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Nor about fire, neither about an emblem

MarthxRoy
von

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Marth

"Huaaah~ wie öde...!"
 

Marth lehnte sich zurück, verschränkte die Arme hinter seinem Kopf und sah aus dem Fenster. In Letzter Zeit war nichts los, Frieden herrschte nahezu überall.

Eigentlich sollte das den jungen Landsherrn freuen, doch er ist alles Andere als euphorisch über die derzeitige Lage - Langeweile macht sich breit!
 

Wenn es nicht gerade Schlachten zu schlagen gibt, ist der Job eines Prinzen nämlich alles Andere als spannend. Massig Papierkram, den es zu erledigen gibt - der sich größtenteils um Bürgerkonflikte dreht, weil sich Obsthändler A mal wieder mit Fischhändler D wegen Geruchsbelästigung streiten musste.
 

Herrgott, Marth hatte es satt! Und WIE er es Leid war, sich um trivialste Dinge kümmern zu müssen. War es denn SEINE Schuld, wenn der Fisch über den ganzen Marktplatz stinkt!?

Nein!
 

Aber sich aufzuregen brachte nichts. Abermals entwich seinen Lippen ein herzhaftes Gähnen, verbunden mit einem kurzen Strecken, ... als er plötzlich eine Hand auf seiner Schulter spürte.
 

Ohne nachzudenken sprang er auf, zog sein Falchion aus der Scheide und richtete es auf.... Sigurd.

"... Marth. Nimm das Schwert weg, du könntest sonst noch jemanden verletzen."

Sigurd sagte dies ohne jegliche Regungen seitens seiner Mimik.
 

"Sigurd...", murmelte Marth, während er sich wieder entspannte und das Schwert zurücknahm.

"... was willst du hier? Gibt es wieder Ärger auf dem Marktplatz?"

Marth sagte das, wohlwissend, wie zynisch er dabei klang, doch dies ließ Sigurd kalt.
 

"Ich habe eine Eilnachricht, die Dich interessieren könnte."
 

In seiner Hand hielt Sigurd einen - wohl eher eilig zugeklebten - Brief, den Marth an sich nahm und interessiert öffnete.
 

Er überflog den Brief; stockte, las ihn erneut, verzog das Gesicht und überflog ihn letztendlich ein letztes Mal.
 

"... von wem?"
 

"Unbekannt." entgegnete Sigurd kalt. "Alles, was wir wissen, ist, daß Aritia in großer Gefahr ist, wenn das stimmen sollte."
 

Marth nickte und legte den Brief weg. Einerseits freute er sich, daß er endlich vom Schreibtisch wegkam - andererseits war das die denkbar schlechteste Nachricht, die sie hätten erhalten können.
 

"Was werden wir tun, junger Prinz?"
 

Marth dachte einen Moment lang nach. War da nicht... gab es da nicht ein benachbartes Königreich? (FE-Veteranen, NICHT HAUEN!!! Das ist ein RPG, da darf man sowas hinzuerfinden)
 

"Pharae..." entglitt es Marth.
 

"Pharae?"
 

Sigurd klang erstaunt. Er kannte Pharae nur vom Hörensagen, obwohl Aritia eine Allianz mit ihnen bildete.
 

"Wieso Pharae? Ihre Eltern würden sicher nicht--"
 

"Ich bin nicht wie meine Eltern" entgegnete Marth schroff, ehe Sigurd diesen Satz beenden konnte. "Und Pharae ist verlässlich - ich kenne ihren Prinzen. Und er wird uns helfen."
 

Marth wendete sich zum Fenster und sah hinaus. Der Himmel war blau, wolkenlos - es war die die Ruhe vor dem Sturm. Sigurd war verstummt, akzeptierte die Entscheidung seines Herrn - in dieser Lage war es ihm nicht gestatte, Widerspruch zu leisten.
 

"Ich werde mir Sheedah's Pegasus ausleihen - mach du in der Zwischenzeit Truppen bereit. Sorge aber dafür, daß keine Unruhe entsteht..."

Mit diesen Worten verließ Marth das Zimmer, schlenderte zügig zum Stall - wo sich Sheedah vorrangig aufhielt - überzeugte sie (was zugegebenermaßen nicht schwer ist =_=°) und borgte sich somit ihr geflügeltes Ross. Selbst einen Kuss auf die Wange hat sie dafür bekommen, ehe er losflog - als "Tausch", daß sie dort bleiben musste.

Zum Glück war sie so einfältig.
 

~
 

Es dauerte nicht lange, bis Marth vor den Toren Pharae's stand - er bat um Einlass, machte sich auf zum Schloss und bat um eine Audienz, welche ihm gewährt wurde - doch sollte er auf Roy, den Prinzen, in einer Art "Wartezimmer" warten.
 

"..."
 

Viele Gedanken schossen Marth durch den Kopf, während er da saß, den puterroten Teppich betrachtete und wartete.

Roy

Dienstag....... schon wieder.
 

Herrje, nahezu alle Wochentage waren doch immer wieder nervtötend und so ganz und gar reizlos.
 

Nur die Wochenenden, an denen zur Jagd oder ähnlichen Späßen aufgerufen wurde, vermochten die angespannte und hektische, allerdings durchweg steife und überaus humorlose Atmosphäre für einen kurzen Zeitraum zu verwischen.
 

Seufzend wanderte Roy im Raum auf und ab.

Ein wenig nach rechts, ein wenig nach links, den Blick hierhin und dorthin gelenkt, mit den Gedanken fernab des bunten Treibens am Hofe.
 

Wenn sein Vater doch nur endlich gesund würde - dann würde er sich wieder den ihm eigentlich zugedachten Aufgaben widmen können, statt den Angelegenheiten, die eigentlich des Königs Hand oblagen, nachzugehen!
 

Während er den Geist schweifen ließ, über diverse in letzter Zeit vorgefallene Dinge nachgrübelte und seinen Instinkt zurate zog, um über einige zu fällende Entscheidungen zu urteilen, ging draußen bereits die Sonne unter.
 

Sonne.

Licht.

Er vermochte sich kaum zu erinnern, wann er das letzte Mal an der frischen Luft gewesen war.
 

Sicher, rein theoretisch hätte er jederzeit ans Tageslicht treten und der Entspannung im seichten Sonnenschein fröhnen können - praktisch jedoch war dies kaum durchführbar.
 

Stets warteten Aufgaben, permanent hasteten Personen in seine Gemächer, in Arbeitsräume oder Audienzsäle, störten bei Schlaf, Nahrungsaufnahme und eigentlich wichtigen Bedürfnissen, um sich einen Rat oder eine Entscheidung abzuholen, deren Verantwortlichkeit nicht einmal eindeutig geklärt war.
 

"Puhh..."

Ein schwerer Seufzer entwich den Lippen des Rothaarigen, die Blicke aus azurblauen Augen blieben auf einem großen Wandgemälde haften.
 

Aritia..... das Königreich, gar nicht weit entfernt, und doch für ihn im Moment ebenso ungreifbar wie ein kühles Bad im Fluss im Halbschatten der dicht belaubten Bäume.
 

Und Marth?

Wie mochte es dem Prinzen der 'Nachbarn' wohl ergehen?

Ob er ebenso gestresst war?
 

"Herr! Rasch, schon wieder ein Angriff!"
 

Die atemlose Stimme hallte dumpf durch den Saal, sprang von den weiß getünchten Wänden wider und fing sich erst in den spärlich aufgestellten Möbeln, die, in dunklem Weinrot, die recht steife und edle Atmosphäre verstärkten.
 

Roy verzog das Gesicht.
 

"Schattenkrieger?"
 

Der in smaragdgrünen Samt gehüllte Alte verneigte sich leicht und nickte mit dem Kopf in Richtung Fußboden, was Roy als Zeichen der Bestätigung ausreichte.
 

Lustlos verdrehte er die Augen gen Himmel und verschränkte fest die Arme vor der Brust.
 

"Wie viele und wo?"
 

Die Frage klang wenig enthusiastisch; Schattenkrieger zu jagen war in letzter Zeit zur Gewohnheit, jedoch nicht gerade zur beliebten Beschäftigung geworden, da es erstens risikoreich und zweitens irgendwann beunruhigend geworden war, da sich die Gruppen der Angreifer mit jedem Mal vergrößerten.
 

Ein kleinlauter Knicks des Gegenübers ließ Böses erahnen.
 

"Gut vier Dutzend, Herr. An der Grenze zu Aritia."
 

".............Aritia. Vier Dutzend, sagt Ihr? Herrje...."
 

Roy lockerte die verknoteten Arme und fuhr sich gedankenverloren durch das glänzende Haar, dessen dicke Strähnen ihm beizeiten die Sicht vernebelten.
 

Vier Dutzend.... das waren beinahe fünfzig Gegner, und dann ausgerechnet an der Grenze zu Aritia.
 

Hätte es sich um ein verfeindetes Nachbarland gehandelt, hätte man die Feinde schlicht und ergreifend über die Grenze treiben können und wäre diese Sorge los gewesen - doch wenn es sich um Aritia handelte...
 

Ein leises Schnauben tat Roys Unmut kund.
 

"Schickt mir ein paar Kundschafter aus, ich will deitaillierte Berichte. Und nun lasst mich allein."
 

Der Alte hob den Kopf, starrte den Prinzen voller Missfallen an und zog die Mundwinkel nach unten.
 

"Herr, wäre es nicht ratsam...-"
 

"Schweigt!"
 

Roy war herumgefahren.

Seine Augenbrauen bildeten eine gerade Linie und er sah unverkennbar zornig aus.
 

"Ich sagte, lasst mich allein!"
 

Angesichts dieses rauen und deutlich lauteren Umgangstons, hastete der Alte mit einem gehetzten Knicks und nahezu über seine eigenen Füße stolpernd aus dem Raum.
 

"Hmpfff......."
 

Genervt kehrte Roy der Tür den Rücken.
 

Konnte nicht irgendwer sonst diese lästigen Angelegenheiten regeln?
 

Das war nicht seine Aufgabe, er war zu jung und ganz nebenbei auch nicht im Mindesten gewillt, seine Jugend mit derartigen Ärgernissen zu verschwenden!
 

Ein weiterer Blick aus dem Fenster und sein Entschluss stand fest: Es reichte.
 

Nicht länger würde er sich hier einpferchen und als Königsersatz ausbeuten lassen!
 

Roy griff kurz entschlossen nach seinem Umhang, schwang ihn sich um die Schultern und öffnete mit wenigen gekonnten Handgriffen das Fenster.
 

Mit einem selbstzufriedenen Lächeln maß er den Abstand zum Boden, der mindestens vier, fünf Meter betragen musste, und setzte mit einem geschmeidigen Sprung über das Fenstersims hinweg.
 

Seine Fußsohlen berührten den Boden kaum, als er unten aufschlug, weich rollte er über die Ballen ab und lief in flinkem Laufschritt zum Fluss hinunter - Schuhe anzuziehen, war ihm sinnlos vorgekommen, hatte er doch vor, seine Füße sogleich mit dem kühlen Wasser zu benetzen.
 

"ROY! WAS SOLL DAS WERDEN!?"
 

Mitten in der Bewegung hielt Roy inne und zog die Schultern hoch.
 

Sein Kopf verschwand nahezu zwischen ihnen und er schloss flehentlich die Augen, als hoffe er, sich unsichtbar machen zu können.
 

"Bitte nicht, bitte bitte nicht....", flüsterte er, doch auch das konnte ihn nun nicht mehr retten.
 

Die zierliche, jedoch unverkennbar fein bemuskelte und mit keinem Gramm zu viel bestückte Gestalt einer dunkelhaarigen Frau schritt hoheitsvoll über eine der großen Rasenflächen des Geländes, ein goldgelber Schleier wehte hinter ihr her.
 

"Wolltest du dich schon wieder vor deinen Pflichten drücken? Es wird Zeit, dass du endlich erwachsen wirst, junger Mann!"
 

Flink wurde der Prinz am Ohr gepackt und in Richtung Schloss zurückgezerrt, die Beraterin seines Vaters und ihres Zeichens Aufsichtsperson Roys, wann immer sein Vater verhindert war, redete unablässig auf ihn ein.
 

Im Grunde registrierte der junge Mann nicht viel von dem, was sie ihm erzählte, ihre Moralpredigten kannte er zur Genüge - erst, als der Name 'Marth' fiel, horchte er auf.
 

".....Aritias Sicherheit ebenso wie die von Pharae. Die Allianz sollte wirksam werden, Prinz Marth ist höchst beunruhigt und sucht das Gespräch mit dir. Da nun beide Königreiche auf ihre Thronfolger angewiesen sind - auch wenn der unsere noch reichlich grün hinter den Ohren ist -", und sie sah Roy unverkennbar missbilligend an, "-, wird es Zeit, dass ihr miteinander einen Kooperationsplan ausarbeitet. Die Schattenkrieger werden zu einem wachsenden Problem, allein können wir sie nicht ewig in Schach halten."
 

Roy riss sich los, sobald sie in der Eingangshalle angelangt waren, und nahm die gewohnte Abwehrhaltung ein, indem er beide Arme fest verschränkte und die Augen zusammenkniff.
 

"Erst einmal wäre es gut, zu wissen, woher sie überhaupt kommen. Kein Schattenkrieger wurde hier in den letzten Jahren gesehen - es muss einen Grund dafür geben, dass sie plötzlich wieder auftauchen."
 

Die Andere starrte ihn verwundert an, dann zeichnete sich ein anerkennendes Lächeln auf ihrem Gesicht ab.
 

"Oha, der junge Mann denkt ja doch ab und zu mit. Na wunderbar, dann bitte geh und unterbreite dem jungen Prinzen von Aritia diesen Vorschlag. Er erwartet dich im Purpurzimmer."
 

Überrascht blickte Roy auf, dann begann er breit zu grinsen und stapfte die Treppen zum genannten Raum hinauf, der für gewöhnlich als Wartezimmer für Besucher genutzt wurde.
 

Der Prinz von Aritia.

Bei ihm.

Soso.
 

Ein selbstsicherer Blick ergriff von seinen tiefblauen Augen Besitz und begegnete, kaum dass er um die Ecke bog, denen Marths.
 

Der Schauer, der Roy über den Rücken lief, war undefinierbar, jedoch mehr als seltsam und für ihn unerklärlich.

Anmerken ließ er sich allerdings nichts.
 

"Willkommen in Pharae, Prinz Marth. Was kann ich für Euch tun?"
 

Roys Stimme klang ein wenig wackelig, als er langsam näherschritt.
 

Erst als er bereits vor dem sich langsam Erhebenden zu stehen kam, wurde ihm bewusst, dass er nach wie vor keine Schuhe trug und die noch für einen kurzen Augenblick im Flusswasser gebadeten Füße nun vor Sand und Erde strotzten.

Marth

Es war still um Marth herum - fast schon zu still.
 

Er wusste nicht, wie lange er nun schon da saß, wartend - und nur mit dem Kopf arbeitend. Er saß einfach nur da, regungslos, ruhig atmend, still, vollkommen still - man hätte die berühmte Stecknadel auf den purpurnen Teppich fallen hören können.
 

Hatte man ihn vergessen?

Hatte er womöglich einen wichtigen Faktor übersehen, und sie waren gar keine Verbündeten mehr, und nun diskutierte man über das Wohlergehen vom "Prinzen des verfeindeten Reiches"?
 

Marth schüttelte bestimmt den Kopf - nein, das konnte nicht sein. Sicher, seine Eltern wollten es nie wirklich wahr haben, doch auf sein Drängen hin, haben sie es letztendlich akzeptiert, eine Allianz mit Pharae zu gründen. Sie waren dagegen, aus welchen Gründen auch immer.

Der Gedanke, daß er sich irren könnte, wurde mit einem unangenehmen Schauer quittiert - abermals schüttelte Marth den Kopf, dann kurz den gesamten Körper.
 

Was denke er sich hier nur? Nur, weil man ihn warten lässt?

Pharae ist immerhin ein großes Land, sie werden sicher wichtigere Dinge zu tun haben, als sich die Sorgen und - wenn auch wichtigen - Angelegenheiten eines halbwüchsigen Prinzen anzuhören.
 

Marth ließ ein Seufzen entweichen und sackte etwas zusammen. Das war eine seiner größten Schwächen - sein Kopf. Ständig musste er innerlich zweifeln und sich teilweise unnötig Gedanken machen - im Grunde war das ein sehr guter Charakterzug für einen zukünftigen Landsherrn wie ihn, doch machte ihm gerade diese Eigenschaft oftmals schwer zu schaffen, war es ihm doch kaum möglich, wirklich frei zu sein.
 

Dafür beneidete er Roy. Er war ihm vor Jahren zum ersten Mal begegnet, und er war erstaunt, wie aufgeweckt und - ja, lebendig Roy war. Marth konnte nie begreifen, wieso Roy sich so benahm - und wieso er selbst das nicht durfte.

Stets wurde darauf geachtet, daß er sich möglichst gewählt ausdrückt, daß alles möglichst diszipliniert abläuft...
 

Seine tiefblauen Haare schimmerten matt im spärlichen Licht, welches es kaum schaffte, den riesigen Raum zu erhellen, während er weiterhin in dieser - für ihn sehr seltenen und ungewohnten Haltung - verweilte und den Blick zum Boden gesenkt hatte. Obwohl er so in seinen Gedanken versunken war, konnte sich Marth jedoch immer auf sein feines Gehör verlassen - und stellte rasch seine Normalhaltung wieder her, als er ein leises Knarzen hörte.

Mit versteckter Neugier blickte er zur Tür, welche sich langam öffnete und einen - Marth nur zu gut bekannten - Rotschopf offenbarte, der bemüht gehoben zu erscheinen versuchte - was auch unter den Umständen erstaunlich gut klappte.
 

Ein leichtes Lächeln huschte über Marths Züge, verschwand jedoch flink, während er sich langsam erhebte und die saphirblauen Augen Roys mit den Eigenen fixierte.

In seiner gewohnten, erhobenen und geraden Haltung überragte er Roy etwas, auch wenn dieser ihm zugegebenermaßen in den letzten Jahren ziemlich nahe gekommen war.
 

"Guten Tag, Prinz Roy", gab Marth von sich - was ihm allerdings ziemlich ungewohnt vorkam - , und verbeugte sich kurz. Abermals fixierte er Roys Augen, bemerkte einen Schauer langsam über seinen Rücken laufen, schluckte unmerklich und fuhr fort, als wäre nichts gewesen.

"Oh, Sie können sehr viel für mich tun, nehme ich an."

Erneut fand sich ein leichtes Lächeln auf Marths Lippen wieder, verbliebt länger als zuvor, während er Roy für einen Moment musterte, fuhr jedoch fort, ehe er vergaß, wo er war.

"Ich denke, die Schattenkrieger sind Ihnen ein Begriff, oder?"

Das Lächeln war verschwunden, und Marths sonst eher recht weichen - wenn auch oftmals melancholischen - Gesichtszüge waren plötzlich sehr ernst.

Roy

Des anderen Prinzen Blicke überraschten Roy.
 

Ruhig, abschätzend, gehorsam hatte er den ihm an Jahren überlegenen, jedoch trotzdem noch recht jungen Mann in Erinnerung - der unübersehbar gereifte Prinz, dem er sich nun gegenüber sah, hatte mit jenem verblassenden Bild in Roys Gedächtnis kaum noch etwas gemein.

Selbstbewusst wirkte er, authark, insgesamt erheblich selbstständiger; aber dennoch ein wenig scheu und seiner Sache nicht so sicher, wie es sich für einen Thronfolger vermutlich geziemt hätte.

Und gerade dieser Aspekt war es, der für Roy augenblicklich das Eis brach, kaum dass er dem Anderen in die Augen sah.
 

Individualität.

Das war das Zauberwort, das Roy im Kampf gegen das harte Regime seines Vaters am häufigsten auf den Tisch brachte, da dieser seit jeher eher den gegebenen Richtlinien zu folgen bereit war, als von konventionellen Wegen abzuweichen und ein wenig eigenständiges Denken, Handeln und Sein zuzulassen.
 

Roy hingegen - jung, vor Energie und Lebensfreude eigentlich nur so strotzend und immer darauf bedacht, ja gegen den Strom zu schwimmen - gefielen diese Ideale absolut nicht.

Er sträubte sich tagtäglich aufs Neue dagegen, sich dem anzupassen, was Andere vorgaben, und biss dabei wieder und wieder auf Granit.
 

Stets hatte er Prinz Marth einerseits für seine Disziplin und Loyalität dem Vater gegenüber bewundert, ihn aber andererseits mit einer gewissen Geringschätzigkeit betrachtet, weil der diplomatische junge Mann fortwährend dem Willen seines Königs folgte und sich unterwarf, ohne je zu versuchen, seiner Charakterbildung ein wenig Freiraum zu gestatten.
 

Nun jedoch - und das war es, was Roy so sehr gefiel - schien sich dies geändert zu haben.

Marth war zurückhaltend und offenbar aufgrund der Situation etwas verunsichert, doch seine Haltung und Mimik bewiesen ebenso wie seine bloße Anwesenheit, dass er nun seine eigenen Wege zu gehen beabsichtigte und sich nicht mehr den Vorschriften eines ohnehin abwesenden Mannes unterordnete, der Roys Meinung nach sowieso nicht mehr ganz zurechnungsfähig genannt werden konnte - welcher andere König hätte seinen noch nicht thronfähigen Sohn für so lange Zeit freiwillig allein gelassen und ihm die Herrschaft über ein ganzes Königreich übergeben - so vertrauenswürdig und verantwortungsbewusst er auch sein mochte!?
 

Schmunzelnd bewegte Roy seine nackten Zehen und schüttelte den Schmutz dabei unbeabsichtigt, aber nicht unbedingt unfreiwillig auf den puterroten Teppich.

Das Lächeln des Anderen bestärkte ihn nur noch weiter in seiner Euphorie darüber, der Aufsicht des gestrengen Hofpersonals wieder einmal entkommen zu sein - wenn auch nur für kurze Zeit.
 

Als Marths Mundwinkel jedoch merklich abwärts rutschten und eine glatte, ernste Miene zum Vorschein kommen ließen, war Roy klar, dass die heitere Stimmung nun hinüber sein würde - der Prinz von Aritia wollte zum Grund seines Besuches übergehen.
 

Mit einem leisen Seufzen, das von seiner Resignation darüber herrührte, nun doch wieder zum so oft gepriesenen 'Ernst des Lebens' zurückkehren zu müssen, neigte Roy ein wenig den Kopf, wobei ihm das tiefrote Haar wirr in die Stirn fiel, und glättete seine Mimik, so dass niemand mehr auf den Gedanken gekommen wäre, dass er noch kurz zuvor der Inbegriff der guten Laune gewesen war.
 

"Worum geht es?", fragte der junge Mann ernst und mit deutlich tieferem und geschäftsmäßigerem Tonfall als zuvor, während er Marths Gesprächsansatz lauschte.
 

Das breite und unleugnbar ein wenig schmutzige Grinsen, das sich auf Roys Gesicht breit machte und seine Wangen ein wenig freudig leuchten ließ, als er des Anderen zweideutige Bemerkung auf seine ganz eigene Art interpretierte, schwand augenblicklich und wich einer finsteren Miene.
 

"Schattenkrieger.... ja, allerdings... leider bin ich mit ihnen vertraut."
 

Roy war sich dessen bewusst, dass sich seine sonst hell glimmenden Augen verdunkelten und die Augenbrauen mittlerweile eine gerade Linie bilden mussten.

Er dachte an die vergangenen Wochen zurück und erinnerte sich insbesondere an einen Vorfall, als sich eine Truppe Grenzwächter unwissend und eigenmächtig in Zivilcourage geübt und versucht hatte, die unbekannten Gestalten mit simplen Schwertangriffen zu schlagen.

Es hatte ein wahres Blutbad gegeben, keiner der Wächter hatte überlebt.
 

Pharaes Prinz ließ sich einige Strähnen des in letzter Zeit recht lang gewordenen Haares tiefer ins Gesicht fallen und biss sich für einen kurzen Moment auf die Lippe.

Er schüttelte leicht den Kopf, während er sich äußerte:

"Ihr habt also ebenso mit ihnen zu kämpfen wie wir. Das muss unbedingt aufhören. Ob es nun an Truppenstärke, an Strategie oder an beidem mangelt, sei mal dahingestellt, aber es ist unabdingbar, dass wir herausfinden, woher diese Gegner kommen und weswegen sie uns angreifen - und, natürlich, wie wir sie loswerden."

Die leicht verengten Augen und die gekräuselten, unverkennbar angespannten Lippen zeugten von Roys Unbehagen beim Gedanken an die Feinde.

Zwar gab er sich zumeist recht selbstbewusst und überheblich, wenn es um Schlachten ging - und er war auch tatsächlich kein schlechter Kämpfer, im Gegenteil, seine Fähigkeiten hatten schon mehr als eine Schlacht noch zum Guten gewendet, als es bereits schlecht aussah -, doch tatsächlich ging es ihm recht nahe, wie viele Opfer immer wieder zu beklagen waren; selbstverständlich aber nur, solange es sich um die eigenen Reihen handelte.
 

"Lasst uns ein Stück gehen und dabei überlegen, wie wir vorgehen können, Prinz Marth", schlug er vor, auch um seine Unsicherheit zu vertuschen, und setzte erst, als sie auf den Ländereien angelangten und die weiten Wiesen vor sich zu liegen hatten, fort: "Was schlagt Ihr vor?"

Marth

"Oh, nein, so kann man das nicht nennen." Marth schüttelte leicht den Kopf.

"Noch haben wir gar nichts mit ihnen am Hut, aber so wie es aussieht, werden bald zahllose Truppen in unser Land einfallen."
 

Er ließ seinen Blick für einen Moment sinken, dachte einen Augenblick nach und sah Roy dann wieder in die Augen.

Gerade, als er zu einem Satz ansetzen und Roy den ominösen Zettel zeigen wollte, hatte dieser ihm schon den Vorschlag unterbreitet, mit ihm zu gehen. Langsam nickte er und lief anmutig ein Stück hinter dem rothaarigen Prinzen her, den er zwar nicht viel, aber dennoch deutlich sichtbar überragte.

Was folgte, war Stille - und ein Fußmarsch von 10 Minuten. Kein Wort fiel, was jedoch durch die Tatsache unterstützt wurde, daß überall Wachen platziert waren und man ständig Gelehrten begegnete, und so ein "Small-Talk" mehr als unangebracht gewesen wäre.
 

Beeindruckt durch die prächtige Aussicht, die die Ländereien Pharaes zu bieten hatten, entglitten Marth für einen Moment die Gesichtszüge - nie hätte er damit gerechnet, daß Pharae so groß, so schön war, und die klare Luft kitzelte in seiner Nase und entlockte ihm ein leichtes Lächeln.
 

Sicher - Aritia hatte dies auch zu bieten, allerdings war dort der bittere Beigeschmack der "Sklaverei" - so, wie Marth es nannte, wenn selbst Frauen und Männer im hohen Alter, ja sogar Kinder Tag und Nacht ackern mussten, um ihre Steuern zahlen zu können - und solange sein Vater an der Macht war, konnte Marth das auch nicht ändern, doch er spürte sie - er spürte die Blicke der Menschen deutlich. Es waren abschätzige Blicke, Blicke, die ihn durchbohrten, Blicke voller Hass... wenn überhaupt, dann war Marth im prächtigen Schlossgarten, doch auch dort fühlte er sich eher wie ein Vogel in einem goldenen Käfig.

Hier hingegen war es anders - in Pharae schienen die Menschen noch frei zu sein.
 

Er hätte ewig hier sein können, hätte ewig die Freiheit schnuppern können - doch Roy holte ihn mit seiner Frage nicht ganz aus seinem Tagtraum zurück.

Marth sah zu ihm, um nach einer Wiederholung der Frage zu verlangen - er hatte nicht verstanden, was Roy sagte, so abwesend war er gewesen. Er ließ seinen Blick etwas an Roy hinunterwandern, und erst jetzt fiel ihm wirklich auf, daß Roy keine Schuhe an hatte.
 

"Oh, Roy..." Marth lächelte. "Läufst Du gern barfuß durch die Gegend?"
 

Für einen Moment schien Marth vergessen zu haben, wo er sich befindet, warum er hier ist, ja, sogar daß Roy ebenso ein Prinz ist wie er selbst. Lächelnd sah er ihn an, doch dann klärten sich seine verträumten Augen mit einem Schlag, und das Lächeln verschwand - gerade schien Marth erkannt zu haben, wie peinlich er sich eigentlich verhält, und er wandte den Blick rasch vor sich auf den Boden.
 

"Ent... schuldigen Sie. Ich war nicht ganz bei der Sache."

Marth spürte, wie das Blut ihm zu Kopf schoss - verdammt, so etwas war ihm noch nie passiert. Zumindest nicht in den letzten 10 Jahren...

Roy

Schweigend und mit glatter Miene die Wand betrachtend, lauschte Roy den Worten Marths, nicht jedoch, ohne beizeiten einen verstohlenen Seitenblick auf das Profil des Anderen zu werfen.

Dieses Antlitz war für einen Mann wahrhaftig von seltener Attraktivität....
 

"Ach, nicht?" Überrascht hob Roy eine Augenbraue und wandte den Kopf, um dem Älteren ins Gesicht sehen zu können.

"Ich dachte, auch Ihr hättet bereits diverse Auseinandersetzungen mit ihnen gehabt? Dann habe ich von vornherein den falschen Denkansatz gehabt, dann ist die Gefahr bei Euch noch nicht so akut wie hier. Allerdings ist die Aussicht auf Heerscharen des Feindes auch nicht sonderlich erbaulich."
 

Dem Blick des Anderen standhaltend, kostete Roy die Ruhe aus und wartete einen Augenblick, ehe er sich forschen Schritts auf den Weg hinaus auf die Ländereien begab. Am leise knirschenden Kies und dem ab und zu erklingenden leisen Klirren eines Schwertes in seiner Scheide konnte der junge Prinz unschwer erkennen, dass der Besucher ihm dicht auf den Fersen war und den Anschluss sicher nicht verlieren würde.
 

Einmal blickte er sich kurz um und nickte mit einem feisten Grinsen im Gesicht zu einer Gruppe junger Mägde hinüber, die schwatzend eine große Schar Gänse über eine Wiese trieb. Das leise Gekicher und die verlegenen Blicke aus rot anlaufenden Gesichtern seitens der Mädchen und Marths überraschter Gesichtsausdruck ließen Roy leise auflachen.

"Ja, dieses Land hat so seine Freuden - auch wenn ich davon selten etwas zu sehen bekomme.", bemerkte er, und bei den letzten Worten wurde seine Stimme leise und ein wenig bitter. Er bemerkte diesen Umschwung jedoch sofort und verwandelte den frustrierten Blick in ein breites Grinsen.
 

Scheinbar unbeirrt marschierte er weiter.

Nur die ein wenig verspannten Schultern verrieten seine wahre Verfassung.

Frust und Verbitterung mischten sich mit Tatendrang und Ehrgeiz, seine omnipräsente Aversion gegen die Methoden seines Vaters paarte sich mit grenzenloser Motivation, sich zu beweisen und eben jenen stolz zu machen.

Im Grunde wusste er selbst beizeiten nicht mehr so recht, was er wollte und was nicht.
 

Das war dasselbe wie mit den Mägden.

Er fand sie niedlich, amüsierte sich köstlich darüber, wenn sie seinetwegen erröteten und verlegen ihre Kleider rafften, wenn er vorüberging, dennoch verspürte er nie den Drang, einer von ihnen näher zu kommen. Zur Erheiterung waren sie zu gebrauchen, ja, aber ansonsten fand er nichts übermäßig Reizvolles an den Frauen.

Doch wie sagte sein Vater immer?

'Das kommt erst, wenn du erwachsen wirst.'

Tat es das?
 

Roy verlangsamte seinen Schritt, um Marth aufholen zu lassen, und lief nun fast seitwärts, um seine Begleitung sehen zu können, während er sich fortbewegte.

Noch ehe er Halt machte, bemerkte er den verklärten Gesichtsausdruck des Blauhaarigen, dessen Hände einander nachdenklich kneteten.

Zu gern hätte er ihn einfach gefragt, weswegen er so grüblerisch dreinblickte, doch er unterließ es und wartete ab, bis der Andere das Wort ergriff.
 

Als dieser dann schmunzelnd auf Roys Füße herabblickte und ihn mit deren blanker Haut neckte, musste der Rothaarige unweigerlich lachen.

Seine Schultern entkrampften sich und er schaute offen in des Anderen Gesicht.

"Ja, allerdings", prustete er, auf einmal gut gelaunt, "barfuß zu laufen, ist ungemein erfrischend, wenn man den ganzen Tag schwer beschuht in irgendwelchen Sälen zu sitzen verdammt war. Außerdem gehe ich gern im Fluss baden, da stören die Schuhe nur. Kennst du das denn nicht?"

Noch während er sprach, wurde Roy bewusst, wie viel er gerade von sich preis gab und wie untypisch dies eigentlich für ihn war.

Ein fröhlicher und aufgeschlossener junger Mann war er, keine Frage, doch sich wirklich öffnen tat er eigentlich nie.
 

Das Lächeln auf Marths Lippen, die vom sanften Wind aufgebauschten, seidig glänzenden Haare und seine plötzlich offene und gar nicht mehr distanzierte Körperhaltung ließen Roy mehrere kurze Schauer über den Rücken laufen und er konnte nicht verhindern, dass auch seine Augen ein Strahlen ausdrückten, das ihnen sonst eigentlich selten zueigen war.

Eine unbeschreibliche Wärme breitete sich in Roys Brust aus und erfüllte ihn von Kopf bis Fuß, so dass er am liebsten mit ausgebreiteten Armen und schreiend vor Glück über die weiten Wiesen gerannt wäre, wie er es als kleiner Junge oft getan hatte.
 

Leider war dieses Glück jedoch nicht von langer Dauer.

Marths Lächeln schwand, und mit ihm die offene Haltung und der träumerische Ausdruck seiner glänzenden Augen.

Ehe Roy wusste, wie ihm geschah, bestand erneut die Distanz, und Marth wirkte unnahbar und ernst wie zuvor.
 

Ein leises Seufzen entwich Roys Lippen, er hob eine Hand und fuhr sich nachdenklich durchs Haar, bevor er des Anderen Entschuldigung beantwortete.
 

"Kein Grund, Euch zu entschuldigen, Prinz Marth. Es kann nicht schaden, wenn man bei all den Förmlichkeiten beizeiten einmal die Höflichkeitsfloskeln ablegt und sich für einen Moment dem Ernst des Lebens entzieht. Das wirkt sehr belebend. Warum....."

Er zögerte.

"Warum nennt Ihr mich nicht stets Roy, Prinz Marth? Bitte sagt Du zu mir, wie Ihr es gerade eben getan habt.... so alt bin ich nun wirklich nicht - und was zwischen unseren Vätern vorgefallen ist und deren Beziehung zueinander geprägt hat, muss uns nicht betreffen, seht Ihr das nicht auch so?"

Marth

Marth überraschte die fröhliche, fast schon kindlich-naiv wirkende Antwort Roys nicht im Geringsten. Er hatte mit so einer Reaktion gerechnet, da er den Rothaarigen haargenau so in Erinnerung hatte - fröhlich, unbeschwert, ... frei.

Trotz dieser - für Marth äußerst peinlichen - Situation brachte Roys Lachen ein weiteres Lächeln auf das Gesicht des jungen Prinzen.

Dann jedoch räusperte er sich, bemerkte, wie Roy dadurch scheinbar ebenso zur Raison gebracht wurde, und dachte einen Moment darüber nach, ob dieses ernste Klima wirklich eine geeignete Ausgangsposition ist - zumal er den sympathischen Eisbrecher ja schon länger mal kennen lernen wollte.
 

Ja, er wollte wissen, wer Roy wirklich ist - ihm gefiel seine aufgeschlossene, teils recht temperamentvolle Art, sie faszinierte ihn - eben weil Roy so verschieden war, faszinierte er Marth mehr als je ein Mensch zuvor. Er konnte sich nicht erklären, woher diese wohligen Schauer rührten, die ihm beim Vernehmen von Roys Stimme, seines Lachens, überkamen, vielleicht wollte er es gar nicht wissen, denn eines stand für Marth fest: Politisch gesehen war es gut so, wie es ist.

Zwei Prinzen verschiedener Länder, bereit, zu verhandeln, über wichtige Dinge zu sprechen, ihre Länder gegenseitig zu führen, wenn ihre Väter außer Haus waren. Es war alles gut, so, wie es ist. Doch tief in Marth nagte das an ihm - diese gesamte Situation hatte etwas an sich, etwas sehr Schmerzvolles - denn er wusste, daß er auf diese Weise niemals einem Menschen wirklich nahe kommen könnte.

Ja, irgendwann würde ihm vorgeschrieben werden, er habe diese oder jene Prinzessin jenes Landes zu heiraten, viele kleine Kinder zu zeugen und das Land erfolgreich weiter zu regieren - genau so, auf dieselbe Art und Weise wie sein Vater es tat.
 

Diese Zukunftsvision gefiel Marth ganz und gar nicht - immer hatte er sich dem Willen seines Vaters gebeugt, ob früher oder später, ob mit Prügel oder ohne.

Marth seufzte bei diesen Gedanken leise, aber unüberhörbar. Erstaunt sah er zu Roy, dessen Lippen nun ebenfalls ein Seufzer entwichen war, und sah ihn - seine Fassung wiedererhaltend - an. Der Ausdruck, der in Marths Blick lag, war gezwungen - er wollte nicht, daß Roy etwas von seinen wirklichen Gefühlen mitbekam, doch die leichte Melancholie, die Aussichtslosigkeit spiegelten sich in ihnen wieder - zugegeben, Marth war ein ausgezeichneter Schauspieler, aber Augen zum Lügen zu verleiten ist eine hohe Kunst, die meist nur die fiesesten Gesellen beherrschten.
 

Interessiert lauschte er den Worten Roys, während er seine Körperhaltung wieder dem angleichte, was sich für einen Prinzen ziemte - erhaben, anmutig, und... freundlich? Marth wirkte eher abweisend.
 

"Ja, dem stimme ich zu, Prinz Roy, es tut beizeiten sicher gut, sich mal etwas gehen zu lassen, doch in Zeiten wie diesen ist es mehr als unangebracht, finden Sie nicht?"

Angestrengt versuchte Marth, möglichst ernst und kalt zu klingen - so, wie er es immer tat, selbst, wenn ihm gerade nach denkbar anderen Tonfällen zumute wäre.
 

Gerade wollte er einer weiteren Vertiefung dieses Themas ausweichen, indem er rasch einen Fuß vor den anderen setzte und sich überlegte, wie sie das Thema "Schattenkrieger - Aritia - Gefahr" weiter ausbreiten können, da hörte er Roys - wenn auch kleinlauten - Vorschlag. Er stockte, hatte damit nicht gerechnet.
 

// Was....? //
 

Er drehte sich langsam zu Roy und sah ihn - die Kälte langsam schwindend - überrascht an.

Er ließ sich die Worte Roys noch einmal durch den Kopf gehen, diese vielversprechenden, bittenden Worte, und plötzlich wirbelte es in seiner Brust - ein warmer, kleiner Orkan schien durch seinen Körper zu fegen und legte einen zartrosanen Hauch auf die Wangen des Prinzen.
 

"Das...", bemerkend, wie zittrig seine Stimme gerade klang, rang Marth nach Fassung.

"Das wäre in Ordnung? Ich meine... das..."

Marth druckste, wusste nicht, wie er es in Worte fassen sollte - einerseits wünschte er sich nichts sehnlicher als eine persönlichere Beziehung zu dem Prinzen, andererseits könnte dies auch ebenfalls viel Ärger bringen... er beschloss jedoch, daß die positive Seite überwog und formte ein leichtes, verlegenes Lächeln auf seinen Lippen.

"... ja, sehr gern sogar."

Er bemerkte, wie das Lächeln langsam zu einem Grinsen wurde - doch er konnte nichts dagegen tun, ließ es geschehen.

"Aber, ... Roy..."

Marth erschauderte leicht, als er bewusst den Namen des Rothaarigen aussprach - das war noch mal etwas ganz Anderes als wenn man es unbewusst tut, oder immer nur die gehobene Ansprache benutzt.

"... nenn du mich auch Marth, ja? Ich will mich nicht höher stellen, als ich bin. Bitte, ich bestehe darauf."

Es tat auf eine Weise wunderbar gut, wenigstens so frei sein zu dürfen, Roy bei seinem Namen nennen zu können, ohne in Verlegenheit geraten zu müssen, da er die Höflichkeitsfloskeln nicht beachtet hatte. Es tat so gut, daß Marth sogar vergaß, weshalb er eigentlich hier war. Es war ein wunderbares Gefühl.

"Lass uns... noch etwas weitergehen, ja?"

Leise kam diese - noch etwas unsichere - Frage über die Lippen Marths.

Roy

Geduldig beobachtete Roy die Reaktion seines Gegenübers; Marth wirkte erneut nachdenklich und in sich gekehrt - doch mochte dies vielleicht auch daran liegen, dass er selbst ihm soeben einigen Anstoß zum Denken gegeben hatte.

Als seine Augen jedoch denen des Anderen begegneten, wurde ihm sehr schnell klar, dass dieser ganz weit weg war.
 

Sein Blick ging in die Ferne, doch in Wirklichkeit schien er vollkommen nach innen gerichtet, den Geist voll und ganz auf sich selbst konzentriert und mit seiner eigenen Fassung ringend.

Mit einem Mal wirkte der sonst so aufrechte und hoheitsvolle Prinz sehr zerbrechlich und verletzlich, er zog den Kopf ein wenig zwischen die Schultern und schien kurzzeitig vollkommen zu vergessen, wo er sich befand. Der Kopf neigte sich ein Stück weit nach vorn und das Haar fiel ihm in dichten, weichen Strähnen ins Gesicht, so dass die Augen kaum mehr erkennbar waren; seine Lippen waren aufeinandergepresst.

Unweigerlich verspürte Roy den Drang, ihn in den Arm zu nehmen, den Anderen zu trösten und ihm, was auch immer gerade in ihm vorgehen mochte, Geborgenheit zu schenken.

Er schalt sich selbst für derart törichte Gedanken.

Kurz begann er an seinem Verstand zu zweifeln, weswegen solche Ideen überhaupt in seinem Kopf einen Platz fanden, kam jedoch sehr bald zu dem beunruhigenden, gleichzeitig aber auch viele Fragen aufwerfenden Schluss, dass dieses Bedürfnis nicht aus seinem Geiste stammte, sondern tief aus seinem Körper - um genau zu sein, aus seinem Herzen.
 

Roys Blicke wanderten langsam über den Körper des neben ihm Stehenden, seine Augen ertasteten jeden Zentimeter des durch die Kleidung nur zu erahnenden, schon gut ausgereiften Leibes und er spürte, wie seine Hände feucht wurden.

Warum fühlte er so?

Was war dafür verantwortlich, dass er jene Empfindungen besaß, und das ausgerechnet für den Prinzen eines benachbarten Reiches?

Es war vorgesehen, dass er eine hübsche Prinzessin zur Braut nahm, mit ihr reichlich Nachwuchs zeugte, um die Thronfolge zu sichern, und das Königreich nach dem Regelwerk seines Vaters weiterführte.

Dass er gegen derlei Vorschriften aufbegehrte, war nichts Neues, aber dass er nun derartiges Interesse für einen anderen MANN an sich bemerkte, kam ihm doch reichlich seltsam und zweifelhaft vor.
 

Als Marth den ersten Teil von Roys Äußerungen beantwortete, neigte dieser nur stumm den Kopf.

Er hatte bereits erwartet, dass der andere Prinz sich auf ein Herabsenken der Höflichkeitsfloskeln und derlei trivialer Anständigkeiten nicht einlassen würde.

Umso überraschter blickte der Rothaarige auf, als Marths Stimme zu beben begann und er nur allzu stockend weiter zu sprechen versuchte.
 

Roy räusperte sich leise, während er des Anderen Mimik nicht aus den Augen ließ.

So entging ihm auch nicht die hauchzarte Röte auf dem Antlitz des jungen Prinzen, dessen bisher präsentierte Gefasstheit und Reife nun nahezu verschwunden schienen.

Schon bevor der Ältere sich dazu durchgerungen hatte, stotternd eine Antwort hervorzubringen, hatte sich bereits ein glückseliges Lächeln auf Roys Lippen gestohlen und seine Augen leuchteten im warmen Sonnenschein wie zwei helle Saphire. Nur allzu sehr hatte er sich dies gewünscht, dass Marth sein Angebot annehmen und sie sich ein wenig näher kommen würden, denn wenngleich es sich für zwei Prinzen ihrer Herkunft und mit solchen Problemen im Nacken wirklich nicht geziemte, sich in Privatgesprächen und Entspannung zu ergehen, so konnte Roy doch nicht anders als es sich herbei zu sehnen und entsprechend begeistert zu reagieren, als ihm klar wurde, dass sich sein Wunsch erfüllen sollte.
 

Roy Stimme war eine filigrane Melodie in der sanften Sommerbrise, als er mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht und funkelnden Augen erwiderte:

"Nichts lieber als das, MARTH."

Er sprach den Namen betont langsam aus und bewegte die Lippen sehr vorsichtig, als schützten sie etwas Kostbares und Zerbrechliches, das es zu erhalten galt.

Mit einem sanften Nicken, das ihm die roten Strähnen in die Stirn fallen ließ, zupfte er einmal leicht an Marths Ärmel und beudetete diesem somit, ihm zu folgen.

"Komm, hier entlang."

Ohne lange darüber nachzudenken, wie persönlich er schon allein durch die Wahl dieses Pfades wurde, führte er den Älteren an den Wiesen vorbei und durch einige voller Getreide stehende Felder, an einem leise plätschernden Bach entlang, bis hin zu jener Stelle, an der die Baumreihen dichter wurden und der Bach sich mit tosenden Stromschnellen zu einem deutlich breiteren Fluss beschleunigte und verbreiterte, den Roy so sehr liebte und immer wieder nutzte, um sich zu erfrischen.
 

"Das..." Roy schmunzelte verstohlen, während er mit einem einnehmenden Lächeln von unten zu Marth aufsah, "...das ist mein Rückzugsort. Hierhin komme ich, wann immer ich kann, um abzuschalten. Ist dir warm? Willst du die Füße ins Wasser tauchen? Dort hinten-", und er wies einige Meter in Richtung Südwesten, "-ist das Wasser flach und die Strömung gering. Du hast vorhin nach dem Barfußlaufen gefragt. Probier es aus!"

Mit einem amüsierten Glucksen lief Roy los, ignorierte vollkommen den eigentlichen Anlass ihres Zusammentreffens, stürmte mitten ins aufstiebende Wasser und drehte sich erst in der Mitte des Flusses um.

"Na, was meinst du?"

Mit kindlicher Begeisterung spritzte Roy einige Hände voll Wasser in Richtung des Anderen.

Insgeheim war er sich recht sicher, dass der ernste und ruhige Marth sich niemals auf so etwas einlassen würde, doch hoffen tat er es dennoch.

Sein Herz sprühte vor Glück, als er den Anderen dort stehen sah.

Marth

Er betrachtete Roy, ja, durchdrang ihn fast mit seinen Blicken und lauschte seinen Worten - und während er so deutlich seinen Namen aussprach, heftete sein Blick unweigerlich - aber unabbringlich - an Roys zartrosanen, feuchten Lippen.

Ein seltsames Gefühl suchte ihn heim - und ein Verlangen, daß er selbst kaum einzuordnen vermochte, jedoch brannten sich diese Bewegungen von Roys Lippen - und der dazugehörige, süßliche Laut seiner Stimme - in Marths Kopf ein. Er wollte mehr - viel mehr.

Viel mehr hören, viel mehr sehen - und viel, viel mehr spüren.

Wie in Trance betrachtete er den Jüngeren, durchlebte plötzlich - und eher unweigerlich - mehr als heiße Tagträume und sah Roy plötzlich vor sich, wie er es sich zuvor nichtmal in seinen kühnsten Träumen ausgemalt hatte. Glücklicherweise bemerkte er den leicht schrägen Blick Roys, den er ihn zugegebenermaßen auch nicht verdenken konnte. Jeder würde dumm angeschaut werden, wenn er mit verklärtem Blick und halb-offenen Mund jemanden anstarren würde.

Er schüttelte jedoch nur leicht den Kopf und winkte ab - "Nichts, es ist nichts." gab der Prinz von Aritia beschämt lächelnd von sich.

"Gehen wir."
 

Er folgte Roy auf Schritt und Tritt - und das war gut so, in zweierlei Hinsicht.

Einerseits wusste er nicht, wo der Jüngere ihn hin entführen würde.

Andererseits konnte er ihn so ungestört von Kopf bis Fuß mustern - obwohl Kopf sowie Füße zugegebenermaßen von geringem Interesse für Marth sind. (*ähem* XDDDDDD)

Er spürte, daß ihn immer wieder unanständige Gelüste überkommen - und verflucht das Mann-sein einmal mehr, da ihm der Anblick von Roys - wenn auch verdecktem - prächtigen Gesäß mehr als nur schmutzige Dinge denken lässt.

Denkt jedoch nicht daran, seine Blicke abzuwenden - wenn man schon einmal die Gelegenheit dazu hat, jemandem ungeniert auf den Hintern starren zu können, sollte man diese auch nutzen! Und zuvor ist niemand vor ihm hergelaufen, dessen verlängerter Rücken ihn auch nur annähernd interessiert hätte.

Nicht mal Sheedas demonstratives Po-Gewackel hatte ihm imponiert oder so rattig gemacht, wie er es gerade ist, nein, viel eher hatte er es bei ihr als albern empfunden - nur zu gern hätte er ihr ein Schild auf den Po geklebt: "Vorsicht, schwenkt aus!"...
 

Völlig in Gedanken verloren wäre Marth beinahe in das von ihm neuerdings und für ihn unerklärlicherweise so begehrte Objekt hineingedonnert, doch konnte er im letzten Moment noch anhalten und sich soweit fangen, daß der sich soeben zu ihm umgedrehte Roy nichts ahnen kann.

"Ach...?", gibt Marth leise von sich, während er sich die unsagbar schöne Umgebung ansieht. Er hatte ja - logischerweise - nicht viel auf jene geachtet, da er seine Augen woanders platzierte.

"Wow..." entglitt es Marth. "Das ist... wunderschön..."

Erstaunt genoß er die Aussicht, ging ein paar Schritte umher und spürte, wie der grasige Boden federnd unter ihm nachließ.

Er vernahm die Worte Roys, ohne den Blick von der Umgebung abzuwenden - alle so anzüglichen Gedanken, die er noch vor ein paar Augenblicken hatte, waren wie weggeblasen. Ein sanftes Lächeln trat nun an die Stelle, an der der erstaunte Ausdruck lag - und flugs zog Marth sich seine schweren Stiefel aus.

Es war ein herrliches Gefühl, das saftige Gras an dieser empfindsamen Stelle zu spüren - Füße waren ja, entgegen aller Vorurteile, sehr, sehr sensibel. Für einen Moment schloss Marth die Augen - am liebsten hätte er sich jetzt einfach fallen lassen, doch ehe er die Arme ausstrecken konnte, hörte er ein Plätschern - und als er die Augen öffnete, war der Jüngere längst im Wasser.

Man sah Marth an, daß er einen Moment lang mit sich haderte - Roys Aufforderung war unverkennbar, und auch ihm gelüstete es danach, alle Formen von irgendwelchen dummen Höflichkeitsfloskeln abzulegen, einfach mal frei zu sein.
 

Er betrachtete das kühle Nass - und ohne noch weiter nachzudenken, war Marth auch schon im Fluss, OHNE sich die Hosenbeine wenigstens hochzukrempeln, wie es die Regeln verlangt hätten, OHNE sich Gedanken über IRGENDWAS zu machen - einfach nur darauf bedacht, möglichst schnell zu Roy zu laufen, frei zu sein - frei wie ein Vogel.

Ein ehrliches Lachen des sonst so beherrschten, ernsten Prinzen ertönte, als er mit einem Satz in den Fluss sprang, und das Eis schien nun endgültig gebrochen.

Unbedacht, auf sein Gleichgewicht zu achten, wollte er mit einem weiteren Satz zu Roy springen, doch der sonst so anmutige, elegante Prinz verhaspelte sich in der Bewegung, machte nur einen kleinen Satz nach vorn, verlor dann jedoch engültig sein Gleichgewicht und noch ehe er wusste, wie ihm geschah, ertönte ein lautes PLATSCH~ und Marth fand sich über Roy liegend wieder, die strahlend blauen Augen unmittelbar vor sich.

Roy

Roy war noch am Überlegen, wie lange es wohl dauern würde, bis sich Marths Miene verdüstern und der Ältere ihn bitten würde, das kühle Nass zu verlassen und sich wieder den ernsten Angelegenheiten zu widmen, wegen derer sie überhaupt nur zueinander gefunden hatten, da hatte der Prinz von Aritia bereits seine Schuhe abgestreift und genoss sichtlich den weichen, federnden Waldboden unter seinen blanken Füßen.
 

Überrascht beobachtete Roy, wie sich dessen Mimik immer mehr und mehr verklärte, wie die Augen, wenn auch offenbar halb ins Leere gerichtet, strahlten und wie der leichte Wind, der durch die Bäume blies und das Laub rascheln ließ, sein saphirblaues Haar ein wenig zerzauste.

Der Prinz strahlte mit einem Mal von innen heraus, ohne dass Roy wirklich hätte erklären können, was mit ihm vorging, und sein ganzer Körper straffte sich. Ein überglückliches Lächeln, wie Roy es noch nie bei ihm gesehen hatte, umspielte seine vollen Lippen - die ungemein weich sein mussten, so wie es sich optisch darbot, befand Roy (XD) -, und er wirkte erstmals seit seiner Ankunft tatsächlich frei und unbeschwert, als sei er ein Junge von zwölf Jahren, lastenfrei, ohne Verantwortungen und Pflichten, nur mit der Lust am Leben und dem Willen, Spaß zu haben.
 

Es dauerte noch einige Momente, dann war Roy sich ganz sicher: Marth würde ins Wasser kommen.

Leise glucksend vor Vorfreude, spritzte er einige weitere Hände voll kühlem Wasser in die Richtung des Anderen und sprühte sich selbst dabei von Kopf bis Fuß voll - doch es kümmerte ihn nicht.

Er wusste, dass es absolut ungehörig war, was er hier tat, dass es sich für einen Prinzen absolut nicht ziemte, sich so gehen zu lassen - schon gar nicht, wenn er derzeit den Thron zu halten gezwungen war -, und dass er sich vielmehr wie ein Kleinkind verhielt als wie ein Bursche, der auf dem besten Weg war, ein Mann zu werden.

Dennoch - er konnte und wollte es gerade nicht anders haben.

Die Anwesenheit Marths - und er konnte nach wie vor nicht wirklich sagen, woran das lag - machte ihn dermaßen glücklich und ließ ihn vor Freude nur so sprühen, dass er sich einfach seinen Bedürfnissen hingeben und die Lebenslust auskosten wollte.

Er hätte gerade platzen können vor Glück!
 

Ungestüm flitzte Roy durch das knietiefe Wasser, dass es nur so spritzte, die leise sprudelnden Wassermassen stoben in alle Richtungen auf und berieselten den Prinzen mit feinen Perlen des kalten Nasses, und er genoss es.

Wieder und wieder tauchte er im Laufen die Hände in den Fluss und schleuderte alles, was sie zu fassen vermochten, zu Marth hinüber, und jedes Mal, wenn dieser ein wenig erschrocken zur Seite auswich, quietschte Roy vor Vergnügen.

Gerade war er wirklich das Kind, das er einmal gewesen war, und das zu bleiben ihm nicht vergönnt gewesen war - bereits mit sechs Jahren war seine Kindheit vorbei gewesen; ein Prinz musste früh in seine späteren Aufgaben und in das sich geziemende Verhalten eines Thronfolgers eingewiesen werden.

Roy schnaubte nur.

Prinz.

Pah.

Gerade war es ihm ungeheuer egal, welchen Rang und Namen er besaß, was für Aufgaben noch auf ihn warteten und wer nun alles wütend auf ihn sein könnte, wenn jemand mitbekam, was er hier trieb - er fühlte sich frei und lebendig wie schon lange nicht mehr.
 

"Nun komm schon!"

Mit einem provokanten Grinsen stob Roy sehr nah an der Stelle vorbei, an der Marth stand, und ließ dabei das Wasser so hoch aufspritzen, dass der Andere unweigerlich eine kühle Dusche erhalten musste.
 

Lachend blieb er stehen, tauchte die Hände in das kühle Nass und trank langsam ein paar Schlucke des klaren Wassers aus seinen Händen.

Gerade wollte er sich wieder aufrichten, um Marth erneut das zweifelhafte Vergnügen zuteil werden zu lassen, von ihm durchnässt zu werden, als er nur noch einen dunklen Schatten mit wehendem Umhang auf sich zujagen sah.

Das befreite und hemmungslose, fröhliche Lachen Marths ließ keinen Zweifel daran, dass der sonst so beherrschte und nach außen hin kühle Prinz seinem Drang nach Freiheit endlich freien Lauf ließ und ebenfalls ins Wasser drängte.

Gerade wollte Roy dem Prinzen noch amüsiert raten, sich vorzusehen, da das Wasser für Personen, denen diese Gegebenheiten nicht vertraut waren, doch merklich ausbremsend wirkte und somit ein Hindernis darstellte, da war es auch schon zu spät.
 

Das Wasser stob zu allen Seiten auf, sämtliche Baumstämme im Umkreis wurden dunkel gesprenkelt, als Marth auf den unerwarteten Bremseffekt des Wassers traf und mehr als unelegant das Gleichgewicht verlor.

Roy wurde vom schwungvollen Sturz des anderes Prinzen mitgerissen und landete schwungvoll im Flussbett, sich gerade noch rechtzeitig abfangend, um nicht sogar mit dem Kopf unter die Wasseroberfläche zu geraten.

Ein wenig Wasser schluckend und daher prustend, starrte er ein wenig verdutzt aufwärts und blickte direkt in die ihm vorher schon aufgefallenen, außergewöhnlich tief wirkenden blauen Augen Marths.

Einen kurzen Moment lang blickte er ihn einfach nur an, seine Nasenspitze nur noch wenige Zentimeter von der des Älteren entfernt, und sein Blick wanderte von den schönen Augen seines Gegenübers über die blassen, glatten Wangen hinab zu dessen Lippen.

Volle, runde Lippen, tiefrot und gerade vom Rennen noch stärker durchblutet, weswegen sie ihn im Licht der durchs Geäst scheinenden Sonnenstrahlen nahezu anzuleuchten schienen.

Ob er.....?
 

Roy zögerte nur einen winzigen Augenblick lang.

Er wusste nicht so recht, was er tat, oder warum, doch er hatte keine Wahl.

Sein Körper agierte eigenmächtig, und ohne darüber nachzudenken, was dies für Konsequenzen haben könnte, schob er sein Kinn ein wenig vorwärts, so dass es das des Anderen leicht streifte, und bedeckte mit seinen eigenen Lippen zaghaft die Marths.

Einen kurzen Moment lang bewegte er die seinen sanft gegen die des Anderen, dann wich er zurück und sah dem anderen Prinzen erneut in dessen tiefgründige Augen, deren Blau mit dem des unbedeckten Himmels konkurrierte.

Erst als Marth sich ungläubig und mehr als verwirrt mit dem Zeigefinger über die Lippen strich und diesen dann offenbar auf denen Roys abzulegen gedachte, schreckte Roy auf und ihm wurde bewusst, was er soeben getan hatte.

Die Faszination, die von Marth ausging, verblasste keineswegs, doch der Jüngere erkannte entsetzt, was für Folgen ein solches Techtelmechtel mit sich bringen konnte, und er wäre dem Anderen zu gern noch näher gekommen, das konnte er nicht leugnen.

Ein wenig erbleichend, während eine glühenden Hitze, gepaart mit einem zarten Rotton, seine Wangen bis zu seiner Stirn hochkroch und sich mit seinem leuchtend roten Schopf zu verbinden schien, rutschte Roy rückwärts und erhob sich, triefend und tropfend vor Nässe, aus dem Flussbett.
 

"Ich....... also, ich......", war alles, was er herausbrachte.

Kopfschüttelnd betrachtete er seine Hände und wagte kaum mehr, den Anderen anzusehen.

Marth

Saphirblaue Augen.

Wunderschöne, strahlend-blaue Augen... moment. Waren das nicht...? Wieso...!?
 

Erst jetzt, nach ein paar Sekunden des stillen Überlegens realisierte Marth, was geschehen war - und das er Roy näher war als je zuvor - näher, als es vermutlich für die beiden gut gewesen wäre.

Trotz des kalten, erfrischenden Wassers spürte er genau den Körper des anderen unter sich - auch, wenn er sich abstützte, um nicht im doch recht - zumindest aus ihrer Lage heraus - hohen Wasser zu versinken. Jede Faser - und sei sie auch durch Stoff bedeckt - seines Körpers spürte den des Anderen - mit fatalen Folgen.

Augenblicklich schoss Marth das Blut in den Kopf, ihm wurde heiß, mehr als heiß, und er dachte, daß Wasser um ihn herum würde kochen.
 

"R... Roy..." brachte der Prinz von Aritia leise hauchend über die Lippen - zu mehr war er gerade nicht imstande. Ob nun wegen der Verlegenheit oder der Hitze - oder dem gesamten Umstand. Er wollte sich entschuldigen, ja, das sollte er tun, er sollte sich entschuldigen und möglichst schnell wieder aufstehen - doch sein Körper war anderer Meinung. Er versank völlig in den wunderschönen Augen seines Gegenübers, dennoch wohlwissend, daß er diesem Drang, diesem unwiderstehlichen Drang, Roy zu küssen, nicht nachgeben dürfte - nein, auf keinen Fall. Er wusste ja nichtmal, woher dieser Drang rührte - vermutlich von diesen beflügelnden, aber doch sehr verwirrenden Gefühlen, die den jungen Prinzen quälten. Denn eigentlich - und da war Marth sich mehr als sicher - wollte er mehr für Roy sein, viel mehr. Er wollte ihm näher sein als jeder Andere, und... argh!

Wieder diese Gedanken und Gefühle. Was war nur los!?
 

Genug gezögert, dachte Marth - er musste dieses Monster in sich endgültig besiegen und irgendwo einsperren - denn so sehr er auch wollte, das, was er sich wünschte, würde niemals geschehen, niemals würde sich Roy auf ihn einlassen. Niemals.

Vor allem nicht, wenn Marth sich nichtmal selbst bewusst war, was genau mit ihm los war.

Sicher, er hatte ganz offensichtlich mehr für den ungestümen Wirbelwind übrig, aber... das heißt doch noch gar nichts? Oder...?
 

Schluss damit, das MUSS aufhören. Marth wollte endlich wieder klar denken - also musste er Distanz schaffen - und zwar ausgiebig.

Doch unglücklicherweise hatte Roy andere Pläne, denn als Marth sich gerade in allerhöflichster Form dafür entschuldigen wollte, sah er - mit dem Blick immernoch tief in Roys Saphiren - , wie Roy näherkam.
 

// Nein... //, schoss es ihm durch den Kopf. // Nein, nein... das... //
 

Marth war wie versteinert. Seine Augen weiteten sich etwas, doch er wehrte sich nicht dagegen.
 

// Er wird doch wohl nicht...? ... //
 

Doch, er wird - einen Bruchteil einer Sekunde, nachdem Marth sich gedanklich diese Frage gestellt hatte, spürte er etwas unvorstellbar weiches, warmes, daß seine Lippen umgarnte - und ihn gleichzeitig innerlich unglaublich aufwühlte. Denn abermals fegte ein Orkan durch seinen Körper - diesmal jedoch um ein Vielfaches stärker, wärmer, und aufwühlender. Marth hatte das Gefühl, daß sein Herz jeden Moment stehen bleibt - was eigentlich Quatsch war, so schnell, wie es schlug.

Er spürte jede einzelne Regung, Bewegung, jeden noch so kleinen, zögerlichen Druck - und er genoss jede Sekunde.

Seine Augen fielen fast gänzlich zu, und er entspannte sich sehr, obwohl er innerlich noch immer bebte. Und schließlich bewegte auch er seine Lippen gegen die seines Gegenübers - und es fühlte sich traumhaft an.

Er spürte, wie ein Hauch von rosa auf seinen Wangen Platz nahm - nie wieder wollte er sich von ihm lösen, nie wieder sollte dieses Gefühl aufhören.
 

Doch sein Wunsch wurde nicht erhört, denn Roy schien es - zu Marths Leidwesen - sehr eilig zu haben, diesen ersten Kuss möglichst schnell zu beenden. Überrascht sah er Roy in die Augen - und er spürte, wie diese Welle, diese starke Gefühlswelle nachließ, die ihn noch zuvor mitgerissen hatte - und realisierte langsam, was gerade geschehen war.

Ein leichter Schock und Verwirrung standen in seinem Gesicht, und langsam, sehr zaghaft fuhr Marth mit einem Finger über seine noch immer leicht pulsierenden Lippen - und als wäre das das Ende eines gemeinsamen Traumes, sah er auch Roy an, daß er bemerkte, daß das ein Fehler war.

Doch war es wirklich ein Fehler? Können Fehler so gut tun...?
 

Noch ehe Marth sich diese Frage beantworten konnte, war Roy auch schon aufgesprungen und äußerst bemüht, seine Verlegenheit zu überspielen - was ihm eher schlecht als recht gelang, und Marth wusste, was jetzt kam.

Es war eine dieser Momente, die man gut und gerne vorspulen würde, da sie unheimlich peinlich waren und sich teilweise endlos lang zogen.

Er senkte den Blick kurz zum Wasser, sah Roys Spiegelbild und hörte seine Worte - spürte jedoch immernoch diese Hitze in sich, und fürchtete, sie für den Rest des Tages auch nicht mehr loszuwerden.
 

"... mhm.", brachte Marth hervor. Es klang undefinierbar, aber eher feststellend, als nachdenklich.

Langsam senkte er seine Hände ins Wasser - welches ihm derzeit zugegebenermaßen recht nahe war - und spritzte es sich ins Gesicht. Nicht einmal, sondern zweimal tat er das - und merkte, wie die Hitze durch diese Schocktherapie langsam nachließ. Er versuchte derweil, seine Gedanken zu ordnen, wieder klar zu denken - und just in diesem Moment bemerkte er, daß er im kalten Fluss saß, und er spürte die Kälte, die ihn umfloss - was, zum Geier, machte er hier eigentlich!?
 

Rasch stand er auf, ebenfalls triefend und tropfend - den Blick jedoch nicht auf Roy richtend. Nein, er konnte ihn nicht ansehen.

Das war eines dieser Phänomene, die sich Marth nicht erklären konnte - er wusste nur, daß es ihm mehr als unangenehm war, Roy jetzt anzusehen.
 

"Mhm... also...", begann Marth leise. Irgendwie musste er das Thema wechseln. Er wollte so tun, als wäre nichts gewesen - obwohl sein Herz bei dem Gedanken daran, wie nah er Roy noch vor ein paar Sekunden war, flatterte und Glückshormone versprühte.

Er schloss die Augen und ordnete sich einen Moment.

"... Prinz Roy..."

Guter Anfang. Diese distanzierte Anrede kam Marth gerade recht - es war besser so. Ja, es war besser so, wieder auf Distanz zu gehen, denn auf diese Weise kann so etwas nicht noch einmal passieren. Es war besser so... ... ... aber war es das wirklich?

"... Danke, daß Sie mir diesen Ort gezeigt haben, er ist wirklich sehr schön.", sprach Marth weiter. Er versuchte, sich möglichst nicht anmerken zu lassen, wie seltsam er es schon jetzt fand, so mit Roy zu reden. Aber es war besser so.

"Aber ich denke, wir sollten uns wieder wichtigeren Dingen widmen, meinen Sie nicht?"

Marth setzte ein falsches, ausdrucksloses Lächeln auf und überwund sich, Roy in die Augen zu sehen.
 

Die einstige Hitze war nun zu Eis erstarrt - es tat ihm selbst weh, abzulenken, zu verleugnen, daß da etwas gewesen ist - es war sein Wunsch, es wird immer sein Wunsch bleiben, mehr von Roy zu bekommen als das, doch durch diesen selbstsüchtigen Wunsch könnte er eben auch weitaus mehr zerstören, als ihm lieb war.

Zumal er ja nichtmal wusste, wie Roy darüber denkt. Ja, es würde ihn wirklich ungemein interessieren, wieso der Jüngere - der ja den Ansatz gemacht hatte - ihn geküsst hat. WARUM, herrgott!?

Wieder kam die Bilderflut hoch, schmolz das Eis ein wenig. Marth würde noch verzweifeln, wenn das so weitergeht. Was machte dieser Junge nur mit ihm...!?

Roy

Die brennende Hitze in ihm, die von seinem Körper Besitz ergriffen und ein Feuer in ihm zum Lodern gebracht hatte, das ihm bisher unbekannt gewesen war, ihn nun jedoch gleichermaßen erwärmte wie quälte, erlosch mit einem Schlag, als Roy sich wieder mit der höflichen und ganz und gar anständigen Anrede eines Prinzen konfrontiert sah.

'Prinz Roy'.... ja, so nannte man ihn allzulande, in allen Gefilden und in jeder Bevölkerungsschicht, ob Mann, ob Frau, ob Kind, jederzeit wurde er 'Prinz Roy' genannt, er war das gewöhnt - und doch war diese Anrede aus dem Munde des noch im Wasser stehenden Prinzen wie ein Messer in der Brust.
 

Marths Stimme klang rau und wackelig, er erschauderte leicht, als er sich aus dem Wasser erhob und der auf der feuchten Haut eisige Wind ihn frösteln ließ. Eine feine Gänsehaut zeichnete sich auf seinen Armen ab und Roy wusste, dass es bei ihm ebenso sein musste, doch spürte er nichts dergleichen.
 

Eine eisige Kälte breitete sich in ihm aus, die jegliche physischen Gegebenheiten irrelevant werden ließ.

Er hatte die Situation kaputt gemacht, doch er hatte allen Grund dazu gehabt - oder?

Was wäre geschehen, wenn er keinen Schlussstrich gezogen hätte?

Wären sie weiter gegangen?

Einander noch näher gekommen?

Möglicherweise mitten im Flussbett miteinander verschmolzen?

Die Sehnsucht danach wäre vorhanden gewesen, doch....

Er mochte sich kaum ausmalen, wie schon jetzt die Konsequenzen aussehen konnten, wenn jemals ans Licht käme, dass der Prinz von Pharae den Prinzen von Aritia geküsst hatte, während sich die beiden eigentlich in einer ernsten Besprechung bezüglich einer großen Bedrohung hätten befinden sollen, und dass das 'Opfer' sich nicht einmal gewehrt hatte, sondern stattdessen einfach darauf eingegangen war.

Es würde einen Skandal geben, eine Katastrophe; nicht auszudenken, was dies für die Allianz der beiden Königreiche und die Bündnisse mit den umliegenden Ländern bedeuten würde!
 

".......mhm.........."

Nur ein ausdrucksloses Brummen entglitt Roy, das so gar nicht nach ihm selbst klang, während er Marth unaufhörlich anstarrte.

Zwar war ihm reichlich unangenehm, was gerade geschehen war, und er bereute es zutiefst, da ihm die möglicherweise weitreichenden Folgen bewusst waren, doch gleichzeitig wollte er jenen einen Kuss auf keinen Fall missen.

So nah waren sie sich gewesen, wenn auch nur einen Moment lang.

So intensiv hatten sie sich angesehen und so zart ihre Lippen aneinandergeschmiegt.

Konnte etwas so Erfüllendes denn falsch sein?

Es konnte wohl, denn in Roys Brust brannte und stach es, doch diesmal war es nicht der heiße Schmerz, den zu spüren ihm nahezu gefiel, da er wusste, dass es lediglich das Begehren seines Körpers nach weiteren Berührungen darstellte, sondern ein schlechtes Gewissen, wohl wissend, was er seinem Vater und ganz Pharae angetan hatte und beinahe noch mehr angerichtet hätte.
 

Die Kälte in seinem Körper breitete sich nach und nach über den ganzen Leib aus.

Roy schüttelte leicht den Kopf und versuchte, seine Gedanken zu ordnen, einen klaren Kopf zu bekommen und zu entscheiden, wie er sich nun am besten verhalten sollte - unbeschwert wie vorher war er nicht mehr, das war leider vorbei.

Frustriert über seinen eigenen Fehler - wobei er sich noch nicht ganz sicher war, ob der Fehler nun darin bestanden hatte, Marth zu küssen, oder aber, den Kuss zu lösen -, beugte er sich kopfüber und schüttelte das rote Haar, das triefend nass war, schwungvoll aus.

Das Blut, das ihm dabei in den Kopf schoss, ließ wieder eine gewisse Hitze in sein Gesicht steigen, doch war diese lediglich physischer Natur; innerlich fror Roy unermesslich.
 

Stumm lauschte er dem Plätschern des Wassers, das sie eben noch so sanft in seinen Armen gewiegt hatte, vermischt mit dem Pochen seines eigenen Blutes, das in seinen Ohren rauschte.
 

Liebe.....

Was war das eigentlich?

Was es das grenzenlose Verlangen, jemandem nahe zu kommen, ihn zu berühren und berührt zu werden, um schließlich in gemeinsamer Lust zu schwelgen und miteinander zu einer Einheit zu verschmelzen?

Oder war es vielmehr das Bedürfnis, jemanden zu haben, der einen verstand und bedingungslos akzeptierte - als das, was man war -, ohne zu versuchen, einen in eine rolle zu pressen?

Konnte man Liebe überhaupt klar definieren?

Wo endete Freundschaft, wo 'jemanden lieb haben', und wo begann die eigentliche Liebe?

Liebte er Marth?
 

Roy schleuderte heftig den Kopf zu beiden Seiten, als er ihn wieder anhob, dass das Haar nur so flog, um diese Gedanken loszuwerden.

Es war nicht von Belang.

So oder so durfte er sich nicht in etwas verrennen, das mehrere Königreiche ins Verderben würde stürzen können.

So sehr er dem Anderen auch nahe sein wollte - er durfte es nicht.

Wenngleich er sich sonst gegen seinen Vater und dessen Regeln erwehrte, in diesem Falle war er es ihm schuldig, seiner Rolle als Prinz gerecht zu werden.

Und Marth..... dieser schien ebenfalls darauf bedacht, schnell wieder auf Distanz zu gehen und den Vorfall zu überspielen.

Nun gut.

Dann sollte es wohl so sein.
 

Mühsam glättete Roy seine Mimik, die Mundwinkel rutschten steil abwärts, bis sie schmale Lippen begrenzten, die Augen blickten stumpf und teilnahmslos aus den Höhlen und die zarte Röte, die eben noch den Prinzen Wangen bedeckt hatte, verflog mit dem Wind.

Er sollte ein verantwortungsbewusster Thronfolger sein?

Das konnte er.

Es frustrierte ihn endlos und ließ ihn mental in ein tiefes Loch sinken, doch das war er in Kauf zu nehmen bereit.
 

"Oh, keine Ursache, Prinz Marth. Wann immer Ihr den Drang verspürt, Eure Füße zu kühlen, seid so frei und bedient Euch meines Platzes."

Monoton und kalt beanwortete Roy den Dank des Älteren und nickte zum Wasser hinüber, aus dem er mittlerweile herausgetreten war.
 

Seine Kleider notdürftig mit den Händen auswringend, deutete er mit einer Handbewegung an, dass Marth ihm folgen möge.

So führte er den Anderen schweigend aus dem Wald heraus, an den Mägden vorbei, die doch reichlich verdutzt dreinschauten, als die beiden adrett gekleideten Prinzen so durchweicht und offenkundig schlecht gelaunt vorbeistapften, und schlug, statt den Weg zum Schloss zu nehmen, einen schmalen Sandpfad ein, der zu einem Nebengebäude führte.
 

Der Pavillon, in der Regel für die Hofdamen und deren Besuch gedacht, wenn diese sich irgendwo abseits des höfischen Treibens niederlassen wollten, bot eine Vielzahl in dieser Situation unabdingbarer Vorzüge, die Roy sich sogleich zunutze machte.

Kurz verschwand er um die Ecke, dann kam er mit einem Arm voller Decken zurückgeeilt und übergab zwei davon an Marth, ohne diesem jedoch in die Augen zu sehen.

In diesem Augenblick in die tiefblauen Augen des Älteren zu blicken, hätte ihn die Beherrschung gekostet - das wusste er zu vermeiden.

Die verbleibende Decke provisorisch um seine Schultern legend, schritt Roy voran unter das Pavillondach und wies Marth ohne jeglichen Ausdruck in der Stimme an, sich doch bitte zu setzen. Derweil begab er sich in den kleinen Nebenraum, aus dem er eine kleine Getränkekanne mit sich führte; ein kleines Dienstmädchen eilte hinterdrein.

"Kann ich noch zudiensten sein, Prinz Roy? Prinz Marth, habt Ihr einen Wunsch? Bitte sagt mir Bescheid, wenn ich etwas für Euch tun kann.", sagte sie, während sie im Raum umherzuwuseln und die Türen dicht zu machen begann, um ein wenig Wärme einzufangen.

Roy neigte nur leicht den Kopf in Richtung Nebenkammer, woraufhin das Mädchen augenblicklich verschwand.
 

"So..... nun sind wir allein. Hier wird uns niemand stören, also bitte, lasst uns überlegen, wie am besten vorzugehen ist. Die Schattenkrieger sind eine ernst zu nehmende Bedrohung, sowohl für Aritia, als auch für Pharae."

Die Bedrohung, die Roys Worte ansprachen, schwang in seinem Tonfall nicht mit.

Seine Augen waren trüb und durchweg auf den Tisch gerichtet, in dessen Mitte eine Tafel lag, die das Dienstmädchen vor ihrem Verschwinden mit sich geführt hatte.

Auf dieser begann der Prinz nun ruhig und ernsthaft, strategische Züge für eine Schlacht aufzuzeichnen und sie dem Anderen ohne wahre Begeisterung, aber auch ohne offensichtliche Ablehnung darzulegen.

Ihre Blicke trafen sich kein einziges Mal.

Nur Roys Herz schlug ihm bis zum Hals, so dass er dachte, es müsse bald zerbersten, zumal die Situation, Marth so abweisend zu begegnen, und die Aussicht, ihm vermutlich nie wieder nahe zu kommen, ihn zu durchbohren schienen.

Zeigen tat er davon allerdings nichts.



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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Von:  Seremia
2010-06-26T23:03:04+00:00 27.06.2010 01:03
Marth und Roy!
Gott, ich lieeebe dieses Pairing so sehr! -°O°- *blush*
Auch hier ist die Wortwahl wiedermal unheimlich passend!
Ich bin begeistert von den Beschreibungen über deren Persönlichkeit aus nur beobachteten Eindrücken des Smash Bros Teils! Und besonders mag ich deren Gegensätzlichkeit, sie macht die beiden so aus! *herz*
Ich würde mich so freue, wenn diese fanficiton weitergeschrieben wird! Eine mit so guter, eigenartiger Sprache (und das auch noch bei politischen Themen!) liest man nicht sehr oft...
Liege Grüße
Seremia
Von: abgemeldet
2008-07-23T18:41:54+00:00 23.07.2008 20:41
Hallöchen, wollt einen Kommi da lassen.
Gefällt mir echt gut, ich finds richtig süß wie schüchtern die 2 sich
verhalten *g*. Schreibst du noch weiter? Würde mich total freuen.
Liebe Grüße
Micha
Von:  Atsu
2008-06-16T20:29:13+00:00 16.06.2008 22:29
T'chaaa! Erste :3

Und hiermit meldet sich auch mal das "Gaychen" Marth! XD

Und nun auch von mir ein herzliches "Viel Spaß" :3~


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