Der Kerl hatte keine Kinder,“ machte Seiji recht überzeugt, „So ein Scheusal kann unmöglich Kinder in die Welt setzen! Das eine, das er mal hatte, hat er nur aus dem Grund gezeugt, um es töten zu können und dann diese Dinger zu bekommen!“ Er meinte natürlich die Mangekyou Sharingan.

„Ja, er war ein Scheusal, aber wer sagt uns, dass er nicht in jedem Dorf ´ne Hure vergewaltigt hat und jetzt lauter Nutten Kinder von ihm haben?“ machte Shiemi vollkommen ungerührt und trank einen Schluck Tee aus ihrem Becher. Sanosuke starrte sie an und schüttelte dann langsam den Kopf.

„Arme Schwester,“ seufzte er, „Du kannst so grausam sein... ich will dich nicht zur Feindin haben.“ Shiemi sagte nichts.

„Daraus könnte man einen Horrorfilm drehen,“ murmelte Seiji und schüttelte sich, „Die Brut des Scheusals kommt in das friedliche Dorf, um die arglosen Leute brutal zu töten...“

„Jetzt mal ernsthaft,“ machte Sanosuke nachdenklich, „Denkst du wirklich, dass irgendwo ein Kind von Izumi herumrennt und auf Rache sinnt? – An wem soll es sich bitte rächen, die, die Izumi getötet hat, ist Yu, und die ist auch tot...“

„Diese Rache-Geschichte verliert stark an Reiz,“ gab Seiji fast tonlos zu hören, „Ich denke, der Clan ist darüber hinweg.“

„Ja, ich gebe euch beiden recht,“ sagte die kleine Schwester erstaunt, „Aber Kuma-kun träumt doch nicht aus Bock solche Dinge. Wir sollten lieber zu vorsichtig als zu leichtsinnig damit umgehen. Na ja, die Einzige, die gerade wirklich Familienkrach ansagt, ist ja Haruka-san-...“ Sanosuke fiel ihr ins Wort.

„Haruka würde niemals irgendwem aus dem Clan etwas antun! Das kann ich dir versichern, also komm bloß nicht auf die Idee, meine Frau als Unglücksbringer zu bezeichnen!“

„Na, wer hat denn neulich beinahe das Geheimnis ausgeplappert?!“ konterte das Mädchen ungeniert, „Guck mich nicht so an, Nii-san, du weißt genauso gut wie ich, dass sie das am Sonntag nie hätte tun dürfen!“ Zu Sanosukes Überraschung war es Seiji, der zu Harukas Verteidigung sprach.

„Sie war eben wütend,“ sagte er, „Sie... hat das nicht aus bösem Willen getan, sie hat nur die Beherrschung verloren. Das passiert jedem mal und sie wird sich jetzt bestimmt zusammenreißen.“ Sanosuke sah ihn verblüfft über diese Worte an.

„Du... verteidigst sie, obwohl sie dich so hasst?“

„Sie hat alles Recht, mich bis auf den Tod zu hassen, Nii-san. Ich hasse mich ja selbst immer noch dafür. – Themawechsel.“

„Vielleicht hat das Unheil, das Kuma-san spürt, ja doch nichts mit dem Clan zu tun...?“ riet Sanosuke verwirrt, und Shiemi stützte den Kopf auf die Hände. Seiji seufzte.

„Dann ist es sicher Satoyas Frau Moe.“

„WAS?!“ entfuhr es den anderen beiden, und Shiemi lachte:

„Genau, Moe ist bestimmt eine superböse Spionin aus einem anderen Dorf – nein, noch geiler, sie ist bestimmt Izumis Tochter! Haha! Mit grünen Haaren, total Uchihalike.“

„Na ja, weißt du’s?“ machte Seiji, nahm die Sache aber auch nicht wirklich ernst – Moe war nicht mal ein Ninja, sie kam aus einem harmlosen, armen Dorf. „Ach, vergesst es. Ich mag sie nur nicht, das ist alles.“

„Wieso, was hat sie denn getan?“ wunderte sich Sanosuke, und Seiji brummte.

„Ich denke, ohne mich selbst loben zu wollen, dass ich eine recht ausgeprägte Menschenkenntnis habe, und ich bin mir nicht so ganz sicher, ob es so eine clevere Idee von Satoya war, sie so plötzlich zu heiraten. Ich meine, sie kannten sich kaum einige Monate!“

„Er hat sie doch nur geheiratet, weil sie schwanger war,“ erklärte Shiemi, „Er ist eben verantwortungsbewusst.“

„Und blöd,“ machte Seiji prompt, „Man denkt normalerweise vor den Sex darüber nach, ob man verhüten sollte – aber Nii-san konnte das ja auch noch nie.“ Sanosuke räusperte sich bloß. „Ich will ja niemanden zu unrecht beschuldigen, aber an sich ist Satoya doch gar nicht so blöd... was, wenn sie absichtlich schwanger geworden ist und ihn gezwungen hat, sie zu heiraten? Ich meine, sie hatte gar nichts, sich an ´nen reichen Typen zu binden ist doch ganz schlau...“

„Ich glaube, du gehst zu weit, Seiji-nii-chan,“ seufzte Shiemi, „Das traue ich ihr echt nicht zu, sie ist freundlich und höflich... vielleicht hatten sie ja auch verhütet und das Kondom ist geplatzt... oder die Pille hat nicht gewirkt.“

„Aber Satoya hat nicht so den überglücklichen Eindruck gemacht, als er erfahren hat, dass sie schwanger ist,“ gab ihr Bruder energisch zu bedenken, „Glaubt, was ihr wollt, in meinen Augen ist Moe eine falsche Schlange die den armen Satoya völlig über den Tisch zieht und nur hinter dem Geld her ist. – sagt das bloß niemandem, dass ich das gesagt habe, schon gar nicht Satoya.“

„Seiji, Seiji, also wirklich,“ grinste Sanosuke verhalten, „Na ja, wie auch immer, Moe hat bestimmt nichts mit Kuma-sans Traum zu tun.“
 

––
 

Es hatte angefangen zu regnen.

Die kleine Mikoto kniete auf dem Boden in Namies Zimmer und malte ein Bild auf einem Papier, das auf dem Fußboden lag, als ihre großen Schwestern hereinkamen.

„Hurra!“ rief Namie, „Nee-chan hat mir ein echtes Shuriken geschenkt! Haha!“

„Was?“ machte Mikoto und sah rasch von ihrem Kunstwerk auf, „Ohh, Nee-saaaaan, ich will auch eins, bitte!“

„Du bist noch zu klein,“ widersprach Yashiru ihr, „Namie-chan wird nächsten Sommer auch in die Akademie kommen! Wenn sie jetzt schon anfangen kann zu üben, kann sie ja vielleicht zwei Klasse überspringen, dann sind wir in derselben Klasse! Haha!“

„Ja, das wird cool,“ sagte Namie auch, „Dann können wir zusammen trainieren und kommen vielleicht zusammen in ein Team!“

„Haha, und wenn der Sensei Uchiha aufruft, sagen wir beide Ja und der Sensei muss immer extra sagen, wen von uns er meint!“

„Hehe!“

„Ich will auch!“ schmollte Mikoto, „Vielleicht kann ich den Kindergarten überspringen, wenn ich jetzt schon Shuriken bekomme! Dann bin ich diese blöden, fiesen Kinder da los, die immer Glubschi zu mir sagen!“ Die großen Schwestern lachten fröhlich.

„Ach, Mikoto-chan!“ machte Yashiru und tätschelte ihren Kopf, „Aber Shuriken sind gefährlich, du kannst dich damit schneiden! Mama und Papa wollen bestimmt nicht, dass du eins kriegst. Jedenfalls nicht jetzt.“ Mikoto schaute sie nur zutiefst beleidigt an. „Aber soll ich dir einen Tipp geben, wie du die blöden Jungs im Kindergarten voll fertigmachen kannst, wenn sie dich ärgern?“

„Jaah!“

„Sag dreckiger Wichser zu ihnen, haha! Das ist ein ziemlich böses Schimpfwort, Mikoto-chan!“

„Okay,“ sagte die Kleine jetzt zufrieden, „Hah, das wird ihnen eine Lehre sein, den Doofköpfen!“

„Mach sie fertig, die Schweinebacken, die Flachwichser, ey!“ feuerte Yashiru sie fröhlich an – wurde aber unterbrochen, weil ihre Mutter ins Zimmer kam.

„Yashiru!“ mahnte Haruka ihre älteste Tochter, „Was höre ich da schon wieder?!“

„Nichts!“ log das Kind.

„Ja, ja. Ab ins Bett mit euch, ihr Gackertanten. Es ist schon spät! – Du auch, Mikoto, komm.“

„Darf ich mein Bild noch fertig malen?“

„Morgen, Spatzi. Jetzt wird erst mal geschlafen, eure Augen sind ja schon ganz klein geworden!“ Mikoto maulte und malte trotzig an ihrem Bild weiter, während die älteren Mädchen schon schnatternd das Zimmer verließen. Haruka beugte sich zu ihrer kleinsten Tochter herunter. „Und was malst du da Schönes?“

„Das bin ich und das ist Masami-kun! Und das da hinten sind die blöden Jungs aus dem Kindergarten, die Masami-kun voll fertiggemacht hat, um mich zu beschützen!“

„So, hat er das?“ fragte Haruka perplex und starrte etwas irritiert auf die k.o. am Boden liegenden Strichmännchen, die überdimensionale Kunais in den Bäuchen hatten und in einer großen, roten Blutlache schwammen. „Ähm... Masami-kun hat die Jungs mit Kunais gestochen?!“

„Nein, nicht in echt,“ sagte Mikoto grinsend, „Aber so wär’s doch viel cooler. Wie im Fernsehen.“ Haruka wurde blass und überlegte ernsthaft, den Fernseher wegzuschmeißen. „Ninjas töten doch immer!“ erläuterte die Kleine patzig ihr Bild, „Masami-kun sagt, Ninjas sind Killer.“

„Na ja,“ machte die Mutter, „Manchmal, das stimmt, aber nicht immer. Shinobi machen auch andere Missionen als bloß töten. Deine Oma zum Beispiel ist doch Heilerin, sie versorgt Wunden. Und Papa tötet doch auch nicht nur Leute!“

„Nein, Papa fängt die Bösen ein, die Verbrechen gemacht haben!“ strahlte Mikoto, „Ist Beleidigen auch ein Verbrechen? Dann muss Papa auch die Jungs im Kindergarten einsperren, und zwar für immer!“

„Ja, wird er sicher mal machen,“ tat die Mutter das ab und nahm das Bild an sich, „Darf ich das Papa zeigen, wenn er nach Hause kommt, Mikoto? Das ist wirklich... originell!“

Schön war nicht das richtige Wort für in Blut schwimmende Leichen auf dem Bild einer Dreijährigen.
 

––
 

Als Sanosuke kam, goss es draußen noch immer, und pitschnass wie er war schloss er murrend die Haustür und fing auf der Stelle an, alle nassen Sachen auszuziehen.

„Ist das furchtbar da draußen!“ stöhnte er, als Haruka die Treppe herunterkam, um ihn zu begrüßen, „Manchmal denkt man, das ist der Weltuntergang!“

„Nur für Leute aus Zucker,“ entgegnete seine Frau mit einem feixenden Grinsen, bevor sie ihn zärtlich auf den Mund küsste zur Begrüßung. Als sie sich von ihm löste, zog er seufzend sein ebenfalls nasses Hemd aus und war damit oben ohne.

„Diese Jacke ist Dreck!“ sagte er dabei, „Die hält nichts aus! Guck’s dir an, ich bin nass bis auf die Knochen...“

„Wolltest du dich jetzt im Flur splitternackt ausziehen?“ fragte sie lachend, „Sei froh, dass die Mädchen schon schlafen!“

„Pff, und wenn schon, sie sind meine Töchter...“

„Aber kleine Mädchen ekeln sich meistens vor nackten Männern,“ sagte sie, „Hab ich zumindest gemacht. Ich fand meinen Vater auch eklig als ich sechs war.“ Sanosuke musste glucksen und war so anständig, seine Hosen anzubehalten.

„Armer Neji!“ Er bekam zur Antwort noch einen zärtlichen Kuss, bevor Haruka Richtung Stube ging.

„Geh hoch und zieh dich um,“ befahl sie, „Ich muss dir was Angst einflößendes zeigen.“

„Wie bitte?!“

„Du wirst schon sehen, beweg deinen Arsch, Uchiha! – Hey, und nimm deine Wäsche mit! Ich räum dir deinen Dreck sicher nicht hinterher!“

„Jawohl, Domina, jawohl...“ stöhnte er, sammelte die nassen Sachen ein und stampfte hinauf ins Schlafzimmer.

Als er umgezogen wieder in die Stube kam, bekam er prompt ein bemaltes Blatt Papier vor die Nase gehalten und schrie vor Schreck auf.

„Oh Gott, Haruka!! Erschreck mich nicht so!... W-was ist das?“

„Das,“ sagte Haruka und klang vorwurfsvoll, „Stellt sich deine dreijährige Tochter unter Die Jungs aus dem Kindergarten voll fertigmachen vor!“

Sanosuke sah stirnrunzelnd das Bild, dann Haruka an.

„M-Mikoto hat das gemalt?“

„Ja.“

„...wow, sie ist künstlerisch ziemlich begabt!“

„UCHIHA??!“ schrie Haruka empört, „Merkst du noch was?! Sie malt in Blut badende, erstochene Menschen!! Sie ist fast drei, okay?! Und alles, was dir dazu einfällt ist, sie ist künstlerisch begabt?!“

„Haruka-chan-... jetzt beruhig dich, wir sind ein Ninjadorf...“

„Rechtfertigt das, dass meine drei Jahre alte Tochter – darf ich an dieser Stelle betonen, dass sie drei ist, eigentlich noch nicht mal ganz?! – Splatterbilder malt?!“

„Splatterbilder?“ stöhnte Sanosuke, „Das ist ein roter, runder Fleck, auf dem drei Strichmännchen liegen, na und?“

„Hast du sowas auch mit fast drei gemalt?!“

„Ich habe noch nie gerne gemalt, ehrlich gesagt.“

„Sani, ernsthaft jetzt – ich mache mir ernsthaft Sorgen darum, dass sie mit den falschen Leuten Umgang hat.“

Er sah sie wieder an.

„Du meinst die Kinder im Kindergarten, die so gemein zu ihr-...“

„Nein, ich meine Masami!!“
 

Jetzt ruckte Sanosukes Kopf hoch.

„W-was...?!“ stammelte er, „Masami?! Wieso denn das auf einmal?“

„Glaubst du, sie kommt von alleine auf solche Ideen?!“ fragte seine Frau ihn entsetzt, „Masami ist zwar in ihrem Alter, aber sein Hirn ist irgendwie mindestens sieben Jahre weiter, als es sein sollte! Weder redet, noch denkt, noch benimmt er sich wie ein Dreijähriger!“

„Und weil er extrem frühreif und intelligent ist, ist er ein schlechter Umgang?“ machte Sanosuke, „Masami bringt ihr viel bei, das stimmt, aber es waren doch immer nur gute Dinge! Das Gokakyuu no jutsu, vieles andere... aber... ey, sieh mich an. Masami ist dermaßen höflich und brav, ich kann mir nicht im Entferntesten vorstellen, dass er ihr Sachen über das Töten beibringt! Er ist Seijis und Kanaes Sohn, der Sohn von zwei Leuten, die das Töten hassen – vor allem Kanae.“

„Ich werde jetzt nicht abschweifen und über deinen Bruder reden, der das Töten ja sooo hasst,“ warf sie ernst ein, „Mikoto hat mir gesagt, Masami hätte ihr erzählt, Ninja würden immer töten! Hat das etwa nichts damit zu tun?“

„Doch, aber es ist ja quasi wahr!“ machte der Mann noch immer nicht beeindruckt, „Na ja, nicht alle Shinobi töten und auch nicht immer, aber es gehört oft zum Job! In der Anbu sowieso, und auch sonst bei höheren Aufträgen. Warum sollten wir den Kindern verheimlichen, was Ninja tun? Wir beide haben auch schon getötet, kaum einer der Erwachsenen in der Familie hat noch nicht getötet, selbst Satoya hat Leute getötet!“

„Ja, ja,“ machte Haruka, „Das ist ja wahr, aber das hier auf dem Bild hat nichts mit Ninja zu tun! Sie hat es mir gesagt, Masami – das ist Masami da unten – hat diese Jungen, ich zitiere, voll fertiggemacht, weil sie Mikoto geärgert haben. Wir können nicht zulassen, dass sie denkt, mit Töten räumt man alle Probleme aus dem Weg!“ Sie holte Luft, „Ich meine... ja, das tut man zwar, aber du weißt, dass man dafür einen hohen Preis zahlt.“

Er sagte nichts.
 

Der Preis, den man zahlte, war grauenhaft. Er selbst sah noch heute manchmal Bilder seines kleinen Bruders Yuusuke, den er ermordet hatte, als er fünfzehn gewesen war. Und wenn er sich Seiji so ansah, den der Mord an Yusaku innerlich vollkommen auffraß, fragte er sich, ob es das wirklich wert war.

Nein. War es nicht.

Unwillkürlich dachte er an Izumi, seinen Cousin, der versucht hatte, die ganze Familie zu meucheln. Izumi hatte viele Menschen getötet, das war sicher. Er hatte sogar ein Kind nur zu diesem Zweck gezeugt – um es zu töten und dadurch die Mangekyou Sharingan zu bekommen. Sanosuke hatte sich schon damals gefragt, wie man so grausam und kaltblütig sein konnte... oder ob Izumi das wirklich gewesen war.

War er wirklich so kalt gewesen... hatte es ihm wirklich nichts bedeutet, nichts ausgemacht?

Oder hatte auch er nachts das Schreien seines eigenen Babys und dessen Mutter gehört, die er getötet hatte?

Niemand würde es jemals erfahren, denn Izumi war längst tot.
 

„Wie auch immer,“ machte Sanosuke langsam, „Mach Masami jetzt nicht fertig deswegen, er ist bloß ein Kind. Wenn du Mikoto verbietest, mit ihm zu spielen, wird sie ausrasten, sie hängt total an ihm!“

„Ja, gerade das beunruhigt mich,“ sagte sie mürrisch, „Er mag ja toll, hyperintelligent und frühreif sein, aber Mikoto ist es nicht! Wenn er ihr mit Sachen den Kopf verdreht, die sie noch gar nicht kapiert, wird sie doch völlig kirre!“

„Mach, was du für richtig hältst,“ murrte Sanosuke, „Rede einfach mit Kanae. Ich glaube, du hast Paranoia. Ich meine... Masami hat bestimmt nichts Böses mit unserer Mikoto vor.“

„Er bildet sie zur Mörderin aus!“

„Wir sind ein Ninjadorf. Wenn er es nicht tut, tut es jemand anderes einige Jahre später.“

„Ist das deine Meinung?!“ empörte sie sich und erhob sich, „Wie gut, dass du dich so sehr für die Entwicklung deiner Kinder interessierst!“

„Das tue ich!“ rief er ärgerlich, „ Du hast Paranoia, das ist alles!“

„Wovon soll ich Paranoia haben?! Von Kindern, die morden?! Komisch, davon gab es in eurem bescheuerten Clan auch ziemlich viele!“

„Ich war fünfzehn und kein Kind mehr!“

„Du warst vierzehn bei der Chuunin-Prüfung!“

„Fuck, das eine Jahr, ey!“ rief er jetzt endgültig, „Nein, du hast Paranoia von allem, was auch nur im Entferntesten mit Seiji zu tun hat! Dass du ihn hasst, ist eine Sache, aber jetzt noch Masami da reinzuziehen ist absolut lächerlich. Und verdammte Dreckscheiße, das alles nur, weil Mikoto tote Leute auf ein Bild gemalt hat!“

„Du kapierst das offenbar nicht!“ schnappte seine Frau und ging an ihm vorbei, ihn dabei absichtlich zur Seite rempelnd wie ein beleidigtes Kind, „Das hat mit deinem Bruder nichts zu tun! Ich werde mit Kanae reden und ihr sagen, sie solle ihrem Kind sagen, es soll Mikoto gefälligst keine Flausen in den Kopf setzen! Wenn ich noch einmal erlebe, dass Mikoto etwas Merkwürdiges tut, kriegt der kleine Klugscheißer Hausverbot, soviel ist klar! Gute Nacht, Uchiha!“ Sie stampfte wütend die Treppe hoch, und Sanosuke eilte ihr entrüstet nach in den Flur.

„Jetzt rennst du weg wie ein eingeschnappter Teenager?!“ brüllte er ihr nach, „Ooohh, niemand versteht mich, buhuhu! LECK MICH, HARUKA!“

Sie schrie von oben herunter:

„BIS WEIHNACHTEN KEIN SEX!!“ Dann knallte sie die Schlafzimmertür mit solcher Wucht zu, dass im Flur ein Bild von der Wand knallte und zu Boden stürzte. Sanosuke hörte das Klirren des zerbrechenden Glasrahmens und raufte sich stöhnend die Haare.

„Das... DAS HÄLTST DU GAR NICHT AUS!! HAH!!“ brüllte er dann trotzig zurück. Stille. Sie sagte nichts mehr, und Sanosuke schnaubte verächtlich. „Pff! Der hab ich’s gegeben.“ Dann flog die Tür oben doch auf:

„DU SCHLÄFST HEUTE IN DER STUBE! UND WEHE DU WICHST INS SOFAKISSEN!“ Rumms, war die Tür wieder zu und Sanosuke stand mit offenem Mund im Flur und war vor Entsetzung nicht fähig, sich zu rühren.

„W-... wie bitte?!“ fauchte er dann zutiefst beleidigt, „Was denkst du von mir?! Ich hab auch meine Würde, okay?!“ Er schnappte empört nach Luft, bevor er sich endlich bewegte und zur Küche stampfte. „Alter, ich geh eine rauchen! Und dann geh ich duschen und dann... dann... oh, Scheißdreck, verfluchter! Ich hasse dieses Sofa!“

Er riss das Küchenfenster ungeachtet der Tatsache, dass es goss wie aus Eimern sperrangelweit auf, steckte sich eine Zigarette an und lehnte sich stinksauer gegen die Wand neben dem Fenster. Da ging es schon los. Ob Shiemi doch recht gehabt hatte mit dem Unheil, was auch immer ihnen drohen mochte? Das hier zumindest war nicht gerade der Familienfrieden, den er sich vorgestellt hatte...
 

––
 

Seiji hielt es für besser, Kanae die Geschichte mit dem angeblich drohenden Unheil erst mal zu verschweigen. Sie hatte mit Kojiro genug um die Ohren.

Masami saß in seinem Bett und schaltete den bunten Kassettenrekorder aus, kurz bevor die Tür zum Kinderzimmer aufging und sein Vater kam, um ihm Gute Nacht zu sagen.

„Hey, mein Kleiner,“ wurde der Junge begrüßt, erntete einen Kuss von seinem Vater auf den Kopf und wurde liebevoll über den Kopf gestreichelt.

„Guten Abend, Tou-sama,“ machte Masami guter Laune und kein bisschen müde, obwohl es schon fast zehn war. „Hast du den Fall mit dem Eisen im Boden lösen können?“

Seiji sah ihn stirnrunzelnd an, sah dann nach dem schon schlafenden Naoya, den er ebenfalls über den Kopf streichelte.

„Noch nicht,“ antwortete er dann, „Aber wir wissen jetzt, dass es vermutlich nur ein Mann war, der die Dörfer verwüstet hat. Und er arbeitet mit Eisen-Jutsus oder so.“

„Oh,“ machte der Sohn beeindruckt. „Was meinst du, wieso zerstört der Mann die Dörfer, Tou-sama?“ Er erinnerte sich völlig fröhlich an die beeindruckenden Therapie-Kassetten, die er gehört hatte. So ein Psychiater stellte ständig Fragen. Mal sehen, ob er auch schon als Psychiater durchging.

„Was?“ fragte Seiji verwirrt über diese Frage.

„Wieso, glaubst du, tut er das, dieser Mann? Ist er auf jemanden wütend? Oder will er einfach nur Aufmerksamkeit? Manchmal machen Leute eigenartige Dinge, um Aufmerksamkeit zu bekommen, und denken nicht darüber nach, ob sie damit anderen schaden.“
 

Seiji starrte seinen Sohn fassungslos an und fragte sich, ob er träumte.

Saß da allen Ernstes ein Dreijähriger vor ihm? Plötzlich hatte Seiji das unbehagliche Gefühl, Masami wäre von irgendwem besessen, irgendwem viel älteren, der durch den Mund des unschuldigen Kindes sprach und ihn Sachen fragte, die kein Kind jemals gefragt hätte, da war er sicher... Er starrte völlig entgeistert in die eisblauen Augen des Kindes und konnte den Mund weder auf noch zutun.

„W-was... ... w-woher hast du denn sowas, Masami...?“ war alles, was er schließlich entsetzt herauspresste, „Du hörst dich an wie ein Psychotherapeut...“
 

Oh, wie schön. Masami war sehr zufrieden mit sich, darum nickte er und strahlte fröhlich vor sich hin.

„Psychotherapeuten sind cool,“ versetzte er, „Kaa-san hat gesagt, ein Psychiater hat gemacht, dass dein Hass weggegangen ist. Psychiater können ziemlich viele Probleme lösen, deshalb bewundere ich sie! Der, bei dem ich war, hat gesagt, ich sei sehr frühreif. Mal sehen, was noch so passiert.“ Seiji war völlig fassungslos und brachte kein Wort hervor. Das Kind legte den Kopf schief. „Was ist...? Meinst du, ich werde auch mal Psychiater?“

Der Vater schluckte den Schrecken herunter und zwang sich, zu lächeln.

„Du... wirst bestimmt ein beeindruckender Psychiater, mein Sohn. Wolltest du nicht Shinobi werden?“

„Ich kann sicher beides werden. Es gibt so viel, das ich werden möchte, weil alles so interessant ist!“

„Das stimmt, die Welt ist wirklich sehr interessant.“ Seiji hockte sich jetzt vor Masamis Bett und strich ihm wieder über den Kopf. „Du hast mich eben ganz schön erschreckt, als du so erwachsen geredet hast!“ sagte er, „Masami... übernimm dich nicht. Du bist noch ein Kind. Und Kindsein ist, das wirst du später einsehen, das Schönste im Leben. Werd nicht... zu früh erwachsen, okay? Sei so lange ein Kind, wie du kannst. Erwachsen wirst du... noch früh genug.“

Masami grinste. Dann neigte er höflich den Kopf.

„Okay, Tou-sama. Ich werde mir Mühe geben.“ Seiji lächelte auch.

„Gut. Dann schlaf jetzt, es ist spät. – Oh, die Augentropfen, fast vergessen. Jucken die Augen immer noch so doll?“

„Nein,“ machte der Kleine, „Ich glaube, die Tropfen helfen!“

„Na, so ein Glück. So, halt ganz still... es ist gleich vorbei.“
 

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Keine sorge, nächstes und übernächstes kapi gehts voll ab XD und Mikoto malt lustige bilder, haha XD und der arme Sani kriegt bis Weihnachten keinen Sex XDDD

Schatten

Ende November begann es erstaunlicherweise zu schneien. Es hatte in den letzten Wintern selten geschneit in Konoha, und wenn, dann im Januar oder Februar, nie im November. Sasuke deutete das in seinem Pessimismus als böses Omen.

„Ich erinnere mich nur zu gut an Sanosukes ersten Winter damals!“ sagte er dann todernst zu seiner einzigen noch zu Hause wohnenden Tochter Shiemi, „Erst hatten wir einen ewigen Winter und bis April oder so lag Schnee, danach folgte monatelanger Regen, der das ganze Dorf überschwemmt hat! Und dann kam auch noch Orochimaru! Also, ich hasse Schnee, Schnee ist böse.“

„Aaah ja,“ machte die Tochter milde beeindruckt und tätschelte Papas Schulter. „Soll Kuma-kun für dich in die Zukunft sehen? Er macht sich ganz gut als Wahrsager mitunter.“

„Lieber nicht,“ stöhnte Sasuke, „Da hörte man doch ohnehin immer dasselbe. Entweder Du wirst glücklich heiraten, viele Kinder und viel Geld haben, was ich sowieso schon habe, oder Du wirst sterben, du stehst im Unglück!“

„Und du meinst,“ mischte sich Kuma mit hochgezogenen Brauen ein, „Da du das eine alles schon hast, muss es zwangsläufig das andere sein? – Na gut, du wirst sterben.“

„Aargh, hör auf, mich zu verarschen!! – Sterben müssen wir alle eines Tages, Yamazaki!“
 

––
 

Masami hatte das Gefühl, dass es schwerer war, ein Kind zu sein, als erwachsen er werden. Er wollte seinem Vater keine Sorgen machen und versuchte mit aller Kraft, die er hatte, seinem Rat zu folgen und sich wie ein Kind zu benehmen... aber es wurde immer schwerer, je mehr von den Kassetten er durchhörte. Denn mit jeder Kassette lernte er neue, interessante Dinge und Worte. Und als er die letzte Kassette durchgehört hatte Ende November, war er völlig ernüchtert und dennoch beeindruckt, wie dieser sensationelle Mensch es geschafft hatte, Hass und Dunkelheit aus der Seele seines Vaters zu vertreiben. Ja, die Kassetten waren für Masami wie eine spannende Geschichte gewesen. Er hatte deren Ende zwar gekannt, aber das Spannende war ja gewesen, wie es zu diesem Ende gekommen war.

Um es sich einfacher zu machen, Kind zu sein, beschäftigte er sich mit seinem kleinen Brüderchen, das so süß, unschuldig und unwissend war.

„Du hast keine Ahnung von der Welt, Naoya,“ sagte der große Bruder voller Ernst zu dem Kleinen, der durch den Flur oben krabbelte und dabei vor sich hinquakte. Masami saß im Schlafzimmer seiner Eltern auf dem Fußboden und blätterte interessiert in alten Schriftrollen herum. „Du weißt ja gar nicht, wie böse und schlimm die Welt manchmal sein kann. In deinen Augen ist alles gut, oder, Naoya?“

Naoya lachte. Masami musste lächeln, wann immer der kleine Bruder lachte. Es war so schön, ihn lachend und fröhlich zu sehen. Naoya war ein sehr fröhliches Kind, er lachte oft. Im Gegensatz zu Mikotos kleinem Bruder Souya, der fast immer jammerte und unzufrieden war. Wenn er bei Mikoto war und den kleinen Souya auf seiner Spieldecke schluchzen sah, wurde er immer selbst traurig. Das kleine Baby tat ihm leid, weil es aus irgendeinem Grund unzufrieden war, und er hätte dem kleinen Souya gerne geholfen. Aber er verstand die Sprache der Babys leider nicht und hatte deshalb keine Ahnung, wie er das hätte tun können.

„Vielleicht hat Souya keine so liebe Mutter wie wir,“ orakelte er jetzt und sah Naoya beim Krabbeln zu, „Vielleicht kann Tante Haruka ihn nicht so gut beruhigen wie Kaa-san es bei dir kann.“ Dann kam er sich gemein vor, die arme Haruka so schlecht zu machen. „Aber Tante Haruka muss sich auch um viel mehr Kinder kümmern als Kaa-san. Sie hat bestimmt viel Arbeit und schafft es vielleicht nicht, alle ihre Kinder gleichzeitig zu versorgen. Ob Onkel Sanosuke auch so wenig daheim ist wie Tou-sama? Ich meine, er und Tou-sama arbeiten ja zusammen.“ Der kleine Bruder krabbelte zu Masami hin und legte sich strampelnd auf den Fußboden. „Du willst mit mir spielen? Na gut, aber nur, weil du so lieb bist. Ich arbeite eigentlich auch, weißt du?“ Er rollte die Schriftrolle zusammen, die er gelesen hatte, und stopfte sie in den Schrank, „Ich lese! Ich kann es kaum noch erwarten, bis du auch lesen kannst!“ Das Lächeln verschwand aus Masamis Gesicht, als er Naoya hochhob und begann, ihn durch die Gegend zu tragen. Naoya mochte das, er klammerte sich fröhlich quiekend an seinen großen Bruder. „Das dauert sicher noch sehr lange, bis du lesen lernst,“ machte der Ältere dann leise. „Aber egal. Das Wichtigste ist, dass du nicht verlernst, zu lachen! Ich wünsche dir, dass du immer fröhlich bist, mein liebes, kleines Brüderchen.“ Er gab dem Baby einen Kuss auf die Stirn. Naoya johlte vergnügt vor sich hin und Masami lächelte erneut. Der Kleine war so süß...

An dem Tag hatte Seiji nachmittags frei und war zu Hause, während Kanae wieder mit Kojiro trainierte. Seiji saß unten in der Stube und arbeitete gewissenhaft an allem möglichen weiter, während er den Kindern oben beim Spielen zuhören konnte.

Ihn beruhigte, dass Satoyas Augentropfen offenbar gewirkt hatten; Masamis Juckreiz in den Augen hatte stark nachgelassen. Er hatte auch nie wieder erlebt, dass sein Sohn mit bloßen Augen in die Sonne starrte. Jetzt im Winter war die Sonne sowieso ein seltener Gast. Seiji blickte nach draußen in das Schneegestöber.

Dann hatte das Jucken wohl doch nichts mit Sharingan zu tun... dachte er grübelnd, Na, Gott sei Dank. Dann ersparen wir uns ja den Besuch bei Nishiki, der mit seinen Byakugan die Chakraströme erkennen kann.

Er hatte zwar nichts gegen Nishiki; Nishiki war ein höflicher, freundlicher Typ. Chidori war zwar etwas anstrengend, aber der Hauptgrund, wieso Seiji das Hyuuga-Anwesen mied, war eigentlich der Rest des weißäugigen Clans. Die Hyuugas und die Uchihas waren sich noch nie ganz grün gewesen und wenn Seiji etwas hasste, dann, von allen Seiten angestarrt zu werden wie eine Zirkusattraktion. Feindselig angestarrt zu werden. Wobei kein feindseliger Blick den von Haruka übertraf... aber dazu hatte sie gutes Recht.

Die Gedanken an Haruka verdüsterten seine Miene und er raufte sich stöhnend die schwarzen Haare. Er bekam Kopfschmerzen, wenn er zu oft daran dachte... vielleicht war es immer noch sein schlechtes Gewissen, das ihm von innen gegen den Schädel hämmerte. Gerade, als er aufstand, um sich eine Tablette zu holen, flog die Tür auf und Kanae kam – wörtlich – hereingeschneit.

„Seiji-kun, Seiji-kun!“ schrie sie aufgeregt und strahlte über das ganze Gesicht, „Nii-san hat sich völlig selbst übertroffen! Vater hat uns heute beim Training zugesehen und war wirklich beeindruckt! Ich glaube, jetzt wird er Nii-san endlich als Oberhaupt akzeptieren!“ Sie rannte aufgedreht wie ein Kind an Weihnachten durch den Flur, schloss dann endlich die Tür, durch die schon eine halbe Lawine Schnee hereingekommen war, rannte weiter und fiel dann schließlich ihrem Mann in die Arme. „Ist das nicht toll?! Meine Eltern laden alle zum essen ein, gleich heute Abend! – Ohh, Seiji-kun... ich bin so froh! Ich bin so glücklich, dass Nii-san endlich das bekommt, was ihm zusteht! Oh Gott, bin ich aufgeregt! Das ist so toll! – Krieg ich einen Kuss, Seiji-kun?“

Seiji musste leise lachen. Sie war so süß, wenn sie so überdreht und fröhlich war... das liebte er ja so an ihr. Ihre Fröhlichkeit, für die er sie beinahe beneidete, seine hübsche, kleine Frau. Er küsste sie und zeigte ihr, wie sehr er sie liebte für alles, was sie tat und war, sanft die Lippen gegen ihre drückend. Und sie umarmte ihn mit beiden Armen, noch immer in ihrem vollgeschneiten Wintermantel, und erwiderte den Kuss mit derselben Hingabe und derselben Liebe zu ihm, die er für sie spürte. Als sie sich lösten, strahlte die junge Frau überglücklich vor sich hin, und Seiji streichelte ihre blonden Haare.

„Du bist... so wunderschön, wenn du lachst, Kanae... ich liebe dich so sehr für dein Lachen,“ flüsterte er, und sie strahlte nur noch mehr.

Keiner merkte, wie Masami mit Naoya auf dem Arm die Treppe herunterkam. Er beobachtete völlig fasziniert seine Eltern, die so glücklich da standen und sich gerade noch einmal küssten. Masami fand, seine Mutter war eine kleine Sonne. Sie strahlte immer, sie war immer glücklich. Naoya musste sein Lachen von seiner Mutter haben. In dem Moment hatte der kleine Masami seine Eltern unheimlich lieb dafür, dass sie so lieb waren, dafür, dass seine Mutter so glücklich war und damit sogar seinen Vater ansteckte. Seiji war sehr selten so glücklich, wie er jetzt gerade aussah. Und wenn er dann mal glücklich war, hatte Masami gelernt, dann nur, wenn Kanae oder die beiden Kinder da waren.

Als der Junge fand, seine Eltern hätten sich lange genug geküsst, unterbrach er sie.

„Wir gehen zu Ojii-sama und Obaa-sama essen?“

Seiji und Kanae fuhren auseinander und Seiji hustete verlegen, während Kanae strahlte, ihren Mann losließ und jetzt die beiden Jungen umarmte.

„Es gehört sich nicht, anderen beim Küssen zuzusehen, Masami...“ murmelte Seiji verhalten, und Masami strahlte ihn aus Kanaes Umarmung an.

„Entschuldige, Tou-sama. Aber ihr saht so glücklich aus, deshalb wollte ich euch zuerst nicht stören...“

„Aaaw!“ rief Kanae, „Ist das nicht toll? Onkel Kojiro wird jetzt vielleicht endlich von Ojii-sama anerkannt, Masami-chan! Das werden wir feiern, deshalb gehen wir zu Ojii-sama und Obaa-sama essen. Rasch, zieh dir etwas Hübsches an und hol deinen Mantel, mein Süßer. Ich mache Naoya-chan auch hübsch.“ Sie nahm Masami das Baby ab, das vergnügt hickste, während der ältere Sohn schon wieder die Treppe hinaufhastete. Kanae sah zu Seiji und grinste. „Haben wir nicht zwei wundervolle Kinder, Seiji-kun? Du und die beiden Jungs, ihr seid das Allerwichtigste und Allerbeste für mich.“ Seiji lächelte.

„Ich weiß,“ sagte er, „Unsere Kinder sind die wunderbarsten Kinder auf der ganzen Welt. – Nicht, du?“ Er streichelte Naoyas schwarzen Haarflaum, und der Kleine streckte strahlend das Händchen nach seinem Vater aus. Als es Seijis Zeigefinger erreichte, umklammerte das Baby ihn mit der ganzen, kleinen Hand. Seijis Lächeln wurde wärmer. Und Kanae war so glücklich, dass sie beinahe zu weinen begonnen hätte.
 

––
 

Das Stammhaus des Kaneko-Clans war etwas größer als das Haus von Sasuke und Sakura, obwohl die Kanekos weniger Kinder hatten als die Uchihas. Um genau zu sein hatte Chuugo Kaneko drei Kinder; einen Sohn namens Kojiro und zwei Töchter, Kanae und Kumiko. Und inzwischen waren zwei von drei Kindern verheiratet und hatten selbst Kinder. Die Jüngste, Kumiko, war neunzehn Jahre alt und wohnte noch bei ihren Eltern – es war aber relativ wahrscheinlich, dass sie ihren Freund Yasuki demnächst heiraten würde. Das sprach niemand aus, das wusste man einfach so. Die zwei waren schon jahrelang ein Paar.

Der Kaneko-Clan bestand keineswegs nur aus Chuugo Kanekos Familie; er hatte noch einen jüngeren Bruder, der ebenfalls eine Familie hatte, und dann hatte er noch einen Cousin, der ebenfalls schon Kinder und Enkel hatte. Es war also gar nicht so schlecht, dass das Haus so groß war, als an dem Abend tatsächlich die ganze Familie im Stammhaus eintraf.
 

Masami beobachtete seelenruhig die ganzen anderen Kinder des Clans beim Spielen. Die meisten seiner Cousins und Cousinen zweiten oder dritten Grades waren älter als er, einige gingen sogar schon zur Ninja-Akademie. Seine einzige Cousine ersten Grades, Kojiros kleine Tochter June, war vor einigen Wochen zwei geworden. Das kleine Mädchen hing an dem Abend aus unerfindlichen Gründen sehr an ihrem Cousin. Gerade saß sie auf Masamis Schoß und beobachtete mit ihm zusammen das Geschehen. Die übrigen Kinder spielten mitten im Stammhaus Ticken, tobten durch die Gegend und lachten. Die Ältesten konnten sogar schon Katzen beschwören, wenn auch sehr kleine, was sie gerade sehr stolz den Erwachsenen und den anderen Kindern vorführten.

„Die ist schon ziemlich cool, ne?!“ rief ein Cousin dritten Grades gerade triumphierend und zeigte auf die von ihm beschworene Katze, die mehr einem Tigerbaby glich. „Ne, Papi?! Papi, guuuuck...“

„Ja, das ist großartig,“ lobte der Vater des Jungen.

„Gati!“ machte die kleine June auf Masamis Schoß und zeigte auf die Katze, die begonnen hatte, verwirrt durch das Anwesen zu laufen.

„Gati?“ wiederholte Masami, „Das heißt Katze, June-chan. Versuch mal. Kat-ze.“

„Gaaaati.“

„OH NEIN!“ schrie der Katzenbeschwörer drüben auf und rannte los, „Hey!! Katze, bleib hier!! Du sollst nicht in Chuugo-samas Haus herumtoben! Oh, verdammt, ich kann sie nicht einfangen!“

„Hinterher!“ grölten die anderen Kinder, und ein großer Pulk kleiner Kanekos rannte johlend dem armen Tigerbaby nach durch die Dielen.

„Hey!“ rief irgendeine Mutter vom Tisch, „Nicht toben, Jungs!“

„Und pass bitte auf deine kleine Schwester auf, okay?“

„Manno, immer ich!“

„Fangt das Tigerbaby, Leute! Auf es mit Gebrüll!“ Das Johlen ging in anderen Räumen weiter, während die Erwachsenen am Tisch sitzen blieben und Masami zusammen mit June, Naoya und noch einem anderen Baby auf der Couch sitzen blieb. Er sah auf das Baby neben Naoya, das mit einem Beinchen strampelte. Er wusste nicht mal, wer das war, der da lag. Vermutlich eine Cousine dritten Grades. Es musste ein Mädchen sein, es war rosa angezogen und trug ein Stirnband mit Schleife auf dem kahlen Kopf. Masami fand kahlköpfige Babys komisch anzusehen. Naoya hatte schon bei der Geburt Haare gehabt, der war viel hübscher als das rosafarbene, kahle Mädchen neben ihm.
 

Chuugo Kaneko zog die Aufmerksamkeit auf sich, indem er sich erhob, worauf die Erwachsenen verstummten. Das rosa Baby neben Masami fing an, zu quaken.

„Shhht!“ mahnte die blonde June das Baby empört. Von den Erwachsenen kam Gekicher.

„Wo die Kinder jetzt beschäftigt sind, kann ich ja anfangen,“ begann der Clanführer mit ernster Miene und sah in die Gesichter seiner Kinder, Neffen und übrigen Verwandten. „Ich bin ein alter Mann,“ sagte er, und von irgendwem kam ein Widerspruch:

„Mach dich nicht fertig, Onkel!“ Chuugo Kaneko gluckste, winkte aber ab.

„Und was für ein alter Mann ich bin, ich habe schon drei Enkelkinder!“ Er sah jetzt seine drei erwachsenen Kinder an, vor allem Kojiro und Kanae. Seiji warf einen Seitenblick auf Kanaes Schwester Kumiko, die mit ihrem Freund Yasuki am Tuscheln und Kichern war. Er hatte nie etwas gesagt, aber wenn ihn jemand aus Kanaes Familie ankotzte, dann Kumiko. Sie sah ihrer Schwester zwar im Gesicht völlig ähnlich, aber sie war komplett anders als Kanae. Und dass sie ihrem Vater bei seiner Rede jetzt nicht mal zuhörte, überzeugte Seiji auch nicht gerade von ihrem Anstand. Da der Clanführer weitersprach, riss Seiji sich aus seinen Gedanken. „Und ich denke, es ist Zeit, unseren Clan in... die Hände eines neuen Führers zu geben.“ Allgemeines Gemurmel. Kumiko kicherte weiter. Yasuki seinerseits schien dem Schwiegervater in spe zuhören zu wollen, wurde aber von seiner blonden, dünnen Freundin davon abgehalten. „Und,“ fuhr Chuugo Kaneko fort, „Wie soll ich sagen... ich habe nur einen Sohn, und zwar Kojiro.“ Alle sahen Kojiro an, der plötzlich ganz klein wurde neben seiner süß lächelnden Frau Sayana.

„Ähm... hi...?“ machte er, und alle lachten amüsiert. Außer der extrem beschäftigten Kumiko, die immer noch an Yasukis Ohr klebte.

„Wir alle wissen, denke ich, dass Kojiro nicht unbedingt das beste Beispiel für einen Katzenbeschwörer war. Deshalb habe ich daran gedacht, ihm das Erbe zu verwehren. Bis... meine geliebte Tochter mich darauf aufmerksam gemacht hat, dass ich-...“

Seiji fiel ihm barsch ins Wort.

„Entschuldigt, Kaneko-sama – Kumiko, respektierst du deinen Vater so sehr, dass du es für nötig hältst, ihm nicht zuhören zu müssen, während er spricht?!“

Augenblicklich ruhten alle Augen auf der jüngsten Tochter des Oberhauptes, die sofort verstummte und alle groß anstarrte, vor allem Seiji. Yasuki erstarrte ebenfalls.

„Äh... was?“ machte Chuugo Kaneko aus der Bahn gerissen. Seine Frau, Kanaes, Kojiros und Kumikos Mutter, schnaubte.

„Seiji-kun hat recht, Kumiko! Wenn du tuscheln willst, geh mit Yasuki-kun raus! Wenn du hier sitzen willst, hör deinem Vater bitte zu!“ Kumiko senkte beschämt den Kopf und wurde rot wie ein Radieschen über die peinliche Ermahnung.

„Ich, ähm... sorry, Mama,“ machte sie, kicherte dabei aber immer noch ungehalten vor sich hin. Seiji verdrehte die Augen. Kanae legte ihm behutsam eine Hand auf den Oberschenkel, um ihm zu signalisieren, jetzt lieber ruhig zu sein. Chuugo Kaneko bedachte seine jüngste Tochter eines strengen Blickes.

„Du störst mal wieder!“ sagte er beleidigt, „Und das ist nicht komisch.“

„Ich... oh Gott, tut mir so leid, i-ich kann nicht aufhören, zu lachen...“ machte Kumiko hilflos und versuchte krampfhaft, ihr Kichern zu unterdrücken.

„Ignorier sie einfach,“ sagte einer der anderen Verwandten, und Kumiko vergrub prustend (so leise wie möglich) das Gesicht im Schoß ihres Freundes.

„Jetzt weiß ich gar nicht mehr, wo ich stehen geblieben war!“ meckerte der Vater verärgert. Kojiro sagte zu seiner Frau:

„Meine Schwester versaut mal wieder die Rede, das macht sie ja immer. Ich war zwar auch schon manchmal Schuld, aber dann nur aus Versehen...“

„Ja ja,“ machte Sayana gedämpft, „Ich weiß, als du deiner Mutter einmal aus Versehen die Reisschale auf den Kopf katapultiert hast.“

„Ja, genau...“

„Also,“ begann der Vater erneut und hatte jetzt die Aufmerksamkeit aller außer der immer noch kichernden Kumiko. „Genau. Clan. Ach ja. – Seht ihr, ich werde alt! Was Kojiro angeht also. Die liebe Kanae hat sich in ihrer extremen Gutmütigkeit dafür aufgeopfert, aus Kojiro einen fähigen Clanführer zu machen. Ich konnte ihr nicht mal einreden, Masami statt Kojiro zum Clanoberhaupt zu machen, was ihr Zeit und Arbeit erspart hätte... ja, so ist sie, unsere Kanae. Wenn es eine Personifikation der Gerechtigkeit gibt, dann wohl sie!“ Allgemeines anerkanntes Nicken kam in Kanaes Richtung, eine der Tanten strahlte sie regelrecht an. Kanae strahlte glücklich zurück.

„Darf ich dazu etwas sagen?“ fragte sie förmlich und fuhr fort, als ihr Vater nickte. „Das Lob, das ihr mir gerade zugesteht, solltet ihr lieber Nii-san zugestehen, denn er hatte viel mehr Arbeit als ich! Und er hat sich als fähiger Schüler bewiesen, nicht, Nii-san?“ Nii-san grinste über beide Backen und June brüllte quer durch den Raum:

„HALLO PAPI!!“ Alle lachten, als Kojiro der Kleinen winkte und Masami und June zurückwinkten.

„Genau,“ lachte Chuugo Kaneko jetzt wieder etwas entspannter, obwohl Kumiko immer noch giggelte und sich offenbar gar nicht mehr einkriegte. Und Yasukis Gesicht hatte inzwischen auch die Farbe eines Radieschens. „Ich habe mich... heute selbst von den Fortschritten überzeugt, die das Training gemacht hat, und... ich muss sagen, ich bin sehr zufrieden. Davon abgesehen denke ich, dass Kanae mir die Augen geöffnet hat... und ich denke, dass ich meinem Sohn durchaus – was ihm zusteht – die Führung des Kaneko-Clans überlassen kann. Aber erst, wenn ich nicht mehr gehen kann, noch bin ich kein seniler Opa!“ Wieder lachten alle los, hoben dann die Sakebecher und tranken.

„Auf dich, Kojiro!“

„Was, auf mich?!“ machte Kojiro entsetzt über so viel Respekt von allen Seiten, und seine Frau lachte.

„Natürlich auf dich!“ machte Kanae, „Heißt hier sonst noch jemand Kojiro?!“

„Iiiich!“ grölte June, und wieder lachten alle.

„Du heißt gar nicht Kojiro,“ sagte Masami, „Du heißt June!“

„Nee,“ machte June – wobei Masami nicht ganz sicher war, ob sie nein meinte oder das ne von June nachplapperte.
 

––
 

Seiji mochte die Essen bei Kanekos immer lieber als die bei seinen eigenen Eltern – das lag weniger an seinen Eltern, sondern mehr an den grausigen Geschichten, die der Uchiha-Clan durchgemacht hatte, die grundsätzlich in der Luft schwebten. Hier, bei den Kanekos, gab es keine Geheimnisse, die gehütet werden mussten, und auch keine Haruka, bei deren Anblick sein schlechtes Gewissen ihn wieder gebissen hätte, bis es schmerzte.

Die Essen bei Kanekos waren so schmerzlos...

Aber dafür konnte er sich stundenlang über die dämliche, alberne Kumiko aufregen, die während des ganzen Essens beinahe pausenlos gackerte.

„Ist sie nicht allmählich zu alt für dieses Gekicher?!“ brummte Seiji Kanae irgendwann zu, leise genug, dass nur sie und Masami, den sie auf dem Schoß hatte, es hörten. Naoya pennte auf der Couch und June saß bei ihren Eltern. Die übrigen Kinder jagten immer noch das Tigerbaby.

„Ja, schon,“ machte Kanae lächelnd, „Sie ist eben so, da kann keiner was machen! Mutter hat immer gesagt, Kumiko ist eben ein fröhliches Mädchen!“

„Ich finde sie albern,“ sagte selbst der kleine Masami, und Kanae tätschelte seinen Kopf.

„Na, na,“ mahnte sie ihn, „Das war aber nicht sehr nett, was du da gesagt hast, oder?“

„Entschuldige, Kaa-san,“ murmelte der Junge verlegen wegen der ungeschickten Wortwahl, „Ich habe es nicht böse gemeint. Sie kann ja nichts dafür, dass sie albern ist.“

„Ist schon okay,“ machte Kanae versöhnlich. Seiji brummte.

„Aber von diesem Gegacker kriegt man Migräne!“ protestierte er, und seine Frau lachte erneut.

„Jetzt hörst du dich an wie Satoya! Der hat doch auch ständig Migräne, oder nennt es zumindest so!“

„Ach, Satoya simuliert nur bei Familienfeiern, die hasst er.“

„Ja, hab ich mir schon gedacht. Ich meine, es wirkt komisch, wenn er als Arzt selbst ständig Kopfschmerzen hat! Oder Moe-san ist so Nervenaufreibend...“

„Oh nein, fang nicht von der an!“

„Ach, Seiji-kun,“ lachte seine Frau, „Gibt es irgendeine Frau in unserem Bekanntenkreis, die du magst?“

„Natürlich!“ machte er, „Sayana ist nett. Und Asayo, obwohl, die ist ziemlich anstrengend auf die Dauer, ich war jahrlang mit ihr in einem Ninjateam...“

„Oh, Asayo-san, wie geht es ihr überhaupt? Ich hab sie ewig nicht gesehen!“

„Sie hat vor ´nem Monat ihr zweites Kind bekommen, Mashuu haben sie den Kleinen genannt. Hab ich dir die Karte nicht gezeigt, die sie uns geschickt hat? Da war vorne ein hübsches Foto von dem Baby drauf.“

„Hmm... echt? Ich glaube, das hast du mal wieder vergessen, Seiji-kun!“

„Oh weh, oh weh,“ sagte er, und sie musste grinsen.

„Hey, das ist mein Spruch...“

„Jetzt ist es meiner,“ feixte er und strich ihr zärtlich über die Wange.
 

––
 

Das Chaos begann erst, als die meisten Verwandten, die nicht im Stammhaus wohnten, gehen wollten – denn dazu mussten sie ihre tobenden Kinder einsammeln, und das war schwerer als gedacht.

Das immer noch flüchtende Tigerbaby sprang auf den Esstisch und räumte diesen komplett ab, als es darüber rannte und alles herunterwarf, was ihm in die Quere kam. Eines der Kinder rannte dem Tier johlend nach auf den Tisch, wurde aber prompt von seinem Vater eingefangen, während ein anderes Kind gegen die Tischkante rannte und brüllend und heulend zu Boden stürzte, ein drittes stieß im Rennen mit dem Tigerbaby zusammen, das gerade wieder hinausrennen wollte, und benommen saßen dann beide Beteiligten am Fußboden. Masami und June beobachteten das ganze aus sicherer Entfernung von der Couch aus, auf der Naoya inzwischen wach geworden war.

„Die machen vielleicht einen Radau!“ sagte Masami zu den beiden Kleineren, die nicht antworteten, weil sie nicht oder kaum sprechen konnten.

Während die meisten draußen waren, um die Verwandten zu verabschieden, blieben Kumiko, Yasuki, Sayana und Seiji in der Stube sitzen.

„Na, dann wäre das ja auch endlich geklärt,“ machte Yasuki irgendwann, der sich traute, den Mund aufzutun; er war an sich kein gesprächiger Typ. Er fing immer erst dann zu reden an, wenn die meisten weg waren. „Ich meine, dann muss Kanae-san ja nicht mehr so viel Zeit mit dem Training zubringen.“ Er erntete von allen Schweigen.

„Na ja,“ machte Kumiko dann kichernd, „Sie hat ja selbst Schuld, wenn sie sich die Arbeit aufhalst, oder? Dann soll sie sich nicht beschweren!“

„Sie hat sich doch gar nicht beschwert,“ machte Seiji verblüfft.

„Nee, ich weiß,“ machte die Blonde und begann, an ihren Haaren herumzutüdeln, „Nee-san ist echt komisch.“

„Na ja, sie ist eben aufopfernd,“ entgegnete Seiji und verengte lauernd die grünen Augen, worauf Yasuki sich kaum hörbar räusperte und zur Seite sah. „Im Gegensatz zu dir, Kichererbse.“ Er verzog den Mund zu einem gefälschten Grinsen, um so zu tun, als machte er einen Scherz, und Kumiko fiel glatt drauf rein und fing an zu lachen.

„Hahaha, Kichererbse! Hast du gehört, Yasuki-kun?! W-was is’n bitte ´ne Kichererbse...?“

„Das kann man essen,“ sagte Sayana amüsiert, „Du kochst wohl nicht so viel, hm, Kumiko-chan?“

„Ich kann Pizza in den Ofen schieben...“

„Uuh, ein echtes Naturtalent,“ ärgerte Seiji sie dumpf weiter, und Kumiko lachte blöd über sich selbst. Diese Frau war wirklich hoffnungslos. Seiji konnte wirklich verstehen, dass Satoya keinen Bock mehr auf seine ehemaligen Teamkollegen hatte – Kumiko war an sich immer so albern, aber wenn Yasuki dabei war, war sie doppelt so albern wie sonst. Zusammen waren die zwei wirklich anstrengend, wobei Yasuki kaum etwas sagte.

„Wann heiratet ihr eigentlich endlich?“ fragte Sayana dann fröhlich in die Runde, und Yasuki verschluckte sich vor Schreck und fing an zu husten.

„H-h-heiraten?!“ keuchte er, und Kumiko strahlte ihn an:

„Du willst mich heiraten, Yasuki-kun?! Oh Gott, ich liebe dich!“

„Moment – ich habe nichts gesagt!“ stammelte er, als sie sich quietschend an seinen Hals warf und ihn dann küsste. „Mmpf-... Mumimo-...?!“ nuschelte er überrumpelt, und Seiji und Sayana sahen sich stirnrunzelnd an.

„Du bist so süß!“ rief Kumiko, als sie sich von dem völlig entsetzten Yasuki löste, „Mama! Papa! Yasuki-kun will mich heiraten!“

„HALT!!“ schrie dieser auf, „Ich meine – ähm-... das, äh, ich habe gar nicht-...“

„Hey, nimmst du den Antrag gerade zurück?!“ rief sie entsetzt.

„Ich habe dir gar keinen gemacht, aber egal...?“

„Was denn jetzt?! Entscheide dich, du Spacko!“ maulte seine Freundin, und Seiji stöhnte.

„Wie wär’s, wenn du mal einen Gang runterschaltest und dich abregst, Kumiko? Sayana-san hat nur gefragt, wann ihr heiratet, Yasuki hat kein Wort gesagt! Wasch dir die Ohren, oder ist da zu viel Kichererbsenmehl drin?“

„Hey, übertreib‘s nicht mit dem Ärgern,“ verteidigte Yasuki scheu seine übermütige Freundin.

„Mach du mir gegenüber lieber den Mund nicht zu weit auf, Yasuki,“ warnte Seiji ihn langsam, „Du kennst meinen Standpunkt, solltest du jedenfalls.“ Yasuki sagte nichts und selbst Kumiko war einen Moment sehr still und ernst.

„Musst du ständig drauf rumreiten...?“ murmelte Yasuki dann mit gesenktem Kopf, „Ich weiß selbst, dass ´ne Menge Mist passiert ist.“

„Oh, passiert, ach ja. Bei dir passiert ja immer alles. Schwupp, und plötzlich ist es passiert, oh ja.“

„Seiji...“ wollte Kumiko sich einmischen, aber Yasuki fiel ihr verärgert ins Wort:

„Wieso bist du überhaupt sauer auf mich?! Ich habe dir nichts getan, oder?“

„Satoya ist mein Bruder, falls du das vergessen hast.“

„Und Satoya kann nicht alleine auf mich sauer sein?“

„Würdest du etwa nicht auf Nishikis Seite stehen, wenn ihm sowas passiert wäre?“

„Doch,“ machte Yasuki.

„Na siehst du. So ist das bei Brüdern. – Masami, komm. Wir werden auch gehen.“

„Oh – gehst du jetzt unseretwegen?!“ fragte Kumiko genervt, „Du stellst dich echt an... ich meine, wenn du Satoya wärst, wäre es eine Sache, aber du bist nicht Satoya, also heul nicht rum, nur wenn du Yasuki-kun siehst!“

„Hey, nicht in dem Ton mir gegenüber, du kleine Barbie,“ schnarrte Seiji, und sie starrte ihn an, als er Masami und Naoya nahm und zur Tür ging. „Sayana-san – wir sehen uns hoffentlich.“

„Sicher,“ machte sie, „Ich bringe euch zur Tür zu den anderen... Kanae wird wohl schon da sein?“ Sie verließen den Raum und Yasuki, Kumiko und die kleine June blieben zurück. June brabbelte sinnlos vor sich hin und Kumiko stand auch auf.

„Boah,“ machte sie, „Er ist echt sowas von anstrengend! Hatte er eigentlich je gute Laune, Yasuki-kun?!“

„Wer, Seiji? Lass ihn einfach in Ruhe, er hatte es auch nicht leicht.“

„Aber dieses Gehabe pisst mich voll an!“ machte sie trotzig.

„Ach, ignorier ihn einfach.“
 

––
 

Kanae seufzte leise, während sie den Buggy mit dem kleinen Naoya vor sich her die dunkle Straße hinunterschob, Masami links und Seiji rechts neben ihr.

„Hast du wieder mit Yasuki und meiner Schwester gestritten?“ murmelte sie, „Lass es... bitte einfach gut sein. Kumiko ist anstrengend und dass du sie vorhin vor Vater zurechtgewiesen hast, hatte sie nötig, das war gut von dir, Seiji-kun. Aber bitte... hör doch auf, jedes Mal Streit anzufangen, wenn wir da sind. Weder für Satoya-kun, noch für Yasuki wird sich irgendetwas ändern, wenn ihr euch streitet.“

„Ich weiß,“ murrte Seiji und fummelte angenervt mit den Händen in seinen Manteltaschen herum, „Ich meine, sei ehrlich, Kumikos Art lädt einen doch nur dazu ein, sie zu verarschen... und manchmal merkt sie es nicht mal...“ Zu seinem Erstaunen lachte jetzt Masami.

„Ich glaube, Tante Kumiko ist gar nicht wirklich so dumm,“ verkündete der Kleine, „Ich glaube, sie hatte viele dumme Freunde und wollte sich nicht zu sehr von ihnen absondern, deswegen tut sie so, als wäre sie auch dumm. Ich meine nicht Yasuki-san, der ist ja nicht dumm. Wenn man in schlechtem Umfeld aufwächst, wird man mitunter dumm oder garstig, glaube ich.“

Seiji und Kanae sahen sich an. Naoya quietschte fröhlich, obwohl er kein Wort verstanden hatte.

„Was redest du denn da für Sachen?“ fragte Kanae ihren ältesten Sohn und tätschelte amüsiert seinen Kopf, „Ich hätte dir wohl nicht von der Therapie erzählen dürfen, du redest ja selbst schon wie ein Therapeut. Ich glaube, du beschäftigst dich etwas zu viel mit dem Thema, mein Süßer.“

„Es ist sehr interessant,“ rechtfertigte Masami sich etwas kleinlaut und blinzelte, „Ich weiß auch manchmal gar nicht, wo die Gedanken herkommen, sie sind einfach da.“

„Denk nicht soviel, sonst platzt dein Gehirn,“ sagte Seiji, und Kanae lachte halb amüsiert und halb empört darüber, dass er dem Kind so etwas sagte. In dem Moment bogen sie auch schon in die Straße ein, in der sie wohnten – und wurden beinahe von einem Mann umgerannt, der ihnen entgegenkam und beim Anblick der Familie erst mal erschrocken aufschrie.

„Meine Güte – Seiji?! Ich hab euch überall gesucht, wo seid ihr gewesen?!“ fragte Sanosuke völlig außer sich, und Kanae trat erschrocken einen Schritt zurück, während Seiji den Kopf hob und Masami seinen Onkel mit riesigen Augen bohrend anstarrte.

„Nii-san... w-was ist passiert?!“ fragte Seiji alarmiert, und Sanosuke raufte sich die Haare.

„Der Kerl, der Eisen-Fatzke, er hat wieder ein Dorf geschlachtet!“

„WAS?!“

„Der, der Kinton-Jutsus kann?“ fragte Masami diplomatisch. Sanosuke warf ihm einen irritierten Blick zu, wurde aber von Seiji abgelenkt, der seinen Arm packte.

„Wo? Wann?“

„Vielleicht vor ´ner Stunde, etwas nördlich von hier – und sehr viel dichter als die letzten Dörfer! – Ich hab’s von Kuma und Shiemi, komm schnell mit, die warten schon auf mich! – Kommst du alleine klar, Kanae?“

„Ja, natürlich,“ machte die Frau verblüfft, „Geht, schnell! – Masami, komm, wir gehen solange nach Hause.“

„Glaubst du, der Eisenmann kommt nach Konoha?“ fragte Masami seine Mutter erstaunt, „Was der wohl hier will?“

„Keine Ahnung, ich denke, er kommt nicht hierher!“ antwortete sie zuversichtlich, während die Männer schon weg waren und die Frau alleine mit dem Buggy und Masami nach Hause ging. „Und wenn doch, dann beschütze ich euch beide, versprochen. Niemand wird euch Kindern etwas antun, solange ich da bin!“ Masami sah in den Himmel. Es war eine sternenlose, pechschwarze Nacht.

„Meinst du, der Mann will den Uchiha-Clan vernichten?“
 

Kanae starrte ihren Sohn an.

„W-... was?!“ fragte sie dann völlig überrumpelt von dieser Frage. „Wieso sollte er... das wollen? Er kennt uns doch gar nicht.“

„Vielleicht ist es ja der Fluch des Uchiha-Clans, dass dauernd jemand den Clan vernichten möchte,“ riet Masami erstaunt, und Kanae blieb stehen.

„Wer wollte denn den Clan vernichten?“

„Großonkel Itachi...“

„Woher weißt du das?“ flüsterte seine Mutter fassungslos, und Masami starrte jetzt sie so bohrend an, wie er zuvor Sanosuke angestarrt hatte.

„Das ist Geschichte, Kaa-san... ich habe es gelesen. Großonkel Itachi hat den ganzen Clan vernichtet, alle bis auf Ojii-sama. So war es doch?“

Kanae war nicht erschrocken genug darüber, dass er von Itachi wusste, um Masamis vorherige Worte genau zu bemerken.

„Warum hast du gesagt dauernd will jemand den Clan vernichten? Wer wollte das denn noch außer Itachi? – Was du gesagt hast, stimmt leider. Onkel Itachi... das ist eine sehr lange und schwere Geschichte.“

Masami hatte Mutters Frage auch genau verstanden und geahnt, dass sie das fragen würde. Er war darauf vorbereitet, was seiner Mutter vermutlich entging.

„Dann war da noch Orochimaru, einer der legendären Sannin. Er wollte Ojii-samas Körper übernehmen und hätte damit auch den Clan vernichtet,“ sagte der Kleine, „Das habe ich auch gelesen. Ich glaube, sonst gibt es niemanden... aber wenn dieser Eisenkerl auch etwas von uns will, wäre das schon Nummer drei.“
 

Kanae atmete innerlich auf. Das hieß, Masami wusste nichts von Izumi... so ein Glück. Sie hatte keine Ahnung, wie es hatte passieren können, dass er an Informationen über Orochimaru und Itachi gekommen war. Ja, es war Geschichte, aber war es so lange her, dass es in Büchern stand, die es an jeder Straßenecke zu kaufen gab? Selbst wenn, so etwas hätten sie doch nicht im Schrank stehen! Vielleicht hatte Sanosuke so ein Buch? Immerhin war Masami oft bei Mikoto...

Oh nein...!

Sie drehte sich schnell zu Masami um.

„Masami-chan – hast du darüber mit Mikoto-chan gesprochen? Oder mit irgendwem anderes?“

„Nein, Kaa-san,“ sagte er.

„Du hast wirklich niemandem von Itachi und Orochimaru erzählt?“

„Nein, Kaa-san. Ich schwöre.“ Er hielt eine Hand hoch zum Beweis. Kanae sah ihn energisch an.

„Hör mir zu,“ machte sie, „Mir ist schleierhaft, woher du das weißt, aber das ist jetzt auch egal. Ich möchte nicht, dass du mit jemandem jemals darüber redest. Weder mit Mikoto noch mit jemandem anderes, ja? Die Namen Itachi und Orochimaru verlassen bitte nie deinen Mund, in Ordnung?“

„Okay,“ machte Masami und lächelte. „Tut mir leid, dass ich dir Sorgen mache, Kaa-san... ich habe es nicht böse gemeint, ich... wollte nur... ich meine... es war interessant.“

„Ja, Geschichte ist interessant... aber sie ist auch manchmal gefährlich, Masami-chan. Ich will, dass du in Zukunft aufpasst, was du liest. Es gibt Bücher und Schriften, die du eigentlich nicht lesen darfst.“

„Bei uns im Haus?“

„Nein, ich denke nicht. Aber wenn du bei uns ein Buch entdeckst, das spannend ist, möchte ich, dass du es mir erst zeigst, bevor du es liest. Du bist zwar sehr frühreif, aber manche Bücher sind selbst für dich zu schwer. Du könntest sie nicht oder falsch verstehen.“ Ihr Söhnchen nickte bedächtig mit dem hübschen Kopf.

„In Ordnung, Kaa-san. Das werde ich tun.“

Als sie den Rest des Weges nach Hause gingen, fragte Kanae sich, ob Masami recht hatte und der Mann mit den Eisen-Jutsus tatsächlich nach Konoha käme.

Und wenn, ob er wirklich käme, um sie zu vernichten... wie schon so manch anderer vor ihm. Vor allem...

Wieso?
 

––
 

Als Sanosuke und Seiji die Zentrale erreichten, warteten dort nicht nur Shiemi und Kuma, sondern auch Haruka auf sie.

Seiji hatte schon wieder das Gefühl, sterben zu wollen, als er Haruka sah, die ihn zurecht wie die Pest hasste. Plötzlich war ihm schlecht und er wurde langsamer. Aber da waren sie auch schon angekommen.

„Haruka, was hast du denn hier verloren?“ begrüßte Sanosuke seine aufmüpfige Frau verwundert.

„Denkst du ich bleibe ruhig in der Stube sitzen nach der Nachricht, ein Irrer mit Kinton-Jutsus könnte kommen und das Dorf plattwalzen?!“ fragte sie entsetzt, „Wenn Kuma davon sogar Visionen hat, ist irgendwas ganz Übles am Laufen, ey!“

„Momentchen, und wo sind die Kinder?!“ fragte Sanosuke erschrocken.

„Bei deiner Mutter.“ Sanosuke atmete innerlich auf – er hatte aber auch nicht ernsthaft angenommen, sie hätte die Kinder alleine zu Hause gelassen.

Kuma mischte sich ein.

„Ich hab nicht geträumt, dass einer Konoha plattwalzt, Haruka-san,“ sagte er, „Nur davon, dass der Typ dieses Dorf knapp nördlich von hier zerstört hat.“

„Ja, aber ich denke, er kommt immer näher?!“ rief die Frau verzweifelt, „Er kommt bestimmt nach Konoha, das ist sicher seine nächste Station!“

„Haruka, lass das unsere Sache sein,“ sagte Shiemi erstaunlich kalt, und alle starrten sie an, besonders Haruka. Eine Wolke zog vor den Halbmond und machte die Straße vor der Zentrale noch düsterer als sowieso schon.

„Was?“ machte Haruka verblüfft. Shiemi seufzte.

„Du bist nicht bei der Polizei, oder? Dann hast du hier nichts zu suchen, es sei denn du bist Zeuge – da du das nicht bist, ist das hier unsere Angelegenheit. Ich hab auch keine Ahnung, was Nii-san so alles im Bett bei dir ausplaudert über die Top-Secret-Sachen der Zentrale…“ Jetzt warf sie Sanosuke einen tadelnden Blick zu, und er räusperte sich. Bett? Haha, nachdem er tagelang auf der Couch hatte schlafen dürfen, weil Haruka beleidigt gewesen war?

„Was ist daran secret, dass ein Typ auf das Dorf zurennt und vielleicht Amok laufen wird?!“ fragte sich Haruka, „Ihr seid mir auch ´ne geile Einheit hier, ey.“

„Geh zu meiner Mutter und euren Kindern und warte ab,“ schlug Shiemi ihr vor, „Ich halte es für besser, wenn wir das mit Kuma-kun alleine klären.“ Sie sah erneut auf Sanosuke. „Aber du bist ja der Boss, also verschaff dir Gehör, Nii-san.“ Nii-san hustete.

„Ich… ja,“ machte er nickend, „Shiemi-chan hat recht, Haruka.“ Haruka runzelte die Stirn. Dann sah sie noch einmal in die Runde, nickte brav und wandte sich zum Gehen. Als ihr Blick als Letzten auch Seiji traf, wandte der sofort den Kopf zu Boden, worauf Harukas Mundwinkel zuckten.

„Dann macht eure… Sache besser gut!“ sagte sie noch, „Wenn eins meiner Kinder wegen dieses Kinton-Arschloches draufgeht, dann seid ihr tot!“

„War das eine Drohung?“ brachte Seiji hervor, der den Kopf wieder hob, und Shiemi fing an, sich die Haare zu raufen. Haruka schnalzte mit der Zunge und schenkte ihrem Schwager einen grantigen Blick voller Verachtung.

„Huh, nein… das war ein Versprechen!“
 

Als sie weg war, stöhnte Shiemi auf.

„Oh Gott,“ machte sie, „Deshalb wollte ich ja, dass sie geht! Was denkt ihr, dass wir was Vernünftiges reden können, wenn sie und Nii-chan sich ständig Mörderblicke zuwerfen? Ich für meinen Teil kann so nicht arbeiten.“

„Ja, du hast recht,“ machte Sanosuke zustimmend und sah Seiji an, „Alles in Ordnung mit dir?“

„Nichts ist in Ordnung!“ fauchte der kleine Bruder erschreckend gereizt, „Eines Tages drehe ich durch hier in diesem Scheißdorf und dieser gottverdammten Familie!“ Er fuhr sich ein paar Mal wütend mit den Händen über das Gesicht, bevor Shiemi wieder das Wort ergriff.

„Was machen wir jetzt mit dem Typikus, der aus dem Norden kommt?“

„Ihm entgegenzugehen hat keinen Sinn,“ sagte Sanosuke, „Erstens wissen wir nicht genau, ob er tatsächlich herkommt, zweitens ist er irre schnell. Die Spur der Verwüstung, die er hinterlässt, führt quer durch das ganze Feuerreich, scheinbar völlig wahllos. Vielleicht versucht er, uns zu verwirren…“

„Meint ihr, der Typ hat etwas mit dem Unheil zu tun, von dem Kuma-san neulich geträumt hat?“ warf Seiji ein, und augenblicklich war es still auf der Straße.

„Wie meinst du das?“ fragte Sanosuke verdutzt.

„Na ja, der Kerl ist ungefähr gleichzeitig aufgekreuzt wie Kuma-sans Traum, oder? Zumindest kam der Traum an dem Tag, an dem wir erfahren haben, dass es nur einer ist und dass er auch in Iwa war.“ Schweigen.

„Aber mein Traum bezog sich mehr auf eure Familie als auf Konoha,“ sagte Kuma, „Oder meinst du etwa, dass der Typ es auf euren Clan abgesehen hat und deshalb herkommt? Ehrlich gesagt klingt mir das etwas zu sehr an den Haaren herbeigezogen. Was sollte er in Iwa wollen, wenn er den Uchiha-Clan will, von dem jeder weiß, dass er in Konoha lebt? Vor allem, wenn es, wie Shiemi-chan glaubt, tatsächlich irgendein Spinnerabkömmling dieses Izumis ist, wird er das wohl wissen.“ Das war wahr.

„Ich glaube,“ fiel Seiji sich plötzlich selbst in den Rücken nach langer Überlegung, „Wir beziehen viel zu sehr die ganze Welt auf uns. Das ist furchtbar, merkt ihr das auch? Wenn was ist, heißt es immer der Clan, der Clan, oh weh, oh weh! Wir denken immer, alles Böse hat mit dem Uchiha-Clan zu tun, das ist echt erbärmlich.“

„Hey, du hast doch gerade damit angef-…!“ lachte Sanosuke, aber Seiji brummte.

„Ich weiß, ich finde mich auch selbst erbärmlich. Der Clan, Herr Gott, irgendwie nervt mich dieses Clan-Gelaber zu Tode.“

„Du hörst dich fast an wie Onkel Itachi,“ bemerkte Shiemi, „Das ist kein gutes Zeichen. Itachi hat immerhin den Clan umgebracht. Ich glaube, so zu denken ist der Fluch, von dem alle gesprochen haben.“

„Nein, der Clan selbst ist der Fluch!“ machte Seiji nervös, „Ach… wie auch immer. Statt hier herumzustehen, sollten wir uns was für den Kinton-Kerl einfallen lassen.“

„Ich werde mit Kuma-kun zu dem Dorf gehen, das er im Traum gesehen hat,“ sagte Shiemi nickend, „Ihr bleibt am besten hier bei euren Familien. Kuma-ku-… … Kuma?“ Kuma antwortete nicht, er sah nur etwas apathisch die Straße hinunter. Alle sahen ihn an, als er den Kopf drehte.

„Kuma-san?“ fragte Seiji auch verwundert. Die plötzlich Stille war beunruhigend, und Kuma fasste nach seinem Kopf, als seine Augen sich weiteten.

„Ich weiß nicht, was es ist… aber irgendetwas Grässliches… ist dabei, zu passieren. Jetzt, in diesem Augenblick.“
 

Alle starrten ihn an, und Shiemi packte seinen Arm.

„Was?!“ rief sie, „Was meinst du? Hat es was mit dem Eisen-Idioten zu tun?“

„Ich weiß nicht…“ stöhnte ihr Freund verunsichert, und Seiji und Sanosuke tauschten einen entsetzten Blick. Sanosuke hatte plötzlich das Gefühl, in seinem Körper würde alles kalt werden. Wie ein eisiger Schauer durchfuhr ihn der bloße Gedanke, mit den Kindern oder Haruka könnte etwas passiert sein… oder mit irgendwem anderes… „Es ist ein düsteres Gefühl, ich kann es nicht beschreiben…“ murmelte Kuma und seine Augen huschten ziellos hin und her, sich auf nichts Bestimmtes fixieren könnend.

Und dann kam das Bild wie ein Hammerschlag vor seine Augen.

Das Emblem des Uchiha-Clans, in das jemand ein blutverschmiertes Kunai mit solcher Wucht schmetterte, dass die Waffe darin stecken blieb und das Emblem zu bröseln begann wie trockener Kuchen. Und dahinter ertönte ein Kichern, das ihm das Gefühl gab, einen Eiswürfel in den Nacken gehalten zu bekommen und das schmelzende Wasser langsam und unangenehm herunterrinnen zu spüren...

In der Dunkelheit erkannte er die roten Sharingan, die er auch bei Shiemi schon einmal gesehen hatte… aber doch sahen sie fremdartig aus.

„Ich werde dem Fluch ein Ende setzen. Auch du kannst nichts dagegen tun, Yamazaki-san.“

Geh mir aus dem Weg, oder ich muss dich töten.

In dem Moment, in dem die Stimme in seinem Kopf verstummte, flammten vor ihm die blutroten Sharingan erneut auf, so riesig und so bedrohlich, dass er aufschrie und sich selbst aus seinem Traum riss.

„W-was ist los?!“ fragte Shiemi alarmiert, und Kuma starrte sie an, als sehe er sie zum ersten Mal.

„Bilder,“ war alles, was er hervorbrachte, und Seiji erschauderte und taumelte einen Schritt zurück. Die Wolke schob sich am Mond vorbei und es wurde wieder heller auf der Straße.

„Ich werde dem… Fluch en Ende setzen,“ zitierte Kuma seinen Traum und fasste mit beiden Händen nach seinen Schläfen. Shiemi starrte ihn an und Sanosuke wurde blass.

„Dann hat es tatsächlich jemand auf den Clan abgesehen?!“ Kuma Yamazaki drehte den Kopf in Sanosukes Richtung und verharrte mit den Händen neben seinem eigenen Kopf. Dann sprach er, auch wenn es kaum mehr als ein Beben seiner Lippen war.

„Was auch immer hier in Zukunft abgehen wird… in diesem Moment hat es angefangen.“
 

—-
 

Plötzlich war der Eisentyp egal.

Das Wichtigste war jetzt, zurück zu den Familien zu kehren und am besten auch alle anderen vorsichtshalber zu warnen. Shiemi und Kuma übernahmen es, Chidori und Satoya Bescheid zu geben, dass vielleicht demnächst irgendetwas Schlimmes geschehen könnte, während die beiden älteren Brüder sich um ihre eigenen Familien kümmerten.
 

Als Sanosuke bei seinen Eltern zu Hause ankam, öffnete Sakura ihm die Tür.

„Huch!“ machte sie erstaunt, ihn zu sehen, „Sanosuke! Ich war gerade dabei, die Kinder ins Bett zu bringen… ich weiß, es ist spät, aber Namie und Yashiru wollten uns noch etwas vorturnen in der Stube, ich habe sie einfach nicht ins Bett bekommen. Mikoto ist von dem Lärm aufgewacht und war dann auch wieder wach… aber die Jungs schlafen.“

„PAPAAA!“ grölten da auch schon die ältesten Mädchen, die aus der Stube gerannt kamen und sich jede an eins von Sanosukes Beinen hängte.

„Woah, nicht so heftig, Mädels, kriegt euch ein!“ machte er, gluckste aber, während er den Kindern die Köpfe tätschelte. Er sah seine Mutter an, während Sasuke sich auch bequemte, aus der Stube zu kommen. An seinem Bein hing Mikoto, de etwas müde aussah. „Wie jetzt, ist Haruka nicht hier? Ich hatte sie hergeschickt…“

Sakura sah ihn an.

„Was? Nein, Haruka ist nicht hier gewesen, seit sie vorhin gegangen ist, um dich vor der Zentrale zu treffen.“
 

Sanosuke erstarrte auf der Türschwelle. Das Gefühl der Übelkeit, das in ihm hochstieg, war so heftig, dass er sich zusammenreißen musste, um sich nicht zu übergeben. Er erschauderte und entfernte sanft die Mädchen von seinen Beinen, während auch seine Eltern jetzt alarmiert dreinschauten.

„Wann hast du Haruka hergeschickt?“ fragte Sasuke.

„Das ist sicher zwanzig Minuten her, wenn nicht länger! Und von der Zentrale nach hier braucht man doch nicht mal zehn Minuten, oder was?“

„Was ist mit Mama?!“ fragte Yashiru entsetzt, und alle sahen auf sie und Namie, die nervös an ihrem Finger lutschte.

„Mama ist sicher vorher noch mal nach Hause gegangen, um Sachen zu holen,“ sagte Sakura zu den Kindern, bevor sie Sanosuke einen mahnenden Blick zuwarf, er solle jetzt ja nichts weiter sagen. „Und wenn sie herkommt, will sie sicher nicht sehen, dass ihr noch wach seid, also ab ns Bett, aber dalli jetzt!“

„Oh manno…“ nölten die Kinder, trabten aber brav die Treppe hinauf, um in Chidoris altem Zimmer schlafen zu gehen, in dem ein großes Bett für eventuelle Gäste stand.

„Geh mit deinen Schwestern, Mikoto,“ verlangte Sasuke von der kleinen Enkelin, die sich widerwillig von seiner Hose löste.

„Na gut,“ machte sie, „Gute Nacht, Opa und Oma! Und Gute Nacht, Papa.“

„Gute Nacht, Süße,“ machte Sanosuke und flauschte der Kleinen im Vorbeigehen den Kopf. Sobald die Kinder oben waren und Sanosuke endlich die Haustür geschlossen hatte, erntete er lauter fragende Blicke von seinen Eltern.

„Was ist mit Haruka?“ wollte Sakura wissen, und Sanosuke raufte sich die Haare.

„Ich weiß nicht, ich… gehen wir in die Stube, darf ich eine rauchen?“

„Mach aber wenigstens das Fenster auf,“ sagte Sakura zu ihm, als die drei in die Stube gingen, „Du weißt doch, dass das ungesund ist!“

„Ja, Mama, entschuldige, ich bin nervös, weil ich nicht weiß, wo meine Frau steckt!!“

„Aber rauchen zaubert sie auch nicht her!“

„Herr Gott, Sakura!“ fiel Sasuke genervt dazwischen, während Sanosuke seine Kippe ansteckte und die Terrassentür in der Küche öffnete. „Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, über Kippen zu streiten, verdammt! – Was ist hier los, wo sind Shiemi und Yamazaki?“

„Die warnen die anderen,“ murmelte Sanosuke noch immer nervös, „Kuma hatte irgendeine Vision, als wir vor der Zentrale waren. Irgendetwas passiert hier… und es hat etwas mit dem Clan zu tun.“

„Mal wieder,“ sagte Sakura, und Sasuke sah sie verwirrt über den plötzlichen Sarkasmus an.

„Und was ist mit dem zerstörten Dorf?“ fragte das Clanoberhaupt dann langsam, während er sich in der Küche ein Glas Wasser einschenkte und Sakura sich an den Esstisch setzte.

„Keine Ahnung, ich wollte zuerst hierher und gucken, ob mit der Familie alles in Ordnung ist… ich weiß nicht, ob der Eisentyp was mit uns zu tun hat oder ob er wirklich herkommt-… o-oder vielleicht irren sich Kumas Visionen auch! Es kann doch nicht sein, dass wir immer das Böse und das Unheil anziehen!“
 

Sasuke löste ein Aspirin in dem Wasserglas auf, das er durch die Stube trug, und blieb bei diesen Worten stehen, den Kopf zum Fenster gewandt.

„Was hast du gerade gesagt?“

Sanosuke pustete den Rauch aus der Terrassentür und sah seine Eltern perplex an.

„Ich-…? Äh, dass es nicht sein kann, dass wir ständig das Böse anziehen? Dass sich Kuma irren könnte?“

Sasuke verengte die schwarzen Augen zu schmalen Schlitzen. Langsam schwenkte er sein Aspirin-Glas hin und her, wobei das Wasser darin dem Rand des Glases gefährlich nahe kam.

„Nein…“ murmelte er beinahe apathisch, während seine Augen sich immer weiter verengten, „Die Visionen irren sich nicht. Das weiß ich noch von Yu. Die Bilder in Yamazakis Kopf haben immer recht. Natürlich kann er sie falsch deuten… aber die Bilder haben nie unrecht.“

Schweigen. Sakura sah konfus von ihrem Sohn zu ihrem Mann und wieder zurück, hin und her.

„W-was bedeutet das für uns…?!“ fragte sie, und Sasuke wollte gerade den Mund auftun, da klopfte es an der Tür. Alle fuhren herum und Sasuke klappte seinen Mund wieder zu, als Sakura eilig zur Tür ging.

„Was soll’s,“ machte er und kippte sein Aspirin herunter.

„Hast du jetzt Migräne, wie Satoya?“ grinste Sanosuke, und Sasuke stöhnte.

„Nein, aber ich bin das Gekreische von vielen Kindern nicht mehr gewohnt.“

„Oh, klar.“

„Haruka!“ rief Sakura aus dem Flur, und die Männer fuhren herum, als sie mit Haruka in die Stube kam. Haruka hatte eine kleine Reisetasche dabei.

„Oh Gott,“ machte Sanosuke, dem ein Stein vom Herzen fiel, „I-ich hatte Angst, dir wäre was passiert, weil du nicht hier warst! Lass dich knuddeln…“ Haruka ließ sich von ihm umarmen, schob aber seinen Kopf weg, als er sie küssen wollte.

„Nicht, wenn du geraucht hast,“ mahnte sie ihn und sah auf die Kippe in seiner Hand, „Das schmeckt eklig.“

„Pff,“ machte er gespielt beleidigt, „Als ob du nie geraucht hättest.“

„Ja, aber ich will auch nicht wieder anfangen!“ konterte sie, küsste aber zur Entschädigung seine Wange.

„Wo bist du gewesen?“ fragte Sakura ihre Schwiegertochter, und Haruka stellte die Tasche auf den Boden und fing endlich an, Jacke und Schuhe auszuziehen.

„Ich war zu Hause!“ machte sie, „Wenn wir heute alle hier schlafen, brauchen wir beide,“ Sie meinte sich und Sanosuke, „Ja auch Schlafsachen! Außerdem hab ich ein paar Extrawindeln für die Babys mitgebracht, man weiß ja nie. Und ihr habt sicher keine Windeln mehr im Haus.“

„Nein, Shiemi trägt keine mehr,“ machte Sasuke, und alle mussten lachen.

„Dann hatte ich ja recht!“ sagte Sakura zufrieden, „So ein Glück, wir haben uns schon Sorgen gemacht… Sani sagt, Kuma hätte etwas Beunruhigendes in Visionen gesehen…“

„Wie?“ entgegnete die andere Frau verwirrt, und Sanosuke sah aus der geöffneten Tür, durch die es kalt hereinwehte.

„Irgendetwas Schlimmes wird passieren, hat er gesagt… und irgendetwas hat es mit der Familie zu tun.“
 

—-
 

Es war gut, dass Sasukes Haus so viele Zimmer hatte. So konnten die drei Mädchen in Chidoris Zimmer schlafen, die beiden Babys in ihren Reisebettchen in Satoyas Zimmer und Sanosuke und Haruka in Sanosukes altem Zimmer. Nachdem Sanosuke auch Haruka alles erzählt hatte, war er mit ihr schon ins Bett gegangen, um seine jetzt völlig beunruhigte Frau etwas ruhig zu stellen. Shiemi und Kuma kamen zurück, als es draußen heftig zu stürmen und zu schneien begann. Sasuke und Sakura waren immer noch wach.

„Was ist mit Satoya und Chidori?“ fragte ersterer an Kuma und Shiemi gewandt, während sie völlig verschneit ins Haus kamen.

„Wo ist Nii-san?“ fragte Shiemi zurück.

„Sanosuke ist oben mit Haruka.“

„Er soll seinen Arsch wieder runterbewegen, wir brauchen ihn noch. Kuma-kun wird gleich zu Naruto gehen und ihm von den Visionen und den neuesten Verbrechen des Metalldeppen erzählen. Falls der doch was mit dem Schatten zu tun hat, der sich in Kuma-kuns Traum breit macht, sollte der Hokage gewarnt sein.“

„Wie jetzt, Moment,“ machte Sasuke, „Also ist er doch auf dem Weg hierher?“

„Keine Ahnung, aber man kann ja nie wissen. – NII-SAN!! Komm runter, jetzt sofort!!“

„Wir haben Satoya und Chidori Bescheid gesagt, dass sie acht geben sollen,“ sagte Kuma zu Sasuke, „Seiji war ja bei uns, der hat es Kanae sicher auch inzwischen erzählt.“

„Hn,“ machte Sasuke etwas konfus. Sakura verschränkte die Arme.

„Und was wollt ihr bei dem Sturm da draußen jetzt tun?“ fragte sie Shiemi. Die Tochter schnaufte.

„Wir müssen Leute hochschicken in das Dorf, das als letztes zerstört wurde, und Hinweise suchen, bevor der Sturm alle vernichtet. Naruto soll die Wachen noch mehr verstärken. Es ist zwar nur ein Mann, aber wir wissen immer noch nicht genau, wer er ist und was genau er drauf hat. – NII-SAN!“

Von oben kam etwas Gepolter, bevor Sanosukes Zimmertür sich einen Spalt weit öffnete.

„WAS IST, VERDAMMT, ICH BIN BESCHÄFTIGT!!“

„Ficken kannst du nachher weiter!“ rief Shiemi zurück, „Du bist der Chef, also beweg deinen Arsch runter und schick gefälligst Personal zu dem gottverdammten Drecksdorf!“

„Um Gottes Willen, Shiemi!“ keuchte Sakura empört, „D-du schimpfst genauso viel wie dein Vater!“

„Aber ist doch wahr!“ verteidigte Sasuke seine jüngste Tochter, bevor Sanosuke nach etwa zwei Minuten auch angezogen wieder unten war.

„Erwarte ja nicht, dass ich jetzt meine Frisur mache!“ schnaubte er Shiemi an und drohte ihr mit dem Zeigefinger, „Das dauert ewig!! Musst du immer dann stören, wenn’s am schönsten ist?!“

„Sei nicht so egoistisch,“ sagte die Schwester jetzt etwas ruhiger, und Sanosuke raufte sich murrend die zerzausten Haare. „Wir gehen jetzt los und schicken Leute in das Dorf im Norden. Kuma-kun geht zu Naruto.“

„Wissen Chidori und Satoya jetzt Bescheid?“

„Ja. Satoya und Moe wollten vielleicht auch herkommen.“

„Wie bitte, das wird aber langsam echt eng hier!“ rief Sasuke, der sich seinen Mantel anzog, „Ich gehe mit Yamazaki zu Dobe, Sakura. Ich hoffe, du kannst mit Haruka alleine auf die Gören aufpassen?“

„Pff,“ machte Sakura, wirkte aber nicht ganz so trotzig, wie sie es gerne gehabt hätte, „Ich bin Tsunades Schülerin, unterschätz mich nicht!“

„Hn,“ machte Sasuke mit einem flüchtigen, verzerrten Lächeln und gab seiner Frau einen festen Kuss auf die Lippen zum Abschied, bevor er, Kuma, Shiemi und Sanosuke das Haus verließen.
 


 

Haruka war inzwischen auch wieder heruntergekommen und Sakura hatte gerade neuen Tee aufgesetzt, als Satoya mit Moe und den Drillingen kam.

„Du liebe Zeit,“ machte Haruka, die Satoya eines der Babys abnahm (er trug zwei und Moe eins auf dem Arm), während die Familie ebenfalls hereinkam, „Ihr seid ja völlig zugeschneit!“

„Total der Sturm da draußen,“ seufzte Moe unglücklich und verlagerte das Gewicht des Babys vom rechten auf den linken Arm, während sie ihre Schuhe von den Füßen streifte. Yunosuke hickste unzufrieden auf dem Arm seiner Mutter. Sie hatten die Kinder nur provisorisch in ihre Schneeanzüge gestopft und waren so schnell wie möglich zu Sasukes und Sakuras Haus gekommen. „Ich bleibe keine Minute alleine mit drei Babys, wenn es heißt, irgendeine Gefahr kommt auf uns zu!“ sagte Moe noch. Satoya grummelte:

„Was heißt hier alleine, ich bin doch auch noch da…“

„Halt mal,“ entgegnete Moe, statt darauf einzugehen, und drückte ihrem Mann Yunosuke in die Arme, womit er wieder zwei Babys trug.

„Wo sind denn die anderen alle?“ wollte Satoya wissen, der die Kinder zurechtrückte und Moe dabei zusah, wie sie ihren Mantel auszog.

„Kümmern sich um ihren Job, glaube ich,“ antwortete Haruka und nahm ihm wieder ein Baby ab. Moe eilte schon zu Sakura in die Küche und bot an, ihr beim Teekochen zu helfen. „Und Kuma und Sasuke sind auf dem Weg zu Naruto.“

„Hmm,“ machte ihr Schwager zur Antwort und versuchte vergeblich mit einem Arm seine Jacke loszuwerden. Haruka nahm ihm jetzt auch den dritten Drilling ab und hatte alle drei kleinen Jungen auf den Armen hocken. Die Babys guckten sich gegenseitig verwundert an und einer fasste neugierig nach Harukas Brüsten. „Danke, Haruka-… ich nehme sie dir gleich wieder ab…“ gab Satoya erleichtert zu hören und zog endlich Schuhe und Jacke aus. Haruka gluckste.

„HEY, Moe!“ rief sie, „Kümmer dich mal um deine Babys, Sakura kann auch alleine Tee kochen, denke ich!“

„Oh…“ kam es erstaunt aus der Küche – in dem Moment klopfte es wie blöde an der Haustür. Alle im Flur stehenden (Satoya und Haruka) fuhren erschrocken herum und Satoya öffnete die Tür… und stutzte.

Vor der Tür standen Seiji und Kanae, leichenblass und völlig durch den Wind. Kanae zitterte am ganzen Körper, in den Armen trug sie den kleinen Naoya in einem Bündel. An Seijis Bein hing ein ebenfalls zu Tode erschrockener Masami.

„Oh Gott, Satoya!“ keuchte Seiji atemlos, „Hier bist du, ich hab dich überall gesucht…“

„Was ist denn mit euch passiert?!“ fragte Haruka entsetzt und vergaß für den Moment völlig, dass sie Seiji hasste. Diese Gesichter, die sie vor der Tür sah, ließen sie vor Schreck erschaudern. Sogar die Babys auf ihrem Arm fingen zu jammern an, als Moe und Sakura in den Flur kamen. Sakura starrte ebenfalls alarmiert auf ihren zweiten Sohn und seine blonde Frau.

„Seiji…?!“ fing sie an, und Seiji erzitterte plötzlich noch heftiger als Kanae und schob Masami ins Haus, weg vom Schneesturm.

Kanae fing an, zu weinen.

„I-ich… glaube, Naoya ist gestorben…“
 

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OMG, OMG, Dramaaaaaaaaaaaaaa...!! XDD *macht alle panisch XD* Omg....!! XDD Ich liebe Shiemi und Yamazaki XD die sind so cool XDDD und der arme Satoya muss die ganzen Babys schleppen und Moe schert sich nen Dreck drum XDD Gut dass haruka da war XD

Was jetzt mit Naoya ist oder nicht ist, seht ihr nächstes Kapi *boaahh fieser Cliffhänger hahaha... XDDD) Und Kimiko, sag nie wieder Sterbestatist zu Naoya!! q____q (auch wenns gerade so aussieht als könntest du gut raten ... XD)

Ahnungslos

Satoya und Haruka erstarrten zu Salzsäulen, ebenso Sakura. Und alle starrten sie Kanae an, als hätte sie gerade erzählt, sie hätte Leben auf dem Pluto entdeckt.

„W-… was sagst du…?!“ brachte Sakura als Erste hervor, die glaubte, sich verhört zu haben.

„Gib ihn mir, schnell,“ war alles, was Satoya stattdessen sagte, und Kanae hielt ihm zitternd das kleine Bündel auf ihren Armen entgegen, während sie immer noch weinte und Haruka leichenblass wurde.

„Das… ist nicht euer Ernst…“ murmelte sie völlig apathisch.

„I-ich weiß gar nicht, w-was passiert ist!“ schluchzte die vollkommen aufgelöste Kanae, „Masami kam zu mir ins Schlafzimmer, ich w-wollte schon schlafen, u-und… und er hat gesagt… hat gesagt, mit Naoya wäre etwas passiert, und ich b-bin sofort… oh mein Gott… s-sofort rüber und… und da lag er schon reglos… d-da und… e-er hat nicht mehr geatmet! E-er hat sich nicht mehr bewegt und ich weiß nicht, wieso… ich hab keine Ahnung, wieso!“

„Um Gottes Willen!“ machte Haruka verzweifelt und schlug die Hände vor das Gesicht, „I-ich will das alles nicht mehr!!“ Sie fing plötzlich auch an zu weinen und lief eilig mit samt Satoyas Drillingen die Treppe hinauf, „Ich will, dass diese grausamen Dinge endlich mal aufhören!!“

„Haruka!“ rief Sakura, als Haruka oben die Tür zuschlug. Kanae war inzwischen Satoya in die Stube gefolgt, während Moe beim Anblick des vermutlich toten Babys vor Angst zu schreien anfing. Sakura sah auf Seiji, der sich kein bisschen vom Fleck bewegt hatte und an dessen Bein noch immer ein Masami hing, der aussah, als würde er selbst gleich sterben. „Um Himmels Willen, Seiji… ich kümmere mich um Masami, willst du… willst du nicht zu Kanae gehen…? Ich… oh Gott, i-ich weiß gar nicht, was ich tun soll…“
 

Kanae drehte apathisch den Kopf, als Seiji zu ihr kam. Satoya saß auf dem Sofa und versuchte, Naoya zu reanimieren.

„W-wo sind unsere Babys überhaupt, Satoya?“ fragte Moe zwischendurch, die auch völlig durch den Wind war, und Satoya sah sie nicht an, dazu war er zu beschäftigt.

„Oben bei Haruka.“

Seiji hatte Kanae erreicht und stand jetzt neben ihr, nicht fähig, sie anzusehen, anzurühren oder irgendetwas zu sagen.

„D-das ist doch völlig abstrus!“ flüsterte Kanae da, und Seiji erzitterte neben ihr.

„I-ich weiß nicht… was hier passiert…“ stammelte er, und sie schluchzte.

„Das passiert doch nicht wirklich! D-das kann nicht wirklich passieren! Vorhin… war doch noch alles gut… vorhin war noch alles in Ordnung. Und jetzt das! Warum… p-passiert… sowas mit uns, Seiji-kun?“

Er senkte den Kopf so weit, dass ihm die schwarzen Haare ins Gesicht hingen. Dann hob er am ganzen Leibe zitternd eine Hand und legte sie auf Kanaes Schulter.

„Ich… weiß… es nicht. Ich weiß… gar nichts mehr…“

Manchmal fragte er sich, warum er nicht einfach sterben konnte. Warum er nicht einfach tot sein und das alles nie erleben konnte.

Warum fragt mich niemand, ob ich überhaupt leben will?...
 


 

Masami saß auf Sakuras Schoß. Die Oma war nach oben zu Haruka gegangen, um auch sie zu beruhigen. Haruka war in Sanosukes altem Zimmer. Auf dem Bett lagen Satoyas Drillinge und zappelten um die Wette. Die Frau mit den Byakugan ging völlig außer sich im Zimmer auf und ab wie eine hysterische Gestörte. Dabei murmelte sie immer wieder:

„Das ist Wahnsinn! Wir werden alle gleich aufwachen und alles wird gut sein! Genau. Hier sterben keine Babys mehr.“

Sakura strich dem völlig verstörten Masami auf ihrem Schoß durch die schwarzen Haare.

„Masami-chan… möchtest du irgendetwas? Eis, Schokolade… irgendwas? Oder vielleicht etwas zu trinken…“

„Nein, Obaa-sama…“ nuschelte Masami völlig neben der Spur, und er spürte, wie seine Oma unter ihm zitterte und wie sie sich anstrengte, um die Tränen der Verzweiflung zurückzuhalten.

Vor ihm konnte sie nicht weinen… sie konnte dem Jungen nicht noch mehr Angst machen als er schon hatte.

„Ich… ich möchte nur Mikoto sehen…“ kam es dann von Masami, und Haruka blieb jetzt stehen.

„Sie schläft,“ sagte sie gezwungen gefasst.

„Können wir sie nicht wecken, Oba-san? Bitte… ich… möchte sie sehen… ich möchte sehen, dass es ihr gut geht…“

Haruka fing an zu weinen.

„Natürlich geht es ihr gut!! Ich lasse nicht zu dass meinen Kindern etwas-…!“

„Haruka…“ warf Sakura bittend ein, und die jüngere Frau senkte den Kopf.

„Ich hole Mikoto-chan. Wenn es unbedingt sein muss…“

„Sie würde sowieso davon erfahren…“ sagte Sakura, „Spätestens morgen…“
 

Mikoto war verschlafen und völlig konfus, als sie aus dem Bett geholt und hinüber in Sanosukes Zimmer getragen wurde. Aber als sie Masami sah, war sie sofort wach und strahlte.

„Masami-kun ist ja hier!!“ rief sie laut und erschreckte damit Satoyas Babys, die noch auf dem Bett herumrollten. Eines begann zu jammern.

„Ich hole Moe, damit sie sich um sie kümmert…“ machte Haruka und verschwand aus dem Zimmer. Masami krabbelte von Sakuras Schoß zu Mikoto, die jetzt im Nachthemd mitten im Zimmer stand.

„Ich wollte dich sehen,“ sagte er zu seiner kleinen Cousine und knuddelte sie herzlich. Mikoto lachte.

„Hihi, ich wollte dich auch sehen!“

„Es ist was Schreckliches passiert,“ sagte Masami bedröppelt, und Mikoto sah ihn verständnislos an. „Mein kleiner Bruder ist tot.“

Mikoto verstand nicht, was tot bedeutete. Sie kannte das Wort, aber sie wusste nicht, was es hieß.

„Was meinst du?“ fragte sie deshalb verwirrt. Masami sah sie unglücklich an.

„Er wird niemals wieder aufwachen, weißt du? Er, er… ist jetzt im Himmel, so wie dein großer Bruder Yusaku!“

Mikoto starrte ihn an. Die Geschichte von Yusaku kannte sie natürlich. Also, die halbe Wahrheit. Dass er tot war, aber nicht, warum.

„Er ist fort?“ fragte sie und war jetzt traurig, „F-für immer?? Oh nein, Naoya-chan ist doch so süß!! Naoya-chan darf nicht fort sein!“

„Ich weiß… doch auch nicht, warum das passiert…“ stammelte ihr Cousin niedergeschlagen und starrte zum Fenster, vor dem die Rollläden runtergezogen waren. „Und ich… wollte doch, dass er lesen lernt…“

Sakura sah den Kindern zu und es fiel ihr immer schwerer, nicht einfach zusammenzubrechen. Wo blieb Sasuke? Warum war er jetzt nicht hier um sie festzuhalten…?
 

Wieso passiert das alles…

Yuusuke-chan…

Yusaku…

Und jetzt auch noch Naoya…
 


 

Satoya richtete sich auf und starrte auf das leblose Baby herunter, das vor ihm lag. Er hatte alles versucht, was ihm eingefallen war, aber Naoya war nicht wieder aufgewacht. Kein Puls, kein Herzschlag.

Der junge Mann senkte keuchend den Kopf und fuhr sich ein paar Mal völlig verwirrt und neben sich durch die schwarzen Haare. Aus dem Augenwinkel sah er Kanae und Seiji erstarren und dann, wie Kanae die Hände von ihrem Gesicht nahm und zu ihm herüberstarrte.

„Er… er ist also wirklich… tot, nicht wahr?“ brachte sie gepresst hervor, und Satoya fuhr sich erneut durch die Haare und fing an zu zittern. Moe war inzwischen mit Haruka nach oben gegangen.

„Ich… ich hab… alles getan, was ich konnte, es… es tut mir… so leid-… ich… oh Gott…“ Er schloss die Augen und sah vorher noch, wie Kanae am Boden zusammenbrach und laut zu schreien und zu weinen begann. Seiji folgte ihr auf den Boden und versuchte krampfhaft, sie festzuhalten.

„M-mein Baby!“ schrie Kanae und wurde immer lauter, „Naoya-chan! Naoya-chan! Er wacht s-sicher gleich… wieder auf! Ich weiß es! Er wacht doch gleich wieder auf! Oder, Seiji-kun?“

Seiji konnte sich selbst kaum halten und wandte das Gesicht von seiner aufgelösten Frau ab. Sie sollte seinen Schmerz nicht sehen… sie sollte die Trauer nicht sehen. Sie hatte selbst genug davon…

„Er ist tot, Kanae… e-er wird nicht mehr aufwachen…“ stammelte er, und Kanae schrie.

„Doch wird er!! Ich will das nicht! Ich will nicht, dass er tot ist! Er ist es nicht, ich will das nicht!“

„Ich will das… doch auch nicht…“ heulte Seiji und verlor endgültig die Beherrschung, seine kleine Frau jetzt fest in die Arme nehmend und an sich drückend.
 

Und Satoya stand neben der Couch und hielt sich sicherheitshalber an der Wand fest, weil er Angst hatte, gleich umzukippen. Ihm war schlecht… all das hatten sie doch schon einmal erlebt.

Als Yuusuke gestorben war, war er selbst noch klein gewesen. Aber groß genug um zu verstehen, was los war. Groß genug um sich noch jetzt an die Verzweiflung seiner Eltern und auch Naruto und aller anderen zu erinnern. Er würde die Gesichter an jenem Tag nie vergessen, da war er sicher.

Diesen Schmerz in ihren Augen. Dieses Grauen.

Er hätte viel dafür gegeben, es vergessen zu haben. Oder ein besserer Arzt zu sein, dann wäre Naoya vielleicht noch am Leben…
 

Es ist ein furchtbares Spiel, in dem es keine Gewinner, sondern bloß Verlierer gibt…
 

Das Leben.
 


 

Als Sanosuke, Shiemi, Kuma und Sasuke zurück nach Hause kamen, wurden sie von den Neuigkeiten beinahe erschlagen. Vor allem Sasuke.

„Das ist nicht wahr!“ schnappte er beinahe verärgert, als Satoya ihm die furchtbare Nachricht überbracht hatte, „Du weißt, das ist nicht witzig, hör sofort auf, mich zu verarschen, Satoya.“

„Ich verarsche dich nicht!“ rief der jüngste Sohn fassungslos über die Anschuldigung, „Glaubst du ernsthaft, dass ich damit scherzen würde nach allem, was passiert ist?!“

„Er ist tot?!“ fragte Shiemi völlig erschrocken dazwischen, „W-wieso ist er plötzlich tot, es ging ihm doch heute morgen noch gut?! Zumindest hat Seiji nichts erzählt dass er krank gewesen wäre oder so!“

„Es… es…“ Satoya raufte sich erneut die inzwischen zerzausten Haare wie um sich zu beruhigen. „Es kommt ab und zu mal vor, dass Babys aus heiterem Himmel tot im Bett liegen. Das nennt man plötzlichen Kindstod. Manchmal verschlucken Babys im Schlaf ihre Spucke und ersticken daran. Wenn es rechtzeitig bemerkt wird, kann man die Babys manchmal noch reanimieren… aber für Naoya war… es vermutlich einfach zu spät.“

De anderen senkten die Köpfe.

„Das ist furchtbar…“ murmelte Shiemi und fasste nach Kumas Arm, „Nii-chan und Kanae sind sicher völlig am Boden zerstört… was ist mit Masami?“

„Er spielt mit Nii-sans Mädels oben, wir hoffen, dass ihn das ablenkt. Er hat wohl gehört, dass Naoya komische Laute von sich gegeben hat – vielleicht hat er geröchelt oder so… – und hat sofort Kanae Bescheid gesagt. Ich meine, er hat quasi gerade den Tod seines Bruders hautnah miterlebt, er ist völlig apathisch.“

„D-das darf doch nicht wahr sein!“ stöhnte Sasuke, „Warum passiert sowas immer nur uns?! Wieso können nicht mal anderen Leuten die Babys wegsterben?! Haben wir nicht langsam genug erlebt in diesem Thema?!“

„Papa…“ versuchte Shiemi, ihn zu beruhigen, doch Sasuke war völlig außer sich und fing jetzt auch an, sich die Haare zu raufen.

„Nein, es kotzt mich langsam an! Womit haben wir das bitte verdient?!“

„Jetzt mach mal halblang,“ warf Shiemi kühl ein, „Wenn es echt plötzlicher Kindstod war, kann niemand etwas dafür, das ist Zufall.“

„Was heißt wenn, denkst du etwa, es war was anderes?“ fragte Satoya. Shiemi seufzte.

„Der plötzliche Kindstod ist bei einem so kleinen, offenbar gesunden Kind das Wahrscheinlichste, aber was wissen wir schon? Er könnte auch einen angeborenen Herzfehler oder sowas gehabt haben, was niemand bemerkt hat. Ich kann ihn mitnehmen und es herausfinden, und das sollte ich auch, denn wenn es irgendeine Erbkrankheit ist, muss die ganze Familie auch untersucht werden, vor allem Masami, der ist sein Bruder.“

„D-du willst das Baby aufschneiden?!“ fragte Sanosuke und wurde weiß, „Das… das bringst du fertig?! Das glaub ich nicht!“

„Ich muss ihn dazu nicht aufschneiden, das wäre entwürdigend und das brächte ich vermutlich nicht fertig. Also keine Sorge. Am besten ich nehme ihn gleich morgen mit ins Labor.“

„Wollen wir nicht erst mal mit der Situation fertig werden...?“ fragte Kuma unentschlossen und sah zu dem immer noch vor sich hinmurmelnden und schimpfenden Sasuke, „Es ist was Furchtbares passiert, das solltest du nicht ignorieren, Shiemi-chan.“

Sie sah ihn traurig an.

„Ich weiß… ich ignoriere das nicht…“
 

––
 

Moe hatte inzwischen ihre Drillinge geholt und in Bettchen gebracht. Mitten in der Nacht kochte Sakura unten in der Küche Tee für den ganzen Haushalt, der noch wach war und auch nicht fähig war, jetzt schlafen zu gehen. Die einzige, die nicht da war, war Chidori. Aber man wollte ihr auch erst am nächsten Morgen mitteilen, was passiert war; es gab keinen Grund, sie jetzt aus den Federn zu reißen.

Sasuke saß am Esstisch und klopfte mit einem Holzstäbchen auf der Tischkante herum. Er sah aus wie ein Geistesgestörter dabei. Die Kinder waren inzwischen alle ins Bett gebracht worden; Sakura hatte Masami zu den Mädchen von Sanosuke ins Zimmer gebracht, wo er jetzt schlafen sollte.

„Die Kinder sind freiwillig schlafen gegangen?“ hatte sich Shiemi darauf gewundert. Sakura hatte traurig geseufzt.

„Ich habe ihnen heiße Milch mit Honig gemacht, davon sind sie müde geworden. Ich hoffe, sie schlafen jetzt etwas, sie alle vier waren völlig fertig, vor allem Masami-chan natürlich.“

„Namie und Mikoto haben sicher nicht mal ganz geschnallt, was hier abgeht,“ hatte Sanosuke dumpf gesagt, „Yashiru ist schon älter, die versteht es vermutlich schon. Aber mit fünf und drei Jahren haben die doch keine Ahnung, was Tod bedeutet.“
 

„Seiji und Kanae schlafen auch?“ fragte Satoyas Frau Moe irgendwann in die Stille hinein. Sie saß zusammen mit Shiemi, Kuma und Sanosuke bi Sasukes am Esstisch. Satoya saß apathisch auf der Couch und pulte gedankenverloren das Etikett von der Sakeflasche, die er in der Hand hielt. Sakura kam mit dem Tee aus der Küche.

„Hier, trinkt… das tut sicher gut. – Nein, Seiji und Kanae sind vermutlich oben in Seijis Zimmer, ich glaube nicht, dass die an Schlaf denken können. Vielleicht versuchen sie, sich gegenseitig zu beruhigen.“

„Und wo ist Haruka schon wieder?“ wollte Shiemi wissen. Sanosuke seufzte und fing an, allen Tee einzuschenken.

„Sie wollte sich oben hinlegen, sie ist ganz schön gerädert. Das… das erinnert sie wahrscheinlich extrem an… Yusaku-…“

Wie immer wenn jemand den Namen von Sanosukes erstem Sohn aussprach verfielen alle Anwesenden in trauriges Schweigen. Man hörte nur das Geräusch von zerreißendem Papier, weil Satoya weiterhin an dem Etikett herumpulte.

„Setz dich zu uns, Nii-chan,“ sagte Shiemi dann zu ihm, und Satoya stöhnte nur.

„Der Sake schmeckt furchtbar, Mama.“

„Jetzt werd bloß kein Alkoholiker,“ murmelte Sanosuke bedröppelt, „Hey, es ist doch nicht deine Schuld, dass Naoya tot ist! Er war doch schon tot, bevor sie hier angekommen sind, denke ich! Also hör auf, zu heulen, das macht es nicht rückgängig.“

„Verdammt, ich fühl mich einfach nur scheiße, okay?!“ meckerte der jüngere Bruder und nahm noch einen großzügigen Schluck Sake aus der Flasche, „Da darf ich ja wohl mal einen trinken, verflucht!“

„Jetzt hört schon auf!“ zischte Sasuke, hörte endlich auf, mit dem Stäbchen auf den Tisch zu klopfen, und stützte den kopf auf die Hände. Dabei raufte er sich verärgert die schwarzen Haare. „Ist das alles jetzt Teil des Unheils, das Yamazaki gesehen haben will, oder was? Was kommt als nächstes, die große Epidemie des Uchiha-Clans, die alle Kinder dahinrafft?!“

„Mal nicht den Teufel an die Wand!“ sagte Kuma verdutzt.

„Jetzt erzählst du Vogel uns bitte noch mal ganz ausführlich, was du gesehen hast in deiner Vision!“ befahl Sanosuke Kuma, und der Junge kratzte sich am Kopf. Er berichtete artig alles, was er gesehen hatte; wobei er mehr gehört als gesehen hatte.

„Diese Sache mit dem Fluch fängt an, mir auf den Sack zu gehen!“ versetzte Sasuke dann und fing wieder mit der Klopferei auf dem Tisch an. „Mein Bruder hat so gedacht, und die Tatsache, dass irgendjemand offenbar genauso denkt wie er, macht mich wahnsinnig! Immerhin haben solche Gedanken Nii-san dazu verleitet, den ganzen Clan abzuschlachten!“

„Seiji hat in letzter Zeit öfter so geredet,“ sagte Sanosuke beklommen. Sakura schnaubte.

„Seiji würde wohl kaum seinen eigenen Sohn töten, oder den Clan, oder was auch immer!“

„Moment, Naoya wurde doch nicht ermordet sondern ist am plötzlichen Kindstod gestorben?!“ fragte Moe erschrocken, die sich allgemein eher raushielt aus den angeregten Gesprächen.

„Zumindest gehen wir davon aus,“ stimmte Shiemi ihr zu, „Genaueres können wir erst sagen, wenn ich ihn mitgenommen und untersucht habe. Ist das für Seiji-nii-chan und Kanae überhaupt okay?“

„Ich werde morgen in aller Ruhe mit ihnen darüber sprechen,“ meinte Sakura.

„Wenn du in Zukunft Träume hast, Yamazaki…“ begann Sasuke dann, und Kuma sah zu ihm auf. Sasukes pechschwarze Augen trafen Kumas blaue. „Dann sagst du mir bitte Bescheid. Zumindest dann, wenn du den Eindruck hast, es könnte was mit uns zu tun haben. Irgendetwas extrem Komisches ist hier am Laufen… oder ich bekomme einfach langsam Paranoia.“

„Das könnte dir niemand verübeln, Papa,“ gab Satoya zu hören und stellte die Sakeflasche weg, „Mann, ich will auch lieber Tee, Sake ist furchtbar.“
 

––
 

Kanae lag auf dem Rücken und sah an die Decke des kleinen Zimmers. Sie wusste nicht, wie lange sie schon so da lag… vermutlich waren es nur einige Minuten, es kam ihr aber wie eine Ewigkeit vor, die sie nur lag und an die Decke starrte. An das kalte, kahle Nichts, das wie eine graue Pappe auf dem Zimmer klebte und nicht mehr war als bloß ein Deckel einer Kiste. Letzten Endes waren Zimmer nur Kisten.

Eigentlich war die ganze Welt eine einzige Kiste.

Mit lauter bunten Sachen darin und mit dem blauen Himmel als Deckel, der die Kiste zusammenhielt. Aber manchmal wollte man hinter den Deckel schauen… wie es wohl außerhalb der Kiste und ihres Deckels aussah.
 

Kanae dachte daran, dass sie als kleines Kind oft so auf ihrem Bett gelegen und an die Decke ihres Kinderzimmers gesehen hatte. Die Decke war hellgrün gestrichen gewesen, wusste sie noch. Kanae hatte grün immer gemocht, während bei ihrer Schwester Kumiko immer alles pink oder rosa gewesen war. Wenn Kanae als kleines Mädchen Mittagsschlaf hatte machen müssen, hatte sie das sehr gelangweilt. Sie hatte nie eingesehen, dass sie mittags schlafen musste, und hatte weniger geschlafen in der einen Stunde, die man sie in ihr Zimmer geschickt hatte, sondern sich die abertollsten Dinge ausgedacht. Sie hatte an die Decke gesehen und springende Pferde, fliegende Vögel und bellende Hunde gesehen, die wie ein großes, lebendes Karussell im Kreis galoppiert waren. Und über ihnen hatte eine Sonne von solcher Schönheit geschienen, dass das kleine Mädchen im Bett das Gefühl gehabt hatte, sie wäre in einer anderen Welt gelandet. Die Tiere an ihrer Zimmerdecke hatten getobt und gespielt und hatten weite, aufregende Reise gemacht. Und die kleine Kanae in ihrem Bettchen hatte lachend die Arme nach ihnen ausgestreckt und hatte ein Teil von ihnen sein wollen.

„Nehmt mich mit auf eure Reisen, ihr Tierchen!“ hatte sie gerufen, und kleine Vögelchen waren gekommen und hatten die Endzipfel von Kanaes Bettzeug angehoben, um mit ihm und dem kleinen Mädchen darauf in die Luft zu schweben, sie emporzutragen in das Land, in dem man immer spielen durfte und in dem immer die Sonne schien, in das Land der Träume.
 

An dieser Decke hier gab es weder Pferde noch Hunde. Und keine Vögel kamen, um ihr Bett anzuheben und sie mitzunehmen, fort aus der kalten, ungerechten Welt.

An dieser Decke war nur weiße, trostlose Kahlheit. Und sie starrte auf die Frau herunter und spottete:
 

„Willst du träumen wie ein kleines, naives Kind, Kanae? Komm zurück in die Realität. Die Realität ist zwar hart und grausam, aber im Gegensatz zu deinen Träumen ist sie wirklich da.“
 

Kanae erinnerte sich voller Trauer an die Mittage in ihrem Kinderbettchen und die lieben, tanzenden Tierchen an der Decke. Die Erinnerung an dieses schöne Bild war so schmerzhaft, dass sie stumm zu weinen begann. Wie sehr wünschte sie sich zurück in jene Zeit! Damals war noch alles gut gewesen.

Damals hatte die Decke auf ihrem Zimmer sie angelächelt und ihr nicht kalte Tatsachen ins Gesicht geworfen wie diese hier.
 

Damals hatte sie noch keine Ahnung gehabt, wie furchtbar das Leben sein konnte.
 

Sie spürte, wie eine Hand nach ihrem Kopf und ihren langen, blonden Haaren fasste, mit ihnen spielte und dennoch bei einer so leichten, zarten Bewegung vor Anspannung zitterte. Eine Träne rann aus ihrem Augenwinkel und ihre Wange hinunter, als Kanae zaghaft ihre Lippen bewegte. Es war kaum mehr als ein Flüstern, das sie herausbrachte…

Aber innerlich schrie sie, sie schrie so laut, dass es sie verwirrte, dass sie von sich selbst nur das Flüstern hören konnte.

„Seiji-kun… …“
 

Seiji lag neben ihr und sah sie an, wie sie an die Decke sah, dabei weinte und nur dieses leise Flüstern herausbrachte, kaum mehr als ein leises Atmen aus ihrer Kehle kam.

„Was… denkst du, Kanae-chan…?“ murmelte er, und sie hörte seiner Stimme zu und merkte, dass sie sich verändert hatte. Er klang, als läge er nicht neben ihr, sondern wäre Meilenweit weg von ihr an einem anderen Ort…

Sie sah weiterhin an die Decke, als sie antwortete.

„Ich habe mich daran erinnert, wie ich als Kind beim Mittagsschlaf auch so an die Decke gesehen und die wundervollsten Dinge darauf gesehen habe… wo… … wo sind sie hin, Seiji-kun?“

Seiji sah sie verbittert an und wagte nicht, zu sprechen.
 

„Wo sind all die Pferdchen und Vögelchen, die ich so lieb hatte? Warum kommen sie nicht… um mich wieder in das schöne Land zu tragen, in dem alles gut ist?“
 

Seiji senkte den Kopf so weit, dass die schwarzen Ponysträhnen wieder in sein Gesicht fielen. Er konnte das nicht mit ansehen. Er konnte nicht sehen, wie sie so traurig war… seine geliebte, kleine Kanae, die ihm vor Jahren das Lachen wieder beigebracht hatte, in dieser Zeit, in der er gedacht hatte, das Leben hätte keinen Sinn mehr. Sie war seine kleine Sonne gewesen und er hatte sie immer geliebt für ihr Lachen… für ihre Gutmütigkeit und ihre Wärme.
 

Aber wenn er sie jetzt, in diesem Moment, ansah… war es, als schaute er in den Spiegel.

Ihr Lachen war verschwunden.
 

Er kämpfte bereits hart mit den Tränen, als sie noch einen draufsetzte und fortfuhr, mit einer so zarten und brüchigen Stimme, dass ihm beinahe das herz stehenblieb:
 

„Glaubst du… Naoya-chan ist jetzt in dem Land der Träume und spielt mit den Pferdchen und Vögelchen? Und mit vielen, anderen Kindern, die dort oben leben?...“
 

Er konnte nicht mehr.

Er brach neben ihr zusammen und vergrub das Gesicht schluchzend im Kopfkissen, um ihr die Tränen nicht zu zeigen… und um ihre eigenen nicht länger sehen zu müssen.

„Ich… weiß… es nicht… Kanae…“ war alles, was er herausbrachte, und sie verstand es kaum, weil er sich so fest gegen das Kissen presste.

Jetzt drehte sie den Kopf und sah zu ihm herüber. Und lange Zeit schwieg sie und sagte nichts, sah nur zu, wie er da lag und sein Gesicht weinend in das Kissen drückte. Dann hob sie zitternd eine Hand und strich damit zärtlich über seinen Kopf und durch seine schwarzen Haare.

„In dem Land der Träume ist es schön…“ sagte sie zu ihm, während sie nicht aufhörte, seinen Kopf zu streicheln, „Er… hat es gut da. Für uns ist das… so schwer nachzuvollziehen… …“

Als die Zimmertür etwas aufging, hob Kanae langsam den Kopf. Sie lächelte nicht, aber ihre Augen ruhten lange und still auf dem Gesicht ihres jetzt einzigen Sohnes, der in der Tür stand. Und sie begriff, dass dies eine außergewöhnliche Situation war, als er sprach.
 

„Darf ich bei euch schlafen, Kaa-san…? Ich… bin traurig…“
 

Kanae setzte sich halb auf, während auch Seiji jetzt den Kopf hob. Kanae verzog den Mund zu einem Lächeln, das sie nie gelächelt hatte… ein Lächeln der Traurigkeit, ein Lächeln so voller Schmerz und gleichzeitig voller Liebe für ihr einziges verbliebenes Kind. Sie streckte beide Hände in Masamis Richtung aus.

Er war noch niemals nachts zu seinen Eltern gekommen. Nie hatte er Probleme beim Einschlafen oder Alpträume gehabt. Nie hatte es für Masami Grund gegeben, nachts seine Eltern zu wecken.
 

Jetzt war alles anders.
 

„Komm her, mein Liebling,“ flüsterte Kanae und versuchte vergeblich, nicht zu weinen, und das kleine, extrem intelligente Kind kam zu ihr ins Bett gekrabbelt und drückte sich schweigend an ihre Brust, umarmte mit beiden Ärmchen Kanaes Taille. „Natürlich darfst du bei uns schlafen, mein Kleiner… du hattest sicher Angst, als Naoya-chan plötzlich fort war…“

Masami sagte nichts.

Er sagte nichts von dem, was vor einigen Stunden in seinem Kinderzimmer geschehen war. Es war, als hinderte ihn etwas in seinem Hals daran, etwas zu sagen.

Stumm drückte er sich fester gegen seine Mutter und beobachtete dabei seinen Vater, der sich jetzt auch zu ihnen beiden umdrehte. Masami sah ihm in die Augen und schwieg weiterhin, beobachtete nur wie ein unsicheres Tier aus einer sicheren Ecke seines Baus.

Dann sprach er.

„Ich hab… euch lieb, Tou-sama, Kaa-san.“
 

––
 

Sasuke übernahm am nächsten Morgen als Clanoberhaupt die schwere Aufgabe, Chidori und auch Naruto von Naoyas Tod zu erzählen. Chidori bot sofort an, auch zurück zum Elternhaus zu kommen und zu helfen, aber ihr Vater lehnte ihr Angebot ab.

„Falls dieser Eisentyp es wirklich auf den Clan abgesehen hat, bist du hier im Hyuuga-Anwesen sicher,“ sagte er, „Und bei uns ist es voll genug, ehrlich. In Sanosukes Zimmer sind Sanosuke und Haruka, in Seijis Zimmer ist der Rest von Seijis Familie, in deinem haben die Mädels von Sanosuke geschlafen, in Satoyas Zimmer waren alle fünf Babys untergebracht… also die Drillinge, Souya und Kansuke… und Satoya und Moe mussten wegen Zimmermangel schon Yus altes Zimmer unten nehmen.“

„Das war auch mal mein Zimmer,“ fiel Chidori ein, und Sasuke rieb sich stöhnend die Schläfen.

„Ich… drehe hier allmählich am Rad, Chidori. Wieso sterben immer bei uns die Babys, hm?“

Seine älteste Tochter seufzte leise, bevor sie beruhigend die Hand hob und ihrem erschöpften Vater über die Wange strich.

„Ich weiß es nicht, Papa.“

„Hn…“
 

Naruto war entsetzt.

„Das ist jetzt nicht dein Ernst…“ machte der Hokage völlig überrumpelt von einer so schlechten Nachricht am frühen Morgen. Er war noch nicht mal im Büro gewesen und Sasuke hatte ihn noch zu Hause abgefangen, so hatte auch Hinata es mitbekommen. Die Frau des Hokage schlug völlig erschrocken beide Hände vor den Mund und flüsterte nur etwas wie:

„Oh nein… w-wie fürchterlich!“

„S-so ganz plötzlich aus heiterem Himmel?“ stammelte Naruto entsetzt und schob seinen etwas müden besten Freund ins Haus, um die Tür zu schließen. Die ganze Nacht hatte es geschneit und jetzt lag das ganze Dorf unter einer dicken Schneedecke.

„Satoya meint, es ist wahrscheinlich plötzlicher Kindstod gewesen,“ antwortete Sasuke, „Ach, verdammt, ich weiß doch auch nicht, wo das mal enden soll… langsam fühle ich mich echt verarscht, weil in meiner Familie die Kindersterblichkeitsrate etwa dreimal so hoch ist wie bei allen anderen hier!“

„Und das alles passiert, während ich Hokage bin!“ stöhnte Naruto, „Ich bin unfähig, Teme…“

„Ach, nerv nicht, das ist doch nicht deine Schuld! Hast du irgendwelche Infos aus dem Dorf im Norden bekommen, wegen unseres metal–Freundes da?“

„Bisher hat sich niemand gemeldet, du i-ich bin doch noch gar nicht im Dienst! Dass selbst du so früh aufstehst, ist auch recht beunruhigend.“

„Ich konnte gar nicht schlafen nach dem Drama gestern Nacht. Außerdem sind inzwischen alle Kinde wieder bei mir aufgelaufen und im Haus ist jetzt Highlife in Tüten.“

„Willst du einen Tee oder so, Sasuke?“ fragte Hinata betreten, und Sasuke seufzte.

„Ein Glas Wasser reicht schon, vielen Dank. – Naruto… ich will nicht, dass du den Kram an die große Glocke hängst. Wir haben genug Stress und brauchen keine pseudomitleidigen Dorfbewohner vor unserer Tür. Shiemi wollte Naoya noch auf Erbkrankheiten untersuchen… stell dir vor, wenn es tatsächlich irgendeine erbliche Krankheit war, dann geht’s aber voll ab hier, das sag ich dir.“

„Na toll,“ sagte Naruto, während Hinata mit dem Glas Wasser kam. Der Blonde raufte sich seufzend die Haare. „Sag mir, Teme… wie lange bin ich jetzt schon Hokage?“
 

Sasuke sah auf das Wasserglas.

„Du bist so lange Hokage wie Asayo alt ist, also siebenundzwanzig Jahre lang.“

„Was, ehrlich? Das ist eine lange Zeit… ich meine, ich gehe auf die fünfzig zu! Vielleicht wird es Zeit, sich nach einem Nachfolger umzusehen…“

„Ziehst du jetzt etwa den Schwanz ein, weil meine Kinder und Enkelkinder der Reihe nach sterben? Bei Yuusuke und Yusaku war es anders, die wurden getötet. Naoya hingegen ist eines natürlichen Todes gestorben. Das ist zwar grausam, aber es kann passieren. – Seiji und Kanae sind natürlich nicht mehr ansprechbar, vor allem Kanae so zu sehen ist ziemlich hart, sie ist doch sonst immer so fröhlich gewesen.“

„Ja,“ sagte Naruto unglücklich. „Nein, ich… ziehe nicht den Schwanz ein, verdammt! Aber jetzt diese Geschichte mit dem komisch Metallheini da, ich habe… zum ersten Mal seit ich Hokage wurde das Gefühl, dass mir dieses Dorf über den Kopf wächst. Und ich glaube, das ist kein gutes Zeichen.“ Sein Freund sagte nichts. Erst nach einer Weile tat er den Mund wieder auf.

„Wann hat es hier schon zum letzten Mal gute Zeichen gegeben, Dobe…?“
 

––
 

Den Tod des Babys zu verarbeiten, war schwer. Aber noch schwerer war es, gleichzeitig weiterzumachen.

Und wegen der vermutlich drohenden Gefahr durch den Metallmann hatte niemand die Zeit zum Trauern, die er brauchte, am wenigsten aber Seiji und Kanae.

Während Satoya seine Frau schon nach einem Tag überreden konnte, zurück zu ihrem eigenen Haus zu ziehen, blieben die anderen lieber noch eine Weile da. Sanosuke versuchte öfter, Haruka auch zum Ausziehen zu überreden, weil er kein gutes Gefühl dabei hatte, Seiji und sie unter einem Dach zu wissen; doch erstaunlicherweise schien Haruka gar kein Problem damit zu haben. Sie ging Seiji einfach aus dem Weg und Sanosuke beobachtete bei ihr auf einmal eine Selbstbeherrschung, die es ihm unbegreiflich machte, wie diese Frau noch vor wenigen Wochen vor Seiji so ausgerastet war. Es war, als hätte Naoyas Tod eine Art Waffenstillstand bewirkt… oder vielleicht sogar das Kriegsbeil begraben?

Das wäre zu schön um wahr zu sein… und makaber.
 

Mal wieder hatte erst ein Kind sterben müssen, bevor Frieden eingekehrt war.
 

Seiji seinerseits war ohnehin kaum da. Die meiste Zeit war er damit beschäftigt, Informationen über den dämlichen Metalltypen heranzuschaffen oder sich sonst wie zu beschäftigen. Kanae kümmerte sich in der Zwischenzeit mit aller Kraft, die sie noch aufbringen konnte, um ihr jetzt einziges Kind. Sie wollte auf jeden Fall, dass auch Masami schon früh lernte, dass das Leben weiterging und man nicht einfach stehenbleiben und abschalten konnte. Konnte man schon… aber es wäre falsch. Und unfair denen gegenüber, die noch am Leben waren. Kanae würde niemals zulassen, dass sie oder Seiji oder irgendjemand wegen eines Todes in Trauer versank. Was würden denn ihre Eltern sagen, würde sie sich plötzlich zurückziehen und von morgens bis abends um Naoya weinen? Oder sich gar umbringen, um ihm zu folgen? Das kam gar nicht in Frage.
 

Es war nicht das erste Mal, dass Kanae den Tod eines geliebten Menschen erfahren musste. Als sie kleiner gewesen war, hatte ihre Mutter einen kleinen Bruder geboren… der genauso wie Naoya ein paar Monate, nicht mal ein Jahr später plötzlich gestorben war. Kanae selbst war damals noch klein gewesen und hatte nicht viel davon begriffen. Aber sie erinnerte sich noch gut an die Traurigkeit ihrer Mutter und dass sie als kleines Mädchen das Gefühl gehabt hatte, ihre Mutter würde niemals wieder lächeln.

Aber es hatte ja ihren Vater gegeben. Und ihr Vater hatte ihrer Mutter in der schweren Zeit die Kraft und die Liebe gegeben, die sie gebraucht hatte, um nicht aufzugeben. Und heute lächelte ihre Mutter genauso ein schönes Lächeln wie früher auch.
 

Genauso, hatte Kanae tapfer beschlossen, würde sie für Seiji und Masami da sein. Wenn sie drei zusammenhielten, würde alles gut werden!

Was sie tat, war nicht Verdrängen… es war nur Weitermachen. Natürlich trauerte such sie um das Baby, das sie nie wieder im Arm halten, mit dem sie nie wieder sprechen würde. Nachts einte sie stumm, während die anderen schliefen und nicht mitbekamen, dass die starke Kanae sich nur in der Nacht schlafen legte und dann die schwache Kanae Zeit hatte, um ihr Baby zu weinen.

Sie wollten nicht zurück in das alte Haus. Noch nicht. Es gab zu viel, was sie da an Naoya erinnern würde. Für eine Weile wollten sie lieber bei Sasukes und Sakura bleiben.

Kanae bestand darauf, dass Masami ganz normal in den Kindergarten ging. Um weiterzumachen. Und der Kleine fügte sich brav und ging ohne ein Wort des Widerstands jeden Tag mit Mikoto in den Kindergarten. Der Kontakt mit anderen Kindern würde ihm mehr helfen, das zu verarbeiten, als den ganzen Tag zu Hause zu sitzen.
 

––
 

Es waren seit Naoyas Tod etwa vier Tage vergangen, als Shiemi aus dem Labor zurück nach Hause kam. In der Stube saßen Mikoto, Masami und Namie vor dem Fernseher. Yashiru war noch in der Akademie. Der kleine Kansuke rannte blöd vor sich hingrölend im Kreis durch den Flur, während Sakura, Haruka und Kanae in der Küche waren, Tee tranken oder Geschirr einräumten.

„Shiemi!“ begrüßte Kanae sie als erste, und die kleinen Kinder in der Stube sahen auch interessiert auf.

„Hallo Tante Shiemi!“ rief Namie winkend. Shiemi winkte kurz grinsend zurück, bevor sie sich an das Damentrio in der Küche wendete.

„Ich habe mich ein bisschen um Naoya-chan gekümmert,“ sagte sie, „Und ich… sagen wir, ich habe Dinge gesehen, de ich nicht zu sehen erwartet hatte. – Ist Seiji-nii-chan noch in der Zentrale oder sonst wo unterwegs?“

„Ja, ich denke schon,“ machte Kanae, „Sie sind alle sehr beschäftigt, um den Eisenmann zu fangen, der hier in der Nähe sein muss! – Warum…?“

„Es gibt da etwas, das ich mit… euch beiden besprechen müsste.“ Sie ließ den Blick von Kanae zu ihrer Mutter und Haruka schweifen, die sie alle beide groß und auch leicht alarmiert ansahen. Haruka sagte kein Wort und widmete sich wieder dem Teller, den sie in den Schrank räumen wollte.

„Dann sag es erst mal mir,“ bat Kanae beunruhigt, „Wegen einer Erbkrankheit müssten wir sofort anfangen, uns alle untersuchen zu lassen…“

„Ist gut, komm lieber mit mir hoch,“ murmelte Shiemi langsam und senkte den Kopf. Verwundert folgte Kanae ihrer Schwägerin in ein anderes Zimmer und schloss hinter sch sorgfältig die Tür. „Ich werde es dir sagen… und wenn du meinst, du bist nicht fähig, Seiji das selbst zu sagen, dann lass mich es ihm lieber beibringen.“

Kanae sah Shiemi verwirrt und verunsichert an.

„A-also war es tatsächlich eine Erbkrankheit?“

„Nein,“ antwortete die Schwarzhaarige. „Es hat nichts mit Erbkrankheiten zu tun. Und Naoya ist höchstwahrscheinlich nicht am plötzlichen Kindstod gestorben.“

„W-was?“ fragte die Blonde jetzt leise, „W-woran… denn dann?!“
 

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Ahahaha noch ein Cliffhanger! XD Naja, er is aber nicht so hart wie der letzte uû'

und ja... schlagt mich... ich bin so böse... (btw, ich liebe Babys^^ sie sind süß und knuddelig... ^^'' nur mal so... XD) und ja, Kimiko kriegt einen Keks mehr, weil sie es gewusst hat... XDD

Als Trost stell ich demnächst endlich ein Bild von naoya auf die Homepage^^''

Seijis Versprechen

Kanae sah Shiemi nur groß an.

„W-woran ist er denn dann gestorben?“

Die Schwägerin strich sich eine Haarsträhne hinter die Ohren.

„Ich bin mir ziemlich sicher, dass er… getötet worden ist.“
 

––
 

Wenn Naoyas Tod an sich schon furchtbar genug gewesen war, so war diese Nachricht noch furchtbarer. Und das nicht nur für Kanae und Seiji, der es am Abend auch erfuhr.

„Oh mein Gott!“ rief Sakura und sah aus, als wollte sie in Ohnmacht fallen, als am späten Abend mal wieder die halbe Familie zur Krisensitzung in der Stube saß. Chidori war auch vorbeigekommen, während Satoya verhindert war, weil Moe unter keinen Umständen alleine zu Hause hatte bleiben wollen und Sasuke auch keine Lust hatte, dass sich in seinem Haus wieder die Leute stapelten – dann würde es eben jemand von ihnen Satoya erzählen, was jetzt besprochen wurde. „Ich meine, d-dann hat es wirklich jemand auf uns abgesehen, Sasuke-kun!“

„Also, der Eisenmann kann’s nicht sein,“ gab Sanosuke zu hören, „Nur eine Stunde vor Naoyas Tod – ungefähr – hat der schließlich ein Dorf verwüstet, es ist unmöglich von dort nach hier innerhalb einer Stunde zu kommen und dann fix mal ein Baby umzubringen. Es sei denn, er hat ganz genau gewusst wo er hin muss und wie er ungehindert hineinkommt.“

„Aber, oh mein Gott, welcher Psychopath bringt denn ein Baby um?!“ fragte Kuma empört, und alle sahen erst ihn, dann Sanosuke an, der plötzlich blass wurde. „Oh, ähm… sorry,“ tat Kuma das ab, und Sanosuke hustete. Seiji sprach kein Wort, er saß nur wie eingefroren auf einem Stuhl nahe der Terrassentür und starrte hinaus. Kanae saß am Esstisch, sah aber aufmerksam herüber zum Rest der Runde.

„Na ja, aber jetzt mal Spaß bei Seite, ist doch wahr, was Kuma-kun sagt,“ machte Chidori perplex, „Und vor allem, wieso denn ausgerechnet Naoya?“

„Wenn’s ihm um die Erbfolge gegangen wäre – ich meine, wenn jemand planen sollte, die Erben auszulöschen, wären ja wohl Souya oder Masami die Opfer gewesen,“ gab Shiemi zu hören. Sanosuke trank hastig sein Glas Wasser aus bei dem bloßen Gedanken, jemand könnte seinem kleinen Souya etwas antun wollen.

„Wo wir gerade dabei sind,“ murmelte Sasuke, der zu seiner völlig kaputten Frau linste, die immer nur etwas von Oh Gott, oh Gott murmelte, „Wenn es jemand auf den Clan abgesehen hat, warum bringt er Naoya um und lässt Masami leben?“

„Sonnenklar, Masami war es selbst,“ sagte Chidori, und alle sahen sie an. „Scherz…“ beruhigte die Rosahaarige den Rest des Clans, „Was Masami angeht… der müsste das doch an sich gemerkt haben, wenn jemand außer ihm und Naoya im Zimmer gewesen ist? Hat er nichts gesagt, Kanae?“ Kanae schüttelte völlig verwirrt den Kopf.

„N-nein, als er zu mir ins Schlafzimmer kam, hat er nur gesagt Kaa-san, es ist was mit Naoya, komm mal schnell!

„Vielleicht hatte er Angst, als nächster dran zu sein, wenn er mehr ausspuckt?“ überlegte Sanosuke ebenfalls etwas durcheinander.

„Ja, wieso hat der Killer überhaupt nur Naoya getötet?“ griff Shiemi Sasukes Frage wieder auf, „Also ganz logisch ist das nicht, finde ich. Es gibt kein Motiv, Naoya hat doch niemandem etwas ge-… …“ Sie brach ab und ihr Blick blieb auf Seiji hängen, der noch immer wie hypnotisiert aus dem Fenster starrte. Alle folgten unschlüssig ihrem Blick – da wandte sie ihn auch schon wieder von Seiji ab und sah Sanosuke an.
 

„Wo zum Geier ist Haruka?“
 

Sanosuke starrte sie an und hustete dann.

„Sie ist oben und schläft, wieso? Brauchst du sie für irgendwas?“

„Nein,“ machte Shiemi, „Aber bei allem Respekt, nach ihrem Affentheater neulich beim Essen ist sie ja wohl die Hauptverdächtige.“
 

„WAS?!“ schrie Sanosuke und sprang auf, und auch Chidori, Sasuke und Sakura starrten Shiemi an. Kanae ebenfalls; selbst Seiji hob plötzlich den Kopf.

„Was jetzt, Haruka soll Naoya umgebracht haben?!“ fragte Sasuke entsetzt.

„Na, denkt mal logisch, Seiji hat ihr Yusaku genommen, und vielleicht hat sie sich gedacht, sie sorgt mal dafür, dass Seiji erfährt, wie sich das anfühlt, ein Baby zu verlieren…“ sagte Shiemi völlig unverfroren, und Sanosuke schnaubte.

„Das ist nicht wahr!“ rief er ungewollt heftiger als geplant, „Haruka würde sowas nie tun!! Das weiß ich, das schwöre ich euch! I-ich kenne sie! Egal, wie sehr sie Seiji hasst, sie würde nie so etwas Furchtbares tun, ich bin ganz sicher!“

„Irren ist menschlich,“ sagte Shiemi kalt. „Verhört wird sie trotzdem… es sei denn sie hat ein Alibi. Kanae, von dir will ich in allen Einzelheiten hören, was genau an dem Abend gewesen ist. Jedes noch so kleine Detail, okay? Wann genau ist Masami zu dir gekommen, was hat er gesagt, wie hat er sich benommen… wie hast du Naoya wo gefunden, wann kam Seiji, wann seid ihr hergekommen, all den Kram. Und Seiji-nii-chan, deine Variante würde ich auch gerne hören.“

„Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich meinen eigenen Sohn umbringe…?!“ fragte Seiji grantig, und Shiemi brummte.

„Quatsch, ihr seid doch nur Opfer. Aber hey, weiß ich’s, Seiji-nii-chan?“

„Moment, Auszeit, ich bin hier Chef!“ empörte Sanosuke sich, „Wenn hier jemand wen verhört, dann ja wohl ich! Ich versichere euch, Haruka hat nichts damit zu tun!“

„Das schützt sie nicht vor dem Verhör,“ gab Shiemi verblüfft zu bedenken, „Hör auf, dich so dafür einzusetzen, dass man sie nicht verhört… man denkt noch, ihr zwei verbergt etwas!“

„WAS?!“ rief Sanosuke und wurde wieder blass, „P-Papa, unternimm was, Shiemi ärgert mich…“

„Ich meine das völlig ernst,“ versetzte die jüngere Schwester. „Und jetzt komm auf den Teppich und mach dich nützlich als Chef.“

„Ja… jemand muss die Wohnung untersuchen. Am besten gehen Seiji und ich morgen zusammen hin, oder so… das Fenster wird ja wohl heil gewesen sein, sonst hätte Kanae es doch bemerkt...“

„D-das Fenster war heil, mir ist auch sonst nichts aufgefallen… aber…“ sammelte Kanae, „Wer weiß, ich hab in dem Moment natürlich nur an Naoya gedacht…“

„Du kriegst auch eine Aufgabe,“ sagte Sanosuke zu ihr, „Ich will, dass du Masami ausfragst. Und er soll dir alles erzählen, was er mitbekommen hat. Es ist nicht möglich, dass er nicht gemerkt hat, dass jemand im Zimmer war und seinen Bruder erdrosselt hat! – Hattest du keine Fingerabdrücke am Hals, Shiemi?“

„Ne,“ machte sie, „Das wäre ja schön blöd für einen Mörder, mit nackten Händen jemanden zu erdrosseln! Der hatte sicher Handschuhe an.“

„Wie auch immer, Masami soll auch seinen Teil dazu sagen. Und ehrlich gesagt wäre es mir… fast lieber, ihn genauso zu verhören wie alle anderen, die in Frage kommen.“

„Wie bitte?“ machte Kanae verdutzt, „Den dreijährigen Masami?“

„Klar,“ macht Sanosuke ohne Umschweife und sah zu Shiemi, die nickte, „Er war im selben Zimmer. Wieso auch immer, aber es ist durchaus möglich, dass er es selbst getan hat. – Jetzt guckt mich nicht so an, ich weiß, dagegen spricht sein momentanes Verhalten und seine Beziehung zu Naoya und so weiter, aber wir können das trotzdem nicht einfach ignorieren. Ich gehe ja davon aus, dass dieser Verdacht nicht bestätigt wird.“

„Nii-san hat recht,“ sagte Shiemi dumpf, „Auch wenn er noch so klein ist, es ist auch schon mal vorgekommen, dass Kinder sich bei Spielen aus Versehen gegenseitig umgebracht haben. Das wäre dann Totschlag und kein Mord und in seinem Alter wird Masami wohl kaum dafür bestraft werden können. Aber wir wissen es nicht besser und dürfen nicht vergessen, dass sein Gehirn nicht dem eines Dreijährigen, sondern mindestens dem eines Zehnjährigen entspricht. – Das versteht ihr doch… Nii-chan, Kanae?“
 

Kanae und Seiji sahen sich unglücklich an. Seiji nickte zuerst.

„Natürlich. Du hast ja recht,“ sagte er erstaunlich gefasst, „Wenn Naoya wirklich ermordet wurde, will ich, dass dieser Scheißkerl geschnappt wird… und ich werde sicher keine einzige Möglichkeit außer Betracht lassen, und wenn sie noch so klein ist. Und egal, was dafür nötig ist, ich… ich werde den Bastard zur Strecke bringen… der meinen Sohn getötet hat!“

Shiemi war positiv überrascht von der schnellen Zusage, nickte dann anerkennend.

„Mach dich nicht wahnsinnig, Nii-chan,“ sagte sie noch, bevor sie sich erhob, „Bevor alles weitere geklärt werden kann, muss die Wohnung überprüft werden. Wir… reden also morgen weiter.“
 

––
 

Am Samstag war weder Kindergarten noch Akademie und die Kinder blieben folglich zu Hause. Für das intensive Gespräch mit dem kleinen Masami kam Kanae das gerade sehr gelegen. Schwerer war es dafür, Mikoto von Masami zu trennen. Die Kleine ließ sich gar nicht abschütteln, doch letztendlich schafften es Yashiru und Namie – mehr zufällig zur richtigen Zeit – ihre kleine Schwester zu überreden, mit ihnen Ninja zu spielen. Als die Mädchen also weg waren, setzte Kanae sich sehr gewissenhaft mit ihrem Sohn zusammen in Seijis Zimmer, in dem sie immer noch schliefen momentan.
 

„Masami-chan… ich muss mit dir über den Abend reden, an dem Naoya-chan gestorben ist. Ist das okay für dich? Oder ist es zu grauenhaft, daran zu denken?“

Masami sagte nichts. Er starrte aus dem Fenster. Draußen schien die Sonne.

„Liebling… ich weiß, es ist für uns alle schwer. Aber es ist sehr wichtig, dass wir beide darüber sprechen… verstehst du?“

Der Kleine sagte immer noch nichts und starrte nur wortlos hinaus in den Sonnenschein. Kanae seufzte leise. Masami war sehr in sich gekehrt seit dem Tod seines kleinen Bruders. Kanae wusste selbst, dass er Naoya sehr gemocht hatte… und sein extrem ausgebildeter Verstand machte es ihm sicher nicht leichter, den Tod zu überwinden. Das Kind sprach kaum, aß kaum und saß die meiste Zeit einfach nur da und starrte aus dem Fenster, als erwartete es, Naoya könnte plötzlich aus dem Gestrüpp kommen und wieder lebendig sein. Kanae tat es weh, ihr Kind so zu sehen…

„Masami-chan,“ flüsterte sie, „Bitte… bitte sprich mit mir.“

Masami hob den Kopf und sprach tatsächlich.

„Was möchtest du mit mir besprechen, Kaa-san?“

Erfreut darüber, dass er reagiert hatte, strich sie ihm zärtlich durch die schwarzen Haare.

„Du musst jetzt scharf nachdenken, Masami-chan. Ich möchte, dass du mir alles erzählst, was du an dem Abend bemerkt hast. Alles, an das du dich noch erinnern kannst.“ Der Kleine begann gedankenverloren mit dem Finger Kreise und andere Formen auf den Boden zu malen.

„Ich war schon fast eingeschlafen, dann hab ich ein komisches Geräusch gehört. Ich weiß nicht genau, was es war… vielleicht eine Art Quietschen, wie wenn jemand an dem Gitterbett schiebt oder Naoya darin herumwackelt. Dann hab ich ihn hicksen gehört und… das Hicksen wurde immer lauter und klang nach einer Weile gar nicht mehr nach Hicksen…“

„Was hast du in der Zeit gemacht? Bist du einfach liegen geblieben?“

„Ich hatte Angst und hab mich unter der Decke versteckt…“ murmelte der Kleine und zuckte plötzlich zusammen, und Kanae sah ihn an, als er anfing, sich die Augen zu reiben.

„Was ist los?“ fragte sie vorsichtig. „Brennen deine Augen wieder-…?“ Sie drehte sein Gesicht vorsichtig zu sich herum, um nachzusehen, und blinzelte, als sie ihn ansah.

Er weinte.

Masami hatte so selten geweint in seinem Leben, dass Kanae dieser Anblick völlig fremd war. Wann hatte ihr kluges, braves Kind zum letzten Mal geweint?

„Masami-chan… was hast du denn?“

„Wenn ich mich nicht versteckt hätte, hätte ich Naoya-chan sicher helfen können,“ murmelte der Kleine unglücklich, „Wenn ich schneller aufgestanden wäre und dir Bescheid gesagt hätte, dann wäre er jetzt vielleicht nicht tot!“ Er schluchzte und rieb sich die Augen und Kanae nahm ihn kurzer Hand in den Arm und drückte ihn sanft an sich.

„Oh Gott,“ flüsterte sie, „Masami-chan… das ist doch nicht deine Schuld… du kannst nichts dafür, dass Naoya-chan tot ist! Und du… hättest es auch nicht besser gemacht, hättest du dich nicht versteckt… da bin ich sicher.“

Vielleicht ist das der einzige Grund, weshalb du noch lebst… weil der Mörder dich nicht bemerkt hat… wärst du aufgestanden, dann… …

Sie drückte das Kind sachte gegen ihre Brust und spürte, wie er sich langsam beruhigte und zu weinen aufhörte. Und als er sich von ihr löste, starrte er wieder apathisch durch den Raum, als wäre eben nichts gewesen.

„Masami-chan… ich muss dich noch etwas fragen, was diesen Moment angeht…“ begann die Mutter langsam, und Masami drehte sich wieder zum Fenster und starrte hinaus.

„Ja, Kaa-san?“ murmelte er leise, während er sich noch einmal mit der Hand über die Augen fuhr und die letzten Tränen wegwischte.

„Hast du… einen Menschen im Zimmer gesehen?“

Der Kleine sagte nichts. Aber seine kleinen Fäuste ballten sich fest und drückten gegen seine Oberschenkel, während er am Boden kniete und wortlos weiter in die Sonne starrte.

„Bitte antworte… Masami-chan. Hast du… jemanden gesehen?“
 

––
 

„Hoppla! – Yashiru, tobt nicht ständig rein und raus, entweder ihr bleibt drinnen oder ihr spielt im Garten!“ mahnte Sakura ihre drei Enkelinnen, die jetzt sicher zum zwanzigsten Mal durch die Terrassentür hereingepoltert kamen und dabei wild grölten. Seit einer ganzen Weile ging es nun schon so, dieses Rein-Raus-Rein-Raus…

„Aber… wir rennen doch gerade vor den Feinden weg und verstecken uns in unserer Geheimbasis!“ rechtfertigte sich Yashiru trotzig.

„Aber die Tür geht noch kaputt von dem ständigen Zuknallen hier!“

„Ach, egal, dann bleiben wir eben eine Weile in der Basis! Kommt, Leute!“

„Jo!“ rief Namie und rannte Yashiru nach. Mikoto strahlte Sasuke an, der am Couchtisch irgendwas auf Schriftrollen schrieb:

„Opa, wir sind ein Genin-Team, weißt du?! Ist das nicht cool?“

„Ein Genin-Team?“ fragte Sasuke nach, „Hmm, und wer ist euer Sensei?“

„Öh… weiß nicht, der ist… gerad’ auf Mission!“

„Aha… und wisst ihr eigentlich, dass Ninja nie grölen, wenn sie kämpfen, sondern… immer leise sind und aus dem Hinterhalt angreifen?“ Mikoto sah ihn groß an.

„Echt?“ machte sie.

„Mikoto!!“ tönte es aus dem Flur, „Komm endlich in das Geheimversteck!“

„Oh, äh, jaaa!“ rief die Kleine und rannte davon, „Tschüß, Opa!“

„Macht nichts kaputt, ihr Lärm-Ninja!!“ rief Sasuke ihr nach. Sakura kicherte.

„Vielleicht stammen sie ja aus dem Dorf versteckt unter dem Lärm!“

„Hnn, eher aus dem Dorf unter dem geplatzten Trommelfell!“

In dem Moment ging die Haustür auf und Sanosuke und Seiji kehrten von ihrer Wohnungsbesichtigung zurück. Haruka, die gerade die beiden Babys gebadet hatte, kam mit beiden Jungs auf den Armen auch gerade herunter.

„Nanu,“ machte sie, „Schon zurück?“

„Fürs Erste,“ machte Sanosuke und küsste seine Frau zur Begrüßung, als Sakura in den Flur kam und Sasuke den Kopf hob.

„Ah, und?“ fragte er aus der Stube, „Setzt euch her und erzählt, was ihr rausgefunden habt!“

„Lass mich doch erst mal die Schuhe ausziehen…“ stöhnte Sanosuke, „Wo ist Shiemi? Und Kuma?“

„Bei Satoya und erzählen ihm, was wir gestern besprochen haben,“ antwortete Sakura, bevor sich alle fünf in die Stube setzten. Haruka setzte die Babys auf ihren Schoß. Kansuke fing an, mit den Haaren seiner Mutter zu spielen.

„Und?“ fragte die Frau aufgeregt, „Habt ihr was Spannendes gefunden in der Wohnung?“

„Nicht wirklich,“ macht Sanosuke, „Kein einziges Fenster ist beschädigt und auch keine Tür. Wenn er also von draußen gekommen ist, hat er das Fenster irgendwie problemlos auf und wieder zu bekommen, und das ist unmöglich. Davon abgesehen, dass das Zimmer im ersten Stock liegt, er müsste also eine Leiter gehabt haben. Es sei denn, es war ein Shinobi, dann kann er natürlich mit Chakra an der Wand hochgelaufen sein.“

„Kann man nicht irgendwie nachweisen, dass Chakra an der Wand benutzt wurde?“ fragte Sakura, „Ich meine so wie Fingerabdrücke nachweisen…?“

„Gute Frage, kümmer ich mich gleich drum,“ murmelte Seiji.

„Wie auch immer,“ sagte Sanosuke weiter, „Das Hochkommen ist nicht das Problem. Was mich verwirrt ist, wie er reingekommen sein soll, wenn nicht durch das Fenster oder eine Tür. Na ja, es sei denn, es war Masami, der war ja sowieso drin.“

„Ich hab mal überlegt,“ sagte Sakura, „Masami ist gar nicht fähig, Naoya zu erwürgen oder erdrosseln. Er ist zwar schlau, aber er hat viel zu kleine Hände dafür und überhaupt nicht genug Kraft. Er ist immerhin erst drei.“

„Um Himmels Willen, als ob Masami Naoya sowas antun würde!“ machte selbst Haruka zu aller Überraschung, und alle sahen sie an, vor allem Seiji.

„Was weißt du denn von meinem Sohn?“ fragte er skeptisch, und Haruka brummte.

„Welches dreijährige Kind ist in der Lage, jemanden umzubringen? Das ist doch völlig bescheuert.“

„Hey, da kommt Kanae!“ unterbrach Sakura die Diskussion, als die blonde Frau zu ihnen in die Stube kam. „Und? Hat er was gesagt, was interessant ist?“
 

Kanae seufzte.

„Masami sagt, er hat jemanden im Zimmer gesehen.“

„Was?!“ riefen jetzt alle, und Seiji starrte sie an.

„Das hat er aber vor zwei Tagen noch nicht gesagt.“

„Er hat sich nicht getraut, darüber zu reden,“ machte Kanae besorgt, „Ihr hättet ihn sehen sollen, er ist völlig am Ende… er gibt sich selbst die Schuld an Naoyas Tod, weil er nicht früher zu mir gekommen ist, ich… ich weiß gar nicht, was ich mit ihm machen soll…“

„Das ist ja grässlich!“ machte Sakura, „Der arme Kleine…“ Seiji seufzte nur und kratzte sich gedankenverloren am Kopf.

„Er hat also jemanden gesehen,“ wendete Sanosuke sich an Kanae, „War es ein Mann oder eine Frau? Und wie sah er aus?“

„Ich hab erst mal nicht weiter nachgefragt, entschuldige,“ murmelte Kanae, „Masami-chan ist vollkommen neben sich, ich halte es für keine gute Idee, jetzt so tief zu bohren! Lasst uns damit bitte wenigstens bis nach der Bestattung warten, damit der Kleine sich etwas beruhigen kann…“ Von allen Seiten erntete sie betroffenes Schweigen. „Er… er ist letzten Endes nur ein kleines Kind, Sanosuke…“

Sanosuke nickte.

„Ist gut. Ich kümmere mich darum.“
 

„Mir ist eine Möglichkeit eingefallen, in die Wohnung gekommen zu sein ohne die Fenster zu benutzen,“ warf Sasuke in die Stille ein. Alle sahen ihn an.

„Was?“ fragte Sanosuke. Sein Vater brummte.

„Kawarimi.“

„Was?!“ machte jetzt auch Haruka, „Das Tausch-Jutsu?“

„Natürlich,“ pflichtete Seiji seinem Vater bei, „Das kann jeder Idiot. Wenn er sich mit einem Spielzeug oder sowas aus dem Zimmer getauscht hat…“

„Großartig, aber das bringt ein neues Problem,“ unterbrach Sanosuke die beiden, „Dann heißt das erstens, es muss ein Shinobi gewesen sein – welcher Rang sagt uns Kawarimi leider nicht, da das selbst Genin können – und zweitens, dass er die Wohnung oder zumindest das Kinderzimmer sehr genau kannte.“

Stille.

„Wie jetzt?“ machte Haruka.

„Um sich mit einem Ding aus dem Zimmer tauschen zu können, muss er doch gewusst haben, wo Dinge liegen. Er muss von außen gewusst haben, welches das Kinderzimmer ist, und da am Fenster keine Kinderbilder oder Kindervorhänge sind, kann das nicht jeder Depp gewusst haben. – Hattet ihr in letzter Zeit Handwerker da, Seiji? Elektriker, Klempner oder so?“

„Nein,“ machten Seiji und Kanae im Chor.

„Irgendjemand, der in letzter Zeit im Haus war? Oder vielleicht auch vor längerer Zeit?“

„Nein… Satoya war neulich da und hat Augentropfen für Masami gebracht,“ lachte Kanae, „Der war es wohl nicht! Außerdem war er nur unten im Flur. An sich war sowieso nie jemand im Kinderzimmer, wenn jemand bei uns war. Na ja, Mikoto natürlich. Die wird es wohl nicht gewesen sein! Mein Vater war neulich bei uns… aber auch nur unten, wobei der natürlich weiß, wo das Kinderzimmer ist.“

„Na, der war’s wohl auch nicht,“ machte Sanosuke.

„Zumindest hat er definitiv kein Motiv,“ sagte Seiji auch, „Wir sind am selben Abend gerade bei Kanekos gewesen und Chuugo-sama hat endlich Kojiro zu seinem Erben gemacht.“

„Was, echt?“ rief Sanosuke, „Toll, dann werde ich ihm mal alles Gute wünschen demnächst! Hm, leider hilft uns das auch nicht weiter. Seiji und Kanae, ihr denkt bitte nach, wer alles das Kinderzimmer kennt. Natürlich die ganze Familie… das heißt dann wohl, dass wir alle verdächtig sind, was?“

„Unsinn, die meisten waren zu der Zeit hier im Haus,“ machte Sakura unschlüssig. „Und wer hatte denn ein Motiv, den armen Naoya umzubringen?!“

„Na, ein Motiv hat hier ja niemand,“ stöhnte Sanosuke und zögerte einen Moment, bevor er seine Frau ansah. „Na ja, außer Haruka vielleicht.“

„Wie jetzt, ich?!“ rief die Frau empört, „Das ist ja wohl ein Witz…“

„Immerhin wissen wir alle, dass du Seiji hasst… nicht unrechter Weise, aber du tust es.“

„Glaubt ihr, ich bin sein einziger Feind hier, oder was?“ stöhnte Haruka, „Gibt’s außer mir niemanden, der ihn auch nicht leiden kann?“

„Herr Gott,“ machte Seiji, „Darum geht es doch gar nicht! Fest steht, dass du zum springenden Zeitpunkt nicht hier warst und durchaus das Motiv hättest, oder etwa nicht? Wolltest du nicht immer, dass ich kapiere, wie es ist, sein Kind zu verlieren?“

Sie starrte ihn an, sagte aber nichts.

„Meine Güte,“ machte Sanosuke, „Kriegt euch wieder ein, alle beide… das hier ist keine Schnitzeljagd! Wir haben Haruka mit ihrem… Motiv… und wir haben Masami, der zwar erst drei ist, aber immerhin im selben Zimmer war. Gut möglich, dass es niemand von beiden war, dann haben wir eine Schnitzeljagd!“

„Wie konsequent,“ sagte Sasuke dumpf.

„Ich halte es… für besser, wenn wir uns erst mal mit uns selbst beschäftigen…“ warf Kanae leise ein, und alle wandten den Blick auf die Frau. Sie sah in ihren Schoß. „Ich meine… ich für meinen Teil trauere um mein Kind und muss das, was passiert ist, verarbeiten, ich denke, das geht uns allen so. Und was Masami angeht… ich werde mich um ihn kümmern, so gut ich kann. Was immer ihr ihn fragen oder mit ihm machen wollt… bitte wartet wenigstens, bis sich die Lage hier wieder beruhigt hat.“

„Bis nach der Bestattung, Kanae,“ entgegnete Sanosuke streng und erhob sich langsam. „Wir sollten den Kerl so schnell wie möglich erwischen, oder wollt ihr, dass er noch mehr Babys tötet, falls er das vorhat? Tut mir leid, dass es hart klingt, aber wir können nicht ewig Däumchen drehen.“ Er ging in Richtung Stubentür und wurde von allen erwartungsvoll angestarrt, besonders von seiner Mutter. „Haruka… gehen wir hoch?“
 

––
 

Masami saß auf dem Fußboden direkt vor dem Fenster und starrte mit bloßem Auge in die Sonne. Er spürte den blendenden Schmerz, den ihm die Sonne zur Strafe schickte.

„Du wagst es, mich, die Sonne, mit nicht verdeckten Augen anzustarren?“ schien sie zu sagen, und Masami antwortete nicht auf den Tadel. „Kein sterbliches Wesen darf mich mit nackten Augen ansehen, und wer es tut, wird mit Schmerz und Blindheit bestraft. Ich bin die Herrscherin der Welt, kleiner Junge. Ohne mich gäbe es weder Licht noch Wärme noch Leben auf der Welt. Deswegen darf mich niemand ansehen!“

Masami sagte nichts.

„Hast du keine Angst vor der Blindheit, Masami?“ kam dann. Der Junge murmelte:

„Nein. Aber ich meine es nicht bös, wenn ich dich ansehe, Sonne. Ich… sehe dich nur an, weil du so schön bist und so… warm. Ich vermisse meinen kleinen Bruder.“

„Du kannst den Tod nicht besiegen,“ sagte die Sonne, „Menschen werden geboren und Menschen sterben. So ist das nun mal. Das Leben ist ein Kreis.“

„So wie der Fluch, der immer von vorne beginnt?“

„Vermutlich. Und jetzt wende endlich deine dreisten kleinen Augen von meinem Gesicht ab… sonst beschließe ich, unterzugehen und nicht mehr aufzugehen, bist du es bereust!“
 

„Masami-kun?“
 

Der Kleine wandte den Blick von der Sonne, als er eine vertraute Stimme neben sich wahrnahm. Mikoto saß neben ihm und hatte einen Zeigefinger im Mund. Sie sah ihn aus ihrem schwarzen und ihrem weißen Auge groß an, und er sah zurück und bemerkte erst jetzt wirklich den brennenden Schmerz in seinen Augen. Sie begannen zu tränen und er wischte energisch mit den Händen über seine Augen.

„Weinst du, Masami-kun?“ fragte seine kleine Cousine unglücklich.

„Nein… meine Augen brennen nur. Ich habe mit bloßen Augen die Sonne angesehen, das ist nicht gut für die Augen. Mach es bitte nicht nach.“

„Wieso tust du es, wenn es schlecht ist?“ wunderte sich das Mädchen verständnislos. Masami sah zum Fenster. Die Sonne war halb hinter einem dicken, kahlen Baum verschwunden.

„Ich… weiß nicht genau. Weil ich… sie schön finde, die Sonne. Du siehst doch sicher auch gerne Sachen an, die du schön findest.“

„Ja,“ machte Mikoto nickend. Sie schwiegen kurz, bevor Masami sich wieder die schmerzenden Augen zu reiben begann und fragte:

„Was… machst du eigentlich hier? Wollen Yashiru und Namie nicht mehr mit dir spielen?“

„Doch, aber ich wollte lieber zu dir!“ versetzte die Kleine. „Du bist doch ganz alleine, und meine Schwestern sind schon zwei.“ Masami blickte sie an und zeigte ein Lächeln, das sich von allem unterschied, das Mikoto je bei ihm gesehen hatte. Sie wusste nicht, was es war, aber etwas war anders an seinem Lächeln als sonst… vielleicht, weil es komisch aussah, Menschen lächeln zu sehen, die an sich traurig waren…?

„Du bist sehr lieb, Mikoto,“ erklärte ihr Cousin, krabbelte zu ihr herüber und streichelte zärtlich ihre weichen, schwarzen Haare. „Ich… freue mich darüber, dass du zu mir gekommen bist. Weißt du was…?“ Er blickte sie erneut an und betrachtete sie lange von oben bis unten. „Du bist viel schöner als die Sonne. In Zukunft werde ich lieber dich ansehen, davon werde ich wenigstens nicht blind!“

Mikoto lachte, freute sich aber über dieses Kompliment.

„Bin ich so schön wie eine Prinzessin?“

„Viel schöner.“ Er grinste ehrlich und streichelte jetzt ihre Wange. „Vor allem deine Augen. Deine Augen sind etwas ganz Besonderes. Das macht sie ja so schön.“
 

Die Kleine senkte plötzlich den Blick.

„Aber die anderen im Kindergarten lachen über meine Augen… ich glaube, sie finden sie hässlich!“

„Die sind ja auch dumm,“ erklärte Masami ernst, „Wenn sie das nächstes Mal zu dir sagen, werden sie bestraft. Versprochen.“

„Haha!“ lachte Mikoto zufrieden, und Masami grinste erneut.

„Weißt du, es ist völlig egal, welche Farbe deine Augen haben oder wie sie aussehen. Wichtig ist, wie du mit ihnen guckst, Mikoto.“

„Hmm?“ machte sie.

„Die Augen sind die Fenster unserer Seele,“ erklärte er feierlich, und sie sah ihn konfus an. Er machte eine Kunstpause. „Das hab ich gelesen. Und es stimmt wirklich! Wenn man jemandem in die Augen sieht, kann man sehen, ob es ein guter oder böser Mensch ist und sogar, was er denkt. Zumindest manchmal. Man kann den Leuten durch die Augen direkt in die Seele sehen… wie durch Fenster in eine Stube. Und wenn ich dir in die Augen sehe, sehe ich, dass du ein guter Mensch bist und eine starke, gute Seele hast. Bei den Dummbatzen im Kindergarten sieht man… manchmal gar nichts außer Dummheit hinter den Augen!“ Mikoto lachte dreckig.

„Hahaha, sie haben dumme, dumme Augen!“

„Und außerdem sind deine Augen anders als die der anderen. Niemand hat solche Augen wie du. Und das ist ja so toll… denn es wäre ziemlich langeilig, wenn alle blaue oder braune Augen hätten, oder? Du wirst mit dem Byakugan einmal starke Jutsus ausführen können, und mit dem Sharingan kannst du später auch Jutsus kopieren und so. Das können die Deppen im Kindergarten nicht… dass sie über deine Augen lästern, ist also nur Neid. Hör nicht auf das, was sie sagen.“

„Okay!“ rief das Mädchen, und ehe Masami sich versah, war sie aufgesprungen und ihm um den Hals gefallen. Sie drückte ihn so fest an sich, als wollte sie ihn erwürgen, und kuschelte sich mit dem Gesicht in seine Schulter. „Du bist mein allerliebster Lieblingscousin!“ versetzte sie glücklich, „Ich hab dich so lieb wie ein ganzes Universum, Masami-kun!“

„Hehe,“ machte er bescheiden, „Ich dich auch, meine kleine Mikoto.“

„Bin ich auch deine Lieblingscousine?“

„Du bist viel, viel mehr als das.“

„Ooohh!“ machte sie fröhlich und löste sich etwas von ihm, „Wir bleiben für immer zusammen, nicht? Wir sind wie richtige Geschwister! Wenn du traurig bist wegen Naoya… dann bin ich jetzt eben deine kleine Schwester. Okay?“

Masami lächelte und streichelte wieder ihre Haare.

„Du bist… so lieb. Ja, wir bleiben für immer zusammen. Versprochen.“

„Juhu!“ rief Mikoto, streckte sich und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Dann bist du jetzt Masami-nii-chan!“

Masami hatte zum ersten Mal seit Naoyas Tod das Gefühl, dass er das Lachen doch nicht verlernen würde.

Nicht, solange er seine kleine, persönliche Sonne hatte, die Mikoto hieß.

Und er würde nicht zulassen, dass man sie ihm je wieder wegnahm. Er würde sie hüten wie seinen eigenen Augapfel. So, als wäre sie ein lebenswichtiges Organ, ohne das er genau wie Naoya sterben würde.
 

––
 

Die Trauerfeier war ein Jammer.

Das waren alle Trauerfeiern, aber die Trauerfeier für ein kleines Baby war grausam. Bei alten Leuten rechnete man irgendwann damit, dass sie starben, und in einem Ninjadorf war sterben ohnehin an der Tagesordnung. Aber nicht bei kleinen Kindern.

Seiji sorgte gewissenhaft dafür, dass der Kreis bei der Bestattung extrem klein wurde und nicht jeder Idiot vorbeikam und so tat, als wäre er traurig, so wie es bei Yuusukes und Yus Bestattungen gewesen war, bei denen fast ganz Konoha gekommen war. Abgesehen von ihm selbst, Kanae und Masami waren nur seine und Kanaes Eltern und Geschwister da. Sanosuke hatte Haruka und die Kinder zu Hause gelassen; erstens hatte Seiji sie nicht sehen wollen und zweitens hatte Haruka die Idee gut gefunden, den Kindern das Szenario zu ersparen, die ohnehin wenig vom Tod verstanden. Mikoto hatte gezetert, weil sie bei Masami hatte sein wollen, aber mit einer neuen Folge von Obi-Wan Shinobi hatte Yashiru ihre Schwester zum Glück schnell umstimmen können. Auch Chidori und Satoya hatten weder Ehepartner noch Kinder mitgebracht und auch Kuma war nicht dabei. Kanaes Schwester Kumiko hatte dummerweise ignoriert, dass sie Yasuki an sich auch hätte zu Hause lassen sollen, deswegen war Yasuki auch da und fühlte sich extrem fehl am Platz. Nicht nur wegen der Trauergemeinde eines Babys, das er kaum gekannt hatte, sondern auch, weil er jetzt blöderweise seinem Ex besten Freund Satoya unter die Augen kam und sich von dessen Blicken leicht geröstet fühlte.

Sakura war untröstlich und schluchzte hin und wieder verhalten.

"Das ist so furchtbar alles," sagte sie leise zu Sasuke, neben dem sie stand, während sie todunglücklich den armen kleinen Masami beobachtete, der vor dem Sarg seines kleinen Bruders stand. Sie konnte es nicht ertragen, traurige Kinder zu sehen. Selbst als ihr eigener Sohn Yuusuke gestorben war, war sie noch mehr an der Trauer ihrer übrigen Kinder zerbrochen als am Tod des Kindes selbst. Sie erinnerte sich noch sehr gut an diesen grauenhaften, dunklen Tag vor scheinbar ewigen Jahren.

Sie spürte, wie Sasuke eine Hand hob und ihr stumm über den Rücken und ihr schwarzes Kleid strich. Sie erzitterte und vergrub jetzt weinend das Gesicht in den Händen, worauf Sasuke sie wortlos an seine Schulter heranzog. Sein Blick schweifte von einer stumme Tränen weinenden Kanae zu Seiji, der am ganzen Körper wie Espenlaub zitternd da stand und nach vorne starrte.

Reicht es nicht langsam mal? fragte er sich im Stillen, Ist es nicht langsam mal genug mit dem Sterben hier? Wann hört das alles... einmal auf?
 

Masami stand wortlos vor dem kleinen Sarg und sagte kein Wort. Tapfer schluckte er die aufkommenden Tränen herunter, als er an die zahlreichen Momente dachte, in denen er sein kleines Brüderchen einfach nur lieb gehabt hatte. Er spürte, dass seine Mutter ihm mit den Händen zitternd über den Kopf strich. Er hörte sie hinter sich weinen. Wenn er zur Seite blickte, sah er aus dem Augenwinkel, wie sehr ihre Beine zitterten, während sie hier stand und mit dem Geist aber ganz wo anders war. Es tat ihm leid, dass seine Mutter so traurig war... er wünschte, er hätte es ändern können.
 

Aber er war nur ein Kind.
 

Seiji hockte sich herunter neben seinen Sohn und strich ihm gezwungen gefasst über die kleine, blasse Wange. Masami sah nicht gut aus seit dem tragischen Vorfall. Er wurde immer blasser und seine Augen sahen grässlich aus vom vielen Weinen und starr in die Luft gucken. Wenn der Kleine nicht bald wieder Appetit bekam, müsste er doch mit ihm zu Satoya gehen...

"Masami," sagte er dumpf und strich weiterhin über seine Wange, "Was... denkst du?"

"Naoya fehlt mir, Tou-sama," sagte Masami überraschend gefasst - er war selbst überrascht darüber und sah kurz an sich herunter, als könne er irgendeine Veränderung erkennen. "Ich... bin ganz tapfer, Tou-sama. Ich weine gar nicht!"

"Weine ruhig, wenn dir danach ist. Es ist nicht gut, Tränen zurückzudrängen, das kann auf Dauer wehtun..."

"Aber ich denke, ein Ninja kennt keinen Schmerz."

"Das ist Quatsch. - Komm her zu mir, mein Sohn." Er nahm das Kind in die Arme und spürte augenblicklich, wie Masami zu zittern begann, als er den Kopf in Seijis Bauch vergrub und sich an den schwarzen Pullover krallte. So heftige Reaktionen war Seiji von Masami nicht gewohnt... daher beunruhigte es ihn doppelt. "M-...Masami-chan...?" stammelte er jetzt selbst wieder etwas aufgelöster, und Masami drückte das hübsche Gesicht fest gegen den Pulli seines Vaters.

"Ich möchte heim..." wimmerte er, "Mir ist nicht wohl, Tou-sama... mir ist... schlecht und ich... habe Kopfweh." Seiji sagte nichts, er strich nur wieder traurig und beruhigend über Masamis Kopf, während sich jetzt auch Kanae zu ihnen hockte und dem Kind den Rücken streichelte.

"Wir gehen gleich heim, mein kleiner Schatz..." sagte sie erstickt von den Tränen, und Seiji machte den Fehler, zu ihr aufzusehen. Die Trauer in ihrem sonst so fröhlichen Gesicht und diese Distanz in ihren Augen waren für ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Und als hätte man ihn wirklich geschlagen, sank er ganz zu Boden, bis er saß, und nahm das zitternde Kind auf den Schoß. Kanaes blaue Augen weiteten sich für einen Moment und eine einzelne Träne rollte über ihre Wange.

"Seiji-kun..."

"Entschuldige-... ... bitte..." machte Seiji apathisch, und Masami löste sich leicht von seinem Bauch.

"Naoya wird immer bei uns sein," verkündete er philosophisch, "Auch, wenn wir ihn nicht sehen können."

Kanae schluchzte, bevor sie sich an die Trauergemeinde hinter ihr wandte.

"Wir... werden jetzt nach Hause gehen. Ich... habe... Kekse und Kuchen für alle gemacht."
 

––
 

Seijis und Kanaes Haus war recht klein für die ganze Sippschaft und im Wohnzimmer stapelten sich bald alle Leute. Inzwischen waren Seiji, Kanae und Masami wieder in das Haus zurückgekehrt, nachdem die Polizei alle möglichen Fingerabdrücke und Beweise aus dem Haus hatte. Masami hatte erstaunlich schnell wieder darauf bestanden, in seinem eigenen Zimmer zu schlafen, obwohl darin auch viele Erinnerungen an Naoya waren. Das Erste, was Kanae tat, sobald sie dort waren an jenem Tag, war, das Kind ins Bett zu bringen, das noch immer über Übelkeit und Kopfschmerzen klagte.

"Er hat Fieber," sagte die Blonde danach traurig zu Kumiko, die mit ihrem Freund Yasuki auch mit nach oben gekommen war.

"Meinst du, es ist einfach die Situation, oder ist er richtig krank?"

"Ich weiß nicht, es ist höchstwahrscheinlich wirklich der ganze Umstand gerade. Er ist erst drei und muss schon so früh einen Tod miterleben-... einen Mord, um genau zu sein... i-ich meine, er war doch dabei, es muss vor seinen Augen passiert sein! Kein Wunder, dass er durchdreht, ich hoffe, er beruhigt sich bald wieder. Lassen wir ihn schlafen..."

"Können wir dir irgendwie helfen?" fragte die kleine Schwester besorgt, und Yasuki fand es recht ungewohnt, seine Freundin so ernst zu sehen - aber hätte sie jetzt gekichert, hätte sie es sich wohl mit dem gesamten Uchiha-Clan für immer versaut oder wäre noch auf der Verdächtigenliste gelandet.

Kanae lächelte bereits wieder und schloss sorgfältig Masamis Zimmertür, damit er in Ruhe schlafen und sich erholen konnte.

"Wird schon," machte sie, "Essen wir erstmal Schokokuchen, Schokolade macht glücklich!"

"Na gut, ein Stück," machte Kumiko, die Kanae die Treppe hinunter folgte, "Sonst platzt meine Hose, weil ich so fett bin!" Sie lachte wieder blöd vor sich hin, und Kanae sagte nichts, auch Yasuki sparte sich seinen Kommentar und folgte seiner Freundin brav.

Unten im Flur stieß er beinahe mit Satoya zusammen, der gerade aus der Küche gekommen war. Einen Moment sahen die zwei sich erstaunt an, dann verfinsterte sich bei beiden der Blick, bei Satoya mehr. Aber keiner ging einfach weiter oder tat so, als wäre nichts... sie blieben einen Moment einfach so voreinander stehen und beide warteten darauf, dass der andere etwas sagte.

Yasuki tat es zuerst.

"Tut mir leid, was passiert ist," brachte er gepresst hervor. Satoya gab ein abfälliges Schnarren von sich.

"Es ist nicht mein Sohn, der gestorben ist, sondern Seijis."

"Das habe ich nicht gemeint, ich meinte eher... etwas anderes." Yasuki machte eine Pause und schien ernsthaft nachzudenken, ob er weitersprechen sollte, bevor er sich dafür entschied: "Weißt du was? Das ist über drei Jahre her! Ich finde, du übertreibst es ein wenig, können wir beide uns nicht endlich wieder ansehen wie normale Menschen?"

Satoyas Antwort war nicht anders, als er erwartet hatte, als der sich mit einem grimmigen Blick an ihm vorbeiquetschte und über die Schulter zurückwarf:

"Und weißt du was? Wie du hinter Kumiko herläufst siehst du aus wie ein treudoofer Dackel. Bei Fuß, Hündchen, bei Fuß... machst du auch Sitz und Männchen? Und du wedelst sicher mit dem Schwanz, wenn du glücklich bist!" Er grinste ihn voller Bosheit an, bevor er in die Stube ging und Yasuki den Rücken kehrte. Yasuki stand bedröppelt und leicht beschämt in der Küchentür und sah ihm stumm nach, bis er plötzlich spürte, dass ihn jemand in die Seite piekste.

Chidori stand hinter ihm.

"Na, du Idiot?" begrüßte sie ihn, "Wenigstens bemühst du dich, ihn um Verzeihung zu bitten, ich bin stolz auf dich..."

"Er macht's mir ziemlich schwer," murmelte Yasuki niedergeschlagen, "Er kriegt es immer noch hin, dass ich mich wie der letzte Drecksarsch fühle, wenn er mich nur ansieht... dabei ist das alles doch so lange her..."

"Probier's weiter," riet Chidori ihm amüsiert, "Eines Tages wird er sicher wieder normal mit dir reden."

"Ich meine... findest du nicht auch, dass er das etwas zu eng sieht? Ich meine, jedem passiert sowas doch mal... und es war doch keine böse Absicht! So, wie er sich benimmt, könnte man meinen, ich hätte versucht ihn umzubringen oder sowas!"

"Mmh, ja," machte Chidori, "Er übertreibt's aber aus Prinzip, nur um dir zu zeigen, dass es schon ziemlich scheiße war. Es war keine direkte Absicht, aber indirekt irgendwie schon, immerhin wusstest du es doch."

"Warum ist eigentlich niemand auf meiner Seite?" jammerte Yasuki.

"Lass mich nachdenken, weil du Mist gebaut hast? – Barbie-chan ist doch auf deiner Seite!" Sie grinste, und Yasuki hüstelte gekünstelt.

"Nenn Kumiko nicht immer so, du bist echt fies."

"Im Ernst, ich bin dir sogar dankbar für den Mist, den du gebaut hast!" erklärte die Rosahaarige, "Vielleicht ist sogar Satoya dir insgeheim dankbar und nur zu stolz, um es zuzugeben! Na ja, wir werden es wohl nie erfahren!" Damit ging auch sie an ihm vorbei in die Stube und er stand erneut wortlos da.
 

––
 

Es war spät, als die Letzten gegangen waren und Seiji und Kanae alleine in der unordentlichen Stube saßen. Seiji fing schon gewissenhaft an, aufzuräumen, und Kanae hob den Kopf.

"Was machst du denn so einen Stress...? Wir können das doch morgen wegräumen, Seiji-kun."

"Ich hab nichts zu tun, also mache ich lieber etwas Sinnvolles als nur herumzusitzen," antwortete er und addierte darauf etwas beklommen: "D-das sollte kein Vorwurf sein, ehrlich nicht. Ich... ... ich weiß auch nicht. Ich kann... irgendwie nicht mehr sitzen. Ich muss irgendetwas machen, sonst werde ich verrückt." Er trug Geschirr in die Küche, und Kanae sah ihm bedrückt hinterher. Weil sie sich faul vorkam, wenn sie ihn arbeiten ließ, stand sie auch auf und half ihm beim Aufräumen.

"Ruh dich aus, Kanae," riet er ihr besorgt, als sie zusammen in der Küche Geschirr spülten. "Ich mach das schon, ist kein Problem."

"Wir hätten Satoya hier behalten sollen, der hat doch früher so gerne aufgeräumt...?" lachte sie, und Seiji seufzte. Ihr Lachen hatte sich verändert. Wo war das Lachen, das er so an ihr geliebt hatte...?

Der Typ, wer immer es war, der Naoya getötet hatte, hatte auch das Lachen getötet.

Hatte auch einen Teil von seiner Frau Kanae getötet... und einen Teil von ihm selbst.

Seiji erzitterte bei den Gedanken und klammerte sich plötzlich unbewusst fest an den Teller, den er gerade wusch, so fest, dass das Porzellan zerbrach und Seiji zwei Hälften in der Hand hatte.

"Huch?!" machte Kanae erschrocken, "W-was...?" Seiji fuhr hoch und bemerkte erst jetzt, wie verspannt er war, und hob die Tellerreste aus dem Wasser, wobei er sich am scharfen Rand den Finger schnitt.

"Au... entschuldige, Kanae-... ... ich... weiß auch nicht. Ich kaufe morgen einen neuen." Er warf die Scherben in den Müll und spülte seinen blutenden Finger mit Wasser ab, was nicht wirklich half.

"Ich hol dir ein Pflaster," schlug sie besorgt vor, "Das blutet ja wie verrückt..." Sie eilte in die Stube und kehrte kurz darauf mit einem Pflaster zurück, worauf er den Wasserhahn ausstellte und den Finger hoch in die Luft hielt, damit das Blut nach unten und aus der Hand rann und die Wunde nicht mehr so stark blutete.

"Danke," murmelte er und nahm das Pflaster entgegen, "Das hört gleich auf, keine Angst. Ist nur ein kleiner Schnitt." Sie widmete sich wieder den Tellern in der Spüle und nickte.

"Sicher."

Schweigend standen sie einige Minuten da, bis Seiji mit einem Küchenpapier das Blut von seinem Finger tupfte und das Pflaster aufklebte. Kanae sprach.

"Masami-chan ist völlig fertig. Wir sollten irgendetwas machen, damit er wieder hochkommt... er hat sogar Fieber, ich hoffe, es ist nur die Überlastung durch diese Situation." Seiji sagte erst einmal gar nichts, dann seufzte er und begann, die Küche zu fegen,

"Das wird schon, hoffe ich auch." Er war selbst überrascht, etwas so optimistisches über die Lippen zu bringen. Normalerweise war er alles andere als ein Optimist. Er sah wieder auf, als Kanae mit dem Spülen aufhörte und traurig zum Fenster blickte. Er hielt ebenfalls inne. "Kanae...?"

"Entschuldige..." flüsterte sie und rieb sich mit den Händen einige Male über das Gesicht, "Ich... ich bin einfach nur müde... und ich... bin traurig, weil ich Naoya-chan vermisse... ich hoffe, wir beide haben gemeinsam genug Kraft, um... Masami trotzdem gute Eltern zu sein. Er ist jetzt... alles, was wir noch haben."

"Kanae..." machte er nur tonlos, und sie strich sich ein paar Haare aus dem Gesicht und lächelte dann, ihn ansehend.

"Komm, wir machen das hier noch fertig und gehen dann schlafen. Es ist spät..." Sie stutzte, als er auf seinen zugepflasterten Finger blickte und ihn ihr dann hinhielt. "Seiji-kun?"

Seijis Blick wurde dunkler.

"Bei... diesem Blut hier schwöre ich, dass ich denjenigen fassen werde, der Naoya... ermordet hat. Egal, wie lange es dauert, und egal, was ich dafür tun muss."
 

Kanae starrte ihn an mit geweiteten Augen, als er die Hand wieder senkte.

"Aber... ich dachte, das mit der Rache hätten wir... für immer hinter uns gelassen... ... tu das nicht, Seiji-kun..."

"Es geht nicht um Rache," murmelte er und ging an ihr vorbei aus der Küche, "Aber ich bin bei der Polizei und meine Aufgabe ist es, Verbrecher zu fassen. Und ich... kann und darf nicht zulassen, dass ein Typ wie der... noch mehr Kinder tötet, wieso auch immer. Ich kann... nicht zulassen, dass dir oder Masami irgendjemand... jemals irgendetwas antut. Es ist... für meine Familie, Kanae. Weil meine Familie immer das Wichtigste in meinem Leben war und es auch immer sein wird. Und ich bin bereit, alles zu tun, um diese Familie zu schützen."

Er zwang sich zu einem sehr matten und müden Lächeln, das sie langsam erwiderte, bevor sie zu ihm kam und ihn zärtlich umarmte.

"Du bist so süß..." flüsterte sie, "Mach dich... bitte nicht verrückt, Seiji-kun. Ich werde dich immer lieben, egal, was du tust oder nicht tust." Zur Bestätigung ihrer Worte küsste sie seine Wange, bevor sie ihn an der Hand nahm, um mit ihm hinauf und schlafen zu gehen.
 

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hahaha XDDD dramaaaaaa... dödödödöööö... XD

Friedhof der Kuscheltiere

Der Eisenmann war verschwunden.

Inzwischen war nicht nur die Polizei auf Achse, um den Mann zu suchen, der diverse Dörfer restlos dem Erdboden gleichgemacht und sogar Iwagakure angegriffen hatte, der sich mutmaßlich im Feuerreich aufhielt, aber wie vom Erdboden verschluckt war. Der amtierende Hokage, Uzumaki Naruto, beauftragte immer mehr Spezialeinheiten von Sonder-Jounin damit, nach diesem Kerl zu suchen und ihn unschädlich zu machen, bevor er aus heiterem Himmel noch Konoha angreifen würde. Und Iwa? Iwagakures Tsuchikage schlug drei Kreuze, dass der Killer im feuerreich war und er ihn somit nicht länger an der Backe hatte.

"Das ist jetzt das Problem des Feuerreiches," hatte er peripher tangiert gemeint und sich danach rausgehalten.
 

Seit Naoyas tragischem Tod und der letzten Meldung über den Eisenmann war über ein halbes Jahr vergangen. Es war Sommer in Konoha. Die Uchihas wohnten inzwischen längst alle wieder in ihren eigenen Häusern und belagerten Sasuke und Sakura nicht mehr.

"Zumindest solange, bis das nächste Kind auf merkwürdige Weise stirbt," hatte Shiemi das kommentiert, und Sasuke hätte sie um ein Haar aus purem Reflex dafür getreten. Wie konnte sie es wagen, so leichtfertig darüber zu sprechen?! Shiemi hatte das Entsetzen ihres Vaters bemerkt und ihn groß angesehen. "Was? Ich bin Pathologin, Vater. Ich verdiene Geld damit, an toten Leuten herumzugrabschen, es wäre fehl am Platz, wenn ich Angst vor dem Tod hätte, oder?"

"Angst zu haben ist in unserem Fall offenbar hin und wieder ganz nützlich... sei auf der Hut, Shiemi," hatte ihr Vater erwidert und sich abgewendet, "Spricht nicht... leichtfertig von den Dingen, die wir den Fluch nennen."

Sie hatte ihm die Schulter getätschelt und ihn aufmunternd angelächelt.

"Keine Sorge... ich... weiß, wann der richtige Zeitpunkt zum Weglaufen ist. Und bis dahin werden wir uns weiterhin fragen, wo der Eisenfatzke ist und wer Naoya getötet hat."
 

Naoyas Mörder hatte genau wie der Eisenmann keine Spur hinterlassen - eigentlich weniger als der Eisenmann, denn der hatte wenigstens zerstörte Dörfer hinterlassen. Was Naoya anging, war man so schlau wie zum Zeitpunkt seines Todes. Alle unmittelbar verdächtigen wie Masami oder Haruka waren intensiv verhört worden - Masami nur auf Sanosukes äußerstes Drängen hin, weil es Kanae Sorgen gemacht hatte, das Kind in seinem apathischen Zustand einem Verhör zu unterziehen - aber keiner war letzten Endes als Mörder in Frage gekommen. Und obwohl Seiji seit Naoyas Tod quasi sein ganzes Leben der Suche nach diesem Mörder widmete, war er bisher nicht gefunden worden.
 

––
 

"Nach den Sommerferien komme ich auch endlich in die Akademie, nicht?!" grölte Namie aufgeregt und fing an, im Flur herumzutanzen, den kleinen Rucksack auf dem Rücken und die braunen Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden. "So wie Nee-san?!"

"Ja, sicher, Spatzi," erwiderte Haruka und beäugte die zweite Tochter skeptisch beim Herumtoben, während sie der kleinen Mikoto dabei half, ihre Schuhe zuzubinden. Inzwischen war Namie sechs und es wurde wirklich Zeit, sie zur Akademie zu bringen. Mikoto war dreieinhalb.

"Wann darf iiich, Mamaaaa?" quengelte die Schwarzhaarige da auch schon los, und Haruka seufzte.

"Wenn du alt genug bist."

"Wann ist das...?"

"Bald, Schatz. - Namie, geh und hol Kansuke aus der Stube, wir wollen gleich los zum Kindergarten!"

"Jaaah!" grölte Namie fröhlich und flog davon in die Stube, um ihren jetzt etwa zweieinhalbjährigen Bruder Kansuke zu holen, der auch nach den Sommerferien in den Kindergarten kommen würde. Haruka konnte die beiden kleinen Jungs natürlich nicht alleine zu Hause lassen, wenn sie die Mädchen zum Kindergarten brachte, deshalb kam die ganze Mischpoke geschlossen mit. Yashiru war in der Schule und Sanosuke bei der Arbeit.

"Namie, beeil dich!"

"Lalalaaa, komm, Brüderchen...!" tönte es aus der Stube, und kurz darauf kam eine vor Eifer sprudelnde Namie zusammen mit dem kleinen Kansuke an, der an seinem Schnuller lutschte.

"Da seid ihr ja, wir gehen jetzt los. Kommst du auch, Mikoto?"
 

Mikoto schmollte und blieb auf der Treppe sitzen.

"Ich mag nicht," verkündete sie unglücklich, und alle sahen sie an. Haruka nahm den kleinen Souya auf den Arm, der inzwischen auch eins war.

"Wieso nicht?" fragte die Mutter verwirrt. Mikoto schniefte herzerweichend.

"Die anderen im Kindergarten sind scheiße zu mir!" heulte sie dann los, "Sie nennen mich immer noch Glubschi!"

"Hast du das mal der Kindergärtnerin gesagt?" fragte Haruka sie und setzte sich zurück auf die Treppe neben ihre heulende Tochter. Namie spielte mit Kansuke.

"Ja!" schniefte das Kind, "Aber das ist'... denen voll egal! Sie machen trotzdem weiter und... und bewerfen mich mit Sand!"

"Pass mal auf," machte die Mutter dann, "Wir gehen jetzt zusammen da hin und ich rede mal mit der Kindergärtnerin, dass sie sich mal mit den Müttern der blöden Kinder unterhält, okay, Schatz? Wir finden schon einen Weg, dass das aufhört... aber hier zu Hause herumsitzen ist doch auch langweilig, oder?"

Mikoto sagte nichts, wischte sich aber die Tränen aus dem Gesicht. Souya auf Harukas Schoß streckte das Ärmchen nach Mikoto aus und patschte seiner großen Schwester zärtlich auf den Kopf. Namie lachte.

"Guck, Mikoto, Souya-chan will dich auch trösten!" rief sie, und Mikoto sah zu Souya und lachte jetzt auch wieder.

"Okay, ich komme mit zum Kindergarten," stimmte sie dann zu, und Haruka erhob sich mit dem Baby auf dem Arm. Dann verließ sie gefolgt von den drei laufenden Kindern das Haus.
 

––
 

Im Kindergarten trennten sich Namie und Mikoto, weil sie in verschiedene Gruppen eingeteilt waren; Namie war schließlich älter als Mikoto. Aber die kleine Schwester hatte ja ihren besten Freund Masami, der mit ihr zusammen zum Kindergarten ging. Und nachdem Haruka sich hartnäckig mit der (wie sie sie nannte) nutzlosen Kindergärtnerin auseinandergesetzt hatte und offenbar auch mit den Müttern der zwei Jungs, die Mikoto immer ärgerten, war es wirklich friedlich in der Gruppe. Die beiden Störenfriede saßen die ganze Zeit still in einer Ecke und sahen nur manchmal blöd zu Mikoto und Masami herüber, widmeten sich aber ihren Stofftieren, mit denen sie spielten, sobald Masami oder Mikoto ihre Blicke bemerkte. Mikoto war glücklich... endlich hatten sie aufgehört, sie zu beschimpfen und sie Glubschi zu nennen! Sie war so guter Laune, dass sie ein Bild mit lauter bunten Blumen und knallgelben Sonnen malte, das sie voller Stolz der Kindergärtnerin präsentierte, die darauf sagte:

"Oh, das hast du aber schön gemalt, Mikoto-chan! Wieso gibt es denn auf deinem Bild so viele Sonnen? Es gibt doch bloß eine!"

"Ja," machte Mikoto trotzig, "Aber ich bin so gut gelaunt, dass es bei mir tausendmillionenmilliardenhunderttausend Sonnen gibt!" Ihre neueste Leidenschaft war es, total abgedrehte, überlange und übertrieben große Zahlen zu erfinden, die es gar nicht gab. Masami hatte versucht, ihr das Wort Neunhundertneunundneunzig Trilliarden beizubringen (das war die größte Zahl, die er kannte), aber sie konnte es sich leider nicht merken - was Masami ihr keineswegs übel nahm. Während seine Cousine aufgeregt von ihren Trilliarden Sonnen erzählte, saß er weiterhin stillschweigend und ganz brav an dem kleinen Tisch und malte ebenfalls ein Bild. Er war schnell und trotzdem sehr sorgfältig beim Zeichnen; die Kindergärtnerin wunderte sich weniger über sein extremes Talent in allen Bereichen, sondern mehr darüber, dass er nicht längst in der Schule war bei seinem IQ. Kanae hatte ihr das einmal sehr höflich und genau erklärt:

"Wir möchten Masami so lange wie möglich mit Gleichaltrigen zusammen sein lassen und ihn nicht extrem früh einschulen... als Vierjähriger in einer Klasse voller Sechsjähriger hätte er sicher Probleme, und zwar soziale. Sein Vater hatte genau dasselbe Problem, er ist selbst mit vier eingeschult worden und sagt heute, dass das keine sehr gute Entscheidung seiner Eltern gewesen ist... deshalb wird unser Kind so lange hier bleiben, bis es... wirklich nicht mehr geht und er sich langweilt. Aber er hat ja Mikoto, solange sie da ist, langweilt er sich sicher nicht."
 

Als Mikoto zurück an den Tisch kehrte, war Masamis Bild auch fertig und er beäugte sein Werk kritisch.

"Hm... es sieht ihm nicht sehr ähnlich..."

"Was denn?" fragte die Kleine neugierig und lugte auf sein Bild. Dann rief sie fröhlich: "Oh! Du hast Naoya-chan gemalt!" Bei ihrem lauten Schrei kam die Kindergärtnerin herbeigeeilt, weil sie dachte, es wäre etwas passiert.

"Oh," sagte sie auch zu Masami und betrachtete erstaunt sein Porträt des kleinen Babys, das schon so lange tot war. "Das ist dein kleiner Bruder, nicht, Masami-kun?"

"Ja," antwortete Masami, "Ich habe ihn so gut ich konnte nach meinen Erinnerungen gezeichnet. Leider werden die Bilder von ihm in meinem Kopf immer schwächer und es fällt mir immer schwerer, mich zu erinnern, wie genau er aussah... ich bin nicht ganz zufrieden damit, ehrlich gesagt."

"Hey..." Die Frau hockte sich zu den beiden Kindern, "Das... ist nicht schlimm, Masami-kun. Das Bild wird sicher nie aus deinem Kopf verschwinden, wenn du deinen Bruder so gemocht hast. Du musst keine Angst haben. Das ist ein sehr schönes Bild geworden, du kannst sehr gut zeichnen!" Masami lächelte die Erzieherin wortlos an, und Mikoto lümmelte sich wieder auf ihren Platz.

"Ich male auch noch ein Bild! Diesmal mit tausendmilliardenmillionenzehnhundertmillionentausend Sonnen!"
 

Es war friedlich, bis sie nach der Frühstückspause draußen spielen gingen. Der Kindergarten hatte einen großen Garten mit vielen Spielgeräten und einer riesigen Sandkiste. Die Erzieherin saß auf der Treppe und beobachtete die spielenden Kinder, ab und an kam eins weinend zu ihr und beklagte sich über dies oder jenes ("Der da hat mir den Hüpfball weggenommen!" - "Die da lässt mich nie auf die Schaukel!" - "Ich hab in die Hose gemacht!" ). Als sie gerade Besuch von einem kleinen Mädchen hatte, das aus voller Kehle kreischte und brüllte, weil es keine Schaufel mehr abbekommen hatte, bekam Mikoto, die im Sandkasten hinter dem Klettergerüst mit einer kleinen Form viele (Tausenmillionenmilliardenhunderttausend...) Kuchen machte, Besuch von ihren beiden besten Freunden mit ihren dämlichen, zerfetzten Kuscheltieren.

"Hey, Glubschi!" sagten sie kichernd, und als Mikoto aufsah, rannten die Jungen johlend um die Ecke des Klettergerüstes und lachten sich tot. Das Mädchen verzog das Gesicht.

"Ihr dreckigen Wichser!" rief sie dann, sich an den Rat ihrer Schwester Yashiru erinnernd, und hoffte, dass das wirkte - aber offenbar tat es das nicht, weil die beiden genau in dem Moment wieder um die Ecke lugten, im Chor "Glubschiii, fang uns doch!" grölten und blöd lachend wieder weg waren. Mikoto erhob sich verärgert.

"Ihr seid selber Glubschis!" machte sie beleidigt, "Ich hasse euch!"

"Wir dich auch, du hässliche Kuh!" kicherte ein Junge, der wieder um die Ecke linste, und als Mikoto sich noch fragte, wo der zweite war, kam dieser plötzlich von hinten und trat laut lachend auf alle ihre mühevoll gemachten Sandkuchen.

"Nein, nicht!" schrie die Kleine traurig, "D-die hab ich für Naoya-chan im Himmel gemacht! Ihr zertretet sein Mittagessen, ihr Blödmänner! Hör... sofort auf!" Sie versuchte wütend, den lachenden Jungen zu schubsen, er war aber größer und stärker als sie und warf sie mit Leichtigkeit um in den Sand. "Au!"

"Sandkuchen kann man doch nicht essen, du dumme Gans!" kicherte der andere amüsiert.

"Doch, die im Himmel ja!" rief das Mädchen zornig und kam wieder auf die Beine - und schrie, als der eine ihr an den schwarzen Haaren zog. "Aua, du tust mir weh! Lass mich los!"

"Nein!" entgegnete der Junge feixend.

"Meine Mama hat gesagt, ihr sollt aufhören, mich immer zu ärgern!" empörte sie sich, und der zweite Junge kam und schubste sie wieder um in den Sand. Sie spuckte Sand aus ihrem Mund.

"Ist uns doch egal, was deine Mama sagt," sagte er und fing an, mit seinem schlabberigen Stofftier auf Mikoto herumzuhauen, "Es macht Spaß, dich zu ärgern, Glubschi!"

"Ich heiße Mikoto!" schniefte das Mädchen verzweifelt.

"Gluuubschi, Gluuubschi...!" sangen die Jungen grölend und tanzten ausgelassen um sie herum, während sie auf den Knien im Sand hockte. "Komm, wir fesseln sie ans Klettergerüst und graben sie im Sand ein!"

"Hihi, ja, das ist lustig!"

"Nein, halt!" rief Mikoto entsetzt, als einer sie packte und gegen die Wand des Klettergerüstes stieß. Der andere kam mit einem großen Eimer voll Sand auf sie zu und das Mädchen schrie panisch auf. "Hilfe!! Masami-kun!"

"Masami kann gegen uns zusammen auch nichts machen," versprach der Junge vor ihr lachend, und als sie erneut schrie, bekam sie prompt den riesigen Sandeimer genau über den Kopf gekippt. Sie bekam Sand in den Mund und hustete lauthals los und spuckte, während die Jungen sich schlapplachten. Als sie gerade davonrennen wollten, stand Masami plötzlich hinter ihnen, die Arme in die Hüften gestemmt.

"Ihr seid aber wirklich ungehobelte Kerle," sagte er ernst zu den Jungen, "Ein Mädchen mit Schmutz zu bewerfen... entschuldigt euch bei Mikoto. Und am besten ein bisschen plötzlich."

"Nö," rief der eine, "Warum?"

"Weil man das so macht," entgegnete Masami, und er fixierte das dreckige Plüschtier in den Armen des Jungen. "Na, knuddelst du zu Hause im Bett immer deinen Hasen? Wenn du nachts im Bett liegst und Angst hast... im Dunkeln...? Und vor Geräuschen...? Dann drückst du dich sicher ganz fest an dein Tier, oder?" Der Junge starrte ihn verärgert an, während Mikoto im Hintergrund Sand aus ihren Haaren kämmte und dabei schluchzte. Masami grinste zufrieden. "Und, hast du deinen Hasen auch schon mal angepisst vor lauter Angst? Ich weiß, dass du nachts noch ins Bett machst... tststs, wie peinlich... " Er sah mit wachsendem Vergnügen, wie der Junge vor ihm erst erbleichte und dann errötete, bevor er zischte:

"D-du lügst! Tu ich gar nicht, Masami!"

"Warum kauft deine Mutter dann manchmal Windeln, obwohl du keine kleinen Geschwister hast, die sie brauchen könnten? Da können sie ja nur für dich sein... ich habe gehört, sie hat schon Schwierigkeiten, Windeln in deiner Größe zu finden, weil du so einen dicken Hintern hast..."

"Du lügst!!" schrie der Junge wütend und beschämt zugleich, "Ich verpetz dich, weil du lügst!"

"Dann müsste dich aber jemand verpetzen, weil du lügen würdest," machte Masami grinsend, "Ich sage die Wahrheit, und weil du das weißt, willst du, dass sie glauben, ich würde lügen... wem wird man wohl mehr glauben, einem Störenfried wie dir oder mir?"

"Du... du...! Aahh!!" schrie sein Gegenüber nur und stampfte wütend davon durch den Sand. Der zweite Junge wich zurück, als Masami sich ihm zuwandte.

"Und du kannst noch nicht mal alleine auf Klo gehen," verkündete Masami tadelnd, "Weil du Angst hast, in die Kloschüssel zu fallen, und nicht alleine drauf sitzen kannst. Und immer muss ein Erwachsener mit dir gehen und dich festhalten, wenn du pissen musst..."

"Hör auf, sowas zu erzählen!" jammerte der Junge vor ihm, "Das ist... nicht wahr! Inzwischen kann ich's alleine!"

"Hast du deine Mutter aus Versehen angepinkelt und danach wollte sie dir nicht mehr dabei helfen...?" kam die nächste (übrigens ernst gemeinte) Frage, und der Junge fing an zu heulen und rannte ebenfalls davon. Masami sah ihm mit einem undefinierbaren Grinsen hinterher, bevor er endlich dazu kam, Mikoto zu trösten, die wieder aufgestanden war.

"Stimmt das echt, was du gesagt hast?" fragte sie ihn staunend, und er sah sie an.

"Natürlich, denkst du, ich lüge? Ich habe gehört, wie die Mütter darüber gesprochen haben. Haben sie dir wehgetan, Mikoto?"

"Ich bin voller Sand!" jammerte sie, "Sogar in meiner Unterhose ist Sand! Das kratzt so!"

"Und in deinen Haaren ist auch noch was," meinte er und fing an, Sand aus ihren Haaren zu streichen. Mikoto sah traurig auf die zerstörten Sandkuchen.

"Naoyas Mittagessen wurde zertrampelt!" schniefte sie, und Masami streifte mit der Hand sanft ihre Wange.

"Sei nicht traurig, Mikoto. Er wird dir sicher nicht böse sein. Nicht weinen, ich helfe dir, neue zu backen."

"Wirklich?" freute sie sich und fiel ihm um den Hals, und er kicherte.

"Natürlich. Und denk nicht mehr an diese blöden Jungen. Ich werde sie nachher... dafür fertig machen, so auf dir und dem Andenken an Naoya herumgetrampelt zu sein." Sie hing glücklich an seinem Hals.

"Du, Masami-kun, meinst du, wir dürfen mal heiraten?"

"Darüber denke ich noch mal nach, wenn wir alt genug sind, okay?"

"Okay!"
 

––
 

Wenn die Mütter mittags kamen, um ihre Kinder wieder abzuholen, gab es immer irgendwo großes Geschrei. Weniger deshalb, weil man abgeholt wurde, aber irgendetwas war immer los. Der dicke Junge mit dem Stoffhasen plärrte, weil sein Plüschtier spurlos verschwunden war, und zu allem Überfluss war es nicht seine eigene Mutter, die ihn abholen kam, sondern die seines genauso gehässigen Kumpels.

"Wir finden deinen Hasen sicher wieder!" versuchte die ratlose Mutter, den Freund ihres Sohnes zu beruhigen, "Kinder, kommt jetzt. Morgen ist dein Hase sicher wieder da, wenn die hier nachher den Kindergarten aufräumen, finden sie den bestimmt. Okay? Kommt jetzt, ich habe nicht ewig zeit! - Ich gebe euch nachher Geld, dann könnt ihr euch am Kiosk Bonbons kaufen."

"Juhu!" grölte ihr Sohn begeistert, und sein Freund schien sein blödes Plüschtier auch zu vergessen und seine Miene hellte sich auf, als er zusammen mit dem anderen Jungen und dessen Mutter hinaus ging. Mikoto sah ihnen grantig hinterher, während sie auf der Bank saß und Haruka ihr wieder die Schuhe zuband. Sie beschloss tapfer, das von heute zu verschweigen, um ihre Mutter nicht ständig damit zu nerven.

"Sind das die Blödmänner, die dich Glubschi nennen?" fragte Namie, die neben ihrer Mutter stand und den kleinen Souya in seinem Buggy vor und zurückschob. Kansuke war daheim geblieben, weil Yashiru schon aus der Akademie zurück und durchaus alt genug war, um für zehn Minuten auf den kleinen Bruder aufzupassen. Der Kindergarten war zum Glück nicht weit weg von ihrem Haus.

"Ja," sagte Mikoto beleidigt, "Geschieht ihm recht, dass er sein doofes Stofftier verloren hat!" Namie lachte schadenfroh mit. Haruka blickte auf Masami, der neben Mikoto ganz artig auf der Bank saß und seine Schuhe schon selbst zugeschnürt hatte.

"Ich nehme dich mit, Masami," sagte sie zu ihm, "Weil deine Mutter noch irgendwas bei ihren Eltern gemacht hat und nicht rechtzeitig weggekommen ist." Der Kleine nickte.

"Ja, Obaa-san wollte die Stube tapezieren und Kaa-san wollte ihr dabei helfen," erklärte er seiner Tante.

"Ah," machte die Frau und erhob sich, als Mikotos Schuhe zu waren

"Kaa-san hat mir den Haustürschlüssel mitgegeben, ich kann von eurem Haus aus alleine zu unserem rübergehen, dann mache ich dir nicht so viele Schwierigkeiten, Oba-sama." Haruka runzelte die Stirn.

"Bleib mal locker, du machst doch keine Schwierigkeiten, du bist doch bloß ein kleines Kind."

"Ja, gerade darum," entgegnete der Junge und folgte seiner Tante und seinen Cousinen hinaus aus dem Gebäude. Haruka sagte nichts mehr. Es war ihr unheimlich, mit Masami zu sprechen. Und nicht, weil er Seijis Sohn war und ihm abgesehen von den Augen auch noch recht ähnlich sah, sondern mehr, weil sie es merkwürdig fand, mit jemandem zu sprechen, der extrem viel kleiner war als sie und trotzdem offenbar mehr wusste als sie. Außergewöhnliche Intelligenz gab es ja oft in diesem Dorf, hatte sie das Gefühl - Shikamaru? Yuuji? Seiji selbst? - ... aber Masami war anders. Und nicht nur, weil er in Sachen Intelligenz locker alle Hochbegabten vor ihm in den Schatten stellte. Sie konnte sich nicht erklären, was so anders an diesem kleinen Jungen war, aber wenn sie ihn ansah oder mit ihm sprach, hatte sie das Gefühl, ein unsichtbarer Vorhang aus Kälte würde über sie fallen und sie einhüllen, um sie nicht wieder der Wärme preiszugeben.
 

Und allein der Gedanke, dass ein kleines Kind ihr unheimlich war, war schon selbst unheimlich...
 

––
 

Die Sonne ging unter und tauchte das Dorf in warmes, orangefarbenes Licht.

Masami saß an der Ecke einer kleinen, zerrütteten Gasse auf einem Pfeiler und starrte mit bloßen Augen in die untergehende Sonne. Die Häuser der Gasse hinter ihm waren fast alle unbewohnt und bedurften dringend einer Überholung, aber offenbar hatte niemand Zeit, sich darum zu kümmern, die Häuser endgültig abzureißen oder zu restaurieren. Um die Ecke war ein kleiner Kiosk, an dem es Süßigkeiten, Zigaretten und Zeitungen gab. Masami dachte darüber nach, dass er noch nie an diesem Kiosk etwas gekauft hatte. Er aß selten Süßigkeiten und wenn, dann waren es welche, die seine Mutter mitgebracht hatte.

Auf seinem Schoß lag der kleine Rucksack, den er immer mit zum Kindergarten nahm, auf dem Rucksack hatte er seinen Malblock, auf dem er gezeichnet hatte. Er wandte seinen Blick von der Sonne wieder auf seine Zeichnung und legte skeptisch den Kopf schief. Vor seinen Augen tanzten bunte Flecken herum, die vom In-die-Sonne-sehen kamen. Er beobachtete die Flecken vor seinen Augen, bis sie langsam verblassten und er sich wieder auf sein Bild konzentrieren konnte. Dann zückte er einen Bleistift und fügte nur zwei, drei Striche hinzu, bevor Stimmen in der Nähe seine Aufmerksamkeit erregten und ihn den Block samt Stift wegstecken ließen.

Aha. Wie ich geahnt habe.

Er sah die zwei Störenfriede aus dem Kindergarten an der Ecke am Kiosk und beobachtete sie, wie sie Süßigkeiten kauften. Er sah den Kiosk von seinem Pfeiler aus nicht, aber durchaus die kleinen Jungs, die davor standen. Sie brauchten genau fünf Minuten, um jeder mit einer Tüte Bonbons in der Hand umzukehren – und Masami sprang von seinem Pfeiler und setzte den Rucksack auf seinen Rücken, bevor er seine ‚Freunde‘ beim Namen rief.

„Huch?!“ machte der dicke der beiden Jungen, als er Masami sah, „Was machst du denn hier?!“

„Echt mal?!“ addierte der zweite grimmig, „Willst du wieder Lügen verbreiten, dass wir in die Hose machen, oder so?“ Während sie sprachen, entfernten sie sich von der Ecke mit dem Kiosk und kamen auf Masami zu in die Straße hinein.

„Eigentlich nicht,“ entgegnete Masami, „Ich habe dein Kuscheltier gefunden… du solltest es dir vielleicht ansehen.“

„Was, echt?! Mein Hasileinchenpu!“ rief der erste Junge und vergaß sämtliche Feinseligkeit, „Wo?! Zeig es mir!“

„Uns!“ setzte der zweite nach, als Masami die beiden kichernd in die Schrott-Gasse führte und an deren schattigem Ende stehen blieb vor einem Haus, das mehr einer Ruine glich.

Die Jungen blieben mit Masami vor dem Haus stehen.

„Wo ist mein Hasileinchenpu?“ maulte der eine, und Masami hob den Kopf und blickte empor an der Ruine vor ihnen. Als die Jungen seinem Blick folgten, schrie der erste entsetzt auf, als er seinen Hasen erblickte, wie er am Geländer eines halb kaputten Balkons hing, mit einem dünnen Seil um seinen weichen Bauch ans Geländer geschnürt. Und nicht nur das – der Kopf des Tieres war halb abgetrennt worden, sodass er zur Seite geklappt war und aus dem Loch Watte und dunkelrotes Blut quollen.

„Mein Hasi!!“ schrie der Junge außer sich, „E-er blutet! Wer hat ihn da aufgehängt, Masami?! Wer war das?!... Oh nein…!“ Er rannte heulend in die Ruine hinein und die knarrende Treppe hinauf, um seinen Hasen zu retten. Masami zuckte mit den Achseln.

„Ich habe ihn hier vorhin gefunden.“

„Warte, geh nicht da hoch, das ist sicher gefährlich!“ rief der andere Junge und setzte seinem Freund gefolgt von Masami nach auf den kleinen Balkon. Der dicke Junge hatte seinen Hasen befreit und drückte ihn heulend an sich, wobei er sein Hemd mit dem Blut des Kuscheltieres beschmutzte.

„Mein armes Hasilein! Es ist tot… es wurde ermordet!! Und es blutet!!“

„Das ist Ketchup,“ bemerkte Masami schlau.

„Nein, es ist Blut!“

„Kuscheltiere bluten nicht,“ sagte der zweite Junge auch verwirrt, „Woher weißt du, dass es Ketchup ist, Masami?“ Masami zog kommentarlos eine Ketchupflasche aus seinem Rucksack.

„W-wieso schmiert jemand meinen Hasi mit Ketchup ein…?!“ heulte der Dicke, „Und der Kopf ist ab… fast…“

„Ich weiß auch nicht, warum jemand so etwas tun sollte,“ sagte Masami scheinheilig und machte ein verwundertes Gesicht, als er den Ketchup auf den Boden stellte und nachdenklich in seinem Rucksack zu wühlen begann, „Jemand hatte es auf deinen Hasen abgesehen… oder auf euch, hm?“
 

Es folgte eine bedrückende Stille zwischen den drei Jungen, und langsam wandten beide Jungs Masami ihren Blick zu. In seinen Händen war jetzt ein Malblock.

„W-wovon redest du?“ fragte der Dünne verwirrt, „Auf uns abgesehen?“

„Ihr habt euch immer noch nicht bei Mikoto entschuldigt,“ sagte Masami bedauernd, „Das ist… sehr schade.“

„Ach, die!“ schnaubte der Dicke und warf den Hasen zu Boden, „Sie war es mit dem Hasi! Bestimmt! Warum sollten wir uns bei ihr entschuldigen?! Es stimmt doch, sie ist Glubschi!“

„Ihr bekommt daheim sicher nicht genug Aufmerksamkeit von ihren Eltern,“ erklärte Masami, „Dass ihr es so nötig habt, um Aufmerksamkeit zu schreien, indem ihr alle ärgert… Mikotos Augen sind nicht… wie war das? Glubschig… sie sind sehr schön und im Gegensatz zu euren etwas Besonderes. In euren Augen sehe ich nur Dummheit.“

„Wir sind nicht dumm, du Blödmann!“ rief der dünne Junge erzürnt, „Sag nie wieder dumm zu uns!“ Masami grinste.

„Oh, doch, ihr seid sogar ziemlich dumm, wenn ihr nicht kapiert, dass ich deinen Hasen geklaut, ihn getötet und hier aufgehängt habe!“
 

„Du!!“ schimpfte der Dicke nach einer Pause des Entsetzens los, „Du hast ihn umgebracht!“

„Oh, ja, und es hat mir Spaß gemacht, dir wehzutun, so, wie du es lustig findest, Mikoto wehzutun… ich werde euch einmal zeigen, wie das ist. Wollt ihr wissen, wie es wirklich aussieht, wenn jemand ein… Glubschi ist? Seht her, ich habe euch beide sogar gezeichnet. Ich finde, ich habe euch gar nicht so schlecht getroffen!“ Er klappte den Block auf und hielt den bereits blassen Jungen seine Zeichnung hin.

Die beiden kleinen Jungen schrien vor Entsetzen auf, als sie ihre eigenen Köpfe erkannten, abgetrennt und mit leeren, blutigen Augenhöhlen. Masami legte den Block weg, bevor er den Kopf hob und sein Grinsen sich veränderte.

„Keine Angst, eure Köpfe bleiben dran. Das macht so viel Dreck… und nicht einmal diese Ruine hat es verdient, mit eurem Blut besudelt zu werden, Jungs.“

Es folgte ein sehr kurzer, erstickter Schrei von den Opfern, dann war es still in der düsteren Gasse.
 

––
 

Masami steckte sorgfältig seinen Ketchup wieder ein und betrachtete zufrieden die am Boden liegenden, unverletzten, aber reglosen Jungen auf dem Balkon der Ruine. Er nahm seine Zeichnung auf und hielt sie grübelnd neben das tatsächliche Werk.

„Mit ausgestochenen Augen sahen sie besser aus,“ bemerkte er seufzend, „Aber wir wollen es ja nicht übertreiben.“ Er steckte den Block ein und rieb sich stöhnend die brennenden Augen. Er sollte das Sonne gucken wohl doch aufgeben, es schmerzte zunehmend stärker, je öfter er es tat. Mist…

Als er die Augen wieder einigermaßen gut benutzen konnte und hinab auf die Opfer sah, lugte aus der Jackentasche des einen ein weißes Tütchen.
 

––
 

Der Mann am Kiosk wandte sich dem kleinen, schwarzhaarigen Jungen zu, der vor seinem Stand stand, einen Rucksack auf dem Rücken und das niedlichste Lächeln auf dem hübschen Gesicht, das er je gesehen hatte.

„Ich hätte gerne zwei von den roten Lutschern,“ verlangte der Kleine höflich, und der Kiosk-Mann gab ihm im Tausch gegen etwas Kleingeld zwei Lutscher.

„Bitte sehr, jetzt aber ab nach Hause, du solltest sicher längst im Bett sein, kleiner Mann,“ grinste er freundlich, und Masami nickte höflich mit dem Kopf, als er die Lutscher einsteckte und aus seiner Tasche zwei Tütchen zog.

„Oh, ich habe da drüben auf der Straße zwei Tüten liegen sehen mit Bonbons… die kamen sicher von Ihnen? Jemand muss sie verloren haben… ich gebe sie Ihnen zurück, ja, Oji-sama?“ Der Mann nahm verwundert die beiden Tüten entgegen und sah hinein.

Hm?... Genau die Bonbons, die ich den beiden kleinen Kindern vorhin verkauft habe… das ist doch gar nicht so lange her…? Er sah stirnrunzelnd wieder auf – Masami war bereits verschwunden.
 

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Kanae saß in der Stube, als Masami heimkam, sich brav vorne im Flur die Schuhe auszog und den Rucksack auf die Treppe legte. Sie drehte den Kopf in seine Richtung und wartete, bis er zur Stubentür kam, bevor sie aufstand.

„Wo bist du gewesen?“ fragte sie tonlos, sah ihn dabei aber bitterernst an. Masami räusperte sich.

„Es tut mir leid, wenn ich dir Sorgen gemacht habe, Kaa-san. Ich war am Kiosk, ich habe dir auch einen Lutscher mitgebracht. Hier!“ Er gab ihr einen der roten Lutscher, und Kanae hockte sich vor ihn auf den Boden und strich ihm seufzend durch die schwarzen Haare und über das blasse Gesicht.

„Wie konntest du einfach weggehen, Masami? Ich hatte panische Angst… ich kam nach Hause und du warst nicht da… und bei Mikoto warst du auch nicht… ich hab dich gesucht…“

„Es tut mir wirklich leid,“ sagte der Kleine schuldbewusst und hob eine Hand, um auch Kanaes Wange zu streicheln, „Ich war fast den ganzen Nachmittag hier daheim, ich bin wohl erst kurz bevor du gekommen bist gegangen, weil ich doch einen Schlüssel hatte und unbedingt einen Lutscher kaufen wollte. Ich tu es nie wieder, versprochen. Bist du mir böse, Kaa-san?“ Er sah ihr ins Gesicht und sah, wie müde sie aussah, seine hübsche, zierliche Mutter. Ihre Verfassung machte ihm Sorgen, und noch mehr Sorgen machte es ihm, dass er nichts dagegen tun konnte. Sie war in letzter Zeit oft müde und sie lachte nicht mehr so oft wie früher. Und er wusste, dass es nicht nur an Naoya lag.

Kanae ergriff Masamis kühle Wangen und starrte ihm plötzlich verunsichert ins Gesicht.

„Schatz, du… deine Augen… was ist mit deinen Augen?“
 

Masami schwieg und sah sie einen Moment an.

„Was soll sein?“ fragte er dann unsicher.

„Deine Pupillen sind riesengroß… wieso sind die so geweitet? Hast du deine Augentropfen mit etwas anderem verwechselt, das im Bad stand?“

„Nein…“ entgegnete das Kind verwirrt, und Kanae fasste vorsichtig nach seinen Lidern und strich dann wieder zärtlich mit den Händen über seine Ponyhaare.

„Brennen deine Augen wieder, Schatz?“

„Nein, Kaa-san.“

„Bist du sicher? Sie sehen arg gereizt aus… ich mache mir langsam Sorgen darum…“ Masami sagte nichts. Kanae hob ihn hoch und drückte ihn sanft an sich, bevor sie die Stube verließ. „Okay, dann… gehst du jetzt baden und danach ins Bett, es ist spät. Morgen gehen wir zusammen zu Onkel Satoya, damit der mal nach deinen Augen sieht, du wirst morgen nicht in den Kindergarten gehen.“ Sie erwartete einen Protest von Masami, dass er doch Mikoto nicht alleine lassen könnte, aber es kam keiner, was Kanae beruhigte.
 

Das Kind war fertig gebadet und Kanae war gerade dabei, ihren kleinen Sohn sorgfältig mit einem großen, weißen Handtuch abzutrocknen, als unten die Tür aufging und Seiji nach Hause kam.

„Wir sind oben, Schatz!“ begrüßte Kanae ihn rufend, und von unten kamen ein halblautes Grummeln und Schritte in Richtung Küche. Masami ließ es über sich ergehen, dass seine Mutter ihn überfürsorglich wie sie war am ganzen Körper abtrocknete, damit er sich um Himmels Willen nicht erkältete, und blinzelte ein paar mal unwillkürlich, als sie begann, seine nassen Haare zu rubbeln.

„Danke, Kaa-san, ist schon gut,“ machte er dann und lächelte, „Ich ziehe mich alleine an und gehe dann Zähne putzen, in Ordnung?“

„Ja, Schatz,“ erwiderte Kanae ebenfalls lächelnd und küsste seinen feuchten Schopf, „Vergiss deine Augentropfen nicht. Ich bin gleich zurück, ich gucke mal, was Tou-sama da unten macht.“

Sie ging, und Masami begann gewissenhaft, sich Unterwäsche und einen Pyjama anzuziehen. Er rieb sich murrend die immer noch juckenden Augen. Verflixt, allmählich nahm es damit Überhand. Und das alles nur, weil er die Sonne so sehr schätzte.

„So ein Ärger,“ seufzte der Kleine unzufrieden, rieb sich immer noch die Augen und konnte gar nicht damit aufhören. Er dachte an den Abend in der Gasse und an die beiden Jungen. Ob sie schon gesucht wurden? Ob man sie gefunden hatte? Er fragte sich, wenn sein Vater doch bei der Polizei war, ob es dann seine Aufgabe wäre, herauszufinden, wer sie getötet hatte… bei dem Gedanken daran musste Masami glucksen. Es gab keine Chance, dass sie ihn mit dem Tod der beiden Idioten verbinden würden. Und sein Vater, Onkel Sanosuke und alle anderen würden blind vor dem wahren Mörder stehen und es nicht bemerken. Der Gedanke gefiel ihm.

Dabei heißt es doch, der Uchiha-Clan würde mit seinen Sharingan so gut sehen! Dabei sehen sie gar nichts, wenn man es ihnen vor die Nase stellt.

Er zog sich letztendlich das Oberteil des Pyjamas über und holte den kleinen Schemel, um sich darauf zu stellen, weil er anders nicht ans Waschbecken und zum Zähne putzen kam. Als er auf und in den Spiegel vor dem Waschbecken blickte, sah er, was Kanae gemeint hatte, und erstaunt fasste Masami nach seinen geröteten Augen. Die Pupillen waren wirklich riesig geweitet und man sah das Blaue darum fast gar nicht mehr.

„Das sieht aber gar nicht gut aus,“ stellte das Kind beklommen fest und pulte sinnlos an seinem linken Auge herum, was das Jucken nur verstärkte. „So ein Käse…“ Er holte das Fläschchen mit den Augentropfen und lehnte den Kopf weit zurück, bis er an die Decke sah, um dann vorsichtig mit der Pipette drei Tropfen in jedes Auge zu träufeln. Im selben Augenblick zog er erschrocken die Luft zwischen den Zähnen ein, als ein furchtbarer, brennender Schmerz durch seine Augen und dann sein ganzes Gesicht stach. Hustend riss er den Kopf wieder herunter, kniff die brennenden Augen fest zusammen und rieb reflexartig mit den Händen darüber, um den Schmerz zu verjagen.
 

Seiji seufzte, als Kanae seinen Arm ergriff und ihm ins Gesicht sah.

„Was ist?“ machte er und erschrak darüber, wie abweisend er klingen konnte. Sie erschrak ebenfalls, denn sie weitete die Augen und ließ ihn augenblicklich los.

„Seiji-kun…“ wisperte sie, „Was… hast du? Bist du müde? Genervt?... habe ich irgendetwas getan, was dir nicht gefallen hat…?“

„Nein, es… oh Gott, entschuldige…“ murmelte er beschämt, „Ich fange schon an, dich anzublubbern… ich frage mich selbst, was mit mir los ist in den letzten Wochen.“

„Ich kann es dir sagen, du bist überarbeitet…“ entgegnete sie besorgt, „Masami-chan ist krank, seine Augen sehen furchtbar aus, ich gehe morgen mit ihm zu Satoya.“

„Was denn?“ fragte ihr Mann erstaunt, „Diese Augen-Geschichte ist immer noch nicht durch? Ich dachte, die Tropfen helfen…“

„Offenbar tun sie das, aber heute Abend hatte er ganz-…“ Kanae unterbrach sich, als sie das Kind oben wie um‘s Verrecken husten hörte und dann ein dumpfes Bumm folgte. „Oh mein Gott, Masami!“ keuchte sie, ließ ihren Mann stehen und stürzte nach oben – nachdem Seiji geschnallt hatte, was los war, setzte er ihr völlig konfus nach.
 

Oben erwartete ihn ein extremes Szenario.

Masami lag mitten auf dem Flur am Boden, hustete und zitterte dabei am ganzen Körper so sehr, als wäre er gerade aus dem Gefrierfach gekullert. Kanae hockte bei ihm und drehte ihn hastig auf die Seite.

„Masami-chan!“ rief sie entsetzt, „W-was ist denn passiert?! Masami, ganz ruhig…“

„Ich… weiß auch nicht, Kaa-san…“ keuchte das Kind und hob den Kopf, um sie und auch seinen Vater anzusehen, der auch dazugeeilt war – und Seiji fuhr beinahe panisch zurück, als ihm jetzt erst dämmerte, was Kanae gemeint hatte wegen seiner Augen.

Die vergrößerten Pupillen waren eine Sache; aber es war schlimmer geworden, wie Kanae anhand der gereizten Rötung feststellte, und sie fasste erschrocken nach Masamis Lidern. Sie hatte ein Zucken vor Schmerz erwartet, aber als das Husten jetzt aufhörte, folgte eine Phase beunruhigender Lethargie und das Kind rührte sich nicht sondern starrte wie gebannt an Kanae vorbei und seinem Vater genau in das erbleichte Gesicht.

„Um Gottes Willen, Kanae,“ machte Seiji tonlos und versuchte, die Fassung zu bewahren, „D-du kannst nicht bis morgen damit warten, wir müssen sofort mit ihm ins Krankenhaus!“

„Mir ist nur schwindelig und ich bin müde…“ stöhnte Masami, der inzwischen auf Kanaes Schoß lag, und seine Augen huschten flackernd hin und her und konnten sich auf nichts wirklich fixieren. „Ich hab die Augentropfen genommen… und plötzlich ist mir… schwarz vor Augen geworden… als ich wieder sehen konnte, hat sich alles gedreht und meine Augen haben gebrannt…“

„Das Krankenhaus ist quasi auf der anderen Seite des Dorfes!“ jammerte Kanae, „Deine Mutter! – Nein, Satoya, vielleicht weiß der, was zu tun ist, der ist von allen am nächsten dran!“ Sie nahm das vor sich hinmurmelnde und immer noch unruhig herumstarrende Kind auf den Arm und lief eilig die Treppe hinunter, schlüpfte in das nächstbeste Paar Schuhe und stürmte gefolgt von Seiji zur Tür hinaus.
 

––
 

Masami dachte darüber nach, dass er schon sehr lange nicht mehr bei Onkel Satoya zu Hause gewesen war, als er auf einem Stuhl in dem sehr geräumigen Esszimmer saß und versuchte, seinen Blick auf irgendetwas zu konzentrieren, was ihm schwer fiel, weil seine Augen zu brennen begannen, wenn er den Blick fixieren wollte. Dann dachte er angestrengt darüber nach, warum die Tropfen, die sonst die Gereiztheit seiner Augen gemindert hatte, ihn plötzlich krank machten.

Das alles passte ihm ganz und gar nicht. Onkel Satoya hatte viel Ahnung dafür, dass er so jung war.
 

Onkel Satoya fuhr konfus mit dem Finger vor Masamis Augen hin und her und bemerkte beunruhigt, dass das Kind seinen Bewegungen nicht im Geringsten folgte, sondern dass seine Augen noch immer ziellos herumirrten.

„Und das ist passiert, als er die Tropfen genommen hat?“ fragte er an Kanae gewandt, dabei weiterhin Masami beäugend. Kanae, die nervös in der Stube auf und ab ging mit einem Becher Kaffee in den Händen, nickte.

„D-das hat er jedenfalls gesagt. Na ja, seine Augen waren schon heute Abend gereizt und seine Pupillen waren so komisch geweitet…“

„Es tut mir sehr leid, dass ich dir Sorgen mache, Kaa-san…“ machte Masami langsam, und Kanae trank einen Schluck Kaffee.

„Ich hab dich lieb, mein Schatz. Das ist alles, was ich jetzt zu sagen habe. Du kannst nicht dafür!“

„Aber ich habe… vorhin die Sonne angesehen…“ gestand er, und Kanae erstarrte. Satoya vor ihm sagte gar nichts und linste unauffällig zu seinem Bruder Seiji, der zusammen mit Moe ebenfalls in der Stube stand und sich weder rührte noch etwas sagte. Er schien den Blick auch nicht zu registrieren; Moe schon, und sie wendete den Blick ab und entschuldigte sich, bevor sie aus dem Raum verschwand.

„Läufst du jetzt weg, weil ich dich ansehe?“ fragte Satoya ihr nach, aber sie schnaubte nur aus der Küche.

Satoya senkte seufzend den Kopf.

„Ich… glaube ehrlich gesagt nicht, dass das hier etwas mit deinem Faible für die Sonne zu tun hat, Masami.“
 

„Was?“ fragte Kanae, und Seiji versteifte sich. „W-was meinst du…? Doch nicht etwa, dass er doch schon…?“ Masamis Kopf ruckte hoch.

„Was?“ machte er auch erstaunt. Satoya runzelte die Stirn.

„Jetzt mal Hand auf‘s Herz, Kleiner,“ sagte er ernst, „Hast du deine Sharingan schon mal aktiviert?“
 

Masami versuchte, sich auf Onkel Satoyas Gesicht zu konzentrieren, aber es ging beim besten Willen nicht. Vor seinen Augen flimmerte es und die schwarzen Flunkis vor seinem Blickfeld wurden immer mehr.

Oh nein… es wird wieder schwarz…

„Ich habe keine Sharingan…“ sagte er völlig ruhig, „Wie sollte ich sie da aktivieren?“

Sein Onkel war nicht ganz zufrieden.

„Ich nehme schon seit einer Weile Chakra hinter deinen Augen wahr… um ehrlich zu sein schon letzten Herbst beim Essen, als ich deine Augen zum ersten Mal angesehen habe. Und damals hatte ich das Gefühl, als wollten deine Augen Sharingan entwickeln – auch, wenn das für dein Alter sehr, sehr ungewöhnlich ist… oder sagen wir, an sich unmöglich.“

„Wenn es unmöglich ist, Oji-san, wieso sollte es dann bei mir so sein?“

„Na ja, du bist nicht normal, Masami… du bist überdurchschnittlich weit entwickelt und hast den Verstand eines zwölfjährigen, mindestens, würde ich sagen.“

„Eines normalen Zwölfjährigen, eines schlauen Zwölfjährigen oder eines behinderten Zwölfjährigen?“ fragte das Kind erstaunt zurück, und Satoya seufzte.

„Das ist nicht das Thema.“
 

Seiji beobachtete stumm die Szene von weitem.

Masami fragte mal wieder.

Er fragte immer. Und er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Seiji dachte konfus an das Verhör vor einem halben Jahr kurz nach Naoyas Tod. Masami war, weil er bei Naoya im Zimmer gewesen war, ebenfalls ein Verdächtiger gewesen, und Sanosuke hatte beharrlich darauf bestanden, den Kleinen genauso zu verhören wie Haruka. Sie hatten einen Lügendetektortest gemacht, den Seiji für ziemlich überflüssig gehalten hatte – und er war es auch gewesen, relativ. Masami hatte nicht gelogen, kein einziges Mal. Er war unschuldig, das hatte seine Eltern sehr beruhigt. Was Seiji aber nicht so beruhigt sondern eher verwirrt hatte war, dass das Kind auf keine einzige Frage irgendeine Reaktion gezeigt hatte. Weder war der Blutdruck gestiegen, noch hatte sich der Herzschlag beschleunigt, noch hatte sich die Atmung auch nur eine Sekunde lang verändert. Gleichmäßig und ruhig.

„Hat er überhaupt sowas wie Gefühle?“ hatte Sanosuke verwirrt gefragt, als sie sich später das Diagramm angesehen hatten. „Das hier sieht aus, als wäre ihm alles, was passiert, scheißegal. Ich meine, es war sein Bruder…“

„Vielleicht versteht er doch noch nicht so ganz, was Tod eigentlich ist…“ hatte Seiji darauf dumpf erwidert, „Er ist erst drei, Nii-san. Mach ihn nicht noch fertiger, als er schon ist.“

Nein, statt sich aufzuregen, hatte Masami munter zurückgefragt.
 

„Hast du schuldhaftes Wissen am Tod deines Bruders Naoya?“

„Schuldhaftes Wissen?“

„Bitte sage ja oder nein.“

„Nein.“

„Hast du gesehen, dass ein dritter Mensch bei euch im Raum war, bevor dein Bruder starb?“

„Ich habe einen Schatten gesehen.“

„War es ein Mann oder eine Frau?“

„Es war nur ein Schatten. Können Sie an einem flüchtigen Schatten das Geschlecht erkennen?“

„Bitte sage ja oder nein, Masami.“

„Das war aber eine Entweder-Oder-Frage, Sir, oder?“
 

Jetzt senkte Masami mit noch immer flimmerndem Blick den Kopf.

„Tut mir leid, Oji-sama. Ich bin immer so neugierig… entschuldige bitte. Ich habe keine Sharingan. Ganz so außergewöhnlich bin ich dann vielleicht doch nicht. Ich bin doch noch nicht mal in der Ninja-Akademie.“

Satoya sah ihn an.

„Was ich sagen will,“ erläuterte er dann ruhig, „Dass du Sharingan hast, könnte deine Augensache erklären. Du bist noch sehr, sehr jung und für deine Augen ist diese plötzliche Umstellung eventuell nicht gut, sie könnte ihnen sogar schaden. Im schlimmsten Fall wirst du eines Tages blind sein. Wenn wir aber früh genug von dem Problem wissen, können wir Wege finden, um das Chakra zu unterbinden und damit die Sharingan so lange zu verschließen, bis du alt genug und der Kraft dieser Technik gewachsen bist.“

„Und wann wäre das?“

„Mal sehen. Itachi hatte mit sieben oder acht Sharingan, soweit ich weiß. Das ist das Früheste, was bisher vorgekommen ist.“

„Wenn ich also jetzt Sharingan bekomme, bevor ich sieben oder acht bin, verschließt ihr sie?“

„Dann hört das Brennen höchstwahrscheinlich auf, das Schwindelgefühl…“

„Hmm,“ machte Masami nickend und merkte, dass das Flimmern vor seinen Augen sehr langsam weniger wurde und es ihm leichter fiel, seinen Blick auf etwas zu fixieren.

„Und was machen wir jetzt gegen seine Beschwerden?“ wollte Kanae wissen, als Satoya sich langsam erhob.

„Er hat kein Fieber,“ begann er dann, „Abgesehen von dem Zittern der Augen und der allgemeinen Gereiztheit scheint alles in Ordnung zu sein. Ich gebe euch ein anderes Mittel mit, das er schlucken kann, Augentropfen sind jetzt vermutlich in seinem Zustand keine gute Idee, egal in welcher Form. Gibst du mir die alten morgen wieder, Kanae, damit ich mir angucken kann, was mit denen los ist, dass sie seine Augen so fertig gemacht haben? Vor allem, weil es so plötzlich kommt, vorher war doch nie etwas?“

„Ja, mache ich,“ sagte die Blonde nickend, während Seiji das Kind auf den Arm hob und der Kleine sich müde an Papas Brust lehnte.

„Danke dann… und euch gute Nacht,“ machte Seiji, während Satoya Kanae eine kleine Flasche mit Saft gab, bevor die kleine Familie zur Tür ging, um danach mit Masami zurück nach Hause zu kehren.

Als sie weg waren, sah Satoya seine Frau Moe aus der Küche kommen.

„Was ist das ganze Gerede über Sharingan?“ fragte sie verwundert, „Und äh, weißt du jetzt, was mit ihm los war?“

„Hn,“ murrte Satoya, „Wir haben zwei Möglichkeiten, so wie ich das einschätze. Entweder, der Kleine hat Sharingan und ist ein verdammt guter Lügner, oder er hat sich was anderes als die Tropfen ins Auge gekippt.“
 

––
 

Während bei Seijis Familie mal wieder Drama war, herrschte in Sanosukes und Harukas Haushalt Highlife in Tüten. Das tat es bei den vielen Kindern ja immer; aber morgens war es besonders schlimm. Während Sanosuke eigentlich zur Arbeit und Yashiru zur Akademie gehen sollte, turnten die übrigen Kinder fröhlich durch das Haus und waren dabei allen im Weg.

„Verdammte Scheiße, was-… liegt hier denn alles rum?!“ rief Sanosuke empört, als er beinahe im Flur über einen langen Holz-Zug gestolpert wäre und sich beinahe das Genick gebrochen hätte, „Räumt euer Spielzeug hier weg, Kinder!“ Er sah seinen Sohn Kansuke vorwurfsvoll an, der am Boden saß und die Lok des Zuges fest umklammert hielt, seinen Vater dabei mit rieseigen, weißen Augen anstarrend. Bei dem Blick tat Sanosuke plötzlich das Geschimpfe leid, und er seufzte und strich dem Kleinkind über die schwarzen Haare. „Nicht erschrecken, Kansuke… Papa ist ´n bisschen tüdelig am Morgen, das weißt du doch.“

„Ja,“ machte Haruka, die so plötzlich hinter den beiden auftauchte, dass Sanosuke schreiend aufsprang und dabei den armen Kansuke umwarf, der darauf wie eine kleine Wurst über den Boden kullerte und dann an die Wand andockte, wo er laut anfing zu lachen und grölte:

„Nommal, Nommal!“ Das hieß noch mal.

„Meine Fresse, Haruka!“ keuchte Sanosuke, „I-ich hab mich zu Tode erschrocken!“

„Tüdelig bist du wirklich, Uchiha!“ schnaubte sie ihm entgegen, „Du siehst aus, als wärst du gerade aus dem Bett gefallen, mal in den Spiegel geguckt?“

„Was…?!“ schimpfte er los und sah in den Spiegel – und schrie auf. „Oh mein Gott, meine Frisur!“ Sofort war er weg und nach oben gestürzt, während Haruka ihm nachrief:

„Und dein Schlitz ist offen, Pissnelke!“
 

Mikoto, Yashiru (die eigentlich längst hätte losgehen müssen) und Namie sprangen mal wieder fröhlich johlend über die Sofalehne, wobei Mikoto mehr einen Bauchklatscher auf die Lehne machte und dann herunterrollte, während die Großen wieder angaben, wie toll sie Hockwende konnten. Als Haruka nach ihnen sehen kam, war Yashiru mitten im Flug und kopfüber über dem Sofa – die Mutter schrie auf.

„OH MEIN GOTT, KIND!! Bist du bescheuert?! Was machst du da?!“

„Das war ein Handstandüberschlag!“ sagte Yashiru stolz und außer Atem, „Cool, was?“

„Du gehst jetzt sofort zur Schule, Fräulein!“ empörte sich Haruka und schob die seufzende Yashiru aus der Stube. Kansuke lag immer noch am Boden und rollte sich immer wieder gegen die Wand, um dabei laut aufzujohlen.

„Wenn hier nicht gleich Ruhe ist, kommt ihr alle ins Heim!“ stöhnte Haruka, „Nehmt euch an Souya ein Beispiel, der schläft ganz ruhig!“ In dem Moment plärrte natürlich oben der kleine Souya los und Haruka schloss kurz die Augen, um nicht die Nerven zu verlieren.

Gaaanz ruhig. Es sind nur Kinder. Alles wird gut.

„So! Yashiru, geh endlich los, Namie, Mikoto, macht euch fertig und zieht bitte schon mal Kansuke die Schuhe an, wir wollen gleich los zum Kindergarten!“ Sie rannte hinauf, um nach Souya zu sehen, während Sanosuke fertig frisiert und mit ordentlicher Hose wieder herunter kam, um zusammen mit Yashiru das Haus zu verlassen. Namie und Mikoto waren gerade dabei, sich anzuziehen, als es plötzlich klingelte.

„Papa hat bestimmt wieder was vergessen!“ grinste Namie und machte die Haustür auf – und war verwirrt, als dort nicht ihr Vater stand, sondern eine ziemlich atemlose Kanae.
 

„Oh, Tante Kanae!“ johlte Namie fröhlich. Kanae war gar nicht fröhlich.

„Wo ist deine Mama? Schnell!“ keuchte sie, „Der Kindergarten fällt heute aus, er hat geschlossen. Es ist was Furchtbares passiert!“

„Oh, der Kindergarten fällt aus!“ machte Namie, und Mikoto jubelte.

„Jaa! Komm, wir hüpfen weiter auf dem Sofa rum!“

„MAMA! Tante Kanae will dich sprechen!“ grölte Namie, und die Mädchen zogen rasche Schuhe und Mäntel aus, um weiter über die Sofalehne zu hopsen.

„Halt, behaltet die Schuhe an!“ rief Kanae, „Wir müssen gleich wieder weg!“

„Kanae?!“ rief Haruka da, die mit Souya herunterkam, „Was ist los, was ist passiert?“

„Der Eisentyp, den sie schon so lange jagen! E-er ist wahrscheinlich hier in Konoha!“
 

„Wie bitte?!“ machte Haruka gedämpft und war froh, dass die Kinder in der Stube tobten und es nicht hören mussten. „W-was meinst du damit?! Wo ist Masami?“

„Bei Hokage-sama im Büro, ich war schon da und habe alles erzählt, was ich weiß! Seiji kam eben aus der Zentrale, im Osten des Dorfes ist ein Haus auf dieselbe Weise zerstört und seine Bewohner getötet worden wie auch die ganzen anderen Dörfer geschrottet worden sind,“ erklärte die blonde Frau erschrocken, „Es muss heute morgen oder gestern Nacht passiert sein. Und nicht nur das-… sieh zu, dass die Kinder das nicht hören.“ Ihre Stimme wurde leiser, und Haruka drückte nervös das Baby an ihre Brust. „Nicht weit vom Kindergarten entfernt sind gestern zwei kleine Jungen getötet worden… und zwar welche, die mit Masami und Mikoto in den Kindergarten gegangen sind, m-man hat sie in einem halb verrotteten Haus in einer kleinen Gasse gefunden. Ob es der Eisenmann war, weiß man noch nicht-… aber ist das nicht furchtbar…?!“

Haruka erstarrte zu Salzsäulen.
 

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hahaha... ja... hm. TOTE!!1einself!!

Masamis Geheimnis

Masami saß auf einem Stuhl im Büro des gerade nicht anwesenden Hokage. Aber Hokage-samas Frau Hinata war da und noch einige andere Leute. Der kleine Junge beobachtete schweigend die Menschen um ihn herum, wie sie sich bewegten, wie sie nervös miteinander sprachen. Er konnte die Nervosität, die Angst im Raum förmlich greifen. Masami hatte das Gefühl, die Angst sehen zu können, so deutlich spürte er sie in den anderen, die er beobachtete.

Sie fragten sich, was der Eisenmann wollte.

Ob er kam, um sie zu töten.

Konoha zu vernichten?

Oder was es sonst so mit ihm auf sich hatte…

Der Kleine musste sich eingestehen, dass er auch nervös war – aber nicht, weil er Angst hatte. Er hatte keine Angst vor dem Mann, der offenbar eine neue Art von elementaren Jutsus entwickelt hatte, das Kinton. Nein, er war nervös, weil es ihn aufregte, der Gedanke daran, dass er diesen hochinteressanten Menschen vielleicht bald sehen könnte. Er überlegte fieberhaft, was für ein Mensch das wohl sein mochte, der durch die Welt zog und wahllos Dörfer zerstörte. Hatte er einen Grund, so etwas zu tun? Eine Idee, die er, wenn auch auf wahnsinnige Art, verfolgte? Masami würde zu gerne losrennen und nach dem Mann suchen, um sich mit ihm zu unterhalten und ihn all das zu fragen – wie wohl das Innenleben eines Amokläufers aussah? Aber er bezweifelte erstens, dass man ihn gehen lassen würde, und zweitens, dass der Mann, angenommen er brächte es wirklich fertig, abzuhauen und den Eisenmann zu treffen, ihn ernst nehmen und ihm seine Fragen beantworten würde.

Dummerweise war Masami nur ein kleiner Junge. Und ein Amokläufer würde es zu großer Wahrscheinlichkeit nicht für nötig halten, seine Zeit mit einem kleinen Jungen zu vergeuden.

Vielleicht war der Mann ja auch gar kein Amokläufer.

Wenn es nur eine Möglichkeit gäbe, hier rauszukommen aus dem stickigen Büro mit den ängstlichen, nervösen Menschen!
 

Masami sah die Chance, hinauszukommen, deutlich schrumpfen, als seine Mutter zusammen mit Tante Haruka und deren Kindern (außer Yashiru) ebenfalls hereinkam. Tante Haruka trug die beiden Jungs, Namie und Mikoto gingen zu Fuß. Als Mikoto Masami sah, winkte sie aufgeregt und rannte johlend zu ihm herüber, um ihn dann stürmisch zu umarmen und ihn fest an sich zu drücken.

„Masami-kuuuun!“ grölte sie freudig, „Du bist ja auch hier!“

„Ja,“ sagte Masami und tätschelte sachte ihren Hinterkopf.

„Warum sind wir jetzt alle hier?“ fragte Namie, „Hat Hokage-sama Geburtstag?!“

„Nein…“ machte Hinata unsicher und nickte Kanae und Haruka zur Begrüßung zu.

„Der Eisenmann ist hier in Konoha,“ sagte Masami zu Namie und Mikoto, und Haruka fuhr herum und starrte ihn entsetzt an, dass er den Kindern das auch noch erzählte.

„Masami!“ warnte sie ihn grantig, aber er hörte sie nicht und fuhr unbekümmert fort:

„Das ist ein Amokläufer, der durch die Gegend zieht und Dörfer zerstört, und er kann Eisen-Jutsus anwenden, deshalb nennt man ihn Eisenmann!“

„Will er Konoha auch zerstören?!“ fragte Mikoto.

„Ich weiß es nicht. Hokage-sama und die Anbu sind schon unterwegs, um ihn zu finden und zu fangen. Ihr müsst keine Angst haben.“

„Pff!“ machte Mikoto, „Ich habe nie Angst! Ich bin schließlich eine Uchiha!“ Dies wurde tatkräftig von Namies Nicken und einem „Ussija!“ von Kansuke, der arge Probleme mit den sch und ch Lauten hatte, unterstützt. Masami beäugte seine hübsche Cousine eine Weile, bevor er lieb lächelte.

„Ja, da hast du recht. Du bist wirklich eine Uchiha, Mikoto.“

Sie unterbrachen ihr Gespräch, als die Tür erneut aufflog und jetzt alle Anwesenden herumfuhren – Naruto, der Hokage persönlich, stand in der Tür.

„Entwarnung!“ meldete er und hüpfte dabei auf und ab wie ein aufgeregtes Kind, „Oh mein Gott, ihr werdet lachen… sie haben ihn gefangen, den Eisenmann!“
 

Alle starrten den Hokage an, dann stöhnte Haruka und lehnte sich an die Wand.

„Oh mein Gott,“ sagte sie, „Ist das dein Ernst? Na so ein Glück, ich hatte schon Panik…“

„Die halbe Anbu und die von der Polizei sind da und schleppen ihn gerade zur Polizeizentrale, um über seinen Verbleib zu entscheiden! Würde mich ja interessieren, was der hier wollte,“ machte Naruto und nickte wichtig mit dem Kopf.

„Das ging aber fix, den zu fangen,“ bemerkte ein Mann im Raum skeptisch, „Bist du sicher, dass es der Richtige ist und nicht bloß eine Attrappe oder so?“

„Ey, wir sind nicht blöd, Yuuji!“ maulte Naruto, und der angesprochene Yuuji zog nur nicht ganz überzeugt eine Augenbraue hoch.

„A…ha,“ machte er dann.

„Ja, cool, Papa!“ rief die Frau neben Yuuji, „Lass mal zur Zentrale laufen und dem Kerl eine runterhauen, weil er versucht hat, Konoha anzugreifen!“

„Hallo?!“ machte Yuuji immer noch unzufrieden.

„Ich werde mit Masami gehen und nach Seiji-kun sehen,“ sagte Kanae, „Es gibt da noch einiges, nebenbei, was ich von denen hören möchte.“

Masami hob den Kopf, während Mikoto jammerte, dass er schon wieder gehen müsste.

Das klang doch besser als erwartet.
 

––
 

An der Zentrale war der Bär los, wie Kanae erschrocken feststellte, als sie mit Masami an der Hand dort ankam und einen großen Haufen Menschen davor entdeckte. Und sie sah Kameras.

Die Presse… na großartig, wie komme ich denn an denen vorbei?!

„Ist hier der Eisenmann, Kaa-san?“ fragte der kleine Sohn an ihrer Hand, und Kanae seufzte.

„Ja. Keine Angst, Schatz… er ist eingesperrt!“

„Ich habe keine Angst, Kaa-san.“
 

Sanosuke war währenddessen dabei, die Presse von der Tür wegzuschieben.

„Nein, nein, nein!“ schimpfte er, „Niemand macht Fotos von dem Typen! Wir wissen noch nicht mal, was er überhaupt wollte! Jetzt verschwinden Sie endlich, bevor ich wütend werde!“

„Dann stimmt es also wirklich, dass ein Eisenmann Konoha angreifen wollte?“

„Wie lange wussten Sie davon?“

„Und woher?“

„Ist es derselbe wie der in Iwagakure?“ Sanosuke raufte sich verärgert die Haare und suchte ratlos nach einem Weg, die aufdringlichen Paparazzi loszuwerden. Das konnte doch nicht wahr sein, wie zum Kuckuck sollte er so vernünftig arbeiten?! Er blickte zur Seite an die Wand, an der sein Bruder Seiji mit verschränkten Armen zusammen mit einigen anderen Angestellten stand.

„Guck mich nicht so an,“ sagte dieser, „Mach sie auf irgendetwas aufmerksam, was spannender ist als wir. Vielleicht zieht's ja.“

„Pff,“ machte Sanosuke und sah wieder nach draußen – und erstarrte plötzlich und deutete keuchend hinter die Pressemenschen. „O-oh mein Gott! – War das Cha-chan da draußen?!“

„Was?!“ fuhren alle Presseleute geschlossen herum – und Sanosuke blieb genug Zeit, um die Eingangstür der Zentrale mit Wucht zuzuknallen und dabei noch aus Versehen einige Kameramänner von der Türschwelle zu schmeißen.

Seiji war beeindruckt.

„Wow, du hast sie mit dem… affigen Maskottchen einer längst toten Talkshow besiegt…“ machte er, und die Kollegen neben ihm fingen ungehalten an zu lachen.

„Es lebe Cha-chan!“ kicherte einer.

„Sollten wir der Polizei auch ein Maskottchen erfinden?“

„Nicht, solange ich euer Vorgesetzter bin,“ stöhnte Seiji und erntete enttäuschte Gesichter. Sanosuke gluckste und drehte sich zu den anderen um.

„Kommt schon, Leute! Wir haben den Eisenmann gefangen, das ist ein Grund zum Feiern!“

„Bevor wir nichts aus dem Kerl heraus gekitzelt haben, feiern wir gar nichts, Leute,“ entgegnete Seiji trocken, und Sanosuke seufzte.

„Du bist so ein Spielverderber.“

„Wir wissen immer noch nicht, ob er die beiden Kinder ermordet hat,“ warf Seiji ein, „Solange die Pathologie nicht damit fertig ist, die Leichen zu untersuchen und wir nicht genau wissen, warum die Kinder gestorben sind, können wir nichts ausschließen. Und außerdem… was ist mit Naoya?“
 

Sanosuke drehte sich um und sah überrascht in Seijis bitterernstes Gesicht. Er hatte schon lange nicht mehr darüber nachgedacht, was wohl mit Naoya passiert war… das war Seijis Sache, er selbst hatte darauf bestanden, sich alleine darum zu kümmern.

„Du glaubst, der Typ hat Naoya getötet?“ wollte er wissen, und die Kollegen tauschten einen besorgten Blick, wie immer, wenn der Name des verstorbenen Sohnes ihres Vorgesetzten fiel. „Der war doch damals gar nicht hier?“

„Er war nicht weit weg,“ machte Seiji, „Und woher willst du wissen, dass er nicht doch hier war und es nur niemand bemerkt hat?“

„Und wo ist das Motiv?“

„Keine Ahnung, niemand hat ein Motiv außer deiner Frau vielleicht, Naoya umzubringen!“

„Halt Haruka da raus, wir haben sie einem Lügendetektortest unterzogen und sie war es nicht! Darauf würde ich sogar mein Leben verwetten, dass sie es nicht war!“

„Ist das für mich jetzt ein Grund, den Vogel da unten im Keller nicht zu fragen?“

„Dir fällt nur nichts anderes mehr ein, du solltest lieber strategisch vorgehen, Seiji!“

„Aah, ja, Strategie war ja immer deine Stärke, Bruderherz.“

„Jetzt hör auf, zu streiten, das ist-… häh?!“ Sanosuke fuhr herum, als es plötzlich an der Hintertür zu klopfen begann. Er stöhnte. „Meine Fresse, diese verdammten Paparazzi sind lästiger als die Schmeißfliegen! Wie sind die da hinten hingekommen?! Die können was erleben, die Dreckschwei-… … Kanae?!“ Als er die Hintertür geöffnet hatte und dort Kanae und Masami erblickte, blinzelte der Chef verwirrt. „Ähm… w-was wollt ihr denn jetzt hier? Die Besucherzeit ist erst um drei.“

„Wir sind kein Krankenhaus!“ machte einer der Kollegen verblüfft.

„Stimmt es, was Naruto sagt?“ fragte die Frau, während sie sich hinein drängelte und die Tür hinter sich und Masami wieder schloss, „Ihr habt ihn? Tut mir leid, dass ich euch störe, aber… aber…“ Sie sah Seiji nur ratlos an, der zu Boden starrte und offenbar nichts zu ihr zu sagen hatte.

„Natürlich haben wir ihn,“ machte Sanosuke gespielt beleidigt, „Wo denkst du hin? Er hat nicht viel Widerstand geleistet oder hatte kein Chakra mehr, jedenfalls ging das erstaunlich flott. Aber er hat viel gelabert, ich glaube, er hat ´ne Schraube locker.“

„Das habe ich ja befürchtet,“ sagte zum Erstaunen fast aller der kleine Masami, „Vielleicht hatte er eine schwere Kindheit und will Aufmerksamkeit!“

„Heb dir dein Therapeuten-Gelaber für später auf, Kleiner,“ machte Sanosuke blinzelnd, „Vielleicht kannst du ihn ja kurieren und er wird ein normaler Mensch… haha…“

„Vielleicht,“ sagte Masami, „Aber ich fürchte, dafür bin ich noch zu klein. Darf ich ihn mir ansehen, den mann, Oji-sama?“

„Nein,“ entschied Seiji das barsch, und alle sahen ihn an, auch Kanae wirkte erstaunt.

„Was?“ machte sie, „Wieso bist du wütend?“

„Ich bin nicht wütend,“ sagte ihr Mann, „So ein Amokläufer und Mörder ist kein Umgang für meinen Sohn. Ich möchte nicht, dass er mit ihm spricht. Masami, das ist hier kein Zirkus und auch kein Tierheim, in dem man Kuriositäten begaffen kann.“

„Entschuldige, Tou-sama,“ warf der Kleine sofort ein und verbeugte sich, „Ich wollte nicht frech sein… ich… ich möchte doch nur sehen, was das für ein Mann ist, der es fertigbringt, ganze Dörfer zu vernichten und hunderte von Menschen einfach zu töten…“

„Dann werd Polizist, wenn du groß bist, dann hast du am laufenden Band mit Mördern zu tun,“ erwiderte sein Vater dumpf. Sanosuke schnaubte.

„Das hat man auch ohne bei der Polizei zu sein, wir sind ein Ninjadorf, Seiji. Der Typ ist hinter Gittern, er wird Masami schon nichts tun können.“ Masami hob den Kopf.

„Tou-sama… ich möchte dem Mann ins Gesicht sehen, der vielleicht Schuld daran ist, dass Naoya tot ist.“
 

Seiji starrte ihn an, ebenso Kanae und die anderen Anwesenden. Der Vater des Jungen runzelte die Stirn und beobachtete genau den Blick des Kindes und jede einzelne Veränderung seines Gesichtes.

„Woher weißt du, dass ich das denke, Masami?“ fragte er ernst.

„Ich habe gehört, wie du es zu Kaa-san gesagt hast, vor einigen Monaten. Tut mir leid, es war keine Absicht, es zu hören.“ Eine artige Verneigung.

„Du hörst und siehst mir zu viel, Sohn,“ kam es kalt von Seiji, und Kanae erschauderte bei dem plötzlichen harten Tonfall.

„Ich bin ein guter Beobachter,“ entgegnete Masami mit seinem höflichen Lächeln.

„Er sollte wirklich zu uns kommen, dein Sohn, Uchiha-san,“ grinste ein Kollege, und Seiji schwieg und bohrte sich so fest in Masamis Blick, dass er den Kommentar überhörte. Er suchte nach etwas Bestimmten in Masamis Gesicht… nach irgendetwas, das ihm sagte, woran das Kind jetzt in diesem Moment dachte… aber so sehr er sich auch bemühte, er sah nichts, was ihm geholfen hätte.

Als er die Blicke seiner Kollegen und Sanosukes auf sich ruhen spürte, gab er nach und erlaubte Masami, den Eisenmann zu besuchen.

„Takada-san geht mit ihm runter,“ entschied er dumpf und wirkte plötzlich nur noch gerädert, als er sich seufzend mit den Händen über das Gesicht fuhr. Ein Mann neben ihm, der Takada-san gemeint war, hob den Kopf.

„Ich?“ fragte er.

„Ja, du, heißt hier sonst noch jemand Takada?!“ fragte Sanosuke empört, „Rühr dich, du Faulpelz. Masami, bleib immer bei Takada-san, klar? Und nicht zu nahe an die Gitterstäbe, wenn du sie berührst, kriegst du einen Chakraschlag.“ Der Kleine nickte mit großen Augen, bevor er aufgeregt dem Mann namens Takada folgte.
 

Es ging eine Treppe hinunter, dann noch eine, bis sie im untersten Geschoss des Gebäudes angelangt waren. Einen Korridor entlang und um eine Ecke, und sie waren bei den provisorischen Zellen, von denen im Moment nur eine besetzt und von zwei Männern bewacht war. Darin war der Mann, den sie so lange gesucht hatten…

Der vielleicht Naoya getötet hatte.

Masami blieb neben dem Mann namens Takada vor der kleinen Zelle stehen, in der der ominöse Eisenmann auf einem Stuhl an der Wand gelehnt saß, die Arme im Nacken verschränkt, und jetzt konfus eine Braue hochzog bei Masamis Anblick.

„Cool,“ machte der Mann, „Ist das der Polizeichef? Mann, der ist aber klein! – Macht euch bloß keine Mühe, mich lange einzusperren, ich kann mich mit meinen Kinton-Jutsus sowieso wieder befreien!“

„Das wohl kaum,“ machte Takada, „Wenn du da drinnen Chakra zu schmieden versuchst, kriegst du einen Schlag, schon vergessen?“

Masami, der sich die Konversation belustigt angesehen hatte, tat jetzt den Mund auf. Es war ein klar gesprochener Satz, der aber so gar nicht zu dem niedlichen, unschuldigen Gesichtchen passen mochte.
 

„Danke, dass Sie mich hergebracht haben, Takada-san. Geht jetzt eine Weile schlafen.“
 

Takada machte den Fehler, das Kind perplex anzustarren, und wollte gerade fragen, was das heißen sollte – da erwischte ihn auch schon der Blick aus den blutroten Augen des Jungen, und augenblicklich wurden Takadas Augen glasig und er erstarrte, als wäre er eingefroren worden. Der Mann vor der Zelle, der sie bewachte, fuhr erschrocken auf und machte denselben Fehler wie sein Kollege – und einen Moment später standen zwei Männer reglos und hypnotisiert im Keller herum und Masami stand vor der Zelle des Eisenmannes.

Dieser hatte sich das Szenario verblüfft angesehen, verzog aber keine Miene, als er Masami in die jetzt wieder eisblauen Augen starrte.

„Was hast du mit ihnen gemacht, Knirps?“ fragte er überflüssigerweise.

„Sie hypnotisiert. Keine Sorge, sie wachen wieder auf, wenn ich es will. Mein Name ist Uchiha Masami. Tut mir leid, falls ich Sie belästige, aber ich fand es einfach spannend, mich mit Ihnen zu unterhalten.“

Der Verbrecher lachte.

„Das hat noch keiner zu mir gesagt,“ versetzte er, „Erst recht keiner, der aufrecht unter’m Kaffeetisch durchpasst!“ Er wurde ernster und seine Brauen zogen sich zusammen, als er das Kind vor seiner Zelle musterte. „Du bist vom Uchiha-Clan… vom Clan mit den Sharingan. Ich hätte nicht gedacht, dass ihr schon in so jungen Jahren solche Techniken beherrscht.“

„Ich fürchte, da bin ich auch eine Ausnahme. Keiner außer mir hatte mit vier Jahren Sharingan.“

„Dann bist du so’ne Art Wunderkind?“ grinste der Mann, „Sowas beeindruckt mich nicht, weißt du? Du bist mir egal, du bist nur ein Knirps. Ich bin nicht weniger besonders als du. Ich bin der einzige Mensch auf der Welt, der Kinton-Jutsu beherrscht.“

„Ja,“ sagte Masami, „Deshalb fand ich es ja so interessant, herzukommen.“

„Hmpf,“ machte der Eisenmann, überschlug die Beine und gähnte. „Ich selbst habe das Kinton entwickelt und selbst Jutsus erfunden. Und um der dummen Welt da draußen mein Werk zu präsentieren, habe ich mein Heimatdorf verlassen und bin umhergereist.“

„Wäre es nicht sinnvoller gewesen, das Publikum dabei am Leben zu lassen? Tote können Sie nicht bejubeln oder für Ihr Einfallsreichtum loben, oder?“

„Das weiß ich selber, Klugscheißer! Aber es… hat mir Spaß gemacht, zu beobachten, wie die Häuser in sich zusammenfielen und wie die Menschen vor Angst schreiend davonrannten. Wie lauter kleine Ameisen.“

„Es macht Ihnen Spaß, unschuldige Menschen einfach so zu töten?“ wunderte sich Masami, „Oder haben Sie ein tieferes Motiv dafür gehabt?“

„Ein tieferes Motiv? Wovon faselst du? Sowas wie die Welt verbessern oder so? Ne… diese Welt ist erbärmlich, sie kann nicht verbessert werden. Sie wird immer schlecht sein, weil es immer Leute wie mich geben wird, die einfach aus Spaß töten… weil sie es lustig finden. Du kannst das nicht nachvollziehen, du hast sicher noch nie jemanden getötet, Kleiner! Wirst du einmal ein Ninja? Dann wirst du die Erfahrung sicher einmal machen. Wenn ich bis dahin noch lebe, lass mich wissen, ob dir das Töten auch Spaß macht.“

Masami kicherte verstohlen.

„Ich denke, Menschen, die Töten zu ihrem… Hobby gemacht haben, sind töricht und vor allem destruktiv,“ erklärte er, „Ich bin nicht gegen das Töten, aber nur dann, wenn es einem sinnvollen Zweck dient. Wir Ninja müssen manchmal Feinde töten, damit wir unser Dorf und unsere Familien beschützen können.“

„Aaah,“ machte der Eisenmann gespielt beeindruckt, „Um jemanden zu schützen, würdest du also töten. Aber kannst du so nicht jeden Mord rechtfertigen? Ich könnte auch sagen, ich habe all diese Menschen getötet, weil ich Angst habe, dass sie meiner Familie etwas antun könnten.“

„Aber da es in Ihrem Fall nicht stimmt, ergibt es auch keinen Sinn,“ erwiderte das Kind und zog eine Augenbraue hoch. „Töten aus Verteidigung ist eine Sache, Töten aus der Offensive eine andere. Diese Menschen hatten keinen Grund, Ihnen zu schaden, und haben Ihnen auch nie etwas getan, oder? Ich habe Menschen getötet, weil sie dumm waren und weil ihre Dummheit diese schlechte Welt, wie Sie es nennen, noch schlechter und dümmer gemacht hätte, hätten sie weitergelebt. Im Prinzip habe ich ihnen einen Gefallen getan, als ich sie getötet habe, weil sie es in dieser Welt nicht leicht gehabt und es auch anderen schwer gemacht hätten.“ Er lächelte zufrieden, als er von den beiden törichten Kindern erzählte, die in der Gasse ihr Ende gefunden hatten.

Es spielte keine Rolle, dass dieser Mann das jetzt wusste.
 

Oder, es würde in Kürze keine Rolle mehr spielen.
 

Das Kind aktivierte mit demselben, unheimlichen, falschen Lächeln seine Sharingan und beobachtete sein Gegenüber aus den rot schimmernden Augen.

„Ich gehe Ihnen auf die Nerven, nicht wahr?“ fragte der Junge, „Haben sie jetzt keine Lust, mich zu töten? Kommen Sie, lassen Sie es raus und töten Sie mich mit ihren Jutsus. Es wäre mir ein Vergnügen.“

„Du kleine Ratte!“ nörgelte der Mann und stand auf, „Ich kann dich hier nicht angreifen, weil dieses Schutzfeld aktiviert ist und ich gegrillt werde, wenn ich Chakra schmiede! – Bist du der Sohn des Polizeichefs oder so? Wurdest du geschickt, damit ich versuche, dich umzubringen, damit die da oben einen Beweis haben, wie bösartig ich bin und dass ich es fertig bringe, Kinder zu töten?“

„Oh, nein, mein Vater weiß nichts von dem, was ich hier zu Ihnen sage. Da drüben ist der Knopf, der das Feld deaktiviert… wenn Sie Lust haben, deaktiviere ich das Feld und Sie können mich ohne Gewissensbisse umbringen. Wo ich Ihnen doch so auf die Nerven gehe…“ Masami ging drei Schritte an dem hypnotisierten Takada vorbei zu einem kleinen Schalter an der Wand – zum Glück war er so tief unten, dass das Kind ankam, wenn es sich streckte.

„Wenn du das echt tust, kriegst du extremen Ärger von denen da oben…“ sagte der Mann in der Zelle lauernd und begann, nervös hin und herzugehen, „Ich schwöre dir, ich tue es. Ich bringe dich um, wenn du den Knopf drückst. Du hast recht, du gehst mir so auf die Nerven, dass ich Lust habe, dich auf der Stelle mit meinen Eisenstacheln zu durchbohren!“

„Aaww, Sie sind ja wütend… und nervös…“ machte Masami lächelnd, der den Schalter erreichte und die Hand danach ausstreckte, den Mann im Auge behaltend. „Ein leicht reizbarer Mensch, vielleicht sogar ein harmloser Choleriker.“

„ICH BIN KEIN CHOLERIKER!!“ brüllte der Mann – und Masami betätigte grinsend den Knopf.
 

Im selben Moment noch begann der Verbrecher damit, Fingerzeichen zu schließen, bevor der Boden unter ihnen aufzubrechen begann und blitzschnell die großen Eisenstacheln aus der Erde hervor schossen, direkt auf Masami zu, der den Blick des Gegners sofort suchte… und in dem Augenblick, in dem er ihn fand, erstarrte der Mann und die Stacheln hielten halb aus der Erde gefahren ebenfalls an, als wäre die Szene eingefroren oder jemand hätte einen überdimensionalen Pause-Knopf gedrückt.

Die Augen des Gegners weiteten sich in stummem Entsetzen, als er Masamis Blick aus den glühenden, feuerroten Augen erwiderte. Seine Haut wurde blass, als er den Mund zitternd und tonlos auf und zu machte wie ein Karpfen und seine gehobenen Hände langsam nach unten zu sinken begannen.

„Na?“ grinste das Kind zufrieden, „Spürst du jetzt… wie sich das anfühlt? So, wie du drauf bist… wirst du sterben. Aber noch nicht jetzt… sondern erst in zwei Stunden, nachdem du das Leid all der Menschen nachempfunden hast, die du ermordet hast. Du bist ein schlechter Mensch… deshalb ist es für uns besser, wenn es dich nicht mehr gibt.“ Er lächelte, bevor er den Blick abwandte und der Mann in der Zelle mit einem Keuchen zu Boden stürzte, wo er Blut zu spucken begann und wie wild hustete. Masami aktivierte das Schutzfeld wieder und löste dann die Hypnose des Wächters und Takadas, die bei dem Aufreißen der Erde umgefallen waren.
 

„W-was ist…?! Was ist passiert?!“ schrie Takada und sprang taumelnd auf die Beine, „W-was zum…?!“ Er starrte verwirrt auf den Eisenmann, der Blut spuckte, und auf den durchlöcherten Boden. Die Stahlstäbe waren verschwunden.

Was ist hier geschehen… w-was ich bewusstlos?! Warum?!

Er starrte auf Masami, der ebenfalls blass war und erzitterte.

„S-sie sind umgefallen und offenbar gegen den Deaktivierungsschalter gekommen, Takada-san!“ machte er verwirrt, „U-und dann hat er versucht, mich anzugreifen, aber plötzlich ist er zusammengebrochen, ich glaube, er stirbt!“

„Was zum-…?!“ keuchte Takada, und der Eisenmann versuchte krampfhaft, etwas zu sagen, konnte aber zwischen dem ganzen Husten und Spucken keinen Ton herausbringen.

„Euer…“ röchelte er und spuckte erneut Blut, „Ihr… verdammt… Uchiha!“

„Ich glaube, er hatte es wirklich auf unseren Clan abgesehen…“ murmelte Masami, und der Eisenmann starrte ihn an und hustete immer stärker.

„…ist… Fluch!... … Lüge…“ röchelte er, und Takada und der Wächter starrten sich gegenseitig entsetzt an.

„Komm schnell, Masami-chan!“ rief Ersterer dann, „Wir gehen hoch, jemand muss ihn verarzten! Einen Notarzt!“ Er hastete die Treppen hinauf, und Masami folgte ihm eilig. Einen letzten Blick warf er zurück auf den sterbenden Mann, der inzwischen hustend und stöhnend am Boden lag.

Und sein letzter Blick auf den Eisenmann war unterstrichen mit einem grausamen, triumphierenden Lächeln.
 

––
 

In all der Aufregung um den offenbar plötzlich sterbenden Eisenmann hielt Seiji es für besser, Kanae und Masami umgehen nach Hause zu schicken. Kanae hielt das auch für besser, um dem armen Kind nicht zuzumuten, schon wieder hautnah einen Tod mitzuerleben.

Masami seinerseits war gar nicht so verschüchtert durch die plötzlichen Vorfälle, wie man hätte annehmen können.

„Vielleicht hat er ja was mit der Lunge.“

„Du meine Güte,“ seufzte Kanae verwirrt, als sie mit ihm nach Hause ging, „E-es passieren so merkwürdige Dinge hier! Ich weiß gar nicht mehr, was los ist…“ Sie spürte, wie Masamis kleine Hand nach ihrer griff, und sie blieb stehen und sah auf ihren kleinen Sohn herunter. Er strahlte sie an.

„Hab keine Angst, Kaa-san. Jetzt ist der Eisenmann fort. Jetzt wird sicher alles gut!“

Sie sah ihn an und strich ihm lächelnd über die schwarzen Haare.

„Ich hab dich lieb, Masami. Du hast recht, es… wird bestimmt alles wieder gut! Lass uns heimgehen…“ Sie tat einen Schritt und blieb wieder stehen, als sie spürte, wie Masami ihre Hand losließ und gleich darauf keuchend zu Boden sank.

„K-Kaa-san… mein Kopf ist… plötzlich so schwer…“

„Masami-chan!“ schrie Kanae entsetzt und stürzte zu ihm, und sie hob sein Kinn an, um ihm ins Gesicht zu sehen – und erstarrte beim Anblick der unlängst schon einmal gesehenen, riesig geweiteten Pupillen in seinen Augen.
 

––
 

Der Eisenmann war tot.

Sanosuke zweifelte allmählich an seinem Verstand.

„Irgendwie wächst mir dieses Dorf über den Kopf!“ sagte er, „Dauernd sterben Leute auf merkwürdige Weise aus heiterem Himmel! Naoya, diese Kinder, dieser Eisenmann…“

„Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun,“ machte Seiji stirnrunzelnd, „Naoya wurde umgebracht, dieser Typ…“ Er sah auf den toten Mann, der gerade unter einem Tuch auf einer Bahre weggetragen wurde, „Hatte irgendwas in der Lunge, immerhin hat er Blut gehustet wie blöde. Vielleicht hatte er das schon lange und zufällig ist es jetzt erst zum Vorschein gekommen. Sowas wie eine Embolie, meine ich…“

„Eine was?!“ fragte Sanosuke verdattert.

„Ach, vergiss es, Nii-san…“ Sie sahen der Bahre mit der Leiche nach, während sie zusammen mit dem Rest der Abteilung in der Halle herumstanden und nicht genau wussten, was sie tun sollten.

„Aber die beiden kleinen Kinder sind getötet worden,“ warf Sanosuke dann ein, „Die werden ja wohl nicht rein zufällig in dieser Gasse tot umgefallen sein! Vielleicht war es derselbe Kerl, der auch Naoya auf dem Gewissen hat.“

„So ein Kinder-Serienmörder?“ fragte einer der Angestellten verwirrt.

„Und wieso ist Takada vorhin unten im Keller ohnmächtig geworden, genau wie der Wachmann?“ wollte Seiji wissen, „Irgendwas ist hier extrem eigenartig!“

„Vielleicht haben wir irgendwo ein Gasleck?...“

„Gas?! Oh mein Gott!“
 

Im Moment der angeregten Diskussion kam Shiemi in die Zentrale, in ihren Händen einige Zettel.

„Oh! Shiemi-chan!“ rief Sanosuke sie erfreut, „Was machen die Kinder?“

„Sie sind tot, Nii-san.“

„D-das weiß ich!“ schnaubte er, als alle lachten, „Ich meine, hast du was Interessantes rausgefunden?!“ Sie seufzte.

„Du wirst lachen… es gab nirgendwo Wunden, Blutergüsse oder sonstige Zeichen von äußerlicher Gewalt, das heißt, niemand kann sie geschlagen oder getreten oder gestochen haben.“ Es wurde still in der Halle und alle Augen richteten sich auf das Mädchen. „Sie beide starben an Herzversagen. Und zwar auf die Sekunde genau im selben Moment.“
 

Schweigen.

„Oh nein, es ist Kira!“ meldete sich einer im Hintergrund, und Sanosuke warf empört ein zerknülltes Blatt Papier aus seiner Tasche nach dem Mann.

„Ruhe da hinten, nichts da Kira!“

„Im selben Moment?!“ fragte Seiji verblüfft, „W-wie ist das denn möglich? Und wieso Herzversagen?“

„Na ja,“ machte sie, „Ich gehe… stark davon aus, dass es sich um eine Art psychischen Schock handelt. Vielleicht ein Genjutsu.“

„Ein Genjutsu?! Das muss aber ein krasses Genjutsu sein!“ machte Sanosuke verblüfft, „Wenn es Menschen einfach so töten kann!“

„Was immer es war, es hat nichts mit Naoyas Tod zu tun,“ murmelte Shiemi an Seiji gewandt, „Naoya wurde erdrosselt, diese beiden hier wurden… psychisch ermordet. Das schließt zwar nicht zwingend aus, dass es derselbe gewesen sein könnte – immerhin könnte er einfach Abwechslung beim Töten mögen… - aber Serienmörder gehen meistens nach einem gewissen Schema vor und wiederholen sich bei ihren Taten, die Opfer werden meistens auf gleiche oder ähnliche Weise ermordet und unter ähnlichen Umständen.“

„Dann müssen wir also davon ausgehen, dass der Mörder von Naoya mit diesen beiden hier nichts zu tun hat,“ schlussfolgerte Sanosuke, „Mist, wir sind nicht schlauer als vorher!“

„Ich werde mich jetzt erst mal unserem Stahlmann zuwenden,“ erklärte Shiemi, „Am besten befragt ihr die ganze Umgebung der Gasse, in der die Kinder gefunden wurden, vor allem den Mann am Kiosk. Er ist der Letzte, der die Jungen lebend gesehen hat, denke ich.“

„Ja,“ nickte Sanosuke ernst, „Und Seiji, ruf irgendwelche Gas-Fachmänner, die sollen die Leitungen und den Keller überprüfen, bis das geklärt ist geht kein Arsch da runter! Takada, geh mit dem Kollegen, der unten gewacht hat, bitte ins Krankenhaus und lasst euch untersuchen, ob ihr irgendetwas abbekommen habt oder was sonst diese Ohnmacht erklärt.“

„Ja, Sir,“ machte Takada und wollte schon gehen, als Seiji noch mal die Stimme hob.

„War Masami eigentlich nicht ohnmächtig?“
 

Alle sahen ihn an, Takada machte ein konfuses Gesicht.

„Er… war wach, als ich zu mir kam… vielleicht ist er nach uns umgefallen und vor uns aufgewacht… aber was ist mit dem Gefangenen? Der war nicht ohnmächtig, aber er hat plötzlich Blut gehustet!“

„Ich werde Masami nachher danach fragen,“ entgegnete Seiji kühl, „Er ist zwar mein Sohn, aber er ist ein gerissener Kerl und ich traue ihm durchaus zu, uns anzulügen.“

„Was…?!“ machte Sanosuke verblüfft auf diese Aussage, „D-du traust deinem eigenen Sohn zu, uns alle zu verarschen?!“

„Hn,“ machte Shiemi, die auch im Begriff war, zu gehen, und sah über die Schulter, „Das Gehirn dazu hat er jedenfalls, er ist schlauer als jeder von uns.“

Sie ging.
 

––
 

Kanae saß auf der großen Couch in der noch viel größeren Stube in Satoyas Haus und hielt in den Händen eine kleine Tasse Tee. Auf der zweiten Couch ihr gegenüber lag ihr kleiner Sohn Masami schlafend und mit einer dünnen Wolldecke zugedeckt. Kanae beobachtete ihn besorgt beim Schlafen und drehte dabei die Teetasse in ihren Händen. Ab und zu ließ sie den Blick schweifen und blickte statt auf Masami auf die drei kleinen Babys von Satoya und Moe, die auf dem Fußboden saßen oder lagen und unbeschwert zusammen spielten. Als Moe hereinkam, verkloppte eines der Babys seinen einen Bruder gerade mit einer Plüsch-Giraffe, und bevor das geschlagene Kind zu heulen anfangen konnte, nahm seine Mutter es auf und dem anderen Baby das Plüschtier weg.

„Yunosuke, hör sofort auf, deine Brüder zu verhauen!“ mahnte sie ihren Sohn, der jetzt allen Ernstes schmollte. Kanae fand das Bild so niedlich, dass sie trotz der Situation kichern musste.

„Soll ich dir bei etwas helfen, Moe?“ fragte sie.

„Ach Quatsch, mach dir keinen Stress. Satoya ist sicher gleich da, ich habe Oki losgeschickt zum Krankenhaus, damit sie ihn herholt. Wenn es um die Familie geht, kommt er bestimmt schnell.“

„Oki?“ fragte Kanae.

„Ja, die Nanny.“

„Ach so, die Nanny. – Ich hätte Masami ja selbst ins Krankenhaus gebracht, als er auf der Straße zusammengebrochen ist, aber es war so weit und ich wollte, dass schnell etwas passiert-… er hatte wieder diese riesigen Pupillen, irgendetwas ist doch nicht in Ordnung mit ihm!“

„Mich brauchst du nicht ansehen,“ lachte Moe verlegen, „I-ich habe keine Ahnung von Medizin!“

„Ist schon gut,“ machte Kanae und beobachtete jetzt wieder die kleinen Jungs am Boden. Den einen hatte Moe noch auf dem Schoß, die jetzt neben ihr auf der Couch saß. „Was hast du eigentlich gemacht, bevor du nach Konoha gekommen bist? Ich meine… irgendwie weiß ich gar nichts von dir außer, dass du Satoyas Frau bist!“ Moe schenkte ihr einen merkwürdig verzerrten Blick, bevor sie gluckste.

„Ich habe Architektur und Kunstgeschichte studiert… das war ganz schön Zeitaufwendig, aber ich habe aufgehört, weil ich mich lieber meiner Familie widmen wollte…“

„Aaww,“ Kanae lächelte, „Das war sicher ein großes Opfer. Aber es lohnt sich bestimmt, Kinder sind… für mich zumindest… einfach das Wunderbarste auf der ganzen Welt.“ Moe nickte.

„Ja, du hast recht.“ Sie fuhr nach einer Pause fort: „Wollen Seiji und du eigentlich jetzt neue Babys, nachdem ihr ja nur noch ein Kind habt…?“ Kanae senkte den Kopf und schüttelte ihn dann sanft.

„Nein, wir werden keine Babys mehr bekommen. Jedes Baby würde mich nur an Naoya erinnern und ich… … ich fürchte, wenn ich in einem Kind ein anderes, verlorenes Kind sehe, hat dieses Kind das nicht verdient, so unfair behandelt zu werden. Niemand kann Naoya ersetzen und ich würde mich jedem Baby gegenüber schuldig fühlen. Das Kind würde spüren, dass es als Ersatz angesehen wird. Kinder spüren… oft viel mehr Dinge, als wir Erwachsenen annehmen wollen.“
 

Satoya kam, in dem Moment fing das Baby auf dem Boden an, dem zweiten Baby an den Haaren zu ziehen.

„Argh!“ schrie Moe, gab Kanae kurzer Hand das Kind, das sie auf dem Schoß gehabt hatte, und nahm das nächste massakrierte Baby hoch, während der offensichtlich streitsüchtige Yunosuke dreckig lachte und an seinen Fingern zu lutschen begann.

„Das war aber nicht sehr nett, Yunosuke,“ sagte Kanae tadelnd zu ihm, „Willst du dem armen Junya etwa eine Glatze verpassen?!“ Moe schüttelte den Kopf und Yunosuke gefiel es ganz gut, so viel Aufmerksamkeit zu bekommen, während Moe jetzt Junya und Kanae Takuma auf dem Schoß hatte. Die Nanny namens Oki betrat völlig außer Atem gefolgt von Satoya die Stube.

„Ich habe mich… so sehr beeilt wie ich… konnte, Uchiha-sama!“ keuchte sie Moe entgegen und nahm jetzt Yunosuke hoch, der als Einziger noch am Boden saß.

„Yunosuke massakriert wieder alle,“ sagte Moe zu ihr, „Danke für deine Mühe, Oki. Aber irgendwas musst du mal mit ihm machen, dass er aufhört, seine Brüder zu ärgern!“

„Das Erziehen der Kinder ist eigentlich nicht Okis Aufgabe, Moe,“ gab Satoya dumpf zu hören, schenkte seiner grünhaarigen Frau einen kurzen Blick und wendete sich dann an Oki: „Abermals danke für Ihre Mühe, Oki-san. Moe, geht am besten mit den Kindern raus hier, wie soll der arme Masami sich so erholen?“

Moe und Oki verließen mit den Drillingen die Stube, nachdem Moe Kanae Takuma abgenommen hatte. Kanae erhob sich mit einer höflichen Verneigung.

„Ich danke euch für eure Mühe…“ sagte sie leise, „Ich… wollte nicht stören, Satoya, du bist sicher beschäftigt-… ich… es ist nur wegen Masami, er ist-…“

„Ist schon okay,“ machte Satoya mit einem kurzen Lächeln, „Oki hat mir schon alles erzählt. Diese Frau hat ein fotographisches Gedächtnis, sie merkt sich alles, was sie einmal gehört hat, glaube ich.“

„Ich wusste gar nicht, dass ihr eine Nanny habt!“

„Hmm, ja. Moe kommt alleine nicht mit drei Babys klar, verständlich, sie hat ja auch nur zwei Arme. Aber manchmal glaube ich, Moe denkt, dass wir eine Nanny haben heißt, sie müsse gar nichts mehr machen – das würde ihr bestimmt gefallen, keinen Finger rühren und dafür den Rest des Lebens chillen! Dazu fehlt uns nur noch ein Allround-Bimbo… ach, Moe ist ´ne faule Socke und ehrlich gesagt bin ich in letzter zeit etwas… … na ja… mh… läuft gerade nicht so toll hier.“ Kanae machte ein besorgtes Gesicht.

„Ihr streitet euch?“

„Nein, es ist nur – ach, ist auch egal. Masami und seine Augen also mal wieder, ja?“

„Ja!“ wechselte Kanae mit das Thema und kniete sich neben die Couch, auf der ihr Kind immer noch schlafend lag.

„Pass auf,“ sagte Satoya, „Dieses mal verarscht er uns nämlich nicht.“

„V-verarscht?“ fragte Kanae verwundert, als Satoya eine kleine Flasche mit Mini-Tabletten aus seiner Hosentasche zog.

„Ich bin immer noch nicht ganz davon überzeugt, dass er keine Sharingan hat. Deshalb hab ich das hier mitgebracht.“ Er zeigte auf die Flasche. „Die Pillen regen den Chakrafluss an und erzwingen quasi das Schmieden. Er wird also die Sharingan, die er mit Sicherheit hat, aktivieren, egal, ob er will oder nicht.“

„S-sowas gibt’s?!“ fragte Kanae verblüfft.

„Erfunden hab ich die nicht, ich weiß auch nicht. Ich hab mich im Krankenhaus mal schlau gemacht, wie wir uns wegen der Sharingan vergewissern können.“

„Und was tun wir, wenn er wirklich Sharingan hat?“ machte Kanae, „Das… … das ist doch nicht schlimm für ihn…?“

„Na ja, er ist noch extrem jung für Sharingan, ich kann dir nicht sagen, ob das seinen Augen besonders guttut – ich meine, offenbar ja nicht, wie es aussieht, gesund ist das nicht, was er da hat.“ Die Frau nickte und nahm die kleine Flasche mit den Pillen verwundert entgegen.

„Was soll ich damit?“

„Wir werden mit samt Masami und den Pillen zu Nishiki gehen,“ verkündete Satoya ernst.

„Zu Nishiki? Wieso das?“

„Weil der Byakugan hat und das Chakra sehen kann. Ich kann es vielleicht wahrnehmen, aber nicht sehen. Es gibt da… noch Sachen, die ich geklärt haben will. – Ich hoffe, das geht okay, Kanae?“

„Ja, klar, aber sollen wir Masami bis zu Nishiki tragen?“

„Nein, wir warten ganz entspannt, bis er wieder aufwacht. Kann ich dir was anbieten? Tee? Kekse?“ Kanae musste leise lachen, bevor sie sich wieder erhob.

„Du bist süß… Moe hat mir auch schon Tee gemacht, danke. Aber… einen Keks nehme ich!“

„Ich finde es immer wieder komisch, dass du Kumikos Schwester bist,“ verkündete er, als er ging und mit einer Dose Kekse zurückkehrte, aus der Kanae sich bediente. „Du bist so gut erzogen und höflich und deine Schwester ist so… … anders, meine ich…“

„Kumiko ist schon etwas komisch, stimmt,“ lachte Kanae, „Ich meine, sie ist meine Schwester, ich mag sie. Aber manchmal kann ich auch nur den Kopf schütteln…“
 

––
 

Als sie endlich bei Nishiki eintrafen, war eine Stunde vergangen. Masami war wieder wach, aber seine Augen brannten noch immer und er bemühte sich, es zu ignorieren und nicht ständig zu reiben; immerhin wollte er seiner Mutter keine unnötigen Sorgen machen.

Nishiki war sehr beschäftigt im Hyuuga-Anwesen. Vor allem als neues Oberhaupt – oder zumindest baldiges Oberhaupt, da Hiashi Hyuuga wirklich sehr alt war – musste er dauernd präsent sein, hier etwas unterzeichnen, dort etwas unterzeichnen und dabei noch eine dreijährige Tochter und ein ein halbes Jahr altes Baby mit sich herumschleppen. So gewappnet erschien der Blonde den Besuchern im Anwesen, eine Babytragetasche vor der Brust, in der das blonde Baby Akira schlief, das Chidori im Winter geboren hatte, hinter jedem Ohr einen Kuli, in der Tasche Zettel und an der rechten Hand die laut schreiende Tochter Sae.

„Du liebe Güte!“ machte Kanae, während Masami ungläubig auf Sae starrte, die aus vollen Lungen brüllte und grölte. Als er sie fragte, wieso sie so schrie, grölte sie ihn an:

„ICH SINGE! ICH BIN GUT GELAUNT! HAHAHA!“ Masami zog nicht ganz überzeugt eine Augenbraue hoch und wagte nicht weiter nachzufragen. Er hatte eine sehr komische Cousine. Wie lieb doch dagegen Yashiru, Namie und Mikoto waren!

„Sae, sing etwas leiser, wir müssen wichtige Sachen besprechen!“ mahnte Nishiki seine Tochter. „Geh bitte in dein Zimmer!“

„NA GUT!“ brüllte Sae und hopste grölend davon: „AAALLE VÖGEL SIND SCHO-HON DAAA…!“

„Die liebe Güte!“ machte Kanae erneut und fasste nach ihrer Wange.
 

In einem der tausend Räume des riesigen Hyuuga-Anwesens fanden sich dann Nishiki mit seinem Baby, Satoya, Kanae und Masami ein.

„Dass der kleine Akira nicht taub wird von dem Gebrüll seiner Schwester,“ bemerkte Masami, und Nishiki musste lachen.

„Ja, ich frage mich auch langsam, wieso ich noch hören kann. Großvater Hiashi-sama ist schon fast taub, weil Sae ihm jeden Tag Lieder vorsingt, weil sie meint, das freue ihn – ich bin mir nicht so sicher, ob ihn das freut, aber er spricht ja nicht mehr so viel, wisst ihr? – Nun… was kann ich für euch, ähm, tun?“

„Deine Byakugan benutzen, wenn Masami das hier kriegt,“ antwortete Satoya und zeigte auf das Fläschchen in Kanaes Hand. Masami runzelte die Stirn.

Oh-oh. Das klang nicht gut.
 

„Was ist das, Kaa-san?“ fragte er, und Kanae streichelte seine Haare.

„Schatz… wir wollen testen, ob dein Körper wirklich keine Sharingan entwickelt hat. Dafür sind die.“ Sie nahm eine Pille und hielt sie vor seinen Mund. „Ich weiß, du sagst, du hast keine, Schatz. Aber wir wollen ganz… sicher gehen. In Ordnung, Masami?“

Masami beobachtete die kleine Pille, bevor er nickte und brav den Mund öffnete.

„Natürlich, Kaa-san!“ Er nahm die Tablette in den Mund und spürte, wie er von drei Erwachsenen angestarrt wurde. In der Stille des Raumes hörte er in der Ferne Sae grölen. Er glaubte zu hören, wie sie ‚sang‘:

„Ein Vogel wollte Hochzeit feiern in dem grünen Wa-hal-deee…!“

Er dachte, dass Sae wohl Vögel mochte, weil sie ständig von ihnen sang, während er spürte, wie seine Augen stärker brannten und jetzt heiß wurden, in dem Moment, in dem er die Tablette wohl oder übel herunterschlucken musste und damit sein Geheimnis preisgab.

Das machte nichts. Er hatte die Erwachsenen unterschützt und würde das sicher nicht noch einmal tun. Im Prinzip war es sogar gut, wenn sie es jetzt wussten… dann war es geklärt und dann war Ruhe im Karton.
 

So gut wie.
 

Kanae zuckte unwillkürlich zusammen, als sie sah, wie die Augen ihres Kindes tatsächlich feuerrot aufflammten und wie er mit dem Stolz eines geschlagenen Kriegers den Kopf hob und Satoya direkt ins Gesicht blickte, als wolle er sagen:

Okay… du hast mich erwischt. Hut ab, Onkel Satoya.
 

„Er hat… wirklich Sharingan…!“ machte Kanae verwirrt, während Nishiki Masami mit aktivierten Byakugan beobachtete und dir Stirn runzelte.

„Und was für welche, du meine Güte!“ murmelte er, „Das… …“ Er brach ab und weitete nur abermals die Augen, während er starrte. Satoya sagte nichts, seufzte aber dann.

„Die Wirkung der Pille lässt in ein paar Sekunden nach, Masami. Dann kannst du sie wieder deaktivieren. Dann sind deine Augen also tatsächlich überreizt von den Sharingan, die du offenbar auch… einsetzt…“ Masami deaktivierte die Sharingan, rieb sich kurz die jetzt noch heftiger juckenden Augen und seufzte auch.

„Einsetzen, Onkel Satoya? Ich habe nur ausprobiert, ob sie funktionieren, und ich konnte Bewegungen voraussehen.“ Er warf einen Blick auf den immer noch starrenden Nishiki und lächelte. „Alles in Ordnung, Oji-sama? Die Show ist vorbei, du darfst deine Byakugan ruhig auch deaktivieren… denke ich.“

„Ja, du hast recht,“ machte Nishiki perplex und tat wie ihm geheißen, um einen skeptischen Blick von Satoya zu fangen, den er prompt erwiderte.

„Vielleicht ist es besser, wenn Masami einige Tage zu Hause bleibt und sich erholt,“ riet Satoya Kanae, „Kein Kindergarten, keine Verabredungen. Verstanden, Masami-chan?“

„Ja, Oji-san,“ machte Masami nickend, „Ich fürchte, ich war zu fasziniert, um aufzuhören, und habe es etwas übertrieben.“ Er blickte zu seiner immer noch etwas verwirrten Mutter und ergriff dann ihre Hand. Sie war ganz kühl. „Kaa-san… …“

Kanae senkte langsam den Kopf.

„Wir gehen jetzt heim,“ erklärte sie leise, bevor sie sich von Satoya und Nishiki mit einem Kopfnicken verabschiedete und dann mit Masami den Raum verließ. „Ich danke euch, Nishiki, Satoya.“
 

Die beiden Männer blieben im Raum stehen. Baby Akira quakte in seiner Tragetasche. Nach einer Minute öffnete sich eine Hintertür des Raumes, aus der erstaunlicherweise Shiemi kam und das Zimmer betrat.

„Okay,“ sagte sie zu ihrem Bruder und ihrem Schwager, „Kurz und bündig, bitte. Genjutsufähig?“

„Würde ich annehmen,“ machte Nishiki dumpf.

„Ich halte das immer noch für leicht… abstrus,“ murrte Satoya mit verschränkten Armen, „Ihr unterstellt einem vierjährigen Kind, zwei Gleichaltrige ermordet zu haben? Masami ist zwar hochbegabt und seinem Alter weit voraus, aber warum sollte er denn zwei Kinder umbringen?“

„Pff,“ machte Shiemi, „Ich bin nicht behindert, Satoya, und ich glaube, Masami möchte uns gerne für behindert halten, indem er uns ohne rot zu werden anlügt. Der Kleine ist ein Schlitzohr, und ich habe keine Paranoia. Dass er Sharingan hat, beweist ja nicht, dass er die Kinder echt umgebracht hat – jeder aus dem Clan mit Sharingan hätte das gekonnt und sicher auch aus anderen Clans! Wir sind nicht der einzige Genjutsu-Clan hier. Aber verdächtig macht es ihn auf jeden Fall, vor allem, weil er kurz nach den Opfern am selben Kiosk auftauchte und deren eingekaufte Bonbons hatte, die er rein zufällig gefunden hat. Außerdem haben die beiden Mikoto immer geärgert, habe ich herausgefunden… Grund hatte er also genug.“

„Ja,“ bestätigte Satoya das, „Aber jeder, dem kleine Kinder voll auf die Nerven gehen, hätte einen Grund.“

„Ich bin noch etwas verwundert…“ machte Nishiki unsicher, „Das Chakra hinter seinen Augen war… echt krass. Krasser als bei Chidoris Sharingan, und die ist eine erwachsene Frau! Und er ist vier, wohlgemerkt. Ist euch beiden klar, was für ein… oberkrasses Hypertalent der Lütte ist, wenn er mit vier Jahren Sharingan hat, die mehr Macht haben als die seiner erwachsenen Tante? Ich meine, außer Chidoris Sharingan habe ich keine von euren beobachtet… aber der eine Vergleich reicht mir schon.“

„Hm,“ machte Shiemi nickend, „Ich werde die Sache im Auge behalten. Etwas komisch ist das ja schon, was hier passiert.“

„Und was sagt Seiji dazu, dass sein Sohn vielleicht Menschen getötet hat?“ wollte Nishiki wissen, und Shiemi seufzte.

„Ich hab nichts zu ihm gesagt. Ich glaube, der ist im Moment fertig genug…“
 

––
 

Seiji saß schweigend an seinem Schreibtisch in der Zentrale und stützte den Kopf auf eine Hand, den Ellenbogen auf den Tisch gestützt. Mit der freien Hand hielt er einen Kuli und malte damit gedankenverloren Kreise auf ein leeres Papierblatt. Mal links herum… mal rechts herum… und rum und rum.

Das ging immer so weiter.

Wie dieses Familiendrama, das ihn so ankotzte und es mit jeder Sekunde mehr tat.

Wieso konnte es bei ihnen nicht laufen wie in normalen Familien? Ein Mann heiratete eine Frau, sie bekamen Kinder, die Kinder wurden groß und heirateten selbst und bekamen wieder Kinder. Die Eltern wurden alt und starben eines Tages, weil sie alt waren. Aber ihre Kinder hielten sie in Ehren und erzählten ihren Kindern und Enkeln von ihnen, und deren Kinder würden dasselbe auch einmal tun.

So sollte es sein.

Seiji dachte sich, falls er jemals ein alter Mann sein sollte – wenn er nicht vorher draufging, was er stark annahm… – was sollte er seinen Enkeln erzählen?
 

„Damals, als mein Onkel Itachi den ganzen Clan brutal abschlachtete…“

„Damals, als mein Vater sich an seinem Bruder rächte und ihn tötete…“

„Und damals, als mein Bruder meinen anderen Bruder ermordete, um die Mangekyou Sharingan zu bekommen…“

„Einst, als ich selbst meinen Neffen, den Sohn meines Bruders, mit eigenen Händen eiskalt zerfetzte…“

„Damals, als irgendjemand euren Onkel Naoya umgebracht hat…“
 

Seiji stöhnte. Er bekam Kopfschmerzen von zu viel des Denkens an diese furchtbaren Zeiten.

Als die Tür aufging, rührte er sich nicht. Aber er sah dank der Spiegelung in der Fensterscheibe, dass es Sanosuke war, der zu ihm kam.

„Was willst du, Nii-san? Ich arbeite.“

Sanosuke seufzte.

„Du arbeitest? Malst du die DNA des Eisenmannes auf, oder was?!“ empörte er sich mit Blick auf die Kringel, bevor er Seiji Blatt und Stift wegnahm und sich vor ihn und den Tisch hockte. „Jetzt hör mal auf, hier rumzuschmollen, davon findest du den Mörder auch nicht und Naoya wird auch nicht wieder aufstehen!“

„Du hast eine grauenhafte Art, respektlos von den Toten zu sprechen… ich schmolle nicht, Nii-san. Ich versuche, nachzudenken. Also geh bitte und… lass mich allein.“

„Das ist ja das Problem,“ machte Sanosuke, „Du willst immer alleine sein! Seiji, du machst dich selbst wahnsinnig mit diesem Arbeitswahn. Und du machst mich langsam auch wahnsinnig! Du bist am Ende deiner Kräfte, du bist fertig! Also verdammt, nimm dir endlich frei und ruh dich aus! Okay?“

„Was weißt du denn?“ stöhnte Seiji, „Ich bin nicht am Ende meiner Kräfte! Mir geht’s großartig! Ich brauch nur ´nen Kaffee, dann bin ich wieder wach…“

„Vergiss es!“ hielt sein Bruder ihn energisch auf, als er sich erheben wollte, und Seiji starrte ihn an, als er seinen Arm packte und ihm ins Gesicht sah. „Merkst du das… gar nicht, wie du dich hier eingräbst in Arbeit, die jetzt nicht mal gemacht werden muss? Merkst du nicht, wie… wie egoistisch das ist?!“

„Egoistisch?!“ stammelte Seiji und wurde beunruhigend blass.

„Ja, egoistisch! Nicht nur, dass du die ganze Zentrale mit deinem Friedhofs-Blick nervst, verdammt, Seiji – du hast ein Kind verloren, das ist grausam! Aber du hast auch noch einen Sohn, der lebt, und eine Frau, die dich mehr als alles andere liebt und nur für dich und Masami so stark ist! Und was ist mit ihnen? Du lässt Kanae alleine, du lässt sie und Masami immer alleine, statt sie zu stützen und ihr zu helfen, die Trauer zu überwinden! Hast du mal daran gedacht, dass es für Kanae vielleicht noch schlimmer ist, Naoya verloren zu haben? Weißt du… eigentlich, dass sie die Kraft aufbringt, für sich selbst, dich und Masami gleichzeitig stark zu sein und stramm zu stehen?! Das hält sie nicht ewig durch, eines Tages wird sie zusammenbrechen, weil sie alles ganz alleine tragen und tun muss!“

Seiji starrte ihn aus riesig geweiteten Augen an und erzitterte, als Sanosuke den Kopf senkte.

„Was meinst du, wie das bei uns war? Als Yusaku gestorben ist… haben Haruka und ich es gemeinsam überwunden, wir haben uns gegenseitig festgehalten und uns gegenseitig gestützt. Und hätten wir das nicht getan, wären wir beide daran zerbrochen! So wie du gerade jetzt… und wenn du so weiter machst, wird es nicht mehr lange dauern, bis Kanae genauso daran zerbricht. Sie lächelt zwar immer und ist höflich, aber jeder von uns sieht, wie fertig sie ist, wie erschöpft sie ist und sehr die Traurigkeit sie von innen heraus auffrisst. Alle sehen das, nur du offenbar nicht, der das am meisten sehen müsste! Seiji, ich bitte dich… nimm dir verdammt noch mal Urlaub und kümmere dich um deine Familie, statt hier den Emo zu spielen. Kanae und Masami brauchen dich mehr als die Arbeit.“ Er hob den Kopf wieder, um in Seijis Gesicht zu sehen, doch der hatte den Kopf abgewendet. Sanosuke beobachtete, wie sehr sein kleiner Bruder jetzt zitterte, und als er Seijis Arm losließ, fuhr der sich mit den Händen über das Gesicht. Er weinte.

„V-verdammt, ich… ich weiß das doch!“ schluchzte er, „Ich… bin ein Scheißkerl… ich sollte bei ihr sein und n-nicht… hier… ich sollte für sie da sein… so, wie sie immer für mich da ist!“

„Ja,“ machte Sanosuke, „Wieso gehst du dann nicht zu ihr? Geh nach Hause, ey. Ich bin dein Chef, ich befehle es dir. Entweder du gehst, oder ich feuer dich!“

„Das ist nicht sehr fair!“ murmelte Seiji, erschauderte und fuhr sich erneut über das Gesicht, „Ich… i-ich… t-tut mir leid, Nii-san…“

„Ja, heul nur,“ erwiderte Sanosuke, „Hauptsache, du gehst zu Kanae und Masami! Ich weiß, du hast ihr versprochen, den Typen zu schnappen, aber… ich glaube, Kanae würde es viel glücklicher machen, wenn du jetzt bei ihr wärst und den Typen später fängst! Und Masami… soll der etwa ohne Vater aufwachsen, weil sein dummer Vater sich lieber in Arbeit verschanzt und so tut, als gäbe es keine äußere Welt?…“
 

––
 

Seiji war noch nicht da, als Kanae am Abend Masami ins Bett brachte. Der Kleine war noch immer etwas maddelig und rieb sich ab und zu noch die schmerzenden Augen. Als seine Mutter ihn ordentlich zugedeckt und das Licht ausgeknipst hatte, beugte sie sich noch einmal über ihn und streichelte zärtlich seine Wange. Masami sah sie an.

„Es tut mir leid, Kaa-san,“ versetzte er, und Kanae legte den Kopf schief.

„Was tut dir leid?“

„Dass ich euch angelogen habe. Ich habe es nicht böse gemeint. Ich wollte nur nicht, dass du dir noch mehr Sorgen machst…“ Kanae strich ihm wieder durch die schwarzen Haare.

„Ich verzeihe dir, mein kleiner Liebling,“ erklärte sie ihm lächelnd, „Aber ich finde es sehr gut, dass du dich entschuldigst. Lügen ist… nicht sehr höflich, Masami. Wie lange hast du die Sharingan denn eigentlich schon?“

„Seit ein paar Wochen,“ sagte er schuldbewusst. „Wenn ich das nächste Mal ein neues Jutsu lerne, lasse ich es euch wissen, versprochen.“ Kanae lachte.

„Ich hab dich lieb,“ flüsterte sie, stand auf und ging zur Tür. Sie sah noch mal auf ihn herunter und ihr Blick wurde trüb. „Ich hab dich wirklich… sehr, sehr lieb, Masami. Schlaf schön, mein Schatz.“

„Du auch, Kaa-san,“ erwiderte das Kind glücklich, bevor Kanae das Zimmer verließ.
 

––
 

Als Seiji nach Hause kam, war Kanae selbst gerade auf dem Weg ins Bett zu gehen. Sie schenkte ihm einen großen, erfreuten Blick, als er die Haustür hinter sich schloss.

„Seiji-kun…“ begrüßte sie ihn, „Du warst aber lange weg heute… du hast viel verpasst!“

„Du auch,“ machte Seiji, „Der Eisentyp ist tot und-… ach… das kann ich dir auch wann anders erzählen. Tut mir leid, dass ich spät bin. Ich… … ich wusste nur nicht genau, was ich sagen sollte…“

Kanae sah ihn an und lächelte verwirrt.

„W-was du sagen sollst? Wieso?“

„Ich muss mich bei euch beiden entschuldigen, dass ich… so wenig da war…“ murmelte er, und sie weitete erstaunt darüber die Augen.

„Seiji-kun…“

„Es tut… mir leid, Kanae!“ Sie beobachtete voller Erstaunen, wie er sich vor ihr verneigte, als würde er sie für ein grausiges Verbrechen um Verzeihung bitten. Als er sich wieder aufrichtete, fiel sie ihm schon um den Hals und drückte sich an ihn. Seiji starrte sie verwirrt an. „Ähm – Kanae?!“ machte er hilflos, als er spürte, dass sie erzitterte… und hörte, dass sie schluchzte. „K-Kanae! W-wieso weinst du…? Hab ich etwas… falsch gemacht? Ich bin jetzt da-… ich bin da und ich bleibe jetzt auch erst mal da! Versprochen!...“

„Ich… liebe dich…“ flüsterte sie, und er stockte verwundert.

„Wie?“

„Ich liebe dich… ich weine nur, weil ich mich freue, dass du hier bist und… w-weil ich dich so vermisst habe…“ Sie vergrub das Gesicht in seiner Schulter und umschlang mit beiden Armen seinen Nacken, als sie spürte, wie er endlich ihre Umarmung erwiderte.

„Ich hab dich doch auch vermisst, Kanae. Es… tut mir leid, ich… hätte nicht so sein sollen, wie ich war. Du bist nur ein Mensch… wir alle sind letzten Endes nur Menschen und haben unsere Grenzen.“

„Ja…“ wisperte sie, „Und vor allem brauchen wir Menschen Liebe, Seiji-kun… ab und zu brauchen… wir eine… zärtliche, liebevolle Umarmung und die Wärme eines anderen Menschen…“ Er sah sie an, als sie ihren Kopf hob und das hübsche, jetzt wieder lächelnde Gesicht ihm zuwandte. Verblüfft stellt er fest, dass es ihr altes Lächeln war – das Lächeln, das er so liebte an ihr, das sie vor Naoyas Tod gelächelt hatte.

Das Kanae-Lächeln.

Sie hob eine Hand und strich liebevoll durch seine schwarzen Haare, als sie wisperte:
 

„Ich liebe dich so sehr dafür, dass du hier bist… Seiji-kun…“
 

Er wollte nichts mehr sagen. Er wollte nicht irgendwas sagen und damit die Stimmung versauen, deswegen sagte er nichts und küsste sie einfach. Er hatte sie lange nicht mehr so geküsst, fiel ihm dabei auf, als sich ihre Lippen so sanft und zärtlich wie eine kleine Blume im Frühling berührten und sich gegeneinander bewegten wie sich im Wind wiegende Gräser.

„Ich liebe dich auch, Kanae,“ sagte er dann, als sie den Kuss lösten, und sie lächelte erneut.

„Ich weiß,“ entgegnete sie zu seiner Überraschung, während sie wieder seine Haare und danach seine Wange streichelte. „Daran habe ich… auch keinen Moment gezweifelt, Seiji-kun.“ Sie hauchte einen zärtlichen, kurzen Kuss auf seine Lippen, bevor sie sich abermals von ihm löste und zwei Schritte auf die Treppe zuging. „Lass uns ins Bett gehen… Seiji-kun…“ Ein verschmitztes Lächeln umspielte ihre hübschen Lippen, als sie sprach, und er wurde gegen seinen Willen leicht rot.

„Jaah…“ machte er dann gedehnt und nahm ihre Hand, „Hast recht, es ist spät. Wir sollten schlafen…“ Als er neben ihr war und ihr einen Blick zuwarf, kicherte sie wie ein kleines Mädchen.

„Du willst mich wohl veräppeln…?“ flüsterte sie verschwörerisch, und er machte ein gespielt verwirrtes Gesicht, während sie hinaufgingen.

„Würde ich nicht wagen, Kanae.“

Sie lächelte abermals und ging ihm voraus ins Schlafzimmer. Er schloss die Tür hinter ihnen beiden und kaum hatte er das getan, spürte er, wie sie ihn sanft umarmte.

„Ich weiß…“ sagte sie leise, „Würdest du nie!“

Er musste auch lächeln, sah zu ihr herunter und strich dann zärtlich mit zwei Fingern über ihre warme, weiche Wange. Nie hatte er weniger Zweifel daran gehabt, dass Kanae der liebste Mensch der Welt sein musste, als in diesem Augenblick. Und er liebte sie so sehr…

Sie streckte sich, um ihn zu küssen, und verfesterte glücklich die Umarmung, die er jetzt auch erwiderte und mit den Händen sanft ihren Rücken zu streicheln begann.
 

Das mit den Sharingan konnte sie ihm danach erzählen…
 

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Booyah, Masami hat SHARINGAN! XDD SO eine Überraschung und ich denke das haben eh alle geahnt XDDD hahaha und der Eisenmann ist tot! Booyah! XD

Achja, da gabs eine Anspielung die vllt nicht alle gecheckt haben XD:
 

„Sie beide starben an Herzversagen. Und zwar auf die Sekunde genau im selben Moment.“

„Oh nein, es ist Kira!“
 

Alle die Death Note kennen kapieren das^^' Für den Rest, "Kira" ist die japanische Umschrift des englischen Wortes "Killer", der Hauptchara in Death Note nennt sich selbst so und er lässt immer alle leute an Herzversagen sterben XD
 

Und... Sae ist voll doof XDDDD

Schlechtes Wetter

Elf Jahre später.
 

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Der Sommer war schlechter als die in den Jahren davor es gewesen waren. Es regnete oft und es war für Sommer relativ kühl in Konoha. Jetzt war es September und der Sommer war beinahe wieder vorbei. Der Sommer, der fast keiner gewesen war.

An einem nicht ganz so verregneten Tag standen zwei kleine Genin vor dem Hokage-Gebäude mit Gesichtern wie sieben Tage Regenwetter. Und vor ihnen stand eine Frau mit kurzen, rosa Haaren und der typischen grünen Jounin-Weste, die Arme in die Hüften gestemmt.

„Ihr seid mir echt zwei hirnamputierte Spacken!“ tadelte Chidori Hyuuga-Uzumaki (die ihren Nachnamen überaus lächerlich fand und sich nur Uzumaki nannte) ihre Schüler erbost. „Und jetzt fangt bloß nicht an zu heulen, Souya, Mashuu, klar?!“

„Sensei, w-wir wollten doch-… es war doch ein Unfall…“ stammelte der eine der beiden Jungen, der schwulerweise violette Haare hatte und eine knallrote Jacke trug, die sich extrem mit seinen lila Haaren biss. Auf der Vorderseite seiner Jacke war das Symbol des Nara-Clans zu erkennen.

Chidori schnitt ihm das Wort ab.

„Fresse! – Wie bringt ihr es fertig, innerhalb eines – na ja fast zwei… Monaten eure Teamkameradin krankenhausreif zu trainieren?!“

„Ey, das ist nicht fair, Chidori-sensei!“ schnaubte der Lilahaarige jetzt empört, „Sie hat die Shuriken nur nicht richtig abgeblockt! Das Abblocken war doch der Sinn des Trainings!“

„Ah ja,“ machte die Lehrerin ironisch, „Und mit rollenden Baumstämmen überrollt habt ihr sie natürlich auch nur, weil sie zu dumm war, nicht, Mashuu?“ Mashuu fuhr sich durch die violetten Haare.

„Wir haben sie nicht überrollt, wir haben versucht, das Gleichgewicht zu halten, und sie hat die Übung nicht gepeilt und hat sich mit Chakra an ihrem Baumstamm festgeklebt, deswegen ist sie natürlich hingeflogen und den Berg runtergerollt!“

„Was auch immer,“ mischte der zweite Junge sich ein, der sich offenbar nicht sehr wohl fühlte in seiner Haut, „Es tut uns leid, es war keine Absicht, Tantchen. Äh, Sensei.“

„Ja, cool,“ machte Chidori gespielt fröhlich, „Dank eurer Fürsorge eurer Teamkameradin gegenüber haben wir jetzt keine mehr, weil die Dame drei gebrochene Rippen, ein gebrochenes Bein und eine Gehirnerschütterung hat – oh, nicht zu vergessen, dass ihr ganzes Gesicht aussieht wie ein Vulkankrater dank deines total gut gezielten Gokakyuu no jutsu, Souya!“ Der zweite Junge, Souya, senkte zutiefst beschämt den Kopf mit den pechschwarzen Haaren, die Hände tief in den Hosentaschen vergrabend.

„G-Gomen nasai, Sensei.“

„Herr Gott!“ stöhnte die Frau vor ihm, „Also, um es kurz zu machen. Zu zweit könnt ihr in einem Monat auch nicht zur Chuuninprüfung! – Und eigentlich glaube ich, selbst zu dritt könntet ihr das nicht, wenn ihr Pfeifen euch lieber gegenseitig grillt! Okay, ihr kriegt gütigerweise eine neue Teamkollegin, Hokage-sama hat zufälligerweise jemanden übrig, der in euer Team kann!“

„Ein Mädchen?“ strahlte Mashuu, und er bekam von seiner Lehrerin eine Kopfnuss, „Au…“

„Lern erst mal, dich wie ein Mann zu benehmen, bevor du an Mädchen denkst, du Spielkind, Mashuu. Ja, ein Mädchen! Hokage-sama ist gerade dabei, alles zu regeln, wenn wir gleich hoch ins Büro gehen, benehmt euch, ihr beiden.“

„Okay, geht klar, Chef!“ rief Mashuu voller Tatendrang und salutierte brav.

„Ja, rührt euch, Männer,“ brummte die Lehrerin nicht ganz überzeugt.
 

––
 

„Das meint Ihr ernst… Mizukage-sama?!“ fragte der immer noch amtierende Hokage Naruto Uzumaki – Chidoris Schwiegervater – sein viel jüngeres Gegenüber erstaunt. Erwähntes Gegenüber betitelte sich mit Mizukage Soma Kouzui von Kirigakure.

„Natürlich,“ meinte der Mizukage amüsiert, „Kiri ist furchtbar. – Na ja, ich arbeite natürlich daran. Abe es ist so einseitig und es gibt nichts als Wasser. Ich halte es für eine gute Idee, meine Tochter für eine Weile hierher zu euch zu schicken. Sie soll lernen, wie es sich zusammen mit und gegen Ninja kämpft, die andere Spezialitäten als Suiton haben, damit sie vielseitige Talente entwickelt. Vielleicht handelt es sich um ein Jahr, vielleicht auch um mehr, mal sehen, würde ich sagen, Hokage-sama.“ Naruto kratzte sich am Kopf und betrachtete den Mann mit den dunkelblauen Haaren. Wenn Kouzui Soma so amüsiert grinste wie jetzt, ähnelte er stark seinem Vater, der zwei Generationen vor seinem Sohn Mizukage gewesen und leider blutrünstig ermordet worden war. Hiromi Soma war ein guter Kerl gewesen… Naruto war froh, dass Kouzui damals das Desaster überlebt hatte. Kouzui war auch ein guter Kerl.

„Nun, und… na ja… zufällig fehlt in einem unserer Genin-Teams gerade einer… Eure Tochter könnte für das Mädchen einspringen, sie wird so schnell wohl leider nicht mehr mitmachen können. Aber ist Eure Tochter denn damit einverstanden?“

„Oh, die freut sich tierisch. Sie ist sehr gesellig und liebt es, neue Leute kennenzulernen. Ich mache mir überhaupt keine Sorgen um sie, wenn ich sie hier lasse, bei Euch ist sie in guten Händen.“

„Natürlich,“ machte Naruto immer noch leicht verwirrt, „Äh, ich selbst kümmere mich um ihre Sicherheit, seid unbesorgt! Sie kann bei meiner Frau und mir wohnen, da unsere Kinder alle ausgezogen sind, ist genügend Platz.“

„Das ist ja toll!“ freute sich der Mizukage, „Dann besiegeln wir das! Wir sehen uns doch sicher bei der Chuuninprüfung sowieso wieder, oder? Ich hole meine Tochter dann herein.“

„In Ordnung, dann kann ich sie auch gleich ihrem zukünftigen Team und der Lehrerin vorstellen.“
 

––
 

Team Chidori betrat das Büro des Hokage, da war der Mizukage mit seiner Tochter bereits wieder dort. Als endlich alle anwesend war, kam eine artige Verneigung von allen Beteiligten, dann starrten die beiden Jungen das Mädchen und das Mädchen die Jungen an. Auch Chidori musterte die Mizukage-Tochter, die ab jetzt wohl unter ihrer Obhut stand.

„Wie cool!“ rief das neue Mädchen in diesem Moment freudig aus, „Hallo! Ich heiße Soma Taki, ich bin dreizehn und komme aus Kirigakure! Ich freue mich, euch kennenzulernen!“

„Du liebe Güte!“ machte Souya geplättet von einer so redefreudigen Teamkameradin.

Taki hatte sehr lange, blaue Haare und schöne, blaue Augen. Sie war ein Stückchen größer als die beiden Jungen (sie war ja auch ein Jahr älter!).

„Hi,“ erwiderte Chidori Takis freundliche Begrüßung, „Ich bin Uzumaki Chidori, die Jungs sagen Chidori-sensei zu mir, ich werde deine Lehrerin sein. Die beiden Spacken hier werden deine Teamkameraden sein. Der Kleine ist Uchiha Souya und der daneben heißt Nara Mashuu.“ Souya nickte höflich, als sein Name genannt wurde, Mashuu bewegte sich nicht. Chidori haute ihm wieder eins über die Rübe. „Mashuu!!“

„Oh, ähm – jaa. Hallo, Taki-chan! Wie ist es, wollen wir mal zusammen essen gehen?!”

„Argh! MASHUU!“ bekam er von zwei Seiten zu hören, nämlich von Souya und Chidori. Naruto im Hintergrund lachte sich scheckig über seinen Enkel; ja, seinen Enkel. Mashuu war Asayos und Yuujis zweiter Sohn.

„Kaum siehst du sie zum ersten Mal, fängst du wieder mit deinem Gegrabe an!“ empörte Chidori sich, „Du kennst das Mädchen nicht mal!“

„Aber darum will ich ja mit ihr essen gehen, dann lerne ich sie doch kennen… …“ nuschelte Mashuu beleidigt. Souya haute sich gegen die Stirn.
 

Taki lachte.

„Oh, wie nett!“ rief sie aus, „Ich gehe gerne mit dir essen, kein Problem! – Äh, lädst du mich ein?“

„W-was?!“ keuchte Mashuu und wurde von einem Moment auf den nächsten so rot wie seine Jacke, „Du w-willst echt?! Oh mein Gott, bisher hat noch nie eine Ja gesagt!“

„Das will was heißen, halt dich von dem fern,“ grinste Chidori neckend, und Taki strahlte ihren Vater an.

„Ist das nicht cool, Paps? Sie wollen mich zum Essen einladen! Das ist sicher gut zum Kennenlernen, gehen wir alle zusammen?“

„Was, M-Moment!“ rief Mashuu verwirrt, als er begriff, wo der Haken war – Souya fing schon mal im Einklang mit Naruto zu lachen an. „I-ich dachte, nur du und ich gehen, Taki-chan…“

„Ich will doch euch alle kennenlernen!“ machte Taki, „Das wird sicher witzig!“ Chidori fing jetzt auch an zu lachen und Mashuu grummelte beleidigt.

„U-und ich dachte, ich hätte endlich mein erstes Date!“ jammerte er, und Chidori klopfte ihm blöd lachend auf die Schulter.

„Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn…“
 

––
 

Die Chuuninprüfung würde zwar erst in einem Monat stattfinden, aber es gab genug zu besprechen deswegen. Es war ein kleines Chuuninprüfung-Organisations-Komitee gebildet worden, das aus einigen Jounin und Sonderjounin bestand. Im Moment stand ein Teil des Komitees auf einer Tribüne der kleinen Arena, in der für gewöhnlich die dritte Runde der Prüfung abgehalten wurde, und starrte resigniert auf die vom Regenwasser überflutete Kampffläche.

„Das ist ja toll,“ sagte der erste der zwei Shinobi, „Wir sollten die Senseis nerven, dass sie ihren Genin allen das Laufen auf dem Wasser beibringen, sonst können wir im Oktober eine Schwimm-Chuuninprüfung machen!“

„Wär doch mal was Neues,“ sagte die Kunoichi der beiden Anwesenden, „Können wir gleich Seepferdchen mit Chuuninprüfung kombinieren.“ Der Junge lachte blöd.

„Ahahaha, glaubst du, die können alle nicht schwimmen?“

„Dieses Dorf züchtet nur Deppen, Fuuya. Klar können die nicht schwimmen!“

„Und was ist mit Souya?! Der ist doch dein Bruder, kann der etwa auch nicht schwimmen?“

„Schwimmen kann er vielleicht, dafür kriegt er nie sein Maul auf. Glaub mir, keiner meiner Brüder eignet sich für die Chuuninprüfung! Einer ist zu trottelig, einer zu schüchtern und die beiden anderen erstens zu klein und zweitens Rotznasen. Und guck mich nicht an, Mashuu ist genauso schlecht wie Souya, Kansuke und die anderen Idioten.“

„Mach meinen Bruder nicht fertig, Mikoto, du bist nicht fair.“

„Ja, dein Bruder, das is‘ er echt. Genauso wenig Peilung von Mädchen wie du.“

„Das war auch nicht fair…“ jammerte Fuuya, und Mikoto zog eine Augenbraue hoch.

„Ich bin sowieso ungerne fair, Fuuya.“ Sie seufzte. „Was sollen wir hier eigentlich? Der ganze Kram langweilt mich, wer hatte diese bekloppte Idee, mich in dieses oberätzende Chuuninkomitee zu stecken?!“

„Na ja, unser Team, nicht nur dich…“

„Team, ach was, stell dich nicht so an,“ murrte sie, „Wo die beiden Pinku-Schlampen sowieso wieder wo anders rumrennen, und wir sind die Idioten, die nichts besseres zu tun haben als die Arena durchzuchecken. – In dem Matsch da unten kann man ganz sicher keine Prüfung abhalten und so wie die Tribünen knarren würde ich da auch niemanden mehr drauf sitzen lassen!“

„Na ja, in einem Monat fängt das ja erst an, das heißt in zwei Monaten ist erst die dritte Runde, bis dahin könnte man ja das Ding restaurieren…?“

„Geile Idee, als ob irgendein Bau jemals rechtzeitig fertig würde,“ stöhnte seine Kameradin genervt, „Gehen wir zurück und langweilen uns bei den anderen Blödis weiter… verdammt, ich bin Jounin und keine Kindergärtnerin.“

„Jetzt sei nicht so maulig, die Kleinen profitieren davon, wenn Checker wie wir alles organisieren,“ grinste Fuuya, als sie sich daran machten, das Gebäude zu verlassen. „Oder schmollst du, weil du eben nie so krass wie Masami sein wirst?“
 

Mikoto drehte sich zu ihm um und sah ihn aus ihren verschiedenen Augen an.

„Masami ist nicht… krass… sondern ein Genie. Du Loser.“
 

––
 

Nara Fuuya war nicht wirklich ein Loser. Seine beste Freundin Mikoto nannte ihn nur gerne so. Wer lila Haare hatte und aus einem Clan voller Faulpelze kam, konnte nur Loser genannt werden, fand das fünfzehnjährige Mädchen. Aber im Widerspruch dazu stand Fuuya Mikoto in kaum etwas nach; sie waren gleich alt und inzwischen beide Jounin; sie hatten gleichzeitig die Akademie abgeschlossen, gleichzeitig die Chuuninprüfung und dann die Jouninprüfung gemacht. Und weil sie alles scheinbar zusammen taten, liefen in Konoha schon Gerüchte um, die zwei wären ein Liebespaar – was natürlich völliger Quatsch war. Mikoto stand darüber, mit jemandem wie Fuuya zu gehen, immerhin war sie eine Uchiha, was sie gerne betonte (wie die Hälfte ihrer Familie ja auch…). Und Fuuya hatte sowieso andere Mädchen vor Augen. Eigentlich alle, die in Frage kamen – und ganz besonders seine eine ehemalige Teamkameradin und deren Schwester.
 

Sehr zu Mikotos Leidwesen, der Fuuyas erfolglose Versuche, bei irgendeiner Frau zu landen, tierisch auf die Nerven gingen, waren auch die Kusagaya-Schwestern Mitglieder des Chuuninprüfung-Koordinations-Komitees und speziell für die zweite Prüfung zuständig. Die beiden Kusagaya-Mädchen waren hübsch, intelligent und sehr beliebt bei den gleichaltrigen Jungen; und für Mikoto waren sie die perfekten Verarschungs-Opfer, allein schon wegen ihrer Namen. Die ältere hieß Momoiro; und genau wie ihr Name waren ihre Haare rosa und fast alles, was sie anhatte, auch. Nomen est omen. Die wenige Minuten jüngere Zwillingsschwester hieß passend zu Rosa Lila – ihr Name war Murasaki. Ihre Haare waren demzufolge auch violett, aber länger als die ihrer Schwester. Da die zwei fast nie getrennt unterwegs waren und so farblich aufeinander abgestimmt waren, kannte die Jugend in Konoha das Gespann auch als Team Pinku. Mikoto machte sich einen riesen Spaß daraus, Fuuya wegen seines Faibles für die Zwillinge aufzuziehen:

„Stell's dir nur mal vor, ja? Du kriegst mit einer von denen Kinder. Du hast lila Haare, sie hat rosa oder lila Haare. Ihr werdet lauter hässliche, pinkhaarige Shellys kriegen, und vor allem, was macht ihr mit einem pinkhaarigen Jungen? Ken? Ach nein, Barbie und Ken haben sich ja getrennt…“

„Hey, deine eigene Großmutter hat pinke Haare!“

„Das ist rosa, das ist was anderes. Und ich hab nie gesagt, dass ich rosa nicht hässlich fände! Gott, bin ich froh, dass schwarz dominant ist!“
 

––
 

Als Mikoto von all dem langweiligen Gerede wegen der Chuuninprüfung zurück nach Hause kam, war Highlife in Tüten.

Auf dem Flur saßen ihre beiden jüngsten Brüder auf dem Boden vor einem sehr großen, weißen Papier, auf dem sie eifrig schrieben. Und ihre jüngsten Brüder waren keineswegs Souya und Kansuke; nein, es waren noch zwei Kinder dazugewachsen, die inzwischen neun waren (Zwillinge!) und auf die Namen Susumu und Shigeru hörten. Zumindest manchmal, wenn sie denn überhaupt auf jemanden hörten.

„Was macht ihr Spacken denn da?“ begrüßte die Schwester die beiden Kleinen, und der eine der schwarzhaarigen Jungs grinste sie frech an.

„Wir machen Pläne für unsere nächsten Streiche!“

„Genau!“ machte der zweite. Mikoto wusste natürlich, wer von ihnen wer war… aber da sie ohnehin ständig ihre Namen tauschten, weil sie es irre witzig fanden, so die Leute zu verwirren, hatte sie es aufgegeben, sie mit ihren Namen anzusprechen. Die einzige, die das konnte, war Haruka… denn wenn die Jungs nicht auf Mama hörten, wurde es schnell ungemütlich.

„Pläne, ah ja,“ machte Mikoto skeptisch, „Wen nehmt ihr denn dieses Mal auf die Schippe?!“

„Die Lehrer in der Akademie, die nervige Nori… hahaha, wir haben immer jemanden, den wir verarschen können!“

„Ja, genau! Und Kansuke! Rate mal, was der wieder gemacht hat! Seine ganzen Finger sind voller Pflaster!“

„Was?“ stöhnte die Schwester – in dem Augenblick kam auch ihr ältester kleiner Bruder, Kansuke, die Treppe herunter. Er hatte tatsächlich an jedem Finger mindestens ein Pflaster.

„Seid nicht so frech!“ tadelte er seine Brüder maulend, „Ihr seid noch nicht mal Genin, hah! Und ich werde bald Chuunin sein! Haha!“

„Ja, aber der dämlichste Chuunin aller Zeiten!“ grinste einer der Zwillinge.

„Susumu, ich warne dich!“ jammerte Kansuke.

„Ich bin Shigeru, mann!“ korrigierte ihn der Bruder.

„Du lügst! Mir auch egal, ich nenne dich jetzt Susumu, basta!“

„Ich höre aber nur auf meinen echten Namen, Nii-chan!“

„Argh… na gut, dann eben Shigeru!“

„Hahaha, angeschmiert, ich bin doch Susumu!“ Kansuke stöhnte und stampfte grummelnd an den Kleinen vorbei in die Küche.

„Ich hasse euch!!“ rief er noch, und die Zwillinge lachten sich halb tot.
 

„Was hast du Vollidiot mit deinen Fingern gemacht?!“ fragte Mikoto, die Kansuke gefolgt war, ihren dreizehnjährigen Bruder.

„Na ja, mich geschnitten.“

„In jeden Finger?! Mit Kunais, oder was, ey?!“

„Nein, mit einem Küchenmesser! Der Griff war so glitschig…“ Mikoto starrte ihn an. Im Hintergrund lachten sich die Zwillinge immer noch kaputt.

„Küchenmesser…“ wiederholte das Mädchen dann ungläubig. Sie hasste diese Familie manchmal. Das war einfach nicht möglich, was für Vollidioten mit ihr verwandt waren! Kansuke, der Trottel, der sich dauernd was brach oder sonst wie wehtat, dann die rotzfrechen Zwillinge, die vor niemandem Respekt hatten…

In der Küche waren die zwei nicht alleine. Die ältere Schwester Namie, jetzt siebzehn, und Souya waren auch da, während Haruka Essen kochte. Sanosuke war noch arbeiten, Yashiru war auf Mission.

„Ja, ein Küchenmesser,“ erwiderte Namie jetzt glucksend und sah Kansuke und Mikoto an, „Uns hat er die Geschichte schon erzählt. Du wirst lachen, was die heute trainiert haben für die Chuuninprüfung, Mikoto.“

„Was?“ machte sie, und Kansuke lachte.

„Wir haben Gemüseeintopf gekocht!“

„… … was?!“ kam es. Die Zwillinge grölten schon wieder los und rollten sich jetzt lachend auf dem Boden herum.

„Jungs, hey!“ rief Haruka wütend, „Reißt euch zusammen, kommt her, es gibt bald Essen!“ Souya machte gerade den Mund auf, um etwas zu sagen, da fiel Mikoto ihm ins Wort:

„Ihr kocht Gemüse?! Wie bitte?!“

„Na ja,“ sagte Kansuke, „So können wir im Wald des Todes überleben, wir können selber Essen kochen! Hahaha! Tsumu-chan kann alle Pflanzen erkennen, ob sie giftig sind, und Negito beschwört das übrige Gemüse und wir können es essen! Haha!“

„Moment – dein Teamkamerad beschwört Gemüse?!“

„Ja, und er heißt auch noch Negito,“ lachte Namie. „Negi wie Lauch!“

„E-er heißt Lauch?!“ empörte sich Mikoto, und die kleinen Zwillinge konnten langsam gar nicht mehr vor lauter Lachen. „Welcher Idiot erfindet Jutsus, die Gemüse beschwören?!“

„Das ist sehr nützlich, immerhin hat er immer was zu essen dabei, außerdem kann er die Feinde mit Karotten voll fertig machen!“ protestierte Kansuke zuversichtlich, „So ein Erbsenhagel ist auch echt unangenehm, als ich Kaiten geübt habe mit den Byakugan, hat er das mal an mir gemacht, das war echt grässlich!“

„Okay…“ machte die Schwester, „Dein Freund beschießt dich mit Erbsen… und ihr wollt Chuunin werden?!“ Sie schnaubte und sah Souya vorwurfsvoll an. „Und was ist mit deinem Team?! Habt ihr auch solche Idioten bei euch, die mit Karotten werfen?!“ Souya seufzte.

„Nein, wir haben gerade ein neues Mädchen bekommen,“ erzählte er, „Sie heißt Taki, sie ist die Tochter des Mizukage! Na ja, und wir gehen heute Abend zusammen essen, deswegen wollte ich eigentlich gleich weg und-…“ Er wurde plötzlich von einer fassungslosen Namie am Arm gepackt und fuhr herum.

„Was?!“ schrie Kansuke auch erschrocken, obwohl ihn niemand anrührte.

„W-was, Nee-san…?!“ stammelte Souya, und Namie sah ihn an – und grinste ihn diabolisch an.

„Mama, hörst du das?! Unser kleiner Souya hat sein erstes Date!“
 

Souya hatte das befürchtet und lief schon mal im Voraus knallrot an, bevor er sich verärgert losriss.

„Doch nicht nur ich und sie!! Mashuu und Tante Chidori kommen doch auch mit, ihr…!!“

„Souya geht mit Mädchen, Souya geht mit Mädchen!“ sangen die Zwillinge und unterbrachen sich mit lautem Gelächter, „Eieiei was seh' ich da?! Ein verliebtes Ehepaar!“

„Ihr seid so bescheuert!“ jammerte der arme Souya zutiefst peinlich berührt, „I-ich hasse euch, ihr seid furchtbar, Susumu und Shigeru!!“ Das Singen der Jungs wurde nur noch lauter, als der große Bruder beleidigt aus der Küche stampfte und die Treppe hinauflief.

„SOUYA PLUS TAKI, HAHAHA!“ grölten sie. Souya brüllte von oben herunter:

„GAR NICHT WAHR!!“, und knallte seine Zimmertür zu. Die kleinen Jungs lachten wieder lauthals los, selbst Namie und Mikoto mussten glucksen.

„Ihr solltet das lassen, Kinder,“ tadelte Haruka alle zusammen, „Wenn ihr bei dem Thema immer so ein Theater macht, traut er sich doch irgendwann nicht mehr, tatsächlich eine Freundin anzuschleppen! Und dann seid ihr Schuld, wenn er nie eine abkriegt…“

„Der Clan ist groß genug,“ sagte Mikoto, „Was soll‘s also?“
 

––
 

Wie viel ruhiger es doch war, wenn die nervigen Zwillinge und Kansuke endlich im Bett waren. Souya war noch weg, aber die beiden Töchter Namie und Mikoto saßen am Abend zusammen mit den Eltern in der Stube.

„Es ist furchtbar,“ machte Sanosuke und fuhr sich mit den Händen über das Gesicht. „Die Chuuninprüfung ist erst im Oktober, und trotzdem machen alle schon so ein Affentheater hier. Und dazu dieses Scheißwetter da draußen…“ Alle blickten zum Fenster, gegen das jetzt wieder der Regen peitschte. Mikoto brummte.

„Hör mir bloß mit dieser doofen Chuuninprüfung auf, Papa!“ meckerte sie, „Das alles ist sowas von nervig! Die Arena ist völlig unter Wasser, da könnten wir statt der Chuuninprüfung eher Arielle, das Musical inszenieren!“ Namie verschluckte sich an ihrem Tee und musste lachen. „Masami und die Kusagaya-Mädels machen irgendwelche kranken Genjutsu-Sachen für die Todeswald-Nummer, und Fuuya und ich dürfen feststellen, dass man diese Arena dringend restaurieren muss! Das ist doch voll gammlig… das mit den Genjutsus ist doch viel spannender…“

„Na ja, der Kusagaya-Clan ist nun mal ein Genjutsu-Clan, die haben natürlich Ahnung davon,“ seufzte Sanosuke, „Und Masami ist doch sowieso so ein Genjutsu-Freak, der kennt sich auch aus. Du, meine Liebe, hast zwar ein Sharingan, aber ich wage zu bezweifeln, dass du so Genjutsu-spezialisiert bist wie die anderen da! Ich wusste gar nicht, dass Masami auch an der Chuuninprüfung arbeitet – ist das nicht… Unterforderung für den armen Kerl?“

„Erstens gehen denen die Leute aus,“ erwiderte Mikoto, „Nachdem in den letzten Jahren so viel Schlamassel in den Prüfungen war und auch diverse Leute krepiert sind, hat niemand mehr Bock, da Prüfer zu sein. Vor allem den Wald des Todes zu beaufsichtigen traut sich kaum noch jemand, weil die Leute da immer blutrünstiger und kränker werden!“

„Oh ja,“ schnarrte Haruka und linste ihren Mann an, „Das kenne ich irgendwoher mit dem blutrünstig und krank!“ Sanosuke räusperte sich verlegen, als er an seine eigene Chuuninprüfung dachte, bei der er auch so diverse andere Genin getötet und von einer riesigen Schlange hatte verspeisen lassen.

„Ja… das Kuchiyose no jutsu mit Schlangen ist inzwischen auch verboten worden hier,“ versetzte er, „Das hat einfach zu viel Ärger gemacht. Papa ist auch der einzige, der noch diese Rolle mit dem Vertrag hatte, letztens als wir da waren, stand die aber schon nicht mehr da, wo sie immer war, er hat sie vermutlich inzwischen vernichtet.“

„Wie auch immer,“ machte Mikoto, „Masami ist Sonder-Jounin. Und er selbst hatte gar kein Problem, da mitzumachen, ist auch mal was Neues, oder?“

„Deswegen waren Momoiro und Murasaki so scharf drauf, den Wald des Todes mit zu beaufsichtigen?“ grinste Namie, „Wo die doch der selfmade Masami-Fanclub sind?“

„Na ja, zumindest der eine,“ addierte Mikoto, „Es gibt noch mehr von diesen bekloppten Clubs, die zicken sich alle gegenseitig an, wer Masami am meisten liebt und wer wohl die besten Chancen hat, voll behämmert. Die losen doch alle ab… als ob Masami was von Mädchen wollte, dem ist doch seine Ninja-Karriere viel wichtiger!“

„Ist das jetzt ein Vorwurf?“ gluckste Namie, und Mikoto trat nach ihr.

„HALLO?! Er ist unser Cousin, du Arschratte!“

„Mädels, Mädels, kriegt euch wieder ein…“
 

––
 

Die Tochter des Mizukage, Taki, schien sich ausgesprochen wohl zu fühlen in Konoha, stellte Chidori fest, als sie einige Tage später am Morgen ihr kleines Team am Treffpunkt vorfand. An dem Tag stürmte es wie verrückt und der Wind peitschte Blätter und Regen durch das Dorf.

„Sieht nicht gut aus heute…“ stöhnte Mashuu verschlafen, als die Lehrerin angekommen war, „Wir sollten heute lieber ´nen Ruhetag machen, Sensei.“

„Ruhetag, wie bitte?!“ fragte Chidori, „Wie siehst du denn aus, hast du zu wenig geschlafen, du Rambo?“

„Hmm…“ stöhnte der Junge nur. Chidori beäugte nicht ganz überzeugt die beiden verpennten Jungen – und dann die völlig hyperaktive Taki.

„Ich weiß nicht, was ihr habt!“ machte das Mädchen fröhlich, „Es ist doch herrlich! Außerdem wollen wir doch zur Chuuninprüfung, also strengen wir uns an, Jungs!“

„Wie kannst du um diese Uhrzeit schon so agil sein, Taki?“ fragte Souya sie verwirrt, „Es ist gerade mal acht!“

„Ihr seid furchtbar, Jungs, ehrlich jetzt,“ machte Chidori und schnaubte Mashuu an, „Du hast ja doch was von deinem Vater und deinem Großvater! Faulpelz! – Ihr kriegt eine Mission, egal, wie das Wetter ist.“

„Großartig, was ist es diesmal?“ fragte Souya.

„Wir bringen eine alte Frau in ein Dorf in den Bergen hier in der Nähe.“

„Bei dem Sturm?“ jammerte Mashuu, „Und wenn ein Baum umfällt und uns erschlägt?!“

„Hahaha!“ lachte Taki völlig gut gelaunt, „Dann landen wir bei eurer alten Teamkollegin im Krankenhaus!“ Alle sahen sie frustriert an und die Jungen räusperten sich extrem verlegen. Chidori gluckste.

„Das war nicht lustig, Taki-chan,“ machte Mashuu bitterernst und blickte das Mädchen an, „Aber… … hab ich dir schon mal gesagt, dass du schöne Haare hast?“

„Halt die Klappe, du Schwerenöter!“ empörte sich Souya grantig, packte seinen Freund am Kragen seiner knallroten Jacke und zerrte ihn energisch hinter sich her, „Los doch, Leute, bringen wir die alte Schachtel nach Hause, bevor der Regen schlimmer wird!“
 

––
 

Die alte Frau ritt auf einem Esel.

Mashuu verkniff sich unterwegs andauernd das Lachen, weil der Esel so eigenartig ging unter dem Gewicht der kleinen und zierlichen Oma. Weil er dauernd gackerte und damit alle nervte, hatte Chidori ihn hinter den Esel als Nachhut zitiert, während sie links von dem Tier und Souya und Taki rechts davon gingen. Während Taki sich fröhlich und ausgelassen mit der Oma unterhielt, mit der sie sich prächtig verstand, schwiegen die anderen die meiste Zeit.

„Sensei…?!“ nölte Mashuu irgendwann verzweifelt, als sie gerade mit dem Esel einen kleinen Bergbach überquerten, „K-kann ich mit euch an die Seite kommen…?“

„Was denn, hast du aufgehört zu gackern?“ fragte Chidori ihn.

„Der Esel stinkt, er hat gepupst, verdammt!“

Souya fing lauthals an zu lachen und kriegte sich fast nicht mehr ein, auch Taki und die alte Frau mussten lachen.

„Na ja, so ein Tier muss auch mal Dampf ablassen!“ verteidigte die Oma lachend ihr Reittier, und Mashuu hustete.

„Ich ersticke… – guckt, Souya lacht auch, jetzt muss er hinten gehen! Hah!“ Ohne weitere Umschweife schob er Souya nach hinten und ging stattdessen nun neben Taki. Chidori hatte sowas geahnt und runzelte die Stirn.

„Na, Taki-chan?“ grüßte der Junge die Mizukage-Tochter da auch schon, „Alles okay bei dir?“

„Klar,“ sagte sie zu ihm und kicherte.

„Ich meine… wenn du müde bist, kann ich dich gerne tragen, haha!“

„Haha,“ machte Souya auch spöttisch von hinten. Taki grinste.

„Oh, das ist aber nett… ich werde darauf zurückkommen, ja, Mashuu-kun?“

Yeah!“ machte er, und sie blinzelte.

„W-was?“ Er räusperte sich verlegen.

„Ich, äh, meinte… ja, natürlich!“
 

––
 

Sobald sie das Dorf auf dem Berg erreicht hatten und die Frau damit heil an ihrem Ziel angekommen war, begann es in Strömen zu gießen. Zudem grollte es düster und bedrohlich über ihnen, sodass Chidori entschied, sich mit der Rückkehr sehr zu beeilen.

„Wir sollten bei einem Gewitter nicht gerade auf dem Berg herumkrackseln, wenn‘s geht!“ bemerkte sie dazu, als die vier Shinobi sich eilig daran machten, im peitschenden Regen den Sandweg zurückzurennen, den sie gekommen waren.

„Sehen Sie?!“ jammerte Mashuu, der sich im Rennen seine Jacke über den Kopf zog, „Wir hätten doch daheim bleiben sollen bei dem Mistwetter!“

„Jetzt können wir‘s auch nicht ändern!“ entgegnete Souya unwirsch, „Lauf lieber zu!“

„Oh nein, seht mal!“ rief Taki plötzlich, nachdem sie etwas gerannt waren, und als alle nach vorne blickten, sahen sie den kleinen Gebirgsbach – der durch den Platzregen zu einem reißenden Fluss mutiert war und sich wütend seinen Weg durch das Geröll bahnte. Krachend donnerten die Wassermassen auf die Felsen, um weiter in die Tiefe zu stürzen.

„Du liebe Güte,“ machte Chidori, als sie am Ufer des Flusses standen, „Der ist aber groß geworden!“

„Zum Überqueren ist der viel zu breit!“ empörte sich Mashuu und fing an, in seinem Rucksack zu kramen, „Aber ich glaube, ich habe schon eine Idee!“

„Vergiss deine Ideen,“ machte Chidori zweifelnd und sah zum grollenden Himmel, wobei ihr eine Menge Regen ins Gesicht klatschte. „Ich kann über den Fluss laufen, ich trage euch eben rüber – Mashuu?!“

„HAHA!“ grölte der Junge, und alle starrten ihn an, als er einen roten Regenschirm hervorzog und ihn aufspannte. „Von dem Wind werde ich hochgeweht und fliege mit samt dem Schirm über den Fluss wie Mary Poppins! Yeah!“ Souya grunzte.

„Wenn du das schaffst, bist du eher Mary Sue… – WAAH?!“ Er fuhr auf, als sein Kumpel plötzlich tatsächlich vom Wind erfasst und in die Luft gerissen wurde, allerdings nur einige Zentimeter – und schreiend flog Mashuu durch die Luft über den Fluss… und der Wind katapultierte ihn samt seinem Schirm direkt in das tosende Wasser.

„Oh nein!“ schrie Chidori, „DU VOLLIDIOT!!“

„Schnell! Ihm nach!“ rief Taki erschrocken, als Mashuu im Wasser strampelnd davongetrieben wurde und laut zu schreien begann.

„OH MEIN GOTT, ICH ERTRINKE! ICH ERTRINKE, TAKI-CHAN!“

„Du spielst nur verrückt!“ rief Souya, als Chidori schon über den Fluss zu rennen begann, um Mashuu wieder aus dem Wasser zu fischen.

„Ach die liebe Güte!“ machte Taki. Zum Glück erwischte die Lehrerin ihren hustenden Schüler schnell, riss ihn aus dem Fluss und warf ihn sich über die Schulter.

„Okay, ihr Pappnasen, und ihr lasst euch jetzt alle brav über den Fluss tragen, bevor ihr auch noch baden geht!“

„Oh nein, der Regen wird immer schlimmer!“ bemerkte Souya, als die zwei übrigen sich an Chidori festhielten und diese sie alle über den Fluss trug. Mashuu ließ sie über ihrer Schulter hängen.

„Du bleibst da, bevor du noch mehr Unsinn anrichtest!“ murrte sie, „Ist ja furchtbar-…“ Sie hatte kaum ausgesprochen, als ein gleißend heller Blitz in unmittelbarer Nähe aus dem Himmel schoss, gefolgt von einem so lauten, krachenden Donnerschlag, dass die Erde kurz vibrierte. Die Kinder schrien erschrocken auf und Taki klammerte sich entsetzt an Souyas Arm.

„Weg hier!“ rief dieser und sie rannten los, weiter hinunter, weg von den Blitzen.
 

Gejagt vom Gewitter und dem immer heftigeren Regen erreichten sie schließlich einen kleinen Felsvorsprung, unter den sie sich setzten, um das Gröbste abzuwarten.

„Hier sind wir vorerst sicher,“ meldetet Chidori und setzte den klitschnassen Mashuu endlich ab, „Wir warten hier, bis das Gewitter vorbei ist.“ Sie wrang ihre kurzen Haare aus, während die Kinder durcheinander murmelten.

„Boah, ich b-bin nass bis auf die Knochen!“ maulte Mashuu und zog bibbernd seine Jacke aus, „I-ist das kalt hier…“

„Was ziehst du dich auch aus, Trottel?“ grinste Souya, „Ab heute bist du Mary Sue…“

„Hey, ich hab's doch nicht geschafft!“

„Na ja, aber es passt so schön zu deinem Namen, irgendwie…“

„Leck mich, Souya!“ meckerte der Violetthaarige, wrang die Jacke aus und kippte auch Wasser aus seinen Schuhen. „Mann… es ist arschkalt hier, ich hol mir sicher ´ne Erkältung…“

„Wir sind genauso nass wie du…“ stöhnte Chidori, und Taki fing zu ihrem Entsetzen plötzlich auch an, sich auszuziehen. „Ähm… Taki?!“

„Ich habe Wechselklamotten dabei!“ erklärte das Mädchen gut gelaunt, „Dann bin ich wenigstens trocken, wenn wir losgehen, und friere nicht stundenlang in den nassen Sachen!“ Sie drei Übrigen (vor allem die Jungen) beobachteten mit tellergroßen Augen, wie das Mädchen ihr Top auszog und dann ihre Schuhe und ihre Hose, bis sie in Unterwäsche vor ihnen hockte und fleißig in ihrem Rucksack zu wühlen begann.

„Ä-…ähem-…!“ räusperte Mashuu sich und zupfte nervös am Kragen seines Hemdes, „Plötzlich ist mir ganz warm, haha…“

„Siehst du, es ist sogar zu etwas nützlich!“ gluckste Taki amüsiert und zog aus einer Plastiktüte in ihrem Rucksack neue Kleider, nicht beachtend, dass die beiden Jungen sie völlig erstarrt angafften und weder Augen noch Münder zu bekamen.

„D-dass ihr das gar nichts ausmacht?!“ hustete Souya, „Ich dachte, alle Mädchen kreischen so, wenn man sie in Unterwäsche sieht…?!“

„Sie ist wunderbar… sie versteht unsere Gefühle…“ seufzte Mashuu glückseelig, „Mann, haben wir Glück, unsere erste Begegnung mit einem fast nackten, weiblichen Körper-…“ Er wurde unterbrochen, als beide Jungen von Chidori eine kräftige Kopfnuss verpasst bekamen und dadurch zu Boden stürzten.

„AAH!“

„Hört sofort mit dem Glotzen auf, ihr furchtbaren Kerle!“ meckerte die Frau, „Taki, zieh dich an, bevor die beiden noch Nasenbluten kriegen und umfallen…“

„Aua-…“ nörgelte Souya beleidigt und wandte sich mit hochrotem Kopf ab, „I-ich hab doch gar nichts gemacht! Ich wollte gar nicht starren, Tante Chidori!“

„Für dich immer noch Chidori-sensei, Kleiner,“ korrigierte sie ihn. „Und jaja, das würde ich dann auch sagen.“ Souya grummelte. Immer war es Mashuu, de solchen Blödsinn verzapfte, und er bekam dafür denselben Anschiss. Das war absolut nicht fair!
 

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Dummerweise hatte Souya keine Zeit, sich lange auf dem Rückweg aufzuregen, nachdem sie wieder aufgebrochen waren; in Konoha war großes Tohuwabohu in der Nähe des Eingangstores.

„Was ist hier denn für ein Affenzirkus?“ begrüßte Chidori das erstaunt, als sie mit ihrem Team klitschnass im strömenden Regen das Tor passierte. Vor ihnen liefen einige Shinobi aufgeregt durcheinander.

„Große Panik?“ fragte Mashuu verwundert – dann erblickte er in einiger Entfernung seinen Bruder Fuuya. „HE! Nii-san!“

„Was?-… Oh, ihr!“ rief Fuuya zurück und beeilte sich, zu ihnen zu kommen; ihm folgten eine ebenfalls klitschnasse Mikoto und das rosahaarige Mädchen Momoiro Kusagaya.

„Wir sind völlig genervt,“ erklärte Mikoto. Chidori lachte hohl.

„Na ja, du bist doch immer genervt! Was ist hier passiert?“

„Bei dem Sturm sind einige Bäume umgestürzt und haben das Dorf ziemlich zerdeppert!“ erklärte Fuuya den anderen, die darauf die Augen weiteten. „Die Mauer im Osten ist im Arsch und die Arena ist komplett unter zwei Riesenbäumen begraben und völlig zerstört…“

„Was, die Arena?!“ rief Souya, „Und w-was wird aus der Chuuninprüfung, Nee-san?!“ Er starrte Mikoto an, die nur spöttisch lachte.

„Hmpf, die ist wohl wörtlich ins Wasser gefallen für dieses Mal! Dann bleibt ihr eben noch ein halbes Jahr länger Loser, wen schert‘s…“ Sie kehrte ihrem Bruder und seinen Kameraden den Rücken und ignorierte die enttäuschten Gesichter der Kinder, als sie sich an ihre eigenen Teamkollegen Momoiro und Fuuya wandte: „Bewegt eure Ärsche, mann. Hokage-sama wollte das Komitee sprechen.“
 

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BOOM! XD Timeskip! XD Und die anderen Idioten kommen in den nächsten kapis, also masami... und Satoyas Drillinge, Akira und sae und so XD

Keine Chuuninprüfung?

„Waaas, keine Chuuninprüfung?“ riefen die Zwillinge im Chor und starrten Souya an, der gerade etwas angefressen ob der großartigen Nachricht heimgekommen war. Haruka seufzte.

„Sieht wohl so aus, es ist einiges kaputt gegangen hier während des Sturms, als du weg warst, Souya,“ sagte sie, „Tut mir leid für dich und Kansuke… aber im Frühjahr wird sie bestimmt stattfinden.“

„Super,“ maulte der Junge, „Und bis dahin dürfen wir weiter blöde D-Aufträge ausführen!“

„Ja, voll doof, keine Prüfung!“ maulte Susumu.

„Echt mal, Mama.“

„Was ist mit euch denn?!“ fragte Haruka die Zwillinge verwirrt, „Wieso interessiert euch Spacken die Chuuninprüfung, ihr seid neun und auf der Akademie!“

„Ja, aber wenn's keine Prüfung gibt, können wir nicht sehen wie Kansuke sich vor allen blamiert und voll ablost!“

„Susumu!“ rief Haruka empört, als der Angesprochene schon lauthals lachend davonrannte, sein Zwillingsbruder rannte ebenfalls lachend hinterher. „Du freches Stück, komm sofort wieder runter!!“ schimpfte die Mutter, doch die Jungs waren schon oben und lachten noch lauter.

„Nö, fang uns doch, Mama!“

„Kansuke ist ein Loser, Kansuke ist ein Loser, tralala…“ Es knallte eine Zimmertür und man hörte das Lachen immer noch. Souya stand noch immer etwas verdattert im Flur und kratzte sich am Kopf.

„Warum sind die zwei eigentlich so verdammt gehässig?!“ wunderte er sich, „Das ist ja nicht zum Aushalten mit denen!“

„Pff,“ murrte Haruka, „Da schimpfen alle drüber, die Lehrer, Kumiko, deine Großeltern, deine Urgroßmutter…!“ Mit der Urgroßmutter war Sakuras Mutter gemeint, Frau Haruno. Sie und ihr Mann waren inzwischen natürlich sehr alt, aber sie lebten noch und waren gesund, was alle anderen Familienmitglieder erfreute. Die Zwillinge liebten es übrigens, damit anzugeben, dass sie Urgroßeltern hatten, was vor allem in einem Ninjadorf selten war:

„Wir haben noch Uroma und Uropa, hahaha!“

„Die sind zwar schon alt und verschrumpelt, aber es gibt sie!“

„Genau, fürchtet euch, muahaha!“
 

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Das Komitee für die Organisation der Chuuninprüfung bestand aus etwas mehr als einem Dutzend Shinobi. Darunter Mikoto, Fuuya, die Kusagaya-Zwillinge und auch Masami. Das etwas mehr als ein Dutzend stand jetzt im Büro des Hokage, der offenbar nicht aus der Ruhe zu bringen war und hinter seinem Tisch fröhlich auf und abging. In der Hand hielt er eine Schüssel Ramen, aus der er gelegentlich aß mit den Stäbchen, die er in der anderen Hand hielt.

„Na ja,“ sagte er zu seinem Komitee, das ihn mehr oder weniger aufmerksam mit den Blicken bei seinem Hin-und-Her durch das Büro verfolgte, als beobachtete es ein Tennismatch, „Hier zumindest wird die Chuuninprüfung ins Wasser fallen! Aber wir könnten mit anderen Dörfern in der Nähe kooperieren und die Prüfung nach dort verlegen. Ausfallen lassen können wir sie nicht, immerhin wollen auch aus den anderen Dörfern Genin Chuunin werden, das sind über hundert insgesamt!“

„Also findet sie doch statt?“ fragte Fuuya. Naruto grinste.

„Natürlich findet sie statt, irgendwo werden wir schon etwas finden! Wenn das Trainingsgelände beim Todeswald wenigstens intakt wäre, hätte ich ja gesagt, wir verlegen nur den dritten Teil der Prüfung, aber da der Turm im Todeswald komplett, äh, abgedeckt wurde und das ganze Dach saniert werden muss, kann da im Moment leider auch niemand rein. – Ja, Fuuya, ich sehe der Chuuninprüfung optimistisch entgegen, sie wird stattfinden.“

„Das sollte sie auch, mit Verlaub, Hokage-sama…“ murmelte Masami, „Nach den Geschichten um den Eisenmann und den übrigen Dramen hier im Dorf, die sich niemand erklären kann, sinkt Konohas Respektstatus bei den anderen Großmächten immer weiter. Das Misstrauen würde nur anwachsen, wenn wir jetzt auch noch die Chuuninprüfung absagten, Hokage-sama.“

„Ja, du hast recht,“ seufzte Naruto und wirkte plötzlich etwas beklommen, „Wir… werden die Chuuninprüfung verlegen. Sobald ich das in die Wege geleitet habe, seid ihr für die dortige Organisation zuständig. Verstanden?“

„Jawohl, Hokage-sama!“ kam es im Chor, von Fuuya kam statt Hokage-sama Opa, was alle gekonnt ignorierten.

„Okay, dann haut jetzt ab und macht Feierabend, bis ich euch Bescheid gebe wegen der Prüfung! Aber sagt ruhig allen, dass sie auf alle Fälle stattfinden wird, egal wo! Und wenn's im leergefegten Oto ist!“
 

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Draußen war es kühl geworden, aber der Regen hatte nachgelassen, ebenso der Wind, als das Komitee sich auflöste und sich auf den Weg nach irgendwo machte, jeder ging seinen eigenen Vorlieben nach.

„Eigentlich ist das ganz schön sinnlos, oder?“ fragte die pinkhaarige Momoiro und sah dabei Masami und Mikoto an, die neben ihr vor dem Hokagegebäude standen. „Ich meine, wenn wir jetzt keinen Todeswald haben, brauchen die uns Genjutsu-Spezis doch gar nicht mehr?“ Mikoto lachte hohl.

„Was wir hier definitiv nicht brauchen sind deine dummen Fragen, Pinku eins.“ Momoiro schnaubte.

„Ach ja, richtig, Madame kann ja immer noch nicht meinen Namen sagen. Wir sind zwar in einem Genin-Team gewesen, aber ist wohl egal, oder ist dein Gehirn zu klein dafür, Mikoto?“

„Wenn du aufhörst, meinen Cousin zu nerven – und mich – dann merke ich mir vielleicht auch mal deinen Namen.“

„Jetzt kriegt euch ein, ihr beiden,“ machte Masami und zog eine Augenbraue hoch, „Ihr streitet euch wie unreife Teenies, seid ihr dafür nicht langsam zu alt? Hmm, Mikoto?“ Er strich seiner Cousine grinsend über den Kopf, worauf sie errötete und nur brummte, Momoiro dann den Rücken kehrend.

„Und du behandelst mich wie ein kleines Mädchen, Masami.“

„Tut mir leid, war nicht meine Absicht.“ Er wandte sich nach einer Pause an Momoiro: „Hokage-sama wird schon sagen, wen er wofür braucht. Ich denke, das Programm bleibt und sie werden sich trotz allem auf Genjutsu spezialisieren. Genjutsu werden verkannt und die Jüngeren haben meistens viel zu wenig Ahnung von Genjutsu; sie wissen nicht, wie man mit ihnen fertig wird, das ist ein extremes Problem der ganzen Ninjaschaft. Deswegen sollte es schließlich ein einnehmender Bestandteil der Chuuninprüfung sein, die Kleinen in Genjutsu zu locken und sie dann damit fertig werden lassen, damit sie es üben und es vor allem können, wenn sie Chuunin werden wollen. Die Genjutsuspezialisierten Shinobi sind eine bedrohte Art, könnte man sagen, es… gibt immer weniger von ihnen.“ Er nickte höflich mit dem Kopf in Momoiros Richtung, neben der jetzt auch die Zwillingsschwester Murasaki auftauchte, „Ihr beiden seid sozusagen ein wertvolles Glied Konohagakures mit eurem Erbe aus dem Kusagaya-Clan, der so auf Genjutsu fixiert ist. Dass ihr unwichtig werdet, halte ich für ziemlich ausgeschlossen. Wenn ihr beiden uns jetzt entschuldigen würdet…“

„Natürlich, Masami-kun!“ machten die beiden Mädchen im Chor und strahlten, während er Mikoto an der Hand nahm und mit ihr wegging. Momoiro kicherte.

„Ist das nicht cool? Masami-kun hat gesagt, wir sind wichtig!“

„Natürlich hat er das,“ nahm Murasaki der Schwester den Wind aus den Segeln, „Aber sozusagen rein geschäftlich. – Sag mal, denkst du eigentlich, er und Mikoto haben mehr als nur, äh, Cousin und Cousine?“

„Was? So ein Quatsch, s-sie sind doch verwandt! Das wäre doch Inzest…?“

„Cousin und Cousine ist laut Gesetz sogar erlaubt,“ machte Murasaki und grinste dann, „Und merke dir eins, Nee-san; traue nie einem Uchiha, die sind gefährlich.“ Momoiro gluckste.

„Ja, aber sie sehen alle gut aus.“

„Hmm… ja… hast recht. Verdammt.“

„Gehen wir heim.“
 

––
 

„An sich ist es blödsinnig, in diesem Morast trainieren zu wollen,“ meinte Mikoto auf dem Weg, und Masami neben ihr lachte leise.

„Zumindest werden Katon-Jutsus kaum funktionieren bei dieser Luftfeuchtigkeit. Ich habe noch ein anderes Genjutsu erfunden neben dem Yamikage no jutsu, für die Genins der Chuuninprüfung, haha. Ich bin mir noch nicht sicher, welches von beiden mir besser gefällt. Sie sind sich ähnlich, aber sie sind trotzdem verschieden.“

„Cool,“ machte Mikoto staunend, „Wie hast du's genannt, das neue Jutsu?“

„Shirayuki no jutsu…“

„Was, wieso das denn?!“ Die Cousine fing vorlaut an zu lachen, „Zaubert es etwa lauter giftige Äpfel herbei?! Oder sieben Zwerge?“ Masami lachte auch, bevor er antwortete.

„Nein, ich ließ mich mehr durch den Spiegel der bösen Königin beeinflussen, ehrlich gesagt. Spiegel sind eine großartige Sache, ich habe Spiegel extrem zu schätzen gelernt. Das Shirayuki no jutsu wird wie eine Art Spiegel funktionieren… nur, dass du dich darin nicht selbst von außen siehst, sondern quasi dein verstecktes Inneres. Wer das Shirayuki no jutsu vor Augen bekommt, erkennt sein… wahres Wesen. Das war zumindest meine Idee.“ Mikoto blieb stehen und sah ihn plötzlich konfus an, sodass er ebenfalls stehen blieb. „Was hast du?“

„Das… versteckte Innere?“ fragte sie langsam, „Was meinst du damit?“

„Die Leute,“ begann er ebenfalls dumpf, „Sie gestehen sich Dinge nicht ein, verkennen die Wahrheit und halten sich für etwas anderes als sie sind. Wer sich für mutig hält, wird seine Feigheit sehen. Wer sich für einen guten Menschen hält, wird sehen, wie grausam er ist. Natürlich geht es auch andersrum; wer sich für schlecht hält, erkennt seine eigentliche Güte. Es ist furchtbar, ich habe so viele destruktive Jutsus erfunden, eines Tages werde ich das ultimative positive, wunderbare Jutsu erfinden, das es einem nicht schwerer, sondern leichter machen wird.“ Mikoto nickte nur und sprach nicht.
 

Sie bewunderte ihren Cousin, so lange sie denken konnte. Sie liebte ihn… das hatte sie immer getan. Und im Gegensatz zu allen Fanclubs, die er hatte – Masami war durchaus extrem beliebt bei den Frauen, wie quasi alle seine männlichen Vorfahren – liebte Mikoto ihn nicht nur, weil er gut aussah, intelligent und dazu auch noch höflich und nett war (wo doch meistens die Gutaussehenden Arschlöcher waren). Was sie viel mehr beeindruckte als das alles war seine Art, auf Menschen eingehen zu können. Momentan war er zwar noch Sonder-Jounin, aber Mikoto wartete schon auf den Tag, an dem er doch noch Psychiater werden würde, so gut, wie er sich mit dem Geist des Menschen auskannte und so viel, wie er über die Seele wusste. Wenn er irgendetwas tat, tat er es selten für sich selbst, oder zumindest nie in erster Linie, sondern meistens für irgendjemanden anderes. Sie beide trainierten zusammen, seit er Jounin geworden war – also seit etwas mehr als fünf Jahren.
 

Mikoto erinnerte sich gut an die Zeit der Akademie. Masami war mit fünf in die Akademie gekommen – ein Jahr später, als Mikoto dann auch dorthin hatte gehen können, war er seinerseits schon Genin geworden. Genau wie Großonkel Itachi hatte Masami die ganze Akademie in nur einem Jahr durchgemacht. Und nicht nur das; etwa ein halbes Jahr später war er schon wieder Chuunin geworden und war mit zehn letztendlich Jounin geworden. Masamis steile Karriere als Ninja hatte in Konoha große Schlagzeilen gemacht und lange hatte das ganze Dorf über das Neue Wunderkind des Uchiha-Clans diskutiert. Dass er bereits mit vier Jahren das Sharingan hatte benutzen können, hatte ihn noch krasser gemacht als Itachi, Seiji und alle anderen Genies zusammen.

Als sie klein gewesen war, war Mikoto manchmal schon etwas eifersüchtig gewesen darauf, dass ihr Cousin von allen verhätschelt, gelobt und bewundert wurde… inzwischen war sie darüber hinweg und, wie sie fand, zu alt für so eine kindische Eifersucht. Sie als Masamis liebste Cousine und Freundin hatte einen Vorteil, den niemand außer ihr genießen konnte, nämlich erstens Masamis vollstes Vertrauen und zweitens seine ständige Zuneigung und Fürsorge. Niemanden würde Masami je so behandeln, wie er seine Cousine behandelte, mit niemandem würde er je reden wie mit ihr, das wusste sie. Da sie verwandt waren, war ihre Beziehung natürlich keinesfalls romantischer oder gar erotischer Art. Aber Freundschaft oder Verwandtschaft nannten sie beide das nicht mehr, schon lange nicht mehr. Masami nannte es Seelenverwandtschaft.

„Für mich bist du mehr als eine Cousine, mehr als eine Freundin und an sich auch mehr als eine Seelenverwandte,“ hatte er einmal gesagt, als sie beide neun gewesen waren. „Du bist meine Inspiration und, so denke ich manchmal, der wichtigste Grund für mich, um zu leben. Du bist der wichtigste, liebste Mensch in meinem Leben, Mikoto… und du bist etwas Besonderes.“

Diese Bezeichnung benutzte er gern für sie… besonders.

Normalerweise würde Mikoto bei so einem Wort denken, der versuchte nur, „Du bist anders!“ schönzureden. Nicht, dass es schlecht wäre, individuell zu sein, aber meistens war es in den Augen der anderen schlecht, anders zu sein. Sie hatte zwei verschiedene Augen mit Kekkei genkai. Niemand außer ihr hatte das, niemand. Aber wenn Masami besonders sagte, war es anders. Sie mochte es, wenn er das sagte, weil sie wusste, dass er es im positiven Sinne meinte.
 

„Wir könnten heute einen trainingsfreien Tag machen und zu mir gehen,“ schlug Masami vor, „Meine Mutter hat gestern Kuchen gebacken. Der schmeckt dir bestimmt.“

„Okay, machen wir das,“ stimmte sie zu, als sie endlich den Weg fortsetzten und jetzt auf Masamis Elternhaus zusteuerten, „Deine Mutter macht leckeren Kuchen, stimmt! Ist dein Vater noch in der Zentrale?“

„Denke ich mal,“ entgegnete der Junge blinzelnd, „Ich frage mich, wie lange es noch dauern wird, bis er den Mörder meines kleinen Brüderchens findet. Es ist jetzt schon elf Jahre her und niemand, kein einziger, hat auch nur den Hauch eines Hinweises. Und ich kam mir immer so nutzlos vor, weil ich nicht mehr dazu beisteuern konnte als „Ich habe einen Schatten gesehen und Naoya röcheln gehört!“ . Es ist wahrlich ein Jammer, Mikoto… denk einmal, Naoya wäre jetzt zwölf, genau wie Souya. Er würde jetzt bestimmt auch die Chuuninprüfung machen.“

„Oder er wäre längst Jounin, so wie du!“ erwiderte Mikoto lachend, „Was ich mich aber viel eher frage… was macht Onkel Seiji, wenn er den Mörder gefasst hat? Ich meine, weil diese Jagd auf einen Unbekannten ihn seit Jahren beschäftigt… ist das nicht so, als hätte man plötzlich eine Wand vor der Nase, wenn man sein Ziel erreicht hat? Plötzlich kann man nicht mehr weiter gehen…“

Masami seufzte schwer.

„Ja… so wird es sich wohl anfühlen. Mein Vater tut mir leid, was das angeht. Ich hoffe, er kann die Wand ignorieren.“
 

––
 

Sasuke saß auf der Couch in der Stube und rührte in seinem Teebecher herum, dabei der Reihe nach seine Frau und seine drei Söhne ansehend, die vor ihm verteilt auf Sesseln oder der Couch saßen beziehungsweise an der Wand standen.

„Okay, Papa,“ sagte Sanosuke und gähnte, „Wieso sollten wir uns jetzt alle hier treffen? Und wieso sind die Mädels nicht da?“ Gemeint waren die Schwestern Chidori und Shiemi. Sasuke seufzte.

„Chidori ist gerade erst mit dem Team von irgendeiner Mission zurück und Shiemi ist in Iwa. Kurze Sache, Sanosuke, Seiji, Satoya – und Sakura…“ Er sah seine Frau zuletzt an und sie lächelte aufmunternd. „Chuuninprüfung.“ Alle sahen ihn jetzt an. „Ich habe mit Dobe gesprochen, vermutlich werden sie sie irgendwo hin verlegen. Was ich kurz loswerden wollte war, dass ich nicht will, dass diese Chuuninprüfung wie fast jede, in der irgendwelche von unserem Clan mitgemacht haben, in einem Desaster endet. Ich beziehe mich speziell auf den Todeswald, der ja dann wo anders nicht sein wird… aber ein ähnliches Gelände werden sie schon haben. Zum Glück kann niemand mehr das Kuchiyose no jutsu mit Schlangen, da die Rolle inzwischen vernichtet wurde; es wird also hoffentlich niemand da auftauchen und Massenmorde durchführen wie Sanosuke…“ Sanosuke hustete und wurde leicht rot im Gesicht, als die jüngeren Brüder ihn skeptisch beäugten.

„Ja, Nii-san war ganz schön brutal,“ versetzte Seiji und zog eine Braue hoch. „Vater, getötet wird fast jedes Mal im zweiten Teil. Das wird niemand verhindern können.“

„Ja, ich weiß, aber ich will, dass eure ganzen Kinder sich zusammenreißen. Ich bin Oberhaupt dieser Familie und sehe seit Jahren zu, wie der Respekt, der uns zusteht, immer mehr verschwindet, und wie die Leute immer lauter hinter meinem Rücken über die Tragödien-Familie munkeln. Und das bezieht sich nicht nur auf den Clan… das färbt auf das ganze Dorf ab. Alles Merkwürdige, was niemand erklären kann und was hier passiert ist innerhalb der letzten Jahrzehnte, hatte mit unserer Familie zu tun, das merken sich die Leute und wundern sich darüber, das Misstrauen wächst und die Gerüchteküche ist am überkochen, Jungs. Ich als Oberhaupt kann und darf nicht zulassen, dass Konohagakure unseretwegen Ärger hat. Ich will also, dass ihr alle dafür sorgt, dass diese Chuuninprüfung reibungslos über die Bühne geht. Verstanden?“

„Papa,“ machte Sanosuke und gluckste, „Kansuke und Souya würden es vermutlich nicht mal fertig bringen, jemanden zu töten! Du kennst die zwei doch, Kansuke ist ein kleiner Kojiro und Souya ist viel zu lieb und zu scheu, um irgendetwas Derartiges zu verzapfen, vertrau mir. Und Satoyas Drillinge sind ja wohl auch sauber…“

„Das ist nicht der springende Punkt,“ warf Sasuke ruhig ein und nippte an seinem Tee, „Ich glaube auch nicht, dass Souya, Kansuke, Takuma, Yunosuke oder Junya Ärger machen könnten. Aber – wie es bei meiner Chuuninprüfung der Fall war – wie wollen wir wissen, ob nicht wieder jemand hinter uns her ist und den Clan niedermetzeln oder eure Kinder als Körper haben will? Okay, Izumi und Orochimaru sind beide längst tot, aber irgendjemand hat auch aus unerfindlichen Gründen Naoya umgebracht, den wir bisher auch nicht gefasst haben. Dass jetzt zwölf Jahre lang kein Kind gestorben ist, heißt gar nichts. Ich will nur, dass ihr die Prüfung im Auge behaltet.“ Seiji senkte kurz seufzend den Kopf bei der Erwähnung von Naoyas Namen. Dann meldete sich Sakura.

„Das werden wir alle tun, Sasuke-kun. Masami und Mikoto sind unmittelbar an der Organisation beteiligt und wie wir wissen hat Masami seine Augen überall, dem wird sicher nichts entgehen.“

„Hat Yamazaki wieder irgendwelche beängstigenden Träume gehabt?“ fragte Satoya, „Oder wieso der Aufwand?“

„Wir mutieren langsam zur Mafia,“ grinste Sanosuke, aber Sasuke ging gar nicht darauf ein.

„Nein, hat er nicht, Satoya. Ich denke, Shiemi wird mir darüber Bescheid geben, falls etwas passiert. Vielleicht fixiere ich mich auch zu sehr auf Yamazaki… aber er ist sowas wie unsere lebende Wahrsagerkugel. – Also, denkt an das, was ich gesagt habe. Diese Chuuninprüfungen sind irgendwie sehr anziehend auf Katastrophen. Es gilt, unseren Namen wieder herzustellen und vor allem den unseres Dorfes. Ich will, dass man eines Tages wieder den Namen Uchiha aussprechen kann, ohne dabei an Mord und Desaster zu denken und Misstrauen zu hegen.“

„Verstanden, Vater,“ kam von den drei Söhnen im Chor.
 

––
 

Kanaes Kuchen war lecker, wie immer.

Die blonde Frau freute sich sehr über Mikotos Besuch, während sie zusammen mit dieser und ihrem Sohn in der Stube ihres kleinen Hauses saß und Kuchen aß.

„Dann isst wenigstens noch jemand außer Seiji und Masami meinen Kuchen, haha!“ lachte sie vergnügt, und Mikoto lächelte auch.

„Ach, Tante Kanae, dein Kuchen ist wunderbar, mach dir keine Sorgen. Und, wie läuft’s an der Akademie?“

„Hmm, ja, die Kinder sind ganz schön aufgeweckt!“ sagte Kanae amüsiert, „Das ist ja nun schon das zweite Mal, dass ich eine erste Klasse übernommen habe, und noch sind sie ja auch alle niedlich, die Kleinen. Anstrengend wird’s erst in ein paar Jahren!“

„Sei froh, dass du nicht Kindergärtnerin bist,“ versetzte Masami, und augenblicklich wurde es merkwürdig still im Raum. „Im Kindergarten sind die Kinder noch lauter und noch anstrengender als in der Schule, Kaa-san.“

Kanae sah ihn nur an, bevor sie leise lachte.

„Ja, du warst auch sehr froh, aus dem Kindergarten weg zu sein damals.“

„Auf die Dauer bekommt man Tinitus,“ antwortete ihr Sohn und lächelte sie fröhlich an, worauf sie auf ihren Kuchenteller sah. Mikoto seufzte.

„Pff, Kindergarten. Nachdem die beiden Arschlöcher weg waren, die mich immer genervt haben, ging’s mir ganz gut da. Ich mein, tut mir leid für sie, dass sie gestorben sind, aber dafür konnte ich doch nichts. Aber sagen wir so, besser die zwei als irgendwer anderes, den ich mag!“ Masami lachte, Kanae sah Mikoto nur nickend an.

„Ja, ich verstehe das schon… aber irgendwie hat es mich damals ziemlich schockiert. Zwei so kleine Kinder umzubringen… und noch immer haben… wir keine Ahnung, wer es war und ob es derselbe war, der Naoya umgebracht hat…“

„Das wäre jedenfalls recht merkwürdig,“ machte Mikoto erstaunt, „Ich meine, wenn er Genjutsu beherrscht hat, die töten können, wieso hätte er Naoya dann erwürgen sollen?“

„Kaa-san…“ murmelte Masami dumpf und sah sie direkt an, „Mach dir bitte keinen Kopf. Tou-sama wird Naoyas Mörder eines Tages finden. Selbst ich tue mein Bestes, um dabei zu helfen, obwohl ich kein Polizist bin und auch keine Ahnung habe. Denk nicht so viel an all diese grässlichen Dinge… demnächst ist Chuuninprüfung.“ Kanae musste kichern, bevor sie ihn dankbar für seine motivierenden Worte anblickte.

„Ja, Chuuninprüfung. Ich werde mir die dritte Runde sicher ansehen und deinen Cousins Glück wünschen.“

„Ach, die sind eh‘ Loser…“ machte Mikoto abwinkend, und darauf glucksten sie alle drei.
 

Es begann wieder zu regnen, als Mikoto am Abend zurück nach Hause gehen wollte und sich an der Haustür von ihrem Cousin verabschiedete.

„Wir sehen uns sicher morgen mit dem Komitee,“ sagte sie und spannte einen von Kanae geliehenen Regenschirm auf. „Und lass dich ja nicht von Momoiro und Murasaki verführen, hörst du?!“ Masami lachte.

„Ich bitte dich, Mikoto. Ich habe auch meine Würde. Ich lasse mich doch nicht verführen.“ Sie grinste zufrieden. Als sie schon drei Schritte gegangen war, hielt er sie noch einmal auf. „Mikoto… was den Tod der beiden Nervensägen im Kindergarten angeht…“

Sie blieb stehen und sah zu ihm herüber, als er pausierte.

„Was… hast du gedacht, als du erfahren hast, dass sie getötet wurden?“

Die Schwarzhaarige senkte nachdenklich den Kopf. Dann sprach sie.
 

„Ich habe mich gefragt, ob das irgendjemand extra für mich getan hat… oder ob es Zufall war.“
 

Masami sagte nichts, als sie ihm den Rücken kehrte und langsam ging. Das Lächeln, das er zeigte, war kaum sichtbar.

Und wenn ich dir sage, was ich getan habe, meine kleine, hübsche, störrische Cousine…
 

… wirst du mich dann dafür hassen… oder nur noch mehr lieben…?
 

––
 

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Booyah o_o Nicht viel passiert in dem Kapi, aber an sich viel unterschwellig wichtiges geredet, z.B. diese "Krisensitzung" der Uchiha-Männer ist garnicht so unwichtig XD Und ja, die Drillinge kommen nächstes Kapi^^ Aber dann wirklich ^_^ Hier erstmal ne Runde Masami und Mikoto^^

Was Masami angeht und was ich unbedingt mal erwähnen muss: Masami ist NICHT Gary Stue^^' Er kommt mir gerade selbst recht perfekt vor und ich hasse Leute die nur perfekt sind^^' aber keine Sorge... der hat auch seine Fehler und Schwächen, durchaus, oh ja. Falls es euch beruhigt^^'

Aber ich mag die kleinen Zwillinge von Sani XD die sind so scheiße XDD

Nishikis Bitte

Satoya wurde von lautem Trampeln, energischem Geklopfe (Gehämmer) an der Schlafzimmertür und lautem Johlen geweckt.

„PAPAA! Steh a-hauf, ich muss frühstücken!! PAAAPAAA! MAAAMAA, aufsteheeeen!“ Und wieder Gerüttel und Gestampfe, die die Stimme des Kindes beinahe untergruben.

Satoya zog sich das Kopfkissen stöhnend über den Kopf.

„Da hat man einmal Urlaub und dann das!“ nörgelte er, „Mach dir dein Frühstück doch selber, Yunosuke!“

„Wie deeeenn?!“ grölte es draußen, „Weiß ich, wie man ´nen Toaster bedient, Papa?! Paaaapaaa… Maaamaaa… lalala, aufsteheeeen!“

Satoya spürte, wie sich hinter ihm seine Frau bewegte und sich seufzend aufsetzte, sich die grünen Haare raufend.

„Boah, nee,“ stöhnte sie auch, „Dieses Gebrüll am frühen Morgen! Bist du auf, Schatz?“

„Hmm…“ grummelte Satoya und bewegte sich nicht. Unter dem Kissen hervor lugte er auf seinen Wecker neben dem Bett – kurz nach sieben.

„Du hättest Oki doch keinen Urlaub geben sollen, Schatz,“ tadelte Moe ihn, „Wäre sie jetzt hier, könnte sie den Jungs Frühstück machen und wir könnten in Ruhe schlafen, aber nein, der Herr ist ja wieder so gutmütig und denkt an alle anderen zuerst und zuletzt an seine eigene Familie!“

„Moe, halt die Klappe… jetzt schrei du nicht auch noch rum! Ich hab Migräne, verdammt!“

„Hmpf,“ grummelte Moe nur, tätschelte im Vorbeigehen das Kopfkissen, unter dem Satoya immer noch lag, und verließ das Schlafzimmer, vor dem ihr zweitältester Sohn Yunosuke, inzwischen zwölf, aufgeregt hin und her hampelte.

„MAMAAA!“ grölte er los, sobald er sie sah, „Ich muss doch gleich auf Mission, beeil dich! Ich hab doch noch gar nichts gegessen!“

„Ist ja gut, jetzt brüll nicht so, dein Vater hat Kopfschmerzen!“ machte Moe energisch und eilte die große Treppe hinunter und in die Küche.

„Tschuldigung,“ nuschelte Yunosuke kleinlaut mit Blick auf das Schlafzimmer, bevor er Mama folgte. Aus einem der Badezimmer steckte sein Bruder Takuma den Kopf, halb nackt und mit nassen Haaren.

„Du kannst keinen Toaster bedienen?!“ feixte er, „Das ist armselig, Mann!“

„Du hat gut reden, wir mussten bisher noch nie selber Frühstück machen!“ maulte Yunosuke, „Woher soll ich wissen, wie sowas geht?!“

„Eigentlich ist es ganz einfach, aber vielleicht ist das einfach zu viel für dein Erbsenhirn!“ kicherte Takuma amüsiert, und Yunosuke schnaubte und warf einen Ball nach ihm, der aber an der Badezimmertür abprallte, zurück gegen Yunosukes Kopf flog und den Jungen damit aus dem Gleichgewicht brachte; schreiend fiel er um und kugelte die Hälfte der Treppe hinunter, während der Ball durch den Flur rollte. Takuma zog eine Braue hoch, steckte sich eine Zahnbürste in den Mund und sah auf die Treppe, wo sein Bruder gerade etwas benommen auf die Beine kam. „Öhm, alles okay bei dir?“ kam es vorsichtshalber. Yunosuke jammerte.

„Oh nein, meine Frisur! – Aaahh, mein Frühstück! Ich muss gleich los!“ Weg war er, und der älteste Bruder raufte sich die nassen, blau-schwarzen Haare. An sich waren sie blau, aber die untere Hälfte seiner Haare hatte der Junge schwarz gefärbt.

„So ein Trubel am frühen Morgen,“ stöhnte er, „Wieso ist Yunosuke eigentlich immer so dermaßen aufgedreht?!“
 

Moe sagte sich – vermutlich zum tausendsten Mal in ihrem Leben – dass sie wirklich an der Erziehung arbeiten mussten. Diese Knilche waren zwölf und konnten fast nichts alleine machen, zumindest nicht im Haushalt! Na ja, sie hatten ja nie etwas tun müssen, Oki, die Nanny, machte das Essen für sie, die Putzfrau machte sauber und räumte auf, der Gärtner machte den Garten… es gab einfach nichts, was die Kinder machen könnten, um Selbstständigkeit zu üben! Wie schwer man es doch hatte, wenn man für alles Diener hatte!

Sie schmierte ihrem Sohn ein paar Brote und steckte sie in eine Brotdose, die sie erst einmal hatte suchen müssen – wusste sie, wo in der Küche was war?! Sie musste schließlich auch nichts tun!

„Hier hast du's,“ sagte sie zu Yunosuke, der schon abreisefertig in der Tür wartete, „Wohin geht ihr denn eigentlich und wann kommst du zurück, Süßer?“

„Nenn mich nicht Süßer, ich bin schon zwölf!“ grinste der Sohn, „Und, öh, keine Ahnung, Lee-sensei hat nichts gesagt! Aber bald ist die Chuuninprüfung und wir müssen deswegen ganz viele Aufträge ausführen, damit wir cool sind!“

„Okay, pass auf dich auf und nerv deine Teamkollegen nicht so sehr!“ rief Moe ihm nach, als er schon völlig übermütig und johlend aus dem riesigen Haus rannte.

Als die Drillinge im Sommer Genin geworden waren, hatten sie sich alle gewundert, dass Rock Lee auch ein Team übernommen hatte; immerhin war schon über sechzig und damit mit Abstand der älteste Lehrer des ganzen Dorfes. Aber trotz seines Alters war er erstaunlich agil und im Geiste offenbar um keinen Tag gealtert.

„Uns gehen die Senseis aus, das ist das Problem,“ hatte Naruto diese Umstände lachend erklärt, „Irgendwie hat keiner mehr Bock auf diesen Job… und Lee wollte unbedingt ein Team, deswegen hab ich ihm eins gegeben…“
 

––
 

Die beiden anderen Jungs mussten später los. Sie waren im selben Team, obwohl sie Brüder waren; da in dem Jahrgang sowieso lauter Uchihas waren, war es nicht ganz einfach gewesen, die Teams aufzuteilen. Da Yunosuke und Takuma sich gerne mal in den Haaren lagen, hielt man es für keine gute Idee, die Drillinge alle zusammen in ein Team zu stopfen, deswegen war das dritte Teammitglied Nishikis und Chidoris Sohn Akira. Da alle drei Dojutsu-Spezialisten waren und Augen Kekkei genkai besaßen (Takuma und Junya Sharingan und Akira Byakugan), bildeten sie eine durchaus Dojutsu-bezogene Einheit. Und ihr Lehrer war Yasuki, was ebenfalls die ganze Familie erstaunt hatte, vor allem Moe.

„Die können doch die Kinder nicht von einem Mann unterrichten lassen, den ihr Vater nicht ausstehen kann!“ hatte sie sich beschwert. Satoya hatte das gleich wieder abgewendet.

„Nur weil ich sauer auf ihn bin, heißt das ja nicht, dass er kein guter Lehrer ist. Diese Streitereien sollten sich nicht auf die Kinder übertragen und außerdem denke ich, gerade WEIL er so einen Mist gebaut hat, wird Yasuki mit größter Sorgfalt dafür sorgen, dass die Jungs zu hervorragenden Shinobi ausgebildet werden. Yasuki kann schlecht mit schlechtem Gewissen umgehen und ich weiß, dass er eins hat…“
 

Dann saß also etwa eine Stunde nachdem Yunosuke weg gegangen war der Rest der Familie am Frühstückstisch, inzwischen auch alle fertig angezogen und geduscht.

„Und?“ grinste Moe in die Runde, „Seid ihr aufgeregt wegen der Chuuninprüfung, Takuma, Junya?“

„Och, na ja,“ kam es von beiden mehr oder minder begeistert. Satoya seufzte.

„Solch ein Elan, ist ja nicht zu fassen.“

„Na ja, wir machen uns nicht all zu viele Sorgen, das ist es,“ sagte Takuma grinsend, „Wir sind gut, wir haben keinen Zweifel daran, dass wir wenigstens bis zur dritten Runde kommen!“

„Und was macht euch da so sicher?“ grübelte Satoya.

„Na, wir sind das Augen-Freak-Team,“ erwiderte Junya nickend, „Wir sind die Oberchecker, Papa. Nii-san und ich haben Sharingan und Akira hat Byakugan, basta.“ Der Vater gluckste und trank einen Schluck Tee.

„Na, immerhin habt ihr Selbstvertrauen.“

„Ja, wir sind daran gewöhnt so zu reden, weil wir so immer Akira motivieren, der sich selbst gar nichts zutraut, der Blödi,“ meinte Takuma, meinte das Blödi gegenüber seinem Cousin Akira aber nicht böse. „Obwohl, er hat sich schon etwas gebessert.“

„Wir müssen gleich los, Nii-san,“ warf Junya ein, der sich von seinem Platz erhob und seinen Frühstücksteller mitnahm, „Wenn wir zur Chuuninprüfung wollen, müssen wir noch trainieren!“

„Yo,“ machte Takuma glucksend. Moe sah ihren jüngsten Sohn Junya kurz an.

„Du gehst auch zur Chuuninprüfung, Junya?“
 

Der Junge blieb stehen und sah seine Mutter verständnislos an.

„Natürlich gehe ich. Wir können nur als Team hingehen, also gehen wir alle drei! Warum sollte ich nicht gehen?“ Es herrschte kurz Stille im Raum; Satoya stöhnte schon mal ob seiner Kopfschmerzen, bevor Moe fortfuhr.

„Denk an deine Gesundheit, Junya… ich glaube nicht, dass es für dich gut ist, so eine Belastung auf d-…“

„Ach, hör doch auf, Mama!“ fuhr Junya sie an, und sie starrte ihn an, als er wütend das Gesicht verzog. „Ich werde schon nicht sterben, verdammt! Ich bin kerngesund, also hör auf mit diesen Sorgen!“

„Junya, ich meine es ernst,“ versetzte die Mutter streng und sah ihn an, „Du weißt selbst, wie schnell das geht, dass du keine Kraft mehr hast, und du weißt, dass deine Belastungsgrenze immer noch niedriger ist als die von Takuma oder Akira! Ich will nicht, dass du während der Prüfung röchelnd zusammenbrichst und wieder ins Krankenhaus musst! Eigentlich wäre es mir lieber, wenn du nicht gehen würdest.“

„Das geht nicht,“ machte Junya, „Dann darf das ganze Team nur meinetwegen nicht zur Prüfung, und ich habe es satt, immer der Klotz am Bein zu sein und alle zu behindern! Ich… ich stehe Nii-san und Akira in nichts nach, hast du kapiert, Mama?!“ Wütend stampfte er in die Küche und knallte seinen Teller auf die Theke, bevor er in den Flur verschwand und anfing, Jacke und Schuhe für das Training anzuziehen. „Komm, Nii-san, wir müssen los!“ Nii-san zog seelenruhig einen Lolli aus seiner Tasche und pulte sorgfältig das Papier ab, bevor er sich den Lolli in den Mund steckte und daran zu lutschen begann.

„Mach ihn nicht fertig, Mama,“ machte er, „Du weißt doch, dass Junya es hasst, wenn du darüber redest. Ich pass schon auf ihn auf, versprochen.“ Er strich sich ein paar seiner schwarz gefärbten Haare hinter das Ohr und erhob sich ebenfalls.

„Junya kann nicht jedes Mal die beleidigte Leberwurst spielen, wenn das Thema Tuberkulose wieder kommt!“ nörgelte Moe gereizt, „Er war schwer krank und wäre fast daran gestorben, Takuma, es ist ja wohl berechtigt, dass ich mir Sorgen mache. Mit Pech kommt die Krankheit zurück und das Drama geht von vorne los!“

„So empfindlich ist er doch auch wieder nicht,“ tat Takuma das lässig ab, „Wie gesagt, ich passe schon auf! Und wenn es ihm scheiße geht, brechen wir alle eben ab, das ist kein Problem. Ich hab eh‘ keinen Bock, Chuunin zu werden, das wird sicher anstrengend.“

„Vergiss es!“ brüllte Junya im Flur, „Wir werden alle teilnehmen und niemand bricht wegen mir ab, klar?! Und hört endlich auf mich wie einen Behinderten zu behandeln, auf den alle Rücksicht nehmen müssen!“ Verärgert stampfte er zur Stube, jetzt fertig angezogen, „Komm, Nii-san! – Tschüß, Mama, Papa!“ Er stampfte wieder weg und Takuma seufzte.

„Immer das gleiche Theater, das ist alles deine Schuld, Mama.“ Dann folgte er dem kleinen Bruder in den Flur. Moe sah Satoya vorwurfsvoll an, weil er bisher kein Wort dazu gesagt hatte, bevor sie rief:

„Ich mache mir nun mal Sorgen, Junya! Versteh das doch!“

„Ich bin kein Baby mehr!“ rief Junya zurück, „Du brauchst dich nicht mehr zu sorgen, Mama!“ Ehe sie noch etwas erwidern konnte, knallte die Haustür und die beiden Jungen waren weg.
 

––
 

Die Eltern saßen schweigend am Esstisch. Satoya rührte eine Weile stumm in seinem Tee herum und sah Moe nicht an, die ihn genauso wenig ansah und stattdessen aus dem Fenster starrte. Irgendwann sprach er doch.

„Ich verstehe deine Sorgen ja, Moe. Ich mache mir genauso Sorgen wie du. Momentan macht er einen recht stabilen Eindruck, ich halte es für okay, ihn zur Prüfung gehen zu lassen. Ich hab neulich mit Naruto geredet, stattfinden wird sie auf jeden Fall, es ist nur noch unklar, wo.“

„Und du als Arzt siehst das so locker?“ wunderte sie sich kurz angebunden und sah weiter aus dem Fenster. Satoya seufzte.

Ich als Arzt habe mehr Ahnung von seinem Zustand als du. – Moe, wir können ihn nicht sein Leben lang einsperren und ihm alles verbieten, er ist zwölf und das mit der Tuberkulose ist jetzt fast sechs Jahre her. Er will wie alle seine Freunde und seine Brüder Ninja werden und will nicht immer seine Extrawurst kriegen, das ist doch vollkommen normal. Er will eben… sein wie die anderen, normal sein.“

„Ja, klar!“ machte sie verstehend, „Aber seine Gesundheit ist mir da doch etwas wichtiger!“

„Moe, die Chuuninprüfung wird durch die Bahn weg beobachtet und bewacht. Falls was passiert, wird es sofort jemand merken und rechtzeitig da sein, um etwas zu unternehmen. Ich glaube, du reagierst über.“

„Pff,“ schnaubte sie beleidigt und weil ihr kein Argument mehr einfiel. Satoya sagte nichts. Er kannte ihre Sturheit und wie sie es hasste, keine Argumente mehr zu haben. Und wie sie es hasste, dass sie noch nie eine Diskussion gegen ihn gewonnen hatte, egal in welchem Thema.
 

„Und… was machst du jetzt den Rest des Tages?“ hörte er sich nach langer Pause fragen und er merkte, dass ihr Kopf sich in seine Richtung drehte.

„Wie?“ kam es.

„Na ja… hast du irgendetwas vor, meine ich?“

„Na ja, ich könnte shoppen gehen!“ erklärte sie glucksend. Satoya zuckte mit der Braue. Shoppen. Wie er dieses Wort hasste. Und noch mehr hasste er die Feststellung, wie ähnlich Moe der dämlichen Kumiko in diesem Punkt war.

Shoppen, shoppen, shoppen! Wenigstens stand Moe nicht so auf rosa.

„Was willst du denn shoppen?“ fragte er und klang gelangweilter als geplant. „Ich meine… gibt es irgendetwas, das du nicht schon hast?“

„Klamotten? Hallo?“ fragte sie überrascht, „Eine Frau kann nie genug Klamotten und Schuhe haben, Satoya, das musst du doch wissen!“ Sie lächelte und tätschelte dann amüsiert seinen Kopf, worauf er genervt stöhnte. „Hey… sieh‘s mal so, wenn ich shoppen gehe, hast du deine Ruhe und kannst deine, äh, Migräne auskurieren!“

„Wer sagt, dass ich unbedingt meine Ruhe haben will?“ murmelte er und linste sie skeptisch an, worauf sie innehielt und dann lachte.

„Was soll das denn heißen…?“

„Pff…“ machte er nur grummelnd und drehte den Kopf zur Seite, weg von ihr. Er spürte ihre Hand seinen Nacken streicheln. „Ich meine, wenn ich schon mal Urlaub habe, wollte ich eigentlich nicht den ganzen Tag hier rumsitzen und du gehst shoppen… Moe…“ Als sie schwieg, drehte er das Gesicht wieder zu ihr zurück, hob dann eine Hand und strich über ihre blasse, weiche Wange. „Du kannst auch… noch nachher shoppen gehen, Schatz, oder?“ Sie lächelte.

„Na ja, schon… vielleicht…“

Er küsste sie zärtlich und sie schloss die Augen. Es war dabei leicht zu ignorieren, dass sie immer noch am Tisch saßen, als sie seine Hände wieder über ihre Wangen und dann auch durch ihre grünen Haarsträhnen fahren spürte. Sie vertieften den Kuss langsam und sie hob leicht zitternd auch eine Hand und ließ sie einmal an seiner Brust hinab gleiten, was ihn schaudern ließ. Er spürte ihre Lippen sanft nachgeben und sich seinem Kuss beugen, als ihre Zunge noch über seine eigene strich.

„Moe, komm… lass uns… hochgehen…“ nuschelte er gegen ihre Lippen, als sie den Kuss lösten und sich fast synchron von ihren Plätzen erhoben, sich jetzt neben dem Tisch gegenüber stehend.

„Mh-…“ machte sie leise und drückte irgendwie weder Ja noch Nein aus, lächelte aber lieb, die Hände jetzt an seinen Seiten, während seine eigenen Finger an ihrer Bluse nestelten. Sie schloss abermals die Augen, als er sich herabbeugte und sanft ihren Mundwinkel zu küssen begann, seine Finger glitten dabei von den Schnüren ihrer Bluse zu ihren runden, hübschen Brüsten…

Mit einem sehr leisen Seufzen schob sie ihn etwas weg und drehte den Kopf nach unten.

„Schatz, ich… … nicht jetzt. Ich meine-… nicht heute, du weißt schon. Diese Zeit im Monat, ich fühle mich nicht wohl… sei nicht böse, ja?“
 

Er blinzelte, als sie ihn treu doof anglubschte mit ihren hübschen, blauen Augen. Irgendwie liebte er diesen Blick und hasste ihn auch… weil er ihn so oft sah in den letzten… …

Monaten?

Nein, Jahren?
 

Er ließ ihre Brüste los und drehte den Kopf jetzt ebenfalls verlegen weg, räusperte sich dann kleinlaut und starrte stur aus dem Fenster.

„Ich bin dir doch nicht böse, Moe,“ machte er, „Ist schon okay, ich meine… natürlich ist es okay. Ich hab dich lieb.“ Sie lächelte etwas unwohl und ging dann an ihm vorbei Richtung Flur.

„Ich dich auch, Schatz… du bist einfach der süßeste, liebste Mensch der Welt und du bist nie böse…“ Sie ging. Satoya stand eine Weile schweigend mitten in der Stube. Plötzlich hatte er große Lust gegen irgendetwas zu treten oder irgendetwas mutwillig zu zerstören, und ungehalten trat er mit dem Fuß in die Luft, um seiner Aggression Luft zu machen.

Argh, was rege ich mich auf?! schimpfte er dann mit sich selbst, bevor er sich verärgert zur Tür umsah, durch die sie verschwunden war, Ich sollte mich über mich selbst aufregen, dass ich ihrem… verdammten Dackelblick immer noch nachgebe, obwohl sie seit Jahren komischerweise ständig ihre Regel oder Kopf- oder sonst wo Schmerzen hat!

Er raufte sich wütend über sich selbst die schwarzen Haare und begann unruhig im Zimmer auf und ab zu gehen. Er wartete schon so lange auf den Tag, an dem er noch durchdrehen würde in diesem beschissenen Riesenhaus mit all dem sinnlosen Luxuskrempel, den Moe von seinem Geld anschleppte; Moe, die munter sein Geld ausgab und ihm dann aber den Rücken kehrte.

Er hörte sie im Flur ihre Schuhe anziehen.

„Ich gehe etwas an die frische Luft, Schatz… ich hol uns unterwegs irgendwo was zu essen, sobald ich mich wohler fühle!“ Klack-klack-klack machten ihre hochhackigen Schuhe, dann fiel die Tür ins Schloss. Satoya schnaubte grimmig.

„Klar!“ zischte er, „Spar dir das, Lügnerin. Bei mir hast du deine Regel, aber für‘s Shoppen hast du natürlich immer genug Energie und dafür geht’s dir auch nie zu schlecht! Immer derselbe Scheiß!“

Er würde nächstes Mal ihren Dackelblick ignorieren und sie zur Rede stellen… beschloss er tapfer. Wenn er das noch einmal so durchgehen ließ, würde er wirklich wahnsinnig werden, da war er sicher.

Und vor den Kindern Heile Familie zu spielen wurde jeden Tag schwerer…
 

––
 

„Jetzt, Akira!“ rief Yasuki laut, und der kleine blonde Junge mit den Byakugan hob keuchend beide Arme.

„Kaiten!“ rief er und fing an, sich im Kreis zu drehen, als von drei verschiedenen Seiten Shuriken, Kunais und alle möglichen anderen Wurfgeschosse auf ihn zugeflogen kamen. Die meisten blockte er mit den Chakrastößen seiner Hände sofort ab, doch dann schaffte es ein Shuriken, seine Abwehr zu durchbrechen und mit einem lauten Klirren gegen sein Stirnband zu knallen, an dem es abprallte und zu Boden fiel. Akira kam aus dem Gleichgewicht, schrie auf und stürzte zu Boden, rollte sich dann schreiend wie ein Igel zusammen, als noch ein Haufen Waffen auf ihn herunter geregnet kam und zum Glück gerade noch an ihm vorbei flog.

„Immer noch nicht,“ kommentierte der Lehrer Yasuki seinen Schüler mit hochgezogenen Augenbrauen. „Akira, du lässt dich zu leicht ablenken. Du kannst es, du musst dich nur richtig trauen!“

„A-a-aber ich… ich meine… das ist nicht so leicht wie es aussieht!“ nuschelte der Kleine unglücklich und setzte sich am Boden auf, sich die Stirn mit dem Konoha-Stirnband reibend.

Aus einem Busch kam Junya herausgekrackselt, in einer Hand drei Kunais und in der anderen zwei Shuriken.

„Wenn wir zur Chuuninprüfung wollen, müssen wir uns ins Zeug legen!“ sagte er zu Akira, „Wovor hast du solche Angst?“

„V-vor der Konkurrenz?“ jammerte der Blonde und sah seinen blauhaarigen Teamkollegen traurig an. „Ich meine, wenn wir in der dritten Runde Einzelkämpfe haben, w-wie soll ich bitte gegen Leute wie Souya und Mashuu ankommen… oder wer auch immer da ist?! Ich bin ein Loser!“

„Selbstmitleid wird dich jedenfalls nicht über Nacht zu Superman machen,“ erwiderte Junya trotzig, „Hast du mal das Wort Selbstvertrauen gehört, Akira?! Wieso wirst du eigentlich Ninja, wenn du vor allem Angst hast? Hey, ich hatte ´ne beinahe tödliche Krankheit und meine Mutter heult zu Hause, weil sie denkt, ich krepiere bei der blöden Chuuninprüfung, und hab ich etwa deswegen Angst? Komm schon, die ersten zwei Runden sind wir drei zusammen! Und hey, wir sind doch nicht schlechter als Souya und Mashuu!“

„Echt mal,“ grinste Takuma, der auf einem Baum in einiger Entfernung saß, und Akira rappelte sich stöhnend auf und putzt sich den Sand von der Hose. „Was hat Souya uns voraus? Er hat Sharingan, aber die hab ich genauso und Junya auch! Und Byakugan sind genauso stark wie Sharingan.“

„Na ja, Sae-nee-sans Byakugan vielleicht, aber meine doch nicht!“ machte Akira verzweifelt, „Oder Yasuki-senseis…“ Yasuki-sensei schaltete sich jetzt auch ein und gab seinem Neffen einen Klaps auf den Hinterkopf.

„Jetzt reiß dich zusammen!“ machte er ruhig, „Junya und Takuma haben recht, wenn du dich zusammennimmst, kannst du Kaiten genauso gut wie deine Schwester Sae! Nur, weil Sae immer so angibt, heißt das nicht, dass sie tausendmal besser ist als du, sie ist auch bloß Chuunin und für einen Jounin hat es bisher nicht gereicht, oder?“ Akira schmollte.

„Genau,“ machte Takuma grinsend, der immer noch auf dem Baum saß, in seiner Hand hielt er eine kleine Armbrust, an der er jetzt herumzuspielen begann. Als er mit dem vom Ast herunterhängenden Bein wedelte, klimperten Sicherheitsnadeln an seiner Hose. „Du bist nämlich viel cooler als Sae, weil du es nicht nötig hast, mit dem anzugeben, was du kannst, Akira. Und hör auf, uns zu widersprechen, wenn wir dir sowas sagen, ja?“ Akira scharrte mit dem Fuß im Sand herum und malte einen großen Smiley.

„Danke…“ nuschelte er verlegen und so leise, dass Takuma nur raten konnte, was sein Teamkamerad und guter Freund gesagt hatte.

„Außerdem,“ mischte Junya sich jetzt wieder zufrieden grinsend ein, „Sind wir ein besseres Team als die anderen, also Souya und so! Souya und Mashuu kloppen sich doch ständig, wer besser ist, und wir haben ein perfektes Teamwork!“

„Das stimmt,“ machte Yasuki grinsend, „Wenn ich mich bei den anderen Lehrern so umhöre, denke ich auch, dass ihr das Team mit dem besten Teamwork im ganzen Jahrgang seid. Ich bin sehr zufrieden mit euch, Jungs.“

„Kein Problem, Sensei,“ machte Takuma grinsend auf seinem Ast. Junya warf ein Shuriken nach ihm.

„Jetzt komm endlich da runter, du Freak!“ Gehorsam sprang der große Bruder vom Baum und kam zum Rest des Teams, bei jedem Schritt klimperten die ganzen Sicherheitsnadeln und Buttons an seinen schwarzen Kleidern. Beim Team angekommen steckte er die Armbrust weg und zog einen Lolli aus seiner Jackentasche, den er sich in den Mund steckte.

„Noch jemand einen?“ fragte er in die Runde und erntete Kopfschütteln. Akira seufzte und sah in den Himmel. Der Nachmittag war schon vorbei und es ging auf den Abend zu. Den ganzen Tag hatten sie hier mit Training für die Prüfung verbracht…

„Wir k-können zu mir gehen und was essen!“ lud er seine Kameraden dann ein, „Mein Vater hat gesagt, er freut sich immer, wenn wir zum Essen kommen…“

„Cool,“ machte Takuma mit seinem Lolli, „Gibt’s Ramen?“

„Wie immer?“ addierte Yasuki lachend, „Das ist nett, Akira, dann werden wir Nii-san – ähm, Nishiki, meine ich – mal den Gefallen tun und alle zum Essen kommen!“
 

––
 

Im Hyuuga-Anwesen war reger Betrieb, als das kleine Genin-Team ankam. Es war irgendwie seltsam, dass in einem Clan voller schwarzhaariger Menschen die Familienmitglieder des (blonden) Oberhauptes Nishiki die einzigen Farbkleckse waren. Die Frau des Oberhauptes hatte rosa Haare, genau wie die Tochter, und der Sohn, Akira, hatte blonde wie sein Vater. Yasuki, Nishikis jüngerer Bruder, fiel da mit den dunklen Haaren seiner Mutter nicht so auf.

Nach langem Herumirren durch viele Korridore mit hölzernem, blank polierten Boden erreichten sie ein Esszimmer (ja, es gab mehrere), in dem sie Nishiki schon vorfanden – und nicht nur ihn.

„Ojii-chan!“ rief Akira erstaunt bei Narutos Anblick. Naruto saß mit Nishiki am Tisch auf einem Sitzkissen und winkte jetzt breit grinsend, als sein Enkel, sein jüngster Sohn und Satoyas zwei Kinder in der Tür standen.

„Na sowas, hallöchen!“ machte er, „Wo kommt ihr denn her?“

„Na ja, das Training ist erledigt und wir wollten Ramen essen,“ grinste Yasuki, „Und was hast du hier verloren, Papa?“

„Och, ich muss gleich sowieso weiter zum Hokage-Gebäude!“ erzählte Naruto ausgelassen, „Aber da ihr ja gerade hier seid, es gibt großartige Nachrichten wegen der Chuuninprüfung!“

„Cool!“ rief Akira, „Haben wir jetzt einen Ort, wo sie stattfinden kann?“

„Oh, ja,“ machte Naruto zufrieden, „Ihr könnt Koffer packen, die Chuuninprüfung findet in Kusagakure statt!“
 

„Kusagakure?“ machte Takuma erstaunt. „Das ist aber ganz schön weit…“

„Setzt euch doch erst mal hin,“ bot Nishiki verwirrt lachend an, „Das Essen ist auch gleich fertig.“ Das Team setzte sich an den Tisch und Junya zog die Brauen hoch, den Hokage ansehend.

„In Kusa also?“ fragte er, „Da gehen wir ja erst mal ewig hin…“

„Ich hab zuerst überlegt, ob ich Gaara frage,“ meinte Naruto, „Aber dann dachte ich, ´ne Prüfung in Suna ist ungünstig, da ist es so verdammt warm!“

„Ja, das ist wahr,“ machte Takuma und lutschte an seinem Lolli.

„Na, und?“ grinste der Hokage das Team an, „Übt ihr fleißig? So eine Chuuninprüfung ist kein Zuckerschlecken, sag ich euch!“

„Mein Vater sagt, Chuuninprüfungen sind Katastrophen und in jeder wird traditionell eine schlimme Familientragödie erzählt.“ Yasuki seufzte nur. Er erinnerte sich dunkel an eine Chuuninprüfung, in der das ganze Dorf Panik geschoben hatte, weil alle dachten, Sanosuke und Seiji würden sich gegenseitig umbringen wollen. Das war so lange her…
 

Nishiki brachte Ramen für alle. Als schon alle beim Essen waren, tauchte Akiras große Schwester Sae mit ihrer Freundin June auf.

„Hey, mein Gott!“ rief sie, „Der ganze Tisch voller Loser!“ Die Genin, Yasuki, Nishiki und Naruto sahen zu den beiden jungen Mädchen auf, die in der Tür standen.

„Oh nein,“ jammerte Akira kleinlaut und zog den Kopf ein. Wenn er etwas hasste, dann die Marotten seiner Schwester, die es offenbar liebte, ihn zu ärgern und zu piesacken. Sae war furchtbar. Und das sagten alle. Selbst ihre Mutter.

„Wieso hat uns niemand von euch gesagt, dass es Essen gibt, hm?“ fragte das rosahaarige, schlanke Mädchen vorwurfsvoll. „Papa?!“

Nishiki räusperte sich.

„Ich habe in eure Richtung gerufen, aber offenbar habt ihr es nicht gehört, das ist dein Problem, Sae.“

„Wasch dir die Ohren,“ schlug Takuma vor. Sae zog eine Grimasse in seine Richtung.

„Ey, sonst geht’s noch, Gruftie-Schwuchtel, oder?!“

„Das war ein gut gemeinter Rat, wenn du auf dreckige Ohren stehst, seh ich das natürlich ein,“ feixte Takuma unbekümmert und grinste dann den völlig verstörten Akira an. Akira versuchte, zurückzugrinsen.

„Sae!“ mahnte Nishiki seine Tochter dann ärgerlich, „Setzt euch hier hin und hör auf, die Gäste zu beleidigen!“ Die beiden Mädchen setzten sich schweigend dazu. June, die Kojiros älteste Tochter und Saes Teamkollegin war, grüßte alle artig und sah dann lächelnd zu Yasuki.

„Na, Onkel?“ machte sie fröhlich, „Und, kommt Nori-chan klar in der Akademie?“ Yasuki gluckste.

„Oh, ja, ich denke der geht’s bestens da. Grüß deine Eltern, wenn du nach Hause gehst.“

„Okay, dann grüß du Nori-chan und Tante Kumiko.“

Junya zog eine Braue hoch bei der Erwähnung von Kumikos Namen. Bei ihnen zu Hause wurde an sich immer nur abfällig von Kumiko gesprochen, die Yasuki-senseis Frau war. Viel mehr wusste Junya auch nicht von ihr, außer dass sie auch die Mutter von Yasuki-senseis kleiner Tochter Nori war und aus dem Kaneko-Clan stammte. Und dass sie fast nur rosa trug und extrem dünn war, wie alle fanden.

„Ach ja, Nori-chan,“ kicherte Sae da am Tisch, worauf alle sie ansahen, „Die kleine Shelley, passend zur Barbie-Mutter, nicht?“

„Sae!“ warnte Nishiki sie erbost und sah Yasuki entschuldigend dafür an, dass sine Tochter so unverschämt war.

„Ist doch wahr, gib‘s zu, Onkel Yasuki!“ machte Sae patzig, „Sollte ich dich Ken nennen?“

„Tu es und du kriegst nie wieder Geld von mir zu Weihnachten,“ antwortete Yasuki gelassen, „Und hör auf, so respektlos über andere zu sprechen, das gilt nicht nur für meine Frau und meine Tochter.“

„Ey, ich lass mir von euch nichts befehlen!“

„Sae!“ wiederholte Nishiki und zeigte wütend zur Tür, „Noch ein Spruch und du kannst in dein Zimmer gehen und da für den Rest der Woche bleiben!“

„Mann, bin ich froh, dass wir keine Schwester haben,“ machte Junya gedämpft zu Takuma. Dieser seufzte.

„Ja, wirklich. Aber komm, sie ist vierzehn. Das ist ein schwieriges Alter, sie kann nichts dafür, Junya.“

„Hmm.“
 

Als sie aufgegessen hatten, verschwanden Sae und ihre Freundin schnatternd wieder aus dem Zimmer. Naruto verabschiedete sich auch schnell, weil er noch so einiges wegen der Chuuninprüfung zu klären hatte. So blieb Team Yasuki übrig, die aber auch dann von Nishiki erstaunlich eilig zum Gehen aufgefordert wurden, was vor allem Akira verwirrte.

„Ich habe noch viel zu erledigen, so als Oberhaupt eines konservativen Clans voller mürrischer Griesgrame,“ stöhnte er, „Yasuki… Junya, Takuma… ich freue mich, dass ihr hier wart. Aber ich fürchte, ausnahmsweise mal muss ich euch tatsächlich früher rauswerfen, ich hoffe, ihr seid nicht böse. Wenn Chidori hier wäre, könnte die sich ja um euch kümmern, aber die ist mit ihrem Team irgendwo am Rumhampeln, also…“

„Ist doch gar kein Problem,“ machte Yasuki, „Wir kommen demnächst sicher sowieso wieder zum Ramen essen. Und hey, wir wissen jetzt, dass die Prüfung in Kusa ist, ist doch auch was. Mach dir keinen Kopf, Nii-san.“

„Genau,“ addierte Takuma und zog einen neuen Lolli aus seiner Tasche, den er auspackte und daran zu lutschen begann, „Und Akira?! Sag dir ab jetzt jeden Abend hundert Mal vor dem Schlafengehen „Ich hab keine Angst und ich kann das!“ , okay?“ Akira lächelte verlegen und scharrte stumm mit den Füßen auf dem Boden herum, hinter seinem Vater stehend.

„J-ja… danke…“ kam dann ein leises Gemurmel von ihm.

„Dann bis morgen! – Tschüß!“

„Ja, tschüß.“ Weg waren seine Teamkollegen und sein Lehrer, und Akira seufzte leise. Na toll. Jetzt war er den ganzen Abend alleine mit Sae, die dazu noch ihre Freundin da hatte. June war zwar lieb und auch nie unhöflich, aber zwei gegen einen war trotzdem nicht ganz fair…
 

„Geh jetzt und mach irgendwas Sinnvolles, Akira,“ machte Nishiki zu seinem kleinen Sohn, der nur dumpf nickte und sich davonschlich, in der Hoffnung, Sae nicht zu begegnen. Als er am Ende des Korridors angekommen war, klopfte es an der Haustür. Er drehte sich schon verwundert um, da war sein Vater schon da und hatte sie geöffnet – und Akira war überrascht, als er seine Cousine Namie erblickte, Onkel Sanosukes siebzehnjährige Tochter mit den pupillenlosen, braunen Augen.

Nanu, Namie? überlegte Akira verwirrt, Was macht die denn hier?

Er blieb, wo er war, als Namie lächelte und ihrem Onkel Nishiki fröhlich zuwinkte.

„Da bin ich!“ verkündete sie, „Ach ja, Nee-chan ist übrigens vorhin gerade von der Mission zurückgekommen, ich, öhm, werde sie dann informieren. Was kann ich für dich tun, Oji-san?“

Nishiki seufzte.

„Komm erst mal rein, ich mache uns Tee. Es gibt einiges zu bereden und Schuld ist die anstehende Chuuninprüfung in Kusa.“

„Ach ja, Kusa,“ machte Namie, zog artig die Schuhe aus und kam herein, um ihrem Onkel ins Esszimmer zu folgen. Sie sah Akira am Ende des Ganges stehen und winkte. „Hey, Akira-chan! Alles klar?“ Akira nickte nur.

„Geh dich beschäftigen, Akira,“ wiederholte Nishiki ernst, „Ich muss alleine mit Namie-chan sprechen, es ist wichtig.“

„Okay, Papa.“ Das Kind verschwand um die Ecke, während der Vater mit der Cousine im Esszimmer verschwand. Akira überlegte zuerst, tatsächlich wegzugehen. Aber die Neugier war größer… was war es, das sein Vater unbedingt mit Namie besprechen musste? Wieso Namie?...

Und wieso durfte er das offenbar nicht hören?

Er blieb, wo er war, und vertraute auf die Hellhörigkeit der dünnen Wände.
 

––
 

„Ich hab von Chidori gehört, der Uchiha-Clan hätte neulich so eine Beratungsrunde gemacht und Sasuke-sama hätte dafür sorgen wollen, dass diese Chuuninprüfung keine Katastrophe wird, damit der Ruf Konohas oder eurer Familie nicht noch weiter sinkt, weil alles Eigenartige, das passiert, offenbar mit dem Uchiha-Clan zu tun hat.“ Während seiner Rede sah Nishiki Namie an, die am Tisch saß mit einem Becher Tee. Sie nickte.

„Ja, mein Vater hat gesagt, dass es so einen Rat gegeben hätte, aber er hat nicht erzählt, worum es gegangen ist.“

„Yashiru und du, ihr seid alt genug, um euch aktiv an diesen Sachen zu beteiligen,“ sagte Nishiki, „Ich bin zwar Oberhaupt der Hyuugas und sollte mich nicht in die Angelegenheiten des Uchiha-Clans mischen, aber meine Frau gehört immerhin dazu…“

„Ist schon okay, Oji-san.“

„Chidori hat gesagt, ihr wolltet dafür sorgen, den Wald des Todes – na ja, etwas Ähnliches werden sie in Kusa sicher haben – doppelt und dreifach zu überwachen, damit nicht wieder tausende von Leuten zerfetzt oder von Schlangen gefressen werden.“

„Ja,“ machte Namie nickend. Nishiki seufzte und fing an, an seinem Finger herumzupulen. Er sah sie nicht an, als er fortfuhr.

„Ich wollte mit dir darüber sprechen, weil du diese einmaligen Augen hast, diese Kombination aus Byakugan und Sharingan, das spart uns nämlich, zwei Leute darauf anzusetzen. Was ich dir gleich sage, ist strengstens vertraulich, Namie-chan, und die Wenigsten aus der Familie wissen darüber Bescheid.“ Namie hielt jetzt inne. Sie blickte zu ihm, als er auch wieder den Kopf hob. In seinen weißen Augen stand Besorgnis, was Namie verwunderte.

„Ich höre, Oji-san.“

Der Mann seufzte leise.

„Bis jetzt weiß immer noch niemand, wieso damals vor vielen Jahren der Eisenmann, diese beiden Kinder und Naoya gestorben sind. Obwohl sie alle auf unterschiedliche Weise den Tod gefunden haben, hatten wir den Verdacht, dass die Fäden trotzdem alle irgendwo zusammenführen… das heißt, es ist möglich, dass sie alle vom selben Menschen getötet worden sind. Das hat mehr mit der jetzigen Chuuninprüfung zu tun, als es scheinen mag.“ Das Mädchen stellte schweigend die Teetasse ab.

„Oh,“ machte sie ernst. „Wer ist wir, Oji-san?“

„Ich habe darüber oft mit deiner Tante Shiemi gesprochen, die immerhin alle Leichenbefunde kennt und die Leichen damals genauestens untersucht hat. Satoya weiß Bescheid, aber bisher ist es nicht so, dass wir irgendeinen Beweis für unseren Verdacht haben. Sobald wir den haben, kriegen Sasuke-sama und Sakura-sama auch Bescheid, und… … die anderen eben.“

„So viel Heimlichtuerei bedeutet nichts Gutes,“ sagte Namie, „Worum machen du, Shiemi und Satoya so einen Hokuspokus? Muss ja was Furchtbares sein.“

„In der Tat. Wir halten die Wahrscheinlichkeit, obwohl sie klein ist, für möglich… dass es Masami war, der sowohl den Eisenmann, als auch seinen eigenen Bruder und die beiden Kinder getötet hat.“
 

Akira hielt fassungslos die Luft an, während er immer noch draußen stand und hörte, wie es drinnen rumpelte. Er vermutete, dass Namie sich erhoben hatte.

„Wie bitte?!“ machte sie da auch schon, „Das ist nicht dein Ernst – Masami soll Naoya getötet haben? Das ist absurd, wieso sollte er das tun? Soweit ich mich erinnere – ich war damals auch erst fünf – hat er Naoya-chan abgöttisch geliebt!“

„Ich habe keine Ahnung,“ machte Nishiki, „Aber er hatte extrem früh Sharingan. Masamis Sharingan können ohne Zweifel kranke Genjutsu ausführen, und das konnte er höchstwahrscheinlich schon mit vier Jahren Und wir vermuten, dass selbst der Eisenmann dank eines psychischen Schocks diese geplatzten Blutgefäße hatte, dass also sein Blutdruck quasi dank psychischer Einwirkung explodiert ist.. – Namie-chan… wie gesagt, das sind nur Ideen. Niemand hat Beweise und vielleicht – hoffentlich – irren wir uns ja, denn wenn das wahr ist, wäre das grauenhaft. Nicht nur die Tatsache, dass Masami dann seinen eigenen Bruder im zarten Alter von drei Jahren getötet hat, sondern vor allem die Tatsache, dass so einer als Gegner selbst für den gesamten Clan ein Problem darstellen würde. Bitte behalte das alles für dich und sprich weder mit Yashiru noch mit deinen Eltern darüber.“ Sie starrte ihn nur an und setzte sich dann langsam wieder hin.

„Ich hoffe, ihr irrt euch,“ sagte sie dumpf. „Was habe ich damit zu tun?“

„Masami ist Mitglied des Organisationskomitees und für die zweite Prüfung zusammen mit den Kusagaya-Schwestern für Genjutsu zuständig. Ich… möchte dich bitten, ihn unauffällig und mit genügend Abstand im Auge zu behalten, um herauszufinden, ob er sich seltsam verhält.“
 

Sie erstarrte.

„Mich bitten?“ fragte sie dann, „Habe ich eine Wahl, nein zu sagen?“

„Ja, die hast du,“ machte Nishiki, „Shiemi ist nicht da, mit der kann ich das nicht bereden, aber wir können mit Satoya reden. In den vergangenen Jahren hat Masami sich relativ unauffällig verhalten und es gab keine Toten oder ominöse Unfälle, aber wie wir wissen, passiert auf quasi jeder Chuuninprüfung, in der irgendwelche Uchihas mitmachen, irgendein Drama. Du hast Byakugan und Sharingan, du kannst ihn aus der Ferne beobachten und seine Bewegungen voraussehen und dich so rechtzeitig schützen, falls er tatsächlich irgendetwas Eigenartiges tut. Sieh es als… Auftrag unter der Hand an, wir umgehen einfach nur meinen Vater als Hokage und du kriegst den Auftrag von mir direkt.“

„Sowas wie Schwarzarbeiten?“ machte sie erstaunt. „Der Hyuuga-Clan neigt zu drastischen Mitteln, wie mir scheint.“

„Der Uchiha-Clan auch.“

„Ich…“ Sie machte eine Pause und sah wieder auf den Teebecher. „Ich nehme den Auftrag an, Oji-san.“ Nishiki zog eine Braue hoch.

„Das ging schnell…“ meinte er. Namie sah ihn wieder an.

„Wenn das tatsächlich stimmt, was ihr denkt, ist Masami eine Gefahr für die Familie und vielleicht für ganz Konoha. Und bei seinem IQ traue ich ihm sogar zu, schon Jahre im Voraus Dinge zu planen und dann ewig so zu tun, als wäre nichts…“ Nishiki nickte. Er sprach nicht aus, woran er noch dachte.

Und wenn er Naoya wirklich getötet hat, hat er Mangekyou Sharingan… und dann besteht die Gefahr, dass das ganze Geheimnis darum auffliegt und die Sicherheit des ganzen Dorfes im Arsch ist…
 

„Ich tue, was ich kann, Oji-san,“ murmelte Namie und erhob sich erneut, bevor sie sich artig vor ihm verneigte. „Außer Shiemi und Onkel Satoya weiß dann niemand, dass ich das tue, oder wie sehe ich das?“

„Wir werden sehen, ob ich mit ihnen darüber spreche,“ murmelte Nishiki und kratzte sich unsicher am Kopf. „Es ist so, dass-… durchaus die Möglichkeit besteht, dass wir uns geirrt haben und Masami einfach nur ein Genie ist, aber nichts mit den Morden zu tun hat. Stell dir vor, was hier passiert, wenn ich herumerzähle, was wir vermuten… Seiji und Kanae würden doch völlig zusammenbrechen… und Sasuke-sama reagiert vermutlich auch allergisch auf Familieninterne Intrigen… wenn sich das alles nicht bestätigt, meine ich, brauchen wir niemanden grundlos zu beunruhigen. Ich hoffe, das ist okay für dich… zu schweigen, meine ich.“

„Ja,“ sagte sie leise und sah zur Wand. „Dann werde ich jetzt gehen und mich seelisch auf die Chuuninprüfung vorbereiten. Bis dann, Oji-san!“

„Ja, bis dann,“ machte er dumpf, als sie lächelte und ging. Er blieb sitzen und stützte dann stöhnend den Kopf auf die Hände.

Verdammt… wenn ihr jetzt irgendwas passiert, bin ich am Arsch, das ist mal klar… aber außer ihr hat niemand diese Augen-Kombination! Mikoto hat zwar auch beides, aber anders… außerdem wäre sie sicher die Letzte, die mir glauben würde, was wir denken… sie ist doch Masamis Schatten! Mindestens.
 

Der arme Nishiki hatte keine Ahnung, dass der völlig geplättete, entsetzte und eigentlich noch viel ärmere Akira das alles mitbekommen hatte und sich jetzt endlich taumelnd ob des plötzlichen Schwindels, den er spürte, auf den Weg in sein Zimmer machte.

Das alles war mehr als beängstigend…
 

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OMFG XD Jetzt wirds böööööööse muahahaha XD Nein Scherz uû' Nishiki ist ja voll der Chacker könnte man meinen! XD Dabei hat er keine Ahnung, hahahaha XD Takumas Team ist irgendwie cool, ich mag die^^'' und der kleine Akira wird plötzlich wichtiger für die story als ihm lieb sein wird XDD

Kusagakure

Die Stimme hatte eine grauenhafte Art zu kichern.

„Einer nach dem anderen… werde ich euch alle, alle kriegen!“ krächzte sie voller Bosheit und mit dem unsichtbaren, gehässigen Grinsen auf den Lippen. „Ihr seid alle Ausgeburten der Finsternis, des finsteren Fluches… und solange ihr keine Ahnung habt, was er bedeutet, dieser Fluch… seid ihr dumm.“

In der Finsternis glühten die blutroten Sharingan auf und verformten sich auf bizarre Weise zu einer eigenartigen Mischung aus sämtlichen Mangekyou Sharingan, die in der jüngeren Geschichte bekannt gewesen waren… Itachis, dann Sasukes, Sanosuke und Seijis.

Dumm, Sasuke!

Dumm!
 

Hahaha!
 

In dem einen Moment, in dem Sasuke glaubte, in der Finsternis, die nur von den blutrünstigen, diabolischen Sharingan erhellt wurde, ein Gesicht zu erkennen, verschwand das Bild auch schon wieder vor seinen Augen, er wachte aus seinem bösartigen Traum auf und fuhr keuchend aus dem Bett hoch.
 

Sakura wachte auch auf und gähnte.

„S-Sasuke-kun…?“ fragte sie benommen, als sie ihren Mann aufrecht im Bett sitzen sah. Er drehte apathisch den Kopf in Richtung des Fensters. Draußen war es dunkel.

„Ich bin zwar nicht… Yamazaki…“ stöhnte er und fuhr sich mit beiden Händen durch die schwarzen Haare, „Aber irgendetwas… irgendetwas Furchtbares passiert… da bin ich sicher.“ Sakura erstarrte.

„Was?!“ machte sie und war im Nu ebenfalls auf. „Was hast du geträumt, Sasuke-kun?! Dabei ist doch jetzt die Chuuninprüfung!“

Sasuke stöhnte erneut und ließ den Blick unwirsch durch das düstere Zimmer schweifen.

„Ich weiß es nicht, Sakura, ich… …“ Er erinnerte sich an den Fluch. Der, von dem die Stimme sprach.

„Solange ihr nicht begreift, was er ist, seid ihr alle dumm… …“

Er ließ die Hände langsam sinken.

Dumm…

„Wer immer da… im Traum mit mir redet… er versucht mir irgendetwas zu sagen… aber ich kapier nicht, was.“

Sakura sprach nicht. Sie sah nur besorgt zu ihm herüber, während ihre Hände sich in das Bettlaken krallten. Seine Nervosität beunruhigte sie…

Er senkte den Kopf und linste zur Wand.

„Mach das Licht an, Sakura…“ murmelte er, „Ich kann… diese Dunkelheit hier nicht haben. Ich kann so nicht schlafen…“
 

––
 

Die Wochen bis zum Beginn der Chuuninprüfung waren schnell vergangen und das halbe Dorf war jetzt in Kusa oder auf dem Weg dahin; auch der Großteil des Uchiha-Clans. Sasuke und Sakura waren auf Narutos Geheiß hin in Konoha geblieben; wenn alle guten Shinobi weg waren, war das Dorf ungeschützt. Naruto selbst als Hokage würde auch nur dem dritten Teil der Prüfung beiwohnen können, er konnte das Dorf ja nicht einfach so verlassen und das über viele Tage.

Sanosuke war natürlich mit der ganzen Familie nach Kusa gegangen, immerhin machten zwei seiner Kinder auch die Prüfung, nämlich Kansuke und Souya. In Sanosukes Abwesenheit vertrat Seiji ihn als Polizeichef; Masami war zwar wegen des Komitees in Kusa, aber Seiji und Kanae waren daheim geblieben, da ihr einziges Kind längst Chuunin geworden war und schon weit darüber hinaus ragte. Satoya und Moe waren aber auch in Kusa, weil alle drei Drillinge ebenfalls an der Prüfung teilnahmen.

Nishiki hatte sich ziemlich geärgert, dass er nicht mit nach Kusa gehen konnte; aber er war nun mal das Oberhaupt des Hyuuga-Clans, das nicht ohne weiteres mal eben Konoha verlassen durfte, wie es laut einiger alter, nervender Opas im Hyuuga-Clan schien. So musste das Vorzeige-Oberhaupt in Konoha bleiben mit der nervigen Tochter Sae; der kleine Akira war natürlich in Kusa, seine Mutter Chidori war mitgekommen, immerhin musste sie doch ihr komisches Team beobachten und dazu konnte sie den armen Akira nicht alleine lassen.

Wer noch mitkam waren Asayo Nara, Narutos älteste Tochter, mit ihren Söhnen Fuuya und Mashuu. Fuuya war dummerweise in dem Komitee und Mashuu würde eben an der Prüfung teilnehmen. Yasuki war natürlich auch mit dabei als Lehrer von Takuma, Junya und Akira. Und zur Gesellschaft hatte er seine kichernde Frau Kumiko und die kleine Nori auch mitgenommen, sehr zum Leidwesen eigentlich aller beteiligten Uchihas.

Satoya und Sanosuke hatten ihrem Vater Sasuke versprochen, mit eigenen Händen dafür zu sorgen, dass ein Drama vermieden wurde und es nicht wieder hieß, Konoha und der Uchiha-Clan machten nur Ärger; von Namies geheimen Auftrag wussten sie nicht, noch ein Grund, warum Nishiki gerne dabei gewesen wäre, um ein Auge auf Namie zu haben, wenn sie ihrerseits ein Auge auf Masami haben würde.
 

––
 

Kusa war ein sehr viel kleineres Dorf als Konoha und es gab in dem kleinen Land weniger Bäume und dafür mehr Gras. Während der ganze Uchiha-Pulk quasi ungewollt zusammen die Reise nach Kusa angetreten war, hatten die Kinder schon früh angefangen, herumzublödeln.

„Wir haben sicher eine total coole Special Edition des Todeswaldes da!“ sagte Fuuya zu den Genins und noch kleineren (Susumu und Shigeru), „Und zwar… Todesgrasland! Hahaha!“

„Ja, cool,“ grinste Susumu zufrieden, „Dann laufen alle durch meterhohes Gras und üben das Anpirschen! Wie lächerlich!“

„Genau, Kusa ist doof, in Konoha wär's viel cooler gewesen!“ addierte Shigeru nickend. Haruka gab beiden Zwillingen grantig einen Klaps auf den Hinterkopf.

„Hört auf, so undankbar zu sein!“ machte sie, „Seid froh, dass es überhaupt eine Prüfung gibt!“

„Echt jetzt!“ rief Kansuke und wedelte mit der Faust in der Luft herum. Die Zwillinge grinsten sich an, bevor sie laut losbrüllten:

„Kansuke ist ein Loser, Kansuke ist ein Loser…!“

„Aargh!! Ihr Ärsche, wartet!“ jammerte Kansuke, als die kleinen Brüder lachend vorausliefen, und als er ihnen nachjagen wollte, stolperte er über einen am Boden liegenden Stein, flog in hohem Bogen durch die Luft und knallte unsanft auf den Boden. „Aua… das war nicht fair…“

„Looooser, Looooser!“ gackerten die Zwillinge.

„Du bist aber auch echt ein Volltrottel,“ tadelte Yashiru ihren Bruder und zog ihn auf die Beine, „Was gebrochen?“

„Nee, heute nicht, Nee-san.“

„Na, Glück gehabt! Pass auf deine Füße auf, Kansuke, sonst wirst du nie Chuunin!“

„So ganz unrecht haben die Zwillinge nicht,“ feixte Mikoto gehässig grinsend, die neben Masami daher marschierte. Kansuke sah seine Schwester beleidigt an und sah dann zu seinem Cousin Masami, der leicht amüsiert lächelte.

„Kannst du den Kleinen nicht mal den Hintern versohlen, Masami? Du bist doch so cool… ich meine, du kannst alles!“ Masamis Lächeln wurde breiter.

„Ich kann nicht alles, Kansuke, übertreib mal nicht. Ich bin letzten Endes auch nur ein Sterblicher. Und deinen Brüdern die Meinung zu sagen ist wohl eher deine Aufgabe! Ich sage, das ist eine Frage der Erziehung…“

„Halt die Klappe, ich warne dich!“ schnaubte Haruka ihn drohend an, „Komm nicht damit, dass ich eine Rabenmutter wäre, Masami!“

„Das habe ich nie gesagt, Oba-san, oder?“ erwiderte er ruhig, „Entschuldige, wenn es falsch rüberkam. Aber jemand sollte den beiden schon irgendwann mal die Bedeutung von Respekt und Anstand beibringen, denkst du nicht, Oba-san?“

„Argh, du nervst!“ rief sie beleidigt ob der Kritik durch die Blumen, „Halt die Klappe!“

„Genau, halt die Klappe!“ lachten die Zwillinge von vorne, und Masami setzte einen theatralisch bösen Blick in ihre Richtung auf.

„Dafür werdet ihr bluten, ihr rotzfrechen Gackertanten…!“ versprach er mit verstellt blutrünstiger Stimme, und schreiend rannten die Kleinen noch schneller, lachten aber schon wieder, weil sie genau wussten, dass ihr Cousin sie bloß verarschte.

„Wie cool, so wird man sie los!“ stellte Kansuke erstaunt fest, „Das merk ich mir.“

„Versprich dir nicht zu viel von der Wirksamkeit,“ sagte Masami noch immer amüsiert, aber Kansuke hörte ihm nicht mehr zu.
 

––
 

In Kusagakure war natürlich ein reges Tohuwabohu, als die große Gruppe das Dorf erreichte. So viel Tumult war das kleine Dorf gar nicht gewohnt… aber wegen der Chuuninprüfung waren natürlich aus sehr vielen anderen Ninjadörfern Shinobi gekommen.

Sanosuke fand, sie hätten schon Glück, in einem Hotel noch genügend Zimmer für sie alle zu finden (und das halbe Hotel damit auszubuchen). Die Kinder mussten sich dabei allerdings Massenzimmer teilen, selbstverständlich nach Jungen und Mädchen getrennt. Man hatte kaum das Gepäck auf die Zimmer gebracht, als das Chaos auch schon wieder losging. Susumu und Shigeru waren sofort abgehauen, um das Dorf unsicher zu machen, zu ihrem Leidwesen hatten sie ihre Klassenkameradin Nori mitnehmen müssen, Yasukis kleine Tochter, die voller Begeisterung auch unbedingt hatte mitgehen wollen. Die Genin-Teams, die an der Prüfung teilnehmen würden, trafen sich mit ihren Lehrern und würden vermutlich den Rest des Tages noch mit Extratraining verbringen, da die erste Prüfung erst am nächsten Tag stattfinden würde. Masami und die Kusagaya-Mädchen waren schon zur Dorfleitung zitiert worden, damit sie in den Teil der zweiten Prüfung eingeführt werden konnten, der den Todeswald ersetzen würde. Mikoto und Fuuya hatten nichts zu tun und langweilten sich zusammen mit Yashiru, Namie und den ganzen Eltern im Foyer des Hotels, wo eine Hoteldame ihnen grünen Tee gebracht hatte.

„Das ist aber ein Service hier,“ hatte Sanosuke das grinsend kommentiert, „Wir sollten uns zu Hause auch so einen Privatbimbo anschaffen, der uns Tee kocht, Haruka!“

„Wenn du den bezahlst, kein Problem,“ hatte seine Frau schnippisch erwidert.
 

„Wir haben für‘s erste andere Sorgen,“ murrte Satoya irgendwann, worauf Sanosuke und Haruka ihn ansahen. Aus irgendeinem niemandem bekannten Grund war seine Laune mal wieder ganz unten. Sanosuke dachte sich, dass es daran liegen mochte, dass dummerweise Yasuki auch hier war und auch noch am gleichen Tisch saß neben seiner doof kichernden Frau Kumiko. Welcher Depp hatte die Idee gehabt, Satoya, Yasuki und Kumiko alle drei an denselben Tisch zu setzen?

„Was für Probleme?“ gähnte Fuuya gelangweilt.

„Na, dich schert das weniger,“ machte Satoya, „Nii-san, du weißt, was Vater gesagt hat. Wäre ganz gut für Konoha oder unsere Familie, wenn nicht wieder irgendein Scheiß passieren würde. Und hier im Dorf gibt es keinen Kage, der aufpasst. Kusa ist ein kleines Dorf, das hat keinen Kage, nur einen Bürgermeister. Der wird wohl nicht zu vergleichen sein mit einem Kage, das heißt, falls so ein Irrer wie Izumi, Orochimaru oder sonst jemand von früher hier auftauchen würde, hätten wir ein großes Problem.“

„Warum zum Teufel sollte hier so einer auftauchen?“ fragte Haruka genervt, „Ich glaube, ihr Uchihas seid paranoid!“ Satoyas Blick verfinsterte sich.

„Paranoid?“

„Weil ihr euch in der Vergangenheit einmal bei einer Chuuninprüfung die Finger verbrannt habt, seht ihr jetzt überall Feuer!“ erläuterte sie sich seelenruhig, „Das ist Humbug. Orochimaru und Izumi und wie sie alle hießen sind längst tot. Und der Kinton-Fritze, vor dem wir alle solche Angst gehabt haben, ist auch aus heiterem Himmel gestorben und wird uns nicht mehr bedrohen können.“

„Einmal die Finger verbrannt?“ machte Satoya erstaunt, „Mein Vater mit seinem Juin, dann Nii-san mit seiner Aktion im Todeswald…?“

„Im Todeswald sterben immer welche,“ stöhnte Haruka, „Deswegen heißt er doch Todeswald und nicht Juhu-wir-alle-kommen-durch!-Wald!“ Schweigen. Mikoto rappelte sich in ihrem Sessel auf.

„Irgendwie schnall ich gerade das Problem nicht,“ gab sie zu hören, und Namie warf ihr einen ratlosen Blick zu, ohne etwas zu sagen. „Wieso sollte irgendjemand gerade jetzt antanzen und Chaos stiften wollen?“

„Weil die Chuuninprüfung immer ein begehrtes Ablenkungsmanöver ist,“ antwortete ihr Vater seufzend, „Es gab wirklich viel Ärger in den letzten Jahrzehnten, Mikoto. Was wir Vater – also eurem Großvater – versprochen haben ist nur, dass dafür gesorgt wird, dass dieses Jahr mal alles glatt läuft. Und jetzt frag nicht wieso, versteh es oder lass es.“ Mikoto runzelte die Stirn, bevor sie aufstand.

„Boah,“ machte sie, „Ihr nervt alle. Ich gehe Masami suchen!“ Damit ging sie, ehe Fuuya ihr hätte folgen können.
 

––
 

Der Ersatz für den Todeswald unterschied sich nicht stark vom wirklichen Todeswald in Konoha.

Das Trainingsgelände, in dem die zweite Chuuninprüfung stattfinden würde, war ein großes, bewaldetes Gebiet am Rand des Dorfes. Vermutlich war das Gelände kleiner als der Todeswald in Konoha, weil ganz Kusa sehr viel kleiner war. Und es gab auch nicht ganz so viele Bäume, zwischen den dicht besiedelten Baumgruppen gab es immer mal wieder weite Steppen mit Grashalmen, die so hoch waren wie ein ausgewachsener Mann oder noch größer. Das alles betrachteten die drei Genjutsu-Spezialisten mehr oder weniger beeindruckt, als sie von einem Jounin aus Kusa durch das Gelände geführt wurden.

„Es ist wirklich die Todeswiese, passend zum Todeswald,“ sagte Murasaki Kusagaya relativ unbeeindruckt und piekste im Vorbeigehen einen besonders großen Grashalm an. „Gibt es sowas wie gefährliche Monster oder sowas Langweiliges?“

„Vielleicht überdimensionale Ameisen,“ riet Momoiro ebenso amüsiert wie ihre Schwester. Masami sagte nichts und sah sich seelenruhig um.

Der Jounin, der sie führte, sah die drei an.

„Natürlich gibt es Monster, ihr werdet staunen! Aber das Hauptaugenmerk soll ja auf den Genjutsu liegen. Wie macht ihr das, verteilt ihr euch und ballert das ganze Gebiet mit Genjutsu voll, damit die Kleinen völlig verwirrt sind und am Ende nicht mehr wissen ob sie in einem Genjutsu sind oder in der Realität?“

„Ja, so in etwa wird’s aussehen,“ grinste Murasaki, „Wissen Sie, Sinn dieser Sache ist, dass die Kleinen lernen, wie man ein Genjutsu erkennt und wie man es loswird. Die meisten haben von Genjutsu am wenigsten Peilung, deswegen sind Genjutsu auch für alle am gefährlichsten! Die Kleinen wissen Bescheid, dass sie Genjutsutraining bekommen. „

„Wo ist denn der Witz, wenn sie eh‘ wissen, was sie erwartet?“ wunderte sich der Jounin. Jetzt schaltete Masami sich ein.

„Entschuldigen Sie, Sie verstehen das falsch,“ sagte er freundlich wie immer und lächelte, worauf der Mann vor ihm ihn groß ansah. „Sie wissen, dass es Genjutsutraining geben wird, aber sie wissen nicht, wie das aussehen wird… so gesehen wissen sie definitiv nicht, was sie erwartet. Unter keinen Umständen. Wie Sie selbst sagen, da… fehlte doch der Witz.“
 

In der Mitte des Geländes befand sich ein mittelgroßes, rechteckiges Haus. Vermutlich würde das den Turm ersetzen, zu dem die Teams sonst immer innerhalb von fünf Tagen finden mussten.

„Hierher werden die Genin-Teams zu kommen versuchen,“ erklärte der Jounin aus Kusa seinem Genjutsu-Team, „Hier wird eine Staffel Jounin sitzen und die Genin empfangen. Vor allem läuft von hier aus auch die Überwachung des Waldes, falls welche aufhören müssen, verletzt werden, sterben oder so.“

„Ja. Ich sehe schon,“ machte Murasaki mit Blick auf die Kameras außerhalb des Hauses.

„Okay, das… war es eigentlich auch schon, was ich mit euch durchgehen sollte…“ grübelte der Jounin darauf, „Ähm, also… dann sage ich, wir sehen uns morgen bei der Prüfung.“
 

Nach kurzer Verabschiedung machten die drei, dass sie das Gelände verließen und zurück in Richtung der Dorfmitte wanderten.

Sobald der Kusa-Nin nicht mehr zu sehen oder zu hören war, hängte sich Momoiro fröhlich an Masamis Arm.

„Masami-kun!“ machte sie plinkernd, „Bist du aufgeregt wegen der Prüfung morgen? Das wird sicher spaßig, alle in Genjutsu rennen zu lassen!“

„Schadenfreude, Momoiro, ist etwas, das man mit Vorsicht genießen sollte, manchmal schlägt sie unerwartet zurück und wirft dir alles ins Gesicht...“ erwiderte er dumpf. Sie lachte.

„Soooo ernst…?“ machte sie, „Entspann dich, jetzt haben wir frei! Hey, hast du jetzt noch was vor, Masami-kun? Wir könnten was zusammen machen, wo wir doch jetzt etwas Zeit haben!“

„Wir könnten was trinken gehen zur Feier des Tages,“ addierte Murasaki glucksend. Masami, von beiden Seiten von den Pinku-Zwillingen umzingelt, lachte kurz.

„Was gibt es denn zu feiern?“

„Och, nur… dass wir drei so gut zusammenarbeiten!“ entgegnete die Lilahaarige schelmisch grinsend. Masami drehte den Kopf zu ihr hin und sah ihr Grinsen breiter werden.

„So, wie du guckst, hast du sicher was anderes vor als trinken gehen, Murasaki?“

„Nicht doch, das würde ich nie wagen.“

„Hmm,“ machte Masami gedehnt und zuckte unwillkürlich mit dem Mundwinkel, als er sie eine Weile schweigend anstarrte mit ihren lila Haaren und den pinkfarbenen Augen. Hübsch waren die beiden, das musste man ihnen lassen.
 

Und vermutlich die einzigen in Konoha, die mehr Genjutsu kannten als er.
 

„Na ja, gute Zusammenarbeit,“ sagte er dann grinsend, „Dabei kennen wir uns doch kaum. Viel mehr als eure Namen kenne ich ja gar nicht von euch beiden…“

„Das können wir ändern, Masami-kun,“ entgegnete Momoiro jetzt, worauf er sich zur anderen Seite umdrehte und sie seinen Arm fester umklammerte, mit diesem recht eindeutigen Blick in sein Gesicht sehend und süß lächelnd. „Also, wir wissen ziemlich viel über dich!“

„Haha,“ machte er amüsiert und tätschelte Momoiros Kopf, worauf er eine verräterische Röte in ihr Gesicht schleichen sah, die sich arg mit ihren pinkfarbenen Haaren biss. „Das glaube ich kaum, Mädels. Ihr habt keine Ahnung.“ Er grinste jetzt wieder feixend zu Murasaki herüber. „Aber auch das können wir ändern. Kommt, ich lad euch ein. Danach werden wir ja sehen, wer hier wen kennt.“

„Oh ja!“ glucksten die Zwillinge im Chor, bevor sie zusammen die Straße hinunter in nächstbeste Teehaus gingen.
 

Mikoto kam an der Kreuzung an und sah gerade noch ihren Cousin mit den beiden glucksenden Pinku-Mädchen im Teehaus verschwinden. Kurz blieb sie stehen und hatte plötzlich groß Lust, hinterherzurennen, die Mädchen an irgendwelche Pfeiler zu fesseln und Masami wieder mit zunehmen… sie entschied sich weise dagegen und verschränkte nur beleidigt die Arme.

Ach, so ist das! Masami amüsiert sich lieber mit den notgeilen Schlampen, ach so. Geile Idee, du Sack!

Sie schnaubte missbilligend und starrte wie gebannt auf das Teehaus.

Sie könnte jetzt da reinrennen und Momoiro und Murasaki voll fertigmachen.

Genau.

Könnte sie!
 

„Mikoto – was stehst du hier auf der Straße rum?!“

Sie drehte sich wirbelnd herum und starrte ihrem Freund Fuuya verärgert ins Gesicht, der plötzlich aufgetaucht war.

„Was schon?!“ rief sie, „Macht Spaß hier rumzustehen, findest du nicht?!“

„W-was ist denn jetzt passiert?“ stöhnte Fuuya, „H-hab ich dir was getan?“

„Nein, du Arsch! Nerv nicht!“ Fuuya zog eine Augenbraue hoch.

„Wolltest du nicht Masami suchen?“

„Pff! Der hat seinen Spaß mit den Pinku-Schlampen, da bin ich wohl überflüssig!“ Fuuya begann zu kapieren, was das Problem war.

„Moment, bist du gerade eifersüchtig auf Momoiro und Murasaki, weil sie mit Masami – Moment, was machen die mit ihm?!“

„Sie sind in ein Teehaus gegangen,“ stöhnte Mikoto und sah ihn skeptisch an. Er schnaubte.

„S-so ein Macho, gleich zwei auf einmal?! Und ich krieg keine ab, das ist nicht fair!“ Er erntete einen Schlag auf den Kopf von Mikoto.

„Hast du sie noch alle, du Sack?!“ empörte sie sich, „Du hast Probleme!“ Fuuya jammerte und hielt sich den Kopf.

„W-was regst du dich überhaupt so auf?! E-er ist dein Cousin, Mikoto!“
 

Sie hielt für einen Moment inne. Da erst fiel ihr auf, dass er recht hatte…

Masami war ihr Cousin.

Was regte sie sich auf? Sie wusste es selbst nicht mehr… von einem Moment auf den anderen hatte sie plötzlich vergessen, was das Problem gewesen war…

Sie schnappte unsicher nach Luft, kehrte dann dem Teehaus den Rücken und packte Fuuya am Arm, um ihn mit sich zu schleifen.

„Komm, du Vollidiot, wir gehen zum Hotel zurück!“

„Was?!“ nölte er, „W-wieso das plötzlich…?!“ Langsam kapierte er diese Frau wirklich nicht mehr… und was zum Geier war jetzt das Problem gewesen?
 

––
 

Alle hatten Probleme mit Mädchen. Selbst die ganz Kleinen.

„Wir könnten Nori einfach irgendwo hier stehen lassen und uns dann verpissen,“ schlug Susumu seinem Bruder Shigeru entnervt vor und linste zu der kleinen blonden Nori, die aufgeregt plappernd hinter ihnen her rannte und offenbar gar nicht merkte, dass die Uchiha-Jungs sie einfach nur loswerden wollten.

„Ja, genau,“ machte Shigeru zustimmend. „Andererseits kriegen wir großen Ärger von den Großen, wenn ihr was passiert.“

„Vielleicht kriegen wir sie wenigstens dazu, die Klappe zu halten!“ Susumu blieb stehen, sodass die labernde Nori in ihn hineinrannte und sich jammernd die Nase rieb.

„Auaaa, Susumu-kun! Du darfst nicht einfach so stehenbleiben, ich hab mich gestoßen!“

„Weißt du was – wir geben auf!“ sagte Susumu feixend zu ihr, „Wir spielen mit dir, ist ja gut!“

„Was?! Ganz in echt?!“ schrie das neunjährige Mädchen und machte einen Luftsprung, wobei ihr pinkes Rüschenkleid flatterte. „Hurra! Endlich spielt ihr mal mit mir, ihr habt sonst nie Lust!“

„Ja, weil du stinkst,“ grummelte Shigeru, aber sie schien es nicht gehört zu haben. Susumu hob theatralisch einen Zeigefinger.

„Wir spielen jetzt ein total cooles Spiel. Es heißt Wer zuerst was sagt hat verloren und muss den anderen ein Eis ausgeben!“

„Oh!“ rief Nori gespannt und hielt die Luft an.

„Es ist ganz leicht, du musst nur eins tun, nämlich schweigen, und das die ganze Zeit, bis wir aufhören zu spielen!“

„Okay!“ machte sie glücklich.

„Ach so, und weil ich das coole Spiel erfunden habe, habe ich natürlich Sonderrechte. Ich darf nämlich reden, aber nur mit einer einzigen von mir erwählten Person. Alle andren müssen schweigen!“

„Okay,“ strahlte die Kleine nichtsahnend. Susumu zeigte auf seinen Bruder.

„Ich wähle dich, Pikachu!“

„Shigeru,“ korrigierte Shigeru feixend.

„Ja, du Sack, mein ich ja. Also, ich darf nur mit ihm reden, mit dir nicht, Nori! Der Auserwählte – also Shigeru – darf dann natürlich auch reden. Aber nur wir beide, alle anderen nicht! Klar, Nori?“

„Klar!“ machte sie und kapierte nicht, dass alle anderen sich auf sie allein beschränkte. Susumu fing an zu lachen.

„Okay, das Spiel geht… jetzt los!“ Sie setzten ihren Weg durch das Dorf fort und Susumu plapperte munter mit einem Bruder, während die kleine Nori artig schweigend hinterherging.

„Das war ja einfach,“ grinste Shigeru, „Hätte nicht gedacht, dass es so leicht wird!“

„Tja, weil ich so ein Superhirn bin, ist alles möglich, Pikachu.“

„Ey, ich bin genauso schlau wie du!“

„Das Dorf ist voll öde, hie gibt’s gar keine coolen Sachen die wir anmalen oder kaputt machen können!“

„Echt jetzt!“ nölte der Bruder mit. Einige Minuten lang ging das so weiter, bis Nori plötzlich die Lust am Spiel verlor und den Mund wieder auftat.

„Hey, wie lange muss ich noch schweigen?! Das ist langweilig!“

„AAAH!“ grölten die Jungen im Chor und fuhren herum, worauf Nori panisch aufkreischte.

„Was, was?!“

„Du hast verloren!“ lachte Susumu, „Du hast als erstes was gesagt, du musst uns jetzt ein Eis kaufen! Hahaha!“

„Was?! Gar nicht!“ heulte das Mädchen, „Ihr habt auch geredet!“

„Ja, ich hatte Sonderrechte und Shigeru war der Auserwählte!“

„Aber da wir nur drei sind, bin ich dann doch die Einzige die nichts sagen darf!“ stellte sie (endlich) fest.

„Ach nee, du dumme Nuss, auch schon gemerkt?“

„Ihr seid echt gemein!“ Das kleine Mädchen stampfte heulend mit dem Fuß auf, „Das sag ich meiner Mami!“

„Mach doch, mach doch!“ trällerten die Jungs und rannten gackernd davon, die Kleine rannte ihnen plärrend hinterher.

„WARTET!“

„Okay, du schuldest uns ein Eis, Nori-chan!“ grinste Shigeru und blieb stehen, und Susumu verzog das Gesicht.

„Ey, chan?! Spack nicht, Alter, nenn sie nicht auch noch chan!“

„Aber dann kauft sie uns eher Eis als wenn ich gemein zu ihr bin,“ machte Shigeru logisch denkend. Susumu schnaubte, als Nori bei ihnen ankam und erst mal verschnaufte.

„Oh je,“ jammerte sie, „Meine schönen Zöpfchen sind ganz unordentlich… wenn ich euch ein Eis kaufe, spielt ihr dann mit mir Prinzessin?“

„Moment mal, wir sind Jungs,“ stöhnte Susumu, „Jungs spielen nicht Prinzessin!“

„Na, ich bin ja auch die Prinzessin und ihr seid die Prinzen, die mich aus dem Schloss retten vor dem bösen Drachen!“

Die Uchiha-Jungs sahen sich bedröppelt an.

„Böser Drache, ja?“ machte Shigeru, „Wo ist hier ein böser Drache?“

„Mein Papi kann den bösen Drachen spielen, das macht er zu Hause auch oft! Ich hab dann zwar keinen Prinzen, aber immerhin einen Drachen!“ Die Jungs fingen an zu lachen und kriegten sich gar nicht mehr ein.

„Muahahaha, Yasuki ist ein böser Drache! Hahaha!“

„Echt mal, hahaha! Wie blöde!“

„Ich bin ein coolerer Drache, ich kann nämlich Feuer spucken,“ gluckste Shigeru und riss die Hände hoch, „Katon! Gokak-…!“ Er wurde unterbrochen, weil er plötzlich hochgezogen wurde und sich schreiend umsah. Sein Vater hatte ihn hochgenommen. „Oh, ähm… hi, Papa?“

„Fackel hier bloß nichts ab!“ mahnte Sanosuke seinen jüngsten Sohn und sah dann zu Susumu und Nori. „Ich hab euch drei überall gesucht, wir gehen jetzt zurück zum Hotel, es wird bald dunkel! Deine Mutter hat sich Sorgen gemacht, Nori-chan.“

„Meine Mama? Ooh!“ machte Nori erstaunt.

„Dass die überhaupt ´ne Mama hat!“ gluckste Susumu und bekam einen leichten Klaps auf den Hinterkopf von seinem Vater.

„Na, na! Nicht so frech, Jungs!“ Er ließ Shigeru wieder herunter und gemeinsam machten sie sich auf den Weg zurück zum Hotel.
 

Dort angekommen schloss Kumiko ihr aufgedrehtes Mädchen freudig in die Arme und die beiden Jungen merkten einmal mehr, dass Nori ihre Blödheit eindeutig von ihrer Mutter hatte, die war genauso blöd.

„Ob alle Mädchen so bescheuert sind?“ fragte Susumu seinen Bruder dann noch gedämpft.

„Echt mal. Selbst unsere Schwestern sind nicht so bescheuert.“

„Ja, und unser Papa ist auch vernünftig und spielt nicht den bösen Drachen!“ So plappernd zogen sie die Treppe hinauf nach oben, vorbei an quasi allen Erwachsenen, die noch im Foyer rumstanden.

Satoya sah feixend zu Yasuki.

„Du spielst den bösen Drachen?!“ grinste er gehässig, „Na, dann ist es ja kein Wunder, dass dir die ganzen Prinzesschen zu Füßen liegen, Jungfrauen stehen doch auf Drachen…“

„Du kannst es nicht lassen, selbst dann nicht, wenn meine Tochter es hören könnte!“ zischte Yasuki beleidigt und wurde rot, „Von wegen Jungfrau!“ Satoya gab nur ein arrogantes Schnauben zu hören.

„Komisch, und gegen den Drachen wehrst du dich nicht! Hoffentlich machst du aus meinen Söhnen nicht auch noch Drachen, wenn sie schon in deinem Team sind, Tabaluga.“ Mit einem weiteren gehässigen Grinsen drehte er sich ab und ging davon, und Yasuki räusperte sich verlegen.

Dieser Streit würde wohl nie enden…
 

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Hey, gleich zwei Trickserien verarscht in diesem Kapitel XD Viel passiert ist nicht, aber im nächsten kapi gehts ab XD Susumu und Shigeru sind sone Ärsche XD aber Nori is auch echt ne Schnellcheckerin... XDD

Namies Schicksal

Chuuninprüfung!

Endlich war der Tag gekommen, auf den die ganzen Genin aus allen möglichen Ländern so lange gewartet hatten und für den sie extra in dieses blöde Minidorf Kusagakure gereist waren.

Während die Kleinen gerade emsig an der ersten, schriftlichen Prüfung arbeiteten, ging Mikoto mit Masami zusammen zum Gelände der zweiten Prüfung, das alle aus dem Komitee nach den Erzählungen der Kusagaya-Zwillinge jetzt spaßeshalber Todeswiese nannten, als Ersatz für den viel cooleren Todeswald, wie zumindest die Ninja aus Konoha behaupteten.

„Was hast du bitte gestern mit den Pinku-Schlampen in einem Teehaus gemacht, Masami?“ fragte Mikoto ihren Cousin schnippisch, während sie so gingen. Er zog eine Augenbraue hoch.

„Was denn, du bist aber übel gelaunt heute.“

„Ja, weil es mir auf die Eier geht, dass du dich auf diese Hohlbratzen einlässt! Ich hätte dich für niveauvoller gehalten!“ Masami grinste.

„Du klingst wie eine eifersüchtige Ehefrau… ich verstehe dein Theater zwar nicht, Mikoto, aber falls es dich beruhigt, wir haben nur Tee getrunken. Nichts weiter. Was denkst du denn?“ Er warf ihr von der Seite einen hohlen Blick zu und musste sich beherrschen, um nicht weiter zu grinsen beim Anblick ihres beleidigten Gesichtes. Er verstand ihr Theater sehr gut… aber ihr das ins Gesicht zu werfen wäre respektlos und unhöflich, das war nicht seine Art. Nein, er kannte seine kleine Cousine sehr gut, und er wusste, was sie fühlte, was sie dachte, was immer sie tat.

„Und wie kommst du auf die Idee, mit denen Tee zu trinken?“ fragte sie ihn jetzt immer noch beleidigt und verschränkte die Arme.

„Das war ihre Idee, Mikoto. Wir arbeiten zusammen wegen dieser Genjutsu-Geschichte, das ist alles. Es geht nur um Genjutsu.“

„Pff, Genjutsu,“ murrte sie immer noch kalt. Er blieb stehen, stellte sich vor sie und sah sie eine Weile eindringlich an. Als sie immer noch schmollte, hob er eine Hand und strich ihr damit stumm durch die langen, schwarzen Haare, dann über ihre warme, weiche Wange bis hin zu ihrem Mundwinkel. Sie sah zu ihm hoch und schauderte, als sein Finger sanft wie eine kleine Feder über ihre Lippen strich, bevor er die Hand wieder sinken ließ.

„Was muss ich denn tun, damit du aufhörst, zu schmollen, kleine Cousine?“ fragte er sie lächelnd, „Ich will nicht, dass du meinetwegen sauer bist… ich mag es nicht, wenn du sauer bist, Mikoto.“

„Ja,“ machte sie dumpf und starrte ihn einfach nur an, ohne recht zu wissen, was sie hätte sagen können.

Was sollte er tun? Das war quasi ein freier Wunsch! Sie könnte jetzt alles verlangen, sie könnte ihn tausend Kotaus machen lassen, nur wegen Tee, sie könnte ihn einmal um das Dorf rennen lassen, und sie wusste genau, er würde es tun.

Als sie ihm länger ins Gesicht sah und immer noch schwieg, legte er langsam den Kopf schief, sie ebenfalls mit demselben, intensiven Blick anstarrend, mit dem sie ihn anstarrte. Für einen Augenblick standen sie so da und starrten sich an, und Mikoto registrierte nur am Rande, wie sie zu zittern begann ob der Spannung des Moments. Plötzlich spürte sie einen eigenartigen, kribbelnden Schauer über ihren ganzen Körper fließen, und das plötzliche Verlangen danach, ihn einfach zu küssen.

Sie wollte nicht zulassen, dass Momoiro und Kusagaya auch nur eine Chance bekamen, mit ihm Tee zu trinken! Sie sollten nicht mal mit ihm sprechen…

Masami war ihr Masami! Er gehörte ihr ganz allein und sie ihm ganz allein…

Ihre Lippen bebten, aber der Ton kam nicht heraus, als sie sprechen wollte.
 

„Küss mich…“
 

Er sah ihre Lippen sich tonlos bewegen oder zittern und erfasste die Bedeutung dieses kurzen, intensiven Moments sehr genau. Er kannte seine Cousine. Er wusste, wer sie war, und wie sie dachte.

Als er etwas sagen wollte, drehte sie sich plötzlich abrupt um und keuchte entsetzt.

„Meine Fresse!“ machte sie aufgelöst. „W-was zum-…?!“ Sie fuhr erneut herum und starrte ihn an, um in seinem Gesicht jetzt ein großes Fragezeichen zu finden.

Was war mit ihr los? Was dachte sie ans Küssen?! Er war ihr Cousin, sie waren verwandt! Sie waren wie Geschwister aufgewachsen, wie konnte sie… plötzlich solche Gedanken haben, wenn sie ihn nur ansah?

„Entschuldige,“ machte sie dann heiser, taumelte rückwärts und von ihm weg, „Ich hab… was im Hotel vergessen, ich muss zurück… g-geh du nur weiter!“

„Wir werden uns ein paar Tage nicht sehen,“ erwiderte er sachlich, und sie blieb stehen und sah ihn verzweifelt an. Einerseits wollte sie schreiend wegrennen, ihren Kopf unter kaltes Wasser halten und diese Gedanken aus ihrem Hirn verbannen… andererseits wollte sie wieder umkehren, sich an seinen Hals werfen und aus voller Kehle schreien, dass er ihr gehörte und sie nicht wollte, dass er andere Mädchen ansah…

„W-was?“ stammelte sie nur völlig neben sich. Masami lächelte kurz.

„Na ja, die zweite Prüfung dauert einige Tage. Ich werde die ganze Zeit in diesem Gelände sein und Genjutsu basteln, bis die Prüfung vorbei ist.“ Sie sah ihn groß an. Dann senkte sie den Kopf, so weit es ging, und keuchte abermals.

„D-dann… wünsche ich dir viel Glück. Dann sehen wir uns… eben dann.“ Eine artige Verneigung, und sie rannte davon, ehe sie ihrem Kopf eine Chance gab, es sich anders zu überlegen.
 

Masami stand einige Sekunden auf der leeren Straße und sah seiner hübschen Cousine nach. Dann grinste er leicht, die Hände in den Hosentaschen vergrabend.

„Hab keine Angst, Mikoto,“ murmelte er gedämpft, „Ich brauche nicht mehr lange, bis die Kusagaya-Mädchen ausgedient haben. Danach werde ich ganz allein dir gehören, versprochen.“ Er neigte auch den Kopf in die Richtung, in der Mikoto verschwunden war, und drehte sich dann um, um weiter zu gehen. Kurz sah er sich noch auf der Straße um. War da nicht ein Geräusch gewesen?

Er konnte nichts entdecken, das ihn besorgt hätte, so setzte er mit einem amüsierten Lächeln auf den Lippen seinen Weg fort.
 

Namie drückte sich gegen eine Hauswand und verfolgte dank ihrer Byakugan durch ihren Hinterkopf und durch das Haus hindurch, wie Masami ohne Mikoto weiterging. Das braunhaarige Mädchen seufzte leise und versuchte, seine Worte einzuordnen.

Die Kusagaya-Mädchen ausgedient haben? W-was soll das denn heißen? Wenn Onkel Nishiki also recht hatte und Masami… irgendetwas Komisches tut?!

Sie wartete einige Sekunden, bevor sie sich daran machte, ihm unauffällig zum Gelände zu folgen.
 

––
 

Etwa zwei Stunden später standen alle Genin, die die erste Runde geschafft hatten, in ihren Teams rund um das Gelände für die zweite Prüfung verteilt. Wie immer würde im zweiten Teil der Prüfung für radikales Auslesen gesorgt.

„Ihr habt drei Tage Zeit, durch dieses Gelände in die Mitte zum Wachhaus zu gelangen,“ war ihnen gesagt worden, bevor jedes Team einem kleinen Eingang zugeteilt worden war, durch den es in das merkwürdige Gelände kommen würde. „Im Gelände sind sechs Schriftrollen versteckt. Jedes Team, das vollzählig und mit mindestens einer Schriftrolle am Wachhaus ankommt, ist weiter. Wer keine Schriftrolle kriegt, ist raus. Wenn einer der Teamkameraden stirbt, ist das Team auch raus. Und wenn einer von euch die Schriftrolle öffnet, bevor ihr im Haus seid, seid ihr ebenfalls raus. Noch Fragen?“

Niemand hatte Fragen gehabt. Und jetzt standen die kleinen Teams ernüchtert vor den Eingängen und warteten auf das Zeichen des Starts.
 

„Drei Tage!“ machte Takuma erstaunt und versuchte sich auf die Zehenspitzen stellend mehr von dem Gelände zu sehen. Aber alles was er sah, war eine öde Buschlandschaft. „Na, da haben wir ja Zeit. Mit Akiras Byakugan dürfte das Finden so einer Rolle nicht allzu schwer werden… die Kunst ist dann nur, sie auch zu behalten!“

„Es gibt sechs Rollen, das heißt, allerhöchstens sechs Teams kommen überhaupt weiter!“ addierte Junya etwas verunsichert, „Und es sind etwa zwanzig Teams, die hier jetzt starten! Und wenn dann noch ein Team so mies ist und gleich mehrere Rollen findet, sind es noch weniger Teams…“

„Was heißt mies, so funktioniert das,“ grinste sein Bruder amüsiert, „Erfolgreiche Vernichtung der Konkurrenz ist auch ein wichtiger Punkt! Je weniger Teams die zweite Runde schaffen, desto weniger nervig wird die dritte Runde! Wenn wir also auch zufällig noch eine zweite Rolle finden, nehmen wir die auch gleich mit.“ Er sah zu Akira, der sich die ganze Zeit schon verwirrt suchend umsah. „Was ist, Akira? Alles okay?“

„Ich-… a-ach… nichts weiter, schon gut.“ Takuma zog eine Augenbraue hoch, bevor er einen Lolli aus seiner Tasche zog, ihn auswickelte und sich in den Mund schob.

Akira fragte sich, ob sie Namie irgendwo sehen würden… die doch offenbar hier war, um Masami auszuspionieren. Er erinnerte sich düster an das Gespräch zwischen Namie und seinem Vater Nishiki. Und an den grauenhaften Verdacht, dass Masami vor vielen Jahren seinen eigenen Bruder und noch andere Menschen ermordet hatte. In den Tagen der Reise nach Kusa hatte Akira versucht, Masami unauffällig zu beobachten, ob ihm vielleicht etwas Merkwürdiges auffallen würde… aber ihm war nichts aufgefallen. Masami war so wie immer… aber der Gedanke, dass er ein blutrünstiger Mörder wäre, machte dem Kleinen irgendwie Angst. Immerhin war Masami auch an der Überwachung dieses Gebietes beteiligt…

„Es geht eigentlich auch nur sekundär um die Schriftrolle,“ machte Junya und hustete kurz, „An erster Stelle stehen die Genjutsu. Wichtig ist, dass wir sofort checken müssen, wenn wir plötzlich in einem Genjutsu sind.“

„Alles klar. Geht’s jetzt endlich mal los hier?“

In dem Moment öffnete sich das Tor vor ihnen, und die drei Genin sahen sich kurz an, bevor sie einander zunickten und sich dann auf den Weg in die so gefürchtete zweite Prüfung begaben.
 

––
 

Takuma behielt recht und es dauerte nicht lange, bis sie tatsächlich eine Schriftrolle gefunden hatten dank Akiras Byakugan. Obwohl Akira etwas unkonzentriert schien, wie den beiden Uchiha-Jungen schnell auffiel. Nachdem sie sich die Schriftrolle ausgebuddelt hatten (sie war nahe eines Baums in der Erde vergraben gewesen) und nach einer kleinen Abstimmung Takuma sie einsteckte, machten sie sich auf den Weg zum Wachhaus in der Mitte.

„Das war ja leicht,“ machte Junya irgendwann und sah sich skeptisch in dem großen, lichten Wald um, den sie gerade passierten. Bisher waren weder Monster noch andere Ninja ausgetaucht, und sicherheitshalber versuchten sie alle paar Minuten, ein Genjutsu zu lösen – da nie etwa passierte, gingen sie davon aus, dass sie offenbar in keinem Genjutsu gefangen waren. „Jetzt müssen wir nur noch zum Wachhaus kommen.“ Takuma sah an Junya vorbei und suchte in der Ferne nach dem Wachhaus. Nichts zu sehen.

„Hmm… ich glaube nicht, dass das heute noch was wird. Es ist schon Nachmittag, das heißt, es wird bald dunkel… Akira? Hörst du zu oder träumst du im Gehen?!“ Akira fuhr erschrocken hoch.

„W-was?!“ piepste er entsetzt. „I-ich, nein! Entschuldige… ich… ach, ich weiß doch auch nicht…“ Seine Stimme wurde immer leiser und Takuma seufzte kurz.

„Ich weiß, du bist nervös. Komm, ich pass auf dich auf, dir passiert nichts, kleiner Schisser.“ Er grinste seinen Freund aufmunternd an, aber dem half das nicht so richtig.

„Tut mir leid… ich nerve euch beide mal wieder nur…“ murmelte Akira unglücklich, „Ich weiß, ich… bin ´ne Heulsuse und hab keine Peilung…“ Er erntete einen Schlag auf den Hinterkopf von Junya.

„Ja, jetzt bist du gerade ´ne Heulsuse!“ feixte der kleine Junge – er war sogar noch kleiner als Akira – und gluckste dann. „Wir drei schaffen jetzt lustig die zweite Runde, dann die dritte und dann bist du Chuunin, dann kannst du deiner Schwester mal volle Kanne in die Fresse hauen, weil sie dann kein Stück besser ist als du, wie sie doch so gerne behauptet!“ Takuma lachte.

„Genau, wenn wir drei die Chuuninprüfung schaffen, verhauen wir Sae! – Komm, Akira, das ist doch ein erstrebenswertes Ziel…?“

„Wenn du schlecht drauf bist, stell dir vor, wie es sich anfühlt, der Bratze einmal richtig eine zu scheuern,“ addierte Junya lachend, „Das hilft sicher! Mir geht’s auch schon ganz gut, wenn ich daran denke…“ Jetzt musste auch Akira nervös lachen, während die drei den Weg fortsetzten.

„Ihr habt recht… wenn ich mir Sae-nee-san mit ´nem Veilchen vorstelle, muss ich gleich lachen…“ Sie lachten erneut.

„Na kommt, Leute,“ machte Takuma dann, „Willst du ´nen Lolli, Akira? Lollis machen glücklich, ich schwör’s dir.“

„Danke, geht schon,“ erwiderte der Blonde lächelnd und vergaß für einen Moment seine Sorge wegen Masami und Namie. Er dachte kurz darüber nach, ob er seinen Freunden von dem erzählen sollte, was er gehört hatte… er entschied sich dann aber dagegen. Immerhin hätte nicht mal er es eigentlich hören dürfen… wenn sich das herumsprach, wurden seine Eltern bestimmt wütend…
 

––
 

Masami saß auf dem dicken Ast eines uralten Baumes und sah amüsiert einem Geninteam zu, das mitten in der Pechschwarzen Nacht durch das Unterholz taumelte. Er kannte die Kinder nicht, die gerade energisch miteinander flüsterten; nach einem kurzen Blick auf ihre Köpfe wusste er, dass es Genin aus Kusa sein mussten. Einer der drei lief im Stockdunklen volle Kanne gegen den Baum, auf dem Masami saß, und der Junge musste sich inzwischen beherrschen, um nicht laut loszulachen über die Trotteligkeit dieser Kinder.

Kommt, Leute… ich lass euch noch drei Meter gehen, dann ist Sendepause. Es sei denn, ihr seid nicht so doof, wie ihr gerade tut.

Die drei unten waren stehen geblieben. Einer fing an, gedämpft zu meckern.

„Mann, lauf nicht überall gegen, hast du Tomaten auf den Augen?!“

„Ich bin nachtblind…“

„Wieso wirst du Vollidiot Ninja, wenn du nachtblind bist?! Leise jetzt, bevor wir irgendwas Gefährliches anlocken… ich sag euch, dieses Gelände spukt!“

Masami beobachtete, wie der sprechende Junge, der offenbar das Alpha-Männchen der Gruppe zu sein schien, fünf Schritte tat. Noch knapp eineinhalb Meter.

„Hört auf, zu streiten, Jungs…“ mischte die kleine Kunoichi sich ein, „Wir müssen jetzt ein Team sein! Wir haben schon die Schriftrolle, wir müssen aufpassen, dass sie uns niemand klaut!“

„Ja!“ murrte der ‚Anführer‘, „Ach nee! Kommt jetzt!“

Noch einen Meter. Die beiden anderen waren dem Alpha-Ninja gefolgt und waren mit ihm gleichauf. Masami hob seelenruhig beide Hände und legte sie zu einem Fingerzeichen zusammen, ohne das Team aus den Augen zu lassen.

„Aber ich kann doch nichts sehen… AAH!“

Verdammt, zwanzig Zentimeter zu früh! Der nachtblinde Trottel war gestolpert und flog mit einem unschönen Klatsch auf die Erde, im selben Moment schloss Masami das letzte Fingerzeichen, als die zwei anderen noch einen Schritt taten, um ihren gestolperten Kollegen zu tadeln… ein Schritt zu viel.

Meine Güte, langsam wird es langweilig mit diesen Idioten.

In dem Moment, in dem er sprach, stürzten auch die zwei anderen zu Boden, und dort blieben sie alle drei wie schlafend liegen, gefangen in einem Genjutsu.

„Yamikage no jutsu.“
 

––
 

Es war dunkel geworden. Takuma, Akira und Junya hatten den Rand des Waldes erreicht und hatten beschlossen, eine Pause zu machen.

„Wir haben, was wir brauchen, wir müssen uns nicht beeilen,“ gähnte Takuma dazu, „Pennen wir ´ne Runde. Aber einer muss immer wach sein und aufpassen, sonst geht das hier schnell schief.“

„Okay, wer übernimmt die erste Wache?“ nuschelte Akira kleinlaut. Junya grinste und haute ihm auf den Rücken.

„Immer der, der fragt! Viel Spaß, gute Nacht!“

„Was?! M-Moment, ich… ich meine…?!“ Der Blonde hob zuerst empört die Hände, gab dann aber nach und setzte sich zusammen mit seinen Freunden ins Gras nahe einem Baum.

„Mann, ich hab Hunger, haben wir eigentlich irgendwas zu essen da?!“ nölte Junya dann, „Und keine Lollis, Nii-san, von denen wird man auch nicht fett!“

„Du willst fett werden?“ fragte Akira perplex, und Junya fing an zu lachen, das Lachen ging aber schnell in einen üblen Hustenanfall über, worauf er sich auf die Seite rollte und sich empört nach der Brust fasste.

„Verdammt, Akira, du bringst mich um…“ Takuma warf seinem kleinen Bruder einen skeptischen Blick zu, sagte aber nichts weiter.

„Nein, wir haben nichts zu essen,“ antwortete Akira dann, „Wolltet ihr nicht pennen?“

„Wie denn, wenn du uns volllaberst?“ feixte Takuma, auf einen beleidigten Blick von Akira gluckste er amüsiert und verschränkte die Arme im Nacken, auf dem Rücken im Gras liegend. „War nicht so gemeint. Pass auf die ganze Umgebung auf, Akira… hinter uns ist der Wald, vor uns ist hohes Gras. Von überall könnten Shinobi oder irgendwelche Viecher kommen, die uns erledigen wollen… ich weiß, das war nicht gerade ermutigend, aber… halt die Ohren steif.“ Akira sah nur unglücklich zu den Uchiha-Brüdern herüber, seufzte dann und zog die Knie an, sie mit den Armen umschlingend.

„Okay… i-ich pass auf. Gute Nacht.“
 

Als Geräusche ertönten, die Akira hochschrecken ließen, war fast eine halbe Stunde vergangen. Der Blonde war sofort auf den Beinen, als hinter ihnen aus dem Wald plötzlich lauter werdendes Geraschel und dann schnelle, näher kommende Schritte zu vernehmen waren. Er aktivierte sofort alarmiert seine Byakugan und zückte ein Kunai, rein sicherheitshalber, bevor er sich zu dem Geräusch umdrehte – und er hatte nicht mal Zeit, das, was immer es war, das auf ihn zusprang, zu erfassen, da hatte es ihn schon mitten im Flug umgeworfen und stürzte zusammen mit ihm auf den Boden, wo sich Akira und das Ding, das an ihm klebte, schreiend überschlugen und dann am Boden liegen blieben.

„Was zum Geier?!“ schrie Takuma und fuhr auch sofort hoch, als er Akira schreien hörte, Junya wachte auch auf und sah verpennt hoch zu seinem Bruder.

„Was ist denn jetzt los…?!“

„Akira?!“ rief Takuma zu seinem blonden Freund, der am Boden lag, auf ihm ein riesiges Ding, das den ganzen Jungen quasi unter sich am Boden begrub. Takuma zog perplex eine Braue hoch, als er erkannte, dass das Ding auf Akira eine überdimensionale Riesenkarotte war.

„Boah, Essen!“ machte Junya neben ihm, der einige Shuriken gezückt hatte – dann wurden die beiden auf die Stimmen und Schritte direkt hinter sich im Wald aufmerksam.

„Kansuke, du Trottel, die Schriftrolle, die du gesehen hast, gehörte schon jemandem! Hättest du nicht eine finden können, die noch niemand anderes hat?“

„T-tut mir doch leid, ich… hab nicht so drauf geachtet… Schriftrolle ist Schriftrolle, Tsumu-chan…“

„Moment, Kansuke?!“ rief Junya verwundert in die Dunkelheit des Waldes. Darauf teilte sich vor ihnen das Geäst und hervor traten ihr Cousin Kansuke und seine beiden Teamkameraden Tsumu und Negito (der Gemüse-Idiot!).

„Ach, du hast mit der Megakarotte geworfen,“ stellte Takuma fest und sah Negito prüfend an. „Du hast Akira umgebracht, Mann.“

„Tut mir leid,“ kam von Negito, „Ich wusste nicht, dass er da war, ich habe schließlich keine Byakugan…“ Er sah Kansuke blöd an. „Du hättest sagen können, dass da Menschen sind!“

„So ein Schmu,“ stöhnte das Mädchen Tsumu, „Jetzt können wir die ganze Nacht weiter nach dieser doofen Rolle suchen!“

„So ein was?“ machte Junya entsetzt.

„Na, Schmu.“

„Nie gehört.“

Akira hatte sich inzwischen wieder aufgerappelt und schob stöhnend die große Karotte von sich herunter.

„Mein Rücken…“ jammerte er, „W-was macht ihr drei denn plötzlich hier?! Takuma, Junya, ich, ähm, ich hatte keine Chance, euch zu warnen! Dieses Ding kam plötzlich aus dem Wald und hat mich umgehauen!“

„Ist schon okay,“ gluckste Takuma, „Alles okay bei dir, Akira?“ Sein Freund nickte verstört und machte einen großen Bogen um die gruselige Karotte, sich zu seinen Kameraden gesellend. Takuma sah auf Kansuke, der sich eifrig mit Negito über Byakugan unterhielt; da die zwei extrem beschäftigt schienen, sah er zu Tsumu, die vor sich hinlächelte. „Tsumu-chan… wie war das jetzt? Ihr habt unsere Schriftrolle gesehen dank der Byakugan und… ähm… aber nicht uns? Ich meine, wie geht das denn?“

„Ich hab keine Ahnung,“ gab das Mädchen mit den lila und blau gefärbten Haaren zu, „Ich glaube, Kansuke peilt das noch nicht so richtig mit den Byakugan.“

„Und wenn ihr jetzt also unsere Rolle gesehen habt, wieso… versucht ihr nicht einfach, sie uns wegzunehmen, wie das vermutlich alle anderen Teams hier tun würden an eurer Stelle?“ wunderte Junya sich und sah ein paar mal zwischen seinem Bruder und dem Mädchen mit den bunten Haaren hin und her. „Ey, Moment – ihr seid ja beide solche Visu-Freaks, seid ihr zusammen?!“

„Was?!“ machten beide im Chor und starrten ihn an, das Mädchen wurde über und über rot im Gesicht und senkte den Kopf.

„S-so ein Unsinn, das ist doch Zufall, dass wir uns beide die Haare färben und so…“ nuschelte sie beschämt, „Negito hat das auch schon mal gefragt…“

„Junya, du bist so taktlos,“ tadelte Takuma den kleinen Bruder perplex, und Junya schnaubte. Kansuke und Negito hatten aufgehört, zu diskutieren, und kamen wieder zu ihrer Kameradin, die noch immer den puterroten Kopf gesenkt hatte und weder Takuma, noch Junya ansehen wollte. Zum Glück war es dunkel und niemand sah so genau, wie rot sie war.

„Wieso wir sie euch nicht abnehmen?“ machte Kansuke, um Junya zu antworten, „Weil wir… nichts können…?“

„Das ist traurig,“ sagte Junya feixend. „Wie wollt ihr so Chuunin werden? Und welcher Idiot von Lehrer hat euch teilnehmen lassen?“

„Das war nicht fair…“

„Hey, wir können doch erst mal was essen und sehen dann weiter,“ schlug Negito unbeschwert vor, der seine große Karotte eingesammelt hatte, „Es gibt Möhreneintopf!“

„Essen…“ stöhnte Junya zustimmend, „Vielleicht findet Akira ja noch eine Rolle für euch… haha…“

„Moment mal, eigentlich sind wir hier Feinde!“ stammelte Akira, „W-wieso wollt ihr plötzlich zusammen essen? Hallo…?!“ Er bekam keine Antwort, weil Negito, Kansuke und Junya schon fröhlich quasselnd anfingen, die Karotte zu bearbeiten, und Takuma versuchte, die arme Tsumu wieder zum Reden zu kriegen. Irgendwie fühlte sich der Blonde verarscht… was war das für ein komischer Haufen hier?
 

––
 

Namie blieb, wo sie war, und fragte sich, wann sie wohl zum Schlafen käme. Masami machte nicht den Eindruck, als würde er je müde werden, hatte sie das dumpfe Gefühl. Sie saß in einem Gestrüpp mitten im Wald und beobachtete Masami, der in einigen Metern Entfernung immer noch auf demselben Ast saß. Noch einige Meter weiter lagen die drei armen Genin, die dummerweise in einem Genjutsu gefangen waren, immer noch herum – offenbar hatten sie nicht geschnallt, wie man sich von Genjutsu befreien konnte, oder aber sie hatten nicht mal gemerkt, dass sie in einem Genjutsu waren. Einige Genjutsu waren so raffiniert gestrickt, dass man nicht merkte, dass es ein Genjutsu war. Namie fragte sich, was die am Boden liegenden wohl sehen würden in diesem Jutsu…

Das Mädchen war ihrer kleinen Schwester Mikoto ohne, dass diese das wusste, recht dankbar gewesen für ihre extreme Bindung zu Masami; dadurch hatte sie jedenfalls so einiges erfahren können, was sie vorher nicht gewusst hatte, vor allem, was Jutsus anging. Mikoto wusste Bescheid. Mikoto kannte jedes von Masamis Jutsus – so glaubte sie zumindest – und einige seiner selbsterfundenen Jutsus hatte er ihr sogar beigebracht.
 

Das Yamikage no jutsu gehörte nicht dazu, hatte Mikoto Namie erzählt.

„Das Yamikage no jutsu war das erste Genjutsu, das er erfunden hat, hat er zumindest gesagt,“ hatte sie stolz berichtet, als wäre sie die Erfinderin und nicht Masami. „Das gibt’s schon echt lange, ich glaube das hatte er schon vor der Jouninprüfung, mit neun oder so. Er hat mir nie gesagt, was genau das Yamikage no jutsu macht… na ja, ich hab auch nie gefragt – aber wenn man den Namen ansieht, wird es wohl… dunkel sein?!“

Ja, so weit war Namie auch gekommen bei einem Jutsu, das sich mit den Zeichen für Dunkelheit und Schatten schrieb. Sie überlegte sich, während sie quasi tatenlos in dem Gebüsch herumsaß, dass sie normalerweise bei einem Jutsu, das ein Neunjähriger erfunden hatte, eine relativ simple und einfache Technik erwarten würde. Aber bei Masami war alles anders, da konnte man nie wissen. Der Kerl hatte mit vier Sharingan gehabt. Wer sagte ihr denn, dass er nicht auch mit neun Genjutsu hatte erfinden können, die kranker waren als so manche anderen, von viel älteren Leuten entwickelte Genjutsu?
 

Im Prinzip konnte es ihr auch egal sein.

Sie fragte sich, wie sie herausfinden könnte, ob Nishiki die Wahrheit gesagt hatte… ob Masami tatsächlich Schuld am Tod dieser Kinder, Naoyas und des Eisenmannes war. Allein der Verdacht, er könnte Naoya ermordet haben, kam ihr komplett unrealistisch und paranoid vor. Masami hatte Naoya geliebt… wieso hätte er ihn töten sollen? Und vor allem, wieso mit drei Jahren? Welches Kind brachte denn mit drei Jahren Leute um? Selbst der so grausame Izumi, von dem ihr Vater einmal erzählt hatte, war vermutlich mit drei Jahren noch süß und knuddelig gewesen.

Onkel Nishiki, Onkel Satoya und Tante Shiemi müssen doch völlig komisch im Kopf sein, sowas zu denken! Wie kommen die auf diese krasse Idee…?

Namie erinnerte sich zurück an den Tag von Naoyas Tod. Wie sie Jahre danach erfahren hatte, war der Kleine damals erdrosselt worden. Masami hätte das mit seinen kleinen Händen ja wohl kaum fertiggebracht… oder doch?

Und was hatte all das überhaupt mit der Chuuninprüfung zu tun? Was dachte Nishiki, würde passieren? Würde Masami plötzlich alle Genins abschlachten, oder was? Wieso zum Kuckuck sollte er das tun?
 

Sie hob leise seufzend den Kopf, um wieder nach ihrem Cousin zu sehen. Er saß noch immer in derselben Position auf demselben Ast und hatte sich offenbar keinen Zoll bewegt.

Was macht er da so ewig? Wieso sitzt er die ganze zeit wie tot auf diesem Baum?! fragte sie sich verwirrt. Sie wartete, ob sich etwas tun würde.

Nichts.

Sie starrte zwanzig Minuten wie gebannt auf ihn und blinzelte so wenig wie möglich… aber er rührte sich kein bisschen.

Irgendwas ist da komisch…

Sie aktivierte vorsichtshalber ihre Byakugan. Die Chakraströme waren normal und gleichmäßig.

Wenn es Chakraströme gibt, lebt er jedenfalls… wie kann er da so sitzen und sich Stundenlang nicht bewegen? Wie atmet er bitte?

Sie runzelte die Stirn, dann fiel ihr etwas ein.

Es sei denn, er ist gar nicht da…

Sie zog geräuschlos ein Shuriken aus ihrer Tasche und warf es nach dem Baum und Masami – und als die Waffe den Jungen traf, löste er sich mit einem Puff in Luft auf.

„E-ein Bunshin?!“ empörte Namie sich, den Verdacht bestätigt bekommen zu haben – weiter kam sie nicht.

„Das hat aber gedauert, Cousine… ich hab mich schon gefragt, wie lange du noch warten würdest. Was… hast du überhaupt hier verloren, Namie-san?“ Sie drehte sich um. Hinter ihr stand Masami, dieses Mal wirklich, die Hände noch in den Hosentaschen vergraben. Sie erstarrte.
 

Wie hatte er so unbemerkt hinter sie kommen können, obwohl sie Byakugan hatte?

Und dass er sie bemerkt hatte, war obendrein ziemlich ungünstig für sie, fiel ihr ein. Sie seufzte.

„Du hast mich zu Tode erschreckt, Masami.“

„Du hast ein Shuriken nach mir geworfen,“ erinnerte Masami sie stirnrunzelnd, „Wie… darf ich das denn verstehen? War das ein Attentat? Versuchst du, mich zu töten, Namie?“

„Das war ein Bunshin. Ich wollte testen, ob es wirklich nur ein Bunshin ist.“

„Und wenn es keiner gewesen wäre?“

„Dann hätte ich mich entschuldigt und die Wunde versorgt.“ Masami nickte zufrieden. Sie drehte den Kopf. „Wie lange weißt du schon, dass ich dich beobachte?“

„Schon die ganze Zeit,“ grinste er, „Ich hab dich schon heute Morgen im Dorf bemerkt, nachdem Mikoto gegangen war. Ich habe deine Anwesenheit gespürt, Namie-san. Dein Chakra ist eben etwas ganz Besonderes wegen deiner einzigartigen Augen.“ Sie runzelte die Stirn.

„Und wieso hast du mich nicht sofort zur Rede gestellt?“

„Weil ich wissen wollte, was du wohl tust,“ erwiderte ihr Cousin lächelnd, „Und ehrlich gesagt bin ich nicht schlauer als vorher. Was… suchst du hier, Namie-san? Wieso bespitzelst du mich…? Ich meine, das hat doch bestimmt einen logischen Grund, du würdest nicht aus Lust und Laune hinter mir her rennen und mich beobachten.“ Sie biss sich auf die Unterlippe und suchte nach einer Antwort, die sie ihm geben könnte. Das Problem war, dass man ihn nicht leicht belügen konnte. Er sah alles, er wusste alles. Und er erkannte jede Lüge, da war sie sich sicher. „Du weißt es nicht mehr, Namie-san?“ fragte er da weiter, weil sie so lange zögerte, und sie schnappte kurz nach Luft. Er sah in ihr Gesicht und in ihre pupillenlosen Augen, sah jede Faser ihres Körpers vor Anspannung ganz leicht zittern, so leicht, dass es fast nicht wahrnehmbar war.

„Masami, ich… wollte dich nicht bespitzeln, es… ist komplizierter, als es aussehen mag.“

„Wer hat dich beauftragt, mir nachzuspionieren?“ fragte er jetzt ernster. Das Lächeln war verschwunden. „Dein Vater? Oder etwa mein Vater? Immerhin sind Polizisten doch die Meister im Schnüffeln, oder?“

„Weder mein Vater noch dein Vater hat mir gesagt, ich solle das tun,“ antwortete sie kühl, „Ich tue das von mir aus. Niemand hat mich beauftragt.“

„Du lügst… ich kenne dich, Namie-san. Du bist meine Cousine, und du bist Mikotos Schwester. Du würdest das nicht tun… zumindest nicht bei mir… weil du genau weißt, dass Mikoto an mir hängt, und du ihr nie wehtun würdest, der Süßen Kleinen.“

„Was zwischen dir und meiner Schwester läuft, hat hiermit nichts zu tun,“ machte das Mädchen.

„Läuft? Läuft?“ wiederholte Masami erstaunt, „Also bitte. Du klingst, als würde ich mir ihr schlafen oder sowas! Falls es dich beruhigt, nichts… Derartiges läuft. Immerhin ist sie doch meine Cousine, nicht wahr?“ Jetzt lächelte er wieder und sah kurz in den Himmel. „So, Namie-san. Ich bin zeitlich etwas angespannt, also machen wir es kurz. Okay, angenommen, du bist auf eigene Faust hier. Du musst doch einen Grund dafür gehabt haben… was ist der Grund? Sag es mir.“
 

Sie sah, wie seine Hand sich in seiner Hosentasche bewegte. Sie selbst griff jetzt ein Kunai an ihrem Gürtel, ohne es hervorzuziehen. Was immer er tat, irgendetwas führte er im Schilde. Sie wusste das. Sie konnte es spüren, wenn sie ihn ansah. Spüren, dass die Freundlichkeit und Höflichkeit nichts als Täuschung war.

Sie fragte sich, wie der wahre Masami hinter der Fassade des Lächelns aussehen würde…

Namie hob den Kopf und spürte, wie ein Windhauch ihr Gesicht streifte, als sie ihm die Wahrheit ins Gesicht sagte.
 

„Es besteht der Verdacht, dass du… sowohl den Eisenmann, als auch die beiden kleinen Kinder und Naoya getötet hast und… dass du damit eine Gefahr für die Familie bist.“
 

Masami war zugegeben beeindruckt.

„Und diesen Verdacht… hegst allein du, Namie-san? Ich gehe doch davon aus, dass… dir irgendjemand sowas gesagt hat…“

„Es ist nicht wichtig, wer diesen Verdacht hegt, Masami. Interessanter wäre die Wahrheit. Hast du das getan oder nicht?“

„Sieh mich an und sag es mir selbst!“ verlangte er seelenruhig, „Sehe ich aus wie jemand, der kleine Kinder tötet? Ungeachtet der Tatsache, dass ich damals vier war… wie war das, ich bin eine Gefahr für die Familie? Hmm… interessant.“

„Interessant?“ fragte sie und zog jetzt doch das Kunai aus dem Gürtel.

„Ja, interessant… weil du mich gerade ein wenig verärgerst, das heißt, du spaltest die Familie… bist du dann nicht genauso eine Gefahr für sie wie ich es angeblich bin?“ Sie starrte ihn an. „Wer immer mir unterstellt, meinen eigenen Bruder umzubringen, muss mich ja gewaltig hassen, oder? Hmm, vielleicht war es ja doch dein Vater! Ich meine… soweit ich weiß, hat dein Vater ja ganz gut Ahnung davon, wie man seine eigenen Brüder tötet…?“

„Wie bitte?!“ schnappte sie, und Masami seufzte.

„Stunde der Wahrheit, was? Wusstest du nie, wie Onkel Yuusuke tatsächlich gestorben ist, lange bevor wir alle geboren wurden? Es war dein Vater, der ihn getötet hat… ist das nicht witzig?“
 

Namie keuchte.

„D-du lügst!“ brachte sie hervor, „Was hast du für ein Problem mit meinem Vater?“

„Oh, ich habe kein Problem mit ihm, versteh mich nicht falsch,“ kam von Masami, „Dein Vater sieht zwar aus, als wäre er extrem simpel, aber ich glaube, er hat einen komplexeren Charakter als man ahnen mag. Aber es war keine Lüge, er hat es wirklich getan. Vielleicht fragst du ihn mal bei Gelegenheit. Ich muss addieren, dass dein Vater nicht der einzige Mörder der Familie ist, meiner war offenbar auch nicht besser. Aber das ist eine andere Geschichte, die erzähle ich dir nächstes Mal, Namie-san. Ich muss mich langsam wieder um die Chuuninprüfung kümmern, du hältst mich ganz schön auf.“

„Aufhalten? Wobei?!“ fuhr sie ihn an und hob das Kunai, „Momentchen, du gehst nirgends hin! Wenn es wirklich wahr ist, was du sagst, woher zum Geier weißt du sowas bitte?“

„Na ja, da ich offenbar keine Wahl habe, als dich hier loszuwerden, kann ich es dir ja sagen,“ gluckste Masami, „Sagen wir, ich habe einige ziemlich spannende Aufzeichnungen auf Kassetten gehört, auf denen mein Vater seinem Therapeuten so einiges erzählt hat.“ Sie blinzelte, als er beide Hände aus den Taschen zog und sie kurz ausschüttelte.

Mich jetzt loszuwerden? Moment mal…
 

„W-wovon redest du, wieso loswerden?“

„In einem Punkt hatte dein namenloser Auftraggeber recht,“ gab Masami zu, „Ich gebe mich geschlagen, ja… vielleicht bin ich wirklich eine Gefahr für die Familie, wie du es nennst. Aber du musst wissen, dass man alle Standpunkte von mehreren Seiten betrachten kann. Der Uchiha-Clan ist, sagen wir, kompliziert. Und Komplikationen sind gefährlich, wie bei Krankheiten. Sagen wir, der Uchiha-Clan ist eine Art Geschwür, das sich immer weiter ausbreitet und den Körper nach und nach lahmlegt, bis alle Organe versagen. Es hat schon angefangen, merkst du es, Namie-san? Ich meinerseits… werde das Geschwür beseitigen. Von eurem Standpunkt aus bin ich also eine Gefahr, das ist wahr. Aber komm, seien wir ehrlich… würdest du diesen zerrütteten Haufen sich gegenseitig an die Gurgel springender Menschen, die sich alle gegenseitig verdächtigen, Dinge getan oder nicht getan zu haben, echt Familie nennen?“

„D-du bist vollkommen verrückt, Masami!“ brachte sie heraus, „Heißt das, du willst den Uchiha-Clan vernichten?!“

„Oh, nein, nicht vernichten. Das gab‘s ja schon mal, ich will ja nicht unkreativ sein. Ich habe eine sehr viel sauberere Lösung gefunden. Eigentlich standest du relativ weit unten auf der Liste, aber jetzt, wo du mir so schön nachgelaufen bist und so viel weißt, was du nicht wissen darfst, hat sich dein Platz gerade nach ganz oben verschoben…“

Sie zog eine Braue hoch.

„Wir werden ja sehen, ob du mich töten kannst, oder was immer du mit mir vorhast. Du magst Sharingan haben, aber ich habe Byakugan, dadurch bin ich dir gegenüber durchaus im Vorteil.“

„Ja, ich bin auch gespannt,“ grinste er und aktivierte seine Sharingan, beide Hände hebend, „Ach, jetzt, wo du so viel weißt, kann ich dir ja auch gleich mal die lustigen Jutsus vorführen, die ich so gut wie nie einsetzen kann.“

„Ich glaube, ich schleppe dich zurück ins Dorf und dann sehen wir, was wir mit dir machen!“ antwortete Namie – dann warf sie das Kunai nach ihm.
 

Er hatte keine Mühe, auszuweichen, dank der Sharingan, auch, als sie versuchte, mit ihren Händen nach ihm zu schlagen, um seine Tenketsu zu verschließen. Katon-Jutsus waren im Wald keine gute Idee, sie würden doch viel Aufmerksamkeit auf sich lenken. Masami entschied sich dafür, dass es am Wichtigsten war, seine Cousine erst mal festzuhalten, damit sie nicht mehr weglaufen konnte. Mit einer kleinen Handbewegung und den Blick auf Namie gerichtet, wich er einem weiteren Schlag ihrer Hand aus und schloss dann blitzschnell einige Fingerzeichen. Namie fuhr herum, als plötzlich aus dem Boden gewaltige, messerscharfe Dornen geschossen kamen, die ihr beinahe dir Füße durchlöchert hätten – sie sprang rechtzeitig hoch und starrte ungläubig auf das Ausmaß dieses Jutsus, das sie noch nie zuvor gesehen hatte.

Chakra-… da ist Chakra in diesen Megastacheln, und sie… sind aus… Stahl?!

Sie landete einen Meter weiter links auf dem Boden und sah Masami fassungslos an.

„D-du hast das… das war das-…?!“

„Kinton-Jutsu, ja,“ beendete er ihren Satz, „Hab ich von dem Eisenmann geklaut, bevor er traurigerweise gestorben ist. Da es kein Kekkei genkai war, konnte ich es mit den Sharingan kopieren, war nicht schwer. Es zieht die Metalle aus dem Boden und bündelt sie zu Stacheln, kombiniert mit Chakra, ganz schön clever, müssen wir dem Mann lassen.“

„D-du kannst das Kinton-Jutsu?“

Das? Eigentlich hab ich zwei, also die!“

Ehe Namie sich richtig fassen konnte, hatte er ein Kunai nach ihr geworfen, dem sie dank ihrer Sharingan-Byakugan-Kombination ebenfalls ausweichen konnte. Jetzt wieder konzentriert sprang sie abermals auf ihn zu.

„Du bist nicht der Einzige, der neue Jutsus erfindet,“ machte sie sachlich, „Wie es aussieht. Katon! Rokujuuyon Sho!“ Masami sah fasziniert zu, wie an ihren beiden Händen kleine Flammen aufglühten, die sich von den Handflächen lösten, sobald sie nach ihm zu schlagen begann, und auf ihn zuflogen. Er machte zwei weitere Fingerzeichen.

Das ist ja witzig, sie hat das Hakke Rokujuuyon Sho mit Katon kombiniert! sagte er sich, Gute Idee, gar nicht so dumm… aber dummerweise für dich, Cousine, wird dir bloßes Beschießen nichts nützen… damit kämen wir zum zweiten Kinton-Jutsu.

„Kinton, Yata no kagami!“
 

Vor ihm gab es ein kurzes Blitzen, dann einen Knall, und ehe Namie sich versah, kamen all ihre kleinen Feuerbälle auch schon wieder zu ihr zurück und sie musste sich beeilen, auszuweichen. Schließlich stolperte sie über einen der Stahlstacheln am Boden und flog rückwärts… bevor sie auf dem Boden aufkam, riss sie jedoch ihre Hand herunter und stützte sich mit aller Kraft an der Erde ab, machte mehr zufällig einen kurzen Handstand und landete dann nach einer geschickten Rolle wieder auf den Füßen. Keuchend sah sie auf Masami. Vor ihm war ein kleiner Kreis aus Stahl entstanden, der die Flammen reflektiert haben musste…

Wie ein Spiegel.

„Was ist das wieder für eine neue Teufelei?“ fragte sie ihn atemlos, auf den Spiegel starrend.

„Ich bin so ein Märchenfan,“ gestand er, „Deswegen musste ich unbedingt, wenn ich doch schon Kinton beherrsche, auch einen Spiegel erschaffen, und habe ihn nach dem Yata no kagami benannt. Das Schwert von Kusanagi gab es ja auch mal, oder etwa nicht?“ Sie hob die Hände, bereit, wieder anzugreifen.

„Ja, du steckst voller Überraschungen. Masami.“

Er ließ seinen Spiegel verschwinden und hob beide Arme erneut, seine Cousine durchdringend anstarrend, und sie erstarrte, als sie das Aufblitzen seiner böse leuchtenden Sharingan sah. Das Aufblitzen war beunruhigend… sie wusste nicht, was es war, aber es war ein schlechtes Gefühl, das plötzlich in ihr hochkam.

Was… tut er da…?!

Sie weitete die Augen, als er, ohne den Blick auch nur eine Sekunde lang von ihren Augen abzuwenden, die Finger bewegte, um langsam Zeichen zu schließen.

„Sag Adieu, Namie-san. Es tut mir sehr leid, sei mir nicht böse… aber wie gesagt… es wird Zeit, dass du verschwindest.“

Sie erstarrte erneut… aber zum Reagieren war es bereits zu spät, weil er den Mund auftat und die gähnende, schwarze Leere sie plötzlich umhüllte wie ein Mantel, der sie nie wieder loslassen wollte.
 

„Ninpou… Sekaimon.“
 

––
 

Im selben Moment hob Mikoto, weit weg von dem Ort, an dem ihre Schwester und Masami jetzt waren, in ihrem Hotelzimmer den Kopf und starrte wie gebannt aus dem Fenster.

Sie hatte keine Ahnung, warum… aber mit einem Mal hatte sie ein eigenartiges Gefühl. Ein Gefühl, dass es kälter würde.
 

Ehe sie darüber nachdenken konnte, betrat Yashiru das Zimmer.

„Huch!“ machte sie, als sie Mikoto am Fenster sitzen sah, „Was hockst du denn hier so einsam herum? Willst du nicht mit runter kommen, wo alle anderen sitzen?“

„Nein…“ murmelte die kleine Schwester, „Ich hab keinen Bock auf das Gegacker. Kumiko ist völlig breit, man hört sie bis hierhin kreischen. Sind die da unten alle so besoffen?“

„Quatsch,“ lachte Yashiru, „Ich stehe ja auch noch gerade, wie du siehst! Mal ´ne andere Frage, hast du Namie heute irgendwo gesehen?“ Mikoto hob den Kopf und sah ihre große Schwester verwirrt an.

„Nee, wieso?“ kam dann, „Ist sie nicht unten bei den anderen Saufnasen?“

„Ach, abgesehen von Kumiko ist da keiner breit,“ sagte Yashiru seufzend, „Ich habe Namie nur schon lange nicht mehr gesehen und hab mich deswegen gefragt, wo die Kuh steckt…“ Mikoto lachte hohl.

„Und, hast du mal geguckt, wo Fuuya ist?! Ich meine, wenn ein Mädchen weg ist, sollte man zu allererst nach dem suchen…“

„Namie würde doch nichts mit Fuuya anfangen… aber davon abgesehen, nein, der ist unten und versucht seine Tante noch besoffener zu machen, weil er es so lustig findet, wenn sie breit ist.“

„Ach, deswegen kreischt sie so. Ist Yasuki das egal, was die mit seiner Frau anstellen?“

„Ich weiß auch nicht, ich glaube, er setzt sich zu wenig durch.“

„Boah,“ stöhnte Mikoto, „Zum Glück sind die drei Tage bald um, dann hört das sinnlose Zeit totschlagen und Gesaufe hier auf! Machen unsere Eltern schon ungezogene Sachen im Foyer oder ist es noch nicht soweit?!“

„Also eben saßen sie noch ganz gesittet da, Papa ist erstaunlich ernst, ehrlich.“

„Vielleicht weiß er ja, wo Namie ist,“ murrte Mikoto, „Jetzt frag mich keine doofen Fragen mehr und nerv Fuuya oder sonst irgendwen… ich geh eh‘ gleich pennen, bevor die ganzen Schnapsdrosseln hier hochkommen!“ Yashiru verließ glucksend das Zimmer und Mikoto starrte erneut aus dem Fenster in die Dunkelheit. Das komische Gefühl war verschwunden.

Was das wohl eben war…? Vielleicht bilde ich mir Dinge ein, ey…

Sie dachte an Masami, den sie bis zum Ende des zweiten Teils der Prüfung nicht mehr sehen würde. Es war ungewohnt, ihn so lange nicht zu sehen… natürlich hatten sie als Jounin oft Missionen, die länger dauerten, aber in der letzten Zeit war das nicht der Fall gewesen, deshalb war es schon ungewohnt. Das Mädchen dachte leicht errötend an den Morgen und daran, dass sie kurz davor gewesen war, ihn zu bitten, sie zu küssen. Was war bloß in sie gefahren? Das war ihr Cousin… sie konnte doch nicht ernsthaft ihren Cousin küssen wollen!

Was denke ich blöde Scheißkuh eigentlich?! In letzter Zeit ist alles so… anders…

Mit einem Seufzen wandte sie sich vom Fenster ab und beschloss, sich von den anstrengenden Gedanken loszureißen. Sie würde einfach schlafen und morgen würden die Gedanken erst mal weg sein.

Hoffentlich.
 

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Looool. Tja, muahaha XD und omg, Masami kann Kinton-Jutsus XDD muahahaha XDD so eine Überraschung! *hust* Ach ja, Yata no kagami^^ das Jutsu steht natürlich nicht auf der Übersetzungsliste weils dann ja Spoiler wäre dass das vorkommt xDD es stehen btw so einige Jutsus nicht unter Masamis Fähigkeiten^^' Der Yata no kagami ist ein Spiegel und gehört wie das Kusanagi no tsurugi zu den drei Thronisignien japans^^ Zitiere Wikipedia:
 

"Die Throninsignien Japans sind die drei geheiligten Schätze, japanisch: Sanshu no Jingi (三種の神器). Es handelt sich dabei um drei Artefakte: das Schwert Kusanagi (草薙剣), einen Edelstein Yasakani no magatama (八尺瓊曲玉) und einen Spiegel, den Yata no kagami (八咫鏡)."
 

Und weil der Spiegel so cool und legendär ist ist es nachvollziehbar das Masami sein eigens erfundenes zweites Kinton-Jutsu nach ihm benannt hat^^

Souya

Am nächsten Tag strahlte die Sonne.

Souya und Mashuu wurden durch heftiges Rütteln und Schütteln aus dem unruhigen Schlaf gerissen. Dazu ertönte die helle Stimme ihrer hypermotivierten Teamkameradin:

„Los, beeilt euch, Jungs, steht auf! Es ist schon hell, wir müssen weiter, wir haben nur noch zwei Tage! Los doch, los doch, aufstehen!“

Mashuu grummelte irgendwas vor sich hin und zog sich die Jacke über den Kopf, die er als (sehr kurze) Decke genommen hatte, während sie in einer kleinen Kuhle am Boden übernachtet hatten. Als Souya Mashuus Geknurre ignorierte und endlich die Augen aufmachte, war das erste, was er sah, Takis Gesicht direkt vor seinem.

„Huhu!“ rief sie ihm laut und fröhlich entgegen, „Guten Morgen!“

„Wuaah!“ schrie er auf und fuhr erschrocken zurück, „D-du kannst doch nicht so dicht vor meiner Nase a-auftauchen, Taki!“ Während er zurückfuhr stieß er Mashuu an, der dadurch auch etwas zur Seite rollte und sich dann stöhnend aufsetzte.

„Mann, Souya, was is’n hier los, wieso schubst du so…?! Ich bin hundemüde, können wir nicht einfach weiterschlafen…?“

„Du machst mir Spaß!“ lachte Taki, „Wir haben immer noch keine Schriftrolle! Und morgen Abend müssen wir bei diesem Wachhaus angekommen sein und wir haben keine Ahnung, wo wir sind!“

„Ach, Taki-chan… du bist so niedlich und so klug, du wirst es sicher alleine schaffen, während wir hier schlafen…“ Sie runzelte die Stirn und verschränkte die Arme. Souya stand inzwischen etwas müde auf, raufte sich die schwarzen Haare und trat nach seinem Freund Mashuu.

„Du bist ja vielleicht ´n Gentleman… lässt das Mädchen die ganze Arbeit machen und liegst faul rum…? So will dich nie eine haben, Mashuu…“

Das zog, wie erwartet. Sofort schnellte er hoch und war ratzfatz auf den Beinen, schneller als die zwei anderen gucken konnten hatte er seine Jacke wieder angezogen und sein Konoha-Stirnband zurechtgerückt.

„Oh, klar. Hast recht. Also, Morgen. Können wir losgehen, Taki-chan? – Souya, jetzt komm mal in die Pötte, willst du den ganzen Tag schlafen?!“ Mashuu ergriff schon vergnügt Takis Hand und zog mit ihr davon, Souya blieb zurück in der Mulde und sah den beiden genervt hinterher. Klar. Jetzt bekam er wieder alle ab, das war er ja schon gewohnt. Souya hasste Mashuus Mädchengelaber und erst recht, dass er jede freie Minute nutzte, um mit Taki zu flirten. Verdammt, das war ihre Teamkameradin! Sie sollten zusammenarbeiten und kein Pärchen werden!

Und wenn die zwei ein Pärchen werden, was bin ich dann?! Der Idiot, der doof mitläuft, quasi das fünfte Rad am Wagen? Echt super, so stelle ich mir mein Leben vor, genau.

Verärgert schnappte er seine Kunais, die er zum Schlafen sicherheitshalber aus den Taschen geholt hatte, um sich nicht aus Versehen draufzulegen, und folgte den beiden Nervensägen mit gehörigem Abstand.
 

Taki sorgte schnell dafür, dass der Abstand kleiner wurde, indem sie Mashuu aufhielt. Als endlich alle drei wieder zusammen waren, kam eine morgendliche Besprechung der Lage.

„Okay. Wir haben noch zwei Tage. Beinahe. Wir haben keine Rolle und keine Ahnung, wo wir hinsollen,“ fasste Taki zusammen, „Was machen wir?“

„Ach,“ stöhnte Souya, „Wir verhauen einfach das nächste Scheißteam, das wir treffen und das zufällig eine so’ne Rolle hat. Dann klauen wir ihnen die Rolle und suchen uns den Weg zu diesem Haus.“

„Oh ja, Leute verhauen kann ich gut,“ rühmte sich Mashuu zufrieden. Taki sah ihn lachend an.

„Dich selber loben kannst du auch ganz gut!“ erwiderte sie und klopfte ihm kameradschaftlich auf die Schulter. „Na gut, dann gehen wir erst mal durch die Gegend und suchen ein anderes Team. Und wenn wir eins gefunden haben, wie geht’s dann weiter? Einfach so angreifen?“

„Ja,“ gähnte Souya verschlafen, „Wir sind ganz gut bestückt, was elementare Jutsus angeht, weil ich Feuer beherrsche und du Wasser, das ist schon mal ganz nützlich. Einen hält Mashuu mit Kagemane no jutsu fest und die anderen zwei verhauen wir, damit sie nicht weglaufen können…“

„Ihr seid ganz schön brutal!“ bemerkte Taki lachend.

„Hey, wir sind Ninja, die hauen sich alle gegenseitig,“ meinte Souya schulternzuckend. „Mein Vater hat mir mal gesagt, wenn mir jemand doof kommt, soll ich ihn verhauen.“

„Dein Vater ist ja ein gutes Vorbild!“ machte Mashuu, „Und was hat deine Mutter dazu gesagt?“

Uchiha, was erzählst du dem Kind für ´ne Scheiße, ey?! “ zitierte der Junge seine Mutter mit verstellter Stimme, und alle drei fingen an zu lachen.
 

Während sie am vergangenen Tag über pure Wiesen gelaufen waren und weder eine Rolle, noch andere Teams, noch Monster gefunden hatten, erreichten sie jetzt einen lichten Wald, den sie Richtung Norden passierten. Auf einmal flog ein Kunai direkt an Takis Nase vorbei und landete auf dem Erdboden, worauf das kleine Team sofort stehenblieb.

„Ein Team!“ grölte Mashuu begeistert, „Kommt raus, ihr Deppen, wir wollen euch verhauen!“

„Na endlich,“ gab Souya zu hören und zog ein Shuriken, Taki tat es ihm gleich, als aus dem Gebüsch vor ihnen plötzlich drei Genin gesprungen kamen und sich mit wildem Kampfgeschrei nebeneinander aufstellten und offenbar bedrohlich wirken wollten. Und sie wirkten alles andere als das.

Souya fing lauthals an zu lachen.

„W-was seid… ihr denn für Schwuchtel?!“
 

Die Ninja vor ihnen – Souya mochte sie gar nicht Ninja nennen – trugen quietschgrüne, hautenge Taucheranzüge, passend dazu quietschgrüne Schuhe. Und das Beste waren ihre Köpfe, auf denen jeder von ihnen einen überdimensionalen Hut trug, der die Form einer riesigen Blüte hatte. Der Linke hatte eine Margerite auf dem Kopf, der in der Mitte eine Lotosblüte und der Rechte einen Hut in der Form einer gewaltigen Hyazinthenblüte, der gefährlich auf und ab schwankte und mit dem der Typ aussah wie ein Heinzelmännchen mit lila Mütze.

„Macht ihr… ´ne Art Blumen-Cosplay?!“ fragte Mashuu entsetzt und zeigte auf die drei Idioten vor ihnen, deren große Blütenhüte bedrohlich hin und herwackelten.

„Cosplay?!“ schrie die Hyazinthe, „Das ist perfekte Tarnung!“

„Genau!“ rief die Margerite, „Wir sind Blumen! In so einer Wald-und-Wiesen-Landschaft fallen wir in dieser Tarnung kaum auf, hahaha! Ihr seid geliefert!“

Die drei sahen einander an, dann fingen sie schallend zu lachen an.

„Genau, ihr fallt nicht auf!“ grölte Mashuu, der bereits vor Lachen taumelte, „Ich hätte euch nie erkannt, ehrlich…“

„Hey, hört auf zu lachen!“ rief die Margerite empört.

„Die nehmen uns nicht ernst,“ murmelte der Lotos beschämt und sah auf die drei sich vor Lachen kringelnden Shinobi vor ihnen.

„Ich hab gesagt, die Kostüme sind zu schrill. Wir hätten uns lieber als Honigbienen tarnen sollen.“

„Okay, dann machen wir eben ernst!“ brüllte die Hyazinthe bedrohlich, worauf Souya und Mashuu das Lachen unterdrückten und nur kichernd aufsahen, Taki grinste interessiert. Die drei Blumen hüpften voreinander herum, sprangen in die Luft, machten einen haarsträubenden Salto, bei dem fast die Blumenhüte abgefallen wären, und stellten sich dann mit hochgestreckten Armen in Pose. Die Margerite und die Hyazinthe gingen herunter auf ein Knie und stellten das andere, freie Bein angewinkelt auf, dann sprang der Lotos mit wilden Drehungen auf die Beine seiner Kameraden und zusammen bildeten sie eine quietschbunte Pyramide mit wackelnden Hüten.

„Wir sind die Blumen-Ninja!“ grölten sie im Chor, „Wir verdrehen den Feinden den Kopf, jawoll! Wie besiegen jeden Feind, jawoll!“

„Himmelblaue Hyazinthe!“ stellte die Hyazinthe sich laut vor und riss die Arme theatralisch in die Luft.

„Rosaroter Lotos!“ folgte der Lotos und riss die Arme ebenfalls in die Luft.

„Und schneeweiße Begonie!“ riss auch die Margerite die Arme in die Luft, dann schnitten sie furchteinflößende Grimassen.
 

Die drei anderen starrten die Blumen eine Weile an und wagten nicht, zu atmen.

Dann war es Mashuu, der schrie:

„Begonie?! Wieso heißt du Begonie, wenn du ´ne Margerite auf dem Kopf hast?!“

„Ach, Begonie klingt aber cooler!“ sagte die Margerite trotzig.

„Woher weißt du denn, was ´ne Margerite ist?!“ machte Souya zu Mashuu.

„Na hör mal, meine Oma hat im Blumenladen gearbeitet!“ Er zeigte auf den Lotos, der gerade von seinen Kameraden kletterte, „Und hat das ´nen bestimmten Grund, wieso du ein Sexsymbol der Antike darstellst?!“

„WAS?!“ schrien alle anderen im Chor, und der Lotos schnaubte fassungslos.

„Sexsymbol?!“ fiepte er erschrocken.

„Rote Lotosblüten stehen für gewisse weibliche Dinge, die ich jetzt in Anwesenheit einer Dame nicht aussprechen werde…“ machte Mashuu, und Souya hustete entsetzt.

„D-das hat dir deine Oma erzählt, oder was?! Ist ja ekelhaft…“

„Gibt’s auch ´ne Blume, die für Pimmel steht?“ freute ich Taki unbeschwert, und Souya starrte sie völlig empört an.

„Moment – das ist nicht das Thema hier! Wir machen euch fertig!“ rief die Hyazinthe da und lenkte die Aufmerksamkeit auf sich. Mashuu lachte.

„Hey, habt ihr ´ne Schriftrolle, ihr Pfeifen?“

„Natürlich haben wir die!“ antwortete die Sexblume mit verschränkten Armen, „Wir haben sie gestern in einem Gestrüpp gefunden, als wir uns vor einer Riesenmotte versteckt haben!“

„Ihr solltet euch vor Bienen fürchten, die saugen euren Nektar aus,“ murmelte Souya und hörte, wie Taki hinter ihm wieder zu lachen anfing. Vielleicht sollte er Komiker werden, dachte er sich. Der Rosarote Lotos hielt stolz die Schriftrolle hoch, die er wohl in seiner Tasche gehabt hatte. Mashuu schnappte sich ein Kunai.

„Okay, cool, dann kämpfen wir,“ verkündete er, „Souya, Taki-chan? Fertig?“

„Natürlich,“ seufzte sein Freund und hob den Kopf, um seine Sharingan zu aktivieren, „Wir machen Salat aus ihnen und suchen Negito, der kann sein Gemüse beisteuern und wir haben ein perfektes, Vitaminhaltiges Mittagessen.“

„Ja, oder wir haben Sex mit der Muschiblume,“ grinste Mashuu, worauf der Lotos kreischte und auch die drei Blumen jetzt ihre Waffen zogen. „Her mit der Schriftrolle, ihr Luschen!“

Er hatte kaum zu Ende gesprochen, da fing Souya auch schon an.

„Katon! Housenka no jutsu!“ Die Blumen schrien entsetzt auf und rannten schreiend m Kreis herum, als plötzlich von allen Seiten kleine Flammen auf sie zugeschossen kamen. Souya grinste. „Taki, jetzt!“ Taki sprang hinter ihm plötzlich hoch und riss beide Arme nach vorne, bevor sie zu Mashuus Entsetzen rief:

„Bai no mizu!“

„Was?!“ schrie der Nara-Junge, „Damit löschst du doch das Feuer, Taki-chan!“ Aber Souya war darauf eingestellt und formte blitzschnell ein Fingerzeichen, als Taki „Nibai no mizu!“ schrie und plötzlich eine große Masse Wasser auf die Gegner herunter donnerte, die immer noch schrien. Das Wasser löschte das Feuer, aber plötzlich hatten sich die Flammen in fliegende Shuriken verwandelt, die die Margerite, die Begonie hieß, schon erwischten und sie rückwärts an die Rinde eines morschen Baumes nagelten, Ärmel und Kragen des ätzenden Kostümes durchlöchernd.

„Hilfe…“ jammerte die tropfnasse Margerite und versuchte, sich von dem Baum zu befreien.

„So leicht kommt ihr nicht davon!“ grölte die Hyazinthe und stürzte sich frontal auf Souya, der dank seiner Sharingan aber mühelos auswich, worauf der Gegner mit voller Wucht gegen einen anderen Baum rannte und stöhnend zu Boden stürzte.

„H-hey, Moment mal!“ schrie Mashuu, „Das geht mir zu schnell!“ Taki überspülte die jammernde Hyazinthe derweil mit einer Wasserwelle. Inzwischen hatte sich Rosaroter Lotos aufgerappelt und machte sich jetzt daran, auch sein Glück bei Souya zu versuchen, indem er ihn mit (erstaunlich gekonnten) Taijutsu-Schlägen angriff. Der Uchiha-Junge hatte keine Probleme, allen Tritten und Schlägen spielerisch auszuweichen.

„Könnt ihr Vollnieten auch mehr als Taijutsu?“ provozierte er den Lotos amüsiert, „Das ist ja ganz schön langweilig mit euch! Gib mir die Schriftrolle und ich mach's kurz und schmerzlos.“

„Nichts da! Ich habe ja noch nicht die ultimative Lotos-Technik eingesetzt!“ machte der Junge stolz und sprang dann in die Luft, wo er sich rasend schnell zu drehen begann und dann wie ein Wirbelwind zurück auf Souya zufetzte. Souya sah dem etwas unbeeindruckt entgegen und holte Luft:

„Katon! Gokakyuu no jutsu!“

Der große Feuerball sprang aus seinem Mund und erfasste den sich drehenden Gegner, der aufschrie und zu Boden stürzte, wo er sich überschlug und wild kreischend versuchte, die Flammen auszuschlagen, die sein Kostüm angesengt hatten. Souya rettete unterdessen die Schriftrolle aus dem Feuer und ließ sie von Taki löschen, die die Hyazinthe in der Zwischenzeit an den Baum gefesselt hatte, gegen den sie gerannt war.

Plötzlich schaffte es der Margeriten-Junge, sich von den Shuriken zu befreien, und stürzte sich brüllend mit erhobenem Shuriken auf Mashuu, der dem Spektakel völlig verwirrt zugeguckt hatte und jetzt herumfuhr, als das Shuriken seine Wange streifte.

„Hey, du Arschnase!“ empörte er sich und schlug dem Jungen auf den Kopf, sodass der taumelte, „Kagemane no jutsu!“ Sein Schatten verformte sich und erfasste den der Margerite, die darauf erstarrte. Mashuu stöhnte und ging auf den gefangenen Gegner zu, bis er ihn erreichte, das Kagemane no jutsu löste und dem Blumen-Deppen einfach ins Gesicht schlug. Jammernd ging der Gegner zu Boden und hielt sich die blutende Nase. „So ein Scheiß,“ stöhnte der Violetthaarige genervt und ging an den jammernden Blumen vorbei zu seinen Teamkameraden, Souya einen beleidigten Blick zuwerfend, der die leicht angesengte Schriftrolle in der Hand hielt. „Na, du Angeber, alle fertig gemacht?“ machte er, „Gehen wir, bevor diese Idioten wieder zu sich kommen, die stinken.“ Damit marschierte er in den Wald und ließ Souya und Taki zurück.

Die zwei sahen sich an.

„W-was hat er denn plötzlich?“ wunderte sich Taki erschrocken, „Ist er jetzt… wütend?“

„Ich weiß auch nicht,“ murrte der Schwarzhaarige und folgte seinem Freund, ohne die Gegner weiter zu beachten. Taki tat es ihm dann gleich.
 

Sie holten Mashuu schnell ein und Souya packte ihn an der Schulter.

„Hast du ´n Problem, Alter?!“ nörgelte er, „Wieso bist’n du jetzt so pissig, ey?!“

„Red‘ erstma‘ vernünftig, heh!“ schnaubte Mashuu, „Wenn du dich aufregst, fängst du an, ´ne ganz üble Pennersprache zu reden!“ Souya schnaubte.

„Maul auf, Alter,“ schnarrte er, „Hab ich irgendwas gemacht, was dir nicht gepasst hat, oder was?“

„Ja, du machst alles im Alleingang! Du mit deinen coolen Sharingan und deinen sooo tollen Feuerbällen, uuh, ja, das ist echt erotisch…“

„Sag mal, spinnst du?!“ rief Souya entsetzt, „W-was ist in dich gefahren?! Hauptsache, wir haben die Rolle… außerdem habe ich mit Taki zusammengearbeitet, wenn du nur blöde rumstehst, ist das dein Pech, du Arschkeks!“

„Selber Arschkeks, was hätte ich bitte machen sollen, so schnell wie du mit deinen Poser-Jutsus da rumgehampelt hast? Mich nervt’s einfach, dass du immer mit deinem Uchiha-Scheiß angeben musst, wir sind nun mal normalsterblich und können weder Katon-Jutsus noch haben wir Sharingan!“

„Ich hab nichts gesagt!“ empörte sich der andere Junge völlig fassungslos, „Hab ich doch nicht, oder, Taki?!“

„Wieso streitet ihr euch jetzt?“ wollte Taki verwirrt wissen, „Mashuu, du hast doch auch einen von ihnen erledigt…?“

„Ach, klar, ich bin der Dumme!“ stöhnte Mashuu und sah Souya grimmig an, „Klar, Taki-chan stellt sich natürlich auf deine Seite… klar, du bist ja auch der ultra gut aussehende, ober sexy Uchiha-Kerl, dem sind alle Mädels total verfallen, ich vergaß! Ist gut, Superman, wir lieben dich alle!“

Souya sagte nichts, sondern holte aus und schlug seinem Freund wütend ins Gesicht.
 

Mashuu flog erschrocken rückwärts und landete am Boden, wo er fassungslos seine blutende Lippe betastete. Souya ballte verärgert die Fäuste.

„Das hattest du verdient!“ schrie er, „D-das war… das Allerletzte, Mashuu! Ich hab dir gar nichts getan und ich hab keine Ahnung, wieso du dich so dermaßen aufregst, nur, weil ich einen dieser Vollschwächlinge erledigt habe! Den zweiten hat Taki erledigt und den dritten du, also war es doch faire Arbeitsteilung, oder was?! Und ich habe nie gesagt, ich wäre was Besseres und schon gar nicht, dass ich gut aussehe oder so! Ja, du hast keine Sharingan, aber kann ich etwa das Kagemane no jutsu?! Und in Taijutsu bist du auch besser als ich, w-wo verdammt noch mal ist dein Problem?!“

Mashuu, immer noch am Boden liegend, wusste darauf keine Antwort.

Ja. Wo war denn das Problem? Er sah abwechselnd von Souya zu Taki, die nur besorgt dreinschaute. Taki, die so hübsch und niedlich war, die sich sogar vor ihnen ausgezogen hatte (fast).

Und Taki, die Souya viel öfter anschaute als ihn, das sah er ganz genau.

Er sah es, aber Souya offenbar nicht.

Dummheit.
 

Er rappelte sich auf, wischte sich über die Lippen und putzte den Sand von seiner Hose.

„Ja,“ murrte er in Souyas Richtung, „Aber ich bin neidisch auf deine blöden Sharingan. Du kriegst nicht mal ´nen Kratzer ab und das liegt nur an den doofen Augen! Ohne die Sharingan wärst du voll die Null.“ Souya sah ihm verbittert nach, als er weiter gen Norden zog. „Komm, Taki-chan. Ist schon okay, keine Angst, wir streiten jetzt nicht mehr. Es sei denn, Souya hat Lust, noch weiter auf mich einzuprügeln, er prügelt ja so gerne! Tut zu Hause so, als wäre er das brave Unschuldslamm, aber außerhalb des Hauses ist er voll der blutrünstige, fiese Schlägertyp, weißt du?“

„Na ja, nicht mehr oder weniger als du, würde ich sagen,“ kommentierte Taki das objektiv und sah stirnrunzelnd die Jungen an, „Sich jetzt wegen so einem Schwachsinn zu streiten ist kindisch, total behindert und destruktiv. Wenn Chidori-sensei hier wäre, würde sie euch jetzt hauen!“

„Pff, na, gut, dass sie nicht hier ist!“ machte Mashuu grimmig. Taki sah noch kurz zu Souya, wandte sich dann aber ab und folgte Mashuu. Ein zweites Mal an dem Tag blieb Souya alleine zurück, sah auf seine Hände und seufzte.

„Tut mir leid, dass ich dich geschlagen habe!“ rief er Mashuu unbeholfen nach, er erntete aber nur ein wütendes Grummeln aus dem Wald. „Ach, Mist…“ stöhnte der Uchiha, „Immer mache ich alles falsch!“

Er beeilte sich, den Kameraden nachzulaufen. Wieso sie sich jetzt gestritten hatten, verstand er immer noch nicht… aber eigentlich war es ihm auch egal. Sollte Mashuu doch schmollen, war ja nicht sein Bier.

„Ohne die Sharingan wärst du voll die Null!“

Der Junge verengte gekränkt die Augen, als er sich an diesen Spruch erinnerte. Mashuu war immer schon gehässig gewesen und er war immer schon etwas empfindlich gewesen, weil Souya offenbar immer ein glückliches Händchen gehabt hatte. Immer war er gut in der Schule gewesen, hatte schnell sehr gut Ninjutsu und Taijutsu beherrscht und war von allen Mitschülern gemocht worden. Aber trotz der Tatsache, dass Souya nun mal ein Uchiha war und Mashuu nicht, waren sie beide trotzdem immer irgendwie Freunde gewesen, auch, wenn sie sich oft stritten.

Aber so etwas Verletzendes hatte Mashuu noch nie zu ihm gesagt… überhaupt war der Junge irgendwie noch gehässiger als sonst, seit Taki bei ihnen war. Souya hatte keinen Schimmer, was das Problem war – wollte Mashuu etwa so Taki für sich gewinnen, indem er ihn als Vollarschloch hinstellte? Das war aber nicht sehr höflich und Souya bezweifelte, dass Taki das wirklich beeindrucken würde.

Wenn du das alles echt nur wegen ´nem Mädchen abziehst, kannst du mich echt mal kreuzweise, Mashuu! dachte er sich wütend, So ein Scheiß, echt mal!
 

––
 

Masami bedachte im Vorbeigehen die immer noch wie tot da liegenden Genin aus Kusa mit einem schrägen Blick, bevor er sie endlich hinter sich ließ und einige Schritte weiter hinein in den Wald tat.

„Diese Idioten,“ seufzte er und meinte die Kusa-Nin, „Können einem fast leidtun. Wieso kommt niemand von der Wachstation und holt sie ab, bevor sie gefressen werden? Na ja. Wird Zeit, die Initiative zu ergreifen.“ Ein paar gekonnte, schnelle Fingerzeichen und er hockte sich auf den Erdboden, auf den er seine rechte Handfläche legte. „Kuchiyose no jutsu!“ Es gab einen Knall direkt vor seiner Nase und der Meister erhob sich, seiner Beschwörung zufrieden entgegensehend. „Du weißt, was du zu tun hast. Finde Souya und bring ihn zu mir. Die zwei anderen nach Möglichkeit außer Gefecht setzen, aber lass sie leben, wir wollen doch nicht alles dreckig machen hier. Dasselbe gilt für Souya, wehe ihm fehlen irgendwelche Gliedmaßen. Verstanden? – Sehr schön. Dann zisch ab und sieh zu, dass dich niemand sieht außer den drei Genannten.“

„Jawohl, Meissster.“
 

––
 

Weit entfernt in Konoha runzelte Shiemi die Stirn und starrte ihren Vater fassungslos an, der vor ihr auf der Couch saß, die Beine überschlagen, mit einer Tasse schwarzem Tee in der Hand.

„Wie bitte?“ machte die Tochter verwirrt und tauschte einen Blick mit ihrem Freund Kuma Yamazaki, der ebenfalls die Stirn runzelte und Sasuke ansah. In der ganzen Familie wurde Kuma bereits als Schwiegersohn und Teil des Clans gehandelt, obwohl Shiemi und er nach wie vor nicht verheiratet waren, und das, obwohl sie bereits auf die dreißig zugingen.

„Muss ich hier alles doppelt und dreifach sagen?!“ nörgelte das Familienoberhaupt genervt, „Ich will, dass ihr euch durch den Kopf gehen lasst, was dieser Fluch bedeutet, von dem Itachi gesprochen hat! Was… ist der Fluch, was genau hat er als Fluch bezeichnet?“

„Solltest du das nicht besser wissen?“ fragte Shiemi ihn, „Ich meine, wir haben Onkel Itachi nicht mal gekannt, woher…“

„Das hat nichts mit Itachi zu tun!“ fuhr Sasuke ihr dazwischen und verschüttete vor Ärger seinen Tee, worauf er ungehalten fluchte und dann die Tasse auf den Couchtisch stellte, um aufzustehen und einen Lappen zu holen. „Es geht nur um diesen… diesen Fluch, was immer er sein mag! Wieso soll der Clan verflucht sein? Ihr seid doch so fit in Geschichte, also holt euch einen Haufen Schriften und Bücher und macht euch schlau! Und ich als Familienoberhaupt kann das ja wohl verlangen, verdammt noch mal.“

„Der hat aber extrem schlechte Laune,“ bemerkte Kuma gedämpft. Sasuke murrte:

„Das hab ich gehört, Yamazaki!“

„Seit wann beschäftigt dich das mit dem Fluch so sehr?“ fragte Shiemi, während Sasuke mit dem Lappen aus der Küche kam und begann, den Boden abzuwischen. Ein höchst ungewöhnlicher Anblick, der Herr Uchiha auf dem Boden kniend beim Putzen. Aber Sakura hatte ihrem Mann offenbar früh klar gemacht, dass er gar nicht erst versuchen sollte, sie als Putzmagd einzustellen und seinen Dreck wegfegen zu lassen. Außerdem war die First Lady des Uchiha-Clans sowieso nicht da, sondern bei ihrer Freundin Ino zu Besuch.

„Seit ich das Gefühl habe, er verfolgt mich im Schlaf!“ stöhnte der Mann, „Ich habe sowas früher schon gehabt und es ist nie was Gutes dabei rausgekommen! Irgendwas muss doch dran sein an diesem Humbug, sonst würde doch nicht dauernd irgendwas Komisches bei uns passieren!“

„Erst sagt er, es ist was dran, dann nennt er es Humbug,“ murmelte Kuma kopfschüttelnd, wurde aber gekonnt ignoriert, wie immer.

„Uns sterben lauter Babys weg – oder werden von eigenen Familienmitgliedern abgeschlachtet – und was dieser doofe Eisenfatzke damals wollte, weiß auch niemand! Und hat irgendein Arsch bei euch eine Spur von Naoyas Mörder?“

„Also der Tradition zu Folge würde ich sagen, es war ein Familienmitglied,“ machte Shiemi prompt, und Sasuke warf empört den Lappen nach ihr.

„Spinnst du, sowas einfach so zu sagen?!“ Sie duckte sich, und der Lappen flog an ihr vorbei in die Ecke der Stube. Shiemi schubste ihren Freund.

„Kuma, hol den Lappen wieder. – Tut mir leid, Vater, du bist gereizt genug, du hast recht. Aber wonach genau suchst du eigentlich?“ Kuma erhob sich murrend und ging, um den Lappen zu holen. Sasuke seufzte und raufte sich die Haare. Er erinnerte sich an seinen Traum.

„Solange ihr nicht begreift, was der Fluch ist, seid ihr alle dumm… …“

Das hatte die Stimme zu ihm gesagt.

Vielleicht ist… der Grund für den vermeintlichen Fluch die Lösung für alle die Rätsel, die hier-…

Er wurde von Kuma unterbrochen, der mit dem Lappen in der Ecke stand.

„Ähm… Sasuke-sama? Könntet Ihr mal… kurz kommen?“
 

Sasuke hob den Kopf. Kuma starrte etwas verdattert in die Ecke neben den Schrank. In der Ecke stand eine recht breite Vase, in der einige alte Schriftrollen steckten.

„Was ist?“ fragte er. Kuma räusperte sich.

„Hattet Ihr die… Rolle mit dem Vertrag mit den Schlangen nicht vernichtet? Wieso… steht sie jetzt wieder hier in der Ecke?!“
 

Sasuke erstarrte und Shiemi erhob sich.

„Was?!“ machte sie entsetzt. Sasuke hustete.

„Das ist unmöglich!“ rief er, „Ich weiß, dass ich sie vernichtet habe! Ich habe sie mit dem Katon Gokakyuu no jutsu verbrannt!“ Er stand rasch auf, um nachzusehen, und Kuma hielt ihm bereits die verdächtige Rolle entgegen, auf der groß und deutlich Hebi, Schlange, stand. Sasuke nahm die Rolle, öffnete sie und besah sie sich aufs Genaueste. „D-das ist… das ist völlig unmöglich!“ stammelte er verwirrt, „Das… ist ohne Zweifel die echte Schriftrolle! Wie kann es sein, dass die hier ist, wo sie doch eigentlich vernichtet wurde?“

„Wenn du eine falsche Rolle verbrannt hast…?“ riet Shiemi, „Rollen in der Größe gibt’s überall, hast du damals auch so reingeguckt wie jetzt?“

„Nein, aber von außen sah sie definitiv genauso aus,“ sagte ihr Vater, „Und diese aufwendigen, verschnörkelten Muster kann man ja wohl kaum einfach so abmalen!“ Er zeigte auf das aufwendig verzierte Äußere der Schriftrolle und besah sich nachdenklich das Zeichen für Schlange. „Und ich hab doch keine zwei Rollen davon hier rumstehen, wie sollte ich die falsche gegriffen haben, wenn-…“ Er brach plötzlich ab und stutzte. „Moment – diese Rolle hier kann noch nicht lange hier stehen!“

„Was?“ machte Shiemi entsetzt.

„Wir haben am Ende des Sommers die ganze Stube ausgeräumt, als der Boden hier erneuert worden ist! Und damals habe ich alle Schriftrollen einzeln weggetragen, und diese hier war hundert Prozentig nicht dabei. Das heißt, irgendwer hat sie erst vor kurzem dahin getan…?“

„Und wo war sie davor?“ fragte Kuma.

„Woher soll ich das wissen? Wer hat diese Rolle geklaut und mir… Shiemi… irgendwer muss die echte Rolle geklaut haben, eine falsche da hingestellt haben, die ich verbrannt habe, und vor kurzem die echte wieder hergebracht haben…“

„Das ist doch Wahnsinn,“ kam von der Tochter, „Wieso ist der, der sowas klaut, so doof und stellt sie zurück? Hätte er sie auch vernichtet, wären wir nie darauf gekommen!“

„Aber anders kann es doch nicht sein!“ empörte sich Sasuke, „Verdammt, weißt du, was das heißt? Irgendjemand hier im Dorf kann vermutlich das Kuchiyose no jutsu mit Schlangen… und dabei ist es verboten worden, Sanosuke und ich sollten die Einzigen lebenden Personen hier sein, die das beherrschen, aber nicht mehr anwenden dürfen!“

„Und es muss jemand sein, der wusste, dass die Rolle da stand…“ mischte Kuma sich ein, „Es kommt ja wohl kein Elektriker oder sonstiger zufälliger Besucher auf die Idee, hinter den Schrank zu sehen, ob da zufällig eine Schlangen-Rolle steht…“

„Na ja, ich fand eh‘, sie war immer schlecht versteckt,“ gestand Shiemi herzlos, und Sasuke jammerte.

„Ich werde hier wahnsinnig! Wer zum Teufel hat diese verfluchte Rolle geklaut und kann jetzt dieses vermaledeite Jutsu?! Shiemi, ich will, dass Seiji dem nachgeht, er ist immerhin der Polizist hier, während sein Bruder in Kusa ist! Alle anwesenden Familienmitglieder sollen sofort untersucht werden, ob sie dieses Jutsu können. Und zwar weitläufig, also samt Ehefrauen, Männern, Kindern oder sonstwem!“

„Es ist fast niemand hier außer Seiji, Kanae und Nishiki,“ machte Shiemi verwirrt, „Na ja, und Sae. Von denen war das sicher niemand – obwohl, Sae ist schon ´ne richtige Scheißkuh, der würde ich das fast zutrauen.“

„Du musst nach viel leichteren Kriterien suchen,“ grinste Kuma, „Kann Sae gut malen?“

„Malen?“ Shiemi dachte nach. „Nicht sonderlich gut, aber auch nicht ganz übel, glaube ich. Sie hat mir zu Weihnachten manchmal Bilder gemalt.“

„Immerhin muss er oder sie auch die falsche Rolle so angemalt haben, dass es Sasuke-sama nicht aufgefallen ist, dass sie falsch war!“

„Hmm, das ist wahr. Ich werde Seiji das berichten, der freut sich bestimmt riesig.“
 

––
 

Der Wald hatte sich gelichtet. Mashuu, Taki und Souya latschten jetzt mehr oder weniger lustlos (die Jungen mehr, Taki weniger) über eine öde Steppe, die kein Ende zu nehmen schien.

„Was für ein Scheiß…“ stöhnte Mashuu irgendwann, „Wieso ist dieses fucking Gelände so fucking groß?!“

„In Kiri haben die Leute nie so viel geflucht wie hier,“ stellte Taki verblüfft fest, und Mashuu grinste sie verlegen an.

„Oh, ähm, t-tut mir leid… ist mir wohl rausgerutscht, sei nicht böse, Taki-chan!“

„Ach was,“ kicherte sie und tätschelte seinen Kopf, „Ich bin dir doch nicht böse!“ Sie sah nach vorne. Außer vertrocknetem Grasland war nichts zu sehen, egal, wohin man schaute. „Hmm, wirklich ziemlich groß hier, und ist euch auch aufgefallen, dass es immer wärmer wird?“ Souya und Mashuu sahen sich sogar groß an, erinnerten sich dann aber sofort wieder daran, dass sie sich ja stritten, und wandten sich mit einem arroganten Schnauben voneinander ab.

„Stellt euch nicht so an!“ machte Souya dann, „Besser so als Regen!“

„Ich finde, Taki-chan hat recht, mir ist auch warm!“ murrte Mashuu und sah Souya nach, der jetzt vorging, „Und das ist ungewöhnlich für diese Jahreszeit! Vielleicht gibt’s hier ja ´ne Art unterirdischen Vulkan…“

„Klar, wär auch mein erster Tipp gewesen,“ konterte sein Freund ironisch, „Du bist zu empfindlich, das ist das Problem! Oder du sagst nur, dass dir warm ist, um Taki zuzustimmen, weil du das ja so gerne tust…“

„Hallo?!“ fauchte Mashuu und wurde rot, „D-das ist nicht wahr!“

„Kriegt euch wieder ein,“ lachte Taki nervös und fuhr sich durch die langen Haare, „Streitet euch doch nicht wegen diesem albernen Kram! Bitte, Jungs…“ Mashuu strahlte sie an.

„Natürlich, Taki-chan! Du hast recht, Streiten ist scheiße! Siehst du, was du anstellst, Souya, du spaltest das Team! Nur weil dir nicht warm ist, du hast vermutlich als Kind in deinen tollen Katon-Jutsus gebadet, hah!“ Der Schwarzhaarige schnaubte.

„Jetzt hast du’s mir aber gegeben, Alter…“ Er wollte noch weiter meckern, aber als er zu seinen Kameraden zurückblickte, stutzte er. „Hey, w-wo sind… eure Beine geblieben?!“

„Häh?!“ schrie Mashuu und sah an sich herunter – und kreischte los. Taki und er waren bis zu den Knien in Treibsand versunken – wie hatten sie das nicht merken können? „Aaach du meine Güte, aaaach du meine Güte!“ jammerte der Violetthaarige schon los und strampelte mit aller Kraft, „AAHH, ich komm nicht los!“

„Halt ganz still!“ riet Taki ihm, die sich nicht rührte, „Du darfst dich nicht bewegen!“

„Oh mein Gooott, wir werden alle sterben!“ heulte Mashuu, „Hilf uns doch endlich, Souya, verdammt!“

„Ich komme ja schon!“ schrie der andere und wollte losrennen – aber er konnte sich nicht bewegen, weil etwas seine Füße festhielt. Als er nach unten sah, war er auch bis zu den Knien versunken. „Oh, fuck! W-woher kommt so plötzlich dieser bescheuerte Treibsand?! Eben war der Boden doch noch normal?!“

HUCH?!“ schrie Taki erschrocken und zeigte nach links, „Da kommt mein Bein aus der Erde!“

„Was, da?!“ schrie Mashuu, „D-das ist anatomisch nicht möglich, wie kann dein Bein so weit weg von deinem Körper sein und w-wieso kommt es aus der Erde?!“

„Leute – Leute!“ zischte Souya und hob die Arme, „Wir sind Volldeppen! Das hier ist ein Genjutsu, das passiert nicht wirklich! Also lösen wir es, dann ist alles normal! Wetten?“ Er legte bereits die Hände aneinander, und Taki und Mashuu taten es ihm entsetzt gleich.

„Was, ein Genjutsu?“ fiepte Mashuu verängstigt, „W-wo kam das denn her?!“

„Kai!“ riefen sie dann im Chor, und plötzlich wurde es schwarz.
 

Als Taki die Augen aufschlug, lag sie mitten im Wald am Boden, neben ihr Mashuu und Souya, die auch gerade begannen, sich aufzurappeln. Das Mädchen setzte sich auf und fasste benommen nach seinem Kopf.

„W-wir sind… noch in dem Wald?“ fragte sie und sah sich um, „Dann waren wir ziemlich lange in dem Genjutsu, ohne es zu merken… wie spät ist es?“ Mashuu sah auf die Uhr.

„Kurz vor vier… wir haben noch einen Tag und ein paar Stunden, um dieses Haus zu finden…“

„Alles okay bei euch?“ fragte Taki die Jungs, die nur dumpf nickten. Als alle aufgestanden waren, kam das nächste Problem – aus welcher Richtung waren sie gekommen?

„Ich glaube, wir kamen von da…“ fing Souya zweifelnd an, aber Mashuu zeigte in eine andere Richtung.

„Nein, da waren diese bekloppten Blumen! – Hier sieht alles gleich aus, verdammt!“

„Wie sollen wir jetzt dieses Scheißhaus finden?!“ schrie Souya, und Mashuu brüllte:

„Woher soll ich das wi-…“

„Seid mal still!“ rief Taki dazwischen, und sofort verstummten beide. Schweigen. In unmittelbarer Nähe hörten sie plötzlich ein lautes Rascheln, das genau auf sie zukam. Und es war schnell.

„Was ist das jetzt wieder…?!“ murmelte Mashuu und zückte ein Kunai, „Haben sich die Blumen-Wichser wieder erholt?!“

„Nein, das ist was Größeres…“ Die drei drehten sich angespannt in die Richtung, aus der das Geräusch kam, bis sich das Gestrüpp plötzlich teilte und eine riesengroße, zischende Schlange daraus hervorbrach, die drei Kinder herrisch anstarrend.
 

„E-eine… eine Schlange!“ kreischte Mashuu panisch, „Aaach du meine Güte, ist die groß! G-gehören Schlangen so groß?!“

„Ich dachte, eine Anakonda wäre acht Meter lang und damit die größte Schlange der Welt…?“ murmelte Taki nervös und zog mit jeder Hand ein Kunai, „Die sieht aus, als wollte sie uns zum Mittagessen…“

„Anakonda?“ murrte Souya, „Das ist keine Anakonda. Das ist eine beschworene Schlange durch das Kuchiyose no jutsu! Aber ich dachte, das wäre verboten worden?!“

„Was, dieses Biest hat jemand be-…?!“ wollte Mashuu losbrüllen, doch er kam nicht weiter, weil das Biest zum Angriff überging.

Die drei sprangen schreiend auseinander, als die Schlange nach vorne schoss und mit dem riesigen Maul nach ihnen zu schnappen begann. Taki warf ihre Kunais auf das Tier, aber die haut der Schlange schien extrem hart zu sein, jedenfalls prallten alle Waffen an ihr ab und verletzten sie kein bisschen.

„Oh nein!“ rief das Mädchen, als es keuchend neben Mashuu zum Stehen kam, „Wie werden wir denn mit so einer fertig?!“

„Wegrennen!“ schrie Mashuu nervös, als die Schlange sich gefährlich zischend aufbäumte und blitzschnell herumfuhr, direkt auf Souya zu, der auf der anderen Seite stand.

„SOUYA, VORSICHT!“ kreischte Taki, und der Junge fuhr hoch, als die Schlange mit weit aufgerissenem Maul direkt auf ihn zuschoss. Er schrie und riss geistesabwesend die Arme nach oben, als könnte er sich dadurch schützen.

„Benutz doch deine Sharingan, du Arsch!!“ brüllte Mashuu panisch, der seinen besten Freund schon als Mahlzeit einer Riesenschlange enden sah, und Taki riss die Arme ebenfalls hoch.

„Suiton, Daibakufu no jutsu!“ schrie sie, ehe die Schlange Souya erreichen konnte, und schmetterte eine große Wasserkugel auf die Bestie, die darauf zur Seite geschleudert wurde. Souya keuchte und strauchelte vor Erleichterung, bevor er die Arme sinken ließ und endlich seine Sharingan aktivierte.

„D-danke…“ stammelte er leichenblass vor Schreck, „Schnell weg hier!“ Die drei machten, dass sie wegkamen, und rannten um ihr Leben in irgendeine Richtung mitten durch den Wald. Die Schlange hatte sich von dem Wasser erholt und schüttelte sich wütend, bevor sie sich daran machte, das Team zu verfolgen.

„Ssso leicht… entkommssst du mir nicht!“
 

„Sie verfolgt uns!“ schrie Mashuu, der nach hinten blickte, „LAUFT!“

So kommen wir wenigstens schneller voran!“ stöhnte Souya im Rennen – da hatte die Schlange sie schon wieder eingeholt und schnappte nach ihm, dank der Sharingan rettete er sich noch rechtzeitig zur Seite. Wütend schoss die Schlange ihm nach, schnappte nach ihm und schlug mit dem riesigen Schwanz nach ihm, während der arme Souya Mühe hatte, dem riesigen Biest immer wieder auszuweichen. Er kam nicht mal dazu, Fingerzeichen für Katon-Jutsus oder sonstiges zu schließen.

Mashuu und Taki waren keuchend stehengeblieben.

„Die ist irgendwie nur hinter Souya her…?!“ stellte Taki verwirrt fest, „Sie ist völlig auf ihn fixiert!“

„Na warte! HEY, DU HÄSSLICHE SCHLANGE!“ brüllte Mashuu und sprang mutig auf und ab, „Komm doch her, wenn du dich traust!“ Die Schlange beachtete ihn nicht mal und schlug mit ihrem gewaltigen Schwanz einen Baum um, an dem Souya gerade hochgerannt war, jetzt stürzte der Junge wieder zu Boden, überschlug sich und hustete laut, weil er Sand eingeatmet hatte.

„V-verdammt-… w-was hab ich denn getan?!“ rief er empört und rollte sich rein instinktiv noch rechtzeitig zur Seite, als das Maul der Schlange wieder nach ihm schnappte und statt ihm den Sand fraß.
 

Taki zerrte an Mashuus rotem Jackenärmel.

„Mashuu, wir müssen ihm irgendwie helfen! Meinst du, du kannst die Schlange mit dem Kagemane-…“

„Dazu ist sie zu groß!“ schrie Mashuu, „Das schaffe ich nie! Du kannst so viel du Lust hast Wasser verdoppeln, vielleicht kannst du sie wegspülen!“

„Aber sie wird wiederkommen, wir müssen sie töten, damit wir sie los sind – Mashuu?!“ Er rannte plötzlich los auf die Schlange zu, und das Mädchen keuchte entsetzt. Was für ein grässlicher Tag!

Souya wich der Schlange erneut aus und versuchte zum wiederholten Mal, Fingerzeichen zu schließen – aber er war kaum halb fertig, da musste er wieder ausweichen, stolperte über eine Wurzel am Boden und stürzte auf die Erde. Stöhnend rappelte er sich auf, während die Schlange wieder auf ihn zugekrochen kam, mit hoch erhobenem Haupt und mit den bösen, gelben Augen auf ihn herunter starrend.

Sie zögert… jetzt!

Er nutzte die Chance sofort, wieder mit den Fingerzeichen anzufangen; doch in dem Moment schoss die Schlange so plötzlich von oben herab auf ihn zu, dass er gar keine Chance mehr hatte, wegzuspringen, und er schrie laut auf und vergaß die Fingerzeichen. Einen üblem Schmerz erwartend schloss er reflexartig die Augen, dann spürte er, wie er mit einem harten Schlag zu Boden geschleudert wurde und hörte über sich einen dumpfen Schrei.

„Lass… Souya sofort in Ruhe, du… Untier!“

Souya fuhr entsetzt hoch beim Klang der vertrauten Stimme. Und er erstarrte, als er Mashuu vor sich stehen sah, die Arme ausgebreitet, und in dem einen steckte bereits der riesige Zahn der großen Schlange.
 

Taki schrie erschrocken.

Souya weitete entsetzt die Augen und starrte auf seinen Freund, der jetzt keuchte und heftig zu atmen begann, als die Schlange sich zurückzog und sich wieder zischend aufbäumte.

„M-…Mashuu?!“ stammelte er, und der andere Junge keuchte abermals.

„Ich lass dich doch nicht verrecken, nur w-weil… du Sharingan hast!“ versetzte er hustend, „Verdammt, tut das weh…“

„ACHTUNG!“ kreischte Taki hinter ihnen, und beide fuhren herum, als die Schlange sich auf sie stürzte und Mashuu mit dem Schwanz mit solcher Wucht zur Seite schleuderte, dass er durch die Luft flog und schreiend in ein dorniges Gestrüpp stürzte.

„Mashuu!“ schrie Souya und fuhr zurück, als die Schlange wieder auf ihn fixiert war, jetzt, wo Mashuu weg war. Sie stürzte sich auf ihn zu, um nach ihm zu schnappen, und Souya warf ein Kunai nach ihrem Maul in der Hoffnung, die Zunge zu treffen, aber leider konnte das Tier rechtzeitig ausweichen und dann war er wieder derjenige, der dem riesigen maul entkommen musste

„Wenn ich wenigstens dazu käme, Jutsus anzuwenden!“ stöhnte er außer Atem, „Was will dieses Vieh überhaupt von mir?!“

„Ich werde sie aufhalten, du machst in der Zwischenzeit deine Fingerzeichen,“ schlug Mashuu vor, der sich aus dem Dornenbusch kämpfte und dabei seine Kleider und sein Gesicht völlig zerriss und zerkratzte, bevor er keuchend wieder auf die schmerzenden Beine kam. Die Schlange stierte ihn funkelnd an.

„Du bissst mir im Weg, Bursche…“ zischte sie, und der Junge schrie.

„S-sie spricht, Souya!“

„Das können… einige davon…“ keuchte sein Freund müde, dann sah er den Schatten der herab schnellenden Schlange und schrie auf. „VORSICHT, SIE KOMMT!“

„Ich weiß!“ brüllte Mashuu und warf ein Shuriken nach dem Tier, im selben Moment rammte es ihn mit dem großen Kopf, stieß ihn in die Luft und danach mit einem weiteren Kopfstoß zurück auf die Erde, wo er hart gegen einen Baum krachte und Blut spuckend zu Boden sank.

„Oh nein!“ rief Taki und bewegte sich jetzt auch wieder, während Souya fassungslos herumfuhr, direkt in das Maul voller Zähne der Bestie starrend, die erneut auf ihn zusauste. Seine Reaktion war mehr instinktiv.

„Katon! Gokakyuu no jutsu!“

Mit einem lauten Krachen wurde die Schlange zurückgeschmettert und von dem Feuerball erfasst, sie zischte laut und ging dann komplett in Flammen auf. Die Erde bebte, als sie zu Boden stürzte, und Souya sank zitternd auf die Knie.

Ich hab's geschafft, s-sie ist weg…

Taki rannte zu Mashuu, der sich stöhnend aufzurappeln versuchte und nach seiner Brust fasste.

„Fuck… i-ich glaub, ich hab mir was gebrochen… ich k-kann… kaum atmen… scheiße-…!“

„Ist sie tot?!“ rief Taki zu Souya, der keuchend an die Stelle sah, an der das Feuer gerade verrauchte. Und er erstarrte.

An der Stelle lag nur eine angekohlte Schlangenhaut und dahinter war ein riesiges Loch in der weichen Erde.

„Oh nein…! S-sie hat sich in die Erde eingegraben…!“

Er hatte kaum den Satz zu Ende gesprochen, da bebte die Erde erneut direkt unter ihm, und ehe er sich versah, war die Schlange plötzlich aus der Erde geschossen und hatte ihn mit ihrem Kopf hochgehoben und hoch in die Luft geschleudert.
 

„OH NEIN!“ schrie Taki und sprang auf die Beine, Mashuu fand ebenfalls die Kraft, noch mal hochzuspringen.

„Verflucht!“ brüllte er und keuchte darauf, als der Schmerz zurückkehrte und ihn beinahe umgeworfen hätte; trotz allem riss er die Arme zu einem Fingerzeichen hoch und nahm sich zusammen. „Kage-…mane no jutsu!“

Die Schlange war zu groß. Die Technik hielt nur wenige Sekunden und lähmte das Reptil… aber die wenigen Sekunden reichten aus, um Mashuu die Schlange den Kopf wegziehen zu lassen, sodass Souya schreiend an ihrem maul vorbei auf die Erde stürzte, wo er sich überschlug und dann hustend liegen blieb. Zitternd versuchte er, sich aufzurappeln, und sah fassungslos nach seinem besten Freund, de jetzt stöhnend zusammenbrach und schwer nach Luft schnappte.

„D-du hast mir gerade das Leben gerettet…“

„Ach was… mein Chakra ist alle…“ stöhnte Mashuu und stützte sich keuchend am Boden ab – bis die Schlange sich jetzt wutentbrannt auf ihn stürzte und ihn abermals zurückschmetterte. Er schrie auf, ebenso wie Taki und Souya, bevor der Junge erneut hart auf den Boden knallte, sich herumrollte und dann reglos liegen blieb.

„MASHUU!“ kreischte Taki außer sich und sprang auf, und Souya kam strauchelnd auf die Beine, die Arme hochreißend.

„Dieses Mal entkommst du mir nichts!“ schrie er die Schlange an, die wieder zu ihm herumfuhr, und er machte blitzschnell die Fingerzeichen und holte Luft. „Katon, Housenka no jutsu!“ Während die Schlange auswich, sprang er in die Luft und machte erneut Fingerzeichen – und dieses Mal merkte das Tier wohl zu spät, was er tat.

Glück für ihn.

„Katon! Gokakyuu no jutsu!“

Das Tier ging laut zischend und zappelnd in Flammen auf, bevor es tatsächlich zu Boden stürzte und zuckend liegen blieb. Souya landete ebenfalls auf dem Boden, taumelte und stützte sich dann keuchend an seinen Knien ab. Das Biest war auf jeden Fall kampfunfähig… das reichte erst mal.
 

––
 

Mashuu rührte sich nicht.

Taki hatte seinen Kopf auf ihren Schoß genommen und versuchte verzweifelt, ihn aufzuwecken, erfolglos. Als Souya zu ihr kam, war sie kurz davor, zu weinen anzufangen.

„I-ich weiß nicht, was ich tun soll…“ schluchzte das Mädchen, „E-er sagt nichts und bewegt sich nicht! Er atmet noch, aber es klingt nicht gut, hör doch!“ Sie lauschten entsetzt dem Röcheln, das Mashuu von sich gab.

„Oh nein, bitte!“ schrie der Uchiha auch und stürzte zu seinen Kameraden, „Mashuu, ey, komm! Reiß dich zusammen, du kannst jetzt nicht sterben!“ Er sah hastig nach den übel zerkratzten, blutenden Armen seines Freundes und suchte die Stelle, in die der Schlangenzahn sich gebohrt hatte. „O-ob das giftig war?! W-wir müssen sofort hier raus und Hilfe holen, sonst stirbt er bestimmt!“

„W-wie denn?!“ rief Taki aufgelöst, und Souya bemerkte zum ersten Mal, dass er sie noch nie weinen gesehen hatte. Sie war sonst immer so fröhlich und motiviert… aber es war keine zeit, sie zu trösten, Mashuu war viel schlimmer dran!

„Ich weiß nicht-…! Vielleicht müssen wir rufen, v-vielleicht hört uns jemand!“ Taki erzitterte nur und wischte sich hastig die Augen, bevor sie versuchte, mit Mashuu zu reden, der nur stöhnte und röchelte. Dann öffnete er plötzlich blinzelnd die Augen, und Taki schrie.

„S-Souya-kun, komm schnell!“

„Mashuu!“ schrie Souya und stürzte wieder an ihre Seite, „S-sag doch was!...“

„Ihr heult ja…“ stöhnte der Junge, „Ey, sterbe ich…?“ Taki fing jetzt wirklich zu heulen an und Souya schniefte.

„Du Arsch… d-du hast das für mich getan, d-du hast… mir das Leben gerettet und… verdammt, du wirst das hier schaffen, kapiert?! Wir holen dich hier raus, scheiß auf die Prüfung! Wir holen Hilfe, Mashuu! D-du wirst wieder gesund!“ Mashuu drehte benommen den Kopf in Souyas Richtung und verzerrte den Mund zu einem Grinsen.

„Du bist… und bleibst ´ne… kleine Heulsuse, Souya…“ murmelte er leise, und Souya erstarrte. Plötzlich wurde ihm eiskalt, als er seinen Freund so ansah und das Gefühl hatte, ihn zum letzten Mal zu sehen.
 

Er würde sterben…
 

„Wenn du versprichst, zu überleben, heul ich nie wieder!“ schluchzte er völlig aufgelöst und versuchte verzweifelt, die Tränen zurückzudrängen, „Das schwöre ich, Mashuu!“

„Das hältst du nie…“ grinste Mashuu müde und drehte dann den Kopf hoch zu Taki, die sich immer wieder die Augen wischte. „Taki-chan… wein nicht, ey… ich komm schon… wieder auf die Beine. Ich bin eben ein echter Mann und… keine Heulsuse wie Souya…“ Es war ein Scherz, aber es war in dem Moment nicht witzig. Für niemanden. „Ich muss dir noch… sagen… falls ich… ich meine… Taki-chan…“ Er streckte mühevoll einen seiner malträtierten Arme nach ihrem Gesicht aus. Als er ihre feuchte Wange berührte, hinterließen seine Finger Blutspuren auf ihrer weißen Haut. Sie bebte vor Schluchzern, als sie in sein Gesicht starrte. Er hustete und atmete immer schwerer, grinste aber weiterhin. „Ich wollte dir sagen, dass ich dich… dich… so sehr… … …“ Er brach ab und hustete verkrampft, als Taki ihn schnell auf die Seite drehte, spuckte er Blut und sank stöhnend von ihrem Schoß zu Boden. „Dass i-ich… dich… … s-so… … ich… …“ Dann erstarrte sein Körper und er sprach nicht weiter. Plötzlich lag er regungslos am Boden, und Taki und Souya saßen daneben und waren erstarrt wie zwei Statuen.

Souya zitterte am ganzen Körper.

Taki rührte sich nicht, sie starrte nur auf die Erde.
 

Dass ich dich… so sehr… was?
 

Sie registrierten das Rascheln nicht. Sie merkten erst, dass es geraschelt haben musste, als plötzlich zwei Jounin aus Kusagakure neben ihnen waren, die in Windeseile Mashuu untersuchten und ihn dann auf eine Trage legten, die zwei weitere Jounin mitgebracht hatten.

„Bringt ihn sofort ins Krankenhaus,“ ordnete einer der Jounin an, „Vielleicht ist es noch nicht zu spät. Nehmt die beiden gleich mit, sie sind raus aus der Chuuninprüfung.“

„Und beeilt euch,“ addierte der zweite, bevor die Männer mit der Trage davoneilten. Souya und Taki folgten ihnen mehr instinktiv als bewusst.
 

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muhahaha xDD son fieser Cliffhanger xDDD

aber ich liebe diese bekloppten Blumenschwuchtel xDDD (falls Yuufa das hier noch liest fühlt sie sich bestimmt an Unsinnia erinnert^^)

und omfg es war eine Schlange !!!!!!!!!11111!1einself

Meine Schuld

Es war ziemlich still im Krankenhaus von Kusa. Abgesehen von Asayos Schritten, die immer wieder hin und herlief und sich nicht ruhig hinsetzen konnte.

Nicht, wenn sie auf die Nachricht wartete, ob ihr Sohn an den Wunden sterben würde oder nicht.
 

Auf kleinen, unbequemen Sesseln, die das Warten noch furchtbarer machten, saßen noch so einige andere. Fuuya saß leichenblass einfach nur da, neben ihm saß eine ziemlich schockierte Mikoto. Sanosuke und Haruka waren auch da und sogar Yasuki war gekommen, immerhin war Mashuu sein Neffe. Souya und Taki kauerten niedergeschlagen auf je einem der Sessel und wagten nicht, irgendjemanden anzusehen, vor allem Souya nicht.

Das war alles seine Schuld. Die Schlange hatte es eindeutig auf ihn abgesehen gehabt, wieso auch immer! Hätte Mashuu ihn nicht beschützen müssen, wäre das nie passiert! Nicht nur, dass sie jetzt seinetwegen aus der Prüfung geflogen waren, viel schlimmer war der Gedanke, sein Freund könnte jetzt sterben.

Die Gedanken waren so grauenhaft, dass der Junge am ganzen Körper erzitterte und sich kaum kontrollieren konnte, nicht zu weinen. Er wollte nicht weinen… aber er hatte solche Angst… Angst, seinen besten Freund niemals wiederzusehen.
 

Plötzlich spürte er, wie er von vorne umarmt wurde, und er erstarrte auf der Stelle. Es war Taki, die aufgestanden war und ihn jetzt einfach so umarmte, den Kopf gegen seine Schulter schmiegend.

„Hör auf, dir was vorzumachen,“ flüsterte sie und versuchte, aufmunternd zu klingen, „Du hast Angst… hör auf, die Tränen zurückzudrängen. Vielleicht geht es dir besser, wenn du weinst. Ich habe auch Angst… a-aber wir können das nicht bestimmen… wir können nur warten.“

Souya schniefte.

„Ich hasse warten…“ schluchzte er verkrampft, und sie drückte ihn fester.

„Jetzt… wein schon… sonst hau ich dich, damit du’s tust…“ Er schluchzte lauter und folgte ihrer Anweisung dann endlich. Haruka sah todunglücklich zu ihrem kleinen Sohn herüber, der so dermaßen fertig war, seit er aus diesem Waldgebiet zurückgekommen war. Sie war Taki dankbar für das, was sie tat… hätte sie es nicht getan, hätte Haruka es selbst gemacht. Es war gut, wenn die zwei sich gegenseitig trösteten und den schweren Schock zu überwinden versuchten.
 

Haruka war beinahe ohnmächtig geworden, als sie gehört hatte, was passiert war. Plötzlich waren Jounin aus Kusa ins Hotel gekommen und hatten ihr, Sanosuke und Asayo Bescheid gegeben, dass ihre Kinder ins Krankenhaus gekommen waren. Dass eine Schlange Schuld an allem war, interessierte im Moment niemanden. Wichtig war erst mal, ob Mashuu durchkäme. Wenn er über den Berg wäre, könnte man sich der Schlange widmen, die da definitiv nichts zu suchen gehabt hatte.

„Und ich hab Vater versprochen, es würde kein Drama geben…“ murmelte Sanosuke nervös und fuhr sich zum wiederholten Mal durch die Haare, hektisch hin und her sehend. Das Überwachungssystem war schlecht gewesen… sie hatten nicht jeden Winkel des Geländes rund um die Uhr bewachen können. Es gab durchaus Punkte, an denen keine Kameras waren, an denen sozusagen tote Winkel waren. Punkte, die niemand sehen konnte. Sonst wäre die Schlange ja jedem aufgefallen…

„Mach dir keine Vorwürfe,“ flüsterte Haruka ihm zu, „Das ist nicht deine Schuld.“

„Doch, irgendwie schon… wir hätten das Sicherheitssystem-…“

„Jetzt halt die Klappe und hör auf, zu jammern!“ blaffte sie ihn an, worauf alle sie anstarrten. „Und wo Namie ist, weiß immer noch niemand! Wenn sie bei Ende dieses Prüfungsteils nicht wieder da ist, lasse ich sie suchen, das schwöre ich dir! Sie ist einfach spurlos verschwunden…“ Sie unterbrach ihre Hysterie, als die Tür des Operationssaals aufging und einige Medic-Nin mit der Trage herauskamen, auf der Mashuu lag, jetzt quasi von oben bis unten mit Verbänden bedeckt. Asayo hielt einen der Ärzte völlig aufgelöst an.

„W-wie geht es ihm…?“ fragte sie, „Wird er durchkommen?“ Alle horchten auf, sogar Souya und Taki drehten die Köpfe und Souya schniefte.

„Er wird es schaffen, ja,“ sagte der Arzt, und ehe er weiterreden konnte, kam von allen ein glückliches Aufatmen.

„Oh, Gott sei Dank!“ schluchzte Asayo aufgelöst und umarmte Fuuya, der aufgestanden war und jetzt die Umarmung seiner Mutter erwiderte, froh, dass sein kleiner Bruder nicht sterben musste. „Ich danke Ihnen so sehr…“ stammelte die Frau, und der Arzt wies die anderen Medic-Nin an, schon mal die Trage auf ein Zimmer zu bringen.

„Es war ziemlich gefährlich, das Schlangengift, das er in seinem Blut hatte. Wir haben es vollständig entfernen können, aber es wird wohl ziemlich dauern, bis er wieder völlig genesen ist. Vier Rippenbrüche, ein gebrochener Arm und Blutungen im Darm, die wir zum Glück beheben konnten. Die Karriere als Shinobi wird wohl eine lange Pause machen müssen… aber Hauptsache ist, er lebt.“

„Ja!“ bestätigte Asayo glücklich und knuddelte kurzer Hand den fremden Arzt, der sie komisch ansah, „Ich danke Ihnen! Können wir noch nach ihm sehen…?“

„Kommen Sie lieber morgen wieder und lassen Sie ihn sich jetzt ausschlafen. Keine Angst, es wird alles gut.“
 

Mit viel Gemurmel machte sich die Gesellschaft auf, das Krankenhaus zu verlassen. Taki ließ Souya los und sie beide sahen verlegen errötend zur Seite, als ihnen bewusst wurde, dass sie sich minutenlang innig umarmt hatten wie ein Liebespaar.

„Tut mir leid,“ sagte sie leise zu ihm, und er wischte sich beschämt die Augen. Verdammt, er hatte sogar vor einem Mädchen geheult… Mashuu würde ihn gellend auslachen, wenn er das erfuhr!

„Schon g-gut,“ nuschelte er höchst verlegen, „Ich m-meine… war nicht schlimm. U-und…“ Er wagte nicht, sie anzusehen vor Angst, sein Gesicht könnte vor lauter Blutzufuhr platzen, „Danke, Taki.“

Sie lächelte glücklich.

„Nichts zu danken, Souya-kun. Gehen wir auch?“ Er nickte und erhob sich etwas unwohl. Seit wann nannte sie ihn eigentlich Souya-kun?
 

Als alle schon fast weg waren, hielt Sanosuke den Arzt noch einmal an.

„Das Gift, das sie ihm entzogen haben… könnten sie mir das mitgeben? Schlangengift dürfte da in solcher Konzentration nichts zu suchen gehabt haben, deswegen würde ich das gerne mit nach Konoha nehmen und untersuchen lassen. In… Konoha gibt es Experten für Schlangen dieser Größe, die sich mit den Giften vielleicht besser auskennen. Und ich denke, für die allgemeine Sicherheit ist es sehr wichtig, klarzustellen, wie diese Schlange da hingekommen ist.“

„Ja, verstehe,“ nickte der Arzt, „Folgen Sie mir, ich kann ein Fläschchen für Sie abpacken, wenn Sie mir das Bestätigungsformular unterzeichnen. Sie wissen schon, nicht, dass Sie mit dem Gift Dummheiten anstellen, Sir-… wie war der Name?“

„Uchiha Sanosuke,“ seufzte der Schwarzhaarige, „Ich unterzeichne mit Vergnügen, ich bin oberster Polizeichef Konohagakures, keine Sorge.“
 

––
 

„Schlangengift?!“ hustete Satoya und verschluckte sich mit seinem Wasser, in dem er eine Kopfschmerztablette aufgelöst hatte. Moe machte ein entsetztes Gesicht. Sanosuke seufzte und drehte das kleine Fläschchen zwischen den Fingern, das er vom Arzt bekommen hatte, während er vor seinem Bruder und dessen Frau in deren Hotelzimmer saß und gerade die ganze Geschichte erzählte. „W-wie… woher kommt sowas da in den Wald?“

„Keine Ahnung, ich hab mich schon an die verantwortlichen Jounin gewendet, Schlangen gehören nicht als reguläre Bestien in das Gelände. Du weißt, was das heißt, Satoya.“ Satoya erbleichte und trank hastig seine Medizin aus, bevor er sich räusperte und Moe kurz ansah.

„Würdest du uns für eine Weile entschuldigen, Moe,“ bat er sie hinaus, „Das sind Familieninterne Sachen, das langweilt dich sowieso.“

„Du tust, als gehörte ich nicht zur Familie,“ sagte Moe schnippisch, und Satoya war kurz davor, einen gehässigen Spruch zu erwidern, ließ es dann aber, als sie aufstand, wobei ihr sehr kurzer Rock flatterte, und den Raum verließ. Sanosuke sah ihr nach.

„Was ist denn hier los, zofft ihr euch schon wieder?“

„Schon wieder? Immer noch! Na ja, nein, wir streiten uns nicht richtig, Nii-san. Es ist nur… also… ach, nicht so wichtig. Die Schlange muss jemand beschworen haben… aber wer?“

„Keine Ahnung,“ machte Sanosuke, „Unsere Rolle ist längst zerstört worden, Vater hat sie vor Jahren verbrannt. Es könnte ja sein, dass irgendein überlebender Anhänger von Orochimaru hier aufgetaucht ist, der dieses Jutsu kann… ich meine, ich kann es auch, aber dass ich es nicht war, ist dir ja wohl klar!“

„Natürlich, ich hoffe, du hast genügend Alibis, sonst stehst du nämlich ganz oben auf der Liste.“

„Wieso sollte ich den besten Freund meines Sohnes malträtieren wollen?! Wenn die Kinder wieder wohlauf sind, müssen wir sie jedenfalls fragen, was genau da passiert ist. – Pff, Alibis werde ich haben, ich war doch fast rund um dir Uhr mit Haruka zusammen und – ähm… haha, nicht so wichtig, entschuldige…“ Er lachte doof und kratzte sich verlegen grinsend am Kopf, und Satoya stöhnte.

„Jaja, ich weiß schon, dass ihr dreimal täglich Sex habt, keine Angst.“

„Hey, dreimal stimmt nicht… vielleicht zweimal.“

„Nicht viel besser,“ seufzte sein kleiner Bruder, „Mann, bin ich eifersüchtig…“ Er fuhr sich durch die Haare und Sanosuke starrte ihn an, jetzt zu lachen aufhörend.

„Wie bitte?“ fragte er fassungslos, und Satoya wurde klar, was er da gesagt hatte, und er räusperte sich.

„Ich sagte, ihr seid doch süchtig!“ Sanosuke runzelte die Stirn und überlegte, ob er das wirklich gehört hatte. Aber was sollte es.

„Aaach,“ murrte er, „Von wegen, du verstehst nur keinen Spaß!“
 

––
 

Der nächste Tag war der Tag der Entscheidung. Am Abend würden die Kandidaten für die dritte Runde der Chuuninprüfung feststehen – diese wiederum würde allerdings erst zwei Wochen später stattfinden.

„Nur zwei Wochen?“ fragte Chidori einen der Prüfer verwirrt, „Ey, bei uns war das immer ein Monat!“

„Na ja, Zeitmangel,“ machte der Jounin unbeholfen, „Meine Entscheidung war das nicht, das kam von den Leitern des Dorfes. Wegen diesem Zwischenfall mit der Schlange sind alle aus dem Häuschen und ich fürchte, man will die Prüfung so schnell wie möglich über die Bühne bringen.“

„Großartig,“ schnaubte die Rosahaarige, „Wenn die Arena nächstes Jahr wieder Schrott ist und wir die Prüfung wieder in so ein Scheißkaff verlegen müssen, drehe ich am Rad.“

„Lass gut sein,“ machte Yasuki perplex zu ihr, zu dem Jounin sagte er mit einer Verbeugung: „S-sie hat es nicht so gemeint…“ Er wandte sich wieder an Chidori, die sich mit den Armen in den Hüften eine Haarsträhne aus dem Gesicht pustete. „Dein Team ist eh‘ raus, was schert es dich also…“

„Mein Team ja, aber mein Sohn ist ja noch drin!“ verkündete sie, „Wie es aussieht, hast du aus deinem Team ja doch was gemacht… – na ja, das werden wir heute Abend sehen, denke ich!“
 

––
 

Souya und Taki gingen Mashuu im Krankenhaus besuchen. Da sie ohnehin von der Prüfung ausgeschlossen waren, interessierten sie sich nicht so sehr für das Gerede der anderen. So gingen sie schweigend nebeneinander den kurzen Weg vom Hotel zum Krankenhaus.

„Mach nicht so ein Gesicht, Souya-kun,“ sagte Taki dann und sah ihn an, während er deprimiert zu Boden starrte. „Mashuu ist schon wieder wach und auf dem Weg der Besserung, das hat mir seine Mutter heute morgen erzählt, die war schon da! Er wird sicher bald wieder gesund sein, dann können wir zusammen für die nächste Chuuninprüfung trainieren.“

„Ich weiß nicht…“ stöhnte er niedergeschlagen und so leise, dass sie ihn kaum verstand. „Ich… g-glaube, ich habe keine Lust, das noch mal zu machen. Irgendwie ist mir die Lust vergangen, Chuunin zu werden…“

„Sag nicht sowas!“ machte sie verblüfft und blieb kurz stehen, sodass auch er innehielt, einige Schritte vor ihr. „Du kannst deine Karriere nicht einfach in den Sand werfen! Es ist nicht deine Schuld, was passiert ist…“

„Doch, ist es!“ rief er und ballte wütend auf sich selbst die Fäuste so fest er konnte. „I-ich habe zwar nicht gewollt, dass dieses Biest kommt, aber die Schlange war ja wohl meinetwegen dort! Was auch immer sie von mir wollte, wenn i-ich nicht gewesen wäre, wäre sie auch nicht gekommen und Mashuu wäre nichts passiert! E-er hat mir das Leben gerettet, weil ich so e-ein… s-so ein Vollidiot bin und mich nicht mal selbst beschützen kann! Also ist es wohl meine Schuld!“ Er erzitterte, als ihn ein kalter Windstoß erfasste und er mit aller Kraft gegen die Tränen ankämpfte, die abermals versuchten, ihren Weg aus seinen Augen zu bahnen. Er wollte nicht schon wieder vor ihr heulen… er wollte überhaupt nicht mehr heulen!

„Wir wissen nicht, ob die Schlange dann nicht wegen jemandem anderes gekommen wäre, wenn du nicht gewesen wärst,“ widersprach das Mädchen ihm, „Du kannst dir nicht einfach diesen Schuh anziehen, du bist nicht Schuld! Außerdem lebt Mashuu doch noch und wird wieder gesund werden… wenn du deine Karriere seinetwegen aufgibst, wird er sicher stinksauer. Er hat dich doch nicht beschützt, damit du aufgibst… oder?“

Souya schluchzte. Er hasste sich dafür, so dicht am Wasser gebaut zu sein.

„A-aber… e-es tut mir doch so schrecklich leid…“ stammelte er aufgelöst und kämpfte weiter, um nicht doch zu heulen. Taki sah ihn mitleidig an und senkte den Kopf. Sie betrachtete eine Weile das Uchiha-Symbol auf seinem Rücken.

„Natürlich tut es dir leid, das würde jedem so gehen. Souya-kun, du… kommst aus einer großen, anerkannten Familie. Was soll deine Familie von dir denken, wenn du einfach… aufgibst? Denkst du, das wäre in ihrem Sinne?“ Er hob langsam den Kopf, als er das Gefühl hatte, den Kampf gegen die Tränen gewonnen zu haben. Er wagte erst, zu sprechen, als er sicher war, dass seine Stimme nicht brechen würde.

„Ich… ich… weiß nicht…“ murmelte er, und das Mädchen kam wieder neben ihn und ergriff dann sanft seine Hand, ihn fröhlich anlächelnd. Er fuhr vor Schreck zusammen und wurde knallrot, als er sie nach Luft schnappend anstarrte.

„Ich bin ja noch da!“ versetzte sie, „Während dein Freund Mashuu krank ist, bin ich eben für dich da, okay? Du musst nicht aufgeben, das wäre echt schade!“

„O-okay!“ piepste er mit vor Schreck höherer Stimme als normal, sie immer noch anstarrend. Sein Gesicht hatte inzwischen die Farbe eines Radieschens und er lugte verstohlen auf ihre Hand, die seine immer noch festhielt, als wäre es ganz natürlich, das zu tun. „I-ich meine… ähm… a-a-also, äh… i-ich weiß g-g-gar nicht m-mehr, was i-ich sagen wo-wollte…!“ Sie lachte.

„Komm, gehen wir endlich Mashuu besuchen, bevor wir hier auf der Straße Wurzeln schlagen!“ Sie zog ihn bereits fröhlich hinter sich her, und er starrte wie eingefroren auf ihre Hände, bevor er sich dazu durchrang, zu fiepen:

„T-T-Taki… k-könntest du… n-nicht m-meine… Hand… loslassen…?!“

„Was? – Oh! Entschuldige…“ Sie ließ ihn los und sah ihn an, worauf sie auch leicht errötete und wieder zur Seite blickte. Souya indessen hatte Angst, sein Kopf würde platzen. Aber wenigstens hatte er seine Hand wieder. Jetzt war sie ganz warm, nachdem Taki sie so lange festgehalten hatte…

„L-lass uns, ähm, gehen,“ ordnete er dann noch immer höchst verlegen an und ging mit beschämt gesenktem Kopf voraus an ihr vorbei, sie folgte ihm auch ein wenig verlegen.
 

Mashuu war nicht fähig, sich groß zu bewegen, aber er war wach und seinem Zustand entsprechend gut drauf, als seine Teamkollegen etwas bedröppelt bei ihm eintrafen.

„Wie seht ihr denn aus?!“ fragte er die zwei, die sich nicht mehr ansehen wollten und immer noch leicht errötet zu Boden sahen, wobei Taki es mit ihrem Lächeln überspielte. „Habt ihr gerade aus Versehen ´nen Porno geguckt, oder was?!“

„WAS?!“ fuhr Souya ihn aus Reflex an, „Was soll das denn heißen, wieso Porno?!“

„Na, du bist so rot!“ feixte der Junge, und mit Vergnügen sah er den armen Souya langsam purpurn werden. Taki ließ sich überhaupt nicht kleinkriegen.

„Woher weißt du bitte, wie man aussieht, wenn man einen Porno gesehen hat…?“ fragte sie ihn diabolisch grinsend, „Immerhin bist du erst zwölf?!“

„Also, ähm, das ist natürlich nicht so, wie du denkst,“ machte er, „Aber ich meine, also… verdammt, ich habe einen großen Bruder! Was denkst du, was der macht?!“

„MASHUU!“ schrie Souya zutiefst empört und schauderte, „Du erzählst Schwachsinn!“

„Hau mich bloß nicht, ich bin todkrank!“ log sein Freund und fing an, zu jammern: „Das ist voll öde, so rumzuliegen! Es gibt nicht mal gutes Fernsehen hier, die halten mich für so bescheuert, hier das Kinderprogramm zu gucken, weißt du was, ich hab ´nen Ohrwurm von ABC, die Katz‘ die lief im Schnee! Hallo?! Das ist ja wohl gestört! Und ich kann nicht mal aufstehen, wenn ich pissen muss, das ist echt scheiße! Also maul mich nicht an, du Heulsuse!“ Er sah Souya empört an, „Wetten, dass du wieder geflennt hat, als ich im Sterben lag? Na ja, gut, würde ich auch tun an deiner Stelle, ich meine, ich bin schon ´n toller Kerl.“ Taki fing laut an zu lachen, und er sah sie gequält an. „Ey… du kränkst mich, Taki-chan… du lachst über mich…“

„Hast du dir mal überlegt, Komiker zu werden?“ kicherte sie, „Ich meine es ernst, du kannst das ziemlich gut, so zu reden wie die im Fernsehen! Ich würde deine Sendung sehen, ehrlich!“

„Echt jetzt?“ strahlte er, „Juchee!“ Er versuchte, einen Arm hochzureißen, aber das schlug fehl, als plötzlich ein aasiger Schmerz durch seinen Rumpf schoss und er stöhnend in sich zusammensackte. „Aua… das war dumm…“

„Armer Mashuu,“ sagte Taki schmollend, „Willst du was haben? Soll ich dir was zu trinken holen oder so?“

„Oh, cool, echt?“ starrte er sie an, „Was für ein Service, da sag ich doch nicht nein! Bringst du mir ´ne Brause, Taki-chan? Das ist echt lieb!“

„Klar, mach ich!“ rief sie und verließ fröhlich summend das Zimmer. Die Jungen blieben zurück und schwiegen sich kurz an. Dann gluckste Mashuu.

„Sie ist echt toll,“ schwärmte er, „Sie ist superhübsch, supernett und hat keine Angst, dass ihre Nägel abbrechen könnten! So sollten alle Mädchen sein, nicht, Souya?!“

„Hmm,“ machte Souya unschlüssig.

„Hey, cool, wenn ich in Konoha im Krankenhaus bin, kann ich ja dafür sorgen, dass ich ins Zimmer unserer alten Teamkollegin komme, dann können wir zusammen doof rumliegen und ´n bisschen flirten, haha!“

„Du bist echt voll durch,“ murmelte Souya, „Du machst dich doch schon die ganze Zeit an Taki ran, was fängst du jetzt noch mit der anderen an, entscheide dich für eine, Casanova!“

„Ach, Taki-chan,“ seufzte er und linste seinen Freund kurz an, „Ich glaube, ich habe sie aufgegeben. Sie steht eh‘ auf wen anderes und es gibt ja genug Mädels.“

„Was, wie, auf wen soll die denn stehen?“ wunderte Souya sich verwirrt, „Was du so alles mitbekommst…“

„Du bist so ein totaler Volltrottel, das is‘ gar nicht möglich!“ stöhnte Mashuu und lehnte den Kopf zurück, „Meine Güte…“

„Wieso bin ich ein Volltrottel, nur, weil ich davon nicht so viel Ahnung habe wie du?!“

„Darum geht’s doch gar nicht, du hirnamputierter Spacko!“

„Worum dann, sag‘s mir doch!“

„Nein… keine Lust.“
 

––
 

Während Souya und Taki bei Mashuu im Krankenhaus waren, hatte Souyas Familie ganz andere Sorgen.

„Wo zum Geier ist Namie?!“ schrie Haruka ihren Mann an und rüttelte ihn unsanft vor und zurück, „Sie ist seit zwei Tagen verschwunden, nein, seit drei! Keiner hat sie gesehen oder weiß, wo sie hingegangen ist! KANNST DU MAL AUFHÖREN, SO ENTSPANNT ZU SEIN?!“

„HÖR AUF, MICH ZU SCHÜTTELN!“ brüllte er wütend zurück und riss sich los, „Ich mache mir auch Sorgen, ich bin nicht entspannt, Haruka! Ich habe keine Ahnung, wo sie ist! Am besten ist wohl, wenn wir jetzt gleich der Leitung Bescheid geben und sie suchen lassen, je eher, desto besser…“ Er brach ab, als er seine Frau ansah, die völlig hysterisch aufgelöst hin und her zu gehen begann und sich dabei wieder und wieder die Haare raufte, Sie zitterte dabei.

„W-was, wenn ihr etwas zugestoßen ist…?!“ schniefte sie nervös, „I-ich habe Angst… i-in unserer Familie sind schon so viele Kinder plötzlich gestorben, Sani! Ich… habe einfach schreckliche Angst…“ Er seufzte leise, ging zu ihr herüber und stoppte sie, als sie weiterlaufen wollte, sie fest in die Arme schließend.

„Ich werde nicht zulassen, dass jemand unserer Namie etwas tut. Das… das verspreche ich dir, Haruka.“ Er sah zu ihr, wie sie sich gegen seine Brust drückte und am ganzen Körper zitterte. Dann ballte sie plötzlich die Fäuste und ihre Verzweiflung schlug in Wut um. Sie riss den Kopf nach oben und schlug ihm gegen die Brust, sodass er hustete und sie losließ. Aber sie war nicht auf ihn wütend.

„Wenn ich herausfinde, dass meiner Tochter etwas zugestoßen ist… und wenn ich den Arsch in die Finger kriege, der ihr etwas angetan hat, und wenn er es nur versucht haben sollte, dann schwöre ich dir, dass ich den umbringe! Ich… ich reiße den in Fetzen, der es wagt, mir zum zweiten Mal ein Kind wegzunehmen…! Ich schwör‘s dir, Sanosuke!“ Er sah sie beunruhigt an und fasste nach seiner schmerzenden Brust, als sie an ihm vorbei zur Tür rauschte.

„W-wohin gehst du?!“

„Zum Dorfverwaltung, die Wichser sollen mir verdammt noch mal mein Kind suchen!“ Sie drehte sich noch einmal zu ihm um und sah ihn an mit einem so leeren Blick, einem Blick so voller verhohlener Angst, dass ihm kalt wurde. Er hatte Haruka selten so gucken gesehen…

Und das war lange her.
 

„Wenn ich an den Tag zurückdenke… an dem Yusaku starb… muss ich immer noch weinen,“ flüsterte sie mit so leiser Stimme, dass Sanosuke Angst hatte, sie könnte zerbrechen, wenn sie lauter spräche. Sie senkte den Kopf zitternd zu Boden.
 

„Noch einmal… ertrage ich diese Qual von damals nicht, Sani. Wenn noch eines meiner Kinder stirbt… zerbreche ich daran.“
 

––
 

Bei Sonnenuntergang war die Entscheidung für die Teams gefallen, die in der dritten Runde weiter ihr Glück versuchen könnten, Chuunin zu werden. Da das im Wachhaus innerhalb des Gebietes für die zweite Prüfung stattgefunden hatte und die Eltern draußen gewesen waren, erfuhren sie erst jetzt von den Ergebnissen.

Die Auslese war hart gewesen, nur vier Teams waren in die dritte Runde gekommen, also zwölf Genin. Ein Team aus Kusa, eins aus Suna und zwei aus Konoha. Alle anderen waren ausgeschieden, entweder, weil sie keine Rolle bekommen hatten, oder weil sie (wie das eine Kusa-Team, das Masami erfolgreich mit einem Genjutsu ausgeknockt hatte) nicht rechtzeitig zum Haus gekommen waren, bei vielen traf sogar beides zu. Das Suna-Team war so freundlich gewesen, mehrere Schriftrollen zu behalten, sodass am Ende ohnehin weniger übrig gewesen waren als nötig gewesen wäre.

Takuma, Junya und Akira hatten sich gut geschlagen und zählten zu den stolzen Gewinnern dieser Runde, was vor allem den kleinen Akira überglücklich machte. Er hüpfte aufgeregt wie ein kleines Kind durch die Gegend und jubelte immer wieder völlig außer sich vor Glück, dass er weiter gekommen war. Junya sah nicht sehr gesund aus und hustete verdächtig vor sich hin, während Takuma sich für seinen Freund Akira freute und gemütlich an einem Lolli lutschte. Dabei blickte er verstohlen hinüber zum zweiten Konoha-Team, das weitergekommen war: Das Team von Rock Lee, in dem auch sein Bruder Yunosuke war.
 

„Nicht zu fassen!“ machten Susumu und Shigeru enttäuscht und traten nach Kansuke, der sich selbst dafür schämte, rausgeflogen zu sein, „Die Söhne von Onkel Satoya kommen alle drei weiter und von uns keiner, weder Souya noch du! Ihr beide seid solche dermaßenen Loser!“

„Echt mal!“

„Das ist nicht fair!“ rief Kansuke beleidigt und zeigte auf Negito, der an einer Karotte nagte, „Nur, weil dieser Karottenheini keine Peilung hat, haben wir keine Schriftrolle gefunden!“

„Was soll's,“ grinste Negito gut gelaunt, „Dann sind wir eben noch etwas Genin! Dafür haben wir leckeres Essen gemacht in dem Wald, nicht, Tsumu?“ Tsumu hörte ihm gar nicht zu, sie winkte etwas scheu zu Takuma herüber, der grinsend zurückwinkte. „Ach, Weiber,“ maulte Negito und stieß den jammernden Kansuke an, „Willst du ´ne Karotte, Uchiha?“

„Ja…“ nölte der andere und nahm eine Karotte entgegen, an der er zu knabbern begann, „Dabei hasse ich Gemüse deinetwegen langsam!“

„Ach, aber es ist gesund.“

„Du kannst mich mal, Negito!“

„Das ist gar nicht so schlimm!“ ermunterte Sanosuke seinen ältesten Sohn, „Dann werdet ihr eben nächstes Mal Chuunin! Mach dir keinen Kopf, Kansuke, fast niemand schafft es beim ersten Mal!“

„Aber Takuma und so sind alle jünger als wir und schaffen es auch!“ nölte der Sohn.

„Ach Quark, noch haben sie gar nichts geschafft! Selbst, wenn sie alle Kämpfe der dritten Runde gewinnen, werden sie dadurch nicht unbedingt Chuunin! Und das eine Jahr, das die jünger sind als du, ist doch Lachs!“

„Was ist überhaupt mit Souya?“ wollte Kansuke dann wissen, „Wo steckt der?“

„Im Krankenhaus bei Mashuu,“ antwortete Sanosuke ihm und erzählte in aller Knappheit, was passiert war, worauf Kansuke kreischte.

„Eine Schlange?! Iiih!“

„Du solltest Schlangen beneiden!“ sagte Shigeru, und Kansuke schnaubte.

„Was?!“

„Ja, sie haben keine Arme und Beine, die sie sich brechen können, so wie du Idiot!“ Die Zwillinge lachten gehässig los und Kansuke fing an, schreiend hinter ihnen herzujagen.

„Na wartet, ihr Flachwichser!“
 

Satoyas Drillinge wurden von ihrer Mutter beinahe totgeknuddelt, die immer wieder beteuerte, wie stolz sie auf ihre Kinder war.

„Ihr seid echt die Größten!“ machte sie fröhlich und knuddelte gerade den armen Takuma zum fünften Mal, der nur verstohlen grinste und seinen Lolli davor rettete, in Mamas Haaren kleben zu bleiben.

„Mama, du versaust meine Frisur,“ sagte er, „Lass mich endlich los, und guck, Junya hast du schon umgebracht.“ Junya hustete sich die Lunge aus dem Leib und griff röchelnd nach seinem Hals, seiner Mutter einen strafenden Blick zuwerfend.

„Das ist voll peinlich!“ nörgelte er und hustete weiter, „Wir sind keine Babys mehr, Mama… die Leute gucken schon!“

„Wo ich dich gerade so vor mir habe, Junya,“ fiel sein Vater dann ein, und der Junge blickte hoch und schluckte schwer den Kloß in seinem schmerzenden Hals herunter. „Du hustest ein bisschen zu heftig für meinen Geschmack, ehrlich gesagt.“

„Das ist nur, weil Mama mich halb erwürgt hat!“ verteidigte er sich hysterisch, „Mir geht’s gut, Papa, ehrlich. Nicht, Takuma? Während der Prüfung war doch alles okay!“ Takuma sah ihn zweifelnd an.
 

Nein, ganz okay war es nicht gewesen. Wenn sie schnell gerannt waren oder gekämpft hatten, war sein kleiner Bruder selbst hinter Akira zurückgefallen und hatte tatsächlich ungewöhnlich viel und heftig gehustet in den drei Tagen, vor allem nachts im Schlaf. Junya hatte durch die Bahn weg behauptet, es ginge ihm gut, und Takuma wusste auch, warum. Er wollte einfach nicht immer zurückbleiben und der Letzte sein, er wollte einfach mitmachen können wie alle anderen. Takuma verstand das sehr gut, als er den flehenden Blick seines Bruders sah.

Und weil es sein Bruder war, wollte er das Beste für ihn.

„Es war nicht okay,“ sagte er zu Satoya, und Junya erstarrte neben ihm. „Er hustet viel mehr als in den letzten Monaten, es hat mich schon etwas beunruhigt.“ Satoya wollte gerade etwas sagen, aber Junya war schneller.

„DAS IST GELOGEN, MIR GEHT ES GUT!!“ brüllte er außer sich vor Wut und stierte seinen ältesten Bruder vernichtend an, „Ich bin halt ´n bisschen erkältet, na und?! Mir geht es bestens und ich werde auf keinen Fall zurücktreten! Ich werde diese scheißverdammte Prüfung machen und wehe, einer von euch wagt es, mich irgendwo zu untersuchen!...“ Er brach mitten in seinem Geschimpfe ab und bekam einen so üblen Hustenanfall, dass es ihn glatt von den Beinen riss und er hustend und röchelnd am Boden zusammenbrach, wo er keuchend und heftig nach Luft schnappend nach seiner Brust fasste, als er das Gefühl hatte, sie würde sich zusammenziehen.

„JUNYA!“ kreischte Moe panisch und Satoya stürzte sofort zu ihm, um ihn hochzunehmen. Junya hustete nur noch lauter und heftiger und schnappte panisch wie ein ertrinkendes Tier nach Luft.

„I-ich kann nicht atmen!“ keuchte er und wurde weiß, „Ich k-krieg keine Luft, Papa! E-es tut weh…“

„Ruhig!“ zischte Satoya ihn an und drehte ihn auf seinen Armen auf die Seite, worauf sein Sohn erneut anfing, ums Verrecken zu husten und panisch mit den Beinen zu strampeln.

„Papa, ich kriege keine Luft!“ schrie er außer sich, und Satoya hob eine Hand und ließ sie kurz von Chakra grün aufblitzen, bevor er damit nach Junyas Brust griff und die Hand kurz darauf drückte. Der Chakraimpuls löste die Verkrampfung der Bronchien und das panische Luft holen wurde langsam weniger, bis das Kind wieder einigermaßen normal atmete, noch immer leichenblass.

„Ganz ruhig, entspann dich,“ machte sein Vater leise, „Du kriegst Luft. Es ist genug Luft da. Keine Panik. Wenn du hysterisch wirst, wird es schlimmer, Junya.“ Junya keuchte und japste, als Satoya ihn vorsichtig wieder auf die Beine stellte. Zitternd richtete der Junge sich auf und sah Takuma böse an.

„Vergiss es!“ machte er, jetzt bedacht ruhiger, „Ich nehme an der Prüfung teil!“

„Oh nein, wirst du nicht,“ kam von beiden Eltern im Chor, und Junya starrte sie fassungslos an. Auch Akira und Yunosuke waren inzwischen aufmerksam geworden nach Junyas Anfall.

„Mama, du weißt doch, er ist da stur,“ machte Yunosuke langsam. „Lass ihn einfach…“

„Nein,“ widersprach Takuma erneut, „Mama und Papa haben schon recht, es ist besser, wenn er jetzt aussteigt. Du hast es ja eben gesehen, nichts ist okay, Yunosuke.“

„Du… du Scheißkerl!“ beschimpfte Junya wütend seinen Bruder, „Du… bist ein Verräter, du hättest die Klappen halten können! Du willst doch nur, dass ich aussteige, damit es einen Gegner weniger gibt, du fauler Penner!“

„Junya!“ mahnte Satoya seinen Sohn ärgerlich, Takuma blieb ganz ruhig und lutschte an seinem Lolli.

„Komm mit,“ meinte Moe und nahm ihren jüngsten Sohn an Arm, „Wir gehen erst mal ins Hotel und Papa wird nachsehen, was mit dir ist. Zur Prüfung gehst du auf gar keinen Fall, du schonst dich jetzt. Ich will das Drama von damals nicht noch mal erleben, besten Dank. Hast du das verstanden?“

„Ich hasse dich, Nii-san!“ rief Junya wutentbrannt, riss sich aus Mutters Griff los und stampfte alleine davon Richtung Hotel. „Du behindertes Verräterschwein!“
 

Takuma zog den Lolli aus seinem Mund und streckte Junya amüsiert hinter dessen Rücken die Zunge raus.

„Iiih!“ schrie Yunosuke, „D-deine Zunge ist ja grün!“

„Ja, der Lolli färbt,“ versetzte Takuma. „Ja, dann bin ich eben ein Verräterschwein. Er vergibt mir hoffentlich eines Tages, wenn er einsieht, dass mir seine Gesundheit nun mal wichtiger ist als seine Karriere. Es ist besser für ihn, sich jetzt auszuruhen.“ Satoya seufzte und sah ihn an.

„Das war… gut von dir, was du getan hast, Takuma,“ meinte er ehrlich, „Du hast das Richtige gemacht, es uns zu sagen. Natürlich verzeiht er dir, er ist dein Bruder, er sieht zu euch beiden auf, das wisst ihr doch.“ Er lächelte sanft und betrachtete seine beiden ältesten Kinder, die da nebeneinander standen und sich einerseits so ähnlich, andererseits so unähnlich sahen. Und er liebte seine Söhne, alle drei, egal, was sie taten oder sagten. „Ich bin stolz auf dich, Takuma… dass du so erwachsen geworden bist.“

„Als großer Bruder lernt man eben, Verantwortung zu tragen,“ tat Takuma das bescheiden ab und steckte sich den Lolli wieder in den Mund. „Na, wie ist es, Akira? Gehen wir zusammen Ramen essen? – Kannst mitkommen, Otouto, aber du zahlst für dich selbst!“

„Cool!“ freute sich Yunosuke, „Ich komm gerne mit!“
 

––
 

Noch hatte Mikoto keine Zeit, sich um ihre verschwundene Schwester zu sorgen. Die würde schon irgendwo sein, sie konnte ja nicht einfach so verschwinden. Aber sie hatte ihren Masami wieder, der sich drei Tage lang in dem öden Waldgebiet tierisch amüsiert hatte, wie es aussah; zumindest war er guter Dinge, als er seine Cousine wieder traf. Und noch besser, keine Spur von den kichernden Tussi-Zwillingen!

„War das nicht langweilig, drei Tage in diesem doofen Wald?!“ fragte Mikoto ihn und sah ihn skeptisch an, als sie entfernt vom großen Pulk der andere in einer kleinen Seitenstraße standen.

„Langweilig?“ machte er, „Oh, nein. – Natürlich hast du mir gefehlt…“ Er grinste, worauf sie beleidigt schnaubte und etwas, das sich wie Schleimer anhörte, vor sich hin murrte, „Aber eigentlich war es ziemlich lustig. Die Mehrzahl der Genin ist tatsächlich nicht richtig Genjutsufest, wie es aussieht. Murasaki-san hat mir erzählt, Souya und sein Team wären fast in einem von ihren hängen geblieben, aber sie hätten es doch noch geschafft, zu entkommen. Glück gehabt.“

„Souya und sein Team sind trotzdem raus, weil Mashuu fast krepiert wäre,“ erzählte Mikoto ihm, „Irgendwas hat Papa erzählt von ´ner Schlange, die da eigentlich nichts ein sollte, und er hat dauernd was von Kuchiyose no jutsu gefaselt. Meine Eltern sind ziemlich im Keller, weil Namie weg ist und diese Geschichte mit Souya und Mashuu war auch ganz schön hart. Hast du zufällig auch ´ne Schlange gesehen und weißt, wo sie herkommt?“
 

Er sah sie an und zog verwundert eine Braue hoch.

„Eine Schlange?“ fragte er, „Ich habe keine gesehen. Ich setze mich nicht mit Schlangen auseinander… wenn sie groß gewesen sein soll, hätte ich mir das sicher gemerkt, wenn ich eine gesehen hätte. Aber Mashuu ist doch okay, oder?“

„Ja, er ist halt ´ne Weile außer Gefecht, aber er lebt und wird auch wieder gesund,“ erzählte Mikoto und war erleichtert, dass er keine Schlange gesehen hatte. Was Masami anging, war ihre Mutter gerne misstrauisch, das war dem Mädchen nie entgangen. Und sie war froh darüber, dass sie jetzt wusste, dass Masami mit Gewissheit nicht Schuld an dem Drama im Wald war.

Sie sah zu ihm hoch und in sein Gesicht. Zum Wiederholten Male musste sie feststellen, was für ein hübsches, perfektes Gesicht er hatte, nicht zu hart oder zu weich, nicht zu breit oder zu schmal, zu lang oder zu kurz. Es war genau richtig und die eisblauen Augen stachen so beeindruckend heraus aus dem blassen Gesicht, umrahmt von seinen pechschwarzen Haaren. Mikoto liebte seine Augen… sie konnte sie stundenlang ansehen und hatte das Gefühl, in eine andere Welt zu sehen, die Masami-Welt, wie sie es als kleines Kind genannt hatte. In seinen Augen war so viel Bewegung, waren so viele Gefühle und gleichzeitig aber auch eine so erschreckende Kälte und Leere, dass ihr diese Gleichzeitigkeit einen kribbelnden Schauer über den Rücken jagte.

Masami war beeindruckend gewesen, schon immer. Wie ein Zauberkünstler, dessen Tricks sich kleine Kinder nie erklären konnten. Nur, dass er für sie viel mehr war als ein Zauberkünstler.
 

Als ihr wieder in den Sinn kam, was sie vor drei Tagen für Gedanken ihm gegenüber gehegt hatte, weitete sie die Augen und spürte, wie sie rot wurde, deswegen riss sie sich von seinem Gesicht los und sah verlegen auf die Erde. Plötzlich spürte sie ihr Herz ungewöhnlich schnell und heftig in ihrer Brust pochen, und sie erschrak selbst über ihre heftige Reaktion auf seinen bloßen Anblick.

Verdammt – hallo?! Ich kann mich doch nicht in meinen Cousin verknallen! Das ist krank…
 

Masami beobachtete ihr Verhalten in aller Ruhe, als sie plötzlich den Blick anwandte und dann verwirrt den Kopf schüttelte, nicht wagend, ihn weiterhin anzusehen. Aber auch, wenn sie ihn nicht ansah, er wusste, was sie dachte, was sie fühlte… er kannte sie. Fast jeden Winkel ihrer Seele – sicher nicht jeden, das wagte er wirklich nicht zu behaupten. Sie war ein Mensch, jeder Mensch hatte Geheimnisse. Er war davon überzeugt, dass selbst seine Eltern Geheimnisse voreinander hatten, obwohl seine Mutter gerne betonte, wie ehrlich ihre Ehe doch wäre.

Aber Menschen brauchten ihr dunkles Eckchen im Hinterkopf, eine kleine Kammer, in der sie alles aufbewahrten und fest verschlossen, was niemals jemand zu sehen bekommen sollte. Seien es Erinnerungen, Gefühle oder sonstige Gedanken. Kein Mensch hatte niemals in seinem Leben auch nur ein Geheimnis gehabt, da war Masami sich sehr sicher. Er hatte Menschen lange genug stumm beobachtet und im Stillen studiert, um sie genau zu kennen. Und am besten die, die ihm am nächsten standen. Mikoto und seine Eltern.
 

Er hob Mikotos Kinn mit einem Finger vorsichtig an, sodass sie gezwungen war, ihn wieder anzusehen. Er merkte, dass es ihr unangenehm war und sah den roten Schimmer der Verlegenheit auf ihren Wangen, so ließ er sie artig wieder los, legte den Kopf schief und lächelte.

„Sieh nicht zu Boden, Mikoto,“ sagte er zu ihr, „Das musst du nicht. Nicht mir gegenüber… du weißt das.“

„Ich weiß… nicht, was in letzter Zeit mit mir los ist…“ stammelte sie verunsichert und starrte ihn wieder an, die verschiedenen Augen erneut weitend, als sich ihre Blicke trafen. Von einem Moment auf den anderen war sie unfähig, sich zu rühren. Sie konnte nur da stehen und erstarrt zulassen, dass seine Hand ihre Wange sanft streichelte und dann langsam durch ihre schwarzen Haare glitt, die Strähnen sanft teilend.

„Hast du Kummer?“ fragte er sie erstaunt, und sie rührte sich nicht.

„I-ich… ich meine… ich denke manchmal Dinge, die ich… nicht denken möchte… nicht denken darf… und ich komme mir furchtbar vor…“ gestand sie ihm zitternd, und er trat einen Schritt auf sie zu, mit beiden Händen ihr glühend heißes, rotes Gesicht erfassend. Er musste sie nur so kurz und so unschuldig anfassen, um genau die Hitze zu spüren, die jetzt durch ihren Körper strömte wie ein aufflackerndes Feuer…

„Niemand zwingt dir Gedanken auf, Mikoto,“ erklärte er ihr ruhig und sah in ihr Gesicht, als sie erzitterte und drohte, unter der Hitze einzubrechen, die sie erfasst hatte. Wie schwer sie ankämpfen musste gegen das Kribbeln, das ihren ganzen Körper erfüllte… und plötzlich hatte sie das Gefühl, sie wäre ein brennender Kohlenofen. Sie hielt seinem Blick nicht länger stand und schloss zitternd die Augen, ohne dass er sie losließ. „Wenn du Dinge denkst, Mikoto, dann wird etwas in dir das wohl denken wollen, sonst würdest du es nicht denken! Hab keine Angst, Gedanken sind nichts Verbotenes. Niemand wird dir etwas antun, wenn du denkst…“

„Ich weiß…“ hauchte sie tonlos und ihre Lider flackerten vor Anspannung, „Trotzdem fühle ich mich pietätlos…“
 

Er blickte sie eine Weile an, bevor er antwortete.

„Pietätlos?“ machte er dumpf. „Du hängst zu sehr an deiner Familie, Mikoto. Einen gewissen Teil an Pietät sollte jedes Kind haben, aber eines Tages müssen wir erwachsen werden und uns lösen, denkst du nicht? Lass sie los…“ Sie öffnete benommen die Augen, als er ihre Wangen fester ergriff. Ehe sie sich versah, beugte er sich zu ihr herüber und gab ihr einen kurzen, aber liebevollen Kuss auf den Mundwinkel. Mikoto erstarrte und wurde statt rot jetzt weiß, als er von ihr abließ und ein vor Hitze brennendes Loch aus Feuer hinterließ, so hatte sie das Gefühl.

„Du bist eine Frau, Mikoto… und kein kleines Kind mehr. Du schuldest deinen Eltern keine Rechenschaft wegen der Dinge, die du tust oder denkst…“

Er ließ ihr Gesicht los und trat mit einer höflichen Verbeugung etwas rückwärts, als sie entgeistert nach der Stelle ihres Gesichtes fasste, die er geküsst hatte. Noch immer spürte sie das sanfte, so heiße Gefühl seiner weichen Lippen…

„M-Masami…?“ machte sie atemlos, während er sich immer noch verneigte.

„Entschuldige bitte, wenn ich dich geärgert haben sollte eben… das war nicht meine Absicht. Es kam… so über mich.“

„Ist k-kein Problem-…?!“ fing sie noch immer verwirrt an, doch er richtete sich bereits wieder auf und lächelte wieder.

„Dann bin ich beruhigt… lass uns zum Hotel gehen, die anderen vermissen uns bestimmt schon. Außerdem, ich denke, Namie ist weg…? Dann sollten wir sie besser suchen…“
 

––
 

Namie war spurlos verschwunden. Den Rest des Tages und sogar bis nach Mitternacht suchte die ganze Familie das ganze Dorf Kusa nach dem verlorenen Mädchen ab, doch keine einzige Spur fanden sie von ihr. Nicht einen einzigen Hinweis auf ihren Verbleib; niemand konnte sagen, ob sie überhaupt noch lebte oder vielleicht von etwas oder jemandem angegriffen worden war… Haruka war am Rande der Verzweiflung. Nachts wurde es kalt und begann zu regnen, deswegen zwang Sanosuke seine Frau schließlich, mit den anderen zurück ins Hotel zu kehren.

„Du solltest schlafen und dich erholen!“ riet er ihr streng, „Dann können wir morgen weiter nach ihr suchen, wenn du dich jetzt zu sehr verausgabst, kippst du morgen um, Haruka.“

„Wie soll ich schlafen, du Hirni?!“ fauchte sie ihn wutentbrannt an und durchbohrte ihn mit dem herrischen Blick aus ihren Byakugan. Er war ihre Mörderblicke gewohnt und fuhr schon nicht mehr zurück bei dem Anblick. „Wie soll ich auch nur ein Auge zudrücken, wenn ich nicht weiß, ob meine Tochter lebt oder tot ist?!“

„Denkst du, für mich ist es leicht?!“ meckerte er zurück, während sie mitten im Dorf im strömenden Regen standen. Kein Mensch außer den übrigen Uchihas und ihnen war noch auf der Straße bei dem Wetter. „Sie ist auch mein Kind, Haruka, ich verstehe doch, was du fühlst! Aber… aber… wenn wir durchdrehen, helfen wir Namie damit auch nicht weiter!“

„Von wegen du verstehst, was ich fühle!“ schrie sie und riss sich von ihm los, als er nach ihrer Hand greifen wollte. Wütend starrte sie ihn an und ignorierte den Regen, der ihr ins Gesicht peitschte, in dem schon ihre dunklen, nassen Haarsträhnen klebten. „Du bist doch so sachlich, du großer Polizeichef! Dir ist doch wurscht, was aus deinen Kindern wird! Hauptsache, der Uchiha-Clan ist wieder groß, ja, ja! Wieso kannst du noch klar denken, obwohl Namie weg ist?! Obwohl Souya von einer Schlange verfolgt worden ist?! Überleg dir das bitte, wenn Mashuu nicht gewesen wäre, wäre es unser Souya gewesen, der beinahe gestorben wäre, vielleicht wäre er sogar gestorben! Daran… denkst du gar nicht, oder?!“

„Haruka – Haruka!“ zischte er und hob die Hände, „Jetzt reiß dich zusammen, verlier bloß nicht den Verstand! Wie kannst du sowas sagen, natürlich kümmert es mich, was aus meinen Kindern wird! Es geht nicht um den dämlichen Clan, verdammt!“

„Doch, tut es!“ entgegnete sie aufgelöst und taumelte rückwärts, ihn vernichtend anstarrend, „Bei euch geht es immer um den Clan! Eure geheimnisvolle Sitzung bei deinem Vater vor dieser Prüfung diente doch auch nur jenem Zweck! Das Ansehen des Clans nicht noch mehr zu ruinieren! Des Clans, des Clans! Und deine Kinder sind egal dabei!“ Er ließ die Arme wieder sinken und sah sie nur emotionslos an, während sie heftig nach Luft schnappte und ihn fassungslos anstarrte. Dann fing sie an, zu schreien. „WIE KANNST DU DA STEHEN UND SCHWEIGEN?! WIE, SANOSUKE UCHIHA?! Du bist…!“ Sie schüttelte ein paar Mal heftig den Kopf, bevor sie ihn wieder wütend anstierte und dann durch den Regen davonrannte.
 

„Du bist ein genauso gefühlskalter Klotz geworden wie dein verdammter Vater! Wie dieser ganze, verfluchte Scheißclan!“
 

Und Sanosuke stand da, regungslos, vor Entsetzung unfähig, zu atmen. Er stand Minutenlang einfach nur da im Regen und starrte ihr nach, wie sie wegrannte… auch, als sie schon längst nicht mehr zu sehen war.
 

Wie dieser ganze, verfluchte Clan.
 

Er ballte unmerklich die Fäuste, immer fester, bis er schließlich den Kopf von der Richtung abwandte, in die sie gelaufen war. Er schaffte es, seine Wut zu zügeln und ihren Ausfall nur auf ihre Sorge um Namie zu schieben. Sie war eben hyperempfindlich, wenn es um ihre Kinder ging, seit sie Yusaku damals verloren hatten. Und er machte sich genauso Sorgen wie sie… es war nicht fair, wenn sie ihm unterstellte, die Kinder wären ihm egal, denn das waren sie nicht.

Die Kinder waren ihm genauso wichtig wie seine geliebte Frau, auch, wenn die gerade ziemlich wütend war. Und er konnte und durfte nicht zulassen, dass ihr oder den Kindern etwas Schlimmes geschah…
 

Er sah auf, als der Regen plötzlich über ihm zu fallen aufhörte. Als er sich umdrehte, stand Chidori mit einem Regenschirm hinter ihm, den sie über seinen Kopf hielt.

„Wo ist Haruka?“

„Gegangen… sie ist völlig fertig,“ antwortete Sanosuke betreten. „Ich mache mir Vorwürfe-… wir hätten dafür sorgen können, dass die Sicherheitsvorkehrungen dieser dummen Prüfung verschärft werden… außerdem hätte ich mich darum kümmern können, wo Namie ist, und zwar schon vor Tagen… sie hat irgendwo schon recht, wenn sie mich jetzt anbrüllt.“

„Nein,“ machte seine Schwester langsam und sah ihn groß an, „Das ist nicht deine Schuld. Haruka weiß das, sie liebt dich doch… - was ich sagen wollte: ich war mit einigen der Jounin von hier im Waldgebiet und habe dort nach Namie gesucht. Keine Spur von ihr, aber wir haben Kriechspuren der Schlange gefunden, die Mashuu und Souya angegriffen haben muss. Als wir die Spuren verfolgten, endeten sie irgendwo mitten im Wald. Vermutlich hat jemand dort drinnen die Schlange beschworen, das grenzt die Leute ein, die es gewesen sein könnten. Von den Genin war das unter Garantie keiner, da bin ich sicher.“ Sanosuke seufzte erschöpft und senkte den triefnassen Kopf.

„Ich… entschuldige… ich bin gerade echt… nicht in der Stimmung, über die Schlange herumzurätseln. An allererster Stelle steht bei mir jetzt die Suche nach meiner Tochter, ich… hoffe, du verstehst das. Kannst du dich mit Satoya oder Asayo oder sonst wem darum kümmern, Chidori? Ich glaube, ich gehe erst mal los und suche Haruka, bevor die auch verschwindet.“ Chidori nickte verständnisvoll, als er ihr kurz auf die Schulter klopfte und sich dann daran machte, seiner Frau zu folgen. Dann ging auch die Rosahaarige wieder ihres Weges.
 

Auf dem Dach eines hässlichen, heruntergekommenen Hauses saß Masami und beobachtete schweigend, wie sein Onkel Sanosuke und Tante Chidori auseinander gingen. Er faltete die Hände und stützte die Ellenbogen auf seinen angezogenen Knien ab, als er so in die Dunkelheit starrte.

Ihr könnt euch totsuchen… ihr werdet Namie niemals finden, Oji-san, Oba-san… sie ist nicht mehr hier.

Es tat ihm auf einer Seite auch leid, seine Verwandtschaft so verzweifelt zu sehen. Aber er hatte keine Wahl gehabt, Namie hatte definitiv zu viel erfahren. Sie wusste, dass er den Eisenmann getötet hatte, außerdem verdächtigte irgendjemand ihn noch diverser anderer Morde… an Naoya und an den kleinen Kindern, die er Mikoto zuliebe getötet hatte.

Er dachte an Naoya. Die Erinnerung an den Tod seines kleinen Brüderchens machte ihn jedes Mal traurig… immer noch, nach so vielen Jahren. Er sah immer noch das kleine, unschuldige Gesichtchen vor sich, sah sein Lachen, hörte seine Stimme, wie er vor sich hingequakt hatte. Es kam ihm immer noch vor, als wäre es gestern gewesen, dass er noch mit Naoya gespielt hatte, ihm vorgelesen hatte…
 

Aber sein Brüderchen war schon lange tot.
 

Der Junge senkte den Kopf, schnappte unwillkürlich nach Luft und fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht. So kurz war der Moment, in dem seine perfekte Selbstbeherrschung bröckelte… so kurz das Aufflammen des Schmerzes über den Verlust seines geliebten Bruders, aber mit umwerfender Heftigkeit.
 

Ihr werdet Namie nicht zurückbekommen, Oji-san! versprach er der Dunkelheit um ihn herum entschlossen, als er den Kopf wieder hob und sein Gesicht eiskalt geworden war. Die Emotionen von eben waren verschwunden.

Ich kann sie euch nicht wiedergeben. Es muss ein Ende finden, und für euch ist es das denkbar angenehmste Ende der Welt! Ihr solltet mir dankbar sein… dankbar dafür, dass ich eure Probleme löse, die Probleme, die dieser verdammte, verfluchte Uchiha-Clan in die Welt bringt…

Ihr werdet eure Namie bald wiedersehen, keine Sorge. Auch, wenn Souya dieses Mal entkommen ist… ich werde ihn noch kriegen. Wie den Rest von euch… bis niemand mehr übrig ist.

Er drehte den Kopf und verschwand in der Finsternis.
 

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wuuuhuuuu Masami, du bist SO böse uû'

XDD Ihr könnt ihn von mir aus alle hassen, ich mag ihn immer noch... XDD Und Takuma ist offenbar der einzige Vernünftige da, abgesehen von Yashiru und namie, die aber weg ist uû' Und yay, Souya und Taki XDD Und Mshuu lebt! ^-^ Ich weiß nicht mehr wer von euch das war (sorry^^) aber in einem Kommi kam sowas wie Die Idioten überleben immer; und ja, es ist wahr XDDD

Verschwunden

Zwei Wochen in Kusa verstrichen und Namie blieb verschollen. Niemand fand eine Spur von ihr oder einen Anhaltspunkt, wo sie zuletzt gewesen sein könnte. Und während Haruka und Sanosuke am Verzweifeln waren, war jetzt der Tag der dritten Prüfung gekommen.

Sanosuke war eigentlich ganz froh, dass seine eigenen Söhne nicht teilnehmen würden, denn er hatte definitiv keinen Nerv, sich Spaßkämpfe anzusehen, während Namie weg war. Deswegen entschuldigte er sich betreten bei Satoya und Chidori, deren Söhne von der Familie die einzigen Teilnehmer waren.

„Seid mir nicht böse, wenn ich nicht zugucken komme,“ sagte er zu seinen beiden Geschwistern, „Ich… ich kann das nicht. Ich kann nicht stillsitzen, ich kann mich ehrlich gesagt nicht mal für Akira, Yunosuke und Takuma freuen, weil sie weitermachen können, ich bin nur gerädert, total kaputt und meine Nerven liegen blank… ich wäre sowieso keine Gesellschaft für euch. Ich… werde also nicht zugucken gleich… entschuldigt das.“

„Ist schon okay,“ machte Satoya ruhig, „Takuma und Yunosuke werden es dir sicher nicht übel nehmen, Hauptsache, Moe und ich gucken zu.“

„Haruka, Yashiru und ich werden mit einigen Jounin und Chuunin aus Kusa weiter suchen, während die Prüfungen laufen,“ erzählte der älteste Bruder niedergeschlagen, „Mikoto wollte auch mit, aber ich hab ihr gesagt, sie soll lieber mit Masami auf die Kleinen aufpassen. Susumu und Shigeru wollen natürlich mit gucken und die anderen werden auch kommen, glaube ich.“

„Mann,“ machte Chidori zu ihm, „Schlaft ihr überhaupt noch? Guck bitte mal in den Spiegel, du siehst aus, als wärst du überfahren worden, Nii-san!“

„Schlafen?“ stöhnte er, „Ich glaube, ich habe seit Tagen kein Auge zugedrückt! Haruka geht’s auch nicht besser… aber wir können wohl kaum ruhig schlafen, wenn wir Angst um Namie haben… s-sie ist schon über zwei Wochen weg! Jemand muss sie entführt haben oder so…“

„Ist okay,“ murmelte Satoya, „Geht ihr suchen, aber überlastet euch nicht, sonst brecht ihr zusammen. Ich hoffe, ihr esst wenigstens ab und zu am Tag. Die Nacht, bevor wir nach Konoha zurückkehren, helf ich euch beim Schlafen nach, sonst krepiert ihr mir noch unterwegs… das ist auch nicht sehr hilfreich.“ Sanosuke lächelte gequält.

„Danke… ich… muss jetzt los. Sagt uns einfach, wie es ausgegangen ist, ja?“ Er winkte müde, bevor er sich auf den Weg aus dem Hotel machte, in dessen Foyer sie gestanden hatten. Er würde Haruka und Yashiru von der Verwaltungszentrale abholen und gemeinsam würden sie jetzt außerhalb des Dorfes nach Spuren suchen.

Irgendwo musste Namie ja sein! Sie konnte ja nicht vom Erdboden verschluckt worden sein.
 

Satoya und Chidori blieben kurz im Foyer stehen und schwiegen. Dann war es Satoya, der zuerst sprach.

„Hokage-sama kommt mit Hinata und Nishiki auch zur Prüfung, hm?“

„Ja,“ machte die Schwester.

„Ich dachte, Nishiki müsste wegen der Hyuuga-Sachen in Konoha bleiben?“

„Ich glaube, sie haben ihm ´ne Sondergenehmigung zum Ausreisen gegeben, weil es sein Sohn und der Erbe ist, der an der Prüfung teilnimmt. Ich glaub zwar nicht, dass Akira Chuunin wird, aber ich bin echt stolz auf ihn, dass er mitmacht und nicht vorher aufgegeben hat. Ich glaube, Takuma und Junya sind ihm wirklich gute Kollegen und Freunde.“ Satoya lachte leise.

„Takuma mag Akira wirklich, zu Hause erzählt er immer, was Akira für Fortschritte in puncto Selbstbeherrschung gemacht hätte… traust du deinem eigenen Kind nicht zu, Chuunin zu werden?“

„Er ist noch nicht soweit,“ entgegnete sie lächelnd, „Ich bin seine Mutter, ich kenne ihn besser als jeder andere hier. Du kennst ihn ja, er ist zu ängstlich, um ein Truppenführer sein zu können. Am Talent liegt es nicht, falls du das gedacht hast, aber mental ist er noch nicht reif dafür. Ich fand's trotzdem wichtig, dass er zusammen mit seinen Freunden teilnimmt und sieht, wie das abläuft, das wird ihm sicher helfen. Mal mit anderen zu kämpfen zeigt ihm auch, wo er steht und was er lernen muss, wenn er weiterkommen will.“

„Hm,“ machte Satoya und nickte verständnisvoll. „Ich hab dafür gesorgt, dass Junya draußen ist… er war zwar stinksauer – ich glaube, er hasst mich immer noch deshalb – aber er ist krank, es hätte ihn umbringen können, da jetzt mitzumachen… und wer seine eigenen Kräfte nicht einschätzen kann, kann sowieso kein Chuunin werden. Mal sehen, wie weit Takuma und Yunosuke kommen. – Nishiki kommt, kommt Sae auch?“

„Nö,“ kam die Antwort, „Die freut sich ´nen Ast, zu Hause ohne Eltern zu sein… lass uns dann mal rüber gehen, bevor das Spektakel ohne uns anfängt! Wo ist Moe denn, schon da?“

„Ja, sie ist mit Junya vorgegangen, auf mich ist er ja sauer, deswegen wollte er mit ihr gehen…“
 

––
 

In Kusa war ein kleines Stadion, in dem die dritte Prüfung stattfinden würde. Nicht zu vergleichen mit der Arena in Konoha, aber besser als eine eingebrochene Arena war es auf jeden Fall. Zu diesem Teil der Prüfung waren allerhand Leute gekommen. Die Daimyo, die Fürsten der umliegenden Länder, auch die des Feuerreiches, waren auch gekommen, immerhin interessierte auch sie, wer unter dem Nachwuchs ihrer Ninjadörfer, quasi ihrer Armee, sein würde. Naruto als Hokage war natürlich gekommen und auch Gaara, der Kazekage, war da, immerhin waren auch Suna-Nins dabei. Kusa hatte zwar keinen Kage, aber der oberste Verwalter des Dorfes saß (extra auf einem niedrigeren Stuhl, um seine Unterlegenheit den beiden Kages gegenüber zu zeigen) bei den beiden oben auf einer Tribüne.

Im Zuschauerraum nahmen die Uchihas und alle Anhänger wie Hinata, Yasuki und Familie und Nishiki und Familie einen ganz beachtlichen Platz ein, und weil sie ein so cooler Clan waren, hatten sie natürlich auch gute Plätze bekommen (und, weil Satoya eine so große Kasse hatte).
 

Nishiki war gerade erst zusammen mit seiner Mutter Hinata bei den anderen angekommen und war völlig fertig.

„Der Weg hierher war eine Tragödie bei diesem Wetter!“ erzählte er seiner Frau Chidori, die er mit einem flüchtigen Kuss und einer Umarmung begrüßte, „Aber ich bin ehrlich gesagt froh, Sae einige Tage los zu sein, diese Pubertät ist ja sowas von furchtbar bei ihr!“ Chidori lachte, als sie das hörte, und begrüßte ihre Schwiegermutter, indem sie sie fröhlich knuddelte, worauf Hinata erstickt hustete.

„Wir sind alle froh, Sae los zu sein,“ versetzte Yasuki an seinen Bruder gewendet, „Mag sie überhaupt jemand?“

„Ach,“ stöhnte Nishiki nur abwinkend und ließ sich auf den ihm zugewiesenen Platz neben Chidori fallen. Er sah sich in der Reihe um und entdeckte neben Yasuki auch Kumiko, die ihre Nägel feilte, und neben ihr wiederum die kleine Nori, die heute besonders hübsch gemacht worden war und aussah wie ein aus dem Märchenbuch entsprungenes Dornröschen. Dazu passend summte sie ganz leise und glücklich vor sich hin:

„Dornröschen war ein schönes Kind, schönes Kind, schönes Kind…“

Sehr widerwillig saßen neben Nori die Uchiha-Zwillinge Susumu und Shigeru. Nachdem Nori gedroht hatte, laut zu plärren, hatte Mikoto schnell dafür gesorgt, dass ihre dreisten Brüder Dornröschen den Wunsch erfüllten, neben ihr zu sitzen; zum Glück konnte nur einer neben ihr sitzen, auf der anderen Seite saß ja Kumiko. Susumu und Shigeru hatten sehr sportlich eine Münze geworfen und ausgelost, dass Shigeru zuerst neben ihr sitzen musste – nach der Hälfte der Zeit würden sie beide wie zufällig auf Klo müssen, wiederkommen und dann die Plätze tauschen, damit der arme Shigeru sich von dem Leid erholen durfte.

Mikoto und Masami saßen neben den kleinen Kindern. In der Reihe über ihnen saßen dann Souya, Taki, Kansuke, Junya, Satoya und Moe.

„Nanu?“ machte Nishiki dann, „das sind aber wenige, da fehlt ja die Hälfte! Wo sind denn Sanosuke und Haruka, und Asayo?“

„Asayo und Fuuya sind bei Mashuu im Krankenhaus,“ erzählte Chidori ihrem Mann, und er starrte sie fassungslos an.

„Krankenhaus?! Wie bitte?!“ Sie erzählte also so gedämpft wie möglich schon wieder von dem Vorfall im Wald. Nishiki erbleichte, als er von der Schlange hörte.

„Das ist nicht wahr!“ keuchte er, „Weißt du, was in Konoha für ein Bär los ist?! Dein Vater hat bei sich die Schlangenrolle gefunden, die er eigentlich zerstört hatte, Seiji macht da ein riesen Theater im ganzen Dorf, weil irgendjemand vermutlich die Rolle geklaut und eine falsche hingestellt hatte, die Sasuke verbrannt hat! Das heißt, jemand muss das Jutsu können, und wo du das hier erzählst, scheint es ja wirklich so zu sein…“

„Wie bitte?!“ machte sie und zog die Brauen hoch, „Jemand hatte die Rolle geklaut?! – Na, da führen aber diverse Fäden irgendwo zusammen, würde ich meinen. Dann können ja nicht so viele übrig bleiben, die es gewesen sein könnten.“

„Sasuke und Seiji sind zumindest davon überzeugt, dass es einer war, der die Familie gut kennt, vielleicht sogar aus der Familie selbst jemand… dummerweise konnten sie nicht nachsehen, wer unterschrieben hat auf der Rolle, weil der untere Teil abgerissen worden ist…“

„Ich frage mich, ob das was mit Namie zu tun hat,“ murmelte sie, und er erstarrte plötzlich, als er den Namen seiner Nichte hörte.

Namie?

Da war doch was gewesen…?

Er sah hastig nach rechts zu Masami, der seelenruhig neben Mikoto saß, sich mit ihr zu unterhalten schien und jetzt Nishikis Blick bemerkte. Mit einer höflichen Kopfneigung in seine Richtung grüßte er seinen Onkel, widmete sich dann aber wieder Mikoto.

„W-was ist mit Namie, Chidori?!“ zischte der Blonde nervös, „Ist ihr was passiert?!“

„Das wissen wir nicht, sie ist spurlos verschwunden,“ antwortete sie, und er erstarrte erneut. Beinahe wäre er schreiend aufgesprungen, aber das wäre wohl keine gute Idee gewesen. Niemand wusste von dem geheimen Auftrag, den er Namie gegeben hatte… es wäre in diesem Moment auch nicht sehr klug, davon zu berichten, fand er. Plötzlich war ihm schwindelig.

Namie war verschwunden…? Wieso? Wann?

Er fasste nach seinem Kopf und keuchte leise.

„Oh nein…“ stammelte er, „Das ist ja furchtbar…“

D-das ist meine Schuld, ich hätte ihr nie so etwas auftragen dürfen! Dann hatte ich recht und Masami ist wirklich gefährlich…?! Verdammt, w-was, wenn er ihr etwas angetan hat…?! Wenn das jemand rausfindet, bin ich sowas von tot… wie konnte ich so verantwortungslos sein und ein Kind mit so einer Aufgabe belasten?! Verdammter Narr, Nishiki…!

„Nishiki?“ machte Chidori und sah ihn stirnrunzelnd an, „Ist alles okay?“

„Was?!“ Er fuhr herum und starrte sie an. Ihr Blick wurde besorgt.

„Ist alles okay?! Du bist so blass…“

„I-ich?! J-ja, alles bestens, keine Angst! Ich bin nur… ich meine… wie furchtbar, die arme Namie! Sanosuke und Haruka suchen sicher nach ihr…?“

„Ja, Yashiru auch, deshalb sind sie ja nicht hier. – Oh, guck, es geht los!“ Sie zeigte nach unten, wo ein Kusa-Nin stand und zu reden begonnen hatte, hinter ihm standen die Teilnehmer der dritten Prüfung. Drei Jungen aus Suna, zwei Jungen und eine Kunoichi aus Kusa, Takuma, Akira und Rock Lees Team, in dem Yunosuke, ein weiterer Junge und noch eine Kunoichi waren.
 

„Erstaunlich viele,“ bemerkte Satoya, „Sonst sind es immer weniger Teilnehmer in der dritten Runde.“ Er erinnerte sich an seine eigene Chuuninprüfung, als er dreizehn gewesen war; außer ihm, Yasuki und Kumiko, die ja ein Team gebildet hatten, waren nicht viele in der dritten Runde gewesen. Als er jetzt so daran dachte, fiel ihm auf, dass das damals das einzige mal gewesen war, dass er je gegen seinen damals noch besten Freund Yasuki gekämpft hatte. Kumiko war schnell raus gewesen, weil sie freiwillig aufgegeben hatte.

Jetzt daran zu denken, war nostalgisch… damals war noch alles so einfach und schön gewesen. Yasuki war sein bester Freund gewesen und Kumiko war noch nicht ganz so tussig gewesen wie jetzt. Sie waren damals ein gutes Team gewesen… inzwischen waren nur Yasuki und Kumiko noch ein Team, wenn überhaupt.

Er sah feindselig zu den beiden herunter, die vor seiner Nase saßen und eifrig miteinander zu tuscheln begonnen hatten, wobei Kumiko wie immer dämlich kicherte und sich gar nicht einkriegte. Er wollte gar nicht wissen, was sie da flüsterten… sicher lauter unanständige Dinge!

„Machen wir es heute Nacht im Bett oder an der Wand, Süßer?“

„Mal sehen, der Teppich im Hotel ist auch ziemlich weich…“

„Hach, Hauptsache, du besorgst es mir, hihihi…“

So stellte Satoya sich schon angewidert ihre Gesprächsthemen vor, und er schüttelte sich. So ein Scheiß – wieso stellte er sich bitte vor, sie würden sowas sagen?

Jetzt war er schon neidisch auf diese Idioten, weil sie immerhin Sex hatten und er nicht? Großartig, Satoya.
 

––
 

Satoya hatte genau genommen sehr viel Zeit, darüber nachzudenken, wie Yasuki und Kumiko es wohl heute Nacht treiben würden, denn die ersten drei Kämpfe waren alle zwischen den Kandidaten, die ihn nicht so interessierten. Erst kamen ein Suna-Nin und ein Kusa-Nin, dann kam die Kunoichi aus Kusa gegen Yunosukes Teamkollegin Runa, danach kam Yunosukes anderer Teamkollege, der auf den Namen Genkin hörte, an die Reihe und kämpfte gegen den zweiten Suna-Nin. Dann kam Takuma. Sein Gegner war der verbliebene Kusa-Nin.

„Den machst du ja wohl fertig, Nii-san,“ murrte Junya auf seinem Platz im Publikum, als die zwei unten einander gegenüberstanden und der Jounin das Startsignal gab. „Lass dich ja nicht von ´nem Schwachmat aus Kusa unterkriegen!“

„Ja, die anderen beiden Kusas sind auch schon raus,“ grinste Susumu, der sich zu seinem Cousin umdrehte, „So’ne Deppen. Selbst Runa hat diese Schlampe aus Kusa voll in die Pfanne gehauen, und Souya-nii-chan hat immer gesagt, Runa wäre ´ne olle Tussi, als sie noch in der Akademie waren!“

„Nee,“ machte Junya kopfschüttelnd, „Runa hat inzwischen aufgehört, mit Ponys zu spielen, glaub ich. War gar nicht so übel, was sie da gemacht hat eben, Lee-sensei scheint ein ziemlich guter Lehrer zu sein!“

„Obwohl er so’n alter Opa ist!“ lachte Susumu frech und bekam prompt von Mikoto eine übergebraten, die ja neben ihm saß.

„Jetzt sitz still, du Affe, und hör auf, die Leute zu nerven!“ tadelte sie ihn genervt. „Guckt lieber Takuma zu, er ist voll der Checker, von ihm könnt ihr was lernen, ihr Scheißkerle. Wenn ihr mal Ninja werden wollt, lernt von der Chuuninprüfung anderer Deppen, das hilft.“

Masami gluckste amüsiert über Mikotos Worte. Auch, wenn sie manchmal viel schimpfte und fluchte, sie meinte fast nie böse, was sie zu ihren Geschwistern sagte. Er wandte den Blick von Takuma, der dank seiner Sharingan überhaupt keine Probleme hatte, dem Kusa-Typen auszuweichen, der mit Gras um sich warf, das sich in Senbon-Nadeln verwandelte, und sah seine hübsche Cousine eine Weile schweigend an, wie sie da saß und jetzt wieder nach vorne sah. Dabei kommentierte sie das Geschehen mal verächtlich, mal begeistert zusammen mit dem auch ziemlich beeindruckten Susumu. Shigeru hatte leider keine Zeit, mitzufiebern, weil er von Nori unterhalten wurde, die ihm „Dornröschen war ein schönes Kind“ ins Ohr sang, ganz leise, und dabei kicherte sie beinahe so bekloppt wie ihre Mutter.

Seit ihrem Gespräch nach dem zweiten Teil der Prüfung war Mikoto etwas schweigsam gewesen, war Masami aufgefallen. Aber das lag größten Teils auch an Namies Verschwinden, was ihm natürlich noch mehr leid tat als sowieso schon. Aber so sehr er auch Mikoto eine Freude machen wollte, er konnte und durfte Namie nicht zurückholen. Dann wäre sein großes Vorhaben, die Welt zu verändern, jedenfalls beendet, weil Namie dann eine Menge erzählen würde, was sie nicht wissen durfte; so, wie er Dinge wusste, die er nicht wissen durfte, dank Seijis Therapiekassetten. Er wusste, wer Yuusuke getötet hatte, wer Yusaku getötet hatte… all die Dinge, die die Erwachsenen nach wie vor sorgfältig verschwiegen.

Er sah sich kurz nach den Kusagaya-Zwillingen um und entdeckte sie einige Reihen weiter hinten gebannt herunter starren. Momoiro kaute unanständigerweise an ihren pink lackierten Nägeln und ihre Schwester drehte ihre violetten Haare zwischen den Fingern.

Scheinen sie ja äußerst spannend zu finden, wie es aussieht?

Dann bemerkte Murasaki seinen Blick, stieß ihre Schwester an und winkte fröhlich grinsend zu Masami herunter. Als Momoiro merkte, was los war, winkte sie noch viel energischer und sie beide grinsten um die Wette und fingen errötend zu kichern an, als Masami ihnen auch höflich zunickte und dann auch grinsen musste. Er hörte sie noch mehr kichern, als er sich wieder nach vorne wandte. Sie waren schon komisch, diese Pinku-Mädchen. Aber sie hatten Ahnung von Genjutsu.

Das war auch das Einzige, was ihn jemals an ihnen gereizt hatte.

Wenn sie wieder in Konoha waren, würde er das endlich mal abschließen, um die arme Mikoto nicht mehr eifersüchtig zu machen. Sie hatten Genjutsu, ja. Und er hatte Sharingan. Wie praktisch…
 

––
 

Takuma hatte offenbar keine großen Probleme mit dem Kerl aus Kusa. Eine Weile floh er vor fliegenden Gräsern und Senbon-Nadeln hin und her, ohne selbst groß etwas zu tun, bis er mit einem mal den Spieß umdrehte und dem Typen mal zeigte, dass er ein Uchiha war:

„Katon! Gokakyuu no jutsu!“

„WAAH!“ kreischte der Kusa-Nin entsetzt beim Anblick des riesigen Feuerballs, der die Menge auf den Tribünen raunen ließ (ausgenommen die Leute aus Konoha, die diesen Anblick bei ihren vielen Uchihas in und auswendig kannten…). Der Gegner floh vor Takumas Katon-Jutsu und entkam dem Feuer um ein Haar, indem er sich geistesabwesend auf den Boden warf. Takuma seufzte und nahm seine kleine Armbrust, die er sich umgehängt hatte, während der Kusa-Nin hustend wieder aufstand und das Feuer verrauchte. „So einfach kriegst du mich nicht dran!“ fauchte er Takuma an, der ihn nur groß aus seinen Sharingan ansah und mit der Armbrust auf ihn zielte. „I-ich lasse mich nicht von einem besiegen, d-der sich schminkt, heh!“

„Das war aber nicht sehr höflich,“ tadelte Takuma ihn, „Das ist Stil, Mann.“ Ehe der Gegner antworten konnte, schoss Takuma mit seiner Armbrust eine einzige, kleine Senbon-Nadel auf ihn. Er erwischte den Gegner am Arm und der schrie auf, zurückspringend und beide Hände hochreißend, um ein neues Jutsu auszuführen – dann merkte er plötzlich, wie etwas an ihm zerrte und sich um ihn wickelte, bis er sich nicht mehr rühren konnte. Empört starrte er auf die Senbon-Nadel in seinem Arm; an ihr war ein fast unsichtbarer faden befestigt, der den Jungen jetzt gefesselt hatte und sich immer enger zusammenschnürte. „V-verdammt?!“ rief der Junge erschrocken, als er merkte, dass er sich nicht mehr rühren konnte. Er sah zu Takuma, der an dem anderen Ende des Fadens zupfte und grinste.

„Ja, würde ich auch so sehen,“ kommentierte er das, bevor er Luft holte und das vernichtende Jutsu aussprach. „Katon! Ryuuka no jutsu!“ Das Feuer traf den Faden und brannte an ihm entlang bis zu dem armen Kusa-Nin, der dieses Mal alles abbekam, laut aufkreischte und sich zu Boden warf, um sich herumzurollen und das Feuer auszuschlagen, was ihm aber nicht gelang. Takuma schulterte seine Armbrust und blickte ratlos zu dem Schiedsrichter.

„Können Sie das löschen, bevor er verbrennt? Ich denke, er ist fertig.“

„Sieht so aus…“ bestätigte der Jounin, kratzte sich am Kopf und löschte mit einem kleinen Suiton-Jutsu das Feuer. Der Kusa-Nin blieb stöhnend und groggy am Boden liegen und Takuma war damit der Sieger.
 

Jetzt waren noch drei Ninja übrig, die nicht gekämpft hatten: Yunosuke, Akira und ein Typ aus Suna. Da sie zu dritt waren, würde einer zweimal kämpfen müssen. Das Los hatte entschieden, dass der Suna-Typ zuerst gegen Yunosuke kämpfen würde. Der Sieger dieses Kampfes würde gegen Akira kämpfen müssen, erst danach wären die Teilnehmer der zweiten Runde fest, die erst am nächsten Tag stattfinden würde.

„Mann,“ machte Takuma zu den übrigen Genin, die schon gekämpft hatten und noch fit waren, mit denen zusammen er jetzt auf einer Tribüne etwas weiter unten saß, „Da hat der arme Akira das ja nicht sehr leicht, egal, wer von den beiden sein Gegner sein wird…“

„Von den dreien kommt morgen also auch nur einer noch mal, oder?“ fragte das Mädchen Runa, Yunosukes Teamkollegin, die auch dort saß. „Dann ist das ja schon wieder ´ne ungerade Zahl…“

Takuma hörte ihr nicht zu und beobachtete seinen Bruder, der sich jetzt mit dem Kerl aus Suna herumschlug. Beide waren unglaublich schnell zu Fuß und der Suna-Junge hatte einige ziemlich ausgefuchste Fuuton-Jutsus drauf, mit denen er die halbe Kampffläche zerfetzte; zum Glück hatte auch Yunosuke seine Sharingan und war damit nicht sehr bemüht, allen Windklingen auszuweichen. Und Takuma stellte fest, dass er den Suna-Kerl überschätzt hatte, als er zusehen musste, wie sein Bruder diesen Kerl bloß mit Taijutsu ohne ein einziges Katon-Jutsu in den Boden stampfte.

Ja, er war Rock Lees Schüler… und Rock Lee war ein Meister in Taijutsu.
 

„Er könnte prima Chidori lernen,“ murmelte Masami beeindruckt mit Blick auf Yunosuke, während der arme Suna-Nin grün und blau geprügelt hinausgetragen wurde. „Ich meine, er ist perfekt in Taijutsu, er ist sehr schnell… hast du es ihm nicht beigebracht, Onkel Satoya?“ Satoya sah ihn.

„Er ist zu klein für Chidori. Außerdem müsste ich es wenn dann allen dreien beibringen, das wäre sonst nicht fair. Junya kann es definitiv zurzeit nicht lernen, das wäre also gegessen.“ Junya knurrte verärgert. Natürlich, jetzt war er wieder Schuld, dass niemand von ihnen die Attacke Chidori lernen konnte… Yunosuke und Takuma würden sich sicher freuen, das zu hören!

„Du solltest den armen Junya nicht so einschränken, oder?“ seufzte Masami darauf, als er die Wut des Kleinen hinter sich bemerkte. „Er muss eben spezielle Jutsus lernen, die seine Lunge nicht belasten. Es gibt auch Katon-Jutsus, die nicht aus dem Mund kommen…“

„Echt jetzt?!“ machte Junya und starrte ihn an, „H-hörst du, Papa?! Ich will sowas lernen, damit ich mich endlich mal nützlich machen kann!“

„Ich kann nur drei Katon-Jutsus, Junya, und die kommen alle aus dem Mund, ich kann dir da nicht helfen.“

„Na ja, aber ich kann…“ machte Masami blinzelnd, und Satoya und Junya sahen ihn groß an. „Die Jutsus, von denen ich rede, habe ich selber entwickelt, Oji-san… drei Katon-Jutsus habe ich irgendwann mal erfunden, ich könnte sie Junya beibringen, wenn ihr wollt…“

„Natürlich will ich!“ rief Junya und hustete gleich wieder los, als er so laut schrie, worauf Moe ihn wieder entsetzt anstarrte. „Das wäre voll cool… ernsthaft, Papa, oder?!“

„Hmm…“ machte Satoya noch nicht so ganz überzeugt und beobachtete Masami eine Weile, „Ich lasse mir das durch den Kopf gehen… oh, seht, jetzt kommt Akira, Junya!“

„Ja!“ machte Junya und sah hinunter. Yunosuke und Akira standen sich jetzt in der zertrümmerten Arena gegenüber. Der Junge grübelte. „Mist, für wen soll ich halten? Yunosuke ist mein Bruder und Akira mein Teamkamerad!“

„Cool,“ sagte Susumu vorne, der inzwischen mit Shigeru Plätze getauscht hatte und so neben Nori saß, die zum Glück nicht mehr sang, „Hey, Nori, wollen wir wetten, wer gewinnt? Ich sag, Yunosuke gewinnt!“

„Okay, dann wette ich auf Akira-nii-chan!“ machte sie fröhlich. Sie war zwar nur Akiras Cousine, aber sie nannte ihn trotzdem Nii-chan.

„Okay, um wie viel wetten wir?“ überlegte Susumu, „Sagen wir, du gibst mir ´nen Tausender, wenn du verlierst, ja? Und falls du gewinnst, gibst du mir zweimal fünfhundert!“

„M-hm,“ nickte sie abwesend, und er kicherte frech und stieß Shigeru an, der sich die tauben Ohren rieb.

„Hey, cool, wir kriegen ´nen Tausender von Nori!“

„Meine Ohren…“ jammerte Shigeru geplättet, „Ich habe einen Ohrwurm von Dornröschen war ein schönes Kind… ich hasse Dornröschen jetzt… ich meine, noch mehr als vorher… buärks…“
 

Die Kleinen wetteten, aber unten im Arena-Schlachtfeld war bitterer Ernst.

Akira starrte Yunosuke entgeistert an, als der ihm jetzt gegenüberstand. Er konnte doch nicht gegen Yunosuke kämpfen! Der war viel besser als er! Wie sollte er das nur überleben? Er war doch gar nicht so schnell wie Yunosuke…

„Ähm…?“ machte der Blonde und wurde weiß, „Also, ähm… ja…“

„Was denn, gibst du schon vorher auf?“ grinste Yunosuke und hopste voller Energie auf der Stelle auf und ab, „Keine Angst, ich bring dich nicht um!“

„V-vielleicht ja doch…“ machte Akira und taumelte verängstigt zurück – dann hörte er Takuma von der Tribüne brüllen.

„AKIRA! Reiß dich zusammen und mach ihn fertig! Du willst doch nicht ewig das kleine Baby bleiben, das vor allem Angst hat?! Du kannst es, du musst dich nur trauen, na komm!“

„Hey, du Verräter, ich bin dein Bruder, stachel ihn nicht auf!“ jammerte Yunosuke, als Akira Takuma erschrocken anstarrte. Den Moment der Verwirrung nutzt der andere dann, um ihn anzugreifen, ehe Akira eine Chance hatte, zu überlegen.
 

Nachdem es so lange gedauert hatte, bis sie angefangen hatten, war es danach aber ein extrem rasanter und interessanter Kampf. Zuerst schien Akira tatsächlich null Chance zu haben und er wurde von seinem Cousin durch die halbe Arena geprügelt, bis er irgendwann vom Boden aufstand und endlich seine Byakugan aktivierte. Es folgte ein hartes Schlag-auf-Schlag, bei dem keiner wirklich gewann oder verlor. Yunosuke war irre schnell und schlug und trat mit bloßem Taijutsu nach Akira, und Akira benutzte Kaiten, um die Angriffe sauber abzuwehren. Takuma war selbst verblüfft über die plötzliche Begabung in Kaiten, und er fragte sich, ob sein Anspornen vorhin wirklich geholfen hatte, dass Akira plötzlich völlig aus sich herausfuhr; dann traf er Yunosuke sogar mit dem Hakke und dieses Mal war es der andere, der durch die halbe Arena flog und über den Boden rollte. Akira war ziemlich aus der Puste und behielt wacker die Kampfstellung der Hyuugaschule bei, als sein Gegner wieder auf die Beine kam.

„Du bist besser, als ich dachte,“ gab er zu, „Aber noch sind meine Tenketsu nicht alle zu… noch kann ich Chakra schmieden und ich… kann auch noch was anderes als Taijutsu!“

„Oh-oh,“ stammelte Akira, jetzt wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, und er beeilte sich, Fingerzeichen zu schließen, als Yunosuke nach Luft schnappte:

„Katon! Housenka no jutsu!“

„Kaiten!“ schrie Akira hastig gegen an und schützte sich dadurch rechtzeitig vor den Flammenkugeln, die auf ihn zuschossen. Doch kaum wagte er es, Kaiten aufzulösen, erwartete ihn die böse Überraschung, als Yunosuke so blitzartig schnell plötzlich direkt vor ihm auftauchte, dass er erschrocken aufschrie; und dann kam das letzte Jutsu des Kampfes.

„Katon, Gokakyuu no jutsu!“
 

––
 

Akira war zum Glück nicht schwer verletzt; nur einige kleine Brandblasen von Yunosukes Jutsu, das den armen Akira von den Beinen gerissen und besiegt hatte. Damit war auch Yunosuke in der zweiten Runde. Takuma war neugierig auf den nächsten Tag. Wohl oder übel würde er gegen seinen eigenen Bruder kämpfen müssen, es sei denn, der Typ aus Suna, gegen den er vorher noch kämpfen musste, würde ihn besiegen. War sicher interessant anzusehen, weil Yunosuke fast nur Taijutsu und Takuma so gut wie kein Taijutsu benutzte. Normalerweise war er der Distanzkampf-Typ und Yunosuke mit seinem Taijutsu definitiv auf Nahkampf spezialisiert.

Insgesamt waren fünf Ninja in der zweiten Runde. Außer Takuma und Yunosuke noch Runa und zwei Suna-Nin.
 

Nori plärrte, weil Susumu und Shigeru darauf bestanden, ihren Tausender zu bekommen, weil sie die Wette verloren hatte, was die Kleine überhaupt nicht einsah. Yasuki tadelte seine Tochter, nicht unüberlegt solche Wetten einzugehen und legte ihr nahe, wenn sie schon wettete, dass sie dann auch ehrlich verlieren musste, da half kein Heulen. Er war dann so nett, den Jungen fairerweise ihren Tausender zu geben und warf ihnen aber ein „Ganz schön frech, einem kleinen Mädchen ´nen Tausender abzuluchsen!“ an den Kopf.

„Cool, wir kaufen uns jetzt Eis,“ sagte Shigeru darauf und wuselte mit seinem Bruder davon durch die Menge, die aus dem Stadion strömte. Mikoto war genervt, weil die Jungen schon wieder einfach abhauten, aber sie ließ sie laufen; dann würde sie eben erst nur Souya, Taki und Kansuke zurück zum Hotel bringen. Als Souya dann ankündigte, mit Taki zu Mashuu zu gehen, um ihm die Ergebnisse zu sagen, blieb also nur noch Kansuke übrig.
 

So ging Mikoto zusammen mit ihrem ältesten jüngeren Bruder alleine die Straße hinunter zum Hotel. Masami war verschwunden, sie hatte ihn in der Menge nicht wiederfinden können. Sie war aber zuversichtlich, ihn später wiederzusehen.

Und wenn du wieder mit den Pinku-Schlampen Tee trinken bist, haue ich dich!

„Nee-san?“ machte Kansuke dann, und sie sah zu ihm hin. Er knabberte an einem Stück Kuchen, das er im Stadion gekauft hatte. „Meinst du, Mama und Papa haben Namie gefunden?“

Mikoto blieb stehen, als sie schmerzhaft wieder an die Tatsache erinnert wurde, dass ihre Schwester nach wie vor weg war. Sie senkte den Kopf.

„Ich… weiß es nicht,“ gestand sie leise, und Kansuke machte ein deprimiertes Gesicht. Es war ungewohnt, Kansuke so ernst zu sehen… er war sonst so trottelig und immer fröhlich, aber das mit Namie macht selbst ihm zu schaffen. Sie wusste auch, dass auch Souya unruhig war wegen Namie, und sie war sehr froh, dass es Taki gab, die ihn offenbar ablenken konnte. Er war in den letzten zwei Wochen viel mit der Mizukage-Tochter zusammen gewesen, entweder bei Mashuu oder sie waren zu zweit irgendwo hingegangen.

„Die sind sicher schon heimlich zusammen!“ hätte Namie dazu gesagt, fiel Mikoto plötzlich ein, und sie wurde traurig. Namie hatte es immer witzig gefunden, alle möglichen Leute als Paar zu bezeichnen.

„Lass uns zugehen, Kansuke…“ murmelte das Mädchen und ging weiter, „Es wird arschkalt hier. Mal sehen, ob Mama und Papa schon wieder da sind.“

„M-hm,“ machte Kansuke mit vollem Mund, stopfte sich den Rest des Kuchens auch noch dort hinein und folgte seiner Schwester.
 

––
 

„Okay,“ machte Satoya seufzend und sah Junya eine Weile an, „Wenn wir wieder in Konoha sind, kann Masami versuchen, dir diese Katon-Jutsus beizubringen. Aber wehe, du überlastest dich mit dem Training, stundenlanges Dauertraining kommt nicht in die Tüte. Ich will sowieso erst mal klarstellen, was mit deiner Lunge ist, dieser Anfall neulich war ziemlich übel.“

„Yeah,“ machte Junya begeistert und grinste Masami breit an, „Du bringst mir dann voll coole Sachen bei und dann bin ich besser als meine Brüder und die anderen, hahaha!“

„Na, erwarte nicht zu viel,“ tadelte Masami seinen Cousin mit einem flüchtigen Grinsen, „Wir wissen ja noch nicht, ob du sie überhaupt kannst, die Jutsus. Ich kann dir die Fingerzeichen zeigen, aber meistern musst du die Künste selbst, Junya.“

„Du hast es ja auch gekonnt,“ machte der Kleine trotzig, und Satoya lachte hohl.

„Hn, Masami ist auch einige hundert Level über dir, mein Sohn, über uns allen! Er hatte mit vier Sharingan!“ Junya schmollte, und Masami neigte bescheiden den Kopf ob des großen Lobs von seinem Onkel. Ja, er war besonders und anders als alle… und er würde nicht sagen, dass er nicht zufrieden mit sich wäre oder nicht stolz auf sein Talent; aber er war ein bescheidener Mensch, der konsequent jedes Lob dieser Art ablehnte.

„Das hat gar nichts mit dem Alter zu tun, Oji-san… so großartig, wie alle sagen, bin ich gar nicht.“ Er sah auf Junya und lächelte wieder. „Ich habe Mikoto auch vor einigen Jahren die gleichen Jutsus beigebracht, die ich dir beibringen will. Sie hat es auch geschafft… ich bin zuversichtlich, dass auch du es schaffen kannst.“

„Danke…“ nuschelte sein Cousin glücklich über die Motivation, während Masami wieder grinste.

„Wenn du sie lernst und anwenden kannst, werden sie dir nützlich sein… das Kame no jutsu erfordert fast keine Bewegung außer der Fingerzeichenschließung, wenn du also körperlich nicht so fit bist, ist das ziemlich nützlich.“

„Cool,“ staunte Junya begeistert und grinste auch, „Wie viele Jutsus hast du eigentlich schon erfunden, Masami?“

„Oh, äh, sehr viele… tut mir leid, aber ich weiß die Zahl wirklich gerade nicht-… ich mache das, seit ich klein bin, da kommt so einiges zusammen.“

„Du hast auch nicht nur Ninjutsu erfunden, huh?“ fragte Junya weiter, völlig fasziniert vom Talent seines Cousins, „Auch viele Genjutsu, oder?“

„Mh, ja, in der Tat. Genjutsu hat mich immer am meisten fasziniert und die Spannbreite der Möglichkeiten ist bei Genjutsu ziemlich groß. Ich würde dir ja mal was zeigen, aber ich fürchte, die Mehrzahl meiner Genjutsu ist… sehr unangenehm und nicht unbedingt gesund…“ Satoya schenkte seinem Neffen einen skeptischen Blick, Junyas Faszination ignorierend.

Ja… wenn du schon mit vier Jahren vermutlich tödliche Genjutsu beherrscht hast… ist das auch nicht ungewöhnlich, Masami-kun…

Er wurde in seinen dunklen Gedanken unterbrochen, als er eine Hand auf seiner Schulter spürte. Als er sich umdrehte, war Moe hinter ihm, neben ihr auch Takuma und Yunosuke.

„Schatz? Wir sollten zurück zum Hotel gehen… die anderen sind auch längst weg und Takuma und Yunosuke müssen sich noch ausruhen bis morgen.“

„Hmm,“ machte Satoya nickend und löste ihre Hand von seiner Schulter, worauf sie schweigend zu Boden starrte. Er schenkte seiner Frau einen beleidigten Blick, beachtete sie dann aber nicht weiter und neigte vor Masami den Kopf. „Vielen Dank für dein Angebot, Masami-kun… sag mir, wie ich das vergelten soll, dann komme ich dir gerne entgegen, für Junya ist es sicher eine große Hilfe.“

„Aber nicht doch, Oji-san,“ tat der Junge das höflich ab. „Ihr seid Familie, es ist mir eine Ehre, helfen zu können, wenn es doch nur so ein kleiner Dienst ist, Oji-san. Immerhin hast du damals, als ich klein war, quasi desöfteren meine Augen gerettet, wenn ich mich recht entsinne… sieh es als kleine Revanche.“ Satoya sah ihn kurz an.

„Ja, deine Augen,“ machte er, „Das ist besser geworden, hm?“

„Ja, ich habe auch aufgehört, in die Sonne zu starren,“ lächelte der Neffe guter Dinge, „Und meine Augen sind inzwischen an die Sharingan gewöhnt.“ Er verneigte sich auch, bevor er zurücktrat, weil Moe schon nervös hin und her sah und offenbar dringend weg wollte. „Na denn, Oji-san, wir sehen uns sicher noch im Hotel.“

„Hn,“ machte Satoya, bevor er endlich mit seiner Frau und seinen Kindern wegging in Richtung Hotel. Masamis Augen ruhten eine Weile auf Junyas Rücken. Dann schlich ein undefinierbares Lächeln auf seine Lippen.

Da wäre also der engere Kontakt zum zweiten Zweig der Familie… für Onkel Sanosukes Familie habe ich Mikoto, die mir sagt, wer was tut… und jetzt habe ich noch Junya, das läuft alles hervorragend.

Er verengte seine kühlen Augen zu schmalen Schlitzen, während er Satoya und seiner Familie nachsah, wie sie langsam verschwand.

Und um den dritten Zweig werde ich mich früher kümmern müssen als ich gedacht habe… du bist zu emotional, Nishiki-sama… zu emotional um zu verbergen, dass Namies Verschwinden dich mehr entsetzt als alle anderen hier…
 

…um zu verbergen, dass du es gewesen bist, der sie auf mich angesetzt hat…
 

Der Junge seufzte leise, als er den Kopf senkte, bevor er davon ging, in die entgegengesetzte Richtung von Satoya und den anderen.

Und dafür, Nishiki-sama, wirst du teuer bezahlen müssen.
 

––
 

Namie schlug die Augen auf und fragte sich, wo sie war.

Um sie herum war es totenstill und weder ein Lüftchen noch irgendetwas anderes regte sich um sie herum. Es war hell, aber die Sonne schien nicht. Sie lag auf dem Rücken auf einem harten Boden, aber sie spürte keinerlei Schmerzen oder sonstiges Unbehagen.

Als sie die Augen ganz offen hatte und gegen das blendende Licht blinzelte, das von oben kam, versuchte sie, ihr Gefühl für Raum und Zeit wiederzugewinnen.

Wie lange lag sie hier?

Und vor allem, wo lag sie hier?
 

Sie fühlte mit der Hand vorsichtig nach dem Untergrund, auf dem sie lag.

Sand.

Oder Schotter, harter Erdboden.

Sie tastete mit der Hand eine Weile auf dem Boden herum, ehe sie sich aufzusetzen wagte. Das Schwindelgefühl, das sonst gerne kam, wenn man sich nach langem Liegen rasch aufsetzte, blieb aus, was sie verwunderte. Dann erst kam sie dazu, sich genauer umzusehen… und war vollends erstaunt.
 

Sie war ohne Zweifel auf einer Straße in Konoha.
 

„Was?“ machte sie und war zuerst verblüfft darüber, ihre eigene Stimme lauter zu hören als angenommen, als wäre der Raum, in dem sie war, der riesengroß aussah, in Wahrheit ganz klein.

„Wo bin ich?“ testete sie erneut den merkwürdigen Klang ihrer Stimme. Keine Veränderung. Sie sah die leere, stille Straße hinunter, auf der sie einfach so gelegen hatte, wer wusste wie lange. Kein Mensch war zu sehen. Aber im Hintergrund waren die Kageköpfe in der Felswand zu sehen… sie war eindeutig in ihrem Heimatdorf Konoha.

Wie zum Geier war sie hergekommen?

Und warum lag sie auf der Straße?
 

Namie stellte sich langsam auf die Beine und klopfte sich den Sand von der Hose. Dann kehrten die Erinnerungen langsam zurück.

Sie war im Wald gewesen, in Kusa… und sie hatte Masami beobachtet.

Nein, sie war mit ihm aneinander geraten… und hatte so einiges erfahren, was sie nicht zu hören erwartet hatte.

Er hatte definitiv den Eisenmann getötet… und er hatte dessen Kinton, die Metall-Jutsus, kopiert und sogar selbst weiterentwickelt.

Er hatte gesagt, ihr Vater hätte seinen eigenen Bruder ermordet…

Und das Wichtigste und Beunruhigendste von allem war, dass er offenbar vorhatte, den Uchiha-Clan zu vernichten.
 

„Sagen wir, der Uchiha-Clan ist eine Art Geschwür, das sich immer weiter ausbreitet und den Körper nach und nach lahmlegt, bis alle Organe versagen. Ich werde… das Geschwür beseitigen.“
 

Namie keuchte entsetzt und fuhr herum.

„I-ich muss… das ist grässlich! Ich muss das sofort Hokage-sama sagen…!“

Und sie rannte los in Richtung des Hokage-Gebäudes mit der Hoffnung im Herzen, dass es noch nicht zu spät wäre.
 

„Aber komm, seien wir ehrlich… würdest du diesen zerrütteten Haufen sich gegenseitig an die Gurgel springender Menschen, die sich alle gegenseitig verdächtigen, Dinge getan oder nicht getan zu haben, echt Familie nennen?...“
 

Namie rannte schneller und keuchte außer Atem, als sie nach längerer zeit als erwartet endlich das Gebäude erreichte; ihre Orientierung war vollkommen verloren gegangen, sodass sie zuerst in die falsche Richtung gerannt war. Was sie nur am Rande registriert hatte war, dass sie keinem einzigen Menschen begegnet war. Das ganze Dorf war wie leergefegt… wie ausgestorben, verlassen.

Es sangen auch keine Vögel…

Kein einziges Lebenszeichen war hier.

„Oh nein, was-… ist hier bitte geschehen?!“ fragte sich das Mädchen entsetzt und blieb vor dem Gebäude stehen – und sie stutzte.
 

Das Zeichen für Feuer, das auf dem Gebäude prangte, war spiegelverkehrt.
 

„Was zum…?“ murmelte Namie verwundert und starrte das Zeichen an. Egal, wie lange sie darauf starrte, es war und blieb spiegelverkehrt.

Na toll, jetzt weiß ich, was hier abgeht. Ich bin nicht in Konoha… sondern in einem Genjutsu, das Masami gebaut hat!

Sie hielt die Hände aneinander und konzentrierte sich, bevor sie das Genjutsu löste.

„Kai!“
 

Nichts geschah.
 

Namie sah sich um. Vor ihr war noch immer das Gebäude mit dem spiegelverkehrten Hi-Zeichen.

Sie probierte es noch mal. Nichts geschah. Und sie versuchte es insgesamt fünf Mal, das Genjutsu zu brechen, aber es passierte nichts. Auch, als sie versuchte, den Fluss des Chakras in ihrem Körper zu unterbrechen, passierte nichts, sie blieb, wo sie war, und das Zeichen wurde auch nicht richtig.

„Dann ist das hier kein Genjutsu…?“ murmelte sie völlig verwirrt und starrte wie gebannt auf das Zeichen. Als sie sich umdrehte und wieder auf die Kageköpfe blickte, merkte sie, dass auch sie spiegelverkehrt waren. Der Kopf des Shodaime war ganz rechts und Narutos Kopf war ganz links. „Das ganze Dorf ist spiegelverkehrt…?“ machte Namie verwirrt und begriff jetzt auch, wieso sie zuerst in die falsche Richtung gerannt war.

Leider sagte ihr das nicht, wo oder in was sie jetzt war, wenn es kein Genjutsu und auch nicht die Realität sein konnte.

Vielleicht träumte sie nur…?

„Und wieso ist kein Arsch hier?!“ wunderte sie sich jetzt wieder entgeistert und betrat endlich das Gebäude; vielleicht wäre drinnen ja jemand! Sie musste unbedingt den Hokage warnen, oder ihre Familie… was Masami vorhatte, war nichts Gutes!
 

––
 

Akira war etwas unglücklich.

Und es lag nicht daran, dass er den Kampf verloren hatte und deswegen vom restlichen Prüfungsverlauf ausgeschlossen war. Der blonde Junge saß in einem riesigen Sessel, in dem er sich noch kleiner und mickriger vorkam als er ohnehin war, im Foyer des Hotels, zusammen mit seinen Eltern, Yashiru, Mikoto und Kansuke, die sich besorgt über das Thema unterhielten, das alle seit Wochen beschäftigte: Namies Verschwinden.

Er hörte den Gesprächen nicht richtig zu, starrte nur apathisch vor sich hin und verknotete dabei seine Finger wie ein traumatisiertes Kind. Er versuchte manchmal, einen Blick auf seinen Vater zu werfen… und er merkte genau, dass Nishiki nicht minder nervös war als er selbst.

Akira wusste, was Namie für einen Auftrag gehabt hatte.

Und, dass sein Vater ihn ihr gegeben hatte.
 

Er hätte das nicht mit anhören dürfen damals… er gäbe jetzt gerade viel darum, es nicht gehört zu haben. Dann würde er sich vielleicht nicht so grässlich fühlen… so schuldbewusst, obwohl er nichts getan hatte. Aber genau das war das Problem.

Er hatte nichts getan.

Er hätte es jemandem sagen können. Sanosuke, oder Yashiru, oder wenigstens Takuma und Junya, seinen Freunden und Teamkollegen. Wenn sie gewusst hätten, was Namie hatte tun müssen, wäre vielleicht alles anders.

Für Akira stand außer Frage, dass Masami irgendetwas mit Namies Verschwinden zu tun haben musste. Es musste so sein! Sie hatte ihn beobachtet und war seitdem spurlos verschwunden! Sein Vater Nishiki müsste das auch wissen, immerhin hatte er den Auftrag gegeben. Aber auch er sagte nichts…
 

Niemand sagte, dass vermutlich Masami Schuld an Namies Verschwinden war… wenn sie noch lebte.
 

Nein! machte Akira innerlich und wurde noch blasser, als er es ohnehin war. Ängstlich kauerte er sich in den Sessel. W-wieso sollte Masami Namie umbringen?! A-außerdem, wenn sie tot wäre, gäbe es dennoch eine Leiche irgendwo! Aber sie verschwindet doch nicht spurlos…

Die Gedanken an Leichen waren grauenhaft und Akira hustete etwas nervös vor sich hin. Nein, die Gedanken an Masami machten ihn nervös… und wahnsinnig, hatte er das Gefühl. Plötzlich, seit Namie verschwunden war, hatte der Blonde Angst vor Masami… Angst vor seinem eigenen Cousin, so sehr, dass er sein Herz rasen spürte, wenn er Masami nur von weitem sah.
 

Er hatte solche Angst, dass Masami erfuhr, dass er etwas wusste… und ihn umbringen würde…
 

Aber wusste er denn wirklich etwas?

Vielleicht war Namie nicht mal dazu gekommen, Masami zu beobachten, und war vorher schon verschleppt worden, vielleicht bis ans Ende der Welt? Niemand konnte beweisen, dass es Masami gewesen war…

Aber es lag nahe.
 

Akira beobachtete scheu wieder seinen Vater, der sich gerade von seiner Mutter abwandte und sich ein paar Mal erschöpft mit den Händen über das Gesicht fuhr. Der Sohn fragte sich, ob auch er Angst hatte.

Er bekam die Idee, seinem Vater zu sagen, dass er alles gehört hatte und Bescheid wusste… vielleicht würde er sich besser fühlen, wenn er ein Geheimnis verriet. Aber dann entschied er sich wieder dagegen… er hatte es heimlich gehört, er hätte es nicht hören sollen. Sein Vater würde sicher wütend werden…

Aber je länger Akira da saß und je länger niemand wusste, was er gehört hatte, desto furchtbarer fühlte er sich, desto größer wurde die Angst in ihm. So groß, dass sie seine kehle zuschnürte und er Angst hatte, gleich zu ersticken.

Er musste es jemandem sagen… er musste, er würde bald durchdrehen, wenn er es nicht tat!

Er kam nicht dazu, weiter nachzudenken, weil er plötzlich spürte, wie ihm jemand auf den Kopf haute.

„Hey, Akira! Was ist los mit dir, alles klar?“

„T-Takuma…?“ stammelte Akira, als er seinen besten Freund sah, der sich über ihn und den Sessel beugte, mal wieder einen Lolli im Mund.

„Du siehst ´n bisschen sehr blass aus, ist dir schlecht?“ sorgte sich sein Freund dumpf, und Akira sah ihn nur verwirrt an, bevor er sich dazu durchrang, den Kopf heftig zu schütteln.

„N-nein! M-mir geht es gut, ich bin n-nur… müde vom Kämpfen…“
 

Takuma glaubte ihm kein Wort, das sah der Blonde ihm an, als er eine Augenbraue hochzog. Akira drehte schuldbewusst den Kopf zu Boden. Es tat ihm leid, seinen Freund zu belügen, und es fühlte sich falsch an, das zu tun… aber er hatte zu viel Angst, etwas zu sagen.

Er konnte nicht…

„T-tut mir leid…“ nuschelte er traurig, „Ich… ich bin ein Blödmann. Ich hab den Kampf verloren und… ich habe mich wie ein Depp benommen in letzter Zeit…“

„Ist schon okay,“ tat Takuma das lächelnd ab und wühlte in seiner zerfledderten Jackentasche, „Das war sicher der Druck wegen der Prüfung, ich versteh das. Du bist eben nervös und leicht zu stressen, das ist nicht schlimm. Niemand ist dir böse, Akira.“

„Ich w-wäre viel lieber so cool wie du!“ nuschelte sein Freund unglücklich, „Wie du und all die anderen… ich bin immer der Doofe… ich bin viel zu ängstlich für e-einen Shinobi… i-ihr alle habt nie vor etwas Angst! Egal, was passiert, ihr seid immer cool, du, Junya, Yunosuke, Mashuu und so… nur ich hab vor allem Schiss…“

„Haha,“ lachte Takuma, „Du irrst dich, wir alle haben auch vor irgendetwas Angst, jeder Mensch hat Angst! Keine zu haben wäre dumm! Junya kriegt in zu engen Räumen Panik, weißt du? Und Yunosuke hasst Wasser, zumindest in großen Massen, er würde nie freiwillig mit einem Schiff fahren…“

Akira sah ihn erstaunt an, als er den Kopf etwas senkte.

„U-und wovor hast du Angst?“

Takuma zögerte kurz, bevor er verdrossen antwortete:

„Davor, dass meine Eltern sich scheiden lassen.“
 

„W-wieso denn das?“

„Sie streiten sich ziemlich oft,“ erklärte der Junge, „Sie versuchen immer, es zu verheimlichen, aber ich merke es trotzdem. Sie beschimpfen sich gegenseitig, wenn sie denken, wir würden es nicht hören können. Und sie werfen sich ziemlich üble Blicke zu, Vater mehr als Mutter. Wegen irgendwas ist er stinksauer auf sie, auch, wenn er nie etwas deswegen sagen würde. Und in letzter zeit gehen sie sich immer mehr aus dem Weg. Ich will nicht, dass sie sich trennen… ich… will nicht in einer gespaltenen Familie leben. Ich könnte mir weder vorstellen, ohne meinen Vater aufzuwachsen, noch, ohne meine Mutter aufzuwachsen. – Wie dem auch sei, Akira… jeder hat vor etwas Angst. Und zumindest eine Angst gibt es, die wir alle haben und teilen, und zwar die Angst, die zu verlieren, die uns nahe stehen. Jeder hat Angst davor, dass seine Eltern sterben, oder seine Freunde und Geschwister. Selbst deine großkotzige Schwester Sae hat garantiert Angst davor, dass ihre Eltern sterben könnten. Es ist nicht schlimm, Angst zu haben, Akira. Du musst deine Furcht nur kennen und dein Leben dementsprechend gestalten.“

Akira nickte beklommen und war seinem Freund so dankbar für seine Worte, dass e ihn beinahe umarmt hätte – aber hey, sie waren Jungs, Jungs knuddelten sich nicht! Deswegen senkte er nur dankend den Kopf, während Takuma die eine Hand aus der Tasche zog und ihm einen Lolli hinhielt.

„Iss,“ forderte er ihn grinsend auf, „Die machen glücklich, Akira, hehe! Wenn du also ein Problem hast… kannst du ruhig mit mir reden, wenn dir das hilft. Okay? Wir sind doch Freunde, mann.“

„Ja…“ Akira lächelte und nahm dankend den Lolli, packte ihn aus und steckte ihn sich in den Mund. „Du bist mein bester Freund… danke.“

„Keine Ursache,“ gähnte der andere, „Ich geh pennen, wenn's dir nichts ausmacht, ich bin todmüde vom Kampf und so… und morgen geht das noch weiter, wie nervig… dann auch noch gegen meinen Bruder, juhu…“

„Hast du gar keine Angst, dass sich euer Verhältnis ändert, wenn ihr kämpft?“ fragte der Blonde noch, und Takuma, der schon fast gegangen war, drehte sich kurz um.

„Ach Quatsch… ist doch bloß ´ne doofe Chuuninprüfung. Ich glaube wir beide sind gute Verlierer. Wenn er besser ist als ich, gönne ich ihm auch, zu gewinnen, und ich glaube, andersrum wäre es genauso. Egal, was morgen abgeht, wir sind doch trotzdem Brüder!“ Grinsend nickte er Akira noch zu und ging dann die Treppe hoch.
 

Chidori hatte seine Worte gehört und seufzte kurz, bevor sie Nishiki ansah.

„Wenn Sanosuke und Seiji damals auch so gedacht hätten wie Takuma heute, wäre uns einiges erspart geblieben, hm?“

„Was du nicht sagst,“ murmelte ihr Mann trocken und sah auf den Boden. Chidori runzelte die Stirn über sein Verhalten. Vielleicht war er krank, jedenfalls benahm er sich merkwürdig, seit er hier in Kusa war. Er war apathisch und extrem nervös, was sie etwas erstaunte. Sie beschloss, ihn später mal zu fragen, ob etwas passiert sei.
 

––
 

Haruka lag starr auf dem Bett, das sie sich im Hotel mit Sanosuke teilte, und sah schweigend an die kahle Decke. Nein, eigentlich tat sie nicht mal das. Sie tat nichts. Außer atmen…

Sie rührte sich auch nicht, als Sanosuke sich über sie und das Bett beugte und mit einer Hand nach ihrer Wange fasste.

„Haruka… wir werden Namie finden. Das habe ich dir versprochen.“
 

Sie bewegte unruhig atmend die Pupillen hin und her, bevor sie die Augen schloss und nach Luft schnappte.

„Ich bin… so fertig…“ flüsterte sie, „Ich weiß nicht, wie… lange ich das noch durchhalte, Sani… ich habe solche Angst…“

„Die haben wir alle,“ machte er dumpf. Er streichelte behutsam ihre kühlen Wangen, bis sie sich plötzlich aufsetzte und das Gesicht in den Händen vergrub.

„I-ich habe… solche Angst, sie nie wieder zu finden… a-aber gleichzeitig habe ich auch Angst davor, sie zu finden…“

„Was?“ machte er verwirrt und setzte sich vorsichtig nebens eine verstörte, aufgelöste Frau auf das Bett. Sie fing an, zu weinen, und er nahm sie in den Arm, versuchend, sie zu beruhigen.

„I-ich habe… solche Angst, dass wir sie finden und sie… tot ist…!“ keuchte Haruka gegen seine Brust, als sie sich fest gegen ihn drückte, „L-lass mich nie wieder los…“ Er erzitterte bei ihren Worten, als er plötzlich daran dachte, was wäre, wenn sie recht hatte.

Wenn Namie tot wäre…

Gestorben?
 

Oder ermordet?
 

Nein! rief er innerlich und riss panisch die Augen auf, als er sein Herz vor Angst zu rasen beginnen spürte. Er dachte unwillkürlich an ein anderes Kind, das vor vielen, vielen Jahren ermordet worden war und dessen Tod weder er noch Haruka je richtig überwunden hatte. Noch immer brannte sich das Bild des abgetrennten Kopfes seines ersten Sohnes in sein Gedächtnis wie ein übler Fluch, der ihn nie wieder loslassen würde.

Noch immer sah er vor sich die Stube, von Blut bespritzt und überall verteilt die Stücke Fleisch, die von ihrem Baby übrig gewesen waren… und mitten drin hatte Haruka gesessen, selbst fast gestorben vor Qual, als sie hatte mit ansehen müssen, wie ihr eigener Sohn vor ihren Augen in Stücke gerissen worden war.

Er drückte seine schluchzende Frau fester an seine Brust und küsste verkrampft ihren Kopf, als sie sich hysterisch an ihn klammerte. Die grauenhafte Erinnerung an den Tag von Yusakus Tod fraß ihn innerlich beinahe auf. Es schmerzte so sehr, daran zu denken, dass er am liebsten geschrien hätte. Und ihn überkam so ein bestialischer Drang, Seiji für das bis in alle Ewigkeit zu verfluchen, was er getan hatte…

Aber er tat es nicht.
 

Es hatte sehr viel Überwindung gekostet, wieder fast normal mit Seiji reden zu lernen; für Seiji war es genauso schwer gewesen, immerhin hatte er, Sanosuke, seinen eigenen (und auch Seijis) Bruder Yuusuke getötet… er hatte kein Recht, Seiji für Yusakus Tod zu verfluchen. Haruka hatte das schon… aber er hatte sie gebeten, Seiji einfach aus dem Weg zu gehen, damit sie die Hass-Arie endlich hinter sich lassen konnten.

Er war es leid, zu hassen, zu fluchen…

Er wollte weder Seiji noch sonst jemanden jemals wieder so sehr hassen, wie er seinen ältesten kleinen Bruder einst gehasst hatte. Nie wieder wollte er einen Menschen so sehr verachten, dass er ihm den Tod wünschte.

Wenn irgendjemand Namie getötet hat und ich es erfahre…
 

Was soll ich dann tun?
 

Harukas Schniefen wurde leiser und er spürte, wie der Krampf nachließ, mit dem sie sich so verzweifelt an ihn geklammert hatte. Jetzt schmiegte sie sich nur liebevoll gegen ihn und die Wärme seines Körpers, wischte an seinem Hemd die Tränen von ihrer Wange.

„Ich… liebe dich so sehr, Sani…“ nuschelte sie fast tonlos, und er erstarrte kurz. Wie selten sie doch diese Worte aussprach, seine hübsche, kratzbürstige Haruka.

Wie oft sagte sie ihm schon, dass sie ihn liebte? Er wusste auch, wenn sie es nie sagte, dass sie es tat… aber es aus ihrem Mund zu hören war anders.

Das alles hier war anders.

Er beherrschte sich schwer, nicht die Nerven zu verlieren, als er ihr Kinn hochzog und sie dann mit einer Zärtlichkeit und Hingabe küsste, die sie nicht gewohnt war, sodass sie auch kurz zuckte, als sich ihre Lippen sanft berührten.

„Ich habe es dir… versprochen… Haruka,“ murmelte er, als sie den zärtlichen Kuss lösten und sie ihn fassungslos aus ihren Byakugan anstarrte. „Ich habe dir versprochen, dass wir sie finden. Und sie… wird am Leben sein. Ich werde nicht zulassen, dass wir noch einmal ein Kind verlieren… Yusaku reicht mir.“

Sie zitterte und atmete heftig ein und aus. Dann spürte sie, wie er sie sanft auf das Bett niederdrückte, bis sie lag, und sich über sie legte, sich mit den Händen an der Matratze abstützend. Während sie ihn normalerweise aus dieser Position sofort zu sich herunter gezerrt und seine Lippen gierig verschlugen hätte, um ihm zu zeigen, dass sie mit ihm schlafen wollte, lag sie dieses Mal einfach nur da. Er seufzte leise und beugte sich herunter, um ihre Lippen erneut zu küssen, erst ganz sanft, dann fordernder. Und seine Hand verließ die Matratze und berührte ihre Brüste, strich über ihren Hals, ihre Schulter… und je länger er sie berührte, desto mehr spürte sie das Leben und die Wärme in ihren Körper zurückkehren, die immer mehr erloschen war in den letzten Tagen… mit jedem Tag, den Namie verschwunden geblieben war, war ein Teil von ihr erkaltet.

Sie hob zitternd die Hände und strich auf seiner Brust auf und ab; erst nach längerer Zeit strich sie auch unter sein Hemd und über seinen nackten Bauch darunter.

„Wir werden unser Kind lebend wiederbekommen,“ wiederholte er ernst, als er kurz aufsah und seine Hand begann, ihre Bluse aufzuschnüren.

„Das kannst du nicht versprechen…“ flüsterte sie atemlos, und er sah sie an, während ihre Hände jetzt von seinem Bauch nach unten wanderten, gleichzeitig zog sie ein Knie an, mit dem sie seinen Schritt streifte. Er keuchte ungehalten, aber er war beruhigt zu sehen, dass sie noch seine Haruka war… seine Haruka, die keine Probleme hatte zu zeigen, was sie wollte.

„Nein…“ murmelte er, „Aber ich kann es mir von ganzem Herzen wünschen…“

„Ja…“ murmelte sie und drückte erneut mit dem Knie gegen seine Hose, worauf er keuchend den Kopf senkte und ihm die schwarzen Haare ins Gesicht fielen. „Das kannst du, Sani. Das können wir.“ Als sie ein weiteres Mal ihr Knie bewegte und mit der Hand nach dem Bund seiner Hose griff, wurde er steif. Und er zog ihre aufgeschnürte Bluse auseinander, um sich mit dem Gesicht über ihre hübschen Brüste zu beugen.
 

Du kannst es mir nicht versprechen… weil du nicht weißt, ob du es halten können wirst…
 

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so, wehe das macht jetzt jemand wegen dieser letzten Piffelszene adult uû' da passiert ja nun echt mal garnichts!

So, Einblick in Namies, ähm, Existenzort! XD Wer sich zufällig über das spiegelverkehrte Feuerzeichen gewundert haben sollte... auf den ersten Blick siehts symmetrisch aus, man erkennt aber trotzdem wenn es spiegelverkehrt ist^^ glaubt mir XD

Noch was? XD Takuma isn echter freund^^ ich mag ihn XD und die kleinen zwillinge sind so dreist und lustig, muahaha XD

Akira

Am nächsten Tag war es kalt geworden in Kusa. Es war trocken, aber bewölkt, als Satoya am Morgen die Augen blinzelnd öffnete und dann verschlafen gähnend auf die Uhr neben dem Doppelbett im Hotelzimmer sah.

Fast acht.

Nach einem Blick zum Fenster stellte er fest, dass es spärlich hell wurde draußen. Es war Herbst, da wurde es schon recht spät hell morgens und abends früh dunkel.
 

Er setzte sich mit einem missgelaunten Murren auf und fuhr sich ein paar Mal mit den Händen über das Gesicht. Heute würde die zweite Runde des dritten Teils der Chuuninprüfung stattfinden; aus der Familie waren nur noch seine beiden Söhne Takuma und Yunosuke dabei. Er fragte sich, wer wohl am Ende der Prüfung Chuunin werden würde.

Als er den Kopf drehte, fiel sein Blick auf seine Frau Moe, die ihm den Rücken gekehrt hatte und zusammengeigelt auf ihrer Hälfte des Bettes lag, sie schlief offenbar noch. Offenbar hatte sie in der Nacht gefroren, wenn er sich ansah, wie fest sie die Bettdecke um ihren schlanken Körper geschlungen hatte. Satoya lehnte sich zu ihr herüber und fasste sie an der Schulter, um sie sanft zu rütteln.

„Moe… wach auf, in zwei Stunden fängt die Prüfung wieder an…“

„Hmm…“ stöhnte sie verpennt und drehte sich langsam auf den Rücken, bevor sie den Kopf hob und ihn aus schläfrigen Augen anblickte. Die grünen Haare auf ihrem Kopf waren ganz zerzaust.

„Wow…“ machte sie murmelnd, und er stand auf und ging Richtung Bad. „Du redest ja doch noch mit mir… gestern Abend warst du pissig…“

„Ich war nicht pissig, ich war müde,“ korrigierte er sie dumpf.

„Und was war das dann gestern für ein extrem angepisstes ‚Nacht!‘, was du gesagt hast, als ich nur Gute Nacht gesagt habe?“

„Wie ich gesagt habe, ich war müde, Moe. Ach, du bist ja so ein Nachtmensch und kannst das sicher nicht nachvollziehen, entschuldige.“

„Siehst du?!“ machte sie perplex und setzte sich auf, wobei die Decke herunterrutschte. Sie trug ein weißes, dünnes Nachthemd aus Satin. „Schon wieder so’ne patzige Antwort, Alter, wieso bist’n du so gehässig?“

„Hör dich mal reden,“ schnarrte er und sah sie an, „So kauft dir bald echt keiner mehr ab, du hättest… was war das, Kunstgeschichte und Architektur studiert! Hättest du dir nicht wenigstens etwas ausdenken können, das glaubwürdig klingt?“

„Was ist daran unglaubwürdiger als wenn ich erzählt hätte, ich hätte… Meeresbiologie oder sowas studiert?“ wunderte sie sich.

„Du hättest gar nichts von Studieren erzählen müssen.“

„Aber deine Familie denkt jetzt, du hättest eine anständige, schlaue Frau geheiratet, ist doch gut für dich,“ grinste sie, „Oder meinst du, die würden das gut finden, wenn wir denen erzählen, dass ich nichts anderes als ´ne Nutte war?“
 

Satoya schnappte etwas verärgert nach Luft.

„S-sprich das nicht so laut aus, wer weiß, wer hinter der Tür lauert! Oder wenn die Kinder das rausfinden!“

„Sorry,“ entgegnete sie ehrlich entschuldigend, „Ja, sie würden sich sicher schämen. Weil ich ja so ein Flittchen bin, huh?“

„Das hast du gesagt,“ murmelte er betreten. Sie schwiegen kurz und Moe schob sich langsam an den Bettrand, die Bettdecke ganz wegschiebend.

„Na ja, okay… wenn du also wegen irgendwas sauer auf mich bist, Schatz, musst du mir das sagen, ja? Ich weiß ja nicht, was ich verbrochen habe, also…“

„Du hast nichts verbrochen,“ tat er das sofort ab und ohrfeigte sich innerlich, dass er nicht den Mumm aufbrachte, ihr die Wahrheit zu sagen. Wieso konnte er sie nicht anschreien, dass es ihn zu Tode nervte, dass sie ihm seit sicher fast einem Jahr den Rücken kehrte im Bett? Wieso konnte er nicht einfach schreien ‚Verdammt, Moe, ich will einfach nur ficken, das ist alles!‘ ?

Sowas zu sagen war peinlich… so wichtig war Sex doch nun auch nicht. Er hatte kein Recht, so ein Bohai darum zu machen. Erst recht nicht ihr gegenüber…

„Okay, wenn das so ist,“ grinste sie ihn fröhlich an und zupfte an ihrem Nachthemd, „Dann geh schon mal duschen und so, ich chill‘ dann hier solange noch ´n bisschen.“
 

Er starrte sie mit geweiteten Augen an, wie sie an ihrem recht knappen Satin-Kleidchen zupfte. Und seine Augen blieben unwillkürlich am recht tiefen Dekolletee hängen, wanderten dann über ihre Brüste und weiter nach unten zu Regionen, die das Nachthemd verdeckte.

Verdammte Scheiße.

Sie war süß, sie war hübsch, und sie war verdammt sexy. Und sie war seit so langer zeit auch extrem enthaltsam… das war das Einzige, was störte. Wie gerne wäre er wieder zu ihr ins Bett gegangen? Je länger er sie so betrachtete, seine hübsche Frau, die mal eine Nutte gewesen war, desto stärker und dringender wurde das Verlangen in ihm, verdammt noch mal endlich wieder mit ihr zu schlafen… er wollte sie anfassen, er wollte hören, wie sie keuchte, er wollte, dass sie ihn berührte…

Scheiße…

Plötzlich wandte er sich von ihr ab, riss sich von dem Anblick ihres Ausschnitts los und stampfte wütend über sich selbst ins Badezimmer, die Tür heftig zuknallend und abschließend. Er durfte nicht zu lange daran denken… er wollte nicht, dass sie merkte, was sein Problem war… und auf keinen Fall durfte er riskieren, dass sie mitbekam, wenn er bei der bloßen Phantasie davon, mit ihr zu schlafen, vor Verlangen hart wurde…

„Ich hasse mich…“ stöhnte er deprimiert, lehnte den Kopf gegen die Badezimmertür und beschloss dann, die furchtbaren Gedanken mit einer kalten Dusche wegzuspülen.
 

––
 

Mikoto war genervt, weil sie nicht mithelfen durfte, nach Namie zu suchen.

„Bitte, du musst lieber bei den Kleinen bleiben, oder denkst du, Kansuke kann alleine auf die Zwillinge und Souya aufpassen?“ hatte Yashiru zu ihr gesagt, bevor sie mit Sanosuke und Haruka und einigen Shinobi aus Kusa losgezogen war, um weiter zu suchen. „Masami hilft dir sicher beim Babysitten. Du weißt doch, dass Susumu und Shigeru jemanden bei sich brauchen, auf den sie auch hören, wenn was ist, und Kansuke gehört nicht gerade zu ihren Respektspersonen!“
 

Das Mädchen sah das ein, hätte aber trotzdem lieber nach Namie gesucht. Sie machte sich genauso Sorgen um ihre Schwester wie alle anderen, wieso musste sie immer den Babysitter spielen? Wieso hätte Yashiru nicht selbst mit zum Stadion gehen können und sie hätte stattdessen nach Namie gesucht?

So saß sie dann gelangweilt wieder am selben Platz wie am Tag zuvor im Stadion auf einer Tribüne und sah auf die wieder reparierte Kampffläche, auf der einer der verbliebenen Suna-Nins gegen das Mädchen Runa aus Yunosukes Team kämpfte. Das Mädchen schlug sich gut, aber der Suna-Typ war trotzdem deutlich überlegen. Dabei hätte Mikoto Runa den Sieg gegönnt, wo sie doch das einzige Mädchen war, das noch dabei war.

„Keine Chance, sie ist ja auch ein Mädchen!“ sagte Susumu lässig, „Na, Nori, wollen wir wetten? Wenn du verlierst, gibst du mir tausend, und wenn ich nicht verliere, gibst du mir-…“

„Vergiss es!“ schnaubte Nori und verschränkte beleidigt die Arme, wobei sie die Puffärmel ihres schneeweißen Kleidchens zerknautschte, „Ich wette nicht mehr mit euch, ihr legt mich ja nur rein!“

„Uuuh, sie hat dazugelernt…“ raunte Shigeru, bevor er und sein Zwillingsbruder gedämpft zu lachen anfingen.

„Ja, Mist, und woher kriegen wir jetzt Geld für das Eis nachher?“

„Ihr seid so panne,“ kommentierte Mikoto das Verhalten ihrer kleinsten Brüder kopfschüttelnd. Sie linste auf Masami, der ziemlich konzentriert auf die Arena sah und offenbar echt gefesselt war von dem Kampf. Grinsend wedelte sie mit der Hand vor seinen Augen herum, bis er den Kopf hob und sie ansah.

„Hm?“

„Wow, du bist ja hin und weg,“ sagte seine Cousine feixend, „So spannend, huh?“

„Na ja,“ machte er und lächelte kurz, „Entschuldige, wenn ich etwas dusselig bin heute, ich hab wenig geschlafen und meine Augen sind die Hölle. – Der Kampf ist nicht schlecht, aber ich habe auch schon spannendere gesehen… richtig gut sind doch nur die, bei denen man nicht am Anfang weiß, wer gewinnen wird.“

„Was is’n mit deinen Augen?“ wunderte sich Mikoto und sah in seine Augen, die einen normalen Eindruck machten. Sie wusste ja von der ewigen Gereiztheit seiner Augen, die ihn schon seit frühester Kindheit plagte. Ihr Vater hatte einmal erzählt, das käme daher, dass Masami schon so irre früh Sharingan bekommen hatte; seine Augen schienen selbst jetzt, nach über zehn Jahren, in denen er die Sharingan schon hatte, noch nicht mit deren Nutzung einverstanden zu sein. Sie fragte sich, wieso das so extrem war bei ihm; auch, wenn niemand jemals mit vier Jahren Sharingan gehabt hatte, es hatte auch noch nie jemand Probleme mit den Augen bekommen, soweit sie wusste.

„Es flimmert wieder,“ entgegnete Masami ruhig und lehnte sich jetzt zurück, die Arme vor der Brust verschränkend. „Mitunter sehe ich lauter schwarze Punkte vor meinen Augen herumtanzen; ich denke nicht, dass das sehr gesund ist.“

„Dann sag es doch Oma oder Onkel Satoya oder so jemandem…“

„Die wissen das doch. Ich hab doch Tropfen zu Hause, die die Reizung lindern. Außerdem arbeite ich daran, ein Jutsu zu entwickeln, das mir auf Dauer die nervigen Tropfen ersetzen kann. Ich bin so gut wie fertig damit, ganz perfekt ist es allerdings noch nicht. Ich hab es Hikari no jutsu getauft; weil es ja Licht macht, sozusagen.“

„Echt?!“ staunte sie entsetzt, „Du hast ein Medizinjutsu erfunden?! I-ich wusste gar nicht, dass du das auch kannst…“

„Dummerweise ist es etwas zu hell und wenn ich mir das in die Augen haue, sehe ich für eine halbe Stunde gar nichts mehr, weil es so blendet!“ seufzte er darauf, „Ich sage ja, es ist noch nicht perfekt.“ Er sah an ihr vorbei hinunter in die Arena, wo der Kampf gerade endete und Runa geschlagen zu Boden sank. Der Suna-Nin war damit der Sieger und würde am nächsten Tag ins Finale kommen.
 

Jetzt stellte sich nur noch die Frage, gegen wen er antreten müsste; übrig waren Yunosuke, Takuma und der letzte Suna-Nin. Aus den dreien würde der zweite Finalist hervorgehen. Zuerst waren Takuma und der Suna-Nin an der Reihe; Yunosuke hatte das Glück, nicht für den ersten Kampf ausgelost worden zu sein, während sein Bruder sich also zweimal würde abrackern müssen an dem Tag.

Mikoto und Masami waren jetzt natürlich aufmerksamer, wenn ihr Cousin jetzt an der Reihe war, ebenso waren es alle anderen Uchihas und deren Anhängsel. Yasuki als Lehrer von Takuma interessierte der Kampf natürlich ebenso sehr wie die Familie. Nori pulte lieber am Tüll ihres Kleidchens herum und Kumiko war dabei, sich mit einem kleinen Spiegel in der Hand zu schminken. Zumindest solange, bis Satoya ihr von hinten über die Schulter langte und ihr den pinken Lippenstift wegnahm. Sie fuhr erschrocken herum und starrte ihn an.

„Hey!“ zischte sie, „Bist du jetzt Transvestit, Satoya?“

„Wenn du dich sowieso nicht für den Kampf interessierst, geh ins Hotel und leg dir da deine Gurkenmaske auf,“ konterte er leise aber energisch, sie mit einem grantigen Blick strafend, „Ganz schön unhöflich die Nummer, oder? Guck mich nicht so tussig an, das bisschen Respekt bist du mir schuldig, Kumiko.“ Kumiko schnaubte bloß, senkte aber weit den Kopf und drehte sich wieder nach vorne um. Yasuki schien gar nicht bemerkt zu haben, was passiert war, er sah nach wie vor nach unten auf die Kampffläche. Dann begann der Kampf.
 

Akira saß bei seinem Freund Junya, der ihm schon begeistert davon erzählt hatte, dass Masami ihm in Konoha neue Katon-Jutsus beibringen würde. Jetzt hofften die beiden Jungen natürlich, dass ihr Teamkamerad den Kampf gewinnen würde. Junya war ziemlich zuversichtlich.

„Takuma ist kein Depp, der packt das locker. Diese Suna-Leute sind so arrogant und eingebildet, dass sie uns generell unterschätzen!“

„Ich hoffe es,“ machte Akira dumpf. Er linste zu Masami herunter, der schräg vor ihm saß, und hoffte, dass sein gruseliger Cousin keine Augen im Hinterkopf hatte. Er wusste nicht ganz, ob er die Idee gut fand, dass Junya von ihm Jutsus lernen würde… was, wenn sein Vater recht hatte und Masami Namie hatte verschwinden lassen? Und ein Mörder war? – Alle Ninja waren Mörder, aber normalerweise nicht als kleine Kinder. Und was, wenn Masami auch Junya verschwinden ließe?! Das durfte er doch nicht zulassen!

Er beschloss tapfer, zu versuchen, seinen Freund dazu zu überreden, das Training sein zu lassen. Die Frage war nur, wie er Junyas Begeisterung für die neuen Katon-Jutsus entgegenkommen könnte… er konnte ihm ja schlecht sagen, wieso er das Training verhindern wollte…
 

Über diese Frage nachdenkend rutschte der Blonde während des Kampfes unruhig hin und her und achtete gar nicht mehr richtig auf die Arena oder auf Takuma. Erst als plötzlich lautes Raunen in der Menge losging und Junya jubelnd eine Faust in die Luft stieß, merkte er, dass der Kampf vorbei war – Takuma hatte gewonnen.

„Was? Oh!“ machte der Junge und sprang wie Junya auf, um zu applaudieren, „Toll gemacht, Takuma! Mach s-sie fertig, meine ich! Haha!“

Junya sah ihn schräg an, als er nervös lachte und dabei nicht ganz so begeistert aussah wie er hätte sein können.

„Was ist?“ fragte er seinen blonden Freund verblüfft, „Bist du okay, Akira? Du siehst so nervös aus!“

„Wie?“ keuchte der Kleine und setzte sich wieder, „I-ich, gar nicht wahr!“

„Okaaay…?“ murmelte Junya konfus, ließ Akira aber in Ruhe. Ihm war natürlich längst aufgefallen, dass sein Freund nicht ganz bei der Sache war und mit den Gedanken offenbar weit entfernt von der Arena war, wieso auch immer. Akira war kein schlechter Mensch. Junya dachte sich, wenn er so nervös über etwas nachdachte und dafür sogar den Kampf seines besten Freundes verpasste, musste es was ziemlich Wichtiges sein. Er würde ihn einfach nachher fragen.
 

Aber jetzt waren andere Sachen wichtig. Er stieß Akira grinsend an.

„Hey, jetzt wird’s erst witzig! Meine beiden Brüder müssen jetzt gegeneinander kämpfen! Mal sehen, wer von beiden besser ist!“

„U-und für wen hältst du?“

„Hmm, ich kann für niemanden halten. Sie sind beide meine Brüder! Du hältst für Takuma, ist klar.“ Er grinste, beugte sich vor und tippte Susumu und Shigeru vor sich an. „He, ihr Spinner! Wettet ihr wieder mit irgendwem, was meint ihr, wer gewinnt?“

„Hmm, schwer!“ kommentierte Shigeru, „Sie sind sehr verschieden, aber etwa gleich gut, glaube ich!“

„Wir wetten heute nicht,“ erklärte Susumu, „Nori hat uns durchschaut, die blöde Kuh.“

„Das hab ich gehört!“ schnaubte das kleine Mädchen neben ihm, dann grinste es diabolisch und klammerte sich an Susumus Hals, worauf der aufschrie.

„HEY!“

„Zur Strafe bekommst du von mir ein Küsschen! Hahaha!“

„Oh mein Gott, neiiiin!“ schrie Shigeru theatralisch, seinen Bruder verteidigend, der vor Schreck blass wurde, „Er ist noch Jungfrau!“ Zu spät; Nori beugte sich schon herüber und drückte dem armen Jungen einen Kuss auf die Wange, bevor sie ihn giggelnd wieder losließ und Susumu stöhnend zurück in den Sitz sank.

„Buärks!“ zischte er und wischte sich mit aller Kraft die Wange ab, die sie geküsst hatte, „Weiber! Sowas ekliges, ih gitt!“ Mikoto neben ihm fing an zu lachen, ebenso die Erwachsenen hinter ihm, selbst Satoya grinste.

„Uuuh, Susumu-chans erster Kuss…“ kicherte Chidori, und Susumu schnaubte verärgert und stierte Nori vernichtend an.

„Dafür wirst du bitter bezahlen!“ schwor er ihr grantig, und sie kuschelte sich immer noch kichernd an ihre ebenfalls grinsende Mutter Kumiko.

„Wettest du mit mir, Tante Chidori?“ bat Shigeru sie aufgelöst, „W-wir brauchen Geld für Desinfektionsspray! Vielleicht löst Nii-chans Wange sich auf!“

„Wenn Nori keine Schwefelsäure im Mund hatte nicht, glaub mir,“ entgegnete seine Tante feixend und Shigeru murrte. Susumu wischte sich immer noch die längst trockene Wange.

„Jetzt haltet mal den Babbel, es geht los!“ unterbrach Mikoto das Gezeter neben sich, und alle sahen gespannt wieder nach unten, wo Takuma und Yunosuke sich schon gegenüber standen.

Der Schiedsrichter gab das Startsignal.
 

Das wird dauern, war das einzige, das Takuma dachte, als der Kampf begann und sein Bruder sofort schnell wie ein Blitz auf ihn zugeschossen kam. Die Sharingan sofort aktiviert wich er seinem kleinen Bruder aus, hatte bei ihm aber viel mehr Mühe auszuweichen als bei jedem anderen; erstens war Yunosuke durch das krasse Taijutsu-Training sehr viel schneller als die meisten anderen und zweitens hatte er ebenfalls Sharingan. Es würde ein Kampf mit hoher Geschwindigkeit, aber kein schneller Kampf werden; stattdessen mehr ein ewiges Ausweichen und Hin und Her.

Yunosuke würde versuchen, nahe an Takuma heranzukommen, um ihn mit Taijutsu umzuhauen.

Und Takuma würde versuchen, so viel Abstand wie möglich von Yunosuke zu behalten.

Yasuki auf seiner Tribüne gluckste und suchte in der Menge nach Rock Lee, Yunosukes Lehrer.

Amüsant… dann werden wir ja sehen was besser zieht… mit Yunosuke als purem Taijutsu-Freak und Takuma als purem Ninjutsu-Freak…
 

––
 

„Katon! Gokakyuu no jutsu!“

„Pff, so einfach kriegst’e mich auch nicht, Nii-san!“ schrie Yunosuke und wich mühelos dem Feuerball aus, der die kleine Arena halb verkohlte. Takuma murrte und wich den Schlägen und Tritten seines Bruders aus, bis dieser plötzlich mit einer blitzartigen Geschwindigkeit aus dem Nichts hinter ihm auftauchte, dass er keine Chance zum Blocken bekam und ein harter Tritt in den Rücken den Jungen in hohem Bogen quer über das ganze Feld katapultierte. Raunen aus der Menge.

Yunosuke landete auf dem Erdboden und rappelte sich auf, während auch sein Bruder jetzt landete, sich überschlug und dann am Boden lag. „Im Wegrennen bist’e gut, Nii-san, aber um mich zu besiegen reicht das nicht!“ Damit stürzte er sich wieder nach vorne auf seinen Bruder, der sich gerade wieder aufrappelte. Dieses Mal blockte er den Angriff mit einem kleinen Kurzschwert, das er aus seinem Gürtel gezogen hatte. Ein rasanter Schlagabtausch von Füßen, Händen und dem Kurzschert folgte. Yunosuke war erstaunt über die Widerstandsfähigkeit seines Bruders, der langsam besser mit dem Tempo mithalten konnte. „Was is’n das eigentlich für’n Schwert, ist das neu?“ fragte er nebenbei verblüfft, „Wo is’n deine Armbrust?“

„Auf dem Rücken, und ach, so neu ist der Dolch gar nicht. Hat Junya mir letztes Weihnachten gemacht.“

„Ey, wieso kriege ich nicht sowas Cooles von ihm?!“

„Weil du doof bist…?“ feixte Takuma, und die Mühe, mitzuhalten, wurde dank seiner Sharingan immer weniger. Yunosuke war schnell… aber offensichtlich war er selbst im Benutzen der Sharingan besser als der Jüngere.

Gut zu wissen.
 

Er schlug mit dem Kurzschwert erneut nach seinem Bruder, worauf dieser zurücksprang, einen Salto in der Luft machte und wieder auf dem Boden landete; in der sehr kurzen Flugzeit hatte Takuma seinerseits genug Zeit, Luft zu holen und blitzschnell Fingerzeichen zu schließen.

„Katon! Housenka no jutsu!“

Wie er erwartet hatte wich Yunosuke nach hinten aus. Takuma ließ die vielen Flammen sich in fliegende Shuriken verwandeln, die auf Yunosuke zuschnellten, und abermals wich der Jüngere geschickt allen Waffen aus, die letzten zwei trat er mit gekonnten Tritten mühelos zur Seite, sodass sie an die Wand knallten und dort stecken blieben, fast auf gleicher Höhe mit etwas Abstand nebeneinander.

„Pff!“ grinste Yunosuke breit und sah mit dem albernen Grinsen fast so aus wie sein alter Lehrer Rock Lee, was Takuma beunruhigte.

Bitte, lass ihn nicht auch so ein Gaylord werden – nichts gegen Lee-sensei, aber dieser Anzug ist Stilbruch! Wenn mein Bruder anfängt, sowas anzuziehen, ziehe ich aus…

Er hatte keine Zeit, weiterzudenken.

Yunosuke war erneut so schnell und plötzlich direkt neben ihm, dass er gerade eben noch ausweichen konnte und so einem neuen, heftigen Schlag entkam. Als er zur Seite hechtete, streite Yunosukes Faust beim zweiten Schlag seinen Arm.

„Aua…“ murmelte Takuma, bevor er wieder vorsprang und zwei Kunais auf Yunosuke warf, denen der spielerisch auswich. Aber kaum war das getan, musste Yunosuke schon dem nächsten Katon-Jutsu ausweichen. Eine Weile flohen sie so voreinander her, bis Yunosuke wieder seine Schnelligkeit nutzte und seinen Bruder mit voller Kraft in den Boden trat, sodass ein großer Krater entstand, in den Takuma keuchend hinein gerammt wurde und wo er einige Sekunden keuchend liegen blieb.

„Heh!“ kicherte Yunosuke fröhlich und hopste Fingerzeichen schließend auf und ab wie ein Kind, das sich über ein riesiges Geschenk freute, „Während du da sowieso nur rumhängst, habe ich zeit für mein neues Jutsu!“

„Neues Jutsu?“ stöhnte Takuma erledigt und rappelte sich mühevoll aus dem Loch im Boden hoch. Sein Rücken wäre ziemlich verbogen hiernach, das war mal klar… und sowas schimpfte sich sein Bruder, wie unhöflich!

Als er wieder auf beiden Beinen stand, hörte er erst das laute Gemurmel der Menge und beim Blick auf Yunosuke wurde ihm erst klar, von was für einem neuen Jutsu er geredet hatte.

In Yunosukes Hand war nichts Geringeres als eine gleißend helle, blitzende Kugel aus purem Chakra.
 

Satoya zog beide Brauen hoch.

„Woher kann Yunosuke Chidori?!“ fragte er sich erschrocken, „W-wer hat ihm das bitte beigebracht, Lee ja wohl kaum!“

„Ich war‘s nicht,“ machte Chidori. Mikoto stieß Masami an.

„Hast du nicht selbst gestern gesagt, er könnte gut Chidori lernen?“

„Hmm, ja,“ sagte Masami, „Aber beigebracht habe ich es ihm nicht, in einem Tag wird das ja wohl nicht gehen. Auf Yunosukes Level braucht man Wochen, um Chidori beherrschen zu können.“ Junya schnaubte.

„Wer immer es war, ich verhaue ihn, weil mir nie jemand sowas Cooles beibringt!“

„Immer diese gewalttätige Jugend,“ machte Yasuki kopfschüttelnd.
 

„Chidori!“ schrie Yunosuke laut, als er sich auf seinen Bruder stürzte, die Attacke voraus. Takuma konnte zwar kein Chidori; aber er wusste, wie die Attacke funktionierte. Jetzt musste er schnell sein, wenn er alle Gliedmaßen behalten wollte… er sprang zurück, dann zur Seite und rannte auf die Wand zu, Yunosuke hinter ihm her mit der Chakrakugel. Das laute Kreischen der tausend Vögel erfüllte die Luft, als Takuma die Wand erreichte und in irrer Geschwindigkeit daran hochrannte; aber nur einige Meter, bevor er sich mit aller Kraft rückwärts abstieß und mit einem Salto über Yunosuke hinweg flog, bis er wieder hinter ihm war und sein Gegner immer noch vor der Wand war. Yunosuke war zu schnell, um zu bremsen, und rannte mit samt der Attacke gegen die Wand, rammte das Jutsu dagegen und ließ dadurch das ganze Stadion mit einem ohrenbetäubenden Krachen erzittern, als in der Wand ein gigantischer Kratzer entstand – Takuma fragte sich, was das für eine dicke Wand war, dass die kein Loch bekam.

„W-was…?!“ stöhnte Yunosuke und schnappte nach Luft, als er plötzlich hinter sich ein Geräusch hörte und herumfuhr – da flog auch schon haarscharf eine Senbon-Nadel an seinem Gesicht vorbei, die einen fast durchsichtigen, aber festen Faden hinter sich herzog. Die Nadel flog an Yunosuke vorbei und er verfolgte sie erstaunt mit dem Blick, als sie haargenau durch das Loch in dem einen Shuriken flog, der noch von seinem Angriff vorhin in der Wand steckte. Als er den Kopf wieder nach links wandte, stand Takuma mit seiner Armbrust einige Meter entfernt, die Waffe auf ihn richtend. „Deine Nadel ging daneben, Nii-san!“ feixte Yunosuke, und Takuma grinste.

„Nein, ging sie nicht, sie ist genau da, wo ich sie haben wollte. Versuch mal, vorwärts zu gehen!“

„Wie?!“ schnaubte er und trat vor – er kam nicht weit, weil er durch ein fast unsichtbares Seil aufgehalten wurde, das genau vor seiner Brust gespannt worden war. Mit einer Handbewegung von seinem Bruder zurrte sich das Seil fester gegen ihn und drückte ihn dann gegen die Wand. Yunosuke hustete, während sein Bruder in aller Ruhe die Fingerzeichen für das Finale schloss.

„Du stehst genau zwischen den beiden Shuriken, die in der Wand stecken,“ erklärte er, „Ich konnte die Nadel also durch beide Grifflöcher durchschießen, sodass der Faden zwischen ihnen genau vor seinen Rippen gespannt wird. Ach ja, und verrat mir gefälligst, wer dir Chidori beigebracht hat und uns anderen nicht!“ Dann schloss er das letzte Zeichen und Yunosuke schnappte nach Luft.
 

„Katon! Ryuuka no jutsu!“
 

––
 

So hatte Takuma also den Kampf gewonnen und würde also am nächsten Tag zum Finale gegen den Suna-Nin antreten müssen, der Runa geschlagen hatte. Nach dem Katon-Jutsu, das ihn getroffen hatte, war der arme Yunosuke leicht malträtiert ins Krankenhaus gekommen; er hatte aber keine schweren Verletzungen erlitten, nur einige Brandblasen. Wieder zurück im Hotel war wegen Takumas Sieg natürlich zumindest ein bisschen feiern angesagt, obwohl Namie weg war.

„Das ist Takumas Tag,“ sagte Moe dazu, „Wir sollten ihn ihm nicht durch unsere Sorge verderben, Namie wird nicht schneller wieder auftauchen, wenn wir hier den Rest des Tages Trübsal blasen!“ Das war wahr und dem stimmten auch alle zu.

„Macht euch keinen Stress, Leute,“ machte Takuma müde und linste zur Glastür des Hotels, vor der sich sein neu gegründeter Fanclub tummelte, wie Junya es feixend nannte; seit den Kämpfen der Chuuninprüfung und seit er so mühelos einfach von Runde zu Runde weiterzukommen schien, hatte er plötzlich lauter Fangirls, die er noch nie zuvor gesehen hatte, die aber gerne auf einem Haufen herumlungerten, ihn im Vorbeigehen anstrahlten und dann leise kicherten. Er hatte sogar schon Mädchen gesehen, die sich extrem viel Eyeliner um die Augen geschmiert hatten – extrem unprofessionell – vermutlich, um ihm zu imponieren, aber irgendwie sahen sie mit den fett schwarz umrandeten Augen eher wie Gaara aus und bei manchen wollte das auch gar nicht zu den schickimicki Klamotten passen und wirkte ziemlich affig.

Außerdem, was sollte er denn mit Fangirls, er hatte doch Tsumu. Die mochte wenigstens wirklich Visu und tat nicht nur so und außerdem kannte er sie im Gegensatz zum Rest der Mädels.
 

„Jetzt sag doch auch mal was, Akira!“ nervte Junya seinen Freund da und haute ihm auf den Rücken, weil er seit dem Ende der Kämpfe schon recht trübselig neben ihm herlief und weder viel sprach noch sich zu freuen schien, dass Takuma weiter war. Takuma drehte den Kopf, als er Akiras Namen hörte, und sah den Blonden ebenfalls an.

„Lass ihn, er hat sicher für Yunosuke gehalten!“ feixte er in Junyas Richtung, und Akira fuhr hoch und errötete.

„W-was?! Gar nicht, ich meine, d-du bist mein bester Freund! T-tut mir leid, dass ich so doof bin, ich… ich… bin nur… müde…“

„Ich glaube, du bist krank,“ murmelte Junya und hustete ironischerweise einen Atemzug später. Takuma zog eine Augenbraue hoch.

„Gibt es… irgendwas, das du mir sagen möchtest?“ fragte er langsam, Akira dabei eindringlich anstarrend, und der Kleine wich seinen Blicken scheu aus. Er wagte nicht, sich nach Masami umzusehen… er wagte nicht, sich nach irgendwem umzusehen. Die Angst, dass man ihm aus unerfindlichen Gründen ansehen könnte, was er verschwieg, war zu groß…

Akira war sicher, dass Masami mit Namies Verschwinden zu tun hatte.
 

Aber niemand wusste, was er Namie angetan haben mochte…
 

„Akira,“ wurde er aus seinen Gedanken gerissen, und er sah Takuma mit ernster Miene vor sich, der seinen Arm ergriffen hatte. Junya hustete sich neben ihm die Lunge aus dem Leib und Moe war bereits herbeigeeilt, um völlig hysterisch nach ihrem Mann zu rufen und zu versuchen, mit Junya zu kommunizieren. „Komm,“ sagte Takuma dann grinsend, „Wir gehen in unser Zimmer!“ Er haute seinem Freund auf die Schulter und lief schon voraus. Betreten folgte Akira ihm und warf unsicher einen Blick über die Schulter.

Masami sah zu ihm herüber.

Der Kleine fuhr innerlich zusammen, als er merkte, dass die Augen seines Cousins auf ihm ruhten. Seit wann starrte er ihn an? Schon lange oder zufällig seit eben? Seine Angst wurde immer größer und er beeilte sich panisch, Takuma zu folgen… weg von Masami, der nur amüsiert gluckste und sich gegen eine Wand lehnte.

„Akira ist so extrem ängstlich, das ist gar nicht möglich,“ stellte er belustigt fest, „Eben sah er aus, als wäre er vor mir weggerannt, komisch.“

„Ja, du bist ja sooo gruselig,“ machte Mikoto sarkastisch, und er hob eine Hand und strich ihr über die langen Haare.

„Ich weiß.“
 

––
 

Takuma schloss hinter Akira die Zimmertür und holte einen Lolli aus seiner Tasche, den er ihm hinhielt.

„Willst du einen?“ Akira sah nur verstört zur Tür als erwartete er, jemand könnte hereinplatzen und sie umbringen wollen. „Okay… jetzt schieß los, was ist los mit dir? Jetzt sag nicht Nichts, ich weiß, dass du was hast! Du bist total nervös und guckst dich ständig um… wirst du verfolgt oder so?!“

„N-nein!“ keuchte Akira unglücklich, „I-ich… ich kann's dir nicht erzählen, es ist furchtbar!“
 

Takuma zog beunruhigt eine Augenbraue hoch. Er zögerte etwas, bevor er langsam fortfuhr:

„Furchtbar? Weißt du was… über Namie, oder was?“ Akira zuckte merklich zusammen. „W-was, Akira? Sag es mir, bitte! Es ist wichtig, dass wir wissen, was mit Namie ist, das darfst du nicht verschweigen!“

„I-i-ich weiß nicht, was mit ihr ist!“ jammerte Akira, „Ehrlich nicht! Ich… ich… i-ich habe… T-Takuma, du musst mir etwas versprechen! Bitte! Schwör mir, dass du niemandem sagst, was ich dir erzähle!... U-und erst recht nicht, dass du es von mir weißt! Schwörst du?“ Sein Freund blinzelte über die Hysterie des Blonden.

Was ist nur in ihn gefahren? Er führt sich auf, als hätte ihn jemand erpresst oder was anderes Furchtbares getan… jetzt bin ich aber gespannt.

„Ja, tue ich. Schieß los!“
 

Akira erzählte ihm, was er in Konoha gehört hatte. Was sein Vater mit Namie besprochen hatte. Von Masami. Takuma hörte ihm zu und seine Augen wurden immer größer, bis Akira endlich fertig war und sich völlig erleichtert seufzend auf ein Bett fallen ließ.

Er hatte es gesagt… er hatte mit jemandem geredet! Plötzlich fühlte er sich, als hätte man ihm eine Zentnerschwere Last von den Schultern genommen.
 

„Das würde heißen, Masami hat Namie entführt oder sogar umgebracht?!“ zischte Takuma gedämpft, und Akira stöhnte nur. Er war blass geworden.

„I-ich fühle mich nicht gut,“ seufzte er, „I-ich hab Angst… was, wenn Masami rausfindet, dass wir das wissen? Ob er weiß, dass mein Vater Namie geschickt hat, um ihn zu bespitzeln? V-vielleicht hat er sie bemerkt und sie getötet!“

„Wenn Masami von deinem Vater etwas wüsste, wäre der sicher auch längst von der Bildfläche verschwunden,“ orakelte Takuma und jagte dem armen Akira damit unabsichtlich noch mehr Angst ein.

„M-mein Vater soll nicht sterben!“

„Wird er nicht, Nishiki passt sicher auf sich auf! Er ist das Oberhaupt des Hyuuga-Clans, ich würde mir keine Sorgen um ihn machen! – Von uns kann Masami nichts wissen… wie sollte er? Niemand außer uns beiden weiß, dass wir das wissen. Hab keine Angst, Masamis wird uns nichts tun… und ich… ich meine, wir wissen nicht wirklich, ob er Namie wirklich getötet oder ihr sonst was angetan hat. Vielleicht irren wir uns alle!“

„U-und wenn nicht?“ stöhnte Akira verzweifelt. Takuma senkte den Kopf.

Er wusste keine Antwort darauf…
 

––
 

In einem der Salons des Hotels feierten die Übrigen indessen Takumas gutes Vorankommen. Als Yashiru, Haruka und Sanosuke von ihrer Suche zurückkehrten, blieben sie nur kurz dabei, um kurz mit den anderen zu sprechen; vor allem Haruka und Sanosuke war gerade wirklich nicht zum Feiern zu Mute.

„Wenn morgen das Finale vorbei ist, kehren wir zurück nach Konoha,“ ordnete Naruto an, als Sanosuke ihm berichtete, dass Namie nach wie vor verschwunden war. „Sanosuke… Kopf hoch. Wir werden Namie finden, das verspreche ich euch. Wir werden von Konoha aus Suchtrupps losschicken hierher und noch überall anders hin. Gibt es nicht den Hauch einer Spur?“

„Gar nichts,“ seufzte Sanosuke, „Es ist wie bei Naoyas Mörder… kein einziger, noch so kleiner Hinweis auf seinen Verbleib. Namie ist wie… vom Erdboden verschluckt. Haruka ist völlig am Ende und ich… weiß ehrlich gesagt auch nicht mehr, wie lange ich noch durchhalten kann, Hokage-sama… ich bin fast am Ende meiner Kräfte… und vor allem langsam am Rande meines Verstands.“

„Ich weiß,“ machte Naruto betreten und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Aber ich verspreche dir, dass wir sie finden werden.“
 

Mikoto seufzte unglücklich, als ihre Eltern und Yashiru wieder gingen, um zu schlafen. Morgen würden sie wieder suchen… wie die letzten Wochen.

„Sie finden sie ja doch nicht,“ meinte sie zitternd, „Sicher ist Nee-chan längst tot und irgendwo unter der Erde! Toll, echt! Hat sich gelohnt, herzufahren!“ Während sie sprach, wurde sie immer wütender, bis sie schließlich schluchzte und sich wütend über die Augen fuhr. „Guck mich nicht so an, Fuuya! Ich heule nicht, ich habe verdammt noch mal ´ne Scheißangst um meine Schwester, du Arsch!“

„I-ich hab gar nichts gesagt!“ machte Fuuya verwirrt und sah sie besorgt an, während er neben ihr auf einem Sessel saß. Er sah verunsichert zu Masami, der auf der anderen Seite saß und in der Hand einen Sakebecher hielt, den er gedankenverloren hin und her schwenkte und ihn dabei anstarrte, als wollte er ihn hypnotisieren. „Mikoto-chan… hey, alles wird gut!“ versuchte der Violetthaarige dann, sie zu beruhigen, als Masami sich nicht rührte, „Sie werden sie finden, sag sowas nicht. Namie ist nicht tot, das glaube ich nicht! Du darfst die Hoffnung nicht einfach aufgeben, Mikoto!“

„Ach, Hoffnung!“ zeterte sie, „Hoffen ist was für Weicheier! Hier gibt’s nur Fakten, ey! Wo soll sie denn sein, du Affe?! Sag‘s mir!“ Fuuya seufzte.

„Mikoto, bitte… dreh nicht durch! Ich verstehe doch, dass du Angst hast, ich hatte auch Angst, als es hieß, Mashuu könnte sterben! So ist das nun mal bei Geschwistern! – mann, Masami, sag doch auch mal was, statt deinen Sake zu hypnotisieren!“

Mikoto sah schniefend zu Masami, der jetzt den Kopf zu ihr drehte.

„Ich glaube auch nicht, dass Namie tot ist,“ sagte er zu seiner Cousine, und sie erzitterte. Seufzend gab er Fuuya seinen Becher, „Halt mal,“ und zog Mikoto dann fest in seine Arme. „Hey… wenn du Panik schiebst, wird Namie nicht wiederkommen. Niemand sagt, dass sie das eher tun würde, wenn du hoffst, aber du kannst ja versuchen, daran zu glauben. Sobald wir wieder in Konoha sind helfe ich dir, sie zu suchen, versprochen.“ Mikoto drückte sich verzweifelt gegen seine warme Brust und lauschte dem beruhigenden Klang seines Herzschlags, und er strich ihr über den Kopf und sah dabei den ratlosen Fuuya an, der mit dem Sakebecher da saß. Aus dem Augenwinkel verfolgte er, wie auch Takuma und Akira wieder in den Salon kamen. „Akira sieht krank aus,“ bemerkte er murmelnd, „Vielleicht sollte jemand mal… mit ihm zum Arzt, er ist echt blass, oder?“

Fuuya sah sich nach seinem Cousin um und blinzelte kurz.

„Hmm… hast recht.“
 

––
 

In der Nacht wurde es stockfinster, weil Neumond war.

Takuma wurde von Junyas Husten geweckt. Als er die Augen aufschlug und sich seufzend im Bett herumdrehte, lag Junya im Bett auf der Seite und hustete leise vor sich hin. Klang nicht gesund.

Er wurde auf ein Rascheln neben sich aufmerksam und sah herüber zu Akiras Bett – der Kleine setzte sich gerade auf und rieb sich den Kopf.

„Akira?“ flüsterte Takuma, „Was ist?“

Aber sein Freund antwortete nicht; stattdessen schlug er die Bettdecke zurück, stand plötzlich auf und ging langsam, aber zielstrebig zur Zimmertür. Takuma blinzelte. War der taub?

„Hey – Akira? Hörst du mich?!“ versuchte er es noch mal – keine Reaktion. Der Blonde erreichte die Tür, öffnete sie und ging aus dem Zimmer, die Tür hinter sich schließend. Jetzt vollends beunruhigt stand Takuma auch auf, worauf sein Bruder Yunosuke aufwachte, der mit einigen Verbänden aus dem Krankenhaus entlassen worden war.

„Was’n…?“ stöhnte er, und Takuma sah ihn an.

„Ich glaube, Akira schlafwandelt!“ meinte er und zog schnell seine Sandalen an, bevor er seinem Freund auf den Flur folgte.

„Was?“ machte Yunosuke, schälte ich auch aus dem Bett und lief Takuma nach. Sie verfolgten, wie Akira den Flur hinunter zur Treppe ging, die auch hinunter und Richtung Foyer.

„Wo will’n der hin?!“ fragte Yunosuke, „Sollten wir ihn wecken…?!“

„Ich weiß gerade nicht, was – hey!“ Takuma zeigte nach vorne ins Foyer, wo sie gerade ankamen; Akira steuerte auf die Eingangstür zu, öffnete sie und verließ im Schlafanzug und barfuß das Hotel. Die beiden Uchihas rannten ihm nach und holten ihn auf der Straße ein. Takuma hielt ihn fest und schüttelte ihn.

„Hey, Akira! W-wo willst du hin, wach auf! Du stehst mitten auf der Straße!“

„Loslassen…“ stöhnte Akira benommen, und Takuma sah auf Yunosuke. Den Moment der Verwirrung nutzte Akira, um sich loszureißen, und er rannte plötzlich los, die Straße hinunter.

„HEY!“ schrie Yunosuke und setzte ihm gefolgt von seinem Bruder nach, aber der Blonde war erstaunlich schnell, schneller als normalerweise, wie Yunosuke fand. „I-ich kann ihn nicht einholen!“ keuchte er, „W-was ist denn mit ihm los?!“

„Keine Ahnung, komm schnell!“ rief Takuma beunruhigt, „Wir müssen ihn auf alle Fälle aufhalten!“ Sie rannten weite, bis sie um eine Ecke bogen und plötzlich erstarrten, denn was sie sahen, ließ ihren Verstand versagen.

Mitten in der Luft auf der Straße hing eine Art schwarzes Loch wie eine sehr große, pechschwarze Flamme, genau vor ihr lief Akira, genau auf das Ding in der Luft zu… und dann hinein in die Finsternis des Loches. Takuma und Yunosuke wagten nicht, sich zu rühren, als sich das Loch plötzlich von selbst schloss und so schnell und plötzlich verschwunden war, wie es da gewesen war. Von Akira war keine Spur mehr.

Es herrschte Totenstille auf der Straße. Nur zwei Jungen in Schlafklamotten und einer von ihnen barfuß standen dort und starrten mit offenen Mündern auf die Stelle, an der ihr Cousin spurlos verschwunden war.
 

„W-was… zum Geier war… das?!“ keuchte Yunosuke und wurde weiß. „W-wo ist Akira?!“

„Keine Ahnung…?!“ machte sein Bruder, und sie trauten sich jetzt, hinzurennen, nur, um eine völlig normale, leere Straße vorzufinden.

„Nichts!“ machte Yunosuke, „Hier ist nichts! A-aber gerade war Akira doch noch da! Was war das für eine komische schwarze Erscheinung?!“ Takuma blinzelte.

„W-wir sollten schnell zurück ins Hotel… schnell, bevor was passiert!“

„O-okay… sollten wir Mama und Papa Bescheid sagen, was passiert ist?!“ Sie rannten los zurück zum Hotel, und Takuma dachte unwillkürlich an Akira… und an Masami.

Verdammt… Akira ist verschwunden… genau wie Namie! Was, wenn es stimmt und Masami dahinter steckt?! Wenn er rausgefunden hat, dass Akira es wusste, wäre das zumindest der Grund, ihn auch verschwinden zu lassen! Wenn er rausfindet, dass wir beide das auch wissen, wer weiß, wer dann als nächstes weg ist?! Vielleicht die ganze Familie… wir müssen auf alle Fälle aufpassen, wem wir was sagen!

„Nein,“ machte er dann, „Noch dürfen wir niemandem sagen, was wir gerade gesehen haben. Ich habe-… ich habe einen schlimmen Verdacht, was passiert sein könnte. Aber wenn wir es jetzt jemandem erzählen, verschwinden bestimmt noch mehr!“ Yunosuke konnte ihm nicht folgen.

„Was bitte?!“

„Bitte tu einfach, was ich sage, Otouto! Vielleicht hängt unser Leben von dem ab, was wir tun und sagen!“ Yunosuke keuchte.

„D-du machst mir Angst, Nii-san… wovon sprichst du da? Unser Leben?! Glaubst du, jemand will uns töten?!“

„Ich weiß nicht… ich hab echt keine Ahnung!“
 

––
 

Am nächsten Tag war Akira spurlos verschwunden. Weil Yunosuke und Takuma auf Takumas Anordnung hin schwiegen und taten, als wüssten sie von nichts, war es nur Junya, der ehrlich entsetzt darüber war aus ihrem gemeinsamen Zimmer.

„Gestern war er doch noch da?!“ schrie Chidori empört, „Das darf nicht wahr sein, der Zweite, der verschollen ist?!“

„Warum sollte jemand Akira entführen?!“ fragte Mikoto entsetzt, „Den kleinen Schisser?“

„Ich werde hier wahnsinnig!“
 

Und während all der Aufregung musste Takuma seinen letzten Kampf im Finale fechten. Die Zuschauer aus seiner Familie waren jetzt noch weniger, weil Chidori und Nishiki natürlich losgezogen waren, um Akira zu suchen. Masami und Mikoto hatten ihre Hilfe angeboten und Mikoto hatte ihre kleinen Geschwister in Satoyas Obhut gegeben, der jetzt Susumu und Shigeru an der Backe hatte.
 

––
 

Der Vierertrupp an Suchern teilte sich auf und Mikoto ging mit Chidori nach Osten, während Nishiki und Masami im Westen von Kusa nach Akira suchten.

„Wenn wir uns beeilen, ist es vielleicht noch nicht zu spät und wir fassen den Entführer!“ rief Chidori noch, als sie mit Mikoto davonrannte. Nishiki sagte nichts und rannte neben Masami her nach Westen. Als die Frauen außer Hörweite waren, blieben beide stehen und Nishiki schnappte vor Entsetzen nach Luft.

„Du… weißt genau, wo Akira ist, oder, Masami-kun?“
 

Masami sah seinen Onkel eine Weile an und lächelte dann.

„Oji-sama,“ sagte er höflich zu ihm, „Du bist offenbar nicht auf den Kopf gefallen. Aber ich bin es auch nicht… dachtest du, ich würde nicht herausfinden… wer Namie-san geschickt hat, um mich auszuhorchen? Deine Nervosität nach ihrem Verschwinden hat dich verraten, Oji-sama. Du hast sie geschickt… und ihr Lügen über mich erzählt, hm?“

„Wenn es wirklich Lügen wären, würdest du nicht dafür sorgen, dass das ein Geheimnis bleibt…“ sagte Nishiki, „Wo ist Akira? Und wo ist Namie?“

„Aaww…“ machte Masami ruhig, „Du bist in Sorge? Weil du die minderjährige Namie nach mir geschickt hast und sie absichtlich in Gefahr gebracht hast…? Schämst du dich, Oji-sama? Schämst du dich, Schuld daran zu sein, dass Onkel Sanosuke und Tante Haruka ihre zweite Tochter… nie wiedersehen werden?“

„Sag mir, wo sie sind!“ verlangte Nishiki, „Sind sie tot?“

„Ich will einen Deal machen, Oji-sama,“ antwortete Masami grinsend. „Ich habe deinen Sohn… und er ist noch am Leben. Das kann ich jeder Zeit ändern, das weißt du sicher. Ich will, dass du deine Klappe hältst und dich aus meinen Sachen raushältst. Wenn ich dich erwische, wie du noch einmal jemanden zum Spionieren schickst… wird Akira sterben. Und wenn auch nur ein Wort von allem, was mit mir zu tun hat, jemals deinen Mund verlässt… wird er sterben. Und… denke nie wieder, ich würde nicht alles erfahren, was du tust, Oji-sama.“ Nishiki erbleichte und trat keuchend rückwärts bei dieser Drohung.

„D-du… du drohst mir, Masami-kun…?“ stammelte er, „Dann ist es wahr, was wir denken! Du hast den Eisenmann getötet… und du hast die beiden Kinder getötet! Und du… hast deinen eigenen Bruder ermordet!“

„Ich habe den Eisenmann und die beiden Idioten getötet,“ gestand Masami mit einem grausigen Lächeln, „Aber ich habe Naoya nicht ermordet, das ist eine Lüge. Ich habe meinen Bruder geliebt, Oji-sama… ich würde ihn nie ermorden… was für eine abartige Unterstellung, denkst du nicht auch?“

„Gib mir Akira und Namie zurück… und ich schwöre dir, dass ich kein einziges Wort jemals über das sage, was dich angeht!“ machte Nishiki verzweifelt, „Bitte, Masami… ich schwöre es dir! Gib sie mir wieder…“

„Nein,“ grinste Masami, „Dann hab ich doch kein Druckmittel mehr… es gilt, was ich gesagt habe. Wenn du auch nur ein einziges… falsches Wort sagst… stirbt dein Sohn. Wenn auch nur eine einzige Bewegung von dir mir nicht gefallen sollte, Oji-sama… wird er sterben. Eigentlich wollte ich nicht, dass es so kommt. Aber du hast… das alles selbst versaut, als du deine Nase in mein Projekt gesteckt hast. Deinetwegen sind Akira und Namie jetzt weg… leb mit dieser Schuld, Oji-sama. Wenn du dich umbringen solltest, weil es dich zu sehr quält, wird Akira übrigens auch sterben.“ Er sah mit größter Zufriedenheit die Blässe in Nishikis Gesicht immer weißer werden und wie sein Onkel benommen strauchelte.

„N-nein…!“ stöhnte er, „B-bitte gib mir meinen Sohn wieder… w-wieso tust du das, Masami?! Was ist das für ein Projekt, von dem du sprichst?!“
 

Masami lehnte triumphierend lächelnd den Kopf in den Nacken, bevor er sprach.

„Vielleicht… die Rettung der Welt?“
 

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uuuuh xDDD Masami der Erpresser xDD Nishiki kann einem leidtun uû und Akira auch .__. aber ich liebe Susumu und Shigeru xDDD immer noch xDD Sie sind vllt zusammen mit mashuu und Fuuya die einzige Spaßfaktoren dieser FF xDD...

Yamazakis Prophezeiung

„Es geht immer wieder von vorne los, oder?“
 

Sakura sah ihren Mann unschlüssig an, während er neben ihr im Bett auf dem Rücken lag und wie schon seit Tagen apathisch an die Decke starrte. Es war stockfinster draußen. Im Zimmer brannte eine kleine Lampe und erhellte den Raum etwas.

„Was meinst du, Sasuke-kun?“ fragte sie ihn, „Hast du wieder schlecht geträumt?“

„Nein…“ stöhnte er und begann, sich die Schläfen zu massieren, „Ich träume nicht, wenn ich schlafe… aber wenn ich wach bin, tue ich es manchmal, Sakura… ich versuche, herauszufinden, was er bedeutet… der Fluch, von dem alle reden. Ich denke, ich habe eine Lösung… oder vielleicht auch nicht, es ist der Schatten einer Lösung.“ Sakura sah ihn an und war verwirrt darüber, dass er so viel redete. Die letzten Tage hatte er kaum gesprochen, weder mit ihr noch mit sonst jemandem. Jetzt, wo Naruto, Nishiki und noch einige andere nach Kusa gegangen waren wegen des dritten Teils der Prüfung, war Konoha tatsächlich recht leergefegt. Und immer noch wusste niemand, wer die Rolle des Kuchiyose no jutsu für Schlangen gestohlen und wieder zurück gebracht hatte.

Als Sasuke lange schwieg, fragte seine Frau nach.

„Ja? Und?“

Er schien aus einer Art Halbschlaf aufzuwachen, schüttelte sich und hob verwirrt den Kopf.

„Was? Ach so. Es ist ein Kreis, Sakura!“ Während er das sagte, als verkünde er, das achte Weltwunder entdeckt zu haben, hob er theatralisch einen Zeigefinger und blickte sie dabei durchdringend an. Sakura sagte nichts.

„E-ein Kreis?“ fragte sie nach und konnte ihm nicht folgen. „Sasuke-kun… was für ein Kreis?“

„Na, das ist die Antwort. Der Kreis ist ein Fluch. Ich weiß, wieso ich Kreise hasse.“ Sie runzelte die Stirn.

„Mhm…?“

„Ich sollte das Clansymbol eckig machen.“

„Sasuke-kun… ich mache mir ernsthaft Sorgen um dich…“ begann sie und strich mit einer Hand über seine warme Stirn, „Ich… habe Angst, dass dich all dieses Gedenke und all diese Sorgen krank machen… du redest wirres Zeug wie ein debiler Opa!“

„Ich bin zwar Opa, aber nicht debil,“ schnarrte er plötzlich wieder voller Leben, als hätte er mit einem Mal den Verstand zurückgewonnen. Er setzte sich im Bett auf und warf ihr einen strafenden Blick zu, der sie erstarren ließ. Er hatte sie seit Ewigkeiten nicht mehr mit einem solchen Blick bedacht… mit einem Blick, der ihr sagte:

„Sei still, Sakura, ich weiß, wovon ich rede! Ich bin Uchiha Sasuke, hn!“

„Der Kreis bedeutet Unendlichkeit, Wiederholung, etwas, das kein Ende nimmt, egal, wie herum man es dreht,“ erläuterte er seine Worte kalt. „Überall kommen in meinen Gedanken Kreise vor. Alles bezieht sich darauf, immer wieder. Und ich habe nie kapiert, wieso. Und, wieso eine Schlange in meinem Kopf war und mit mir gesprochen hat.“

„E-eine Schlange in deinem Kopf?“ stammelte sie erschrocken.

„Ich dachte früher, das läge an Orochimaru…“ grübelte er, „Wenn ich jetzt darüber nachdenke, ist die Schlange ein Symbol für die Wiedergeburt! Sie häutet sich, lässt die alte Haut zurück und lebt in einer neuen wieder, die aber genauso aussieht und die genauso enden wird wie die alte. Was ich sagen will ist-… egal, was wir tun, der ‚Fluch‘ holt uns immer wieder ein… und egal, wie sehr wir zu rennen versuchen, er holt uns trotzdem ein und wirft uns zurück in den Schatten. Und es ist wahr, wenn man die Vergangenheit betrachtet! Mein Bruder hat den ganzen Clan ermordet. Ich habe ihn ermordet. Dann hat Sanosuke Yuusuke getötet, Seiji hat deshalb Sanosukes Sohn getötet. Und jetzt hat irgendjemand Naoya getötet und ich habe das dumpfe Gefühl, dass das nicht das Ende der Geschichte ist. Es geht weiter und es… wiederholt sich immer wieder. Das Massaker des Uchiha-Clans…“ Er wurde in seinem eifrigen Gerede unterbrochen, als Sakura seinen Arm packte und ihn zurück ins Bett drückte.

„Sasuke!“ sagte sie barsch, „Hör sofort mit diesem Gefasel auf! Das ist Gerede, du hast doch in Wahrheit keine Ahnung! Das Deuten solcher Gedanken und Träume ist… nicht deine, sondern Yamazaki-kuns Aufgabe!“
 

Er blieb liegen und starrte sie eine Weile an, die pechschwarzen Augen auf ihr immer noch hübsches Gesicht gerichtet. Dann schloss er die Augen und atmete tief ein und aus.

„Du hast recht,“ murmelte er dann dumpf. „Das Deuten von Träumen ist Yamazakis Aufgabe.“

Sie war erleichtert über seine Einsicht, legte sich wieder hin und kuschelte sich dicht an ihn heran, die Decke über sie beide ziehend. Er küsste ihre Stirn, bevor sie das Gesicht gegen seinen Oberkörper drückte.

„Mach dich… bitte nicht wahnsinnig, Sasuke-kun…“ wisperte sie, „Ich bin eine große Heilerin. Aber manche Dinge kann… selbst ich nicht heilen, Sasuke-kun. Deine Phobien und die Paranoia machen mir… Angst, Sasuke-kun.“

„Aah,“ machte er langsam und begann, mit einer Hand über ihre weichen Haare zu streicheln. Er schwieg lange, bevor er die Augen erneut schloss. „Ich bin Oberhaupt dieses Clans, Sakura. Meine Pflicht ist es, dafür zu sorgen, dass es aufhört… und genau das werde ich auch tun. Es wird alles gut werden.“

Sie antwortete nur mit einem leisen Murmeln, da sie schon beinahe eingeschlafen war. Er wusste nicht, ob sie ihm zustimmte oder nicht.
 

––
 

Fast ein Monat war vergangen, seit das halbe Dorf nach Kusa aufgebrochen war. Fast einen Monat lang war es in Konoha still gewesen… und jetzt war der Tag gekommen, an dem das halbe Dorf zurück in die Heimat kehrte. Obwohl es bereits November war, wärmte strahlender Sonnenschein die Straßen von Konoha und unterstrich die Wiedersehensfreude der Familien und die abenteuerlichen Berichte aus Kusa.
 

Bei den Uchihas verspottete die Sonne die vorangegangenen Geschehnisse eher. Sasuke, Sakura, Shiemi und Kuma empfingen den Rest vor Sasukes Haus auf der trockenen Straße. Dass es nicht womöglich Chuunin gewordene Enkel waren, die fröhlich vorweg rannten, sondern ein zutiefst bedrückter und blasser Naruto, sagte allen vieren sofort, dass irgendetwas nicht so war, wie es sein sollte.

Kuma Yamazaki, Shiemis Freund, starrte apathisch auf die näher rückende Mannschaft und vor allem in das Gesicht des Hokage. Er wusste sofort, was Sache war.

„Tragödien…“ murmelte er benommen, „Es fehlen Kinder, Sasuke-sama.“
 

Sasuke versteifte sich und starrte Naruto an, während Sakura ebenfalls erbleichte, als endlich alle vor ihnen zum Stehen kamen und aussahen wie ein Räumungskommando.

„Dobe,“ war Sasukes knappe Begrüßung an seinen besten Freund. Naruto seufzte tief.

„Ich bin nicht mehr gut darin, schlechte Nachrichten zu verstecken, wie es aussieht,“ gab er zu hören und versuchte nicht mal, zu lachen. „Ich weiß nicht, wo ich meinen Kopf gelassen haben mag…“

„Dein Kopf interessiert mich nicht,“ sagte Sasuke barsch und meinte das nicht annähernd so garstig, wie es klang, „Was ist passiert?“

„In Kusa sind Namie und Akira spurlos verschwunden,“ war die knappe Ansage. Naruto sah aus dem Augenwinkel, wie Sakura ihre Hände vor den Mund schlug und wie Shiemi feindselig die Augen verengte; natürlich nicht Naruto gegenüber feindselig, versteht sich.

„W-was?!“ machte Sakura, „Wieso? Wohin…?!“

Wohin?!“ blaffte Sanosuke seine Mutter an, der knapp hinter Naruto stand und absolut nicht gesund wirkte, „Wenn wir das wüssten, würde Hokage-sama nicht spurlos sagen, Mama! Also wirklich, so eine blöde Frage!“

„Halt den Rand!“ schnarrte Sasuke verärgert und legte seiner Frau eine Hand auf die Schulter, „Das sind in der Tat keine guten Nachrichten, Dobe.“

„Ist das alles, was ihm dazu einfällt?“ murmelte Moe im Hintergrund, die neben Satoya stand und Junya über den Kopf strich, der vor ihr stand. Junya versuchte genervt, sich von ihren Händen zu befreien. Verdammt, er war kein Baby mehr!

„Was sollte er sagen?“ entgegnete Satoya kalt. „Es gibt dazu nichts zu sagen. Würde er fragen, ob wir denn nicht überall gesucht hätten, würde Nii-san nur völlig an die Decke gehen. Du weißt doch, wie empfindlich er ist, seit das alles passiert ist. Verständlicherweise.“

„Ich bin so froh, dass wir wieder zu Hause sind…“ murmelte seine grünhaarige Frau unglücklich, „I-ich hatte solche Angst, dass auch unsere Kinder verschwinden in Kusa…!“

„Kommt doch… erst mal mit rein…“ lud Sakura die ganze Meute zögernd ein, „Ich koche Tee und dann sehen wir, was wir tun können. – Soll irgendjemand Seiji und Kanae holen?“

„Lass die in Ruhe,“ tat Chidori das ab, „Die erfahren das früh genug, keinen Stress. Ich werde auch nicht bleiben, ich werde sofort losziehen und meine Tochter suchen… nachdem Akira verschwunden ist, hatte ich Angst, dass ihr jemand was angetan hat…“ Sie ging einige Schritte vom Haus weg und winkte, „Ich suche Sae – vermutlich ist sie bei June oder sonst jemandem… – und gehe dann mit ihr nach Hause, Nishiki bleibt bei euch und hört sich an, was ihr zu sagen habt.“ Sie warf Nishiki einen Blick zu, worauf er apathisch nickte.
 

Chidori ging. Ihr war aufgefallen, dass mit ihrem Mann irgendetwas ganz und gar nicht stimmte seit er in Kusa angekommen war. Er war apathisch, sprach kaum und wirkte völlig verstört, als hätte er etwas unheimlich grauenhaftes mit ansehen müssen… und sie war sich ziemlich sicher, dass es mit Namies und Akiras Verschwinden zu tun hatte. Sie würde ihn später fragen, was los wäre…
 

––
 

Die Übrigen betraten also das Haus. Die Kinder waren nicht minder betreten als ihre Eltern. Selbst Susumu und Shigeru machten keine Späße und waren erstaunlich ernst. Sakura riet den Kindern, oben spielen zu gehen.

„Was wir besprechen müssen, ist sehr wichtig,“ erklärte sie den kleinen Zwillingen und auch Souya, Junya, Yunosuke, Takuma und Kansuke, „Ihr macht euch sicher auch Sorgen, aber ich glaube kaum, dass ihr viel mitreden können würdet, Jungs. Seid so nett und beschäftigt euch… macht, was ihr wollt, aber verlasst auf keinen Fall das Haus. Okay?“

„Hmm,“ brummte Souya und trottete schon von dannen, seine drei Brüder, Junya und Yunosuke folgten ihm die Treppe hinauf. Takuma lutschte seelenruhig an seinem Lolli und blieb, wo er war. Seine Großmutter sah ihn an.

„Das gilt für dich auch, du bist auch erst zwölf.“

„Aber ich bin jetzt Chuunin,“ erklärte Takuma diplomatisch, „Als Einziger aus Konoha übrigens. Dabei habe ich kaum was gemacht, ich weiß auch nicht, was die sich dabei gedacht haben.“
 

Sakura sah ihn erstaunt an.

„Du bist Chuunin geworden?“ fragte sie verblüfft, „Du liebe Güte, herzlichen Glückwunsch! Was ist denn mit all deinen Cousins und Brüdern?“

„Souya und sein Team sind im Todeswald rausgeflogen, weil Mashuu verletzt wurde – oh, darüber redet ihr sicher auch gleich noch, an der Verletzung ist nämlich etwas Bestimmtes Schuld. Oh, Mashuu geht's wieder einigermaßen gut, er kann sich zwar kaum bewegen, aber er wird wieder gesund, irgendwann, haben die Ärzte gesagt. Ach ja, Kansuke und sein Team sind auch rausgeflogen… Junya war zwar in meinem Team, aber er hatte wieder Husten und Papa hat dafür gesorgt, dass er vom dritten Teil ausgeschlossen wurde… Yunosuke war lange mit in der dritten Runde, aber offenbar hat es nicht für einen Chuunin gereicht.“ Sakura hörte ihm aufmerksam zu und nickte nach jedem Satz erkennend, bevor sie ihn an der Schulter nahm und zur Stube schob.

„Na gut… wenn du Chuunin bist, ist es fair, dich mit einzubeziehen, Takuma-kun.“
 

––
 

Die übrigen Kinder hatten sich in Sanosukes altem Zimmer oben verbarrikadiert und meckerten jetzt schmollend darüber, dass sie so abgeschoben wurden.

„Mann, wir sind schon Genin!“ jammerte Kansuke, „Und ich hab Hunger!“ Souya haut ihm auf den Kopf.

„Ach, Ruhe, du Vielfraß! Viel zu reden gibt’s eh‘ nicht, ey! Dass Nee-chan und Akira weg sind, ja, aber mehr wissen w’a ja auch nich‘, Mann!“

„Reg dich nicht auf,“ machte Junya genervt.

„Du heul ma‘ nich‘!“ schnaubte Souya ihn an, „Deine Geschwister sind ja wohlauf! Meine Schwester is‘ vielleicht tot, ey! Natürlich reg ich mich auf, Alter!“

„Wieso kann nicht statt Nee-san Nori verschwinden?“ murmelte Susumu kleinlaut, aber als Souya ihm einen wütenden Blick zuwarf, fuhr er lieber zurück.

„Sag sowas nicht!“ machte Kansuke nun auch besorgt, „Auch, wenn Nori euch nervt, ihr dürft ihr sowas nicht wünschen, das ist echt scheiße, Susumu!“

„Warum bleibt Takuma unten?“ nölte Shigeru, „Nur, weil er Chuunin ist?“

„Nein, nicht nur deshalb!“ platzte Yunosuke heraus, „Takuma hat Peilung, ihr Ratten! Es ist gut, wenn einer von uns dabei ist, dann wissen wir, was die Eltern so alles bereden und was sie planen, um Namie und Akira zurückzuholen!“

„Wie jetzt?“ machte Kansuke und kaute an seinen Fingern in Ermangelung etwas Essbarem, „Du klingst ja, als wolltest du auf eigene Faust losziehen und sie retten!“
 

Jetzt sahen alle zu Yunosuke. Junya hustete unterdrückt und hielt sich die Hände vor den Mund. Selbst Shigeru und Susumu waren still.

„Ey, cool,“ machte Letzterer dann, „Spielen wir Robin Hood und befreien die beiden, wo immer sie sind, haha?“

„Nicht haha!“ machte Souya entsetzt. „Wir wissen nicht mal, ob sie leben! – Und ey, ihr zwei macht gar nichts, ihr seid erst neun!“

„Ja, aber wir sind bessere Checker als Kansuke,“ grinste Susumu, worauf Kansuke nach ihm trat.

Yunosuke lehnte sich gegen die Wand. Er hatte Takuma zwar versprochen, es für sich zu behalten, aber hey… das hier waren doch Verbündete!

„Wir haben gesehen, wie Akira verschwunden ist, Takuma und ich!“
 

Die anderen Jungen fuhren jetzt komplett ernst zu ihm herum.

„Was?!“ piepste Junya mit vor lauter Aufregung ganz hoher Stimme.

„Ja, ehrlich jetzt!“ murmelte Yunosuke und erzählte gedämpft von der Nacht, wie Akira wie hypnotisiert durch die Straßen gerannt war und wie er in einem schwarzen Loch verschwunden war. „Und ich glaube, dass Namie auch so verschwunden ist!“ beendete er seine Erzählung, als die anderen ihn fassungslos anstarrten. „Ich glaube nicht, dass sie tot sind, nur… irgendwie in diesem schwarzen Loch! Aber wir wissen nicht, wieso… und was das für ein Loch war, auch nicht…“

„Vielleicht ein Jutsu!“ riet Souya. „Jemand wollte, dass Akira verschwindet, und vielleicht auch, dass Namie verschwindet!“

„Ja, und deshalb hat er die zwei hypnotisiert, damit sie in das Loch no jutsu laufen,“ addierte Kansuke erstaunt.

„Nenn es wenigstens Kazaana no jutsu.“

„Aber da kam kein Wind raus!“ machte Yunosuke empört. „Wie dem auch sei, ich habe keine Ahnung, wieso jemand ausgerechnet die beiden verschwinden lassen wollen sollte! Wir müssen zuerst nach Gemeinsamkeiten der zwei suchen! Ich höre?“

Schweigen.

„Beide haben Byakugan,“ machte Junya unwirsch. „Also, Namie hat auch Sharingan.“

„Beide haben die gleichen Großeltern, zumindest auf einer Seite,“ fiel Shigeru ein.

„Gut, gut!“ freute sich Yunosuke, „Hmm, aber… irgendwie war es das auch, oder?“

„Ja.“

„Hmm. Toll.“

„Namie ist lange vor Akira verschwunden,“ überlegte Souya, „Vielleicht gibt es gar nicht unbedingt einen Zusammenhang zwischen ihnen. Vielleicht waren es nur zufällig die beiden, meine ich.“

„Bei den wenigen Gemeinsamkeiten spräche das eher dafür, ja,“ stimmte Kansuke ihm zu. „Ich meine, wenn jemand die Byakugan stehlen wollte oder so, hätte er mich doch auch gekidnapped!“

„Akira war auch kein besonders guter Shinobi, zumindest noch nicht,“ machte Yunosuke, „Ich glaube auch nicht, dass es wegen irgendwelcher Jutsus ist…“

„Ich glaube, wir kommen so nicht weiter!“ stöhnte Souya, „Warten wir ab, was Takuma erzählt!“
 

––
 

Der Rest des Clans war über die Berichte gleichermaßen entsetzt. Zunächst waren Sasuke, Sakura, Shiemi und Kuma sprachlos, als sie gehört hatten, wie Namie und Akira aus heiterem Himmel plötzlich verschwunden waren; als sie aber von der Schlange im Todeswald hörten, die Mashuu überfallen hatte und die laut Mashuus Berichten wohl eigentlich hinter Souya her gewesen war, waren sie wieder völlig belebt.

„Eine Schlange?!“ empörte Sakura sich sofort, „Sasuke-kun?! Habt ihr nicht neulich erst festgestellt, dass jemand die Rolle geklaut haben muss?!“

„Ja, irgendjemand kann offenbar das Kuchiyose no jutsu mit Schlangen,“ machte Sasuke sofort, „Inzwischen habe ich auch die zweite Rolle verbrannt. Würde mich echt interessieren, wer zum Kuckuck auf die Idee alleine kommt, diese Rolle zu klauen, sie aber originalgetreu nachzubauen und mir die Fälschung zum Verbrennen hinzustellen!“

„Na,“ machte Masami verwirrt, „Das muss ja jemand sein, der das Haus kennt, immerhin sieht nicht jeder so eine Rolle auf den ersten Blick, oder, Ojii-sama?“

Nishiki wagte nicht, Masami einen schiefen Blick zuzuwerfen. Er fürchtete um Akiras und Namies Leben, wenn er auch nur darüber nachdachte, Masami anzusehen oder sonst etwas zu tun.
 

„Wenn auch nur eine einzige Bewegung von dir mir nicht gefallen sollte, Oji-sama… wird er sterben.“
 

Der Blonde schauderte und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie furchtbar er sich fühlte. Das alles war allein seine Schuld… allein seinetwegen waren Namie und Akira verschwunden und in Lebensgefahr… was sollte er nur tun?
 

„Natürlich,“ machte Shiemi in Masamis Richtung, „Wir haben den starken Verdacht, dass es ein Familienmitglied war. Denn nicht jeder, der dieses Haus kennt, weiß, dass diese Rolle hier ist oder dass überhaupt dieses Jutsu hier in der Familie existiert. Abgesehen von Papa und Nii-san kann das niemand und eigentlich dürfte es außer den beiden auch keiner des Clans oder Konohas können, weil es verboten wurde.“

„Und wie sollen wir rausfinden, wer es war?“ fragte Moe, „Soll jeder vorführen, ob er's kann, und dann mal sehen? Und wer sagt uns, dass es nicht einer der beiden war, die das Jutsu sowieso schon kennen und es deshalb natürlich können?“

„Wenn wir's können, warum sollten wir dann die Rolle klauen?“ machte Sanosuke, „Außerdem, unterstellst du mir gerade, meinen eigenen Sohn mit einer Schlange angegriffen zu haben?! Mein Vater war die ganze Zeit in Konoha, der wird es wohl nicht gewesen sein!“ Moe seufzte.

„Na, ein Motiv, Souya anzugreifen, hat ja niemand, oder?“ stöhnte Sasuke, „Souya hat niemandem was getan.“

„Er ist der übernächste Erbe des Uchiha-Clans,“ fiel Masami ein, „Wem das nicht passt, der hätte ein Motiv.“

„Dann deutet gerade so ziemlich alles auf dich hin,“ erwiderte Shiemi, und alle sahen erst sie, dann Masami an, der sich nicht rührte.
 

„Auf mich?“ machte er erstaunt und musste glucksen, „Oba-san, denkst du von mir, ich wäre gerne Erbe eines Clans, der mir tierisch auf die Nerven geht?“

Verständnislose Blicke von allen Seiten.

„Auf die Nerven geht?!“ sprühte Haruka gereizt.

„Guckt euch doch an,“ machte der Junge, „Wie ihr euch alle feindselig anstarrt und jeder jemanden findet, den er verdächtigen und dem er alles in die Schuhe schieben kann! Eine Familie sollte in einem Fall wie diesem zusammenhalten und gemeinsam versuchen, die Wurzel des Übels zu bekämpfen… aber stattdessen bekämpfen wir uns alle gegenseitig, ich finde das armselig. Und deswegen sage ich, der Uchiha-Clan geht mir auf die Nerven. Das ist kein Clan mehr, das sind hundert Ein-Mann-Teams!“ Die anderen schwiegen lange nach seinen Worten und jeder machte sich seine eigenen Gedanken.

„Das ist wohl leider wahr,“ machte Sasuke dann plötzlich, „Aber das… spricht dich nicht von dem Verdacht frei, das Kuchiyose no jutsu mit Schlangen zu beherrschen.“

„Wenn du es tatsächlich kannst, ist damit auch gleich ziemlich klar, dass du die Schlange auf Souya gehetzt hast,“ addierte Satoya, „Denn du warst in dem Wald wegen der Genjutsu.“
 

Masami seufzte.

„Ich verstehe, was ihr meint,“ sagte er nickend, „Natürlich fällt der Verdacht zuerst auf mich, weil ich in der Erbfolge der Nächste nach Souya wäre. Wenn euch nicht reicht, dass ich sage, dass mich das Erbe nicht interessiert, dann beweise ich euch auch gerne, dass ich es nicht kann, wenn ihr wünscht, Ojii-sama.“

„Oh ja, bitte,“ machte Sasuke argwöhnisch, als sein Enkel sich seelenruhig erhob und Fingerzeichen zu schließen begann, die zum Kuchiyose no jutsu gehörten.

Er benimmt sich auf keinen Fall so, als würde er etwas verbergen… fiel ihm auf, Er ist sich keiner Schuld bewusst oder hat keine Angst, etwas könnte auffliegen… vielleicht war er es tatsächlich nicht…?

Masami legte die linke Hand auf den Boden und rief:

„Kuchiyose no jutsu!“
 

Mit einem Knall erschien unter seiner Hand eine kleine Katze.

Masami erntete stille Blicke und er grinste kurz.

„Na ja, dass ich Katzen beschwöre, dürfte niemanden überraschen… meine Mutter stammt immerhin aus dem Kaneko-Clan und seit ich sieben bin habe ich auch die Jutsus des Kaneko-Clans gelernt. Ich würde euch ja etwas Eindrucksvolleres bieten als das hier, aber hier ist leider nicht so viel Platz.“

„Okay,“ machte Sasuke, „Und jetzt mach das gleiche mit der rechten Hand.“
 

„Was denn?“ wunderte Mikoto sich jetzt, bevor Masami etwas sagen oder tun konnte, „Man kann mehr als ein Kuchiyose no jutsu lernen?!“

„Klar, man hat zwei Hände zum Unterzeichnen des Vertrags,“ machte ihr Großvater und fixierte Masami, der mit den Schultern zuckte und die Fingerzeichen wiederholte, während die Katze verschwand.

„Kein Problem, Ojii-sama,“ sagte er und sah mit einem Lächeln zu seinem Großvater auf und ihm direkt ins Gesicht, als er die rechte Hand auf den Boden legte und sprach: „Kuchiyose no jutsu!“
 

Nichts geschah.

Sasuke fixierte Masamis Augen, die ihn wie Speere zu durchbohren schienen und ihn fesselten… die ihn zu zwingen schienen, sie anzustarren. Aber es war nichts passiert… keine Schlange.

Nichts.

„Ja…“ machte er apathisch und starrte weiterhin wie eingefroren in Masamis Gesicht, in dem er die eisblauen Augen aufblitzen sah wie zwei Tautropfen in der Sonne. „Nichts ist geschehen. Dann ist bewiesen, dass du es nicht beherrschst und… dass du unschuldig bist im Fall Schlangen.“
 

Shiemi sagte nichts und verschränkte die Arme, als Masami sich wieder aufrichtete und den Blick senkte. Die Frau beobachtete ihren Vater, ob sich etwas an ihm verändern würde… aber nichts geschah. Sasuke schien nach wie vor Herr der Lage zu sein.

Dabei sahen Masamis Augen übel aus… als würde er Papa hypnotisieren und ihn zwingen, das zu sagen… mit bloßem Blickkontakt, aber ohne Sharingan…? Das ist nicht möglich… das muss ich mir einbilden.

Sie seufzte leise und lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück.

Sanosuke erhob sich.

„Wir werden den Kerl finden, der das Kuchiyose no jutsu kann,“ versprach er seinem Vater, „Und ich werde dafür sorgen, dass Namie und Akira wieder auftauchen, egal, was ich dafür tun muss!“

„Du bist nicht alleine,“ meinte Sakura zu ihm, „Wir alle werden das gemeinsam schaffen… ich glaube daran, dass Namie und Akira nur entführt und versteckt wurden… Leute können nicht einfach so verschwinden.“

„Wenn ich den erwische, der eine Schlange auf Souya hetzt und der Namie verschwinden lässt, dann bringe ich den mit meinen eigenen Händen um!“ schwor Haruka verbittert, „Ich werde wahnsinnig bei dem Gedanken, ein zweites Kind verlieren zu können…“

„Haruka,“ mahnte Sasuke seine Schwiegertochter mürrisch, „Zügle deinen Hass, er ist ein zweischneidiges Schwert, ich weiß das genau. Wichtiger ist, dass du Souya und auch die anderen Kinder beschützt mit allem, was du hast. Vermutlich wird der Feind noch mal versuchen, Souya zu töten oder was immer er mit der Schlange wollte… er sollte speziell überwacht werden.“

„Das wird ihm nicht gefallen,“ stellte Yashiru bekümmert fest.

„Das ist egal, seine Sicherheit hat oberste Priorität,“ versetzte Sasuke ernst. „Euer aller Sicherheit übrigens, nicht nur Souyas! Keiner, der kein Jounin ist von euch, wird das Dorf ohne Begleitung eines Jounin verlassen und innerhalb des Dorfes auch nie alleine herumlaufen, ist das klar? – Sanosuke, Satoya, Nishiki, ich will, dass ihr euren Kindern das ausrichtet und darauf achtet, dass sie sich verdammt noch mal an diese Regeln halten.“

„Und was ist mit Missionen außerhalb des Dorfes?“ wunderte sich Takuma.

„Die Genin bleiben sowieso in Begleitung ihrer Lehrer… und Naruto,“ Sasuke sah dabei den Hokage an, „Wird dafür sorgen, dass die Chuunin unter uns – also du und Sae – auf keinen Fall Missionen ohne einen Jounin bekommt. Verstanden?“

„Jawohl,“ machte der Enkel und verschränkte brav die Arme.

„Was die Geninteams angeht,“ fiel Yashiru noch auf, „Da wird es ja wohl Änderungen geben, jetzt, wo Takuma Chuunin ist und Akira weg ist, bleibt Junya als Einziger aus Yasukis Team übrig. Mashuu fällt wohl ´ne Weile aus wegen seiner Verletzungen, vielleicht sollten wir Junya einfach zu Souya und Taki ins Team stecken, bis Akira und Mashuu wieder mitmachen können.“

„Gute Idee,“ entschied Naruto, „Aber was macht Yasuki dann?“

„Auf Takuma aufpassen,“ entgegnete Yashiru, „So als Jounin, versteht sich.“

„Und was machen wir?!“ meckerte Mikoto, „Ich werde Namie suchen, egal, was ihr sagt! Da ich längst Jounin bin, darf ich das Dorf auch verlassen, also kein Problem.“

„In sofern ein Problem, dass derjenige, der Namie hat, es vielleicht auch auf dich abgesehen hat,“ machte ihr Vater und linste sie an, „Alleingänge kommen hier überhaupt nicht in Frage, Mikoto.“

„Dann zieht sie eben mit Fuuya los,“ schlug Shiemi vor, „Es sei denn, der hat was Besseres vor.“

„Der hat nichts vorzuhaben, der Sack, er ist mein Freund, ey!“ schnaubte Mikoto beleidigt. Masami grinste verhalten über ihre ständige Aufregung.

„Dann werden wir uns ab morgen sofort darum kümmern, Namie und Akira zu suchen,“ beschloss Naruto und erhob sich, „Und natürlich werden die nötigen Sicherheitsvorkehrungen getroffen, damit nicht noch mehr Menschen spurlos verschwinden.“
 

Masami vermied es, Naruto einen zu bedeutsamen Blick zuzuwerfen, aber innerlich lachte er sich scheckig.

Jaja, Hokage-sama, von wegen. Ihr könnt noch so viele Sicherheitsvorkehrungen treffen… als Erstes ist Souya an der Reihe, bevor er noch mehr von der Schlange erzählt. Wenn Nishiki-sama sich nicht benimmt, kommt Sae auch dran, wenn er brav ist, kann sie von mir aus verschont bleiben… sie ist nicht wichtig. Junya sollte auf jeden Fall einer der Letzten sein, jetzt, wo ich ihn unterrichten soll… ach ja, und bevor ich anfange, zu arbeiten, habe ich ja auch noch ein Hühnchen mit den Kusagaya-Mädchen zu rupfen… die arme Mikoto wird sicher wütend sein…
 

––
 

Naruto und Nishiki gingen dann, nachdem alles weitere beredet worden war, und auch die anderen riefen nach ihren Kindern, um nach Hause zu gehen. Die kleinen Zwillinge nölten, sie hätten keinen Bock, ab jetzt ständig zu hause rumzuhocken, weil sie nicht raus durften, aber Sanosuke war sehr energisch und duldete keine Widerrede. Yashiru unterstützte ihre Eltern dann, die Jungs zusammenzutrommeln, während Satoya schon mit Moe und seinen Drillingen davon trottete.
 

Masami war im Begriff, das Haus zu verlassen, als Mikoto ihn an der Tür aufhielt.

„Wohin gehst du?“ fragte sie ihn verdrossen.

„Ich treffe mich mit den Kusagaya-Zwillingen,“ erklärte er frei heraus, worauf sich ihr Gesicht verfinsterte. „Ich weiß, du magst die zwei nicht, und sei nicht böse, Mikoto. Es ist, sagen wir, rein geschäftlich, dass ich sie besuche.“

„Ah ja,“ machte sie schnippisch, „Du meinst, sie lassen sich bezahlen dafür, dass du mit ihnen-…“

„Mikoto!“ unterbrach er sie, ehe sie es hätte aussprechen können, und sie verstummte, als sie den energischen, herrischen Blick in seinen plötzlich eiskalten Augen bemerkte. Sie war verwirrt und trat unsicher einen winzigen Schritt zurück… da waren seine Augen auch schon wieder sanft und er lächelte sie wohlwollend an. „Mikoto, ernsthaft… denkst du so schlecht von mir? Denkst du wirklich, dass ich sowas tun würde?“ Um sie etwas zu ärgern addierte er noch: „Außerdem, selbst wenn es so wäre… ich bin dein Cousin, Mikoto, oder?“
 

Sie errötete vor Verlegenheit bei seinen Worten und senkte den Kopf. Ja, er hatte recht… wie konnte sie ihre Eifersucht nur so offen zeigen? Aber sie wollte nicht, dass er mit irgendwelchen Mädchen ins Bett ging… schon gar nicht mit den Pinku-Schlampen!

Masami lächelte etwas breiter, als er sah, wie niedergeschlagen sie war. Es war nicht böse gemeint gewesen, was er gesagt hatte, und er hatte genau gewusst, wie sie reagieren würde. Er hätte sie gerne in den Arm genommen und ihr versprochen, bald ihr allein zu gehören und sich ihr dann in allen Lebensbereichen zu widmen, aber das wäre taktlos gewesen.

„Ich habe dir versprochen, bei der Suche nach Namie zu helfen,“ erinnerte er sie, und sie sah ihn wieder an. „Das werde ich tun, sobald ich das mit den Kusagayas geklärt habe. Sozusagen noch Gespräche über die Chuuninprüfung, nichts weiter. Wenn alles läuft, wie es laufen soll, habe ich ab morgen wieder mehr Zeit für dich, ehrlich.“

„Hmm,“ schmollte sie nach einer kurzen Pause und sah zur Seite, „Wir haben ewig nicht zusammen trainiert.“

„Ich weiß, das holen wir auch nach,“ grinste er zuversichtlich, „Hab keine Angst um Namie… sie ist stark. Ich glaube kaum, dass sie sich einfach unterkriegen lässt.“ Damit hob er eine Hand, um kurz zu winken, bevor er sich auf den Weg machte, zu gehen.
 

––
 

Namie nannte den Ort (wo immer sie auch war) zeitlos, weil sie feststellte, dass keine Zeit verging und sich nichts änderte.

Sie wusste nicht, wie lange sie schon hier war in diesem leergefegten Konoha. Bestimmt schon Stunden. Oder Tage? Merkwürdigerweise verspürte sie weder Hunger noch Durst noch Müdigkeit. Sie war einfach nur da…

Und das Dorf war es auch.
 

Es war alles spiegelverkehrt und kein einziger Mensch war im ganzen Dorf – oder dem Teil, den sie bis jetzt erkundet hatte. Da sie nie müde wurde und auch keinen Hunger bekam, vereinfachte das ihr Vorhaben, herauszufinden, wo sie war und was zum Geier passiert war. Aber nach gefühlten tausend Stunden der puren Existenz in diesem komischen, falschen Konoha begegnete ihr eine seltsame Sensation…

Nämlich ein Mensch.
 

„Da vorn ist jemand!“ keuchte das Mädchen und rannte los, als sie plötzlich mitten auf der totenstillen, reglosen Straße jemanden flach liegen sah, der Größe nach zu urteilen nur ein Kind. Als sie näher kam, erstarrte sie bei der Erkenntnis. „D-das ist… Akira?!“

Akira schlug die Augen auf, als er seinen Namen hörte. Das Erste, das er sah, war lauter Licht um ihn herum… dann nahm er die beunruhigende, endlose Stille wahr und als drittes erst Namie, die sich jetzt über ihn beugte und beruhigt feststellte, dass er wohlauf war.

„Wo bin ich?“ war das erste, das er von sich gab, „Moment… Namie…? Du lebst!“

„Ja, ich lebe!“ erwiderte sie, „Sollte ich nicht?“

„Was, wieso, warum?!“ schrie der Kleine und sprang plötzlich auf die Beine, sich erst jetzt richtig umsehend. „K-Konoha?! Wieso ist hier kein Mensch und-… w-wieso bist du hier? Wir haben dich wochenlang überall gesucht und deine Eltern sind krank vor Angst!... Und ähm… w-wieso bin ich hier?“

„Ich habe auf keine Frage eine Antwort, Akira,“ sagte sie, „Ich weiß selbst nicht genau, was das für ein seltsamer Ort ist… zumindest ist es nicht das echte Konoha und es ist kein Genjutsu. Aber wieso bist du hier, ja, das frage ich mich auch! Hast du dich etwa mit Masami angelegt?! Denn er muss es sein, der uns hergebracht hat, wie auch immer…“

„Masami!“ japste der Junge verzweifelt, „M-Masami hat dich wirklich verschwinden lassen?! Oh nein, dann hat er mich jetzt sicher auch verschwinden lassen, weil i-ich das Gespräch zwischen dir und meinem Papa gehört habe und wusste, d-dass du diesen Auftrag hattest…“

„Was?!“ entfuhr es ihr, „Du wusstest davon?! Oh nein, dann muss Masami das erfahren haben… das ist ja grauenhaft! Ich hoffe, du hast es niemandem gesagt…“

„I-i-ich h-hab‘s Takuma gesagt… hoffentlich wird er nicht auch umgebracht! M-meinst du, das hier i-ist… d-das Jenseits?!“
 

Namie starrte ihn an.

„Jenseits?“ kam dann verdutzt, „Nein, ich meine… keine Ahnung. Du hast es Takuma gesagt? Dann ist er in großer Gefahr! Würde mich nicht wundern, wenn auch er bald hier landet… ich glaube, das ist eine Art Gefängnis, das Masamis für uns erschaffen hat… ich war die Erste, weil ich ihm nachspionieren wollte, jetzt du-… es ist furchtbar, was ich von ihm erfahren habe! Wir müssen unbedingt versuchen, hier rauszukommen, und die Familie warnen!“

„Die Familie?“ quiekte Akira panisch und sah sich immer noch konfus um.

„Masami hat glaube ich vor, das Massaker des Uchiha-Clans zu wiederholen, nur… ohne Blut, sozusagen!“

„W-was bedeutet das?“ rief der Kleine erschrocken.

Namie senkte den Kopf.
 

„Statt uns zu töten, lässt er uns alle verschwinden…“
 

––
 

Momoiro Kusagaya lachte sich scheckig und kugelte ich kichernd über die Couch in ihrer Wohnung, die sie mit ihrer Schwester teilte.

„Sachen über die Chuuninprüfung besprechen, ahahaha!“ giggelte sie und kriegte sich gar nicht mehr ein, „Pff, da hast du Mikoto aber gut abgehängt, Masami-kuuun! Das hat die geglaubt? Hahaha…“

„Sie verträgt keinen Sake,“ sagte Murasaki grinsend zu Masami, der mit ihr zusammen am Teppichboden der Stube saß und interessiert die völlig betrunkene, lachende Momoiro beobachtete.

„Und trotzdem trinkt sie,“ seufzte er, „Das ist ein Jammer, Murasaki.“

„Hmm,“ grinste die Violetthaarige und lehnte sich amüsiert gegen seine Schulter.

„Aber hey, was hat sie denn gedacht, wieso ich hergekommen bin?“ kam es dann scheinheilig von Masami, „Ich hoffe nichts Törichtes… ich dachte lediglich, dass wir uns mehr miteinander beschäftigen sollten, wenn wir schon ähnliche Vorlieben in den Jutsus haben… ich sehe deine Blicke, Murasaki, ich habe wirklich nur daran gedacht, glaub es mir ruhig!“

„Das ist aber jammerschade, Masami-kun…“ kicherte Momoiro, bevor Murasaki etwas sagen konnte, und sie setzte sich mit rotem Gesicht wieder auf und ließ sich vom Sofa fallen, um über den Boden auf ihn und ihre Schwester zuzurobben. „Ich meine, hihihi… du bist in unserer Wohnung und wir sind zu zweit…“

„Oh nein,“ machte der Junge und tat hysterisch, „Ihr wollt mich ja wohl nicht vergewaltigen? Das wäre echt stillos, Mädels. Ich bin wegen der Jutsus hier und nicht wegen Sex.“

„Aaaww…“ machte Murasaki, „Ich glaube kaum, dass Momoiro jetzt Jutsus anwenden kann, sie ist voll zu…“ Masami bedachte die kichernde Momoiro eines skeptischen Blickes, die sich jetzt von der anderen Seite gegen ihn schmuste und ihre freche Hand schon in Richtung seiner Hose schob.

„Quid pro quo,“ machte er mit einem distanzierten Lächeln, als er Murasakis hübsches Gesicht fixierte, „Mach mir was Hübsches vor, Murasaki. Wenn mir gefällt, was ich sehe, tue ich dir einen Gefallen.“

„Welchen, jeden?“ fragte sie erstaunt und breit grinsend. Er grinste ebenso, aber sein Grinsen war kälter.

Erbarmungsloser…

Und das war das erste Mal, dass Murasaki dieses Wort im Zusammenhang mit Masami Uchiha dachte, der so perfekt aussah und sich so perfekt benahm…

„Kommt auf deine Darbietung an, Murasaki… vielleicht reicht‘s ja für zwei, wenn deine Schwester zu betrunken ist…“

Sie erhob sich, strauchelte, blieb aber stehen und schloss eifrig nickend Fingerzeichen. Momoiro klatschte begeistert Applaus.

„Ist das nicht eine Art Prostitution?“ fragte die Violetthaarige im Zeichen schließen glucksend, und Masami entfernte sanft Momoiros Hände von seiner Hose, die sich schon wieder dorthin verirrt hatten.

Quid pro quo,“ wiederholte er, „Du weißt, was ich sehen will… die besten, ausgefeiltesten Genjutsu, die euer Clan bieten kann. Und ich wiederum weiß auch, was ihr haben wollt… also versuch… dein Glück, Kleine.“

Sein Lächeln wurde unheimlich, aber Murasaki hatte auch schon einen Sake zu viel intus, um das rote Aufblitzen seiner Sharingan als gefährlich zu empfinden, als sie ihre Vorführung begann.
 

––
 

Er sah sich umgeben von dunklen Schatten, bald schwindend, bald wieder nahend, in ewigem Hin und Her. Und er ging sicheren Schrittes durch die Finsternis, bis er an eine Tür gelangte, die so hoch war wie ein ganzes Haus und bedrohlich in die Schwärze aufragte. Sie war verschlossen; aber trotzdem konnte er hinter ihr Stimmen hören. Sie waren weit weg und undeutlich, aber sie waren da. Und mit einem Mal gab es auch eine weitere Stimme direkt vor ihm, wie es schien:
 

„Halte dich fern von diesem Ort… hier ist die Hölle. Und du kannst nichts dagegen tun.“
 

Bevor die Dunkelheit sich lichtete und verschwand, als hätte man einen Vorhang hochgezogen, erkannte Kuma Yamazaki in der Ferne Namies und Akiras Gesichter.
 

„Kuma-kun?“

Er blinzelte und starrte dann an die kahle Decke von Shiemis Zimmer, in dem er auf dem Bett lag, die Arme im Nacken verschränkt. Seine Freundin saß neben ihm im selben Bett, an die Wand gelehnt, und las ein Buch.

„Ich bin wach,“ verkündete Kuma murmelnd, „Wie spät ist es?“

Shiemi blickte auf den Wecker neben dem Bett.

„Kurz vor elf. Ich dachte, du schläfst längst.“

„Ich hab nicht geschlafen, ich hab nur so getan,“ erwiderte er und setzte sich auf, bevor er nach seinem Kopf griff. „Ich habe lange… keine Schatten mehr in meinen Träumen gesehen…“
 

Die Frau neben ihm legte jetzt aufmerksam zuhörend das Buch weg.

„Schatten?“ entfuhr es ihr.

„Viele Schatten,“ sagte er beklommen, dann schien er lange nachzudenken, jedenfalls starrte er unschlüssig vor sich hin und sprach nicht. Shiemi unterbrach ihn nicht; sie wusste, wie wichtig seine Visionen und Deutungen gerade jetzt für die Familie waren. Es war gut für sie, dass Kuma offenbar oft Träume im Zusammenhang mit den Uchihas hatte, dadurch war er ihnen eine große Hilfe in all den Rätselstunden.

„Schatten also, huh?“ murmelte sie dann, „Kam nicht rein zufällig Masami drin vor, oder?“

„Da war eine Stimme, die hat gesagt, ich solle mich fernhalten. Aber es war nicht Masamis Stimme, ganz sicher nicht. Ich muss sofort mit Sasuke-sama sprechen.“ Er stand bereits auf, als sie es ihm gleichtat und keuchte.

„W-warte! Meine Eltern sind schon ins Bett gegangen, ich glaube kaum, dass es eine-… Kuma-kun!!“ Sie setzte ihm empört nach, als er ohne Widerspruch zu dulden hinausging und zum Schlafzimmer ihrer Eltern. Zum Glück war er anständig und klopfte an die Tür, er hörte drinnen verschlafenes Brummen und nach einer Weile öffnete er die Tür in der Annahme, er dürfe hinein – zum Glück erwies sich seine Annahme als richtig.
 

Sakura saß aufrecht im Bett und rieb sich die Augen, während Sasuke noch lag und jetzt murrend zur Tür sah.

„Ich hoffe für euch, dass es wichtig ist, ihr raubt mir den Schlaf, den ich nach all dem Mist wohl verdiene, Yamazaki!“

„Entschuldigt,“ machte der junge Mann und kratzte sich am Kopf, „Aber es ist wichtig. Ich hatte eine Vision und ich habe Namie und Akira gesehen.“

Sofort waren die Quasi-Schwiegereltern (alle warteten vergeblich darauf, dass Kuma und Shiemi endlich heiraten würden) hellwach.

„Was?!“ machte Sakura, „Wo?! Waren sie am Leben?“

„Ja, ich denke schon. Ich habe tief in mich hineingehört und… ich kann ihre Existenz spüren. Ich meine, ich kann spüren, dass sie leben… irgendwo.“

„Wie, irgendwo?“ hakte Sasuke nach, während Sakura vor Erleichterung seufzte.

„Ich spüre ihre Existenz,“ wiederholte Kuma, „Aber ich kann sie beim besten Willen nicht orten. Es ist ganz merkwürdig, es… fühlte sich so an, als wären sie nicht mehr in unserer Welt, sondern irgendwo anders an… irgendeinem sonderbaren Ort, den wir nicht betreten können.“

„Wie bitte?!“ machte Shiemi, „Du meinst eine Art Jenseits oder so?“

„Vielleicht, ich weiß nicht… in meinem Traum war eine Tür in der Dunkelheit und eine Stimme sagte, ich solle fern bleiben. Hinter der Tür waren Namie und Akira.“

Sasuke und Sakura warfen sich einen verdatterten Blick zu.

„Ich hasse Türen mindestens so sehr wie ich Kreise hasse!“ verkündete Sasuke grimmig, „Ab jetzt gibt’s in den Uchiha-Häusern nur noch Torbögen! Egal, ob es zieht!“ Ihm hörte niemand zu bei seinen dunklen Drohungen, die er ja doch nicht in die Tat umsetzen würde; daran würde Sakura ihn schon hindern.

„Dann heißt es, sie sind am Leben…“ seufzte Sakura glücklich, „Gleich morgen müssen wir es allen erzählen! So ein Glück… jetzt müssen wir nur noch rausfinden, wo sie sind und wie wir sie wiederbekommen können!“

„Wenn du Ahnung hast von Reisen in andere Welten, gern,“ gab Kuma beklommen zu hören und sah aus dem Fenster. Draußen war es stockfinster. „Wo immer sie sein mögen, ich… kann ihre Anwesenheit nirgends auf dieser Welt orten… auch nicht unter der Erde oder in der Luft. Das Zeichen kommt aus einer Richtung, die ich nicht kenne und.. der ich nicht folgen kann.“

„Was passiert dort mit ihnen, Yamazaki?“ fragte Sasuke scharf, „Geht es ihnen gut?“

„Sie sahen nicht aus, als würden sie leiden. Aber die Stimme sprach von Hölle, das klingt nicht gut.“

„In der Tat,“ kam von Shiemi.

„Was immer mit ihnen passiert…“ murmelte Kuma nachdenklich, „Es ist nicht das Ende des Spiels, das irgendjemand mit uns treibt.“ Er erntete von allen Seiten verwunderte Blicke und sah sich gezwungen, fortzufahren. Dabei blickte er Sasuke ernst ins Gesicht.

„Es ist ein schlechtes Gefühl, Sasuke-sama. Ich spüre die Anwesenheit von dunklen Schatten, die sich nach und nach der Familie bemächtigen… so ist es schon früher geschehen, nicht wahr?“

„Hmm…“ machte Sasuke, „Nur, dass früher alle zugleich ‚verschwunden‘ sind, als Itachi alle getötet hat. Dann hatte ich recht und es geht mal wieder dem Clan an den Kragen… dann haben sich meine schlimmsten Alpträume bewahrheitet.“ Sakura sah ihn bestürzt an, als er verärgert den Kopf senkte. Yamazaki drehte das Gesicht zur Seite, als er fortfuhr.
 

„Ja, das ist wahr. Es wird weitergehen, so lange, bis wir den gefunden haben, der diese… Tür gebaut hat zwischen uns und die anderen.“
 

Oder so lange, bis der Clan zerfallen ist wie eine brüchige, alte Ruine.
 

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uuuuh xD viel los hier xDD Yamazaki hat auch mal wieder was gesagt xDD Sasuke dreht allmählich durch, er will Türen abschaffen und das Uchihasymbol eckig machen oô'

Das Straßenmädchen (erster Teil)

Während bei Sasuke alle wild diskutierten und Panik schoben, hatte Satoyas kleine Familie in ihrem riesigen Palast (Haus) ganz andere Probleme.
 

„Wieso lernt Junya von Masami neue Katon-Jutsus und wir beide nicht, häh?“ empörte Yunosuke sich völlig entrüstet. Er stand auf dem Flur oben vor seinem Zimmer, bereits im Schlafanzug, immerhin war es schon beinahe zwölf Uhr. „Das ist nicht fair, Papa!“

„Egal, was ich tue, ich kann's euch nicht allen recht machen, ich bin kein Allround-Joker!“ stöhnte Satoya, „Yunosuke, hör zu, es… es ist so, dass Junya im Gegensatz zu euch beiden die normalen Katon-Jutsus, also Gokakyuu und Konsorten, nicht anwenden kann wegen seiner kaputten Lunge. Masami hat glücklicherweise ein paar Jutsus erfunden, die nicht die Lunge belasten, die wird er Junya beibringen, damit er auch endlich mal etwas hat, mit dem er kämpfen kann! Ich hoffe, du verstehst das… Takuma hat nicht protestiert!“

„Ja, Takuma hier, Takuma da!“ schimpfte Yunosuke, „Takuma ist der Coole, weil er der Älteste ist, und Junya ist das Nesthäkchen, weil er dauerkrank ist, und ich, hm?! Ich bin euch allen voll egal!“

„Das stimmt nicht, du bist uns nicht egal. Und jetzt hör auf, dich so kindisch aufzuführen! Junya ist immer noch ziemlich hinter euch beiden zurück, gönn ihm doch bitte diese Chance, etwas Neues zu lernen, du eifersüchtiger Knilch!“ Yunosuke murrte vor sich hin. Satoya schnaubte. „Und wer hat dir überhaupt Chidori beigebracht? Keiner deiner Brüder kann das, also sei doch froh, dass du auch etwas hast, das sie nicht haben, so hat jeder von euch seine Stärke!“

„Tante Shiemi hat‘s mir beigebracht!“ antwortete Yunosuke trotzig, „Letzten Geburtstag hat sie uns gefragt, was wir uns wünschen, die beiden anderen haben sich wie immer einfach Geld geben lassen, um sich selbst was zu kaufen, aber ich hab ihr gesagt, dass sie mir was beibringen soll, cool, oder?“

„Moment, du hast diesen August schon Chidori gelernt?!“ fragte sein Vater entsetzt.

„Nee, erst im September, Tante Shiemi hatte so wenig Zeit.“

„Wie auch immer – wenn Junya von Masami diese Jutsus lernt, ist es gerecht! Du hast Chidori und Takuma ist Chuunin.“

„Warum haben die mich eigentlich nicht zum Chuunin gewählt?“ nörgelte das Mittelkind weiter und marschierte dabei in sein Zimmer. Die beiden anderen Brüder waren schon ins Bett oder zumindest in ihre Zimmer gegangen.

„Ich war nicht in der Jury, ich weiß es nicht, Yunosuke. Sie werden ihre Gründe gehabt haben.“ Satoya seufzte, dann lächelte er müde und tätschelte seinem Kind die Schulter. „Sei nicht neidisch auf deinen Bruder. Es ist nicht wichtig, wer wann Chuunin wird. Egal, wie weit eure Karriere euch trennt, wichtig ist, dass ihr nie vergesst, dass ihr Brüder seid. Onkel Sanosuke und Onkel Seiji haben das früher einmal beinahe vergessen, davon hast du ja schon oft gehört. Und… ich hab einfach Angst, dass euch das auch eines Tages passiert, deswegen sage ich es euch so oft ich kann, egal, ob es euch nervt. Kapiert, hm?“

„M-hm,“ machte Yunosuke und musste kurz grinsen. „Okay… gute Nacht, Papa.“

„Schlaf schön.“ Mit diesen Worten schloss Satoya die Zimmertür und ging den Flur hinunter in sein eigenes Schlafzimmer.
 

––
 

Moe war bereits da und kämmte gerade ihre kurzen Haare, was nicht lange dauerte. Satoya sah sie kurz schweigend an, kehrte ihr dann den Rücken und ging stumm auf seine Seite des Bettes, wo er begann, sich auszuziehen.

„Bist du immer noch so pissig wie in Kusa?“ fragte sie irgendwann, und Satoya hob den Kopf.

„Was?“ machte er verständnislos, wendete den Blick dann von ihr ab und zog sich ein T-shirt zum Schlafen an.

„Arsch mich nicht an, ich merk das genau, wenn du sauer bist,“ verkündete sie. Er schwieg, und sie gluckste plötzlich verächtlich. „Ich mein – bist du auf mich sauer, Satoya? Hab ich dir was getan?“

„Ich bin nicht auf dich sauer, Moe,“ entgegnete er genervter als geplant und erreichte damit nur, dass sie weiter bohrte. Dabei wollte er einfach nur schlafen und sie nicht mehr reden hören… plötzlich wünschte er sich, sie einfach irgendwo einsperren zu können und sie für die nächste Zeit los zu sein, bevor sie ihn weiter mit ihrem Gefrage nervte und ihm dann doch den Rücken kehren würde.

Doch, er war sauer auf sie… aber er konnte es ihr einfach nicht sagen…

„Dann ist ja gut,“ machte sie und lächelte, als er sich fertig umgezogen ins Bett legte und ihr wohlwissend den Rücken zudrehte. „Oder warst du nur so genervt, weil Yasuki und Kumiko die ganze Zeit da waren?“

Satoya seufzte. Oh nein. Über die beiden wollte er eigentlich noch weniger reden als über alles andere.

„Wieso sollte ich genervt sein, wenn sie da sind…?“ versuchte er, sich rauszureden, und sie schnaubte.

„Pff, weil Kumiko deine Ex ist?!“

Er drehte jetzt doch den Kopf zu ihr.

„Du machst dir doch nicht etwa Sorgen, wenn ich mit Kumiko in derselben Stadt bin…?“ fragte er sie verdutzt, „Oh, da solltest du dir höchstens um Kumiko Sorgen machen, weil ich jedes mal, wenn ich sie sehe, wirklich große Lust habe, sie zu schlagen – oder ihr wenigstens ein Bein zu stellen, damit sie in den Dreck fällt und ihre rosa Barbiekleider zerfetzt…“

„Du liebe Zeit,“ seufzte Moe und verdrehte die Augen, „Nicht, dass ich dich jetzt dazu bringen will, mit deiner Ex Frieden zu schließen, aber das ist doch schon Jahre her! Und du bist immer noch so dermaßen sauer auf sie?“

„Sie ist ´ne Schlampe. Du weißt doch, wieso ich sie so hasse.“

„Bin ich etwa keine Schlampe?“ grinste sie schelmisch, und er seufzte.

„Wenn du mir nicht gleich erzählst, dass du auch mit Yasuki im Bett warst, nicht.“

„Du liebe Zeit, ich bin deine Frau!“

„Wie schön, dass du das noch weißt.“

„Was soll das jetzt, hab ich was Falsches gesagt?“ fragte sie genervt, und er kehrte ihr knurrend wieder den Rücken.

„Tss, gar nichts. Manchmal hab ich nur das Gefühl, du hast vergessen, dass du meine Frau bist, in deinem coolen Luxuspalast mit allem, was du dir je gewünscht hast…“

Sie sah ihn unschlüssig an. Ihre Stimme war jetzt nicht mehr genervt, sondern verunsichert.

„Du bist doch sauer auf mich…?“

Nein, Herr Gott!“ schimpfte er ärgerlich, und sie fuhr zurück, als er die Arme hob und sich dann am Kopf kratzte, „Ich bin nur… es ist nur… … ach, egal! Lass uns schlafen, ich bin hundemüde und hab keine Lust, weiter über Kumiko zu reden! Gute Nacht!“ Damit knipste er das Licht aus und sie saßen im Dunkeln da. Moe runzelte die Stirn, bevor sie sich auch hinlegte, ihm auch den Rücken kehrte und beleidigt grummelte:

„Ja, Nacht!“
 

––
 

Satoya konnte nicht schlafen, obwohl er müde war. Er wusste nicht, ob Moe hinter ihm schlief oder auch noch wach war. Zwischendurch dachte er daran, zu fragen, ob sie noch wach sei, aber er ließ es dann doch. Er kam sich dumm vor, sich jetzt so in diesen Streit hineinzusteigern… gerade jetzt, wo vielleicht seine Kinder auch in Gefahr waren; oder er selbst und Moe auch, wer wusste das schon. Wer wusste das schon, wer oder was es tatsächlich auf den Uchiha-Clan abgesehen hatte… obwohl Akira kein Uchiha war. Vielleicht ging es nicht mal um die Uchihas, sondern um ganz Konoha.
 

Diese Gedanken waren sehr beunruhigend und er beschloss, sich morgen weiter darüber den Kopf zu zerbrechen. Moe würde das alles kaum tangieren, dachte er sich, solange sie ihr prächtiges haus und genug Geld für Schuhe und Klamotten hatte. Ihre unzähligen Shopping-Touren nervten ihn und manchmal dachte er sogar schon daran, all den Plunder und das Haus zu verkaufen und in eine kleine Wohnung zu ziehen, nur, um sie zu ärgern und ihr diese Macke auszutreiben. Aber die Kinder würden sich auch umstellen müssen in einer kleinen Wohnung, und gerade bei Yunosukes Vorliebe für Toben war das sicher keine gute Idee. Außerdem konnte er seiner Frau nicht wirklich verübeln, dass sie so verrückt nach dem Geld war… nach etwas, das sie nie gehabt hatte, bevor sie sich begegnet waren.
 

Das war wirklich schon lange her, fiel ihm auf, und er unterdrückte ein leises Seufzen. Mitunter kam ihm die Frage, ob er nicht naiv gewesen war, sie so überstürzt zu heiraten… damals war ihm überhaupt nicht in den Sinn gekommen, dass sie sich je streiten würden. Wenn er jetzt daran dachte, fiel ihm ein, dass Seiji ihm damals leicht pikiert davon abgeraten hatte, Moe zu heiraten.

„Du bist erst neunzehn und vor allem kennst du sie doch noch nicht mal ein Jahr! Wie kannst du da jetzt wissen, dass du sie heiraten willst? Wie willst du wissen, dass sie die Richtige für dich ist?“

„Ich weiß das, Nii-chan,“ hatte er damals unbeschwert erwidert, „Nichts für ungut, aber nicht jeder wartet sechs Jahre, bevor er seine Freundin heiratet!“

Jetzt dachte Satoya manchmal wirklich, er hätte besser auf Seiji gehört.

Er verwarf den Gedanken empört über sich selbst wieder. Wie konnte er sowas denken? Wie konnte er sich wünschen, Moe nicht geheiratet zu haben? Er liebte sie, auch, wenn sie launisch war und auch, wenn sie nicht mehr so sehr zeigte, dass sie ihn auch liebte, wie noch vor zwölf Jahren.

Er seufzte jetzt doch fast lautlos, als er zur dunklen Wand blickte und sich an die alten Zeiten erinnerte.
 

––
 

„Was denn?“ machte Sanosuke grinsend und sah seinen jüngsten Bruder an, „Naruto schickt dich Wochenlang nach Sanda, weil die da so wenige Ärzte und so viel zu tun haben? Na, viel Spaß.“

„Glaub nicht, ich hätte Bock, da hinzugehen, aber Job ist Job,“ machte Satoya stirnrunzelnd, „Außerdem ist es glaube ich ganz gut, mal hier rauszukommen… in Sanda werde ich sicher keinem Yasuki oder so jemandem über den Weg laufen.“ Auf den Namen Yasuki folgte aus Prinzip schon am Frühstückstisch in Sasukes Haus eine kurze Schweigeminute. Die fünfzehnjährige Shiemi saß im Schneidersitz auf ihrem Stuhl am Tisch, wippte vor und zurück und schrieb dabei eifrig Dinge auf eine Schriftrolle. Sakura nippte an ihrer Teetasse, Sasuke kratzte sich am Kinn und sah schweigend aus dem Fenster. Draußen war es grau und bewölkt. Es war November.

Sanosuke war nur kurz zu Besuch da; normalerweise war er morgens ja bei seiner eigenen Familie oder in der Zentrale, wo er hingehörte. Aber seine übereifrige Mutter hatte ihn gebeten, an seinem freien Tag unbedingt morgens zu kommen, damit sie Pläne für Weihnachten machen konnten.

„Wie dem auch sei,“ machte Sasuke dann, als er die Schweigeminute wegen Yasuki als lang genug betrachtete, „Sanda ist ein ganz kleines Dorf, da ist sicher nicht viel los. Vielleicht hatten sie ja einen Gebäudeeinsturz und deswegen so viele Verletzte, dass der eine Dorfarzt nicht mehr hinterherkommt…“

„Das ist nicht lustig, Sasuke,“ meinte Sakura streng.

„…Na ja, diese Bruchbuden in Sanda sollten sowieso mal restauriert werden, aber was kümmert es uns, hier in Konoha haben wir’s ja fein…“

„Sasuke!“ zischte seine Frau verärgert, und Sanosuke lachte.

„Ihr seid echt so ein Seifenopern-Paar…“

„Besten Dank,“ brummte Sasuke. Zu Satoya sagte er: „Sanda ist mehr als einen Tagesmarsch von hier weg. Du wirst wohl da übernachten müssen während deines… Jobs…“

„Ich hab mich schon schlau gemacht,“ kam von seinem achtzehnjährigen Sohn, „In der Kleinstadt nebenan gibt’s ein Hotel, ich werde mir wohl da ein Zimmer nehmen. Ist zwar alles nervig, aber Naruto bezahlt das echt gut, ich frag mich, woher die in Sanda so viel Geld haben.“

„Wen schert das,“ grinste Shiemi über ihrer Schriftrolle, „Job ist Job.“
 

––
 

Die kleine Stadt und das Hotel waren ganz nett, stellte Satoya am nächsten Tag fest, als er endlich dort ankam und sich ein relativ großes Zimmer gemietet hatte, in dem er genug Platz hatte, seine Sachen auszubreiten. Genug Platz konnte man nie haben. Zu Hause bei seinen Eltern mangelte es daran meistens, obwohl inzwischen nur noch er und Shiemi bei den Eltern wohnten. Aber er war ja fleißig am Sparen, um demnächst mal dort ausziehen zu können.

Als nächstes machte er sich dann daran, den Weg vom Hotel zum kleinen Dorf Sanda zu suchen, in dem er einige Wochen als Medic-Nin aushelfen sollte. Nach einer kurzen Frage an einen alten Stadtbewohner schien der Weg gar nicht so schwer zu finden zu sein; es gab nur ein Problem.

Der Weg führte direkt durch das Rotlichtviertel des Städtchens.

Und Satoya hasste Rotlichtviertel. Nicht, dass er in besonders vielen gewesen wäre – eigentlich in keinem einzigen, wenn er darüber nachdachte – aber allein die Erzählungen waren irgendwie unbehaglich. Sich vorzustellen, durch eine Straße zu gehen, auf der lauter halb nackte Frauen herumstanden, war irgendwie merkwürdig, außerdem war Prostitution so ziemlich das Unwürdigste für eine Frau, das es gab.
 

Satoya ging Frauen seit fast zwei Jahren grundsätzlich aus dem Weg. Seit er sich damals von seiner Freundin Kumiko getrennt hatte, hatte er scheinbar weise beschlossen, nie wieder etwas mit einer Frau anzufangen. Er hatte nichts gegen Frauen, aber er wollte nichts mehr mit ihnen zu tun haben, ganz sicher nicht. Nachdem er sich bei seiner ehemaligen Teamkollegin und später Freundin Kumiko so die Finger verbrannt hatte, war das gänzlich ausgeschlossen. Basta.

Während er also der Wegbeschreibung des Mannes zum Rotlichtviertel ging, in der Hoffnung, tagsüber wäre nicht so viel los, dachte er verdrießlich an Kumiko, die ihn so ungeniert hintergangen hatte und nicht einmal eingesehen hatte, dass es nicht sehr ethisch war, jemanden zu betrügen. Dann auch noch mit dessen bestem Freund. Aber Yasuki war ja genauso Schuld, denn er hatte sich darauf eingelassen – nein, eigentlich war er sogar mehr Schuld als Kumiko, fand Satoya voller Hass auf den Kerl, der einmal sein allerbester Freund gewesen war.

Sie hatten alles zusammen gemacht, seit sie klein gewesen waren. Und sie waren immer Freunde gewesen, sie waren auch zusammen mit Kumiko in einem Team gewesen. Und dann war es gekommen, wie es hatte kommen müssen. Kumiko und Satoya waren irgendwann zusammen gekommen; und Yasuki hatte sich dummerweise in dasselbe Mädchen verliebt wie sein Freund.

Er hatte gewusst, dass Kumiko Satoyas Freundin war… offenbar war es ihm egal gewesen. An einem Tag hatte Satoya die zwei zufällig auf der Straße gesehen, wie sie sich geküsst hatten in dem Glauben, er würde es nicht mitbekommen. Und er war sicher, dass noch mehr daraus geworden wäre, wäre er nicht dazwischen gegangen und hätte mit den beiden Verrätern reinen Tisch gemacht. An dem Tag hatte er sowohl seine Freundin als auch seinen besten Freund für immer verloren, weil er beiden quasi die Bekanntschaft gekündigt und verkündet hatte, sie nie wieder sehen zu wollen.

Beide waren sehr betreten gewesen und Yasuki hatte oft versucht, sich zu entschuldigen. Satoya ignorierte ihn gekonnt; der Typ konnte ihn mal kreuzweise. Was war denn das für ein Benehmen, ihm erst die Freundin auszuspannen und dann angekrochen zu kommen? Die Freundschaft könnte er sich für immer an den Hut stecken, das war mal klar. Und Kumiko? Du liebe Zeit. Inzwischen fragte Satoya sich ernsthaft, was er an ihr gefunden hatte, an der kleinen rosa Barbie, die außer kichern nicht viel konnte. Dann wiederum sagte er sich verdrossen, dass es vermutlich früher oder später auch ohne Yasukis Zutun zwischen ihnen schief gegangen wäre. Nichts war so gelaufen wie es hatte laufen sollen… es war nicht wirklich das Gelbe vom Ei gewesen.
 

Während er so verärgert über seine Nicht-mehr-Bekannten nachdachte, merkte er plötzlich, dass er das Rotlichtviertel erreicht hatte. Plötzlich stand er mitten auf einer Straße zwischen versifften, halb zertrümmerten Häusern. An den Wänden und in dunklen Nischen lehnten und hockten junge Mädchen und Frauen, einige rauchend, aber alle hatten fast nichts an. Satoya sah sich kurz ratlos um, sah aber zu, nicht zu sehr zu gucken, bevor eine von ihnen auf ihn hätte aufmerksam werden können. Sie beobachteten ihn neugierig, als er hastig die Straße hinunter eilte, um so schnell wie möglich wegzukommen von diesem furchtbaren Ort. Es kamen sogar Pfiffe.

„Was rennst’n du so, Süßer, wirst du verfolgt?“ lachte eine hinter ihm, „Warte doch kurz, dann mach ich, dass du entspannter bist!“ Satoya seufzte, ignorierte das Gerede hinter ihm und eilte schnell weiter. Am besten gar nichts sagen.

Plötzlich fiel ihm ein junges Mädchen ins Auge, das auf der Straße an ein Haus gelehnt zusammengekauert hockte; die Einzige, die nicht zu ihm sah, während er hier entlang spazierte. Sie hatte kurze, grüne Haare und ihre Kleidung war nicht besser und auch nicht weniger freizügig als die der anderen, aber da sie sich so zusammengefaltet hatte, sah man kaum etwas von ihr. In den Händen hielt sie ein kleines Säckchen, in dem sie herumwühlte. Satoya wusste nicht, was es war, aber er konnte nicht einfach den Blick von ihr wenden, wie sie da saß, ganz alleine, unbeachtet von all ihren Kolleginnen in ihrem Säckchen herumwühlte. Er fragte sich, ob sie schon lange hier arbeitete. Vielleicht war sie neu und deswegen noch so unbeholfen… vielleicht war sie aber auch einfach nur gerade beschäftigt.

Als er an ihr vorbeikam, hob sie plötzlich den Kopf und starrte ihn aus großen Augen an. Einen Moment zuckte er und erwartete voller Grausen eine neue Anmache (hinter ihm riefen die Mädchen immer noch) – umso verwunderter und erleichterter war er, als sie bloß nett lächelte und sich scheinbar scheu eine Haarsträhne hinter das Ohr strich. Bevor er es merkte, hatte er schon zurückgelächelt, aber nur kurz, ehe er sich aufmachte, endlich Sanda zu erreichen.
 

––
 

Sanda war wirklich ein winziges Dörfchen. Aber die Arbeit dort war ganz angenehm, die wenigen Leute, mit denen Satoya zu tun hatte, waren freundlich und überaus redselig, was mitunter aber auch etwas nervte. Denn sie erzählten von morgens bis abends Geschichten aus ihrem Minidorf, die alle mehr oder weniger uninteressant für einen Shinobi waren. Wenn er abends Sanda wieder verließ und zurück zum Hotel ging, kam er wieder durch die Straße des Rotlichtviertels. Abends war es noch schlimmer, da durchzukommen, weil noch mehr Frauen und Mädchen herumstanden und sich die größte Mühe gaben, ihn aufzuhalten. Er sah relativ in der Mitte der Straße wieder das grünhaarige Mädchen, inzwischen stand sie an der Wand und hatte auch kein Säckchen mehr in den Händen. Sie sagte zwar nichts, als er vorbeikam und ihr einen unschlüssigen Blick schenkte, aber sie wechselte kokett das Standbein und schenkte ihm ein schelmisches Grinsen. Satoya dachte sich, dass sie, obwohl sie keine Sprüche brachte, sicher nicht so unschuldig war, wie sie aussah (abgesehen von ihrer Kleidung), denn ihr Grinsen zeigte doch relativ deutlich, was in ihrem Kopf vorging.

Aber was erwartete er? Das waren Nutten. Das war ihr Job, Männer zu verführen, die zufällig durch die Straße kamen.

Und dummerweise war er ja ein Mann.
 

So lief das dann jeden Tag. Morgens ging er durch die gewisse Straße nach Sanda, um zu arbeiten, und abends ging er denselben Weg wieder zurück. Es war die einzige Straße, die direkt hinführte, alle anderen Wege wären große Umwege, wie er feststellte, als er einen Tag einmal andere Wege ausprobierte. Danach beschloss er tapfer, eben den unangenehmen Weg durch die Mitte zu nehmen, vorbei an den kichernden Nutten. Jeden Morgen und jeden Abend schenkte er dem grünhaarigen Mädchen auf der Straße einen kurzen Blick und manchmal ein flüchtiges Kopfnicken; er kam sich doof vor, einer Nutte zuzunicken, aber er tat es dennoch. Sie wollte bestimmt nicht erreichen, dass er ihr zunickte, wenn sie ihn ansah mit ihren großen Augen und ihrem frechen Lächeln… aber sie sagte auch nichts und hatte nie versucht, ihn aufzuhalten.

Satoya hatte keine Ahnung, wieso dieses eine Mädchen immer wieder seine Blicke auf sich zog. Sie war nicht unbedingt hübscher als die anderen oder in sonst einer Weise außergewöhnlich. Sie war ganz normal und unterschied sich kaum von ihren Kolleginnen, aber trotzdem sah er sie jeden Tag an, und jeden Tag länger, so kam es ihm vor. Irgendwann war es zur Gewohnheit geworden, nach ihr zu sehen.
 

Nachdem das eine Woche lang so gegangen war, fing das Mädchen beim nächsten Treffen an, ihm fröhlich grinsend zuzuwinken, als sei er ein Nachbar, der jeden Tag um dieselbe Uhrzeit an ihrem Haus vorbeiging. Manchmal winkte er flüchtig zurück und fragte sich im Hinterkopf, ob sie wohl hinter seinem Rücken über ihn reden würde; den komischen Kauz, der Tag für Tag durch ihr Arbeitsfeld marschierte und ihr zuwinkte, als wüsste er nicht, was ihre Arbeit wäre.

Er wusste es; aber er ignorierte es gekonnt und nahm sich vor, sie zu grüßen wie jede andere Fremde, die man zufällig wieder und wieder auf der Straße traf. Es spielte keine Rolle, was sie arbeitete. Er machte sich eher Sorgen darum, dass sie fror, immerhin wurde es bald Dezember und es war ziemlich kalt geworden. Dennoch saßen die Nutten alle in ihren knappen Klamotten auf der Straße oder standen an den Häusern. Manchmal trugen sie billige, dünne Mäntel. Satoya hatte das grünhaarige Mädchen noch nie mit einem Mantel gesehen.

Sie muss sich doch den Arsch abfrieren, so, wie sie da jeden Tag herumsitzt oder steht… gesund ist das sicher nicht!
 

––
 

Es waren seit dem ersten Tag fast vier Wochen vergangen. Als Satoya an jenem Tag zur Arbeit durch die besagte Straße ging, war das grünhaarige Mädchen nicht da. Es war das erste Mal, dass er erlebte, dass sie nicht auf der Straße war, wenn er durchging, und einen Moment machte er sich Sorgen, ihr könnte etwas passiert sein; dann dachte er sich, es war Schwachsinn, sowas zu denken; sie konnte ja nicht ihr Leben lang auf der Straße sitzen, sie hatte sicher zu tun. So ließ er die Straße hinter sich und ging wieder nach Sanda. Es war kalt und grau geworden; es war vielleicht besser für das Mädchen, nicht auf der Straße zu sein.
 

Als er am Abend zurück in die Stadt gehen wollte, hatte es heftig zu regnen begonnen.

„Was für ein Wetter!“ sagte der Arzt aus Sanda, als Satoya in der Tür der kleinen Miniklinik stand und lustlos hinaus starrte, „Vielleicht sollten Sie noch eine Weile warten, bis das aufhört, das ist ja grässlich. Haben Sie keinen Schirm, Uchiha-san?“

„Oh, doch,“ seufzte Satoya, „Ach, ich werde schon nicht ertrinken. Ich will auch schlafen jetzt, ich werde also gehen.“ Er kramte aus seinem Rucksack einen Schirm, spannte ihn auf und trat aus dem Haus. Der Arzt verbeugte sich zum Abschied.

„Dann machen Sie es gut, wir sehen uns ja.“

„Hn.“

Damit ging Satoya nach einer anständigen Verneigung durch das matschige Dorf Sanda in Richtung Stadt.

Im Rotlichtviertel war es jetzt fast leer. Bei dem Wolkenbruch schienen sich selbst die Nutten verzogen zu haben. Besser für sie, dachte Satoya besorgt. Nur ganz wenige standen unter recht alten und hässlichen Markisen auf der Straße und rauchten Zigaretten. Offenbar hatten sie heute kein Interesse an ihm, sie unterhielten sich nur über das Wetter, wie furchtbar es doch wäre. Satoya beachtete sie nicht weiter und hielt aus Gewohnheit Ausschau nach dem grünhaarigen Mädchen.

Ach, die wird sicher auch drinnen sein bei dem Regen! dachte er sich dann verdutzt – und war noch verdutzter, als er sie plötzlich doch entdeckte. Etwas weiter hinten hockte sie am klitschnassen Boden in einer kleinen Nische zwischen den Häusern. Sie hatte beide Beine fest angezogen und mit beiden Armen umklammert. In der einen Hand hielt sie einen Regenschirm, der aber viel zu klein war. Satoya sah sie verblüfft an, wie sie da hockte, abseits von den anderen und klitschnass im Regen. Zuerst dachte er sich, er sollte sich nicht einmischen und einfach wie jeden Tag winken und weitergehen. Aber dann hielt er vor ihr an und sah auf sie herunter. Es dauerte fast eine Minute, bis er sich traute, den Schirm, den er trug, über sie zu halten und sie anzusprechen.

„Du holst dir doch den Tod da im Nassen…?“
 

Sie sah zu ihm hoch. Dieses Mal lächelte sie nicht, sie winkte auch nicht. Sie sah ihn nur an und brauchte etwas, um etwas zu erwidern.

„Oh… na ja… ist schon etwas kalt hier, ja.“

„Wieso sitzt du hier draußen?“ fragte er sie verständnislos, „Ich meine… … könnt ihr nicht irgendwo drinnen sitzen und warten, bis jemand kommt?“

„Ne,“ machte sie, „Also, ja, schon, aber ich bin ´ne Lusche, deshalb muss ich draußen schlafen.“

„Ich verstehe dich nicht ganz… du musst hier auf der Straße schlafen?! Bei der Kälte? Du wirst erfrieren oder dich zumindest erkälten…“

„Ja,“ sagte sie offenbar unbekümmert, und sie stand jetzt auf und wrang ihren kurzen Rock aus. „Masuto-san ist das wurscht, weißt du? Er hat genug Mädchen, die für ihn arbeiten, auf eins mehr oder weniger kommt’s da nicht so an.“

„Masuto-san?“ wiederholte Satoya verblüfft.

„Ja, der Boss des ganzen Zirkus hier. Ihm gehören alle Mädchen, die hier arbeiten. Er is’n richtiges Arschloch, aber er hat die Macht, wenn man so will.“ Satoya runzelte die Stirn.

„Und er findet es okay, eine seiner… Angestellten einfach auf der Straße schlafen zu lassen? Das entspricht nicht so ganz den Menschenrechten, meine ich…“

„Pff, Rechte!“ grinste sie und schüttelte sich vor Kälte, „Hier gibt’s keine Rechte. Jedenfalls nicht für uns Mädels. Wir sind nichts wert, höchstens die paar Groschen, die wir für ´nen Fick kriegen, das is‘ alles. Du kommst wohl aus ´ner besseren Gegend, hm? Ich beneide dich, weil es bei dir Rechte gibt… was machst’n du eigentlich in dieser Scheißgegend? Machst’e was in Sanda drüben, hm?“

„Ja, ich… arbeite da,“ murmelte er etwas betreten. Es gab eine Pause. „Wie heißt du?“ fragte er sie dann, und sie sah wieder zu ihm hoch.

„Moe,“ entgegnete sie dann mit einem müden Lächeln. Sie strich sich eine nasse Haarsträhne hinter ihr Ohr.

„Komm mit, Moe,“ seufzte er, „Du… kannst bei mir im Hotel schlafen. Bevor du hier draußen erfrierst…“ Sie sah ihn groß an. „Oh, ähm, also… ich meine, nicht a-als Job, oder so, du weißt schon… ich, ähm… meine, einfach nur so…“

„Ernsthaft jetzt?“ staunte sie, „Du lädst mich zu dir ein, ohne eine Bezahlung zu wollen?“

„Kommt das hier so selten vor?“ machte er verwirrt, „Sowas wie… Menschlichkeit?“

Sie blickte ihn an, dann strahlte sie glücklich und nickte scheu.

„Ich komme gerne mit, wenn du mir das schon so anbietest… vielen Dank, äh – wie heißt du überhaupt?“

„Satoya,“ sagte er und ging voraus, sich fragend, ob er das gerade wirklich machte – er ließ eine Frau in seinem Zimmer schlafen… und dann auch noch eine Nutte.

Dabei hatte er doch um Frauen einen Bogen machen wollen.
 

––
 

Moe war fassungslos und konnte ein Fiepen des Erstaunens nicht unterdrücken, als sie endlich im Hotel und im Zimmer angekommen waren. Draußen war das Regen stärker geworden und trotz des Schirms waren jetzt beide relativ nass, Moe mehr.

„Du meine Fresse!“ keuchte sie, „Zimmer?! Das ist riesig! Machst du Witze?“

„Ähm, nein…?“ versuchte er es ratlos und sah sich konfus in dem Zimmer um. Schließlich blieb sein Blick an ihr haften und an den Wassertropfen, die ihre nassen Sachen auf dem Teppich hinterließen. „Oh, ähm… du bist ja klitschnass, willst du nicht erst mal duschen oder so und ich such dir was zum Anziehen, während deine Sachen trocknen? Bevor du dir den Tod holst, meine ich…“

„Im Ernst?“ machte sie anscheinend immer noch perplex über so viel Menschlichkeit, wie er es nannte, und starrte ihn an. „Ich glaube, so viel hat noch niemand für mich getan, ernsthaft jetzt, meine ich…“

„Jetzt geh schon!“ ordnete er mit einem kurzen Lächeln an und sie tat fröhlich wie ihr geheißen.
 

Während sie im Bad war, wechselte er auch seine feuchten Sachen und ließ sich rückwärts auf das Bett fallen, um eine Weile an die Decke zu starren und über sein handeln nachzudenken.

Was machte er jetzt mit diesem Mädchen in seinem Zimmer? Er fragte sich, ob es richtig gewesen war, sie einfach mitzunehmen…

Mann, ich habe nur versucht, jemandem zu helfen, sagte er sich, Das kann doch nicht falsch sein! Und sie freut sich tierisch… worüber mache ich mir Sorgen?

Plötzlich öffnete sich die Badezimmertür und Moe steckte den Kopf heraus. Sie war in ein weißes Handtuch gewickelt und trug noch ein solches auf dem Kopf.

„Ähm, Entschuldigung…?“ machte sie leise, und er fuhr erschrocken hoch. Sie lächelte. „Ähm, wolltest du… mir nicht was zum Anziehen leihen? Ich meine, ich bin's ja gewohnt, nackt zu sein, aber vielleicht ist es dir peinlich…“

„Ach du Schreck, ja, natürlich!“ rief er entsetzt, sprang auf und wühlte seine eigenen Sachen durch, bis er ihr ein T-shirt und eine Boxer Shorts hinhielt. „Na ja, was Besseres hab ich leider nicht-… ich hoffe, das reicht…“

„Kein Problem, vielen, vielen Dank!“ machte sie glücklich, nahm mit einer Verneigung die Sachen und verschwand wieder im Bad, um sich umzuziehen. Er war erstaunt, wie wohlerzogen sie war, obwohl die Art, in der sie sprach, nicht immer zu dieser wohlerzogenen Haltung passte.

Aber sie war ja auch nur ein Straßenmädchen… sie war vermutlich extrem arm und musste sich durchboxen, um zu überleben. Was sollten solche Leute mit Manieren?
 

Später saßen sie nebeneinander auf dem großen Bett, sie in seinen Sachen. Das T-shirt war etwas zu groß; die Shorts passten ganz gut, sie war zwar kleiner als er, aber sie hatte als Frau breitere Hüften, da saßen sie natürlich gut. Er hatte vom Zimmerservice etwas zu essen und zu trinken für sie bestellt, jetzt saß sie gerade beim Nachtisch (einer Schüssel Eis) und bedanke sich zwischendurch etwa hundert Mal für alles, was er machte.

„Ich hab sicher seit gestern nichts mehr gegessen…“ erzählte sie dabei, „Mir ist das Geld in den letzten Wochen echt knapp geworden und ich hatte kaum was übrig, um mir was zu essen zu kaufen…“

„Was ist denn mit diesem… Masuto, oder wie immer der Zuhälter heißt, sorgt der nicht dafür, dass du Essen kriegst?“

„Der?!“ machte sie verdutzt, „Ach, als ob der sich um irgendwas kümmern würde! Ich krieg für einen… Job halt Geld und einen Anteil dieses Geldes bekommt Masuto-san, dafür, dass er uns in der Stadt hier vor Gaunern und anderen üblen Machenschaften beschützt. Der Rest, der für mich bleibt, ist kaum genug, um mich ordentlich zu ernähren, und wenn man dann ab und zu auch mal neue Klamotten braucht, reicht es kein Stück mehr.“ Er starrte sie verwirrt an. Sie lachte trocken, stellte die leere Eisschüssel weg und kämmte sich mit den Fingern die jetzt wieder trockenen Haare. „Hey, so ist das Leben hier! Es ist scheiße, nicht überall ist es so schön wie da, wo du herkommst… woher kommst du eigentlich? Du bist nicht von hier, hm?“

„Aus Konohagakure,“ antwortete er, „Aber wenn es so scheiße ist, wieso hörst du dann nicht auf, da zu arbeiten? Ich wette, in anderen Städten könntest du bessere Arbeiten bekommen…“

„Was denn?“ seufzte sie, „Ich kann ja nichts! Ich kann nicht mal lesen und schreiben! Und für eine Ausbildung oder sowas hab ich gar kein Geld. Und selbst, wenn ich wüsste, wo ich hin sollte… ich könnte hier nicht weg. Masuto-san lässt nicht zu, dass die Mädchen von hier wegkommen; sonst wären wir doch längst weg bei den miesen Zuständen. Eine, die ich kenne, hat mal versucht, abzuhauen. Sie ist nicht mal aus der Stadt gekommen, weil Masuto-san und seine Kumpanen sie sofort wieder eingefangen haben. Ich weiß nicht, was sie ihr angetan haben, aber seitdem spricht sie mit niemandem mehr außer vermutlich den Kunden. Ich würde also nie weglaufen, weil ich viel zu viel Schiss habe, dass sie mir irgendwas Schlimmes antun, mich foltern oder sowas…“
 

Satoya war entsetzt über die grauenhaften Geschichten. Diese Stadt hatte zuerst so ruhig ausgesehen… jetzt hatte er den Eindruck, hier waren ganz miese Sachen am Laufen, die verboten gehörten. Eine Weile schwiegen sie dumpf.

„Wenn ich das fragen darf, Moe… wie… bist du denn da überhaupt rein geraten?“ fragte er dann, und sie zog die Beine an und seufzte.

„Als ich elf war, starben meine Eltern bei einem Unfall. Wir waren arme Leute und ich hatte außer ihnen keine Verwandten, also war ich alleine. Als alle Vorräte im Haus und das Geld aufgebraucht waren, blieb mir nichts mehr übrig, als Essen zu klauen. Man hat mich erwischt und wollte mich bestrafen, aber da ist Masuto-san gekommen und hat denen gesagt, ich gehörte zu ihm. Er hat die Strafe für mich bezahlt und seitdem stehe ich sozusagen unter seiner Obhut. Zuerst war ich total glücklich, dass mich jemand gerettet hatte, aber ich hab schnell kapiert, wieso er das getan hat.“

„Er hat dich mit elf Jahren gezwungen, als Nutte zu arbeiten?!“

„Nee, nicht mit elf, zuerst war ich nur die Putzmagd. Aber ich mach das jetzt trotzdem schon ziemlich lange.“ Er schwieg bedröppelt. Er hatte jetzt an einem Abend ziemlich viel über dieses Mädchen erfahren… ihr waren wirklich grausame Sachen widerfahren. Ein Wunder, dass sie noch bei klarem Verstand war, fand er.
 

Sie legte sich rückwärts auf das Bett und streckte gähnend die Arme hoch.

„So, genug von mir!“ lachte sie, „Erzähl was von dir! Das ist sicher viel schöner als meine schlimmen Geschichten! Außerdem war's das von mir, mehr gibt’s in meinem Leben nicht, haha. Aus Konoha kommst du, hm? Du arbeitest in Sanda, hast du gesagt? Was arbeitest du bitte in diesem Kaff?“

„Ich bin Arzt, die haben uns in Konoha gebeten ihnen Aushilfe zu schicken.“

„Wow,“ machte sie kurz und sah ihn befremdlich an, „Du bist Arzt?! Mann, du siehst verdammt jung aus für ´nen Arzt! Wie alt bist’n du?“

„Achtzehn… ich wird im Februar neunzehn.“

„Meine Fresse, du bist jünger als ich und Arzt?“ machte sie entsetzt.

„Na ja, Arzt, Medic-Nin nennen sie das bei uns an sich.“

„Du bist also ein Shinobi! Wie cool… hier gibt’s ganz selten mal Ninja, die vorbeikommen. – Na ja, die haben wohl auch besseres zu tun als in so’ner Scheißstadt abzugammeln.“ Sie lachte wieder und drehte sich jetzt auf den Bauch. Sie betrachtete ein paar seiner am Boden verstreuten Klamotten. „Was is’n das eigentlich für’n Symbol auf all deinen Sachen? Auf dem T-shirt ist auch sowas, hat das ´ne Bedeutung oder heißt das Ich bin Tischtennis-Fan?

Satoya fing laut an zu lachen wegen des Tischtennis-Fans. Er brauchte eine Weile, bis er sich wieder einkriegte.

„Das ist kein Tischtennisschläger… das ist das Emblem meines Clans, des Uchiha-Clans! Ich weiß auch nicht, ist irgendwie so Tradition, auf allen Klamotten dieses Ding zu haben…“

„Du bist vom Uchiha-Clan?!“ entfuhr es ihr, und er stutzte, als sie sich plötzlich hell begeistert aufsetzte und rief: „Mann, cool! Ich hab manchmal Leute von euch reden hören, ihr wärt die beste Nina-Familie in Konoha oder so, ist das echt wahr? Dann bist du ja da ein richtig hohes Tier!“

„Beste Familie? Hmm, na ja, wenn, dann gleichauf mit dem Hyuuga-Clan, die sind an sich noch älter als wir und mindestens genauso gut als Shinobi.“

„Sei nicht so bescheiden, ich hab gehört, ihr wärt die Besten!“

„Ich bin nicht bescheiden, das war mein Ernst…“ lachte er nervös, als sie ihn so anstrahlte mit ihren blauen Augen. „Und-… und… ein hohes Tier bin ich sicher nicht, das ist höchstens mein Vater. Und meine Mutter auch, die beiden sind sowas wie die Blutsbrüder des Hokage, wenn du verstehst, was ich meine…“

„Du liebe Güte!“ machte Moe und sah aus, als wäre sie gerade im siebten Himmel nur ob der Aussagen über seine Herkunft. Als es ihm zu peinlich wurde, so bewundernd angestarrt zu werden (ihm fiel auf, dass Kumiko ihn nie so angesehen hatte, kein einziges Mal…), wechselte er das Thema.

„Sag mal, wollen wir nicht schlafen gehen? Es ist spät und… ähm… da fällt mir ein, wenn ihr nicht weglaufen dürft von dort… wird dein Masuto nicht nach dir suchen, wenn du hier bleibst?“
 

Moe kroch wieder an den Bettrand und seufzte.

„Na ja, erst, wenn ich morgen nicht zurück bin. Ich meine, ich könnte ja theoretisch auch bei einem Kunden sein. Oder sagen wir…“ Sie wurde jetzt leiser und sah bedrückt zu Boden. „Eigentlich sollte ich das sogar… wenn ich weg bin, dann darf ich das nur aus diesem einen Grund, du weißt schon.“

„Und was… passiert, wenn du morgen wiederkommst und er erfährt, dass ich kein Kunde war?“ fragte er sie, ging auf die andere Seite des Bettes und legte sich hin, so tat sie es ihm gleich. Sie knipsten das Licht aus. Moe seufzte erneut.

„na ja, er wird sicher stinksauer, dass ich kein Geld mitbringe, aber was soll's, dann kriegt er eben die nächsten Male das volle Gehalt, dann geht das schon klar. Also keine Sorge. Es ist lieb von dir, dass ich hier schlafen darf, ganz umsonst… in dieser Luxussuite, das ist echt Wahnsinn – ich glaube, ich habe seit dem Tod meiner Eltern nicht mehr in einem richtigen Bett geschlafen!“

„Was?!“ rief er und fuhr hoch, „Du kriegst jetzt quasi Ärger, weil ich dich hergebracht habe?!“

„Ach Quatsch, wie gesagt, das geht schon irgendwie! Man kann Masuto-san auch anders bezahlen, du weißt schon!“ Satoya räusperte sich verlegen und sah zum Fenster.

„Wie viel kriegst du… normalerweise für eine Nacht, wenn du mit einem Kunden… zusammen wärst?“ murmelte er, und sie drehte den Kopf.

„Für eine ganze Nacht… hm… sechstausend…“

„Dann geb ich dir das morgen früh, dann wird der Typ dir nichts anhaben können. Okay?“

Sie setzte sich rasch auf und starrte ihn an.

„Was?!“ machte sie fassungslos, und er drehte sich erschrocken um. Hatte er was falsch gemacht? „D-du… d-du kannst mir doch nicht Geld dafür geben, dass ich hier schlafen darf!“ rief sie entsetzt, „Das… das… nein. Das kann ich nicht annehmen, auf gar keinen Fall.“

„Natürlich kannst du, ich geb‘s dir gern,“ machte er, „Ich wollte dir helfen und dich nicht in Schwierigkeiten bringen, Moe… verzeih mir, ich hab nicht nachgedacht, als ich dich hergebracht habe. Ich will’s nur wieder gut machen.“

„Ich nehm kein Geld von dir,“ protestierte sie, „Das kann ich nicht, auf keinen Fall. Nicht, ohne auch nur das kleinste Bisschen davon verdient zu haben. Ich kenne dich kaum und du mich auch nicht. Du kannst nicht einfach ´ner wildfremden Kuh Geld geben… das… das… nein, das geht nicht!“

„Ich weiß jetzt ja ´ne Menge über dich,“ feixte er, „Du bist keine wildfremde Kuh… du bist sehr nett und sagen wir, ich bezahle dich für deine Gesellschaft. Dieser Abend heute mit dir war sehr nett, Moe. War die letzten Wochen schon etwas langweilig…“

„Nein, nein, nein,“ machte sie und drehte sich von ihm weg, an die Wand starrend. „Das kann ich nicht, ich nehme kein Geld von dir an, ohne was gemacht zu haben! Ich habe auch Würde, okay, Satoya? Ich… ich… habe auch meinen Stolz, verstehst du? Und ich komme mir furchtbar vor, als würde ich deine Freundlichkeit schamlos ausnutzen, wenn ich auch noch Geld von dir annehme!“

„Verdammt,“ stöhnte er, „Was muss ich denn machen, damit du es annimmst?!“

„Sag mir, was ich für dich tun kann, um es mir zu verdienen,“ verlangte sie leise, „Sag‘s mir. Irgendwas. Ich geh für dich einkaufen oder so. Oder ich räum das Zimmer auf. Was du willst, ich mache alles. Dann nehme ich vielleicht dein Geld. Aber nicht für nichts.“

Satoya seufzte ergeben, legte sich wieder hin und sah lange schweigend an die Decke. Dann blickte er sie wieder an, wie sie ihm den Rücken kehrte. Auf seinem T-shirt, das sie trug, prangte am Rücken das Uchiha-Emblem. Im Dunkeln hob sich nur der weiße, untere Teil von dem dunklen Shirt ab. Eine Weile beobachtete er stumm, wie sich ihr schlanker Körper auf und ab bewegte beim Atmen.

Dann holte er Luft und sprach.
 

„Wenn du es so willst, dann… … dann mach deinen Job für mich, Moe.“
 

––
 

Sie drehte sich zu ihm um und sah ihn erstaunt an. Er spürte augenblicklich, dass er rot wurde und wie sein Gesicht ganz heiß wurde, als er daran dachte, was er da gerade gesagt hatte.

„Wie jetzt?“ machte Moe, „Ich dachte, du hast mich nicht wegen Sex hergebracht?“ Ihre Stimme klang amüsiert. „Hmm, Meinung geändert, was?“

„N-nein, ich… ich meine…“ Er räusperte sich höchst verlegen und senkte sein flammendes Gesicht nach unten. „Ich, ähm… sage das jetzt nur, weil du unbedingt wolltest, dass ich dich um was bitte! Also, wenn du das Geld auch so nimmst-…“

„Was laberst du?“ lachte sie, „Mein Job? Nichts ist leichter als das, keine Sorge… ich tu‘s, wenn du es wirklich willst. Damit wirst du offiziell ein Kunde und ich bekomme einen offiziellen Gehalt. Dann nehme ich dein Geld.“ Sie sah ihn an und kicherte. „Du bist ja voll schüchtern, sicher, dass du das willst, Satoya?“

„Moe, ehrlich, ich… meine, jetzt komme ich mir dreckig vor, weil ich dir gesagt habe, es ginge nicht um Sex, und jetzt doch!“

„Du bist echt süß,“ machte sie lächelnd, „Es hat sich noch nie jemand darüber Gedanken gemacht, was ich denke oder fühle, wenn andere Sex von mir wollen… das ist… ich meine, du bist echt total komisch… aber… es ist auf jeden Fall ein gutes Komisch.“ Während sie sprach, zog sie bereits die Decke von ihm herunter und legte sich vorsichtig auf ihn, sich mit den Armen am Bett abstützend. Er keuchte und erstarrte sofort, als sie plötzlich über ihm war, jetzt schoss das gesamte Blut in seinen Kopf und ließ ihn leuchten wie eine Tomate. Zum Glück war es dunkel.

„Und der ganze Ärger nur wegen dem bisschen Geld,“ seufzte er bekümmert und konnte nicht anders, als die Hände zu heben und auf ihre Hüften zu legen. Er starrte sie an, wie sie ihn anlächelte, spürte ihre Wärme an seinen Händen und wie sie langsam begann, sich über ihm zu bewegen.

„Wenn ich das mal so sagen darf…“ flüsterte sie verführerisch und beugte sich zu seinem Gesicht hinunter, „Ich glaube, ich habe noch nie einen so gut aussehenden Kunden gehabt…“

Während er noch verblüfft über ihre Aussage war, küsste sie ihn bereits auf die Lippen. Er vergaß, zu denken, und erwiderte ihren Kuss, der schnell inniger und verlangender wurde. Und ihre Hände fuhren unter sein T-shirt und strichen in geübten, flinken Bewegungen über seinen Oberkörper, hinauf und hinunter, umkreisten seine Brustwarzen und glitten hinunter bis zum Bund seiner Shorts, während ihre Zungen sich heftig umschlangen und sich kaum wieder voneinander lösen mochten. Dann stöhnte er erregt und schob sie sanft etwas von sich weg.

„W-warte…“ keuchte er nervös, „I-ich meine… ähm… w-wie soll ich sagen… …?!“

„Dein erstes Mal?“ fragte sie erstaunt und lächelte, ließ ihn aber los und zog sich stattdessen selbst das Shirt über den Kopf. Darunter war sie nackt und er starrte sie an, als sähe er zum ersten Mal Brüste.

„N-nein…“ nuschelte er kleinlaut, „A-aber… … ich… also… s-seit ich mit meiner Freundin Schluss gemacht hab-… h-hab ich… nicht mehr, weißt du…? Und, ähm… also… d-das ist etwas her… meine ich…“

„Wie lange denn?“ fragte sie neugierig, erhob sich von seinem Unterkörper und griff spielerisch nach dem Bund der Shorts, die sie selbst trug.

„B-beinahe zwei Jahre-… also, ich… außerdem… ich glaube nicht, dass i-ich… ich meine… ich glaube nicht, dass ich besonders gut bin…“ Sie lachte.

„Glaub mir, der Durchschnittskunde ist hässlich, alt, eklig und garantiert nicht gut im Bett!“ erzählte sie, „Da du die drei ersten Punkte schon mal nicht triffst, wäre es beim letzten dann auch wurscht.“

„Nur, damit du nichts erwartest, meine ich…“ murmelte er benommen und kam sich überaus dämlich vor, so viel zu quasseln. Sie stopfte ihm auch wie zur Bestätigung seiner Gedanken das Maul, indem sie sich wieder über ihn beugte und ihn verlangend auf die Lippen küsste.

Verlangend?

Er war erstaunt darüber, dass sich ihre Berührungen so anfühlen konnten, wo es für sie doch bloß einer von hunderten von Jobs war, die sie in ihrem Leben gemacht hatte. Aber er verdrängte all seine Gedanken und erwiderte ihren heftigen Kuss. Als sie sich auf ihn legte und ihre Hände über seine Seiten erneut zum Bund seiner Shorts gleiten ließ, entfuhr ihm ein leises Keuchen und er löste sich Augenrollend aus dem Kuss, heftig nach Luft schnappend.

„Na ja…“ wisperte sie ihm schelmisch grinsend ins Ohr, „Wenn du zwei Jahre nicht hast, kein Wunder, dass du so nervös bist, hmm? Keine Sorge, entspann dich.“

„Huh, du hast gut reden!“ schnaubte er fast beleidigt und sah mit hochrotem Kopf zu, wie sie sich mit den Händen wieder vom Bett abstützte und an seinem Shirt zu ziehen begann, bis sie es über seinen Kopf hinweg zwängte und auf den Boden warf. Er rückte sich im Bett zurecht, sodass er weiter oben lag, und griff nach ihren nackten Schultern, als sie etwas nach unten auf seine Oberschenkel rutschte und jetzt an seinen Shorts zu ziehen begann. Er stöhnte und warf unwillkürlich den Kopf zurück, als sie auch das letzte Kleidungsstück von ihm entfernt hatte.
 

Sie hatte recht, er war wirklich nervös… nach dem Ärger mit Kumiko hatte er nicht das geringste Verlangen verspürt, jemals wieder überhaupt mit jemandem zu schlafen; davon abgesehen, dass es mit Kumiko nicht so gelaufen war, wie alle immer gesagt hatten. Sanosuke, mit dem er eigentlich als Einzigem überhaupt jemals über so ein Thema gesprochen hatte, hatte immer erzählt, es wäre großartig. Als Kumiko und er dann zum ersten Mal zusammen geschlafen hatten, waren beide bitter enttäuscht gewesen. Keiner hatte gewusst, woran es gelegen hatte; Satoya hatte sich natürlich selbst die Schuld gegeben und war seitdem in dem Glauben, er wäre eine Null im Bett; Kumiko hatte natürlich nichts gesagt, aber Satoya war fest davon überzeugt, dass sie sich selbst nie die Schuld geben würde; dann würde sie also auch denken, er wäre eine Null. Sie hatten es nach dem nicht so tollen ersten mal noch ein paar mal probiert, aber nur wenige Fortschritte gemacht; vielleicht war einfach der Enthusiasmus nicht groß genug gewesen.
 

Jedenfalls war er überrascht über sich selbst, dass er plötzlich tatsächlich ein dringendes Verlangen in sich aufflammen spürte, jetzt mit Moe zu schlafen. Dabei hatte sie doch kaum etwas gemacht.

Er keuchte ihren Namen, als er die Hände hob und jetzt ihre Brüste berührte, während sie wieder etwas weiter nach oben kam und sich über ihn beugte. Sie lächelte ihn mit einem Blick, der ihn nur erneut stöhnen ließ und den letzten Rest der Erregung in ihm weckte, sodass er aus dem Bett hochschoss und sie somit auf seinem Schoß saß. Sie lehnte sich jetzt ebenfalls leise seufzend zurück und presste ihren warmen, flachen Bauch gegen seinen, als er ihre Brüste fester ergriff und das Gesicht zu ihrem Hals hin beugte, um sie dort zu küssen. Ihre Brüste waren größer und weicher als Kumikos es gewesen waren… einen kurzen Moment nur fühlte es sich falsch an, was er hier tat. Er war auf dem besten Weg, mit einer Nutte zu schlafen, die er eigentlich kaum kannte… aber andererseits fühlte es sich auch richtig an, wie sie ihn berührte, wie sie ihn wieder auf die Lippen küsste und ihre Zunge gierig in seinen offenen Mund drang, um die seine zu umspielen. Als sie den Kuss lösten, kippte er wieder um ins Bett und sie folgte ihm, bevor sie sich erhob und sich breitbeinig über ihn kniete und dann auch ihre (seine) Boxer Shorts auszog, jetzt nackt über ihm.

„Oh mein Gott…“ brachte er nur gepresst hervor und schnappte plötzlich heftig nach Luft, als sie mit der Hand spielerisch und in geübten Bewegungen seine Mitte erreichte und begann, ihn zu berühren, erst sanft, dann heftiger. Seine Hände verließen ihre Brüste und fuhren hastig und voller Nervosität über ihre Arme, ihren Hals und hin zu ihrem hübschen Gesicht. Er strich über ihre Wangen, als sie aufsah und kurz grinste. Und dann legte sie sich wieder auf ihn, ließ ihn los und erstickte ein weiteres Keuchen aus seinem Mund mit einem innigen Kuss, als er sich endlich dem Zittern seiner Erregung hingab.
 

––
 

Als sie fertig waren, lagen sie aneinander gekuschelt im Bett unter der Decke. Moe seufzte leise.

„So, jetzt kannst du mir morgen reinen Gewissens dein Geld geben, du Spinner,“ war ihr erster Kommentar. Er brummte nur. „Gib‘s zu, es hat dir gut getan,“ sagte sie dann trotzig, „Gibst du es zu, hm?“

„Herr je, ja,“ seufzte er, hob eine Hand und fuhr sich durch die vom Schwitzen leicht feuchten Haare. Sie schwiegen eine Weile und lauschten nur dem immer noch leicht erhitzten Atmen des anderen. Dann sprach Moe ganz leise.

„Normalerweise redet man über sowas ja nicht,“ begann sie, „Aber ich wollte dir sagen – so, nur so als Info, meine ich – du warst ziemlich gut-… ich meine, wieso hast du gemeint, du wärst schlecht?“ Er sah sie verblüfft an.

„Ist das dein Ernst?“ stöhnte er, „Schleim nicht… na ja, wie soll ich sagen… meine Freundin und ich hatten… na ja… also, es war nicht so geil wie wir erwartet hatten. Mehr sag ich nicht dazu, das… geht dich wirklich nichts an.“ Er musste kurz grinsen, und sie grinste auch und kuschelte sich dichter an ihn heran.

„Und dann hast du gedacht, du wärst die Null?“ lachte sie, „Mann, mach dich nicht fertig. Du warst geil. Ich meine… wie gesagt, guck mich nicht blöd an, weil ich über sowas mit dir rede, ich muss das… jetzt loswerden. Du bist der Einzige…“ Sie machte eine nachdenkliche Pause und fing dann an, mit dem angezogenen Knie an seinen Beinen rauf und runter zu streicheln, „Der Einzige, bei dem ich-… je einen richtigen Höhepunkt hatte.“

Satoya sagte nichts. Ihm fiel nichts dazu ein… aber sie sprach auch schon weiter.

„Bei den anderen waren das ja nur vorgetäuschte, damit sie sich nicht ärgern, aber denkst du, ich komm bei solchen alten Ekel-Opis, die ihre Frauen betrügen und nur aus Notgeilheit eine von uns nehmen? Solche Leute sind erbärmlich und sicher nicht sehr anturnend!“

„Und ich bin anders als die?!“ fragte er auch lachend, und sie setzte sich auf und sah ihn ernst an.

„Ja!“ rief sie erstaunt, dass er das fragte, „Du bist nett… du bist… ganz anders als diese Typen! Davon abgesehen, dass du ungefähr hundert Mal besser aussieht als alle Kunden zusammen, die ich je hatte. Ich meine… ich will nicht schleimen oder so, ich meine das wirklich ernst… nur, damit du weißt, was ich über dich denke, Satoya-kun, okay? – Darf ich Satoya-kun sagen?“

„Ja…“ erwiderte er mit einem beschämten Lächeln über so viel Lob, „Das stimmt zwar alles gar nicht, was du sagst, aber… ach, egal.“ Sie lächelte auch und legte sich wieder zu ihm, und er legte zufrieden seufzend einen Arm um ihren nackten Oberkörper.

Jetzt kam ihm der Gedanke abstrus vor, dass er je die Absicht gehabt hatte, nie wieder was mit einer Frau anzufangen…
 

––
 

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Muhahaha^^ Nein, das war es nocht nicht! Nächstes Kapi gehts im Flashback weiter, um die andere Hälfte zu erzählen!^^ Also wundert euch nicht!^^

Ja, Moe ist ne verdammte Nutte xD JA, Kumiko ist Satoyas Exfreundin, SURPRISE, war ja auch sowas von absolut nicht offensichtlich, was?! xDD *hust* und WOW, DESHALB ist satoya sauer auf Ysuki den elenden Verräter, der ihm die Freundin ausgespannt hat! xD mein Gott, da wäre sicher niemand drauf gekommen! XD *hust hust*

Das Straßenmädchen (zweiter Teil)

26. Das Straßenmädchen (zweiter Teil)
 

In dem einen Monat, der noch verging, während Satoya noch in Sanda postiert war, kam Moe fortan öfter zu Besuch – oder besser, nahm Satoya sie öfter mit von der Straße ins Hotel. Wenn sie da waren, hatten sie Sex, und am nächsten Morgen bekam Moe ihr Geld und konnte damit ihren Menschenhandelnden Chef besänftigen, dem es offenbar allzu gut gefiel, dass sie neuerdings so viel Geld mitbrachte. Satoya seinerseits fragte sich manchmal, ob er sie nicht statt für den Sex eher für ihre Gesellschaft bezahlte; er war gern mit ihr zusammen und sie redeten viel, wenn sie gerade mal nicht zusammen im Bett waren. Moe war begeistert von Konoha und sogar vom Uchiha-Clan und wollte alles Mögliche hören, und er erzählte ihr viel über das Dorf oder die Familie. Besonders entzückt war sie immer von Berichten über seine kleinen Nichten und Neffen, die kleinen Kinder seiner Geschwister.

„Die sind sicher total niedlich,“ schwärmte sie einmal, als sie zusammen im Bett lagen und noch ein wenig erhitzt waren von den vergangenen Aktivitäten. „Und so klein noch, echt süß.“

„Ach, ja, süß sind sie schon,“ lachte er, „Aber ich bin ganz froh, selbst keine Kinder an der Backe zu haben; na ja, noch nicht zumindest. Weiß ja keiner, was in ein paar Jahren wird.“

„Das ist wahr,“ lachte sie auch. Und sie drückte sich dichter an ihn heran und begann, ihn zu streicheln. Mit einem leisen Seufzen drehte er sich zu ihr hin und küsste sie, als sie ihr eines Bein hob und um seinen Unterkörper schlang. „Komm schon,“ flüsterte sie verführerisch, als sie den Kuss beendeten und er bereits leise stöhnend das Gesicht zu ihrem Schlüsselbein senkte, um sie da zu küssen, und seine Hände nach ihrem Hintern fassten, „Noch mal, Süßer…“

„Unbedingt…“ murmelte er und hörte, wie sie an seiner Schläfe die Luft einsog, als sie seine Erregung wachsen spürte.
 

––
 

Am nächsten Tag hatte er frei. So konnten sie in Ruhe ausschlafen, und das hatten sie auch nötig. Nach einer Dusche und einem ausgiebigen Frühstück war es für Moe Zeit, sich zu verabschieden. Er gab ihr das Geld, bevor sie zur Tür ging; und ehe sie gehen konnte, hielt er sie plötzlich am Handgelenk fest.

„Ich, ähm,“ machte er ratlos, als sie ihn verwundert ansah, und sie drehte sich zu ihm um. Er ließ sie verlegen wieder los und sah sie eine Weile an, bevor er rot wurde und lieber zur Seite sah. „Also… Moe… ich werde demnächst zurück nach Konoha gehen. Und ich, ähm… glaube, ich werde dich vermissen… hört sich doof an, ich weiß…“

„Mich oder den Sex?“ grinste sie, und er wurde noch röter, räusperte sich und antwortete:

„Beides.“

Sie hielt einen Moment inne, bevor sie auch zur Seite schaute und jetzt ebenfalls verlegen schien.

„Meinst du… das echt ernst? Du bist… wirklich total süß, Satoya.“

„Argh… nenn mich niemals wieder süß, ich hasse das. Ernsthaft, alle nennen mich süß und ich bin es leid…“

„Oh, dann entschuldige,“ lachte sie und kratzte sich ratlos am Arm. Schweigen. Keiner von ihnen wusste so richtig, was er sagen sollte; Satoya schon gar nicht.
 

Er wollte, dass sie bei ihm blieb… am liebsten würde er sie mit nach Konoha nehmen. Und garantiert nicht wegen Sex; sondern, weil sie ihm wichtig war. Weil er sie mochte… mit jedem mal, das er sie sah, mochte er sie mehr und der Gedanke, sie demnächst nie wieder zu sehen und ihren Schicksal hier in der Drecksstadt zu überlassen, gefiel ihm immer weniger. Aber das konnte er ihr doch nicht einfach so sagen… was waren das überhaupt für Worte? Er konnte sich doch nicht ernsthaft in eine Nutte verknallt haben…

Ach, so ein Mist!

Er schnappte nach Luft, als sie sich entschloss, jetzt zu gehen, weil er so lange schwieg.

„Moe, warte!“

„Was denn noch?“ gluckste sie, „Entscheide dich! Oder willst’e noch ´ne Nummer?“

„W-was, nein, doch nicht jetzt!“ rief er erschrocken – daran hatte er gar nicht gedacht – und sah sie jetzt gezwungen gefasst wieder an. „Ich meine… nur… also… ach, egal… sehen wir uns noch, bevor ich weg bin?“

„Na, du bist doch noch ein paar Tage hier?“ fragte sie zurück, „Natürlich sehen wir uns, so viel du willst.“ Sie klopfte ihm auf die Schulter und lächelte lieb, bevor sie dann das Zimmer verließ. Er blieb stehen und seufzte resigniert. Was sollte er nur machen mit den drei Tagen, die er noch hier war?
 

––
 

Und sie vergingen rasch, die drei Tage. Und Satoya brachte es einfach nicht über sich, ihr zu sagen, dass sie ihm wichtiger war als bloß irgendein Mädchen, mit dem er eben eine Affäre hatte (davon abgesehen, dass sie das einzige Mädchen war, mit dem er jemals überhaupt eine Affäre gehabt hatte; das mit Kumiko war schließlich eine Beziehung gewesen). Und schneller als ihm lieb war kam die letzte Nacht.

Er hatte sich brav in Sanda von allen verabschiedet und hatte aber den ganzen Tag nur an Moe denken können, die er bereits vermisste, obwohl er noch nicht mal weg war und obwohl er sie am Abend noch (wie so oft) in ihrer Straße abholte, um sie mitzunehmen. Er war froh, sie gesund und munter zu sehen, und sie sah nicht mehr so erbärmlich aus wie am ersten Tag, den er sie gesehen hatte; der Job in Sanda wurde erstaunlich gut bezahlt, was ihn freute; so würde er nämlich, sobald er in Konoha war, dafür sorgen, endlich aus seinem Elternhaus auszuziehen. Wegen der guten Bezahlung hatte er Moe jedes mal etwas mehr Geld gegeben als sie verlangt hatte; von dem Trinkgeld sollte sie sich gefälligst mehr zu essen kaufen, sagte er dann zu ihr, wenn ihr Chef schon nicht ordentlich dafür sorgte, dass sie satt wurde. Sie war ihm unendlich dankbar und verbeugte sich oft, wenn sie über Geld sprachen.
 

In der letzten Nacht war sie natürlich wieder da und gab sich dieses Mal besonders viel Mühe. Als ihnen nicht viel zum Reden einfiel, kamen sie schnell zum Sex; und weil ihnen danach immer noch nichts einfiel, taten sie es noch mal, und dann noch mal, und Satoya war der Ansicht, dass es in dieser Nacht noch besser war als zuvor. Nicht bloß befriedigend, sondern erfüllend, gleichzeitig so erstaunlich liebevoll und viel mehr als bloßes Rumgemache. In dem Moment gestand er sich innerlich ein, dass er sie tatsächlich liebte.

Sie machte einen glücklichen Eindruck, als sie, als die Nacht schon beinahe rum war, in seinen Armen lag, nackt und verschwitzt und müde von den vielen Vereinigungen. Er streichelte ihre Haare, ganz zärtlich, als hätte er Angst, sie könnten zerbrechen, wenn er sie zu doll berührte.

„Wie schade…“ seufzte sie zufrieden und küsste seine nackte Brust, an die sie sich kuschelte, „Ich werde dich auch vermissen… es war schön, diese Zeit mit dir, Satoya-kun.“

„Ich vermisse es jetzt schon,“ stöhnte er, und sie lachte leise.

„Nein, ehrlich, ich… habe das Gefühl, in dieser Zeit zum ersten Mal wie ein… Mensch behandelt worden zu sein,“ erklärte sie dumpf, und er sah sie an. „Das war nicht nur irgendein Job bei irgendeinem Kerl. Bei dir war das anders…“ Sie unterbrach sich, als er plötzlich das Gesicht hob und es so nahe an ihres heran schob, dass kaum ein Millimeter ihre Lippen voneinander trennte. Sie starrte ihn an und spürte, wie er zitternd innehielt, kurz davor, sie zu küssen, wie er es so oft getan hatte in den letzten Wochen. So voller Anspannung war dieser kurze Augenblick, dass Moe kurz glaubte, die Spannung hören zu können.

Und es waren nur ein paar kaum geflüsterte Worte, die seine bebenden Lippen verließen.
 

„Moe-… ich liebe dich…“
 

Statt etwas zu sagen, überwand sie die letzten Millimeter und küsste ihn. Das reichte als Antwort.

Als sie sich küssten, fragte er sich, wieso er so lange gebraucht hatte, um ihr zu sagen, was er fühlte… plötzlich kam es ihm lächerlich vor, daran gezweifelt zu haben. Er wollte mit ihr zusammen sein… er wollte sie bei sich haben…
 

Sie lösten sich voneinander und er sah sie lange an, wie sie glücklich lächelte und mit der Hand über seine warme Wange zu streicheln begann. Er überlegte, was er sagen sollte… aber ihm kamen nicht die Worte auf die Zunge, die er gerne gesagt hätte.
 

Komm mit mir nach Konoha.

Lass uns zusammen sein.
 

Es stand zu viel dazwischen…
 

Er seufzte leise, schloss kurz die Augen und sah sie dann wieder an.

„Moe… morgen gehe ich nach Hause. Wir werden uns erst mal nicht mehr sehen, aber… ich werde für dich zurückkommen. Ich versprech‘s dir.“

Sie lächelte erneut, bevor sie sanft seine Wangen erfasste, ihn wieder zu sich zog und ihn erneut küsste.
 

––
 

Im Endeffekt dauerte es etwa drei Wochen, bis er die Gelegenheit hatte, wieder zurückzukommen. Viele Missionen waren dazwischen gekommen und außerdem hatte Satoya ja endlich ausziehen wollen, was er auch getan hatte; er hatte das auf jeden Fall tun wollen, bevor er Moe das nächste Mal sah, und hatte sich von dem ersparten Geld ein relativ großes Haus nicht weit vom Elternhaus in Konoha gekauft. Sakura war ganz erstaunt gewesen.

„Was machst du denn, um Himmels Willen, mit einem so großen Haus ganz alleine?“

„Hahaha,“ hatte Sasuke schelmisch gelacht, „Er sorgt für die Zukunft vor, er ist schließlich ein Uchiha! Da ist ein großes Haus für viele kleine Uchiha-Erben gar nicht so dumm!“

„Sasuke-kun, du und dein Clan!“ hatte Sakura gemeckert, und Satoya hatte sich errötend geräuspert.

„Papa… bis ich jemals Kinder kriege, falls überhaupt, vergehen noch Jahre. Ich hatte nur die Enge meines Minizimmers satt.“

„Ach was,“ Sasuke wollte gar nichts davon hören, „Sei brav wie deine Brüder und gib mir viele kleine Satoyas, kapiert?“

„Herr Gott. Ihr habt Nerven!“
 

An kleine Satoyas dachte er garantiert noch nicht, als er endlich einmal Zeit fand, zurück in die Stadt zu gehen und Moe zu besuchen. Seiner Familie oder Naruto erzählte er natürlich nicht, er würde die Nutte besuchen, die er in Sanda so lieb gewonnen hatte; er erfand den Vorwand, in Sanda noch einmal etwas mit den Ärzten klären zu müssen, und Naruto erlaubte ihm großzügig, das Dorf zu verlassen. Selbst, wenn er etwas dagegen gehabt hätte, mit dem Mund voller Ramen hätte er kaum eine Chance zum Protestieren gehabt, da erschien es einfacher, mampfend zu nicken.
 

Als Satoya die berüchtigte Straße erreichte, musste er zuerst lange nach Moe suchen. Er hatte schon Angst, sie wäre weg oder besten Falls gerade mit jemandem beschäftigt, da fand er sie doch noch in einer Nische zwischen zwei Häusern, wie zu Beginn ihrer Bekanntschaft zusammengekauert am Boden. Aber als sie ihn sah, strahlte sie und erhob sich, so gut sie konnte; Satoya merkte, dass sie ihr linkes Bein leicht nachzog.

„Hey!“ freute sie sich und fiel ihm überschwänglich um den Hals, „Du bist ja gekommen! Ich dachte, ich sehe dich nie wieder, was hat so lange gedauert?“

„Uhh, Missionen, Umzug, und so… was ist mit deinem Fuß passiert? Hast du Schmerzen?“

„Ach,“ stöhnte sie, „Neulich hatte ich ´n bisschen Stress mit dem Boss wegen des Geldes, weil ich darauf bestanden habe, dass er uns einen größeren Anteil überlässt, damit wir uns mehr essen kaufen können. Er hat das gar nicht eingesehen und hat nach mir getreten, ich glaube, es ist nur verstaucht oder so.“

„Er hat dich getreten?!“ machte Satoya entsetzt, „Moe, das ist furchtbar! Dieser Kerl muss ein wirklich grauenhafter Mensch sein…“

„Ist er,“ grinste sie, aber gedämpft, bevor sie sich lächelnd an ihn drückte. „na…? Wie ist es, hast du wieder so ein cooles zimmer…?“

„Nein,“ sagte er ernst und blickte zu Boden, „Ich… hab nachgedacht, Moe. Ich… hab dich vermisst in den letzten Wochen, und ich hab viel an dich gedacht. Aber ich kann nicht… alle Nas lang das Dorf verlassen, um dich zu sehen, das… ist mir als Shinobi einfach nicht erlaubt.“

„Oh,“ sagte sie dumpf, „Dann ist das wohl das letzte Mal…?“

„Nein…“ flüsterte er, als sie betreten wegsah, und er zog ihr Kinn hoch und küsste sie zärtlich. „Moe, ich… hab dich gern, ich will, dass… dass wir zusammen bleiben. Aber das… können wir nicht hier!“ Sie blinzelte, als er sie einen Schritt zurück in die Nische drängte und ihr folgte, sodass sie den Blicken der anderen Menschen entzogen waren, bevor er sprach. „Komm mit mir nach Konoha, Moe. Lass uns dort… zusammen bleiben.“
 

Sie starrte ihn an und ließ ihn los, während er vor Verlegenheit rot wurde, dass er das wirklich gesagt hatte.

„D-das… das ist dein Ernst, nicht?“ stammelte sie, „Du willst… mich für immer bei dir haben? Ehrlich jetzt?!“

„Ja!“ antwortete er verwirrt, und sie schnappte nach Luft.

„D-das hat… noch nie jemand zu mir gesagt… oder zu irgendeinem Mädchen hier…! Gott, du bist ja wahnsinnig…“ Sie lachte, und er musste kurz lächeln.

„Vielleicht… aber für dich sicherlich ein gutes Wahnsinnig, hm?“ Nickend lachte sie weiter, dann wurde sie wieder ernst.

„Satoya-kun… so sehr ich mir das wünsche, es… es geht nicht, fürchte ich. Masuto-san, er… er würde nie zulassen, dass ich weggehe. Er lässt niemanden hier weg. Wenn jemand von uns weggeht, könnte er ja die miesen Machenschaften erzählen, die Masuto-san treibt…“

„Hmpf,“ machte Satoya, „Dafür werde ich sorgen, dass das erzählt wird! Meine Brüder sind bei der Polizei in Konoha, die werden schon dafür sorgen, dass das hier aufhört!“

„Nein, bitte, tu das nicht!“ wisperte sie voller Angst, „Masuto-san hat Diener, hat Kumpel, die für ihn jeden erschlagen, der ihm was Böses will! Ich will nicht, dass du dich… nur meinetwegen in Gefahr bringst!“

„Ich bin Shinobi,“ erklärte er kalt, „Glaubst du, irgendeine um sich schlagende Bulldogge wäre ein harter Gegner für mich? Ich war bei der Anbu, Konohas Attentätertruppe. Du musst keine Angst um mich haben, Moe.“ Er verneigte sich und verließ die Nische wieder.

„Wohin gehst du?!“ rief sie erschrocken, als er noch einmal den Kopf in ihre Richtung drehte.

„Komm heute Abend vor das Hotel, in dem wir immer waren. Warte da auf mich, ich werde kommen und dich abholen. Dann werden wir nach Konoha gehen.“

„A-aber…?!“

„Mach dir keine Sorgen, Moe. Ich pass auf mich auf.“
 

––
 

Als es Nacht wurde, kam Moe wie vereinbart zum Hotel und wartete. Und sie wartete… und wartete… wartete stundenlang auf ihren Freund, der aber nicht erschien. Mitternacht verstrich. Ein Uhr. Zwei Uhr. Ihr wurde das Warten zu dumm und sie lief voller Sorge zurück in die Straße.

Wenn er sich jetzt echt mit Masuto-san angelegt hat… v-vielleicht ist er längst…?! Oh nein, bitte nicht!

Sie lief schneller, um die Straße zu erreichen, die wie leergefegt war. Als sie das Haupthaus erreichte, in dem Masuto, der Chef, zu sitzen pflegte, fand sie die Tür offen und den Türsteher davor niedergeschlagen am Boden. Sie schnappte erschrocken nach Luft; dann kam ihr mit einem mal eine Kollegin entgegen, in einem knappen Kleidchen, das sie auch nur halb an hatte, als hätte sie es eilig gehabt.

„Moe, Moe, ach du liebe Güte!“ keuchte sie, als sie Moe sah, und ergriff hysterisch ihre Schultern. „Ach du liebe Güte, hier war der Teufel los! Sei froh, dass du weg warst, du hast es nicht erlebt! D-die Männer, sie alle waren in Aufregung, sie alle, ich meine, sie sind rein ins Haus und es gab viel Geschrei – ach Gott, hier liegt ja auch noch einer! Und Masuto-san, er, ich meine, ich weiß nicht, was da passiert ist, ich war gerade bei ihm und es kam jemand hinein, und ich wurde vor die Tür geschubst! Aber ich glaube, es gab ein Blutbad, oder so, es klang furchtbar, Moe!“

„E-ein Blutbad?!“ keuchte Moe entsetzt. Sie nahm ihre Kollegin kurz an der Hand. „Renn, Sakiko, und nimm alle Mädchen mit, lauft weg von hier, schnell. Ihr müsst nie mehr zurückkommen, wenn wir Glück haben!“

„Was, nie mehr?“ fragte die andere perplex, „Aber Masuto-san…? – Glaubst du etwa, er ist…?“

„Geht rasch!“ fiel Moe ihr ins Wort und stolperte dann mutig in das Haus, ihre Kollegin stehen lassend.
 

Drinnen war es stickig und grell erleuchtet. Ihr begegnete kein Mensch, bis sie den Flur erreichte, in dem Masutos Zimmer war. Da lagen sie alle, die Schlägertypen, am Boden, niedergeschlagen und offenbar bewusstlos. Moe stieg zitternd über die Männer hinweg, die da zu Hauf lagen, und sie erreichte die geschlossene Zimmertür. Dahinter ertönte kein Laut. Sie stand eine Weile bebend da und wagte nicht, sich zu rühren. Dann drang eine leise Stimme aus ihrer Kehle.

„S-…Satoya-kun…?“

Es kam eine Antwort von drinnen.

„Komm, Moe. Es ist vorüber.“
 

Sie öffnete die Tür und betrat das Zimmer, in dem sie oft gewesen war. Als erstes sah sie ihren Freund Satoya mitten im Rum stehen, mit leeren Händen und ihr den Rücken zugewandt. Auf seinem Mantel erkannte sie wie auf allen seinen Kleidern das Symbol seines Clans. Vor ihm am Boden lag ein regloser Mann, den Mund aufgerissen.

„M-Masuto-san!“ sagte Moe und war gefasster, als sie es sich selbst zugetraut hätte, als sie herumkam und ihn betrachtete. Der Boden unter ihm war voller Blut und ich seiner Brust war ein großes Loch. Es sah abscheulich aus, aber Moe zitterte nicht mehr und starrte ihn unentwegt an. In ihrem Gesicht waren eine Zufriedenheit und ein Triumph, der erstaunlich war für den Anblick eines toten Mannes. „Er… er ist tot, oder, Satoya-kun?“

„Hn…“ machte Satoya und warf ihr einen Blick zu, „Es war die… einzige Möglichkeit, ihn loszuwerden. Ich habe versucht, mit ihm zu reden, aber es war zwecklos, deswegen bleib mir keine Wahl, als ihn zu töten.“

„U-und all die Männer… sind sie auch…?“

„Nein, die anderen sind nur ohnmächtig. Im Endeffekt konnten sie nichts dafür und haben nur Befehle ausgeführt. Ich hab sie mit einem Katon-Jutsu etwas verkohlt und mit einem Medizin-Jutsu ihre Muskeln durchschnitten, damit sie sich nicht mehr bewegen können. Aber jeder Medic-Nin kann das reparieren.“ Moe sah auf die Leiche ihres Chefs und… lächelte.

„Was hat dieses riesige Loch in seiner Brust gemacht?“ fragte sie, „Deine Faust?!“

„Die Attacke heißt Chidori,“ antwortete er dumpf, „Ein Ball aus purem Chakra.“ Moe nickte und trat zurück, bevor sie ihn anblickte.

„Dann sind wir jetzt… frei, oder? Dann kann ich jetzt… mit dir nach Konohagakure kommen.“

Er lächelte auch.

„Na, so ein Glück.“
 

––
 

Moe kam mit nach Konoha und wohnte fortan quasi inoffiziell in Satoyas großem Haus. Sie war völlig entzückt.

„Es ist riesig!“ strahlte sie, als sie zum ersten Mal das Haus betrat und sich fröhlich lachend im Kreis drehte, „Oh mein lieber Gott, i-ich hätte nie gedacht, dass ich mal in sowas schlafen würde…! Ich… komme mir vor wie Aschenputtel!“ Satoya musste lachen.

„Aber Aschenputtel war kein Freudenmädchen und ich bin kein Prinz…“ grinste er sie an, während sie aufhörte, sich zu drehen, und sich glücklich an seinen Hals hängte.

„Aber du bist der Größte…“ flüsterte sie ihm ins Ohr, worauf er errötete, als sie spielerisch mit der Zunge über seine Wange leckte. „Ich liebe dich…“ wisperte sie dann noch leiser, und aus einem unerfindlichen Grund wurde er noch röter als zuvor, bevor er sich dazu aufraffte, sie in die Arme zu schließen und ihren Kopf zu küssen.

„Okaaay…“ machte er gedehnt und grinste kurz, als sie ihr Knie hob und es in eine unmissverständliche Richtung schob, sich grinsend an ihn heran drückend, „Sollen wir ins Schlafzimmer gehen…?“

„Von mir aus können wir auch hier bleiben…“ erwiderte sie neckisch, und statt zu antworten küsste er sie verlangend auf die Lippen, sie gegen die Wand neben der Haustür drückend.
 

„Was ist mit deiner Familie?“ fragte sie später, als sie zusammen auf der Couch in der Stube saßen, geduscht und nur in Handtüchern, weil sie zu faul gewesen waren, sich wieder anzuziehen. „Ich meine, gucken die nicht komisch, weil du mit ´ner Nutte zusammen bist?“ Sie lachte blöd, und er räusperte sich verlegen.

„Die, ähm… wissen noch nichts davon… und vorerst soll das auch so bleiben. – Versteh mich nicht falsch, ich meine… ich glaube, ich muss mich erst mal seelisch darauf einstellen, ihnen zu erzählen, dass ich überhaupt eine Freundin habe-…“

„Sind die so schlimm?“ murmelte Moe.

„Nein, das heißt – doch, weil sie – vor allem meine Mutter… – mir vermutlich freudestrahlend um den Hals springen werden… die sind ab und an ein bisschen anstrengend.“

„Wir müssen ihnen ja nicht sagen, was ich gemacht habe…“ machte Moe besorgt, „Ich meine, ich… passe doch da sowieso nicht rein, ihr seid ein mächtiger, großer Clan und ich bin-… eine Schlampe!“

„Ach!“ stöhnte Satoya und haute ihr sanft auf den Kopf, „Du bist keine Schlampe, stell dich nicht an. Du bist lieb, Moe.“ Sie lächelte und lehnte sich seufzend an seine Schulter, mit einer Hand strich sie gedankenverloren über seinen Arm.

„Du auch, Schatz.“
 

––
 

Eine Weile ging es gut und alles lief sorgenfrei. Moe hatte keine Arbeit und blieb zu Hause, wenn Satoya mit Missionen oder anderen Sachen im Krankenhaus beschäftigt war. Das Erste, was er nach ihrer Ankunft in Konoha getan hatte, war ihr neue Kleider zu schenken, damit sie nicht nur die abgenutzten, knappen Sachen ihrer Arbeit hatte. Moe unterdessen hatte tagsüber wenig zu tun. Sie übte sich ein bisschen im Kochen, während eine Putzfrau das Haus putzte, aber weit kam sie nicht; nach ein paar Versuchen meldete sie ihrem Freund etwas unglücklich, dass sie zu blöd zum Kochen sei und er wohl lieber jemanden dafür engagieren sollte. Satoya tat das und außer an seinem freien Tag kam jeden Tag eine junge Frau ins Haus, die Essen kochte. Wenn er frei hatte, kochte Satoya selber, um immerhin einen Tag lang Geld zu sparen.

Wenn er abends heim kam, war Moe natürlich da, und sie verbrachten den Abend und die Nacht zusammen. Noch immer wusste der Uchiha-Clan nichts von Moes Existenz und erst recht nicht, dass sie bei Satoya im Haus lebte.

Es war im Januar, als sich alles Schlag auf Schlag für immer veränderte.
 

––
 

„Kaum zu glauben, dass ich schon fast einen Monat hier bin und keiner davon weiß,“ machte Moe lächelnd und legte ihren Kopf auf seine nackte Brust. Draußen tobte schon seit Einbruch der Dunkelheit ein Sturm und heulte um das Haus, während sie beide gemütlich drinnen im Bett lagen.

„Jaah, hm…“ murmelte ihr Freund nachdenklich, „Ich sollte dich bald mal meinen Eltern vorstellen, hast recht. Ich hab nur… keine Lust…“ Sie lachte und strich sanft mit einer Hand über seinen Bauch.

„Ach, Schatz, es gibt sicher vieles, auf das wir keine Lust haben!“ Eine Weile Pause, in der er nur seufzend begann, ihre grünen Haare zu streicheln.

Er überlegte sich, dass es wirklich gut war, dass sie hier war; ganz alleine in diesem großen Haus wäre tatsächlich etwas einsam gewesen, irgendwie. Er wusste nur nicht, ob er seinen Eltern wirklich erzählen sollte, wie er Moe kennengelernt hatte und vor allem, wie er es erklären sollte, dass er sie ihnen so lange verschwiegen hatte. Aber lügen war auch doof und führte meistens zum Chaos…

„Schatz,“ begann Moe dann immer noch mit dem Kopf auf seiner Brust und fuhr mit der Hand wie zufällig etwas weiter hinunter. Er zuckte zusammen und sie grinste. „Du hast bald Geburtstag!“

„J-ja, aber noch nicht heute…“ machte er nervös und lachte kurz, als ihre Hand längst wieder am Äquator angekommen war. Sie drehte den Kopf und küsste sanft seine Brust.

„Na ja, dein Geschenk kriegst du vermutlich erst etwas später… sehr viel später, um genau zu sein.“

„Was soll das denn heißen?“ fragte er, als sie sich leicht erhob und sich am Bett abstützte, bevor sie ihn eine Weile anblickte und nicht recht zu wissen schien, wie sie die Worte herausbringen sollte, die sie sagen wollte. Schließlich tat sie es abrupt und ohne große Vorwarnung.
 

„Ich bin schwanger, Schatz.“
 

Satoya saß sofort senkrecht im Bett und Moe setzte sich demzufolge auch auf und machte ein schuldbewusstes Gesicht.

„Was?!“ war alles, was er fassungslos herausbrachte, und sie knetete nervös die Decke in ihren Händen.

„I-ich weiß es erst seit heute!“ machte sie unglücklich, „Ich weiß doch auch nicht, wieso das passiert ist, i-ich meine, weil wir doch eigentlich verhütet haben und ich die Pille nehme und so, aber… ich meine… e-es ist doch auch kein Weltuntergang…?“

„Aber es ist… ich meine, in welcher Woche bist du denn?“

„Ich weiß nicht…“ stammelte sie, „I-ich hatte doch nur so einen Schwangerschaftstest… ich war bei keinem Arzt oder so, immerhin bin ich ja eigentlich gar nicht da…“

„Um Himmels Willen, Moe,“ seufzte Satoya und raufte sich nervös die Haare, „I-ich meine, okay… okay, wir gehen morgen zum Frauenarzt und dann sehen wir mal! Vielleicht ist es noch nicht zu spät zum Abtreiben, mein-…“

„Was?!“ schrie sie panisch auf, und er unterbrach sich entsetzt, als sie aufsprang und hysterisch nach ihrem Bauch griff, als hätte sie Angst, jemand könnte ihn ihr wegnehmen. „Abtreiben? D-das kann ich nicht, Satoya-kun… e-es ist unser Baby! Ich bin auch noch jung und b-bin nicht darauf eingestellt, jetzt Mutter zu werden, aber ich… ich werde auf keinen Fall zulassen, dass jemand diesem Baby etwas tut!“

„Moe… ich werde neunzehn und du bist zwanzig. Meinst du nicht, dass wir… noch etwas zu jung für ein Kind sind? Ich meine, ich weiß nicht, ob ich mir diese Verantwortung zutraue…“

„Du bist ja nicht alleine damit,“ sagte sie leise und sah ihn groß an, „Wir… wir sind doch zusammen! Zusammen schaffen wir es auch, ein Baby großzuziehen, und… und du hast doch eine große Familie, in der es bestimmt gut aufwachsen kann!“

„Ist dir klar, wie viel Arbeit und Verantwortung es bedeutet, ein Kind zu bekommen?“ fragte er sie skeptisch, „Abgesehen davon, wie viel ein Kind kostet…“

„Bei diesem großen Haus wird das Geld ja wohl für ein kleines Baby reichen…“ murmelte sie, und er schnaubte.

„Du meinst mein Geld wird reichen… dir ist schon klar, dass ich dich hier mitversorge und du umsonst hier wohnst und alles, ohne zu arbeiten und so… da ich das Geld habe, kann ich wohl auch die Prioritäten setzen.“

„Du wolltest doch, dass ich nach Konoha komme!“ widersprach sie trotzig, „Wenn du das Baby nicht haben willst, auch okay, dann gehe ich eben. Ich kann auch nichts dafür, dass es jetzt da ist – na ja, eigentlich können wir beide etwas dafür, weil wir Sex hatten, aber ich dachte nicht, dass es ein so großes Problem ist!“

„Moe, Moe,“ stammelte er erschrocken, als sie beleidigt aufstand, „Warte… sei nicht wütend, ich… es tut mir leid, ich war patzig zu dir. Ich… ich will nicht, dass du gehst! Und ich… ich meine, ein Baby zu bekommen ist ja an sich nichts Schlechtes, aber… aber ich meine… ich weiß nicht, ob ich dafür…“ Er machte eine unschlüssige Pause und nuschelte verlegen hinterher: „A-also, ob ich dafür… reif genug bin…“
 

Sie lächelte sanft, bevor sie sich wieder zu ihm auf das Bett setzte und ihn liebevoll umarmte.

„Schatz… mach dir keine Sorgen. Ich hab dich so lieb und… der Gedanke, mit dir eine Familie zu gründen, ist für mich wirklich wunderschön… denkst du nicht auch?“

„Hmm… ja, schon… aber ich hatte an sich nicht-…“ begann er, doch sie unterbrach ihn mit einem so zärtlichen und liebevollen Kuss auf den Mund, dass er kurz erstarrte, bevor er ihn vorsichtig erwiderte und eine Hand hob, um sie auf ihren Bauch zu legen. „Ja…“ sagte er dann leise und lächelte auch kurz, „Du hast recht, es… ist ein schöner Gedanke. Vielleicht hast du recht und wir… schaffen das gemeinsam irgendwie. Zur Not helfen uns meine Eltern sicher, meine Mutter hat sowieso ein Helfersyndrom.“ Moe lachte glücklich und umarmte ihn erneut.

„Das ist so toll!“ jubelte sie, „Ich meine, ich kann noch gar nicht glauben, dass das passiert-… vor ein paar Wochen war ich noch eine Nutte und jetzt… werde ich Mutter!“

„Vermutlich sollten wir heiraten, oder?“ seufzte er dann nachdenklich, und sie starrte ihn an. Er starrte zurück. „Oh, ja… war jetzt nicht gerade ein romantischer Antrag-… entschuldige… ich meine, mit dem Kind hat es einige Vorteile, verheiratet zu sein, und, ähm, nicht nur finanziell. Herr Gott, wir reden dauernd vom Geld! Ist ja grauenhaft!“

Sie lachte erneut.

„Hast du das gerade ernst gemeint? Du willst mich echt heiraten?!“

„Hätte ich sicher an sich noch nicht jetzt gewollt, aber wenn ich so darüber nachdenke… ja…“

„Oh mein Gott… d-das war ein Antrag!“

„Na ja, ein beschissener; aber er war ernst gemeint…“ machte er perplex, und sie fiel ihm zum wiederholten male um den Hals und küsste ihn gleich noch einmal, dieses Mal fester und fordernder, und er schob sie rechtzeitig von sich weg, ehe der Kuss in mehr ausarten konnte. „M-Moe, ernsthaft, du… bist schwanger, wir sollten es nicht übertreiben…“

„Ich will!“ keuchte sie glücklich, und er starrte sie an. „Dich heiraten, du Depp!“ ergänzte sie, „Das ist… glaube ich der wunderbarste Tag meines Lebens!“

„Oh, hmm,“ fiel ihm dann ein, während sie jetzt auf ihm saß, weil sie ihn vorhin beim Knuddeln umgeworfen hatte. „Dann sollten wir dich… wohl bald mal meiner Familie vorstellen… die werden Augen machen…“

Und das war nicht wirklich eine gute Aussicht.
 

––
 

Sie machten Augen, in der Tat.

Das nächste Familienessen war das Frühlingsfest im März. Die ganze Familie war zusammengekommen in Sasukes Haus, und Satoya nutzte diesen Tag also, um endlich allen seine Freundin vorzustellen, die seit etwa drei Monaten unbemerkt bei ihm wohnte.

„Ja, das hier ist Moe. Ihr werdet lachen, sie ist meine Verlobte. Oh, und wir, ähm… erwarten im Sommer ein Baby.“
 

Irgendwo in der Stube ließ die kleine Yashiru ein Stäbchen fallen.

„Mist, lauter Reis auf dem Boden,“ sagte sie, „Oma… hast du einen Lappen?“

Oma hörte ihr nicht zu. Oma war damit beschäftigt, ihren jüngsten Sohn anzustarren, während Sasuke ungläubig zwischen Satoya und Moe hin und her sah. Seiji verschluckte sich plötzlich an seinem Sake und hustete wie bescheuert los, woraufhin Kanae ihn erschrocken klopfte. Sanosuke saß mit vollgestopftem Mund an seinem Platz und wagte nicht, weiterzukauen. Haruka, hochschwanger mit Souya, machte ein Gesicht, als ob ihr jemand eine reingehauen hätte.

„Oma?“ machte Yashiru kleinlaut, als niemand antwortete.
 

Es war Shiemi, die zuerst etwas sagte.

„Verarschst du uns, Nii-chan?!“

„Was?!“ rief Satoya, „Nein, ernsthaft jetzt! Ich weiß, d-das kommt plötzlich-…“

„Plötzlich?!“ machte Chidori entsetzt, „Ähm, du lebst seit du sechzehn bist wie ein Mönch und Schwupp, aus heiterem Himmel hast du eine Verlobte und sie ist auch noch schwanger? Du weißt schon, dass Papa einen empfindlichen Blutdruck hat?!“

Sasuke sah nicht so aus, als hätte er einen empfindlichen Blutdruck. Er nickte mit dem Kopf in Moes Richtung und widmete sich seelenruhig wieder dem Essen.

„Das ist ja fabelhaft,“ kommentierte er gelassen, „Willkommen in der Familie, Moe. Und herzlichen Glückwunsch zur Schwangerschaft – wurde auch mal Zeit, Satoya, oder?“
 

Satoya kippte beinahe zu Boden.

„Waaas?!“ rief er empört, „Du und deine Clanerben, ja, ja, aber hey-… ich meine… das kann dir doch nicht egal sein!“

„Ist es nicht, ich bin überglücklich,“ seufzte Sasuke, „Je mehr Babys, desto besser!“

Sakura hustete gekünstelt.

„Ja, toll,“ machte Yashiru genervt, „Dann bleibt der Reis eben am Boden liegen, mir auch egal.“

„Papa, du bist unmöglich,“ schnarrte Seiji entsetzt und linste Moe an, bevor er Satoya ansah, „Das musst du uns jetzt erklären, Otouto; Sinneswandel? Und wieso erzählst du uns das alles erst jetzt? Sie muss ja schon eine Weile bei dir sein, wenn ihr schon heiraten wollt…“

„Na ja, also…“ murmelte Satoya bedrückt, „Ich meine, klar ist sie das! Nicht, Moe? Tut mir leid, dass ihr es erst jetzt erfahrt, es… gab einfach keine Gelegenheit…“

„Lüg mich nicht an,“ machte Seiji kalt, und Sanosuke warf ein Stäbchen nach ihm, inzwischen den Mund wieder leer.

„Jetzt patz hier nicht so rum, verdammt, Seiji!“ nörgelte er, „Ist ja nicht zum Aushalten, dein Gemecker! Statt dich für Satoya zu freuen, verlangst du eine Rechtfertigung dafür, dass er sich in eine Frau verliebt hat und mit ihr eine Familie gründen will?! Boah, du hast doch ´nen Vollknall!“

„Sanosuke!“ zischte Sakura, „Hört sofort zu streiten auf!“ Sie lächelte etwas verwirrt. „Satoya, Schätzchen… das ist wirklich großartig, wir freuen uns für euch beide! Aber irgendwie würde ich… auch gerne wissen, woher ihr euch so plötzlich kennt…“ Alle sahen die zwei an, und Moe räusperte sich.

„Ich komme aus Sanda,“ erklärte sie fröhlich und nicht ganz der Wahrheit entsprechend, „Wir haben uns da kennengelernt und… na ja… es ging ziemlich schnell mit uns, seit einigen Monaten bin ich auch in Konoha und-…“

„Seit einigen Wochen erst!“ platzte Satoya heraus und starrte sie an, „Das waren… noch keine Monate, meine ich. Drei Wochen. Nein, zwei. Sie , äh, ist noch nicht lange hier. Aber wir haben uns manchmal getroffen… meine ich. Ja.“
 

Skeptische Blicke von allen Seiten. Dann strahlte Sakura.

„Oh, wie schön! Das muss ja wirklich Liebe auf den ersten Blick gewesen sein, wie romantisch! Bist du auch Ninja, Moe-chan?“

„Oh, nein, ich… hab… in einem… so’nem Laden gearbeitet…“ erzählte sie langsam und wurde von Satoya erschrocken angestarrt. Sie lachte. „Ich hab studiert, Kunstgeschichte und Architektur! Und der Laden war so ein… na ja, Architekturladen! Meine ich… aber ich hab da aufgehört, weil der Besitzer ver…storben ist… ja.“

„Architekturladen?“ murmelte Seiji überhaupt nicht überzeugt, aber niemand hörte ihm zu.

„Und?“ fragte Haruka, „War das Studium spannend?“

„Oh, ja, unglaublich spannend!“ machte Moe strahlend.

„Und du bist… damit fertig?“ fragte Chidori sie perplex, „Du siehst irre jung aus, deshalb…“

„Ich bin zwanzig, na ja, ich habe, äh, etwas früher angefangen und war deshalb auch früher fertig!“

„Genau,“ schaltete Satoya sich jetzt grinsend ein, „So wie Seiji-nii-chan, in etwa. Der war doch auch so früh fertig mit allem.“

„Hmm,“ machte Seiji immer noch kühl und aß verdrossen weiter.

Das war der Beginn der großen Lügen… und es wurde immer besser, je weiter die Schwangerschaft Fortschritt.
 

––
 

Im Mai hatte Moe schon einen ganz schön dicken Bauch für den vierten Monat. Satoya fand das ungewöhnlich, Moe hatte keine Ahnung und behauptete, das Baby wäre eben ein fettes Baby. Bei einer dieser scheinbar regelmäßigen Untersuchung beim Frauenarzt brachte die Ärztin Licht in das Dunkel.

„Und? Ist mit dem Baby alles in Ordnung?“ fragte Moe besorgt, als die Ärztin nach dem Ultraschall ein konfuses Gesicht machte und erst sie, dann Satoya anblickte, der mit etwas Abstand auch dort saß und die Arme verschränkt hatte. „Weil mein Mann meint, der Bauch wäre zu fett, mein ich…“

„Du liebe Güte,“ machte die Frauenärztin und lachte dann, „Nein, nein, mit dem Baby ist alles in Ordnung; ich sollte wohl eher sagen mit den Babys! Ich habe zwei gesehen!“
 

„Was?!“ machten Moe und Satoya im Chor. Sie tauschten einen perplexen Blick.

„Zwillinge?“ fragte Satoya nach und machte große Augen, „Aaach du liebe Zeit.“

„Wie jetzt, ernsthaft?!“ rief Moe und fing an, zu strahlen, „Oh nein, wie süß! Schatz, Schatz, zwei kleine Babys!“

„Ja, ich kann zählen…“ stammelte Satoya etwas umgehauen von der plötzlichen Nachricht. Wie jetzt, zwei Babys? Das wurde ja immer besser… jetzt mussten sie auch noch auf zwei Babys aufpassen und sie versorgen… der Gedanke war beunruhigend. Andererseits war die Vorstellung von kleinen Zwillingen auch eine schöne, auf die sich zu freuen sich lohnte.

Oh, und sein Vater würde Purzelbäume schlagen.

„Hurra, mehr Erben für den Uchiha-Clan!“ würde er sagen. Zumindest denken, sehr gesprächig war Sasuke ja nicht.
 

––
 

Es war nicht nur Sasuke, der die Neuigkeiten hervorragend fand. Sakura war inzwischen auch vollkommen angetan von dem Gedanken; immerhin hatte von den drei anderen bisher keiner Zwillinge bekommen, Zwillinge waren etwas Besonderes! Die momentan achtfache Großmutter, die Ende des Jahres noch drei Enkel mehr haben würde (Satoyas Zwillinge und Akira, der jetzt in Chidoris Bauch heranwuchs), ereiferte sich total daran, bei den Vorbereitungen wegen der Babys zu helfen. Zum Beispiel ging sie mit Moe Babysachen einkaufen, kleine Bettchen, Kleidung, Windeln und alles was man noch so brauchte, während draußen der Sommer heraufzog. Kanae war auch ganz begeistert und war auch manchmal dabei. Weil Kanae schon zwei Kinder hatte und vor allem der kleine Naoya ja noch ein Baby war, machte sich die Blonde damit nützlich, Moe quasi Babyunterricht zu geben, ihr Tipps zu geben, auf was zu achten war und wie man kleine alltägliche Probleme beheben konnte. Der kleine Naoya diente meistens als Vorzeigesöhnchen, und er ließ brav alles an sich vorführen.
 

„Wisst ihr schon, ob es Jungs oder Mädchen werden?“ fragte Kanae strahlend, als sie mit Naoya auf dem Schoß in der Stube saß und Moe ihr gerade fröhlich berichtete, die beiden würden ganz schön treten. „Oder beides?“

„Nein, wir lassen uns überraschen,“ erwiderte die Grünhaarige, „Wenn ein Junge dabei sein sollte, wird er auf jeden Fall Yunosuke heißen, wenn es zwei sind, mal sehen, wir schwanken zwischen Takuro und Takuma.“

„Yunosuke?“ machte Kanae, „Um der ‚Suke-Tradition‘ des Clans beizuwohnen, oder wie?“ Sie grinste, und Moe lachte auch.

„Nein…“ machte Satoya, der auch dazukam und in der Stubentür stand, „Als lautliche Annäherung an den Namen meines verstorbenen Bruders Yuusuke.“

„Oh nein,“ sagte Kanae und machte ein todunglückliches Gesicht, „Wie rührend… wenn du das wirklich machst, fängt Seiji-kun bestimmt an zu heulen.“

„Ich weiß…“ gluckste Satoya, „Seiji-nii-chan ist eben unser Sensibelchen.“ Alle lachten verhalten. Moe wagte nicht, über Seiji zu lachen, er war ihr gruselig, weil er sie jedes Mal, wenn er sie traf (was sehr selten war, höchstens dann, wenn er Kanae und Naoya von ihrem Haus abholte), skeptisch ansah wie ein lauerndes Raubtier, jeder Zeit bereit, auf sie loszuspringen und ihr die Kehle aufzuschneiden. Satoya war auch aufgefallen, dass Seiji offenbar nicht ganz einverstanden war mit der Ehe seines kleinen Bruders. Er fragte sich, ob Seiji wohl wusste, dass sie logen… ob er wohl ahnte, woher Moe wirklich kam? Er verstand nur das Problem nicht… Seiji konnte das doch egal sein.
 

––
 

Die Geburt brachte noch eine Überraschung mit sich, die alle aus der Bahn warf, vor allem Satoya.

Am sechsten August gegen Mittag war es soweit. Zum Glück gab es wenig Drama und keine gehetzte Renn-Aktion zum Krankenhaus; Satoya und Moe packten in aller Ruhe ein paar Sachen für sie ein und spazierten dann gemütlich zum Krankenhaus, wobei sie schon etwas jammerte wegen der Wehen. August war eigentlich zwei Monate zu früh; aber bei Mehrlingsgeburten kam es selten vor, dass die vierzig Wochen tatsächlich durchgehalten wurden. Zumindest Satoya machte sich wenig Sorgen um seine Frau oder seine Zwillinge, während Moe etwas hysterisch wurde, als ihr einfiel, dass sie erst im siebten Monat war (es kam ihr wie eine Ewigkeit vor und ihr Bauch war so fett, dass sie darauf eine Kaffeetasse abstellen konnte).

„M-meinst du, ihnen passiert nichts?! D-das ist doch zu früh!“ jammerte sie panisch, als sie im Krankenhaus waren und sie bereits auf einer Liege lag und von allen Seiten untersucht wurde.

„Das sind Zwillinge, die kommen fast immer früher,“ machte Satoya und strich ihr beruhigend über die Stirn, „Shhht, hab keine Angst. Es wird alles gut.“

„D-du bist so cool!“ schnappte sie, „Hast du was genommen, wieso bist du nicht aufgeregt?! Du wirst Papa!“

„Ja, ich weiß-… ich bin Medic-Nin, als Arzt steht man diesen Dingen irgendwie anders gegenüber, irgendwie… objektiver.“

„Toll, und ich habe Schmerzen!“ schniefte sie unglücklich, und er küsste sanft ihre Wange.

„Moe… ich hab dich lieb. Alles ist okay.“ Sie maulte, da wandte sich die Hebamme an sie.

„Die Babys haben sich ungünstig hingelegt,“ erklärte sie, „Ich glaube kaum, dass sie alleine rauskommen können. Wir müssen einen Kaiserschnitt machen, das ist das Sinnvollste.“

„Waaas, noch mehr Schmerzen?!“ schrie Moe, und Satoya musste fast lachen.

„Du liebe Güte, Schmerzen hast du immer, egal, ob mit oder ohne Kaiserschnitt! Wenn sie keinen machen, sterben die Babys vielleicht, weißt du?“

„Oh nein, aber ich will doch mitkriegen, wie sie geboren werden-… ich will nicht in die Narkose!“

„Es reicht auch eine örtliche Betäubung, dann sind Sie voll dabei,“ sagte die Hebamme in aller Ruhe, und Moe holte tief Luft.

„Okay,“ machte sie nervös, „Okay, machen Sie, was sie für nötig halten! Ich, ähm, hab ja keinen Plan. – Halt, Satoya, bleib hier, wehe, du läufst mir weg!“

„Ich bleib da, keine Angst!“ machte er erstaunt und ging mehr zu ihrem Kopfende, als alles für den Kaiserschnitt vorbereitet wurde. Jetzt wurde auch er allmählich nervös, Arzt hin oder her. Er hatte sich bislang geweigert, explizit darüber nachzudenken, dass er bald Babys haben würde, und dann gleich zwei.

Nie wieder ausschlafen…

Fortan ständig Windeln wechseln…
 

Moes Schreien riss ihn aus seinen Gedanken. Er ergriff fest ihre Hand, als sie nach seiner angelte.

„War die Spritze so schlimm?“ fragte er sie lächelnd, und sie keuchte.

„I-ich hab Angst, ich… ich will, dass es beiden Babys gut geht!“

„Wird es, Moe, wird es. Sei ganz ruhig…“ Bald spürte sie die untere Hälfte ihres Körpers quasi nicht mehr. Ungefähr über ihrer Brust war ein Tuch wie eine Trennwand aufgestellt worden, damit niemand den aufgeschnittenen Bauch sehen musste, während die Hebammen die Babys ans Tageslicht beförderten. Es dauerte nicht lange, bis sie zum ersten Mal das Schreien eines Neugeborenen hörten, das den Kreissaal erfüllte.

„Hier ist der Erste!“ meldete eine Hebamme lächelnd, die das nackte, schmierige und rote Baby in ein Tuch wickelte und es über das Trenntuch hinweg den Eltern hinhielt, „Ein kleiner Junge!“

„Oh mein Gott – oh mein Gott, Satoya, sieh nur, wie winzig…“ keuchte Moe überglücklich und strahlte, als sie zum ersten Mal das Baby betrachtete, und Satoya lächelte verzerrt, aber auch er konnte seine Glücksgefühle nicht länger unterdrücken. Sasuke würde sich freuen, es war ein Sohn…

„Und hier ist Nummer zwei,“ kam dann von der Hebamme, und wieder sahen die Eltern strahlend auf, „Noch ein Junge!“ Das zweite Baby war genauso winzig und verschrumpelt wie das erste, und schnell wurde es gemeinsam mit dem ersten weggetragen, um gewaschen, untersucht und angezogen zu werden. Moe war überglücklich und fing an zu weinen.

„I-ist das nicht toll?!“ machte sie stammelnd und konnte noch gar nicht glauben, dass sie wirklich Zwillinge geboren hatte, „Wir haben zwei süße, kleine Jungs bekommen… d-das ist der wunderbarste Tag meines Lebens!“

„Ich liebe dich…“ war alles, was Satoya herausbrachte, auch selbst den Tränen nahe vor Freude, und sie küssten sich innig.

Die Hebamme unterbrach ihre Freude.

„Moment mal – halt, wartet mit den Babys!“ rief sie erschrocken, „Da ist noch ein drittes!“
 

Satoya hatte das Gefühl, jemand hätte für einen Moment die Zeit eingefroren. Plötzlich war es still, und er löste sich von seiner Frau und starrte die Hebamme fassungslos an. Moe weitete die Augen.

„E-ein drittes Baby?!“ keuchte sie, „Was?! W-wo kommt das her?!“

„Na, woher wohl,“ scherzte eine zweite Hebamme, und mit einigen schnellen Handgriffen war das dritte Baby auch bald aus dem Bauch geholt. Es bewegte sich kaum und schien sehr schwach zu sein, aber es war lebendig. „Es sind Drillinge, na sowas! – Und noch ein Junge. Schnell, legt ihn in den Brutkasten, das sieht nicht gut aus,“ sagte die Hebamme zu zwei Schwestern, die jetzt also drei Babys davontrugen.

„W-wir haben drei Jungs?!“ fragte Moe perplex, „A-aber beim Ultraschall waren es immer nur zwei! Wie kann das sein?“

„Keine Ahnung,“ machte eine Hebamme, die jetzt die Wunde wieder zunähte, „Offenbar hat sich der kleine Lümmel hinter seinen großen Brüdern versteckt.“

„U-und was… meinten Sie, es sieht nicht gut aus…?“ fragte Satoya dumpf, „Schafft er es?“

„Weiß ich nicht, er kommt in den Brutkasten, dann werden wir sehen. Er ist noch kleiner als die zwei anderen… aber wir haben schon oft so kleine Frühchen durchbekommen, haben Sie keine Angst.“
 

––
 

Nach der Operation ruhte Moe sich in einem Zimmer im Krankenhaus aus, Satoya kümmerte sich derweil um den Verbleib seiner drei Söhnchen. Nach einer Weile kam Sakura als Erste zu ihm, fiel ihm um den Hals und beglückwünschte ihn und Moe. Bei der Nachricht, es seien drei Kinder, fuhr sie völlig erschrocken zurück, strahlte dann aber wieder und knuddelte ihn nur noch mehr.

„Wie wunderbar! Drei Babys, oh nein, wie süß!“ rief sie und machte nicht den Eindruck einer achtundvierzigjährigen Oma. Satoya seufzte; dann kam eine Schwester zu ihnen.

„Uchiha-san? Wir bringen die beiden größeren Babys jetzt zu ihrer Mutter ins Zimmer, sie wird sie bestimmt sehen wollen und die Kleinen haben Hunger. Sie sind gesund und stabil. Der ganz Kleine ist noch im Brutkasten… was mit ihm wird, kann ich leider nicht sagen, wir müssen etwas warten, bis das klar ist.“

„In Ordnung, danke,“ machte Satoya mit einer braven Verbeugung.
 

Bei Moe im Zimmer tranken die beiden älteren Jungs sich ordentlich satt, während Moe Sakura auch noch einmal voller Enthusiasmus erzählte, wie das dritte Baby gefunden worden war. Als die Kleinen satt waren und in ihren Bettchen lagen, schwiegen die Erwachsenen eine Weile.

„Wie nennen wir die drei eigentlich?“ fragte Moe dann fröhlich, „Satoya, such dir deinen Yunosuke aus, zwei sind ja schon mal hier.“ Satoya lachte und strich beiden kleinen Babys über die Köpfe, die ein dunkler Haarflaum zierte. Bei näherem Hinsehen fiel ihm erst auf, dass die Haare blau waren, nicht schwarz, wie er zuerst gedacht hatte.

„Nanu? Blaue Haare?“ fragte er, und Moe grinste.

„Meine Mutter hatte blaue Haare.“

„Oh, ach so. Ich wunder mich schon.“ Er sah die Babys lange an und ließ den Blick dann auf dem ihm näheren Baby ruhen. „Okay, das hier ist jetzt Yunosuke. Und wie nennen wir den anderen?“

„Ich finde Takuma schön,“ erklärte Moe lächelnd und betrachtete das Bild ihres Mannes bei den Babys. Sakura war immer noch hin und weg von der Nachricht, Drillinge in der Familie zu haben. „Nennen wir den dritten dann Takuro, oder was?“

„Nein, dann klingen zwei Namen ja vollkommen ähnlich,“ widersprach Satoya ihr, „Irgendwas, was anders ist als die zwei. Am besten was Kurzes, die zwei sind schon lang genug. Takuma, Yunosuke und… … hm…“

„Hmm…“ machte Moe auch grübelnd, als ihr kein guter Name einfiel. Schließlich war es Satoyas Idee.

„Junya? Vielleicht?“

„Aaaw,“ machte Sakura, als Moe noch überlegte und dann auch fröhlich nickte, „Das ist ein schöner Name.“

„Gut, dann kannst du Papa ausrichten, dass wir drei Söhne mit Namen Takuma, Yunosuke und Junya haben. – Ich glaube, Takuma war der Erste, oder?“ Satoya lugte auf das Bettchen, an dem ein Schild befestigt war mit den Daten des Babys, das darin lag. Den, den er Yunosuke genannt hatte, lag in dem Bettchen des zweitgeborenen Kindes, also war Takuma der Älteste.

„Wie schön,“ seufzte Sakura, „Was wohl Sasuke-kun sagen wird!“
 

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Moe konnte das Krankenhaus zusammen mit Takuma und Yunosuke bald verlassen. Junya musste noch ein bisschen bebrütet werden. Aber bereits zwei Tage nach der Geburt bekam Satoya vom Arzt die gute Nachricht, dass das jüngste Söhnchen sich gut machte und schnell wuchs; er würde es schaffen und schon bald ganz normal zusammen mit seinen Brüdern zu Hause leben können.

Als es dann soweit war und Satoya den Kleinen eines Tages mit nach Hause brachte, hatten er und Moe wirklich alle Hände voll zu tun mit drei kleinen Schreihälsen im Haus. Da Moe nur zwei Brüste hatte, war das Stillen nicht möglich, da irgendwie grundsätzlich alle zur selben Zeit Hunger hatten, sie bekamen also abgepumpte Milch. Satoya musste eine ziemlich lange Zeit vom Dienst aussetzen, weil er Moe auf keinen Fall mit den drei Babys alleine lassen konnte; und nachdem das Drama mit Naoya im November passiert war, war Moe kaum fähig, auch nur eine Minute ohne ihn im Haus zu bleiben. Es dauerte, bis der Schrecken von Naoyas unglücklichem Tod sich gelegt hatte…
 

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Satoya bezweifelte, dass Moes Problem, nichts alleine machen zu können, jetzt noch mit Naoya zu tun hatte, als er sich endlich von den langen Erinnerungen losriss und sich wieder im dunklen Schlafzimmer fand, etwa zwölf Jahre nach Naoyas Tod. Er schob es eher auf Moes Faulheit und darauf, dass sie sich zu sehr an den Luxus gewöhnt hatte, den sie hier hatte. Er hatte die Nanny Oki eingestellt, damit er wieder hatte arbeiten können, und eigentlich gab es im Großen und Ganzen kaum etwas, das Moe tat, außer shoppen natürlich. Etwas in ihr hatte sich verändert, seit sie die Kinder hatten, etwas, das er nicht benennen konnte, aber es ärgerte ihn immer mehr. Und es war nicht nur, dass sie keinen Sex mehr hatten.

Seufzend rollte er sich auf die andere Seite und versuchte endlich, zu schlafen. Jetzt hatten sie andere Probleme. Leute verschwanden. Dass die Ehe zwischen ihm und Moe zu zerbrechen drohte, war ein kleines Übel gegen das, was noch kommen mochte.
 

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uuuh xDD Flashback ende xDD jetzt gehts also im nächsten Kapi mit der Gegenwart und den "seltsamen Vorfällen" weiter XDD

Schwimmen

Es grollte draußen und ein kurzes Wetterleuchten erhellte das ansonsten spärlich beleuchtete Zimmer des Hyuuga-Anwesens. Es war mitten in der Nacht und draußen regnete es in Strömen. Im Zimmer saßen Nishiki, Chidori und eine ganz schön aufgetakelte Sae, die ein Gesicht machte, als wäre sie überfahren worden. Nishiki starrte wie hypnotisiert auf den Boden und sah aus, als wollte er sich übergeben (sicher nicht wegen Saes Aufzug, eher wegen Akiras Verschwinden oder Masamis Drohung), und Chidori war zutiefst verärgert.

„Hausarrest, mein Fräulein!“ zischte sie ihrer rosahaarigen, extrem nuttig geschminkten (wie sie fand) Tochter zu, die nur käseweiß dasaß und heftig atmete. „Nicht nur, dass wir durch das halbe Dorf latschen müssen, um dich zu finden, weil du es für nötig hältst, auf irgendeine grausige Party zu gehen, du trinkst auch noch Alkohol! Ich bin stinksauer auf dich! Du bist vierzehn, erstens zu jung zum Trinken und zweitens alt genug, um das bisschen Verantwortung tragen zu können, dich in unserer Abwesenheit zu benehmen! Was starrst du mich so dämlich an?!“

„I-ist das wahr?“ fiepte Sae völlig unter Schock und wurde noch weißer, zu Chidoris Beunruhigung, „Akira ist verschwunden, und Namie auch?! Ihr macht Witze…“

„Nein, verdammt, es ist kein Witz!“ rief Chidori wütend, „Dein Bruder ist in Kusa spurlos verschwunden und ist vielleicht tot, kapierst du das?! Und als ob das nicht Sorge genug für uns wäre, musst du auf Partys gehen und dich besaufen! Und wie siehst du aus, wie eine gottverdammte Schlampe!“

„Ich bin keine Schlampe!“ schrie Sae und fing zu aller Entsetzen plötzlich an zu heulen. „Weißt du eigentlich, was für eine scheiß Panik ich gerade habe, weil du mir einfach so erzählst, Akira wäre weg?! Oder tot?! S-sowas kannst du mir nicht einfach so erzählen, Mami!“

„Wie du siehst, kann ich, wenn du so rumrennen kannst!“ schnaubte die Mutter und zeigte zur Tür, „Geh duschen und zieh was Vernünftiges an, und wehe, ich erwische dich je wieder beim saufen oder in solchen Klamotten, jeder notgeile Affenarsch könnte auf die Idee kommen, dich flachzulegen! Willst du das?! Oder womöglich auch entführt werden wie dein Bruder?!“

„Aahh!“ kreischte Sae hysterisch, sprang auf und rannte heulend aus dem Zimmer, knallte so einige Türen zu und stampfte durch das Haus ins Badezimmer.
 

„Nicht so hart, Chidori…“ nuschelte Nishiki, „Sie ist… noch ein Kind, du hast sie voll fertiggemacht…“

„Sie mich auch mit dieser Aktion heute!“ blaffte sie ihn wütend an, „Ihr hätte das gleiche passieren können wie Akira, sie treibt sich nachts in Gegenden rum, in die kein vierzehnjähriges Mädchen gehört! Dann auch noch mit einem Kleid, das gerade mal ihren Arsch bedeckt, hallo, hast du gesehen, was sie anhatte?! Mein Vater hätte mich in eine eiserne Jungfrau gesteckt, wenn ich mir das geleistet hätte! Gerade jetzt, wo Akira weg ist… irgendwer hat es offenbar auf unsere Familie abgesehen, ich bin ganz sicher! Oder vielleicht auf Leute mit Byakugan, Namie hat die ja auch irgendwie! Sae hat auch Byakugan, ich habe einfach tierische Angst davor, dass sie die Nächste ist!“

„Sie darf das Haus auf keinen Fall mehr verlassen,“ keuchte Nishiki auch und sah unruhig zum Fenster, als befürchtete er, jemand könnte hereinkommen und ihn abstechen. „Ich… aber Sae einzusperren wird schwierig, sie… hasst es, nicht rauszudürfen!“

„Das ist mir verdammt noch mal egal, wenn ich dadurch ihr Leben retten kann!“ Chidori sah ihn zweifelnd an. „Mit dir wollte ich sowieso noch reden, mein Guter! Du verschweigst mir irgendetwas… ich merke das ganz genau, schon in Kusa ist mir aufgefallen, dass du dich echt komisch benimmst… was ist los, Nishiki? Sag es mir… was weißt du, was wir nicht wissen?“
 

Nishiki starrte sie einen Moment an und hatte das Gefühl, ihm würde das Herz stehenbleiben. Er erinnerte sich nur zu deutlich an das, was Masami gesagt hatte…
 

„Wenn du auch nur ein einziges… falsches Wort sagst… stirbt dein Sohn. Wenn auch nur eine einzige Bewegung von dir mir nicht gefallen sollte, Oji-sama… wird er sterben.“
 

Er keuchte, bereute es einen Moment später und hatte zu große Angst, sich verraten zu haben, um überhaupt irgendetwas zu sagen. Er sah seine Frau, die ihn ungläubig und besorgt anblickte, und er schauderte.

„Chidori… du weißt doch, wie ich mich fühle! Ich kann nachts nicht schlafen aus Angst um meinen Sohn, der vielleicht gerade in den Händen eines… eines… durchgedrehten Irren ist und… ach, wer weiß was! Ich fühle mich furchtbar, weil ich, i-ich das Oberhaupt dieses Clans bin! Ich trage die Verantwortung… ich hätte darauf aufpassen müssen, dass sowas nicht passiert!“

„Wieso?“ fragte sie, „keiner hat ahnen können, dass es jemand auf unsere Kinder abgesehen zu haben scheint! Du wusstest nicht, dass jemand… ihnen gefährlich werden könnte, oder etwa doch?“

Noch so eine Fangfrage, und er schnappte verzweifelt nach Luft und erhob sich.

„Chidori, ich bitte dich… alles, was ich weiß, ist, dass ich meinen Sohn wiederhaben will, und Namie auch, e-egal um welchen Preis! Und egal, was ich tun muss, ich werde verhindern, dass jemand Sae oder sonst jemandem hier im Dorf ein Haar krümmt!“

„Das ist nicht deine Schuld, was geschehen ist,“ versuchte sie ihn zu beruhigen, was nicht ganz leicht war angesichts ihrer eigenen Sorge um ihre Kinder. „Ich will nur-…“ Das Klingeln der Haustür unterbrach ihre Diskussion. Beide sahen sich kurz verdutzt an und fragten sich, wer um diese Uhrzeit kommen könnte. In der alarmierten Ahnung, es müsste wohl ziemlich wichtig sein, eilte Chidori schließlich zuerst aus der Tür in den Flur, lief zur Haustür und öffnete sie, um davor ihre Schwester Shiemi zu erblicken.
 

„Shiemi?!“ machte sie, „Was ist passiert?“

„Tut mir leid, dass ich so spät noch komme,“ sagte die Schwester, „Es geht um Akira. Ich habe Nachrichten über seinen Verbleib – ob sie gut oder schlecht sind, ähm, müsst ihr selbst entscheiden!“

„Komm rein,“ entschied Chidori ernst und zog sie ins Haus. Nishiki kam in den Flur und neigte höflich den Kopf. Shiemi war besorgt über sein blasses Gesicht.

„Bist du krank oder so?“ fragte sie ihn, „Du siehst ja echt übel aus…“

„Ich… na ja, ich mache mir Sorgen!“ sagte er ratlos. Shiemi seufzte und schüttelte sich. Sie war von oben bis unten nass vom Regen. Ihre Schwester holte ihr ein Handtuch.

„Kuma kann Namie und Akira wahrnehmen – er sagt, er spürt, dass sie am Leben sind,“ erzählte Shiemi, „Das ist die gute Nachricht, denke ich.“

„Oh Gott sei Dank!“ stöhnte Chidori erleichtert und kippte gegen eine Wand, „Sie leben! Tu mir einen Gefallen und knuddel deinen Freund von mir für diese Nachricht… ohne ihn hätte ich wohl nie wieder schlafen können!“

„Er kann die zwei aber nicht orten…“ addierte die Schwarzhaarige nachdenklich, „Er… sagt, er spürt ihre Existenz, aber nicht, ähm, an irgendeinem Ort, den er beschreiben oder orten könnte. Sie sind irgendwo anders, wo wir sie nicht erreichen oder finden können, glaube ich, ganz kapiert haben wir das auch noch nicht…“ Sie bemerkte, wie Nishiki plötzlich zusammenfuhr und noch weißer wurde als sowieso schon. „Was ist?“ fragte sie erschrocken, und er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht.

„I-ich… ach… oh Gott, w-was hat das zu bedeuten?“ murmelte er, „Was meinst du damit, Shiemi?“ Sie beobachtete ihn skeptisch, wie er sich zitternd gegen die Wand Chidori gegenüber lehnte. Er war viel mitgenommener von allem als Chidori oder irgendjemand anders, wie Shiemi auffiel… aber Nishiki war schon immer weicher als Chidori gewesen. Trotzdem wurde die junge Frau das Gefühl nicht los, als wäre da mehr, als da sein sollte.

„Ich weiß es auch nicht,“ sagte sie, „Wir dachten schon an eine Art… Jenseits, oder so, aber das ist vollkommen verrückt und außerdem nicht möglich.“

„Wir sind ein Ninjadorf,“ machte Chidori, „Hier ist vieles möglich!“

„Auch wieder wahr,“ entgegnete Shiemi und seufzte, „Ich dachte, es beruhigt euch zu wissen, dass Akira lebt… wir werden sie beide finden und wieder herbeschaffen, irgendwie, das ist ja wohl klar. Ich werde dann mal zurückgehen… ist schon spät.“ Sie grinste und warf Chidori das Handtuch zu, „Danke, Nee-san!“

„Und deshalb der ganze Weg!“ seufzte Chidori und brachte das Handtuch weg.
 

Als sie mit Nishiki alleine war, hob Shiemi lauernd den Kopf.

„Wirklich alles in Ordnung?“ fragte sie erneut und sah, wie er ihrem Blick nervös auswich und nickend zu Boden starrte.

„Alles gut. Danke für deine Mühe… es… es beruhigt m-mich wirklich, dass sie beide leben…“ Er lächelte gequält und verneigte sich. „Du weißt gar nicht, wie wahnsinnig mich diese Angst macht… jeden Tag, seit sie verschwunden sind… vor allem bei Akira natürlich…“ Shiemi seufzte leise.

„Möchtest du… mir vielleicht irgendetwas sagen, was du… nicht aussprechen kannst?“ murmelte sie gedämpft und sah ihn an, und er hob den Kopf und erwiderte ihren wachsamen Blick.

Er könnte jetzt alles loswerden, was er wusste… aber er fürchtete um Akiras Leben. Masami war kein leichter Gegner und er glaubte dem Jungen aufs Wort, dass er in der Lage war, herauszufinden, ob er es jemandem verraten hatte. Dann würde nicht nur Akira sterben, dann wäre Shiemi vermutlich auch dran… er durfte nicht zulassen, dass noch mehr in das Drama hineingezogen wurden.

„Nein,“ log er deswegen und behielt die Fassung völlig, sodass er durchaus glaubwürdig erschien. „Keine Ahnung, wovon du redest.“
 

––
 

Am nächsten Morgen hatte sich der Regen der vergangenen Nacht gelegt.

In Sanosukes Haus war es trotz Anwesenheit der vielen Kinder recht still. Sanosuke hatte seinen Kindern eingebläut, dass die Sicherheitsmaßnahmen wegen Namies und Akiras Verschwinden verstärkt wurden und dass niemand das Dorf verlassen durfte; an sich sollten die Kinder auch innerhalb des Dorfes auf keinen Fall alleine unterwegs sein. Um die Drohung zu unterstreichen, vor allem für die kleinen Zwillinge, die sich gerne Vorschriften widersetzten, sagte er auch gleich frei heraus, dass es wahrscheinlich war, dass jemand den Uchiha-Clan im Auge hatte und es gerade auf sie, die Kinder, abgesehen hatte.

Susumu und Shigeru waren Harukas Meinung nach noch nicht geschockt genug.
 

„Habt ihr keine Angst, wenn Papa euch sowas sagt?“ fragte sie die beiden, als Sanosuke gerade zur Zentrale aufgebrochen war. Yashiru hatte ihrer Mutter versprochen, mit ihr zu Hause zu bleiben und später mit den Zwillingen zu trainieren, damit sie beaufsichtigt waren.

„Nö,“ sagte Susumu, der aus seinem Müsli nicht sehr appetitlich aussehenden, braunen Matsch machte, mit einem Schuss Milch vermischt. „Ihr passt doch auf uns auf!“ grinste er seine Mutter an, „Dann müssen wir keine Angst haben!“

„Genau, Nee-san kommt schon wieder!“ machte Shigeru zuversichtlich. Haruka haute wütend auf den Tisch, sodass Susumus Matsch-Schüssel wackelte.

„Verdammt!“ schrie sie ärgerlich, „Ich will euch beiden mal klar machen, dass es nicht zu hundert Prozent wahrscheinlich ist, dass Namie einfach so wiederkommt! Oma hat zwar gesagt, Yamazaki hätte erzählt, sie wäre am Leben, aber trotzdem ist sie weg und es ist möglich, dass ihr eure Schwester nie wiedersehen werdet! Und verflucht, Susumu, was machst du da für einen ekligen Scheiß?! Schmeiß das sofort weg, das ist ja widerlich!“

„Das ist Müsli für Zahnlose!“ protestierte Susumu, „Mein einer Zahn wackelt und deswegen kann ich nicht kauen – HEY, nicht wegnehmen, das ist lecker, auch wenn’s wie Kotze aussieht…“ Haruka fluchte ungehalten und kippte das widerliche, matschige Zeug in den Müll, während Susumu und Shigeru losprusteten. Yashiru kam in die Küche und legte ihrer völlig ratlosen Mutter eine Hand auf die Schulter.

„Jetzt sei nicht so,“ flüsterte sie, während die Zwillinge sich lachend aus der Küche lümmelten und irgendwas von Kotz-Müsli durch das Haus grölten. „Es ist besser, wenn sie unbeschwert sind, Mama – willst du, dass sie auch vor Angst um Namie durchdrehen wie die anderen hier? Hör auf, ihnen Angst einjagen zu wollen, sie sind nur Kinder, sie verstehen unsere Sorge nicht. Und das ist auch besser so!“

„Ich… weiß, du hast sicher recht…“ murmelte Haruka müde, „Aber… ich will, dass ihnen klar ist, dass sie in Gefahr sind, und auf keinen Fall dürfen sie leichtfertig damit umgehen! Du kennst die zwei, wenn wir ihnen verbieten, alleine rauszugehen, was glaubst du, wer als erstes alleine draußen sein wird?!“

„Ich gehe nachher mit ihnen trainieren und werde sie keine Minute aus den Augen lassen. Das verspreche ich dir!“

Haruka lächelte und umarmte ihre Älteste.

„Du bist so ein Schatz, Yashiru… ohne dich wäre ich wohl schon aus dem Fenster gesprungen oder so – Mikoto ist ja auch keine große Hilfe bei all dem Ärger hier…“ Sie sah skeptisch hinauf an die Küchendecke und dachte an Mikoto, die jetzt oben in ihrem Zimmer hockte und wer wusste was machte. Yashiru verteidigte auch ihre Schwester:

„Mikoto hat fürchterliche Angst,“ erklärte sie, „Ich weiß das ich sehe es ihr an. Sie ist völlig verwirrt und weiß nicht, wie sie sich verhalten soll, sie benimmt sich merkwürdig in letzter Zeit.“ Sie musste kurz grinsen. „Bevor Namie verschwunden ist, haben wir zwei uns mal überlegt, was wohl mit Mikoto los ist, dass sie so verwirrt ist; ich meine, sie ist fünfzehn. Vielleicht ist sie verliebt und weiß genau jetzt gar nichts damit anzufangen.“

„meinst du wirklich?“ fragte Haruka erstaunt, „Aber die einzigen Jungen, mit denen ich sie je gesehen habe, sind Fuuya und Masami, einer der beiden ist ihr bester Freund und der andere ihr Cousin!“

„Was auch immer, das war doch auch nur ´ne Vermutung,“ machte Yashiru glucksend, „Mach sie nicht fertig. Sie will bei der Suche helfen, hat sie gesagt – aber solange Yamazaki das nicht orten kann, könnten wir die ganze Welt absuchen und würden sie vermutlich nicht finden! Statt uns also den Arsch aufzureißen, sollten wir lieber auf diejenigen aufpassen, die noch hier sind, vor allem die Kleinen.“ Haruka seufzte und nickte dann.
 

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Kansuke war emsig dabei, seine Kunais zu polieren und saß in seinem Zimmer auf dem Fußboden. Souya saß im selben Zimmer auf der Fensterbank, ein Bein baumelte herunter in der Luft, und sah gelangweilt hinaus ins vom Regen noch nasse Dorf.

„Nächstes Mal, wenn Chuuninprüfung ist, schaffen wir es auch!“ sagte Kansuke zu sich selbst (oder seinen Kunais), „Wir müssen, sonst lachen Susumu und Shigeru mich ja mein Leben lang aus… das ist unfair!“

Souya drehte den Kopf und beobachtete seinen Bruder, der sich völlig auf seine Kunais konzentriert mit der Zunge über die Lippen fuhr. Das tat er manchmal ohne größere Bedeutung, einfach nur, wenn er arg beschäftigt war.

„Lass dich doch nicht von denen verarschen,“ riet er seinem großen Bruder, „Die sind nicht mal Genin.“

„Genau – du hast recht!“ rief Kansuke, als hätte er das gerade erst festgestellt, „Ich werde besser als die zwei je sein können, pass nur auf! – Verdammt, dazu muss ich erst mal Tsumu-chan und Negito nerven, dass sie sich gefälligst auch mehr ins Zeug legen sollen!“

„Sind die zwei so faul?“ grinste Souya, und Kansuke schnaubte.

„Negito denkt, wenn er Gemüseeintopf machen kann, wird er ein großer Ninja, und Tsumu ist zwar eine gute Kunoichi, aber ihre Aufmerksamkeit gilt mehr Takuma als unserem Team!“ Der Jüngere gluckste verstohlen.

„Mann, Takuma hat‘s ja voll drauf. Erst wird er Chuunin und dann hat er auch noch so eine Verehrerin!“
 

Er konnte nicht weitersprechen, weil in dem Moment Susumu und Shigeru grölend ins Zimmer geplatzt kamen.

„Susumu isst Kotz-Müsli!“ schrie Shigeru laut, sodass die großen Brüder erschrocken zusammenfuhren. Souya verzog das Gesicht.

„Wie bitte?!“

„Müsli?“ stöhnte Kansuke, „Ich hab Hunger…“

„Ja, ich auch, Mama hat mein schönes, leckeres Kotz-Müsli weggekippt…“ seufzte Susumu theatralisch und warf sich auf den Boden, „Jetzt muss ich sterben, jawohl! Ade, meine Brüder!“

„Was is‘n mit dir kaputt?“ murmelte Souya ungläubig, als Susumu noch empört einen Arm hob:

„Und Kansuke-nii-chan, wehe, du schreibst Susumu mit dem falschen Radikal auf meinen Grabstein!“ Dann lachten er und Shigeru unverschämt los und Kansuke fing an zu zetern, sie sollten wenigstens in seinem Zimmer nicht so scheiße sein.

„Und wieso isst du dann nichts anderes, wenn du Hunger hast?“ fragte Souya verständnislos.

„Weil ich nicht kauen kann!“ brüllte der Kleine, sprang wieder auf die Beine und fasste hinten in seinen Mund, den er weit aufriss, „Guck, mein Zahn wackelt so krass, dass ich nicht mehr kauen kann!“

„Simulant,“ brummte Souya, „Dann zieh ihn doch einfach raus!“

„Nee, dann hab ich ja keinen Grund mehr, Kotz-Müsli zu machen!“ keckerte er und hopste dabei auf und ab. Souya verdrehte die Augen.

„Mann, gut, dass ich mich nachher mit meinem Team treffe und euch los bin…“

„Uuuuh!“ machte Shigeru plötzlich mit einem diabolischen Grinsen, „Gehst du dann wieder mit Taki weg?!“ Er sah seinen Zwillingsbruder an und beide sangen im Chor:

„SOUYA PLUS TAKI, SOUYA PLUS TAKI…“

„Argh!!” brüllte Souya verärgert, lief knallrot an und schlug nach den beiden, „Hört sofort damit auf, das ist gar nicht wahr! Wir sind nur Kollegen, das kapiert ihr wohl nicht!“

„Wann heiratet ihr?“ fragte Shigeru diplomatisch, „Soll ich Opa schon mal sagen, dass du bald deinen Job als übernächstes Clanoberhaupt antreten willst?“

„Ja, dann erzählen wir ihm gleich, dass Taki schwanger ist und die neuen Uchiha-Erben in die Welt setzt,“ addierte Susumu, und Souya trat empört nach ihm.

„Wie bitte, wovon redet ihr, Taki ist doch nicht schwanger! Und ich bin nicht in sie verknallt! Und erst recht nicht mit ihr zusammen!“

„Jaa, jaa…“ machten die Zwillinge sarkastisch und grinsten dabei über beide Ohren.

„Hast du sie schon mal richtig geknutscht, so wie Nervi-Nori Susumu?!“ grinste Shigeru und wurde jetzt nicht von Souya, sondern von Susumu gehauen.

„Du Arschsack, erwähn das nie wieder! Meine Backe ätzt glaube ich immer noch weg, Nori hatte sicher doch Schwefelsäure im Mund! – Ich weiß, deshalb wackelt mein Zahn! Nur weil die doofe Pute mich angesabbert hat!“

„Nori hat dich geküsst?!“ fragte Souya ungläubig und grinste dann diebisch, bevor er seine Brüder imitierte: „Ooohh, Susumu plus Nooori, Susumu plus Nooori…!“

„Nachmacher!“ riefen die zwei im Chor, dann packte Susumu Shigeru an der Hand und rannte mit ihm davon. „Komm, wir schreiben schon mal Einladungen für Souyas Hochzeit mit Taki!“ Im Flur sagen sie wieder so laut sie konnten Souya plus Taki, darauf hörten sie Haruka unten und Mikoto oben schimpfen, sie sollten leiser sein. Die Kleinen dachten nicht mal daran, leise zu sein.
 

„Die haben Probleme,“ brummte Souya kopfschüttelnd, „Was glotzt du, Kansuke, glaubst du auch, ich wäre in Taki verknallt?!“

„Na ja, du bist schon ganz schön oft mit ihr verabredet,“ fiel Kansuke ihm lachend in den Rücken, und erneut mit knallrotem Gesicht drehte der Jüngere sich verärgert ab. Was dachten die sich eigentlich, ihm sowas zu unterstellen! Er war erst zwölf und viel zu klein, um verknallt zu sein! Basta. Er war ja nicht Mashuu, der war nur frühreif. Oder so.
 

––
 

Mikoto war genervt.

Es war die ganze Situation, die sie nervte. Ihre Schwester war spurlos verschwunden – am Leben, aber verschwunden trotzdem. Ihre kleinen Brüder krakeelten da draußen auf dem Flur herum und nervten noch mehr. Und während sie krampfhaft versuchte, sich auf Namies Verschwinden zu konzentrieren, war alles, woran sie denken konnte, Masami. Zumindest kehrte sein Gesicht immer wieder in ihren Kopf zurück, egal, wie sehr sie versuchte, es zu verdrängen… sie hatte, verdammt noch mal, jetzt keine Zeit, an sowas zu denken!

Aber wenn sie an ihn dachte, dachte sie zutiefst beleidigt daran, dass er sich gestern aus irgendeinem ihr unbegreiflichen Grund mit den Pinku-Zwillingen getroffen hatte – wahrscheinlich wirklich nur wegen des Komitees für Genjutsu, aber sie ärgerte sich bei dem bloßen Gedanken, dass er mit ihnen zusammen Tee trank oder was auch immer.

„Ich habe dir versprochen, dir bei der Suche nach Namie zu helfen,“ hatte Masami zu ihr gesagt, „Ich werde mehr Zeit für dich haben, sobald ich das mit den Kusagayas geklärt habe.“
 

Mikoto fragte sich, während sie in ihrem Zimmer auf dem Sofa saß und an die Wand starrte, was er so wichtiges mit denen zu klären hatte.

Klären! führte sie sich grantig vor Augen, Das klingt, als müsste er mit denen Schluss machen, um dann bei mir sein zu können, tse! Na warte, Masami, ich kriege noch raus, was zum Teufel du bei den Schlampen zu suchen hattest!

Dann kam sie sich töricht vor. Besitzergreifend wie ein kleines Kind… Masami war ein Mensch und keine Trophäe, die man behalten konnte. Er gehörte ihr nicht… hatte er nie und würde er nicht. Und dennoch tat es ihr weh, sich das einzugestehen, weil sie wusste, dass sie schon ihr Leben lang ihm gehörte… dafür hatte sie gesorgt, mit allem was sie sagte und tat.
 

Und allein der Gedanke, irgendeinen anderen Mann jemals auch nur anzusehen auf eine Weise, wie sie Masami ansehen wollte, kam ihr pervers und abstrus vor.
 

„Verdammt,“ schimpfte sie mit sich, „Hör auf, daran zu denken. Er ist dein Cousin, er sieht in dir nicht das, was du in ihm siehst! Für ihn bist du nur… eine Cousine. – Und verflucht, Namie ist wichtiger als sowas Albernes!“

Sie beschloss, auf eigene Faust loszuziehen und nach ihrer Schwester zu suchen – oder besser, Anhaltspunkte zu suchen was für ein Ort das sein könnte, den Yamazaki nicht orten konnte. In den Archiven musste es doch sicher irgendwo Aufzeichnungen über den Yamazaki-Clan und sein Kekkei genkai, das Dritte Auge, geben… vermutlich würde sie so auf die Antwort stoßen. Sie erhob sich und suchte aus ihrem Kleiderschrank geeignetere Kleidung heraus, um sich umzuziehen und dann zu gehen. Sie wollte gerade ihren BH ausziehen, als es plötzlich hinter ihr laut quietschte und dann ein lautes Krachen vom Fenster kam. Mikoto fuhr zu Tode erschrocken zum Fenster herum und schrie laut auf.

„FUUYA!“ kreischte sie, „WAS zum Geier machst du auf meinem Fenster, du Oberspanner?!“ Sie versteckte ihre Brüste hinter ihren Armen und schnaubte empört, während sie zu ihrem Freund Fuuya sah, der irgendwas vor sich hin murmelte, das wie Dieses dumme Kippfenster klang. Fuuya lag auf der Fensterscheibe, die durch sein Gewicht quasi waagerecht gekippt worden war, und hing somit halb ins Zimmer hinein.

„Argh… entschuldigeeee…!“ schrie Fuuya und wurde immer lauter, als er sich aufzurappeln versuchte und dabei von der Fensterscheibe rutschte. Mikoto riss die Augen auf, als sie dachte, er würde gerade vom Haus fallen (immerhin waren sie im ersten Stock), aber er hielt sich gerade eben noch mit den Füßen und etwas Chakra an der Wand fest und ruderte dabei wild mit den Armen, bis er das Fenster wieder zu fassen kriegte und jetzt irgendwie mit den Füßen auf die Fensterbank innen kletterte, um besser stehen zu können. „Puuh, dieses Fenster ist grauenhaft, Mikoto!“

„Wenn du dich da drauflegst!“ schnappte sie und warf ein Kunai nach ihm, worauf er schreiend beinahe wirklich heruntergefallen wäre, „Bist du noch ganz dicht, dich so anzuschleichen und plötzlich an meinem Fenster zu hängen, wenn ich mich gerade umziehe?! Jetzt mach die Augen zu, du Arschratte!“ Fuuya gluckste und tat wie ihm geheißen. Er war zwar ein Schürzenjäger, aber bei Mikoto würde er es nie versuchen, sie war ja schon seine beste Sandkastenfreundin. Und man fing nie etwas mit einer Sandkastenfreundin an, das ging meistens schief.
 

Mikoto zog sich in aller Ruhe an und ließ ihn da an der Wand hängen, bevor sie ihm endlich erlaubte, durch das offene Fenster ins Zimmer zu klettern.

„Mach das Fenster wieder zu, es ist arschkalt da draußen,“ kam darauf, als Fuuya ins Zimmer krackselte und gehorsam das Fenster schloss, „Was willst du eigentlich hier? Heute gar nicht als Stalker bei den Kusagaya-Schlampen?“

„Nenn sie nicht immer Schlampen,“ stöhnte Fuuya, „Nur weil sie größere Titten haben als du!“

Sie warf ein weiteres Kunai nach ihm, er duckte sich aber rechtzeitig und lachte los.

„Hey, hey, flipp nicht aus, ist doch wahr!“ Noch ein Kunai. „O-okay, ist ja gut! – Ich dachte, wir treffen uns vielleicht mit dem Team, um was Sinnvolles zu tun, deswegen hole ich dich ab!“

„Ich hab keine Zeit für Training,“ antwortete sie kalt, „Ich suche meine Schwester.“

„Ja, cool,“ sagte Fuuya, „Dann machen wir doch glatt mit, je mehr, desto besser! Und ich dachte, niemand sollte alleine rumlaufen zurzeit, du schon gar nicht… zumindest hat mein Opa das erzählt, der hat uns gestern besucht!“

„Naruto?“

„Ja, wer denn sonst?“

„Na ja, Shikamaru?“

„Der hat doch mit euch kaum was am Hut?“ Mikoto brummte und packte einiges an Waffen zusammen.

„Ich weiß noch nicht genau, wo ich suchen soll… Yamazaki – der Freund meiner Tante, den kennst du doch auch? – hatte so’ne komische Vision, was Nee-san und Akira angeht…“ Sie berichtete Fuuya kurz von Sakuras Besuch und Kumas Traum in der vergangenen Nacht. Ihr violetthaariger Freund machte große Augen.

„Eh?“ stöhnte er, „Wie, er kann die zwei nicht orten? Dann sind sie, sozusagen, in der Unterwelt, oder was?“

„Nee, die Unterwelt könnte man ja orten, die wäre ja unten,“ feixte Mikoto und verließ das Zimmer, „Komm jetzt, du Hirni, ich dachte, du wolltest dich mit dem Team treffen! – Moment, Team? Momoiro kommt auch mit?“

„Ich war schon bei den beiden vorhin,“ erzählte Fuuya stolz, während er und Mikoto die Treppe hinunter und durch den Flur zur Haustür marschierten, „Momoiro hielt Training auch für ´ne gute Idee, sie wird sicher auch mit nach Namie suchen helfen.“

„Sehr gut, dann kann sie mir ja gleich erzählen, was Masami gestern so Wichtiges mit den beiden zu klären hatte,“ grummelte Mikoto zerknirscht und erntete einen ratlosen Blick von Fuuya. Sie grüßten kurz Haruka und Yashiru in der Küche und verließen dann das Haus. Haruka runzelte die Stirn.

„Wo kam Fuuya denn her?“
 

––
 

Sie trafen sich bei einer kleinen Bank auf der Straße. Die Kusagaya-Zwillinge waren zu Mikotos Erstaunen beide da, obwohl Murasaki in einem anderen Team war. Murasaki hatte ein kleines Stäbchen mit Dango in der Hand.

„Ihr seid ja alle beide da!“ war Mikotos verwunderte Begrüßung. „Großartig, dann könnt ihr ja trainieren und Fuuya und ich ziehen los und suchen meine Schwester und Akira.“

„Tut mir echt leid, was passiert ist,“ sagte Murasaki erstaunlich ernst zu Mikoto und neigte kurz den Kopf, „Ich meine das mit deiner Schwester und eurem Cousin. Wenn wir irgendwas tun können, helfen wir gerne mit.“

Was ihr tun könnt, ist eure Finger von Masamis zu lassen, fiel Mikoto grimmig ein, aber sie war klug genug, um das nicht zu sagen, und seufzte nur. Schließlich entschied sie sich, den beiden auch von den Neuigkeiten aus Yamazakis Traum zu erzählen. Sie mochte die beiden zwar nicht, aber sie hielt sie auch nicht für schlechte Menschen, nur, weil sie Masami mochten; sie mochte ihn ja schließlich auch. Und wie sie merkte, war diese Entscheidung die Richtigste von allen.

„Wie, man kann sie nicht orten?“ machte Murasaki sofort, nachdem Mikoto schwieg, „Dann sind sie vermutlich in einer anderen Welt!“
 

„Ja, klar,“ machte Fuuya und lachte, „Wäre auch mein erster Tipp gewesen… meint ihr auf dem Mars oder auf dem Uranus?“

„Nein, nein,“ sagte Murasaki und grinste ihn mit einem Mann-bist-du-dumm-Blick an. „Ich meine das ernst, es gibt Jutsus, die sowas können. Es gibt verschiedene Sorten davon, es gibt Genjutsus, die das Unterbewusstsein sozusagen in eine andere Welt schicken, das Ergebnis ist meistens, dass die Betroffenen niemals wieder zu sich kommen, sozusagen ewig im Koma liegen, aber nicht tot sind.“ Als sie Mikoto erbleichen sah, fügte sie nachdenklich hinzu: „Aber ich glaube kaum, dass das hier der Fall ist, es gibt noch mehr Varianten davon. Selten gibt es auch Abwandlungen, die ganze Personen mit Leib und Seele in eine sogenannte andere Welt bringen, eine Art Zwischending aus Nin- und Genjutsu.“

„Jetzt echt?!“ rief Fuuya perplex. „M-man kann mit so einem Jutsu Leute… wegbeamen?!“

„Wie gesagt, selten,“ addierte jetzt auch Momoiro, „Wir kommen aus einem Genjutsu-Clan, wir haben mal von sowas gehört.“

„Und kann man die Leute, die also… weggebeamt wurden, wieder zurück holen?“ fragte Mikoto fassungslos und hatte plötzlich das Gefühl, die Lösung all ihrer Probleme vor der Nase zu haben.... es war so intensiv, dass sie unsicher einen Schritt rückwärts machte. Wie gut, dass sie die Pinku-Schlampen eingeweiht hatte… offenbar hatten sie mehr Ahnung, als sie angenommen hätte…

„Keine Ahnung, hat noch nie jemand versucht,“ sagte Murasaki perplex.

„Und diese Welt…“ murmelte Fuuya, „Die hat dann quasi jemand erschaffen, der dieses jutsu angewendet hat?“

„Vermutlich,“ machte Momoiro.

„Wenn man denjenigen findet und vernichtet, löst sich die Welt dann nicht auf und die, die drinnen sind, kommen wieder?“ versuchte Fuuya es aufgeregt, und Momoiro zuckte mit den Achseln.

„Das hat doch noch nie jemand probiert, keine Ahnung! Wenn es nicht so ist, wie du sagst, haben wir nur ein größeres Problem, wenn der Anwender tot ist, denn vielleicht ist er oder sie der Einzige, der die beiden aus dieser Welt zurückholen könnte!“

„Dass sie selbst hinaus können, ist ausgeschlossen?“ murmelte Mikoto.

„Wie denn, der Anwender so eines Jutsus benutzt das doch gegen Feinde und will sicher nicht, dass die da wieder rauskommen!“ lachte Murasaki über die Frage. Mikoto musste einsehen, dass das logisch klang.

„Kann man rausfinden, wer so eine Art von Jutsu überhaupt könnte?“ fragte sie deswegen schnell, und Murasaki sah in den Himmel.

„Um eine Parallelwelt aufzubauen, in die du deine Feinde verbannen kannst, musst du schon mal krass in Genjutsu sein,“ versetzte sie, „Ich weiß, dass es aus unserem Clan niemand kann, aber wir könnten mal rumfragen, unsere Eltern haben natürlich Kontakt zu so einigen anderen auf Genjutsu spezialisierten Clans in allen möglichen Ninjadörfern.“

„Das würdet ihr echt machen?“ strahlte Fuuya begeistert, „Ihr seid großartig!“

„Ja, wissen wir,“ kam grinsend von Momoiro, und Mikoto schnaubte.

„Lass das Anhimmeln, Fuuya! Wir haben zu tun! – Dann kümmert ihr euch mit euren Genjutsu-Spezis darum, herauszufinden, was für Leute so ein Jutsu zu Stande bringen könnten, Fuuya geht die Archive nach allem durch, was uns weiterhelfen könnte und ich suche Masami, er hat mir versprochen, mir beim Suchen zu helfen. Und wir könnten zum Beispiel meine Cousins und so fragen, wann sie Akira wo zuletzt gesehen haben, damit wir vielleicht wenigstens bei ihm herausfinden, wann genau er verschwunden ist; muss ja irgendwie in der Nacht gewesen sein. Da Yamazaki Akira und Namie beide nicht orten kann, ist jetzt relativ klar, dass sie dasselbe abgekriegt haben, also auch höchstwahrscheinlich vom selben Gegner.“

In den Boden geredet nickten die drei anderen stumm, bevor Mikoto schon davonlief, um ihren Cousin zu suchen. Sie war erstaunt über sich selbst, als sie darüber nachdachte, dass sie im Moment wirklich nur aus diesem Grund zu ihm wollte – wegen Namie. Plötzlich schien ihr Verstand also wieder zu funktionieren… das war beruhigend.
 

––
 

Am Mittag traf sich Chidori mit ihrem jetzt etwas neu zusammengestellten Geninteam. Da Mashuu noch im Krankenhaus war (man hatte ihn zum Glück nach Konoha verlegen können) und auch in der nächsten Zeit wohl nicht arbeitsfähig sein würde, war Junya jetzt sein Ersatz, da Akira weg und Takuma Chuunin und unter Yasukis persönlicher Beobachtung war.

„Ich glaube, groß vorstellen muss ich euch nicht,“ sagte Chidori zu den drei Kindern und sah erst zu Junya und Souya, „Ihr kennt euch ja, ihr seid immerhin Cousins. Falls du sie noch nicht kennen solltest, Junya, das ist Taki, sie kommt aus Kiri und ist die Tochter des Mizukages. – Taki, das ist Junya, wie gesagt Souyas Cousin.“

„Dann sind Sie ja von beiden die Tante!“ schlussfolgerte Taki fröhlich. Chidori nickte.

„Ja, Souya ist der Sohn meines großen Bruders und Junya der meines kleinen Bruders.“

„Wie cool!“ machte Taki und winkte Junya, „Hi!“

„Hi,“ sagte Junya betreten.

„Ich hoffe, ihr kommt so lange klar, bis Mashuu wieder wohlauf und Akira wieder da ist,“ fuhr Chidori ernst fort, „Ich weiß, Teamwechsel sind doof und man muss sich umgewöhnen, das ist für Junya sicher schwerer als für euch zwei, da ihr schon länger zusammen arbeitet. Mal sehen, wie wir das hier so hinbekommen. Ihr zwei,“ Sie sah zu Souya und Taki, „Seid ja die totalen Ninjutsutypen, dadurch, dass Souya mit Feuer und Taki mit Wasser arbeitet, ergänzt ihr euch ziemlich gut. Wie ich gehört habe, gibt Masami dir Unterricht mit Katon-Jutsus, Junya?“ Junya nickte.

„Weil ich Gokakyuu und so schlecht machen kann wegen meiner Lunge… abgesehen von den Sharingan hab ich sonst an sich an Jutsus nicht viel zu bieten, peinlicherweise…“ Er kratzte sich nervös am Kopf. „Na ja, ich war bei uns immer der Waffenexperte oder so, weil ich halt von uns dreien am besten mit Waffen umgehen konnte…“

„Hm, ja, du baust ja selber Waffen seit du klein bist,“ erinnerte sich Chidori lächelnd, „Geht ganz gut, hm?“

„Na ja,“ murmelte der Junge leicht verlegen, „Ja, schon. Als ich krank war, hatte ich ja nichts Besseres zu tun. Aber ich hab vergiftete Senbon-Nadeln gebaut, die sind so klein, dass man sie fast nicht erkennen kann, aber das Gift ist echt heftig, ich hab's mal an ´ner Spinne im Keller getestet.“

„Was?“ rief Taki erstaunt, „Und, was ist mit der Spinne passiert?“

„Na ja…“ machte Junya und räusperte sich, „Sie, ähm, hat sich nach einer Weile komplett aufgelöst…“
 

Alle sahen ihn an. Chidori zog eine Braue hoch.

„Was war denn das für ein Gift? Oder eher Säure?“ fragte sie geplättet.

„Keine Ahnung, ich hab‘s selbst gemischt,“ kam die verlegene Antwort, „Na ja, eine Spinne ist ja nur klein, die löst sich eben auf, wenn so’ne Nadel einen Menschen trifft, löst der sich sicher nicht auf, aber weh tut es bestimmt.“

„Aber hallo,“ meldete Souya sich jetzt zum ersten Mal und sah seinen Cousin auch erstaunt an. „Du mischst selber Gifte?“

„Wie du siehst,“ kam von Junya.

„Gar nicht übel,“ überlegte Chidori, „Mal überlegt, Medic-Nin zu werden wie dein Vater? Gifte und so scheinen dir zu liegen.“ Junya zuckte schweigend mit den Achseln. Besonders gesprächig war er selten, das wusste Chidori als seine Tante ja. Sie seufzte und klatschte dann in die Hände. „Okay, Leute. Wir trainieren heute eine bestimmte Technik, wir haben schon mal darüber geredet. Deswegen gehen wir heute… ins Schwimmbad.“
 

Sie erntete ungläubige Blicke. Dann rief Taki:

„Juhu! Ich liebe Schwimmen!“

„Der Trick ist aber heute, nicht zu schwimmen,“ feixte Chidori, „Denn wir üben Chakrakontrolle; das Laufen auf dem Wasser. Und da Teiche draußen definitiv zu kalt sind in dieser Jahreszeit, gehen wir ins Schwimmbad. – Da ihr natürlich trotzdem zu hundert Prozent nass werden werdet, solltet ihr trotzdem lieber Schwimmsachen anziehen. – Junya, das geht doch mit deiner Lunge in Ordnung?“

„Pff,“ stöhnte er, „Und wenn schon, sterben werde ich ja wohl nicht, wenn ich mal schwimme! Ich muss diese Technik ja sowieso eines Tages lernen, sonst werde ich ja nie Chuunin oder gar Jounin. Also auf geht’s – Moment, dann müssen wir ja noch mal nach Hause und Schwimmsachen holen…“

„Japp, wir laufen fröhlich von Haus zu Haus – ich darf ja keinen von euch alleine lassen – und ihr macht euch gleich ´ne Runde warm. Auf, auf, nicht trödeln, Kinder!“ Seufzend setzte sich das kleine Team in Bewegung.
 

––
 

Auf dem Weg zu Masami fielen Mikoto etwa hundert Sätze ein, mit denen sie zu schimpfen anfangen wollte, was zum Kuckuck er bei den Kusagaya-Zwillingen gemacht hatte. Aber als sie dann endlich vor dem Haus seiner Eltern stand und er zu ihrem Erstaunen selbst die Tür öffnete, waren all ihre Einfälle wie weggeblasen und alles, was sie herausbrachte, war:

„Ähm… du wolltest mir wegen Nee-san helfen…“

Masami musste grinsen über ihre Unbeholfenheit.

„Alles in Ordnung?“ fragte er und ließ sie herein, „Du wirkst etwas durch den Wind.“

„Ich – eben wusste ich noch, was ich dir unbedingt sagen wollte, aber jetzt hab ich es vergessen, deshalb bin ich verwirrt…“ murmelte sie unsicher und sah sich im Flur um, als wäre sie zum ersten mal dort.

„Ah,“ sagte er erkennend und lächelte, „Das passiert, mach dir keine Sorgen. Manche Menschen haben ein Gedächtnis wie ein Sieb.“

„Sagst du das gerade zu mir?!“ pflaumte sie ihn an, worauf er feixte.

„Nicht doch, Mikoto, das würde ich nie wagen. – möchtest du einen Tee? Oder was anderes? Wie kann ich dir… behilflich sein bei der Sache mit Namie, habt ihr was Neues herausgefunden?“

„Ich glaube, ja,“ sagte sie und war plötzlich aus ihrer Lethargie erwacht, „Die Kusagayas haben mir erstaunlich weitergeholfen, sie haben gesagt, da gäbe es so ein komisches Jutsu…“ Sie berichtete aufgeregt von den anderen Welten und den merkwürdigen Jutsus, die solche erschaffen konnten.

Masami ließ sich nichts anmerken.

Aber innerlich zog er alarmiert eine Augenbraue hoch. Das war ja grauenhaft, wie dauernd Leute seine Liste durcheinander brachten… aber was sollte es. Da würde er sich wohl oder übel länger mit den Zwillingen befassen müssen als geplant.
 

„Das ist ja großartig,“ sagte er mit der angebrachten Begeisterung zu seiner Cousine, „So viele kann es ja nicht geben, die so ein Jutsu können. Sag mir Bescheid, wenn die Kusagaya-Mädchen was gefunden haben… das ist wirklich sehr interessant.“ Er betrachtete sie eine Weile. Plötzlich kam ihm in den Sinn, dass sie seine kleine, persönliche Sonne war… dazu hatte er sie inoffiziell gemacht, damals, als Naoya gestorben war. Er wusste nicht, wieso er ausgerechnet jetzt daran dachte, aber ihm fiel auf, wie wahr es war…

Wie die Welt ohne Sonne konnte Masami ohne Mikoto nicht leben… sie war das Wichtigste in seiner ganzen Welt. Erstaunt stellte er fest, was das aber außerdem bedeuten würde, und die neu erkannte Bedeutung war einerseits ziemlich beunruhigend, andererseits weckte sie in ihm das Verlangen, sie jetzt einfach zu umarmen, zu küssen und sie nie wieder loszulassen…

Sie unterbrach seine Gedanken.

„Ich wollte mich mal bei den Kleinen umfragen, ob sie irgendwas von Akira wissen, wann sie ihn zuletzt wo und wie gesehen haben. So können wir vielleicht die genaue Zeit des Verschwindens festlegen.“

„Mh,“ nickte ihr Cousin und fing in aller Ruhe an, Schuhe und Mantel anzuziehen, bevor sie gemeinsam das Haus verließen. „Das ist eine gute Idee. Wann genau Namie verschwunden ist, weiß niemand, oder?“

„Nein, weil wir uns erst spät Sorgen gemacht haben…“ murmelte das Mädchen unglücklich, „Ich hoffe, es ist nicht zu spät für die zwei und wir können sie irgendwie da rausholen…“

„Sicher können wir das,“ motivierte er sie mit einem nichtssagenden Lächeln, das sie kurz im Gehen erstarren ließ. Da waren sie wieder, ihre Gedanken an ihn und an alles, was sie ihm gerne sagen und mit ihm tun würde… „Du bist doch eine Kämpfernatur, Mikoto…“ erläuterte er sich dann gleichzeitig amüsiert und ernst, „Gib nicht auf. Ich bin ja bei dir.“ Sie musste leicht lächeln.

„Ja… danke…“
 

––
 

Sie dachten sich, zuerst Akiras Teamkollegen Takuma und Junya zu befragen, aber das Schicksal wollte es anders, denn sie fanden keinen der beiden auf Anhieb, sondern vor allen anderen Yunosuke, der von seinem Lehrer Rock Lee gerade nach Hause gebracht wurde, offenbar war das Training vorbei.

„Na, so ein Zufall,“ machte Yunosuke beim Anblick seiner Cousine und seines Cousins, „Ähm, wolltet ihr zu meinem Vater oder so…?“

„Eigentlich wollten wir zu dir,“ machte Mikoto, „Es ist wegen Akira. Sag uns nur, wo du ihn zum letzten Mal genau wann gesehen hast… vielleicht finden wir raus, wann er wo genau verschwunden sein könnte.“

Yunosuke starrte sie an und machte einen schweren Fehler, den er niemals hätte machen dürfen.

Er zögerte mit der Antwort.
 

„W-was?“ machte er verwirrt, „Ähm, wieso, keine Ahnung, Takuma ist doch sein bester Freund, der weiß das besser! Ich weiß es nicht mehr, echt jetzt.“ Er sah an den Gesichtern seiner Verwandten, dass sie nicht sehr überzeugt waren. Verdammt, er konnte ihnen doch nicht erzählen, was er und Takuma beobachtet hatten in jener Nacht! Auch, wenn Mikoto und Masami sicher keine Bösen waren, so würden sie trotzdem Ärger bekommen, dass sie nicht sofort davon erzählt hatten… das war nicht gut!

„Komm schon,“ stöhnte seine Cousine, „Du weißt es nicht mehr?! Ihr wart doch im selben Zimmer! War er abends noch mit euch da?“

„J-ja…“ machte Yunosuke und sah perplex zu Lee, der auch verdutzt war.

„Was ist das denn für ein Kreuzverhör hier?“ wunderte er sich, und Mikoto wurde erstaunlich barsch.

„Halten Sie sich bitte da raus. – Und am Morgen, als du aufgewacht bist, war Akira einfach nicht mehr da?“

„Ja,“ murmelte Yunosuke und machte noch einen Fehler… er wandte die Augen von ihren bohrenden Blicken ab. Dann traf sein Blick stattdessen den von Masami, der unergründlich war und irgendetwas ausstrahlte, das Yunosuke plötzlich erstarren und eine Gänsehaut kriegen ließ. Er konnte es nicht beschreiben… aber Masamis Augen waren gleichzeitig so emotionslos und dennoch voller Ausdruck, dass es unheimlich war.

All das unterstrich ein sehr eigenartiges, kühles Lächeln.

„Wirklich? Aber hat er sich geräuschlos in Luft aufgelöst, oder wie muss das gewesen sein? Wenn es so ein Jutsu war, wie die Kusagayas meinen, Mikoto, dann verschwinden die Leute nicht einfach oder lösen sich auf… jedenfalls kann ich mir das nicht vorstellen, das ist physikalisch unmöglich.“ Er fixierte Yunosuke und wartete geduldig, bis der Kleine seinem bohrenden Blick nachgab und keuchte, bevor er plötzlich zitternd den Kopf senkte.

„T-Takuma und ich… … wir haben gesehen, wie Akira… in einem schwarzen Loch verschwunden ist… mitten in der Nacht auf offener Straße… n-nachdem er wie hypnotisiert da hingerannt ist und wir ihm gefolgt waren… da schwebte plötzlich ein schwarzes Loch auf der Straße in der Luft und… A-Akira ist da reingegangen! Danach verschwand das Loch, wir hatten keine Ahnung, was es war und wieso… und was mit Akira los war, ich… mehr weiß i-ich wirklich nicht!“
 

––
 

Chidori amüsierte sich köstlich, während sie ihrem Team zusah, das noch keine sonderlichen Fortschritte gemacht hatte; länger als wenige Sekunden standen sie nicht auf dem Wasser, bevor sie schreiend und mit den Armen wild rudernd den Halt verloren und mit einem lauten Platsch ins Wasser fielen. Die rosahaarige Lehrerin war froh über diese fröhliche Ablenkung von all dem Drama in der letzten Zeit. Wenigstens für ein paar wenige Stunden konnte sie aufhören, über das spurlose Verschwinden und ihres Sohnes und das eigenartige Verhalten ihres Mannes nachzudenken – wobei ihr ersteres schwer fiel zu ignorieren.

Akira war noch ein Kind. Jedes Mal, wenn sie zu Junya sah, dachte sie daran, dass er an sich Akiras Teampartner war… wäre Akira jetzt hier…

Verdammt. Sie war eine praktisch veranlagte Person, für Gefühlsduseleien blieben keine Zeit, außerdem würde es weder Akira noch sonst wem helfen, wenn sie sich jetzt deprimiert und heulend in ihrem Haus verbarrikadieren würde; sowas würde Seiji tun, aber sie nicht! Es gab noch Hoffnung für Akira, denn er war (irgendwo) am Leben! Und solange sie noch Verstand hatte, würde sie ihre Gedanken lieber dafür sparen, sich zu überlegen, was sie tun konnten, um ihn und Namie zu retten.
 

Sie wurde von einem Kreischen unterbrochen, das von Taki stammen musste, und als sie den Kopf hob, sah sie gerade noch, wie das Mädchen den halt verlor und zur Seite wankend umkippte, dabei warf sie sich gegen Souya, der dadurch auch umkippte und dabei Junya umriss, der neben ihm gestanden hatte. Wie die drei wie Dominosteine umfielen und im Wasser des Hallenbades verschwanden, brachte Chidori so zum Lachen, dass sie nicht mal merkte, wie die drei frustriert wieder auftauchten und sich belämmert ansahen – Souya weniger, der suchte erst mal eine Meile Abstand von Taki, weil es ihm unglaublich peinlich war, dass sie gerade auf ihn gefallen war. Immerhin hatte sie kaum etwas an, nur einen Bikini! Das war ja fast nackt! Wie pervers! Er schüttelte sich und fragte sich, ob sie das überhaupt gemerkt hatte.

„Tante Chidori!“ maulte Junya, „Das Wasser schlägt dauernd Wellen, weil wir ja nicht die Einzigen hier sind und außerdem starren uns alle an, wenn wir auf dem Wasser stehen…“

„Dann starr doch zurück mit deinen Sharingan,“ feixte Chidori, die gemütlich am Rand des Beckens saß, „Wollt ihr das jetzt lernen oder nicht? Strengt euch etwas mehr an, Konzentration, Leute! Souya, was ist, alles in Ordnung mit dir?“

„Was?!“ rief Souya erschrocken und fuhr aus seinen Gedanken hoch, „J-ja, n-natürlich!“

„Du klingst gerade wie Akira,“ machte Junya und grinste kurz, „Du stotterst ja!“

„Ach, sei ruhig!“ nölte Souya verlegen und kletterte wieder auf die Wasseroberfläche, einen kurzen Seitenblick auf Taki werfend, die leise kicherte und ihnen zusah. Dummerweise sah er nicht schnell genug weg, um zu sehen, dass sie ihn auch ansah und jetzt fröhlich grinste, und mit flammendem Gesicht fuhr er herum und kehrte dem Team beschämt den Rücken. Das war ja grauenhaft!

Gut, dass Susumu und Shigeru nicht da sind, die würden jetzt sicher wieder singen, nur, weil ich rot werde! Ich werde immer rot, verflucht!
 

Taki war die Erste von ihnen, die es schaffte, mehr als zehn Schritte auf dem Wasser zu gehen.

„Juhu!“ rief sie außer sich und strahlte die Lehrerin an, die sich auch freute, als ihre Schülerin plötzlich über das wellige Wasser zu gehen begann, an Junya und Souya vorbei. „Ich kann gehen, Chidori-sensei!“

„Großartig!“ lobte Chidori sie erfreut, „Das machst du gut, behalte weiter die Kontrolle, Taki!“

„Mach ich!“ rief sie zurück, während Junya hinter ihr schon wieder ins Wasser fiel und es dabei laut platschte. Dann verlor sie die Kontrolle und ihre Füße sackten plötzlich weg, sie kippte nach hinten um und schrie erschrocken auf. Souya versuchte blöderweise, sie aufzufangen, verlor dabei selbst die Kontrolle über das Chakra und stürzte zusammen mit Taki ebenfalls ins Wasser. Sie verschwanden unter der Oberfläche, als Junya gerade wieder auftauchte.

„Nanu?“ japste er, „W-wo sind Taki und Souya?“

„Abgetaucht,“ gluckste Chidori, „Kriegst du noch Luft?“

„Klar… mir geht’s prima, keine Sorge.“

„Macht ruhig mal ´ne kleine Pause,“ riet Chidori ihm und theoretisch auch den andren, die sie aber gerade nicht hören konnten, „Sonst macht ihr euch noch fertig. Daddelt ein bisschen rum oder macht, was ihr wollt… ah, da sind die beiden ja wieder.“ Sie und Junya sahen zu den zwei anderen, sie prustend auftauchten. Taki klammerte sich hustend an Souyas Hals.

„Meine Güte!“ lachte sie nervös, „Das war ein lustiger Sturz, haha… aber ich hab Wasser in den Mund bekommen…“ Sie hustete erneut und Junya zog eine Braue hoch, als er seinen völlig erstarrten Cousin ansah, dessen Gesichtsfarbe irgendwie ungesund dunkel aussah. Taki tätschelte Souyas Kopf und ließ ihn endlich los.

„Alles okay, Souya-kun?“ fragte sie lächelnd, „Entschuldige, dass ich dich umgeworfen habe…“

„Uh-huh…“ stöhnte Souya und ersuchte krampfhaft, zu nicken, es war schwer, wenn man so erstarrt war. Sie jetzt anzusehen wagte er nicht aus Angst, sein Kopf könnte dann explodieren.

Chidori versuchte, die peinliche Stille zu vertreiben und den armen Souya zu retten, der nur irgendwas von „Schon o-okay, Taki, ist ja nichts p-…passiert…“ murmelte.

„Ihr zwei auch, macht ruhig mal etwas Pause zwischendurch, überlastet euch nicht.“

„Juhu!“ machte Taki erneut und hopste im Wasser so gut sie konnte auf und ab, „Dann können wir ja doch schwimmen! Wollen wir irgendwas zusammen machen, Souya-kun, Junya?“ Souya fragte sich, wieso sie ihn kun nannte; Mashuu hatte sie nicht so genannt und Junya jetzt auch nicht… wenigstens hatte seine Gesichtsfarbe sich einigermaßen normalisiert.

„Meinetwegen,“ kam unschlüssig von Junya. Souya fasste sich ein Herz und sah seine Kameradin mit den langen, blauen Haaren wieder an, grinste dabei.

„Klar, wer als Letzter die andere Seite des Beckens erreicht, ist ein schlappes Nashorn!“

„WAS?!“ schrie Junya entsetzt, als Taki jubelte und sie beide schon drauf los schwammen, und er hastete empört hinterher. „Ich will kein Nashorn sein, na wartet!“

„Kinder…“ seufzte Chidori kopfschüttelnd und fragte sich, ob sie das Laufen auf dem Wasser noch in diesem Jahr lernen würden.
 

Taki erreichte zuerst die andere Seite und jubelte schon wieder, weil sie gewonnen hatte. Junya war am Ende natürlich doch das ‚schlappe Nashorn‘ geworden, aber er war es schon gewohnt, immer der Letze zu sein bei Wettrennen (schwimmen in diesem Fall), deswegen beschwerte er sich nicht weiter und nahm schweigend sein Schicksal als ewiger Loser hin.

„Schade, dass Mashuu nicht auch hier ist,“ grinste Souya, „Der hätte sich viel mehr aufgeregt, ein schlappes Nashorn zu sein, haha!“

„Vielleicht wärst du dann ja das Nashorn gewesen, wenn ich nicht da wäre,“ machte Junya feixend.

„Ich bin viel schneller als Mashuu,“ erwiderte sein Cousin, „Der würde mich nie überholen!“

„Hnn, schon klar,“ seufzte Junya nur und raufte sich die nassen Haare, zu seiner Tante herüber schauend, die am anderen Ende des Beckens saß.

„Wir können Mashuu ja morgen besuchen, Souya-kun!“ machte Taki fröhlich und schwamm sinnlos hin und her vor den Jungen, die sich am Rand festhielten. „Du kannst mich ja zu Hause abholen – also, bei Naruto-samas Haus – und dann gehen wir zusammen zu Mashuu ins Krankenhaus! Er freut sich bestimmt!“ Sie strahlte und Souya sah sie an.

„Ich kann dich nicht abholen, ich darf ja nicht alleine weg,“ sagte er perplex.

„Na ja… aber das Haus liegt sowieso auf dem Weg zum Krankenhaus… ich meine, kann deine Schwester dich nicht bringen? Bei mir ist tagsüber niemand da, der mich zu dir bringen könnte, Naruto-sama ist ja Hokage und Hinata-san ist momentan oft im Hyuuga-Anwesen wegen Akira und so… ich meine, ich kann natürlich auch einfach bei dir schlafen heute und dann gehen wir gleich zusammen hin.“

Er starrte sie an. Ihm kam in den Sinn, was wohl seine Zwillingsbrüder Susumu und Shigeru sagen würden, wenn er Taki mit nach Hause brachte und sie auch noch bei ihm schlief. Er an sich hatte kein Problem damit… aber er sah schon jetzt das Grinsen seiner Brüder und hörte, wie sie grölend sangen:

„Souya plus Taki, Souya plus Taki…!“

Oh nein, wenn sie das hörte, würde sie denen vielleicht sogar noch glauben, was sie sangen, und würde nie wieder was mit ihm zu tun haben wollen! Sie würde ihn sicher für völlig bescheuert halten… das durfte er auf keinen Fall zulassen.

„Nein, ähm… ich frage lieber meine Schwester, ob sie mich morgen zu dir bringt!“ wehrte er deshalb nervös lachend ab, „Also, äh, ich meine, das ist irgendwie doch praktischer.“

„Okay,“ freute Taki sich glücklich, „Ich freu mich, Souya-kun!“

„Sehen wir,“ kommentierte Junya das oberätzende Geflirte der beiden mit einem Seufzen, bevor er sich vom Rand abstieß und begann, zurück zu Chidori zu schwimmen. „Kommt, wir sollten weiter üben, genug Pause!“

„Warte!“ rief Souya entsetzt, als Junya wegschwamm, und Taki lachte.

„Beeil dich, sonst bist du dieses Mal das schlappe Nashorn!“
 

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so, ja, Kapi 27. Juhu. Ach ja, relativ weit vorne hat Susumu gesagt, man sollte 'seinen namen nicht mit dem falschen Radikal' schreiben^^' wer sich darüber gewundert hat... japanische Kanji haben alle ein Radikal, das ist ein Bestandteil des Kanjis, der meistens die Bedeutung mit sich bringt^^ manche Kanji unterscheiden sich nur durch so ein Radikal, wenn man also ein falsches radikal zum Restbestandteil schreibt, bekommt das Kanji manchmal eine andere Bedeutung und eine andere Aussprache xD z.b. 彼 und 疲 haben den selben Nicht-Radikal-Bestandteil, aber das erste heißt 'kare' und bedeutet 'er', das zweite heißt 'tsuka' und heißt z.B. in dem Verb 'tsukareru' müde sein/werden...^^
 

Ach ja, und außerdem... offenbar lässt das Interesse an der Story stark nach, wenn ich mir so die sinkenden Kommizahlen ansehe... aber bei über 130 Favoriten nur 12 Kommis auf das letzte Kapi ist ehrlich gesagt... irgendwie deprimierend. oô' ich würde mcih einfach über etwas mehr Feedback freuen, natürlich auch gerne konstruktive Kritik, wenn ihr findet, es ist zu langweilig, zieht sich zu sehr in die Länge, wird langsam öde oder so... denn wenn das weiter so wenige bleiben oder nochw eniger werden, sehe ich auch nicht ein, micr ´nen Ast abzubrechen, das wöchentliche Update aufzuhalten, dann kann ich auch in Zukunft 14tägig hochladen, wenns eh keinen interessiert xD
 

Falls es euch beruhigt, beim Schreiben gehe ich auf den Höhepunkt zu^^' SKK wird insgesamt vermutlich 37 kapitel haben. Kann aber sein, dass es kurzfristig geändert wird^^.

Erwachen

Im Winter wurde es immer früh dunkel. So war es schon stockfinster, als Masami mit Mikoto zusammen bei seinem Elternhaus ankam. Drinnen war es düster; offenbar war niemand zu Hause. Mikoto hatte darum gebeten, ihn begleiten zu dürfen, so hatte er sie mitgenommen, nachdem sie Fuuya und den Kusagaya-Zwillingen berichtet hatten, was Yunosuke gezwungenermaßen erzählt hatte. Momoiro hatte eifrig genickt:

„Ein schwarzes Loch?! Ja, das spricht auch für die Art Jutsu, die wir meinen, es muss ja zu so einer Welt eine Art… Tor geben, in diesem Fall ist das Tor vielleicht ein Loch! Nur komisch, dass er den Anwender nicht in der Nähe des Lochs gesehen hat… na ja, vielleicht hatte er sich versteckt…“

„Und das ist ein Genjutsu?“ hatte Masami verwundert gefragt, „Ich meine, Genjutsus sind normalerweise Illusionen; und dieses hier lässt aber wirklich Leute verschwinden und tut nicht nur so, ist es dann nicht eher ein Ninjutsu?“

„Es ist beides,“ hatte Momoiro Kusagaya geantwortete und ihn dabei lächelnd angesehen, offenbar erfreut darüber, dass er sie etwas fragte, „Das Jutsu, das sie verschwinden lässt, ist ein Ninjutsu, aber die Welt dahinter muss durch ein Genjutsu aufgebaut sein.“

„Das ist ja höchst interessant,“ hatte der Schwarzhaarige darauf erstaunt erwidert. Die Zwillinge hatten genickt.
 

„Solltest du nicht eigentlich sofort deinen Eltern oder Ojii-sama und Obaa-sama Bescheid sagen, Mikoto?“ fragte Masami jetzt, als er die Haustür aufschloss, sie hereinließ, ihr folgte und die Tür am Ende wieder schloss. Sie knipste das Licht an und zog ihren Mantel aus.

„Ich fürchte,“ murmelte sie, „Ich muss erst mal selbst begreifen, was wir heute alles rausgefunden haben! Außerdem nervt mich meine Familie im Moment… meine kleinen Brüder grölen die ganze Zeit herum und Yashiru ist nur noch damit beschäftigt, auf sie aufzupassen, Mama ist sozusagen dauergenervt und Papa arbeitet ja noch, es ist ja noch nicht so spät…“ Sie sah sich um Flur um. „Wo ist deine Mutter eigentlich?“

„Ihre Eltern und Onkel Kojiro besuchen, glaube ich,“ meinte Masami und zog ebenfalls Jacke und Schuhe aus, „Na gut, dann essen wir erst mal was und ich bring dich nachher zu Ojii-samas Haus. Ihm sollten wir auf jeden Fall erzählen, was los ist. Wenn irgendjemand Namie-san und Akira-kun in diese merkwürdige Genjutsuwelt gezogen hat, muss man sie doch auch irgendwie wieder herausbekommen.“ Er lächelte sie motivierend an, als sie betreten den Kopf senkte bei den Gedanken an ihre verschollene Schwester. „Geh in die Stube, Mikoto, ich mache uns solange etwas zu essen.“

„M-hm,“ machte sie apathisch nickend und tat, wie ihr geheißen.
 

In der Stube standen viele Schränke hinter dem einen Sofa, die sie sich ansah, ohne sie wirklich zu sehen. Bücher, Schriftrollen, so viel Geschriebenes gab es hier, dass Mikoto schon als Kind immer gedacht hatte, Onkel Seiji musste eine Art Privatbibliothek besitzen. Kein Wunder, dass Masami so belesen war; sie war davon überzeugt, dass es in diesem Haus keine Schrift gab, die er nicht kannte, er las doch so gerne.

Auf einem Bord des einen Regals stand ein kleines Foto von Baby Naoya. Daneben war noch ein größeres, eingerahmtes Bild, ein kleines, altes Familienfoto. Mikoto stand lange davor und starrte es an. Irgendwie machte es sie traurig, das Bild zu sehen, auf dem Tante Kanae überglücklich strahlend ihren kleinen Sohn Naoya auf dem Schoß trug, während ein fast genauso strahlender, kleiner Masami an ihrem Rockzipfel hing und sogar Onkel Seiji lächelnd hinter seiner kleinen Familie stand, eine seiner Hände lag auf der Schulter seiner Frau und eine streichelte Masamis Haare.
 

„Ein seltener Anblick, nicht wahr?“ hörte sie Masami direkt hinter sich sagen, und erschrocken drehte sie den Kopf zu ihm. Er strich ihr auch durch die Haare, so wie sein Vater ihm auf den Bild, das er jetzt auch ansah.

„Was meinst du…?“ fragte Mikoto, und er seufzte.

„Mein Vater lächelt.“

Sie schwiegen eine Weile.

„Ja, das… habe ich ihn fast nie tun sehen,“ gab Mikoto dann leise zu, „Ist er auch bei euch immer so ernst?“

„Oh ja,“ Masami lachte kurz, „Ich glaube, den Schock mit Naoya hat er nie ganz überwunden, zumindest schlechter als Kaa-san und ich.“ Wieder Pause. „Ich hab schon mal Reis aufgesetzt, mit dem Essen dauert es aber noch ein bisschen.“

„Kann ich dir irgendwas helfen?“ machte sie, „Ich meine… sonst sitze ich hier so gelangweilt herum…“ Er lachte und tätschelte ihren Kopf, worauf sie erstarrte.

„Wenn du willst, klar, du kannst Gemüse schneiden…“

„Masami…“ unterbrach sie ihn, und er sah sie an, überrascht darüber, dass sie ein wenig… ärgerlich klang?

Sie sah ihm ins Gesicht.

„Hör auf, mir den Kopf zu tätscheln, okay?“ verlangte sie dumpf, „Bitte… behandel mich nicht mehr wie ein kleines Kind, ich… bin jetzt eine Frau. Das hast du selbst gesagt… hast du das vergessen?“
 

Ihr Cousin verneigte sich entschuldigend und lächelte dann nicht mehr, als er sich wieder aufrichtete und sie eine Weile schweigend ansah.

„Ja, das habe ich gesagt,“ meinte er, „Und ich habe es nicht vergessen, Mikoto. Du bist erwachsen… unverkennbar, zumindest dein Körper ist es. Aber deine Seele ist… noch nicht soweit, denke ich…“ Er sah sie stirnrunzelnd an, während sie ob der Bemerkung über ihren Körper errötete und zu Boden starrte.

Das hatte er gesehen? Gemerkt? Hieß das, er sah auf ihre Brüste? Der Gedanke alleine ließ ihr unangenehm heiß werden.

„Aber das macht nichts…“ fuhr er dann fort und lächelte wieder ein seltsames Lächeln, das sie nicht deuten konnte, als sie es wagte, ihn wieder anzusehen. „In gewissem Sinne ist deine geistige Unreife reizend, weißt du…?“ Er linste sie eigenartig an und zwang sich dann, ihr wieder ins Gesicht zu sehen. „Tief im Herzen hängst du noch an deiner Kindheit, in der alles gut und schön war, nicht wahr, Mikoto? Du kannst nicht loslassen, das ist dein Problem. Erwachsen werden heißt… oft auch, loszulassen. Deine Familie oder… einige… verbohrte Gedanken, die du hast. Du bist stur und gerne mal so bockig wie ein kleines Mädchen, nicht wahr? Du weißt, dass ich recht habe, Mikoto. Das alles wirst du noch zu zügeln lernen. Was genauso reizend ist wie all das ist deine…“ Er zögerte und schien nachzudenken, wie er es formulieren sollte, „Kindliche… Naivität,“ sprach er es dann lächelnd aus, und sie hob verwundert den Kopf. Sie war immer wieder erstaunt über seine Beobachtungsgabe und was er einem Menschen alles ansehen konnte. Es war, als sehe er, wenn er einen nur ansah, sofort bis tief ins Innerste eines Menschen, all seine Gefühle, egal, ob er sie verstecken wollte oder nicht…

Diese Gabe war beunruhigend und erstaunlich zugleich. Und ein Grund mehr, ihn zu lieben.
 

„Naivität?“ fragte sie dann perplex, als er ihr den Rücken kehrte und in die Küche zum Kochen ging. „W-was meinst du damit, wieso Naivität?“

„Ah, hör nicht auf mich,“ tat er das seufzend ab, „Hör nicht auf mich.“

Und doch war es Naivität… in der Küche starrte er zum Fenster und dachte über seine eigenen Worte nach.

Ja, Mikoto, es ist Naivität, dass du mir so sehr vertraust, mir so sehr verfallen bist, und dabei blind bist für alles, was ich tue…
 

Du bist so geblendet… vielleicht von deinem eigenen Licht, kleine Sonne… umso grausamer wird das Aufwachen sein, eines fernen Tages… es tut mir jetzt schon leid, dich so leiden zu sehen…
 

––
 

Das Essen war wunderbar. Sie sprachen nicht, während sie aßen, beide waren zu beschäftigt. Mikoto grübelte innerlich empört darüber nach, wieso er sie naiv genannt hatte, und Masami beobachtete sie in ihrem Zorn auf ihn, sich selbst und ihre eigene Naivität. Es war lustig, ihr zuzusehen und zu beobachten, wie sie angestrengt nachdachte und doch keine Lösung finden würde. Er hätte am liebsten gegrinst über ihren Anblick, wie sie verdrossen das Essen in sich hineinstopfte, hatte aber den Anstand, sie nicht noch mehr zu verletzen. Er wollte ihr schließlich nicht wehtun, und er wusste genau, dass er sie mit dem Kopf tätscheln und dem Gerede über Naivität aufgeregt hatte…

Aber irgendwie hatte es seinen Reiz, sie aufzuregen und sie danach zu beobachten.
 

Als sie fertig mit Essen waren, räumten sie das Geschirr in die Küche. Artig wie er war fing Masamis an, abzuwaschen, Mikoto blieb in der Küche und half ihm dabei. Und immer noch schwiegen sie. Ihm gefiel das Schweigen, aber ihr überhaupt nicht. Sie war wütend auf sich selbst, dass sie keine Worte herausbrachte, wo sie so viel Zeit zu zweit verbrachten… wo sie jetzt direkt nebeneinander standen und Geschirr spülten. Manchmal berührten sich aus Versehen ihre Ellenbogen. Und mehr denn je hatte Mikoto in sich das immer stärkere Verlangen danach, es auszusprechen… ihm zu sagen, was sie fühlte und dass es sie wahnsinnig machte, länger zu schweigen, länger all ihre Zuneigung ihm gegenüber in sich hineinzufressen, länger in Unsicherheit zu schwimmen. Sie wollte ihm sagen, was er für sie war… aber sie wusste nicht einmal selbst, wie sie es formulieren sollte. Mehr als ein Cousin? Mehr als ein sogenannter Seelenverwandter?

Ein Teil von ihr, den sie immer bei sich trug wie eine schlechte Angewohnheit.

Es machte sie verrückt, lange daran zu denken, wie sie es ihm sagen könnte… nein, eigentlich machte es sie verrückt, überhaupt an ihn zu denken.

Und die Unklarheit machte sie genauso verrückt. Sie wollte es sagen… es hinter sich bringen, bevor sich ihr Verstand ganz verabschiedete und sie vor lauter Verwirrung durchdrehte.

Das Mädchen hielt beim Spülen inne und starrte eine Weile verbissen auf den Teller in ihren Händen. Masami bemerkte ihre Anspannung und sah sie kurz an.

„Was ist, alles in Ordnung?“

„Nein…“ brachte sie hervor und schloss kurz die Augen, um tief Luft zu holen.

Jetzt gab es kein Zurück mehr… jetzt musste sie durch, ob sie wollte oder nicht.
 

„Nein, nichts ist in Ordnung!“ keuchte sie und spürte ihren Herzschlag sich heftig beschleunigen, während sie fortfuhr. „Ich werde wahnsinnig, ich habe… dauernd das Gefühl, dir irgendetwas Wichtiges sagen zu müssen, aber… aber wenn ich es versuche, kommt es einfach nicht in meinen Mund und schon gar nicht heraus! Ich kann nicht mal beschreiben, was es ist, das ich dir sagen möchte, Masami… aber es frisst mich auf, schon seit Tagen, seit Wochen, und ich kann immer nur daran denken… d-daran und an dich, Masami… ich denke so viel an dich und d-die Gedanken blockieren meinen Kopf…“ Er ließ das Geschirr los und drehte sich erstaunt zu ihr um, ihr interessiert zuhörend. Sie senkte vor ihm den Kopf und er sah trotzdem, dass sie rot wurde.

Als ob er nicht längst wüsste, wovon sie sprach… als ob er nicht längst wüsste, was sie sagen würde.
 

Früher als er erwartet hatte.
 

„Du bist… der wichtigste Mensch in meinem Leben, Masami…“ stammelte sie verzweifelt, „I-ich kann nicht in Worte fassen, was du für mich bist, aber du bist mir wichtiger als sonst irgendjemand auf dieser Welt…wir beide, wir sind… so fest verbunden, ich fühle es jeden Tag, den ich bei dir bin, jedes Mal, wenn du mich berührst, dann denke ich, wir beide müssten ein einziger Mensch und keine zwei sein… du bist es… du bist es, der aus der seelenlosen Hülle, die ich alleine bin, ein Lebewesen macht!“

Er ergriff sanft ihr Kinn und zog es hoch, zwang sie, ihn anzusehen, und sie erstarrte.

„Sprich niemals so,“ mahnte er sie, „Du bist keine seelenlose Hülle, Mikoto, das warst du nie. Du irrst dich… nicht ich bin es, der dich leben lässt… es ist andersrum.“ Jetzt lächelte er, und sie erstarrte erneut und konnte nichts dagegen tun, dass sie wieder rot wurde bei seinem Blick. So voller Zuneigung… so voller Emotionen und Wärme, ungewohnt bei ihm. „Damals, als mein Bruder gestorben ist… als ich traurig war… warst du da, Mikoto. Du warst immer da und bist es auch jetzt.“ Sie keuchte tonlos, während er immer noch ihr Kinn festhielt und sie sich in die Augen starrten.

„Aber ich meine ernst, was ich sage…“ stammelte sie, „Ohne dich bin ich… doch so leer… so unausgefüllt…“ Eine neue Nuance in seinem Blick brachte sie zum Schweigen. Er beugte sein Gesicht so dicht an ihres heran, dass sie sich fast geküsst hätten. Mikoto spürte die Anspannung in ihrem Körper so stark werden, dass es fast unerträglich war.

Masami sprach.

„Letzten Endes… sind wir alle nur kleine Splitter in dem großen, zerbrechlichen Kristall, der unsere Welt ist…“

Dann schloss er die Augen und küsste sie zum ersten Mal auf die Lippen.
 

Mikoto fühlte sich in dem Augenblick, den sich zum ersten Mal ihre Lippen berührten, als bräche in ihr ein Feuer aus, das einen Schauer von purer Wärme durch ihren Körper jagte wie einen Stromschlag. Zitternd schloss sie die Augen und ließ zu, dass er sie küsste. Plötzlich war all die Spannung dahin, plötzlich war sie gleichzeitig erleichtert und spürte doch eine Euphorie in sich aufkommen, die sie noch nie wahrgenommen hatte.

Mit einem mal schien nichts zu schwer zu sein… nicht einmal, ihm zu gestehen, dass sie ihn liebte. Mehr als alles andre auf der Welt.

Sie spürte seine Zunge ganz vorsichtig über ihre Lippen gleiten, und sie hob die Arme, um sie zärtlich um seinen Nacken zu legen, sich dichter an ihn heranziehend, bevor sie den Mund schüchtern etwas öffnete und spürte, wie seine Zunge in ihren Mund drang. Sobald sie den Kuss zu vertiefen begannen, wurde die Wärme in ihr stärker und stärker, bis sie es nicht mehr aushielt und glaubte, gleich wirklich in Flammen aufzugehen. Dann löste sie sich keuchend aus dem langen Kuss, schnappte nach Luft und wagte es, ihm ins Gesicht zu sehen.

„Offenbar muss ich mir keine Sorgen machen, ich wäre zu voreilig gewesen,“ kommentierte er und linste auf ihre Arme, die um seinen Hals hingen, dann sah er in ihr Gesicht und lächelte. „Ich weiß… was du sagen wolltest, Mikoto… hab keine Angst.“ Sie sah ihn flackernd an und wünschte sich jetzt, da die Wärme leicht nachließ, sofort seinen Kuss und die Hitze zurück. Sie wollte mehr Nähe… sie wollte, dass er sie berührte… nein, sie wollte sich in seine Arme werfen und laut schreien, er sollte mit ihr machen, was immer er wollte, egal, was es wäre.

„Du weißt es…?“ flüsterte sie dann, „Wie lange schon…?“

„Schon lange…“ antwortete er genauso leise wie sie, „Du warst so unsicher… entschuldige, dass ich nichts gesagt habe. Ich dachte, es wäre besser, wenn du es selbst sagst, zu einem Zeitpunkt, an dem du wirklich bereit dafür bist… einem Zeitpunkt wie jetzt, hmm?“ Sie musste gegen ihren Willen lächeln. Noch immer spürte sie ihr Herz stärker klopfen denn je. Sie schloss langsam die Augen und hob ihren Kopf etwas.

„Tu es noch mal, Masami… bitte…“

„Bitte… mich nicht…“ murmelte er und sah sie erst kurz an, wie sie sich ihm völlig hingab, bevor er ihr den Gefallen tat und sie erneut küsste.
 

Dieses Mal war der Kuss heftiger als der davor. Verlangender, schneller, intensiver. Die Schüchternheit des ersten Ausprobierens war gänzlich verschwunden und sehr viel schneller als zuvor fanden sich ihre Zungen und begannen, einander zu umkreisen. Die beiden umschlangen einander enger und stolperten dabei ein Stück zurück. Mikoto fühlte den Kühlschrank an ihrem Rücken. Er war kalt, aber Masami vor ihr, der sich jetzt sanft gegen sie drückte, war warm, und sie spürte die Hitze von zuvor mit aller Macht zurückkehren, als seine Hände über ihre Schultern, ihre Arme und dann hinunter auf ihren Bauch fuhren. So sanft und gleichzeitig so aufreizend war die Berührung seiner Finger auf ihrem Körper, dass sie unwillkürlich zusammenzuckte. Sie lösten sich ganz kurz voneinander, schnappten nach Luft und küssten sich erneut. Jetzt löste sie die Umklammerung seines Nackens und ließ ihre Hände vorsichtig herunter auf seine Brust wandern, verharrte dort kurz und spürte unter ihrer rechten Hand sein Herz schlagen.

Sie lösten sich voneinander und sahen sich kurz an. Mikoto atmete heftig ein und aus und ließ ihre Hände zitternd über seine Brust nach unten gleiten.

„Ich will nicht… dass du aufhörst…“ keuchte sie ungehalten, „Es ist so schön…“

„Vielleicht die letzte schöne Sache hier an diesem Ort,“ murmelte er dumpf, bevor er sie etwas stärker gegen den Kühlschrank drückte und sie wieder küsste. Sie zögerte nicht, seinen Kuss zu erwidern, indem sie ihre Hände noch weiter nach unten bis zum Saum seines Shirts wandern ließ. Ihre Finger tasteten sich vorsichtig unter den Stoff und fuhren darunter bebend über seine Haut. Zum ersten Mal seit sie sich entsinnen konnte spürte sie von ihm Anspannung ausgehen, als er kurz unter ihrer Berührung zuckte. Zum ersten Mal sah sie plötzlich ein Loch in seiner perfekten äußeren Hülle, an der alles richtig, alles perfekt war. Der Gedanke, dass sie die Einzige sein musste, die ihn je angespannt erlebt hatte, hatte etwas Triumphierendes, und neugierig, was sie noch alles zu sehen bekäme, schob sie ihre Hände Stück für Stück weiter hinauf, über seinen Bauch hin zu seiner Brust, dabei schob sie sein Shirt immer weiter hoch. Tatsächlich spürte sie, dass er für einen Augenblick erzitterte, dann drückte er sich plötzlich etwas heftiger gegen sie und vertiefte den innigen Kuss noch mehr, um keinen Preis den Kampf gegen ihre Zunge verlieren wollend, wie es aussah. Und ihre Zungen umtanzten einander immer wilder und immer heftiger, weil niemand verlieren wollte, bis er Mikoto plötzlich gemeinerweise hinterging und sie zum Aufgeben zwang, als seine Hände mit einem Mal rasanter als zuvor über ihren Bauch nach oben fuhren, bis er mit ihnen sanft, aber energisch ihre Brüste ergriff.
 

Sie schoss hoch und löste sich erstaunt aus dem Kuss, im selben Moment hob er amüsiert über ihre heftige Reaktion den Kopf.

„So überrascht?“ feixte er, und sie errötete über und über und spürte ihr Herz plötzlich wie wild zu rasen beginnen. Oh Gott… er küsste sie nicht nur, nein, er fasste ihre Brüste an… sie fragte sich, ob sie gleich aufwachen würde. Aber nichts geschah und mit flammendem Gesicht starrte sie zu ihm, als er leicht den Kopf senkte und auf ihren Busen sah, seine Hände immer noch an ihren hübschen, runden Brüsten. Er begann vorsichtig und langsam, seine Hände auf ihnen in kreisenden Bewegungen zu rühren, das weiche Fleisch sanft zu drücken, und ihr entwich ein leises, verzweifeltes Keuchen. Ihre Hände erstarrten auf seiner Brust unter seinem Hemd, als er die Bewegungen ein wenig intensiver fortsetzte. Sie drückte sich heftig keuchend gegen die kalten Kühlschrank hinter ihr, als könnte sie so den Händen entfliehen, die ihre Brüste berührten und damit das Feuer, das vorhin ausgebrochen war, erneut entflammten, heißer als je zuvor. Die treibende Hitze, die in ihr aufkam, war so pressend, als wollte sie das Mädchen von innen ersticken, und sie schnappte nach Luft und sah ziellos in der Küche umher, nicht wagend, in Masamis Gesicht zu blicken und vielleicht Dinge darin zu sehen, die ihr eigenes Innenleben widerspiegeln würden…

„N-nicht…“ brachte sie japsend heraus. Er wurde etwas sanfter und langsamer und beugte ich vor, um sie zärtlich auf die Wange zu küssen.

„Entspann dich… niemand wird dir wehtun. Dafür sorge ich, Mikoto.“ Sie keuchte leise, als er von ihrer Wange hinunter zu ihrem Kinn und dann ihren Hals küsste, erst sanft, dann heftiger. Sie gab zitternd nach und beugte den Kopf etwas nach rechts, damit er besser an ihren Hals kam, dessen Fleisch seine Zunge und seine Lippen jetzt zärtlich liebkosten. Sie begann ganz langsam, ihre Hände unter seinem Shirt auch wieder zu rühren und gewöhnte sich an das Gefühl seiner Hände auf ihren Brüsten, obwohl die Hitze nur schlimmer wurde. Als er von ihrem Hals abließ und sie sich jetzt wieder fordernder küssten, fing sie an, sein Shirt hochzuschieben, um es ihm auszuziehen. Gleichzeitig schob er auch ihr Shirt nach oben bis über ihre Brüste, worauf sie leise in den Kuss hinein stöhnte, ohne es zu wollen.

Es war so warm…

Plötzlich wollte sie auf keinen Fall mehr, dass er aufhörte. Erst recht nicht, als er sanft mit den Fingern den BH von ihren Brüsten herunterzog und sie somit der Luft preisgab.

Nein… sie gehörten zusammen, sie waren eins… sie wollte nicht aufhören…
 

„M-Masami…“ stöhnte sie leise, als er den Kuss beendete und den Kopf wieder zu ihrem Hals senkte, um ihn zu küssen. Davor zog sie ihm das Shirt über den Kopf, sodass er jetzt oben ohne war, und schlang darauf die Arme um seinen Nacken wie zuvor schon, ihn fest an sich heranziehend. Die Hitze nahm zu und als seine Finger sanft über ihre jetzt nackten Brüste streichelten, dachte sie, ein Stromschlag nach dem anderen würde durch sie hindurch jagen. Zitternd klammerte sie sich an ihn und keuchte erneut unwillkürlich, als seine Finger dann zum ersten Mal ihre Brustwarzen berührten, ganz kurz und doch intensiv genug, um sie jetzt etwas lauter stöhnen zu lassen und ihr Zittern zu verstärken.

„Shhht… ganz ruhig…“ murmelte er gegen ihren Hals und lächelte unwillkürlich bei ihrer offenbar doch recht intensiven Erregung, die immer schlimmer wurde, je länger er sich mit ihren Brüsten befasste. Und er spürte dasselbe, das ebenso heftiger wurde, je länger sie hier standen und sich berührten. Es war nicht so, dass er noch nie darüber nachgedacht hatte, ob er vielleicht mit ihr schlafen würde, wenn sie es verlangen würde, wenn sie zusammen wären und eines Tages die Zeit gekommen wäre, aber doch war das Verlangen danach, es jetzt auf der Stelle zu tun, heftiger als er angenommen hätte. Es war so intensiv, dass er die Hitze sich bereits auf seinen Unterkörper konzentrieren spürte, als er ihre Brüste wieder ganz in die Hände nahm (sie passten ziemlich genau in seine Hände, was ganz praktisch war) und sie sich darauf heftiger gegen ihn presste und den Kopf gegen den Kühlschrank lehnte… dann überschritt die Hitze in ihnen beiden die Grenze, die sie hätte haben sollen, und plötzlich ruckte Mikotos Kopf wieder runter, ihr Gesicht rot wie eine reife Kirsche, als sie so da standen mit aneinander gepressten Unterkörpern und sie mit einem Mal genau dort spüren konnte, wieso sie froh war, ein Mädchen zu sein, bei denen die Erregung nicht ganz so deutlich war wie bei Jungs.
 

Eine peinliche Stille trat ein und Masami räusperte sich verlegen, bevor er sich etwas von ihr entfernte.

„Entschuldige…“ kam von ihm und er sah sie an, als sie purpurrot angelaufen den Kopf zur Seite drehte und sich fragte, ob es wirklich das gewesen war, was die dachte, das sie da eben gespürt hatte an ihrem Schritt.

„Ähm…“ keuchte sie, „M-mir ist warm…“ Er räusperte sich erneut und sah vorwurfsvoll auf seine Hose, ignorierte das dann so gut er konnte und senkte ebenfalls den Kopf.

„Tut mir leid, das… ging zu schnell, ich weiß. Du bist noch nicht soweit und… ich… ehrlich gesagt weiß ich auch nicht, ob ich es bin, Mikoto.“ Sie nickte apathisch und hörte ihm aber zu, ohne ihn anzusehen, während er unglaublich diskret war für die Situation. Es erstaunte sie, dass er so ruhig war. Masami hob sein Shirt vom Boden auf und zog er wieder an, während die Hitze langsam nachließ und seine Hose auch wieder bequemer wurde. Mikoto zog ihre Sachen ebenfalls wieder ordentlich an und sah ihn dann nach langer Zeit wieder an.

„Danke…“ nuschelte sie betreten, „Ich meine… du hast recht…“ Er zog eine Braue hoch und sie strich zärtlich über seine Brust. „Ich… bin noch nicht… soweit, es gleich zu tun… mein Körper ist nur mit mir durchgegangen, es… es war richtig, hier aufzuhören, glaube ich.“

„Ja, war es,“ lächelte er gutmütig und strich über ihre immer noch rote Wange, „Keine Angst. Am besten, niemand erfährt davon… ich bin mir nicht sicher, ob der Rest der Familie so ganz einverstanden wäre. Obwohl eine derartige Beziehung zwischen Cousin und Cousine zumindest vor dem Gesetz erlaubt ist.“ Mikoto errötete wieder etwas und räusperte sich.

„Ich denke auch, es ist besser… nichts zu sagen.“ Schweigen. Mikoto sah auf die Spüle und seufzte. „Oh… wir sollten wohl das Geschirr fertig spülen und… dann gehe ich zu Opa und erzähle ihm von den Neuigkeiten über das Jutsu, das vermutlich Nee-san und Akira hat verschwinden lassen.“

„Mh,“ sagte er, „Ich bring dich.“
 

––
 

In dieser Nacht schlief Mikoto besser als in denen davor; wenigstens ein Teil des Drucks, den sie gespürt hatte, war jetzt weg, weil sie das mit Masami endlich geklärt hatte. Eigentlich war es ihr auch plötzlich egal, was er mit den Kusagayas gemacht oder nicht gemacht hatte… sie hatte so einiges mit ihm gemacht, basta.
 

Sasuke war über die Nachrichten, die seine beiden Enkel ihm am Mittag gebracht hatten, so erschrocken, dass gleich am nächsten Abend eine Familiensitzung einberufen wurde; alle Kinder kamen, meistens nebst Ehepartnern, und die meisten Enkel kamen auch. Satoya kam mit seiner gesamten Familie; Takuma und Yunosuke waren schließlich die Augenzeugen und Junya wollte nicht alleine zu Hause bleiben. Chidori kam allein; Nishiki und Sae blieben im Hyuuga-Anwesen. Masami kam nur mit seiner Mutter und erklärte das Fehlen seines Vaters mit akuter Erkrankung. Sanosuke und Haruka waren natürlich beide da, Sanosuke hatte sich extra vom Dienst befreien lassen, und Mikoto kam auch mit. Yashiru war mit den Jungs zu Hause geblieben. Susumu und Shigeru würden so eine Versammlung nur stören und wenn sie daheim blieben, musste jemand auf sie aufpassen. Shiemi und Kuma waren ja sowieso da. Sasuke hatte es außerdem für sinnvoll gehalten, wenigstens eine der Kusagaya-Schwestern ebenfalls hinzuziehen, da sich ihr Clan offenbar mit diesem Jutsu auskannte, um das es vermutlich ging.
 

„Das… ist beunruhigend,“ versetzte Sasuke brummend, nachdem Yunosuke und Takuma zuerst hatte berichten müssen, was genau sich in jener Nacht ereignet hatte. Takuma war seinem Bruder übrigens ziemlich böse, dass er das so munter heraus posaunt hatte, obwohl er ihn inständig gebeten hatte, zu schweigen. Der Chuunin mit dem Lolli im Mund hütete sich aber, Masami einen auffälligen Blick zuzuwerfen. Er erinnerte sich gut an das, was Akira ihm gebeichtet hatte… dass Namie geschickt worden war, um Masami auszuspionieren. Und, dass Nishiki vermutete, Masami hätte seinen eigenen Bruder Naoya getötet. Akiras Verschwinden machte dann Sinn, wenn Masami vielleicht mit Akiras Gefangennahme Nishiki zum Schweigen brachte – es erklärte auch Nishikis sehr merkwürdiges und nervöses Verhalten in der letzten Zeit… Takuma fragte sich, ob er der Einzige war, der die Logik dahinter erkannte und sah, wo die Fäden zusammenliefen.

„Das ist wirklich beunruhigend!“ fügte Sakura hinzu und sah Sasuke groß an. „E-eine andere Welt, hat Mikoto gestern gesagt?!“

„Erst mal ein schwarzes Loch,“ meinte Satoya perplex und strafte seine Söhne mit einem mahnenden Blick. „Ihr hättet sofort davon erzählen müssen, Takuma, Yunosuke! Ich bin schwer enttäuscht von einer dermaßenen Verantwortungslosigkeit! Ist euch klar, dass ihr vielleicht Akiras und Namies Rettung verhindert oder zumindest aufgehalten habt? Und du bist Chuunin, Takuma? Pff!“

„Hey,“ rettete erstaunlicherweise Shiemi ihre Neffen vor Satoyas Zorn, „Beruhige dich, passiert ist passiert. Zeter zu hause weiter, hast du heute mal keine Migräne?“

„Ach!“ stöhnte Satoya und war offenbar doppelt so schlecht drauf wie sonst schon.

„Du sprichst schon heldenhaft von Rettung, Oji-san,“ murmelte Masami, „Wir wissen gar nichts, außer, dass es ein schwarzes Loch in der Luft gab, in dem Akira verschwunden ist! Wenn Yamazaki-san sie beide auf die gleiche Weise nicht orten kann, liegt es nahe, dass sie beide durch so ein Loch verschwunden sind, das ist wahr. Aber was wissen wir noch?“

„Etwas sehr Wichtiges,“ meinte Sasuke und sah zu Momoiro Kusagaya, die sich natürlich in Masamis Nähe am Tisch gelümmelt hatte und ihre Finger verknotete. „Es gibt zu großer Wahrscheinlichkeit so wenige Shinobi, die so ein Jutsu oder etwas Ähnliches können, dass man sie an zwei Händen aufzählen könnte. Das schränkt die Liste der Verdächtigen extrem ein.“

„Ah,“ machte Masami einsichtig, „Und habt ihr schon jemanden gefunden, der sowas kann?“

„Sogar hier in Konoha,“ machte Momoiro, „Ich habe gestern mit meinen Eltern gesprochen und sie gefragt, ob sie von jemandem Lebenden gehört hätten, der sowas kann. Und sieh einer an, es ist Hatake Kakashi, der einst Sensei deines Onkels und auch deiner Großeltern war.“
 

Alle sahen sie an, vor allem Sanosuke.

„Wie bitte?“ machte er völlig aus der Bahn, „Kakashi-sensei?!“

„Ja,“ sagte Sasuke und schien zu wissen, was Momoiro meinte. Plötzlich warf er einen merkwürdigen, aber offenbar eindeutigen Blick in die Runde seiner Kinder – nicht der Enkel – bevor er fortfuhr. Ein Blick, der bedeutete:

Unterbrecht mich ja nicht, wenn ihr wollt, dass das Geheimnis des Clans verborgen bleibt, ihr Narren!

Sasuke ahnte nicht, dass Masami das Geheimnis von den Kassetten kannte und seinen Blick daher sehr genau verstand.
 

„Mit Hilfe seines Sharingans,“ entschied Sasukes sich fix für eine Halbwahrheit, „Ist Kakashi in der Lage, sozusagen das Tor zu einer anderen Dimension zu öffnen und darin Dinge oder ganze Leute verschwinden zu lassen. Allerdings gehe ich davon aus, dass man das, was er mit diesem Jutsu verschwinden lässt, nicht mehr wahrnehmen kann, wie Yamazaki es jetzt aber tut, und auch nicht, dass man Dinge von dort jemals wieder zurück bekommt.“

„Echt?!“ rief Sanosuke, „D-das hat Kakashi uns nie erzählt, dass er sowas Krasses kann!“

„Wieso kann ich sowas nicht, ich hab doch auch Sharingan,“ maulte Yunosuke. Alle, die es wussten, hüteten sich, zu sagen, dass das Sharingan von Kakashi erstaunlicherweise ein Mangekyou Sharingan war; und das, obwohl er dafür keinen Uchiha getötet hatte. Keiner wusste so genau, wie, aber Kakashi hatte es fertiggebracht, sein eines Sharingan selbst weiterzuentwickeln und nannte es der Einfachheit halber ebenfalls Mangekyou Sharingan, obwohl es andere Techniken konnte als alle anderen, echten Mangekyou Sharingan.
 

„Moment,“ mischte Chidori sich ein, „Heißt das, nur Leute mit Sharingan können so etwas?!“

„Natürlich nicht,“ sagte Momoiro, „Es gibt Berichte über ähnliche Jutsus auch aus anderen Dörfern. Dojutsus gibt es überall, noch mehr als nur Sharingan und Byakugan.“ Chidori nickte langsam und schien angestrengt nachzudenken.

„Das wäre ja auch grauenhaft, wenn einer aus unserer eigenen Familie sowas täte!“ stellte Sakura bekümmert fest. Sasuke seufzte.

„Erfahrungsgemäß gerade deshalb nicht auszuschließen.“ Er sah zu Momoiro. „Du sagst, es gäbe Berichte? Meinst du, diese bestimmten Menschen kann man irgendwo auftreiben?“

„Unser Clan ist ein Genjutsuclan,“ sagte das rosahaarige Mädchen, „Wir können uns mit anderen Genjutsuclans aus anderen Dörfern in Verbindung setzen und über die Informationen anfordern. Also im Moment habe ich keine Namen oder Orte, meine ich, Sasuke-sama… aber ich könnte sie besorgen, wenn Ihr wünscht.“

„Unbedingt,“ machte Sasuke sofort. „Bitte tu das, natürlich wirst du für deine Arbeit bezahlt. Ich werde mich dann am besten mit Dobe kurzschließen, dass eine Legion Anbu in die betreffenden Dörfer reist und die betreffenden Personen genauestens untersucht.“

„Nach Absprache mit dem zuständigen Kage oder Oberhaupt,“ addierte Sakura, und Sasuke verdrehte die Augen und nickte.

„Natürlich fangen wir so nicht alle Fliegen,“ meinte Satoya dann grübelnd, „Ich meine, nicht jeder, der so etwas beherrscht, hat damit Gutes vor, schätze ich, und die, die damit nichts Gutes vorhaben, verschweigen unter Umständen, dass sie so ein Jutsu beherrschen. Will meinen, das ist sicher nicht in jedem Archiv verzeichnet. Das Jutsu klingt mir so nach ´ner Technik, die verboten gehört oder nur im äußersten Notfall angewendet werden sollte.“

„Das stimmt,“ grummelte Sasuke, „Aber vielleicht finden wir ja unter denen, die wir finden, auch weitere Anhaltspunkte. Um herauszufinden, wie wir die beiden zurückkriegen, müssen wir so viel wie möglich über dieses Jutsu herausfinden, das dem von Kakashi ähnelt.“ Dem stimmten alle nickend zu. Dann fiel Haruka etwas anderes ein.

„Meint ihr, der, der Namie und Akira verschwinden lassen hat, ist auch Schuld an der Schlange, die hinter Souya her war?“
 

Alle blickten sie erstaunt an. Takuma hütete sich wieder, nach Masami zu sehen oder überhaupt groß an ihn zu denken, so gut er konnte; er fürchtete, Masami könnte letzten Endes noch Gedanken lesen, dann wäre er selbst wohl der nächste, der verschwände. Masami konnte doch alles, also würde Takuma ihm auch sowas zutrauen…

„Keine Ahnung,“ machte Sasuke verblüfft. „Ich meine, ja, beide Vorfälle – oder sagen, wir, alle drei – ereigneten sich im selben Zeitraum, nämlich während der Chuuninprüfung.“

„Wenn ich mich recht entsinne, muss Namie wirklich fast zur selben Zeit verschwunden sein wie die Schlange Souya angegriffen hat!“ machte Sanosuke.

„Das wissen wir nicht; Namie war schon weg, bevor Souya und so aus dem Wald aufkreuzten,“ erwiderte Satoya, „Wir haben uns da nur noch keine Sorgen gemacht, weil wir dachten, sie wäre eben irgendwo im Dorf. Es kann auch sein, dass Namie schon zwei Tage vorher verschwunden ist, meine ich. Wir haben sie zuletzt an dem Morgen gesehen, an dem die Prüfung begann.“ Sanosuke seufzte resigniert.

„Für einen Zusammenhang zwischen der Schlange und den verschwundenen Kindern gibt es weder Beweise noch Gründe,“ erklärte Chidori langsam.

„Beweise nicht, Gründe schon,“ korrigierte Shiemi sie, „Kennen wir ein Motiv? Nein. Wir haben uns gefragt, wieso gerade Namie und Akira? Oder war das nur Zufall? Angenommen, es war kein Zufall und jemand hat die zwei vorsätzlich verschwinden lassen. Dann müssen wir uns fragen, wieso. Eine Gemeinsamkeit der zwei wären die Byakugan, aber hätte er es auf die Byakugan abgesehen, wieso hat er dann nicht auch Kansuke mitgenommen, der auch welche hat, oder gleich Haruka und Nishiki? Hinata? Es waren genug Byakugan in Kusa. Entweder war es ihm egal, wer, oder es ging gar nicht um Byakugan, was ich für wahrscheinlicher halte.“ Sie machte eine Kunstpause. „Wenn der Kerl… oder die Trulla, könnte ja auch eine Frau sein…es auf unsere Familie, also den Uchiha-Clan, abgesehen hat, was in Kumas Träumen wahrscheinlicher ist, macht Akiras Entführung wenig Sinn, aber dazu wiederum würde die Schlange bei Souya passen, denn Souya ist definitiv ein Uchiha, genau wie Namie. Akira heißt weder Uchiha noch hat er irgendwelche Merkmale, die ihn als solchen ausweisen würden, nur der Mädchenname seiner Mutter ist Uchiha, mehr nicht.“ Sie sah dabei zu ihrer Schwester Chidori, die vor sich hin murmelte, wie doof Hyuuga-Uzumaki klang. Aus Protest nannte sie sich selbst ja stets Uzumaki und nie Hyuuga-Uzumaki, weil sie den Hyuugas weder ähnelte noch sich ihnen zugehörig fühlte und den Hokage, der Uzumaki hieß, mehr respektierte als alle Hyuugas zusammen.

„Ja,“ murmelte Sasuke langsam, „Shiemi hat recht, über das Motiv sollten wir genauso sinnieren wie über dieses Jutsu oder über was auch alles. – Gibt’s noch was zu klären oder zu fragen?“ Niemand sagte etwas. Dann erhob Sasuke sich und sah noch einmal zu Momoiro, die blinzelte. „Dann verlasse ich mich auf eure Informanden, Kusagaya-san. Ihr könnt jetzt alle verschwinden, ich will meine Ruhe haben. Denkt an die Sicherheitsvorkehrungen und passt auf eure Kinder auf.“
 

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Im allgemeinen Trubel des Aufbruchs zog Shiemi Satoya zur Seite, als der Großteil bereits gegangen oder im Flur war, um sich anzuziehen.

„Wir müssen was klären,“ meinte sie, „Wegen deinem Medizinzeug von neulich.“ Sie sah ihn bohrend an und er seufzte, rieb sich die Schläfen und folgte ihr nickend und vom großen Rest unbemerkt in ein Zimmer, dessen Tür Shiemi schloss.

Satoya wusste bei diesen Stichworten sofort, was sie meinte. Es ging nicht um Medizin und schon gar nicht um neulich; diese Stichworte waren ihr geheimes Synonym für das Merkwürdige, das mit Masami zusammenhing, der überdies immer merkwürdiger wurde.

Damals, als Masami klein gewesen war, war es Shiemi gewesen, die als Erste den Verdacht gehabt hatte, er hätte die kleinen Kinder, Naoya und den Eisenmann getötet. Seine eigenartigen Probleme mit den Augen, die er als Kind gehabt hatte, hatten den Verdacht nur verstärkt, und genau diese Probleme hatte Satoya als Arzt bestens beobachten können. Sie hatten bemerkt, dass die Anfälle mit seinen Augen besonders extrem geworden waren an den Tagen, an denen die Kinder und der Eisenmann gestorben waren, und zwar immer erst nach dem Tod. Da alle drei Opfer durch psychische Schocks gestorben waren, war Shiemi ziemlich schnell auf Mangekyou Sharingan gekommen und hatte den grauenhaften Verdacht in die Welt gebracht, Masami könnte rein theoretisch seinen eigenen Bruder ermordet und jetzt Mangekyou Sharingan haben.

„Was gibt’s?“ fragte Satoya perplex. Shiemi sah zum Fenster.

„Satoya… hast du gehört, was Papa über Kakashi gesagt hat? Wir beide wissen ja, dass er sein Sharingan weiterentwickelt hat und es sozusagen eine Art Mangekyou Sharingan ist. Dieses Jutsu, das Leute in eine andere Dimension zieht, hat er nur mit dem Mangekyou Sharingan anwenden können! – Verdammt… egal, wen die Kusagayas auftreiben, der was Ähnliches kann… für mich ist jetzt ziemlich klar, dass der Kleine das war – du weißt, wen ich meine. Wenn es wahr ist, was ich glaube, wenn er diese grausige Tat wirklich getan hat, dann hat er sie durchaus und wer weiß, was er damit alles machen kann!“ Satoya starrte sie an.

„Ich weiß, was du meinst… logisch klingt es… dann meinst du, er hat es echt auf seine eigene Familie abgesehen?“

„Ich weiß zwar nicht, wieso, aber ja, das glaube ich. Dummerweise haben wir keinen einzigen Beweis gegen ihn in der Hand… noch nicht. Was den Eisenmann und die kleinen Kinder angeht, da sie durch psychische Schocks gestorben sind, liegt Tsukuyomi oder sowas natürlich sehr nahe, aber bewiesen ist dadurch gar nichts. Wer verdächtigt einen Dreijährigen und welcher Richter wird das ernst nehmen?“

„Aber was sollen wir machen, schweigen?!“ zischte Satoya, „Verdammt, jetzt habe ich auch Angst um meine eigenen Kinder, vor allem, weil es Yunosuke und Takuma waren, die Akira gesehen haben… weißt du eigentlich was von Nishiki? Vielleicht weiß er irgendwas, er benimmt sich echt komisch.“

„Ich weiß,“ sagte sie, „Er hat mir nichts gesagt… aber ich bin überzeugt, dass irgendwas mit ihm passiert ist und ich habe auch eine Ahnung. Was, wenn Nishiki gesehen hat, wie er Namie einkassiert hat? Und um ihn zu erpressen, hat er Akira entführt und droht, ihn zu töten, wenn Nishiki irgendwas sagt oder tut… es passt irgendwie alles aufeinander wie ein sehr kompliziertes Puzzle. Aber bevor wir ihn unüberlegt anklagen und er es wieder schafft, zu entkommen, so wie mit dem Lügendetektortest damals nach Naoyas Tod, war alles umsonst und dafür landen unsere Köpfe als nächstes auf dem Schafott. Nein, wir… müssen genau überlegen, was wir tun, Nii-chan, und müssen uns quasi wie eine Schlange in den Sand legen, so lange still liegen, bis die Beute dicht genug dran ist… und sie dann schnappen.“ Beim letzten Wort schnappte sie mit einer Hand demonstrativ nach Luft. Satoya senkte den Kopf.
 

„Solange die Beute dann nicht anfängt, uns mit Sand zu bewerfen… könnte das funktionieren. Dummerweise, Shiemi… wirft Masami glaube ich sehr gerne und extrem gut mit Sand.“
 

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muhaha^^ Ich liebe Ein-Wort-Titel xDD aber hier ist es ziemlich treffend xD und omfg Masami und Mikoto haben sich geküsst - nach 28 kapis xDD... immerhin sind sie schneller als meine Hauptcharas aus Seydon uû (die haben 62 kapis gebraucht...)
 

Ach ja, genau^^ Die Sache mit kakashis 'Mangekyou Sharingan' kam natürlich aus Shippuuden und ich hatte gesagt der Stand ist Naruto ohne Shippuuden...^^' aber ich habs hier auch leicht... abgewandelt, aber es musste einfach hier rein, weil sie sonst nie auf die Mangekyou Sharingan gekommen wären uû' weiß man eigentlich im echten Manga wie genau er die bekommen hat, kakashi mein ich? oô er hatte sie doch einfach irgendwie oô aber er kann sie ja unmöglich auf demselben Weg bekommen haben wie man das normalerweise macht mit töten und so oô'... naja is ja auch egal xD also nur falls ihr euch wundert^^

Yunosuke

Am selben Tag am frühen Nachmittag brachte Yashiru Souya zu Narutos Haus. Er und Taki hatten sich schließlich verabredet, Mashuu zu besuchen, der immer noch im Krankenhaus war. Es war kalt geworden und sie mussten sich in dicke Jacken einpacken, als sie das Haus verließen und schweigend nebeneinander hergingen.

„Ich wünsch euch viel Spaß,“ grinste die große Schwester dann, als sie ihren Bruder vor Narutos Haus stehen ließ, „Ich muss mich jetzt noch um die Zwillinge kümmern, Hinata bringt euch zwei zum Krankenhaus.“

„Wir können auch echt alleine gehen!“ nörgelte Souya, der es langsam leid war, so begluckt zu werden, „Ich bin kein Baby!“

„Du weißt doch, wieso diese krassen Maßnahmen sein müssen,“ sagte Yashiru, „Glaubst du, ich hab Bock, euch vierundzwanzig Stunden am Tag einzuhüten? Aber du wurdest vorsätzlich von einer großen Schlange angegriffen, die Wahrscheinlichkeit besteht, dass jemand vorhat, dir etwas anzutun oder dich zu töten. Deswegen darfst du auf keinen Fall alleine herumgehen.“ Sie lächelte warmherzig. „Ich verstehe ja, dass es gerade in diesem Fall nervt… gedulde dich, sie werden denjenigen schon fassen, der die Schlange beschworen hat, und dann kannst du wieder alleine durch das Dorf laufen.“ Souya fragte sich skeptisch, was sie mit gerade in diesem Fall gemeint hatte, aber sie ging schon winkend weg und er hatte keine Zeit mehr, sie zu fragen. Vermutlich, dachte er, wäre es auch besser, wenn er es nie erfuhr.
 

Dann drehte er sich zur Haustür um, vor der er stand, räusperte sich und klingelte. Als die Tür aufging, sprang ihm Taki beinahe um den Hals und strahlte ihn aufgeregt an.

„Da bist du ja!“ schrie sie fröhlich, zerrte ihn übermütig ins Haus und schloss die Tür, bevor sie vor ihm auf und ab zu hüpfen begann wie ein kleines Känguru. Er starrte sie entgeistert über ihre Agilität an.

„W-was hast du denn genommen, Taki-chan?!“ fragte er und hielt sich darauf die Hand vor den Mund.

Taki-chan?!

Oh nein.
 

Sie hörte zu hüpfen auf und strahlte glücklich.

„Du hast noch nie Taki-chan zu mir gesagt…“ bemerkte sie, und mit puterrotem Kopf hustete er gekünstelt und drehte sich verlegen weg.

„I-ich, ähm, also, entschuldige… ich wollte dir nicht zu nahe…“ Sie unterbrach ihn lachend.

„Aber das ist doch nicht schlimm! Ich meine…“ Sie machte eine schüchterne Pause und sah jetzt auch leicht verlegen lächelnd zu ihren Füßen, als er sie ungläubig anstarrte, „Ich meine… ich mag es, wenn du das sagst…“ Er räusperte sich erneut und wurde noch röter, und weil sie gemerkt hatte, welche Nuance ihre Worte irgendwie bekommen hatten, wurde sie auch leicht rot. So standen sie fast eine Minute peinlich schweigend im Flur herum, bis Hinata kam.

„Was ist denn hier los?“ fragte sie, „Wollt ihr nicht los?“

„Ja… doch…“ lächelte Taki und fuhr sich hastig durch die langen Haare, während Souya so tat, als verstünde er Hinatas Sprache nicht, so sah er sie zumindest an. „Äh… uns fiel nur gerade nichts… zu reden ein.“

„Ah ja…“ murmelte Hinata nicht so ganz überzeugt, lächelte dann aber sanft und zog ihre Jacke an, wie es auch Taki tat, bevor sie zu dritt das Haus verließen. Zum Krankenhaus war es nicht allzu weit von Narutos Haus.

„Oh nein!“ rief Taki plötzlich aus und hielt an, „Wir haben gar kein Geschenk für Mashuu! Wollen wir noch irgendwo Schokolade kaufen, Souya-kun? Schokolade macht glücklich, die ist immer gut!“

„Isst du manchmal zu viel davon?“ fragte er sie feixend, und sie lachte. Dann strahlte sie ihn wieder an und fasste sanft nach seiner Hand, worauf er wieder rot wurde und heftig nach Luft schnappte.

„Da drüben ist ein kleiner Laden, da gibt’s sicher Schokolade,“ erklärte sie und zog ihn hinter sich her über die Straße, „Du kennst ihn ja länger als ich, du musst sagen, was er gerne mag!“

Dich… hätte Souya fast perplex gesagt, aber er schluckte es gerade noch so herunter, das wäre jetzt irgendwie taktlos gewesen. Er ließ sich also von ihr zu dem Laden zerren und wurde von Hinata verfolgt. Sie kauften schnell eine Tafel Schokolade und gingen dann durch die Kälte weiter zum Krankenhaus. Als sie angekommen waren, verabschiedete sich Hinata von ihnen und sie gingen in die Halle. Drinnen war es schön warm.

„Hoffentlich schmilzt die Schokolade nicht,“ gluckste Taki, die die Tafel in ihren Händen hielt.

„Wohl kaum,“ sagte Souya verblüfft. Da sie schon öfter hier gewesen waren, um Mashuu zu besuchen, wussten sie schon, wo sein Zimmer war, und konnten gezielt diverse Treppen hinauf laufen, bis sie den richtigen Flur erreicht hatten. Da gingen sie plötzlich langsamer und schwiegen die ganze Zeit. Plötzlich hatten sie das Gefühl, sie müssten versuchen, möglichst spät bei der Tür anzukommen, hinter der sie Mashuu finden würden. Souya wollte irgendwas sagen, aber ihm fiel nichts ein. Schließlich gingen sie so langsam, dass sie beinahe stehen blieben, und er linste scheu zu seiner Teamkameradin herüber, die auch nur so dahin schlich und auf irgendetwas zu warten schien, ohne zu wissen auf was.
 

Auf einen Moment, der aber nicht kommen würde.
 

Kurz sahen sie einander an und dann schnell wieder zu Boden und Souya hatte das Gefühl, er hätte sein Gesicht zu lange in einen heißen Ofen gehalten; ungefähr die entsprechende Farbe musste es auch haben, dachte er, als er verlegen auf seine Nase schielte, so gut er konnte.

„Ähm…“ machte er dann gedehnt und wunderte sich, dass er bei all der Aufregung tatsächlich noch eine normale Stimme hatte und es mehr als nur ein hohes Fiepen war, das aus einer Kehle kam. „J-ja… wir, ähm… sollten gehen.“

„M-hm…“ machte Taki leise, als er sich zwang, an ihr vorbei und voran zum Zimmer zu gehen, jetzt wieder schnellen Schrittes. Plötzlich war die Spannung vorbei, die den ganzen Flur elektrisiert zu haben schien. Das Mädchen blickte gedankenverloren auf seine eigenen Füße, bevor es sich aufmachte, Souya zu folgen.
 

––
 

„Habt ihr schon wieder heimlich Pornos geguckt?!“ feixte Mashuu grinsend, als die zwei hereinkamen und schon wieder so merkwürdige Gesichter machten, als wären sie etwas sehr Peinlichem begegnet. „Souya, ey, du siehst ja aus wie ´ne Tomate! Alles roger, Tomato-Boy?“

„Ach!“ stöhnte Souya, „Hör auf mit dem Scheiß, von wegen Tomato-Boy! Dann bist du Eggplant-Boy mit deinen lila Haaren!“

„Hey, lila rult!“ sagte Mashuu trotzig. „ich stehe dazu! Und seit wann sind Eier lila?“

„Eggplant, du Vollpansen, das sind Auberginen.“

„Aaaah, sag das doch, Alter!“ So ungefähr lief es weiter und Taki sah glücklich wie eine Mutter ihren zwei Kindern den beiden Jungen zu, wie sie sich zankten und dabei doch die allerbesten Freunde waren. Dann erst kam sie dazu, Mashuu die Schokolade zu geben, und er jubelte.

„Mein Gott! Schokolade! Taki-chan, du bist eine Göttin! Du bist so toll, ehrlich, das Essen hier ist furchteinflößend! Ich leide, ehrlich… nicht nur das essen und das Fernsehen – immerhin bin ich von ABC, die Katz‘ die lief im Schnee auf Der kleine Traktor Takashi umgestiegen – nein, jetzt haben sie unsere alte Teamkollegin auch noch in ein anderes Zimmer verlegt, weil sie sich irgendwie angemacht gefühlt hat, dabei hab ich nur nett mir ihr geredet…“

„Das ist nichts, was du unbedingt einem Mädchen erzählen solltest,“ seufzte Souya.

Der kleine Traktor Takashi? Wie süß, den hab ich als Kind auch immer gesehen!“ rief Taki glücklich.

„Ja, gestern lief auch ausnahmsweise mal Umiko, die Meerjungfrau, das war cool, ich mein – die hatte Titten!“

„Mashuu…!“ stöhnte Souya, während Taki sich räusperte.

„Ernsthaft, voll der Softcore Porno, mit dieser Umiko und ihren dicken Titten, dann ist die auch noch halb nackt…“

„Kein Wunder, dass die Trulla nicht mehr in deinem Zimmer wohnen wollte,“ seufzte Souya, „Wahrscheinlich hast du ihr die ganze Nacht aus Fuuyas Pornos zitiert.“

„Zitiert?“ lachte Mashuu sich halb tot, „Was gibt’s da zu zitieren außer ‚Aah! Ja, gib’s mir, du geile Sau! Nimm mich, ohh ja!‘ ?“ Er zitierte das wirklich sehr überzeugend und Souya hustete empört los, Taki musste lachen.

„Du kennst dich wohl aus?!“ feixte sie, „Ähm, soll ich dir wieder was zu Trinken holen oder so? Ich meine, dann könnt ihr Jungs in Ruhe weiter über eure Pornos reden…“ Sie strahlte und verschwand schon zur Tür, als Mashuu sie glücklich anstrahlte. Als sie weg war, sprang Souya ärgerlich auf.

„Du Blödian, du hat sie vergrault mit deinen ekligen Geräuschen!“ empörte er sich. „Glaubst du echt, damit beeindruckst du ein Mädchen?! Das finde ja sogar ich eklig, und ich bin ein Kerl!“

„Du Depp!“ fuhr Mashuu ihn an, „Ich wollte sie raus haben, weil ich mit dir alleine reden will! Und zwar schnell, bevor sie zurückkommt!“ Er setzte sich im Bett hin und verschränkte wissend die Arme, bevor er sich wichtigtuerisch räusperte. „Sag es mir ehrlich, schwörst du, Souya?“

„Was?“ murrte dieser.

„Ich stelle dir eine Frage, schwörst du, dass du sie ehrlich beantwortest? Hey, ich hab dir das Leben gerettet…“

„Nein, wir haben keine Pornos gesehen!“ rief Souya genervt, der die Frage ahnte –

Zumindest dachte er, er hätte sie geahnt.

„Du stehst voll auf Taki-chan, hab ich nicht recht?“
 

Bumm.

Souya starrte seinen Freund an und war fassungslos – entweder darüber, dass Mashuu es gemerkt hatte, oder über die Frage.

„W-was… w-was meinst du…?!“ stammelte er unsicher, und sein Freund seufzte.

„Du bist in sie verschossen, und zwar bis hierhin,“ erklärte er, „Das sieht doch ein Blinder, du Vogel. Dachtest du echt, ich merk das nicht?“ Er grinste und Souya wurde rot, als er noch leise protestierte:

„B-bin ich gar nicht, das ist nicht wahr!“

„Du wirst schon wieder rot, boah, das ist ja sowas von schwul,“ stöhnte Mashuu, „Sei ein Mann und sag’s ihr, du dämlicher Idiot! Und wehe, du leugnest es weiter! Hey, wir sind doch Freunde, mir wirst du doch wohl erzählen, wenn du zum ersten Mal verknallt bist?! Ich hab's dir auch immer gesagt!“

„Ja, du hast mir jeden Tag von einer Neuen erzählt…“ murmelte Souya taktlos. Mashuu haute ihm auf den Kopf.

„Gibst du es zu?“

Der Schwarzhaarige senkte beschämt den Kopf und räusperte sich dann kleinlaut.

„Ich… ähm… es ist wirklich nicht so schlimm, wie du denkst! Ich mag sie, ja, aber… aber…“

„Was aber?“ stöhnte sein Freund, „Du bist so hohl, sag es ihr, verdammt! Du magst sie nicht nur, du Blödmann!“

„Aber ich dachte, du bist in sie!“ empörte Souya sich verlegen, „Bist du das nicht?“

„Ach,“ kicherte der andere, „Ich bin in alles, was mal Titten haben wird oder schon hat, hahaha! Taki-chan ist viel zu gut für einen Draufgänger wie mich, sie hat jemanden verdient, der treu und ehrlich ist, und, ähh, ich glaube, ähh, das könnte ich nicht lange sein…“ Er lachte dämlich. „He, ich bin erst zwölf, wer weiß, was noch kommt! Ich schenk sie dir, ey.“

„Bist du bescheuert?!“ keuchte Souya, „Sie ist doch keine Trophäe!“

„Ich meinte damit, ich überlasse sie dir, und zwar reinen Gewissens!“ Er grinste erneut. „Ich finde immer wieder eine, die süß ist, aber du hattest das noch nie, wie könnte ich da so asozial sein und dir das allererste Mädel wegschnappen, das du richtig magst?! Was wäre ich für ein Freund, hm?!“

„Das kannst du nicht, ich fühle mich beschissen,“ murrte Souya, „Erst rettest du mir das Leben und dann überlässt du mir diese Sache.“ Er sprach absichtlich nicht mehr direkt von Taki, da er fürchtete, die könnte jeden Moment zurückkommen.

„Im Gegenzug versprich mir, dass du es ihr dieses Jahr noch sagst!“ verlangte Mashuu trotzig, „Ich gebe sie nicht auf, damit du deine Klappe hältst, ich will dein Liebesleben fördern!“

Liebesleben,“ murmelte Souya und verzog das Gesicht, „Das klingt, als würden wir wie meine Eltern rumpoppen.“

„Kann ich mal wieder bei dir schlafen?“ stöhnte Mashuu, „Dann kann ich nachts wieder deinen Eltern beim Sex zuhören und mich dabei wohlfühlen… das ist wie ein Porno ohne Film, hahaha!“

„Du bist eklig, ich hoffe, du hast mit meinem Gästebettzeug nie was gemacht, was ich damit auch nicht machen würde!“

„Ich bin erst zwölf, Dummbatz!“

In dem Moment kam Taki zurück und brachte Mashuu ein Glas Limonade. Er strahlte sie an und bedankte sich, bevor er Souya einen mahnenden Blick zuwarf.

„Denk dran, Digger,“ sagte er, „Versprochen!“

„Ich hab nichts gesagt,“ seufzte Souya nur und vermied es, Taki anzusehen. Er konnte ihr das doch nicht sagen! Was, wenn sie ihn auslachen würde? Er würde vermutlich vor Scham sterben, wenn das passieren sollte, und dann würde er nie wieder mit jemandem reden.
 

Mashuu hatte vielen Mädchen gesagt, dass er sie mochte und etwa genauso viele gefragt, ob sie nicht zusammen gehen wollten, und Souya hatte so oft miterlebt, wie sie nur doof gekichert hatten, um dann wegzurennen und brüllend loszulachen, dass er der Meinung war, alle Mädchen würden so reagieren. Bei ihm sicher noch mehr als bei Mashuu; der war wenigstens selbstbewusst und hatte keine Angst. Aber er mit seinem Gestotter und seiner piepsigen Stimme, ihn würden sie doch noch lauter auslachen! Seine Stimme, wenn nur seine Stimme nicht dauernd versagen würde, sobald er auch nur einen Hauch nervös oder aufgeregt wurde! Manchmal hatte er das Gefühl, sein Piepsen war höher als die Stimmen seiner kleinen Brüder, das war echt peinlich.

Und Taki dann auch noch. Mashuu hatte gesagt, sie hätte Besseres verdient als ihn – ja, aber sie hatte doch auch Besseres verdient als einen stotternden Piepmatz, der seine Stimme nicht unter Kontrolle hatte, oder? Wie kam Mashuu auf die Idee, sie könnte ihn nicht auslachen, wenn er ihr sagte, dass er sie wirklich sehr gern hatte?
 

Mit diesem Gedanken im Kopf, die sich nicht vertreiben ließen, saß Souya den Rest des Nachmittages quasi schweigend auf seinem Hocker in Mashuus Zimmer, er sprach nur dann, wenn es sich nicht vermeiden ließ; er wollte ja auch nicht unhöflich sein, schon gar nicht Taki gegenüber. Das hatte sie ja echt nicht verdient.

Als eine Krankenschwester sie schließlich zum Gehen aufforderte und Mashuu nölte, sie sollten bleiben und ihm wäre langweilig, wurde von der Schwester aber keine Widerrede geduldet und die Kameraden mussten gehen. Winkend verabschiedeten sie sich, bevor sie das Zimmer verließen und schließlich unten an der Rezeption standen. Da fiel Taki etwas ein.

„Oh, es weiß niemand, dass er uns abholen soll!“

Souya seufzte leise.

Ja… stimmt ja, dachte er. Nur seinetwegen musste ständig irgendjemand kommen und sie überall hinbringen – er konnte verstehen, dass Yashiru genervt war, ihre Brüder überall hinbringen und abholen zu müssen.

„Ach,“ seufzte er, „Dann gehen wir alleine. Falls uns jemand fragt, sagen wir, eine Schwester hat uns gebracht. Ich habe echt keine Lust, jetzt noch hier zu stehen, bis jemand antanzt und uns mitnimmt, das ist echt peinlich.“

„Aber wir verstoßen gegen die Vorschriften…“ machte Taki unsicher, und Souya stampfte an ihr vorbei aus dem Krankenhaus und hüpfte auf der Straße auf und ab.

„Guck!“ rief er ärgerlich, „Ich bin ganz alleine auf der Straße! Oh nein, rette mich, ich bin ja so hilflos und natürlich kommt gleich ein so’n Wichser um die Ecke und frisst mich auf, ey, genau, Alter!“ Taki sah ihn stirnrunzelnd an und seufzte dann auch leise, bevor sie zu ihm ging.

„Hey… ist ja gut, reg dich nicht so auf,“ sagte sie versöhnend, „Okay, dann gehen wir eben alleine. Du hast recht, es wird schon nichts passieren auf dem kurzen Weg. Die Straßen sind nicht abgeschieden, ohne Zeugen könnte uns niemand kidnappen!“

„Eben,“ stöhnte ihr Teamkollege und ging langsam mit ihr los in Richtung von Narutos Haus. „Ich meine, dieser Typ ist doch nicht mal in Konoha, wieso sollte er? Das Dorf wird von außen gut genug bewacht, diese Sicherheitsmaßnahmen sind völlig unnötig und übertrieben. Meine Mutter ist eben immer so hypervorsichtig, nur, weil mein Bruder gestorben ist, noch bevor Yashiru geboren wurde.“

„Dein Bruder ist gestorben? Das tut mir leid… das ist ja traurig…“

„Ich hab ihn ja nicht mal gekannt,“ machte Souya, „Der ist neun Jahre vor meiner Geburt gestorben, hallo? Seitdem hat sich sicher einiges geändert, was das Sicherheitssystem angeht.“ Souya wusste natürlich nichts davon, dass Yusaku nicht in Konoha, sondern in der Nähe von Kirigakure ermordet worden war.

Und dazu noch von seinem Onkel Seiji.
 

Sie gingen wieder stumm nebeneinander her. Sobald sie das Thema Yusaku oder Sicherheit vergessen hatten, musste Souya schmerzhaft wieder an Mashuus Worte denken und an das ‚Versprechen‘, das er ihm eher weniger freiwillig gegeben hatte.

Dieses Jahr noch! Machte der Witze, es war schon November!

Er linste Taki unauffällig von der Seite an und bekam beim bloßen Gedanken, es ihr zu sagen, Herzklopfen.

Nein, nein! entschied er sich dann weise, Ich sage ihr sowas doch nicht, das ist voll übertrieben! So doll ist es ja nun auch nicht, dass es sich lohnt, das zu sagen!

Trotzig verschränkte er die Arme und erntete einen konfusen Blick von Taki.

„Alles okay? Ist dir kalt?“ lachte sie, und er starrte sie an, wurde rot und sah rasch wieder weg.

„Ähhm, n-nein! Ich meine… ähm, also… äh, ich meine, ja, deswegen verschränke ich ja auch die Arme!“

„Alles klar…“ grinste sie, und er wurde noch röter, weil ihm klar war, dass sie ihm kein Wort glaubte. Er war so ein Idiot… wie konnte sich ein Mensch nur so dämlich anstellen?
 

Sie lächelte ihn fröhlich an, während sie ihren Weg fortsetzten.

„Du bist echt lustig, Souya-kun,“ sagte sie ehrlich, „Vor allem, wenn du dich so panisch aufregst.“ Sie kicherte – und löste damit ungewollt einen Panikanfall in ihm aus.

Kicherte! Sie kicherte! Sie lachte ihn aus, er hatte es doch gewusst! Sie fand es komisch, dass er so stotterte! Aber während er sich noch stinksauer eine patzige Beschimpfung überlegte, wie sie so gemein sein konnte, erkannte sie schon selbst das Missverständnis.

„Oh, das war nicht böse gemeint, ehrlich!“ räumte sie lächelnd ein, „Entschuldige, das klang sicher doof… war nicht so gemeint… ich meine, es ist gut, dass du lustig bist! Ich mag lustige Leute!“

Er starrte sie an und blieb verwirrt stehen.

Was hatte das jetzt zu bedeuten? Ihr Lächeln war ihm unheimlich. Und noch verwirrter wurde er, als er sah, dass sie auch leicht rosa wurde und verlegen zu Boden sah, noch immer lächelnd.

„Ich…“ sagte sie leise und scharrte mit dem Fuß auf der Erde herum, „Ich meine, es ist… irgendwie süß.“ Er sagte nichts und starrte sie nur an. „Und süß sollte auch keine Beleidigung sein!“ addierte sie rasch und lachte, „Ihr Jungs kapiert ja nie, das süß etwas Gutes ist, wenn ein Mädchen es für einen Jungen benutzt!“

„D-doch, also… ich meine, das hab ich schon mal gehört…“ stammelte er nervös und begann, unruhig von einem Fuß auf den anderen zu treten. Kurz sahen sie einander an und rasch wieder weg zu Boden, bevor sie wortlos ihren Weg fortsetzten.
 

Sie waren so gut wie angekommen bei Narutos Haus, da fingen sie unabgesprochen wieder an, langsamer zu gehen. Keiner traute sich, etwas zu sagen nach all dem peinlichen Durcheinander von zuvor. Taki war ungewöhnlich still heute, fand Souya, und es verwirrte ihn. Hatte sie bemerkt, dass er sich irgendwie komisch benahm, und hielt ihn jetzt für gestört?

Sicher tat sie das, es war ein Depp…

Er drehte unglücklich den Kopf weg und verbannte die Gedanken aus seinem Gehirn.

Ich kann und werde ihr das nicht sagen, Mashuu! sagte er sich selbst deprimiert, Das ist affig und ich will echt nicht von ihr ausgelacht werden! Taki und ich sind nur Freunde, wenn ich ihr da sowas erzähle, mache ich doch nur alles kaputt…

Er linste wieder zu Taki – als er sah, dass sie auch gerade zu ihm gesehen hatte, gab er ein entsetztes Keuchen von sich, als hätte sie ihn bei einem Verbrechen erwischt, und machte einen Satz rückwärts.

„Ha-hast du mich erschreckt…!“ lachte er nervös und kratzte sich am Kopf, „Äh, w-wir sind da, meine ich!“ Er zeigte auf Narutos Haus und Taki lächelte sanft.

„Ja…“ murmelte sie leise und schien nachzudenken, was sie sagen sollte. Sie blieben beide stehen und sahen sich jetzt eine Weile stumm an. Da war es wieder, dieses Gefühl, als müsste gleich irgendetwas Wichtiges geschehen. Beide spürten es, aber niemand traute sich, den ersten Schritt zu tun…
 

Dann sprachen sie beide gleichzeitig durcheinander, stockten, lachten wieder nervös und entschuldigten sich dann noch mal gleichzeitig, bevor Souya entschloss, Taki zuerst reden zu lassen.

„Ja… also… danke, dass du mich hergebracht hast,“ sagte sie, „Du hast extra den Umweg gemacht.“

„Quatsch,“ widersprach er und lächelte jetzt auch, weil sie wieder normal sprechen konnten, „Ich meine, eigentlich dürfen wir nicht ohne einen Jounin unterwegs sein, da ist es also immer noch besser, wenn wir zusammen gehen, als alleine!“ Taki musste grinsen, weil er zusammen gehen gesagt hatte, aber sie hütete sich, das zu sagen und damit seine gerade verschwundene Schüchternheit wieder mit voller Wucht zurückzuholen. Obwohl er süß war, wenn er rot wurde.

„Ja…“ sagte sie dann gedehnt und sah ihm ins Gesicht, schien auf irgendetwas Bestimmtes zu warten, aber er wusste nicht, worauf, als sie sehr lange schwieg und sich sachte hin und her wiegte.

Er sollte etwas sagen…

Irgendwas.

Am besten das was Mashuu ihm geraten hatte. Jetzt war ein guter Zeitpunkt dafür. Zumindest, wenn er nach den kitschigen Liebesfilmen ging, die Namie und Yashiru manchmal im Fernsehen gesehen hatten.

Hey, das hier war Realität und kein kitschiger Liebesfilm! Er würde sicher nicht mit Rosen um sich werfen, Liebeslieder singen und sie dann vermutlich auch noch küssen!

Er schwieg verbissen und sagte kein Wort, und nach einer Weile senkte Taki lächelnd den Kopf, als würde sie langsam nicken, und trat dann einige Schritte zurück in Richtung Haus.

„Also, ja, danke,“ sagte sie noch mal lachend, „Hinata-san bringt sich sicher nach Hause, du gehst nicht alleine, hörst du?“ Sie wollte sich wegdrehen und gehen, aber plötzlich aus einem ihm unerfindlichen Grund packte er ihre Hand und hielt sie fest.
 

Sie sah ihn erstaunt aus großen, blauen Augen an, und er zwang sich so gut er konnte, nicht rot zu werden, dafür brauchte er eine Menge Kraft. Er machte den Mund auf, aber zu seinem größten Ärger kam kein einziger Ton heraus, obwohl er gerade noch genau die Worte auf der Zunge gehabt hatte, die er sagen wollte.

Jetzt war seine Stimme nicht mal mehr piepsig, nein, sie war ganz verschwunden. Das war nicht besser!

Als er da stand und wie ein Karpfen den Mund auf und zu machte, ohne etwas zu sagen, musste Taki lächeln und versuchte, zu warten, bis er es sagte… sie wollte nicht alles versauen und ihm zu offen zeigen, dass sie schon wusste, was er sagen wollte. Dass sie es an seinem ganzen Verhalten und seinem roten Gesicht und seiner hohen Stimme und dem Stottern schon längst gemerkt hatte… und ihre Augen strahlten ihn an voller Erwartung, forderten ihn auf, jetzt nur keinen Rückzieher zu machen.

Nicht wieder.

Immer noch.
 

„Taki… …“ stammelte Souya nervös und sah sie an, ohne jemals ihre Hand loszulassen, die er inzwischen sanft ergriffen hatte. „Ich… ich… …“ Er machte eine lange Pause, in der er außer einigen unverständlichen, genuschelten Worten nichts hervorbrachte, „Ähm… ich w-wollte… …“

Verdammt.

So konnte er das nicht… so war das noch affiger und peinlicher als sowieso schon mit diesem Stammeln! Noch nie hatte er sich so nervös und furchtbar gefühlt wie in diesem Moment. Selbst die Angst vor der Schlange in Kusa war harmlos gewesen gegen das hier, fand er.

Er schloss kurz die Augen und zwang sich, sich zusammen zu nehmen. Nicht, weil er es Mashuu versprochen hatte (was er eigentlich nicht direkt hatte), sondern, weil er dachte, Taki wäre es wert, die Wahrheit zu erfahren.

Und wenn sie ihn auslachen und dann hassen würde!

Sie würde wenigstens die Wahrheit kennen!

Basta!
 

„Ich hab mi-…!“
 

Ehe er seinen Satz zu Ende sprechen konnte, wo er sich gerade dazu durchgerungen hatte, ihn überhaupt auszusprechen, unterbrach ihn das Mädchen, weil sie ihre Lippen auf seine drückte.
 

––
 

Souya erstarrte und hatte plötzlich das Gefühl, die Luft anhalten zu müssen. Er fragte sich für einige Momente, was da gerade passierte – passierte das wirklich?

Moment.

Er hatte noch gar nichts gesagt und sie… sie… küsste ihn?

Richtig auf den Mund?!

Zeit, schreiend im Kreis zu rennen?
 

Ihre Lippen waren warm und ganz weich und er spürte sein Herz rasen vor Aufregung, als wollte es Purzelbäume schlagen. Es war ein angenehmes und doch komisches Gefühl, geküsst zu werden… das war sein erster Kuss… und sie hatte ihn wohlgemerkt zuerst geküsst! Freiwillig! Trotz des Gestammels!

All das ging dem armen Jungen durch den Kopf, während sie sich eigentlich nur höchstens fünf Sekunden lang so küssten, ganz zärtlich und vorsichtig, ohne große Wagnisse einzugehen. Dann löste Taki sich wieder von ihm und er musste sich zwingen, sie wieder anzusehen.

„Wa-… …?“ war alles, was er (natürlich piepsend) herausbrachte, während er langsam wieder rot anlief. Sie lächelte leicht verlegen, aber ihr Lächeln hatte auch etwas Amüsiertes.

„Entschuldige,“ sagte sie, „Dass ich dich so überrumpelt habe, meine ich! Aber jetzt geht es mir besser… findest du nicht auch, dass diese furchtbare Spannung endlich weg ist und wir wieder besser atmen können?“

„Atmen?“ fiepte er erschrocken.

„Irgendwas hat die ganze Zeit die Luft aus meinen Lungen gedrückt,“ erklärte sie nickend, „Natürlich nicht wörtlich gemeint. Ich habe schon öfter daran gedacht, dass ich Lust hätte, dich mal zu küssen, aber jetzt hab ich es endlich mal gemacht und mir geht’s jetzt gut.“ Sie strahlte wie ein Honigkuchenpferd. Souya wurde fast übel vor Aufregung.

„W-wie jetzt, öfter darüber nachgedacht…?!“ quiekte er und kam sich langsam vor wie ein erregtes Meerschweinchen. Und was stellte er für doofe Fragen?

„Na ja,“ sagte sie und wiegte sich wieder lächelnd hin und her, „Ich mag dich sehr gern, Souya-kun. – Komisch, da traue ich mich Tagelang nicht, es zu sagen, und jetzt, wo ich dich geküsst habe, ist’s ganz leicht!“

„Wa-was meinst du mit Ich mag dich…?“

„Na, das, was ich gesagt habe!“ lachte sie, „Wolltest du… mir nicht eben etwas sagen?“
 

Er räusperte sich verlegen und zwang sich, Ruhe zu bewahren.

„Ich? Ähm, also… na ja, ich wollte dir eigentlich sagen… dass…“ Er nuschelte kleinlaut weiter: „D-dass ich dich… a-auch mag… s-sog-gar sehr, Taki-chan…“

Sie strahlte.

„Das ist so süß!“ freute sie sich, „Das ist so süß von dir, dass du das sagst… und ich dusselige Kuh hab mich nicht getraut…“

„He, du h-hast mich doch geküsst!“ protestierte er.

„Aber erst, als ich geahnt habe, was du sagen willst,“ gestand sie, „Und weil ich mich so gefreut habe, dass du mich offenbar auch magst, musste ich dich einfach küssen!“

„Das ist nicht sehr logisch,“ stöhnte er verwirrt von ihrer Unbeschwertheit. „Also dann, ähm… ich meine… äh… jetzt, wo wir uns geküsst haben und so… meine ich… gehen wir jetzt zusammen, oder was?“

„Na, was denn sonst?“ fragte sie kichernd, „Scherzkeks.“

„So einfach geht das?“ staunte er, „Man küsst sich, sagt sich, dass man sich mag, und dann – ist man einfach so zusammen?“

„Freu dich doch,“ sagte sie und nahm seine Hände in ihre, „Ich muss jetzt langsam heim… wenn du willst, kannst du ja noch eine Weile bei mir bleiben, ich würde mich freuen!“ Sie strahlte, sodass er gar nicht auf die Idee kam, ihre Bitte auszuschlagen.
 

––
 

Der Dezember war beinahe zu Ende.

Sasuke war angenervt, weil nichts so lief, wie er es gerne gehabt hätte. Weder zeigten Yamazakis Visionen ihm irgendetwas Aufregendes Neues, noch ergab die lange Suche nach den Könnern dieses merkwürdigen Jutsus große Erfolge. Zwar leisteten die Kusagayas hervorragende Kooperation und verständigten sich mit allen möglichen Genjutsuexperten, wodurch der eine oder andere Kontakt zu diesen bestimmten Menschen geknüpft worden war – aber keiner von ihnen war mit großer Wahrscheinlichkeit verantwortlich für Akiras und Namies Verschwinden. Man merkte sich zwar ihre Daten, rein sicherheitshalber, aber weder Sasuke noch Sakura noch Sanosuke waren von einem der Verdächtigen überzeugt gewesen. Sasuke hatte mit Naruto geregelt, das selbst in die Hand zu nehmen; es würden keine Anbus ausschwärmen auf der Suche nach demjenigen, der es vielleicht auf seinen Clan abgesehen hatte, und auch niemand sonst, der nicht zur Familie oder zum engsten Bekanntenkreis gehörte. Sasuke und Sakura waren Wochenlang selbst unterwegs, ohne mit großen Neuigkeiten heimzukehren. Während dessen versuchte Mikoto sich gemeinsam mit Masami und den Kusagayas (die erstaunlich hilfreich waren, weil sie so viel wussten) über dieses Jutsu schlau zu machen, aber in keinem der Archive fanden sie mehr als das, was sie bereits wussten.

„Vielleicht gibt es dieses Jutsu, das wir suchen, einfach in unserem Fall gar nicht!“ seufzte Mikoto einmal.

„Der Typ kann schlecht eure Verwandten verschwinden lassen mit einem Jutsu, das nicht existiert,“ sagte Momoiro verblüfft.

„Wenn der Typ selbst auch nicht existiert, wer weiß?“ feixte Masami, und die Mädchen sahen ihn konfus an. „Rein symbolisch,“ erklärte er sich, „Der Feind ist schließlich wie vom Erdboden verschluckt… ich fürchte, allein das Jutsu nützt uns wenig. Wir müssen das Motiv näher betrachten und das Wesen des eigenartigen Täters. Was ist er, was glaubt ihr? Will er Lösegeld? Wohl kaum, dann hätte er es ja längst gefordert.“

„Er will… den Clan vernichten, so wie Großonkel Itachi früher,“ riet Mikoto.

„Nein, nein,“ seufzte ihr Cousin, „Nicht raten, wir dürfen nicht raten! Wir haben keine Zeit, zu raten, was, wenn Namie-san und Akira-kun längst tot sind, bis wir richtig raten? Die Frage ist, was ist er, oder sie, was tut er mit denen, die er holt?“

„Töten, vergewaltigen, essen, was weiß ich,“ machte Momoiro, „Obwohl ich mich nicht festlegen will in welcher Reihenfolge.“ Mikoto verzog das Gesicht.

„Nein, viel zu spezifiziert,“ sagte Masami scharf, „Banaler. Was macht er mit einer Welt in einem Genjutsu – oder was immer es sein mag – in die er Leute steckt? Er hält sie gefangen. Wir müssen uns fragen, wieso, zu welchem Zweck.“

„Weißt du es besser als wir?“ wunderte sich Murasaki ungläubig, „Oder versuchst du, wie er zu denken, um ihn besser finden zu können?“ Sie grinste. „Das ist unser Masami-kun, wie wir ihn kennen, kann in jedermanns Seele eindringen, haha.“ Masami grübelte.

„Das klingt, als wäre ich ein grausamer Mensch, der seine Fähigkeiten zu bösen Dingen ausnutzt,“ sagte er beklommen, „Murasaki, das war nicht sehr nett.“

„Entschuldige,“ Sie wuschelte ihm zu Mikotos Empörung über den Kopf und lachte, „War nicht böse gemeint, Masami-kun.“

„Ich fürchte,“ seufzte er schwermütig, „Es kommt alles nur daher, dass ich zu viel und zu früh Bücher meines Vaters über die menschliche Psychologie gelesen habe…“
 

––
 

Mikoto übernachtete bei Masami. Das tat sie in den letzten Wochen fast öfter, als sie zu Hause schlief, was ihre Mutter im Übrigen ärgerte. Haruka war der Meinung, Mikoto könnte sich genau wie Yashiru mehr um ihre kleinen Geschwister kümmern, statt bei Masami Pyjamapartys zu veranstalten.

„Pyjamaparty, tss,“ hatte Mikoto ihre Mutter angepflaumt, „So ein Quatsch, und ich beschäftige mich mit der Suche nach Informationen über den Kerl, der Nee-san und Akira hat! Es reicht doch, wenn du und Yashiru auf die kleinen Deppen aufpasst!“ Dann war sie mit ihrer Mutter aneinandergeraten wegen ihres (wie Haruka sagte) nicht vorhandenen Pflichtbewusstseins und ihrer Verantwortungslosigkeit, der Streit war in wildem Geschrei und Geschimpfe auf beiden Seiten gegipfelt und Mikoto war seitdem nur noch selten zu Hause.
 

Jetzt lag das Mädchen zusammen mit Masami in seinem Bett und die Dunkelheit des kleinen Zimmers umfing sie wie ein schützender Mantel. Im Moment fühlte sie sich im Haus ihres Onkels bei ihrem Cousin wohler als bei ihren eigenen Eltern. Und Masami würde sie nie wegschicken.

„Wie lange ist meine Schwester jetzt schon weg?“ murmelte sie dumpf und starrte an die Decke, obwohl sie nichts sah, auf dem Rücken liegend. „Als wir in Kusa waren, war es Oktober… und seitdem sind wir kein Stück schlauer als vorher. Ich habe immer das Gefühl, wir… kämen gar nicht von der Stelle oder rennen im Kreis…“

Masami, der neben ihr lag und ebenfalls an die Decke sah, hob jetzt sachte eine Hand und strich Mikoto über den Kopf.

„Hab keine Angst,“ war alles, was er dazu sagte. Das motivierte sie zwar nicht wirklich, aber sie sagte auch nichts mehr, drehte sich auf die Seite und lehnte den Kopf gegen seine Schulter. Sie schwiegen lange.

„Du bist… schön warm,“ murmelte sie dann irgendwann, worauf er lächelnd den Kopf zu ihr drehte. Er dachte für einen Moment an jenen Tag in der Küche, als sie sich geküsst und berührt hatten. Es war jetzt schon etwas her… aber weiter als an jenem Tag waren sie nicht gegangen. Der richtige Zeitpunkt war einfach noch nicht da gewesen. Masami hatte Geduld. Die brauchte er auch, eine Menge davon, wenn er an das Sekaimon dachte und an Namie und Akira, die dahinter waren und nie wieder hinauskommen würden. Es war lästig, gleichzeitig vorwärts zu kommen und dennoch nach allen Seiten Schilde aufrecht halten zu müssen, da seine Familie, die er so verabscheute, nicht ganz so dumm war, wie er gehofft hatte. Zu schnell fanden sie heraus, worauf es ankam, und seine Aufgabe war, ihnen gleichzeitig zu helfen als auch sie in die falsche Richtung zu führen. Das einzige, was ihm leid tat, war, dass er seine geliebte Mikoto anlügen musste; aber sie würde es nicht verstehen.
 

Noch nicht jetzt.
 

Es wird Zeit, die Fäden wieder strammer zu ziehen, sagte er sich innerlich, während er sich ruhig auch zu seiner Cousine umdrehte und sie zärtlich in die Arme schloss. Er spürte, wie sie begann, seinen Hals zu küssen, und wie ihre Hände über sein T-shirt wanderten, das er zum Schlafen trug.

Tante Shiemi ist ein lästiger und dennoch würdiger Gegner, will ich meinen, sie weiß mehr, als sie zugeben würde, fürchte ich… dummerweise hat sie keine Kinder, die ich ihr wegnehmen könnte, um sie zum Schweigen zu bringen, und sie selbst wird ein sehr harter Brocken, vielleicht fast so hart wie Ojii-sama und Obaa-sama; dann noch ihr Freund Yamazaki-san mit seinen Visionen, das ist nicht sehr clever. Aber ich sollte den Kreis schließen… um die Runde zu perfektionieren.

In seinen Gedanken rief er sich Takuma und Yunosuke vor Augen, die aus einem ihm unerfindlichen Grund das Sekaimon gesehen hatten, als Akira verschwunden war; das war in der Tat nicht geplant gewesen. Und es hatte nur Ärger gemacht. Die Kusagayas machten noch mehr Ärger – zuerst waren sie ihm nützlich gewesen, immerhin hatte er mit seinen Sharingan munter diverse Genjutsu von ihnen kopieren können, während sie sich in Sicherheit geglaubt hatten und vermutlich immer noch dachten, er fände irgendetwas an ihnen außer den Jutsus. Aber jetzt bohrten sie tiefer und tiefer und er hatte keine andere Wahl, als sie auszuschalten, bevor sie den Erdkern erreichen würden.

Was mischen sie sich auch alle ein…? Selbst Schuld sind sie, wenn sie jetzt sterben müssen. Und die Welt hinter dem Sekaimon wird… noch voll genug.
 

Er widmete sich jetzt seiner Cousine, die den Kopf von seinem hals gehoben hatte und ihm ins Gesicht sah.

„Niemand darf erfahren, was wir füreinander empfinden…“ flüsterte sie mit einer Spur Angst in der Stimme, „Sie würden es uns verbieten, nicht wahr?“

„Und wenn sie es herausfinden und es tun?“ kam grinsend von ihm, und sie krallte sie unwillkürlich an sein Shirt, drückte sich dicht an seinen warmen Körper heran.

„Ich will dich nicht verlieren…“ sagte sie dumpf, „Niemals. Ohne dich bin ich niemand, Masami…“

„Oh, doch,“ widersprach er ihr und streichelte wieder sanft ihre schwarzen Haare, „Du bist Mikoto. Und du… bist eine wunderschöne junge Frau, die sich viel zu sehr an einen einzigen Menschen klammert… obwohl mir das irgendwie gefällt an dir…“ Ein heimtückisches Lächeln, dann beugte er sich zu ihrem Gesicht hin und sie küssten sich. Es wurde ein langer, tiefer und liebevoller Kuss, und beide atmeten heftig ein und aus, als sie sich voneinander lösten.

„Ja…“ war alles, was sie von sich gab, während sie ihn flackernd ansah und spürte, dass ihr heiß wurde, jetzt, da sie sich so innig geküsst hatten. „Ich werde nicht zulassen, dass wir jemals getrennt werden…“

Masami musste sanft lächeln, bevor er sie liebevoll in die Arme schloss und ihre Schulter küsste.

„Du bist so gutmütig, dass ich manchmal denke, du wärst zu gut für mich und ich hätte dich gar nicht verdient…“
 

––
 

Während Sasuke zur Zeit mit Sanosuke unterwegs war, um Informationen über das Jutsu und seine Anwender zu jagen (Seiji musste seinen Bruder so lange in der Zentrale als Chef vertreten), hatte Sakura alle Hände voll zu tun mit den Vorbereitungen für das alljährliche Weihnachtsessen mit der ganzen Familie; oder dem, was noch übrig war. Shiemi und Kuma halfen ihr netterweise dabei und zwischendurch versuchte Sakura immer wieder, ihre jüngste Tochter dazu zu überreden, ihren Freund, den sie jetzt seit über zehn Jahren kannte, endlich zu heiraten und vor allem Kinder zu bekommen. Nicht, dass die Familie nicht groß genug wäre, aber Sakura liebte kleine Babys und vermisste das Geschrei, weil alle ihre Enkel inzwischen schon so groß waren (die jüngsten, Susumu und Shigeru, waren neun). Shiemi blieb aber energisch und ließ sich nicht überreden.

„Vielleicht bekommen wir eines Tages Kinder,“ sagte sie ausweichend, „Aber zum Heiraten haben wir keine Lust. Außerdem würden die Kinder dann ja Yamazaki und nicht Uchiha heißen, was soll Papa damit?“

„Und was ist mit meinem Clan?“ maulte Kuma dann, „Der ist euch allen egal? Ach, seid ihr gemein, unsozial und diskriminierend!“

„Du mich auch…“
 

Was man zwischen all dem Trubel nicht außer Acht lassen durfte, war Junyas neu errungenes Training mit Masami. Jetzt, wo Souya und Taki offenbar ein Paar waren und nur noch aufeinander rumgluckten, sah Junya wenig Sinn darin, mit dem Resteteam, wie er es nannte, weil sie aus zwei Team zusammengeworfen worden waren, viel zu trainieren. Aber die Aussicht, bald neue Katon-Jutsus zu lernen, war großartig. Und besonders schadenfroh war er darüber, dass seine Brüder das nicht lernen würden und überdies ziemlich neidisch zu sein schienen; sogar Takuma, der eigentlich nie auf jemanden neidisch gewesen war, hatte versucht, ihn von dem Training wegzubewegen. Wenn das keine Eifersucht war!

So stand der Kleine eines Nachmittags zufrieden vor seinem Cousin und Lehrer, der ihn eine Weile schweigend betrachtete wie ein Offizier, der einen Soldaten mustern wollte.

„Lerne ich heute das dritte Jutsu, Masami? Immerhin kann ich die zwei anderen ja schon.“

„Du bist wirklich ein hastiger Kerl,“ seufzte Masami nachdenklich, „Was bringen dir drei wenig ausgefeilte Jutsus? Du solltest lieber das Training mit den beiden, die ich dir gezeigt habe, vertiefen und verinnerlichen, Junya. Was noch zu einem Jutsu gehört, sind die perfekten Bedingungen, unter denen es eingesetzt wird. Bei starkem Regen sind Katon-Jutsus schwerer zu handhaben, ebenso bei extremer Kälte, die hier in Konoha ja eher wenig bis nicht präsent ist.“

„Das weiß ich alles schon,“ sagte Junya trotzig.

„Habe ich mir fast gedacht, das sagst du ja immer, wenn ich es wage, einen oder zwei Sätze zur Theorie zu sagen,“ bemerkte Masami mit hochgezogenen Brauen, „Sei nicht so unhöflich und hör mir gefälligst zu, wenn ich dir etwas beibringen will, dummer Junge!“ Seine Stimme war jetzt verärgert und Junya räusperte sich kleinlaut.

„E-entschuldige…“ nuschelte er verlegen. Masami seufzte.

„Das Hibanakyou no jutsu ist wie ein Pfeilhagel aus Feuer, wenn man es so nennen will, am sinnvollsten ist es aus der Distanz anzuwenden, was sehr nützlich ist, wenn du nicht allzu dicht an einen Gegner heran willst. Es ähnelt dem Housenka no jutsu, mit dem Unterschied, dass du es mit den Händen und nicht mit dem Mund ausführst und dass die Funken, die du erzeugst, kleiner, zahlreicher und schneller sind als die Flammen von Housenka. Verstanden?“ Junya nickte. „Sehr gut. Kazan no nodo dient eigentlich hauptsächlich der Aufhaltung eines dich verfolgenden Gegners, es kommt natürlich auf die von der Natur gegebene Umgebung an. Da es die Erde aufbricht und einen Graben aus Lava erzeugt, den zu überqueren mit der richtigen Umgebung unmöglich ist, schaffst du eine Distanz zwischen dir und dem Gegner, aber wenn du weißt, dass du es mit einem Distanzkämpfer zu tun hat, nützt dir das wenig, Shuriken kann man auch über einen Lavagraben werfen. Das heißt, Kazan no nodo ist nützlicher bei Nahkampffanatikern wie zum Beispiel deinem Bruder Yunosuke oder Akira.“ Wieder nickte der Schüler brav, sah ihn aber voller Neugier an und schien auf eine Fortsetzung zu warten. Masami seufzte erneut. „Also schön… zeig mir, was du kannst, vielleicht zeige ich dir dann das dritte Jutsu.“ Er trat zurück und Junya nahm die Hände hoch, um Fingerzeichen zu schließen.

„Du bist cool, Masami!“ erklärte er noch guter Laune, bevor er die Hände höher riss: „Katon! Hibanakyou no jutsu!“ Ein Regen aus glühenden Funken entstand und prasselte mit lautem Zischen auf den Erdboden, wo die Funken verdampften oder kleine Sträucher anzündeten, die Masami gütigerweise mit einem kopierten Suiton-Jutsu löschte. Er war zugegebenermaßen beeindruckter von seinem kleinen Cousin, als er angenommen hatte. Junya war überaus lernfähig und vor allem sehr rasch dabei, Fortschritte zu machen. In den paar Tagen, die er ihn nun schon unterrichtete, knapp mehr als eine Woche lang war es schon, hatte Junyas Hibanakyou no jutsu sich von etwa zwanzig kleinen Funken am Anfang auf eine Größe gesteigert, die Masamis eigener Ausführung dieses Jutsus ziemlich nahe kam. Ziemlich, nicht zu hundert Prozent, aber Junya war ja auch erst zwölf. Und für das zweite Jutsu galt dasselbe.

Er ist gar nicht dumm, hatte Masami festgestellt, Wenn nur seine Lunge nicht so beeinträchtigt wäre, wäre er sicher besser als seine Brüder, abgesehen davon, dass Takuma sehr viel mehr Geduld und Konzentration besitzt und allein deshalb Chuunin geworden ist. Selbst, wenn Junyas Lunge heil wäre, wäre Takuma wirklich der Einzige des ganzen Jahrgangs, der zum Chuunin taugt… die Leute in Kusa haben das schon richtig entschieden.

„Katon! Kazan no nodo!“ unterbrach Junya seine Gedanken, und Masami beobachtete, wie der Kleine seine Hände wie beim Kuchiyose no jutsu auf den Boden legte und darauf mit einem Krachen die Erde vor ihnen aufbrach und ein Strom aus rot glühender Lava daraus hervorbrach, bevor sich der Boden weiter spaltete und einen breiten Graben voller Lava entstehen ließ. Dann richtete Junya sich keuchend auf und sah zufrieden auf sein Werk, ein breiter Lavaschacht, der den Trainingsplatz zerstörte. Die Lava blubberte böse vor sich hin.

„Und, äh…“ machte Junya dann, „Wie kriegt man den wieder weg? Hokage-sama wird stinksauer, wenn der Trainingsplatz so aussieht, und die kleinen Akademie-Kinder heulen dann, weil sie nicht trainieren können…“

„Keine Sorge, am Sinnvollsten…“ Masami hockte sich hin, schloss einige Fingerzeichen und führte dann ein harmloses Doton-Jutsu aus, das die Erde erschütterte und den Graben wieder begrub und verschwinden ließ, „Am sinnvollsten ist es, alles mit etwas Erde wieder zuzuschaufeln. Siehst du, sieht fast aus wie neu. Ist jetzt sicher schön warm an der Stelle, also wenn du frierst…“ Junya starrte nur fasziniert auf den Erdhaufen, erstaunt darüber, was Masami alles konnte. Gab es überhaupt etwas, das er nicht konnte?
 

Masami ging ein paar Schritte, streckte sich und gähnte dann.

„Okay,“ sagte er darauf, „Komm her, dann zeige ich dir das dritte Jutsu. Die zwei anderen hast du offenbar ziemlich gut drauf, du bist rasch im Lernen.“

„Tja,“ grinste Junya und freute sich über das Lob, ehe er neben ihn kam und auf Masamis Hände sah.

„Also. Das Jutsu heißt Kame no jutsu. – Nicht Schildkröte, Ka wie Katon und Me wie Auge, ich weiß, seltsame Kombination, Kamoku klang aber blöd. Das Jutsu verbraucht mehr Chakra als die zwei anderen zusammen, ist aber auch stärker und vor allem viel gefährlicher. Was die Idee der Sache war… eigentlich brauchst du für dieses Jutsu abgesehen von den Fingerzeichen nicht mal deine Hände, sondern mehr ein starkes Unterbewusstsein.“ Junya starrte ihn groß an.

„Keine Hände? Wie jetzt, kommt das Feuer dann aus den Augen?“

„Haha, nein,“ lachte Masami, „Aber im Prinzip ist es so ähnlich gedacht. Ich mach es dir einmal vor, aber sei nicht enttäuscht, wenn du für die Vollendung dieses Jutsus länger brauchst als bei den anderen… wenn du es überhaupt schaffst.“ Dann schloss er ein paar Fingerzeichen, drehte sich um und sagte ohne eine weitere Bewegung: „Katon, Kame no jutsu!“

Plötzlich ging ein Strauch in einiger Entfernung von ihnen beiden lichterloh in Flammen auf. Junya keuchte und fuhr zurück.

„W-wie hast du…?!“ schrie er entsetzt und zeigte auf den brennenden Strauch.

„Es ist kein Feuer, das aus meinen Augen kommt, sondern Chakra,“ erklärte Masami grinsend, „Und zwar vom Jutsu so konstruiert, dass es das Objekt, das ich ansehe, in Flammen aufgehen lässt, sobald es es berührt; vorausgesetzt, es ist einigermaßen brennfähiges Material, bei einem Stein wird es nicht funktionieren, aber mit viel Anstrengung wäre es sogar möglich, ein ganzes Haus so in Brand zu setzen. Ich habe es bisher noch nie ausprobiert, ein Haus zu verbrennen, aber ich fürchte, wenn ich das täte, wäre selbst mein Chakra ziemlich am Ende. Je größer das Objekt ist und je weiter die Entfernung, desto mehr Chakra wirst du brauchen. Das mit dem Unterbewusstsein vorhin habe ich nicht umsonst gesagt. Es hilft, wenn du innerlich den Busch – in diesem Falle Busch, ja – zwingst, zu brennen, damit zwingst du deine geistige Kraft, die Teil des Chakras ist, eher, das Ziel zu erreichen und es anzuzünden.“ Junya sah ihn fassungslos an und nickte dann erstaunt.

Er probierte das Jutsu aus, schloss die Fingerzeichen und konzentrierte sich mit aller Kraft auf einen kleinen Strauch direkt vor ihm:

„Katon! Kame no jutsu!“
 

Nichts geschah.

Junya sah frustriert auf seine Hände und dann auf Masami.

„Wieso klappt es bei mir nicht?“ nölte er, und Masami lächelte.

„Ich habe dir ja gesagt, sei nicht enttäuscht. Es ist ein schweres Jutsu und unter meinen Ninjutsu sicher eines der Stärksten. Es ist nicht leicht, das zu beherrschen.“

„Wie alt warst du, als du das erfunden hast?“ fragte Junya beklommen, „Papa hat mal gesagt, du hättest schon mit vier Jahren Sharingan gehabt… wieso bist du so… anders als wir und immer so ein Genie?“

„Ein Genie?“ lachte Masami, „Ich selbst würde mich nicht ein Genie nennen! Ein Genie würde es schaffen, wirklich furchtbare Dinge zu verhindern wie Kriege… wäre ich ein Genie, hätte ich verhindern können, dass Namie und Akira verschwinden.“ Dabei senkte er düster den Kopf, und Junya verstand seine Worte. Er senkte den Kopf ebenfalls. „Ja, ich hatte mit vier Jahren Sharingan, Junya. Und es mag sein, dass ich ein außergewöhnliches Talent habe für Jutsus aller Art, aber ich bin kein Genie. Bitte nenn mich niemals ein Genie, das steht mir nicht im Geringsten zu und wahre Genies, falls es welche gibt, fühlen sich dadurch entehrt.“ Junya nickte nur dumpf, würde Masami aber stumm weiter Genie nennen, bei dem, was er alles konnte. Masami kam zu ihm und tätschelte mit einer Hand Junyas Schulter. „Ich habe vor einiger Zeit versucht, dieses Jutsu mit Mikoto zu trainieren. Ich trainiere sehr oft mit ihr, wir beide hängen sehr aneinander, das weißt du sicher. Und weil Mikoto mir so wichtig ist, wollte ich auch ihr ein paar meiner Jutsus beibringen. Das Kame no jutsu… hat sie bis heute nie gemeistert. Selbst sie, denn Mikoto ist eine unglaublich gute und talentierte Kunoichi, vielleicht die Beste unter den Mädchen unserer Familie. Ich halte sie für begabter als Yashiru, Namie und Sae, obwohl Namie mit ihren kombinierten Augen auch ziemlich starke Sachen zu bieten hat. Vielleicht hänge ich deswegen so an Mikoto, weil… sie eben etwas Besonderes ist. Und weil ich sie für fähig halte, das Jutsu eines Tages doch zu meistern. Du siehst also, Junya… versuche es, wenn du kannst, aber erwarte nicht, es in einer Woche zu können.“

„M-hm,“ machte der Kleine, während Masami an ihm vorbei ging.

„Das Training ist beendet, du hast kaum noch Chakra und solltest eine Pause machen. Wir können morgen weiter üben, wenn du magst.“

„Du hast noch nicht geantwortet,“ sagte Junya langsam und drehte sich zu Masami um, der gerade dabei war, zu gehen. „Wie… alt warst du, als du Kame no jutsu erfunden und entwickelt hast?“

Masami blieb stehen, schien kurz zu überlegen und sah ihn dann an.

„Gute Frage. Ich glaube, ich war zehn oder elf, ich bin mir nicht sicher.“

Junya seufzte.

„Wenn du es mit zehn konntest, werde ich es auch mit zwölf schaffen!“ versprach er dunkel, „Das ist jetzt mein Ziel bis zum nächsten August, wo ich dreizehn werde. Bis dahin… kann ich dieses Jutsu!“

„Versprich es nicht,“ lächelte Masami, „Versprich nur Dinge, die du halten kannst, das hat Onkel Satoya dir sicher beigebracht. Er hat doch nie etwas getan ohne die Konsequenzen zu kennen, abgesehen von dem Moment, in dem er deine Mutter geheiratet hat.“

Als Junya sich noch fragte, was das heißen sollte, war Masami schon verschwunden. Konfus blieb der Junge zurück und dachte über die Worte nach.
 

––
 

Er beobachtete am Abend beim Essen stumm seine Eltern, die da saßen, sich gegenseitig keines Blickes würdigten und verdrossen Reis und Sushi in sich hineinstopften. Takuma und Yunosuke waren auch still und sprachen nicht. Dann war es irgendwann Moe, die die Stille brach.

„Wie war euer Tag, Jungs…?“

Die Kinder sahen einander an und seufzten nur. Weil keiner Lust hatte, zuerst Ganz gut zu sagen, wie immer, rein aus Gewohnheit, war es Junya, der anfing.

„Masami hat mir ein cooles Jutsu beigebracht, aber ich bin noch zu doof, um es zu meistern. Ich habe mir vorgenommen, es bis zu unserem nächsten Geburtstag zu können, ihr werdet sehen!“

„Ui, toll,“ machte Yunosuke grantig und unbeeindruckt. Takuma lächelte verzerrt.

„Stress dich nicht. Du packst das schon.“

„Es sind nicht alle wie du und packen einfach irgendwie alles!“ schnaubte Yunosuke genervt, „Du sagst immer Passt schon und dann klappt es echt, bei mir funktioniert das nie!“

„Du bist zu ungeduldig,“ sagte Takuma grübelnd und sah ihn dabei nicht an. Yunosuke murrte und stopfte sich zwei Sushi auf einmal in den Mund. Dann schwiegen sie wieder. Nach einer Weile war es wieder Junya, der die Stille brach, nachdem er seine verbissen schweigenden Eltern weiter beobachtet hatte.

„Streitet ihr euch mal wieder?“
 

Satoya und Moe sahen ihren jüngsten Sohn an und hörten kurz zu kauen auf, bevor sie sich gegenseitig ansahen und dann fast im Chor seufzten.

„Schatz, es… ist kein schlimmer Streit,“ munterte Moe Junya und die beiden anderen nervös auf, „Wir streiten uns manchmal, das wisst ihr doch. Das geht vorüber.“

„Aber von anderen die Eltern streiten sich nicht so oft wie ihr!“ protestierte Junya, „Akiras Eltern zum Beispiel streiten sich nie!“

„Nie, wenn du es mitbekommst,“ sagte Satoya, „Chidori und Nishiki streiten sich sicher auch ab und zu mal, das ist nun einmal so in einer zwischenmenschlichen Beziehung. Ihr drei streitet euch doch auch, wieso dürfen wir beide es nicht?“

„Wir sind ja auch Kinder,“ murrte Junya, „Ich dachte, Erwachsene stehen da drüber!“ Satoya lachte.

„Oh, so leicht ist das leider nicht…“

„Vertragt euch schnell wieder,“ sagte Junya und stand auf, „Ihr seid unheimlich, wenn ihr streitet, okay? – Ich geh pennen, gute Nacht!“
 

––
 

Später am Abend, als Junya längst im Bett war, kam Yunosuke zu Takuma ins Zimmer, der auf einem Stuhl am Schreibtisch saß, die Füße auf dem Tisch, und Musik hörte. Als sein Bruder ins Zimmer kam, schaltete Takuma die Musik leiser und sah ihn an.

„Na, was ist?“

„Sag mal… hatten wir nicht mal vor, den Typen zu schnappen, der Akira und Namie gefangen hat in seinem schwarzen Loch? Ich meine, weil die Erwachsenen ja irgendwie nicht zu Potte kommen…“

„Bist du verrückt?“ seufzte Takuma, „Ich bin immer noch sauer auf dich, weil du Idiot es einfach ausgeplaudert hast, was wir gesehen haben. Ich hatte dich extra gebeten, es nicht weiterzusagen, und jetzt haben wir den Schlamassel.“

„Wieso, es ist doch gut, wenn die Großen es wissen und mit suchen können!“

„Ja,“ seufzte Takuma, „Aber sie hätten es anders erfahren sollen. Du hast uns beide in große Gefahr gebracht, wir können von Glück reden, dass es jetzt alle wissen und wir nicht mehr die Einzigen sind. Was, wenn der Täter rausfindet, dass wir das gesehen haben? Denkst du nicht, dass wir dann auch verschwinden?!“

Yunosuke hörte ihm nicht zu, weil er zum Schreibtisch gekommen war und in all dem Chaos darauf zwei Haarspangen mit gerüschten Schleifen fand.

„Ähm, Nii-san…?! Was zum Geier…?“ murmelte er und hielt ihm die eindeutig für Mädchen bestimmten Haarspangen hin, und Takuma verdrehte die Augen und nahm sie ihm weg.

„Das ist das Weihnachtsgeschenk für Tsumu-chan, du Vollidiot. Denkst du, ich kleb mir Schleifen in die Haare?!“

„Ooohh,“ machte Yunosuke mit einem schelmischen Grinsen, „Nii-san hat ein Geschenk für Tsumu-chan!“

„Natürlich hab ich das, wir sind doch Freunde,“ grinste Takuma, und Yunosuke grinste breiter. „Was du wieder denkst,“ tadelte er seinen Drillingsbruder kopfschüttelnd, „Nur, weil ich ihr was schenke, will ich sie nicht gleich heiraten, du Volldepp. – Zurück zum Thema.“ Er wurde plötzlich wieder ernst und sah Yunosuke durchdringend an. „Wir können und dürfen uns nicht einmischen in diese Sache, so gern ich Akira auch da rausholen würde! Wir wissen nicht mal, ob wir das könnten, und das könnten wir zu einer Wahrscheinlichkeit von neunundneunzig Prozent nicht.“

„Sag niemals nie,“ widersprach Yunosuke, „Seit wann gibst du denn auf?“

„Ich habe neunundneunzig gesagt, das ist nicht nie, sondern fast nie.“

„Ach!“

„Yunosuke, ernsthaft!“ Takuma stand auf und sah zum Fenster, als befürchtete er, jeden Moment könnte ein Monster hereinkommen, „Das ist kein Spiel! Es geht hier um Leben oder Tod! Wir haben schon mehr gesehen und gehört, als wir sollten, das war nicht klug! Wir hätten nicht auf diese Weise und zu diesem Zeitpunkt davon erzählen dürfen! Und den anderen Kindern schon gar nicht! Jetzt sind unseretwegen alle in Gefahr, weil sich alle Gedanken machen! Wenn der Täter das merkt, wird sich uns alle krallen!“

„Hast du Angst?“ gluckste sein Bruder, „Wir sind Uchihas, ey…“

„Verdammt! Es geht, zum Teufel, nicht um den beschissenen Clan!“ Yunosuke verstummte, als sein Bruder plötzlich wütend wurde. Takuma war nie wütend… was war passiert? „Vertrau mir, es ist besser, wenn wir uns raushalten und zumindest bis zum geeigneten Augenblick warten!“

„Damit noch mehr verschwinden?“ grunzte sein Bruder, „Wie soll der Täter rausfinden, dass wir es wissen?! Er ist in Kusa und nicht hier, er wird es nicht erfahren!“

„Hast du Schwachkopf nicht gehört, was Tante Shiemi gesagt hat?! Er wird wohl kaum in Kusa zwei zufällig daher kommende Kinder geschnappt haben, die rein zufällig aus derselben Familie stammen! Wenn er es auf unseren Clan abgesehen hat, wird er herkommen! Was immer wir in dieser Sache noch alles bereden, sprich mit niemandem darüber, mit niemandem! Nicht mal mit unseren Verwandten.“

„Aber…?!“ empörte Yunosuke sich, und Takuma sah ihn funkelnd an.

„Ich bin Chuunin und ranghöher als du! Also befehle ich dir, deinen Schnabel zu halten! Und wenn du meine Befehle missachten solltest, petz ich es Hokage-sama und du wirst niemals Chuunin werden. Jetzt geh schlafen, ich bin hundemüde.“ Yunosuke starrte ihn an, als er sich abdrehte, dann schnaubte er und verließ das Zimmer. Als er weg war, seufzte Takuma resigniert.

Tut mir leid, Otouto, dass ich so grob sein muss… ich kann dir nicht erzählen, was Akira mir gesagt hat, dass es vermutlich Masamis Schuld ist… und es ist echt schwer, euch von ihm fernzuhalten ohne zu verraten, wieso… Junya mit seinem Training ist in großer Gefahr… wenn ich versuche, es ihm auszureden, denkt er nur, ich wäre neidisch… aber jetzt, wo Masami weiß, dass wir beide das schwarze Loch gesehen haben, stehen wir sicher als nächstes auf der Liste! Scheiße…
 

––
 

Takuma hatte keine Ahnung wie recht er hatte.

Und er hatte auch keine Ahnung, dass seine Tante Shiemi und sein eigener Vater bereits auf dieselbe Fährte gelangt waren. Satoya machte sich oft Gedanken über das, was er mit seiner Schwester besprochen hatte; aber sie konnten nichts tun, nichts, was die Gefahr bannen würde, in der sie alle schwebten. Wenn Masami wirklich Mangekyou Sharingan hatte, war es für ihn keine Schwierigkeit, so ein eigenartiges Jutsu aufzubauen mit einer Genjutsuwelt, eine Mischung aus Tsukuyomi und dem, was Kakashi konnte, wie Satoya annahm. Er selbst hatte nie Tsukuyomi erlebt, aber er hatte Berichte seines Vaters und Sanosukes gehört, die zusammen mit Seiji die Einzigen sein sollten, die diese Mangekyou Sharingan besaßen. Es hätten niemals noch mehr werden dürfen… diese Fähigkeit und das Wissen um sie sollte mit ihrer Generation sterben, die Kinder sollten es nie erfahren.

Masami musste es irgendwie erfahren haben… und das bereits mit drei Jahren. Satoya glaubte nicht daran, dass er Naoya aus Versehen getötet hatte; dann hätte er die Mangekyou Sharingan nie bemerkt und sie erst recht nicht bewusst benutzt, was er aber offensichtlich tat, wenn ihre Vermutungen stimmten. Und was war mit Nishiki? Was wusste er oder was hatte er erlebt, dass er so in sich gekehrt war und nicht wagte, auch nur ein Wort zu sprechen, das im Entferntesten mit Masami zu tun hatte? Nicht einmal dann, wenn es unmöglich war, dass Masami es mitbekommen könnte, wagte er, auch nur seinen Namen auszusprechen.

Satoya war kein Polizist und auch kein großer Stratege. Er hatte keine Ahnung, was Shiemi vorhatte, aber er würde tun, was sie für richtig hielt, und abwarten. Zumindest solange, bis Masami es wagen würde, sich an seinen Söhnen zu vergreifen, dann konnte Shiemi noch so sehr sagen, sie müssten warten bis zum passenden Augenblick.
 

Moe unterbrach seine Gedanken.

„Können wir reden?“

Er sah sie kurz an. Sie lagen bereits nebeneinander im Bett und es war finster im Zimmer, aber er konnte die Umrisse ihres Gesichtes sehen.

„Hn,“ machte er und dachte sich, er klang schon wie ein mürrischer Vater. Was wohl aus ihm mal werden sollte…

„Satoya-kun…“ machte Moe und drehte sich zu ihm um, „Sogar die Kinder merken, dass wir uns streiten. Sollten wir nicht wenigstens versuchen, so zu tun, als wäre alles okay? Sie machen sich Sorgen, hast du Junyas Gesicht gesehen…?“

„Ja, hab ich,“ sagte er dumpf, „Ich bin es, ehrlich gesagt, langsam leid, heile Welt zu spielen, Moe.“

„Dann willst du vor den Kindern streiten, damit sie sich schlecht fühlen?“ fragte sie ungläubig, „Geile Idee, wirklich.“

„Wir streiten nicht!“ zischte er ärgerlich und drehte ihr den Rücken zu. „Wir sind momentan nur etwas distanziert, das gibt sich wieder.“

Sie packte seine Schulter, drehte ihn wieder zu sich herum und legte sich energisch auf ihn, damit er sich nicht wieder wegdrehte.

„Wohl streiten wir!“ widersprach sie, „Weil du wegen irgendwas sauer auf mich bist, aber es mir nicht sagst, so kann ich dir auch nicht helfen! Also entweder, du sagst mir jetzt, wieso du sauer bist, oder du lässt dieses Schmollen in Zukunft!“ Er starrte sie an, wie sie auf ihn lag und auf ihn heruntersah. Es weckte so einige in diesem Moment sehr ungünstige Erinnerungen und er schnappte verzweifelt nach Luft.

Denk an was anderes… komm schon…

Aber es war schwer, während er ihren warmen Körper auf seinem spürte und das Verlangen in ihm aufflammte wie eine kleine Explosion. Er drehte hastig den Kopf weg.

„Moe, bitte tu das nicht…“ sagte er benommen, „Geh runter von mir. Gleich kehrst du mir ja doch wieder den Rücken… also tu nicht so, als würdest du…“ Er merkte, dass er laut dachte, und brach erschrocken über sich selbst ab. Dann schob er seine Frau sanft von sich weg und drehte ihr wieder den Rücken zu. Moe saß konfus auf dem Bett.

„W-was hast du denn?“ wollte sie verwirrt wissen, „Magst du es nicht mehr, wenn ich auf dir liege?“

„Nicht unter diesen Umständen.“

„Welchen Umständen?!“ fragte sie verwundert, „Ich verstehe dich wirklich nicht! Sprich mit mir, warum bist du wütend? Hab ich was falsch gemacht?“

„Nein…“ stöhnte er, „Das hatten wir doch schon tausendmal. Moe, es… es liegt eher an mir, das Problem. Das ist nicht… deine Schuld.“

Er war schließlich derjenige, der sie geheiratet hatte, er war schließlich der Idiot, der Sex wollte, obwohl er sich hätte denken können müssen, dass sie Sex immer noch irgendwie als Arbeit betrachtete und deswegen nicht so scharf darauf war. Das musste es sein… zumindest hoffte er, dass es nur das war und nicht womöglich ein anderer Mann. Aber je länger sie sich nicht anrührten, desto nervöser wurde er, desto wütender wurde er auf sie und auf sich selbst, desto öfter kamen ihm böse, abscheuliche Gedanken, sie hätte ihn nur wegen des Geldes geheiratet und die Kinder nur bekommen, damit sie ewig an ihn gebunden war und er sie nicht rausschmeißen konnte… ja, wahrscheinlich hatte sie absichtlich nicht mehr die Pille genommen damals, ohne es ihm zu sagen, und war wie zufällig schwanger geworden…

Nein! schalt er sich wütend, Das ist Paranoia, Satoya, das würde Moe nicht tun! Es ist nicht deswegen, es geht nicht um Geld! Sie hat sicher einfach nur keine Lust… oder ich bin letzten Endes doch ´ne Null, wie schon Kumiko gemeint hat, ohne es je auszusprechen.

Er dachte verbittert an Kumiko und ihr dämliches Kichern. Allein der Gedanke an sie jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Wie hatte er sie toll finden können, diese hirnlose Barbie? Na ja, sie war zwar hübsch, aber sie hatte verdammt noch mal nichts im Kopf! Geschah dem Idioten Yasuki recht, eine dumme Frau geheiratet zu haben. Dafür hatte er selbst eine Nutte, die ihn nicht mehr ranließ.

Auch nicht besser.

Er war ein Idiot.
 

––
 

Satoya sollte nicht mehr viel Zeit oder Ruhe haben, um sich mit diesen Probleme auseinanderzusetzen. Aber das wusste er nicht bis zum Tag des Weihnachtsessens. Draußen hatte es zu schneien angefangen und die weiße Substanz bedeckte in einer dünnen Schicht den Erdboden.

Moe war genervt. Keines ihrer Kinder war zu Huse und dabei wurde es bereits dunkel und sie wollten gleich los zum Familientreffen. Am Morgen waren Sasuke und Sanosuke wie bestellt zurück nach Konoha gekommen und waren jetzt zusammen mit Sanosukes übrigen Geschwistern dabei, die Ergebnisse ihrer Suche nach Anwender des eigenartigen Jutsus auszuwerten. Und Moe saß zu Hause und kein Arsch war da. Abgesehen von der Putzfrau.

„Wenn die nicht pünktlich kommen, kommen wir zu spät!“ meckerte die grünhaarige Frau nervös, während sie schon fertig für das Essen in ihrem schicken Kleid und ihren Stöckelschuhen im Flur auf und ab lief. Die Putzfrau putzte in aller Selenruhe den Herd.

„Das klingt logisch, Uchiha-sama.“

„Ach, lassen Sie dieses sama!“ nörgelte Moe, „Ich bin keine Königin, nur Ihre Arbeitgeberin! Wenn, dann ist mein Mann sama, ohne ihn wäre ich noch in der Gosse!“ Die Putzfrau zog verwirrt eine Augenbraue hoch, als Moe wild mit dem Zeigefinger vor ihrer Nase herumfuchtelte und ihre Haare dabei herum wehten. Die Putzfrau wusste ja nicht, wie wörtlich Moe das meinte, und hielt es für eine maßlose Übertreibung.

„Jetzt beruhigen Sie sich doch,“ versuchte sie es lächelnd, „Die Kinder werden sicher bald kommen. Das haben sie doch versprochen!“

„Ach!“ stöhnte Moe, „Was bedeuten denen Versprechen? Junya ist so begeistert von seinem Einzeltraining mit Masami, dass er da nicht freiwillig weggehen wird, obwohl Masami an sich auch zum Treffen kommen muss – und Yunosuke ist mit seinem Team am Trainieren, als ob den Pünktlichkeit scherte! Und wo Takuma steckt, weiß der Teufel!“

In dem Moment ging die Haustür auf und Takuma kam gut gelaunt herein.

„Da bin ich!“

„Du!“ keifte Moe, rannte in den Flur und zeigte fuchtelnd auf ihn, seine Mütze wies so manche Schneeflocken auf, die gerade schmolzen, „Wo hast du gesteckt?!“ Ehe Takuma eine Chance hatte, zu antworten, fauchte sie weiter: „Keiner von euch Idioten ist hier und ich warte und warte! Wir wollen zu deinen Großeltern zum Essen, wieso treibt ihr euch draußen rum und macht euch nicht fertig?! Wieso warst du überhaupt alleine draußen?!“

„War ich nicht, Yasuki-sensei war mit mir mit,“ sagte der Sohn völlig ruhig und grinste seine hysterische Mutter an. Es machte ihm immer wieder Spaß, sie so aufgeregt zu sehen, es war einfach zu komisch, wie sie an die Decke ging wegen so einem Firlefanz. Und wieso sie es so eilig hatte, obwohl das Treffen erst in einer Stunde war, kapierte er auch nicht.

„Und wo zum Teufel…?!“ fauchte sie weiter, und Takuma zog seine Schuhe, Jacke und Mütze aus und ging in Richtung Treppe, um sich für das Essen noch mal brav die Haare zu richten (dass er dabei in aller anderen Augen nicht brav aussah, war ihm egal).

„Chill‘ mal, Mama,“ grinste er weiter, „Ich hab nur Tsumu-chan ihr Geschenk gebracht, ich war nicht weit weg. Und Yasuki-sensei ist extra mitgekommen wegen der Vorschriften, obwohl ich ihr das Geschenk schon lieber alleine gegeben hätte, du verstehst…“

„Herr Gott,“ stöhnte Moe, „Hat sie sich wenigstens gefreut?“

„Oh ja, sogar sehr, zumindest machte sie den Eindruck. Sie hat mir auch was geschenkt!“ Auf weitere Diskussionen ließ er sich nicht ein, sondern verschwand im Badezimmer. Moe seufzte. Kurze Zeit später kam Junya zur Tür hereingeschneit. Sie fuhr wieder herum, während er erst mal verschnaufte. In der Tür hinter ihm stand Masami, genauso eingeschneit wie der Kleine.

„Ich bin sofort wieder weg,“ versprach er lächelnd, „Oba-san… ich habe nur Junya nach Hause begleitet, du weißt schon, diese neuen Regeln. Ich hoffe, du entschuldigst mich jetzt, ich muss noch nach Hause und die vom Schnee nassen Sachen wechseln. Wir sehen uns ja sowieso später, nehme ich an.“

Moe sah ihn konfus an, während er lächelte, sich höflich verbeugte und dann verschwand.

„Und du,“ sagte sie dann perplex zu Junya, „Ich hoffe, du bist nicht zu fertig, wir gehen noch weg!“

„Ja, ja, mach mal keinen Stress!“ stöhnte Junya und stapfte auch die Treppe rauf, „Ich geh nur duschen und bin dann fertig, Mama! – Kaum ist Papa mal nicht da, spielst du hier die Domina, das ist so ätzend…“

Domina?!“ fauchte Moe empört, dann hörte sie eine Tür aufgehen und wie ihre Söhne diskutierten, wer jetzt Anspruch auf das Badezimmer hatte und wer warten müsste. Jetzt fehlte nur noch Yunosuke.
 

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Yunosukes kleines Team unter Rock Lee beendete zu eben diesem Zeitpunkt das Training. Die drei Genin keuchten erschöpft von den vielen Übungen im Schnee. Dem Lehrer gingen einfach nie die Ideen aus.

„Jetzt gehen wir heim, ich bringe Yunosuke nach Hause,“ verkündete er freudestrahlend, „Euch beiden wünsche ich schon mal frohe Weihnachten, Runa, Genkin!“

„Ja, danke, Ihnen auch,“ erwiderte das Mädchen Runa fröhlich. Der andere Genin, Genkin, vergrub die Hände in den Hosentaschen.

„Ja, Weihnachten ist cool, da kriegt man Geld.“

„Du und dein Geld!“ meckerte Runa und haute ihn, „Denkst du auch mal an was anderes als Geld?!“

„Nein, keine Zeit,“ sagte Genkin, „Und Zeit ist Geld.“

„Argh!“

„Mann, Leute, streitet doch nicht an Weihnachten!“ versuchte Yunosuke die zwei aufzuhalten und lachte blöd, „Ich mein, ich muss nachher zu so’nem obernervigen Familienessen, da streiten sich alle genug! Allein meine Tante Haruka und mein Onkel Seiji in einem Raum, da fliegen die Fetzen…“

„Na, dann wollen wir mal schnell aufbrechen, deine Mutter sorgt sich bestimmt schon,“ grinste Lee – dann fuhr er plötzlich herum, als er ein Geräusch hinter sich hörte. „Was war das?“ machte er verdutzt, und Yunosuke sah ihn blöd an.

„Häh, was?“

Weiterdenken konnte er nicht mehr, denn plötzlich erstarrten Lee, Runa und Genkin alle drei im selben Moment zu Salzsäulen, als wären sie eingefroren worden. Es war plötzlich totenstill auf der Lichtung, auf der sie waren, und Yunosuke sah sich verwirrt um.

„Ähm… Sensei?!“

Lee antwortete nicht. Yunosuke schrie erschrocken, als der Lehrer vor ihm plötzlich zeitgleich mit den Teamkollegen wie ein Sack Kartoffeln zu Boden stürzte und da reglos liegen blieb, als hätte etwas Unsichtbares sie alle zugleich umgebracht.

„Oh mein Gott! Sensei!! Runa-chan?! Genkin?! Oh scheiße, w-was ist denn los…?! W-wacht auf…!“ Er rüttelte panisch an seinen reglosen Kollegen und fuhr herum, als er plötzlich eine kalte Klinge an seinem hals spürte. Er erstarrte. Sein Herz pochte in seiner Brust vor Angst und plötzlich wusste er, was geschehen würde.
 

„Versuch nicht, wegzulaufen, Yunosuke. Wenn du es tust… wirst du sterben.“
 

Yunosuke wurde sich gerade der Kälte bewusst, die ihn plötzlich packte und zu ersticken drohte, als ihn plötzlich endlose Schwärze umfing.

Die Welt verschwand.
 

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Im selben Moment beeilte Masami sich weit entfernt von jenem Ort, nach Hause zu kommen, immerhin musste er zu dem nervigen Familientreffen, auf die er schon seit Jahren keine Lust mehr gehabt hatte. Stundenlanges Zusammensitzen mit einem Haufen sich gegenseitig bekriegender Menschen machte ihm nur Kopfschmerzen. Er wäre lieber mit Mikoto alleine, dachte er, während er über die Straße lief und mit einem Mal auf Momoiro stieß, die dahergelaufen kam.

„Masami-kun!“ strahlte sie ihn an, und er blieb stehen.

„Ja, ich bin es,“ sagte er höflich wie immer, „Kann ich irgendwas für dich tun? – Sofern es kurz ist, ich muss mich etwas beeilen.“

„Hast du schon mit deinem Opa und deinem Onkel gesprochen? Was haben sie gefunden, meine ich, auf der Suche?“

„Ich war noch nicht dort, aber ich werde gleich hingehen, meine Großmutter veranstaltet ihr alljährliches Weihnachtsessen.“

„Oh… ich meinte nur, so als Info, ich hoffe, sie haben was Spannendes gefunden, das uns hilft, Namie und Akira zurückzubringen.“ Masami lächelte sie unergründlich an, worauf sie leicht rosa im Gesicht wurde und ihre Gedanken wie immer viel zu offen zeigte, als dass Masami nicht sehen könnte, was sie sich wünschte, welchem Verlangen sie nachhing, solange sie ihn kannte.

Sie war so naiv… naiv und zu offenherzig.

Ja, Momoiro… dein Interesse an dieser Sache und an mir wird bald enden. So sicher wie das Licht am Ende eines Tages enden wird.
 

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So sicher wie das Licht am Ende eines Tages wird es enden, genau wie der endlose Fluch des Uchiha-Clans.
 

Kuma Yamazaki hob blitzschnell den Kopf, als sich plötzlich Dunkelheit über seine Gedanken legte und die inzwischen vertraute Stimme, die er oft in seinen Träumen hörte, lachend in seinem Kopf verhallte, bis sie verstummt war.

„Der Fluch!“ erinnerte er sich keuchend und kippte um gegen die Wand, die zum Glück in der Nähe war, während er der Mutter seiner Freundin Shiemi eigentlich beim Tisch decken für das Essen half. Er fasste erschrocken nach seinem Kopf und für einen Moment verschwamm die Umgebung vor seinen Augen zu einer düsteren Schwärze, in der für einen Bruchteil einer Sekunde wie ein Aufblitzen Yunosukes Gesicht auftauchte.

„Kuma-kun?!“

Er schüttelte den Kopf. Als er wieder klar sehen konnte, stand Shiemi mit einem Haufen Schüsseln in den Armen vor seiner Nase und starrte ihn fassungslos an.

„Bist du krank oder so? Du siehst übel aus, ist dir schlecht?“

„Mir geht’s gut,“ keuchte er perplex, „Yunosuke! Ich habe Yunosuke gesehen, eben gerade! Und die Stimme habe ich gehört! W-wo ist dein Vater?!“

„Ich bin hinter dir, Yamazaki,“ kam es, und Kuma drehte sich um. Sasuke stand mit verschränkten Armen in der Tür. Hinter ihm tauchten seine drei Söhne und Chidori auf, die ja wegen der vorangegangenen Besprechung bereits im Haus waren. „Was ist passiert? Hast du was gesehen?“

„Was ist mit Yunosuke?!“ fuhr Satoya seinem Vater ungehobelt dazwischen, sah ihn entschuldigend an und schob ihn dann zur Seite, „Sprich, Yamazaki-kun!“

„Er ist in den Schatten verschwunden… die meine Träume überdecken wie ein Dach aus purer Bosheit…“ murmelte Kuma benommen, und Shiemi erbleichte.

„Soll das heißen, er ist auch-…?! Wie kannst du das wissen?!“

„Das kann ich nicht,“ sagte er bekümmert, „Ich könnte mich irren.“ Er sah Satoya beunruhigt an, als der strauchelte und seine kleine Schwester Shiemi fassungslos anstarrte.

Sie dachten im gleichen Moment dasselbe und ein Blickwechsel reichte, um Shiemis Entschluss zu festigen.

Wenn er versucht, uns zu kriegen… dann soll er es versuchen, bis er schwarz wird.

„Seiji-nii-chan,“ sagte sie zu ihrem Bruder, und Seiji machte ein müdes und irgendwie totkrankes Gesicht. Aber er hatte schon seit vielen Jahren nicht mehr gesund ausgesehen.

„Was ist?“ machte er murmelnd. Shiemi sah erst zu ihrem Freund Kuma, dann wieder zu Seiji.

„Wo sind Kanae und dein Sohn? Es gibt etwas Dringendes zu besprechen.“ Sie verlieh ihren Worten Nachdruck, als sie die Brauen senkte und den Rest der Familie unnachgiebig anstarrte. „Jetzt. Sofort.“
 

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Harr harr xDD am Titel hat man ja sicher gleich gedacht 'okay, jetzt verschwindet er also!', aber ja, wir setzen die Reihe fort! xD oder auch nicht... xDD hahahaha xD
 

oh ja, langes kapi. Sorry _ _' aber das mit souya und taki hat so lange gedauert, war aber nötig, hier und jetzt uû
 

ach ja, erneute Kanji/Japanisch-Lektion:

"Das Jutsu heißt Kame no jutsu. – Nicht Schildkröte, Ka wie Katon und Me wie Auge, ich weiß, seltsame Kombination, Kamoku klang aber blöd."
 

Das Wort (besser, das Kanji) Kame heißt Schildkröte^^ aber das Kame vom kame no jutsu ist aus zwei Zeichen gebaut, einmal Ka, 火, Feuer, und Me, 目, Auge. Dann, was das mit dem Kamoku soll^^ Fast alle Kanji haben mehr als eine Lesung, d.h. es gibt viele Arten sie auszusprechen. Das 火 z.B. heißt eigentlich hi, kann aber auch ka gelesen werden in manchen worten, in 'Hokage' heißt es plötzlich ho. Und das Auge heißt me, aber manchmal auch moku. Wenn man ein Wort aus zwei Kanji bildet, werden meistens die Sino-Japanischen Lesungen benutzt, das wären in diesem fall ka und moku, deswegen wäre es logischer, das Jutsu kamoku zu nennen, oder wenn, dann hime, aber kame ist eine Kombi, die sicher niemals so möglich wäre xD aber als ich das jutsu erfunden hab wusste ichs noch nicht besser, deshalb... xDD

Der Fluch des Uchiha-Clans

„Weihnachten fällt dieses Jahr aus!“

„WAS?!“ schrien die Kinder im Chor und starrten Sasuke an, der sich vor ihnen aufbäumte wie eine große, bedrohliche Gewitterwolke. Sasuke war einer der wenigen Menschen, vor denen selbst Susumu und Shigeru größten Respekt hatten; obwohl er schon alt und ein Opa war, war seine Erscheinung immer noch furchteinflößend und ehrerbietend, wie es sich für das Oberhaupt des Uchiha-Clans gehörte.
 

Sanosukes Kinder, Takuma, Junya und Sae standen samt ihren Elternteilen, die noch nicht im Haus des Oberhauptes gewesen waren, vor der Tür des besagten Gebäudes, in der Sasuke stand und eben diese unheilvolle Botschaft verkündet hatte. Und sie war eingeschlagen wie ein Blitz.

„Keine Geschenke?!“ nölten Susumu und Shigeru empört, „Opa, spinnst du?!“

„Echt mal?!“

„KEIN ESSEN?!“ schrie Kansuke aufgelöst.

„So eine Scheiße, wieso mach ich mich zum Affen und komme extra her?!“ keifte Sae, „Ich hätte genauso gut mit June-chan weggehen können, ihr blöden Pisser!“

„Sae!“ mahnte Nishiki sie entsetzt. „Spricht man so mit seinem Großvater?!“

„Sae will zurück in den Puff und Schlampe spielen,“ grinste Shigeru schadenfroh, und Sae sah ihn herablassend an.

„Ich bin keine Schlampe, du kleines Arschloch! Als ob du Kind wüsstest, was das ist! Und was ein Puff ist, ich gehe nicht in Puffs, ich bin vierzehn!“

„Das ist ja die Schande,“ glucksten die Zwillinge, „Hey, Onkel Nishiki, wenn du uns ´nen tausender gibst, sagen wir dir, was Sae so alles treibt…“

„RUHE!“ bellte Sasuke, worauf alle zu ihm herumfuhren. Die Erwachsenen waren auf andere Weise entsetzt über den Ausfall des Festes.

„Was ist passiert?“ fragte Yashiru sofort. Mikoto sah sich nervös um.

„Wieso ist Masami nicht da? Und Tante Kanae?“

„Die kommen später,“ schnarrte Sasuke übelst gelaunt, „Rein mit euch, bleibt da und verlasst auf keinen Fall das Haus.“

„Und wo steckt Yunosuke?“ wunderte sich Takuma beunruhigt. Er bemerkte Sasukes starren Blick beim Namen seines Bruders und ihm wurde komisch. Er hatte eine dunkle Ahnung, was Sasukes Hektik bedeuten könnte… und, dass weder Yunosuke noch Masami hier war. Er hatte keine Zeit, nachzudenken, denn seine Mutter schob ihn ins Haus hinein, wo sie erst mal Schuhe und Jacken auszogen. Es schneite schon wieder.
 

„Was ist hier los, Sasuke?!“ fragte Haruka jetzt auch, „Habt ihr etwa was rausgefunden?! Wer der Täter ist?“

„Nein,“ sagte er, „Aber es ist was passiert, ja. Wir müssen etwas Wichtiges bereden, du, Haruka, wirst zusammen mit Yashiru und Nishiki auf die Kinder aufpassen, während wir weg sind, wir sind bald zurück. Moe, du kommst mit.“

„Ich?!“ machte die Frau erschrocken, von ihrem Schwiegervater angesprochen zu werden, dann auch noch in derartig herbem Befehlston.

Haruka senkte verärgert die Augenbrauen.

„Ich werde abgeschoben?!“ fauchte sie, „Auch mein Kind ist verschwunden, ich habe ja wohl…!“

„Verdammt, ich will nichts mehr hören! Ich bin hier das verdammte Oberhaupt, ist das angekommen bei euch allen?!“ Er sah alle der Reihe nach wütend an und die Kinder erstarrten jetzt komplett erschrocken, sogar Susumu, Shigeru und Sae erbleichten. Sie hatten ihren Großvater nie so wütend erlebt.

„I-ich kapier nicht, was hier abgeht…“ sagte Sae dann unglücklich und sah plötzlich aus, als wollte sie zu heulen anfangen. Nishiki legte beruhigend eine Hand auf ihre Schulter, aber es half ihr wenig, zu spüren, wie er vor Panik zitterte.

Sasuke verließ zusammen mit Moe das Haus und die anderen blieben geschockt im Flur zurück.
 

––
 

Sie fingen Kanae und Masami auf dem Weg zu Sasukes Haus ab und gingen dann alle zusammen in Seijis Haus, das ja nicht zu weit weg war, um in Abwesenheit der Kinder zu klären, was zu klären war.

Kanae war völlig verwirrt über den plötzlichen Ansturm auf ihr kleines Heim. Völlig durch den Wind bot sie den Verwandten Tee an, aber niemand schien welchen zu wollen.

„Es geht um Yunosuke,“ sagte Shiemi, und Moe fing plötzlich an, panisch zu hyperventilieren. Satoya sah sie beunruhigt an, obwohl auch er blass war.

„Mein Kind…!“ keuchte die Frau, „Was ist mit ihm, Shiemi?!“

Es war Kuma, der sprach.

„Ich sah ihn in einer Vision umhüllt von Finsternis – seitdem… nehme ich ihn auf dieselbe Weise wahr oder nicht wahr wie Akira und Namie… das heißt, er… ist auch verschwunden.“ Er senkte traurig den Kopf, während Kanae die Hände vor den Mund schlug und Seiji an die Wand starrte, als könnte sie etwas dafür.

Moe verdrehte die Augen und murmelte noch benebelt, ihr wäre schwindelig, bevor sie keuchend in Satoyas Armen zusammenbrach und nach ein paar Sekunden des panischen Hustens das Bewusstsein verlor.

„Oh nein!“ rief Sakura und stürzte zu ihr, „Wie grauenhaft! Kuma, das wäre doch auch sanfter gegangen, s-sie ist seine Mutter!“ Sie fühlte hastig nach Moes Puls, aber er schien in Ordnung zu sein.

„War nur der Schock,“ sagte Satoya zu seiner Mutter, während sie beide bei Moe am Boden knieten, Satoya hielt ihren Kopf auf dem Schoß. „Sie wird wieder aufwachen, ist nur der Kreislauf, das hatte sie auch, als Junya damals Tuberkulose hatte und die Nachricht kam, es sehe nicht gut aus für ihn, weißt du noch?“ Sakura sah ihn unglücklich an, so taten es auch die meisten anderen voller Mitleid. Satoya ließ sich von Kanae ein Sitzkissen geben, legte das unter Moes Kopf und erhob sich dann wieder, als wäre nichts gewesen. Alle wussten, dass es nur schlechte Schauspielerei war, die er betrieb… sein Sohn war in diese komische Parallelwelt verschwunden und es war nicht unbedingt wahrscheinlich, dass er ihn jemals wiedersehen würde. Niemand empfand da nichts.

„Das heißt, der Täter ist in Konoha,“ sagte Sanosuke scharf, „Kuma hat offenbar genau den Moment in der Vision erwischt, an dem Yunosuke verschwunden ist. Es kann nur Minuten her sein, wenn wir uns beeilen, schnappen wir den Täter vielleicht!“

„Nicht so schnell,“ sagte Shiemi, „Mir geht es jetzt zu weit und ich will Maßnahmen ergreifen. Wir suchen, glaube ich, an ganz falschen Orten und vergessen das Wichtigste. Wer hätte ein Motiv, den Uchiha-Clan verschwinden zu lassen? Was für Voraussetzungen benötigt dieses merkwürdige Jutsu, welche hatte es bei Kakashi? Wir wissen, wieso Kakashi fähig war, dieses Jutsu anzuwenden, und da gibt es so einige Überschneidungen.“

„Du sprichst in Rätseln,“ sagte Sakura, „Was meinst du, Shiemi?!“

Shiemi wandte ihren Blick eiskalt auf Masami.

„Die Liste meiner persönlichen Verdächtigen ist nicht sehr lang und du stehst ganz oben, Masami,“ sagte sie. „Ich will dich anklagen und vor Gericht stellen, da soll geklärt werden, ob du es bist, der hinter allem steckt und noch hinter mehr, das ich jetzt nicht aussprechen werde.“
 

––
 

Masami machte ein ungläubiges Gesicht.

„Mich?“ fragte er offenbar verblüfft. „Du denkst, ich wäre der Täter? Habe ich dir etwas Böses getan, Oba-san, weil du so nett persönliche Verdächtige gesagt hast… das klingt leicht nach Ich nehme dann mal den, den ich am wenigsten mag…“

„Das hat mit mögen nichts zu tun und du weißt das ganz genau,“ sagte Shiemi, „Spiel nicht das Unschuldslamm, das zieht bei mir nicht mehr. Eigentlich hat es das in deinem Fall noch nie. Du bist zu schlau um mit dem Dackelblick durchzukommen. Verkauf mich nicht für dumm, Masami. – Nii-san, hast du mich verstanden? Ich will ihn anzeigen!“

Sanosuke starrte sie nur fassungslos an, ebenso alle anderen, ausgenommen Satoya, der auf Moe sah und so tat, als beobachtete er ihre Bewusstlosigkeit.

„D-du… du meinst das ernst?!“ keuchte Sanosuke dann, „Das… das glaube ich nicht! Masami ist selbst Teil der Familie, wieso sollte er…?!“

„Das klären wir vor Gericht,“ sagte sie, „Aber um das vorweg zu nehmen, hat er nicht vor einigen Wochen erst gesagt, die Familie ginge ihm so auf die Nerven?“

„Ihr versteht mich alle falsch,“ lachte Masami, „Gerade deswegen nervt sie mich ja, wegen Leuten wie dir, Oba-san!“ Shiemi sah ihn an und Masami erwiderte jetzt ihren herrischen, kalten Blick. Sie beide wussten ziemlich genau, mit wem sie es zu tun hatten und starrten einander eine Weile an wie geifernde Raubtiere. „Alle verdächtigen sich gegenseitig und immer geht es um den Clan, den Clan, den Clan,“ erläuterte Masami sich, „Wer hat je gesagt, es geht wirklich um den Uchiha-Clan, was immer der Täter vorhat? – Wie dem auch sei, ich möchte mich auch nicht querstellen.“ Er verneigte sich vor Shiemi und den anderen. „Oba-san hat ja vielleicht recht, ich bin eine Gefahr, weil ich Dinge sage, die schon Itachi gesagt hat. Ich werde freiwillig vor Gericht gehen und aussagen, was ich zu sagen habe, wenn euch das als Beweis reichen sollte. Ojii-sama… du bist das Oberhaupt, du solltest das entscheiden.“

„Freiwillig?“ machte Kanae erschrocken und schlug wieder die Hände vor den Mund, „Schatz, d-du hast nichts getan! Du musst das nicht tun…“

„Doch, das muss ich, weil mir sonst niemand glaubt,“ sagte er und lächelte, als hätte er ihr eine gute Botschaft überbracht.

„Du scheinst ja sehr von deiner Unschuld überzeugt zu sein,“ sagte Shiemi. Masami grinste.

„Ja, etwa so sehr wie du von meiner Schuld!“ Wieder bohrten sich die kalten Blicke ineinander und die anderen hatten das Gefühl, lieber zurücktreten zu müssen. Schließlich seufzte Sasuke genervt.

„Vielleicht schafft das Gericht Klarheit,“ sagte er, „Dobe ist Hokage, der ist dafür zuständig. Dann soll er entscheiden, was geschieht, sich alle Seiten anhören und das Richtige tun. Das hier ist eine familieninterne Sache und das würde ich lieber auch familienintern regeln… aber zu sehr sollten wir uns nicht abschotten vom Dorf, von dem wir ein Teil sind, und sie auch teilhaben lassen an unseren Geschichten.“ Alle senkten die Köpfe, um ihm stumm zuzustimmen. Satoya sah immer noch verbittert auf die ohnmächtige Moe.

„Sag mir, Yamazaki-san,“ warf Masami dann noch grübelnd ein, „Zu welchem Zeitpunkt genau hast du Yunosuke in der Dunkelheit wahrgenommen?“

„Jetzt ist es fünfundfünfzig Minuten her.“

„Hmm,“ machte Masami nickend und schien zufrieden zu sein, „Dann kann ich schon die erste Zeugin nennen, nämlich Momoiro Kusagaya, mit der ich um diese Uhrzeit zu ziemlich großer Wahrscheinlichkeit auf der Straße geredet habe; ich wüsste nicht, wie ich da Yunosuke hätte verschwinden lassen sollen, aber wir werden sehen.“

„Die Versammlung ist beendet. Sakura, bring Moe zusammen mit Satoya ins Krankenhaus, sicherheitshalber. Alle anderen kommen mit mir und holen ihre Familien bei uns ab, Seiji kann mit seinen Leuten natürlich hier bleiben.“ Keiner sprach, alle gehorchten. Satoya und Sakura machten sich auf den Weg zum Krankenhaus, die anderen gingen mit Sasuke zur Tür. Shiemi und Masami standen sich gegenüber, während Kanae die Überraschungsgäste hinausbegleitete.

„Ich bin gespannt, was du zu bieten hast, Oba-san,“ sagte Masami dumpf und zeigte ein grausames Lächeln, das Shiemi nicht erst deuten musste.

„So einfach wie damals mit dem Lügendetektortest kommst du mir nie wieder davon, verlass dich darauf,“ war ihre Antwort, bevor sie den anderen folgte.
 

Masami zweifelte stark an ihren Worten.

Nein, Oba-san… ich weiß genau, was du auf Lager hast und was du mir vorwirfst… aber du weißt gar nichts über das, was ich tue. Weder, wieso ich es tue, noch, was genau ich tue. Damit wirst du nicht weit kommen. Hoffentlich wird die arme Mikoto sich nicht zu sehr erschrecken über diese Sache.
 

––
 

Als Moe zu sich kam, lag sie in einem fremden Bett mit weißer Bettwäsche in einem genauso weißen Raum. Sie identifizierte den Ort schnell als Krankenhaus und fragte sich, was geschehen sein mochte – da hörte sie Takumas Stimme neben sich.

„Papa, sie ist wach!“

Moe sah nach rechts und erblickte ihren ältesten Sohn neben dem Bett stehen, wie immer hing der Stiel eines Lollis aus seinem Mund. Als sie weiter sah, erblickte sie auch Junya und Satoya.

Wo war Yunosuke?

„Oh nein…“ wisperte sie und wurde blass, worauf die drei neben ihr die Augen weiteten, „E-es war kein Traum! I-ich dachte, ich wache auf und alles ist gut! Y-Yunosuke ist-…?!“ Sie schnappte heftig nach Luft und sah ihre Kinder und ihren Mann verstört an. Takuma senkte betreten den Kopf und Junya zitterte am ganzen Körper.

„Nicht sterben, Mama,“ sagte Takuma unglücklich, „Yunosuke ist verschwunden, Tante Shiemis Freund kann ihn nicht mehr in dieser Welt wahrnehmen. Er trifft vielleicht Akira und Namie, hm?“

„Denkst du, das tröstet mich?!“ keuchte Moe, und Takuma kämmte sich unruhig mit den Fingern die vor kurzen fast komplett schwarz gefärbten Haare; nur zwei Strähnen seines Ponys waren nicht schwarz, dafür aber hellblau.

„Ich hab auch Angst!“ sagte der Junge, „Ich hab genau dasselbe gesehen wie Yunosuke, als Akira verschwand, ich bin bestimmt als nächstes dran! Aber ich will mich nicht damit abfinden, die drei nie wieder zu sehen, solange wir nicht bewiesen haben, dass es unmöglich ist, sie zurückzubekommen. Wir müssen jetzt zusammenhalten und dürfen auf keinen Fall gegeneinander arbeiten!“

„Du hörst dich an wie ein Erwachsener…“ stöhnte Moe verzweifelt und setzte sich auf, „Du bist doch noch ein Kind! Hals dir nicht diese Verantwortung auf… b-bitte nicht.“

„Das habe ich bereits, als ich sah, wie Akira verschwand,“ seufzte Takuma, „Hätte ich Akira damals laufen lassen, wäre das nicht passiert; vielleicht. Vielleicht auch nicht. Vielleicht hätte der Täter auch so weitergemacht, wir wissen nicht, wieso er das tut…“

„Das ist auch für euch beide belanglos,“ warf Satoya streng ein, „Ihr seid beide keine Jounin, was hier passiert, ist über eurem Niveau und zu gefährlich. Ab jetzt haltet ihr euch raus da, verstanden, vor allem du, Takuma. Und Junya, dein spezielles Training ist ab heute beendet. Masami wird keine Zeit mehr haben, sich um dich zu kümmern.“

„WAS?!“ schrie Junya. „Hallo, wieso denn das?!“ Satoya warf ihm einen Blick zu, der keine Widerrede duldete.

„Weil ich das sage, Junya.“ Er holte Luft und beschloss dann, die Wahrheit zu sagen über das, was los war; die Kinder würden es ohnehin erfahren. „Tante Shiemi glaubt, Masami ist derjenige, der die drei hat verschwinden lassen. Sie hat ihn angezeigt und wir klären das vor Gericht.“
 

Moe, Junya und Takuma starrten ihn an. Takuma besonders.

Dann wusste Tante Shiemi es?! Woher…? Heißt das das Ganze hat ein Ende…? Oder hat sich schon Onkel Nishiki damals vor Namie geirrt und es war wirklich nicht Masami? Aber wieso sonst sollten Namie und Akira verschwinden…?

„Da also die Vermutung – nur die Vermutung! – besteht, dass Masami mit schlechten Absichten komplizierte Genjutsu gegen seine eigene Familie anwendet, ist es euch ab sofort verboten, in seine Nähe zu kommen, egal aus welchen Gründen, es sei denn, der Verdacht gegen ihn wird aufgehoben und es kann bewiesen werden, dass er unschuldig ist,“ sagte Satoya streng, „Tut mir leid, Junya, aber ich kann dich nicht in Gefahr bringen, indem ich dich bei ihm trainieren lasse. Das verstehst du hoffentlich. Ich habe schon Yunosuke verloren und muss euch beide mit allem beschützen, was ich habe.“

„Wir haben Yunosuke noch nicht verloren,“ widersprach Takuma, „Wir werden eine Lösung finden, ich glaube so lange daran, bis mir das Gegenteil bewiesen wird.“

„Pff,“ stöhnte sein Vater, „Du gibst wohl nie auf! Wenn du jetzt noch sagst Das ist mein Ninjaweg, nenne ich dich Naruto!“
 

––
 

Naruto war entsetzt gewesen über die Neuigkeiten. Aber er hatte sich dem Gesetz fügen müssen. An diesem Punkt war es gewesen, dass er zum zweiten Mal in seinem Leben nicht sicher gewesen war, ob er für das Amt des Hokage noch taugte. Er war alt geworden, Entscheidungsschwach und offenbar wuchs ihm das Dorf jeden Tag mehr über den Kopf.

Nichts hatte er mitbekommen von Masamis angeblichen Untaten, keinen Moment lang hatte er gemerkt, dass der Feind, den alle in der ganzen Welt gesucht hatten, vermutlich hier in Konoha gewesen war, die ganze Zeit.

Das war nicht gut.
 

Am nächsten Tag gleich versammelten sich die ältesten und die ranghöchsten Shinobi des Dorfes gemeinsam mit Naruto und quasi dem halben Uchiha-Clan im Hokage-Gebäude, das für den Moment als Gericht dienen würde. Auch einige hochrangige Köpfe des Hyuuga-Clans, Nishiki eingeschlossen, waren dabei, immerhin gehörte auch der Hyuuga-Clan zu Konohas Elite. Sasuke und Sakura waren da, Sanosuke (Haruka hatte gegen ihren Willen daheim bleiben und die Kinder einhüten müssen), Seiji und Kanae natürlich, Chidori, Satoya und Shiemi und Kuma.

Als die ganze Mannschaft das Gebäude betrat und Masami als letzter aus dem Schnee hineinkam, war Mikoto im Korridor. Abgesehen von ihrem Vater, der ihr einen erstaunten und offenbar missbilligenden Blick über ihre Anwesenheit zuwarf, beachtete sie niemand. Masami blieb vor ihr stehen. Sie schwiegen einander an und schließlich sah Mikoto ihm ins Gesicht, als sie sprach.

„Ich habe gehört, was sie dir vorwerfen,“ sagte sie ernst.

„Natürlich hast du das,“ erwiderte er lächelnd.

„Ich glaube kein Wort von dem, was sie sagen,“ fuhr sie fort, „Ich weiß, dass du das nicht getan hast. Nicht du, Masami. Weißt du, wieso ich es so sicher weiß? Du… hast einmal zu mir gesagt, ich wäre der wichtigste Mensch deines Lebens und du würdest niemals zulassen, dass mir jemand wehtut, wie es die Kinder im Kindergarten getan haben. Und würdest du das hier wirklich tun, dann tätest du mir weh, mehr als irgendein Mensch auf der Welt es jemals könnte.“ Masami sah sie ruhig an, während sie sprach.

Er wusste, dass sie so dachte.

Er kannte sie zu gut, um das nicht wissen zu können.

„Deswegen…“ flüsterte sie leise und lächelte jetzt, „Weiß ich, dass du es nicht gewesen sein kannst.“ Sie sah rasch hinter sich, und da bereits niemand außer ihnen mehr auf dem Flur war, küsste sie ihn liebevoll und innig auf die Lippen, bevor sie sich verneigte und schnell das Gebäude verließ.

Er sah ihn schmunzelnd nach, seiner kleinen Sonne.

Ja, das war sie wirklich… sie ahnte nicht mal annähernd, wie wertvoll sie für ihn war, dass sie ihm wichtiger war als alle Menschen der Welt zusammen, sogar wichtiger als seine beiden Eltern.

Wichtiger als es Naoya einst gewesen war.

Er seufzte und betrat dann den Raum.
 

––
 

„Uchiha Masami,“ begann Naruto voller Ernst und mit der Autorität, die eines Hokages würdig war, während er auf den Jungen herabsah, der auf einem Stuhl inmitten von Menschen saß und artig hinaufsah. „Wir haben heute einiges zu besprechen, was dich betrifft, weil dir einige Dinge vorgeworfen werden, die du verbrochen haben magst, einige länger, einige nicht so lange her. Du bist Sonderjounin, zugehörig dem Dorf Konohagakure, fünfzehn Jahre alt, geboren am zweiundzwanzigsten Juni hier in Konohagakure. – Soweit alles richtig?“

„Ja, Hokage-sama.“

„Wir beginnen mit den jüngsten Ereignissen und Vorwürfen,“ sagte Naruto und sah jetzt zu Shiemi. „Am besten übernimmst du das, Shiemi…“

Shiemi erhob sich von ihrem Platz.

„Hn,“ machte sie nickend, bevor sie Masami ansah. „Ich beschuldige ihn, verantwortlich zu sein für das spurlose Verschwinden von Namie, Akira und Yunosuke. Namie verschwand im Oktober in Kusa, Akira einige Wochen später ebenfalls in Kusa, Yunosuke verschwand gestern Nachmittag. Du hast mit Hilfe eines Genjutsus eine Parallelwelt aufgebaut, in die du die drei geschickt hast und in der du sie gefangen hältst, wenn sie nicht tot sind. Außerdem beschuldige ich dich, gestern Rock Lee, Shigi Genkin und Hoshino Runa mit einem ebenfalls starken Genjutsu außer Gefecht gesetzt zu haben, sie haben schwere psychische Schocks erlitten und liegen noch im Krankenhaus. Drittens verdächtige ich dich, in Kusa eine große, beschworene Schlange mittels Kuchiyose no jutsu auf Souya gehetzt zu haben, die Mashuu Nara schwer verletzt hat.“ Sie machte eine Pause. „Soweit zunächst, Hokage-sama.“
 

Masami lächelte immer noch.

Da fehlt ja die Hälfte, Oba-san, ich bin enttäuscht… oder willst du das nicht vor meinen Eltern aussprechen? Denn dann wärst du quasi verantwortlich dafür, dass mein Vater sich von einer Klippe stürzt, wenn er hört, dass du denkst, ich hätte meinen eigenen Bruder getötet…
 

Naruto seufzte leise und nickte auch, als Shiemi sich wieder setzte. Er sah auf Masami.

„Ich denke, die Anklagen waren dir bekannt, Masami. Willst du etwas dazu sagen?“

„Oh,“ machte Masami, „Ich würde gerne eine Menge sagen, aber ich möchte uns Zeit ersparen. Da ich bewandert mit Genjutsu bin, liegt es natürlich nahe, dass ich als einer der wenigen hier im Dorf in der Lage wäre, ein solches Parallelwelt-Jutsu zu entwickeln – wir alle wissen, dass ich schon als Kind Jutsus erfunden habe und seitdem auch viele Genjutsu, wie ich gerne zugebe. Aber, Oba-san, gibt es… auch nur den geringsten Beweis dafür, dass ich all das getan habe, was du mir vorwirfst?“

„Zum Zeitpunkt von Yunosukes Verschwinden warst du bei keinem der hier Anwesenden,“ sagte Shiemi, „Und da Kuma ihn jetzt auf dieselbe Weise nicht wahrnimmt wie Namie und Akira, liegt es nahe, dass sie alle drei vom selben Täter gefangen wurden.“

„Ah, ja, das stimmt,“ nickte der Junge erstaunt. „Nun, falls es irgendwen interessiert, gibt es aber jemanden, bei dem ich zum bestimmten Zeitpunkt war, und zwar Momoiro Kusagaya.“

„Ja,“ bestätigte Naruto, „Sie kommt nachher und erzählt uns auch was dazu, keine Sorge.“ Er sah zu Shiemi. „Was sollen die Beweggründe für ein derartiges Verbrechen an der eigenen Familie sein?“

„Ich habe öfter aus seinem Mund gehört, der Clan gehe ihm auf die Nerven,“ meinte Shiemi, „Deswegen gehe ich davon aus, dass es mit dem Clan zu tun hat, immerhin stammen alle Betroffenen, wenn auch Akira nur so halb, aus unserem Clan. Was Akira angeht, habe ich auch eine Theorie und ich verlange, dass Nishiki auch seinen Senf dazu gibt, hier und jetzt, er schweigt mir nämlich zu lange. Ich glaube,“ Sie machte eine Kunstpause, „Dass Nishiki von Namies Verschwinden gewusst hat, bevor wir es wussten, und auch, durch wessen Hand das geschah. Ich will mich jetzt nicht festlegen, wie er das erfahren haben mag, aber er hat Augen und Ohren wie wir alle. Dann erscheint es logisch, dass Akira nicht zum ‚Plan‘ gehörte, sondern er nur verschwinden musste, um als Geisel herzuhalten, damit Nishiki den Mund hält.“

„Herrje,“ sagte Masami, „Du bist aber ausgefuchst, Oba-san.“ Er grinste sie schelmisch an, und Shiemi schnaubte. Nishiki war erbleicht, als sein Name gefallen war.

Nein! Er durfte nichts sagen… wenn er es täte, würde Akira sterben… er zweifelte nicht daran, dass Masami ihn auch im Gefängnis umbringen könnte, es sei denn, man hackte ihm die Finger ab, damit er keine Jutsus mehr machen konnte.

„Nishiki,“ sagte Naruto verblüfft, „Ähm… ist das wahr, was Shiemi sagt? Hast du irgendetwas zu… diesem Fall beizutragen?“

Nishiki starrte seinen Vater an und alle anderen starrten ihn an, vor allem Sanosuke.

„Du wusstest davon?!“ keuchte er außer sich. Sasuke hielt ihn fest.

„Ruhe, Herr Gott.“

Dann erhob Nishiki sich langsam und Masami sah ihn mit einem eiskalten, grauenhaften Mörderblick an, bei dem er dennoch lächelte.

Du weißt, was du zu tun hast, Oji-sama… enttäusche mich nicht und zeig mir, was für ein schlauer Junge du sein kannst.

Nishiki holte Luft.
 

„Ich habe keine Ahnung, wovon ihr sprecht.“
 

Alle sahen ihn an und Shiemi runzelte die Stirn.

Blufft er jetzt…? Aus Angst um Akira…? Oder weiß er etwa wirklich nichts? Ich bin nicht bescheuert…

„Ich weiß nichts über Namie und wusste nichts bis zu dem Zeitpunkt, an dem alle anderen es auch wussten…“ sagte Nishiki ernst und machte tatsächlich seit langem wieder einen seriösen Eindruck. „Ich war etwas in mich gekehrt in der letzten Zeit, aber verdammt, was wärt ihr, wenn euer Sohn verschwunden wäre?!“

„Reg dich nicht auf,“ sagte Naruto erschrocken, „Ist ja schon gut… denk dran, dass du hier vor Gericht die Wahrheit sagen musst, andernfalls wird das bestraft.“

„Ja, dessen bin ich mir bewusst,“ sagte Nishiki ernst. Masami war beeindruckt.

Hach ja, für das Leben deines Söhnchens nimmst du jede Strafe auf dich, hmm? Lobenswert…

Er sah zu Shiemi und ließ sich seinen Triumph kein bisschen anmerken.

Du wirst es nicht aussprechen vor versammelter Mannschaft, Oba-san… du wirst niemals aussprechen, wieso einer aus dem Uchiha-Clan am geeignetsten dafür ist, ein solches Jutsu zu errichten, weil niemand um dieses Geheimnis wissen darf…

„Dann spricht er die Wahrheit,“ verkündete Naruto an Shiemi gerichtet. Shiemi runzelte die Stirn. Sie war davon überzeugt, dass Nishiki log. Aber sie hatte nichts, um es zu beweisen, nur ihre offenen Augen und ihre Vermutungen. Sie dachte sich plötzlich, dass es zu früh gewesen war, Masami anzuklagen… er würde davonkommen. Es gab einfach zu wenige Beweise. Aber wie hätte sie länger warten sollen? Jetzt, wo Satoya garantiert nach dem Verschwinden seines Sohnes nicht mehr bereit war, zu warten, und Nishiki zum Schweigen verdammt war, wer blieb noch übrig, um ihr zu helfen?

Es sah nicht gut aus.

„Die Schlange,“ fuhr sie fort. „Sie ist innerhalb des Todeswaldes in Kusa beschworen worden, das steht fest, nirgends gibt es Spuren ihrer Existenz außerhalb dieses Waldes. Das heißt, nur jemand, der innerhalb dieses Waldes gewesen ist zu jener Zeit, kann es gewesen sein. Auch hier deutet alles auf Masami hin; er hatte hier genug Gelegenheiten, die Schriftrolle aus der Stube meiner Eltern zu stehlen, eine gefälschte hinzustellen, die verbrannt wurde, um in Ruhe das Jutsu zu lernen. Masami war dank des Genjutsu-Teams im Wald und obwohl dieser von Kameras überwacht wurde, gab es genug Stellen, an denen keine waren, immerhin muss ja auch ein klein wenig Privatsphäre vorhanden sein. Da es keine andere Vertragsrolle gab als unsere hier, kommt aus einem anderen Dorf niemand in Frage. Abgesehen von meinem Vater und meinem Bruder dürfte niemand dieses Jutsu mehr beherrschen. Von den Genins kann es niemand gewesen sein, weil das Jutsu zu schwer für sie ist, und Momoiro und Murasaki Kusagaya, die mit Masami wegen der Genjutsus dort waren, waren nie im Haus meines Vaters.“

„Ja,“ sagte Naruto und sah wieder auf Masami, „Dann deutet wirklich alles auf dich hin.“

„Ich habe keine Ahnung, wie jemand an die Rolle gekommen sein mag, ich habe sie nicht angerührt. Wenn Ojii-sama sie nicht bereits verbrannt hätte, hättet ihr sie ja nach Fingerabdrücken untersuchen können. Ich habe vor einigen Wochen bereits vor versammelter Familie bewiesen, dass ich dieses Jutsu, das Schlangen beschwört, nicht beherrsche. Ich bin gern bereit, es noch mal zu beweisen, Hokage-sama.“

„Auch, ohne deinem Gegenüber dabei wie hypnotisierend ins Auge zu starren?“ fragte Shiemi verblüfft, „Ich war der Meinung, dass mein Vater bei der Antwort, dass er dir glaubte, recht willenlos wirkte, und denke, du hast ihm die Antwort aufgezwungen.“

„Aha…“ lachte Masami amüsiert, „Klar, und ihr alle habt doch genauso wenig eine Schlange gesehen wie er oder ich, also selbst, wenn ich ihn zu der Antwort gezwungen hätte, habt ihr eindeutig gesehen, dass ich es nicht beherrsche.“

„Weigerst du dich, es hier und jetzt zu beweisen, ohne mich zu hypnotisieren?“ fragte Naruto scharf. Masami erhob sich.

„Keinesfalls, Hokage-sama. Wie Ihr wünscht.“ Er machte brav die Fingerzeichen und legte die rechte Hand auf den Boden, dabei sah er nur auf den Boden und niemanden an. „Kuchiyose no jutsu!“

Nichts geschah.
 

Shiemi runzelte abermals die Stirn und fragte sich, ob sie irgendetwas übersehen hatte. Das war unmöglich, Masami musste es gewesen sein, daran bestand absolut kein Zweifel! Sie fragte sich nur, wieso er keine Schlange beschwören konnte. Hatte er das Jutsu letztlich etwa irgendwie verlernt? Oder ein Jutsu erfunden, dass ihn andere Jutsus verlernen lassen würde, auf dass er so etwas wie das Kuchiyose no jutsu verschweigen könnte?

Masami setzte sich also wieder hin, nachdem Naruto anerkannt hatte, dass er die Wahrheit sprech, da keine Schlange erschienen war, nicht mal eine halbe. Er sah seine Tante nicht an, spürte ihre Verwirrung über sein Tun aber geradezu und hätte am liebsten laut gelacht über ihre Dummheit.

Auf das Einfachste kommt ihr nicht, weil es euch zu einfach erscheint! Weil ihr alle mich für ein Genie haltet, denkt ihr in meinem Fall immer zu viel und zu kompliziert und kommt nicht auf die Idee, dass etwas so Banales Grund für diesen Trick ist!

Aber er würde sich hüten, seinen Triumph offen zu zeigen. Er ergötzte sich lieber stumm an der zunehmenden Schwäche seiner Tante, die nach und nach jeden ihrer Fäden verlor, die sie gegen ihn in der Hand gehalten hatte.
 

Naruto seufzte erneut und lehnte sich zurück.

„Damit wäre schon einiges durch; wann genau Namie verschwunden ist, kann niemand sagen, daher wird es schwer, zu beweisen, wer zu dem Zeitpunkt anwesend gewesen sein kann. Wir wissen um Akiras Zeitpunkt dank Takumas und Yunosukes Beobachtung, aber da das ganze Dorf außer den beiden geschlafen hat, kann niemand beweisen, ob Masami nun in seinem Bett oder wo anders gewesen sein mag. Wir sollten uns also auf Yunosuke beschränken; ich denke, Momoiro sollte jetzt hereinkommen und uns sagen, was sie zu sagen hat.“

Die Tür ging auf und Momoiro kam herein. Masami sah sie kurz an und grinste, sie lächelte scheu zurück und setzte sich auf den Platz, den man ihr zuwies, neben Masami in der Mitte.

„Kusagaya Momoiro, fünfzehn Jahre alt, Jounin des Dorfes Konohagakure, geboren am dritten September in Konohagakure, alles richtig?“

„Ja,“ sagte Momoiro.

„Masami sagt, du wärst gestern um zwanzig nach fünf mit ihm zusammen gewesen. Ist das richtig?“

„Ja.“

„Wo genau war das und was habt ihr gemacht?“

„Auf der Hauptstraße, wir haben uns unterhalten. Zugegeben war es nicht lange, aber bis halb sechs sicher, ich habe nicht auf die Uhr gesehen.“ Naruto nickte und sah zu Shiemi.

„Wann genau sind Lee und die Kinder angegriffen worden? Zu dem Zeitpunkt muss auch Yunosuke verschwunden sein, der ja mit ihnen zusammen war, zum selben Zeitpunkt hat auch Yamazaki seine Bilder gesehen.“

„Wir können es nicht genau feststellen,“ sagte die Frau, „Aber mit ziemlicher Sicherheit haben die im Krankenhaus gesagt, dass sie den Schock zwischen zwanzig und fünfunddreißig nach fünf erhielten.“

„Innerhalb von fünf Minuten ist es unmöglich, von der Hauptstraße zu jenem Trainingsplatz zu kommen,“ sagte Naruto nachdenklich, „Also selbst, wenn Masami sich um halb von Momoiro trennte, könnte er nicht danach zum Platz gerannt sein, um sie zu überfallen. Da ihr Genjutsu mit den Sharingan ausführt, gehe ich davon aus, dass Augenkontakt nötig ist.“

„Das ist richtig,“ machte Shiemi, „Mir ist zumindest kein Genjutsu solcher Art bekannt, das keinen Augenkontakt erfordert.“

Alle schwiegen eine Weile.

„War das alles, was ihr von mir wolltet?“ fragte Momoiro kleinlaut und sah sich um. Masami lächelte.

„Was heißt alles, du rettest meine Freiheit, ich bin dir zu Dank verpflichtet.“

„Niemand spricht hier von Freiheit,“ murrte Shiemi, „Noch nicht.“ Naruto schien es entweder nicht gehört oder ignoriert zu haben, denn er erhob sich.

„Kraft meines Amtes als Hokage,“ seufzte er, „Spreche ich Masami in allen Punkten… frei. Wir haben für keine der Taten einen eindeutigen Beweis, nur Vermutungen helfen nicht weiter. Allerdings halte ich es für sicherer, dich unter die dauerhafte Bewachung eines Anbus zu stellen, sozusagen auf Bewährung.“

„Der verfolgt mich überall hin?“ fragte Masami. „Kommt er auch mit mir duschen und so?“ Momoiro kicherte. Naruto schnaubte.

„Selbstverständlich ist eine angemessene Privatsphäre garantiert, aber er wird überwachen, wohin du gehst, wie lange, wer in dein Haus kommt, wie lange bleibt, wann geht und so fort. Was ihm verdächtig erscheint, wird er mir mitteilen.“

„Einverstanden, Hokage-sama,“ sagte Masami artig. Die Menschen erhoben sich geschlossen, da hielt Shiemi Naruto noch einmal auf.

„Hokage-sama, es gibt da noch etwas, das ich mit Euch, meinem Vater und Masami alleine besprechen muss. Unter acht Augen, sozusagen.“

„Zehn,“ machte Satoya und senkte den Kopf, worauf Shiemi ihn verblüfft anblickte. Die anderen machten sich schon auf den Weg, zu gehen.

„Was haben die denn noch zu sagen?“ fragte Sanosuke und sah verblüfft zwischen Seiji, Chidori und seiner Mutter hin und her, „Und wieso werden wir ausgeschlossen?!“

„Reg dich nicht auf,“ sagte Seiji trocken, „Ich bin nur froh, dass mein Sohn diese… grauenhaften Sachen nicht getan hat. Ich muss erst mal schlafen auf diesen Schreck…“
 

––
 

Naruto, Shiemi, Satoya, Sasuke und Masami waren jetzt alleine im Raum.

„Momoiro hat ihre Mütze vergessen,“ meldete Masami beklommen und hielt eine violette Mütze in der Hand. Sie war schon weg… vielleicht sollte er sie nachher besuchen und sie ihr bringen, auf die Gefahr hin, dafür von Mikoto verhauen zu werden.

„Da gibt es noch mehr, das ich nicht in Anwesenheit aller aussprechen möchte,“ fing Shiemi an, „Vor allem nicht vor deinen Eltern, weil ich mir ernsthaft Sorgen um Seiji-nii-chan mache, er sieht echt übel aus.“

„Ich mir auch,“ gestand Masami seufzend, „Aber ich glaube, das ist nicht das Thema.“

„In der Tat,“ machte Shiemi ernst. „Die psychischen Schocks, die Lee und die Kinder erlitten haben, oder sagen wir, ihr Zustand jetzt, kommen dem gleich, den mein Vater und Kakashi-sensei einst hatten nach einer Tsukuyomi-Attacke. Schon mal gehört?“

Masami zog eine Augenbraue hoch.

„Natürlich,“ machte er, „Tsukuyomi ist ein Gott und Sohn der Urgötter Izanagi und Izanami! Vergisst du etwa, dass ich meinem Brüderchen Märchen vorgelesen habe?“ Er lächelte, und Shiemi schnaubte.

„Spiel nicht den Dummen. Ich spreche von der Attacke, Tsukuyomi, die nur mit Hilfe einer bestimmten Form von Sharingan angewendet werden kann. Und ich bin sehr sicher, dass du davon weißt, obwohl du es nicht dürftest, da der Clan schon vor deiner Geburt beschlossen hat, das Geheimnis um die Mangekyou Sharingan auf ewig zu versiegeln und niemals wieder davon zu sprechen.“
 

Naruto erstarrte, Sasuke und Satoya sahen sich eine Weile bedrückt an. Masami machte ein perplexes Gesicht.

„Mangekyou… Sharingan?“ sagte er. „Ah, besondere Form, ihr meint so etwas wie das, was Kakashi-san hat! Ihr denkt, ich habe das auch, und kann deswegen auch Parallelwelten erschaffen? Langsam verstehe ich jedenfalls, wovon ihr redet.“

„Es hat mit dem von Kakashi nichts zu tun,“ machte Satoya, „Du hast deine Sharingan extrem früh bekommen und hattest damals immer Probleme mit deinen Augen, ich habe das genau beobachtet. Ich habe mich mein Leben lang gewundert… wieso die ersten Tropfen, die ich dir gab, plötzlich brannten, statt zu helfen; und ich bin dahinter gekommen, dass deine Augen gereizt waren, weil du die Sharingan benutzt hast… und das Problem waren nicht etwa deine normalen Sharingan, sondern vielmehr die Mangekyou Sharingan… mit denen du damals schon den Eisenmann und die beiden kleinen Kinder ermordet hast.“

„Okay, jetzt habe ich den Faden wieder verloren,“ gab Masami verwundert zu. „Ich soll den Eisenmann getötet haben? Und die beiden Jungen? Zugegeben habe ich sie echt gehasst, weil sie immer gemein zu Mikoto waren, aber deswegen hätte ich sie nicht umgebracht.“

„Der Zustand von Rock Lee und den andern stimmt genau mit dem Tsukuyomi-Trauma überein,“ sagte Shiemi scharf, „Also muss es Tsukuyomi gewesen sein. Die einzigen, die aus der Familie die Mangekyou Sharingan besitzen, sind mein Vater, Sanosuke und dein Vater. Niemand von denen wird es gewesen sein.“

„Aber ich, oder wie?“

„Durchaus. Um die Mangekyou Sharingan zu erhalten, muss man eine Bedingung erfüllen. Man bekommt diese Weiterentwicklung nur, wenn man einen Blutsverwandten tötet… und ich glaube, dass es in deinem Fall Naoya ist, den du selbst getötet hast, wodurch du die Mangekyou Sharingan bekamst. Es passt alles zusammen und ich bin sicher, dass es so ist, Hokage-sama.“
 

Masami sah die vier anderen verwundert an.

„Ah ja…“ sagte er stirnrunzelnd, „So ziehen sich die Polizisten also ihre Lösungen aus der Nase. Wie kommst du auf die Idee, ich würde meinen Bruder töten, den ich über alles geliebt habe, wie dir meine beiden Eltern bestätigen können? Und ich habe bis heute nie etwas von diesen Mangekyou Sharingan gehört, auch nicht von einer Technik namens Tsukuyomi.“

„Lügendetektortest?“ schlug Naruto entsetzt vor ob der Uneinigkeit.

„Nein, unnötig,“ machte Shiemi, „Schon als Kind hat er einen durchgemacht und ist unschuldig rausgekommen. Ich glaube, er ist ein verdammt guter Schauspieler und hat eine übermenschliche Selbstbeherrschung, die seinen Puls und seinen Blutdruck bezwingen kann.“

„Und wie willst du das beweisen?“ wunderte sich Masami. „Vielleicht gibt es außer dieser Tsukuyomi-Technik noch andere, die ähnliche Schäden anrichten wie die an Rock Lee und den Kindern?“

„Keine uns bekannten. Von Tsukuyomi wissen auch nur einige hier im Dorf.“

„Weswegen es natürlich ausgeschlossen ein anderes Jutsu sein kann,“ erwiderte Masami verdutzt, „Logisch klingt, was ihr sagt, aber ihr schließt die Gegenbeweise ja völlig aus.“

„Es gibt keine Gegenbeweise.“

„Auch keine dafür. So wie bei all deinen Vermutungen, Oba-san, für nichts und wieder nichts hast du dich heute zum Affen gemacht. Komisch ist das alles schon, aber ich fühle mich wohler jetzt, wo meine Unschuld bewiesen ist.“

„Sie ist nicht bewiesen, nur deine Schuld ist es auch noch nicht. Ich bleibe bei meiner Überzeugung, wenn ich also als Nächstes verschwinde, ist klar, dass du es warst. Ich habe nichts zu verlieren.“

„Ich schon,“ seufzte Masami, „Ich habe Leute, die mir wichtig sind, ich weiß nicht, ob du das auch hast, Oba-san.“

„Hüte deine Zunge…!“

„Halt, halt!“ stöhnte Naruto, „Moment mal, ich komme nicht mehr nach, Shiemi-chan! Du denkst, er hätte damals mit drei Jahren Naoya getötet, dann die Mangekyou Sharingan-…“ Er wurde unterbrochen, als plötzlich die Tür aufging und Momoiro hereinkam.

„E-entschuldigung!“ machte sie, „Meine Mütze hab ich vergessen…“ Sie sah in fünf ernste Gesichter. Masami hielt ihr lächelnd die Mütze hin.

„Ja, Dummchen,“ sagte er zu ihr, „Komm gut heim.“ Sie nickte, sah verwirrt in die Runde und ging zurück zur Tür, nachdem sie Masami die Mütze abgenommen hatte. Kurz bevor sie rausging, hörte sie noch, wie Naruto wieder zu sprechen anfing.

„Dass er mit drei die Mangekyou Sharingan bekommen hat, vorsätzlich, wohlgemerkt, um das, was Itachi getan hat, zu wiederholen, nur ohne Blut, quasi?!“

Mehr bekam sie nicht mit, weil sie die Tür schloss und eilig das Gebäude verließ.
 

„Was Itachi getan hat, war anders, er hat alles auf einmal ausgemistet,“ murmelte Sasuke, „Wir wissen nichts außer dass das, was man mit Lee, Runa und Genkin gemacht hat, mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit Tsukuyomi gewesen ist.“

„Was ist dieses Tsukuyomi? Ein Genjutsu?“ wunderte sich Masami.

„Durchaus.“

„Habt Ihr nicht vorhin gesagt, Hokage-sama, dass man für Jutsus solcher Art Augenkontakt bräuchte?“ fragte Masami, „Da ich mit Momoiro auf der Hauptstraße war, wie soll ich gleichzeitig so ein Jutsu Meilenweit weg angewendet haben?“

„Was fragst du mich das, deine Tante ist doch die Schlaue hier…“ machte der Hokage verzweifelt und raufte sich die Haare.

„Wenn du es nicht warst, war es jemand anderes aus der Familie, der Mangekyou Sharingan hat,“ sagte Sasuke scharf. „Ich war es nicht und Sanosuke und Seiji waren die ganze Zeit bei mir. Da niemand außer Naoya von unserer Familie gestorben ist in den letzten Jahren, bedeutet das, dass der, der Naoya getötet hat, aus unserer Familie war und jetzt Mangekyou Sharingan hat. Da Kanae keine richtige Uchiha ist und sonst nur du zu Naoyas Todeszeit im Haus warst, kommst nur du in Frage.“

„Und wie wollt ihr jetzt eure zugegeben pfiffige Theorie beweisen, Ojii-sama?“

„Das können wir nicht,“ meinte Satoya und sah zu Naruto, „Ich appelliere einfach an Eure Vernunft, Hokage-sama! Wir können das nicht übersehen und so tun, als wäre nichts.“

„Abe wir können auch niemanden zu unrecht einsperren,“ erwiderte Naruto dumpf. „Wir wissen nicht zu hundert Prozent, ob es nicht vielleicht doch ein völlig anderes Genjutsu gewesen ist, das Lee und die Kinder erwischt hat! Während wir hier unsere Zeit verschwenden, könnte es auch genauso gut sein, dass der wahre Täter im Dorf umherschleicht und niemand etwas merkt.“

„Ja, das stimmt,“ nickte Sasuke ernst. „Dann sollten wir ihn wie du gesagt hast überwachen, solange, bis wir seine Schuld oder Unschuld bewiesen haben. Und er darf das Dorf nicht mehr verlassen. Auch nicht mit Begleitung, nicht solange wir nicht wissen, ob unser Verdacht stimmt.“

„Herrje,“ seufzte Masami bekümmert, „Darf ich denn Fernsehen?“

„Verarsch mich nicht!“ blaffte Sasuke ihn ärgerlich an, während Masami grinste.

„Was ist mit dem Rest der Familie?“ fragte Satoya, „Sollen sie wissen, worüber wir geredet haben? Ich meine, Seiji und Kanae…?“

„Zu niemandem ein Wort,“ war alles, was Shiemi sagte. Sie sah Masami an. „Du auch nicht.“ Masami verneigte sich höflich und ging dann zur Tür.

„Ich verabschiede mich dann und bedanke mich für eure Großzügigkeit,“ sagte er ernst, „Wenn ich auch nicht hinaus darf, so werde ich versuchen, euch zu helfen, den Kerl zu finden, damit ich den Ärger los bin. Auf bald.“ Weg war er, und Naruto wollte sich sogleich daran machen, einen Anbu auszuwählen, der Masami überwachen sollte.

„Ich weiß nicht, ob das richtig war, mit ihm darüber zu reden…“ murmelte Sasuke, „Wenn er wirklich nichts on den Mangekyou Sharingan wusste, haben wir einen großen Fehler gemacht. Was, wenn es wirklich noch mehr Jutsus gibt, die Tsukuyomi ähneln? Er macht ziemlich den Eindruck, als hätte er keinen blassen Schimmer.“

„Wie gesagt, ich denke, er ist ein verdammt guter Lügner,“ meinte Shiemi, „Ich würde seiner Unschuld niemals trauen, egal, wie verwirrt er spielt. Dummerweise haben wir nichts, was das beweisen könnte. Ich hatte doch recht, wir hätten länger warten sollen. Er wird jetzt vorsichtiger sein, weil er weiß, dass wir ihn verdächtigen.“

„Nein, es ist nicht schwer…“ murmelte Sasuke langsam, „Wir… müssen herausfinden, was er ist, was er tut und wieso er es tut. Auch Masami wird irgendwo eine Schwäche haben, die müssen wir finden, um ihn zu fangen. Wir müssen ihn quasi zwingen, zu gestehen, vielleicht auf… unerwarteten Wegen.“ Satoya senkte dumpf den Kopf.

„Suchen wir nach dem, wovon Kumas Träume sprechen. Wenn es nicht Masamis Stimme ist, egal, sie führt uns zum Täter. Wir wissen nicht, ob Masami es wirklich ist. Das muss der Schlüssel dessen sein, was er tut.“ Dann hob er den Kopf wieder und sah seinen Vater an. „Suchen wir… nach dem Fluch des Uchiha-Clans.“
 

––
 

So verging das alte Jahr und das neue kam. Der Schnee hatte nachgelassen, aber Konoha war eingehüllt in kalten, feuchten Nebel, der mit der Sonne nur ein wenig höher stieg und sich abends wieder auf die Straßen senkte. Die Stimmung im Dorf war dunkel wie das Wetter.

Der Januar war halb vorüber. Masami saß auf der Fensterbank seines Zimmers, sah an die gegenüberliegende Wand und beobachtete aus dem Augenwinkel den Anbu, der in einiger Entfernung auf einem Baum saß und ihn beobachtete. Es hatte nicht lange gedauert, seinen Aufpasser zu finden; dafür, dass er Anbu war, versteckte er sich äußerst schlecht, fand Masami. Dabei waren seine Augen doch so schlecht, und er sah ihn dennoch. Traurig, traurig. Seit er den Mann gefunden hatte, beschäftigte er sich damit, ihn jeden Tag aufs Genaueste zu beobachten, herauszufinden, wo seine Regelmäßigkeiten lagen, wann er was tat und wo er sich um welche Uhrzeit aufhielt. Ab und zu wurde er auch abgelöst. Masami hatte keinen Zweifel daran, ihn bald los zu sein.

Er streckte die Beine auf der Fensterbank aus lehnte sich gegen die Wand.

Was sie wohl finden werden über den Fluch? fragte er sich amüsiert, Sie werden an den falschen Orten suchen. Eigentlich ist es mir auch egal, solange ich weglaufen kann, soll von mir aus jeder wissen, was ich tue. Sie haben keine Ahnung, sie werden es nicht verstehen. Sie halten sich für die Guten und mich für den Bösen, dabei kapieren sie nicht, dass sich die Welt nicht einfach kategorisieren lässt in schwarz und weiß. Es gibt von allem zwei Seiten, eine helle und eine dunkle.

Dann drehte er lächelnd den Kopf zum Fenster und versuchte, nicht zu seinem Aufpasser zu gucken, obwohl ihn plötzlich da Verlangen überkam, das Fenster zu öffnen und ihm zuzurufen:

„Freu dich, solange du noch bei klarem Verstand bist, bald wirst du es nicht mehr sein!“
 

––
 

Momoiro lobte ihre guten Verbindungen zu anderen Genjutsuclans. In den letzten Wochen hatte sie viel erfahren und fragte sich, ob sie bald helfen könnte, den Täter zu fassen und damit auch Masamis Unschuld zu beweisen. Um letzterem nachzugehen, war sie viel herumgereist auf der Suche nach Aufzeichnungen über die Mangekyou Sharingan, von denen Naruto gesprochen hatte. In allen Archiven Konohas waren sie mit keinem Wort vermerkt worden; sie war davon überzeugt, dass geheime, familieninterne Dokumente des Uchiha-Clans etwas darüber vermerkt hätten, aber an die würde sie nicht herankommen ohne die Zustimmung von Sasuke. Dann war sie herumgereist und hatte eher zufällig in einem recht kleinen Dorf im Feuerreich eine knappe Auskunft darüber gefunden.

„Es ist viele Jahre her, dass eine Familie hier wohnte, die darüber wussten,“ hatte eine alte Frau ihr gesagt. „Eine Mutter mit zwei kleinen Kindern. Den Vater habe ich nur selten gesehen, er ist gestorben, als die Kinder noch sehr klein waren, ich glaube, das Mädchen war noch nicht einmal geboren. Ich weiß nur, dass er vom Uchiha-Clan stammte, denn sein Sohn hatte die roten Augen mit den vielen Pupillen, die Sharingan, wie ein echter Ninja. Die Mutter kam auch aus einer Ninjafamilie, glaube ich, sie konnte… manchmal in die Zukunft sehen, ihre Kinder konnten das auch, es war unheimlich. Ich habe das Wort Mangekyou Sharingan erst gehört, und auch nur manchmal, kurz nachdem die Mutter gestorben war. Ich glaube, der Junge war… knapp über zehn und das Mädchen etwas jünger. Der Junge, Izumi, redete manchmal von Mangekyou Sharingan. Er nannte es die stärkste und tödlichste Waffe des Uchiha-Clans. Man zahle einen hohen Preis, um sie zu erlangen, weil man dafür ein Familienmitglied töten müsste. Ich weiß nicht, was er mit dieser Waffe vorhatte, aber ich bin wie alle hier im Dorf fest davon überzeugt gewesen, dass er seine kleine Schwester ermordet hat, um sie zu kriegen. Jedenfalls sind kurz darauf beide Kinder verschwunden und wurden niemals wieder hier gesehen. Wir waren froh darum, sie los zu sein, weil sie so unheimlich waren…“
 

Mit dieser Information war Momoiro zurück nach Konoha gekehrt, um sich weiter schlau zu machen. Dieses Mal war sie das Familienregister durchgegangen, um den gesamten Stammbaum des Uchiha-Clans zu verfolgen und herauszufinden, wer wohl der Vater des Jungen Izumi gewesen sein mochte, und was mit Izumi passiert war. Vielleicht lebte er noch und war es gewesen…? Offenbar hing der Besitz von Mangekyou Sharingan, die eine tödliche Waffe sein mussten, mit dem Jutsu der Parallelwelten zusammen. Was Momoiro im Stammbaum fand, war nicht das, was sie gesucht hatte.

Izumi ist… der Sohn von Itachi Uchiha und einer Frau aus dem Yamazaki-Clan?! Das bedeutet, er ist der Neffe von Sasuke-sama?! Und Itachi ist der, der den ganzen Clan ausgerottet hat, ausgenommen Sasuke, von dem er Jahre später getötet wurde.

Und Izumi war lange tot. Seine Schwester Yu, die als Sonderjounin von Konoha vermerkt war, was Momoiro verwirrte, und Izumi waren exakt am selben Tag gestorben. In gekritzelten Aufzeichnungen fand sie noch die Nachricht, dass sie sich wohl gegenseitig umgebracht haben mussten. Danach fand sie heraus, dass Izumi offenbar tatsächlich die Mangekyou Sharingan besessen hatte. Auf einem weiteren Zettel stand in schier unleserlicher Handschrift:
 

Uchiha Izumi – Mangekyou, zeugte verm. in Suna ein Kind und ermordete es und die Mutter, etw. m. 16 Jahren.
 

Momoiro fragte sich entsetzt, wie jemand so etwas tun konnte – ein Baby töten? Und vor allem es nur zu zeugen, um es zu töten, weil es ja ein Blutsverwandter war? Das war echt krank. Was hatte Izumi wohl mit dieser stärksten Waffe tun wollen? Sie erinnerte sich an Narutos Worte:

„Dass er mit drei die Mangekyou Sharingan bekommen hat, vorsätzlich, wohlgemerkt, um das, was Itachi getan hat, zu wiederholen, nur ohne Blut, quasi?!“

Sich das genau vor Augen führend versuchte sie erschrocken, das auf Masami zu übertragen. Wenn er mit drei Mangekyou Sharingan bekommen hatte, hieß das, er hatte mit drei jemanden der eigenen Familie getötet.

Und sein Bruder war wie zufällig in eben diesem Jahr gestorben, wie Momoiro von Mikoto wusste. Aber eigentlich ging das Dorf davon aus, dass jemand anderes Naoya ermordet hatte. Masami war zwar damals schon verdächtig gewesen, aber ein Lügendetektortest hatte seine Unschuld bewiesen. Sie fragte sich, wie Naruto dann jetzt darauf kam, dass er doch Schuld war. Es musste etwas geben, was sie übersehen hatte…

Zitternd blätterte sie weiter die Archive durch und versuchte krampfhaft, irgendetwas zu finden, das ihr weiterhelfen würde. Aber je mehr sie fand, desto mehr hatte sie das Gefühl, dass es weniger zu Masamis Unschuld als zu seiner Schuld führen würde. Und es war ein schlechtes Gefühl, das immer stärker wurde, je mehr zettel sie in die Hand nahm.

Um das, was Itachi getan hat, zu wiederholen.

Was hatte Itachi getan? Den Clan niedergemetzelt. Hieß das, Naruto dachte, Masami hätte das auch vor? Den Clan eliminieren? Ohne Blut… ja, jemand ließ sie alle verschwinden und stach sie nicht ab. Aber wieso?

Sie schlug die Schriftrollen und Ordner zusammen und hastete erschrocken aus dem Gebäude. Wieso hatte Itachi getan, was er getan hatte? Sasuke konnte sie nicht fragen… eigentlich sollte sie sich gar nicht einmischen. Es würde nicht gut enden…

Nein… es würde gar nicht enden.
 

Es endet nie.
 

Abrupt blieb sie stehen, als ihr das einfiel. Sie hatte öfter gehört, dass Masami das gesagt hatte, in verschiedenen Zusammenhängen. Jetzt erst ergab es einen Sinn im Zusammenhang mit der blutigen Geschichte des Uchiha-Clans.

Es endet nie, dass einer versuchen wird, den Clan zu zerstören… Itachi, dann dieser Izumi, der auch nichts Gutes getan zu haben scheint, und vielleicht sogar Masami-kun! Es geht immer weiter, und Schuld ist die Existenz dieser einen Waffe, weil man für sie diesen hohen Preis zahlt und dadurch das Desaster beginnt! Das ist es, was niemals endet… Masami wusste davon… Masami-kun wusste von der Waffe und auch, wie man sie bekommt.

Sie schauderte und starrte entsetzt ins Leere.

„Hat er dann wirklich… seinen Bruder getötet, um sie zu kriegen und mit ihrer Hilfe… Itachis Werk zu vollenden?!“ Düster erinnerte sie sich daran, dass die alte Frau in dem Dorf noch mehr gesagt hatte, was Itachi betraf:

„Er hat seinen Clan verabscheut, glaube ich, wenn er hier war, das war selten, sprach er nur schlecht über ihn. Mächtig, aber verblendet, hat er manchmal gesagt. Alles beziehen sie auf sich und alles geht um den Clan, weil er das gehasst hat, ist er auch von dort abgehauen. Einmal sprach er sogar davon, die Familie sei verflucht und er wollte, dass sein Sohn fernab vom Fluch aufwüchse, der endlos andauerte und den man nie loswürde, weil er immer wiederkehre. Wie eine Acht sei er unendlich, hat er gesagt.“

Der Fluch… sagte Momoiro sich innerlich und runzelte die Stirn, Was Itachi wohl gemeint hat? Ist es das, was nie endet? Der Fluch der Mangekyou Sharingan…?

Während sie schaudernd weiter ihres Weges eilte und über ihre Informationen nachdachte, kam es ihr immer weniger möglich vor, dass Masami wirklich unschuldig war. Ehe sie sich versah, kam sie durch die Straße seines Elternhauses auf dem Weg zu ihrer eigenen Wohnung. Als sie zu Seijis haus hinsah, brannte dort nirgends mehr Licht, es war bereits spät. Sie fragte sich, was sie erwartet hatte… dass Masami winkend am Fenster stand und sie bat, hinaufzukommen? Wollte sie das überhaupt noch, jetzt, da sie dunkle Ahnungen um ihn hatte?

„Närrin, Momoiro…“ schalt sie sich selbst, schlug sich gegen die Stirn und wollte ihren Weg fortsetzen – als sie wieder zur Straße sah, schrie sie erschrocken auf, weil Masami plötzlich mitten auf der Straße vor ihrer Nase stand, ordentlich eingepackt in Mantel und Schal.
 

––
 

„Verdammt!“ schrie Momoiro, „Ich hab mich zu Tode erschrocken, „Masami-kun! Wo kommst du auf einmal her, eben warst du noch nicht da!“

„Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken,“ sagte er, „Da ich in der letzten Zeit dank meines Beobachters nicht viel machen kann, sitze ich so viel zu Hause und wollte gerade etwas draußen spazieren gehen aus lauter Langeweile. Gehst du heim? Ich bring dich, wenn du magst.“

„Gott, ich dachte, ey…“ stöhnte sie und fasste nach ihrem noch vor Schreck rasenden Herzen, „Mach das nie wieder…“ Dann seufzte sie und sah ihn groß an. „Du würdest mich bringen? Echt jetzt? Das ist aber lieb… ich… hab ehrlich gesagt auch noch etwas, das ich mit dir besprechen muss. Vielleicht machen wir einen Umweg, es könnte dauern.“

„Keine Sorge, ich habe Zeit,“ seufzte er und sie gingen los.
 

Sie erzählte ihm, was sie herausgefunden hatte, während sie durch Konoha gingen. Als sie das Thema Mangekyou Sharingan anschnitt, beeilte er sich, aus dem Dorf zu kommen mit ihr durch einen kleinen, unscheinbaren Schleichweg, den Momoiro nie gesehen hatte, hinaus in den Wald. Er hörte ihren Informationen in aller Ruhe zu, obwohl er das alles bereits wusste. Ls sie etwas abseits des Dorfes waren, blieben sie stehen und Momoiro fragte keuchend:

„Masami-kun… du hast das nicht getan, oder? Du hast nicht… Naoya getötet, um die Waffe zu kriegen und… das zu tun, was Itachi getan hat…? Ich muss dich das fragen… ich bekomme es nicht mehr aus dem Kopf…“
 

Masami seufzte, dann lächelte er und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Er trug schwarze Handschuhe wegen der Kälte in der Nacht.

„Nein, mach dir keine Vorwürfe. Ich bin dir dankbar, dass du das fragst, Momoiro.“ Sie stockte und sah sich plötzlich um im Wald. Da fiel ihr etwas ein.

„Ähm… sag mal, du darfst das Dorf doch gar nicht verlassen…? Wo ist dein Aufpasser?!“

„Sitzt auf seinem Baum, wie ich es ihm befohlen habe,“ erwiderte er und lächelte guter Laune, während er sie musterte. „Ja, meine mächtigste Waffe ist jetzt vollkommen, sie funktioniert. Ich kann ohne Augenkontakt Menschen befehlen, was sie tun… ich habe Jahre daran gearbeitet und endlich funktioniert sie, meine Perle, mein langwierigstes Projekt. Ich kann ihre seelische Kraft kontrollieren, sozusagen das halbe Chakra, und ihren Willen lenken… so habe ich dem Mann befohlen, sitzen zu bleiben und sich nicht zu sorgen, genau das wird er tun.“ Sie starrte ihn an und erbleichte, während er grübelnd in die Luft sah. „Ich benenne das Jutsu, das mir am Wertvollsten ist, nach dem wertvollsten Menschen in meinem Leben, das ist ihm würdig. Mikoto no jutsu. Was sagst du dazu? Ja, dieses Jutsu hat es am meisten verdient, so zu heißen, es ist mir wertvoller als Sekaimon, Kame no jutsu und sogar wertvoller als mein so sadistisches allererstes Genjutsu Yamikage no jutsu.“

„D-du hast ihn… du kontrollierst die Seelen anderer Leute?!“ keuchte Momoiro fassungslos. Mit einem Mal fragte sie sich, wieso sie ihn immer so vergöttert hatte, als er lachte und sie plötzlich mit einem Blick ansah, der ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ. Und sie sah seine Sharingan rot aufblitzen in der Dunkelheit des Waldes, als eine irre und grauenhaft blutrünstige Fratze sein Gesicht zierte. Niemals hatte sie ihn so gesehen…

Und es sollte das einzige Mal sein, dass sie je hinter seiner Fassade den wahren Masami Uchiha sah.

„Du irrst dich in manchen Punkten, Momoiro… du hast keine Ahnung vom Fluch. Aber die Mangekyou Sharingan waren schon nicht weit entfernt, gute Arbeit! Itachi war ein schlauer Kerl. Er wusste davon… er kannte die Dunkelheit des Uchiha-Clans, aber die Wahrheit über den Fluch hat er nicht erkannt, sonst hätte er Sasuke getötet und nicht zugelassen, das er den Clan wieder aufbaut! Das ist ja das Schlimme… glaub mir, alle werden mir eines Tages danken für das, was ich tue.“

„Dann ist es wahr…?! Du bist das, der sie alle verschwinden lässt?! Du kannst… e-eine Parallelwelt aufbauen…?!“ rief sie fassungslos und zückte sicherheitshalber ein Kunai, als sie Angst vor ihm und seiner beunruhigend grausamen Fratze bekam. Sie trat zurück und spürte ihr Herz laut pochen.

Geh weg, Momoiro… flieh… solange du es noch kannst!

Beweg dich!

Aber sie konnte es nicht… sie war wie gebannt und unfähig, sich zu bewegen, als sie ihn anstarrte.

„Ja, ich habe eine Parallelwelt erschaffen, eine Mischung aus Nin- und Genjutsu, mein Sekaimon, durchaus schwer ist es gewesen, das zu entwickeln, aber ich bin zufrieden damit. Ich halte mich für sehr barmherzig, sie nicht umzubringen, sondern nur dorthin zu bringen, wo sie die Ewigkeit ihres Fluches selbst spüren werden, während diese Welt von jenem Fluch befreit sein wird.“ Dann verschwand seine Fratze plötzlich und er lächelte wieder. Aber das Lächeln war seltsam und ließ Momoiro nur wieder das Blut gefrieren.

Und plötzlich hatte sie das Gefühl, ihr stünde der Tod gegenüber.

Sie ließ leichenblass das Kunai fallen und erzitterte, als Masami zu ihr kam und mit einer Hand über ihre Haare streichelte.

„Hab keine Angst…“ flüsterte er, und sie erschauderte und begann, zu schluchzen, als der Schock von ihr abfiel. „Shhh… alles ist gut. Ich danke dir, dass du mich das gefragt hast, es hat mir geholfen.“

„I-in wie fern…?!“ stammelte sie aufgelöst und sah zu ihm auf – und er schmunzelte.

„Jetzt fällt es mir nicht mehr so schwer, dich zu töten.“
 

Ehe sie noch entsetzt gucken konnte, spürte sie einen Schmerz in ihrer Brust und keuchte, als sie herabsah und er ein Kurzschwert aus ihrem Körper zog, an dem Blut klebte. Sie keuchte und stürzte zu Boden, hustete Blut und schnappte röchelnd nach Luft, während ihre Lunge voll lief.

„M-…M-Masam-mi-… w-wie-… …w-wieso-…?!“ war alles, was sie röchelnd herausbrachte, bevor sie wieder Blut hustete und schwerer zu atmen begann. Masami sah sie kalt an.

„Du weißt zu viel, dummes Mädchen. Ich brauchte dich noch, damit du als Zeugin herhältst, deshalb hast du noch gelebt, aber du wurdest mir zu neugierig. Und das mit der Zeugin, tststs… du hast wirklich nicht geschnallt, dass du mit einem Kage Bunshin geredet hast, während ich… ganz wo anders war, huh? Mit diesem Kage Bunshin hat Junya trainiert, ohne es zu merken… und du hast fröhlich mit ihm geredet, während ich in aller Ruhe Yunosuke eingesackt habe. Wenn deine Schwester… sich nicht weiter einmischt und mit irgendwelchen Genjutsudeppen redet… verschone ich sie vielleicht, ich vergieße so ungern Blut. Aber wenn nicht, wirst du sie bald wiedersehen.“

„N-… w-w-…!“ keuchte sie und hustete und kroch halb tot über den Boden, auf dem sich eine Blutlache ausbreitete, während Masami das Kurzschwert in die Scheide steckte du sich umdrehte, um zurück ins Dorf zu gehen. Momoiro versuchte, ihm nachzusehen, und röchelte, bis sie ihrer tiefen Wunde erlag und am Waldboden den Tod fand.
 

Als Masami zu Hause war und sein Schwert im Badezimmer ordentlich gewaschen und mit Nelkenöl poliert hatte, wie es sich gehörte, löste er das Mikoto no jutsu und der Beobachter wurde wieder Herr seiner Seele. Er fragte sich einen Moment, ob er eingeschlafen sei, dachte aber nicht weiter darüber nach und sah dem Jungen dabei zu, wie er sich in aller Ruhe umzog und dann ins Bett ging.
 

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booooo xDDD arme Momoiro xDD Masami ist so böööhse xDDD

Das Tor

Naruto stand vor einem Desaster. Er vergrub den Kopf stöhnend in den Händen, die er mühsam auf seinem Schreibtisch im Büro aufstützte. Seine längsten und besten Freunde Sasuke und Sakura waren bei ihm, nachdem die völlig erschrockenen Kusagayas das Gebäude wieder verlassen hatten nach der Feststellung, dass Momoiro tot war. Im Morgengrauen hatte ein Shinobi sie im Wald gefunden, erstochen und schon stundenlang tot.

Das war nicht der Schande genug, dass jemand bis zu den Toren Konohas herankommen und dort jemanden töten konnte. Das Desaster war, dass sie wieder am Nullpunkt angelangt waren; denn der momentan einzige Verdächtige in allen schlimmen Sachen war Masami, und der war es definitiv nicht gewesen nach Aussagen des Beobachters. Den ganzen Abend lang hatte niemand Seijis Haus verlassen, das hatte er geschworen, er hatte die ganze Zeit wachsam da gesessen und Masami war die ganze Zeit im Haus gewesen, meistens in seinem Zimmer, wo der Anbu ihn besonders gut sehen konnte. Außerdem war es Masami nicht erlaubt, das Dorf zu verlassen, aber Momoiro war außerhalb des Dorfes ermordet worden.

„Das kann nur heißen, dass es einen anderen Täter gibt,“ sagte Sasuke scharf zu Naruto, der nur stöhnte und niemanden ansehen wollte. „Dobe, verdammt, wach auf! Wir waren die ganze Zeit auf der falschen Spur und Masami hat mit nichts von allem etwas zu tun. Der wahre Täter hat es echt geschafft, unsichtbar zu bleiben! Und wer sagt, dass Momoiros Tod wirklich mit der Parallelwelt zusammenhängt? Immerhin ist sie tot und nicht in dieser Parallelwelt. Und sie ist auch nicht durch ein Genjutsu gestorben oder verletzt worden. Alles deutet darauf hin, dass es jemand anderes war!“

„Vielleicht hat es wirklich nichts damit zu tun,“ sagte Sakura ungläubig, „Ich meine, was hat Momoiro mit dem Clan zu tun? Hat sie vielleicht auf irgendeiner Mission mal jemanden getötet und jetzt kommen dessen Verwandte und rächen ihn? Ich meine, sowas ist doch beliebt hier…“ Sie sah ihren mann skeptisch an, der nur schnaubte.

„Klar, es kann jeder Arsch gewesen sein!“ murrte dieser und haute nach Narutos Kopf, „Dobe, jammer nicht und reiß dich zusammen!“

„Ich bin… ein Versager!“ stöhnte Naruto und sah auf, worauf Sasuke und Sakura verstummten. Sie sahen erst ihn, dann sich gegenseitig, dann wieder ihn fassungslos an.

„Ein Versager?!“ rief Sakura, „Naruto, du bist Hokage!“

„Ja, und ich merke immer deutlicher, dass meine Zeit als Hokage abgelaufen ist,“ sagte Naruto verbittert, „Merkt ihr es nicht? Mir entgleitet die Situation, das Dorf… ich beschütze es nicht mehr, ich bin nur der Dödel am Schreibtisch, an dem alles vorbei geht! Wie konnte das alles während meiner Amtszeit passieren, Sakura-chan? Ich hätte es fester in den Händen haben müssen…“

„Dass diese dunklen Tage die unseren sein müssen,“ seufzte Sakura auch bekümmert. Sasuke murrte.

„Sie werden vergehen. Das Licht des Tages schwindet, aber die Dunkelheit der Nacht schwindet auch, solange es eine Sonne gibt über dieser Welt. Statt zu jammern sollten wir handeln, Dobe.“

„Aber was wollen wir tun?“ seufzte Naruto, „Dass Masami Momoiro nicht getötet haben kann, spricht ihn nicht von dem Verdacht frei, Schuld an dem anderen Kram zu sein. Wir wissen weder, wer die Kinder verschwinden lassen hat, noch, wer Momoiro getötet hat, noch, wer vor etlichen Jahren Naoya, die Kinder und den Eisenmann ermordet hat! Es könnte sein, dass alles von ein und derselben Person getan wurde, es könnten aber auch verschiedene sein, wer vermag das zu sagen?“

„Wir haben Yamazaki,“ sagte Sasuke, „Er ist unser lebendes Orakel, er sieht alles. Er wird es wissen, eines Tages werden die Träume ihm die Wahrheit zeigen und wir werden es auch wissen.“

„Und wie lange sollen wir warten, bis das passiert?!“ schrie Naruto, „Bis das ganze Dorf in der Parallelwelt hockt, Teme?!“ Er erhob sich und raufte sich müde die Haare. Sakura sah unglücklich zu Boden. „Nein… nein, Teme. Ich… kann das nicht länger dulden, dass mein Dorf in Gefahr gerät. Vielleicht geht es nicht nur um deinen Clan, sondern um das ganze Dorf. Ich… meine tage als Hokage neigen sich dem Ende. Ich werde… das Amt niederlegen, solange ich dazu noch in der Lage bin.“
 

Die zwei starrten ihn an und Sakura blinzelte.

„Aber wer soll dein Nachfolger werden?!“ fragte sie entsetzt.

„Das weiß ich nicht…“ seufzte der Blonde, „Das ist auch der einzige Grund, wieso ich mich nicht längst zurückgezogen habe. Ich weiß nicht, wer es tun könnte. Von meinen Kindern kommt keines in Frage, sie haben entweder zu wenig Durchsetzungsvermögen oder zu wenig Autorität. Aber ich muss einen jüngeren Shinobi wählen, der noch nicht in drei Jahren am Krückstock laufen wird oder so, dem man eine Zeit lang dieses Amt zumuten kann, der den Willen hat, das Dorf mit beiden Händen zu beschützen, und auch die Kraft dazu. Ich habe den Willen… aber die Kraft schwindet mit jedem Tag, den ich länger hier sitze. Ihr beide… wisst das genau.“

„Deswegen bin ich froh, nie Hokage geworden zu sein,“ sagte Sakura, „Meine Kraft wäre… schneller geschwunden als deine, Naruto. Du warst aus unserem Jahrgang immer der einzige, der fähig gewesen ist, Hokage zu werden.“ Naruto senkte den Kopf.

„Dann musst du deine Entscheidung rasch fällen, Dobe,“ entgegnete Sasuke, „Lass das Dorf nichts von deinem Entschluss wissen, bevor du einen Nachfolger gewählt hast. Sie verlieren den Mut, wenn sie denken, selbst der Hokage verliert seine Macht.“ Naruto seufzte.

„Was soll ich denn tun?!“ jammerte er, „Mich hinstellen und ausknobeln, wer der nächste Hokage wird? Drei junge Leute auspicken und sie Schere-Stein-Papier spielen lassen?“

„Das ist deine Sache, wir sind nicht Hokage, du Idiot,“ stöhnte sein freund und verschränkte die Arme. „Was wissen wir über Momoiros Tod?“

„Fast nichts. Es war vor Mitternacht, dass sie erstochen wurde. Ein einziger, sauberer Stich in die Lungengegend. Shiemi war vorhin hier und hat gesagt, in der Wunde wäre nichts Auffallendes gewesen. Sie hätte nach Nelkenöl gerochen, aber jeder, der sein Schwert gut pflegt, poliert es mit Nelkenöl, da können wir nicht alle Schwerter des Dorfes einkassieren! Es war eine recht lange Klinge, länger als ein Kunai und vor allem breiter, aber das ist auch schon alles. Und selbst, wenn wir herausfinden, was für eine Art Schwert es gewesen ist, jeder zweite Idiot hat hier ein Schwert. An Momoiro waren keinerlei Fingerabdrücke oder sonstige Gewalteinwirkungen. Man hat beunruhigenderweise in der Nähe der Stelle, wo sie gefunden wurde, ein Loch im Zaun des Dorfes entdeckt, wie ein kleiner Trampelpfad führt ein Weg von draußen herein. Wir befürchten, dass der Täter hier im Dorf ist; ungeklärt ist auch, was Momoiro um die Uhrzeit da draußen gemacht hat. Auf die Frage hin, was sie in letzter Zeit so getrieben habe, hat ihre Zwillingsschwester Murasaki erzählt, sie hätte viel geforscht, um dem Geheimnis um den Parallelwelt-Typen auf die Schliche zu kommen.“

„Dann könnte es ja sein, das er es erfahren hat und sie deswegen aus dem Weg geräumt hat,“ machte Sakura ernst.

„Klar könnte das sein,“ machte Naruto, „Das würde aber zweifellos heißen, dass Masami auch unmöglich der Typ mit der Parallelwelt sein kann, da er Momoiro nicht getötet hat. Außerdem, wieso sollte er Momoiro töten, die ihn vor Gericht sogar verteidigt hat? Er hat keinen Grund, sie umzubringen, davon abgesehen, dass er das Haus gestern Abend auf keinen Fall verlassen haben kann.“

„Und was ist mit den Mangekyou Sharingan, Naoya und den anderen von damals?“ machte Sasuke.

„Keine Ahnung. Das einzige, das mir noch einfällt, ist, dass es doch aus irgendwelchen Gründen noch irgendeinen Uchiha außerhalb Konohas gibt, sozusagen einen neuen Izumi. Wer weiß, ob Izumi doch Kinder gezeugt hatte, bevor er starb? Oder vielleicht sogar Itachi? Wir wissen nicht, ob nicht noch ´ne Nutte von Itachi Kinder hatte.“

„Ich glaube nicht, dass mein Bruder sich durch das ganze Land gepoppt hat und jetzt lauter rachsüchtige Uchihasöhnchen durch die Gegend rennen. Das hätten wir früher erfahren. Izumi hingegen hätte ich alles zugetraut, wer weiß?“

„Allein die Vorstellung ist grauenhaft!“ keuchte Sakura.

„Vergessen wir Naoya für eine Weile,“ murmelte Sasuke, „Das ist… Seijis Job, er hat damals gesagt, er will sich alleine darum kümmern, Naoyas Mörder zu fassen, er hat extra betont, niemand sollte sich einmischen, deswegen tun wir das auch nicht. Wenn Masami es nicht war, kann es nur einer von außerhalb gewesen sein. Und wer weiß, vielleicht waren die psychischen Schocks neulich und damals ja wirklich nicht Tsukuyomi. Ist ja nicht so, dass auf ihren Gehirnen Tsukuyomi stand, nachdem sie tot oder im Fall von neulich verletzt waren. – Wie geht es Lee und so eigentlich jetzt, Sakura?“

„Sie sind wieder fast wohlauf,“ meinte seine Frau betrübt. „Leider konnten sie uns auch nichts zum Täter sagen; sie können sich nicht mal mehr erinnern, was sie gesehen haben mochten, jedenfalls war es plötzlich schwarz um sie herum. Die Kinder haben gesagt, sie hätten ihre schlimmsten Alpträume und Ängste wahr werden sehen und es wäre wie eine Vision des Todes gewesen. Ich bin mir nicht sicher, ob das Tsukuyomi entspricht, Sasuke-kun.“ Sasuke sah erst Sakura, dann Naruto grübelnd an.

„Es war schwarz und sie haben ihre Ängste und Alpträume gesehen?“ grübelte er, „Das klingt simpler als Tsukuyomi, vielleicht sowas wie Orochimaru damals bei der Chuuninprüfung mit uns im Wald gemacht hat, von wegen Todesvision. Stärker als das, da sie bewusstlos geworden sind davon… aber wie Tsukuyomi klingt das wirklich nicht.“

„Was machen wir jetzt mit Masami?“ wollte Naruto wissen, und alle sahen sich an. Als niemand etwas sagte, antwortete der Hokage sich selbst. „Mir bleibt nichts übrig, als den Verdacht fallen zu lassen… Shiemi wird das nicht gefallen, aber nichts spricht mehr für Masamis Schuld. Aber ich werde ihm nichts davon sagen, dass ich den Verdacht aufgehoben habe… und er wird weiter beobachtet werden. Wenn auch Leute verschwinden in dieser Parallelwelt, während er streng bewacht wird… ist er es nicht gewesen.“
 

––
 

Die Trauerfeier für Momoiro wurde nur im kleinen Kreis gehalten. Es war traurig genug, dass sie so jung hatte sterben müssen, da musste nicht noch das ganze Dorf dabei sein. Aber Mikoto und Fuuya als Momoiros Teamkollegen waren da, um ihr ein letztes Mal zu gedenken und ihrer Familie ihr Beileid auszusprechen. Als sie der Reihe nach an Momoiros Eltern und an Murasaki vorbeigingen und jedem die Hand gaben, blieb Mikoto vor Murasaki stehen, die verbittert zu Boden sah, wobei ihre offenen, violetten Haare in ihr Gesicht fielen.

„Masami ist gar nicht hier?“ wunderte sie sich dumpf, „Was hat das zu bedeuten?“

„Engster Familien- und Bekanntenkreis,“ murmelte Murasaki, ohne Mikoto anzusehen, „Was… wussten oder kannten wir schon je von Masami-kun? Ich habe gelernt, dass wir… uns nicht in die Sache eures Clans hätten einmischen dürfen. Das werde ich auch… nicht mehr tun, denn ich gehe davon aus, dass es damit zu tun hat, dass meine Schwester jetzt tot ist.“ Sie verneigte sich vor Mikoto, ihrer einzigen wirklichen Rivalin in puncto Masami, den sie jetzt offiziell aufgab. „Ich danke dir für dein Beileid, Mikoto. Falls du Masami-kun siehst… kannst du ihn ja von mir grüßen.“

Mikoto sah sie traurig an und nickte dann stumm, bevor sie ging und nach ihr Fuuya kam. Murasaki musste erst aufsehen, um zu wissen, wer vor ihr stand, und Fuuya seufzte unglücklich, als er das Mädchen weinen sah um die tote Schwester. Er hatte die Kusagaya-Zwillinge immer gemocht – und jetzt zum ersten Mal stellte er fest, dass er sie nicht nur wegen ihres hübschen Aussehens mochte. Welche Ironie in so einer grauenhaften Situation.

„Fuuya…“ murmelte Murasaki gequält, und er verlor keine Worte und umarmte sie einfach, worauf sie kurz erstarrte, dann das Gesicht in seiner Schulter vergrub und schluchzte.

„Als in Kusa… die Nachricht kam, mein kleiner Bruder könnte sterben… war ich viel… viel weniger tapfer als du es gerade bist…“ sagte Fuuya zu ihr, „Doch du stehst hier… und lässt die Wellen der Traurigkeit gegen die schlagen wie Wogen gegen einen Felsen… du musst nicht tapfer sein für den Rest der Welt… sie war deine Schwester, es ist schmerzhaft für alle hier, aber am meisten für dich.“

„Ich wollte… weinen…“ stammelte sie erstickt und grub sich fester in seine Schulter, bevor die Schluchzer lauter wurden, „Ich wollte schreien, als ich hörte, sie sei tot… aber meine kehle war… plötzlich wie zugeschnürt… ich weiß… nicht, was ich machen soll…“

„Was dein Herz dir sagt…“ meinte er beklommen, und sie begann, bitterlich zu weinen.
 

––
 

Masami hatte kein Problem mit seinem Aufpasser, den er Tag für Tag mehr beobachtete als der ihn, so kam es ihm zumindest vor, und er amüsierte sich prächtig darüber. Alles lief so, wie er es haben wollte, das gefiel ihm. Wenn er seinen Stalker loswerden wollte, sollte er sich beeilen, die Liste fortzusetzen.

Takuma, weil er das Tor gesehen hat, oder doch Souya, der eigentlich der Erste der Runde sein sollte? Hmm, mal sehen, wer mir zuerst über den Weg läuft.
 

––
 

Souya hatte keine Ahnung, was auf ihn zukommen sollte.

Ihn langweilten das Gerede und die Sorgen der Erwachsenen immer mehr, vor allem die Hysterie seiner Mutter, dass bloß niemand ohne Begleitung eines Jounins auf der Straße sein durfte. Die Nachricht nach Momoiros Tod, dass der Täter vielleicht im Dorf war, hatte nicht gerade zur Beruhigung beigetragen. Und Souya nervte es, dass er nirgends alleine mit Taki hingehen konnte. Seit sie sich damals auf der Straße geküsst hatten, war schon beinahe ein Monat vergangen; seitdem trafen sie sich fast jeden Tag, entweder zum Training, dann war auch Junya dabei, oder auch immer öfter nur zum Amüsieren. Da Taki so gerne schwamm, waren sie manchmal ins Schwimmbad gegangen, einmal auch ins Kino und zu Ichiraku. Das Kino war toll gewesen… da hatte Taki irgendwann verliebt nach seiner Hand geangelt und ihren Kopf gegen seine Schulter gelehnt, danach hatten sich ihre Hände den Rest des Tages nicht mehr voneinander gelöst bis sie nach Hause hatten gehen müssen. Inzwischen ignorierte Souya auch erfolgreich das Gelächter seiner Brüder, vor allem der Zwillinge:

„Souya plus Taki, Souya plus Taki…!“
 

„Wenn ihr mal eure erste Freundin habt, grölen wir euch dann auch die Ohren voll,” hatte Yashiru den armen Souya unterstützt, und die Zwillinge hatten angewidert geguckt.

„Freundin?! Wir machen nichts mit Mädchen, die sind eklig!“

„Genau, so wie Nervi-Nori!“

„Bin ich auch eklig?“ hatte Yashiru drohend gefragt, „Ich bin auch ein Mädchen!“

„Du bist unsere Schwester, du bist nur ein bisschen eklig,“ hatte Susumu grinsend erwidert, und sie waren brüllend vor Lachen weggerannt, die Treppe hinauf, bevor Yashiru sie hätte zurechtweisen können.
 

„Sie sind nicht zu bändigen,“ entschuldigte Souya verlegen seine grölenden Zwillingsbrüder, während er seine Zimmertür zuknallte und das Lachen draußen leiser wurde. Es war das erste Mal, dass Taki zu ihm nach Hause gekommen war; er hatte sie nie herbringen wollen wegen Susumu und Shigeru, aber sie hatte darauf bestanden und sich nicht abschütteln lassen. Jetzt stand sie zum ersten Mal in seinem Zimmer und sah sich staunend um, als hätte sie nie ein Zimmer gesehen. „Also, ähm… e-entschuldige, dass sie so scheiße sind, Taki-chan.“

„Ach was!“ lachte sie vergnügt, indem sie sich im Kreis drehte und weiter umsah, „Ist schon okay, sie haben eben keine Ahnung!“

„Ähm… wovon haben sie keine Ahnung?“ murmelte er verpeilt und sah sie eine Weile verlegen an, bis sie sich zu ihm drehte und lächelte.

„Sie haben keine Ahnung, wie süß du bist, wenn du rot bist, haha!“ lachte sie und kniff sanft seine Wangen, worauf er grummelte und schmollend zur Seite sah.

„Von wegen süß!“

„Schmollkind!“ tadelte sie ihn kichernd, „Hmm, lass uns was spielen oder so!“
 

Sie spielten eine Runde Go. Sie waren halb fertig, da flog plötzlich die Tür auf und Susumu und Shigeru kamen grölend ins Zimmer geplatzt. Shigeru hatte eine Trillerpfeife im Mund und pustete mit aller Kraft hinein, sodass den anderen die Ohren klingelten.

„Was zum Geier ist hier los?!“ brüllte Souya, als die Zwillinge lärmend ins Zimmer gesprungen kamen. „RAUS, ihr Säcke!“

„Wir haben gehört, hier gibt‘s ´ne Hochzeitsfeier!“ grölte Susumu und lachte los, „Schade, dass ihr nur Go gespielt habt, ich hab gehofft, wir erwischen euch nackt!“

„Ihr seid so widerlich!“ schrie Souya empört und trat nach Susumu, während die zwei johlend durch das Zimmer tanzten. „Wieso sollten wir nackt sein?! – Hör nicht auf die, Taki-chan…“

„Wieso wohl?!“ grinste Shigeru, „Wer heiratet, muss auch bumsen, um Babys zu kriegen, hahaha!“

„Ficken, ficken, ficken…!“ johlte Susumu, und Souya schob die beiden wütend und fluchend zur Tür.

„RAUS, IHR FLACHWICHSER!“ brüllte er, „Wenn ihr noch mal hier nervt, sag ich's Mama!“

„Uuuhh, jetzt haben wir aber Angst!“ Die Zwillinge rannten aber lachend aus dem Zimmer und Shigeru trötete auf dem Flur weiter in seine Pfeife. Souya knallte wieder die Tür zu, auf der anderen Seite des Zimmers rieselte Putz herunter. Taki sah erstaunt zur Tür.

„Hey, mach sie lieber nicht kaputt,“ lachte sie nervös, „Toll, deine Brüder haben die Go-Steine durcheinander gebracht.“

„Ach, die,“ stöhnte Souya und ließ sich auf das Sofa fallen, das im Zimmer stand, „Entschuldige, die sind echt sowas von peinlich… ich hab ehrlich keine Ahnung, wie die auf diesen Scheiß kommen…“ Sie lachte nur und setzte sich dann dicht neben ihn auf die Couch. Rein automatisch wurde er schon rot, als sie seine Hand wieder ergriff und sie sanft drückte.

„Ist doch schon okay,“ sagte Taki leise, „So sind Kinder eben, deine Brüder sind ganz schön albern!“ Sie kicherte. Souya sagte nichts und sah nur hin und wieder mit klopfendem Herzen auf ihre Hände, die sich sanft festhielten, als befürchtete er, sie könnten zerbröckeln, wenn er nicht hin und wieder nachsah. Dann erübrigte sich das, als sie plötzlich seine Hände losließ und sich zu ihm umdrehte, ein Knie auf das Sofa ziehend. „Hast du denn keinen Schlüssel für die Tür, damit die zwei nicht wieder reinplatzen und alles durcheinander bringen?“

„Nein… Mama will nicht, dass wir abschließen, es könnte ja was passieren… w-was machst du da, Taki-chan?“ Er sah erschrocken auf ihre Hände, die sich auf seine Brust gelegt hatten und darauf sanft auf und ab streichelten.

„Hmm, dich lieb haben?“ feixte sie, und er errötete erneut und atmete tief durch. Sie sahen sich eine Weile an und ohne es zu wollen kamen sie sich mit den Gesichtern näher, als würden sie sich gegenseitig magnetisch anziehen. Kurz vor ihren Lippen hielt Souya unschlüssig an.

„D-darf… ich dich küssen, Taki-chan…?“

„Idiot…“ tadelte sie ihn und flüsterte ganz leise, dass er es fast nicht hörte, „Frag nicht. Tu es einfach. Frag mich nie wieder, ob du mich küssen darfst, okay?“

„Hmmm…“ machte er gedehnt und war nicht ganz überzeugt; dann berührten sich auch schon ihre Lippen und sie teilten einen zärtlichen, schüchternen Kuss. Sie küssten sich lange, und als sie sich voneinander lösten und nach Luft schnappten, nahm Taki seine Hände in ihre und kicherte.

„Ich könnte dich den ganzen Tag lang küssen, Souya-kun,“ gestand sie, „Es ist sooo schön…“

„M-hm…“ nickte er verlegen und lächelte auch, bevor er die Augen schloss, als er sah, dass sie sich wieder zu ihm beugte und ihn erneut küsste, ganz sanft, als hätte sie Angst, er könnte zerbrechen, wenn sie es zu fest tat. Er spürte, wie ihre Zunge über seine Lippen strich, ganz kurz nur, als traute sie sich nicht recht, weiter zu gehen, dann noch einmal etwas länger. Und er öffnete zitternd den Mund ein wenig, um die sanfte Berührung zu erwidern –

Rumms, flog die Tür wieder auf, ein grelles Licht blitzte auf und Susumu und Shigeru grölten lauthals los und warfen sich lachend auf den Boden, Shigeru pustete stoßweise in seine Trillerpfeife, bis er sie vor Lachen aus dem Mund verlor. Souya und Taki fuhren erschrocken auseinander und er sprang wutentbrannt auf.

„Susumu, Shigeru!“ brüllte er, „Das reicht jetzt! Wenn ihr nicht sofort aus meinem Zimmer verschwindet, verprügel ich euch so lange, bis eure Nasen in euren Ärschen stecken! MAMA?! Die Kleinen nerven uns!“

„Haaahaha,“ grölte Susumu völlig ausgelassen und wedelte mit einer Kamera in seiner Hand herum, „Wir haben den Beweis! Wir haben ein Foto, muahaha! Mama, Souya und Taki bumsen!“

„Wir haben uns nur geküsst!“ lachte Taki verwirrt, „Bumsen geht anders, ihr Trottel.“

„Ach, lüg nicht, wir sind die Checker!“ grinste Shigeru, hob seine Pfeife auf und trötete Souya volle Kanne ins Ohr, worauf der schreiend den Kopf schüttelte und nach seinen lachenden Brüdern schlug, die grölend aus dem Zimmer rannten. Souya setzte ihnen nach.

„Na wartet, ihr widerlichen Nervensägen!“ schrie er, „Mama, sperr sie in den Keller, sie sind abscheulich!“

„Susumu, Shigeru!“ kam Harukas Gebrüll von unten, „Ihr seid auf der Stelle ruhig da oben oder es setzt was! Spielt in eurem Zimmer und lasst Souya und Taki in Ruhe!“

„Nö!“ riefen die Zwillinge im Chor und lachten sich halb tot. Dann hörten sie, wie ihre Mutter wutentbrannt aus der Stube zur Treppe gestampft kam, irgendetwas vor sich hin fluchend, und giggelnd sahen die zwei zu, das sie verschwanden, knallten die Tür ihres Zimmers zu und verbarrikadierten sie mit Stühlen und Tischen, damit niemand hineinkam. Als Haruka oben angekommen war, lugten auch Kansuke und Mikoto aus ihren Zimmern, letztere komplett genervt.

„Ist ja grauenhaft mit euch,“ stöhnte sie, „Dieses Geschrei macht einen wahnsinnig!“

„Sie kommen ständig in mein Zimmer und nerven!“ meckerte Souya.

„Du brüllst auch nicht leiser!“ stöhnte Mikoto, „Dein Gepiepse ist genauso grässlich wie ihr Grölen, also reg dich ab, ey! Lass sie doch lachen, die Deppen, wenn sie’s so komisch finden!“

„Das ist aber ziemlich unhöflich vor meinem Besuch!“

„Du kennst sie lange genug, um zu wissen, dass denen das scheißegal ist,“ machte Kansuke, und Haruka murrte.

„Ruhe jetzt hier oben! Und Susumu, Shigeru, wenn ich euch noch mal so brüllen höre, putzt ihr morgen den Flur! Kapiert?!“

„Lalala…“ kam es lachend aus dem Zimmer der Zwillinge, und Haruka verdrehte die Augen und stampfte wieder hinunter.
 

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Masami verließ bei Sonnenuntergang das Haus seiner Eltern.

Er verfluchte innerlich die dumme Schlange, die ihren Auftrag im Todeswald von Kusa nicht erledigt hatte. Nur deswegen dauerte alles länger als es sollte. Er sah zu seinem Stalker auf dem Baum hinauf, der seelenruhig dasaß und sich, dafür hatte der Junge gesorgt, keine Gedanken darüber machen würde, dass er wegging. Es wurde Zeit, Souya aus seinem wohlbehüteten Nest zu holen. Takuma war vorsichtiger und wusste mehr als Souya, er hatte das Sekaimon gesehen und würde sich schwer überraschen lassen, war Masami aufgefallen; deswegen war Souya zuerst dran. Basta. In aller Ruhe machte er sich also auf den Weg zum Haus seines Onkels. In der Nähe des Hauses imitierte er seinen eigenen Stalker und kletterte auf einen nahen Nadelbaum, der ihn fast ganz verbarg in seinem Schatten, von dem aus er das Haus und Souyas Zimmer beobachtete. Dort saß er, bis es spät geworden war, als die Vorhänge längst zugezogen waren.
 

In der Nacht passierte kein Mensch die Straße, während Masami gemütlich auf seinem Baum hockte und das Haus beobachtete, das niemand verlassen hatte. Das Licht war jetzt überall aus. Aus dem Schlafzimmer seines Onkels drangen ominöse Geräusche, die Masami kurz grinsen ließen.

Unverbesserlich, Onkel Sanosuke.

Aber Geräusche würden ihm nur zu Gute kommen. Es wurde Zeit, die Sache zu beenden. Er schloss einige Fingerzeichen und ließ seine Sharingan rot aufblitzen in der Dunkelheit, bevor er in Richtung von Souyas Zimmer starrte. Nachdem er schon im Hellen hier gewesen war, wusste er jetzt, wo Souyas Bett stand und wohin er das Jutsu lenken müsste.

„Mikoto no jutsu,“ nannte er fast lautlos seinen Namen, worauf die Sharingan wie Flammen aufflackerten in seinem Gesicht. „Komm zu mir, Souya… verlass das Haus. Jetzt.“
 

Er sah schattenhafte Bewegungen im dunklen Zimmer; Souya war aufgestanden, weil das Jutsu sein Unterbewusstsein dazu zwang, sich dem Befehl unterzuordnen. Masami überlegte gerade, ob er die kleinen Zwillinge gleich mitnehmen sollte, obwohl es schwer wäre, die Seelen dreier Leute auf einmal zu lenken und dazu noch in der Ferne seinen Stalker ruhig zu halten – da sah er plötzlich noch einen Schatten in Souyas Zimmer, der aufstand, sich bewegte und dem Jungen folgte.

Moment – wer ist denn da noch? fragte Masami sich erstaunt und ließ Souya hastiger die Treppe hinab und zur Haustür laufen. Er erfuhr, wer Souya verfolgte, als der Junge in T-shirt und Boxer Shorts das Haus verlassen hatte und barfuß auf die kalte Straße tappte, ohne die Kälte zu spüren. Taki lief ihm nach auf die Straße, ebenfalls im Pyjama.

„Souya-kun! W-was ist los mit dir, schlafwandelst du?! Komm zu dir, wach auf!“

Hmm, großartig, stellte Masami beunruhigt fest, Dass sie hier ist, hatte ich natürlich nicht geplant. Sie ist die Tochter des Mizukages und noch ein Kind, es wäre nicht fair, sie zu töten, obwohl sie mir gerade extrem im Weg steht. Verdammt, dann muss sie eben mit ihm kommen.
 

Doch es kam anders, als er geplant hatte, denn Taki weckte Souya auf, indem sie ihn schüttelte und ihm auf den Kopf schlug. Entweder war Souyas Wille sehr viel stärker als der von Akira oder Masami war nicht mehr in Topform, weil er seit Stunden den Stalker kontrollierte, jedenfalls löste sich das Jutsu der Seelenkontrolle und Souya wachte auf der eisigen Straße auf, fuhr erschrocken herum und sah in Takis blasses Gesicht.

„Souya-kun!“ rief sie aus.

„W-wo bin ich?! Was zum-… w-was ist passiert?! Wieso…?!“

„Herrje,“ stöhnte Masami leise und rappelte sich auf dem Baum auf, „Weg vom Haus, das geht gerade vollkommen daneben!“ Ein paar rasante Fingerzeichen, dann starrte er auf den Vorgarten des kleinen Hauses. „Katon, Kame no jutsu!“

Souya und Taki schrien auf und fuhren herum, als plötzlich der gesamte Vorgarten in Flammen aufging und ihnen den Weg zurück zum Haus versperrte.

„W-was passiert denn hier?!“ schrie Souya und sprang zurück, als die Flammen nach ihnen packten, „Taki! Weg vom Haus! HILFE!“

„Weiter weg, noch viel weiter!“ zischte Masami in seinem Versteck und ließ den Weg vor dem Haus in Flammen aufgehen, sodass die beiden Kinder zurückstolperten und dann schreiend die Flucht ergriffen. „Hibanakyou no jutsu!“ warf Masami ihnen hinterher und jagte sie mit dem Hagel aus glühenden Funken die Straße hinunter, schnitt ihnen auch den Weg zu seinem eigenen Elternhaus in der Nähe ab, wo sie sicher als nächstes hingerannt werden. Dann musste er aus seinem Baumversteck huschen und sprang quasi unsichtbar über die Dächer des Dorfes, den Kindern nach, hetzte sie mit seinen Flammen durch das halbe Dorf. Er musste jetzt nur schnell genug sein, sie im Sekaimon verschwinden zu lassen und wieder nach Hause zu kommen, ehe Sanosuke und die halbe Nachbarschaft wach war und auf die Straße kam. So ein Mist, nichts als Ärger! Gut, dass er die Zwillinge nicht mitgenommen hatte, vier Leute wären noch ätzender gewesen. Er hätte sich natürlich auch mit Kawarimi in Souyas Zimmer tauschen und ihn gleich dort verschwinden lassen können; aber das Risiko, dabei erwischt zu werden oder zumindest Spuren zu hinterlassen, war zu groß. Schon diese Aktion stand auf Messers Schneide, sehr viel mehr, als er geplant hatte.

Er hetzte Souya und Taki um eine Ecke und versperrte ihnen mit weiteren in Flammen aufgehenden Vorgärten den Weg zurück oder weiter, sodass sie auf einem Stück Weg am Rande des Dorfes gefangen waren. Die beiden keuchten und sahen sich panisch um.

„Mach Suiton, irgendwas!“ schrie Souya seiner Freundin zu, „B-bleib hinter mir, ich beschütz dich, Taki-chan!“ Taki nickte hastig und schloss gerade die Fingerzeichen zu einem Suiton-Jutsu, da flog plötzlich ein schwarzer Schatten über sie beide hinweg und landete vor ihren Füßen.

„Beweg dich weiter… und ihr werdet hier und jetzt sterben,“ sprach der Schatten düster, und Souya erstarrte, als er ihn als seinen Cousin Masami erkannte. Taki hielt fassungslos inne.

„W-…was?!“ keuchte sie.

Masami?!“ piepste Souya entgeistert und war wie gelähmt, als er in die beunruhigend roten, glühenden Sharingan seines Cousin starrte, deren bloßer Anblick ihn fesselte. Sie waren so anders als seine eigenen, sie waren gefährlicher, älter und voller Bosheit. Er hatte das Gefühl, in Augen aus purem Feuer zu starren, die ihn durchbohrten wie gewaltige Spieße, um ihn anschließend zu grillen.

Der Moment, den sie zu dritt dort standen, war sehr kurz, aber Souya kam es vor wie in Zeitlupe, als Masami die Hände hochriss und den Namen des fatalen Jutsus aussprach.

„Ninpou… Sekaimon!“
 

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Als Yunosuke zu sich kam, fand er sich in Licht badend auf einem trockenen Boden. Er spürte weder Schmerzen noch sonst etwas, und er fragte sich noch, was passiert sei und wieso er auf dem Boden lag, da hörte er plötzlich aufgeregte Stimmen über sich.

„Er ist es wirklich!“

„Natürlich ist er es, Akira-kun. Was hast du denn gedacht?“

„Weiß auch nicht… aber er ist wach, sieh!“

Yunosuke öffnete benommen die Augen und sah erst einen hell erleuchteten Himmel. Dann sah er die Gesichter zweier Personen, die er kannte, die sich über ihn beugten. Als er sie erkannte, setzte er sich schreiend auf.

„Namie und Akira?! W-wie kommt ihr denn hierher?!“

„Wir? Nein, du bist hergekommen!“ lachte Namie trocken, „Willkommen in der Spiegelwelt ohne Zeit, Yunosuke.“
 

Der Junge erhob sich vom Sandboden und sah sich entsetzt um. Spiegelwelt ohne Zeit? Was meinte sie? Moment… Akira war hier… war er selbst dann etwa auch in das schwarze Loch gefallen?

Plötzlich erinnerte er sich.

Er war trainieren gewesen mit Lee und seinem Team. Dann waren Lee, Runa und Genkin plötzlich bewusstlos umgefallen… und dann war es dunkel geworden.

„D-das schwarze Loch!“ keuchte Yunosuke, „W-wir sind in der Parallelwelt!“

„Parallelwelt?“ machte Akira und konnte seine Freude darüber, Yunosuke zu sehen, kaum unterdrücken – endlich jemand Neues hier, obwohl er jedem gönnte, nicht hier zu sein.

„Ich bin in das schwarze Loch gefallen, in das du gegangen bist, Akira!“ schrie Yunosuke, „Ich weiß es wieder! Oh nein, wie lange bin ich schon hier?!“

„Hier gibt es keine Zeit,“ sagte Namie. „Hier ist es immer still und es wird nie dunkel, noch verändert sich das Wetter jemals. Aber wir schlafen auch nie, wir essen nie, wir sind… wir sind einfach nur da, und es fühlt sich an, als wären wir das schon sehr lange. Du bist noch nicht lange hier. Wir haben dich auf der Straße liegen sehen.“ Sie lächelte und stand jetzt auch auf, so tat es auch Akira. „Beruhige dich… wir können nichts dagegen tun. Wir haben seit wir hier zueinander gefunden haben versucht, hinauszukommen, aber das Dorf hat kein Tor, obwohl es wie Konoha aussieht. Es ist unendlich groß und hat keine Grenzen, zumindest haben wir sie nicht gefunden.“

„Doch, doch, es hat Grenzen!“ rief Yunosuke, „Das schwarze Loch, ich habe es doch gesehen, als Akira drin verschwand!“

„Was?!“ piepste Akira erschrocken. Yunosuke erzählte so ruhig er konnte alles, was er wusste, alles, was sie besprochen hatten in Konoha. Aber er konnte nicht richtig ruhig sein… er sah sich immer wieder um und bestaunte fasziniert die Welt, die Konoha beinahe genau ähnelte, bis auf die Tatsache, dass sie spiegelverkehrt war. Schilder und Beschriftungen waren spiegelverkehrt, ganze Straßen, auch die Hokageköpfe. Das war die Parallelwelt, von der sie gesprochen hatten? Parallel schien sie wirklich zu sein, der echten so ähnlich und dennoch nicht…

„Eine Parallelwelt erschaffen durch ein Genjutsu, aber so mit einem Ninjutsu kombiniert, dass es nicht reicht, Kai zu rufen, um herauszukommen…?“ grübelte Namie verdutzt, nachdem Yunosuke schwieg. „Es führt kein Weg hier hinaus. Ich bin am längsten von uns hier… ich glaube, uns erwartet hier etwas Schlimmeres als der Tod. Diese Welt wirkt auf den ersten Blick freundlich, schönes Wetter, niemals dunkel… aber eigentlich ist sie grausam und blutrünstig.“

„Wie…?“ stammelte Yunosuke, „Was meinst du? Was… erwartet uns Schlimmeres als der Tod?“

Namie drehte den Kopf zu den Hokage-Felsen.

„Die Ewigkeit, die niemals endet.“
 

Die beiden Jungen sahen sie groß an, dann sich gegenseitig.

„Akira hat es ja schon gemerkt,“ meinte Namie, als die zwei schwiegen, und sie ging voran die Straße hinunter. Die Jungen folgten ihr.

„Wohin gehen wir?“ wunderte sich Yunosuke.

„Auf die Hokage-Köpfe,“ antwortete das Mädchen, „Ich glaube nicht, dass wir von dort einen Ausgang sehen werden… aber man muss sich überzeugen.“ Während sie gingen, fuhr Namie fort. „Man wird nie müde oder hungrig hier in der Welt. Man verspürt eigentlich gar nichts abgesehen davon, dass keine Zeit vergeht. Irgendwie vergeht keine, und dennoch… fühlt es sich an, als würde man ganze Zeitalter durchleben in dieser Welt ohne Menschen… was uns hier erwartet… ist schlimmer als der Tod. Wir werden in alle Ewigkeit auf derselben Stelle bleiben, weder werden wir altern noch wird irgendetwas anderes mit uns passieren, wir werden für alle Ewigkeiten einfach nur existieren, ohne irgendeinen Sinn, ohne irgendein Ziel. Unsterblichkeit, denke ich, ist nichts Angenehmes…“ Sie blickte kurz hinauf zum Himmel und seufzte dann. „Alles ist so viel schöner, weil wir alle ein Ziel haben… weil wir eines Tages sterben und es dann zu Ende ist. Dieses hier aber wird niemals enden.“ Die Jungen schwiegen bedröppelt. Die Vorstellung war nicht angenehm, niemals wieder richtig zu leben. Bis ans Ende aller Zeiten würden sie hier sein; und die Zeit hier hatte gar kein Ende.

„Der ganze Clan wird eines Tages hier sein,“ sagte Namie, „Wenn wir keinen Weg hinaus finden oder ihn zu töten oder zumindest das Jutsu zu stoppen. Das ist der Plan… den ganzen Clan hier einzupferchen wie Tiere und sie nie wieder hinauszulassen. Bestrafung, weil wir… ein Fluch sind für das Dorf und die Außenwelt, wie er gesagt hat.“

„W-was?!“ machte Yunosuke verpeilt, während sie bei den Felsen ankamen und begannen, an ihnen emporzusteigen. Viele Stufen gab es im Stein, die sie erklommen, bis sie schließlich ganz oben standen und hinuntersahen auf ein endloses Dorf, trocken, leer und sonnig. Kein Tor war zu sehen, keine Grenze, egal, wie weit man blicken mochte. „Wer hat das gesagt, Namie?“ fragte Yunosuke weiter und sah seine Cousine verwundert an. Sie starrte in die Ferne.

„Na, Masami.“
 

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Yunosuke kam nicht dazu, Fragen zu stellen. Plötzlich verspürten sie drei gleichzeitig eine sanfte Erschütterung wie ein winziges Erdbeben, und sie fuhren hoch und sahen sich erschrocken um. Namie keuchte.

„Jemand kommt!“ sagte sie, „Jedes Mal, nachdem ich dieses Beben gespürt haben, nur sanft, habe ich kurz darauf einen von euch gefunden, erst Akira, dann dich, Yunosuke!“

„Das heißt, Masami sperrt jemanden Neues ein?!“ fragte Akira und wurde weiß, während Namie sich beeilte, die Stufen herunter zu hasten. Die Kinder folgten ihr.

„Das schwarze Loch!“ wiederholte Yunosuke, „Es ist das Tor! Durch es kamen wir alle hierher, durch es müssen wir auch wieder hinauskommen! Dort, wo jemand Neues hereingelassen wird, wo es sich öffnet, müssten wir doch hinauskommen!“

„Ich habe noch nie ein schwarzes Loch hier gesehen,“ sagte Akira, „Vielleicht sieht man es nur in der Außenwelt…?“

„Ich habe auch bei keinem von euch beiden gesehen, wie und woher er kam… ihr beide wart plötzlich einfach da,“ gab Namie zu bedenken. Sie waren jetzt wieder unten und liefen orientierungslos die Straßen entlang, auf der Suche nach irgendwas… nach der Ursache des Bebens? Nach einem Tor? Nach einem neuen Menschen? Niemand wusste es, und dennoch rannten sie, wurden nicht müde und rannten weiter.

„Habt ihr versucht, zu Konohas Toren zu kommen?“ fragte Yunosuke im Laufen. Er wusste nicht, wie lange sie liefen, aber als er begann, nachzudenken, kam es ihm vor, als wäre es hundert Jahre her, dass sie das Beben verspürt hatten.

Und tausend Jahre, dass er schon hier war…
 

„Ja,“ sagte Namie, „Aber wir haben es nie erreicht. Wir sind gelaufen, gefühlte Jahrhunderte lang, und die Straße ging fort und fort und nie erreichten wir ein Tor, egal, in welcher Richtung wir es probiert haben.“

„Es ist sinnlos,“ schniefte Akira. Yunosuke schnaubte.

„Nein, ist es nicht!“ sagte er, „Dann… müssen wir schneller laufen! Schneller, als die Zeit hier… nicht vergeht!“ Er rannte schneller und überholte die beiden anderen blitzschnell in Richtung Norden, in Richtung des Haupttores.

„Schneller als die Zeit nicht vergeht?“ rief Akira, „D-das ergibt keinen Sinn!“

„Spiegelverkehrte Zeichen geben auch keinen Sinn!“ rief Yunosuke zurück, „Wir müssen die Welt mit ihrer eigenen Zeitlosigkeit schlagen!“

„Ich verstehe kein Wort!“ jammerte der Blonde und versuchte, Yunosuke einzuholen, aber er wurde immer schneller und schneller und rannte ihnen so schnell voraus, dass die zwei anderen keine Chance hatten, ihn einzuholen. Dann riss Namie plötzlich die Augen auf und blieb abrupt stehen.

„Ich auch nicht,“ keuchte sie zu Akira, der bremste und sie ansah, „Aber… es funktioniert, was er tut! Sieh doch… da vorne… ist das Tor!“
 

Tatsächlich. Vor ihnen war auf einmal das Haupttor von Konoha – als wäre es vorher unsichtbar gewesen für sie und allein durch Yunosukes Auftauchen erschienen. Und das war nicht alles, was sie erblickten, als sie nach Norden starrten.

„Das schwarze Loch!“ riefen sie wie aus einem Mund und erstarrten, während Yunosuke vom Anblick des Loches, das sich auftat, nur noch angespornt wurde, schneller zu rennen.

Ich komme hier wieder raus! Und draußen finde ich eine Lösung, alle hier rauszuholen!

„Kommt, wir fliehen!“ schrie er Namie und Akira zu, „Beeilt euch!“

Er rannte schnurstracks auf das schwarze Loch, das sich mitten im Tor plötzlich auftat und größer wurde. Und als er genauer hinsah, begann sein Herz zu pochen; er sah nicht nur ein schwarzes Loch, er sah dahinter die Außenwelt. Es schien düster zu sein, Nacht, und er sah Flammen und eine dunkle Straße, nur erhellt vom Schein eines lodernden Feuers.

Die Außenwelt! Schneller, renn gegen die Nicht-Zeit an!

Er rannte schneller, als er plötzlich Menschen in dem schwarzen Loch zu erkennen glaubte, Menschen von hinten.

Sie gingen rückwärts, auf ihn zu.

Rasch.

Lauf schneller!

Er erkannte plötzlich die beiden Menschen, die rückwärts in das Loch stolperten und erschrocken schrien. Souya und Taki!

„Nein, nein, nicht zurück, geht vorwärts!“ schrie er ihnen entsetzt zu. Aus dem Augenwinkel sah er Namie und Akira jetzt auch schneller rennen. Souya und Taki schienen ihn nicht gehört zu haben.

Er war fast beim Tor.

Dann geschah plötzlich mehreres zugleich.
 

Souya und Taki stolperten über ihre eigenen Füße und stürzten schreiend zu Boden, durch das schwarze Tor hinein in die Spiegelwelt. Dann tauchte plötzlich aus dem Nichts ein riesiges, schwarzes Monster genau vor dem Tor auf innerhalb der Welt, stellte sich Yunosuke in den Weg und brüllte ihn an mit einem markerschütternden Geräusch, sodass er strauchelte und zu Boden stürzte, neben Souya und Taki, die ohnmächtig zu sein schienen.

„Was zum-…?!“ keuchte Namie und starrte auf das riesige Tier vor dem Tor, das es versperrte… und genau da begann das schwarze Loch zu schrumpfen.

„Ein schwarzer Panther!“ piepste Akira und sah auf das große, schwarze Tier, „E-es muss eine Beschwörung der Kanekos sein, m-meine Tante Kumiko, die Frau von Onkel Yasuki, kann sowas auch, aber ihre Katze ist nicht so groß! I-ich hab gehört, Tante Kanae würde einen schwarzen Panther beschwören mit Namen Nashira…“

„Niemand durchquert das Tor,“ donnerte die Stimme der gewaltigen Raubkatze, und für eine weibliche Katze klang es eindeutig zu dunkel; es musste eher ein Männchen sein. „Nashira ist der Name meiner Mutter, Narr, mein Name ist Nagaran. Und ich habe den Befehl, niemanden das Tor passieren zu lassen, wer es wagen sollte, wird gefressen!“

„Dann dienst du Masami?!“ keuchte Namie fassungslos über die enorme Größe und furchteinflößende Erscheinung des Monsters, sicher größer als jede Beschwörung, die sie jemals gesehen hatte, sicher fast so groß wie Gamabunta, der Krötenboss, und Konsorten, die als größte zu beschwörende Tiere überhaupt galten.

Yunosuke starrte entgeistert auf das schwarze Loch, das kleiner und kleiner wurde, zum Greifen nahe, aber doch so weit weg, weil die Bestie im Weg war und ihn eher zerfleischen würde, als ihn durch zu lassen. Und er seufzte deprimiert, als das Tor sich weiter schloss. Bevor es ganz geschlossen war, sah er im Dunkel der wahren Welt Masamis bösartige Sharingan aufblitzen wie leuchtende Funken.
 

Masami lächelte.
 

Dann verschwand das Loch, das Tor war geschlossen. Im selben Moment verschwanden auch der schwarze Panther und das Tor von Konoha; mit einem Mal saßen sie alle fünf auf der öden, ewig langen Straße. Es herrschte Stille.
 

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whooot o.o Auftritt des komischen Katers! xD und die Hommage an Kimikos ANL (4) war sehr unverhohlen xD aber es passte so gut da rein xD ach ja und Taki und Souya ftw. Und die Parallelwelt rult, sie ist völlig skurril. Vllt etwas zu skurril für Naruto, aber irgendwie rult sie trotzdem uû' eine der wenigen Sachen an SKK die tatsächlich rulen...

Mikotos Offensive

Sanosuke und Haruka hatten weder mitbekommen, wie Souya das Haus verlassen hatte, noch, wie Taki versucht hatte, ihn aufzuhalten; aber von dem lichterloh brennenden Vorgarten waren sie natürlich hochgeschreckt, zum Fenster geeilt und dann hinaus aus dem Haus, wo Sanosuke völlig entsetzt den Brand mit einem kopierten Suiton-Jutsu gelöscht hatte, sowie diverse andere brennende Stellen der Gegend, das alles in Unterwäsche, die er gerade noch so hatte anziehen können, was leicht schmerzhaft gewesen war. Inzwischen waren auch so einige Nachbarn aus ihren Häusern gestürzt und hatten schreiend gejammert, was nur passiert wäre und woher das ganze Feuer käme. Manche hatten geglaubt, ein Krieg wäre ausgebrochen, andere prophezeiten vollkommen überzeugt die Apokalypse.

„Die Welt geht unter, ihr werdet schon sehen!“ meckerte ein alter Mann, der in der Gegend wohnte, und fuchtelte wild mit dem Gehstock herum, den er in der Hand hielt. Inzwischen waren auch Sanosukes übrige Kinder aus dem Haus gekommen in Schlafsachen. Susumu und Shigeru waren ziemlich angetan von den bösen Omen des alten Nervbolzen.

„Cool, um wie viel Uhr, Alterchen?“

„Genau in zehn Stunden!“ prophezeite der Mann schnaubend, „Ich hab es immer gewusst! Das ist nur der Anfang, es kommt schlimmer! Erst kommt feuer, dann wird es noch härter!“

„Okay, wir wetten, wenn du Unrecht hast, gibst du uns zehntausend!“

„Ich habe nicht Unrecht, ihr spinnt wohl!“

„Ja, wenn du so überzeugt bist, wette doch mit uns!“ grinste Shigeru, und sie versuchten weiter, ihn zu überzeugen, während Yashiru mit der nächsten Katastrophe kam.

„Mama… Souya und Taki waren nicht in ihrem Zimmer, ich finde sie nirgends!“
 

Haruka starrte sie ungläubig an, auch Sanosuke, der wild mit den Nogushis (den Nachbarn, die Haruka immer Tanaka nannte, wie sie jeden nannte, dessen Name ihr egal war) diskutierte, unterbrach sich und fuhr herum.

„Was?!“ platzte er fassungslos heraus.

„Meinen Sie, die beiden haben das Feuer gelegt?!“ fragte einer der Nogushis erschrocken.

„Unsinn, Souya kann zwar Katon, aber doch nichts so dermaßen Großes! Das halbe Dorf steht in Flammen!“ meckerte Haruka, „Wie jetzt, sie sind weg, das kann nicht sein! Hast du überall gesucht?!“

„Mama, ich bin nicht dumm,“ sagte Yashiru nervös, „Aber Souyas Zimmertür war offen und die Betten unordentlich.“

Sanosuke erstarrte, als ihm plötzlich etwas auffiel.

„Moment – die Haustür war sperrangelweit offen, als wir rauskamen eben,“ sagte er trocken, „Wieso war die Tür offen? Sind Souya und Taki etwa abgehauen?!“

„Entführt worden!“ jammerte Haruka, wurde blass und schüttelte ihren Mann wütend, „Oder schlimmer: s-sie wurden genau wie Namie…?!“ Sie starrte ihn panisch an und auch Yashiru und Mikoto, die dabei standen, machten angsterfüllte Gesichter.

Sanosuke packte Haruka an den Armen, damit sie aufhörte, ihn zu schütteln.

„Kinder, zieht euch an und wir gehen zu Oma und Opa,“ ordnete er an, „Jetzt sofort, Mikoto, Yashiru! Kuma wird sagen können, ob die schlimmste Befürchtung wahr ist. Außerdem habe ich das Gefühl, ich verliere die Kontrolle über diese Familie… jetzt passiert sowas schon in meinem eigenen Haus! Ich glaube, wir alle würden uns bei meinen Eltern sicherer fühlen.“

„Ja…“ stammelte Haruka, während Yashiru die Zwillinge und Mikoto Kansuke packte, bevor sie zu fünft ins Haus rannten, um sich anzuziehen. Haruka drückte sich gegen Sanosukes Brust und keuchte heftig. Sie zitterte am ganzen Körper. „Ich… ich hab einfach nur Angst… ich weiß nicht, was hier geschieht, Sani… v-vorhin war… S-Souya doch noch da! Und Taki – j-jemand muss Naruto Bescheid sagen, dass sie weg ist…!“

„Ich mache das, aber erst, wenn wir wissen, was Kuma denkt,“ sagte er gezwungen gefasst und umarmte sie sanft, um zu versuchen, sie zu beruhigen. Inzwischen hatte man alle Flammen gelöscht und das Dorf war wieder dunkel, obwohl überall Leute auf den Straßen standen und panisch durcheinander redeten. Sanosuke fragte sich, ob Seiji und seine Familie gar nichts mitbekommen hatte oder ob sie vielleicht auch schon zu seinen Eltern gelaufen waren.

Es würde sich zeigen.

„Komm, Schatz… wir sollten uns auch anziehen, wir können nicht in Unterwäsche da rüber latschen.“
 

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Sasuke und Sakura hatten das Inferno im Dorf natürlich auch bemerkt. Sie beide und Shiemi und Kuma waren hellwach, als die große Familie ankam, obwohl es mitten in der Nacht war. Die Nachricht von Souyas und Takis Verschwinden war ihnen neu. Haruka fiel ein Stein vom Herzen und sie hoffte schon, da Kuma offenbar nicht gesehen hatte, wie Souya und Taki verschwunden waren, dass sie nicht in der Parallelwelt gelandet wären – aber dann nahm Kuma ihr den Wind aus den Segeln, als er in sich hineinhorchte und versuchte, die beiden Kinder wahrzunehmen.

„Sie sind entschwunden in den Schatten… genau wie Namie, Akira und Yunosuke.“

Haruka strauchelte und Yashiru stützte sie besorgt, weil sie fürchtete, sie würde ohnmächtig. Sakura schlug entsetzt die Hände vor den Mund und Sasuke fluchte ungehalten.

„Dann sind es jetzt schon fünf…“ sagte Shiemi erschrocken, „Obwohl Taki nicht in die Reihe passt.“

„Sie und Souya waren vielleicht zusammen und sind nur deshalb zu zweit verschwunden,“ riet Kuma planlos. „Zumindest jetzt sind sie zusammen.“

„Taki hat heute bei uns übernachtet,“ sagte Kansuke kleinlaut, „Vielleicht ist der Täter in unser Haus gekommen und hat sie gekidnapped!“

„Und er ist brav durch alle Türen rausgelaufen?“ fragte Mikoto, „Depp!“ Sie schlug ihm auf den Kopf.

„Keiner der anderen ist hier?“ wunderte sich Yashiru, die ihre Mutter auf einen Sessel in der Stube setzte, wohin sich jetzt alle begaben. Sanosuke verabschiedete sich schon mal, um Naruto aufzusuchen. „Ich meine, Onkel Seiji, Tante Chidori, Onkel Satoya…?“

„Satoya wohnt weiter draußen, vielleicht hat es bei ihnen nicht so geleuchtet wie hier und sie haben es verpennt,“ machte Sasuke, „Aber wie ich von Nachbarn gehört habe, hat sich das Feuer ganz schön ausgebreitet und müsste zumindest bis zu den Hyuugas vorgedrungen sein; wer weiß, vielleicht tauchen Seiji und Chidori noch auf. Komischerweise hat es nur auf Straßen oder in Gärten gebrannt, kein Haus ist zu Schaden gekommen und niemand wurde verletzt, soweit ich gehört habe.“

„War das ein Katon-Jutsu?“ fragte Susumu.

„Garantiert… davon gehe ich aus.“

„Cool, kann ich sowas auch lernen?!“

„Susumu, Shigeru, Kansuke, geht hoch und schlafen!“ befahl Yashiru wütend, „Raus mit euch, ihr spinnt wohl! Nichts da lernen, seid froh, dass ihr noch hier seid! Wahrscheinlich will euch frechen Rotzbengel nicht mal der Feind haben!“

Ich?!“ jammerte Kansuke, während die Zwillinge keckernd davonrannten.

„Du weniger, aber die Kleinen!“ meckerte die große Schwester, „Aber du bist auch noch Genin, also geh auch schlafen, du kannst uns sowieso nicht helfen. Pass lieber auf, dass die Lütten keinen Scheiß machen da oben!“

„Als ob die auf mich hören würden!“ nölte Kansuke, zog aber ab, nachdem er aus der Obstschale auf dem Tisch eine Orange stibitzt hatte, die er auf dem Weg nach oben aus ihrer Schale pulte.
 

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Haruka beschloss, solange nicht in ihr eigenes Haus zurückzukehren, bis der Täter endgültig geschnappt worden war und sie ihre Kinder zurück bekommen hatte. Namie war schon ein Schlag gewesen, aber jetzt auch noch Souya samt seiner Freundin Taki, das war einfach zu viel. Niemand konnte ihr ihre Verzweiflung verübeln und Sakura bemühte sich nach Kräften, sie zu beruhigen, was nicht so einfach war. Und während sich in der Stube alle um Haruka kümmerten, standen Sasuke, Shiemi und Kuma verdrossen auf der Terrasse. Es wehte ein kalter Wind durch die Nacht.

„Meine Visionen verarschen mich,“ behauptete Kuma beunruhigt, „Es ist nicht sehr sinnvoll vom Auge, mir zu zeigen, dass die Kinder verschwinden, wenn sie es bereits sind, es wäre nützlicher, sowas einen Tag vorher anzukündigen.“

„Vielleicht hat der Täter ja auch ein drittes Auge und verarscht dich absichtlich,“ riet Sasuke, der sich an die Fähigkeiten des merkwürdigen Kekkei genkais des Yamazaki-Clans erinnerte dank seiner Nichte Yu, die leider verstorben war. Was gäbe er darum, sie jetzt hier zu haben… Yu hatte die einmalige Gabe gehabt, Ruhe zu bewahren und sich gleichzeitig aufopfernd um die ganze Familie kümmern zu können. Für alle seine Kinder war sie eine große Schwester gewesen und für Sakura und ihn wie eine eigene Tochter. Voller Grauen erinnerte er sich an den Tag ihres Todes, an dem sie gegen ihren Bruder Izumi gekämpft hatte und sie sich dann gegenseitig getötet hatten.

„Wir sind Kinder der Finsternis,“ hatte sie einmal zu ihm gesagt. „Einmal an die Finsternis gebunden, müssen wir in ihr bleiben, und wenn wir versuchen zu fliehen, werden wir stürzen und dabei sterben. Du, Sasuke… bist ebenfalls so ein Kind der Dunkelheit, ein Erbe des Uchiha-Clans, der DAS Erbe trägt, das Mangekyou Sharingan. Aber deine Frau ist es nicht… darum haben eure Kinder eine Chance, der Dunkelheit zu entkommen und zu überleben, so wie du es geschafft hast.“

„Nein,“ lenkte Kuma die Aufmerksamkeit wieder auf sich, und seine Freundin sah betreten zu Boden, Sasuke sah ihn an. „Er hat nicht das Dritte Auge. Wenn er das hätte, würde er dafür sorgen, dass ich gar nichts sehe oder wahrnehme, was die Kinder betrifft. Als Yunosuke verschwand, habe ich in dem Moment, in dem er die Welt verlassen hat, gesehen, was passiert; bei Souya und Taki jetzt war das nicht so. Ich habe erst gemerkt, dass sie weg sind, als ihr davon gesprochen habt. Entweder meine Fähigkeiten zu sehen lassen stark nach oder es… mag irgendeine Bedeutung haben, dass die zwei hinein mussten in die andere Welt.“

„Bedeutung?!“ fuhr Sasuke auf und sein Gesicht verzog sich zu einer wütenden Grimasse, „Willst du sagen, es wäre was Gutes daran, dass einer meiner Enkel nach dem anderen verschwindet?! Wie kannst du es wagen, so zu sprechen?! WAS SOLL GUT SEIN, VERFLUCHT?!“

„Papa!“ schrie Shiemi dazwischen und packte Kuma am Arm, ihn zurückzerrend, während sie ihren Vater mit einem strengen Blick strafte. „Reg dich ab, was wissen wir denn?! Kuma kann auch nichts dafür, dass das passiert, du brauchst nicht zu brüllen!“

Sasuke raufte sich die Haare und seufzte nervös.

„Ich… hn,“ kam nur grummelnd von ihm. Kuma seufzte erleichtert, dass der Wutanfall offenbar vorüber war.

„Was ist mit Masami?“ fragte Shiemi dann, „Aus allen Zweigfamilien des Clans verschwinden Kinder, nur in Seijis Familie hat der Täter es noch nie versucht. Sehr komisch.“

„Nicht unbedingt,“ fiel Kuma ihr in den Rücken, „Vielleicht hing schon Naoyas Tod damit zusammen. Und wenn nicht, Masami ist garantiert niemand, der einfach zu überwältigen wäre. Ich habe wie ihr alle bei seiner Chuunin- und Jouninprüfung zugesehen und habe… Dinge gesehen, die niemand von uns kann, die ich mir nicht mal auszudenken wagte. Der Täter ist vermutlich nicht clever oder stark genug, um es mit Masami aufzunehmen; und ist euch aufgefallen, dass er es auch noch nie an den Erwachsenen versucht hat? Immer verschwinden Kinder, Namie war die Älteste von allen. Wenn ich es auf den Uchiha-Clan abgesehen hätte, würde ich ja wohl zuerst Sasuke-sama und Sakura-sama erledigen wollen, oder zumindest Sanosuke als zukünftiges Oberhaupt.“

„Nein, da steckt ein Muster dahinter,“ murmelte Sasuke und sah abwesend auf seine jüngste Tochter, „Er treibt uns zusammen wie panische Tiere, er will uns Angst machen, will, dass wir verzweifeln und deshalb unvorsichtig werden. Vielleicht hast du recht und er hält sich wirklich nicht für stark genug, es mit mir oder Sanosuke oder auch Sakura alleine aufnehmen zu können. Vielleicht will er auch dafür sorgen, dass alle meine Kinder wieder hier einziehen, um dann das ganze Haus in die Luft zu jagen, wer weiß das schon? – Shiemi, frag Naruto und einen Anbu, der Masami überwachen soll, morgen mal, ob der was beobachtet hat. Ansonsten gehe ich… eigentlich nicht mehr davon aus, dass Masami Schuld ist an diesem Verschwinden. Was Naoya angeht und den Eisenmann mag ungeklärt bleiben, aber das hat nicht zwingend einen Zusammenhang.“

„Mh,“ machte Shiemi und nickte zögernd, als ihr Vater ihr und Kuma noch einmal zunickte und dann im Haus verschwand. Kuma sah seine Freundin ratlos an. Sie war schweigsam geworden seit dem erfolglosen Versuch, Masami anzuklagen. Er wusste, es nagte an ihr, das Gefühl nicht loszuwerden, Masami würde irgendetwas verbergen, etwas Gefährliches. Aber da war noch etwas anderes, das ihr Sorgen machte, wie es aussah, Tag um Tag beobachtete er sie und stellte fest, dass sich irgendetwas verändert hatte, das er nicht benennen konnte.

Er nahm sanft ihre Hand.

„Ist alles in Ordnung?“ flüsterte er, „Du machst ein bekümmertes Gesicht, Shiemi-chan.“

Sie drehte den Kopf zur Seite und sprach nicht. Er kapierte schnell, dass sie offenbar nicht reden wollte, ließ sie los und strich ihr über die schwarzen Haare.

„Okay, was… immer es ist… du weißt, du kannst mit mir reden. Wenn du deine Meinung ändern solltest, höre ich dir zu. Ist es wegen Masami?“

„Nein…“ murmelte sie, „Ich kann… nicht mit dir darüber sprechen. Noch nicht jetzt. Lass uns reingehen, es… ist kalt.“
 

––
 

Narutos Nachrichten am nächsten Morgen, als Shiemi wie verabredet zusammen mit Kuma ins Büro des Hokages kam, waren auch nicht erbauender.

„Ich habe mit Masamis Beobachter gesprochen,“ verkündeter der Blonde nämlich, „Und Masami hat auch gestern nicht eine Minute das Haus verlassen während der Vorfälle auf den Straßen.“

„Und Seiji und Kanae?“ wunderte sich Kuma, „Sie sind nicht bei Sasuke aufgetaucht, haben die das Feuer einfach ignoriert und weiter gepennt?“

„Ich hab noch nicht mit ihnen geredet,“ seufzte Naruto, „Das könntet ihr ja selbst tun, ich habe ehrlich gesagt gerade viel um die Ohren wegen der verwüsteten Gärten. Dass es irgendein Katon-Jutsu gewesen ist, ist allen klar, aber in diesem Dorf gibt es sehr viele, die Katon beherrschen, das wird uns leider nicht zum Täter führen. Da es vor Sanosukes Haus zuerst gebrannt hat, gehen wir aber stark davon aus, dass das Feuer mit dem Verschwinden von Souya und Taki zusammenhing. Vielleicht wurden sie durch die Straßen gehetzt und mit dem Feuer an eine bestimmte Stelle getrieben. Wir können den Weg, den sie gegangen sein müssen, anhand der Brandstellen verfolgen, kommen aber nur einige Straßen weiter, die letzte Feuerwand war offenbar mehr im Norden mitten auf einer Straße, es ist nichts in der Nähe, das uns helfen würde; wieso sie dahin getrieben worden sind, keine Ahnung.“

„Weg vom Elternhaus,“ riet Kuma und zuckte mit den Schultern, „Damit Haruka und Sanosuke nicht rauskommen und sie retten vielleicht. Und damit sie nicht mehr ins Haus können oder zu Häusern anderer Leute. Der Täter wollte sie auf der Straße erwischen. Vielleicht funktioniert das Jutsu in geschlossenen Räumen nicht.“

„Wer weiß,“ seufzte Naruto, „Aber ich kann jetzt mit Sicherheit sagen, dass Masami nichts damit zu tun hatte, das hat mir der Aufpasser versichert. Ob die überhaupt das Feuer bemerkt haben, fragt ihr sie am besten selbst.“

„Wird der Anbu-Typ jetzt wieder abgezogen?“ fragte Shiemi Naruto dumpf, und der Hokage nickte langsam.

„Ich kann Masami nicht grundlos überwachen lassen, das ist nun mal gegen das Datenschutzgesetz. Wir haben die Sache mit den Mangekyou Sharingan zwar noch nicht geklärt, aber… das hat auch vermutlich nichts mit dem hier zu tun, darum müssen wir uns später kümmern.“

„Hmm,“ seufzte Kuma nur. Shiemi seufzte auch.

„Dann sollen Sanosuke und Seiji sich selber darum kümmern, die sind schließlich bei der Polizei. Ich bin letzten Endes nur Pathologin, ich sollte… mich da jetzt raushalten.“
 

Die Männer sahen sie verwundert an, als sie sich verneigte und dann das Büro verließ.

„Komm, Kuma-kun, wir fragen nur noch Seiji-nii-chan, was sie vom Feuer bemerkt haben.“ Kuma und Naruto sahen sich an.

„Was ist mit ihr?“ wunderte sich Naruto, „Neulich war sie noch so eifrig und felsenfest von ihrer Theorie überzeugt, und jetzt nicht mehr?“

„Ich weiß auch nicht,“ sagte Kuma bestürzt, verneigte sich auch und ging dann Shiemi nach.
 

––
 

Kanae knallte mit voller Wucht ein flaches Holzbrett auf den Tisch vor sich, sodass ein lautes Geräusch erklang und die Klasse vor ihr erschrocken herumfuhr und sofort zu toben, lärmen, reden oder spielen aufhörte. Das war die einzige Möglichkeit, die kleinen Akademie-Schüler zur Ruhe zu bringen, hatte die blonde Frau vor einer Weile festgestellt.

„Guten Morgen!“ grüßte sie dann verzerrt lächelnd die Klasse, und die Schüler sahen sie brav an und riefen im Chor:

„Guten Morgen, Kanae-sensei!“

„Alle gesund?“ fragte Kanae der Routine zuliebe, und von allen kam im Chor:

„Ja, alle gesund!“

„Nee, ich nicht,“ widersprach danach ein Junge in der Ecke, „Ich hab mich an ´nem Papier geschnitten…“

„Heul doch, heul doch,“ glucksten Susumu und Shigeru, die auch in der Klasse waren, und giggelte vor sich hin. Neben Shigeru in der Bank saß die nervige Nori, heute in einem zartrosa Rüschenkleid mit Puffärmeln. Auf dem Kopf trug sie ein kleines Plastik-Diadem und behauptete, sie sei heute Prinzessin Rosi. Shigeru und Susumu hatten natürlich versucht, sich wo anders hinzusetzen, aber sie hatte nicht locker gelassen und war ihnen gefolgt, so hatten sie letztlich aufgegeben und schmiedeten schon bitterböse Rachepläne für Prinzessin Rosi.

„Okay, das freut mich,“ verkündete Kanae unten an der Tafel und lächelte, „Wir haben viel zu tun. Als erstes besprechen wir die Hausaufgaben! Und wer sie nicht gemacht hat, sollte sich lieber jetzt gleich melden…“ Ein paar Kinder hoben verlegen die Hände. „Das ist wirklich, wie soll ich sagen-…“ begann die Lehrerin betrübt, aber ein Mädchen dritten Reihe neben Susumu widersprach leise:

„S-sensei, ich melde mich nicht wegen der Hausaufgaben, ich habe sie gemacht… ich habe nur eine Frage.“ Alle sahen sie an und das Mädchen mit den kurzen blonden Haaren duckte sich scheu, als es die vielen Blicke über sich gleiten spürte, selbst Susumu, Shigeru und Prinzessin Rosi sahen sie an.

Kanae blinzelte.

„Was ist denn, Shinada?“ fragte sie und betrachtete die jüngere Tochter ihres Bruders Kojiro eine Weile. Shinada war die Schwester von June. Sie war nur manchmal mit in der Klasse, weil sie eigentlich Privatunterricht zu Hause bekam. Das Mädchen war nämlich blind und deswegen natürlich unfähig, dem Unterricht an der Tafel zu folgen.

Shinada ließ ihre blinden Augen auf dem Tisch ruhen, während sie sprach.

„Was ist gestern Nacht auf den Straßen passiert, Sensei? Es gab ein großes Feuer, in unserer Straße hat es auch gebrannt. Wurde Konoha angegriffen?“
 

Sie hörte erschrockenes Luftholen von mindestens der Hälfte der Klassenkameraden. Nori sah ängstlich zu den Zwillingen und klammerte sich an Shigeru.

„M-meinst du, es gibt Krieg, Shigeru-kun?!“

„Lass mich los, du dumme Gans!“ zischte Shigeru empört.

„Wie kannst du denn von dem Feuer wissen?“ fragte ein Junge von vorne dämlich, „Du siehst ja nichts, Shinada!“

„Aber ich habe Ohren und eine Nase,“ antwortete das blinde Mädchen gekränkt, „Ich habe das Feuer gerochen, bevor meine Eltern und meine Schwester vom Licht aufgewacht sind.“

„Also, jetzt hört mal zu,“ begann Kanae vorne und setzte sich auf das Pult vor ihr, „Ja, gestern gab es viel Feuer, das habt ihr sicher alle mitgekriegt. Ich… kann euch leider auch nicht sagen, woher es kam und wieso. Ich will euch aber beruhigen, Kinder, es ist höchstwahrscheinlich kein Angriff auf ganz Konoha gewesen. Es wird sicher keinen Krieg geben, habt keine Angst.“

„Nee,“ murrte Susumu laut genug, dass ihn alle hörten, „Es hat nur Souya-nii-chan und seine Verlobte angegriffen!“
 

Alle Kinder sahen jetzt ihn und Shigeru an. Kanae schloss kurz die Augen und versuchte, sich zu überlegen, was sie jetzt sagen sollte. Toll, jetzt hatte er den Kindern Angst gemacht; dass Souya verschwunden war, hätte er lieber für sich behalten sollen.

„Dein Bruder hat ´ne Verlobte?“ fragte Nori und sah ihn groß an, „Aber zum Heiraten sind deine Brüder doch noch zu jung!“

„Ihr hättet Souya und Taki sehen sollen,“ grinste Shigeru, „Wir sagen, sie sind verlobt, basta.“

„Ruhe jetzt!“ rief Kanae unten, „Ich werde nicht die ganze Stunde vergeuden damit, über Susumus Bruder zu reden! Fragt eure Eltern, wenn sie mehr wissen, können sie euch mehr sagen. Das ist nicht meine Aufgabe. Wir besprechen-…“ Sie wurde unterbrochen, als die Tür aufging und Shiemi den Kopf ins Zimmer steckte. Alle Kinder verstummten. Kanae blinzelte. „Shiemi?“

„Kann ich dich ganz kurz sprechen? Zwei Minuten, nicht mehr,“ versprach die Schwägerin, und Susumu und Shigeru winkten grölend.

„TANTE SHIEMI, HUHU!“

„Ja, ja, huhu, Jungs,“ seufzte die Tante und winkte halbherzig, während Kanae zur Tür kam.

„Kinder, macht keinen Mist, ich bin nur vor der Tür, ich höre alles, was ihr macht!“ Dann verließ sie das Zimmer.

„Ist dein Bruder wirklich verschwunden?“ flüsterte Shinada Susumu bedrückt zu, und er nickte; dann fiel ihm ein, dass sie das nicht sehen würde, deshalb sagte er:

„Ja, gestern. Meine große Schwester ist ja auch schon lange weg, sie sind in einer coolen Parallelwelt oder so, hab ich gehört!“

„Das tut mir sehr leid,“ sagte Shinada traurig und neigte den Kopf, „Hoffentlich seht ihr sie wieder… s-seid ihr gar nicht traurig deshalb?“

„Nee, jetzt, wo Souya weg ist, sind wir die übernächsten Clanerben,“ scherzte Shigeru, und die Zwillinge lachten blöd. Shinada fand das überhaupt nicht witzig und Susumu war verwirrt, weil sie aussah, als würde sie gleich zu weinen anfangen. Dabei war ihre Schwester doch noch hier!

„Hey, heul nicht,“ sagte er netterweise zu Shinada, „Ist schon gut. Die tauchen wieder auf, sicher.“

„Ich denke nur… wenn meine Schwester weg wäre, wäre ich furchtbar traurig und hätte Angst um sie…“ stammelte das kleine Mädchen unglücklich, und Susumu sah seinen Bruder ratlos an, weil er nicht wusste, was er mit dem fast weinenden Mädchen neben sich tun sollte. Nori schien das nicht zu scheren, sie klammerte sich quiekend an Shigeru und laberte ihn mit irgendeinem Schwachsinn zu. Susumu räusperte sich wichtigtuerisch, bevor er Shinada kameradschaftlich die Schulter tätschelte.

„Nicht weinen, okay?“ versuchte er erneut, sie zu trösten, „Alles ist gut.“
 

––
 

„Natürlich haben wir das Feuer bemerkt,“ sagte Kanae leise zu Shiemi, als sie vor der Tür standen. „Ich bin aufgewacht von Schreien draußen, dann war es plötzlich so hell… ich hab Seiji-kun geweckt und wir haben geguckt, aber als wir auf dem Balkon standen, waren die Feuer schon dabei, gelöscht zu werden… wir haben beschlossen, sicherheitshalber drinnen zu bleiben.“

„Seiji hat das verpennt?“ machte Kuma erstaunt. Kanae seufzte.

„Er schläft… so unglaublich schlecht und wenig in der letzten Zeit, dass er gestern eine Schlaftablette genommen hat, da hat er natürlich fester geschlafen als ich.“

„Und wo war Masami?“

„Ich hab ihn nicht gesehen, er ist in seinem Zimmer geblieben,“ meinte Kanae, „Das hat er heute morgen beim Frühstück gesagt.“

„Und ihr, du und Seiji, habt nicht nach ihm gesehen, als das Feuer da war?“ wunderte sich Shiemi über die so ungewöhnliche Teilnahmslosigkeit, und Kanae machte ein unglückliches Gesicht.

„Shiemi-chan… e-entschuldige, Masami ist fünfzehn und kein Baby… aber in… letzter Zeit kapselt er sich mehr von uns ab, deswegen lassen wir ihn viel in Ruhe. Das ist… nun mal ein Teil des erwachsen werdens. Sollte ich mir etwa Gedanken machen?“

„Nein, ich…“ Shiemi seufzte auch, „Tut mir leid, ich war echt scheiße. Was ihr mit Masami macht oder nicht macht, ist natürlich eure Sache. Oder inzwischen auch mehr seine, er ist ja fast erwachsen. Ich hab mich nur gewundert.“ Sie konnte Kanae nicht ins Gesicht sagen, dass sie es für möglich hielt, dass ihr Sohn der Täter war… Kanae machte schon so viel durch. Kanae hielt so viel aus mit ihrem komplizierten Mann, der Shiemis Bruder und eine absolut schwierige Persönlichkeit war, mit ihrem hyperintelligenten, frühreifen Sohn, der auch ein Spezialfall war, mit dem Tod ihres zweiten Sohnes… Shiemi hatte Kanae immer für ihre Stärke bewundert und sich mitunter gefragt, wie sie es schaffte, nicht einfach zusammenzubrechen bei allem, was sie tat und ertragen musste.

Sie konnte sie nicht auch noch damit quälen, solange es nicht zu hundert Prozent feststand, dass Masami Schuld war. Wenn das der Fall wäre, hätten sie keine Wahl, als es ihr und Seiji zu sagen… aber noch gab es Hoffnung.
 

Wie ein kleiner Schimmer am düsteren Horizont, der langsam verblasst…
 

––
 

„Ich werde nicht länger hier herumdümpeln und nichts tun!“ verkündete Mikoto scharf und stemmte dabei die Arme in die Hüften, um wichtiger auszusehen. Sie stand mit Masami zusammen in der Stube seiner Eltern. Es war Nachmittag. „Jetzt sind zwei meiner Geschwister verschwunden und dann auch noch Taki, die mit der Familie nichts zu tun hat! Hilf mir, Masami… w-wir müssen diesen Wahnsinnigen doch finden können, der all das tut! Du hast damals, als wir mit den Pinkus zusammen geforscht haben, gesagt, wir… sollten nach seinem Wesen suchen, herausfinden, was er ist und was er tut… wie genau hast du das gemeint? Du musst doch eine Idee haben von dem, was du gesagt hast…“

„Natürlich habe ich die,“ gestand er und seufzte schwermütig. „Pass auf. Ich meine, offenbar will er den Clan… eliminieren, sage ich mal. Er tötet sie nicht, er fängt sie nur und gibt sie nicht mehr heraus. Wir müssen uns fragen, warum, was ist der Sinn dahinter? Was ist das Ergebnis des Projektes?“

„Sinn?! D-da gibt’s keinen Sinn!“ rief Mikoto verzweifelt und sah unglücklich zum Fenster, „Was weiß ich, Neid, weil der Uchiha-Clan so toll ist, oder so! Oder so eine Rachegeschichte, das gab’s ja öfter!“

„Wir dürfen nicht raten,“ sagte er kühl und beobachtete sie wie ein lauerndes Raubtier, als sie in der Stube auf und ab zu gehen begann. Außer ihnen war keiner zu Hause. „Nicht Oder so, Mikoto. Itachi hat auch einmal den ganzen Clan niedergemetzelt. Wieso?“

„Weiß ich nicht…“

„Weil der Clan… gefährlich ist, Mikoto,“ antwortete er und sah nachdenklich aus, „Ich kann mir vorstellen… dass der Grund für dieses Tun die Gefahr ist, die… vom Clan ausgeht. Der Fluch… der Finsternis.“ Er dachte daran, dass Momoiro schlau genug gewesen war, so viel herauszufinden. Das war erstaunlich…

„Der Fluch…?“ machte Mikoto verblüfft und blieb abrupt stehen. „Was für ein Fluch? Wovon redest du da?“

„Mikoto… hör mir zu. Hör mir einfach nur zu.“ Er kam zu ihr und nahm sanft ihre Hände in seine, sah sie die ganze Zeit an, während er dann sprach. Und sie starrte hinauf in sein perfektes, makelloses Gesicht und bemühte sich nach Kräften, ihm nicht zu verfallen, ihm nicht stöhnend um den Hals zu fallen und zu schreien, er solle sie nehmen und nach allen Regeln der Kunst durchnehmen.

„Es gibt Dinge, die unsere Eltern uns verschweigen, Mikoto. Was den Fluch angeht… der Fluch ist die Dunkelheit, die immer wie ein Schatten über dem Clan lag, liegt und liegen wird, solange er existiert. Die Kinder des Uchiha-Clans neigen dazu, der Finsternis zu verfallen… dabei ihren Verstand abzuschalten und ewig im Dunkeln zu bleiben. So ist Itachi zu dem geworden, was er am Ende war, deswegen hat er den Clan getötet, weil er ein Kind der Finsternis war. Und ebenso sein Sohn Izumi… mal von ihm gehört?“

„Ja… kommt mir bekannt vor,“ murmelte sie benommen. „Woher weißt du… das alles?“

„Hör einfach nur zu,“ sagte er erneut und fing an, sie mit einer Hand sanft zu streicheln, ihren Kopf, hinunter zu ihrem Hals und hin zu ihrem Oberkörper. „Auch Ojii-sama war so verstrickt in den Fluch, als er Rache schwor, seinen Bruder zu töten, der den Rest des Clans getötet hatte. Als er Itachi dann getötet hatte, wäre er beinahe selbst am Trauma gestorben; wäre Obaa-sama nicht gewesen, um ihn aus der Finsternis zu ziehen. Aber was fast niemand kapiert ist, dass der Fluch eigentlich ist, dass sie immer wiederkommt… die Finsternis. Manchmal kann man weiter weglaufen, manchmal holt sie einen sofort wieder ein; sie kehrt immer wieder. Und sie hat auch die Familie wieder eingeholt… Jahre später, als dein Vater so alt war wie du jetzt.“

„Mein Vater?“ stammelte sie nur verwirrt.

„Es gibt eine bestimmte Technik, die das Sharingan erlernen kann,“ sagte er langsam und bedacht, „Eine Technik, die als mächtigste Waffe und tödlichste Technik des Uchiha-Clans gilt, eine Perfektion des Sharingan. Sie nennen es Mangekyou Sharingan… eine erweiterte Form, sozusagen. Obwohl diese Technik ungeheuer mächtig ist, beherrscht sie kaum jemand. Ich habe nicht herausfinden können, wann zum ersten Mal jemand mit Mangekyou Sharingan auftauchte; auf jeden Fall hatte Itachi sie. Ojii-sama hat sie… dein Vater hat sie… und mein Vater hat sie.“ Mikoto war immer verwirrter.

„Mangekyou Sharingan? Was… w-was hat das damit zu tun?“

„Sie gehören zum Fluch,“ lächelte Masami ruhig, und sie keuchte leise und spürte einen heißen Schauer über sich laufen, als seine Hand sanft ihre Brüste zu streicheln und zu drücken begann. Sie drückte sich vorsichtig fester gegen ihn. Sie standen immer noch in der Stube… und wer wusste, wann Kanae zurückkam? „Denn um sie zu bekommen, zahlt man einen grauenhaften Preis, habe ich gelesen. Man erlangt die Fähigkeit nur, wenn man jemanden tötet…“ Jetzt hielt seine Hand auf ihrem Busen inne und sie erstarrte. „Und nicht irgendjemanden. Man muss jemanden töten vom eigenen Blut. Itachi tötete einen Cousin namens Shisui. Ojii-sama tötete Itachi…“ Er brach ab, und Mikoto weitete entsetzt die Augen, als sie ahnte, wie es weiterging.

Gehen musste.

„Und… … m-mein… Vater…?“ fragte sie fassungslos, und Masami schloss die Augen. Als er sie wieder öffnete, hatte sich sein Blick verändert. Das Lächeln war verschwunden.

„Dein Vater tötete seinen eigenen Bruder Yuusuke und bekam dadurch die Mangekyou Sharingan.“
 

Mikoto fuhr zurück und schlug fassungslos die Hände vor den Mund.

„Was…?! D-das… das ist nicht wahr…!“ keuchte sie, und Masami seufzte.

„Ich muss einräumen, dass ihm das von Izumi eingebläut worden ist. Eigentlich trifft ihn nur die halbe Schuld, weil Izumi und der Fluch seinen Kopf verdreht haben. Und mein Vater hat es… letzten Endes nicht besser gemacht als deiner.“

„Wen… wen hat er getötet?“ fragte sie fassungslos, und Masami senkte jetzt reuig den Kopf, als stünde er vor einer Königin, deren Blicke er nicht verdiente.

„Deinen Bruder Yusaku.“
 

Mikoto weitete die Augen und trat unsicher einen Schritt zurück.

„Dein… dein Vater hat Yusaku getötet?! W-wegen der… … das ist nicht wahr! S-sag mir, dass das… nicht wahr ist, Masami!“

„Es ist wahr,“ machte er.

„Woher weißt du das alles? Wieso? Wissen meine Eltern… oder alle… dass du das weißt?!“

„Nein, niemand weiß es,“ antwortete Masami ruhig. „Ich habe Kassetten gefunden, auf denen die Therapiestunden meines Vaters aufgezeichnet waren. Er hat seinem Psychiater alles erzählt. Die Geschichte des Fluches, zumindest Teile davon… wie es dazu kam, dass dein Vater Yuusuke getötet hat… Tou-sama war… damals erfüllt von Hass auf deinen Vater, und er hatte geschworen, ihm wehzutun, deswegen tötete er Yusaku vor den Augen deiner Mutter. Ich gehe nicht darauf ein, auf welche Weise… und die Geschichte ist sehr viel komplizierter, als sie scheint. Aber nachdem ich das gehört hatte, wurde mir klar, wieso deine Mutter einen solchen Hass auf Tou-sama hegt. Ich kann es ihr nicht verübeln, ich würde genauso fühlen, glaube ich. Unsere Väter haben eine Menge durchgemacht, bevor wir geboren wurden.“

„Wieso… erzählst du mir das alles?“ wollte sie wissen und starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Er trat einen Schritt auf sie zu und sie wich verstört rückwärts in Richtung Stubentür. „Warum hast du mir das gesagt, Masami?!“

„Damit du die Wahrheit kennst,“ meinte er ernst und sah sie scharf an, „Wir sind aufgewachsen in einer Lüge… und wir werden in ihr weiterleben. Damals, nachdem deine Eltern zurück nach Konoha gekommen waren, hat man beschlossen, niemals wieder über die Mangekyou Sharingan und darüber, wie man sie bekommt, zu sprechen. Keiner von uns Kindern sollte es je erfahren und das Geheimnis um die stärkste Waffe sollte auf immer begraben werden. Es wäre besser gewesen… und ich bereue es, die Kassetten gefunden und gehört zu haben. Aber es hat… mich zu sehr gefesselt, auch, als ich ahnte, dass ich einen schweren Fehler beging, sie zu Ende zu hören. Mikoto…“ Er kam auf sie zu, erreichte sie und schloss sie in die Arme, worauf sie keuchte und erst versuchte, ihn wegzudrücken, es dann aber ließ und die Stirn heftig atmend gegen seine Brust drückte. „Warum weichst du vor mir zurück?“ fragte er sie. „Was unsere Väter verbrochen haben, betrifft nicht uns.“

„Ich… ich muss das verarbeiten, was du mir gesagt hast… mein Vater hat… seinen Bruder getötet und… dein Vater meinen!...“

„Niemand darf wissen, was ich dir gesagt habe,“ mahnte er sie noch, „Wir beide dürften das eigentlich nicht wissen… erzähle es keinem. Niemandem. Ich werde es auch nie wieder tun. Aber ich konnte nicht zulassen, dass…“ Er hob ihr Kinn an und sah ihr in die verschiedenen Augen, worauf sie kurz erstarrte in seinen Armen und dann zu zittern begann. Er senkte den Kopf zu ihrem hin und sie schloss erwartungsvoll und voller Spannung die Augen… aber er stoppte kurz vor ihren bebenden Lippen. „Dass meine… geliebte Mikoto, meine kleine… persönliche Sonne mit der Lüge lebt. Das wollte ich nicht… deswegen habe ich es dir gesagt. Wenn ich dich verletzt habe, tut es mir sehr leid…“

„Nein…“ wisperte sie und konnte die Spannung kaum noch ertragen, die zwischen ihren kaum voneinander getrennten Mündern stand, „N-nicht doch… Masami…“
 

Ihr Wille brach und sie gab sich dem Verlangen hin, ihn zu küssen, beide Arme um seinen Nacken schlingend und sich so fest gegen seinen heißen Körper pressend, dass sie sein Herz pochen spüren konnte. Er erwiderte ohne Zögern ihren fordernden Kuss und begann, mit den Händen über ihre runden Hüften zu streichen, auf und ab und dann weiter hinauf, über ihr Shirt hin zu ihren Brüsten. Sie keuchte leise und erstarrte erneut, als sie seine Hände auf ihren Brüsten fühlte. So oft hatte er sie schon so energisch und doch zärtlich in seine Hände genommen, und dennoch erschrak sie jedes mal wieder, als täte er es zum ersten Mal. Sie lösten sich voneinander und sie starrte errötend zu Boden, als ihr bewusst wurde, was sie taten, mitten in der Stube seiner Eltern.

„Entschuldige…“ flüsterte sie, und er hob ihr Kinn wieder an.

„Nicht,“ war alles, was er gepresst hervorbrachte, und sie sah ihn erstaunt über seine zwanghafte Beherrschung an. Manchmal gab es diese kleinen, unscheinbaren Risse in seiner perfekten Selbstbeherrschung… Mikoto wusste, sie war die Einzige, die das je zu sehen bekommen hatte. Er küsste sie. Es wurde ein Kuss mit mehr Verlangen und Tiefe als der erste eben, und seine beiden Hände erfassten ihr warmes Gesicht und hielten sie fest, als sie den Kuss seufzend zu erwidern begann.

„Entschuldige dich nicht bei mir,“ keuchte er atemlos, als sie den hitzigen Zungenkuss beendeten, „Niemals… das musst du nicht. Und sieh nicht mir gegenüber zu Boden… auch das musst du nicht, Mikoto.“ Ehe sie etwas erwidern konnte, küsste er sie erneut. Sie stolperte und stieß gegen den Türrahmen, vor dem sie gestanden hatte. Dort drückte er sie gegen das Holz, indem er sie fordernder küsste, und unwillkürlich glitten ihre Hände zitternd von seinem Nacken zu seiner Brust, daran hinab und zum Saum seines Shirts. Sie fuhr darunter und spürte, wie er ganz kurz erzitterte, als sie die Hände über seinen nackten Bauch gleiten ließ.

Je länger sie sich küssten, je länger er sie berührte, desto stärker wurde das Verlangen, es zu tun… jetzt. Hier. Ungeachtet aller Leute, die kommen und sie sehen könnten. Sie waren hier… und nichts war zwischen ihnen. So oft hatte sie bei ihm übernachtet, und nie hatte er ein dringenderes Verlangen gespürt, mit ihr zu schlafen, als in diesem Moment, was ihn überraschte. Er küsste hinab zu ihrer Kehle und fuhr mit der Zunge über ihre blasse Haut. Seine Hände verließen ihre Hüften, die sie kurzzeitig ergriffen hatten, und fuhren hinunter zum Bund ihrer Hose. Und daran hinunter zu ihren Oberschenkeln… weiter in die Mitte. Und jede Faser ihres Körpers erbebte mit einem mal, als er dabei war, die Hand in ihren Schritt zu schieben –

Mikoto drehte plötzlich den Kopf von ihm weg und keuchte leise.

„M-Masami… ich… n-nicht jetzt.“

Er ließ sie sofort los, sah seine Hände kurz vorwurfsvoll an und senkte vor ihr den Kopf.

„Ich bin es, der sich vor dir verneigen sollte,“ seufzte er, „Entschuldige… ich hatte… mich wohl nicht mehr unter Kontrolle. Verzeih mir, das hätte nie passieren dürfen. Es war taktlos.“

„N-nein, es ist nur…“ Sie schnappte nach Luft und versuchte, sich etwas abzukühlen, sich hastig durch die Haare fahrend. Er betrachtete schuldbewusst einen feuerroten Fleck auf ihrem Hals. „Es ist nur, ich meine… das hier ist so… ein unperfekter Ort dafür… es hat etwas… Besseres verdient.“

„Hmm,“ machte er nachdenklich, nickte dann zustimmend und zog sein Shirt zurecht. Eine Weile standen sie schweigend da und niemand traute sich recht, zuerst zu sprechen. Langsam kühlte die Hitze ihrer Lenden wieder aus.

„Wir sollten uns mit dem Täter befassen,“ murmelte Mikoto dann, „Du hast mir zwar viel erzählt, aber nicht, womit wir angefangen haben. Was ist sein Wesen? Was tut er?“

Er lächelte kurz und war positiv überrascht von ihrer gezwungenen Diskretion. Es war nicht ganz leicht, plötzlich nach dieser Aktion auf Ernst umzuschalten.

„Ich glaube, ich habe darüber mehr gesagt, als du denkst,“ murmelte Masami mit einem eigenartigen Lächeln, „Er fängt die Mitglieder des Clans, wie es aussieht… wieso? Es ist der Fluch, von dem wir gesprochen haben, über den wir nachdenken müssen… denke ich. Ich kann mich auch irren, Mikoto.“
 

Du bist der Lösung so nahe, Mikoto… näher kann ich dich jetzt nicht heranlassen. Und doch wirst du an ihr vorbeilaufen, weil du in diese eine Richtung blind bist für alles Übel…
 

Meine dumme, geliebte Cousine… eines Tages wirst du klüger sein.
 

––
 

Sie waren schweigsam den Rest des Tages. Niemand traute sich richtig, die Aktion von zuvor noch einmal näher zur Sprache zu bringen; bei Masami war es weniger nicht trauen sondern mehr das Gefühl, zu aufdringlich zu werden, wenn er mehr darüber spräche. Am Nachmittag kam Kanae zurück, danach war das Thema sowieso gegessen.

Mikoto fragte sich verbissen, ob es gut war, so zu tun, als wäre nichts geschehen. Sie war das hitzige Gefühl, das sie in Masamis Nähe verspürt hatte, nicht wieder ganz los geworden und ihre Gedanken schweiften immer wieder zurück zu dem Moment, in dem sie seine Hand auf ihrer Hose gespürt hatte, ganz gefährlich nahe einer Stelle ihres Körpers, die noch nie ein Mann berührt hatte. Je öfter sie daran dachte, desto stärker kehrte die Wärme zurück, und sie wurde gegen ihren Willen rot. So konnte sie sich nicht auf das konzentrieren, was sie suchte; die Antwort nach dem Wesen des Täters… den Schlüssel für das Verschwinden… als es ihr zu bunt wurde, es war bereits Abend, beschloss sie tapfer, sich loszureißen und nach Hause zu gehen.
 

„Soll ich dich zu Ojii-sama bringen?“ fragte Masami sie rein aus Gewohnheit, als sie aufstand und verkündete, sie müsste jetzt gehen.

„Nein… heute nicht. Ich…“ Sie druckste etwas herum, und er stand auf und lächelte.

„Ich weiß schon,“ flüsterte er, und sie räusperte sich verlegen.

„Es tut mir leid…“ murmelte sie bedrückt, „Ich kann nicht aufhören-… … ich meine… ich…“ Lange Pause. Dann verneigte sie sich plötzlich höflich und verließ das Haus mit einem gemurmelten Abschiedsgruß. Masami lächelte amüsiert und sah ihr verträumt nach, als sie im Dämmerlicht davonlief, schneller als gewöhnlich. Es tat ihm leid, sie vorhin so verschüchtert zu haben… hätte er seine Hände nur besser unter Kontrolle gehabt!

Als sie außer Sichtweite war, verzog er verärgert über sich selbst sein Gesicht.

Dummheit, schalt er sich, Sie ist eine Frau. Frauen fühlen das anders… sie sind vorsichtiger und deswegen klüger. Wenn sie jetzt verletzt ist, ist es meine Schuld… großartig.

Er kehrte der Straße den Rücken und verschwand wieder im Haus. Er bedauerte es sehr, Mikoto nicht hier zu haben diese Nacht, er hätte sie gerne bei sich gehabt… aber man konnte ja nicht alles auf einmal haben.
 

Er war gerade in sein Zimmer gegangen und überlegte, was er jetzt machen sollte, wo der Stalker weg war, eil der Verdacht gegen ihn aufgehoben worden war – da klingelte es plötzlich an der Haustür. Masami runzelte noch die Stirn, während er seiner Mutter lauschte, die aufmachen ging – dann hörte er Mikotos Stimme.

„Ich hab's mir anders überlegt… kann ich doch hier übernachten, Tante Kanae?“

„Natürlich darfst du das,“ lächelte Kanae freundlich und ließ sie herein, „Nicht ganz entschlusssicher heute, hmm, Mikoto-chan?“

„Entschuldige, ich… ich war nur verwirrt, ich hab aber nachgedacht.“

„So?“ kam von oben, und Mikoto sah zu ihrem Cousin, der am oberen Ende der Treppe erschienen war und sie lächelnd ansah. „Freut mich, dass du deine Meinung geändert hast – womit verdienen wir dieses Glück?“

„Schleimer,“ seufzte sie, während sie ihre Schuhe und ihren Mantel wieder auszog, „Auf dem Weg eben habe ich mir überlegt, dass es Quatsch ist, heim zu gehen. Bei Opa im Haus ist es echt voll, weil wir alle da sind, und auf das Gegröle meiner Brüder habe ich auch keine Lust.“

„Seiji-kun geht nachher sowieso noch einmal zu seinem Vater wegen einer dieser Familiensitzungen,“ sagte Kanae, „Ich werde ihn bitten, Sanosuke und Haruka auszurichten, dass du hier bist, damit sie sich nicht sorgen. In Ordnung?“

„Das wäre echt lieb, Tante Kanae…“ Die Frauen lächelten sich an und Masami beobachtete die Szene stumm.

„Komm,“ sagte er dann und hielt seiner hübschen Cousine eine Hand hin, „Schön, dass du wieder hier bist.“
 

––
 

Sie gingen in sein Zimmer und schlossen fast lautlos die Tür ab. Als er gerade fragen wollte, was ihre Meinung geändert hätte, hing sie plötzlich an seinem Hals und küsste ihn liebevoll auf die Lippen. Er war zu überrascht, um etwas tun zu können. Dieser Ansturm war untypisch für sie und vollkommen unerwartet in diesem Moment.

„Nanu,“ machte er überrumpelt, als sie sich keuchend von seinen Lippen löste und ihn ansah.

„Ich konnte nicht anders,“ sagte sie, „Ich habe so viel… so viel über das vorhin nachgedacht. Meine Gedanken kehrten immer wieder zurück und ich habe gemerkt… dass ich nicht schlafen können würde wenn du nicht da bist. Nicht heute Nacht, Masami. Zu sehr ist das Gefühl noch in meinem Kopf… z-zuerst hat es mir Angst gemacht, aber je länger ich daran denke, desto weniger Furcht habe ich.“ Er sah sie lange an und war überrascht, dass sie zwar errötete, aber dieses Mal nicht zu Boden sah wie sonst.

„Ich liebe dich,“ verkündete sie leise, „Ich… will, dass du das weißt. Wenn mich jemals jemand… dort berühren darf, dann bist du es, Masami.“

„Sprich nicht so laut,“ flüsterte er, „Meine Mutter könnte uns hören.“

Ihre Reaktion war anders, als er gedacht hätte.
 

„Dann pass auf, dass du keine auffälligen Töne von dir gibst.“
 

Er sah sie amüsiert an und wollte gerade etwas sagen, aber wieder unterbrach sie ihn, weil sie einen Schritt rückwärts tat und sich vor seinen Augen ihr Shirt über den Kopf zog. Er sah sie groß an, als sie im BH vor ihm stand. Aber er hielt sie nicht auf und unterbrach sie auch nicht in ihrem Tun. Selbst dann nicht, als sie, ihn nie aus den Augen lassend, wieder vortrat und quälend langsam den Knopf ihrer Hose öffnete. Sie beobachtete triumphierend seine Augen, die wie automatisch ihre Hände verfolgten, als sie begann, ihre Hose nach unten abzustreifen, ganz langsam, Stück für Stück, als müsste sie sichergehen, dass er auch jeden Zoll Haut ihrer nackten Beine darunter bemerkte. Und das tat er… er sah auf ihre wohlgeformten, blassen Beine, ihre weiche Haut, hinab zu ihren Knien, als ihre Hose dort angelangte, hinunter an ihren Unterschenkeln bis hin zu ihren Füßen. Dann war die Hose weg und Mikoto richtete sich auf. Auf ihrem Gesicht lag ein Lächeln, das ihm für einen Moment den Atem und fast den Verstand raubte… gleichzeitig so einladend und verführerisch und dennoch scheu und voller Hingabe ihm gegenüber.

Und die Hingabe wurde mit jedem Moment, den sie sich anstarrten, größer.

Er war nicht fähig, sich von ihrem Blick aus ihren wunderschönen Augen loszureißen, obwohl sie halb nackt vor ihm in seinem Zimmer stand, quasi neben dem Bett, mit diesem Blick, der so eindeutig sagte:

„Komm, wirf mich um auf dieses Bett und schlaf mit mir!“ , und dennoch nicht taktlos wirkte dabei. Was sie tat, glich keinesfalls nuttigem oder aufdringlichem Getue wie das, was die Kusagaya-Zwillinge gerne taten, das hier war das unverhüllte Verlangen einer schönen Frau, die ihn bedingungslos liebte, mit ihm zu schlafen.

Das war ganz anders.
 

„Tu das nicht…“ murmelte er heiser, „Du weißt nicht, was du mit mir machst, Mikoto.“

„Doch…“ hauchte sie und kam zu ihm, ehe er sich versah. Er rührte sich nicht, als sie die Arme zärtlich um seinen Nacken legte. Er begann erst, sich zu bewegen, als sie ihn erneut küsste, dieses Mal intensiver, verlangender. Mit derselben Leidenschaft, die sie ihm gab, erwiderte er ihren Kuss; so, wie er ihre Gefühle und ihr Verlangen erwiderte, ohne etwas dagegen tun zu können. Selbst, wenn er sich mit Leib und Seele gesträubt hätte, hätte er diese aufkommenden Emotionen nicht kontrollieren können, sie waren zu stark.

„Wieso tust du es dann jetzt?“ fragte er sie murmelnd, als sie ihren Kuss beendeten und er sich zu ihrem Hals beugte, um ihn zu küssen. Sie seufzte leise seinen Namen und erzitterte, als seine Hände ihre Brüste wiederfanden. Sie hatte keine Angst vor ihm oder seinen Händen. Egal, wohin sie gehen würden. Und es war ihr nicht peinlich, vor ihm halb nackt zu sein. Sie wollte ihm gehören, für diese Nacht ganz und gar, mit allem, was sie war und hatte. Sie wollte das brennende Verlangen nach ihm endlich stillen, wollte endlich den Druck loswerden, der sich in ihr aufgestaut hatte seit dem Nachmittag, der mit jeder Sekunde, die er sie weiter streichelte und küsste, schlimmer wurde.

„Weil ich… jetzt, in diesem Augenblick… mehr als jemals zuvor Lust habe, mit dir zu schlafen…“ war die Antwort, „Sollte ich deine Mutter fürchten, die uns hören könnte? Oder etwas anderes?“

„Du solltest mich fürchten…“ feixte er, grinste aber nicht dabei, bevor er ihr Schlüsselbein hinab bis hin zu ihrem Busen küsste und die Zunge langsam zwischen ihre Brüste gleiten ließ, so weit es ging. Sie stöhnte unwillkürlich auf, als ein Schwall Hitze sie übermannte und sie beinahe zusammengebrochen wäre. Er hielt sie sanft fest, bevor sie hätte umkippen können. „Vergiss nicht, Männer sind in dieser Hinsicht manchmal wie Tiere. Wenn ich rücksichtslos werde und dir wehtue, Mikoto, dann halt mich auf, denn es wäre das Letzte, das ich je wollte.“

„Ich habe keine Angst,“ flüsterte sie und sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an, in seinen Armen leicht erzitternd vor Erregung, als seine Finger spielerisch wieder zwischen ihre weichen Brüste glitten und sie so zärtlich und doch energisch berührten. Bebend schloss das Mädchen die Augen und stöhnte leise seinen Namen.
 

Er hob sie hoch und legte sie vorsichtig auf das Bett nieder, das neben ihnen stand. Leise keuchte sie und stützte sich mit den Händen ab, als er sich über sie setzte und mit den Händen sanft ihr Gesicht erfasste. Sie teilten einen tiefen, intensiven Kuss und sie setzte sich langsam wieder auf, sodass er von ihr herunterrutschte und sie direkt voreinander im weichen Bett saßen. Als sich ihre flackernden Blicke wieder trafen, atmeten sie beide heftig ein und aus. Mikoto sprach.

„Tu es,“ verlangte sie keuchend, „Wir gehören zusammen… für immer.“
 

Danach sprachen sie nicht mehr. Und er wusste, dass sie recht hatte. Sie ihrerseits wusste, dass er dasselbe fühlte. Ihre Lippen fanden sich erneut in einem leidenschaftlichen Kuss, als sie sich jetzt über ihn beugte, dichter an ihn heran rutschte und hastig mit den Händen unter sein Shirt fuhr, um es hoch zu ziehen. Er half ihr, als sie den Kuss kurz unterbrachen und heftig keuchten, das lästige Stück Stoff über seinen Kopf zu ziehen, darauf landete es neben Mikotos Sachen auf dem Boden. Sie klammerte sich leise seufzend an ihn, als er begann, ihre Brüste zu küssen, mit den Fingern verspielt ihren BH herunterzog und die Zunge langsam über ihre Haut gleiten ließ auf eine Weise, die ihre Seufzer immer lauter und lustschwerer werden ließ. Während dessen fuhren ihre Hände über seinen jetzt nackten Oberkörper. Seine haut war weich und beinahe makellos, er hatte so gut wie keine Narbe am Körper; er hatte eben selten bis nie Probleme mit Gegnern gehabt und war auf fast keiner Mission je überhaupt verletzt worden, und schwer schon gar nicht. Plötzlich schämte sie sich doch, vor ihm so viel Haut zu zeigen, denn sie war nicht so perfekt wie er, sie war nicht so schön… dachte sie zumindest. Er sah das ganz anders, und er war der Meinung, es täte nicht Not, ihr noch einmal zu sagen, wie wunderschön sie war und dass er sie für sehr viel perfekter hielt als sich selbst; perfekt, nicht perfekt zu sein. Menschen sollten nicht perfekt sein, das war nicht ihre Bestimmung. Mikoto war so viel menschlicher und deshalb perfekter als er, weil sie natürlicher war. Er empfand es nicht als sehr natürlich, dass er so talentiert war und das auch noch so extrem früh gewesen war. Sie war viel wunderbarer… sie war schließlich seine Sonne.
 

Er spürte, dass ihre Hände seine Brust verließen. Kurz darauf lockerte sich plötzlich ihr BH; sie hatte den Verschluss geöffnet und entfernte das Kleidungsstück jetzt komplett. Aber ehe er sich über ihre nackten Brüste hermachen konnte, drückte sie ihn zurück, bis er sich im Bett hinlegen musste und sie sich breitbeinig auf ihn setzen konnte, seinen bohrenden Blicken schutzlos ausgesetzt, als er sie von unten anstarrte und seine Augen denen eines hungrigen Tieres glichen, das kurz davor war, seine Beute zu schnappen.

Und sie spürte, wie er erzitterte, als sie dann auf seinem Unterkörper saß. Sie spürte seine Anspannung, seine Erregung und wie es immer schwerer wurde, sie zu unterdrücken und nicht laut aufzustöhnen, was er ohne Zweifel gerne getan hätte. Aber es nicht tun zu dürfen hatte auch etwas Reizvolles…

Er keuchte dennoch gezwungen unterdrückt, als sie sich sanft gegen ihn drückte und ihre Hände mit leichtem Druck über seinen flachen Bauch und ein Stück weiter hinunter streichen ließ. Dann überschritt sein Verlangen die Grenze seiner Kontrolle. Er zischte ungehalten und sie erstarrte kurz, als sie ihn gegen ihren Unterkörper drücken fühlte, warm und hart genau dort zwischen ihren Schenkeln, wo nur ihre Unterwäsche sie noch voneinander trennte. Sie stöhnte leise und schauderte kurz bei dem Gefühl und dem bloßen Gedanken daran, wie es sich anfühlen mochte, wäre die Unterwäsche jetzt fort…

Sie wollte ihn so sehr… jetzt. Hier. Es war ihr egal, wer es mitbekommen könnte, es war ihr egal, was geschehen könnte, wenn es jemand erführe. Es zählte nur dieser Moment, nur sie beide waren da und alles außerhalb dieses Zimmers war Schall und Rauch.
 

Als sie in Masamis Gesicht sah, erkannte sie das Feuer in seinen Augen, vor dem sie sich früher gefürchtet hatte; das ihr noch heute Nachmittag Angst gemacht hatte. Jetzt hatte sie keine Angst mehr, sondern ihre Augen entflammten im selben Feuer. Die Hitze in ihrem Körper war so drückend und intensiv, dass ihr für eine kurze Weile das Feuer wie ein Schleier vor Augen zog und sie in eine Art Trance versetzte; plötzlich wusste sich weder, wo oben und unten waren, noch, wie sie hieß, noch, wo sie war… plötzlich war überall nur noch Hitze. Als sie ihre Sinne wiedererlangte, lag sie auf dem Rücken in Masamis Bett, nackt, und er lag über ihr und stützte sich heftig keuchend mit den Händen neben ihrem Kopf am Bett ab. Und sie konnte ihn spüren, wie er sie dort berührte, wo sie noch keiner zuvor berührt hatte. Jede einzelne Bewegung jagte einen Schwall Hitze wie flüssige Lava durch ihren Körper und ließ sie aufstöhnen… und er tat es auch.

„Masami…!“ keuchte sie atemlos und klammerte sich an seinen Hals, zog ihn hastig zu sich herunter, sodass er ganz auf ihrem nackten, erhitzten Körper lag. Er stöhnte leise.

„Hast du doch Angst?“ flüsterte er ihr angestrengt lächelnd ins Ohr, und sie schauderte beim Klang seiner Stimme, der gleich noch eine Hitzewelle verursachte.

„Nur, dass ich rausfalle…“ murmelte sie, und sie hörte ihn quasi lächeln neben ihrem Ohr. Dann spürte sie, wie er ihren Hals küsste.

„Schließ die Augen, Mikoto,“ sagte er dumpf, und sie folgte seinem Befehl ohne Widerworte. Intensiv spürte sie den Schmerz, als er den letzten Abstand überwand und langsam in die eindrang; aber mit derselben Intensität spürte sie auch gleichzeitig das berauschende Gefühl der Hitze, der leidenschaftlichen Liebe zwischen ihnen, die jetzt zu einem Wesen verschmolzen und den Anschein hatten, sich nicht mehr zu trennen zu vermögen…
 

––
 

Sie schliefen zweimal miteinander. Beim zweiten Mal ließ Masami Mikoto über sich sitzen, um sie nicht die ganze Zeit mit seinem Gewicht belasten zu müssen. Seine Mutter schien nichts bemerkt zu haben, jedenfalls war sie nicht hinauf gekommen und hatte auch nicht nach ihnen gerufen.

Danach lagen sie nackt zusammen im Bett und Mikoto zog glücklich lächelnd die Decke über sie beide, bevor sie sich dicht an seinen warmen Körper kuschelte.

„Und…?“ murmelte sie, „Hat sich irgendwas… zwischen uns geändert, weil wir jetzt Sex hatten?“

„Denkst du es?“ fragte er zurück und küsste kurz ihren Kopf, während seine Hand an ihrem nackten Rücken hinab wanderte, ganz langsam und zärtlich. Sie schauderte bei der so sanften Berührung und drückte sich näher an ihn.

„Nein…“ gab sie zu hören, und sie richtete sich auf, stützte sich ab und sah auf ihn herunter, wie er auf dem Rücken im Bett lag, schon nicht mehr außer Atem aber dennoch sichtlich müder als vorher.

Und zufriedener.

„Nein…“ wiederholte sie und lächelte glücklich, „Du bist immer noch mein Masami…“ Sie strich mit einer Hand über seine Wange und ihre Blicke ruhten eine ganze Weile aufeinander, ohne dass sie etwas sagten. Dann hob er auch einen Arm und strich ihr auch über die Wange, strich ihr einige widerspenstige Haarsträhnen aus dem Gesicht.

„Du bist auch noch meine Mikoto,“ erklärte er feierlich. Er zog sie sanft wieder zu sich herunter und sie küssten sich ausgiebig. Es war ein so liebevoller und sanfter Kuss, dass Mikoto gar nicht glauben konnte, dass sie sich vor wenigen Minuten noch ganz anders geküsst und berührt hatten…

Sie seufzte leise, als sie sich voneinander trennten und sie sich wieder liebevoll an seine Brust kuschelte. Eine Hand fuhr sanft seine Rippen nach.

„Masami… meinst du, dieser Feind hat auch vor, mich in diese Parallelwelt zu schicken?“

„Wenn ja…“ machte er und schloss langsam die Augen, bevor er mit der Hand wieder beruhigend über ihren Rücken streichelte, „Dann beschütze ich dich, versprochen.“

„Und wenn er es bei dir versucht?“ fragte sie murmelnd weiter, und er musste amüsiert lächeln, was sie aber nicht sehen konnte.

„Dann werde ich ihn mit meinen eigenen Händen töten…“
 

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whoooot o.o ich hoffe das ist jetzt nicht adult, ich habs extra bedeckt gehalten .____.

naja... öh... bla. nicht viel passiert hier o.o

Am Rande der Schlucht

Der Winter war vorüber.

Als der März anbrach, schwand die Kälte in Konoha und das Klima wurde jeden Tag milder. Nicht aber die Stimmung des restlichen Uchiha-Clans; denn die inzwischen fünf Kinder blieben verschwunden. Niemand fand neue Hinweise auf das schwarze Loch oder den, der alle einsperrte. Selbst Mikoto und Masami wurden nicht schlauer. Mikoto beschäftigte sich jeden einzelnen Tag mit den Fragen, die in ihrem Kopf verwurzelt waren, als säßen sie seit Ewigkeiten dort.
 

Was ist er, was ist sein Wesen? Was tut er? Und wieso?
 

Was sie von Masami über die Mangekyou Sharingan erfahren hatte, hielt sie geheim; sie würde niemals jemandem davon erzählen, denn eigentlich sollten Masami und sie es auch nicht wissen.
 

Er tut es, um den Fluch fernzuhalten von der Welt. Den Fluch der Mangekyou Sharingan, die zu bekommen ein so grauenhaftes Opfer fordert… aber wieso muss er dazu den Clan einsperren in einer anderen Welt?
 

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Die Erwachsenen wurden sowohl schweigsamer als auch ratloser, je mehr Zeit verstrich. Nicht nur, dass die Familie Stück für Stück verschwand, das Desaster schadete auch Konohas Ruf. Die Landesfürsten und andere hohe Tiere aus dem Ausland wendeten sich immer seltener und mit immer mehr Argwohn an das Ninjadorf des Feuerreiches, weil sie das Gefühl hatten, ihrer eigenen Armee nicht mehr trauen zu können. In Konoha löste man keine merkwürdigen Dinge mehr, einige Fragen waren seit Jahren ungeklärt, wie zum Beispiel der Mörder von Naoya, dem Eisenmann und den beiden Kindern niemals gefasst worden war, man hatte nicht einmal ein Bild davon, was für ein Kerl es wohl gewesen sein mochte. Die Jagd auf den Mörder seines Sohnes war Seijis Aufgabe und das schon seit vielen Jahren – aber wirklich voran gekommen war er offenbar nicht. Sanosuke als oberster Polizeichef war verärgert über das Nicht-Vorankommen.
 

„So kann das nicht weitergehen,“ sagte er einmal zu seinem Bruder und Stellvertreter, „Du trittst auf der Stelle, ich will Antworten sehen oder du beschäftigst dich zur Abwechslung mal mit der Gegenwart, statt mit der Vergangenheit, Seiji! Naoya ist seit mehr als zwölf Jahren tot und du hast keinen Schimmer, wer der Mörder war! Weißt du was, ich glaube, du findest ihn nie, vielleicht ist er längst verreckt! Wäre gut für ihn, weil wenn ich ihn erwische, polier‘ ich ihm dermaßen seine dreckige Fresse für das, was er getan hat, dass er sich wünschen wird, nie geboren zu sein!“

„Das ist meine Sache, Nii-san,“ sagte Seiji grimmig und starrte verbittert auf seinen Schreibtisch, „Du hast keine Ahnung, was ich Tag und Nacht tue, um dem Mörder auf die Schliche zu kommen. Ich werde… ihn finden, das habe ich dir versprochen. Und Kanae… und mir selbst.“

„Ja, das ist das Problem,“ murrte Sanosuke, „Ich hab keine Ahnung, was du tust, genau! Ich will irgendwas sehen, irgendwelche Fortschritte! Was beweist mir, dass du wirklich so viel tust, wie du sagst? Ich kriege weder Berichte noch sonst was von dir! Und ich wiederum muss immer wieder Naruto oder der übrigen Verwaltung sagen, dass ich immer noch nichts weiß! Die halten mich inzwischen für behindert, glaube ich!“

„Denkst du, ich lüge und sitze den ganzen Tag faul herum?“ murmelte Seiji benommen, und Sanosuke bemerkte beunruhigt die ungewöhnlich heftige Lethargie seines Bruders. Er sah ihn nicht an, wenn er sprach, seine Hände zitterten und sein Gesicht hatte auch keine besonders gesunde Farbe. „Du… solltest mich besser kennen, Sanosuke. Ich bin der Letzte, der je faul herumsitzen würde.“

„Geht es dir gut?“ fragte Sanosuke, statt etwas zu erwidern, und Seiji seufzte und fuhr sich zitternd mit den Händen durch die Haare.

„Natürlich. Ich bin nur etwas müde… ich denke viel nach in dieser Sache mit Naoya, und… ich komme gar nicht mehr zum Schlafen, geschweige denn, dass ich Zeit für meine Familie finde, was ich sehr bedauere… Masami ist mir sicher böse… ich bin nie ein guter Vater für ihn… gewesen…“ Er wurde immer leiser und ein Schauer jagte ihm über den Rücken, bevor er plötzlich das Gesicht keuchend in den Händen vergrub und sich mühsam am Schreibtisch aufstützte. Sanosuke sah ihn verwirrt und besorgt an.

„Du siehst echt krank aus!“ bemerkte er, „Du Idiot, geh nach Hause und schlaf dich mal aus! Muss ich dir immer erst drohen, dich zu feuern, damit du-…?!“

„Lass das!“ schrie Seiji ungewohnt heftig, „Ich bin nicht krank! Ich bin nur müde! Mir geht es gut, hör auf, dir Sorgen zu machen! Ich werde Naoyas Mörder finden und dir Berichte bringen, ja! Lass mich jetzt bitte in Ruhe!“

„Was ist los mit dir?!“ fragte Sanosuke ihn entsetzt, „Mein Gott, du zitterst, du hast sicher hohes Fieber… was macht dich so fertig?! Und sprich nicht in dem Ton mit mir!“

Seiji schauderte und schwieg lange, bevor er stammelnd antwortete.

„W-was… mich fertig macht… bin ich selbst… ich habe mich… glaube ich… niemals so sehr gehasst wie in den letzten Jahren… weil ich zu dumm bin, mein Versprechen zu halten… weil ich so unfähig und nutzlos bin…!“

„Hör damit auf, ich warne dich,“ sagte Sanosuke, „Ich sag’s Mama, dass du so viel heulst, die schickt dich in die Klapse!“

„Manchmal glaube ich, da gehöre ich mehr hin als hierhin…“ stöhnte Seiji, „Lass mich in Ruhe, ich… ich muss arbeiten. Sonst kriegst du deine Berichte… nie, wenn du mich hier zutextest!“
 

Sanosuke hasste diese Marotten seines Bruders mitunter. Immer war alles scheiße und die Welt so ungerecht, aber helfen ließ Seiji sich auch nicht, hatte Sanosuke jedenfalls das Gefühl. Er hatte kurz den Gedanken, mit Kanae darüber zu sprechen, denn sie war vermutlich die Einzige, die in diesem Punkt zu Seiji durchdringen konnte; aber er ließ es dann doch. Sollte Seiji sich selbst wieder einkriegen, und Kanae sah sicher selbst, wie krank er aussah. Also beließ er es so, wie es war.

Zumindest für die nächste Zeit.
 

––
 

Obwohl seit Souyas Verschwinden Wochen vergangen waren, weigerte Haruka sich nach wie vor, zurück in ihr eigenes Haus zu ziehen. Sie fühlte sich einfach sicherer im Haus ihrer Schwiegereltern. Die armen übrigen Jungs, Kansuke und die Zwillinge, durften das Haus nicht mehr ohne Begleitung verlassen – egal, wohin sie gingen, musste jemand sie begleiten, meistens tat das Sakura, die weniger zu tun hatte als Yashiru, die immerhin selbst auch mal Missionen machen musste. Haruka übernahm aber selbst auch viel dieser Arbeit. Am liebsten hätte sie sogar Mikoto und Yashiru überwachen lassen, aber die Mädchen hatten sich erfolgreich dagegen gewehrt und nach einem Machtwort von Sasuke („Haruka, sie sind keine Babys mehr sondern Jounin, die sich wehren können, hör auf, so maßlos zu übertreiben, verdammt!“ ) hatte Haruka diesen Gedanken verworfen. Mikoto hätte so eine Überwachung auch gar nicht gepasst; wie hätte sie sich so mit Masami treffen sollen? Das war zwar nichts Verbotenes, aber sie wollte ja mit ihm alleine sein für die Dinge, von denen keiner wusste und auch nie wissen dürfte…
 

Shiemi sagte nicht mehr viel zum Verschwinden der Kinder oder zur Lösung der Probleme, was alle verwirrte. Bislang war sie diejenige gewesen, die am eifrigsten dahinter geklemmt hatte, und bis vor kurzem hatte sie auch ihre eigene Theorie, was Masami anging, nicht aufgeben wollen. Aber irgendetwas hatte ihre Meinung offenbar gehörig geändert, denn weder scherte sie sich noch um Masami noch um eine Lösung der Rätsel, wie es schien. Als ihr Vater sie einmal danach fragte, antwortete sie nur kaltherzig:

„Ich kann nicht riskieren, noch mal vor einem Gericht meinen Kopf hinhalten zu müssen, wenn es wieder umsonst ist. Das schadet dem Ansehen unserer Familie mehr als das alles hier eh‘ schon. Es ist besser, wenn ich die Klappe halte, außerdem ist Kuma doch das Orakel und nicht ich, was wollt ihr also alle von mir?“
 

Sasuke verstand immer noch nicht, was wohl passiert sein und seine Tochter so zornig gemacht haben mochte.

Aber er hoffte einfach, dass Kuma Yamazaki mit ihr sprechen und das Rätsel lösen würde.
 

––
 

Kuma saß starr auf dem Bett, das er seit Jahren mit seiner Freundin teilte, in dem er öfter schlief als in dem seiner eigenen Wohnung. Ja, er hatte eine eigene, kleine Wohnung, aber er war fast nie dort. Warum das so war, war allen Beteiligten egal – Kuma war da, das war gut so, denn er war das Orakel. Obwohl Sakura manchmal vor sich hin murmelte, ganz leise, wieso Shiemi und Kuma nicht endlich heirateten und auch die jüngste Tochter so endlich das Elternhaus verlassen würde. Es war nicht so, dass sie Shiemi loswerden wollte, keineswegs – aber alle Vögel mussten einmal das Nest verlassen. Und Shiemi war kein Nesthäkchen, das nicht ohne die Eltern konnte, sie hatte nur keine Lust.

Kuma starrte also auf dem Bett sitzend an die dunkle Wand, während es draußen dämmerte. Shiemi lag auf der Seite neben ihm im selben Bett, kehrte ihm aber den Rücken zu und schien zu schlafen. Es war ungewöhnlich ruhig im Raum.

„Die Schatten sind zu dunkel…“ murmelte der Mann gedankenverloren und seine Augen wanderten ziellos hin und her im Raum. „Ich kann… immer noch nichts Neues sehen. Das Auge zeigt mir nicht das, was ich haben will.“

Shiemi schien doch wach zu sein, denn sie sprach.

„Meine Cousine Yu hat früher gesagt, dass das Auge einem nur Dinge zeigt, wenn man sie nicht sucht.“

„Das weiß ich, und ich suche auch nicht danach. Ich meine, eigentlich sehe ich gar nichts, nicht einmal mehr einen Schatten. Aber ich habe ein ungutes Gefühl, dass sich sehr bald etwas Wichtiges verändern wird. Ich vermag nicht zu sagen, was es ist… aber ich spüre… dass es nach unten geht, und zwar sehr, sehr tief. Manchmal, wenn ich schlafe, sehe ich mich an einer großen Schlucht stehen, die wie eine gähnende Leere tief hinein ins Innerste der Erde selbst geht. Und dann beginnt der Fels, auf dem ich stehe, zu bröseln – aber ob ich falle oder nicht, kann ich nicht sagen, denn jedes Mal an dieser Stelle wache ich auf.“

Shiemi hob kurz den Kopf, drehte sich aber nicht zu ihm um.

„Ich will, dass das aufhört…“ sagte sie leise, worauf er sie ansah. „Diese Panik überall, dieses Misstrauen. Es zerreißt die Familie, es zerreißt das ganze Dorf. Ich würde am liebsten etwas dafür tun, dass endlich geklärt wird, was… Masami alles getan hat… ich bin davon überzeugt, dass er es ist! Aber egal, was ich tue, er findet immer wieder ein Loch. Er hat keine Schwächen, die wir ausnutzen können, um ihn zu fassen…“

„Die hat er mit Sicherheit,“ sagte Kuma, „Wir müssen ihn nur genau beobachten. Du bist doch sonst diejenige, die sich in Geduld übt. Hattest du nicht gesagt, wir müssten uns in den Sand legen, unsichtbar, und warten, bis das Opfer nahe genug herangekommen ist? Warum hast du es plötzlich so eilig?“

„Weil jeden Moment neue Menschen verschwinden können! Oder sterben könnten wie Momoiro, die sicher auch irgendwie damit zu tun hat! Sie hat nach der Ursache geforscht… niemand wird je erfahren, wie viel sie herausgefunden hat. Vielleicht wusste sie, dass Masami es getan hat, und er hat sie deshalb getötet, das weiß niemand. Dieser Beobachter von der Anbu… ich kann nicht glauben, dass er wirklich alles beobachtet hat. Etwas muss ihm doch entgangen sein!“

„Shiemi…“ seufzte Kuma leise und strich ihr zärtlich über den Rücken, „Mach dich nicht verrückt. Und mich auch nicht, okay? Masami ist auch nur ein Mensch, er hat irgendeine Schwäche. Ich versuche, hinter die Bedeutung meiner Visionen zu kommen, bevor ich von der Klippe falle oder ein anderes Übel eintrifft.“ Sie erzitterte.

„Das… dauert zu lange!“ stammelte sie unglücklich, „Es muss sofort aufhören! Ich lebe seit Wochen in einem Gefängnis der Angst, weil Masami genau weiß, was ich denke, weil wir beide die Nächsten sein könnten, und er ist unberechenbar! Wer weiß, was mit uns passiert, wenn wir in diese Welt gelangen? Und vielleicht nie wieder rauskommen?!“

„Seit wann hast du vor etwas Angst?“ wunderte sich Kuma besorgt, und sie drehte sich zu ihm um, bevor sie sich verzweifelt aufsetzte, ein Kissen knuddelte und unglücklich zum Fenster sah. Draußen stürmte es.

„Kuma-kun… ich bekomme ein Baby…“
 

Er sah sie groß an und wartete, bis sie wieder in seine Richtung blickte, bevor er etwas sagte.

„Du… du bist schwanger?“

„Fast im vierten Monat,“ sagte sie leise und senkte den Kopf, „Ich… will nicht, dass das irgendjemand erfährt. Masami könnte es ja auch erfahren und wer weiß, was er dann tut, um mir das Maul zu stopfen? Ich habe einfach Angst… seit ich weiß, dass ich schwanger bin, halte ich mich zurück in dieser Sache aus Angst, dass er unserem ersten Baby etwas antun könnte… wo es schon so lange gedauert hat, dass ich überhaupt schwanger geworden bin…“

Sie sprach nicht weiter, weil Kuma sie liebevoll in die Arme schloss.

„Das ist vermutlich die schönste Nachricht seit Ewigkeiten, die ich höre,“ sagte er lächelnd, „Ich… ich freue mich riesig auf unser Kind.“

„Deswegen will ich, dass es schnell vorüber geht und wir irgendetwas finden, um Masami fertig zu machen! Auch, wenn es mir leid tut, Seiji und Kanae so wehtun zu müssen… sie haben ja keine Ahnung. Und Seiji ist so sensibel, es ist teils auch aus Angst davor, er könnte sich vor Verzweiflung über all sein Unglück umbringen, dass ich nichts weiter gesagt oder gemacht habe… aber ich will, dass unser Baby gefahrlos aufwachsen kann und mit all seinen Cousins und Cousinen, denn was immer wir tun, wir werden Masami irgendwie zwingen, sie wieder rauszuholen aus der komischen Parallelwelt!“

„Das macht Sinn,“ meinte Kuma und strich ihr zärtlich über die schwarzen Haare, „Ich werde die Bedeutung der Träume finden und wir werden das alles gemeinsam hinter uns lassen. Wenn dein Baby geboren wird, ist all das vorbei!“

Seufzend lehnte sie den Kopf gegen seine Brust und klammerte sich zitternd an sein Shirt.

„Ich hoffe es so sehr, Kuma-kun…“
 

––
 

Während Kuma und Shiemi knuddelten und sich insgeheim über ihr erstes Baby freuten, saß der Rest der Familie verdrossen am Essenstisch. Abgesehen von Susumu und Shigeru, die aus ihrem Haus die Spielkonsole mitgebracht hatten und seit Stunden mit dem Ding vor dem Fernseher saßen und laut grölend und keckernd dämliche Spiele spielten.

„Macht das Scheißding endlich aus, sonst ziehe ich den Stecker!“ befahl Haruka den kleinen Jungen verärgert, „Wir essen jetzt, Jungs!“

„Nö!“ rief Shigeru, „Wir verhauen gerade so’n paar richtige Luschen, das bockt sich total! Das müssen wir noch fertig machen!“

„Genau, nur noch dieses Level!“ rief Susumu hinterher. Haruka brummte wütend, sagte aber nichts mehr, dazu hatte sie keinen Nerv mehr. Sie stopfte stattdessen verbiestert Reis in sich hinein.

„Ihr seid solche Penner!“ tadelte Kansuke seine Brüder und schob sich ein Sushi in den Mund. Dann dachte er sich, eins war echt wenig, deswegen schob er noch eins hinterher und saß mit vollgestopften Backen wie ein Hamster auf seinem Stuhl.

„Eure Mutter hat recht, kommt endlich zu Tisch!“ sagte Sakura auch tadelnd, „Susumu, Shigeru, sonst gibt’s Fernsehverbot!“

„Wir sehen ja nicht fern, wir spielen, haha!“

„KOMMT JETZT, VERDAMMT NOCH MAL, AN DIESEN TISCH, ABER SOWAS VON DALLI!“ bellte Haruka, und alle fuhren zusammen, Shigeru fiel vor Schreck der Controller aus der Hand.

„Oh mein Gott, mach das noch mal und ich piss mir vor Schreck in die Hose,“ scherzte er darauf, und die Zwillinge sahen lieber zu, dass sie an den Tisch kamen, während alle noch verwundert auf Haruka starrten.

„Ihr solltet langsam wissen, wann ihr aufhören solltet!“ bemerkte Sanosuke und sah die Jungen auch stirnrunzelnd an, bevor er wieder auf seine wütende Frau blickte.

„Ihr macht mich wahnsinnig!“ schimpfte Sasuke jetzt auch verärgert, „Wenn das jetzt jeden Abend so ein Gebrüll ist hier, schmeiß ich euch alle raus, aber hochkant, Sanosuke! Ich will, verdammt noch mal, in Ruhe nachdenken!“

„Sasuke-kun!“ schimpfte Sakura empört. Sie schwiegen alle verbittert. Susumu rollte seine Sushi auseinander und verteilte das Innenleben der Röllchen auf dem Teller, so weit es ging. Dann brach Yashiru das Schweigen.

„Wo ist eigentlich Mikoto?“

„Wahrscheinlich bei Masami, so wie immer,“ antwortete Sakura, „Zumindest waren sie vorhin beide hier, sind aber dann irgendwohin verschwunden, ich denke, sie schläft wieder bei Seiji und so.“

„Würd ich auch machen, bei dem Lärmpegel hier!“ nörgelte Sasuke wütend und stocherte verbiestert mit den Stäbchen im Reis herum.

„Wieso kommen Tante Shiemi und Yamazaki nicht zum Essen?“ nölte Shigeru nach einer weiteren langen Pause.

„Ach, Shiemi ist eh launisch in letzter Zeit und Kuma soll sich um sie kümmern,“ sagte Sanosuke. Dann sah er zu seiner Mutter, während Haruka anfing, mit Susumu zu schimpfen, dass er sein Essen essen und nicht auf dem Teller verstreuen sollte. „Masami war hier, huh? Hat er zufällig irgendwas wegen seines Vaters gesagt? Ich hab vorhin mit Seiji geredet – oder sagen wir, es versucht, du solltest ihn mal nerven, er sieht grauenhaft aus.“

„Du liebe Güte,“ seufzte Sakura unglücklich, „Wieso, ist er krank?“

Krank, er sieht aus, als wäre er dem Tod persönlich begegnet,“ stöhnte Sanosuke, „Aber du kennst ihn ja, er redet ja nicht, mit mir schon gar nicht. Versessen auf seine Arbeit, Naoyas Mörder zu finden, und kommt trotzdem in zwölf Jahren keinen Schritt voran. Irgendwas ist da komisch, findet ihr nicht? Also ich habe immer mehr das Gefühl, dass er uns irgendwas verheimlicht, deswegen hat er ein schlechtes Gewissen und ist deshalb so deprimiert.“

„Seiji ist immer deprimiert,“ murrte Sasuke genervt. Sakura trat ihn unter dem Tisch, worauf er ihr einen strafenden Blick zuwarf.

„Sasuke-kun, das ist eine Krankheit, sprich nicht so darüber!“

„Ach was, Krankheit, wieso geht er dann nicht zum Arzt?“

„Du redest inzwischen wie mein Vater!“ brummte Sakura, „Ist ja grauenhaft, du griesgrämiger Klotz!“

„Wie dein Vater reden würde ich erst, wenn ich mich beschweren würde, statt Holzstäbchen Plastikstäbchen zu haben.“

„Hört auf zu diskutieren wie ein altes Ehepaar!“ rief Sanosuke empört. Sasuke feixte.

„Wir sind ein altes Ehepaar, du Vollidiot.“

„Oh mann,“ murmelte Shigeru gedämpft, „Mikoto-nee-chan hat es gut, dass sie diesen Schwachsinn hier nicht mitbekommt!“
 

––
 

Mikoto hatte es besser als das, sie war bei ihrem geliebten Masami und amüsierte sich großartig, wie es schien.

Es war bereits spät, als Kanae als Letzte im Haushalt die Stube verließ, das Licht löschte und allein die Treppe hinaufging, um zu ihrem Mann ins Bett zu gehen, der vor etwa zwei Minuten auch hoch gegangen war, nachdem er kurz davor völlig gerädert wie jeden Tag von der Arbeit heimgekommen war. Als Kanae an jenem Abend die Treppe hoch zu ihrem Schlafzimmer ging, war es das erste Mal, dass sie zu hundert Prozent sicher war, was genau es für Geräusche waren, die sie aus dem Zimmer ihres Sohnes hörte, in dem er und seine Cousine schliefen.

Schlafen sollten.

Kanae blieb etwa eine Sekunde vor der Tür stehen, ging dann aber weiter und überlegte sich, was sie machen sollte. Sie hatte schon seit Wochen geahnt, was zwischen Masami und Mikoto lief, und öfter hatte sie nachts, wenn sie aufgewacht war, Stimmen von nebenan gehört, die ziemlich eindeutig die Situation bezeichnet hatten. Aber sie hatte es jedes Mal schlaftrunken als Einbildung abgestempelt und sich keine weiteren Gedanken gemacht.

Letzten Endes war es nicht ihre Sache, etwas zu tun… Masami war kein kleines Kind und er war nicht dumm. Er wusste genau, was er tat, und Mikoto auch. Wenn Kanae etwas sagen würde, würden sie es nicht hören wollen. Aber sie müsste mit ihrem Mann darüber sprechen…
 

Als sie das Schlafzimmer erreicht und die Tür geschlossen hatte, lag Seiji schon im Bett und starrte benommen an die Decke. Er schien sie nicht bemerkt zu haben, obwohl er wach war.

„Seiji-kun?“ flüsterte sie leise, und Seiji blinzelte nach einer Weile, als hätte es etwas gedauert, bis ihre Worte bei ihm angekommen waren.

„W-was? Oh… ja. Ich war fast weg, entschuldige…“

„Mach dir keinen Stress um meinetwillen,“ sagte Kanae dumpf, senkte den Kopf und begann, sich für die Nacht umzuziehen. Als es still war, hörte sie dumpf nebenan Mikotos leises Stöhnen. „Hörst du es gar nicht?“ fragte sie Seiji besorgt, als er stillschweigend liegen blieb und nicht die geringste Notiz zu nehmen schien von dem, was um ihn herum geschah. Sie machte sich jeden Tag mehr Sorgen um ihn… es war nicht gut, was hier geschah. Und für Seiji war es schlimmer… es tötete ihn, mit jedem Tag, den er arbeitete, mehr. „S-Seiji-kun…“

„Was soll ich hören?“ fragte er verwirrt und setzte sich rasch auf, als sie ihn traurig anblickte und erschauderte. Mit einem Mal sah er sie an und schien wie aus einem Traum erwacht; zum ersten Mal sah er ihr helles, reines Licht, das sie sonst immer ausstrahlte, verblassen. Seine leuchtende Kanae, der pure Glanz aller unsterblicher Schönheit, den er sich jemals vorstellen könnte… seine starke, liebevolle und immer glückliche Frau, die ihm so oft das Leben gerettet hatte, nur indem sie da gewesen war…

Sie bröckelte.

Langsam, aber sicher starb sie, Stück für Stück brach sie zusammen unter der Last, die sie trug, für ihn, Masami und sie selbst zusammen.

Und das war alles seine Schuld.
 

„K-Kanae!“ stammelte er fassungslos und hastete zu ihr, als sie das Gesicht in den Händen vergrub und zu weinen begann, „Kanae, bitte… b-bitte weine nicht… ich mache alles wieder gut! Ich mache alles gut, was übel ist, Kanae! Bitte weine nicht, nicht du… i-ich ertrage es nicht, dich weinen zu sehen…“

„Du kannst es nicht gut machen…“ weinte sie und klammerte sich verzweifelt an ihn. „Ich verliere… immer mehr meine Kraft, Seiji-kun… ich kann nicht mehr gehen, nicht mehr stehen…“

„E-es tut mir so leid… es tut mir so wahnsinnig leid, das ist alles nur meine Schuld!“ stammelte er und hielt sie fest, vergrub keuchend das Gesicht in ihren Haaren, „Bitte weine nicht…“

„Du bist nicht Schuld…“ wisperte sie und drückte sich an ihn, „D-du… du bist nicht Schuld an dem, was passiert…“

„Doch, meinetwegen hast du nur Ärger, meinetwegen musst du so stark sein, meinetwegen trägst du eine Last… ich bin… ich bin dir nicht die Stütze, die ein Mann seiner Frau sein sollte, du bist mir eine… statt dich zu beschützen, was ich als dein Mann tun sollte, bringe ich dir Kummer…“

„Bitte… lass uns… uns hinlegen…“ schniefte sie und drängte die Tränen zurück, bevor er sie behutsam zum Bett schob und sie sich beide hinlegten. Kanae kuschelte sich liebevoll an ihn. Nachdem sie beide ein paar Mal tief durchgeatmet hatten, ging es besser.
 

„Du kriegst es nicht mit…“ wisperte sie dann, „Du hörst nicht, was um dich passiert, du siehst es nicht… du weißt… nicht, dass Masami und Mikoto Sex haben, oder…?“

Er sah sie groß an und erstarrte.

„W-wie bitte?!“ fragte er verstört, „Wie-… wie, s-sie sind doch verwandt… sie können doch nicht…?!“

„Cousin und Cousine ist vor dem Gesetz nicht verboten… ob es moralisch richtig ist, wäre eine andere Frage…“ sagte Kanae langsam und senkte den Kopf. „Ich beobachte sie zusammen in der Stube, draußen… sie verhalten sich nicht wie Geschwister oder andere Verwandte, sie gehen miteinander um wie ein Liebespaar… und eben, als ich am Zimmer vorbeiging… hörte ich, dass sie miteinander schlafen… – geh jetzt nicht hin, Seiji-kun!“ Sie hielt ihn fest, als er aussah, als würde er gerne hinüber stürmen und seinem Sohn eine Standpauke halten. „Seiji-kun, lass sie. Nicht… nicht jetzt.“ Seiji seufzte leise und sie drückte sich wieder sanft an ihn, mit den Händen seine Brust streichelnd.

„Ich hätte es merken sollen,“ murmelte er benommen, „Ich hätte… es merken und verhindern sollen. Gott, ich… ich bin zu wenig bei dir, Kanae… ich bin… weder Masami ein guter Vater, noch dir ein guter Mann gewesen…“

„Das ist nicht wahr…“ wehrte sie das unglücklich ab, und er seufzte schwer.

„Doch, du weißt das… und ich habe… mein Versprechen nicht einlösen können, Naoyas Mörder zu finden… ich kann… gar kein Versprechen halten…“

Er wurde unterbrochen. Sie ergriff sanft seine Wangen und zog sein Gesicht hoch, sodass er gezwungen war, ihr direkt ins Gesicht zu sehen. Sie zitterte und atmete leise ein und aus.

„Du… nimmst wieder Tabletten, nicht wahr, Seiji-kun?“
 

Er zuckte.

Doch sie wusste schon vor seinem Zucken, dass sie recht hatte. Zu auffällig war sein merkwürdig krankes Verhalten, zu apathisch war er gewesen… und außerdem hatte er in den letzten Tagen immer mal wieder eine Dose Pillen im Badezimmer offen stehen gelassen, statt sie wieder ganz unten im Schrank zu verstecken, wo Kanae sie vor einigen Wochen gefunden hatte.

Dann keuchte er und senkte weit den Kopf, und sie umarmte ihn fester und küsste zärtlich seinen Hals.

„Sprich mit mir, Seiji-kun…“ bat sie traurig, „Du bist so apathisch… sprich mit mir, damit ich dir helfen kann! Ich kann es auf gesündere Weise als diese Antidepressiva, die dich nur krank machen! Du bist schon jetzt wieder so abhängig von den Dingern… ich habe Angst um dich, Seiji-kun… ich mache mir Sorgen…“

„Ich habe ja gesagt, alles ist meine Schuld,“ wimmerte er und klammerte sich zitternd an sie, „Ich mache dir nur Kummer, meine süße, strahlende Kanae… habe ich es je gesagt…? Ich habe es gesagt… wenn es einen großen Unterschied zwischen Licht und Schatten gibt auf der Welt, dann ist er in uns… wenn ich der dunkelste Schatten bin und nur Kummer bringe, bist du das Licht.“

„Du bist kein Schatten, du bist Seiji!“ sagte sie schniefend, „Und ich liebe dich, alles an dir, selbst deine blöde Abhängigkeit von diesen doofen Tabletten!“ Sie kuschelte sich an ihn. „Wir müssen zusammen sein, wenn… wir das hier… ü-überstehen wollen… diese Finsternis, die sich über dem Haus ausbreitet, ich spüre sie, wie sie durch die Ritzen dringt und nach uns angelt… w-wir müssen uns dagegen wehren! Wir dürfen nicht im Schatten versinken, das… das… i-ist doch der Fluch, von dem sie sprechen, der Fluch, der jedes Uchiha-Kind mit sich reißt, weil so viele einst der Finsternis verfielen wie Itachi, Izumi… Sasuke, Sanosuke und selbst du…“

„Nicht nur wir…“ stöhnte Seiji voller gram, und sie hielt ihn auf, als er weitersprechen wollte.

Nein! sagten ihre Augen voller Schmerz und Traurigkeit, Bitte… bitte sprich es nicht aus… ich ertrage es nicht, es zu hören…
 

Es tut so weh, es allein zu denken…
 

Dass ich mein geliebtes Baby niemals wiedersehen werde, niemals wieder besitzen werde…
 

Denn mein Baby ist vor zwölf Jahren gestorben…
 

––
 

Mikoto ließ sich seufzend zurück auf die Matratze sinken und kuschelte sich an Masamis Brust, als er dicht neben ihr lag und sie die Decke über sich zogen.

„Was machen wir, wenn jemand das mit uns herausfindet?“ murmelte sie und strich gedankenverloren mit den Fingern über seinen Bauch und seine Seiten. Er seufzte tief und sah eine Weile schweigend an die Decke.

„Wir machen gar nichts… wir werden sehen, was die anderen machen, das ist alles.“

Er wusste, dass seine Mutter Bescheid wusste oder zumindest ahnte, was passierte. Sie war seine Mutter, er kannte sie. Er hatte sie lange beobachtet, sein Leben lang. Lange genug, um jeden ihrer Blicke deuten zu können, selbst dann, wenn sie nicht ihm galten. Aber Kanae hatte nichts gesagt; weder zu ihm, noch zu sonst jemandem. Masami fragte sich, ob sein Vater es wusste. Er war sich recht sicher, dass sein Vater darüber nicht so wegsehen würde wie es seine Mutter offensichtlich tat.

Masami würde sich hüten, Mikoto jetzt Angst damit zu machen, indem er ihr sagte, dass seine Mutter es offenbar schon bemerkt hatte. Deswegen sagte er nichts weiter dazu und schloss sie dann liebevoll in seine Arme, als sie sich zueinander umdrehten.
 

„Du musst keine Angst haben, Mikoto.“

„Ich habe keine Angst,“ verkündete sie und drückte sich sanft gegens einen nackten Körper, obwohl ihr noch immer heiß war von den vergangenen Aktivitäten. Aber es war ein so angenehmes Gefühl, in seiner Nähe zu sein… „Solange wir zusammen sind, habe ich keine Angst, Masami. Und ich werde nicht zulassen, dass irgendetwas je zwischen uns kommt, egal, was oder wer es sein mag. Wer versucht, uns zu trennen, der kann was erleben! Wir… wir beide sind verbunden durch ein Band, das keiner lösen kann.“

Masami lächelte, was sie nicht sehen konnte, weil sie sich leicht reckte und begann, sanft seinen Hals zu küssen.

„Hmm,“ machte er gedehnt, ihr zustimmend, bevor er sie sanft fester umarmte und über ihren Kopf streichelte. „Das ist mein Mädchen.“
 

Sie hob den Kopf von seinem Hals und ließ zu, dass er sie küsste. Dann seufzte sie leise, als er sich über sie rollte und begann, ihren nackten Körper zu streicheln, jeden Zoll ihrer blassen Haut. Und sie schloss die Augen und gab sich ihm mit Leib und Seele hin, wie schon so oft seit einigen Wochen, in denen sie fast regelmäßig zusammen gewesen waren und Sex gehabt hatten. Obwohl sie nicht schlauer waren als vorher was die Suche nach dem Tor zur Parallelwelt anging, fühlte Mikoto bei Masami den Trost, den sie brauchte in ihrer Verzweiflung. Sie wusste, wäre er nicht bei ihr, wäre sie vermutlich inzwischen vor Angst und Sorge um ihre Geschwister und die anderen verrückt geworden. Er war es schließlich, der ihr die Hoffnung gab, weiterzumachen, der ihr die Kraft gab, um zu leben. Leben, das sie spüren konnte in der Hitze ihrer Vereinigungen, als würde er eine Essenz des Lebens auf sie übertragen, wenn sie sich liebten, so wie jetzt.

So wie Pflanzen die Sonne brauchten, brauchte sie ihn.

So wie die Sonne gab seine Wärme ihr Hoffnung.
 

Dachte sie.

Ach, wie falsch sie doch lag.
 

––
 

Es regnete.

Im Haus war es ungewöhnlich laut für die Tageszeit, als Satoya am Nachmittag heimkam, obwohl nachmittags nie jemand da war – Takuma und Junya waren inzwischen in Yasukis Obhut, was das Training anging, und sie durften das Dorf auf keinen Fall verlassen. Moe ihrerseits war normalerweise nachmittags irgendwo im Dorf – shoppen, beim Frisör, wo auch immer.

Junya hatte sich verarscht gefühlt, von einem Team ins nächste gesteckt zu werden und hatte gemeint, es müsste wohl an ihm liegen, da immer seine Teamkollegen verschwanden; erst Akira, dann Souya und Taki, und jetzt war er wieder mit seinem Bruder in einem Team, obwohl sie keinen dritten Mann hatten. Außerdem war Junya höchst verärgert gewesen, dass Satoya sein Einzeltraining mit Masami vorzeitig beendet hatte unter dem Vorwand, er wolle die beiden Söhne so wenig wie möglich außerhalb des Hauses haben und Masami hätte genug andres zu tun. Junya war natürlich stinksauer gewesen, aber Satoya hatte auf keinen Fall riskieren wollen, dass er alleine mit Masami war.

Als Satoya also nach Hause kam, wunderte er sich verdutzt über den Lärm aus dem hinteren Teil des Hauses, vergaß sogar, seine Schuhe auszuziehen und stampfte empört durch den Flur in die Stube – wo er Moe vorfand, die am Esstisch saß und Tee trank. Die Haushälterin, Oki, wischte ein Regal.

„Na?“ grüßte Moe ihren Mann lächelnd und nippte gemütlich an ihrem Tee, „Du bist aber früh heute. Du liebe Güte, Satoya, deine Schuhe, du verteilst den ganzen Dreck von draußen im Haus!“

„Oh nein,“ seufzte Oki bedrückt, die das alles gleich würde putzen müssen. Satoya sah verwirrt auf sine Schuhe, schien nicht zu verstehen, wovon Moe redete, und sah wieder zu seiner Frau – und dann in Richtung Garten, aus dem eindeutig der Lärm kam.

Und er erstarrte und riss Augen und Mund auf.

„W-was… was im Namen von allem, das heilig ist, geht denn hier vor?!“
 

Im Garten war eine riesige Grube, quasi der ganze Garten war ausgegraben worden und diverse Bauarbeiter waren im strömenden Regen dabei, das Loch noch größer zu schaufeln. Satoya zeigte fassungslos nach draußen.

„Moe!“ rief er entgeistert, „Was ist das denn bitte für ein Loch?! U-und was sind das für Männer, die da graben?! Machen die ´ne Bohrung zum Erdkern, oder was?! Sind die verrückt geworden…?!“

„Schatz, beruhige dich, es ist nicht-…!“ machte Moe erschrocken, als er wütend zur Terrassentür stampfte, sie aufriss und hinaus brüllte:

„HEY, VERSCHWINDEN SIE AUF DER STELLE VON MEINEM GRUNDSTÜCK! Sind Sie noch zu retten, was ist das für eine Scheiße?! Was haben Sie hier zu suchen?!“

„Uchiha-sama!“ grüßte einer der Männer aus dem Loch ihn, „Was reden Sie denn, wir sollen einen Pool bauen, deswegen graben wir ein Loch!“

Satoya stand da wie vom Donner getroffen, während Moe besorgt mit ihrer Teetasse zu ihm geeilt kam. Ehe sie etwas sagen konnte, fuhr er zu ihr herum und starrte sie fassungslos an.

„Einen… Pool?!“ spuckte er sie an, „Wieso, um alles in der Welt, wird in meinem Garten ein Pool gebaut?! War das deine Idee?!“

„Ja, ich habe den Auftrag gegeben,“ sagte sie und machte ein unschuldiges Gesicht, „Für die Kinder! Ich dachte, das hätte ich dir gesagt?“

„Entschuldige, nein, das hast du definitiv nicht!“ schrie er wutentbrannt, „Sag mal… merkst du noch was?! Du… gibst in meinem Auftrag den Auftrag, einen Pool zu bauen, ohne mich zu fragen, ob ich das will?! Hast du… eine Schraube locker?! Wie viel hat das bitte gekostet?!“

„Na, noch nichts, es kostet ja erst was, wenn es fertig ist!“ versuchte sie, ihn aufzuheitern, und lächelte verwirrt, „Satoya-kun, komm rein… e-es ist eiskalt und nass da draußen… du erkältest dich…“

„Fass mich nicht an!“ bellte er und schlug ihre Hand weg, als sie nach seinem Arm griff. Oki schlug im Hintergrund erschrocken die Hände vor den Mund, als Satoya seine Frau mit einem wutentbrannten Blick strafte, bevor er hinaus in den matschigen Garten stampfte und nach dem Leiter der Bauarbeiten rief. Der Mann, der ihn gegrüßt hatte, sah hinauf aus dem Loch.

„Ja, Uchiha-sama?“

„Vergessen Sie’s, sie verschwinden sofort mit allem, was Ihnen gehört, der Auftrag wird gestrichen! Kein Pool, kapiert?! Hier kommt kein Pool in den Garten, das war ein Missverständnis meiner Frau, hier kommt kein Pool hin! Also verschwinden Sie, ich will hier niemanden mehr sehen!“

„Verzeihung, aber das ist nicht möglich, den Auftrag jetzt zurückzunehmen!“ meinte der Mann erstaunt, „Jetzt haben wir das Loch ja so gut wie ausgehoben, das hätten Sie sich früher überlegen müssen…“

Satoya starrte ihn an, raufte sich dann wütend die Haare und atmete tief ein und aus, um sich zu beruhigen. Der Regen durchnässte bereits seine Kleidung und er fühlte die unangenehme Kälte sich auf seiner Haut verteilen.

„Huh… okay, okay, machen Sie das fertig, Verzeihung.“ Eine artige Verneigung, dann machte Satoya Kehrt und stapfte zurück ins Haus. An der Tür zog er jetzt seine Schuhe aus und starrte Moe wütend an, die noch immer mit ihrer Tasse da stand, bevor er die Tür zuknallte.

„Schatz… hey, sei nicht wütend…“ stammelte sie verunsichert, „Es ist für die Kinder, Junya meinte, sie hätten geübt, auf dem Wasser zu gehen, da hielten wir es für eine gute Idee, Wasser hier zum Haus zu schaffen, damit die Kinder nicht viel raus müssen und hier in Sicherheit sind! Es ist doch nur zu ihrem Schutz… u-und ich dachte wirklich, ich hätte es dir gesagt…“

„Hackt’s, oder was?!“ empörte er sich, „Sowas hast du nicht ohne mich zu entscheiden und dann zu sagen! Du hättest mich als allererstes fragen sollen, ob ich einverstanden bin! Du unterschreibst Verträge, die ich bezahlen muss, du hast ja wohl ´ne Klatsche!“

„Aber doch für die Kinder!“ rief Moe jetzt auch empört, und Satoya schnaubte.

„Ja, schön und gut, trotzdem kannst du sowas nicht einfach ohne meine Zustimmung beschließen! Ich arbeite jeden Tag für das Geld, von dem du deine schicken Klamotten und Schuhe und all den Schnickschnack kaufst! Dass du dir selbst ´ne Arbeit suchst, kommt dir auch nicht in den Sinn, was? Okay, darüber sehe ich hinweg, aber dann für was weiß ich wie viele Millionen jetzt einen Pool zu bestellen geht echt zu weit!“

„Och, Liebling…“ sagte Moe unglücklich und trat unsicher auf ihn zu, „Entschuldige, ich… das war mein Fehler, ich mache das nie wieder! Versprochen… bitte sei nicht wütend… i-ich hab es doch nicht böse gemeint…“

„Du machst es nie wieder, pff, noch ein Pool dieser Größe passt auch nicht in den Garten!“ schimpfte er, „Nicht böse gemeint, schön, aber denken tust du auch nicht mehr selber, was?! Wirklich großartig, ich bin stolz auf dich, Moe!“

„E-es tut mir doch leid, dass ich dich nicht vorher gefragt habe!“ jammerte sie traurig und fasste zärtlich nach seinem Arm, „Komm schon, Satoya… es wird auch nicht besser, wenn du mir jetzt Jahrelang böse bi-…“

„Es geht um’s Prinzip, verflucht!“ fuhr er ihr dazwischen, schlug ihre Hand wütend weg und ihr damit die Teetasse aus der Hand. Sie flog klirrend zu Boden und zerbrach, der Tee ergoss sich auf den Teppich. Moe fuhr zurück und erbleichte.

„S-Satoya…?!“

„Geh mir ja aus den Augen, du hirnlose Bratze!“ bellte er sie an, stampfte aus der Stube und die Treppe hinauf. Sie stand da wie vom Donner gerührt, bis sie oben eine Badezimmertür knallen hörte. Dann sank sie heftig zitternd zu Boden und fing an, bitterlich zu weinen.

„Oh mein Gott – oh mein Gott, d-das ist alles meine Schuld!“ heulte sie, „I-ich bin so dumm, wieso, w-wieso habe ich nicht nachgedacht?! Du blöde Kuh, Moe, d-du versaust alles! Oh Gott, nein…“ Sie vergrub weinend das Gesicht in den Händen. Oki kam gelaufen und fasste sie besorgt an der Schulter.

„Uchiha-sama… n-nicht weinen, beruhigen Sie sich… ich mache das in Ordnung… oh weh, der schöne Teppich… ach, jetzt beruhigen Sie sich erst mal, ich bringe Ihnen neuen Tee…“ Sie zog Moe vorsichtig auf die Beine und setzte sie auf die Couch, bevor sie ihr ein Taschentuch holte und sich beeilte, eine neue Tasse Tee zu bringen. „Hier… alles ist gut. Er beruhigt sich sicher wieder, er ist doch Ihr Mann… das wird schon wieder…“

„Oh mein Gott… oh Gott…“ schniefte Moe nur außer sich und putzte sich die Nase, wischte sich hastig die Augen und blieb zitternd sitzen. Aber egal, wie sehr sie wischte, die Tränen kehrten immer wieder zurück…
 

––
 

Dann wurde es ruhig.

Die Bauarbeiter verließen etwa eine Stunde später das Grundstück, weil Feierabend war. Moe saß nach wie vor bewegungslos auf der Couch. Der Tee in der Tasse vor ihr war inzwischen kalt geworden. Aber die Tränen hatten aufgehört, zu fließen, als Satoya nach dem Duschen mit trockenen Kleidern wieder in die Stube zu ihr kam. Zuerst ignorierte er sie, schenkte sich eine Tasse Tee ein aus der Kanne, die Oki auf dem Tisch hatte stehen lassen, und trank einen Schluck. Der Regen draußen war heftiger geworden. Lange schwiegen sie beide, bis Satoya seufzte und sich zu Moe auf die Couch setzte. Niedergeschlagen starrte sie zu Boden.

„Moe,“ begann er dann ruhig, und sie rührte sich nicht. „Hast du verstanden, wieso ich so wütend war?“

Sie antwortete nicht. Dann nickte sie langsam und erzitterte unglücklich.

„Hasst du mich jetzt?“ wisperte sie. Er seufzte und trank einen Schluck Tee.

„Nein. Aber böse bin ich dir schon noch. Es war ja zu einem guten Zweck, aber es war nicht unbedingt nötig, Moe. Die Kinder können mit dem Training, auf dem Wasser zu gehen, auch warten, bis wir denjenigen gefasst haben, der dieses grausame Jutsu aufrecht hält. Einfach so für diesen Luxus eine Masse an Geld rauszuwerfen ist egoistisch und völlig hirnlos. Ich verdiene nicht wenig mit dem, was ich tue, aber das heißt nicht, dass wir im Geld schwimmen! Na ja, jetzt tun wir‘s, wenn der Pool fertig ist, der immerhin eine Menge Geld gekostet hat, denke ich!“ Was für ein Wortspiel. „Der Hauptgrund, wieso ich mir dieses Haus leisten konnte, ist, dass ich spare, Moe, und mein Geld nicht an nutzlosen Stellen ausgebe für Dinge, die nicht nötig sind! Ich habe nie etwas gesagt zu den tausend Kleidern, die du so gekauft hast von meinem Geld, die zusammen sicher so viel gekostet haben wie dieser blöde Pool! Du solltest meine Großzügigkeit nicht überstrapazieren, Moe, ich weiß nicht, ob dir je in den Sinn gekommen ist, dass es mir eines Tages zu viel werden und ich dich rauschmeißen könnte, huh?“

Ihr Kopf ruckte panisch hoch und sie sah ihn an.

„D-das nur wegen dieses Pools?“ fragte sie aufgelöst und sah ihn an, als hätte er gerade ihr Todesurteil verkündet. Er hasste sich für seine eigene Gutmütigkeit… weil sie es immer wieder schaffte, dass er Mitleid mit ihr hatte. Er stellte die Teetasse weg und seufzte leise.

„Moe… ich habe doch nur gesagt, du sollst mich nicht überstrapazieren. Eines Tages ist auch meine Geduld am Ende. Hab keine Angst.“

Sie fiel ihm um den Hals, als hätte er sie vor einer fleischfressenden Pflanze gerettet. Sie schniefte überglücklich und kuschelte sich an ihn, während er noch verwirrt war über den plötzlichen Ansturm. Dann hob sie das Gesicht und lächelte dankbar zu ihm hinauf.

„Du bist mein Liebling… ich bin… so froh, dass ich dich getroffen habe.“

Ehe er etwas sagen konnte, küsste sie ihn auf die Lippen mit einer Leidenschaft, die er seit sicher einem Jahr nicht mehr wahrgenommen hatte. Ein Schauer überkam ihn, als sie sanft mit der Zunge in seinen Mund drang und ihre Hände langsam über seinen Oberkörper nach unten glitten. Wie lange war es her, dass sie das letzte Mal so gewesen war?

Wie lange schon… hatte sie ihn nicht mehr auf diese Weise berührt?
 

Er stöhnte leise, als er zurück auf die Couch sank und sie über ihm lag, während der Kuss heftiger und inniger wurde. Er zog an ihrer Bluse, schob sie nach oben und strich hastig über ihren Rücken, über ihre Hüften und nach vorne auf ihren Bauch. Nur kurz lösten sie ihren Kuss, um Luft zu holen, dann verschlangen sich ihre Lippen wieder gegenseitig, als bekämen sie seit Tagen zum ersten Mal wieder etwas zu essen. Ihre Hände wanderten über seinen Bauch, als sie spürte, wie er ihre Brüste berührte, die Bluse über sie schob und die nackte Haut darunter streichelte. Leise seufzte sie und hob den Kopf, als er sich von ihren Lippen trennte und ihren Hals küsste, um das Fleisch dort mit der Zunge zu streicheln und daran zu saugen.

„S-Satoya…“ keuchte sie leise, als ihre Hände zitternd unter sein Hemd wanderten und sie spürte, wie er kurz zuckte. Seine Hände erfassten ihre Brüste, berührten sie, drückten sie sanft auf eine so vertraute und nostalgische Weise, dass sie einen warmen Schauer über ihren Rücken fahren spürte, der ihr eine Gänsehaut verschaffte. Langsam wich sie zurück nach oben, er folgte ihr, als würde sie ihn magnetisch anziehen, und schließlich saßen sie beide wieder, seine Hände noch immer auf ihren Brüsten, ihre Bluse irgendwo darüber zusammengeknüllt. Sie atmete heftig ein und aus. Dann zog sie langsam die Hände unter seinem Hemd hervor und ließ ihn los, bevor sie sanft den Kopf wegdrehte, während er von ihrem Hals abließ.

„Puh…“ seufzte sie leise und lächelte, während sie sanft seine Hände ergriff und von ihren Brüsten löste, „Du liebe Güte, ist das ein Scheißwetter da draußen! Hoffentlich kommen die Kinder bald zurück, ich mache mir Sorgen.“

Er sah sie kurz ungläubig an, während sie aufstand und ihre Bluse wieder zurecht zog. Er blieb auf der Couch sitzen und starrte sie an.

Schon wieder.

Egal, was er tat, irgendwann zog sie sich immer zurück. Immer wieder. Dabei war sie es dieses Mal gewesen, die angefangen hatte, und er hatte tatsächlich geglaubt, sie würde endlich zulassen, dass sie es wieder taten.

Was war er doch für ein Dummkopf… er hätte es sich ja denken können.

Verärgert rückte er sein Hemd zurecht und setzte sich ordentlich hin, sie keines Blickes würdigend, als sie in Richtung Tür ging.

„Du kehrst mir schon wieder den Rücken, Moe,“ grummelte er gerade so laut, dass sie es hören konnte, und sie blieb stehen und sah zurück zu ihm. Er sah sie nicht an.

„Oh, Schatz… ich… entschuldige, Süßer… ich habe Kopfschmerzen. Ich gehe jetzt besser zu Bett. Aber weck mich bitte, wenn die Kinder kommen, ja?“ Sie strahlte, dann verließ sie das Zimmer.

Satoya blieb, wo er war, und sah die Teetassen auf dem Tisch wütend an. Das konnte doch nicht wahr sein… was hatte diese Frau für eine Vollklatsche?!
 

––
 

Es war beinahe eine Stunde später, als er zu Moe ins Schlafzimmer kam. Sie lag auf der Seite im Bett, war aber offenbar wach, da sie sich zu ihm umdrehte, als er hereinkam.

„Sind die Kinder schon da?“ fragte sie erstaunt. Satoya schüttelte den Kopf.

„Nein, deswegen komme ich jetzt. Ich habe lange darüber nachgedacht, Moe. Ich… kann jetzt nicht länger warten, das mit dir zu regeln, es macht mich verrückt.“

„Oh Gott,“ sagte sie besorgt und setzte sich auf, „W-was hast du denn, Liebling?“

Er seufzte und senkte langsam den Kopf. Eine Weile zögerte er, bevor er sprach.

„Ich möchte, dass wir uns scheiden lassen.“
 

Moe erstarrte und fragte sich einen Moment, ob sie sich verhört hätte.

„Was?“ fragte sie mit dünner Stimme und starrte ihn an, als hätte er ihr verkündet, das Dorf würde explodieren.

„Ja,“ sagte er nur dumpf. „Ich denke schon seit Wochen darüber nach, jetzt habe ich mich entschieden. Zumindest zu neunzig Prozent, ich will auch keine überstürzte Entscheidung treffen wegen der Kinder. Aber ich will, dass du darauf vorbereitet bist.“

„Aber… Moment, w-wieso?!“ rief sie panisch und erzitterte am ganzen Körper, „Was hab ich getan?! W-wegen dieses blöden Pools?!“

„Nein, deswegen habe ich gesagt, ich denke seit Wochen darüber nach.“

„S-Satoya, mach keine Witze, d-das ist nicht komisch!“ Ihre Stimme wurde immer hysterischer und sie wurde blass. Er kam sich vor, als hätte er ihr ein Todesurteil ins Gesicht geworfen… aber er zwang sich, dieses Mal kein Mitleid zu haben.

„Das soll auch nicht komisch sein, ich meine das ernst,“ erwiderte er gefasst. „Die Gründe sind einfach. Das zwischen uns ist keine Ehe und erst recht keine Liebe mehr. Zumindest von deiner Seite aus nicht, davon bin ich überzeugt. Deine Liebe gehört nicht mir, sondern meinem Geld, verdammt. Wir beide machen gar nichts mehr zusammen, es ist schon Luxus, dass wir zusammen essen mit den Kindern! Die meiste Zeit des Tages verbringst du damit, von meinem Geld Klamotten zu kaufen und anderen Schrott!“

„Du bist den Tag über auf der Arbeit, wieso sollte ich hier zu Hause bleiben?!“ schrie sie panisch, „Satoya, warte! D-das können wir doch ändern, bitte! Ich gehe arbeiten und verdiene mein eigenes Geld! Ehrlich! Tu ich, versprochen, gleich morgen suche ich mir ´nen Job! Ich schwör’s dir, bitte!...“

„Lass den Quatsch!“ fuhr er sie an, und sie fing an, zu weinen. „Sieh dich an! Du flehst mich an, als würdest du ohne mich sterben! Ohne dein Haus, deine Klamotten, deinen Luxus, meine ich, tss! Was bin ich schon?! Der Depp, der sich auf dein Getue eingelassen hat! Das hier ist das Leben und nicht Pretty Woman mit dem Happy End!“

„Satoya, es ging nicht ums Geld!“ schniefte sie, „Glaub mir doch! Ich liebe dich! Wir haben Kinder, d-denen kannst du das doch nicht antun! Jetzt, wo Yunosuke weg ist und ich nicht weiß, ob ich ihn wiedersehen werde, w-willst du dich scheiden?! Das kann ich nicht, Satoya! Ich liebe dich, ich will bei dir sein!“

„Ach, auf einmal?!“ zischte er, „Wieso kehrst du mir seit einem Jahr und noch länger den Rücken?! Ist dir klar, wie lange es her ist, dass wir zum letzten Mal Sex hatten, verdammt?! Ständig hast du Kopfschmerzen, Bauchschmerzen oder andere Ausreden, komischerweise hast du manchmal deine Regel vierzehntägig! Wenn meine Theorie mit dem Geld falsch ist, dann hast du ´nen anderen Kerl und willst deswegen nicht mehr mit mir, es kommt also auf‘s selbe raus! Ja, ja, hast du dir so gedacht, du dreckiges Biest, hm?! Klammer dich an den reichen Mann aus Konoha, wickel ihn ein und sorg dafür, dass du schwanger wirst, damit du ewig an ihn und sein Geld gebunden bist! Und damit er nicht misstrauisch wird, lässt du dich ab und zu dazu herab, ihn dich nageln zu lassen, aber Satoya ist ja so nett, der ist sicher nicht böse, wenn ich mal ´n Jahr lang keinen Bock auf Sex habe!“

„Oh mein Gott…!“ heulte sie aufgelöst und sank zitternd zu Boden, „Oh mein Gott, Satoya, d-das ist nicht wahr!! So ist es nicht, das schwöre ich! I-ich… oh nein, e-es tut mir so schrecklich leid! W-wieso hast du denn nie was gesagt in dem einen Jahr?! Ich hatte wirklich Kopfschmerzen und meine Regel und so! Denkst du, ich lüge…?!“

„Lüg mich nicht an!“ rief er wütend, „Ja, du hattest Kopfschmerzen, hast aber abgelehnt, dass ich dich untersuche oder dir Tabletten gebe gegen deine Schmerzen! Lieber Schmerzen als mit mir ins Bett zu gehen, huh? Bin ich doch so’ne Null, oder was kommt als nächstes für ´ne Ausrede?!“

„Oh mein Gott, nein!“ schrie sie panisch, „Das ist es nicht, ehrlich! Ich… e-es ist nur, verdammt, ich habe mir mit Sex mein täglich Brot verdient! Ich sehe… nicht dasselbe Vergnügen darin wie du, für mich ist es irgendwie immer noch Arbeit! Zumindest meistens… b-bitte, Satoya, s-sei nicht wütend… ich mach das alles wieder gut! Ehrlich! Versprochen, komm, lass uns zusammen schlafen!“ Er fing laut an zu lachen.

„Wie bitte?! Oh, komm, das ist jetzt echt der absolut falscheste Zeitpunkt überhaupt, das ist sicher das Letzte, das ich gerade will! Ich will, dass wir uns trennen, ich habe die Schnauze voll! Und nicht, weil du nicht mit mir schläfst, sondern wegen deiner ganzen… deines ganzen verdammten Verhaltens! Du lügst mich an, gibst mein Geld aus, regelst Sachen ohne meine Zustimmung und denkst dann noch, es wäre okay, mich über ein Jahr hinzuhalten mit… Kopfschmerzen und was du noch alles gehabt haben willst!“ Er atmete tief durch und regte sich ab, so gut er konnte, während sie schluchzte und ihn fassungslos anstarrte. „Antworte, und wehe, du lügst mich noch mal an. Hast du einen anderen Mann?“

„Nein!“ rief sie sofort und völlig überzeugend. Sie sah ihn schniefend an und er seufzte, nachdem er ihr eine Weile in das aufgelöste Gesicht gesehen hatte. Er sah keine Lüge darin… einen anderen Mann gab es nicht. Das hatte er auch nicht wirklich erwartet. Die Sache mit dem Geld war viel logischer.

„Hast du mich wegen des Geldes heiraten und meine Kinder kriegen wollen?“ fragte er weiter.

„Nein!“ keuchte sie außer sich vor Verzweiflung.

„Du wolltest sie unbedingt behalten und nicht abtreiben, aber als du sie dann hattest, hast du dich nicht halb so viel um die Babys gekümmert wie Oki! Du warst nicht reif für die Mutterrolle, du wolltest die Kinder doch nur, damit du an mich gebunden bist! Sieh mich an und sag mir die Wahrheit!“

„N-nein…!“ stammelte sie nicht halb so überzeugend wie zuvor, dann warf sie sich hysterisch heulend auf den Boden vor seine Füße. „Nein, h-hab ich nicht! I-ich wollte… ich wollte dich natürlich nicht verlieren, Satoya-kun! Aber nicht wegen des Geldes! Ohne dich kann ich doch nichts! Ich hab nichts gelernt, ich kann nicht mal richtig Mathe oder sowas! Als ich schwanger war, wollte ich das Kind unbedingt bekommen, um mich an dich zu binden, ja, aber ich habe nicht absichtlich dafür gesorgt, dass ich schwanger wurde! Ehrlich nicht, ich schwöre es! Bitte… ohne dich bin ich doch verloren da draußen! Schick mich nicht weg, ich bitte dich, Satoya!“

„Du brauchst mich also?!“ fragte er sie schnippisch, „Ja, weil ich für dich arbeite und alles organisiere, was wichtig ist! Du bist kein Kind mehr, du kannst für dich selbst sorgen oder solltest es können! Ich kann gut ohne dich leben, ich finde sicher ´ne andere Nutte, die ich flachlegen kann, genau! Ich habe dich hierher geholt, weil ich dich liebe, weil ich auch mit dir zusammenbleiben wollte. Aber das hier ist keine Liebe, verdammt, das hier ist eine Zweckgemeinschaft, und für mich ist sie zwecklos, ich brauche dich nicht, Moe! So leid es mir für unsere Kinder tut, aber ich kann so nicht mit dir zusammen leben, es geht einfach nicht, dafür sind mir meine Nerven zu schade! – Geh jetzt. Ab heute schläfst du im Gästezimmer, so lange bis ich mir überlegt habe, wie es weitergehen soll.“ Er wurde wieder ruhiger und senkte den Kopf wieder, als sie noch immer weinend und jammernd auf dem Boden vor seinen Füßen lag. „Sag den Kindern nichts… nicht, solange es nicht zu hundert Prozent fest steht. Es… tut mir leid, Moe. Aber das mit uns ist vorbei.“

Er verließ das Zimmer.
 

––
 

Als Junya und Takuma zusammen vom Training nach Hause kehrten, war Moe nicht da. Satoya saß griesgrämig auf der Couch in der Stube und antwortete auf die Frage, wo denn die Mutter wäre, nur verhalten mit „Weiß ich doch nicht.“ Das half Takuma und Junya kaum weiter.

„Cool, was ist das für eine Grube da draußen?“ fragte Junya dann, „Dürfen wir Schlammcatchen spielen?“

„Vergesst es. Es ist spät, geht ins Bett. Tut mir leid, ich bin nicht auf euch böse, ich bin nur genervt.“

„Streitet ihr wieder, Mama und du?“ fragte Junya und sah auch finster drein. Satoya murrte nur und gab keine Antwort. „Ja, auch okay, du musst mir nicht antworten!“ meckerte der Junge darauf und stampfte beleidigt aus der Stube, „Komm, Nii-san.“

„Oh weh,“ seufzte Takuma nur bedrückt, „Wenn… ich irgendwas helfen kann, Papa… sag einfach Bescheid.“

„Am besten helft ihr mir, wenn ihr mich heute in Ruhe lasst.“

„Auch okay. Was immer dich ärgert, ich hoffe, es verschwindet.“ Damit gingen die Kinder nach oben und wagten den Rest des Tages nicht mehr herunter zu kommen ob der schlechten Stimmung im Haus.

Moe blieb verschwunden. Satoya hatte noch mitbekommen, wie sie das Haus verlassen hatte und was von Ich geh spazieren gesagt hatte, aber das war Stunden her und sie war nicht aufgetaucht. Satoya beschloss eisern, es ihm egal sein zu lassen – sollte sie doch bleiben, wo der Pfeffer wuchs! Er würde sicher nicht in den Regen raus rennen und sie suchen, sie würde schon klar kommen. Aber es wurde später und später und von Moe keine Spur. Je länger sie weg blieb, desto stärker wurde plötzlich sein schlechtes Gewissen und er bereute es immer mehr, was er zu ihr gesagt hatte.

Wie konnte ich so egoistisch sein? Sie hat mich zwar geärgert, aber dass sie einfach wegrennt wollte ich doch nicht…ich hätte ganz anders da rangehen sollen, sie ist sicher am Boden zerstört…

Der Gedanke war traurig und er erhob sich nervös vom Sofa, um unruhig im Erdgeschoss auf und ab zu gehen, darauf wartend, dass seine Frau kam. Plötzlich kam ihm der grauenhafte Gedanke, er könnte sie so fertig gemacht haben, dass sie sich etwas angetan hatte. Sie hatte so sehr geweint und geheult und sie hatte verdammt noch mal vor seinen Füßen gekrochen wie ein Hund! Sie war vollkommen am Ende! Wie hatte er zulassen können, dass sie hinausging?

Satoya – das ist Quatsch. Nur, weil du einen Seiji in der Familie hast, würde sich nicht jeder gleich umbringen wegen einer solchen Sache!

So redete er sich ein… noch etwa zwei Stunden lang. Die Kinder waren inzwischen vermutlich im Bett. Es war längst nach Mitternacht. Schließlich schnappte Satoya fluchend seinen Mantel und seine Schuhe, um hinaus zu eilen und nach Moe zu suchen. Auf dem Weg nach irgendwo gingen ihm etwa tausend Entschuldigungen durch den Kopf, die er ihr sagen wollte – dann widersprach er sich immer selbst und zwang sich, nicht so weich und mitfühlen zu sein, sie hatte es schließlich selbst verbockt und hatte sein Mitleid nicht mehr verdient. Aber das schlechte Gewissen war stärker… so lange, bis er sie fand, nach langer Suche mitten auf der Straße am Rand des Weges kauernd, klitschnass vom Regen, sowohl rechts als auch links neben ihr eine leere Schnapsflasche, eine dritte in ihren Händen. Und sie zitterte am ganzen Leib und schien ihn nicht zu bemerken, von dem ganzen Schnaps offensichtlich sturzbetrunken.
 

Im ersten Moment, den Satoya sie da so sah, überkamen ihn mehrere Gefühle gleichzeitig. Zum einen war er unheimlich erleichtert, sie lebend zu sehen; dann war er wütend auf sich selbst, dass er ihretwegen so in Sorge war und das nur wegen ein paar Schnapsflaschen; zuletzt fühlte er sich fast etwas an den ersten Abend, den er sie mit ins Hotel genommen hatte, erinnert.

Er ging zu ihr hin und zog sie vorsichtig aber energisch hoch.

„Verdammt… Moe!“ stöhnte er, „Was denkst du dir, hier so im Regen zu sitzen?! Wolltest du hier übernachten?! Du wärst erfroren!“

„Ach, lass mich!“ lallte sie und versuchte, ihn wegzuschieben, dabei verlor sie ihre Flasche aus der Hand, die am Boden zerschellte. „Oh, toll gemacht, ey… jetzt isse hin…“

„Besser so,“ grummelte er, „Nicht nur, dass du mein Geld ausgibst, du versäufst es auch noch. Komm, wir gehen nach Hause und du gehst schön duschen und ins Bett, bevor du dir den Tod holst! Wir haben Kinder, vergessen?“

„Du wills‘ dich doch scheiden lassen, ey, und nich‘ ich, wa?“ lallte sie verdattert und schlug unbeholfen mit den Armen um sich, als er genervt begann, sie vorwärts zum Haus zu schieben. „Wenn du mich raus… rausschmeiß‘, verreck ich eh‘, also was soll’s… ob heute oder morgen, wa?“

„Du redest Blödsinn, komm jetzt mit.“

„Also ehrlich, isch bin… jetzt nischt inna Stimmung, zu kommen…“

„Das ist nicht witzig, Moe.“

„Hahaha, isch find… d-das voooooll witzig…!“ lachte sie blöd vor sich hin und Satoya verdrehte die Augen. Er beeilte sich, sie nach Hause zu schleppen, um sie dort angekommen aus ihren nassen Klamotten zu schälen (außer ihrer Unterwäsche) und sie ins Bad zu schleifen, wo sie warm duschen sollte, um sich nicht zu erkälten. Als er sie alleine lassen wollte und sie sich beinahe in der Wanne hingepackt hätte, weil sie nicht stehen konnte, beschloss er großzügig wie er war, ihr zu helfen, er musste also wohl oder übel gleich mit duschen. Und er war überrascht, dass er plötzlich gar nicht mehr das Verlangen nach Sex spürte, wenn er sie nackt sah oder sogar mit ihr zusammen nackt war. Das war beruhigend… konnte aber auch daran liegen, dass sie besoffen nur halb so anziehend war wie normalerweise.
 

––
 

Als Moe zu sich kam, graute der Morgen. Sie lag in einem Bett – aber es war nicht ihr Bett, es war ein Einzelbett. Sie erkannte es als das Gästebett an, in das sie verbannt worden war… und sie erinnerte sich erschrocken an den vergangenen Tag. Als sie sich aufsetzte, stach ein erstaunlich sanfter Schmerz in ihren Kopf; dabei hatte sie fast drei Flaschen Schnaps getrunken, eigentlich müsste ihr Kopf eine Kokosnuss sein. Am Fußende des Bettes sah sie ihren Mann sitzen. Er sah sie an und sie sah verwirrt zurück.

„W-was ist?“ fragte sie, „Wieso bist du hier?“

„Ich hatte Angst, du würdest besoffen durch die Gegend laufen und was anzünden. Deshalb bin ich hier geblieben über Nacht. Hast du Kopfschmerzen?“ Verwundert über die Frage fasste sie nach ihren Kopf und brauchte fast eine Minute zum Antworten.

„Ich, ähm… erstaunlich wenig.“

„Ich hab dich mit Medizinjutsus etwas behandelt. Deswegen ist der Alkohol jetzt schon weg und du hast kaum Schmerzen. Es sind nur fünf Stunden vergangen…“ Sie sah ihn groß an, dann senkte sie den Kopf. Lange Pause.

„Es… tut mir so leid,“ stammelte sie dann. „Das gestern… das war grauenhaft, i-ich wollte gar nicht so viel trinken! Aber als ich angefangen habe… hat es sich so gut angefühlt und ich dachte, ich könnte… vergessen, dass du mich jetzt hasst, w-weil es mir so wehgetan hat…“ Sie zitterte und er rutschte seufzend zu ihr hin und nahm sie sanft in die Arme. Er hasste sich… er hasste sein schlechtes Gewissen, sein ständiges Mitleid, dass er ihr nie lange böse sein konnte.

„Ich hasse dich nicht,“ meinte er ruhig. „Das ist ja mein Problem.“

„A-aber du willst dich von mir scheiden lassen…“ flüsterte sie unglücklich, und er drückte sie sanft an sich heran.

„Nein, das will ich nicht. Ich wünschte, ich könnte es vermeiden.“ Jetzt hob sie erstaunt den Kopf und sah ihn konfus an.

„Häh? A-aber du hast doch gesagt…?“

„Das war kein Scherz,“ murmelte er, „Aber wollen… tue ich es nicht, Moe. Aber so, wie es jetzt läuft, kann es nicht weitergehen.“

„I-ich habe nachgedacht!“ schniefte sie verzweifelt, „Ich will doch auch nicht, dass sowas passiert… was, wenn wir einfach… noch mal neu anfangen und es noch mal versuchen? Ich will nicht bei dir bleiben, weil ich denke, dass ich ohne dich nicht überleben kann… i-ich möchte, dass wir beide zusammen sind, weil du mir wichtig bist! Weil ich dich liebe, weil ich unsere Kinder liebe… wenn wir uns scheiden lassen, verrecke ich nicht, weil ich kein Geld habe, sondern, weil mir meine Familie am Herzen liegt!“

„Moe, einfach neu anfangen ist nicht möglich,“ seufzte er, „Das ist nicht einfach. Dir soll ich noch glauben? Nachdem du mich so oft angelogen hast?“ Sie senkte den Kopf und krallte sich mit den Händen fest in die Decke, unter der sie saß.

„Vertrau mir. Gib mir noch eine Chance, diese Familie zu heilen, nachdem ich sie fast zerstört hätte… dieses Mal werde ich niemanden enttäuschen! Dieses Mal werden wir glücklich sein.“

„Wie kann ich dir vertrauen?“ fragte er sie dumpf. „Wer… sagt mir, dass du nicht nur sagst, damit ich beruhigt bin?“

Moe senkte den Kopf abermals und lächelte traurig zu sich, bevor sie ihn wieder ansah und sich ihre Blicke trafen.

„Das kann dir keiner sagen, Satoya. Nur du selbst.“
 

Er sah sie an. Wie sie da saß und lächelte, war plötzlich all seine Wut auf sie vergessen, all der Zorn des vergangenen Tages, all der Frust des letzten Jahres. Sie war so schön, gleichzeitig so liebevoll und so anziehend, dass er keine Beschreibung dafür gefunden hätte, was er für sie empfand in dem Moment. Er musste sich keine weiteren Gedanken darüber machen, denn das Verlangen, das jetzt in ihm wach wurde, war so deutlich und so angenehm wie noch nie zuvor. Und weil sie beide dasselbe spürten für diesen Augenblick, beugten sich beide zueinander vor, bis sich ihre Lippen trafen und sie sich leidenschaftlich küssten. Kaum berührten sich ihre Zungen, zog Moe sich leise keuchend dichter an ihn heran und spürte, wie er sie mit den Armen umschlang und sei sanft nieder auf das Bett drückte, sich über sie beugend.

Dieses Mal würde sie nicht aufhören. Das wusste er. Dieses Mal war der Kuss anders… so vertraut und doch so fern, als würden sie sich seit Jahren zum ersten Mal wieder richtig küssen.

„Satoya-kun…“ keuchte sie atemlos, als sie sich voneinander lösten, „Heißt das, wir bleiben zusammen?“

„Wahrscheinlich bereue ich es morgen wieder,“ seufzte er ergeben, „Aber ich… verdammt, ich kann das nicht länger, Moe.“ Er wurde plötzlich von ihr herunter gezogen und lag auf ihr, als sie die Arme um ihn legte und sanft seine Seiten zu streicheln begann. Sie küssten sich. Während der Kuss verlangender und tiefer wurde, fuhren seine Hände jetzt über ihren Bauch und hinauf zu ihren weichen Brüsten. Sie ließ von seinen Seiten ab und begann stattdessen, sein Hemd langsam aufzuknöpfen.

„Ich will mit dir schlafen…“ flüsterte sie, indem sie weitermachte und leise seufzte, als er ihr T-shirt hochschob und darunter ihre nackten Brüste zu streicheln begann. Er küsste ihren Hals.

„Auf einmal…“ seufzte er und erzitterte auch, als sie sein Hemd aufgeknöpft hatte und es über seine Schultern hinunterschob.

„Glaubst du mir nicht?“ grinste sie verführerisch, nahm eine seiner Hände und führte sie langsam hinunter zwischen ihre Beine, worauf er keuchte und den Kopf hob, sie anstarrend. „Glaubwürdiger so?“ raunte sie, worauf er nur leise stöhnte und bereits spürte, wie sich seine Selbstbeherrschung langsam verabschiedete. Da schlang Moe die Arme um ihn, als er mit der Hand über ihren Slip strich. „Satoya… ich möchte noch ein Baby von dir…“

„Jetzt?!“ murmelte er verwirrt, „Du hast doch schon drei…“

„Ich will… aber noch ein kleines Mädchen… unsere Jungs sind schon so groß… ich vermisse… plötzlich das Schreien der Babys. Damals war ich vielleicht zu jung, jetzt bin ich es nicht mehr…“ Er sah sie eine Weile heftig atmend an, während sie ihm die Hose öffnete und ihn weiterhin angrinste.

Plötzlich fragte er sich, ob sie sich wirklich noch vor ein paar Stunden gestritten hatten und er sich hatte scheiden lassen wollen.

„Du meinst das ernst, oder?“ fragte er sicherheitshalber, „Du willst ein Baby?!“

„Ja, das ist mein voller Ernst,“ sagte sie erstaunlich seriös, „Wenn du es auch möchtest… dieses Mal werde ich mich darum kümmern und nicht Oki alles machen lassen. Dieses Mal wird alles anders. Willst du… das auch, Satoya-kun?“

Er sah auf sie herab und schloss dann langsam die Augen, bevor er sich wieder über sie beugte und ihr Schlüsselbein zu küssen begann.

„Ja…“ murmelte er langsam, „Nur… noch einmal, Moe. Sollen wir rüber ins große Bett gehen…?“

„Oh, nein,“ sagte sie vergnügt und mit einem Unterton, den er extrem vermisst hatte und bei dessen Klang die Flamme in ihm gleich wieder ausschlug. „Ist doch gemütlich hier…“ Mit einem Lächeln zog sie ihn wieder zu sich und gierig verschlangen sich ihre Lippen gegenseitig in einem weiteren, verlangenden Zungenkuss.

Die Kinder würden nie erfahren, dass ihre Eltern je darüber gesprochen hatten, sich zu scheiden.
 

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Booyah o.o laaanges kapi, sorry u_u juchee, Moe und Satoya haben sich vertragen! ^o^ und Seiji und Kanae sind die Oberdramaqueens xD...

Abgrund

Masami amüsierte sich prächtig. Er würde im Endeffekt kaum noch etwas tun müssen, er könnte sich entspannt zurücklehnen und zusehen, wie seine Familie langsam von selbst zerbröckelte. Wie sie sich alle gegenseitig zu Grunde richteten ohne den Hauch einer Ahnung, was sie taten. Und es war gut, wenn der Clan ein Ende fand und der Fluch für immer begraben wurde in Schweigen. Konohagakure wäre auf jeden Fall besser dran.

Er dachte an Mikoto, während er auf der Fensterbank seines Zimmers saß und hinaussah in das Dorf, in dem langsam der Frühling erwachte. Mikoto, seine geliebte Mikoto, für die er fast alles tun würde, wenn sie es verlangte. Sie würde er natürlich nicht in die Parallelwelt schicken, dazu war sie ihm zu wertvoll, seine kleine Sonne. Auch, wenn sie in letzter Zeit weniger strahlte als eine Sonne es tun sollte. Aber er verstand ihre Gefühle, immerhin waren zwei ihrer Geschwister verschwunden und sie war hin und her gerissen zwischen den Gefühlen für ihn, Masami, und der Sorge um ihre Familie. Dass sie sich so sorgte, bewies nur, was für ein guter Mensch sie war, der Gedanke ließ ihn lächeln.

Sie war so vorbildlich, so schön und klug, seine Cousine. Und doch auch dumm, weil sie nicht die Kehrseite des schönen Bildes sah, das sie von ihrer Familie vor Augen hatte.

Du denkst, der Clan wäre etwas von Bedeutung, Mikoto, aber da irrst du dich. Noch bist du blind, aber ich werde dir die Augen öffnen, wenn die Zeit reif ist.
 

Du würdest es jetzt noch nicht nachvollziehen können. Du würdest noch nicht begreifen, dass ich das für dich tue, geliebte Cousine.
 

Er drehte den Kopf und sah zu seinem Bett, in dem sie lag, seine Cousine, friedlich und tief schlafend. Ihr Kopf war zur Seite geneigt, während sie auf dem Rücken lag, eine Hand lag neben ihrem Gesicht. Masami lächelte zufrieden über den Anblick des hübschen Mädchens. Er musste automatisch lächeln, sobald er sie ansah, und erst recht, wenn sie sprach, wenn sie lachte, wenn sie sich an seinen Hals hängte oder ihm beteuerte, dass sie ihn über alle Maßen liebte. Sie war schon eine kleine Närrin… völlig vernarrt in einen Mann, der daran Schuld war, dass sie sich um ihre halbe Familie sorgen musste, ohne dass sie es auch nur ahnte.

Der Junge schob sich von der Fensterbank und setzte sich neben Mikoto an den Bettrand. Mit einer Hand strich er über ihr warmes Gesicht und sah sie eine Weile einfach nur an, wie sie schlief.

Perfekt war sie, indem sie nicht perfekt war. Das dachte er öfter, wenn er sie stumm beobachtete, wie er es beinahe jede Nacht tat. Meistens schlief sie vor ihm ein und wachte nach ihm auf, sodass er oft Gelegenheit hatte, sie beim Schlafen anzusehen, so friedlich und entspannt wie ein kleines Kind, das noch nie erfahren hatte, was Leid bedeutete

Obwohl Mikoto das durchaus wusste, seit ihre Geschwister fort waren.
 

Sie öffnete blinzelnd die Augen und sah als erstes Masami, der ihr Gesicht so sanft berührte, dass es kaum zu spüren war.

„Mmh…?“ machte sie verschlafen, und er grinste sie an.

„Guten Morgen, Mikoto. Verzeih mir, dass ich dich wecke, aber wir wollten doch weiter nach Informationen über den Typen suchen, der deine Geschwister gefangen hält.“

„Ja… ja,“ machte sie und rappelte sich auf, „Hast recht – ich bin eine Schlafmütze, grauenhaft. Bist du schon lange auf?“

„Vielleicht eine Stunde,“ antwortete er lächelnd und verfolgte sie mit seinen eisblauen Augen, als sie aufstand und sich umzuziehen begann. Er kannte sie schon seit ihrer Geburt und es war inzwischen beinahe zwei Monate her, seit sie angefangen hatten, zusammen zu schlafen, und dennoch konnte er sie immer noch stundenlang ansehen, egal, was sie tat. Manchmal saß er einfach nur da und sah ihr zu bei dem, was sie so machte, bis sie ihn bemerkte und meckerte, er solle ihr gefälligst helfen, Informationen zu suchen, und nicht nur rumsitzen. Dabei war es so angenehm, sie zu betrachten, als würde man an einem warmen Frühlingstag auf einer blühenden Wiese in der Sonne liegen und es sich einfach nur gutgehen lassen.
 

„Ach,“ unterbrach sie seine Gedanken, und er sah auf in ihr Gesicht. Sie war fertig angezogen und kämmte sich die langen, pechschwarzen Haare. „Ich wollte noch bei meinen Eltern und so vorbeischauen. Meine Mutter nervt dauernd, ich wäre ja nie da und so, ich dachte, ich besuch sie mal – inzwischen bin ich öfter hier als bei dir.“ Er lachte.

„Ja, stimmt, mein Vater hat sich neulich auch schon gewundert, ob du hier eingezogen wärst hinter seinem Rücken.“

„Oh Gott, ist Onkel Seiji etwa böse, weil ich immer hier bin? Es tut mir leid, ich wollte nicht-…“ rief sie erschrocken – daran hatte sie gar nicht gedacht, dass Masamis Eltern vielleicht genervt von ihrer dauerhaften Anwesenheit waren. Aber Masami beruhigte sie.

„Nein, er ist nicht böse, er war nur verwundert. Keine Angst, meine Eltern sind sowieso nie richtig böse. Tou-sama ist ja sowieso nie da und Kaa-san mag es, wenn du da bist, das hat sie mir gesagt. Also keine Sorge.“ Mikoto nickte langsam und vertraute ihm einfach mal. Als hätte sie je etwas anderes getan.
 

––
 

Auf dem Weg zu Sasukes Haus stieß Mikoto in ihrer Eile beinahe mit jemandem zusammen, schimpfte laut und sah dann erst auf, um erstaunt die Person vor sich zu erkennen.

„Murasaki Kusagaya?!“

Murasaki war offenbar genauso überrascht wie Mikoto. Die Mädchen und einst Rivalinnen um Masamis Gunst sahen sich eine Weile verblüfft an. Mikoto stellte fest, dass das andere Mädchen nur in schwarz gekleidet war und irgendwie anders aussah als früher… nicht mehr so girliehaft. Ernster. Nicht wie eine, die einst Pinku gerufen worden war.

„Mikoto!“ machte Murasaki und lächelte kurz, „Dich habe ich ja ewig nicht gesehen. Ja… seit der Beerdigung meiner Schwester nicht mehr…“ Bei der Erwähnung von Momoiros Tod machte Mikoto ein betretenes Gesicht. Nicht, dass sie Momoiro je gemocht hatte, aber sie ahnte, wie Murasaki sich fühlen musste, seit ihre Zwillingsschwester tot war. Ihre eigenen Geschwister waren lebendig, aber verschwunden… wer wusste, ob sie Namie und Souya je wiedersehen würde?

„Du… trägst noch immer schwarz…?“ murmelte sie dann betreten. Murasaki seufzte leise.

„Inzwischen ist es fast Gewohnheit. Ohne meine Schwester kann ich nicht so weitermachen wie bisher. Deswegen werde ich manches in meinem Leben ändern.“

„Wie geht’s dir denn…? Kommt ihr einigermaßen klar jetzt, deine Familie und du? Es tut mir immer noch leid…“

„Ach, das war ja nicht deine Schuld,“ machte die Violetthaarige, „Ja, wir kommen ganz gut zurecht, es wird jeden Tag ein bisschen besser. In unserer Erinnerung lebt Momoiro natürlich weiter. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass ein Teil von mir abgeschnitten wurde, der jetzt tot ist. Sie war meine Zwillingsschwester, Zwillinge hängen meistens mehr aneinander als normale Geschwister. Wie ich am Rande gehört habe, seid ihr auch noch nicht weitergekommen…?“

„Nein, es ist nur schlimmer geworden, weil Souya auch verschwunden ist.“

„Oh nein… das tut mir leid, Mikoto. Ich muss jetzt los, aber… ich wünsche euch alles Gute und hoffe wirklich, dass ihr sie wiederfindet und zurück bekommt! Momoiro war… in der Sache mit euch mehr drin als ich, sie hat ja mit deinem Opa geredet und so, meine ich. Wir wissen nicht, wer sie ermordet hat, aber wir dachten mal, dass es vielleicht was damit zu tun hat, dass sie sich so intensiv mit euch beschäftigt hat.“

„Was meinst du?“ fragte Mikoto entsetzt.

„Der, der die Leute verschwinden lässt, hat offenbar was gegen die Uchihas. Wenn er also herausgefunden hat, dass Momoiro nach Informationen gesucht hat, wollte er sie vielleicht aus dem Weg räumen. Aber das ist ja nur dummes Raten, wir… haben keine Ahnung. Vermutlich wird das ein Rätsel bleiben, das nie gelöst wird, wie der Tod deines Cousins Naoya oder der des Kinton-Shinobi.“ Sie winkte noch einmal und verabschiedete sich dann eilig, bevor sie weiterlief. Mikoto setzte ihren Weg nachdenklich und langsamer fort.

Was Murasaki dummes Raten genannt hatte, klang logisch. Aber wie sollte der Feind davon erfahren haben, dass Momoiro in die Sache involviert gewesen war? Wenn sie nur wüssten, was Momoiro vor ihrem Tod gesucht und vielleicht gefunden hatte! Unwillkürlich musste sie plötzlich an die Mangekyou Sharingan denken – die ultimative Waffe, von der Masami gesprochen hatte. Die Waffe, für die man ein Familienmitglied töten musste. Was, wenn der Feind deshalb ihre Geschwister gefangen hatte? Das würde bedeuten, es musste einer aus dem Clan selbst sein!

Das ist dumm… dachte sie dann erstaunt, Wozu würde er dann so viele einsperren?

Trotzdem hatte sie das dumpfe Gefühl, mehr über diese perfekte Waffe herausfinden zu müssen, egal wo oder wie, obwohl ihr die Gedanken daran Übelkeit bereiteten. Vielleicht war es ganz gut, dass sie momentan bei Sasuke wohnten… wenn, dann hatte er als Clanoberhaupt Aufzeichnungen darüber; öffentlich würde sie sowas nicht finden, schließlich war es ein verbotenes Jutsu und niemand hätte davon wissen dürfen.

Auf welchen Pfad sie sich mit der Suche nach den Mangekyou Sharingan, dem wahren Erbe des Uchiha-Clans, begab, ahnte das Mädchen nicht.

Noch weniger, dass es jetzt zu spät war, um umkehren zu können.
 

––
 

Das Tor war versperrt.

Oder zumindest verschwunden, und Namie war davon überzeugt, dass es erst dann wieder auftauchen würde, wenn der oder die Nächste hier landen würde.

Jetzt saß sie mit Akira, Yunosuke, Souya und Taki in ihrem menschenleeren Elternhaus, in dem alles spiegelverkehrt war wie der Rest dieser zeitlosen Welt. Es würde hier nie regnen oder dunkel werden; trotzdem hatten sie beschlossen, sich in ein Haus zu setzen und sich dort zu beratschlagen, was sie tun sollten, um dieser Ewigkeit zu entkommen.

Akira wurde immer unglücklicher, je länger sie hier waren. Souya und Taki hatten sich von ihrem Schrecken erholt, den sie nach ihrer Ankunft erst mal erlitten hatten; plötzlich waren Namie, Akira und Yunosuke da gewesen, plötzlich war die Realität verschwunden gewesen. Nachdem Namie ihnen erklärt hatte, was sie bereits über diese Welt wusste, hatten sich die zwei zwar beruhigt, waren aber schweigsam geworden. Da sie nur Schlafsachen angehabt hatten, als sie die Spiegelwelt betreten hatten, hatten sie sich Sachen aus den leerstehenden Häusern genommen, was ja niemanden stören würde – es war ja niemand hier außer ihnen.

Der Einzige, der voller Tatendrang war, war Yunosuke.
 

„Wir müssen irgendwie durch dieses Tor in die Außenwelt kommen, wenn Masami das nächste Mal jemanden rein lässt!“ verkündete der Blauhaarige immer wieder und war gar nicht klein zu kriegen.

„Das schaffen wir nie!“ war grundsätzlich Akiras gejammerte Reaktion, so auch dieses Mal, als sie in der Küche saßen. „Das Tor war irre schnell wieder zu, ganz davon abgesehen steht dieser Monsterkater davor und wird jeden von uns zerfleischen, der versucht, zu nahe zu kommen!“

„Jetzt gib nicht gleich auf!“ nörgelte Yunosuke, „Willst du hier für alle Ewigkeiten versauern, Akira?! Ich jedenfalls nicht!“

„Beruhigt euch,“ sagte Namie zu den beiden, „Natürlich wollen wir alle hier raus, Yunosuke. Aber Akira hat recht, einfach so, wie du dir das denkst, geht das nicht. Abgesehen von dem, was Akira schon gesagt hat, wenn du in der Außenwelt landest, wird Masami das merken und dich sofort wieder hineinschicken, denkst du nicht?“

„Er ist doch dabei, wenn er jemanden durch das Tor schubst!“ sagte Souya dazu. Yunosuke überlegte kurz. Er erinnerte sich deutlich an Masamis grinsendes Gesicht, das er gesehen hatte, kurz bevor das Tor verschwunden war. Dann hob er den Kopf.

„Nein, ist er nicht immer,“ widersprach er, „Als Akira verschwand, was Takuma und ich gesehen haben, war er definitiv nicht da und scheint uns auch nicht gesehen zu haben. Manchmal benutzt er offenbar dieses Hypnose-Jutsu, um die Leute zu zwingen, genau da hinzugehen, wo er sie haben will, so wie bei Akira.“

„Und bei Souya-kun,“ mischte Taki sich ein, „Ich bin aufgewacht, weil er plötzlich weggegangen ist – als er das Haus verlassen hat, hab ich mich gefragt, was los ist – aber ich musste ihn richtig rütteln, damit er zu sich kommt! Ich dachte zuerst, er würde schlafwandeln, aber er sah ziemlich wach aus, nur eben… weggetreten.“ Souya seufzte nur gedehnt und legte de Kopf auf die Arme, die auf dem Tisch lagen. Er hatte nichts bemerkt; nicht, dass ihn jemand kontrolliert hatte oder gelenkt hatte. Er erinnerte sich daran, in seinem Bett eingeschlafen zu sein – und war auf der Straße von Taki geweckt worden. Dann war plötzlich alles in Flammen aufgegangen.

„Ich erinnere mich an nichts,“ nuschelte er kleinlaut. Akira stützte den Kopf auf die Hände.

„Ich erinnere mich nur dunkel, als wäre es Jahrhunderte her,“ versetzte er, „Ich hatte plötzlich das Verlangen, zu laufen… i-ich weiß nicht, wieso, aber ich wollte plötzlich aus ganzer Kraft laufen, ich wollte unbedingt weg… aber ich kann mir nicht erklären, wieso.“

„Was auch immer,“ machte Souya, „Wir kommen hier nicht raus, Yunosuke.“

„Doch, wir können!“ meinte er, „Wozu sind wir mehrere? Einer von uns rennt durch das Tor, während die anderen die Katze aufhalten. Fest steht, es gibt einen Weg hier raus, er ist nur versperrt. Masami kann Leute nach Lust und Laune hineinbringen; und warum steht wohl der Kater davor? Damit von innen niemand bei der Gelegenheit ausbüchst! Das heißt, stünde der Kater da nicht, würden wir das Tor benutzen können, wenn wir rasch sind.“

„Dann haben wir immer noch das Problem, dass Masami davor steht und uns wieder reinschiebt.“

„Nicht unbedingt, bei Akira war er nicht dabei und ich habe ihn auch nicht gesehen; es ging so irre schnell, dass es um mich dunkel wurde, aber gesehen hab ich ihn nicht.“

„Ich schon und Souya und Taki auch,“ meinte Namie. „Wieso hat er Souya aus dem Haus gehen lassen, ist aber am Schluss doch selbst gekommen?“

„Weil ich Souya aufgeweckt und das Jutsu gebrochen habe,“ sagte Taki. „Er hat uns durch das halbe Dorf gehetzt, als wollte er uns an einer ganz bestimmten Stelle verschwinden lassen. Und ich kann Suiton – wären wir länger zwischen den Feuerfronten eingesperrt gewesen und hätte ich Zeit gehabt, meinen Schock zu überwinden, hätte ich sie gelöscht, dann wären wir entkommen. Deswegen ist er schnell gekommen, damit wir in das Loch stolpern, während wir vor ihm zurückweichen.“ Alle sahen sie an.

„Und warum hat er euch nicht einfach beide hypnotisiert, statt mit dem Feuer das ganze Dorf aufzuwecken?“ fragte Namie, „Oder sind ihm die Ideen ausgegangen? Dem großen, allwissenden Masami?“

„Vielleicht war sein Chakra alle,“ meinte Akira. Yunosuke seufzte.

„Dummbatz, aber für riesige Feuerwände hatte er noch Chakra?“

„Wer weiß, wie viel Chakra diese Hypnose verbraucht!“ meinte Souya verdutzt, „Eigentlich kann uns das alles egal sein, mir ist wichtiger, hier rauszukommen! – Was bringt es, wenn einer rauskommt, Yunosuke? Wenn, dann gehen wir alle zusammen!“

„Nein,“ sagte Namie plötzlich erstaunt und sah zu Yunosuke, als sehe sie ihn zum ersten Mal richtig, „Wartet – er hat recht, unser Hauptproblem ist weder die Welt noch der Kater, sondern Masami! Wenn einer von uns hier rauskommt, kann er den Erwachsenen Bescheid sagen, damit sie Masami aufhalten, damit sie ihn zwingen können, uns wieder frei zu lassen. Dass wir alle gleichzeitig fliehen können, ist ausgeschlossen. Aber wenn alle zusammen den großen Monsterkater ablenken, könnte es vielleicht einer von uns schaffen, hinter ihm aus dem Tor raus zu hüpfen. Dann müssen wir nur noch hoffen, dass Masami nicht vor dem Tor steht.“ Die anderen sahen sich an und Yunosuke grinste stolz, weil Namie ihm zustimmte. Jetzt sahen auch Taki und Souya überzeugter aus und ihre Gesichter erhellten sich bei der bloßen Vorstellung, diese Ewigkeit verlassen zu können. Ihre Eltern wiederzusehen, Wind zu spüren, Regen, Vögel singen zu hören…

„Okay!“ rief Taki dann und strahlte, indem sie Souya knuddelte, worauf der rot anlief, „Und wer soll sich raus schleichen?“

„Yunosuke,“ sagte Namie ohne zu zögern, worauf jener sie ansah.

„Ich?“

„Du bist der Schnellste von uns,“ sagte sie nachdenklich, „Weil du am besten in Taijutsu trainiert bist. Und du hast Sharingan, so kannst du vielleicht dem Kater ausweichen, falls er dich bemerkt.“ Sie sah in die Runde. „jemand dagegen?“ Niemand widersprach und Yunosuke atmete tief ein und aus. Da lag jetzt eine große Hoffnung auf ihm – er würde seine Verwandten und Taki nicht enttäuschen. Er würde es schaffen!

„U-und wir sollen zu viert mit dieser… d-dieser Bestie kämpfen?!“ fragte Akira kleinlaut, „Das ist grauenhaft, Namie…“

„Letzten Endes ist es nur eine Katze!“ murrte Souya, „Kneif nicht immer den Schwanz ein, Akira, du sollst doch mal Erbe des Hyuuga-Clans werden, oder was? Dann zeig dem Vieh, wer der Boss ist!“

„Du hast es nicht gesehen!“ rief Akira, „Taki und du wart ja bewusstlos! Es war gigantisch, und seine Augen waren so böse und grausam, dass es einem kalt den Rücken runter gelaufen ist!“

„Das Tier gehorcht nur seinem Meister,“ widersprach Souya, „Es kann nicht von sich aus bösartig sein, Masami macht es nur dazu!“

„Ah ja,“ seufzte Akira, „Willst du dich hinstellen und ‚Für Liebe und Gerechtigkeit!‘ rufen in der Hoffnung, es würde sein wahres Wesen wiedererlangen?“

„Quatsch!“ brummte Souya, „Sagen wir, es wäre einfacher, wenn du mitmachen würdest, statt jammernd am Rand zu stehen! Also, Akira, verstanden?“ Akira seufzte leise und nickte dann langsam. Es war ja hinter all den harschen Worten nur gut gemeint… er dachte an seinen Freund Takuma. Er hatte ihn immer wieder motiviert, immer wieder geschubst, damit er mehr an sich glaubte. Wäre er jetzt hier, würde er Souya zustimmen. Der Blonde nickt erneut, jetzt entschlossener.

„Ja!“ machte er, „Warten wir darauf, dass die Erde wieder bebt, dann suchen wir das Tor!“
 

––
 

Takuma hätte seinen Freund gelobt, hätte er seine Worte gehört. Aber leider war Takuma in der richtigen Welt und würde Akira nicht hören.

Der Junge war mit ganz anderem beschäftigt. Der März war jetzt beinahe vorbei. In Konoha war es Frühling geworden und die Kirschbäume im Dorf blühten. Als kleines Kind hatte Takuma die Kirschbäume Omabäume genannt, weil seine Großmutter Sakura hieß, wie die Kirschblüte. Als er jetzt, sicher beinahe zehn Jahre später, daran dachte, ließ es ihn grinsen.

Omabäume, wie liebevoll, dachte er feixend. Dabei sieht Oma gar nicht so alt aus wie Omas das normalerweise tun.

Die Mutter seiner Mutter war lange tot; er wusste nur, dass er von ihr die blauen Haare geerbt hatte, aber ansonsten hatte er keinen Schimmer, wie sie wohl ausgesehen hatte oder gewesen sein mochte. Seine Mutter sprach nie über ihre Eltern.
 

Seine eigenen Eltern waren Takuma in der letzten Zeit suspekt – aber es war ein gutes Suspekt, denn sie stritten nicht mehr. Er wusste nicht, was wohl zwischen den beiden passiert war, aber sie waren wieder ein Herz und eine Seele, was ihn überaus glücklich machte, Junya ebenso. Und er wusste irgendwie, dass es kein gespielter, sondern echter Frieden war. Er hatte seinen Eltern immer leicht Lügen angesehen – dieses Mal sah er keine.

Yunosuke würde sich auch freuen, wäre er jetzt hier, dachte er dann, während er auf einer Steinbank an der Straße saß in der Nähe der Akademie. Er wartete auf Tsumu, die Teamkollegin von Kansuke, mit der er sich verabredet hatte, was er manchmal tat. Sie wollte nach dem Training mit ihrem Team vorbeikommen. Und es gab da noch etwas, was er mit ihr besprechen musste, bevor es zu spät war.

Denn Masami wusste, dass er mit Yunosuke das schwarze Loch gesehen hatte. Takuma war davon überzeugt, der Nächste zu sein, der verschwand. So gut er konnte, würde er sich darauf vorbereiten. Gegen Masami konnte er auf keinen Fall gewinnen; aber unversucht würde er es nicht lassen. Masami war auch nur ein Mensch und kein Gott. Es musste etwas geben, mit dem man ihn fertigmachen konnte.

Tsumus Stimme riss ihn aus seinen düsteren Gedanken.

„Takuma-kuuun!“

Er sah hoch, als sie winkend auf ihn zukam, erfreut, ihn zu sehen. Er lächelte auch, als sie bei ihm ankam, und sie setzte sich zu ihm, heftig atmend.

„Ich musste rennen!“ erklärte sie und strich sich kurz durch die Haare, die heute schwarz mit grünen und blauen Strähnen waren. Sie änderte ihre Haarfarbe beinahe alle zwei Wochen, jedes Mal, wenn Takuma sie sah, hatte sie eine neue Haarfarbe. Das war interessant und er mochte ihre bunten Haare. „Kansuke und Negito haben wieder ewig diskutiert, wie sinnvoll es als Ninja ist, Gemüse beschwören zu können – Negito sagt, er wird Hokage, Kansuke meint, er sollte lieber Koch werden, die beiden sind echt nervig mitunter.“

„Energisch, durchaus,“ meinte Takuma und zog einen Lolli aus der Tasche, „Willst du einen?“

„Jaa, cool, Lollis!“ strahlte sie und nahm ihn dankend. Er holte sich auch einen und so saßen sie da eine Weile lutschend auf der Bank und sahen die blühende Umgebung an.

„Ich muss mit dir reden,“ sagte er dann, „Klingt irre ernst, ja, aber… nimm es bitte auch ernst.“

„Was denn?“ wunderte sie sich, und er seufzte.

„Wir sollten uns nicht mehr treffen, Tsumu-chan.“
 

Sie starrte ihn an und er zog eine Weile verdrossen an seinen langen Ponysträhnen, die ihm ins Gesicht hingen. Inzwischen waren seine Haare schwarz und die vorderen Strähnen ganz hell, beinahe weiß.

„Was?“ machte sei dann ungläubig, als er lange nichts sagte und offenbar auf ihre Reaktion wartete. „Ähm… wieso?“ machte sie dann perplex, als immer noch nichts weiter kam. „‘Ne eifersüchtige Freundin, die mich nicht mag, oder was?“

„Quatsch,“ seufzte er, „Viel ernster. Ich hab doch keine Freundin, Tsumu-chan!“ Jetzt sah er sie beinahe beleidigt an, aber der Blick verschwand schnell aus seinem Gesicht. Dachte sie wirklich, er hätte eine Freundin, die nicht sie war? „Tsumu, es… es ist nicht deinetwegen, bitte werd nicht wütend. Ich würde mich gerne öfter mit dir treffen, ich… ich meine, ich würde auch gerne… …“ Er machte hier eine sehr lange Pause und schien sich doch dagegen zu entscheiden, es zu sagen, „Also, ich meine, es geht um meine Familie…“

„Haben die ein Problem mit mir?“ fragte sie verwundert. „Oder – streiten sie immer noch so doll?“ Jetzt klang sie besorgt.

„Nein… nein, denen geht’s bestens, die mögen sich offenbar wieder. Meine Mutter ist schwanger, die ist irre happy.“

„Was, echt?!“ rief Tsumu laut, „Sie ist schwanger? Mann, das ist aber ein heftiger Abstand zwischen euch!“

„Ja, dreizehn Jahre, bis das Baby da ist,“ grinste Takuma, „Aber irgendwie freuen wir uns alle drauf, vor allem Junya, er tönt schon immer rum, dass er dann nicht mehr der Kleinste ist, das freut ihn tierisch,“ Tsumu lachte kurz. „Jetzt im Ernst,“ machte der Junge dann, „Ich… meine, du hast sicher gehört, dass bei uns im Clan immer mehr Menschen verschwinden. Mein Cousin Souya und seine Freundin Taki sind zusammen verschwunden…“

„Dann – denkst du, du bringst mich in Gefahr?“ wunderte sie sich, und er seufzte.

„Ja. Deswegen… will ich Abstand von dir halten, ich würde mich vierteilen, wenn dir meinetwegen was zustößt.“

„Du denkst, ich bin so wehrlos und schwach?!“ fragte sie und schien verärgert, „Ich in älter als du, Takuma-kun, okay? Also spiel nicht den Ritter, ich bin eine gute Kunoichi!“

„Ja, bist du, aber mit diesem Gegner könntest du es nicht aufnehmen!“ fiel er ihr ins Wort, ohne ihr zu sagen, dass er von Masami sprach. Wenn sie es wüsste, wäre sie nur noch mehr in Gefahr.

„Ach, und wer sagt dir das? Nur, weil ich ein Mädchen bin, bin ich nicht zwingend schlechter als Jungs!“

„Das habe ich doch auch nicht gemeint!“ rief er ratlos, „Tsumu… bitte, ich meine es nicht böse! Ich weiß, dass du gut bist, natürlich bist du das! Aber er ist… er ist… ganz anders, wir beide zusammen hätten noch keine Chance gegen ihn! Ich weiß nicht, ob die überhaupt jemand hätte.“

„Ich glaub dir, dass du es nett meinst,“ murmelte sie bedrückt und schien sich beruhigt zu haben. Sie sahen eine Weile beide auf ihre Schöße. „Aber… aber das ist unnötig, ehrlich. Ich komme alleine zurecht, Takuma-kun!“

„Das wirst du auch müssen, wie gesagt, wir beide sollten uns so lange nicht sehen, bis das hier vorbei ist; falls es jemals vorbei ist. Wenn du zu viel bei mir bist, wird er es auf dich abgesehen haben… und wenn nur, um dich zu fangen und mich zu erpressen oder so… das ist schlimm genug.“

„Du hättest wissen müssen, dass ich sagen würde, es ist unnötig,“ fiel ihr nach einer Weile des Schweigens ein, „Wieso… hast du es mir trotzdem gesagt?“

Er erhob sich und sah sie kurz an.

„Ich werde dich nicht anlügen, Tsumu-chan. Deswegen. Normalerweise würde ich dich jetzt zum Eis einladen oder so, aber ich halte mich an das, was ich gesagt habe. Geh heim und versuch nicht, mir nachzulaufen.“ Ohne ein weiteres Wort ging er, und sie blieb auf der Bank zurück. Als er längst um die Ecke verschwunden war, sprang sie plötzlich auch hoch.

„Du Idiot!“ rief sie ihm nach, „Wenn du nicht so ein guter Mensch wärst, würde ich dich dafür jetzt hauen, Takuma-kun!“ Sie würde nie erfahren, ob er ihre Worte gehört hatte oder nicht; jedenfalls ging sie dann in die entgegengesetzte Richtung nach Hause.
 

––
 

Kuma Yamazaki war gerade dabei, einen Apfel zu schälen für Susumu und Shigeru, als plötzlich ein ungutes Gefühl in ihm aufkam, das er nicht richtig definieren konnte; aber etwas lag in der Luft, das nicht so war, wie es sein sollte.

Irgendwas lief gewaltig schief. Er wusste nur nicht, was es war.

„Hey – hey, Lahmarsch!“ nölte Shigeru und haute ihm gegen den Arm, „Schäl endlich den Apfel zu Ende! Abgemacht ist abgemacht!“

„Was?“ machte Kuma und schrak hoch, sah in die blöden Gesichter der Neffen seiner Freundin und grinste dann. „Ja, entschuldigt, ich war in Gedanken.“

„Wieso im Namen von allem, das heilig ist, musst du überhaupt für die Rotznasen Äpfel schälen?!“ murmelte Shiemi verstimmt, die in der Stube vorbei kam.

„Wir haben Mensch-ärger-dich-nicht gespielt und haben vorher abgemacht, dass der Verlierer den anderen beiden was zu essen holen muss!“ grinste Susumu, „Und Yamazaki hat verloren!“

„Du Loser,“ machte Shiemi feixend zu ihrem Freund, der nur seufzte und den Apfel halbierte, den er geschält hatte. Jeder der Jungs bekam eine Hälfte und seine Arbeit war damit erledigt.

„Cool, jetzt gehen wir in den Garten und fackeln ein bisschen die Kirschbäume ab!“

„Haha!“ Die beiden lümmelten sich vom Tisch und liefen zur Terrassentür, als ihre Großmutter schrie:

„Nichts da die Kirschbäume abfackeln! Ihr habt wohl ein Rad ab!“

„Aber das ist doch das Feuer der Piemont-Kirsche!“

„Shigeru, erzähl keinen Quatsch! Wenn ihr unbedingt Katon-Jutsus üben wollt, dann macht es am Unkraut, nicht an den schönen Blumen!“

Während die Oma mit den Enkeln diskutierte, erhob Kuma sich unruhig und sah eine Weile schweigend aus dem Fenster in den blühenden Garten. Shiemi bemerkte seinen trägen Blick und stellte sich neben ihn.

„Bilder?“ murmelte sie gedämpft wegen der Anwesenheit der Kinder. Kuma zögerte, bevor er nickte.

„Keine Bilder, nur ein ungutes Gefühl. Irgendwas passiert… aber ich kann nicht sagen, was und wo. Das Auge ist unruhig… wir müssen vorsichtig sein bei jedem Schritt, den wir tun. Ich werde das Gefühl nicht los, beobachtet zu werden.“

„Das Gefühl hab ich seit Jahren,“ meinte sie dumpf. Unwillkürlich fasste sie hastig nach ihrem Bauch. „Ich will, dass das vorbei geht… dieses Gefühl, dass egal, in welche Richtung ich mich wende, der Weg versperrt ist…“
 

––
 

Als er um die Ecke gebogen war, traf Takuma Junya und Yasuki, die auf ihn gewartet hatten. An sich durfte Takuma nicht unbeaufsichtigt sein, aber er hatte inständig darum gebeten, das mit Tsumu alleine zu klären, deswegen hatte der Lehrer mit seinem Bruder hinter einem der Häuser artig gewartet, jeder Zeit einsatzbereit, falls etwas passierte. Zu dritt machten sie sich dann auf den Weg heim.

„Sie war sauer, huh?“ fragte Junya recht desinteressiert und kickte einen Kiesel vom Weg vor sich her.

„Nicht richtig sauer, nur verwirrt. Sie wird es einsehen, es ist besser so. Taki wurde auch nicht verschont, als sie mit Souya zusammen war, sie sind beide verschwunden. Und hinter Taki war er sicher nicht her.“

„Wer weiß?“ machte Junya verdutzt. Sie bogen um eine weitere Ecke und kamen in eine leere Straße, in der kaum Häuser standen. Von ihr ging eine kleine, verkommene Gasse ab, die ins Dunkel führte. Es würde bald dämmern. Yasuki blieb an der Mündung der kleinen Gasse plötzlich stehen und sah eine Weile stumm hinein, bis seine Schüler fragten, was los wäre. Yasuki runzelte die Stirn.

„Es ist gruselig hier,“ meinte er, „In dem Haus da hinten sind damals, als ihr noch Babys wart, zwei kleine Kinder durch ein Genjutsu ermordet worden; bis heute weiß niemand, wer es gewesen ist.“ Er nickte in Richtung der Ruine, die immer noch niemand beseitigt oder restauriert hatte. Takuma und Junya sahen auch hin und gedachten stumm der armen Kinder. Ob es derselbe gewesen war, der Naoya getötet hatte? Immerhin hatte dessen Mörder auch niemand gefunden.

Plötzlich sahen sie einen Schatten auf einer Veranda der Ruine. Takuma fuhr hoch.

„Da ist jemand drin!“ machte er entsetzt, und auch Junya und Yasuki fuhren auf. Dann gingen sie ein Stück hinein in die Gasse und auf das Haus zu, es erstaunt anstarrend – bis auf jenen Balkon plötzlich ein Mensch trat, in seinen Händen hielt er ein Brett oder etwas ähnliches eckiges. Er sah die drei und blickte herunter, sodass sie stehen blieben –

Als Takuma rote Sharingan aufglühen sah im schattigen Dunkeln, wusste er, dass es zu spät war, um wegzulaufen.
 

„Na, sowas!“ machte eine vertraute Stimme vom Balkon, „Die Schmetterlinge verirren sich freiwillig ins Netz der Spinne. – Gute Nacht, Yasuki-sensei!“ Ehe Yasuki reagieren oder schreien konnte, hatte er den Blick der Sharingan gefangen, erstarrte auf der Stelle und kippte zu Boden, als wäre er plötzlich gestorben.

„Sensei?!“ schrie Junya, aber Takuma wandte den Blick nicht ab und ballte langsam die Fäuste.

„Dann hatten Akira und Onkel Nishiki also recht… und du bist es, der hinter allem steckt, Masami!“
 

––
 

Masami stand auf dem Balkon, auf dem er vor über zehn Jahren die beiden nervigen Jungen getötet hatte, und sah auf seine kleinen Cousins herunter, die fassungslos da standen, nachdem Junya sich erschrocken wieder erhoben hatte.

„Was denn?“ machte Masami perplex, „Akira wusste es? Wenn ich das geahnt hätte, hätte ich ihn viel früher ins Sekaimon gebracht!“

„Er hat ein Gespräch zwischen seinem Vater und Namie belauscht,“ sagte Takuma, „Ja, er wusste es. Und ich weiß es.“

„Moment, was weißt du?!“ schrie Junya panisch und starrte seinen Bruder an, „W-wieso werde ich nicht eingeweiht?!“

„Dann hast du Akira nicht verschwinden lassen, weil er es wusste? Wieso denn dann, Masami?“ ignorierte Takuma seinen Bruder vorerst, und Masami legte das Brett oder was immer in seiner Hand war auf den Boden.

„Ehrlich gesagt habe ich ihn nur als Geisel genommen, um seinem Vater das Maul zu stopfen, Nishiki-sama wusste mir zu viel. Ah, und Akira hat es dir erzählt, Takuma? Das erklärt manches. Du warst klug, den Mund zu halten, hättest du dich jetzt nicht verraten, wäre ich vielleicht… nie darauf gekommen, dass du es wissen könntest.“

„Du wusstest, dass ich mit Yunosuke das schwarze Loch gesehen habe,“ entgegnete Takuma, „Dass meine Zeit läuft, ist mir klar.“

„Du irrst dich, Takuma…“ machte der Ältere murmelnd, und die beiden sahen erstaunt zu ihm herauf, als er den Kopf hob und die Sharingan plötzlich erneut aufblitzten wie glühende Kohlen in seinem Gesicht. „Sie läuft nicht, sie ist bereits abgelaufen.“
 

„JUNYA, LAUF!“ brüllte Takuma und schubste seinen Bruder zurück, während er zur Seite sprang und sofort den Blick von Masami abwandte.

„Bist du bescheuert?! W-was geht hier eigentlich vor?!“ rief der kleine Bruder entsetzt und stolperte rückwärts, „W-wieso… M-Masami ist der Feind?!“

„Jetzt verschwinde und sieh ihm ja nicht ins Gesicht!“ schrie Takuma, packte Junya am Arm und wollte mit ihm losrennen – vielleicht waren sie schnell genug, die Erwachsenen zu warnen. Masami würde jetzt weder ihn noch Junya vor dem schwarzen Loch schonen – sie beide wussten es.

Sie kamen nur drei Schritte voran, da war Masami plötzlich direkt vor ihnen aus dem Nichts aufgetaucht.

„Den Augenkontakt zu vermeiden mag dir klug erscheinen, Takuma, es wird dir nichts nützen!“ zischte er amüsiert und riss beide Hände hoch, „Hier endet euer jämmerlicher Fluchtversuch.“ Junya schnappte nach Luft, wirbelte plötzlich herum und schubste seinen Bruder mit aller Kraft zur Seite und beinahe an Masami vorbei, ehe er ebenfalls die Hände hochriss und rief:

„Katon! Kazan no nodo!“

Plötzlich zerbrach mit lautem Getöse die Erde unter Masamis und Takumas Füßen, Masami sprang in die Luft und Takuma stolperte keuchend rückwärts, hinaus aus der dunkeln Gasse. Ein gewaltiger Graben entstand mitten auf der Straße, der ihn jetzt von Masami und Junya trennte. Er starrte fassungslos auf Junyas Hände, als aus dem Erdspalt böse gurgelnde Lava sprudelte und beinahe seine Füße versengt hätte.

Was zum-…?! Ist das etwa eins der Katon-Jutsus, die Masami ihm gezeigt hat?! Verdammt, das ist ja höllisch…

„LAUF!“ schrie Junya, „Ich halte ihn so lange auf wie möglich!“ Er schenkte seinem Bruder einen unmissverständlichen Blick, der keine Widerrede duldete – und Takuma rannte. Er musste sich zwingen, zu rennen, weil er an sich eher geblieben wäre, um seinen Bruder und den bewusstlosen Lehrer Yasuki zu beschützen – aber er wusste, was Junya wollte. Er würde nie zulassen, dass Takuma etwas zustieß und sie die Chance verpassten, den Erwachsenen die Wahrheit zu sagen, nur, weil er, Junya, mal wieder von allen beschützt werden musste.

Dieses Mal nicht. Dieses Mal würden sie ihn nicht beschützen, dafür würde er sorgen.
 

Masami seufzte und buddelte den Graben mit einem Doton-Jutsu wieder zu, bevor er Junya einen ratlosen Blick schenkte. Er schien es nicht eilig zu haben, Takuma einzufangen, was Junya beunruhigte. Was plante der Kerl? Wieso, verdammt, war er so ruhig?

Okay… er ist ungefähr hundertmal besser als ich, ich bin für ihn kein Gegner. Aber ich kann Zeit schinden und Takuma hat eher die Chance, rechtzeitig zu Hause anzukommen, als ich! Deshalb ist es besser, wenn wir schon beide mit Sicherheit verschwinden müssen, dass ich der Erste bin!

„Du denkst, du wärst klug, huh, Junya?“ fragte Masami ihn lächelnd. „Du denkst, du tust das Richtige… dich so aufzuopfern für Takuma, wirklich tapfer. Dir ist klar, dass du nicht die Spur einer Chance gegen mich hast… trotzdem willst du gegen mich kämpfen. Meinst du, damit hilfst du irgendwem außer dir selbst?“

„Pff!“ schnaubte Junya grimmig, „Wenn es stimmt, dass du die anderen alle verschwinden lässt, ist deine Zeit abgelaufen, Masami!“

„Du willst nur beweisen, dass du auch mal kein Klotz am Bein sein kannst,“ gluckste Masami, und Junya erstarrte, als der Blick seines Cousins bösartig wurde und ihn zu durchbohren schien wie ein geschliffener Speer. Es war, als würde Masami direkt durch ihn hindurch bis ins Innerste seiner Seele blicken können. „Du denkst, mit deiner Heldentat hier zeigst du allen, dass du nicht das dumme Baby bist, das immer behütet werden muss… aber egal, was du machst, das wird sich nie ändern. Du wirst immer eine Belastung und ein Klotz am Bein sein, Junya, weil du eben krank bist. Wenn du hier stirbst, wird es niemanden kümmern.“

„LÜGNER!“ schrie der Kleine, sprang zurück und riss die Arme erneut hoch, „Katon! Hibanakyou no jutsu!“ Masami lachte, als er seiner eigenen Kreation ausweichen musste. Junya hatte gut gelernt, das musste man ihm lassen. Als Lehrer war er zumindest stolz auf seinen Schüler, aber als Gegner war er zeitlich leicht angespannt. Er schloss rasch ein paar Fingerzeichen, als er wieder vor der kaputten Tür der Ruine landete, Junya mit etwas Abstand gegenüber.

Takuma ist schwerer kleinzukriegen als Junya und zweimal hintereinander kann ich das Sekaimon nicht öffnen. Dann muss ich mit Junya wohl selbst fertig werden.

„Du denkst, du hättest Takuma vor dem Sekaimon gerettet?“ gluckste er, „Ganz sicher nicht… Junya.“ Dann drehte er den Kopf herum in die Richtung, in die Takuma gerannt sein musste. „Lauf nur, Takuma, ankommen wirst du… niemals. Mikoto no jutsu!“

Junya fuhr zurück und erstarrte, als nichts geschah – nichts, das er sehen konnte. Er trat unsicher einen Schritt rückwärts und sah sich hektisch um, nicht sicher, was jetzt geschehen würde.

Verdammt… beweg dich! befahl er sich dann innerlich, und er riss die Arme erneut hoch, wieder in Masamis Richtung herumfahrend:

„Katon! Hibanakyou no jutsu!“ Ein Hagel aus flammenden Funken ergoss sich über die dunkle Gasse und Masami trat sachte einen Schritt nach rechts, bevor er ein paar Fingerzeichen schloss und Junya jetzt aus glühend roten Augen direkt anstierte, sodass dieser erstarrte.

Masamis Sharingan waren nicht so, wie Sharingan sein sollten.

Sie waren übler… bösartiger.

Und allein sie zu sehen machte ihn bewegungsunfähig, und er schnappte keuchend nach Sauerstoff, als um Masamis ganzen Körper ein Schild aus Feuer aufflammte, das alle Funken verschlang, die Masami also nichts anhaben konnten.

„Mach den Mund besser nicht zu weit auf, Junya. Ich kann dafür sorgen, dass du einschläfst und niemals wieder aufwachst… deine Eltern wären sicher todunglücklich, meinst du nicht? Und Takuma werde ich trotzdem einfangen, keine Sorge. Also ist dein Tod hier… vollkommen umsonst. Wie deine ganze Existenz umsonst ist, weil du allen nur im Weg bist. Entschuldige die groben Worte, aber es ist wahr… du weißt das, nicht wahr?“ Er lächelte gutmütig, aber seine Augen starrten ihn an voller abgrundtiefer Bosheit, sodass Junya unfähig war, zu atmen, und sein Gesicht wurde leichenblass, als Masami den Mund wieder auftat.

„Yamikage no jutsu!“
 

––
 

Ein sanftes Beben erschütterte die trockene, sonnige Spiegelwelt.

Namie, Akira, Souya und Taki richteten sich mit gezogenen Waffen auf, als sie es verspürten. Sie standen mitten auf der Hauptstraße, auf der irgendwo das Tor erscheinen würde, das hofften sie zumindest. Es war die Straße, die im echten Konoha zum Haupttor führte; nur war es hier das andere Ende jener Straße, obwohl es nicht wirklich ein Ende war, an dem sie standen und mit klopfenden Herzen erwarteten, was passierte.

„Es geht los!“ sagte Namie ernst. Gefühlte Jahrtausende hatten sie hier gestanden und gewartet. Sie mussten weder essen noch schlafen, sie konnten bis in alle Ewigkeit da stehen und warten. Jetzt hätte das Warten ein Ende.

Namie drehte den Kopf in Richtung einer Seitenstraße etwas vor ihnen, in der Yunosuke sich versteckte und auf sein Zeichen wartete, los zu sprinten, zum Tor hinaus.

„Ich werde vorrennen, sobald das Tor erscheint,“ erklärte Namie den Kleinen noch einmal, „Dann wird der Kater erscheinen, um mich aufzuhalten. Dann folgt ihr mir und wir lenken seine Aufmerksamkeit nach neun Uhr. Dann kann Yunosuke von der anderen Seite kommen und hinter dem Tier vorbeirennen. Seid ihr bereit?“

„Ja!“ machten die Jüngeren im Chor.

„Akira und ich übernehmen den Nahkampfteil und versuchen, die Tenketsu des Viechs zu verschließen. Souya und Taki, ihr seid für die Jutsus aus Distanz zuständig. Taki bleibt immer hinter Souya, sie hat keine Sharingan und kann keine Bewegungen voraussehen. Es könnte sein, dass der Kater Katon Okamikyuu no jutsu kann, ich habe einmal Tante Kanaes Panther Nashira dieses Jutsu machen sehen, es wirft einen brennenden Fellball auf euch, dafür ist Taki mit ihrem Suiton zuständig. Verstanden?“

„Ja!“ kam es erneut und Taki schüttelte ihre Hände aus. Da fühlten sie das Beben erneut und fuhren herum – und da sahen sie es; das Tor von Konoha, das aus dem Nichts auftauchte, als hätte ein Vorhang sich davor zurückgezogen. Namie schrie:

„LOS GEHT’S!“ und rannte voran, die drei anderen folgten ihr in einigem Abstand. Yunosuke rührte sich nicht, machte sich aber bereit, loszurennen, sobald der Kater erschienen und von den anderen abgelenkt worden war.

Egal, wer es ist, der hinein soll – ICH muss raus! rief er sich angestrengt vor Augen, An mir liegt es, ob die anderen erfahren, was los ist! An mir liegt es, ob alle hier wieder rauskommen!
 

Mit einem lauten Donnern aus dem Himmel und einem Beben der Erde erschien der Kater Nagaran aus dem Nichts vor dem Tor.

„Niemand kommt vorbei!“ brüllte er Namie zornig entgegen, die schnurstracks auf ihn zuhielt und keine Anstalten machte, anzuhalten. „Wer zu nahe kommt, wird in Stücke gerissen!“

„Das werden wir ja sehen!“ brüllte Namie und schwenkte nach links ab, „Katon! Gokakyuu no jutsu!“ Ein gewaltiger Ball aus Flammen stieß aus ihrem Mund in die Luft auf das Tier zu – und Yunosuke sprang auf. Das war das Zeichen! Ohne zu zögern rannte er so schnell wie er niemals zuvor gerannt war aus seiner Seitengasse auf die Hauptstraße, hielt sich rechts und raste auf das Tor zu, das sich weit geöffnet hatte – dahinter sah er das Loch und die Außenwelt.

Renn schneller als die Zeit, die nicht existiert! RENN! befahl er sich streng und rannte noch schneller, ignorierte alles neben sich, konzentrierte sich allein auf das Tor und darauf, es zu erreichen. Er erkannte einen Menschen, der das Tor durchschritt und auf ihn zukam – es war sein Bruder Takuma!
 

Ich darf mich nicht ablenken lassen!
 

Yunosuke riss die Hände hoch und schloss ein einziges Fingerzeichen, während der Kater Namies Feuerball mit seinem eigenen, brennenden Fellball aufhielt und die beiden Katon-Jutsus aneinander krachten. Es gab eine gewaltige Explosion, die Yunosuke beinahe von den Beinen geworfen hätte, hätte er nicht in dem Moment das Jutsu ausgeführt.

„Kawarimi no jutsu!“

Schneller als er je hätte rennen können hatte er sich selbst mit Takuma getauscht, sodass er jetzt genau vor dem Tor war und Takuma drinnen. Er hörte hinter sich Nagaran brüllen und sah, wie der Kater zu ihm herumfuhr. Er hörte Taki schreien.

„Nibai no mizu!“

Eine Welle schwappte über Yunosuke und riss ihn von den Beinen, spülte ihn mit lautem Getöse direkt aus dem Tor hinaus, kurz vor dem Moment, in dem es sich komplett geschlossen hatte. Nagarans Klaue ging ins Leere.
 

––
 

Yunosuke fand sich auf dem Boden liegend auf der Straße. Es war ruhig um ihn herum. Er keuchte, hustete und rappelte sich auf. Zitternd kam er auf die Beine und merkte, dass er in einer großen Wasserpfütze gelegen hatte.

„W-wo bin ich…?“ keuchte er und sah empor zum Himmel – es dämmerte.

Yunosuke erstarrte und fuhr dann herum, als er die Straße erkannte. Nicht fern von hier war das Haus seiner Großeltern. Es dämmerte – das hieß, er war nicht mehr in der zeitlosen Welt! Er war wieder draußen, er hatte es wirklich geschafft!

Er rannte los in Richtung des Hauses seiner Großeltern. Jetzt musste er ihnen sagen, was er wusste. Sie würden Masami fangen und all die anderen würden wieder frei kommen!
 

So dachte er und ahnte nicht, mit was für einem Preis er seine Freiheit erkauft hatte.
 

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woah, jetzt gehts endlich mal ab hier^^' Yay, takuma xD Und ja, Masami konnte Takuma trotzdem ins Sekaimon bringen, er hat ja das Mikoto no jutsu, dafür braucht er den Blickkontakt nicht, er braucht nur die Richtung in die er das Jutsu richten muss^^ Aber klein junya hat sich mal nützlich gemacht, hätte er nicht takuma eggescheucht wäre Yunosuke ja da bei ihnen gelandet udn masami hätte ihn bemerkt und vermutlich umgebracht oder so xD

Die Wahrheit

Eine kalte, schleichende Finsternis umgab ihn und hüllte ihn ein wie ein schwarzer, schwerer Vorhang, der ihn zu Boden zu drücken drohte. Innerhalb des drückenden Vorhangs gab es weder Licht noch Luft, und er wusste, als er den Kopf in der Leere drehte, dass es ein Vorhang des Todes war.

Er hörte eine vertraute Stimme, die er trotzdem nicht richtig zuordnen konnte.

„Du rennst im Kreis… die Finsternis wird dich immer einholen, egal, wie schnell du rennst. Wir sind die Kinder der Dunkelheit und wir sind auf ewig an sie gebunden. Es wird wieder von vorne anfangen und du wirst am Ende dort sein, wo du angefangen hast. Dann kannst du erneut im Kreis rennen... bis sie dich eines Tages frisst und nicht mehr hergibt, die Finsternis...“

Vielleicht vergehen Jahre.

Ewigkeiten.

Aber vielleicht dauert es auch nur wenige Tage, bis dich die Finsternis einholt.

Das ist der Fluch des Uchiha-Clans.

Sein ERBE.

Die Finsternis schien ihn zu zerquetschen, und in dem Schwarz um sich herum sah er blutrote Sharingan-Augen aufblitzen. Und wer immer ihn anstarrte aus den blutroten Augen voller Bosheit, lächelte. Sasuke sah es nicht... er konnte es auf unerklärliche Weise HÖREN.
 

Ihr alle werdet in der Dunkelheit hinfallen, in ihr ertrinken und sterben... auch du, Oji-sama.
 

Plötzlich huschten blitzartig Bilder vor seinen Augen herum, Bilder, die er nicht sehen wollte.

Sein Sohn Yuusuke, wie er tot und blutverschmiert am Boden lag, ermordet von seinem eigenen Bruder Sanosuke.

Sanosukes Sohn Yusaku, in Stücke gerissen von seinem Onkel Seiji.

Der kleine Naoya, Seijis Sohn, um dessen Hals sich zwei kleine Hände schlangen, verborgen unter langen Ärmeln aus Stoff, und das Baby zu Tode würgten.
 

Solange ihr nicht begreift, was der Fluch ist, seid ihr alle dumm… …
 

„Sasuke-kun?! Schläfst du mit offenen Augen?!“

Sasuke fuhr auf wie von der Tarantel gestochen und sah in das beunruhigte Gesicht seiner Frau Sakura. Das plötzliche Aufspringen machte ihn schwindelig und er plumpste zurück auf das Sofa in der Stube, auf dem er gesessen hatte. Sakura stand vor ihm und seufzte nervös.

„Sasuke… du… hast so merkwürdig vor dich hingestarrt, da habe ich gedacht, ich guck mal nach dir… alles in Ordnung?“

„Der Fluch!“ zischte ihr Mann und machte nicht den Eindruck, auch nur eins ihrer Worte vernommen zu haben, „Es geht immer weiter und wird nicht aufhören, deswegen der Kreis. Deshalb die Schlange. Und Schuld daran sind die verfluchten Mangekyou Sharingan, die diese Finsternis über uns ziehen! Das Erbe des Uchiha-Clans, das mit unserer Generation sterben sollte – es ist noch nicht tot, Sakura! Jemand hat sie… die Mangekyou Sharingan… und er hat sie bekommen, als er Naoya getötet hat…“

„Sasuke!“ schrie Sakura fassungslos und rüttelte ihn, „Hör auf, willst du etwa, dass dich alle hören?! Sprich nicht davon!“
 

Aber in der Stube waren außer ihnen beiden nur Kuma und Shiemi. Haruka war mit größter Mühe dabei, die Zwillinge ins Bett zu bringen, während Kansuke, Yashiru und Mikoto irgendwo oben herum lümmelten. Jetzt kam Sanosuke noch in die Stube, der vor kurzem von der Arbeit heimgekommen war.

„Was ist denn hier wieder für eine Panik?“ murmelte er, „Papa… b-bist du okay?! Du siehst fast so bleich aus wie Seiji…“
 

Sasuke war nicht krank. Sasuke versuchte, sich an den Wortlaut seines merkwürdigen Alptraumes zu erinnern.
 

Auch du, Oji-sama.
 

„Oji-sama,“ keuchte er, „Aber… wieso Onkel, ich habe keine Neffen mehr seit Izumi-…“ Er erstarrte und sprang jetzt erneut von der Couch auf, dieses Mal blieb er stehen. Shiemi erhob sich alarmiert.

„Willst du sagen, Izumi hat Naoya getötet und ist Schuld an allem, was passiert?!“

„Izumi ist tot,“ schnarrte ihr Vater, „Aber wissen wir, ob Itachi nicht irgendwo irgendwie noch mehr Kinder fabriziert hat, die jetzt herausgefunden haben, was Sache ist? Wer immer Naoya getötet hat, er war von unserem Blut.“ Die Nachricht schlug ein wie ein Hammer, obwohl einige es zuvor vermutet hatten, wie Shiemi oder Kuma. Shiemi sah ihren Vater unschlüssig an und wollte gerade etwas erwidern, als es plötzlich an der Haustür klingelte.
 

Sanosuke wunderte sich, wer um diese Uhrzeit kommen mochte; es war schon fast dunkel draußen. Da er am nächsten zum Flur stand, ging er die Tür öffnen – und davor stand niemand, den er erwartet hätte.

Vor der Tür stand Yunosuke.
 

––
 

Yunosuke hatte überhaupt keine Zeit, zu erklären, woher er kam und wie er plötzlich hier auftauchen konnte.

„Masami!“ keuchte er nur atemlos, als Sanosuke ihn völlig entsetzt ins Haus gelassen hatte und immer noch nicht glauben konnte, was er sah. Yunosuke! Der drei Monate lang spurlos verschwunden gewesen war! Plötzlich war er hier!

„Masami?!“ fragte Sakura erschrocken, während auch die anderen in der Stube Yunosuke anstarrten. Er stützte sich keuchend an den Knien ab und dankte allen Mächten, die es geben mochte, dafür, dass sie ihn rechtzeitig hergebracht hatten.

„Masami ist der Täter!“ schnappte er verzweifelt und konnte kaum atmen, „Keine Zeit zum erklären! Ihr müsst ihn finden und festnehmen, dann müsst ihr ihn zwingen, das Tor zur Parallelwelt zu öffnen! Ich konnte fliehen, Namie, Akira, Souya, Taki und jetzt auch Takuma sind noch da, wir m-müssen uns beeilen! Er will den ganzen Clan darin verschwinden lassen, er hat es Namie gesagt!“ Er keuchte und hustete ein paar Mal, während er sich von vielen Augenpaaren nur so durchbohrt fühlte. Sakura schlug hysterisch die Hände vor den Mund.

„Moment, Takuma ist auch weg?!“ rief Sasuke entsetzt.

„Seit vorhin,“ keuchte Yunosuke, „Nishiki wusste Dinge über Masami und hat Namie geschickt, um ihn zu überwachen in Kusa – Masami hat sie erwischt und gefangen…“ Immer weniger Worte sprudelten aus ihm heraus, weil er immer weniger Luft bekam, da ergriff Sakura die Initiative.

„Setz dich hier hin, schnell,“ sagte sie alarmiert, „Trink etwas und komm erst mal zu Atem! Masami… Masami tut das alles?! Das… das kann ich nicht glauben!“

„Souya und Taki haben ihn gesehen, als er sie ins schwarze Loch geschubst hat, Namie hat ihn gesehen. Akira wurde gesteuert von irgendeiner Art Hypnose und so zu dem Loch gelenkt… als Souya und Taki reinkamen, hab ich Masami hinter dem Tor stehen sehen, er hat gegrinst, er ist es, ich weiß es! Drinnen gibt’s einen Wächter vor dem Tor, eine riesige Katze namens Nagaran!“

„N-Nagaran?!“ keuchte Sanosuke und wurde weiß, „Das ist wirklich sozusagen Masamis persönliche Katze innerhalb des Kaneko-Clans, soweit ich weiß das Kind der Katze von Kanae, Nashira!“

„Ja, genau,“ japste der Junge und nahm von Sakura einen Schluck Wasser an. „Bitte, ihr müsst Masami suchen und einsperren, so schnell wie möglich, bevor noch mehr verschwinden!“
 

Sasuke bekam plötzlich einen Geistesblitz, als sich der Schleier der Unklarheit von seinen Augen lüftete und sein Traum plötzlich Sinn machte.

„Der Junge in meinem Traum…“ murmelte er gedämpft, „Er sagte nicht Oji-sama… sondern Ojii-sama. Großvater.“
 

––
 

Yunosuke verstand nicht, was das bedeutete, was Sasuke sagte, und um welchen Traum es ging – aber er würde es auch nie erfahren. Alle anderen im Raum sahen jedenfalls geschlossen und alarmiert auf das Clanoberhaupt, als ihnen die Bedeutung dieser Worte klar wurde.

„Das heißt…?!“ machte Kuma, „Shiemi hatte recht und alle Fäden… führen tatsächlich bei Masami zusammen?!“ Selbst Shiemi schien verblüfft über diese Wendung der Dinge. Sakura schlug erneut die Hände vor den Mund und schnappte panisch nach Luft.

„Oh mein Gott… oh mein Gott, nein…!“ brachte sie wimmernd hervor, und Sasuke legte ihr eine Hand auf die Schulter.

„Sanosuke,“ rief er seinen ältesten Sohn barsch, „Du kommst mit mir, wir müssen sofort Seiji und Kanae suchen. Du wirst das übernehmen, ich suche Satoya und Moe, es wird sie interessieren, dass Yunosuke und Takuma Plätze getauscht haben. Yamazaki, du gehst zu Dobe – äh, zum Hokage und erstattest ihm sofort Bericht. Shiemi holt Chidori und Nishiki. – Und, Sanosuke…“ Er sah seinem Ältesten eine Weile schweigend ins Gesicht, „Sag Seiji und Kanae nicht, was wir wissen. Masami schon gar nicht. Sag, es gäbe eine Familiensitzung und erwähne auf keinen Fall Yunosukes Auftauchen. Masami weiß vielleicht nicht, dass er hier ist; zu seinem Plan gehört das sicher nicht. – Alle anderen verlassen nicht das Haus. Und niemand erzählt den Kindern etwas über Masami, höchstens Haruka.“ Mit diesen Befehlen verließ das Oberhaupt das Haus, gefolgt von seinen zwei Kindern und Kuma. Der Rest blieb zurück in der Stube.
 

Von all dem Radau kamen Haruka, Yashiru, Kansuke und auch Mikoto, die irgendwelche Schriftrollen in den Händen hielt, herunter.

„Was ist passiert?! Hier ist so ein Aufruhr?!“ rief Yashiru entsetzt und erstarrte, als sie Yunosuke auf der Couch sitzen sah. Die anderen erstarrten ebenfalls.

„Y-…Yunosuke?!“ keuchte Kansuke. Mikoto erzitterte und ließ plötzlich die Schriftrollen fallen, die sie studiert hatte (die leider nichts über die Mangekyou Sharingan berichtet hatten).

„W-was passiert hier?!“ schrie sie hysterisch und sank strauchelnd zu Boden, Yashiru stürzte zu ihr.

„Mikoto?! Was ist denn los mit dir?!“

„M-mir ist plötzlich schlecht…“ keuchte sie und fasste nach ihrem Kopf, „Wenn alle s-so hektisch raus rennen, ist was passiert! Und Yunosuke ist da…?! I-ich wünschte, Masami wäre hier…“

„Um Gottes Willen, nein!“ schrie Sakura panisch, worauf sie alle anstarrten, vor allem Mikoto.

Nein?

War es schlecht, wenn Masami da war?

Das Gefühl der Übelkeit stieg ihr immer mehr zu Kopf und sie hustete erstickt, als ihr Herz vor Angst zu pochen begann.

Sie wusste nicht mal, wovor sie Angst hatte… aber irgendetwas lief schief.

Irgendetwas war nicht in Ordnung… sie erkannte es am Blick ihrer Großmutter.

Plötzlich keuchte sie erneut, rappelte sich auf, stieß ihre Schwester zur Seite und taumelte mit der Hand vor dem Mund in Richtung Bad. Yashiru fuhr erschrocken herum und auch Haruka wirkte beunruhigt.

„Was geht hier vor?“ fragte sie Sakura ernst, „Wohin sind alle? – Yashiru, kümmere dich um Mikoto!“ Sie betrat die Stube, während Yashiru zu ihrer Schwester eilte, die über dem Waschbecken hing und sich übergab. Als sie sich zitternd wieder aufrichtete, fing sie aus einem ihr selbst unbegreiflichen Grund an zu weinen.

„I-ich hab Angst, aber ich weiß nicht, wovor!“ schniefte sie und spülte ihren Mund aus, während Yashiru sie unglücklich ansah. „Ich habe ein ganz furchtbares Gefühl, dass etwas ganz Schreckliches passieren wird… i-ich will zu Masami gehen, bei ihm geht’s mir besser…“

„Masami und du, ihr…“ murmelte Yashiru leise, damit die anderen in der Stube es nicht hörten, „Ihr seid mehr als bloß beste Freunde oder sowas, hab ich recht? Ich meine-… ihr schlaft zusammen… oder nicht?“
 

Mikoto drehte sich um und starrte sie aus weit aufgerissenen Augen an. Yashiru schwieg lange, bis die kleine Schwester keuchend den Kopf senkte und die Übelkeit erneut kam. Sie fasste zitternd nach ihrem Mund.

„Und dir ist öfter schlecht gewesen in letzter Zeit… nicht wahr?“ murmelte Yashiru bedrückt weiter. Die Schwester drehte jetzt den Kopf, ganz langsam, und ihre Augen wurden noch größer, wenn das möglich war, während sie am ganzen Körper erbebte und fassungslos vor Schreck nach ihrem Bauch fasste.

„D-du meinst-… ich bin-…?!“
 

––
 

Bei Satoya zu Hause war kein Mensch. Sasuke war beunruhigt, dass niemand dort war; am Abend müssten eigentlich alle zu Hause sein. Aber er hatte fünf Mal geklingelt und keiner war gekommen. Erschrocken fuhr er herum, um zurückzurennen, mit dem üblen Gedanken im Hinterkopf, es wäre zu spät:

Was, wenn Masami doch von Yunosuke wusste und jetzt die ganze Restfamilie geschnappt hat?! Verdammt, was mach ich denn jetzt?!

Doch gerade, als er sich umgedreht hatte, stand plötzlich jemand vor ihm und er schrie vor Schreck auf und fuhr zurück; vor ihm stand Satoya, nicht minder entsetzt als er.

„Satoya!“ keuchte Sasuke, „D-da bist du ja! Wir haben des Rätsels Lösung! Yunosuke ist wieder aufgetaucht, Masami steckt hinter allem Übel; ich bin überzeugt, dass er Mangekyou Sharingan hat und dadurch die Parallelwelt erschaffen konnte. Leider ist jetzt Takuma verschwunden…“

„Ich hab‘s geahnt,“ murmelte Satoya zu Sasukes Überraschung kein bisschen entsetzt; er klang mehr bedrückt. „Takuma und Junya sind nicht heim gekommen, wir sind sie suchen gegangen… und fanden in der Gasse, in der vor Jahren auch diese beiden kleinen Kinder durch ein Genjutsu getötet wurden, Yasuki und Junya am Boden… sie sind bewusstlos und mit ziemlicher Sicherheit durch dasselbe Genjutsu ausgeknockt worden wie Lee im Dezember… ich habe nie aufgehört zu glauben, es wäre Tsukuyomi… wenn Masami Mangekyou Sharingan hat, kann er auch Tsukuyomi.“

„Junya und Yasuki sind von Tsukuyomi fertiggemacht worden?!“ keuchte Sasuke, „Wo ist Moe? Im Krankenhaus?“

„Nein, da war ich bis eben, ich habe Moe zur Zentrale geschickt, damit sie Seiji oder wem immer, der noch da ist, Bescheid sagt, dass der Täter wieder zugeschlagen hat. Ich habe nichts über Mangekyou Sharingan oder Masami gesagt… Yunosuke… war fähig, aus dieser Welt zu entkommen?!“ Jetzt schien er aufmerksamer, und Sasuke nickte und rannte los zurück in Richtung seines Hauses, er bedeutete seinem Sohn, ihm rasch zu folgen.

„Ich hab alle losgeschickt, damit sie den ganzen Clan zusammen rufen, Sanosuke wird ich auch um Seiji, Kanae und Masami kümmern. Wenn wir Glück haben, kommen sie alle zum Haus und wir haben Masami gleich da, wo er hingehört. Alles Weitere später, beeil dich!“
 

––
 

Es dauerte etwa eine halbe Stunde, bis alle in Sasukes Haus versammelt waren. Nur Sanosuke war noch nicht mit Seijis Familie aufgetaucht, Moe blieb auch verschollen. Gerade, als sich alle Sorgen machten, tauchte Sanosuke doch noch auf; bei ihm waren Moe und Kanae. Kein Seiji, kein Masami.
 

„Wo sind denn die beiden?!“ schrie Chidori entsetzt, als Sanosuke die beiden Frauen in die Stube schob. Kanae hatte nichts zu hören bekommen von dem, was geschehen war. Trotzdem stellte Sakura mit gewisser Beunruhigung fest, dass die blonde Frau kaum noch der Kanae glich, die sie einst gewesen war.

Wo war das fröhliche, stets optimistische Mädchen geblieben, das Seiji geheiratet hatte? Vor ihnen stand eine Kanae, die älter aussah als sie war durch den Blick in ihrem Gesicht, der so eine Traurigkeit ausdrückte, dass Sakura beinahe selbst die Tränen gekommen wären. Was war mit ihr geschehen?

„Moe war in der Zentrale,“ erzählte Sanosuke, während Moe schluchzend erst Yunosuke, dann Satoya um den Hals fiel. „Sie hat Seiji erzählt, dass Junya und Yasuki ohnmächtig am Boden gefunden worden sind, vermutlich war es ein Genjutsu. Seiji hat darauf zu ihr gesagt, er wolle ins Krankenhaus gehen und das überprüfen. Als ich kam, kam Moe mir entgegen, Seiji war aber längst weg. Der Weg zum Krankenhaus war zu weit, deshalb dachte ich, ich hole erst Kanae und Masami. Kanae war daheim, aber Masami wäre schon seit vielen Stunden außer Haus, hat sie gesagt, und sie wusste auch nicht, wo er sein könnte. Dann sind wir also doch zum Krankenhaus, um Seiji zu suchen, aber die Schwester hat uns gesagt, er wäre längst wieder weg und sie wüsste nicht, wohin.“

„Na toll,“ machte Shiemi, „Dann sind Masami und Seiji also verschwunden?! Das ist extrem ungünstig! Kanae, du hast ehrlich keine Ahnung, wo Masami hin wollte?“

„Nein. Er sagt nie zu uns, wohin er geht. Er ist erwachsen, wir fragen ihn nicht… mehr danach,“ stammelte Kanae und sah bedrückt zu Boden. Shiemi fragte sich insgeheim, wie lange Kanae schon so ein Gesicht machte.

Sehr lange.

Zu lange.
 

„Und wohin ist Seiji jetzt gegangen?!“ wunderte sich Chidori.

„Vielleicht kommt er nach Hause,“ meinte Kanae, „Ich gehe und warte auf ihn, wenn er vor Mitternacht kommt, bringe ich ihn mit her… wenn er nicht auftaucht, komme ich alleine zurück. Was… gibt es so Wichtiges zu bereden, dass ich es ihm und Masami nicht ausrichten kann?“ Sie hob jetzt den Kopf und ihre Augen fielen auf Yunosuke, der noch immer auf dem Sofa saß. Neben ihm seine Mutter und Sakura. Kanae erzitterte plötzlich wie ein Grashalm, der von einer Brise erschüttert wurde. Ihre Augen wurden groß und trübe.

„Du bist hier…“ flüsterte sie tonlos, und Yunosuke sah sie verwundert an, als sie erneut erzitterte. Plötzlich ergaben alle Dinge einen Sinn. Plötzlich wusste sie, was geschehen würde.

Weil Yunosuke hier war… weil Junya und Yasuki von Tsukuyomi ausgeknockt worden waren.

„Ich gehe heim und warte auf Seiji-kun!“ verkündete sie plötzlich entschlossen, „Ich verspreche, zurückzukommen, mit oder ohne Seiji. Bitte verzeiht!“ Sie verneigte sich und rannte plötzlich hinaus, ehe sie jemand hätte aufhalten können. Alle starrten ihr nach, bis sie aus dem Haus war. Ein unangenehmes Schweigen erfüllte den Raum. Sasuke war froh, dass Yashiru mit allen Kindern außer Yunosuke oben war. Sie durften es nicht hören… sie durften nicht erfahren, was hier passierte. Oder dass Masami es war. Er dachte an Mikoto, die so an Masami hing. Sie würde diese Nachricht nicht verkraften.
 

Plötzlich keuchte Shiemi und schlug sich zitternd die Hände vor das Gesicht, sodass alle sie entsetzt ansahen.

„Shiemi?!“ machte Kuma verwirrt, als sie die Hände vom Gesicht nahm und er erstarrte – in ihren Augen waren zwei einzelne Tränen.

„Oh mein Gott…“ stammelte sie und war völlig neben sich, „Jetzt begreife ich es erst… jetzt, nach so vielen Jahren… Gott, ist das grauenhaft…“

„W-was ist?!“ fragte Sakura erschrocken. Shiemi keuchte erneut.

„Kanae und Seiji… haben das die ganze Zeit gewusst. Sie haben… die ganze Zeit gewusst, wer… Naoya getötet hat.“
 

––
 

„Seiji-kun!“ rief Kanae verzweifelt, als sie in das dunkle Haus stolperte, nachdem sie die Tür aufgeschlossen hatte. Es war düster, aber Seiji war da; er stand im Flur, ihr den Rücken kehrend, gemantelt und gestiefelt, als wäre er auch nur wenige Minuten vor ihr angekommen.

„Du bist da…“ seufzte Kanae erleichtert und trat hinter ihn, beide Arme sanft um seinen Oberkörper schlingend. Sie presste das Gesicht zitternd an seinen Rücken. „Ich hatte Angst… ich hatte Angst, du wärst schon fort… sie wissen es… und Masami ist verschwunden…“

Er schwieg lange und senkte bitter den Kopf, fühlte ihren warmen Körper an seinem. Zum ersten Mal, seit er sie kannte, spendete ihre Nähe ihm keinen Trost, leuchtete ihr Licht nicht in seine schattige Hülle.

Das Licht war schwach geworden. Wenn es erlosch, war es seine Schuld.

Er hätte sie besser schützen müssen… er hätte mehr für sie da sein müssen, statt sich in seiner eigenen Dunkelheit zu vergraben. Jetzt war es zu spät, zu bereuen.

„Lass mich los,“ flüsterte er heiser, „Ich… muss jetzt los, Kanae.“

„Geh nicht!“ schrie sie laut und erzitterte, als die Traurigkeit in ihr so stark wurde, dass sie beinahe zusammenzubrechen drohte. „Bitte, Seiji-kun! Du kannst das nicht! Er bringt dich um! Und wenn nicht, dann bringst du ihn um, egal, wie es ausgeht, ich verliere etwas dabei! Ich verliere euch beide, das ertrage ich nicht! Bitte bleib… d-du darfst nicht gehen, Seiji-kun!“ Sie fing an, zu weinen, und er kniff die Lippen zusammen, zwang sich mit aller Macht, die er aufbringen konnte, standfest zu bleiben.

Sie war so warm…
 

Wie sehr zeigte ihm das nur seine eigene Kälte?
 

„Kanae, ich muss gehen,“ murmelte er, als sie schluchzte, „Es ist meine Pflicht, nachdem ich jahrelang gelogen habe, den Clan und meine Eltern verraten habe, so getan habe, als würde ich einen Mörder suchen, obwohl ich ihn längst kannte und jeder Zeit hätte fassen können. Ich muss das beenden… ich hätte es viel früher tun sollen…“

„Sie werden uns verstehen!“ schrie Kanae, und nie hatte er sie so aufgelöst und so verzweifelt gesehen. „Sie werden uns nicht auf ewig hassen, sie verstehen, warum wir geschwiegen haben! Es ist schwer genug, es mir selbst einzugestehen! Wie hätte ich es da aussprechen können? Bitte, Seiji-kun… er ist unser einziges Kind… bitte bleib!“

Er befreite sich sanft aus ihrer Umarmung, zitterte aber am ganzen Körper, als er an ihr vorbei zur Haustür ging. Draußen begann es heftig zu stürmen, der Wind blies gegen das Haus und heulte. Kanae drehte sich langsam wieder in Richtung Tür um und starrte ihn mit aufgerissenen Augen an, eine Träne lief vereinzelt über ihre feuchte Wange.

„Bitte… bitte…!“ keuchte sie atemlos, aber Seiji sagte nichts. Dann hob er den Kopf und blickte sie an. Sie erstarrte, als sie ihren Schmerz und ihre Traurigkeit in seinen Augen widergespiegelt fand.

Er bebte am ganzen Körper, als er sprach.
 

„Ich habe… dir versprochen… Naoyas Mörder zu finden. Und ich werde… das Versprechen nicht brechen. Selbst dann nicht… wenn es bedeutet, mich gegen mein eigenes Kind stellen zu müssen.“
 

Es war so schwer, es kostete so viel Überwindung, es auszusprechen, dass er strauchelte. Dann fasste er sich, kehrte ihr den Rücken und verließ das Haus.

„Das bin ich denen schuldig, die durch meine Feigheit eingesperrt sind,“ murmelte er noch mehr für sich, bevor er ging und die Tür offen ließ.

Kanae sank kraftlos zu Boden und zitterte, als der kalte Wind von draußen hereinwehte. Dann warf sie sich auf den Boden und begann bitterlich zu weinen.
 

––
 

„Wie lange sollen wir hier oben noch hocken?!“ nörgelte Kansuke und wippte mit dem Fuß auf und ab, während er auf der Fensterbank im Schlafzimmer seiner Großeltern saß, wo Yashiru alle Kinder versammelt hatte und mit ihnen dort warten sollte, bis einer der anderen käme und sie herunter riefe. Es würde seine Gründe haben, wieso sie alle nichts von dem hören sollten, was die anderen unten besprachen; Yashiru ging davon aus, dass zumindest Mikoto und sie es später erfahren würden, aber es musste ja jemand auf die Kleineren aufpassen.

„Ist ja wie Weihnachten!“ kicherte Shigeru. Susumu und er hopsten amüsiert auf dem Bett ihrer Großeltern herum. „Boah, das Bett hält aber viel aus!“

„Ja, da kann man sich volle Kanne raufschmeißen und es knackt nicht mal!“ lachte Susumu, und Mikoto verdrehte wütend die Augen.

„Das hat dieses Bett auch nötig, meine Eltern bräuchten auch so eins,“ murrte sie, dann rief sie lauter: „HEY! Hört sofort mit dem Gehopse auf, ihr spinnt wohl! Setzt euch irgendwo hin und seid ruhig, ihr blöden Säcke, ihr macht mich wahnsinnig!“

„Das ist Sinn der Sache!“ grinste Shigeru, und Mikoto sprang wutentbrannt auf, sodass Yashiru sie erschrocken anstarrte.

„HALT DIE FRESSE, DU BLÖDES KIND!“ fauchte Mikoto, Yashiru sprang auf und packte sie gerade noch, bevor sie sich auf die kichernd davon hopsenden Zwillinge stürzen konnte.

„Diese Pubertät!“ orakelte Susumu, als die zwei sich im Kleiderschrank versteckten, „Diese Hormone, furchtbar! Gut, dass wir erst zehn sind, hahaha!“

„Mikoto!“ zischte Yashiru ihrer Schwester zu, „Dreh nicht durch… ich weiß, ich bin auch nervös, weil ich wissen will, was da unten vor sich geht, aber wir sollen hier bleiben! Die Jungs können doch auch nichts dafür. „

„Wieso, verdammt, ist Masami nicht hier?!“ jammerte Mikoto und riss sich los, drehte sich unglücklich zur Zimmertür und erzitterte. „W-wieso ist er nicht bei den anderen?! Darf er etwa alles hören und wir nicht?! Oder ist ihm was passiert?! Er würde doch nie einfach so nicht kommen…“

„Du bist beunruhigend fixiert auf Masami,“ sagte Yashiru gedämpft, während Sae und Kansuke grölend versuchten, die Zwillinge aus dem Schrank zu zerren. „Manchmal hörst du dich an, wenn du von ihm sprichst, als sprächest du von Sauerstoff, den du zum Atmen brauchst. Mach dir keine Sorgen, irgendwo wird er schon-… – Mikoto!“ Sie schrie, als Mikoto sie zur Seite stieß und aus dem Zimmer rannte in Richtung Treppe.

„Du hast keine Ahnung, was zwischen Masami und mir ist!“ schnappte sie wütend, „Er ist viel wichtiger als Sauerstoff! – Ich werde gehen und ihn suchen, auf die Gören kannst du alleine aufpassen!“

„Nein! Mikoto, warte!“ keuchte Yashiru, als die Schwester schon die Treppe halb unten war – da hörten sie plötzlich Kanaes Stimme aus der Stube.

„Seiji-kun… w-war daheim, aber er ist gegangen… um Masami zu suchen… ich habe versucht, ihn aufzuhalten, aber er ist trotzdem gegangen! Sasuke… bitte! W-wir müssen irgendetwas tun, etwas Schreckliches wird passieren, wenn die beiden aufeinander treffen!“
 

Mikoto und Yashiru blieben, wo sie waren, und rührten sich nicht. Unten in der Stube ging eine laute Diskussion los. Mikoto stand wie versteinert auf der Treppe, als sei sie in der Bewegung eingefroren, und versuchte auf irgendeine Art zu begreifen, was passierte.

„Etwas Schreckliches wird passieren, wenn die beiden aufeinander treffen!“

Etwas Schreckliches?

Warum?

Waren Seiji und Masami nicht Vater und Sohn?
 

Wieso schieben alle so eine Panik, wenn Masamis Name fällt…? Ich verstehe das nicht…!
 

Dann löste sich ihre Starre ganz plötzlich. Mit einem Luftholen rannte sie plötzlich die Treppe ganz hinab und zur Haustür, ehe Yashiru sie aufhalten konnte.

„MIKOTO!“ schrie sie ihr nach, aber die kleine Schwester war schon aus dem Haus.

Was immer hier passiert – ich kann nicht zulassen, dass etwas Schlimmes geschieht! Ich muss Masami finden!

Mit diesen Gedanken rannte sie davon, während Yashiru erschrocken gefolgt von allen anderen Kindern, die auf den Lärm aufmerksam geworden waren, nach unten stolperte.

„Was ist hier los?!“ fragte Sanosuke wütend, der aus der Stube kam. Die Kinder erblickten verwirrt die anderen in der Stube. In ihren Gesichtern waren Zweifel, Angst und lauter schlechte Nachrichten.

„D-das wollen wir auch wissen!“ schrie Sae plötzlich außer sich und ballte die Fäuste, „W-wieso ist Mikoto weggerannt?!“

„S-sie sagt, sie will Masami suchen… I-ich konnte sie nicht-…!“ begann Yashiru hysterisch, und Sanosuke erbleichte. Sein Vater, Chidori und Shiemi traten hinter ihn.

„Mikoto will was?!“ entfuhr es Sasuke, „Verdammt, das kann doch nicht wahr sein! – Sakura! Geh bitte rasch und sag Naruto Bescheid, ich muss hier weg, bevor es zu spät ist!“

„Ich komme mit!“ riefen Shiemi und Sanosuke im Chor, und die Kinder sahen sich verwirrt um, als plötzlich einer nach dem anderen aus dem Haus stürzte.

„Chidori, Nishiki, bitte passt mit Moe auf die Kinder auf!“ rief Satoya, der als Letzter verschwand, und die Angesprochenen sahen sich grübelnd an. Sae fing an, zu hyperventilieren.

„Ich glaube, das ist das Ende der Welt!“ piepste sie panisch.

„Wir werden alle sterben!“ riefen Susumu und Shigeru planlos.

„Seid still, niemand stirbt!“ empörte sich Chidori, „Ihr bleibt alle hier, bis die anderen zurückkommen! Keiner verlässt das Haus!“
 

––
 

Es war pures Glück, dass Mikoto zufällig sofort in die richtige Richtung gerannt war und mit Hilfe ihres einen Byakugans fähig war, ihrem Onkel Seiji zu folgen; sie fragte sich, ob er wusste, wo Masami war, oder ob er auch nur blindlings drauf los gerannt war wie sie, als sie in gehörigem Abstand hinter ihm her jagte durch das Dorf, hinaus und in den Wald. Sie achtete darauf, nicht von ihrem Onkel entdeckt zu werden; er würde sie vermutlich zurück schicken… aber was immer hier vorging, sie musste Masami finden!

Im Rennen fasste sie unwillkürlich nach ihrem Bauch und erinnerte sich an die Worte ihrer Schwester. Das war nicht möglich, sie konnte nicht schwanger sein… Yashiru irrte sich. Nur, weil ihr manchmal übel war, war sie nicht gleich schwanger.

Nun, theoretisch war es schon möglich, weil sie mit einem mann geschlafen hatte… ihre Regel hatte sie sowieso immer unregelmäßig, deshalb hatte sie sich keine Gedanken gemacht… aber wenn sie jetzt darüber nachdachte, war es dieses Mal wirklich sehr lange her, dass sie zuletzt ihre Tage bekommen hatte…

„Das ist Quatsch…“ keuchte sie und rannte schneller, um nicht den Anschluss zu verlieren. „Wenn ich schwanger bin, bringen meine Eltern mich um, weil es Masamis Kind ist… w-wie soll ich denn so unsere Beziehung geheim halten?!“

Oder – sie schrak entsetzt hoch, als ihr ein anderer Gedanke kam. Yashiru hatte es bemerkt… was, wenn alle anderen es auch längst bemerkt hatten?

Waren sie deswegen so entsetzt, wenn sie von Masami sprachen?! Und war Onkel Seiji jetzt dabei, seinem Sohn den Umgang mit seiner Cousine zu verbieten, weil sie, Gesetz hin oder her, Blutsverwandte waren und es eine Schande war, wenn sie zusammen waren auf so eine Weise?

„D-das kann ich nicht zulassen!“ japste sie verzweifelt und rannte schneller. Doch plötzlich war die Hetzjagd vorbei, denn ihr Onkel hielt mitten im Wald auf einer geräumigen Lichtung plötzlich an. Mikoto stoppte in knapper Entfernung und versteckte sie keuchend in einem Gestrüpp in der Hoffnung, er hätte sie nicht bemerkt.

Seiji drehte sich in die Richtung des Knackens im Geäst um, aber er kehrte dem Busch schnell wieder den Rücken. Mikoto atmete erleichtert und lautlos auf. Dann hörte sie ihren Onkel sprechen.

„Ich weiß, dass du hier irgendwo bist, Masami… komm raus, es ist wichtig. Du magst zwar Sonderjounin sein, aber ich bin… immer noch dein Vater, und solange du nicht volljährig bist, trage ich die Verantwortung für dich und du hast zu tun, was ich dir sage! Also komm raus, bevor ich dich zwingen muss!“

Mikoto erstarrte. War das wirklich ihr Onkel, der sprach? Sein Mund bewegte sich zwar… aber sie hatte ihn noch nie in einem solchen Ton sprechen gehört.

Wütend… oder sogar erfüllt von Groll gegen irgendetwas oder jemanden, den sie nicht sehen konnte.

Und plötzlich hörte sie die vertraute Stimme ihres Cousins von oben.
 

„Ich habe mir gedacht, dass du kommen würdest, Tou-sama. Irgendwie hatte ich das Gefühl, von deinen Blicken verfolgt zu werden… hast du mir irgendwo einen Sensor eingeschmuggelt, der dir meine Bewegungen gezeigt hat? Beeindruckend, bis eben wäre ich nicht auf die Idee gekommen, du wärst dazu fähig, dein eigenes Kind zu verwanzen. Oder bin ich nicht mehr dein Kind, hmm?“

Seiji erschauderte und ballte verkrampft die Fäuste.

„Meine Kinder sind beide in derselben Nacht gestorben,“ sagte er dumpf. „Naoya, weil er getötet wurde… und der Masami, der mein Sohn gewesen ist, weil er sich entschieden hatte, seinen Bruder zu töten. Nein, Masami… für das, was du jetzt bist, gibt es nur eine Bezeichnung. Du… bist ein Monster.“
 

Masami sprang von dem Ast, auf dem er gesessen hatte, und stand jetzt seinem Vater gegenüber, der ihn als Monster bezeichnete. Und Mikoto, die das alles fassungslos mit anhörte und ihren Ohren nicht traute, sah in seinem Gesicht kein Entsetzen über Seijis Worte; es war viel mehr Zorn, der plötzlich in seinem Gesicht war – ein Zorn, den Mikoto nie bei Masami gesehen hatte.

„Ich habe Naoya nicht ermordet!“ zischte er, „Du verstehst es nicht, keiner von euch Dusseln versteht, was ich tue und getan habe! Es diente einem guten Zweck, nämlich Konohagakure, dem ich diene! Naoyas Leben war sozusagen ein nötiges Opfer, und niemandem hat es mehr wehgetan als mir selbst!“

„Lügner!“ keuchte Seiji und ballte erneut die Fäuste, als er seinen Sohn anstarrte mit den blutroten Sharingan, vor Wut und Verzweiflung am ganzen Körper zitternd. „Nenn es, wie du willst, du hast deinen Bruder umgebracht, um die Mangekyou Sharingan zu bekommen! Deine Mutter und ich wussten es… wir wussten es die ganze Zeit, seit deine Augen solche Probleme gemacht haben, seit du in diesem Lügendetektortest damals nicht einmal mit der Wimper gezuckt hast! Du kannst nicht abstreiten, ihn getötet zu haben, egal, zu welchem Zweck, es ist unverzeihlich, was du getan hast!“

„Du hörst nicht zu!“ machte Masami lauernd, „Ihr seid so verblendet durch euren dämlichen Clan… diesen Haufen sich bekriegender Superninja, allesamt überzüchtet und dazu verdammt, eines Tages… zu Grunde zu gehen!“

„Du bist genauso ein Teil des Clans wie wir auch!“

„Ja…“ Masami machte hier eine Pause und sah kurz zu Boden, bevor er den Kopf wieder hob und lächelte. „Und nein, Tou-sama. Ich bin offenbar der Einzige, der über die Fassade hinweg blickt und etwas gegen dieses… Geschwür tut, das Konoha langsam aber sicher zerfressen wird. Du kannst mich nicht aufhalten, Tou-sama. Wenn du dich mir in den Weg stellst, wirst du sterben.“

„Dann tue ich es mit Stolz, wenigstens ein einziges Mal der Familie nützlich gewesen zu sein und sie vor dir beschützt zu haben,“ erwiderte Seiji kalt. „Kämpf mit mir!“ Masami sah immer noch lächelnd in die Sharingan seines Vaters und musterte jeden Zoll seines Gesichtes, ohne etwas zu sagen. Dann tat er einen Schritt rückwärts.

„Du bist schwer im Nachteil, das dürfte dir klar sein, Tou-sama?“ fragte er, „Denn du würdest nicht über dich bringen, mich zu töten… aber ich habe keine Angst davor, dich umzubringen, egal, ob du mein Vater bist. An allererster Stelle bin ich Shinobi von Konoha, das ohne euch, den dummen Clan, viel besser dran wäre. Was würde wohl Kaa-san sagen, wenn ich dich tötete…? Wen würde sie mehr hassen? Mich, weil ich dich ermordet habe, oder dich, weil du so dumm warst, dich mir entgegen zu stellen…? Bring sie nicht zum Weinen, Tou-sama…“

Seiji ruckte mit dem Kopf hoch und der Hass in seinem Gesicht hatte sich verdreifacht, als er vor Zorn bebend sprach.

„Du… bist derjenige, der deine Mutter… fast um den Verstand gebracht hat, weil du deinen Bruder getötet hast!“
 

Als Masami den Kopf ebenfalls hochreckte, flammten in seinen Augen ebenfalls die roten Sharingan auf. Noch immer grinste er diebisch, als er die Hände hob. Und jetzt war es sein Vater, der einen Schritt zurück trat.

„Dann gib dein Bestes, Tou-sama. Vielleicht stirbst du wenigstens mit Würde! Chiya no jutsu!“ Mit einer raschen Handbewegung eröffnete Masami den Kampf und schmetterte tausende von Chakrapfeilen auf seinen Gegner. Seiji sprang zurück und hatte keine Mühe, der Attacke auszuweichen, als er ebenfalls die Arme hochriss. Was immer geschah – er durfte nicht nachgeben! Er musste Masami stoppen, egal wie, und die anderen wieder befreien, die in der Parallelwelt waren… und er musste es rasch beenden, bevor Kanae in ihrer Angst auf die Idee kam, ihm zu folgen und sich in Gefahr zu bringen.

„Katon! Gokakyuu no jutsu!“ entgegnete er dann Masamis Chakrapfeilen, und Masami kicherte und spuckte zur selben Zeit wie sein Vater einen gewaltigen Feuerball in die Luft. Die beiden Flammenberge krachten gegeneinander und explodierten mit einem ohrenbetäubenden Donnern, während die Hälfte der Bäume um sie herum in Flammen aufging. Masami sorgte mit dem Kame no jutsu dafür, dass sämtliche Fluchtwege versperrt waren, und sie standen inmitten eines Kreises von brennenden Bäumen. Seiji landete auf dem Boden und schnappte nach Luft, während Masami grinsend seine Hände ausschüttelte.

„Schon müde, Tou-sama? Ausweichen kannst du, beeindruckend. Aber was tust du, wenn es nichts gibt, dem du ausweichen könntest?!“ Die Sharingan flammten bösartig in seinem Gesicht auf und Seiji erstarrte mitten im Fingerzeichen schließen, als ihn der Blick seines Kindes traf, der nicht mehr dem eines Sterblichen glich.
 

Es ist wahr… er ist wirklich ein Monster.
 

„Senzai ishiki kizu!“ nannte Masami grinsend mit flammenden Augen den Namen seines Jutsus, und Seiji keuchte und fuhr zurück, als plötzlich ohne dass etwas auf ihn zugeflogen gekommen war, seine Hände zu schmerzen anfingen, als würden sie in Feuer gehalten werden. Als er die Arme herumriss, erschienen aus dem Nichts tiefe Schnitte in seinen Händen, die sich langsam vergrößerten und seine Arme hinauf wanderten, immer höher und immer näher an seine Kehle heran. Er fuhr zurück und keuchte erneut, mit blankem Entsetzen auf die Fähigkeiten seines hypertalentierten Kindes starrte er Masami an, der das Fingerzeichen löste, kurz bevor die blutenden Schnitte Seijis Hals erreicht hatten.

„Was zum-…?“ stammelte sein Vater nur, und Masami drehte zufrieden den Kopf.

„Du kanntest dieses Jutsu noch nicht? Dabei war es eins meiner ersten, es funktioniert durch das Unterbewusstsein. Ich brauche nur… zu denken, was ich dir für Wunden zufügen will, und das Jutsu erledigt es für mich. Ist das nicht nützlich? Einem Gegner durch bloße Gedanken Wunden zuzufügen…? Ist Papa nicht stolz auf sein Baby?“

„Wärst du nicht so eine abscheuliche Bestie geworden… wäre ich das!“ keuchte Seiji und ärgerte sich darüber, dass er so aus der Puste war, während Masami vollkommen ungerührt da stand.

Da war seine Bedenkzeit auch schon wieder um, denn plötzlich war Masami direkt vor ihm aufgetaucht und er sprang gerade noch rechtzeitig zurück und wehrte die erneuten Chakrapfeile ab, mit denen er beworfen wurde. Mit einem neuen Gokakyuu no jutsu verschwanden Masamis Pfeile, aber als das Feuer erloschen war, war auch der Gegner verschwunden. Seiji fuhr herum und riss die Arme hoch, bereit, ein neues Jutsu zu bilden, sobald er Masami entdeckt hätte; dank seiner Sharingan sah er ihn noch rechtzeitig, als er plötzlich hinter ihm aus dem Nichts auftauchte und dieses Mal nicht mit Chakrapfeilen, sondern mit Massen an kleinen Funken warf, denen Seiji erneut auswich, rückwärts springend. Er erkannte das Housenka no jutsu und war daher wenig überrascht, als sich die Flammen plötzlich in fliegende Shuriken verwandelten. Blitzschnell zog Seiji sein Schwert und wehrte alle Shuriken ab, als Masami plötzlich frontal auf ihn zusprang. Seiji riss den Kopf herum und hob blitzschnell wieder die Hände, seinen Gegner genau erfassend, bevor er ein paar Fingerzeichen schloss und den Mund wieder auftat.

„Senzai ishiki kizu!“
 

Masami fuhr zurück, als plötzlich ein langer Schnitt quer über seiner rechten Wange aus dem Nichts auftauchte und ein paar Tropfen Blut auf die Erde spritzten. Er blieb stehen und zog eine Braue hoch, während Seiji keuchte und das Fingerzeichen löste. Sie standen sich wieder gegenüber und Masami fasste verdutzt nach der Wunde auf seiner Wange, die höllisch brannte.

„Du hast es kopiert!“ stellte er fest, „Das war tricky, ehrlich… ich hätte dich fast unterschätzt, Tou-sama. Aber diesen Fehler solltest du bei mir nicht machen…“ Er wischte mit dem Handrücken das Blut von seiner Wange und sprang wieder nach vorne, dieses Mal blitzte in seiner Hand die grell leuchtenden Chakrakugel des Jutsus Chidori auf, worauf Seiji zurückfuhr.

Er benutzt Chidori…?! Dann hat er nich gelogen, als er gesagt hat, er würde mich töten…

Diese Erkenntnis war fast genauso grausam wie es die letzten zwölf Jahre gewesen waren nach Naoyas Tod. Die Erkenntnis, dass der eigene Sohn bereit war, einen umzubringen, und das ohne mit der Wimper zu zucken, war Schmerz genug, um den Mann die Hände wieder heben zu lassen und zitternd erneute Fingerzeichen zu schließen.

Aber glaub ja nicht… ich würde so einfach mit einem Chidori weggefegt werden, Masami.

„Chidori!“ zischte er darauf auch, als auch in seiner Hand das grelle Chakra aufblitzte und er Masami entgegen sprang, die Attacke genau auf Masamis Chidori zuhaltend. Und in dem Moment, kurz bevor sie sich trafen, sahen beide sich gegenseitig ins Gesicht und ihre flammenden Sharingan starrten einander an wie bösartige Löcher voller Feuer.

Zu spät registrierte Seiji die Veränderung in den Augen seines Sohnes, als sich die Pupillen der Sharingan verformten. Das Letzte, das er mit seinen wirklichen Augen sah, war Masamis grauenhaftes Lächeln.

„Mangekyou Sharingan!“
 

––
 

Mikoto war unfähig, sich zu rühren. Sie hockte immer noch in ihrem Gebüsch und starrte fassungslos auf die brennenden Bäume vor sich, hinter denen ihr Onkel und Masami jetzt kämpften. Doch sie fuhr zitternd aus ihrer Starre hoch, als das Kreischen der tausend Vögel verstummte. Sie hatte mit halbem Ohr durch das Knistern des Feuers gehört, dass sie beide Chidori angewendet hatten, und sie hatte sich ausgemalt, sie würden beide Attacken aufeinander knallen und damit eine riesige Explosion auslösen; um so verwirrter war sie, als sie feststellte, dass die Explosion ausgeblieben war.

Was geschieht da drin?! W-was ist mit Masami?!

Jetzt sprang sie verzweifelt auf und schnappte keuchend nach Luft, als sie panisch vor dem Feuer hin und her zu rennen begann. Sie musste etwas tun! Irgendwas! Sie konnte nicht zulassen, dass sie sich gegenseitig töteten! Auch, wenn sie noch nicht mit ganzem Herzen begriffen hatte, was Seiji gesagt hatte…

„Nenn es, wie du willst, du hast deinen Bruder umgebracht, um die Mangekyou Sharingan zu bekommen! Deine Mutter und ich wussten es… wir wussten es die ganze Zeit, seit deine Augen solche Probleme gemacht haben, seit du in diesem Lügendetektortest damals nicht einmal mit der Wimper gezuckt hast! Du kannst nicht abstreiten, ihn getötet zu haben, egal, zu welchem Zweck, es ist unverzeihlich, was du getan hast!“
 

Du hast Naoya umgebracht!

Du bist Schuld am Verschwinden all der anderen!

Du bist die Lösung all der Rätsel, die wir hatten!
 

Du bist ein Monster!
 

„Nein!“ keuchte sie und fasste schniefend vor Panik nach ihrem Kopf, „Nein, nein, nein! Das ist eine Lüge! Es ist eine Lüge, Masami hat das nicht getan! Masami ist perfekt! Masami ist nett und höflich und alles, was man sich an einem Mann wünschen sollte! Und Masami ist Vater des Kindes in meinem Bauch! E-er kann das nicht getan haben!“ Ihre Schluchzer wurden immer heftiger und sie rannte hektisch weiter hin und her.

Was soll ich tun?
 

WAS SOLL ICH TUN?!
 

––
 

Es war dunkel.

Seiji war unfähig, sich zu bewegen, als er sich in einer bodenlosen Finsternis wiederfand, um ihn herum nichts als pure Schwärze. Doch ehe er Zeit hatte, sich richtig zu rühren, flammte um ihn herum plötzlich ein gefährlich loderndes Feuer auf, das ihn umzingelte in einem flammenden Kreis. Und direkt vor ihm erschien Masami in der nur vom Feuer erleuchteten Finsternis, mit den glühenden Sharingan auf seinen Vater starrend.

„Das ist… Tsukuyomi…?!“ keuchte Seiji atemlos, und Masamis Blick verhärtete sich.

Sein Lächeln war verschwunden. Was er jetzt sah in Masamis Gesicht, war purer Wahnsinn. Der Anblick war so schockierend, dass er schreien wollte, aber es drang kein Ton aus seiner Kehle, als hätte jemand den Ton ausgestellt.

Er wusste nicht, was es war, aber für einen Moment hatte Seiji das Gefühl, diesen grauenhaften Gesichtsausdruck schon einmal gesehen zu haben. Aber er wusste nicht, wo und wann…

„Es ist eine Kombination aus Tsukuyomi und dem Shirayuki no jutsu,“ antwortete der Masami vor ihm, und seine Stimme klang so fremd und verzerrt, dass Seiji ihn nicht als seinen Sohn erkannt hätte, hätte er es nicht besser gewusst. Ein Gefühl der Hilflosigkeit und Schwäche überfiel ihn und ließ ihn keuchend zu Boden stürzen – obwohl er keinen Boden sehen konnte.
 

Die Flammen loderten heller, als Masami irre lachend ein paar Schritte rückwärts trat.

„Du hast deine Mangekyou Sharingan nie benutzt, Tou-sama… ich werde dir zeigen, wozu sie fähig sind! Und du kannst nicht entkommen… zweiundsiebzig Stunden lang wirst du erfahren, was Grausamkeit ist!“ Das Letzte schrie er, und ehe Seiji sich aufrappeln oder irgendetwas anderes tun konnte, spürte er einen heftigen Schlag ins Gesicht, der ihn rückwärts schleuderte, bis er wieder am Boden der Finsternis lag und benommen keuchte. Über ihm erschien Masami, bei ihm war seine Mutter Kanae. Sie war bleich und machte ein fassungsloses, ausgezehrtes Gesicht wie eine halb tote Sklavin, als Masami nach ihrer Wange fasste und sie mit seinem wahnsinnigen, diabolischen Lächeln angrinste.

„So kühl… Kaa-san. Mehr und mehr erkaltest du, weil du leidest unter dem, was ich tue… nicht wahr? Jeden Tag fragst du dich, wie lange du es noch aushalten wirst, zu akzeptieren, dass ich dein Kind bin… spür die Schmerzen, Kaa-san, und leide!“

„NEIN, KANAE!!“ schrie Seiji außer sich und sah zu, wie seine blasse Frau auf den Boden gestoßen wurde; doch als er aufspringen wollte, umfassten ihn von allen Seiten brennende Seile, die sich um seinen Körper zurrten und drohten, ihn zwischen sich zu zerquetschen. Ein Schmerz, der so höllisch war, dass er Seiji beinahe das Bewusstsein geraubt hätte, wäre er nicht in einem Genjutsu gefangen, durchstach ihn, je länger er schrie und zusah, wie seine Frau Stück für Stück zerbröckelte wie ein spröder Stein. Masami packte seine Mutter und hob sie hoch, bevor er sie mit aller Kraft vor seines Vaters Füße schmetterte. Als wäre sie eine Vase, zerschellte sie mit einem qualvollen, entsetzlichen Schrei in tausend Scherben. „KANAE!“ schrie Seiji, dann brach der unsichtbare Boden unter ihm mit einem Schwall aus Feuer und Blut zusammen und gleichzeitig steigerten sich die Schmerzen, die von den brennenden Seilen ausgingen.

„G-gib mir meine Frau zurück! S-sie ist deine Mutter… wie kannst du nur…?!“ war alles, was er keuchend herausbrachte, während er vor Schmerzen das Gefühl hatte, ihm würde schwarz vor Augen. Aber er war in einem Genjutsu und würde sich nicht in Bewusstlosigkeit retten können.

„Sie ist zerbrochen, deine Frau,“ sagte Masami kalt, der plötzlich wieder vor ihm stand. Das Feuer war verschwunden. Seiji sah keuchend an sich herunter; statt mit Feuer war er jetzt mit Seilen aus Finsternis gefesselt, die gewaltige Dornen besaßen, die sich in sein Fleisch bohrten und ihn zu zerschneiden drohten. Masami wandte ihm kühl seinen Blick aus den irren, glühenden Augen zu. In seiner Hand hielt er zwei kleine Dosen. Als er mit ihnen herum wedelte, klapperte etwas in ihnen, und Seiji erstarrte. „Glaubst du, mich hat es nicht genauso fertig gemacht, was mit Naoya geschehen musste?!“ brüllte er seinen Vater an, öffnete die kleinen Dosen und kippte sich die weißen Tabletten, die darin waren, in den Rachen. Darauf fuhr er herum und warf die Dosen nach seinem Vater. „Aber Mutter hat ja alles getragen, sie musste ja eines Tages zerbrechen, weil sie alles getragen hat! Denkst du, du wärst der Einzige, dem Schlimmes geschieht, Tou-sama?! DENKST DU ES?!“ Er riss die Arme hoch und das irre Lachen erschallte wieder, als mit seinen Armen auch die Flammen im Kreis wieder emporkamen. Als Seiji erstarrt nach oben sah, hatte Masami ein kleines Baby in den Armen.

„Naoya…“ stöhnte Seiji am Ende seiner Kräfte und warf sich auf den Boden, so gut er konnte, „D-du hast ihn umgebracht!... Ich will es nicht sehen, ich will es nicht, Masami!“

„Doch, du wirst es sehen!“ zischte der Sohn und zwang mit einer Handbewegung des Vaters Kopf wieder in seine Richtung, bevor er das Baby am Kragen packte, das zu wimmern begann und strampelte, und ihm mit einem sauberen Schwertschlag den Kopf abschlug.

Die Erkenntnis, die jetzt über Seiji hereinbrach, nahm seiner Welt den Boden und schloss den Kreis der Finsternis.
 

Es ging nicht um Naoya. Auch nicht um Masami.
 

Plötzlich veränderte sich der Masami vor ihm und als Seiji genauer hinsah, stand vor ihm nicht Masami mit Naoya… da stand er selbst vor vielen Jahren, wie er Sanosukes ersten Sohn Yusaku zerstückelte und der schreienden Mutter die Fetzen ins Gesicht warf. Da stand er selbst, wie er seinem Bruder mit einem irren Gesichtsausdruck voller Wahnsinn den Kopf seines Babys hinwarf und brüllte, das wäre Gerechtigkeit.

Da erkannte Seiji den Wahnsinn wieder, den Masami vorhin ausgestrahlt hatte. Es war nicht Masamis Wahnsinn gewesen, sondern sein eigener.

Sein eigener Wahnsinn, der die Familie seines Bruders zerstört hatte.

Der sein Leben zerstört hatte.

Der seine Frau hatte zerbrechen lassen.
 

Statt ihr beizustehen, hatte er es Kanae nur noch schlimmer gemacht mit seiner Abhängigkeit von den Antidepressiva, mit seiner bloßen Existenz.

„Du sagst, ich wäre ein Monster?!“ fragte Masami, als Seiji versuchte, sich schreiend und zappelnd vor den Bildern zu retten, die um ihn tanzten und ihn anbrüllten und auslachten voller Hass, Bosheit und Finsternis. „Du sagst, ich sei wahnsinnig?! Was bist du, der du deinen Neffen geschlachtet hast wie ein Tier?! Was bist du, der du Kaa-san genauso viel zum Weinen und Zerbrechen gebracht hast wie ich?! Sieh, die Wirkung des Shirayuki no jutsu, Tou-sama… es ist ein Spiegel, der dir das Innerste deiner Seele zeigt! Dein wahres Ich… so voller Dunkelheit und hoffnungslos…“
 

„Glaub mir, es ist besser für Kaa-san, wenn ich dich töte.“
 

––
 

In der realen Welt war kaum eine Sekunde vergangen, als Masami mit einem triumphierenden Grinsen beobachtete, wie sein Vater wie am Spieß zu schreien begann und zu Boden stürzte, wo er zuckend liegen blieb und sich nach kurzer Zeit nicht mehr rührte, als Masami die Mangekyou Sharingan verschwinden ließ und den Blick von ihm abwandte.

„Deswegen muss ich tun, was ich tun muss, Tou-sama,“ sagte er noch, obwohl Seiji ihn nicht mehr hören würde. „Weil es immer wieder einen Neuen geben wird, der der Finsternis erliegt… wo sie du, so wie ich. Und wenn meine Zeit gekommen ist, werde ich als letzter lebender Uchiha sterben und niemals wieder wird es einen neuen Clan geben!“

Er kehrte seinem Vater den Rücken. Doch plötzlich drehte er den Kopf wieder zurück, als er ein lautes Krachen hinter sich hörte und plötzlich eine Wasserwelle über seine brennenden Bäume schwappte und das Feuer zumindest auf einer Seite löschte. Masamis Augen verengten sich zu Schlitzen.

„Du irrst dich, Masami! Wenn deine Zeit gekommen ist, wirst du als Letzter Irrer dieser Familie sterben und niemals wieder werde ich zulassen, dass einer versucht, meinen Clan zu zerstören!“
 

Der Junge drehte sich gelassen wieder in die Richtung um und lächelte kalt, seinem Gegenüber scharf ins Gesicht sehend.

„Du siehst alt aus, Ojii-sama… vielleicht zu alt, um deinen Clan noch einmal lebendig beschützen zu können… denkst du nicht?“
 

––
 

--
 

whooot! xD wer fühlt sich nicht an SK erinnert? xD zwei Uchihas hauen sich gegenseitig die Köpfe ein, in letzter Sekunde kommt Sasuke und rettet die Situation - na, ob er diesmal noch hilfreich ist?! xD

Ich bin etwas gefrustet, ich bräuchte einen Film, um Mikotos psychopathische Blicke zu zeigen, denn es kommt extrem schlecht rüber dass sie sich zwar die ganze Zeit fragt, was abgeht, aber tief im Inneren ganz genau die Antwort kennt und sich weigert, sie zu akzeptieren^^' und yaaaay super getarnte Schwangerschaften, einself! xD

Soll ich's beim Wochentakt belassen für die letzten Kapis oder soll ich's schneller machen? oô' Fetig isses ja... xD

Der einzige Gegner...

Hinter Sasuke, der an der Stelle des gelöschten Feuers erschienen war, stand quasi der halbe Clan. Direkt hinter ihm Shiemi und Kuma, daneben Satoya, Sanosuke und Kanae, die sich zitternd die Hände vor den Mund geschlagen hatte und mit kreidebleichem Gesicht auf ihren Sohn starrte… und auf ihren Mann, der am Boden lag und sich nicht bewegte.

„SEIJI-KUN!“ kreischte sie außer sich und stürzte kopflos voran, ehe Satoya eine Chance bekam, sie festzuhalten, und Sanosuke schrie.

„Verdammt, Kanae! – Scheiße!“

„BLEIBT HIER!“ brüllte Shiemi, als Sanosuke Kanae nachjagte in der Befürchtung, Masami könnte seiner eigenen Mutter etwas antun wollen – doch Masami hatte nur Augen für Sasuke und ließ Kanae und Sanosuke an sich vorbei zu Seiji rennen.

„Versucht, was ihr wollt,“ sagte er kühl, „Für meinen Vater ist es bereits zu spät.“

„Neiiin!“ kreischte Kanae und fing hysterisch zu schreien an, als sie neben Seiji zu Boden stürzte und sich über seinen reglosen Körper warf, „Seiji-kun! Seiji-kun! D-du hast… du hast ihn umgebracht! Wie kannst du deinen eigenen Vater-…?!“

„Kanae… w-warte, er ist nicht tot!“ keuchte Sanosuke, der auch zu Boden gestürzt war und nach dem Puls seines Bruders fasste, „Er lebt noch… SATOYA, KOMM SCHNELL!“

Sasuke stand da wie ein Felsen, als Satoya sich beeilte, auch herüber zu rennen. Er sah in Masamis Gesicht und zog dann in aller Seelenruhe und mit einer Autorität, die nur er jemals besessen hatte, sein Katana.

„Du… bist ein Ungeheuer, Masami,“ stellte er fest. „Du bringst deinen Bruder um… du sperrst deine Cousins und Cousinen in eine andere Welt und du versuchst, deinen eigenen Vater zu ermorden. Wir alle waren so stolz auf dein Talent, wir alle hatten so große Erwartungen in dich… was ist aus dir geworden?“ Er ließ den Enkel nicht aus den Augen, bevor er dumpf addierte und so leise, dass es kaum jemand hörte: „Wieso fallen immer die mit dem größten Talent in den Schatten…?“
 

Masami hatte ihn gehört.

„Weil das… das Schicksal des Uchiha-Clans ist,“ erklärte er sachlich und ohne die geringste Spur irgendeiner Emotion, seinen Großvater fest anblickend ohne die Mangekyou Sharingan. Er ignorierte Shiemi und Kuma, die jetzt auch Waffen zogen und sich kampfbereit neben Sasuke aufstellten, während Satoya sich um Seiji kümmerte und Sanosuke versuchte, die arme Kanae zu trösten, die kurz davor schien, den Verstand zu verlieren.

Wer könnte es ihr verübeln, nach dem, was sie erlebt hatte?
 

Nachdem sie jahrelang gespalten gewesen war zwischen dem Zorn auf Masami, weil er Naoya getötet hatte, und der Liebe zu ihm als ihren Sohn…
 

„Du hast in Yamazakis Träumen gesprochen und auch ich habe deine Stimme gehört,“ sagte Sasuke, „Ich weiß, was der Fluch ist, von dem alle reden. Die Mangekyou Sharingan und dass alles immer weitergehen wird. Das denkst du! Ich werde dafür sorgen, dass es mit dir endet. Niemals wieder wird jemand über die Mangekyou Sharingan erfahren und das Wissen um sie wird mit der Generation meiner Kinder sterben. Solange ich lebe und zu gehen fähig bin, werde ich dafür sorgen, dass niemals wieder Schatten fällt über meine Familie! Ich habe geschworen, die Familie wieder aufzubauen, und ich kann nicht zulassen, dass du alles wieder vernichtest! Deswegen bleibt mir keine Wahl…“ Er sah kurz auf Kanae, die sich aufgelöst weinend an Sanosuke klammerte und nicht mal sich zu rühren fähig war, „…als dich zu beseitigen.“

Masami senkte den Kopf und Sasuke verengte die Augen. Doch als Masami den Kopf wieder hob, hatte sich sein Blick nicht verändert.

Keine Mangekyou Sharingan.

„Ojii-sama, du verstehst immer noch nicht, wovon ich die ganze Zeit geredet habe,“ sagte er. „Du hast erkannt, was der Fluch ist, aber deine Lösung ist völlig falsch. Vernichte mich… töte mich, wenn du kannst! Aber das wird nicht das Ende sein! Der Uchiha-Clan wird trotzdem weiterleben im Schatten! Nach mir wird wieder jemand kommen und in die Dunkelheit fallen! Und auch, wenn du längst tot und verfallen bist, immer wieder wird einer kommen und es wird von vorn losgehen. Deswegen ist die einzige Möglichkeit, die wir haben, den Clan für immer auszulöschen! Das allein würde Konoha und den Rest der Welt vor unserer eigenen Finsternis bewahren!“

„Du bist völlig bescheuert!“ schrie Shiemi, bevor Sasuke antworten konnte, „Du bist nicht besser als Itachi oder als Izumi, obwohl der andere Motive hatte! Du denkst, einfach alle Menschen zu töten wäre der richtige Weg?! Sag mal, hackt’s, oder was?!“

„Jetzt wirst du unhöflich, Oba-san,“ sagte Masami enttäuscht, und Sasuke hielt seinen Arm mit dem Katana vor Shiemis Nase.

„Sei still!“ befahl er ihr barsch, „Das ist allein mein Kampf und meine Angelegenheit! Ihr haltet euch raus! Ihr könnt lieber Haruka suchen, die nach Mikoto suchen wollte!“

„Das wird nicht nötig sein…“ meinte Kuma Yamazaki knapp, und als alle die Köpfe herumdrehten, kam Haruka mit Mikoto zusammen aus dem Unterholz des Waldes. Masamis Augen ruhten eine Weile auf seiner hübschen Cousine, die ihn anstarrte aus Augen, die nicht die ihren waren… das war nicht die Mikoto, die er kannte. Sie war blasser als sonst und ihre Augen waren vernebelt von Ungläubigkeit und Schmerz. Und ihm wurde klar, dass sie schon länger hier war… und was sie alles gehört hatte.

Dann ist der Tag der Wahrheit… also früher gekommen, als ich es wollte… es tut mir leid, Mikoto… ich hatte gehofft, dir den Schmerz der Erkenntnis irgendwie ersparen zu können.
 

Er bemühte sich, Mikoto vorerst zu ignorieren. Sie sprach kein Wort und wandte verbittert den Blick von ihm ab, als sie mit ihrer besorgten Mutter neben Shiemi trat. Masami wendete sich wieder an Sasuke.

„Oba-san sagt törichte Dinge,“ tadelte er Shiemis Worte von zuvor, „Kopflos und ängstlich werden die Menschen, wenn sie plötzlich etwas oder jemanden haben, den sie verlieren könnten… nicht wahr, Oba-san?“ Er grinste amüsiert. „Zu oft habe ich deine Hände über deinen noch flachen Bauch fahren sehen… du erwartest ein Kind… und deswegen hast du plötzlich Angst vor mir und verlernst das Denken.“ Shiemi erstarrte und Sasuke bemühte sich, diese Neuigkeit jetzt nicht zu kommentieren – dafür war später Zeit.

Vielleicht.

„Das Dorf Konoha,“ fuhr Masami da fort, „Hat nur Ärger durch uns, Ojii-sama. Sieh es ein, ich habe recht. Weil bei uns immer schlimme Dinge passieren, werden die Menschen misstrauisch. Konoha verliert seinen Ruf und der Hokage seine Macht. Und was ich tue, tue ich nur, um das zu verhindern. Es ist zum Wohl des Dorfes, für das ich bereit bin, diesen… Haufen zu opfern, der sich Familie schimpft!“

„Diese schlimmen Dinge passieren alle nur deinetwegen!“ zischte Sasuke erbost, „Du bist Schuld an allem, dessen Ursache wir nie finden konnten! Naoyas Tod, der Eisenmann, die Kinder, das Verschwinden meiner Enkel! Wenn du beseitigt bist, hören diese Vorfälle auf und Konoha wird wieder das Dorf sein, das es mal war! Dafür werde ich sorgen mit beiden Händen!“

„Du solltest dankbar sein dafür, dass ich so erfinderisch bin,“ sagte Masami und sah seinen Großvater aus bösartigen Augenschlitzen an. „Ich habe es anders gemacht als Itachi, der alle abgeschlachtet hat! Das macht so viel Dreck… deswegen habe ich gedacht, ich sperre den ganzen, verdammten Clan auf alle Ewigkeiten ein, dadurch stirbt niemand und Konoha ist das Geschwür los. Ist das nicht barmherzig, Ojii-sama…?“ Er lächelte grausam, als Sasuke erzitterte vor Wut und mit größter Mühe versuchte, sich zu beherrschen und sich nicht blind vor Zorn auf ihn zu stürzen, der Schuld daran war, dass sich alles wiederholte.
 

Es war nicht besser als das, was Itachi getan hatte.

Das, was so viele vor Masami getan hatten… das Töten.

„Du hast… einen wichtigen Punkt ausgelassen…“ knurrte das Oberhaupt dann gezwungen gefasst, und Masami beobachtete mit größtem Vergnügen den Zorn in Sasukes Gesicht.

Er würde fallen… er würde die Beherrschung verlieren. Und dann wäre er am Ende.

„Was… ist mit dir selbst?! Du bist auch ein Uchiha, Masami! Wolltest du hier bleiben, während wir alle in der anderen Welt versauern?“

„Oh, ja,“ machte er, „Natürlich würde ich dafür sorgen, dass ich als letzter Uchiha sterbe und es keine Neuen geben wird.“ Mikoto zuckte bei diesen Worten zusammen und sie dachte unwillkürlich an Yashirus Worte.

In ihrem Bauch war ein Kind…
 

Ein neues Kind für den Uchiha-Clan.
 

Sie erzitterte und unterdrückte ein Schreien, als Panik in ihr aufkam und sie rückwärts stolperte. Haruka packte sie erschrocken an den Armen.

„M-Mikoto?! L-Liebling, was ist?!“ keuchte sie, und Shiemi warf den beiden einen flüchtigen Blick zu. Und plötzlich schossen ihr Masamis Erkenntnisse durch den Kopf wie Blitze.

„Du erwartest ein Kind… und deswegen hast du plötzlich Angst vor mir und verlernst das Denken.“

Oh nein…! dachte sie erschrocken und zwang sich, den Blick von Mikoto zu wenden, Sie ist-…?!

Ungläubig starrte sie wieder auf Masami, als die Erkenntnis sie wie ein Hammerschlag traf, wer Mikotos Verhalten zu Folge der Vater sein musste. Dann runzelte sie die Stirn, weil Masami Mikoto gar nicht zu beachten schien und auf Sasuke konzentriert war.

Er weiß es nicht… er hat keine Ahnung…
 

„Hier endet deine große Heldentat, Masami,“ schnarrte Sasuke und hob das Schwert höher, „Wir beenden es hier und jetzt. Wenn du mich tötest, dann sei es so. Ich habe keine Angst vor dir.“

„Und du wirst mich töten?“ grinste Masami und zog gelassen auch ein Schwert, „Und damit meiner armen Mutter das letzte bisschen Licht nehmen, das sie noch hat… jetzt, wo mein Vater sterben wird…?“ Er sah zu den verzweifelten Versuchen Satoyas, sich um Seiji zu kümmern. „Er hat keine äußeren Wunden, die ihn töten würden,“ erklärte Masami, „Aber innerlich ist er unheilbar krank. Selbst, wenn ihr ihn je aus dem Koma kriegt, er wird den Willen, zu leben, verloren haben. Denkst du nicht, Ojii-sama, dass es meine Mutter töten würde, wenn sie gleichzeitig ihren Mann und ihr letztes Kind verliert?“

Sasuke reagierte auf eine Art, die niemand erwartet hatte – aber es war die einzig Sinnvolle in dem Moment, das wusste er. Würde er etwas anderes sagen, würde er es Masami zu einfach machen.
 

„Ist mir egal. Der Clan geht über das Leben einer einzelnen Frau.“
 

Die anderen erstarrten, sogar Kanae und Sanosuke schraken hoch bei den harschen Worten aus Sasukes Mund. Sanosuke glaubte, sich zu verhören. Was sagte sein Vater da? Es war ihm egal, was mit Kanae geschah? Es war ihm egal, was sie fühlte?

„D-das kannst du nicht…?!“ keuchte er fassungslos und Kanae erzitterte plötzlich am ganzen Körper – entweder, weil sie Sasuke offenbar egal war, oder weil sie gerade registriert hatte, dass Sasuke Masami töten würde.

„M-Masami…“ keuchte sie atemlos und ließ Sanosuke los, hatte aber nicht die Kraft, aufzusehen zu ihrem Sohn, der ihr den Rücken kehrte. Stattdessen sank sie in sich zusammen und dockte mit dem Kopf an Seijis Arm an, neben dem sie und Sanosuke immer noch knieten. „Seiji-kun…“ stammelte sie wimmernd und griff zitternd nach dem reglosen Körper ihres Mannes, „S-Seiji-kun… bitte…! Bitte…!“ Mehr brachte sie nicht heraus und ihre Stimme erstickte in den Tränen, bevor sie sich wieder aus vollem Halse schreiend auf den Boden warf, sich mit den Händen krampfhaft an Seiji krallte, als hätte sie Angst, er könnte von einer Strömung fortgeschwemmt werden. „Seiji-kun! Seiji-kun!“ kreischte sie außer sich, und es half kein Halten noch Satoyas beschwichtigende Worte.
 

„Das alles… alles, was seit über zwölf Jahren hier läuft, war dein Plan… nicht wahr, Masami?“ murmelte Sasuke und sah ihn flackernd an, „Ich will das geklärt haben, bevor wir kämpfen! Den Eisenmann und die beiden Jungen hast du mit deinen vier Jahren mit den Mangekyou Sharingan ermordet! Es war Tsukuyomi, das sie umgebracht hat… nicht wahr?“

„Oh, ja,“ machte Masami. „Sei ehrlich, ich wollte euch damit einen Gefallen tun, diese erbärmlichen Kreaturen zu beseitigen. Sie waren schlecht und sie hätten nur Ärger gemacht, hätten sie weitergelebt, sowohl der Eisenmann als auch diese beiden Bastarde. Dumm und fett waren sie und hatten Spaß daran, Menschen zu quälen.“

„Letzteres trifft auf dich genauso zu!“

„Keineswegs. Ich habe keinen Spaß daran, das zu tun und euch zu verletzen. Aber ich betrachte es als meine Pflicht. Merkt ihr nicht, wie die Welt immer schlechter wird um uns herum? Es wird besser sein, wenn ihr alle weg seid und ich es auch eines Tages bin.“

„Und du hast in Kusa die Schlange auf Souya gehetzt!“ fuhr Sasuke fort. „Wieso?“

„Ich wollte, dass die Schlange mir Souya bringt, damit ich ihn ins Sekaimon sperren kann. Ich musste ihn von seinen Kameraden trennen und töten wollte ich sie nicht, zeigen konnte ich mich ja schlecht. Clever von euch, das mit der Rolle rauszubekommen. Zuerst wollte ich das Original ganz vernichten, aber dann erschien es mir… undankbar. Deshalb habe ich sie zurück gebracht.“

„Hättest du es nicht getan, hätten wir es nie erfahren, das war strategisch dumm von dir,“ schnarrte der Großvater tadelnd.

„In der Tat… das mag so sein, Aber hey, ich bin nur ein Mensch, ich hatte Schuldgefühle, Ojii-sama.“

„Und du hast Momoiro Kusagaya getötet… warum?“

„Weil sie zu viel rausgefunden hat, ganz einfach. Sie war ein schlaues Köpfchen, hat man ihr fast nie angemerkt.“

„Und du hast Lee, Yasuki, Junya, Runa und Genkin mit Tsukuyomi ausgeknockt…“

„Fast, es war Yamikage no jutsu, abgesehen von Yasuki, bei dem war es wirklich Tsukuyomi-… bei Junya hab ich vor dem Tsukuyomi noch das Yamikage no jutsu draufgehauen, weil ich damit rechnete, ihn ganz loswerden zu müssen. Ich weiß nicht, ob seine Überlebenschancen größer sind als die von Tou-sama.“ Sasuke fuhr hoch, als er das hörte – Satoya schien es zum Glück nicht gehört zu haben, denn er war nach wie vor dabei, zu versuchen, Seijis psychischen Zustand zu normalisieren. Eine Pause trat ein, die nur von Kanaes Schreien durchbrochen wurde. Sanosuke sprang entsetzt auf, als Sasuke einen Schritt auf Masami zutrat und das Schwert in seine Richtung hielt.

„Ich habe… keine Furcht, dich umzubringen für alles, was du getan hast, Masami!“ zischte er und warf Sanosuke einen mahnenden Blick zu, nicht dazwischen zu gehen.

„W-warte, wir können nicht…!“ keuchte Sanosuke perplex, aber Sasuke brachte ihn zum Schweigen.

„Bring Kanae und die anderen zwei weg von da!“ brüllte er seinen Sohn an, „Jetzt sofort, Sanosuke!“ Sanosuke erstarrte, gehorchte aber nach kurzer Weile verbittert und zog seine Schwägerin hoch, die sich kaum auf den Beinen halten konnte und immer noch außer sich vor Verzweiflung den Namen seines Bruders schrie.

In diesem Moment sprang Sasuke hoch und stürzte sich mitsamt seinem Katana auf Masami, schneller als irgendjemand reagieren konnte.
 

Mikoto kreischte unwillkürlich, als die Schwertklingen aufeinander krachten und ein lautes Klirren den Wald erfüllte. Masami sprang zurück, nachdem er den Schlag seines Großvaters geschickt pariert hatte, und grinste.

„Nicht schlecht, Ojii-sama. Aber Alte-Männer-Tricks werden nicht reichen!“

„Sprich verdammt noch mal nicht so respektlos, egal, ob du den Clan hasst oder nicht, ich bin sehr viel ranghöher als du und habe mehr gesehen als du mit deinen paar Jahren,“ warnte Sasuke ihn, und erneut klirrten die Klingen gegeneinander. Masami stellte fest, dass sein Großvater sehr viel entschlossener und schlagfertiger war als sein Vater – offenbar tat er sich tatsächlich kaum schwer damit, ihn anzugreifen, egal, was Kanae sagen würde.

Tapfer, Ojii-sama… du bist sogar noch schneller als ich, und das in deinem Alter. Aber das Ass habe ich im Ärmel, nicht du.
 

Dann musste er plötzlich haarscharf einem gewaltigen Feuerball ausweichen, der wieder die Hälfte der Bäume hinter ihnen in Flammen setzte. Masami verschwendete kein Chakra dafür, Chiya no jutsu oder irgendwelche Katon-Jutsus zu benutzen, er blockte alles mit dem Schwert oder wich mühelos allen Angriffen aus, was ihm bei Sasukes Geschwindigkeit schwerer fiel als bei Seiji. Sein Vater hatte eben die Klappe weit aufgerissen, hätte es aber niemals fertig gebracht, ihn zu töten; da war Masami sicher.

Letzten Endes war er ja sein Vater. Und er hatte schon einmal einen Sohn getötet, wenn auch nicht seinen eigenen. Seiji hatte rein seelisch nicht die Spur einer Chance gehabt; und er selbst hatte das genau gewusst und war dennoch gekommen. In gewisser Weise zollte Masami seinem Vater dafür eine Menge Respekt, die Kraft aufzubringen, überhaupt so zu tun, als würde er sein eigenes Kind töten können.

„Du weichst nur aus, was ist los?“ zischte Sasuke und landete auf dem Boden, während er sein Katana einsteckte und erneute Fingerzeichen schloss. „Kein Chakra mehr, Masami? Pff… Kuchiyose no jutsu!“

Die anderen fuhren zurück, als plötzlich mit einem Knall eine gewaltige Schlange erschien. Haruka wurde weiß.

„Eine-… oh mein Gott…!“ keuchte sie, und Mikoto schrie.

„MASAMIII!“ Shiemi drehte den Kopf zu ihr und verengte die schwarzen Augen. Plötzlich schoss ihr ein Gedanke durch den Kopf und sie fuhr herum – dann erstarrte sie aber wieder und ließ die Hände sinken, die sie gerade gehoben hatte.
 

Bis die Beute dicht genug dran ist.
 

Jetzt weiß ich, wo ich ihn dran kriege… ich hätte eher darauf kommen sollen. Halt durch, Papa… noch eine kleine Weile. Ich lasse nicht zu, dass du stirbst!

„Kuma,“ sagte sie dann fast lautlos zu ihm – sie wusste, dass sein drittes Auge ihre Gedanken lesen würde. „Wenn ich mich bewege… halt mich nicht auf. Und behalt Masami im Auge.“ Kuma sagte nichts, aber sie war sicher, dass er sie verstanden hatte.

Da unterbrach Masamis Ruf ihre Konversation, als er zurücksprang und ebenfalls die Hand auf den Boden riss:

„Kuchiyose no jutsu!“

Mit einem weiteren Knall erschien eine zweite Schlange, was alle zurückfahren ließ.

„Du kannst es doch noch!“ machte Sasuke, „Wir haben uns gefragt, wie du es geschafft hast, es zu verbergen…“

„Das Einfachste überseht ihr Trottel,“ seufzte Masami, „Ich muss Chakra schmieden, um ein Jutsu auszuführen… tue ich es nicht, keine Schlange. Und damit du nicht weiter nachfragst, hab ich dich in den Boden gestarrt… huh, Oba-san hat es gemerkt, schlau von ihr! Aber auf die Idee mit dem Chakra ist sie auch nicht gekommen. Herr je, ich bin umgeben von Idioten.“

„Schweig!“ brüllte Sasuke und riss den Arm nach vorne, „TÖTE IHN!“ befahl er seiner Schlange, gleichzeitig ließ Masami seine Schlange auch vorschießen. Die Erde erzitterte, als die beiden Riesentiere gegeneinander krachten und sich gegenseitig in den Hals bissen. Masami sprang vom Kopf seiner Schlange genau auf Sasuke zu, der durch die Verkeilung der Tiere jetzt viel näher dran war und somit leichter zu erreichen.

Es war bald vorbei. Sasuke hatte keine Ahnung, worauf er sich eingelassen hatte. Mit den Mangekyou Sharingan würde er ihn nicht drankriegen; Sasuke wusste genau, wann er wem nicht in die Augen zu sehen hatte, und dank seiner Sharingan konnte er sehr gut ausweichen, ohne Masami ansehen zu müssen.

Aber für das, was Masami plante, brauchte er Sasukes Blickkontakt nicht. Ein Lächeln schlich auf seine Lippen, als er sich frontal auf seinen Großvater stürzte.

„Zu einfach!“ zischte Sasuke und wich gekonnt aus – im selben Moment löste Masami sich vor seinen Augen in Luft auf, um plötzlich direkt hinter ihm aufzutauchen und das Schwert hochzureißen. Aber Sasuke hatte auch das erwartet und fuhr rechtzeitig herum, die Finger noch rasend schnell in Bewegung, bevor mit dem schrillen kreischen der tausend Vögel die bekannte, grelle Chakrakugel in seiner Hand erschien, blitzend und zischend.

„Chidori!“ schrie er und riss den Arm in Masamis Richtung herum, um ihn mit der Attacke mit voller Wucht durchzuhauen, während Masami die Augen weit aufriss und zurückfuhr…

Quasi zwei Zentimeter vor Masamis Brust stoppte Sasuke plötzlich und blieb wie erstarrt stehen. Die Attacke leuchtete und zischte an seiner ausgestreckten Hand. Masami war unversehrt und stand auf dem Kopf von Sasukes Schlange, unmittelbar vor seinem Gegner und hob jetzt herrisch den Kopf.

„Du vermeidest, mir in die Augen zu sehen, Ojii-sama… aber es wird dir nichts nützen… weil ich dich zwingen werde, mich anzusehen. Ich werde dich zwingen zu allem, was ich will, zu allem, was mir gefällt, Ojii-sama, und du wirst kriechen zu meinen Füßen und darum beten, du hättest mir recht gegeben in dem, was ich tue! So wählen wir alle unsere Seite… und unser Ende.“
 

Sasuke keuchte und erzitterte am ganzen Körper. Plötzlich war er gelähmt… er konnte sich nicht bewegen. Nein… er konnte nicht einmal den Willen aufbringen, sich zu rühren. Masami hielt ihn fest mit einem bloßen Gedanken, mit seinem bloßen Willen zwang er ihn, still zu stehen.

„W-was ist… was ist das für eine Teufelei?!“ keuchte Haruka fassungslos.

„Meine Perle, Tante Haruka, mein wertvollstes Jutsu,“ grinste Masami. „Ich habe es nach deiner wunderschönen, liebevollen Tochter Mikoto benannt… das Mikoto no jutsu, zu ehren meiner Cousine, die genauso meine Perle ist wie dieses Jutsu! Ich habe viel getan in den Jahren, die ich die Mangekyou Sharingan besitze… auch für diese Form der Sharingan habe ich neue Techniken entwickelt, wie zum Beispiel dieses hier. Und natürlich Sekaimon, das Weltentor, das zu euren geliebten Angehörigen führt, das ich niemals wieder öffnen werde, es sei denn, um euch hinein zu katapultieren in die Spiegelwelt!“ Damit fuhr er wieder zu Sasuke herum und sein Blick hatte sich verändert.

Alle Freundlichkeit war verschwunden, in seinen Augen stand pure Bosheit, purer Zorn, in seinem Gesicht völlige Abscheu.

„Ich hasse… diese Familie!“ zischte er, „Dieses Gehabe, wir sind die größten, wir sind die Tollsten, blablabla! Verblendet seid ihr, bah, und bezieht alles auf euch selbst! Wärt ihr wenigstens eine liebevolle Familie, könnte ich euch verzeihen… aber ihr seid mehr eine Mafia aus lauter Wölfen, die sich gegenseitig an die Kehle springen und sich gegenseitig Dinge in die Schuhe schieben! Ich… verabscheue euch alle zusammen und eure… Art widert mich dermaßen an, dass ich Angst habe, die Kontrolle zu verlieren, denn jetzt gerade würde ich euch am liebsten zerfetzen wie mein Vater Yusaku zerfetzt hat!“ Er riss dabei wutentbrannt und mit vor Hass verzerrtem Gesicht die Hand hoch und starrte Sasuke so intensiv an, dass dieser keuchte – dann bewegte sich plötzlich seine Hand mit der Chidori-Attacke. Langsam und zitternd, als würde sie gegen etwas ankämpfen, bewegte sie ich nach oben und dann auf Sasukes eigene Brust zu.

„Ich kann dich machen lassen, was ich will, und das ohne Blickkontakt,“ zischte Masami, „Töte dich, Ojii-sama, ramm dir deine Chidori selbst ins Herz! Sieh mich an… du hast verloren, das ist dir klar!“ Er zwang ihn mit einem bloßen Gedanken, ihn anzusehen, und Sasuke keuchte immer heftiger und versuchte mit allem Chakra und aller Macht gegen das anzukämpfen, was durch dieses Jutsu in seine Seele eingedrungen war, gegen Masamis Willen anzukämpfen… er durfte nicht verlieren… er durfte nicht aufgeben! Aber je mehr er es versuchte, desto schneller näherte sich der blitzende Chakraball seiner Brust und er spürte seinen Puls zu rasen beginnen.

Er konnte sich nicht wehren.

Er konnte sich Masamis Willen nicht widersetzen…

Dann ertönte plötzlich ein Krachen hinter ihnen. Als alle herumfuhren, passierte mehreres gleichzeitig. Hinter Haruka und Mikoto waren plötzlich Sakura und Naruto aufgetaucht, bei ihnen vermutlich die komplette Anbu-Mannschaft Konohas, komplett bewaffnet und bereit zum Angriff.

„SASUKE-KUN!“ schrie Sakura so laut sie konnte, sodass die Erde erzitterte. Im selben Moment nutzte Masami die Ablenkung durch das Auftauchen der anderen, um Sasukes Arm mit voller Kraft vorstoßen zu lassen, direkt in sein Herz mitsamt der Chidori –

Es wäre in sein Herz gegangen, hätte es nicht genau in dem Moment einen grellen Blitz gegeben, genau zwischen Sasuke und Masami, der Masami zwang, zurückzuspringen, als er plötzlich das Gefühl hatte, ihm wäre ein mächtiger Schlag ins Gesicht verpasst worden. Er stolperte, sprang aber noch geschickt in die Luft, machte einen Salto und landete elegant wieder auf den Füßen in der Hocke, während Sasuke nach hinten taumelte, die Hand gegens eine Brust gepresst – die Chidori-Attacke war verschwunden.
 

„Was zum Geier?“ machte Masami und sein Kopf ruckte herum in die Richtung der anderen. Und sein Blick fiel auf Kuma Yamazaki, der sich vor seine Freundin, Haruka und Mikoto gestellt hatte und die Hände zu seinem Fingerzeichen geschlossen hatte. Seine dunklen Augen voller Schatten durchbohrten Masamis Sharingan. Masami stand auf und keuchte. „Das… dritte Auge!“ erinnerte er sich, „Du bist… immun gegen die Blicke der Sharingan?“

„Zumindest gegen Hypnose, dein Jutsu wird dir bei mir nichts nützen,“ sagte er kalt. „Und mein Kekkei genkai erlaubt es mir, ähnlich wie dein Mikoto no jutsu Seelen zu befehlen, so habe ich Sasuke-samas Chakrafluss unterbrochen, damit sich Chidori auflöste, ehe er sich selbst hätte töten können. So hat er sich nur die bloße Hand gegen die Brust gehauen. Clever, was?“

„Hmm, dich habe ich wirklich unterschätzt,“ grübelte Masami, „Ihr Yamazakis seid immun gegen Sharingan! Das ist aber wirklich ein Zufall. Ich würde gerne euer Baby sehen, das muss ja als Shinobi unglaubliche Möglichkeiten haben, wenn es eure beiden Kekkei genkais erbt, quasi als Kombination, hm?“

„Wie Yu,“ sagte Sakura, „Itachis Tochter, die genau wie ihr Bruder Izumi beide Kekkei genkai hatte, denn ihre Mutter war eine Frau aus dem Yamazaki-Clan.“

„Ah, verstehe. Interessant, interessant.“

„Schluss jetzt!“ schrie Naruto plötzlich, „Beendet das! Masami, gib dich geschlagen, du bist umzingelt! Ich bin Hokage und werde mein Dorf beschützen vor einem, der so viel Talent hat und dennoch den Verstand zu verloren haben scheint! Wenn du dich nicht ergibst, bleibt uns keine Wahl, als dich zu töten!“

„Das hab ich heute schon mal so ähnlich gehört,“ murmelte Masami, „Wie dramatisch, Hokage-sama. Ihr kommt reichlich spät!“

„RUHE!“ brüllte Sasuke, der sich gefasst hatte und aufgesprungen war, „Haltet euch raus, Dobe! Das ist eine Sache meiner Familie, ich regel das alleine! Masami steht alleine in meiner Verantwortung!“ Er riss die Arme wieder hoch und bildete erneut Chidori, dieses Mal sah er Masami fest ins Gesicht. „Ich… bringe dich um, du verdammter Wahnsinniger! Genau wie alle vor dir, die du bemängelt hast, bist du der Finsternis verfallen! Diese Finsternis ist der einzige Fluch, der auf der Familie liegt, und ich werde ihn hier und jetzt für immer vernichten!“

„Das ist nicht möglich!“ zischte Masami, „Sie kommt immer wieder, die Dunkelheit, sie verfolgt euch wie euer eigener Schatten, du kannst sie nicht besiegen. Ja, töte mich, auch ich bin ein Teil dieses verfluchten Clans und ich schwöre, dass ich dafür sorgen werde, dass alle Uchihas für immer verschwinden!“ Im selben Moment, in dem Sasuke sich samt Chidori auf ihn stürzte, riss auch Masami die Hände hoch, entschlossen, es jetzt zu beenden, egal, um welchen Preis. Und er würde das zerstörerischste Jutsu einsetzen, das er konnte, ein würdiges Ende für seinen würdigen Gegner.

„Amaterasu!“
 

„HALT, MASAMI!“
 

Masami hielt in der Bewegung inne, genau wie Sasuke, bevor beide ihre Attacken hätten werfen können. Shiemi hatte geschrien. Masami wusste nicht, wieso er ihrem Befehl gehorchte; es war instinktiv gewesen.

Und als er sich zu ihr umdrehte, wurde ihm klar, dass er das einzig Richtige getan hatte, ihr zu gehorchen.

Shiemi stand nicht mehr da, wo sie zuvor gestanden hatte. Sie stand direkt hinter Mikoto, die sie am Haaransatz gepackt hatte und der sie eiskalt ein Schwert gegen die gestreckte Kehle hielt.

„Ergib dich auf der Stelle, oder ich reiße sie in Stücke… deine geliebte Mikoto!“
 

––
 

Haruka schrie.

„MIKOTO!“ Sie wollte losstürzen, um ihre Tochter zu retten, fassungslos über das, was Shiemi tat, und mit derselben Fassungslosigkeit starrten auch Sakura, Naruto und Kuma die Schwarzhaarige an, während sie Mikoto das Schwert fester Gegend en hals drückte. Mikoto keuchte entsetzt und spürte vor Angst ihr Herz rasen.

„Mama… h-hilf mir!“ wimmerte sie verzweifelt.

„Shiemi!“ schrie Haruka, „W-was zum-…?! Bist du wahnsinnig, lass sofort meine Tochter-…!“ Sie riss schon wutentbrannt die Arme hoch, da stellte sich jemand zwischen sie und Mikoto.

Sasuke.

„Halt dich raus!“ schnappte er und schenkte Haruka einen befehlenden Blick, der sie straucheln ließ. Wie war er so schnell vom Schlangenkopf hierher gelangt? Jedenfalls war er dank der Ablenkung außerhalb von Masamis Reichweite. Entgeistert taumelte Haruka rückwärts und Naruto und Sakura weiteten in stummem Entsetzen die Augen bei Sasukes Blick, der nicht mal den Hauch einer Widerrede duldete, obwohl er außer Atem war vom vorherigen Kampf. „Und ihr haltet euch auch raus, Dobe, Sakura!“ warnte er die zwei. „Es dient meiner Familie, das ist alles, was zählt! Dafür müssen manchmal auch Opfer gebracht werden!“ Ohne eine Notiz von den entgleisenden Gesichtszügen seiner Frau, Narutos und Harukas zu nehmen, drehte er sich wieder zu Masami um. „Tu, was wir verlangen, und ergib dich! Oder Mikoto wird sterben, und das ist kein Witz. Leg deine Waffen weg, jetzt sofort.“
 

Masami stand da und starrte auf seine Cousine, seine Mikoto, die da mit nach hinten gerissenem Kopf hing, ein scharfes Schwert direkt an ihrem pochenden Hals. Er hatte keinen Zweifel daran, dass Shiemi es tun würde, wenn er etwas Dummes anstellte.

Dazu war sie zu kaltblütig… ohne Zweifel würde sie es tun, egal, ob es ihre Nichte war.

„Was sage ich?“ machte er und hob langsam die Hände, die Augen starr auf Mikoto gerichtet, „Du hast… meine Schwachstelle gefunden, Oba-san. Was sage ich? Verblendet seid ihr, das einzige, das zählt, ist der dämliche Clan! Geht es je um den Einzelnen? Ist euch das Schicksal eines Menschen nicht halb so wertvoll wie das eures dummen Clans voller überzüchteter Biester?! Euch ist egal, was aus Mikoto wird, solange ihr euren Clan retten könnt! Bah!“ Er spuckte aus, bevor er in die Luft sprang und Shiemi vorsichtshalber den Griff an Mikotos Haaransatz verfesterte. Mikoto schrie. Masami ließ mit einem Knallen beide beschworenen Schlangen verschwinden und landete leichtfüßig wieder auf dem Erdboden.

„Damit sind wir nicht schlechter als du, huh?“ machte Sasuke kalt. „Dir war das Opfer deines Bruders auch egal, um dein Ziel zu erreichen. Und dir ist deine geliebte Mikoto egal… weil dir egal ist, dass du ihr wehtust, indem du ihre Familie verschwinden lässt! Was ist das zwischen dir und Mikoto?! Eine verbotene Liebe oder sowas? Wohl kaum! Was hattest du mit ihr vor, nachdem du uns alle eingesperrt hast? Sollte sie auch hinein? Oder wolltest du sie behalten, als wäre sie deine Puppe, mit der du spielen kannst, wie es dir gefällt?“

„Mikoto ist nicht meine Puppe!“ rief Masami erbost, und Sasuke bemerkte jetzt plötzlich eine Wut in seinem Gesicht, die nie vorher da gewesen war. Plötzlich war all seine Ruhe, all seine Fassade dahin und jetzt zeigte sich vielleicht endlich Masamis wahres Gesicht.

Verzerrt vor Wut, Panik und Wahnsinn.

„Ich liebe Mikoto, sie ist alles auf dieser Welt, was mir wichtig ist! Sie ist alles, was mein Leben nach Naoyas Tod lebenswert gemacht hat, ohne sie sterbe ich! Wie kannst du es wagen, sie Puppe zu nennen?! Wie kannst du es wagen, sie anzurühren, Oba-san, und sie zu verletzen?! LASS SIE LOS, ODER ICH ZERFETZE EUCH!“

„Du verletzt sie viel mehr als Shiemi es tut!“ brüllte Sasuke zurück, „Du nimmst ihr ihre Brüder und Schwestern! Ihre Familie! Du würdest auch ihre Eltern nehmen, wenn wir dich jetzt nicht aufhalten würden! Es ist dir egal, was mit ihr passiert, Masami! Für dich ist sie doch nur Ablenkung davon, dass du Naoya umgebracht hast und dich nach jemandem gesehnt hast, den du beschützen kannst, weil du jemanden gebraucht hast, für den du den großen Bruder und starken Mann spielen kannst! Und jetzt willst du alle umbringen, die dir dein Spielzeug Mikoto streitig machen könnten… es geht nicht um Mikoto, es geht nur um dich selbst!“

„LÜGNER!“ brüllte Masami außer sich vor Zorn und seine Sharingan flammten auf wie glühende Kohlen in seinem wutverzerrten Gesicht. „GIB MIR MIKOTO! Wenn ihr etwas geschieht, bringe ich euch alle verdammt noch mal um!“ Er starrte auf seine hübsche Cousine, als Shiemi ihren Kopf herumzerrte und sie fähig war, Masami anzusehen aus vor Panik geweiteten Augen. Und für einen Moment trafen sich ihre Blicke, und Mikoto erstarrte.

Das da war nicht der Masami, den sie kannte… nicht der Masami, den sie liebte. Da drüben stand ein Mann mit einem Gesicht voller Zorn, mit Augen aus purem Feuer, der herüber stierte zu ihr, als würde er sie verschlingen und in eine Hölle aus Flammen werfen, auf dass sie ewig dort bliebe und nicht von seiner Seite weiche.

„Sie ist meine Sonne…“ keuchte er apathisch, und sein Gesicht verzerrte sich immer mehr, als er wütend die Fäuste ballte.
 

Das war sie wirklich.

Und er war so sehr an sie gebunden, dass er ohne sie nicht leben konnte. Wie die Erde ohne Sonne nicht leben konnte, war Mikoto für ihn Wärme, Licht und Leben.
 

All das, was ihm die Finsternis, der er längst mit Leib und Seele gehorchte, niemals geben würde.
 

„Gib sie mir, Oba-san, lass sie auf der Stelle los, oder du wirst es bereuen!“

„Niemals,“ sagte Shiemi kühl, „Hol sie dir… versuch es. Beweg dich, und ich schlitze ihr die Kehle auf.“

Doch in dem Moment geschah etwas, was keiner einkalkuliert hatte. Mikoto riss plötzlich die Hand hoch und erfasste fest Shiemis Handgelenk, worauf ein Schlag durch den Körper der Tante fuhr und sie keuchend zurückfuhr, das Schwert fallen lassend. Mikoto riss sich los und sprang auf die Beine, außer Reichweiter ihrer Tante, der sie mit Juuken einen sauberen Chakraschlag verpasst hatte. Und die Arme weit ausbreitend stellte sie sich vor Masami, schwer keuchend.

„Hört auf!“ schrie sie. „Hört auf, ich will das nicht mehr! Ich will nicht, dass ihr euch weiter bekämpft oder beschimpft, alle von euch, hört sofort auf! Masami…“ Sie sah jetzt hoch in Masamis Gesicht, der sie erstarrt anstarrte. Der Zorn war aus seinem Gesicht verschwunden. „Was ist aus dir geworden… i-ich erkenne dich nicht mehr!“ Sie trat einen Schritt auf ihn zu, worauf Sasuke und die anderen erschrocken aufsahen. Masami rührte sich nicht, als sie zitternd eine Hand nach seinem Gesicht ausstreckte.

Als ihre kalten Finger seine Wange berührten, sah er erst, dass sie weinte.

„Wo ist… der Masami, den ich liebe?“ flüsterte sie atemlos. „Was hast du… mit meinem Masami gemacht…? Sag es mir… SAG ES MIR!“
 

Masami senkte die Lider und sah eine Weile zu Boden. Als er wieder aufsah, war sein Blick hart, kalt und unverändert grausam.

„Ich bin der Masami, den du liebst,“ behauptete er. „Einen anderen als mich hat es nie gegeben. Und wenn du es denkst, dann war es… deine Einbildung, Mikoto. Ich… bin Uchiha Masami, Sohn von Uchiha Seiji und Enkel des Uchiha Sasuke-sama, der deine Geschwister einsperrt und seinen Bruder getötet hat.“

„Nein…“ sagte sie tonlos, als sie ihre Hand sinken ließ, zurücktrat und ihn ungläubig anstarrte, als wäre er ein Wildfremder, grausamer Mensch, den sie am liebsten nie gekannt hätte.
 

Den sie am liebsten vergessen würde.
 

„Nein… du bist nicht Masami. Du bist ein Schatten… alles, was die Dunkelheit von Masami übrig gelassen hat. Und ich… liebe dich nicht.“
 

Alle standen still, vor allem Sasuke und Shiemi, und starrten fassungslos auf das Geschehen vorne, wie sich Cousin und Cousine schweigend gegenüber standen. Masami zitterte und starrte sie an, als wäre sie gerade vor seinen Augen gestorben.
 

Plötzlich war das Licht so fern…

Plötzlich war die Sonne ein dunstiger Schatten in der Finsternis, der langsam verblasste.

Und dieses Mal würde sie nicht wieder aufgehen.
 

„Dein Plan war, die Uchihas zu vernichten und dafür zu sorgen, dass es keine Neuen gibt!“ sagte Mikoto gezwungen gefasst, und sie machte noch zwei Schritte rückwärts, bevor sie die Hände hob und sich in Kampfposition brachte, sowohl ihr Sharingan als auch das Byakugan aktivierend. „Du hast versagt… denn in meinem Bauch ist dein Kind, Masami. Und wenn ich dich besiegt habe… werde ich es gebären und ihm erzählen, dass sein Vater einst ein wundervoller Mann von Verstand und Ehre war… und dass er in den Schatten der Finsternis gestürzt ist und ein Monster wurde!“
 

––
 

Ehe Masami eine Gelegenheit hatte, noch entsetzt zu gucken über diese ungewollte Neuigkeit, stürzte sie sich auf ihn, um ihn anzugreifen. Die anderen hinten rissen Augen und Münder auf bei dem Anblick, und Haruka schrie entgeistert den Namen ihrer Tochter. Masami fing sich schnell genug, um Mikotos Angriff mit bloßen Händen abzuwehren, indem er ihr gegen die Unterarme schlug und gleichzeitig zurücksprang.

„Was sagst du da?!“ keuchte er und starrte sie an mit einem Gesicht voller Entsetzen, „Du… hast ein Kind?! Wieso hast du ein Kind?! Das kann nicht sein, du lügst mich an!“

„Ich lüge nicht!“ schrie Mikoto, „Was denkst du denn, wieso ich ein Kind habe, du Dummkopf?! Sicher nicht, weil wir Sex hatten, nein! Gib mir sofort meine Geschwister und die anderen zurück, Masami! SOFORT!“

Sein Blick verfinsterte sich und er hob drohend die Hände.

„Du kannst dich nicht gegen mich stellen, Mikoto. Nein, ich kann sie dir nicht wiedergeben.“

„Du siehst ja, dass ich es kann! Der Masami, den ich verehrt und geliebt habe… ist an dem Tag gestorben, an dem er seinen Bruder umbrachte… an dem Tag, an dem er offenbar den Verstand verloren hat! MÖRDER!“

„NEIN!“ fuhr er sie wutentbrannt an, als sie die Arme schneller als er hochriss und nach einigen Fingerzeichen einen gewaltigen Feuerball auf ihn spuckte. Wütend schmetterte er ihr ein eigenes Katon Gokakyuu no jutsu entgegen. Als sich die Bälle trafen, gab es einen ohrenbetäubenden Knall und die Explosion der beiden Feuerbälle warf beide Gegner auf den Boden. Mikoto war sofort wieder auf den Beinen. Sie hatte oft mit ihm trainiert und wusste, was er konnte – aber es gab nichts, was er nicht konnte. Nahkampf gegen ihn wäre schwer, aber wenn sie es irgendwie schaffte, seine Tenketsu zu verschließen, würde er nahezu ungefährlich sein ohne Chakra… ohne seine Sharingan, die natürlich deutlich besser und gefährlicher waren als ihr eines. So stürzte sie sich mit einem Schrei vorwärts auf ihn, die Hände voran. Doch kaum war sie dicht genug dran, verschwand er vor ihren Augen, tauchte hinter ihr wieder auf und stieß sie gewaltsam zu Boden.

„Du verfluchte Verräterin… ich darf nicht zulassen, dass du ein Kind bekommst!“ brüllte er, und sie hustete und versuchte, sich aufzurappeln. Er trat wutentbrannt nach ihr und ignorierte die Schreie der anderen im Hintergrund. „Ich bringe dich um… dich und das verfluchte Leben in deinem Bauch! Es darf nicht sein, Mikoto, versteh das doch!“

„Wenn du den Clan vernichten willst, dann vernichte mich mit, denn ich bin ein Teil von ihm!“ schrie sie und packte dieses mal sein Fußgelenk, als er nach ihr trat. Mit einem gezielten Chakraschlag stieß sie ihn zurück und sprang auf die Beine. „Genau wie du, Masami! Auch du bist ein Teil dieser Familie, auch, wenn es dir nicht gefällt! Katon! Hibanakyou no jutsu!“
 

Lachend wich er seinem eigenen Jutsu aus, das er ihr einst beigebracht hatte.

„Lächerlich!“ zischte er wütend und stierte sie an mit einem Blick aus seinen wahnsinnigen Augen, die vor Zorn und Feuer zu funkeln schienen. „Du kannst mich nicht töten, Mikoto!“

„Das werden wir ja sehen!“ schrie sie, „Katon! Gokakyuu no jutsu!“ Sie stürzte sich wieder frontal auf ihn und er wich geschickt ihrem Feuer aus, bevor er in der Luft herumwirbelte und mit einer Handvoll Chakrapfeilen seines Chiya no jutsu nach ihr warf. Die Nadeln trafen ihren Oberarm und sie stürzte taumelnd zu Boden, bevor auch er wieder landete, sie beide herumfuhren und sich erneut anstarrten.

„Du musst mich berühren, um mich verletzen zu können, Mikoto… ich muss das nicht!“ zischte er und riss die Arme zu rasanten Fingerzeichen empor, „Senzai ishiki kizu!“

Wie zuvor bei seinem Vater rissen Mikotos Arme und Beine ohne Vorwarnung auf und Blut spritzte aus den Wunden, die er ihr durch bloße Gedanken zufügte. Sie schrie auf und stolperte rückwärts, bis sie zu Boden stürzte und keuchend auf die Schnitte auf ihren Armen starrte.

„Nein…!“ keuchte sie und fasste schützend nach ihrem Bauch, „Nicht! Masami, hör auf! Mach endlich die Augen auf! W-wir müssen nicht verschwinden, wir müssen nur aufhören, uns gegenseitig umbringen zu wollen, dann ist der Uchiha-Clan keine Gefahr mehr! Es gibt keinen Fluch! Nur für diejenigen, die ihn sich einbilden und denken, sie… wären was Besseres!“

„Du irrst dich,“ knurrte er und löste das Jutsu, womit die Schnitte sich nicht weiter vergrößerten, „Selbst, wenn ich tot bin, nach mir wird wieder einer kommen und die Finsternis über das Dorf lenken! Selbst, wenn ihr mit aller Macht versucht, die Wahrheit über die Mangekyou Sharingan zu vergraben, eines Tages kommt einer und gräbt den alten Schatz der Familie wieder aus. Willst du wissen, wieso…?“

„Nein…“ keuchte sie japsend und kam langsam auf die schmerzenden, blutverschmierten Beine. Sie strauchelte und nahm sich zusammen, um nicht umzufallen. Sie durfte nicht fallen… sie durfte es nicht!

Sie war der einzige Gegner, der fähig war, Masami zu besiegen.
 

„Nur ein Wort… Macht!“ antwortete Masami auf seine eigene Frage und hob herrisch den Kopf, „Weil die Menschen dazu geboren sind, nach Macht zu streben, nach Ansehen, nach Respekt! Und den bekommen sie am leichtesten mit ausgefallenen Techniken, die sie… zu einem höheren Rang befördern. Und selbst, wenn ihr alles, was je über die Mangekyou Sharingan aufgezeichnet wurde, verbrennt, eines Tages… tötet vielleicht einer aus Zufall einen Verwandten und stellt fest, dass er deswegen mehr… Macht bekommt! Dann ist all die Mühe umsonst gewesen… deshalb… gibt es nur diesen einen… meinen Weg!“

„Katon! Gokakyuu no jutsu!“ brüllte sie, und erneut wich er ihrem Feuerball aus, sprang quasi darüber hinweg und landete so dicht vor ihr, dass sich beinahe ihre Nasen berührt hätten. Mikoto erbleichte, als sie in sein verzerrtes Gesicht starrte, und er packte sie am Kragen und zerrte sie an sich heran.

„Weil die Menschen, Mikoto… nur zu diesem einen Zweck auf der Welt sind! Um nach mehr Macht zu suchen… nach Wegen, das zu besiegen, was sie schwach und abhängig macht! Abhängig sind wir vom Leben… vom Licht, von der Sonne, von der Luft, ohne sie sterben wir! Wir Menschen, die wir den Planeten beherrschen, werden in Wahrheit von der Sonne beherrscht… die auf uns herunter starrt und gibt und nimmt, wie sie Lust hat. Ein Mann, der die Sonne bezwingen könnte… wäre wahrlich der mächtigste Mann der Welt… nicht wahr?!“

„Du kannst die Sonne nicht bezwingen,“ keuchte Mikoto, „Sie ist zu groß… selbst für dich.“

„Das… denkst du, Mikoto.“ Er zeigte ein grausames Lächeln, bevor er sie zurückstieß und eine Hand hochriss, die Augen flammend auf sie gerichtet. „Denn ich… kann die Sonne zwingen, niemals wieder aufzugehen!“
 

„Ninpou… Hinoiri!“
 

Wenn es vorher dunkel gewesen war, so wurde es jetzt noch dunkler. Die Anwesenden fuhren herum, als eine bösartige, kalte Dunkelheit sich über den Wald legte und sogar die übrigen Flammen an den Bäumen und Büschen erstickte.

„Was zum…?!“ japste Naruto und wurde blass, Sakura schlug die Hände vor den Mund.

„H-hat er gerade die Sonne verschluckt mit diesem Jutsu?!“ fragte Kuma fassungslos, „W-was ist er für ein Monster, dass er sowas tun kann? Das ist nicht möglich, was er tut!“

Mikoto stand angewurzelt an derselben Stelle wie zuvor und starrte entgeistert hinauf in die zunehmend dunkle Schwärze, die sich über den Wald und die ganze Welt zu legen schien wie eine große, schwarze Decke. Dann riss sie den Kopf wieder herunter und starrte Masami an, der noch vor ihr stand und sie irre angrinste.

„Versuch… doch, mich zu töten… wenn du das kannst, Cousine. Du brächtest es nicht über dich!“

Sie stand lange still da, bevor sie plötzlich die Arme hochriss und die Hände aneinander legte, um rasch ein paar Fingerzeichen zu schließen. Masami grinste, als an ihrem Arm die wohl bekannte grelle Chakrakugel aufblitzte und das Zwitschern der tausend Vögel erklang. Oft hatte er Chidori gesehen in den letzten Minuten… aber auch dieses Mal würde es nichts nützen. Er veränderte seine Augen, als sie mit einem Schrei loslief und auf ihn zustürzte, die blitzende Attacke voran – und in dem Moment, in dem sie ihn getroffen hätte, flammte um seinen ganzen Körper herum ein Schild aus Feuer auf, den Mikoto traf. Die Attacke wurde förmlich von den Flammen verschluckt, die ihn umgaben, und sie fuhr zurück, als das Feuer beinahe auf ihren Arm übergegangen wäre. Sie fuhr zurück und die anderen rissen abermals die Augen auf.

„Was ist das…?!“ machte Sasuke, „Es – verschluckt Chidori?! Einfach so?“

„Ja, weil es das Feuer der Mangekyou Sharingan ist!“ erklärte Masami, „Vielleicht nicht ganz so zerstörerisch wie Amaterasu, aber ich habe mir Mühe gegeben, diesen Schild zu erfinden. Ich habe ihn Kagutsuchi genannt… nach dem Feuergott, der die Genitalien seiner Mutter verbrannte, als er geboren wurde, wodurch sie den Tod fand. Die Geschichte hat mich immer fasziniert, weißt du, Ojii-sama?“ Sasuke konnte nur starren, während Mikoto nacheinander erst das Gokakyuu no jutsu, dann Masamis Hibanakyou no jutsu und schließlich das Chiya no jutsu auf ihn schmetterte, mit demselben Erfolg, den Chidori gehabt hatte, nämlich gar keinem. Sie keuchte und stützte sich erschöpft auf den blutigen, zerfetzten Knien ab, als ihr schwindelte in all der Dunkelheit.

Plötzlich war es so kalt… obwohl Masami mit seinem Feuerschild warm und hell schien, war es kalt… als wäre die Sonne nicht nur untergegangen, sondern komplett verschwunden.
 

Dabei bin ich es doch, die er… seine Sonne genannt hat… wieso… ist mein Masami nicht mehr der, der er war…?
 

Die Gedanken waren schmerzhaft und sie keuchte kraftlos, bevor sie zu Boden stürzte und zu husten begann. Sie hatte nicht den Willen, aufzustehen… sie konnte nicht weitermachen, denn es war zwecklos. Egal, was sie versuchte, er war zu groß für sie. Und sie hatte ihren Cousin verloren, den sie abgöttisch geliebt und bewundert hatte, der für sie alles gewesen war. Bei den Gedanken an die Vergangenheit schluchzte sie unwillkürlich; bei dem Gedanken an sein warmes, zärtliches Lächeln, an seine Küsse, an seine Hände, die sie berührten… an all die Worte, die er zu ihr gesagt hatte.
 

„Du bist keine seelenlose Hülle, Mikoto, das warst du nie. Du irrst dich… nicht ich bin es, der dich leben lässt… es ist andersrum.“

„Letzten Endes… sind wir alle nur kleine Splitter in dem großen, zerbrechlichen Kristall, der unsere Welt ist…“
 

Nicht ich bin es, der dich leben lässt… es ist andersrum.
 

Sie erstarrte, in dem Moment erlosch das Licht des Feuers vor ihr, weil er den Schild gelöst hatte und zwei Schritte auf sie zu trat.

„Bist du schon müde, Mikoto?“ fragte er sie kalt. „Ich hab dir ja gesagt, du kannst mich nicht besiegen. Du bringst es nicht über dich, Mikoto… gib es auf.“

„Nein…“ sagte sie zitternd und hob jetzt langsam den Kopf – und er runzelte die Stirn, als er plötzlich neue Kraft in ihre funkelnden Augen zurückkehren sah. Plötzlich war die Schwäche verschwunden und sie sprang auf die Beine, riss die Arme hoch und ihm entgegen. „Du bist derjenige, der es nicht über sich bringt, Masami! Weil ich… diejenige bin, die dich überhaupt noch am Leben erhält und dich davor bewahrt, komplett eine Bestie zu werden!“ Und dann schloss sie die Fingerzeichen und starrte ihn an, ohne die Hände weiter zu rühren, bevor sie den Mund erneut auftat.

„Katon! Kame no jutsu!“
 

Es war das erste Mal, dass sie das Jutsu benutzen konnte. Seit Jahren hatte sie es geübt und nie geschafft… das schwerste Katon-Jutsu, das er erfunden und ihr beizubringen versucht hatte. Jetzt traf es ihn selbst, als sie ihn anstarrte und er in Flammen aufging. Schreiend wedelte er mit den Armen und versuchte, sich von den Flammen zu befreien, die ihn festhielten und die drohten, ihn zu verbrennen, die seine Kleider zerfetzten und große Wunden in seine Haut rissen – dann war Mikoto es selbst, die ihn gnädigerweise mit einem kopierten Suiton-Jutsu löschte. Er stürzte zu Boden und keuchte und hustete, während Mikoto zu ihm herüberging. Mit einem Fußtritt zwang sie ihn, sich auf den Rücken zu legen, wo er keuchend lag und zu ihr hinauf starrte, in ihr hübsches, zerkratztes Gesicht, in ihre wundervollen Augen, die er so liebte an ihr… sie waren etwas Besonderes. Genau wie sie.

Und in dem Moment löste sich die Schwärze über ihnen in Luft auf und die normale Dunkelheit der Nacht kehrte zurück, die ihnen jetzt wie pures Licht vorkam. Masami rührte sich nicht, als er am Boden lag und sie über ihm stand, die Hände in Richtung seines halb zerfetzten Körpers voller Brandwunden gestreckt.

„Gib mir meine Geschwister zurück, Masami,“ verlangte sie leise, und ihre Stimme hatte sich verändert.

Die Entschlossenheit und der Zorn waren weg… plötzlich war sie nur noch erschöpft und traurig.

„Lass sie alle frei… wenn du es nicht tust, werde ich dich zwingen.“ Sie hob die Hände und richtete sie jetzt gegen ihren eigenen Hals, den Kopf zurückwerfend, sodass ihre langen, schwarzen Haare herunter hingen. „Tu es, oder ich töte mich hier vor deinen Augen. Und ich weiß, dass du tief in deinem Inneren an mich gebunden bist… an den letzten Rest deines Lebensgeistes, der noch ein Mensch ist in deiner Hülle, die ein Monster geworden ist!“ Sie schrie lauter. „TU ES, MASAMI!“
 

Masami starrte sie schwer atmend an und spürte seinen Puls rasen. Plötzlich vernahm er zum ersten Mal die grauenhaften Schmerzen, die das Kame no jutsu ihm zugefügt hatte; jede Bewegung, jede Atmung ließ einen höllischen Schmerz durch seinen Körper stechen, und er keuchte und schnappte verzweifelt nach Sauerstoff, hinauf starrend zu seiner Cousine, die sich selbst mit einem mächtigen Stoß Chakra die Kehle durchschneiden würde.

Seine Mikoto… eine Sonne.
 

„Wir Menschen, die wir den Planeten beherrschen, werden in Wahrheit von der Sonne beherrscht.“

So bin ich an dich gebunden, meine Mikoto, Cousine… so werde ich… von deinem Wesen beherrscht, von deiner Schönheit, von deinem Willen, zu überleben… und Leben zu schaffen.
 

„Du bist die Einzige…“ röchelte er und drehte sich sehr langsam und unter größten Schmerzen auf die Seite, wo er leicht verschnaufte, bevor er sich weiter auf den Bauch drehte und sich mit großer Mühe auf die Knie zog, „Die Einzige, Mikoto… die ich… nicht… b-beherrschen kann… das konnte ich… noch nie. Ich habe es… gedacht, aber… ich habe mich geirrt. Du warst es, die ganze Zeit schon… die mir… Leben geschenkt hat.“
 

Die mich vor mir selbst beschützt hat… die Frau, die ich so sehr liebe, dass für dich zu sterben ein Traum wäre.
 

„Du bist der einzige Gegner… gegen den ich niemals eine Chance gehabt hätte.“ Er lächelte… ein warmes, liebevolles Lächeln, das niemand sah, weil er den Kopf zu Boden gesenkt hatte, auf den Knien und Ellenbogen kriechend, bevor er zitternd die Fingerzeichen schloss. „Ninpou… Sekaimon.“
 

Vor ihm erschien das schwarze Loch in der Luft. Ein Loch, das in pure Finsternis zu führen schien. Mikoto ließ die Arme sinken und starrte zitternd hinein in der Erwartung, ihre Geschwister würden gleich lachend herausspringen. Aber niemand kam… es war totenstill.

Masami ließ sich kraftlos auf den Boden fallen und spuckte Blut, als er keuchend nach seiner schmerzenden Brust fasste.

„G-geh!“ keuchte er, „Geh und… hol sie, Mikoto. Ich werde… das Tor nicht schließen… aber beeil dich, ich… weiß nicht, wie lange ich noch… die Kraft habe, es offen zu halten.“ Er keuchte und rang nach Luft, und jetzt traten auch die anderen im Hintergrund näher heran, weil von Masami offenbar keine Gefahr mehr ausging. Mikoto trat unsicher und voller Angst auf das Loch zu und sah hinein.

„Nee-san?“ flüsterte sie tonlos. Es kam keine Antwort. „Souya…?“ Sie warf einen letzten Blick auf Masami, der sich bemühte, den Kopf zu ihr zu drehen. Und sie sah in seine eisblauen Augen. Die Sharingan waren verschwunden. Und er lächelte.

„Beeil dich, Mikoto.“

Sie nickte unglücklich und rannte in das Loch.
 

––
 

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Jetzt wo ichs nach so langer Zeit nochmal überfliege finde ich es traurig xD einigermaßen uû liegt auch an der Musik *drop* *Media Player ausmach uû* So, jetzt hatten alle ihren Poserauftritt! xD Sasuke, Shiemi, Kuma und sogar Mikoto xD

Das nächste Kapi kommt ganz normal am Montag, den 6.4.!^^

Meine Schwäche

Auf die Schwärze des Lochs, die sie nur kurz umfing, folgte eine blendende Helligkeit. Mikoto hielt sich schützend die Hand über die Augen, um die Sonne abzuschirmen, die auf der anderen Seite des Tores schien. Und sie blieb stehen und erstarrte.

Das, wo sie stand, war Konoha. Konoha am helllichten Tage, trocken, warm, angenehm. Plötzlich vergaß sie die Wunden an Armen und Beinen, die Masamis Senzai ishiki kizu ihr zugefügt hatte; plötzlich vergaß sie den Schmerz, ihn verloren zu haben, den Schmerz der Erkenntnis, dass er ein Monster geworden war…

Und dass sie das längst hätte wissen müssen.

Auf einmal war das alles weg und sie fand sich umgeben von Stille in diesem Dorf, warm und sonnig, aber wie ausgestorben; kein Mensch war zu sehen. Wo waren die anderen?

„Nee-san?!“ schrie sie. „Souya?!“ Keine Antwort. Sie spürte eine unheimliche, bedrückende Furcht in sich wach werden. Wieso hörte sie niemand? Wieso war niemand hier?

Gab es letzten Endes etwa zwei Welten und Masami hatte sie absichtlich in eine falsche geschickt, um sie zu fangen? Sie wirbelte herum und wollte gerade zurücklaufen, da stach ihr ein riesiger Berg ins Auge, der direkt neben dem Tor lag und den sie eigentlich hätte sehen müssen. Sie fuhr zurück und starrte den Berg an – bei näherem Hinsehen erkannte sie, dass es kein Berg, sondern ein am Boden liegender, gigantisch großer Panther war. Mikoto schauderte bei dem Anblick des gewaltigen Tieres, das reglos dalag. Sie ging um es herum zum Kopf und starrte ihn an, bis das Tier plötzlich die Augen matt öffnete. Sie waren neblig verschleiert und wirkten nicht gesund.

„Du bist Mikoto, die Schwester von Namie…“ sagte der Panther zu ihr, und sie wagte nicht, sich zu rühren.

„W-wo bin ich hier?! Und wer bist du?!“ fragte sie zaudernd. Das Tier bewegte nur sein riesiges Maul, zum Aufstehen schien es keine Kraft zu haben.

„Ich kann dich nicht sehen, Mikoto… aber ich kann dich riechen… deine Schwester ist tapfer, die hat meine Augen geblendet mit Händen aus Feuer. Du bist in der Spiegelwelt, die Masami erschaffen hat, mein Meister, dem ich diene… du suchst deine Geschwister… habe ich recht?“

„Du bist… d-du bist Nagaran… Masamis Katzenbeschwörung…?“ keuchte das Mädchen und streckte zitternd eine Hand nach der riesigen Nase des Tieres aus. Als sie sie berührte, zuckte das Tier zusammen und die Augen weiteten sich erneut.

„Ja, ich bin Nagaran…“ antwortete er dann, „Oder ich war es. Jetzt werde ich sterben… ich habe keine Kraft mehr, weiterzuleben. Und ich habe versagt in meiner Aufgabe, das Tor zu bewachen… denn einer von ihnen konnte fliehen… du riechst nach Blut und nicht nur nach deinem eigenen. Masami… ist letztendlich gefallen… nicht wahr?“

Mikoto senkte den Kopf bei den Worten.

Es gab so viel Tod…

„Ja,“ sagte sie trocken. „Wo sind meine Geschwister? Vielleicht finden wir einen Weg, dich zu retten, du must nicht sterben für das, was Masami getan hat… letzten Endes warst auch du nur ein Diener.“

„Ihr könnt nichts für mich tun,“ seufzte Nagaran, „Ich bin hinüber. Nicht nur meine Augen sind hin. Beeil dich… wenn du die Kinder suchst, sie sind hier… gleich um die Ecke. Lauf, wenn du sie finden willst.“
 

Sie rannte. Es war mehr Instinkt, der sie in die richtige Richtung führte, und mit klopfendem Herzen erreichte sie nach einer gefühlten Stunde das, was Nagaran Um die Ecke nannte; eine kleine, schattige Gasse mitten in Konoha, völlig verlassen bis auf die paar Geschöpfe, die da saßen und lagen, reglos und wie versteinert. Mikoto schrie.

„NEE-SAN!“

Beim Klang ihrer Stimme hoben manche von ihnen die Köpfe. Zuerst Takuma, dann Taki.

„Mikoto… ist hier…?“ murmelte Takuma benommen und sah sie flackernd an, „Du bist wirklich… hier?“

„Dann ist es vorbei…?!“ rief Taki und erhob sich – in ihrem Gesicht standen plötzlich Hoffnung und Freude, und ihre Augen tränten. „Souya-kun! Souya-kun, sieh doch! Namie! Akira! Seht doch, Mikoto! S-sie kommt, um uns rauszuholen! Wacht doch auf!“ Jetzt sah Mikoto Akira den Kopf heben. Er wirkte krank und blass und ausgemergelt. Sie keuchte, als Akira stammelte:

„Wirklich…? Es… e-es ist vorüber?“

„Ja… das ist es,“ sagte Mikoto langsam und sah zu ihren beiden Geschwistern. Namie lag auf dem Rücken und hob jetzt blinzelnd den Kopf, während Souya, der dicht neben ihr am Boden kauerte, erst zu Taki und dann zu Mikoto blickte. Und sie alle sahen sie an, als wäre sie nicht wirklich, als würden sie annehmen, sie würde sich gleich auflösen. „Ich habe Masami besiegt!“ sagte sie, „Wir müssen uns beeilen und hier raus, bevor sich das schwarze Loch schließt-… N-Nee-san?!“ Jetzt, als Namie sich keuchend aufsetzte, bemerkte sie erst, dass ihre Schwester verwundet war. Eine klaffende Fleischwunde zog sich über ihren ganzen Rumpf wie der Kratzer einer gewaltig großen Kralle. Mikoto schrie und stürzte zu ihr. „Nee-san?! Was ist passiert?! N-nicht bewegen, d-das blutet ja!“

„Das tut es… schon eine Weile…“ stöhnte Namie, „Wir haben viel bezahlt dafür, dass wir Nagaran aufgehalten… h-haben… aber wir haben es getan, um Yunosuke zu befreien… e-er ist am schnellsten… nur er hatte die Chance, zu entkommen und euch zu warnen… dann hat er es geschafft…?! Auf, bewegt euch, raus hier!“

„Wenn Masami Mikoto hier rein lässt, muss es heißen, dass er aufgegeben hat!“ sagte Takuma, „Ich meine – Mikoto… sie wäre die Letzte, die er eingesperrt hätte, wenn überhaupt!“

„Diese Wunde kommt von… Nagarans Angriff?“ keuchte Mikoto entsetzt, als Souya sich hustend aufrappelte, wie auch die anderen. „S-sei vorsichtig, ich trage dich, Nee-san! – Los, helft mir, sie auf meinen Rücken zu kriegen, Jungs!“ Takuma und Akira taten ihr Bestes und mit vereinten Kräften gelang es ihnen, die strauchelnde Namie auf Mikotos Rücken zu hieven.

„Sie schwindet bereits…“ murmelte Souya benommen, „Nee-san, meine ich… die Wunde ist tief und blutet viel, schon seit hunderten von Jahren, so kommt es mir vor. Seit Jahrhunderten sitzen wir hier ohne irgendeinen Hauch von Zeit… oder Veränderung… w-was wird geschehen, wenn wir diese Welt verlassen? Sterben wir dann?“

„Nein,“ sagte Takuma zuversichtlich, während Namie sich keuchend an Mikoto klammerte und kaum die Kraft hatte, zu atmen. „Wir werden leben, Leute!“
 

Mikoto rannte, dieses mal mit ihrer verletzten Schwester auf dem Rücken. Die anderen folgten ihr, so schnell sie konnten. Aber Mikoto musste bald warten; offenbar zehrte die Zeitlosigkeit sehr an ihrer Kraft, sie waren sehr viel langsamer als die Schwarzhaarige. So ließ sie die Jüngeren immer wieder aufholen, rannte etwas vor, um sie anzuspornen, schneller zu rennen, und wartete wieder, bis sie endlich wieder beim offenen Tor ankamen. Voller Staunen und als erblickten sie den Himmel selbst starrten die Kinder auf das schwarze Tor, auf die Welt dahinter, die sie lange, lange nicht gesehen hatten. Taki fing vor Glück an zu weinen.

„D-das da ist die richtige Welt!“ rief sie, „D-die Welt, die uns gleich wiederhaben wird!“

„Beeilt euch, hinaus!“ ordnete Mikoto an und scheuchte die Kleinen vor sich her. Akira kam als Letzter und blieb vor dem reglos da liegenden Kater stehen. „Was ist, Akira?“ keuchte Mikoto, „Geh weiter!“ Akira sah nur auf den großen schwarzen Berg neben sich und streckte eine Hand nach dem Fell aus.

„Ich war es, der den vernichtenden Chakrastoß… auf sein Herz gemacht hat,“ murmelte er kleinlaut, und Mikoto sah ihn eine Weile an. Da stand der kleine, dünne Akira vor dem riesigen schwarzen Haufen Tier, das sich nicht rührte. „Letzten Endes, Mikoto… war Nagaran nur ein Diener… er hatte den Tod nicht verdient. Als Namie mit Katon Rokujuuyon Sho seine Augen geblendet hat, hat er sie verletzt… und es ging alles sehr schnell… Yunosuke war längst draußen und das Tor wieder zu… und ich habe Juuken gemacht. Er ist so riesig, deswegen hat es etwas gedauert, bis das Chakra ihn getötet hat-…“ Er stutzte und sah plötzlich hoch zu Mikoto. „Oh – jetzt fange ich an zu denken wie diese Welt… jetzt nenne ich schon hundert Jahre etwas.“ Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und ging durch das Tor. Mikoto war dabei, ihm zu folgen, als Namie plötzlich auf ihrem Rücken keuchte und auf einmal den Hals ihrer Schwester losließ. Sie drohte, abzurutschen, und Mikoto schrie erschrocken, hastete durch das Tor und warf sich auf den feuchten Boden des Waldes, sobald sie draußen war.

„Nein! Nee-san! Nicht sterben, Nee-san! NEE-SAN!“ kreischte sie, krabbelte unter Namies Körper hervor und drehte ihre Schwester auf die Seite, einen panischen Blick auf die Wunde werfend, die sich rasch vergrößerte und aus der unaufhörlich Blut strömte. „HILFE!“ kreischte die Schwarzhaarige verzweifelt; noch während sie schrie, waren ihre Großeltern plötzlich an ihrer Seite. Sakura fing sofort an, sich um Namie zu kümmern, und Sasuke packte Mikoto und zog sie in seine Arme, worauf sie zu weinen anfing.

„Opa! N-nee-san stirbt! S-sie stirbt, ich weiß es! Es ist zu viel Blut, z-zu viel Blut! Oh nein…!“ Und sie vergrub schreiend vor Angst und Verzweiflung das Gesicht in der schützenden Brust ihres Großvaters, während auch die anderen herbeigeeilt kamen.
 

Das Tor schloss sich. Es war das letzte Mal in seinem Leben, dass Takuma so etwas sah, und er beobachtete apathisch, wie sich das schwarze Loch schloss und dann verschwand, während er plötzlich in der realen Welt stand neben Akira, während alle anderen um Namie herum hockten und versuchten, sie zu retten.

„Es kommt mir vor, als wäre es Jahre her, dass wir da drin waren,“ machte der Junge beklommen, „Das Zeitgefühl wird bei mir sicher für immer im Arsch sein, was meinst du, Akira?“

Akira sah bedröppelt zu Boden. Plötzlich begann es, zu regnen. Erst fielen nur einige Tropfen, dann wurde daraus schnell ein prasselnder, kalter Frühlingsregen, der die letzten Flammen an den Bäumen löschte.

„Ich fühle mich… als wäre ich tausend Tode gestorben und jetzt zum ersten Mal… wieder am Leben…“ murmelte der blonde Junge dann langsam, ohne seinen besten Freund anzusehen.
 

„Ihre Seele verschwindet in den Schatten,“ keuchte Kuma und fasste nach Namies Wangen, die sich kalt anfühlten und nass waren vom Regen. Sakura zitterte und konzentrierte ihre ganze Kraft darauf, die Wunde zu heilen, Shiemi unterstützte sie inzwischen mit dem bisschen Heilkunst, das auch sie beherrschte. „Sie ist in einer Welt ohne Seele und ohne Zeit verletzt worden, die Wunde ist mehr Gift für ihren Geist als für ihren Körper.“

„Kannst du etwas dagegen tun?!“ fragte Shiemi ihn fassungslos, und er ergriff Namies Wangen fester.

„Namie, sieh mich an!“ forderte er streng von der Nichte seiner Freundin, „Sieh mich an… du musst loslassen, befrei dich von der Finsternis, die in dich eingedrungen ist! Reiß dich los und komm zurück in diese Welt!“ Namie atmete nur heftig ein und aus und erzitterte am ganzen Körper. Kuma sah hilflos hinauf und erblickte die leichenblasse Haruka vor sich, die aussah, als würde sie selbst gleich sterben. „Haruka, sprich mit ihr!“ verlangte er, „Fass sie an und zeig ihr, dass du da bist, du bist ihre Mutter… du kannst besser zu ihr durchdringen als ich! Ich kann versuchen, seelische Kraft in sie zu leiten, sozusagen halbes Chakra, wenn das nicht hilft, ist es… wahrscheinlich hoffnungslos.“

„Oh mein Gott…!“ schrie Mikoto außer sich und klammerte sich an ihren Großvater, der hilflos versuchte, sie zu beruhigen, während Haruka schluchzend zu Boden sank und Namies Kopf auf den Schoß nahm.

„Mein Schätzchen… e-es wird alles wieder gut!“ heulte sie, „Namie, bitte… b-bitte sieh mich an! Du schaffst das, ich bin bei dir! Mikoto ist bei dir, wir alle sind bei dir! Gib nicht auf… gib nicht auf, Namie! Mein Liebling… oh mein Gott, b-bin ich glücklich, dich wiederzusehen… bin ich… froh…“ Sie beugte sich schniefend über das Mädchen und legte ihre Stirn gegen Namies. So blieb sie zitternd sitzen und weinte, während Kuma die Hände auf Namies Haarschopf legte und sich auf sein Kekkei genkai konzentrierte, das bis ins Innerste eines Menschen sehen konnte, tief hinein in die Seele.
 

Ich sehe deine Seele im Schatten, Namie… reiß dich los! Gib nicht auf!
 

Und in dem Moment, als sich der Schatten vor Kumas Augen mit einem Blitzen in Licht auflöste, öffnete Namie ihre Augen.
 

Die anderen sahen auf und hielten inne, Mikoto lugte hinter Sasuke hervor und hielt den Atem an, als Namie blinzelte und sich langsam zu bewegen begann. Die Wunde war geschlossen.

„Oma… M-Mama…?“ murmelte Namie benommen und sah sich um, „Wo bin ich hier? Ist das ein Traum…?“ Haruka hob den Kopf und blickte sie hicksend an – dann fiel sie ihr um den Hals und fing gleich wieder zu heulen an.

„Mein Kind!“ schrie sie, „Mein Kind, ich habe mein Kind zurück!... Du lebst… Gott, bin ich froh… Namie, Liebling… w-wir haben dich wieder…“ Es folgte ein Massenknuddeln und jeder stürzte sich auf die arme Namie, der es aber besser zu gehen schien, denn sie setzte ich auf und erwiderte jede Umarmung mit derselben Liebe, die auch sie erhielt. Sogar Naruto wurde geknuddelt, an den sich Akira gehängt hatte, immerhin war er sein Großvater.

Nachdem es Namie also gut ging, fand Mikoto Zeit, sich ein letztes Mal Masami zu widmen, der auf dem Boden lag, genau so, wie sie ihn zurückgelassen hatte, als sie in die Spiegelwelt gegangen war.

„Masami…“ sprach sie andächtig seinen Namen aus und sah auf ihn herunter. Er atmete unregelmäßig ein und aus und mühte sich nach Kräften, den Kopf zu heben und ihr ins Gesicht zu blicken. Lange sahen sie einander schweigend an. Ihr Blick war erkaltet. Masami würde nie wieder ihre Hingabe sehen, ihre unendliche Liebe und ihre Leidenschaft; all diese Dinge waren in ihr gestorben in dem Moment, in dem sie sich dazu durchgerungen hatte, gegen ihn zu kämpfen. Und er würde der einzige Mann bleiben, den sie jemals liebte, dem sie sich jemals hingab.

Sasuke trat hinter sie und legte ihr eine Hand auf die Schulter, als Masami nur heftig keuchte und nicht sprach.

„Du, Mikoto… darfst entscheiden, was wir mit ihm machen sollen. Du hast ihn zu Fall gebracht und die Familie beschützt… es wäre ungerecht von mir, dir diese Entscheidung nicht zu teil werden zu lassen.“

Mikoto senkte den Kopf. Langsam wurde ihr kalt, weil sie nass war vom Regen.

„Sperrt ihn ein,“ verlangte sie. „Er soll nicht sterben… sperrt ihn in eine geschlossene Anstalt, auf dass die Menschen dort sich um ihn kümmern und ihn den Rest seines Lebens da behalten. Ich bezweifle, dass sein psychischer Zustand jemals… der eines normalen Menschen sein wird. Lass Oma seine Wunen heilen… auf ewig eingesperrt und unter Drogen, die das Schmieden von Chakra unterbinden, ist Strafe genug.“ Sasuke nickte und zitierte seine Frau zu sich, damit sie sich (wenn auch widerwillig nach allem, was geschehen war) um Masamis Brandwunden kümmerte. Sie tat es Mikoto zu liebe, keineswegs, weil sie Masami so gern hatte – das hatte sie jetzt jedenfalls nicht mehr.

Das Gröbste schaffte sie vor Ort, die Feinheiten müsste man im Krankenhaus beheben. Sakura hatte viel Chakra in die Heilung von Namies Wunde investiert.

„Dann wollen wir ihn mal zum Dorf schleppen und dafür sorgen, dass er da hinkommt, wo er hingehört,“ sagte Sasuke und packte Masami, zerrte ihn unsanft auf die Beine und hielt ihn mit aller Kraft am Oberarm fest, Kuma kam ihm zu Hilfe und nahm Masamis anderen Arm. Masami keuchte.

„Ihr zerquetscht meine Arme, da hättet ihr sie gleich amputieren können, statt sie erst zu heilen!“ sagte er.

„Du hältst den Mund!“ sagte Sasuke barsch, „Wir müssen mit deinen Eltern sprechen, bevor du in die Klapse kommst! Von da wirst du nie wieder verschwinden können, das muss dir klar sein.“

„Gnädiges Urteil für einen, der die Familie ‚zerstören‘ wollte,“ bemerkte der Junge mit einem süffisanten Grinsen, bevor er den Kopf herumdrehte und Mikoto anstarrte, die nur da stand, regungslos.

„Ich werde dein Kind austragen,“ erklärte sie ihm ruhig. „Und ich werde es großziehen und ihm von klein auf beibringen, wie wichtig es ist, dass eine Familie zusammenhält.“

„Aah,“ machte Masami anerkennend und nickte, „Das ist ein guter Gedanke, Mikoto.“ Jetzt wurde er energisch von den beiden Männern weggezerrt, und er keuchte und rief laut: „Ich liebe dich!“

Mikoto, die gerade hatte gehen wollen, drehte sich noch einmal zu ihm um. Und sie sah ihn an mit einem Blick, der ihn verstummen ließ; der ihm all ihren Schmerz über seinen Verlust zeigte, all ihre Traurigkeit über das, was passiert war.
 

Darüber, dass sie nie wieder zusammen sein könnten.
 

Dann sprach sie.

„Was in dir… ist dazu noch fähig?“
 

––
 

Es war vorbei. Die ganze Angst, der ganze Schrecken, der Konoha und vor allem den Uchiha-Clan befallen hatte, wurde mit dem stärker werdenden Regen fortgewaschen. Aber der Schatten verschwand nur langsam aus den Herzen der Menschen. Wie machte man weiter, wenn sich so vieles plötzlich verändert hatte?

War es überhaupt möglich, einfach weiter zu machen?
 

Während Masami weggebracht wurde, begab sich der Rest der Anwesenden ins Krankenhaus. Sakura wollte dabei helfen, diejenigen, die von Tsukuyomi oder welchem Jutsu auch immer niedergestreckt worden waren, zu heilen. Sofern das möglich war, addierte sie, als sie vor Kanae stand, die vor dem Bett hockte, in dem Seiji lag, regungslos. Sakura machte ein unglückliches Gesicht bei dem traurigen Anblick der beiden, die jetzt auch ihr zweites Kind verloren hatten – zwar nicht an den Tod, aber das, was Masami den Rest seines Lebens erwarten würde, war kaum besser.

Nein… dachte sie dann, Verloren… haben sie ihre Kinder beide schon vor vielen Jahren. Es muss… grauenhaft gewesen sein.

Sie betrat das Zimmer und legte Kanae eine Hand auf die Schulter. Die Blonde hob benommen den Kopf und sah hinauf zu ihrer Schwiegermutter. Ihr Gesicht war voller Kummer, voller Müdigkeit und endloser Erschöpfung. Sie sah nicht aus, als könnte sie sich noch auf den Beinen halten, würde sie jetzt aufstehen.

„Sakura…?“ flüsterte sie, „Was ist mit Masami… geschehen?“

Die ältere Frau senkte traurig den Kopf. Kanae zitterte.

„Die Familie… hat beschlossen, dass es das Beste ist, ihn in eine geschlossene Anstalt zu schicken. Ich fürchte… dass, was immer in ihm vorgegangen ist, ist irreparabel… das bedeutet, solange er lebt, wird er nicht mehr da rauskommen. Aber er ist am Leben und nicht schwer verwundet, falls dich… das tröstet.“ Sie sah wieder auf Kanae, die den Kopf ebenfalls gesenkt hatte und stärker zitterte. Sakura seufzte, als sie ihre Schwiegertochter weinen sah. „Es… tut mir so schrecklich leid. Es ist so grausam, was geschehen ist…“

„Es gibt… keine Worte für das, was passiert ist,“ wisperte Kanae. „Und keine Entschuldigung dafür, dass Seiji-kun und ich jahrelang verschwiegen haben, was wir wussten. Wir wussten es… dass Masami Naoya getötet hat. Aber wir haben geschwiegen… und es… stillschweigend hingenommen… weder euch gegenüber, noch Naoya gegenüber, noch vor uns selbst gibt es… dafür eine Entschuldigung.“

„Nein, Kanae,“ sagte die Frau ruhig, bevor sie sich herunterbeugte und sie sanft in die Arme schloss. „Was ihr beide, du und Seiji, erlebt habt… das bedürfte einer Entschuldigung, wenn es jemanden gäbe, der Schuld hätte! Du… musst dich bei niemandem entschuldigen, Kanae.“

Kanae zitterte, als Sakura sie wieder losließ und sich über Seijis reglosen Körper beugte. Sie befühlte seinen Puls und dann seine kühlen Wangen und seine Stirn.

„Denkst du, Sakura… Seiji-kun wird wieder aufwachen?“
 

Sakura sah sie an.

„Ich weiß es nicht…“ sagte sie bekümmert, „Er… ist körperlich völlig gesund, diese Wunden an den Armen sind nicht gefährlich-… aber aus irgendeinem Grund sieht es trotzdem schlecht aus…“ Sie nahm sich zusammen und versuchte, die Bewusstlosigkeit zu heilen, in die er dank Tsukuyomi gefallen war. Er wachte nicht auf. Kanae wurde jetzt wacher, als Sakura es noch zweimal probierte und er nicht aufwachte.

„W-was passiert mit ihm?!“ fragte sie aufgelöst, „Wenn Seiji-kun stirbt, dann… d-dann weiß ich nicht, wie lange ich das hier noch aushalte! So viele Jahre lang… h-habe ich versucht, stark zu bleiben… aber jetzt kann ich es nicht mehr… n-nicht so, Sakura… b-bitte! Es muss doch etwas geben, was du tun kannst!“

„Ich kann… gar nichts tun!“ keuchte die Rosahaarige fassungslos über ihre eigenen Worte, „Es ist, als hätte er den Willen, weiterzuleben, verloren… es ist keine körperliche Sache, es ist ein Problem der Seele. Und das… kann ich nicht heilen!“
 

Die Nachricht war grausam. Kanae schlug zitternd die Hände vor das Gesicht, keuchte und begann erneut zu weinen, als die Verzweiflung sie übermannte und der letzte Funken ihres Lichtes erlosch wie die Flamme einer heruntergebrannten Kerze, die ein Windhauch gestreift hatte. Sakura ließ sich auf den Bettrand sinken und musste selbst erst einmal begreifen, was geschah… was geschehen würde

„Es… liegt jetzt allein in seiner Hand, ob er… aufwachen will oder nicht. Und wenn er es nicht will… d-dann… …“ Sie brach ab und fuhr sich mit der Hand über die geöffneten Lippen, als ein kalter Schauer über ihren Rücken lief.
 

Dann wird er sterben…
 

––
 

„Du sagst, ich sei wahnsinnig?! Was bist du, der du deinen Neffen geschlachtet hast wie ein Tier?! Was bist du, der du Kaa-san genauso viel zum Weinen und Zerbrechen gebracht hast wie ich?!“
 

Es war dunkel.

Seiji überlegte, ob er die Augen öffnen sollte… er entschied sich dagegen. Was würde er sehen, außer der Finsternis, die inzwischen das Einzige war, was er sah? Mit jedem Tag war ein Bisschen Sonnenlicht verschwunden… und jetzt war es ganz erloschen.

Irgendwo in weiter Ferne hörte er die Stimmen seiner Mutter und seiner Frau.

Er fragte sich, wo er war… schlief er? War er gestorben? Vielleicht wäre es das Beste… dann wäre er niemandem mehr im Wege und niemand müsste sich mehr damit belasten, sich um ihn zu kümmern.
 

Bist du es nicht, der wahnsinnig ist, Tou-sama? hörte er Masamis Stimme in seinem Kopf, und er sprach nicht. Was ist? Bist du traurig? Dann schluck doch wieder ´ne Tonne deiner Pillen, die dich so glücklich machen! Hm? Ist doch ´ne gute Idee, wieder Tabletten zu schlucken wie ein Loch und damit Kaa-san Kummer zu bereiten, hm?

„Du bist nicht anders als ich, Masami… das, was du getan hast, war Auslöser für allen Kummer!“ rang er sich dann doch dazu durch, etwas zu sagen. „Du bist ein Hirngespinst, Masami – du bist nicht hier, du sprichst nicht gerade mit mir!“

Warum redest du mit einer Halluzination? grinste Masami, und jetzt sah Seiji das Gesicht seines Sohnes, das in der Dunkelheit erschien. Jetzt sah er auch sich selbst, stehend in der bodenlosen Finsternis. Wir sind beide hier, oder? fragte das Kind weiter. In der Dunkelheit, Tou-sama… in der sind wir beide! – Mag sein, was du sagst… dass Naoyas Tod Schuld ist an allem – also ich Schuld bin! Aber was wir tun, unterscheidet sich enorm! Denn was ich tat, tat ich zum Wohle Konohas; auch, wenn es niemand glaubt, in hundert Jahren wird das Dorf bereuen, mich nicht unterstützt zu haben. – Aber du, Tou-sama… du hast alles nur für dich selbst getan, egal, um was es ging.

„Nein… d-das ist nicht wahr!“ schrie Seiji erbost. Masami lachte.

Doch, ist es! verhöhnte er ihn, Warum hast du Yusaku ermordet? Aus Rache an deinem Bruder, weil du der Meinung warst, Sanosuke wäre Schuld an all deinem Übel, um ihn zu bestrafen. Nur für… dich selbst, es ging allein um dich!

„Das war ein Fehler, hör auf es mir vor Augen zu halten! Ich kenne meine Vergangenheit!“

Nein, du rennst vor ihr davon! antwortete die innere Stimme zornig, Statt deinen inneren Konflikt aktiv zu bekämpfen, gräbst du den Kopf in den Sand wie ein Strauß und frisst solange Pillen, bis du eines Tages den Geist aufgibst, weil du mit deiner Schuld nicht fertig wirst! – Warum nimmst du Pillen, obwohl du wusstest, wie groß die Gefahr war, wieder süchtig zu werden, nachdem du es doch geschafft hattest, von ihnen wegzukommen? Nur für dich selbst, Tou-sama, weil du dich… vielleicht besser fühlst, wenn du Antidepressiva frisst! Was Kaa-san darüber denkt, war dir egal… du hast doch nicht echt geglaubt, sie würde es nie merken? Alle haben es gemerkt, wenn sie dich nur angesehen haben! Gibst du jetzt zu, dass du egoistisch bist?

„Ich bin nicht egoistisch!“ schrie Seiji verzweifelt, „Verschwinde, geh weg aus meinem Kopf! Du hast… deinen Bruder getötet! Hör auf… hör auf, mich mit meinen Fehlern zu verfolgen! Egal, was ich tat, immer habe ich das Falsche getan! Jeder Schritt, den ich für einen in die richtige Richtung hielt, war am Ende einer in die falsche! Glaubst du, es wäre mir egal?... Hör auf, mir meine Fehler vorzuhalten… ich kann nie wieder gut machen, was ich getan habe. Weder deiner Mutter noch… Haruka gegenüber ist das, was ich getan habe, jemals verzeihlich. Ich weiß das alles… lass mich jetzt in Ruhe, dann lasse ich euch auch in Ruhe! Ich will nicht… mehr aufwachen! Ich will weg von hier, ich wollte nie geboren werden! Ich will nur noch sterben und bin froh, wenn es endlich vorbei ist! Die anderen… werden auch froh darum sein. Es ist gut so. Einmal im Leben werde ich… das Richtige tun.“

Er schloss die Augen und die Dunkelheit wurde schwärzer um ihn herum. Es war so still… die Stimmen entfernten sich und das Gefühl verschwand aus seinen Gliedern, als würde er hinübergleiten in einen traumlosen Schlaf.

Ich war weder ein guter Sohn… noch ein guter Bruder. Ich war weder ein guter Ehemann noch ein guter Vater. War ich jemals überhaupt… in irgendetwas gut?
 

Ich habe das Licht meiner Frau… zum Erlöschen gebracht. Von allen Lichtern der Welt schien ihres am hellsten. Und ich habe es wirklich geschafft… es zu löschen.
 

Was für ein Mensch kann ich da sein? Was für ein abgrundtief grauenhafter, schlechter Mensch muss ich sein, um das zu schaffen? Es ist, als hätte ich es geschafft, alles Gute der Welt zu zerstören… wenn ich sterbe… kehrt es vielleicht nach und nach zurück.
 

Bis zum letzten Bisschen Guten auf der Welt.
 

Dann spürte er plötzlich etwas. Er stockte und fragte sich, was es war – eine leichte Erschütterung wie ein sanftes Erdbeben und Stimmen, die wieder lauter wurden, die näher kamen.

„Seiji-kun!“ riefen sie. „Bitte… nicht…!“

Seiji-kun…? fragte er sich selbst benommen und versuchte, die Stimme einzuordnen. Wer… ist das? Meinen die mich…? Was sagen sie…?
 

Bitte wach nicht wieder auf?
 

Die Stimme in seinem Kopf seufzte. Masamis Gesicht verschwand.

Dummkopf, hörte Seiji ihn murmeln. Egoistisch bis zuletzt. Du rennst davon, um zu sterben, und lässt Kaa-san alleine auf der Welt zurück. Denkst du wirklich… glaubst du ernsthaft, so würde sie ihr Leuchten wiederfinden?

Seiji erstarrte, während die Stimmen um ihn herum immer lauter wurden und das Beben heftiger. Ja – jemand schüttelte ihn! Jemand hatte seine Schultern ergriffen und rüttelte ihn!
 

„Seiji-kun! Bitte stirb nicht!“
 

Er stockte erneut und rief verzweifelt nach Masamis Stimme.

„Warum sprichst du mit mir?! Warum willst du… mich davon abhalten?!“ Er konnte sein Kind nicht mehr sehen… aber er spürte plötzlich eine Hand, die über seine Wange strich, und er spürte Masami im Dunkeln lächeln.
 

Weil die einzige Tat, die ich bereue… die ist, meine Mutter so leiden gelassen zu haben. Tu ihr nicht… noch mehr weh, Tou-sama.
 

Als er verschwand, öffnete Seiji die Augen und das Licht strömte in ihn herein wie Wasser in eine Schale. Es schmerzte, so sehr blendete es… aber da war Kanae, die sich an seinen Hals warf und ihn umarmte mit all ihrer Liebe… mit all ihrem Licht, das er so sehr an ihr mochte… es war nicht ganz erloschen.

Nicht mehr.

„Seiji-kun!“ rief sie und schluchzte, als sie ihn beinahe zu Tode knuddelte, „D-du lebst… ich… bin so glücklich, dass du lebst… bitte lass mich… niemals wieder allein…“

Nein… das würde er nicht.

Es war das Einzige, das er je richtig machen würde… er würde seine Frau niemals wieder zum Weinen bringen.
 

––
 

Satoya hatte den armen Junya zum Glück etwas leichter aus dem Tsukuyomi-Koma wecken können; obwohl Masami behauptet hatte, Junyas Überlebenschancen wären gering, war der Junge erstaunlich schnell wieder putzmunter, als er hörte, dass alles vorbei war und auch seine beiden Brüder wohlauf im Krankenzimmer vorfand.

„Wann ist schon mal die ganze Familie in einem Raum?“ grinste Yunosuke dazu, als sich alle lachend (Moe mehr vor Freude weinend) umarmt hatten und glücklich darüber waren, dass es allen gut zu gehen schien. Takuma war noch etwas benommen durch den Umstand, plötzlich wieder Zeit zu spüren.

„Na ja, bei Familienessen, bei denen sich wieder alle in die Wolle kriegen,“ beantwortete Junya die Frage seines Bruders, und Moe stöhnte.

„Oh nein, bitte nicht… glaubt ihr, das bessert sich in Zukunft? Jetzt, wo… das alles hinter uns liegt?“

„Ich meinte ja nicht die ganze Familie, ich meinte doch nur uns sechs,“ seufzte Yunosuke dazwischen, und Junya schnaubte:

„Wir sind fünf, du Pansen!“

„Fünfeinhalb!“ korrigierte der Bruder trotzig und zeigte auf seine Mutter, „Oder wusstest du das nicht? Dabei warst du doch hier, während ich in der blöden Spiegelwelt war!“

„Natürlich wusste ich das…“ grummelte Junya verlegen, und alle mussten kurz lachen. Satoya strich seinen Kindern flüchtig über die Haare, worauf Junya schon losmeckerte, er wäre kein Baby mehr.

„Ich muss noch mal weg,“ verkündete der Vater dann, „Irgendjemand muss noch den armen Yasuki aufwecken, fürchte ich, bevor Kumiko und Nori sich vor Sorge die Augen ausheulen.“ Moe starrte ihn an.

„Und das… willst ausgerechnet du machen?“ wunderte sie sich, „Ich meine – sollte das nicht lieber deine Mutter tun? Sonst weinen sich die beiden noch mehr die Augen aus, wenn ihr euch zankt…“

„Nein, ich werde das tun,“ murrte ihr Mann, „Es ist… langsam mal Zeit dazu, Klarheit zu schaffen. Ich habe die Streiterei mit der ganzen Welt echt… sowas von satt.“ Dann ging er und ließ seine verblüffte Familie zurück. Moe lächelte glücklich.

„Das ist sicher die beste Idee, die du seit langem hattest, Satoya-kun,“ seufzte sie völlig verliebt und tätschelte ihren flachen Bauch. Takuma lehnte sich gegen die Wand und musste grinsen.

„Jetzt hab ich ja fast Angst, dass mir vor lauter Friede-Freude-Eierkuchen langweilig wird…“ versetzte er scherzhaft, „Mann, meine Haare, ich sehe ja grauenhaft aus…“

„Tust du immer, Nii-san,“ machte Yunosuke lachend, und Takuma trat glucksend nach ihm.

„Oh, ja, danke, jetzt ist mir nicht mehr langweilig – sag das noch mal, du Sack, und ich bewerf dich mit Wattebäuschchen, bis du blutest!“
 

––
 

Kumiko war vollkommen aus der Bahn geworfen, als Satoya das Zimmer betrat, in dem Yasuki noch immer k.o. lag nach Masamis liebevoller Tsukuyomi-Attacke. Sie hatte mit manchem gerechnet, der hier aufkreuzen würde – letztlich mit Naruto, immerhin war der Yasukis Vater – aber nicht mit Satoya.

„Was machst du denn hier…?“ fragte sie verwirrt und rückte die kleine Nori auf ihrem Schoß zurecht, die sich unglücklich an Mamas Brüste kuschelte und mit einem Finger an ihrer Lippe herumpulte.

„Wacht Papa bald wieder auf, Mama…?“ nölte die Kleine dabei und macht ein mitleiderregendes Gesicht, sodass Satoya fast darüber hinwegsehen konnte, dass sie das absolute Ebenbild ihrer rosa Mutter war, nur etwas kleiner und etwas pummeliger; Satoya war davon überzeugt, dass Nori später einmal genauso eine spindeldürre Barbie sein würde wie ihre Mutter.

„Was ich hier mache? Entschuldige, ich bin Medic-Nin, ich arbeite hier, Kumiko.“ Er ging zu seinem ehemaligen besten Freund Yasuki herüber und sah eine Weile auf ihn herunter. Kumiko erhob sich erstaunt und nahm dabei die maulige Nori auf den Arm.

„D-du kannst ihn aufwecken?“ fragte sie zögernd, „Oh mein Gott… d-dann tu es! Bitte… e-er ist doch okay, oder…?“

„Es war Tsukuyomi, das hat ihn quasi psychisch ausgeknockt, wenn du verstehst was ich meine. Aber er ist okay, ich kann ihn aufwecken.“ Er sah auf die traurige kleine Nori, die sich an Mamis Hals klammerte. Heute steckte sie in einem quietschpinkfarbenen Kleidchen mit Tüll unter dem Rock und sah aus wie frisch aus dem Kinderballett geklaut. „Keine Angst, Nori-chan… dein Papa wacht gleich wieder auf.“

„Wirklich?!“ schrie die Kleine und strahlte über beide Backen. Kumiko wagte nichts zu sagen und sah ungläubig zu, wie ihr Exfreund mit einem raschen Aufblitzen seiner Hand über Yasukis Stirn das Koma enden ließ. Einfach so… und sie hatte erwartet, er würde jetzt erst irgendeine Gegenleistung von ihr erwarten, dass sie irgendetwas tun müsste, bevor er sich dazu herabließ, ihren Mann zu wecken… Menschen einschätzen war noch nie ihre Stärke gewesen, stellte sie fest.

Yasuki blinzelte benommen und fragte sich noch, wo er war, da hörte er ein freudiges „PAPAA!“, kurz darauf klebte seine kleine Tochter an seinem Hals und erwürgte ihn beinahe in ihrem Eifer.

„N-Nori…?! Du liebe Zeit – äh, w-wo bin ich?!“

„Papa, Papa, Papa!“ grölte Nori ihm ins Ohr, „Du bist wieder wach, ja, du bist waaach!“

„Wenn du so weiter brüllst, ist er gleich wieder k.o.!“ mahnte Kumiko die Kleine, bevor sie sich lächelnd über das Bett beugte und ihren Mann glücklich ansah. „Willkommen zurück, Liebling. Wir beide haben dich vermisst…“ Yasuki lächelte gerührt und bekam von seiner Frau einen zärtlichen Kuss. Als Kumiko sich erhob, drehte sie sich unschlüssig zur Tür um, bei der Satoya noch stand.

„Also… d-danke…“ stammelte sie unsicher, was sie sagen sollte. Jetzt erst fiel auch Yasuki Satoyas Anwesenheit auf, und er erhob sich im Bett und setzte Nori perplex auf seinen Schoß.

„Hast du mich aufgeweckt?“ wunderte er sich, und Satoya seufzte.

„Was soll ich machen, das ist mein Job. Und du bist der Lehrer meiner Kinder, ich hätte also keine Vorteile davon, dich hier verrotten zu lassen…“ Kumiko und Yasuki tauschten einen unsicheren Blick. Dann hob Kumiko ihre Tochter von Yasukis Schoß und stellte sie auf den Boden.

„Schatz, kannst du… kurz draußen spielen gehen? Opa Hokage ist sicher auch irgendwo, oder du kannst dir was zu trinken holen, okay? Wir drei müssen mal kurz… unter uns Erwachsenen reden.“

„Na gut… krieg ich ein Eis?!“ strahlte das Mädchen, und Kumiko gab ihr ein bisschen Geld, bevor Nori davonrannte. Die drei übrigen schwiegen sich erst mal an.

„Unter uns Erwachsenen reden?“ wiederholte Yasuki kopfschüttelnd, „Das klingt, als würden wir jetzt irgendwas perverses machen…“

„Ich hoffe doch, dass ihr der Kleinen nicht immer erzählt, ihr müsstet ‚reden‘, wenn ihr ins Bett geht,“ machte Satoya verwirrt, „Ich meine, nachher fragt sie euch eines Tages, wieso ihr immer so laut reden müsst…“

„Dass du noch hier bist… zeigt mir, dass wir das zwischen uns endlich mal klären können,“ wechselte Kumiko verlegen das Thema und sah bedröppelt zu Boden. „Zwischen uns dreien, meine ich. Was Yasuki und ich getan haben, war falsch und echt scheiße, das wissen wir längst. Du hast uns nur nie eine Chance gegeben, uns zu entschuldigen…“

„Ich will keine Entschuldigung,“ stöhnte Satoya, „Jetzt nicht mehr, ganz sicher nicht. Es… ist auch nicht zu entschuldigen, Kumiko, das ist das Problem. Du bist mir schon ewig egal, ich habe eine wundervolle Frau und werde bald vierfacher Vater sein, das mit uns ist Vergangenheit und ist mir egal. Es… es hat mich nur so aufgeregt, dass ihr offenbar geglaubt habt, es gäbe irgendeine Entschuldigung dafür… vor allem du, Yasuki! Ich meine, als ich euch erwischt habe, war es ja nicht der erste Kuss, ihr habt schon wochenlang zusammen Sex gehabt und all den Kram, und beide habt ihr so getan, als wäre nichts! Ich meine… kommt mir jetzt nicht mit diesem Aber wir lieben uns so sehr! -Kram, das ist Blödsinn. Wenn es andersrum gewesen wäre, wenn Kumiko deine Freundin gewesen wäre und ich hätte mich zufällig in sie verliebt, dann wäre ich nicht im Traum auf die Idee gekommen, sie dir wegzunehmen… ich meine… w-war da bei dir kein bisschen diese… automatische Blockade, hattest du gar kein schlechtes Gewissen dabei? Ich wäre vermutlich verrückt geworden… und wenn Kumiko bei mir angekommen wäre und sich an meinen Hals geworfen wäre, obwohl sie mit dir zusammen war, dann hätte ich auf keinen Fall zugelassen, dass sie dich betrügt, und hätte sie weggeschoben oder so…“

„Ich hatte ein schlechtes Gewissen!“ machte Yasuki betreten, „I-ich fühle mich seit damals immer noch wie ein mieses Arschloch, also bezahlt habe ich ziemlich dafür, denke ich jetzt… jedes Mal, wenn wir uns begegnet sind, hast du mich mit nur einem Blick spüren lassen, was für ein Arsch ich bin – und ich hab's verdient, ja, du hast recht… aber es war grauenhaft… auch in Kusa damals, und Kumiko ging es die ganze Zeit genauso. Verdammt, ich weiß noch, als sie mit Nori schwanger wurde und ihr anderen es erfahren habt, kam von dir natürlich irgendein bissiger Kommentar und wir waren so unglücklich und haben uns so… dermaßen scheiße gefühlt, dass wir sogar daran gedacht haben, das Kind nicht zu kriegen, wir… haben kaum mal gewagt, glücklich zu sein. Es war ein bitterer Preis, ich… ich hoffe, dass sich das eines Tages ändert.“

„Wisst ihr was?“ seufzte Satoya, „Ich hab auch ´ne Menge Scheiße hinter mir, die Sache mit Moe war nicht all die Jahre so wunderbar, wie es ausgesehen haben mag, wir haben uns auch gestritten und ich wollte mich schon von ihr trennen, aber irgendwie haben wir uns wieder gefangen. Diese ganze Sache… mit Masami und allem, was hier passiert ist, dass die Leute verschwunden sind und so… das ist jetzt vorüber. Und ich habe keinen Bock mehr, mit jedem Deppen zu streiten wegen Dingen, die längst vergangen sind. Es gibt keine Entschuldigung, okay; aber so kann es auch nicht weitergehen. Ich… denke, am besten ist, wenn wir das alles vergessen und nie wieder darüber sprechen. Ich will doch auch, dass wir wieder normal miteinander reden können, Yasuki… zumindest irgendwie. Wir beide haben unsere eigenen Familien und ihr beide solltet… auch das Recht haben, mal glücklich zu sein. Ich hab mich wie ein Idiot benommen, aber… hey, ich konnte nicht einfach meine Prinzipien über den Haufen werfen, es jetzt zu tun kostet mich auch einiges an Überwindung.“ Er senkte den Kopf und lächelte kurz. „Aber das ist es mir wert, wenn dadurch dieses Gemurre aufhört zwischen uns. Kommt ihr beide damit klar?“

„Ob wir-… n-natürlich!“ machte Yasuki völlig erstaunt, „Das wäre wirklich… toll…“

„Ach, du bist einfach so süß, Satoya,“ machte Kumiko gerührt und wollte ihm um den Hals fallen, aber er hob abwehrend die Hände und trat zurück.

„Woah, hey… nicht so stürmisch… normal miteinander reden, Kumiko, nicht mehr! Das ist mir, ähm… zu viel Nähe nach all den Jahren.“

„Oh, okay, verstehe…“ lachte sie nervös und kratzte sich am Kopf, „Keine Sorge, ich wollte dich nur knuddeln…“

„Ich weiß,“ machte er, „Lassen wir das lieber. Dann… werde ich jetzt gehen und mal sehen, wo eure Tochter ist, die wartet sicher schon, wieder rein zu dürfen…“
 

––
 

Plötzlich war die Ruhe zurückgekehrt nach Konoha. Die Angst vor dem Kinder verschwinden lassenden Monster war verschwunden und die allgemeine Unruhe hatte sich gelegt. Und dennoch gab es noch Dinge, die geklärt werden mussten.

Naruto zitierte quasi den halben Uchiha-Clan und noch so einige andere in sein Büro. Seit dem Ende des Dramas war eine Woche vergangen die die Patienten waren inzwischen aus dem Krankenhaus entlassen worden.

„Ich habe mich jetzt entschlossen,“ verkündete der Hokage ernst, als ein großer Haufen Menschen dicht zusammengedrängt in seinem Büro vor ihm stand, ganz vorne an Sasuke und Sakura, seine ehemaligen Teamkameraden, besten Freunde und Ratgeber. „Einige von euch haben das von mir schon mal gehört, andere werden das jetzt zum ersten Mal hören. Ich werde das Amt des Hokage niederlegen.“

Das Erstaunen war groß, außer bei denen natürlich, die das schon einmal gehört hatten. Sakura senkte den Kopf und nahm unwillkürlich Sasukes Hand. Naruto bemerkte, dass sie bedrückt war, und lächelte.

„Hör mal, Sakura-chan,“ machte er, „Niemand bleibt ewig Hokage! Eines Tages ist dieses Ende da, so, wie es bei den fünfen vor mir auch war.“

„Ich weiß,“ sagte sie leise, „Aber… trotzdem ist der Gedanke deprimierend, wie schnell die Zeit vergeht.“ Alle schwiegen darauf betreten, bis Naruto die unangenehme Stille wieder brach.

„In den letzten Jahren ist viel passiert und mir ist vor Augen gehalten worden, dass ich als Hokage völlig versagt habe. Ich habe für die Kinder nichts tun können, die weg waren, und an ihrer Rettung war ich nicht mal halb so viel beteiligt wie manch anderer hier im Raum. Es ist nicht so, dass ich den Willen verloren hätte, dieses Dorf zu beschützen mit allem, was ich habe… aber die Kraft geht mir mit den Jahren… verloren. Seht mich an, ich bin ein alter Opa!“ Er lachte blöd und zeigte auf sich. „Und verdammt, ich habe mich bemüht und mir meinen Ruhestand verdient, oder was?“ Alle mussten lachen und jetzt schmunzelte auch Sakura.

„Ja… das hast du wirklich, Naruto.“

„Und wer wird jetzt der neue Hokage?“ wunderte sich Sanosuke verdutzt. Naruto verschränkte die Arme.

„Mir ist in den letzten Wochen noch manch anderes vor Augen gehalten worden als nur, dass ich alt bin,“ erklärte er diplomatisch. „Was ein Hokage braucht, ist der Wille und die Macht, das Dorf mit beiden Händen zu schützen, komme, was wolle. Dazu bedarf es ab und zu auch eines ausgeprägten Verstandes – ja, ja, guckt mich nur an, war nicht meine Idee, mich zum Hokage zu ernennen…“ Die meisten lachten und Asayo schnaubte:

„Hat niemand was gesagt, Papa!“

„Dieses Dorf hat so viele großartige Shinobi geboren und großgezogen, dass ich am liebten alle möglichen zum Hokage machen würde,“ gab Naruto zu, „Es gibt wirklich sehr viel mehr als nur einen Menschen, den ich für diesen Posten für geeignet halte; aber es kann nun mal nur einen Hokage geben.“

„Ja, ja,“ stöhnte Sasuke ungeduldig, „Wir wollen keine Lose ziehen, jetzt sag endlich, wer deine Nachfolge antreten soll!“

Hinter ihm stand Kiba, der ihm zuraunte:

„Was denn, so ungeduldig, du willst mal wieder nur Sex, oder was?“ – doch ehe Sasuke eine Chance hatte, sich umzudrehen und ihn empört anzustarren, fiel Naruto ihm ins Wort.

„Shiemi wird der nächste Hokage. Basta.“
 

Alle erstarrten und sahen ihn groß an. Shiemi zog eine Braue hoch.

„Was?“ machte sie perplex – offenbar hatte sie damit nicht gerechnet.

„Was?“ machten auch fast alle anderen darauf im Chor. Naruto stemmte wichtigtuerisch die Hände in die Hüften.

„So ziemlich als Einzige hier, hatte ich oft das Gefühl, hat Shiemi bewiesen, dass sie Grips hat, und hat ihren klaren Kopf bis zur krassesten Situation behalten, das fordert meinen größten Respekt. Sie wusste jede Minute, was sie tat, und ich denke, dass wir Masamis Rückzug zu einem großen Teil ihr zu verdanken haben. Und Mikoto zu bedrohen, um Masami dranzukriegen, und so zu tun, als wäre dir ein Opfer egal, war gut durchdacht. Ich halte dich für fähig, Shiemi-chan… dieses Dorf mit derselben Hingabe beschützen zu können wie deine Familie.“ Er sah zu Sasuke. „Ja, ich weiß, du hast bei Kanae auch so getan, als wäre sie dir wurscht, hast du gut gemacht, Teme, aber du bist zu alt, um Hokage zu werden!“

„Ich wollte auch nicht Hokage werden…“ murmelte Sasuke genervt, und die anderen lachten. Shiemi verneigte sich vor Naruto.

„Ich fühle mich durch Eure Worte zutiefst geehrt, Hokage-sama,“ sagte sie ernst. „Ich… bin zwar gerade etwas überrascht… aber ich will mich nach Kräften bemühen, Euch nicht zu enttäuschen. Wir haben… genug Enttäuschungen gehabt in den letzten Jahren.“

„Dann heb den Kopf und sag nie wieder Hokage-sama zu mir,“ gluckste Naruto, als sie sich aufrichtete und er ihr seinen Hokage-Hut überreichte. „Ab heute, Shiemi… bist du hier Hokage-sama.“
 

––
 

Die Ernennung des siebten Hokage war seit langem einmal wieder ein Anlass zum Feiern. Zumindest ein wenig; zum ausgelassen durch das Dorf tanzen waren die vergangenen, grausigen Ereignisse doch noch zu tief verankert in den Bewohnern Konohas. Neben Seiji und Kanae, die es am schwersten hatten, die Vergangenheit zu überwinden, war es auch für Mikoto nicht leicht.

Während ihre Großmutter mal wieder eines ihrer Familienessen auf den Tisch zauberte zu Ehren von Shiemis neuem Job und der ganze Clan wie so oft in Sasukes Haus versammelt war, saß Mikoto auf der obersten Treppenstufe mit angewinkelten Beinen und sah schweigend an die kahle Wand ihr gegenüber. Seiji und Kanae waren nicht da und obwohl Sakura sich Sorgen machte, konnte sie auch verstehen, dass die beiden jetzt nicht in der Stimmung für Familienfeste waren und lieber etwas zu zweit bleiben wollten, nachdem ihr kleiner Sohn lange tot und ihr großer Sohn jetzt in der Klapse war. Mikoto fand den Gedanken gewöhnungsbedürftig, dass sie Masami nie wieder hier im Haus sehen würde. Während sie da saß, hob sie jedes Mal erschrocken den Kopf, wenn unten jemand durch den Flur ging, weil sie glaubte, Masami würde doch noch kommen und alles wäre wie früher.

Wie früher, bevor das ganze Unheil angefangen hatte.
 

Sie sah Masamis hübsches Gesicht und sein Lächeln noch genau vor sich. Sie spürte noch die sanfte Berührung seiner Finger auf ihrer Haut, ihrem Gesicht, ihrem ganzen Körper… und seine Lippen, die sie küssten. Und es war immer noch eine angenehme Erinnerung, auch wenn ein dunkler Schatten darüber hing mit der Gewissheit, dass Masami behauptet hatte, sie zu lieben, aber ihr gleichzeitig ihre Geschwister weggenommen hatte. Mikoto hatte versucht, sich in seine Lage hineinzuversetzen, herauszufinden, warum er das alles getan haben mochte; und zum Teil konnte sie seinen Standpunkt nachvollziehen. Wer wusste es? Vielleicht hatte er recht und es würde wirklich immer wieder ein neuer Idiot kommen, der Chaos machte. Aber er selbst hatte das doch auch getan und hatte damit doch eher das Gegenteil von dem bewirkt, was er hatte bewirken wollen. Hätte er nicht damit angefangen, aufzuräumen, wäre nie Unheil über die Familie gekommen und Konoha hätte auch keine Probleme gehabt. Es war einfach der falsche Weg, den Masami eingeschlagen hatte.

Und er hatte von Anfang an gewusst, dass es nicht funktionieren würde. Da war Mikoto sich sicher. Er war nicht allmächtig. Er war nur ein Mensch.
 

„Letzten Endes… sind wir alle nur kleine Splitter in dem großen, zerbrechlichen Kristall, der unsere Welt ist…“
 

Sie umschlang ihre Knie mit den Armen, vergrub den Kopf darin und begann, zu zittern, als sie sich an Masamis Stimme erinnerte. Sie vermisste ihn, seine Nähe, seine zärtlichen Worte ihr gegenüber…

„Wieso musste das alles passieren, Masami?“ schniefte sie unglücklich, „Ich hasse dich… ich hasse dich, weil du mich mit dem Baby alleine gelassen hast! Weil w-wir alle… dir egal sind… w-weil ich… dumme Nuss dich immer noch vermisse und traurig bin, weil du fort bist!“ Sie fing an, stumm zu weinen, bis sie plötzlich eine Hand auf ihrem Hinterkopf spürte.

Sie hob den Kopf und dachte im ersten Moment, durch die mit Tränen verschleierten Augen Masami neben sich sitzen zu sehen… als sie sich über die Augen wischte, war es aber ihr Großvater, der zu ihr gekommen war – erstaunlicherweise.

„Ich weiß, was du denkst,“ sagte er dumpf zu ihr, und sie sah verlegen zur Wand, weil sie sich dumm vorkam, vor ihm wie ein kleines Kind geheult zu haben. „Aber Hass ist… letzten Endes auch keine Lösung. Er macht nur… alles schlimmer.“

Sie sah ihn wieder an und brauchte etwas, um Worte zu finden.

„Wieso sagst du das?“

„Weil ich mich ähnlich gefühlt habe wie du, nachdem mein Bruder den ganzen Clan abgeschlachtet hatte,“ brummte Sasuke, und die Tatsache, dass es ihm nicht ganz leicht zu fallen schien, auf eine fürsorgliche Art mit einem Kind zu sprechen, amüsierte Mikoto, sodass sie kurz lächeln musste. Sasuke war kein herzlicher Mensch und sie hatte nie geglaubt, er wäre der Typ dafür, Kindern ins Gewissen zu reden… dass er trotzdem so tat, als täte er das am laufenden Band, war irgendwie motivierend. „Und ich habe Itachi gehasst für das, was er getan hat, dafür, dass er sie alle getötet hat und mich alleine gelassen hat… und weil ich ihn gehasst habe, habe ich ihn eines Tages getötet. Aber es wurde nach seinem Tod nicht besser, sondern schlimmer, und plötzlich habe ich begriffen, dass Rache eine Sackgasse ist, in die man hineinläuft aber irgendwann vor einer Wand steht.“ Er machte eine Pause. „Seiji ging… das ungefähr genauso mit deinem Vater. Du hast von Masami alles erfahren, was immer geheim hätte bleiben sollen. Und er hat es Namie erzählt und sie hat es den anderen Gefangenen erzählt – ihr sollt die einzigen bleiben, die die grausame Geschichte eurer Eltern kennen, in Ordnung? Wenn wir das Geheimnis um die Mangekyou Sharingan begraben… ist die Chance größer, dass wir die Dunkelheit loswerden.“

„Ich weiß,“ sagte sie leise. „Es… tut mir leid. Ich hatte keine Ahnung… Masami hat gesagt, er wüsste das von irgendwelchen Kassetten…“

„Ja, Kanae hat schon neulich erzählt, es müssten diese alten Aufzeichnungen von Seijis Stunden beim Psychiater gewesen sein. Sie haben sie Tonbänder komplett vernichtet, bevor noch jemand zufällig darüber stolpert und Dinge erfährt, die er nicht erfahren dürfte. – Das wollte ich gar nicht sagen, Mikoto. Du musst… Masami nicht hassen. Und ich denke, es war eine weise Entscheidung, ihn nicht zu töten.“ Sie schwiegen eine Weile bedröppelt, bevor Mikoto den Kopf wieder senkte.

„Ich vermisse ihn… immer noch…“ stammelte sie unglücklich, „Ich wünsche mir immer noch wie ein kleines Kind, ich könnte die Zeit zurück drehen und alles rückgängig machen… aber… d-das ist nicht möglich.“

„Ja, das ist leider so. Ich würde auch vieles in meinem Leben rückgängig machen, wenn ich könnte. Aber fest steht, dass wir aus dem lernen, was passiert, und daran wachsen. – Du bist tatsächlich schwanger, nicht wahr?“ Mikoto nickte.

„Ich hab vorgestern endlich mal einen Test gemacht,“ murmelte sie, „Jetzt ist es fest.“

„Und es kann nur Masamis Kind sein?“

„Ja… es… gibt keinen anderen Mann, mit dem ich… …“ Sie brach errötend ab, als ihr auffiel, dass sie mit ihrem Großvater redete, und Sasuke räusperte sich.

„Ähm, schon gut, ich weiß, wie das funktioniert-…“ murmelte er.

„Ich möchte das Kind behalten und großziehen,“ verkündete das Mädchen dann ernst. „Und ich werde es so erziehen, dass es seine Familie liebt und respektiert. Es soll ein glückliches Kind sein, das zusammen mit seiner Familie wohl behütet aufwachsen kann. Ich will, dass es… ein normales Leben hat und nicht irgendwie anders ist oder behandelt wird, nur, weil sein Vater ´ne Schraube locker hat.“ Sasuke musste kurz grinsen.

„Ach, irgendwie haben alle Väter dieser Familie ´ne Schraube locker, denke ich. – Na gut, Satoya hat keinen Blutsverwandten umgebracht…“ Obwohl die Bemerkung alles andere als lustig war, musste auch Mikoto kurz lächeln. „Jetzt heb dein Gesicht wieder, Mikoto, und komm mit runter zum Essen. Du bist Teil dieser Familie und wir wollen dich dabei haben.“ Er erhob sich, und Mikoto tat es ihm lächelnd gleich und folgte ihm die Treppe hinunter. Kurz schloss sie die Augen und sah noch einmal Masamis Lächeln vor sich. Es war eine schöne, warme Erinnerung, ihn lächeln zu sehen.

Dann öffnete sie ihre verschiedenen Augen wieder und verabschiedete sich von den Gedanken an ihren geliebten Cousin, schloss sie ein in einer kleinen Truhe weit hinten im Palast ihres Gedächtnisses und versteckte den Schlüssel.
 

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o.o booyah! XD Alle leben, einself, und Masami ist in der Klapse, ahahaha XDD

Epilog

Drei Jahre und zehn Monate später.
 

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Mikoto erwachte durch ein eigenartiges Geräusch. Es war eine Mischung aus Kratzen und Quietschen und als sie es nicht einordnen konnte in die Liste der ihr bekannten Geräusche, schlug sie alarmiert die Augen auf und sah sich um. Im Schlafzimmer war es zappenduster; es war Januar und bis die Sonne aufging würden noch einige Stunden vergehen.

Sechs Uhr morgens, rief Mikoto sich ungläubig die Uhrzeit vor Augen. Was zum Geier ist das für ein Geräusch vor der Tür?!

Sie setzte sich schlaftrunken im Bett auf, da verstummte das Geräusch – und nach etwas Gepolter und noch einem Quietschen ging plötzlich die Tür auf und schwang nach innen; an ihrer Außenseite klebte ein größerer Klumpen, der sich mit einem Husten von der Tür löste, als diese gegen die Wand knallte. Mikoto schaltete das Licht neben ihrem Bett an und seufzte.

„Ach du meine Güte,“ sagte sie.

Vor der Tür saß jetzt der Klumpen am Boden und entpuppte sich als ihre drei Jahre alte Tochter Kyoko. Die fast schulterlangen, schwarzen Haare standen strubbelig in alle Richtungen ab. Das kleine Mädchen steckte in einem grünen Schlafanzug, auf dessen Brust (welch unbekannter Anblick…) das Emblem des Uchiha-Clans prangte.

„Ich kann nicht schlafen, Mama!“ verkündete das Kind sachlich. „Ich bin viel zu aufgeregt! Wann kann ich wieder in den Kindergarten?!“

„Heute ist Sonntag,“ sagte Mikoto, „Heute ist kein Kindergarten, Kyoko-chan! Wir haben heute aber viel anderes vor. Außerdem warst du letzte Woche krank, du solltest nicht nachts hier herumtollen, an meiner Tür kratzen wie eine Katze und dich dann an die Klinke hängen. Wie bist du aus deinem Bettchen gekommen?“

„Geklettert,“ antwortete die Kleine und schmollte verdrießlich, „Und ich bin schon wieder gesund! Hat Oma-Oma auch gesagt!“ Oma-Oma war ihre Urgroßmutter – Sakura. Mikoto seufzte erneut und raufte sich die Haare. Dann rutschte sie ein Stück zur Seite.

„Komm hierher und schlaf bei mir weiter,“ bot sie ihrer kleinen Tochter lächelnd an. „Wir kuscheln zusammen ein bisschen, dann wirst du sicher wieder müde. Hmm?“

„Jaa!“ strahlte das Mädchen, rappelte sich auf und kletterte flink zu ihrer Mutter ins Bett, wuselte unter die Decke und kuschelte sich an sie. Mikoto lächelte und deckte sie behutsam zu, bevor sie ihr durch die weichen, schwarzen Haare strich. Sie war froh, dass Kyoko es im Kindergarten nicht so schwer hatte wie sei selbst früher. Nein, sie liebte den Kindergarten. Kyoko hatte ja auch nicht die verschiedenen Augen ihrer Mutter; ihre Augen waren schwarz wie Kohlen.

„Jetzt schlaf schön, Süße.“

„Was machen wir noch mal morgen?“ fragte Kyoko, statt zu schlafen, und pulte an dem Pyjama ihrer Mutter herum, bis Mikoto sanft ihre Hände von ihrem Hemd entfernte.

„So einiges. Zuerst gehen wir zu Oma und Opa.“ Das waren ihre eigenen Eltern – logischerweise.

„Oh ja, oh ja, oh ja!“ grölte Kyoko aufgeregt und wollte sich aufsetzen, und ihre Mutter musste sie lachend zurück ins Kissen drücken. Dieses Kind war kaum zu bändigen. Aber leider oft krank, deswegen waren alle etwas vorsichtig mit ihr. Mikoto fragte sich, ob ihre Anfälligkeit für Krankheiten damit zu tun hatte, dass ihre Eltern Cousin und Cousine waren. Aber offenbar wusste es niemand besser.

„Jetzt leg dich endlich hin und schlaf!“
 

––
 

Als es dann Zeit war, aufzustehen, und der Wecker klingelte, war das dumme Kind dann müde und nicht aus den Federn zu kriegen; zumindest so lange nicht, bis Mikoto ihr damit drohte, sie morgen nicht in den Kindergarten zu bringen. Dann war das Mädchen plötzlich hellwach (zumindest halbwegs), ratzfatz angezogen (das konnte sie schon ganz alleine, abgesehen vom Schuhe zubinden – aber das brauchte sie auch erst mal gar nicht) und blitzschnell für ihre Verhältnisse die Treppe herunter getapst, in die Stube gerannt und schrie laut:

„Oma-Oma, Oma-Oma, ich bin wach!“

„Was denn, du bist wach?!“ hörte Mikoto die Stimme ihrer Großmutter von unten und musste über den theatralischen Ton grinsen, den Sakura anschlug, wenn sie mit Kyoko redete; Kyoko liebte es, wenn die Leute so redeten und so taten, als wären sie völlig erstaunt oder entsetzt. Mikoto zog sich selbst an und kämmte schnell ihre Haare, bevor auch sie herunter eilte.

Nach Kyokos Geburt war sie aus ihrem Elternhaus ins Haus ihrer Großeltern gezogen. Sie wollte ihren eigenen Eltern den Stress mit dem Baby ersparen, die hatten ja noch all ihre kleinen Geschwister, um die sie sich kümmern mussten. Und Sakura und Sasuke hatten etwa drei Monate vor Kyokos Geburt ihre letzten Mitbewohner verloren, denn Shiemi und Kuma hatten sich wegen Shiemis Schwangerschaft auch eine eigene Wohnung zugelegt. Deshalb hatte vor allem Sakura es sehr begrüßt, Mikoto und die kleine Kyoko bei sich aufzunehmen. Wie sie das Babygeschrei und die Anwesenheit eines kleinen Kindes in ihrem Haus vermisst hatte! Sasuke sagte zwar nie etwas, aber alle waren sich darüber einig, dass auch er sehr froh war, dass noch jemand im Haus wohnte. Das Haus war einfach viel zu groß für zwei Leute und würde still und unwirklich wirken. Mikoto besuchte ihre Eltern aber regelmäßig; und heute war einer dieser Tage, an denen sie mit der Kleinen mal vorbeischaute, auch, um zu sehen, was ihre blöden Brüder so trieben.
 

„Hier ist ja der Bär los,“ bemerkte Sasuke, als die ganze Familie in der Stube war, „Was ist mit dir denn los, Kyoko, du bist ja völlig aus dem Häuschen!“

„Wir gehen zu Oma und Opa!“ verkündete sie stolz und klammerte sich quiekend an Sasukes Bein. „Darf ich auf deinen Füßen laufen, Opa-Opa?“ Sasuke seufzte, nahm ihre kleinen Hände in seine und ließ zu, dass sie sich mit jedem ihrer Füße auf einen von seinen Stellte. So ging er ein Stück vorwärts mit ihr oben drauf, und sie johlte ausgelassen, weil sie mit seinen Füßen hochgehoben wurde und nicht selbst gehen musste.

„Und vorhin war sie noch müde, ey,“ machte Mikoto bedröppelt und schmierte sich in Ruhe ein Brot, „Ja, heute ist viel los. Heute ist der Zwanzigste, Oma.“ Sakura, die gerade Tee eingeschenkt hatte, hielt inne und sah erst Mikoto, dann ihren Mann staunend an. Mikoto sah auf Kyoko und grinste sie an. „Nicht wahr, Süße? Heute… lernst du deinen Papa kennen!“
 

––
 

Es war ein ziemlicher Umstand gewesen, aber Mikoto hatte es geschafft, einen Besuchstermin durchzukriegen, obwohl die Menschen in der Anstalt nicht so auf Besuche aus waren und gerne so taten, als wäre es nicht möglich, nur, weil es viele Umstände machte. Mit einem kleinen Kind in ein Irrenhaus zu gehen, war vielleicht gefährlich für alle Beteiligten… aber Mikoto wollte unbedingt, dass die Kleine wenigstens wusste, wie ihr Vater aussah, und nicht nur von Fotos. Ihr Vater war schließlich nicht tot… er war nur irre.

Sie hatte sich selbst drei Jahre lang überwinden müssen, diesen Entschluss zu fassen. Sie wusste auch jetzt noch nicht, ob sie bereit war, Masami wieder vor die Augen zu treten, wieder in seiner Nähe zu sein… aber sie hatte den Schmerz über seinen Verlust überwunden. Es gab zu viel Schönes in ihrem Leben, um lange traurig zu sein. Sie hatte eine wundervolle, niedliche Tochter, die sie liebte, sie hatte ein wunderbares Zuhause bei ihren Großeltern, die sie auch liebte… und genug zu tun war immer.
 

Sakura verabschiedete sich winkend von ihrer Urenkelin, als diese und ihre Mutter das Haus verließen. Dass Oma-Oma sich winkend verabschiedete, war ein Ritual. Wenn Oma-Oma nicht winkte, war es kein richtiges Weggehen, das ging nicht.

Es hatte geschneit. Nur ein wenig, aber genug, dass Kyoko fröhlich in der weißen Masse herum stampfen konnte und sich tierisch über ihre eigenen Fußabdrücke amüsierte.

„Deine Füße sind viel größer als meine, Mama!“ sagte sie wahrheitsgemäß, und Mikoto lachte, sie an der Hand haltend und darauf achtend, dass sie nicht zu viel trödelten. Es war schon neun und sie mussten ihren Termin bei Masami unbedingt pünktlich einhalten – und sie wollte auf dem Weg dorthin ja noch bei ihrer Familie vorbeischauen.

Als sie ihr Elternhaus erreichte, war mehr von der Familie wach, als sie um neun Uhr morgens am Sonntag angenommen hätte. Ihre Eltern saßen beide in der Küche und tranken Tee, ihr Vater las dabei offenbar höchst interessiert irgendeine Zeitung. Namie und Yashiru waren beide auf Mission und nicht im Dorf – überdies wohnten sie auch inzwischen nicht mehr bei ihren Eltern, sondern in eigenen Wohnungen in der Nähe. Aber erstaunlicherweise fand Mikoto drei ihrer Brüder in der Stube vor – Kansuke und die Zwillinge.

„Was seid ihr denn schon auf?“ wunderte sie sich verwundert, „Vor allem Kansuke, du pennst doch sonst immer bis zwölf?!“

„Diese blöden Ärsche haben mich ja geweckt und mir ihren doofen Kassettenrekorder ans Bett gestellt, den volle Kanne aufgedreht und irgendeine Scheißmusik laufen lassen!“ nölte Kansuke verzweifelt und wild gestikulierend. Mit seinen inzwischen achtzehn Jahren (vor kurzem geworden) sah er zwar aus wie ein Erwachsener – hatte sich aber eigentlich kaum verändert und war derselbe Trottel wie immer. Mikoto zog die Augenbrauen hoch, während sie der kleinen Kyoko die Jacke und die Schuhe auszog.

„Wirklich, Nii-san, solche Wörter vor der kleinen Kyoko-chan!“ sagte Shigeru empört und verschränkte die Arme, „Willst du, dass sie mal so vertrottelt wird wie du, huh?“

„Hey, ihr Idioten – ihr seid doch diejenigen, die mit Schimpfwörtern so um sich werfen!“ jammerte Kansuke, als die Zwillinge, die jetzt schon vierzehn waren, ihn angrinsten und ihm klar wurde, dass er keine Chance hatte, egal, was er sagte. Susumu wandte sich an Kyoko.

„Na, Pupsi?!“ grüßte er sie lachend, „Hey, haben wir je Schimpfwörter gesagt, Kyoko-chan? Haben wir nicht, oder lügt Onkel Susumu etwa?“ Mikoto verdrehte die Augen, als Kyoko verschmitzt lächelnd und sich an Mamas Bein drückend den Kopf schüttelte und Onkel Susumu dabei nicht aus den Augen ließ. Sie mochte die Zwillinge – und das machte Mikoto Sorgen, denn hinter seiner überfürsorglichen Onkel-Susumu-ist-der-liebste-Onkel-der-Welt-Nummer war Susumu ein verdammtes Schlitzohr, nach dem, was sie so hörte, und neuerdings auch mal ohne Shigeru, wie es schien.

„Aber ich bin kein Pupsi!“ beschwerte Kyoko sich tapfer, und Susumu grinste sie an, hockte sich vor sie und wuschelte ihr lachend über den Kopf.

„Wer sagt das, wer sagt das, hääh?!“

„Iiiich!“ grölte sie und fing auch laut an zu lachen, als ihr Onkel anfing, sie durchzukitzeln, bevor Shigeru auch dazukam und mitmachte. Kansuke verzog sich maulend in die Küche zu seinen Eltern, wo auch Mikoto jetzt hinging, die Kleine getrost ihren dämlichen Brüdern überlassend. Sie würden sie schon nicht umbringen.

„Mama, die Zwillinge ärgern mich,“ maulte Kansuke. Haruka tätschelte ihm nur bedingt interessiert den Kopf.

„Schon gut, reg dich nicht auf. Hau sie einfach, das vertragen die beiden Mal, vor allem Susumu, diese Rotznase.“

„Aber dann hauen sie mich zurück, d-diese Monster haben Sharingan!“ jammerte der Junge, und die Eltern seufzten. Mikoto nahm dankend eine Tasse Tee von ihrer Mutter an und brummte.

„Gott, bist du ´ne Memme.“

„Du ziehst das heute also durch?“ fragte ihr Vater Mikoto besorgt, und sie sah ihn an und lächelte dann.

„Ja, auf jeden Fall. Kyoko-chan ist drei, sie sollte ihren Vater wenigstens mal kennengelernt haben. Vielleicht schaffe ich es ja öfter, mich bei diesen Irrenhaus-Aufpassern durchzusetzen, die sind echt nervig, hab ich den Eindruck.“ Sie nippte an ihrem Tee. „Wo ist Souya, ist der nicht sonst der Frühaufsteher?“ Jetzt wurde sie von allen in der Küche groß angeguckt – und auch die Zwillinge schienen das Thema mitbekommen zu haben, denn sie fingen an zu lachen und ließen die arme Kyoko plötzlich in Ruhe, die sich aber energisch an Shigerus Bein festbiss und so zur Küche gezogen wurde, als die Zwillinge dazukamen.

„Ooooh,“ machte dann die ganze Familie mit einem mehr als eindeutigen Unterton, worauf Mikoto verwirrt eine Braue hob.

„Wie konntest du das vergessen?!“ scherzte Susumu, „Taki-chan ist doch für ´ne Woche zu Besuch, sie ist aus Kiri gekommen!“

„Gekommen, ja, muahaha,“ lachte Shigeru dazwischen, und die Zwillinge prusteten erst mal unverschämt los, bis sie von ihrer Mutter einen Klaps bekamen und sich zusammenrissen.

„Ja, und sie ist gestern angekommen!“ addierte Susumu da grinsend, „Also was glaubst du, warum die noch pennen, wenn sie die erste Nacht seit ´nem halben Jahr oder so da ist…?!“ Wieder fingen die Zwillinge blöd an zu lachen und trollten sich dann verschwörerisch grinsend aus der Küche.

„Lasst Souya und Taki ja in Ruhe!“ rief Haruka ihnen mahnend hinterher, „Ihr seid echt alt genug, um das zu verstehen, also stört sie nicht wieder wie letztes Mal, als Taki hier war!“

„Kyoko-chan, bleib bei uns,“ riet Mikoto ihrer Tochter, „Onkel Susumu und Onkel Shigeru haben jetzt zu tun.“

„Ich warne euch, hört ihr?!“ rief Haruka noch lauter, aber die Zwillinge schienen sie nicht zu hören und rannten schon wieder gackernd im Haus herum. Mikoto nahm die Kleine auf den Schoß.

„Was genau… haben sie denn gemacht letztes Mal, als Taki da war?“ wagte sie zu fragen, „Oh – keine Details, die Kleine ist da-…“

„Na ja, du kennst diese beiden Rambos,“ machte Sanosuke, „Letztes Mal, als Taki hier war für ´ne Woche, sind sie wohl irgendwann morgens mal rein zufällig in Souyas Zimmer geplatzt und haben… na ja… sagen wir, es war wohl der absolut falscheste Augenblick, Haruka und ich sind jedenfalls von lautem Gezeter und ‚RAUS, IHR SCHWEINE!‘ geweckt worden. Und, na ja, du kannst dir ja denken, was Susumu und Shigeru dann den Rest des Tages durch das Dorf gebrüllt haben, was Souya so mit seiner Freundin macht… meine Güte, bin ich froh, dass meine Brüder nicht so grauenhaft waren.“

„Unverbesserlich,“ machte Mikoto perplex und schielte in Richtung Flur. Von den Zwillingen war nichts zu sehen. „He, wo sind die beiden Deppen hin?“
 

––
 

Souya und Taki hatten den Lärm der Verwandtschaft natürlich gehört, hatten sich aber nicht überwinden können, aus dem Bett zu kriechen.

„Ganz schöner Radau da draußen, hmm…?“ nuschelte Taki verschlafen, zog die Bettdecke über sich zurecht und kuschelte sich liebevoll an ihren Freund, neben dem sie in seinem Bett lag, den Kopf auf seiner Brust. „Wie spät ist es, Souya-kun?“

„Hmm… gleich viertel nach neun,“ meinte er verpennt, „Ich glaube, meine Schwester ist mit ihrer Tochter gekommen…“

„Ehrlich?!“ Taki war plötzlich wach und hob strahlend den Kopf. „Oh, wie süß, lass uns aufstehen! Als ich letztes Mal hier war, hab ich die kleine Kyoko gar nicht gesehen, weil sie krank war! Die ist sicher voll süß und groß geworden – äh, süß war sie auch letztes Mal schon, als ich sie gesehen habe… wie alt ist sie jetzt?“

„Drei und zwei Monate,“ antwortete er nach einigem Rechnen im Kopf. Taki quiekte und setzte sich auf, sodass die Decke von ihr rutschte und Souya errötend die Augen weitete, als er sie ansah, wie sie nackt neben ihm im Bett saß und völlig fröhlich darüber redete, wie sehr sie kleine Kinder mochte. Aber vor anderen nackt sein hatte Taki ja noch nie etwas ausgemacht, fiel ihm ein… er kam sich vor ihr immer noch etwas dumm vor, wenn er nackt war, obwohl sie beide schon so lange zusammen waren, bemühte sich aber ihr zuliebe, nicht so sehr zu zeigen, dass es ihm irgendwie immer noch unangenehm war.

„Komm schon, aufstehen, Schlafmütze!“ riss Taki ihn da grinsend aus seinen Gedanken und zog ihm frech seine Decke weg, „Ich will deine Schwester auch mal wieder sehen, und die kleine Kyoko-chan!“

„Aber ich bin müde…“ nölte Souya und rollte sich verlegen auf die Seite, so ganz ohne seine Decke – aber es half nicht, denn sie zog ihn am Arm wieder herum auf den Rücken und setzte sich auf ihn, um ihn festzuhalten. Er erstarrte und sah sie nach Luft schnappend an. „T-…T-Taki-chan…?!“

„Du bist müde…?“ fragte sie leise und lächelte lieb, bevor sie sich über ihn beugte und mit einer Hand nach seinem rot glühenden Gesicht fasste. Sie küsste ihn zärtlich auf den Mundwinkel und er keuchte verzweifelt. „Dann mach ich dich wach, pass auf.“

„Oh nein… n-nein, doch nicht jetzt…“ stöhnte er und sog scharf die Luft ein, als sie begann, seinen Hals zu küssen, und sich ihre Hand über seinen bebenden Bauch weiter nach unten aalte. Er versuchte, zu zappeln. „Taki, d-die anderen sind alle wach, was, wenn uns jemand hört-…?“

„Schnapp dir ´n Kissen.“

„A-aber wer sagt, dass ich von sowas wach werde und nicht eher noch mü-… uwaahh!“ Er schrie plötzlich auf und schnappte sich reflexartig Takis Kopfkissen, das neben ihm lag, um es sich auf das Gesicht zu pressen und die Lautstärke seines Schreis zu dämpfen. Er keuchte, als er ihre Finger ihn berühren spürte, erst wie zufällig oder aus Versehen, dann intensiver.

„Wolltest du was sagen, Souya-kun…?“ fragte sie schelmisch grinsend, als sie ein Stück auf seinem Körper hinunter rutschte, nun auf seinen Beinen sitzend, und mit einer Hand nach der Bettdecke angelte, die sie über sich selbst und seine untere Hälfte warf. Sie wusste ja, dass er sich ganz ohne Decke blöd fühlte, deshalb tat sie ihm den Gefallen.

„Oh mein Gooott…“ war alles, was Souya in das Kissen stöhnte, worauf sie fast hätte lachen müssen, was aber die Stimmung versaut hätte.

„Entspann dich einfach, Süßer,“ lächelte sie dann, beugte sich vor und küsste sanft seinen Bauchnabel, worauf er nur stärker erzitterte und ein undefinierbares Geräusch von sich gab, das Gesicht im Kissen vergraben. Aber auch, wenn er zitterte, wirklich unangenehm war es wirklich nicht, was sie machte… was sie schon öfter gemacht hatte… er seufzte leise und hob kurz das Kissen hoch, um nach Luft zu schnappen – dann klatschte er es sich wieder auf den Mund und unterdrückte einen neuen Schrei, als er plötzlich nicht nur ihre Hände spüren konnte, die ihn berührten, und ein Schauer aus Hitze überrannte ihn und entlockte seiner Kehle ein erregtes Stöhnen –

In dem Moment ging die Zimmertür auf und (wie sollte es anders sein) die Zwillinge platzten lauthals lachend herein.

„Aufstehen, ihr Ficker!“ grölten sie und kriegten sich vor Lachen kaum noch ein, „Ficker, Ficker, Ficker…!“

„RAUS!“ brüllte Souya vor Wut und Scham fassungslos und mehr als nur dunkelrot angelaufen, warf wütend das Kissen nach den beiden und zeigte wild fuchtelnd zur Tür. „HABT IHR SIE NOCH ALLE?! VERPISST EUCH, ABER PLÖTZLICH!“

„Oh mein Gott!“ murmelte Taki unter der Decke, die von den Zwillingen nicht gesehen wurde – die sahen nur den Haufen Decke über Souyas Unterkörper und hörten die Stimme von dem Ende des Haufens, an dem Takis Kopf war.

„Ach du meine Fresse!“ machte Susumu und zeigte auf die Decke, „Was macht sie da unten mit ihrem Kopf?!“

„RAUS HIER!“ bellte Souya wutentbrannt, schnappte noch ein paar Bücher und Schriftrollen vom Nachttisch neben sich, die er nach den beiden warf, „RAUS!!“

„Los Baby, blas mir einen!“ grölte Susumu theatralisch und lachte sich halb tot, bevor er von seinem ebenfalls hoffnungslos lachenden Bruder aus dem Zimmer gezerrt wurde, bevor Souya eine Chance hatte, noch etwas Tödlicheres nach ihnen zu werfen als Bücher und Schriftrollen.
 

Kaum waren die beiden weg und die Tür zu, schob Taki den Kopf unter der Decke hervor und hüstelte gekünstelt.

„Diese unsensiblen Säcke,“ seufzte sie, „Sie versauen immer alles!“

„Diese…! Wenn ich aufgestanden bin, werde ich die sowas von… boah…!“ schimpfte Souya immer noch stinksauer, schob seine Freundin sanft von sich runter und setzte sich wütend auf. „Wieso kann meine bescheuerte Mutter mir nicht einfach den Zimmerschlüssel geben, die mit ihrer blöden Paranoia, es könnte ja was passieren und deshalb muss das Zimmer offen sein, boah! Diese beschissenen, kleinen…!“

„Du liebe Güte…“ lachte Taki versöhnlich, kroch zu ihm herüber und umarmte ihn zärtlich von hinten. „Hey… alles ist gut. Reg dich nicht auf, du Choleriker.“

„ICH REGE MICH NICHT AUF!“ bellte er, „Verdammt, jedes Mal, wenn du hier bist, versauen diese beiden blöden Wichser uns mindestens einmal den Sex, das ist doch Arschficken!“

„Meine Güte, Souya, ich wusste ja nicht, dass du auf sowas stehst…“ machte sie perplex, und er starrte sie fassungslos an.

Was?!“

„Na ja, Arschficken…“ Er starrte sie weiterhin an, dann fing sie leise zu lachen an. „Dein Gesicht… d-du solltest dein Gesicht sehen…“ Er blinzelte und kapierte relativ langsam, dass sie nur scherzte – dann musste er auch gegen seinen Willen schmunzeln, das wurde bald zu einem verwirrten Lachen.

„Und ich hab geglaubt, du meinst das ernst…“ lachte er, und sie lächelte und umarmte ihn wieder, beugte den Kopf vor und küsste sanft seine Wange.

„Siehst du, jetzt ist der Zorn weg,“ erklärte sie ihr Tun, „Du bist viel süßer, wenn du lachst.“

„Womit hab ich das verdient?“ seufzte er kopfschüttelnd, und sie lachte, als er sie auch umarmte und sie beide zusammen wieder ins Bett sanken, einander fest umklammernd. „Okay…“ murmelte er dann, „Wollen wir aufstehen…? Oder noch ´n bisschen liegen bleiben…?“

„Küss mich noch mal,“ verlangte sie und strahlte ihn glücklich an – und er wollte es gerade tun, da hörten sie unten das wütende Geschrei von Haruka und das grölende Lachen der Zwillinge.

„Los Baby, blas mir einen! Muahaha!“

„Ihr seid doch furchtbar, lasst die beiden einfach in Ruhe!“ zeterte Haruka unten herum, „Souya ist sechzehn, natürlich hat er verdammt noch mal Sex mit seiner Freundin, ihr dämlichen Kichererbsen! Werdet endlich erwachsen und hört mit dem Scheiß auf! – Und wehe, ich hör noch einmal was von Blas mir einen, Susumu!“

„Blas mir einen!“ grölten die Zwillinge erneut und lachten sich tot. Souya und Taki hielten kurz inne und sahen sich konfus an.

„Die haben ja keine Ahnung,“ behauptete Taki, „Scheint so, als wären die zwei erst mal mit beschimpft werden beschäftigt… hmm, was meinst du? Vielleicht machen wir da weiter, wo wir aufgehört haben…?“ Sie kicherte, und er wurde rot und sah erst verlegen herunter, bevor er auch lächeln musste, sich ohne zu antworten vorbeugte und sie liebevoll küsste. Und der Kuss wurde tiefer, als sie ihre Hände bereits wieder spielerisch in Richtung Süden wandern ließ.
 

––
 

Mikoto sah dann doch zügig zu, von ihrer chaotischen Familie wegzukommen, als ihre Mutter und ihre jüngsten Brüder sich durchgehend weiter beschimpften und Souya und Taki es nicht nötig zu haben schienen, herunter zu kommen. Aber sie nahm es ihnen nicht übel; sie beneidete die beiden und ihre rundum glückliche Beziehung und dass sie es so gut durchhielten, den größten Teil des Jahres weit voneinander entfernt zu leben und trotzdem zusammen zu bleiben. Und Taki würde ja noch ein paar Tage bleiben, da würde Mikoto sie sicher noch zu sehen bekommen. Jetzt würde sie erst mal seit Jahren zum ersten Mal wieder ihren Freund und Vater ihrer Tochter zu sehen bekommen – obwohl sie dem mit gemischten Gefühlen entgegen ging. Einerseits freute sie sich und war aufgeregt, Masami zu sehen… andererseits hatte sie Angst. Was, wenn sich all ihre Mühe, die Gedanken an ihn und die Sehnsucht nach seiner Nähe zu verdrängen, als umsonst erwiesen? Was, wenn sie nach dem heutigen Tag wieder darüber traurig sein müsste, Masami verloren zu haben und dass alles so gekommen war, wie es gekommen war?

Nein, sagte sie sich tapfer, als sie mit Kyoko auf dem Weg zum Irrenhaus war, Es ist für unser Kind. Denk nicht an dich, dumme Frau.
 

––
 

Die Anstalt war nicht sehr groß, aber offenbar gab es genug zu tun mit den Psychopathen, die sie beherbergte. Mikoto dachte sich, dass sie froh war, hier nicht arbeiten zu müssen. Sie wurden vom Leiter des Hauses begrüßt und nach einigem Gerede über diverse Vorschriften durch mehrere Korridore in einen Raum gebracht, in dem ein Tisch stand und einige Stühle. Für Kyoko gab es einen bunten Kinderstuhl, auf den sie sich johlend stürzte.

„Meiner, meiner!“ grölte sie vergnügt, als ihre Mutter mit dem Leiter noch in der Tür stand.

„Hören Sie,“ sagte er gedämpft zu Mikoto, „Wenn er ein bisschen bekifft aussieht, liegt das an den Spritzen, die er kriegt, die verhindern, dass er Chakra schmieden kann – das ist leider nötig, nachdem er kurz nach seiner Ankunft vor einigen Jahren mit Sharingan auf einen der Wärter losgegangen ist und ihn beinahe zu Hackfleisch gemacht hätte, ohne ihn anzurühren – und ich meine das wörtlich, Uchiha-san. Aber mit den Medikamenten ist er ungefährlich, keine Angst.“

„M-hm,“ machte sie nur und nickte, als sie ein unangenehm aufgeregtes Gefühl überkam. Sie fragte sich, wie Masami sich verhalten würde… ob er sich verändert hatte…

„Setzen Sie sich, es wird ihn gleich jemand reinbringen. Bleiben Sie bitte auf den Stühlen sitzen und gehen Sie auf keinen Fall näher an ihn heran, der Tisch längs dazwischen ist hoffentlich genug Abstand. Zuerst wollte ich gar nicht, dass er aus seiner Zelle kommt, aber ich dachte, dass das Kind seinen Vater vielleicht nicht… ähm, durch eine Panzerglasscheibe kennenlernen sollte.“

„Vielen Dank,“ machte Mikoto und verneigte sich murmelnd, als der Leiter mit dem Kopf nickte und ihr bedeutete, sich zu setzen, was sie tat. Sie schärfte Kyoko gerade ein, auf jeden Fall auf dem Stuhl sitzen zu bleiben, da öffnete sich die Tür dem Tisch gegenüber und sie beide schraken hoch. Durch die Tür kam Masami, an seinen beiden Seiten ging ein uniformierter Wachmann, die ihn an den Oberarmen festhielten, als hätten sie Angst, er könnte davonrennen. Mikoto versteifte sich, als sie zum ersten Mal seit langem wieder einen Blick in Masamis Gesicht werfen konnte… als sie ihn zum ersten Mal seit Jahren wiedersah.
 

Masamis Gesicht hatte sich überhaupt nicht verändert. Und er sah sie an aus seinen blauen Augen – aber die Nuance in seinem Blick war ihr fremd, sie war anders als das, was sie von ihm kannte.

Seine Augen hatten eine bittere Schärfe und noch immer den Schliff von Bosheit, den sie beim letzten Mal bemerkt hatte, als sie seine Augen gesehen hatte. Er sah sie an ohne die geringste Gefühlsregung, so schien es, als die Männer ihn zu seinem Stuhl am anderen Ende des langen Tisches brachten. Seine Hände waren vor seinem Körper zusammengekettet. Was er trug war eine Art blauer Baumwollanzug.

„Ihr habt dreißig Minuten,“ sagte der eine Wachmann streng zu Masami, bevor er am Stuhl befestigte Eisenketten mit den Ketten an seinen Händen verband und ihn so an den Stuhl fesselte.

„Ich danke Ihnen, Yamada-san,“ sagte Masami zu dem Wärter und zeigte das Lächeln, dass Mikoto vermisst und gefürchtet hatte.

Wie sehr sah er doch noch nach dem Masami aus, den sie kannte?

Und wie anders war er doch geworden…

Sie nahm sich ein Herz und ergriff das Wort, als die Wächter vor die Tür gegangen waren und sie geschlossen hatten. Sie beobachteten aber alles durch das Glasfenster darin.

„Hallo… Masami.“

„Ich kann gar nicht sagen, wie erfreut ich bin, dich zu sehen, meine liebe Mikoto,“ entgegnete er und lächelte. Er nickte ihr höflich wie immer mit dem Kopf zu, und sie blickte erst zu Boden, bevor sie es wagte, weiterzusprechen.

„Kyoko-chan… das da drüben… ist dein Vater. Sein Name ist Masami.“ Sie sah zu Masami. „Dies… ist deine Tochter Kyoko. Ich wollte, dass sie dich kennenlernt, wenn du… schon nie ein Vater für sie sein wirst.“
 

Masami und Kyoko sahen einander lange Zeit stumm an. Dann wandte Kyoko sich eingeschüchtert ab und griff nach der Hose ihrer Mutter, den Kopf gegen ihre Seite pressend.

„Was ist, Süße?“ flüsterte Mikoto, „Hast du Angst? Das ist dein Papa. Der tut dir nichts.“

„Mh-mh,“ machte die Kleine und schüttelte den Kopf. Wozu sie jetzt Nein sagte, wusste Mikoto auch nicht.

„Ich wünsche dir auch einen guten Morgen, Kyoko,“ sagte Masami zu ihr und sah ihr dabei zu, wie sie unbehaglich auf Mamas Schoß kletterte und festgehalten werden wollte. „Ich glaube, die Anstalt ist kein Ort für sie, Mikoto. Wirkt irgendwie böse hier, würde mir auch Angst machen, wäre ich ein Kind.“

„Hmm,“ machte Mikoto nur apathisch nickend. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte… sie wusste nicht, worüber sie reden sollten. Sie wippte das Kind sachte auf und ab auf ihrem Schoß. Nach einer Weile begann Kyoko, vorsichtig wieder zu Masami zu schielen, neugierig wie sie war – aber wenn sie dachte, er würde sie ansehen, sah sie rasch wieder weg und vergrub das Gesicht in Mamas Brüsten.

„Sie ist… ein hübsches Kind,“ meinte Masami dann und betrachtete seine Tochter von hinten und wie ihre schwarzen Haarspitzen auf und ab wippten. „Ich habe deine Karte mit dem Foto bekommen, als sie geboren wurde – allerdings erst ein halbes Jahr nach ihrer Geburt, diese Leute hier halten nicht so viel von Post, glaube ich.“

„Oh, das wusste ich nicht,“ machte Mikoto beklommen. Kyoko linste wieder zu Masami, sah aber schnell wieder weg, als er wieder sprach.

„Du bist… nach wie vor wunderschön, Mikoto. Vielleicht willst du das jetzt nicht hören, aber ich musste meine Gefühle ausdrücken, was hier im Übrigen auch nicht so einfach ist. Du siehst gut aus. Bist du okay?“

„Ja,“ sagte sie leise. „Ich wohne bei Oma und Opa, weil mir meine Familie auf den Wecker gegangen ist. Wir beide haben es gut da, Kyoko und ich.“ Sie sah ihn stumm an. „Du… s-siehst auch gut aus. Na ja, etwas dünn bist du geworden.“

„Das Essen hier ist nicht unbedingt mein Stil,“ versetzte er seufzend, „Aber man nimmt, was man kriegt.“ Er legte den Kopf schief. „Manchmal bekomme ich ein richtig teures Dinner im Gegenzug dafür, dass ich manche dieser Vögel meine… verkorkste Psyche, wie sie es nennen würden, erforschen lasse. Es ist amüsant, was für dumme Fragen einem Menschen stellen können. Sie versuchen, einen zu bewerten und herauszufinden, was man für ein Problem hat. Die denken, ich wäre schizophren, das tut einem richtig in der Seele weh, sowas zu hören.“

„Dann denkst du, du wärst es nicht?“ meinte Mikoto. Masami grinste.

„Ich? Ich bitte dich – mein Vater hat Schizophrenie, aber ganz gewaltig, er hat es nur selbst nicht im Griff. Schizophrenie ist sehr viel breiter gefächert als nur der Kram mit den ‚gespaltenen Persönlichkeiten ‘. – Einer dieser… Forscher hat geglaubt, ich hätte eine anankastische Persönlichkeitsstörung, ich hatte große Lust, ihm mit einer Runde Tsukuyomi zu zeigen, was Anankasmus ist, diesem Trottel.“ Mikoto zog nur eine Augenbraue hoch und nickte dann stumm. Sie verstand nichts von Psychologie – jedenfalls nicht genug, um etwas dazu sagen zu können. Aber das war auch nicht nötig – denn in dem Moment schien Kyoko den Drang zu haben, auf sich aufmerksam zu machen.

„Ich gehe in den Kindergarten!“ erzählte sie plötzlich, ihren Vater dabei anstarrend, als müsste sie ihm befehlen, ihr zuzuhören. Masami sah zu ihr hin und wartete, dass sie sich wieder wegdrehte – aber dieses Mal zuckte sie nur etwas zurück.

„Wirklich?“ machte er und lächelte. „Du hast Angst vor den Ketten, hmm?“ Er hob so weit er konnte seine Hände, wobei die Ketten klirrten, und Kyoko vergrub das Gesicht wieder in ihrer Mutter.

„D-die sind wie bei Gespenstern,“ nuschelte sie, „D-die haben auch Ketten! Vor allem die Roten!“

„Die Roten?“ machte Masami. „Die roten Gespenster?“

„Ja,“ antwortete Kyoko verdrossen. „Die kommen nachts, und sie haben einen Hammer, mit dem hauen sie.“

„Und die haben Ketten?“

„Ja. Und die rasseln immer.“

Masami blickte Mikoto an, die nur leise seufzte.

„Ich weiß nicht, woher sie das hat – ich hab das Gefühl, Susumu oder so ein Depp hat ihr sowas eingetrichtert, wer auch immer es war, ich bin ihm wirklich dankbar,“ stöhnte sie.

„Und da dachtest du wegen der Ketten, ich sei ein Gespenst, Kyoko?“ fragte Masami erkennend, und sie sah ihn wieder an, als er die Hände sinken gelassen hatte.

„Nein,“ murmelte sie dann nach einer Pause. „Warum hast du denn die Ketten?“

„Das kann ich dir auch nicht sagen. Ich weiß es auch nicht, Kyoko.“

„Hast du schon mal ein Gespenst gesehen?“

„Nein.“

„Auch kein rotes?“

„Nein, auch kein rotes. Ich glaube, hier drinnen gibt es keine Gespenster. Hier sind nur komische Leute.“ Kyoko begann, am Saum ihres Pullovers zu pulen.

„Haben die alle Ketten?“

„Nicht alle. Aber manche.“

„Warum… wohnst du nicht bei Mama? Von Kazuko-chan und Mika-chan die Papas wohnen auch bei den Mamas von denen…“
 

Masami sah sie groß an und Mikoto erstarrte. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass Kyoko so etwas fragen würde… was sollte sie jetzt antworten? Sie konnten ihr doch nicht erzählen, warum Masami hier war… sie entschied sich für eine Halbwahrheit.

„Dein Papa ist krank,“ verkündete sie, und Masami zeigte ein diabolisches Lächeln. „Deshalb muss er hier bleiben. Wenn er bei uns wohnen würde, würdest du dich vielleicht anstecken, du weißt doch, wie schnell du krank wirst. Und dann müsstest du auch hier wohnen bei den Leuten mit den Ketten.“

„Und wann ist Papa gesund?“ kam es von dem Mädchen. Masami seufzte, als Mikoto langsam den Kopf senkte und die Augen schloss. Es war schwer für sie, das zu sagen, das wussten sie beide.

„Papa wird… nie wieder gesund werden. Es ist eine Krankheit, die nicht heilbar ist.“

„Oh,“ sagte Kyoko nach einer weiteren Pause. Mikoto war sich nicht sicher, ob sie den Sinn dieser Aussage wirklich verstand, sie war erst drei.

„Deswegen…“ machte Masami und gab mit dem Kopf ein Zeichen in Richtung seiner Wächter, „Ist die Zeit jetzt auch leider abgelaufen. Ich habe mich gefreut, dich kennengelernt zu haben, Kyoko.“ Er lächelte sie an und sie lächelte scheu zurück, sich immer noch an ihre Mutter klammernd, als diese sich langsam und bedächtig erhob mit dem Kind auf dem Arm.

„Aber die dreißig Minuten sind noch gar nicht um…“ machte sie perplex, als die Wachmänner wieder hereinkamen, die Ketten zwischen dem Stuhl und Masamis Armen lösten und ihn wieder an den Armen ergriffen. Er blickte jetzt sie an und sie zwang sich, seinem Blick standzuhalten, obwohl sie das Bedürfnis verspürte, sofort zu Boden zu blicken – ihn anzusehen nach allem, was gewesen war, war schwer. Vor allem auf diese Weise.

„Ich habe mich auch sehr gefreut, dich wiederzusehen, Mikoto,“ sagte er und lächelte bitter. „Aber es ist besser, wenn du jetzt gehst. Die Wirkung der Anti-Chakra-Drogen beginnt nämlich, nachzulassen. Ich merke es immer, weil es einem bei der vollen Dröhnung ziemlich schwer fällt, die Zunge normal zu bewegen, und jetzt wird es einfacher. – Meinst du, wir sehen uns wieder, Mikoto?“

Sie stand da und sah ihm erst nach, während sie versuchte, zu begreifen, was er sagte. Die Wachmänner schoben ihn schon behutsam zur Tür, weg von Mikoto. Weg von seiner Familie. Aber noch immer sah er über die Schulter und wartete auf ihre Antwort – er bekam sie, kurz bevor er den Raum verlassen hatte.
 

„Ich weiß es nicht, Masami.“
 

Er zeigte ein ehrliches Lächeln, verneigte sich höflich zum Abschied und wurde weggeschoben; da rief Kyoko noch aus vollem Hals:

„Tschüß, Papa!“
 

––
 

Mikoto verfluchte ihre Idee, Masami zu besuchen, als sie etwa zwei Stunden später wieder zu Hause auf der Couch saß und aus ganzem Herzen unglücklich war. Die kleine Kyoko hatte sie heute etwas früher zum Mittagsschlaf geschickt – sie würde am Nachmittag noch mal mit ihr losgehen, Kyoko war nämlich noch verabredet.

„Ich werde wahnsinnig!“ heulte die Frau verzweifelt und vergrub das Gesicht zitternd in den Händen, „I-ich hätte nie mit ihr hingehen dürfen! Oh mein Gott, was bin ich für eine Rabenmutter, Sakura?! Ich habe mein Kind in eine Irrenanstalt gebracht…“

„Jetzt beruhige dich doch…“ versuchte Sakura ratlos, sie zu trösten. Sie saß neben ihr auf der Couch und nahm sie behutsam in die Arme, als sie heftiger zu weinen begann. „Mikoto, du hast das Richtige getan! Du hast dafür gesorgt, dass Kyoko ihren Vater kennt!“

„Du hättest sie hören sollen,“ heulte sie weiter, „S-sie hat Tschüß, Papa! gesagt! Und in dem Moment dachte ich, wie grauenhaft ist es, dass… s-sie ihren Vater vielleicht nie wieder sieht, u-und wie furchtbar muss nachher für sie der Gedanke sein, wenn sie älter ist, dass ihr Vater ein Psychopath ist…?!“

„Das ist nicht deine Schuld,“ sagte die Oma verwirrt, „Dass Masami… eine… sehr schwierige Persönlichkeit ist, ist doch nicht deine Schuld! Natürlich ist es kein schönes Schicksal für Kyoko ohne Vater; es sei denn, du findest einen neuen Mann, der für sie der Ersatz-Va-…“

„Nein, auf keinen Fall!“ unterbrach Mikoto sie scharf, riss den Kopf hoch und sah sie ernst an – dann schniefte sie wieder unglücklich. „Ich werde niemals einen… anderen Mann lieben können, das weiß ich! Das ist einfach unmöglich, allein bei dem Gedanken krempeln sich mir die Zehennägel um… Kyoko wird nie einen Vater haben! Ich bin wirklich eine grauenhafte Mutter… oh mein Gott…“

„Wer sagt denn, dass sie Masami nie wieder sehen wird?“ seufzte Sakura, „Ihr könntet ihn ja wieder besuchen. Muss ja nicht morgen sein, aber eben ab und zu. Du hast gesagt, er und Kyoko hätten ganz normal miteinander sprechen können, das ist doch schön! Es ist schön, dass sie normal Kontakt aufbauen können, dann kann es nächstes Mal so weitergehen.“

„Sakura, nein…“ stammelte die jüngere Frau und senkte den Kopf. Sie holte sich ein Taschentuch und putzte sich schluchzend die Nase. „Ich… w-weiß nicht, ob ich die Kraft habe, da noch mal hinzugehen. Heute… Masami wiederzusehen war… ich hatte das Gefühl, ich müsste zerbröseln wie ein altes Kuchenstück. Ich hatte das Gefühl, ich müsste sterben, a-allein der Gedanke, in dreißig Minuten wieder gehen zu müssen, hat wehgetan… ich wollte nicht fort, ich wollte so gerne näher heran, ich hätte so gerne mehr Zeit gehabt-…“ Sie brach ab, als sie merkte, dass sie immer enthusiastischer wurde, während sie sprach. Verlegen keuchte sie und sah bedröppelt zu Boden. Sakura sah sie ungläubig an. „Aber ich hatte auch panische Angst,“ addierte Mikoto dann murmelnd. „Panische Angst, dass er irgendein Mittel gefunden hat, sich gegen diese Anti-Chakra-Droge zu wappnen und sich loszureißen oder so, um Kyoko-chan umzubringen oder sowas… es war so… es hat mich zerrissen, ich habe nicht geglaubt, dass man zwei so verschiedene Gefühle wie Panik und-… Liebe im selben Moment beim Anblick einer Person spüren kann! Wenn ich Masami noch mal sehe, dann breche ich zusammen…“

Sie stutzte, als sie Sakuras Hand sanft auf ihrer Schulter spürte. Verwirrt hob sie den Kopf. Ihre Großmutter lächelte liebevoll.

„Dann geht jemand anderes von uns mit Kyoko hin,“ schlug sie vor, „Ich kann es tun, wenn du möchtest. Ich kann verstehen, wie du dich fühlst… ich würde es für Kyoko tun, damit sie Kontakt hat zu ihrem Vater, wenn auch unregelmäßig. Von der Anstalt her werden längere Besuche sicher nicht möglich sein, fürchte ich – und für Masamis seelischen Zustand ist es auch vielleicht nicht so gut, zu oft Besuch zu haben. Aber wenigstens ein paar Mal im Jahr wäre es doch schön für die Kleine. Was meinst du?“

„Das würdest du wirklich für mich tun?“ machte Mikoto mit dem dankbarsten Gesicht der Welt, bevor sie Sakura schniefend um den Hals fiel. „Ich… hab dich lieb, Oma!“

„Ich hab dich doch auch lieb, mein Schatz. Natürlich mache ich das für dich und Kyoko-chan. Wir sind… eine Familie. Wir halten zusammen, oder nicht?“

Mikoto war so glücklich über diese Antwort, dass sie erneut zu weinen begann.
 

––
 

Sie fragte sich ab und zu, ob ihre Familie es wirklich stumm akzeptierte, dass Kyoko das Kind von ihr und ihrem Cousin war. Damals, als alle erfahren hatten, dass sie von Masami ein Kind erwartete, war die Aufregung ob der vorangegangenen Ereignisse noch zu stark gewesen, deswegen hatte nie jemand etwas zu diesem Thema gesagt. Niemand hatte sie entsetzt angesehen, niemand war angewidert gewesen von der Vorstellung, dass sie mit ihrem Cousin, einem Blutsverwandten, Sex gehabt hatte. Oder sie hielten sich zurück aus Rücksicht auf sie, weil sie es nicht leicht hatte.

Dabei hasste sie es, es nicht leicht zu haben. Weil sie oft das Gefühl hatte, immer noch von allen wie ein rohes Ei behandelt zu werden – was sie nicht verdient hatte. Sie war ja dumm gewesen! Sie hatte Masami durch ihre rosarote Brille gesehen und hatte nicht bemerkt, was für eine Finsternis hinter seiner perfekten Fassade steckte.

Sie hätte es wissen müssen.

Sie hätte es sehen und alles verhindern müssen.

Aber jetzt war es zu spät dafür. Jetzt hatte sie Kyoko… und sie war froh darüber.
 

Das alles dachte sie melancholisch vor sich hin, während sie am Nachmittag mit der Kleinen wieder durch das halbe Dorf latschte in Richtung Zentrum. Kyoko hatte einen bunten Mini-Rucksack auf dem Rücken, in dem alles steckte, was sie hatte mitnehmen sollen. Und jetzt lief sie brav an der Hand ihrer Mutter durch die Straßen und plapperte dabei unermüdlich irgendwelchen Quatsch vor sich hin.

„Sind wir bald bei Kazuko-chan?“ kam irgendwann, und Mikoto schrak hoch.

„Was? – Äh, ja, gleich, Liebling.“ Sie lachte, als Kyoko seufzte und wieder von vorne zu quasseln begann – und sie hörte erst auf, als sie das Mehrfamilienhaus erreichten, in dem Kazuko-chan wohnte.

Kyoko hatte zwei beste Freundinnen, von denen sie kaum zu trennen war und die mit ihr in den Kindergarten gingen. Eine davon war Kazuko – die eine Woche älter als Kyoko und ihre Tante zweiten Grades war.

Mikoto brauchte gar nicht zu klingeln, denn Kazuko kam mit ihrer Mutter bereits aus der Haustür, die langen, schwarzen Haare zu einem Zopf geflochten und in einem dunkelblauen Mantel steckend, auf dem vorne zwei Blumen aufgedruckt waren. Und natürlich das Uchiha-Emblem auf dem Rücken.

„Ich bin dir so dankbar, dass du die Mädchen rumbringst, Mikoto,“ meldete sich Kazukos Mutter keuchend zu Wort, „Dieser Papierkrempel ist grauenhaft. Wie bin ich auf die dumme Idee gekommen, Hokage zu werden?!“

„Ich weiß nicht, Tante Shiemi,“ gluckste Mikoto erheitert über ihre dauergenervte Tante, die ihre süße Tochter gerade zu Kyoko schob. Die Mädchen begrüßten sich fröhlich und begannen ausgeflippt im Schnee zu toben.

„Weißt du, was Naruto gemacht hat, als ich das erste Mal gemeckert habe über den Papierkram? Der Spinner hat mich lauthals ausgelacht… na ja, also, wie gesagt, danke… ich muss sofort weg und zum Büro und noch so diverses machen, nachdem ich neulich die Woche auf Mission war, bin ich echt im Rückstand. Ich revanchiere mich bei dir, irgendwie… vielleicht schenke ich dir mal ´ne Woche Urlaub, huh?“ Die Frauen lachten.

„Ist doch kein Problem, ich hab ja Zeit,“ sagte Mikoto dann. „Wir waren heute Masami besuchen. Es war komisch, ihn wieder zu sehen… aber ich glaube, er mag Kyoko-chan; oder sie zumindest ihn. Sie hat ihn Papa genannt… ich hätte fast geheult, ey.“

„Oh mein Gott…“ seufzte Shiemi bedrückt, „Das ist echt süß.“

„Was macht Kuma eigentlich?“

„Mit dem Staubsauger kämpfen,“ sagte Shiemi, „Da ich ja Hokage bin und keine Zeit habe, muss der Spinner die Wohnung in Schuss halten. Und kochen! Er kocht übrigens echt prima, komm mal vorbei mit Kyoko und meinen Eltern, wenn du magst.“

„Ich helf Papa beim Putzen!“ verkündete Kazuko stolz, und alle sahen sie an. Shiemi lachte, hockte sich zu ihr herunter und streichelte ihre vom Toben roten Bäckchen.

„Ja, meine Süße, das machst du, was? Du hast so toll staubgewischt und dein Zimmer ist tiptop ordentlich!“

„Jaah!“ strahlte Kazuko glücklich über das große Lob. Mikoto lächelte. Kazuko war ein totaler Ordnungsfanatiker – sie räumte gerne auf, ein seltenes Phänomen bei Kindern, wie Mikoto fand. Sie hatte Shiemi mal gefragt, ob sie die Kleine mal mieten könnte zum Aufräumen. Und Kazuko war ein bildhübsches Mädchen; Mikoto grinste in Gedanken bei der Überlegung, ob ihr wohl später mal alle Jungs nachstellen würden.

„Dann gib Mami noch ein Küsschen und dann muss ich los,“ sagte Shiemi dann, „Viel Spaß bei Mika-chan und sei artig!“ Kazuko strahlte und gab Mami ein Küsschen, bevor diese sich erhob und winkend davon eilte.
 

Mikoto machte sich mit je einem Mädchen an der Hand auch auf den Weg weiter zu Mika-chan – das war Kyokos andere beste Freundin, ebenfalls ihre Tante zweiten Grades, Kazukos Cousine und einen Monat jünger als Kyoko. Mit den komplizierten Familienverhältnissen nervte Mikoto Fuuya gerne, den sie manchmal bei Missionen dabei hatte oder so im Dorf traf. Er regte sich immer tierisch darüber auf, dass irgendwie jeder mit jedem verwandt wäre auf entfernte Weisen – sogar sie und Fuuya waren entfernt verwandt. Aber sie amüsierte sich immer köstlich darüber, wie er sich aufregte, wenn sie mal zusammen mit seiner Freundin Murasaki (ja, tatsächlich!) bei Ichiraku waren. Murasaki amüsierte sich übrigens auch sehr darüber. Und Sasuke amüsierte sich, sobald Mikoto von Fuuya zu reden begann, darüber, dass dieser Kerl und seine Freundin auch noch dieselbe Haarfarbe (lila) hatten und damit wirklich zum Schießen aussahen…

Als sie das Haus von Mika erreichten, brannte drinnen viel Licht.

„Das ist aber hell da drinnen!“ bemerkte Mikoto, „Machen die da ´ne Party drinnen?!“ Die Mädchen lachten sich kugelig, während die Frau klingelte und wartete, bis die Tür aufging. Mikoto erschrak sich zu Tode und blinzelte verwirrt – wie lange war sie bitte nicht hier gewesen? Das konnte doch gar nicht sein!

„Yunosuke?!“ keuchte sie beim Anblick ihres Cousins, „Du… bist riesengroß geworden! Das kann doch nicht sein, dass wir uns so lange nicht gesehen haben…? Du bist ja größer als ich…!“ Yunosuke grinste und ließ die kleinen Mädchen an sich vorbei wuseln, ehe er seine Cousine auch herein ließ und nach seiner Mutter und seiner Schwester Mika rief.

„Na ja, Weihnachten war ich nicht da… ´n halbes Jahr ist es sicher her, dass wir uns gesehen haben! Vielleicht gab’s ´nen Wachstumsschub… Junya fühlt sich verarscht, weil er immer noch kleiner ist als Takuma und ich, haha…“

„Was ist denn das für ´ne grelle Beleuchtung in der Küche? Ich hab mich von außen gewundert… – hey, Kyoko-chan, Kazuko-chan, zieht eure Schuhe aus! Warte, ich helf dir, Spatzi.“ Sie zog ihrer Tochter Schuhe und Mantel aus, während Moe schon Kazuko auszog und Yunosuke berichtete:

„Papa übt mit Junya irgendwelche grün leuchtenden Medizinjutsus, das ist voll gruselig, geh lieber nicht in die Küche, wenn du nicht geblendet werden willst.“

„Okay…“ machte Mikoto, die zuletzt sich selbst auszog, bevor sie Moe begrüßte und zusammen mit ihr und Yunosuke den kleinen Mädchen nach in die Stube ging. In der Stube war eine Modelleisenbahn aufgebaut. Auf den Schienen fuhr in rasanter Geschwindigkeit ein Zug im Kreis herum, in dessen Mitte Mika stand, sich im Kreis drehte und johlend den Zug beim Fahren beobachtete.

„Mika-chan!“ rief Moe ihre kleine Tochter, „Kyoko-chan und Kazuko-chan sind da!“

„Sie liebt diese Eisenbahn,“ erklärte Yunosuke Mikoto, „Ich hab sie ihr geschenkt, nachdem wir drei sie früher von Papa bekommen haben, und der hat sie von Tante Chidori bekommen, sogar die hat damit als Kind gespielt! Siehste mal, wie alt die ist. Aber noch voll fit, und Mika dreht sich den ganzen Tag im Kreis und guckt diesem blöden Zug zu, es sieht wirklich witzig aus, wenn man sie länger beobachtet.“ Mikoto musste lachen über diese Geschichte. Mika löste sich jetzt von ihrem Lieblingsspielzeug und sie und die beiden anderen Mädchen begannen, johlend durch die Stube und den Flur zur Treppe zu toben, die sie herauf stampften. Moes und Satoyas jüngstes Kind und Mikotos jüngste Cousine hatte die grünen Haare ihrer Mutter geerbt. Sie waren ein bisschen kürzer als Kyokos und meistens zu irgendwelchen Zöpfen gebunden – heute trug sie auf jeder Seite einen Zopf, und wie kleine Pinsel standen die Haare von ihrem Kopf ab und wippten beim Laufen.

„Apropos Chidori, was macht die eigentlich?“ fiel Mikoto ein, „Neulich hab ich Sae mit June auf der Straße gesehen, du liebe Zeit, hab ich mich erschrocken, nur schwarz an, ist Sae auf Lack und Leder umgestiegen?!“ Moe fing lauthals an zu lachen bei Mikotos Worten und Yunosuke, der offenbar total die Peilung hatte, was den Rest der Familie anging, lachte sich auch halb tot.

„Nee, nicht Lack und Leder, nur Totenköpfe, auf die steht sie irgendwie, glaub ich – sieht jedenfalls so aus, so wie sie rumläuft.“

„Das Kleidchen, das sie anhatte, war verdammt kurz…“ machte Mikoto skeptisch, „Wie alt ist die jetzt? Siebzehn?“

„Achtzehn,“ korrigierte Yunosuke, „Ja, stimmt, Takuma und ich beölen uns auch immer, wenn wir über sie reden, bei uns ist sie die Höher-als-Arsch-Kleid-Frau.

„Wo steckt der eigentlich?“ machte Mikoto perplex, während Moe ihr einen Tee und Kekse anbot.

„Irgendwo mit Tsumu unterwegs, die wollten auf irgendein Konzert von ihren bunten Visu-Freaks, die irgendwie alle wie Frauen aussehen, obwohl es Männer sind.“ Er gluckste und nahm sich auch einen Keks. „Wir wollen nachher mit den Mädchen schwimmen gehen! Jetzt, wo der Pool überdacht ist, geht das auch im Winter, deshalb solltet ihr ja Badezeug und Schwimmflügel mitnehmen. Mika freut sich schon seit ´ner Woche darauf und fragt jeden Tag ‚Wann geh ich mit Kazuko und Kyoko swimmen?!‘ … – das mit dem sch hat sie immer noch nicht so raus.“ Alle lachten.

„Was ist hier denn für eine Gackerstunde?“ ertönte da eine verwirrte Stimme aus dem Flur, und als alle hochsahen, guckten Junya und Satoya um die Ecke in die Stube. Junya war auch gewachsen, aber er war dennoch noch ein ziemlich großes Stück kleiner als Yunosuke – kleiner als Souya, stellte Mikoto fest, hütete sich aber, das zu sagen, denn Junya regte sich tierisch auf, wenn man es wagte, ihn klein zu nennen. Vor zwei Jahren hatte er Chidoris Rat befolgt und war seiner Affinität zu Giften nachgegangen, seitdem unterrichtete sein Vater ihn in Medizinjutsus, was vor allem Sakura sehr stolz gemacht hatte.

„Setzt euch zu uns,“ lud Moe die beiden winkend ein, „Bevor wir uns gleich die Mädels schnappen und schwimmen gehen, damit Mika aufhört, uns mit ihrer Frage zu nerven.“

„Oh nein, DIE Frage,“ beteuerte Junya, und Satoya gluckste, als die zwei auch in die Stube kamen.

„Ich hab jetzt aber keinen Badeanzug mit…“ meinte Mikoto, „Ist es okay, wenn ich draußen bleibe? Also, ich setz mich gerne an den Rand, oder so.“

„Klar, mach das, Satoya geht ja auch nie rein,“ grinste Moe, und ihr Mann räusperte sich verlegen.

„Das war ja auch nicht meine Idee mit dem dummen Pool,“ stöhnte er, „Ich hab glaube ich nicht mal ´ne Badehose, oder je eine gehabt außer bis ich zehn war oder so…“

„Auch kein Problem, dann springst du halt nackt rein,“ feixte Yunosuke, und Satoya zeigte ihm stumm den Vogel, worauf wieder alle lachen mussten.
 

––
 

Als dann die große Stunde gekommen war und alle kleinen Mädchen in bunten Badeanzügen und die übrigen (außer Mikoto und Satoya) auch in Badesachen steckten, war Mika die Erste, die in den Pool sprang und dabei laut grölte.

„Mika, spritz nicht alles nass!“ mahnte Satoya sie empört, als eine kleine Welle über den Rand auf seine Schuhe schwappte. Alle kleinen Mädchen hatten Schwimmflügel um die Arme gebunden bekommen. So ganz schwimmen konnten sie natürlich noch nicht, deswegen war immer jemand bei ihnen, der sie beobachtete, wie sie prustend im Wasser herum spaddelten. Das war meistens Moe, die auch im Wasser war, während Yunosuke und Junya sich lieber im Wasser kloppten.

„Passt auf, dass ihr die Kleinen nicht so bespritzt!“ rief Moe irgendwann, „Die erschrecken sich, Kyoko-chan hängt schon ganz ängstlich am Rand!“ Die Kleine klammerte sich wirklich leicht panisch an den Rand und schluchzte verwirrt.

„I-ich hab Wasser in die Augen gekriegt…“

„ACHTUNG, MIKA!“ brüllte Satoya plötzlich, als er sah, wie seiner Tochter ein Schwimmflügel abrutschte und sie gluckernd unterging wie ein Stein. Er sprang von seinem Hocker auf und angelte sofort nach ihr, als Moe erschrocken herumfuhr – da sie sich um Kyoko gekümmert hatte, war ihr das mit Mika völlig entgangen.

„Oh mein Gott!“ schrie sie jetzt, „W-was ist passiert?!“

„Der ist abgeflutscht…“ keuchte Mika erstaunlich wacker, hustete ein paar Mal und war dann aber wieder völlig fit. „Der Schwimmflügel ist abgeflutscht!“ wiederholte sie und hustete erneut.

„Das ist Yunosukes Schuld,“ petzte Junya, „Als Akira neulich da war, haben die hier voll den Scheiß im Pool gemacht mit Nii-san, sie haben sich Mikas Schwimmflügel um die Füße gemacht und haben versucht, so zu schwimmen…“

„W-was?!“ machte Satoya entsetzt, der der armen Mika den Rücken klopfte. Yunosuke lachte blöd.

„Und wir haben Wettrennen auf dem Wasser gemacht, aber auf den Händen laufend, das war witzig… Akira hat sich fast voll auf die Fresse gepackt, aber er war voll cool, er wäre fast umgefallen und hat sich dann total posermäßig mit einer Hand und ´nem Chakrastoß weggestoßen und ist wie ´ne Kerze im Wasser gelandet.“

„Und Mikas Schwimmflügel leiern aus, wenn du Depp dir die an die Füße machst, kein Wunder, dass sie abrutschen! Komm, Mika, hau deinen Bruder mal!“

„Ja, böse böse!“ grölte Mika, als Satoya sie zu ihm hinhielt, und Yunosuke hielt ihr schuldbewusst eine Hand hin, die sie sanft schlug.

„Aaaaua, Mika-chan… oh nein, meine Hand…“ Die drei Mädchen lachten sich tot über seine theatralische Stimme, bevor Satoya Mika wieder ins Wasser setzte.

„So ein Schlamassel,“ seufzte er dann, als er sich zurück neben Mikoto setzte und den Kindern weiter beim Planschen zusah. Mikoto lächelte, als sie ihre kleine Tochter beobachtete, die fröhlich prustend im Wasser herum spaddelte und langsam müde wurde.

„Was ich dich als Chefarzt mal so fragen wollte,“ fiel ihr ein, „Ich komm viel zu selten dazu, mich darum zu kümmern… was machen Seiji und Kanae? Wir haben heute Masami besucht, Kyoko-chan und ich… da hab ich mich gefragt, ob die zwei das auch schon mal gemacht haben…“

„Wieso fragst du mich das als Chefarzt?“ lachte er, „Nein, ich glaube, sie waren nie da. Verständlich, denke ich, es ist sicher schwer für sie beide.“

„Na ja, du bist ja derjenige, der sich um Onkel Seijis Tablettenkram kümmert, denke ich.“

„Das steht unter ärztlicher Schweigepflicht, Mikoto, drüber darf ich mit dir nicht sprechen. – Aber na ja, sie fangen sich beide ziemlich gut, habe ich das Gefühl. Man merkt Kanae zwar schon immer noch an, dass sie echt ´nen Einbruch in ihrer Art hatte, aber eigentlich ist sie wieder völlig die Alte, das beruhigt mich total. Seiji hat mal zu mir gesagt, er wolle einfach noch etwas Abstand vom Clan, weil der ganze Druck und das mit Masami ihn echt fertig gemacht hat… deswegen waren sie ja Weihnachten bei Kanaes Eltern und nicht bei meinen. Ich denke, sie sollten es langsam angehen; wenn sie nur einmal im Jahr zum Familienessen kommen, reicht ihnen das vielleicht erst mal. Wobei Kanae neulich, als sie mal mit her kam, gesagt hat, sie fühlte sich scheußlich, weil sie eine schlechte Oma wäre für die kleine Kyoko. Ich dachte, sie hätte sich inzwischen mal bei euch gemeldet.“

„Nö, bis jetzt nicht,“ kam von Mikoto, „Da bin ich ja beruhigt, dass die beiden okay sind. – Na ja, für sie beide dürfte es sicher nicht leichter sein, Masami zu sehen, als es für mich war, ich wäre fast gestorben heute Mittag. Aber Kyoko-chan scheint ihn zu mögen.“

„Hat er sich verändert?“ fragte Satoya sie leise, und sie senkte den Kopf.

„Eigentlich… nicht. Doch, er ist distanzierter und kühler geworden, hatte ich das Gefühl. Also irgendwie war die ganze Atmosphäre ganz schön verklemmt… bei uns beiden. Aber ansonsten sieht er aus wie immer, redet wie immer und ist höflich wie immer, sogar zu den Wachmännern in der Anstalt. Aber das Essen passt ihm nicht, hat er gesagt.“

„Ach Gott,“ machte Satoya und musste kurz lachen, „Ja, Kanae hat früher irgendwann mal gemeckert, dass er beim Essen so irre wählerisch sei. Hat er von Seiji, der ist von unserer Mutter zu sehr mit gutem Essen verwöhnt worden… und meine Mutter hat gesagt, früher wäre kochen gar nicht ihr Ding gewesen, jetzt macht sie es aber ziemlich gut.“

„Davon überzeuge ich mich jeden Tag auf‘s Neue,“ bestätigte Mikoto lachend. Dann seufzte sie und streckte sich ein wenig auf dem Hocker, auf dem sie saß. Kyoko kam aus dem Wasser gekrabbelt und tapste zu ihrer Mutter, bei der sie sich auf den Boden setzte, nass wie sie war. Sie verschnaufte. „Na, bist du müde, Süße?“

„Ich mach nur ´ne Pause,“ verkündete Kyoko tapfer und verschnaufte weiter. „Kann ich was trinken?“

„Das hab ich vergessen,“ stöhnte Satoya, „Trinken. Das vergesse ich jedes Mal… ich hol dann mal Wasser für alle…“

„Ich sag‘s ja,“ machte Junya feixend, „Baut eine Minibar in den Pool, Papa!“

„Vergiss deine Minibar!“ schnaubte Satoya, „Verdien viel Geld und kauf sie dir selber.“

„Aber wenn wir ´ne Minibar hätten, müsstest du jetzt nicht ins Haus laufen und Wasser holen,“ gluckste der Sohn, „Bringst du mir ´ne Limo mit?“

„Wie heißt das?!“

„Bitte bitte?“ Satoya ging schnaubend davon und Yunosuke und Junya konnten sich weiter kloppen.
 

Mikoto betrachtete das idyllische Zusammensein der halben Familie hier im Pool und fragte sich, wieso Masami den Clan so hasste. Sie dachte an Sakuras Worte:

Wir sind… eine Familie. Wir halten zusammen, oder nicht?“

Ja, sagte sie sich innerlich, Das tun wir. Und wir werden verhindern, dass jemals wieder so eine Finsternis und so ein Desaster unsere Familie zu zerstören droht.

Und ironischerweise hatten sie diese Einsicht irgendwie Masami zu verdanken. Denn allein durch sein makaberes Projekt waren sie zusammengewachsen und hatten danach aufgehört, gegeneinander zu kämpfen, sondern würden ab jetzt alle am selben Strang in dieselbe Richtung ziehen. Sogar ihre Mutter und Onkel Seiji vertrugen sich, seit Masami in der Klapse war, sie sahen sich nicht mal mehr giftig an. Nie waren die Familienessen so idyllisch und friedlich gewesen wie in den letzten drei Jahren.

Vielleicht hatte Masami irgendwo tief im Inneren geahnt, dass es dazu führen würde – vielleicht hatte er gar nicht wirklich vorgehabt, sie alle einzusperren, sondern hatte sie alle nur gereizt, auf dass sie sich zusammenrissen und zu dem zusammenwuchsen, was selbst er Familie nennen würde. Mikoto erschrak – von dieser Seite hatte sie es noch nie betrachtet. Für welchen Zweck auch immer es sein mochte, Naoyas Tod war und blieb grauenhaft und in den Augen aller Beteiligten unnötig, aber was, wenn Masamis ganzes Projekt mit der Parallelwelt eigentlich nur dazu gedient hatte, sie zu einer Familie zu machen?

Auch, wenn er dafür seine Freiheit und alles, was er je besessen hatte, geopfert hatte…

Für einen besseren Zweck – Konohagakures Ruf und die Bänder der Familie?
 

Er würde nie vorhaben, seine Tochter zu töten. Oder irgendwen.
 

Mikoto erhob sich unwillkürlich und atmete heftig ein und aus, als ein eigenartig erleichtertes, glückliches und auch freies Gefühl sie erfasste. Plötzlich hatte sie keine Angst mehr, wenn sie an Masami dachte… oder daran, ihm vielleicht wieder zu begegnen in naher oder ferner Zukunft.

In diesem Moment hatte Mikoto das Gefühl, diese Zukunft wäre gerade ein wenig näher gerutscht.
 

Und sie lächelte sie an und winkte.
 


 

fin
 

--
 

Zu ENDE!! o___o omg, es ist echt zu Ende! ... zuerst:

Anankasmus: http://de.wikipedia.org/wiki/Zwanghafte_Pers%C3%B6nlichkeitsst%C3%B6rung

Schizophrenie: http://de.wikipedia.org/wiki/Schizophrenie
 

An dieser Stelle möchte ich mich bei allen Lesern und Schwarzlesern herzlich bedanken!^^ Vor allem natürlich bei meinen fleißigen Kommischreibern, es freut mich, dass nach drei Storys zu naruto immer noch so viel Aufmerksamkeit da ist ^////^ DANKE! ^o^
 

An die Admins: Häh? XDD wo sind denn bitte Kommentare von mir im Fließtext?! XD Habt ihr wohl verwechselt... da sind definitiv keine, sowas mache ich nie... o_O'



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Von:  Stef_Luthien
2015-01-10T23:55:06+00:00 11.01.2015 00:55
Mikotot hat sich extrem schlimm verändert finde ich. - Ich hoffe Masami bekommt noch eine Strafe für das was er getan hat. -.- Ich konnte den von Anfang an schon nicht leiden
Von:  Kasumi_Ripper
2014-08-06T14:08:20+00:00 06.08.2014 16:08
Masami!!!!!
Mann ist der sexy ey und das ist keinesfalls hentai ey ich finde das pair perfekt ey

Lg Takuma-kun
Von: abgemeldet
2013-05-30T11:41:38+00:00 30.05.2013 13:41
OH NEIN
JETZT IST ES ZU ENDE
*heul*
Von: abgemeldet
2013-05-30T10:18:02+00:00 30.05.2013 12:18
Ich hätte nie erwartet das Shiemi Hokage wird oder das Sasuke so nett sein kann...
Von: abgemeldet
2013-05-30T09:20:27+00:00 30.05.2013 11:20
Was haste denn gehört?
Ach, egal...
Tolles Kap!!!
Von: abgemeldet
2013-05-29T19:11:46+00:00 29.05.2013 21:11
Geiles Kap!!!!!!!
Von: abgemeldet
2013-05-28T17:40:06+00:00 28.05.2013 19:40
Das Tor war so na und dann dieser Gottverdammte Kater

Die tun mir echt leid
Von: abgemeldet
2013-05-27T20:16:45+00:00 27.05.2013 22:16
Tolles kapitel!
Von: abgemeldet
2013-05-27T17:22:32+00:00 27.05.2013 19:22
Tolles Kapitel!
Von: abgemeldet
2013-05-27T16:05:06+00:00 27.05.2013 18:05
Tolles kap!


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