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The Nightmare before Love and Friendship

von

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Prolog
 

„Bist du sicher, dass wir das tun wollen?“

„Ja, das bin ich. Ich hab mir immer gewünscht ein Vampir zu sein.“

„ Ich weiß schon, reiten auf den Flügeln der Nacht und ewig schön sein willst du!“

„Und du hast wohl keine Pläne für die Zeit danach?“

„Und ob! Das weißt du auch. Aber Angst hab ich trotzdem.“

„Ich auch und dennoch werde ich es wagen. Und dann werde ich ihn finden und nichts wird mich mehr von ihm wegbringen können.“

„Du scheinst ihn wirklich zu lieben.“

„Mehr als du dir vorstellen kannst. Und du willst wirklich in dieses Haus einziehen? Wo es von Ungeziefer nur so wimmelt und wo noch dazu dieser Oogie Boogie haust?“

„Ich bring die schon dazu, da Ordnung zu machen. Und mit Oogie werde ich auch fertig. Ich will nach Halloweentown.“

„Sei bloß vorsichtig, du weißt wie gefährlich er ist.“

„Ich weiß, wie ich denen umzugehen hab. Ich bin zwar strohblond aber nicht blöd. Und du sei bloß vorsichtig mit dem hübschen Kerl.“

„Ich würde ihm nie wehtun können. So, nun ist aber Schluss mit dem Gerede. Bist du bereit?“

„Ja, bin ich. Wann sehen wir uns denn wieder? Du bist die einzige Freundin, die ich habe.“

„Wir werden uns schon sehr bald wieder sehen. Verlass dich drauf.“
 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 

Die Geschichte
 

Sie sah ihn lange an. Als kleine Fledermaus hing Danni an der Decke seines Schlafzimmers und blickte auf ihn herab, wie er tief und fest schlief. Seit sie zusammen mit ihrer besten Freundin Hinata den Plan gefasst hatte, eine Substanz einzunehmen, die sie nach ihrem Tod in das Wesen ihrer Wünsche verwandeln würde, und die beiden sich danach das Leben genommen hatten, waren einige Tage vergangen. Danni hatte sich in einen Vampir verwandelt und war nach LA geflogen, um einen Jungen für sich zu gewinnen, an den sie schon lange ihr Herz verloren hatte. Hinata war in eine Stadt der Feiertagswelt gegangen um dort als Grimm (ein großer schwarzer Hund mit besonderen Fähigkeiten) bei drei Kindern zu wohnen, die allerhand Schabernack trieben. Gerade verlor Danni einen Gedanken daran, wie es ihr wohl gehen mochte; doch dann fiel ihr Blick wieder auf den Jungen im Bett unter ihr. Obwohl sie geschlossen waren, sah sie seine blauen Augen direkt vor sich. Sein kurzes leicht zerzaustes schwarzes Haar fiel ihm in einzelnen Strähnen in die Stirn. Danni ließ sich geräuschlos neben ihm auf das Bett fallen und nahm menschliche Gestalt an. Auch sie hatte schwarz gefärbtes Haar, das ihr stufig bis zu den Schultern glatt herunterfiel. Er lag mit dem Rücken zu ihr und sie konnte seinen linken Arm sehen. Sie mochte jedes seiner vielen Tattoos, doch den blaugrünen Seestern auf seinem linken Ellenbogen fand sie einfach nur wunderschön. Danni fasste noch einmal Mut und streichelte ihm dann sanft über die Wange um ihn aufzuwecken. „Wach auf, Billy.“, flüsterte sie in sein Ohr.

Unterdessen machte Hinata ihre Tour durch die Welt von Halloween. Lange schon wollte sie an diesem Ort wohnen, doch dazu musste man tot sein. Doch nun war sie es ja und es gefiel ihr. Sie konnte ihre Gestalt ändern wann sie wollte oder wie sie es brauchte. Entweder sie streifte als junge, hübsche Frau mit strohblondem Haar durch die Gassen, oder wie jetzt als schwarzer Hund, der an diesem Ort keinem auffallen würde. Plötzlich dachte sie an Danni. Was die wohl treiben mochte? Bestimmt hatte sie mittlerweile ihren Punkrocker gefunden und verführt- und ihn zu dem gemacht, was sie selbst nun war: ein Vampir. Hinata vermisste ihre Freundin, doch da sah sie plötzlich jemanden, den sie schon immer hatte treffen wollen: Jack Skellington, den Kürbiskönig von Halloween. Sie fiel ihn an und stupste ihn mit ihrer feuchten Nase ins Gesicht. Doch dann erinnerte sie sich, dass sie kein Hund war und stand auf, verwandelte sich zurück und half Jack auf die Beine. Sie entschuldigte sich bei ihm, doch er sah das halb so wild und lachte nur. „Zero ist da noch schlimmer!“, sagte er. Zero war Jacks Geisterhund, ein treuer Freund in allen Zeiten. Plötzlich fiel Hinata ein, wo sie ja eigentlich hin wollte und fragte Jack nach dem Weg zum Schabernacktrio von Halloweentown. Schnell war Hinata am Ort ihrer Wünsche angekommen, einem kleinen Haus abseits von Halloweentown. Allerdings wimmelte es dort vor Insekten und anderem Krabbelgetier. Das musste natürlich schleunigst beseitigt werden. Hinata hatte alle Hände voll zu tun, um der Lage dort Herr zu werden. Die drei Kinder Lock, ein ungezogner Teufel, Shock, eine freche Hexe, und Barrel, ein lustiges Skelett, machten es ihr nicht leicht. Sie trat ihnen gründlich in die Hintern, doch lange ließen sie sich das nicht gefallen. Sie versuchten wegzurennen und sich sonst wie zu wehren. Doch Hinata blieb hart und verprügelte sie jedes Mal noch mehr.

Danni lag verliebt in den Armen von Billy Martin und ließ ihn liebevoll ihr Haar kraulen, während sie immer noch abwechselnd seine wunderschönen Augen und seine Tattoos, die sie mehr als faszinierend fand, bewunderte. Nie hätte sie sich träumen lassen, dass sie einmal nur mit Unterwäsche bekleidet in seinem Bett liegen und sich an ihn kuscheln würde. Sie hatte ihm gestanden, was sie war, und dennoch war er nicht weggelaufen, sondern hatte sie fest umarmt und an sich gezogen. Er war noch zärtlicher als sie sich erträumen hätte können. Billy sah Danni in die schwarzen Augen und küsste sie. Das Piercing in der Mitte seiner Unterlippe fühlte sich mehr als gut an. Er ließ seine Hand sanft von ihrem Nacken am Hals entlang an ihr Schlüsselbein gleiten und sie ergriff sie und hielt sie fest an ihre Brust gedrückt. Seine Haut fühlte sich so warm an für Danni. Langsam löste sie sich von seinen Lippen. „Billy, ich muss dich etwas fragen.“, sagte sie, „Fühlst du dich bereit, dein bisheriges Leben aufzugeben, um dafür ein anderes zu bekommen?“ Danni sah ihn an und erkannte seine Antwort. Ihre Vampirsinne waren wohl schon so stark ausgeprägt, dass sie fühlen konnte, was in ihm vorging. Sie legte ihren Kopf auf seine Brust und machte sich zum Biss bereit. Sie spürte wie sein Herz raste, doch bald würde es seinen letzten Schlag getan haben. Ein letzter Blick in seine Augen verriet ihr, dass sie es geschafft hatte. Danni hatte bekommen, was sie wollte. Sie holte aus und versenke ihre spitzen Zähne tief in Billys Brust. Warmes Blut strömte aus der Wunde in ihren Mund und sie trank es. Nicht um sich zu nähren, sondern um dem Geliebten das Leben zu nehmen, um ihm ein anderes geben zu können. Sie spürte, dass er schwächer wurde und biss sich in ihre eigene Lippe und küsste ihn, um Billy etwas von ihrem Blut zu geben, damit er sich verwandeln würde. Sie ließ seine Lippen los und hielt ihn fest. Er atmete schwer. Danni wusste, dass er sterben würde. „Hab keine Angst, Billy. Ich bin bei dir.“ Er schmiegte sich enger an sie und hauchte noch „Lass mich nicht allein, Bloody Valentine!“ bevor er die Augen schloss. Ein letzter Atemhauch, der noch nach dem Leben griff, folgte diesen Worten und Danni hatte den toten Billy im Arm. Sie ließ ihn langsam aufs Bett sinken und strich ihm sanft das schwarze Haar zur Seite. „Wach bald wieder auf, schwarze Rose“, sagte sie und gab ihm einen kleinen Kuss auf die Stirn. „Er ist so lieb und verführerisch…“, flüsterte sie vor sich hin und wollte gerade seinen Kopf auf ihren Schoß legen, als plötzlich ein Schrei in ihrem Kopf explodierte- ein schriller, panischer Hilfeschrei. Hinata… Danni stockte der Atem- ihrer Freundin war etwas zugestoßen, da war sie sich sicher. Was sollte sie nur tun? Sie konnte Billy unmöglich hier liegen lassen, doch was wenn Hina in Lebensgefahr schwebte? Sie konnte ihre Freundin nicht im Stich lassen. Schnell zog sie ihr Kleid wieder an und mit einem letzten besorgten Blick auf ihre schwarze Rose und den Worten „Versuch mich zu finden, Billy Martin“ dematerialisierte sie sich und kam so binnen weniger Augenblicke in die Feiertagswelt. Dort angekommen folgte sie ihren Vampirsinnen zum Haus der drei Unglückskinder Lock, Shock und Barrel. Und es bot sich ihr ein furchtbares Schauspiel. In dem Moment in dem sie durch die Tür gestürzt kam, stießen die kleinen Blagen Hinata in ein Rohr, das in den Keller führte, wo… „Nein!!“, schrie Danni auf, „Nicht zu Oogie Boogie!“ Das Schabernacktrio kicherte und lachte aus voller Kehle; und mit einem Mal stürzten sie alle drei auf Danni zu. Lock hatte einen Blick in den Augen, der nur auf Unheil hindeuten konnte. Sie hatte keine Chance gegen die kleinen Biester, die über sie herfielen. In diesen Kindern steckte mehr Kraft, als sie sich hatte vorstellen können. Sie packten Danni und warfen sie in eine mit Wasser gefüllte Badewanne. Während sie verzweifelt versuchte, sich loszueisen konnte sie immer wieder Hinatas Schreie aus dem Keller nach oben dringen hören. Oogie musste sie bereits auf die Rampe gebunden haben, die beim Umkippen Hinata in ein Bad aus geschmolzenem Metall befördern würde. Hätte das Wasser sie nicht gehindert, hätte Danni geschrieen. Es raubte ihre Kräfte und sie wurde mit jeder Minute schwächer. Wie sie es hasste. Vampire waren so mächtig und dennoch konnte man ihnen mit so einfachen Dingen wie Wasser erheblichen Schaden zufügen. Was sollten die beiden jetzt nur tun? „Danni, was ist da oben los?“, ertönte Hinatas Stimme in ihrem Kopf. Danni versuchte sich auf ihre Antwort zu konzentrieren. „Ich lieg im Wasser. Ich kann mich nicht mehr bewegen und sehen kann ich auch nicht mehr viel. Alles nur verschwommen. Was macht der Kerl mit dir?“ „Ich lieg hier auf der Rampe. Er wird gleich würfeln. Danni, hilf mir!!“ Doch wie sollte sie das anstellen? Das Wasser hinderte sie an jeder Bewegung und nun verlor sie auch noch das Bewusstsein. Ihre Lider wurden schwer und immer mehr verschwamm die Welt vor ihren Augen.

Hinata erging es nicht besser. Ihr Schicksal schien besiegelt. Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Sie schrie und kreischte. Doch mit jeder Sekunde, die sie um ihr Leben bangte schien Oogie Boogie lustiger und mordlüsterner zu werden. Da stand sie nun mit ihren Kräften als Grimm. Verwandeln konnte sie sich nicht und ohne eine Verwandlung wäre sie sicher nicht stark genug gewesen, sich zu befreien und ihrer Freundin zu helfen. „Ha! Eine sieben!“, lachte Oogie. Hinata wusste, was das bedeutete. Gleich würde die Rampe, auf der sie lag um sieben Einheiten kippen und sie dem sicheren Tod ein Stück näher bringen. So sollte es also nun enden. Hatte sie sich zu diesem Zweck umgebracht? Um als Mahlzeit für einen Kartoffelsack voll Insekten zu enden? Was war das? Das ist doch… Für einen kurzen Moment schöpfte sie wieder Hoffnung. Doch anscheinend hatte sie sich geirrt. Er konnte sie unmöglich so schnell gefunden haben. Aber woher kamen dann diese Schreie der Rotzgören von oben? Wieder kippte die Rampe… um vier Einheiten. Noch ein Wurf und es war aus. Oh, wenn er es nur wäre! , schoss es ihr durch den Kopf, Bitte, sei hier und rette Danni! Sie fing an zu rutschen. Stück für Stück rückte das Metallbad näher.

Danni schlug die Augen auf. Sie spürte kein Wasser mehr um sich herum, nur harte Dielenbretter und – nein, das konnte nicht sein. „Billy? Bist du das?“, fragte sie mit schwacher aber von Hoffnung erfüllter Stimme. Da sah sie einen Arm, der sich zärtlich um ihre Brust legte; einen Arm, der keine Haut mehr zeigte sondern von einem einzigen großen Bild bedeckt war. „Ja, ich bin hier.“, hörte sie seine Stimme sagen, „Es ist alles wieder gut. Diese kleinen Biester sind KO.“ Danni lehnte sich an ihn, doch dann kam mit einem Schlag das Bewusstsein zurück, dass Hinata in Lebensgefahr schwebte. „Billy!! Du musst ihr helfen!! Meine Freundin ist da unten bei Oogie gefangen!!“, schrie sie hellauf entsetzt. Billys Augen waren weit aufgerissen und sein Mund zu einem stummen Schrei geöffnet. Er kannte Nightmare before Christmas besser als jeder andere und daher war ihm wohl mehr als klar, was Oogie Boogie anstellen würde. Er legte Danni sanft auf den Boden und flog als Fledermaus im Sturzflug nach unten. Danni lag da, immer noch benebelt, den Körper gelähmt. Wie würde das alles nur enden? „So, da will uns also jemand ärgern“, lachte eine Mädchenstimme. Shock! Die Teufelsbraten waren aufgewacht- und sie ihnen schutzlos ausgeliefert. Danni handelte ohne nachzudenken und schrie aus voller Kehle das erste Wort, das ihr in den Sinn kam: „Billy!!“

Was war das gewesen? Hatte er nicht gerade Danni nach ihm rufen gehört? Die kleinen Mistgören- was wenn sie aufgewacht waren? „Ohoho, eine neun! Ich hab jetzt gewonnen, und zwar den Jackpot!“, hörte er Oogie Boogie sagen. Billy drehte sich der Magen um, wenn er nur an die ganzen Krabbelviecher im Inneren dieses überdimensionalen Kartoffelsackes dachte. Doch er musste etwas tun; die Rampe kippte bereits. Er schloss die Augen, vertraute auf seine Vampirkräfte und dematerialisierte sich. Schnell wie ein Windhauch glitt er aus seinem Versteck zu der Rampe und nahm kurzzeitig wieder Form an, um die Freundin seiner Danni von der Rampe zu stoßen und verschwamm sofort wieder zu Nebel, bevor Oogie Boogie merkte, was passiert war. Billy postierte sich direkt hinter Oogie und wartete bis der bemerkte, dass sein Opfer nicht in das Metallbad gefallen war. Mit einem fürchterlichen Wutausdruck im Gesicht ging er auf das Mädchen zu um sie wieder zu packen. Doch darauf hatte der Vampir nur gewartet; Billy verschaffte sich seine menschliche Form und schlug Oogie Boogie so fest ins Genick, dass der zu Boden ging. Er konnte ein dumpfes Grummeln hören. Doch das kam nicht von Oogie, sondern von dem Mädchen. Er ging zu ihr, band sie los und half ihr aufzustehen. Sie war kalt wie eine Leiche, aber nicht so bleich im Gesicht wie Danni. Danni! Sie war immer noch da oben. „Oh nein! Danni!“, schrie er panisch und richtete den Blick zur Kellerdecke.

Hinata bekam einen gewaltigen Schock, als sie ihren Retter schreien hörte. Danni musste etwas passiert sein. Und diese Vermutung wurde auch bestätigt als ein angsterfüllter Hilfeschrei, der nur von Danni stammen konnte, die Ruhe in dem vermoderten Keller zerbrach. Mit einem Schlag war Hinata auf den Beinen und rannte mit ihm (er konnte es nicht sein, sie fasste es noch immer nicht) nach oben. Und ihre Befürchtungen wurden auf schlimmste Art wahr. Danni kauerte auf dem Boden, von Lock und Barrel im Würgegriff gehalten; Panik stand ihr ins Gesicht geschrieben. Und als Hinata einen Blick zur Seite warf, verstand sie warum. Dort stand Shock, die einen zugespitzten Holzpfahl in der Hand hatte. „Das kann doch nicht wahr sein! Du dumme Göre müsstest doch längst tot sein!“, kreischte sie, „Und wer bist du eigentlich, hä?“ Damit meinte sie den Jungen neben Hinata. „Hina! Billy! Tut was, helft mir doch!“, schrie Danni und Lock verstärkte seinen Griff. „Sei du mal ganz still, du blödes Flattervieh!“, blaffte er sie an. „Danni, mach dir keine Sorgen, wir helfen dir!“, sagte Hinata in Dannis Gedanken. Doch wie sollten sie das machen? Lock und Barrel hatten Danni fest im Griff und Shock einen Pfahl in der Hand. Aber dennoch mussten sie es versuchen. „Hey! Der Typ is ja auch ein Flatterviech!“ Hinata drehte sich auf diese Worte von Barrel zur anderen Seite- doch da war niemand mehr. Nur eine Fledermaus flatterte durch den Raum und steuerte geradewegs auf Lock und Barrel zu. „Igitt! Geh weg! Geh weg!“ Barrel zappelte herum und versuchte das Tierchen abzuwehren. Lock brüllte ihn an: „Barrel, du Idiot! Das ist doch nur eine Fledermaus!“ Diese Ansicht sollte sich ändern. Denn diese Fledermaus attackierte nun auch Lock, sodass Danni sich loseisen und Barrel eine saftige Ohrfeige geben konnte. Hinata nutzte die Gelegenheit der allgemeinen Verwirrung und griff Shock an; ein Glück, dass das Überraschungsmoment auf ihrer Seite war. So konnte sie die kleine Hexe zu Fall bringen und ihr den Pfahl aus der Hand schlagen. „Hinata! Lass uns schnell verschwinden!“, rief ihr Danni zu und verwandelte sich auch in eine Fledermaus. Hinata nickte und verwandelte sich in einen Grimm. So schnell sie konnten ergriffen die drei die Flucht.

Von innen konnte Danni die Schreie der Kinder hören. Doch umdrehen war das letzte, was sie getan hätte. Sie flog neben Billy her, Hinata direkt unter ihnen. Als sie ein Stück vom Haus entfernt waren nahmen alle drei ihre menschliche Gestalt an. „Puh, das war knapp!“, keuchte Hinata und schnappte nach Luft. Danni legte den Arm um ihre Schulter und fragte, ob alles in Ordnung sei. Hinata nickte und sah dann zu Billy. Anscheinend war sie mehr als überrascht ihn zu sehen, denn sie fragte: „Billy, bist du das?“ Danni lächelte, ging zu ihm und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Ja, Hina.“, sagte sie, „Das ist Billy Martin. Billy, darf ich dir meine beste Freundin Hinata vorstellen?“ Doch Billy machte keine Anstalten Hinata wirklich zu begrüßen, stattdessen stand mit einem Mal das blanke Entsetzen in sein Gesicht geschrieben. „Danni, Hinata…“, er schluckte, „was ist klein, nervig, taucht immer zu dritt auf... und kommt direkt auf uns zu?!“ Hinata und Danni wirbelten herum. Lock und die anderen beiden hatten die Verfolgung aufgenommen. „LAUFT!“, schrie Danni und alle drei nahmen die Beine in die Hand. Im Rennen nahmen sie ihre zweite Gestalt an. Die Kinder waren ihnen dicht auf den Fersen. Wie viel Ausdauer sie hatten. Doch nicht genug um sie einzuholen. Danni und Billy flogen schnell wie Pfeile, und der Wind in ihrem Rücken erleichterte das Flattern. Danni sah nach unten zu Hinata, die mühelos ein Rennpferd hätte schlagen können. Wenn sie dieses Tempo noch ein paar Minuten halten konnten, würden sie den Kindern entkommen sein. Aber dem sollte nicht so sein, denn plötzlich gab Hinata ein markerschütterndes Jaulen von sich. Im Sturzflug kamen Danni und Billy zu ihr und noch vor der Landung waren die beiden keine Fledermäuse mehr. „Hina, was ist denn passiert?“, fragte Danni, wobei sie sich bemühte ihre Angst nicht zu zeigen. Mittlerweile hatte auch Hinata menschliche Gestalt angenommen. „Mein Fuß tut so weh, ich muss in einen Splitter getreten sein.“, jammerte sie. Das war auch der Fall. Doch er steckte nicht sehr tief im Fleisch; ihn da raus zu bekommen würde schmerzhaft aber nicht schwierig sein. „Oh nein, da kommen sie schon!“, sagte Billy und deutete auf drei kleine Teufelsbraten, die geradewegs auf sie zukamen. Danni sah zu ihm und glaubte, Schweiß auf seiner Stirn zu sehen und ihn röcheln zu hören. „Danni, mein Liebling, kümmere du dich um Hinata, lauft ihr beiden schon voraus. Ich werde mit den Rotzgören schon fertig.“, sagte er und stand auf. „Nein, Billy! Tu das nicht!“, schrie Danni und Hina fügte hinzu: „Das ist verrückt!“ Doch er hörte nicht auf sie und griff die Kinder an. Danni konnte es nicht fassen. „Hinata, er ist doch wahnsinnig! Sag ihm, dass er übergeschnappt ist! Er hat nicht gesagt, dass wir ihn hier lassen sollen, oder?! Sag mir, dass ich mich verhört habe!“ Das alles kam panisch und unglaublich schnell aus ihr herausgesprudelt. Egal, was Billy gesagt hatte, sie würde ihn niemals allein lassen. „Nein, Billy! Ich bleibe bei dir!“, sagte sie entschieden und zog vorsichtig den Splitter aus Hinatas Fuß. „Aua! Das tat weh, Danni!“, schrie sie. Danni wollte sich entschuldigen, doch dazu blieb keine Zeit. Die Kinder hatten Billy bereits angegriffen und im Schwitzkasten. „Barrel! Lass ihn los!“, schrie Danni und stürzte sich nun auch in den Kampf. „Na wartet, ihr Biester! Lasst die beiden in Ruhe!“, hörte sie Hinata brüllen. Doch damit nicht genug- auch sie griff in das Geschehen ein. Eigentlich sollte man meinen, es wäre einfach gewesen, die Blagen zu erledigen. Doch es war ein harter Kampf. Danni versuchte verzweifelt, Billy aus dem Tumult herauszuholen. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm, das sah sie ihm an. Mittlerweile war es offensichtlich, dass er immer schwächer wurde. „Du kleines Miststück!“, hörte Danni Shock noch kreischen bevor diese auf sie sprang und versuchte, ihr eine Knoblauchzehe ins Gesicht zu drücken. Sie roch schon den ekelhaften Gestank und stellte sich darauf ein, die Luft anzuhalten, als Shock plötzlich von ihrem Rücken gestoßen wurde. Danni drehte sich um. „Billy! Danke, dass du mir geholfen hast, aber jetzt muss ich dir helfen.“, sagte sie und stand auf. Gerade rechtzeitig, um ihn aufzufangen, als er in die Knie sank. „Hina!“, rief Danni, „Kommst du hier ein paar Minuten klar? Ich will Billy in Sicherheit bringen!“ Hinata nickte. Sie befand sich in einem Gerangel mit Lock und Barrel. Die beiden machten es ihr nicht einfach. Hinata schien chancenlos, wenn sie es mit allen zwei zu tun hatte, selbst als Grimm. Fast hätte Danni Billy losgelassen und ihrer Freundin geholfen; doch als sie ihn ansah, beeilte sie sich, ihn so schnell wie möglich von dort wegzubringen. „Keine Angst, schwarze Rose, wir sind ja da.“, hauchte sie in sein Haar. Nur ob sie damit ihm oder doch eher sich selbst Mut zusprechen wollte, wusste sie nicht. Hauptsache war im Moment nur, dass sie schnell von dort wegkam und ihn in Sicherheit brachte. Aber sie hatte die Rechnung ohne Shock gemacht. Diese kleine Hexe war wohl zäher als Danni erwartet hatte. Sie packte Danni in den Kniekehlen und brachte sie zu Fall. Unsanft landete sie auf dem Boden, Billy direkt neben ihr. „Denkst du, ich lass euch so einfach entkommen?“ kicherte Shock, griff Danni im Nacken und drehte ihren Kopf zu sich. Sie hob ein scharfes Stück Holz hoch, holte aus und ließ es auf Dannis Kehle niedersausen. Danni schloss im Bruchteil einer Sekunde die Augen. Holz war das einzige, was einen Vampir ernsthaft verletzen konnte. Nun hatte also ihr letztes Stündchen geschlagen. „Ahh!“, mehr hörte sie nicht, nur einen lauten Schmerzensschrei und einen dumpfen Aufschlag. „Danni, los steh auf, wir müssen weg hier!“ Billy hatte sich also wieder aufgerappelt. Sie stand auf so schnell sie konnte, doch nur um sehen zu müssen, wie Billy von Barrel gepackt wurde. „Lass ihn los, du Mistvieh!“, schrie Danni und versuchte Barrel wegzuzerren. Doch Barrel trat nach ihr und traf sie so unglücklich am Schienbein, dass sie auf die Knie fiel und nur zusehen konnte, wie er Billy wegschleifte. „Barrel, du kleines Biest, lass ihn los!“ Das war die Stimme von Hinata, die mehr wie ein Knurren klang. Ehe Danni begriff, was hier vor sich ging, verpasste ihre Freundin dem Skelett einen festen, schmerzhaften Hieb mit der Pranke.

„Das wäre geschafft. Alle drei versenkt.“, sagte Hinata, als sie sich wieder zurückverwandelt hatte. Danni sah sie an und Hina erkannte die Dankbarkeit in ihrem Blick als sie fragte: „Danni? Billy? Seid ihr ok? Danni nickte und sagte: „Ja Hina. Aber jetzt müssen wir hier weg, bevor diese Mistblagen wieder zu sich kommen.“ Hinata reichte ihr die Hand und half ihr auf. „Aber wo ist der Ausgang?“, fragte sie verzweifelt. Doch Danni lächelte nur. „Frag doch Billy, er ist doch hier der ‚Nightmare before Christmas’ -Freak.“ Natürlich hatte sie vollkommen Recht. Billy wusste sicher, wie sie hier raus kommen konnten. Sie drehte sich zu ihm. „Billy?“, begann sie, doch er lag noch immer regungslos auf dem Boden. „Gott, nein! Billy!“, schrie Danni, „Hina, wir müssen was tun!“ Hinata nickte. „Ich weiß Danni, aber erst müssen wir hier raus. Wir wissen zwar nicht sicher, wo es lang geht. Aber wir finden uns schon zurecht. Kannst du Billy tragen? Oder soll ich ihn nehmen?“, sagte sie und verwandelte sich. Danni sah sie hoffnungsvoll an. „Schaffst du uns beide? Dann kann ich ihn festhalten.“ Wieder nickte Hinata und Danni nahm Billy in die Arme, setzte sich auf den Rücken ihrer Freundin und Hinata rannte los. Doch wohin sie los rannte wusste sie nicht. Alles was ihr übrig blieb, war es wie ein echter Hund zu machen und immer der Nase nach zu laufen. Es schien auch zu klappen- zumindest bis zu dem Zeitpunkt als sie an eine Mauer kamen. Was nun? „Danni, halte dich gut fest und pass auf, dass Billy nicht runter fällt. Ich klettere hoch.“ Doch Danni schüttelte den Kopf. „Ich weiß etwas Besseres. Nimm wieder menschliche Gestalt an.“, sagte sie und sprang von Hinatas Rücken. Hinata verwandelte sich zurück und wusste nicht, was sie von dieser Aktion halten sollte. Mit einem Mal flatterte Danni als Fledermaus durch die Luft. „Halt ihn gut fest, ich flieg uns alle drei da rüber.“, sagte sie. Ihre Worte waren kaum mehr als ein Quietschen, aber dennoch konnte Hinata sie verstehen. Doch der Gedanke gefiel ihr absolut nicht. Danni würde doch niemals sie und Billy tragen können. „Danni, schaffst du das denn? Wir sind doch viel zu schwer.“ „Ha, von wegen.“, sagte Danni schnippisch in ihrem Fledermauston, „So ein Vampir ist stärker als er aussieht.“ Hinata bezweifelte zwar, dass es klappen würde, aber sie hatte allen Grund, Danni jetzt zu vertrauen. Sie nahm Billy fest in die Arme. Danni krallte sich mit ihren kleinen Fledermausfüßen an Hinatas Gürtel fest und flatterte los. Langsam aber dennoch stetig ging es aufwärts. Hätte Hinata es nicht selbst erlebt, hätte sie nie geglaubt, was für Kräfte in so einer kleinen Fledermaus ruhen konnten. Gut, hier handelte es sich um einen Vampir- und trotzdem sprengte es alle Gesetze der Physik und der Biologie, was gerade passierte. Kaum waren sie auf der anderen Seite gelandet verwandelte Danni sich zurück und sah sich Billy an. Auch Hinata versuchte, etwas zu finden, was seinen Schwächeanfall auslösen hätte können. Es schien alles normal zu sein. Doch da bemerkte Hina ein paar rote Tropfen auf dem Boden. Dabei konnte es sich nur um eines handeln: Blut! „Danni, versuch irgendwo eine Schnittverletzung zu finden!“, wies sie ihre Freundin an. Sie brauchten nicht lange zu suchen. Zu ihrem Glück trug Billy ein T-Shirt und so war der Blick auf seine Arme frei gegeben. „Danni, ich hab sie gefunden. Schau dir mal das Tattoo hier an!“ Danni schaute fragend auf. „Welches seiner 500 meinst du denn?“, wollte sie wissen. „Hier, diese Blume. Da ist eine kleine Wunde.“, sagte Hinata und deutete auf ein Tattoo in Form einer Sonnenblume auf Billys linkem Unterarm. Danni sah sich die Verletzung genauer an und im selben Augenblick drehte sie den Kopf schon wieder weg. „Nein! Das darf nicht wahr sein!“, schrie sie hellauf entsetzt. „Was ist denn los, Danni? Ist etwas mit der Wunde?“, fragte Hinata. „Hina, das ist…“, stotterte Danni zunehmend panischer. „Danni, verdammt noch mal! Was ist los?“ Danni brachte das Wort kaum heraus. „Hina, das ist Knoblauch. Er hat eine Knoblauchvergiftung! Das muss passiert sein, als er mit den Gören gekämpft hat, während ich da im Wasser lag.“ Was hatte sie da gesagt? Eine Knoblauchvergiftung? Fast hätte Hinata gelacht, doch dann fiel ihr ein, dass Billy ein Vampir war und da war Knoblauch eine ernst zu nehmende Bedrohung. Er konnte betäubend und in hoher Dosis sogar tödlich wirken. „Bind ihm den Arm ab, nicht dass sich das Zeug noch weiter im Körper verteilt! Ich lass mir schon was einfallen.“, versuchte sie Danni zu beruhigen. Sich etwas einfallen lassen, das hatte sie leichter gesagt als getan. Während Danni mit ihrem Haarband Billys Arm abschnürte versuchte Hinata sich zu erinnern, was sie noch über Vergiftungsbehandlungen wusste. Und wirklich: nach wenigen Augenblicken kam ihr eine Idee, die so verrückt, war, dass es vielleicht sogar klappen konnte. Gerade das, was man bei einer Vergiftung auf keinen Fall tun sollte, würde sie jetzt tun. „Danni, bilde dir bitte nichts darauf ein“, sagte sie vorwarnend und legte ihren Mund auf Billys Wunde. Es schmeckte widerlich. Mit Knoblauch vermischtes Vampirblut. Aber was blieb ihr übrig, als das Gift mit dem Mund aus der Wunde zu saugen? Immerhin konnte ihr das nichts anhaben. Weder Knoblauch noch Blut waren irgendwie gefährlich für eine wandelnde Leiche, die sich in einen Grimm verwandeln konnte. Hinata spuckte das Blut aus ihrem Mund und erhaschte dabei einen Blick auf Danni. Sie hätte es wissen müssen, dass Danni nicht auf Anhieb verstehen würde, was vor sich ging und erst mal wie vom Blitz getroffen gucken würde. Doch sie ließ sich nicht von den fragenden Blicken ihrer Freundin irritieren und saugte weiter das vergiftete Blut aus Billys Wunde. Hoffentlich war es noch nicht zu spät. „Danni, ich glaub, ich hab alles erwischt. Riech mal, ob du noch Knoblauch schnuppern kannst.“ Danni setzte eine angewiderte Mine auf und roch vorsichtig an dem Tattoo. „Nein, ich riech keinen Knoblauch mehr, ich denke, du hast alles rausgesaugt.“ Erleichterung durchflutete Hinata- Erleichterung und etwas anderes, das sich in ihr breit machte. Sie wusste nicht, was es war, aber mit einem Mal, spürte sie etwas Starkes und eine ungeheure Wut in sich. „HINA!!“, kreischte Danni, „Bleib bloß weg von mir!“ Hinata verstand nicht. „Danni, was ist denn los? Ich fühl mich so komisch.“ „Das ist verständlich. Du verwandelst dich, Hina! Bleib bloß weg von uns. Du kannst uns umbringen. Du verwandelst dich in einen…“

Nein, sie konnte es ihr unmöglich sagen. Sie konnte ihr nicht sagen, dass sie sich in das einzige Wesen verwandelte, das einen Vampir ohne Hilfsmittel töten konnte. Was sollte sie jetzt nur tun? Ihre beste Freundin war dabei sich im fahlen Mondlicht in ein Ungeheuer zu verwandeln und Billy lag noch immer wie tot auf dem Boden. Danni klammerte sich an ihn. Unwillkürlich sah sie zu Hinata hinüber. „Danni, was passiert mit mir?“, fragte sie immer wieder. Angst stieg mehr und mehr in Danni hoch. Da regte sich unter ihren Händen etwas. Billy; er kam zu sich. Danni sah ihm kurz in seine blauen Augen, als er sie geöffnet hatte und küsste ihn. „Ich bin hier wohl überflüssig. Ich werde dann mal gehen.“, hörte sie Hinata sagen, auch wenn ihre Stimme unter dem Knurren und Zittern kaum zu verstehen war. Schnell wie ein Blitz stand Danni auf und schrie: „Du bleibst hier Hinata! Wir müssen dich wieder hin bekommen! Aber bitte bleib weg von Billy und mir. Du kannst uns umbringen, wenn du dich nicht unter Kontrolle hast.“ Hinata sah sie mit einem Ausdruck der Unwissenheit an und fragte: „Wieso? In was verwandle ich mich denn? In eine riesige Knoblauchknolle oder was?“ Wenn sie nur gewusst hätte, was wirklich aus ihr wurde, hätte sie nie und nimmer solche dummen Bemerkungen gemacht. „Nein, Hina. Du bist ein- ich kann es nicht sagen!“, jammerte Danni doch Hinata herrschte sie an, es ihr zu verraten. Nur stockend brachte Danni das Wort heraus. „Hina- du- bist- ein- Werwolf!“ Eine kurze Schockpause und schon stieß Hinata einen Schrei des Entsetzens aus. „Das kann nicht wahr sein! Wie konnte das passieren!?“, kreischte sie unter den Zuckungen ihres Körpers. „Ich weiß es nicht, Hinata.“, schluchzte Danni und flüchtete sich in Billys Arme, der sich dafür, dass er vergiftet war, erstaunlich schnell aufgerappelt hatte. Vergiftet? Natürlich! Das war die einzige Erklärung für Hinas Verwandlung. „Hinata!“, sagte Danni, „Es muss an Billys Blut liegen. Vielleicht löst Vampirblut bei Grimms eine Verwandlung in einen Werwolf aus.“ Hinata nickte noch und sank dann in die Knie, bis sie zuletzt zuckend auf dem Boden kauerte. Sie kämpfte gegen das an, was da in ihr vorging. „Danni! Billy!“; konnte Danni zwischen dem markerschütternden Knurren hören, „Verschwindet! Ich weiß nicht, wozu ich fähig bin. Haut ab!“ Doch Danni machte keine Anstalten, sich zu rühren. Sie würde ihre Freundin niemals allein lassen, schon gar nicht in diesem Zustand. Angsterfüllt klammerte sie sich an Billy und versuchte mutig zu klingen als sie sagte: „Ich bleib bei dir!“ Hinata sah auf zu ihnen. Ihre Augen waren blutunterlaufen und ihre Zähne verwandelten sich langsam zu Fängen. „Billy, bitte! Bring sie hier weg! Ich will nicht, dass ihr etwas passiert!“, flehte sie und Billy hörte auf sie. Er packte Danni und wollte sie wegtragen. Doch die machte keine Anstalten, sich in Sicherheit bringen zu lassen. Sie zappelte und strampelte während sie immer wieder schrie, er solle sie verdammt noch mal runterlassen. „William Martin, lass mich sofort zu ihr!“, brüllte sie ihn an. Doch er hielt sie immer noch fest und versuchte sie wegzuzerren. „Oh nein!“, schrie Billy plötzlich und als Danni den Kopf drehte, bemerkte sie warum. Sie kreischte: „Das gibt es doch nicht! Die Blagen verfolgen uns ja immer noch!“ und schon hatte Billy sie losgelassen. Wie zu Salzsäulen erstarrt standen sie da, während das Unheil immer näher kam. Hinata kauerte noch immer auf dem Boden. Das Zittern ihres Körpers wurde immer stärker und mittlerweile erkannte Danni in dieser Kreatur nicht mehr ihre Freundin. Angsterfüllt sah sie zu Billy als mit einem Mal die Blagen vor ihnen standen. Hustend und pustend lachte Shock: „Ihr denkt doch nicht etwa, dass wir euch einfach so davon laufen lassen!“ Und schon hing Barrel Danni im wahrsten Sinne des Wortes am Rockzipfel und versuchte sie loszureißen. Billy hielt sie fest. Wie beim Tauziehen zerrten er und das unterbelichtete Skelett an Danni. Die Lage spitzte sich zu als Lock Barrel zu Hilfe eilte. Shock hingegen stand unbeteiligt daneben. „Billy! Lass mich nicht los!“ wollte Danni ihm zurufen, doch sie wurde durch ein wuterfülltes Knurren daran gehindert. Hinata, oder besser das was aus ihr geworden war, war aufgestanden und sah mit grimmigem Blick auf Lock und Barrel. Dabei blieb es aber nicht. Hinata griff sie an.

Schreiend ließen die Rotzlöffel Danni los und Billy nahm sie schützend in die Arme. „Komm schon, Danni, wir müssen weg, bevor Hinata es sich anders überlegt und auf uns losgeht.“ Doch ihm war klar, dass Danni nicht freiwillig mit ihm kommen würde. Ihm blieb nichts übrig, als sie gewaltsam in Sicherheit zu bringen. Und das war mehr als nötig, denn Hinata war in einem unberechenbaren Zustand. Ihre Augen glühten vor Wut, von ihren gefletschten Fangzähnen tropfte der Sabber und ihre scharfen Klauen sausten mit voller Kraft auf Lock hinab. Gerade konnte er sich zur Seite rollen, um zu verhindern, dass sein Gesicht zerfetzt wurde. Hinatas Knurren wurde immer bedrohlicher. „Billy, was tut sie da?“, schluchzte Danni. Er nahm ihre Hand und sagte: „Ich weiß es nicht, aber wir müssen weg, bevor sie auf die Idee kommt, auch auf uns loszugehen.“ Er hätte nicht erwartet, dass es so einfach wäre sie zu überzeugen. Doch sie stand auf und war schneller in eine Fledermaus verwandelt als er blinzeln konnte. In der Fledermaussprache rief sie ihm zu „Lass uns verschwinden!“ und er nahm seine zweite Gestalt an. Ein letzter Blick auf Hinata, die immer noch blutrünstig über die Kinder herfiel, und schon flatterten sie los. Immer wieder drangen Knurren und Schreie an Billys Ohr. Fast taten sie ihm Leid, die Nervensägen. Aber besser sie als er oder Danni. Wie sie sich nun wohl fühlen mochte? Er ahnte es nur. Sie waren schon ein ganzes Stück geflogen und er bedeutete Danni mit einem Kopfnicken zu landen. In ihren Augen sah er Sorge und Traurigkeit geschrieben. Doch mehr als sie zu umarmen konnte er nicht für sie tun. „Ach, Billy, es ist alles so furchtbar!“, sagte sie. Wie sollte das mit ihr nur enden? Er konnte doch unmöglich sagen „Wir gehen zurück und helfen ihr.“, oder konnte er es doch? Nein, die Folgen wären zu fatal, er würde einfach still sein und sie festhalten. „Billy, wir gehen zurück und helfen ihr!“, herrschte sie ihn an mit einem Blick, der wilde Entschlossenheit zeigte. Er konnte es nicht fassen; wie konnte sie so unvernünftig sein? Noch bevor er die Gelegenheit hatte ihr zu widersprechen, stürmte sie los um ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen. Was diese Frau mir alles einbrockt, nicht zu glauben, dachte er verächtlich, als er ihr hinterher rannte. Aber weit kamen sie nicht. Noch bevor sie dort angekommen waren, wo Hinata sich verwandelt hatte, stand diese vor ihnen, gesund, quicklebendig und überhaupt nicht mehr in Werwolfsgestalt. „Hinata!“, schrie Danni überglücklich, „Es geht dir gut, aber wie ist das möglich?“

Wie konnte sie nur so eine dumme Frage stellen? Es war doch egal, wie sie sich erholt hatte. Wichtig war, dass sie es geschafft hatte, die Blagen KO zu bekommen. „Ich weiß nicht, Danni. Aber lasst uns gehen, nicht dass die Nervensägen wieder auftauchen.“, sagte sie. Danni nickte nur und die drei machten sich auf den Weg in die Stadt. Die ganze Zeit über hielt Billy Dannis Hand. Hinata sah ungewollt aus dem Augenwinkel zu ihnen und ihr wurde eigenartig unwohl zumute. Sie ertappte sich beim Gedanken von Eifersucht und Neid auf Danni, doch verdrängte ihn gleich wieder. Danni war ihre Freundin, wie konnte sie da eifersüchtig sein? Sie gönnte Danni ihr Glück. Billy sah wirklich umwerfend gut aus und war so lieb zu ihr. „Ist alles in Ordnung, Hina?“, fragte Danni, „Du bist so still.“ Hinata schüttelte den Kopf und wollte gerade antworten, als ein Pfeil an ihnen vorbei schoss und in einem nahe gelegenen Baum stecken blieb. Die drei wirbelten herum und schon kam der nächste Pfeil geflogen. „Seit wann kann dieses verblödete Skelett mit einer Armbrust umgehen?“, fragte Billy und schwang sich als Fledermaus in die Luft. Danni tat das gleiche und wich einem weiteren Pfeil aus während sie Billy hinterher flatterte. Den Bruchteil einer Sekunde stand Hinata noch wie angewurzelt da, dann verwandelte sie sich und rannte den beiden anderen hinterher. Die Kinder waren ihnen dicht auf den Fersen. Immer wieder schossen Pfeile knapp an ihnen vorbei.

„Das darf doch alles nicht wahr sein! Lassen die einem denn nie Ruhe?“, knurrte Hinata und Danni schüttelte den Kopf. Doch das sollte sie bereuen; durch das Kopfschütteln war sie kurzzeitig abgelenkt und mit einem Mal durchfuhr sie ein brennender Schmerz im rechten Flügel. Sie drehte den Kopf zur Seite und entdeckte einen Pfeil, der die Schwinge durchbohrt hatte. Eigentlich hätte das doch aber keinen Schmerz verursachen dürfen. Was war das nur? „Danni, alles in Ordnung?“, fragten die andern beiden gleichzeitig. Sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen und flog weiter. Mittlerweile breitete sich das Brennen immer weiter aus. Und da fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Verdammt, das war Weihwasser- der Pfeil war in Weihwasser getaucht worden. Das erklärte so manches. Hoffentlich würde sie das noch bis zur Stadt durchhalten.

„Danni, dich hat ein Pfeil getroffen! Hina, wir müssen…“ Weiter kam Billy nicht, denn in diesem Moment stürzte seine Danni ab. Hinata konnte die kleine Fledermaus gerade noch auffangen. Als Billy neben den beiden landete waren die Kinder schon wieder gefährlich nahe gekommen. „Schnell, Billy! Klettere auf meinen Rücken und halt Danni gut fest!“; herrschte ihn Hina an und er tat, was sie ihm geheißen hatte. Sie rannte so schnell sie konnte. Doch immer wieder flogen die Pfeile aus Barrels Armbrust auf sie zu. Mehrmals musste Billy sich zur Seite lehnen und hätte dabei fast die Fledermaus in seiner Hand verloren. „Danni, bitte halt durch!“, sagte er immer wieder während er sich an Hinatas Fell festklammerte. „Billy? Irre ich mich oder kommen gar keine Pfeile mehr geflogen?“ Sie irrte sich nicht. Tatsächlich war alles totenstill auf dem Friedhof. Doch trauen konnte man dem Frieden nicht. „Ich geh auf Nummer sicher und schau mir das aus der Luft an.“, sagte Billy. Doch auch von oben und mit Ultraschall und geschärften Sinnen konnte er die Kinder nicht ausmachen. Hatten sie aufgegeben? Er konnte es sich nur schwer vorstellen aber immerhin hatten sie jetzt eine gewisse Zeit Ruhe. „Am besten wir bringen sie zu Doktor Finkelstein. Der ist der einzige hier, der noch halbwegs Ahnung hat, was hier zu tun ist.“, schlug Hinata vor. Billy nickte und die beiden machten sich auf den Weg. Danni war noch immer eine Fledermaus, lag wie ein Baby in Billys Armbeuge. Dann und wann gab sie ein leises Röcheln von sich während Halloweentown immer näher kam.

Ihr Kopf dröhnte noch immer, als Danni die Augen aufschlug. Wie war sie denn hierher gekommen? Sie lag in einem Bett mit weißen Leinentüchern. Ein stechender Schmerz in ihrem rechten Arm weckte sie vollends auf. Als sie ihn ansah, stellte sie fest, dass er verbunden war. Irgendjemand musste sie verarztet haben. Die Tür ging langsam auf und Hinata kam ins Zimmer. „Danni, du bist ja wach. Geht es dir besser?“, fragte sie und setzte sich auf einen Suhl neben dem Bett. Danni nickte und sofort wollte sie wissen: „Wo bin ich denn hier, Hina? Was ist passiert? Und wo ist Billy?“ Hinata legte die Hand auf ihre Schulter und sagte: „Es geht ihm gut. Er ist hier.“ Sie rief nach ihm und er kam ins Zimmer. Wie er allerdings plötzlich an diesen schwarzen Kapuzenpulli (natürlich von LeVeL 27) kam, war ihr ein Rätsel. Es interessierte auch nicht, das einzige was zählte war, dass sie alle drei wohlauf waren. Direkt nach Billy fuhr Doktor Finkelstein mit seinem verrückten Rollstuhl ins Zimmer. „Na großartig, ausgerechnet zu dem haben sie mich gebracht“, dachte Danni. Billy schloss die Tür. Seine Miene war besorgt und erleichtert zugleich. „Wie ich sehe, bist du aufgewacht. Du hattest Glück, dass deine Freunde dich so schnell hierher gebracht haben. Ein paar Minuten noch und ich hätte dir nicht mehr helfen können.“, sagte der durchgeknallte Wissenschaftler zu ihr, „Was aber nicht heißt, dass ich dich gleich wieder aufstehen lassen kann. Du brauchst noch Ruhe bis morgen. Und ihr anderen beiden solltet euch auch ausruhen.“ Billy und Hinata nickten. „Bleibt aber bitte noch bei mir.“, bat Danni und setzte sich auf. Billy drückte ihren Oberkörper sanft zurück aufs Bett und sagte: „Machen wir schon, aber nur, wenn du schön brav liegen bleibst.“ Er strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht als er sich neben sie legte. Was er wohl gerade dachte? Danni sah in seine Augen und fragte sich, ob sie nicht einen Fehler gemacht hatte, als sie ihn in seinem Schlafzimmer verführt hatte. Hinata war aufgestanden und zur Tür gelaufen. „Ich hol dir was zu Trinken, Danni“, sagte sie im Gehen. Doch das bezweifelte Danni ernsthaft. Ihre Ohren waren empfindlich genug um Hinas Murmeln zu hören. Doch sie wünschte sich, sie hätte dieses Gehör in diesem Moment nicht besessen. Denn was sie hörte, bewirkte eine folgenschwere Entscheidung. Ihre Freundin murmelte: „Wenn ich doch nur endlich meine wahre Liebe finden würde. Danni hat so Glück, Billy zu haben.“ Sie hatte es sich nicht nur eingebildet. Hinata fühlte sich unwohl darüber, dass Danni mit Billy zusammen war. Was sollte sie jetzt nur tun? Ihre große Liebe aufgeben oder zusehen, wie sich ihre beste Freundin wegen ihr schlecht fühlte? Vielleicht gab es eine Möglichkeit, dass beides vereinbar wäre. Doch fürs Erste entschied sie sich dafür, nicht mehr mit Billy zusammen zu sein. Zumindest nicht offiziell. Sie hoffte nur er würde sie verstehen. Wieso musste nur alles so kompliziert sein? Jeder andere würde sich klar für die Liebe entscheiden, besonders als Vampir. Doch Danni war in vielerlei Hinsicht nicht wie ein wirklicher Vampir. Sie fühlte noch wie vorher und war nicht so wild auf menschliches Blut. Aber dennoch war sie ein Geschöpf der Nacht, genau wie der Mann, der neben ihr lag und fast eingeschlafen war. Ihr waren ein paar wenige glückliche Momente mit ihm vergönnt gewesen. Doch es sollte wohl nicht sein. Sie küsste ihn auf die Wange um seine Aufmerksamkeit zu erlangen. „Billy“, begann sie, „ich weiß nicht, wie ich es dir erklären soll. Wir können nicht zusammen sein, auch wenn ich dich noch so sehr liebe.“ Dann rannte sie los, bevor er ihre Tränen bemerkte oder etwas drauf sagen konnte. Sie hörte erst auf zu laufen als sie das Grundstück des Doktors verlassen hatte. „Oh Billy, es tut mir so Leid.“, schluchzte sie während sie das Gartentor hinter sich schloss und die kühle Nachtluft ihre Tränen aus dem Gesicht wehte.

Als Hinata am nächsten Morgen aufwachte beschlich sie ein seltsames Gefühl, fast als ob irgendetwas fehlte. Sie stand auf, verließ ihr Zimmer und rief instinktiv nach Danni- keine Antwort. Ob sie noch schlief? Hina rief noch einmal nach ihr, doch wieder blieb das ganze Haus stumm. Was, wenn wieder etwas passiert war? Hier musste man mittlerweile auf alles gefasst sein. Sie machte sich sofort daran, Danni und auch Billy zu suchen. Doch im ganzen Haus war keine Spur von ihnen. Doktor Finkelstein wusste auch nicht, wo seine Gäste waren. Hinata hatte nur an einem Ort im Haus noch nicht gesucht. Hoffentlich würde sie dort fündig werden. Auch auf die Gefahr hin, Danni und Billy in einer ungünstigen Situation zu überraschen, ging sie zu deren Zimmer und klopfte an. Nichts, nicht einmal ein Grummeln. Sie öffnete die Tür. Das Zimmer war vollkommen leer. Wo steckten die beiden? Sie durchsuchte alles, Schrank, Bett- ohne Erfolg. Wo waren sie nur? Angst und Sorge machten sich in ihr breit. Da hörte sie ein Geräusch vom Balkon. Die Tür war nur angelehnt. Waren die beiden etwa draußen? Vorsichtig öffnete Hinata sie und trat hinaus. Das gibt’s ja nicht, dachte sie als sie Billy auf der Gartenbank dort schlafen sah. Hatte Danni ihn etwa nach draußen gesteckt, weil er ihr zu nahe gekommen war? Völlig unmöglich, Danni war viel zu verliebt in ihn und viel zu scharf auf Billy als dass sie so etwas tun würde. Immerhin hatte sie ihn gefunden, doch ihre Freundin war immer noch verschwunden. Hinata rüttelte an Billy und fauchte ihn an: „Wach auf, du Schlafmütze! Dein Schatz ist weg!“ Auf diese Worte hin war Billy mit einem Mal hellwach. „Was hast du gesagt? Danni ist weg?“ Hinata nickte. „Ich hab überall im Haus nach ihr gesucht. Keine Spur von ihr“ Billy sah aus, als ob er gleich zusammenbrechen oder in die Luft gehen würde. „Los, schnell, wir müssen sie finden!“, schrie er und flog vom Balkon direkt runter auf die Straße. Hinata blieb nichts anderes übrig als den langen Weg durchs Haus zu nehmen. Bei Billy angekommen rannten sie erst zu Jack. Wenn jemand wusste, wie und wo man Danni suchen musste, dann er. Nachdem die beiden ihm erzählt hatten, was passiert war, hatte er Zero gerufen und zusammen waren sie aus der Stadt gelaufen. „Jack, hast du eine Idee, wo sie sein könnte?“, fragte Hinata unterm Rennen. Jack sagte nur ein Wort: „Schabernacktrio!“ Billy und Hinata riefen gleichzeitig: „Was? Die Blagen?“ Jack sah sie an und fragte ungläubig: „Was denn? Erstaunt euch das? Es sollte sich doch herumgesprochen haben, das meistens Oogie und die Rotznasen die Hand im Spiel haben, wenn was Schlimmes passiert.“ Damit hatte er nicht ganz Unrecht. Natürlich waren die drei Frechdachse die Hauptverdächtigen. Hinata sah zu Billy. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm. Seine blauen Augen waren nicht nur von der Sorge um Danni so trübe, sie spürte etwas anderes in dem Vampir. Irgendetwas beschäftigte und bedrückte ihn. „Halt!“, schrie er, „Ich hab was gehört! Das war Danni. Sie hat um Hilfe geschrieen!“ Plötzlich begann auch Zero zu bellen. Sie waren also auf der richtigen Spur. So schnell es ihnen möglich war rannten -beziehungsweise flogen im Fall von Billy und Zero- sie zum Haus der Kinder. Und tatsächlich, ihr Verdacht hatte sich bestätigt.“ Danni war bei ihnen. Ihre Stimme drang schwach aus den Ritzen in der Hauswand. Doch ihre schwachen Hilferufe wurden von Barrels dummem Kichern übertönt. „Verdammt noch mal! Los rein da!“, schrie Hinata und brach mit voller Wucht die Tür auf.

„Lasst mich gehen, ihr Mistviecher!“, versuchte Danni die Blagen anzubrüllen, doch es gelang ihr nicht. Das Wasser um sie herum schwächte sie zu sehr. Da hörte sie einen dumpfen Aufschlag und das Splittern von morschem Holz. Im gleichen Moment ertönte Locks Stimme: „Keinen Schritt weiter!“ und Barrel kicherte aus voller Kehle. „Ach halt den Rand, Barrel!“ Das war die Stimme von Hinata. Sie war gekommen, um ihr zu helfen. „Die gehört uns!“, kicherte Shock. Wie Danni dieses verzogene Gör von einer Hexe hasste. „Helft mir, das Wasser macht mich ganz schwach!“, rief sie mit dem letzen bisschen Kraft, das sie noch hatte. „Jack! Plan A!“, rief Hinata. Was nun geschah konnte Danni nur erahnen. Hinata gab weitere Anweisungen. „Zero, Ablenkung! Billy, du befreist Danni!“ Nein, das durfte er nicht. Sie musste versuchen es zu verhindern. „Hina, nein! Billy würde durch das Wasser auch gelähmt werden!“, rief Jack. „Gut, dann hilft Billy dir eben mit den Mistgören und ich hol Danni da raus.“, zischte Hinata. Danni wurde immer schwächer, wie schon am Tag zuvor. Nur heute ging es wesentlich schneller von Statten. In ihrem Kopf drehte sich alles; da wurde sie um die Hüfte herum gepackt.

Hinata hatte Danni schon fast aus der Falle heraus, als Shock ihre Drohung aussprach: „Lass sie wo sie ist, oder dem hübschen Kerl geht’s an den Kragen“ Zuerst verstand Hinata nicht, doch als sie sich umdrehte begriff sie, was geschehen war: Mit dem hübschen Kerl hatte Shock Billy gemeint. Sie hatte ihn überwältigt und stand mit einem Bein auf seiner Wirbelsäule, bereit das Holzstück in ihrer Hand in seinen Nacken zu jagen. Was sollte sie jetzt nur tun? Danni zu retten wäre einfach gewesen, doch dann würde Shock Billy töten. Wieso schüttelte er sie nicht einfach ab von seinem Rücken? Weil er es nicht kann, schoss es Hinata durch den Kopf. Seine Augen waren geschlossen, er war völlig regungslos; als wäre er betäubt. Verdammt, sie musste ihn mit Knoblauch lahm gelegt haben. Wo waren eigentlich Lock und Barrel abgeblieben? Waren die schon außer Gefecht gesetzt oder drohte von denen auch noch Gefahr? Da sah Hinata die Lösung aller Probleme. „Jack! Jetzt!“, schrie sie und zielsicher sprang er vom Deckenbalken auf dem er sich postiert hatte herunter und steckte Shock mit einem Ruck in einen Sack. Fix schnürte er ihn zu und ließ ihn auf den Boden fallen. Erleichtert drehte sich Hinata um, damit sie Danni endlich aus der Wanne fischen konnte, woran sie ein zweites Mal gehindert wurde. Dieses Mal durch Lock. „Keiner bewegt sich und ihr lasst Shock wieder raus!“ Um zu zeigen, dass er es ernst meinte, griff er sich Billy, der, benebelt wie er war, leicht zu überwältigen war. Das konnte einfach nur noch ein schlechter Scherz sein. Konnte es tatsächlich so schwer sein, mit ein paar Kindern fertig zu werden? Doch sie hatten ja noch Zero; und der kam gerade richtig und zog Lock eine Decke über den Kopf. Bevor sich auch noch Barrel einmischen konnte holte Hinata schneller als man bis drei zählen könnte Danni aus der Wanne und legte sie behutsam auf den Boden. Hoffentlich kamen sie und Billy schnell zu sich. Sie mussten sich wenigstens verwandeln, damit Hinata und Jack sie wegtragen konnten. Danni gab ein schwaches Röcheln von sich. „Ist alles in Ordnung“, fragte Hinata und Danni nickte benommen. Jack war auch zu den beiden gekommen. Doch wer war dann bei… „Billy?!“ Man konnte sich keine Sekunde der Unaufmerksamkeit erlauben, ohne dass die Mistblagen wieder auf den Beinen waren und über Billy herfielen. So war es auch diesmal. Barrel hatte wohl seine Kumpane befreit und jetzt hatten sie alle drei gemeinsam Billy in ihrer Gewalt. Hinata spürte eine Wut in sich aufkochen wie Lava in einem Vulkan. Sie verwandelte sich in einen Grimm und knurrte sie an: „Lasst ihn in Frieden! Er hat mit der Sache nichts zu tun! Es geht hier nur um euch und mich!“ Barrel verzog sein Gesicht und sagte dumm wie er war: „Also ich weiß nicht. Aber Lock hat gemeint, der Junge würde uns was bringen.“ Hinata verstand nicht. Was sollte Billy ihnen für einen Nutzen bringen? Egal was es war, sie musste versuchen es zu verhindern. „Er und alle anderen haben mit der Sache hier nichts zu tun!“, beharrte sie weiter, „Was sollt ihr denn von ihm? Ich bin diejenige, die ihr sucht, nicht Billy!“ Ein Kichern war die Antwort der Kinder auf Hinatas Versuche ihnen Billy auf vernünftigen Weg zu entreißen. Doch offensichtlich musste sie nun zu härteren Mittel greifen. Doch erst mal musste ihre Freundin aus der Schusslinie.

Langsam kam Danni wieder zur Besinnung. Nur dröhnend konnte sie hören, dass Hinata Jack und Zero bat, mit ihr zu verschwinden. Doch sie wollte nicht gehen. Sie machte sich zu große Sorgen um Billy. Niemals würde sie ihn allein in der Gewalt dieser Mördergören lassen. „Vergiss es, Hinata! Ich bleib hier!“, keuchte sie. Sie spürte Hinatas Klaue auf ihrer Hand und hörte ihre Stimme, dieses Mal deutlich klarer: „Es wird alles wieder gut, Danni. Ich verspreche dir, ich werde ihn befreien. Aber bitte geh. Es ist zu deinem Besten; und zu Billys.“ Gerade als sie widersprechen wollte, schlossen sich zwei knochige Hände um ihre Oberarme und ihre Knie und sie wurde hochgehoben. Um sich zu wehren war sie noch zu schwach, also ließ sie sich von Jack aus dem Haus bringen. Von drinnen konnte sie immer noch die Rufe von Hinata und den Kindern hören. Oh, mein armer Billy, nur dieser Gedanke fasste Fuß in ihrem Kopf. Das letzte was sie hörte, bevor sie erneut von einem Schwächeanfall überwältigt wurde, war die Stimme ihrer Freundin: „ Keine Sorge, Billy wird dir hinterher kommen.“

„Ich warne euch!! Lasst ihn gehen!!“, knurrte Hinata. Barrel hatte Billy an den Oberarmen fest gepackt. „Barrel, lass den Jungen nicht los!“, befahl Shock. „Soll ich erst gewalttätig werden?“ sagte Hinata. „Versuchs doch, wenn du sein Leben riskieren willst!“, entgegnete ihr Lock. Verdammte Mistgören. Hinata stockte der Atem. Wenn sie nichts unternahm, würde Shock Billy umbringen, wenn sie etwas unternahm würde sie ihn ebenso umbringen. Sie saß in einer Zwickmühle. Doch lieber versucht, ihn zu retten und er käme dabei ums Leben, als ihn ohne zu handeln dem Tod überlassen. Sie nahm all ihre Kraft und all ihren Mut zusammen und griff die Kinder an. Wie sie es geschafft hatte, wusste sie selbst nicht, doch sie hatte den dreien Billy entrissen. Sie spürte, dass er versuchte sich zu bewegen. Vorsichtig legte sie ihn auf den Boden, bereit ihn vor den Rotzgören zu beschützen. Lock, Shock und Barrel rappelten sich wieder auf, sichtlich sauer darüber, dass sie sich so einfach hatten überrumpeln lassen. Wenn Hinata noch ein paar Minuten hätte würde Billy wieder bei Bewusstsein sein und Hilfe holen können. Sie musste sich etwas einfallen lassen. „Warum“, begann sie, „habt ihr die anderen da mit reingezogen? Das war eine Sache zwischen mir und euch!“ Hinata wusste nicht ob sie sich freuen konnte, als nicht eines der Kinder sondern Billy ihre Frage beantwortete: „Ich weiß nicht wieso, aber die sind hinter mir her. Verschwinde, Hina und sag Danni, dass sie mir alles bedeutet!“ Wie konnte er so was nur sagen? Wie viel mochte er von dem, was mit ihm passiert war, mitbekommen haben? Sie verwandelte sich schnell zurück und nahm ihn schützend in ihre Arme. „Billy nein! Ich komm schon mit denen klar! Mir können sie mit Knoblauch und Wasser nichts anhaben. Dich könnten sie damit lahm legen oder gar umbringen.“, sagte sie. Doch er sagte nur: „Wer weiß, was die vorhaben!“ Hinata stockte der Atem. Sie konnte es ihm nicht länger verheimlichen: „Ich! Ich weiß, was sie vorhaben. Schließlich bin ich extra hierher gekommen um ihnen das Handwerk zu legen.“ Das war einer der Momente, in denen man denkt, dass es nicht mehr schlimmer kommen kann, und dann kommt es dennoch schlimmer, denn mit einem Mal gab es ein Krachen und Danni stand in der Tür, das Gesicht wutverzerrt. „Billy! Hina!“, kreischte sie und wandte sich an Lock, Shock und Barrel, „Was wird hier gespielt?!“ Noch ehe jemand eine Antwort geben konnte, entfuhr Danni ein panischer Schrei. Shock hatte sie gepackt. „Entweder, du verschwindest sofort von hier, Fräulein“, sagte sie zu Hinata, „oder ich mach die Kleine kalt!“ Hinata keifte sie an: „Ich verschwinde nirgendwo hin! Ihr lasst auf der Stelle meine Freunde frei, sonst könnt ihr was erleben!“ Sie hoffte mehr und mehr, dass sie endlich aus diesem Albtraum aufwachen würde, doch es war kein Traum. Es war bittere Realität. „Shock, lass das!“, sagte Lock, „Du weißt genau, dass die Kleine uns nicht interessiert, wir wollen nur den Jungen.“

Diese Worte stachen wie ein Dolch in Billys Herz. „Was wollt ihr von Billy, ihr Mistkröten?! Lass mich los, du verdammte Hexe! Hau ab, Billy!“, schrie Danni. Ein Glück, dass er sich aufgerafft hatte. Er verwandelte sich und flatterte durch den Raum. Doch Lock schrie: „Barrel! Lass ihn nicht entkommen!“ und schon warf Barrel eine weitere Ladung Knoblauchpulver nach Billy. Danni schrie, versuchte sich aus Shocks Fängen zu befreien, doch sie war wohl noch zu schwach durch das Wasser. Doch dieses Mal griff Hina ein und hielt das Skelett von seinem Vorhaben ab, Billy zu betäuben. Lock bekam einen fürchterlichen Wutanfall. Er hüpfte im Kreis herum wie Rumpelstilzchen und brüllte: „Verdammt noch mal, Barrel!! Du Idiot!! Halt ihn auf!! Bring ihn zurück!!“ Hinata wollte wohl die allgemeine Verwirrung nutzen und befahl Shock, Danni frei zu lassen. Doch die dachte wohl nicht mal dran. „Ich lass sie nicht los! Nicht bevor wir den Jungen haben.“ Billy konnte das nicht ertragen. Sie waren nur hinter ihm her und Danni hatte die Last zu tragen. Das würde er nicht zulassen. Er landete in menschlicher Gestalt wieder auf dem Boden, nur um von Hinata angebrüllt zu werden, er solle doch endlich fliehen. Wenn sie es doch nur verstehen könnte. Ich kann nicht gehen ohne zu wissen, was mit Danni geschieht, dachte er verbittert. „Billy, wenn du nicht gehst, dann geh eben ich!“, sagte sie schließlich und rannte als Grimm verwandelt los. Unterm Gehen sagte sie Danni noch, sie solle ebenfalls versuchen zu entkommen. Doch Shock vereitelte auch das; mit einer einfachen Drohung. „Keinen Mucks sonst ist dein Schatzi-Batzi dran!“ zischte sie Danni zu, während Billy sich ohne Gegenwehr von Lock und Barrel fesseln ließ. Ihm war egal, was sie nun mit ihm machen würden. Hinata war aus der Schusslinie und Shock hatte versprochen auch Danni frei zu lassen, wenn er sich gefangen geben würde. Doch erst kostete sie den Triumph aus und kicherte: „Jetzt haben wir ihn!“ Und Barrel fragte: „Und was stellen wir jetzt mit ihm an?“, wobei er wieder selten dämlich guckte. Lock setzte eine arrogante Miene auf und packte Billy am Kinn. „Das lass mal meine Sorge sein.“, sagte er, „Ich will die Kleine da hinten noch zappeln sehen.“ Unwillkürlich sah Billy zu Danni. Einige Tränen liefen ihr die blassen Wangen hinunter, die anderen sammelten sich in ihren schwarzen Augen. Shock hatte noch immer nicht aufgehört zu kichern. „Ich hab doch getan, was ihr verlangt habt!“, sagte Billy, „Jetzt lasst sie gehen!“. Doch wie hatte er auch nur denken können, dass sie ihr Wort halten würden? Shock sagte ihm eiskalt ins Gesicht: „Wir sagen hier, was getan wird, klar?“, befahl Barrel, Danni in Gewahrsam zu nehmen und ging zu Billy. Sie strich ihm durch das Haar. Angewidert und hasserfüllt fauchte er sie an, doch das schien sie noch mehr zu amüsieren. „Ich liebe es, wenn Gefangene aufmüpfig sind.“ Billy war sich sicher, dass sie noch weiterhin so mit ihm gespielt hätte, hätte Barrel nicht wieder gefragt, was sie vorhätten. Wieder bekam er keine Antwort. Lock sagte: „Na sieh mal einer an, wir bekommen Besuch. Unser Wuffelchen kommt wieder. Barrel, hol den Pfahl! Wir müssen wohl härtere Seiten aufziehen.“ Ein Pfahl? Das hatte noch gefehlt. Wen wollte Lock damit töten? Danni oder Billy? Oder wollte er sie am Ende beide töten? Billy würde sicher nicht zulassen, dass Danni um seinetwillen ihr Leben ließ. Und schon kam Hinata in die Tür geplatzt, gehetzt und hechelnd zwar, aber glänzend gelaunt. Billy und Danni schrieen wie aus einem Mund: „Hinata hau ab! Barrel hat einen Pfahl!“ Doch die machte keine Anstalten zu gehen. „Ich hau bestimmt nicht ab, und schon gar nicht ohne euch“, sagte sie, „Außerdem habe ich Hilfe mitgebracht.“ Sie trat beiseite und hinter ihr stand fast ganz Halloweentown. Die Vampire, der Werwolf, die Zombiefamilie, der Clown mit dem Abreißgesicht, Mr. Hyde, die beiden Hexen, die Nixe, die keine Mumie, die Stadtmusikanten, Jack, Sally, sogar der Bürgermeister. Das war zu viel für die Blagen. Jeder stieß einen anderen Schrei aus. Lock: „Scheiße!“, Barrel: „Was wollen die denn alle?“ und Shock: „Lock, Barrel! Plan B! Vergesst die Kleine! Der Junge ist wichtiger!“ Das letzte was Billy danach wahrnahm war eine Attacke der Bewohner von Halloweentown auf Lock und Shock und die Stimme von Danni, die angsterfüllt seinen Namen rief. Dann sah und spürte er Barrels Hand, die sich ihm über Mund und Nase legte, und schon stieg ihm ein beißender Geruch in die Atemwege.

Danni konnte und wollte es nicht wahr haben. Sie waren so nah dran gewesen, aus dieser verzweifelten Lage heraus zu kommen. Doch das Schicksal wollte wieder nicht mitspielen. Die Blagen hatten es geschafft dem ganzen Aufgebot, das Hinata mitgebracht hatte, zu entkommen und sogar noch Billy zu verschleppen. Doch weder sie noch Hinata würden Billy tatenlos den Mistgören überlassen. So war Danni auf den Rücken ihrer Freundin geklettert und sie waren losgejagt, um die Spur der Kinder zu verfolgen. „Hina, erklär es mir bitte. Warum sind sie nur so hinter ihm her?“, durchbrach Danni das beidseitige Schweigen. Hina sagte: „Ich weiß es nicht. Ich dachte es geht um mich. Schließlich bin ich nur hierher gekommen um ihnen das Handwerk zu legen. Vielleicht wollen sie mich ausschalten, indem sie die vernichten, die mir am meisten bedeuten.“ „Du meinst, sie wollen dich zweifach treffen, indem sie Billy wehtun.“, folgerte Danni und Hinata bestätigte ihre Theorie. „Dadurch, dass sie Billy angreifen, tun sie dir weh. Und das fällt dann doppelt auf mich zurück, weil ich mit dem Schmerz über den Verlust von Billy und mit deinem Kummer gleichzeitig fertig werden muss.“ Es klang zwar plausibel für Danni, doch sie ahnte, dass es nicht darum ging, Hinata unschädlich zu machen. Es musste einfach mehr dahinter stecken, das sagten ihr ihre Vampirsinne. „Danni, es tut mir leid. Ich wollte dich da eigentlich raushalten, wenn ich…“ Danni unterbrach Hinatas Entschuldigung und gebot ihr still zu sein. Sie hatte etwas gehört. Und dieses etwas kam ihr mehr als vertraut vor, es kam ihr geliebt vor. „Hina! Das war die Stimme von Billy! Schnell nach links!“, schrie sie und krallte sich fest ins Fell ihrer Freundin. Hoffentlich kamen sie nicht zu spät. Sie würde nie es verkraften, wenn sie Billy verlieren würde. Und dennoch hatte sie ihm in der vorigen Nacht sehr wehgetan. Doch ihr war keine andere Wahl geblieben. „Oh Billy, es tut mir so Leid, was ich letzte Nacht gesagt habe“, murmelte sie vor sich hin. Hinata fragte sofort, was Danni zu ihm gesagt habe. Danni schluckte. „Ich hab ihm gesagt, dass ich nicht mit ihm zusammen sein kann, obwohl ich doch so sehr an ihm hänge.“ Hinata stieß ein entsetztes Jaulen aus: „Aber Danni, du bist doch schon die ganze Zeit mit ihm zusammen. Ihr beide dürft euch nicht trennen. Du liebst ihn doch“ Genau, sie liebte ihn. Und aus diesem Grund hatte sie sich entschlossen, sich von ihm zu trennen. Hinatas Worte, die sie unfreiwillig mitbekommen hatte, waren nur der letzte Anstoß für sie gewesen. Der letzte Anstoß um den Mut aufzubringen, den Mann aufzugeben, den sie liebte. Sie wollte ihn schützen. Doch was hatte es gebracht? Nichts außer Gefahren. Kam der Schmerz in ihrer Brust daher oder war es etwas anderes? „Danni, hast du etwas?“, fragte Hina besorgt, „Ist es wegen Billy? Ist ihm etwas passiert und du hast es gespürt?“ „Nein, es ist etwas anderes.“, gab Danni zur Antwort und erkannte auch gleich was es war. Überall auf dem Boden lagen Äste, die paarweise ein Kreuz bildeten. Danni konnte nicht weiter, sie musste ein Stück zurück, sonst würde der Schmerz noch schlimmer. „Ich mach das allein, Danni. Ich rette Billy. Warte hier. Zero wird auch gleich kommen, er ist uns immerhin gefolgt.“, sagte Hinata als sie Danni absetzte und nahm sie noch einmal in die Arme bevor sie ging. „Beeil dich!“, rief Danni ihr noch hinterher als sie im Nebel verschwand.

Hinata ließ ihre Freundin hinter sich und sorgte sich um das was ihr bevorstand: Einen jungen Leadgitarristen aus den Fängen des übelsten Schabernacktrios retten. Fünf Meter von Lock, Shock und Barrel entfernt bleib sie stehen und errang ihre Aufmerksamkeit durch ein Angst einflösendes Bellen. Ein Zucken durchfuhr ihre Körper, als sie den unerwarteten Gast bemerkten. „Du gibst wohl nie auf“, hörte sie Shock sagen. Hina lächelte sie ironisch an. „Natürlich nicht. Schließlich habe ich den Auftrag den Freund meiner einzigen Freundin zu retten. Also...“, plötzlich zogen sich die kleinen Lachgrübchen zurück und eine ernste Miene war in ihrem Gesicht zu erkennen, „ ...was wollt ihr mit dem Jungen?“ Alle drei wagten einen gierigen Blick zu Billy, der mit gefesselten Händen an einem Grabstein mit der Aufschrift Here lies Romeo saß. Lock schien über seinen Anblick erfreut zu sein und wandte seinen Blick wieder zu dem schwarzen Hund: „Wir wollen nichts mit ihm, sondern was von ihm.“ Angst machte sich in Hina breit. Auch wenn man als Grimm nicht weiß im Gesicht werden kann, wurde sie innerlich käsebleich und versuchte nicht in Panik zu geraten. Kurz in Gedanken vertieft, suchte sie nach irgendeiner Lösung. Nichts. Gar nichts fiel ihr ein. „Wieso“, brachte sie hervor, „ nehmt ihr nicht eine andere Person? Zum Beispiel mich?“ Na prima gemacht, Hina. Was hast du jetzt schon wieder fabriziert, dachte sie und wartete ungeduldig auf eine Antwort. In ihrem Kopf stieg langsam die Panik hoch. Was würden sie antworten, und wer würde ihr helfen? Danni konnte es nicht, sie war zu sehr geschwächt. Ihre Blicke wanderten zwischen Lock, Shock und Barrel hin und her, solange bis sie es nicht mehr aushielt und zu Billy schauen musste. „Wir können dein Blut nicht nehmen, kleine Hina. Du bist nicht reinvampirisch“, antwortete Barrel und grinste sie an. Die anderen beiden brüllten ihn augenblicklich an: „Ach Barrel, halt’s Maul!“ Hinata verstand nicht was er damit sagen wollte. Ihr ging es so und so nur darum, Billy zu befreien. Mit eingezogener Rute, angelegten Ohren und leisem Winseln stand sie nun da und wusste nicht mehr weiter. Ihre einzige Chance sah sie in einer List. Sie behauptete: „Glaubt mir, mein Blut ist viel nützlicher für euch. In meinen Adern fließt nicht nur das Blut eines Grimms, sondern auch das Blut eines Vampirs, meiner Mutter, und das eines Werwolfs, meines Vaters.“ Natürlich würden sie ihr das nicht sofort abnehmen, doch was nicht war, konnte noch werden. Shock wurde schnippisch als sie sagte: „Als ob uns dein Blut interessieren würde.“ Hinata versuchte ruhig zu bleiben und fragte: „Was wollt ihr denn unbedingt mit seinem Blut?“ Sie machten sich lustig darüber, dass sie es ihr niemals verraten würden und machten Hinata dadurch zunehmend wütender. Sie drohte, den Blagen den Hals umzudrehen, wenn sie Billy nicht gehen lassen würden, doch auch das lies sie kalt. Shock kicherte: „Was du machst ist uns egal. Wir haben ihn.“ Sie sah, wie Barrel zu Billy lief und ihn im Genick packte und auf den Boden schleuderte. Die nackte Panik fasste Hinata und es schien keine Lösung zu geben. Lock schien ihre Ratlosigkeit zu spüren, denn er sagte: „Versuch erst gar nicht, ihn zu retten. Der Junge gehört uns.“ Und Shock setzte dem Ganzen eins drauf und fügte hinzu: „Und die Kleine auch bald.“ Danni? Wollten sie ihre Freundin am Ende auch als Gefangene haben? Hinata wurde immer verzweifelter. Sie wollte Danni nicht enttäuschen und sie erst recht nicht in Gefahr bringen. Da hörte sie Worte, die ihr neue Hoffnung gaben. „Wir sollten dir eigentlich dankbar sein, denn ohne dich hätten wir den Jungen nie in unsere Gewalt bekommen. Schließ dich uns doch an, dann erklären wir dir auch wozu und warum wir das Blut brauchen“, bot ihr Lock an. Sie schüttelte den Kopf, obwohl sie nicken wollte. „ Ja ich mach bei euch mit“, sagte sie ohne zu zögern und ging einige Schritte auf die drei zu. Erst als sie knapp 50 Zentimeter vor ihnen stand, wurde ihr klar, was sie grade getan hatte. Ich habe meine beste Freundin verraten. Wie konnte ich nur? Ich muss mir was einfallen lassen, überlegte sie und lächelte die drei ungewiss an. Hina konnte durch ihr Feingefühl als Grimm wahrnehmen, dass Shock ihr nicht ganz traute und ihre Unsicherheit feststellte. Für kurze Zeit schloss Hinata ihre Augen, um ihre Panik zu verscheuchen. Ein eiskalter Schauer lief ihr den Rücken runter, als sie Barrel sagen hörte, dass sie zuerst einen Schwur ablegen müsse. „Ich, Hinata, verspreche, dass ich mich Halloweens Trick-or-Treaters anschließe. Ohne, dass ich versuchen werde, euch zu hintergehen“, antwortete sie. Ihr war bewusst, was sie grade getan hatte, doch anscheinend ließ es sie vollkommen kalt, was nun aus Danni wurde. „Bring uns das Mädchen“, hörte sie Lock mit einer hämischen, ja fast gnadenlosen Stimme sagen. Ein kurzes Nicken und schon verschwand Hinata, um Danni zu holen. Ihr flogen Gedanken durch den Kopf, die weder Sinn noch einen Zusammenhang ergaben. Da stand sie nun vor Danni und sah sie traurig an. „Hina?! Wo ist Billy“, fragte Danni und blickte suchend umher. Schon bei dem Namen Billy senkte Hina die Augen und zog ihre Hundeohren an. „Komm mit“, brachte Hinata hervor, „Bitte, komm mit.“ In Dannis Augen konnte Hinata ihre eigene Verwirrung wieder finden. Ohne ein Wort stieg Danni auf den schwarzen wuscheligen Hunderücken. Wie in Trance versetzt lief Hina in Richtung Schabernacktrio. Dannis Fingerspitzen krallten sich tief in das wehende Fell, sodass Hinata ein leises Fiepen von sich gab. Ihre Ohren drehten sich um, als Danni noch mal ihre Frage, wo Billy sei, wiederholte. „Bei ihnen“, betonte sie beim Laufen. Knappe zehn Meter vor Billy blieb sie stehen und ließ Danni absteigen. „Hina, was ist mit dir los?“ Du benimmst dich so eigenartig“, fragte Danni vorsichtig. Sie hatte keine Ahnung. Genau so wenig wie Hinata selbst. Was würden diese Gören nur mit den Vampiren anstellen? Und was hatte Barrel mit „reinvampirischem Blut“ gemeint? „Hina, was geht hier vor?“, fragte Danni und Hinata brachte die Sache zu Ende, schlug Danni nieder und fesselte ihre Handgelenke. Dabei sagte sie mit tonloser Stimme: „Ich habe mich dem Schabernacktrio angeschlossen.“ Danni drehte sich um. Ihre Augen zeigten eine Mischung aus tiefster Verachtung und blanker Todesangst. „Wie konntest du das nur tun?!“, brüllte sie Hinata an, „Und dir habe ich vertraut! Ich dachte, wir wären Freunde! Ist dir klar, dass du Billy und mich zum Tode verurteilt hast?! Das war doch alles geplant! Du warst es ja auch, die mich überredet hat, mich in einen Vampir zu verwandeln und Billy zu verführen!“ Diese Worte gingen Hina sehr nahe und ließen fast vergessen, dass sie nun zu Lock, Shock und Barrel gehörte und Danni nichts weiter war als ihre Gefangene, deren Schicksal besiegelt war. Ohne ein Wort zu sagen, schleppte sie Danni zu den anderen dreien, die schon voller Sehnsucht warteten. Lock befahl Hina, Danni zu Billy zu werfen.

Unsanft landete sie auf ihm. Ihre Stirn kam auf seiner Wange zu liegen, dennoch wagte sie nicht in seine blauen Augen zu sehen. Nur die Worte: „Verzeih mir, dass ich dich da mit reingezogen habe, schwarze Rose.“ konnte sie ihm sagen. Sie spürte eine Träne an seiner Wange, bevor Lock Barrel befahl, Billy zu ergreifen. Hinata schrie, doch Shock gebot ihr Einhalt. „Werd bloß nicht weich!“, sagte sie, „Die Kleine lebt eh nicht mehr lange!“ Danni konnte Billy flehen hören, sie mögen sie frei lassen. Doch die Kinder zeigten keine Gnade. „Wo bringen wir sie hin?“, fragte Barrel und Shock antwortete: „Nach Hause, und dann kümmern wir uns um den Jungen. Das wird ein Spaß!“ Alle drei kicherten, und auch Hinata stimmte ein. Danni konnte es nicht fassen, dass sie so naiv gewesen war auf diese verräterische Schlange hereinzufallen. Eine Träne fiel von ihrem Auge in Billys schwarzes Haar und sie schluchzte nur: „Billy, meine schwarze Rose“. Hinata verpasste ihr einen heftigen Schlag ins Genick und gebot ihr, die Klappe zu halten. „Also, Abmarsch!“, kommandierte Lock, „Barrel du schnappst dir den Jungen, Shock du die Kleine. Packt sie in die Badewanne! Und du Hina, kannst sehen ob du auf dem Weg nicht ein scharfes Holzstück findest“ Die drei führten ihre Befehle aus. Shock steckte Danni zu Billy in die Badewanne, die sich sogleich in Bewegung setzte. Immer noch wagte Danni nicht, ihrer schwarzen Rose in die Augen zu sehen. „Ich hab eines gefunden! Ist das in Ordnung?“, sagte Hinata und zeigte Lock ein Holzstück. Er nickte. Danni konnte sehen, dass Barrel eine noch unwissendere Miene hatte als sonst, als er fragte: „Wozu brauchen wir Holz? Wir haben doch gar keinen Kamin mehr.“ Hinata und Shock sahen sich an und Hina sagte: „Barrel du bist doch zu blöd! Das sind Vampire, die kann man nur mit Holz verletzen. Jede andere Wunde können die sofort wieder verheilen lassen.“ Barrel fragte weiter: „Aber zum Pfählen ist das Ding doch viel zu dünn, oder?“ Dieses Mal keifte Shock ihn an: „Wir wollen ihn auch nicht pfählen, du Dummkopf, du! Wir schneiden ihm die Pulsadern auf, damit wir an sein Blut kommen.“ Blut? Sie wollten Billys Blut haben? Nein, das würde sie verhindern. Danni rief ihnen aus der Wanne zu: „Ich bitte euch! Lasst ihn am Leben!“ Lock machte einen Sprung und setzte sich auf den Wannenrand. Er legte eine Hand auf Dannis Schulter und lächelte sie hämisch an: „Nein, das werden wir nicht. Erst mal werden wir ihn töten. Und was dann passiert steht in den Sternen.“ Wie man jemandem ein Messer ins Herz stoßen kann, wusste er. „Ich bitte euch!“, flehte sie weiter, „Verschont sein Leben!“ Doch Lock zeigte keinerlei Gefühl und sprang herunter vom Wannenrand. Zum ersten Mal seit der vergangenen Nacht konnte Danni Billy wieder in die Augen sehen. In ihnen fand sie Schutz und Wärme, das Gefühl geliebt zu werden, aber auch Angst. Wie gerne hätte sie ihn jetzt geküsst, doch stattdessen sagte sie ihm: „Billy, ich wünschte, ich hätte dich nie gebissen.“ „Das reicht jetzt mit dem Gesülze!“, kreischte Shock und wieder roch Danni den ekelhaften Gestank von Knoblauch.

Billy schlug die Augen auf. Zwar war er noch nicht ganz Herr seiner Sinne, doch um zu wissen, wo er war brauchte er die auch nicht. Er saß an die Wand gelehnt auf dem Boden im Haus der Trick-or-Treaters. Er blickte zur Seite. Da lag seine Danni, wohl noch immer bewusstlos. Die Tür ging auf und Hina kam herein. Billy stellte sich bewusstlos, merkte aber, dass Hina auf ihn und Danni zukam. Sie kniete sich neben Danni und nahm sie in die Arme. „Danni!“, flüsterte sie, „Bitte, sag was!“ Was für ein Spiel trieb sie nur? Jetzt kamen auch die anderen drei. Billy witterte Ärger und der kam auch. „Hina, lass sie los, die bringt doch nur Probleme!“, fauchte Shock und Hinata ließ Danni auf den Boden gleiten. In diesem Moment öffneten sich ihre Augen. Billy gab sein Verstellen auf und beugte sich über sie um ihr einen Kuss zu geben, doch Barrel zerrte ihn unsanft weg und warf ihn vor Lock und Shock auf die Knie. Shock ging um ihn herum und löste seine Fesseln, im selben Moment packte Barrel zu und hielt Billy fest im Griff, sodass er keine Chance hatte wegzulaufen. Shock kam seiner Nasenspitze mit ihrer sehr nahe als sie zischte, sie sollten endlich anfangen, weil sie das hübsche Gesicht nicht mehr sehen wolle. Hina schrie und zog damit Locks Aufmerksamkeit auf sich. „Was ist denn los, Hina?“, fragte er. Billy hatte mit allem gerechnet, doch das sie sagen würde: „Ich will ihn töten!“ überstieg seine Vorstellungskraft. Danni beschimpfte sie übelst. Hinterhältige Schlage und verlogenes Biest waren noch nette Ausdrücke. „Du willst es tun? Da wird sich Oogie aber freuen.“, kicherte Shock und Hinata griff sich das Stückchen Holz, das sie auf dem Weg aufgehoben hatte. Er schloss die Augen. Das einzige, das in diesem Moment an Billys Ohr drang, waren die flehenden Worte seiner Danni. Doch als sie ihm zurief: „Billy, ich liebe dich!“ war es für ihn mehr Trost als ihre Versuche sein Leben zu retten. Er spürte wie Barrel ihn noch immer festhielt. Dann schloss sich eine kalte Hand um seinen Unterarm und hob ihn hoch. Billy fühlte, wie etwas Glattes, Scharfes und Kaltes über sein Handgelenk glitt.

Danni wollte nicht hinsehen, als Hinata Billys Arm ergriff und ihm die Pulsadern aufschnitt. Aber sie konnte die Augen nicht von ihm abwenden. Das Blut floss in Strömen über sein Handgelenk und tropfte in den Becher, den die Kinder besorgt hatten. Sie wusste nicht, ob sie schreien oder weinen sollte. Wieso passierte so etwas? Danni sah, wie Billy schwächer wurde. Seine Worte gingen ihr durch Mark und Bein: „Danni, versprich mir, dass du nie einen anderen lieben wirst.“ Nur zu gerne würde sie ihm diesen letzten Wunsch erfüllen. Mit ihrem Nicken schlossen sich seine Augen und sein Körper fiel kraftlos auf den Boden. In kürzester Zeit würde der Blutverlust Billy das Leben kosten. Doch nicht genug, dass sie ihren Billy auf dem Gewissen hatten, nun kam Shock auch noch auf Danni zu. „Warte Shock, das übernehme ich!“, schaltete sich Hina ein, doch Lock untersagte es. Die Hexe kam immer näher, doch selbst wenn Danni gekonnt hätte, wäre sie nicht geflohen. „Manchmal ist der Tod eine Erlösung und keine Strafe“, hatte ihr mal jemand gesagt. Damals hatte sie das als Unsinn abgetan, doch nun verstand sie, dass an diesem Satz einiges wahr war. Als Shock sie unsanft auf den Boden warf, glaubte sie einen besorgten Aufschrei Hinatas zu hören. Doch selbst wenn sie es sich nicht eingebildet hatte, Hinata hatte Billy und sie verraten und ans Messer geliefert. Ihre beste Freundin hatte sie so hintergangen. Nun konnte sie ihre Tränen nicht länger zurückhalten. Doch der Schmerz in ihrem Herzen wurde binnen weniger Augenblicke überlagert von einem grauenvollen Brennen in der Brust.

Als Hinata hinsah, erkannte sie, dass ein kleiner Pfahl in Dannis Brust steckte. Ihr Herz war nicht durchbohrt, aber dennoch würde sie verbluten. So weit hätte es nie kommen dürfen. Sie wollte Danni nicht verlieren. Lock ergriff ihre Hand. „Komm schon Hinata, wir haben das Blut. Auf zu Oogie. Die Kleine kann in Ruhe ihr Leben aushauchen.“ Nein! Sie würde Danni nicht aufgeben. Es war Überwindung genug gewesen Billys Pulsadern aufzuschneiden. Sie blieb noch einige Momente gefasst und sagte: „Geht ihr drei allein. Ich bleib hier oben. Bei den Flatterviechern hier weiß man ja nie.“ Nach einigen fragenden Blicken gingen die Kinder mit dem Glas, in dem das Blut war, zu Oogie hinunter. Kaum waren sie außer Sichtweite stürzte Hinata zu Danni und zog ihr das Holzstück aus der Brust. „Danni, bitte, bleib bei mir! Lass mich nicht allein!“, flehte sie. Doch Danni bewegte sich nicht. Endlich brachte sie ein paar Worte hervor: „Hina, warum hast du das getan? Warum hast du meine schwarze Rose zertreten?“ Hinata konnte Dannis Gefühle nachvollziehen. Sie war mehr als erleichtert, als sie Danni sagen konnte: „Aber Billy ist noch am Leben. Ich hab die Blagen ausgetrickst. Ich hab extra ein Holzstück genommen, in dem ein Nagel war. Und mit diesem Nagel hab ich Billys Pulsadern aufgeritzt und meine Handfläche. Billy hat nur wenig Blut verloren, er hat die Wunde sofort wieder verheilen lassen, die Blagen haben mein Blut.“ Eine Hand legte sich auf ihre Schulter. Billy sagte ihr, sie solle zu den Blagen gehen, damit Oogie keinen Verdacht schöpfe. Er würde bei Danni bleiben. Hinata war einverstanden. „Du musst versuchen, die Wunde zu verschließen Billy.“, wies sie ihn im Gehen an.

Die Wunde sollte er verschließen? Wie nur? Seine eigene Hand war getränkt von seinem Blut, dennoch fasste er damit Dannis Wunde an. Seine Hand ruhte auf ihrer Brust und Tränen fielen darauf. Er war es gewesen, den sie töten wollten, nicht Danni. Doch sie war diejenige, die nun im Sterben lag. „Billy“, sagte sie mit schwacher Stimme, „ich wollte dich nur schützen, als ich gestern…“ Er brachte sie mit einem Kuss zum Schweigen; seine Hand lag noch immer auf ihrer Wunde. Doch sie fühlte sich anders an. Erst jetzt wurde Billy bewusst, dass kein weiteres frisches Blut mehr auf seine Hand gelangte. Er ließ die Wunde los, doch da war gar keine Wunde mehr. Irgendetwas hatte sie abheilen lassen. Nur was? Unwichtig, dachte er und nahm sie in die Arme. Mehr wollte er nicht, er wollte sie einfach festhalten und sie in seinen Armen spüren. „Du elende Verräterin!“ Shocks Stimme durchbrach jäh die Stille, die die beiden umgeben hatte, und schon kam Hinata rückwärts zur Tür hineingestolpert. Oh nein, dachte Billy. Sie mussten herausgefunden haben, dass Hinata sie gelinkt hatte. Lock, Shock und Barrel kamen mit wutverzerrten Gesichtern in den Raum. „Da haben wir’s!“, brüllte Lock und zeigte auf Billy, „Der lebt tatsächlich noch!“ Hinata stellte sich vor ihn und Danni: „Er lebt zwar noch, aber das Blut in dem Glas war von ihm!“, kreischte sie, doch Barrel schoss mit seiner Armbrust einen Pfeil auf sie, der ihr Schienbein streifte, sodass sie zu Boden ging. Und Shock sagte: „So dumm ist ja nicht mal Barrel, dass er darauf reinfällt!“ Jetzt war wohl alles aus. Hina war verletzt, Danni noch zu schwach und Billy selbst hatte auch einiges an Blut verloren. Shock stellte ihren Fuß auf Hinatas Rüchen und Barrel zielte mit seiner Armbrust direkt auf Danni, die immer noch in Billys Armen lag. „Lass sie sofort los, Junge!“, befahl Lock, „Oder Barrel drückt ab.“ Was blieb Billy anderes übrig? Er legte Danni neben sich auf den Boden; und Lock ergriff sie im selben Augenblick. Da standen sie nun, in einer völlig ausweglosen Lage. Diese wurde jedoch noch verzwickter als Oogie Boogie kam um seinen kleinen Gehilfen beizustehen. „Na, wen haben wir denn da?“, lachte er, „Wenn das nicht mal unsere Gäste von gestern sind.“ Billy zitterte am ganzen Körper, wäre er nicht schon bleich wie eine Leiche gewesen, jetzt wäre er es bestimmt geworden. „Oogie, lass das!“, sagte er mutiger als er sich eigentlich fühlte, „Ich überlass dir mein Blut, aber bitte lass Danni und Hinata frei.“ „Nein, Billy!“, schrie Hinata, „Tu das nicht! Du kannst ihm niemals trauen, dass er sein Wort hält!“ Shock trat fester zu und fauchte sie an: „Ich an deiner Stelle wäre mal ganz ruhig. Das Leben deiner Freundin hängt am seidenen Faden!“ Billy sah zu Danni, die sich noch immer in der Gewalt von Lock befand. Er würde bei seinem Entschluss bleiben, sie sollte nicht noch einmal so knapp dem Tod entkommen. „Hört damit auf, verdammt! Ich halte das nicht aus!“, schrie Hinata weiter. „Mach dir keine Sorgen“, sagte Oogie, „Wir lassen dich und deine kleine Freundin gehen, wenn uns der Junge sein Blut überlässt.“ Billy konnte nicht verstehen, dass Hinata nicht endlich einsah, dass es keinen Ausweg mehr gab sondern weiter schrie: „Vergesst es! Da müsst ihr vorher schon mich umbringen! Sonst bekommt ihr ihn nie.“ Billy, der die ganze Zeit seinen Blick auf Danni gerichtet hatte sah nun zu Hinata. Ihm stockte der Atem, dennoch sagte er ihr: „Hinata, reite dich nicht weiter rein! Es ist vorbei!“ Er spürte, wie sich alles in ihm zusammenkrampfte. „Niemals, Billy!“, kreischte Hinata. Sie drehte sich ruckartig zur Seite und stieß Shock von ihrem Rücken. „Solange ich noch lebe, ist hier gar nichts vorbei!“ Was hatte sie nur getan? Dachte sie gar nicht an Danni? „Halt endlich dein Maul! Denk dran, ich hab deine Freundin! Noch eine falsche Bewegung oder auch nur ein Atemzug zu viel und sie ist tot“, drohte ihr Lock und wandte sich an Billy, „Was ist denn nun, Junge?“ Er senkte den Kopf und flüsterte kaum hörbar: „Tötet mich, nehmt euch mein Blut.“

„Nein! Billy!“, kreische Danni und versuchte sich aus Locks Griff zu wenden. Sie würde nicht noch einmal zusehen, wie sie ihn umbrachten. Barrel kicherte: „Das wird ja immer lustiger!“ Ja, sehr lustig war das alles. „Ich fände es lustiger, wenn er es selber tut.“, warf Lock ein. Das war zu viel für Danni. Wie konnte ein einziges Wesen nur so grausam sein? Oogie schien diese furchtbare Idee auch noch zu gefallen. „Selbstmord vor den Augen der Geliebten, welch wunderbare Idee.“, sagte er. Gerade wollte Danni einen Schrei ausstoßen, aber Oogie kam ihr zuvor. Hinata hatte ihn als Grimm angegriffen. Augenblicke später spürte Danni, wie ihr die Kehle zugedrückt wurde, und hörte Locks Stimme: „Das war ein Fehler, jetzt ist sie dran!“ Es war aus mit ihr; gut, sollte er sie doch umbringen, dann würde sie zumindest nichts von dem mitbekommen, was sie Billy antaten.

Panik stieg in Billy hoch. Er musste etwas tun. „Oogie, ich hab dir mein Blut versprochen. Lass sie gehen!“ Er fiel auf die Knie und hörte die Stimmen von Danni und Hina, die beide versuchten, ihn daran zu hindern, sich einfach drein zu geben. Er wagte nicht, sie anzusehen. „Ich lass sie schon gehen, wenn du tust, was ich dir sage.“, sagte Oogie und zu ihm und wandte sich dann an Lock, „Lock! Lass die Kleine los!“ In sekundenschnelle war Danni bei Billy und klammerte sich an ihn. Er spürte, dass sie um sein Leben bangte, wollte ihr aber nicht die Hand reichen. Er streckte sie aus, bereit sein Blut zu geben. Aber soweit sollte es nicht kommen. Ein Knurren kam aus der Ecke, in der Hinata stand. Er drehte sich zu ihr und bereute es im selben Moment. Hinata war dabei sich wieder in einen Werwolf zu verwandeln. Wie konnte so etwas möglich sein? Das Ungetüm stürzte sich auf die Blagen. Jetzt verstand Billy wie sie am Tag zuvor mit ihnen fertig geworden war. Hinata war als Werwolf mit ungeheuren Kräften ausgestattet. Zuerst kümmerte sie sich um Shock, die durch die Luft geschleudert an einer Wand landete. Lock und Barrel knallte Hinata zuerst die Köpfe aneinander und warf sie dann auf den Boden. Barrel versuchte zwar, noch einen Pfeil abzufeuern, doch es half nichts. Hinata zerbrach die Armbrust wie ein Streichholz. Oogie war an die Wand zurückgewichen. Sein eigentliches Vorhaben hatte er offensichtlich komplett vergessen. „Lauft weg!“, knurrte Hinata Billy an, „Mach schon Billy, nimm Danni und fliegt weg. Ich weiß nicht wie lange ich mich noch unter Kontrolle halten kann. Haut ab, ich versuch euch den Rücken frei zu halten solange es geht.“ Billy wusste nicht, ob es richtig war, doch ein Blick auf Danni sagte ihm, dass die beiden verschwinden mussten so schnell sie konnten. „Billy, ich will sie nicht schon wieder allein lassen.“, sagte Danni und sah ihm tief in die Augen. Nein, dieses Mal würde er hart bleiben und sie hier wegbringen aus dieser Todesfalle und sicher nicht umkehren. „Komm schon, wir müssen hier weg!“, sagte er bestimmt und nahm seine Fledermausgestalt an, „Mein Gefühl sagt mir, dass wir Hinata einfach vertrauen müssen. Und das tue ich. Tust du es auch, Danni?“ Sie sagte nur: „Ich weiß nicht, Liebling. Ich weiß überhaupt nichts mehr.“ und erhob sich zu ihm in die Luft.

„Viel Glück! Passt auf einander auf!“, rief Hinata ihren Freunden hinterher, bevor sie sich über Oogie her machte. Ein Glück, dass etwas von Billys Blut an ihrer Hand kleben geblieben war und sie es ablecken hatte können, in der Hoffnung, sich dadurch wieder zu verwandeln. Es hatte auch hervorragend geklappt. Doch sie hatte zu viel Zeit verloren. Gerade als sie ihre Krallen auf Oogie niedersausen lassen wollte, verließ der Werwolf ihren Körper und sie stand hilflos da. Oogie schleuderte sie beiseite und herrschte seine Helfer an: „Steht sofort auf! Der Junge ist uns entkommen! Holt ihn zurück! Er kann noch nicht weit gekommen sein, mit dem Mädchen bei sich!“ Hinata stand wieder auf und lachte: „Das kannst du vergessen, die drei werden noch brav schlafen.“ Wie sehr sie sich täuschte. In dem Augenblick kam Lock zu sich und rappelte auch gleich Shock wieder auf. Bevor Hinata sie daran hindern konnte, stürmten sie los um Billy und Danni zu verfolgen.

„Billy ich kann nicht mehr“, keuchte Danni und fiel im nächsten Moment auf die Erde. Ein Glück, dass sie nur knappe zwei Meter über dem Boden geflogen waren. Billy landete neben ihr und nahm sie in die Arme. Er versuchte zwar es nicht zu zeigen, doch seine Kräfte waren auch aufgezehrt. Der Blutverlust und die Verwandlung machten beiden gehörig zu schaffen. „Meinst du, wir haben sie abgehängt?“, fragte Danni. Er bejahte die Frage, ohne sich wirklich sicher zu sein, allein um sie zu beruhigen. Wenn die Blagen hier auftauchen sollten, saßen die beiden wie auf dem Präsentierteller. Sie konnten nicht mehr fliegen oder gar einen Kampf mit Lock, Shock und Barrel durchstehen. „Billy, Hina hat mir gerade gesagt, dass Lock und Shock hinter uns her sind“, schrie Danni panisch. „Dann los, wir müssen hier weg, ehe sie uns eingeholt haben.“, sagte Billy und stand auf. „Da wird nix draus!“, lachte eine Stimme, die Billy nur zu gut kannte. Das hatte ihnen gerade noch gefehlt. Mit einem Mal standen Lock und Shock vor ihnen. „So, jetzt hast du richtig Probleme, du kleines Biest!“, kicherte Shock, „Und dein süßer Freund hier auch.“ Nun waren sie wohl endgültig erledigt. Lock packte Billy und zischte: „Gib es auf, Junge du entkommst uns nicht!“ „Lasst ihn in Ruhe!“, kreischte Danni, „Was ist denn so anders an seinem Blut?“ Shock zog sie an den Haaren „Das Blut von Jungs schmeckt einfach besser, besonders, wenn sie so verknallt sind wie der da.“ Danni riss sich los. Sie hatte plötzlich eine gewaltige Energie. Sie stellte sich zwischen die Blagen und Billy. Doch sie fiel ihm schon wenige Sekunden später in die Arme. Shock schien das köstlich zu amüsieren. „Ach wie niedlich!“, johlte sie, „Die Kleine will die Retterin spielen. Die ist echt zu süß.“ „Aber ihr Blut ist süßer.“, entgegnete Lock und kratze Danni über die Kehle. Billy schlug nach ihm und blaffte die beiden an: „Haltet sie da raus! Ich hab euch doch gesagt, ich überlasse euch mein Blut. Also lasst sie endlich in Frieden.“

Was hatte er da gesagt? Nein, sie hatte sich verhört. Hinata beschleunigte ihre Schritte. „Billy, nein!“, schrie sie ihn an, als sie angekommen war. „Kannst du nicht einfach mal Ruhe geben, du Nervensäge?!“, keifte Shock sie an. Das würde ihr so passen. Hinata war Oogie und Barrel entkommen, da würde sie jetzt auch ihre Freunde vor Lock und Shock retten. „Schnell, Shock, sammle die zwei ein und nix wie weg!“, rief Lock seiner Kumpanin zu. Hinata sprang auf die Hexe, doch sie hatte nicht damit gerechnet, dass sie die Badewanne mitgebracht hatten. Die lud Billy und Danni ein und ehe Hinata sich versah, waren die beiden weg. Hinata knurrte die beiden kichernden Rotzlöffel an: „Das werdet ihr noch eines Tages bereuen!“ Shocks Worte „Ich glaub kaum!“, verstand sie erst, als sie etwas Hartes auf ihrem Hinterkopf aufschlagen spürte und zu Boden ging. Als sie wieder zu sich kam, fand sie sich in einem Keller wieder und das Gesicht von Oogie Boogie tauchte über ihr auf. „Oogie! Du schon wieder?“ Er lachte und sagte: „Ich bin sehr böse auf dich, Hinata. Du hast mich um mein Lebenselixier gebracht?“ „Lebenselixier?“, wiederholte sie. „Das Blut des Jungen, Hinata. Vampirisches Blut von einem Jungen, der noch wahre Liebe empfinden kann, noch dazu das eines Punkrockers“ Das war es also. Doch wenn Oogie im Besitz eines Mittels war, das ewiges Leben verschaffte, wären die Konsequenzen mehr als fatal. „Das werde ich zu verhindern wissen!“, giftete Hinata, „Und falls du es nicht bemerkt hast, ich hab dir vorhin die Naht aufgebissen, Kartoffelsack.“ Oogie sah unbeteiligt zu Barrel und wuschelte ihm zufrieden durch das Haar. „Das hat mein Barrelchen wieder genäht.“, sagte er. Hinata musste sich bemühen nicht laut loszulachen, dennoch ließ sie eine bissige Bemerkung fallen: „Barrelchen? Seid ihr ein Pärchen oder wie?“ Doch das hätte sie besser nicht gesagt. Oogie sah sie wütend an und sagte: „Dir wird das Lachen noch vergehen, wenn wir den Blutsauger erst um sein Blut gebracht haben. Selbst wenn du ihn jetzt suchen würdest, wird er längst ausgeblutet sein, bis du ihn erreicht hast.“ Das würde Hinata ihm niemals glauben. Sie würde nichts unversucht lassen, um Billy zu retten. „Das werden wir noch sehen!“, blaffte sie, bekam jedoch sofort einen Konter von Oogie: „Du weißt ja nicht mal, wo meine Helfer ihn hingebracht haben.“ Das wusste sie in der Tat nicht; zumindest nicht bis Barrel versehentlich verriet, wohin die beiden Vampire verschleppt waren. „Danke, du Flachtrottel!“, sagte Hinata und sprang auf um sofort dorthin zu rennen. Doch Oogie würde so etwas sicher nicht zulassen. „Nicht so schnell, junges Fräulein!“, sagte er und legte Hinata etwas um den Hals. Ein brennender und stechender Schmerz durchfuhr ihren Körper. „Was ist das denn?“, fragte Barrel und Oogie erklärte es ihm: „Dieses Halsband fügt seinem Träger Schmerzen zu.“ Hinata sank in die Knie und wand sich auf dem Boden. Der Schmerz wurde immer schlimmer. Zu allem Übel flog auch noch die Tür auf und Shock platzte grinsend herein. Freudestrahlend verkündete sie: „Nur noch ein paar Atemzüge, Oogie. Dann ist es vollbracht, dann ist der Junge tot.“ Hinata stieß einen quiekenden Schrei aus, wurde aber gleich wieder von den Schmerzen, die das Halsband verursachte, überwältigt. Doch Barrel schien sich mächtig zu freuen, denn er stimmte ein Liedchen an. „Schnappt euch die Fledermaus, steckt sie in den Sack, stutzt ihr aber vorher noch beide Flügel ab“, sang er und Shock stimme mit ein. Die Freude über die Situation konnte Hinata keineswegs teilen. Sie und ihre Freunde waren verloren. Wie sollte es nun bloß weitergehen?

Unterdessen hatte Danni mit ansehen müssen, wie Lock Billy gezwungnen hatte, seinen Arm auszustrecken. Wie in Trance hatte sich ihre schwarze Rose wortlos und mit starrem Blick dem Befehl gebeugt. „Nein, Lock!“, hatte Danni geschrieen, „Lass ihn am Leben!“, doch der kleine Teufel hatte ihr Flehen ignoriert und mit einem Ruck gnadenlos Billys Pulsadern aufgeschlitzt. Unablässig floss das Blut und damit auch das Leben aus Billys Körper. Er lag regungslos und mit vernebeltem Blick auf dem Boden, während Lock kleine Flaschen mit dem Blut füllte. Danni wagte nicht länger hinzusehen. Sie kniff die Augen zusammen und ließ ihren Tränen freien Lauf. „Danni! Was ist denn bei euch los?“, ertönte Hinatas Stimme in ihrem Kopf. Sie schickte ihr telepatische Antwort: „Hina! Billy liegt da und es hört einfach nicht auf zu bluten!“ Lock unterbrach sie, als er sie grob packte und sie in die Badewanne steckte und Sekunden später Billy dazu warf. Die Wanne setzte sich in Bewegung. Nun konnte Danni auch wieder ihre Gedanken sammeln und verstehen, was Hinata ihr erzählte. „Danni, ich komm hier nicht weg. Oogie hat ein schmerzverursachendes Halsband. Wenn ich Mucken mache, legt er es mir wieder an.“ Das fehlte noch. Hinata war nun auch außer Gefecht gesetzt. „Weißt zu inzwischen, warum Oogie so sehr hinter Billys Blut her ist?“, wollte Danni wissen und Hinatas Antwort ließ ihr einen Schauer über den Rücken laufen. „Er will Billys Blut weil er verliebt ist. Das ist bei Vampiren sehr ungewöhnlich. Noch dazu ist Billy ein Punkrocker. All das zusammen verleiht seinem Blut unglaubliche Lebenskraft.“ Mehr brauchte und wollte Danni nicht hören und so brach sie den mentalen Kontakt ab. Was hatte sie nur getan? Sie schmiegte sich an Billy. Seine Augen waren geschlossen, aber dennoch nahm sie Leben in ihm wahr, doch kaum ein Fünkchen davon war noch vorhanden. Rettung gab es keine mehr. Das Herz wurde ihr schwer. „Billy lass mich nicht allein.“, hauchte sie unter ihren Tränen in sein Gesicht. Sie legte ihre Lippen auf seine und gab ihm einen letzten schmerzerfüllten Kuss.

„Was ist denn los, Hinata?“, fragte Shock, „Sei doch froh. Wir haben gewonnen. Lock wird bald wieder hier sein.“ Wie konnte sie von „Wir“ reden? Hinata war gezwungen zu gehorchen, wenn sie nicht wollte, dass Oogie ihr dieses verfluchte Band anlegte. Hätte diese Drohung nicht im Raum gestanden, hätte sie rebelliert. Ob Billy noch am Leben war? Und was war mit Danni? Hatte Lock etwa auch sie umgebracht? All ihre Fragen wurden beantwortet als Lock herein kam. „Da bin ich. Der Junge ist ja ganz schön zäh. Aber er war brav und hat seinen Arm fein ausgestreckt.“ Hinata stiegen die Tränen in die Augen, doch Shock verpasste ihr links und rechts eine Ohrfeige und fuhr sie an: „Heul doch nicht um den. Du solltest dir lieber Gedanken um die Kleine machen.“ Lock fuhr fort mit seiner Erzählung: „Die hat sich ja so lieb für ihn eingesetzt.“, er äffte Dannis Stimme nach, „Nicht Billy! Lock, bitte lass ihn am Leben! Nimm mein Blut, töte mich an seiner Stelle.“ Shock und Barrel kicherten, doch Hinata ging die Sache nun endgültig zu weit. Sie fauchte Lock an und geriet in einen handgreiflichen Streit mit Shock. Etliche Tadelungen von Seiten Oogies waren nötig um die beiden Zankhähne zur Ruhe zu bringen. Dennoch warfen sie sich knurrend und murrend weiterhin giftige Blicke zu. Für einen kurzen Moment war es totenstill. Erst ein panischer Schrei aus der Badewanne unterbrach den stummen Kampf zwischen Hinata und Shock. „Ach, die Kleine hatte ich ja in der Aufregung fast vergessen.“, sagte Oogie, „Hinata, bring sie doch zu mir.“

Dannis Kopf war über eine kleine Fledermaus gebeugt. Doch die war niemand anderes als Billy. Er konnte seine menschliche Gestalt, nun da er endgültig tot war, wohl nicht mehr beibehalten. Sie schmiegte ihre Wange an ihn, ihre Tränen durchnässten das weiche Fell. Da wurde sie sanft hochgehoben und weggetragen. „Lass mich los!“, quiekte sie, „Ich will zu Billy! Das wirst du noch büßen Lock! Du hast meine schwarze Rose umgebracht!“ Sie wurde auf den Boden gelegt. Die ganze Zeit über hatte sie die Augen fest geschlossen gehalten. Nun schlug Danni sie auf und das besorgte Gesicht tauchte vor ihr auf. „Was soll ich mit ihr machen?“, fragte sie und Lock und Shock sagten gleichzeitig: „Wie wäre es, wenn du ein Kreuz holst und sie ein bisschen quälst?“ Hinata protestierte, doch Danni dachte hasserfüllt: Sollen sie mich doch umbringen. Ohne Billy hat es sowieso keinen Sinn mehr. Sie spürte etwas Kaltes auf ihrer Brust und im selben Moment durchfuhr sie ein grauenvolles lähmendes Gefühl. Sie kniff die Augen zusammen. Ein Tropfen landete auf ihrem Gesicht. Kein Wasser, es war eine Träne, gefolgt von Hinatas Stimme: „Es tut mir so leid Danni. Sie haben die Macht über mich. Ich kann nicht anders.“ „Müssen wir uns das jetzt die ganze Zeit antun?“, zischte Lock und stieß Hinata zur Seite. Dannis Erleichterung war von kurzer Dauer. Shock wollte auch ihren Spaß haben und sie sagte: „Ich mach die Kleine einfach kalt, dann ist Ruhe.“ Danni sagte kein Wort darauf- im Gegensatz zu Hinata. Sie schrie die Hexe an: „Lasst sie in Ruhe! Ihr habt versprochen sie frei zu lassen, sobald ihr Billys Blut habt!“ Und das hatte sie ihnen geglaubt? Shock konnte sich fast nicht mehr halten vor Kichern: „Für wie dämlich hältst du uns eigentlich? Wir hatten die Finger gekreuzt.“ Sie griff sich Danni und schleppte sie vor Oogies Füße. Wieder drangen Hinatas wütende Schreie durch den Raum: „Was hast du mit ihr vor, Oogie?!“

Oogies Lachen schallte von den Wänden wider als er ihre Frage beantwortete: „Ich will, dass sie hier und jetzt von ihrer Liebe abschwört und sich bereit erklärt, mir zu gehören. Das habe ich mit ihr vor.“ Die Rotznasen legten Protest ein und schimpften herum, doch Oogie blieb eisern. „Oogie! Das geht nicht!“, kreischte Shock. „Genau!“, stimmte Lock in ihr Gezeter ein, „Das wird langsam zu voll hier!“ und Shock zickte weiter: „Lock hat Recht! Die können wir hier nicht gebrauchen!“ „Ganz genau!“, bestätigte Barrel. „Ruhe jetzt!“, brüllte Oogie und brachte sie alle drei zum Schweigen, „Bringt sie weg! Ich lasse ihr Bedenkzeit. Ach, und ist der Junge auch wirklich tot?“ „Ja, ist er.“, zischte Hinata unter größten Stichen in ihrem Herzen. „Gut, dann bindet sie los und legt ihn ihr in die Arme!“, befahl Oogie, „Die Qual wird ihre Entscheidung erleichtern.“ Hinata schnappte nach Luft. Dieses widerwärtige Ekelpaket! , fluchte sie in Gedanken. Sie würde es nicht ertragen Danni noch mehr leiden zu sehen, nicht nach alldem was sie schon durchgemacht hatte. Sie stand auf, nachdem sie die ganze Zeit auf dem Boden verharrt hatte, doch wäre am liebsten gleich wieder in die Knie gesunken. Danni drehte sich zu ihr und sagte kaum hörbar: „Hina, ich hab keine andere Wahl“ Was redete sie da? Natürlich hatte sie die Wahl. Ihre Freundschaft war doch stark genug. Doch Danni spürte das offensichtlich nicht, sonst hätte so etwas doch niemals gesagt.

Sie musste es sagen, sie musste einfach. Und das bevor sie Billy- wenn auch als Fledermaus- noch einmal sehen oder spüren musste. Auch wenn das bedeutete, dass sie mit einer Lüge leben musste. Sie würde Billy immer lieben, auch wenn in diesem Moment die Worte „Oogie, ich schwöre von meiner Liebe zu Billy ab, ich werde dir gehören.“ über ihre Lippen kamen. Hinata ergriff ihren Oberarm, zog sie vom Boden hoch, rüttelte sie durch und keifte ihr direkt ins Gesicht: „Wie konntest du das tun?! Sie hätten dich freigelassen und du hast das verbaut!“ Begriff sie es noch immer nicht? War sie noch immer der festen Überzeugung, dass Oogie auch nur daran dachte, sie gehen zu lassen? Wieder sprachen die Blagen aus, was in ihr vorging. „Hätten wir bestimmt nicht!“, kicherte Shock als sie Danni von Hinata wegzog und ihre Fesseln löste, „Entweder zu uns gehören oder sie hätte ihrem Schatzi-Batzi folgen können.“ Nun wurde es auch für Danni zu viel. Sie blickte in die Runde der vier Bösewichter und versuchte ihre Stimme nicht allzu zittrig klingen zu lassen, als sie sagte: „Es ist gut. Ihr habt doch erreicht, was ihr wolltet. Ihr habt Billys Blut und nun habt ihr auch noch Hina und mich in eurer Gewalt.“ Barrel war der einzige, der darauf etwas sagte. Doch natürlich war es wieder nicht mehr als eine dumme Bemerkung: „Ich find’s erstaunlich, dass Vampire Gefühle zeigen können“ Danni knirschte mit den Zähnen. Dennoch musste sie zugeben, dass er Recht hatte. Es war wirklich erstaunlich, dass sie und Billy noch Gefühle hatten und zeigen konnten. Doch gleichzeitig war es ihnen zum Verhängnis geworden. Oogie befahl ihr näher zu ihm zu kommen. Nur gezwungen setzte sie sich in Bewegung und begegnete dabei unfreiwillig dem Blick von Shock. War die kleine Göre etwa neidisch? Ihre stechenden Augen und ihre Bemerkung, sie sei immer noch dafür, das Flatterviech kalt zu machen, ließen diesen Schluss jedenfalls zu. Doch auch Barrel schien alles andere als erfreut darüber, dass Oogie Danni in die Arme nahm. Er machte einige zynische, fast sarkastische Verse: „Liegt der Vampir tot im Zimmer, lebt er nimmer. Liegt die Liebste tot daneben, ist sie auch nicht mehr am Leben. Ist deren Freundin auch noch dort, war es wohl ein Massenmord.“ Lock und Shock lachten sich dumm und dämlich auf diesen Spruch und sagten zum ersten Mal auf Barrels Kommentar hin nicht: „Ach Barrel, halt’s Maul!“

Hinata kochte vor Wut auf dieses unterbelichtete verdammte Blag von einem Skelett. Sie wäre ihm an die Gurgel gesprungen, hätte Oogie sie nicht mit dem Befehl Billys Leiche zu holen paralysiert. Was sollte sie tun? Unmöglich! Doch als Oogie sich anschickte, das Halsband zu heben, ging sie doch zögerlich zu der Badewanne. Zwischen Blutflecken lag dort eine kleine Fledermaus. Mit einem unangenehmen Würgegefühl und verkrampftem Magen hob Hinata sie auf. Ein schockartiges Ausatmen von Danni, das nur zu deutlich das Wort „Billy“ formte, ließ sie zusammenzucken. Hinata brachte Billy zu Oogie und fragte, was sie nun mit ihm tun solle. Hätte ich doch nicht gefragt, dachte sie als sie die Antwort hörte. Sie sollte den toten Billy in die Hände des Mädchens legen, das er geliebt hatte. Hinata starrte Oogie verächtlich an und beteuerte: „Das kann ich ihr nicht antun!“ und wandte sich an Danni, da die schon wieder seinen Namen ausgesprochen hatte und sagte auch ihr: „Nein, Danni! Ich kann dir Billy nicht geben. Das würdest du nicht überleben.“ Doch die Blagen sagten, dass es keine Widerworte gäbe und sie gefälligst gehorchen solle. Der Blick in den Augen ihrer Freundin machte es Hina sehr schwer, sich nicht zu widersetzen. Danni streckte die Hand nach ihrer schwarzen Rose aus, zitternd und mit einem Gesichtsausdruck, der nur zu deutlich dass Gefühl vermittelte, dass sie den Verstand verlieren würde, wenn sie Billy noch länger ansah. „Oogie, warum tust du das? Ich hab doch schon gesagt, dass ich dir gehören werde.“, fragte Danni und zuckte mit der Hand zurück. „Ich will nur meinen Spaß und dir deinen Jungen gönnen.“, antwortete er, „Jetzt nimm ihn schon zu dir!“ Seine Stimme klang verdächtig sanft. Er wollte Danni damit sicher nichts Gutes tun. Dennoch konnte Hinata nicht verhindern, dass sie Billy in die Hand nahm und die kleine Fledermaus an ihr Herz drückte. „Ich hasse euch“, schluchzte sie und hielt ihren Liebling fest. Unter ihrem Wimmern konnte man deutlich eine Melodie vernehmen. Danni begann zu singen: „I knew it all along. It’s so predictable. I knew something would go wrong.“ Nein, sie muss damit aufhören, sonst würde ihr Kummer noch größer werden, war Hinas einziger Gedanke. Doch wie sollte sie das verhindern? Danni war wie in Trance. Zu allem übel spornte Oogie sie auch noch an, weiter zu singen. Hinata brach zusammen, als Danni tatsächlich „The world is black and hearts are cold and there’s no hope. That’s what we’re told“ sang- zwar weinerlich aber dennoch schön.

Danni ließ die Fledermaus fallen und lief zu ihrer Freundin. „Hina!“, schrie sie, „Kriegt ihr grausamen Biester nie genug?!“ und die Blagen johlten im Chor: „NEIN!“ Danni unterdrückte ihre Wut. Inzwischen war jede Trauer dem blanken Hass gewichen. „Danni, das ist alles meine Schuld.“, sagte Hinata halblaut. Danni schüttelte den Kopf und wollte ihr gerade widersprechen als Lock sagte: „Ja, du hast es verbockt, Hina. Aber du hast uns den Jungen gebracht. Das war das Beste, was du je getan hast.“ Danni keifte ihn an, wie er nur solche Lügen erzählen könne. Doch Hina schien es ihm zu glauben. „Er hat Recht, Danni.“, jammerte sie, „Ich hab euch an sie ausgeliefert. Es tut mir so Leid.“ Die Sache wäre wohl noch weiter gegangen, hätte Oogie Barrel nicht befohlen, Danni nach oben in ein Zimmer zu bringen. Dort angekommen, legte Barrel ihr eine Fledermaus in die Hand. „Es ist gut, Kleine. Weine. Weine für deine Liebe.“, sagte er zu ihr, „Und sing noch ein bisschen.“ Er streichelte ihr sanft über die Schulter. Sie wusste nicht wieso, aber sie hörte auf ihn. „There’s something…“ Sie konnte einfach nicht weiter singen. Plötzlich flog die Tür auf und Shock blaffte Barrel an: „Was treibst du denn hier oben?“ Barrel versuchte sich zu verteidigen, doch Shock schickte ihn nach unten zu Lock und Oogie, damit er ihnen half Hinata im Zaum zu halten. Barrel ging und die Göre kam auf Danni zu. „Shock!“, keifte sie, „Was macht ihr da unten mit Hinata.“ Shock klang sanft und ruhig als sie Danni sagte: „Das ist unwichtig. Denk du nur schön an deinen Billy.“ Billy? Wer war Billy? Sie kannte den Namen, dennoch konnte sie nicht wirklich eine Verbindung zu ihm herstellen. Sie sah die Fledermaus in ihrer Hand an. Sie löste etwas in ihr aus, doch sie verstand nicht was.

Hinata wurde unterdessen von Oogie, Lock und Barrel aufs Übelste verprügelt. Je mehr sie sich wehrte, desto grober wurden sie. Doch die Schläge hörten auf als Shock kam und verlautete, dass Danni kurz davor sei, endgültig den Verstand zu verlieren. „Tja, Hinata.“, kicherte Lock, „Du hast gespielt und du hast verloren.“ Sie wollte es nicht wahr haben. Wie konnte es nur so schnell passieren, dass Danni den Verstand verlor? Sie verstand die Welt nicht mehr. Sie sank in die Knie. Lock, Shock und Barrel kamen ihr jetzt sehr nahe. Lock flüsterte in ihr Ohr: „ Es hätte niemals so weit kommen müssen. Aber du wolltest die beiden ja unbedingt retten. Hättest du dich nicht eingemischt, wäre deiner Freundin nichts passiert. Wir hätten uns den Jungen geholt und alles wäre vorbei gewesen.“ Er- er hatte Recht. Hätte sie nicht so verbissen versucht, die beiden zu retten oder ihre Pläne besser ausgeklügelt, wären Billy und Danni in Sicherheit. Sie versuchte Danni zu erreichen um sie um Verzeihung zu bitten, doch sie reagierte nicht. „Vergiss es Hinata!“, fauchte Oogie, „Du kannst sie nicht erreichen. Ihre Gedanken sind zu zerstreut.“ Woher wusste er, dass sie versucht hatte, mit Danni zu telepatieren? Konnte er ihre Gedanken ausspionieren? Wo war denn plötzlich Barrel hin verschwunden? „Was war das denn?“, fragte Lock als ein schriller Schrei ertönte, der alle zusammenzucken ließ und Barrel die Treppen herunter gepurzelt kam. Shock verzog die Mundwinkel und brüllte: „Barrel! Was hast du Trottel schon wieder angerichtet?! Du wolltest doch nur nach der Kleinen sehen!“ Hatte Danni ihre Gedanken wieder ordnen können? „Ganz ruhig, Shock!“, sagte Lock, „Ich sorg schon dafür, dass die wieder in Trauer versinkt“ und war schneller verschwunden als man bis drei hätte zählen können.

Danni lag noch immer über die kleine Fledermaus gebeugt. Gerade war ihr wie durch ein Wunder bewusst geworden, dass dieses Tierchen ihr ermordeter Geliebter war. Und Billy, der Name ohne Bezug, gehörte zu ihm. Die Tür ging auf und ein kleiner Teufel stand im Türrahmen. Lock. „Danni!“, drang Hinatas Stimme von unten zu ihr durch, „Lock will dir was einreden!“ Der Teufel kam auf Danni zu und legte die Hand auf ihre Schulter: „Hör nicht auf sie, Danni. Sie will dich nur verwirren. Du musst selbst entscheiden, was das Beste für dich ist.“, sagte er mit sanfter vertrauenserweckender Stimme Wem sollte sie glauben? Sie war so verwirrt, dass sie nichts mehr wusste. Und alles nur wegen der Fledermaus in ihrer Hand. Sie warf das Tier auf den Boden und vergrub ihr Gesicht in den Händen. „Danni! Hör nicht auf Lock! Du weißt, dass er nur Böses im Sinn hat! Der ist nicht bei dir, um dir zu helfen!“, ertönte wieder die Stimme Hinatas. Doch Lock drückte Danni fest und sagte: „Hör weder auf mich, noch auf sie. Du weißt doch, dass für dich nur Billy zählt.“ Er ließ sie los und hob die Fledermaus auf. „Na komm schon!“, sagte Lock und hielt sie ihr hin, „Du brauchst ihn bei dir. Wein um ihn, sing noch ein Lied.“ Den wütenden Schrei Hinatas nahm sie nicht wahr. Nur ihr Lied drang an ihr Ohr: „I will wait until the end, when the pendulum will swing back to darker side of our hearts bleeding. I will save this empty space next to me like it’s a grave where I lay a place for us to sleep eternally together.“

Lock kam freudestrahlend herunter. „Siehst du, Barrel, so macht man das!“, gluckste er, „Die Kleine ist mit ihren Gedanken wieder nur bei dem Jungen.“ Dieses kleine wurmige Ekel. Danni war so verwirrt, da war sie natürlich leicht manipulierbar gewesen. Doch was sah Hina da? Die Blagen und Oogie waren beschäftigt. Das war ihre Gelegenheit. Ohne nachzudenken rannte sie nach oben zu Danni. „Hinterher!“, brüllte Oogie, „Sie darf sie nicht von dem Jungen wegbekommen!“ Hinata drehte sich nicht um, konnte aber die Schritte der Blagen deutlich hören. Die brach die Tür zu dem Zimmer auf, aus dem Dannis Stimme kam und sah ihre Freundin dort auf dem Boden sitzen, das Gesicht an Billy geschmiegt. „Schnell; Danni! Wir müssen hier weg, bevor sie kommen!“; schrie sie. Doch zu spät. Die Rotznasen standen bereits hinter ihr. „Willst du die Sache noch schlimmer machen?“, fragte Shock und die Kinder machten einen Schritt auf sie zu und drängten sie ein Stück weit ins Zimmer. Sie senkte den Kopf, als Zeichen dass sie aufgab. „Na also, warum nicht gleich so?“, sagte Lock und ging zu Danni, „Und nun geh Hinata! Lass sie uns und verschwinde!“ Dass würde sie nicht tun, niemals würde sie Danni allein in der Gewalt dieser Biester lassen. Bestimmt sagte sie: „Das könnt ihr vergessen!“ Die Blagen sahen Hinata an, als wäre sie grün im Gesicht. „Wie kann man nur so dumm sein?“, fragte Shock ungläubig, „Wir lassen dich frei. Du musst sie nur hier lassen.“ Sie konnten so etwas nicht verstehen. Sie hatte Danni versprochen, sie nie allein zu lassen. Und dieses Versprechen würde sie halten. „Hina, bitte! Sie lassen dich gehen, dann geh auch!“, sagte Danni. Sogar Danni wollte, dass sie ging? Sie wollte sie nicht im Stich lassen. Sie hätten ihr zwanzigmal die Freiheit schenken können, ohne Danni wollte Hinata nicht gehen. „Sie ist verrückt geworden, oder?“, sagte Barrel und sah Shock an. „Ich bin nicht verrückt, ich bin nur meiner besten Freundin treu. Wir haben so viel durchgemacht. Da haltet ihr bekloppten Blagen uns doch nicht auf!“, entgegnete Hinata wütend. Sie sah zu Danni, die von Lock gestützt auf dem Boden lag. Er setzte ein gemeines Grinsen auf und sagte: „Ganz genau, ihr habt viel durchgemacht.“, er strich Danni über ihr schwarzes Haar, „Besonders sie. Findest du nicht, dass du ihr Leben schon genug durcheinander gebracht hast?“ Sie hatten Recht. „Sie sollte ein Leben mit Billy an ihrer Seite führen.“, schluchzte Hinata, „Mehr wollte ich doch nicht.“ Shock sah sie an. „Und nun ist die Zeit dafür gekommen.“, sagte sie, „Es wird Zeit, dass du einsiehst, dass du es warst, die ihr dieses Leben erst verbaut hat. Doch wenn du sie jetzt loslässt, wird sie dieses Leben doch noch bekommen.“ „Nein, Hinata, das ist nicht wahr!“, sagte Danni doch Lock hielt sie sanft fest. „Mach dir keine Sorgen, Danni.“, säuselte er, „Hinata wird dir und Billy nie mehr im Weg stehen. Sie wird euch und eure Liebe nie mehr in Gefahr bringen.“ Es tat ihr weh, das zu hören, doch sie musste sich eingestehen, dass alles stimmte, von dem was Lock und Shock da gesagt hatten. Nichts war schwerer zu verkraften als die Wahrheit. „Danni, es tut mir so leid“, jammerte sie und kehrte ihnen allen den Rücken, „Ich habe dein Leben ruiniert.“

Sie hatte es ihnen geglaubt. Hinata hatte all die Lügen, die Lock und Shock ihr aufgetischt hatten geglaubt. Das konnte nicht sein. „Hinata!“, rief sie ihr hinterher, doch Shock gebot ihr Einhalt und zischte: „Lass ab von ihr, und denk an deinen Billy.“ „Shock!“, sprach Barrel sie an, „Wollten wir sie nicht umbringen?“ und schon fauchten die beiden anderen ihn an: „Bist du verrückt! Oogie würde uns den Hals umdrehen, wenn ihr was passiert.“ Ohne ein weiteres Wort machten die drei auf dem Absatz kehrt und ließen Danni mit Billys Leiche im Arm zurück. Sie legte die kleine Fledermaus auf das Sofa, setzte sich daneben und streichelte das weiche Fell. Wenn die Kinder sie nicht töten wollten, was hatten sie dann mit ihr vor? Sie glaubte zwar, das Schlimmste schon erlebt zu haben, befürchtete aber dennoch, dass es bis jetzt nur die Spitze des Eisbergs gewesen war. Sie lehnte sich zurück und schloss die Augen. „Danni, bist du wach?“, hörte sie die Stimme von Hinata. Sie musste eingeschlafen sein. Denn draußen war es dunkel geworden. Sie umarmte ihre Freundin. „Danni, es tut mir…“, begann sie. Doch Danni schüttelte den Kopf und sagte: „Hinata, entschuldige dich nicht bei mir. Versprich mir nur eines, dass du Billy weg von hier in die Stadt bringst und nicht mehr hierher zurückkommst.“ Sie hatte mit einem geschockten Blick Hinatas gerechnet, aber dass mit ihm die Worte „Wie kannst du nur so etwas von mir verlangen?“ kommen würden, ging ihr doch ein bisschen zu weit. Hatte Hinata nicht gemerkt, dass Danni fast schon den Verstand verloren hatte, als sie Billy nur angesehen hatte? Und dann hatte Lock auch noch seinen Teil dazu beigetragen. Nein, Billy musste weg von hier, sonst würde sie vor Kummer und Trauer wahnsinnig werden. Auf Dannis Drängen hin stimmte Hinata zu und nahm die Fledermaus in ihre Hand. „Aber Danni, “, fragte sie, „was haben die Blagen nur mit dir vor?“ „Ich weiß es nicht. Aber töten wollen sie mich wohl noch nicht. Und jetzt beeil dich, bevor sie dich entdecken.“ Sie sah auf Billy und küsste ihn zum Abschied.

Hinata strich Danni mit ihrer freien Hand durch das schwarze Haar und lief los. Ohne sich umzudrehen rannte sie so schnell sie konnte über den Friedhof zum großen Tor, immer darauf bedacht, Billy nicht aus ihrer Hand zu verlieren. Sie kam durch das Stadttor und traf dort auf den Bürgermeister. Sie machte keine Anstalten, ihn zu begrüßen, sondern fragte geradeheraus nach Jack. Kaum hatte der Bürgermeister ihr gesagt, wo Jack sich auf hielt, stürmte sie los und hätte ihn dabei fast über den Haufen gerannt. „Tut mir Leid! Ich hab’s eilig!“, rief sie ihm noch zu. Kurze Zeit später stand sie vor Jacks Gartentor. Sie stieß es auf und stolperte die Stufen nach oben. Keuchend läutete sie an der Haustür.

Danni hatte wieder Besuch bekommen. Die Blagen waren gekommen und zerrten sie nach unten. Sie sträubte sich solange sie konnte. Am Ende siegten allerdings die Rotzlöffel und schleiften sie zu Oogie. Sein Gesichtsausdruck ließ nur auf üble Pläne schließen. „So, da haben wir ja die kleine Danni.“, lächelte er und wandte sich an die Blagen: „Und wo habt ihr den Jungen gelassen?“ Die Teufelsbraten wichen zurück. Lock machte als erster den Mund auf: „Naja, Boss, der Junge ist – wie soll ich sagen – in einem nicht genau definierten Ortszustand?“ Oogie sah ihn mit stechenden Augen an. „Soll heißen?“, fauchte er. „Er ist weg!“, sagte Lock wie aus der Pistole geschossen und kauerte sich hinter Shock und Barrel. Oogie ging auf sie zu und packte Lock und Barrel am Kragen, einen links, den anderen rechts. „Bringt! Mir! Den! Jungen!“, brüllte er sie an, wobei er jeder einzelnen Silbe Betonung verlieh, und ließ sie unsanft auf den Boden fallen. Das versetzte Danni mehr als in Panik. „Nein, Oogie!“, schrie sie, „Lass es gut sein! Er ist doch schon tot.“ „Du hast Recht.“, stellte er fest, „Er ist tot. Wie konnte er dann entkommen?“ Lock und Barrel waren mit einem Satz auf den Beinen und das komplette Schabernacktrio schrie: „Hinata!“ Lock packte Danni und schüttelte sie durch, während er sie anfauchte: „Sag uns sofort, wo sie ihn hingebracht hat!“ Sie sagte kein Wort. „Lock, Barrel! Ihr verfolgt das Gör und holt den Jungen zurück! Und du, Shock, machst Danni bereit.“ Bereit machen? Wofür? Danni verstand nicht. Oogie nahm ihre Hand und sagte mit ernster Stimme: „Sag mir eines, Danni. Möchtest du deinen Billy wieder haben? Ich kann ihn dir lebendig machen. Ich erwarte nur eines, eine kleine Gegenleistung.“ Eine Gegenleistung? Sie wollte Billy natürlich zurück haben. Nur was sollte die Gegenleistung sein? Danni stellte die Frage laut und Shock entgegnete kühl: „Na denk mal nach. Oogie hat dich sicher nicht umsonst von deiner Liebe abschwören lassen.“ Danni drehte sich der Magen um. Alles hätte sie ertragen, nur das nicht. Doch sie war bereit, es in Kauf zu nehmen, Billy zu liebe. Sie hätte alles getan, was in ihrer Macht stand, um ihn wieder lebendig zu wissen.

Hinata saß mit einem Tee in der Hand in einem Sessel in Jacks Haus. Sie hatte ihm erzählt was geschehen war und er war ohne zu zögern mit Billys Leiche zu Doktor Finkelstein gegangen. Die Tür ging auf und Jack kam herein. „Wird er wieder leben?“, war Hinatas Begrüßung und er nickte. „Mach dir keine Sorgen, Hinata. Der Doktor wird das sicher schaffen.“ Das war die erste gute Nachricht des Tages. Doch die Erleichterung in Hinata wurde überlagert von der Sorge um Danni. „Jack, was soll ich nur machen?“, fragte sie, „Wer weiß, was sie Danni antun. Ich möchte zu ihr gehen und ihr helfen. Aber ich hab ihr versprochen, nicht wieder zu kommen.“ Jack sah sie ungläubig an und sagte: „Hina, egal, was du ihr versprochen hast, deine Freundin braucht dich. Du musst einfach gehen und sie retten. Ich würde sagen, Zero soll dich begleiten.“

„Hübsch siehst du aus.“, begrüßte Oogie Danni als sie in ihrem schwarzen Kleid die Treppe herunterkam. Nähen konnte Shock, das musste man ihr lassen. Das Kleid war knöchellang, fiel schlicht und figurbetont an Danni herab und hatte weite Ärmel, die bis zu den Ellbogen reichten. Oogie nahm sie in die Arme, doch sie wagte nicht ihn anzusehen. Oogie schien das zu gefallen. „So traurig, mein Liebes? Was hast du denn?“, lachte er. Danni hauchte Billys Namen. Kaum hörbar war es, dennoch zischte Shock: „Vergiss die Schnarchnase endlich! Du gehörst jetzt Oogie.“ Danni wollte die freche Göre vermöbeln. Niemand beschimpfte Billy in ihrer Gegenwart. Oogie hielt sie zurück. „Na, du wirst dich doch wohl wie eine Dame benehmen können.“ Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Eine Träne lief ihre Wange hinab. Und um die Sache noch schlimmer zu machen, musste sie feststellen, dass Hina im Raum war. Ihre Augen sahen in der Dunkelheit mehr als die von Oogie oder Shock. „Hina, was tust du denn hier? Ich hab dir doch gesagt du sollst verschwinden! Ist denn Billy wenigstens in Sicherheit?“, fragte sie telepatisch und die Antwort war zufrieden stellend. Billy war in Sicherheit. „Danni, du telepatierst doch.“, zischte Oogie und Danni leugnete sofort. Konnte er tatsächlich spüren, wenn sie mentalen Kontakt zu Hinata aufnahm? Darüber konnte sie sich keine Gedanken machen, denn plötzlich kam Barrel wie aus heiterem Himmel die Tür hereingeplumpst. Panik und Verwirrung lagen in seiner Stimme als er erzählte was passiert war: „Boss, es ist einfach furchtbar. Hinata ist hier! Lock und ich haben sie gefunden. Wir konnten sie aber nicht einfangen. So ein dummer Wuffel hat uns aufgehalten. Und den Jungen haben wir leider auch nicht. Lock ist noch auf der Suche nach ihm.“ „Was hast du gesagt!?“, brüllte Oogie ihn an, „Seht zu, dass ihr das Haus absucht, bis ihr sie gefunden habt!“ Wieso war Hinata nur nicht in der Stadt geblieben? Shock und Barrel brauchten nicht lange, bis sie Hinata in dem feuchten Keller gefunden hatten. Sie zerrten sie aus ihrem Versteck heraus und Oogie fragte sofort, wo sie den Jungen hingebracht habe. Hinata weigerte sich, diese Information preis zu geben. Danni wusste nicht, wieso sie sich dazu herabließ, doch sie fiel vor Oogie auf die Knie und flehte ihn an: „Oogie, ich will ja nicht mal mehr, dass du ihn wieder zum Leben erweckst. Ich bitte dich nur, ihn dort zu lassen, wo er ist.“ Mit durchdringenden Augen sah sie ihn an und er hob sie vom Boden auf. „Nun, wenn du mich so sehr bittest, mein Schatz, werde ich dir diesen Wunsch erfüllen.“

Was hatte er gerade gesagt? Sein Schatz? Hinata sah zu Oogie und Danni und bemerkte erst jetzt, dass Danni ein anderes Kleid trug. Als ob Shock gefragt worden wäre, sagte sie: „Tja, da staunst du, was? Deine Danni gehört jetzt Oogie. Sie ist jetzt seine Braut, der Junge ist Geschichte.“ Hinata fühlte sich in diesem Moment als würde etwas ihre Lungen verbrennen. „Danni! Wie konntest du so etwas nur tun?! Was soll ich denn Billy sagen, wenn Doktor Finkelstein ihn wieder erweckt hat?“, kreischte sie und versuchte sie von Oogie wegzuziehen. Doch sie schien sich nicht helfen lassen zu wollen. „Hina, es ist vorbei. Bitte, geh! Billy braucht dich, wenn er aufwacht. Ich kann ihm nicht mehr in die Augen sehen, nicht nach dem, was ich getan habe.“, sagte sie und wand sich wieder Oogie zu. Hinata konnte sie nicht verstehen. Hatte Danni wirklich so wenig Kampfgeist? „Danni, er wird es verstehen, er wird dir verzeihen. Billy ist gutherzig. Verdammt noch mal! Komm endlich!“, schrie Hinata und ergriff Dannis Hand, doch Oogie schlug nach ihr und sie wurde durch den halben Keller geschleudert. „Wage es nicht, das anzufassen, was mein ist!“, blaffte er sie an, „Sie wird nirgendwo hingehen! Schon gar nicht zu ihm!“ Hinata wollte gerade ihre Grimmgestalt annehmen, als plötzlich ein schwarzhaariger Junge in den Raum gestoßen wurde, gefolgt von Lock. Wie hatte es dieser Rotzlöffel geschafft, Billy zu erwischen?

„Billy!“, schrie Danni und wollte zu ihm laufen, doch Oogie hielt sie fest in seinem Griff. „Du bleibst hier, mein Täubchen!“, zischte er und Billy schreckte hoch. „Was? Täubchen? Hab ich etwas verpasst?“, fragte er verwirrt und schon blaffte Hinata ihn an: „Ja, du Dussel! Du hast etwas verpasst! Danni ist Oogies Braut! Sie hat sich selber aufgegeben, damit du wieder leben kannst und was machst du Idiot? Du lässt dich wieder einfangen!“ Danni spürte, wie wieder eine Träne ihre Wangen hinunterlief und sah auch, dass sich in Billys blauen Augen die Tränen sammelten. Ihr war bewusst geworden, was ihre Entscheidung sich Oogie Boogie zu beugen, für Auswirkungen hatte. Sie konnte nicht mehr mit ihrer schwarzen Rose zusammen sein. Ihr Herz konnte nicht mehr für ihn schlagen, ihren Körper hatte sie an Oogie verkauft, ihre Seele war verflucht. Was blieb Billy denn nun noch von seinem Bloody Valentine? So blieb ihr nur noch eines, ihn anzuflehen, er solle die Flucht ergreifen.

Er konnte seinen Ohren nicht trauen, als sie sagte: „Billy, ich bitte dich, verschwinde solange du noch kannst. Es war ein Traum, Billy.“ Er würde sie ihr ewiges Leben nicht hier fristen lassen. Wenn sie schon dazu gezwungen war, diese Hölle zu durchleben, würde er ihr in dieser Lage beistehen. „Danni, du glaubst wirklich, dass ich ihn gehen lasse? Er wird keine Chance haben zu entkommen.“, lachte Oogie. „Oogie, ich schwöre dir, ich werde niemals wieder ungehorsam sein, wenn du ihn nur gehen lässt“, flehte Danni ihn an. Billy ging wie in Trance zu ihr und nahm seine Danni in die Arme. Er wollte ihr einen Kuss auf die Wange geben als eine Hand aus grobem Stoff nach seinem Kopf schlug und er zur Seite flog und eine zornige Stimme schrie: „Bleib bloß weg von ihr!“ Billy sah in das grimmige Gesicht von Oogie. Er hatte Danni fest im Griff und drückte ihr die Kehle zu. Einen kurzen Moment vergaß Billy, dass sie bereits tot war und Oogie sie also nicht erwürgen konnte. Danni gab ein schwaches Keuchen von sich und Billy glaubte, sie würde nach ihm rufen. Doch er glaubte es nicht nur, sie rief tatsächlich nach ihm. Zumindest kam er zu dem Schluss, als Oogie sie anfauchte: „Vergiss es, dein Billy wird nicht zu dir kommen. Du gehörst mir.“ Billy senkte den Kopf. Er saß nur wenige Meter von ihr entfernt auf dem Boden und dennoch war sie für ihn so unerreichbar wie noch nie.

Hinata sah abwechselnd zu Danni und Billy. Zu sehen, wie ihre Freunde mit der Sache zu kämpfen hatten, war unerträglich für sie. Sie hätte ihr Leben verkauft, wenn sie dadurch erreichen konnte, dass die beiden ihre Freiheit zurückbekamen. Auch wenn sie bezweifelte, dass es klappen würde, doch sie musste es versuchen. „Hört mal zu!“, begann sie, „Ich hab einen Vorschlag. Ich schließ mich euch an, und dieses Mal endgültig. Schluss mit dem Linken. Und wenn ich es euch beweisen soll, würde ich alles tun.“ Lock starrte sie ungläubig an und fauchte: „Du kannst keinen Beweis abgeben, auf den man sich verlassen kann!“ „Vielleicht kann sie es doch.“, entgegnete Shock, „Oogie hat doch so ein Mittelchen zur Gedankenkontrolle.“ Ein was hatte er? Du lieber Gott, war Hinatas einziger Gedanke. „Moment mal!“, schrie sie auf, „Wenn ich dieses Zeug trinken soll, dann müsst ihr aber im Gegenzug Billy frei lassen.“ Oogie ließ Danni endlich los und fuhr Hinata an: „Du bist nicht in der Situation, Forderungen zu stellen!“ „Außerdem“, fuhr Shock fort, „hab ich gar nicht gesagt, dass du das trinken sollst. Ich würde meinen, wenn du es dem da einflößt, ist es Beweis genug.“ Mit „dem da“ hatte sie Billy gemeint. Ihre Worte schnitten wie eine scharfe Klinge in Hinatas Gedanken. Die Forderung Billy etwas einzuflößen, das ihn Oogies Willen unterwerfen würde, und dann auch noch vor den Augen Dannis, war zu grausam. Lock war weggehuscht um das Zeug zu holen. Hinata drehte sich der Magen um.

Danni sah Lock wieder ins Zimmer kommen, mit einer Falsche in der Hand, in der sich eine schwarze Flüssigkeit befand. Er drückte sie Hinata in die Hand ohne sie anzusehen und ging dann mit Barrel zu Billy, der noch immer dort saß, wo Oogie ihn hingeschleudert hatte, und die beiden hielten ihm die Arme auf dem Rücken fest. Was sollte das alles? Auf welcher Seite stand Hinata nun eigentlich? Hatte sie es doch von Anfang an geplant, Danni und Billy an Oogie und seine Helfer auszuliefern? In Zeitlupe sah Danni, wie Hinata mit starrem Blick auf Billy zuging. Oogies Stimme ließ sie aufschrecken: „Siehst du, Danni, nun wirst du ihn immer um dich haben. Du kannst zusehen, wie dein Liebling mir dient.“ Sein höhnisches Lachen hallte von den Wänden wieder, als Hinata Billys Mund aufriss und ihn die Flüssigkeit Schluck für Schluck gewaltsam trinken ließ. Wieso blieb er nur so gefasst? Sein Blick war keineswegs der Blick von Jemandem, der dabei war, seinen freien Willen zu verlieren. Er brach zusammen. „Ist das normal, dass man da bewusstlos wird?“, fragte Barrel und seine Stimme klang halbwegs ernst. „Kann schon passieren.“, entgegnete Shock und ging auf Billy zu. „Wenn seine Augen komplett schwarz werden, wirkt es.“ Wie auf Kommando öffnete er seine Augen, blieb dabei aber liegen, und Danni stockte der Atem. Da war keine blaue Iris mehr in einem weißen Augapfel. Da waren nur noch schwarze Flecken unter Billys Lidern, die mehr an eine leere Höhle erinnerten. „Sein freier Wille schwindet, Danni.“, säuselte Oogie in ihr Ohr, „Beeil dich, dann kann er deine Stimme hören- ein allerletztes Mal.“ Danni sah Billy an. Nur stockend brachte sie die Worte „Meine schwarze Rose. Es war wohl wirklich nur ein Traum, Billy“ heraus. Wie gerne hätte sie ihm noch einmal gesagt, was sie mit ihrem Herzblut geschrieben hatte. Wie gerne hätte sie ihm gesagt, dass sie ihn für immer lieben würde. Umso leichter wurde ihr innerlich als Billy kaum hörbar sagte: „Ich liebe dich, Bloody Valentine.“ Sie sank in die Knie. Am liebsten hätte sie sich auf ihren Billy fallen lassen, doch das hätte Oogie nie zugelassen. Sie spürte Hinatas Arme um sich und hörte ihre Stimme: „Und was soll jetzt aus Danni und mir werden?“ Lock sagte kühl: „Danni bleibt natürlich hier, an Oogies Seite. Und du hast ein Versprechen gegeben, Hinata.“ Hinata drückte Dannis Kopf fest an ihr Gesicht und flüsterte in ihr Ohr: „Mach dir keine Sorgen, Billy steht nicht unter Oogies Kontrolle. Wir haben es geschafft, die Blagen zu linken.“ Danni verstand zwar nicht, wie ihnen das gelungen war, dennoch war sie erleichtert. Sie hatte Billy nicht an dieses Monster verloren. Mit neuem Mut ließ sie Hinata los und stand auf. Oogie nahm sie zu sich und sagte: „Du bist doch sicher müde, Danni. Bring sie auf ihr Zimmer, Shock!“

Sie nickte und ging mit Danni nach oben. Hinata sah den beiden hinterher und erblickte eine kleine Träne in Dannis Auge. Dass dieses Mal ihr Plan, die Bösewichter auszutricksen, aufgegangen war, gab Hinata die nötige Kraft um ihr Schauspiel weiter durchzuziehen. Shock kam die Treppe wieder herunter und sagte: „So, die ist erst mal eingeschlossen. Jetzt kann sie sich in Ruhe die Augen ausheulen.“ Oogie lobte sie kurz und angebunden und fragte in die Runde: „Jetzt werde ich meinen Sklaven mal arbeiten lassen. Was wollt ihr denn heute essen, Kinder?“ Wie aus einem Mund johlten sie: „Schlangen-Spinnen-Stew!“ Fucking Shit! Hinata wusste, dass Billy Angst vor Schlangen hatte und sich vor Spinnen ekelte. Wieso musste ausgerechnet ein Stew aus diesen Viechern das Lieblingsessen der Blagen sein? „Also dann, Billy…“, Oogie brach ab und wandte sich an Hinata, „Ich will ihn nicht so ansprechen. Hinata, ist Billy eine Kurzform für etwas?“ Hinata nickte. „Für William.“, sagte sie angebunden. „Also, William, ab in die Küche und das Schlangen-Spinnen-Stew gekocht!“, befahl er Billy und er ging wortlos in einen Nebenraum des Kellers. Als wüsste er, wo er hinlaufen musste. Barrel stimmte eine weitere Strophe schnappt euch die Fledermaus an. Dieses Mal lautete der Text: „Schnappt euch die Fledermaus, gebt ihr schnell den Saft, dass sie alles was du willst ohne Murren macht.“ Hinata hatte sich in eine Ecke des Raumes zurückgezogen und war in Gedanken versunken. Sie hörte das Gesinge der Blagen kaum und sah nur, wie Oogie nach oben ging.

Danni saß auf dem Bett und dachte nach. Was hatte sie nur falsch gemacht? Wie kam es mit ihr soweit? Warum hatte sie ihren Träumen vertraut, als wären sie Wirklichkeit gewesen? Was sie für ihre Zukunft hielt, war vorüber, bevor es begonnen hatte. Die Tür ging auf und Oogie kam herein. Er setzte sich zu ihr und nahm sie in die Arme. „Na, meine Liebe, noch immer über Williams Schicksal betrübt?“, fragte er. William? „Woher kennst du seinen vollen Namen?“, wollte Danni wissen. „Hinata hat ihn mir verraten.“ Danni kullerte eine weitere Frage aus dem Mund: „Oogie, warum hast du ihm das angetan?“ Er strich ihr über das Gesicht und sagte: „Ich wollte schon immer jemanden haben, der hier die Hausarbeit erledigt. Und durch Zufall hatte eben William das Pech.“ Pech nannte er das also. Danni hätte den Ausdruck „eiskalt berechnende Bosheit“ passender gefunden. Doch sie musste gute Miene zum bösen Spiel machen. Er machte es ihr nicht leicht. Angewidert sah sie weg, als er ihr über die Wange streichelte. Unwillkürlich hauchte sie Billys Namen und Oogie ließ ab von ihr. „Ach, immer noch in den kleinen William verliebt. Du hast von deiner Liebe zu ihm abgeschworen.“ Gefühle lassen sich aber nun mal nicht wegradieren wie Bleistift, dachte Danni zornig und sah Oogie in die Augen. „Ich kann ihn erst vergessen, wenn du mir hilfst.“, sagte sie sanft, „Bitte hilf mir, Oogie. Ich will ihn hassen.“

Hinata war unter dem Vorwand ihm zeigen zu wollen wie man ein anständiges Stew kocht, zu Billy in die Küche gegangen. Und wie sie feststellte kam sie nicht zu spät. Er war dabei, die Spinnen in den Topf zu werfen. Doch er zuckte schon zurück, als er sie aufheben wollte. „Soll ich dir helfen, Billy?“, fragte sie und legte ihre Hand auf seine Schulter. Er drehte sich zu ihr und seine Augen wurden wieder normal. „Wenn du das für mich tun würdest, wäre ich dir sehr dankbar.“, sagte er und schüttelte sich, „Mir ist so schlecht.“ Hinata machte sich daran, die Spinnen in den Topf zu werfen und fragte Billy: „Wie hast du das gemacht? Als Shock sagte, die Augen werden schwarz dachte ich es wäre aus.“ Billy lächelte: „Ich bin ein Vampir, schon vergessen? Wir können für eine gewisse Zeit unsere Gestalt verändern. Das ist mir zum Glück rechtzeitig eingefallen.“ Gerade wollte sie ihn fragen, ob sie mentalen Kontakt zu Danni aufnehmen sollte, da flog die Tür auf und Shock kam herein, gefolgt von Barrel und Lock. „So! Schluss jetzt mit dem Zirkus!“, keifte sie, „Ich hab doch den Flattermann reden gehört!“ „Was redest du für einen Unsinn, Shock?“, sagte Hinata rasch„Der sitzt die ganze Zeit nur da uns schaut zu wie ich das Stew koche.“ Shock beharrte weiterhin darauf, dass sie ihn gehört hätte. Erst als Lock und Barrel ihr versicherten, dass sie nichts gehört hätten, gab sie Ruhe. Mit einem letzten misstrauischen Blick auf Hina und Billy ging sie mit Lock und Barrel zurück.

Danni lag mit dem Bauch auf dem Bett und ließ gezwungenermaßen zu, dass Oogie ihr über den Rücken streichelte. Wie es gerade wohl Billy und Hinata gehen mochte? Sie konnte es nicht riskieren, sie telepatisch erreichen zu wollen, solange Oogie hier war. Ein Schrei von unten durchbrach die Stille in dem Raum. Es folgte ein Knall. Oogie sprang auf und lief nach unten. Danni folgte ihm, sie wollte wissen, was los war. Die Blagen hatten sich in den Haaren und der Knall rührte von einer Keramikschüssel, die Shock oder Lock dem kleinen Barrel an den Kopf geworfen hatte. Oogie bekam einen fürchterlichen Wutanfall und brüllte sie an: „Was zur Hölle ist hier los?!“ „Oogie hier stimmt was nicht! Ich hab den Flattermann vorhin reden gehört!“, schrie Shock. „Jetzt reicht es, Shock“, fuhr Lock sie an, „Du warst die einzige, die das gehört hat. Und wir werden jetzt gehen und durch die Gegend ziehen, damit du mal wieder einen klaren Kopf bekommst! Das Abendessen ist ja verdorben.“ Oogie stellte sich vor ihnen auf. „Ihr geht nirgendwo hin! Ihr räumt hier auf.“ Die Balgen machten ein Gesicht, als hätte man ihnen gerade alle erbeuteten Süßigkeiten weggenommen. „Ach nö, Oogie.“, jammerte Barrel, „Wozu haben wir denn den da?“ Er zeigte auf Billy. Erst jetzt wurde Danni bewusst, dass er auch im Raum war. Oogie befahl ihm, das Chaos zu beseitigen und er gehorchte aufs Wort. Danni tat es weh, ihn so erniedrigt zu sehen. Die Blagen holten ihre Masken und gingen mit Hinata aus dem Haus. „Mein armer Billy.“, flüsterte Danni leise bei sich und schon wurde sie wieder von Oogie zurechtgewiesen, Billy endlich zu vergessen. Er legte die Hand um ihre Hüfte und führte sie zurück nach oben. Sie zitterte am ganzen Körper. Niemals wollte sie von einem anderen liebkost oder geküsst werden, als von ihrer schwarzen Rose. Oogie hatte sie wieder auf das Bett gesetzt und fragte sie, ob sie ein Glas Kürbiswein haben wolle. Sie nickte stumm. Er hätte ihr Knoblauchsaft anbieten können und sie hätte genickt. Ihre Gedanken waren bei Billy, der dort unten den Boden schrubben musste, zwischen all dem Krabbelgetier. Oogie reichte ihr ein Glas und sie trank einen Schluck. Ihr wurde schwindelig. Sollten ihr ein paar Tropfen Wein etwas derart zu Kopf steigen? Sie blickte das orangerote Getränk in dem Glas an und erkannte ein Gesicht darin. Ein hübscher Junge mit blauen Augen und kurzem leicht zerzaustem schwarzen Haar. Sie kannte ihn. Mehr und mehr verblasste das Gesicht vor ihren Augen. Sie ließ das Glas fallen und nahm nur noch wahr wie ihr Oberkörper auf die Bettdecke fiel.

„Schnappt euch die Fledermaus lalalala.“, sangen die Blagen schon seit sie auf dem Friedhof ein paar Gräber beschmiert hatten. Hinata hatte diesen Schabernack gezwungenermaßen mitgemacht. Nun waren sie zurück und schon erwarte sie der nächste Schock. Oogie kam die Treppe herunter und verkündete, dass niemand sie mehr aufhalten könne. Hinata verstand nicht und als ob er es in ihren Augen hatte lesen können, rief Oogie: „Komm zu mir, mein kleiner Vampir.“ Hinata stockte der Atem als Danni die Treppe herunterkam. Ihre Augen waren schwarz. Und nicht nur ihre Iris, auch das weiß in ihren Augen war verschwunden. Sie stand unter dem Einfluss eines Zaubermittels. Und Hinata bezweifelte, dass Danni wie Billy ihre Gestaltswandlerfähigkeit eingesetzt hatte. Shock fragte neugierig: „Hast du ihr wohl was eingeflößt, Oogie?“ Oogie nickte und lachte: „Ja, einen Trank der dafür gesorgt hat, dass sie diesen William aus ihrem Herzen verbannt und dafür mir verfällt. Schon morgen wird er seine Wirkung vollends entfaltet haben.“ Hinata blieb die Luft weg. Fast hätte sie sich in einen Grimm verwandelt und Oogie angegriffen. Sie war so wütend auf ihn, dass sie Mühe hatte es nicht zu tun. Ein Gähnen von Lock brachte sie ab von ihrer Aggression. Sein Vorschlag, schlafen zu gehen wurde von allen angenommen. Hinata musste sich mit der vermoderten Couch zufrieden geben, die oben in der Diele stand. Sie konnte nicht schlafen, also beschloss sie zu Danni zu gehen und ihr noch einmal zu sagen, wie Leid ihr all das tat. Sie stand auf und schlich zu ihrem Zimmer. Vorsichtig öffnete sie die Tür und setzte sich zu Danni ans Bett. „Oh, meine arme Danni, “, flüsterte sie, „vielleicht ist das die letzte Gelegenheit, dir noch einmal zu sagen, wie wichtig du mir bist. Ich weiß, dass du dich gegen den Trank wehrst…“ Sie hätte ihr gerne noch mehr gesagt, beschloss aber zu gehen und sich wieder schlafen zu legen. Sie wälzte sich hin und her und fand kaum Schlaf. Am nächsten Morgen wurde sie unsanft geweckt. Lock und die anderen beiden hatten beschlossen, ein bisschen Unfug in der Stadt anzustellen. Hinata musste natürlich mitkommen.

Billy wachte über einem Besen auf. Er musste wohl überm Putzen eingeschlafen sein. Schnell ließ er seine Augen wieder schwarz werden, um seine Tarnung nicht zu riskieren. Und schon donnerte Oogies Stimme durch das ganze Haus: „William! Beweg dich sofort hierher!“ Noch ganz schlaftrunken ging Billy zu Oogie und erstarrte zur Salzsäule. Danni, seine Danni, sein Bloody Valentine schmiegte sich an Oogie. Er konnte es nicht begreifen. Doch da sah er ihre Augen. Er hatte sie mit einem Trank dazu gebracht, ihm gefügig zu sein. „Schau mich mal an, William!“, keifte Oogie ihn an, „Sind deine Augen etwa blau?“ Verdammt, er musste so unter Schock gestanden haben, dass seine Augen kurzzeitig wieder ihr normales Aussehen angenommen hatten. Schnell ließ er sie wieder schwarz werden und sah Oogie an. Doch statt seiner hörte er Dannis Stimme: „Blaue Augen… Ich kenne diese Augen.“ Was geschah mit ihr? Erinnerte sie sich an seine Augen? Auch in dem Wissen, dass Oogie seinen Schwindel bemerken würde, ließ Billy seine Augen wieder so werden, wie sie ihm gegeben waren und sah Danni an. Oogie hatte sie losgelassen und kam auf ihn zu. „Du kleine Ratte hast mich betrogen“, fauchte er und holte aus um Billy zu schlagen doch ein Schrei Dannis hielt ihn ab. Sie war tatsächlich aufgewacht. Geistesgegenwärtig lief er an Oogie vorbei auf sie zu und nahm sie in die Arme. „Ich lass dich nie mehr los.“, sagte er. „Da hab ich aber auch noch ein Wörtchen mitzureden! Ich weiß zwar nicht, wie ihr euch dem Trank widersetzen konntet, aber ich lasse mir nicht von euch beiden meine Pläne durchkreuzen!“, fauchte Oogie. Er kam auf sie zu. Billy spürte, wie Dannis Griff fester wurde. „Du lässt ihn jetzt sofort los, und kommst zu mir, Danni!“, fauchte Oogie weiter; doch Danni, schüttelte den Kopf. Mit einem Mal flog die Tür auf ein paar freudestrahlende Rotznasen kamen herein. „Ich hab meine Maske vergessen.“, sagte Barrel. Mit einem Mal blieben alle drei wie erstarrt stehen und ihre unwissenden Blicke wechselten zwischen Oogie und den beiden Vampiren hin und her. Shock schien als erste zu begreifen und sie kreischte: „Ich hab euch doch gesagt, dass hier was nicht stimmt! Ich hab’s gesagt!“ Sie packte Lock am Kragen und schüttelte ihn durch. Barrel versuchte ihm zu helfen und schlug mit der Maske, die Lock heruntergefallen war, nach ihr. Bald waren die drei ein sich prügelnder Haufen. „Seid ihr verrückt geworden!“, brüllte Oogie sie an, „Seht lieber zu, dass ihr die Flatterviecher schnappt!“ Die Blagen hörten augenblicklich auf sich zu keilen und gingen auf Billy und Danni los. Die beiden wichen rückwärts krabbelnd in die Ecke zurück. Sie saßen in der Falle. Da sah Billy Hinata im Türrahmen, die zunächst genau so ratlos dreinblickte wie die Blagen, aber relativ schnell begriff. „Hina! Hilf uns doch!“, schrie Danni. Aber Hina blieb stehen und überließ Billy und Danni den Blagen.

Hinata wagte nicht hinzusehen, als Lock ausholte und Billy mit seiner Maske schlug. Er wurde mit dem Kopf an die Wand geschleudert und kippte zur Seite auf den Boden. Offensichtlich hatte Lock ihn bewusstlos geschlagen. „Das reicht jetzt!“, brüllte Oogie. Er war so wütend, dass er kaum noch ein Wort herausbrachte. „Einsperren! Getrennt!“, konnte er gerade noch sagen bevor er auf einen Stuhl sackte. Hinata hatte verstanden, genau wie anscheinend auch die Blagen. Denn Shock sagte: „Hina, hilf mir mit der Kleinen. Lock, Barrel. Ihr schnappt euch den Kerl!“ Hinata griff sich Danni, die sich zwar nach aller Kraft wehrte, doch selbst als Vampir hatte sie keine Chance, sich gegen Hina und Shock zu behaupten. Die beiden brachten sie hoch und schlossen sie in einem kleinen Zimmer ein. Die Blagen kicherten natürlich, als sie wieder hinunter gingen. Doch Hinata senkte den Kopf. Sie wagte nicht, sich auszumalen, was Oogie seinen beiden Gefangenen nun antun würde. Er schien sich wieder gefasst zu haben, denn er beantwortete Barrels Frage, was nun mit den Flatterviechern passieren würde, ziemlich ruhig: „Jetzt sind sie endgültig dran. Die beiden werden mich nicht noch einmal veralbern. Beim nächsten Vollmond darfst du das tun, was du schon immer tun wolltest, Shock. Du darfst ihnen einen Pfahl durchs Herz rammen.“ Shock sprang in die Luft vor Freunde. „Schnappt euch die Fledermaus, durchstoßt ihr das Herz. Und dann wird sie laut schreien wegen all dem Schmerz.“, sang sie. Hinata begann bitterlich zu weinen. „Oogie, ich flehe dich an, töte die beiden nicht.“, brachte sie unter ihren Tränen hervor. Lock nahm sie in die Arme und sagte: „Ist schon gut, Hinata. Du hast doch jetzt uns. Die zwei waren so und so nicht gut für dich.“ „Vielleicht hast du Recht. Vielleicht ist es so wirklich besser für mich.“, sagte sie und löste sich aus seiner Umarmung, „Aber ich muss erst nachdenken. Das war alles zu viel mich. Ich gehe nach oben.“ Sie sah in die Runde und Oogie nickte. Als sie nach oben ging bemerkte sie Shocks Gesichtsausdruck. Anscheinend misstraute die Hexe ihr noch immer. Und da tat sie auch nicht falsch dran. Hinata war einmal auf Locks psychologische Tricks hereingefallen. Ein zweites Mal würde das nicht geschehen. Sie stieß die Tür auf und rannte so schnell sie konnte in die Stadt. Alleine würde sie Danni und Billy nicht befreien können. Sie brauchte Jacks Hilfe. Zeit blieb ihr noch genug dazu. Wenn sie sich darauf verlassen konnte, was Oogie gesagt hatte, würde er die beiden erst in ein paar Tagen töten lassen. Und selbst wenn er sich nicht daran halten sollte, diese Nacht würden Billy und Danni auf alle Fälle noch überleben. Sie hämmerte an Jacks Tür und als er ihr schlaftrunken aufmachte sprudelte alles aus ihr hervor: „ Jack, wir müssen was tun! Oogie hat Billy und Danni! Bei Vollmond will er sie töten lassen! Du musst mir helfen!“ Er legte die Hand auf ihre Schulter und versuchte sie zu beruhigen. „Ganz ruhig, Hinata. Ich versteh ja kein Wort. Komm erst mal rein und erzähl mir alles ganz langsam und in Ruhe.“ Sally war mit einer Decke gekommen und legte sie Hinata um die Schultern. Sie hüllte sich darin ein und begann alles zu erzählen. Dass Oogie Danni zwingen wollte, seine Braut zu werden; dass sie, Hinata, Billy dieses Mittel einflößen musste, sie Oogie aber aufs Glatteis führen konnten; und dass Oogie nun dahinter gekommen war und… „Und nun hat er die beiden einsperren lassen und beim nächsten Vollmond soll Shock den beiden…“, die Worte blieben ihr im Hals stecken. Beim zweiten Ansatz schaffte sie es, Jack zu sagen, dass Shock Billy und Danni pfählen sollte. Jack legte die Arme um sie und sagte: „Das werden wir verhindern. Wir werden die beiden da raus holen.“ Hinata sah zu ihm auf. „Aber wie denn?“, fragte sie, „Die ganze Stadt auf die Blagen zu hetzen hat schon das letzte mal nichts gebracht.“ Sally reichte ihr einen Keks und fragte: „Gibt es denn nichts, was man zu unserem Vorteil nützen könnte?“ Hinata dachte nach. Momentan war nichts aber auch gar nichts auf ihrer Seite, geschweige denn, dass die einen Vorteil hatte. Da fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. „Das einzige, was mir einfällt, ist, dass sie immer noch glauben, ich hätte mich ihrer Bande angeschlossen.“ Das war wohl der einzige Trumpf, den sie hatte. So konnte sie sich immerhin unauffällig im Haus der Blagen bewegen. Sie stand entschlossen auf und sagte: „Jack, ich weiß, du hältst das für wahnsinnig. Aber ich sehe keine Alternative. Ich geh zurück befreie Billy und Danni und zwar jetzt gleich.“ Jack und Sally sahen sie an, doch sie widersprachen nicht und nickten nur. „Pass auf dich auf. Wir werden am Stadttor auf dich warten.“, sagte Jack als er Hinata zur Tür hinausgeleitete. Der Wind blies ihr kalt um die Ohren. Sie verwandelte sich und jagte davon. Hoffentlich war ihre Abwesenheit nicht allzu schnell aufgefallen. Sie war beim Haus der Blagen angekommen. Vorsichtig schlich sie hinein und tastete sich langsam zu den Zimmern vor, in denen sie Billy und Danni eingeschlossen hatten. Sie kam zuerst an Dannis Tür und hörte sie leise singen: „And on my grave what will it say? Here lies another soul that was saved. So please don’t cry, sleep at night, and I will wait on the other side.“ Hinata wollte gerade den Riegel zur Seite schieben, da tauchte Shock auf und keifte sie an: „Was machst du denn da?“ Hinata erschrak und konnte erst nicht antworten, dann schaffte sie es, eine Lüge zu erfinden, die noch halbwegs glaubwürdig klang. „Ich wollte ihr nur sagen, dass sie mir damals sehr wichtig war, aber ich mich nun entschieden habe, zu euch zu gehören.“ Shocks Blick ging durch Mark und Bein. Sie glaubte ihr nicht, das spürte Hinata. „Du willst uns doch schon wieder linken.“, zischte sie, „Aber nicht mit mir. Ich werde sie töten, alle beide.“ Sie machte Kehrt und ging. Hinata war sich nicht sicher, ob sie es riskieren konnte, Danni jetzt zu befreien. Doch wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Sie schob den Riegel beiseite und zerrte Danni so schnell sie konnte aus dem Zimmer. Noch war kein Anzeichen von den Blagen zu vernehmen. Wo waren sie bloß? Es war fast zu leicht, Danni herauszuholen. Die Mädchen spurteten zu Billy. Es drang kein Geräusch nach außen. Hinata schob den Riegel auf und sie stürmten hinein. Billy rührte sich nicht. Er war wohl noch immer bewusstlos. Hinata wandte sich an Danni: „Kannst du ihn tragen?“ Zur Antwort hob Danni ihn auf und gemeinsam rannten sie durch die Tür durch den Flur und aus dem Haus hinaus. Doch da wartete die unangenehme Überraschung. Die Blagen hatten sich zu beiden Seiten der Tür postiert und nur darauf gewartet, dass Hinata und die beiden anderen kommen würden. Deswegen war es so einfach gewesen Billy und Danni zu befreien.

Hinata sagte zu Danni, sie solle mit Billy loslaufen, sie würde die Blagen in Schach halten. Ohne Widerworte lief Danni los, Billy immer noch bewusstlos in ihrem Arm. Sie wagte nicht sich umzudrehen und lief so schnell ihre Füße sie tragen konnten. Der Weg zum Stadttor kam ihr endlos vor. Doch sie hatte es geschafft. Jack und Sally standen dort und warteten auf sie. Sie ließ sich auf die Knie fallen und legte Billy auf den Boden. „Ist alles in Ordnung mit euch?“, fragte Sally. Mit Danni und Billy war alles in Ordnung. Sie machte sich eher Sorgen um Hinata. „Uns geht’s gut“, keuchte sie, „Aber Hinata kämpft mit den Blagen.“ „Komm schon, Danni. Wir müssen weg von hier. Hinata kommt sicher klar.“, sagte Jack. Wenn Danni auch nur halb so zuversichtlich gewesen wäre. Sie hob Billy auf und folgte Jack und Sally in die Stadt.

Hinata landete unsanft auf dem Boden. Barrel hatte sie mit einem Morgenstern erwischt. Dieses verdammte Dreckspack von einem Schabernacktrio, fluchte sie und stand auf. Jetzt holte sie zum Gegenschlag aus. Sie griff Lock und Shock an und erwischte die Hexe am Rockzipfel. Lock trat nach ihr und sie musste Shock loslassen. Die Hexe rollte sich zur Seite und schnappte sich einen Speer. Hinata konnte dem Wurf gerade so ausweichen. Doch sie merkte zu spät, dass es nur Ablenkung war und Barrel bereits auf ihrem Rücken saß. Er schlug ihr einen Knüppel auf den Kopf und sie ging zu Boden. Sie verlor ihre Grimmgestalt und lag wehrlos auf der Erde. Erst ein kalter und schmerzhafter Stich in ihrer Lunge weckte sie wieder auf. Der Boden wurde erschüttert vom Hüpfen der Blagen und die Umgebung war erfüllt von ihrem Kichern. Hinata konnte sich nicht bewegen. Ihre Lunge schmerzte höllisch. Sie würde verbluten. Im Gegensatz zu Billy und Danni konnte sie ihre Wunden nicht einfach verheilen lassen. Sie hörte, wie Lock sagte: „So, die ist so gut wie tot. Jetzt sind die Flatterviecher dran.“ Barrel jammerte: „Aber zuzugucken, wie Hina abkratzt ist doch lustig.“ „Ach Barrel, halt’s Maul!“, keifte Shock, „Den Jungen umzubringen ist viel lustiger. Der hat so was an seinen Augen. Wenn der Angst hat leuchten die so richtig und das gefällt mir. Ich würde dieses Leuchten nur zu gern erlöschen sehen.“

Ein starker Stich machte sich in Dannis Herz breit. Sie stand mit Sally vor dem Gartentor zu Jacks Haus. Hinata war etwas zugestoßen. Und als sie deren Stimme in ihrem Kopf vernahm hatte sie Gewissheit: „Danni, die Blagen sind auf dem Weg zu euch. Shock hat mir etwas in die Lunge gestochen. Ich…“ Der Kontakt brach ab und Danni sah zu Sally und sagte ihr mit wenigen Worten, was sie erfahren hatte. Sally schickte Jack sofort los, um Hina zu holen und Danni sah nach Billy. Er war noch immer bewusstlos. Sie trug ihn nach draußen und Sally sagte: „Jack hat gesagt, ich soll euch woanders hinbringen. Am besten ihr geht zu den Vampiren, dort seid ihr fürs erste am sichersten.“ Danni nickte und lief los.

Wo bin ich denn hier nur gelandet?, fragte sich der rothaarige Junge. Es war wohl doch keine so gute Idee gewesen, einfach wegzulaufen. Aber sein Vater war einfach nur ein Widerling. Er kam über einen unheimlichen Friedhof und an einem Haus vorbei. Dass der Schuppen noch stand, war für ihn ein Wunder. Und neben dem Haus lag doch etwas, ein unförmiges Bündel. Als er näher kam, erkannte er, dass es sich dabei um ein Mädchen handelte. Er rannte auf sie zu und drehte sie um. In ihren Rippen steckte ein Dolch. „Hörst du, mich?“, sagte er und klatschte ihr vorsichtig auf die Wange. Sie zeigte keine Reaktion bis auf ein Röcheln. Da hörte er aus der Ferne eine Stimme nach einer Hinata rufen. „Hey! Ich brauche Hilfe!“, schrie er und die Stimme kam näher. Er bekam einen gewaltigen Schrecken, als er feststellen musste, dass sie einem Skelett gehörte. Doch es beachtete ihn gar nicht und stieß ihn zur Seite. Es nahm das Mädchen in den Arm und sagte: „Hinata, halt durch!“ „Jack, ich schäme mich so.“, röchelte sie, „Ich hab Danni und Billy viel zu oft in Gefahr gebracht. Ich hab doch das Leben gar nicht verdient.“ Das Skelett, Jack, schüttelte den Kopf und sagte: „Hina, das ist doch Unsinn. Ohne dich hätten sie einander nie gefunden. Du hast ihnen erst die Möglichkeit gegeben, als Vampire zu leben und zusammen sein zu können.“ Skelette in Anzügen, Vampire, ein Mädchen mit einem Dolch im Bauch, es wurde ihm zu viel. Er hörte das Mädchen noch einmal schockartig aufatmen und dann war alles totenstill. Das Skelett hob sie auf und ging mit ihr von dannen. Er wusste nicht, wieso, doch er lief hinterher. „Was ist denn mit ihr passiert? Ist sie tot? Wo bringst du sie hin?“, er hätte noch mehr Fragen gehabt, doch das Skelett gebot ihm zu Schweigen und so trabte er wortlos hinter ihm her bis sie vor ein seltsames Haus kamen. Das Skelett klopfte mit dem Fuß an die Tür und eine komische Gestalt in einem Rollstuhl öffnete die Tür. „Jack Skellington, was ist denn passiert, mein Freund?“ „Sie ist tot!“, schrie der Junge auf und die komische Gestalt sagte: „Das ist Normalzustand hier. Aber ich verstehe schon, die Kleine ist wohl toter als tot. Keine Sorge, Jack. Gib mir etwas Zeit und sie lebt wieder, zumindest für ihre Verhältnisse.“ „Danke, Doktor.“, sagte Jack, „Sind die Freunde des Mädchens zufällig bei Ihnen?“ Der Doktor schüttelte den Kopf. Jack nickte und übergab ihm die Leiche des Mädchens und er fuhr zurück ins Haus. Jack überlegte laut: „Dann muss ich wohl doch Sally fragen. Komm mit!“ und er zog den Jungen hinter sich her. Diese Sally entpuppte sich als Mädchen, das aus vielen Einzelteilen zusammengenäht war. Mittlerweile überraschte ihn jedoch nichts mehr. „Jack!“, rief sie entsetzt, „Wer ist denn das?“ „Ein Junge, den ich getroffen habe, als ich nach Hina gesucht habe.“, antwortete er ihr, „Wo sind denn Billy und Danni?“ Billy und Danni? Was mochten die wohl sein? Zombies? Geister? Sally flüsterte Jack etwas ins Ohr.

Billy spürte etwas Weiches auf seiner Wange. Er schlug die Augen auf. Wo war er? Er lag auf einem Sofa und sein Kopf ruhte auf dem Schoß seiner Danni, die ihm liebevoll das Haar kraulte. Sie küsste zärtlich seine Stirn. „Danni, was ist denn passiert?“, fragte er und setzte sich auf. Sein Kopf dröhnte fürchterlich. „Lock hat dich bewusstlos geschlagen.“, erklärte sie und lehnte sich an seine Schulter, „Oogie wollte uns umbringen lassen, aber Hinata hat uns rechtzeitig da raus geholt. Und jetzt sind wir bei den vier Vampiren in Halloweentown. Hier sollten wir ein paar Stunden sicher sein. Aber was mit Hinata ist, weiß ich nicht. Sie hat diese Teufelsbraten aufhalten wollen, damit ich mit dir fliehen konnte. Aber mein Instinkt sagt mir, dass ihr etwas zugestoßen sein muss. Oh Billy, warum passiert das alles?“ Sie fiel ihm um den Hals. Er hielt sie fest und sagte: „Ich weiß es nicht, Danni.“ Sie sah ihm in die Augen und fragte: „Würde es dir etwas ausmachen, mir einen blutigen Kuss zu geben, schwarze Rose?“ Zur Antwort legte er seine Lippen auf ihre und küsste sie lang und zärtlich. Er biss sich selbst in die Unterlippe und ließ Danni sein Blut schmecken. Sie krallte sich fest in den Stoff seines Kapuzenpullis. Sie schien ihn zu genießen, den blutigen Kuss. Sie ließ seine Lippen los und umarmte ihn zärtlich. „Hina hatte Recht“, flüsterte sie, „Es war ein Fehler, dass ich mich von dir getrennt habe.“ Er wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Er strich ihr sanft über den Rücken. „Hast du das gehört?“, schrie er und Danni schüttelte den Kopf, „Das waren die Stimmen von Lock, Shock und Barrel!“ Er sprang auf. „Versteckt euch in einem der Särge!“, sagte einer der Vampire und die beiden hasteten in den ersten, den sie erwischten. Kaum hatten sie den Deckel geschlossen, flog draußen die Tür auf und Locks Stimme war zu hören: „Wo sind sie? Wo sind diese Flatterviecher? Wir wissen, dass sie hier sind! “ „Hier ist niemand außer uns!“, sagten die vier Vampire gleichzeitig.

„Komm schon, Jay!“, rief Jack ihm zu und Jay versuchte irgendwie Schritt zu halten. Diese Stadt wurde ihm immer suspekter. „Oh nein!“, schrie Jack, „Ihr schon wieder!“ und sah zu drei Kindern in einer offenen Tür, die als Teufel, Hexe und Skelett verkleidet waren. „Jack, wer sind die?“, fragte Jay ganz aufgeregt und Jack sagte: „Die schlimmsten Blagen von ganz Halloweentown. Halt dich bloß fern von denen!“ Das brauchte er ihm nicht zweimal zu sagen. Diese Kinder wirkten zwar recht niedlich aber Jay spürte, dass sie durch und durch bösartig waren. Er versteckte sich hinter Jack. „Ach was ist denn das für ein Süßer?“, gickelte die Hexe. „Lasst mich bloß in Frieden!“, schrie Jay und der Teufel blaffte ihn an: „Du interessierst uns sowieso nicht. Wir wollen nur die Flatterviecher.“ Flatterviecher? „Lock! Shock!“, schrie eine Stimme hinter ihm, das kleine Skelett, „Der lebt ja noch richtig!“ Die beiden anderen nahmen ihm das nicht ab und meinten, er solle keinen Scheiß reden. Doch dann sahen sie genauer hin und erkannten auch, dass Jay noch richtig lebte. Sie gingen um ihn herum und sahen ihn entgeistert an. „Es reicht jetzt!“, fauchte Jack sie an, „Verschwindet sofort von hier!“ Sie schüttelten im Takt den Kopf und sagten gemeinsam: „Nein! Nicht ohne die Flatterviecher!“

Danni klammerte sich an Billy. Die Blagen gaben nicht auf. Sie würden nicht eher verschwinden, bis sie ihn und Danni in ihre Gewalt gebracht hatten. „Sucht alles ab!“, konnte sie die Stimme von Lock hören. „Auf keinen Fall!“, schrie Jack und Shock lachte hämisch. „Ich wusste, doch, dass sie hier sind! Kommt raus und ich verspreche euch, dass es kurz und schmerzlos geht.“ Plötzlich drang ein Krachen an ihr Ohr, das Geräusch von splitterndem Holz. Dem folgte ein Gewirr von Stimmen, die Danni nicht mehr zuordnen konnte. Sie spürte Billys Arme, die ihr wenigstens das Gefühl von Geborgenheit gaben. Ein letzter Schrei war zu hören, dann herrschte einen Augenblick Totenstille. Shock rief: „Danni! William! Entweder ihr kommt sofort hierher oder der Kleine ist dran!“ Wen meinte sie mit „der Kleine“? Was wenn das nur ein Trick war, um sie aus ihrem Versteck zu locken? Doch wenn sie wirklich jemanden in ihrer Gewalt hatten? „Bleibt wo ihr seid!“, rief Jack, „Ich hol ihn schon da raus.“ Also hatten die Blagen tatsächlich jemanden in ihrer Gewalt. Danni spürte, wie Billy seine Hand von ihrem Arm nahm und den Deckel des Sarges öffnete. „Nein, Jack! Es reicht jetzt!“, sagte er und kletterte aus dem Sarg. Danni folgte ihm und hielt seinen Arm fest. Nun sah sie, wen die Blagen in ihrer Gewalt hatten. Einen rothaarigen Jungen, der zweifellos noch am Leben war. Sein Gesicht war kreidebleich und seine Angst fast greifbar. „Da seid ihr ja.“, kicherte Barrel, „Na kommt, seid brav und geht mit.“ Billy fauchte sie an: „Ich hab genug! Dieses Mal werden wir uns nicht dreingeben!“ Auch Danni schrie sie an: „Niemals gehen wir zurück zu euch! Wir war viel zu lange eure Gefangenen!“ Lock sah sie mit stechenden Augen an, ebenso wie Shock, die zischte: „Ach und ihr wollt tatsächlich verantworten, dass wir einen Unschuldigen töten? Einem echten Vampir würde so etwas nichts ausmachen, aber ihr habt ja noch viel zu viel Menschlichkeit in euch, als dass euch das kalt lassen würde.“ Sie hatte Dannis wunden Punkt getroffen. Wenn es etwas gab, was sie um jeden Preis verhindern wollte, dann, dass Leute in eine Angelegenheit hineingezogen wurden, mir der sie nichts zu tun hatten. Jack und die Vampire stellten sich vor ihr und Billy auf und Jack schrie die Rotzgören an: „Verschwindet jetzt endlich! Die beiden werden nicht mehr mit euch kommen! Ich warne euch. Ihr habt hier eine ganze Stadt gegen euch und dieses Mal werden sie nicht so zaghaft sein, wie vor ein paar Tagen“ Die Blagen machten große Augen. „Gut, “, sagte Lock, „ Wir geben uns mit einem Flattervieh zufrieden.“ Danni krampfte sich der Magen zusammen. Sie würde es nicht ertragen noch einmal von Billy getrennt zu sein. Entweder sie mussten beide gefangen nehmen oder keinen. „Ich mach euch einen Vorschlag. Dann könnt ihr überlegen, wer geht.“, sagte Shock mit gespielter Freundlichkeit, „Heute Nacht steht einer von euch vor unserer Tür, und zwar allein. Wir nehmen den Kleinen hier als Geisel mit.“ Barrel nahm den Jungen in Gewahrsam und die Blagen zogen sich zurück. „Also wie gesagt, einer von euch beiden kommt heute Abend alleine und gibt sich bei uns Gefangenschaft. Sollte etwas anderes passieren oder solltet ihr uns folgen, ist er tot“, rief Lock ihnen noch zu und sie bogen um die Ecke. Alle standen wie angewurzelt da. Billy nahm Danni in den Arm. Anscheinend spürte er ihre Panik. „Billy, was machen wir bloß?“, schluchzte sie. Einer der Vampire schlug vor, einen Plan zu entwickeln. Was nütze ein Plan? Es ging doch so und so jeder schief. Langsam wurde Danni klar, dass sie nur zwei Möglichkeiten hatten. Entweder sie und Billy würden sich wie echte Vampire verhalten und den Jungen sterben lassen oder sie wurden sich einig, wer ging und seinen Platz einnahm. „Wir sollten erst mal nach Hinata sehen.“, sagte Jack, „Ich bin sicher Doktor Finkelstein hat sie wieder zum Leben erweckt.“ „Zum Leben erweckt?“, fragte Danni verwirrt. Jack schlug die Hand vor den Mund. „Das wisst ihr beiden ja noch gar nicht. Die Blagen hatten sie erstochen und ich hab sie zu Doktor Finkelstein gebracht, damit er sie wieder lebendig macht.“ Die drei verabschiedeten sich von den Vampiren und dann gingen Billy, Danni und Jack zum Haus des Doktors.

Danni war heilfroh, als sie sah, dass es Hinata gut ging. Sie umarmte sie. „Ein Glück, dass du wohlauf bist.“, sagte Billy. Hinata befreite sich aus Dannis Umarmung und sah sich im Raum um, als würde sie etwas suchen. „Wo ist denn dieser Junge?“, fragte sie. Billy entfuhr ein Seufzen. „Hina, du weißt doch, dass uns nichts erspart bleibt.“ Er wusste nicht, wie er es erklären sollte. Danni schmiegte sich an ihn und übernahm das: „Die Blagen haben ihn.“ Hinatas Mund war zu einem stummen Schrei geöffnet. „Mach dir keine Sorgen, Hina.“, sagte Billy rasch, „Ich gehe jetzt einfach dorthin und…“ Danni schnitt ihm das Wort ab. „Das kommt nicht in Frage, Billy. Du gehst nicht!“ Hinata warf ihnen fragende Blicke zu, also erzählte Billy ihr die ganze Geschichte: „Die Blagen wollten zuerst, dass wir beide mitkommen. Aber wir haben uns geweigert. Frag mich nicht, wieso, aber sie haben sich erweichen lassen und gemeint, einer von uns beiden würde ihnen reichen. Und damit sie sicher sein können, dass sie ihre Forderung erfüllt bekommen, haben sie den Jungen als Geisel genommen.“ Er bereute es wenige Sekunden später. Hinata schien plötzlich wild entschlossen, diesen Jungen auf eigene Faust zu retten. Sie sagte: „Wenn hier einer geht, bin ich das!“ Billy konnte sich nicht länger beherrschen und schrie sie an: „Wag es nicht, Hina! Ich gehe und keine Widerrede!“ Danni hatte wohl genug von ‚Ich opfere mich freiwillig’ -Aktionen. Sie brüllte Billy an: „William George Dean Martin!! Hast du völlig den Verstand verloren?!“ Und bei jeder Silbe schlug sie mit der Faust gegen seine Brust. „Ich tue, was ich für richtig halte, Bloody Valentine.“, sagte er als er sich erholt hatte, doch Danni holte schon zum Gegenschlag aus. „Hältst du es für richtig, mich allein zu lassen, schwarze Rose?“, fragte sie, „Ich hab dich schon einmal verloren. Ich hab dich in meinen Armen sterben sehen. Soll der Idiot doch verrecken.“ Sie fing an zu weinen. Was sie gesagt hatte, brachte Billy ins Grübeln. Kam langsam doch der Vampir in ihr durch und sie legte mehr Wert darauf, ihr eigenes Leben und das ihres Geliebten zu erhalten, als dass ihr Moralgefühl noch etwas bedeutete? Je länger er darüber nachdachte, desto mehr wurde ihm bewusst, dass er sich nur dazu entschieden hatte zu gehen, damit Danni nicht gehen musste. Doch wieso sollten die beiden sich schon wieder trennen – und das wegen einem Jungen, den sie gar nicht kannten? Gerade wollte er sagen, dass Danni Recht hatte, da drang Hinatas Stimme an sein Ohr: „Es reicht jetzt. Ihr könnt euch weiter streiten. Ich werde jetzt gehen und den Jungen da raus holen. Er hat mein Leben retten wollen, also werde ich mich jetzt dafür bedanken, indem ich seines rette. Und wehe ihr kommt mir hinterher!“ Sie schickte sich an zu gehen, doch Billy stelle sich ihr in den Weg. „Wenn du das tust, werden sie ihn töten. Sei bitte vernünftig. Wenn du jetzt so eine Aktion startest, ist ihm auch nicht geholfen. Es ist besser, wenn wir uns dieses Mal dreingeben.“ Doch sie stieß ihn zur Seite und lief als Grimm weg so schnell sie konnte. Billy und Danni sahen ihr hinterher. Billy schüttelte den Kopf. Nun hatte sie dafür gesorgt, dass er sich endgültig dazu entschlossen hatte, die Forderung der Blagen nicht zu erfüllen „Sie ist doch komplett verrückt geworden. Aber mir soll es egal sein“, sagte er gleichgültig. Er spürte Dannis Lippen, als sie ihm einen Kuss auf die Wange gab. „Ich lass dich gehen, schwarze Rose.“, flüsterte sie fast, „Ich weiß, ich mag kalt klingen, aber lieber sehe ich dich in Gefangenschaft, als dass ich Hinata sterben lasse.“ Sie umarmte ihn fest. „Billy, beiß mich!“ Was hatte sie gesagt? Er sollte sie beißen? Sie hatte den Kopf zur Seite geneigt. Er sollte wohl tatsächlich seine Zähne in ihren Hals schlagen. Er verstand nicht, was sie sich davon erhoffte, doch ihm blieb nicht mehr viel Zeit. Er riss den Mund auf und entblößte zwei spitze Eckzähne. Er schloss die Augen, holte aus und versenkte die Zähne in Dannis Halsschlagader. Kaltes Blutt floss in seinen Mund. Vampirblut. Es gab ihm Kraft, je mehr er davon trank. Bevor er ihr zu viel Blut entnahm, ließ er ab von seinem Bloody Valentine. Sie erschlappte in seinen Armen. Er ließ sie zu Boden gleiten und gab ihr noch einen Kuss auf die Stirn bevor er als Fledermaus aus dem Fenster hinaus in die Abenddämmerung flatterte.

Hinata stand vor dem Haus der Blagen und hörte von drinnen Oogie brüllen. „Seid ihr jetzt von allen guten Geistern verlassen? Seit wann geben wir uns mit halben Sachen zufrieden? Mir ist egal, ob wir eine Geisel haben und wenigstens ein Flattervieh bekommen! Sobald ein zweites auftaucht kann alles ins Wanken geraten!“ Was meinte er damit schon wieder? Hatte er eine neue Bosheit ausgeheckt? Hinata stürmte den Keller und knurrte: „Lasst den Jungen frei!“ Die Blagen waren zunächst erschrocken, immerhin hielten sie sie ja noch für tot. Doch dann setzte Shock ihr Übel wollendes Grinsen auf. „Wir haben gesagt eines der Flatterviecher soll kommen!“, zischte Lock, „Sollte etwas anderes passieren, ist er dran. Barrel, willst du so freundlich sein?“ Hinata blieb vor Schreck der Mund offen. Ängstlich schaute sie auf den Jungen in der Ecke. „Warte, Barrel!“, rief sie, „Ich biete euch mein Leben für seines!“ Shock sah sie gelangweilt an und stöhnte: „Meinst du nicht, dass deine Kamikazeaktionen langsam nerven?“ Sie sah zum Fenster. Auch Hinata drehte den Blick dorthin und erschrak von Neuen. Dort flatterte eine Fledermaus, die sie nur zu gut kannte. „Billy!“, brüllte sie, „Ich hab doch gesagt, ich gehe allein und keiner soll mir folgen!“ „Ach Hinata, sei doch still!“, keifte er im Zurückverwandeln. „Jetzt brat mir einer einen Storch, der ist tatsächlich gekommen.“, sagte Barrel ungläubig. Hinata konnte es nicht fassen, dass Billy nicht auf sie hatte hören wollen. Da sah sie, wie Lock auf ihn zukam, vermutlich um ihn zu fesseln. Doch das würde sie verhindern. Sie packte den Teufel und drückte ihm die Kehle ab. Lock zappelte und krächzte. „Was soll das denn Hinata?“, fragte Shock. Hinata sagte ruhig: „Ich will nur sicher gehen, dass ihr ihn frei lasst. Lasst den Jungen gehen und Lock passiert nichts.“ Oogie lachte: „Hinata, wir hätten ihn so und so frei gelassen, sobald wir William in unserer Gewalt gehabt hätten. Ein Kerl, der noch am Leben ist, nützt uns nichts.“ Hinata starrte ihn ungläubig an, doch Billy schnaubte: „Siehst du! Ich hab dir gesagt, dass es besser ist einfach auf sie zu hören. Aber du musstest ja mal wieder eine Lara Croft Nummer abziehen!“ Sie schrie ihn an: „Danni hätte dich doch niemals gehen lassen! Du wirst sie niedergeschlagen haben!“ „Hab ich nicht!“, fauchte Billy zurück, „Ich wollte gar nicht mehr hierher kommen, nachdem du abgehauen warst. Aber Danni hat mich gebeten doch zu gehen! Und das nur deinetwegen! Ich sollte wegfliegen und dich die Sache allein regeln lassen!“ Hinata spürte ein Stechen im Bauch. Shock ging tatsächlich in die Ecke zu dem Jungen und band ihn los. „Wo bin ich hier eigentlich?“, fragte er und lief zu Hinata. „Bei uns zuhause.“, erklärte ihm Shock, „Aber das ist nicht so wichtig. Du bist jetzt frei. Dafür haben wir den hübschen Flattermann hier.“ Sie sah zu Billy. Hinata ließ Lock los und ging mit dem Jungen nach draußen ohne den Vampir auch nur eines Blickes zu würdigen. Sie war wütend und gleichzeitig besorgt. Irgendetwas stimmte mit Billy und Danni nicht. Sie suchten an diesem Abend förmlich die Diskussion und den Streit. Ob es am Vampirismus lag? Dennoch gingen ihr Billys Worte nicht aus dem Kopf. „Vergiss mich nicht, Bloody Valentine.“, hatte er gesagt. Sie ging mit dem rothaarigen Jungen schon eine ganze Weile zurück Richtung Stadt. Sie waren schon fast dort angekommen, als sie ihn endlich nach seinem Namen fragte. Jay hieß er. Und schon begann er, sie mit Fragen zu löchern. Was es mit den Kindern auf sich habe, wer der schwarzhaarige Junge sei, was sie selbst für ein Wesen sei. Sie waren in Halloweentown angekommen. Ein kurzer mentaler Kontakt zu Danni und Hinata wusste, wo sie war. Sie klopften an Jacks Haustür.

Danni war erleichtert und gleichzeitig kochte sie vor Wut, als Hinata vor ihr stand. Sie konnte sich nicht beherrschen und gab ihr eine schallende Ohrfeige. „Tu so etwas nie, nie wieder!“, schrie sie den Tränen nahe, „Ich war krank vor Sorge um dich, Hinata! Wieso hast du dummes Ding nicht einmal auf Billy und mich gehört? Ich würde dich windelweich schütteln, wenn ich nicht so froh wäre, dass dir nichts passiert ist!“ Auf Hinatas Versuche, sich zu entschuldigen, ging sie nicht ein. Sie lief hinaus auf den Balkon und sprang hinunter. Der freie Fall in die Dunkelheit tat ihr gut und noch bevor sie auf dem Boden aufschlug verwandelte sie sich in eine Fledermaus und flatterte in Richtung Marktplatz. Der kühle Nachtwind wehte durch ihr schwarzes Haar. Sie setzte sich an den Brunnen und versank in Gedanken. Konnte sie nie bekommen, was sie wollte, was sie brauchte? Sie sah auf die Wasseroberfläche und erblickte Billys Gesicht darin. Sofort berührte sie die Stelle an ihrem Hals, an der er sie gebissen hatte. Noch war er am Leben.

Jay weckte Hinata am Morgen vorsichtig auf. Sie gähnte träge. Eigentlich wollte er sie schlafen lassen, doch es gab da einige Dinge, die er noch nicht verstand. „Kannst du mich bitte aufklären, was hier vor sich geht?“, bat er sie und sie nickte. „Zuerst erzähl mit mal, was diese Kinder mit ‚Flatterviecher’ meinten.“ Sie erklärte ihm, dass damit Fledermäuse beziehungsweise Vampire gemeint waren und dass Danni und Billy welche waren. „Aber was wollten diese Kinder und der komische redende Kartoffelsack von ihm?“ Hinata gluckste: „Dieser redende Sack heißt Oogie Boogie und die Kinder heißen Lock, Shock und Barrel. Lock ist der Teufel, Shock die Hexe und Barrel das Skelett.“, sie wurde wieder ernst, „Und was sie genau wollen, verstehe ich selber nicht. Sie scheinen ihre Pläne ständig zu ändern. Die Geschichte fing damit an, dass Danni und ich auf die verrückte Idee gekommen sind, ein Pulver zu schlucken, das uns nach unserem Tod in das Wesen verwandeln würde, das wir sein wollten. Danni wurde ein Vampir und begab sich nach LA und traf dort auf Billy. Und ich bin hierher gekommen, um die Blagen in ihre Schranken zu weißen. Doch die Sache lief außer Kontrolle und Danni musste mit Billy hierher kommen, um mir zu helfen. Und dann jagte ein Unglück das andere. Oogie wollte dann Billys Blut haben, weil es eine Art Lebenselixier ist und dann…“ Sie brach ab. Er hakte auch nicht weiter nach, sie hatte ihm genug erzählt. Mehr als dass diese Kinder und dieser wie-auch-immer sehr gefährlich waren, brauchte und wollte er gar nicht wissen. Sally kam mit dem Frühstück ins Zimmer. Jay wollte nicht wissen, was es war, solange es ihm schmeckte. Nach dem Essen zeigte Hinata ihm die Stadt. Sie begegneten seltsamen Kreaturen, doch er gewöhnte sich daran. Sie saßen an einem Brunnen. Vom vielen spazieren gehen hatte er Durst bekommen. Wie gut, dass der Brunnen da war. Er drehte sich um und schöpfte etwas von dem grünen Wasser. „Halt, Jay!“, schrie Hinata, „Wer weiß was da passiert.“ Er lachte. Was sollte schon passieren? Gierig kippte er den Schluck Wasser in den Mund. Es schmeckte wie normales Wasser. Er verstand Hinatas Gezeter nicht. Zumindest nicht, bis sich die Übelkeit in seinem Magen breit machte und seine Haut sich anfühlte, als würde sie sich von seinem Fleisch abschälen. Was passierte mit ihm? Ihm wurde schwindelig und er fiel vom Rand des Brunnens.

Hinata starrte geschockt auf Jay, der sich auf dem Boden krümmte. Wieso hatte er nur nicht auf sie gehört? Er zuckte und schrie vor Schmerzen. Dann lag er mit einem Mal völlig regungslos da. Hinata drehte sein Gesicht zu sich und nun hatte sie erst recht einen Grund zum Schreien. Jays Haut und Fleisch waren Komplett verschwunden. Er war ein Skelett wie Jack geworden. Aber das hieß ja, dass er nun wie sie lebend tot war. Ob er wie sie seine ursprüngliche Gestalt annehmen konnte oder musste er nun in diesem Zustand für immer bleiben? Ihre Frage wurde in dem Moment beantwortet, als Hinata sie sich gestellt hatte. Sein Fleisch und seine Haut bildeten sich wieder. Und er schlug die Augen auf. „Hinata!“, schrie er, „Was ist passiert?“ Sie versuchte es ihm zu erklären ohne ihn panisch zu machen- ohne Erfolg. Er brauchte fast eine halbe Stunde, um sich wieder halbwegs zu beruhigen. Hinata hatte ihm versichert, dass er ohne große Schwierigkeiten zwischen seinen Gestalten wechseln konnte und auch sicher bald mit seinen Kräften umgehen könne. Damit hatte sie ihn etwas besänftigen können. Doch sie sah ihm an, dass er sich nicht damit abfinden konnte. Er saß die Hände ins Gesicht vergraben und den Kopf schüttelnd am Brunnenrand. Sie setzte sich daneben und legte den Arm um ihn. Da hörte sie ein Gekicher und Gelächter und schon standen die Blagen vor ihnen. „Was habt ihr denn hier zu suchen?“, fauchte sie und sprang auf. „Nichts.“, sagte Lock, „Wir laufen nur rum.“ Sie gingen weiter, doch Shock drehte sich noch einmal um und rief Hinata zu: „Ach und du kannst deiner Danni sagen, dass wir ihren Schatzi-Batzi kalt gemacht haben!“ Jay sprang nun auch auf. „Was machen wir denn jetzt?“, fragte er. Hinata drehte sich zu ihm und sagte: „Wir müssen Danni suchen und es ihr schonend beibringen.“ Sie gingen los. Hinata nahm telepatischen Kontakt zu Danni auf und erfuhr so, wo sie war. Sie saß an einen Baum gelehnt, neben sich ein totes Kaninchen. Immerhin tötete sie keine Menschen- noch nicht.

„Also, was wolltest du denn mit mir bereden?“, fragte Danni. Und Hinata sagte stockend: „Jay und ich haben gerade die Blagen getroffen. Es geht um Billy.“ Um Billy? Schlimmer als das, was bereits passiert war, konnte es nicht sein. Dennoch hörte Danni ihrer Freundin zu. „Sie haben ihn schon wieder um…“, mehr brachte Hinata nicht heraus. Danni wollte es nicht glauben. Und das musste sie auch nicht, denn was die Blagen Hinata erzählt hatten, war eine glatte Lüge. Das wusste Danni in dem Moment in dem sie ihren Hals berührt hatte. „Danni, verstehst du denn nicht?“, fragte Hinata schluchzend. Danni stand auf. Sie verstand sehr wohl. „Hina, was die Blagen dir erzählt haben, war gelogen. Ich glaube nicht nur, dass Billy noch am Leben ist, ich weiß es ganz sicher. Ich wäre die erste, die erfahren würde, dass er tot ist.“ Hinata starrte sie von der Seite aus an. Danni versank in Gedanken. Sie vermisste Billy jetzt schon. Nicht auszudenken, wie es in ein paar Tagen sein würde. Doch sie wusste, dass er für sie verloren war. Dennoch hatte sie den Mut, zu einem Versuch. Sie würde es wagen und versuchen, ohne ihn zu sein. Doch das konnte sie sicher nicht, ohne ihn noch einmal gesehen zu haben. Sie verwandelte sich in eine Fledermaus, kreischte Hinata zu, wo sie hinging und was sie plante und flog ohne sich umzudrehen davon.

Oogie packte Billy grob am Kinn und hob seinen Kopf hoch. „Ich könnte mich immer noch grün und blau ärgern, dass wir deine kleine Freundin verloren haben, William“, schnaubte er, „Aber irgendetwas sagt mir, dass sie es nicht lange aushalten wird ohne ihre… Wie nennt sie dich gleich?“ „Schwarze Rose“, entgegnete Billy bissig und wich ein paar Schritte zurück. Danni sollte nur da bleiben wo sie war. Dort war sie in Sicherheit. Doch auch Billy ahnte, dass sie früher oder später hier auftauchen würde. Damit hatte er auch vollkommen Recht. Nur wenige Augenblicke später war von draußen ein Flattern zu hören. „Hey, das ist doch eine Fledermaus!“, johlte Lock und Shock gickelte: „Aber eine ganz Besondere.“ Danni, schoss es Billy durch den Kopf und im selben Moment kam das Tierchen durch das Fenster herein geflogen und ließ sich auf seiner Schulter nieder. Auf Oogies Worte „Ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr.“ nahm sie ihre menschliche Gestalt an und klammerte sich an Billy. Dabei sagte sie kein Wort. Erst als Barrel sie anschnauzte, was sie hier zu suchen habe, entschlüpften ihr ein paar kurze Sätze: „Ich geh gleich wieder. Ich will euch nicht linken. Ich will ihn auch nicht befreien. Ihr habt gewonnen. Ich wollte ihn nur ein letztes Mal sehen.“ Sie strich ihm zärtlich über sein Haar. Dabei wandte sie ihr Gesicht nicht einmal von seiner Schulter ab. Er legte seinen Kopf auf ihren und flüsterte: „Danni, du hättest nicht hierher kommen dürfen.“ Er legte seine Hände auf ihre Wangen und küsste sie. Ihre Lippen waren eiskalt und doch ging von ihnen eine leichte Wärme aus als sie seinen Kuss erwiderte. Wie gerne wäre er weiter gegangen. Doch jetzt ihr Blut zu schmecken hätte zu gravierende Folgen für sie beide. „Ich musste einfach, Billy.“, hauchte sie, „Sieh mich an!“ Er sah sie an. „Deine Augen sind noch immer die gleichen. Noch immer die gleichen schönen blauen Augen.“, sagte sie. Nein, sie durfte seine Augen nicht sehen. Sie könnte in ihnen erkennen, wie er sich fühlte. Unfähig und schwach. Verzweifelt und verlassen. Er musste sie belügen. „Danni, bitte geh! Ich will nicht, dass du mich leiden siehst.“ Sie schüttelte den Kopf und ergriff seine Hand. „Ich weiß, dass du nicht leidest. Und solange Oogie mich bei dir lässt, lasse ich dich nicht los, schwarze Rose.“ Dass sie ihn schwarze Rose nannte, ließ Tränen aus seinen Augen fließen. Er küsste sie. Doch dieses Mal wurde es ein blutiger Kuss. Er konnte sich nicht halten und biss sie in die Unterlippe. Nicht umsonst hatte er sie immer Bloody Valentine genannt. All die Gefühle, die er empfunden hatte, als sie ihn in seinem Schlafzimmer so geküsst hatte kamen zurück. Mit einem schwachen Stöhnen löste sich Danni von ihm und wischte seine Tränen aus dem Gesicht. „Tränen stehen dir nicht, Billy!“, hauchte sie. Er strich ihr mit den Fingerrücken über die Wange. Alles was er ihr sagen wollte war, wie sehr er seinen Bloody Valentine liebte. Doch Oogie hinderte ihn daran.

„Das reicht jetzt! Genug geturtelt! Steckt die Kleine raus!“, wies er die Blagen an und sofort zerrte Shock Danni von Billy weg. Er streckte die Hand nach ihr aus. Doch sie konnte nicht danach greifen. „Lasst mir noch ein paar Minuten! Ich muss ihm noch etwas sagen!“, schrie sie, doch Shock schleifte sie weiter zur Tür. So rief sie es ihm zu: „Ich liebe dich! Ich hoffe, du weißt das, schwarze Rose.“ Danni sah ein Leuchten in seinen Augen als er sagte: „Ich wusste es schon, seit du mich neulich aufgeweckt hast, Bloody Valentine.“ Seine letzten Worte waren mehr ein Hauchen. Danni riss sich von Shock los und sagte mehr zu sich selbst, als zu jemand anderen: „Kein Blut wird jemals süßer schmecken als deines, Billy Martin.“, bevor sie sich verwandelte und hinausflog. Hätte jemand nur die Rose sehen können, die ihr geschenkt war und die Träne, die an der Blüte gehangen hatte. Doch heute konnte sie nur die spitzen Dornen sehen. Warum mussten Rosen nur verwelken? Wo war nur ihre Ewigkeit geblieben? Sie ließ sich auf den Boden fallen.

Hina kam mit Jay beim Haus der Blagen an. Sie waren Danni gefolgt, um ihr im Notfall zu helfen. Da sah sie Danni auf dem Boden liegen. Einen schrecklichen Augenblickt hielt sie ihre Freundin für tot. Doch als sie näher kam, hörte sie ein Schluchzen und Wimmern. Es ging ihr gut. „Danni…“, sagte sie. Danni fiel ihr um den Hals. „Ach, Hina! Wie konnte ich nur so dumm sein? Wie konnte ich nur einen Moment glauben, dass ich glücklich mit ihm sein könnte? Ich hätte doch wissen müssen, dass Vampiren so etwas wie Glück niemals vergönnt ist.“, schluchzte sie. Hinata streichelte ihr über den Rücken. „Danni, ich war dumm, nicht du. Ich hätte nicht auf die Idee kommen dürfen, Oogie ausschalten zu wollen. Dann hättet ihr beide sicher glücklich sein können.“ Jay tadelte sie: „Hinata, lass das! Hör auf dir selber die Schuld zu geben! Keiner hier hätte ahnen können, dass es so enden würde!“ Sie blickte zu ihm auf und nahm wieder jene Fürsorge und Aufrichtigkeit in seinem Blick wahr. Er nahm sie tröstend in die Arme. „Du wolltest nur das Beste für deine Freundin.“, versuchte er sie zu beruhigen, „Und Danni wollte den Mann schützen, den sie liebt. Euer Verhalten ist doch nachvollziehbar.“ Hinata hatte Danni noch immer in den Armen als diese anfing leise vor sich hin zu singen: „I’ve given all I can – it wasn’t enough - to keep you in my hands. Should I give up? I try to understand. Was it ever enough? I don’t unterstand. So here…“ Mit einem Mal brach sie ab und weinte nur noch zwei Worte bevor sie den Kopf an Hinatas Schulter vergrub: Schwarze Rose. Hinata verstand schon. Was Danni jetzt mehr als alles andere nötig hatte war Ruhe. „Sollen wir dich allein lassen? Ich glaube das brauchst du.“, fragte sie doch Danni schüttelte den Kopf und sagte ärgerlich: „Was ich brauche wird von ein paar Rotzgören und einem Haufen Krabbelviecher gefangen gehalten.“ Hinata strich ihr über den Kopf. Sie wusste wie Danni zumute war. Sie selbst war ja auch völlig am Ende. Deshalb nahm sie Jays Vorschlag, zu Jack und Sally zu gehen, nur zu gerne an. Sie verwandelte sich und lud Danni, die wie Espenlaub zitterte, auf ihren Rücken. „Soll ich sie nicht lieber tragen, Liebes?“, fragte Jay und Hinata stockte der Atem. Hatte er sie gerade „Liebes“ genannt? Sie sah ihn hoffnungsvoll und gleichzeitig verwirrt an. Er sah aus, als ob er auf sich selbst sauer wäre. „Ich wollte dir das nicht vor Danni sagen, weil sie gerade – naja wegen Billy. Aber ja, ich hab mich in dich verliebt Hinata. Ich fand dich von Anfang an hübsch und als ich gemerkt habe, wie selbstlos und fürsorglich du bist, bist du mir mehr und mehr ans Herz gewachsen.“ Hinata wusste nicht, was sie nun sagen sollte. Sie befand sich in einem Gefühlswirbel. Ihre Stimmungslage schwankte von Zuneigung zu Jay über Hass auf Oogie und die Blagen zu Sorge um Danni und Billy. Von Trauer über das was in den letzten Tagen geschehen war zu Freude über Jays Geständnis. Sie entschied sich dafür nichts zu sagen; manchmal reichen Worte nicht aus um ein Gefühl zu beschreiben. Jay zog an der Spinnentürglocke von Jacks Haus.

Danni wachte mitten in der Nacht auf. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr. Die letzten fünf Wochen waren so verrückt gewesen. Erst hatte sie sich ihr Haar abschneiden lassen. Jetzt hatte sie bis zur Mitte ihres Kopfes die Haare auf Augenhöhe und gescheitelt, der Rest war kurz geschnitten und immer wild zerzaust. Doch noch verrückter war, dass sie sich vor einer Woche hatte tätowieren lassen. Ein blaugrüner Seestern prangte nun an ihrem linken Ellbogen. Warum sie allerdings ein Tattoo wollte, war ihr schleierhaft. Wie schon so oft durchfuhr sie ein stechender Schmerz am Hals. Diese Seltsame Bisswunde, von der sie nicht wusste, woher sie kam, brannte seit einigen Tagen höllisch. Jetzt hatte sie genug von dem ganzen Mist und all dem, was sie in letzter Zeit im Traum verfolgte und ihr schlaflose Nächte bereitete. Es half alles nichts, sie musste mit jemandem darüber reden. Und sie wusste auch, wer dieser Jemand sein würde. Sie drehte sich auf die Seite und versuchte wieder einzuschlafen.

Hinata lag neben Jay und konnte nicht umhin ihn liebevoll zu küssen. Fast vier Monate waren sie nun ein Paar und hätten glücklicher nicht sein können. Doch Hinata machte sich schon seit Tagen -aber besonders an diesem Morgen- große Sorgen um Danni. Sie hatte sich in den letzten Wochen so verändert. Erst ihre Haare und dann auch noch das Tattoo. Hinata wusste, warum Danni das tat- zumindest konnte sie eine plausible Erklärung für dieses seltsame Verhalten finden. Sollte sie es ihr sagen? Nein! Das konnte sie einfach nicht. Danni würde diese Wahrheit sicher nicht verkraften. Hinata war heilfroh gewesen, als ihre Freundin die schlimmen Tage verdrängt hatte, die sie vor einigen Monaten erlebt hatten, als wären sie nie geschehen. Da konnte sie doch nicht diese furchtbaren Erinnerungen an- sie konnte den Namen nicht mal ihren Gedanken aussprechen. Ob er noch lebte? Hinata konnte nicht anders. Sie musste mit Jay über die Sache reden. „Schatz, “, begann sie vorsichtig und setzte sich auf, „ich müsste dringend mit dir reden. Ich brauche deinen Rat.“ Er umarmte sie zärtlich von hinten und gab ihr einen Kuss in den Nacken. „Sicher, Liebes. Worum geht es denn?“ Ohne zu zögern sagte sie: „Um Danni und die komischen Aktionen, die sie in letzter Zeit bringt.“ Er schaute ihr ins Gesicht und man merkte ihm an, dass er nicht recht wusste, was er nun tun oder sagen sollte. „Ich weiß, was du meinst. Aber vielleicht ist das nur eine Phase.“ Hinata schüttelte den Kopf. „Nein, Jay, es ist wegen…“ Ihr stockte der Atem. Doch sie musste diesen Namen endlich aussprechen. „Es geht um Billy. Ich denke, sie macht es seinetwegen. Anscheinend nehmen die Erinnerungen aus ihrem Unterbewusstsein heraus nun Einfluss auf ihre Entscheidungen. Ich bin keine Psychologin, aber es ist doch möglich, dass sie auf diese Art versucht ihm nahe zu sein, ohne es bewusst zu wollen.“ „Hinata, das ist doch an den Haaren herbeigezogen.“ „Ist es nicht. Billy hatte vor Jahren auch so eine Frisur und er hat genau diesen Seestern am linken Ellbogen. Danni hat immer gesagt, wie wunderschön sie dieses Tattoo findet.“ „Und nun bist du dir nicht sicher ob du ihr sagen sollst, was damals passiert ist. Du hast Angst, dass sie verzweifelt oder sogar depressiv wird, wenn du sie mit der Wahrheit über diese Veränderungen konfrontierst.“ Er hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Das liebte sie so an ihm, dass er auf Anhieb verstand, was sie ihm sagen wollte. Sie küsste ihn. Er nahm sie in seine Arme und sagte: „Ich weiß wie du dich fühlst. Aber früher oder später wird sie dich auf ihre Gedächtnislücke ansprechen.“ Damit hatte er natürlich vollkommen Recht. Eine Konfrontation würde nicht ausbleiben. „Jay!“, sagte sie weiter, „Ich kann aber einfach nicht glauben, dass Danni all das vergessen haben soll.“ Jay ließ sie los und sagte: „Vergessen ist nicht das richtige Wort, glaube ich. Sie hat es eher verdrängt. Die Erinnerungen wären zu qualvoll. Und da hilft sich das Gehirn, indem es sie dorthin verbannt, wo das Bewusstsein, keinen direkten Zugriff hat. Anders lässt es sich nicht erklären, dass Danni gar nichts mehr weiß, von dem was geschehen ist. Und dass das der Fall ist, steht außer Zweifel. Und wenn es darum geht, dass sie diese Erinnerung wieder findet, treib’ sie nicht dazu an. Wenn sie von selbst den ersten Schritt macht, dann hilf ihr dabei aber erzähl ihr nichts Konkretes.“ Hinata lag noch einige Zeit und überlegte, wie sie Danni erklären konnte, wieso sie solche Dinge machte und was vor einiger Zeit geschehen war.

Danni ging hinaus auf den Balkon. Malibu war zwar eine schöne Stadt aber dennoch fühlte sie sich nicht wohl. Und das lag nicht nur an der Sonneneinstrahlung. Es lag auch nicht daran, dass sie seit drei Monaten bei ihrer besten Freundin und deren Freund lebte. Ihr fehlte etwas. Die Tür ging auf und Hinata kam zu ihr hinaus auf den Balkon. „Hinata, Morgen.“, sagte Danni, „Ich bin froh, dass du kommst. Ich muss dringend mit dir reden.“ Hinata legte den Arm um ihre Schulter und sagte: „Worum geht es denn?“ und Danni erzählte ihr von ihrem immer wiederkehrenden Traum. „Ich hänge in einem Schlafzimmer als Fledermaus an der Decke. Unten im Bett schläft ein Junge mit schwarzen Haaren. Ich lass mich fallen, verwandle mich und lande auf dem Bett. Dann sehe ich, dass der Junge dasselbe Tattoo hat wie ich, aber sein Gesicht kann ich nicht erkennen. Und sobald ich ihn anfassen will, löst er sich auf.“ Nachdem Danni geendet hatte, bemerkte sie Hinatas Miene. Sie zeigte Besorgnis. Sie zog ein Blatt Papier aus der Hosentasche und reichte es Danni. Danni entfaltete es. „Ist er das?“, fragte Hinata, als Danni sich das Bild ansah. Es zeigte einen hübschen jungen Mann mit kurzem zerzaustem schwarzem Haar, faszinierenden blauen Augen und Tattoos überall an den Armen. Wieso kamen diese Augen Danni nur so bekannt vor. „Kannst du dich nicht an ihn erinnern? Fällt dir nicht einmal sein Name ein?“ Danni schüttelte den Kopf. „Doch, warte!“, sagte sie, „Mir fällt was ein. Ich glaub, es war etwas mit M.“ „Sein Nachname fing so an. Martin.“ Martin? Martin? Verdammt, wieso kam ihr dieser Junge nur so vertraut vor? Seine Augen, sein Gesicht, und dann noch sein Nachname. „Hieß er Bernie?“, fragte sie Hinata. Doch die schüttelte den Kopf. „Verdammt noch mal, Danni! Du wirst doch wissen, dass der Junge mit dem du zusammen warst, Billy Martin hieß!“

Dafür, dass sie Danni das verraten hatte, verfluchte sich Hinata noch, als sie schon fast in Halloweentown angekommen waren. Danni hatte sich wohl wieder daran erinnert, dass all das Unglück vor drei Monaten hier begonnen hatte. Und da Hinata so und so schon die wichtigste Information herausgerutscht war, hatte auch niemand Einwände gehabt, nach Halloweentown zu gehen und Danni dabei zu helfen, sich auch an den Rest der Ereignisse zu erinnern, indem man sie an die Orte brachte an denen zentrale Ereignisse stattgefunden hatten. Jay machte ein mürrisches Gesicht, den ganzen Weg über. Hinata konnte es ihm nicht verübeln. „Ist dir eigentlich klar, was du getan hast? Ich hoffe, dir ist wenigstens bewusst, dass eine noch größere Gefahr besteht, als beim letzten Mal! Jetzt da Danni dabei ist, sich wieder an alles zu erinnern, ist sie manipulierbar. Man braucht ihr nur eine falsche Geschichte zu erzählen und schon haben wir den Salat!“, hatte er Hinata angemault bevor sie gegangen waren. Sie kamen an dem Berg beim Friedhof vorbei, der sich aufrollen konnte und da geschah es. Danni sagte noch „Dieser Berg- Hina, ich glaube da ist...“ bevor sie zusammenbrach. Hinata und Jay fingen sie auf und brachten die zu Jack und Sally. Die beiden empfingen ihre Gäste freundlich und fragten sofort, was passiert sei. Nachdem Hinata und Jay die Sache erklärt hatten, machte Sally große Augen und sah auf Danni, die immer noch auf der Couch lag und sich nicht rührte. „Aber wir müssen auf jeden Fall in Erfahrung bringen, ob Billy überhaupt noch lebt. Die Blagen machen schon seit ihr Halloweentown verlassen habt, keine Mucken mehr. Sie spielen nicht mal mehr kleine Streiche.“ Hinata ging zur Tür und sagte: „Ich werde mich einfach dorthin schleichen und auf eine Gelegenheit warten, um ungestört nach Billy sehen zu können.“ In diesem Moment wachte Danni auf. Nun konnte Hinata natürlich nicht gehen und nach Billy sehen. „Ist alles in Ordnung mit dir, Danni?“, fragte Sally besorgt. Danni nickte. „Ja, es geht mir gut. Ich kann es nicht erklären. Als ich vorhin so dastand ist plötzlich so viel über mich hereingebrochen. Auf diesem Berg ist etwas passiert, ich weiß nur nicht genau, was. Aber es muss etwas Furchtbares gewesen sein. Ich erinnere mich daran, dass ich geweint habe, als ich dort oben war. Und ein kleiner Teufel war auch noch da.“ Ausgerechnet das war ihr als erstes eingefallen. Ausgerechnet an den Moment, wo Lock Billy vor ihren Augen umgebracht hat, muss sie sich zuerst erinnern, dachte Hinata. Sie setzte sich zu Danni und nahm sie in die Arme. „Jetzt weiß ich es wieder!“; schrie sie auf, „Dieser kleine Teufel hat Billy doch damals umgebracht!“ Danni vergrub ihr Gesicht zwischen ihren Händen. Plötzlich berührte sie die Bisswunde an ihrem Hals. „Und diese Wunde hat doch auch etwas zu bedeuten.“, versuchte sie sich weiter zu erinnern, „Irgendetwas sagt sie mir.“ „Überlege“, sagte Hinata und setzte an, um ihr auf die Sprünge zu helfen, doch Jay gebot ihr mit einem Zischen zu schweigen und es Danni allein schaffen zu lassen. „Es hat etwas mit ihm zu tun, mit Billy“, sagte Danni langsam, „Er hat sie mir zugefügt oder?“ Sie machte eine Pause und sprach dann weiter: „Er hat sie mir, glaube ich, in der Nacht beigebracht, als er weggegangen ist. Ich habe ihn darum gebeten. Ich war wohl sehr verliebt in ihn.“ Bevor Hinata ihr darauf Antwort gab, sah sie zu Jay um sicherzugehen, dass er nicht wieder den Kopf schüttelte oder zischte. Doch anscheinend gab er ihr grünes Licht. „Ja, das warst du.“, sagte sie und Danni stand auf. „Wo ist er jetzt? Ich muss ihn wieder sehen.“, sagte sie in die Runde. Dem folgten teils ratlose, teils entgeisterte Blicke. Alle redeten auf sie ein. Hinata: „Danni, da kannst du nicht hingehen. Ich wollte es dir eigentlich nicht sagen, aber Oogie Boogie hat ihn. Den kennst du ja gut genug.“ Jay: „So ist es. Die könnten dir das blaue vom Himmel runter lügen und du würdest es nicht bemerken.“ Jack: „Es ist wirklich besser, wenn du wartest, bis du deine Erinnerungen wieder gefunden hast.“ Sie senkte den Kopf und setzte sich wieder. Sie bat Hinata um einen weiteren Hinweis. Sie sagte nur: „Denk an deinen Traum, Danni.“ Danni führte sich den Traum vor Augen, und da wurde ihr klar, dass es nicht einfach nur ein Traum, sondern eine Erinnerung war, die sie Nacht für Nacht verfolgt hat. „Hinata, mein Traum spiegelt doch meine erste Begegnung mit ihm wieder. Ich hab ihn in seinem Schlafzimmer verführt und gebissen. Und er ist in meinen Armen gestorben, damit er sich in einen Vampir verwandeln konnte. In diesem Moment hat er mir auch meinen Kosenamen gegeben. Es war doch etwas mit bloody.“, sagte sie und Hinata nickte. „Bloody Darling? Nein. Bloody Valentine, das war es!“, sagte Danni und griff sich an die Stirn, „Ich glaube, ich muss schlafen. Mir dröhnt der Kopf.“ Sally ging zu ihr und nahm sie an der Hand. „Na komm, Danni, du kannst dich ins Gästezimmer legen.“ Sie brachte Danni nach oben. Jack, Jay und Hinata sahen sich kurz an und nickten stumm.

„Schnappt euch die Fledermaus, lasst sie nie mehr raus! Hast du sie dann erst einmal, ist es mit ihr aus“ „Haltet jetzt doch endlich die Klappe!“, fauchte Billy die Blagen an, nachdem sie schon zum x-ten Mal ihr Liedchen „Schnappt euch die Fledermaus“ in allen möglichen Varianten gesungen hatten. „Nö!“, johlen alle drei. „Ihr könntet euch ja wenigstens mal ein anderes Lied ausdenken. Und außerdem, wolltet ihr nicht mal wieder weggehen, jetzt wo Oogie euch nicht mehr einspannt?“ Die Blagen machten sich sofort auf den Weg. „Bevor Oogie es sich anders überlegt gehen wir lieber.“, hatte Lock gesagt und schon waren sie wie drei Wirbelwinde zur Tür hinausgezischt. Billy sah ihnen hinterher und lehnte sich an den Deckenpfeiler, an den sie ihn gefesselt hatten. Abgesehen davon und von den nervigen Singereien, behandelten sie ihn relativ gut. Sie gaben ihm regelmäßig Blut und taten ihm keine körperliche Gewalt an. Auch irgendwelchen psychologischen Terror hatten sie unterlassen. Oogie hatte nur während der ganzen Wochen, die Billy ihr Gefangener war, die Blagen häufig losgeschickt um irgendwelche Dinge zu erledigen. Er nahm eine Bewegung in dem Raum war, in dem sie ihn festhielten. Doch es waren nicht die Nervensägen. Es war auch nicht Oogie. „Psst, Billy!“, zischte eine Stimme aus der Ecke. Er drehte seinen Kopf dorthin und erblickte Hinata. „Was tust du denn hier?“, begrüßte er sie und sie kam zu ihm und umarmte ihn. „Oh, Billy, ich bin so froh, dass es dir gut geht. Wir haben uns solche Sorgen um dich gemacht.“ Er sah sie ungläubig an und sagte: „Na du bist mir eine. Ich bin hier seit Monaten an diesen Pfahl gebunden und du tauchst plötzlich hier auf und sagst, ihr hättet euch Sorgen gemacht.“ Sie entschuldigte sie bei ihm und erzählte, dass sie einfach nicht früher hatte kommen können und dass das schlimmere Übel war, dass Danni ihre Erinnerungen an die Ereignisse von damals verloren hatte. Ihm stiegen die Tränen in die Augen. „Was nicht heißt, dass sie dich nicht vermisst hat, Billy.“, fügte Hinata ihren Erzählungen schnell hinzu, „Eine Erinnerung hat sie Nacht für Nacht verfolgt. Sie hat ständig von der Nacht geträumt, in der sie dich verwandelt hat. Es tut mir alles so Leid, Billy. Ich wage nicht mir auszumalen, was du alles erleiden musstest.“ Er wollte ihr antworten und ihr erklären, dass sie ihm nie etwas angetan hatten, sondern ihn nur gefangen hielten. Doch da kam Oogie hereingeplatzt. „Hinata, du hier?“, sagte er höhnisch, „Willst du mich etwa um meinen Gefangenen bringen?“ „Nein, Oogie, das will ich nicht!“, fauchte sie, „Ich wollte nur wissen, ob ihr ihn nicht schon umgebracht habt!“ Billy senkte den Kopf. „Und selbst wenn sie mich befreien wollte, ich würde nicht weggehen.“, sagte er leise, auch wenn das nur teilweise stimmte. Hinata fauchte Oogie weiter an: „Sag mir doch mal, wieso du ihn so lange festgehalten hast!“ Oogie lachte und legte seine Hand auf Billys Schulter. „Das wird die ganze Welt bei der nächsten Mondfinsternis erfahren. Bis dahin muss ich ihn gut behandeln. Nicht wahr, William?“ Billy drehte den Kopf zur Seite und sah nicht, wie Hinata ging. Er hörte sie nur sagen, dass er tapfer sein solle, bis sie ihn befreien könnten und das Knallen einer Tür. Oogie hob Billys Kinn hoch. „Na, vermisst du deine kleine Danni?“ Er riss sich los und stieß ein Fauchen aus. Wie Recht Oogie doch hatte. Billy hatte nur dadurch, dass er an seinem Bloody Valentine festhielt, die Kraft aufbringen können, die Wochen in Gefangenschaft zu überstehen. Die wahre Liebe gefunden zu haben, war etwas Wunderbares. Billy ignorierte Oogies Gelächter und träumte sich in Dannis Arme.

Hinata kam zurück zu Jacks Haus und ging hinein. Erst als sie feststellte, dass Danni noch nicht wieder im Raum war, konnten sie sich in Ruhe besprechen. „Also, wie ist der Stand der Dinge?“, fragte Jack. „Die gute Nachricht ist, Billy ist noch am Leben, die schlechte, Oogie plant wieder irgendetwas.“ Jay sah sie an und meinte, sie solle deutlicher werden. Hinata meinte: „Sie halten Billy im Moment nur gefangen, aber als ich mit ihm geredet habe, ist Oogie dazwischen gekommen. Ich hab mich nicht auf einen Kampf eingelassen und bin gegangen. Aber er hat etwas erwähnt von einer Mondfinsternis.“ Jack sprang vom Sessel auf und sagte: „Ihr müsst sofort zu Doktor Finkelstein gehen und seine Bücher wälzen. Die nächste Mondfinsternis ist bereits in drei Tagen.“ Hinata bat Jack noch, sich gut um Danni zu kümmern. Dann liefen sie und Jay sofort los und gingen zu Doktor Finkelstein. Dass sein Bücherarchiv so riesig war, hätte sie nicht erwartet. Wie sollten sie da nur rechtzeitig etwas Brauchbares finden? „Das gibt es doch nicht!“, fauchte Jay nachdem sie schon fast drei Stunden gesucht hatten, „Hier muss es doch ein Buch über Mondfinsternis und Vampire geben!“ Doktor Finkelstein lächelte: „Nur mit Geduld findet man das Ungefundene, mein Junge.“ Jay seufzte tief. Hinata suchte nun schon das zehnte Buch über Astronomie durch, doch sie fand nichts. Sie realisierte nichts mehr. Alles was sie wollte, war Danni glücklich zu sehen mit Billy in den Armen. Als sie die Bücher zurücktrug kam sie an einem schwarzen Lederbuch mit der Aufschrift „Rituale der Finsternis“ vorbei. Sie bezweifelte zwar, dass sie ausgerechnet hier fündig würde, doch sie hatten schon so viele Bücher sinnlos durchgeblättert, da kam es auf das eine mehr oder weniger auch nicht an. Sie schlug es auf. Die Rituale waren im Register nach der Zeit zu der sie durchgeführt werden mussten angeordnet. Sie fuhr mit dem Finger die Liste entlang und stieß wie durch ein Wunder auf eine Kategorie „Mondfinsternis“ und eine Unterüberschrift mit dem Titel „Erweckung der dunkelsten Kräfte eines Kainskindes“ Kainskind war eine andere Bezeichnung für Vampir, das wusste Hinata. „Jay! Ich hab etwas gefunden!“, rief sie ihm zu. Er kam zu ihr und sagte: „Was hast du denn gefunden? Lies vor!“ Hinata begann die Seite vorzulesen: „Kainskinder werden zwar immer als böse abgestempelt, doch nur die wenigsten wissen, dass sie erst dann wirklich bösartig werden, wenn man ihre dunkle Seele während einer Mondfinsternis beschwört. Dazu muss das Kainskind auf einen Friedhof gebracht werden. Sobald der Mond komplett verdunkelt ist, muss derjenige, der das Wagnis eingehen will, die dunkle Seele eines Kainskindes zu entfesseln, die passenden Worte sprechen, die hier aus Gründen der Sicherheit nicht erwähnt werden. Sogleich wird die Verwandlung einsetzen und das Kainskind wird seine wahre Boshaftigkeit entfesseln. Es wird sich auch dem Befehl desjenigen beugen, der es gezwungen hat, seine dunkle Seite freizugeben, sofern dieser Jemand stark genug ist, das Kainskind in diesem rasenden Zustand zu kontrollieren. Zu beachten ist, dass jedes andere Kainskind, das das Opfer dieses Rituals berührt, ebenfalls seine dunklen Kräfte entwickelt, sich aber beherrschen kann und niemandem unterwürfig ist“ „Das hat Oogie also mit Billy vor! Das ist ja furchtbar!“, sagte Jay. „Wir müssen das auf alle Fälle verhindern!“, entgegnete Hinata, „Wir müssen Oogie aufhalten, bevor er Billy verwandelt.“ Doktor Finkelstein schüttelte den Kopf. „Das geht leider nicht, junge Dame. Ihr werdet Oogie nur dann aufhalten können, wenn ein Vampir, dessen dunkle Kräfte entfesselt wurden, ihn angreift und besiegt. Nur damit dass geschehen kann, muss ein Vampir den verwandelten Billy berühren.“ Hinata nickte stumm. „Können wir das Buch mitnehmen, Doktor?“, fragte sie, „Ich muss mit Danni darüber reden.“ Der Doktor nickte und die beiden machten sich auf den Weg. Sie liefen zu Jack so schnell sie konnten.

Danni war aufgewacht. Ihr Kopf dröhnte noch immer. Erinnerungen zu finden, war schmerzhaft. Der Schlaf hatte ihr gut getan. Je länger sie in Halloweentown war, desto mehr war ihr wieder eingefallen. Es fehlten ihr einige Details, doch im Groben konnte sie die Ereignisse von damals in einen logischen und chronologischen Zusammenhang bringen. In ihrem Kopf war die Lücke so gut wie gefüllt, doch in ihrem Herz befand sich noch ein großes Loch. Dort fehlte ihr noch etwas. Die Tür flog auf und Hinata und Jay kamen herein. „Hallo, Danni.“, sagte Hinata und Danni fiel ihr in die Arme. Freudestrahlend erzählte sie ihr, dass ihr alles wieder eingefallen war. Hinata bemühte sich zwar zu lächeln, doch Danni bemerkte ihre ernste Miene. „Was ist denn los Hinata?“, fragte sie und Hinata holte tief Luft und begann zu erzählen: „Es gibt da etwas was du wissen musst. Ich war während du geschlafen hast bei Billy.“ Danni konnte es nicht fassen. „Wie bitte?“, fauchte sie, „Du warst wo?“ „Bitte lass mich zu Ende erzählen. Ich hab da etwas sehr wichtiges herausbekommen. Oogie hat etwas von einer Mondfinsternis erzählt. Ich bin sofort mit Jay zu Doktor Finkelstein und wir haben in seinen Archiven Bücher gewälzt. Und wir haben tatsächlich etwas gefunden.“ Mittlerweile waren auch Jack und Sally hinzugekommen. Jay holte das Buch hervor und zeigte ihnen eine Seite über ein Ritual mit einer Mondfinsternis. „Was zum Teufel hat das alles zu bedeuten?“, fragte Danni verwirrt nachdem sie gelesen hatte. „Ich weiß es auch nicht genau.“, sagte Hinata, „Aber wir müssen Oogie aufhalten und Billy retten.“ Jack ergriff das Wort: „Aber dieses Mal überlegt ihr euch jeden einzelnen Schritt und bezieht jede Eventualität mit ein. Ihr könnt in so einer Situation nicht einfach improvisieren.“ Danni und Hinata nickten einstimmig. „Ich habe einen Vorschlag, aber es ist riskant“, sagte Jay vorsichtig, „Danni und Hinata tun so, als würden sie Billy befreien und lassen sich absichtlich erwischen. So sind sie näher am Geschehen. Und ich komm dann in der Nacht der Mondfinsternis zum Haus der Blagen und versteck mich da. Wenn Billys Kräfte dann entfesselt sind, schnappen Hinata und ich uns die Blagen und Danni berührt Billy und versucht mit ihren Kräften, Oogie endgültig zu erledigen.“ Jack schlug Jay gegen die Stirn. „Bist du wahnsinnig? Was ist denn das für ein Plan?“ „Vielleicht der einzige, den wir haben.“, sagte Danni und blickte in die Runde, „Oder fällt einem von euch was besseres ein?“ Ihr schnürte sich die Kehle zu bei dem Gedanken, was sie vorhatten. Doch etwas anderes überlagerte die Angst, der Drang Billy wieder zu sehen. Hinata sagte: „Es ist wohl wirklich der einzige Plan, den wir haben. Aber mach dir keine Sorgen Danni, wir werden Billy schon bald da raus haben.“ Sie verabschiedeten sich von den anderen, die ihnen viel Glück wünschten und ihnen fünfmal sagten, sie sollten auf sich aufpassen. Dann verwandelte sich Hinata in einen Grimm und nahm Danni auf den Rücken. Sie jagten aus der Stadt und zum Haus der Blagen. Den frostigen Wind nahm Danni nicht wahr. Sie dachte nur an Billy, an ihre schwarze Rose. Endlich erreichten sie das schmuddelige Haus der Blagen. „Ich gehe zuerst rein und bereite Billy auf eine Begegnung mit dir vor. Ich rufe dich dann.“, sagte Hinata und schlich sich hinein. Hoffentlich überschätzte sie sich da nicht. In Dannis Kopf schwirrten so viele Fragen und Zweifel. Nur das Bild von Billy vor ihren Augen ließ ein kleines Lächeln über ihre Wangen huschen. „Danni“, telepatierte Hinata ihr zu, „Die Luft ist rein. Du kannst kommen.“ Sofort stürmte Danni ins Zimmer, doch ihre Freude kam zu früh. „Wo ist er?“ „Wir müssen ihn zuerst suchen. Als ich vorhin hier war, war er da drüben an den Deckenpfeiler gebunden. Oogie hat ihn wohl versteckt.“„Ich wusste es“, sagte Danni. Aber so schnell würde sie nicht aufgeben, sie würde ihn wieder sehen. „Also los, Danni. Finde ihn!“, sagte Hinata. Das ließ sich Danni nicht zweimal sagen. Sie nutze ihre Vampirsinne und binnen weniger Augenblicke hatten sie Billy gefunden. Gefesselt und zermürbt saß er in der Ecke des Raumes. Danni konnte es nicht fassen, dass sie so einen Mann hatte vergessen können. Er war doch alles für sie gewesen. „Billy, mein Liebling.“, hauchte sie und fiel ihm um den Hals. Mit schwacher Stimme sprach er ihren Namen aus. Danni schluchzte: „Meine arme schwarze Rose, was haben sie dir nur angetan?“ Sie vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter. Er legte seinen Kopf auf ihren und sagte nur: „Danni, mein süßer Bloody Valentine, wie hab ich mich nach dir gesehnt.“ Sie riss die Augen auf und sah ihn an. Fast vier Monate lang hatte sie ihn in der Gewalt dieser Teufelsbraten und dieses Monsters Oogie Boogie gelassen, ohne es zu wissen. Er legte seine Lippen auf ihre und nach so langer Zeit versank Danni wieder in einen blutigen Kuss mit dem Mann, den sie liebte. Der Geschmack seines vampirischen Blutes und die Zärtlichkeit, mit der er sie küsste, ließen sie für kurze Augenblicke vergessen, in welcher ausweglosen Lage sie nun steckten. Nun war auch die letzte Erinnerung wieder erwacht. Die Erinnerung an die Liebe, die sie für Billy Martin empfunden hatte.

Hinata stand nahe der Tür und wusste nicht, ob sie die beiden auseinander reißen oder sie einfach diesen Augenblick genießen lassen sollte. Allerdings erübrigte sich diese Frage, als sie von hinten gepackt und ihr der Mund zugehalten wurde. Sie spürte Oogie Boogies festen Griff als er sagte: „Ach wie rührend. Die süße kleine Danni ist zurückgekommen um den Liebsten zu holen.“ Danni wirbelte herum. Angst stand ihr ins Gesicht geschrieben. Die Blagen kicherten laut doch unter dem hämischen Lachen konnte man Locks Worte dennoch gut verstehen. „Aber wir lassen sie nicht! Na los, Barrel, ergreif sie!“ Hina strampelte und versuchte sich aus Oogies Griff herauszuwinden. Doch sie konnte es nicht, egal wie sehr sie sich mühte und mit Armen und Beinen ruderte. Nun sah sie verzweifelt, wie Barrel Danni von Billy los riss und sie Oogie vor die Füße warf. Shock machte die Sache nicht viel angenehmer, als sie Danni heftig ins Genick schlug. „Ihr kommt ja wie gerufen.“, sagte sie mit ihrem Unheil verheißenden Lachen in der Stimme, „Wenn ihr beide zuseht, wird es noch mal lustiger. Schade, dass wir erst in ein paar Tagen loslegen können.“ Oogie grinste nur hämisch und forderte die Kinder mit einem Kopfnicken zum Gehen auf. Er warf Hinata unsanft auf den Boden und verschwand mit seinen kleinen Helfern. Hina wartete bis die Tür abgeschlossen war und sie die vier Bösewichte nicht mehr hören konnte, rappelte sich auf und löste Billys Fesseln, der zuerst sie umarmte und dann sofort seine Danni zu sich nahm. „Das lief ja besser als ich dachte.“, sagte Danni. Billy war geschockt, das merkte ein Blinder mit Krückstock. „Soll das heißen, ihr wolltet euch absichtlich erwischen lassen?“ Die Mädchen nickten nur. „Es wäre zu kompliziert, dir alles zu erklären, Billy. Wichtig ist nur eins, dass du dich nicht wehrst gegen das was geschehen wird. Danni und ich wissen, was zu tun ist. Vertrau uns, so wie du uns damals vertraut hast.“, versuchte Hinata ihn zu beruhigen und Danni half nach, indem sie ihm sanft über das schwarze Haar strich. „Danni, dein Ellbogen!“, schrie er plötzlich erschrocken auf. Er musste wohl ihr Tattoo bemerkt haben. Hinata ahnte schon übles, doch es kam anders. Billy streichelte über Dannis blaugrüne Haut und sagte: „Du trägst mein Tattoo? Es sieht schön aus an dir.“ Hinata setzte sich zu den beiden. „Das hat sie wegen dir gemacht Billy, in der Zeit als sie dich vergessen hatte. Wir vermuten, dass sie dir unterbewusst auf diese Art nahe stehen wollte.“ Und nun stand sie ihm wieder nahe- zu nahe. Sie so in seinen Armen liegen zu sehen, machte Hina auf der einen Seite froh, aber andererseits machte sie sich große Sorgen. Was, wenn ihr Plan nicht aufgehen würde? Ihre ganze Zukunft hing von wenigen Minuten ab. Wenigen Minuten, die in weniger als sechzig Stunden heranbrechen würden. Sechzig Stunden, in denen die drei bangen und beten mussten. Sie gingen vorbei. Und während dieser Zeit sprachen die drei kaum ein Wort. Danni lag stumm in Billys Armen, der an der Wand lehnte. Hinata saß neben ihm und hielt Dannis Hand. Die letzen Minuten vor Beginn der Mondfinsternis waren angelaufen. Es war eine wolkenlose Nacht. Hinata drehte sich der Magen um, bei dem Gedanken an das, was Billy gleich bevorstand- und auch Danni und ihr. Gerade wollte sie versuchen ihnen allen drei noch einmal Mut zuzusprechen, als die Tür aufflog und die Teufelsbraten hereinkamen, die Gesichter noch gemeiner und bösartiger als sonst. Shock nahm Hinata in die Mangel, während Barrel sich Danni griff. Lock stand ein paar Schritte entfernt, ein Seil in der Hand. Ohne zu murren oder Anstalten eines Fluchtversuches ließen die beiden Mädchen sich wegbringen und sahen noch, wie Lock Billys Handgelenke fesselte.

Danni senkte den Blick. Immer wieder schoss sein Name durch ihren Kopf. Doch sie wagte nicht ihn auszusprechen. Draußen war es bitterkalt. Im fahlen Mondlicht wirkte der Friedhof noch unheimlicher. Oogie Boogie stand bereits vor einem der Gräber. Langsam begann der Mond sich zu verdunkeln. Shock und Barrel zerrten sie und Hina auf die Knie. Sie bewegten sich nicht, auch nicht als Lock Billy herbeischleifte und am Grabstein festband. Danni sah zu Hinata, die ihr telepatisch Antwort auf den stummen Hilferuf gab. „Bleib ruhig, Danni. Du musst Vertrauen haben, in mich, in dich selbst und auch in Billy und Jay. Ich spüre, dass er hier ist.“ Lock zurrte noch einmal das Seil fest und sagte: „Der kommt jetzt nicht mehr hier weg.“ Oogie zog Danni vom Boden hoch und drehte ihren Kopf zu Billy. „Sieh ihn dir an, deinen William. Denn so wirst du ihn nie wieder sehen. Jeden Tag habe ich sein hübsches Gesicht sehen müssen. Jeden Tag musste ich diese Augen sehen, die dich mir weggenommen haben. Meinst du nicht auch, dass es nur gerecht ist, wenn ihr Besitzer mir im Gegenzug auch etwas gibt?“ Im halb verdunkelten Mondlicht konnte Danni Billys Gesicht sehen. Sein Blick wollte ihr etwas sagen, doch sie verstand es nicht. Oogie schleuderte sie in Hinas Arme, wo sie regungslos liegen blieb. Die Mondfinsternis schritt voran. In wenigen Minuten würde die Nacht noch dunkler sein und das Schicksal ihres Geliebten, ihrer besten Freunde und Dannis eigenes entschieden werden. Shock reichte Oogie ein Stück Papier. Er entfaltete es und las laut vor: „Luna abscondente orem expergiscuntur dominationes nigrae in creaturis noctis. Expergiscamini adulescente illo, lamiana dominationes, faceatisque eum nuntium malorum. “ Danni stockte der Atem als sie das hörte. Sie konnte Latein, und wusste, was es bedeutete. „Danni, was hat Oogie da gesagt?“, fragte Hina sie in Gedanken. Danni gab ihr zur Antwort: „So in etwa folgendes: Wenn der Mond sein Gesicht verbirgt, erwachen in den Geschöpfen der Nacht dunkle Mächte. Erwacht nun in diesem Jüngling, ihr vampirischen Mächte, und macht ihn zum Boten des Bösen.“

Und nun war auch Hinata mehr als geschockt. Doch sie mussten sich zusammenreisen. „Bleib ruhig, Danni, sobald Billys dunkle Seite erwacht schlagen wir wie geplant zu und holen uns diese Kräfte und können Oogie hoffentlich fertig machen.“, lies sie ihre Freundin noch wissen und brach den mentalen Kontakt ab. Sie sah zu Billy- und bereute es in selben Augenblick. Denn der Junge, den sie ansah, war nicht mehr Billy. Das weiß seiner Augen war schwarz geworden und seine blaue Iris hatte sich blutrot verfärbt. Seine Vampirzähne glichen nun den Fängen eines Raubtieres, Blut tropfte an ihnen herab. So sahen Vampire also in Wahrheit aus, das war ihr wirkliches Erscheinungsbild. Nun verstand Hinata, warum die Menschen sich so vor diesen Bestien fürchteten. Sie sah Danni an, nickte ihr unauffällig zu und sie stürzten los. „Was zum-?!“, brüllte Oogie als Hinata und Danni an ihm vorbeizischten und Hinata sich die Blagen vorknöpfte. Jay kam ihr zu Hilfe und gemeinsam gingen sie auf Lock, Shock und Barrel los. Dieses Mal konnten sie die Blagen ohne weiteres in die Knie zwingen- eigenartigerweise. Vielleicht lag es daran, dass sie dieses Mal zu zweit waren und Jay in seiner Skelettgestalt unglaubliche Kraft hatte. Hinata wirbelte Barrel in der Luft herum und sah dabei unwillkürlich zu Billy hinüber. Er sah Furcht einflößend aus. Wo steckte nur Danni? Sie hätte ihn doch längst berühren müssen. „Lass mich los, du Drecksack!“, schrie Danni. Oogie hatte sie erwischt. Nein, dieses Mal würden sie nicht verlieren. Hinata ließ Jay mit den Blagen allein, er würde mit ihnen schon fertig. Sie stürzte sich auf Oogie, biss ihn fest und grob ins Genick und half Danni so sich loszumachen. Sie wurde unsanft von Oogie auf den Boden geschleudert, dennoch hatte Hinata Danni die Möglichkeit gegeben, Billy zu berühren. Danni ergriff sein Handgelenk, was schwierig war, denn Billy zappelte und versuchte seine Fesseln zu lösen. Doch sie hatte es geschafft.

Jay hatte alle Hände voll zu tun mit den Blagen. Dafür, dass sie nur Kinder waren, waren sie wirklich stark. Hinata hatte Barrel zwar erledigt, doch Lock und Shock waren da andere Kategorien. Lock sprang Jay von hinten an und er landete unsanft auf dem Boden. Lock stelle den Fuß auf seinen Kopf und Jay konnte nur vermuten, dass Shock im Begriff war, ihm etwas Scharfes in den Rücken rammen zu wollen. Doch stattdessen schrie die Hexe nur und Lock sprang von Jays Kopf herunter. Jay sah auf und erblickte Hinata. Sie half ihm auf und gemeinsam gingen sie auf Lock los und schafften es tatsächlich, ihn KO zu schlagen. Doch der schlimmste Gegner stand noch bevor: Oogie. Die beiden sahen zu Danni, die auf dem Boden kauerte und grauenvolle Geräusche von sich gab. Sie hielt noch immer Billys Handgelenk, der neben ihr auf dem Boden lag. Oogie war in die Knie gesunken. Anscheinend hatte Hinatas Biss in sein Genick ihm doch zu schaffen gemacht. Langsam erhob sich Danni.

Sie konnte es nicht sehen, doch sie wusste, dass ihre Augen nun ebenso aussahen wie die von Billy. Sie schmeckte das Blut in ihrem Mund. Ihre eigenen Zähne hatten sie verletzt, so scharf waren sie. Sie ließ den Jungen neben sich los und ging auf den Kartoffelsack ihr gegenüber los. Sie wusste nicht, wieso sie es tun musste, doch sie musste ihn umbringen. Etwas in ihr sagte ihr, dass sie es einfach nur tun musste. Er würde leichte Beute sein, auch wenn sie sich nicht an Blut laben konnte. Stück für Stück kam sie auf ihn zu. Er wimmerte: „William, hilf deinem Herrn und Meister.“ Wer war nun William? Danni spürte etwas auf sie herabsausen und wich zur Seite. Sie drehte sich um und sah direkt in die wilden roten Augen eines Vampirs.

Oh mein Gott, er wird sie umbringen! Hinata war derart in Panik, dass sie loslaufen wollte, um Danni zu helfen. Doch Jay hielt sie zurück. „Warte Hinata! Billy und Danni sind in einem unberechenbaren Zustand, sie könnten dich umbringen!“ Er zog sie hinter einen Grabstein. Doch sie blieb nicht dort sitzen und spähte über den Rand, was dort vor sich ging. Danni und Billy standen sich gegenüber. Sie würden doch nicht wirklich kämpfen? Doch nach dem, was in dem Buch gestanden war, würde Billy Oogies Befehlen gehorchen. Er ging tatsächlich auf Danni los. Er schlug mit seinen scharfen Klauen nach ihr. Sie streckte ihm ihren Unterarm entgegen, um den Schlag abzuwehren. Doch er war wohl etwas zu kräftig für sie. Er schmetterte sie auf den Boden. Hinata kniff die Augen zusammen. Er würde Danni gleich umbringen. Er müsste ihr nur die Kehle zerfetzen. Er beugte sich über sie, drückte seine Hand auf ihre Brust und hielt sie auf den Boden gepresst. Mit der anderen holte er aus, um ihr den Gnadenstoß zu versetzen.

Was war das für ein seltsamer Typ? Erst griff er sie an und dann brach er ab als er seine Klauen in ihren Hals schlagen wollte. Je länger sie in sein Gesicht starrte, desto mehr hatte sie den Eindruck, ihn zu kennen. Ein Geruch von Leinen holte sie aus ihren Gedanken. Sie holte aus und schleifte den Kerl über ihr zur Seite und er landete mit dem Kopf direkt an einem Grabstein. Sie stand auf und ging auf den Kartoffelsack zu, der sich hinter einen Baumstumpf geflüchtet hatte. Sie schlug ihn gegen den Kopf und er krachte mit voller Wucht an den Stumpf. Sie lehnte den Kopf zurück und entblößte ihre spitzen Eckzähne. Pfeilschnell sausten sie herab und zerfetzten den Kartoffelsack. Insekten krabbelten heraus, die Danni einfach zertrat. Dann sah sie zum Mond auf. Er kam langsam wieder aus dem Schatten der Erde zum Vorschein. Sie fiel auf den Boden und sah noch das lächelnde Gesicht eines schwarzhaarigen Jungen vor ihren Augen, bevor sie ihre Sinne verlor und ins Dunkel stürzte.
 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 

Epilog
 

Danni saß neben Billy, der hinter Jay Platz genommen hatte. Auf ihr langes schwarzes, ärmelloses Kleid fiel eine kleine Träne. Doch dieses Mal drückte sie keine Trauer, keinen Schmerz und kein Leid aus. Sie war ein Zeichen ihrer Freude. Billy legt den Arm um sie. Sein Haar sah anders aus. Er hatte nun wieder die Frisur, die Danni auch trug, doch seine war braun mit blonden Strähnen. Der Anzug sah gut aus an ihm. Er wirkte so edel damit. „Oh mein Gott…“, flüsterte sie ihm zu als Hinata in den Raum kam. Ihr blondes Haar war kunstvoll hochgesteckt und ihr eisblaues Seidenkleid sah wunderschön dazu aus. Es war schlicht und deswegen schon wieder traumhaft. Um den Oberkörper herum sehr figurbetont geschnitten und der Rock leicht in Falten gelegt. So ging sie auf Jay zu und setzte sich neben ihn. Ohne groß zu reden, fragte der Beamte, ob die beiden den Bund der Ehe eingehen wollten. Beide sagten ohne zu zögern ja. Nachdem Danni und Billy als Trauzeugen die Ehe bestätigt hatten, verließen die vier schleunigst das Rathaus von Malibu und stiegen ins Auto. Hina und Jay saßen auf der Rückbank und sahen so glücklich aus. Danni konnte ihn fragen hören: „Bist du glücklich, Hina?“ Sie nickte und schon kullerten kleine Tränen über Hinatas Wangen. Danni hatte sie noch nie so voller Lebensfreude gesehen, noch nicht mal als sie noch wirklich lebten. Sie schloss die Augen. Der Albtraum war vorbei. Nun war ihre Freundin frisch vermählt und sie selbst hatte in der Nacht zuvor Billys Antrag angenommen. Vielleicht konnten die vier nun einen neuen Anfang wagen und endlich das Leben nach dem Tod genießen. Danni sah auf die Fahrerseite zu Billy. Sie konnte seine Handgelenke unter den Ärmeln seines Hemdes hervorschauen sehen. Sie ließen nicht im Geringsten auf das schließen, was vor einigen Wochen geschehen war. Noch einmal drehte sie sich zu ihren Freunden um, die aneinander geschmiegt auf der Rückbank saßen. Die Freude stand immer noch auf Hinas Gesicht geschrieben. „Danni“, sagte sie plötzlich, „ich kann nicht glauben, dass wir nun endlich ein halbwegs ruhiges Leben führen können.“ Danni verstand was sie meinte. Die Narben waren alle verheilt, aber die Wunden, die ihre Erinnerungen an die Ereignisse in Halloweentown hinterlassen hatten, würden nie verheilen. Vor sich sah Danni die Häuser LA’s.



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