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Wichtel-OS-Sammlung

vom Neji/TenTen-Schreiber-Zirkel
von

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Regenphase

Leise und sachte prasselte der Regen gegen die Fensterscheibe und die dunklen Wolken raubten jede Art von Sonnenlicht.

Ich beobachte die einzelnen Regentropfen, wie sie die Scheibe entlang glitten und schloss die Augen.

Etwas sagte mir, dass dieser plötzliche, langanhaltende Regen kein gutes Omen war. Ein Unheil stand bevor, ich wusste nur noch nicht welche Ausmaße es annehmen würde…
 

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Mein Onkel, ein strengerzogener, ernster Mann hatte mich zu sich gerufen, um mir etwas wichtigen mitzuteilen. Ich wusste nicht, was es war, doch ich berührte, dass es ernst sein musste, denn er ließ mich nie grundlos zu sich rufen.

„Neji“, sagte er und räusperte sich. „Ich muss mit dir reden. Es geht um deine Zukunft.“

„Meiner Zukunft?“, fragte ich erstaunt.

„Ganz recht. Ich muss an das Wohl der Familie Hyuuga denken und deswegen hallte ich es für angebracht, wenn du dir bald eine Freundin suchst oder ich werde eine Braut für dich suchen müssen. Ich möchte, dass mein Neffe bald verheiratet ist, damit du den Namen Hyuuga weiterführst.“

„Du meinst eine Zwangsehe?“ Ich war verwundert, beinahe schon geschockt.

„So will ich es nicht sagen, du hast die Chance, dir eine geeignete Freundin zu suchen.“

„Ich habe bereits eine“, log ich schnell.

Mein Onkel war sichtlich genauso überrascht über meine Antwort wie ich selbst. „Ach ja, wen denn?“

„Tenten“, sagte ich spontan, da mir keine andere einfiel.

„Dann lad diese… Tenten doch bitte morgen Abend zum Essen ein, ja?“

„Selbstverständlich“, murmelte ich, mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend.
 

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Gelangweilt saß ich in der Schule und sah zum Fenster. Der Regen hatte noch nicht aufgehört, obwohl es das ganze Wochenende geregnet hatte.

Wir saßen an dreier Tischen, die kreisförmig angeordnet waren, so was man – zu meinem Leidwesen – alle Mitglieder des Team sehen konnte.

Lee, ein schwarzhaariger Junge, unterhielt sich gerade mit einem braunhaarigen Mädchen namens Tenten, die wenig am Gespräch beteiligt war.

Ich schätzte sie sehr und das war einer der Gründe wieso mir ihr Name als erstes in den Sinn kam. Sie war klug, redegewandt, höflich und vorbildlich tüchtig. Sie ließ sich von nichts aus der Ruhe bringen, auch nicht von Lee.

Tenten schenkte mir ein kurzes, aufmunterndes Lächeln. Noch ein Grund wieso ich sie wähle, ich war mir zwar nicht sicher, aber ich hegte Gefühle für sie.

„Jeder Regen hört einmal auf“, sagte sie leise und ihre Stimme war leicht und unbeschwert.

„Ich weiß“, murmelte ich und wusste, dass ich sie bald wegen dem Essen fragen musste. „Tenten? Kann ich nachher kurz mit dir reden?“

„Natürlich“, sagte sie und ihr Lächeln wurde breiter.
 

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Wir trafen uns nach der Schule im Hinterhof, so wie es heimlich Verliebte wahrscheinlich taten, auch wenn wir das nicht waren.

Sie wartete bereits auf mich, da ich Klassendienst hatte, und saß auf einer Bank, die an der Hauswand stand.

Als ich zu ihr kam stand sie auf, strich sich ihre Schuluniform, die aus einem blauen Rock und einer weißen Bluse bestand, glatt und lächelte. „Hallo. Worüber wolltest du sprechen?“

Ich wusste nicht was ich sagen sollte, konnte keine Worte finden. „Mein Onkel lädt dich zu Essen ein“, sagte ich knapp.

„Dein Onkel? Wieso das?“

Ich stockte, doch fing mich schnell wieder. „Er will dich kennenlernen. Es tut mir leid, aber ich habe gesagt, dass wir ein Paar wären.“

Ihre Augen weiteten sich und ich bereute meine Tat gleich. „Ein Paar? Wir beide?“, fragte sie ungläubig.

„Ich musste das sagen. Mein Onkel wollte mich schon mit einer fremden Frau verkuppeln. Du warst die erste die mir in den Sinn kam.“

„Und du willst deinem Onkel nun weismachen, dass wir eine Beziehung führen, damit du nicht in eine Zwangsbeziehung musst?“

Welch Ironie, da unsere Beziehung ja ebenfalls aus Zwang bestehen würde. „Ja, so kann man es sagen. Nur für einen Abend.“

Sie biss sich auf die Lippen und nickte dann „Okay“, sagte sie. „Ich verspreche es dir.“
 

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Mein Onkel musterte Tenten mit Skepsis und richte sich dann zu mir. Ich wusste nicht, ob er die Geschichte mit der Freundin glaubte und wahrscheinlich war er nun umso überraschter, dass jetzt ein Mädchen vor ihm stand die theoretisch wirklich meine Freundin sein könnte.

Tenten hatte ein hübsches Kleid an, nicht zu schick, aber auch nicht zu alltäglich und sie trug ihre Haare wie gewohnt. Sie sah entzückend aus und ich war erstaunt sie in einem solchen Kleid zu sehen.

„Wie lange seid ihr schon zusammen?“, fragte er und sah mir fest in die Augen, als suchte er einen Zweifel in meinen.

„Zwei Monate“, sagte ich ohne zu zögern. Der Zeitabschnitt war perfekt. Nicht zu lang, dass wir schon alles erlebt haben mussten wie Sex, aber auch nicht zu kurz, dass man nicht von einer innigen Bindung reden konnte.

„Und weiß jemand von eurer Beziehung?“

„Nein. Tenten ist sehr diskret und ich bin ihr sehr dankbar dafür.“ Ich wusste, dass mein Onkel Diskretion schätze und somit hatte sie schon Pluspunkte bei ihm. Ein guter Schachzug.

„Es ist mir eine Ehre Sie kennenzulernen“, sagte sie, verbeugte sich artig und lächelte ehrlich. Mir gefiel, dass sie sofort ihren Charme versprühte. Ich wusste nicht, ob es Schauspiel oder Realität war, doch meinen Onkel hatte sie gekonnte um den Finger gewickelt.

„Ganz meinerseits“, sagte er anerkennend und verbeugte sich kurz. „Ich hoffe, dass mein Neffe die richtige Wahl getroffen hat.“

„Natürlich“, sagte ich nur.

„Sie bleiben doch zum Essen?“, fragte Hiashi und richtete seine Frage nun direkt an das Mädchen.

„Natürlich, gerne“, sagte sie schnell, doch ihr Lächeln wurde etwas unsicher.

Sie sah zu mir und ich nickte aufmunternd. Das Abendessen würde weniger stressig und angespannter als dieses Gespräch werden, zumindest dachte ich das…
 

---
 

Wir saßen im großen Speisesaal der prunkvoll geschmückt war. Allerlei Bilder in dicken Goldrahmen zierten die Wände, schwere Vasen standen in den Ecken und ein großer Esstisch war Zentrum des Raumes.

Hiashi saß am Kopfende, neben ihn jeweils eine seiner Töchter. Ich saß neben Hinata, Tenten neben Hanabi. Mir gefiel diese Sitzordnung zwar nicht, weil ich meiner vermeintlichen Freundin eigentlich Beistand leisten wollte, doch es war für den Moment in Ordnung.

Tenten aß langsam, immer darauf bedacht zu kauen, damit sie keine Fragen beantworten musste. Ein schlauer Schachzug ihrerseits. Mir wurde langsam klar, dass sie die perfekte Alibifreundin war, denn man musste ihr nicht alles sagen.

„Es ist eine Freude, endlich wieder andere Gesellschaft am Esstisch zu haben“, sagte mein Onkel und zu meinen erstaunen freute er sich tatsächlich. Tentens bezaubernder Charme hatte ihn vollkommend gefangen und ich war mir sicher, dass er sie akzeptieren würde.

„Ich wusste gar nicht, dass ihr ein Paar seid“, sagte Hinata leise zu mir gerichtet.

„Ich finde auch nicht, dass es jeder wissen müsste“, gab ich nur beiläufig zurück. Schließlich waren Tenten und ich in einer Klasse und sogar in derselben Lerngruppe, da ist es nicht selten, dass man sich näher kommt. Aber wahrscheinlich war ich eher das Problem das ich noch keine echte Beziehung hatte. Meine Schüchternheit überspielte ich gekonnt, was leider als Ignoranz gedeutet wurde. Ich hatte mir so selbst ein Bein gestellt. Doch das war nun Nebensache, da ich ja im Moment eine Scheinfreundin hatte und sowieso keine Beziehung mit einem anderen Mädchen eingehen könnte.

„Hinata, Hanabi, könntet ihr eurer Essen mit aufs Zimmer nehmen?“, fragte mein Onkel ernst.

„Natürlich“, sagten meine beiden Cousinen wie aus einem Munde, nahmen ihre Teller und verschwanden schnell.

„Darf es sonst noch etwas sein?“

Eine blauhaarige, hübsche Frau, namens Konan, kam gerade in den Raum und ich sah wie Tenten sie musterte.

„Nein danke, Konan, das wäre alles. Deck bitte den Tisch ab und richte dem Küchenchef meinen Gruß aus, das Essen war köstlich, nicht wahr, Tenten?“

„Ja, köstlich“, stimmte sie zu und stand auf, als unsere Küchenhilfe begann den Tisch abzuräumen. „Ich helfe Ihnen.“ Wieder dieses bezaubernde Lächeln.

„Oh, danke“, sagte Konan.

Mein Onkel war erstaunt über diese Geste, doch sichtlich beeindruckt. Zu Konans Glück musste sie dank Tentens Einsatz nur einmal laufen.

„Sie ist wirklich etwas besonderes“, sagte mein Onkel und sah den beiden hinterher. „Sie kommt aus keinem reichen Haus, nicht?“

„Nein, eher aus normalem. Bei ihr ist es selbstverständlich, dass man sich gegenseitig hilft. Eigentlich eine gute Eigenschaft.“

„Ich bin froh, dass du dir so eine vielversprechende Freundin gesucht hast. Sie ist zwar hübsch, doch sie besitzt zudem Höflichkeit und Fleiß und ihre Augen sind voller Ehrlichkeit.“

Ehrlichkeit war gut. Wir beide waren doch die größten Schwindler der Geschichte.

Als Tenten sich wieder an den Tisch setzte, strahlte sie und richtet sich an mich.

„Konan ist wirklich eine nette Frau, so was von lieb“, sagte sie begeistert und überging meinen Onkel unbewusst.

„Freunde dich nicht zu viel mit unserem Personal an“, zischte ich ihr zurück.

„Mir ist es egal, on sie zu eurem Personal gehört.“

„Sie treibt es mit dem Küchenchef“, mischte sich Hiashi am Rande ein.

„Mit dem Küchenchef?“, fragte Tenten und verstand nicht.

„Ich wusste nicht, dass Konan etwas mit Pain hat“, sagte ich schnell. Natürlich war mir dies aufgefallen, die Blicke und die Berührungen der beiden, doch es war mir egal. Schließlich waren die beiden alt genug.

„Deswegen freunde dich ruhig mit ihr an, Tenten, da sie eh nicht mehr lange zu meinem Personal gehört.“

Mir war aufgefallen, dass mein Onkel nun ein persönliches „Du“ verwendete, ein gutes Zeichen, da er anscheint Vertrauen für sie hegte.

„Es sind doch nur Menschen, wieso sollte man ihnen verbieten sich zu lieben? Sie haben doch auch ein Leben nach der Arbeit.“

„Mir ist das egal, aber wenn sie in meiner Küche ihrer Liebe freien Lauf lassen, habe ich schon ein Wort mitzureden, ich habe immerhin zwei Töchter.“

„Oh ja, natürlich“, gab Tenten nach.

„Und ich muss an die Hygiene denken“, fügte Hiashi noch hinzu.

Nun war sie still, anscheinend waren das genug Argumente.

„Sie arbeiten solange noch hier, bis sie etwas neues gefunden haben.“

„Das ist sehr nett von dir, Onkel“, gab ich meinen Kommentar dazu,

„Aber ich wollte eigentlich über etwas anderes sprechen“, sagte er und räusperte sich. „Zu euch beiden.“

Ich merkte wie meine Gegenüber kaum merklich zuckte.

„Ich will nicht, dass ihr eure Beziehung auf die leichte Schulter nehmt“, begann er. „Immerhin steht unsere Ehre auf dem Spiel, sollte mein Neffe sich bloß Vergnügen wollen.“

Er legte eine Pause ein und wartete auf Einwende. Ich sah zu Tenten und bemerkte, dass sie einen Punkt auf der Tischdecke fixierte.

„Natürlich“, sagte ich nur.

„Und deswegen finde ich es angemessen, wenn ihr den Ruf der Familie schützt.“

„Und wie?“, fragte ich, wandte meinen Blick von Tenten und sah zu meinem Onkel.

„Mit einer Hochzeit“, sagte er nur.

„Hochzeit?“, erwiderte Tenten etwas lauter als gewohnt und starrte meinen Onkel an.

„Ich wüsste nicht, wieso wir heiraten sollten“, sagte ich schnell und sah zu Tenten, die mich nun entgeistert ansah.

„Ich weiß, dass dies alles etwas plötzlich kommt, doch meinen Segen habt ihr. Ich finde, dass ihr ein gutes Paar seid und eure Beziehung Zukunft hat. Also spricht nichts dagegen. Es wäre gut, wenn ihr dadurch für die Außenwelt glaubhafter sein würdet.“

Da lag also der Punkt. Mein Onkel wollte von Anfang an, dass ich heirate. Hätte ich auch selbst drauf kommen können.“

„Also, Tenten, möchtest du meinen Neffen zum Mann nehmen“, fragte er feierlich.

„Okay“, sagte Tenten plötzlich und sah mit festem Blick zu mir. „Ich nehme den Antrag an.“
 

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Ich war außer mir vor Verwirrung und Verzweiflung. Mein Onkel hatte Tenten einen indirekten Antrag gemacht und sie nahm ihn ohne weiteres an. Wusste sie eigentlich was das bedeutete?

Ich lief unruhig im Zimmer auf und ab, viel zu nervös um sitzen zu bleiben. Tenten saß auf meinem Bett und verfolgte meinen Gang. Ich musste wie ein Tiger in einem zu kleinen Käfig wirken, denn auch ihr Blick wirkte nervös.

Einzig und allein meine Schritte und der Regen der gegen die Scheibe prasselte waren zu hören.

„Setz dich bitte“, brach sie das Schweigen.

„Nein“, brummte ich nur und ging weiter meinen Ablauf. „Wie konntest du nur annehmen?“

„Ich musste doch“, verteidigte sie sich. „Sonst wäre alles umsonst gewesen.“

Plötzlich hielt ich inne und sah sie an. „Wieso hältst du immer noch daran fest?“

„Ich habe es dir versprochen.“

Ich seufzte erschöpft und setzte mich neben sie. „Ich verstehe bis heute nicht, wieso du mir dein Versprechen gabst.“

„Es wird dunkel“, sagte sie, sah zum Fenster und wich so meiner Frage aus.

„Mein Onkel würde sich bestimmt freuen, wenn du über Nacht bleibst. Immerhin sind wir doch verlobt.“

„Dann bleib ich“, sagte sie nur.

„Wieso machst du das?“

„Was meinst du?“, fragte sie irritiert.

„Wieso hältst du nach allem an dem Versprechen?“

„Weil man Versprechen nicht bricht“, murmelte sie.

„Und warum hast du mir dieses Versprechen gegeben?“

Sie schwieg kurze Zeit, doch dann seufzte sie. „Weil Menschen manchmal dumme Sachen machen, wenn sie verliebt sind.“

Erst in diesem Moment wurde mir klar, dass Tenten genauso in mich verliebt war, wie ich in sie.

„Die ganze Zeit?“, fragte ich.

„Von Anfang an“, stimmte sie zu. „Sonst hätte ich doch nie ja zu einer Scheinbeziehung gesagt.“ Sie lächelte das Lächeln das ich so liebte.

Wir haben uns gegenseitig die ganze Zeit über geliebt und nichts gemerkt.

„Bleibst du über Nacht?“, fragte ich nebenbei.

„Aber nur, wenn du bis zur Hochzeitsnacht warten kannst.“

„Natürlich.“

„Dann gerne“, sagte sie und lächelte glücklich.
 

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Tenten legte den Kopf auf meinen Oberkörper, da ich bereits das ganze Kissen für mich beanspruchte, weil es einfach zu klein war.

Ich strich über ihr offenes, weiches Haar und schloss die müden Augen.

„Willst du mich heiraten?“, fragte ich leise, nach einem Moment der Stille und leichte Heiterkeit war zu hören. Welch überflüssige Frage, wo mein Onkel uns doch bereits seinen Segen gegeben hatte. Doch ich wollte, dass sie mir ihr Jawort gibt, ohne Zuhörer, ohne Zeugen vor denen sie sich verstellen musste.

Sie kicherte kaum hörbar über meine Fragen, sah zu mir hoch und flüsterte ein „Ja, ich will“.

Unsere Lippen trafen sich zum ersten Mal und ich spürte, dass meine innere Sonne gerade wieder zu scheinen begann. Der Regen war nun endlich vorbei…
 

-Ende-

Forgiven

Couldn’t save you from the start, Love you so it hurts my soul

Can you forgive me for trying again

Your silence makes me hold my breath, Time has passed you by
 

Sie wusste, dass sie ihm nicht helfen konnte. Sie wusste auch, dass es bereits zu spät war, doch sie verkraftete es nicht. Nach all der Zeit verstand sie nicht, was der Auslöser für diese Tragödie gewesen war.

Sie saß im Wohnzimmer in dem kleinen Haus, das sie bewohnten. Früher zusammen, dann nur noch Tenten und ihre gemeinsame Tochter, da er immer ins Krankenhaus musste.

Sie wollte ihm helfen, doch es war unwiderruflich. Dafür war die Krankheit zu böswillig und zu weit fortgeschritten. Welch Ironie, dass diese Krankheit einen Monat nach der Geburt ihrer Tochter festgestellt wurde…

„Tenten“, sagte er leise und schwach, als er die Augen öffnete und tastend nach ihrer Hand suchte.

„Ich bin da“, sagte sie kaum hörbar, die Augen gefüllt mit Tränen.

Ihr Herz schmerzte, zog sich zusammen als sie ihn so sah. Es war schwer einen Menschen leiden zu sehen, aber noch schwerer, wenn man diesen Menschen über alles liebte.

„Wie geht es ihr?“, fragte er.

„Sie ist gesund.“

„Ich will sie sehen“, hauchte er energielos.

„Das- das geht nicht.“

„Hat sie das –“ Er brach ab und versuchte sich zu räuspern. „Hat sie das Byakugan?“

„Ja.“

„Das ist gut. Das wird ihr einen guten Vorteil verschaffen.“

„Die Ärzte wissen nicht, was du hast, Neji“, versuchte sie vom Thema abzulenken und stand von seinem Krankenbett auf.

„Ich weiß. Sie rechnen auch jeden Moment damit, dass ich sterbe.“

„Sag so etwas nicht“, murmelte sie und ging unruhig in Nejis Krankenzimmer auf und ab.

„Wo ist die Kleine?“

„Bei Hinata. Es geht ihr gut.“

„Wenn ich sterbe sag ihr bitte nicht, dass ich im Himmel bin. Sag ihr die Wahrheit.“

„Neji, du wirst aber nicht sterben. Hörst du? Die Ärzte werden dich wieder gesund kriegen.“

„Um mich wieder gesund zu machen, müssten sie erst mal wissen, was ich habe.“

„Das stimmt allerdings“, sagte sie traurig.
 

Doch die Ärzte fanden keine Krankheit, konnten sich nicht erklären, wieso Neji überhaupt krank war. Monatelang lag er auf der Intensivstation, jahrelang war er in Behandlung. Ihre Tochter war bereits fünf Jahre alt und hatte sich daran gewöhnt, dass ihr Vater krank war. Sie wuchs damit ja quasi auf.

Es war einer der seltenen Tage die Neji zuhause verbrachte. Er wurde mit jedem Tag schwacher, bemühte sich aber stark zu sein.

„Papa? Papa!“, schrie das junge Mädchen durchs Haus.

„Aiko, bitte nicht so laut, Papa schläft gerade“, sagte Tenten ruhig, hockte sich zu ihrer Tochter und wischte ihr die Milch, die sie gerade getrunken hatte, mit einem Geschirrtuch aus den Mundwinkeln.

„Aber Papa hat mir versprochen mit mir zu spielen“, jammerte das Mädchen weiter.

„Papa geht es nicht gut“, wiederholte sie nur erschöpft.

Sie mochte es nicht, wenn Aiko so stur war, doch sie verstand dies nur zu gut.

„Papa hat vielleicht nachher Zeit dafür, ja?“, versuchte sie das Thema damit auch sich zu beruhen.
 

Doch Neji konnte das Bett nicht verlassen. Tenten saß auf der Bettkante ihres Ehebettes, in dem sie eigentlich stets alleine schlief, und strich dem schlafenden Neji sanft über die Wange.

„Tenten?“, fragte er und öffnete die Augen. „Wo ist Aiko?“

„Sie spielt draußen mit ihren Freunden.“

„Es tut mir leid.“

Sie beugte sich vor und küsste behutsam seine Wange. „Deine Gesundheit ist im Moment wichtiger. Ihr geht es gut, sie vermisst dich nur.“

„Glaubst du, dass es mir bald wieder besser gehen wird?“

„Das hoffe ich, Neji“, hauchte sie in sein Ohr und versuchte mit aller Kraft die Tränen zu unterdrücken. „Das hoffe ich.“
 

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Oh, for so long I’ve tried to shield you from the world

Oh, you couldn’t face the freedom on your own

Here I am left in silence
 

Neji starrte missmutig die Decke an. Er fühlte sich so schwach, wie schon lange nicht mehr, doch seit seiner Krankheit wurde es ohnehin immer schwerer für ihn. Er genoss jede Sekunde, die er mit seiner Familie verbringen konnte, doch die Energie die er eigentlich habe wollte, fehlte ihm.

Tenten war in der Küche und bereitete das Abendessen vor und somit lag er allein in ihrem gemeinsamen Schlafzimmer. Sie war stark, das wusste er, doch man sah ihr an, dass die Situation für sie nicht leicht war. Sie weinte oft, manchmal sogar heimlich. Es tat ihm in der Seele weh, dass er der Auslöser für ihre Trauer war.

Seine Tochter kannte es nicht anders und benahm sich in seiner Gegenwart ganz natürlich. Er konnte gut verstehen, wieso Tenten ihn vor der Außenwelt schützen wollte, kamen Freunde von ihm vorbei, verstellten sie sich oft, aber seine Tochter war die Natürlichkeit in Person. Für sie war es normal, dass ihr Papa krank war und auch wenn sie manchmal trotzig wurde, verstand sie es.
 

Neji stand langsam auf. Eigentlich durfte er das Bett nicht verlassen und wenn dann nur unter Aufsicht, doch er wollte seine Unabhängigkeit wieder zurück gewinnen.

Er saß auf der Bettkante des Ehebettes, indem er mit Tenten zuvor schöne Stunden verbracht hatte und das nun für ihn eine Qual war, stemmte sich hoch und ging langsam, aber entschlossen zum Fenster.

Die Abenddämmerung brach bereits ein, doch draußen waren noch vereinzelt Kinder, die Ball spielten. Darunter auch seine Tochter Aiko, die fröhlich herumtollte.

Neji klammerte sich an das Fensterbrett und presste die Lippen zusammen. Wie sehr wünschte er sich, dass er ein besserer Vater und Mann sein konnte, der sich um seine Familie kümmern konnte und nicht andersrum. Er wusste, dass er nicht mehr lange zu leben hatte und auch die Angst, die er eigentlich vermeiden wollte, keimte in ihm. Er konnte es nicht verleugnen, dass er sich vor dem Tod fürchtete.
 

Die Tür wurde behutsam geöffnet und Neji sah zu Tenten, die gerade den Raum betrat.

„Was machst du da?“, fragte sie irritiert und scheinbar sogar etwas entsetzt.

„Ich musste mal aus dem Bett.“

Sie stellte das Tablett, das mit einer Schüssel heißen Grießbrei beladen war, auf dem Nachttisch ab und trat zu ihm.

„Du weißt, dass du das Bett nicht verlassen sollst“, sagte sie und strich über seinen Rücken.

„Ich bin kein kleines Kind mehr.“

„Aber du bist krank, Neji.“

„Das habe ich nicht vergessen, wie denn auch.“

„Du solltest dich wieder hinlegen.“

„Tenten, es ist sinnlos. Ich werde wahrscheinlich nie wieder gesund werden.“

„Sag so etwas nicht.“

„Es tut mir leid, ich kann nicht mehr.“
 

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You gave up the fight, You left me behind

All that’s done’s forgiven

You’ll always be mine, I know deep inside

All that’s done’s forgiven
 

Am nächsten Tag starb Neji friedlich im Schlaf. Die Ärzte versuchten ihn vergeblich wiederzubeleben, doch es war bereits zu spät. Er hatte den Kampf aufgeben.

Tenten starrte aus dem Fenster und konnte nicht glauben, was passiert war. Sie glaubte die Zeit würde stehen bleiben, zumindest fühlte sie sich betäubt.

‚Ein böser Traum‘, dachte sie und kämpfte mit den Tränen. ‚Nur ein böser Traum.‘

„Mama?“ Aikos Stimme drang zu ihr hindurch und lief sie zusammenzucken. „Wo ist Papa?“

„Im Krankenhaus“, murmelte Tenten, was nicht ganz gelogen war, denn seine Leiche war schließlich im Keller des Krankenhauses.

„Ach so. Ich geh nach draußen spielen“, sagte Aiko heiter und ging aus dem Wohnzimmer.
 

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I watched the clouds drifting away, still the sun can’t warm my face

I know it was destined to go wrong

You were looking for the great escape, To chase your demons away
 

Tenten stand im Garten und kehrte Laub zusammen. Eine ihrer Methoden um sich abzulenken. Es war ungewöhnlich kühl an diesem Herbstnachmittag und obwohl Wolken den Himmel verdunkelten, kam ab und an die Sonne durch.

Die junge Frau sah nach oben, doch auch die Sonne konnte ihr Gesicht oder ihr Herz nicht erwärmen. Es war einfach zu ausweglos.

Wieso musste Neji sterben? Wieso wurde er von dieser geheimnisvollen Krankheit überhaupt befallen? Er könnte sich viel besser um ihr Kind kümmern.

Doch sie bezweifelte, dass es so leicht war. Es war Schicksal, wenn jemand starb und wahrscheinlich brauchte Aiko ihre Mutter nun mehr denn je.

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Am Abend sammelte Tenten ihre ganze Kraft zusammen und brachte Aiko ins Bett. Sie wollte Nejis Tod nicht verleugnen, doch sie konnte es selbst nicht glauben.

„Aiko, hör mir bitte zu“, sagte Tenten und setzte sich auf die Bettkante von Aikos Bett.

„Klar, Mama.“

„Wir haben dir nicht umsonst diesen Namen gegeben. Er hat noch eine tiefere Bedeutung.“

„Wirklich? Und welche?“

„Dein Name bedeutet ‚Kind der Liebe‘. Dein Vater hat dich sehr geliebt, Schatz, auch als du noch ungeboren warst.“

„Wieso hat? Liebt Papa mich nicht mehr?“

„Doch, natürlich.“

„Und warum redest du dann in der Vergangenheit von ihm?“

Es war erschreckend, wie scharfsinnig Aiko doch war. „Du solltest jetzt schlafen gehen“, lenkte Tenten vom Thema ab.

„Mama, was ist mit Papa?“

Tenten sah zum Fenster und kämpfte mit den Tränen. Als sie jedoch zu ihrer Tochter sah, brachte sie ein verkrampftes Lächeln zustande. „Gute Nacht, mein Schatz.“
 

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„Es tut mir Leid, es ist zu spät. Mein herzlichstes Beileid.“

Diese Worte hallten in ihren Kopf immer wieder, wie eine Schallplatte die an der falschen Stelle einen Sprung hatte.

Ein Monat war nach Nejis Tod bereits vergangen. Sie war weder auf der Beerdigung gewesen noch hatte sie zuvor den Friedhof besucht.

Sie betrachtete den glatten Marmorstein auf dem sein Name stand. Auf dem Grab lagen vereinzelte Blumen, nicht viele, aber es zeigte doch, dass sich jemand um ihn kümmerte.

Tenten fühlte sich wie in einem böser Traum, aus dem sie gleich erwachen würde und er neben ihr liegen würde. Doch dieses Grab gab ihr die Bestätigung: Es war vorbei.

„Mama?“ Aikos Stimme drang an ihr Ohr und das kleine Mädchen zog an ihrem Kleidersaum. „Wo ist Papa?“

Sie hockte sich zu ihrer kleinen Tochter, die Neji erschreckend aus dem Gesicht geschnitten war. „Papa ist tot“, sagte sie kaum hörbar, da ihre Stimme zu brechen drohte. Sie wollte ihrer Tochter gerne die Ammenmärchen erzählen, die sie früher gehört hatte, aber beim besten Willen würde sie ihr niemals erzählen können, dass ein Verstorbener am Himmel die Sterne anschaltete. Als sie selbst als Kind dies gehört hatte, hatte sie fest daran geglaubt und war bitter enttäuscht, als sie die Wahrheit erfuhr. Außerdem wollte es Neji so.

„Muss Papa weiterleiden?“, fragte Aiko weiter.

Tenten lächelte schwach. „Nein, mein Schatz. Papa hat es endlich geschafft…“
 

-Ende-

Unvergänglich

Der Tag flieht eilig aus der Stadt

Sie trinkt sich an den Schatten satt

Und gibt ihr wahres Antlitz preis

Die Pfützen schimmern schon wie Eis
 

Eilig entrinnen die letzten Sonnenstrahlen aus dem kleinen Dorf und die Dunkelheit breitete sich aus. Die Schatten der Bäume wurden immer länger, zogen sich fast bis ins Unermessliche. Es herrschte ein kalter, starker Wind und so tanzten die Bäume im hellen Licht des Mondes ihren Reigen. Er regnete stark in letzter Zeit, doch momentan blieben nur die Pfützen übrig und durch die Kälte der Nacht drohten sie einzufrieren.
 

Es begab sich zu einer Zeit, als noch Könige das Land regierten und sich viele kleine Reiche aneinander gereihten.

In einem kleinen Reich, das sehr unscheinbar wirkte, lebte eine Prinzessin, aber nicht irgendeine Prinzessin, sondern das netteste Mädchen der Welt. Zumindest schien dies so.

Jeder fand sie sympathisch, obwohl er sie kaum kannte und bloß ein paar Worte mit ihr gewechselt hatte und doch strahlte sie scheinbar eine Ruhe und Reinheit aus, die viele nicht daran zweifeln ließen, dass sie ein liebes Mädchen war.

Doch dies war sie nur für die Außenwelt.

Tief in ihrem Herzen brodelte ein Feuer, das sie unter Verschluss hielt. Ihr Vater wollte nicht, dass sie widersprach.

Und doch tat sie es, wenn auch nur in Gedanken.

Sie besaß kein Herz, hatte nie zu spüren bekommen, was echte Liebe war. Natürlich liebten ihre Eltern sie, doch sie empfand es nur oberflächlich und erwiderte es nicht.
 

Die Jahre vergingen und aus dem kleinen, nach außen hin artigen Mädchen wurde eine Frau im heiratsfähigen Alter.

Der König schickte seine Boten aus, um für seine Tochter einen Gatten zu finden, doch sie wies alle ab.

Prinzessin Tenten wollte keinen Ehemann, weil sie es musste. Sie wollte, wenn dann nur aus Liebe heiraten, auch wenn sie noch nicht wusste, was das genau war, dafür hatte sie einfach zu wenig von der Welt gesehen.

Es kamen viele Landsleute, die um ihre Hand anhielten, doch sie musste jedem dieselbe Absage sagen. Nach außen hin schweren Herzen, doch tief in ihr hatte sie triumphiert. Etwas gegen den Willen des Vaters zu tun, machte ihr einfach zu viel Vergnügen.
 

Am Himmel glänzt ein Silberstreif, der Abend wandelt Tau zu Reif

die Bleichheit die von unseren Wangen schneit, macht uns wie Engel schön

Sie sollten auf die Knie gehen und beten, dass der Mond verhangen bleibt
 

So ging sie eines Tages nichts ahnend durch die langen Gänge des Schlosses und bemitleidete sich selbst über ihr langweiliges Leben. Nie geschah etwas Unvorhersehbares, alles war überschaubar und bis ins letzte Detail geplant. Sie hatte sogar Bedienstete, die ihre Bediensteten beaufsichtigen.

Tenten schlenderte zu einem Fenster und sah hinaus in den Abendhimmel. Zu gern wollte sie raus, doch sie durfte sich nur im Schutz der Mauern bewegen, denn hier war sie sicher.

Plötzlich raschelte etwas in den Büschen und die junge Prinzessin stutzte.

„Bloß eine Katze“, murmelte sie und sah sich im Flur um. Niemand war hier. Die Bediensteten kümmerte sich gerade um das Abendessen und Tentens eigentlich Leibgarde begleitete sie nur, wenn sie das Schloss verließ und nicht, wenn sie nur durch die Gänge ging.

Wieder dieses Rascheln.

Tenten kniff die Augen zusammen und versuchte etwas in der Finsternis zu erkennen. Dort, eine schemenhafte Gestalt, viel zu groß für eine Katze.

„Prinzessin Tenten“, kam es von einem der Büsche. Die Stimme war nur ein leises Zischen, doch die Angesprochene verstand auf Anhieb.

„Wer ist dort?“, fragte sie leise zurück und beugte sich etwas aus dem Fenster. Sie wusste, wer dort war, immerhin war dies nicht die erste Nacht, in der sie sich trafen, doch sie hatte Angst, dass es vielleicht doch nicht die Person war, auf die sie wartete.

„Ich bin es.“ Ein junger Mann kam aus dem Gestrüpp und sah zu ihr hob. „Seid Ihr alleine?“

Sie nickte und war freudig überrascht, dass es Neji war. Sie mochte den Jungen, er war wie ein Bruder für sie und er war scheinbar der Einzige, der sie nicht wie eine Prinzessin behandelte, aber dennoch seinen Takt behielt.

„Kommt runter, dann können wir uns den Nachthimmel gemeinsam anschauen.“

Sein Gesicht wurde nur vom Mond beschienen und war weiß wie Porzellan. Seine Haare trug er lang und band sie zusammen, damit sie ihm nicht lästig waren.

Die Prinzessin zögerte kurz, sah dann zurück in den Flur und versicherte sich, dass sie immer noch allein war. „Beweg dich nicht von der Stelle, ich bin gleich unten.“
 

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Wir sind wie Eisblumen, wir blühen in der Nacht

Wir sind wie Eisblumen, viel zu schön für den Tag

Wir sind wie Eisblumen, kalt und schwarz ist unsere Macht

Eisblumen blühen in der Nacht
 

So saßen sie am Flussufer, sahen in den Abendhimmel und schwiegen. Oft saßen sie hier, fast täglich sahen sie gemeinsam dieses Bild und man konnte es schon fast als Tradition sehen, dass sich die beiden den Sternenhimmel ansahen.

„Kennst du schon die Geschichte, die sie im Dorf erzählen?“, fragte Tenten plötzlich und zog die Beine an.

„Was meint Ihr?“, fragte Neji, sah aber nicht zu ihr, er war viel zu gefesselt von diesem Schaubild.

„Die Leute im Dorf sagen, dass es einen Trank gibt der unsterblich macht.“

„Unsterblich? Wer will denn ewig leben?“

„Ich“, antwortete die Prinzessin. „Ich habe Angst vor dem Tod.“

„Sie brauchen keine Angst davor zu haben, Tenten, es gibt weitaus Schlimmeres als den Tod alleine. In der Welt da draußen herrscht Krieg und Hunger, aber das bekommt ihr ja in eurem sicheren Versteck nicht mit.“

„Sprichst du einen Vorwurf meinetwegen aus?“

„Nicht direkt, aber es gibt nichts, wovor ihr euch fürchten müsstet, auch nicht vor dem Tod.“

„Dennoch habe ich großes Interesse an diesem Trank. Man sagt, dass er hier im Schloss versteckt ist.“

„Hier im Schloss? Dann hätte ihn doch bereits jemand finden müssen.“ Neji war nicht wirklich überzogt. Er als Stallbursche hätte davon bestimmt schon gehört, wenn es der Wahrheit entsprechen würde.

„Das sollst du ja für mich herausfinden. Wenn du fragst, werden sie nicht so viele Fragen stellen.“

„Wieso wollt Ihr ihn überhaupt besitzen?“

„Ich möchte ihn trinken und ich würde mich freuen, wenn du ihn mit mir teilen würdest.“

„Wieso ich?“

„Weil du der Einzige bist, der keine Prinzessin in mir sieht“, antwortete sie leise.
 

---
 

Neji wusste nicht, ob er wirklich mit der Suche beginnen sollte, doch er tat es trotz seiner Moral, weil er Tenten diesen Gefallen tun wollte. Was konnte schon so schwer sein bei ein paar Bediensteten nachzufragen, ob sie etwas von einem Trank wüssten, der unsterblich macht.

Viele belächelten ihn, als er danach fragte. Viele sagten, er sollte mit den Ammenmärchen aufhören, er war doch bereits siebzehn und zu alt für Kindergeschichten.

Doch einer schenkte ihm Gehör, jemand den er gut kannte, schon damals als er noch ein kleiner Junge war.

Der Wächter der Schatzkammern hatte Neji damals viele Geschichten über Räuber, Drachen und Prinzessinnen in Nöten erzählt. Ob alle wahr waren, wusste Neji nicht, aber es war ihm auch egal.

Als der Wächter verkündete, dass er sogar den Trank bereits gefunden hatte, war Neji außer sich vor Erleichterung.

„Die Prinzessin hat die Anordnung gegeben, dass derjenige der den Trank findet, ihn unverzüglich an mich übertragen soll.“

„Wenn es eine Anordnung der Prinzessin ist, kann ich natürlich nichts tun.“ Der Wächter zuckte mit den Schultern. „Allerdings habe ich den Trank nicht hier, ich kann ihn dir geben sobald meine Schicht beendet ist. Komme dann nach Sonnenuntergang zu meinem Gemach.“

Und genau das tat Neji auch.
 

Pünktlich klopfte er an die Tür und der Wächter trat heraus.

„Hier ist der Trank“, sagte er und reichte Neji einen Leinbeutel. „Aber bedenke, dass er nur für eine Person reichen wird.“

„Nur eine Person?“, hinterfragte Neji und klang etwas enttäuscht.

„Ja, kennst du die Sagen um diesen Trank nicht? Er wird nur für eine Person reichen, also verwende ihn mit Bedacht.“

„Wieso hast du ihn nicht getrunken?“, fragte Neji misstrauisch.

„Soll ich unsterblich sein, um ewig den König dienen zu müssen? Nein, ich habe kein Interesse an dem ewige Leben, dafür ist mir mein Jetziges trübe genug.“

Dies genügte Neji scheinbar, denn er drehte sich um und ging mit dem Leinensack zurück zur Prinzessin.

Was er allerdings nicht wusste war, dass sich in dem kleinen, unscheinbaren Glasfläschchen nur abgefüllter Hustentrank befand…
 

---
 

Die Prinzessin nahm das Fläschchen an sich, zögerte aber, als Neji sagte, dass der Trank nur für eine Person reichten würde, immerhin wollte sie doch mit ihm gemeinsam das ewige Leben verbringen.

„Bewahr es für einen besseren Zeitpunkt“, hatte Neji gesagt und das tat sie auch.

Sie versteckte das Glasfläschchen sicher vor neugierigen Augen in der hintersten Ecke ihres Schrankes, in zuverlässiger Gewissheit, dass sie es besaß.

Die Jahre vergingen und damit auch die Erinnerungen an das kleine Fläschchen.

Neji und Tenten verbrachten viele Nächte gemeinsam am See und Tenten lebte den unbeschwerten Alltag einer Prinzessin.

Ihr Vater lag ihr zwar ständig in den Ohren, dass sie einen Mann finden sollte, doch sie sagte jedes Mal das Selbe: „Wenn ich jemanden heirate, soll er so sein wie Neji.“

Doch so einen Mann gab es nicht und ihr Vater war auch nicht damit einverstanden, dass sie Neji heirate, immerhin war er bloß ein Stallbursche.
 

Der Morgen wandelt Reif zu Tau, der Tag macht alles grell und rau

Wir kleiden uns in Traurigkeit, doch geht der Tag und unsere Zeit
 

Eines Tages stand Tenten an dem großen Fenster und wartete darauf, dass Neji sie abholte. Doch er kam nicht, auch als die Sonne bereits wieder aufging.

Plötzlich hallten Schritte durch die steinigen Mauern und Tenten sah den Flur entlang.

Eine Magd lief auf sie zu, völlig außer Atem und mit einem Gesicht so weiß wie ein Gespenst.

„Prinzessin Tenten, etwas Schreckliches ist passiert“, schrie sie. „Neji fiel die Treppe im Stall runter und brach sich das Genick!“

Neji war tot…
 

---
 

Tenten hüllte sich in Trauer, wusste nicht wirklich, was sie tun, sagen oder fühlen sollte. Sie hatte ihren besten Freund verloren. Der einzige Junge, dem sie ihr wahres Gesicht zeigen konnte, war fort.

Sie weinte fast täglich und die ganzen Nächte durch, doch es brachte ihn nicht zurück und konnte auch nicht wieder gut machen, was geschehen war.

Die Realität über seinen Tod durchzuckte sie jedesmal wie ein Blitzschlag. Sie wollte es nicht wahrhaben, konnte sich aber auch nichts dagegen wehren.

Völlig in ihren Gedanken versunken ging sie durch die Gänge des Schlosses. Nach draußen ging sie immer seltener, blieb lieber im Schutz der Mauern. Den Stall und den See mied sie vollkommend, sie ertrug es einfach nicht.

Ihr Vater belästigte sie nicht mehr mit Heiratskandidaten, er wusste wie sehr Tenten Neji mochte und deswegen war es noch zu früh, um über eine Hochzeit zu sprechen.
 

Wer leuchten will, der fleht das Licht, der schaut der Nacht ins Angesicht

die Bleichheit, die von unseren Wangen schneit macht uns wie Engel schön

Sie werden auf die Knie gehen und beten, dass der Mond verhangen bleibt
 

Sie ging zu dem Fenster wo sie stets auf Neji gewartet hatte, strich über die steinige Fensterbank und seufzte schwer.

Die Tränen stiegen wieder in ihr hoch, doch sie versuchte sie zu unterdrücken. Sie musste stark bleiben.

Plötzlich durchzuckte sie eine Erinnerung. Es fühlte sich an wie ein Blitzschlag. Das Fläschchen mit dem Ewigkeitstrunk. Sie hatte es die ganze Zeit bei sich, aber sie hatte es vollkommen vergessen.

Sie wollte nicht sterben, aber ohne Neji wollte sie auch nicht weiterleben.

Wieso sollte sie unvergänglich sein, wenn es nichts gab, für das es sich lohnte zu leben?
 

Wir sind wie Eisblumen, wir blühen in der Nacht

Wir sind wie Eisblumen, viel zu schön für den Tag

Wir sind wie Eisblumen, kalt und schwarz ist unsere Macht

Eisblumen blühen in der Nacht
 

Nachts schlich sie sich aus ihrem Gemach und ging mit zielstrebigen Schritten nach draußen zum See. Die kleine Flasche mit dem Ewigkeitstrunk hatte sie aus ihrem Schrank entwendet und trug es in ihrer Tasche ihres Kleides.

Der Mond beschien den kleinen See und kleine Wellen wirbelte das sonst ruhe Wasser auf.
 

Sie nahm das kleine Fläschchen aus ihrer Tasche und öffnete es. Ein leichter Pfefferminzduft stieg ihr in die Nase und sie versuchte den Geruch zu verinnerlichen.

Einen kurzen Moment zögerte sie, dann kippte sie das Fläschchen kurzerhand in den See.

Warum sie dies tat? Weil sie nicht unsterblich sein wollte.

Zwar war dies immer ihr Traum gewesen, wer träumt nicht von so etwas, doch sie wollte ihr unsterbliches Leben nicht alleine verbringen.

„Ich möchte zwar nicht sterben, aber ewig auf dieser Erde zu weilen ist mir doch etwas zu lange“, sagte sie leise und sah hoch zu den Wolken.

Tief in ihrem Herzen wusste sie, dass sie das Richtige getan hatte und mit der Zeit würde sie auch über den Verlust von Neji hinwegkommen. Da sie den Trank nicht getrunken hatte, würde sie Neji auch bald wieder sehen.

Es war alles nur eine Frage der Zeit…
 

-Ende-

Wunschträume

Eigentlich war es Tentens Traum gewesen im Rampenlicht zu stehen, zahlreiche Fans zu haben, die anpriesen was sie tat und das sie durch ihren Ruhm das nötige Kleingeld für den Alltag haben würde und auch ein wenig Geld für Luxusgüter - im wahrsten Sinne des Wortes - zum Fenster rauswerfen konnte.

Ihr war es dabei auch zweitrangig womit oder wie sie berühmt wurde, ob als gefeierte Schriftstellerin oder begnadete Sängerin. Sie wollte einfach von der Menschheit beachtete werden und auf der Sonnenseite des Lebens hausen.

Sie kämpfte verbissen um ihren Traum, erlebte Höhen und Tiefen und litt bereits mit vierundzwanzig bereits an einer schweren Kriese, da sie einfach nicht wahrnahm, dass sie bereits ihr eigenes kleines Reich erschaffen hatte…
 

---
 

Es war eine Woche vor ihrem fünfundzwanzigsten Geburtstag. Ein Tag, den sie am liebsten komplett streichen würde.

Sie hatte sich diesen Geburtstag als Stichtag für die Erfüllung ihres Traumes gesetzt und hatte quasi nichts vorzuweisen.

Sie war weder eine Schriftstellerin, noch Sängerin oder Schauspielerin. Und die Öffentlichkeit hat noch nicht einmal Notiz von ihr genommen.

Tenten arbeitete in einen kleinen Supermarkt, der nur zwei Straßen von ihrer Wohnung entfernt war, verdiente fast nur einen Hungerslohn und sie konnte froh sein, wenn sich die Stammkunden an ihren Namen erinnerten.

Mit einem unangenehmen, aber mittlerweile vertrauten Piepton zog Tenten die Ware über den Scanner der Kasse. So hatte sie sich ihr Leben weiß Gott nicht vorgestellt.

Trotz ihrem relativ guten Schulabschluss arbeitete sie in diesem Laden, ein wirklicher Abstieg in ihrem Lebenslauf.

Tenten fühlte sich unausgeglichen und unwohl. Sie wollte nicht ewig in diesem Laden arbeiten und hier regelrecht verrotten. So hatte sie sich ihr Leben nicht vorgestellt.

Sie wollte etwas ändern, doch es ging nicht. Sie war gefangen in den eigenen Gewohnheiten, erdrückt vom Alltag.

Doch ein Lichtblick hatte dieses ganze, triste Leben.

Sie war mit Neji zusammen, bereits seit vier Jahren. Sie wohnten sogar in einer gemeinsamen Wohnung und dies erhellte ihr trostloses Leben etwas, auch wenn sie manchmal das Gefühl hatte, dass Neji sie nicht wirklich verstand.

Ihr Freund war sachlicher als sie, nahm das Leben wie es war, versuchte aber aus jedem Übel einen Funken Positives zu sehen. Wie ihm dies gelang wusste sie nicht, sie wusste nur, dass sie diese Gabe nicht besaß.
 

Das Klingeln der Türglocke erhellte die Stille, ein Zeichen, dass ein Kunde den Raum betrat. Tenten sah zum Eingang und begrüßte die junge Frau herzlich. „Willkommen“, sagte sie.

Die Frau bemerkte die Kassiererin erst jetzt und lächelte höflich.

„Guten Tag“, antworte sie scheu und verschwand hinten den Regalen um ihren Einkauf selbst zu tätigen.

Im Grunde waren Tenten selbstständige Kunden lieber, sie mochte es nicht sinnlose Fragen zu beantworten oder dem Kunden zu erklären wo welche Ware stand. Im Grunde war sie ziemlich ungeeignet für diesen Beruf. Doch das war ihr egal. Besser einen ungeliebten Beruf ausüben, als gar keinen.

Durch die erneute Langeweile, die sich nun wieder ausbreitete, schweiften ihre Gedanken ab. Sie war nicht immer so lustlos und unausgeglichen gewesen. Dies kam erst nach ihrem Schulabschluss.

Dort wurde sie alleine und hilflos auf die Berufswelt losgelassen, musste sich in der weiten Welt zu Recht finden und lernen, dass nicht jeder helfen wollte.

Die Menschen waren egoistisch und falls Neji ihr nicht geholfen hätte, hätte sie sich für das Wohl andere wahrscheinlich mit Überstunden ausnutzen lassen.

Unbewusst summte sie vor sich hin, versuchte das Surren der Registrierkasse zu übertönen. Wie gerne hätte sie jetzt schon Feierabend gehabt.
 

„Ich würde gerne zahlen“, sagte die Frau höflich und riss Tenten aus ihren Gedanken.

„Natürlich“, sagte diese schnell und schob die Lebensmittel über den Scanner. „Verzeihung.“

„Kein Problem“, sagte die Frau und lächelte. „Sie haben sicher oft Leerlaufphasen hier.“

Tenten nickte. „Ja, aber man lernt damit zu leben.“

Erst jetzt bemerkte sie, dass die Frau Nejis Cousine war. Sie kannte sie zwar nicht gut, aber sie hatte sie bereits auf einer Familienfeier gesehen.

„Sind Sie nicht Nejis Cousine?“, fragte sie nach, obwohl sie sich sicher war und bloß das Thema in eine andere Richtung lenken wollte.

„Ja, ich bin Hinata, Nejis Cousine“, bestätigte sie Tentens Frage ausführlich. „Sie sind Nejis Freundin, nicht war?“

„Ja“, sagte Tenten nur.

„Wie geht es ihm?“

„Gut, denke ich.“

Sie stutzte. Wieso dachte sie es nur und wusste es nicht hundertprozentig? Schließlich wohnte sie doch mit Neji zusammen und dennoch hatte sie Schwierigkeiten bei so einer simplen Frage.

„Das freut mich zu hören“, sagte Hinata und packte die Waren in ihren Korb. Sie reichte Tenten das Geld für die Einkäufe genau passend und verließ den kleinen Laden.

Sie war wirklich elegant und Tenten sah ihr ehrwürdig nach. Sie wusste nicht warum, aber irgendetwas faszinierte sie an dieser Frau.
 

---
 

„Ich habe heute deine Cousine Hinata getroffen“, erzählte Tenten am Abend Neji als dieser ebenfalls von der Arbeit nach Hause kam.

„Ja, sie wohnt seit kurzem hier. Der Arbeitsmarkt ist hier um einiges besser.“

„Was ist deine Cousine von Beruf?“, fragte Tenten ihn.

„Sie ist Rechtsanwältin. Wahrscheinlich ist sie hier hingezogen, weil es hier mehr Kanzleien gibt. Das Haus meines Onkels liegt außerhalb von Tokyo.“

Tenten war sichtlich beeindruckt von Hinatas Arbeit und hoffte, dass sie die junge Hyuuga erneut in ihrem Laden willkommen heißen konnte. Sie hatte ein gewisses Interesse an ihr geweckt, immerhin übte Hinata einen anerkannten Beruf aus, sie musste sicherlich ein angenehmeres Leben führen als sie selbst.
 

---
 

Am nächsten Tag arbeitete Tenten wie gewohnt in dem kleinen Supermarkt und der Tag verging wie eigentlich jeder andere auch. Zwar kamen nicht immer dieselben Kunden, aber vom Prinzip her war es immer ähnlich.

Doch als Hinata den Laden betrat fiel Tenten aus ihrer Tagträumerei.

„Guten Tag Hinata“, sagte sie und lächelte, nicht aus Höflichkeit, sondern weil sie ernsthafte Freude versprühte.

Doch von Hinata selbst kam eher ein förmliches Lächeln, scheinbar kannte sie Tenten noch zu schlecht um sie offenherzig zu begrüßen.

Tenten fiel das schwarze Kostüm das Hinata trug auf. Sie sah wirklich aus wie eine wichtige Person, auch wenn man sicherlich eine andere Uniform als Rechtsanwältin trug. So genau kannte Tenten sich in dem Gebiet gar nicht aus.

Hinata verschwand hinten den Regalen und schenkte Tenten keinerlei Beachtung mehr, da sie sich um ihre Einkäufe kümmerte.

Die Kassiererin sah ihr nach und war sichtlich beeindruckt von der reife die Hinata ausstrahlte, dabei war sie sogar ein Jahr jünger als sie selbst.

Als Hinata zur Kasse kam und die Ware auf das Fließband legte, fing Tenten an munter sich zu unterhalten, immerhin hatte sie unbewusst den ganzen Vormittag auf die junge Rechtsanwältin gewartet.

„Ich soll dich von Neji grüßen“, begann sie und vergaß dabei vollkommen, dass sie sich eigentlich mit Hinata siezte.

„Danke“, sagte diese bloß und packte weiter ihre Einkäufe auf das Band.

„Ich habe gehört, dass du Rechtsanwältin bist“, begann sie weiter zu erzählen und schob die Waren über den Scanner. „Muss ein richtig interessanter Beruf sein und macht sicher auch Spaß. Ich hätte auch gerne einen Beruf der mir wirklich Freude bereiten würde. Früher wollte ich Schriftstellerin oder Sängerin werden, aber daraus wurde leider nichts.“

Hinata antwortete nicht, doch Tenten überging dies einfach.

„Aber wenigstens hast du einen Beruf bekommen bei dem du jeden Tag voller Vorfreude hingehen kannst, der dich ausfüllt. Weißt du was ich meine.“

Hinatas Blick verfinsterte sich etwas, doch sie bewahrte ihre reife, erwachsene Art.

„Sie haben doch nicht die geringste Ahnung“, zische sie kalt, ließ die Einkäufe wo sie waren und verließ ohne ein weiteres Wort den Laden.

Tenten sah ihr nur irritiert nach und war wieder alleine.
 

---
 

Die junge Kassiererin war durch die gereizt Art von Hinata leicht niedergeschlagen, da sie mit so einer Reaktion nicht gerechnet hatte.

Sie fand ohnehin, dass Nejis Cousine übertrieben hatte, immerhin hatte sie sich bloß über ihren Beruf erkundigt. Sie hätte das Thema einfach beenden können, dafür musste man nicht ohne Einkäufe aus einem Supermarkt flüchten.

Zusammengekauert saß sie auf dem Sofa und drückte ihr Kinn in das Sofakissen.

Neji brachte ihr eine Tasse Tee und setzte sich neben sie.

„Ist etwas vorgefallen bei der Arbeit?“, fragte er vorsichtig.

„Hinata war wieder da“, sagte sie. „Sie hat ziemlich forsch mit mir gesprochen.“

„Und weswegen?“, fragte er und musterte sie aufmerksam.

„Ich habe mich bloß nach ihrem Beruf erkundigt und sie ist regelrecht ausgerastet.“

Nejis Blick wurde etwas ernster und nachdenklicher. „Mein Onkel wollte, dass Hinata Rechtsanwältin wurde. Eigentlich wollte sie einen anderen Beruf ausüben.“

Tenten hob den Kopf. Das erklärte natürlich ihr Verhalten, entschuldigte aber nicht die feindliche Art. „Dann teilen wir ja dasselbe Schicksal, immerhin haben wir beiden einen Beruf, den wir nicht ausstehen können.“

Neji schüttelte den Kopf. „Du leidest nicht so wie sie, immerhin könntest du jederzeit kündigen, wenn du wolltest.“

Wenn das so einfach wäre. Sie brauchten das Geld für die Wohnung und zum Leben. Mit Nejis Gehalt konnten sie unmöglich die Rechnungen bezahlen.

„Du hast dir diesen Beruf ausgesucht.“

„Aber bloß, weil wir das Geld brauchen.“

Nejis Gesicht entspannte sich wieder etwas und er legte den Arm um sie. „Ich habe dir immer gesagt, dass du nicht wegen des Geldes einen Beruf machen sollst. Ich dachte du machst den Kundenkontakt im Supermarkt.“

„Anfangs hat es ja schon Spaß gemacht, aber auf Dauer ist das keine Lösung.“

„Du sollst deine Träume leben, Tenten. Das ist alles was zählt.“

Sie sollte ihre Träume leben? Dies war leichter gesagt als getan, denn die Umsetzung war das Schwerste und der Grund wieso man meistens daran scheitert.

Tenten fühlt sich in ihrem Beruf ruhelos, wollte etwas ändern, doch sie war unfähig dagegen anzukämpfen.

Wenn es im Leben einfach wäre seinen Traum zu leben, würden es sicher viele tun, doch Träume waren nicht die Wirklichkeit.

„Neji, ich will mein Leben aber nicht durch Wunschträume verschwenden. Vielleicht ist es besser, wenn ich weiterhin in dem Laden arbeite. Vielleicht bin ich ja auch gar nicht dazu gemacht meine Träume zu leben.“

„Vielleicht stellst du einfach auch zu große Ansprüche.“

Sie dachte nach. Eigentlich war ihr Leben gar nicht so ausweglos wie sie immer dachte. Sie hatte einen liebevollen Freund, eine schöne Wohnung und eine sichere Arbeit. Vielleicht brauchte man manchmal nicht mehr um glücklich sein zu können, möglicherweise hatte sie bereits ihr eigenes kleines Paradies erschaffen und wusste dies noch gar nicht.

Andere Menschen wäre froh, wenn sie eine sichere Arbeitsstelle hätten, ein Dach über den Kopf und einen Menschen der einen liebt.

„Möglicherweise hast du recht“, sagte sie und schmiegte sich an ihn. Ihr war all die Jahre nicht bewusst gewesen, wie froh sie sein konnte ihren Freund zu haben.

Sie schloss die Augen und versuchte von diesem Tag an ihr eigenes Leben nicht mehr so kritisch zu sehen. Selbst wenn sie erst in fünf oder zehn Jahren Kariere machen würde, würde es kein Weltuntergang sein. Selbst wenn sie später gar keine Berühmtheit wäre, hatte sie versucht das Beste aus ihrem Leben zu machen. Und manchmal reichte es, wenn man sich kleine Lebensträume erfüllt, die keine reinen Wunschträume waren. Und selbst wenn sie jemals viel Geld haben würde, würde das Geld sie alleine nicht glücklich machen.

Denn eine gemeinsame, glückliche Zukunft mit Neji war immer noch ihr größter Schatz…
 

-Ende-



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Kommentare zu dieser Fanfic (19)
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Von: abgemeldet
2010-03-14T19:48:50+00:00 14.03.2010 20:48
yeay...also es war schon etwas komisch wieder n deutscher os zu lesen XDD
aber ich mag die vielseitigkeit deiner Schreibweise.
Nicht immer, sagte, machte, wollte etc.

mach weiter so !
Von:  fahnm
2010-03-11T23:44:16+00:00 12.03.2010 00:44
Der OS ist klasse geworden!^^
Mach weiter so!^^
Von:  Hyuuga_Neji
2010-03-11T14:17:14+00:00 11.03.2010 15:17
OMG !! OO!!
Nur ein Kommi? > <
Des gibts doch nicht. !!!

Deine Geschichten bezaubern mich immer und immer wieder. >///<
*///* *augenfunkel*
Da versteht man wie es im Alltag ist. Ich hab sogar als ich dein Ff gelesen hab, eine Animation im kopf gedreht. x333
xD
I Love deine Ff´s. ;33

*////* *bin zu fasziniert*
EInen FETTEN FETTEN KRONE 1 ist das. xD
=^^=

*keks* HDL
Von:  Arethelya
2010-03-10T12:33:03+00:00 10.03.2010 13:33
Hei ho,
vielen Dank für die Glückwünsche und diesen OS :) Mir hat die Alltäglichkeit sehr gefallen. Es ist eine Situation, in die jeder von uns kommen kann. Dass man sein Berufsziel nicht erlangt oder doch nicht zufrieden mit seiner Arbeit ist. Erinnert mich ein wenig an mich selbst, da ich momentan auch eine leichte Krise mit meinem Studium habe. Aber ich habe meine Träume noch nicht aufgegeben. ^^
Ich mochte hier Hinatas Rolle als Aufrüttler und Indikator, dass Tenten ihr Leben mal überdenken sollte. Und TenTens naiven Glauben, dass andere automatisch ein interessanteres Leben als sie. Das fand ich auch sehr schön gestaltet.

Kleiner negativer Punkt: ich habe doch ein paar Wort(gruppen)wiederholungen entdeckt, die nicht ganz so gewollt wirkten und die den Fluss leicht gestört haben, aber das ist ja im Generellen nicht so wild. ^^

Vielen Dank
*Keks dalass* ^^
Von:  Agent_Illumiel
2009-02-02T12:01:50+00:00 02.02.2009 13:01
Hime ich lieb dich .... *musst das einfach mal ganz öffentlich verkünden*
^_^
Der OS is wirkich allererste Sahne ♥
Nicht kitschig, nicht zu tragisch genau nach meinem Geschmack *sabber*
Und der lustigste Zufall? Ich bing rade nach Hause gekommen, hab meine Anlage angestellt und dann lief das Lied "Eisblumen" und ich stoße auf deinen OS... Voll tollig *kann sich ja für sowas leicht begeistern*
Ich fands cool das du AU geschrieben hast und dann auch noch in einem mittelalterlichen Stil. ^_^ Ich mags, und auch das Tenten im Enddeffekt nicht dahinter gekommen ist, das es sich bei dem Trank nur um Hustensaft gehandelt hat. Die Selbsterkenntnis am Ende ist auch irgendwie schön - traurig aber schön.... *schmacht*
Also:
Vielen vielen vielen Dank ♥
deine Maji
p.s.: Freitag ~ ♥
Von:  zintia
2009-01-22T13:59:07+00:00 22.01.2009 14:59
hay !
das ist wirklich ein richtig schöner OS
ich fand das du das ende wirklich sehr gut und schön geschrieben hast
ich konnte mir richtig gut vorstellen wie sie zu zweit am grab stehen
mir sind echt wirklich die tränen in die augen gestiegen als tenten gesagt hat das er tod ist weil er es so gewollt ist
das war richtig schön
ich hoffe das es noch mehr so emotionale geschichten von dir geben wird

deine zintia ^-^
Von:  zintia
2009-01-18T14:46:42+00:00 18.01.2009 15:46
hay !
das war ein wirklich wunderschöner OS
ein wenig kitschig aber wunderschön
ich find es auch gut das du aus nejis persbektive geschrieben hast man bekommt in anderen ff's nicht oft zu lesen was er denkt und fühlt
ich muss es einfach sagen
ich liebe deinen schreibstil
ich lann mir bei nicht sehr vielen autoren alles bildlich vorsellen
du aber gibst mir ien gefühl selbst dabei zu sein
ich hoffe das du mehr so schöne OS schreiben wirst

deine zintia ^-^
Von: abgemeldet
2009-01-03T22:09:46+00:00 03.01.2009 23:09
*heul*...das gibts doch nich....das ist eine der ersten OS' die mich echt zum heulen bringt Q.Q
wundervoll traurig
Von: abgemeldet
2009-01-03T22:04:50+00:00 03.01.2009 23:04
Schöööön
ein bisschen kitschig aber wunderschön ^^
Von:  Arua
2008-11-03T17:39:21+00:00 03.11.2008 18:39
Eigentlich kann ich mich den anderen nur noch anschließen. Ich hatte auch Tränen in den Augen.
Du hast die Situation in wenigen Worten wirklich treffend beschrieben und das ganz realistisch ohne zu viel Drama oder Kitsch.
Aiko ist wirklich süß und gerade das sie manchmal trotzig ist, macht sie zu einem 'normalen' Kind und nicht eins von diesen viel zu braven, verständnisvollen, vernünftigen Wunschkindern, die so gar nicht lebendig wirken.
Besonders gelungen fand ich die Szene, in der TenTen ihre Tochter ins Bett gebracht hat und ihr die Wahrheit noch nicht sagen konnte, weil sie es selbst noch nicht verkraftet hatte.
Besser, dass sie ihr am Ende die Wahrheit gesagt hat.
Ist dir wirklich gut gelungen und auch der Song war sehr gut eingebettet.
lg
Arua


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