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Reaching for the Stars

von

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"Na wen haben wir denn da?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 1/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Ich sage euch gleich, dass es in dieser Geschichte nicht viel Action geben wird. Am ehesten ist RftS wohl was für Leute, die bereits CD und/oder CotM kennen. Die werden einige bekannte Gesichter sehen ^.~ Hm, was könnte ich noch sagen? Es wird überwiegend eine Rosenkreuz-Fic und sie dreht sich um Brad Crawford. Es wird eine Weile dauern, ehe andere Charaktere aus dem Anime auftauchen und wenn werden es eher Mitglieder von Schwarz als von Weiß sein. Jetzt aber genug der Einführung ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@alle fleißigen Commi-Schreiber bei Close Distance: Ich hoffe, ihr bleibt mir auch bei dieser Story treu *knuffel*
 

~ „Bist du eigentlich auf Droge oder so etwas?“ ~
 

(Alexander zu Crawford, Close Distance, Teil 44)
 

Teil 1 „Na wen haben wir denn da?“
 

Es schien sich niemals etwas zu ändern. Und inzwischen hatte er auch aufgegeben, darauf zu warten. Es war einfacher, nicht zu hoffen. Stattdessen stand er jeden Morgen auf, aß, wenn man ihn dazu aufforderte – meistens jedenfalls – und atmete.

Lebte. Überlebte.

Teilnahmslos schweiften braune Augen durch den fast steril wirkenden Raum. Gerade wartete er wieder, weil man ihm das gesagt hatte. Irgendwo in sich nahm er Unbehagen wahr. Ihm war kalt und sein Kopf schmerzte. Doch er dachte nicht aktiv darüber nach. Ihm war meistens kalt, wenn eine der Untersuchungen anstand. Wenigstens hatte er diesen komischen Kittel an. Später würde ihm womöglich noch kälter sein. So weit kein Grund, seiner Situation mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

Er rührte sich auch dann nicht, als die Tür geöffnet wurde, sah nicht einmal den Mann an, der eingetreten war.

„Komm mit!“, wurde er aufgefordert und gehorsam rutschte er von der Liege herunter, auf der bis eben gesessen hatte.

Und dann kam der Moment, in dem sich doch etwas änderte. Sirenen schrillten los und unwillkürlich hielt er sich die Ohren zu, was aber nicht besonders viel half. Er konnte sogar noch den Mann fluchen hören, der den mitgeführten Block fallen ließ und dann einfach nach draußen rannte, ohne sich weiter um ihn zu kümmern.

Er zwinkerte, während allmählich die Erkenntnis durchsickerte, dass etwas passiert sein musste. Seine Hände fielen nach unten, suchten Halt, als in seinem Kopf ebenfalls eine Veränderung stattfand und das damit einhergehende Schwindelgefühl ihn schwanken ließ. Neben dem Heulen waren jetzt auch andere Geräusche zu hören. Schreie. Schüsse. Langsam, fast wie in Trance, sah er sich um, nahm zum ersten Mal bewusst den Schrank wahr, der neben der Liege die einzige Einrichtung darstellte. Er hatte keine Angst, dazu war er emotional noch viel zu betäubt, aber etwas sagte ihm, dass es darin sicherer wäre. Und so versteckte er sich.

Zeit verging und allmählich wurde er müde. Er zog die Knie an, stützte seine Stirn darauf ab. Und trotz des Lärms fielen ihm die Augen zu.

Nicht für lange jedoch. Die Zimmertür musste aufgetreten worden sein, jedenfalls hörte er ein lautes Krachen, das ihn zusammenzucken ließ, gefolgt von einer Stimme.

„Hier ist niemand drin, Schneider.“

Schritte, dann für ein paar Sekunden gar nichts. Sein Herz begann schneller zu schlagen.

„Du urteilst etwas vorschnell. Öffne den Schrank für mich, aber bitte vorsichtig.“ Ein leidender Unterton schwang in den Worten mit.

„Beschwer dich noch darüber, dass ich hier die ganze Arbeit mache“, grummelte der erste Sprecher. Und dann flutete auch schon Licht in das Schrankinnere, vertrieb das Halbdunkel, an das seine Augen sich gewöhnt hatten. Geblendet konnte er zwei Umrisse ausmachen, die nach und nach an Detailliertheit gewannen. Identische Kleidung, dunkle Flecken. Blut?

„Na wen haben wir denn da?“
 

******
 

Es war nur ein kleiner Junge. Michael senkte seine Waffe, ließ sie dann im Halfter verschwinden. Rasch checkte er erneut ihre Umgebung, doch es hatte sich nichts geändert. Ihre Leute hatten die Oberhand gewonnen. Michael lächelte zufrieden, richtete seine Aufmerksamkeit schließlich wieder auf ihren Findling. Er konnte immer noch nichts Vernünftiges von dem Jungen auffangen. Sein Lächeln ging in ein Stirnrunzeln über.

„Soll ich ihn zu den anderen bringen?“ Martin machte eine Bewegung, als wäre der sich seiner Antwort sicher, doch er hielt ihn zurück.

„Warte, ich werde mich um ihn kümmern.“ Michael wusste selbst nicht genau, woher dieser Impuls gekommen war, doch daran verschwendete er gleich darauf keinen weiteren Gedanken mehr. Denn sobald er in die Hocke gegangen war, so dass der Junge sein Gesicht richtig sehen konnte, blitzte Erkennen in den braunen Augen auf. Es war ein Aufleuchten, auch auf der mentalen Ebene, jedoch ohne mit Informationen verbunden zu sein.

Verwirrt hielt Michael dem suchenden Blick stand, streckte schließlich eine Hand aus. „Komm raus, wir tun dir nichts.“

Der Junge zögerte nicht länger als einen Atemzug, ergriff dann seine Hand. Er hörte sich selbst überrascht Luft holen. Für einen Moment glaubte er, taub geworden zu sein, doch nachdem er den ersten Schock überwunden hatte, merkte er, dass die Stimmen noch da waren. Nur in weiter Ferne. Als hätte er sich bis eben noch inmitten einer lautstarken Party befunden und wäre plötzlich in einen stillen Nebenraum geraten. Er schüttelte den Kopf, registrierte jetzt erst, dass er den Jungen in den Armen hielt. Wann genau war das eigentlich geschehen?

„Alles in Ordnung mit dir?“

„Natürlich.“ Michael hatte sich wieder gefangen und stand vorsichtig auf, ohne seine menschliche Last loszulassen. Ruhig erwiderte er Martins erstaunten Blick, kümmerte sich dann nicht weiter um den Telekineten und ging zu der Liege hinüber, wo er den Jungen absetzte.

„Willst du mir nicht deinen Namen verraten, mein Kleiner?“ Er versuchte es mit einem hoffentlich beruhigend wirkenden Lächeln.

Sein Gegenüber sah ihn einfach nur an. Braune Augen, die im Gegensatz zu dem schwarzen Haarschopf fast zu hell wirkten. Eine Hand wurde gehoben und zupfte an der Strähne, die ihm in die Stirn gefallen war.

Michael lachte unwillkürlich auf. „Anscheinend nicht. Ich heiße Michael“, stellte er sich vor, während ein Teil von ihm sich fragte, warum er sich eigentlich so viele Umstände machte.

Weiterhin keine Reaktion. Das Gesicht des Jungen blieb ausdruckslos, aber die Augen verrieten zu viel Aufmerksamkeit, als dass er von einem simplen Schock ausgehen konnte.

„In Ordnung, du willst also nicht sprechen. Aber mitkommen musst du trotzdem.“ Nun erst unterzog er den Aufzug des Jungen einer näheren Betrachtung. „In diesem Flatterhemdchen wirst du dir noch was wegholen. Wo sind deine Sachen?“

Keine Antwort, was für eine Überraschung… Michael seufzte und erntete ein Lachen von Martin dafür. Eisblaue Augen funkelten seinen Begleiter an, der sich wenig beeindruckt zeigte. „Kannst du es vielleicht besser?“, wollte er wissen.

Martin hob abwehrend die Hände. „Nein. Habe ich schließlich auch nicht behauptet. Warum gibst du dich überhaupt mit ihm ab?“

Er konnte nur mit den Schultern zucken. Dann zog er einfach seine Jacke aus und half dem Kleinen hinein. Der ertrank zwar fast darin, aber es war besser als gar nichts. Ein wenig missmutig musterte er die nackten Füße des Jungen, bevor er ihn auf den Arm nahm. „Lass uns zu den anderen gehen, sie beginnen sich draußen zu sammeln.“ Sein Talent funktionierte wie gewohnt, nachdem er sich angepasst hatte, aber er spürte genau, dass der Energieaufwand nun ein anderer war.

Martin nickte wortlos, ging ohne eine entsprechende Aufforderung zu benötigen vor. Mit gezogener Waffe, denn sie würden trotz allem kein unnötiges Risiko eingehen.

Michael hielt seine Sinne ebenfalls offen, aber sie gelangten ohne Zwischenfälle an ihr Ziel.
 

Das Alter der gefundenen Kinder rangierte von vielleicht acht – ein kleines blondes Mädchen, das voller Unverständnis den Trubel beobachtete – bis etwa dreizehn. Merkwürdig, dass keine älteren dabei waren. Ihren Informationen zufolge arbeitete das Institut schon seit Jahren an der Erforschung von Talenten. Er drehte sich zu dem Gebäude um, das er eben verlassen hatte. _Hatte gearbeitet_ war inzwischen wohl zutreffender.

„Du hast noch jemanden gefunden, wie ich sehe.“

„Ja, Frau Winter.“

Der Junge in seinem Arm wandte den Kopf, so dass dieser die Frau betrachten konnte. Die Haare waren wie immer zu einem Dutt zurückgenommen, betonten die harschen Gesichtszüge. Die Blicke der beiden begegneten sich, er sah es an Frau Winters sich weitenden Augen. Bis eben hatte sie dem Jungen keine Beachtung geschenkt, doch nun war das etwas anderes.

„Steht er unter Medikamenteneinfluss?“, wollte sie wissen.

„Nicht dass ich wüsste.“ Michael konnte sich denken, was hinter dieser Frage steckte, seine Miene verriet jedoch nichts.

Frau Winter wechselte das Thema. „Mehr Kinder scheinen nicht mehr drin zu sein. Wir lassen ein paar Leute hier, die sich um die Computer kümmern werden.“

In diesem Moment verstummten endlich die Sirenen und er war nicht der Einzige, der Erleichterung empfand.

„Sorge dafür, dass die Kinder keinen Ärger machen. Besprechung ist eine Stunde vor dem Abendessen.“

„Jawohl, Frau Winter“, bestätigte er, doch sie war bereits auf dem Weg zu einem der Instruktoren.

Michael ging zu der Gruppe hinüber, hörte, wie Martin sich ihm anschloss.

„Warum hat sie gefragt, ob der Kleine Medikamente genommen hat?“

Er schenkte dem Anderen ein schmales Lächeln. „Weil sie wahrscheinlich noch schlechter zu ihm durchkommt als ich.“ Auch wenn Frau Winter das sicher nicht vor ihnen zugeben würde. Belustigung funkelte in eisblauen Augen auf, während Martin den Kopf schüttelte.

„Lass sie bloß nicht mitbekommen, dass du dich über sie lustig machst.“

„Würde mir nicht einfallen.“
 

Die Kinder schienen den ersten Schrecken überwunden zu haben und plapperten munter durcheinander. Einige hielten auffällig Abstand zu dem Rest, wahrscheinlich Telepathen und Empathen. Michael überprüfte seine Vermutung und fand sie bestätigt. Die Kleinen hatten nicht mal ein grundlegendes Training erhalten. Er wusste nicht, ob sie über ihre Befreiung noch so froh sein würden, wenn sie erstmal merkten, wo sie als nächstes landen würden. Zumindest aber würden sie nicht mehr so viel Ärger mit ihren Talenten haben.

„Da bist du ja, Schneider“, wurde er von einem Instruktor begrüßt. „Schick den Jungen zu den anderen, wir wollen gleich los. Ich hoffe, du hast dich drinnen nicht zu sehr verausgabt.“

„Keine Sorge, das hier werde ich schon noch schaffen.“

„Zweifellos.“ Ohne Ironie.

Michael wurde dadurch abgelenkt, dass sich Arme enger um seinen Hals schlangen. Der Kleine hatte also zugehört und war nicht glücklich über die Aussicht, von ihm getrennt zu werden.

„Schon gut, du kannst bei mir bleiben“, beruhigte er ihn, spürte, wie der Junge sich wieder entspannte.

„Kann er das?“ Martin war neben ihn getreten und musterte ihn neugierig.

Eisblaue Augen wurden für einen Herzschlag sehr kalt und der Andere senkte unbehaglich den Blick. Er antwortete nicht auf die Frage, drückte den Jungen kurzerhand Martin in die Arme, der ihn aus einem Reflex heraus festhielt. „Pass auf ihn auf, bis ich fertig bin. Und komm gar nicht erst auf die Idee, ihn in einen der Busse zu setzen. Falls jemand Einwände erhebt, schick ihn zu mir.“ Damit ließ er die beiden allein, spürte genau, wie sich zwei Augenpaare in seinen Rücken bohrten.

Seine Schilde justierten sich automatisch neu, aber für einen Moment konnte Michael an den Gesichtern der Leute in seiner Nähe erkennen, dass sie den mentalen Druck gespürt hatten, ehe er sich vollständig unter Kontrolle hatte. Er verkniff sich ein bitteres Lächeln, wandte sich mit blanker Miene den Kindern zu.

Sie waren verstummt, doch das konnte ihm nur recht sein. Besser für seine Konzentration. Michael griff nach draußen und wob einen Befehl in das Unterbewusstsein der Kinder ein. Es dauerte nicht lange. Zum einen waren sie zu jung und unausgebildet, um ihm Widerstand entgegensetzen zu können und zum anderen hatte Michael schon einige Übung darin. Bis der Befehl gelöscht wurde, würden sie einfach nicht in der Lage sein, ihre Talente zu nutzen. Auch nicht aus Versehen.

Er atmete tief durch, als er die Konzentrationsphase verließ und die damit einhergehende minimale Anspannung aus ihm heraussickerte.

„Fertig?“ Der Instruktor.

Sein Nicken reichte dem älteren Mann.

„In Ordnung, schafft die Kinder in die Fahrzeuge. Wir wollen heute noch hier wegkommen.“ Dann an ihn gerichtet: „Du willst den Schwarzhaarigen bei dir mitnehmen?“ Um sie herum brach geordnetes Chaos aus, als die Kinder auf die Kleinbusse verteilt wurden.

„Ja, will ich.“ Noch war Michael nur ein Schüler, aber der Instruktor wusste nur zu gut, dass es nicht mehr lange dabei bleiben würde.

„Gut. Wir sehen uns auf Rosenkreuz.“ Und damit hatte er seine Erlaubnis.

Ein Lächeln huschte über Michaels Lippen, bevor er zu Martin zurückkehrte. Der Telekinet sah ihm beinahe erleichtert entgegen, war offensichtlich froh, den Jungen wieder loszuwerden.

„Er hat kein Wort gesagt“, wurde ihm mitgeteilt.

„Ich habe bereits gemerkt, dass er nicht besonders gesprächig ist.“

Gemeinsam gingen sie zu ihrem Wagen hinüber. Petra wartete dort bereits auf sie, lehnte an der Fahrertür.

„Übernimmst du die Rückfahrt?“

Als Antwort klimperte sie mit den Autoschlüsseln. „Rein mit euch, Jungs, es geht los.“

Sie gehorchten lachend. Martin schlug hinter ihm die Tür zu, umrundete dann den Wagen, um auf der anderen Seite einzusteigen. Zuletzt nahm noch einer der Instruktoren auf dem Beifahrersitz Platz. Sie wechselten keine Worte. Die Aufgabe des Mannes bestand darin, ihren Einsatz zu bewerten, nicht, den Babysitter zu spielen.

Michael wandte seine Aufmerksamkeit dem Jungen zu, der jetzt rittlings auf seinem Schoß saß und versuchte, dessen Blick einzufangen. Die braunen Augen schienen sein Gesicht abzutasten, ohne auf seine Bemühungen zu reagieren. Also legte er einfach eine Hand unter das Kinn des Anderen und erzwang so Blickkontakt.

„Er scheint nicht besonders helle zu sein.“

„Wie kommst du darauf?“, erkundigte er sich, ohne Martin anzusehen.

„Nun, erstens spricht er nicht und zweitens hält er es viel zu lange in deiner Nähe aus, um ganz normal zu sein. So jung wie er ist, müsste ihn der Druck mehr als nervös machen.“

Er lächelte, während das Gesicht des Jungen weiterhin ausdruckslos blieb. „Ich denke, du missverstehst da etwas. Der Kleine hat einfach nur ausgezeichnete Schilde.“ Oder auch nicht so einfach… Etwas war merkwürdig. „Es kommt mir bekannt vor, vielleicht…“ Michael hörte sich selbst murmeln und verstummte. Eisblaue Augen sahen in braune und versuchten, zu dem Jungen durchzudringen. Schließlich seufzte er leise. „Wenn du nicht reden willst, probieren wir eben etwas anderes.“ Vorsichtig umfasste er das Gesicht des Jungen, der weder zurückzuckte noch ein anderes Zeichen von Furcht zeigte. Dann beugte er sich vor, bis sie Stirn an Stirn dasaßen, schloss langsam die Augen und bekam so mit, dass der Schwarzhaarige es ihm gleichtat.

Michael konzentrierte sich, begann die Schilde genauer zu untersuchen, drückte dagegen. Er tat es, ohne Gewalt anzuwenden und der Widerstand war ganz sicher nicht bewusst. Ganz plötzlich verschob sich etwas im Verstand des Jungen. Er sah andere Barrieren, aber nur, weil ihm ein gewisser Zutritt gewährt worden war. Und die vorgefundenen Muster waren unverwechselbar.

Er lehnte sich zurück, lächelte flüchtig. „Ich habe es doch gewusst.“

„Was?“, wollte Martin wissen und auch Petra sah ihn über den Rückspiegel fragend an. Selbst der Instruktor schien aufmerksam geworden zu sein.

„Der Kleine ist ein Precog. Und nach seinen inneren Schilden zu urteilen, müssen seine Fähigkeiten sehr ausgeprägt sein. Oder wie siehst du das, Brad?“

Zum ersten Mal lächelte der Junge.
 

~TBC~
 

Ich hoffe, der Anfang hat euch gut genug gefallen, dass ihr nächste Woche auch wieder vorbeischaut ^^

Und bevor hier jemand sagt, dass Michael anders ist als der Schneider, den ihr kennt: natürlich ist er das. Hier hat er ebenso wie Brad eine andere Vergangenheit und das wirkt sich eben auf seine Persönlichkeit aus. Womit ich aber nicht sagen will, dass Michael in dieser Fanfic plötzlich zu allen nett sein wird *grins*

cya, cu ^-^
 

Hier noch (einmalig) ein kleiner Hinweis:
 

Reaching for the Stars stellt eine alternative Geschichte in dem Fanfic-Universum dar, dass ich „Alternate States“ nenne. AS umfasst die Fanfics „Close Distance“, „Corruption of the Mind“ mit seinem Sequel „Finding Home“ und jetzt auch RftS. Da es mir bei AS darum geht, jeweils eine andere mögliche Entwicklung für die Charaktere zu betrachten, gibt es immer einige OCs, die wiederholt in den Fanfics auftauchen. Um euch zu ermöglichen, den Überblick zu behalten, werde ich am Ende jedes Kapitels von RftS darauf hinweisen, falls ein zum ersten Mal auftretender Charakter schon in einer der anderen Fanfics mitgespielt hat. Ich werde euch folgende Infos geben: Name, Talent, Fanfic mit Kapitel des ersten Auftritts sowie Position in der jeweiligen Fanfic ^^
 

Also dann:
 

Dramatis Personae
 

Petra Bremer:

Empathin

Close Distance Teil 160 (Abteilungsleiterin im Japan-Büro)
 

Martin Jansen:

Telekinet

Close Distance Teil 154 (Leiter des Japan-Büros)

Finding Home Teil 17, erste namentliche Erwähnung in Teil 16 (Bereichsleiter im Japan-Büro)
 

Michael Schneider:

Telepath

Close Distance Teil 35 (Direktor von Rosenkreuz)

Corruption of the Mind Teil 1 (Instruktor auf Rosenkreuz)
 

Frau Winter:

Empathin

Corruption of the Mind Teil 7 (Instruktorin auf Rosenkreuz)

"Ängstlich bist du schon einmal nicht"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 2/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Brads Ankunft auf Rosenkreuz und er lernt bereits ein Mitglied des Triumvirats kennen ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Lacu: *lach* Schön, dass du dich so über die neue Fanfic freust ^^ Dann hoffe ich mal, dass sich deine gute Laune weiterhin hält und du auch Spaß am Lesen des neuen Kapitels hast.
 

@Jemma: Hm, ich denke, ich werde die Beschreibungen tatsächlich mal am Anfang der Fanfics aufnehmen. Irgendwie wollte ich das schon immer mal machen, aber ich vergesse es laufend wieder ^^° Wenigstens habe ich jetzt ne wöchentliche Erinnerung dran, da werde ich das schon noch hinbekommen, muss nur noch die Zeit dafür finden.

*grins* Natürlich sind Brad und Michael von Anfang an zusammen, schließlich habe ich diese Geschichte nur für sie geschrieben ^^
 

@F4-Phantom: Na klar, gut anhören tut sich das, aber das mit dem Schreiben ist ne andere Sache ^.~ So, jetzt kannst du aufhören hibbelig zu sein, immerhin ist das neue Kapitel raus *nach unten deut*
 

@Kralle: Grundsätzlich ist nur das Sequel zu CD geplant, aber natürlich werde ich nicht so dumm sein, jetzt zu sagen, dass danach nichts mehr zu AS kommt. CotM war schließlich auch nicht geplant ^^#

Wie viele Kapitel ich schon habe, verrate ich nicht *grins* Aber ich versichere dir, dass die Story jetzt schon länger ist als CotM oder FH (aber kürzer als beide zusammen ^^). Und bevor du fragst: ich hab keinen blassen Schimmer, wie viele Kapitel es mal werden…
 

~ „Na, na, Müller. Man fasst doch kein fremdes Eigentum an.“ ~
 

(Herr Schneider zu Herrn Müller, Corruption of the Mind, Teil 6)
 

Teil 2 „Ängstlich bist du schon einmal nicht“
 

Wieder hob sich eine Hand und Finger schlossen sich um sandblonde Strähnen. Das Lächeln hatte Leben in Brads Gesicht gebracht, aber jetzt nahm es eine abwesende Qualität an, als würde der Junge nach einer Erinnerung suchen.

Michael konnte sich dessen nicht ganz sicher sein, denn obwohl er endlich Zugang zu Brads Gedanken gefunden hatte, bedurfte es noch einiger Gewöhnung, um sie auch zu verstehen.

„Ein Precog? Sie werden erfreut sein.“ Martin musterte Brad, als würde er ihn zum ersten Mal wirklich sehen.

Ohne seine Haare losgelassen zu haben, wandte Brad sich dem Telekineten zu.

Michael konnte sehen, wie das Lächeln verschwand und so etwas wie Missachtung in die braunen Augen kroch. Es rief leises Amüsement in ihm wach, das sich durch Martins Reaktion nur noch verstärkte.

„Ich glaube, er hält nicht viel von mir. Muss ich mich jetzt beleidigt fühlen?“

Vorne im Fahrersitz lachte Petra auf. „Ich kann ihn verstehen. Niemand lässt sich gerne als Idioten bezeichnen.“

„Das habe ich doch gar nicht getan“, wandte der Braunhaarige ein, hob dann die Hand, als Petra etwas sagen wollte. „In Ordnung, ich sehe, was du meinst“, gab Martin zu, als diesem offensichtlich einfiel, wie er vor wenigen Minuten noch über Brad geurteilt hatte.

Der Junge schien sich nicht weiter für Martin zu interessieren, sondern begann mit Michaels Haaren zu spielen. Er neigte den Kopf, um dem Zug zu folgen und wusste nicht wirklich, was er davon halten sollte. „Könntest du vielleicht eine andere Beschäftigung finden?“

Brad antwortete nicht laut, aber er konnte Verneinung lesen, wenn auch nicht deutlich ausformuliert. Michael unterdrückte ein Seufzen, was ihm ein Kichern von Petra einbrachte. Sie musste einen Teil seiner Reaktion aufgefangen haben.

„Du gehst das völlig falsch an, Schneider“, wurde er auch prompt belehrt. „Wenn du so fragst, kannst du gar keine andere Antwort erwarten.“

Das war Michael inzwischen auch klar geworden, aber irgendwie widerstrebte es ihm, Brad zu etwas zu zwingen. Hinter seiner Stirn begann es zu pochen. Kopfschmerzen. Doch der Rhythmus war unvertraut, nicht sein eigener. Eisblaue Augen verengten sich. Das kam von Brad – und sie waren schon die ganze Zeit da gewesen, auch wenn sie ihm jetzt erst bewusst wurden. Die Verbindung wurde unaufhaltsam stärker, aber es war ein sehr langsamer Prozess. Eine neue Erfahrung für Michael, der mit seinen Fähigkeiten noch nie auf diese Art von Widerstand gestoßen war. Es verlangte ihn, mehr über Brad zu erfahren, doch der Junge brauchte eindeutig Ruhe. Er löste die viel kleinere Hand aus seinen Haaren, legte seine Rechte auf Brads Stirn.

>Schlaf jetzt.<

Vielleicht wäre ihm kein Erfolg beschieden gewesen, wenn sich der Körper des Jungen nicht auf seine Seite gestellt hätte. So wie es war fielen dem Schwarzhaarigen gleich darauf die Augen zu und Brad sackte in sich zusammen.

„Du hast ihn schlafen geschickt…“ Nicht wirklich eine Frage. Martin sah zunächst nur zu, half ihm dann dabei, es Brad so bequem wie möglich auf dem Sitz zwischen ihnen zu machen. Der Junge rollte sich zusammen, ohne aufzuwachen, den Kopf auf seinem Oberschenkel.

Martin registrierte es mit einem Grinsen. „Du lässt nach, Schneider. Sonst jagst du den Kiddies immer einen heiligen Schrecken ein und jetzt fangen sie schon an, dich als Kopfkissen zu benutzen.“

„Sehr witzig, Martin. Wirklich.“
 

Brad hatte die restliche Fahrt durchgeschlafen, wachte aber mühelos auf, als der Wagen hielt. Noch ein Hinweis, der Michael sagte, dass es nicht allein seinem Talent zu verdanken gewesen war, dass der Junge gehorcht hatte.

Als hätte Brad diese Überlegung mitbekommen, richteten sich braune Augen auf ihn und Michael erwartete unwillkürlich eine Bemerkung, die natürlich nicht kam. Seine Mundwinkel zuckten, belustigt über sich selbst. Dann stieg er wie die anderen aus, nahm Brad automatisch wieder auf den Arm. Schließlich gab es da immer noch das Problem mit den fehlenden Schuhen.

Der Instruktor verabschiedete sich mit einem knappen Nicken und nahm ihre Waffen mit sich, konnte aber einen letzten neugierigen Blick auf Brad nicht verbergen.

Der bekam davon nichts mit, zu beschäftigt damit, seine neue Umgebung zu erfassen. Die Berge schienen Brad dabei mehr zu beeindrucken als das vor ihnen aufragende Gebäude.

„Das hier ist Rosenkreuz.“ Michaels Lippen verzogen sich zu einem Beinahelächeln. Er brachte es einfach nicht fertig, ein Willkommen auszusprechen. Das wäre kein besonders guter Scherz.

Die anderen Wagen fuhren vor und kurz darauf stiegen die Kinder aus. Instruktoren nahmen sie in Empfang und somit wurde es Zeit, den Befehl rückgängig zu machen. Dieses Mal war es nicht erforderlich, Brad dafür wegzugeben. Dessen dämpfende Wirkung bestand zwar weiter fort, aber er konnte um sie herum arbeiten.

„Wir gehen schon mal aufs Zimmer. Wird Zeit, aus den Klamotten rauszukommen.“ Martin hatte abgewartet, bis er fertig war, Petra neben sich.

„Tschüss, Brad“, verabschiedete Letztere sich, nicht ohne dem Jungen zuzuwinken. Und Brad hatte wenigstens die Höflichkeit, ihr zuzunicken.

Die beiden verschwanden mit einem Lachen, während Michael sich der Gruppe von Kindern und Instruktoren anschloss. Er wusste, wie es weitergehen würde. Duschen, neue Sachen und später die Entscheidung, ob sie hierbleiben würden oder ins Heim geschickt werden. Die älteren Kinder sollten normalerweise für Rosenkreuz bereit sein, aber sie benötigten zumindest einen Crashkurs darin, sich besser abzuschirmen.

Reihen wurden gebildet, graue Uniformen vereilt, mit einem Handtuch und einem Stück Seife ganz oben auf dem Stapel. Alles lief rasch und geordnet ab, die Kinder waren zu eingeschüchtert, um Ärger zu machen. Er ließ Brad herunter, behielt dessen Hand aber fest in seiner. Und dann kam der Junge auch schon dran.

„Name und Alter?“

Brad starrte den Instruktor einfach nur an und dessen Blick verriet Gleichgültigkeit. Das Schweigen ließ den Mann von seiner Liste aufsehen, ungeduldig und kurz davor, die Aufforderung etwas nachdrücklicher zu wiederholen. Doch Michael beschloss, vorher das Wort zu ergreifen.

„Sein Vorname ist Brad. Auf den Rest werden Sie wohl noch eine Weile warten müssen.“

„Schneider.“ Überraschung spielte über das Gesicht des anderen Mannes. „Ich habe gehört, dass du an dem Einsatz teilnimmst. Aber warum hängt der Kleine so an dir?“

„Er braucht mich sozusagen als Dolmetscher, Herr Schumann.“

„Spricht Brad kein Deutsch?“ Der Name wurde gleich niedergeschrieben.

„Um genau zu sein, spricht er zurzeit überhaupt nicht.“

„Aha…“ Der Andere sah Brad interessiert an und Michael bekam mit, wie der Telepath versuchte, die Gedanken des Jungen zu lesen. Zwei Augenbrauen rutschten in die Höhe. „Er ist… ungewöhnlich.“

Sein Lächeln verriet Belustigung. „Er ist ein Precog.“

„Verstehe. Also gut, das hier ist sowieso vorläufig. Wir werden die benötigten Daten später auch aus den Unterlagen des Instituts erhalten.“

Auf eine Geste von Herrn Schumann hin, bekam Brad ebenfalls einen Packen Sachen gereicht, doch Michael nahm sie, da der Junge keine Anstalten machte, danach zu greifen.

Der andere Telepath nahm es mit einem resignierten Kopfschütteln hin. „Er zeigt ähnliche Tendenzen wie du, Schneider.“

„Ich war niemals ungehorsam“, verteidigte er sich.

„Bloß weil du bei den anderen damit durchkommst, bild dir bloß nicht ein, dass es auch bei mir funktioniert.“

Michael zeigte nur ein schnelles Lächeln, dann wurden sie weitergewunken. Er mochte den Instruktor. Mit ihm war das Training nie besonders schmerzhaft gewesen. Anders als mit bestimmten anderen Personen. Er schob den Gedanken rasch von sich.
 

Der Duschraum war genauso ausgestattet wie die anderen hier, nur etwas größer. Dampfschwaden hatten die Spiegel beschlagen, die sich über den Waschbecken dahinzogen. Zwei Reihen, die den Raum in der Mitte teilten, mit Bänken davor, um die Sachen darauf abzulegen. Die Duschen befanden sich an den Längsseiten, waren fast alle besetzt.

Er ging mit Brad bis zum hinteren Ende, setzte sich hin, weil er merkte, dass er die Kinder nervös machte. Nur Brad nicht, der ihn fragend ansah.

„Zieh dich aus und dann ab unter die Dusche mit dir.“

Der Junge zögerte und nach einem kurzen Moment verstand Michael den Grund dafür. Er lächelte.

„Ich werde warten, genau hier“, versprach er, zog Brad seine Jacke aus und wartete dann, dass der Schwarzhaarige den Rest übernahm. Was dieser schließlich auch tat.

Als Brad nicht mehr in Hörweite war, stieß Michael ein Seufzen aus. „Zu jung, er ist zu jung…“ Das Flüstern war nur für ihn selbst bestimmt. Brad konnte nicht älter als zehn sein und das bedeutete, sie würden ihn ins Heim schicken. Widerstand regte sich in ihm. Michael wusste nicht, woher er kam, aber er wusste sehr wohl, dass er Brad nicht so einfach gehen lassen wollte. Und er würde es auch nicht tun, beschloss er in diesen Minuten. Einen Versuch war es wert.

Brad kehrte zurück und trocknete sich rasch ab, zog die sauberen Sachen an. Da sie nur nach Augenmaß zugeteilt worden waren, saßen Hose und Jacke nicht besonders gut. Dass Brad zu mager war, unterstützte den Eindruck nur. Aber es war auf jeden Fall eine Verbesserung. Und endlich hatte der Junge auch Schuhe.

Eine stumme Frage wurde gestellt und Michael schüttelte den Kopf. „Das alte Zeug wird entsorgt, darum brauchst du dich nicht zu kümmern. Hier fängt ein neues Leben für euch an. Also vergiss alles, was vorher war.“ Eine Politik, die auf Rosenkreuz schon immer verfolgt worden war. Wer hierher kam, verlor alles. Keine Erinnerungsstücke.

Braune Augen verdunkelten sich, ohne dass Michael wusste, warum. Unwillkürlich griff er nach der Hand des Jungen, drückte sie. „Komm, ich möchte dich jemandem vorstellen.“

Der Schatten verflog und Brad wirkte wieder völlig indifferent. Einem Zehnjährigen sollte das gar nicht möglich sein, aber wenigstens der Unterton von Brads Gedanken verriet eine gewisse Neugier.

Sie verließen den Raum, um gleich darauf von einem Instruktor aufgehalten zu werden. Leider handelte es sich nicht um Herrn Schumann. Das musste ja passieren.

„Der Junge bleibt hier.“

Eisblaue Augen wurden kalt und stechend. „Das denke ich nicht.“

„Schneider, du hast hier nichts zu suchen und uns erst recht nicht in die Arbeit reinzureden.“

„Das habe ich auch nicht vor. Was ich allerdings vorhabe, ist, Herrn Schneider jetzt einen Besuch abzustatten. Und zwar zusammen mit Brad.“ Und damit ging er einfach weiter. Herr Müller stoppte sie nicht, was Michael mit einem schmalen, nicht amüsierten Lächeln quittierte. Was er eben getan hatte, konnte sich als zweischneidiges Schwert erweisen. Jedes Komiteemitglied hatte das Recht, einen Fall vor dem Triumvirat vorzutragen. Aber nicht einmal die waren in der Regel verrückt genug, das Risiko einzugehen. Und für ihn würde keine Ausnahme gemacht werden, auch wenn – oder gerade weil – Herr Schneider sein Vater war. Er brütete vor sich hin auf dem Weg zum Büro, nahm gar nicht die anderen Schüler wahr, die ihm automatisch auswichen.

Als sie schließlich vor der schweren Holztür standen, atmete Michael tief durch. Er empfand eine Mischung aus Vorfreude und Nervosität, gab sich alle Mühe, beides auszulöschen, ehe er anklopfte.

„Herein.“

Er öffnete, forderte Brad mit einem Lächeln auf, hineinzugehen. Michael folgte dem Jungen unmittelbar und schloss dann die Tür hinter ihnen.

Sein Vater stand auf, umrundete den Schreibtisch und lehnte sich leicht dagegen. „Hallo Michael, ich habe dich bereits erwartet.“ Dann richteten sich blaue Augen auf seinen Begleiter. „Das ist also der kleine Precog.“

Nachrichten verbreiteten sich hier wirklich schnell.

„Ja, Vater.“ Er legte eine Hand auf die Schulter des Jungen.

Von Brad ging Verwirrung aus, die sich nur noch steigerte, als sein Vater nun näher kam. Der Schwarzhaarige wurde einer gründlichen Musterung unterzogen, ließ sich davon aber nicht sonderlich beeindrucken. Schließlich erschien ein Lächeln auf den Lippen seines Vaters. „Ängstlich bist du schon einmal nicht.“

Brad neigte den Kopf etwas zur Seite, sagte aber nichts.

„Er hat bisher nicht gesprochen.“

„Das ist mir bereits zu Ohren gekommen. Was ich aber noch gerne wissen möchte, ist der Grund deines Hierseins.“

Die Nervosität flackerte wieder auf. „Es wäre Zeitverschwendung, ihn ins Heim zu schicken.“

„Du willst also, dass er hier auf Rosenkreuz bleibt.“ Blaue Augen sahen ihn nachdenklich an, dann wurde ihr Ausdruck beinahe weich. „Ich erinnere mich, dass du früher immer einen kleinen Bruder haben wolltest, hätte jedoch nicht erwartet, dass du die Sache selbst in die Hand nimmst.“

Obwohl es als Scherz gemeint war, trafen ihn die Worte auf unerwartete Weise. Er schloss für einige Sekunden die Augen. Ja, er hatte wirklich einen haben wollen, als er noch zu jung war, um zu wissen, welches Schicksal sie erwarten würde. Aber man bekam nicht immer, was man wollte, nicht wahr? Und in diesem Fall war es wohl auch besser so.

„Brads Schilde sind gut genug dafür“, reagierte Michael schließlich nur auf die erste Aussage seines Vaters. „Mehr als das sogar. Die inneren Schilde entwickeln sich bei Precogs ihrem Talent entsprechend und ihrer Stärke nach zu urteilen ist es stabil genug, um ausgebildet werden zu können. Und einige Leute haben bereits gemerkt, dass seine äußeren Schilde nicht weniger stark sind.“ Womit die wichtigsten Gründe wegfielen, aus denen man in der Regel erst Kinder ab zwölf auf Rosenkreuz aufnahm. Vorher waren sie nicht nur zu instabil, um richtig trainiert werden zu können, sondern störten auch noch die anderen Talente.

„Ich vertraue in Hinblick auf die Schilde deinem Urteil, Michael. Aber wie soll er sich hier durchsetzen können, wenn alle mindestens zwei Jahre älter sind?“

Brad versteifte sich unter seiner Hand und auch seinem Vater entging die Veränderung nicht. Dann entspannte sich der Junge wieder und auch wenn Michael dessen Gesicht nicht sah, wusste er, dass jetzt ein Lächeln darauf zu sehen war. Brads Hand legte sich auf seine und er verstand.

„Ich werde auf ihn aufpassen.“

Der Blick seines Vaters löste sich nicht von Brad. „Noch bist du kein Instruktor.“

„Aber in ein paar Wochen.“

Eine nachdenkliche Pause folgte, in der sein Vater den Jungen weiter musterte. „Also gut, du bekommst deine Chance“, vernahm er schließlich das Urteil. „Precogs sind selten genug, es wäre gut, seine Ausbildung vorziehen zu können. Du hast bis zum neuen Schuljahr Zeit, ihn auf die Standardprüfung vorzubereiten. Außerdem will ich eine Beurteilung seines Talents durch Herrn Neubert haben.“ Nun richteten sich die blauen Augen auf Michael. „Du kannst dich natürlich auch an Herrn Franken wenden.“ Mehr Precogs gab es nicht auf Rosenkreuz, außer unter den Schülern.

Erleichterung breitete sich in ihm aus. „Brad wird es schaffen. Er ist nicht dumm.“ Die wenigen Einblicke in den Verstand des Jungen hatten ihm so viel verraten.

Sein Lächeln wurde erwidert. „Das glaube ich dir gerne.“
 

~TBC~
 

Anders als in CotM leitet das Triumvirat hier Rosenkreuz und untersteht nicht direkt den Ältesten. Von daher wird es auch keinen Direktor geben ^^

cya, cu ^-^
 

Dramatis Personae
 

Herr Müller

Corruption of the Mind Teil 6 (Instruktor auf Rosenkreuz)
 

Herr Schneider (Vater von Michael Schneider)

Zero

Corruption of the Mind Teil 25 (Mitglied des Triumvirats)

Close Distance, erste namentliche Erwähnung in Teil 144 (zum Zeitpunkt der Handlung bereits verstorben)
 

Herr Schumann

Telepath

Corruption of the Mind Teil 4 (Instruktor auf Rosenkreuz)

Close Distance, erste namentliche Erwähnung in Teil 174 (Leiter des Deutschland-Büros)

"Er benötigte kein Aufpassen"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 3/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Ah ja, heute der Auftritt eines Charakters, der schon in CD versucht hat, Crawford das Leben schwer zu machen. Ihr erinnert euch vielleicht noch an den ursprünglichen Anführer von Zwielicht? ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Lacu: Michael ist hier auf jeden Fall netter zu Brad. Hm… und zu einigen seiner Mitschüler. Schließlich hat er hier nicht seinen Vater mit zwölf verloren und musste daher keine Rachepläne schmieden ^.~ Warum Brad zunächst noch nicht spricht, versuche ich in den nächsten Kapiteln zu erklären. Aber sei versichert, dass Michael schon einen Weg finden wird, ihn zum Sprechen zu bringen ^^ Dass Brad etwas Besonderes ist, wurde im ersten Teil schon angedeutet und er ist in der Hinsicht nicht anders als bereits schon CotM. Wobei Michael sich den Grund für sein Interesse aber noch nicht wirklich bewusst gemacht hat ^^
 

@Kralle: *grins* Was soll ich dazu sagen… Michael versteht sich mit seinem Vater, aber glaub mir, dass sich nicht die ganze Familie versteht *mehr noch nicht verraten wird*
 

@Jemma: Genau das hat Brad getan *snicker* Und Michael ist sich dessen sehr wohl bewusst, wie auch der Anfang des heutigen Kapitels beweisen wird. Auch wenn er noch nicht so recht erkannt hat, warum er sich überhaupt um den Finger wickeln lässt. Der Grund, den Michaels Vater genannt hat, ist auf jeden Fall nicht aus der Hand zu weisen ^^ Ich wollte das Verhältnis von Brad und Michael nach CD und CotM mal umkehren und war überrascht, wie gut die beiden dabei mitspielen *grins*
 

@F4-Phantom: Freut mich zu hören, dass du auch diese Version von ihm magst ^___^ *nick* Diesmal ist Michaels Vater noch am Leben. Nach CD hatte er das meiner Meinung nach verdient. Und ich brauchte ja einen Anlass dafür, Michael hier ein wenig zugänglicher ausfallen zu lassen ^.~ Hm, Brad wird bald sprechen (müssen), wie du noch sehen wirst.
 

~ „Ich bin ein Precog“ ~
 

~ „Was für ein unnützes Talent“ ~
 

(Brad und Herr Schneider, Corruption of the Mind, Teil 1)
 

Teil 3 „Er benötigte kein Aufpassen“
 

Von Brad ging Zufriedenheit aus und ohne darüber nachzudenken, hob er den Jungen hoch und lachte. „Ich werde das dumme Gefühl nicht los, dass du uns hier nach deiner Pfeife tanzen lässt, während wir glauben, rationale Entscheidungen zu treffen.“

Brad sah mit einem ernsthaften Gesichtsausdruck zu ihm herunter, von dort, wo er in der Luft hing und begann schließlich zu lächeln.

Das zumindest entlockte auch Michaels Vater, der neben ihn getreten war, ein kurzes Auflachen. „Vielleicht hast du gar nicht so Unrecht. Was natürlich nur für Brad spricht.“

„Ja, würde es, nicht wahr?“ Auf einmal nachdenklich. Michael senkte die Arme so weit, dass er Brad bequem tragen konnte. So leicht wie der Junge war, bereitete das keine große Mühe.

Sein Vater beobachtete das lächelnd. „Hast du eigentlich darüber nachgedacht, wo Brad solange schlafen soll?“

Natürlich nicht… Vielleicht, weil er nicht wirklich erwartet hatte, die Erlaubnis zu erhalten. Ihn in einen der Schlafsäle zu stecken, stand außer Frage. „Ich kann ihm eine Liege in mein Zimmer stellen lassen.“

„Martin und Petra werden begeistert sein“, kam die trockene Reaktion.

Seine Mundwinkel zuckten unwillkürlich. „Der Platz wird schon reichen.“

„Und wenn nicht, würdest du welchen schaffen, hm?“ Belustigung blitzte in blauen Augen auf und für die paar Minuten war dieser Mann wirklich nichts anderes als Michaels Vater.

Er merkte, wie seine Barrieren zu bröckeln begannen, was gar nicht gut wäre, sobald er das Büro wieder verließ. Sein Vater bemerkte das innere Ringen und eine Hand strich flüchtig über Michaels Nacken, eine unausgesprochene Entschuldigung, bevor die Maske des Triumviratmitglieds über die vertrauten Züge gelegt wurde.

„Es wird bald Zeit für deine Besprechung, Michael. Ich denke, wir haben alles geklärt.“

„Jawohl.“ Und damit war alles wieder, wie es sein musste und nach einem höflichen Abschied verließ Michael das Zimmer, Brad weiterhin auf dem Arm. Auf eine nicht näher zu definierende Art war er in diesem Moment ausgesprochen froh über diesen menschlichen Kontakt.

Dieses Mal widmete er seinem Weg mehr Aufmerksamkeit und da seine Miene nicht mehr so abweisend war, wurde er auch gegrüßt, wenn sie bekannte Gestalten passierten. Er merkte deutlich, dass Brad Neugier hervorrief, aber keiner stellte irgendwelche Fragen.

Der Junge sah sich interessiert um, schien sich alles genau einzuprägen. Eine gesunde Einstellung, wie Michael fand.

„So, da wären wir.“ Er öffnete die Tür und prompt wandten sich Petra und Martin zu ihnen um. Die beiden schienen frisch aus der Dusche gekommen zu sein und wollten sich gerade an die obligatorischen Berichte machen.

„Der Kleine ist immer noch bei dir?“

„Offensichtlich“, grinste Petra und boxte dem Telekineten für dessen wenig intelligente Frage in den Oberarm.

Er unterdrückte ein Lächeln. Um Martin jetzt aufzuziehen, fehlte ihm die Zeit. Ein Blick auf die Uhr hatte ihm nämlich verraten, dass er nur noch gute zwanzig Minuten bis zum Treffen hatte. Michael setzte Brad auf dem Bett ab. „Die beiden kennst du ja schon. Martin und Petra teilen das Zimmer mit mir. Ich muss für eine Weile weg, aber sie werden solange auf dich aufpassen.“ Damit drehte er sich zu ihnen um, eisblaue Augen forderten sie auf, zu widersprechen. Was natürlich keiner der zwei tat. „Sehr schön“, nickte Michael zufrieden, strich durch Brads schwarzen Haarschopf und suchte sich dann rasch frische Sachen zusammen. Wenn er sich beeilte, konnte er vorher noch schnell duschen.
 

Frau Winter fasste die Ergebnisse in knappen, präzisen Worten zusammen und Michael war froh, nicht die Verantwortung für diesen Einsatz tragen zu müssen. Um nichts in der Welt wollte er mit der Empathin tauschen, denn etwas war gründlich schiefgelaufen.

„Wie sich herausgestellt hat, verfügte das Institut über ein Programm, das mit Beginn des Alarms gestartet wurde. Die gewährte Frist lief ab, da niemand – aus offensichtlichen Gründen“, an dieser Stelle wurde ein schmales, kaltes Lächeln eingeschoben, „die erforderlichen Codes rechzeitig eingab. In der Folge sind alle Daten gelöscht worden.“

In dem Raum war es nun so still, dass man die sprichwörtliche Stecknadel hätte fallen hören können. Michael versuchte sich die Konsequenzen auszumalen, ließ es dann lieber bleiben. Natürlich besaß Rosenkreuz eigene Forschungseinrichtungen, aber zusätzliche Informationen waren immer willkommen. Und dann war da noch die Tatsache, dass Versagen nicht gerne gesehen wurde. Wenigstens sprach für Frau Winter die Erfüllung der anderen beiden Ziele: die Ausschaltung des Instituts und somit eines potenziellen Konkurrenten sowie die Sicherung neuer Talente.

Die ältere Frau hatte mit jedem von ihnen einen kurzen Blick ausgetauscht, ergriff nun wieder das Wort. „Unsere Experten versuchen Backups zu finden oder ein paar Daten zu retten, verbreiten in der Hinsicht aber keinen Optimismus. Etwas Material ist in Aktenform erhalten geblieben und zumindest hat sich die Frage geklärt, warum wir keine älteren Kinder gefunden haben.“

Nicht nur Michael war an dieser Erklärung interessiert. Trotz seiner Schilde spürte er die wachsende Spannung und auch der Empathin konnte das nicht entgehen. Die harschen Gesichtszüge wurden noch härter. „Da im Institut nur Talentlose arbeiteten, konnten sie die Kinder nicht mehr kontrollieren, sobald deren Fähigkeiten eine bestimmte Grenze überschritten. Also haben sie sie… entsorgt.“ Frau Winters Augen zeigten Verachtung. Sie hatte kein Mitleid mit den Toten, war mit der Verschwendung jedoch alles andere als einverstanden.

Er selbst dachte nur daran, dass Brad vielleicht das gleiche Schicksal erwartet hätte und obwohl ihm das eigentlich egal sein sollte, war es nicht so. Mit einer fast müden Geste rieb er sich über die Stirn.

„Welche Talente wir durch den Einsatz genau gewinnen konnten, werden wir nach den entsprechenden Tests wissen. In einem Fall sind wir uns aber bereits ziemlich sicher.“

Michael bildete sich nicht nur ein, plötzlich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Auf ein Nicken von Frau Winter hin sprach er. „Es fand noch keine zweite Überprüfung statt, aber Brad scheint ein Precog zu sein.“ Er erlaubte sich ein Lächeln, doch es war nur eine Geste und enthielt keine Wärme. „Er verspricht stärker zu sein als alle Schüler, die wir zurzeit hier haben.“

„Woher willst du das wissen?“ Es war derselbe Instruktor, der ihm Brad heute für die Rückfahrt überlassen hatte. Mit einer anderen Betonung hätte die Frage ein Angriff sein können, aber es lag keine Boshaftigkeit darin.

„Seine Schilde sind bereits jetzt so stark, dass ich sie nur Mühe überwinden kann.“ Und weil Brad es ihm gestattete. Dieses Detail allerdings ließ Michael unter den Tisch fallen.

„Ich kann das bestätigen“, meinte Frau Winter mit einem säuerlichen Ausdruck. „Ich konnte den Jungen überhaupt nicht lesen.“ So ungern man hier etwas eingestand, das als Schwäche gedeutet werden konnte, machte es bei Talenten wenig Sinn, zu lügen. Man würde viel zu schnell widerlegt werden.

„Es wäre wirklich ein glücklicher Zufall, wenn Brad die bereits in ihn gesetzten Erwartungen erfüllen kann“, meinte schließlich jemand langsam und sprach damit aus, was ihnen allen durch den Kopf gegangen war. Selbst Michael hatte bis eben nicht daran gedacht, doch nun summte etwas in ihm vor Aufregung. Herr Franken wurde nicht jünger… Eisblaue Augen enthielten auf einmal ein Glimmen, das ihm nervöse Blicke einbrachte, ohne dass er es mitbekam. Zu sehr waren seine Gedanken gerade dabei, einen möglichen Pfad in die Zukunft zu verfolgen. Einen, auf dem er nicht allein sein würde.
 

Als er auf sein Zimmer zurückkehrte, hatte Brad sich auf dem Bett ausgestreckt, die Nase in einem Buch. Überrascht hielt Michael inne, eine Hand noch auf der Türklinke. Der Grund dafür war nicht der Anblick des Jungen, sondern vielmehr, was in dessen Kopf vor sich ging. Er konnte es nicht wirklich verstehen und erst recht nicht in Worte fassen. Vorsichtig tat er seine Anwesenheit kund und der Schwelbrand erlosch, stattdessen war da eine warme Begrüßung.

Martin hatte sein Stocken falsch aufgefasst und sah etwas hilflos zu Brad hinüber. „Er benötigte kein Aufpassen. Ehrlich gesagt wussten wir nicht so ganz, was wir mit ihm anfangen sollten und da habe ich ihm einfach meine Lehrbücher gegeben. Ich dachte, er könnte ein bisschen darin herumblättern, aber wie es aussieht, war Brad das zu oberflächlich. Er verschlingt gerade das Mathematikbuch.“

Michael konnte die unausgesprochen bleibenden Zweifel lesen. Der Telekinet glaubte nicht daran, dass Brad verstand, was er da las. Ihm selbst ging es nicht wirklich anders, aber er konnte nicht vergessen, wie aktiv Brads Gehirn eben noch gewesen war.

„Solange es ihm Spaß macht“, meinte er mit einem Schulterzucken und einer Leichtfertigkeit, die er gar nicht empfand.

Brad hatte das Buch zugeschlagen und sich aufgesetzt, sah ihm abwartend entgegen.

Michael dachte endlich daran, die Tür zu schließen, ging dann zu dem Schwarzhaarigen hinüber und setzte sich zu ihm aufs Bett. Seine Gedanken kehrten zu dem Moment während der Besprechung zurück, als ihm klar geworden war, was aus Brad werden konnte und er lächelte dabei.

Brad erwiderte das Lächeln, eine stumme Frage in den braunen Augen.

>Nein. Es ist noch viel zu früh, darüber auch nur nachzudenken.< Es war nicht seine Absicht gewesen, das auch zu übermitteln, doch Brads stille Akzeptanz führte ihm vor Augen, dass er genau das getan hatte. Er nahm es mit Amüsement auf und Brad teilte es, wenn auch die Untertöne fehlten.

„Ich denke, es ist Zeit fürs Abendessen“, lenkte er sich selbst ab.

„Sehr gut“, meinte Petra. „Schließlich haben wir schon zu Mittag nichts in den Magen bekommen.“

„Ich kann dir nur zustimmen.“ Martin stand auf und streckte sich, dass seine Gelenke krachten. „Unsere Berichte haben wir fertig. Ist dir eigentlich schon mal aufgefallen, wie sinnlos die sind, da die Abschlussbesprechung sie gar nicht einbezieht?“

Er lachte und erhob sich ebenfalls. „Du denkst zu viel. Es dient schließlich nur der Übung.“

„Ich weiß, ich weiß… Also dann, lasst uns gehen.“

„Doch noch ein paar vernünftige Worte von dir.“ Petra wich dem Telekineten aus, war im nächsten Moment auch schon zur Tür hinaus. „Nicht einschlafen, Jungs.“
 

Brad sah der Aussicht, etwas essen zu müssen, mit wenig Enthusiasmus entgegen, aber Michael konnte nicht erkennen, woran das lag. Wenn er bedachte, dass der Junge nicht besonders viel auf den Rippen hatte, wurde jedoch ein bestimmter Verdacht laut. Er würde es im Auge behalten müssen.

Sobald sie den Speisesaal betraten, wurde Michael klar, dass Brad von dieser Menschenansammlung noch weniger hielt als vom Essen und er lachte leise in sich hinein, als Missmut von dem Schwarzhaarigen auszugehen begann. Und zwar deutlich genug, um auch bestimmten anderen Talenten aufzufallen. Letzteres wurde durch Petras raschen Blick zu Brad hin verraten. Der Junge hatte offenbar nicht nur gute Schilde, sondern konnte sie auch kontrollieren. Was für ihn eigentlich keine Überraschung sein sollte, nicht wahr?

„Bekomm keine Komplexe, Kleiner. Nur weil sie größer sind, müssen sie nicht auch besser sein als du“, erklärte Petra fröhlich und nicht gerade leise.

Brads Ankunft allein war nicht auffällig gewesen, da auch die anderen Neuen für diesen Abend noch hier waren, aber dieser Austausch begann Aufmerksamkeit zu erregen, mehr noch, sobald klar wurde, dass er den Jungen mit zu seinem Tisch nahm.

Brad war sehr gut darin, die Blicke zu ignorieren. Er ließ ihn rechts von sich Platz nehmen, während Petra und Martin sich ihnen gegenüber setzten.

„Wie lange hast du eigentlich die Aufsicht über den Kleinen?“, wollte Martin wissen, der damit beschäftigt war, sich seine Brote zuzubereiten. Und zwar in einer solchen Menge, dass man denken könnte, es wäre seine letzte Mahlzeit für die nächsten Tage.

Brad, der lieber mit einer Brotscheibe spielte als sie zu essen, sah auf und auch wenn Michael nicht wusste, wie der Junge das fertiggebracht hatte, kam die Botschaft rüber.

„Er wird nicht ins Heim geschickt, oder?“ Der Telekinet wollte bestimmt keine Bestätigung hören, bekam aber genau die durch sein Nicken. Michael beschloss sogar so nett zu sein, mehr Angaben zu machen.

„Brad hat bis zum nächsten Schuljahr Zeit, sich auf die Prüfung vorzubereiten. Wenn er sie besteht, kann er hierbleiben.“

„Fehlen ihm dafür nicht etwas zwei Schuljahre?“ Petra hatte nicht weniger als Martin auf dem Teller.

„Ich kann ihm ja notfalls vorsagen.“ Er lächelte und die beiden lachten, doch die gute Stimmung fiel merklich die Kellertreppe runter, als der bis eben noch freie Platz neben Brad nicht länger frei war.

„Hey Kleiner, was machst du hier bei den Langweilern?“

Schweigen von allen am Tisch. Brad beachtete den Neuankömmling überhaupt nicht, während die Blicke der Restlichen Bernard dazu aufforderten, abzuhauen.

Nur Michaels Blick wurde von den grauen Augen erwidert. „Was denn, Schneider. Keine Lust, dein neues Schoßhündchen zu teilen?“

Er antwortete nicht darauf, weil es keine Antwort verdiente. Stattdessen zuckte sein linker Mundwinkel, als ihm plötzlich völlig zusammenhangslos die Überlegung durch den Kopf schoss, warum eigentlich die Leute, die er am wenigsten ausstehen konnte, diese Augenfarbe hatten.

Dem anderen Telepathen gefiel seine Reaktion überhaupt nicht, doch er ließ es nicht an Michael aus, sondern an Brad. „Komm mit an meinen Tisch.“ Keine Einladung.

Brad nahm nicht einmal Bernards Anwesenheit zur Kenntnis, geschweige denn dessen Aufforderung. Zunächst kicherte nur Petra, dann begann sich allgemeine Erheiterung auszubreiten.

Der Belgier konnte dickfellig sein, aber von sechs Personen mehr oder weniger offen ausgelacht zu werden, drang selbst zu ihm durch. Bernards Gesicht nahm eine interessante Rotfärbung an.

Zu starke Emotionen beeinträchtigen die Kontrolle über die Schilde und so konnte er regelrecht zusehen, wie die Gedanken hinter der Stirn des Anderen rasten. Michael überlegte für einen Moment, dem Ganzen hier und jetzt ein Ende zu setzen, doch braune Augen suchten die seinen und er entschied sich mit einem schmalen Lächeln dagegen.

Bernard hatte sich halbwegs erhoben, beugte sich – die rechte Hand auf dem Tisch abstützend – zu Brad vor. „Antworte gefälligst, wenn ich mit dir rede!“ Die Linke wurde nach dem Jungen ausgestreckt, wahrscheinlich, um ihn zu zwingen, den Telepathen anzusehen.

Was gar nicht nötig war. Denn im selben Augenblick ruckte Brads Kopf herum und einen Herzschlag später fuhr eine Gabel nach unten, wo auch immer der Junge sie plötzlich herhatte.

Bernard erstarrte, sah dann langsam zu seiner rechten Hand, zwischen deren gespreizten Fingern die Zinken gelandet waren.

Nachdem sich alle von der Überraschung erholt hatten, sagte Petra als Erste etwas. „Die Antwort war wohl deutlich genug. Also verschwinde, Bernard.“

Nach einem hasserfüllten Blick auf Brad tat der Belgier genau das.
 

~TBC~
 

Ich kann euch versichern, dass ihr Bernard nicht zum letzten Mal gesehen habt.

cya, cu ^-^
 

Dramatis Personae
 

Bernard

Telepath

Close Distance Teil 130 (ursprünglicher Anführer von Zwielicht)

"Siehst du, ich bin echt"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 4/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Brad kommt auch mal wieder zu Wort… oder so ähnlich jedenfalls ^^°

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Lacu: *grins* Ich denke auch, dass kein Zweifel am Ausgang der Prüfungen besteht. Und deine Argumente sind gut, wenn auch noch ein Grund fehlt ^.~

*nick* Brad ist wirklich auf Zack, er und Bernard werden noch ihren Spaß miteinander haben ^^#
 

@Kralle: Du wirst noch merken, dass Brad sich nicht besonders viel gefallen lässt. Das letztes Mal war da nur ein Vorgeschmack ^^
 

@F4-Phantom: Also ich könnte mir an eurer Stelle auch nicht die ganzen Namen merken. Deswegen ja die Idee, solche Personen am Ende einfach noch einmal mit den anderen Fanfics in Verbindung zu bringen. ^^ Bernard war jemand, der unbedingt in RftS reinmusste, da über ihn in CD deutlich gesagt wurde, dass er mit Schneider auf RK war.

Ich schreibe gerne über Michael und Herrn Schneider, weil ich immer daran denken muss, wie die Sache in CD gelaufen ist…
 

@Jemma: *lach* Ja, Brad ist überraschend kooperativ. Es geschieht häufig genug, dass sich die Charaktere anders als geplant entwickeln, doch in RftS spielen sie bisher wirklich gut mit. Übrigens werden die Schüler auch noch zu deiner Schlussfolgerung kommen. Wobei Brad allerdings nur indirekt der Grund dafür sein wird, warum sie ihm später lieber aus dem Weg gehen.
 

~ „Wer mich kennt, verzichtet freiwillig darauf, mich zu berühren und sei es nur für einen Händedruck. Die anderen tun es aus Respekt nicht. Du musst wissen“, damit beugte sich Schneider zu ihm vor, „dass die meisten Leute so viel Nähe zu meinem Talent nicht besonders gut vertragen.“ ~
 

(Schneider zu Crawford, Close Distance, Teil 156)
 

Teil 4 „Siehst du, ich bin echt“
 

„Der Kleine gefällt mir.“ Petra grinste Brad an und erhielt im Austausch ein kurzes Lächeln.

„Ja, ich frage mich bloß, ob er sein Ziel eigentlich absichtlich verfehlt hat.“ Das kam von Ben, der bisher noch gar nichts gesagt hatte.

Er legte seine Hand um Brads Faust, die sich langsam öffnete und die Gabel freigab. Eisblaue Augen huschten über die auf dem Tisch stehenden Platten hinweg. Beim Käse gleich vor dem Jungen fehlte die Gabel. Von dort war sie also genommen worden, wenn auch so schnell, dass niemand etwas mitbekommen hatte. Michael lächelte, während er über den Geist des Schwarzhaarigen hinwegtastete und so eine Antwort auf Bens Frage fand. „Er hat nichts verfehlt, sondern genau dort getroffen, wo er wollte.“

Brad sah ihn an, als wollte der Junge fragen, ob er tatsächlich etwas anderes erwartet hatte.

Petra fing den Blick auf. „Punkt für ihn, Schneider. Wie konntest du auch nur einen Moment lang daran zweifeln.“

Nach allgemeinem Gelächter beendeten alle ihr Abendbrot. Weitere Störungen gab es nicht.
 

Zurück auf dem Zimmer gähnte Petra und ließ sich auf ihr Bett fallen. „Langer Tag heute. Ich denke, ich gehe früh schlafen.“

Martin schien die Idee für ausgezeichnet zu halten und er selbst spürte ebenfalls, wie Müdigkeit seine Bewegungen zu verlangsamen begann.

„Wir müssen dir noch ein paar Sachen besorgen, Brad“, wandte er sich an den Jungen, der daraufhin nickte. „Und eine Liege natürlich.“ Dieses Mal erhielt er kein Nicken, stattdessen setzte sich Brad auf sein Bett.

„Dafür, dass er nicht redet, kann er sich gut verständigen.“ Martin schien belustigt.

Er sagte nichts dazu, sah einfach nur Brad an, der seinen Blick ruhig erwiderte. „Also gut, wie du willst“, meinte er schließlich.

In diesem Moment klopfte es an der Tür und als er sie öffnete, blickte er auf einen hohen Stapel von Sachen. Das Grau der Heimkleidung, wie Brad sie gerade trug. Er nahm sie entgegen, legte sie zunächst einmal auf dem Bett ab.

Ein zweiter Angestellter hatte Schuhe, Handtücher und Artikel wie Zahnbürste und Seife dabei.

„Herr Schneider lässt ausrichten, dass Brad morgen früh für eine Untersuchung auf der Krankenstation zu erscheinen hat.“

„Danke.“

Die beiden verschwanden, ohne weitere Worte zu verlieren. Er war wirklich dankbar dafür, dass sein Vater sich um Brads Ausstattung gekümmert hatte, aber der Gedanke an den älteren Mann löste immer noch einen unbestimmten Schmerz in ihm aus. Er schüttelte ihn innerlich ab, nach außen hatte sich Michael sowieso nichts anmerken lassen.

„Ein Glück, dass wir nicht Winter haben. So bekommen wir deine Sachen wenigstens noch in meinem Schrank unter.“ Er setzte ein schiefes Lächeln auf. Brad erwiderte es, doch im Hintergrund waren Gedanken, die ihn sich durchschaut fühlen ließen.

Die Arbeit war schnell erledigt und im Zimmer begann sich immer mehr Ruhe auszubreiten. Eine Viertelstunde später waren sie bereit, schlafen zu gehen.

Brad kroch als erster ins Bett, legte sich hin, mit dem Rücken zur Wand. Es erschien wie eine unbewusste Geste, aber nur, weil sie ihm inzwischen wohl in Fleisch und Blut übergegangen war. Diese Beobachtung gefiel Michael nicht sonderlich.

>Schlaf gut, mein Kleiner.<

Er legte sich ebenfalls hin und zog die Bettdecke über sie beide. Morgen würde er sich noch um eine zweite kümmern müssen.

Martin schaltete von seinem Bett aus das Licht aus und dann erfüllten nur noch leise Atemzüge den Raum. Für eine Weile lauschte Michael denen neben sich, bis auch ihm die Augen zufielen und die Worte seines Vaters stiegen in ihm hoch. War es so, einen Bruder zu haben?
 

******
 

Das Herz schlug schmerzhaft gegen seine Rippen, als er mitten in der Nacht aufwachte. Ein Traum… Brad atmete viel zu hastig, unsicher, wo er sich befand, was genau der Traum war. Braune Augen starrten in die Dunkelheit, bis die Schwärze sich zu ungewissem Grau aufweichte. In seinem Rücken spürte er die vertraute Solidität der Wand und für einen Moment wollte ihn Verzweiflung übermannen. Dann aber erkannte Brad, dass er nicht allein im Bett lag. Er wagte es nicht, sich zu rühren, aus Angst, die andere Gestalt könnte sich in Luft auflösen. Vielleicht träumte er ja immer noch. Nur mit seinem Blick tastete er das im Schlaf entspannte Gesicht ab. Michael… Brad hatte ihn sofort erkannt, die Züge waren absolut vertraut, auch wenn er nicht wusste, woher dieses Gefühl kam. Deshalb hatte ihn die Begegnung mit Herrn Schneider so verwirrt. Er hatte auf einmal nicht mehr gewusst, wer von beiden der Richtige war. Aber die Augen hatten den Unterschied gemacht.

Brad seufzte leise. Sein Kopf fühlte sich merkwürdig an, wenn er darüber nachdachte und dann sprangen seine Überlegungen auch schon weiter. Noch etwas Bekanntes, wenn er Michaels Stimme in seinem Kopf hörte. Und dann waren da noch diese Bilder. Etwas in ihm wusste darüber Bescheid, hatte aufgeschrien, als es die Bezeichnung „Precog“ hörte. Es war ein gutes Gefühl gewesen.

Aber jetzt verwirrten Brad diese Überlegungen nur, gefangen im Nachhall von Panik. Er musste wissen, was wirklich war und auch wenn er das Ergebnis fürchtete, begann er zögernd die Hand auszustrecken. Sein Herz schien noch schneller zu schlagen und sein Mund wurde trocken. Bitte sei da…, flehte er stumm.

Michael begann sich zu rühren, schlug dann die Augen auf, ohne ihn wirklich zu sehen. „Brad, was ist denn?“ Die Stimme des Älteren war schlaftrunken.

Seine Hand war mitten in der Luft erstarrt. Er konnte nicht antworten. Es war, als hätte er zu sprechen verlernt. Es sollte so einfach sein und doch schien es mehr Energie zu erfordern, als er aufbringen konnte.

Augen fokussierten sich und während Michael seine Haltung erfasste, spürte er die geistige Berührung des Älteren. „Ach mein Kleiner, es ist kein Traum. Du bist nicht mehr im Institut und ich werde ganz bestimmt nicht verschwinden, sobald du mich berührst.“ Damit wurde Brads Hand ergriffen und gleich darauf konnte er durch das T-Shirt hindurch Michaels Herzschlag spüren.

„Siehst du, ich bin echt.“ Mit einem Lächeln.

Brads Muskeln taten weh, als er sich zu entspannen begann.

>So ist es gut. Mach die Augen zu und schlaf weiter.< Wieder eine federleichte Berührung.

Er vertraute den Worten und auch darauf, dass Michael morgen noch da sein würde. Langsam eroberte ihn der Schlaf zurück, aber während er die Augen schloss, schlossen sich gleichzeitig seine Finger um den Stoff des Shirts.
 

Das nächste Mal weckten ihn ungewohnte Geräusche. Ein Murmeln, dann ein leises Aufstöhnen. Neugierig geworden rückte er etwas näher an Michael heran, der in aller Seelenruhe weiterschlief. Die Angst der Nacht war vergessen, wie ausgelöscht von dem draußen grauenden Morgen. Oder vielleicht lag es auch an der Wärme, die Michaels Körper ausstrahlte.

Brad dachte nicht darüber nach, sondern lugte über die lebendige Mauer hinweg, die der Ältere darstellte. Er konnte nichts dafür, dass er sich dabei ungünstig aufstützte und wegrutschte.

Michael gelang es nicht, den Stoß in die Rippen zu ignorieren und kehrte widerwillig unter die Lebenden zurück.

Brad hatte sich sicherheitshalber zur Wand zurückgezogen und begegnete von dort aus dem fast schon genervten Blick eisblauer Augen.

„Du scheinst nicht besonders viel davon zu halten durchzuschlafen, hm?“ Es hatte nur eine Sekunde gedauert, bis Michael registrierte, wen er vor sich hatte und dessen Ausdruck zu milder Belustigung wechselte.

Brad lächelte nur und fand das Lächeln erwidert.

Dann war da wieder dieses Geräusch und Verstehen huschte über das Gesicht des Älteren. „Ich merke schon, es ist nicht deine Schuld.“ Mit gesenkter Stimme. „Mach dir keine Sorgen, das sind nur Martin und Petra.“

Er wagte sich wieder vor und Michael legte sich auf den Rücken, was Brad als Einladung auffasste, einen weiteren Blick zu riskieren.

Michael hatte ebenfalls den Kopf in Richtung von Martins Bett gewandt, nur kurz, dann suchten eisblaue Augen wieder seinen Blick. „Sie haben nur Sex…“ Es folgte ein Stirnrunzeln und der Ältere sah ihn irgendwie intensiver an. „Du weißt doch, was das ist, oder?“

In dem Augenblick, da die Frage gestellt wurde, wurde Brad bewusst, dass er es tatsächlich wusste. Und so nickte er.

Michael wirkte beinahe erleichtert, murmelte etwas vor sich hin, das er nicht verstand. Eine Hand wuschelte durch seine Haare, übte gleichzeitig sanften Druck aus, so dass er den Kopf wieder aufs Kissen bettete. „Es ist unhöflich, zuzusehen“, wurde Brad belehrt.

Er war der Ansicht, dass die beiden sich in diesem Fall einen anderen Zeitpunkt hätten aussuchen sollen und Michael grinste, als der den Gedanken auffing. Es wurde leichter, sich auf diese Weise zu verständigen.

Er merkte, dass Michaels Finger seine Haare verlassen hatten, was ihn nicht davon abhielt, seinerseits nach sandblonden Strähnen zu langen. Es war nicht nur eine Versicherung, dass er mehr als ein Bild vor sich hatte, sondern auch ein beruhigendes Gefühl. Brad vergaß seine Neugier und döste vor sich hin, die anderen beiden nicht mehr beachtend.

Michael hatte die Augen geschlossen und er sah nicht ein, die eigenen länger offen zu halten. Nur noch seine Finger verrieten, dass er weiterhin wach war und einem Telepathen wäre vielleicht die Aktivität in seinem Gehirn aufgefallen, die so sehr der äußeren Ruhe widersprach.
 

******
 

Brad strahlte auf mentaler Ebene direkt Hitze aus, so sehr arbeitete es hinter dessen Schilden. Michael konnte von sich nicht gerade behaupten, ein Feigling zu sein, aber er verspürte nicht den Wunsch, dem zu nahe zu kommen. Merkwürdig war nur, dass er gleichzeitig davon angezogen wurde. Brads Verstand öffnete sich ihm immer mehr, er konnte den Jungen schon viel besser lesen als gestern Abend noch. Und daher tat er auch nichts, um Brad zum Aufhören zu bewegen, obwohl es irgendwie seltsam war, dessen Finger in seinen Haaren zu spüren.

Sein Wecker zwang ihn schließlich dazu, das Aufstehen in Erwägung zu ziehen, so wenig er gerade auch davon hielt. Aber das ließ sich nicht ändern. Er schaltete ihn aus und setzte sich auf. Brad protestierte leise und er lachte. „Keine Chance, mein Kleiner. Ich muss zum Unterricht und du hast ebenfalls eine Verabredung.“

Er hörte, wie Petra und Martin ebenfalls aufstanden und ließ ihnen Zeit, sich etwas überzuziehen, ehe er sich ihnen zuwandte. Die Geste war vielleicht sinnlos, er hatte sie oft genug nackt gesehen, aber auf diese Weise lenkte er wenigstens Brads Aufmerksamkeit nicht zu früh auf die beiden. Michael unterdrückte ein belustigtes Schnauben. In Ordnung, das würde wohl auch nicht lange vorhalten.

„Morgen, ihr beiden.“

„Morgen, Morgen.“ Petra war putzmunter, anders als Martin, der wohl gerne noch eine Runde geschlafen hätte. Dementsprechend kam nur ein Brummen von dem Telekineten.

Brad hatte sich damit abgefunden, dass er aufstehen musste und war gleich darauf aus dem Bett heraus. So dass nun Michael der Einzige war, der als Schlafmütze dastand. Braune Augen fanden seine, dann wurde ihm eine Hand gereicht und er ließ sich mit einem Grinsen aufhelfen.
 

„Frühstück kannst du leider nicht bekommen, aber ich werde dich zum Mittagessen abholen, ja?“

Brad lief stumm neben ihm her, was ihm keine Sorgen bereiten sollte, aber die Art des Schweigens umfasste nicht nur die offensichtliche Ebene. Der Junge zog sich innerlich zurück und das gefiel ihm überhaupt nicht. Michael legte eine Hand in Brads Nacken und es half ihnen beiden irgendwie.

Er war nicht wirklich überrascht, als er sah, wer sie in der Krankenstation erwartete. „Will.“

„Hallo Mike, ist eine Weile her, dass wir uns gesprochen haben.“

„Ich weigere mich nun mal, krank zu werden.“ Eisblaue Augen glitzerten auf.

Der Emulator lächelte, betrachtete dann Brad. „Das ist also dein berühmter Schützling.“

Brad neben ihm hatte sich versteift, war ihm weiterhin verschlossen. Unangenehm, vor allem, da er sich inzwischen fast an den mentalen Kontakt mit dem Jungen gewöhnt hatte. Aus einem Impuls heraus nahm er Brad auf den Arm, der bereitwillig die Arme um seinen Hals schlang. „Wieso berühmt?“, hakte er dann nach.

William hatte sie beobachtet und ein Stirnrunzeln verschwand auf seine Frage hin wieder. „Seine Begegnung mit Bernard hat sich herumgesprochen.“

„Ich hätte es mir denken können...“ Michael wurde nicht gerne an den anderen Telepathen erinnert. Er ging zur Untersuchungsliege hinüber und musste unweigerlich an das Institut denken. Womit er wohl nicht allein dastand. Brads Widerwillen wuchs weiter an und selbst nachdem er den Jungen abgesetzt hatte, weigerte der sich, ihn loszulassen. „Brad, das ist Dr. Stephenson. Er wird dir nicht wehtun. Es ist nur eine ganz normale Untersuchung, um zu sehen, ob alles in Ordnung mit dir ist.“ Sanft löste er sich aus dem Griff des Schwarzhaarigen, dessen Lippen nur noch einen schmalen Streifen bildeten. Beruhigend strich er ihm über die Stirn.

„Das gefällt mir nicht…“

Michael hatte die Anwesenheit seines Freundes fast vergessen. „Was meinst du?“

William schüttelte den Kopf, mit einem nachsichtigen Lächeln. „Wirklich, Mike. Ich hätte erwartet, dass du merkst, was du da tust.“ Dann wurde der Amerikaner ernst. „Du hast Glück, dass deine Ausbildung im Prinzip abgeschlossen ist. Anderenfalls würde ich mich dagegen aussprechen, Brad in deiner Nähe zu lassen.“

Verärgerung flammte bei diesen Worten in ihm auf. „Und warum bitte sehr?“

Braune Augen verschmälerten sich und Michael fiel jetzt erst auf, wie sehr sie in der Farbe denen von Brad ähnelten. „Denk selbst darüber nach. Wie oft hast du den Jungen berührt, allein, seitdem ihr den Raum betreten habt – und wie oft hast du normalerweise Körperkontakt mit anderen?“

Zunächst war er fast benommen, als er endlich verstand, doch er fasste sich schnell wieder. „Es ist mir nicht aufgefallen, weil Brad immun dagegen zu sein scheint. Er spürt den Druck nicht…“ Michael strich sich durch die Haare, nachdenkend. „Ich habe ihn benutzt, um mich zu erden.“ Es war schon immer sein Problem gewesen, dass sein Talent zu stark war, um es vollständig einzudämmen. Jeder, der nicht wirklicht gute Schilde besaß, spürte das in seiner unmittelbaren Nähe und Berührungen verstärkten das Problem nur noch. Brad hingegen schien die überschüssige Energie wie ein schwarzes Loch einfach zu absorbieren. Irgendwie hatte er das bereits gewusst, die Hinweise waren mehr als offensichtlich, doch jetzt erst gestand er es sich auch ein. Deswegen wollte er Brad nicht verlieren. Hauptsächlich jedenfalls. Michael musste wieder an die Worte seines Vaters denken.

Brad hatte ihnen natürlich zugehört und die aufgebaute Mauer brach in sich zusammen. Eine wortlose Versicherung, dass es ihn wirklich nicht störte.

„Gut, dass du es einsiehst. Wäre das während deiner Ausbildung geschehen, hättest du vielleicht niemals gelernt, dich richtig abzuschirmen. So wie es ist, besteht in der Hinsicht kein Risiko mehr, aber gefallen muss es mir trotzdem nicht.“

Michael hatte sein Lächeln wiedergefunden. „Keine Sorge, ich werde schon nichts verlernen.“ Dann kam er auf den Grund ihres Hierseins zurück. „Er hat bisher nicht gesprochen, ich hoffe, du kommst trotzdem klar.“

William lächelte nun ebenfalls wieder. „Wir werden uns schon zu verständigen wissen.“

Und Brad nickte, als er ihn fragte, ob er ihn für eine Weile allein lassen konnte.
 

~TBC~
 

So, ich muss jetzt Sachen packen…

cya, cu ^-^
 

Dramatis Personae
 

William Stephenson

Emulator

Close Distance Teil 57 (Arzt auf Rosenkreuz)

"Man geht dem Triumvirat besser aus dem Weg"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 5/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Michael erhält heute eine schlechte Nachricht…

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@F4-Phantom: *schauder* Ich bin froh, dass ich meine Weisheitszähne noch habe. Ich hoffe, du hast dich inzwischen von der OP erholt *lieb sag* Freut mich zu hören, dass dich der Gedanke ans nächste Kapitel wenigstens ein bissl ablenken konnte…

In Brad wird der Aufenthalt im Institut noch eine ganze Weile nachwirken, auch wenn es kaum offensichtlich sein wird…
 

@Jemma: *grins* Auch wenn Michael in vielen Belangen ein wenig hilflos ist, wenn es um Brad geht, so ist er doch nicht so dumm, etwas Offensichtliches zu leugnen. Obwohl ich hinzufügen möchte, dass er nicht wirklich abhängig ist von Brad, vielmehr erleichtert ihm der Junge das Leben ^.~
 

@Lacu: Die Antwort auf die Frage, warum Brad nicht spricht, kannst du hoffentlich heute aus Dr. Stephensons Bemerkungen herauslesen. Es ist auf jeden Fall eine rein psychische Reaktion. Und Brad wird bald wieder sprechen, was Michael heute erfährt ist Ermutigung genug, um den Jungen dazu zu bringen…
 

@Kralle: Du wirst nicht allzu lange warten müssen, bis du ein paar allgemeine Informationen erhältst, darunter, wann er ins Institut kam. Aber bis die ganzen Hintergründe aufgedeckt werden… da weiß noch nicht einmal ich selbst, wann genau das geschehen wird ^^#
 

~ „Bernard war zur selben Zeit wie Herr Schneider auf der Schule und hat natürlich immer den kürzeren gegen ihn gezogen. Anscheinend war unser Direktor genauso ein Musterknabe wie du, von Anfang an dazu bestimmt, einen besonderen Platz einzunehmen. Bernard ist immer noch eifersüchtig.“ ~
 

(Schuldig zu Crawford, Close Distance, Teil 130)
 

Teil 5 „Man geht dem Triumvirat besser aus dem Weg“
 

„Na Brad, wie geht es dir nun?“

Der Junge hatte bis eben in einer Ecke gesessen und wieder ein Buch am Wickel gehabt, blickte jetzt aber auf und lächelte ihn an. Es war gut, ihn wieder in der Nähe zu haben und Brad schien umgekehrt genauso zu denken.

„Alle bisherigen Ergebnisse sagen, dass er kerngesund ist.“ William lächelte ebenfalls, doch wichtig war nicht, was laut ausgesprochen wurde.

>Ich hatte inzwischen auch die Gelegenheit, mit ein paar der anderen Kinder zu sprechen. Ihr Leben im Institut scheint nur aus den Tests und Untersuchungen bestanden zu haben. Ansonsten wurden sie auf ihren Zimmern eingesperrt und notfalls ruhiggestellt. Es ist ein Wunder, dass sich nicht noch mehr auf die gleiche Weise wie Brad zurückgezogen haben.<

>Ich verstehe. Aber ansonsten ist er wirklich in Ordnung?<

>Sein Verstand hat nicht gelitten, aber das müsstest du ja besser wissen als ich. Er ist sehr aufmerksam und den Tests zufolge hochintelligent.< Belustigung schlich sich in die Worte des Älteren. >Ich glaube, ich habe ihn damit gelangweilt.<

„Das freut mich zu hören.“ Michael unterdrückte sein Amüsement, weil es nicht ganz in die offensichtliche Unterhaltung gepasst hätte.

„Und sobald er seine Brille hat, müsste er auch die Kopfschmerzen los sein.“

„Hm, die sind mir gestern auch schon aufgefallen.“ Eisblaue Augen suchten wieder die des Jungen, er sprach aber weiter mit William. „Wie lange, bis du eine passende hast?“

„Morgen müsste sie da sein.“

„Sehr gut.“ Er lächelte. „Und was ist mit seiner Stimme?“

„Die Stimmbänder sind vollkommen in Ordnung, es liegt also ganz bei ihm.“

Michael nickte nur und ging vor Brad in die Hocke. „Du musst nur noch ganz aufwachen, hm? Dann wirst du mit mir sprechen.“ Er strich ihm über die Wange. „Ich warte solange.“

Das Buch wurde beiseite gelegt, dann schlangen sich zwei Arme um seinen Hals. Er drückte Brad, stand anschließend auf und drehte sich zu dem Arzt um. „Was ist mit Brads Talent?“

„Er ist zweifellos ein Precog.“ >Ich habe allerdings keinen richtigen Zugriff darauf. Nicht genug, um das Talent selbst zu nutzen. Ich kann es in manchen Fällen lediglich auslösen. Du weißt schon, so dass es auf euch Telepathen wie ein Zerhacker wirkt.<

Oh ja, Michael wusste genau, was der Andere meinte. Normalerweise wurde diese Zone bei Precogs durch die inneren Schilde geschützt, aber mit dem richtigen Training konnte ein Telepath, der zu neugierig war, durch willentlich ausgelöste Visionen verwirrt werden. Oder sogar getötet. Gehirne anderer Talente waren für prekognitive Fähigkeiten einfach nicht geschaffen. >Dann hatte ich mit seinem Level auch Recht.<

>Ja. Ich bezweifle, dass du nach meinem Bericht noch Schwierigkeiten haben wirst, einen Termin bei Herrn Neubert oder Herrn Franken zu bekommen. <

„Danke.“ Das passte zu beiden Aussagen. „Ich werde mich dann mal mit Brad zum Mittagessen aufmachen.“

„Ja, und sorg dafür, dass er tatsächlich isst.“ Es klang scherzhaft. >Er ist unter seinem Normalgewicht. Soweit kein Grund zur Besorgnis, da ich der Ansicht bin, dass es mit einer Art Widerstand gegen das im Institut Erlebte zu tun hat. Und in der Hinsicht ist er eindeutig auf dem Weg der Besserung. Sollte er aber weiterhin nicht vernünftig essen, musst du mir Bescheid geben.<

„Natürlich.“ Im gleichen Tonfall. „Also, Brad. Verabschiede dich.“

Der Schwarzhaarige nickte William mit einem ernsthaften Gesichtsausdruck zu.

„Auf Wiedersehen, Brad.“ Und dann an ihn gerichtet: „Ich werde dich informieren, wenn die Brille da ist. Und lass dich mal wieder blicken, Mike.“

Er grinste fast. „Ich weiß nicht so ganz, wie ich das jetzt auffassen soll.“
 

„Was hattest du dieses Mal gelesen?“, erkundigte Michael sich, während sie zusammen mit anderen Schülern in Richtung Speisesaal strebten. Sie gehörten bereits zu den Nachzüglern, würden aber nicht zu spät kommen. Nur nebenbei fiel ihm auf, wie Recht William gehabt hatte. Der Zwischenfall hatte sich tatsächlich herumgesprochen und da Brad inzwischen der Einzige mit grauer Uniform hier war, erntete dieser die entsprechenden neugierigen Blicke. Mehr war es aber auch nicht, da niemand große Lust hatte, sich Michaels Missfallen zuzuziehen.

Die von Brad kommenden Bilder lenkten ihn von diesen Überlegungen ab. „Ein medizinisches Sachbuch? War es wenigstens interessant?“

Die Gedanken des Jungen drückten ein klares „nicht besonders“ aus und er lachte leise. „Du hast gehört, was mein Vater gesagt hat. Du wirst in ein paar Wochen einen Test schreiben müssen.“

Brad nickte, sah kurz zu ihm auf und in den braunen Augen konnte er lesen, dass der Junge genug Selbstvertrauen hatte, um sich davor nicht zu fürchten.

„Wenn ich dir die entsprechenden Bücher aus dem Heim besorge, kannst du dich dann allein damit beschäftigen? Mit Fragen kannst du dich natürlich jederzeit an mich wenden. Und Übungen werde ich für dich auch ausarbeiten.“ Ihm fiel plötzlich auf, dass das auch für ihn selbst eine gute Vorbereitung sein würde und irgendwie bezweifelte er, dass dieser Punkt seinem Vater entgangen sein konnte. Ein trockenes Lächeln zog an seinen Mundwinkeln, das natürlicher wurde, als er Brads Zustimmung empfing.

Petra und Martin erwarteten sie bereits und hatten ihnen zwei Plätze freigehalten.

„Alles klar, Brad? Ich hoffe, sie haben dich nicht mit zu vielen Nadeln gestochen.“ Die Empathin füllte einen Teller und stellte ihn vor den Jungen.

„Er sagt danke und dass sich die Zahl der Nadeln in Grenzen gehalten hat“, übermittelte er Brads Gedanken.

Petra lachte. „Gut für dich. Und jetzt hau rein, damit du mal so groß und stark wirst wie Martin hier.“ Der prompt zur Unterstreichung der Aussage einen Rippenstoß bekam.

Brad musterte Martin, danach ruhten die braunen Augen auf Michael.

Der Telekinet war dem Blick gefolgt und grinste, während er sich die Seite rieb. „Irgendetwas sagt mir, dass du das falsche Beispiel gewählt hast.“

Nicht nur die beiden lachten und jemand murmelte etwas über Heldenverehrung.

„Hört auf herumzualbern und esst, bevor es kalt wird.“

„Danke für deine Besorgnis, Schneider.“ Aber anschließend kehrte tatsächlich Ruhe ein.

Michael begann ebenfalls zu essen, hielt aber inne, sobald er merkte, dass Brad die Kartoffeln nur von einer Seite zur anderen schob. Vorsichtig tastete er sich in den Kopf des Jungen vor. Brad war durch die Untersuchung viel zu sehr an das Institut erinnert worden und fiel jetzt in alte Reaktionen zurück. Anscheinend hatte es mal mit Übelkeit durch irgendwelche Medikamente begonnen, dann war es ein Protest gewesen und schließlich nur noch Gleichgültigkeit. Er hatte sich Ähnliches bereits gedacht und war durch William nur darin bestätigt worden.

Brad spürte seine Anwesenheit, verschloss sich aber nicht. Stattdessen bekam er gezeigt, wie der Junge einfach Nährflüssigkeit bekommen hatte.

Sein eigener Appetit war damit auch dahin, doch das durfte er nicht offenbaren. Er legte eine Hand in Brads Nacken und rieb ihn sanft, lenkte ihn so von den Erinnerungen ab. >Du bist nicht mehr dort.< Michael würde ihm das so oft sagen, wie es erforderlich war. >Und jetzt iss. Tu es für mich.<

Brad zögerte noch für einen Moment, gehorchte dann aber.

Er ließ seine Hand wo sie war, bis er sicher sein konnte, dass der Junge nicht wieder aufhören würde.

„Wenn du das mit deinen Schülern später genauso machst, werden sie dir bald auf der Nase herumtanzen“, meinte Martin nach einigen Momenten des Schweigens.

Eisblaue Augen wurden kalt und sein Lächeln hatte in etwa die gleiche Temperatur. „Aber das habe ich ja nicht vor.“

Brad sah ihn an, als er das hörte und lächelte ebenfalls, ohne Wärme. Sie waren einer Meinung. Vielleicht war er in diesem Moment etwas zu tief in Brads Verstand.
 

„Was willst du mit Brad machen, während wir Unterricht haben? Allein im Zimmer lassen?“ Petra suchte die Sachen für die nächsten Stunden zusammen, hielt kurz inne, um zu Brad hinüberzusehen, der ihren Blick durch in die Stirn gefallene Strähnen erwiderte.

Automatisch strich er sie ihm zurück, gewann so einen Augenblick zum Nachdenken. Wie dumm von ihm, aber das hatte er sich tatsächlich noch nicht überlegt.

Dann griff Brad nach seinem Ärmel und die Antwort war ganz einfach. Es war offensichtlich, dass er den Jungen noch nicht sich selbst überlassen konnte.

„Ich werde ihn mitnehmen.“

Eine Augenbraue wurde hochgezogen. „Na du musst es ja wissen.“ Petra grinste plötzlich. „Wenigstens wird er kaum dazwischenquatschen.“

Er beschloss, es von der humorvollen Seite zu sehen und lächelte flüchtig. Martin sagte gar nichts dazu, sah aber ziemlich skeptisch drein. Michael war sich selbst nicht sicher, wie die Instruktoren darauf reagieren würden, doch zum einen würde Brad wirklich nicht stören und zum anderen war es offiziell seine Aufgabe, auf ihn aufzupassen.

„Willst du dir etwas zum Lesen mitnehmen?“ Ab morgen würde Brad wenigstens die richtigen Bücher haben, aber dem Schwarzhaarigen schien es ja relativ egal zu sein, was er in die Hände bekam, solange es Buchstaben in sich hatte. Das war durch die letzten Beispiele deutlich genug geworden.

Brad wählte wieder das Mathematikbuch aus und damit waren sie alle bereit zum Gehen.
 

Im Klassenraum herrschte das übliche gedämpfte Gemurmel, das mit Eintreffen des Instruktors verstummen würde. Sie hatten Biologie, neben Geschichte eines seiner Lieblingsfächer, jedenfalls soweit es die Fächer betraf, die man an jeder normalen Schule vorfinden würde.

Brad sah einmal mit gut verborgenem Interesse in die Runde, ließ sich dann an der Wand zu Boden sinken, schlug das Buch auf und war für den Rest der Welt verloren.

Dabei blieb es auch für die folgenden drei Stunden und wenn Brads Anwesenheit bei den Schülern anfangs für Getuschel gesorgt hatte, war er im weiteren Verlauf bald vergessen. Und die Instruktoren sagten überhaupt nichts.

Erst zum Ende der letzten Stunde hin schloss Brad das Buch, begann stattdessen darauf zu lauschen, was vorne vorgetragen wurde. Die Intensität seiner Konzentration war respekteinflößend, wieder dieser Schwelbrand, der nicht zerstörte, sondern Klarheit zurückließ.

Michael wurde dadurch so sehr abgelenkt, dass er kaum noch dem Unterricht folgen konnte und er war direkt erleichtert, als der Instruktor sie entließ. „Brad, tu mir einen Gefallen und denk in Zukunft leiser nach.“ Mit einem Lächeln griff er nach dem Jungen und zog ihn auf die Beine.

Diesen Moment wählte Bernard, um an ihnen vorbeizugehen und ihm einen giftigen Blick zuzuwerfen. „Du schwafelst doch nur Mist, Schneider. Der Bursche ist vollkommen hohl in der Birne.“

„Behalt deine unqualifizierte Meinung für dich.“ Bernard wusste wirklich, wie er ihm auf die Nerven konnte, passte aber immer auf, es nicht zu weit zu treiben. Michael weigerte sich, auf dieses kleinliche Geplänkel einzugehen. Für den anderen Telepathen war es am schlimmsten, einfach ignoriert zu werden. Und so schenkte er ihm keine weitere Beachtung, sondern verließ mit Brad den Raum.

Auf dem Flur erwartete sie ein nervöser Erstklässler. „Herr Franken schickt mich. Er wünscht, dass du zu ihm kommst.“

Er nickte zum Zeichen, dass er verstanden hatte und der Junge verschwand so schnell es ihm möglich war. Den Jüngeren hier wurden oft genug üble Scherze gespielt, um sie vorsichtig werden zu lassen. Brad sah ihm neugierig hinterher.

„Du bist heutzutage ein gefragter Mann. Gleich zwei Mitglieder des Triumvirats in ebenso vielen Tagen.“ Martin erschauderte.

Nachdenklich sah er den Anderen. „Er muss den Bericht von Dr. Stephenson bekommen haben. Es wird also um Brad gehen.“

Braune Augen richteten sich auf ihn, als der Schwarzhaarige seinen Namen hörte.

„Er ist auch ein Precog“, erklärte Michael und sah Interesse aufblitzen.

„Wie es aussieht, würde sich Brad auch noch darüber freuen, Herrn Franken kennenzulernen…“ Petra beugte sich zu dem Jungen herunter. „Zeig ein bisschen gesunden Menschenverstand, Kleiner. Man geht dem Triumvirat besser aus dem Weg.“

Hinter Brads Stirn wurde eine Verbindung hergestellt, jedenfalls fühlte es sich ganz danach an und Michael musste unwillkürlich den Kopf schütteln, während Belustigung durch die eisblauen Augen glitt.

„Was ist denn so lustig?“, wollte Petra wissen.

„Dass Brad keinen Grund sieht, meinem Vater aus dem Weg gehen zu wollen.“

„Oh, Herr Schneider… Also ich bin nicht gerne in der Nähe von jemandem, der mein Talent ganz einfach abschalten kann. Nicht, dass ich etwas gegen deinen Vater sagen will“, wurde hastig hinzugefügt.

Michael winkte nur ab, einen bitteren Geschmack im Mund. Brads Hand schob sich in seine und er drückte sie, wieder ruhig werdend.

„Willst du ihn mitnehmen?“

Er wollte schon, aber Herr Franken hatte nur nach ihm verlangt. „Nein, er wird mit euch gehen.“ Keine Bitte.

„Natürlich. Komm, Brad.“ Petra hielt ihm ihre Hand hin.

Der Schwarzhaarige wollte ihn auch nicht loslassen, tat es aber schließlich und ging zu der Empathin hinüber, ohne allerdings ihre Hand zu ergreifen.

„Bis nachher.“

Martin war so nett, seine Unterlagen mitzunehmen, so dass er nichts bei sich hatte, als er an Herrn Frankens Bürotür klopfte. Obwohl er in diesem Moment gerne etwas zum Festhalten gehabt hätte.

Der Precog bat ihn herein und gleich darauf stand er dem älteren Mann Auge in Auge gegenüber. Eine unauffällige Mischung aus blau und grau, die den messerscharfen Verstand dahinter gut verhüllte.

„Schneider, nimm doch Platz.“

Er tat genau das und wurde eine Minute schweigend gemustert. Dann räusperte sich Herr Franken leise. „Du hast also einen neuen Precog gefunden…“ Eine rhetorische Frage, auf die keine Antwort erwartet wurde.

Michael wartete geduldig darauf, dass der Andere weitersprach.

„Brad wird morgen Vormittag näher getestet werden.“

So schnell schon. Weitere Tests. Brad würde begeistert sein… „Natürlich. Soll ich ihn nach dem Frühstück zu Ihnen bringen?“

„Ja.“ Der Precog lehnte sich zurück und in dessen Blick stand unglaublicherweise für einen Sekundenbruchteil so etwas wie Mitleid. „Frau Kernen interessiert sich ebenfalls für den Jungen. Sie wird also auch da sein.“

Säure verätzte ihn von innen und seine Kehle wurde so eng, dass er nicht einmal schlucken konnte. „Ich verstehe.“

„Das tust du wirklich, nicht wahr? Aber wenn Brad tatsächlich ein so starkes Talent hat, wie du annimmst, musst du dir keine Sorgen machen.“ Denn nicht einmal Frau Kernen konnte es sich leisten, ein so seltenes Talent zu zerstören. Das blieb unausgesprochen, aber sie dachten es beide.

„Er hat es. Rosenkreuz wird ihn brauchen.“ Seine Stimme schwankte nicht.

Und Herr Franken lächelte.
 

~TBC~
 

Hm, ich weiß nicht, ob ihr euch noch aus CotM an Frau Kernen erinnert. Sie ist neben Herrn Schneider und Herr Franken das dritte Triumviratsmitglied und ihre Beziehung zu Michael ist hier nicht gerade die beste, um es mal milde auszudrücken… ^^°

cya, cu ^-^
 

Dramatis Personae
 

Herr Franken

Precog

Corruption of the Mind Teil 25 (Mitglied des Triumvirats)

Close Distance Teil 192 (erste namentliche Erwähnung, zum Zeitpunkt der Handlung bereits verstorben)

"Er blickte ins Nichts und sah gleichzeitig"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 6/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Michael hat jetzt Anlass genug, Brad zum Sprechen bringen zu wollen…

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Lacu: Ich glaube, du hast schon mal ganz die richtige Einstellung, was Frau Kernen betrifft. Wovon du dich zwar noch nicht in diesem Kapitel, aber zumindest in Kürze selbst überzeugen kannst. ^^
 

@F4-Phantom: Also Brad würde sich bestimmt gegen diese Bezeichnung verwehren *snicker* aber ich bin ganz deiner Ansicht. ^^ Obwohl man ihn wirklich nicht unterschätzen sollte… Frau Kernen war die Telepathin im Triumvirat. Es ist in CotM nur angedeutet worden, aber hier wird das nicht zu übersehen sein. ^^#

*nick* Dieses Rosenkreuz ist auf jeden Fall freundlicher als die Version in CotM. Alles in allem ist es dem in CD sehr ähnlich ^^ Auf jeden Fall aber befindet sich Brad in dieser Geschichte sowieso in einer Position, in der er vor fast allen Übergriffen geschützt ist.
 

@Jemma: Brad hat schon seine Gründe, warum er nicht besonders nervös reagiert – auch wenn der Junge sich selbst nicht darüber im Klaren ist *lach*

Ah, das hast du ganz richtig erkannt. Besonders angenehm wird es für keinen der beiden, wenn sie ihre Verbindung trennen, später natürlich noch mehr als jetzt. Ein Grund mehr, sich nicht voneinander trennen zu wollen, ne? ^.~
 

@Kralle: Ich denke, das Wie wird im nächsten Teil recht schnell deutlich. Und was das Wieso betrifft… Frau Kernen und Michael sind sich wirklich nicht grün und erstere tut daher gerne alles in ihrer Macht stehende, um ihm das Leben schwer zu machen. Ihre Gründe werde ich dir aber nicht so schnell verraten ^^
 

~ Du brauchst einen neuen Haarschnitt, mein Junge ~
 

(Herr Schneider zu Brad, Corruption of the Mind, Teil 2)
 

Teil 6 „Er blickte ins Nichts und sah gleichzeitig“
 

Michael war schlecht, aber bis er sein Zimmer erreichte, hatte er die Übelkeit niedergerungen. Es war wie ein Schlag in den Magen gewesen. Natürlich würde sie den Jungen zerstören, wenn sie Michael dadurch treffen konnte. Aber was er zu Herrn Franken gesagt hatte, stimmte. Brads Talent war außergewöhnlich und Rosenkreuz _würde_ ihn brauchen. Precogs waren selten genug, starke noch viel rarer gesät. Man sollte meinen, dass Telepathen oder Empathen am anfälligsten waren, aber am häufigsten waren es Precogs, die von ihrem eigenen Talent vernichtet wurden, wenn es zu erwachen begann. Die natürlichen Schilde bedeuteten ihre Rettung und ihren Untergang. Rettung, weil sie ohne Ausbildung entstanden. Untergang, falls das nicht rechtzeitig geschah.

Michael biss sich auf die Unterlippe und befreite sich von diesen Überlegungen, bevor er das Zimmer betrat.

Brad saß im Schneidersitz auf seinem Bett und sah ihm direkt entgegen, während die anderen beiden ihn gar nicht bemerkten. Sie hatten Kopfhörer auf und Michael tippte eher auf eine Fremdsprachenübung als auf Musik. Lächelnd legte er den Zeigefinger auf die Lippen und der Junge lächelte ebenfalls. Die Ruhe in ihm war nicht länger nur künstlich, erzwungen, sondern begann sich echt anzufühlen. Er setzte sich zu Brad und spürte dessen Besorgnis.

>Es ist alles in Ordnung, wirklich.< Aber das war es nicht. Wo hatte er Brad nur mit hineingezogen? Seine Zweifel färbten seine Worte, es war schwieriger, auf telepathischer Ebene zu lügen. Deswegen sprach er schnell weiter. >Du wirst Herrn Franken morgen kennenlernen. Es gibt spezielle Tests, um Precogs einzuschätzen und ich erwarte von dir, glänzend abzuschneiden.<

Misstrauen, das sich auf seine erste Aussage bezog, dann Verstehen und leise Belustigung. Helle Streifen aus Licht. Brad meinte, dass er sein Bestes geben würde.

„Sehr gut.“ Michael wechselte die Kommunikationsform, griff dann nach einem Buch. „Ich muss noch ein bisschen lernen. Was ist mit dir? Wieder Mathe oder hast du inzwischen genug davon?“

Hatte Brad allem Anschein nach nicht.

Wenig später lag er auf dem Bett und der Junge nutzte seine angewinkelten Beine als Rückenlehne. Brad hatte sich seine Worte heute nach dem Unterricht wohl zu Herzen genommen, denn auch wenn da wieder diese Energie zu spüren war, war sie dieses Mal um einiges gedämpfter.

Er hatte keine Probleme damit, sich auf sein eigenes Buch zu konzentrieren, was auch gut so war. Die Abschlussprüfungen standen kurz vor der Tür.
 

Die Zeit verging und bis auf ihr Umblättern oder ein gelegentliches Murmeln von Petra oder Martin, wenn diese etwas niederschrieben, war es still im Zimmer.

Als es langsam Zeit wurde, ans Abendessen zu denken, legte Michael das Buch weg und betrachtete Brads schwarzen Haarschopf. Der Junge war vollkommen in irgendwelche Beispielaufgaben vertieft. Er konnte nicht einschätzen, wie viel Brad überhaupt verstand, auf jeden Fall schien dieser aber nicht verwirrt zu sein.

„Genug für heute, Brad.“

Der drehte sich zu ihm um, eine Hand auf Michaels Knie. Es dauerte dennoch einen Moment, bis der Junge vollkommen in die Realität zurückkehrte und währenddessen war Brads Gesichtsausdruck direkt niedlich. Eine nette Abwechslung zur meist vorherrschenden Ernsthaftigkeit.

Michael lachte auf, streckte seine Beine aus und so seiner Stütze beraubt, fiel der Junge auf ihn. Brad fasste sich schnell und sah ihn indigniert an, was bei Michael nur ein weiteres Lachen auslöste. „Guck nicht so.“ Damit schnappte er sich Brad, rollte sie beide herum und begann ihn abzukitzeln.

Der Schwarzhaarige wand sich, versuchte seine Hände abzuwehren, musste dann aber aufgeben. Ein helles Lachen erfüllte plötzlich den Raum und zufrieden hielt Michael inne, sah auf Brad herunter, der von sich selbst überrascht schon wieder verstummt war.

„Na also, du hast ja doch eine Stimme.“

Brad lag sehr still da, mit erhitztem Gesicht und unordentlichen Sachen. Nur dessen Atem brauchte noch etwas, um sich zu beruhigen.

Er lächelte ihn an. „Hört jetzt nicht auf“, forderte er mit leiser Stimme. „Sag was.“

Braune Augen trafen auf eisblaue. „Hallo Michael.“ Ein wenig rau und unsicher, weil die Stimmbänder zu lange ungenutzt geblieben waren.

Er atmete erleichtert aus, merkte jetzt erst, dass er die Luft angehalten hatte. „Hallo Brad.“ Und dann ließ er sich neben ihn fallen, auf einmal erschöpft. Michael schloss die Augen, während Brad wieder anfing, mit seinen Haaren zu spielen. Er ließ es sich gefallen, mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Das letzte Hindernis war aus dem Weg geräumt. Sie konnte Brad nun nicht mehr einfach zum Idioten abstempeln, nur weil der nicht sprach. Und vielleicht hätte sie genau das gemacht, Testergebnisse hin oder her. Andere Talente schienen bislang nicht durch Brads Schilde zu kommen, wer also sollte sie widerlegen? Und wer sollte es wagen, sich ihrem Urteil entgegenzustellen… Er selbst hatte keine Chance, sie war schließlich höher eingestuft.

Er fing schon wieder an, sich Sorgen zu machen und unterband das rasch. Morgen würde er mehr wissen. Und er sollte nicht vergessen, dass er in diesem Fall zwei Mitglieder des Triumvirats auf seiner Seite hatte. Trotzdem durchlief ihn ein Frösteln, bevor er es unterdrücken konnte.

Brad bekam einen Teil dieses inneren Kampfes mit, fragte aber nicht nach. Stattdessen rückte der Junge einfach näher an ihn heran und Michael konzentrierte sich nur noch auf diese Linie aus Wärme, ließ sich treiben.

Jedenfalls bis sich ihm Schritte näherten.

„Schneider?“ Eine vorsichtige Frage.

Er hob den Kopf, sah Petra an, die ihm ein zögerliches Lächeln schenkte.

„Wir müssen los.“

„Okay.“ Michael setzte sich auf und streckte sich.

Petra stand weiterhin da, abwartend, aber auf seine fragend gehobene Augenbraue hin, sprach sie weiter. „Hat er wirklich gesprochen?“

Er rang sich ein Lächeln ab. „Ja.“ Immerhin sollte er erfreut wirken.

Die Empathin grinste. „Hey, Kleiner. Redest du auch mit mir?“

Brad setzte sich ebenfalls auf und Michael las in dessen Gedanken, dass er gerne noch etwas länger liegen geblieben wäre. Ihm selbst ging es nicht anders. Er strich über Brads Verstand hinweg, der die Berührung erwiderte, während sich braune Augen auf Petra richteten. „Worüber denn?“ Vollkommen ernst, bis auf einen kleinen Funken, der etwas anderes behauptete.

Petra lachte. „Du bist gut, wirklich.“
 

Dieses Mal hatte Brad ohne weitere Aufforderung gegessen, blieb aber weiterhin die meiste Zeit über stumm. Michael störte das nicht besonders. Seitdem der Junge seine Stimme wiederentdeckt hatte, wurden die Gedanken klarer formuliert. Sätze, die eben einfach nicht ausgesprochen wurden. Brad musste sich erst umgewöhnen und alles in allem machte er wirklich schnelle Fortschritte.

Nach dem Essen wurde der Junge schnell müde und so steckte er ihn ins Bett, wartete, bis Brad eingeschlafen war. Petra trieb sich irgendwo anders herum, aber Martin war mit seinen Aufgaben noch nicht fertig und brütete wenig begeistert darüber.

Er trat hinter den Telekineten, der fragend zu ihm aufsah. „Ich muss noch zum Heim rüber, um Brads Bücher zu holen. Passt du auf ihn auf? Er schläft schon.“

„Sicher mach ich das. Ist ja nicht so, als hätte ich was Besseres vor.“ Martin zeigte ein schiefes Lächeln.

„Ich kann dir helfen, wenn ich zurück bin“, bot er an.

„Hm, ich werde also fürs Babysitten bezahlt. Klingt gut.“

Michael schüttelte amüsiert den Kopf. „Ach ja, ich hätte da noch eine Bitte.“

„Was denn?“

„Du weißt, dass es mich nicht stört, was du mit Petra machst. Aber wenn ihr nicht einen Zuschauer haben wollt, solltet ihr euch einen anderen Platz suchen.“

„Oh man, er ist heute Morgen davon aufgewacht…“

Er grinste beinahe. „Wenigstens hat er mir keine peinlichen Fragen gestellt. Ansonsten hätte ich ihn direkt zu euch weitergeschickt.“

„Ausgesprochen lustig, Schneider…“ Martin grinste wirklich.
 

Es war zu früh, als er abrupt aufwachte. Sein Kopf dröhnte und im ersten Moment konnte er sich nicht bewegen. Michael atmete tief durch, spürte, wie kalter Schweiß auf seiner Stirn trocknete. Die gräuliche Röte des Sonnenaufgangs begann zögerlich das Zimmer zu füllen, noch unsicher, ob die Nacht wirklich vorüber war. Doch davon bekam er nichts mit. Er blickte ins Nichts und sah gleichzeitig. Zu viel, zu schnell auf einmal. Und dann wusste Michael, was passiert war. Mühevoll verstärkte er seine Schilde, war danach erst in der Lage, den Körper wahrzunehmen, der sich zitternd an ihn presste.

>Wach auf!< Ein scharfer Befehl, der beinahe reflektiert wurde, dann aber doch durch Brads Barrikaden sickerte.

Der Junge versteifte sich, schlug dann die Augen auf. „Michael?“

Die Kopfschmerzen verschwanden und sein Gesicht entspannte sich zu einem erleichterten Lächeln. „Ja, mein Kleiner. Was hast du gesehen?“ Er musste fragen, bevor Brad es wieder vergaß – aber es schien schon zu spät zu sein.

Verwirrung spielte über Brads Gesicht, gefolgt von Zorn. Tiefschwarz. „Ich weiß es nicht mehr genau. Aber es war nicht richtig.“ Der Junge sprach, ohne zu stocken, dachte nicht einmal darüber nach.

Michael seufzte leise. Wenigstens etwas. Wenn die Vision auch verschwendet war, hatte sie zumindest dieses Problem endgültig beseitigt. Und so zeigte er seine Enttäuschung nicht. „Es ist nicht so wichtig, sonst würdest du es noch wissen.“

„Aber…“ Die braunen Augen schienen sich in seine zu brennen.

„Du weißt doch, es kann nicht alles laufen, wie man es sich wünscht. Würde das Leben ziemlich langweilig machen.“ Er strich durch schweißnasse schwarze Strähnen, verbarg seine Besorgnis. Brad dürfte noch nicht so starke Visionen haben, dass sie ihn körperlich auf diese Weise mitnahmen. Aber es hatte nicht ausbleiben können, nicht wahr? Man konnte das eine eben nicht ohne das andere haben und ein starkes Talent forderte immer seinen Tribut. Ihn störte am meisten die Sinnlosigkeit daran. Im Schlaf waren Precogs anfälliger für ausgeprägte Visionen, nicht länger abgelenkt durch die Eindrücke der Außenwelt. Aber gleichzeitig blieb wenig davon im Gedächtnis haften, denn für ihr Verständnis war Bewusstsein erforderlich.

Brad hatte über seine Worte nachgedacht. „Aber zurzeit wünsche ich mir gar nichts.“

Er lachte unterdrückt. „Dann hast du ja nichts zu befürchten. Und jetzt schlaf noch ein bisschen.“ Der Junge schloss gehorsam die Augen und Michael beugte sich vor, um ihm etwas ins Ohr zu flüstern. „Hast du gemerkt, dass du normal gesprochen hast?“

Braune Augen flogen wieder auf und verrieten ihm so, dass sich Brad dessen nicht bewusst gewesen war. „Es war nicht schwer.“ Eine verwunderte Feststellung.

„Das soll es auch nicht sein.“

Brad lächelte. „Wahrscheinlich.“
 

Der Wecker war nicht gerade leise, aber Brad schlief tief und fest wie ein Murmeltier. Kaum zu glauben, dass ihm das nach der Vision gelang. Aber besser so als wenn sie den Jungen wachgehalten hätte.

Michael schüttelte ihn sanft. „Aufwachen, mein Kleiner.“

Brad begann sich langsam zu rühren, zog dann aber nur die Decke enger um sich.

„Da hat wohl jemand keine Lust aufzustehen.“ Petra klang beinahe schadenfroh. „Weniger Rücksichtsnahme, Schneider. So schwer dürfte dir das doch nicht fallen.“ Sie zwinkerte ihm zu und Martin lachte, schlang die Arme um Petras Taille.

„Du musst doch gemerkt haben, dass Schneider sein Herz entdeckt hat. Er hat den Kleinen adoptiert und wird ihn jetzt nach Strich und Faden verwöhnen.“

Michael spürte, wie ihm das Blut in die Wangen stieg. „Lasst das gefälligst!“

„Ach, sieh es nicht so eng. Ich kann dich verstehen. Brad macht sich gut als kleiner Bruder. Immerhin ist er aus dem Alter raus, wo Kiddies nichts anderes tun als zu essen, zu schlafen und zu quengeln.“

Brad schlief geradewegs durch die ins Lächerliche abgleitende Unterhaltung. Kurzerhand zog er ihm die Decke weg und nahm den schlaftrunkenen Jungen auf den Arm. „Ich denke, eine Dusche ist angebracht.“

„Du bist fies.“ Martin lachte schon wieder, setzte Telekinese ein, um ihre Sachen zu transportieren, während er ihnen folgte.

Als sie den Duschraum erreichten, war Brad wach genug, um zapplig zu werden. Der Junge erfasste seine Situation aber ziemlich schnell, hielt schließlich still und begegnete den belustigten Blicken der bereits Anwesenden mit einem ausdruckslosen Starren. Was natürlich nur noch mehr Belustigung hervorrief.

Brad verlegte sich aufs Ignorieren und das anscheinend mit einem Gesichtsausdruck, der nichts Gutes versprach. Irgendwie schaffte es Brad, sich einen gewissen Respekt damit zu verschaffen, wie Michael mit einem kühlen Lächeln registrierte. Ihm wurde klar, woher dieser Effekt kam, sobald er Brad absetzte und einer schnellen Musterung unterzog. Es war ein stummes ‚ich weiß etwas das du nicht weißt’ und das mit fundamentaler Gewissheit.

>Überzeugende Vorstellung.<

Braune Augen verschmälerten sich. >Das ist alles nur deine Schuld.<

>Du wolltest nicht aufstehen<, stellte er klar.

Brad lachte plötzlich, zog sich dann aus, um zu duschen. Für einen Moment starrte er ihm nur perplex nach, besann sich dann eines Besseren und suchte sich ebenfalls eine freie Dusche.
 

Brads Haare standen in alle Richtungen ab, nachdem dieser sie abgetrocknet und sich angezogen hatte und Petra machte es nur noch schlimmer, indem sie dadurch fuhr.

Wenig begeistert duckte sich der Junge weg und Michael nutzte die Chance, um ihn zu sich heranzuziehen. Er saß quer auf der Bank und Brad landete mit einem überraschten Ausruf vor ihm.

„Stillhalten. Du willst schließlich ordentlich aussehen, wenn du zu Herrn Franken gehst.“ Damit begann er, Ordnung in den schwarzen Haarschopf zu bringen.

„Ich kann das auch alleine“, protestierte Brad.

Die Empathin grinste. „Wir können gerne die Plätze tauschen.“

Das brachte ihr einen hitzigen Blick ein und Brad hörte auf, sich zu beschweren.

>Lass dich von ihr nicht ärgern.< Amüsiert sorgte er dafür, dass der Junge sich umdrehte.

>Mach ich doch nicht.<

Jetzt wollte er Brad durch die Haare wuscheln, aber das wäre kontraproduktiv gewesen. Stattdessen beendete er seine Arbeit. „So, fertig.“

Brad stand augenblicklich auf und tat so, als müsste er sein T-Shirt glattstreichen.

Petra, die die ganze Zeit zugeguckt hatte, musste natürlich noch einen Kommentar abgeben. „Ich glaube, er könnte einen neuen Haarschnitt gebrauchen.“

Er sah sich Brad näher an, dem tatsächlich schon wieder Strähnen in die Stirn fielen und die braunen Augen verdeckten. „Ich befürchte, sie hat Recht“, urteilte er dann.

Brad verschränkte die Arme vor der Brust, widersprach aber überraschenderweise nicht.
 

~TBC~
 

Im nächsten Kapitel dann die erste Begegnung mit Frau Kernen ^^#

cya, cu ^-^

"Ich denke, es ist besser, wenn Sie aus meinem Kopf herausbleiben"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 7/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Und heute folgt das dritte Triumviratsmitglied ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@F4-Phantom: *lach* Siehst du, ich kann mir nicht vorstellen, dass Michael es _nicht_ tun würde ^^ Aber ich kenne diese Versionen von Michael und Brad ja auch schon eine Weile länger als du ^.~

Hm, heute wirst du Gelegenheit haben, dir selbst einen Eindruck von Frau Kernen zu verschaffen. Und dann kannst du dir ein ganz eigenes Urteil bilden *grins*
 

@Kralle: Ah ja, eine Begegnung mit der Schere wird es auch noch geben *nick* Aber ich werde darauf verzichten, extra darüber zu schreiben. Ich wollte einfach nur an CotM erinnern und wie das Ganze dort etwas anders ablief. ^^

Übrigens hat mich deine Vermutung, was Frau Kernens Motiv angeht, vor Lachen fast von der Couch fallen lassen – nachdem mir zuvor beinahe die Kinnlade runtergeklappt wäre. ^.~ Du liegst nicht wirklich richtig, hast aber die Wahrheit ganz leicht angekratzt. ^^ Warte nur ab, einen Teil wirst du verstehen, wenn du Kapitel 13 gelesen hast…
 

@Jemma: Hm… das Unterrichten an sich wäre sicher nicht so schwierig gewesen, aber Brads Mitarbeit hätte wohl gelitten *lach*

Ich werde versuche so zu schreiben, dass die Interaktion der beiden weiterhin faszinierend bleibt ^^

Brads größtes Problem ist im Moment sein Alter – oder vielmehr seine Jugend. Im Verhältnis dazu ist sein Talent schon zu ausgeprägt und so etwas bringt eben auch Nachteile mit sich. Alles in allem würde Brad sein Talent aber bestimmt nicht hergeben wollen, schließlich kann es sehr nützlich sein *zum heutigen Kapitel deut* ^.~
 

@Lacu: Ich glaube, die beiden würden sich aber ungern von dir knuddeln lassen *lach* ^^ Aber ich muss zugeben, es ist ein verlockender Gedanke…
 

~ Es gefiel ihm nicht besonders, Schneider allein zu lassen, doch der Telepath hatte von Jei nichts zu befürchten. Was die Unruhe trotz allem nicht völlig vertreiben konnte.

Er begegnete den braunen Augen seines Landsmannes und wusste auf einmal, dass es Stephenson nicht anders ging. ~
 

(Crawford, Close Distance, Teil 144)
 

Teil 7 „Ich denke, es ist besser, wenn Sie aus meinem Kopf herausbleiben“
 

Vielleicht hätte er nichts essen sollen… Michael wusste, dass er nichts zu befürchten hatte, aber sein Magen hielt ausgesprochen wenig davon, ihr wieder gegenüberzutreten.

Brad lief schweigsam neben ihm her und dachte darüber nach, wie die Tests wohl aussehen würden.

„Hat es dir dein Talent noch nicht verraten?“, zog er ihn ein bisschen auf.

„Nein, es beginnt erst allmählich wieder richtig zu arbeiten.“

Wieder? Aber sie hatten bereits das Büro erreicht und da er sich kein Zögern anmerken lassen wollte, klopfte Michael an, ohne vorher nachzuhaken.

Die Tür wurde geöffnet und dann bohrten sich auch schon graue Auen in seine. Frost von Hohn durchzogen.

„Schneider, wie nett, dich wiederzusehen.“

Er war sorgfältig darauf bedacht, eine Antwort darauf nicht einmal zu _denken_.

„Kommt doch herein.“ Damit trat sie beiseite und machte ihnen Platz, schloss dann die Tür hinter ihnen.

Michael kam sich plötzlich gefangen vor. Doch das Gefühl verebbte, als Brad stille Beruhigung an ihn sandte. Der Junge wusste zwar nicht, was ihn verstörte, wollte es aber auf keinen Fall dabei belassen.

Braune Augen suchten seinen Blick und ein Lächeln huschte über Brads Lippen. Er erwiderte es, bevor er den Kopf hob, um den Mann anzusehen, der hinter dem Schreibtisch saß. „Guten Morgen.“

„Guten Morgen, Schneider.“

Michael stellte sich hinter Brad, brachte sich so zwischen den Jungen und das andere Triumviratsmitglied. Seine Hände legten sich wie aus eigenem Willen auf Brads Schultern. „Brad, das sind Frau Kernen und Herr Franken.“

Erstere war neben den Schreibtisch getreten, kaum dass sie seinen Zug registriert hatte und sezierte den Jungen nun regelrecht, während Herr Franken ihm nur ruhig zunickte.

Brad neigte den Kopf etwas zur Seite. „Es freut mich, Sie kennenzulernen.“ Die Ernsthaftigkeit war wieder da und entlockte dem anderen Precog ein Lächeln.

„Du hast also deine Stimme wiedergefunden.“

Brad war neugierig, das spürte er, konzentrierte sich ganz auf den älteren Mann. Er selbst konnte ihre Anwesenheit nicht so einfach vergessen.

„Ja. Ich hatte wieder einen Grund.“

„Ich verstehe. Wie lange warst du denn im Institut?“ Herr Franken hatte sich vorgebeugt, Ellenbogen auf dem Tisch und das Kinn auf den verschränkten Fingern abstützend.

Anspannung, sie weckte in Michael den Wunsch, sie aus Brads Schultern herauszumassieren. Aber er rührte sich nicht.

„Das weiß ich nicht. Die Zeit dort… es verläuft alles ineinander.“

Diese Aussage wunderte Michael überhaupt nicht. Sie entsprach genau dem, was er bisher über das Institut erfahren hatte. Doch in Brads Worten schwang noch etwas anderes mit und die Telepathin legte ihren Finger natürlich genau darauf.

„Was war davor? Woher kommst du?“ Kalt und fordernd.

„Davor war gar nichts.“ Brads Antwort war nicht weniger kalt und nach Herrn Frankens Miene zu urteilen, musste der Blick des Jungen entsprechend ausgefallen sein.

Sie nahm es mit einem Lächeln auf, das ihm nur zu vertraut war. Er bat Brad um Vorsicht, ohne den Gedanken klar auszuformulieren. Aber das war auch nicht erforderlich.

„Amnesie? Da kann ich bestimmt Abhilfe schaffen.“

„Können Sie das?“ Brad klang fast verträumt und Michael war vollkommen verloren. Sie waren zwar noch verbunden, aber er konnte beim besten Willen nicht sagen, was gerade hinter der Stirn des Schwarzhaarigen vor sich ging. „Ich denke, es ist besser, wenn Sie aus meinem Kopf herausbleiben.“

Es hätte eine Herausforderung sein können, war dafür aber zu sachlich vorgebracht worden. Wenn er Brad nicht vor sich gehabt hätte, wäre es verdammt schwierig gewesen zu glauben, dass ein Zehnjähriger das gesagt hatte.

„Diese Entscheidung kannst du ruhig mir überlassen.“

Herr Franken hob eine Hand. „Er wollte nicht respektlos sein. Hast du es gesehen?“

„Ja.“ Ohne jedes Zögern.

Sie gab sich damit nicht zufrieden. „Vielleicht denkt er sich das nur aus. Was ist mit dir? Irgendeine Vorwarnung? Von dem Jungen habe ich nichts aufgefangen, was auf eine Vision hindeutet.“

Der Precog schüttelte den Kopf. „Mein Talent hat nichts dazu beizutragen. Schneider?“

Eben hatte er nichts gespürt, aber vielleicht konnte Brad sich doch an etwas von letzter Nacht erinnern… Michael drehte den Schwarzhaarigen zu sich herum, musste an dessen Worte denken. ‚Es war nicht richtig.’ Wenn sie mit im Spiel war, würde ihn das gar nicht wundern. „Zeig es mir.“ Mehr musste er nicht sagen, da bekam er bereits ein klares Bild.

„Er sagt die Wahrheit. Die Vision hatte er bereits in der Nacht.“

„Ich will mich selbst davon überzeugen.“ Sie wartete keinen Widerspruch ab.

Michael spürte die Konzentration von Energie, sah gleichzeitig, wie die braunen Augen glasig wurden. Er griff nach Brad, mit seinen Händen, seinem Geist, wusste selbst nicht, wie er ihn beschützen sollte. Gegen sie war er noch nie angekommen.

Brads Schilde schlossen sich irgendwie um ihn und ein Gedanke, wie ein Lächeln, streifte seinen Verstand. Hinter undurchdringlichen Mauern sah er ein Gewitter von Bildern. Sie wechselten in Sekundenbruchteilen. Selbst geschützt wie er war, tat es beinahe weh. Und dann hörte er einen Aufschrei.

>Sie ist gewarnt worden.<

Er drehte sich um, obwohl das ohne Körper kaum möglich sein dürfte. War das Brad? Ein Mann mit rabenschwarzen Haaren und kühlen, braunen Augen.

>Aber sie wollte ja schon immer ihren Kopf durchsetzen.<

Michael konnte nichts sagen, nichts fragen.

>Wir werden uns wiedersehen. Und jetzt kehrst du besser zurück.<

Ein Flackern, bevor er – in Ermangelung einer besseren Beschreibung – weggeschoben wurde. Dann hatte er wieder Lungen, die heftig arbeiteten und als sich sein Blick klärte, wurde ihm bewusst, dass er am Boden kniete. Was war passiert? Er blickte auf, verwirrt.

„Geht es dir gut?“ Brad sah ihn besorgt an, umarmte ihn auf sein Nicken hin erleichtert. >Ich glaube, Frau Kernen geht es nicht so gut.<

Michael kam vorsichtig auf die Beine und da er Brad nicht loslassen wollte, nahm er ihn auf den Arm. Die Erinnerung kam zurück und er war mehr als erleichtert, dass der Junge nicht verletzt worden war. Sie hielt nicht viel von Rücksichtsnahme. Eisblaue Augen suchten nach der Telepathin, fanden sie im Sessel von Herrn Franken.

Brad war seinem Blick gefolgt. „Sie hätte mir glauben sollen…“ Ein schwaches Flüstern, das dennoch gehört wurde.

„Es war nicht dein Fehler, Brad. Ich denke, wir verschieben die Tests auf heute Nachmittag. Bring ihn später vorbei, Schneider.“

„Jawohl, Herr Franken.“

Er atmete tief durch, als sie wieder auf dem Gang standen. Brad barg das Gesicht an seinem Hals. „War sie ohnmächtig?“

„Sah ganz so aus.“ Er setzte sich in Richtung Klassenraum in Bewegung, wusste nicht, wie er sich fühlen sollte. „Was hast du gemacht, kannst du mir das sagen?“

Brad dachte für einen Moment nach. „Ich konnte spüren, wie sie in meinen Kopf wollte – so wie du, aber trotzdem anders. Es gefiel mir nicht. Es war nicht richtig.“

Der Junge merkte nicht einmal, dass er dieselben Worte verwendete und Michael unterbrach ihn nicht.

„Und dann fiel es mir ein. Dr. Stephenson hat mich daran erinnert, wie es geht. Ich habe…“ Brad wusste nicht, wie er es beschreiben sollte.

„Schon gut, ich weiß, was du meinst.“ Brad hatte sie tatsächlich abwehren können, etwas, womit sogar Herr Neubert Schwierigkeiten hatte. Nur Herr Franken hatte sein Talent dafür ausreichend unter Kontrolle. „Das hast du gut gemacht…“ Er sprach es genau in Brads Ohr, so leise, dass es fast tonlos war. Aber er musste es sagen. Und ein Teil von ihm, tief vergraben, damit sie es niemals lesen würde, wünschte sich, dass Brad sich nicht zurückgehalten hätte.

Lippen bewegten sich, formten ein Lächeln. „Ich bin müde.“

Und so stand Michael schließlich vor der Tür zum Klassenzimmer, mit einem schlafenden Brad in den Armen. Es wäre am klügsten gewesen, ihn ins Bett zu stecken, aber er konnte den Jungen nicht allein lassen. Und dann fiel ihm ein Ausweg ein. Einen Moment noch zögerte er, wandte sich dann wieder zum Gehen, da sich keine bessere Alternative aufzeigte.
 

„Wolltest du meine Nachricht nicht abwarten?“, neckte William ihn, bevor ihm Brads Zustand wirklich auffiel. „Er schläft, um diese Zeit?“

„Das Interview mit Herrn Franken war schneller vorüber als erwartet.“ Für die nächsten Worte schloss er die Augen und umfasste Brad noch ein bisschen stärker. „Sie war auch da. Und natürlich versuchte sie als erstes, in seinem Kopf herumzupfuschen.“ Feuer verbrannte ihn, aber dem würde er niemals nachgeben können. Eisblaue Augen wurden wieder geöffnet und stellten sich dem Mitleid des Älteren.

„Hat sie -?“

Der Emulator wurde durch das wölfische Lächeln unterbrochen, das sich plötzlich auf Michaels Gesicht ausbreitete. Ein kurzer Ausbruch, der rasch wieder weggewischt wurde. „Es blieb bei einem Versuch. Du erinnerst dich an unser gestriges Gespräch darüber, wie ein Precog einem Telepathen widerstehen kann? Brad war ziemlich erfolgreich damit.“

Williams Augen weiteten sich überrascht, aber Besorgnis verjagte schnell das Funkeln aus ihnen. „Das wird ihr gar nicht gefallen.“

„Glaubst du, das wäre mir noch nicht selbst in den Sinn gekommen? Aber jetzt haben sie einen handfesten Beweis für Brads Fähigkeiten. Sie wird offiziell nichts gegen ihn unternehmen können und wie es aussieht, kommt sie auf ihre bevorzugte Art und Weise auch nicht an ihn ran.“ Es tat gut, das in Worte zu fassen und so vielleicht anzufangen, daran zu glauben.

Der Ältere strich sich durch die Haare, eine nervöse Geste, die William sich nicht oft erlaubte. „Du hast Recht, ihr sind die Hände gebunden.“

„Ja…“ Er hoffte es zumindest.

„Ich nehme an, Brad war nach seiner Vorstellung ein wenig erschöpft.“ Ein schmales Lächeln.

Michael erwiderte es. „Wie man sieht. Das ist es, weswegen ich hier bin. Ich muss zum Unterricht, will aber, dass jemand bei ihm ist, wenn er aufwacht.“ Und auch während er schläft, falls die Albträume zurückkehren würden.

„Er kann hierbleiben. Komm mit.“ William ging vor, führte ihn in sein Büro, wo eine Couch stand. „Ich bin sowieso damit beschäftigt, die Untersuchungsergebnisse der neuen Kinder zusammenzufassen.“ Eine Decke wurde geholt, während er Brad auf die Couch legte. „Ich werde ein Auge auf ihn haben.“ Damit wurde der Junge zugedeckt.

Er sah auf Brad herunter, nickte nur. Der Emulator trat hinter ihn und Michael lehnte sich zurück in die Umarmung.

„Was ist mit dir? Bist du in Ordnung?“

„Sie ist nicht dazu gekommen, irgendwelche Spielchen mit mir zu treiben.“

William gab ein Schnauben von sich, warmer Atem, der über seinen Hals geisterte. Alles, was er in diesem Moment tun wollte, war sich umzudrehen und die Umarmung zu erwidern – und mehr noch als das. Aber er würde jetzt nicht anfangen, das Versprechen zu brechen, das er sich damals selbst gegeben hatte.

„Du meinst nicht direkt. Oder was sonst sollte das mit Brad?“ Die Frage war eher rhetorischer Natur. Er wurde enger an den Älteren gezogen. >Ich will dich immer noch.<

Der Kuss brannte sich in seine Haut, aber er reagierte nicht, durfte nicht reagieren. Sie schienen beide den Atem anzuhalten, Nerven zum Reißen gespannt, dann seufzte William und ließ die Hände fallen, zwang den Arzt in sich hervor.

„Warst du mit Brad verbunden, als es passierte?“

„Ja.“ Er runzelte die Stirn und vergaß fast die Wärme, die der Andere ausstrahlte, immer noch zu nahe stehend. Ja, das war er tatsächlich gewesen, doch warum war er dann nicht so mitgenommen worden wie sie?

Williams Gedanken verliefen in ähnlichen Bahnen. „Kannst du dich an etwas erinnern?“

Nur für einen Sekundenbruchteil wollte etwas aufflackern, aber Michael konnte nicht danach greifen, bevor es auch schon wieder verschwunden war. Er schüttelte den Kopf. „Ich war für einen Moment auch weggetreten, bin aber nicht wie sie wirklich in Ohnmacht gefallen.“

„Dann muss Brad irgendwie zwischen euch unterschieden haben. Ich habe noch nie gehört, dass so etwas möglich ist.“

„Das hast du auch jetzt nicht.“ Scharf, weil ihm die Konsequenzen gar nicht gefallen wollten. Sie würden Brad halbwegs auseinander nehmen, um den Grund zu finden. Und vielleicht war es letztendlich nur ein dummer Zufall gewesen.

Sein Freund verstand seine Reaktion sofort. „Habe ich nicht.“ Sanfte Bestätigung. „Und jetzt solltest du besser zum Unterricht, bevor dich noch jemand vermisst.“

„Gute Idee“, rang er sich ein Lächeln ab, als er sich umdrehte. „Bis nachher.“

„Bis später, Mike.“
 

Es schien so viel Zeit vergangen zu sein, dass es fast unmöglich erschien, dass noch nicht einmal die erste Stunde vorbei sein sollte, als er schließlich im Klassenzimmer eintraf.

Der Rest des Vormittags hatte sich danach eine halbe Ewigkeit vor ihm ausgedehnt und die innere Unruhe hatte nicht weichen wollen, weil er sich immer noch Sorgen machte. Aber sie waren doch unbegründet, nicht wahr? Er musste damit aufhören, bevor er sich verrückt machte, denn damit hätte sie ihr Ziel erreicht.

Und so zwang er sich zu sammeln, war fast sein altes Selbst, als er zur Krankenstation zurückkehrte.

William schickte gerade einen Schüler fort, während ein weiterer noch wartete und nichts von dem, was heute Morgen passiert war, spiegelte sich auf dem Gesicht des Älteren wider. „Er ist inzwischen wach und wartet im Büro auf dich.“

Seine Mundwinkel bogen sich nach oben. „Darf ich raten – er hat wieder ein Buch am Wickel.“

„Wie konntest du das nur wissen?“

„Ich habe natürlich geschummelt.“

„Was sollte ich auch anderes von dir erwarten.“ Der Ältere schüttelte mit gespielter Enttäuschung den Kopf, beantwortete dann eine Frage, die gar nicht gestellt worden war. „Er ist okay. Scheint so, als hätte er nur ein bisschen Schlaf gebraucht.“

Er nickte kaum merklich, ein stummes Dankeschön. „Ich sollte ihn vielleicht nicht so lange aufbleiben lassen.“

„Als Arzt kann ich dir da nur zustimmen. Aber mir ist klar, dass du in Erziehungsfragen noch nicht allzu viel Erfahrung hast.“

„Wie großzügig. Doch bevor du mir mein Selbstvertrauen ganz nimmst, werde ich ihn besser von seinem Buch trennen und mit zum Essen nehmen.“ Michael warf dem Schüler, der ihrer Unterhaltung gebannt gefolgt war, einen kalten Blick zu, woraufhin der sein Bestes gab, unsichtbar zu werden.

„Das solltest du wohl tun. Und sei es nur, damit meine Patienten nicht davonlaufen, weil du sie so erschreckst.“

„Wer will das schon…“

Sie tauschten ein trockenes Lächeln aus.
 

~TBC~
 

Brad: 1, Frau Kernen: 0 *grins*

Auch wenn es nebensächlich ist: ich habe dieses Kapitel genutzt, um euch auch die Beziehung von Schneider und Stephenson in CD ein bissl näher zu bringen. Der kurze Auszug aus CD ganz am Anfang stand nicht umsonst da ^.~

cya, cu ^-^
 

Dramatis Personae
 

Frau Kernen

Telepathin

Corruption of the Mind Teil 25 (Mitglied des Triumvirats)

"Niemand hat mich gerne in seinem Kopf"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 8/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Hm, zur Abwechslung gibt es mal keine neuen Charaktere ^^°

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Lacu: *lach* Da bin ich aber erleichtert. Wäre auch ungünstig, wenn dir die Story von mal zu mal weniger Gefallen würde ^.~ Brad wird noch öfter für Überraschungen sorgen, das liegt in der Natur der Sache. Schließlich kann er sich sogar selbst überraschen, da er keine Ahnung hat, wo er herkommt ^^
 

@F4-Phantom: Frau Kernen ist in dieser Story auch nicht dazu gedacht, gemocht zu werden. *ehe* Hm, Stephenson sieht für mich (zumindest in CD, in RftS ist er ja jünger) ungefähr wie Christian Bale in American Psycho aus. So von der Statur und Frisur her. Die Haare sind allerdings heller, mehr ins Blonde gehend und die Augen natürlich braun. ^^
 

@Kralle: Du musst nur 1 und 1 zusammenzählen. ^^ Immerhin weißt du ja, was Frau Kernen mit Brad versucht hat und es ist durchgeklungen, dass sie gerne das zerstört, wofür Michael sich zu sehr interessiert. Also hat er sich geschworen, sich niemals zu sehr für Stephenson zu interessieren…
 

@Jemma: *grins* Du hast Recht, dieser Mann wird noch eine große Rolle spielen, auch wenn bis dahin einige Zeit vergehen wird. Aber ich werde weder bestätigen noch verneinen, dass es sich bei ihm um einen älteren Brad handelt. ^^
 

~ „Du bist Brillenträger.“ Keine Frage, sondern eine Feststellung.

Er war es gewesen. Bis zu seinem dritten – nein, vierten Tag hier. Dann war die Brille zerbrochen, etwas, das beinahe ins Auge gegangen wäre. Buchstäblich. ~
 

(Herr Schneider zu Brad, Corruption of the Mind, Teil 5)
 

Teil 8 „Niemand hat mich gerne in seinem Kopf“
 

„Die Brille steht dir.“

Brad sah von seinem Buch auf und ganz kurz fingen die Gläser das Licht auf eine Art und Weise ein, welche die braunen Augen vollkommen verbarg. Ein interessanter Effekt. Unwillkürlich lächelte Michael.

Der Junge schob die Brille ein Stück höher. „Sie ist noch etwas ungewohnt, aber sie hilft.“

„Keine Kopfschmerzen mehr?“

Mit einem schwachen Lächeln rieb sich Brad über die Stirn. „Ich hoffe es.“

Michael hoffte es auch. „Lass uns gehen.“
 

Es war das erste Mal, dass Brad beim Essen wirklichen Appetit zeigte und auch wenn der Grund dafür kein unbedingt guter war, gefiel ihm wenigstens das Resultat.

Petra und Martin fiel die Änderung auch auf, doch keiner der beiden sagte etwas. Sie hatten mitbekommen, dass irgendetwas schiefgelaufen war, auch wenn die Wahrheit über das, was sich in Herrn Frankens Büro abgespielt hatte, niemals an die Öffentlichkeit dringen würde. Es durfte schließlich nicht bekannt werden, dass ein Triumviratsmitglied von einem Zehnjährigen geschlagen worden war. Bei diesem Gedanken überzogen sich seine Augen mit einer dünnen Eisschicht. Brad war Erfolg beschieden gewesen, wo er selbst immer versagt hatte.

Brad hielt plötzlich inne und sah ihn nachdenklich an, verriet Michael so, dass ein Teil seiner Überlegungen zu dem Schwarzhaarigen durchgedrungen war. Er hielt eine Verbindung aufrecht, die ihm zwar nicht ermöglichte, die ganze Zeit Brads Gedanken zu lesen, aber dieser dünne Faden war eine gegenseitige Versicherung der Anwesenheit – und übertrug einige Oberschwingungen.

>Iss weiter, mein Kleiner.<

Der Junge gehorchte, was aber nicht hieß, dass er auch schwieg. >Warum versucht sie, dich zu verletzen?<

Ihm wurde kalt. Die Gründe dafür waren simpel und gleichzeitig kompliziert. Michaels Gesichtszüge verhärteten sich. >Ich möchte nicht darüber sprechen.<

Ein Schwall von Wärme strahlte zu ihm herüber und eine kurze Kontrolle sagte ihm, dass Brad es nicht bewusst getan hatte.

>Ein anderes Mal?< Der Junge gab nicht auf.

Er seufzte, beinahe amüsiert über diese Hartnäckigkeit. >Vielleicht.< Und bevor Brad ihm mehr abringen konnte, wechselte er das Thema. >Bist du fit genug für einen weiteren Besuch bei Herrn Franken?<

Brad bejahte das und wenig später befanden sie sich zum zweiten Mal an diesem Tag auf dem Weg zu dessen Büro. Er befürchtete, wieder ihr gegenüberzustehen, doch als er schließlich die Tür öffnete, hatte Herr Franken einen anderen Besucher. Michael entspannte sich und lächelte beinahe.

„Michael, Brad.“

„Guten Tag, Vater.“
 

Nur noch eine Runde. Er trieb sich selbst zu einem höheren Tempo an. Nicht, weil er Gefahr lief, von einem der Instruktoren eingeholt zu werden, sondern, weil er den Lauf wirklich genoss. Seine Muskeln waren warm und gehorchten ihm willig, während die vorherrschende Brise seine Stirn kühlte. Irgendwo hinter sich hörte Michael einen unterdrückten Schmerzeslaut. Da war wohl jemand zurückgefallen und hatte die Gerte zu spüren bekommen. Es tat verdammt weh, aber seiner Meinung nach war der Angriff auf das Ego fast noch schlimmer. Den Jüngeren auf Rosenkreuz würde es nur darum gehen, den Schlägen zu entkommen. Aber bei Michaels Gruppe war das anders. Wer in ihrem Alter ließ sich noch gerne den Hintern versohlen?

Die Ziellinie kam in Sicht, dann überquerte er sie auch schon und lief langsam aus. Martin schloss kurz darauf zu ihm auf, holte mit gesenktem Kopf, die Hände auf den Oberschenkeln abstützend, tief Luft. Die braunen Haare waren schweißdurchtränkt und wirkten fast so dunkel wie die von Petra.

„Ich bin k.o.“, brachte der Telekinet schließlich heraus.

„So siehst du auch aus“, erwiderte er und seine Mundwinkel kurvten nach oben.

„Danke, das hört man doch gerne.“ Martin sah zu, wie die anderen eintrafen. Einige ließen sich einfach auf den Rasen am Rand der Laufstrecke fallen, andere versuchten so wie der Telekinet zuvor zu Atem zu kommen. Die Instruktoren ließen sie in Ruhe, notierten lediglich die Namen derjenigen, die die Höchstzeit überschritten hatten.

Michael hielt das Gesicht in die Sonne und genoss die warmen Strahlen. Während sich sein Körper erholte, war sein Geist vollkommen leer, ein befreiendes Gefühl. Dann aber begann etwas am Rande seines Bewusstseins zu zupfen und gleichzeitig wurden auch die Schüler unruhiger. Mit einem innerlichen Seufzen beendete er seine persönliche Pause und wandte sich um, sah gleich darauf, was die Aufmerksamkeit der anderen geweckt hatte.

Brad stand am Rand des Sportplatzes und es war offensichtlich, wie der Junge ihn gefunden hatte, denn Brad war nicht allein. Michaels Vater stand an der Seite des Schwarzhaarigen, was für sich schon ausreichen würde, um die Blicke anzuziehen. Michael lächelte flüchtig. In diesem Fall war wohl aber mehr von Interesse, dass Brads Hand von der seines Vaters umschlossen wurde. Für einen Augenblick vielleicht fragte er sich, warum ihm dieser Anblick keinen Stich versetzte, dann ging er auch schon auf die beiden zu.

„Ich habe dir da jemanden zurückgebracht“, wurde er mit einem Lächeln begrüßt.

„Danke sehr. Wie sind die Tests gelaufen?“ Möglicherweise würde er sogar eine Antwort erhalten.

„Zufriedenstellend.“ Blaue Augen verbargen die Belustigung nicht. Seinem Vater war klar, dass er gerne Genaueres erfahren würde, hatte anscheinend aber nicht vor, diesem Wunsch nachzukommen.

Er akzeptierte es mit einem innerlichen Seufzen. „Bleibt es bei deinen Anweisungen?“, fragte er stattdessen.

„Ja. Und ich habe keinerlei Zweifel, dass Brad die Prüfungen bestehen wird.“ Der Junge wurde losgelassen, sah daraufhin zu dem älteren Mann auf. „Damit habe ich doch Recht, hm?“

Brads ernste Miene löste sich in ein Lächeln auf. „Ja.“

„Sehr schön.“ Eine kurze Pause, in der die blauen Augen zwischen ihm und Brad wechselten, gefolgt von einem weiteren Lächeln. „Pass gut auf ihn auf.“ Mit diesen Worten ging sein Vater und ließ Michael mit der Frage zurück, an wen von ihnen diese letzte Bemerkung eigentlich gerichtet worden war.

Eines zumindest wusste er. Diese Geste hier war ein Ausgleich für das gewesen, was sie heute versucht hatte. Sein Vater würde es stets auf eine Weise tun, die nur ihm selbst verständlich war. Aber das reichte Michael.

Nachdem die Präsenz des Triumviratmitglieds sie nicht mehr abschreckte, kamen auch die anderen Schüler näher. Michael kümmerte sich nicht um sie, tastete den Jungen mental ab, um sich davon zu überzeugen, dass er in Ordnung war.

Brad nahm das zwar zur Kenntnis und erwiderte die Berührung auf einer bestimmten Ebene auch, dessen Interesse war aber eindeutig auf die Laufbahn gerichtet.

Nachdem er fertig war, folgte er dem Blick brauner Augen. „Was ist?“

„Ich möchte auch laufen…“ Die Aussage war von Gedanken unterlegt, die ihr eher die Bedeutung von ‚weglaufen’ verliehen und Michael verstand diesen Drang. Außerdem wäre es eine Freiheit, die den Kindern im Institut nicht gestattet worden war.

Ihre Blicke trafen sich, ein schneller Austausch, der bei Brad ein echtes Lächeln hervorlockte.

„Willst du _jetzt_ laufen?“ Ein Funkeln in eisblauen Augen.

„Nein, ich denke nicht…“

Michael lachte und hob den Jungen hoch in die Luft. Sonnenlicht reflektierte von den Gläsern der Brille, bevor Brad nach ihr griff, damit sie nicht herunterglitt.

„Lass mich los!“

„Ich denke gar nicht daran.“

„Michael!“ Brad runzelte die Stirn und dachte darüber nach, wie er seine Würde zurückerlangen konnte.

„Das ist mein Name“, bestätigte er mit einem halben Grinsen.

„Ich bin zu alt dafür.“ Das klang indigniert und rief ein Lachen bei ihrem Publikum hervor.

„Oh nein, mein Kleiner, da bin ich anderer Ansicht.“ Zumindest senkte er aber die Arme, so dass Brad nicht länger in der Luft hing.

Brad hörte prompt auf zu protestieren und legte den Kopf auf seine Schulter. Dafür hielt er sich anscheinend nicht für zu alt.

Er sprach es nicht aus, übermittelte den Gedanken aber telepathisch.

„Das war nicht besonders nett“, stellte der Junge fest, ohne allerdings seine Position zu ändern.

„Das ist Schneider selten“, mischte Petra sich munter ein und machte sich nichts aus seinem warnenden Blick.

Brad sah sie an und Michael hätte gerne dessen Gesichtsausdruck mitbekommen. „Warum sollte er auch?“

Diesmal waren die Lacher auf Brads Seite.
 

Die Zeit, die ihnen nach dem Training zur freien Verfügung stand, nutzte er, um die ersten versprochenen Aufgaben für Brad vorzubereiten, während selbiger zum ersten Mal Gelegenheit hatte, die neuen Bücher einer näheren Betrachtung zu unterziehen.

Das geschäftige Summen von Brads Gedanken im Hintergrund seines Verstandes war eher beruhigend als störend und so kam Michael gar nicht erst auf die Idee, sich von dem Jungen abzuschotten. Zudem spürte er, dass die Verbindung auch ohne direkte Berührungen half, sein Talent besser unter Kontrolle zu halten.

Alles in allem wurde es ein ruhiger Nachmittag, der in einen ebenso ruhigen Abend überging.

Nach dem Abendessen begannen sich Brads Gedanken bald zu verlangsamen, verloren an Helligkeit, ein deutliches Zeichen von Müdigkeit. Der Junge protestierte nicht einmal, als er ihn ins Bett schickte und schlief schnell ein. Wieder mit dem Rücken zur Wand.

Michael arbeitete weiter, bis seine beiden Zimmergenossen zurückkehrten. Anscheinend hatten sie einen anderen Platz gefunden… Petra zwinkerte ihm zu, während Martin ein befriedigtes Grinsen zeigte. Es erinnerte ihn daran, dass er selbst eine ganze Weile keinen Sex gehabt hatte und Williams Verhalten heute hatte diesen bestimmten Hunger wieder geweckt. Vielleicht sollte er Kathrin mal einen Besuch abstatten. Nicht mehr heute, aber bald.

„Tu das, Schneider. Jeder muss ab und zu flachgelegt werden. Wir sind alle nur Menschen.“ Die Empathin hatte gefühlt, in welche Richtung seine Überlegungen gingen, seine Schilde waren nicht völlig geschlossen, da die Notwendigkeit nicht bestand.

„Meldest du dich freiwillig?“

Etwas trat in ihre Augen, das nicht ganz Belustigung war. „Du weißt, im Allgemeinen hätte ich nichts dagegen, aber ich glaube, das Erlebnis wäre… zu überwältigend für mich.“

Martin, der dem Austausch von seinem Bett aus gefolgt war, zuckte mitleidslos mit den Schultern. „Das hast du davon, dass du so ein starker Telepath bist, Schneider. Du wirst zwar weit aufsteigen, dein Sexleben leidet aber beträchtlich darunter.“

„Danke für die freundliche Erinnerung.“

Der Telekinet winkte ab. „Immer wieder gerne.“

Das glaubte Michael ihm aufs Wort.
 

Brad wachte auf, als er sich neben ihn legte und einen Teil der Bettdecke beanspruchte. Er hatte dem Schwarzhaarigen angeboten, ihm eine eigene zu beschaffen, aber Brad war dagegen gewesen. Ohne Begründung, aber die brauchte er wohl auch nicht.

Eine Hand schlich zu seinem T-Shirt und gleich darauf schlossen sich wieder Finger darum.

In Erwiderung strich er flüchtig durch Brads Haare, die sich mit dem neuen Schnitt irgendwie anders anfühlten. >Schlaf weiter…< Ein sanfter Gedanke, der seine eigene Müdigkeit mit sich trug. Brad hingegen wurde immer munterer und zerrte Michael mit sich. Mit einem Seufzen gab er nach. Wenigstens hatte er so die Gelegenheit, noch ein paar Fragen loszuwerden. >Bist du ihr noch einmal begegnet?<

Brad rückte ein Stück von der Wand weg und näher an ihn heran. >Nein, nur Herr Franken und dein Vater waren dort.<

Das war beruhigend zu wissen. >Versprich mir, ihr aus dem Weg zu gehen.<

>Ja.< Dann, nach einer Pause. >Dein Vater hat gesagt, dass ich es hier weit bringen kann.<

>Hat er das…< Michael kannte diese Worte, hatte den gleichen Stolz gefühlt. Doch manchmal erschien ihm der Preis zu hoch und er wünschte, alles wäre ein bisschen anders. Er war sich betrogen vorgekommen und auch wenn er jetzt wusste, dass sein Vater gar nicht anders hätte handeln können, löste das immer noch gemischte Gefühle aus, wenn er ihm gegenüberstand. Er musste weg von diesen Gedanken und er zwang sich dazu. Es war einfacher, mit Brad zu reden. >Kannst du dich wirklich an gar nichts erinnern, was vor dem Institut war?<

Ein heftiger Atemzug, der Laut hätte beinahe ein Schluchzen sein können. Doch es folgte kein Weinen. Brad hatte überhaupt noch nicht geweint. Es war auch besser so, Tränen nutzten nichts auf Rosenkreuz. Gleichzeitig wünschte Michael aber fast, dass Brad zusammenbrechen würde, solange es halbwegs sicher war. Aber vielleicht, hoffentlich, würde das auch niemals passieren.

>Da ist nichts vorher. Als wäre ich eines Tages dort aufgewacht. Und dieser Tag wiederholte sich immer und immer wieder.<

Ohne zu fragen, tauchte er tiefer in den Verstand des Jungen ein. Zunächst bekannte Pfade entlang, dann suchte er die Vergangenheit, der Spur folgend, die Brads Antwort hinterlassen hatte. Seine Präsenz wurde wiedererkannt, Schilde passten sich an seine Anwesenheit an und Stille umfing ihn, als befände er sich tief unter Wasser. Michael ertrank, aber es tat nicht weh, denn hier war Atmen nicht notwendig. Er fand die Tage im Institut, ihre ewige Gleichförmigkeit. Sie wollten ihn einschläfern, so wie sie Brad nach und nach paralysiert hatten. Er wehrte sich dagegen und stieß weiter vor – direkt gegen eine schwarze Mauer, hart und glänzend wie Obsidian. Der Schmerz des Zusammenpralls warf ihn zurück und dann lag er nach Luft schnappend wieder in seinem Bett, Brad eng an sich gezogen, Stirn an Stirn, mit schweißfeuchten Strähnen dazwischen.

Minuten vergingen, ehe sich sein Herzschlag vollkommen beruhigt hatte und die ganze Zeit über ließ er den Jungen nicht los.

>Geht es dir gut?<, hörte er schließlich eine leise Frage.

Michael unterdrückte ein Auflachen. >Das sollte ich wohl besser dich fragen.<

>Warum?< Brad war aufrichtig überrascht.

>Wegen dem, was ich gerade gemacht habe. Ich war nicht besonders vorsichtig.< Er könnte sich nachträglich selbst ohrfeigen dafür, dass ihn der fehlende Widerstand so leichtsinnig gemacht hatte. Und das Ganze für rein gar nichts. Er hatte nichts gefunden.

>Aber mir hat das nichts ausgemacht<, wandte Brad ein. >Du hast dich beinahe verletzt.<

>Trotzdem. Es ist dein Kopf, deine Erinnerungen.<

>Es stört mich nicht.< Der Schwarzhaarige löste sich aus seinem Griff, näherte sich wieder der Wand, aber nur, um ihm in die Augen sehen zu können. Nicht, um ihm zu entfliehen.

>Niemand hat mich gerne in seinem Kopf.< Bittere Erfahrung färbte diese Worte.

Brads Hand fand wieder sein T-Shirt. >Niemand außer mir vielleicht.< Und damit streckten sich ihm die Gedanken des Jungen entgegen.

Tief in sie vergraben schlief er ein.
 

~TBC~
 

Nächste Woche gibt es mal wieder einen neuen (alten) Chara. Will jemand Vermutungen anstellen?

cya, cu ^-^

"Und was fehlte dir? Talent, Charakter oder Ambition?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 9/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Den neuen (alten) Chara hatte Crawford damals in CD kennengelernt, ein Mitarbeiter des deutschen Büros… ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Kralle: Dir fällt das vielleicht leicht, aber ich versichere dir, dass Michael es selten schafft, Frau Kernen zu verdrängen. Später wirst du noch besser verstehen, warum das so ist. Und mit deinem Tipp liegst du zur Hälfte richtig. Es ist jemand aus CD, aber nicht aus der Zeit in Japan ^^
 

@F4-Phantom: Sagen wir es mal so, in dieser Version von RK wird guten Talenten mehr Wertschätzung entgegengebracht. Und das macht einen großen Unterschied. Allerdings würde ich nicht so weit gehen, die Personen dort als nett zu bezeichnen, das sind sie letztendlich nicht. Die Tests… *grins* Du wirst später nur erfahren, worauf sie nicht getestet haben ^^ Und nein, Anders taucht noch nicht auf (man beachte das „noch“ *zwinka*)
 

@Jemma: *lach* Lass dich nicht täuschen, Michaels Vater lässt sich von Brad nicht so schnell um den kleinen Finger wickeln. Aber im Gegensatz zu Michael ist er auch im Besitz eines kleinen Vorteils ^^

Und Michael macht sich im Moment noch gar keine Gedanken darüber, wie Brad vielleicht darauf reagieren könnte, wenn er Kathrin einen Besuch abstatten geht ^^

Von einem Talent ist die Mauer zweifellos aufgebaut. Jeder Telepath würde davon ausgehen, dass es sich um Brads innere Schilde handelt. Das kann jetzt die volle Wahrheit sein, ein Teil der Wahrheit oder einfach nur eine Täuschung ^.~
 

~ Braune Augen folgten seinem Blick zum Himmel, wo sich ein paar Wolken zusammengezogen hatten. „Der Wetterbericht hat keinen Regen angesagt.“

Er grinste unwillkürlich. „Darauf kann man sich nicht immer verlassen, oder? Die sind schließlich keine Hellseher.“

„Und du denkst, ein Hellseher wüsste es?“ ~
 

(Crawford und Ran, Close Distance, Teil 151)
 

Teil 9 „Und was fehlte dir? Talent, Charakter oder Ambition?“
 

Brad wachte mit der Morgendämmerung auf und wusste, dass er nicht wieder einschlafen können würde. Ein Lächeln erhellte sein Gesicht, als er die Präsenz in seinem Kopf wahrnahm, ein zweites Bewusstsein neben seinem – nicht wach, aber unzweifelhaft _da_.

Für einen Moment wollte er sich einfach wieder neben Michael zusammenrollen und so liegen bleiben, bis es Zeit zum Aufstehen war, aber er war zu unruhig dazu und die Unruhe wuchs beständig an. Es hatte nichts mit seinem Talent zu tun, das würde sich anders anfühlen und so runzelte Brad die Stirn, bis es ihm einfiel. Der Sportplatz, die Laufbahn dort. Ja, das war eine gute Idee.

Er setzte sich auf und kletterte vorsichtig über Michael, um aus dem Bett zu kommen. Beinahe hätte er vor Schreck aufgeschrien, als ihn eine Hand am Oberarm packte und aufhielt.

„Wo willst du hin?“ Ein kaum verständliches Murmeln und die eisblauen Augen schienen ihn nicht wirklich zu sehen.

„Ich will laufen gehen…“, flüsterte Brad, wurde daraufhin losgelassen.

„Dann sei vorsichtig und fall nicht hin.“ Nach diesen Worten schlief Michael weiter und irgendwie bezweifelte er, dass der Ältere sich später noch an den kurzen Wortwechsel erinnern würde.

Brad verharrte noch kurz beim Bett, strich durch die sandblonden Haare, was wie immer ein seltsames Gefühl der Vertrautheit auslöste. Schließlich suchte er sich aber Sachen aus dem Schrank – Trainingshosen und ein Sweatshirt – und war wenig später aus dem Zimmer heraus.

Der Gang erstreckte sich leer und still vor ihm, zwang ihn geradezu dazu, seine Füße vorsichtig aufzusetzen, um die Ruhe nicht zu stören. Brad hatte keine Angst und die Aufregung, die sein Herz schneller schlagen ließ, rührte nur von der Bewegungsfreiheit her, die ihm plötzlich vergönnt war. Er hatte sich gemerkt, wo er langgehen musste, begegnete zunächst keiner Menschenseele. Nicht, bis er die große Eingangstür erreichte.

Ein Instruktor stand dort, unverkennbar in der schwarzen Uniform, und sah ihm entgegen. Das auf dem Stuhl abgelegte Buch verriet Brad, dass der Mann seine Annäherung bemerkt und ihn erwartet haben musste.

Sein Schritt stockte für einen Moment, aber er blieb nicht stehen. Er hatte den Instruktor erkannt – und der offensichtlich auch ihn.

„Guten Morgen, Brad. Wir sehen es nicht gerne, wenn Schüler sich um diese Zeit außerhalb ihrer Zimmer aufhalten.“

„Guten Morgen, Herr Schumann.“ Er überlegte, was er als nächstes sagen sollte, sah nicht das flüchtige Lächeln des Anderen. „Ist es verboten? Ich möchte nur zum Sportplatz“, erklärte Brad schließlich.

„Nein, direkt verboten ist es nicht.“ Etwas blieb unausgesprochen. „Gut, Brad. Geh nur. Und wenn du noch jemandem über den Weg laufen solltest, sag ihm, dass du meine Erlaubnis hast.“

Brad nickte. „Danke.“ Er spürte, dass der Mann ihm nachsah, als er nach draußen trat und den Weg Richtung Sportplatz einschlug.

Die Morgenluft war kühl und fühlte sich wundervoll an. Braune Augen suchten den Himmel ab, fanden gefärbte Wolken. Am liebsten wäre er losgelaufen und nie wieder stehen geblieben, aber Brad wusste, dass das unmöglich war. Stattdessen war es die rote Laufstrecke, die sich kurz darauf unter seinen Schuhen befand und die wenigstens einen Teil der gesuchten Freiheit bot.

Er sah nichts mehr, seine Umgebung wurde nebensächlich, verschwand irgendwann ganz. Und dann war da nur noch das gleichmäßige Thump, Thump, Thump seiner Schritte, seines Herzschlags übrig.
 

******
 

„Hey Schneider, wo hast du den Kleinen gelassen?“

Er wurde durch die Bettdecke hindurch an der Schulter gerüttelt, was selten genug geschah, um ihn rasch wach werden zu lassen. „Was ist?“, setzte er sich auf, ein wenig irritiert, da der Wecker noch nicht einmal geklingelt hatte.

Petra stand neben seinem Bett. „Der Junge. Brad ist nicht da.“

Etwas in ihm beruhigte Michael, noch ehe er sich wirklich Sorgen machen konnte. Gewissheit durch die Verbindung, die ein klares ‚nicht in Gefahr’ zurücksandte, als er eine entsprechende Frage stellte. Nichts davon war ausformuliert, nur ein Austausch, der beinahe unterbewusst stattfand. Gleichzeitig erhielt er auch die Information über Brads Aufenthaltsort.

„Er ist auf dem Sportplatz.“

Die Empathin sah ihn merkwürdig an. „Das ging schnell. Aber ich will mich nicht beschweren, dass du ihn so rasch gefunden hast. Vielleicht könntest du ihm gleich auch sagen, dass er besser reinkommt, bevor der Guss richtig losgeht.“

Jetzt erst hörte er die gegen das Fenster klopfenden Regentropfen. Sie mussten Petra aufgeweckt haben, sie hatte meistens einen leichten Schlaf.

Dieses Mal griff er bewusst nach draußen, fand Brad ohne Probleme, drang aber nicht richtig zu ihm durch. Es war, als würde der Junge sich in einer Art Trance befinden. „Verdammt…“

„Hört er nicht auf dich?“ Petras Ausdruck wurde ernst. „Scherz mal beiseite. Du darfst ihm auf keinen Fall alles durchgehen lassen. Das könnte schlimm enden.“

„Das musst du mir nicht sagen. Außerdem ist das nicht das Problem.“ Er zog sich bereits an, noch während er das sagte. „Bin gleich zurück.“

Ein paar Frühaufsteher waren bereits auf dem Weg zum Duschraum und sahen Michael neugierig hinterher, als er mit ausgreifenden Schritten an ihnen vorbeilief, ohne sie zu beachten. Er musste sich nicht fragen, was Brad auf dem Sportplatz wollte, schließlich stand die gestrige Unterhaltung noch klar in seinem Gedächtnis, aber er hätte Brad nicht für so unvernünftig gehalten, bei diesem Wetter laufen zu gehen.

Die Instruktoren, die nachts immer patrouillierten, hatten sich bereits zurückgezogen, so dass ihn niemand stoppte. Kaum dass Michael draußen war, fing er an zu rennen. Noch war der Regen eher leicht, aber das konnte sich jederzeit ändern.

Brads Anblick ließ ihn vergessen, dass der Junge eine Standpauke verdient hatte. Dieser schien sonst wo zu sein, ganz sicher jedoch nicht hier. Schwarze Haare klebten durchnässt an der Stirn, wurden gar nicht wahrgenommen. Michael stellte sich ihm in den Weg und als Brad nicht einmal darauf reagierte, hielt er ihn einfach fest.

Brad schien wie aus einem tiefen Schlaf zu erwachen, blinzelte ihn verwirrt an. Wasser, einzelne Tropfen, perlten über sein Gesicht, Tränen, die nicht salzig schmecken würden.

„Genug für heute“, meinte Michael sanft, bevor er Brad auf den Arm nahm.

Der Junge schmiegte sich an ihn, suchte nach Wärme und fing prompt an zu zittern.

„Das nächste Mal sagst du mir vorher Bescheid, wenn du solche Dummheiten planst.“

„Aber das habe ich doch. Du hattest mich gefragt und ich habe es dir gesagt.“

Die Worte wurden von Bildern begleitet, die eine schwache Erinnerung wachriefen. „In Ordnung, ich verbessere mich: Gib mir Bescheid, während ich wirklich _wach_ bin.“ Endlich waren sie drinnen und dem Regen entkommen, was aber kein Grund war, alles zu vergessen. „Hast du mich verstanden, Brad?“

„Ja. Entschuldigung.“

Er lachte, ohne zu wissen, warum. „Schon gut.“

Als sie ihr Zimmer erreichten, war Martin inzwischen auch wach und warf ihm ein Handtuch zu. „Wie ich sehe, hast du ihn gerettet, bevor er ertrinken konnte.“

„Ha ha.“ Michael ließ sich auf einen Stuhl fallen, hatte Brad vorher herunter aber nicht losgelassen. Der Junge wehrte sich nicht, als er ihm zunächst die Haare halbwegs trockenrieb, ihm dann Pullover und Shirt über den Kopf zog. „Los, raus aus der nassen Hose.“

Brad gehorchte und jetzt ging es ihm eher darum, Wärme in den schmalen Körper zu reiben, als ihn abzutrocknen. Der Schwarzhaarige hörte endlich auf zu zittern.

„Jetzt noch eine heiße Dusche und wir hoffen, dass du keine Erkältung oder Schlimmeres bekommst.“ Brad lächelte ihn zögerlich an und er erwiderte das Lächeln. „Nutz dein Talent das nächste Mal für die Wettervorhersage, hm?“

Nun lachte der Junge.
 

„Schneider, wir haben die Namen von gestern bekommen.“

Ramon besetzte den Platz auf seiner anderen Seite, bevor jemand anderer es tun konnte und begann sich ein Brötchen zu belegen. Das leicht gelockte Haar war so rabenschwarz wie Brads, aber in diesem Fall komplettierten die Augen den Eindruck, dunkel wie Steinkohle.

„Sie überlassen es uns?“

„Mm… Aber nur diejenigen, die dreimal durchgefallen sind. Die anderen sind mit ein paar Extrarunden davongekommen.“

„Hast du schon mit dem Rest des Komitees gesprochen?“ Michael vertröstete Brad, der eine stumme Frage an ihn gesandt hatte, genauso stumm auf später, konzentrierte sich dann wieder auf Ramon.

Die Zähne des etwa ein Jahr jüngeren Pyros blitzten kurz in einem Grinsen auf, bevor dieser die erste Brötchenhälfte regelrecht inhalierte. Da schien jemand sehr hungrig zu sein.

„Natürlich habe ich das. Schließlich spiele ich gerne den Laufburschen.“ Die Antwort wurde ohne Schärfe geliefert und die schwarzen Augen sprühten belustigte Funken.

„Und hat jemand eine brillante Idee, was wir mit ihnen anstellen?“

„Ich war für etwas schön Langweiliges, zum Beispiel die Treppe mit Hilfe der Zahnbürste reinigen oder so. Wäre erstens eine Abwechslung zu den Toiletten und zweitens hätten sie genug Zeit, darüber nachzudenken, warum man sein Lauftraining nicht vernachlässigen sollte. Aber Steffi dachte, etwas mehr körperliche Betätigung wäre angebracht und die anderen hatten nichts dagegen. Also wollen wir sie ein paar Löcher buddeln lassen. Zwei, drei Kubikmeter vielleicht?“ Es wurde keine Reaktion abgewartet. „Und damit niemand reinfällt, müssen sie die anschließend natürlich wieder zuschippen.“

„Natürlich.“ Er lächelte amüsiert und der Pyro grinste wieder.

„Ich wusste, dass du das auch so sehen würdest. Wir müssen nur warten, bis der Regen aufhört, was bis Nachmittag sicher der Fall ist. Schließlich sollen sie nicht krank werden und sich um den Unterricht drücken können.“

„Gut mitgedacht. Da wir uns ja einig zu sein scheinen, sparen wir uns das Treffen.“

Ramon nickte. „So war es geplant. Wenn ich vorher gewusst hätte, dass ich laufend zu irgendwelchen Versammlungen muss, wäre ich dem Komitee garantiert nicht beigetreten.“

Er lachte. „Erzähl das jemandem, der nicht deine Gedanken lesen kann.“

„Ha, erwischt.“ Die nächste Hälfte verschwand wie von Zauberhand, bevor der Schwarzhaarige weitersprach. „Ich werde mal die frohe Botschaft verbreiten. Man sieht sich.“ Und mit einem weiteren Brötchen in der Hand verschwand Ramon zu einem anderen Tisch. Der zurückbleibende leere Stuhl schien noch eine ganze Weile danach vor überschüssiger Energie zu vibrieren.

Martin, der ihm gegenüber saß, schüttelte den Kopf. „Ich habe noch nie jemanden gesehen, der so hyper ist.“

„Deswegen stopft er sich auch bei jeder Gelegenheit mit Essen voll. Er verbrennt es wie nichts.“

„Na solange er nicht in Flammen aufgeht…“, tat Petra ihre Meinung kund und spielte damit auf Ramons Talent an.

Michaels Mundwinkel zuckten. „Darüber musst du dir keine Gedanken machen. Er wäre kein Komiteemitglied, wenn ihm solche Unfälle passieren würden.“

Sie grinste. „Auch wieder wahr.“

Brad, der nach der einen Frage still geblieben war, meldete sich nun zu Wort. „Wie viele Komiteemitglieder gibt es?“

„Neun. Jeweils drei aus den letzten Jahrgängen. Es werden also jedes Jahr drei neue aufgenommen.“ Michael registrierte, dass der Junge nicht nach ihren Aufgaben fragte, hatte sich diesen Teil wahrscheinlich schon selbst zusammengereimt.

„Und wie werden sie gewählt?“ Braune Augen sahen ihn wissbegierig an, was ihm ein Lächeln entlockte.

„Die ausscheidenden Mitglieder schlagen einen Nachfolger vor und in der Regel gibt es dagegen keinen Einspruch.“

„Ist ein starkes Talent die einzige Voraussetzung?“

An dieser Stelle mischte sich Petra ein. „Bereits Pläne, Kleiner? Es ist die wichtigste Voraussetzung, aber man muss auch den richtigen… sagen wir mal… Charakter dafür mitbringen.“

Brad lächelte nicht und hinter den Brillengläsern verengten sich dessen Augen, während er die Empathin musterte. Michael konnte plötzlich Kälte in dem Jungen spüren und fragte sich, woher die auf einmal gekommen war.

„Und was fehlte dir? Talent, Charakter oder Ambition?“ Maliziös und geradewegs auf den Punkt gebracht.

Petra war blass geworden, versuchte Tonfall und Inhalt der Frage mit Brads bisherigem Auftreten in Verbindung zu bringen, scheiterte daran.

Er selbst war nicht so überrascht, versuchte aber fast verzweifelt, den Grund zu finden. Nutzlos. Michael konnte sich einfach nicht erinnern.

Schließlich rang sie sich ein schmales Lächeln ab. „Vielleicht von allem ein bisschen. Aber denkst du nicht, dass die Frage ein wenig unhöflich war?“

Brad lehnte sich zurück, etwas in dessen Haltung änderte sich und dann war er nur noch ein zehnjähriger Junge. „Ich versuche mich nur anzupassen.“

Martin lachte, aber es klang irgendwie nervös und danach wurden die Tischgespräche wieder aufgenommen.

Niemandem schien aufzufallen, dass Brad nicht auf Petras Frage geantwortet hatte.

>Hast du Pläne?<

Die Kälte war verschwunden und ein Gefühl wie ein Lachen streifte ihn. >Natürlich. Jetzt kann ich endlich welche machen. Und ich möchte nicht einfach alles nur geschehen lassen.<

Manchmal hatte Michael den Eindruck, dass Brad älter sein sollte. Auch wenn dem Jungen die Erinnerungen fehlten, schien ihm viel zu viel durch den Kopf zu gehen. Vielleicht war das ja der Fluch der Precogs. Wie konnte man in der Gegenwart leben, wenn sich die Zukunft laufend einmischte? Brads nächste Frage riss ihn aus seinen Überlegungen.

>Hast du bereits einen Nachfolger ausgewählt?<

>Ja, sie ist ebenfalls Telepathin, daher weiß ich, wie gut sie ist. Sie hat genug Durchsetzungsvermögen und wird sich schon Respekt zu verschaffen wissen.<

>Wie findet ihr die Richtigen?<

>Man wird einfach auf sie aufmerksam. Das lieg in der Natur der Sache.< Michael lächelte und zerwuschelte die schwarzen Haare. >Keine Sorge, ich bezweifle, dass man dich übersehen kann, wenn du erstmal alt genug bist.< Seine eigenen Hoffnungen für Brad waren schließlich viel weitreichender und vielleicht sollte er sich mal die Zeit nehmen darüber nachzudenken, wie er so schnell bei diesen Erwartungen hatte anlangen können. Aber es schien irgendwie nicht erforderlich.
 

~TBC~
 

Brad will mal hoch hinaus *grins* Der Titel der Fanfic wurde nicht ohne Grund gewählt ^.~

cya, cu ^-^
 

Dramatis Personae
 

Ramon Rodriguez

Pyrokinet

Close Distance Teil 174 (Mitarbeiter des Deutschland-Büros)

"Ich denke, Herr Franken hat ähnliche Pläne für ihn wie du"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 10/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Hm, ein bisschen mehr über Brads Vergangenheit ^^ Und Michael nimmt sich Petras Ratschlag zu Herzen *grins*

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@F4-Phantom: Ich denke, du hast zwei Szenen vermischt – einen von Torstens Freunden hat Brad in FH verdroschen. Aber gegen Herrn Rodriguez ist Crawford auch mal in einer Sporthalle angetreten – allerdings in CD. Was dazu geführt hat, dass er ihn später zu sich aufs Hotelzimmer eingeladen hat ^.~

*grins* Es macht Spaß, diese andere Seite von Brad zu schreiben, aber sie kommt nur sehr selten durch. Hm… ich glaube unter anderem kurz nachdem Anders zum ersten Mal auftaucht… ^^
 

@Jemma: Ja, ich fand ihn auch gut *lach* Und was den Titel angeht… sagen wir mal, er ist zum Teil geklärt. Da Brad ja nicht seine eigene Vergangenheit kennt, fehlen da noch ein paar wichtige Punkte *zwinka*
 

@Kralle: Da ist es ja wirklich nett von dir, dass du mir trotz fehlender Kommentare deinerseits einen Commi hinterlässt ^______~ Mal überlegen… im heutigen Kapitel taucht eine neue Frage Brad betreffend auf. Aber es dauert mal wieder eine Weile, ehe sie beantwortet wird *ehe*
 

~ In diesem Moment spürte er die fehlende Präsenz in seinem Kopf mehr als je zuvor und es war wie eine offene Wunde, die umso mehr schmerzte, je mehr er daran dachte. ~
 

(Brad, Finding Home, Teil 12)
 

Teil 10 „Ich denke, Herr Franken hat ähnliche Pläne für ihn wie du“
 

Heute stand als erstes Englisch auf dem Stundenplan. Brad hatte beschlossen, sich das entsprechende Buch mitzunehmen, auch wenn es vom Inhalt wenig mit dem zu tun haben würde, was sie behandelten. Michael hatte nichts dagegen einzuwenden, auch wenn er selbst es eher als störend empfinden würde, sich in eine Fremdsprache hineinzufinden, während um ihn herum ein sehr viel fortgeschrittener Unterricht in dieser Sprache stattfand. Der Junge musste ja wissen, was er wollte. Und immerhin würden sich nicht mehr alle möglichen Matheaufgaben in seine Gedanken schieben.

Er lächelte, als er im Stillen diese Feststellung traf. Eisblaue Augen suchten nach Brad, der an der Wand anscheinend seinen Stammplatz gefunden hatte. Der Schwarzhaarige fand es bequemer auf dem Boden zu sitzen als auf einem Stuhl, der genauso wie der Tisch die falsche Größe für ihn hatte.

Die Instruktorin trat ein und sorgte damit augenblicklich für Ruhe. Hefter wurden aufgeschlagen und Michael sah, wie Brad das Gleiche mit seinem Buch tat, dann stutzte. Doch er hatte keine Zeit, sich darüber zu wundern, da Frau Gibson mit ihrem Vortrag begann. Jeder war damit beschäftigt, sich Stichpunkte zu machen, denn nachher würden Verständnisfragen und eine Diskussion folgen. Ein schneller Blick zur Seite verriet Michael noch, dass Brad das Buch wieder aus der Hand gelegt hatte, um stattdessen zuzuhören, dann konzentrierte er sich lieber auf die Frau vor der Tafel.
 

„Dann wollen wir mal herausfinden, wie viel ihr verstanden habt, Ladys and Gentlemen.“ Frau Gibson sah sich mit einem schmalen Lächeln um, nachdem sie ihren Vortrag beendet hatte. Gleich darauf hatte sie sich auch schon das erste Opfer herausgepickt und Michael verspürte beinahe Mitleid. Englisch war nun wirklich nicht Bens Stärke und dementsprechend kämpfte sich der Heiler nur mit Mühe durch die Antworten, stolperte immer wieder über unvertraute Wörter.

Ein seltsames Gefühl weckte seine Aufmerksamkeit – und nicht nur seine, wie ihm einige Köpfe verrieten, die in Brads Richtung gewandt wurden.

>Ich muss zugeben, dass das Herumgestottere nicht gerade angenehm ist, aber ich weiß, dass du deine Gefühle ohne Probleme für dich behalten kannst. Bitte tu das auch.<

Der Schwarzhaarige bat mit einem schnellen Lächeln um Entschuldigung und war eine Sekunde später so abgeschottet wie immer. Was hieß, dass alle außer Michael die Tür vor der Nase zugeknallt bekommen hatten und deswegen für einen Moment etwas betäubt dreinschauten. Natürlich nur diejenigen mit den entsprechenden Talenten, aber diese letzte Reaktion reichte aus, um auch Frau Gibson von dem gequälten Ben abzulenken.

Ihr unlesbarer Blick traf zunächst ihn, bevor er zu Brad weiterwanderte. „Du kannst gerne den Raum verlassen, wenn dir der Unterricht nicht zusagt.“ Kühl.

Brad ließ sich nicht einschüchtern, sondern stand auf und erwiderte ruhig ihren Blick. Und die helle Jungenstimme stockte nicht ein Mal, als Brad ihr erklärte, dass ihm der Vortrag gefallen habe und anschließend der Vollständigkeit halber auch noch ausführliche Antworten auf die bisher gestellten Fragen anhängte. Das alles auf Englisch, natürlich.

Jetzt fühlte sich auch Michael leicht betäubt. Wie hätte er auch ahnen sollen, dass Brad diese Sprache besser beherrschte als er selbst – andererseits war dieses Thema bisher nicht angeschnitten worden, nicht wahr? Er lächelte spöttisch und das war ganz gegen ihn allein gerichtet.

Frau Gibson lächelte ebenfalls, allerdings mit sichtlicher Begeisterung, stürzte sich dann in eine Unterhaltung mit Brad, während die Schüler belustigte oder ratlose Blicke austauschten. Die Instruktorin schien Brad eindeutig ins Herz geschlossen zu haben und die beiden schafften es, sich bis zum Ende der Stunde gegenseitig beschäftigt zu halten.

Er zog Brad auf seinen Schoß, sobald die Pause begann. „Du hast es mal wieder geschafft, für Aufregung zu sorgen, mein Kleiner.“

Der Junge war leicht euphorisch, beruhigte sich aber schnell wieder, als er besänftigend über dessen Geist strich. Es musste ein überwältigendes Erlebnis für Brad gewesen sein, wieder ein Stückchen mehr über sich zu erfahren. Es gab wenig genug, was er wusste.

„Du kannst mir zukünftig bei den Hausaufgaben helfen. Hättest mal früher was sagen sollen. Dann wäre mir die ganze Arbeit vorgestern erspart geblieben“, warf Petra ein.

„Aber da wusste ich es ja noch nicht.“

Und mehr gab es dazu wohl nicht zu sagen.
 

„Du wolltest mit mir sprechen?“

„Ja, nimm doch Platz.“ Sein Vater lehnte sich zurück und blaue Augen musterten ihn. „Ich habe einen Bericht von Frau Gibson erhalten.“ Ein Lächeln schloss sich diesen Worten an.

Michael versuchte sich zu entspannen, aber wie meistens in der Gegenwart des älteren Mannes wollte ihm das nicht so ganz gelingen.

Der Blick seines Vaters wurde intensiver, schien seine Gedanken zu lesen. „Soll ich..?“

Das Angebot musste nicht ausgesprochen werden, damit es verstanden wurde. Jetzt lächelte auch Michael. „Ja, ich muss nur Brad vorwarnen.“ Und genau das tat er gleich darauf.

„Du hast die ganze Zeit eine Verbindung mit ihm?“

Er nickte. „Jetzt ja. Es hat eine positive Wirkung auf mein Talent. Hält es ruhiger.“ Eine trockene Ergänzung, gemischt mit selbstreflektierter Belustigung. „Außerdem braucht Brad sie…“

„Ich verstehe.“ Es folgte eine fragende Kopfbewegung, die er bejahte.

Er konnte sehen, wie sich sein Vater daraufhin konzentrierte, um das Zero-Feld auszudehnen. Normalerweise hielt er es dicht am Körper, so dass andere Talente um ihn herum zwar noch funktionieren konnten, ihn jedoch nicht treffen. Jetzt wurde Michael ebenfalls mit eingeschlossen und atmete mit einem leisen Seufzen aus, als alle Stimmen in seinem Kopf vollständig erloschen. An der Stelle, wo er sonst Brads Gegenwart spürte, klaffte ein schwarzes Loch. Er betastete es, wie man mit der Zunge eine Zahnlücke befühlt. Kein angenehmes Gefühl, aber er konnte einfach nicht damit aufhören.

„Michael?“ Eine Hand legte sich auf seine Schulter und er zuckte im ersten Moment überrascht zusammen.

„Ich war wohl ein bisschen abgelenkt…“, gestand er reumütig ein.

„Das habe ich gemerkt.“ Die Hand strich nun über seinen Nacken, durch sandblonde Haarsträhnen. So wie früher.

Er lehnte sich gegen seinen Vater und schloss die Augen. Es tat weh, sich daran zu erinnern, wie oft er damals diese Stille hatte haben können. Bevor er nach Rosenkreuz musste und alles anders wurde.

Für einige Minuten fiel kein Wort zwischen ihnen, dann riss sich Michael endlich zusammen und sah zu seinem Vater hoch. „Was stand in Frau Gibsons Bericht?“

Er erntete ein schmales Lächeln. Die Hand wurde zurückgezogen und schließlich saß sein Vater ihm wieder gegenüber. „Sie ist der Ansicht, dass Brad Englisch wie seine Muttersprache beherrscht. Da es mit Deutsch offensichtlich auch so ist, wird er zweisprachig aufgewachsen sein. Seltsam ist nur, dass sich britische und amerikanische Einflüsse zeigen.“

„Gibt es inzwischen noch weitere Informationen aus dem Institut? Vielleicht findet sich dort eine Erklärung.“ Es war nicht einfach, zur Normalität zurückzukehren, aber Michael zwang sich dazu.

„Leider sind die meisten Computeraufzeichnungen unrettbar zerstört, wie du bereits gehört hast. Es gab auch Akten, aber in ihnen stand nicht viel. Sein vollständiger Name ist Brad Crawford. Er wurde vor einem guten Jahr in England entführt. Nichts über die genaueren Umstände oder seine Eltern.“

„Dann wird er wahrscheinlich niemals erfahren, wer er wirklich ist.“

Blaue Augen fingen seine ein, hielten ihn fest. „Vielleicht ist es besser so.“

Michael zuckte leicht mit den Schultern, nicht wirklich bereit zuzustimmen. Er würde seine Vergangenheit nicht verlieren wollen, auch wenn sie eine beständige Erinnerung an das war, was er nicht mehr haben konnte.

„Hast du bereits versucht, mehr über Brad herauszufinden?“ Das Zögern war deutlich herauszuhören.

„Du meinst, weil sie gescheitert ist, sollte ich es besser bleiben lassen?“

„Es könnte gefährlich sein. Du weißt, dass sie stärker ist als du und trotzdem hatte sie keinen Erfolg.“

Michael versuchte das Brennen in seinem Inneren zu ignorieren. „Natürlich weiß ich das.“ Seine Stimme klang frostig. „Aber im Gegensatz zu ihr wirft Brad mich nicht absichtlich raus.“ Er legte eine Pause ein, entkrampfte die zur Faust geballten Finger.

„Du hast es also versucht“, kam sein Vater zum Wesentlichen.

„Ja. Und er erinnert sich wirklich an nichts vor dem Aufenthalt im Institut. Ich kann nicht einschätzen, ob er alles verdrängt hat oder die Erinnerungen durch eine Schädigung völlig verloren sind. Ich bin auf eine undurchdringliche Mauer gestoßen. Und wie du sagst, es ist gefährlich, damit zu spielen.“ Man wusste nie, ob man vielleicht die Schilde einriss, die das Talent eindämmten. Es würde den Tod für einen Telepathen bedeuten, genauso wie für den Precog.

Sein Vater nickte nachdenklich. „Lass entsprechende Experimente besser.“

„Darauf kannst du dich verlassen.“ Die Spannung war verschwunden und sie lächelten sich an. „Aber was ist mit ihr, wird sie ihn in Ruhe lassen?“ Er musste diese Frage stellen.

„Ja. Du kennst sie. Es gefällt ihr nicht, aber sie hat ihre Lektion gelernt. Sie kann nicht mehr besser werden, Brad sehr wohl. Und Rosenkreuz wird eine solche Ressource nicht verschwenden. So dringend benötigen wir die Informationen über Brads Vergangenheit nicht.“

Endlich hatte er seine Bestätigung, musste sich nicht mehr nur auf die eigenen Versicherungen verlassen. Etwas in ihm entspannte sich.

„Ich denke, Herr Franken hat ähnliche Pläne für ihn wie du.“

Michael spürte, wie er rot wurde, etwas, das selten genug geschah. „Es ist nur… angebracht, bei seinem Talent.“

Sein Vater lächelte. „Ich habe nichts anderes behauptet.“
 

Die Umstellung, nachdem sein Vater das Feld zurückgezogen hatte, war wie immer unangenehm gewesen. Es wurde auch schwerer, dadurch, dass ihm diese Art der Stille kaum noch vergönnt war. Michael hatte rasch die Verbindung zu Brad wieder aufgebaut und war so wenigstens einen Teil des Drucks losgeworden.

Der Junge hatte ihn mit Erleichterung begrüßt und er hatte Spuren von Angst spüren können. Angst, dass er für immer verschwunden sein könnte.

Die Erleichterung zusammen mit dem Wissen, das er eben erlangt hatte, sorgten dafür, dass Michael sich ein wenig benommen fühlte. Vielleicht war das der Grund, warum er nicht sofort zu seinem Zimmer zurückging.

Ein Lächeln spielte über seine Lippen, als er an eine andere Tür anklopfte. Sie war allein, wie praktisch.

„Schneider…“ Kathrin trat zurück, eine stumme Einladung.

Michael folgte ihr. „Ich hoffe, ich störe nicht.“

„Nein, natürlich nicht.“ Sie schüttelte den Kopf, strich sich durch die goldblonden Haare. Beinahe ein bisschen verlegen, doch sie fasste sich schnell wieder.

Ein weiteres Lächeln, während er seinem Körper zu reagieren erlaubte, als er sie an sich zog. Ihre Schilde waren gut, hielten das meiste zurück – weswegen er sie auch ausgesucht hatte. Aber selbst Kathrin konnte seinem Talent nicht völlig widerstehen und stöhnte leise auf.

Er zog sie aus, effizient mehr als zärtlich, drückte sie dann aufs Bett. Ihr Blick war bereits verschleiert und seine Erregung drückte gegen den einengenden Stoff der Hose.

Ein Arm schlang sich um seinen Hals, zog ihn in einen Kuss, während Kathrins rechte Hand nach unten verschwand, seine Hose aufknöpfte und den Reißverschluss öffnete. Er zog sich niemals ganz aus, denn jeder zusätzliche Hautkontakt würde nur die Zeit verkürzen, die ihnen blieb.

Finger schlossen sich um seine Erektion und Michael vergrub das Gesicht in Kathrins Haaren. Sie roch nach Shampoo und irgendwelchem Parfüm, darunter der Geruch, der ganz ihr eigener war.

„Deine Schilde… sie fühlen sich heute anders an…“ Eine verwunderte Feststellung, während sie ihm ein Kondom überstreifte. Ihre Kinder würden perfekt aussehen, blond mit blauen Augen, aber er wollte keine zeugen. Zwei Talente als Eltern, es war ein Glücksspiel, die Gene mischten sich nicht gerne. Aber selbst wenn alles gutgehen sollte, wie könnte er sein Kind Rosenkreuz überlassen – und welche andere Wahl hätte er zugleich? Michael wollte nicht darüber nachdenken, aber er landete immer auf diesen vertrauten Bahnen, wenn er mit Kathrin schlief. Lieber konzentrierte er sich auf das, was sie gesagt hatte.

„Anders? Besser oder schlechter?“

„Besser.“ Sie lächelte ihn an, bevor sie ihn wieder küsste. „Und jetzt genug geredet.“

Vielleicht hatten sie dieses Mal ja etwas mehr Zeit. Er biss sich auf die Unterlippe, als ihre Körper zusammenkamen, ließ das Gefühl der Hitze über sich hinwegspülen. Es würde ihm Erleichterung verschaffen und er genoss den Sex mit Kathrin. Aber immer würde da das Wissen sein, dass er es nicht wagen durfte, sich auch mit ihrem Geist zu vereinigen.

Sein Orgasmus riss sie mit, er hörte ihren unterdrückten Aufschrei, hielt mit eiserner Disziplin seine Schilde zusammen, als der Moment des Rausches die Stimmen ertränkte und ihn beinahe vergessen ließ, was er war. Nichtsdestotrotz war da zu viel Energie, die gebändigt werden musste und sie knisterte auf mentaler Ebene, noch abgehalten von Kathrins Barrieren. Und dann hatte sie plötzlich ein neues Ziel, wurde aufgesogen wie von einem Schwamm.

Michael stemmte sich hoch, betrachtete verwirrt Kathrins schweißbedecktes Gesicht, wusste aber bereits, dass nicht sie das gewesen war. Eisblaue Augen wanderten zur Tür, die nicht mehr geschlossen war. Und dort stand, die Klinke noch in der Hand, Brad.
 

„Mein Kleiner, du bist mir ein wenig zu neugierig.“ Er wusste nicht, ob er verlegen oder sauer sein sollte und dass ein Teil von ihm sich kaputtlachen wollte, half schon gar nicht. Immerhin hatte Kathrin es mit Humor genommen…

Brad lief neben ihm her, ohne das geringste Schuldbewusstsein zu zeigen. „Ich wollte nur nachsehen, ob du in Ordnung bist. Zuerst warst du völlig weg gewesen und dann, als ich dachte alles wäre wie vorher, veränderte sich wieder etwas.“

Michael grinste schief. „Wenn es in Zukunft geschieht, weißt du ja Bescheid und kommst nicht mehr hereingeplatzt, hm?“ Wobei sich die Frage ergab, ob er noch viel Gelegenheit haben würde, mit ihr zu schlafen. Kathrin hatte in ein paar Wochen auch ihren Abschluss in der Tasche und sie würde nicht hierbleiben.

Der Junge war stehen geblieben und runzelte die Stirn. „Aber du wirst sie nicht mit in unser Bett nehmen.“ Es war keine Frage sondern eine Aufforderung.

Das entschied es endgültig und Michael ließ das Lachen heraus, griff nach Brad und hob ihn in die Luft, weil er wusste, dass dem Jungen das nicht gefiel. Er blickte hoch in die braunen Augen, jetzt nur noch lächelnd. „Versprochen, ich werde es nicht tun.“

„Dann ist ja gut…“

Und als er Brad wieder herunterlassen wollte, umarmte der ihn. Wenigstens eine Person, die das ungefährdet tun konnte.
 

~TBC~
 

Das hat mal wieder Spaß gemacht ^^

cya, cu ^-^

"Ich möchte auch einen haben"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 11/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Bernard meldet sich zurück. o.o

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Lacu: Es war zu erwarten, nicht wahr? *grins* Brad wird sich seine Neugier auch nicht so schnell abgewöhnen. ^^ Na ich hoffe, dir hat der Urlaub gefallen. Ich würde das Net bestimmt vermissen. Aber so konntest du immerhin ein paar Teile hintereinander lesen, ne? ^^
 

@F4-Phantom: Keine Sorge, von den Plänen wurde bisher noch nicht weiter gesprochen. Aber vielleicht kannst du es dir selbst zusammenreimen, wenn du bei Kapitel 3 vorbeischaust. Michael dachte dort daran, dass Herr Franken schließlich nicht jünger werden würde. Und Herr Franken ist ein Precog, wie ihr inzwischen wisst. *zwinka*
 

@Jemma: *lach* Freut mich, dass wir einer Meinung sind. Die Bemerkung von Brad am Schluss mochte ich nämlich auch am meisten. ^^ Brad ist eindeutig der Ansicht, dass Michael ihm gehört. Was sich auch heute wieder zeigen wird.
 

@Kralle: Tja, was soll ich sagen, man kann eben nicht alles haben. ^^ Und Michael hat sich inzwischen ja bereits damit abgefunden, dass sein Talent ein paar Nachteile mit sich bringt. In der Zukunft sollte sich dieses eine Problem zumindest erledigen, aber ich kann dir schon mal verraten, dass es so einfach nicht sein wird… ^^°
 

„Vermisst du deine Eltern, deinen Bruder? Die Umarmungen und den freundlichen Umgang miteinander? Vergiss das alles besser, denn du wirst sie nie mehr wiedersehen. Jedenfalls solltest du dafür beten, sofern du der Ansicht bist, dass das etwas bringt.“
 

(Herr Schneider zu Brad, Corruption of the Mind, Teil 3)
 

Teil 11 „Ich möchte auch einen haben“
 

Brad hatte sich eingelebt und war endgültig davon überzeugt, dass weder Rosenkreuz noch Michael sich als Traum erweisen würden. Ihm war auch klar, in was für einer Anstalt er sich jetzt befand, doch dem Institut zog er sie allemal vor. Vielleicht war er der erste Schüler hier, der sich so schnell mit seinem Schicksal abfand, es sogar umarmte, aber auf der anderen Seite hatte er auch nichts dafür aufgeben müssen.

Es fiel ihm leicht zu lernen, was in den Büchern stand, die Michael ihm gegeben hatte und auch die Aufgaben bereiteten ihm nicht viel Mühe. Was ihm genug Zeit ließ, um sein neues Zuhause zu erkunden. Brad hatte entdeckt, dass es ihm Spaß machte, durch die Gänge zu streifen, es schenkte ihm Ruhe und fühlte sich vertraut an.

Die meisten Schüler begegneten ihm mit Herablassung oder Belustigung, manche auch mit gut verborgenem Neid. Er brauchte nicht lange, um herauszufinden, dass sie ihn nicht anzurühren wagten, egal wie gerne die Jüngsten hier malträtiert wurden. Rang war wichtiger als alles andere und auch wenn er selbst keinen bekleidete, befand er sich doch in der Obhut eines Komiteemitglieds und Herr Schneider hatte offen sein Interesse an ihm gezeigt. Sogar Herrn Franken hatte er inzwischen öfter getroffen, nur der Frau war er nicht wieder begegnet. Was ihm nur recht sein konnte. Ihm gefiel nicht, wie Frau Kernen sich Michael gegenüber verhalten hatte und er hätte blind sein müssen, um zu übersehen, dass der Ältere sie fürchtete.

Bei diesem Gedanken hielt Brad inne. Das Triumvirat leitete Rosenkreuz, aber sie mischten sich anscheinend selten direkt in die Belange der Schüler ein. Warum also hatte sie es so sehr auf Michael abgesehen? Hilflosigkeit stieg in ihm auf und unbewusst funkelte er die leere Luft an. Eines zumindest konnte er tun – diese Prüfungen bestehen und in Michaels Nähe bleiben. Denn wie sich gezeigt hatte, kam Frau Kernen nicht durch _seine_ Schilde.

Das Stirnrunzeln glättete sich und er setzte seine ziellose Wanderung fort. Verlorengehen konnte er nicht, denn die Verbindung mit Michael würde ihm immer ermöglichen, zu diesem zurückzufinden. So allein er im Institut gewesen war, so fern war ihm dieses Gefühl nun und er vermisste es kein bisschen.

Gedämpfte Worte ließen ihn aufmerksam werden und zum ersten Mal nahm er seine Umgebung wirklich wahr. Brad befand sich in der Nähe der Unterkünfte der Instruktoren, wo Schüler nichts zu suchen hatten, wenn sie nicht gerade mit einem Auftrag unterwegs waren. Was ihn aber nie daran gehindert hatte, sich auch hier umzusehen. Neugierig aber vorsichtig näherte er sich der Stelle, wo der Gang nach rechts abbog, lugte dann um die Ecke.

Zwei Arten von Uniformen. Schwarz und dunkelblau.

Herr Schumann flüsterte dem älteren Jungen gerade etwas zu, der durch den Körper des Instruktors gegen die Wand gedrückt wurde. Dem schien das nicht viel auszumachen. Brad konnte ein leises Lachen hören, bevor der Schüler sich gegen den Mann presste. Eine Hand fuhr durch dunkelbraune Haare, enthüllte den goldenen Stecker im Ohrläppchen des Schülers, über den gleich darauf der Daumen des Instruktors strich. Die beiden küssten sich und Brad zog sich zurück, bevor sie ihn noch zufällig entdeckten. Das war ein Rätsel, das er noch nicht mit Sicherheit gelöst hatte. Die Schüler hier trugen im Allgemeinen keinen Schmuck, auch die Mädchen nicht, wenn man mal von den Uhren absah. Aber einige wenige hatten aus einem unerfindlichen Grund so einen Ohrstecker.

Vielleicht sollte er Michael danach fragen… Er dachte für einen Moment darüber nach und auch über die Vermutung, die er soweit entwickelt hatte. Und dann hatte Brad plötzlich eine bessere Idee, als einfach nur danach zu fragen.
 

******
 

Petra sah ihn neugierig an, als er auf einmal den Kopf neigte, statt eine Karte auszuspielen. „Was ist, macht der Kleine Dummheiten?“

Michael lächelte belustigt. „Ich denke nicht, aber er scheint irgendetwas vorzuhaben.“

„Also ich muss sagen, ich würde ungern die ganze Zeit seine Frequenz empfangen wollen“, kam es von Martin.

Er unterdrückte ein Schnauben. „Ich versichere dir, dass Brad in der Hinsicht das geringste meiner Probleme ist.“ Schließlich warf er die Herz Zehn auf die zwei anderen Karten und Petra nahm sie mit einem Naserümpfen auf.

„Das nächste Mal spielen wir Rommé, da kann Brad auch mitmachen. Skat ist einfach nichts für mich.“

„Immer noch besser als draußen zu ersaufen.“ Der Telekinet streckte sich. „Allmählich bekommt man den Eindruck, der April hat sich zurückgemeldet, statt dass wir Juni haben.“

„Ich muss dir zustimmen.“ Er warf einen schnellen Blick auf die Uhr. „So Leute, zehn Minuten noch, dann ist die Pause vorbei und wir müssen weiterlernen.“

Die anderen beiden stöhnten unisono auf.

Die Tür wurde geöffnet und Brad spazierte herein, warf Martin und Petra einen schiefen Blick zu. „Was ist denn so schlimm?“

„Die ganze Lernerei für die Prüfungen“, beschwerte sich Petra.

Der Junge setzte sich neben ihn und Michael begrüßte ihn mit einem Lächeln. „Dafür müsst ihr danach nicht mehr lernen, sieh es von der Seite“, meinte Brad mit großem Ernst, von dem nur Michael wusste, dass er bloß gespielt war.

„Von der Logik her hast du vollkommen Recht, vom Gefühl jedoch…“

Brad lächelte, wandte sich dann an ihn. Womit er endlich erfahren würde, was der Junge sich vorhin in den Kopf gesetzt hatte. „Ich möchte auch einen haben“, wurde ihm verkündet.

„Einen was?“ Michael war nicht der Einzige, der auf Brads Antwort gespannt war.

„Einen dieser Ohrstecker.“

Petra und Martin wurden sehr still, platzten dann mit einem lauten Lachen los. Er selbst war um eine Reaktion verlegen.

Der Telekinet fasste sich zuerst. „Weißt du eigentlich, was die bedeuten?“

„Ein Instruktor gibt ihn dem Schüler, auf den er aufpasst. Und Michael passt auf mich auf.“

Petra kicherte. „Mm, das ist in etwa die Hälfte des Deals.“ Sie suchte seinen Blick. „Brad hat einen Narren an dir gefressen, wie mir scheint.“

Michael verzog das Gesicht. „Danke, aber ich bin kein Kinderschänder.“ Dahinter schwang noch etwas anderes mit, an das er _nicht_ denken würde.

Es war Tradition auf Rosenkreuz, dass sich Instruktoren jemanden aussuchten, um sich das Bett zu wärmen. Das Einverständnis des Schülers war dabei natürlich egal, auch wenn wenige etwas dagegen hatten. Es brachte schließlich auch Vorteile mit sich. Dumm wurde es erst, wenn der Instruktor das Interesse an einem verlor und man sich zwischenzeitlich ein paar Feinde geschaffen hatte.

„Michael ist noch kein Instruktor“, versuchte Martin den Schwarzhaarigen von dieser Idee abzubringen.

„Außerdem werde ich auch so auf dich aufpassen.“ Das hatte er sowieso vorgehabt, schon beim ersten Gespräch mit seinem Vater.

Brad zuckte nur mit den Schultern. „Das weiß ich.“ Und das tat er wohl wirklich. Er strich über den Geist des Jüngeren hinweg und wurde von Wärme umfangen. Auf der offensichtlichen Ebene lächelte Brad ihn an und griff wieder nach seinen Haaren. Das schien sich allmählich zu einer Angewohnheit zu entwickeln. „Ich möchte trotzdem einen haben.“

Eisblaue Augen musterten den Jungen und seine Mundwinkel rutschten nach oben, als ihm einfiel, wie er das lösen konnte. „Also gut, ich werde mit Dr. Stephenson reden.“ Er konnte sich bereits denken, wie William darauf reagieren würde.
 

„Ist das dein Ernst?“ Ungläubig, dann aber hob der Ältere die Hände. „Vergiss es, natürlich ist es dein Ernst.“ William schüttelte den Kopf, lachte kurz auf. „Weiß Brad eigentlich, wonach er da fragt?“

Er ließ sich auf die Couch fallen und streckte die Beine von sich. „In groben Zügen, ja.“

Mit einem Seufzen setzte sich sein Freund neben ihn. „Natürlich stellt es für mich kein Problem dar, dir den Stecker zu besorgen, aber willst _du_ das denn wirklich tun?“

„Es ist doch eigentlich egal. Ich wollte ihn niemals in einen Schlafsaal stecken, wenn er endgültig zu Rosenkreuz gehört. Und auf welche Weise ich letztendlich die Traditionen verbiege…“ Michael ließ es in einem Schulterzucken ausklingen.

Die Mundwinkel des Anderen bogen sich nach oben, während braune Augen ihn musterten. Es war kein echtes Lächeln. „Du hast ihn für dich beansprucht, seitdem du das erste Mal ein Auge auf ihn geworfen hast…“

Belustigung stieg in ihm auf. „Das ist nicht ganz korrekt. Es war seit der ersten Berührung, obwohl das keinen großen Unterschied macht. Außer meinem Vater und ihm gibt es niemanden, der wirklich mit meinem Talent umgehen kann.“

Williams Miene verhärtete sich. „Und was ist mit mir?“

„Ah… aber das ist etwas anderes. Du hast Glück mit deinen Schilden. Auf Dauer würden sie die Belastung jedoch nicht aushalten.“

„Der Druck ist mir egal.“

Er schloss die Augen, so dass der Ältere nicht den Ausdruck sehen konnte, der darin Einzug gehalten hatte. „Nein, nach einer Weile wäre er dir das nicht mehr. Und du weißt, welchen Grund es noch gibt.“

„Du kannst nicht ewig vor ihr Angst haben.“

Michael schmeckte etwas Bitteres. „Man sollte davon ausgehen, nicht wahr?“

Und William gab nach. „Vielleicht muss ich mich ja geschmeichelt fühlen, weil du dir Sorgen um mich machst. Aber was ist mit Brad?“

„Er hat zwei Mitglieder des Triumvirats, die aufpassen, dass sie ihm nicht zu nahe kommt.“

William stieß einen Laut zwischen Lachen und Seufzen aus. „Sieht ganz so aus, als wäre der Junge in jeder Hinsicht perfekt… Was denkst du, warum will er einen Ohrstecker haben?“

Das war nicht weiter schwierig. Er sah den Älteren lächelnd an. „Er will sich an mich binden. Ich bin so etwas wie seine neue Familie, glaube ich, und er will mich nicht auch noch verlieren.“

Eine Hand wurde gehoben, umfasste seine Wange. „Ich hasse jetzt schon den Tag, an dem er dich nicht mehr als großen Bruder haben will.“

Eisblaue Augen verengten sich. „Wie kommst du darauf?“

„Ich kenne dich, Michael. Er ist _sicher_, mehr als wahrscheinlich jeder, den du jemals finden könntest. Hinzu kommt, dass du ihm bereits jetzt jeden Wunsch erfüllst, wenn es dir möglich ist. Auf keinen Fall wirst du ihn zurückweisen, sobald er alt genug ist, die richtige Frage zu stellen. Und dann habe ich dich endgültig verloren.“

Er schluckte, versuchte den Knoten zu ignorieren, der sich auf einmal in seinem Magen gebildet hatte, ohne dass er den Grund dafür kannte. Und so wenig er es sich jetzt vorstellen konnte, es war ihm nicht möglich, diese Entwicklung völlig von sich zu weisen. Weswegen er sich an dem Punkt festhielt, der sicher war. „Du wirst mich nicht verlieren. Du bist mein Freund.“

„Vielleicht ist das ja das Problem…“ Nur ein Flüstern, bevor sich weiche Lippen auf seine legten. Zu harmlos, um als richtiger Kuss bezeichnet zu werden. „Gut, mein Freund. Schick Brad morgen Nachmittag zu mir.“
 

„Und?“ Er wandte sich zu Brad um, sobald dieser das Zimmer betreten hatte.

Der Junge kam zu ihm und dessen Hand wanderte automatisch zum linken Ohr.

Petra sah von ihren Unterlagen auf, bemerkte die Geste. „Lass mal sehen, Kleiner.“

Brad senkte die Hand und enthüllte den Stecker.

Die Empathin sah überrascht aus, wandte sich dann ihm zu. „Silber, Schneider?“

Er nickte, hielt den Schwarzhaarigen, als der sich auf seinen Schoß setzte. „Schließlich bin ich noch kein Instruktor. Und Silber steht ihm auch besser.“

Brad strahlte Zufriedenheit aus, lehnte sich an ihn.

>Er gefällt dir also?<

>Ja. Kann ich ihn behalten?< Gedankenverloren zupften Finger an sandblonden Strähnen.

Er wusste sofort, dass der Junge sich auf die Zeit bezog, wenn er Instruktor sein würde. >Natürlich…< Es war ein besseres Gefühl. Er wollte Brad nicht als Bettspielzeug markiert sehen.
 

******
 

Bernard – und ein paar seiner Kumpane. Brad stockte. Er wusste, dass der Telepath ihn seit seinem ersten Abend hier nicht ausstehen konnte und war ihm so gut es ging aus dem Weg gegangen. Heute jedoch hatte sein Talent ihn nicht rechtzeitig vorgewarnt und er hatte es sowieso satt, laufend um ihn herumschleichen zu müssen.

„Na wen haben wir denn da. Schneiders kleines Haustier.“

Die anderen grinsten, aber Brad konnte die Nervosität dahinter spüren.

„Du solltest hier nicht alleine herumstreifen, vielleicht fällst du ja die Treppe herunter. Wäre doch ein wirklich dummer Unfall, nicht wahr, Brad-Pet?“ Graue Augen blitzen grausam auf, als sich der Ältere auf ihn zu bewegte.

Er weigerte sich zurückzuweichen, aber seine Gedanken rasten. Vielleicht war Bernard wirklich dumm genug zu glauben, mit so etwas davonzukommen.

Der Telepath packte ihn am Kragen und schob ihn gegen die Wand. „Keine Gabel dabei?“ Der Andere lachte.

Brad sah ihn ausdruckslos an, dann hinter ihn, zu Bernards Begleitern. „Wollt ihr ihn nicht aufhalten?“

„Halt die Klappe!“ Eine Ohrfeige ließ seinen Kopf zur Seite fliegen.

„Bernard, vielleicht solltest du ihn besser in Ruhe lassen…“

Er verkniff sich ein Lächeln. Wenigstens einer, der etwas Verstand hatte. Leider hörte der Blondhaarige nicht darauf. Sein Kopf begann dumpf zu pochen, aber er wusste, dass er nicht mehr lange durchhalten musste. „Michael ist gleich da“, informierte Brad den Älteren.

„Das kannst du deiner Großmutter erzählen. Oder auch deiner Mutter… Oh, ich vergaß, du kennst sie ja gar nicht. Hat sie dich an das Institut verkauft und du warst so geschockt, dass du sie aus deinem Gedächtnis gestrichen hast?“ Höhnisch wurde er von der Wand weggezogen, registrierte das aber kaum. Hitze flammte in ihm hoch, loderte in braunen Augen auf. Bis eben hatte er noch stillgehalten, um Bernard nicht weiter zu provozieren, aber jetzt bewegte sich sein Körper von ganz allein. Brad dachte überhaupt nichts, als sein Knie geradewegs dort landete, wo es am meisten wehtat, während er den Ellenbogen in Bernards Magen rammte. Vielleicht tat er auch beides genau hintereinander, er konnte es später nicht mehr genau sagen.

Er war noch zu jung, um wirklich viel Kraft in seinen Angriff legen zu können, aber er hatte gut gezielt und Bernard ging gerade in die Knie, als Michael eintraf.

Eisblaue Augen waren nahezu ausdruckslos, als sie sein Gesicht musterten, dann schienen sie regelrecht zu gefrieren. „Er hat dich geschlagen.“ Ohne jede Betonung.

Kälte streifte ihn, aber sie traf ihn nicht. Stattdessen erschauderten die anderen, traten unwillkürlich einen Schritt zurück. Brad sah Michael an, sah gleichzeitig etwas anderes. Und das ließ ihn lächeln.

Michael bemerkte es, wurde aufmerksam und kümmerte sich nicht um Bernard, der langsam wieder auf die Beine kam. „Was ist, Brad? Was hast du gesehen?“

„Er wird sterben.“ Brad neigte den Kopf, während er die Bilder überdachte. Sie waren nicht besonders angenehm, aber er schreckte nicht davor zurück. „Bald“, fügte er dann hinzu.

Bernard hielt eine Hand über den Magen, weil es ihm wohl zu peinlich war, die Stelle zu wählen, die es nötiger hatte. „Verarschen kann ich mich selbst. So jung und ohne Ausbildung gibt der Knirps eh nichts Sinnvolles von sich. Den Floh hast du ihm doch ins Ohr gesetzt, Schneider.“

Michael hielt seinen Blick fest. „Glaub das ruhig.“
 

~TBC~
 

Bernard sollte auf Brad hören ^^# Und übrigens: die Ohrstecker hier dienen nur als Erkennungszeichen und haben ansonsten nichts mit denen aus CotM gemein ^.~

cya, cu ^-^

"Wie du siehst, bin ich trotz deiner angeblichen Vision immer noch ziemlich lebendig"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 12/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Brad gerät in Schwierigkeiten und Bernard in noch größere…

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

F4-Phantom: *grins* Ich weiß nicht warum, aber Bernard hatte sich gleich unbeliebt bei mir gemacht, als ich damals die Szene für CD vor Augen hatte. Von daher konnte ich gar nicht anders, als ihn hier auch wieder zu ärgern ^^

Das mit den Plänen soll ja kein großes Geheimnis sein. ^.~ Und kannst du dir jetzt auch denken, was aus Michael werden soll?
 

@Lacu: Hm, in normalen Situationen kann er das. Aber es gibt auch Momente, wo Brad noch Hilfe benötigt, wie sich heute zeigen wird. Du erinnerst dich noch an die Gabel? Behalte die mal weiter im Hinterkopf. Michael hat das inzwischen schon fast vergessen und wird daher später noch von Brad überrascht werden ^^
 

@Kralle: Ganz genau, die Ringe sind hier nicht weiter von Bedeutung. Ursprünglich war es sogar so, dass ich zuerst die Idee mit den Ohrsteckern für RftS hatte und sie dann für CotM weiter ausgebaut habe. ^^ Die Stecker haben normalerweise nur eine Farbe: gold, ganz so, wie Brad es beobachtet hat. Michael hat eine andere Farbe ausgewählt, damit er Brads Wunsch erfüllen konnte und andere Schüler davor warnen ihn anzurühren, ohne dass der Ohrstecker die Bedeutung hat, die ihm normalerweise auf RK zukommt. ^^
 

~ Es war ihm unmöglich wegzusehen, Eisblau bohrte sich in sein Inneres, geradewegs durch seine Schilde hindurch. Ein erstickter Schrei, sein eigener, war zu hören, dann sank er auf die Knie.

Es war wie alle Stimmen, die er jemals gehört hatte, auf einmal, kombiniert zu einem schrecklichen Ganzen und in seinen Kopf gepresst. Er krümmte sich auf dem Boden, Augen blind und ins Nichts starrend, Synapsen peitschten schmerzhaft, als sie überladen wurden. Die Ewigkeit gewickelt in einen einzigen Herzschlag, und es hörte so abrupt auf, dass es beinahe seinen Verstand zerbrach. ~
 

(Schuldig, Close Distance, Teil 76)
 

Teil 12 „Wie du siehst, bin ich trotz deiner angeblichen Vision immer noch ziemlich lebendig“
 

Er wischte das Blut aus Brads Mundwinkel, zerrieb die rote Flüssigkeit zwischen seinen Fingern. Der Junge schien bis eben noch nicht einmal registriert zu haben, dass er verletzt war. Die Kälte kroch immer noch durch seine Adern, knisterte fast hörbar um sie herum.

Michael wandte sich von dem Schwarzhaarigen ab und wieder den anderen zu. Sie schrumpften regelrecht in sich zusammen, wichen seinem Blick aus. In diesem Moment wollte er nichts mehr, als der Energie freien Lauf zu lassen, die er stets eingedämmt halten musste, aber er konnte nicht sicher genug sein, die Kontrolle zu behalten. Wenigstens eines war ihm jedoch möglich.

„Du weißt, dass du deine Hände von ihm hättest lassen sollen. Du wirst Meldung erstatten und dir fünfzehn Stockschläge abholen gehen.“ Seine Mundwinkel wanderten vielleicht einen Millimeter nach oben.

Bernard biss die Zähne zusammen, wurde erst blass, dann rot vor Wut.

„Irgendwelche Einwände?“ Er trat näher an den anderen Telepathen heran. „Nur weil ich bisher geduldig war, heißt das nicht, ich werde dir alles durchgehen lassen. Ich kann nichts dafür, dass dein Talent nicht deinen Erwartungen entspricht, aber ich kann dir gerne eine Kostprobe von meinem geben. Vielleicht willst du es dann gar nicht mehr haben. Neid steht dir nicht.“ Damit legte er seine Hand auf Bernards Stirn, der sich nicht rühren konnte, selbst wenn dieser es gewollt hätte. Und für eine Sekunde ließ er sich gehen, senkte seine Schilde und zerschmetterte die von Bernard in dem aufbrausenden Wirbel.

Der sank mit einem Stöhnen wieder in die Knie, unterbrach so den direkten Körperkontakt. Michael beließ es dabei und es war gar nicht schwer, den Angriff zu stoppen, denn Brad war neben ihn getreten und ergriff die Hand, die er eben gesenkt hatte. Schilde schlossen sich um seinen Geist, lange genug, dass er seine eigenen ungestört wieder aufbauen konnte. Es war wirklich ein Witz… Normalerweise baute man Schilde auf, um fremde Talente draußen zu halten. Michael brauchte sie, um seins drinnen zu behalten.

„Ihr solltet euch sorgfältig überlegen, ob ihr ihm weiterhin wie ein paar Trottel nachlaufen wollt“, meinte er schließlich in Richtung ihrer Zuschauer, die nur die Ausläufer abbekommen hatten und trotzdem käsig aussahen. „Wir gehen, Brad.“

Der Junge lächelte kalt, folgte ihm dann. „Glaubst du, er wird wirklich Schläge bekommen?“, wurde er gefragt, als sie außer Hörweite waren.

Er drückte Brads Hand, ließ die Ruhe auf sich einwirken, die auf ihn abgestrahlt wurde. Ein winziger Teil von ihm war noch halb in Panik bei dem Gedanken, was Bernard vielleicht getan hätte, doch auch der wurde nach und nach besänftigt.

„Ich glaube es nicht nur, ich weiß es. Einer der Vorteile als Komiteemitglied. Ich könnte es auch selbst tun, werde mir aber nicht die Hände an ihm schmutzig machen. Und sollte er nicht gehorchen, würde das Ergebnis noch viel unangenehmer ausfallen.“

Braune Augen sahen zu ihm hoch und plötzlich hielt Michael es nicht mehr aus. Er blieb stehen und zog den Jungen in eine feste Umarmung. „Pass besser auf dich auf. Niemand, der noch einigermaßen bei Verstand ist, wird dir etwas tun, aber ein paar Irre gibt es immer.“

Brad lehnte sich gegen ihn. „Wenn es wirklich gefährlich geworden wäre, hätte ich eine Warnung erhalten. Unannehmlichkeiten sind meinem Talent nicht immer wichtig genug.“

Michael lachte auf, während er sich von dem Schwarzhaarigen löste. „Gut, das will ich dir mal glauben. Außerdem warst du gar nicht so hilflos, wie Bernard wohl geglaubt hatte.“

Ein Schulterzucken. „Ich hatte es selbst nicht geahnt. Kein Wunder, dass ich ihn damit überraschte.“

Er erschauerte nachträglich bei der Erinnerung an Bernards schmerzverzerrtes Gesicht. Nicht, dass er ihm das nicht gönnen würde, aber seine eigenen Weichteile hatten bei dem Anblick in sein Inneres kriechen wollen. „Wer auch immer dir das beigebracht hat, wusste, worauf er sich konzentrieren sollte.“

Brad grinste auf einmal. „Ich bin zu schwach, um fair zu kämpfen.“

„Nun dann müssen wir dafür sorgen, dass du stärker wirst, hm?“

Der Junge erhob keine Einwände und da er gerade nichts zu tun hatte, nahm er ihn mit zur Sporthalle. Vielleicht sollte er bei Gelegenheit auch mit Herrn Rudert sprechen. Man konnte nicht früh genug mit dem Waffentraining beginnen und Messer erforderten mehr Geschick als Kraft.
 

Es hätte ihn nicht überraschen sollen, dass jeder über den Zwischenfall Bescheid zu wissen schien, als er mit Brad zurückkehrte. Was Bernards Demütigung natürlich nur noch vollkommener machte. Ein zufriedenes Lächeln umspielte seine Lippen auch dann noch, als sie ihr Zimmer erreichten.

Anders als Michael hatte Brad die Blicke ignoriert, worin der Junge wirklich gut war und weswegen viele ihn für eingebildet hielten. Aber das war nicht ganz die Wahrheit, wie Michael sehr wohl beurteilen konnte. Er sah bloß nicht die Notwendigkeit, die anderen über ihren Irrtum aufzuklären.

Petra sprang auf, kaum dass sie das Zimmer betreten hatten und packte Brad an den Schultern, beugte sich zu ihm herunter. „Hast du dem Großmaul wirklich blaue Eier verpasst, Kleiner?“

Brad strich sich ein paar verschwitzte Strähnen aus der Stirn. „Ich habe nicht nachgesehen, welche Farbe sie jetzt haben.“

Die Empathin lachte los, offensichtlich begeistert. „Ich habe dir schon immer gesagt, dass du ihm endlich eins auf die Nase geben sollst, Schneider. Wenigstens hat der Junge es jetzt getan.“

Er zog nur eine Augenbraue hoch. „Es muss ja nicht jeder so gewalttätige Tendenzen haben wie du. Er war die Mühe nicht wert.“

„Wie ich gehört habe, hast du deine Ansicht heute geändert.“ Martin trennte sich für einen Moment von seinem Buch, um ihm ein Lächeln zuzuwerfen.

„Heute war er auch zu weit gegangen.“

Brad hatte sich aus Petras Griff befreit und suchte sich frische Sachen heraus, wurde aber noch nicht in Ruhe gelassen.

„Was ist mit deiner Vision – war die echt?“

Der Junge drehte sich zu ihr um. „Warum hätte ich lügen sollen?“

„Mm… auch wahr.“ Petra sah ihn irgendwie seltsam an. „Und weißt du auch, wie er sterben wird?“

„Nein, noch nicht. Aber bald. Es hat sich nicht so angefühlt, als würde es erst in einiger Zeit passieren.“

Dunkelbraune Augen wurden nachdenklich. „Damit wirst du wohl Recht haben, schließlich ist Bernard ja nicht mehr lange hier. Und du hast ihn doch tot _gesehen_. Nicht nur irgendeine Nachricht oder so?“

Brad nickte und Michael runzelte die Stirn. Er wusste, dass Brad eine Vision gehabt hatte und auch wenn er deren Inhalt noch nicht kannte, glaubte er dem Schwarzhaarigen jedes Wort. Später würde er sie sich näher betrachten, aber wenn Brad nicht mehr Informationen aus ihr hatte herausziehen können, würde es ihm selbst wahrscheinlich auch nicht gelingen.

Immerhin bedeutete das, dass er die Vision nicht würde melden müssen. Seit Brad in seinem Leben aufgetaucht war, hatte er Gelegenheit gehabt, die entsprechenden Vorschriften genau zu studieren. Und solange eine Vision keine nützlichen Informationen enthielt, um das gezeigte Geschehen abzuwenden, war es völlig sinnlos, sich weiter damit zu beschäftigen. Niemand wollte, dass die normalen Abläufe durch irgendwelche ‚Möglichkeiten’ gestört wurden.

Dennoch gefiel ihm die Aussicht nicht besonders, dass der Junge Bernard tatsächlich tot sehen würde. Michael griff ebenfalls nach neuer Kleidung und tröstete sich schließlich mit dem Gedanken, dass Brad den anderen Telepathen kaum umbringen konnte. Auch wenn ihm eben bei ihrem Training klar geworden war, dass das wirklich nicht Brads erste Unterweisung gewesen sein konnte. Dessen Körper erinnerte sich, auch wenn Brad selbst nicht dazu in der Lage war.

Seltsam, je mehr er über Brad erfuhr, desto weniger konnte er ihn einordnen. Aber letztendlich war ihm die Vergangenheit des Jungen egal. Nur die Zukunft zählte.

„Genug getrödelt“, mischte er sich ein, bevor Petra noch weitere Fragen einfallen konnten. „Es gibt bald Abendbrot und wir müssen vorher noch duschen.“

Brad entkam nur zu gerne und Petra sah ihm mit einem Grinsen nach. „Wirklich schade. Mit ihm verspricht Rosenkreuz um einiges interessanter zu werden. Und ausgerechnet jetzt gehen wir ab.“

Martin sah sie ungläubig an. „Du machst Witze. Interessanter?!“

Sie lachte. „Schon gut, vergiss es…“
 

******
 

>Du kannst uns heute die Daumen drücken.< Michael war kurz nach ihm aufgewacht und hatte sich zu ihm umgedreht, lächelte nun.

>Du wirst die heutigen Prüfungen auch so bestehen.< Brad lachte, aber nicht laut.

>Sicher ist sicher. Oder hast du es bereits gesehen?<

Brad langte nach blonden Strähnen und begann damit zu spielen. >Das brauche ich nicht zu sehen, um es zu wissen. Und du tust ja nur so, als würdest du dir irgendwelche Sorgen machen.< Er strich über Michaels Stirn und unterstrich so, woher er diese Gewissheit hatte. Schließlich würde er es spüren, wenn Michael nervös wäre.

Der erwiderte die Berührung auf mentaler Ebene, Belustigung in eisblauen Augen. >Und was machst du, während wir über den Aufgaben schwitzen?<

Er zuckte innerlich mit den Schultern. Für seine eigenen Prüfungen zu lernen war beim besten Willen nicht mehr erforderlich. Der Stoff war einfach genug.

Michael hatte seine Gedanken verfolgt und dessen Mundwinkel zuckten. >Ich gebe dir eines von meinen Büchern, dann musst du dich nicht langweilen. Oder du gehst ein bisschen an die frische Luft.<

Das Laufen hatte seine Verlockung nicht verloren, auch wenn er wusste, dass es ihn nirgendwohin bringen würde. Er rollte sich neben Michael zusammen, um in den letzten Minuten vor dem Aufstehen noch ein bisschen zu dösen. >Nein, ich bleibe hier und lese.<

Und genau das tat er dann auch.
 

Ein Blick auf den Wecker verriet ihm, dass Michael noch eine Arbeit hinter sich bringen musste. Bisher war alles ohne Probleme verlaufen, aber er hatte auch nichts anderes erwartet.

Brad lächelte vor sich hin, als er sich wieder auf das Buch konzentrierte. Mathematik war faszinierend und er liebte es, wenn die Zahlen aufgingen. Er versank in den Aufgaben und bemerkte daher im ersten Moment nicht, dass jemand das Zimmer betreten hatte. Bis eine kalte Stimme aufklang.

„Du dachtest wohl, unser Gespräch wäre beendet.“

Bernard hatte sich in den letzten Tagen vollkommen still verhalten, hatte ihn nicht einmal angesehen, wenn sie sich im Klassenzimmer über den Weg liefen. Jetzt jedoch bohrten sich graue Augen in seine und der Ausdruck in ihnen sprach nicht nur von Wut. Etwas war nicht richtig, nicht normal.

Er hielt es für das Beste, nichts zu sagen, versuchte gleichzeitig vor Michael zu verbergen, was hier los war. Brad wollte nicht, dass der Ältere deswegen durchfiel. Gleichzeitig durfte er sich aber auch nicht ganz abschotten, denn das würde Michael erst recht misstrauisch machen. Vorsichtig legte er das Buch beiseite und hielt den Blickkontakt aufrecht. Leider verriet ihm sein Talent nicht, was Bernard vorhatte.

„Was ist, hat es dir die Sprache verschlagen? Wie du siehst, bin ich trotz deiner angeblichen Vision immer noch ziemlich lebendig.“

Wieder sah er das Bild, aber es war nur eine Erinnerung, keine neue Vision. „Noch…“, rutschte es ihm unwillkürlich heraus.

Hass verzerrte das Gesicht des Anderen und Brads Herz begann schneller zu schlagen. „Ich lasse mich von dir doch nicht zum Gespött der ganzen Schule machen. Wir werden ja sehen, wer von uns beiden zuerst stirbt.“

Es war Wahnsinn, der in Bernards Augen aufflackerte, bevor dieser sich auf Brad stürzte. Das Training mit Michael hatte sein Wissen zwar aufgefrischt, aber es blieb die Tatsache bestehen, dass der Andere einige Jahre älter und um einiges schwerer war.

Er hörte, wie der Telepath einen dumpfen Laut von sich gab, als er ihm in den Unterleib trat, rollte sich zur Seite und versuchte, vom Bett herunterzukommen. Doch Bernard ignorierte den Schmerz, hatte ihn kurz darauf auf dem Bauch, den Arm auf den Rücken gedreht. Ein heißes Gleißen ging von seiner Schulter aus und Brad schrie in die Decke hinein. Schweiß trat ihm auf die Stirn und jeder Versuch sich zu befreien endete ergebnislos.

„Jetzt kannst du die Klappe nicht mehr so aufreißen“, säuselte der Ältere ihm ins Ohr. „Wie wäre es, wenn ich dir jeden Knochen einzeln breche? Ich könnte bei deinem kleinen Finger anfangen. Und diesmal wird Schneider nicht schnell genug sein, um dich zu retten.“

Er schloss die Augen und gab auf vorzugeben, hiermit alleine klarkommen zu können.

„Nun, hast du nichts dazu zu sagen? Keine besseren Vorschläge? Fang doch an zu betteln, vielleicht breche ich dir dann nur jeden zweiten Knochen.“ Und dann wurde sein Arm noch weiter verdreht.

Brad schrie. Nach Michael.
 

******
 

Er sah Bernard nach, als dieser seine Arbeit frühzeitig abgab und den Raum verließ. Irgendetwas fühlte sich bei dem anderen Telepathen seltsam an… Stirnrunzelnd wandte er sich wieder den eigenen Aufgaben zu. Vielleicht hatte Bernard ja aufgegeben. Er sollte sich nicht ablenken lassen.

Doch ein ungutes Gefühl begann an ihm zu nagen, während die letzten Minuten ihrer vorgegebenen Zeit verstrichen. Michael konnte es nicht lokalisieren, was es nur noch störender machte. Bei Brad schien alles in Ordnung zu sein und so riss er sich schließlich zusammen, beendete seine Arbeit.

Bis auf einmal nicht mehr alles in Ordnung war. Brads Hilferuf schnitt geradewegs in sein Gehirn. Er stand aufrecht, bevor es ihm überhaupt bewusst wurde. Blind für seine Umgebung griff er nach draußen. Seine Finger versuchten, sich in die Tischplatte zu krallen, er spürte es nicht. Es gab nur noch Brad, für einen Sekundenbruchteil _war_ er der Junge, wusste im selben Moment, was gerade passierte. Und etwas in ihm setzte aus.
 

„Schneider?“

Er schüttelte den Kopf, versuchte den Schleier zu vertreiben, der ihn nicht mehr klar sehen ließ. Brad drohte keine Gefahr mehr und dieses Wissen half ihm, sich zu sammeln. Es tat weh, seine Finger zu entkrampfen, aber er war damit beschäftigt sich umzusehen, so dass er den Schmerz kaum registrierte. Die Schüler um ihn herum waren ohnmächtig und wer weiter weg gesessen hatte, hatte sich inzwischen zur Wand zurückgezogen, von wo aus Michael unsicher beobachtet wurde. Zu guter Letzt richteten sich die eisblauen Augen auf den Instruktor, der ihn angesprochen hatte, und die darin irrlichternden Reste von Energie ließen den älteren Mann einen Schritt zurücktreten.

Michael erkannte Herrn Schumann und damit kehrte auch die Erinnerung daran zurück, wo er sich befand. Was er bis eben einfach nur gesehen hatte, wurde verarbeitet. Er atmete einmal tief durch, dann legte sich ein schmales Lächeln auf seine Lippen. „Herr Schumann?“

Der Instruktor sah direkt erleichtert aus. „Könntest du mir bitte erklären, was das sollte?“

Wieder ließ er seinen Blick über die anderen Schüler streifen. „Das hier wollte ich nicht. Sieht so aus, als wäre ich nicht vorsichtig genug gewesen. Aber ich hatte nicht besonders viel Vorbereitungszeit.“

„Wofür?“ Keine Ungeduld, dafür war Herr Schumann zu vorsichtig.

Michael rieb sich über die Stirn. Er fühlte sich immer noch, als wäre er gerade erst aus einem tiefen Schlaf erwacht. „Bernard… er ist durchgedreht.“ Was wahrscheinlich seine eigene Schuld war. Er hatte es gesehen, in diesem kurzen Moment, als er den Geist des Anderen zerfetzte. Dessen Schilde waren nach dem letzten Zwischenfall nicht mehr richtig zusammengesetzt worden und das hatte den Telepathen schließlich in den Abgrund stürzen lassen, den jeder mit diesem Talent fürchtete. Aber das würde er niemandem verraten. Auch so sah er schon genug Ärger auf sich zukommen.

„Durchgedreht…“

„Ja. Er hatte es auf Brad abgesehen.“

Herrn Schumann fiel auf, dass sie einige interessierte Zuhörer hatten, machte eine ungeduldige Handbewegung. „Sammelt die Arbeiten ein, die Zeit war sowieso um. Und sagt auf der Krankenstation Bescheid.“ Dann wieder an ihn gewandt: „Wo sind sie?“

„In meinem Zimmer.“
 

~TBC~
 

Ich war sogar so nett, keinen Cliffhanger aus dem Vorfall zu machen ^.~

cya, cu ^-^

"Du hast dir solche Mühe gegeben, keinen Fehler zu machen. Und jetzt bist du doch noch gestolpert"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 13/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Und heute gibt es einen weiteren Einblick in das Verhältnis zwischen Michael und Frau Kernen ^^#

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Lacu: So war es auch gedacht. Ich glaube nicht, dass ich Bernard jemals sympathisch schreiben könnte *ehe*
 

@F4-Phantom: Ich wollte die Gelegenheit nutzen, Michael weiter gehen zu lassen, als es Schneider in CD bei Schuldig getan hat. Ganz abgesehen davon, dass ich damit ein abschreckendes Beispiel setzen konnte ^^ In Zukunft wird keiner mehr verrückt genug sein, Brad anzugreifen…
 

@Jemma: Brad sieht seine Verletzung in diesem Fall nicht so sehr als Problem an, weil er von einer anderen Sache abgelenkt wird. Wovon ich spreche, wirst du in diesem Kapitel sehen ^^
 

@Kralle: *grins* Knapp aufs Wesentliche gebracht. ^^ Du kannst jetzt übrigens den letzten Teil von SdA lesen ^^
 

~ Sehr vorsichtig entwirrte er die Zudecke, wollte sie gerade höher ziehen, als ihm etwas auffiel. Er schluckte, beugte sich dann näher über den Rücken des Älteren. Er hatte sich nicht geirrt, wenn man ganz genau hinsah, waren dort feine Linien zu sehen. Nicht einmal Herr Schneider hatte Rosenkreuz unversehrt überstanden. Es war ein entmutigender Gedanke. ~
 

(Brad, Corruption of the Mind, Teil 10)
 

Teil 13 „Du hast dir solche Mühe gegeben, keinen Fehler zu machen. Und jetzt bist du doch noch gestolpert“
 

Der zweite Instruktor blieb bei den ohnmächtigen Schülern zurück, während Herr Schumann Michael begleitete. Der schweigend zurückgelegte Weg half ihm, ganz zu sich zurückzufinden. Ab und zu fühlte er den Blick des älteren Mannes auf sich ruhen, aber es gab nichts, worüber sie hätten reden können. Das Wichtigste war gesagt worden.

Herr Schumann war es, der die Tür öffnete und als erster eintrat. Er folgte sofort, plötzlich von Ungeduld gepackt. Oder vielleicht war es nur Besorgnis. Eisblaue Augen suchten und fanden Brad, überzeugten sich davon, dass er wirklich am Leben war.

Der Junge saß auf dem Bett, Rücken an die Wand gedrückt, das Gesicht so bleich, dass es in etwa deren Farbe hatte. Michael sah sich nicht weiter um, war in der nächsten Sekunde neben Brad, dessen Augen sich weiteten, als sie ihn erkannten. Eine Vision blitzte am Rande seiner Wahrnehmung entlang, doch er erkannte nichts, hörte nur Brads leise Worte.

„Es tut mir leid.“ Die Stimme des Jungen klang rau, heiser.

„Sag doch so etwas nicht.“

Brad lehnte sich ihm entgegen und automatisch legte sich seine Hand an den Hinterkopf des Jungen. Er schloss die Augen, Finger glitten durch rabenschwarze Haare, übten sanften Druck aus. Am Ende der Bewegung ruhte Brads Stirn an seiner und Erleichterung hüllte ihn ein.

Michael wusste nicht, wer von ihnen sie ausstrahlte, vielleicht waren sie es ja beide. Dann schlich sich ein anderes Gefühl ein, ein dumpfes Pulsieren, das von Brads Schulter ausging. Er ließ sich darauf ein und hörte, wie der Junge leise seufzte. Wie hieß es so schön? Geteilter Schmerz ist halber Schmerz und wenn ein Talent in die Gleichung eingebunden wurde, stimmte es sogar manchmal.

>Du warst es, nicht wahr?< Bilder folgten. Bernard, dessen Griff plötzlich erschlaffte, der ins Nichts starrte, als Brad den Kopf umwandte. Blutige Tränen, die über die Wangen des Telepathen zu rinnen begannen, ehe ein Ruck durch Bernard ging, konvulsiv, und der bereits tote Körper vom Bett kippte.

Unwillkürlich schlang er seinen freien Arm um den Jungen, drückte ihn. >Ja.< Auch wenn er eben erst erfahren hatte, was genau er getan hatte.

>Danke.< Ein Lächeln war in dieses Wort eingewoben und es wurde von Wärme begleitet.

Michael lächelte ebenfalls, streichelte durch die weichen Haare. >Gern geschehen. Aber was meintest du vorhin? Was tut dir leid?<

>Sie werden dich bestrafen.< Gewissheit.

Darum war es also in der Vision gegangen. >Ich werde es schon überstehen. Bernard war kein großer Verlust.<

Brad entspannte sich daraufhin ein wenig und für einen Moment waren sie beide still, ehe die Anwesenheit anderer Personen seine Aufmerksamkeit erforderte.

Widerwillig lehnte Michael sich zurück und öffnete die Augen. Brads waren noch geschlossen und etwas Farbe war in die Wangen des Jungen zurückgekehrt. Er erhielt eine halbe Umarmung aufrecht, als er sich den anderen zuwandte.

„Wie geht es ihm?“, wollte Herr Schumann wissen.

„Eine ausgerenkte Schulter, zu mehr ist Bernard nicht mehr gekommen.“ Zum ersten Mal warf er einen Blick auf den toten Telepathen. Dessen Gesicht war in einem Ausdruck des Schocks gefroren, graue Augen weit aufgerissen. Und immer noch schien Blut aus Nase, Augen und Ohren zu sickern.

Herr Schumann war seinem Blick gefolgt. „Anscheinend hast du auf dieser Seite sauberer gearbeitet. Keine Kollateralschäden.“ Dann wandte sich der Ältere den Neuankömmlingen zu. „Schaffen Sie ihn weg. Und sorgen Sie dafür, dass hier jemand sauber macht.“

Bernard wurde auf eine Trage gelegt und kurz darauf waren sie wieder zu dritt. Michael nutzte die Gelegenheit, um auf Herrn Schumanns Bemerkung zu reagieren. „Das hat weniger mit meiner Arbeit zu tun, als mit der Tatsache, dass Brad bessere Schilde hat als die Schüler, die etwas abbekommen haben.“

Das entlockte dem Anderen ein flüchtiges Lächeln. „Wenn du es sagst.“ Und dann war das Aufflackern von Belustigung auch schon wieder verschwunden. „Wir bringen Brad besser auf die Krankenstation, damit sich jemand um seine Schulter kümmern kann. Und danach werde ich hierüber Bericht erstatten müssen.“

„Das lässt sich nicht ändern…“ Aber Michaels Magen krampfte sich zusammen, bei dem Gedanken, dass er höchstwahrscheinlich heute noch dem Triumvirat gegenüberstehen würde.

Brad hatte die Augen geöffnet, als sein Name gefallen war und spürte seine Reaktion. „Sie… es ist ihre Entscheidung…“ Die braunen Augen wurden kalt und ein Schauder durchlief den Körper des Jungen. „Sie wird dich auspeitschen lassen!“ Empörung ließ Brad lauter sprechen und Herr Schumann zuckte zusammen.

Sie tauschten einen schnellen Blick aus und der des Älteren enthielt eine klare Warnung.

„Schon gut, Brad, das macht nichts. Alles in allem komme ich damit noch ziemlich leicht davon.“ Michael hätte gut und gerne darauf verzichten können, bereits zu erfahren, was ihm bevorstand. Aber wenigstens würde er jetzt nicht mehr davon überrascht werden können.

„Aber das ist nicht -“

Er legte einen Finger über Brads Lippen, der das „fair“ prompt verschluckte. So zu denken half hier überhaupt nicht. Der Junge verstand die Botschaft und blieb still.

„Jetzt lass uns tun, was Herr Schumann gesagt hat.“ Damit stand er auf, Brad festhaltend. Der biss die Zähne zusammen, als seine Schulter protestierte, gab jedoch keinen Laut von sich.

Auf ihrem Weg zur Krankenstation ließ sich Herr Schumann erzählen, was genau passiert war und als Michael von Bernards Drohung hörte, hätte er ihn am liebsten noch einmal getötet. Dieses Mal nur etwas langsamer und mit mehr Schmerzen verbunden. Ihm war egal, dass der Andere nicht mehr ganz bei Verstand gewesen war, schließlich hatte Bernard, wenn alles gesagt und getan war, sich das selbst zuzuschreiben.

Brad hatte seine Schilde weit genug gesenkt, um dem Instruktor sicher sein zu lassen, dass der Junge die Wahrheit sagte. Und was Brad sagte, sprach ganz für Michaels Handlungsweise. Er selbst wusste es und auch Herr Schumann. Was ihm nicht helfen würde, wenn sie ihn bestrafen wollte.

Als sie ihr Ziel erreichten, war Brad fertig mit seinem Bericht und Herr Schumann ließ sie allein. Oder was man so als allein bezeichnen konnte… In der Krankenstation war es ausgesprochen voll, da die Schüler inzwischen hierher gebracht worden waren.

Wenigsten hatte es weder Petra noch Martin erwischt, die hatten weit genug entfernt von ihm gesessen. Sie hatten die Ohnmächtigen aber hierher begleitet und natürlich stürzte sich Petra gleich auf ihn.

„Hey Schneider, was hast du eigentlich angestellt?“

Er ignorierte die Frage und musterte die bleichen Gestalten, die in den Betten ruhten. „Wie geht es ihnen?“

„Ganz gut. Mental überladen, aber das wird sich mit etwas Ruhe von allein geben. Nett von dir, dass du wenigstens bis zum Ende der Klausur gewartet hast.“ Sie grinste.

„Das war Bernards Timing, nicht meins. Bedank dich bei ihm. Allerdings wird er davon nichts mehr haben.“

„Dann ist es also wahr – er ist tot?“

Er nickte und seine Miene sagte deutlich, dass er keine weiteren Fragen beantworten würde. „Wo ist Dr. Stephenson?“

Sie legte den Kopf schief und musterte ihn nachdenklich. Schließlich bekam er seine Antwort. „Er müsste in seinem Büro sein.“

„Gut. Wir sehen uns später.“

„Hoffentlich.“ Sie musste ahnen, was passiert war.

Michael verkniff sich ein gar nicht amüsiertes Lächeln. Petra musste sich keine Sorgen machen, er würde die Sache schon überleben.

„Dir habe ich also den ganzen Trubel hier zu verdanken…“ William hatte den Arzt hinausgeschickt, mit dem dieser gerade gesprochen hatte, sich dann ihnen zugewandt.

„Es sieht ganz so aus“, gab Michael zu und setzte sich auf die Couch. Brads Kopf ruhte auf seiner Schulter und der Junge rührte sich nicht.

„Ist er verletzt?“ Der Emulator setzte sich neben sie und auf einer anderen Ebene spürte er, wie William nach dem Talent eines Heilers griff, es kopierte, um es für sich selbst zu verwenden.

„Seine Schulter.“ Er löste sich vorsichtig aus der Umarmung. „Komm, Brad. Du musst dein T-Shirt ausziehen.“

Neuer Schmerz flammte auf, obwohl Michael sich Mühe gab, den Arm nicht zu sehr zu bewegen. Brad wurde wieder blass, gab aber auch dieses Mal keinen Ton von sich.

William legte seine Hände auf die entblößte Schulter und konzentrierte sich. „Es wird nicht wehtun. Du wirst nur ein bisschen Wärme spüren.“

Der Junge nickte, schien dann in sich hineinzulauschen. Michael verfolgte über ihre Verbindung, wie Brad sich entspannte und der Schmerz nach und nach betäubt wurde und lächelte. Dann sah er zu, wie William seine Hände für einen Moment wegnahm, um die Schulter einzurenken. Zum Schluss war da noch mehr Wärme und beinahe konnte er sich einbilden, sie in seiner eigenen Schulter zu spüren.

>Ist doch viel besser so, als wenn du tagelang mit einem Stützverband herumlaufen müsstest, nicht wahr?<, meinte er schließlich lautlos.

Brad erwiderte das Lächeln. >Ja.<

„So, schon erledigt. Kannst du den Arm ohne Probleme bewegen?“

Der Schwarzhaarige probierte es aus, lächelte erneut. „Es ist alles wieder in Ordnung, danke sehr.“ Dann wurde Brad auf einmal wieder ernst, schien über irgendetwas nachzudenken, bevor die nächsten Worte wieder an William gerichtet wurden. „Sie sind aber kein richtiger Heiler, oder?“

Der Ältere schien belustigt. „Ich bin, was ich sein will. Meistens jedenfalls. Dein Talent kann ich mir zum Beispiel nicht ausborgen.“

In braunen Augen leuchtete Interesse auf. „Michaels auch nicht?“

„Mikes auch nicht“, bestätigte der Ältere.

„Dann sind wir stärker“, lautete Brads Schlussfolgerung.

Er lachte in sich hinein, während William das Gesicht verzog. „Deswegen musst du keine Komplexe bekommen, mein Lieber. Immerhin hast du dafür das seltenste bisher entdeckte Talent.“

„Was für ein Glück, sonst hätten sie mich vielleicht niemals hierher geschickt.“ Der Ältere meinte das nicht einmal halb im Scherz und Michael wusste das, reagierte mit einem flüchtigen, verstehenden Lächeln.

„Woher kommen Sie denn?“ Brads Neugier war geweckt und der Junge hielt sie selten zurück.

„Aus den USA. Dort gibt es auch eine Einrichtung wie Rosenkreuz. Im Unterricht wirst du mehr darüber lernen. Aber jetzt solltet ihr besser gehen. Ich habe hier noch genug Arbeit.“ Letzteres war an Michael gerichtet.

„Schon klar, du willst uns loswerden.“ Er zwinkerte seinem Freund zu, zog dann Brad das Shirt über den Kopf. Bevor sie allerdings tatsächlich gingen, meldete sich der Schwarzhaarige noch einmal zu Wort.

„Sind Sie heute Abend noch hier?“

„Nein, meine Schicht endet vorher.“

Brad runzelte die Stirn. „Vielleicht sollten Sie trotzdem herkommen…“

„Mike?“ Die Bitte um eine Erklärung erreichte ihn nicht gleich, weil er wieder daran erinnert worden war, was ihn noch erwartete. Dann riss er sich zusammen und nickte langsam. „Ja, bitte sei hier.“
 

Die Anweisung, sich beim Triumvirat einzufinden, kam kurz vor dem Abendbrot. Michael war das nur recht so, er hatte sowieso keinen Appetit und ein leerer Magen war wahrscheinlich besser, wenn er ihr gegenüber treten musste.

Eine dunkle Doppeltür bildete den Eingang zum Ratszimmer. Es wurde nur benutzt, wenn besondere Gäste hier waren. Oder wenn es darum ging, ein Urteil zu fällen, für das alle drei Mitglieder erforderlich waren. Heute sollte es nur eine Formalität sein, aber trotzdem… Er wollte noch einmal tief durchatmen, doch seine Brust fühlte sich viel zu eng dafür an. Es war nicht erforderlich anzuklopfen, pünktlich auf die Minute wurde die Tür geöffnet und Michael blieb nichts anderes übrig, als einzutreten.

Da waren sie. Drei Augenpaare richteten sich auf ihn und das graue enthielt leisen Triumph. Sein Vater schenkte ihm ein ermutigendes Lächeln, während das Gesicht von Herrn Franken völlig blank blieb.

Michael blieb vor dem ausladenden Tisch stehen, hörte, wie hinter ihm die Tür geschlossen wurde und Schritte jemanden zur Seite des Raumes führten. Er konnte nicht sehen, wer es war und er durfte sich auch nicht davon überzeugen, weder mit einem Blick noch mit seinem Talent. Wer auch immer die Strafe ausführte, würde anonym bleiben.

„Guten Abend, Michael.“

Das Neigen des Kopfes war seine einzige Antwort. Hier durfte er erst sprechen, wenn er direkt dazu aufgefordert wurde. Seine Muskeln begannen sich zu verkrampfen und er hätte sich am liebsten hingesetzt, aber für ihn gab es keinen Stuhl. Jetzt war er doch froh, das Urteil bereits zu kennen, auch wenn es die Anspannung nicht aus ihm vertreiben konnte.

Sein Vater sprach weiter. „Wir haben sorgfältig darüber beraten, wie wir mit dem heutigen Vorfall umgehen sollen. Wie du weißt, darf kein Schüler einen anderen töten. Uns sind aber auch die besonderen Umstände dieses Falls bekannt. Bernards Angriff stellte gleich in zweifacher Hinsicht einen Verstoß gegen die Regeln dar. Deine Tat wird daher als Notwehr eingestuft. Du wirst nicht bestraft werden, da Herr Schumann uns bestätigt hat, dass Bernard als Talent nicht länger verwendbar war.“

Eine kurze Pause folgte, aber sie brachte keine Erleichterung mit sich. Ihr Lächeln verhinderte das. Michaels Hände waren feucht und er musste sich zusammenreißen, um sie nicht an seinen Hosenbeinen abzuwischen. Was würde jetzt noch kommen?

Sie ergriff das Wort. „Es bleibt also nur noch der Punkt übrig, dass du andere Schüler unnötig gefährdet hast, weil du dich nicht richtig unter Kontrolle hattest. Du wirst eine kleine Lektion erhalten, damit du in Zukunft besser aufpasst.“

Dafür? Fassungslosigkeit rang in ihm mit dem absurden Drang zu lachen. Das konnte ja nur ihr eingefallen sein. Seine Miene blieb ausdruckslos, als Herr Franken und sein Vater sich erhoben. Sie hatten wahrscheinlich keine Lust, sich seine Bestrafung anzusehen – aber sie hatten auch nichts getan, um es zu verhindern.

Bitterkeit stieg in ihm auf. So war es doch immer. Ihm war bewusst, dass er eigentlich froh sein sollte, auf diese Weise davonzukommen, aber in diesem Moment hatte er keine Dankbarkeit übrig.

Die Tür schloss sich hinter den beiden, während graue Augen ihn nicht losließen, sich regelrecht an seiner Hilflosigkeit weideten.

„Zieh dein Shirt aus, Schneider.“ Sie lächelte kalt, stand schließlich auf und kam zu ihm, als er tat, wie ihm geheißen worden war. „Auf dein hübsches Köpfchen müssen wir aufpassen, aber ein paar Schmerzen werden dir nicht schaden…“ Ein Fingernagel fuhr seine Wirbelsäule entlang und er erschauerte unter dieser Berührung. Ihm wurde schlecht.

Sie lachte, ging dann zu dem Mann hinüber, der die ganze Zeit stumm gewartet hatte. Mit einer Peitsche in der Hand kehrte sie zu Michael zurück. „Ich würde es wirklich gerne selbst tun, aber ich denke, mit etwas Entfernung habe ich eine bessere Perspektive. Möchtest du mir nicht zustimmen?“

„Ja…“ Tonlos, doch das reichte ihr.

„Hände auf den Tisch. Und wage es nicht, dich zu rühren.“

Das polierte Holz gab Michael einen Halt, für den er dankbar war.

„Übrigens ist es dir erlaubt zu schreien, falls du dich dadurch besser fühlst.“

Er schloss die Augen und biss sich auf die Zunge, um nichts zu sagen. Dieses Mal war es die Peitsche, die über seinen Rücken geführt wurde, sanft und dennoch fühlte er nur Abscheu. Michael hörte, wie sie dem Mann anschließend die Peitsche übergab, zusammen mit ein paar leisen Befehlen.

Die Pause ließ ihm genug Zeit, sich an die Präsenz in seinem Kopf zu erinnern. Er wollte Brad ausschließen, doch der klammerte sich so sehr an ihn, dass Michael es letztendlich nicht übers Herz brachte.

Sie kehrte an seine Seite zurück. „Du hast dir solche Mühe gegeben, keinen Fehler zu machen. Und jetzt bist du doch noch gestolpert, mein Sohn.“

Er würde sie niemals Mutter nennen.
 

~TBC~
 

So, jetzt ist das raus… ^^

Übrigens habe ich auf Kralles Anregung hin endlich den letzten Teil von „Schließe deine Augen hochgeladen“. Falls jemand Interesse daran hat, kann er ja vorbeilesen gehen.

cya, cu ^-^

"Wie ich sehe, ist es doch noch jemandem gelungen, dich einzufangen"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 14/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Ein bisschen Erholung…

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@F4-Phantom: *snicker* Irgendwie ist es seltsam, auf der einen Seite kann ich verstehen, dass ihr überrascht seid, auf der anderen weiß ich selbst aber schon so lange über Frau Kernen Bescheid, dass mich eure Überraschung auch überrascht hat… o.O Wenn du verstehst, was ich meine… ^^° Und die ganze Familie würde ich nicht über den Kamm scheren, immerhin sind Herr Schneider und Michael doch nicht so schlimm, ne? ^^
 

@Lacu: Auf Rosenkreuz ist einiges nicht ganz normal. Mm, die Gründe für Frau Kernens Abneigung werden nach und nach deutlicher werden. Aber einer ist bereits angeklungen: Es wurde mal gesagt, dass Brad ein möglicher Nachfolger für Herrn Franken, den Precog im Triumvirat ist. Nun denk daran, dass Michael der beste Nachwuchs-Telepath auf RK und dass Frau Kernen auch Telepathin ist und zähle eins und eins zusammen ^.~
 

@Jemma: Also ich finde nicht, dass ich gemein bin. Sei doch lieber froh, dass auch mal etwas nicht Vorhersehbares passiert. *zwinka* Sonst wäre die Story sicher ziemlich langweilig. ^^ Ich freu mich jedenfalls, dass niemand mit dieser Entwicklung gerechnet hat *grins*
 

@Kralle: Och, ich werde jetzt doch nicht alles verraten. ^^ Aber den einen Grund, der sowieso schon halbwegs offen angesprochen wurde, kannst du bei Lacu nachlesen. ^.~ Was SdA angeht: ich bin _dir_ dankbar. Schließlich hatte ich schon eine halbe Ewigkeit vor, die Story abzuschließen und dein Commi hat mir endlich den letzten Anstoß gegeben ^^
 

~ Er hatte das Becken für sich, was es leichter machte, sich daran zu gewöhnen, dass das hier nur ein Training war, keine Freizeitgestaltung. Leichter – und gleichzeitig schwerer. Sonst waren da andere Schüler gewesen und die Stimme des Instruktors, die ihn nicht darüber nachdenken ließen, was ein Schwimmbecken im Sommer früher bedeutet hatte. ~
 

(Brad, Corruption of the Mind, Teil 8)
 

Teil 14 „Wie ich sehe, ist es doch noch jemandem gelungen, dich einzufangen“
 

„Brad?“

Er starrte immer noch auf die Tür, die sich gerade hinter Michael geschlossen hatte. Der Ältere war dagegen gewesen, ihn mitzunehmen, aber Brad wollte es nicht dabei belassen. Langsam, als wäre er gerade erst aufgewacht, drehte er sich zu Petra um.

„Wir müssen zum Speisesaal.“

„Ich habe keinen Hunger.“ Sein Magen fühlte sich viel zu klein an, nur noch ein Knoten, der sich immer enger zu schnüren schien.

Die Empathin sah zu Martin, der mit den Schultern zuckten. „Lassen wir ihn hier.“

„Damit Schneider uns nachher den Hals umdreht?“

„Was soll ihm schon passieren – nach dem, was heute geschehen ist, ist er doch vollkommen sicher.“

Petra zögerte noch einen Moment, nickte dann aber. „Also gut, Kleiner. Mach aber keine Dummheiten.“

Brad sah sie einfach nur an, bis sie mit einem Seufzen aufgab und zusammen mit Martin verschwand. Er wartete lange genug, dass sie außer Sicht sein würden, verließ dann ebenfalls das Zimmer. Die Verbindung zwischen ihm und Michael war wie ein dünner Faden, den er nur einrollen musste, um seinen Weg zu finden. Es funktionierte immer, solange er nicht zu genau darüber nachdachte, wie er es eigentlich machte.

Brad wurde durch eine große Flügeltür gestoppt, hinter der er Michael wusste. Er wollte hineingehen, doch ihm war klar, dass er das nicht durfte. Die Wand bot ihm Halt, als er sich plötzlich gar nicht gut fühlte. Vielleicht ging es von Michael aus, aber das Resultat war das Gleiche. Seine Hände an der Hose abwischend, ließ er sich nach unten rutschen, lehnte seine Stirn gegen die angezogenen Knie. Er rührte sich nicht, nicht einmal, als die Tür aufging, denn es war nicht derjenige, auf den er wartete.

Jemand ging neben ihm in die Hocke. „Was machst du hier, Brad?“ Es war Herr Schneider.

Nun hob er doch den Kopf und sah, dass auch Herr Franken da war. Er konnte nichts sagen.

„Du musst nicht weinen. Michael wird nichts passieren.“

Er weinte doch nicht, oder? Aber als Herrn Schneiders Hand über seine Wange strich, war sie danach feucht. Ein Schauer lief plötzlich durch seinen Körper und Übelkeit schwemmte über Brad hinweg. „Ich weiß genau, was sie tun wird… Es ist meine Schuld, ich hätte es früher sehen müssen. Nicht nur Bernards Tod, sondern auch die Umstände…“ Er sprach abgehackt und sehr leise, wurde aber trotzdem verstanden. Kräftige Hände griffen nach ihm, hoben ihn hoch und Herr Schneider war Michael ähnlich genug, dass er ihn ohne zu zögern umarmte.

„Du wirst noch lernen, mit deinem Talent besser umzugehen. Aber du kannst nicht erwarten, dass es dir immer alles mitteilen wird.“ Herr Franken lächelte. „Du bist jetzt schon gut, Brad. Verlange nicht zu viel.“ Und dann ging der ältere Precog.

Brad sah ihm für einen Moment nach, wurde dann aber durch Michaels Absicht abgelenkt, die Verbindung zwischen ihnen zu trennen. Er wollte das nicht und sagte das mehr als deutlich, so dass der Ältere ihm schließlich seinen Willen ließ.

„Warum tut sie das?“ Brad merkte erst, dass er die Frage laut gestellt hatte, als er seine eigene Stimme hörte.

„Lass dir das von Michael erzählen. Falls er bereit dazu ist.“

Er wusste nicht genau, was er hatte antworten wollen, als ein scharfes Brennen seinen Rücken zerschnitt. Brad zuckte zusammen, vergrub das Gesicht an der Schulter des älteren Mannes.

Herr Schneider verstand sofort, was geschehen war. „Er ist doch nicht etwa so verantwortungslos…“

„Nicht, tun Sie nichts dagegen, bitte.“ Ihn entsetzte der Gedanke, Michaels Anwesenheit nicht mehr zu spüren, mehr als die Schmerzen, die zu ihm durchdrangen.

Und was auch immer Herr Schneider eben noch vorgehabt hatte, er tat es nicht.

Sie warteten beide, sprachen nicht mehr, bis sich die Tür erneut öffnete und Michael herauskam.

„Vater, Brad?“ Der Telepath war so blass, als würde er jede Sekunde ohnmächtig werden. Die eisblauen Augen aber sprühten vor zurückgehaltener Energie, gebändigter Wut, die die Schmerzen zwar nicht auslöschte, sie aber in den Hintergrund treten ließ.

Seine Gedanken streckten sich dem Älteren entgegen und es war Michael, der ihn beruhigte, obwohl es doch eigentlich umgekehrt sein sollte. Die Energie, sie floss durch ihn hindurch und verschwand ganz einfach, er achtete gar nicht darauf, sah nur, wie Michael sich ein wenig entspannte.

„Geh zur Krankenstation. Es gibt keinen Grund, es von allein verheilen zu lassen.“

Aus Michaels Gedanken erfuhr er, dass man nicht automatisch die Erlaubnis hatte, einen Heiler aufzusuchen und daher verstand Brad auch das leise „Danke“, das von dem Anderen kam.

Herr Schneider ließ ihn herunter, strich ihm mit einem Lächeln durch die Haare. „Macht euch auf den Weg, bevor sie herauskommt.“

Brad nickte und erwiderte das Lächeln, bevor er Michaels Hand ergriff.
 

„Oh verdammt, Mike…“ Dr. Stephenson hatte Michael geholfen, das T-Shirt auszuziehen, musterte nun dessen blutigen Rücken.

„Es geht schon. Schließlich muss ich es nicht mehr lange aushalten…“

Brad war zuerst wie erstarrt gewesen, aber jetzt konnte er sich wieder bewegen. Er dachte nicht wirklich über das nach, was er tat, strich einfach über die heiße, gerötete Haut, dort, wo sie nicht aufgerissen war.

Michael erschauderte, sagte jedoch nichts, anders als der Arzt.

„Lass das, Brad.“

Unwillig senkte er die Hand und umrundete den Hocker, so dass er vor Michael zu stehen kam. Der lächelte ihn beruhigend an. „Es ist in Ordnung, Brad.“

Er betrachtete seine Fingerspitzen, an denen sich nun Blut befand, wollte sie nicht an seinen Sachen abwischen. Und so steckte er sie einfach in den Mund. Der metallische Geschmack sagte ihm nicht besonders zu, störte ihn aber auch nicht.

Belustigung trat in eisblaue Augen. „Ach mein Kleiner…“

Dr. Stephenson reinigte die Striemen zuerst, weil er sie danach schneller heilen konnte, sah sehr müde aus, als er schließlich fertig war. „Vielleicht hast du für ein paar Tage noch hin und wieder Phantomschmerzen. Dagegen kann ich leider nichts tun.“

Michael stand auf und streckte sich. „Ich werde mich ganz sicher nicht beschweren. Lieber lebe ich mit ein paar eingebildeten Schmerzen, als mich kaum rühren zu können und echte zu haben.“

Der Arzt schüttelte nur lächelnd den Kopf.
 

„Wo hast du dich herumgetrieben?“ Petra schloss den Mund, als Michael gleich nach ihm ins Zimmer kam.

Der Ältere zog eine Augenbraue hoch. „Du hattest doch nicht etwa wirklich erwartet, er würde brav hier hocken bleiben, wenn ihr ihn allein lasst?“

Die Empathin verdrehte die Augen. „Sagen wir mal, ich hatte es gehofft.“ Dann verengten sich die dunkelbraunen Augen. „Wie ist es denn ausgegangen?“

„Wie du siehst, bin ich gesund und munter. Sie bestrafen mich nicht für Bernards Tod.“

„Wäre ja auch noch schöner gewesen…“ Martin lag lang ausgestreckt auf dem Bett, sah aber trotz seiner Worte erleichtert aus.

An diesem Abend entspannten sie sich alle nur, da es keine Tests mehr gab, für die sie hätten lernen müssen. Aber es standen noch die praktischen Prüfungen an und so gingen sie trotzdem früh ins Bett. Und erst als er neben Michael lag, stellte er die Frage, die ihm nicht mehr aus dem Kopf gegangen war.

>Warum hast du gesagt, du wärst nicht bestraft worden?<

>Ganz so habe ich das nicht gesagt.< Michael lächelte leicht. >Und es war die Wahrheit. Es war nicht Bernards Tod, für den ich bestraft wurde, sondern die in Mitleidenschaft gezogenen Schüler.<

Brad wusste nicht, was er dazu sagen sollte.

>Mach dir keine Gedanken darüber. Es ist eben geschehen. Und jetzt ist es vorbei.<

Aber obwohl Michael so leichtfertig darüber hinwegging, zog der Ältere ihn doch in eine enge Umarmung, bevor sie einschliefen. Und Brad merkte, dass sich der warme Körper gegen seinen Rücken genauso sicher anfühlte wie die Wand sonst.
 

******
 

Es war Wärme, die ihn weckte. Mehr, als allein die Bettdecke erzeugen konnte. Langsam driftete er aus den Tiefen des Schlafes empor und begann, seine Umgebung wahrzunehmen, den Körper zu fühlen, von dem die Wärme ausgestrahlt wurde. Michael blinzelte und blickte geradewegs auf einen schwarzen Haarschopf. Ihm wurde bewusst, dass er immer noch einen Arm um den Jungen geschlungen hatte und halbwegs auf ihm lag.

Brad schien sein Gewicht nicht zu spüren, schlief in aller Ruhe weiter, das Gesicht der Wand zugewandt.

Beruhigt schloss er wieder die Augen und ein Lächeln zupfte an seinen Mundwinkeln. Sah ganz so aus, als hätte er befürchtet, der Junge könnte in der Nacht einfach verschwinden. Jetzt hatte er diese Angst endlich aus Brad gebannt und fing dafür selbst damit an.

Brad begann sich zu regen, merkte aber schnell, dass er mehr oder weniger gefangen war und lag wieder still. Anscheinend schlief keiner von ihnen lange weiter, wenn der andere erstmal wach war…

Der Junge fing den Gedanken auf und legte die rechte Hand über seine. >Also mir macht das nichts aus<, wurde ihm mitgeteilt.

Michael musste wieder lächeln. >Mir auch nicht. Aber es ist schon gut, dass wir zur gleichen Zeit aufstehen müssen.<

Ein lautloses Lachen lief daraufhin durch den Körper des Schwarzhaarigen. Er spürte Brads Absicht, sich umzudrehen und ließ ihm den entsprechenden Freiraum. Gleich darauf schlichen sich Finger in sandblonde Strähnen und Michael fragte sich, ob Brad das eigentlich bewusst tat. In dessen oberflächlichen Gedanken konnte er es jedenfalls nicht lesen.

>Welche Prüfung ist heute dran?<

>Wir müssen zeigen, dass wir unsere Talente richtig einsetzen können. Das wird nicht allzu schwer und der Nachmittag ist dann frei.<

>Können wir schwimmen gehen, wenn schönes Wetter ist? Das Becken wird leer sein, da die anderen Unterricht haben.< Braune Augen sahen ihn erwartungsvoll an.

>Natürlich, obwohl ich persönlich mich lieber in die Sonne lege.<

Brad grinste nur.

Es war Martin, der später mit dessen Bemerkung ihre Pläne festigte. „Seht euch den Himmel an. Keine einzige Wolke zu sehen. Und das, nachdem es laufend geregnet hat.“ Der Telekinet schüttelte den Kopf. „Ich sage es ja, es ist wieder April, so wechselhaft kann das Wetter doch gar nicht sein.“
 

Am frühen Nachmittag war der Himmel zwar nicht mehr ganz so leer, die wenigen weißen Tupfen konnten ihnen aber kaum gefährlich werden.

Martin und Petra hatten sich ihnen angeschlossen und grillten wie er selbst vor sich hin, während Brad das Schwimmbecken größtenteils für sich allein hatte. Es hielten sich zwar noch ein paar andere Schüler hier auf, die waren von der Prüfung aber geistig zu ausgelaugt, um sich körperlich noch groß betätigen zu wollen.

„Guck dir das mal an, Schneider.“ Petra hatte sich aufgesetzt und sah zum Becken hinüber.

Er folgte ihrem Blick. Brad war gerade dabei, zum Dreimeterbrett hochzuklettern. Der Junge sah ungesund blass aus, dessen Haut musste sich erst wieder an die Sonne gewöhnen und die schwarzen Haare machten die fehlende Bräune nur noch auffälliger.

Oben angekommen prüfte Brad, ob das Becken unter ihm frei war, nahm dann ohne zu zögern mit ein paar schnellen Schritten Anlauf. Das Brett federte nach und der schlanke Körper flog in einem perfekten Bogen durch die Luft, tauchte schließlich mit einer Leichtigkeit ins Wasser, die die Oberfläche kaum störte.

„Gibt es eigentlich etwas, das der Junge nicht kann?“

Michael lachte. „Bestimmt. Wir haben es nur noch nicht herausgefunden. Er muss eine umfangreiche Erziehung genossen haben.“ Nachdenklich werdend wandte er sich der Empathin zu. „Das heißt allerdings auch, dass er nicht so viel von seiner Kindheit hatte wie andere – und jetzt ist sie ganz vorbei. Ist das so beneidenswert?“

Sie runzelte die Stirn. „Wahrscheinlich nicht. Aber es wird ihm hier helfen. So ist es letztendlich doch zu seinem Besten.“ Nach einer kurzen Pause wurde noch etwas hinzugefügt. „Zu deinem wahrscheinlich auch, Schneider.“ Damit legte sie sich wieder neben Martin und nach einem letzten Blick auf Brad, der schon wieder auf dem Weg zu einem weiteren Sprung war, streckte er sich ebenfalls auf dem Bauch aus.

Brad bewies Ausdauer, es verging einige Zeit, ehe der Junge zu ihnen zurückkehrte. Ein Schatten fiel auf ihn, gefolgt von ein paar Wassertropfen, als Brad sich neben ihm hinkniete. Sie schienen auf seiner Haut regelrecht zu verdampfen.

>Was soll das werden?<, erkundigte er sich.

>Man sieht überhaupt nichts…<

>Das will ich doch hoffen.< Amüsiert wurden eisblaue Augen geöffnet und er drehte den Kopf, um Brad anzusehen. „Bist du noch ordentlich eingecremt?“

„Ja, das Zeug ist wasserfest. Aber dein Rücken ist schon ziemlich rot geworden.“

Im nächsten Moment setzte sein Herzschlag kurz aus, als sich der Junge einfach auf ihn legte, kam dann stolpernd wieder in Gang. Er konnte einen erschrockenen Ausruf nicht ganz unterdrücken und Petra bekam prompt einen Lachanfall. Seufzend ließ er ihn über sich ergehen.

„Du bist schön warm.“

„Ja, und dabei sollte es eigentlich auch bleiben, du Eiszapfen.“

Brad entwickelte keinerlei Schuldbewusstsein. „Zu viel Sonne ist sowieso nicht gesund.“ Zufrieden legte der Junge den Kopf genau auf seinen Nacken und die nassen Haare sorgten für noch mehr Abkühlung.

„Und wann in etwa planst du wieder aufzustehen?“

„Wenn mir auch warm ist natürlich.“

Michael ergab sich in sein Schicksal und nachdem er sich an Brads Gewicht gewöhnt hatte, begann er wieder vor sich hinzudösen.

Irgendwann weckte die Annäherung einer anderen Person seine Aufmerksamkeit und Brad, der bis eben völlig entspannt gewesen war, begann, wenn schon nicht Abwehr, so zumindest einen gewissen Widerstand auszustrahlen. Und gleich darauf wusste Michael auch, warum.

„Hallo Schneider.“ Sie hockte sich neben ihn.

„Hallo Kathrin.“

„Wie ich sehe, ist es doch noch jemandem gelungen, dich einzufangen.“

Brad setzte sich auf und rutschte von ihm herunter, aber sobald Michael ebenfalls saß, schlangen sich zwei Arme von hinten um ihn und Brads Kinn kam auf seiner Schulter zur Ruhe.

Er grinste schief. „Sieht ganz so aus. Und, hast du auch bestanden?“

„Ja. Ich wollte dich fragen, ob du etwas Zeit hast, aber das lasse ich besser.“ Mit einem Lächeln verabschiedete sie sich und während er ihr nachsah, verstärkte sich Brads Umarmung.

„Hey, es ist ja nicht so, als wäre ich auf Dauer weggegangen.“

„Hm…“ Es klang nicht ganz nach Zustimmung.

Und Petra fand das Ganze wieder ausgesprochen witzig.
 

~TBC~
 

Ja, Brad ist besitzergreifend. ^^

cya, cu ^-^

"Wie viel ein wenig Gewissheit doch ausmachen konnte"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 15/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Michaels Zeit als Schüler ist jetzt so gut wie vorbei ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Lacu: Du solltest auch mal an den armen Michael denken, hm? Der braucht schließlich auch ein bissl Entspannung ^.~
 

@Jemma: Da die Leute in der Regel negativ auf Michaels Talent reagieren, ist er es sowieso gewohnt, nicht viel Kontakt mit ihnen zu haben. Anderenfalls hätte er vielleicht ein bisschen anders auf Brads Einmischung reagiert ^^ Und ich bleibe dabei, dass Herr Schneider sich nicht ganz so einfach um den Finger wickeln lässt *lach*
 

@Kralle: *snicker* Na da hast du mir ja ein Bild gegeben. ^^ Aber nein, ich denke nicht, dass es ein Halsband sein wird. Das wäre doch etwas zu viel des Guten.
 

„Warum ziehen sie sich eigentlich nicht in ihren eigenen Zimmern um?“

„Das ist eine dieser unverständlichen Traditionen, über die man sich besser nicht den Kopf zerbricht.“
 

(Schuldig und Crawford, Close Distance, Teil 92)
 

Teil 15 „Wie viel ein wenig Gewissheit doch ausmachen konnte“
 

Die Tische waren zur Seite geschoben worden, sorgfältig gestapelt, und die Stühle standen in ordentlichen Reihen, die sich jetzt mit blau uniformierten Schülern füllten. Brad erkannte den Speisesaal kaum wieder, sah sich neugierig um, die Blicke ignorierend, die ihm zugeworfen wurden. Da er nur mit Schülern des letzten Jahrgangs zu tun gehabt hatte, erkannte er niemanden wieder.

„Komm hierher, Brad.“

Ein schwarzer Haarschopf und ebenso dunkle Augen. Ramon grinste ihn an und winkte Brad zu sich.

„Schneider hat mich gebeten, ein Auge auf dich zu haben“, erfuhr er, als er sich hinsetzte. Sein flüchtiges Stirnrunzeln ließ das Grinsen breiter werden. „Es ist eher zur Sicherheit der anderen, wir wollen doch nicht, dass Schneider wieder sein Talent zum Einsatz bringt, nicht wahr?“

Das wollte Brad wirklich nicht und sei es nur wegen der Folgen für Michael. „Ich nehme nicht an, dass hier noch mehr herumlaufen, die genauso verrückt sind wie Bernard“, erwiderte er kühl.

Ramon lachte, während die Schüler, die ihn ansonsten noch gehört hatten, unbehaglich dreinschauten. Seine Mundwinkel rutschten ein paar Millimeter nach oben. Manchmal genoss er es zu sehen, welche Reaktionen die Erwähnung des Vorfalls auslöste. Es war eine Art Wiedergutmachung für das, was Michael hatte durchmachen müssen. Wenigstens _das_ konnte sie ihm nicht wegnehmen. Auch wenn der Ältere sie fürchtete, war sie nur eine einzelne Person – und es gab sehr viele, die sich jetzt vor Michael fürchteten. Mehr, als es bisher seiner Position zugekommen war.

Brad vergaß über diese Gedanken seine Umgebung und driftete zu dem anderen Bewusstsein hinüber, das sich irgendwo in seinem Kopf befand. Auf einer Ebene, die er nicht verstehen musste, um sie zu finden. Michael bestätigte seine Aufmerksamkeit mit einer geistigen Berührung, die sich nach Wärme und nach Licht anfühlte, unterlegt von einem Lächeln.

>Du vermisst mich doch nicht etwa schon?<, wurde er geneckt.

Vielleicht tat er das ja… Ihm war selten bewusst, wie viel Zeit er in der Gesellschaft des Älteren verbrachte und diese erzwungene Trennung ließ ihn unruhig werden. >Ein bisschen<, gab er schließlich zu und lächelte ebenfalls.

>Diese ganze Show ist ja bald vorüber. Sei froh, dass du gerade nicht hier bist. Einige gebärden sich wie kleine Kinder vor einer Schulaufführung.<

Brad entkam ein Kichern, als er das mitgesandte Bild sah.

„Was ist so lustig?“ Ramon riss ihn aus dem mentalen Gespräch und erhielt dafür einen bösen Blick zugeworfen.

Der hob prompt beide Hände. „Sorry, dass ich gestört habe. Aber hat Schneider dir vielleicht verraten, wann sie fertig sind? Die Party nachher wird um einiges interessanter sein.“

„Es wird nicht mehr lange dauern.“ Er legte den Kopf schief. „Ich dachte, die Party wäre nur was für Absolventen.“ Michael hatte ihm davon erzählt. Die Instruktoren würden sich zurückziehen und den abgehenden Schülern freie Hand lassen. Für diese Nacht durften sie tun, was sie wollten, solange niemand zu sehr verletzt wurde. Die Jüngeren hier freuten sich ganz bestimmt nicht darauf. „Begleitest du jemanden?“

Der Pyro deutete auf den Anstecker, der die Uniform von den meisten anderen unterschied. „Nicht nötig. Dafür bin ich Komiteemitglied geworden.“ Ein Zwinkern folgte. „Die sind natürlich auch eingeladen.“

>Und du schaffst das ganz ohne Anstecker<, meldete Michael sich zurück. >Wir sehen uns gleich.<

Brad lächelte in sich hinein und nickte dem Pyro zu.
 

Die Rede wurde von Herrn Franken gehalten, der das älteste der Triumviratsmitglieder war. Niemand im Saal wagte es auch nur zu flüstern, seit die drei auf der Bühne erschienen waren.

Brad erkannte trotz seines jungen Alters die Propaganda in den Worten, doch sie störte ihn nicht. Er war sich sicher, dass es so sein musste.

Die Übergabe der Zeugnisse fand durch Frau Kernen statt und sie war der Grund für die Nervosität, die sich in Michael aufbaute und auf Brad überschwappte.

Sein Körper versteifte sich, Finger auf beiden Seiten um die Sitzfläche gekrallt, während sie sich immer mehr dem Älteren näherte. Der gleiche Ablauf, bei jedem Schüler. Herr Schneider reichte ihr das Zeugnis, sie übergab es mit einem Händeschütteln und ein paar leisen Worten. Die Schüler da oben waren vor Ehrfurcht fast erstarrt, Michael hatte mit einem ganz anderen Gefühl zu kämpfen. Brad hielt es nicht mehr aus und stürzte sich in ihre Verbindung, umarmte den Älteren auf die einzige Weise, die ihm gerade möglich war.

Dann stand sie auch schon vor Michael, der widerwillig ihre Hand ergriff und plötzlich verschob sich Brads Sichtweise. Er selbst war es, der Michael gegenüberstand, ihre Hände trafen sich und Frau Kernens Stimme, Säure, die Michael innerlich zerfraß, verschwand als unwichtig eingeordnet in den Hintergrund. Sie blickten beide gleichzeitig nach unten, sahen das Zeugnis, das zwischen ihnen wechselte, dann trafen sich in der Vision ihre Blicke. Brad verstand die Bedeutung nicht gleich, aber Michael tat es und in der wirklichen Welt lief ein kaum merklicher Ruck durch ihn.

Die Vision fiel auseinander und Brad fand sich auf seinem Stuhl wieder. Braune Augen begegneten eisblauen und sie lächelten simultan, als auch Brad verstand. Die Furcht verschwand abrupt aus Michael.

Frau Kernen entging diese Veränderung nicht und sie zog ihre Hand so schnell zurück, als hätte sie eine heiße Herdplatte berührt.

Wie viel ein wenig Gewissheit doch ausmachen konnte.
 

„Brad, mein Kleiner…“ Michael lachte und hob ihn hoch. „Wie versprochen bin ich wieder da.“

Seine Arme schlangen sich um den Hals des Älteren, es war gut, Michael wieder berühren zu können. Energie floss auf ihn über und erlaubte dem Anderen, sich mehr zu entspannen. „Wo ist dein Zeugnis?“

„Das hat Petra mit auf unser Zimmer genommen. Du kannst es dir ein anderes Mal ansehen. Es sei denn, du willst nicht mit zur Party kommen.“

Brad lächelte gegen Michaels Hals. „So schnell wirst du mich nicht wieder los.“ Dann sah er sich um. Die meisten Schüler waren in ihre Schlafsäle verschwunden, hofften darauf, in Ruhe gelassen zu werden. Für manche würde sich diese Hoffnung nicht erfüllen.

Er wurde heruntergelassen und zu einem Raum geführt, den er zum ersten Mal sah. Groß, aber nicht überwältigend. Irgendwie schaffte er es, eine fast gemütliche Atmosphäre zu kreieren, trotz der lauten Musik, die ihn füllte. Es war recht dunkel hier drin, dennoch konnte Brad an der Wand einige mit Essen und Flaschen unterschiedlichster Art beladene Tische erkennen. Alkohol… Soweit er wusste, bekamen die Schüler hier nie welchen, es sei denn zu Unterrichtszwecken.

Michael zog ihn mit sich. „Viele rühren nach dieser Nacht auch ungern wieder welchen an.“ Belustigung schwang in der Stimme des Älteren mit. Dann zog Michael sein Jackett aus und warf es über die Couch, die sie erreicht hatten – eine unter mehreren hier – markierte sie damit so deutlich als sein Revier, als hätte er seinen Namen quer darüber geschrieben. „Hungrig?“

Das Abendbrot lag nicht allzu weit zurück, aber Brad nickte nichtsdestotrotz, betäubt von den vielen Eindrücken, die auf ihn einströmten.
 

Der Abend ging in die Nacht über und von der Sicherheit der Couch aus beobachtete Brad die tanzenden Pärchen. Die Musik war jetzt nicht nur ruhiger, sondern auch leiser, so dass er ab und zu Rufe durch die Tür dringen hörte. Nachdenklich knabberte er an dem halben Brötchen in seiner Hand. Was auch immer für Scherze sich einige da ausgedacht hatten, die Empfänger waren eindeutig nicht glücklich darüber. Braune Augen richteten sich auf Michael, der schon halbwegs lag statt zu sitzen, ein Glas Rotwein in der Hand. Die dazugehörige Flasche stand auf dem Fußboden und war mehr leer als voll.

Der Ältere bemerkte die auf ihn gerichtete Aufmerksamkeit und lächelte. „Komm her…“

Er gehorchte, rückte näher an den Telepathen heran und bekam das Glas gereicht. „Trink. Du hast schließlich auch etwas zu feiern. Deine Testergebnisse waren perfekt.“

Brad steckte den letzten Bissen in den Mund, bevor er mit beiden Händen das Glas ergriff. Nach einem ermutigenden Nicken von Michael setzte er es an seine Lippen und nahm einen vorsichtigen Schluck.

Der Wein schmeckte süß und gleichzeitig säuerlich, rann Wärme erzeugend seine Kehle herunter und wurde nur noch wärmer, als er den Magen erreichte. Es war ein angenehmes Gefühl und um es wirklich verfolgen zu können, hatte er die Augen geschlossen. Sie wurden erst wieder geöffnet, als das Glas leer war.

Er lächelte, als er Michaels Blick begegnete, obwohl sein Kopf merkwürdig schwer zu werden begann. Irgendwie wurde ihm das Glas abgenommen, bevor er vergessen konnte, dass er es noch in den Händen hielt.

Finger strichen über seine heißen Wangen, öffneten dann die Knöpfe seiner Uniformjacke. „Es ist sowieso zu warm dafür. Und die offizielle Feier ist längst vorbei.“

Brad konnte dem nicht widersprechen, streckte sich dann aus, den Älteren als Unterlage benutzend. Seine Gedanken trieben richtungslos dahin, während er mit Michaels Krawatte spielte. Schließlich hatte er den Knoten auf und weil dem Telepathen auch warm zu sein schien, öffnete er noch die obersten Knöpfe des Hemdes.

Michael seufzte leise und eine Hand wurde an Brads Hinterkopf gelegt, forderte ihn durch leichten Druck auf, ihn wieder auf die Schulter des Älteren zu legen. Daraufhin strich sie gleichmäßig über seinen Rücken und Brad war kurz davor einzuschlafen, als die Tür geöffnet wurde und ein paar Absolventen mit ihren Opfern hereinkamen.

„So, Leute. Wir haben Freiwillige aufgetrieben, die euch jeden Wunsch von den Augen ablesen werden.“

Gelächter begrüßte diese Aussage, woraufhin die Auserkorenen noch mehr in sich zusammenschrumpften. Interessiert sah Brad zu, wie sie losgescheucht wurden und sich im Raum verteilten, bald darauf damit beschäftigt, auf zugerufene Befehle hin Essen und Getränke zu servieren. Nur ein Junge wurde zurückgehalten, unter einem Hagel abfälliger Bemerkungen dazu gezwungen, sich bis auf die Shorts auszuziehen, um dann Passagen aus der Schulordnung zu zitieren. Jeder Fehler brachte ihm noch mehr Spott ein, zusammen mit Knüffen und der Drohung, dass er bald ganz nackt dastehen würde.

Brad war der Ansicht, dass die Älteren dafür kaum eine Entschuldigung wie irgendwelche Fehler benötigen würden und Michael erbebte in stummem Gelächter, als der diesen Gedanken auffing.

„Warum machen sie das?“

„Weil sie es können. Und wahrscheinlich war es ihnen mal genauso ergangen. So ist das eben.“ Der Ältere begann einhändig seinen Nacken zu massieren. „Gieß mir noch was ein, ja?“

Er streckte sich nach Flasche und Glas aus, ein Arm um seine Taille sorgte dafür, dass er nicht von der Couch rutschte.

„Danke.“ Michael trank in einem Zug aus. Der Telepath hatte noch nicht getanzt und ein entsprechendes Angebot Kathrins abgelehnt. Stattdessen hatte Michael sich aufs Zuschauen beschränkt, mit den Gedanken meistens woanders.

Brad gefiel es so ganz gut, denn er konnte sehen, dass einige Tanzpartner ihre Beschäftigung miteinander auf die Couch verlegten und er mochte die Vorstellung überhaupt nicht, Michael könnte sich ähnlich verhalten.

Einer der jüngeren Schüler passierte sie, die Hände vollbeladen, aber nicht so sehr auf seine Aufgabe konzentriert, dass es nicht für einen neugierigen Seitenblick gereicht hätte. Der Kopf wurde hastig zur Seite gewandt, als er Brads Blick begegnete, doch da war seine Aufmerksamkeit bereits geweckt. Der Andere kam ihm bekannt vor. Und dann fiel es ihm ein. Von ihm hatte Michael vor ein paar Wochen die Nachricht von Herrn Franken erhalten.

„Was ist, willst du mit ihm spielen?“ Michaels Worte waren gedehnt, der Alkohol begann sich bemerkbar zu machen.

Brad sah zu dem blonden Jungen hinüber, der mit Ungeduld empfangen wurde und überlegte, wie seine Antwort aussehen sollte. Er erhielt einen Klaps auf den Hosenboden.

„Geh ruhig.“ Michael lächelte.

Langsam kam er auf die Beine, sparte sich die Mühe, nach seinen Schuhen zu suchen. Es war ein wenig schwierig, geradeaus zu laufen, sein Blick verschwamm für einen Moment. Dann hatte er sich einigermaßen angepasst und steuerte auf sein Ziel zu. Als er die andere Couch erreicht, stolperte er beinahe, wurde aber rechtzeitig festgehalten. Jetzt erst erkannte er Petra und Martin.

Letzterer ließ ihn los und lächelte. „Na Brad, hat Michael dich tatsächlich mal aus den Augen gelassen?“

Petra aß einen weiteren Happen von dem Salat, der ihnen gebracht worden war und grinste dann. „Ganz so würde ich das nicht bezeichnen.“ Mit einer Kopfbewegung zu dem Telepathen hin, dessen eisblaue Augen Brad auf seinem Weg verfolgt hatten. „Sag mal, Kleiner. Was hast du eigentlich angestellt? Irgendetwas war doch, als er sein Zeugnis bekommen hatte.“

Brad runzelte die Stirn. „Ich habe nichts angestellt.“ Seine Aufmerksamkeit schweifte schon weiter zu dem blonden Jungen, der versucht hatte, nicht zu zeigen, dass er ihre kurze Unterhaltung verfolgt hatte. „Wie heißt du?“

Der Andere musste schon dreizehn sein, zuckte aber trotzdem zusammen. „Dennis.“

Er konnte sich selbst nicht erklären, warum er sich für Dennis interessierte, aber Brad dachte im Moment eh nicht besonders klar. „Komm her.“

Petra kicherte, als sie den Befehl hörte. „Fängst du schon an zu üben?“ Sie erwartete keine Antwort und bekam auch keine.

Er legte eine Hand auf Dennis’ Unterarm, der ohne zu zögern gehorcht hatte. „Du bist ein Heiler, nicht wahr?“ Die grünen Streifen waren zwar nur schwer zu erkennen, aber das Nicken bestätigte seine Vermutung. „Dann hast du keine besonders guten Schilde.“ Erst als er dies ausgesprochen hatte, begann er langsam zu verstehen. Im Hintergrund seines Verstandes lächelte Michael und Brad erwiderte das Lächeln, sah die Verwirrung und aufkeimende Furcht in den Augen des Anderen. Blau, sie schienen blau zu sein. Gut, Michael hätte es nicht gefallen, wenn sie grau gewesen wären.

Die Empathin spürte Dennis’ Reaktion. „Keine Angst, der Kleine tut dir nichts.“ Sie fand die ganze Sache sehr unterhaltsam.

Brad nahm die Hand des Älteren und begann ihn mit sich zu ziehen. Dennis folgte ihm ohne Widerstand, doch als sie vor Michael ankamen und dem Heiler klar wurde, dass es nicht weitergehen würde, lief ein Zittern durch dessen Körper.

„Bleib einfach nur da sitzen.“ Er zog an der Hand des Blondhaarigen, der sofort auf den Boden sank, keinen Widerspruch wagend.

Brad kletterte zurück auf die Couch und seufzte, als Michael die Verbindung zu ihm trennte. Plötzlich schien der Ältere nicht mehr ganz echt zu sein und er griff nach ihm.

„Nur für einen Moment, mein Kleiner.“

Die Versicherung reichte ihm. Er zog sich zurück, damit der Telepath sein kleines Experiment durchführen konnte.
 

~TBC~
 

Keine Sorge, Michael hat nichts Schlimmes vor ^^ Er nutzt einfach nur die Gelegenheit, um etwas auszuprobieren. Und ich denke, die Vision ist doch recht leicht zu interpretieren, ne? ^^

cya, cu ^-^

"Weißt du, ob deine Visionen immer in Erfüllung gehen?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 16/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Heute gibt es die Erklärung zu einer Antwort, die Schneider Crawford mal in CD gegeben hatte ^.~

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Kralle: Da erinnerst du mich an was *drop* Ich hab total vergessen, Dennis am Ende des letzten Kapitels vorzustellen. Aber freut mich, dass er dir trotzdem bekannt vorkam ^^ Die Vorstellung wird heute nachgeholt *nach unten deut*
 

@Razielle: *grins* Falls du dich nur outest, wenn du was nicht verstehst, ist das ja ein gutes Zeichen ^______~ Das heutige Kapitel enthält noch ein paar Hinweise, was genau die Vision zu bedeuten hat. Aber falls es dir nicht ausreicht, brauchst du einfach nur ein bissl länger zu warten. *ehe* Was Brad da gesehen hat liegt noch einige Jahre in der Zukunft, aber sie werden bevor die Vision eintritt noch einmal darauf zu sprechen kommen ^^
 

@Lacu: Was genau Michael vorhat, erfährst du auf jeden Fall in diesem Kapitel *nick* Was die Vision angeht: ich hoffe wirklich, dass dir die heutigen Infos reichen. Ansonsten gilt, was ich schon Razielle gesagt habe – die Antwort wird früher oder später noch enthüllt werden. ^^
 

~ „Sind Sie schon einmal betrunken gewesen?“ ~
 

~ „Ich hatte es einmal ausprobiert, aber es hat nichts gebracht“ ~
 

(Crawford und Schneider, Close Distance, Teil 158)
 

Teil 16 „Weißt du, ob deine Visionen immer in Erfüllung gehen?“
 

Brad beobachtete, wie sich Michaels Hand auf die Schulter des anderen Jungen senkte, der kurz darunter zusammenzuckte, dann wieder erstarrte. Jedenfalls für eine Weile. Man konnte Dennis sein Unbehagen ansehen. Zunächst war es ganz auf dessen unmittelbare Nähe zu Michael zurückzuführen, aber das änderte sich. Der Blondhaarige begann, in sich zusammenzusinken, mit dem eindeutigen Ziel, von dem Telepathen wegzukommen, ohne es zu auffällig zu machen. Ein Schauer lief durch dessen Körper und Schweiß erschien auf Dennis’ Stirn.

„Bitte…“ Fingernägel versuchten sich in den Boden zu krallen, bevor die Hand sich ein neues Ziel suchte und gegen das Weinglas sowie die Flasche stieß. Beide waren bereits leer, doch ersteres ging bei diesem Zusammenstoß zu Bruch.

Michael seufzte leise und ließ Dennis los. In der nächsten Sekunde war die Verbindung wieder da und Brad spürte die Energie, wie ein tiefes Vibrieren unterhalb der Hörschwelle, dann hatte er sich auch schon daran angepasst.

Mit einem Lächeln hieß er den vertrauten Verstand willkommen, zog ihn nahe an sich heran und wickelte seine Schilde um sie beide. Ein Versuch, die leise Enttäuschung zu ersticken, die von Michael ausging. Erst dann rutschte er von der Couch herunter. „Lass mich das machen.“

Dennis wollte gerade die Scherben wegräumen, aber dessen Hände zitterten so sehr, dass es einfach nicht gutgehen konnte. Der Heiler hielt sich nur zu gerne zurück und Brad nahm einen der leeren Teller, um die Scherben darauf zu legen. Er war beinahe fertig, als er sich schnitt.

Fast sofort wurde er hochgehoben, saß gleich darauf rittlings auf Michaels Schoß. „Bist du in Ordnung?“ Die Frage hatte nicht viel mit Rationalität zu tun, genauso wenig wie Michaels aufflammende Besorgnis. Noch während sie gestellt wurde, glitten Hände über seine Seite, seine Arme, bis sich eine um sein Handgelenk schloss. Der Telepath nahm seinen verletzten Finger in den Mund, um danach den Schnitt besser beurteilen zu können. „Es ist nicht allzu tief.“

„Ich könnte ihn heilen“, bot Dennis mit leiser Stimme an.

Eisblaue Augen musterten ihn daraufhin, ein knappes Nicken folgte.

Brad hielt dem Blondhaarigen seine Hand hin, die sofort umschlossen wurde. Dennis konzentrierte sich, zwinkerte nach einem Moment überrascht. „Es funktioniert nicht. Aber das habe ich doch schon gelernt…“

„Brad?“

Er sah wieder Michael an und warmer Atem geisterte über sein Gesicht, als der Ältere es umfasste und sich ihm entgegenlehnte, bis sie Stirn an Stirn dasaßen. Etwas glitt durch seinen Verstand, dann lächelte Michael. „Das habe ich mir gedacht. Auch wenn ich es ehrlich gesagt bisher noch nicht erlebt habe… Du hast deine Schilde vollkommen dicht gemacht, mein Kleiner. Aber das ist nicht nötig, ich brauche das nicht.“ Ein Streicheln über seine Wange, bevor Michael sich von dem direkten Kontakt zurückzog. „Komm, Brad. Senk sie ein bisschen.“

Er gehorchte und als Dennis es erneut versuchte, verheilte der Schnitt sofort.

„Na also. Und jetzt begleitest du ihn am besten zu seinem Zimmer, sonst fangen sie ihn nur wieder ab.“

Brad hielt nicht besonders viel davon, jetzt aufzustehen, aber irgendwie wollte er auch nicht, dass Dennis weiter geärgert wurde. Also umarmte er Michael kurz, verließ dann mit dem Heiler den Raum.

Auf dem Flur war es kaum heller als im Zimmer, doch es reichte, um sicher seinen Weg zu finden. Dennis blieb zunächst stumm, wollte ihn etwas fragen, Brad konnte es spüren. Doch der Andere ergriff einfach nicht das Wort, so dass er schließlich nachhakte.

„Was ist?“

Dennis zögerte noch kurz, sprach dann aber. „Stört es dich nicht, wenn er dich berührt? Ich konnte es kaum aushalten.“ Allein die Erinnerung löste einen Schauer aus.

Seine Mundwinkel rutschten nach oben. „Du hast doch gemerkt, dass meine Schilde besser sind als deine.“

Der Ältere kam gar nicht dazu, darauf zu reagieren. Sie bogen gerade um eine Ecke und zwei Absolventen kamen ihnen entgegen, lachend einen Schüler zwischen sich hin und her schubsend. Der Junge war völlig durchnässt und schien zu frieren, zeigte aber keinerlei Gegenwehr.

„Sieh mal, da ist noch jemand, dem wir eine kalte Dusche verpassen können.“

„Mach die Augen auf, du Idiot. Das ist Schneiders Schützling daneben. Versuch was und du endest auch noch mit einem gegrillten Gehirn.“

Dennis hatte sich gegen die Wand gedrückt, aber Brad sah keinen Grund dafür. Reglos ruhten braune Augen auf den drei Gestalten, bis sie außer Sicht gerieten.

„Lass uns weitergehen. Ist es noch weit bis zu deinem Schlafsaal?“ Er spürte, wie sich Müdigkeit in ihm auszubreiten begann und damit einher ging leichte Ungeduld.

Der Blondhaarige schüttelte den Kopf. „Wir sind gleich da.“

Und das waren sie kurz darauf auch. Dennis öffnete die Tür und ein Flüstern war zu hören.

„Du bist wieder da“, kam es von einem der oberen Betten. „Ich habe dir doch gesagt, dass es zu gefährlich ist, das Zimmer noch einmal zu verlassen.“

Der Heiler schaltete das Licht an, so dass Brad die vier Doppelstockbetten sehen konnte. Dann gab es noch einen Schrank und einen Hocker für jeden, aber damit war die Einrichtung auch schon komplett. Bisher war er noch in keinem dieser Räume gewesen, nutzte daher die sich jetzt ergebende Gelegenheit. Brad kam zu dem Schluss, dass er froh war, nicht in so ein Zimmer gesteckt worden zu sein.

„Du hast Besuch mitgebracht?“ Wieder der Sprecher von zuvor.

Brad folgte der Stimme und konnte einen dunkelbraunen Haarschopf erkennen. Der Rest des Jungen steckte unter der Decke.

„Das ist Brad. Er…“ Dennis war um eine Erklärung verlegen.

„Der Neue?“ Mehr Gesichter tauchten auf.

„Hi, ich bin Sandra. Hast du wirklich einen Ohrstecker?“

Dennis wurde rot, auch wenn Brad sich den Grund dafür nicht erklären konnte. „Lass dich bloß nicht von ihr ausfragen, sonst bist du übermorgen noch hier“, wurde er gewarnt.

„Hm…“ Er hatte sowieso nicht vorgehabt, darauf zu antworten und da er seine Aufgabe erfüllt hatte, verabschiedete er sich von dem Heiler und ging.
 

******
 

Brad sah aus, als könnte er im Stehen einschlafen. Er unterdrückte ein Lächeln und nahm den Jungen auf den Arm, der sofort den Kopf auf seine Schulter legte, die Augen schließend. „Dennis sicher angekommen?“

Er bekam ein zustimmendes Murmeln zu hören. Der Wein schien endgültig seine Wirkung zu zeigen – und das nicht nur bei Brad. Deswegen hatte er auch außerhalb des Partyraums auf Brad gewartet und steuerte nun geradewegs auf sein Zimmer zu, während seine Gedanken bei dem kleinen Experiment verweilten.

Es hatte nicht funktioniert… Michael hatte gehört, dass Alkohol bei manchen Telepathen ihr Talent abstumpfte, aber wie ihm das Beispiel von Dennis gezeigt hatte, klappte es bei ihm nicht. Ein unaufrichtiges Lächeln zog an seinen Lippen. Nun, hatte er wirklich etwas anderes erwartet?

Er verdrängte die wieder aufsteigende Enttäuschung und schloss die Tür hinter ihnen, setzte Brad auf dem Bett ab. „Du kannst gleich schlafen.“ Schuhe und Hose wichen, dann zog er sich selbst aus. Und zum ersten Mal landeten die Sachen einfach auf dem Boden.

Brad umarmte ihn, als er sich neben den Jungen legte, dann begannen sich dessen Gedanken mit seinen zu mischen, mehr, als er es gewöhnt war.

Eisblaue Augen wurden geschlossen, als er sich tiefer sinken ließ. Langsam, aber unaufhörlich, da sich ihm kein Widerstand entgegenstellte.

Die schwarze Mauer… Michael erwartete, wieder zurückgestoßen zu werden, aber es passierte nichts dergleichen. Ein Teil der Wand wurde transparent und die dahinter aufblitzenden Bilder waren die gleichen wie bei der Zeugnisübergabe. Wieder war er selbst es, der Brad sein Zeugnis überreichte. Nicht sie. Und das konnte nur eins bedeuten…

Befriedigung erfüllte ihn. Er durfte nur nicht daran denken, dass die Vision nicht wahr werden könnte.

>Die Vision ist echt.<

Michael kannte die Stimme – und er kannte auch den Mann, sah ihn gerade zum dritten Mal. Wie hatte er das vergessen können? Als er Bernard tötete, war er ihm auch begegnet. >Brad?< Er näherte sich dem Schwarzhaarigen, bemerkte, dass auch er selbst einen Körper zu haben schien. Wärme hüllte ihn ein. War das die zukünftige Version des Jungen?

Er erhielt keine Antwort auf seine Frage. >Du solltest eigentlich gar nicht hier sein…< Interessiert musterten ihn braune Augen. >Der Alkohol. Aber das wird kaum ein weiteres Mal funktionieren.<

Michael wusste nicht, was er sagen sollte. Er wusste nicht einmal, was er gerade fühlte. Noch ein paar Schritte und er stand genau vor dem Älteren. Seine Hand hob sich von ganz allein. Er konnte ihn berühren… Michael seufzte, umarmte dann den Fremden, der so vertraut war. Und dann war da ein Zug, der es ihm nicht länger erlaubte, hierzubleiben.

„Michael?“ Eine Hand strich durch seine Haare.

Er kam nur langsam zu sich, registrierte dann, dass er auf Brad lag, sein Gesicht in dessen Halskuhle vergraben. Flüchtige Bilder eines Traums schwirrten noch durch seinen Kopf, entglitten ihm aber, als er richtig aufwachte.

„Du bist schwer…“, beklagte sich Brad schläfrig.

„War keine Absicht…“ Er rollte von dem Jungen herunter, der ihn kurz durch schwere Lider ansah und mit dem nächsten Atemzug in tiefen Schlaf zu fallen schien.
 

Sein Kopf pochte munter vor sich hin, als er am nächsten Morgen aufwachte. Er stöhnte, während er versuchte, sich aufzusetzen und entschied sich schleunigst anders. Warum verflucht musste es so hell sein?

Von seiner Seite hörte Michael ein leises Lachen, nur ein paar Laute, die schnell verschluckt wurden. „Du findest das wohl auch noch witzig, hm?“

Brad antwortete nicht, legte aber eine überraschend kühle Hand auf seine Stirn. Gleichzeitig wickelte sich etwas um den Schmerz, dämpfte ihn auf ein Niveau, das er ohne Probleme ignorieren konnte.

Michael drehte sich auf die Seite, stützte sich auf einem Ellenbogen hoch. „Warum bist du eigentlich schon wach?“ In ihm herrschte keinerlei Zweifel, dass er ohne Brad noch zufrieden schlummern würde. Den Wecker hatte er extra ausgestellt gehabt.

„Es gibt gleich Frühstück.“

„Wie schön… Ich hätte dir auch später was besorgt.“

Der Schwarzhaarige lächelte. „Die anderen sollen nicht denken, du hättest zu viel getrunken, um rechtzeitig aufzustehen.“

Belustigung trat in eisblaue Augen. „Vielleicht habe ich das ja“, wandte er dann ein.

Das Lächeln wurde ausgeprägter. „Nein, hast du nicht.“ Damit kam Bewegung in den Jungen, der ihn zurück auf den Rücken stieß und ihm nächsten Moment auf ihm saß. Sobald Brad sich vorbeugte, so dass sie sich Stirn an Stirn berührten, wusste er wenigstens, was dieser plötzliche Überfall zu bedeuten hatte. Aber den Grund dafür kannte er nicht.

„Was ist, mein Kleiner?“ Er strich über Brads Nacken, hieß ihn auch auf mentaler Ebene willkommen.

„Ich weiß nicht, nur ein seltsames Gefühl…“

„Wird der Restalkohol sein. Bis zu deinem Abschluss bekommst du am besten keinen mehr.“

Brad setzte sich wieder auf und tat so, als würde er schmollen.

Er konnte nicht anders als zu lachen. „In Ordnung, vielleicht werde ich ab und zu auch eine Ausnahme machen.“

Das brachte ihm ein Grinsen ein. Und dann kam er nicht mehr umhin, tatsächlich aufzustehen.

Nach einer Dusche und in frischen Sachen – das letzte Mal, dass er diese Uniform tragen würde – fühlte er sich wie neugeboren. Er warf einen schnellen Blick auf seine beiden Zimmergenossen, die nichts von dem mitbekommen hatten, was um sie herum vorging, machte sich dann mit Brad auf den Weg zum Speisesaal.

Mehr als eine handvoll der Absolventen waren nicht anwesend und Bens Gesicht leuchtete regelrecht auf, als dieser sie kommen sah. „Da bist du ja, Schneider. Dank dir habe ich meine Wette gewonnen.“

„Gern geschehen.“ Erst als sie saßen, sah er Brad fragend an und das Funkeln in den braunen Augen war Antwort genug. Manchmal war es wirklich absurd, mit was für Details dessen Talent den Jungen behelligte.
 

Nach und nach wurden die Absolventen abgeholt oder machten sich allein auf den Weg, bis nur noch er selbst übrig blieb. Mehr Instruktoren würde es aus seinem Jahrgang nicht geben. Es war auch ungewöhnlich, dass er vorher keine Field-Team Erfahrung sammeln sollte, aber ihm war klar, dass sie ihn nicht auf diese Weise riskieren konnten. Nicht, wenn er eines Tages Triumviratsmitglied werden sollte. Und seit gestern Abend war der Wunsch von hier wegzukommen auch nicht mehr so brennend.

Dank Brad, dank dieser Vision. Weil er bis dahin nicht wirklich daran hatte glauben können, dass sie ihn am Leben lassen würde, egal, was der Rest des Triumvirats davon halten würde.

Unwillkürlich war er zu Brad hinübergegangen, der lesend auf dem Bett saß, ging vor ihm in die Hocke. „Weißt du, ob deine Visionen immer in Erfüllung gehen?“

Das Buch wurde zugeschlagen und braune Augen kamen auf ihm zu ruhen. „Meinst du nicht, dass mir die Erfahrungswerte fehlen, um diese Frage zu beantworten?“ Der Blick wurde abwesend und Michael rührte sich nicht, als Finger durch sandblonde Haare strichen, mit den Strähnen spielten. Dann neigte Brad etwas den Kopf und der Fokus kehrte zurück. „Bisher habe ich mich nicht geirrt, aber Herr Franken hat gesagt, dass da immer Variablen sind, die sich ändern können. Trotzdem… ich _weiß_ es wird so geschehen, wie ich es gestern gesehen habe.“ Ein schmales Lächeln umspielte Brads Lippen. „Ich kann dir nicht erklären, woher. Doch glaube mir, die Vision ist echt.“

Die letzten Worte klangen in seinem Kopf nach, als hätten sie ein Echo. Und er glaubte es.

Ein höfliches Räuspern rief ihn ins Hier und Jetzt zurück und als er sich umwandte, stand einer der Angestellten in der Tür. Dessen Augen huschten zu Brads Hand, die inzwischen an seiner Wange lag, suchten dann hastig nach etwas anderem, worauf sie sich konzentrieren konnten.

Seine Mundwinkel bogen sich in ein kühles Lächeln, während er sich erhob, sein Amüsement nur mit Brad teilend. „Ja?“

„Entschuldigen Sie bitte, ich hatte keine Antwort auf mein Klopfen erhalten. Ihr Zimmer ist bereit, Herr Schneider.“

Damit war es offiziell. Brad lächelte. „Ich hoffe, ich muss dich nicht so anreden.“

„Bitte nicht, ansonsten werde ich mich jedes Mal umdrehen und erwarten, meinen Vater hinter mir zu sehen.“ Dank ihr fiel die Umstellung immerhin nicht allzu groß aus. Niemand hatte ihn hier je mit seinem Vornamen angesprochen, wenn er mal von seinem Vater absah. Sie hatte dafür gesorgt. Und William hatte einen Weg gewählt, der auch ins Auge hätte gehen können. Er verdrängte diese Gedanken, als er Brads Besorgnis spürte.

„Komm, mein Kleiner. Gehen wir es uns ansehen.“
 

~TBC~
 

In CD war einmal angesprochen worden, dass Schuldigs Talent unter Alkoholeinfluss tatsächlich gedämpft wird. ^^

cya, cu ^-^
 

Und da ich es das letzte Mal vergessen hatte:
 

Dramatis Personae
 

Dennis:

Heiler/Telekinet

Close Distance Teil 130 (Mitglied von Zwielicht)

Corruption of the Mind 8 (Schüler auf Rosenkreuz)

"Es gibt immer jemanden, der etwas will und mich in die entsprechende Richtung schiebt"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 17/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Dieser Zeitabschnitt ist so gut wie abgeschlossen ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Lacu: Ich kann dir versichern, dass Michael die Vision noch sehr viel besser gefällt als dir ^.~ Ah ja, das mit Ben. Natürlich wurde diese Wette nicht vorher nicht ausdrücklich erwähnt – von daher hast du nichts übersehen. Sie war aber der Grund, weswegen Brad unbedingt wollte, dass Michael beim Frühstück auftaucht. Die anderen Schüler hatten gewettet, dass Michael es nicht schaffen würde, weil er zu viel getrunken hat. Jetzt wird hoffentlich auch das Gespräch verständlicher, das Brad und Michael gleich nach dem Aufwachen geführt hatten. Die Wette wurde da also indirekt erwähnt, bloß dass Michael keine Ahnung davon hatte ^^
 

@Jemma: Man kann sich ja an vieles gewöhnen, aber kein Internet zu haben… *kopfschüttelnd sag* Freut mich, dass du es mal wieder geschafft hast vorbeizuschauen *knuffz* Ich denke, Brad und vor allem Michael ist es so ziemlich egal, wie Frau Kernen einen Abgang machen wird – Hauptsache sie macht ihn. Und für eine Weile müssen sie die Frau leider noch ertragen…
 

@Razielle: Schön, dass ich jetzt bei allen für Durchblick sorgen konnte *lach* Es bleibt eben dabei... ich kann schwer einschätzen, wie verständlich die Sachen, die ich so schreibe, für euch Leser sind ^^°°° Schuldig hat wirklich viele Fürsprecher. ^^ Ich kann dich in der Hinsicht beruhigen. Er wird auftauchen und sein Auftritt wird ein bissl länger sein, als in CotM. *nod* Ich kann bloß noch keine Versprechungen machen, wie RftS insgesamt für ihn ausgehen wird, das weiß ich selbst noch nicht.
 

@Kralle: Du kannst dich nicht an die Wette erinnern, weil sie nicht wirklich erwähnt wurde. Dazu musste man zwischen den Zeilen lesen ^.~ Kannst ja schauen, was ich bei Lacu geschrieben habe ^^
 

Teil 17 „Es gibt immer jemanden, der etwas will und mich in die entsprechende Richtung schiebt“
 

Lächelnd sah er zu, wie Brad als erster ihr neues Quartier betrat. Standardausstattung, zwei Zimmer und Bad. Der Junge erkundete gerade den kleinen Wohnraum, steuerte geradewegs auf den Fernseher zu.

„Darf ich ihn anmachen?“

„Natürlich.“

Für einen Moment starrte Brad geradezu fasziniert auf die sich bewegenden Bilder, war dann auch schon auf dem Weg ins Schlafzimmer.

Das Bett stand mit der Stirnseite an der Wand, eingerahmt von einem Kleiderschrank nebst Nachttisch und einer Kommode. An der Wand gegenüber befand sich eine relativ schmale Liege.

Seine Lippen verzogen sich zu einem schiefen Nicht-Lächeln, als er daran dachte, für wen die normalerweise gedacht war. Brad schenkte ihr nicht mehr als einen flüchtigen Blick. „Es muss richtig an die Wand. Michael?“ Eine Hand zupfte an seinem Ärmel.

Er wusste, warum der Junge das Bett verschieben wollte, hatte bloß gehofft, es müsste nicht so sein. So aber nickte er stumm und mit Hilfe des Angestellten, der sorgfältig darauf bedacht war, keine Reaktion zu zeigen, waren die Möbel bald umgestellt. Wenigstens konnte der Kleiderschrank dort bleiben, wo er war.

„Ihre Sachen sind bereits eingeräumt worden. Sollten Sie noch etwas benötigen, melden Sie sich bitte.“

„In Ordnung.“

Und gleich darauf waren sie allein. Er machte den Fernseher aus und ließ sich auf die Couch fallen. Brad setzte sich neben ihn, mit angezogenen Knien. „Es ist schon seltsam, hm?“

„Ja…“

Michael musste daran denken, dass er genauso gut allein hier hätte sitzen können und es war absolut unvorstellbar.

„Dann wäre ich immer noch im Institut.“ Brad erschauderte und er zog ihn an sich.

„Bist du aber nicht.“ Er streckte sich lang aus, während der Junge mehr oder weniger Zudecke spielte.

„Wirst du die anderen vermissen?“

„Vielleicht am Anfang. Aber ich werde mich daran gewöhnen.“ Daran bestand keinerlei Zweifel.

„Und was ist mit Kathrin?“ Brads Frage wurde in neutralem Tonfall gestellt.

Er lachte unterdrückt. „Mach dir darum mal keine Sorgen.“ Seine Hand glitt durch schwarze Haare und der Junge entspannte sich zufrieden.

Sie blieben so liegen, bis es Zeit fürs Abendbrot wurde. Womit sich ein kleines Problem ergab. Michael würde jetzt bei den anderen Instruktoren sitzen, während Brad kaum jemanden hatte, den er kannte.

„Das macht nichts“, wurde ihm mitgeteilt, während der Junge sich aufsetzte und streckte.

Michael spürte, dass Brad die Wahrheit sagte. Dieser schien andere Personen selten als wirklich real wahrzunehmen und die mentale Verbindung zwischen ihnen trug wahrscheinlich wenig dazu bei, das zu ändern. Hierin lag auch der Grund, warum Brad oft die Schüler um sich herum ignorierte und sich nicht lange damit aufhielt, sich Gedanken darüber zu machen, was andere von ihm halten könnten.

Der Schwarzhaarige lächelte ihn an und widersprach der Einschätzung nicht. „Komm, ich will deine neuen Sachen sehen.“

Er wurde ins Schlafzimmer gezogen, wo Brad den Schrank öffnete, dann neugierig über die überwiegend schwarze Kleidung strich.

Michael zog sich um, tauschte die blaue Uniform gegen eine schwarze Hose und ein Hemd in der gleichen Farbe. Zum Schluss folgten die Krawatte sowie nagelneue Lederschuhe.

Brad drückte ihn aufs Bett, um ihm die Haare zu kämmen, lächelte anschließend. „Jetzt bist du ein richtiger Instruktor.“

„Aber mit dem Unterrichten fange ich erst an, wenn alle Neuen da sind. In einer Woche. Bis dahin wird nämlich kein normaler Unterricht stattfinden, sondern nur verschiedene Trainingseinheiten.“

„Ferien?“ Brad legte den Kopf schief.

„So kann man das wohl auch nennen.“ Er lachte, stand dann auf und ging zur Kommode hinüber. „Du solltest auch deine neue Uniform anziehen. Nachdem du alle Prüfungen bestanden hast, gehörst du nicht mehr in das Grau.“

Brad nickte und nahm die ihm gereichten Sachen entgegen. „Welche Fächer übernimmst du eigentlich?“

„Geschichte und fortgeschrittene Telepathiekurse. Sie wollten den Anfängern meine Nähe wohl nicht zumuten.“

Der Junge zog das T-Shirt über den Kopf, während Michael sich wieder aufs Bett setzte. „Sie sollten es mal ausprobieren. Die Schüler würden bestimmt aus reinem Selbsterhaltungstrieb anfangen, sich besser abzuschirmen.“

„Darüber solltest du keine Witze machen.“ Michael versuchte ernst zu klingen, doch in eisblauen Augen glitzerte Belustigung. „Immerhin weißt du gar nicht, wie es denen geht. Nicht jeder hat es so leicht wie du.“ Er zog Brad zu sich heran, um ihn nun seinerseits zu kämmen.

Der ließ es sich gefallen, zeigte ein schmales Lächeln. „Zum Glück nicht.“ Dahinter steckte Wärme und Kälte zugleich, eine schneidend scharfe Emotion.

Aber bevor er darauf reagieren konnte, war Brad wieder ganz der alte.

„Für welches Training wirst du verantwortlich sein?“

Er beschloss darauf einzugehen, weil er sowieso nicht gewusst hätte, welche Reaktion ansonsten angebracht wäre. „Standardwaffentraining.“

„Dann kannst du mir das Schießen beibringen.“

„Reichen dir die Messer nicht?“ Er lächelte, als Brad das Gesicht verzog.

„Ich bin nicht so sehr für scharfe Klingen.“

„Gesunde Einstellung. Aber es kann wichtig sein.“

„Ich weiß, vor allem, wenn man später in ein Field-Team kommt. Doch das werde ich nicht, oder?“ Die braunen Augen waren nachdenklich geworden. „Du willst etwas anderes. Es gibt immer jemanden, der etwas will und mich in die entsprechende Richtung schiebt.“ Letzteres so leise gesagt, dass er es kaum verstehen konnte.

„Field-Teams haben die größte Ausfallrate. Und hier kannst du viel weiter kommen.“ War er gerade dabei, Brad zu überreden? Das war doch lächerlich…

Der fing den Gedanken auf und grinste plötzlich. „Das ist es wohl. Ich sollte froh sein, dass mein Talent so stark ist und die Chancen nutzen, die mir dadurch geboten werden. Es ist nur so, dass ich gerne mal meine eigenen Pläne machen würde.“

Er verstand auf eine gewisse Weise, legte beide Hände auf Brads Schultern. „Dann sorg einfach dafür, dass deine Pläne in die gleiche Richtung gehen“, schlug er vor.
 

Brad sah ungewohnt aus in der blauen Uniform und dem Jungen schien es nach dessen häufigen Seitenblicken zu urteilen mit seinen neuen Sachen nicht anders zu gehen.

„Wo willst du dich hinsetzen?“

>Am liebsten neben dich, aber da müsste sich ja auch die anderen Instruktoren ertragen.<

>Sei nicht so frech.<

>Ich habe es nicht laut gesagt.<

Wie schaffte es Brad nur, so ernsthaft auszusehen, während der Junge innerlich beinahe einen Lachanfall bekam? Er tat so, als würde er dem Schwarzhaarigen eine Kopfnuss verpassen, der sich wegduckte und jetzt offen lachte.

„Willst du mit uns essen?“

Sieh mal einer an, Dennis. Der Heiler lächelte ihn nervös an, bevor die blauen Augen wieder zu Brad hinüberwanderten.

Brads Miene war blank geworden, sobald dieser angesprochen wurde, doch er nickte immerhin zustimmend.

„Bis nachher, mein Kleiner.“ Er drückte die Schulter des Jungen. >Und vergiss nicht, ordentlich zu essen. Auch wenn ich nicht direkt neben dir sitze, werde ich dich trotzdem im Auge behalten.< Brad hatte in letzter Zeit zwar keine Probleme mehr in dieser Hinsicht gehabt, aber das schloss den einen oder anderen Rückfall nicht aus.

Ein schnelles Lächeln blitzte auf, ehe der Schwarzhaarige mit den anderen mitging.
 

„Herr Schumann.“ Er nahm neben dem älteren Telepathen Platz, der eine begrüßende Kopfbewegung machte.

„Muss ich dich jetzt eigentlich siezen?“

Seine Mundwinkel zuckten kurz nach oben. „Ich denke nicht, dass das erforderlich sein wird.“ Was natürlich nicht hieß, dass er anderen auch diese Freiheit gestatten würde. Eisblaue Augen wurden kalt, als er sein Gegenüber musterte. Herr Müller war der Instruktor, der an Brads ersten Abend Ärger gemacht hatte. Michael hatte nicht vor, das zu vergessen. Der Andere wurde blass, was einen wölfischen Ausdruck in seine Augen treten ließ.

>Hast du wirklich vor, ihn dir vorzuknöpfen?<

Sein Blick fand ein neues Ziel, an dem Instruktor vorbei hin zu Brad, der ihn fragend ansah. >Zurzeit nicht, es reicht schon, ihm einen kleinen Schrecken einzujagen.< Aber es wäre nicht unmöglich. Für einen Schüler war ein Instruktor unantastbar, doch jetzt war er kein Schüler mehr.

>Sollte das nicht unter deiner Würde sein?< Brad grinste auf mentaler Ebene.

>Soll das heißen, du hältst mich für zu alt dafür?<

>Das würde ich niemals behaupten. Außerdem wird der Typ es sowieso nicht weit bringen.<

>Sagt dir das dein Talent?<

>Nein, mein gesunder Menschenverstand. Schließlich hatte er sich ausrechnen können, dass du nicht erfreut sein würdest. Und man muss schon ziemlich dumm sein, um sich dich zum Feind zu machen.< Die Belustigung war bei dieser knappen Analyse in den Hintergrund getreten und die Untertöne verrieten Michael, wie weit voraus Brad gerade dachte. Natürlich, inzwischen wusste der Junge ja Bescheid.

Sein Lächeln nahm eine ganz andere Qualität an, als er an seine Zukunft dachte.

Neben ihm lachte jemand unterdrückt auf. Herr Schumann. „Verrätst du mir, wen du gerade in Gedanken erfolgreich umgebracht hast?“, fragte ihn der Ältere, sobald dieser sich seiner Aufmerksamkeit gewiss war.

„Wie kommen Sie darauf, ich hätte jemanden umgebracht? Manchmal wird einem die Arbeit auch abgenommen.“ Er machte sich endlich an sein Essen.

Herrn Schumanns Blick flackerte zu Brad hinüber, er wusste anscheinend nicht, ob aus dem Scherz plötzlich Ernst geworden war. Und Michael hatte nicht vor, ihn in dieser Hinsicht zu erleuchten.

Das Abendessen verlief an seinem Tisch danach recht schweigsam, als müssten sich die Instruktoren erst einmal an seine Anwesenheit, seinen neuen Status, gewöhnen. Dabei kam das nun wirklich nicht überraschend. Aber sie waren alle nur Menschen, nicht wahr? Auch wenn man ihnen von klein auf etwas anderes eingeredet hatte.
 

„Willst du da nicht langsam rauskommen? Du läufst sonst noch ein.“ Lächelnd ging er in die Hocke, legte beide Unterarme auf den Wannenrand und stützte sein Kinn darauf ab.

Brad schlug die Augen auf und erwiderte das Lächeln. „Du hast Angst, dass ich noch kleiner werde? Ich glaube, bei Menschen funktioniert das nicht so.“

„Und du trittst gerade den Beweis dafür an, hm?“ Er griff nach dem Shampoo und begann, es in die schwarzen Haare einzumassieren. Anschließend spülte er den weißen Schaum aus und während er zwei Handtücher heraussuchte, ließ Brad das Wasser ab.

Er wickelte den Jungen wie eine Mumie ein, der es sich mit einem Grinsen gefallen ließ, hob ihn heraus und trug ihn ins Wohnzimmer hinüber. So hatte es sein Vater früher immer mit ihm gemacht, was ihm erst wirklich wieder einfiel, als er bereits dabei war, Brads Haare trocken zu rubbeln.

Sein momentanes Zögern ließ den Jungen aufhorchen. „Dein Vater… hat er dich allein aufgezogen?“

Michael nahm seine Arbeit wieder auf. „So könnte man das wohl nennen. Ich habe in einem Haus hier in der Nähe gelebt, bis ich nach Rosenkreuz musste. Mein Vater ist abends immer nach Hause gekommen. Und am Wochenende war er meistens auch da.“

Braune Augen hielten seinen Blick fest. „Was ist mit deiner Mutter?“

„Kannst du dir das nicht bereits denken?“ Michael schmeckte wieder die vertraute Bitterkeit, aber inzwischen mischte sich auch etwas Neues darunter.

„Frau Kernen…“

Er nickte nur und Brad drang nicht weiter auf ihn ein. Dennoch nutzte er die Chance, für einen Moment das Zimmer zu verlassen, um Sachen für den Jungen zu holen.

Nachdem die Handtücher ordentlich aufgehängt worden waren und Brad in Shorts und T-Shirt steckte, schaltete er den Fernseher an. Sie blieben bei irgendeinem Krimi hängen. Die Stimmen kämpften gegen die plötzlich eingetretene Stille an, während sie beide versuchten, sich daran zu gewöhnen, allein zu sein.

Nachdenklich sah er Brad an, der im Schneidersitz neben ihm saß und seine Aufmerksamkeit spürend seinen Blick erwiderte. Sie lächelten gleichzeitig, ehe er den Jungen zu sich zog. Brad lehnte sich gegen ihn, wandte sich dann wieder dem Fernseher zu.
 

Brad rutschte als erstes zur Wand hinüber, merkte dann aber, dass die Lücke zwischen ihnen größer als gewohnt war.

„Das Bett ist breiter als das alte“, machte Michael ihn aufmerksam.

Der Junge runzelte die Stirn, sagte aber nichts, sondern sah ihn nur auffordernd an.

„Nein…“ Leise, begleitet von einem Kopfschütteln. Er wollte, dass Brad es sich abgewöhnte, diese Art von Schutz zu suchen. Es machte ihn immer noch unbehaglich, das zu beobachten.

Brad gab schließlich auf und rückte näher an ihn heran, nahe genug, dass sich dessen Finger bequem um den Stoff seines Schlafanzugoberteils schließen konnten. Was wahrscheinlich auch nicht viel besser war. Aber wenigstens war diese Reaktion bei weitem nicht so tief integriert.

Michael spürte, wie Müdigkeit seine Glieder schwerer werden ließ, aber trotzdem blieb ihm der Schlaf fern. Vielleicht lag es an den Erinnerungen, die heute lebendig geworden waren oder einfach nur an dem ungewohnten Bett. Unruhig drehte er sich auf den Rücken und sah zur Decke hoch.

Der Junge neben ihm stieß einen leisen Laut des Protests aus, wachte aber nicht auf.

Mit einem Seufzen gab er auf und näherte sich dem Ruhepol in seinem Verstand, der nicht von ihm kam, in den er sich aber nichtsdestotrotz fallen lassen konnte. Und eine Minute später hatte Brad ihn mit in die Bewusstlosigkeit des Schlafs gezogen.
 

~TBC~
 

Jetzt sind es noch etwa vier Teile, bis es einen etwas größeren Zeitsprung gibt und ein paar neue (aber bekannte) Charaktere auftauchen ^^

cya, cu ^-^

"Jedes Mittel, das den Zweck erfüllt, sollte berücksichtigt werden"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 18/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Hiermit geht der Sommer zu Ende ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Jemma: Ich fasse es ja wohl nicht. Gerade wollte ich mein neues Kapitel hochladen, da sehe ich, dass noch ein Commi hinzugekommen ist *kopfschüttelnd sag* Aber siehste, so hast du es noch in die Greetings geschafft *grins*

Hm, es bestanden niemals viele Zweifel daran, dass Michael es bis zum Instruktor schafft. Der Rest von Rosenkreuz fragt sich vielmehr, ob er lange genug leben wird, um die nächste Stufe – und sein eigentliches Ziel – zu erreichen ^^°

Ich verstehe einfach nicht, was die Leute am Möbelumstellen so toll finden o.O Meine Schwester macht das auch laufend… Brad hatte immerhin einen triftigen Grund ^.~
 

@F4-Phantom: Ich kann mich gar nicht erinnern, früher allzu viele Hausaufgaben gehabt zu haben. Allerdings ist es wirklich eine Weile her… ^.~ Hoffe, du hast viel Spaß in Griechenland, dort kannst du dich ja von der Schule erholen ^^

*lach* Mir ist Michaels Vater auch sympathisch und ich war froh über die Gelegenheit, ihn auch mal einbauen zu können. In CD war er ja viel zu früh gestorben -.-
 

@Razielle: *nod* So eine Einschlafhilfe wäre manchmal wirklich praktisch. Aber auf der anderen Seite funktioniert sie nur, weil Michael ein Telepath ist. Und das zu sein wäre doch etwas anstrengend… *zwinka*

*gg* Ich musste gerade an Schuldigs ersten Auftritt in RftS denken (und es wird bei dem einen nicht bleiben). Glaub mir, er wird seine typisch freche Ader deutlich genug zeigen und auch durch die Bestrafung keinen nachhaltigen Dämpfer verpasst bekommen.
 

@Kralle: *lach* Das klingt fast so, als würdest du davon ausgehen, dass Michael seine Schüler quälen würde. Ich denke, er wird sich als Instruktor gut machen. Er wird nur keine Dummheit dulden… nun ja, außer von Brad kommend vielleicht ^^
 

~ „Aber nun ist mir klar, warum du auf dem Schießstand so schlechte Leistungen abgeliefert hast. Wenn du wenigstens in der Lage gewesen wärst, dein Talent zur Unterstützung heranzuziehen, wäre die fehlende Brille kein Hindernis gewesen.“ ~
 

(Herr Schneider zu Brad, Corruption of the Mind, Teil 5)
 

Teil 18 „Jedes Mittel, das den Zweck erfüllt, sollte berücksichtigt werden“
 

Es war so warm, dass man sich fühlte, als würde man durch erhitztes Wasser laufen. Vollkommen davon eingehüllt, nur die Feuchtigkeit fehlte. Und Michael vermisste sie ganz sicher nicht.

Brad hatte interessiert beobachtet, wie seine Schüler ihre Schießübungen absolvierten, kam jetzt zu ihm herüber. „Die Farbwahl ist etwas unglücklich, oder?“ Ein schnelles Lächeln schloss sich dem an. „Aber du kannst dich damit trösten, dass dir Schwarz steht.“

„Sehr witzig, mein Kleiner. Pass auf, wie sehr du mich ärgerst, sonst kannst du deinen Schießunterricht vergessen.“

Brad schien wenig beeindruckt. „Und wenn ich jemand anderen frage? Herr Schumann oder Herr Rudert wären bestimmt einverstanden. Oder dein Vater vielleicht?“ Der Junge legte den Kopf schief und die braunen Augen funkelten.

Er hielt mit Mühe ein Lachen zurück. „Bei wem hast du dich denn sonst noch eingeschleimt, hm?“

„Ich lege doch nicht alle meine Karten offen.“

Es war wirklich erstaunlich, wie schnell Brad die Instruktoren für sich gewinnen konnte. Der Junge war der eifrigste Schüler, den sie sich wünschen konnten und das, obwohl er noch nicht einmal einen offiziellen Stundenplan hatte.

„Wofür hast du eigentlich Herrn Schumann eingespannt?“

Sein Blick wurde voller Unschuld erwidert. „Für gar nichts. Ich hatte nur ein paar Fragen zu einer Matheaufgabe.“

„Aus dem Buch, mit dem du eigentlich noch ein paar Jahre nichts zu tun haben wirst?“

„Genau das. Und da du gerade nicht da warst und Herr Schumann das Quartier neben uns hat, bin ich eben zu ihm gegangen. Immerhin unterrichtet er das Fach auch.“

„Natürlich. Es war alles nur Zufall… Ich habe eher das Gefühl, dass du darauf aus bist, alle um den kleinen Finger zu wickeln. Glaub bloß nicht, jeder würde darauf hereinfallen.“

„Jeder vielleicht nicht…“ Für einen Moment wurde Brad kalt.

Himmel, der Junge hatte tatsächlich beschlossen, sich nicht nur lenken zu lassen, sondern die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Und Michael konnte das verstehen. >Mach was du willst. Versuche, damit durchzukommen. Sie halten auch so schon genug von deinem Leben in ihrer Hand.< Er strich durch die schwarzen Haare und ein Schwall von Wärme strömte durch ihn hindurch. Die Kälte war verschwunden. „Kleinen Moment…“

Er kontrollierte die Zielscheiben. Keine zu groben Fehler. „Austauschen, Magazin wechseln und dann das Ganze nochmal von vorne.“

Als er zu Brad zurückkehrte, geschah das mit einer kleinkalibrigen Waffe, die auch für den Jungen handhabbar sein müsste. Als erstes zeigte er ihm, wie sie zu halten war, wie Brad den Arm zu positionieren hatte, und er spürte den Blitz des Wiedererkennens. Auf subtile Art und Weise änderte sich der Stand des Jungen und Brad fiel in eine Art Fokus, ohne einen Gedanken daran verschwenden zu müssen.

Michael stützte sich unwillkürlich ab, als Brads Talent gegen seinen Verstand presste wie ein Überspannungsblitz und hastig lockerte er ihre Verbindung. Was da eigentlich schon nicht mehr nötig war, Brads Schilde hatten sich verschoben, sobald dieser unterbewusst sein Unbehagen registrierte.

Einige Köpfe wandten sich Brad zu, als der zu schießen begann und nicht stoppte, bevor das Magazin leer war.

Ein wenig betäubt betrachtete er die so eng beieinander liegenden Einschusslöcher, dass sie im Prinzip schon ein einziges bildeten. Er hätte es schon am ersten Abend wissen müssen, als Brad die Gabel so zielgenau platziert hatte. In Interaktion mit dessen Talent. Genau das, was hier eben geschehen war.

„Und du bist sicher, dass ich dir noch was beibringen soll?“

Brad erwiderte seinen Blick beinahe verwirrt. „Jetzt nicht mehr.“
 

Auch Brads weitere Versuche hatten geendet wie der erste, womit wohl bewiesen war, dass sie es mit keinem reinen Zufall zu tun hatten. Nicht, dass Michael das überhaupt ernsthaft in Erwägung gezogen hatte. Schließlich war er nahe genug dabei gewesen, um zu spüren, wie Brad arbeitete.

Er verkniff sich ein schiefes Lächeln, als er den Schülern nachsah, die er eben entlassen hatte. Worüber sie sich unterhielten war auch für jeden Nicht-Telepathen ersichtlich, die Blicke verrieten alles. An Brad glitten sie natürlich völlig ab.

„Komm, setzten wir den Unterricht woanders fort.“

Sie nahmen sich eine Decke mit und suchten sich einen Platz im Schatten der Bäume, die ganz in der Nähe standen. Licht filterte durch die grünen Blätter, die den Sonnenstrahlen ihre Intensität nahmen und nur noch Weichheit übrigließen.

Erleichtert ließ er sich auf den Boden sinken und Brad kniete mit einem Lächeln neben ihm nieder. „Da du jetzt offiziell frei hast, musst du ja nicht mehr so perfekt aussehen.“ Damit wurde seine Krawatte zuerst gelockert, dann ganz abgenommen.

„Wenn du so weitermachst, bekommst du noch direkt Übung darin.“

Brad streckte ihm als einzige Antwort kurz die Zunge raus, knöpfte anschließend noch die oberen Knöpfe seines Hemds auf. „Besser so?“

Er fing die Hände des Jungen ein und drückte sie flüchtig. „Ja, danke. Aber jetzt zum Reinigen.“

Brad saß zwischen seinen ausgestreckten Beinen, während er ihm jeden Handgriff zeigte. Danach beobachtete Michael aufmerksam, wie der Junge die Schritte wiederholte, ganz zum Schluss ein neues Magazin einrasten ließ. „Sehr gut. Vergiss nicht, dass du deine Waffe immer reinigen musst, bevor du sie abgibst. Ansonsten kannst du zur Strafe den Job für die gesamte Klasse übernehmen.“

„Ich werde daran denken.“ Brad lehnte sich zurück, ließ aber nicht die geladene Waffe aus den Augen. „Ist es nicht ein wenig unvorsichtig, den Schülern echte Munition auszuhändigen? Was wenn einer durchdreht?“

„Normalerweise verlassen die Waffen den Schießstand nicht mit Munition. Man kann genauso gut mit leeren Magazinen die Pflege üben. Und dort?“ Er zuckte mit den Schultern. „Von den Instruktoren wird erwartet, dass sie die Kontrolle behalten. Und bisher gab es keine Zwischenfälle. Wahrscheinlich sind die Schüler viel zu sehr auf ihre Talente fixiert, um auf so etwas Profanes wie normale Waffen zurückzufallen.“

Brad lachte. „Jedes Mittel, das den Zweck erfüllt, sollte berücksichtigt werden. Alles andere ist Dummheit.“

„Damit hast du wohl Recht.“
 

„Herr Neubert, könnte ich Sie bitte kurz sprechen?“

Der Precog musterte ihn für einen Moment überlegend, ließ ihn dann herein und bat ihn, auf der Couch Platz zu nehmen. Der ältere Instruktor setzte sich in den Sessel und ein schmales Lächeln umspielte nach einer weiteren Musterung dessen Lippen.

„Lass mich raten, es geht um Brad. Und Herr Franken hatte gerade keine Zeit.“

Unwillkürlich erwiderte er das Lächeln. „Um genau zu sein, wollte ich ihn nicht behelligen.“ Nicht, solange er eine andere Alternative hatte. „Mit Brad liegen Sie allerdings vollkommen richtig.“ Und dann erzählte er dem anderen Mann, was sich heute auf dem Schießstand zugetragen hatte.

„Ich verstehe… Deinem Bericht zufolge setzt er sein Talent automatisch beim Anvisieren ein.“

„Ja, daran besteht kein Zweifel. Ich wollte wissen, ob es gefährlich für ihn werden könnte, wenn er das bereits in seinem Alter tut. Ich habe gehört, dass es dabei schon zu…“ Er suchte nach dem richtigen Wort, aber das wurde ihm von Herrn Neubert abgenommen.

„Unfällen kam.“ Der Precog lachte kurz und ohne Humor auf. „Das stimmt, manchmal kommt es vor, dass das Gehirn von der raschen Abfolge der Visionen und deren Auswertung überlastet wird. Je besser man als Schütze im Allgemeinen ist, desto geringer das Risiko, da die Zahl der zu durchlaufenden Möglichkeiten natürlich sinkt. Auch die Geschwindigkeit der Reaktion ist davon abhängig.“ Der Ältere lehnte sich zurück und schloss für einen Moment die Augen, um nachzudenken.

Dessen Worte schienen weiterhin in der Luft zu hängen, darauf wartend, dass eine Beurteilung folgte, um ihnen Gewicht zu verleihen. Sei es nun hin zum Positiven oder Negativen.

Schließlich wurde der Blickkontakt wieder hergestellt. „Ich denke, du musst dir in der Hinsicht keine Sorgen machen. Brad dürfte noch nicht in der Lage sein, sein Talent so anzuwenden – aber offensichtlich tut er es.“ Das folgende Lächeln sprach von trockener Belustigung. „Diese Unfälle beruhten nicht auf einem kumulativen Effekt, sondern betrafen Anfänger bei ihren ersten Versuchen. Da Brad wiederholt Erfolg hatte und das auch noch mit einer solchen Sicherheit, ist er ganz gewiss nicht als Anfänger einzuordnen. Es sollte keine Gefahr für ihn bestehen. Sicherheitshalber werde ich natürlich mit Herrn Franken darüber sprechen.“

„Vielen Dank.“

Die ausgewaschenen Augen sahen kurz in die Ferne. „Die Gelegenheit wird sich sogar gleich ergeben. Es wäre wirklich hilfreich zu wissen, wo Brad vor seinem Aufenthalt im Institut gewesen ist. Er hat bereits eine gewisse Ausbildung erhalten und auch wenn es mich schmerzt das zugeben zu müssen, scheint sie effektiver zu sein als das, was uns bisher möglich ist.“

Brads Vergangenheit… das war wirklich die große Frage hier, nicht wahr? Seine Gesichtszüge verhärteten sich. „Sie denken doch nicht daran, einen weiteren Scan zu versuchen?“

Herr Neubert machte eine Geste der Beschwichtigung. „Die Umstände waren das letzte Mal nicht gerade ideal. Vielleicht führte das zum Misserfolg.“

Er schüttelte den Kopf, wusste selbst nicht, ob in Ablehnung oder Unglauben.

„Das Triumvirat wird früher oder später eine Entscheidung darüber treffen müssen“, hörte er den Anderen sagen, während er die Kälte in sich niederzuringen versuchte.

>Michael?<

Brads Berührung ließ den Nebel verschwinden und innerhalb eines Herzschlags wusste der Junge, worum es gerade ging.

>Vertraust du nicht mehr auf meine Schilde?< Beinahe belustigt.

Und irgendwie beruhigte ihn das. Vielleicht rührten seine Zweifel von der Tatsache her, dass er selbst inzwischen leichter Zugang zu Brad fand.

>Richtig. Du bist aber nicht sie. Soll sie sich doch die Zähne an mir ausbeißen.<

Michael schnaubte und das nicht nur auf mentaler Ebene. >Du weißt, dass Hochmut vor dem Fall kommt?<

>Natürlich. Aber wir beide wissen, dass sie vor mir fallen wird. Sehr tief.< Und damit beendeten sie ihr Zwiegespräch.

„Hat Brad seine eigene Meinung kundgetan?“

„Ja.“ Er verzichtete darauf auszuführen, wie sie lautete. „Ich bleibe jedenfalls dabei, von einem weiteren Versuch abzuraten. Es könnte schließlich auch für Frau Kernen ungut ausgehen.“ Ein Wangenmuskel zuckte, während er das sagte. Als hätte er etwas gegen einen solchen Ausgang… Aber dieser Aspekt würde auch Brad schützen und solange es um den Jungen ging, war der sicherste Weg auf jeden Fall der beste.

Das Klopfen an der Tür hielt Herrn Neubert von einer Antwort ab, die sie sowieso nicht weitergebracht hätte.

Michael erhob sich augenblicklich. „Ich gehe dann besser. Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für mich genommen haben.“

„Du kannst dich jederzeit an mich wenden, Schneider.“ Der ältere Precog stockte, als ihm zum ersten Mal auffiel, dass er Michael die ganze Zeit geduzt hatte.

Er lächelte. „Wir müssen uns alle noch daran gewöhnen.“

Wie erwartet war es Herr Franken, der vor der Tür stand. Weniger erwartet stand Brad daneben.

„Ich habe dir doch gesagt, du sollst im Zimmer bleiben.“

„Schlagen deine Erziehungsmethoden fehl, Schneider?“ Grau-blaue Augen musterten ihn amüsiert und Brad lächelte, bevor dieser nach seiner Hand griff.

Erst nachdem sie allein waren, ging Michael in die Hocke. „Wärst du so nett, in Zukunft auf mich zu hören?“

Brad sah zu ihm herunter. „Du hattest dich aufgeregt…“ Keine richtige Antwort.

„Du kennst den Grund. Sie werden es noch einmal versuchen. Sie wollen wissen, wo dein Talent ausgebildet wurde.“

Brad blieb unbeeindruckt.
 

Sie waren auf der Krankenstation, sicherheitshalber. Am sichersten wäre es natürlich, die Aktion abzublasen. Michael verbarg diesen Gedanken tief in sich, während die eisblauen Augen von Frost überzogen wurden.

Eine Hand drückte seine Schulter. „Es wird bald vorbei sein und Brad wird nichts passieren.“

„Sie wird sowieso nichts erfahren.“

„Die Informationen sind den Versuch wert.“ Sein Vater nahm die Hand wieder weg und blickte zu dem Jungen hinüber, der mit ausdrucksloser Miene auf der Liege saß.

William war bei ihm und sprach jetzt leise zu Brad. „Leg dich einfach zurück, schließ die Augen und entspanne dich.“

Brad folgte den Anweisungen des Arztes, aber nicht bis zum letzten Punkt.

Er biss die Zähne zusammen, als sie auf einem Stuhl daneben Platz nahm und eine Hand auf Brads Stirn legte. Michael konnte ihre Kraft fühlen – und auch, wie sie geradewegs gegen eine Mauer damit rannte.

„Senke deine Schilde.“

Brad schlug die Augen auf, suchte ihren Blick, ohne vor ihr zurückzuschrecken. „Ich denke nicht, dass Sie das wollen.“

Herr Franken wandte den Kopf zur Seite, um ein Lächeln zu verbergen und sein Vater wirkte ebenfalls belustigt. Plötzlich gelang es Michael, sich zu entspannen. Brad würde wirklich nichts passieren, sonst wäre der Junge nicht so ruhig.

„Überlass das meiner Entscheidung.“ Kalt.

Brads Lächeln war nicht weniger kalt, bevor dieser wieder die Augen schloss. Die Mauer fiel in sich zusammen und gleichzeitig wurde Michael von Glaswänden umgeben. Sie hielten ihn davon ab, in den sich auftuenden Abgrund zu stürzen. Dieses Mal schien Brad keine Visionen einzusetzen, um sie abzuwehren, vielleicht, weil das Überraschungsmoment fehlte. Der Junge war vorbereitet.

Michael kehrte in die Realität zurück, wo Brad sich inzwischen aufgesetzt hatte.

„Jetzt ist sie wieder ohnmächtig.“ Eine nüchterne Feststellung.

William kümmerte sich um sie, während er selbst sich zu Brad setzte, der sich gleich darauf gegen ihn lehnte.

„Können wir solche Experimente in Zukunft lassen?“ Sein Blick ging auffordernd zwischen Herrn Franken und seinem Vater hin und her.

Ersterer nickte. „Frau Kernen weiß jetzt, dass wir auch mit Brads Kooperation nichts erreichen.“ Dann wandte sich der Ältere an Brad. „Wenn deine Erinnerungen zurückkehren sollten, meldest du es uns.“

„Michael wird es wissen“, erwiderte der Junge ernst, konnte die Erschöpfung nicht ganz verbergen. Dabei schien ihm alles so leicht gefallen zu sein.

„Ich werde ihn ins Bett stecken.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, nahm er Brad auf den Arm und verließ den Raum. Niemand hielt ihn zurück.

>Hast du kooperiert?<

Brad lächelte gegen seinen Hals. >Auf gewisse Weise schon. Sie wird den Unterschied nicht bemerkt haben.<
 

~TBC~
 

Wie ihr seht ist Herr Neubert hier um einiges umgänglicher als in CD. Was natürlich eine Menge damit zu tun hat, dass Herr Franken noch am Leben ist ^^ So hat er keinen Grund, gegen Brad vorgehen zu wollen *nick*

cya, cu ^-^
 

Dramatis Personae
 

Herr Neubert

Precog

Close Distance Teil 102 (Instruktor auf Rosenkreuz)

Corruption of the Mind, erste namentliche Erwähnung in Teil 8 (Instruktor auf Rosenkreuz)

"Alles in allem seid ihr ein ziemlich sadistischer Haufen"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 19/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Wir wechseln zur etwas kälteren Jahreszeit…

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Razielle: Ein bissl Geduld wirst du aber aufbringen müssen, immerhin ist Schuldig noch eine Weile zu jung, um auf RK zu sein. Aber zur Aufmunterung: es wird schon vorher eine Szene mit ihm im Heim geben ^^

Frau Kernen wird sich nach ihrem letzten Fehlschlag erst einmal ruhig verhalten. In diesem Fall ist es für Brad nur gut, dass er talentiert ist. Schließlich besteht für RK deswegen ein besonderes Interesse daran, ihn am Leben zu halten *nick*
 

@Jemma: *grins* Also in diesem Fall kann ich verstehen, dass das Möbelumstellen erforderlich war ^^ Nachdem sich Brad endlich einigermaßen sicher fühlt, wird sein Umgang mit Michael das auch reflektieren. Es wird Brad nicht schwerfallen, Michael häufiger mal aufzuziehen. Es ist kein Wunder, dass Michael sich Sorgen machte. Wie Herr Neubert so schön sagte, es gab schon „Unfälle“ bei Precogs… Und natürlich versucht Brad, jeden in die Tasche zu stecken. Das kann ja später nur nützlich für ihn sein ^^
 

@F4-Phantom: Klingt ja nach wirklich spannenden Hausaufgaben ^^# Also im Nachhinein frage ich mich echt, wofür man einige Dinge in der Schule gemacht hat…

*lach* Ich hoffe, du kommst nicht zu durcheinander mit den Storys. Schließlich basieren sie auf ziemlich unterschiedlichen Ausgangssituationen. Brad aus CotM ist mit dem aus RftS wirklich nicht vergleichbar ^^
 

@Kralle: Brad kann für sein Alter wirklich schon ziemlich viel und das hat auch seinen Grund. Aber alles kann er nicht, wobei gerade der ‚normale’ Schulstoff zu nennen wäre. Ganz davon abgesehen muss er ja selbst an die Dinge, die er eigentlich schon weiß, erst einmal erinnert werden ^.~
 

Teil 19 „Alles in allem seid ihr ein ziemlich sadistischer Haufen“
 

„Aufwachen!“

Die Matratze federte unter Michael nach, als jemand auf das Bett sprang und riss ihn endgültig aus dem Schlaf – als hätte die freundliche Aufforderung zuvor nicht schon ausgereicht. Brad konnte wirklich froh über ihre mentale Verbindung sein, denn ansonsten hätte er auf den vermeintlichen Angriff schon längst reagiert und später Fragen gestellt. „Was soll das?“, murmelte er in sein Kissen hinein, nachdem er sich mit einem flüchtigen Blinzeln davon überzeugt hatte, dass es viel zu dunkel war, um bereits wach zu sein.

„Du musst aufstehen.“

Michael konnte Brads Grinsen regelrecht heraushören. Warum zum Teufel war der Junge so munter? Langsam wandte er den Kopf zur Seite und begegnete dem Blick brauner Augen. „Warum?“

„Weil Herr Schumann gleich kommt und du dann bestimmt angezogen sein willst.“

Das sorgte dafür, dass er sich zumindest aufsetzte. Woraufhin Brad nah genug war, um ihn an sich zu ziehen. „Und warum sollte er das tun, mein Kleiner? Zudem scheint es dir doch relativ egal zu sein.“ Eisblaue Augen huschten über Brad hinweg, der nur Shorts und T-Shirt anhatte.

Brad ließ sich die Umarmung gerne gefallen. „Es wäre unfair, wenn ich was Warmes anziehen würde. Aber du bist ja nur ein Zuschauer.“

Ah… „Heute ist die Schwimmübung, ja?“

„So kann man das wohl auch bezeichnen.“ Brad löste sich von Michael und rümpfte die Nase. „Ihr könnt mir viel von Abhärtung erzählen, ich glaube einfach nicht, dass das etwas bringt.“

Er konnte nicht anders als zu lachen und wuschelte durch den schwarzen Haarschopf. „Und ich glaube nicht, dass deine Meinung in diesem Fall besonders gefragt ist.“

Woraufhin Brad ihm die Zunge rausstreckte.

Amüsement blitzte in eisblauen Augen auf. „Keine Argumente, was?“

Der Junge hielt eine Antwort für unter seiner Würde und ließ sich vom Bett rutschen, griff dann nach seiner Hand. Bereitwillig folgte er dem Zug und kam auf die Beine. Ein Blick auf den Wecker verriet ihm, dass er wohl erst heute Abend wieder ins Bett kommen würde. „Bleibt mir noch genug Zeit für eine Dusche?“

„Natürlich, ist alles mit eingerechnet.“

„Natürlich…“, schüttelte Michael den Kopf, um anschließend ins Bad zu verschwinden. Brad könnte einem manchmal direkt unheimlich werden, aber-

>…du weißt ja, dass es bloß mein Talent ist<, lachte der Junge in seinen Kopf hinein, von einem Wärmeschwall begleitet.

>Frechdachs.<
 

Er hatte sich gerade seinen Pullover übergestreift, als das erwartete Klopfen seine Aufmerksamkeit einforderte. Ohne Eile ging er zur Tür und öffnete sie, um gleich darauf Herrn Schumann gegenüber zu stehen.

„Entschuldige die Störung, Schneider, aber ich bin hier, um…“ An dieser Stelle verstummte der andere Telepath langsam und nahm seinen bekleideten Zustand auf. „Ich erzähle dir hier wohl nichts Neues.“

Michael erwiderte das schmale Lächeln. „Niemand hat mir etwas verraten. Mir ist klar, dass ich Brad nicht vorwarnen sollte, aber Ihre Vorsichtsmaßnahmen waren in diesem Fall vergebens.“

„Ich verstehe schon, Brad hat dich vorgewarnt, nicht wahr?“

Der Junge wählte diesen Moment, um sich zu ihnen zu gesellen. „Guten Morgen, Herr Schumann.“ Ein Lächeln blitzte auf, dann wurde die Frage des älteren Mannes auch schon beantwortet. „Ich wusste bereits seit ein paar Tagen Bescheid.“

Michael zog eine überraschte Augenbraue hoch. „Und warum hast du mir dann nicht früher etwas davon erzählt, statt mich einfach aus dem Schlaf zu reißen?“

Brad war sich keinerlei Schuld bewusst, wie ihm der Blick der braunen Augen verriet. „So hat es viel mehr Spaß gemacht.“ Vollkommen ernst. Jedenfalls für ein paar Sekunden. Dann musste Michael es sich gefallen lassen, von den beiden ausgelacht zu werden.

„Ha ha, sehr witzig.“

„Sieh es so, Schneider. Immerhin war er so nett, dich überhaupt zu wecken.“ Immer noch lächelnd wandte Herr Schumann sich ab und ging vor.

Seine Hand kam in Brads Nacken zu ruhen und drückte sanft zu. „Wirklich sehr nett von dir, mein Kleiner.“

„Ich weiß.“ Von einem Grinsen begleitet, das nicht länger als einen Wimpernanschlag anhielt.
 

In der Eingangshalle waren die restlichen Erstklässler versammelt und so wie Brad hatten sie nichts weiter als ihr Nachtzeug an. Nicht einmal Schuhe waren ihnen erlaubt worden, weswegen einige von einem Fuß auf den anderen traten. Der Boden war nicht besonders warm. Eher das genaue Gegenteil.

„Morgen werden wir alle eine Erkältung haben“, murmelte Brad bei diesem Anblick vor sich hin.

„Das könnte passieren“, stimmte er ihm mit leisem Amüsement zu. „Aber ich werde mein Bestes geben, damit es dich nicht erwischt.“

„Am besten wäre es, die ganze Aktion abzublasen“, gab der Junge unbeeindruckt zurück.

„Geht nicht, diese sogenannte Aktion hat Tradition.“ Michael verkniff sich ein Lachen, als Brad das Gesicht verzog.

Und dann folgten sie den anderen hinaus zum Schwimmbecken. Kalter Wind empfing sie, kaum dass sie vor die Tür getreten waren, was nicht weiter verwunderlich war. Immerhin hatten sie schon Herbst. Brad trat unwillkürlich einen Schritt näher an ihn heran, aber Michael bezweifelte, dass das viel helfen würde.

Am Becken angekommen, konnte er eine dünne Eisschicht sehen. Es wurde Zeit, das Wasser abzulassen und das Schwimmbecken winterfest zu machen. Also der perfekte Zeitpunkt für dieses frühmorgendliche Bad, wie es jedes Jahr einmal stattfand. Auch schon, als er selbst ein Erstklässler gewesen war.

Einer der Instruktoren zerstörte das Eis, während Herr Schumann dafür sorgte, dass sich alle in einer ordentlichen Reihe aufstellten. Inzwischen war jedem Schüler klar, was das hier werden sollte, aber niemand äußerte seinen Unmut laut.

Was Michael natürlich nicht davon abhielt, auf anderem Wege einige Verwünschungen aufzufangen. Ein kühles Lächeln bog seine Mundwinkel nach oben, als er ein paar besonders originelle Einfälle an Brad weitergab, der leise schnaubte.

>Der Mangel an Begeisterung ist für euch nur ein Grund mehr, die Tradition fortzuführen, stimmt’s?<

>Du hast uns mal wieder durchschaut, mein Kleiner.<

>Das war nicht weiter schwer. Alles in allem seid ihr ein ziemlich sadistischer Haufen.<

>Wenn du älter bist, kannst du ja deinen Einfluss dafür einsetzen, das hier abzuschaffen.<

Braune Augen funkelten ihn an. >Ich denke gar nicht daran.<

Und dieses Mal hielt Michael sein Lachen nicht zurück, was dafür sorgte, dass die Schüler ein paar Schritte in die entgegengesetzte Richtung auswichen.

Wieder ein Schnauben von Brad, das nicht kommentiert werden musste.

Geduldig warteten sie darauf, dass einer nach dem anderen das Becken durchquerte. Natürlich in Längstrichtung, alles andere wäre ja zu einfach gewesen. Niemand weigerte sich und niemand versagte. Selbst wenn jemand bei seiner Ankunft auf Rosenkreuz ein Nichtschwimmer gewesen sein sollte, war ihm das schon längst ausgetrieben worden.

Am anderen Ende wurden die Namen abgehakt und die Kinder dann sich selbst überlassen. Die meisten waren intelligent genug, sofort in Richtung Unterkunft zu rennen, um sich schleunigst aufzuwärmen, aber einige hatten nichts Besseres zu tun, als die paar Schüler höhnisch anzufeuern, die vor dem Sprung ins Wasser zögerten.

Brad gehörte nicht zu denjenigen, die zögerten. Das Gesicht des Jungen erstarrte lediglich für einen Moment in Ausdruckslosigkeit, dann sprang er mit einem Schritt Anlauf auch schon hinein.

Michael spürte den Kälteschock und genauso, wie Brad ihn überwand, in regelmäßigen Zügen das Becken zu durchmessen begann. Er zog sich innerlich ein Stück zurück, denn trotz seiner warmen Sachen hatte er bereits eine Gänsehaut. Wenigstens musste er nicht lange warten, nicht einmal eine Minute später stemmte Brad sich auf der anderen Seite am Beckenrand hoch. Doch anders als erwartet kehrte der Junge nicht sofort zu ihm zurück.

Stirnrunzelnd setzte er sich Bewegung, während bereits der nächste Schüler ins Becken sprang. Brad schien seine Annäherung nicht zu registrieren, stand ganz einfach nur da und starrte überlegend seine Hände an, die immer dann zitterten, wenn ein Schauer durch den Schwarzhaarigen lief.

„Was ist los?“, fragte Michael leise, als er Brad erreichte.

Der hob den Kopf und sah ihn beinahe verwundert an. „Es ist kalt…“

Im ersten Moment wollte er auflachen, aber dann wurde ihm bewusst, wie ernst der Junge das meinte. Und so war es nur ein sanftes Lächeln, das seine Mundwinkel nach oben bog. Er sollte nicht vergessen, dass manche Erfahrungen für Brad immer noch neu waren und von einem Regenguss im Sommer überrascht zu werden konnte hiermit nicht mithalten. „Ja, das ist es.“

Brads Lippen begannen blau zu werden, daher zog er ihm rasch das nasse Shirt über den Kopf, um dann den eigenen Pullover auszuziehen und Brad überzustreifen. Er verstieß damit gegen keine Regeln. Wenn eines der Kinder wach genug gewesen wäre, um sich Sachen mitzunehmen, hätte niemand es daran gehindert. Ironie blitzte in eisblauen Augen auf, als er daran zurückdachte, wie sie zu seinen Zeiten aus dem Schlaf gerissen worden waren. Der Befehl hatte gelautet mitzukommen, ohne sich etwas überzuziehen. Niemand war auf die Idee gekommen, dass man ja einfach seine Kleidung unter den Arm hätte klemmen können. Er selbst auch nicht.

„Besser?“, wollte er wissen.

Und auch wenn Brad immer noch mit den Zähnen klapperte, erhielt er ein Nicken. Gleich darauf richteten sich die braunen Augen auf ihn und ein Lächeln flog über Brads Gesicht. „Ihr hattet damals gar keine Ahnung, was sie mit euch vorhatten. Genauso wenig wie die anderen heute. Da ist es ein bisschen schwierig, überhaupt auf den Gedanken zu kommen, dass man gleich etwas Warmes zum Überziehen braucht.“

„Tatsächlich… Deine Auffassungsgabe ist trotz der frühen Stunde mal wieder bewundernswert.“ Neckend fuhr er durch die schwarzen Haare, doch Brad ließ sich nicht ärgern.

„Das weiß ich auch“, wurde ihm ganz einfach mitgeteilt.

Michael lachte und nahm den Jungen dann auf den Arm. „Warum hast du dir eigentlich nichts mitgenommen, hm? Du bist weder überrascht worden noch warst du ahnungslos.“

Zufrieden legte Brad den Kopf auf seine Schulter. „Warum sollte ich? Dafür bist du doch da.“

Wogegen er nichts sagen konnte. Immerhin _hatte_ Brad seinen Pullover an.

Zurück im Hauptgebäude konnte er sehen, dass einige Küchenfrauen dabei waren, heißen Tee zu verteilen. Die Tassen wurden den Schülern in die Hand gedrückt, wonach diese sich auf den Weg zurück in die Zimmer machten.

Michael überlegte, sich in die angenehm kurze Schlange einzureihen, doch eine der Küchenfrauen schien Brad zu erkennen und näherte sich ihnen.

„Ich werde Ihnen etwas zu ihrem Quartier bringen lassen“, wurde ihm angeboten, ohne dass sie ihm in die Augen sah.

Brad wandte den Kopf, kaum dass die Stimme aufgeklungen war. „Hallo Manja.“

„Hallo Brad.“ Sie lächelte. „Hast du deinen Ausflug gut überstanden?“

„Natürlich, aber jetzt ist mir kalt.“

„Dagegen weiß ich schon was, keine Sorge. Und jetzt ab mit dir, damit du dir etwas Richtiges anziehen kannst.“

Michael verfolgte den Wortwechsel mit hochgezogener Augenbraue. Seine Zustimmung wurde anscheinend nicht mehr benötigt und auch nicht abgewartet, denn diese Manja eilte nach einem kurzen Abschied wieder davon.

„Wer war das denn?“, fragte er, während er sich in Richtung Unterkunft aufmachte.

„Ich habe Manja schon ein paar Mal in der Küche getroffen. Sie gibt mir etwas zu essen, wenn ich Hunger habe.“

„Ist das so.“ Er sollte nicht überrascht sein, Brad war es schon immer gelungen, Erwachsene um den kleinen Finger zu wickeln.

„Mm…“, brummte der Junge. „Sie macht großartigen Schokoladenpudding.“

Ein Grinsen drohte hervorzubrechen, aber Michael konnte es gerade noch aufhalten. „Da kann man ja direkt neidisch werden.“

„Ich kann dir das nächste Mal etwas abgeben“, wurde ihm großzügig angeboten. Dann legte Brad eine kleine Kunstpause ein. „Wenn ich daran denke, heißt das.“

Michael verpasste ihm eine ganz und gar nicht ernst gemeinte Kopfnuss. „Du wirst schon wieder frech.“

„Finde ich überhaupt nicht.“ Aber er konnte gegen seinen Hals Brads Lächeln spüren.

Im Quartier angekommen, ließ er den Jungen ganz unzeremoniell aufs Bett fallen und ignorierte dessen empörten Protest. „Ausziehen. Ich hole dir trockene Sachen.“

Ohne eine Bestätigung abzuwarten, verschwand er ins Bad, um nach einem Handtuch zu greifen. Anschließend ging es zum Schrank, wobei sein Blick aufs Bett fiel. Brad hatte sich unter die Bettdecke verkrochen und nicht einmal ein Haar war noch von ihm zu sehen. Michael lächelte unwillkürlich. „Spielst du Maulwurf?“

Es kam Bewegung in die Beule unter der Decke und gleich darauf funkelte ihn ein Paar brauner Augen an. „Was soll das heute mit den ganzen Tiernamen? Aber nein, selbst ohne Brille bin ich dafür noch nicht blind genug.“

Er lachte und warf das Handtuch über Brads Kopf, bevor er sich wieder dem Schrank zuwandte und alles Notwendige zusammensuchte. Anschließend machte er sich daran, den schwarzen Haarschopf trockenzurubbeln, während Brad geduldig stillhielt.

„Wir haben noch eine knappe Stunde bis zum Frühstück. Eine Idee, was wir bis dahin machen könnten?“

„Schach spielen“, kam ohne Zögern die Antwort und Michael unterdrückte ein Aufstöhnen.

„Nicht schon wieder.“ Er legte das Handtuch beiseite und griff nach den Sachen.

„Du willst bloß nicht verlieren“, wurde ihm entgegengehalten, während Brad anfing sich anzuziehen.

Dummerweise konnte er dem nicht einmal widersprechen. „Wie wäre es mit Scrabble?“, machte er stattdessen einen Gegenvorschlag.

Brad sah wenig begeistert aus. „Wenn es sein muss.“

„Wenigstens haben wir dabei gleiche Chancen.“ Mit dem Zeigefinger tippte er gegen Brads Stirn, um so auf dessen Talent hinzuweisen und das Klopfen an der Tür hielt den Jungen davon ab, darauf zu reagieren.

Gleich darauf hatte er ein Tablett in der Hand, auf der sich neben einer Kanne zwei Tassen und ein abgedecktes Schälchen befanden. So beladen kehrte er ins Schlafzimmer zurück, während allmählich ein Verdacht in ihm aufstieg. Denn der von der Kanne ausgehende Duft erinnerte nun wirklich nicht an Tee.

Michael stellte das Tablett auf dem Nachtschrank ab und begann die erste Tasse zu füllen, fassungslos den Kopf schüttelnd. „Heiße Schokolade… wie hast du sie dazu gekriegt, dir heiße Schokolade zu machen? Und dann auch noch Sahne dazu?“

Brad grinste ihn einfach nur an. „Sie mag mich eben.“
 

~TBC~
 

Dieser Teil und die beiden folgenden sind anders als die bisherigen erst vor kurzem geschrieben worden. Ich habe sie eingeschoben, um ein paar ganz kleine Infos einzubauen. Nichts allzu Wichtiges, aber manche Punkte werden später noch aufgriffen werden ^^ Ganz abgesehen davon wollte ich die Gelegenheit nutzen, Herrn Schneider etwas mehr Raum zu geben, wie ihr noch sehen werdet. ^^

cya, cu ^-^

"Möchtest du einen Schneemann bauen?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 20/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Ah, Winter… mir scheint, meistens spielen meine Fics in der warmen Jahreszeit. o.O

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Jemma: Ich vergesse ehrlich gesagt immer wieder, wie gut heiße Schokolade schmeckt. ^^# Aber es gibt kaum etwas Besseres, um sich aufzuwärmen. *grins* Brad hat Glück, dass er auf Rosenkreuz an so etwas rankommt, aber wenn nicht er, wer dann… ^.~

Freut mich, dass dir dieser Brad gefällt ^^ Leider kann ich nicht versprechen, dass er in RftS durchgängig ein bestimmtes Auftreten zeigt. Ich schreibe die Story irgendwie in Sprüngen und ein bisschen ändert sich dann in der Regel, auch wenn ich versuche, in der Entwicklung konsistent zu bleiben.
 

@Razielle: *ist zu beschäftigt damit das neue Kapitel beta zu lesen, um auf deinen Nicht-Commi zu antworten* *snicker* Ich hoffe, die heiße Schokolade war lecker *zwinka*
 

@Kioye: *Verbeugung macht* Schön zu hören, dass es dir wieder gefallen hat ^____^ Sag mal, kenn ich dich schon und du hast nur den Nick gewechselt oder darf ich eine neue Leserin begrüßen? *sicherheitshalber Gummibärchen anbiet* Die Idee mit dem Schwimmbecken kam mir, als ich mal „Napola“ gesehen habe. Ich fand das war genau die richtige sinnlose Art von Grausamkeit, die nach Rosenkreuz passt. *Manja eine virtuelle Tasse heiße Schokolade an dich weiterreichen lässt*
 

@Kralle: Wahrscheinlich wären die Leute ein bisschen misstrauischer, wenn Brad ein Telepath wäre. Aber sie vergessen, dass auch Precogs einen Vorteil haben, wenn es darum geht, Leute zu lenken. Zur ihrer Verteidigung muss ich aber einräumen, dass Brad einfach besser ist als die Precogs, mit denen sie es normalerweise zu tun haben *grins*
 

~ „Es sieht so aus, als wären überdurchschnittlich viele Heiler dabei.“

„Das Verhältnis sieht in der Regel am Anfang immer so aus. Es ist schwer abzuschätzen, wie stark sich die Talente dieser Kinder noch entwickeln werden. Oft schaffen sie den Sprung zum Telekineten. Und wenn sie diese Schwelle überschritten haben, verlieren wir sie als Heiler.“ ~
 

(Crawford und Schneider, Close Distance, Teil 79)
 

Teil 20 „Möchtest du einen Schneemann bauen?“
 

Der erste Schnee des Jahres begann zu fallen, als Michael gerade dabei war, auf einer Karte Kriegsfronten zu markieren. Ein Schatten schien sich für einen Moment über den Raum zu legen, dann wurden die Sensoren auch schon aufmerksam und verstärkten das Licht.

Eisblaue Augen schweiften über die Klasse hinweg, aber niemand ließ sich von dem Anblick ablenken, niemand war dumm genug, das zu tun. Nun, bis auf eine Ausnahme vielleicht. Lautlose Schritte trugen ihn zu dem Tisch des Jungen, der beinahe fasziniert das Spiel der schweren, weißen Flocken beobachtete und dann traf seine Gerte auch schon mit einem scharfen Knall die Tischplatte, genau neben Marios Fingern.

Der Junge sprang erschrocken auf, starrte Michael aus geweiteten Augen an und erhielt ein schmales Lächeln geschenkt, das keine Freundlichkeit in sich trug.

„Habe ich wieder deine Aufmerksamkeit?“

Ein trockenes Schlucken, er konnte sehen, wie Marios Kehle arbeitete, bevor er seine Antwort erhielt. „Ja, Herr Schneider.“

„In dem Fall kannst du nach vorne gehen und die nächste Front einzeichnen.“ Belustigt sah er zu, wie Mario danach noch mehr Farbe im Gesicht verlor.
 

Als der Unterricht schließlich vorbei war, gab es kein Halten mehr und die meisten Instruktoren drückten ein Auge zu, wenn auf den Gängen gerannt wurde oder das Stimmengewirr zu neuen Lautstärkerekorden anschwoll. Michael war nicht besonders überrascht, dass Herr Müller eine Ausnahme darstellte und mit Herrn Schumann an seiner Seite passierte er die Opfer, die nun Liegestützen absolvieren mussten.

Der ältere Telepath schüttelte leicht den Kopf, wandte sich dann wieder Michael zu. „Was ist mit Brad?“

„Was soll mit ihm sein?“

Herr Schumann lächelte nur. „Was hält er von dem Trubel?“

„Ich glaube, er hat noch nicht viel davon mitbekommen.“ Und dann traten sie auch schon nach draußen und der andere Instruktor konnte selbst sehen, wovon er sprach.

Während die anderen Schüler herumtobten wie die Kinder, die sie immer noch waren, war Brad vollkommen in Gedanken versunken, hatte nur Augen für den Schneeball, der in seiner Hand schmolz.

„Er hat nicht einmal eine Jacke übergezogen“, meinte Herr Schumann kopfschüttelnd.

Michael hob wortlos seine Hand, in der er das angesprochene Kleidungsstück hielt.

„Du hast das erwartet.“ Nicht ganz eine Frage.

„Es war zumindest eine Möglichkeit“, gab er zu. Er hatte es nicht gewusst, aber die Gänsehaut, die er ohne jeden Grund bekommen hatte, war Hinweis genug gewesen.

„Dann wünsche ich dir noch viel Spaß dabei, ihn zur Vernunft zu bringen.“ Herrn Schumanns Lächeln wurde für einen Moment ausdrucksvoller und eine Hand drückte seine Schulter, bevor der ältere Mann ging.

Nun war es an Michael, den Kopf zu schütteln, mit Belustigung in eisblauen Augen. Dann setzte er sich in Bewegung und seine Schritte fraßen schnell die Distanz zwischen ihm und Brad auf.

Der Junge reagierte nicht auf seine Annäherung, zu sehr war er damit beschäftigt, den immer kleiner werdenden Schneeball zu beobachten und Michael wurde allein vom Zusehen schon kalt. Der Anblick ließ ihn an den frühmorgendlichen Ausflug zum Schwimmbecken zurückdenken, der inzwischen einige Wochen zurücklag.

„Experimentierst du wieder mit Kälte?“ Die leisen Worte wurden beinahe von dem weiterhin fallenden Schnee erstickt.

Brad zuckte nicht zusammen, dazu war sich der Schwarzhaarige trotz aller Ablenkung wohl zu sehr Michaels Nähe bewusst. Nur die braunen Augen wurden kurz gehoben und nahmen so seine Anwesenheit zur Kenntnis. „Mm.“ Und wieder zurück zum Schneeball, der fast nur noch eine Handvoll Wasser war.

„Nicht sehr gesprächsfreudig, wie ich merke…“ Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. „Nun, solange du mir nicht auf die Idee kommst, Hitze anhand von offenem Feuer kennenzulernen, soll es mir egal sein.“

Das brachte Michael wenigstens ein aufblitzendes Grinsen ein. Und dann war tatsächlich nur noch Wasser übrig und Brad schüttelte es mit einer raschen Bewegung ab, sah ihn danach auffordernd an. Als Michael sich dumm stellte, wurden ihm beide Arme hingestreckt und so faltete er die mitgebrachte Jacke auseinander und zog sie Brad über. Das reichte dem Jungen aber anscheinend noch nicht, denn kaum dass sie damit fertig waren, waren da wieder die Hände und an diesem Punkt musste er passen.

„Deine Handschuhe habe ich nicht mitgebracht.“

„Doch, hast du“, kam es unbeeindruckt zurück.

Michael rutschte die rechte Augenbraue hoch, dann griff er mit einem Schulterzucken in seine Jackentasche und fand dort tatsächlich Brads Handschuhe. „Du hast deine Jacke gar nicht vergessen“, stellte er fest, mehr als dass er fragte.

„Das hätte das Experiment untergraben.“ Dieses Grinsen war nur ein Funkeln in braunen Augen.

Als Dank verpasste er Brad einen Klaps gegen den Hinterkopf, bevor er ihm auch noch die Handschuhe überzog. „Jetzt zufrieden?“

Er erhielt keine Antwort, denn ein lautes Lachen lenkte den Jungen ab.

Eisblaue Augen folgten Brads Blick, dorthin, wo sich einige Schüler für eine Schneeballschlacht zusammengefunden hatten. Einige nahmen offensichtlich nicht ganz freiwillig teil. „Willst du mitmachen? Du bist bestimmt gut im Ausweichen.“

„Nein, danke.“ Brad neigte den Kopf ein wenig. „Dennis. Etwas ist anders.“

Er suchte und fand den Zweitklässler. Der Blondhaarige entging gerade einem Treffer, dem er eigentlich nicht hätte ausweichen können dürfen. Aber der Ball veränderte kurz vor Dennis seine Bahn und zischte knapp an ihm vorbei. Michaels Augen verengten sich, als er sich konzentrierte und dem Talent des Anderen nachspürte. Seit dem Abend, an dem Dennis den Schnitt in Brads Finger geheilt hatte, besaß er ein Muster von dem Heiler und was er jetzt vorfand, sah eindeutig anders aus. „Es ist zwar etwas spät, aber anscheinend wird noch ein Telekinet aus ihm“, meinte er schließlich langsam.

„Ein Telekinet?“

„Es ist das einzige uns bekannte Beispiel, bei dem sich ein Talent so deutlich verändert.“

Brad schien einen Moment darüber nachzudenken, nickte dann. „Sie verlieren die Feinkontrolle, nicht wahr?“

„Ja.“

„Es ist alles in allem kein schlechter Tausch“, stellte Brad nach einem weiteren Moment des Nachdenkens fest.

„Da würde dir wohl jeder zustimmen.“ Belustigt.

Brad schien die Schneeballschlacht nicht weiter zu interessieren, hielt einfach nur die Hand auf und sah zu, wie sich Kristalle auf dem Stoff absetzten, um gleich darauf wieder zu verschwinden.

Er musste an die Zeiten zurückdenken, als er noch nicht auf Rosenkreuz war und das war es wohl, was ihn die nächste Frage stellen ließ. „Möchtest du einen Schneemann bauen?“

Zuerst sah ihn Brad an, als hätte er den Verstand verloren, dann aber glätteten sich die Züge des Jungen. „Ja, das möchte ich.“

Der Schnee war perfekt, zerfiel nicht zwischen ihren Fingern, sondern pappte ordentlich zusammen. Und so formten sie den Schneemann, Kugel für Kugel. Brads Miene blieb die meiste Zeit über ausdruckslos, aber ab und zu konnte Michael ein Lächeln um die Mundwinkel herum sehen, am deutlichsten, als sie schließlich fertig waren.

Sie betrachteten gerade ihr Werk, als hinter ihnen eine Stimme aufklang. „Es fehlt noch etwas, hm?“

„Herr Schneider“, kam es von Brad, mischte sich mit seinem eigenen Gruß. „Vater.“

Amüsement stand in blauen Augen, als ihm eine Handvoll Steine gereicht wurde. „Du hast nichts verlernt, wie ich sehe.“

Michael antwortete nicht darauf, drückte einfach nur einen Stein nach dem anderen in den Schnee, bis sich ein Gesicht ergab. Er wollte nicht mehr an früher denken.

Eine lederumhüllte Hand berührte kurz seinen Nacken, ein sanfter Druck, bevor sein Vater wieder ging.

Er lauschte dem Knirschen, bis sich die Schritte endgültig entfernt hatten, rieb sich dann seine Hände, um die Kälte darin zu vertreiben und vielleicht noch etwas anderes. Dann zog ein Lächeln an seinen Lippen, das sich ein wenig steif anfühlte. „Schnee sollte wärmer sein.“

Aufmerksame braune Augen hielten seinen Blick fest, nicht lange, Brad entschied sich schnell. „Wenn er wärmer wäre, wäre es kein Schnee, sondern Wasser.“ In genau dem richtigen Tonfall, um ein stummes ‚du Dummkopf’ anzufügen.

Das Lächeln wurde echt und dann lachte er.
 

******
 

Das Abendessen war bereits vorbei und Michael musste zu einer Besprechung, so dass Brad für eine Weile sich selbst überlassen war. Für einen Moment dachte er darüber nach, den Fernseher anzuschalten und auf Michaels Rückkehr zu warten, aber dadurch würde er auch keine Antworten erhalten.

Und so kam es, dass er gleich darauf durch die düsteren Gänge streifte, auf dem Weg zur Küche. Es war immer gut, etwas als Bezahlung zu haben, auch wenn Dennis sicher auf keine bestehen würde. Zwei Stück Kuchen später fand er sich vor dem Aufenthaltsraum der Zweitklässler wieder und es dauerte nicht lange, bis jemandem seine stumme Gestalt in der Tür auffiel.

„Du hast Besuch, Dennis.“

Der Blondhaarige sah von seinem Hefter auf, Verwirrung spielte über dessen Gesicht, bis sich blaue Augen auf Brad richteten. Aus der Verwirrung wurde ein flüchtiges Stirnrunzeln, bevor der Andere seine Unterlagen zusammenpackte und sich zu Brad gesellte. „Kann ich dir irgendwie helfen?“

Immer noch schweigend wandte er sich ab, sicher, dass Dennis ihm folgen würde. Was der Ältere natürlich tat. Es folgte keine weitere Frage, bis sie in Dennis’ Schlafsaal ankamen, wo sich um diese Zeit niemand aufhielt.

„Ich hab uns was zum Essen mitgebracht.“ Er setzte sich im Schneidersitz auf das Bett des Anderen, wo er gleich darauf Gesellschaft bekam.

Blaue Augen weiteten sich, als sie sahen, was sich in der Alufolie verbarg. „Gibt es einen besonderen Anlass?“

„Vielleicht will ich mich ja bedanken.“

Dennis lachte auf. „Das hättest du schon früher getan. Außerdem hast du mich damals zurück zu meinem Zimmer begleitet, demnach sind wir quitt.“

Ein schmales Lächeln spielte über Brads Lippen und er schob den Kuchen näher zu Dennis.

Der folgte der wortlosen Aufforderung, anscheinend entscheidend, dass es das Risiko wert war.

Brad nahm das verbliebene Stück und ergriff erst wieder das Wort, nachdem nur noch ein paar Krümel übrig waren. „Wie ist Weihnachten eigentlich so?“

Dennis wurde eindeutig auf dem falschen Fuß erwischt, wurde dann sehr ruhig, während er über die Frage nachdachte. Für einen Moment sah Dennis so aus, wie Michael sich heute Nachmittag gefühlt hatte und Brad biss die Zähne zusammen, um nicht mit einer weiteren Frage herauszuplatzen.

„Wir haben uns immer auf die Geschenke gefreut.“ Ein verlorenes Lächeln folgte diesen Worten. „Der Rest war nicht so wichtig, Hauptsache du hast bekommen, was du dir gewünscht hast.“ Eine Pause, während blaue Augen durch ihn hindurchsahen. „Aber das wäre mir jetzt völlig egal. Weihnachten ist, wenn die ganze Familie zusammen ist und niemand sich streiten will. Es ist wie eine Illusion, die alle gleichzeitig sehen. Aber das Gefühl ist echt.“ Das Lächeln wurde bitter. „Rosenkreuz hat nicht viel mit Illusionen am Hut. Und mit Gefühlen erst recht nicht.“

Brad hatte den Eindruck, dass Dennis normalerweise nicht auf solche Gedanken gekommen wäre. Aber Rosenkreuz ließ einen schneller erwachsen werden. Er musterte die sich verhärtenden Züge und beschloss, den Anderen abzulenken. Denn jetzt verstand er Michaels Reaktion besser. „Hat es dir schon jemand gesagt?“

Die Härte wich Verwirrung. „Was denn?“

„Dass dein Talent sich verändert.“

Dennis zwinkerte bloß, wusste eindeutig nicht, wovon er sprach.

„Hattest du in letzter Zeit Schwierigkeiten damit, dein Talent richtig zu steuern?“

„Woher-?“ Und an diesem Punkt stoppte sich Dennis selbst. „Ah, natürlich.“ Ihr vorheriges Thema schien völlig vergessen, als sich ein Grinsen auf dem Gesicht des Älteren ausbreitete. „Ich muss ein Brett vor dem Kopf gehabt haben.“

„Und dein Instruktor auch.“ Abschätzig. Dem Mann hätte auffallen müssen, was mit Dennis los war und Brad hatte nicht vor, mit seiner Meinung hinterm Berg zu halten.

Dennis hielt natürlich nicht besonders viel davon. „So etwas sagt man doch nicht!“, wurde ihm in einer Mischung aus Empörung und Erschrecken vorgehalten.

„Darf man es also nur denken?“ Seine Frage blieb im Raum hängen, als er ohne Worte des Abschieds ging.
 

Er blickte von seinem Buch auf, als er die Tür gehen hörte. Die Instruktoren, die ihm neugierige Blicke zuwarfen, interessierten ihn nicht und daher beachtete er sie auch nicht weiter. Brad hatte nur Augen für Michael, der jetzt auch durch die Tür trat, über etwas lächelnd, das Herr Schneider gesagt hatte.

Es war das Triumviratsmitglied, das ihn zuerst sah, obwohl Michael eigentlich seine Anwesenheit spüren müsste. Aber in diesem Moment war Michael nicht in seinem Kopf, getrennt von ihm durch das Talent des Zeros.

„Brad, du solltest nicht immer auf dem kalten Boden sitzen.“ Herr Schneider streckte ihm eine Hand hin und zog ihn auf die Beine, als sie ergriffen wurde.

Für einen Augenblick schien sein Blick zu verschwimmen, jedenfalls fühlte es sich so an, aber einen Herzschlag später war alles wieder normal – einschließlich Michaels Präsenz. Unwillkürlich atmete er tief durch und erntete ein verstehendes Lächeln von Herrn Schneider. Dann war Michael auch schon an seiner Seite. „In unserem Quartier hättest du es bequemer gehabt.“

Brad zuckte nur mit den Schultern. Er hatte wenigstens in Michaels physischer Nähe sein wollen, wenn schon die mentale Präsenz für eine Weile gefehlt hatte.

Eisblaue Augen sahen geradewegs in ihn hinein und der Telepath schickte ihm eine lautlose Entschuldigung, sobald er verstand. Eine Hand wurde in seinen Nacken gelegt, zog ihn ein Stück näher an Michael heran, eine beinahe unbewusste Geste.

„Schlaf gut, Brad. Michael.“ Herr Schneider verabschiedete sich und dann waren sie unter sich.

„Wir sollten gehen.“ Er griff nach Michaels Hemd und zog ihn mit sich, weil er genau wusste, wer als nächstes den Raum verlassen würde.

Michael runzelte nur flüchtig die Stirn, dann stand etwas anderes in dessen Gesicht. „Du hast Recht“, wurde ihm leise zugestimmt.

Und die flüchtige Idee, die Brad bisher gehabt hatte, reifte zu einem Entschluss heran.
 

~TBC~
 

Jemand eine Idee, welche Idee Brad hatte? ^^

cya, cu ^-^

"Dieser Wunsch sollte nicht weiter schwer zu erfüllen sein…"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 21/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Dieses Mal hat Herr Schneider einen etwas größeren Auftritt ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@F4-Phantom: Willkommen zurück *grins* Da schreibe ich so selten Kapitel, die im Winter spielen, und du musst ausgerechnet die erwischen ^__^ Ich hoffe, du hast dich inzwischen wieder akklimatisiert. Dein Urlaub klingt echt spannend… so voller… Steine ^.~
 

@Kioye: Also halbwegs neu, ne? ^^ Und ja, zur Abwechslung verrate ich es euch mal ganz schnell – schon in diesem Teil. Ich dachte, ihr reimt es euch ganz schnell zusammen, schließlich kam Brad die Idee, als er sich mit Dennis über Weihnachten unterhielt, auch wenn ich es nicht so deutlich geschrieben habe ^^
 

@Razielle: Viel Spaß im Urlaub! ^^ Hm… im Vergleich zu Schneider aus CD oder CotM ist Michael sicher ooc, aber hier hat er eine andere Entwicklung durchgemacht. Die Beziehung zu seinen Eltern hat ihn in RftS sehr geprägt und das wird immer mal wieder hochkommen. Sei es seine Abneigung Frau Kernen gegenüber oder die eher zwiespältigen Gefühle, die er Herrn Schneider entgegenbringt. Im letzten Kapitel hat Michael sich an die Zeit vor Rosenkreuz erinnert und sein Verhalten war allein dadurch bestimmt gewesen… Und Brads Gespräch mit Dennis später sollte klarmachen, warum Michael gerade in dieser Jahreszeit anfällig dafür war, an früher zurückzudenken.
 

@Kralle: *lach* Ganz genau, dieses Mal musstest du nur bis zum nächsten Kapitel warten, was ja so gar nicht meine Art ist *zwinka* Aber immerhin handelt es sich wie mal erwähnt bei diesen drei Kapiteln um einen Einschub, von daher sind sie in sich geschlossen ^^

Da Michaels Vater in RftS nicht getötet wurde wie in CD, gab es auch nicht die starke Zäsur in seinem Leben, die in CD dafür sorgte, dass er seine Kindheit völlig wegschloss. Von daher kann er eben auch einen Schneemann mit Brad bauen ^^
 

~ „Feiertage… heute ist Weihnachten“, wurde ihm auf einmal klar. Na da war doch mal etwas, das er überhaupt nicht vermisste. Nahezu angewidert schob er das Bild seiner Eltern von sich, versuchte den Stich des Bedauerns zu ignorieren, der ebenfalls damit einherging. Weihnachten, Familie, kein Bruder.

Eisblaue Augen fingen seinen Blick ein. „Du urteilst zu hart. Es ist nicht immer eine Lüge. Vielleicht wirst du das eines Tages verstehen.“ ~
 

(Crawford und Schneider, Close Distance, Teil 148)
 

Teil 21 „Dieser Wunsch sollte nicht weiter schwer zu erfüllen sein…“
 

Ihm war warm nach dem Lauftraining und während die anderen Schüler sich beeilten, nach drinnen zu kommen, ging Brad langsam dorthin, wo immer noch eine Figur im Schnee stand. Vielleicht war er ein bisschen überrascht, dass der Schneemann die Nacht überstanden hatte. Aber wenn er einen Moment länger darüber nachdachte, sollte er nicht überrascht sein. Es war nicht wärmer geworden, also hatte er nicht schmelzen können. Und ohne Zweifel hatte jemand sie gestern beobachtet, weswegen der Schneemann nicht der Zerstörungswut anderer Schüler zum Opfer gefallen war.

Genauso langsam wie er sich ihm genähert hatte, umrundete er den Schneemann. Es hatte Spaß gemacht, ihn zu bauen, so simpel es auch gewesen war. Als er wieder genau vor dem Schneemann stand, bemerkte er, dass der Mund nicht mehr komplett war. Das Lächeln wies eine deutliche Lücke auf. Brads Stirn legte sich kurz in Falten, während er blicklos in den Schnee zu seinen Füßen starrte. Es war leicht, sein Talent auf diese Weise einzusetzen. Als würde er auf dem Schießstand stehen. Ein Versuch nach dem anderen, bis er schließlich einen Treffer landete.

Das ging so schnell, dass jeder unbeteiligte Beobachter nur ein kurzes Zögern in Brads Gestalt bemerkt hätte, bevor er sich bückte. Finger versanken in der bis dahin unberührten Schicht frisch gefallenen Schnees und schlossen sich dort um den gesuchten Stein, der sich um einiges kälter anfühlte.

Brad zog die Hand zurück und richtete sich wieder auf, betrachtete seine Beute. Es fühlte sich an, als wollte sich der Stein in seine Haut fressen. Ohne Hast drückte er ihn dorthin, wo er hingehörte und vervollständigte das Lächeln auf diese Weise. Anschließend legte Brad den Kopf leicht schief, betrachtete sein Werk und ein kaum sichtbares Lächeln schlich sich wie als Antwort auf seine Lippen.

Es verschwand genauso schnell wie es aufgetaucht war, als er hinter sich Schritte näher kommen hörte. Ah… beinahe hatte er ihn vergessen, den Grund, warum er eigentlich hierher gekommen war.

„Sie hätten uns gestern helfen können“, meinte Brad leise, als die Schritte in seinem Rücken zum Erliegen kamen.

„Ich bin mir nicht sicher, dass Michael das gefallen hätte“, kam eine ebenso ruhige Antwort.

Er drehte sich um und suchte Herrn Schneiders Blick, dachte daran zurück, wie Michael sich gefühlt hatte. „Das hätte es.“

Das Triumviratsmitglied musterte ihn durchdringend, sagte aber nichts dazu. Stattdessen war es Brad, der wieder das Wort ergriff.

„Es geht um Weihnachten…“

Zuerst waren Herrn Schneiders Züge ausdruckslos, aber dann weichte etwas auf und ein Lächeln erschien. „Willst du ihm etwas schenken?“

„Ja.“ Seltsamerweise verspürte er den Wunsch, näher an Herrn Schneider heranzutreten, aber er tat nicht mehr als das Lächeln ein wenig zögerlich zu erwidern.

Dafür war es Herr Schneider, der unerwarteterweise diesen Schritt übernahm und ihn auf den Arm nahm. Brad fragte sich, warum der ältere Mann ihn so gut lesen konnte, wenn er mit Michael Schwierigkeiten zu haben schien. Natürlich war das keine Frage, die er laut äußern würde. Stattdessen schlang er einfach nur seine Arme um Herrn Schneiders Hals und legte seinen Kopf auf dessen Schulter. Auch wenn Brad es selten vor sich selbst zugab, er wollte auch seinen Vater hierhaben.

Herr Schneider setzte sich in Richtung Hauptgebäude in Bewegung. „Soll ich dir dabei helfen, ein Geschenk auszusuchen?“

Wortlos schüttelte er den Kopf und seine Hand bewegte sich wie aus eigenem Willen, als er an blonden Strähnen zupfte.

Das Triumviratsmitglied schien ein Lachen zu unterdrücken. „Du weißt also schon etwas. Und was willst du dann von mir?“ Natürlich hatte Herr Schneider gemerkt, dass ihre Begegnung kein Zufall gewesen war.

Und ganz leise sagte er ihm, was genau er für Michael wollte, achtete darauf, dass über ihre Verbindung nichts durchsickerte.

Herrn Schneiders Schritt stockte für einen Moment, bevor er den Weg fortsetzte. „Dieser Wunsch sollte nicht weiter schwer zu erfüllen sein…“
 

„Na, mein Kleiner. Wo hast du dich mal wieder herumgetrieben?“ Vor dem Klassenzimmer wurde er von einer sehr bekannten Gestalt abgefangen.

Brad schlug nach der Hand, die ihm durchs Haar wuscheln wollte. „Ich treibe mich nicht herum.“ Er klang beinahe beleidigt.

Doch Michael ließ sich davon nicht täuschen und lachte nur. „Das wäre ja ganz was Neues. Ich wette, du kennst Rosenkreuz inzwischen besser als Herr Neubert und er war am längsten hier.“

Brad verschränkte die Arme vor der Brust, im Geheimen zufrieden damit, dass der Ältere sich hatte ablenken lassen. „Bloß weil ich einen guten Orientierungssinn habe, musst du nicht gleich neidisch werden.“

Eine Augenbraue rutschte in die Höhe. „Gewöhn dir besser diese Frechheiten ab, immerhin hast du jetzt Unterricht mit mir.“

„Aber du würdest das doch niemals ausnutzen“, hielt er dem entgegen, beobachtete aus den Augenwinkeln, dass einige seiner Mitschüler stehen blieben, kaum dass sie den Klassenraum betreten hatten, um ihre Unterhaltung zu belauschen. Seine Beobachtung teilte sich unmittelbar Michael mit, dessen Talent die Neugierigen sofort verscheuchte. Das Zwischenspiel dauerte nicht einmal eine Sekunde, unterbrach weder ihr Gespräch noch den Wandel in Brads Miene. Die zeigte jetzt deutlich Nachdenklichkeit, während er sich mit dem Zeigefinger gegen das Kinn tippte. „Ach, ich vergaß. Wir reden ja von dir. Natürlich würdest du es ausnutzen.“ Damit grinste er Michael breit an, wandte sich von dem Älteren ab und ging gemächlich zu seinem Platz.

Die Stille in seinem Kopf bewies ihm, dass es Michael für den Moment die Sprache verschlagen hatte. Brad verbuchte den Punkt innerlich für sich.
 

„Du scheinst mir eine seltsame Faszination mit dem Winter zu haben“, stellte eine Stimme hinter ihm fest, während er weiterhin das Schneetreiben beobachtete, ohne sich davon stören zu lassen.

Innerlich zuckte er mit den Schultern, denn was sollte er schon sagen, Michael hatte immerhin Recht. Auch wenn Brad sich über seine eigene Reaktion noch nicht besonders viel Gedanken gemacht hatte, so wusste er, dass er den Winter wirklich mochte.

Das war vielleicht der Grund, warum er nicht den gewissen Unterton in Michaels Worten hörte und so entkam ihm tatsächlich ein Aufschrei, als plötzlich eine Hand in seinem Kragen verschwand und ein sehr kaltes Andenken dort hinterließ.

„Oh du!“ Brad konnte sich gerade so davon abhalten, wie ein Irrer herumzutanzen. Schließlich war der Schnee geschmolzen, kaum dass er mit seiner warmen Haut in Kontakt gekommen war und kein noch so eifriges Gehüpfe würde ihm jetzt noch helfen. Ganz davon abgesehen, dass es absolut würdelos wäre.

„Wolltest du etwas sagen?“ Eisblaue Augen funkelten ihn amüsiert an.

„Du bist infantil.“ Seine Augen funkelten auch, bloß aus einem ganz anderen Grund.

„Und wie nennst du das heute vor dem Klassenraum?“, lautete die gar nicht beleidigte Gegenfrage.

„Ich bin zehn, alter Mann. Ganz abgesehen davon habe ich es nicht nötig, mehr als Worte zu benutzen.“

Michael lachte laut auf. „Und wie gut du darin bist…“

Diesmal wich er der Hand nicht rechtzeitig aus und ruhig ertrug er es, dass seine Haare durcheinander gebracht wurden. Danach wurde er immerhin gegen Michael gezogen und so war es gleich viel wärmer.

Aufgebrachte Stimmen erregten seine Aufmerksamkeit und zuerst dachte er, es wäre wieder eine Schneeballschlacht, doch als er in die entsprechende Richtung sah, waren dort nur zwei ältere Schüler. Alt genug, um im Sommer ihren Abschluss zu machen. Aber im Moment benahmen sie sich nicht besonders erwachsen. Sie senkten zwar recht schnell wieder ihre Stimmen, aber die knappen Gesten, die ihre Worte unterstrichen, verrieten alles. Beinahe belustigt sah Brad zu, wie einer der beiden hart genug geschubst wurde, um sich auf den Hosenboden zu setzen. Doch der Ältere ließ sich davon gar nicht stören, redete nur noch umso eindringlicher auf den Anderen ein. Der plötzlich verstummte, reglos dastehend, um über das Gehörte nachzudenken. Und dann wich Brads Belustigung Verwirrung. Nicht, weil dem Schüler jetzt auf die Beine geholfen wurde, sondern vielmehr, weil der andere danach einen Schritt zurücktrat, auf einmal sehr gerade stehend, und mit der zur Faust geballten Hand über dem Herzen etwas zu seinem Gegenüber sagte, der noch dabei war, den Schnee von seiner Hose abzuklopfen und dann erstarrte.

Seine Augen suchten nach Michael, der auch zugesehen hatte, aber prompt den Blick abwandte, sobald ihm bewusst wurde, was dort geschah. Stattdessen richtete sich Eisblau auf Brad und ein Lächeln umspielte die Lippen des Älteren, als der seine Verwirrung bemerkte.

„Das ist etwas Persönliches.“

„Etwas, bei dem man auch nicht hinsieht?“, hakte Brad nach, eingedenk seines ersten Morgens auf Rosenkreuz.

Und Michael lachte. „Ja, genau das, mein Kleiner.“ Dann wurde der Ältere ernster. „Auch wenn wir stets Rosenkreuz gehören werden, so ist Loyalität immer mehr von Personen als von Institutionen getragen worden.

„Ein persönlicher Eid? Und sie erlauben so etwas?“

„Es macht beide stärker.“

„Natürlich…“ Brad verstand. „Stärker für Rosenkreuz.“

„Immer für Rosenkreuz.“

Und sie lächelten in Übereinstimmung. Dann umfassten ihn zwei kräftige Hände, hoben ihn hoch und zufrieden umarmte Brad den Älteren. Irgendwie fühlte es sich anders an, als von Herrn Schneider gehalten zu werden, aber er dachte nicht weiter darüber nach. In diesem Moment hatte er sogar sein nasses Shirt vergessen.
 

Die nächsten beiden Wochen vergingen in der vertrauten Mischung von Unterricht und Training und die Feiertage rückten heran, ohne dass ihnen jemand viel Beachtung schenkte. Bei den jüngeren Schülern legte sich in achtlosen Momenten vielleicht ein Schatten über das Gesicht, wenn Erinnerungen wach wurden, die sie schon längst aus ihrem Gedächtnis hätten streichen sollen. Aber bei den meisten war genau das bereits geschehen und so war Weihnachten für sie wie jeder andere Tag.

Brad hatte keine Erinnerungen, doch ihm hatte der Moment gereicht, als Michael vermisste, was einmal gewesen war. Weswegen ihm sehr wohl bewusst war, welche Bedeutung der heutige Tag hatte oder zumindest haben sollte. Und das war der Grund, warum sich ein bisschen Aufregung in seinem Magen kräuselte.

„Na, mein Kleiner. Noch keinen Hunger? Es ist Zeit fürs Abendessen.“

Er sah von seinem Buch hoch und erwiderte Michaels Lächeln. „Du musst nicht immer von dir auf andere schließen.“ Ein Grinsen schloss sich dem an.

„Und du musst mehr Respekt zeigen“, kam es unerschüttert zurück.

Eine Hand wurde ihm gereicht und Brad ließ sich bereitwillig auf die Beine ziehen. Auch wenn die Couch gemütlich war, so hatte er tatsächlich Hunger. Was natürlich kein Grund war, es Michael auch auf die Nase zu binden. Stattdessen bemühte er sich um einen ernsthaften Gesichtsausdruck. „Verdien ihn dir.“

Michael schüttelte nur in gespielter Verzweiflung den Kopf. „Du bist total verzogen.“

Dazu sagte Brad nichts. Jedenfalls nicht laut. Sein Lächeln sprach nämlich für sich.

Und in eisblauen Augen blitzte Belustigung auf, auch wenn Michaels Miene rein gar nichts davon verriet.

Der Weg zum Speisesaal war ihnen beiden mehr als bekannt, weswegen es nicht verwunderlich war, dass der Ältere ihm einen fragenden Blick zuwarf, als Brad plötzlich dessen Hand ergriff und ihn in eine andere Richtung zog.

„Hast du etwas anderes vor?“

Stumm bleibend verneinte er und Michael folgte ihm ohne weitere Fragen. Amüsement und Neugier schwappte über ihre Verbindung zu ihm herüber, doch beides wich, als Michael schließlich ihr Ziel erkannte und übrig blieb nur ein innerliches Zögern.

„Herr Schneider hat gesagt, dass wir heute bei ihm essen können“, erklärte Brad leise.

„Hat er das…“ Michael war eindeutig im Zwiespalt mit sich selbst. Doch zumindest machte er nicht kehrt. Und zu dem Zögern gesellte sich ein Anklang von Wärme.

Brad lächelte ein ungesehenes Lächeln, bevor er klopfte, die andere Hand immer noch die von Michael haltend.

„Hallo Brad“, wurde er gleich darauf begrüßt, dann richteten sich die blauen Augen auf seinen Begleiter. „Michael.“ Das Lächeln war zurückhaltend, aber aufrichtig.

„Guten Abend, Vater.“

Sie traten ein und Michael lächelte ebenfalls, als eine Hand für einen Moment in seinem Nacken zu ruhen kam.
 

Brad bemerkte sehr wohl, dass das Essen besser war als was normalerweise bei den Schülern oder sogar bei den Instruktoren auf den Tisch kam. Und beim Schokoladenpudding erkannte er eindeutig Manjas Hand. Aber das Essen war gerade nicht so sehr von Interesse, lieber beobachtete er Michael und Herrn Schneider, die sich leise unterhielten, verfolgte, wie sich Michael nach und nach entspannte. Und es fühlte sich gut an.

Später spielten sie ausgerechnet Brettspiele und in eisblauen Augen stand ein Lachen, als Michael sie von früher wiedererkannte. Es war wirklich erstaunlich, wie viel Spaß die Spiele machten und wie schnell die Zeit dabei verging.

Als Brad den Entschluss gefasst hatte, Herrn Schneider um diesen Abend zu bitten, war ihm selbst nicht klar gewesen, wonach er da eigentlich fragte. Aber jetzt war er wirklich froh, es getan zu haben. Mentale Wärme wickelte sich um ihn, Michael bemerkte gar nicht, dass er sie ausstrahlte. Und es störte ihn nicht einmal, als später die Verbindung zu dem Älteren ausfranste, weil Herrn Schneiders Talent mit ins Spiel kam. Ein letzter Rest von Anspannung sickerte daraufhin aus Michael heraus, was Brad genau mitbekam, da sein Kopf im Schoß des Älteren ruhte und die Hand, die durch schwarze Haare gespielt hatte, sich gegen ihn entspannte.

Er war müde und während er auf die Stimmen der beiden lauschte, bekam er immer weniger von dem mit, worüber sie sprachen. Brads letzter Gedanke war, dass er sich nun endlich vorstellen konnte, wie es war, eine Familie zu haben. Und dann schlief ein, ausgesprochen zufrieden mit sich selbst.
 

~TBC~
 

Und das war der letzte Teil, bevor es nächstes Mal einen etwas größeren Zeitsprung gibt ^^

cya, cu ^-^

"Und, was für ein Geschenk wünschst du dir?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 22/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Okay, wie bereits angekündigt ein kleiner Zeitsprung. Und damit steigen auch zwei alte Bekannte in die Story ein ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Kralle: *lach* Ich glaube nicht, dass ich einen Grund habe, Ostern einzubauen. ^^ Und ich dachte mir schon, dass ihr nicht bis Weihnachten auf den nächsten Teil warten wollt ^.~ Ich glaube, wenn das nächste Mal Weihnachten erwähnt wird, wird es genauso wenig in die echte Jahreszeit passen ^^°
 

@Jemma: Tja, anderer Grund, gleicher Effekt. Es kommt immer darauf an, wie gut man sich kennt, ne? Von daher wundert es mich überhaupt nicht, wenn du so einen Vergleich ziehst ^^ Aber – zu Brads deutlicher Enttäuschung – wird er noch eine ganze Weile warten müssen, ehe das ‚alte Ehepaar’ auch nur ansatzweise der Wahrheit entspricht.
 

@Razielle: Weiterhin einen schönen Urlaub *winkz* ^^
 

~ „Kann er eigentlich auch einen Schritt ohne dich gehen?“ Er hatte plötzlich den Wunsch verspürt, den Anderen aufzuziehen und gab dem nach. Erst als die Worte gesagt waren, fügten sich seine Beobachtungen wirklich zusammen, wurden Schlussfolgerungen ausgelöst. „Du spielst den Bodyguard für ihn, nicht wahr?“, schob er seine Mutmaßung sofort hinterher, ehe der Deutsche überhaupt auf seine erste Frage reagieren konnte

Der Ausdruck von Alexanders Augen geriet auf die kühle Seite der Indifferenz. „Ja, er kann es und nein, ich spiele ihn nicht.“ ~
 

(Crawford und Alexander, Close Distance, Teil 50)
 

Teil 22 „Und, was für ein Geschenk wünschst du dir?“
 

„Guten Morgen, mein Kleiner. Und alles Gute zum Geburtstag.“

Brad blinzelte verschlafen, wurde dann rasch munter. „Wirst du jetzt endlich aufhören, mich so zu nennen?“

Er lachte, als er durch die schwarzen Haare wuschelte. „Aber du bist immer noch nicht besonders groß.“ Obwohl Brad in den letzten Jahren ein ordentliches Stück gewachsen war.

„Das liegt nur daran, dass du viel zu riesig bist und die Relationen deswegen nicht stimmen.“ Damit stürzte sich der Jüngere auf ihn und Michael ließ zu, dass Brad das Wrestlingmatch gewann. Das regelmäßige Training hatte Brad einige Muskeln aufbauen lassen, aber er war immer noch eher drahtig als alles andere. Wenigstens sah Brad nicht mehr halbverhungert aus.

Eisblaue Augen blickten hinauf in braune. „Und, was für ein Geschenk wünschst du dir?“ Natürlich kannten sie Brads richtigen Geburtstag nicht, aber Michael hatte einfach den Tag gewählt, an dem er den Jungen nach Rosenkreuz geholt hatte. Und nach dieser Rechnung war Brad heute zwölf geworden.

Brad rutschte ein wenig unruhig auf ihm herum und ließ seine Hände frei. „Ich möchte einen Kuss von dir haben.“

Das musste ja früher oder später passieren. Er kannte Brads Träume, aber bloß weil dessen Körper langsam anfing, sich umzustellen, hieß das noch lange nicht, dass Brad alt genug war.

Sein Lächeln geriet etwas schief, als er den Jüngeren zu sich herunterzog, dessen Gesicht umfassend. Und dann küsste er ihn auf die Stirn.

Brad sah ihn fast wütend an. „So habe ich das nicht gemeint.“

„Ich weiß, aber du bist noch zu jung, um an Sex zu denken.“

„Für dich werde ich doch immer zu jung sein, oder?“ Braune Augen blitzten auf, ehe Brad den Kopf ruckartig zur Seite wandte und sich dadurch von seinen Händen befreite. Gleichzeitig bauten sich Schilde auf, so dass er Brads Verstand nicht mehr erreichen konnte.

Es wirkte wie eine Ohrfeige und obwohl er weiterhin das Gewicht des Jungen fühlen konnte, schien Brad plötzlich weit entfernt zu sein. Michael konnte sich kaum noch daran erinnern, wann ihre Verbindung das letzte Mal unterbrochen worden war und wie sich das angefühlt hatte – und auf diese Auffrischung hätte er gut und gerne verzichten können. Er handelte ohne nachzudenken, als er sich herumrollte und Brads überraschten Widerstand brach. Geweitete Augen sahen ihn an.

„Also gut, aber bitte mich nicht wieder darum.“ Er hörte seine Stimme und sie klang kälter als beabsichtigt.

Brad nickte, nicht fähig, etwas zu sagen. Aber der Geist des Jungen streckte sich ihm wieder entgegen, als er den Kopf senkte.

Brads Lippen waren weich, halbgeöffnet, so dass warmer Atem sich mit seinem mischte.

Er sollte das nicht tun, doch der Gedanke verschwand, als sich Arme um seinen Hals schlangen und Brad es war, der den Kuss vertiefte. Mentale Hitze flammte um ihn herum empor, forderte ihn dazu auf, nachzugeben und seine Schilde völlig fallen zu lassen. Die Versuchung es einfach zu tun wurde mit jeder Sekunde größer und schließlich riss er sich regelrecht von Brad los, bevor er es ihm nicht mehr möglich sein würde. Und sein Talent schien weiterhin nach Brad reichen zu wollen.

Schwer atmend sahen sie sich an, Brads Augen wirkten fast schwarz, so geweitet waren dessen Pupillen und die Finger des Jüngeren krallten sich in seine Schultern.

Kein Kinderschänder… Seine eigenen Worte klangen ihm in den Ohren, als er die Finger vorsichtig löste und sich aufsetzte. Michael hätte gerne daran geglaubt, aber was er gerade tun wollte, sprach deutlich dagegen. Ihm wurde klar, dass er Brad nicht mehr als kleinen Bruder sehen konnte und der Verlust schmerzte.

>Zufrieden?< Er konnte die Bitterkeit nicht ganz zurückhalten und Brad zuckte darunter zusammen. Im nächsten Moment umarmte ihn der Junge. Stumm, aber mit einer Intensität, die es ihm unmöglich machte, nicht zu reagieren.

Sanft erwiderte Michael die Umarmung. „Schon gut, es tut mir leid…“

>Nein, es ist meine Schuld.< Und irgendwie schaffte Brad es, die Neugier und das unterschwellige Verlangen wegzuschließen und nicht mehr als der kleine Junge zu sein, den er kannte. Beinahe jedenfalls.

„Hast du eigentlich noch einen richtigen Geburtstagswunsch?“ Er war froh, ein anderes Thema ansprechen zu können.

Brad löste sich von ihm und dessen Mundwinkel zuckten in ein schnelles Grinsen. „Ja, ich möchte heute mitkommen.“

„Mm…“ Vielleicht war die Idee gar nicht mal so schlecht. Auf diese Weise müsste er Brad nicht allein lassen – der Moment der Trennung eben hatte ihn genug durchgerüttelt, um das auf keinen Fall zu wollen – und einen rationaleren Grund gab es auch noch. Seine Aufgabe war es, heute die Kinder im Heim zu überprüfen, die in ein paar Wochen nach Rosenkreuz wechseln sollten. Es ging darum herauszufinden, ob deren Talente und Schilde stabil genug dafür waren. Brad als Precog konnte ihm dabei nützlich sein. Michael lächelte unwillkürlich. Ja, das müsste klappen, auch wenn der Junge das unmittelbare Gelände von Rosenkreuz normalerweise noch nicht verlassen dürfte. Niemand hier würde jemals ernsthaft annehmen, dass Brad einen Fluchtversuch starten könnte. Er selbst am allerwenigsten.

Brad hatte geduldig auf eine Antwort gewartet und auf sein Nicken hin leuchteten dessen Augen auf.

„Ich werde aber zuerst die Erlaubnis einholen müssen“, warnte er ihn vor.

„Herr Schneider wird es bestimmt erlauben.“

Nicht unerwartet behielt Brad Recht.
 

„Es sind nur ein paar Minuten Fahrt.“

Der Schwarzhaarige schien ihn kaum zu hören, nahm mit offenen Sinnen ihre Umgebung auf. In Brad stieg der Wunsch hoch, einfach auszusteigen und loszulaufen und nach einem Moment des Zögerns parkte Michael am Rand des Weges – als Straße ging der kaum durch – und schnallte sich ab.

„Na los doch…“

Brad sah ihn ungläubig an, folgte dann seiner Aufforderung, atmete mit ausgebreiteten Armen tief durch, kaum dass er den Wagen verlassen hatte. Als nächstes lief der Junge tatsächlich los und Michael konnte dessen Auflachen hören. Gut so, Brad zeigte selten genug seine Emotionen, meistens nur, wenn sie unter sich waren. Wobei der heutige Tag nicht viel von der üblichen Zurückhaltung zu sehen bekam. Er erlaubte sich ein schmales Lächeln und verdrängte das Unbehagen bei dem Gedanken daran, wie sich das am Morgen geäußert hatte.

Brad hatte gestoppt und ließ sich ins Gras fallen.

Mit langen Schritten schloss er zu ihm auf, um sich dann neben ihm niederzulassen. Gleich darauf lag der Kopf des Jüngeren in seinem Schoß und eine Hand wurde ausgestreckt, um an sandblonden Strähnen zu zupfen. Dessen wurde Brad anscheinend niemals müde.

„Es ist, als gäbe es nur uns beide hier…“ Brad sagte das mit einem leichten Lächeln, lehnte sich in die Berührung, als er ihm über die Wange strich.

„Willst du unter die Jäger und Sammler gehen?“

Das Lächeln wurde ausgeprägter. „Ich glaube nicht, wäre viel zu mühsam. Da bliebe ja überhaupt keine Zeit, die Welt zu erobern.“

Sie grinsten beide, leicht trunken von der momentanen Freiheit. Es war egal, dass sie albern waren, hier gab es niemanden, der über sie urteilen würde. Sie verfielen in Schweigen, bis sie in stummer Übereinstimmung zu dem Schluss kamen, dass es Zeit wurde weiterzufahren.

Er klopfte Brads Sachen ab, bevor sie zurück zum Auto gingen. Kein Grashalm würde verraten, dass sie diese Pause eingelegt hatten.
 

„Gibt es hier auch Instruktoren?“ Brad sah sich neugierig um, als dieser die Frage stellte.

Das Heim war kein besonders ansehnliches Bauwerk. Zu grau und massiv machte es beinahe den Eindruck eines Gefängnisses – es fehlten nur noch die Gitterstäbe vor den Fenstern.

„Ja, aber nicht viele. Die meiste Arbeit übernehmen normale Lehrer und Erzieher.“ Die Instruktoren wurden schließlich nur gebraucht, um den Kindern beizubringen, wie grundlegende Schilde aufzubauen waren. Und ein wenig allgemeine Kontrolle der noch viel zu volatilen Talente.

Laute Rufe weckten ihre Aufmerksamkeit und als sie den Stimmen folgen, fanden sie ein paar Kinder vor, die einen Halbkreis um zwei raufende Jungs bildeten.

Michael hielt sein Lächeln nicht zurück, als Brad interessiert näher trat. Der Schwarzhaarige litt schon normalerweise nicht unter mangelndem Selbstvertrauen. Hier hatte er auch noch den Vorteil, einer der Ältesten zu sein, nicht der Jüngste. Und dieses Bewusstsein zeigte sich deutlich in Brads Haltung.

Es war schwer zu beurteilen, ob diese oder die blaue Uniform die Kinder zurückweichen ließ. Der Respekt vor einem Ranghöheren, so lange eingebläut, bis er automatisch gezeigt wurde.

Nur ein Junge mit hellbraunen Haaren hatte sich nicht von der Stelle gerührt und genau neben diesem blieb Brad stehen, die Augen weiterhin auf die Kämpfenden gerichtet.

Einer hatte gerade die Oberhand gewonnen und presste den Verlierer mit seinem Körpergewicht in den Dreck. „Fass ihn noch einmal an und du wirst keine Finger mehr haben, um das zu tun.“ Damit stand der Blondschopf auf, wischte sich verschwitzte Strähnen aus der Stirn und hinterließ Streifen von Schmutz dabei. Dann erst bemerkte der Junge Brad, starrte ihn hitzig an. Die nächsten Worte waren aber an den Braunhaarigen neben Brad gerichtet. „Alles in Ordnung, Stephan?“

„Natürlich“, erwiderte dieser ruhig.

„Geh von ihm weg!“ Diesmal war eindeutig Brad gemeint, der keine Anstalten machte, der Aufforderung Folge zu leisten.

Was der Andere nicht besonders gut aufnahm. Er stürzte sich auf Brad, der blitzschnell auswich und den blondhaarigen Jungen mit einem gezielten Schlag zu Boden sandte. Brad raufte sich nicht, sondern kämpfte. Und er konnte bereits jetzt tödlich sein.

„Das reicht. Alexander meinte es nicht böse.“

Die beiden inzwischen gefallenen Namen klangen vertraut und das Alter der beiden schien zu stimmen. Michael tastete sie mental ab und wusste ohne langwierige Tests, dass sie bereit waren für Rosenkreuz.

Stephan ging neben seinem Freund in die Hocke, um ihm aufzuhelfen und Michael wählte den Moment, seinen Platz im Hintergrund zu verlassen.

Brad lehnte sich in einer unbewussten Geste an ihn, machte damit in diesem Kreis von Unbekannten deutlich, zu wem Michael gehörte. Er nahm es mit Belustigung auf, genau wissend, dass keines der Kinder einem Instruktor zu nahe kommen wollte.

Alexanders Augen weiteten sich, aber da war auch Trotz zu erkennen. „Du wirst ihn in Ruhe lassen.“ Ohne Zweifel war mit „ihm“ Stephan gemeint.

„Ich hatte nicht vor, ihm etwas zu tun. Um genau zu sein, habe ich nur hier gestanden, bis du plötzlich beschlossen hast, auf mich loszugehen“, kam Brads kühle Erwiderung. Und dann spürte Michael die Vision am Rande von Brads Verstand entlangblitzen. Er war schon lange in keine von ihnen mehr hineingezogen worden und auch dieses Mal erhielt er nur ein paar Informationen, die er bereits aus den Unterlagen kannte. Nun, einen Aspekt ausgenommen.

Die Haltung des Precogs veränderte sich, wurde weniger distanziert. „Sie hätten ihm schon längst Handschuhe geben sollen. Stephans Talent wird über seine Hände kanalisiert.“ Brad hatte mit ihm gesprochen, aber auch ein Lehrer, der gerade erst hinzugekommen war, hörte die Beschwerde.

„Du hast kaum das Recht, das zu beurteilen.“ Mit herablassendem Tonfall.

Michael verbarg ein Grinsen, legte aber eine Hand auf die Schulter des Jungen. Der diese Unterstützung gar nicht benötigte.

„Vielleicht habe ich das Wissen“, kam es beinahe ätzend. „Und erzählen Sie mir nichts davon, dass er eine bessere Kontrolle lernen soll.“

Nach dessen Gesichtsausdruck zu urteilen, hatte der Mann genau das vorgehabt.

„Erstens ist seine Kontrolle gut genug dafür, dass sein Talent laufend an und aus geht und zweitens wird er bald überladen, wenn das so weitergeht. Ich denke nicht, dass sie einen Tracer verlieren wollen.“

„Woher willst-“

„Brad hat es gesehen“, mischte er sich an dieser Stelle ein. Jetzt erst nahm ihn der Lehrer wirklich wahr und wurde blass, als sich ihre Blicke begegneten.

„Herr Schneider, Sie sind bereits hier.“

„Offensichtlich. Besorgen Sie die Handschuhe.“ Michael lächelte nicht und das ‚sofort’ schwang deutlich mit. Er wollte hinsichtlich Stephan kein Risiko eingehen. Nun hatte es sich tatsächlich als hilfreich erwiesen, dass er Brad mitgenommen hatte.

Der ältere Mann verschwand und er ließ seine Hand von Brads Schulter zu dessen Wange wandern, forderte den Jungen so auf, ihn anzusehen. „Kennst du auch den Grund für die Überladung?“

Brad runzelte die Stirn, bevor sich ein abwesender Ausdruck über dessen Gesicht legte. „Stephans Talent wird einen Sprung machen. Er würde nicht darauf vorbereitet sein und sich in den Eindrücken verlieren.“

Gut, das ließ sich verhindern, nun da sie vorgewarnt waren. Sein Lächeln wurde erwidert und Brads Hand legte sich kurz über seine, ehe sie sich trennten.

„Du bist ein Precog, ja? Danke für deine Hilfe.“ Hellblaue Augen musterten Brad aufmerksam und auf dessen Nicken hin fuhr Stephan fort. „Ich glaube, ich habe die Instruktoren mal von dir reden hören.“ Dem folgte ein schnelles Grinsen. „Freut mich, deine Bekanntschaft zu machen.“

Die angebotene Hand wurde ergriffen und dann wagten sich auch die anderen trotz Michaels Anwesenheit näher. Er nutzte die Chance, seine Überprüfung unbeeinflusst fortzusetzen, während sich die Gruppe um Brad scharrte. Es war offensichtlich, dass Alexander Stephan vor zufälligem Kontakt abschirmte. Michael machte sich eine mentale Notiz. Er würde dafür sorgen, dass die beiden im selben Schlafsaal untergebracht werden würden.

>So rücksichtsvoll?< Brad hatte den Gedanken mitbekommen und kein Problem damit, zwei Unterhaltungen gleichzeitig zu führen.

Denn zu seiner nicht geringen Überraschung, hatte sich der Schwarzhaarige tatsächlich auf ein Gespräch mit Stephan eingelassen. Diese Überlegung allerdings ließ er nicht durchdringen. >Es ist sicherer für den Tracer.<

>Und das ist natürlich dein einziger Beweggrund.< Warme Belustigung umspielte ihn, aber Michael weigerte sich, seine Motive einer näheren Analyse zu unterziehen.

In diesem Moment kehrte der Lehrer zurück und händigte ihm die verlangten Handschuhe aus. Er wollte sie an Stephan weiterreichen, doch Brad war schneller.

„Lass mich das machen. Ich möchte etwas ausprobieren.“

Der Augenbrauen des Lehrers rutschten in die Höhe, als er Brad einfach seinen Willen ließ.

Der Junge kehrte zu Stephan zurück. „Ich glaube nicht, dass du mich lesen kannst. Und zurzeit fokussiert sich dein Talent doch auf die letzte Person, die den Gegenstand berührt hat, nicht wahr?“

Der Tracer lachte. „Du kennst mein Talent fast besser als ich selbst. Ja, du hast Recht. Aber dich nicht lesen können? Wäre das erste Mal…“ Trotz der geäußerten Zweifel griff Stephan nach den Handschuhen, obwohl Alexander eine Geste machte, es zu verhindern. Erstaunen spielte über das Gesicht des Braunhaarigen, dann berührte er plötzlich Brads Uniform. Im nächsten Moment fand sich Brad in einer unerwarteten Umarmung wieder.

Michael lachte auf, als er die Gedanken des Jungen las. „Lass ihn besser los.“

Natürlich fasste Stephan die Empfehlung als Befehl auf und trat sofort einen Schritt zurück.

Und Michael kam nicht umhin zuzugeben, dass es ihm so lieber war.
 

~TBC~
 

Hm, auch wenn Brads Hormone langsam wach werden, wird zwischen den beiden noch für eine ganze Weile nichts passieren. Schließlich ist Brad noch reichlich jung. ^^ Und daneben gibt es ein ganz anderes Problem, wie sich nach und nach zeigen wird.

Alexander und Stephan sind bald richtig dabei, aber ein paar Teile wird es noch dauern.

cya, cu ^-^
 

Dramatis Personae
 

Alexander Schmidt:

Empath

Close Distance Teil 44 (Schüler auf Rosenkreuz)

Corruption of the Mind Teil 6 (Schüler auf Rosenkreuz)
 

Stephan Monnier:

Tracer

Close Distance Teil 44 (Schüler auf Rosenkreuz)

Corruption of the Mind Teil 3 (Schüler auf Rosenkreuz)

"Und ich dachte, er mag mich persönlich"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 23/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Jetzt gilt es noch ein bisschen Zeit totzuschlagen, bis das Schuljahresende heran ist und Stephan und Alex nach Rosenkreuz kommen. ^.~

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Razielle: Na dann willkommen zurück. Ich hoffe, dein Urlaub hat dir gefallen ^^ Und du hast Recht, so viel ist es gar nicht, was du aufholen musst ^.~
 

@Jemma: So ging es mir schon beim Schreiben von CotM, Stephan und Alexander hatten dort ja nur kleine Rollen. Deswegen war für mich gleich klar, dass sie bei RftS wieder dabei sein müssen. ^^ Und ich konnte endlich eine Szene im Heim schreiben über sie schreiben und so zeigen, dass Alexander schon früh auf Stephan aufgepasst hat – und warum. Lustig, dass du die Sache mit Freunden ansprichst… *nach unten deut*
 

@F4-Phantom: Immerhin konntest du so zwei Kapitel auf einmal lesen *zwinka* Und Stephan und Alexander gehören für mich auch einfach dazu, wenn es um Rosenkreuz geht. ^^

Es ist schon interessant, Michael in dieser Fanfic mal offener schreiben zu können. Das macht ihn natürlich anfälliger für Fehler… und auch für Brad, wenn man das mal so ausdrücken kann. ^^
 

@Kralle: Hm, Schuldig und Farf werden ihren ersten Auftritt auf jeden Fall haben, bevor sie alt genug für Rosenkreuz sind. Aber danach müsst ihr euch wieder etwas gedulden. Was Nagi angeht bin ich mir noch nicht so sicher…

Nicht so viele, wie es Brad wohl lieb wäre. Aber nach dem heutigen Kapitel ist Brad sowieso erst einmal sauer. ^^#
 

~ „Erinnert dich sein Zustand nicht an etwas?“ ~
 

(Herr Schneider zu Anders, Finding Home, Teil 9)
 

Teil 23 „Und ich dachte, er mag mich persönlich“
 

Der Rest ihres Besuchs im Heim verlief nahezu antiklimaktisch. Michael hatte keines der vorgesehenen Kinder ablehnen müssen und es kam auch zu keinem ähnlichen Zwischenfall wie mit Stephan.

„Und, neue Freunde gefunden?“ Er stand hinter Brad, als dieser die Hand nach dem Griff der Beifahrertür ausstreckte.

Auf seine Frage hin nahm der Schwarzhaarige die Bewegung zurück, stand für einen Moment einfach nur still da. „Freunde?“

Unwillkürlich trat er näher. Bedauerlicherweise war Brad zu alt, um noch auf den Arm genommen zu werden, aber er konnte ihn zumindest an sich ziehen. Manchmal reagierte der Jüngere auf unerwartete Art und Weise und obwohl Michael nur einen Scherz hatte machen wollen, hatte Brad eben etwas verloren geklungen. Das wollte so gar nicht zu dem jungen Precog passen.

Die nächsten Worte waren nur ein Flüstern und dennoch fraß sich Spott in sie hinein. „Ich dachte, hier gibt es keine echte Freundschaft…“

Weil es einen immer angreifbar machen würde. Michael hatte Brads Interaktion mit den Schülern auf Rosenkreuz beobachtet und auch wenn dieser sich mit einigen ganz gut verstand, hatte Brad ganz bestimmt nicht genug investiert, um wirklich einen Freund zu finden.

Er brauchte einen Moment, um eine Antwort zu finden, doch dann war es auf einmal ganz einfach. „Das kommt darauf an, wie man Freundschaft definiert“, meinte Michael leichtfertig. „Uneigennützigkeit wirst du wohl kaum vorfinden.“

Brad lachte plötzlich und die Stimmung zuvor war verschwunden. „Opportunismus bringt in der Regel auch mehr.“ Der Schwarzhaarige drehte sich in seiner Umarmung um und sah mit einem Glitzern in den Augen zu ihm auf. „Mir reicht, was ich habe.“

Ein schiefes Lächeln spielte über seine Lippen. „Wenn ich dir das nur glauben könnte…“
 

Sie kamen gerade rechtzeitig zum Abendessen zurück und Brad trennte sich nur widerwillig von ihm. Michael konnte spüren, wie sich der Blick des Jüngeren in seinen Rücken bohrte, während er zu seinem Platz hinüberging.

>Es ist doch nicht so, als würde ich jeden Moment verschwinden, mein Kleiner.< Das hatte er schon lange nicht mehr sagen müssen. Und dieses Mal verwehrte sich Brad nicht einmal gegen diese Anrede. Er lächelte, als er sich setzte.

>Das weiß ich.< Beinahe kleinlaut und Brad schien selbst überrascht davon. >Eigentlich<, wurde dem dann hinzugefügt. Verlegenheit kroch jetzt in die Verbindung. >Es ist meine eigene Schuld. Es war gar nicht angenehm, dich nicht mehr zu spüren und jetzt habe ich laufend das Gefühl, es könnte gleich wieder passieren.<

>Von meiner Seite hast du in der Hinsicht bestimmt nichts zu befürchten.< Beinahe ironisch, wenn nicht so viel Wahrheit darin gelegen hätte. William schimpfte deswegen immer noch ab und zu mit ihm, hatte innerlich aber schon längst resigniert. Außerdem war es für die Leute um Michael herum sowieso besser, wenn er seine Energie auf diese Weise ableiten konnte. Nicht nur wegen des mentalen Drucks, sondern auch, weil es wirklich positiv auf seine Stimmung wirkte, wenn er nicht mehr regelmäßig von Kopfschmerzen gequält wurde.

Er ließ Brad diese letzte Überlegung mitverfolgen, der daraufhin irgendwie ruhiger wurde. >Und jetzt iss<, forderte er ihn anschließend auf.

>Ja, Mama.< Brad grinste.

„Eins zu Null für Brad?“, holte ihn Herrn Schumanns Stimme zurück.

Michael verzog das Gesicht, aber nur kurz und in eisblauen Augen zeigte sich Belustigung. „Mindestens.“

„Wie ist es denn im Heim gelaufen?“, erkundigte sich der andere Telepath mit einem Lächeln, das sein eigenes widerspiegelte.

„Ohne Probleme. Brad hat es geschafft, einen der Lehrer vor den Kopf zu stoßen.“

„Aber er ist doch sonst so… umgänglich.“

„Interessante Wortwahl.“ Er neigte den Kopf ein wenig und dachte einen Moment darüber nach. Prinzipiell hatte Herr Schumann Recht, jedenfalls solange Brad nicht der Ansicht war, etwas besser zu wissen. In dem Fall hatte der Junge eher weniger Geduld mit seinem Gegenüber. Schließlich fügte er seiner ersten Reaktion noch etwas hinzu. „Er kann umgänglich sein, wenn es ihm passt. Sie haben Glück, dass Sie Mathematik unterrichten.“

„Und ich dachte, er mag mich persönlich.“

Sie lachten beide.
 

Michael wachte mit einem harschen Laut auf den Lippen auf, vergrub gleich darauf das Gesicht im Kopfkissen. Langsam war das nicht mehr lustig. Aber als er den Kopf zu Brad wandte, wurde ihm klar, dass es dieses Mal anders war.

Der Junge schlief unruhig, hatte seine Decke weggestrampelt und trotzdem glänzte Schweiß auf dem blass wirkenden Gesicht.

Michael streckte seinen rechten Arm nach Brad aus, Finger schlossen sich um das schmale Handgelenk. Zu warm und der Puls ging zu schnell.

Braune Augen wurden geöffnet, schienen ihn aber nicht gleich zu erkennen. Dann kam Bewegung in Brad und kurz darauf lag der Junge halbwegs auf ihm, das Gesicht in seinen Nacken pressend. „Mir ist so heiß…“ Der Körper des Jüngeren brannte sich regelrecht durch die zwei Lagen aus Stoff hindurch.

„Vielleicht solltest du dann nicht ausgerechnet so sehr an mir kleben…“ Michael versuchte amüsiert zu klingen, doch ihm war klar, dass Brad Fieber hatte. Er sollte sich keine Sorgen machen, schließlich war es für Talente in diesem Alter nicht ungewöhnlich, aber er kam nicht gegen den Knoten in seinem Magen an.

Brad atmete tief durch und heißer Atem strich über Michaels Hals, ließ ihn erschaudern, ohne dass er es wollte. Vorsichtig drehte er sich auf den Rücken und Brad ließ ihm gerade genug Spielraum, um das zu tun. Kaum dass er wieder ruhige dalag, bettete der Junge den Kopf auf seiner Brust, schien für einen Moment seinem Herzschlag zu lauschen und ein Teil der Hektik wich aus dessen Gedanken. Aber es hielt nicht lange vor.

„Kannst du das auch sehen?“ Brad hatte einen Arm leicht angehoben und Erstaunen lag in dessen Stimme.

Michael musste vergessen, was seine eigenen Augen ihm mitteilten, konzentrierte sich stattdessen auf das, was im Verstand des Jüngeren vor sich ging. Und dann sah er es ebenfalls. Brads Hand, in so vielen sich überlagernden und überschneidenden Abbildern, dass er ihre Zahl unmöglich bestimmen konnte. Visionen von jeglicher Bewegung, die möglich wäre. Abzweigungen über Abzweigungen. Beinahe verlor er sich darin, aber mit einem Biss auf die Unterlippe zwang er sich zurück.

Brad rührte sich nicht mehr, völlig gefangen genommen von dessen Talent.

Das war gar nicht gut. Michael umarmte den Jungen fest. Eine Hand glitt unter das blaue Shirt, um über den bloßen Rücken reiben zu können, während er Brad nicht nur mental zurückrief. „Komm, mein Kleiner. Ich bin hier. Hörst du mich? Hier ist _jetzt_.“

Und dann schnappte etwas in Brads Kopf an die richtige Stelle zurück. „Michael?“

Vor Erleichterung hätte er beinahe aufgelacht. „Mach solche Dummheiten ja nicht noch einmal.“ Er ließ das Reiben in ein Streicheln übergehen. Es war vorbei, Brad war nun wirklich wach.

„Was ist passiert?“ Der Jüngere klang erschöpft, schmiegte sich automatisch an ihn.

„Dein Talent hat ein bisschen verrückt gespielt…“ Es würde sich also noch weiter entwickeln. Ab und zu hatte er im Stillen gedacht, dass Brad eine der seltenen Ausnahmen darstellte, bei denen das Talent schon früh in voller Stärke erwachte. Ausgeprägt genug schien es ja.

„Wird das wieder passieren?“

„Ich denke nicht. Das wird der Durchbruch gewesen sein. Die meisten Talente machen das durch, so ähnlich, wie du es bei Stephan gesehen hast.“

„Hm…“ Ein zustimmendes Brummen, als Zeichen, dass Brad verstanden hatte. „Du fühlst dich gut an“, hörte Michael ihn dann noch murmeln, bevor Brad wieder einschlief.

Eisblaue Augen wurden mit einem Anflug von Verzweiflung geschlossen. Eine Antwort darauf würde er nicht einmal in Gedanken aussprechen.
 

Als Michael das nächste Mal aufwachte, war der Morgen heran. Die noch gräuliche Helligkeit war das erste, was er registrierte. Dann folgte Brads warmes Gewicht. Der Junge schlief auch nicht mehr.

„Na du kleiner Ofen…“

Brad hob den Kopf und sah ihn mit einem Lächeln an. „Du bist hier.“

„Ja.“ Er strich ein paar verschwitzte Strähnen zurück, legte dann seine Hand auf die Stirn des Schwarzhaarigen. Anscheinend kein Fieber mehr, vielleicht etwas erhöhte Temperatur.

Braune Augen wurden geschlossen, bevor Brad sich wieder hinlegte. Nackte Haut an nackter Haut.

Michaels nächster Atemzug blieb ihm beinahe im Hals stecken. Brad hatte nicht nur das Shirt ausgezogen, sondern auch noch Michaels Schlafanzugoberteil aufgeknöpft. Wie schön, dass ihm das auch schon auffiel…

Finger wanderten langsam über seine linke Seite, nur leichte Berührungen, die beinahe kitzelten. Aber nur beinahe. Michael schloss ebenfalls die Augen, versuchte, seinen Atem gleichmäßig zu halten und nicht zu fühlen, nicht zu reagieren. Die Hand kam schließlich auf seiner Brust, über seinem Herzen, zur Ruhe.

„Ich will nicht aufstehen.“ Ein leises Flüstern.

„Soll ich dich krankschreiben lassen?“

Brad schüttelte den Kopf und feine Haare strichen übers eine Haut, waren jedoch schnell vergessen, als warme Lippen folgten.

„Brad, nicht…“

Der Junge küsste die Erhebung seines Schlüsselbeins, seine Wange, bevor er das Gesicht an seinem Hals barg.

Du bist ein Idiot, dachte Michael zu sich selbst, als er einen Arm um Brads Taille schlang.
 

„Mike? Was führt dich zu mir?“ Die braunen Augen des Emulators verfolgten, wie er sich auf die Couch setzte, dann erst stand der Ältere auf und kam zu ihm herüber. „Ist etwas mit Brad?“

„Nichts Ungewöhnliches…“ Er erzählte dem Arzt, was in der Nacht vorgefallen war.

„Ja, das war zu erwarten gewesen. Soll ich ihn trotzdem durchchecken?“

Ein Lächeln zog an seinen Mundwinkeln. „Ich glaube nicht, dass das erforderlich ist. Nichts gegen dich, aber Brad hält immer noch nicht besonders viel von deinem Berufsstand.“

William erwiderte das Lächeln. „Da ist noch etwas anderes, nicht wahr?“ Der Ältere betrachtete ihn mit geneigtem Kopf, nachdenklich werdend. „Ah, ich verstehe. Er hat dich gefragt.“

Wider Willen wurden seine Wangen wärmer und Michael wandte den Blick ab. „Er ist erst zwölf.“

„Vielleicht auch dreizehn, wer weiß das schon genau. Und diese Umgebung ist nicht gerade dazu geeignet, seine Neugier in Schranken zu halten. Davon ganz abgesehen ist sein Verstand auf jeden Fall viel weiter.“ Ein kurzes Schweigen folgte, bevor ein Lächeln über Williams Lippen flog. „Denk nur daran, wie du in seinem Alter warst.“

Es war, als würde ihn ein eiskalter Wasserguss treffen und auch wenn er im ersten Moment nicht den Grund dafür kannte, begriff William sehr schnell. Der Ältere griff nach seiner Hand. „Es tut mir leid, ich wollte dich nicht daran erinnern.“

Mit Mühe schaffte er es, ein schwaches Lächeln aufzusetzen. „Es ist lange her. Und du hast ja Recht…“ Es war beinahe mit Überraschung, dass er merkte, dass Thomas kaum mehr als eine schwache Erinnerung war. Zu lange hatte er den Gedanken an ihn verdrängt gehabt.

William merkte, wie seine Stimmung sich wandelte und sah erleichtert aus. „Es muss frustrierend für Brad sein.“

Zurück zum ursprünglichen Thema. Michael hatte wirklich nichts dagegen. Sein Lächeln wurde echter und in eisblaue Augen trat der Anklang von Belustigung. „Anzunehmen…“

William fiel irgendetwas an seiner Stimme auf, musterte ihn intensiv. „Für dich auch, oder?“ Der Ältere lehnte sich zurück, ohne seine Hand loszulassen. „Wen hast du dir eigentlich nach Kathrin ausgesucht?“

Er blieb stumm, aber das war Antwort genug.

Sein Freund schüttelte den Kopf. „Wenn du schon keinen Schüler in Betracht ziehen wolltest – und ich denke, genau das ist der Fall – hättest du doch zu mir kommen können. Oder von mir aus Herrn Schumann fragen. Du weißt, dass er dich nicht von der Bettkante gestoßen hätte.“ Ein schmales Lächeln schloss sich dem an.

Michael konnte selbst nicht sagen, was ihn davon abgehalten hatte. Außer der Gewissheit, dass Brad Bescheid gewusst hätte. Was ihn eigentlich nicht aufhalten sollte, nicht wahr?

Seine Hand wurde freigegeben, bevor die Schilde des Anderen in Mitleidenschaft gezogen werden konnten.

„Ich bin auch so klargekommen“, meinte er schließlich. „Es ist ja nicht so, als ob ich früher häufig Sex gehabt hätte“, folgte eine trockene Feststellung, die vollkommen der Wahrheit entsprach.

William sah irgendwo ins Leere. „Ich verstehe schon… Wie könnte dir dieser flüchtige Kontakt reichen, wenn du weißt, welche Alternative du hast.“

Er hatte noch nie auf diese Weise darüber nachgedacht, aber die mentale Verbindung mit Brad hatte ihn wahrscheinlich wirklich für solche oberflächlichen Begegnungen verdorben. Und so konnte er nicht widersprechen.

Durch den Emulator ging auf einmal ein Ruck und braune Augen suchten seinen Blick. „Warum bist du hergekommen, Mike?“

Michael zuckte kaum merklich mit den Schultern. Wenn er das nur selbst wüsste…

„Du solltest dir wirklich überlegen, was du eigentlich willst. Diese Unentschlossenheit passt nicht zu dir.“ Es lag keine Schärfe in diesen Worten.

„Ich kann es einfach nicht…“ Worum es ging, musste nicht ausgesprochen werden.

„Noch nicht“, verbesserte William ihn. Ein schnell wieder verschwundenes Lächeln blitzte auf, das nicht viel Freude enthielt. „Irgendwie ist das doch lächerlich, findest du nicht auch? Vielleicht hätte ich mich nicht so lange zurückhalten sollen, jetzt ist es fast zu spät.“ Damit beugte sich der Andere zu ihm herüber und dessen Hand verschwand zwischen seinen Schenkeln, während sich ihre Lippen trafen. Er hörte sich selbst aufstöhnen, in den Kuss hinein und warf für den Moment alle Bedenken über Bord, auch wenn sich etwas in ihm weiterhin dagegen sträubte.

„Lass mich…“ Ein Flüstern neben seinem Ohr, als er in eine liegende Position gedrückt wurde. „Wenigstens für einen Augenblick kannst du auch mal mir gehören.“

Sein Körper war ganz Williams Ansicht, bog sich von ganz allein der Berührung entgegen.

„Sag Brad, dass ich dich ihm nicht wegnehmen werde.“ Ein weiterer Kuss, als gleichzeitig seine Hose geöffnet wurde. „Du wirst dich danach bestimmt besser fühlen.“ Ein Grinsen, bevor der Ältere nach unten rutschte.

Und Michael konnte nur noch die Augen schließen, als sich Williams Mund über seine Erektion senkte. Zuerst überwältigten ihn die geweckten Empfindungen beinahe, dann wollte er hinausgreifen und eine Verbindung aufbauen. Aber dazu hatte er sich zu sehr unter Kontrolle, William würde ihm so etwas kaum danken. Und schließlich verlor er sich im Ansturm des Orgasmus, die Energie brannte sich durch seinen Körper, suchte und fand einen Ausweg. Michael fühlte, wie sie absorbiert wurde und die Hitze wurde durch Kälte ersetzt.

>Brad?<

Keine Antwort. Hatte er wirklich eine erwartet?

Seine Sachen wurden in Ordnung gebracht und als er endlich die Augen öffnete, war es, um dem Blick des Emulators zu begegnen, der ihn mit einer Mischung aus Mitleid und Entnervtheit ansah.

„Ich hatte gehofft, du würdest ihn wenigstens hierbei mal vergessen.“

„So war das nicht“, verteidigte er sich und William schüttelte wieder den Kopf, jetzt mit einem Lächeln.

„Schon gut…“ Und dann erhielt er einen letzten Kuss.
 

~TBC~
 

Thomas ist zur Abwechslung mal ein vollkommen neuer Charakter. Ein bisschen mehr werdet ihr noch über ihn erfahren. ^^

cya, cu ^-^

"Wenn sie beide so taten als ob, war es dann nicht Wirklichkeit?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 24/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Brads Reaktion…

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Jemma: *lach* Du fasst genau das zusammen, was Michael auch klar wird. ^^ Hm, es dauert noch ein bisschen, bis Brads Talent eine deutliche Verbesserung zeigt. Aber dafür wird die entsprechende Vision auch wirklich wichtig sein ^^
 

@Razielle: Ich wusste gar nicht, dass sie solche Pläne haben o.O Und du warst tatsächlich in Tokio, ohne auf den Tower zu gehen? Ich dachte, so etwas gehört zum Pflichtprogramm ^.~

*snicker* Brad ist natürlich nicht begeistert von dem, was Michael gemacht hat, und wird es ihm in diesem Teil auch zeigen. Und später wird er versuchen, das Problem logisch zu lösen, was in diesem Fall nicht wirklich viel hilft ^^#
 

@Kralle: Die Erfahrung an sich ist nichts Neues für Brad, vielleicht erinnerst du dich ja noch an Michael und Kathrin? Wie Jemma auch sagt, ist es für Brad schlimmer, dass er selbst zuvor abgewiesen wurde. Und auch wenn Michael Brad tatsächlich für zu jung hält, beruht das in erster Linie auf dem, was seinem Freund Thomas damals passiert ist. ^^
 

@F4-Phantom: Und du, willst du wieder zwei Teile hintereinander lesen? *grins*
 

Teil 24 „Wenn sie beide so taten als ob, war es dann nicht Wirklichkeit?”
 

Michael testete die vertraute Verbindung, als er auf dem Weg zu seinem Quartier war. Sie war noch vorhanden, aber auf Brads Seite fehlte jede Resonanz. Da war kein Gefühl von Anwesenheit und das war fast genauso schlimm, wie wenn der Junge ihn ganz rausgeschmissen hätte.

Er unterdrückte ein Seufzen. Wie sollte das nur weitergehen? Es überraschte ihn nicht besonders, dass er die Zimmer leer vorfand, aber Michael hatte auf etwas anderes gehofft. Nachdenklich trat er an das Schlafzimmerfenster heran und beobachtete, wie schwere Regentropfen gegen das Glas fielen, um dann daran herunterzurinnen. Die Welt dahinter war grau und dunkler, als sie um diese Zeit sein sollte. Seine Hand hob sich wie von allein, Fingerspitzen berührten die zerbrechliche Trennscheibe zwischen drinnen und draußen, während sein Geist versuchte, Brads Aufenthaltsort zu lokalisieren. Erfolglos. Aber auch wenn der Junge sich vor ihm verbergen konnte, Michal blieb ein Telepath – und kein schlechter. Seine Mundwinkel zuckten kurz nach oben, bevor er sich vollständig konzentrierte und nach jemandem suchte, der Brad vor kurzem gesehen hatte oder besser noch gerade sah. Es fühlte sich gut an, sein Talent auf diese Weise ausdehnen zu können und kaum jemand würde seine stumme Frage als etwas von außen kommendes registrieren.

Ein Schauer durchlief ihn, als er die gesuchte Antwort erhielt. Kälte. Und die Ursache dafür war Michael gleich darauf auch klar. Warum musste Brad solche Dummheiten machen, noch dazu, wenn er nicht ganz gesund war? Gleich darauf lief er mit ausgreifenden Schritten durch die Gänge, trat wenig später in den unfreundlichen Regen hinaus.

Er brauchte nicht lange, um Dennis zu finden, der sich alle Mühe gab, die Nässe von sich und Brad abzuhalten. Die telekinetischen Fähigkeiten des Teenagers waren noch nicht weit genug entwickelt, was den Versuch zu einer echten Sisyphusarbeit machte. Die auch ausgesprochen energieraubend war.

„Geh hinein, bevor du dich noch erkältest.“

Dennis zuckte erschrocken zusammen, wandte ihm ein bleiches Gesicht zu. Die Konzentration war damit natürlich zum Teufel. „Herr Schneider. Ich habe versucht, ihn zur Vernunft zu bringen, aber Brad wollte einfach nicht auf mich hören.“

Er hätte beinahe gelächelt. „Geh, ich kümmere mich um ihn.“

Der Blondschopf zögerte keinen Moment länger und lief auf das Gebäude zu.

Eisblaue Augen sahen ihm kurz nach, richteten sich dann wieder auf Brad. Der hatte gar nicht mitbekommen, dass sein Schutz plötzlich verschwunden war. Es war, als hätte sich eine Trance über den Schwarzhaarigen gelegt, der mit zeitlupenartigen Bewegungen verschiedene Übungen aus dem Nahkampftraining absolvierte. Die Kontrolle musste bei diesem langsamen Tempo absolut sein, kein Wunder, dass Brad so darin versunken war. Was für eine Art, sich abzureagieren…

Michael schüttelte den Kopf, trat dann näher an den Jüngeren heran. „Brad, es reicht jetzt.“ Er verlieh seiner Stimme eine Schärfe, die er nicht empfand, der es aber gelang, zu dem Jungen durchzudringen.

Für einen Moment verharrte Brad in der aktuellen Position, still wie eine Statue, atmete schließlich tief durch und senkte die Arme.

Da nun nicht mehr die Gefahr bestand, einen unbeabsichtigten Angriff auszulösen, schloss Michael auch die letzte Distanz zwischen ihnen. „Das ist unvernünftig.“ Er legte beide Hände auf Brads Schultern, der daraufhin zu ihm aufsah, mit ausdruckslosen Zügen. Nur die braunen Augen schienen regelrecht zu brennen.

„Du möchtest also nicht mit mir reden.“ Eine beinahe erschöpfte Feststellung. Michael strich durch die nassen, schwarzen Strähnen. „Lass uns reingehen.“

Drinnen hielt er den ersten Schüler auf, der ihnen über den Weg lief – ein Mädchen, vielleicht in Dennis’ Alter. Mit dem Teil seiner Aufmerksamkeit, der weiter auf Brad gerichtet war, registrierte er, dass der Junge von einem Schauer durchlaufen wurde. Mit dem Regen hatte es einen Temperatursturz gegeben und Brad war lange genug draußen gewesen, dass die Kälte unter dessen Haut hatte kriechen können. Es geschah nicht einmal bewusst, als er seine Hand in den Nacken des Jüngeren legte und ein wenig Wärme hineinzureiben begann. Und genauso unbewusst lehnte sich Brad gegen ihn.

„Geh in die Küche und bring unser Abendbrot zu meinem Quartier.“ Ein weiteres Erschaudern lenkte ihn kurz ab. „Heißen Tee auch“, fügte er dann noch hinzu.

Sie nickte hastig. „Jawohl, Herr Schneider.“ Einen Moment später war sie auch schon auf dem Weg, genau wissend, dass Michael keine Verzögerung dulden würde.

Brad hatte immer noch nichts gesagt, schien auch dieses kurze Zwischenspiel zu ignorieren. Flüchtig presste Michael die Lippen zusammen.

Er zog seine Hand erst zurück, als sie das Quartier erreichten. „Ab ins Bad mit dir.“

Braune Augen suchten seinen Blick, offenen Widerstand zeigend. Doch dahinter schien auch etwas anderes zu liegen. Michael war zu sehr gewöhnt, direkten Zugriff auf Brads Gedanken und die damit einhergehenden Gefühle zu haben, um die Emotion entziffern zu können. Nach einem resignierenden Seufzen landeten seine Hände auf Brads Schultern und schoben den Jüngeren in Richtung des kleinen Raums.

Michael musste sich davon abhalten, die Augen zu verdrehen. Das wurde nun langsam wirklich lächerlich. „Was soll das?“ Beinahe ungeduldig zog er Brad das Shirt über den Kopf, öffnete dann dessen Hose. „Was willst du damit beweisen? Du verhältst dich wie -“ Er stoppte sich selbst mitten im Satz. Ihre Blicke trafen sich und in Eisblau glomm ein Funken Humor auf. „Wie ein kleines Kind…“, schloss er dann, endlich verstehend.

Brads Zähne blitzten in einem schnellen Lächeln auf, als dieser nun bereitwillig aus Hose und Shorts trat. Sobald Brad in der Wanne saß, griff er nach der Brause und ließ das heiße Wasser über den Schwarzhaarigen strömen. „Du willst mir wohl sagen, dass ich nicht beides haben kann, hm?“ Entweder Brad war ein kleines Kind und dann sollte er sich über solches Verhalten nicht wundern – oder er hielt es Brad vor und gestand damit ein, dass die Bezeichnung nicht mehr zutraf.

Brad schenkte ihm ein weiteres Lächeln und er konnte nicht anders, als es zu erwidern. Es ging in ein Grinsen über, als er das Wasser abstellte und den Jüngeren in Handtücher zu wickeln begann. „Du hast bei dieser Demonstration aber eine Kleinigkeit vergessen. Selbst vor zwei Jahren hast du dich nicht so kindisch angestellt.“ Damit beugte er sich vor, ein Arm in Brads Kniekehlen, den anderen um dessen Schultern, und hob ihn aus der Wanne.

Brad, der auf sein Grinsen hin erst Überraschung gezeigt hatte, sah jetzt deutlich indigniert drein und Michael lachte auf. Der Jüngere fiel schließlich ein und froh darüber, das zu hören, begann er Brad abzukitzeln, kaum dass er ihn sicher auf der Couch hatte.

Ein zögerliches Klopfen an der Tür ließ Michael innehalten, zufrieden musterte er Brad, bevor er aufmachen ging.

Es war das Mädchen – Sandra, wie er erfuhr, sobald er sich die Mühe machte, nach der Information zu suchen. „Stell das Tablett auf das Tisch“, forderte er sie mit einer entsprechenden Geste auf, machte sich dann daran, die Knöpfe an seinem Handgelenk zu öffnen. Die nicht gerade willkommene Unterbrechung hatte ihm zumindest ins Bewusstsein gerufen, dass seine Sachen auch nicht gerade die trockensten waren.

Sandra tat wie ihr geheißen, mit gesenktem Kopf, aber Michael konnte sehen, wie ihre Augen kurz zu Brad hinüberhuschten, der ihr ein knappes Nicken zu kommen ließ. Der Junge störte sich überhaupt nicht daran, dass seine derzeitige Situation gerade nicht die würdevollste war.

Mit einem Lächeln auf den Lippen ging er ins Schlafzimmer, die vordere Knopfleiste bereits vollständig geöffnet, während er hinter sich die Tür schließen hörte. Rasch hatte er in seinen Schlafanzug gewechselt – etwas anderes anzuziehen, hätte sich sowieso nicht gelohnt – kehrte dann zu Brad zurück, ein Shirt und Shorts für ihn in der Hand.

Sie landeten auf dem Sessel, bevor Michael sich zu dem Jungen setzte. Brad wehrte sich nicht dagegen, trockengerieben zu werden und dessen Haut begann sich zu röten, endgültig warm. Unwillkürlich zog Michael ihn an sich, Nähe suchend, da die Barrikaden immer noch da waren.

„Trink deinen Tee bevor er kalt wird.“ Gleichzeitig lockerte er die Umarmung, um Brad die benötigte Bewegungsfreiheit zu geben.

Der beugte sich vor, goss eine Tasse voll, lehnte sich dann damit in der Hand wieder gegen ihn.

Michael ließ seine Stirn auf Brads Schulter ruhen, begann die Leere zu durchsuchen, die der Verstand des Jüngeren zurzeit darstellte. Es dauerte nicht lange, bis er die Schilde fand, die ihn ausschlossen, ohne gleichzeitig die Verbindung unmöglich zu machen. Auf der realen Ebene hörte er Brad vorsichtig einen Schluck von dem Tee trinken, aber ein Großteil seiner Aufmerksamkeit war damit beschäftigt, gegen den gefundenen Widerstand vorzugehen. Nicht mit Gewalt, aber hartnäckig, gleich einer leisen Frage.

Brad wurde aufmerksam und er spürte, dass der Schwarzhaarige mit sich selbst um eine Entscheidung rang. Es war noch nicht angesprochen worden, was zu dieser Art der Abschottung geführt hatte und wenn Michael ehrlich war, wusste er auch nicht, was er sagen sollte.

Natürlich wollte Brad so etwas nicht wieder miterleben. Ein trockenes Lächeln zog an seinen Mundwinkeln. Es war dumm gewesen, erst Brad abzulehnen und dann zu jemand anderen zu gehen, aber er war auch nur ein Mensch. Und jetzt war ihm auch klar, warum er sich dagegen wehrte, Brad nachzugeben. Thomas… verdrängt, ja. Doch er hatte nicht vergessen, was mit seinem Freund geschehen war. Dass der Instruktor es mit voller Absicht getan hatte und er selbst niemals etwas Derartiges tun würde, änderte gar nichts.

Die Tasse wurde abgestellt und das leise Geräusch holte ihn zurück, jedenfalls für einen Moment, denn als nächstes falteten sich die Schilde in sich selbst zusammen und Brads Präsenz war zurück.

Hastig verjagte Michael jeden Gedanken an Thomas, fiel stattdessen dem warmen Leuchten entgegen, das endlich wieder erreichbar war. Er fühlte Brads Zorn nach, die darauf folgende Verbitterung und das Unverständnis. Aber nichts davon hatte der Junge lange aufrechterhalten können und nun war da nur noch ein Hauch von Verwirrung – und Frustration. Michael ließ sich nach unten gleiten, Brad mit sich ziehend, bis sie beide lang ausgestreckt dalagen. Die feuchten Handtücher landeten auf dem Boden, stattdessen breitete er die Decke über ihnen aus, die sonst zusammengelegt über der einen Armlehne lag. Der Junge musste schließlich warmgehalten werden.

Schwarze Haare kitzelten ihn, als Brad es sich so bequem wie möglich machte. „Warum muss das so kompliziert sein?“

Brads geflüsterte Beschwerde ließ ihn lächeln. Unter der Decke strich er über den bloßen Rücken des Jüngeren, sagte aber nichts. Und so sprach Brad weiter.

„Rein theoretisch müsste es ganz simpel sein…“

Er erbebte, als ein lautloses Lachen durch seinen Körper lief. Es war typisch für Brad, so zu denken. Und auch wenn ihre Gefühle zweifellos in diese einfache Gleichung passten, so taten es seine Erinnerungen nicht. Dieser Gedanke ließ Michael abrupt wieder ernst werden.

Brad hatte mitgehört und für ein paar Atemzüge wurde die Verwirrung fast greifbar, bevor der Anfang von Verstehen sie ablöste.

>Dann warte ich eben, aber…< Eine Pause folgte, in der Brad das Gesicht an seinem Hals vergrub. >Mach das nicht wieder. Nicht, wenn ich es… spüre…<

Die Wortwahl ließ ihn sauer aufstoßen. Seine Hand zeichnete unruhige Kreise auf Brads Rücken, während er darüber nachdachte, welche Möglichkeit ihm diese Formulierung offen ließ. Wenn er die Verbindung zu Brad trennen würde, könnte der nichts spüren. Aber der Junge würde es _wissen_.

Brad versteifte sich flüchtig und bewies damit, dass dem Jüngeren nur zu klar war, was er Michael da anbot. Dann geisterte warmer Atem über seine Haut und Hitze verriet Michael, dass dem Schwarzhaarigen das Blut in die Wangen gestiegen war.

Beinahe hätte er geseufzt, aber der Laut blieb bereits in seiner Kehle stecken. Es wäre so einfach nachzugeben, Brad hatte genau die richtige Größe, um zurückzugehen. Dorthin, wo er selbst nicht älter gewesen war und alles nur ein Spiel unter der Bettdecke nach Lichtaus. So einfach und gleichzeitig viel zu schwer. Denn nachdem die Erinnerung wieder da war – an Thomas’ viel zu leeren Blick und alles, was zu diesem Moment bitterer Erkenntnis geführt hatte – schienen bleierne Gewichte seine Bewegungen zu stoppen, sobald sein Verstand mit den Handlungen seines Körpers gleichzog. Wie sollte da das Wissen helfen, dass die Situation eine völlig andere war?

Brad spannte sich schon wieder an, machte ihm so bewusst, dass er viel zu fest den Arm des Jungen umfasste, als würde er befürchten, Brad könnte eventuell flüchten. Er rief sich selbst zur Raison und lockerte seine Finger, fragte sich im Stillen, wann eigentlich seine Hand dieses neue Ziel gesucht hatte.

„Wir sollten jetzt essen…“ Der Vorschlag klang nicht einmal für Michael selbst besonders verlockend, aber sein Magen begann bereits eigene Ansprüche anzumelden und er wusste, dass auch Brad hungrig war. Daher war es nicht weiter verwunderlich, dass sich der Schwarzhaarige nach einem Moment widerwilligen Zögerns aufrichtete, die Decke wie einen Umhang um die Schultern schlingend.

„Tee ist auch noch ausreichend da.“ Mit einem Lächeln versuchte er, sich eine andere Stimmung aufzuzwingen und das Bild zu verdrängen, das immer noch wie ein Geist in seinen Gedanken hing. Doch seit William die Erinnerung wieder hatte erwachen lassen, verließ ihn Thomas nie ganz. Eine kalte Pause folgte dieser Überlegung. War es denn jemals wirklich anders gewesen? Die ehrliche Antwort war ein metallisch schmeckendes Nein.

„Mir ist nicht mehr kalt.“ Brads Stimme klang munter und trug das gleiche Lächeln in sich, das dessen Lippen formten.

So echt, dass es jeden außer Michael getäuscht hätte. Aber er nahm es hin, war sogar froh darüber. Wenn sie beide so taten als ob, war es dann nicht Wirklichkeit?

„Du wirst trotzdem noch welchen trinken, sicher ist sicher.“ Endlich setzte er sich ebenfalls auf und entlockte Brad ein kurzes Auflachen, indem er seine Aufforderung mit einer festen Umarmung unterstrich, die schnell in eine weitere Kitzelattacke überging.

„Das war unfair“, beschwerte sich der Jüngere anschließend, aber die braunen Augen funkelten ihn an, ohne von Gläsern oder etwas wie einer innerlichen Mauer geschützt zu werden.
 

~TBC~
 

Ich hatte im Vorhinein nicht darüber nachgedacht, wie Brad eigentlich reagieren würde. Alles in allem war ich mit dem Ergebnis ganz zufrieden ^^

cya, cu ^-^

"Er hätte Michael in Ruhe lassen sollen, wenn er nicht stark genug zum Überleben war"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 25/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Ein kleines Experiment mit Dennis und dann erfährt Brad noch etwas über Thomas…

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Jemma: Brad hat versucht, nicht nur mit Worten zu argumentieren. Deshalb hat Michael es schwerer gehabt. ^^ Hm, eine Weile wird sich Brad noch in Geduld üben müssen. Aber gerade weil er Michael sowieso die ganze Zeit um sich herum hat, wird ihm die Zeit schon nicht zuuu lang werden ^^#
 

@Razielle: Mehr Widerstand von Brads Seite? Er würde das gar nicht durchhalten. Immer wenn er sich von Michael zurückzieht, schneidet er sich schließlich auch ins eigene Fleisch. Wie dieser Teil zeigen wird, gibt Brad aber nicht so schnell auf ^.~

*lach* Der kurze Austausch war in erster Linie ein Hinweis darauf, dass die beiden sich kannten. Sandra schläft im gleichen Zimmer wie Dennis und dort hatte Brad sie damals kennengelernt, als er Dennis von der Abschlussparty dorthin begleitet hatte. ^^
 

@Kralle: *snicker* Da Brad so wenig gesprochen hatte, war es eindeutig ruhig ^.~ Dieses Mal verlegt sich der Junge allerdings nicht aufs Schweigen ^^
 

Teil 25 „Er hätte Michael in Ruhe lassen sollen, wenn er nicht stark genug zum Überleben war“
 

Der rote Belag federte kaum merklich unter seinen Füßen, schien ihn mit jedem Schritt anzuspornen. Ein kleiner Schubs vorwärts, ein beständiges leises Flüstern. Weiter…

Es war den ganzen Tag über bewölkt gewesen, so dass die Feuchtigkeit des gestrigen Regens noch schwer in der Luft hing und auf ihn niederzudrücken versuchte. Doch Brad ignorierte das, so wie alles in seiner Umgebung. Erst als seine Muskeln absolut nicht mehr kooperieren wollten, lief er allmählich aus, blieb schließlich stehen und sah in das Nichts des grauen Himmels, während sich sein Brustkorb hob und senkte.

Besser, wenigstens ein bisschen… Ein Sonnenstrahl schaffte es für einen Moment durch die Wolkendecke zu dringen und blitzte über seine Brillengläser hinweg. Der Ansatz zu einem Lächeln bog seine Mundwinkel nach oben. Wenn das Wetter sich besserte, würde er mehr Gelegenheit zum Laufen haben…

„Hier bist du also.“

Der Ausruf ließ Brad den Kopf wenden. „Hallo Dennis.“ Das Lächeln war verschwunden.

Der ältere Junge störte sich nicht daran, war seine Indifferenz bereits gewöhnt. „Hast du deine Hausaufgaben schon fertig?“

„Natürlich.“ Als würde er sich damit lange aufhalten. Einen Großteil schaffte er sowieso schon während des Unterrichts. Brad hob die linke Hand, um sich über die verschwitzte Stirn zu wischen, ging dann auf die Bank zu, wo ein Handtuch und eine Flasche Wasser auf ihn warteten.

„Könntest du mir vielleicht mit Japanisch helfen?“

Braune Augen verschmälerten sich, als er dem Anderen einen kurzen Blick zuwarf. „Warum sollte ich?“ Es klang beinahe gelangweilt, war aber nicht unbedingt als Ablehnung gemeint.

Dennis versuchte es mit einem schnellen Lächeln. „Für gestern?“

Er nahm einen ausgiebigen Schluck und tat so, als müsste er darüber nachdenken. „Ich bin trotzdem nass geworden.“

„Das allerdings…“

In einem Tonfall, der Brad aufhorchen ließ. Er unterzog den Älteren einer gründlichen Musterung. „Sandra hat mal wieder ihren Mund nicht halten können.“ Keine Frage, eine Feststellung. Und Dennis zeigte nur ein andeutungsweises Schulterzucken, was ihm ein frustriertes Schnauben entlockte.

„Was ist? Hast du irgendwelche…“ Der Ältere zögerte, beendete dann aber die Frage. „Probleme mit Herrn Schneider?“

Huh, das war gewagt. Und Dennis war sich dessen sehr wohl bewusst, wie ihm ein hastig abgewandter Kopf bewies.

Das Handtuch um den Nacken schlingend, setzte er sich in Bewegung, nicht nur ein bisschen überrascht. „Wie meinst du das?“ Doch kaum dass er die Worte ausgesprochen hatte, war es ihm auch schon klar und Brad hätte beinahe aufgelacht. Es blieb jedoch bei einem nicht wirklich amüsierten Zucken seiner Mundwinkel. „Nicht so, wie du anscheinend denkst. Das Problem ist in dem Fall vielmehr, dass ich keins habe.“

Dennis, der sich ihm automatisch angeschlossen hatte, stockte kurz, hatte sich aber schnell wieder unter Kontrolle. „Nicht? Ich dachte…“ Der Satz versandete irgendwo.

Das, was wohl jeder dachte, beendete Brad ihn still. Wieder verzogen sich seine Lippen und ein Name schoss ihm durch den Kopf. Michael hatte versucht, ihn zu verbergen, war aber nicht ganz erfolgreich gewesen. „Vielleicht mache ich ja etwas falsch…“ Er war jetzt stehen geblieben und in braunen Augen glomm ein Funken auf, der Dennis blass werden ließ. „Wie wäre es, wenn ich mit dir übe?“

Sie wussten beide, dass Brad nicht von Japanisch sprach.

Der Blondhaarige war eindeutig geschockt, wurde noch eine weitere Nuance blasser. „Das solltest du nicht einmal im Scherz sagen.“

Brad wurde für einen Moment kalt, seine Stimme flach und ausdruckslos. „Wäre doch interessant zu erfahren, wie du dieses Dilemma lösen würdest, nicht wahr?“

So weit hatte der Telekinet noch gar nicht gedacht und erstarrte jetzt regelrecht, strich sich schließlich durch die Haare, ohne aufzusehen.

Übersprunghandlung, analysierte Brad mit kühler Distanz, brachte dann endlich seine Emotionen unter Kontrolle. Dennis konnte ja nichts dafür. „Vergiss es…“, warf er lakonisch ein, bevor er seinen Weg fortsetzte.

Brad erwartete nicht, dass Dennis ihm folgen würde, aber als er schließlich das Gebäude betrat, war der Andere an seiner Seite. Es fielen keine weiteren Worte zwischen ihnen, bis sie die Etage erreichte, wo die Instruktoren untergebracht waren.

„Ich darf hier nicht sein.“

In braunen Augen mischte sich Ungeduld mit Belustigung. „Da ich bei dir bin, wird dir schon nichts passieren.“

Dennis wich seinem Blick aus, erhob aber keine weiteren Einwände, jedenfalls für einen Moment nicht. Dann meldete sich schon wieder eine neue Sorge. „Und was ist, wenn Herr Schneider da ist?“

„Das wüsste ich.“ Kurz wünschte er sich fast, dass Michael tatsächlich da sein würde. Er wollte die Verwirrung loswerden, die sich hartnäckig an ihn geheftet hatte. Und er wollte wissen, was es mit diesem Thomas auf sich hatte. Der Gedanke ließ ihn die Zähne zusammenbeißen, unbemerkt, da er gleichzeitig die Tür öffnete und ihr Quartier betrat.

„Ich war noch nie in der Unterkunft eines Instruktors…“ Dennis’ Flüstern klang eingeschüchtert, dennoch sahen sich blaue Augen neugierig um.

Da darauf sicher keine Antwort erwartet wurde, ging Brad geradewegs weiter ins Schlafzimmer, wo das Japanischbuch und der Hefter noch auf der Liege lagen. Es war offensichtlich, dass er sie nicht als Bett benutzte, über der Matratze befand sich lediglich eine Tagesdecke. Aber er machte hier öfters seine Hausaufgaben fertig oder las einfach nur ein Buch.

Dennis war im Türrahmen stehen geblieben, sah zwischen dem Bett und der Liege hin und her. Brad musste kein Telepath sein, um zu wissen, was dem Älteren gerade durch den Kopf ging. Etwas wie Wut flammte in ihm auf. „Komm her!“ Harsch.

Der Blondhaarige gehorchte automatisch und Brad zog ihn neben sich auf die Liege, woraufhin der Größenunterschied vernachlässigbar wurde.

Dennis war zu überrascht, um sich zu wehren, doch selbst als dieser Augenblick verflogen war, hielt der ältere Junge still. Ihm mussten Brads Worte von vorhin noch klar im Gedächtnis sein und wie es aussah, hatte Dennis sich entschieden.

Er hatte Dennis nach hinten gedrückt, bis dieser auf dem Rücken lag, saß rittlings auf dessen Unterleib. Brad wusste, dass er jetzt nicht zu schnell vorgehen durfte und so strichen seine Hände nur langsam über den shirtbedeckten Oberkörper, die Stirn in nachdenkliche Falten gelegt.

Der Telekinet hatte die Augen geschlossen, weigerte sich ihn anzusehen, konnte aber die leichte Röte nicht verbergen, die ihm in die Wangen gestiegen war.

Brad sah diese Reaktion mit Befriedigung. Er machte also nichts falsch. Er rutschte ein Stück nach unten, damit er seine Hände ohne Probleme unter das T-Shirt des Anderen schieben konnte.

Dennis’ Herzschlag raste regelrecht, er konnte er es spüren. Aber das war nichts, was ihn aufhalten würde. Die warme Haut fühlte sich gut an und anders als bei Michael musste er sich auch nicht zurückhalten. Zwischen ihm und Dennis stand kein Versprechen. Und auch keine andere Person. Er verdrängte diese letzte Überlegung, ließ seine Hände lieber in die andere Richtung wandern.

Dennis begann bereits zu reagieren, so wie es sein sollte. Aber warum funktionierte es dann mit Michael nicht so einfach?

Hosenknopf und Reißverschluss stellten für seine Finger kein Problem dar und gleich drauf konnte er sie über das heiße Fleisch gleiten lassen, neugierig.

Dennis gab einen seltsamen Laut von sich, atmete tief ein.

Er lächelte in sich hinein, konzentrierte sich dann auf einen gleichmäßigen Rhythmus. Dennis hatte die Augen nicht mehr einfach nur geschlossen, sondern regelrecht zusammengekniffen. Brad beobachtete interessiert jeden Wechsel im Mienenspiel des Älteren und versuchte, sich alles genau einzuprägen. Schließlich wollte er hierbei etwas lernen. Doch es regte sich auch Enttäuschung in ihm, denn Dennis wich nicht von dem ab, was zu erwarten war. Seine Informationen waren korrekt, er hatte nichts falsch verstanden. Was ihn wieder zurück zu der Frage brachte, warum mit Michael alles anders war.

Ein Schauer lief durch den Körper unter ihm und dann spannte sich Dennis zum letzten Mal an. Brad wartete ab, bis der Ältere ruhiger geworden war, stand danach auf, um zu seiner Kommode zu gehen. Mit der Linken griff er nach der darauf liegenden Packung.

Dennis nahm die Taschentücher mit einem dankbaren und etwas verlegenen Lächeln an, das Brad minus der Verlegenheit erwiderte, sobald er sich daran erinnerte, dass das wohl angebracht wäre. Anschließend verschwand er ins Bad, um sich die Hände zu waschen.

Als er zurückkehrte, verloren sie kein einziges Wort über das Vorgefallene, was ihm nur recht war. Dennis wusste, was dieser von der Sache zu halten hatte und würde nicht darauf zurückkommen. Keine Komplikationen. Dennoch fühlte sich der Ältere unwohl genug, um darauf zu bestehen, die Nachhilfestunde woanders hin zu verlegen.
 

Es war beinahe Zeit fürs Abendessen, als Brad den Gemeinschaftsraum verließ, Buch und Hefter unterm Arm. Er konnte nicht ganz nachvollziehen, warum andere so viele Probleme damit hatten, etwas Neues zu lernen und manchmal half er lediglich aus dem einfachen Grund, dass er die Schüler besser verstehen wollte. Das war wichtig. Er hatte nicht vor so zu werden wie sie, doch Verstehen half dabei zu führen und mit weniger würde er sich später nicht zufrieden geben. Natürlich gab es auch andere Wege, aber sowohl Angst als Gewalt waren Hilfsmitteln, denen es an Nachhaltigkeit fehlte, wenn man sie nicht richtig einzusetzen wusste.

In Gedanken versunken merkte er erst, welches Ziel er angepeilt hatte, als er vor der Krankenstation stand.

Brad schaffte es gerade so, nicht zu seufzen. Vielleicht sollte er endlich zugeben, was ihn wirklich interessierte und es hinter sich bringen. Mit Michael konnte er nicht über Thomas reden, doch es gab eine Person, die sicher ebenfalls Bescheid wusste. Er ignorierte, wie sich sein Magen zusammenkrampfte.

„Brad, was für eine Überraschung.“ Dr. Stephenson bat ihn in sein Büro und ließ ihn auf der Couch Platz nehmen. „Hast du wieder Fieber bekommen?“

Brad wurde klar, aus welchem Grund sich Michael mit Dr. Stephenson getroffen hatte und fühlte sich zwischen zwei Reaktionen hin und her gerissen. Wärme, weil Michael sich Sorgen um ihn gemacht hatte. Und gleichzeitig lag ein bitterer Geschmack auf seiner Zunge, da ihm nun klar war, dass ohne ihn wahrscheinlich gar nichts zwischen den beiden vorgefallen wäre.

„Mir geht es gut.“ Er klang bloß nicht danach. Mit ausdrucksloser Miene musterte er seine Fingernägel, sah so nicht das Verstehen, das kurz über das Gesicht des Anderen hinweghuschte.

Dr. Stephenson reagierte nicht gleich, sondern schien zunächst einmal abzuwarten, bevor dieser sich neben ihn setzte.

Brad drehte sich beinahe der Magen um. Er konnte nicht verhindern, sich vorzustellen, wie es mit Michael an seiner Stelle gewesen war.

„Möchtest du mit mir über etwas reden?“

Die leise Frage vertrieb die unwirklichen Bilder und das sehr echte damit einhergehende Gefühl, denn für letzteres musste Brad seine Fantasie nicht bemühen.

Endlich hob er den Kopf und begegnete den Augen des Anderen. „Wer ist Thomas?“ Brad wusste, dass er viel zu fordernd sprach, aber das war ihm nun wirklich egal.

„Woher -?“ Der Arzt unterbrach sich selbst und auch den Blickkontakt, lehnte sich nachdenklich zurück.

Brad kam es so vor, als hätte er noch nie so ungeduldig auf etwas gewartet, wie auf die bisher ausgebliebene Antwort. Und nicht einmal sein Talent half ihm gerade weiter.

„Ich weiß nicht, ob ich das Recht habe, mit dir darüber zu sprechen.“ Bevor er etwas einwerfen konnte, fuhr der Andere aber auch schon fort. „Doch ich denke, es dürfte nicht schaden. Und Mike wird es nur gut tun.“ Letzteres mit einem Anflug von Amüsement, der nicht so ganz ins Bild passen wollte.

Brad war verwirrt, hatte jedoch nicht vor, das zu verraten.

„Thomas war das genaue… nun, Gegenteil wäre vielleicht zu hart ausgedrückt, aber ihr ähnelt euch nicht besonders. Er nahm alles auf die leichte Schulter und war unter den Erstklässlern überaus beliebt. Mike hingegen lief herum, als wäre er in einen Alptraum gestoßen worden. Wovon Thomas sich nicht aufhalten ließ. Aus irgendeinem Grund klebte er wie eine Klette an Mike, bis der aufgab und aus seiner eigenen Welt herauskam.“

Er hörte atemlos zu, versuchte sich Michael als einen Jungen in seinem Alter vorzustellen und scheiterte. Wobei nicht gerade half, dass dieser Michael aus der Vergangenheit so anders gewesen zu sein schien. „Die beiden wurden Freunde.“ Sein Tonfall verriet deutlich, wovon er sprach. Wieder schien sein Magen nur noch aus einem sich zusammenziehenden Knoten bestehen.

„Ja.“

„Und wo ist dieser Thomas jetzt?“ Er musste es wissen.

Dr. Stephenson seufzte. „Er ist tot. Gestorben, noch bevor er das erste Jahr hier beenden konnte.“

Eiswasser schien plötzlich durch seine Adern zu rinnen, als Verstehen dämmerte. „Ein Instruktor war schuld?“

Der Ältere sah ihn scharf an, nickte schließlich langsam. Und Brad wurde das dumme Gefühl nicht los, dass da noch etwas anderes war. Aber das Gehörte reichte ihm vollauf. Ziellose Wut erfüllte ihn.

„Dieser Idiot!“ Nur weil Thomas auf diese Weise gestorben war, hatte er jetzt diese Probleme.

„Du urteilst zu hart. Thomas konnte doch nichts dafür.“ Dr. Stephenson war von seinem Ausbruch sichtlich überrascht.

Aber in Brad gärte es weiterhin. „Er hätte Michael in Ruhe lassen sollen, wenn er nicht stark genug zum Überleben war. Seine Schwäche hat Michael verletzt.“

Der Ältere wusste nicht, was er dazu sagen sollte, musterte Brad mit einem merkwürdigen Blick. Als wäre dem Arzt in diesem Moment etwas über ihn klar geworden.

Brad war das herzlich egal. Dr. Stephenson konnte denken, was er wollte. Seine Bewegungen fielen ruckartig aus, als er aufstand, seine Unterlagen fest umklammernd. Er verlor kein Wort des Abschieds und bedankte sich auch nicht für die erhaltenen Informationen. Natürlich hätte er gerne noch mehr erfahren, aber er wusste, dass der Ältere gesagt hatte, was zu sagen dieser bereit war.

Ein Paar brauner Augen bohrte sich in seinen Rücken, als er das Büro verließ.
 

~TBC~
 

Hm, ja, Brad kann ausgesprochen selbstsüchtig sein. Ich wollte mit dieser Szene eine grundsätzliche Einstellung von Brad zeigen ^^

cya, cu ^-^

"Ich gehöre ganz ihm, hm?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 26/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Nur ein bisschen Fluff ^.~ Und nächste Woche kommen Alex und Stephan nach Rosenkreuz ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Kralle: Ob du es glaubst oder nicht, er wird Michael nicht ausfragen. Er weiß, dass Michael nicht darüber sprechen möchte und akzeptiert das. Weswegen er überhaupt erst zu Stephenson gegangen ist. Alles in allem hat Brad bereits sehr viel von Michael und das will er nicht aufs Spiel setzen. ^^
 

@Razielle: Harsche Worte sicherlich, aber nicht mehr überraschend, wenn man bedenkt, wie Brad aufgewachsen ist. Das allerdings wisst ihr ja noch nicht *zwinka* Und Brad braucht sich nicht daran zu erinnern, um davon geprägt zu sein. ^^ Was die andere Sache angeht: *snicker* ^____~
 

@Jemma: Hm, eher der erste oder der zweite Teil? Was Brads inquisitive Natur angeht, so wird sie noch häufiger durchscheinen, obwohl ich zugeben muss, dass die Sache mit Dennis wohl einmalig bleiben wird. Und was seine Reaktion auf Stephensons Eröffnung betrifft… glaub mir, Brad wird bei anderer Gelegenheit noch sehr viel stärker reagieren. Auch wenn es noch nicht wichtig war und daher bisher kaum durchschien (außer vielleicht dadurch, dass Brad viele Leute ganz einfach ignoriert, die er für nicht weiter wichtig befindet, sei manchmal nicht einmal als richtig real wahrnimmt), Brad ist in dieser Geschichte jemand, der an das Recht des Stärkeren glaubt ^^
 

~ Vielleicht gehörte er Schneider, aber wenigstens für ein paar Minuten war es umgekehrt genauso ~
 

(Crawford, Close Distance, Teil 150)
 

Teil 26 „Ich gehöre ganz ihm, hm?“
 

Brad musste nach seiner Unterhaltung mit William umhergelaufen zu sein, ohne auf die Zeit zu achten. Um das Erfahrene zu verdauen oder vielleicht, um ihm noch ein bisschen länger aus dem Weg zu gehen. Jedenfalls war der Junge weder im Speisesaal aufgetaucht noch in ihrem Quartier, als Michael dorthin zurückkehrte.

Er war nicht besonders begeistert davon, dass William sich in seine Angelegenheiten eingemischt hatte, aber nichts anderes hatte er erwartet, vor allem nachdem Brad sich dazu durchgerungen hatte, den Arzt auch noch direkt darauf anzusprechen.

Das Öffnen der Tür lenkte ihn von diesen Überlegungen ab und stumm bleibend sah er zu, wie Brad die Schulsachen ins Schlafzimmer brachte, sich anschließend zu ihm auf die Couch setzte. In einer ungewohnt nervösen Geste verkrampften sich Brads Finger ineinander und unwillkürlich musste er lächeln. „Hat es dir weitergeholfen?“ Er bezog sich nicht nur auf das Gespräch mit William, was dem Jungen sofort klar war.

„Vielleicht.“ Das klang beinahe trotzig.

Seine Hand bewegte sich von ganz allein, strich durch die schwarzen Haare. Und als wäre es ein Reflex, lehnte sich Brad gegen ihn und Finger begannen mit Michaels sandblonden Strähnen zu spielen. Es beruhigte den Jungen und er war froh, dass sich das nicht geändert hatte. In vielen Dingen war Brad eben doch noch ein Kind.

„Du hast das Abendbrot verpasst.“

Prompt knurrte Brads Magen und Michael lachte auf. Was ihm einen gespielt hitzigen Blick aus braunen Augen und eine Rangelei einbrachte, an deren Ende er auf dem Rücken lag und Brad auf ihm drauf saß. „Was ist so lustig?“

„Gar nichts“, wehrte er immer noch lachend ab. Brad war nicht mehr böse auf ihn, aber wenn er sich Mühe gab, konnte er ein düsteres Glühen spüren, das sich ganz auf Thomas bezog. Der das natürlich nicht verdiente, doch um das zu erklären, müsste er Brad erzählen, was genau damals vorgefallen war. Und Michael wollte nicht einmal darüber nachdenken, geschweige denn darüber reden. Das Lachen verließ ihn, als hätte er auf einmal vergessen, wie es ging.

Und Brad wurde sehr ernst, musterte ihn intensiv. Sein Verstand streckte sich dem Jüngeren entgegen, er wollte wissen, woran Brad gerade dachte. Doch der schüttelte kaum merklich den Kopf und in stiller Übereinstimmung beschlossen sie, das Thema vorläufig nicht anzurühren. Nichtsdestotrotz floss Wärme durch ihre Verbindung auf ihn über.

„Ich werde mir in der Küche etwas zu essen holen.“

Damit konnte auch nur Brad durchkommen. Er lächelte und Brad erwiderte das Lächeln.

„Lass uns schwimmen gehen, ja?“ Der Junge zupfte an seinem Hemd, um die Aufforderung zu unterstreichen, genau wissend, dass Michael ihm im Moment nichts abschlagen würde. Dann war Brad auch schon auf den Beinen, ohne eine Antwort abzuwarten. „Wir treffen uns am Becken.“

Er konnte nur noch nicken, war gleich darauf allein. Mit einem belustigten Seufzen setzte er sich auf, strich sich glättend durch die Haare. Dann machte er sich daran, Handtücher sowie Sachen zum Wechseln für Brad zusammenzusuchen. Sonnencreme würden sie um diese Zeit nicht mehr brauchen.
 

Brad hatte alle Hände voll zu tun, um nichts fallen zu lassen, als dieser ihn in der Nähe des Schwimmbeckens fand. Er zog eine Augenbraue hoch und erntete ein schnelles Grinsen dafür.

„Manja hatte Küchendienst.“

„Das sehe ich.“

Einige Schüler hatten Brads Annäherung verfolgt, wandten jedoch schnell den Blick ab, bevor sie eisblauen Augen begegnen konnten. Keiner von ihnen würde auch nur versuchen, Essen vom Küchenpersonal zu bekommen. Aber einige der Frauen dort hatten es sich zur Aufgabe gemacht, Brad hochzupäppeln, seit dieser zum ersten Mal bei einem seiner Streifzüge bis zur Küche vorgedrungen war, wie Michael inzwischen wusste.

„Du kannst etwas abhaben.“ Zusammen mit dem Essen hatten sie kaum zu zweit auf dem Handtuch Platz, das ihnen als Decke diente.

„Sehr großzügig von dir.“ Michael half Brad, kaltes Hähnchen und Kartoffelsalat auszupacken, noch heiße gekochte Eier sowie frisch gemachte Sandwiches. Anschließend nahm er noch die zwei Plastikbecher, die über den Hals der Saftflasche gestülpt waren und goss ihnen etwas von dem Orangensaft ein. „Irgendwie bezweifle ich, dass du das alles allein schaffen würdest.“

„Ich könnte es aber versuchen.“ Brad wich einer nicht wirklich ernst gemeinten Kopfnuss aus, fiel dann mit offensichtlichem Heißhunger über das erste Sandwich her.

Michael pellte ihm ein Ei ab, bevor er selbst zu essen begann. Auch wenn er es nicht zugeben würde, hatte er beim Abendbrot keinen richtigen Appetit gehabt, was sich jetzt glücklicherweise geändert hatte.

Brad sah ihn plötzlich aus aufmerksamen braunen Augen an und ihm wurde klar, dass der Junge diese Überlegung aufgefangen hatte.

Er lehnte sich vor, bis seine Stirn die von Brad berührte und ergänzte dann diesen körperlichen Kontakt durch einen geistigen. Sie tauschten keine Worte aus, denn er könnte Brad sowieso nicht die Antwort geben, die dieser haben wollte. Aber zumindest war da jetzt mehr Verständnis.
 

Nachdem sie mit dem Essen fertig waren, hatte Brad freiwillig eine Weile gewartet. Doch danach gab es kein Halten mehr und so sah Michael ihm jetzt zu, wie er Bahn um Bahn schwamm, unermüdlich.

Die anderen Schüler verschwanden, als es dunkel zu werden begann. Bevor die Instruktoren mit ihren Patrouillen anfingen. Es war niemals eine gute Idee, ihnen dabei über den Weg zu laufen. Michael lächelte in sich hinein und es fiel kalt aus. Eine der Regeln, die nicht in der Schulordnung standen, schließlich war sie offensichtlich.

Irgendwann hatte auch Brad genug und verließ das jetzt leere Becken.

„Du übertreibst es ein bisschen“, schalt er ihn und Brad widersprach nicht, hielt still, als Michael ihn abtrocknete. Danach sorgte er dafür, dass der Junge sich anzog, sagte aber nichts, als Brad sich anschließend neben ihm ausstreckten, statt reingehen zu wollen.

Der Wind wurde kühler und die ersten Sterne tauchten auf. Er stützte beide Hände hinter seinem Rücken ab, sah hinauf, auf der Suche nach bekannten Konstellationen. Der Anblick war dazu geeignet, ein Gefühl der Einsamkeit zu erzeugen, doch Michael war nicht mehr allein. Brads Körper strahlte Wärme ab, eine zusätzliche Versicherung, die er gar nicht benötigte, da die Verbindung zwischen ihnen auf einer anderen Ebene viel ausgeprägter war. Zuverlässiger.

Brads Hand schloss sich um den Stoff seiner Hose und das mehr noch als die ruhigen, gleichmäßigen Atemzüge verriet ihm, dass der Junge gerade eingeschlafen war.

Ein wenig besorgt legte er ihm die Hand auf die Stirn, spürte aber keine erhöhte Temperatur. Wahrscheinlich war Brad wirklich nur vom vielen Schwimmen erschöpft. Michael nahm seine vorherige Position wieder ein und ließ seine Gedanken treiben.
 

Als erstes verriet ihm sein Talent die Annäherung des anderen Mannes, dann hörte er dessen Schritte. Die schwarze Uniform löste sich nur schwer aus der den Instruktor umgebenden Dunkelheit.

„Guten Abend, Herr Schumann.“

„Guten Abend, Schneider.“ Der Ältere ging neben ihnen in die Hocke und Michael konnte ein Lächeln aufblitzen sehen. „Im Bett wäre es sicherlich bequemer.“

„Ja, nur war Brad bereits eingeschlafen, bevor ich ihm das klarmachen konnte.“

Ein leises Lachen antwortete ihm. „Lass ihm trotzdem nicht alles durchgehen. Wir wollen doch nicht, dass er krank wird und zurzeit ist er besonders anfällig.“

Natürlich, William hatte einen Bericht schreiben müssen und die Instruktoren waren informiert worden, um ein Auge auf den Jungen zu haben. Bei Brads Potenzial würde Rosenkreuz besonders aufpassen.

„Es geht ihm gut…“ Er streichelte durch die schwarzen Haare und Brad murmelte leise etwas vor sich hin, presste sich enger an sein Bein.

„Sieht so aus, als wollte er dich nicht loslassen.“

Dieses Mal war es an ihm zu lachen. „Ich gehöre ganz ihm, hm?“

Herr Schumann schüttelte den Kopf, verwundert. „Egal wie oft ich es sehe, es bleibt seltsam, dass ihn dein Talent überhaupt nicht stört.“

Eisblaue Augen überzogen sich mit Frost, aber er sagte nichts.

Seine Reaktion blieb dem Älteren dennoch nicht verborgen. „Schneider…“ Beinahe sanft. „Ich wollte nicht… ach, verdammt.“ Schweigen, während sich Herr Schumann ins Gras setzte und nach den richtigen Worten suchte. „Du weißt nicht, wie stark der mentale Druck ist, der von dir ausgeht. Auch wenn du es an den Reaktionen anderer abliest, kennst du es nicht aus eigener Erfahrung.“

Er sah ein, dass der ältere Telepath Recht hatte. Und warum eigentlich hatte er sich angegriffen gefühlt? „Schon in Ordnung.“ Er versuchte sich in einem schwachen Lächeln.

Es wurde erwidert. „Geht jetzt rein, es ist spät geworden.“

„Ich bin kein Schüler mehr“, protestierte Michael ohne Hitze dahinter.

„Schlafen musst du trotzdem, also hoch mit dir.“

„Jawohl, Herr Schumann.“

Der Ältere hob warnend den Zeigefinger und Michael lachte. Dann wandte er sich Brad zu, schüttelte ihn vorsichtig an der Schulter. „Komm, mein Kleiner. Zeit fürs Bett.“

Der Schwarzhaarige begann widerwillig aufzuwachen und er spürte, wie Brad nach seinem Verstand, seinen Gedanken zu suchen begann. Michael schickte ihm eine stumme Beruhigung. Braune Augen wurden aufgeschlagen, fokussierten sich, dann setzte Brad sich auf.

„Herr Schumann?“

„Hallo Brad.“ Mit einem Lächeln in der Stimme. Dann an Michael gewandt: „Ich werde mich darum kümmern, dass jemand hier aufräumt.“

„Danke.“ Er stand auf und als Brad einfach nur müde zu ihm heraufblinzelte, bückte er sich noch einmal, um ihn auf den Arm zu nehmen. Das konnte er immer noch tun, ohne dass ihm der Junge zu schwer sein würde. Und Brad war gerade nicht wach genug, um Einwände zu erheben.

Herr Schumann kam ebenfalls auf die Beine, ging mit eingeschalteter Taschenlampe vor ihnen her, begleitete sie bis zum Eingang, wo sie sich voneinander verabschiedeten.

Brads Kopf war auf seine Schulter gesunken, als er durch die stillen Flure ging. Sie begegneten einem anderen Instruktor, der ihn mit einem knappen Nicken grüßte und Michael ignorierte die Neugier, die ihn streifte.

In ihrem Quartier angekommen, setzte er Brad im Bad ab und drückte ihm die Zahnbürste in die Hand. Der sie ein wenig verwirrt betrachtete.

Michael hielt ein Lachen zurück. „Nun komm, du kannst gleich weiterschlafen.“ Er führte Brads Hand mit der Zahnbürste unter den Wasserstrahl, drückte danach Zahnpasta auf den Bürstenkopf. Am Ende der Prozedur war Brad wieder munter genug, um selbst weiterzumachen und er ließ ihn allein, ging ins Schlafzimmer, wo er das Bett fertig machte und sich dann umzog.

Er saß auf der Bettkante und knöpfte sein Oberteil zu, als ihn das Bewusstsein beobachtet zu werden aufsehen ließ. „Fertig?“

Brad nickte und kam auf ihn zu. Die Gedanken des Jungen waren ihm gerade verschlossen, aber Michael wusste auch so, was in ihm vorging. Er wurde umarmt, ließ sich bereitwillig nach hinten sinken, wobei er Brad mit sich zog. Der gab ein zufriedenes Brummen von sich und lächelnd wartete er ab, bis Brad eingeschlafen war.
 

Michael war nicht besonders überrascht, dass Brad ihn wieder als Unterlage benutzte, als er aufwachte. „Morgen, mein Kleiner.“

Brad verwehrte sich nicht gegen die Anrede, auch wenn er das Gesicht verzog. Dann wurde eine Hand ausgestreckt und die Finger begannen, mit sandblonden Strähnen zu spielen.

„Macht dir das Spaß?“

„Hm…“

Er lachte, rieb Brads Rücken durch das blaue T-Shirt hindurch. Davon würde Brad wohl niemals genug bekommen. Und wenn Michael ehrlich war, hatte er nichts dagegen. Eisblaue Augen wurden geschlossen und er lauschte einfach nur auf Brads Atmen, wärmte sich an dessen mentaler Nähe. Dieses Gefühl der _Anwesenheit_ war heller als die Sonne, die langsam begann, das Zimmer zu fluten. Michael musste an die Worte von Herrn Schumann denken. Wahrscheinlich war es wirklich seltsam, dass Brad sich als so immun erwies. Doch das Talent des Jungen war eben ungewöhnlich ausgeprägt. Er hatte Glück, ihn gefunden zu haben. Ein schmales Lächeln zog an seinen Mundwinkeln.

Mit der Ruhe war es vorbei, als der Wecker zu klingeln begann. Michael setzte sich auf, womit Brad auf seinem Schoß landete, und stellte den Störenfried rasch aus. Für die geringe Größe war das Ding viel zu laut – vor allem, wenn man bereits wach war.

„Wir müssen wohl aufstehen...“

Brad sah von der Idee genauso begeistert aus, wie er selbst sich fühlte. Die Hand hatte seine Haare verlassen, begann jetzt die Knöpfe zu öffnen, oben beginnend, einen nach den anderen. Der Junge war in erster Linie neugierig und so ließ Michael ihn das Werk zu Ende führen, lächelte, als anschließend die Handfläche gegen seine Brust gepresst wurde. Sein Herz schlug ein wenig schneller darunter.

„Du bist immer noch hier.“

Für einen Atemzug wurde er zurückversetzt in Brads erste Nacht auf Rosenkreuz und er schmeckte einen Nachhall der Furcht, die der Jüngere damals empfunden hatte. Michael legte seine Rechte auf Brads Hand. „Das wird sich nicht ändern“, versicherte er ihm.

Brad lehnte sich vor, bis dessen Stirn an seiner Schulter ruhte. Ihre Hände gefangen zwischen ihnen, doch keiner wollte sie zurückziehen.

Er drückte einen Kuss auf den schwarzen Haarschopf. Durch Brad rann Ungeduld, wie eine Strömung, die unter einer glatten Wasseroberfläche nicht gesehen, höchstens erahnt werden konnte. Aber der Junge wusste viel zu sehr zu schätzen, was er hatte, um es aufs Spiel zu setzen.

Und Michael würde Brad nicht verraten, dass dieser kaum etwas tun konnte, das ihn dazu veranlassen würde, Brad von sich zu stoßen.
 

~TBC~
 

Es macht wirklich Spaß, die Beziehung der beiden mal mit einer anderen Dynamik zu schreiben ^^

cya, cu ^-^

"Brad sah die vielen aufgeregten Gesichter und fragte sich, ob woanders Schulfeste eine ebenso rege Beteiligung erfuhren"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 27/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Wie versprochen tauchen Alex und Stephan heute auf ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Razielle: *grins* Nun, das wirst du wohl auf jeden Fall erfahren. So im Laufe der Geschichte… ^.~
 

@Kralle: Das gefällt mir *lach* Gerade deswegen hatte ich auch diesen kleinen Abschnitt aus CD am Anfang zitiert. ^^ In dieser Fanfic steht die Beziehung der beiden wirklich unter umgekehrten Vorzeichen, auch wenn es selten so deutlich wird. ^^
 

@Jemma: Es freut mich, dass dir auch diese Darstellung von Brad gefällt. Ich finde es sehr viel interessanter, seinen Charakter unterschiedliche Entwicklungen durchmachen zu lassen als einfach nur eine andere Geschichte mit genau den gleichen Personen zu schreiben. ^^

Brad hat mehr als nur Potenzial, wie sich bereits gezeigt hat. Und da in dieser Welt Precogs selten sind und gute noch sehr viel schwerer zu bekommen, haben sie natürlich so ihre Erwartungen an Brad. ^^ Die Frage ist nur, ob sie auch bekommen, was sie erwarten *grins*
 

Teil 27 „Brad sah die vielen aufgeregten Gesichter und fragte sich, ob woanders Schulfeste eine ebenso rege Beteiligung erfuhren“
 

Michael wartete am Rand der Strecke darauf, dass die Schüler ihre Runden beendeten, um dann die Zeit zu nehmen. Nur wenige waren so weit zurückgefallen, dass die mitlaufenden Instruktoren ihre Gerten zur Ermunterung einsetzen mussten. Nach einem Jahr regelmäßigen Trainings waren auch die Erstklässler fit genug.

Er suchte nach Brad und fand ihn an der Spitze, mit einem deutlichen Vorsprung. Was nicht weiter überraschend war.

Am Anfang hatte es Diskussionen gegeben, was sie mit Brad machen sollten, aber die Sportklassen waren stets nach Altersgruppen eingeteilt gewesen und so war Brad beide Jahre in die der Jüngsten gesteckt worden. Womit er diesen Schülern ein Jahr Training voraus hatte, was den zu Brads Ungunsten bestehenden Altersunterschied kompensierte. Brad war ganz zufrieden damit, solange er bei normalen Unterrichtsfächern auch höhere Kurse belegen durfte.

Der Junge überquerte die Ziellinie und lief ein Stück aus, während Michael die Zeit notierte. Dann kehrte Brad zu ihm zurück, sah ihn fragend an.

„Zwanzig Sekunden schneller als beim letzten Mal, sehr gut.“

Brad lächelte und blieb neben ihm stehen, einen Finger in Michaels Gürtel eingehakt, bis auch die anderen Läufer fertig waren. Anders als sonst stand anschließend allerdings kein Unterricht an, auch wenn sie gemeinsam in Richtung Hauptgebäude strebten.

„Du weißt, was heute für ein Tag ist?“

Brad setzte eine beinahe gelangweilte Miene auf und entlockte ihm so ein Lächeln. „Natürlich, die Neuen aus dem Heim werden nach Rosenkreuz gebracht.“

„Du wirst Stephan und Alexander wiedersehen.“ Leiser Humor schlich sich in diese Worte ein.

„Hm.“ Brad runzelte die Stirn. „Das ist gut, denke ich.“

Michael lachte. „Das ist es bestimmt.“ Er hatte so ein Gefühl, dass Brad mit den beiden besser klarkommen würde als mit den anderen Schülern hier. Sie hatten ihn kennengelernt, ohne von der Geschichte mit Bernard zu wissen. Vielleicht würden sie Brad auch weiterhin als eine von Michael losgelöste Person sehen.

Der Junge blieb plötzlich stehen und Sonnenlicht glitt über die Brillengläser hinweg, ehe er die braunen Augen erkennen konnte. „Mir ist es vollkommen egal, was andere von mir halten.“

„Aber wäre es nicht schön jemanden zu haben, dem nicht vor Angst vor mir die Knie schlottern?“

Das aufblitzende Grinsen war nur für eine Sekunde zu sehen. „Vor dir hat sowieso jeder Angst.“

„Was dir auch noch zu gefallen scheint…“

„Natürlich, ich mag das.“

Amüsement funkelte in eisblauen Augen. Brad meinte das vollkommen ernst.

Sobald sie in ihrem Zimmer waren, ging Brad als erstes duschen, kam danach zu ihm, um sich abtrocknen zu lassen. Der Junge saß zwischen seinen Beinen auf der Couch, lehnte sich gegen ihn, während er mit dem Handtuch durch die schwarzen Haare fuhr. Es war nie anders gewesen und auch wenn Michael manchmal der Gedanke kam, dass Brad allmählich zu alt dafür war, hatte er nicht vor, etwas daran zu ändern. „Machst du heute mit?“, fragte er, ohne seine Betätigung zu unterbrechen.

Es war Tradition, dass die Neuen für den ersten Tag so etwas wie Freiwild darstellten. Eine Prüfung, nach der sie schneller in die Gemeinschaft aufgenommen wurden. Und da die Kinder aus dem Heim kamen, würden sie kaum davon überrascht sein. Die Talente, die dieses Jahr von den Suchteams aufgelesen wurden, würden erst in einer guten Woche hier ankommen. Dann war Platz im Heim. Und diejenigen, die dann gleich in Rosenkreuz blieben, kamen um die Prüfung herum. Dafür standen sie aber auch ganz unten in der Hackordnung.

Brad wandte den Kopf zu ihm um. „Ich werde es mir ansehen.“
 

******
 

Einige nutzten einfach nur den freien Tag, aber die meisten machten sich den Spaß, die neuen Schüler wie die Hasen übers Gelände zu jagen. Es gab einige Safepoints, allerdings wurde niemandem verraten, _wo genau_ sie sich befanden. Wurde ein Neuer dort erwischt, griff ein Instruktor ein.

Brad sah die vielen aufgeregten Gesichter und fragte sich, ob woanders Schulfeste eine ebenso rege Beteiligung erfuhren. Mit einem Buch fest in der Hand, spazierte er langsam auf die Gruppe von Bäumen zu, die ganz in der Nähe stand. Von dort aus würde er genug mitbekommen und konnte trotzdem lesen, falls es zu langweilig werden sollte.

Als er sein Ziel fast erreicht hatte, konnte er eine grau gekleidete Gestalt ausmachen, die auf dem Boden lag. Nicht freiwillig, wohlbemerkt. Arme und Beine waren an hölzerne Pflöcke gebunden, die tief genug in die Erde getrieben worden waren, dass noch kein so heftiges Herumgezerre sie lockern würde. Was der andere Junge inzwischen eingesehen haben musste, denn obwohl sich dessen Brustkorb heftig hob und senkte, lag er ansonsten vollkommen still.

Brad trat neben ihn und als der Junge, seine Schritte hörend, in seine Richtung sah, erkannte er ihn.

Huh. Er ging in die Hocke. „Hallo, Alexander.“

Es dauerte einen Moment, dann huschte Erkennen über das Gesicht des Blondhaarigen. „Brad. Mach mich los.“

„Das wäre gegen die Regeln. Aber warum haben sie dich allein gelassen?“ Das wollte so gar nicht zu seinen Erfahrungen passen. Man ließ ein Opfer nicht einfach zurück, wenn man es noch quälen konnte.

Alexander schnitt eine Grimasse. „Sie wollen Wasser holen.“

Brads Mundwinkel rutschten belustigt nach oben. „Wie unangenehm für dich.“ Dann wurde seine Miene wieder ausdruckslos, bis auf den Funken Interesse in den braunen Augen. „Wo hast du eigentlich Stephan gelassen?“

„Der konnte ihnen entwischen.“

Er verstand. „Du hast sie abgelenkt. Mutig, wenn auch nicht besonders intelligent.“

Darauf wusste Alexander nichts zu erwidern.

„Hey, weg von ihm, Kleiner, der gehört uns.“

Brad richtete sich auf und drehte sich langsam um, rückte seine Brille zurecht.

„Ähm, nichts für ungut, Brad.“ Dennis kam so abrupt zum Stehen, dass ein Teil des Wassers aus dem Eimer schwappte.

Eine Augenbraue wanderte in die Höhe, während Brad vom Rest der Neuankömmlinge mehr oder weniger nervös gemustert wurde. Was sich aber legte, als Michael nicht plötzlich hinter dem nächsten Baum hervorsprang.

„Willst du mitmachen?“, bot Dennis ihm an, als klar wurde, dass Brad nicht vorhatte, das sich ausbreitende Schweigen zu brechen.

„Nein danke.“ Das wäre nun wirklich zu albern. Er ging zu dem Baum, der ursprünglich sein Ziel gewesen war, setzte sich hin und schlug das Buch auf. Ungesehen lächelte er. Sie würden Alexander recht bald in Ruhe lassen. Er hatte inzwischen gelernt, dass die Schüler ungern freiwillig in seiner Nähe blieben.

Und so geschah es auch.

Brad las den aktuellen Absatz zu Ende, kehrte dann zu Alexander zurück. Der war vollkommen durchnässt und zitterte am ganzen Leib. Prüfend strich Brad über den jetzt viel dunkleren Stoff, fand seine Vermutung bestätigt. Sie hatten eiskaltes Wasser benutzt. Alexander würde sich erkälten, wenn er lange so liegen blieb. Aber immerhin war es fast Mittag und dann würde es eine Pause geben.

Alexander bat nicht noch einmal darum, losgemacht zu werden und Brad setzte sich im Schneidersitz ins Gras, so dass jeder zuerst ihn sehen würde – und sich nicht weiter nähern. Er beschäftigte sich weiter mit dem Buch, sah erst auf, als Michael kam.

„Es gibt jetzt Essen“, wurde ihm mitgeteilt und er lächelte zu dem Älteren hoch. Michael erwiderte das Lächeln, bevor er Alexander losschnitt und ihm ein Handtuch reichte. „Das gilt übrigens auch für dich.“

„Danke…“, kam es leise von dem Blondhaarigen, dessen Blick einen Gutteil Vorsicht enthielt. Die schwarze Uniform eines Instruktors gebot immer Respekt, auch wenn Alexander gar nicht wusste, wen genau er da vor sich hatte.

Michael erwiderte den Blick für einen Moment ruhig, kümmerte sich dann nicht weiter um Alexander. „Du kannst ihm ja verraten, wo sich die nächsten Safepoints befinden werden“, wurde stattdessen Brad angesprochen. Michael setzte sich mit Amüsement in den eisblauen Augen vor ihm hin und dessen Worte sorgten dafür, dass Alexander sie jetzt anstarrte. „Du weißt doch, wo sie sein werden, hm?“

„Natürlich“, sagte er voller Überzeugung, auch wenn Michaels Frage eher als Scherz gemeint war. Mit seinem Talent wäre das nicht besonders schwer herauszufinden. Er nutzte die Gelegenheit und setzte sich auf Michaels Schoß, das Buch beiseite legend. „Aber warum sollte ich das tun?“

„Er wäre dir bestimmt dankbar dafür.“ Immer noch scherzhaft.

Ja, Alexander würde in seiner Schuld stehen. Was immer gut war. Er gab einen leisen Laut der Zustimmung von sich. Michael war so angenehm warm… Brad übte leichten Druck aus, bis der Ältere nach hinten sank, auf dem Rücken zu liegen kam. Er folgte ihm, sorgte dafür, dass seine Stirn an der von Michael zu ruhen kam. Prompt flammte Hitze auf und Michaels Bewusstsein wickelte sich wie ein Kokon um ihn. Er hörte ein leises Seufzen, dann wurde ein Arm um seine Taille geschlungen, zog ihn enger an den Älteren heran. Brad konnte beinahe spüren, wie mentale Energie durch ihn hindurchfloss und dann absorbiert wurde.

Vielleicht ließ ihn Michael noch keinen Sex ausprobieren, aber näher als in diesem Moment würde er dem Älteren dadurch sowieso nicht kommen. Nur das Gefühl, das dieser Kuss ausgelöst hatte, das vermisste er wirklich. Aber er würde warten. Wenn er erst älter war, würde dieser Vorfall mit Thomas bestimmt nicht mehr stören.

Von Michael kam ein dünnes Band vorsichtiger Zustimmung, unterlegt von dem Gefühl alter Hilflosigkeit.

Brad hasste das. Michael war ansonsten so unangreifbar. Wenn auch mit Bedauern setzte er sich auf und Michael löste die enge Verbindung.

„Mittagessen, ja?“

„Ja.“

Sie standen auf und wandten sich Alexander zu, der hastig so tat, als wäre er dabei sich abzutrocknen.

Brad runzelte die Stirn. Bei den nassen Sachen half das nicht besonders viel und die Neuen würden ihre blaue Uniform erst heute Abend ausgehändigt bekommen. Seine Stirn glättete sich wieder. „Ich gebe dir etwas von mir zum Anziehen.“

Alexander nickte nur stumm, sprachlos.
 

„Alex, du… wo hast du die Uniform her?“

Die Neuen hatten keine separaten Tische, stattdessen durchsetzten sie als graue Flecken das ansonsten eintönige Blau. Heute würde es wirklich keine Erleichterungen geben. Aber ab morgen waren sie ein Teil von Rosenkreuz, Erstklässler, die sich natürlich zusammenrotten würden. Die fragwürdige Sicherheit der Menge.

Hellblaue Augen huschten von Alexander zu ihm weiter und Stephan benötigte keine Antwort mehr. „Brad!“ Seine Hand wurde gepackt, was die anderen Schüler mit einer Mischung aus gut verborgener Erheiterung und Unbehagen registrierten. „Setz dich hier hin. Und für dich ist auch noch ein Platz frei.“ Letzteres an Alexander gerichtet.

Brad nahm die Einladung an, was ihm ein Lächeln von dem Tracer einbrachte. Dessen Freund begann aber eher mürrisch dreinzuschauen. Was nicht unbemerkt blieb. „Wie ist es dir ergangen, mon cher?“

Alexander sah prompt um einiges zufriedener aus. „Um es zusammenzufassen: Ich habe eine kalte Dusche abbekommen.“ Der Blondhaarige rieb sich dabei die abgeschürften Handgelenke, woraufhin Stephan die Augen zu schmalen Schlitzen zusammenkniff.

„Sehr kurz gefasst, wie ich sehe.“

„War nicht allzu schlimm. Sie haben mich recht schnell in Ruhe gelassen, nachdem Brad dazugekommen war.“

„Ach so? Muss man vor dir denn Angst haben?“

Brad lächelte ohne viel Humor dahinter. „Bestimmt nicht.“ Sein Gegenüber, ein Drittklässler, verschluckte sich, als dieser das hörte.

Stephan sah zwischen ihnen hin und her, mit gerunzelter Stirn. „Ich habe das dumme Gefühl, irgendetwas entgeht mir hier.“

Brad zuckte nur mit den Schultern. Anscheinend war im Heim wirklich nichts über den Vorfall damals bekannt. Die Instruktoren sollten schließlich auch nicht irgendwelche Geschichten verbreiten. In dem Fall war wohl überraschend, dass Stephan überhaupt schon seinen Namen gehört hatte.

„Warst du ihnen entkommen?“, forderte Alexander wieder die Aufmerksamkeit seines Freundes ein.

„Ja, sie waren lange genug damit beschäftigt, dich zu erwischen, so dass sie mich aus den Augen verloren. Und dann bin ich glücklicherweise in einen sicheren Bereich geraten. Der Instruktor, der damals mit Brad bei uns im Heim war, hatte meine neuen Verfolger verscheucht.“

Michael? Brad neigte interessiert den Kopf. Das hatte ihm der Ältere gar nicht erzählt.

Alexander warf ihm einen merkwürdigen Blick zu. „Du meinst Herrn Schneider. Ich bin ihm heute auch schon begegnet.“ Der Tonfall war nicht minder merkwürdig.

„Hm, genau, das war sein Name. Ist dir aufgefallen, was für ein seltsames Gefühl man in seiner Nähe bekommt?“

Brads Gegenüber verschluckte sich schon wieder und auch die anderen am Tisch Sitzenden schienen sich immer unwohler mit der Unterhaltung zu fühlen.

„Ähm…“ Braune Augen huschten zu Brad hinüber und Alexander wollte darauf sichtlich nicht antworten. „Lass uns später weiterreden, ich habe Hunger.“ Und damit stürzte sich der Blondhaarige mit Verzweiflung entspringendem Eifer auf das Mittagessen.

Brad sah es mit Belustigung. Die Erwähnung von Michael hatte wie so oft für etwas Unterhaltung gesorgt. Irgendwo in seinem Hinterkopf spürte er die amüsierte Belustigung des Telepathen. Er erwiderte sie und sein Lachen blieb auf die mentale Ebene beschränkt.
 

~TBC~
 

So, damit hätten die beiden ihre Initiation auf Rosenkreuz überstanden ^^

cya, cu ^-^

"Sorgt dafür, dass er nicht länger im Weg herumliegt"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 28/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Heute gibt es auch ein Wiedersehen mit einem bekannten Chara. Mal sehen, ob ihr euch an ihn erinnert ^^#

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Razielle: *grins* Ach komm, immerhin hatten sie Sommer. Obwohl auch da so ein kalter Guss sicher nicht angenehm ist. ^^ Und Schuldig wird seinen ersten Zusammenstoß mit Brad und Michael nicht erst haben, wenn wieder ein „Schulfest“ für die Neuen ist ^^
 

@Kralle: Brad fand das auch sehr lustig, die anderen Schüler sicher nicht. Aber ich bleibe dabei, auch nachdem Stephan und Alex mehr über Michael wissen, dass sie nicht so schreckhaft sind *nod* Wäre ja sonst ein wenig einsam für Brad…
 

@Jemma: Ah, aber Michael hat doch nur seinen Job getan *zwinka* Wie vorher schon angesprochen, gab es sogenannte Safe Points und Stephan war zufälligerweise in einen solchen Bereich geraten. Aber ganz davon abgesehen ist Michael ja der Meinung, dass Brad ein paar Freunde nur gut tun könnten – von daher… *lach*
 

~„Du kannst ja noch aufrecht gehen. Das heißt dann wohl, wir waren gestern nicht gründlich genug, nicht wahr, Crawford?“ Torsten lehnte mit verschränkten Armen an der Wand und grinste ihn höhnisch an. Der andere Precog musste keinen Finger rühren, dafür waren dessen Kumpane ja da.~
 

(Torsten zu Brad, Corruption of the Mind, Teil 3)
 

Teil 28 „Sorgt dafür, dass er nicht länger im Weg herumliegt“
 

Brad kam neben ihm zu stehen und sah sich nach den anderen Läufern um. „Vorläufig habe ich wohl gar keine Konkurrenz mehr.“

Michael schüttelte lächelnd den Kopf. Heute führte er keine Aufsicht, aber da sein Unterricht sowieso erst später begann, hatte er Brad auf den Sportplatz begleitet. „Warum nur wundert mich das nicht…“

Braune Augen funkelten ihn an. „Weil du weißt, dass ich besser bin?“ Und das klang nicht einmal nach Ironie.

Er hatte Brad gerade die Wasserflasche reichen wollen, änderte seine Absicht jetzt aber und hielt sie höher, um sie dann umzudrehen.

Doch bevor der Junge auch nur von einem Tropfen Wasser getroffen werden konnte, war der schon beiseite getreten und grinste ihn an. „Ich sagte es ja, ich bin besser.“

Ein Lachen stieg in Michael auf, aber er ließ es nicht heraus. Stattdessen bemühten sich die eisblauen Augen um Neutralität. „Das wollen wir doch mal sehen.“

Mochten die anderen denken, was sie wollten, er setzte jedenfalls Brad nach, der losgelaufen war, kaum dass Michael den Satz beendet hatte. Natürlich hätte Brad keine Chance gegen ihn, aber er hatte gar nicht vor, ihn sofort einzuholen. Es würde dem Jungen gut tun, sich mal ein bisschen zu verausgaben.

Brad hatte den Weg zum Hauptgebäude eingeschlagen, warf gerade einen Blick zurück über die Schulter, um zu sehen, wie nah Michael ihm bereits gekommen war. Und in diesem Moment geschah es. Eine Gruppe älterer Schüler trat plötzlich auf den Hauptweg. Da Brad sein Tempo nicht gedrosselt hatte, half ihm nun auch sein Talent nicht mehr, allen auszuweichen. Trotzdem musste Michael das Manöver bewundern, an dessen Ende Brad nur einen der Jungen anrempelte.

„Hey du kleine Kröte, pass auf, wo du hinläufst.“

Brad wurde zurückgestoßen und Michael blieb einige Meter entfernt stehen, wartete darauf, dass Brad erkannt wurde. Was aber nicht geschah. Der Andere war ausgerechnet ein Neuer von Draußen, erst seit einer Woche hier. Der Rest der Gruppe war bereits auf Abstand gegangen, mit nicht zu übersehender Schadenfreude.

„Du hättest die Augen auch offenhalten können.“ Brad ließ sich von der Größe seines Gegenübers nicht einschüchtern, Herablassung in der Stimme.

Und wie erwartet ging der Ältere auf Brad los. Was eine ausgesprochen dumme Entscheidung war, wenn man bedachte, dass der Junge ein viel besseres Training hatte. Das passiert, wenn man nicht im Besitz aller notwendigen Informationen war.

Mit einem schmalen, kalten Lächeln sah Michael zu, wie Brad den Schwung des Anderen nutzte, um ihn zu Boden zu werfen. Gleich darauf hatte der Angreifer ein Knie im Magen und eine Hand an der Kehle, bereit, die Luftzufuhr abzudrücken. Brad war aus eigenem Recht gefährlich, nicht nur, weil Michael hinter ihm stand.

„Du solltest lernen, nicht alles nach dem Äußeren zu beurteilen. Ansonsten wirst du es hier nicht sehr weit bringen.“ Nachdenklich musterte Brad die keuchende Gestalt unter sich. „Was für ein Zufall, du bist auch ein Precog, nicht wahr? Umso schlimmer für dich.“ Das sich anschließende Lächeln war eine Warnung, die selbst bei Michael eine Gänsehaut auslöste. Das war der Brad, den er fast nie zu Gesicht bekam und den er immer noch nicht verstand. „Vergiss niemals, dass ich weiter sehen kann als du.“ Und dann stand Brad abrupt auf, was dem Anderen die Gelegenheit gab, sich auf die Seite zu rollen und von seinem Frühstück zu verabschieden.“

„Rangordnung etabliert?“ Er trat neben Brad, legte ihm eine Hand in den Nacken.

„Es wäre nicht nötig gewesen, wenn dieser Idiot sein Talent benutzt hätte.“

„Aber du warst wirklich ein wenig unaufmerksam.“

Das brachte ihm ein Schulterzucken ein. „Das ist eindeutig nicht mein Problem.“

Womit Brad wohl Recht hatte. Er lächelte, wandte sich dann an die Zuschauer. „Sorgt dafür, dass er nicht länger im Weg herumliegt.“

„Jawohl, Herr Schneider.“
 

******
 

„Bringst du mir bei, so zu kämpfen wie du?“

„Das wirst du hier im Unterricht lernen.“ Brad ignorierte den fragenden Blick aus hellblauen Augen zu Gunsten der Scheibe Brot, die er sich gerade belegt hatte.

„Aber das würde viel länger dauern.“ Stephan gab nicht so schnell auf. Der Tracer hatte schnell gemerkt, dass es nur von Vorteil sein konnte, sich hier an ihn zu halten und Brad verstand selbst nicht so recht, warum ihm das noch nicht auf die Nerven ging. Irgendwie war es ganz angenehm, auch mal mit ein paar Gleichaltrigen zusammen zu sein, die bei seinem Anblick nicht gleich Reißaus nahmen.

Aber im Moment beschäftigte ihn etwas völlig anderes. Was war nur los? Er war sich ziemlich sicher, eben noch Hunger gehabt zu haben, doch er hatte kaum einen Bissen genommen und trotzdem das Gefühl, keinen weiteren mehr herunter zu bekommen. Sein Magen krampfte sich nur noch weiter zusammen, während er fiebrig nach dem Grund für den plötzlichen Anfall von Unwohlsein suchte.

„Brad?“ Das kam von Alexander, der ihn unsicher ansah.

Seine Schilde waren normalerweise zu stark, um etwas zu dem Empathen durchsickern zu lassen, also war es um seine Kontrolle gerade nicht besonders gut bestellt. Kaum hatte Brad die Feststellung getroffen, waren seine Schilde wieder wo sie hingehörten, aber das seltsame Gefühl war immer noch da.

Um ihn herum wurde es still, so dass er hören konnte, wie sich ihm Schritte näherten. So vertraut… Eine Hand wurde auf seine Schulter gelegt. „Komm mit, Brad.“

Er sah auf, in eisblaue Augen, die nichts von der Besorgnis zeigten, die er auf mentaler Ebene von Michael ausgehen fühlte. „Natürlich.“ Brad legte das Brot aus der Hand, ignorierte, dass sein Magen sich beinahe umstülpte. Dann stand er auf und folgte Michael.

Bis sie den Speisesaal verlassen hatten, fiel kein weiteres Wort zwischen ihnen, aber sobald sie allein auf dem Gang waren, hielt der Ältere inne. „Was ist los?“

Er schüttelte nur den Kopf, weil er darauf auch keine Antwort wusste. Wie sollte er es beschreiben? Inzwischen stand ihm kalter Schweiß auf der Stirn und nun zeichnete sich die Besorgnis auch auf Michaels Gesicht ab.

Brad fühlte, wie er hochgehoben wurde und schlang dankbar die Arme um Michaels Hals. Gerade brauchte er diesen Halt. Er kniff die Augen zusammen, als ihn plötzlich Verzweiflung überschwemmte. Es gab keinen bestimmten Grund dafür, nur die Tatsache, dass dieses merkwürdige, seinen Magen verknotende Gefühl so unangenehm war und er rein gar nichts dagegen tun konnte. Und am Schlimmsten war der Drang zu weinen, in der Hoffnung, dass es ihm danach besser gehen würde.

Brad bekam nicht mit, wie sie ihr Quartier erreichten, klammerte sich einfach nur an Michael fest, als dieser sich auf die Couch setzte. Eine stumme Aufforderung wurde an ihn gesandt und ihr folgend öffnete er seinen Verstand so weit es ihm möglich war. Michael hüllte ihn in besänftigende Wärme ein, unterstützt von einer sehr realen Umarmung auf der physischen Ebene.

Brad ließ sich fallen, versuchte an nichts Bestimmtes zu denken, um Michael nicht abzulenken. Was gar nicht so einfach war. „Ich glaube, mir wird schlecht…“ Er hörte das Zittern in seiner Stimme und war nun wirklich den Tränen nahe, während ein Teil von ihm immer noch kühl zu analysieren versuchte, was mit ihm vorging. So schnell sie gekommen war, verschwand die Übelkeit wieder und übrig blieb nur mehr kalter Schweiß und ein leichtes Schwindelgefühl.

Michael strich ihm beruhigend über die Stirn. „Ich kann nichts finden. Jedenfalls hat kein anderes Talent seine Finger im Spiel. Ich vermute, es ist dein eigenes, das gerade ein wenig verrückt spielt.“

„Eine Vision?“

„Es fühlt sich so an. Sie ist bloß noch nicht durchgebrochen.“

„Aber warum?“ Michaels Auskunft beruhigte ihn ein bisschen und seinen Magen ebenfalls.

„Dein Talent befindet sich eben immer noch im Umbruch. Du hast ja bereits gemerkt, dass das manchmal auch körperliche Folgen hat.“

Brad nickte stumm, rollte sich in Michaels Umarmung weiter zusammen. Und auch das Klopfen an der Tür ließ ihn seine Haltung nicht ändern.

„Komm rein.“

Es war Dr. Stephenson. Zuerst war es nur der Blick brauner Augen, der ihn abtastete, dann das Talent eines Heilers. Der Arzt lächelte ihn an, als er fertig war und Brad spürte, wie Michael sich entspannte.

„Alles in Ordnung, Brad. Mike lag mit seiner Beurteilung ganz richtig. Ein bisschen Ruhe und du wirst dich besser fühlen.“ Und dann an Michael gewandt: „Du solltest ihn sicherheitshalber im Auge behalten, wenigstens bis morgen früh.“

Und dann ging der Arzt auch schon. Brad konnte sich denken, warum er nicht länger geblieben war.

Etwas in ihm löste sich und er streckte sich auf der Couch aus, den Kopf auf Michaels Schoß bettend. Sofort begann dieser durch seine Haare zu streichen und Brad schloss zufrieden die Augen. Da war weiterhin diese leise Warnung – denn als solche hatte er das Gefühl inzwischen identifiziert – aber wenigstens versuchte sie ihm nicht mehr den Magen umzudrehen. Er hoffte, dass sein Talent bald wieder normal arbeiten würde, denn das hier war alles andere als angenehm gewesen.

Am liebsten hätte Brad sich nicht mehr von der Stelle gerührt, aber gerade fiel ihm ein, dass Michael eigentlich gar keine Zeit hierfür hatte. Langsam drehte er sich auf den Rücken, streckte eine Hand aus, um sie an die Wange des Älteren zu legen.

Michael lächelte. „Was ist?“

„Deine Besprechung fängt gleich an, stimmt’s?“

„Ja schon, aber du hast gehört, was Dr. Stephenson gesagt hat.“ Ein Schulterzucken begleitet diese Worte.

Er ließ seine Hand weitergleiten, durch sandblonde Haare. Rasch prüfte er ein weiteres Mal seinen inneren Zustand und kam zu dem Ergebnis, dass das Schlimmste wirklich vorbei war. „Ich bin wieder in Ordnung, du musst nicht den Babysitter für mich spielen.“

Und Michael musste sich nicht einmal auf seine Versicherung verlassen, sondern konnte in Brads Gedanken lesen, dass das der Wahrheit entsprach.

Er redete weiter, bevor Michael mit der Anweisung des Arztes argumentieren konnte. „Ich werde zu Stephan und Alexander gehen. Dann bin ich nicht allein, falls mir noch mal schlecht wird.“

Michael lachte. „Schade… und ich dachte, ich könnte mich um die Besprechung drücken. Aber gut, machen wir es so.“

Er grinste, setzte sich dann auf und umarmte den Älteren.
 

Brad fand die beiden in ihrem Schlafsaal und auch nur Alexander und Stephan freuten sich, ihn zu sehen. Die anderen versuchten ihn so höflich wie möglich zu ignorieren.

„Brad, da bist du ja wieder.“ Stephan lächelte mit sichtlicher Erleichterung, war aber klug genug, ihn nicht auf den Zwischenfall anzusprechen.

„Michael muss zu einer Besprechung.“

„Und da dir langweilig war, dachtest du dir, du könntest uns mit deiner Anwesenheit beehren.“ Alexanders linker Mundwinkel zuckte, als dieser ein Grinsen zurückzuhalten versuchte.

Brad lächelte nur und dann kletterten sie alle drei hoch auf Stephans Bett und spielten Karten, bis einer nach dem anderen in Richtung Waschraum verschwand. Erst als sie ganz allein waren, legte Brad seine Karten aus der Hand. „Ich habe Hunger.“

„Wundert mich gar nicht“, murmelte Alexander vor sich hin, ohne ihn dabei anzusehen.

„Wollt ihr mitkommen?“

„Wohin mitkommen?“ Stephans Neugier war geweckt.

„In die Küche.“ Brad war zuversichtlich, dass die beiden nicht zu satt waren, um sich ihm anzuschließen. In ihrem Alter war man eigentlich immer hungrig und für Talente galt das nur doppelt.

„Das ist verboten.“

Er schenkte Alexander einen gelangweilten Blick „na und?“ Blick.

„Ich dachte, du spielst nur nach den Regeln“, verteidigte sich der Deutsche.

„Wenn es angebracht ist.“ Amüsement kroch in braune Augen.

Stephan lachte auf. „Sag bloß, du hast ihm immer noch nicht verziehen, dass er dich nicht losgebunden hat.“

Alexander verschränkte die Arme vor der Brust und gab sich große Mühe, keinen Flunsch zu ziehen. „Das hat damit nichts zu tun.“

„Aber sicher doch.“ Der Tracer konnte gar nicht aufhören zu grinsen, wandte sich jetzt Brad zu. „Du kannst uns hinbringen, ohne dass wir erwischt werden?“

„Natürlich.“ Als müsste er das extra gefragt werden…

„Machst du so etwas eigentlich häufiger?“, schaltete sich Alexander ein. Anscheinend hatte der Empath wirklich angekommen, er würde keine Vorschriften missachten.

Brad musste unwillkürlich lächeln. „Die Küchenfrauen haben nichts dagegen. Sie stellen mir sogar oft etwas zurück, falls ich erst komme, wenn keiner mehr da ist.“

„Und die Instruktoren bestrafen dich nicht?“ Ungläubig.

Sein Lächeln vertiefte sich. „Dazu müssten sie mich erstmal erwischen, nicht wahr? Und Michael ist es sowieso egal.“

„Uh, Herr Schneider…“ Alexander erschauderte. „Zum Glück bin ich kein Telepath, somit muss ich nicht zu ihm zur Ausbildung.“

„Er hat auch andere Fächer.“

Der Empath verlor tatsächlich ein wenig Farbe im Gesicht.

Brad war überrascht. Natürlich hatten die Schüler Respekt vor Michael, aber diese Reaktion war übertrieben. Solange man sich nichts zu Schulden kommen ließ, brauchte man von Michael nichts zu befürchten. Und weder Alexander noch Stephan waren auf Rosenkreuz gewesen, als das mit Bernard passiert war.

Alexander deutete seinen Blick richtig. „Er fühlt sich für mich sehr kalt an, es ist… unangenehm.“

Brad konnte diese Aussage nicht mit seinen eigenen Erfahrungen in Übereinstimmung bringen, aber er wusste ja, dass das nicht zu vergleichen war. Und es war ihm auch lieber so. „Dann kommst du ihm am besten einfach nicht zu nah.“ Und damit war das Thema für ihn abgeschlossen. „Wollt ihr nun mit?“

„Aber sicher doch!“

Und Alexander nickte stumm.
 

~TBC~
 

Und auch hier wieder eine Beziehung unter umgekehrten Vorzeichen. Während Torsten in CotM viel länger auf Rosenkreuz war, als Brad neu hinzu kam, ist Brad hier der alte Hase. Torstens Arroganz ist noch ganz die alte, womit er sich als Neuling natürlich keine Freunde seit seiner nur kurz zurückliegenden Ankunft geschaffen hat… ^^

cya, cu ^-^
 

Dramatis Personae
 

Torsten

Precog

Corruption of the Mind Teil 3 (Schüler auf Rosenkreuz)

"Er wird alle Hände damit zu tun haben, das Japan-Büro aufzubauen"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 29/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Und mit der heutigen Vision wird die Verbindung zum zukünftigen Geschehen geknüpft ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Razielle: Aber du hast dich dann doch noch an ihn erinnert? *grins* Es hat Spaß gemacht, Torsten mal am anderen Ende der Nahrungskette darzustellen, nachdem er es in CotM beinahe geschafft hatte, Brad umzubringen.

Ganz richtig, mit Schuldig kann die Vision noch nichts zu tun haben. Aber tröste dich, es sind jetzt nur noch etwa drei Teile, bis unser Telepath seinen ersten Auftritt hat ^.~
 

@Kralle: *lach* Du kennst mich eben… Ja, diese Vision ist der Anfang vom Ende, wenn ich das mal so sagen darf. Durch sie wird der zukünftige Verlauf bestimmt und sie ist letztendlich der Grund, warum Brad überhaupt auf Rosenkreuz ist, wie ihr mal sehr viel später erfahren werdet *ehe*
 

@Jemma: Dabei war das erst der Vorgeschmack, damit ihr euch weiter an diesen Brad gewöhnen könnt. ^^ Es wird auch die eine oder andere Situation geben, wo Brad noch ein bisschen… nachdrücklicher… vorgeht.

Hm, glaube mir, dieser Brad sieht kaum weiter als bis zu Michael. Von daher hält er sich nicht mit Erwägungen um die Sicherheit von Alexander oder Stephan auf. Seiner Ablehnung stammt eher von der Frage, was er davon hätte, sie zu trainieren. Brad muss in die Freundschaft mit den beiden erst weiter hineinwachsen. Grundsätzlich könnte übrigens nur von Frau Kernens Seite eine Gefahr für Alex und Stephan ausgehen – und die wird bald andere Sorgen haben ^^
 

~ „Es hat sich als besser erwiesen, eine Anlaufstelle zur Verfügung zu stellen, die sich mit Talenten auskennt. Und auch wenn die Field Teams SZ gegenüber loyal sind, ist eine kleine Erinnerung an den Ort, wo sie hergekommen sind, auf keinen Fall falsch.“ Ein schmales Lächeln unterstrich diese Aussage.

Etwas ließ ihn aufhorchen. „Es war Ihre Idee?“ Nicht ganz eine Frage.

„Ja. Die japanische Division war mein Pilotprojekt. Als gewisse… Reibungskonflikte ausblieben, die es sonst gab, wurden die Strukturen nach und nach umgestellt.“ ~
 

(Schneider und Crawford, Close Distance, Teil 152)
 

Teil 29 „Er wird alle Hände damit zu tun haben, das Japan-Büro aufzubauen“
 

Sie schlichen sich nach Lichtaus aus dem Zimmer. Die letzte Kontrolle durch einen Instruktor hatte stattgefunden und dieser würde nur zurückkehren, wenn es Ärger gab. Was nicht passieren würde, keiner war dumm genug, sie verraten zu wollen.

„Kommt weiter.“ Brad musste sich ein Lächeln verkneifen, als Stephan und Alexander hinter ihm herhuschten. So machte das viel mehr Spaß als allein.

Obwohl die älteren Schüler länger aufbleiben durften, waren die bereits alle auf ihren Zimmern, so dass die Gänge sich leer vor ihnen erstreckten. Schnell hatten sie daher ihr Ziel erreicht. In der Küche war es ziemlich dunkel, aber Brad wusste seinen Weg zu finden. Erst als er einen der großen Kühlschränke öffnete, drang mehr Licht in die Dunkelheit und Alexander sah sich überrascht um.

„Das ist ja alles riesig hier.“

Stephan gab ein unterdrücktes Lachen von sich. „Wir essen schließlich wie die Heuschrecken. Irgendwo muss das doch herkommen.“

„Hm…“ Alexander war näher getreten und musterte neugierig den Inhalt. „Dürfen wir da wirklich rangehen?“

Brand wandte den Kopf um und sah, wie Stephan beide Arme um die Taille seines Freundes schlang, über dessen Schulter hinweg ebenfalls in den Kühlschrank spähte. „Manja hat mir was zurückgelegt.“ Damit war für ihn alles geklärt und erwartungsvoll räumte er die Box beiseite, hinter der sich sein ‚sein’ Fach befand. Inzwischen hing Brad der Magen in den Kniekehlen und er nahm an, dass ein großer Teil des noch verweilenden merkwürdigen Gefühls nun auf ganz ordinären Hunger zurückzuführen war.

Und da waren auch schon die obligatorischen Sandwiches. Dazu noch Nudelsalat, der vom Abendbrot der Instruktoren übrig geblieben sein musste und eine Schale selbstgemachter Schokoladenpudding. Brad reichte eins nach dem anderen heraus, griff zum Schluss nach dem Glaskännchen, in dem sich wie erwartet Vanillesoße befand.

Alexander fielen beinahe die Augen aus dem Kopf. „Das alles nur für dich?“

„Die Küchenfrauen denken immer noch, ich sei viel zu dünn. Daher füttern sie mich so eifrig.“ Er suchte Besteck zusammen, dann setzten sie sich alle im Kreis auf den Fußboden. Nachdem der Kühlschrank wieder geschlossen war, hatten sie nur noch die winzigen Notlichter, doch ihre Augen gewöhnten sich rasch an den Mangel von Licht.

„Wie lange bist du eigentlich schon hier?“

Brad spürte Stephans fragenden Blick, während Alexander bereits nach dem ersten Sandwich griff. „Ein bisschen mehr als zwei Jahre“, antwortete er ungerührt.

„Wie hast du das hingekriegt?“

„Talent.“ Er lächelte und Stephan lachte. Dann kümmerten sie sich endlich um das Essen, das ihren gemeinsamen Bemühungen nicht viel Widerstand entgegenzusetzen hatte.

Stephan griff nach der Schale, um den letzten Rest Pudding herauszulöffen, kam nicht umhin, Alexanders bettelnden Blick zu bemerken. „Sag ah, mon cher.“

„Ahhh…“

Und dann war wirklich alles alle. Sie räumten schnell auf, machten sich anschließend auf den Rückweg. Jeder hatte sich noch einen Apfel aus der Kiste geschnappt, die so praktisch gleich neben der Tür gestanden hatte und nun gaben sie sich die größte Mühe, nicht zu viel Krach beim Abbeißen zu machen. Was nicht immer gelang und dann unwillkürlich ein Kichern nach sich zog. Trotz allem legten sie fast die Hälfte des Weges zurück, ohne erwischt zu werden und den sich dann nähernden Instruktor bemerkte Brad rechtzeitig genug, dass sie in einen Seitengang ausweichen konnten. Durch den Umweg gelangten sie in die Nähe seines Quartiers, was Brad zögern ließ.

„Willst du gehen?“, flüsterte Alexander.

Brad lauschte einen Moment in sich hinein, tauschte mit Michael eine schnelle Frage aus. „Die Besprechung ist noch nicht zu Ende.“

„Dann schläfst du bei uns“, beschloss Stephan und griff nach seiner Hand, zog ihn mit sich.

Brad folgte ihm bereitwillig, spürte den ungewohnten Stoff der Handschuhe, die Stephan niemals abzulegen schien.

Jedenfalls nicht, bis sie im Bett waren. Er rollte sich auf den Rücken und blinzelte die Decke an, die viel zu nahe war. Ohne darüber nachzudenken, streckte er den Arm aus, aber natürlich konnte er sie nicht berühren.

Stephan, der neben ihm lag, lachte leise. „Keine Sorge, so schnell stößt man sich nicht den Kopf daran.“

„Mm… ich bevorzuge trotzdem mein Bett“, gab Brad leise zurück.

„Für mich ist es besser hier oben. Weniger wahrscheinlich, dass jemand mein Bettzeug berührt. Es nervt, so etwas herausfiltern zu müssen.“

„Du bist besser darin geworden.“ Eine Feststellung.

„Ja, ich kann jetzt auch die Rückstände mehrerer Personen erkennen.“ Hellblaue Augen, die in der Dunkelheit ihre Farbe verloren hatten, musterten ihn aufmerksam. Stephan wartete auf eine Reaktion, ein Zeichen der Ablehnung, darauf vertrauend, dass Brads Talent ihm bereits verraten hatte, was der Tracer vorhatte.

So war es auch, aber Brad war selbst neugierig, wie das Ergebnis aussehen würde. Daher wich er nicht zurück, als Stephans Hand über sein T-Shirt fuhr.

Schließlich gab der Andere einen Laut von sich, der wie ein zufriedenes Seufzen klang. „Dich kann ich immer noch nicht lesen.“

„Und das ist gut?“

„Ja.“ Stephan rückte näher an ihn heran und Brad konnte dessen Grinsen erkennen, reagierte mit einem Lächeln. Gleich darauf lag der Gleichaltrige auf ihm und küsste ihn.

Das fühlte sich gut an… Anders, ganz anders als Michaels Kuss, aber angenehm. Brad begann den Kuss zu erwidern. Sie taten nichts anderes, da waren nur die vorsichtigen Bewegungen ihrer Lippen. Beinahe hypnotisierend langsam. Er entspannte sich und fühlte, wie auch Stephans Muskeln sich lockerten. Stephan war viel zu leicht, schoss es ihm plötzlich durch den Kopf und dann floss Belustigung durch ihn hindurch, die eindeutig von Michael kam. Das ließ ihn wünschen, der Ältere wäre hier.

Stephan küsste ihn zum Schluss auf die Wange, legte dann den Kopf auf seine Schulter.

Brad beließ es dabei, lauschte auf die gleichmäßigen Atemzüge. Er war ebenfalls kurz davor einzuschlafen, als die Vision wie eine Flutwelle über ihn hereinbrach.
 

******
 

Beinahe gelangweilt klopfte er mit dem Kugelschreiber gegen die Unterlagen, die vor ihm auf dem Tisch lagen. Brad hatte gerade eindeutig mehr Spaß als er selbst, was irgendwie falsch war, wenn man bedachte, wie der Junge sich vor kurzem noch gefühlt hatte. Aber Michael missgönnte es ihm ganz bestimmt nicht. Ein schmales Lächeln spielte über seine Lippen, als er seine Aufmerksamkeit wieder der Diskussion zuwandte.

Es geschah selten, dass sich eine Besprechung so sehr in die Länge zog, doch das ließ sich nicht ändern. Es ging um ihr zukünftiges Vorgehen in Japan und irgendwie schafften sie es nicht, zu einer Übereinkunft zu kommen.

Eisblaue Augen wahrten sorgfältige Neutralität. Michael hatte seine Ansichten vorgetragen, aber er sah nicht viele Chancen für seinen Plan. Es lag weniger daran, dass die anderen seine Vorschläge für unvernünftig hielten. Vielmehr akzeptierten einige sein Alter nicht und andere hatten zu viel Angst vor Frau Kernen, um sich auf seine Seite zu stellen.

So viel Unvernunft war frustrierend und Michael sah nicht ein, warum er diese Frustration für sich behalten sollte. Das war der Grund, warum seine Schilde etwas laxer waren als normalerweise. Der resultierende mentale Druck begann bereits Kopfschmerzen auszulösen, doch niemand wollte sich die Blöße geben, ihn darauf aufmerksam zu machen.

Sein Vater sah flüchtig zu ihm herüber, Amüsement und Nachsicht in den blauen Augen. Als Zero war er natürlich nicht betroffen, konnte aber von den verkniffenen Gesichtern um sich herum ablesen, was vor sich ging.

Michael deutete lediglich ein ganz und gar nicht schuldbewusstes Schulterzucken an, lenkte sich dann ab, indem er wieder bei Brad vorbeischaute. Seiner Meinung nach ging Stephan ziemlich forsch vor, anders kam man bei Brad jedoch in der Regel nicht weiter. Wobei er bezweifelte, dass es ein Weiter als diesen Kuss geben würde. Warme Belustigung ging auf Brad über, aber Michael teilte auch dessen Wunsch, jetzt bei ihm zu sein.

Das Gefühl, beobachtet zu werden, änderte seinen Fokus und als er den Kopf in die entsprechende Richtung wandte, war es, um geradewegs in graue Augen zu sehen, die ihn mit überhaupt nicht verborgenem Hass anstarrten. Sie hatte nie herausbekommen, warum sich seine Einstellung ihr gegenüber seit diesem Moment bei der Zeugnisübergabe geändert hatte. Und seit Michael Instruktor war, fiel es Frau Kernen auch viel schwerer, einen ihrer Nadelstiche auszuteilen.

Er wandte den Blick wieder ab, nicht geschlagen, sondern mit der Botschaft, dass sie mehr Aufmerksamkeit nicht verdiente. Sie würde nicht wissen, dass sein Herz bei dieser Geste schneller schlug.

Und kurz darauf schien es für einen Moment stillzustehen. Es traf ihn wie ein Blitz. Michael hörte ein lautes Knacken, sah verwundert auf seine Hand, die den Kugelschreiber zerbrochen hatte. Um ihn herum herrschte plötzlich Stille, als alle ihn ansahen.

„Was denn, hat Brad etwas angestellt?“ Ihre maliziöse Stimme.

Michael schluckte den aufsteigenden Zorn herunter, zu sehr damit beschäftigt, die Bilder zu sortieren. Aber es war zu viel und zu schnell gewesen. Nur Brads Gehirn hatte die Fähigkeit, dieses Kaleidoskop von Eindrücken auseinander zu halten, irgendwo hinter dieser unüberwindbaren schwarzen Mauer.

„Sie entschuldigen mich bitte.“ Er stand bewusst langsam auf, schob seinen Stuhl ordentlich an den Tisch. Nur so konnte Michael den Drang bekämpfen, sofort loszurennen.

Sein Vater und Herr Franken tauschten einen schnellen Blick aus und letzterer schüttelte den Kopf, was ihm verriet, dass der Precog nichts gesehen hatte.

„Michael, _ist_ etwas passiert?“

„Nein.“ >Natürlich nicht<, fügte er stumm und für alle verständlich hinzu. Nachdem er die erste Überraschung überwunden hatte, wurde ihm klar, dass das Gefühl der Dringlichkeit mit keiner direkten Gefahr für Brad verbunden war, was den Humor in seiner mentalen Stimme erklärte.

Gleich darauf wurde die Tür geöffnet und Brads Erscheinen bestätigte seine Worte. Der Junge musste wie ein Verrückter gerannt sein, war aber nicht außer Atem.

„Es ist noch zu früh.“

Mit dieser Aussage konnte nicht einmal Michael etwas anfangen.

„Was meinst du damit?“

Braune Augen richteten sich auf ihn, die geweiteten Pupillen machten Michael klar, dass Brad nicht wirklich _hier_ war.

„Sie darf noch nicht sterben.“ Brad neigte den Kopf ein wenig, beobachtete ihn mit einer Losgelöstheit, die den Jungen um Jahre älter wirken ließ.

Und Michael hatte keine Schwierigkeit damit, das Pronomen zu übersetzen. Er fühlte sich, als hätte er einen Schlag in den Magen erhalten. Unwillkürlich wich er einen Schritt zurück. Sollte das heißen, Brad hatte ihren Tod gesehen und wollte ihn _verhindern_?

Immer noch ruhte dieser abwartende Blick auf ihm. Und dann wurde es ihm klar. Brad überließ ihm die Entscheidung. Er sollte darauf vertrauten, dass die andere Vision trotz allem in Erfüllung ging. Michael schmeckte Galle, aber auch wenn ein Teil von ihm in Protest laut aufschrie, nickte er schließlich kaum merklich.

Woraufhin sich Brads Lippen zu einem eisigen Lächeln verzogen.

Und Michael registrierte mit Genugtuung die sich weitenden Augen der anderen.

Dann sprach der Junge weiter, mit einem Tonfall, als würde er über das Wetter reden. „Einer der Erstklässler, Benjamin, wird heute die Kontrolle über sein Talent verlieren.“ Kurz wandte sich der Blick nach innen. „In etwa einer Stunde. Er ist übrigens nicht mehr zu retten. Sie sollten ihn entweder in eine isolierte Zelle bringen oder ihn gleich töten.“ Wieder ein Lächeln, völlig ausdruckslos. „Die zweite Möglichkeit birgt allerdings das Risiko in sich, dass sie von der freiwerdenden Energie trotzdem mitgerissen wird.“

Das daraufhin eintretende Schweigen wog schwer und niederdrückend, bis Herr Franken es schließlich brach. „Wer?“

„Frau Kernen natürlich. Benjamin ist ein Telepath. Sein Talent wird nach der stärksten und ähnlichsten Quelle in seiner Nähe suchen. Und das würde Frau Kernen sein.“ Brad sprach, als würde er sie für begriffsstutzig halten, aber keiner schien das noch mitzubekommen, seit ihr Name gefallen war.

Die Ironie der ganzen Situation entlockte Michael ein ungesehenes, bitteres Lächeln. Ausgerechnet Brad, der nach ihrem Willen längst tot wäre, bedeutete nun ihre Rettung. Und niemand war so dumm, am Wahrheitsgehalt von Brads Vision zu zweifeln.

Eigentlich schade…

Ihre schneidend scharfe Stimme durchbrach als erste die entstandene Sprachlosigkeit. „Und was hat das ‚zu früh’ zu bedeuten?“

Zum ersten Mal ließen ihn die braunen Augen frei, obwohl Brad zum Schluss zu allen gesprochen hatte.

„Michael darf noch kein Mitglied des Triumvirats werden.“

Oh… das klang nicht danach, als würde Brad ihm die Befähigung dazu absprechen. Und auf indirekte Weise bedeutete es auch, dass er es eines Tages wirklich sein würde. Was nach und nach jedem bewusst wurde. Obwohl Michael bisher der wahrscheinlichste Kandidat war, war da nie völlige Gewissheit gewesen. Denn Frau Kernen war in dieser Beziehung ein großes Fragezeichen.

„Verrätst du uns auch, warum das so ist?“ Sarkasmus.

Der Brad nicht im Geringsten beeindruckte. „Er wird alle Hände damit zu tun haben, das Japan-Büro aufzubauen.“

Michaels Augenbrauen rutschten in die Höhe. Das waren klassifizierte Informationen und er hatte Brad nichts davon erzählt. Was sein verneinendes Kopfschütteln den anderen mitteilte.

„Warum sollten wir ihm diese Aufgabe überlassen?“ Ihre Worte waren ätzend, berührten Brad aber weiterhin nicht. Der setzte ein sehr seltsames Lächeln auf und Michael fragte sich, warum er plötzlich eine andere Gestalt zu sehen glaubte.

„Weil Sie auf diesem Weg das nächste Opfer finden werden.“

Niemand schien das zu verstehen. Dachte Michael jedenfalls, bis sein Blick auf die Gesichter der Triumviratsmitglieder fiel.
 

~TBC~
 

*grins* Ich mag das Erzähltempo des zweiten Abschnitts ^^

Einen schönen 4. Advent!

cya, cu ^-^

"Nicht auszudenken, was aus dem Institut mit so einem Talent in ihren Händen hätte werden können"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 30/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Der Sprung in Brads Talent hat auch bei Michael einen kleinen Nebeneffekt…

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Kralle: Ah, du hast die richtige Verbindung geknüpft. Immerhin ist das Geschehen um Aya sowohl in CD als auch in RftS/FH ein Dreh- und Angelpunkt gewesen. Aber wenn du dir die Formulierung genau anschaust, wirst du merken, dass auf jeden Fall ein wichtiger Punkt diesmal anders ist. ^^ Was das zu bedeuten, wird aber noch nicht verraten ^^
 

@Razielle: Stimmt, Schuldig wird bei seinem ersten Auftritt schon für ein bisschen Wirbel sorgen. Die Frage ist nur, ob so ein Verhalten wirklich gesund ist in einer Institution wie Rosenkreuz – oder seinem Fall, im Heim. ^^
 

@Jemma: *lach* Ein bisschen Tempowechsel muss eben auch mal sein. Und dieses Kapitel ist dafür wieder ruhiger ^.~ Freut mich, dass dir das letzte Kapitel anscheinend gut gefallen hat. Ich weiß selbst, dass in RftS nicht sehr viel passiert, weil ich lieber die langsame Entwicklung der Geschichte verfolge. Im Prinzip könnte ich die zugrunde liegende Handlung komprimieren, aber mir würde es leid tun, mich so schnell von Brad und Michael verabschieden zu müssen…
 

Teil 30 „Nicht auszudenken, was aus dem Institut mit so einem Talent in ihren Händen hätte werden können“
 

Brad war offensichtlich fertig und eine subtile Veränderung ging in ihm vor. Michael sah, wie der Junge verwirrt blinzelte, war in der nächsten Sekunde auch schon bei ihm. Er fing ihn auf, bevor Brads Knie den Boden berühren konnten.

Beunruhigt schickte er sein Talent durch den Jungen, atmete erleichtert auf, als Brad gleich darauf wieder zu sich kam. Einen Moment lang geschah gar nichts, als Brad sich zu orientieren versuchte, dann flog ein Lächeln über dessen Gesicht, das mehr offene Begeisterung in sich trug, als Brad normalerweise in Gegenwart von jemand anderem als Michael zeigen würde.

„Hast du das gesehen?“ Eine Hand legte sich an seine Wange, was Michael ebenfalls lächeln ließ. „Es war perfekt. Als würde man einen Dominostein antippen und damit eine Kettenreaktion auslösen.“

Er stellte Brad auf die Beine, der das kaum zu registrieren schien.

„Du musst dich vor der Organisation dort in Acht nehmen, aber Japan ist bestimmt interessant. Nimmst du mich später einmal mit?“ Brad hätte sicher noch weiter gesprochen, wenn er nicht unterbrochen worden wäre.

„Du solltest jetzt wieder schlafen gehen, Brad.“

Michael nickte Herrn Franken zu und sah dabei, dass die meisten Instruktoren sich ein Lächeln verkneifen mussten. Kein Wunder, so hatten sie den sonst so beherrschten Brad bestimmt noch nicht erlebt. Nur Frau Kernens Gesicht war eine einzige kalte Maske.

„Na los, mein Kleiner.“ Eine schnelle Rückfrage bei seinem Vater hatte Michael bereits verraten, dass die Besprechung vorläufig aufgelöst war.

Brad sah beinahe enttäuscht aus, was ihn wunderte, bis ihm dessen nächste Aussage klar machte, dass die Enttäuschung nichts mit der Aussicht zu tun hatte, jetzt ins Bett zu müssen.

„Die Bilder verschwinden.“ Brad runzelte die Stirn. „Ich werde mehr üben müssen. Das ist neu.“ Der Junge zweifelte keine Sekunde daran, die Schwierigkeiten bald überwinden zu können. Michael tat es auch nicht.

Gemeinsam verließen sie den Raum und erst draußen fiel ihm wirklich auf, dass Brad barfuß war. „Du legst es wohl darauf an, krank zu werden, hm?“ Aber trotz dieser Worte hatte er nichts gegen die Gelegenheit, Brad auf den Arm zu nehmen, der sich sofort an ihn schmiegte.

Aus irgendeinem Grund musste er wieder daran denken, wie Stephan Brad geküsst hatte. Und dieses Mal fand er nicht viel Belustigung in sich.

Brads Umarmung verstärkte sich. „Ich mag es lieber, wenn du mich küsst“, wurde dann gegen seinen Hals gesprochen.

>Das will ich doch hoffen…< Er antwortete, bevor er es zurückhalten konnte.

Wenig später lagen sie beide im Bett und Brads Finger hatten sich in sein Schlafanzugoberteil gekrallt. Darauf war der Junge schon lange nicht mehr zurückgefallen.

„An was von deiner Vision erinnerst du dich noch?“, fragte Michael leise.

„Ich weiß noch, was passieren wird, so wie ich es erzählt habe. Aber die Bilder dazu sind so gut wie verschwunden. Und die Details…“ Finger spielten mit blonden Haarsträhnen, unbewusst, während Brad nachdachte. „Es war so viel auf einmal. Anders als sonst. Wird es jetzt immer so sein?“

„Das müssen wir abwarten. Aber dein Talent scheint den erwarteten Sprung gemacht zu haben.“

„Das wäre praktisch.“

Michael lachte. „Ja, bestimmt.“ Dann zog er Brad ganz an sich heran, bis sie Stirn an Stirn dalagen. Er war neugierig und hoffte, noch etwas von der Vision zu finden.

Brads Schilde schlossen sich um ihn und es wurde vollkommen still. Er folgte Bildern, die wie bunte Glasscherben glitzerten und Namen streiften ihn, einem sanften Lufthauch gleich. Die Farben lösten sich in Pastelltöne auf, verblassten mehr und mehr, bevor Michael danach greifen konnte. Kurz erhaschte er einen Blick auf sich selbst, Jahre von heute entfernt.

Plötzlich legte sich eine Hand auf seine Schulter und um ihn herum fiel Dunkelheit wie Vorhänge herunter. Ein Raum bildete sich, in dem sie zwei ganz allein waren.

Michael schluckte, drehte sich sehr langsam zu dem älteren Mann um. Und erkannte das Lächeln wieder, das Brad Frau Kernen gegenüber aufgesetzt hatte.

>Du bist eine Weile nicht hier gewesen.< Die braunen Augen musterten ihn amüsiert.

Er konnte jetzt mehr von Brad in den Zügen des Anderen erkennen, aber gleichzeitig war ihm der Mann vollkommen unvertraut. >Die Vision muss einige von Brads Schilden beschädigt haben<, sprach er seine Vermutung aus. War das hier Brad?

>Ganz so ist es nicht…< Das Lächeln wurde feiner, als der Mann eine Hand hob. Die schwarze Farbe schälte sich von den Wänden ab und Michael musste aufpassen, dass ihm nicht die Kinnlade herunterfiel. Das war… unglaublich. Als Telepath wusste er um die Manifestationen auf der mentalen Ebene, aber hatte dieses Hilfsmittel nie nötig gehabt. Trotzdem erkannte er sofort, was diese diamantenen Wälle zu bedeuten hatten. Perfekter Symbolismus für perfekte Schilde.

Michael wurde beinahe geblendet durch die bunten Funken, die über Facetten spielten. Und dann war da immer noch die Mauer aus Obsidian, die er dahinter nur noch erahnen konnte.

>Sie haben sich verändert…<

>Angepasst. Wie es das Talent erforderlich macht. Ich gebe zu, dass selbst ich ein wenig von dem Ergebnis überrascht war.<

Michael verstand die Worte, doch sie verwirrten ihn. >Warum kann ich noch Brads Gedanken lesen?< Durch diese Schilde hindurch sollte es unmöglich sein.

>Das ist einfach zu beantworten. Kontrolle.< Nun verschwand auch der Rest der längst transparenten Wände und Michael fiel auf die neuen Strukturen zu. Automatisch streckte er eine Hand aus, um sich abzufangen, doch kaum dass er mit dem Wall in Kontakt kam, zerfiel die Struktur dort in winzige Kristalle, die ihn passieren ließen und hinter ihm wieder zu einem makellosen Verbund wurden.

Michael tat einen tiefen Atemzug, war in der gleichen Sekunde zurück in dem Raum.

>Ich verstehe.< Und er wünschte sich, ebenfalls solche Schilde zu besitzen. Er schloss die Augen, die er hier eigentlich gar nicht benötigte, aber der gewünschte Effekt trat ein. >Was war mit dem Opfer gemeint?<, fragte Michael dann abrupt.

>Warum sollte ich dir das sagen? Sobald du zurückkehrst, wirst du es wieder vergessen haben.<

Was natürlich stimmte. Frustriert sah er den Mann wieder an, trat auf ihn zu. Und küsste ihn. Michael wusste, dass er sich selbst betrog und Brad in Wirklichkeit immer noch kaum mehr als ein Kind war. Aber er würde sich kaum mit Gewissensbissen herumschlagen müssen.

Belustigung durchdrang ihn, nicht seine eigene. >Ich bin nicht derjenige, den du suchst.< Aber sein Kuss wurde sanft erwidert, bevor Michael fühlte, wie er von einer unwiderstehlichen Strömung ergriffen wurde. Und dann konnte er sich nicht länger halten.
 

Michael war schweißdurchtränkt und atmete schwer, als er vollständig in seinen Körper zurückkehrte. Nicht sehr überraschend hatte er sich irgendwann wieder auf Brad gerollt, aber diesmal beschwerte sich der Jüngere nicht. Brads linke Hand war zwischen ihnen gefangen, drückte heiß gegen seine Brust. Ihm war so warm und der Schlafanzug klebte an ihm. Er brauchte eine Dusche. Michael wurde endgültig wach und zerbiss einen Fluch zwischen den Zähnen. Eine _kalte_ Dusche.

Brad rührte sich nicht, nur die Finger, die in seinem Nacken ruhten, strichen durch die verschwitzten feinen Härchen dort, langsam und gleichmäßig. Sein Seufzer stieß gegen den Hals des Jungen und durch Brad lief ein Schauder, der Michael nicht entgehen konnte. Es war dumm, so liegen zu bleiben, aber er tat es trotzdem. Für eine ganze Weile noch.
 

Brad schlief noch, als er am nächsten Morgen das Zimmer verließ und er hatte nicht vor, ihn zu wecken. Den entgehenden Unterricht würde der Junge ohne Probleme nachholen können, jetzt war es wichtiger, dass er sich richtig erholte.

Draußen auf dem Flur traf er auf Herrn Schumann, der Michael mit einem Lächeln begrüßte.

„Wie geht es Brad?“, wurde er dann gefragt.

„Er ist erschöpft. Nicht nur die Vision hat ihn viel Energie gekostet.“

Der Ältere hob eine Augenbraue, die Aufforderung weiterzusprechen. Gemeinsam gingen sie in Richtung Speisesaal, während er nach den richtigen Worten suchte.

„Seine Schilde haben sich verändert. Wenn das ein Hinweis auf sein Talent ist, muss es einen ziemlichen Sprung gemacht haben.“

„Noch bessere Schilde? Es sollte kaum möglich sein. Und wenn er sie tatsächlich braucht, können wir froh sein, ihn gefunden zu haben. Nicht auszudenken, was aus dem Institut mit so einem Talent in ihren Händen hätte werden können.“

Kühle Belustigung trat in eisblaue Augen. „Wir hätten vielleicht echte Konkurrenz bekommen.“

Herr Schumann lachte, wurde aber schnell wieder ernst. Er nutzte die Gelegenheit, um das Thema zu wechseln. „Was ist aus diesem Benjamin geworden?“ Er kannte den Jungen nicht näher, es war dabei geblieben, dass er nur Fortgeschrittene unterrichtete.

„Er war kurz nachdem ihr gegangen seid isoliert worden. Brads Vorhersage ist dann auf den Punkt genau eingetroffen.“

„Dann wird der Rest wohl auch stimmen…“ Nicht, dass Michael ernsthaft daran gezweifelt hatte.

„Das ist anzunehmen.“ Schweigen schloss sich an und sie hatten ihr Ziel fast erreicht, als Stephan Michaels Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Der Tracer näherte sich ihnen mit gesenktem Blick und er konnte sich den Grund dafür denken. Dafür hätte es der roten Ohren gar nicht bedurft. „Was ist, Stephan?“

„Herr Schneider, Herr Schumann. Von Brad sind noch ein paar Sachen in unserem Schlafsaal. Auch seine Brille.“

„Du kannst sie nach dem Frühstück vorbeibringen.“

„Jawohl, Herr Schneider.“ Und damit war der Junge verschwunden, ohne ihm ein einziges Mal in die Augen gesehen zu haben.

„Ein Freund von Brad?“

„Ja.“

„Das ist gut. Vielleicht wird er dadurch etwas-“

„Normaler?“ Michael konnte das ironische Lächeln nicht verbergen.

Herr Schumann schüttelte geschlagen den Kopf. „Du hast Recht, das wird wohl nie geschehen.“
 

„Du wirst die Aufgabe übertragen bekommen.“ Es stand völlig außer Zweifel, worüber Herr Franken sprach.

Michaels Miene blieb blank, als er den Kopf in Bestätigung neigte, wonach er wieder versuchte, alle drei Triumviratsmitglieder gleichzeitig im Auge zu behalten. Hinter seiner ungerührten Fassade rasten allerdings seine Gedanken. Diese schnelle Entscheidung konnte nur bedeuten, dass Brads Worte etwas sehr Wichtiges bedeutet hatten – und zwar auch für Eszett. Seine Pläne sahen nämlich vor, diesmal den Kern ihrer Niederlassung allein um Mitglieder von Rosenkreuz herum aufzubauen, anders als es bisher gehalten worden war, wo Talente nur zur Unterstützung herangezogen wurden. Welchen Anreiz hatte Eszett, nicht nur soviel potenziellen Einfluss aufzugeben, sondern das auch noch über Nacht?

Kein Wort davon drang über seine Lippen und er wusste, dass seine Überlegungen vor ihr sicher waren. Brads Schilde umgaben ihn zwar nicht mehr, aber die mentale Nähe des Jungen beeinflusste Michaels eigene Schilde. Es war ein Gefühl, als wäre endlich etwas an die richtige Stelle gerutscht, das sich vorher verkantet hatte. Das zusammen mit der Gewissheit, nun endgültig in Sicherheit zu sein, weil es da etwas gab, wofür sie _ihn_ brauchten und nicht nur irgendeinen exzellenten Telepathen, machte ihn endlich von ihr frei.

„Vielen Dank für Ihr Vertrauen.“

Graue Augen blitzten ihn kalt an, aber Michael spürte keine Angst. Er hob sogar das Kinn ein wenig und erwiderte ihren Blick geradeheraus.

„Wir werden später über die wichtigsten Punkte sprechen. Im Moment interessiert mich mehr, ob du von Brad weitere Details erfahren hast.“ Herr Franken ergriff wieder das Wort und unterbrach so die sich aufbauende Spannung.

„Bedauerlicherweise nicht. Er muss erst lernen mit mehr Informationen umzugehen.“

Der Precog nickte, als ob er nichts anderes erwartet hatte.

„Es gibt da auch etwas, das _ich_ gerne wissen möchte.“ Frau Kernens Stimme war von Säure durchtränkt. Aber dahinter lag ein Hauch von… Unsicherheit? Eisblaue Augen weiteten sich, als ihm das bewusst wurde. Sie bemerkte seine Reaktion, ignorierte sie aber.

„So wie Brad es formuliert hat, klang es, als hätte er meinen Tod schon bei anderer Gelegenheit vorhergesehen. Ist das so?“

„Nein, aber er hat gesehen, wie ich ihm sein Zeugnis überreiche.“ Es tat gut, das zu sagen und Michael lächelte beinahe. Implikationen, Implikationen. Sie konnten dir verraten, dass du bereits mit einem Bein im Grab stehst, aber nicht, wie das zu verhindern war. Aus diesem Grund war es auch nicht seine Pflicht gewesen, diese Vision zu melden. Im Gegenteil, damit, sie für sich zu behalten, hatte er sogar gutes Urteilsvermögen bewiesen. Denn von nun an würde Frau Kernen jede ihrer Entscheidungen hinterfragen und sich damit selbst lähmen. Was für ein Pech, dass er gezwungen war, ihre direkte Frage eben zu beantworten. Wirklich…

Sein Vater sah ihn überrascht an, sofort verstehend. Und über Herrn Frankens Gesicht huschte flüchtig Unglauben. Ihre Miene hingegen war versteinert.

Er war nicht wirklich überrascht, als ohne weitere Vorwarnung ein telepathischer Vorstoß von ihr erfolgte. Sie musste sich vergewissern, ob er die Wahrheit sagte, auch wenn Michael hier niemals lügen würde.

Herr Franken hatte gleichzeitig einen Arm ausgestreckt, um sie zurückzuhalten, aber die Geste kam zu spät.
 

~TBC~
 

Es ist nicht wirklich ein Cliffhanger *grins* Immerhin habe ich euch vorher schon die benötigte Info gegeben, warum Michael sich nicht fürchtet ^^

cya, cu ^-^

"Das was ich mache, will ich richtig machen"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 31/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Und weil es so schön war: noch ein weiteres Zusammentreffen mit Torsten *grins*

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Jemma: *lach* Mit den Details hast du wirklich Recht. Am besten ist es ja immer, wenn ich etwas völlig Ungeplantes schreibe. Das würde nicht passieren, wenn ich mir mit einer Story keine Zeit ließe. ^^ Frau Kernen hat wirklich verdient, was sie bekommt. Nicht einmal Michael ist bisher klar, wie sehr. Und wegen Japan musst du dir keine großen Sorgen machen *versprech*
 

@Kralle: Thanx für die Glückwünsche. *grins* Ich wollte wirklich nicht, dass ihr euch einen Kopf um die Sache mit Japan macht. Es wird zwar Michaels Aufgabe sein, seine Pläne umzusetzen, aber es geht wirklich nur um den Aufbau des Japan-Büros. Es ist kein dauerhafter Posten dort, nur ein paar Dienstreisen werden nötig sein. ^^ Übrigens habe ich auch nicht vor, Kapitel zu schreiben, in denen Brad und Michael voneinander getrennt sind ^.~
 

@Razielle: Wie du merken wirst, sind wir jetzt ganz nah an dem Kapitel dran, das ich dir versprochen habe ^^
 

@F4-Phantom: Dann bin ich mal gespannt, wie lange es dauern wird, bis du das hier liest. ^^
 

~„Manchmal frage ich mich, warum Schuldig so verrückt nach dir ist, dein Hang zum Perfektionismus müsste ihn eigentlich in den Wahnsinn treiben. Es liegt seiner Natur so fern.“~
 

(Stephan zu Crawford, Close Distance, Teil 138)
 

Teil 31 „Das was ich mache, will ich richtig machen“
 

Der Schlag kam und es passierte… gar nichts. Michael spürte die Energie, die an seinen Schilden abfloss und erwog für einen Moment wenn schon nicht zurückzuschlagen, dann wenigstens sein Talent kurz freizulassen. Er könnte es nachher auf ihren Angriff schieben. Aber letztendlich entschied Michael sich dagegen. Lediglich ein sehr feines Lächeln kurvte seine Mundwinkel jetzt nach oben.

„Du…“ Frau Kernen schloss den Mund, stand auf und verließ den Raum. Wenn Blicke töten könnten, wäre er inzwischen ein Häufchen Asche.

Sein Vater lehnte sich mit einem Seufzen zurück. „Wie lange?“

„Ich kann es wirklich nicht sagen. Auf keinen Fall mehr als vier Jahre.“ Er neigte den Kopf, als sich etwas neben seinem Bewusstsein zu rühren begann.

„Was ist?“ Blaue Augen musterten ihn fragend.

„Sie hat Brad aufgeweckt mit ihrem Angriff eben.“

Das ließ seinen Vater lächeln. „Wie geht es ihm?“

„Gut.“ Er legte eine kurze Pause, versuchte die Stimmung der beiden Triumviratsmitglieder abzuschätzen. „Darf ich jetzt gehen?“, wagte er dann zu fragen.

Das Lächeln vertiefte sich. „Ja. Melde dich heute Nachmittag in meinem Büro.“ Warme Belustigung unterlegte die Worte. Sein Vater verstand, dass er zu Brad wollte.

„Jawohl, Vater. Herr Franken.“

Michael warf einen schnellen Blick auf die Uhr, als er durch die leeren Gänge eilte. Bald Mittag. Brad würde also am Nachmittagsunterricht teilnehmen können. Mit einem festen Ziel vor Augen würde der Junge das sicherlich begrüßen. Denn Michael bezweifelte für keine Sekunde, dass Brad sich seiner Arbeit so schnell wie möglich anschließen wollte.

Im Quartier angekommen sah er, dass Brad gerade mit dem Duschen fertig war. Michael ließ sich auf die Couch fallen, hatte gleich darauf etwas feuchte Gesellschaft. Zufrieden schlang er beide Arme um den Jungen und legte seine Wange auf den schwarzen Haarschopf.

Brad lehnte sich gegen ihn, trotz allem so warm. „Du warst stärker als sie.“ Nicht einmal in Anklängen eine Frage.

„Hm... dank deiner Hilfe.“

„Wie das?“ Mit einem Hauch von Überraschung.

„Du hast mir geholfen, meine Schilde zu verbessern.“

„Davon weiß ich ja gar nichts.“ Brad lachte leise, als er ihm über die Rippenbögen strich. Dann drehte der Jüngere sich um, bettete den Kopf auf seiner Schulter. Feuchte Strähnen kitzelten Michaels Hals.

„Es hat trotzdem funktioniert. Ich musste es mir nur bei dir abschauen.“ Ganz so war es nicht gewesen, aber genauer konnte er es nicht erklären. Und deswegen zeigte er es Brad, auch wenn seine Erinnerung nicht an die Wirklichkeit heranreichte.

„So sehen Schilde aus?“

„Deine, ja. Für mich.“

Und dann war es auf einmal mehr als eine Erinnerung, als Brad nach dem Bild griff und es zu verändern begann. Was mal wieder ein Beweis für die Kontrolle war, die Brad ausüben konnte. Es war eigentlich nichts Neues, erstaunte Michael aber trotzdem.

„Das ist beneidenswert…“

Brad lächelte gegen seinen Hals. „Das was ich mache, will ich richtig machen.“

„Das ist mir bereits aufgefallen.“
 

******
 

„Hast du verschlafen?“, wurde er von Stephan aufgezogen, kaum dass er sich gesetzt hatte.

„Ganz und gar nicht. Man kann nur verschlafen, wenn man gezwungen wäre, früher aufzustehen.“ Brad füllte sich den Teller, bis nichts mehr raufpasste. Immerhin hatte er kein Frühstück bekommen.

Alexander lächelte schwach. „Schön zu sehen, dass es dir gut geht.“ Dann wurde er nur mit der Fingerspitze angetippt. „Schön dich überhaupt zu _sehen_. Ansonsten bist du nämlich ein schwarzes Loch.“ Der Empath runzelte die Stirn. „Muss das eigentlich sein? Du machst ja sonst schon dicht, aber das hier ist übertrieben.“

Brad wandte den Kopf zurück in Stephans Richtung. Warum eigentlich saßen die beiden heute rechts und links von ihm, statt nebeneinander wie sonst?

Stephan grinste und als nächstes hatte er ihn im wahrsten Sinne des Wortes am Hals.

Er ließ die Umarmung über sich ergehen und begann ungerührt zu essen. Protest würde nur dazu führen, dass sein Magen noch länger leer bleiben müsste.

„Warum bist du gestern plötzlich abgehauen?“

„Ich hatte Michael etwas mitzuteilen.“ Natürlich schluckte Brad den letzten Bissen herunter, bevor er antwortete. Es gehörte sich nicht, mit vollem Mund zu sprechen.

„Und das hätte nicht bis heute Morgen warten können?“

„Leider nicht.“ Er lächelte und irgendwie gebot das weiteren Fragen Einhalt.
 

Brad war froh, die Mathematikstunde nicht verpasst zu haben. Dieses Fach machte ihm immer noch am meisten Spaß, weswegen er hier mit den Kursen am weitesten war. In Zukunft würde er sich mehr auf Japanisch konzentrieren müssen, schließlich ging es nicht darum, was Spaß machte, sondern was nützlich war. Wirtschaft also noch. Ost-Asien-Politik. In Gedanken ging er die Vorlesungen durch, die angeboten wurden und korrigierte seinen bisherigen Stundenplan. Die Pflichtkurse würden ihm keine Probleme bereiten, er hatte von Anfang an darauf hingearbeitet, sie schnellstmöglich hinter sich zu bringen. Und Zeit genug hatte er noch. Sie würden ihm kaum erlauben zu graduieren, bevor er sechzehn war.

Nachdem das erledigt war, konzentrierte er sich wieder auf das Spiel. Von außen sah das aus, als würde Brad Löcher in die Luft starren, so war es nicht weiter verwunderlich, dass sich ihm bald Schritte näherten.

Der Instruktor blieb neben Brads Platz stehen, ohne ihn sofort anzusprechen, besah sich nur das Aufgabenheft. „Du bist also schon fertig…“

Er zwinkerte, wandte sich von den mentalen Bildern ab und dem älteren Mann zu. „Jawohl, Herr Schumann.“

„Was tust du eigentlich gerade?“ Der Telepath strich über seine Schilde hinweg, kein Versuch sie zu durchbrechen, nur ein vorsichtiges Austesten.

„Ich spiele Schach.“ Allein die Aussage ließ wieder Bilder aufflackern. Er schob sie nicht beiseite, sondern verarbeitete sie. Darum ging es schließlich bei dieser Übung.

„Gegen Schneider?“ Eine Augenbraue rutschte in die Höhe.

„Sozusagen.“ Ein Lächeln huschte über Brads Lippen. „Mein Talent lässt mögliche Spiele durchlaufen. Ich versuche alles zu verarbeiten. Um in Zukunft mehr Einzelheiten bei meinen Visionen erfassen zu können.“

Herr Schumann nickte verstehend. „Könntest du auch mich als Gegner einsetzen?“

„Wenn ich jetzt gegen Sie spielen würde?“

Ein weiteres Nicken. Bestätigung.

Brad verschob den Fokus und Überraschung spielte über sein Gesicht, während er immer wieder kaum verständlich das Wort Schachmatt gefolgt von der Anzahl von Zügen vor sich hinmurmelte, durchmischt dem einen oder anderen Remis. Schließlich stoppte er. „Ich wusste nicht, dass Sie so gut spielen können. Gegen Michael gewinne ich schneller.“

Der Instruktor schüttelte belustigt den Kopf, warf dann den Schülern einen scharfen Blick zu, die ihre Unterhaltung interessanter als ihre Aufgaben fanden.

„Ich bin aber nicht gut genug, um dich zu schlagen?“

„Wir können es gerne real ausprobieren, vielleicht tritt nicht ein, was ich sehe“, schlug er höflich vor.

„Und wie wahrscheinlich wäre das?“

„Nicht sehr“, gab Brad zu. „Aber es hängt doch immer vom jeweiligen Zeitpunkt ab und wie sehr mein Talent kooperiert.“

„Natürlich.“ Mit einem Lächeln. „Ich werde auf das Angebot zurückkommen.“ Herr Schumann dachte kurz nach. „Da du hier nichts mehr zu tun hast, solltest du zu Herrn Franken gehen. Er erwartet dich in seinem Büro.“

„Sofort, Herr Schumann.“ Rasch packte Brad seine Unterlagen zusammen. Ein Triumviratsmitglied ließ man nicht warten.
 

Die Sitzung bei Herrn Franken ließ ihn erschöpft zurück. Brad brummte der Kopf, doch er war dankbar für die Hinweise, die er erhalten hatte. Langsam schlenderte er den Weg entlang, versuchte abzuschalten, während der Wind mit seinen Haaren spielte. Es war wieder ziemlich warm, aber im T-Shirt ließ es sich aushalten und die größte Hitze war für den Tag bereits vorbei.

Dieses Mal hatte er keinerlei Probleme, der ihm entgegen kommenden Gruppe auszuweichen und eigentlich hätte er sie keines Blickes gewürdigt, wenn einer nicht abrupt stehen geblieben wäre.

„Du!“

Braune Augen fixierten den Sprecher und als Brad den Anderen erkannte, huschte Spott durch sie hindurch. „Offensichtlich. Obwohl ich auch einen Namen habe.“

„Lass es sein, Torsten. Er hat dich schließlich schon einmal flachgelegt.“

Ein hämisches Lachen lief durch die Gruppe und Dennis wurde da erst klar, wie seine Worte auch aufgefasst werden konnten.

Brads Mundwinkel zuckten. „Ich glaube, du hast ihn nur noch wütender gemacht.“

„Lag nicht in meiner Absicht“, meinte der Telekinet mit einem Schulterzucken. „Aber du lässt ihn doch in Ruhe, Brad? Ich meine, weil wir sonst hinterher wieder aufräumen müssen.“

„Ich habe nicht vor, ihm etwas zu tun. Für mein Training habe ich bessere Partner.“

Dennis lachte. „Solange ich es nicht bin…“ Sie beide verstanden die darunter liegende Botschaft und Brad neigte mit einem Lächeln kaum merklich den Kopf.

„Der Knirps kann mir gar nichts, das war nur Zufall gewesen!“ Torsten schob den Blondhaarigen wütend beiseite und baute sich vor Brad auf.

„Du bist ein Idiot“, stellte Brad mit ruhiger Stimme fest. „Ansonsten würdest du dich nicht mit mir anlegen wollen. Sie hätten dich nicht hierher bringen sollen, als Precog taugst du offensichtlich nichts. Was für eine Ressourcenverschwendung.“

„Oh, jetzt hast du seine Gefühle verletzt…“, stellte jemand ohne Mitleid fest.

Torsten gab ein Knurren von sich, das tief aus dessen Kehle kam.

Er trat einen Schritt beiseite und ließ den plötzlichen aber so gar nicht überraschenden Angriff ins Leere laufen. „Das ist doch albern. Du hast keine Chance gegen mich.“ Wieder wich er aus, ohne bisher auch nur die Hände in eine Verteidigungsposition gehoben zu haben.

Der andere Precog versuchte erneut, sich auf ihn zu werfen und Brad seufzte, langsam mit der Geduld am Ende.

„Hör auf oder ich trete dir in die Weichteile. Vielleicht überlegst du es dir dann beim nächsten Mal zweimal, bevor du auf mich losgehst.“

Der Andere schien ihn gar nicht zu hören und so machte Brad sein Versprechen wahr. Danach ließ Torsten endlich die sinnlosen Angriffe bleiben, zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Was wahrscheinlich gut so war, denn in diesem Moment bekamen sie einen weiteren Zuschauer.

„Niemand hatte ihm verraten, wer du bist.“

Ah, jetzt ergab Torstens’ Verhalten mehr Sinn. „Keine Freunde geschaffen bisher, was?“ Brad lehnte sich gegen Michael, beobachtete aber weiter den älteren Jungen, der in die Knie gegangen war. Er musste an Bernard denken und war damit nicht allein.

„Ich bekomme den Eindruck, das ist deine bevorzugte Technik…“

„Nicht unbedingt. Ich habe sie nur sehr früh gelernt. Außerdem… jedem, was ihm zusteht und etwas Fortgeschrittenes war nun wirklich nicht erforderlich.“ Er sah zu Michael auf.

„Da muss ich dir Recht geben.“ Ein Lächeln in den eisblauen Augen. Es war verschwunden, als Michael sich an die anderen wandte und Brad spürte die von ihm ausgehende Kälte nur, weil er über Michael die Information erhielt.

Neugierig musterte er die blass gewordenen Gesichter. Manchmal wünschte er sich, dass auch er diesen Einfluss richtig fühlen könnte, einfach, weil es ein Teil von Michael war. Aber wichtiger war, was er hatte – und niemals eintauschen wollen würde.

„Entweder ihr klärt ihn auf oder euch werden die Konsequenzen nicht gefallen, wenn er das noch einmal probiert und ihr dabei begeistertes Publikum spielt.“

Bei manchen wechselte die Gesichtsfarbe zu grünlich, je nachdem, wie gut ihre Schilde waren. Was Brad faszinierend daran fand, war, dass Michael sein Talent nicht einmal aktiv einsetzte, sondern nur die eigenen Schilde ein wenig gelockert hatte.

„Jawohl, Herr Schneider“, kam eine mehrstimmige aber trotzdem schwach ausfallende Antwort.

Brad hatte auf einmal genug von dem Ganzen. Ungeduldig schlossen sich seine Finger um den Stoff von Michaels Hemd, knapp über der Stelle, wo es in der Hose verschwand. Eine Geste, die ihm die sofortige Aufmerksamkeit des Älteren einbrachte. „Hast du mich gesucht?“

„Hm, ich habe eine Aufgabe für dich.“ Michael wusste aber auch, was hinter seiner Frage stand und ohne weitere Worte zu verlieren, folgten sie weiter dem Weg, entfernten sich von den anderen.

„Was soll ich tun?“ Ein Teil seiner Erschöpfung verschwand, als Neugier aufzuflammen begann.

„Unter den Neuen drüben ist ein Telepath, der noch wilder als üblich ist. Er hat sich bereits eine Gruppe von Anhängern geschaffen und terrorisiert die anderen Kinder.“

„Und was ist daran so schlimm?“

Michael lachte leise. „Er zeigt zu wenig Respekt vor den Lehrern, weil es Talentlose sind und er mit Erwachsenen im Allgemeinen keine guten Erfahrungen gemacht hat.“

„Und die Instruktoren?“

„Sie bestrafen ihn, er erholt sich und macht weiter wie zuvor.“

„Wie soll ich da helfen können?“

Michael strich ihm durch die Haare. „Du sollst herausfinden, ob er den Ärger wert ist, den wir mit ihm haben. Wenn ja, werde ich ihn zur Raison bringen. Wenn nicht, wird ein Exempel an ihm statuiert.“

„Darf ich zusehen?“

„Wenn es dazu kommen sollte, natürlich.“

Das Interesse steigerte sich zu Erwartung. „Ihr tötet nicht häufig Talente, nicht wahr?“

„Ungern, wenn sie schon eine Weile hier sind. Die Ausbildung ist teuer. Es sei denn sie stellen sich als nutzlos heraus. Wobei diese schwachen Talente meist bei Eszett unterkommen. Der Telepath ist noch jung, aus diesem Grund ist nur sein zukünftiges Potenzial von Interesse.“

Brad hatte nur noch eine Frage. „Wann fahren wir zum Heim?“

„Morgen.“
 

~TBC~
 

Ich denke das einleitende Zitat war Hinweis genug, um zu wissen, von welchem Telepathen die Rede ist *zwinka*

cya, cu ^-^

"Er soll ihn daran erinnern, dass es für sein Handeln immer Konsequenzen gibt"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 32/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Everybody’s favorite telepath…^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Razielle: Ich hatte schon vor ein paar Kapiteln angedeutet, dass Brad Schach mag. Und auch wenn ich deine Anregung in Sachen Poker verstehen kann *zwinka* so gibt es einen Grund, warum Brad ausgerechnet Schach gewählt hat. ^^ Ich hoffe, Schuldigs kleiner Auftritt hat dir erst einmal erreicht, immerhin dauert es noch ein bisschen, ehe er alt genug ist, um nach Rosenkreuz zu kommen.
 

@Jemma: Du musst zugeben, dass Brad ein paar seiner grauen Gehirnzellen anstrengen muss, um im Kopf Schach zu spielen. ^^ Von daher wird es schon Trainingserfolge geben. Sein Talent wird dadurch nicht unbedingt gesteigert, er übt eher seine Fähigkeit, Details zu behalten ^^
 

@Kralle: Ah, aber er braucht ja einen Gegner, um spielen zu können. Wenn auch die Möglichkeit ausreicht, dass dieser gegen ihn im Moment spielen würde und es nicht tatsächlich tun muss… Übrigens ist es lustig, dass du diese Idee mit einem Spiel ohne Brads Talent ansprichst – dazu kommen wir noch, auch wenn es einige Kapitel bis dahin dauern wird ^^
 

~ „Es wird alles nicht mehr lange dauern. Die Zukunft nähert sich von ganz allein, auch wenn du dir nicht so viele Gedanken über sie machst. Vergiss nicht, dass das mein Job ist.“ ~
 

(Crawford zu Nagi, Close Distance, Teil 162)
 

Teil 32 „Er soll ihn daran erinnern, dass es für sein Handeln immer Konsequenzen gibt“
 

Brad war zwar erst vor wenigen Wochen draußen gewesen, sah aber trotzdem wieder mit einer Intensität aus dem Fenster, die Michael den Wagen anhalten ließ. Dieses Mal rannte Brad nicht einfach los, sondern wartete auf ihn, bis er den Wagen umrundet hatte.

Gemeinsam gingen sie die nächstgelegene Anhöhe hinauf, genossen von dort aus schweigend den Ausblick auf die Berge.

„Sie werden noch hier sein, wenn wir es längst nicht mehr sind… Uns bleibt nur so wenig Zeit.“

Überrascht lauschte Michael den leise gesprochenen Worten. „Hast du denn so viel vor?“

Von Brad kam keine direkte Antwort, aber ein seltsames Gefühl der Rastlosigkeit. Der Junge lehnte sich zurück, gegen ihn.

„Geht es dir wirklich wieder gut?“, fragte er besorgt.

Das erwidernde Lächeln sah er nicht, wusste aber trotzdem, dass es da war. „Ja, alles ist wieder normal. Im Vergleich fühle ich mich, als könnte ich fliegen.“ Letzteres war als Scherz gemeint, mit einem Fünkchen Wahrheit.

„Solange du es nicht ausprobierst…“ Beruhigt umarmte er Brad. Und für die restlichen Minuten blieben sie beide stumm.
 

„Wie heißt eigentlich der Junge, den ich überprüfen soll?“ Sie hatten gerade das Heim betreten, als Brad innehielt und das fragte.

„Er hat entweder nie einen Namen gehabt oder ihn vergessen. Anscheinend hat er lange kein richtiges Zuhause gehabt. Wir haben ihn von der Straße aufgelesen.“

Brad sah ihn nachdenklich an. „Wenn er allein überleben konnte, bringt er zumindest gute Voraussetzungen mit.“

„Hm“, stimmte er zu, mit einem flüchtigen Lächeln und Belustigung in den eisblauen Augen. Danach setzten sie ihren Weg zum Büro des Heimleiters fort. Sie hatten es fast erreicht, als drei vielleicht elfjährige Jungen an ihnen vorbeistürmten, verfolgt von einer Bande um einiges jüngerer Kinder.

Der Eindruck von Orange sorgte dafür, dass Michael sie nicht einfach ignorierte, sondern dem Lärm folgte, der gleich hinter der nächsten Ecke gestartet hatte. Die Jungen waren offensichtlich eingeholt worden und verschwanden gerade unter einem Knäuel von Armen und Beinen.

Mit vor der Brust verschränkten Armen sah er der Prügelei zu, Brad neben sich. Schnell hatte er den Telepathen entdeckt, den er bisher nur von einem Foto kannte. Die kurzgeschnittenen orangefarbenen Haare waren unverkennbar.

Eilige Schritte näherten sich ihnen, ein Lehrer mit vor Wut rotem Gesicht tauchte auf. „Zurück in die Klassenzimmer, sofort!“

Niemand hörte auf ihn. Brad reagierte mit Verachtung, die sich allerdings nicht auf dem Gesicht des Schwarzhaarigen abzeichnete.

>Er hat wohl Probleme mit seiner Autorität.<

>Sieht ganz so aus. Aber er ist auch nur ein Talentloser.<

Das ließ Brad ein Schnauben ausstoßen, das ihm die Aufmerksamkeit des Lehrers einbrachte, der sie bis eben gar nicht bemerkt hatte. Woran Michael nicht ganz unschuldig war.

Die Augen des Anderen tasteten die blaue Uniform ab, flogen dann zu ihm, weiteten sich. „Herr Schneider, kann ich Ihnen irgendwie helfen?“

„Wir sind wegen des Jungen hier.“ Er machte eine deutende Kopfbewegung.

„Natürlich, ich habe gehört, dass Sie heute kommen.“ Dann ging er auf die Traube von Kindern zu und begann sie auseinander zu reißen. Einige wurden dabei ohne viel Rücksicht gegen die Wand geworfen, ließen sich davon aber nicht lange aufhalten.

Michael wurde es schließlich zu bunt. „Genug.“ Ohne auch nur die Stimme zu erheben. Und im gleichen Moment saßen die Kinder einfach nur da, blinzelten verwirrt, mit nicht ganz fokussierten Augen.

„Das hättest du auch gleich machen können…“ Brad ging geradewegs auf den Telepathen zu, sah abschätzend auf ihn herunter. „Das ist er, nicht wahr?“ Braune Augen hoben sich wieder, trafen auf eisblaue.

Michael nickte knapp.

„Quatsch mich nicht so blöd von der Seite an!“

„Mit dir habe ich überhaupt nicht gesprochen.“ Brads Mundwinkel bogen sich in ein feines Lächeln.

Der Orangehaarige versuchte erfolglos auf die Beine zu kommen, sackte sofort wieder auf den Boden zurück. „Wer bist du?“, wurde Brad angefunkelt.

„Jemand mit einem Namen und einer Zukunft. Mehr als man zurzeit von dir behaupten kann.“ Kühle Ironie schwang in den Worten mit, verschloss dem Jüngeren vorläufig den Mund.

Michael beobachtete die Szene belustigt. Brad war nicht von Natur aus grausam, dazu interessierten ihn die meisten Menschen zu wenig. Aber gerade das sorgte auch dafür, dass sich einige von seiner Art vor den Kopf gestoßen fühlten. So wie der kleine Telepath gerade.

Aus den Augenwinkeln sah er eine plötzliche Bewegung. Einer der Jungen, die vorhin an der Wand gelandet waren, flog regelrecht auf Brad zu. Der keine Warnung benötigte, weswegen Michael sich jetzt auch heraushielt.

In dem einen Moment hatte Brad noch ruhig dagestanden, im nächsten hatte er den Angreifer am Boden und hielt etwas gegen dessen Kehle. Es war ein normales Frühstücksmesser, allerdings scharf geschliffen.

Eisblaue Augen verengten sich und der Lehrer wurde unter seinem Blick blass. „Wie kommt es, dass der Junge mit einer Waffe herumläuft?“ Denn eine solche stellte das Messer inzwischen dar.

Der Angesprochene schluckte mühsam. „Er muss es nach dem Essen eingesteckt haben.“

„Dann sollten Sie ihn in Zukunft besser kontrollieren.“ Michael trat näher, sah den Verband, der das linke Auge bedeckte. „Warum läuft er mit so einer Verletzung überhaupt herum?“ Weder im Heim noch auf Rosenkreuz war man mit Schmerzmitteln besonders großzügig, eher im Gegenteil. Schließlich sollten die Kinder aus ihren Fehlern lernen.

„Er spürt keine Schmerzen.“

Brad hörte das und tauschte einen überraschten Blick mit ihm aus.

„Wie ist er hier gelandet?“

„Jei kommt aus Irland. Wir sind auf ihn aufmerksam geworden, als er seine Familie getötet hat. Anscheinend besaß er genug Empathie, um herauszufinden, dass die Nonne in der Sonntagsschule in Wirklichkeit seine Mutter war.“

Viel von der Erklärung hatte Jei nicht verstanden, aber sehr wohl das Wort ‚Mutter’. Der Junge fletschte die Zähne. „Sie hat mich belogen. Nichts als Lügen… Ich werde Ihn dafür büßen lassen.“

Michael teilte Brad auf dessen stumme Frage hin mit, was genau Jei damit meinte. Auch wenn der Junge schwerer zu lesen war als andere Kinder in diesem Alter, so konnte dieser Michaels Talent doch nicht widerstehen.

Der Schwarzhaarige lächelte daraufhin, drückte das Messer ein wenig tiefer, bis Blut hervortrat. „Hast du die Seite gewechselt, kleiner Dämon?“

Der Ire hielt auf einmal sehr still, starrte Brad aus einem Auge an. Dann folgte ein Nicken. Noch mehr Blut.

Brad nahm das Messer weg, hielt Jei nur noch mit seinem Blick fest, als er es zum Mund führte und ableckte.

Michael wusste, dass Brad den Jungen im gleichen Augenblick für sich gewonnen hatte.

„Pass auf dein anderes Auge auf. Du wirst es brauchen, wenn du gegen Ihn kämpfen willst, Farfarello.“

Und Farfarello nickte.

Damit zufrieden wandte sich Brad dem Telepathen zu, der etwas perplex dreinschaute, wechselte zu Deutsch. „Woher hat er die Verletzung?“

Der Orangehaarige versuchte sich in einem lässigen Schulterzucken und grinste Brad an. „War nicht meine Schuld. Er hat sich bei einer Rauferei verletzt und zu spät gemerkt, dass es was Ernstes ist.“

„Und die Rauferei hast nicht zufällig du angezettelt gehabt…“

Das klang nicht wie eine Frage und war auch nicht als solche gemeint. Michael vernahm es mit Amüsement. Der Lehrer schien einfach nur verwirrt von der Entwicklung und die anderen Kinder zogen sich langsam aber sicher zurück. Je weiter weg von ihm desto besser, wie es schien.

Brad fing diesen Gedanken auf und sah sich kurz belustigt um, bevor der Junge wieder den Blick der grünen Augen suchte.

Eines musste man dem Telepathen lassen, er rührte sich nicht vom Fleck, obwohl Michael dessen wachsendes Unbehagen spüren konnte. Er beschloss, ihm eine Auszeit zu gönnen und schloss seine Schilde enger. Das neue Muster war zwar dafür gut, ungebetene Gäste – wie _sie_ – draußen zu halten, aber anscheinend hielt auch das nicht sein Talent vollkommen im Zaum. Brauchte er sich wenigstens nicht umzugewöhnen… Er schob den bitteren Gedanken von sich und wandte seine Aufmerksamkeit lieber Brad zu.

„Bist du zu einem Ergebnis gekommen?“

Der Schwarzhaarige stand auf, ohne den Telepathen aus den Augen zu lassen und runzelte für einen Moment nachdenklich die Stirn. „Er hat Potenzial.“ Braune Augen verschleierten sich kurz, dann folgte ein schmales Lächeln. „Ja, wir sollten Schuldig am Leben lassen.“ Damit trat Brad zurück, ignorierte den ungläubigen Blick des Telepathen.

„Was soll das bedeuten?“, verlangte dieser zu wissen.

Michaels Lächeln spiegelte das von Brad. „Das, Schuldig, ist einfach zu beantworten. Du hast soeben einen Namen und die Möglichkeit einer Zukunft erhalten.“ Mit drei Schritten war er bei dem Jungen, der zum ersten Mal ein Zeichen von Furcht zeigte. „Und von mir bekommst du den Rat, von nun an etwas mehr Gehorsam zu zeigen.“ Damit zerbrach er die noch unterwickelten Schilde des Kindes, das sich mit einem schrillen Schrei an die Schläfen griff. Noch tat es nur weh. Als nächstes würde Schuldig sich in den Gedanken der anderen verlieren. Und dann… würde er schließlich nicht mehr zurückfinden. Aber so weit ließ Michael es nicht kommen. Er griff nach den Scherben und fügte sie wieder zusammen, nutzte einen Teil der ihm im Übermaß zur Verfügung stehenden Energie, um sie zu verschmelzen.

Schuldig rang keuchend nach Luft, als er fertig war und aus einem Mundwinkel rann Blut. Der Junge hat sich auf die Zunge gebissen.

„Sieh mich an“, forderte Michael ihn auf.

Grüne Augen hoben sich, um eisblauen zu begegnen und ein Schauer durchlief Schuldigs Körper.

„Höre auf deine Instruktoren, Arroganz kannst du an den Tag legen, wenn du das Talent hast, sie zu stützen. Und davon bist du noch sehr weit entfernt. Verstehen wir uns?“

„Ja.“ Schon das eine Wort brachte Schuldig nur mit Mühe heraus.

„Sehr gut. Und du sorgst besser dafür, dass ich deinetwegen nicht wiederkommen muss.“

Diesmal nur ein Nicken und das war schon genug, um den Jungen das Gesicht vor Schmerz verziehen zu lassen.

Michael drehte sich und nickte dem Lehrer zum Abschied zu, ihre Aufgabe war schneller

erfüllt, als er erwartet hatte. Nun mussten sie dem Heimleiter nur noch das Ergebnis mitteilen.
 

„Interessanter Name, den du ihm da verpasst hast.“

Brad wandte sich von der vorbeiziehenden Landschaft ab. „Er passt. Er soll ihn daran erinnern, dass es für sein Handeln immer Konsequenzen gibt.“

„Du meinst, als Telepath ist er sonst zu sehr auf die Gegenwart fixiert?“

Ein Lächeln flog über das Gesicht des Jüngeren. „Ich möchte hier kein verallgemeinerndes Urteil fällen. Aber in Schuldigs Fall ist viel von seiner Einstellung wahrscheinlich wirklich auf sein Talent zurückzuführen.“

Das hatte Brad gut beobachtet. Im Moment allerdings interessierten diesen eher seine Handbewegungen. Brad schien sich alles genau einzuprägen.

„Sobald du längere Beine hast, kann ich das Autofahren beibringen“, schlug er vor, richtig deutend, worauf der Junge aus war.

Brad verzog das Gesicht. „Das ist doch nur wieder eine Art mir zu sagen, dass ich noch zu klein bin.“

„Manchmal scheinst du zu vergessen, dass du erst zwölf bist“, erwiderte er sanft und fuhr etwas langsamer, um ihnen mehr Zeit zu geben.

Ein kaum hörbares Seufzen, als Brad den Kopf abwandte und wieder nach draußen sah. „Schalte mein Talent aus, vielleicht vergesse ich es dann nicht mehr.“ Gegen die Scheibe gesprochen.

Michael hätte beinahe auch geseufzt. Seine Fingerspitzen klopften gegen das Lenkrad und er stoppte die Geste, sobald sie ihm bewusst wurde. Schließlich fuhr er an den Rand und hielt an.

Für ein paar stille Minuten sah er einfach nur Brad an, der sich weiterhin weigerte, sich zu ihm umzudrehen. So oft er auch im Kopf des Jungen war, er würde niemals wirklich verstehen können, wie Brad die Welt sah. Hinzu kam, dass Brad intelligenter war als ihm manchmal guttat und daher zu viel zu schnell erreichen wollte. Immer weiter reichend, als wäre es sein Ziel, den Himmel zu berühren. Er löste seinen Gurt, streckte die rechte Hand aus, um durch die schwarzen, seidigen Haare zu streichen.

Brad wurde davon überrascht, sah ihn endlich an, so dass seine Hand nun an der Wange des Jüngeren ruhte. Mit dem Daumen strich Michael über weiche Lippen, die sich unter der Berührung leicht öffneten. Er sah, dass Brad plötzlich schneller atmete, spürte die Hitze, die gegen seine Haut stieß, immer wenn der Junge ausatmete.

„Du weißt, dass ich das nicht kann“, reagierte er endlich auf Brads Worte. „Und genauso gut weißt du, dass du dein Talent schmerzlich vermissen würdest.“

Das zumindest brachte ihm ein Lächeln ein und er erwiderte es sofort.

„Schon besser. Sei nicht immer so ungeduldig. Bleib für eine Weile in der Gegenwart, die Zukunft kommt sowieso auf dich zu und auch nicht schneller, bloß weil du sie dir herbeiwünschst.“

Brad blieb stumm, aber die braunen Augen ließen nicht von ihm ab, brannten sich regelrecht in seine.

Sein nächstes Ausatmen klang fast wie das Seufzen, das er vorhin zurückgehalten hatte. Dann beugte er sich vor, bis ihre Lippen aufeinandertrafen. Zu kurz, um als richtiger Kuss gewertet werden zu können, aber es rief unwillkürlich das Bild von Thomas wach. Manchmal würde er bestimmte Teile seines Gehirns am liebsten auch abschalten. Aber wenigstens gab sich Brad damit zufrieden.

Er lehnte sich zurück und schnallte sich wieder an. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Brad seine Lippen berührte und Michael musste sich zusammenreißen, um nicht das Gleiche zu tun. Sie kribbelten so seltsam, eine Reaktion, auf die er gerne verzichtet hätte. Es weckte das Verlangen, dort weiterzumachen, wo er aufgehört hatte. Für einen Moment schloss er die Augen und sammelte sich. Brad war nur ein Kind.
 

~TBC~
 

*grins* Farf hattet ihr noch nicht erwartet, oder? ^^

"Ich will, dass du meine Streifen trägst"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 33/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Nur als Hinweis: es gab wieder einen Zeitsprung, dieses Mal von einem guten Jahr. Und wieder gibt es einen Auftritt eines alten Bekannten ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Razielle: Irgendwie glaube ich nicht, dass Schuldig auf Dauer wirklich brav sein kann. Aber er wird sich auf jeden Fall ruhig genug verhalten, um nicht Michael wieder auf den Plan zu rufen. Hast du aufgepasst? Michael hatte nur gesagt, dass Schuldig auf die Instruktoren hören soll. Von daher kann der Junge den Lehrern immer noch das Leben schwer machen *grins*

Und lass dich von deinem Freund nicht ärgern ^.~
 

@Jemma: Also wirklich, wie sollte ich euch denn aufs Glatteis führen… *snicker* Dann hätte ich ja so tun müssen, als würde Farf gar nicht in der Story auftauchen. ^^ Farf jetzt bereits einzuführen hatte den Vorteil, dass der Ire schon einmal jemanden hat, der sich mit ihm verständigen will und kann. Im Heim werden schließlich noch nicht so viele Englisch können und ich wette, Schuldig hatte schnell Gefallen an Farfs eher blutrünstiger Natur gefunden und so einen Anreiz gehabt, telepathisch mit ihm zu reden ^^
 

@Kralle: Hm, er war zwar da, aber jetzt dauert es wieder ein bisschen. Auch mit Zeitsprüngen ist es gar nicht zu einfach, die ganze Zeit rumzukriegen, bis Schuldig alt genug ist. ^^# Freut mich echt, dass niemand mit Farf gerechnet hatte *grins*
 

~ „Du hättest ganz einfach das Angebot letztes Jahr annehmen sollen, statt weiter mit mir zusammenzuarbeiten.“

„Wie könnte ich? Es war viel besser mit dir weiterzumachen, als sich mit anderen Abgängern von Rosenkreuz herumschlagen zu müssen“, wurde ihm ernst mitgeteilt. „Du bist nie auf ihre Versprechungen hereingefallen, hast nie diesen seltsamen Ehrgeiz entwickelt.“ ~
 

(Brad und Anders, Finding Home, Teil 15)
 

Teil 33 „Ich will, dass du meine Streifen trägst“
 

„Komm, Brad. Wir können schwimmen gehen.“ Stephan hatte sich buchstäblich an seinen Arm gehängt, während Alexander nur mit einem breiten Grinsen zusah.

„Das werdet ihr doch auch allein hinbekommen.“ Er hatte vorgehabt, sich draußen ein ruhiges Plätzchen zum Lesen zu suchen, bevor ihm die beiden den Weg verlegt hatten. Aber trotz seiner abweisenden Antwort bog ein feines Lächeln Brads Mundwinkel nach oben.

„Natürlich könnten wir das, wir wollen bloß nicht.“ Der Empath beschloss seinen Freund zu unterstützen und griff nach Brads anderem Arm. „Lesen kannst du auch im Winter noch genug.“

„Wir haben dir auch ein Handtuch und Sachen zum Umziehen mitgebracht.“

„Wie vorausschauend von euch“, erwiderte er trocken.

„Ja, nicht wahr? Und wir haben nicht einmal dein Talent.“

Die beiden lachten und Brad ließ sich mit einem resignierten Kopfschütteln in Richtung Schwimmbecken ziehen.“

Für die ältesten hier war wieder die Zeit der Abschlussprüfungen gekommen und so wie Brad es vor drei Jahren zum ersten Mal miterlebt hatte, nutzten viele die Gelegenheit, sich nach dem letzten Durchgang draußen zu entspannen.

Brads Lächeln wurde ausgeprägter, als er verstand. Weder Stephan noch Alexander hatten besonders große Lust verspürt, sich dem allein auszusetzen. „Feiglinge“, murmelte er vor sich hin, amüsiert.

„Du hast gut reden. Schließlich würde niemand wagen, dir zu nahe zu kommen.“ Alexander klang ganz und gar nicht beleidigt.

„Wenn ihr nicht bei der Abschlussfeier herausgepickt werden wollt, solltet ihr vielleicht nicht kurz davor ihre Aufmerksamkeit auf euch lenken.“

„Wir werden brav in unseren Betten bleiben, dann passiert uns schon nichts“, meinte Stephan beinahe fröhlich, konnte ein flüchtiges Zusammenzucken aber nicht ganz verbergen. „Schließlich sind wir nicht so wahnsinnig, bei irgendwelchen Mutproben mitzumachen.“

„Das sagst du jetzt. Bis dich jemand wirklich herausfordert.“ Brad streckte sich auf der ausgebreiteten Decke aus, während er das sagte. Und es war nicht als Scherz gemeint. Auf Rosenkreuz war es leicht, sein Gesicht zu verlieren und sehr schwer, den Prozess umzukehren.

Keiner der beiden erwiderte etwas darauf, was half es schon, die Wahrheit zu leugnen. Stattdessen hatte er bald Gesellschaft auf der Decke. Es waren Stephans Finger, warm und ohne die Distanz der Handschuhe, die sich als erstes unter sein Shirt schoben. Wie immer glitt dabei ein zufriedenes Lächeln über das Gesicht des Tracers, vielleicht gemischt mit ein klein wenig Überraschung.

Brad lächelte. „Was denn, erwartest du immer noch, dass dein Talent mich eines Tages schlagen kann?“

„Eigentlich nicht“, gab der Braunhaarige zu, begann das T-Shirt nach oben zu schieben.

„Ich kann mich auch alleine ausziehen“, meinte er verhalten und wusste bereits, dass das nichts ändern würde. Wie erwartet spürte er gleich darauf auch Alexanders Hände. Brad hatte schon vor einiger Zeit aufgegeben, dagegen zu protestieren. Es war die Mühe nicht wert. Immerhin passten die Zwei stets auf, es nicht zu weit zu treiben.
 

„Brad, ich möchte mit dir sprechen.“

Er rollte sich auf den Rücken und blinzelte gegen die Sonne an. Es dauerte einen Moment, ehe er das Gesicht erkannte. „Natürlich, Anders.“

Stephan, der neben ihm gedöst hatte, schien regelrecht zu erstarren. Niemand mochte es, ein Komiteemitglied in seinem Rücken zu wissen.

Etwas funkelte in braunen Augen auf, als Brad sich langsam erhob. Er selbst stellte dabei wohl die einzige Ausnahme dar, denn selbst von Anders hatte er nichts zu befürchten. Und auch wenn er nicht genau gewusst hatte, wann dieser Moment hier kommen würde, hatte er ihn bereits erwartet. Brad war jetzt drei Jahre auf Rosenkreuz – und ebenso viele Jahre lagen noch vor ihm. Jedenfalls als Schüler.

Er beeilte sich nicht besonders, doch genauso wenig zögerte er dabei sich anzuziehen. Es fiel ihm nicht schwer, die entsprechende Balance zu finden. Brad würde nichts tun, was als Unterwürfigkeit ausgelegt werden könnte, aber auch nichts, um die Autorität von Anders zu untergraben.

Der Ältere wartete schweigend, bis er fertig war, setzte sich dann Richtung Hauptgebäude in Bewegung. Zwischen ihnen fiel auf der Strecke kein Wort, schließlich kannten sie beide das Ziel.

Das Zimmer war leer, als sie dort eintrafen. Es diente dem Komitee als Aufenthaltsraum und Brad sah sich mit offenem Interesse um. Anscheinend wollte Anders ihr Treffen nicht zu förmlich gestalten. Ihm gefiel diese Wahl.

Anders nahm in einem der Sessel Platz, musterte ihn, wo er in zwei Metern Entfernung stehen geblieben war. Nicht angespannt, aber aufmerksam erwiderte er den Blick des anderen Precogs. Unvermittelt begann Anders zu sprechen. „Wie wir beide wissen, findet diese Art von Gespräch normalerweise früher statt. Aber ich habe gesehen, dass du nicht überrascht sein würdest, erst jetzt von mir zu hören.“

Sie tauschten ein schmales, kühles Lächeln aus. Anders war der beste Precog unter den Schülern auf Rosenkreuz gewesen – bis zu dem Tag, an dem Brad auftauchte.

Anders lehnte sich zurück, sah beinahe schläfrig aus, mit den halb geschlossenen Augen. Aber dieser Eindruck täuschte, wie Brad sehr wohl bewusst war.

„Ich hatte nicht vor, dich durch irgendwelche Reifen springen zu lassen. Du hast es nicht nötig zu beweisen, dass du es wert bist, ein Komiteemitglied zu werden.“ Das Lächeln von Anders wuchs in die Breite, ohne an Wärme zu gewinnen.

Brad nickte knapp, weniger zur Bestätigung als dass er einen unausgesprochen bleibenden Punkt anerkannte. Anders war zu professionell, um sich bei seiner Entscheidung von persönlichen Gefühlen leiten zu lassen. Etwas, das Brad begrüßte und nicht nur, weil es ihm zu diesem Gespräch verholfen hatte.

„Ich will, dass du meine Streifen trägst. Du wirst es wenigstens im richtigen Geiste tun.“ Der Ältere setzte sich abrupt auf und dessen Blick wurde durchdringend. „Sag etwas!“

„Ich wird mich ihrer würdig erweisen.“ Nicht der Hauch eines Zweifels färbte seine Worte.

Anders legte den Kopf in den Nacken und lachte, fasste sich aber schnell wieder. „Natürlich wirst du das. Den anderen hier kannst du vielleicht etwas vorspielen, aber ich weiß, dass du ein eiskalter Bastard bist.“

Etwas Dunkles trat in Brads Augen und es hatte sehr wenig mit Belustigung zu tun. „Ich kann mich an meine Eltern vielleicht nicht erinnern, doch ich bin mir sicher, dass sie eine legitime Beziehung haben.“ Er sprach ohne Betonung, selbst überrascht von der Reaktion, die die Worte des Älteren in ihm ausgelöst hatten.

Anders starrte ihn für einen Moment einfach nur an. „Ist das etwa dein schwacher Punkt?“ Es sollte herablassend und vielleicht spöttisch klingen, aber dazu stolperte Anders zu sehr über diese Worte. Fast ein wenig unbehaglich löste der Ältere dann die Anstecker von seinem Kragen und winkte Brad zu sich heran.

Er folgte der Aufforderung und hielt still, als sie an seinem Shirt befestigt wurden, immer noch damit beschäftigt, seine Ruhe wieder zu finden. Und dann hatte er sie zurück, setzte wieder ein schmales Lächeln auf. „Willst du etwas für sie haben?“ Er stellt die Frage leise und beinahe herausfordernd, hatte sich noch nicht wieder aufgerichtet, so dass sein Atem Anders streifen musste.

Dessen Lächeln fiel sehr trocken aus. „So gern ich dich auch auf den Knien sehen würde, ich werde nicht riskieren, mir Herrn Schneiders Unmut zuzuziehen.“

„Du hättest mich zu nichts gezwungen. Michael wüsste das.“ Sein Lächeln wurde aufrichtiger in Reaktion auf Anders’ Miene, als er einen Schritt zurücktrat. Rivalität hin oder her, der Ältere sah gut aus und es schadete nie, etwas Erfahrung für die Zeit zu sammeln, wenn Michael nicht mehr befürchtete, ihn zu verletzen.

Anders stand auf und schüttelte den Kopf. „Du kannst viel erzählen. Vielleicht meinst du es sogar ernst, aber ich kenne meine Einsatzbefehle noch nicht. Es wäre doch… unangenehm, wenn ich in Japan landen würde, nicht wahr?“ Und damit ließ ihn der andere Precog allein.

Ah, er konnte also davon ausgehen, dass es für Anders Japan sein würde… Brad spürte, wie ihn Belustigung erfasste und mühelos ordnete er sie einem äußeren Einfluss zu. Als Antwort sandte er Wärme zurück und auch wenn er bis eben noch vorgehabt hatte, sich ein wenig umzusehen, wandte er sich ohne länger zu verweilen der Tür zu.
 

******
 

Michael nutzte sein Talent, um Brads Annäherung zu verfolgen. Es ließ ihm genug Zeit um über das nachzudenken, was eben zwischen dem Jungen und Anders vorgefallen war. Sex im Tausch für etwas anzubieten, war auf Rosenkreuz nichts Ungewöhnliches, diese Währung stand schließlich jedem zu Verfügung. Doch Brad hatte bereits bekommen, was dieser wollte und wenn nicht von Anders, dann wäre es ein anderes Komiteemitglied gewesen. Eisblaue Augen blickten ins Leere. Es konnte nicht ausbleiben, dass der Jüngere es allmählich satt hatte zu warten und Michael verstand den Hinweis sehr wohl. Nur änderte das nichts. Nicht wirklich.

Der Spott war ganz gegen ihn selbst gerichtet, als er sich von dem Baumstamm abstieß, gegen den er sich gelehnt hatte, um in aller Ruhe die Geschehnisse am Schwimmbecken zu beobachten. Und das Zucken seines linken Mundwinkels half den leisen Schmerz zu überspielen, den die Erinnerung an Thomas immer noch auslösen konnte.

Er hatte Brad nicht nachspioniert, schließlich wusste der Schwarzhaarige jederzeit, wo er sich befand. Aber Michael war klar gewesen, dass heute der Tag sein musste, an dem die Komiteemitglieder ihre Nachfolger wählen würden und er hatte sehen wollen, wer von ihnen sich in Brads Fall letztendlich durchgesetzt hatte.

Brad kam durch die Bäume hindurch auf ihn zu, lächelte erfreut und beschleunigte dann seine Schritte. Gleich darauf schlossen sich die Finger des Jüngeren um Michaels Gürtel.

„Anders hat mir seine Streifen gegeben“, reflektierte Brad seine Gedanken. „Aber was meinst du mit ‚durchsetzen’?“

Michael musste unwillkürlich auflachen strich durch die schwarzen Haare. „Du willst mir doch nicht erzählen, dass du nichts davon mitbekommen hast?“

„Wovon?“ Braune Augen sahen ihn fragend an und Brad stellte sich nicht absichtlich dumm, wie ihm aufging. Es war einfach nur dessen typisches Desinteresse für die Belange anderer. Sobald dessen precognitive Fähigkeiten Brad verraten hatten, dass er ins Komitee aufgenommen werden würde, war dem Jungen alles andere egal gewesen.

Amüsiert erwiderte er Brads Blick. „Alle drei wollten dich als Nachfolger haben. Aber Anders hat gewonnen, da er das gleiche Talent wie du hat.“

Brad sah kurz ein wenig überrascht drein, grinste dann. „Dabei kann er mich überhaupt nicht leiden.“

„Darum geht es hierbei nicht.“

„Ich weiß. Auch wenn es etwas seltsam ist, dass Prestige daraus zu gewinnen ist, mir die Streifen zu überlassen.“

„Seit wann bist du so bescheiden?“ Er lachte schon wieder und Brad fiel mit ein.

Dann sah er in Richtung Schwimmbecken, wo er immer noch Stephan und Alexander wusste. „Möchtest du nicht zu deinen Freunden gehen und sie beruhigen? Sie wissen schließlich nicht, was Anders von dir wollte.“

Brad lächelte, schüttelte leicht den Kopf. „Nicht jetzt.“ Eine Hand löste sich von Michaels Gürtel, strich über seine Wange, durch sandblonde Strähnen. Automatisch umfasste er Brads Taille, stützte ihn, da der Junge sich auf die Zehenspitzen erhoben hatte.

„Was ist los?“

Brads Lächeln war verschwunden, er wurde fast ausdruckslos gemustert und das löste kein besonders gutes Gefühl bei ihm aus. Sein Talent griff nach dem Verstand des Jüngeren, zog ihn näher und versuchte eine Antwort zu finden. Hitze schlug ihm entgegen, ohne ihn zu verbrennen, trotzdem krampften sich seine Finger fester in Brads Shirt. Dann, von einer Sekunde auf die andere, war die Anspannung verschwunden und in Brads Blick kehrte Leben zurück.

„Ich bin kein Bastard, oder?“ Weiterhin spielten Finger durch seine Haare und Michael lehnte sich erleichtert in die Berührung, als er endlich verstand, was in Brad vorging.

„Nein, bist du nicht.“ Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen, das sofort von Brad nachgezeichnet wurde, ein Prickeln hinterlassend. „Bestimmt nicht in dieser Bedeutung.“

„Woher willst du das wissen?“, hakte Brad inquisitorisch nach.

„Du musst gute Eltern haben, sonst wäre niemals so ein kluger Junge aus dir geworden.“ Michael lächelte immer noch, meinte es aber vollkommen ernst.

Der Schwarzhaarige schien kurz darüber nachzudenken, beschloss dann ihm zu glauben. Was bedeutete, dass Brad sich einem anderen Thema zuwandte, wie umgeschaltet. „Ich möchte dich küssen…“

„Ist das so?“

„Ich bitte dich nicht darum“, stellte Brad sofort klar, eingedenk des Versprechens. Aber die braunen Augen behaupteten etwas anderes. Der Junge streckte sich noch ein bisschen mehr, während Michael den Kopf senkte. Es war schließlich nur ein Kuss und hier draußen würde Brad kaum auf die Idee kommen, mehr zu verlangen.

Seine rechte Hand rutschte über Brads Rücken nach oben, kam in dessen Nacken zu liegen. Warme, weiche Haut, doch gar nichts im Vergleich zu den Lippen, die jetzt auf seine trafen. Es erinnerte ihn an Brads Alter und so hielt er einfach nur sehr still, bis Brad von sich aus den Kuss beendete.

„Ich bin nicht zu jung“, schalt der Schwarzhaarige ihn, kaum dass dieser wieder richtig auf dem Boden stand.

„Da bin ich anderer Ansicht.“

„Ich weiß, das ist ja das Dumme…“ Brad seufzte und schenkte ihm ein schiefes Lächeln. Sein Gürtel wurde losgelassen, aber nur, damit sich Brads Zeigefinger durch eine der Gürtelschlaufen haken konnte. „Lass uns ein bisschen spazieren gehen. Du kannst mir von deinem letzten Besuch in Japan erzählen.“

„Schon wieder?“

„Immer wieder. Bis du mich endlich mitnimmst.“
 

~TBC~
 

So, das wäre jetzt also die Halbzeit für Brads Zeit auf Rosenkreuz. Und endlich hatte ich die Gelegenheit, Anders einzubauen *freu* Ich muss mal sehen, ob ich ihm später noch eine Rolle geben kann *ihn vermisst hat*

cya, cu ^-^
 

Dramatis Personae
 

Anders Essner:

Precog

Close Distance Teil 178 (Anführer von Zwielicht)

Corruption of the Mind Teil 12 (Schüler auf Rosenkreuz)

"Die anderen würden es für die erforderliche Bitte um Erlaubnis halten, die es nicht war"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 34/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Ich glaube ich hatte mal erwähnt, dass Brad seinen Besitzanspruch auch mal deutlicher zeigen würde. Und der heutige Teil bietet mir gleichzeitig die Gelegenheit zu zeigen, dass Brads Vergangenheit – oder besser ihr Fehlen – ihn immer noch beeinflussen kann ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Jemma: *lach* Brad hat sie sich nicht ausgesucht. Die Entscheidung wurde tatsächlich unter den Komiteemitgliedern ausgefochten, etwas, was Brad gar nicht bewusst war. Der wusste nur, dass er die Abzeichen bekommen würde, von wem, war ihm herzlich egal.

Ah, Michael ist sehr viel mehr als ein Spielzeug für Brad. Passenderweise wird der heutige Teil das auch zeigen. ^^ Und von daher wird er auch niemals aufgeben. Auf alle andere Personen, denen er sich nähert, passt die Bezeichnung ‚Spielzeug’ sehr viel besser. Warum Brad sich so sehr auf Michael fixiert hat, wird erst sehr spät in der Story erklärt ^^#
 

@Kralle: Den Weg, den du da für ihn beschreibst, ist tatsächlich der, den jeder zurzeit für Brad im Auge hat. Und natürlich spiegelt dieser Weg den von Michael wider, denn der ist auch früh darauf vorbereitet worden, später einmal dem Triumvirat anzugehören, auch wenn Frau Kernen ihm immer wieder Hindernisse in den Weg legte. Immerhin versucht Rosenkreuz seine Ressourcen so gut es geht zu nutzen… Das alles gesagt, will ich aber hinzufügen, dass meine Pläne ein bisschen anders aussehen *grins* ^______________~
 

~ Die intelligente Wahl wäre gewesen, seine letzten Reserven nicht anzugreifen und der Energieschub, der ihm ermöglicht hatte Weiß zu retten, war bereits am Abklingen, sickerte immer schneller aus ihm heraus. Und trotzdem… trotzdem fühlte er sich von der Verletzung angezogen, als würde sie ihn leise rufen.

„Wenn du schon immer ein Heiler gewesen wärst, würdest du das kennen. Nur wenige kommen dagegen an“, wurde ihm leise erklärt und die eisblauen Augen ließen ihn dabei nicht los. ~
 

(Nagi und Schneider, Close Distance, Teil 217)
 

Teil 34 „Die anderen würden es für die erforderliche Bitte um Erlaubnis halten, die es nicht war“
 

Ihr Spaziergang währte nicht lange, sie wurden von lauten Rufen und den Geräuschen eines Kampfes gestört. Michael hätte sich entscheiden können, alles zu ignorieren – Instruktoren haben schon manches blaue Auge übersehen. Aber Brad strebte bereits in die entsprechende Richtung, um zu sehen, was der Aufruhr zu bedeuten hatte. Gezwungenermaßen doch nicht unwillig folgte er dem Jungen, während sein Talent bereits Informationen zu sammeln begann.

Es ging um ein Mädchen… Amüsement kroch in eisblaue Augen. Selbst auf Rosenkreuz änderten sich Teenager nicht wirklich. Nicht in solchen Belangen.

Sie stand im Kreis der Zuschauer, mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck, feuerte jedoch keinen der Beiden an. Anders als die übrigen Interessierten, die bloß darauf warteten, dass Blut zu fließen begann.

Brad erfasste die Situation auf einen Blick, unterstützt von den Informationen, die Michael ihm ohne darüber nachdenken zu müssen zukommen ließ. Verachtung machte sich in dem Schwarzhaarigen breit. „Warum müssen sie so eine Show daraus machen?“

Belustigt musterte er den Jungen, der nichts davon mitbekam. „Es gehört einfach dazu.“

Brad murmelte etwas Abschätziges vor sich hin, löste aber nicht den Blick von den Streithähnen. Als beobachtete er Tiere in der freien Wildbahn zu Studienzwecken. Und er selbst beobachtete Brad dabei, wie er die anderen beobachtete, seltsam fasziniert. Manchmal wünschte er sich, die Welt durch Brads Augen sehen zu können, aber das ermöglichte ihm nicht einmal sein Talent.

Etwas blitzte zwischen ihnen auf, wenige Bilder, die er nur verzerrt sah, da Brads Schilde ihn automatisch abgeschirmt hatten. Damit einher ging das Wissen, dass Brad nichts an dieser potenziellen Zukunft zu ändern gedachte, doch Michael konnte es als Instruktor nicht so einfach dabei belassen.

Seine Absicht teilte sich Brad mit, der ihm einen verständnislosen Blick zuwarf, ihn dann aber losließ, so dass er sich weiter den Kämpfenden nähern konnte. Der Kreis wurde ohne Zögern für ihn geöffnet, die Schüler wichen erschrocken vor ihm zurück. Er beachtete sie gar nicht, auch wenn ihre Furcht gegen seine Schilde presste. Für einen Moment fühlte Michael sich in die Vergangenheit versetzt, als er Alexander so am Boden gesehen hatte. Doch der Teenager, der in der Gegenwart die Oberhand gewonnen hatte, begnügte sich nicht mit ein paar scharfen Worten. Stattdessen tastete dessen Hand nach etwas, fand einen Stein und griff ihn sich.

Michaels Finger umklammerten das Handgelenk, bevor der Arm nach unten fahren konnte. Der Kontakt ließ ihn mühelos mehr lesen, obwohl er sich gar nicht dafür interessierte. Kevin war sich gar nicht bewusst, was er gerade im Begriff zu tun gewesen war und ebenso ohne Überlegung kam die Abwehrreaktion.

Der Schlag tat nicht einmal besonders weh, aber Überraschung ließ Michael einen Schritt zurücktreten, ohne dass er Kevin allerdings losließ. Der wurde durch den Ruck endlich aus seinem Kampfrausch herausgerissen. Braune Augen weiteten sich voller Entsetzen und der Jüngere wurde blass, als ihm die Uniform bewusst wurde, die Michael trug. Dann hob sich der Blick und Kevin erbleichte regelrecht.

Es ließ Michaels Mundwinkel zucken und kaltes Amüsement strahlte von ihm aus. Sie beide wussten, welche Konsequenzen es normalerweise hatte, einen Instruktor außerhalb des Trainings anzugreifen. Sein Lächeln begann sich auszubilden, als Kevin zu zittern begann. Er hatte nicht vor, den Anderen zu bestrafen, es war nur ein Versehen gewesen. Doch diese Entscheidung wurde ihm aus der Hand genommen, als ein Schatten regelrecht an ihm vorbeiflog. Brads Gedanken fühlten sich wie gefroren an und Schwaden aus schwarzem Nichts waberten dazwischen. Nicht einmal als Bernhard den Jungen angegriffen hatte, war dessen Geist so fokussiert gewesen.

Er ließ Kevin Handgelenk frei, im selben Moment, als zwei Körper mit einem dumpfen Laut zusammenprallten. Kevin wusste im wahrsten Sinne des Wortes nicht, was ihn da getroffen hatte, wagte sowieso mit keiner Geste Abwehr auch nur anzudeuten. Nicht unter dem Blick eisblauer Augen.

Brad hatte den Anderen flach am Boden und ein leeres Lächeln kurvte den Mund des Schwarzhaarigen. „Das war wirklich dumm von dir.“

Der liebenswürdige Tonfall rann als Gänsehaut Michaels Rücken herunter. Das war der Teil des Jungen, mit dem er ungern aufeinandertraf. Und wenn es ihm schon so ging… Kevin war der erste Mensch, bei dem er jemals gesehen hatte, dass ihm buchstäblich die Haare zu Berge standen.

„Dir ist klar, welche Strafe darauf steht, nicht wahr?“ Brads Lächeln wuchs millimeterweise in die Breite, ohne dass Humor im Spiel war.

Es wurde keine Antwort abgewartet, die Frage war sowieso rhetorischer Natur gewesen. Kevin stand kurz vor einem Panikanfall, völlig gebannt von Brads Worten. Selbst Michaels Anwesenheit war vergessen.

„Ist es nicht ein Glück, dass ich heute meine Streifen bekommen habe? Ich kann dir immerhin verraten, dass es ein sauberer Bruch sein wird.“ Brads Augen suchten und fanden die seinen, aber ihr Ausdruck war so leer wie das Lächeln. Die anderen würden es für die erforderliche Bitte um Erlaubnis halten, die es nicht war, aber Brad vergewisserte sich lediglich, dass mit ihm alles in Ordnung war. Nichts kurz davor ihn mental auszuschalten, würde Brad jetzt noch stoppen. Und Michael hatte nicht vor, so etwas zu tun. Er nickte knapp, nicht sicher, ob Brad es überhaupt sehen, geschweige denn verarbeiten konnte. Es war sowieso mehr für die sie beobachtenden Schüler gedacht.

Brad hatte sich schon wieder Kevin zugewandt, dessen Blick inzwischen an den Abzeichen klebte, die Brad zu einem offiziellen Mitglied des Komitees machten – und ihm damit die Autorität verliehen, anderen Schüler zu bestrafen. Ein resigniertes Seufzen kam über die Lippen des Teenagers, der seinen linken Arm leicht anhob, ohne dass eine entsprechende Frage gestellt werde musste.

„Rechtshänder also…“ Brad ergriff den angebotenen Arm knapp oberhalb des Handgelenks, nutzte dann sein Körpergewicht, um seine Aufgabe zu beenden.

Kevin versuchte erfolglos, einen Aufschrei zurückzuhalten, als Knochen mit einem ungesunden Knacken brachen.

„Siehst du, hat doch fast gar nicht wehgetan. Und wie versprochen muss kein Heiler irgendwelche Splitter zusammenklauben.“

Kevins Gesicht war jetzt schweißgebadet und hatte eine käsige Farbe angenommen. Michael war nicht besonders überrascht, dass sich der Braunhaarige zur Seite rollte, kaum dass Brad aufgestanden war, und sich ohne große Zeremonie erbrach.

Brad trat neben ihn, so dicht, dass er eine Linie von Wärme spüren konnte und begann ganz allmählich zurückzukehren, wo auch immer er bis eben noch gewesen war. Etwas in dem Jüngeren schien wieder aufzutauen.

Er legte eine Hand auf Brads Schulter, als dieser sich gegen ihn lehnte. Finger schlossen sich wieder besitzergreifend um seinen Gürtel und es erleichterte Michael, den Brad zurückhaben, der ihm vertraut war.

„Die Show ist vorüber“, meinte er leise, aber mit einer Schärfe, die zu jedem der Zuschauer trug. Die seine Worte richtig interpretierten und sich schnell zerstreuten. Zweifellos würde sich die Kunde von diesem Vorfall wie ein Lauffeuer auf Rosenkreuz verbreiten.

„Auf die Beine mit dir, die funktionieren schließlich noch“, forderte er Kevin auf, sobald sie unter sich waren.

Der gehorchte mit schmerzverzerrtem Gesicht, aber ohne jede Verzögerung, stand dann sehr gerade und mit gesenktem Blick vor ihm. „Ich möchte für mein Verhalten um Verzeihung bitten.“ Ein bisschen atemlos, aber die Worte kamen zweifellos aus tiefstem Herzen.

Michael lächelte unwillkürlich. „Ich bin mir sicher, dass du das möchtest.“

Der Jüngere biss sich auf die Unterlippe, wagte es immer noch nicht, ihn anzusehen.

„Gut, ich nehme deine Entschuldigung an. Und jetzt ab in die Krankenstation mit dir.“ Das Amüsement drang bis in die eisblauen Augen vor, als er sah, wie Kevin vor Erleichterung in sich zusammensackte. Der Pyro hatte wirklich Glück, dass Brad sich inzwischen gefangen hatte. Anderenfalls wäre Michaels Antwort bestimmt anders ausgefallen.
 

William war bereits vorgewarnt und empfing sie mit undurchdringlicher Miene. „Setz dich dorthin!“, wurde Kevin aufgefordert.

Der gehorchte, inzwischen fast in Trance. Die Schmerzen setzten ihm zu, wie Michael ohne Mitleid feststellte.

Der Emulator benötigte kein Röntgengerät, um den Zustand des Arms zu beurteilen. „Es ist ein sauberer Bruch, ganz wie Brad gesagt hatte.“ Ein kurzer Blick zu dem Jungen hin, der ungerührt erwidert wurde.

Brad stand wieder dicht neben ihm, hatte jetzt beide Arme um ihn geschlungen. Als wollte der Schwarzhaarige sicherstellen, dass Michael nicht einfach verschwinden würde.

Besänftigend strich er durch die weichen Strähnen, während er für Brad antwortete. „Er hat es gesehen. Von daher gab es keinen Grund, an seinen Worten zu zweifeln.“

Nun lächelte William, neigte leicht den Kopf und gestand ihm den Punkt zu. Wann immer der Emulator das Talent eines Heilers kopierte, schien auch deren inhärenter Widerwillen gegen Verletzungen auf ihn überzugehen. Das war der Grund, warum Heiler so wenig respektiert wurden von anderen Talenten. Theoretisch konnten sie gefährlich sein, aber praktisch verweigerte die Gabe eines Heilers meistens den Dienst, wenn sie zerstören statt wiederherstellen sollte.

„Geh ins Nebenzimmer. Jemand wird dir dort einen Gips anlegen.“

Natürlich würde Kevins Verletzung von allein verheilen müssen und er würde keine Schmerzmittel bekommen. Nur bei Komplikationen hätte jemand eingegriffen.

Stille senkte sich über sie, sobald sie allein waren und Brad entspannte sich ein wenig. Er spürte Williams Blick, war aber zu sehr damit beschäftigt, durch die Gedanken des Jungen zu streifen. Er wollte sich versichern, dass wirklich alles in Ordnung war, aber Michael stieß auf unerwartete Widerstände.

>Du solltest ihn ins Bett stecken.<

Nun begegnete er doch den braunen Augen des Arztes, überrascht.

>Es ist gerade mal Nachmittag…< Es war nicht wirklich ein Protest.

William versuchte sich in einem weiteren Lächeln, doch dieses hier fiel besorgt aus. >Er scheint unter einem leichten Schock zu stehen, auch wenn ich dir leider nicht sagen kann, warum.<

Michael runzelte flüchtig die Stirn. „Brad, bitte geh in unser Quartier. Ich werde gleich nachkommen, ja?“

Der Junge zwinkerte, sah ihn an, als würde er aus einem Traum erwachen. „In Ordnung…“ Doch trotz dieser Zustimmung dauerte es noch eine ganze Weile, ehe Brad sich von ihm löste und die Krankenstation verließ.

„Also, was ist denn nun genau passiert?“ William stellte ihm die Frage, sobald sie in dessen Büro waren, ließ sich auf die Couch fallen.

Er konnte sich nicht neben ihn setzen, lehnte sich stattdessen gegen den Schreibtisch, was mit einem trockenen Lächeln quittiert wurde. Und dann erzählte er William alles, ließ keine Kleinigkeit aus.

Danach war es an seinem Freund, die Stirn zu runzeln. „Eine klare Überreaktion. Aber im Grunde nichts anderes, als ich von Brad erwartet hätte.“

Michael verschränkte die Arme vor der Brust, hob eine fragende Augenbraue.

„Es ist wie du mal gesagt hast. In Ermangelung seiner richtigen Familie hat er dich gewählt. Und du kannst mir glauben, er wird alles tun, um dich zu behalten.“

Er spürte, wie seine Mundwinkel zuckten und Michael versuchte die entsprechende Belustigung in sich zu finden, doch es war nicht viel davon vorhanden. „Du hast absichtlich nicht ‚beschützen’ gesagt, hm?“

William erwiderte sein Halblächeln. „Wem willst du etwas vormachen?“

Ein Lachen, kurz und dumpf, entkam über seine Lippen. Er sah zur Decke hoch, während seine Hände zum Schreibtisch zurückkehrten, dort das glatte Holz umfassten. „Wahrscheinlich hast du Recht…“ Und dann ein Nachsatz, ehe Michael wieder den Blick des Anderen suchte. „Nicht nur wahrscheinlich. Aber es war trotzdem erschreckend zu erleben, was in Brads Kopf vorging.“ Oder vielmehr die Abwesenheit jedes vernünftigen Gedankens. Er hatte es leise gesagt, mehr zu sich selbst. William verstand ihn trotzdem.

„Egal wie stark Brad wirkt, es war ein traumatisches Erlebnis für ihn. Er hat nicht nur seine Familie verloren, sondern seine ganze Vergangenheit. Und wie alt kann er damals gewesen sein – acht oder neun?“ Der Arzt schüttelte nur den Kopf und sagte damit mehr, als es Worte hätten tun können.

Ein Schatten flog über eisblaue Augen, als Michael an Brads erste Nacht auf Rosenkreuz zurückdachte. „Ich vergesse manchmal, was er hinter sich hat.“

„Er macht es dir leicht. Uns allen.“ Dieses Lächeln war echt. William mochte den Jungen, auch wenn Brad weiterhin wenig von Ärzten hielt. Der Ältere stand auf und kam zu ihm herüber. Eine warme Hand streichelte über seine Wange, wob sich in sandblonde Haare. Aber William beugte sich nicht vor, um ihn zu küssen. Sein Freund wusste genau, dass er einen Kuss in diesem Moment nicht erwidern konnte. Er erhielt stattdessen eine Umarmung.

Es war seltsam und gleichzeitig überraschend einfach, das Gesicht an der Schulter des Älteren zu bergen. Vorsichtig schloss er seine Schilde so eng wie möglich, um William nicht zu sehr zu verletzen.

„Mach dir keine Sorgen. Brad muss nur sicher sein, dass es dir wirklich gut geht. Er hatte einfach nicht erwartet, dass dir als Instruktor noch eine Gefahr droht. Nicht von Seiten eines Schülers. Du weißt, dass das auch stimmt. Kevin hätte dich nicht ernsthaft verletzen können, selbst wenn dieser es gewollt hätte. Brad wird das bald begreifen und wieder ganz der Alte sein.“

Die Erwähnung von Kevin brachte ein neues Bild zurück. „Brad hat nicht eine Sekunde gezögert, ihm den Arm zu brechen.“ Ausdruckslose Augen, ausdrucksloses Gesicht, trotz des Lächelns, das gar keines war.

„Brad hätte nicht gezögert ihn umzubringen, wenn er damit durchgekommen wäre. Stattdessen hat er gewählt, was möglich war. Brad glaubt an das Recht des Stärkeren – und dabei rede ich nicht von bloßer Kraft. Intellektuell ist er wahrscheinlich jedem anderen Schüler überlegen. Also gib ihm keinen Grund, für dich über Leichen zu gehen. Nicht hier. Denn Brad würde garantiert einen Weg finden und nicht zögern, ihn zu beschreiten.“ Die Umarmung verstärkte sich einen Moment lang, bevor William zurücktrat. „Und jetzt geh zu Brad.“

Er wusste, dass der Ältere die Wahrheit gesagt hatte und die Worte riefen ein kühles Lächeln auf sein Gesicht.
 

~TBC~
 

Stephenson ist in diesem Fall weniger überrascht als Michael, weil der Arzt noch sehr gut Brads Reaktion auf die Geschichte von Thomas im Gedächtnis hat. ^^ Falls ihr nicht mehr wisst, was ich meine – das Ende von Teil 25 könnte euch weiterhelfen ^.~

cya, cu ^-^

"Irgendwie glaubte hier niemand, dass Michael einen Sinn für Humor besaß"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 35/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Michael hat wieder eine kurze Begegnung mit Brads Zukunft… und Vergangenheit ^.~

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Razielle: *lach* Mir ging es gerade darum, mit seinen normalen Verhaltensweisen zu brechen. Er war schon durch Anders’ Bemerkung leicht angeschlagen und diese unerwartete Situation hatte Brad in diesem Moment einfach den Rest gegeben… ^^

Und ja, es ist geplant, dass er seine Erinnerung zurückerhalten wird. Im wahrsten Sinne des Wortes *zwinka*
 

@Jemma: Brad hatte früh Interesse am Komitee gezeigt, wie du dich vielleicht noch erinnerst. Darum weiß er auch zu genau, welche Rechte ihm jetzt zustehen. ^^

Seine Reaktion war zum Teil Folge seiner bisherigen Verluste, so wie Stephenson es vermutet hat. Aber zum anderen Teil war sie ganz und gar Brad, obwohl der Precog diese Seite selten durchscheinen lässt.

Seine Vergangenheit ist ausgesprochen wichtig für das, was in Zukunft geschehen wird. Von daher wird sie einmal aufgelöst werden, auch wenn es noch ein weiter Weg bis dahin ist. *versprech*
 

@Kralle: Hm, es ging Brad in dem Fall nicht so sehr darum, Michael zu beschützen. Immerhin war die ‚Gefahr’ in diesem Moment gebannt. Vielmehr war es eine klare Warnung an alle, so etwas nicht noch einmal zu versuchen. Übrigens ist das tatsächlich die Standard-Strafe auf Rosenkreuz für den Angriff auf einen Instruktor, daher wusste Kevin auch gleich, was Brad vorhatte. Michael hätte einfach nur auf die Strafe verzichtet, da Kevin nicht bewusst gehandelt hat. Was für Brad nun wirklich kein Grund war, sich zurückzuhalten. ^^
 

~ „Guten Abend, Brad. Warum bist du nicht auf der Party?“

Als ob Herr Schneider das nicht schon genau wüsste. Energie umfloss ihn in alter Vertrautheit und beruhigte ihn, ohne dass er das wollte. „Einmal reicht mir“, meinte er nüchtern. ~
 

(Herr Schneider und Brad, Finding Home, Teil 1)
 

Teil 35 „Irgendwie glaubte hier niemand, dass Michael einen Sinn für Humor besaß“
 

Brad wartete auf der Couch auf ihn, starrte gedankenverloren auf den gar nicht eingeschalteten Fernseher. Er sandte eine leise Begrüßung in Richtung des Jungen, erhielt so endlich eine Reaktion.

Mit einem Lächeln sah er zu, wie Brad sich streckte, dann auffordernd seine Hand nach ihm ausstreckte. Michaels Lächeln wurde erwidert und es drang bis in die braunen Augen vor.

„Michael…“

Sein Name umhüllte ihn wie ein vertrautes Kleidungsstück, so viel Wärme ging damit einher. Michael ließ sich neben dem Jungen nieder, hatte ihn gleich darauf auf seinem Schoß. Noch mehr Wärme, diesmal nicht nur auf der mentalen Ebene. „Du hast mir einen ziemlichen Schrecken eingejagt“, flüsterte er in das Ohr des Jüngeren.

„Er hätte das nicht tun dürfen“, erwiderte Brad fest. „Niemand hat das Recht dich anzufassen.“

Belustigt lächelte er in den schwarzen Haarschopf hinein. Brad schien den Schock überwunden zu haben. Auch wenn es sicher besser war, den Jungen heute nicht mehr aus dem Quartier zu lassen. „So ganz stimmt das nicht…“

Brad lehnte sich so weit zurück, dass sich ihre Blicke treffen konnten. „Das ist nicht lustig.“

„Ein bisschen schon.“ Auch wenn die Belustigung mehr dazu gedacht war, seine Erleichterung zu überspielen.

Verstehen trat in braune Augen. Es war Brad noch nie besonders schwer gefallen, ihn zu durchzuschauen. Arme schlangen sich um seinen Hals und er drückte den Jungen so eng wie möglich an sich.

„Dr. Stephenson hat Recht. Du musst dir keine Sorgen um mich machen. Es geht mir gut.“

„Hm…“ Michael fühlte sich auf einmal erschöpft und es dauerte nicht lange, bis ihm aufging, dass Brad die Quelle war. Vorsichtig streckte er sich auf der Couch aus und der Junge folgte automatisch seiner Bewegung.

Ein Glühen der Zufriedenheit gesellte sich zu der Erschöpfung, während in Brads Kopf die Schilde ihre angestammten Plätze einnahmen.

Michael konnte gar nicht anders als die Einladung anzunehmen, nachdem er vorhin noch zurückgewiesen worden war. Vertraute Gedankengänge umfingen ihn, besitzergreifend, und er versank mühelos in den Mustern, die er schon Ewigkeiten zu kennen schien.

>Du suchst dir die unmöglichsten Zeiten aus, um mich zu besuchen.<

Mauern hatten sich um ihn geschlossen und im gleichen Augenblick wusste Michael, wo er war, wie oft er hier bereits gewesen war. Und welcher Anblick ihn erwarten würde, sobald er sich umdrehte. >Suche ich sie mir denn aus?< Er wollte es hinauszögern, begegnete in diesem Moment aber schon dem Blick der braunen Augen und der Belustigung darin.

>In gewisser Weise schon. Es ist schließlich deine Wahl, ob du bis hierher kommst.<

Das klang ganz nach Brad, obwohl er immer noch nicht so ganz glauben konnte, dass der Junge einmal so erwachsen aussehen würde. Seine Füße trugen ihn von ganz allein zu dem älteren Mann. Wie immer, als würde er von einem Magneten angezogen werden. >Mach nicht wieder solche Dummheiten…<, hörte er sich flüstern.

>Dafür bin ich der falsche Ansprechpartner.<

Natürlich, wenn das der spätere Brad war, lag das schon lange hinter ihm. Und Brad schien bewusst keinen Zugriff auf diesen Einblick in die eigenen Zukunft zu haben. Sonst wäre er in den Gedanken des Jungen schon längst darauf gestoßen. Michael seufzte. Und er selbst würde alles wieder vergessen haben, wenn er in seinen eigenen Kopf zurückkehrte. Aber wenigstens konnte er die Zeit nutzen, die ihm hier blieb.

Er wurde mit einem Lächeln empfangen, das neben der Belustigung auch Nachsicht in sich trug. Und er konnte die Hände spüren, als wären sie real. Vielleicht war er deswegen hier. Um sich zu vergewissern, dass Brad auch später noch bei ihm sein würde. Seine Finger krampften sich in die Sachen des Älteren, während der Kuss Hitze durch seinen Körper sandte.

>Auch dafür bin ich der Falsche<, wurde ihm mitgeteilt, nachdem sich der Andere sanft von ihm getrennt hatte. >Pass gut auf ihn auf.<

Bedauernd spürte Michael, wie er von dem bereits bekannten Sog ergriffen wurde.
 

Michael erwachte, als es Zeit fürs Abendessen war. Eine Mischung aus innerer Uhr und dem Anschwellen der Stimmen auf der mentalen Ebene holte ihn ins Bewusstsein zurück. Im ersten Augenblick rührte er sich nicht, versuchte, seine Lage im Verhältnis zu Brad abzuschätzen, um ihn nicht aus Versehen zu stören.

Brad schlief eingerahmt von der Lehne der Couch auf der einen und Michaels Körper auf der anderen Seite. Ein Arm war um seine Taille geschlungen worden und warmer Atem streifte seinen Hals. Michael lächelte, auch wenn gerade tausend Feuerameisen durch seinen Oberarm zu krabbeln schienen, der als Brads Kopfkissen herhalten musste. Vorsichtig befreite er sich aus der Umarmung und stand auf. Er war gerade am Überlegen, ob er Brad besser ins Bett hinübertragen sollte, als dieser auch schon die Augen aufschlug.

„Ich bin kein Invalide. Außerdem habe ich Hunger.“ Brad setzte sich auf.

„Ich könnte dir etwas zu essen bringen lassen“, schlug er vor, wohl wissend, dass es sinnlos sein würde. Er kannte diesen Blick. Es ließ ihn wieder lächelnd, denn was wollte er mehr zum Beweis, dass der Junge wieder in Ordnung war.

„Das ist nicht notwendig“, erwiderte Brad auch prompt. „Wie würde das denn aussehen, wenn ich ausgerechnet heute nicht im Speisesaal auftauche?“ Finger glitten über die neuen Abzeichen, dann wurde ihm ein schnelles Grinsen zugeworfen.

Er hatte Brad selten so selbstzufrieden gesehen. „Wie konnte ich das nur vergessen.“ Amüsement funkelte in eisblauen Augen auf. Der Zwischenfall am Nachmittag schien auf einmal Ewigkeiten entfernt. „Morgen wirst du genug Gelegenheit zum Feiern haben, hm?“

Zuerst war Brad verwirrt, aber nicht lange. „Die Abschlussfeier, nicht wahr? Ich werde wohl hingehen müssen…“

Michael konnte beim besten Willen nicht sagen, ob die letzte Bemerkung nur ein Scherz war oder ob Brad es tatsächlich als Pflichtveranstaltung ansah. Aber wie auch immer, das änderte an einer Sache nichts. „Kein Alkohol“, mahnte er leise, was seiner Stimme nicht den Nachdruck nahm.

„Ein bisschen“, begann Brad zu verhandeln.

„Und woher willst du wissen, ab welchem Moment es mehr als ein bisschen ist?“, fragte er mit hochgezogener Augenbraue.

Brad lächelte fröhlich und unbekümmert zu ihm auf. „Ich habe nicht vor, mich zu betrinken, also werde ich es auch nicht tun.“

Und wenn er jemandem solche Aussage glauben konnte, dann Brad. Er gab nach, weil er gar kein Recht hatte, es Brad zu verbieten. „Aber du rufst mich, wenn du es nicht mehr allein zurück schaffst.“

„Das wäre wohl eher ein ‚falls’ und noch dazu ein sehr unwahrscheinliches.“ Braune Augen musterten ihn ruhig, bevor der Junge nach ihm griff und das Gesicht gegen seinen Bauch presste. „Außerdem würde ich auf dich hören, solltest du es mir wirklich verbieten.“

Michael fuhr durch die schwarzen Haare. „Ich vertraue dir auch so, dass du es nicht übertreibst.“

Der Junge hob den Kopf und sah zu ihm hoch, ein Lächeln auf den Lippen. „Gut. Und jetzt lass uns endlich essen gehen.“

Er konnte gar nicht anders als zu lachen. „Du weißt wie immer deine Prioritäten zu setzen.“

„Natürlich. Bestand etwa jemals ein Zweifel daran?“
 

******
 

„Oh, Brad. Ich habe schon davon gehört, aber in echt ist es noch viel besser.“ Stephan griff nach seiner Hand und zog ihn auf den Stuhl neben sich.

„Gratuliere“, warf Alexander ein und grinste ihn an. Alle anderen am Tisch blieben auffällig stumm. Nicht, dass Brad etwas anderes erwartet hatte.

Er begann sich seine Brote zuzubereiten, während Stephan immer noch damit beschäftigt war, die neuen Anstecker zu bewundern.

„Bekommst du eigentlich eine Gerte zugeteilt?“

Sein Kopf bewegte sich sehr langsam in Richtung des Anderen und eine Augenbraue wanderte nach oben. „Was, willst du etwa, dass ich dir den Hintern versohle? Sorry, aber auf solche Spielchen stehe ich nicht.“

Der Tracer lachte. „Ich auch nicht. Aber wenn du es bist, würde ich es mir vielleicht überlegen.“

Dazu wusste Brad nichts zu sagen. Das Dumme war, dass Stephan das sehr wohl ernst meinen könnte. Er biss sehr beschäftigt in seine Stulle, doch Stephan verstand den Hinweis nicht – oder wollte ihn nicht verstehen.

„Nimmst du mich mit auf die Absolventenparty morgen?“

Er schloss für einen Moment die Augen und schluckte herunter, bevor er antwortete. „Als meine Begleitung? Was würde Alex dazu sagen?“

Der beugte sich vor, um ihn von Stephans anderer Seite her anzusehen. „Dass er mir etwas zu trinken mitbringen soll. Und dich, sobald du genug intus hast, um nicht wegzulaufen.“

Nun lief doch ein unterdrücktes Lachen um den Tisch und Brad fragte sich zum x-ten Mal, warum er den beiden so etwas durchgehen ließ. „Dafür werde ich kaum genug trinken“, meinte er schließlich trocken.

„Das ist bedauerlich.“ Alexander zuckte mit den Schultern und wandte sich wieder seinem Essen zu, überhaupt nicht erschüttert von Brads Ablehnung.

„Nimmst du mich nun mit?“, hakte dafür Stephan nach.

„Wenn du unbedingt willst. Ich kann schließlich nicht Michael fragen…“

Ein vorgetäuscht überraschter Blick aus hellblauen Augen traf ihn. „Damit beweist du unerwartet viel gesunden Menschenverstand.“

Alexander kicherte in sich hinein, während die restlichen Zuhörer sich am liebsten unterm Tisch verkrochen hätten. Sie hielten es schon im Allgemeinen für eine schlechte Idee, Michael zum Gesprächsthema zu haben und heute schien sie noch sehr viel schlechter. Brad registrierte das mit einem flüchtigen Hochziehen der Mundwinkel, aber beschäftigt war er mit etwas ganz anderem. Er drehte sich um und begegnete quer über den Saal hinweg Michaels belustigten Blick.

>Wehe du sagst jetzt etwas.<

Amüsement umspielte ihn wie warmes Wasser. >Wie könnte ich, dazu sitze ich viel zu weit weg. Im Übrigen muss ich deinem Freund allerdings zustimmen, mich mitzubringen würde allen anderen die Party verderben.<

>Interessiert mich das?<

>Mm, vielleicht. Du musst schließlich noch ein paar Jahre mit dem Komitee zusammenarbeiten.<

Er hasste es, wenn Michael ihm mit Logik kam.

Der lachte in ihre Verbindung hinein. >Jetzt siehst du mal, wie es mir immer geht. Die eigene Medizin schmeckt am bittersten, nicht wahr, mein Kleiner? Und jetzt nicke brav und gestehe Stephan seinen Sieg zu. Es würde dich doch nur ärgern, wenn die beiden so wie alle anderen vor dir kuschen würden.<

Damit hatte Michael allerdings Recht. Was Brad natürlich nicht davon abhielt, ihm auf mentaler Ebene die Zunge rauszustrecken. Das hatte Michael allein schon für den Gebrauch von ‚mein Kleiner’ verdient.

>Als würdest du davon Komplexe bekommen<, meinte der Telepath nur unbeeindruckt zu diesem Gedanken und hüllte ihn in noch mehr Wärme ein.

Brad antwortete auf die gleiche Weise, ehe er seine Aufmerksamkeit wieder dem Tisch zuwandte. „Michael stimmt dir zu.“

Nun war es echte Überraschung, die über Stephans Gesicht spielte. Irgendwie glaubte hier niemand, dass Michael einen Sinn für Humor besaß.
 

Der Ältere wartete draußen vor dem Saal auf ihn und auch wenn das unerwartet kam, begrüßte Brad die Gelegenheit, Michael so nahe wie möglich zu sein. Bevor er merkte, was er tat, hielt er sich auch schon wieder an Michaels Gürtel fest. Er lehnte sich leicht zurück und ließ Michael so einen Teil seines Gewichts tragen, der sich keinen Millimeter von der Stelle rührte.

„Du solltest eigentlich auf meiner Seite sein.“

„Hm, gerade stehe ich wohl eher genau vor dir.“ Michael lächelte auf ihn herunter und Belustigung blitzte in den eisblauen Augen auf. „Außerdem kommst du auch sehr gut alleine klar.“

Was sollte Brad dazu noch sagen? „Warum hast du auf mich gewartet? Müsstest du nicht ein paar Arbeiten korrigieren?“ Er strich eine sandblonde Strähne zurück und ein Grinsen blitzte auf, als Michaels Lächeln ein wenig verrutschte.

„Musst du mich daran erinnern? Dabei bin ich so nett dir zu verraten, dass in der Küche etwas auf dich wartet.“ Michaels Finger spielten über die Abzeichen hinweg und unterstrichen so, warum das so war.

„Da du beschäftigt bist, werde ich mit Alexander und Stephan teilen.“ Ein weiteres Grinsen, das niemand außer Michael sah. Denn die anderen Schüler schlugen einen weiten Bogen um sie und die beiden Erwähnten hielten ebenfalls einen auffälligen Sicherheitsabstand. Auch wenn sie mit Brad allein immer so vorlaut taten, wollten sie Michael lieber nicht zu nahe kommen.

Das Amüsement in den eisblauen Augen vertiefte sich. „Ich werde es verkraften. Aber treib dich heute nicht mehr zu lange herum, du hast morgen noch einen langen Tag vor dir.“

Auch wenn das völlig legitim war und Michael ganz und gar nicht besorgt klang, spürte Brad, was dahinter lag. Und so lächelte er nur, als Michael seine Hände vom Gürtel löste. „Wir spielen bloß ein bisschen Karten.“ Ein, zwei Atemzüge lang berührten sich ihre Fingerspitzen aus keinem anderen Grund als dass Brad es so wollte und dann wandte er sich ab.

„Ihr habt gehört, was Michael gesagt hat. Ich hoffe, ihr habt noch Hunger.“

Alexander sah Michael hinterher, bis dieser verschwunden war, antwortete erst dann. „Du weißt genau, dass ich immer Hunger habe.“ Damit wurde sein Handgelenk ergriffen und er folgte bereitwillig dem Zug Richtung Küche. Obwohl er sich manchmal fragte, ob die beiden ihn für unfähig hielten, allein seinen Weg zu finden.

Wenig später saßen sie oben auf Stephans Bett und teilten sich den Schokoladenkuchen. Sie ernteten ein paar neidische Blicke und vielleicht würden sie auch etwas abgeben. Aber erst wenn jeder von ihnen so voll war, dass er keine Schokolade mehr sehen konnte. Es bestanden also die Chancen eines Schneeballs in der Hölle, dass mehr als das für Michael beiseite gestellte Stück übrig bleiben würde.

Was so auch eintrat, mit dem Nachteil, dass sie sich vorläufig nicht rühren konnten. Die Karten lagen wartend auf dem unteren Bett, da niemand sich dazu überwinden konnte, die Leiter herunter zu klettern. Stattdessen wurde Brad von den beiden mit Beschlag belegt. Ein warmer Körper auf jeder Seite und viel wärmere Hände unter seinem Shirt.
 

~TBC~
 

Wie man sehen konnte, ist Brad wieder ganz der Alte. ^^ Obwohl es auch interessant war, ihn mal auf andere Weise zu schreiben. Allerdings glaube ich kaum, dass er noch einmal so einen Aussetzer haben wird. In manchen Fällen muss Brad einfach erst seine eigenen Reaktionen kennenlernen, um sie in Zukunft unter Kontrolle halten zu können.

cya, cu ^-^

"Es war deine Wahl, auch wenn die anderen damit leben müssen"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 36/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Hm, wenn ihr Teil 21 noch im Hinterkopf habt, wäre das hilfreich ^^#

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Kralle: Sie haben keinen Grund aufzugeben, schließlich lässt Brad sie ja weiter gewähren. ^^ Und auch wenn es nicht wirklich deutlich wird: sie hatten sich sehr früh Brad angeschlossen, was auf der anderen Seite heißt, dass die anderen Schüler nicht allzu viel mit ihnen zu tun haben wollen. Wenn sie also schon halbwegs isoliert sind, wollen sie zumindest Brad weiter für sich haben ^^
 

Teil 36 „Es war deine Wahl, auch wenn die anderen damit leben müssen“
 

„Du bist noch nicht fertig?“ Brad hatte etwas auf dem Tisch abgestellt, sich dann erst zu ihm auf die Couch gesetzt.

„Fertig schon, bloß nicht mit dem Zensieren. Möchtest du mir vielleicht helfen?“ Mehr zum Scherz als im Ernst hielt er dem Jungen ein paar Hefte hin, der sie tatsächlich ergriff.

„Kommst du danach ins Bett?“

Er musterte Brad, der seinem Blick aber auswich und sich die Lösungen durchlas. Man sollte meinen, dass der Junge nach seinem Besuch bei Stephan und Alexander erst einmal genug Körperkontakt gehabt hatte.

„Das ist nicht das Gleiche“, wurde ihm mitgeteilt. „Und jetzt iss deinen Kuchen, während ich das hier zu Ende mache.“

Mit zuckenden Mundwinkeln tat Michael wie ihm geheißen, ließ Brad aber nicht aus den Augen. Der Schwarzhaarige konzentrierte sich vollkommen auf seine Aufgabe und war um einiges schneller als Michael zuvor. Irgendwie schaffte es Brad, sein Talent einzuspannen, was mit einer angenehmen Wärme auf der mentalen Ebene einherging.

Michael lächelte um den nächsten Bissen herum, beeilte sich dann etwas mehr mit dem Essen. Anschließend verschwand er im Bad, genau wissend, dass Brad auch gleich fertig sein würde.

Er wollte sich gerade umziehen, als Brad ins Schlafzimmer kam. „Lass mich das machen.“

Michael folgte dem sanften Druck und setzte sich aufs Bett. „Hast du noch nicht genug gearbeitet für heute?“ Er fing Brads Hände ein, bevor die sich seiner Krawatte zuwenden konnten.

Brad lachte leise. „Das hier ist doch keine Arbeit“, folgte ein ebenso leiser Protest, aber der Junge hielt still, als Michael ihm die Abzeichen entfernte.

„Wenn du es sagst…“ Er legte die Anstecker beiseite. „Pass gut auf sie auf, wir wollen doch nicht, dass sie in der Wäscherei landen.“

„Bestimmt nicht.“ Da Brad die Hände wieder frei hatte, wandte dieser sich endgültig Michaels Krawatte zu, knöpfte danach sein Hemd auf. Es wurde ihm über die Schultern gestreift und Brad seufzte leise. „Du bist schön.“

„Das ist etwas, was man zu einem Mädchen sagt.“

Brads Zähne blitzten auf. „Und das bist du eindeutig nicht.“

Ihm wurde sein Schlafanzugoberteil gereicht, doch ehe er danach greifen konnte, stoppte ihn Brads Berührung.

Das ging allmählich zu weit, aber dann verstand er. Kevins Schlag hatte einen leichten Schatten hinterlassen. „Du hast mir schon viel schlimmere blaue Flecken verpasst“, versuchte Michael es mit einem Scherz.

„Ich darf das auch.“ Brad war vollkommen ernst. Schließlich aber kurvten dessen Mundwinkel in ein Lächeln. „Pass in Zukunft besser auf. Ich kann nämlich nicht für meine Reaktion garantieren.“

Er musste an Williams Worte denken und glaubte Brad das ohne Weiteres. „Darum musst du dir kaum Sorgen machen. Es war schließlich nur ein Unfall.“ Michael stand auf, um in die Schlafanzughose zu wechseln. Danach nahm er Brad das Oberteil ab, zog es ebenfalls an.

Der Jüngere sah nur schweigend zu und rührte sich nicht von der Stelle, so dass er schließlich nach ihm griff.

„Du wolltest doch schlafen gehen, also bummele jetzt nicht so rum.“ Das T-Shirt wurde zuerst über Brads Kopf gezogen, dann knöpfte er ihm die Hose auf. „Möchtest du etwas überziehen?“

„Nein, es ist auch so warm genug.“

Was ohne Zweifel stimmte, denn nachdem Michael sich hingelegt hatte, kroch der Junge mit zu ihm unter die Decke. Er drückte einen Kuss auf den schwarzen Haarschopf, woraufhin sich Brad noch enger an ihn presste. Erst nachdem Brad eingeschlafen war, konnte er sich aus der Umarmung, die schon vielmehr eine Umklammerung war, lösen. Für eine Weile noch betrachtete er das im Schlaf entspannte Gesicht, dann schloss er ebenfalls die Augen.
 

******
 

Er wachte vor Michael auf, blieb aber für eine Weile ruhig liegen und versuchte herauszufinden, was der Tag so bringen würde. Anscheinend nichts, was sein Talent der Aufmerksamkeit wert befand. Das gleiche Ergebnis wie gestern – und sie hatten ja gesehen, worauf das hinausgelaufen war. Ironie bog seine Mundwinkel nach oben. Wenn er ehrlich war, war nichts Schlimmes passiert. Seine Reaktion war nur zu heftig ausgefallen.

Brad streckte sich, rollte sich dann auf die Seite und stützte sich mit einem Ellenbogen auf. Sonnenstrahlen verliehen dem sandblonden Haar einen hellen Schimmer und wenn er ganz genau hinsah, konnte er sogar die Schatten sehen, die Michaels Wimpern warfen. Michael konnte sagen, was er wollte, er fand ihn schön.

Plötzlich wurden die eisblauen Augen aufgeschlagen. „Du Spinner…“, murmelte der Ältere belustigt, streckte sich dann ebenfalls ausgiebig.

„Gar nicht wahr, ich habe einfach guten Geschmack.“

Michael lachte. „Und es wäre ausgesprochen dumm von mir, jetzt etwas anderes zu behaupten.“

Er fiel mit ein, nutzte dann die Gelegenheit, dass Michael sich noch nicht aufgesetzt hatte. Im nächsten Moment war das dem Älteren auch nur noch unter Schwierigkeiten möglich, denn Brad hatte sich lang auf ihm ausgestreckt. Er begann die Linien aus Licht in Michaels Haaren nachzuzeichnen, der wieder die Augen schloss und ihm für eine Weile seinen Willen ließ. Schließlich hatte der Wecker noch nicht geklingelt.

Brad war kurz davor wieder einzudösen, als Michael sich auf die Seite drehte und über ihn hinweg zum Nachttisch reichte, um den Wecker auszuschalten, bevor dieser loslegen konnte. Aber aufstehen mussten dennoch.

„Hoch mit dir“, erhielt er einen Klaps auf den Hintern, wurde danach ganz unzeremoniell im Bett zurückgelassen, als Michael einfach aufstand, ohne sich von seinem Widerstand beeindrucken zu lassen.

„Du bist fies“, protestierte er.

„Nein, nur vernünftig.“ Michael lächelte ein Lächeln, das fast schon ein Grinsen war. „Außerdem kannst du mir nicht erzählen, dass du immer noch müde bist.“

„Was hat das damit zu tun? Man kann auch so sehr gut länger im Bett liegen bleiben.“

„Wenn ich das jemandem erzähle, wird er nicht glauben, dass du das gesagt hast.“ Michael ergriff seine ohne weitere Erklärung ausgestreckte Hand und zog ihn auf die Beine.

„Gut so, ich habe schließlich einen Ruf zu wahren.“

„Ich hab bereits gemerkt, dass du nicht gerne als Schlafmütze dastehst. Auch wenn ich das beim besten Willen nicht begreife.“ Michael unterdrückte ein Auflachen, während Brad nach einer passenden Erwiderung suchte – und sie fand.

Mutwillen glitzerte in braunen Augen auf, als er sich auf die Zehenspitzen erhob und Michael mit gespielter Nachsicht den Kopf tätschelte. „Mach dir nichts daraus. Das verlangt auch niemand von dir.“ Mit Genugtuung sah er Michaels Sprachlosigkeit, huschte schnell ins Bad, bevor der Ältere seine Fassung zurückgewinnen konnte. Eins zu Null für ihn. Von der Sicherheit der geschlossenen Tür aus sandte er Michael das Bild einer Punktetafel.

Brad lachte noch, als er anfing sich abzuduschen. Da er die Wanne benutzte, blieb die Duschkabine für Michael, der ihre Sachen zusammensuchte, bevor er ebenfalls ins Bad kam.

„Du wirst immer frecher statt größer“, bekam er zu hören und die Anzeige auf der mentalen Tafel wechselte zu 1:1.

Brad beschloss, den Witz über seine Größe an sich abgleiten zu lassen. Aber wie das mit manchen Beschlüssen so ist, konnte auch dieser nicht so einfach in die Tat umgesetzt werden. Wenigstens nutzte Michael das nicht aus, um noch etwas nachzuschieben. Wie zum Beispiel, dass er seine Energie nun mal nur entweder in Spitzfindigkeiten oder ins Wachstum stecken konnte.

Der Ältere lachte auf, dort, wo er unter der Brause stand und sich abseifte. >Warum sollte ich mir die Mühe machen? Du erledigst das doch schon für mich.<

Brad gab sich geschlagen. Und drehte den Kopf so, dass Michael sein Lächeln nicht sehen konnte.

Sie waren beide gleichzeitig fertig und Michael wickelte ein Handtuch um ihn, bevor ihm die Haare trocken gerubbelt wurden. Es geschah so automatisch, dass kein Wort zwischen ihnen fallen musste. Er zog sich an, während Michael sich vor dem Spiegel rasierte. Ihre Blicke trafen sich für einen Moment und in eisblauen Augen stand ein stummes Lachen. Natürlich dachten sie beide das Gleiche.

Die Routine wurde erst durchbrochen, als ihn der Ältere zurückhielt, um die Abzeichen an seinem Shirt zu befestigen. Er selbst hatte das tatsächlich vergessen. Aber gleichzeitig wusste er, dass es in Zukunft nicht mehr passieren würde. Denn ab heute gehörte es einfach dazu.
 

„Brad, wir treffen uns nachher.“ Es war Anders, der ihn auf dem Weg zum Frühstück ansprach. „Du bist dafür von der ersten Unterrichtsstunde freigestellt.“

Braune Augen verengten sich. Er hatte als erstes Japanisch.

Michael fing seine Ablehnung auf, ehe er sie aussprechen konnte. „Du wirst das ohne Probleme nachholen können, mit deinen Übungen bist du sowieso den anderen voraus.“ Eine Hand hatte sich auf seine Schulter gelegt, drückte sanft zu. Amüsement ging von der Berührung auf ihn über, bevor Michael sich von ihm verabschiedete.

„Ist das dein Ernst?“ Anders musterte ihn entgeistert. „Du wolltest ablehnen, um stattdessen Japanisch zu lernen? Das Komitee wird seine helle Freude an dir haben. Was für ein Glück, dass ich den Job nicht mehr habe.“ Und dann lachte Anders zur Überraschung der anderen Schüler laut auf, die sofort ihre Schritte beschleunigten.

Brad hielt es für unter seiner Würde, darauf zu antworten. „Ich werde da sein.“ Damit wandte er sich ab und folgte der Schülerschar.

Gleich darauf klangen laute Schritte hinter ihm auf und im nächsten Moment hatte er Stephan an sich hängen. Er seufzte unhörbar. Jetzt ging das wieder los.

„Was fand Anders denn so lustig?“

„Er freut sich, nicht mehr im Komitee zu sein, während ich Mitglied bin.“

Diese Antwort hörten nicht nur Stephan und Alexander, sondern auch ein paar andere Schüler. Nach Alexanders breitem Grinsen zu urteilen, konnten sie Anders’ Einstellung nur zu gut nachvollziehen.

Brad verzog das Gesicht. Manchmal war das hier keine Schule, sondern ein Zirkus. Und er wollte ganz sicher nicht die Attraktion darin geben.

„Nimm es dir nicht zu sehr zu Herzen. Ich wäre gerne zusammen mit dir im Komitee und Alexander bestimmt auch.“

„Ganz genau“, stimmte der ohne zu zögern zu.

„Hm…“ Etwas zog an seinen Lippen, das man nicht als Lächeln bezeichnen konnte. „Dann beeilt euch mal mit euren Kursen. Sonst habe ich meinen Abschluss in der Tasche, ehe einer von euch sich die Streifen verdienen kann.“

Alexander schlang ihm einen Arm um die Schultern. „Du solltest nicht so gemein zu uns armen Erstklässlern sein.“

„Aber dafür seid ihr doch da. Ab übermorgen habt ihr die Chance, die Behandlung in bester Tradition weiterzugeben.“

Der Blondschopf prustete los. „Und wo hast du das gelernt? Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand mit dir so umgegangen ist.“

„Das ist einfach, mon cher. Unser Brad hier hat eine natürliche Begabung dafür.“

Und wer konnte das schon leugnen. Brad lächelte flüchtig, während in seinem Kopf ein Lachen nachhallte.
 

„Willkommen in den erlauchten Hallen.“

Anders’ Lippen zuckten in ein Lächeln, als dieser sich von dem Tisch abstieß, gegen den er sich gelehnt hatte. Sie befanden sich nicht im Gemeinschaftsraum, dieses Zimmer machte den Eindruck eines kühlen Konferenzraumes, wenn auch mit etwas seltsamem Wandschmuck. Normalerweise würden hier nur neun Stühle stehen, aber einmal im Jahr waren es zwölf.

Brad gestand sich ein, ein wenig nervös zu sein, als er zur Begrüßung den Kopf in Richtung der bereits Anwesenden neigte. Er war als erstes der neuen Mitglieder eingetroffen, ob nun durch Zufall oder Absicht. Innerlich atmete er tief durch, wurde wirklich ruhig, und er stellte fest, dass es egal war. Sie konnten ihn nicht einschüchtern, nichts auf Rosenkreuz hatte das bisher vermocht. Unwillkürlich richtete er sich ein Stück auf und hinter der Brille nahmen braune Augen die Härte von Stein an, während vielleicht in der äußersten Ecke ein Hauch von Ironie schimmerte. „Danke für die Begrüßung. Es war deine Wahl, auch wenn die anderen damit leben müssen.“

Anders verstand problemlos die Anspielung auf ihre Begegnung vorhin und er spielte mit. „Von dir kommend klingt es wie eine Drohung…“ Als wären sie die einzigen hier.

Sein Blick sah Anders und sah gleichzeitig durch ihn hindurch, während er vollkommen ernst wurde. „Drohungen sind generell eine Verschwendung von Zeit und Energie, denkst du nicht auch?“ Dahinter lagen Worte, die unausgesprochen blieben. Siehe dorthin, wo ich hinsehe.

Etwas arbeitete im Gesicht des Älteren, während dieser ihm zu folgen versuchte, die grauen Augen kaum mehr als schmale Schlitze. Bis sie sich urplötzlich weiteten.

Anders trat vor, blieb höchstens zwei Schritte entfernt vor ihm stehen. Und es folgte eine Geste, die sogar Brad überraschte. „Ich werde dir folgen.“ Mit der geballten Faust über dem Herzen.

Und Brad hatte das schon einmal gesehen, hatte die Szene wieder vor Augen, die er damals im Winter mit Michael beobachtet hatte. Bloß hatte er nicht erwartet, dass einmal jemand ihm diesen Eid leisten würde. Es war gefährlich, sich so in die Hand eines anderen zu geben. Aber Anders war ein Precog. Vielleicht hatte diese Wahl weniger von einem Glücksspiel als normalerweise.

Die Härte in Brads Augen weichte an den Kanten auf. Er war darauf vorbereitet gewesen, sich von Anfang an seinen Platz hier erkämpfen zu müssen, egal wie sehr die Abgänger ihn hier haben wollten. Er war noch immer der Jüngste, selbst unter den neuen Mitgliedern. Aber das hier würde den anderen vorläufig den Wind aus den Segeln nehmen.

Er schloss die letzte Distanz zwischen ihnen und die Finger seiner rechten Hand schlossen sich um die Faust, bevor er fast das Gleiche aussprach, was er damals auch zu Michael gesagt hatte. „Für Rosenkreuz.“ Sie tauschten dieses Mal ein aufrichtiges Lächeln aus.

Anschließend nahmen sie beide am Tisch Platz, mit demselben amüsierten Funken in ihren Augen, hervorgerufen durch die entgleisten Gesichtszüge der anderen Mitglieder. Es würde kein Wort über dieses Zwischenspiel verloren werden, denn diese Sache ging allein ihn und Anders etwas an. Was Brad nur Recht sein konnte, nicht auszudenken, was Stephan und Alexander dazu sagen würden.

Etwas berührte seinen rechten Arm, ohne dass er es sehen konnte. Dementsprechend suchte er die Ursache in der Runde und begegnete so dem Blick von Dennis.

Wenigstens einer hier, den er bereits kannte. Er lächelte.
 

~TBC~
 

Seit dem ersten Entwurf dieses Teils ist einige Zeit vergangen und er hatte mir nie so wirklich gefallen. Aber nach einer… nun ja, etwas mehr als kleinen Überarbeitung ^^° macht er sich eindeutig schon besser.

cya, cu ^-^

"Wollen Sie mich eigentlich verlieren sehen?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 37/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Nach diesem Teil beginnt wieder ein neuer Handlungsabschnitt, diesmal aber ohne großen Zeitsprung ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Jemma: Es nervt aber, wenn man genau weiß, was man eigentlich schreiben will und das dann nicht hinbekommt *seufz* Doch auch wenn im neuen Kapitel nicht viel mehr passiert als im letzten, mag ich es auf jeden Fall mehr. ^^ *grins* An dem Teil mit Michael und Brad letztes Mal hatte ich übrigens auch nicht unbedingt was auszusetzen - freut mich, dass wir zumindest das Gleiche gut fanden ^^
 

@Kralle: Deswegen meinte ich am Anfang, es wäre hilfreich, Teil 21 noch in Erinnerung zu haben. Damals hatte Brad beobachtet, wie jemand genau so einen Eid ablegte und Michael hatte ihm das dann erklärt. Brads erste Feststellung daraufhin war gewesen, dass es nur zum Nutzen von Rosenkreuz sei und von daher stammte auch Brads Antwort. ^^

Übrigens warst du es doch, die mal wissen wollte, wie Brad ohne sein Talent Schach spielt, ne? Einfach weiterlesen…
 

Teil 37 „Wollen Sie mich eigentlich verlieren sehen?“
 

Die Vorstellungsrunde war schnell vorbei, wobei Brad wahrscheinlich der Einzige war, der sie nötig gehabt hatte. Dennis las ihm diese Erkenntnis anscheinend vom Gesicht ab und schenkte ihm ein belustigtes Lächeln. Nachdem auch die Regeln erläutert worden waren, nach denen zu arbeiten hatten, gab es zu dem Kaffee noch Kekse und die Gespräche wandten sich Dingen ohne großen Belang zu.

Brad stand auf und begann die Wände zu betrachten, deren Schmuck ganz sicher in keinen Konferenzraum gehörte. Damit war wohl Stephans Frage beantwortet… Stöcke und Gerten hingen ordentlich in ihren Halterungen, doch was Brads Blick wirklich auf sich zog, war eine Peitsche. Sein Mund bildete nur noch einen schmalen, blassen Strich, so fest hatte er die Lippen zusammengepresst. Die einzige körperliche Reaktion, die er sich zu zeigen erlaubte, da niemand sie sehen konnte.

Er konnte nicht sagen, ob Michael eine Peitsche dieser Art zu spüren bekommen hatte oder eine vollkommen andere. Doch die ausgelöste Erinnerung war scharf und metallisch auf seiner Zunge, wo er damals das Blut des Älteren geschmeckt hatte.

Seine Augen wirkten fast schwarz, als er sich zu der Person umdrehte, die hinter ihn getreten war. Und was auch immer Anders hatte sagen wollen, erstarb, bevor auch nur ein Wort geäußert werden konnte.

Eine Hand wurde ausgestreckt und unter sein Kinn gelegt, während sie sich eine scheinbare Ewigkeit musterten, die nicht länger als ein paar Sekunden andauerte. Anders ließ ihm die Zeit, um ein Zeichen der Ablehnung zu geben, doch Brad tat nichts. Weswegen der ältere Precog sich herunterbeugte, um das Blut wegzulecken, das auch in der Gegenwart vorhanden war. Wo Brad sich auf die Lippe gebissen hatte, ohne es zu registrieren. Wenn jemand jetzt die Verletzung bemerkte, würde dieser denken, sie käme von Anders. Besser so, als ein Zeichen der Schwäche zu zeigen.

Sie wechselten kein Wort, als sie sich voneinander lösten. Der Ältere nickte ihm lediglich zu und kehrte dann zu seinem Platz zurück, als ob nichts geschehen wäre.

Von Dennis erntete Brad einen verwirrten Blick, die anderen waren nicht besonders überrascht. Nicht nach dem, was vorhin geschehen war.

Womit Dennis am nächsten an der Wahrheit war.
 

Die erste Stunde war vorbei und die Flure entsprechend belebt, als er in Richtung seines Klassenzimmers strebte. Es herrschte eine ungewohnt gelöste Stimmung, da es die letzten Stunden vor der Trainingswoche waren und auch wenn die Instruktoren deswegen nicht den Lehrstoff zurückschraubten, so waren sie zumindest ein bisschen nachsichtiger.

Brad sah dem Ende des Schuljahres aus einem anderen Grund entgegen. Bald würde er nämlich die letzten Mathematikkurse belegen dürfen und er freute sich jetzt schon darauf. Ein Lächeln spielte über seine Lippen.

„Träumst du, Brad? Es dürfte doch noch gar kein Alkohol ausgeschenkt worden sein.“

Er war geradewegs in Herrn Schneider hineingelaufen. Kein Wunder, dass es plötzlich so still auf dem Flur gewesen war. Er hatte es seiner eigenen Anwesenheit zugeschrieben, aber Herr Schneider war eine viel bessere Erklärung.

Ohne bewussten Gedanken hatte er sich mit einer Hand gegen den älteren Mann abgestützt. Das Gefühl des unvertrauten Jacketts unter seiner Hand stoppte ihn gerade rechtzeitig davor, sie weiter in Richtung Gürtel rutschen zu lassen. Schließlich hatte er es hier nicht mit Michael zu tun.

Blaue Augen sahen ihn amüsiert an, als wüsste Herr Schneider genau, was ihm gerade durch den Kopf gegangen war. Brad ließ sich davon natürlich nicht aus dem Konzept bringen.

„Wurde auch nicht“, antwortete er auf die Bemerkung des Triumviratmitglieds. „Und selbst wenn, wäre ich nicht betrunken. Ich habe nur über die Kurse nachgedacht, die ich nächstes Jahr belegen werde.“

Verstehen huschte über Herrn Schneiders Gesicht. „Bei dir sollte man wohl auch nichts anderes erwarten.“ Und dann war da wieder Belustigung. „Mathematik, nicht wahr? Ich habe vorhin erst mit Herrn Schumann darüber gesprochen. Übrigens scheinst du ihm noch ein Schachspiel schuldig zu sein.“

Brad lächelte. „Natürlich, ich gebe ihm immer die Möglichkeit einer Revanche.“

Der Ältere schüttelte leicht den Kopf. „Es wird Zeit, dass du mal geschlagen wirst. Wie wäre es mit einem Handicap? Verzichte auf den Einsatz deines Talents.“

„Nur wenn ich vorher sehe, dass ich trotzdem gewinne.“ Er lachte, genau wissend, dass Herr Schneider es innerlich auch tat.“

„Gut, abgemacht. Es sollte die Sache trotz allem schwerer für dich machen.“

„Wollen Sie mich eigentlich verlieren sehen?“

„Wäre das nicht mal eine Abwechslung?“ Und damit wurde er allein auf dem Flur stehen gelassen.

„Hattest du ein interessantes Gespräch mit meinem Vater?“

Brad zuckte mit den Schultern, nicht überrascht von Michaels Annäherung. Diese bestimmte Wehmut, die er gerade spürte, konnte nur von dem Telepathen kommen. „So kann man es wohl ausdrücken. Wolltest du nicht mit ihm reden?“ Er lehnte sich zurück, sicher, dass Michael dort stehen und ihn halten würde.

„Nein…“ Das klang ein wenig verloren und ohne darüber nachzudenken, strich er durch sandblonde Strähnen. Er musste nicht hinsehen, damit seine Finger ihr Ziel fanden. Von Michael begann Wärme auszustrahlen, ehe dieser weitersprach. „Ich habe nur nach dir Ausschau gehalten. Schließlich hast du jetzt Geschichte.“

„Hattest du Angst, ich könnte dir ausbüxen? Ich verstehe zwar immer noch nicht, was dir an dem Fach so gefällt, aber schwänzen würde ich trotzdem nicht.“

Ein Lachen klang neben seinem Ohr auf, als er für einen Moment gegen den größeren Körper gezogen wurde. „Du musst ja auch nicht aus der Vergangenheit lernen. Du siehst deine Fehler, bevor du sie wirklich begehst.“

Er dachte darüber nach und verstand. „Ich werde Geschichte in Zukunft mehr Aufmerksamkeit widmen.“

„Hast du mich nicht dafür?“
 

„Brad, wir haben heute schon nach dem Mittagessen Schluss.“

Womit Stephan ihm nichts Neues erzählte. Das galt immerhin für die gesamte Schule. Aber natürlich ging es dem Tracer nicht um die Information an sich.

„Wir könnten wieder Schwimmen gehen“, schlug Alexander vor, der seinem Freund wie stets nicht von der Seite wich.

Er tat sich auf, antwortete erst dann. „Das Schwimmbad wird viel zu voll sein. Außerdem habe ich bereits etwas anderes vor.“

„Was denn? Können wir mitkommen?“

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass euch ein Schachspiel interessiert. Außerdem werdet ihr es doch mal schaffen, euch allein zu beschäftigen.“

„Mon cher, ich bekomme den Eindruck, Brad mag uns nicht mehr.“

„Hat er das denn jemals?“ Alexander lachte völlig unbeeindruckt. Und die anderen am Tisch fielen mit ein.

Brad konzentrierte sich auf sein Essen. Es stand sowieso schon fest, dass er die beiden wieder am Hals haben würde. Und wenn er ehrlich war, störte ihn das nicht.

Alexander und Stephan hatten später sogar ein eigenes Schachbrett bei, während Brad mit leeren Händen kam. Herr Schumann würde alles Notwendige mitbringen.

Der Instruktor stieß zu ihnen, kurz nachdem sie die Decke im Schatten ausgebreitet hatten.

„Hallo Brad. Herr Schneider hat mir ausgerichtet, dass du es mir ein wenig leichter machen wirst.“

Er griff nach dem angebotenen Brett und stellte die Figuren auf. „Wollen Sie das denn überhaupt?“ Mit einem schnellen Lächeln.

„Die Chance gegen dich zu gewinnen? Natürlich. Aber sei ehrlich, wie viele deiner Siege verdankst du deinem Talent?“ Der Ältere setzte sich ihm gegenüber, sah ihn erwartungsvoll an, mit aufrichtiger Neugier.

Brad wurde ernst. „Das ist schwer zu beurteilen. Wenn ich auf dieser Stufe arbeite, kann ich nicht genau trennen zwischen den Zügen, von denen ich annehme, dass sie folgen und solchen, von denen ich es _weiß_.“ Unbemerkt breitete sich ein Lächeln auf Brads Gesicht aus. „Es fühlt sich an wie Mathematik. Schach ist eine Gleichung mit vielen Variablen. Verstehen Sie das?“

Herr Schumann sah ihn überrascht an. „Ja, vielleicht. Aber es gibt viele Lösungen, oder?“ Der Instruktor machte den ersten Zug, da er Weiß spielte.

„Eine wünschenswerte Lösung. Auch wenn sie unterschiedliche Formen annehmen kann. Immer, wenn sich eine Variable verändert, hat man eine neue Gleichung. Und mit jedem Zug sind weniger Änderungen möglich, konzentriert sich alles auf die endgültige Gleichung, die endgültige Lösung.“ Er setzte seinen Bauern.

„Magst du Mathematik deswegen so sehr?“ Herr Schumann verstand wirklich.

„Ja, keine Unwägbarkeiten. Alles ist so simpel.“

Der Instruktor lächelte. „Das sehen die meisten bestimmt anders.“

Und dann fiel konzentriertes Schweigen zwischen sie.

Brad hatte sich von seinem Talent abgeschirmt, so gut es ihm möglich war. Es war ein seltsames Gefühl, vielleicht vergleichbar mit dem Eindruck, wenn man plötzlich nur noch schwarz-weiß sehen konnte. Die Realität verlor eine Dimension und erschien nur noch ein Abziehbild ihrer selbst. Aber auch das war nun nebensächlich, als er vollkommen in dem Spiel aufging.

Es war Herr Schumann, der letztendlich seinen König umkippte. „Du hast es tatsächlich getan, nicht wahr?“

„Mm…“ Er zwinkerte und sein Blick verschwamm kurz, bevor die Welt in den richtigen Fokus zurückkehrte.

„Aber geholfen hat es mir auch nicht viel. Ich denke, du hast einfach ein Talent für Schach. Du musst in Zukunft also nicht mehr dieses Handicap auf dich nehmen. Wir haben heute bewiesen, dass du mich sowieso schlägst.“ Und als Telepath hatte Herr Schumann zweifellos bemerkt, wie unangenehm es für Brad war, auf sein Talent zu verzichten.

Er neigte den Kopf in Einverständnis, half dem Instruktor dann beim Zusammenpacken. Ein verschmitztes Lächeln glitt über seine Lippen, bevor er aussprach, was ihm in diesem Moment durch den Kopf gegangen war. „Sie können Herrn Schneider und Herrn Franken ausrichten, dass der Test ein Erfolg war. Ich kann mein Talent ausreichend kontrollieren, um bewusst auf seine Nutzung zu verzichten.“

Das erwidernde Lächeln fiel schmal aus, aber Herr Schumann widersprach seiner Vermutung nicht.

Erst nachdem der Instruktor gegangen war, rückten Stephan und Alexander näher. Ein schneller Blick zu ihrem Brett hin verriet ihm, dass die beiden sich tatsächlich um ein ernsthaftes Spiel bemüht hatten, es jetzt aber gerne aufgaben. Kurz darauf lag Brad auf der Decke, Stephan zusammengerollt neben sich, während Alexander eine zuverlässige Wand in seinem Rücken bildete.
 

Es hatte sich nichts verändert im Vergleich zum letzten Mal, da er diesen Raum betreten hatte. Sogar die Musik klang gleich, obwohl Brad zugeben musste, dass er sich nicht wirklich damit auskannte.

Stephan neben ihm vibrierte beinahe vor Vorfreude und schien sich nicht von den anderen viel älteren Schülern beeindrucken zu lassen. Was zum Teil allerdings nur Show war, wie ihm die Hand auf seinem Unterarm verriet, deren Griff etwas zu fest ausfiel.

Brad entdeckte ein paar bekannte Gesichter, darunter auch Sandra, die anscheinend als Dennis’ Begleiterin hier war. Brad nickte beiden zu, fand sich dann damit ab, den Abend ohne Michael verbringen zu müssen. Es versprach, eine ausgesprochen langwierige Angelegenheit zu werden. Mit einem stummen Seufzen steuerte er eine Couch an, Stephan blieb direkt hinter ihm.

„Das sieht toll aus, findest du nicht auch?“

Licht blitzte stroboskopartig auf und wieder tat die Realität einen Schritt zur Seite, ohne dass allerdings sein Talent damit zu tun hatte. „Wenn du meinst…“, erwiderte Brad schließlich unmotiviert.

Stephan schien es nicht einmal zu bemerken. „Ich hole uns etwas zu essen, ja?“ Es wurde keine Antwort abgewartet, bevor der Tracer auch schon in der Menge verschwand.

Später gesellte sich noch Alkohol dazu, doch Brad trank nicht viel. Er sah einfach keinen Grund dafür. Stephan trank dafür seinen Anteil mit, fand sogar ein Mädchen, das mit ihm tanzen wollte. Die Veranstaltung schritt ohne größere Zwischenfälle voran, nur einmal musste Brad eingreifen, als der Tracer mit einem der ‚freiwilligen’ Kellner verwechselt wurde. Für eine Weile war er danach wieder munter, doch schließlich siegten der volle Magen und der Alkohol, ließen ihn in einen leichten Dämmerschlaf hinübergleiten, trotz der Musik. Er bekam halbwegs mit, wie Stephan sich irgendwann verabschiedete, sah aber nicht die Notwendigkeit voraus, ihn zu begleiten.

Erst als sich jemand zu ihm auf die Couch setzte, öffnete Brad wieder die Augen.

„Warum bist du eigentlich hier? Du isst nicht, trinkst nicht und tanzt nicht. Und wegen der Gesellschaft bist du offenbar auch nicht gekommen.“

„Ich habe gegessen. Und etwas getrunken. Und deine Gesellschaft habe ich jetzt auch, Anders.“ Ungerührt erwiderte er den Blick des anderen Precogs.

Der lachte leise. „Ich bin hier, um dich ins Bett zu bringen.“

„In deins? Magst du mich auf einmal doch?“

„Nicht besonders, nein. Und ich denke, du bist in deinem eigenen Bett besser aufgehoben.“ Ohne seine Zustimmung für erforderlich zu halten, stand der Ältere auf und nahm ihn auf die Arme.

Brad überlegte für einen Moment dagegen zu protestieren, doch er war müde und es schien einfacher, sich gegen Anders zu lehnen und wieder die Augen zu schließen. „Du kommst nach Japan, nicht wahr?“

„Ja.“ Es wurde still, als sie sich von dem Raum entfernten.

„Ist es deswegen, weil du einmal für mich arbeiten wirst?“

„Glaubst du, ich könnte so weit sehen? Ich weiß nur, dass es besser ist, auf deiner Seite zu stehen.“

„Du bist seltsam.“

„Nein, da verwechselst du etwas. Wer hier seltsam ist, das bist du.“ Anders klang amüsiert.

Michael öffnete die Tür, ohne dass sie anklopfen mussten. Er konnte spüren, wie Anders sich unter dem Blick der eisblauen Augen versteifte.

„Herr Schneider.“

„Guten Abend, Anders.“ Michael trat beiseite.

Es dauerte einen Moment, bevor Bewegung in Anders kam, doch dann wurde er hineingetragen und kurz darauf auf dem Bett abgelegt. Der Ältere ging, ohne sich von ihm zu verabschieden, aber Brad hörte ihn ein paar leise Worte mit Michael wechseln. Er konnte sie nicht verstehen und es kümmerte ihn auch nicht, denn er wollte nur noch schlafen.

„Nun hast du es doch nicht allein zurückgeschafft.“

Michaels Stimme holte ihn noch mal zurück und er kooperierte genug, damit der Andere ihn ausziehen konnte.

„Es hat sich nicht als erforderlich erwiesen.“

Mit Michaels leisem Lachen in seinem Kopf schlief er endgültig ein.
 

~TBC~
 

Hm, ich denke, ich verrate euch schon mal, wie es weitergeht. ^^ Der nächste Abschnitt dreht sich darum, dass Brad mal aus Rosenkreuz rauskommt. Dreimal dürft ihr raten, wo die Reise hingeht ^.~

cya, cu ^-^

"Vielleicht beunruhigt mich manchmal nur, wie gut er hierher passt"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 38/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Brads viertes Schuljahr hat jetzt begonnen, seit dem letzten Teil sind also ein paar Wochen vergangen ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Kralle: Die Idee mit Herrn Schneider an sich ist wirklich gut, aber dann wäre die eine Hälfte des Testes ja hinfällig gewesen. ^^ Und Herr Schumann als Telepath hätte es gemerkt, wenn Brad den Test manipuliert hätte. Von daher ging es auch so ganz gut.
 

@Jemma: *lach* Es ist wirklich schwierig. Dadurch, dass ich so früh eingestiegen bin mit der Story, musste ich natürlich erst einmal genug Zeit vergehen lassen, bevor Brad raus durfte.

Ich wette, du liegst mit deiner Vermutung richtig, nach dem heutigen Kapitel wirst du es genau wissen. ^.~

Michaels Vater wird immer mal wieder Auftritte haben. Er ist kein Handlungsträger, aber ich würde ihn sonst vermissen. Außerdem will ich, dass Michael diesmal etwas von seiner Familie hat, nachdem es in CD völlig unmöglich war…
 

Teil 38 „Vielleicht beunruhigt mich manchmal nur, wie gut er hierher passt“
 

Brad saß auf dem Fußboden, den Kopf gegen Michaels Oberschenkel gelehnt, und las in dem Japanisch-Buch, ohne einen Laut von sich zu geben. Vollkommen konzentriert. Kein Wunder, dass der Junge so schnell lernen konnte, anders als die meisten Schüler es gerne taten, ließ er sich einfach nicht ablenken.

Michael lächelte in sich hinein. Seine linke Hand ruhte auf Brads Schulter und ab und zu strichen Finger über die Wärme ausstrahlende Haut, dort, wo das T-Shirt den Weg zum Hals freigab, dann wieder über das Abzeichen. Hm, vielleicht sollte er sich nicht von seiner eigenen Arbeit ablenken lassen… Belustigung blitzte in eisblauen Augen auf, als er sich von der mentalen Hitze des Jüngeren ab- und den Unterlagen vor sich zuwandte.

Ein Jahr hatte es gedauert, in Japan alle Vorkehrungen zu treffen. Nun hatten sie das richtige Gebäude gefunden und erste Kontakte geknüpft. Er runzelte flüchtig die Stirn. In Japan gab es enge wirtschaftliche Netze, in die man als Ausländer nur schwer eindringen konnte. Aber Eszett hatte auch vorher schon Geschäfte dort getätigt und Michael war sich nicht zu schade, alle Ressourcen zu nutzen, die ihm zur Verfügung standen.

Sie würden so tun, als stünde die neue Firma unter japanischer Leitung. Ein schon älterer Mann, der perfekt deren Erwartungen an die Seniorität erfüllen würde. Die ersten Aufträge warteten schon darauf, unterzeichnet zu werden, mit Gesellschaften, bei denen Eszett bereits einen Fuß in der Tür hatte. Mit dem Einsatz von Talenten würden sie schnellere und bessere Ergebnisse vorweisen können als ihre Konkurrenz und der Rest war dann nur noch Mundpropaganda.

Zufrieden blätterte er durch die Profile. Alles zuverlässige Männer, dennoch würde er sie persönlich überprüfen, bevor er eine endgültige Entscheidung traf. Brads Kopfbewegung ließ ihn aufsehen. „Was ist?“

„Bekomme ich die Erlaubnis, dich zu begleiten?“ Das Buch wurde beiseite gelegt und Brad stand auf, so dass er ihn auf seinen Schoß ziehen konnte.

„Willst du mir bei meiner Entscheidung helfen?“

„Wäre das denn so abwegig?“ Für einen Moment noch blieb Brad ernst, dann grinste er. „Natürlich möchte ich Japan auch mal in der Realität erleben, nachdem ich so viel darüber gelesen habe.“

„Ha, ich habe es doch gewusst, du bist nur auf Urlaub aus“, neckte er den Jüngeren und erhielt ein Auflachen dafür.

„Wenn ich in ihrer Nähe bin, kann mein Talent vielleicht etwas Wichtiges herausfinden“, meinte Brad dann nüchtern, lehnte sich gegen ihn.

Michael konnte sich noch zu gut daran erinnern, wie es sich angefühlt hatte, bei seinen bisherigen Flügen nach Japan die Verbindung zu Brad zu verlieren. Keine Erfahrung, die er öfter als erforderlich machen wollte. Und der Junge hatte mit seiner Bemerkung Recht. Precognition benötigte einen Bezugspunkt und physische Nähe erhöhte auf jeden Fall die Wahrscheinlichkeit, etwas Brauchbares zu erhalten. Natürlich wäre es ratsamer, einen älteren Precog zu nehmen, aber keiner war so gut wie Brad, außer Herrn Franken. Nicht einmal Herr Neubert reichte noch an dessen Fähigkeiten heran. Und ein Triumviratsmitglied führte solche Missionen nicht durch, wenn es nicht sein musste. Er wäre zu exponiert.

Von der Warte aus gesehen konnte Michael froh sein, dass man ihm selbst noch so viel Freiraum ließ. Er stockte bei diesem Gedanken. Dieses Opfer musste wirklich viel wert sein. Ein Jahr und er war noch kein Stück weiter, was die Bedeutung dieser Worte anging.

Keine dieser Überlegungen kam über seine Lippen.

„Ich werde versuchen, es zu arrangieren.“
 

„Sonntag, kein Unterricht heute…“ Brad streckte sich ausgiebig, ließ sich dann zurück auf die Matratze fallen, die nachfederte.

Er stützte sich auf einem Ellenbogen hoch und musterte den Jungen amüsiert. „Höre ich da einen Hauch von Enttäuschung heraus?“

Brad hörte auf, die Decke anzusehen und wandte sich stattdessen ihm zu. „Natürlich. Stell dir das mal vor, ich muss jetzt 24 Stunden ohne Lernen auskommen.“ Das Lächeln widerlegte den ernsthaften Unterton.

Michael lachte. „Auf der faulen Haut liegen kannst du trotzdem nicht. Außerdem läuft dein Gehirn noch heiß, wenn du weiter so viele Bücher liest.“

„Wenn das bisher nicht passiert ist, wird es auch in Zukunft nicht geschehen“, reagierte Brad zuerst auf seine letzte Bemerkung. „Und ich finde, dass ich hier gerade sehr gut liege.“

„Tut mir leid, aber das kann ich nicht zulassen. Immerhin steht als erstes der Parcours an und ich erwarte vollständiges Erscheinen.“

Brads Lächeln wuchs in die Breite. „Meine Chance, dein Training zu boykottieren. Wird doch langsam Zeit, dass deine perfekten Statistiken eine kleine Delle erfahren.“

Er schüttelte nur den Kopf, zog den Jüngeren dann an sich heran und hielt ihn fest, während er ihn abkitzelte. „Wer hat dir nur solche Flausen in den Kopf gesetzt?“

„Niemand!“, wehrte Brad sich lachend, ohne sich aus seinem Griff befreien zu können. „Aufhören, ich werde auch ganz brav sein, versprochen.“

Michael stoppte. „Das höre ich doch gerne.“ Er legte sich auf den Rücken, hatte Brad gleich darauf über sich. Der Junge musste erst wieder zu Atem kommen und dessen Gesicht schien regelrecht zu glühen. Mit einem Lächeln strich er ihm einige schwarze Strähnen aus der Stirn. „Du siehst aus, als müsstest du dich nicht mehr aufwärmen.“

Brad hatte tatsächlich die Frechheit, ihm die Zunge rauszustrecken. „Ich werde mich aber nicht dafür bei dir bedanken.“ Dann entspannte sich der auf ihm liegende Körper und Finger begannen ziellos durch seine Haare zu streichen.

Da der Wecker noch nicht geklingelt hatte, schloss Michael wieder die Augen, um die letzten Minuten zu genießen, bevor sie aufstehen mussten. Seine Hand wanderte in gleichmäßigen Zügen über Brads Arm, woraufhin dieser sich noch enger an ihn schmiegte, das Gesicht an Michaels Hals vergrabend. Er hörte ein leises, zufriedenes Seufzen und teilte auf einmal den vorhin gar nicht so ernst gemeinten Wunsch von Brad, einfach mal gar nichts zu tun.

Brad lachte leise in sich hinein, mehr zu spüren als alles andere. >Und du tu noch mal so überlegen und pflichtbewusst.<

Michael lächelte. >Damit stehe ich ja wohl nicht allein da.<

Wärme überflutete ihn auf mentaler Ebene, Belustigung. Und das blieb Brads einzige Reaktion.
 

Herr Rudert stand neben ihm, als er die Namensliste überprüfte. „Sind Sie sich sicher, dass Brad bereits den Parcours absolvieren soll?“

„Hm, er ist jetzt ein Viertklässler, also hat er genauso viel Training wie die anderen.“ Innerlich war ein wenig überrascht. Es geschah selten genug, dass sich ein Instruktor für einen Schüler einsetzte. Anscheinend hatte Brad sein Händchen für den Umgang mit Erwachsenen noch nicht verloren.

„Trotzdem ist er zwei Jahre jünger. Das macht es viel anstrengender für ihn.“

Michael hob den Kopf und lächelte den Anderen an. „Glauben Sie nicht auch, Brad wüsste es bereits, wenn ihm etwas Ernsthaftes zustoßen würde?“

„Da haben Sie auch wieder Recht“, gab Herr Rudert sich geschlagen. „Und eigentlich weiß ich ja, dass Brad gut ist. Nur Unfälle passieren trotzdem…“

Ja, natürlich. Aber er hatte Brads Abschluss gesehen - und er glaubte daran. Schnell sagte er etwas anderes, um sich von dem Gedanken abzulenken, der mit dieser Erinnerung einherging. „Wie macht er sich eigentlich in Ihren Stunden?“

Nun lächelte auch der andere Instruktor. „Es wird immer schwieriger, einen Trainingspartner für ihn zu finden. Sie haben ihn zu gut im Nahkampf trainiert, wie mir scheint. Wenn man noch eine Klinge hinzuaddiert, ist mit Brad nicht mehr zu spaßen.“

„Mir sagt er immer nur, dass es ihm nicht allzu viel Spaß macht.“

Der Andere sah ihn für einen Moment nur sprachlos an, musste sich dann eindeutig ein Lachen verkneifen. „Ich will gar nicht wissen, wie gut Brad ist, wenn er etwas tut, für das er sich wirklich interessiert.“

In eisblauen Augen tanzte Amüsement, bevor er den letzten Namen abhakte. „Es sind alle da.“

„Nun dann, wollen wir es nicht länger hinauszögern.“

Sie tauschten ein Lächeln aus.

Ehe Brad an der Reihe war, gab es genau einen Armbruch, einen verstauchten Knöchel und einen Streifschuss zu verbuchen, aber niemand war durchgefallen. Michael gab zu, zumindest eine gewisse Nervosität zu verspüren, als der Junge schließlich an die Startlinie trat. Vom Prinzip her handelte es sich nur um einen Hindernislauf, der allerdings dadurch erschwert wurde, dass die Schüler bewegliche Ziele zu treffen hatten und selbst wiederum Angreifern ausweichen mussten. Letztere lagen über das ganze Gelände verstreut und schossen entweder mit Gummiprojektilen - in den meisten Fällen jedenfalls - oder griffen direkt an. In diesem Fall waren sie wenigstens unbewaffnet.

Brad drehte sich zu ihm um und deutete mit der Pistole einen Salut an, die Geste wurde von einem schnellen Lächeln begleitet. Offensichtlich machte sich der Junge keinerlei Sorgen.

Und gleich darauf konnte Michael sehen, dass das nicht unbegründet war. Er entspannte sich und sah einfach nur zu, wie Brad die Strecke absolvierte. Normalerweise setzten sich die Schüler das völlig ausreichende Ziel durchzukommen, Brad schien es auch noch auf die effizienteste Art und Weise tun zu wollen.

Daher war er nicht wirklich überrascht, einen neuen Streckenrekord für die Zeit eintragen zu können.

Etwas außer Atem kehrte Brad zu ihm zurück, während die anderen Ergebnisse ausgewertet wurden, setzte sich neben ihm im Schneidersitz ins Gras.

Ihm fiel auf, dass sich der Jüngere die rechte Hand rieb und hob fragend eine Augenbraue.

„Ich weiß nicht, wem von uns beiden der Kinnhaken mehr wehgetan hat.“ Mit einem beinahe verlegenen Lächeln.

„Das ist auch nicht deine übliche Vorgehensweise, hm?“

„Schon, doch irgendwie hat der Typ mich tatsächlich überrascht.“

Michael lachte. „Aber nicht genug, um dich aufzuhalten.“

„Nein, das nicht.“

Herr Rudert hatte sein Gespräch mit einem der Helfer beendet und kam auf sie zu. „Alle Zielscheiben weisen fatale Treffer auf.“ Brad wurde ein Blick zugeworfen, der zwischen Belustigung und etwas schwankte, das Bewunderung sehr nahe kam. „Ich frage gar nicht erst, ob du das mit Absicht gemacht hast, es kann nicht anders sein.“

„Was hat er jetzt wieder angestellt?“

Der Ältere reichte ihm wortlos die Blätter, auf denen mittels Kreuzen markiert worden war, wo genau die Schüsse getroffen hatten.

„Ich muss Ihnen Recht geben, das war Absicht.“

Brad hatte zunächst auf die Stirn gezielt, beim nächsten Mal das linke Auge getroffen. Es folgte das rechte Auge und danach ein Schuss aufs Herz. Anschließend ging es wieder von vorne los.

„Angeber“, wandte er sich an den Jungen.

Der sah lächelnd zu ihm hoch. „Das macht nur das gute Training.“

„Gewiss doch… Aber wenigstens einen Fehler hättest du dir mal erlauben können.“

Das Lächeln verschwand. „Das ist keine gute Strategie. Der erste Fehler kann immer auch der letzte sein.“

Herr Rudert, der ihnen zugehört hatte, verbarg seine Belustigung. „Nun, Herr Schneider. Sie sollten aufpassen, dass Sie unseren Erziehungserfolg nicht wieder zunichte machen.“

>Genau Michael. Jetzt bist du es ja, der mir Flausen in den Kopf setzt.<

Er schüttelte nur den Kopf und wuschelte durch die schwarzen Haare, was ihm einen Klaps auf die Hand einbrachte. Dann war die Strecke für den nächsten Schüler vorbereitet und Brad lehnte sich gegen sein Bein, während er den Rest des Durchlaufs beobachtete.
 

Michael klopfte an die Bürotür, wartete auf das leise „Herein“, ehe er eintrat.

Herr Franken blickte von seinen Akten auf und deutete ihm mit einer flüchtigen Geste der linken Hand, Platz zu nehmen. Es folgte eine kurze Musterung, bevor der Ältere das Wort ergriff.

„Wir haben über deinen Antrag gesprochen. Und auch wenn wir ungern einen Schüler in diesem Alter bereits nach Draußen lassen, überwiegen in diesem Fall die Vorteile.“

Michael erlaubte sich ein erleichtertes Ausatmen und der ihm gegenübersitzende Precog lächelte leicht.

„Da Brad unter deiner Aufsicht stehen wird, dürften kaum Schwierigkeiten zu erwarten sein und wir alle wissen ja bereits, dass ihr wohlbehalten zurückkehren werdet.“

Unwillkürlich erwiderte er das Lächeln. Sie setzten wirklich absolutes Vertrauen in Brads Vision - und warum sollten sie auch nicht? Bisher hatte sich der Junge nie geirrt. „Vielen Dank für die Erlaubnis.“

Herr Franken lehnte sich zurück, die Hände im Schoß verschränkend. „Ich habe von den Ergebnissen heute gehört.“ Wieder wurde er nachdenklich gemustert und Michael begegnete dem Blick offen. „Natürlich ist Brads Leistung erfreulich, aber du solltest aufpassen, dass es ihm nicht zu Kopf steigt. Es wäre sicherer, wenn der Junge auch mal scheitern würde.“

Die Worte erinnerten ihn an den Test mit dem Schachspiel, von dem Brad ihm vor ein paar Wochen erzählt hatte.

„Ich glaube nicht, dass er sich zu viel darauf einbilden wird. Brad ist und bleibt ein Perfektionist, das liegt in seiner Natur.“ Belustigung trat in eisblaue Augen. „Und deswegen kontrolliert er sich viel zu sehr selbst, um sich irgendwelche Höhenflüge zu erlauben.“

Der Precog dachte einen Moment über seine Worte nach, zuckte schließlich nachgebend mit den Schultern. „Vielleicht beunruhigt mich manchmal nur, wie gut er hierher passt.“

„Sie erwarten, dass er auch mal rebellieren sollte?“

Wieder ein Lächeln. „Tut das nicht jeder früher oder später?“

„Brad würde die Sinnlosigkeit voraussehen und keine Energie darauf verschwenden.“

„Ja, das würde zu ihm passen, nicht wahr?“ Dann wurde Herr Franken ernst. „Da die Entscheidung jetzt gefallen ist, kannst du dich an die Reisevorbereitungen machen. Denk daran, auch Unterlagen für Brad ausfertigen zu lassen.“

„Natürlich, Herr Franken.“

„Gut, dann sehen wir uns wieder, sobald du alles abgeschlossen hast.“

Er erhob sich und nickte. „Auf Wiedersehen, Herr Franken.“

Erst als Michael das Büro verlassen hatte, flog ein erfreutes Lächeln über sein Gesicht.
 

~TBC~

"Ich möchte kein Telepath mit unzureichenden Schilden sein"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 39/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Dieser Teil spiegelt die erste Fahrt von Crawford und Schuldig nach München wider, wie sie in Close Distance stattgefunden hat ^^ Wenn euch also etwas bekannt vorkommt, bildet ihr euch das nicht nur ein *grins*

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Kralle: Gut gemerkt *freu* Also weiter mit der Theorie: In einem solchen Fall hätte Brad Herrn Schumann ja einen Zugriff gestatten müssen. Ansonsten wäre dem Telepath klargewesen, dass Brad lügt. ^^ Erinnerst du dich noch an den Vorfall mit Bernard? Anschließend hatte Brad erzählt, was passiert war, und Herr Schumann konnte telepathisch prüfen, ob es der Wahrheit entsprach. Brads Schilde sind wirklicht, gut. Wenn er sie einsetzt. ^^
 

@Jemma: Brad ist, was aus ihm gemacht wurde. Obwohl ich generell der Meinung bin, dass Crawford einiges von einem Perfektionisten hat. Für mich hängt das mit seinem Talent zusammen. Stell dir mal vor, du könntest in die Zukunft sehen. Irgendwie würde man sich doch viel eher unzulänglich fühlen, wenn man dann trotzdem einen Fehler macht, hm? ^.~
 

~ „Wir sind da.“ Crawford sah ihn prüfend an, stieg dann aus, anscheinend zufrieden mit dem, was er vorgefunden hatte.

Er folgte dem Schwarzhaarigen und blinzelte als nächstes in die warme Sonne hinein. In seinem Kopf verschob sich etwas, sein Block wurde nochmals verstärkt, die Schilde dichter verwoben. Der auf ihm lastende Druck war kontinuierlich angestiegen, das Wispern lauter geworden. So gut es ging hatte er sich angepasst, aber der Zusammenfall von Menschenmassen mit der Tatsache, dass niemand von denen daran dachte sich abzuschirmen, machte das zu einer schwierigen und Energie raubenden Aufgabe.

„Geht es?“

Er grinste. „Klar doch.“ ~
 

(Crawford und Schuldig, Close Distance, Teil 104)
 

Teil 39 „Ich möchte kein Telepath mit unzureichenden Schilden sein“
 

„Du fährst nicht?” Brad betrachtete den Wagen, dann den Chauffeur, der ihnen gerade die Tür aufhielt.

„Eine Leihgabe meines Vaters“, antwortete er lächelnd und deutete dem Jungen einzusteigen. Michael war ganz zufrieden mit der Aussicht, nicht Stunden hinterm Steuern zubringen zu müssen.

Brad gehorchte, wartete mit dem Anschnallen aber, bis er selbst es getan hatte. Natürlich nur, um dann auf den Platz neben Michael zu rutschen.

„Warum müssen wir eigentlich so früh los, wenn der Flug erst morgen geht?“

„Ich dachte, du möchtest vielleicht ein bisschen von München sehen. Außerdem können wir dann gleich Sachen für dich kaufen.“

Brad sah an sich herunter, trug natürlich die gewohnten dunkelblauen Hosen und ein T-Shirt gleicher Farbe. „Ich denke nicht, dass ich hiermit auffallen werde. Außerhalb der Schule wirkt es bestimmt nicht wie eine Uniform.“

Er musste unwillkürlich lachen, wuschelte durch die schwarzen Haare, die gleich darauf so gut es ging wieder glattgestrichen wurden. „Aber dir ist aufgefallen, dass wir für dich kaum etwas gepackt haben, hm?“

„Natürlich“, wurde er aus braunen Augen angeblitzt, dann lächelte auch Brad. „Mir gefallen deine Sachen.“

„Ich werde dir einen Anzug zu deinem Abschluss schenken.“

„Dann werde ich hoffentlich auch in einen hineinpassen“, erwiderte der Jüngere mit einem schiefen Lächeln.

„Bestimmt.“ Brad begann langsam schlaksig zu werden, aber der richtige Wachstumsschub stand noch aus.

„Woher willst du das wissen?“

Er zuckte mit den Schultern. Diese Frage war schwierig zu beantworten, doch wenn er die Augen schloss, konnte er das Bild beinahe sehen.

Brad verstand und seufzte leise. „Wenn du ein Precog wärst, könnte ich dir eher glauben. Ich wünschte, ich könnte mich selbst sehen.“

„Versuch, eine Vision von dir vor einem Spiegel zu haben“, schlug Michael vor, amüsiert. Wer hätte auch erwartet, dass sich der Junge darüber Gedanken machte.

„Natürlich, mein Talent würde dabei ganz bestimmt mitspielen.“ Brad gab ein Schnauben von sich, ebenfalls belustigt. Danach lehnte er sich mit dem Kopf gegen Michaels Schulter und sagte nichts mehr, war kurz darauf eingeschlafen.

Brad schlief fast die ganze Fahrt über, mit der entsprechenden Ermutigung von Michael. Überraschenderweise war er letzte Nacht nämlich aufgeregt genug gewesen, um kaum ein Auge zuzumachen. Michael hatte dadurch ebenfalls nur wenig Schlaf bekommen, aber sein Körper kam besser damit klar. Und so arbeitete er mit seinem Laptop, bis es Zeit war, Brad zu wecken.

Der versuchte sich zu strecken, bemerkte jedoch schnell, dass der Gurt ihn dabei einschränkte und gab auf, um stattdessen an Michael vorbei aus dem Fenster zu sehen.

„Ich denke, du brauchst die hier.“ Lächelnd setzte er Brad die Brille auf, der die Prozedur beinahe ungeduldig über sich ergehen ließ.

„Wo sind wir jetzt?“

„Kurz vor München. Du hast nicht viel verpasst. Nur eine lange, eintönige Autobahnstrecke.“

„Danke, dass du mir das erspart hast“, schenkte Brad ihm ein schnelles Grinsen, munter werdend.

„Du hast es gemerkt?“

„Dass du mich mehr oder weniger schlafen geschickt hast? Natürlich. Schließlich hat das schon beim ersten Mal nur mit meiner Zustimmung funktioniert.“ Brad sah ihn beinahe verschmitzt an.

Michael war überrascht und fragte sich gleichzeitig, warum überhaupt. „Ich hatte nicht erwartet, dass du dich daran erinnerst“, gab er zu.

„Ich werde es nicht vergessen.“ Das klang wie ein Versprechen und er wusste nicht so recht, was er damit anfangen sollte. Brad lächelte nur, wechselte dann plötzlich das Thema. „Hörst du eigentlich die Stimmen, wenn so viele Menschen um dich herum sind?“

„Nur wenn ich es möchte.“

„Das ist ungewöhnlich für einen Telepathen, nicht wahr?“

„Ja. Ich bin eben auch gut.“

Brad lachte, hob beide Hände, um sein Gesicht damit zu umfassen. Automatisch beugte er sich ihm entgegen. „Zeigst du es mir?“ Neugierig.

„Hm, wenn du möchtest…“ Damit schloss Michael die letzten paar Zentimeter zwischen ihnen, bis sie sich Stirn an Stirn berührten, auch wenn es etwas unbequem war.

>Pass auf.< Er würde die Ebene verwenden, um es für Brad leichter zu machen. Gleich darauf standen sie auf einer Fläche aus einem unidentifizierbaren Material, die sich in die Unendlichkeit erstreckte.

>Es ist sehr… zweidimensional.< Brad materialisierte sich, bevor er selbst es tun konnte. Natürlich, der Junge war seinem Körper mehr verhaftet. Ein entsprechender Gedanke ließ Michael neben Brad erscheinen.

>Das scheint nur so, weil ich zurzeit alles abschirme.< Seine mentale Stimme flackerte als Licht auf, durchzogen mit bunten Funken des Amüsements, das er gerade fühlte. Dann begann er seine Schilde fallen zu lassen und es wurde so hell, dass Brad geblendet die Augen schloss. Eine Sonne nach der anderen tauchte auf, begleitet von einem Flüstern, das langsam zu mehr anschwoll.

Brad sah mit geweiteten Augen zu, selbst als der Lärm lästig wurde. Und einen Atemzug später standen sie im Dunkeln.

Verwirrt sah Michael sich um, aber erst als er nach oben blickte, konnte er einen weit entfernten Sternenhimmel ausmachen. Das waren ganz bestimmt nicht seine Schilde, die sie gerade umgaben.

>Der Fahrer bekam langsam Schwierigkeiten<, lieferte Brad ihm dann auch schon eine Erklärung.

>Gut aufgepasst.< Auch wenn in Wirklichkeit nur Sekunden vergangen waren, musste der Druck selbst für einen Talentlosen wirklich schnell unangenehm geworden sein. Michael holte sie beide zurück.

„Das war interessant.“ Brad blinzelte gegen das echte Sonnenlicht an. „Aber ich möchte kein Telepath mit unzureichenden Schilden sein.“

„Das Gleiche kann man über Precogs sagen.“

Brad hatte sich nur so weit zurückgezogen, dass er jetzt dessen Lächeln sah. Wortlos strichen Brads Hände weiter, bis die Finger in sandblonden Haaren vergraben waren. Aber er sagte rein gar nichts.
 

„Wir sind angekommen, Herr Schneider.“ Der Fahrer hatte vor dem Hotel gestoppt und die Wagentür geöffnet.

Michael stieg aus, wartete dann, bis Brad ihm folgte. Der Junge sah sich einmal um, alles erfassend, trat anschließend neben ihn. „Es ist alles so beengt hier.“

„In Tokio wird es um einiges schlimmer. Bereitet es dir Schwierigkeiten?“ So etwas kam bei einigen Schülern vor, wenn sie zum ersten Mal nach Jahren Rosenkreuz verlassen durften.

Brad zeigte ein schmales Lächeln, schüttelte den Kopf. „Ich werde mich darauf einstellen.“ Die braunen Augen wurden nachdenklich. „Außerdem gibt es hier dafür so viel mehr Möglichkeiten.“

Und als Michael über Brads Geist hinwegstrich, spürte er dessen Talent auf Hochtouren arbeiten.

„Du hast heute frei, vergiss das nicht.“ Nur mit einer Fingerspitze berührte er die Stirn des Jungen, der daraufhin auflachte.

„Keine Sorge, das werde ich nicht. Aber es ist faszinierend, das Potenzial zu beobachten. Ich hatte nicht erwartet, dass Rosenkreuz’ geregelte Abläufe so einen großen Unterschied machen.“

Darauf wusste er nichts zu erwidern. Sein Gepäck war inzwischen aus dem Kofferraum geholt worden und aus den Augenwinkeln sah er einen Hotelangestellten kommen, der es zweifellos hineintragen würde.

„Ich brauche Sie nicht mehr“, wandte Michael sich an den Chauffeur.

„Natürlich, Herr Schneider.“ Der ältere Mann verbeugte sich leicht und irgendwie hatte Michael das Bedürfnis, über seine Schulter zu schauen, in der Erwartung seinen Vater dort stehen zu sehen.

Prompt strahlte von Belustigung zu ihm herüber und er sah den Jüngeren strafend an. „Ein bisschen mehr Respekt, wenn ich bitten darf.“

Brad lachte schon wieder, umfasste mit beiden Händen Michaels Gürtel und sah zu ihm hoch. „Soll ich dich auch Herr Schneider nennen?“

Er gab ihm einen nicht ernst gemeinten Klaps auf den Hinterkopf. „Dir ist die Fahrt wohl nicht bekommen.“ Brad wirkte beinahe aufgedreht.

„Ganz im Gegenteil.“ Er wurde noch kurz angegrinst, dann ging der Junge geradewegs auf die Eingangstür zu, ohne den Hotelangestellten eines Blickes zu würdigen. Der wusste nicht so ganz, wie er Brad einordnen sollte, beschloss schließlich, sich keine Gedanken darüber zu machen.

Michael verkniff sich ein Lächeln, nickte dem anderen Mann zu, der daraufhin die Koffer ergriff und sich ihm anschloss.

Brad war bereits bis zur Rezeption vorgedrungen und wurde von der Empfangsdame mehr oder weniger misstrauisch beäugt. Das wich allerdings schnell einem höflichen Lächeln, sobald Michael hinzukam.

„Wir haben eine Reservierung auf den Namen Schneider.“

„Einen kleinen Moment bitte, Herr Schneider.“ Sie begann etwas in den Computer einzutippen, runzelte schließlich die Stirn. „Es tut mir leid, aber ich kann Ihren Namen nicht finden.“

Ihm blieb gar nicht die Zeit gereizt zu werden, denn in diesem Moment klang Brads Stimme auf.

„Der Name wurde falsch eingegeben. Ohne das C.“ Irritation unterlegte die Worte, Brad hielt nicht viel von Inkompetenz.

Die Empfangsdame tauschte einen entnervten Blick mit dem Pagen aus, startete aber eine neue Suche. Gleich darauf starrte sie Brad entgeistert an, der ihr lediglich ein sehr schmales, kaltes Lächeln schenkte.

Sie schluckte, blass geworden, und holte dann schnellstens ihren Schlüssel. „Bitte entschuldigen Sie das Missverständnis, Herr Schneider.“

„Gewiss doch.“ Damit nahm er den Zimmerschlüssel an sich und folgte Brad, der sich bereits auf dem Weg zum Fahrstuhl befand.

Erst als sie allein in ihrem Zimmer waren, hielt Michael das Lachen nicht mehr zurück. „Du weißt, dass du so etwas nicht tun sollst.“ Er griff nach Brad, der das bereitwillig mit sich geschehen ließ und umarmte ihn. „Sie hätte die Reservierung bestimmt noch gefunden.“

„Na sicher hätte sie das, aber ich hatte keine Lust, mir solange die Beine in den Bauch zu stehen.“ Brad legte den Kopf in den Nacken und sah zu ihm hoch. „Ich habe nämlich Hunger.“

„Ist das so? Was für ein Glück dann, dass sie hier ein gutes Restaurant haben, hm?“
 

Am Mittagessen hatte Brad wohl am meisten fasziniert, dass er es sich selbst von einer Karte aussuchen konnte, der Geschmack war da fast nebensächlich gewesen. Satt hatte es sie auf jeden Fall gemacht und danach beschlossen sie, sich um Brads Sachen zu kümmern.

Im Moment lief der Jüngeren neben ihm her und betrachtete die Auslagen in den Schaufenstern. Es war Samstag und dementsprechend belebt auf den Straßen, doch sie würden sich kaum verlieren können. Brad hatte nämlich einen Finger durch eine von Michaels Gürtelschlaufen gehakt und sah nicht so aus, als wollte er in ihn nächster Zeit wieder loslassen.

„Hier.“ Brad blieb vor einem Geschäft stehen, das eindeutig besser gestellte Kundschaft bediente. Dementsprechend schnell hatten sie auch einen Verkäufer an ihrer Seite, nachdem sie eingetreten waren.

„Womit kann ich Ihnen helfen?“

„Ich brauche eine komplette Ausstattung für ihn.“ Seine Hand senkte sich auf Brads Schulter.

Der Verkäufer unterzog den Jungen augenblicklich einer gründlichen Musterung, murmelte dabei Maße vor sich hin. „Haben Sie bestimmte Vorstellungen?“, wurde er anschließend gefragt, wobei der Mann mit Bravour _nicht_ dorthin sah, wo Brad sich immer noch an ihm festhielt.

Vielleicht sollte er dem Jungen klarmachen, dass das in dessen Alter kein angemessenes Verhalten hier Draußen darstellte, aber alles in allem war es Michael egal, was die Leute darüber dachten. Als Telepath konnte und würde er im Notfall sowieso ihre Erinnerung manipulieren.

„Keine Jeans“, meinte Brad bestimmt. „Und ich möchte solche Hemden haben.“ Damit schlossen sich Brads Finger um den Stoff seines Hemdes, wobei dem Jüngeren vollkommen egal war, dass er dabei Michaels Weste verschob.

„Ganz wie Sie wünschen.“ Jetzt war der Verkäufer amüsiert. „Wenn Sie mir bitte folgen würden?“

Sie wurden zu einer Umkleidekabine gebracht und gebeten dort zu warten. Es dauerte nicht lange und der Verkäufer war mit einer Auswahl an Hosen und Oberteilen zurück. Sie ließen Brad allein, damit er die Sachen anprobieren konnte.

„Benötigen Sie auch Schuhe? Ich könnte danach schicken lassen.“

„Ja, bitte.“

Der ältere Mann verschwand wieder für eine Weile und hatte merkwürdigerweise eine Krawatte dabei, als er zurückkehrte. „Darf ich Ihnen die empfehlen?“

Er zog eine Augenbraue hoch und nahm den Streifen Seide in die Hand.

Diesen Moment wählte Brad, um die Kabine zu verlassen. Braune Augen glitten von der Krawatte zum Verkäufer und wieder zurück. „Kauf sie, sie passt perfekt zu dem Anzug.“ Brad legte den Kopf schief. „Und zu deinen Augen.“

„Hm, vielen Dank.“ Belustigt ging er in die Hocke, einer unausgesprochenen Aufforderung folgend, und ließ sich die neue Krawatte umbinden.

Brad sah ihn danach zufrieden an. „Ganz wie ich es gesagt habe. Ich habe mich übrigens entschieden, was ich haben möchte.“

„Das ging aber schnell.“

Der Verkäufer war überrascht, dass Brad einen Großteil der ausgewählten Sachen überhaupt nicht anprobiert hatte, aber als Precog hatte der Junge das wohl nicht nötig. Bei den Schuhen brauchten sie auch nicht lange und bald darauf verließen sie das Geschäft mit der Versicherung, dass alles ins Hotel geliefert werden würde.
 

~TBC~
 

So, bis nach München sind sie schon einmal gekommen. *ehe*

cya, cu ^-^

"Wünschst du dir nicht manchmal, sie wären einfach weg?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 40/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Brad erlebt mehr vom normalen Leben ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Kralle: Ich gebe zu, dass ich auch nicht alle Details im Kopf behalte, aber ich habe dafür eine klare Vorstellung davon, wie Brads Talent funktionieren soll und welchen Einschränkungen er unter anderem dadurch unterliegt, dass er zurzeit nur ein Schüler auf RK ist. ^^ Sein Talent hätte ich fürs Klamottenkaufen auch gerne. Ich finde das Anprobieren nämlich nervtötend. ^^#
 

@Razielle: Schuldig hatte eindeutig mehr Interesse am Einkaufen selbst gezeigt. *nick* Ich jedoch sympathisiere voll und ganz mit Brads Vorgehensweise. Allein die Zeitersparnis… Apropos Schuldig. Inzwischen weiß ich, wann er voraussichtlich das nächste Mal auftaucht. Aber Geduld musst du dafür echt haben, denn es frühestens was in Teil 58 ^^# Dafür verspreche ich aber auch ein Kapitel aus seiner Sicht *grins*
 

@Jemma: *gg* Freut mich, dass ich damit nicht alleine dastehen. Meine Schwestern lieben es nämlich, shoppen zu gehen *schauder* Hm, was Brads Verhalten angeht… er wollte Michael (noch) nicht provozieren, was aber nicht heißt, dass er sich die ganze Zeit zurückhalten wird. Brad sieht einfach keinen Grund, sein Verhalten zu ändern und auf RK hat er schließlich auch an Michael gehangen. Draußen macht er es nur noch häufiger, weil er so demonstriert, dass Michael zu ihm gehört. ^^ Ein Glück, dass dich der Zwischenstopp nicht stört, denn irgendwie schaffe ich es erst im übernächsten Teil bis zum Flughafen ^^°
 

~ „Mögen Sie wirklich kein Eis?“

„Nicht besonders.“ ~
 

(Ran und Crawford, Close Distance, Teil 129)
 

Teil 40 „Wünschst du dir nicht manchmal, sie wären einfach weg?“
 

„Er wollte dich ins Bett bekommen…“ Brad klang nicht einmal empört, als er diese Feststellung traf.

„Tatsächlich? Seit wann kannst du denn Gedanken lesen?“

„Das muss ich dafür nicht können.“

„Wahrscheinlich nicht“, stimmte er lächelnd zu. „Du hast ihm schnell den Wind aus den Segeln genommen, hm?“

„Natürlich, ich lasse bestimmt niemanden an dich ran. Aber wenigstens hat er Geschmack.“ Brad lächelte, bevor er weitersprach. „Du musst doch zugegeben, dass die Krawatte gut aussieht, nicht wahr?“

Sie lachten beide.

Sie hätten nun ins Hotel zurückkehren können, aber Michael wollte, dass Brad sich weiter akklimatisierte. Rosenkreuz war alles andere als die reale Welt und in dieser Phase sollte kein Schüler nach draußen dürfen. Aber er bezweifelte, dass Brad jemals auch nur einen Gedanken an Fluch verschwenden würde. Der Junge hatte niemals in Frage gestellt, nach Rosenkreuz zu gehören.

„Was ist das?“ Brad blieb stehen und schien auf irgendetwas zu lauschen.

Und da hörte er es auch, leise Musik und Stimmengewirr. „Scheint eine Art Fest zu sein.“ Michael überprüfte seine Vermutung. „Ja, da hiesige Sommerfest. Findet jedes Jahr statt.“

Brad griff nach seiner Hand und begann ihn in die entsprechende Richtung zu ziehen. Er ließ es mit einem Lächeln geschehen.

Das Riesenrad ragte über alles hinaus, die Karussells, die Buden, die Menschen. Insbesondere die Menschen. Familien waren um diese Zeit überwiegend unterwegs und Brad beobachtete das mit einem Stirnrunzeln. Michaels Hand wurde fester umfasst.

„So sieht also das normale Leben aus…“

„Das nehme ich an.“ Seine Kindheit war ebenfalls anders verlaufen. „Willst du dorthin gehen?“, fragte er den Jungen.

„Ich will es mir ansehen.“ Brad setzte sich in Bewegung und Michael sorgte dafür, dass sie immer genug Freiraum hatten. Niemand rempelte sie an oder trat ihnen aus Versehen auf die Füße.

„Warum soll das hier Spaß machen?“, wurde er unvermutet gefragt.

„Darüber hat sich wohl noch niemand Gedanken gemacht“, erwiderte er mit sanfter Belustigung.

„Ich denke, mir ist es hier zu laut. Und zu voll.“

Das kam nicht wirklich unerwartet. „Ich verstehe.“

Sie überquerten fast das gesamte Gelände, ohne dass Brad den Wunsch äußerte, irgendwo stehen zu bleiben oder etwas auszuprobieren. Bis sie zum Schluss einen Stand passierten, wo man mit Luftgewehren auf bunte Figuren schießen konnte.

„Das sieht einfach aus.“ Brads Mundwinkel kurvten in ein schmales Lächeln.

Wortlos bezahlte Michael und sah amüsiert zu, wie der Junge sich geduldig den Gebrauch erklären ließ. Schließlich war das überstanden und Brad visierte sein erstes Ziel an. Energie flammte auf und dann war es so schnell vorbei, dass der Besitzer es im ersten Moment überhaupt nicht erfasste. Schließlich räusperte dieser sich.

„Gut gemacht, mein Junge. Welchen Preis möchtest du haben?“

Braune Augen wurden gehoben und hielten den älteren Mann fest, der sich nicht erklären konnte, warum sich Angst in seiner Magengrube rührte. „Ich brauche nichts davon. Aber Sie sollten das Gewehr überprüfen, der Lauf ist verzogen.“ Brad kam zu ihm zurück, ohne den Anderen weiter zu beachten. „Ich glaube, ich vermisse unseren Schießstrand.“

„Das muss an deiner Vorliebe für Präzision liegen.“

Sie verließen den Festbereich und fanden bald ein Café, das nicht zu überlaufen war und wo sie sich für eine Weile ausruhen konnten.

„Wie wäre es mit einem Eisbecher?“ Er überflog die Karte, sah zu Brad, als der nicht gleich antwortete.

„Schmeckt Eis wirklich so gut?“

Das ältere Ehepaar am Tisch neben ihnen warf Brad einen ungläubigen Blick zu, der davon natürlich nichts mitbekam. Michael hob die Hand, um Brad ein paar Strähnen aus der Stirn zu streichen. Manchmal konnte er vergessen, dass der Junge nichts mehr über sein Leben vor dem Institut wusste. Aber dann kam ein Moment wie dieser und die alten Fragen tauchten wieder auf.

Brad spiegelte die Geste mit einem Lächeln. Das war immer noch so, es beruhigte den Jungen.

„Ich weiß schon, wie wir das machen“, kam er zu einem Entschluss. Und dann ließ er für Brad einen Eisbecher zusammenstellen, der möglichst verschiedene Sorten enthielt, auch wenn er zumindest auf die exotischeren Varianten verzichtete.

Der Junge beäugte wenig später das Ungetüm vor sich mit einem Ausdruck, der Misstrauen nahekam. „Das kann ich nicht alles essen.“

„Das musst du auch nicht. Koste einfach von jeder Kugel und finde heraus, was du am liebsten magst. Und das kannst du dann in Zukunft bestellen.“

„Klingt, als würde es funktionieren.“ Ein Lächeln blitzte auf, dann griff Brad nach dem Löffel, der als erstes in das Schokoladeneis getaucht wurde.

„Ist es gut?“

„Hm…“ Brad war zu beschäftigt damit, die nächsten Sorten durchzuprobieren, um ihm richtig zu antworten.

Lächelnd lehnte sich Michael zurück und trank seinen Kaffee. Brad war zweifellos begeistert, den anderen Eltern und Großeltern hier hatte er mit seiner Bestellung allerdings keinen Gefallen getan. Die Kinder mussten nämlich nur einen Blick auf den Eisbecher werfen, um ebenfalls einen haben zu wollen und lagen damit den Erwachsenen in den Ohren. Michael hörte Bemerkungen wie „unverantwortlich“ und „Verschwendung“, machte sich aber herzlich wenig daraus.

„Möchtest du etwas abhaben?“ Brad hielt ihm den gefüllten Löffel hin und die Hand darunter haltend beugte er sich vor, um das angebotene Eis zu essen. Ja, es schmeckte immer noch und umso besser, weil sie auf Rosenkreuz nie welches hatten.

Sie tauschten ein Lächeln aus und wechselten sich ab diesem Moment immer ab. Trotz allem war noch mehr als die Hälfte übrig, als Brad schließlich aufgab. „Ich glaube, mein Magen ist eingefroren.“

„Hoffentlich bekommst du keine Bauchschmerzen.“ Der Gedanke war Michael vorher gar nicht gekommen, Erziehung war wohl wirklich nicht seine Stärke.

Brad lachte kurz auf und griff nach seiner Kaffeetasse, nahm einen Schluck von dem warmen Getränk. „Werde ich nicht. Ich würde nichts tun, das mich krank macht.“

„Gut zu wissen.“ Er griff in sein Jackett, um die Brieftasche herauszuholen. „Und, hast du ein Lieblingseis gefunden?“

„Ja, Schokolade.“

Er fragte sich, ob es daran lag, dass Brad diese Sorte als allererstes gekostet hatte, doch letztendlich war das sowieso egal. „Merk es dir.“

„Aber natürlich.“

Die Kellnerin kam und brachte die Rechnung, schüttelte innerlich den Kopf, als sie den Eisbecher mitnahm. Brad stand bereits auf und dessen Hand war kalt, als sie nach seiner suchte. Ihm fiel auf, dass es auch allgemein kühler geworden war, da die Sonne allmählich hinter mehr und mehr Wolken verschwand.

„Ich brauche jetzt einen Verdauungsspaziergang“, verkündete Brad.

„Wenn du es sagst…“ Vielleicht hatten sie Glück und das Wetter hielt sich.
 

Es hielt sich leider nicht. Mit wenigen schweren Tropfen fing es an, die vor ihnen auf den Bürgersteig trafen und abprallten. Gleich darauf war es, als würde sich der Himmel öffnen.

„Komm schnell, dorthin.“

Sie liefen auf eine Haltestelle zu und waren froh, sich unterstellen zu können. Ein Schauer lief durch Brad, auch wenn der Jüngere ihn zu unterdrücken versuchte.

„Ist dir kalt?“ Michael wartete keine Antwort ab, sondern zog sein Jackett aus, um es dann Brad um die Schultern zu legen. Der sah für einen Moment aus, als wollte er protestieren, schlüpfte dann aber widerstandslos in die Ärmel.

„Braver Junge.“ Lächelnd lehnte er sich gegen das kühle Glas und zog Brad gegen sich, Rücken an Brust. Allmählich wurde es voll im Unterstand. Sie waren nicht als einzige auf die Idee gekommen, hier Schutz zu suchen.

Brad erschauerte wieder, aber er spürte bereits die Wärme, die sie teilten. Trotzdem schlang er zusätzlich die Arme um den Jungen, so dass er seine Hände vor Brads Bauch verschränken konnte.

„Frierst du denn jetzt nicht?“ Brad lehnte sich zufrieden gegen ihn, bedeckte Michaels Hände mit den seinen.

„Wieso denn? Du hältst mich doch warm.“ Er lachte leise, auch wenn er seine Antwort ernst meinte. Und Brad verkniff sich einen unhöflichen Kommentar.

Erst danach begann Michael die Leute zu mustern, die sie umgaben und wie gewohnt wich man dem Blick der eisblauen Augen aus. Dabei kannten sie ihn hier überhaupt nicht. Schwaches Amüsement ließ seine Mundwinkel kurz nach oben zucken. Und dann öffnete er seine Schilde ein wenig, nahm Kontrolle zurück. Selbst bei Talentlosen kam er auf diese Weise schnell durch und in der Folge hatten sie bald mehr Platz.

Brad hob ohne hinzusehen einen Arm, bis die rechte Handfläche Michaels Wange berührte. >Haben sie dich verärgert?<

>Wie kommst du darauf?<

>Oh, das war nicht weiter schwierig.< Ironie durchwob die Worte.

Er lehnte sich in die Berührung, so dass der Junge sein Lächeln fühlen konnte. „Wollen wir ins Hotel zurückfahren? Ich kann uns ein Taxi rufen.“

Brad dachte darüber nach, schüttelte aber den Kopf. „Nein, noch nicht.“ Die Hand wurde gesenkt, dann trat Brad einen Schritt vor. „Da hinten ist ein Kino. Dort ist es auch trocken.“

„Wie du willst.“ Michael nahm einem der vorbeihastenden Fußgänger den Schirm ab und als er mit Brad davonging, konnte sich niemand mehr daran erinnern.

„Sehr geschickt gemacht.“ Brad versteckte seine Belustigung hinter einer ausdruckslosen eine. „Talentlose können so dumm sein.“

„Sie können nichts dafür.“

„Trotzdem, wünschst du dir nicht manchmal, sie wären einfach weg?“

„Wer sollte uns dann bezahlen?“, fragte er mit etwas ungläubiger Belustigung zurück.

„Mm… Ich verstehe…“

Tat er das wirklich? Sie erreichten das Kino, ohne dass Brad darauf zurückkam, den überwiegenden Teil der Weltbevölkerung verschwinden lassen zu wollen.

„Gibt es einen bestimmten Film, den du sehen möchtest?“

Der Junge betrachtete die Plakate, dann die Anzeige über den Schaltern. „Der sieht interessant aus. Und in zwanzig Minuten beginnt die nächste Vorstellung.“

Einer von diesen Teeny-Horror-Filmen. Michael griff nach einer der ausgelegten Kinozeitschriften und überflog den entsprechenden Artikel. Je weiter er kam, desto ausgeprägter wurde sein Lächeln. Er verstand, was Brad daran interessant fand. „Ab 16 freigegeben“, merkte er aber lediglich an.

Der Junge reagierte mit einem kurzen Hochziehen der Mundwinkel. „Dafür habe ich ja dich dabei.“

„Hm, jetzt werde ich schon zum Kinokartenkäufer degradiert.“

„Ich bezahle auch.“ Braune Augen funkelten mit einem zurückgehaltenen Lachen, als Brad die Brieftasche hervorholte.

„Ja, mit meinem Geld. Vielen Dank auch.“ Aber er stellte sich an und holte die Karten, ohne weiter zu protestieren.

Brad war inzwischen weitergewandert und er fand ihn vor der Popkornmaschine. Die junge Verkäuferin schien etwas unsicher, ob sie Brad ansprechen sollte, da dieser die Augen nicht von dem sich auf magische Weise vermehrenden Mais abwandte.

„Möchtest du welches haben?“

„Mais, Butter und Zucker, nicht wahr?“, kam eine Gegenfrage.

„Ganz genau.“

„Klingt ungesund.“ Brads Finger fanden schon wieder seinen Gürtel, ohne dass es ihm überhaupt bewusst wurde.

„Und es schmeckt gut. Ist genauso wie mit dem Eis. Und nein, ich weiß nicht, warum man es ausgerechnet in Kinos verkauft.“

Brad wich seiner Hand aus, als er ihm durch die Haare wuscheln wollte. „Ich bin immer noch besser“, blitzten kurz weiße Zähne auf. „Kauf eine Tüte“, wurde er dann aufgefordert.

„Dein Wunsch ist mir Befehl.“

Das ließ für ein paar Herzschläge alle Belustigung aus Brad herausfließen. „Sei froh, dass ich nicht auf einen Beweis dafür bestehe.“

Sie schwiegen, bis sie in ihren Sesseln saßen. Dort wenigstens legte Brad den Kopf auf seine Schulter und sprach auf diese Weise zu ihm. Eisblaue Augen ruhten für eine ganze Weile auf dem schwarzen Haarschopf, bevor Michal sich der Leinwand zuwandte. „Die Werbung läuft schon eine Weile…“, stellte er fest.

„Irgendwie müssen sie den Laden ja finanzieren. Neben den Einnahmen aus den völlig überteuerten Snacks hier.“ Die Antwort klang völlig normal und Brad griff in die Popkorntüte, um die Aussage zu unterstreichen.

„Woher weißt du, dass es überteuert ist?“

„Nun, ich habe die Preise auf dem Fest gesehen, die garantiert höher als in normalen Geschäften sind. Und hier muss man sogar noch mehr Geld hinlegen.“

„Worauf du alles achtest…“ Er wusste nicht, ob er überrascht oder einfach nur amüsiert sein sollte. Aber auf Rosenkreuz wurde ihnen schließlich beigebracht, alles im Auge zu behalten, weil man nie wusste, wann eine Information nützlich sein konnte. Ungewöhnlich war nur, dass der Junge dafür wahrscheinlich nicht einmal viel zusätzliche Konzentration aufbringen musste. „Anscheinend hast du wieder vergessen, dass du heute frei hast“, beschloss Michael schließlich, seiner ersten Reaktion hinzuzufügen. „Also schalt auch mal ab.“

„Ich werde mir Mühe geben.“

Als der Film lief, konnte er ab und zu ein unterdrücktes Lachen von Brad hören, meistens, kurz bevor eine der Kettenreaktionen den nächsten Teenager tötete.

„Das ist keine Komödie“, flüsterte er ihm irgendwann zu.

„Aber es ist lustig. Wenn der Tod wirklich einen festen Plan hätte, würde von Anfang an keine Möglichkeit bestehen, ihn zu umgehen. Das hier ist doch widersinnig. Erst entkommen sie und dann erwischt es sie in einer scheinbar unmöglichen Verkettung von Umständen.“

„Du glaubst also nicht an eine ‚Final Destination’?“, ging Michael auf den Filmtitel ein.

„Das fragst du ausgerechnet nicht?“

In Ordnung, für einen Precog musste das wirklich wie ein Witz klingen. Aber er wurde aufmerksam, als Brad noch etwas hinzufügte.

„Ich glaube, dass man sich sein Ziel allein setzen kann. Und dann alles tun muss, um es zu erreichen.“
 

~TBC~
 

Eigentlich folge ich einer Zeitlinie, in der der Kinofilm zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht raus war, aber ich konnte nicht widerstehen ^^

cya, cu ^-^

"Du planst mich auszunehmen?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 41/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Viel passiert diesmal wirklich nicht ^^#

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Kralle: Ich muss zugeben, dass ich diesen Film schon ewig nicht mehr gesehen habe. Warum denkst du, dass Fluch der Karibik passend wäre? *neugierig frag*
 

@Jemma: *lach* Das war doch schon auf Rosenkreuz so. Brad folgt den meisten Regeln dort, weil er es muss und weil er mit ihnen normalerweise konform geht. Was ihn aber nie davon abgehalten hat, in manchen Fällen zu tun, was ihm gefällt. Was die ‚Talentlosen‘ sich für Regeln einfallen lassen, ist nun wirklich nicht von Belang für ihn und eine Altersbeschränkung für einen Film findet er mehr als lächerlich. Michael sieht das nicht anders, sonst hätte er schon etwas gesagt. ^^
 

Teil 41 „Du planst mich auszunehmen?“
 

Für den Rückweg rief er ihnen ein Taxi, denn Brad war bereits zum Ende des Films hin halbwegs eingeschlafen. Und sobald sie im Wagen waren, rollte der Junge sich auf seinem Sitz zusammen und war nicht mehr ansprechbar.

Michael lächelte sanft. Er hatte Brad selten so erschöpft gesehen, die mehr oder weniger durchwachte Nacht forderte nun ihren Tribut.

„Viel unternommen heute?“, erkundigte sich der Fahrer und ihre Blicke trafen sich im Rückspiegel.

„Ja, etwas zu viel, wie mir scheint.“

„Sommerferien müssen eben ausgenutzt werden. Und in diesem Alter hält man das noch durch.“ Der andere Mann lachte und drehte das Radio leiser.

Die Fahrt war bald vorbei und Michael hatte Mühe, Brad aufzuwecken. „Na los, mein Kleiner, im Bett ist es viel gemütlicher.“

Wie erwartet reagierte Brad darauf. „Ich bin nicht klein“, kam sofortiger Protest und dann kletterte er freiwillig aus dem Taxi. Allerdings weigerte Brad sich, die Augen weiter als nötig aufzumachen und umfasste Michaels Handgelenk, damit er aufpasste, dass der Jüngere nirgendwo anstieß.

Er bezahlte den Fahrer, löste sich dann aus Brads Griff, um stattdessen beide Hände auf dessen Schulter zu platzieren und ihn so vor sich herzuschieben. „Ich nehme nicht an, dass du noch zu Abend essen willst?“

„Morgen ist noch genug Zeit dafür…“, murmelte Brad, lehnte sich gegen ihn, während sie auf den Fahrstuhl warteten.

Neben sich hörte Michael ein unterdrücktes Lachen und wandte den Kopf, um zu sehen, wie ihn die Frau anlächelte, die kurz nach ihnen das Hotel betreten hatte.

„Müssen Sie auf ihn aufpassen?“ Anscheinend wurde er für eine Art Leibwächter gehalten, was gar nicht so abwegig war, wenn man die Preisklasse dieses Hotels bedachte.

„Eher selten“, meinte Michael, unwillkürlich amüsiert. Dann ging mit einem unaufdringlichen ‚Pling‘ auch schon die Fahrstuhltür auf und Brad trat hinein, ihn mit sich ziehend. Auch in der Kabine wurde seine Weste nicht losgelassen und Brad platzierte sich so, dass er zwischen Michael und der Frau stand.

Die zog bei diesem Manöver eine fein geschwungene Augenbraue hoch. „Ein wenig besitzergreifend, wie mir scheint.“ Was unausgesprochen blieb, war weniger freundlich formuliert.

„Er ist es gewohnt, dass er meine ungeteilte Aufmerksamkeit hat.“

Sie fand ihre Annahme mit dieser Aussage bestätigt und gab die Absicht auf, ihn zu einem Treffen in der Hotelbar einzuladen. Der Fahrstuhl hielt an. „Ich muss hier raus. Einen schönen Abend noch.“

„Danke, ebenfalls.“

Und dann waren sie allein.

>Was ist nur mit diesen Leuten los?<, beschwerte Brad sich sofort. >Auf Rosenkreuz sind sie nicht so zudringlich.<

>Dort wissen sie auch, wer ich bin und dass das Ziel mich ins Bett zu bekommen nicht allzu erstrebenswert ist.<

Von Brad kam stumme Genugtuung ob dieser Tatsache und Michael hätte das unter anderen Umständen nicht besonders amüsant gefunden. Aber inzwischen hatte er ja jemanden, der nicht so auf sein Talent reagierte.

>Warum eigentlich spüren sie den mentalen Druck nicht so schnell? Als Talentlose haben sie doch gar keine Schilde.< Brad war jetzt nachdenklich geworden.

>Paradoxerweise liegt genau darin wahrscheinlich die Ursache. Ihre Gehirne sind in diesem Bereich nicht so sensibilisiert und reagieren mit einiger Verzögerung.<

>Könntest du mit einem von ihnen schlafen?<

>Wenn ich nicht zu lange brauche..?< Ohne Enthusiasmus. >Ich verspüre nicht den Wunsch, es auszuprobieren.<

>Gut.<

>Oh Brad. Manchmal kannst du sehr egoistisch sein.<

Der Junge widersprach nicht.
 

In ihrem Zimmer erwarteten sie die gekauften Sachen, aber Brad würdigte sei kaum eines Blickes und steuerte geradewegs das Bad an. Als er wieder herauskam, hatte er zwar nur noch Shorts und T-Shirt fürs Bett an, trug darüber jedoch Michaels Jackett.

Eisblaue Augen verfolgten den Weg des Jüngeren, aber er sagte nichts dazu und verschwand selbst im Bad. Wenig später holte er sich seinen Schlafanzug aus dem Schrank, sah mit leichter Überraschung, dass Brad immer noch wach war. Der Junge hatte sich anscheinend extra nicht hingelegt, sondern stattdessen im Schneidersitz aufs Bett gesetzt.

Michael zog sich um, setzte sich dann zu Brad. „Ist dir kalt?“

Ein Schulterzucken, gefolgt von einem Gähnen.

„Du bist nur müde.“ Er lächelte und Brad ließ sich bereitwillig das Jackett ausziehen. „Heute wird es etwas enger als gewohnt.“ Michael legte sich hin, strich durch die schwarzen Haare, als Brad gegen ihn sank.

„Dann ist es wärmer.“

„Ja.“ Er lachte leise. „Soll ich noch die Decke vom anderen Bett holen?“ Der Jüngere schüttelte nur den Kopf, also deckte er sie beide zu und Brad schmiegte sich zufrieden an ihn. Aber anders als erwartet schloss er nicht gleich die Augen.

„Kannst du uns noch einmal dorthin bringen, auf die Ebene?“

„Ich könnte schon, aber du solltest jetzt schlafen.“

„Nur kurz“, ließ Brad nicht locker.

Und mit einem Seufzen gab er nach. Brads Stirn war sehr warm gegen seine, aber die Empfindung verschwand, als sie von Dunkelheit eingehüllt wurden, die ganz anders als die in ihrem Zimmer war.

>Hast du das Bett mit hergebracht?<

>Ja, es hat funktioniert. Ich wollte es ausprobieren.<

>Ist das so…< Michael sorgte für ein sanftes Licht, um den Jungen zu mustern.

Der hatte sich aufgestützt und erwiderte seinen Blick ungerührt. Und langsam dämmerte Michael, was der Sinn der ganzen Aktion war.

Brads Hand strich nur über die Knopfleiste seines Schlafanzugoberteils und trotzdem fiel es prompt auseinander. Gleich darauf glühten dessen Fingerspitzen auf seiner nackten Haut und hier hinterließen sie tatsächlich Abdrücke, verweilende Spuren.

>Lass das, Brad.<

>Gleich…< Das T-Shirt des Jungen verschwand plötzlich und dann presste sich Brad an ihn

Nicht gut, gar nicht gut. Es fühlte sich viel zu echt an. Er schloss die Augen, konnte es aber nicht über sich bringen, es einfach zu beenden. Brad würde nichts passieren, versuchte er sich zu überzeugen. Nichts reichte an dessen Schilde heran und selbst hier könnte Brad sie einsetzen. Und trotzdem sah er auf der Rückseite seiner Lider Thomas‘ leeren Blick. Dieser eine Stich von Panik hatte rein gar nichts mit Rationalität zu tun, aber er brachte sie zurück.

Michael atmete zu hastig, während er sich auf den abrupten Verlust von Hitze einstellte. Sie lagen unverändert im Bett, zwei Lagen Stoff zwischen sich. Alles wie vorher, fast jedenfalls.

„Wie lange bin ich noch zu jung?“ Brad wusste ganz genau, was passiert war.

Er hatte keine Antwort darauf.
 

Er hatte Brad schlafen lassen, auch wenn der Junge später enttäuscht sein würde. Aber er wusste schon, was er dagegen tun konnte. Die Andeutung eines ironischen Lächelns zupfte an Michaels Mundwinkeln, als er die Krawatte wieder aus der Hand legte und sich vom Spiegel abwandte.

Ein Klopfen an der Tür lenkte seine Schritte dorthin.

„Ihr Frühstück, Herr Schneider.“

Mit einem Nicken trat er beiseite, so dass der Wagen hineingeschoben werden konnte. Er lehnte weitere Hilfe ab und gleich darauf war er wieder allein, nur dass jetzt der Duft nach frisch gebrühtem Kaffee das Zimmer durchzog. Ein Blick auf die Uhr, dann goss er sich eine Tasse ein, bevor er in den Schlafraum ging. Michael hatte sich so weit wie möglich von Brad abgeschirmt, stellte nun wieder die gewohnte Verbindung her und der wache Verstand neben dem seinen ließ Brad rasch munter werden.

„Frühstück.“ Er musste lächeln, als der Jüngere zunächst nur blinzelte. Dann fokussierten sich die braunen Augen auf ihn und da war es, das erwartete und beinahe zu übersehende Zögern, bevor Brad das Lächeln erwiderte.

„Sehr gut, ich bin nämlich wirklich hungrig.“

„Ich hoffe, du erwartet jetzt keine Überraschung von meiner Seite.“

Brad setzte sich auf und schüttelte den Kopf. „Ganz und gar nicht.“ Eine Hand strich glättend durch schwarze Haare, dann war der Junge auch schon auf den Beinen. „Ich werde mich beeilen.“

Er sah Brad nach, ohne zu sagen, dass das nicht erforderlich war und sie noch genug Zeit hatten, um in Ruhe zu essen. Es würde nichts ändern. Immer noch lächelnd kehrte er zurück zu seinem Kaffee und nahm einen ersten Schluck, um danach den kleinen Wagen leerzuräumen. Kaum hatte er alles auf dem Tisch angeordnet, öffnete sich bereits die Badezimmertür und Brad trat heraus.

Ein Handtuch hatte er sich um die Hüfte geschlungen, ein weiteres einfach über die Schultern gehängt. Was Michaels Blick aber einfing war die Krawatte in der Hand des Jüngeren. Brad kam geradewegs auf ihn zu und drückte Michael auf den nächststehenden Stuhl.

Seide strich seinen Hals entlang und eine ungewollte Gänsehaut ließ ihn unterdrückt erschauern. Danach hielt er vollkommen still, während Brad geschickt den Knoten band und festzog, anschließend seinen Kragen richtete. Dass die Finger des Jungen sich danach in seine Haare vergruben, war nicht dazu geeignet, den Sitz seiner Frisur zu verbessern, doch Michael hatte nicht vor, sich zu beschweren. Stattdessen schloss er die Augen, eine unausgesprochene Einladung.

Brad atmete etwas zu laut aus, angestauter Atem traf sein Gesicht. Aber die Wärme war nichts gegen die von Brads Lippen.

Seine Hände schienen sich ohne sein Zutun zu bewegen, als sie sich an Brads Taille legten, ihn näher zogen. Und trotzdem blieben sie auf diese drei Berührungspunkte beschränkt. Sanft beendete er schließlich den Kuss, was Brads gerötetes Gesicht nicht wirklich zu einer einfachen Entscheidung machte. Aber der Junge gab sich damit zufrieden und das Lächeln ließ sogar die braunen Augen aufleuchten.

Es war fast mehr, als er aushalten konnte. Rasch griff er nach dem dafür gedachten Handtuch und begann die schwarzen Haare trocken zu rubbeln. „Hast du dir schon überlegt, was du anziehen möchtest?“

Das Lächeln wich einem Grinsen. „Du meinst, da ich zum ersten Mal die Qual der Wahl habe, könnte es mir schwerfallen?“

Er lachte nur und als die Haare so trocken waren, wie sie auf diese Weise werden würden, drehte er Brad um und gab ihm einen Klaps auf den Hosenboden. „Nun dann, anziehen. Mein Kaffee wird kalt.“

„Wie schrecklich für dich.“
 

Brad sah… älter aus. Das weiße Hemd hob sich gegen die dunkle, anthrazitfarbene Hose ab, genauso wie gegen die noch viel dunkleren Haare. Auch wenn man wahrscheinlich jedes Staubkorn auf dem Hemd sehen würde, war es eine Wahl, die auch Michael getroffen hätte.

Brad nahm ihm gegenüber Platz, Lippen kaum merklich nach oben gekurvt.

Ein Kompliment war an dieser Stelle unnötig, der Junge hatte mitbekommen, wie er über das neue Outfit dachte. Es würde noch viel Spaß machen, Brad einzukleiden, sobald er nicht innerhalb von ein paar Monaten aus allem herauswachsen würde.

Das flüchtige Lächeln enthielt nicht nur Belustigung. „Bis dahin dauert es wohl noch ein bisschen.“ Brad legte den Kopf leicht schief, als müsste er nachdenken. „Wenigstens bleibt dir dadurch Zeit, um ein bisschen Geld anzusparen.“

Seine linke Augenbraue rutschte nach oben. „Du planst mich auszunehmen?“

„Wen denn sonst?“ Mit überzeugender Nonchalance. Und dann wandte Brad sich seinem Frühstück zu.
 

An der Rezeption arbeitete dieselbe Frau wie bei ihrem Einchecken und deren Augen weiteten sich, als sie Brad wiedererkannte. Leute ließen sich wirklich schnell von Äußerlichkeiten beeindrucken. Michael bezweifelte, dass sie Brad in diesem Aufzug mit dem gleichen Misstrauen empfangen hätte.

„Ich hoffe, Sie hatten einen angenehmen Aufenthalt und beehren uns bald wieder.“

Er nickte nur mit einem höflichen Lächeln, steckte die Kreditkarte zurück in die Brieftasche und versuchte zu ignorieren, dass Brad das Gesicht hinter ihm in sein Jackett vergraben hatte und ein Grinsen zurückzuhalten versuchte.

„Seit wann bist du so albern?“ Er hielt dem Jungen die Tür auf, auch wenn er den Portier damit seiner Arbeit beraubte.

„Es ist nur, dass es ihr lieber wäre, uns nicht mehr wiederzusehen und gleichzeitig sagt sie so etwas.“

Belustigt lächelte er. „Das ist ihr Job. Menschen sagen öfter etwas anderes als sie denken. Das erst macht das Zusammenleben erträglich.“

Sie bestiegen das Taxi und dann erst kam eine Reaktion. >In deinem Fall hilft das aber nicht viel.<

Michael hielt am Amüsement fest. >Und was denkst du, wie viele Leute genau mit mir zusammenleben wollen würden?<

Brad sah tatsächlich aus, als würde er die Verbindung erst in diesem Augenblick herstellen. An dieser Stelle besaß der Jüngere einen blinden Fleck, den Michael nie verstanden hatte, für den er aber nichtsdestotrotz dankbar war.

>Ich verstehe das nicht<, meinte Brad auch prompt. >Du kannst die ganze Zeit meine Gedanken lesen. Was ist so schlimm daran?<

>Es gibt nun einmal Sachen, die niemand teilen möchte.<

>Hm, vielleicht hast du Recht…< Er klang immer noch nicht überzeugt.

>Stell dir vor, du hättest nicht die Wahl, dich auch mal von mir abschotten zu können.< Das half auch nicht weiter. Es blieb dabei, Brad hatte nichts gegen _ihn_. Und dann hätte er sich am liebsten die Hand vor die Stirn geschlagen. >Es würde dir doch nicht gefallen, wenn jeder auf Rosenkreuz immer genau wüsste, was du planst, nicht wahr?<

>Das wäre… weniger schön.<

Er lächelte zufrieden.

Und Brad erwiderte das Lächeln. „Gut, in dem Punkt hast du gewonnen. Aber ein bisschen mehr Aufrichtigkeit kann trotzdem nicht so schlimm sein.“

Michael spürte die Verwirrung des Fahrers bei diesen wie aus dem Nichts kommenden Kommentar und schob sie beiseite. „Ich weigere mich, weiter mit dir darüber zu diskutieren.“
 

~TBC~
 

So, im nächsten Teil fliegen sie endlich los. *versprech* ^^

cya, cu ^-^

"Ist es dir auf einmal nicht mehr egal, was die Talentlosen so treiben?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 42/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Ha, ob ihr es glaubt oder nicht, die beiden schaffen es heute bis nach Japan ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Kralle: Irgendwie habe ich Schwierigkeiten, mir Brad in einer Komödie vorzustellen. Ich glaube, für war Final Destination schon lustig genug und eine echte Komödie würde er sich gar nicht erst antun… Ah, das mit dem Alter ist nicht ganz einfach, da ja Brads wahres Alter nie bekannt wurde. Wenn wir aber den Tag seiner Ankunft auf Rosenkreuz als seinen zehnten Geburtstag zählen, wie Michael es gemacht hat, dann ist er zurzeit dreizehn. Sein viertes Schuljahr auf Rosenkreuz hat vor kurzem begonnen. Michael ist zwanzig oder einundzwanzig, für ihn habe ich mir ehrlich gesagt noch keinen Geburtstag zurechtgelegt ^^°
 

@Jemma: Lustig, dass du das ansprichst. Brad wird aber nicht den gesamten Flughafen terrorisieren, dafür hat er schließlich keinen Grund. Was aber nicht heißt, dass er nicht zumindest ein Opfer finden wird, das es sehr wohl verdient hat ^^
 

Teil 42 „Ist es dir auf einmal nicht mehr egal, was die Talentlosen so treiben?“
 

Brad beendete seinen Rundgang durch die Lounge und blieb vor Michael stehen, der in einem der zum Warten bereitgestellten Sessel saß.

„Ist dir langweilig?“, erkundigte er sich, Amüsement nur in den eisblauen Augen.

Der Jüngere zuckte lediglich mit den Schultern, schien aber keine Antwort zu haben.

Ein Lächeln bildete sich um seine Mundwinkel. „Das deute ich mal als ein Ja. Du wirst dich daran gewöhnen müssen, dass es manchmal Verspätungen gibt.“ Er griff nach dem Glas Orangensaft, das ihnen gebracht worden war und reichte es Brad. „Hier, der ist frisch gepresst.“

Gehorsam wurde es genommen und in einem Zug völlig geleert. „Trotzdem muss es ja wohl nicht ausgerechnet unser Flug sein“, beschwerte sich Brad, als er das Glas zurückerhielt.

„Hauptsache das Flugzeug stürzt nicht ab“, erwiderte er belustigt. Brad kontrollierte sich wirklich viel weniger, seit sie Rosenkreuz verlassen hatten und es verlor nicht an Faszination, das zu beobachten.

Hände wurden ausgestreckt und er ergriff sie, woraufhin Brad einen Teil seines Gewichtes auf ihn verlagerte, sich vorlehnend. „Das wird nicht passieren“, kam dann eine Reaktion auf seine Anmerkung. „Aber ein anderer Flug wird nicht so viel Glück haben.“ Und noch ein bisschen leiser wurde eine Flugnummer angefügt.

Zum Glück saß niemand nah genug, um mitgehört zu haben. Michael unterdrückte ein Seufzen und warf einen Blick auf die Anzeige, die die ankommenden und abfliegenden Flüge listete. Transatlantik. Nun ja, vielleicht hatten ein paar der Passagiere genug Glück, das zu überleben. Er bezweifelte es jedoch ernsthaft.

Brad ließ seine Hände los, um sich stattdessen seitwärts auf seinen Schoß zu setzen. „Sie werden nicht einmal den Flugschreiber finden, geschweige denn einen der Passagiere…“

„Weißt du mehr?“

Der Kopf wurde gegen seine Schulter gelehnt und er erahnte das Lächeln, das er nicht sehen konnte. „Warte es ab.“

„Hm, sehr hilfreich.“ Aber er drang nicht weiter auf Brad ein, sondern schloss einfach nur die Augen. Michael war nicht unbedingt müde, aber Zeitunglesen wäre im Moment etwas schwierig. Und bis sie zum Boarding aufgerufen wurden, blieb nichts weiter zu tun außer abzuwarten.

Ruhige Minuten vergingen auf diese Weise, bis er auf einmal den Drang verspürte, Brad zu verbergen. Bevor er darüber nachdenken konnte, schlang er den linken Arm um den Jungen, so dass seine Hand am Ende der Bewegung die Gesichtshälfte verdeckte, die nicht gegen seine Weste ruhte. Brad folgte automatisch und drückte sich enger an ihn, musste dazu nicht einmal sein Dösen unterbrechen.

Eisblaue Augen sahen sich um und suchten nach der Ursache für seine Reaktion. Und nachdem er bewusst sein Talent nutzte, fand Michael sie in einem Mann Anfang vierzig, der seinen Blick mit einem Lächeln erwiderte, das ihm ganz und gar nicht gefiel. Und das daher nicht lange vorhielt. Denn gleich darauf wusste Michael ganz genau, was im Kopf des Anderen vor sich ging und Kälte nistete sich in dem Eisblau ein, die sich auch auf einer anderen Ebene übertrug und die Miene des Mannes zu Unbehagen wechseln ließ.

Brad wurde aufmerksam und richtete eine stumme Frage an ihn. Er zögerte sie zu beantworten, tat es schließlich aber und spürte, wie Abscheu durch den Jungen schwemmte.

>Wir sollten dafür sorgen, dass er das nicht mehr tut.<

>Ist es dir auf einmal nicht mehr egal, was die Talentlosen so treiben?<

>Im Allgemeinen schon. Aber er wollte es mit _mir_ machen. Und ich wünsche nicht, dass er mich auch nur in seinen Fantasien umbringen kann.<

Ganz zu schweigen von dem, was davor kommen würde, fügte Michael im Stillen an. >Ich könnte ihn mental überladen<, schlug er vor. >Niemand würde jemals einen Verdacht schöpfen.<

Brad dachte ernsthaft über den Vorschlag nach, schüttelte schließlich innerlich den Kopf. >Vielleicht erwarten die dann noch, dass du erste Hilfe leistest. Nein, probieren wir etwas anderes. Wie heißt es so schön, Auge um Auge...?<

>Hm, und an was genau denkst du?<

>Nimm diese nette kleine Fantasie, setze ihn in der Rolle des Opfers ein und gib sie ihm zurück.< Brad, der sich die ganze Zeit nicht gerührt hatte, lehnte sich jetzt weit genug zurück, um ihm in die Augen sehen zu können. Er ließ seine Hand daraufhin ein Stück nach unten rutschen und in Brads Nacken zur Ruhe kommen, was der Junge kaum zu registrieren schien. >Du kannst das doch? Es so einpflanzen, dass er immer diese Version erhält, wenn seine Gedanken in die entsprechende Richtung wandern?<

Vom Prinzip her war es nicht schwer, nur die Verknüpfungen herzustellen würde etwas dauern. >Wie viel Zeit bleibt mir?<

>Eine halbe Stunde.<

Das war mehr als genug. Er spürte, wie seine Mundwinkel von ganz allein nach oben kurvten. >Sieh es als erledigt an.<

Brad erwiderte das Lächeln, nahm dann seine vorherige Position wieder ein. Sie entspannten sich beide, wenn auch aus verschiedenen Gründen.

Als schließlich ihr Flug aufgerufen wurde, warf Michael einen letzten wissenden Blick auf den älteren Mann, der sichtlich verwirrt wirkte. Erste Schweißperlen bildeten sich am zurückgehenden Haaransatz, doch diese äußeren Anzeichen waren noch gar nichts gegen das, was _in_ ihm vorging. Zufrieden mit seiner Arbeit folgte er Brad.
 

„Wenn du weiter so oft aufstehst, läufst du noch deine Schuhsohlen durch“, begrüßte er Brad, als der mal wieder zu seinem Sitz zurückkehrte.

Der stemmte die Arme in die Hüfte. „Das wird aber wegen der Thrombosegefahr empfohlen.“

Michael schüttelte den Kopf. „Das Schlimme bei dir ist, dass selbst deine Ausreden der Wahrheit entsprechen.“ Er erwiderte Brads Lächeln, als dieser sich an ihm vorbeischob, um zum Fensterplatz zu gelangen. Jedenfalls dachte er, Brad hätte diese Absicht, doch der Junge blieb genau vor ihm stehen, eine Hand auf Michaels Schulter abstützend.

„Was-?“

Brad legte einen Finger auf seine Lippen und verschloss ihm damit den Mund. „Hör hin, es passiert jetzt.“

Und bevor er fragen konnte, was das sollte, erreichte ihn das mentale Wispern auch schon. Keine Botschaft, nur ein Hauch von Anwesenheit, der Verzweiflung und Wut mit sich trug und schnell wieder verschwunden war. Noch während Michael versuchte, das Vorgefallene zu verstehen, hatte er plötzlich Brad auf dem Schoß.

„Das war der Flugzeugabsturz“, wurde ihm ins Ohr geflüstert.

„Ein Talent saß drin?“

„Ihr findet sie nicht alle. Er hatte Glück, ohne Training so lange zu überleben. Und nun hat er alles mit sich genommen, das Flugzeug eingeschlossen. Jedenfalls ist das die Theorie, die ihr aufstellen werdet.“ Brad lächelte wieder und er spürte die Bewegung der Lippen gegen seinen Hals.

„Ist alles in Ordnung mit ihm?“ Eine besorgte Flugbegleiterin war neben ihnen stehen geblieben.

„Ja, nur ein kleiner Anfall von Flugangst. Ist gleich wieder vorbei.“ Seine Worte zusammen mit einem kleinen Anstoß seines Talents ließen sie nicken und weitergehen. Anschließend holte Michael nach, was er in der ersten Überraschung versäumt hatte. Niemand würde jetzt noch auf sie achten.

„Ich will dich wieder küssen“, kam es plötzlich völlig zusammenhangslos.

Er erschauerte ungewollt. „Wirst du danach endlich schlafen?“

„Du bist zu weit weg…“

Ein ungläubiges Auflachen entkam seinen Lippen. „Die Sitze stehen genau nebeneinander.“

„Es ist trotzdem anders. Ich will ein Bett haben.“

Was hatte Brad eigentlich gemacht, als er gar nicht da war? „Noch mehr Wünsche?“, fragte er mit sanfter Belustigung, streichelte über die feinen Haare in Brads Nacken.

„Natürlich. _Dich_ will ich auch haben.“

„Wer hätte das gedacht…“ Ironie mischte sich in die Belustigung.

Brad hob den Kopf von seiner Schulter. „Ich jedenfalls die ganze Zeit.“ Und dann war es ein Kuss, der ihm den Mund verschloss. >Meine Geduld ist irgendwann auch am Ende.< Der Gedanke war kaum vernehmbar.

Anschließend begab sich Brad freiwillig auf seinen Platz und schloss die Augen. Dennoch dauerte es einige Zeit, ehe der Junge wirklich einschlief. Und er hielt Michaels Hand dabei fest umschlossen.
 

„Schneider, eine Weile nicht gesehen.“ Petra war ihr gewohntes Selbst und ließ Martin, der ruhig im Hintergrund abwartete, ein wenig verlegen dreinschauen. Obwohl Michael im letzten Jahr öfters in Japan gewesen war, hatte die Empathin den Wechsel in ihrem Status bisher ohne Probleme ignoriert, solange sie nur unter sich waren.

Er musste unwillkürlich lächeln. Wenn er ehrlich war, fand er diesen Umgangston ausgesprochen erfrischend. „Hallo ihr beiden.“

Martin entspannte sich kaum merklich. „Wir sind informiert worden, dass Brad dich begleiten würde.“

„Ja genau, wo ist der Kleine?“, schaltete Petra sich ein.

Ihm blieb es erspart darauf zu antworten, da Brad in diesem Moment vom Waschraum zurückkehrte. Einige der schwarzen Haare klebten feucht an der Stirn des Jungen, doch es sah nicht wirklich so aus, als hätte die kleine Erfrischung Brad wacher gemacht.

Brad steuerte ihn geradewegs an und lehnte sich gegen ihn, um so gut es ging im Stehen weiterzuschlafen.

„Oder doch nicht mehr so klein…“ Das Murmeln kam von Petra, die den Jüngeren überrascht musterte.

Das immerhin gewann Brads Aufmerksamkeit. „Habt ihr eigentlich nichts Besseres zu tun, als den Chauffeur zu spielen?“ Es war nicht als Abweisung gemeint. Brad kannte seine Unterlagen und wusste, dass er sowohl Petra als auch Martin für die Leitung vorgesehen hatte. Was hieß, dass sie tatsächlich mehr als genug Arbeit am Hals haben sollten.

„Dafür genauso frech wie immer.“ Petra grinste, vollkommen unbeeindruckt. „Jetzt weiß ich, was ich vermisst habe.“

Michael lachte leise und Martin fiel mit ein. Letzter wurde aber schnell wieder ernst. „Vielleicht sollten wir langsam gehen. Wie sieht euer Gepäck aus?“

Er überlieferte das entsprechende Bild und die beiden machten sich mit schnellen Schritten auf den Weg. Da er nun mit Brad allein war, hatte er die Gelegenheit, ihn ein bisschen aufzuziehen. „Du hättest auf mich hören und im Flugzeug mehr schlafen sollen.“

Brad gab nur ein unwilliges Brummen von sich, stand so nah bei ihm, als wollte er in seine Sachen kriechen. Lächelnd ließ er seine Finge durch Brads Haare spielen und der fehlende Protest war Zeichen genug, dass der Junge in Sachen Schlaf wirklich zu kurz gekommen war. Er selbst fühlte die Erschöpfung ebenfalls, hatte aber nicht vor, sie zu zeigen.

Wenigstens saßen sie kurz darauf im Auto und Brad machte sich gar nicht erst die Mühe, sich anzuschnallen, sondern streckte sich so gut es ging auf der Rückbank aus, den Kopf auf Michaels Oberschenkel gebettet. Sie hatten noch nicht einmal den Parkplatz verlassen, da war Brad schon eingeschlafen.

Martin, der auf dem Beifahrersitz saß, drehte sich zu ihm um. „Das erinnert mich irgendwie an den Tag, als wir ihn aus dem Institut geholt haben…“

„Ja, du hast ihn anfangs für einen Idioten gehalten.“ Petra musterte Brad kurz im Rückspiegel, konzentrierte sich dann wieder auf den Verkehr.

„Das habe ich nie so gesagt!“, protestierte der Telekinet. „Außerdem hatte ich meinen Irrtum schnell eingesehen.“

„Dein Glück. Heutzutage würde sich Brad bestimmt nicht mit einem bösen Blick in deine Richtung begnügen.“ Amüsement hatte in eisblauen Augen Einzug gehalten.

„Du meinst, er könnte handgreiflich werden?“ Mit leichtem Unglauben.

„Hm… Und solange du nicht schummelst und Telekinese einsetzt, hätte er wahrscheinlich eine echte Chance. Vor ein paar Tagen hat Brad den Parcours mit Rekordergebnissen absolviert.“

„Das sieht man ihm gar nicht an. Vor allem jetzt nicht.“

„Ich denke selbst sein Talent benötigt eine gewisse Anpassungszeit.“ Das würde zumindest Brads besondere Anfälligkeit zurzeit erklären.

„Würde mich nicht wundern, wenn er wirklich so gut ist, wie man munkeln hört“, meinte Petra ernsthaft. Anders als andere Absolventen hatten die beiden durch ihre neuen Aufgaben genug Kontakt zu Rosenkreuz, um einiges von den dortigen Ereignissen mitzubekommen.

„Apropos Talent…“, fuhr sie dann fort. „Wir haben von einigen unserer Telepathen hier die Meldung über eine Störung auf der mentalen Ebene erhalten. Rückfragen haben ergeben, dass das nicht nur in Japan der Fall war.“

„Da wollte wohl jemand seinen Schmerz mit ein paar anderen teilen.“

„Wie meinst du das?“

Michael berichtete ihnen, was er von Brad erfahren und selbst erlebt hatte. Wenn ein Talent starb, konnte es einen Impuls aussenden, der andere mit in den Tod riss. Auf diese Weise wäre Frau Kernen beinahe gestorben, hätte es da nicht Brads Warnung gegeben. Er schob den Gedanken rasch beiseite. Auf Rosenkreuz wurde man darauf konditioniert, genau das nicht zu tun. Sonst würden sie auf Dauer zu viel ungewollte Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Ein wildes Talent war da etwas anderes, die besaßen keine solche Kontrolle. Soweit war es also nicht ungewöhnlich, dass so ein Unfall passiert war. Aber eines war seltsam, nämlich dass die Auswirkungen so weit spürbar gewesen waren. Was auch immer das für eine Gabe gewesen war, irgendwie musste sie die anderen Menschen im Flugzeug als Verstärker verwendet haben. Eine bessere Erklärung für dieses Ereignis fand Michael nicht.

Nachdem er geendet hatte, war da ein Moment des Schweigens, der schließlich von Petra durchbrochen wurde. „Nun, sollen sie sich auf Rosenkreuz den Kopf darüber zerbrechen. Für uns hat das nicht viel Relevanz.“

„Wahrscheinlich nicht“, stimmte er zu.

Martin wandte sich wieder zu ihm um. „Wann möchtest du eigentlich die Gespräche mit den Kandidaten führen?“

„Morgen mit dem ersten, denke ich. Du kannst für uns einen Tisch in einem guten Restaurant reservieren lassen. Ein japanisches. Und sorge dafür, dass niemand mithören kann. Die weiteren dann in den folgenden Tagen.“

„Natürlich, Herr Schneider.“ Martins Antwort kam reflexartig und nicht einmal Petra grinste darüber.

Nachdem das geklärt war, lehnte Michael sich zurück und schloss die Augen. Er würde nicht einschlafen, aber Brad strahlte eine verlockende Ruhe aus, in die er sich gerne hineinsinken ließ.

Ein Teil des Jungen bemerkte seine Anwesenheit und fügte Wärme zur Stille hinzu.
 

~TBC~
 

So, jetzt konnte ich auch Petra und Martin mal wieder auftauchen lassen. Ansonsten wird es in den Japan-Kapiteln keine bekannten Gesichter geben. Ich nutze sie eher, um ein paar Grundsteine für später zu legen ^^

cya, cu ^-^

"Ignorieren hilft dir nicht weiter"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 43/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Brad ist weiterhin weit weg von Rosenkreuz und benimmt sich daher etwas… ungewohnt… ^^#

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Razielle: Ich kann deinen Ärger nur zu gut nachvollziehen. Mein Laptop war auch gerade erst für zwei Wochen zur Reparatur. Aber wenigstens ist er jetzt wieder ganz. Ich hoffe, dein PC erholt sich wieder o.O

*grins* Ich nutze weiterhin die Abwesenheit von Rosenkreuz, um Brad ein bisschen mehr aus sich herausgehen zu lassen. Es macht einfach Spaß, ihn auch mal so zu schreiben.

Deine Frage zur Eisprobieraktion ist wirklich gut. Aber es gibt einen klaren Unterschied zwischen dem Wissen, das sein Talent ihm verschafft, und dem Wissen durch echtes Erleben. Also ja, Brad hätte es auch durch sein Talent erfahren können – aber es hätte ihm nicht einmal halb so viel Spaß gemacht. Vergleiche einfach mal die Erinnerung daran, ein Eis gegessen zu haben mit dem Moment, da du es tatsächlich tust ^.~
 

@Jemma: *snicker* Freut, mich dir einen geheimen Wunsch erfüllt zu haben. Aber du weißt, es ist viel leichert, einen ausgesprochenen zu erfüllen. ^^

Hm, du kannst mir glauben, dass Michael gar nicht sehen _wollte_, was genau in dem Kopf des Mannes vor sich ging. Vor allem daher hatte ich nicht vor, zu sehr darauf einzugehen.

Brad ist übrigens nicht in Japan, um ein Chaos zu veranstalten, sondern um zu arbeiten. ^.~ Natürlich wird er trotzdem die Gelegenheit finden, die einen oder anderen Leute zu beeindrucken *grins*
 

@Kralle: Du tust ja direkt so, als könnte ich nichts schreiben, das nicht irgendeine Bedeutung für die Geschichte hat… *unschuldig guck* Dummerweise hast zumindest zur Hälfte Recht *ehe* Das Talent an sich wird nicht von Bedeutung sein, aber das, was es tun konnte, sehr wohl. Ich werde es später dazu benutzen, um ein anderes Talent besser illustrieren zu können ^^
 

Teil 43 „Ignorieren hilft dir nicht weiter“
 

„Willst du ihn schlafen lassen?“ Petra sah von Brad zu ihm und lächelte. „Oder ist er zu schwer zum Tragen geworden…“

„Ist er nicht. Aber wenn er den Tag verschläft, ist er in der Nacht wach und dann kann ich ihn morgen nicht gebrauchen.“

„Du willst ihn an den Gesprächen teilnehmen lassen?“, kam es überrascht von Martin.

„Natürlich, dafür ist er schließlich hier.“

„Oh… ich dachte irgendwie, du wolltest ihm einfach einen Gefallen tun.“

Michael stieß ein Schnauben aus, das nur beinahe ein Lachen war. „Wenn es darum ginge – das könnte ich einfacher haben.“ Und war das nicht die Wahrheit… Er wandte sich dem Jungen zu schüttelte ihn sanft an der Schulter. „Hoch mit dir.“

Brad kehrte langsam ins Reich der Lebenden zurück, drehte den Kopf und blinzelte zu ihm hoch. „Mir gefällt es hier aber.“

Von Petra hörte er ein unterdrücktes Kichern, ignorierte es aber. „Du kannst dir auch etwas wünschen.“

„Kann ich das?“ Brad lächelte und hob die Hand, um sie wieder an seine Wange zu legen. Aber die offensichtliche Antwort wurde nicht ausgesprochen. „Dann möchte ich Schokoladeneis haben.“

„Abgemacht.“

Der Jüngere setzte sich auf, strich sich durch die Haare und stieg dann aus dem Wagen. Michael folgte ihm und stellte fest, dass es etwas zu warm für seinen Geschmack war.

„Du hattest Recht.“ Braune Augen sahen sich aufmerksam um.

„Womit denn?“

„Hier ist es noch voller. Aber ist dir schon aufgefallen, dass ich ihm Vergleich zu diesen Leuten viel größer bin?“

Er musste lachen. „Jetzt da du es sagst…“

Das Gepäck wurde neben ihnen abgestellt, dann schloss Martin den Kofferraum. „Möchtest du morgen auch das neue Firmengebäude besichtigen? Bisher kennst du es ja nur von Fotos.“

„Eine persönliche Führung? Hast du genug Zeit dafür?“

Martin grinste fast. „So entkomme ich wenigstens für eine Weile dem ganzen Papierkram.“

„Ich verstehe. In dem Fall kannst du uns morgen um halb zehn abholen. Und such ein Restaurant in der Nähe.“

„Natürlich. Das wird nicht weiter schwierig. Ist schließlich eine gute Adresse.“

In diesem Moment kam jemand vom Hotel, um sich um ihre Koffer zu kümmern und Martins Haltung änderte sich auf subtile Art und Weise.

„Auf Wiedersehen, Herr Schneider“, verabschiedete sich der Andere.

Er nickte. „Bis morgen.“

Im Hotelzimmer war es angenehm kühl und er hörte ein leises Seufzen der Erleichterung von Brad, kaum dass sie es betreten hatten, widerstand aber dem Impuls, ihn damit aufzuziehen. „Es ist Zeit fürs Mittagessen“, stellte er stattdessen fest.

Brad war dabei sich auszuziehen und hielt kurz inne. „Nun, solange es wenigstens halbwegs einem Frühstück ähnelt, habe ich nichts gegen etwas zu essen einzuwenden.“

„Das müsste sich einrichten lassen.“

Nur noch in seinen Shorts öffnete Brad seinen Koffer und holte sich frische Sachen heraus. „Ich gehe duschen“, wurde ihm dann erklärt. „Und du kannst dich in der Zwischenzeit um das Essen kümmern.

Amüsiert schüttelte er den Kopf. „Du weißt aber, dass du mich nicht so einfach herumkommandieren kannst, hm?“

Brad lächelte. „Und trotzdem wirst du es tun, nicht wahr?“ Ein paar Schritte und Brad war bei ihm, umarmte ihn mit dem freien Arm.

Michael strich über den bloßen Rücken. „Ja.“ Brad forderte schließlich nichts Unvernünftiges.
 

Zum Glück war das Hotel auf internationale Gäste eingestellt und auch auf solche, die unter Jetlag litten. Aus diesem Grund hatte er keinerlei Schwierigkeiten, mitten am Tag ein Frühstück zu bestellen.

Es wurde hochgebracht, während er selbst unter der Dusche stand. Weswegen Brad auf mentalem Wege bei ihm nachfragte, bevor er die Tür öffnete und den Zimmerkellner hereinließ. Der Tisch wurde gedeckt und Michael beeilte sich, fertig zu werden. Inzwischen spürte er den Hunger nämlich ebenfalls und es half überhaupt nicht, dass Brads Gedanken sich nur noch um das Essen drehten. Er lächelte über sich selbst, als er sich abtrocknete und anzog.

Der Zimmerkellner war noch da, goss gerade den Kaffee ein. Als Michaels Anwesenheit bemerkt wurde, stellte er die Kanne ab und wandte sich ihm zu. „Kann ich sonst noch etwas für Sie tun, Herr Schneider?“

„Nein danke.“

Er erhielt eine Verbeugung, dann ging der andere Mann.

Brad ergriff lächelnd seine Hand und zog ihn zu einem der Stühle, drückte ihn darauf. „Sieht das nicht gut aus?“

Lächelnd ließ er es mit sich geschehen. „Ausgesprochen gut, ja.“

Brad griff nach der Karaffe mit dem Orangensaft und füllte zwei Gläser, bevor er ebenfalls Platz nahm. „Was machen wir mit dem Rest des Tages? Du musst mich schon beschäftigt halten, sonst gehe ich ins Bett und verzichte auf mein Eis.“ Schalk blitzte in Brads Augen auf.

Er nahm zunächst einen Schluck vom Kaffee, genoss das volle, bittere Aroma, das sich in seinem Mund ausbreitete. Die nächste Tasse würde er mit Kaffeesahne und ein wenig Zucker trinken, aber die hier brauchte er unverdünnt.

Brad zupfte an seinem Ärmel. „Ignorieren hilft dir nicht weiter.“

Das rief ein Lächeln auf sein Gesicht, doch er verbarg es hinter der Tasse. „Ich dachte, du hättest Hunger.“

„Habe ich auch.“ Ein Brötchen wurde zubereitet. „Aber du hast jetzt genug Zeit zum Nachdenken gehabt.“

„Hm, wie steht es um dein Japanisch?“

Er wurde aufmerksam gemustert, während Brad die ersten Bissen nahm und anscheinend zu dem Schluss kam, dass die Frage kein Ablenkungsmanöver darstellte. „Ich könnte mich damit durchschlagen.“

So wie er Brad kannte, stellte das eine unverschämte Untertreibung dar, aber die Sprache war kompliziert genug, dass man nie auslernte. „Wie wäre es mit einer Japanischstunde? Wir könnten in den Park gehen. Ich weiß, wo einer in der Nähe ist.“ Und dort würde er genug Platz haben sich zu konzentrieren. Was hier im Hotelzimmer natürlich auch möglich wäre, aber er wollte verhindern, dass sie beide einschliefen statt zu arbeiten. Das Bett wäre zu verlockend.

Brad hatte diesen Gedankengang mitverfolgt und verkniff sich ein Lachen. „Einverstanden. Was heißt, dass ich mein Eis bekomme.“

„Das werde ich schon nicht vergessen.“

„Hoffentlich.“
 

Er wollte gerade nach seiner Weste greifen, als Brad ihn stoppte.

„Es ist zu warm dafür und du hast keine offizielle Verabredung.“

„Brauche ich meine Krawatte dann auch nicht zu tragen?“, ging er amüsiert darauf ein.

Der Junge dachte tatsächlich ernsthaft darüber nach – oder tat zumindest so. „Die schon. Ich suche eine aus.“

„Wie unerwartet…“ Lächelnd sah er zu, wie Brad seine Krawatten durchging.

Der brauchte nicht lange dafür. „Komm her“, wurde Michael dann aufgefordert.

Er setzte sich aufs Bett und hielt still, auch als Brad ihn auf die Wange küsste, ehe dieser sich aufrichtete, um sein Werk zu betrachten.

„Zufrieden?“ Er sah hoch und als eisblaue Augen auf braune trafen, rann ein Kribbeln seine Wirbelsäule entlang. Brad sah immer noch… hungrig… aus. Aber der Junge tat nichts weiter.

„Ja“, kam lediglich eine kaum vernehmbare Antwort.

„Dann können wir ja gehen.“

Und sie gingen wirklich. Der Park war nicht so weit weg, dass sie ein Taxi benötigten und Brad begrüßte sowieso die Gelegenheit, sich in dieser für ihn völlig neuen Welt umsehen zu können.

„Wenn du etwas siehst, das du haben willst, sag mir Bescheid“, meinte er schließlich.

„Du bist so großzügig…“ Brad lächelte. „Bestimmt nur, weil du genau weißt, dass ich gar nichts brauche.“

„Und du bist frech.“ Er umfasste mit einer Hand Brads Nacken und drückte kurz zu. „Es ist ganz normal, sich etwas zu kaufen, das man in Wirklichkeit gar nicht benötigt. Sonst würde die Wirtschaft bald zusammenbrechen.“

Dafür erntete er ein Lachen. „Gut, ich werde versuchen mir einzureden, dass ich irgendetwas ganz unbedingt haben will.“

Sie hatten ihr Ziel fast erreicht, als Brad seinen Gürtel losließ und stattdessen seine Hand ergriff.

„Eis, Eis, Eis…“ Es klang beinahe wie ein Singsang und Michael blieb nichts anderes übrig, als sich mitziehen zu lassen. Natürlich brachte ihnen Brads Verhalten einige neugierige Blicke ein, doch als Ausländer waren sie auch vorher schon nicht besonders unauffällig angestarrt worden. Ein wenig schwierig, so etwas vor einem Telepathen zu verstecken… Seine Mundwinkel zuckten amüsiert. Und er dachte lieber nicht darüber nach, wie viele der Frauen sich überlegten, mit ihm ins Bett gehen zu wollen, weil sie seine Augen- und Haarfarbe so interessant fanden.

„Ich glaube, ich muss mich korrigieren. Du bist nicht frech, sondern ganz einfach zu einem Kleinkind degeneriert.“

„Na und, hier kennt mich ja keiner.“

„Bestechende Logik. Und ich zähle wohl überhaupt nicht.“

„In diesem Fall nicht wirklich.“ Brad lächelte ihn noch schnell an, dann waren sie auch schon in der Eisdiele und der Jüngere damit beschäftigt, das Angebot zu prüfen.

„Ich dachte, wir hätten uns bereits auf eine Sorte geeinigt?“, zog er ihn auf.

„Ich übe nur mein Japanisch.“

„Und ich glaube dir jedes Wort.“ Er musste lachen und war nicht überrascht, als Brad schlussendlich nur Schokoladeneis haben wollte. Drei Kugeln, ohne alles.

Ungefähr eine Kugel später betraten sie den Park, der um diese Zeit vor allem Müttern mit ihren Kindern gehörte, da die Schule noch nicht geendet hatte.

„Es ist schön hier.“

In Brads Kopf verband sich ihre Umgebung mit dem weitläufigen Gelände von Rosenkreuz und irgendwie fühlte sich das falsch an. Andererseits war es vielleicht ganz gut so. Schließlich hatte Brad noch ein paar Jahre dort vor sich.

Sie setzten sich auf eine im Schatten stehende Bank und Brad hielt ihm die Eiswaffel hin. Das Eis zerging kühl auf seiner Zunge und zum Schluss zerknackte er die Schokoladensplitter. Verständlich, warum Brad nicht genug davon bekommen konnte.

Der lächelte und der Rest des Eises wurde fair zwischen ihnen geteilt. Danach wurde es allerdings Zeit, sich auf den eigentlichen Grund ihres Hierseins zu besinnen. Michael sah sich prüfend um. Nein, besonders viele Leute kamen hier nicht vorbei, trotzdem war es wohl keine besonders gute Idee, in aller Öffentlichkeit Brad auf seinen Schoß zu ziehen, damit er mit ihm Stirn an Stirn arbeiten konnte. Und wenn er ehrlich war, war so viel Nähe auch nicht unbedingt erforderlich, sie machte es nur einfacher.

Brad sah ihn abwartend ab und teilte seine Bedenken nicht im Geringsten. Was Michaels Meinung natürlich nicht änderte. Aber als der Jüngere ans Ende der Bank rutschte und eine stumme Aufforderung formulierte, gab er nach. Er streckte sich auf der Bank aus, den Kopf auf Brads Oberschenkeln und kam sich für einen Moment wie ein Teenager vor, der mit seiner Freundin auf einem Date war. Jedenfalls bis er Brad Blick begegnete.

Zu seiner Erleichterung verschwand die Kälte schnell wieder und schlanke Finger begannen langsam durch seine Haare zu kämmen. Er entspannte sich darunter und die Augen fielen ihm von ganz allein zu.

„Wollen wir allmählich anfangen?“ Die Finger behielten ihren Rhythmus bei.

„Hm, gleich…“

Brad lachte unterdrückt und die ihn umgebende Wärme kam nicht mehr nur von der durch die Sonne erhitzten Luft. Ja, das war sehr viel besser als die aufbrandende Emotion zuvor. Blind und ohne über das nachzudenken, was er gerade tat, hob er eine Hand und berührte Brads Wange. Noch mehr Wärme. Und auch wenn er es nicht sah, spürte er die Bewegung, als der Junge sich zu ihm herunterbeugte.

Er kam ihm entgegen, immer noch mit geschlossenen Augen. Was es möglich machte, sich ganz auf den Kuss zu konzentrieren, ohne dass die Vergangenheit dazwischen funkte. Das Einzige, wofür er ein bisschen Energie abzweigte, war ein mentales Störfeld um sie herum.

Selbst als sie sich voneinander lösten, war vielleicht nur ein Zentimeter zwischen ihren Gesichtern, Brads Hände beinahe zu fest in seinen Haaren vergraben. Aber nur beinahe. Jetzt sahen sie sich an und heißer Atem streifte über seine Lippen.

„Du gehörst mir…“

Wie konnte ein Flüstern so laut sein? Sein Talent hatte sich um Brad gewickelt und summte begeisterte Zustimmung. Er räusperte sich. „Bestehen darüber denn noch irgendwelche Zweifel?“ Dann ließ er sich zurücksinken.

Die Intensität zwischen ihnen kehrte zu erträglichen Ausmaßen zurück, als Brad lächelte. Und Michael wusste, dass er wieder etwas Zeit gewonnen hatte. Hoffentlich genug, um dieses kleine Problem mit Thomas endlich aus dem Weg zu räumen. Am einfachsten wäre es, einen Telepathen um Hilfe zu bitten, aber das hieße, eine Schwäche einzugestehen, wovon er natürlich wenig hielt.

Brad mischte sich in seinen Gedankengang ein. „Ich habe dir versprochen, dich nicht mehr zu fragen. Und ich halte mich daran.“ Das folgende Lächeln enthielt Verlegenheit. „Manchmal funken mir nur die Hormone dazwischen.“

„Und du glaubst, sie zukünftig besser unter Kontrolle zu haben?“

„Ich gebe mein Bestes.“ Das Lächeln wurde breiter, zu einem Grinsen. „Übersieh einfach die Ausrutscher.“

„Ich gebe mein Bestes“, echote er Brads Antwort.

„Dann kann ja gar nichts mehr schiefgehen.“ Der Junge schwieg für einen Augenblick. „Aber trotzdem küsse ich dich gerne.“

„Das konntest du jetzt nicht für dich behalten, hm?“

„Nun, erstens weißt du es sowieso schon und zweitens ist das doch ein Kompliment für dich.“

„Dann muss ich mich wohl geehrt fühlen“, meinte er nur dazu.
 

~TBC~
 

Ich konnte einfach nicht anders. Brad und Eis ist so ein Bild, das ich irgendwie nicht loswerde.

cya, cu ^-^

"Heute war einfach nicht sein Tag"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 44/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Ähm… noch ein bisschen Freizeit, bevor es das nächste Mal zum Büro geht. ^^#

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Jemma: *lach* Das mache ich ehrlich gesagt selten bei fremden Geschichten. Ich glaube, ich habe einfach nicht genug Fantasie, um mir auch dort noch vorzustellen, wie es weitergehen könnte. Bin schon froh, dass mir immer was einfällt, das ich selbst schreiben kann ^.~ Mal schauen, wie oft du in Zukunft noch richtig liegst ^^
 

@Kralle: Ah, damit hast du natürlich Recht. Aber dann wiederum ist Brad zusammen mit Michael in jedem Fall ein besseres Bild als nur Brad allein *zwinka*

*grins* Na dann hab ich ja weiterhin Chancen, dich zu überraschen. Außerdem kannst du ja die Story einmal vollständig durchlesen, nachdem ich sie beendet habe und schauen, welche Hinweise du im Vorhinein übersehen hast ^^
 

Teil 44 „Heute war einfach nicht sein Tag“
 

Brad lächelte nur, lockerte ihm dann die Krawatte, bevor der oberste Hemdknopf geöffnet wurde. Anschließend nahm Brad das gleichmäßige Streicheln wieder auf, schien darum bemüht, Michaels Haare so gut es ging zu ordnen.

„Ich fange jetzt an“, warnte er ihn vor, bevor eisblaue Augen geschlossen wurden und von Brad kam stumme Bereitschaft.

Michael senkte Stück für Stück seine Schilde, gewährte den fremden Gedanken Zutritt. Er nahm nur eine leichte Sortierung vor, bevor er nach Brads Verstand griff und ihn mit einbezog. Bekannte Muster wurden nachgezeichnet und ausgebaut, Lücken gefüllt.

Der Junge atmete hörbar aus und Michael hielt abwartend inne, er wollte Brad nicht überlasten. Aber das war kein Problem, wie sich gleich darauf herausstellte. Ein zweites Talent schaltete sich ein und Michael konnte nicht wirklich erklären, was dadurch bewirkt wurde, aber das Spektrum weitete sich auf einmal aus. Als würde sich eine Blüte öffnen. Dieser Vergleich rief ein belustigtes Lächeln auf seine Lippen, aber innerlich blieb er vollkommen auf seine Aufgabe konzentriert. Und Brad ebenfalls.

Als er seine Schilde schließlich wieder aufbaute, war seine Stirn schweißnass und ein kaum merklicher Tremor lief im ersten Moment durch seine Muskeln. Er hatte sich wohl zu sehr angespannt.

Brad sah ebenfalls etwas angegriffen aus, lächelte aber, als sich ihre Blicke begegneten. „Wenn du das kannst, warum muss ich mir dann die Mühe machen, Fremdsprachen zu lernen?“

„Weil eine Basis dafür erforderlich ist“, antwortete er bereitwillig und lächelte ebenfalls, als Brads Hand über seine Stirn strich.

„Wäre ja auch zu schön gewesen…“ Ein Grummeln, das nicht ernst gemeint war. „Trotzdem, keine schlechte Arbeit, muss ich zugeben.“

„Danke sehr.“ Michael lachte, fing dann Brads Hand ein, um sie zu drücken. „Übrigens hast du ein paar Fans.“

Eine fragende Augenbraue wurde hochgezogen.

„Die Schule scheint aus zu sein.“ Er nickte in Richtung der Mädchen, die sich hastig abwandten.

Brad verdrehte genervt die Augen. „Fehlt nur noch, dass die Fotos machen.“

„Hm…“ Belustigt setzte er sich auf, um keinen so großen Anreiz mehr zu bieten.

Ein Laut des Protests, aber Brad hielt ihn nicht auf, genau wissend, warum er das tat. „Wir könnten ihnen etwas zeigen, das sich wirklich zu beobachten lohnt.“ Ein ungutes Glimmen trat in braune Augen.

„Du bist nur auf der Suche nach einer Entschuldigung.“ Sein Amüsement vertiefte sich, aber es wurde durch einen kleinen Stich begleitet. Scheinbar ungerührt wollte er seine Krawatte richten, aber Brads Händen kamen ihm dazwischen.

„Ich mache das.“ Das Flüstern wurde von einem schiefen Lächeln begleitet, welches eine unausgesprochene Entschuldigung in sich trug.

Und in Reaktion auf beides senkte Michael seine Hände, wartete, bis der Knoten wieder festgezogen war und ordentlich saß.

„Ich glaube, es sind eher deine Fans“, merkte Brad an. „Du gibst als Ausländer viel mehr her.“

„Tue ich das?“ Er stand auf und Brad kam ebenfalls auf die Beine.

„Wenn du mir nicht glaubst, können wir sie ja fragen gehen.“

Er verzog unwillkürlich das Gesicht. „Nein, danke.“

Von Brad kam ein Geräusch, das verdächtig nach einem Kichern klang. „Du gibst also zu, dass ich Recht habe?“

„Ich beuge mich deiner überlegenen Weisheit.“ Und er verbeugte sich tatsächlich, während ein Lachen in ihm hochblubberte.

Brad hatte keinerlei Probleme damit, seinem freien Lauf zu lassen.
 

Brads Hand wurde fest von seiner umschlossen, als sie weiter den Park erkundeten. Ihre Muskeln konnten die Bewegung gebrauchen, kehrten allmählich zu gewohnter Geschmeidigkeit zurück.

„Ein Workout wäre jetzt angenehm…“, reflektierte Brad seine Überlegungen.

„Ein bisschen Nahkampftraining? Unsere Kleidung würde es uns kaum danken.“ Michael schwieg kurz. „Aber ja, es wäre angenehm.“ Ohne zu wissen, warum, musste er auflachen. „Ich sollte dich immer mitnehmen. Auf diese Weise hätte ich mehr Spaß.“

Brad setzte eine ernsthafte Miene auf. „Dienstreisen müssen wirklich eine langweilige Angelegenheit sein. Und du allein würdest es gar nicht hinbekommen, dich zu amüsieren.“

Sprachlos blieb er stehen und starrte den Jungen an. „Du hast gut reden. Ich wette, auf Rosenkreuz würdest du keine drei Leute finden, die dir abnehmen, dass du das Wort Spaß überhaupt kennst.“

Die Miene zerfiel in ein breites Lächeln. „Die Anzahl hast du nun wirklich schlecht gewählt.“ Brad hob seine linke Hand. „Alexander.“ Der erste Finger. „Stephan.“ Ein zweiter folgte. „Und nicht zu vergessen: du!“ Und damit wurden drei Finger ausgestreckt. „Gib dich geschlagen. Und ich werde mir noch überlegen, was ich für die gewonnene Wette bekomme.“

Michael war tatsächlich fassungslos. „Wie machst du das eigentlich?“

„Du meinst, dich ins offene Messer laufen zu lassen?“

Er nickte nur und Brad berührte mit Zeige- und Mittelfinger dessen Schläfe, was es zu einem halben Salut machte. „Vergiss mein Talent nicht.“

„Ich werde mir Mühe geben.“ Er brachte es mit einem Stocken in der Stimme heraus, hinter dem sich ein weiteres Lachen versteckte. Er durfte es bloß nicht herauslassen, denn dann würde er für eine Weile nicht aufhören können. Stattdessen zog er Brad in eine enge Umarmung.

„Heißt das, ich darf das nächste Mal mitkommen?“ Ein halb ersticktes Murmeln, aber Brad versuchte nicht, sich aus der Umarmung zu lösen. Eher im Gegenteil.

„Ich würde es dir ja gerne versprechen, aber du weißt, wie schlecht die Chancen dafür stehen.“

„Ja…“

Für einen Moment hielt er den Jungen noch fest, aber danach setzten sie ihren Weg fort. Manchmal hatte Michael das dumme Gefühl, dass Brads Hormone auch seine eigenen beeinflussten.

„Können wir langsam ins Hotel zurückgehen? Ich habe Hunger.“

Er war versucht Brad damit aufzuziehen, aber sein eigener Magen fühlte sich auch ziemlich leer an. Der Einsatz eines Talents kostete immer Energie. Aus den Augenwinkeln sah er ein Lächeln aufblitzen und wusste, dass Brad ihn durchschaut hatte. Heute war einfach nicht sein Tag.

„In Ordnung, lass uns gehen.“ Auf diese Weise würden sie auch früh genug ins Bett kommen, um hoffentlich den Rest des Jetlags wegzuschlafen.

Brad gähnte prompt und das war nicht nur gespielt. Ein Wunder, dass der Jüngere überhaupt so lange durchgehalten hatte.

„Wenn du möchtest, können wir auch ein Taxi nehmen.“

Ein Kopfschütteln antwortete ihm. „Das ist nicht notwendig.“ Und plötzlich musterten ihn braune Augen mit gespieltem Misstrauen. „Langsam drängt sich mir der Eindruck auf, dass du mein Training sabotieren willst. Mit dem ganzen ungesunden Essen und den Taxifahrten werde ich als Kugel nach Rosenkreuz zurückkehren.“ Es fehlte nur noch, dass Brad die Arme entrüstet in die Hüften stemmte.

„Darf ich dich darauf aufmerksam machen, dass das Eis deine Idee gewesen war?“ Michael ging weiter und musste sich ein Lächeln verkneifen, als der Jüngere ihm erst nachlief, nachdem er sich von der Überraschung erholt hatte, einfach so stehen gelassen zu werden.

„Das vielleicht, aber ohne dich hätte ich gar nicht gewusst, dass es so gut schmeckt“, wurde das Argument weitergeführt. Anscheinend hatte Brad genauso viel Spaß daran wie er selbst.

„Natürlich, beschwer dich noch darüber…“

„Tu ich doch gerade.“

Er wusste nicht genau, wie lange das so weiter ging, aber auf einmal kam keine Antwort mehr von Brad und als er sich umdrehte, war der Junge stehen geblieben. Vor dem Restaurant einer Fastfood-Kette, die man wohl überall in der Welt vorfand. Michael machte seine letzten Schritte rückgängig. „Du weißt, was dieses große gelbe M bedeutet?“

„Noch mehr ungesundes Essen.“ Ganz sachlich.

„Genau. Warum also dein plötzliches Interesse?“

Keine Reaktion.

Hm. Michaels Augenbraue wanderte in die Höhe. „Willst du mich wieder auf den Arm nehmen oder tatsächlich hier essen?“

„Du wärst viel zu schwer für mich.“ Endlich sah Brad ihn an und grinste fast. „Und ja, ich möchte mal einen Hamburger essen.“

„Oder was hier so dafür durchgeht…“, murmelte er vor sich hin, ohne dass es für Brads Ohren bestimmt war. „Bitte, es ist schließlich dein Magen.“

Kurz darauf saßen sie an einem der kleinen Tische. Michael hatte sich aus Mangel an Alternativen für eine Fanta entschieden, Brad hingegen hatte den größten Burger vor sich, der sich finden ließ. Und nicht zu vergessen Pommes und einen Milchshake – der eigentlich nur ein weiteres verkapptes Eis war. Weshalb es Michael nicht weiter wunderte, dass er auch noch sein Getränk mit Brad teilen musste.

„Und, wie lautet dein Urteil“, fragte er, als der Junge schließlich die Überreste seines Vernichtungsfeldzuges von sich schob.

Brad lächelte zufrieden, schließlich hatte er jetzt einen vollen Magen. „Es lässt sich essen.“

„Davon gehe ich aus. So viele Menschen können nicht irren.“ Er stand auf und stellte sich neben Brad, als der keine Anstalten machte, ebenfalls auf die Beine zu kommen. Belustigung blitzte in eisblauen Augen auf, als er sich zu ihm herunterbeugte. „Ich kann dich auch tragen, wenn du der Ansicht bist, nicht mehr laufen zu können.“

„Immer diese Drohungen…“, brummelte Brad, stand aber auf.

„Siehst du, war doch gar nicht so schwierig.“

Brad streckte ihm die Zunge raus, hängte sich dann an Michaels Arm. „Wir können gehen.“

„Nun, du scheinst dich eher ziehen lassen zu wollen.

Der Junge widersprach nicht.
 

Als sie im Hotel ankamen, tat Michaels Magen deutlich sein Missfallen über den Mangel an Aufmerksamkeit kund, weswegen ihn seine Schritte geradewegs in das Restaurant führten. Brad beim Essen zuzusehen hatte ihn natürlich nur noch hungriger gemacht.

Sie wurden sofort zu einem Tisch geführt und er schob Brad den Stuhl zurecht. Anschließend blieben seine Hände auf der Lehne liegen, so dass der Junge neugierig zu ihm aufsah.

„Du musst nicht mit mir hier sitzen bleiben. Wenn du müde bist, kannst du auch schon hoch aufs Zimmer gehen.“

Ein Lächeln spielte über Brads Lippen. „Ich nehme einen Salat oder so.“

Damit war wohl alles geklärt.

Glücklicherweise musste er nicht lange warten, bis sein Messer durch ein genau richtig gebratenes Steak schnitt.

Brad arbeitete sich langsam durch einen Salatteller, der eine Mahlzeit für sich darstellte und versuchte immer häufiger ein Gähnen zurückzuhalten. Sie waren beide zu erschöpft, um noch viel zu sprechen, aber er verstand sehr wohl den fragenden Blick, der an seinem Glas hängen geblieben war.

„Habe ich nicht gesagt, dass du vor deinem Abschluss keinen Alkohol mehr bekommst?“ Er beschloss zu ignorieren, dass Brad zumindest auf der letzten Abschlussfeier getrunken hatte.

„Hast du?“ Brad stellte sich auf ähnliche Weise dumm, verriet sich aber durch die zuckenden Mundwinkel, die er nicht ganz unter Kontrolle halten konnte.

Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und dachte darüber nach. Es dürfte nicht schaden. Brads Talent hatte beim letzten Mal keine Eskapaden gemacht und er würde ihn kaum eine ganze Flasche trinken lassen.

Sein Nicken reichte Brad vollkommen aus, um nach dem Wein zu greifen und einen vorsichtigen Schluck zu nehmen. Beinahe eine Spiegelung der Bewegung damals, mit beiden Händen, die das Glas umfassten. Vollkommen gegen die Etikette verstoßend, aber es ließ Michael lächeln. Vor allem, da ihm klar war, dass Brad es inzwischen besser wusste.

Noch ein weiterer Schluck wurde genommen, dann erhielt er sein Glas zurück.

Er setzte sein Essen fort, Brad hingegen griff nicht wieder nach der Gabel. Der wenige Alkohol hatte anscheinend ausgereicht, um ihn jedes Widerstands gegen die Müdigkeit zu berauben. Der Junge sank in sich zusammen, konnte die Augen kaum noch offen halten, weswegen Michael sich beeilte, fertig zu werden.

Diesmal versuchte er gar nicht erst, Brad zum Aufstehen zu überreden, sondern hob ihn gleich auf seine Arme. „Womit mal wieder bewiesen ist, dass Kinder aus einem sehr guten Grund keinen Alkohol trinken sollen.“

Brad vergrub das Gesicht in seiner Halskuhle. „Ich bin ein Teenager…“

„Aber nur gerade so.“ Er lachte leise und bedankte sich mit einem Nicken bei dem Pagen, der den Fahrstuhl für sie rief und dann noch den Knopf für die richtige Etage drückte.

Die Zimmertür oben bereitete da ein paar mehr Schwierigkeiten, aber auch dieses Hindernis war bald überwunden.

Brad stand nicht besonders sicher, als er ihn im Bad herunterließ, schaffte es aber, mit Hilfe des Waschbeckens aufrecht zu bleiben.

Michael wartete sicherheitshalber noch einen Moment, bis Brad mit dem Zähneputzen angefangen hatte, kümmerte sich dann um das Bett und Nachtzeug.

Inzwischen musste er ebenfalls ein Gähnen unterdrücken und als sie wenig später unter die Bettdecke schlüpften, geschah das mit einem zufriedenen Seufzen.

Brad drehte sich auf die Seite, sah ihn unter halbgeschlossenen Lidern an. „Mir ist warm.“

„Das macht der Wein.“ Er strich einige schwarze Strähnen zurück, die dem Jungen gleich wieder in die Stirn fielen. Ihm selbst war auch angenehm warm, aber er hatte nichts dagegen, dass Brad näher an ihn heranrückte. Auch wenn es ihn etwas überraschte, als Brad sich an seinem Schlafanzugoberteil festhielt. „Angst, dass ich dich allein in Japan zurücklasse?“

Brad ließ sich nicht aufziehen. „Das würdest du sowieso nicht machen.“ Nicht der geringste Zweifel schwang in den Worten mit. Noch ein paar Zentimeter näher und Brads Stirn lag an seiner Brust, warm genug, dass er die Berührung ohne Mühe auch durch den Stoff wahrnehmen konnte. „Gute Nacht.“

„Gute Nacht, mein Kleiner.“ Und dann lauschte er nur noch auf die gleichmäßiger werdenden Atemzüge, bis der Junge eingeschlafen war. Erst danach schloss auch Michael die Augen.
 

~TBC~
 

Grundsätzlich wäre die Idee ja gut, dass Telepathen all ihr Wissen einfach bei jemand anderem „klauen“ können. Und als nächstes könnten sie dieses Wissen an andere Talente weitergeben. Aber da es schließlich Rosenkreuz gibt, kann es nicht so einfach sein…

cya, cu ^-^

"Sag mal, Schneider. Hast du ihm immer noch nicht abgewöhnt, einfach davonzurennen?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 45/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Michael kann wirklich von Glück reden, dass er Brad mit Japan genommen hat. Auch wenn ihm in manchen Situationen leichte Zweifel daran kommen… ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Jemma: Das wäre wirklich praktisch. Man hätte selbst nicht den Ärger, den Telepathen so mit ihrem Talent haben, aber könnte die positiven Seiten nutzen. Michael würdest du aber garantiert nicht von Brad bekommen, also musst du dich wohl nach einem anderen Telepathen umsehen ^.~

*snicker* Michael kann einfach nicht nein sagen zu Brad. Wer in dieser Beziehung die Hosen anhat, ist wohl eindeutig.
 

@Kralle: Ich denke, generell hast du Recht. Aber Michael ist einer der wenigen Menschen, auf die Brad bei so einem Verbot auch hören würde. Bloß bringt unser lieber Telepath es in der Regel gar nicht übers Herz, Brad eine Bitte abzuschlagen… Wenn er in der Folge Brad herumtragen muss, stört ihn das sicher nicht ^^
 

~ Offensichtlich waren die meisten nicht über Schneiders Besuch informiert worden, die Überraschung war zu deutlich. Und obwohl im internen Bereich auch viele Nicht-Talente eingesetzt waren, war klar, dass fast jeder Schneider erkannte. Oder vielleicht auch nur den Effekt von dessen Talent… ~
 

(Close Distance, Teil 160)
 

Teil 45 „Sag mal, Schneider. Hast du ihm immer noch nicht abgewöhnt, einfach davonzurennen?“
 

„Guten Morgen, Herr Schneider.“ Martin hatte sich erhoben, sobald er sie kommen sah und wartete nun, bis sie zu ihm aufschlossen. „Hallo Brad.“

Der Junge nickte und musterte den Telekineten von Kopf bis Fuß, der wie Michael in einen Dreiteiler gekleidet war. Brad schien für solche Sachen wirklich viel übrig zu haben, war gestern aber zu müde gewesen, um sie an Martin zu registrieren.

Amüsiert beobachtete er, wie Martin unsicher wurde und beinahe hilflos seinen Blick suchte. „Brad sammelt nur Informationen für seine spätere Garderobe.“

„Ach so…“ Überraschung spielte über das Gesicht des Anderen, während der Junge seinen Kommentar vollkommen ignorierte. „Soll das heißen, du möchtest dich freiwillig in Anzüge zwängen?“ An Brad gerichtet.

Der eine Augenbraue hochzog. „Wenn du dich hineinzwängen musst, dann hast du etwas falsch gemacht.“ Und damit wandte sich Brad ab, um geradewegs auf den Ausgang zuzugehen.

„Petra hatte Recht. Er ist immer noch ziemlich frech.“

„Wenn er damit durchkommen kann, ja“, gab er breitwillig zu. „Aber du wärst wahrscheinlich überrascht, wie angetan die meisten Instruktoren von ihm sind.“

Sie hatten sich ebenfalls in Bewegung gesetzt und folgten Brad, der genau zu wissen schien, wo der Wagen stand. Kaum dass sie das Hotel verlassen hatten, wurde Martin gleich gelöster.

„Ich erinnere mich, dass er mit Begeisterung unsere Mathebücher las.“ Nach einem Moment der Überlegung wurde noch etwas hinzugefügt. „Soll das heißen, er hat verstanden, was da drin stand?“

„Ich befürchte es.“ Michael hielt ein Lachen zurück.

Martin schüttelte ungläubig den Kopf. „Kein Wunder, dass ihn die Instruktoren mögen. Mit der Intelligenz haben sie endlich mal einen Schüler, in den sie nicht alles hineinhämmern müssen.“

„Ja. Nimm noch sein Talent dazu und du fängst vielleicht an zu verstehen, warum er manchmal ein wenig vorlaut erscheint.“

„Geht er dir damit eigentlich nicht auf die Nerven?“

Michael lächelte in sich hinein. „Ganz im Gegenteil…“

Sie erreichten das Auto, wo Brad bereits auf sie wartete. „Ihr seid zu langsam.“

„Oder du hast es zu eilig. Warum eigentlich?“

Brad neigte den Kopf ein wenig zur Seite. „Wir müssen dreizehn Uhr im Restaurant sein. Wenn du dir das Firmengebäude ansehen willst, solltest du nicht so viel Zeit vertrödeln.“

„Keine Sorge, wir sind noch ein paar Tage hier.“ Sein Lächeln drohte in ein Grinsen abzugleiten. Brad war gerade ungeduldig, ohne selbst den Grund dafür zu kennen.

Martin hielt ihnen die Tür auf und sie nahmen auf den Rücksitzen Platz, wo der Junge sich sofort gegen ihn lehnte. Hm… vielleicht hatte er für Brads Geschmack ganz einfach zu viel seiner Aufmerksamkeit Martin gewidmet.

Finger suchten nach seinen Haaren, aber immerhin war Brad nicht darauf aus, seine Frisur durcheinander zu bringen. Die Berührungen blieben federleicht, verließen bald die sandblonden Strähnen und Michael schloss die Augen, als Brad über seine Wange strich, dann über seine Lippen. Aber bevor es zu viel wurde, senkte der Junge die Hand und sie wurde unter sein Jackett geschoben, bis sie genau über seinem Herzen zur Ruhe kam. Handfläche und gespreizte Finger. So viel Hitze.

Er lächelte in den schwarzen Haarschopf hinein.
 

Die Fahrt dauerte nicht lange und als sie ankamen, wurden sie von Petra empfangen.

„Herr Schneider, willkommen.“ Nur in den braunen Augen stand gerade ein Funken der gewohnten Lebhaftigkeit.

„Frau Berger.“ Er nickte und wartete, bis auch Brad ausgestiegen war. Der Junge sah sich wie gewohnt als erstes um, ohne dass sein Blick an irgendetwas länger als nötig hängenblieb.

Martin überreichte die Schlüssel einem herbeieilenden Angestellten, der den Wagen in die Garage fahren würde, dann gingen sie hinein.

„Ihr seid mit dem Umzug fertig?“

„Ja. Zuerst wurden die Sicherheitssysteme installiert. Wir haben es trotzdem bereits geschafft, die Büros zu beziehen. Allerdings herrscht dort noch leichtes Chaos.“

Sie passierten die Waffendetektoren, stoppten vor dem Fahrstuhl.

„Das war zu erwarten.“ Er zeigte sein Amüsement nicht.

„Herr Schneider? Brad…“ Martin beendete den Satz nicht und das war auch nicht nötig.

Der Junge war ihnen nicht gefolgt, sondern hatte sich vor einem der Wachleute aufgebaut. Ein Wort, das eigentlich unangebracht sein sollte, wenn man die Statur der beiden verglich und trotzdem fand Michael keine bessere Bezeichnung.

Er ging zu den beiden hinüber, scannte den Mann gleichzeitig, ohne etwas Ungewöhnliches zu finden. „Was ist los?“

„Ich versuch mich zu entscheiden.“

„Wofür oder wogegen?“ Sein Interesse war geweckt, vor allem, da ihm Brad im Moment nicht erlaubte, seine Gedanken zu lesen.

„Später.“

Der Wachmann atmete erleichtert aus, als Brad sich mit einem Stirnrunzeln abwandte, anscheinend ohne zu einer Entscheidung gelangt zu sein. Erst im Fahrstuhl sprach Brad weiter. „Wie gut sind die Leute hier über Talente informiert?“

Eisblaue Augen richteten sich auf Petra, gaben die Frage so weiter.

„Die Führung besteht nur aus Talenten – bis auf den noch zu bestimmenden Direktor. Die normalen Mitarbeiter kommen von Eszett. Womit unter ihnen also einige schwache Talente sind, aber nicht besonders viele. Es ist davon auszugehen, dass die anderen Bescheid wissen, allerdings ohne unsere genauen Fähigkeiten zu kennen.“

„Ich verstehe…“

„Hör auf den Geheimnisvollen zu spielen und sag endlich, worum es geht“, forderte Michael ihn auf.

Brad lehnte sich gegen die Kabinenwand und sah lächelnd zu ihm hoch. Die Tür ging auf, aber keiner von ihnen rührte sich. „Der Wachmann. Ich habe gesehen, wie er morgen die Waffe zieht und auf uns schießt.“

„Aber ich habe ihn überprüft. Er ist loyal.“

„Ja, vielleicht. Bis er heute Abend nach Hause kommt und seine Familie tot auffindet.“ Brads Blick wurde kurz abwesend. „Ein Einbruch, der schiefgelaufen ist. Jedenfalls setzt irgendetwas bei ihm aus. Ich nehme an, er macht uns dafür verantwortlich, es nicht verhindert zu haben. Wo wir doch diese tollen Fähigkeiten besitzen.“ Ironie lag in den Worten des Jungen.

Martin und Petra wussten nicht, was sie sagen sollten, aber er hatte noch eine Frage.

„Über welche Entscheidung hast du nachgedacht, Brad?“

„Natürlich, ob ich ihn sofort töten soll oder nicht. Wir könnten auch ganz einfach dafür sorgen, dass seiner Familie nichts geschieht und die Vision löst sich ebenfalls in Wohlgefallen auf. Immerhin ist er einer von unseren Leuten. Und er wollte uns nicht wirklich verraten.“

„Herr Schneider?“ Die nicht ausgesprochene Frage kam von Martin.

„Kümmere dich darum.“ Er schloss für einen Moment die Augen, konnte aber weiterhin Brads schmales Lächeln sehen. Verrückt, das war einfach nur verrückt… Was wäre passiert, wenn er den Jungen nicht mitgenommen hätte? „Schick jemanden vorbei, der sich um den Einbrecher kümmert, bevor er dazu kommt, sie umzubringen.“ Womit klar war, wofür er sich entschieden hatte.

„Sofort, Herr Schneider.“

Sie verließen den Fahrstuhl und Martin eilte mit langen Schritten davon, während Petra noch versuchte, ihren Blick von Brad loszureißen. Schließlich räusperte sie sich. „Gut gemacht.“

Brads Lächeln verbreiterte sich, doch der Junge sagte nichts. Petra fasste sich augenscheinlich und startete die geplante Führung.

Es war beeindruckend, wie viel sie in dem relativ kurzen Zeitraum seit dem Kauf des Gebäudes geschafft hatten. Chaos vielleicht, aber wenn dann bereits genug organisiert, dass sich ein endgültiges Bild zu formen begann. Was Michael am meisten überraschte war wohl der Enthusiasmus, mit dem die Leute bei der Sache waren. Was für Petras und Martins Führungsqualitäten sprach. Nach und nach würde die Zahl der Abteilungen zunehmen und spätestens dann musste er ihnen eine weitere Person zur Seite stellen, um das Trio komplett zu machen. Aber das hatte noch Zeit.

„Einige Teams bearbeiten bereits interne Aufträge von Eszett. Auf diese Weise können wir unsere Prozeduren prüfen, bevor die ersten externen Verträge unterzeichnet werden.“

„Wir sind die Ergebnisse so weit?“

„Ausgezeichnet. Wie zu erwarten kommt es teilweise zu Verzögerungen, aber die Ursachen werden schnell beseitigt. Bisher konnten wir dennoch alle Informationen erlangen, die gefordert wurden. Auch unsere kurzfristigen Analysen haben sich als korrekt erwiesen. Für alles darüber hinaus fehlen uns die Erfahrungswerte.“

„Natürlich.“ Jeder fing einmal irgendwo an, aber Michael zweifelte nicht an ihrem zukünftigen Erfolg. Auch wenn einen solche Zwischenfälle wie mit dem Wachmann vorhin nachdenklich stimmen konnten.

Sie verließen gerade die Research-Abteilung, als Martin sich wieder zu ihnen gesellte. „Wir haben jetzt zwei Mann im Haus. Die Ehefrau war über den Besuch etwas überrascht, hatte aber nichts dagegen, den Kollegen weiterzuhelfen.“

„Was haben sie ihr erzählt?“

An dieser Stelle lächelte Martin. „Der Wachmann hat zufälligerweise nächste Woche Geburtstag und gerade sind sie dabei, eine Überraschungsparty zu planen – auf Kosten der Firma natürlich.“

„Wie großzügig von uns. Ich hoffe, du führst damit nicht eine Tradition ein.“ Amüsement funkelte in eisblauen Augen auf.

Martin blieb stehen, als wäre er gegen eine Wand gelaufen und Petra stand kurz vor einem Lachanfall. Es fehlte nur noch ein Kommentar von Brad – der allerdings ausblieb.

Michael sah sich suchend um. Hm, der Junge war nicht da, aber auch nicht weit genug entfernt, dass ihn sein Talent alarmiert hätte.

Der Telekinet bemerkte seinen suchenden Blick und griff zu gerne nach dieser Ablenkung. „Wo habt ihr denn Brad gelassen?“

„Der ist doch-“ Petra sah sich verwirrt um und da sie gerade unter sich waren, sah Michael sich gleich darauf einem missbilligenden Stirnrunzeln ausgesetzt. „Sag mal, Schneider. Hast du ihm immer noch nicht abgewöhnt, einfach davonzurennen?“

„Es bestand nicht die Notwendigkeit, schließlich kann ich ihn finden, wenn ich es möchte.“ Außer Brad würde sich völlig abschotten, was er schon lange nicht mehr getan hatte. Das allerdings verriet Michael nicht.

„Nun, ich nehme nicht an, dass es irgendwelche Probleme mit der Geheimhaltung geben wird. Brads Schilde scheinen stärker als je zuvor zu sein.“

„Das sind sie auch. Aus ihm bekommt niemand etwas heraus.“

Petra quittierte das mit einem Schulterzucken. „In diesem Fall… Wollen wir den Rundgang fortsetzen? Herr Schneider?“ Letzteres wurde schnell hinzugefügt, als zwei neugierige Mitarbeiter sie passierten.

„Natürlich.“ Er nickte und versuchte seine Mundwinkel unter Kontrolle zu behalten. „Wurden die Leute eigentlich über meinen Besuch informiert?“

„Sie wurden vorgewarnt. Also Wunder dich nicht, wenn dir lauter Neugierige vor die Füße laufen. Die wollen alle mal einen Blick auf ihren Chef werfen.“ Petras Tonfall war wieder wie gewohnt, sobald sie allein waren.

„Dann sind zur Abwechslung mal keine Schauermärchen über mich im Umlauf?“

„Nichts Spezifisches. Das sind Rosenkreuz-Interna. Aber das wenige macht dich nur umso interessanter“, wurde ihm fröhlich mitgeteilt.

„Ich weiß nicht, ob mir diese Änderung gefällt.“ Seine trockene Reaktion ließ Petra grinsen, bevor sie ihre offizielle Miene aufsetzte, denn weiter Voraus wurden Stimmen hörbar.

„Fangen Sie nicht an, mich zu langweilen…“ Das war eindeutig Brad, er klang aber eher nachsichtig belustigt als gelangweilt.

„Nur einmal noch“, bat jemand.

In diesem Moment erreichte Michael die Tür zu einem Aufenthaltsraum und erblickte sofort Brad, der im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen schien.

Der Junge saß auf einer der Arbeitsflächen, die Teil der Küche waren und ließ die Beine baumeln, so dass die Fersen immer wieder leise gegen das Holz des Unterschranks stießen.

Die eisblauen Augen schweiften weiter zu den Mitarbeitern, die sich um einen Tisch gescharrt hatten und gerade einen Aufgabenplan ausfüllten – indem sie die Namen auslosten. Womit Michael auch wusste, was genau sie von Brad wollten.

Er lehnte sich gegen die Türrahmen und ein amüsiertes Lächeln kurvte seine Lippen, als er zuhörte, wie der Precog einen Namen nannte, der natürlich auf dem Zettel stand, der als nächstes gezogen wurde. Erst dann ging er hinein und direkt zu Brad, dessen Lächeln nur in den braunen Augen stand. Er spürte Brads Oberschenkel außen an seinen, dann schlangen sich Arme um seinen Hals, so dass Brad die Finger in seinem Nacken verschränken konnte.

„Wer hat dir erlaubt, alleine auf Erkundung zu gehen?“

„Niemand?“ Weiße Zähne blitzten auf. „Aber du hast es mir auch nicht verboten.“

„Wie könnte ich, wenn du nicht fragst, hm?“

„Bloß weil du einen langweiligen Rundgang über dich ergehen lassen musst, heißt das noch lange nicht, dass ich mir das ebenfalls antue.“ Brad lachte jetzt fast.

„Wenn ich mich richtig erinnere, wolltest du doch unbedingt mitkommen.“

„Ja, mit nach Japan. Ein Büro kann ich mir auch zu Hause angucken.“

Hinter sich hörte Michael ein Drucksen, das verdächtig nach einem unterdrückten Kichern klang. >Du untergräbst hier gerade meine Autorität.<

Brad zwinkerte sehr langsam. >Und du lässt es mich tun.<

Er gab sich geschlagen. Er musste es, bevor Brad ihn noch dazu brachte, laut loszulachen.

„Nun, in dem Fall freut es dich sicher zu hören, dass wir mit den Büros fertig sind.“ Damit umfasste er Brads Taille und hob ihn von der Arbeitsfläche herunter. Glücklicherweise hatte der Junge genug Verstand, ihn gleichzeitig loszulassen.

„Kann es weitergehen, Herr Schneider?“

Abrupt änderte sich die Atmosphäre im Raum. Und als sie wieder auf dem Gang waren, hörte er ein lautes Flüstern.

„_Das_ war Herr Schneider?“
 

~TBC~
 

Ich wollte einfach einen Kontrast zu Schneiders Besuch des Japan-Büros in CD schreiben. *grins* Brad hat mir dabei sehr geholfen ^^

Frohe Ostern, cu ^-^

"Erinnere mich daran, dass ich mich auf keine Diskussionen mehr mit dir einlasse"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 46/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Zu guter Letzt tut Brad auch mal seinen eigentlichen Job… ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Jemma: *grins* Freut mich, dass der Kontrast gelungen ist. Und nein, eigentlich habe ich nicht vor, Michael hier so gefürchtet zu machen wie in CD. Respektiert ja, aber er ist eindeutig etwas umgänglicher in RftS. ^^ Die Sache mit der Auslosung wird übrigens in diesem Teil eine Frage aufwerfen, die schon lange hätte gestellt werden sollen.
 

@Kralle: Tja, woher sollten sie es auch wissen. Es ist bisher noch nicht so sehr rübergekommen (obwohl es später noch eine nicht unwesentliche Rolle spielen wird ^.~) aber es gibt keine unnötigen Fotos oder ähnliches Material von Talenten. Es ist ganz einfach eine Sicherheitsmaßnahme. Nicht einmal in CD wussten alle Mitarbeiter, wie Schneider aussah (sie erkannten die Wirkung seines Talentes vom Hörensagen) und dort hatten sie schon häufiger die Gelegenheit gehabt, ihm über den Weg zu laufen.
 

~ „Nimmt Herr Schneider tatsächlich so viel Rücksicht auf meine Abteilungsleiter?“

Die Stimme holte ihn aus seinen Gedanken, doch er verriet mit keiner Geste, dass er für einen Moment etwas abwesend gewesen war. „Sie meinen seinen Kommentar, ich würde sie zu nervös machen?“ ~
 

(Martin Jansen und Crawford, Close Distance, Teil 164)
 

Teil 46 „Erinnere mich daran, dass ich mich auf keine Diskussionen mehr mit dir einlasse“
 

„Siehst du, was du angestellt hast?“, schalt er Brad mit wenig Elan, der natürlich keinerlei Schuldbewusstsein entwickelte. „Was wolltest du dort überhaupt?“

„Ich hatte Durst.“ Der Junge lächelte ihn an. „Um genau zu sein, habe ich immer noch welchen.“

„Ich könnte etwas zu trinken in mein Büro bringen lassen.“ Der Vorschlag kam von Martin, der zwei Schritte hinter ihnen lief und versuchte, Brads Verhalten zu verarbeiten. Etwas, womit Petra überhaupt keine Probleme hatte.

„Ja. Orangensaft und Kaffee, bitte.“

„Sofort, Herr Schneider.“ Damit bog der Telekinet in den nächsten Raum ab, der ein Telefon hatte. Handys funktionierten hier aus Sicherheitsgründen nur in bestimmten Zonen.

„Du hast doch gesagt, ich muss mir kein Büro mehr ansehen…“ Brad schaffte es ganz wie ein schmollender Sechsjähriger zu klingen und erhielt für diese Leistung einen leichten Klaps gegen den Hinterkopf.

„Übertreibe es nicht.“

Seine Warnung wurde mit einem Lächeln quittiert, das gefährlich nahe an einem Grinsen vorbeischrammte.

„Wie hast du eigentlich dein Talent dazu gebracht, dir so etwas Unnützes wie die zu ziehenden Namen zu verraten?“ Eine Frage, die er schon vorhin hatte stellen wollen. Nur dass sie da zu viele Zuhörer hatten.

Brad blickte ihn überrascht an. „Auf so kurze Sicht funktioniert das anders. Keine Priorisierung, kein besonderer Auslöser erforderlich. Ich sehe es einfach.“

Petra fielen beinahe die Augen aus dem Kopf und Michael fluchte innerlich vor sich hin, weil er nie zuvor auf die Idee gekommen war zu fragen. Er war ganz einfach davon ausgegangen, dass Brads Talent genauso funktionierte wie das anderer Precogs – bloß ein bisschen besser. Und warum hatte er nie etwas davon mitgekommen?

„Langweilt es dich da nicht, auch nur eine normale Unterhaltung zu führen?“ Michael klang gelassener als er sich gerade fühlte.

„Ich achte einfach nicht darauf…“

„Wie machst du das?“ Es rutschte ihm heraus, bevor er darüber nachgedacht hatte.

Braune Augen sahen ihn scharf an. >Das fragst ausgerechnet du? Du schaffst es doch ziemlich gut, deinen Körper zu ignorieren. Und ich ignoriere eben mein Talent.< Ausgesprochen wurde aber etwas anderes. „Ich schirme mein bewusstes Denken davon ab. Ist nicht weiter schwierig. Und mein Unterbewusstsein passt auf, dass ich nichts wirklich Wichtiges verpasse.

Michaels Lächeln fiel ein wenig schwach aus. Kein Wunder, dass Brad bei Gesprächen so leicht die Oberhand behielt. Gestern erst hatte der Junge es ihm sogar gesagt, er hatte es bloß nicht verstanden. „Erinnere mich daran, dass ich mich auf keine Diskussionen mehr mit dir einlasse.“

Das ließ die Hitze in Brads Blick erlöschen und der Schwarzhaarige lachte auf. „Ich denke gar nicht daran.“

In diesem Moment schloss Martin wieder zu ihnen auf und den Rest des Weges legten sie ohne weitere Enthüllungen zurück.
 

Er ließ sich in Martins Bürosessel sinken und wartete, bis das Tablett abgestellt und die Sekretärin verschwunden war, ehe er eine Hand nach Brad ausstreckte und ihn auf seinen Schoß zog.

Petra hob nicht einmal eine Augenbraue, sondern reichte dem Jungen ein Glas und ihm seinen Kaffee. Der Saft wurde sofort ausgetrunken, der Durst war wohl keine Ausrede gewesen.

„Ich glaube, ich mache irgendetwas falsch.“

„Wie meinst du das?“ Martin stand hinter dem Sessel, in dem Petra Platz genommen hatte und sah in fragend an.

„Nun, du hast eine Sekretärin. Und ich als dein Vorgesetzter nicht. Irgendetwas an diesem Bild stimmt doch nicht, oder?“

Martin wusste nicht, was er sagen sollte, doch die Empathin lachte. „Ich denke, du wirst auch in Zukunft auf eine verzichten müssen, Schneider.“ Sie machte eine deutende Kopfbewegung zu Brad, der ihm gerade seine Kaffeetasse abnahm, um einen vorsichtigen Schluck von dem heißen Getränk zu nehmen. „Er würde eine Sekretärin schnell vergraulen.“

Michael musste unwillkürlich an Kathrin denken und brachte nicht die Energie auf, Petras Einschätzung zu widersprechen. Er erhielt seine Tasse zurück, weswegen ihm das feine Lächeln um Brads Mundwinkel gar nicht entgehen konnte. Was in ihm den Wunsch auslöste, zur Abwechslung mal Brad die Zunge rauszustrecken.

Der Junge strahlte Belustigung aus und lehnte sich zufrieden gegen ihn. Kurz darauf hatte Michael eine Hand in seinem Nacken, die dort durch seine Haare strich und es fiel Stille zwischen sie, die er nutzte, um in aller Ruhe seinen Kaffee zu trinken.
 

Dafür, dass Brad sich vorher so desinteressiert gegeben hatte, war er bei dem Rest der Tour sehr aufmerksam. Den braunen Augen schien nichts zu entgehen und die stumme Intensität des Jungen sorgte dafür, dass die Mitarbeiter ihm häufiger nervöse Blicke zuwarfen als Michael.

Er kannte diesen Zustand, so war Brad, wenn er etwas Neues lernte. Was aber nicht hieß, dass nicht auch Michael davon beeindruckt war.

Brad sagte erst wieder etwas, als es Zeit wurde aufzubrechen. Der Wachmann im Eingangsbereich verrichtet immer noch seinen Dienst und genau der war es, auf den der Junge zuging.

Er wartete zusammen mit Martin bei der Tür, konnte daher nicht verstehen, was Brad sagte und er belauschte die beiden auch nicht. Immerhin lächelte der Wachmann, als der Jüngere sich abwandte.

„Das Restaurant ist ganz in der Nähe, Herr Schneider. Nur eine Straße weiter.“

„Sehr gut.“ Sie folgten Martin und brauchten tatsächlich keine zehn Minuten, um ihr Ziel zu erreichen, wo der Telekinet sich von ihnen verabschiedete.

„Ich werde Sie heute Nachmittag wegen der anderen Termine anrufen.“

„Mach das, Martin.“

Dann waren sie allein und Brad betrachtete neugierig die Fassade des Restaurants. Es war im typisch japanischen Stil gehalten, mit Schiebetüren und Wänden, an deren Stabilität ein Europäer eher Zweifel hegte.

Sie wurden von einer Japanerin begrüßt, deren Alter schwer einzuschätzen war und ihr gelang es nicht ganz, ihre Überraschung zu verbergen, als Michael auf Japanisch ihre Reservierung nannte.

Vor ihrem Séparée zogen sie die Schuhe aus, ohne eine entsprechende Aufforderung zu benötigen, betraten erst dann die dünnen Matten.

„Herr Schneider.“ Sie wurden bereits erwartet.

„Yamamoto-san, guten Tag.“ Sie tauschten eine knappe Verbeugung aus.

Brad sagte kein Wort, half ihm aus dem Jackett und wurde prompt von dem älteren Mann ignoriert. Dann setzten sie sich an den flachen Tisch, der zum Glück eine Aussparung für die Beine im Boden verdeckte. Michael hätte ungern die ganze Zeit gekniet.

Die Bestellungen waren schnell erledigt, wobei er die für Brad mit übernehmen musste, da der Jüngere sich weiterhin ausschwieg. Anscheinend wollte Brad ganz und gar im Hintergrund verschwinden.

Anschließend besann Michael sich auf den eigentlichen Grund ihres Hierseins und begann ein Gespräch mit Yamamoto. Es wurde auf Japanisch geführt, da er den älteren Mann nicht zwingen wollte, in einer ihm fremden Sprache zu antworten und er ihn so besser einschätzen konnte.

Die Vorspeisen kamen und Brad richtete alles so an, dass Michael zugreifen konnte, ohne überhaupt hinsehen zu müssen, goss ihm etwas von dem Sake ein. Es lief das restliche Essen über so weiter, er konnte sich voll und ganz auf sein Gegenüber konzentrieren. Sein Talent setzte er dabei nur sparsam ein, eine federleichte Berührung, die ihm versicherte, dass die Antworten wahrheitsgemäß waren. Der Mann war kompetent, loyal und würde den Job zweifellos gut machen.

Yamamoto bemerkte in seiner Haltung dieses Urteil, weswegen es Michael nicht überraschte, als sich die Unterhaltung auch anderen Themen zuzuwenden begann, solchen, die nicht nur mit der Arbeit verknüpft waren.

„Ist der Junge von Ihrer Schule?“

Brad hatte sich so unauffällig verhalten, dass er dessen Anwesenheit beinahe vergessen hatte. Ein Lächeln zog an seinen Mundwinkeln und er korrigierte nicht die unausgesprochene Annahme, Brad würde kein Japanisch verstehen. „Ja.“

„Ich habe ein bisschen darüber gehört. Unter anderem, dass die Schüler erst im letzten Jahr an Außeneinsätzen teilnehmen. Dafür scheint er mir doch ein wenig jung zu sein.“

„Hm, ganz richtig. Wir haben in seinem Fall eine Ausnahme gemacht.“

Yamamotos Blick wanderte zu Brads linken Ohrläppchen und dem Stecker, den der Junge immer noch trug. Michael wurde in diesem Moment klar, dass der andere Mann mehr wusste, als er erwartet hatte. Tiefer grabend fand er die Erinnerung an eine Unterhaltung mit anderem Eszett-Personal. Die Organisation war weitläufig genug, dass viele Bereiche niemals von Rosenkreuz hörten, aber bei den Eingeweihten schien die Schule ein beliebtes Spekulationsthema zu sein. Amüsement streifte eisblaue Augen, zu flüchtig, um bemerkt zu werden.

„Ich verstehe…“ Yamamoto hatte bereits genug Alkohol getrunken, dass sich ein gewisser anzüglicher Unterton in die Aussage schlich.

Er machte sich auch nicht die Mühe, diese Annahme korrigieren. Ihm war ein wenig unverständlich, warum Japaner bei Geschäftsessen dem Alkohol etwas zu sehr zusprachen, aber er wusste die Vorteile einer gelockerten Zunge zu schätzen.

Das Gespräch nahm seinen Lauf, hin zu weniger verfänglichen Themen und nachdem sie sich schließlich verabschiedet hatten, sah er keinen Grund, Yamamoto abzulehnen.

Bis Brad etwas sagte. „Er ist nicht der Richtige.“

„Du kannst nicht behaupten, er wäre unfähig.“ Er nutzte den Umstand aus, dass sie allein waren, und lehnte sich zurück, die Hände hinter dem Kopf verschränkend. Gut, der Boden war nicht allzu bequem, doch nach all dem Sitzen stellte er trotzdem eine angenehme Abwechslung dar.

„Das ist es auch nicht. Die Arbeit könnte er erledigen. Aber es würde nicht in die richtige Richtung führen. Nicht zu der Zukunft, die ich damals gesehen habe.“

Und ohne jeden Zweifel war das die, die das Triumvirat und Eszett haben wollten.

Michael sah die Decke an und wünschte, er würde wissen, worum es eigentlich ging. „Keine Sorge, wir haben noch mehr Leute zur Auswahl.“
 

Die nächsten beiden Tage verliefen nach einem ähnlichen Muster. Mehr Zeit, sich mit dem Japan-Büro vertraut zu machen und den wirklichen Menschen dahinter. Mehr Restaurantbesuche. Zu seiner heimlichen Belustigung sprachen sowohl Tsuda als auch Kotegawa ihn früher oder später auf Brad an, aber letzterer war der Einzige, bei dem der Junge eine Reaktion zeigte, bevor sie wieder unter sich waren.

>Ihn.<

Bevor er es verhindern konnte, hatte er auch schon den Kopf zu Brad herumgerissen, einfach, weil er von dem abrupten Kommentar zu sehr überrascht worden war. Kotegawa folgte seinem Blick verwirrst. Der Japaner hatte Brad bereits als seinen Schüler eingestuft und in der Folge nicht weiter beachtet.

„Ist etwas mit dem Jungen?“

Zum ersten Mal hob Brad den Blick und als braune Augen auf viel dunklere trafen, atmete der andere Mann tief ein. „Sie haben viele Kontakte im politischen Umfeld, nicht wahr, Kotegawa-san?“

Diesem fiel kaum auf, dass er auf Japanisch angesprochen worden war.

„Ja, das gehört zu meinem Aufgaben.“

Brad dachte kurz nach, sah währenddessen durch Kotegawa hindurch, der das mit innerlichem Unbehagen aufnahm, es aber nicht zeigte. „Es ist wichtig, dass Sie Takatori-san im Auge behalten. Er hat das Potenzial, bis an die Spitze der Jigen-Partei aufzusteigen.“

„Der Verteidigungsminister?“ Verblüfft.

Der Junge lächelte. „Der zukünftige Premierminister, wenn Sie ihm die richtige Unterstützung zukommen lassen.“

„Wenn ich…“ Und dann schaltete er um. „Bedeutet das, dass Sie mich für die Position ausgewählt haben?“ An Michael gerichtet.

„Ja, habe ich.“ Nichts in seiner Miene verriet, wie kurzfristig diese Entscheidung gefällt worden war.

„Vielen Dank, Herr Schneider.“ Dann wandte sich der Japaner wieder Brad zu. „Dürfte ich deinen Namen erfahren?“

„Brad Crawford.“ Brads Augen hielten den Anderen regelrecht fest.

„Und welches Talent besitzt du?“

„Ich bin ein Precog.“

Kotegawa verbeugte sich im Sitzen. „Es wird mir eine Ehre sein, mit dir zusammenzuarbeiten.“

Und Brad nahm die Worte schweigend an, neigte lediglich den Kopf ein wenig zur Bestätigung.

„Ab wann stehen Sie zur Verfügung?“, wollte Michael wissen. Nun da er hatte, weswegen er hergekommen war, musste keine Zeit mehr verschwendet werden.

„Jederzeit. Wenn Sie es wünschen, können morgen die notwendigen Verträge unterzeichnet werden.“

„Das passt mir ausgezeichnet. Ihnen ist klar, dass Sie in Zukunft mir direkt verantwortlich sein werden?“ Er öffnete sein Talent weiter.

„Natürlich, Herr Schneider.“

Gut, Kotegawa hatte kein Problem mit seinem Alter. Eigentlich hätte er das schon daran merken sollen, wie der Japaner mit Brad umgegangen war, sobald ihm dessen wahre Stellung bewusst geworden war.

„In diesem Fall treffen wir uns morgen um zehn Uhr in der Firma. Sie werden den Mitarbeitern vorgestellt und können dann gleich mit der Arbeit anfangen. Ihre Ansprechpartner vor Ort werden Herr Jansen und Frau Bremer sein. Offiziell werden sie als normale Angestellte geführt, bis sie ein angemessenes Alter erreicht haben.“ An dieser Stelle lächelte er kurz. „Die Hierarchie sieht in Wirklichkeit natürlich etwas anders aus.“

„Darüber bin ich informiert worden.“ Kotegawa lächelte ebenfalls.

„Dann auf gute Zusammenarbeit.“

Es war ein Händedruck, der seine Worte besiegelte.
 

~TBC~
 

So, damit ist der Ausflug nach Japan auch schon so gut wie vorbei. Aber noch nicht ganz, mir fehlt noch eine winzige Szene, die ich ehrlich gesagt für RftS im Kopf hatte, bevor ich sie in CD einbaute. *grins*

cya, cu ^-^

"Und so beginnt es also…"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 47/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Und mit diesem Teil verabschieden sich die beiden von Japan ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Jemma: Natürlich wollte Brad es, unter Berücksichtigung seines Talents ist gar nichts anderes möglich. Immerhin hat er sich damit gleich mal den Respekt einer Person verschafft, die nicht ganz unwichtig ist, auch wenn es sich um einen Talentlosen handelt.

Michael hat sich von Brads Zurückhaltung einlullen lassen. Ich glaube jeder andere wäre an seiner Stelle auch überrascht gewesen. ^^
 

@Kralle: *lach* Nein, so etwas ist es nun wirklich nicht. Es würde mir schwerfallen, den Reitausflug in RftS unterzubringen, es gibt einfach keine Verbindung. Die Szene, die ich meine, hatte schon zwei Punkte in CD verbunden. Und jetzt verknüpfe ich dadurch (oder um genau zu sein, vielmehr durch einen bestimmten Satz) noch CD und RftS . ^^ *nach unten auf das Zitat deute*
 

~ „Wie weit kannst du sehen?“

„Niemals weit genug.“ Die Antwort schmeckte bitter in seinem Mund. ~
 

(Nagi und Crawford, Close Distance, Teil 202)
 

Teil 47 „Und so beginnt es also…“
 

„Weißt du was, Brad? Ich lasse dich einfach meinen Job machen. Irgendwie scheinst du das ganz gut hinzubekommen.“ Er ließ sich wieder nach hinten sinken. Auch nach drei Tagen hatte er sich an dieses Sitzarrangement nicht gewöhnt und begann normale Stühle herbeizusehnen.

Brad lächelte auf ihn herunter. „Du verwechselst da etwas. Dieser Teil war mein Job.“

Michael schloss die Augen, als Brad durch seine Haare zu streichen begann. „Hm, da hast du wohl Recht…“ Am liebsten hätte er jetzt ein bisschen gedöst. Das Essen machte ihn angenehm schläfrig und nun gab es nichts Wichtiges mehr zu erledigen. „Wir können am Wochenende zurückfliegen. Oder möchtest du noch länger hierbleiben?“

„Nein, ich will nach Hause zurück.“

„Du vermisst die Schule?“ Eisblaue Augen musterten den Jüngeren, dann setzte sich Michael wieder auf, bevor er tatsächlich einschlief.

Von Brad kam nur ein weiteres Lächeln, aber das war Antwort genug.

Nachdem sie das Restaurant verlassen hatten, rief er Martin an und teilte ihm seine Entscheidung mit. Der Telekinet klang erfreut und Michael fragte sich, ob es daran lag, dass nach seiner Abreise wieder mehr Ruhe einkehren würde. Ein Mundwinkel rutschte nach oben, als er das Handy einsteckte. „Unser Flug wird für Samstagvormittag gebucht, sofern sich morgen keine Schwierigkeiten ergeben. Aber ich erwartete keine“, informierte er Brad.

„Ich auch nicht.“

„Das ist gut zu hören.“ Seine Hand hatte von ganz allein ihren Weg in Brads Nacken gefunden und er drückte sanft zu. „In Ordnung, dieser Nachmittag gehört dir. Lust, Tourist zu spielen?“

„Wir müssen uns den Tokio Tower ansehen. Das gehört sich so, wenn man hier ist“, erwiderte der Junge ernsthaft und mit dem Anklang eines Lächelns in den braunen Augen.

„Na wenn du das sagst, muss ich es wohl glauben.“ Er lachte, rief dann ein Taxi herbei.

Sie fuhren auf die obere Plattform hinauf. Der Ausblick von dort war beeindruckend, auch wenn Michael sich des Gefühls nicht erwehren konnte, dass er selbst für einige interessanter war.

„Das machen deine Größe und die blonden Haare“, teilte Brad ihm mitleidslos mit.

„Wirklich…“ Die Ironie war nicht zu überhören.

Der Junge grinste flüchtig. „Ich hoffe, du sorgst dafür, dass sie keine Fotos machen.“ Sie traten näher an die Fenster heran und Brad lehnte sich zurück, gegen ihn.

„Das mache ich.“ Die anderen Leute hatten im Moment vollkommen vergessen, dass es so etwas wie Kameras gab. Er legte seine Arme um Brad, blickte mit ihm zusammen nach draußen. „Wie weit kannst du sehen?“ Die Frage war plötzlich in ihm aufgestiegen und er sprach sie aus, weil sie ihm den Magen zusammenzog.

„So weit wie ich reichen kann.“

„Das ist nicht wirklich eine Antwort.“

„Nein.“ Sanfte Belustigung.

Und Michael gab es auf, mehr erfahren zu wollen.
 

Zu Abend aßen sie wieder im Hotelrestaurant. Von japanischem Essen hatten sie beide vorläufig genug und die Köche wussten, was sie taten. Es war nicht immer ratsam, hier ausländische Restaurants auszuprobieren. Sie wurden oft von Japanern betrieben und die hatten manchmal etwas seltsame Vorstellungen.

Michael sah von seinem Teller auf und begegnete Brads Blick. Diesmal hatte der Junge sein eigenes Weinglas, wenn auch spärlich gefüllt und gerade wurde es leicht gehoben. Er spiegelte die Geste, erntete ein Lächeln dafür. Es war ein guter Rotwein. Eigentlich seltsam, dass er ausgerechnet dabei geblieben war, obwohl er sich noch genau an die Enttäuschung damals bei der Abschlussfeier erinnern konnte.

Sie beendeten die Mahlzeit schweigend, gingen danach auf ihr Zimmer, um ein wenig fernzusehen. Es war eine ziemlich verrückte Show, man konnte schon gar nicht mehr darüber lachen, doch keiner von ihnen griff nach der Fernbedienung, um umzuschalten.

„Das muss doch wehtun.“

„Anzunehmen.“ Auf morbide Weise fasziniert sah er zu, wie der Mann sich überfahren ließ und danach aufstand, als ob nichts geschehen wäre.

Brad rückte näher an ihn heran, begann seine Weste zu öffnen, nahm ihm dann die Krawatte ab. Bis dahin dachte er sich nichts dabei, doch als die Finger sich seinem Hemd zuwandten, griff er nach Brads Handgelenk.

„Was soll das werden?“

Die Pupillen des Jungen waren geweitet, als dieser ihn ansah. „Heute Abend zählt nicht…“

„Bist du betrunken?“ Er ließ Brad los, der sofort seine Tätigkeit wieder aufnahm. Hitze schien von dem Jüngeren auszustrahlen.

Die braunen Augen blieben fest auf ihn gerichtet, als würde Brad auf eine Äußerung der Zustimmung warten. „Du hast die Wette verloren. Heute Abend zählt nicht.“

Und endlich wusste er, worauf Brad hinaus wollte. Sein Atem stockte, als sich ein Handabdruck in seine Brust zu brennen schien. Der Junge wollte sein Versprechen zurücknehmen. Er hätte ihn nichts von dem Rotwein geben dürfen…

Die Hand geriet wieder in Bewegung, strich über sein Brustbein, dann weiter nach unten über seinen Bauch. Michael fielen die Augen zu und er ließ sich nach hinten drücken.

Brad setzte sich rittlings auf ihn und das war eine wirklich schlechte Idee. Bloß dass der Schwarzhaarige da ganz anderer Ansicht war.

Er konnte ihn zufrieden seufzen hören und dann geisterte warmer Atem über seine Haut. Ihm wurde noch viel wärmer. Vielleicht würde es ja funktionieren, es war schließlich nicht so, dass er abgeneigt wäre.

Brad setzte sich kurz wieder auf und ohne die Augen zu öffnen, wusste Michael, dass der Junge nun das eigene Hemd auszog. Die Hitze vervielfachte sich, als Brad sich auf ihn legte und diesmal war es Michael, der seufzte. Er umfasste Brads Taille, um ihn besser zu positionieren, strich dann höher, nur über die Fingerspitzen Kontakt haltend. Brad wandte den Kopf, küsste sein Schlüsselbein, arbeitete sich auf seinen Hals zu.

Er zog ihn höher, so dass ihre Lippen aufeinandertreffen konnten und Brads öffneten sich einladend. Das fühlte sich gut an. Er wusste nicht genau, wer von ihnen das gedacht hatte und eigentlich war es auch egal. Sein Verstand griff nach dem des Jungen und wieder wurde er willkommen geheißen. Er öffnete sich weiter, mentale Energie schwappte über sie beide hinweg. Brad stöhnte auf, presste sich an ihn, als wollte er mit ihm verschmelzen. Aber Michael war bei diesem Laut bereits zu Bewegungslosigkeit erstarrt, ohne dass er es wollte.

Brad vergrub das Gesicht an seinem Hals. „Du machst wohl Witze…“ Ein kaum verständliches Murmeln. „Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du meine Schilde gar nicht durchbrechen _kannst_?“

Die Frage war nur rhetorischer Natur, so dass Michael sich nicht die Mühe machte, darauf zu antworten. Stattdessen setzte er sich auf, mit sich selbst frustriert und schaltete den Fernseher aus, während er mit dem anderen Arm weiter Brad an sich drückte. Er hielt ihn auch dann fest, als er aufstand, um zum Bett hinüberzugehen.

Es war wirklich zum Verrücktwerden. Die Matratze gab federnd nach, doch keiner von ihnen registrierte das wirklich. Brad war zu sehr damit beschäftigt, seinen Kuss zu erwidern, er selbst, ihn nicht zu hart ausfallen zu lassen. Finger krallten sich in sein Hemd und durch den Stoff hindurch kratzten Nägel über seinen Rücken. Aber es half alles nichts, dieses verdammte Bild war zurück.

Brads Griff löste sich, ging dann in ein Streicheln über. „Lass es…“ Gegen seine Lippen gesprochen.

Alle Kraft schien aus seinem Körper zu weichen und der Jüngere hieß sein Gewicht willkommen. „Wir könnten-“

„Nein!“, wurde ihm das Wort abgeschnitten, bevor er seinen Vorschlag aussprechen konnte. „Ich will die Verbindung zwischen uns nicht trennen, das ist es nicht wert. Und es würde sich niemals echt anfühlen.“

Sein Auflachen war hohl und enthielt keine Belustigung. Was für ein verdammtes Dilemma. Brad wollte keinen Sex, ohne dass sein Talent daran beteiligt war und er konnte sich nicht genug kontrollieren, um in einem solchen Moment _nicht_ hinauszugreifen, solange seine Schilde nicht völlig geschlossen waren. Und das Ergebnis davon kannten sie ja: Etwas in ihm hielt es für zu gefährlich und stoppte ihn.

„Du solltest einfach _meinem_ Talent vertrauen…“

„Das tue ich.“ Nur eben dieser idiotische Teil seines Unterbewusstseins nicht.

„Und wenn du einen anderen Precog fragen würdest?“

„Ich müsste ein Negativum als Bestätigung nehmen. Du glaubst doch nicht wirklich, dass das etwas ändern würde…“

„Aber die kurzfristigen Visionen-“

„Ich habe noch nie davon gehört, dass jemand ein Talent hat, das die ganze Zeit so arbeitet. Daher bezweifle ich, dass es bei anderen Precogs so einfach funktioniert.“

„Oh…“ Brad war so überrascht wie er selbst am Anfang der Woche.

Und dann wussten sie beide nichts mehr zu sagen.
 

Am nächsten Tag klebte Brad noch mehr als gewöhnlich an ihm und er tat rein gar nichts, um daran etwas zu ändern. Immerhin konnten sie sich so viel berühren, wie sie wollten, ohne dass etwas in ihm beschloss, es könnte zu gefährlich für den Jungen werden. Erst als sie beim Firmengebäude ankamen, löste sich eine schweißfeuchte Hand aus seiner.

„Kotegawa-san ist bereits da, er erwartet uns in seinem Büro.“ Martin schloss die Autotür, nachdem sie ausgestiegen waren und Michael zählte innerlich bis drei, Amüsement in eisblauen Augen. Wie erwartet kam da auch schon Brads entnervter Kommentar.

„Schon wieder ein Büro.“

Martin wandte den Kopf beiseite, bevor jemand sein Grinsen sehen konnte. „Wenn Sie mir bitte folgen würden?“

Natürlich war Kotegawa in der obersten Etage untergebracht worden, aber dank des Expresslifts dauerte es nicht lange, dorthin zu gelangen.

„Willkommen, Herr Schneider.“ Der ältere Mann stand auf und verbeugte sich.

„Kotegawa-san, wie ich sehe, sind Sie bereits an der Arbeit. Dabei werden Sie noch nicht einmal dafür bezahlt.“

Ein Lächeln erschien auf dem Gesicht des Anderen. „Keine Sorge, mein alter Vertrag läuft so lange, bis ich Ihren unterzeichnet habe.“ Was kein Scherz war, sie alle hatten offizielle Verträge, nur dass sie nicht unbedingt taten, was darin stand – oder nicht nur.

„Dann wollen wir Sie so schnell wie möglich ganz zu uns herüberholen.“

Petra kam wie aufs Stichwort herein und brachte die erforderlichen Papiere mit sich.

Weder Michael noch Kotegawa machten sich die Mühe, sie vorher durchzulesen. Und ein paar Unterschriften sowie einen Händedruck später war alles unter Dach und Fach.

Brad stand als ruhiger Beobachter gegen die Wand zu Michaels Rechten gelehnt und ein feines Lächeln umspielte die Mundwinkel des Jungen.

Kotegawa sah das auch und zur Überraschung von Martin und Petra, die außer ihnen als einzige bei der Unterzeichnung anwesend waren, verbeugte sich der Ältere in Brads Richtung.

Der stand auf einmal sehr aufrecht und das Lächeln veränderte sich zu etwas, das er nur bei seltenen Gelegenheiten gesehen hatte. „Und so beginnt es also…“ Selbst Brads Stimme klang in diesem Moment ungewohnt tief. Damit wandte sich der Junge ab und verließ den Raum.

„Was war das denn?“ Martin sah ihm ungläubig nach.

„Brad wie er leibt und lebt, würde ich sagen.“ Trotzdem schien sogar Petra ein wenig erschüttert.

„Ich verstehe jetzt, warum Sie ihm bereits erlauben, die Schule zu verlassen.“ Kotegawas Blick war auf die längst geschlossene Tür gerichtet. Und anders als Yamamoto tat er das wirklich.

Michael rief sich innerlich selbst zur Ordnung. „Ich denke, die Mitarbeiter warten auf Ihre Ansprache.

„Natürlich, Herr Schneider.“

Kotegawas Einführung war ein voller Erfolg, vielleicht unterstützt durch die Tatsache, dass es anschließend eine verlängerte Pause und ein kaltes Buffet gab, um selbige angenehm zu verbringen. Obwohl Michael ernsthaft bezweifelte, dass das notwendig war. Der Mann passte einfach hier hinein.

Den Rest des Tages wurde umso härter gearbeitet, denn nun war die Probezeit um und die richtige Arbeit begann. Tokio konnte sich auf etwas gefasst machen – und dennoch würde es an den meisten Leuten vollkommen vorübergehen.

Er selbst blieb auch nicht untätig, mit Brad die ganze Zeit über an seiner Seite, so dass sie abends ehrlich erschöpft ins Bett fielen und sich keine Gedanken darüber machen mussten, wie sie die Abendstunden herumbringen sollten. Als letzte Geste zog er Brad noch an sich, dann war er auch schon eingeschlafen.
 

„Mit der Gefahr Brads Worte zu wiederholen, aber habt ihr jetzt nicht wirklich etwas Besseres zu tun?“ Mit hochgezogener Augenbraue musterte er Petra und Martin, die offensichtlich hier waren, um sie zum Flughafen zu fahren. Er erhielt von beiden ein sehr eloquentes Schulterzucken und seufzte mit gespielter Ergebenheit. „Also gut, aber dafür werdet Überstunden machen müssen.“

„Ganz wie Sie wünschen, Herr Schneider.“ Petras Grinsen sprach Bände.

Auf dem Flughafen hatten sie noch ein bisschen Wartezeit zu überbrücken und Petra nutzte sie, um in einen Souvenirshop zu verschwinden. Martin tauschte einen schnellen Blick mit ihm aus, der ihm verriet, dass auch der Telekinet ratlos war.

Brad hingegen verdrehte beinahe die Augen, stoppte sich aber rechtzeitig selbst und dann breitete sich ganz langsam ein Lächeln auf dessen Gesicht aus.

Was Michael eine Augenbraue hochziehen ließ. Hm, dieses Mal würde wenigstens nicht er es sein, der am anderen Ende von Brads Talent stand, tröstete er sich innerlich.

Kurz darauf war Petra zurück und hielt dem Jungen einen Tokio Tower en miniature hin. „Damit du uns nicht vergisst. Ich werde dich vermissen.“

Brad nahm das Geschenk mit unlesbarer Miene an. „Mal sehen ob du das noch sagst, wenn du deine Berichte eines Tages an mich richtest.“

Beim Anblick von Petras Gesichtsausdruck musste Michael sich mit bebenden Schultern abwenden. Ein Lachanfall in aller Öffentlichkeit war nicht das, womit er sich verabschieden wollte.
 

~TBC~
 

Und wieder beginnen sich in Japan die Wege zusammenzufügen, die zu dem im Anime gezeigten Ergebnis führen können. Ich habe allerdings eine Änderung vorgenommen, was den Grund angeht, wofür die Ältesten ein Opfer benötigen. Das Ende wird also nicht so offensichtlich, wie es manchmal scheint.

cya, cu ^-^

"Ich brauche die Vergangenheit nicht, um die Zukunft zu sehen"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 48/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Ich konnte Herrn Schneider mal wieder einbauen. ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Jemma: Und ich bin wie immer überrascht, wenn ich dich überraschen konnte. ^^ Ich kenne die Story einfach schon zu gut und irgendwie gehe ich meistens davon aus, dass ihr auch schon wisst, wie es weitergeht. Was natürlich nicht möglich ist, aber ich komme irgendwie nicht dagegen an ^^#

Hm, sie waren sicher nicht zum letzten Mal in Japan, aber ehe ich dort wieder etwas schreibe, werden noch einige Kapitel ins Land ziehen…
 

@Kralle: Ich finde, Petra war das perfekte Opfer. Schließlich macht sie sich sonst einen Spaß daraus, sich über andere lustig zu machen. Strafe muss auch mal sein ^^

Das Problem bei Michael ist nicht so sehr sein Talent, denn Brad will gar nicht darauf verzichten. Aber ich kann dich trösten, die Lösung für das Problem ist bereits eingeplant, auch wenn du dich noch ein bisschen bis dahin gedulden musst.
 

Teil 48 „Ich brauche die Vergangenheit nicht, um die Zukunft zu sehen“
 

„Brad, du bist wieder da!“

Er schaffte es gerade noch sein Buch beiseite zu legen, bevor sein Gesicht hineingedrückt werden konnte, als sich plötzlich jemand auf ihn warf. „Wenn du es mir nicht gesagt hättest, wäre es mir überhaupt nicht aufgefallen.“ Sein genervter Tonfall wurde von nachsichtiger Belustigung unterlegt.

Stephan rappelte sich auf, so dass auch Brad sich aufsetzen konnte, schlang ihm aber gleich wieder von hinten die Arme um den Hals. „Wann bist du zurückgekommen?“

„Letzte Nacht“, antwortete er bereitwillig, registrierte nebenbei, dass der Tracer seine Handschuhe ausgezogen hatte und ihn durch das T-Shirt hindurch streichelte. Eine weitere Person näherte sich ihnen und als er den Kopf in die entsprechende Richtung wandte, konnte er Alexander sehen. Und nicht nur ihn. Seine Sportgruppe kehrte gerade vom Training zurück, wobei die meisten gerade stehen geblieben waren, um Stephans Überfall auf ihn zu beobachten.

Brad ignorierte sie, nickte stattdessen dem Empathen zu, der ihn anlächelte und sich dann zu ihnen auf die Decke setzte.

„Du hast dich ums Training gedrückt.“

„Falsch. Ich bin freigestellt, das ist etwas anderes. Außerdem sollt ihr auch mal ein paar Erfolgserlebnisse haben.“

Stephan lachte in seine Haare hinein. „Eingebildet bist du wohl gar nicht.“

„Wieso? Es ist doch nur die Wahrheit.“

„Er ärgert sich nur, weil ich diesmal der Beste war“, vertraute Alexander ihm an, schenkte ihm ein breites Grinsen.

Der Tracer tat so, als hätte er ihn nicht gehört. „Wir war es in Japan?“

„Sehr schön. Ein bisschen zu warm, aber das Essen war gut. Und man hat eine tolle Aussicht vom Tokio Tower.“

„Du klingst wie ein Tourist.“

„Du weißt, dass ich euch vom Rest nichts erzählen darf.“

Stephan gab ein zustimmendes Brummen von sich. „Hast du besseres Japanisch gelernt?“

Er lächelte bei der Erinnerung an den Park. „Ja, habe ich.“ Und er bewies es gleich, indem er ihnen einen streng zensierten Bericht auf Japanisch lieferte.

Alexander vergrub das Gesicht verzweifelt in beiden Händen. „Ich habe nicht einmal die Hälfte verstanden. Und das ist noch übertrieben.“ Dann wurden die Finger gespreizt und ein Paar brauner Augen musterte ihn dadurch. „Ich lasse dich in Zukunft meine Japanisch-Hausaufgaben machen.“

„Das halte ich für keine gute Idee, Alexander“, klang eine tiefe Stimme hinter dem Empathen auf.

Der wurde blass und war genauso schnell auf den Beinen wie Stephan. „Guten Tag, Herr Schneider.“

„Ihr wart doch sicher auf dem Weg zu den Duschen, nicht wahr?“

„Ja, Herr Schneider.“ Und dann waren die beiden weg.

Brad war nicht aufgestanden, lächelte zu dem älteren Mann hoch. „Guten Tag, Herr Schneider.“

„Hallo Brad. Ich darf mich doch zu dir setzen?“ Sein Lächeln wurde erwidert.

„Natürlich.“ Er ließ den Älteren dabei nicht aus den Augen, wie immer fasziniert von der Ähnlichkeit mit Michael. Seine Fingerspitzen kribbelten in dem Wunsch, seine Hand auszustrecken und Herrn Schneiders Züge nachzuzeichnen.

„Was ist?“ So viel auf ihn gerichtete Aufmerksamkeit konnte dem Anderen kaum entgehen.

„Ich habe nur gedacht, dass Michael in ein paar Jahren noch gut aussehen wird“, antwortete er ehrlich, da er keinen Grund sah, das zurückzuhalten.

Blaue Augen weiteten sich überrascht, dann lachte Herr Schneider. „Ich fühle mich geschmeichelt.“

Sein Lächeln vertiefte sich. Wenn Michael so werden würde, war das ein Grund mehr, ihn niemals loszulassen. Er musste den Impuls unter Kontrolle halten, sich einfach auf den Schoß des Älteren zu setzen.

„Michael hat bereits Bericht erstattet.“ Brad wurde aufmerksam gemustert. „Warum hast du Kotegawa-san ausgewählt?“

„Weil er der Richtige ist.“

„So viel habe ich mitbekommen.“ Da war ein Lächeln, doch es reichte nicht weit. „Welche Zukunft strebst du an?“

„Eine mit Michael an der Spitze von Rosenkreuz. Wo wir mehr Einfluss haben.“

Die blauen Augen wurden zusammengekniffen. „Warum?“

„Es ist unser Recht. Wir sind die Besseren.“

Das brachte ihm ein Zucken der Mundwinkel ein. „Und was hast du davon?“

Das war am einfachsten zu beantworten. „Michael.“

„Du meinst das ernst, nicht wahr?“

„Er ist real. Und er gehört mir.“ Das hatte er von Anfang an gewusst. Seit er ihn zum ersten Mal gesehen hatte.

Herr Schneider lächelte wieder. „Du bist manchmal seltsam, Brad. Wir alle wüssten wirklich gerne, woher du kommst.“

Er sah nach oben, betrachtete den nahezu wolkenlosen Himmel. „Ich kann mich immer noch nicht daran erinnern. Und ich brauche die Vergangenheit nicht, um die Zukunft zu sehen.“

„Wahrscheinlich nicht…“

Da sie schon mal bei diesem Thema waren, gedachte er seine Chance zu nutzen, mehr über Michael zu erfahren. „Sie sind nicht mit ihr verheiratet, oder?“

Blaue Augen richteten sich auf ihn. „Frau Kernen? Nein.“ Begleitet von einem Kopfschütteln.

„Und Sie mögen sie auch nicht besonders.“ Eher eine Feststellung.

„Dazu sage ich besser nichts.“ Die Belustigung war nicht ganz echt.

„Warum haben Sie dann ein Kind?“

„Weil es unsere Aufgabe war. Sie wollten sehen, ob ein neues Talent entstehen würde.“

„Aber ich habe gehört, dass solche Kinder selten überleben, es sei denn, sie erben kein Talent.“

Das Gesicht des Älteren wurde zu einer Maske. „Auch diese Erfahrungen mussten erst einmal gesammelt werden. Und in Michaels Fall hatten wir einfach Glück.“

„Hasst sie ihn deshalb? Weil sie dazu gezwungen wurde?“

„Ich nehme es an. Deswegen auch.“

Brad wusste, dass es nichts bringen würde, an dieser Stelle nachzuhaken. „Danke“, sagte er daher schlicht. Wenigstens hatte er ein paar Antworten bekommen, anders als damals. Kurz war er versucht ihn wegen Thomas zu fragen, aber diese Sache musste er wirklich mit Michael klären. Früher oder später…

Herr Schneider wusste, wofür er sich bedankt hatte, zeigte ein schmales Lächeln. „Auch wir sind nicht perfekt…“

Brad nickte nur.

„Läuft hier eine kleine Verschwörung?“

Er drehte sich um und weiße Zähne blitzten auf. „Vielleicht?“

„Nun, solange es nicht um mich geht, soll es mir egal sein.“ Belustigung funkelte ihn aus eisblauen Augen an, bevor sich der Telepath ebenfalls auf der Decke niederließ. Brad nutzte ihn sofort als Lehne und begann mit Michaels Hand zu spielen, die vor seinem Bauch zur Ruhe kam.

„Wir haben uns nur über Brads Pläne unterhalten“, meinte Herr Schneider.

„Oh, dann viel Glück. Oder hast du tatsächlich etwas aus ihm herausgekriegt?“

Michael fühlte sich entspannt an, obwohl er Brads Gewicht stützen musste und auf mentaler Ebene spürte er zögerliche Wärme. Der Ältere war gerne in der Nähe seines Vaters, auch wenn da immer eine gewisse Zurückhaltung blieb.

Herr Schneider ließ ein Lächeln aufblitzen. „Ich denke, ich habe die groben Umrisse erfasst. Er will Macht und er will dich.“

„In dieser Reihenfolge?“ Ein Lachen lief durch den Körper hinter ihm.

Er selbst war allerdings vollkommen auf die blauen Augen seines Gegenübers fixiert, die ihn nicht losließen.

„Das ist die Frage, nicht wahr?“

Es klang wie ein Scherz, doch Brad wurde das Gefühl nicht los, dass mehr dahinter steckte. Er verstand es nur nicht.

„Nun dann. Ich werde euch beide mal allein lassen. Nach all der Arbeit habt ihr einen freien Tag verdient.“ Damit stand Herr Schneider auf und als er an ihnen vorbeiging, strich dessen Hand über Michaels Nacken.

Brad sah es nicht, spürte es nur über seine Verbindung mit dem Älteren und ebenso die damit einhergehende Vertrautheit. Sobald sie unter sich waren, legte er den Kopf in den Nacken und betrachtete in aller Ruhe Michaels Konturen. Er streckte sich ein Stück, um ihm einen Kuss auf die harte Linie des Kiefers zu drücken und als seine Zunge kurz über die Stille strich, schmeckte er Salz. Was in ihm den Appetit auf mehr weckte. Innerhalb von ein paar Atemzügen hatte er sich in Michaels Umarmung umgedreht und seine Zähne suchten eine weiche Stelle am Hals des Anderen.

„Du kannst nach _dem_ Frühstück doch nicht noch hungrig sein…“ Der Ältere klang ein wenig atemlos.

Er hatte es in ihrem Quartier essen dürfen, gleich nach dem Aufstehen. Es hatte ihm erlaubt länger zu schlafen und nach einem übersprungenen Abendessen war er am Verhungern gewesen. Sein Magen war also gerade ausgesprochen zufrieden mit ihm. „Das behauptet auch niemand“, erwiderte er daher. Seine Lippen wanderten höher und den nächsten Kuss hinterließ er auf Michaels Wange.

„Dann hast du einfach zu viel überschüssige Energie“, diagnostizierte Michael, bevor dieser ihn festhielt und sich gleichzeitig so weit zurücklehnte, dass er den Älteren nicht mehr erreichen konnte.

„Ich weiß den perfekten Weg, um sie loszuwerden.“ Er lächelte, als er das sagte und die Leichtfertigkeit in seiner Stimme war echt, da er schon wusste, dass es zu nichts führen würde.

„Ich auch.“ Michael kam auf die Beine und zog ihn mit sich hoch. „Da du dich beschwert hast, du würdest meinetwegen aus der Form geraten, werden wir ein bisschen trainieren gehen.“

„Großartig…“ Auch wenn er wenig begeistert klang, freute er sich darauf. Michael stellte immer eine echte Herausforderung dar.

Wenig später hatten sie sich umgezogen und standen sich in der Turnhalle gegenüber, eine dünne Matte unter den nackten Füßen.

Für einen Moment schloss Brad die Augen und atmete tief durch, zwang seinen Körper, sich Muskel für aufgewärmten Muskel zu entspannen. Als die braunen Augen wieder aufgeschlagen wurden, kannten sie nur noch einen Fixpunkt und Energie schoss durch seinen Körper, Erwartung und ein kleines bisschen Erregung mit sich tragend.

Sie verbeugten sich, das einzige Startzeichen, da sie ohne Schiedsrichter arbeiteten und dann ging es los. Wer genau die erste Bewegung machte, war im Nachhinein nicht mehr zu bestimmen, aber das interessierte auch keinen der Beiden. Bloße Hände wurden von Unterarmen abgeblockt, sie wichen Tritten aus oder fingen sie ab. Ein Schlag ging geradewegs durch die Deckung des Älteren, blitzschnell und hart.

Er lächelte oder vielleicht war es nur ein Entblößen seiner Zähne. Zeit verlor jede Bedeutung bei diesem Kampf, der mehr von einem Tanz hatte, bei dem jeder versuchte, die Führung an sich zu reißen. Schlussendlich war es natürlich Michael, der gewann, er hatte Brad einfach zu viel an rein körperlicher Kraft voraus. Aber sie beide waren verschwitzt und außer Atem, als sie auf der Matte lagen und versuchten, ausreichend Sauerstoff in ihre Lungen zu pumpen.

Brad wandte den Kopf zur Seite und sah Michael an. „Das hat Spaß gemacht.“ Ein Grinsen wurde nachgeschickt.

„Kein Widerspruch von meiner Seite.“

Sie setzten sich auf und da erst bemerkte er, dass sie ein sehr schweigsames Publikum gehabt hatten.

Herr Rudert löste sich aus der Gruppe von Schülern und ging auf Michael zu. „Ich sehe den Unterschied.“

Der Telepath lachte und griff nach der helfend ausgestreckten Hand, während Brad ganz allein aufstand und die beiden neugierig beäugte. Leider halfen ihm auch Michaels Gedanken – oder vielmehr der Teil, der sich ihm mitteilte – nicht dabei herauszubekommen, worauf sich dieser Kommentar bezog.

Der Instruktor spürte Brads Blick und erwiderte ihn. „Du solltest mal bei unserem Training so viel Begeisterung zeigen.“

Er erlaubte sich, eine Augenbraue hochrutschen zu lassen. „Und gegen wen genau würden Sie mich dann antreten lassen?“

Dazu fehlte Herrn Rudert eine passende Antwort. Die Schüler, die den Austausch mitbekommen hatten, schienen nach deren entsetzten Mienen zu urteilen ganz Brads Meinung zu sein.

Er schenkte ihnen ein schmales Lächeln.
 

******
 

Seine Muskeln hatten sich noch nicht ganz erholt, als er ins Büro von Herrn Franken trat. Der ältere Precog hatte ihm heute Morgen für später ein wenig Zeit versprochen und jetzt war es soweit.

„Worüber wolltest du mit mir sprechen, Schneider?“

Auf eine entsprechende Geste hin nahm Michael Platz und atmete erleichtert aus, als er sich in das nachgiebige Leder hinein entspannte.

Das über Herrn Frankens Gesicht huschende Lächeln verriet, dass dieser den Grund dafür kannte. Man sollte nicht glauben, dass eine Woche ohne Training so einen Unterschied machen konnte. Vielleicht hätten sie sich länger aufwärmen sollen…

„Es geht um Brad. Oder besser, um sein Talent“, begann er langsam, nach den richtigen Worten suchend. Und dann stürzte er sich in einen Bericht über den Aspekt, der ihm erst vor wenigen Tagen bewusst geworden war.

Grau-blaue Augen ruhten die ganze Zeit über auf ihm, aber hinter deren oberflächlichen Unbewegtheit arbeitete es unaufhörlich. „Du willst mir sagen, dass er das von Anfang an konnte?“

Er zuckte ein wenig hilflos mit den Schultern. „Zumindest in Ansätzen, ja. Haben die Tests das denn nicht gezeigt?“

Herr Franken runzelte die Stirn, nachdenklich. „Nein, sie sind darauf nicht ausgelegt. Diese Kombination kommt so gut wie nie vor.“

„So gut wie nie?“, hörte Michael sich selbst die letzten Worte wiederholen.

„Wir haben genau ein Talent, das auch so arbeitet.“

„Aber doch nicht auf Rosenkreuz, oder?“

„Du vergisst, dass wir nicht nur in Deutschland eine Schule haben.“ Mit leichter Belustigung. „Ein Mitglied des Triumvirats in den USA ist unser fähigster Precog. Frau Kingston.“

Daran hatte er tatsächlich nicht gedacht. Was vielleicht daran lag, dass er noch nie Kontakt mit ihnen gehabt hatte.

Herr Franken schien seine Gedanken zu lesen. „Vielleicht kann sie mal herkommen und Brad mit ihren Erfahrungen weiterhelfen. Es wird allerdings einige Zeit dauern, das zu arrangieren.“

Michael nickte langsam. Brad würde sich über jede Gelegenheit freuen, sein Talent besser trainieren zu können.
 

~TBC~
 

Nächste Woche ist es vorbei mit dem Sommer und wir machen einen kleinen Sprung nach vorne zum Winter. ^^

cya, cu ^-^

"Du bekommst Unterstützung"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 49/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Und weil es beim letzten Mal so viel Spaß gemacht hat, ist Herr Schneider auch dieses Mal mit von der Partie ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Jemma: *lach* Frau Kingston wird ihn tatsächlich vor eine Herausforderung stellen. Ich hoffe nur, ich bekomme diese Trainingseinheit so niedergeschrieben, wie ich sie mir vorstelle ^^# Wenigstens habe ich noch ein bissl Zeit bis dahin ^^
 

@Kralle: *ehe* Also ehrlich gesagt hatte ich so einen Kommentar für Teil 47 erwartet, dort fand ich es mit den Szenen wirklich extremer. Ich wusste damals beim Schreiben nicht so ganz, wie ich diesen Abschnitt zu Ende bringen sollte *zugeb* Das Problem im Allgemeinen ist, dass ich - nachdem ich sozusagen die Grundlagen etabliert hatte - einige Jahre abdecken muss, bis ich die Geschichte zum geplanten Abschluss bringen kann und es immer nur punktuell Sachen gibt, die erwähnenswert sind. Es ist manchmal echt schwierig, etwas um Szenen drumherum zu schreiben, die für die künftige Entwicklung notwendig sind ^^°°° Ich hoffe die folgenden Kapitel sind zusammenhängend genug für deinen Geschmack ^.~
 

Teil 49 „Du bekommst Unterstützung“
 

Brad überraschte sich selbst mit einem Gähnen, das ihm beinahe den Kiefer ausrenkte. Von einem Moment zum nächsten fühlte er sich hundemüde und nachdem er sich die Augen gerieben hatte, begegnete er Herrn Schneiders belustigten Blick.

„Er ist eingeschlafen“, wurde ihm leise mitgeteilt, bevor das Triumviratsmitglied seinen Zug machte.

Brad sah zur Seite, wo Michael sich in die Kissen zurückgelehnt hatte und tatsächlich schlief. Kein Wunder, dass er so viel müder als zuvor war. Als nächstes kam ihm ein anderer Gedanke und ein Lächeln flog über sein Gesicht. „Zum ersten Mal habe ich länger durchgehalten als er.“

Herr Schneider erwiderte das Lächeln. „Es ist wohl schwierig wach zu bleiben, wenn man bereits ausgeschieden ist.“ Dem folgte eine kurze Pause, bevor der ältere Mann fortfuhr. „Du weißt, dass es normalerweise nicht das Ziel ist, an Weihnachten lange aufzubleiben. Dafür ist Silvester da.“

Oh… daran hatte er gar nicht gedacht. Unbewusst rieb er sich wieder über die Augen. Natürlich hatte er schon von Silvester gehört, immerhin hatten sie einen Fernseher in ihrem Quartier, aber vielleicht wäre es gut, mehr Informationen zu haben. Schließlich wollte er diese Weihnachtsabende nicht mehr missen und Silvester könnte sich als genauso interessant erweisen.

Die blauen Augen hatten ihn nicht losgelassen. „Habe ich dich jetzt auf dumme Ideen gebracht?“, wurde Brad scherzhaft gefragt. Doch dann verschwand der Humor aus Herrn Schneiders Stimme. „Du solltest es dir besser nicht zum Ziel machen, ins neue Jahr hineinzufeiern. Michael hat in letzter Zeit viel zu tun.“

Ja, das hatte Michael… Das Spielbrett vergessend lehnte Brad sich zurück. Die Geschäfte in Japan begannen jetzt richtig anzulaufen und das brachte viele Entscheidungen mit sich. Schließlich wollten sie eine solide Tarnung haben. Er verstand, dass Martin und Petra lieber einmal zu häufig Rücksprache hielten. Und sobald der Einsatz der Field-Teams erst einmal losging, würde es nur noch schlimmer werden.

Herr Schneider schien seine Gedanken genau verfolgen zu können. „Ich könnte ihm einen Assistenten zuteilen. Jemanden, der sich um das Alltagsgeschäft kümmern kann.“

„Benutzen Sie mich hier als Sounding Board oder wollen Sie meine Erlaubnis haben?“

„Du bist noch nicht alt genug, um ihm zu helfen.“ Ohne Brads Frage zu beantworten.

Aber vielleicht hatte Herr Schneider das ja doch getan. Brad musste an Martins Bemerkung zurückdenken, als es um dessen Sekretärin ging. Er könnte wahrscheinlich wirklich jedem das Leben schwer machen, der seiner Meinung nach Michael zu nahe kam. Aber ob es ihm gefiel oder nicht, Michael benötigte Unterstützung – und zwar so schnell wie möglich. „Keine Frau“, reagierte er schließlich. Er wusste nicht einmal genau, was ihn das sagen ließ, aber dafür wusste er, dass auch längeres Nachdenken nichts an dieser Meinung ändern würde.

Eine Augenbraue wurde hochgezogen. „Keine Sorge, ich hatte an Herrn Hoffmann gedacht.“

Der Name sagte Brad gar nichts. „Ein Talent aus einem der bestehenden Büros?“, vermutete er, sank ein bisschen tiefer in die einladenden Rückenkissen.

„Zur Hälfte richtig.“ Aus irgendeinem nicht nachvollziehbaren Grund schien das Triumviratsmitglied wieder belustigt zu sein. „Herr Hoffmann ist ein Talentloser.“

Irgendetwas daran war wichtig, aber Brad fiel es immer schwerer nachzudenken. Und nach einer scheinbaren Ewigkeit fiel es ihm ein. „Er wird nicht so empfindlich auf Michaels Talent reagieren…“

Ein Lächeln antwortete darauf. „Das war die Idee.“ Herr Schneider stand vom Sessel auf und umrundete den Tisch, kam neben Brad zu stehen. „Du solltest jetzt auch schlafen, hm?“ Nicht ganz eine Frage.

Und als wäre sie der Auslöser, überwältigte ihn ein weiteres Gähnen. Sein Blick wanderte zu Michael, aber er wusste bereits, dass er jetzt nicht mehr in ihr Quartier zurückkehren wollte. Der Weg wäre viel zu weit und Michael würde sicher lieber durchschlafen. Er fing eine Bewegung aus dem Augenwinkel ein, Herr Schneider, der scheinbar schon wieder seine Gedanken gelesen hatte und ihm ohne dass es einer vorherigen Absprache bedurft hätte dabei half, Michael in eine liegende Position zu bringen.

„Mich wundert, dass er hiervon nicht aufgewacht ist“, meinte der ältere Mann, als sie fertig waren und Michael sich während der ganzen Prozedur nicht ein Mal gerührt hatte.

Die Bemerkung rief dieses Mal Belustigung in braune Augen. „Ich habe ihm gesagt, dass er weiterschlafen kann. Er verlässt sich darauf.“

Ein undeutbarer Blick traf ihn, aber Herr Schneider sagte nichts dazu. Es war Brad wirklich egal, er wollte sich nur noch neben Michael ausstrecken und die Augen schließen können. Vorher löste er jedoch noch Michaels Gürtel, um es ihm etwas bequemer zu machen. Als er das schwarze Leder aus den Schlaufen zog, kam für einen Moment doch Bewegung in den Älteren, aber erst als Brad neben ihm lag, blitzte ihn flüchtig Eisblau unter nicht einmal halbgeöffneten Lidern an.

Michael schien ihn gar nicht richtig zu sehen, als dieser nach ihm griff und an ihm herumzog, als wollte er ein Kissen zurechtklopfen. Dann kehrte wieder Ruhe in den Körper neben Brad ein und Brads Hand schloss sich zufrieden um den Stoff von Michaels Hemd, bevor sich auch seine Augen schlossen.

Er hörte ein leises Lachen, als Herr Schneider die Rückenkissen der Couch entfernte, um ihnen mehr Platz zu schaffen, reagierte aber nicht darauf. Und Brad hielt es für völlig unnötig, von Michael abzurücken, nur weil da in seinem Rücken plötzlich mehr Raum war. Als letztes spürte er nur noch, wie eine Decke über ihnen ausgebreitet wurde, danach war er auch schon eingeschlafen.
 

„Aufstehen, wir müssen zum Frühstück.“

Aus irgendeinem seltsamen Grund bekam Brad die Augen nicht auf, stattdessen presste er sich näher an die Wärmequelle an seiner Seite und beschloss die Stimme zu ignorieren. Eine scheinbar noch viel wärmere Hand legte sich in seinen Nacken und diese ließ sich nicht so einfach ignorieren, vor allem, als sich auch noch Finger in schwarze Strähnen gruben und ihn in gleichmäßigen Zügen streichelten.

„Können wir nicht später frühstücken?“, murmelte er widerspenstig und erntete ein Lächeln dafür, das er spürte, auch wenn er es nicht sah.

„Du meinst so zum Mittag? Keine Chance, mein Kleiner, auch wenn heute Sonntag ist, hast du nicht frei. Vergiss dein Training nicht.“

Nun zwang er seine Augen doch dazu, sich zu öffnen, egal wie schwer die unsichtbaren Gewichte waren, die an seinen Lidern hingen. „Ich bin nicht klein.“ Ein altgewohnter Protest.

„Was immer du sagst.“

Immer noch strichen Finger durch seine Haare und Brad langte seinerseits nach sandblonden Strähnen, woraufhin Michaels Lächeln sich beinahe verlor, als sich dessen Körper unter Brads Berührung entspannte.

Er selbst war auf einmal nicht mehr halb so entspannt aber dafür umso wacher. In der Regel hatte er sich unter Kontrolle, aber manchmal meldeten sich seine Hormone dafür mit doppelter Macht zurück und gerade war so ein Moment. Ein Schauer durchlief ihn und langsam änderte er den Winkel seines Kopfes. Die Bewegung geschah langsam und unauffällig, aber ohne die Absicht, sie vor Michael zu verbergen. Und der Ältere begriff schnell, kam ihm entgegen, um ihm einen sanften Kuss auf die Lippen zu drücken.

„Guten Morgen, Brad.“, wurde anschließend der Gruß nachgeholt, den er bis zu diesem Moment noch gar nicht vermisst hatte.

„Guten Morgen“, murmelte er gegen Michaels Hals, nachdem er ihn in eine feste Umarmung geschlossen hatte. So fiel es ihm nicht weiter schwer, das Lachen zu spüren, das durch dessen Körper lief.

„Du bist heute aber anhänglich.“

„Mmm…“ Mehr als ein leises Brummen als Antwort war ihm diese Bemerkung nicht wert. Er fühlte sich immer noch ungewohnt müde und selbst die Couch war im Moment verlockend genug. Aber natürlich siegte die Vernunft und mit einem unterdrückten Seufzen löste Brad sich von Michael und setzte sich auf, zwang sich regelrecht dazu, wach zu werden. Und sein Körper gehorchte.

Ein Funkeln trat in braune Augen, als ihm gleich darauf einfiel, worüber er als letztes mit Herrn Schneider gesprochen hatte. „Du bekommst Unterstützung“, meinte er nonchalant, bevor er über Michael kletterte und auf die Beine kam.

Der verfolgte seine Bewegung und runzelte verständnislos die Stirn. „Wobei?“ Michael rappelte sich ebenfalls auf.

Brad beschloss, die Sache spannender zu machen und antwortete nicht gleich. „Wo ist eigentlich Herr Schneider?“

Ein scharfer Blick, aber der Ältere ließ sich darauf ein, während die Decke zusammengelegt wurde und anschließend die Kissen dorthin kamen, wo sie hingehörten. „Er ist schon längst in seinem Büro. Ist schließlich nicht jeder so eine Schlafmütze wie du.“

„Du hast bis eben selbst noch geschlafen“, stellte er klar und ein Lächeln zog kurz an seinen Mundwinkeln. „Wenn ich bedenke, dass du auch noch früher eingeschlafen bist, bist eindeutig du die Schlafmütze. Von daher ist es wohl ganz gut, dass dir jemand einen Teil deiner Arbeit abnehmen wird.“

Bei der Tür wartend konnte er genau beobachten, wie plötzlich Verstehen in eisblaue Augen trat. „Du hast also nicht vor, meinen künftigen Assistenten zu vertreiben?“, kam gleich darauf Michaels Schlussfolgerung.

„Warum eigentlich geht jeder davon aus, dass ich so etwas tun würde?“

Michael zog nicht ganz eine Augebraue hoch, hatte gleich darauf zu ihm aufgeschlossen und wuschelte durch seine Haare, ohne sich davon beeindrucken zu lassen, dass Brad sich wegzuducken versuchte. „Hm, das könnte vielleicht daran liegen, dass du recht besitzergreifend bist.“

„Nicht generell“, widersprach er.

„Aber bei mir im Speziellen?“ Michael lachte schon wieder, folgte ihm hinaus auf den Flur.

Brad blieb kurz stehen, so dass der Ältere in ihn hineinlief, warf ihm über die Schulter hinweg einen verschmitzten Blick zu. „Wer könnte es mir verdenken?“

„Oh Brad…“ Mit einem Gutteil Belustigung und einem Teil, der… etwas ganz anderes war.
 

Stephan und Alexander sahen durchgefroren aus, als er sich zu ihnen gesellte und gleich darauf erfuhr Brad auch den Grund dafür.

„Es hat wieder geschneit, mindestens einen Meter“, wurde ihm mit unverhohlener Begeisterung von Alexander erzählt.

„Und deshalb habt ihr es für nötig befunden, noch vor dem Frühstück rauszugehen?“ Er griff nach einem Brötchen, sah sich dann nach etwas zum Belegen um.

Dieses Mal war es Stephan, der das Wort ergriff. „Wir hätten dich ja gefragt, ob du mitkommen willst, aber wir dürfen schließlich nicht auf deinen Flur.“ Der Braunhaarige hatte inzwischen mitbekommen, dass Brad eine Schwäche für den Winter hatte.

„Ich werde noch genug von der Kälte genießen können“, merkte er trocken an.

„Was meinst du?“ Alexander hatte sich an seinen Freund gehängt und sah ihn neugierig an. Stephan schien die Nähe des Anderen nichts auszumachen.

„Du erinnerst dich noch an euren morgendlichen Schwimmausflug vor einem guten Jahr?“

Den beiden schien noch etwas kälter zu werden. „Ja, leider. Das war alles andere als angenehm.“ Stephan erschauerte nur, Alexanders Worte unterstreichend.

„Nun, ihr könnt euch schon einmal auf die nächste Stufe freuen. In eurem vierten Jahr.“ Normalerweise sollte Brad auch noch etwas Zeit haben, aber diese ‚Ausflüge’ fielen nicht in den Sportbereich, womit es nicht nach Alter sondern Schulzugehörigkeit ging. Deshalb hatte er im Alter von zehn Jahren das erste Mal das Vergnügen gehabt und konnte jetzt dem nächsten Mal entgegen sehen. Wortwörtlich, denn sein Talent hatte ihm wieder gezeigt, was ihn erwartete.

Das hatten auch die anderen beiden schnell begriffen und auch wenn sie ihn mitleidig ansahen, war da doch ein Grinsen, das keiner so ganz zurückhalten konnte.

„Armer Brad“, meinte Alexander auch prompt. „Wir werden dich danach aufwärmen, ja?“

Stephan lachte kurz, wurde dann scheinbar ernst. „Heißt das, du wirst bis dahin die Kälte meiden, um möglichst viel Wärme zu speichern, und aus unserer Schneeballschlacht wird nichts?“

„Das muss ich mir noch überlegen.“ Ein Lächeln hing um seine Mundwinkel, als er das sagte.

Dann senkte sich Schweigen über sie, zu beschäftigt waren sie damit, Energie für den vor ihnen liegenden Tag zu sammeln. Man sollte das Training niemals unterschätzen, schon einige waren dabei abgekippt, auch wenn es selten noch geschah, wenn man erst einmal das erste Schuljahr überstanden hatte.

Sie verloren sich kurz aus den Augen, als alle aus dem Speisesaal drängten, wie immer ging es sonntags ein bisschen ausgelassener zu. Aber draußen erspähte ihn Alexander schnell und zog Stephan hinter sich her, wonach beide sich an ihm festhielten, um nicht wieder abgedrängt zu werden. Nicht, dass sie dieser Entschuldigung bedurft hätten, um die Gelegenheit zu nutzen, ihm auf dem Leib zu rücken.

Eine kalte Hand schob sich unter seinen Pullover, dann unter sein Shirt und er fragte sich, wie Alexander es nach dem ganzen heißen Tee zum Frühstück geschafft hatte, diese Temperatur zu halten. Stephan hatte dankbarerweise seine gewohnten Handschuhe an und es daher nicht nötig, Brad als Ofen zu missbrauchen.

„Was hast du da?“ Alexander beäugte die Tüte, die Brad noch nicht bei sich gehabt hatte, als sie vom Frühstückstisch aufgestanden waren.

„Hm… ich habe noch nicht reingeguckt, aber ich würde auf Lebkuchen tippen.“

„Das ist so unfair“, jammerte der Blondhaarige. „Wir bekommen nie etwas zugesteckt.“

„Das ist nun wirklich nicht mein Problem.“ Ein paar Schüler um sie herum hatten den Wortwechsel mitbekommen und warfen ihm neidische Blicke zu, die Brad zwar registrierte, in der Folge aber ignorierte.

„Du könntest uns etwas abgeben“, schlug Stephan vor, einen Arm um seine Taille schlingend.

„Vielleicht will er aber lieber mit mir teilen.“

Sein Anhang rückte von ihm ab und auch im Allgemeinen war da plötzlich mehr Platz um sie herum. Brad war nicht gerade unglücklich darüber und ein ironischer Zug legte sich um seine Mundwinkel.

„Will ich das?“ Er lehnte sich zurück, wandte dann erst das Gesicht Michael zu.

„Ganz bestimmt. Ich kann dich sogar bestechen.“

„Und womit?“, wollte er wissen.

„Du musst nachher beim Lauftraining einen Kilometer weniger absolvieren.“

So gerne Brad normalerweise laufen ging, in der Halle im Kreis zu rennen hatte ihm nie besonders gefallen. „Das ist annehmbar.“ Damit öffnete er die Tüte und hielt sie Michael hin.

Er war sich dabei sehr wohl der beiden Augenpaare bewusst, die den Austausch aus sicherer Entfernung beobachteten. Inzwischen war auch Stephan in Michaels Nähe vorsichtiger geworden und ein bisschen bedauerte er das. Aber auf der anderen Seite hatte er Michael schon immer für sich allein haben wollen.
 

~TBC~
 

Irgendwie ist es schwer, bei diesem Wetter an den Winter zu denken. o.O

Erinnert sich eigentlich noch jemand an Herrn Hoffmann? Er wird natürlich erst in die Dramatis Personae aufgenommen, wenn er einen richtigen Auftritt in RftS hat. ^^

cya, cu ^-^

"Was für ein Talent hatte Thomas?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 50/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Ein bisschen mehr über Thomas, damit dieser nicht ganz in Vergessenheit gerät ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Kralle: Stimmt, Precog ist eher unwahrscheinlich *grins* Herr Hoffmann war in CD und in CotM ebenfalls ein Talentloser ^.~ Vielleicht erinnerst du dich ja noch an ihn, bevor er seinen ersten Auftritt hier hat. Wobei ich zugeben muss, dass er in CD kaum mitgespielt hat und in CotM war seine Rolle zwar größer, aber auch nicht sehr umfangreich.

Hm, dann will ich mal versuchen, nur ab und zu einen Durchhänger zu haben ^^
 

@Jemma: Brad hat es sich zur Mission gemacht, Michael wieder mit seinem Vater zu versöhnen und ich finde es sehr entspannend, diese Art von Szenen zu schreiben. ^^ Ich bin froh, dass es nicht zu kitschig geraten ist.

Wie ich schon bei Kralle sagte, Herr Hoffmann hat in den beiden anderen Storys keine große Rolle gespielt. Aber hier werde ich ihn ein bisschen öfter auftauchen lassen. Ich mochte seine Auftritte in CotM und wollte ihn daher wieder mitspielen lassen. ^^
 

Teil 50 „Was für ein Talent hatte Thomas?“
 

„Habe ich nicht gesagt, dass ich es mir noch überlegen werde?“ Mit nachsichtiger Miene ließ Brad sich hinter Alexander herziehen, der ihn jetzt angrinste.

„Du hast nicht nein gesagt. Außerdem kann man nie wissen, wie lange der Schnee liegen bleibt.“

„Lange genug, wenn ich so an den Wetterbericht denke…“ Mit Belustigung in den braunen Augen, auch wenn es nicht ganz für ein Lächeln reichte. „Solltet ihr euch heute nicht schon genug ausgetobt haben?“, wagte Brad dann einzuwenden.

„Ach was, wir hatten genug Zeit, uns vom Training zu erholen.“ Das kam von Stephan, der ihnen mit den Händen in den Hosentaschen gefolgt war.

Brad schüttelte nur den Kopf, wartete geduldig, bis er an der nächsten Abzweigung losgelassen wurde. „Und jetzt geh deine Jacke holen“, wurde er dann aufgefordert. „Ich warte hier auf dich, während Alexander unsere Sachen holt.“

„Als würde ich sonst nicht wiederkommen…“

Das folgende Lächeln stand nicht nur in den hellen, blauen Augen. „Man weiß ja nie. Wenn du nicht in drei Minuten zurück bist, komme ich dich holen.“

„Obwohl du bei unserem Quartier nichts zu suchen hast?“, hob Brad eine fragende Augenbraue.

„Ich würde mich nicht erwischen lassen.“

„Ich sollte dich direkt auf die Probe stellen.“

Stephans Gestalt sackte daraufhin kaum merklich in sich zusammen, Alexander war schon längst auf dem Weg zu seinem Schlafsaal.

Brad musste ein Lachen zurückhalten, als er diese Reaktion bemerkte. Wie erwartet hatte Stephan mutiger getan, als er in diesem Fall war. Und Brad wäre an seiner Stelle so ein Risiko auch nicht eingegangen. Auch wenn es ihn früher nicht besonders interessiert hatte, so hatte ihm das Beispiel von Alexander und Stephan inzwischen gezeigt, wie viel mehr Freiheiten er selbst genoss. Und inzwischen wusste Brad das auch mehr zu schätzen.

„Bis gleich“, verabschiedete er sich, beschließend, Stephan nicht länger zappeln zu lassen.

Der ihm ein erleichtertes Grinsen schenkte und sich gegen die Wand lehnte, um auf ihn zu warten.
 

Michael war nicht in ihrem Quartier, als er dort ankam und als er über ihre Verbindung hinaustastete, fand er ihn in der Sporthalle. Anscheinend hatte der Ältere das Abendbrot ausfallen lassen, um noch ein bisschen für sich selbst zu trainieren und würde sich später etwas aus der Küche holen gehen.

Brad nahm es mit einem Schulterzucken hin, zog sich dann warm an, um zu Stephan zurückzukehren, zu dem sich inzwischen wieder Alexander gesellt hatte. Beide sahen ihm erwartungsvoll entgegen.

Manchmal kam sich Brad vor, als hätte er zwei junge Hunde vor sich, die darauf warteten, dass er irgendwelche Leckereien aus seiner Tasche zauberte. Und gleich darauf hing an jedem seiner Arme wieder einer der beiden. Wie… unüberraschend.

„Warum macht ihr das eigentlich immer?“ Die Frage, die er sich schon so oft im Stillen gestellt hatte, wurde zum ersten Mal ausgesprochen.

„Stephan berührt dich gerne. Auch dann, wenn er gerade seine Handschuhe anbehalten muss“, wurde ihm von Alexander erklärt, der ungewohnt ernst aussah. Diese Ernsthaftigkeit wich aber schnell einen breiten Lächeln. „Und ich mag, was Stephan mag.“

Natürlich… es hätte ihm schon früher auffallen sollen. Stephan gefiel, dass sein Talent von Brads Gegenwart nicht beeinflusst wurde. Und Alexander, der laufend in Stephans Nähe war… Alexander war ein Empath.

Im gleichen Augenblick stellte Brad eine andere Verbindung her und sie ließ ihn beinahe im Schritt stocken. Aber dazu hatte er sich zu sehr unter Kontrolle und so war ihm nicht anzusehen, was ihm in diesem Moment durch den Kopf ging.

„Nicht so langsam“, meinte Alexander fröhlich und beschleunigte ihr Tempo. „Die anderen sind bestimmt schon draußen.“ Und damit wandten sich Brads Gedanken vorläufig ganz der Schneeballschlacht zu.

Sie wurden von lauten Rufen und einem Hagel aus weißen Bällen empfangen, Brad hatte es seinen Mitschülern inzwischen zum Großteil ausgetrieben, hierbei Rücksicht auf ihn zu nehmen. Beim ersten Mal war noch alles zum Stillstand gekommen, kaum dass man ihn erkannt hatte, doch zum Glück gab es diese Probleme nicht mehr.

Ein Lächeln flog über Brads Gesicht, als er sich wegduckte und dann lachte er, weil Alexander, der immer noch an ihm hing, dadurch geradewegs in die Flugbahn gezogen wurde. Stephan lachte für einen Moment mit ihm, aber dann war auch dieser mit Ausweichen beschäftigt und endlich gewann Brad völlige Bewegungsfreiheit.

Sein Talent arbeitete mit Freuden mit ihm zusammen und bald hatte er die Mehrheit der versammelten Schüler auf seiner Seite. Einige hatten auf seine Anweisung hin genug Schnee für eine Mauer zusammengeschoben, was sie nicht nur schützte, sondern auch das Blickfeld ihrer Gegner einschränkte. Natürlich nutzte Brad das aus, um einen Angriff aus dem Hinterhalt zu organisieren und es funktionierte reibungslos.

Nach und nach nahm die Energie aller Beteiligten ab und als sich die Gruppe schließlich auflöste, sahen alle wie halbe Schneemänner aus. Nun, Brad vielleicht ausgenommen, der im wahrsten Sinne des Wortes ein Talent dafür gehabt hatte, den Bällen nicht allzu oft in die Quere zu kommen.

Schließlich war er mit Alexander und Stephan allein, die ihn nach einer Atempause ins Auge fassten und einstimmig – wenn auch wortlos – beschlossen, dass Brad noch nicht ausreichend Bekanntschaft mit dem Schnee gemacht hatte.

„Wir kriegen dich schon noch!“, rief Alexander, als Brad den ersten Doppelangriff unbeschadet überstanden hatte, dann musste der Deutsche prusten, weil da plötzlich Schnee in dessen Mund war.

„Du solltest nicht so große Reden schwingen“, machte Brad ihn freundlicherweise aufmerksam, beging aber nicht den gleichen Fehler wie der Andere – nämlich während seiner Aussage stehen zu bleiben.

Der Ballwechsel gewann noch einmal an Tempo, bevor der Ausruf einer vertrauten Stimme sowohl Alexander als auch Stephan überrascht erstarren ließ.

Brad war gar nicht überrascht, sah Michael aber mit einer überzeugenden Unschuldsmiene entgegen.

Der versuchte, den Schnee aus seinem Kragen zu entfernen und dachte gar nicht daran, sich von Brads Miene beeinflussen zu lassen. Braune Augen hoben den Blick, als sich der Ältere vor ihm aufbaute.

„Gib zu, das hast du mit Absicht gemacht. Du wusstest genau, dass ich hier langkomme.“

„Und du wusstest, dass ich hier bin und was ich tue.“ Keiner Schuld bewusst.

„Auch wieder wahr…“ Ein Lächeln und im nächsten Moment lag Brad am Boden. Kalter Schnee und warme Finger, als Michael es ihm mit gleicher Münze heimzahlte.

„Deinetwegen muss ich mich vor der Besprechung noch mal umziehen. Dabei wollte ich dich nur kurz holen, um dir jemanden vorstellen. Doch jetzt musst du zur Strafe bis morgen warten.“

Damit hatte Brad nicht gerechnet. „Herr Hoffmann ist bereits da?“

„Ah, richtig geraten.“ Michael lächelte und zog ihn auf die Beine, um ihn anschließend abzuklopfen. „Er ist heute Morgen benachrichtigt worden.“

„Herr Schneider hat also tatsächlich meine Reaktion abgewartet?“ Beinahe verwundert.

„Hm… hat er. Und bei der heutigen Besprechung soll er den anderen Instruktoren vorgestellt werden.“ Der Ältere ließ von ihm ab, nachdem eine Hand noch durch seine Haare gefahren war. „Es wird also spät heute, warte nicht auf mich.“ Damit wandte Michael sich ab und ging zurück zum Hauptgebäude, verfolgt von einem Paar brauner Augen.
 

******
 

Es war sogar noch später als erwartet geworden, als Michael die Tür zu ihrem Quartier öffnete. Er wurde von Dunkelheit empfangen, nur aufgeweicht durch das Licht des Mondes, das ins Schlafzimmer fiel.

Leise griff er nach seinem Schlafanzug, um sich damit ins Bad zurückzuziehen, betätigte den Lichtschalter erst, nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte. Es dauerte nicht lange, bis Michael fertig war und mit einem Gähnen ließ er sich auf dem Bett nieder. Jetzt erst fiel ihm auf, dass Brad viel zu nah an der Wand schlief und diese Beobachtung gefiel ihm überhaupt nicht. Warum zum Teufel fiel Brad immer noch darauf zurück? Die damit einhergehende Emotion war zu scharf, sie traf den Jüngeren und dann konnte er nicht mehr verhindern, dass Brad sich zu rühren begann.

„Ich wollte dich nicht wecken“, entschuldigte er sich mit gesenkter Stimme.

Brad blinzelte zunächst nur, rückte dann mit einem schläfrigen Lächeln zu ihm auf. „Wie ist Herr Hoffmann so?“

Michael beobachtete, wie eine Hand zielsicher sein Schlafanzugoberteil fand und beschloss, diese Reaktion auf Brads Müdigkeit zu schieben. Denn warum sollte Brad sich unsicher fühlen? „Er wird dir gefallen. Es ist unglaublich, wie viel er weiß.“

„Er kann mir also bei meinen Hausaufgaben helfen?“

„Seit wann hast du das denn nötig?“ Ein leises Lachen begleitete diese Frage.

„Ich plane nur voraus.“

„Du meinst, falls du plötzlich verblöden solltest? Das halte ich für eher unwahrscheinlich…“ Wieder vibrierte ein unterdrücktes Lachen durch Michaels Körper und er zog Brad an sich heran. Der Junge war angenehm warm und als nach seiner Bemerkung Schweigen zwischen sie fiel, begann er der Erschöpfung nachzugeben, die der lange Tag mit sich gebracht hatte. Für einen Moment jedenfalls, dann aber begann er die Anspannung zu spüren, die hinter dem Schweigen lag und sie zwang ihn in den Wachzustand zurück.

„Was ist?“

Brad sagte immer noch nichts und das war der Hinweis, den Michael benötigt hatte. Es konnte nur um eine Sache gehen… Thomas war kein Thema, über das sie normalerweise sprachen. Der Geist des Jungen hing nur stets als stummes Schreckgespenst zwischen ihnen. Müde fragte er sich, was dafür gesorgt hatte, dass ihr stillschweigendes Abkommen, ihn zu ignorieren, jetzt gebrochen worden war.

„Was für ein Talent hatte Thomas?“ Die kaum zu verstehenden Worte schienen nichtsdestotrotz zu dröhnen.

Michael konzentrierte sich ganz und gar auf den warmen Atem, der gegen seinen Hals stieß. Vielleicht sollte er sich nicht so sehr wegen Brads altgewohnten Reaktionen Sorgen machen, sondern vielmehr wegen seiner eigenen. Die Erinnerungen kehrten zurück und in ihnen schaffte Thomas es, noch einmal lebendig zu werden. >Ein Empath…<

Ein scharfes Einatmen, als Brad seine Emotionen teilte. So wie es damals mit Thomas geschehen war. Michael hatte anfangs nicht verstanden, warum der Gleichaltrige ihm ständig nachgelaufen war, versucht hatte, ihn aufzumuntern. Aber seine eigenen empathischen Fähigkeiten hatten sich weiter ausgebildet und dann wusste er es. Thomas fühlte wortwörtlich mit ihm.

Von Brad kamen jetzt Bilder, die Unterhaltung mit seinen beiden Freunden heute, und damit wusste Michael, wem er dieses nächtliche Gespräch zu verdanken hatte. Allerdings konnte er es ihnen nicht übelnehmen, wie sollten sie auch ahnen, was ein paar unschuldige Worte für Folgen haben konnten. Und vielleicht sollten sie tatsächlich einmal reden. Verdrängen hatte bisher nicht geholfen und Brad ging langsam aber sicher die Geduld aus. Ihm selbst auch, wenn er ehrlich war. Und auch wenn er sich ziemlich sicher war, dass Reden nichts ändern würde, teilte er Brad zum ersten Mal mit, was damals geschehen war. Er atmete tief durch, als er fertig war und Brad bewegte sich weiter in seine Umarmung, hob ihm das Gesicht entgegen, als Michael seines senkte. Da war nur Wärme zwischen ihnen statt Hitze und es gelang ihm, entspannt zu bleiben.

Schließlich trennten sie sich und Brad stützte sich hoch, suchte seinen Blick. „Wusstest du, was passiert?“

Er brauchte einen Moment, um zu verstehen, was Brad wissen wollte, nickte dann stumm. Ja, Thomas hatte nach ihm gerufen. Und auch wenn beiden klar war, dass Michael keine Chance hatte ihm zu helfen, war er wenigstens auf diese Art bei ihm gewesen.

Es dauerte danach nur noch einen Herzschlag, bis es ihm endlich klar wurde und er schloss die Augen bei dieser Erkenntnis, sprachlos.

Anders als Brad. „Eine mentale Verbindung, während ein Instruktor ihn zum Sex zwang. Und dann auch noch der Schock von Thomas’ Tod.“ Dumpf und gleichzeitig kühl, als hätte sich Brad innerlich distanziert. „Kein Wunder, dass du jetzt diese Schwierigkeiten hast…“

Es war vollkommen anders zwischen ihnen – und doch war es sich viel zu ähnlich. Er hatte es bisher nur auf die Situation geschoben, aber das Problem ging sehr viel tiefer. Wer wusste schon, was in seinem Kopf damals durcheinandergebracht worden war.

„Du brauchst Hilfe. Oder ich werde niemals richtig mit dir schlafen können.“ Brad klang immer noch kühl, aber dessen Blick brannte sich in seinen, trotz der Dunkelheit.

„Es wäre… unklug, jemanden so nah an mich heranzulassen.“

„Du musst ja nicht ausgerechnet _sie_ fragen. Außerdem könnte ich dich warnen, falls jemand Dummheiten plant. Wobei ich nicht davon ausgehe, dass zum Beispiel Herr Schumann so etwas tun würde.“

Michael verstand Brads Argument und stimmte ihm fast zu. Aber eben nur fast. Etwas in ihm sträubte sich weiterhin gegen diesen Gedanken.

Und Brad erkannte früher als er selbst, was es war. „Du willst keine Schwäche vor jemandem zeigen, der zu Rosenkreuz gehört… Ich denke, wir sitzen hier in einer Zwickmühle.“ Ironie oder vielleicht schon Sarkasmus. „Oder du könntest mir einfach glauben, wenn ich dir sage, dass du mich nicht verletzen wirst.“

Michael schluckte gegen etwas an, das sich plötzlich in seiner Kehle befand. Es ließ seine nächsten Worte rau klingen. „Das funktioniert nicht. Und du weißt das.“ Als hätte er das nicht bereits probiert…

Brad wurde sehr still, als wäre ihm auf einmal eine Idee gekommen. „Was ist mit Frau Kingston. Würdest du ihr glauben?“

Und Michael vergaß beinahe zu atmen. Jemand, dessen Talent mindestens so gut wie Brads war. Jemand, der nicht zu Rosenkreuz gehörte. Er kannte diese Frau nicht, aber…

„Du wirst sie kennenlernen.“

„Ja.“ Auch wenn sie immer noch nicht wussten, wann genau sie wegen Brad herkommen würde.

„Dann werde ich noch etwas länger warten.“
 

~TBC~
 

Man kann einiges über Brad behaupten, aber sicher nicht, dass er nicht hartnäckig wäre…

cya, cu ^-^

"Du weißt, wie man Leute motiviert, was?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 51/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Ein kleiner Einblick in die Arbeit des Komitees. ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Kralle: *lach* Ich sag dir, beim Schreiben war ich selbst überrascht, wie wenig man bisher von ihm erfahren hatte. Ich musste extra noch mal die älteren Kapitel überfliegen, weil ich anfangs dachte, ich würde etwas doppelt erwähnen. ^^# Vielmehr wird es jetzt über Thomas‘ Tod nicht mehr geben – außer einer wichtigen Szene.
 

@Jemma: In diesem Fall braucht Brad aber eher Geduld als Hartnäckigkeit. Sonst gelingt es ihm, sich bei Michael auch mal unbeliebt zu machen. ^^° Die Schneeballschlacht war eine der ersten Szenen, die mir für RftS eingefallen ist. Oder besser gesagt der Moment, als Brad Michael erwischt. ^^ Der Drumherum ergab sich dann von allein. Ich wollte etwas ‚Normales‘ zeigen und gleichzeitig, dass diese Kinder sogar an so ein Spiel mit Strategie herangehen.
 

Teil 51 „Du weißt, wie man Leute motiviert, was?“
 

„Haben wir nicht gestern schon genug trainiert?“, beschwerte sich Alexander am Ende ihres morgendlichen Laufes.

„Sei lieber froh, dass du nicht draußen deine Runden drehen musst.“ Stephan meldete sich als Stimme der Vernunft, während Brad einfach nur innerlich den Kopf schüttelte. Inzwischen sollte Alexander sich wirklich an die sportliche Betätigung hier gewöhnt haben.

„Aber jetzt müssen wir trotzdem in die Kälte, sonst kommen wir ja nicht zurück ins Hauptgebäude.“

Stephan stoppte mitten im Schritt, kurz bevor sie die Halle verlassen konnten. Zum Glück war niemand hinter ihnen, der in sie hätte hineinlaufen können. Hellblaue Augen musterten den Anderen. „Was ist los? Soll das dein Ich-beschwere-mich-über-alles-Tag werden?“

Brad sah ein Grinsen über Alexanders Gesicht huschen, bevor dieser antwortete, hörte das aber schon nicht mehr, da ihn eine andere Stimme ablenkte.

„Brad, warte bitte einen Moment.“ Herr Rudert, der heute Aufsicht geführt hatte, kam auf ihn zu.

Er musste sich nicht einmal zu den beiden umdrehen, um zu wissen, dass Alexander und Stephan sich gerade so weit zurückgezogen hatten, dass sie gerade noch in Hörweite waren. Nur bei Michael wäre der Abstand noch größer gewesen, bei anderen Instruktoren reichte ihnen in der Regel dieses Maß an Vorsicht. Die Überlegung wurde von einem flüchtigen Zucken seiner Mundwinkel begleitet.

„Heute soll es schneefrei bleiben, daher wurde beschlossen, die Schwimmübung vor dem Abendbrot durchzuführen.“

War es also soweit. Ihm kroch allein beim Gedanken daran die Kälte in die Knochen, aber äußerlich zeigte Brad keine Regung. „Ich verstehe, Herr Rudert.“

Der Instruktor lächelte. „Du wirst es schon überstehen.“ Dann gewann die Miene des älteren Mannes an Ernst. „Wir benötigen vorher noch ein paar Schüler, die das Eis freimachen. Habt ihr gerade jemanden parat?“

Brad runzelte kurz die Stirn. „Ich bin mir sicher, dass es von gestern wieder einige Meldungen gibt.“ Sonntage brachten das so mit sich. „Wir wollten uns heute Nachmittag wie üblich treffen, aber ich werde schon vorher mal schauen, was wir für Sie tun können. Sollen sie zu Ihnen geschickt werden?“

„Ja, machen wir es so.“ Herr Rudert nickte ihm noch zu und ging dann.

Brad schloss zu Alexander und Stephan auf, die ihm bereits neugierig entgegensahen. Gleich darauf griff Stephan nach seiner Hand, der Stoff warm gegen seine Handfläche.

„Meinte er mit Schwimmübung die Sache, von der du uns gestern erzählt hast?“, wollte der Franzose wissen.

„Hm, leider.“ Sie traten nach draußen und kalter Wind fuhr durch schwarze Haare. Ein Vorgeschmack auf den heutigen Abend.

Alexander verschränkte die Hände hinterm Kopf. „Bin ich froh, dass ich gestern die Zeiten geschafft habe. Ich habe jedenfalls keine Lust auf Schneeschippen.“

Das entlockte Brad ein Lächeln. „Wenn wir nicht genug Leute zusammenbekommen, werde ich an dich denken.“

„Wag es ja nicht!“ Etwas zu laut. Braune Augen funkelten ihn an, Alexander war sich gerade nicht sicher, wie ernst Brad das gemeint hatte.

Stephan lachte nur. „Du solltest ein Komiteemitglied besser nicht anschreien, damit ziehst du nur unerwünschte Aufmerksamkeit auf dich.“

„Ha, seine Aufmerksamkeit hatte ich offensichtlich schon vorher“, schlug Alexander die Warnung in den Wind.

„Das wünschst du dir doch nur“, lachte Stephan, umfasste Brads Hand noch ein bisschen fester und legte dann einen Schritt zu.

Brad ließ sich mit einem leichten Lächeln mitziehen und lauschte auf Alexanders farbenfrohe Verwünschungen.

Erst als sie das Hauptgebäude betraten, beschloss der Andere, lieber den Mund zu halten. Alles andere wäre auch nur eine Einladung gewesen, doch noch vor dem Komitee zu landen. Was Alexander sehr wohl bewusst war, wie ihm dessen schiefer Blick verriet, als dieser sein sich vertiefendes Lächeln bemerkte.

„Amüsier dich mal schön über mich…“

„Bin doch schon dabei.“

Stephan hob die Hand, bevor Alexander etwas erwidern konnte. „Es reicht. Wir müssen uns beeilen zu den Duschen zu kommen, sonst sind wir zu spät zum Unterricht dran.“ Damit richteten sich hellblaue Augen auf ihn. „Sehen wir uns beim Mittag?“

„Das wird nicht gehen. Du hast doch Herrn Rudert gehört. Das wird heute ein Arbeitsessen.“

„Du klingst, als wärst du schon ein Instruktor. Nun dann, vielleicht schauen wir heute Abend vorbei, um zu sehen, wie du dich so beim Schwimmen machst.“

Er schüttelte nur den Kopf. „Macht was ihr nicht lassen könnt.“ Und dann trennten sich ihre Wege auch schon.
 

„Der Flurfunk hat verlauten lassen, dass du uns brauchst?“ Dennis ließ sich neben ihm nieder und Brad konnte bereits sehen, dass sich weitere Komiteemitglieder näherten. Ihnen stand für solche Gelegenheiten ein separater Tisch zur Verfügung, doch normalerweise saß jeder mit seinen eigenen Leuten zusammen.

„Du hast richtig gehört. Und der Rest der Mannschaft anscheinend auch“, erwiderte Brad trocken, um dann zu warten, bis sich die Runde gefüllt hatte. Erst dann ergriff er wieder das Wort. „Für die Viertklässler findet heute Abend das traditionelle Schwimmtraining statt – nur falls ihr es noch nicht mitbekommen haben solltet.“

„Ihr Armen“, meinte Antje mit wenig Mitleid. Sie hielt die Stellung der Ältesten im Komitee. Von den anderen kam nur ein Grinsen, natürlich mit Ausnahme der zwei, die es heute ebenfalls erwischen würde. Die zogen lange Gesichter. Anscheinend war es eine Neuigkeit für sie gewesen.

„Kein Grund den Appetit zu verlieren, Kinder“, munterte Antje sie auf. „Füllt euch die Teller, solange alles heiß ist.“ Sie taten wie ihnen geheißen, bevor sich die Telepathin erneut an Brad wandte. „Brauchen die Instruktoren unsere Hilfe?“

„Nur indirekt.“ Seine Mundwinkel rutschten kurz nach oben. „Sie wollen ein paar Freiwillige zum Schneeschippen haben.“

„Ah, ich verstehe.“ Ihr Blick suchte Dennis. „Haben wir die Liste bereits erhalten?“

„Mm, ich hab sie heute Morgen bekommen. Sie ist bereits im Konferenzraum. Aber ich habe einen Blick darauf geworfen. Wir haben mehr als genug Kandidaten zur Auswahl. Im Winter werden selbst die älteren Schüler etwas nachlässig mit ihrem Training.“

Antje kniff die Augen leicht zusammen, als würde sie nachdenken, aber als kurz darauf ein Erstklässler auftauchte, wurde klar, was sie gemacht hatte.

Der Junge wurde losgeschickt, die Unterlagen zu holen, ganz käsig im Gesicht bei der Aussicht, dem berüchtigten Raum einen Besuch abstatten zu müssen.

Sie nutzten die Gelegenheit, mit dem Mittagessen voranzukommen und wandten sich erst danach wieder der Aufgabe zu, die sie zusammengeführt hatte.

„Sind eigentlich noch andere Wünsche angemeldet worden?“

Dennis las sich durch die entsprechende Anlage, während Antje schon damit beschäftigt war, einige Namen einzukreisen.

Brad verfolgte ihre Auswahl interessiert. Offensichtlich würden die ältesten – und damit auch kräftigsten – mit der Aufgabe betraut werden. Ganz wie er selbst auch gewählt hätte.

Der Telekinet hob den Blick, nachdem er fertig war. „Nur die üblichen Sachen. Und Herr Müller möchte sein Zimmer neu gestrichen haben.“

Eine Augenbraue rutschte in die Höhe. „Schon wieder?“

„Du musst ihm lassen, dass er dieses Mal immerhin ein halbes Jahr durchgehalten hat.“

Ein unterdrücktes Lachen lief durch die Runde. Der Instruktor war dafür bekannt, eine Abneigung gegen weiße Wände in seinem Quartier zu haben – es andererseits aber auch nicht für längere Zeit mit einer alternativen Farbe auszuhalten. Über solche kleinen Macken wurde auf Rosenkreuz in der Regel hinweggesehen. Was die Schüler nicht daran hinderte, sich im Stillen darüber lustig zu machen.

Nun, Brad machte sich in diesem Moment nicht über Herrn Müller lustig, sein Lächeln hatte eine etwas andere Qualität. Doch das bekam niemand mit und dann war der Moment auch schon vorüber und Antje sprach weiter.

„Gut, aber wir werden dem eine niedrige Priorität geben.“

Ein einvernehmliches Nicken von allen folgte, bevor sie sich daran machten, für jeden Missetäter eine passende Aufgabe zu finden.

Die Mittagspause verging dadurch wie im Flug, sie gehörten zu den letzten, die den Speisesaal verließen. Aber es gab noch jemanden, der sich jetzt erst auf den Weg machte.

Brad lief noch ein bisschen langsamer, so dass Michael ohne Probleme zu ihm aufschließen konnte. „Hast du auf mich gewartet?“, fragte er leise.

„Hm… ich wollte dir sagen, dass ich heute nicht kommen kann. Aber ich setze mein volles Vertrauen in dich.“

Er drehte sich um und suchte den Blick der eisblauen Augen, ließ das Lächeln heraus, das beim Anblick des Älteren hervorbrechen wollte. „Du hast bloß keine Lust, dir den Hintern abzufrieren.“

„Das auch“, gab Michael freimütig zu, erwiderte sein Lächeln ohne zu zögern. „Wie es aussieht, wirst du heute auch keine Zeit für Herrn Hoffmann finden.“ Die Gesichtszüge des Älteren glätteten sich, als Michael eine bemüht ernste Miene aufzusetzen versuchte. „Muss ich jetzt misstrauisch werden? Du lässt doch sonst keine Gelegenheit aus, jedem auf den Zahn zu fühlen, der mir zu nahe kommt.“

„Das ist höhere Gewalt, die mich bisher abgehalten hat. Keine Sorge, ich bin nicht nachts heimlich ausgebüxt, um mir schon einmal ein Bild von ihm zu machen.“ Braune Augen funkelten belustigt, doch die Erinnerung an letzte Nacht brachte ihn auf andere Gedanken und das Licht erlosch. „Hast du nachgefragt, wann Frau Kingston nach Deutschland kommen wird?“

Jetzt verlor auch Michael jede Belustigung und eine ungewohnte Zurückhaltung stand in dem Eisblau. „Willst du mich auf die Probe stellen?“

„Ich muss wissen, ob es dir Ernst ist.“

Das erntete ihm ein bitteres Zucken von Michaels Mundwinkeln. „Das solltest du bereits wissen.“

Ein kalter Wind schien kurz durch Brads Verstand zu wehen, eine geistige Berührung, die ihn frösteln ließ. Auf viel unangenehmere Art und Weise als draußen in der Winterkälte. Seine Hand bewegte sich von ganz allein, legte sich flach gegen Michaels Bauch, um dann weiter zu rutschen, bis sie an dessen Taille zur Ruhe kam. Als nächstes trat er einen Schritt vor, lehnte sich gegen den Älteren und die Wärme dieses rein körperlichen Kontakts sorgte dafür, dass er sich gleich darauf besser fühlte. Er zweifelte nicht an Michael, nicht wirklich, aber manchmal schien es, als würde er umsonst warten.

Der seufzte leise, bevor warme Finger Brads Nacken fanden. „Ja, ich habe mit meinem Vater gesprochen. Frau Kingston wird nicht vor dem Sommer herüberkommen und nicht einmal das ist sicher.“

Es sollte seine Ungeduld nur weiter steigern, aber dazu war ein Teil von Brad viel zufrieden, weil Michael tatsächlich nachgefragt hatte. Egal wie irrational das war, denn beschleunigen konnte der Ältere die Sache sowieso nicht. Er drückte sich für einen Moment enger an Michael, wartete, bis die Hand in seinem Nacken weitergewandert war, um seinen Hinterkopf zu umfassen. Dann erst hob er den Kopf, fand sich gleich darauf in einen Kuss verwickelt vor, der ihm im wahrsten Sinne des Wortes den Atem raubte. Michaels Talent war nun alles andere als kalt, wickelte sich regelrecht um Brad und die Verbindung zwischen ihnen flammte heller als je zuvor. Das Gefühl… er kannte es irgendwoher, wollte mehr davon, sich erinnern. Es schien zum Greifen nah und doch verlor er diesen Moment der Klarheit wieder, als der Ältere sich zurückzog, körperlich und geistig, und damit das Problem zurück in den Vordergrund rückte, das erst zu diesem Kuss geführt hatte.

Michael sah ihn für ein paar endlose Augenblicke nur gedankenverloren an, bevor ein geisterhaftes Lächeln über dessen Lippen spielte. „Geh, sonst kommst du zu spät zum Unterricht.“

Und es sagte einiges über Brads inneren Zustand aus, dass ihm keine Erwiderung einfiel.
 

Das Eis war freigeräumt, als er mit den anderen am See eintraf. Zwei der Schüler, die heute auf der Liste gestanden hatten, waren noch dabei Löcher in das Eis zu hacken und auch wenn es bei anderer Gelegenheit sicherlich höhnische Anfeuerungsrufe gegeben hätte, waren alle um ihn herum ungewohnt schweigsam. Anscheinend sah niemand dem Kommenden entgegen. Was nun wirklich kein Wunder war.

„Brad.“ Herr Rudert trat neben ihn. „Ihr habt uns genau die richtigen geschickt, um die Arbeit schnell zu erledigen.“

Er lächelte nicht ganz, aber in braunen Augen stand flüchtige Belustigung. „Ich habe ihnen versprochen, dass sie sich uns anschließen dürfen, falls sie sich keine Mühe geben.“

Der Instruktor sah kurz etwas verdutzt drein, lachte dann. „Du weißt, wie man Leute motiviert, was?“

„Ich übe noch“, erwiderte er nur bescheiden, was ihm ein weiteres Auflachen einbrachte.

„Was immer du sagst. Aber jetzt geht es los.“ Die nächsten Worte wurden lauter gesprochen, an alle Schüler gewandt. „Also dann, ihr kennt das Spiel. Die ersten können schon mal raus aus den Klamotten, es wird die Sache einfacher für euch machen, glaubt mir.“

Und auch wenn keiner sich in dieser Kälte ausziehen wollte, so war es immer noch besser, als sich nachher mit der schweren, mit Wasser vollgesogenen Kleidung am Leib vorwärts kämpfen zu müssen.

Einer der anderen Instruktoren zog sich ebenfalls aus und die Blicke, die den Mann beobachteten, enthielten widerwillige Bewunderung. Ohne zu zögern griff der Instruktor nach dem Seilende, ließ sich dann in das eiskalte Wasser sinken. Ein Schatten nur glitt er unter dem Eis hindurch auf sein Ziel zu, wurde am anderen Ende herausgezogen.

Es war eine Vorsichtsmaßnahme und nach Brads Meinung das Mindeste, was sie tun konnten, wenn sie diese dumme Tradition schon nicht abschaffen wollten. Braune Augen wurden ausdruckslos. Michael hatte ihm erzählt, dass es früher dieses Führungsseil nicht gegeben hatte und einige Schüler hatten dies mit ihrem Leben bezahlt. Was für eine Verschwendung.

Brad würde einer der letzten sein, die drankamen, er wusste das, ohne nachfragen zu müssen. Und so wartete er mit dem Ausziehen, sah einfach nur zu, wie der erste Schüler an das Loch im Eis herantrat.

„Wird alles gutgehen?“, wollte Herr Rudert wissen, der nicht von seiner Seite gewichen war. Ihm drängte sich allmählich der Verdacht auf, dass Michael den Instruktor gebeten hatte, auf ihn aufzupassen.

„Ich hätte Sie bereits gewarnt, wenn es nicht so wäre.“ Er wandte den Kopf, suchte den Blick des Instruktors.

„Keine Konkurrenten, die du vielleicht ausgeschaltet wissen willst?“

Das ließ ihn lediglich eine Augenbraue hochziehen. „Dabei würde ich bestimmt nicht auf den Zufall vertrauen.“ Damit richteten sich braune Augen wieder auf das Geschehen auf dem Eis. „Und wer von ihnen sollte mir schon Konkurrenz machen können?“, hängte er dann nach einem Moment des Schweigens an, wie einen nachträglichen Gedanken.

Er spürte den belustigten Blick des Instruktors noch eine ganze Weile danach.
 

~TBC~
 

Ich beginne langsam den Winter zu vermissen… ^^#

cya, cu ^-^

"Ich habe dir doch gesagt, dass er dir gefallen wird"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 52/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Endlich lernt Brad Herrn Hoffmann persönlich kennen ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Kralle: Ach, jetzt, da das Wetter an ein paar Grad Temperatur verloren hat, finde ich es wieder ganz angenehm. Aber wenn es um Extreme geht, ziehe ich den Winter auf jeden Fall dem Sommer vor. ^^

*lach* Thomas ist eigentlich nicht anders gewesen als jeder andere Schüler auf Rosenkreuz. Aber warum genau er starb, wird noch aufgelöst ^.~
 

@Jemma: Ich mag Hitze einfach nicht besonders, die macht die öffentlichen Verkehrsmittel so unangenehm. ^^#

Dass Brad nicht mehr viel Übung nötig hat, um seine Mitschüler zu händeln, ist auch jemand anderem aufgefallen, wie du in diesem Teil sehen wirst *zwinka*

Stimmt, bevor Frau Kingston auftaucht, ist noch Zeit für… Stephans Training… Schuldig… Brads Geburtstag… den ersten Auftritt einer Figur, die ihr in FH zum ersten Mal kennengelernt habt… und noch einiges mehr. Um ehrlich zu sein, müsst ihr noch ziemlich lange auf sie warten ^^°°°
 

~ Der Direktor hatte keinen Namen – oder wurde zumindest nie anders als mit dessen Position bezeichnet, doch jeder schien zu wissen, dass Herr Hoffmann einen Großteil von dessen Arbeit erledigte. Angeblich sollte der Sekretär kein Talent besitzen und die Schüler hatten nie mit ihm Kontakt, nicht einmal bei den seltenen Gelegenheiten, da der Direktor sich vor ihnen zeigte. ~
 

(Corruption of the Mind, Teil 24)
 

Teil 52 „Ich habe dir doch gesagt, dass er dir gefallen wird“
 

Brad sah sich noch einmal um, bevor er selbst an das Loch herantrat. Doch weder Alexander noch Stephan waren in Sicht und so konzentrierte er sich ganz auf die vor ihm liegende Aufgabe. Es war bereits dunkel und das Wasser wirkte schwarz, als es aufgestört gegen die scharfen Kanten schwappte.

Seine Füße drohten festzufrieren, ein alles andere als angenehmes Gefühl, und alles Zögern würde nichts besser machen. Im Bewusstsein um den Schock, den kaltes Wasser selbst dann im Körper auslösen konnte, wenn man geistig vorbereitet war, ging er zunächst in die Hocke, um ausreichend Wasser mit der hohlen Hand zu schöpfen und sich damit einmal abzureiben. Als letztes sicherte er sich und dann tat er den letzten Schritt, ließ sich vorsichtig hineinsinken.

Prompt sprangen in seinem Körper alle Alarmglocken an, doch er hatte nicht vor so lange zu warten, bis seine Gliedmaßen nutzlos wurden. Ohne das Führungsseil zur Hilfe zu nehmen, schwamm er los, in seinen Lungen ausreichend Luft für die kurze Strecke.

Seine Augen waren geschlossen und doch würde er nicht vom Weg abkommen, sein Talent würde das nicht zulassen. Das Wasser fühlte sich seltsam gegen sein längst taub gewordenes Gesicht an, Druck mehr alles andere. Er dachte in diesen Augenblicken nicht viel, denn dann würde er vielleicht anfangen, die Kälte zu registrieren und das wäre gefährlich. Stattdessen brachte er Zug um Zug hinter sich, bis er über sich Himmel statt unnachgiebiges Eis wusste.

Luft barst aus seinen Lungen, als er auftauchte, der Auftrieb war zwar nicht stark, aber dennoch hilfreich gewesen. Dann war da auch schon eine Hand, die nach ihm griff und ihm mit einem kräftigen Zug heraushalf.

„Gut gemacht, Brad.“ Herrn Schumanns Stimme war vertraut, aber der Mann, der ihn als nächstes in ein Handtuch wickelte und auf sicheren Boden geleitete, war es nicht.

Wasser schien in seinen Wimpern zu gefrieren, es war direkt schwierig, die Augen aufzuschlagen. Und als er es schließlich schaffte, war sein Blick immer noch nicht viel klarer, denn ein Handtuch versperrte ihm die Sicht.

Gerade war ihm so kalt, dass ein beständiges Zittern durch seinen Körper lief und er war wirklich dankbar für die Hilfe. Weswegen er sich auch nicht wehrte, obwohl es nicht Michael war, der gerade seine Haare trocken rieb, sich danach seinen Armen zuwandte.

Seine Brille wurde ihm aufgesetzt, nachdem ihm ein warmer Pullover über den Kopf gezogen worden war und endlich wurde das Gesicht des anderen Mannes scharf.

„Herr Hoffmann?“, riet er.

Ein Lächeln grüßte ihn. „Herr Schneider hat mich als Vertretung hergeschickt“, wurde seine Frage beantwortet, ohne dass er sie ausformulieren musste. Was schon einmal ein Punkt für den Anderen war. Und da Brad immer noch zitterte, wurde ihm anschließend noch in die Hose geholfen. Als letztes folgte seine Jacke und bevor er sich Gedanken um die Schwierigkeiten machen konnte, die es mit sich bringen würde, auch noch die Schuhe anzuziehen, wurde er auch schon hochgehoben.

Vor Überraschung vergaß er, dass er nur Michael so etwas erlauben würde. Aber dann wiederum war Herr Hoffmann ja neu hier und wusste das wohl nicht. Als der Ältere daraufhin leise lachte, ging ihm auf, dass er den Gedanken eben laut ausgesprochen haben musste. Wie es schien, war das kalte Wasser seinem Kopf nicht so ganz bekommen. Einen Vorteil hatte das jedoch, er konnte sich einfach gegen Herrn Hoffmann lehnen. Der machte sich nämlich überraschend gut als Vertretung. Das nächste Lachen erklang nur in seinen Gedanken, begleitet von Amüsement, das ganz und gar Michael gehörte.

>Ich habe dir doch gesagt, dass er dir gefallen wird.<

>Hm…<, stimmte Brad wortlos zu, spürte, wie Michael sich wieder zurückzog.

Bald hatten sie das Quartier erreicht und er wurde auf der Couch runtergelassen. Als nächstes wickelte Herr Hoffmann ihn in die Decke ein, die über der Armlehne gelegen hatte, verschwand dann ins Schlafzimmer.

„Wo sind deine Sachen?“, drang es aus dem anderen Raum zu Brad herüber.

„In der Kommode.“ Er verkniff sich ein belustigtes Lächeln darüber, so bemuttert zu werden. Aber alles in allem war es ganz angenehm, also beschwerte er sich nicht. Das Überziehen der Socken, die ihm gebracht wurden, übernahm er zumindest selbst, Herr Hoffmann war bereits dabei, ihm Tee einzugießen. Sah ganz so aus, als würde er heute nicht im Speisesaal essen. Alexander und Stephan würden sicher enttäuscht sein, da sie es schon nicht geschafft hatten, vorhin dabei zu sein. Aber morgen war auch noch ein Tag und Brad hatte nicht vor, ein schlechtes Gewissen zu entwickeln.

Seine Hände umschlossen die warme Tasse, dann beobachtete er den älteren Mann, als dieser sich ebenfalls eine Tasse eingoss, um anschließend neben ihm auf der Couch Platz zu nehmen. Schweigen fiel zwischen sie, während sie vorsichtige Schlucke nahmen, es gab ihm die Gelegenheit, Herrn Hoffmann näher zu betrachten.

Er war eindeutig älter als Michael, aber jünger als Herr Schneider. Anfang dreißig, schätzte er. Die Haare waren zu dunkel, um sie wirklich blond nennen zu können, an ein echtes Braun reichte ihre Farbe aber auch nicht heran. Die blauen Augen registrierte er als nächstes, ganz einfach, weil er sich vergewissern wollte, dass sie nicht grau waren. Seine Statur verriet ein gewisses Training, ansonsten hätte der Ältere ihn wohl auch kaum bis hierher tragen können, doch ein Rosenkreuz-Abgänger war er eindeutig nicht. Diese erkannte man in der Regel allein schon an ihrer Haltung.

„Sie sind wirklich ein Talentloser.“

Der Andere sah ihn kurz überrascht an, lachte dann auf. „Was hat mich verraten?“, lautete die wenig ernst gemeinte Erwiderung.

Brad beschloss, dennoch darauf zu antworten. „Zum einen hätte mein Talent es mir gesagt, wenn es anders wäre. Und dann sehen Sie einfach nicht aus wie jemand von uns.“ Er neigte den Kopf ein wenig. „Sie hatten zu wenig Training in ihrer Jugend.“

„Elitär, was?“ Herr Hoffmann schien sich seine Einschätzung nicht zu Herzen zu nehmen.

Braune Augen blitzten auf. „Natürlich. Wir sind nun einmal besser.“

Sein Gegenüber wurde ein wenig ernster. „Nach dem was ich so über dich gehört habe, wird es wohl keine Arroganz sein. Aber du solltest uns auch nicht unterschätzen.“

„Haben Sie denn viele getroffen, die an Sie heranreichten?“

Das schien den Anderen aus dem Konzept zu bringen und Brad nahm das Ausbleiben einer Antwort als genau solche.

„Sehen Sie. Bei uns kann jeder etwas Besonderes. Unter den Talentlosen muss man solche Leute mit der Lupe suchen.“ Das klang herablassend, ohne dass Brad sich darum bemühen musste. Es war ganz einfach seine Überzeugung, auch wenn er selten darüber sprach. Schließlich teilten die Leute hier seine Einstellung.

Herr Hoffmann schüttelte lachend den Kopf. „Ich sollte mich beleidigt fühlen, aber immerhin gestehst du mir zu, nicht zur großen Masse zu gehören.“

„Natürlich, sonst wären Sie nicht hier.“ Die braunen Augen hatten den älteren Mann während des gesamten Wortwechsels nicht losgelassen. Er versuchte immer noch, die Person an sich einzuschätzen, die da neben ihm saß. Am Können von Herrn Hoffmann hatte er keine Zweifel. Wie er es gesagt hatte, der Mann wäre sonst nicht hier. Seine Musterung war wohl etwas zu auffällig geworden, denn Herr Hoffmann zog plötzlich eine Augenbraue hoch.

„Ich bin nicht interessiert.“ Mit einem verschmitzten Lächeln.

Woran?, wollte Brad fragen, aber dann verstand er schon und ein erwiderndes Lächeln huschte über seine Lippen. „Nicht an mir?“, wollte er wissen. „Bin ich Ihnen zu jung?“ Die Abweisung machte ihm nun wirklich nichts aus. Schließlich hatte er gar nicht versucht, den Älteren abzuchecken. Ihn interessierte nur Michael.

„Ich bevorzuge das weibliche Geschlecht“, wurde ihm erklärt.

„Dann kommen Sie wenigstens nicht auf dumme Ideen“, lautete Brads lakonische Antwort und das darauf folgende Lachen entschied für ihn, dass er Herrn Hoffmann sympathisch fand. Aber ein kleines bisschen spielte vielleicht wirklich die Tatsache hinein, dass das endlich mal jemand war, der nicht zu viel Interesse an Michael zeigte, wie er es Draußen zu oft erlebt hatte.

Verstehen stand in blauen Augen, als Herr Hoffmann sich wieder der Teetasse zuwandte, aber der Ältere sagte nichts dazu. Und in der Folge beschloss Brad, das Gespräch auf andere Bahnen zu lenken. Er wollte aus erster Hand erfahren, wie gut der Andere war.
 

******
 

Michael hob den Kopf, als es an seiner Bürotür klopfte, schob dann die Unterlagen von sich, die er bis zu diesem Moment gelesen hatte. „Kommen Sie herein.“

Herr Schumann öffnete die Tür, steckte zunächst nur den Kopf hindurch. „Hast du einen Moment Zeit, Schneider?“

Er lächelte bloß schwach. „Sie stellen eine willkommene Ablenkung dar“, gab er zu.

Nun kam der andere Instruktor ganz herein. Nachdem die Tür leise geschlossen worden war, ließ sich der Ältere auf den freien Stuhl sinken. Blaue Augen musterten ihn belustigt über den Schreibtisch hinweg. „Immer noch nicht Schluss für heute?“ Ein Nicken in Richtung der Akte folgte.

„Martin braucht die Entscheidung bis morgen, also was soll ich machen…“, mit einem angedeuteten Schulterzucken.

„Hast du dafür nicht den Neuen? Er hat gestern doch einen guten Eindruck gemacht.“

„Hm, im Prinzip schon. Aber hier geht es um unsere Seite“, erläuterte Michael. Um die Talente, sollte das heißen.

Und Herr Schumann verstand. „Deswegen war Herr Hoffmann also am See. Hab mich schon gewundert, warum du nicht aufgetaucht bist. Soweit ich mich erinnern kann, hast du noch keinen von Brads Tests ausgelassen.“

„Irgendwann ist immer das erste Mal.“ Michael seufzte kaum hörbar. „Aber er hat sich gut geschlagen, nicht wahr?“

„Wie zu erwarten.“ Der Instruktor lachte kurz auf, wurde dann ernster. „Deswegen bin ich hier.“ Ein kurzes Stocken. „Nun ja, indirekt jedenfalls.“

Michaels Talent streckte sich von ganz allein aus, um seine Neugier zu befriedigen, aber es stieß gegen die Schilde des Anderen und im nächsten Moment merkte Michael, was er eigentlich tat und rief es zurück. Schließlich hatte er keinen Grund, sich die Informationen auf diesem Wege zu besorgen.

Die Berührung wurde registriert und mit einem wissenden Lächeln quittiert, aber als Herr Schumann sprach, war es nur in Antwort auf Michaels fragende Kopfbewegung. „Wie du weißt, nimmt Brad bereits an den letzten Mathematikkursen teil, die wir anbieten. Ich denke schon eine Weile darüber nach, ihn ab dem nächsten Schuljahr die Anfänger übernehmen zu lassen. Natürlich kommt es nicht nur auf seine intellektuellen Leistungen an, doch ich habe ihn beobachtet. Brad würde alle Voraussetzungen mit fliegenden Fahnen erfüllen. Hast du die Schneeballschlacht gestern erlebt?“

„Nur das Ende“, gab er zu und erschauerte in Erinnerung an den Schnee, der in seinem Kragen gelandet war.

„Brad hatte das Kommando übernommen, ohne darüber nachzudenken. Und keiner war auch nur auf die Idee gekommen, seine Autorität in Frage zu stellen. Obwohl es in diesem Fall ohne Probleme möglich gewesen wäre und einige ältere Schüler unter den Teilnehmern waren.“

Michael nickte einfach nur und dann sprach Herr Schumann auch schon weiter.

„Im Komitee hat er sich auch gut eingelebt. Und wie sich heute gezeigt hat, ist seine Kondition ebenfalls mehr als ausreichend.“ Michaels Lächeln ließ den Älteren innehalten.

„Sie müssen mich nicht überzeugen. Ich bin mir sicher, dass Brad vor einer Klasse bestehen kann.“

„Ich wollte nur deine Meinung hören, bevor ich den Antrag offiziell mache.“

„Brad würde mir an den Hals gehen, wenn ich Ihnen davon abriete. So sehr wie er Mathematik mag, würde er sich ansonsten nur langweilen im nächstem Jahr.“ Während Michael das sagte, lauschte er über die Verbindung zu dem Jüngeren hinüber, aber Brad hatte nichts von der Unterhaltung mitbekommen, zu sehr war dieser damit beschäftigt, Herrn Hoffmann Löcher in den Bauch zu fragen. Seine Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf sein Gegenüber. „Legen Sie die Sache aber Herrn Franken oder meinem Vater vor.“ Eisblaue Augen verhärteten sich.

Und Herr Schumann nickte verstehend. „Natürlich. Ich werde dir Bescheid geben, wenn ich eine Antwort habe.“

Die Härte verschwand und er zwang sich ein weiteres Lächeln ab. „Danke sehr.“
 

Stille schlug ihm entgegen, als er ihr Quartier betrat. Herr Hoffmann sah leise fern, während Brad… eingeschlafen war. Belustigt trat er näher, erwiderte den stummen Gruß des älteren Mannes mit einem abwesenden Nicken, während seine Aufmerksamkeit auf den Jungen gerichtet war.

Brad war in eine Decke eingewickelt zur Seite gesunken und die geröteten Wangen verrieten ihm, dass der Jüngere wieder richtig aufgewärmt war. Auch wenn sich Talente als ausgesprochen resistent erwiesen, wollte er nun wirklich nicht, dass Brad sich etwas wegholte.

Herr Hoffmann griff nach der Fernbedienung und schaltete den Fernseher aus. „Dann kann ich wohl gehen.“ Mit einem Lächeln.

„Sie sind von Ihren Babysitter-Pflichten entbunden“, bestätigte er.

„Ich hatte ja nicht viel Arbeit, er ist wohlerzogen.“

Das wollte ein Lachen hervorrufen, das Michael schnell unterdrückte. „Nun, solange Sie sich nicht heiser erzählen mussten, ist wohl alles in Ordnung.“

„Er war neugierig“, gab der Ältere zu.

„Und anscheinend hat er nichts gegen Sie einzuwenden.“

Überraschung huschte über Herrn Hoffmanns Gesicht hinweg. „Dann war das kein Scherz? Einer der Instruktoren hier, ich glaube sein Name war Rudert, hatte mich vorgewarnt.“ Blaue huschten zu der schlafenden Gestalt hinüber. „Hätten Sie tatsächlich auf meine Hilfe verzichtet, wenn der Junge etwas gegen mich gehabt hätte?“

„Natürlich. Und glauben Sie mir, Sie wären sonst schnell freiwillig gegangen.“

Herr Hoffmann schien ihm nicht so recht glauben zu können.
 

~TBC~
 

*grins* Wie ihr unten sehen werdet, ist Herr Hoffmann in einer ähnlichen Position jedes Mal dabei gewesen. Nur diesmal wird ihm ein bisschen mehr Platz vergönnt sein. ^^

Schöne Pfingsten!

cya, cu ^-^
 

Dramatis Personae
 

Herr Hoffmann

Talentloser

Close Distance Teil 40, erste namentliche Erwähnung in Teil 58 (Schneiders Sekretär)

Corruption of the Mind Teil 24 (Sekretär des Direktors)

"Ich habe ihm von Silvester erzählt"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 53/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Warum Herr Müller eigentlich häufiger einen Farbwechsel in seinem Quartier haben will, erfahrt ihr heute ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Kralle: *grins* Dann ist es ja nett von dir, dass du trotzdem ne Rückmeldung hinterlassen hast. ^^ Ich hoffe, es hat dir auf dem WGT gefallen. Hatten ASP einen Auftritt?

Diesmal gibt es auch eine Szene, in der Brad nicht besonders erwachsen tut ^.~
 

@Jemma: Irgendetwas müssen sie ja mit ihm machen, nicht wahr? Nichtstun führt nur zu dummen Gedanken *zwinka* Doch Spaß mal beiseite: es stand von Anfang an fest, dass sie Brad fördern würden. Er hat nicht nur genug Potenzial, sondern auch das entsprechende Talent. Immerhin steht die Kontinuität von Rosenkreuz immer an erster Stelle, weswegen stets versucht wird, Nachfolger für die Triumviratsmitglieder vorzuhalten. Die entstehen aber nicht von allein… ^^

Mal sehen, ob Brad sich als Lehrer so macht, wie du es anscheinend von ihm erwartest. ^^
 

Teil 53 „Ich habe ihm von Silvester erzählt“
 

Michael begleitete Herrn Hoffmann zur Tür, lehnte sich anschließend dagegen und atmete tief durch. Es half, gegen das Gähnen anzukämpfen, das in ihm aufsteigen wollte, würde jedoch nicht lange vorhalten. Zeit, ins Bett zu kommen.

Leise kehrte er zur Couch zurück und sah ein wenig unentschlossen auf Brad herunter. Dann schlich sich ganz langsam ein Lächeln auf seine Lippen. Dem Jungen würde es schon nicht schaden, wieder eine Nacht auf einer Couch zu verbringen.

Vorsichtige Hände machten sich daran, den Jüngeren in eine liegende Position zu bringen, während sein Talent ihm zuflüsterte, weiterzuschlafen. Doch Brad wollte nicht auf ihn hören, auch wenn es nichts mit der Frage zu tun hatte, ob dieser Michael vertraute oder nicht. Braune Augen wurden einen spaltbreit geöffnet und Brads Blick verriet ihm, dass der Junge nicht vorhatte, ohne ihn zu schlafen. Sein Lächeln gewann eine resignierte Note, als Hände nach ihm ausgestreckt wurden.

„Bring mich ins Bett“, wurde Michael aufgefordert.

Eine Augenbraue rutschte leicht nach oben, als er den kommandierenden Tonfall wahrnahm. „Du willst mir wohl beweisen, wie Recht Herr Schumann mit seinen Worten hatte, hm?“, murmelte er kaum wahrnehmbar zu sich selbst, als er in die Knie ging, um Brad hochzuheben. An dem völlig vorbeiging, was er gesagt hatte.

Ein Laut der Anstrengung entkam ihm unwillkürlich, als er den vom Schlaf schweren Körper in die Arme nahm und Brads Beine schlangen sich um seine Taille, um ihn zu unterstützen, bevor dessen Kopf auf seine Schulter sank. „Allmählich wirst du ein bisschen zu schwer hierfür“, merkte er leise an und dachte, dass der Junge auch das nicht mitbekommen würde. Doch zu seiner Überraschung blieb Brad nicht stumm.

„Wenn sogar Herr Hoffmann mich tragen kann, wirst du das ja wohl auch schaffen.“

Er gab ihm einen Klaps auf den Hosenboden. „Du bist selbst dann frech, wenn du nicht ganz wach bist.“

Warmer Atem stieß gegen seinen Hals, als Brad lachte, anscheinend wacher werdend, bloß um ihn zu ärgern. „Jetzt darf ich frech sein, ohne dass du was dagegen sagen kannst“, wurde festgestellt.

„So war das nun aber wirklich nicht gemeint.“ Sie hatten das Schlafzimmer erreicht, aber Brad weigerte sich ihn loszulassen, umarmte ihn im Gegenteil noch stärker. Dafür schien er aber gesprächiger zu werden.

„Herr Müller will, dass sein Quartier neu gestrichen wird.“

„Tatsächlich…“ Er ließ sich aufs Bett sinken, während ein gar nicht freundliches Lächeln um seine Mundwinkel zuckte und die Temperatur in eisblauen Augen ein paar Grad fiel.

„Mm, aber diesmal muss deine Suggestion schwächer gewesen sein, es hat eine Weile gedauert, ehe er es nicht mehr ausgehalten hat.“

„Ich gebe zu, ihn ein wenig vernachlässigt zu haben. Immerhin hatte ich viel zu tun.“

„Immer diese Ausreden.“

„Es ist keine Ausrede, wenn es wahr ist.“ Als darauf keine Widerrede erfolgte, startete Michael einen neuen Versuch, Brad von sich zu lösen. Und diesmal spielte der Jüngere mit, wenigstens so weit, dass er anfangen konnte, ihn auszuziehen. „Ich sollte Herrn Hoffmann von diesem Streich erzählen, dann glaubt er mir vielleicht, dass du nicht ganz so wohlerzogen bist, wie du manchmal tust.“

Brad starrte ihn aus unbeeindruckten Augen an, nachdem ihm das T-Shirt über den Kopf gezogen worden war. „Du hast Herrn Müller doch die Idee eingepflanzt, dass er die derzeitige Farbgestaltung nicht ausstehen kann. Oder die davor… oder die davor…“ Mit jedem Wort wurde Brads Lächeln ausgeprägter.

Michael konnte gar nicht anders, als durch den schwarzen Haarschopf zu fahren, bevor er sich umdrehte, so dass der Jüngere auf der Matratze landete. Was es um einiges leichter machte, ihm die Hose herunterzustreifen. „Viel wichtiger ist in diesem Fall wohl, dass es deine Idee war.“

Brad rieb sich über die Augen. „Er hat es verdient. Er ist immer unausstehlich zu mir.“

„Was du natürlich nicht auf sich beruhen lassen kannst, ich verstehe schon…“ Er zog die Bettdecke unter Brad hervor, um ihn damit zuzudecken. „Aber jetzt genug davon, du solltest schon längst schlafen.“

Der Jüngere widersprach nicht, was schon einmal ein gutes Zeichen war. Doch Michael kannte ihn schließlich und so beeilte er sich im Bad. Wie erwartet wurde er aus müden Augen angeblinzelt, als er zurückkehrte, doch sobald er neben Brad lag, entspannte der Junge sich endlich in den Schlaf hinein.
 

Michael erwachte mit dem Gefühl, dass seine Bettdecke ungewohnt schwer war. Vielleicht war er zuerst versucht, sie einfach abzustreifen, aber dann schaltete sich mehr von seinem Verstand hinzu und er seufzte nur unhörbar in sein Kissen hinein.

„Brad?“, fragte er leise an und erntete ein unterdrücktes Lachen in seinen Nacken hinein, aber keine Antwort. Ein Lächeln begann an seinen Mundwinkeln zu ziehen. „Erinnerst du dich vielleicht noch an unser Gespräch von gestern? Es ging in die Richtung, dass du langsam ein bisschen zu schwer wirst und von daher -“

Ein Rippenstoß wurde ihm verpasst, der vielleicht nicht besonders wehtat, aber doch genug war, um ihn zu unterbrechen. Gleich darauf schien sich Brad so eng an ihn zu schmiegen, dass kein Luftmolekül mehr zwischen sie passte. „Ich erinnere mich“, wurde ihm ins Ohr zugeflüstert. „Daran, dass Herr Schumann etwas gesagt hat.“ Eine kurze Pause, bevor Brad mit mehr Nachdruck weitersprach. „Worüber hat er sich gestern mit dir unterhalten?“

„Das hast du mitbekommen?“

„So schläfrig war ich nun auch wieder nicht. Und du hast sehr laut gedacht“, wurde er aufmerksam gemacht. Dann rutschte Brad von ihm herunter, so dass Michael die Chance hatte sich auf die Seite zu drehen und dem Blick brauner Augen zu begegnen.

„Habe ich das…“

„Ja.“ Ein schnelles Lächeln. „Versuch gar nicht erst, mich abzulenken“, schloss sich dem eine leise Warnung an.

„Ich käme niemals auf die Idee.“ Ein Lachen wollte in ihm aufsteigen, als er Brads misstrauischen Blick sah und dann beugte er sich vor, ohne jede Ablenkungsabsicht, und seine Lippen streiften die des Jüngeren. Einen Herzschlag lang geschah nichts, bevor Bewegung in den Schwarzhaarigen kam. Brad würde sich niemals diese Chance entgehen lassen. Der Kuss wurde vertieft, während Michaels Talent sich nach dem Jungen ausstreckte, mit einem zufriedenen Summen. Immerhin war es von Brad schon immer willkommen geheißen worden und auch dieses Mal änderte sich nichts daran.

Michael ließ sich in diesem Gefühl ganz einfach treiben, manchmal könnte er direkt darin ertrinken. Es war perfekt in diesem Moment und blieb es auch, weil keiner von ihnen den Versuch startete, einen Schritt weiter zu gehen. Denn manchmal reichte ein Kuss.

Danach lag Brad wieder lang ausgestreckt auf ihm, nur dass Michael diesmal auf dem Rücken lag und so problemlos durch die schwarzen Haare streichen konnte. Eisblaue Augen suchten nach dem Wecker und das nun drohende Seufzen hatte einen ganz anderen Grund als das nach dem Aufwachen. „Wir müssen gleich aufstehen.“

Brad folgte seinem Blick, widerwillig, wie es schien. „Noch fünf Minuten.“

Es hätte eine bloße Feststellung sein können, aber der Körper, der sich auf seinem wieder entspannte, sagte etwas anderes. Und Michael hatte kein Problem damit, es dabei zu belassen.
 

„Sehen Sie den Vertrag einfach durch und sagen mir dann, was Sie davon halten.“ Er schob die Mappe zu Herrn Hoffmann hinüber, wurde von seinem Gegenüber aber durch ein Klopfen an der Tür abgelenkt. Michael musste nicht einmal bewusst sein Talent einsetzen, er erhielt nahezu automatisch die Mitteilung, wer da vor der Tür stand. Seine bis eben noch ernste Miene entspannte sich in ein Lächeln und nur nebenbei bekam er mit, wie Herr Hoffmann ihn neugierig musterte.

„Du kannst hereinkommen, Brad.“

Und gleich darauf schob sich auch schon die vertraute Gestalt des Jüngeren in den Raum, die Tür wurde lautlos hinter ihm geschlossen.

„Wir waren ohnehin fertig“, nickte er ihm zu, bevor er sich wieder dem Mann auf der anderen Seite des Schreibtisches zuwandte. „Ich bin wirklich froh, dass Sie sich darum kümmern“, gestand er ein und der Ältere schüttelte nur lächelnd den Kopf.

„Dafür bin ich schließlich da, Herr Schneider.“ Damit erhob sich Herr Hoffmann und wandte sich zum Gehen, stoppte nur noch einmal kurz, als er Brad erreichte. „Ich freue mich zu sehen, dass du den gestrigen Abend gut überstanden hast.“

Brads Lächeln verriet Michael endgültig, dass der andere Mann von Brads Seite keine Schwierigkeiten zu erwarten haben würde. Das war beruhigend.

„Sie haben mich schließlich schnell genug ins Warme gebracht, Herr Hoffmann.“

„Das ist wirklich gern geschehen.“ Und zu Michaels Überraschung wuschelte der Ältere dann nicht nur durch Brads Haare, sondern der Junge ließ es sich auch noch gefallen.

Als sie unter sich waren, ließ sich Brad in den eben erst frei gewordenen Sessel fallen und braune Augen bemerkten sein belustigtes Lächeln. „Was?“, wurde eine Augenbraue hochgezogen.

„Ach, gar nichts.“ Er brachte seine Gesichtszüge unter Kontrolle, doch sie hatten immer noch etwas Verschmitztes, als Michael selbst eine Frage stellte. „Warum bist du eigentlich hier? Keine Hausaufgaben zu erledigen?“

„Die sind schon längst fertig“, winkte Brad ab. „Und bevor du fragst: Nein, weder Alexander noch Stephan brauchen meine Hilfe. Die hätten sie eher gestern benötigt. Deswegen hatten sie es übrigens auch nicht rechtzeitig zu meinem ‚Schwimmwettkampf’ geschafft.“

„Worüber du sicher nicht unglücklich bist. Sie hätten dich bestimmt angefeuert.“ Und diese Art von Aufmerksamkeit wusste Brad selten zu schätzen.

Der Junge widersprach nicht, sondern nahm ein ganz anderes Thema in Angriff. „Du hast meine Frage nicht beantwortet.“

„Du auch nicht“, kam eine automatische Reaktion, bevor Michael bewusst wurde, dass er gar keine Ahnung hatte, wovon Brad gerade sprach.

Der fing seinen Moment der Verwirrung natürlich sofort auf. „Heute Morgen?“, wurde ihm dann auf die Sprünge geholfen.

Ah… „Du bist hartnäckig, das muss ich dir zugestehen.“ Michael rutschte in seinem Sessel weiter nach vorne, so dass er die Ellenbogen auf dem Schreibtisch abstützen konnte. Über seine verschränkten Finger hinweg musterte er den Jüngeren, der sich unbewusst aufrechter hingesetzt hatte, und Michael wurde da erst klar, dass seine Worte ernster als beabsichtigt geklungen hatten. Doch das war nicht genug, um Belustigung in die eisblauen Augen zu rufen. Er hatte nicht vor, Brad falsche Hoffnungen zu machen und er wusste, dass Brad diesen Job wirklich gerne übernehmen würde, auch wenn sein Alter dem eigentlich entgegenstehen sollte. „Ich werde dir davon erzählen, sobald die Dinge etwas weiter vorangeschritten sind.“

Und Brad atmete hörbar aus, erkannte, dass er sich in diesem Fall in Geduld würde üben müssen. Es dauerte einige Sekunden, aber dann schlich sich ein Lächeln auf das Gesicht des Jungen. „Ich zumindest werde deine Frage beantworten.“ Das Lächeln wurde ausgeprägter. „Ich bin hier, um dir bei der Arbeit zu helfen.“

„Ist das so?“

„Damit du pünktlich Schluss machen kannst.“

Jetzt kamen sie der Sache schon näher. Ein erwiderndes Lächeln kräuselte seine Mundwinkel. „Und warum möchtest du das?“

„Du hast Sonntag ohne mich trainiert“, kam eine scheinbar völlig zusammenhanglose Reaktion.

Aber Michael verstand und er wandte nicht einmal ein, dass Brad schließlich mit seiner Schneeballschlacht beschäftigt gewesen war.
 

Im gleichen Maße wie die Woche voranschritt, spürte Michael, wie in Brad eine gewisse Anspannung wuchs. Aber der Jüngere ließ nicht durchdringen, was genau ihn beschäftigte und Michael hatte nicht vor, ihn darauf anzusprechen, bevor Brad dazu bereit war. Was ihn aber nicht davon abhielt, sich allmählich Sorgen zu machen. Wodurch seine Entschlossenheit allmählich ins Wanken geriet. Doch bevor er eine Entscheidung treffen musste, wurde sie ihm auch schon aus der Hand genommen.

„Michael…“

Er erstarrte in erster Reaktion und verfluchte sich gleich darauf selbst dafür. Allmählich sollte er das wirklich überwunden haben. „Guten Abend, Vater“, drehte er sich um, seine Miene mehr blank als alles andere, doch ganz langsam wagte sich ein Lächeln hervor, als er dem Blick der blauen Augen begegnete.

Sein Vater schien still amüsiert, aber ein Teil der Belustigung schien selbstbezogen zu sein. „Ich wollte dich nur vorwarnen, dass du heute Nacht besser ausreichend Schlaf bekommen solltest.“

Das war etwas, das er nun wirklich nicht erwartet hätte. Verwirrung oder vielleicht nur Überraschung spielte über sein Gesicht und es bedurfte keiner Frage, um seinen Vater weitersprechen zu lassen.

„Ich habe ihm von Silvester erzählt. Und ihn damit wahrscheinlich auf dumme Ideen gebracht.“

Etwas in Michael entspannte sich und sein Lächeln fühlte sich um einiges echter an. Das war es also, was Brad so beschäftigt hatte. „Ich werde es schon überstehen.“

„Daran hege ich keinerlei Zweifel.“ Ein Schritt, zwei Schritte, dann war sein Vater auch schon an ihm vorbeigegangen. Aber die flüchtige Berührung in Michaels Nacken verschwand nicht so schnell.
 

Und so war Michael schließlich nicht überrascht, als er am nächsten Abend das Quartier betrat und auf dem Tisch eine kaltgestellte Flasche vorfand.

Brad sah ihm von der Couch aus entgegen, streckte eine Hand nach ihm aus, um ihn neben sich zu ziehen.

Er folgte der Einladung gerne, griff dann neugierig nach der Flasche und nun rutschten ihm doch die Augenbrauen hoch. „Champagner?“ Den konnte nicht einmal Manja so einfach für den Jungen besorgt haben.

„Ich habe Mathenachhilfe gegeben.“ Braune Augen blitzten ihn belustigt an. „Du weißt doch, dass die Prüfungen näher rücken. Und die hoffnungsvollen Abgänger haben immer ein bisschen Geld von ihren Einsätzen Draußen übrig.“

„Du musst begehrt sein als Nachhilfelehrer…“, meinte er mit trockenem Tonfall, stellte die Flasche zurück.

„Ich bin gut.“

„Und gar nicht eingebildet“, fuhr er lachend durch schwarze Haare. Und statt ihn in gespielter Entrüstung abzuwehren, lehnte sich Brad gegen ihn, streckte gleichzeitig die Hand mit der Fernbedienung aus. Michael entspannte sich in die Couch hinein und beobachtete Brad dabei, wie dieser durch die Kanäle schaltete und schließlich aufgab.

„Das ist langweilig“, wurde ihm mitgeteilt.

„Und bis Mitternacht dauert es noch eine Weile. Du weißt, dass man dann erst anstößt?“

„Natürlich.“ Brad sah ihn für einen Moment nahezu reglos an, griff schließlich nach dem Buch, das auf dem Tisch lag, und drückte es ihm wortlos in die Hand. Anscheinend sollte Michael für die Unterhaltung sorgen.

Er nahm das Buch mit einem amüsierten Zucken um die Mundwinkel an, wartete, bis Brad es sich bequem gemacht hatte. Doch er fing nicht gleich zu Lesen an, sondern sah auf den schwarzen Haarschopf herunter, der in seinem Schoß ruhte. „Wenn du auch raus darfst, werde ich dich auf einen richtigen Silvesterball mitnehmen“, versprach er Brad, der stumm seinen Blick erwiderte, bevor das Gesicht gegen Michaels Bauch vergraben wurde.

Er lächelte nur, konzentrierte sich dann auf das Buch. Sein Talent sorgte dafür, dass er nicht einmal seine Stimme einsetzen musste und Brad verstand trotzdem jedes Wort.

Stille senkte sich wie eine warme Decke über sie und er war nicht überrascht, als der Junge schließlich einschlief, bevor es Mitternacht schlug.
 

~TBC~
 

Wie ihr seht, ist Brad immer noch nicht über leicht kindisches Verhalten erhaben ^^

cya, cu ^-^

"Niemand kann perfekte Menschen kreieren"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 54/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Seit dem letzten Mal ist wieder ein bisschen Zeit vergangen, aber wir befinden uns natürlich noch im selben Schuljahr ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Jemma: Ich glaube ein normaler Teenager außerhalb von Rosenkreuz hätte kein Problem damit, in Brads Alter so lange aufzubleiben. Aber Brads Körper ist einfach zu sehr an ‚normale‘ Schlafenszeiten gewöhnt und er hat garantiert einen anstrengenderen Tag hinter sich als jemand von Draußen.

Hm, sein Talent fand es wahrscheinlich nicht mitteilenswert und Brad hat ja mal zu Michael gesagt, dass er nicht die ganze Zeit so genau darauf hört ^^
 

@Kralle: *neidisch guck* Nun, wenigstens bringen sie bald eine DVD mit einem Live-Konzert raus, dann bekomme ich ASP auch zu sehen ^^#

Ah ja, das macht es ihn wohl. Aber früher oder später muss Brad ja erwachsen werden. Man kann von Anime-Crawford nicht unbedingt behaupten, dass er sympathisch ist, ne? ^.~ Obwohl ich zugegebenermaßen Brad eine etwas andere Entwicklung durchlaufen lasse und daher auch das Ergebnis nicht ganz das Gleiche ist… ^^
 

Teil 54 „Niemand kann perfekte Menschen kreieren“
 

„Brad?“ Eine Hand berührte seine Schulter und er blickte auf, um dem Instruktor kurz zuzunicken. Dann beendete er mit leisen Worten seine Erklärung, stand anschließend auf und folgte Herrn Schumann.

Niemand hob auch nur den Kopf von seinem Heft, sie alle hatten genug damit zu tun, ihre Aufgaben zu lösen. Für Neugier blieb da keine Zeit, ganz abgesehen davon, dass Herr Schumann sie ihnen schnell ausgetrieben hätte.

Der Instruktor hatte kein Problem damit, die Klasse für eine Weile allein zu lassen, schließlich waren das keine Erstklässler, die sich noch nicht richtig zu benehmen wussten.

Brad registrierte diese Tatsache nur unbewusst, seine Aufmerksamkeit war in diesem Moment auf das bevorstehende Gespräch gerichtet. Und vielleicht ließ Erwartung sein Herz kurz etwas schneller schlagen.

Der Aufenthaltsraum der Instruktoren war um diese Zeit leer, ein paar herumstehende Tassen sowie freiliegende Unterlagen verrieten, dass selbst Instruktoren manchmal nur Menschen waren und Herrn Schumanns Mundwinkel zuckten, als der diesen Gedanken von Brads Gesicht ablas.

„Hast du etwas mehr Ordnung erwartet?“

Braune Augen hoben sich zu blauen. „Ja“, antwortete er dann ohne zu zögern und mit entwaffnender Aufrichtigkeit.

Herr Schumann stockte für einen Moment, führte dann lachend die Bewegung zu Ende, mit der er gerade einen Stuhl zurückgezogen hatte. „Du wirst dich daran gewöhnen müssen, dass nicht jeder deinen Sinn für Perfektionismus teilt.“ Die rechte Hand wedelte in Richtung des ihm gegenüber stehenden Stuhls und Brad interpretierte die Aufforderung korrekt, noch während er antwortete.

„Meine Einstellung ist sinnvoller.“

Der Instruktor antwortete nicht gleich, sondern stützte das Kinn auf seinen verschränkten Fingern ab, um ihn in aller Ruhe zu mustern. „Natürlich ist sie das. Sie widerstrebt aber der Natur des Menschen.“

„Wollen Sie mir mit Philosophie kommen?“

Ein schmales Lächeln antwortete ihm. „Nein, eher mit gesundem Menschenverstand.“

Brad neigte den Kopf ein wenig, seine Augen verengten sich ohne sein bewusstes Zutun. „Es ist eine Frage der Erziehung.“ Dem folgte eine Handbewegung, die ganz Rosenkreuz umschließen sollte und auch so aufgefasst wurde. „Sie tun es in so vielen Dingen hier, warum dann nicht bei so etwas Simplen?“

„Ordnung ist eine Sache, Brad. Aber du solltest lernen, deine Kämpfe zu wählen. Niemand kann perfekte Menschen kreieren. Nicht einmal wir versuchen das. Wir machen euch besser, ja, und wir bringen euch bei, mit euren Talenten umzugehen. Doch je mehr Disziplin du jemandem aufzwingst, desto wahrscheinlicher wird es, dass er daraus ausbricht.“ Blaue Augen musterten ihn kalkulierend und sie waren kühler, als Brad es von dem Anderen gewohnt war. Nur statt ihn vorsichtig zu machen, entspannte er sich in seinen Stuhl hinein, was ihm ein knappes Nicken einbrachte.

„Danke Herr Schumann. Ich werde es berücksichtigen.“ So unerwartet die Warnung gekommen war, sie hatte ihm gleichzeitig eine Antwort auf die Frage gegeben, wie über Herrn Schumanns Antrag entschieden worden war.

„Gut. Es würde sich auch auf mich negativ auswirken, wenn du scheitern solltest.“

„Das werde ich nicht.“

„Davon gehe ich aus, sonst hätte ich niemals um die Erlaubnis gebeten.“ Ein Lächeln legte sich auf Herrn Schumanns Gesicht und die Kühle verschwand. „Bist du inzwischen dazu gekommen, den Lehrplan durchzusehen?“

„Ja. Ich habe keine Probleme mit den Themengebieten.“ Da der Instruktor jetzt offensichtlich zugänglicher war, beschloss Brad die Frage zu stellen, die ihm gerade durch den Kopf gegangen war. „Warum haben sie sich so viel Zeit gelassen mit der Entscheidung?“

„Sie haben den letzten Test abgewartet. Der Klassendurchschnitt war deutlich besser als in den Vorjahren und niemand konnte leugnen, dass deine Tutorien dabei eine Rolle gespielt haben.“ Eine kurze Pause, bevor mit neutraler Miene etwas hinzugefügt wurde. „Damit war das letzte Hindernis aus dem Weg geräumt.“

Niemand musste aussprechen, wer es erst in den Weg gelegt hatte.

„Ich kann wohl froh sein, dass ich nicht bis zum Schuljahresende auf die Antwort warten musste…“

„Sie musste dir eine gewisse Vorbereitungszeit zugestehen, sonst hätten sie vielleicht wirklich dein Abschneiden bei der Prüfung abgewartet.“

„Ich müsste mir Mühe geben, um durchzufallen.“ Herablassung färbte diese Worte.

Wieder lachte Herr Schumann. „Ich mag dein Selbstbewusstsein. Wenn ich nicht genau wüsste, wie Recht du hast, würde ich es vielleicht Arroganz nennen. So aber…“ Der Instruktor stand auf und holte eine Mappe aus seinem Fach. „Ich habe hier etwas für dich.“ Die Unterlagen wurden ihm gereicht und der Ältere blieb hinter ihm stehen, beide Hände auf der Stuhllehne, und sah ihm über die Schulter. „Wir hatten uns schon einmal darüber unterhalten.“

„Material für die Übungsstunden?“

„Genau. Nicht alle Erstklässler sind auf dem gleichen Stand. Und auch wenn sich einige Instruktoren in diesem Fall auf das Selbststudium verlassen, wäre das in deinem Fall nicht unbedingt der beste Ansatz.“

„Ich weiß.“ Etwas zuckte um seine Mundwinkel, das sicher kein Humor war. „Und noch einmal danke.“ Er lehnte sich zurück und sein Kopf kam gegen den Instruktor zu ruhen. Die Wärme war angenehm und zu seinem Verdruss meldeten sich seine Hormone zu Wort. Manchmal drohte das wirklich ins Lächerliche abzugleiten, aber der Sommer stand vor der Tür und damit die Hoffnung, dass Frau Kingston nach Rosenkreuz kommen würde. Ein leises Seufzen entkam ihm, aber er rührte sich nicht von Fleck.

Ein unterdrücktes Lachen lief durch den Körper des Instruktors. „Schneider ist gerade am Unterrichten, sonst würde ich ihn für dich rufen.

Herrn Schumann war nicht entgangen, was in ihm vorging, hatte aber keine Ahnung, dass selbst Michaels Anwesenheit das Problem nicht wirklich lösen würde. Und so hielt er den Instruktor fest, als dieser sich zurückziehen wollte.

„Brad?“

Nur einen Moment, dachte er, als er sich langsam umwandte und den Blick des Anderen suchte. Der zog eine Augenbraue hoch und schüttelte den Kopf.

„Du bist ein bisschen zu jung für mich“, wurde ihm mit einem leichten Lächeln erklärt. Als Brad daraufhin nichts sagte, murmelte Herr Schumann etwas, das verdächtig nach einem belustigten „Teenager…“ klang, dann ließ sich der Instruktor auf den Stuhl neben ihm sinken.

Mehr brauchte er nicht, er saß auf dem Schoß des Älteren, bevor er sich überhaupt der Bewegung bewusst war. Es tat gut, sich gegen Herrn Schumann pressen zu können und noch besser wurde es, als eine Hand vorne in seine Hose rutschte. Brad hatte gar nicht vor, sich unter Kontrolle zu halten und so dauerte es nicht lange, bis er scheinbar völlig kraftlos gegen den anderen Mann sank.

Der schon wieder zu lachen schien, wie ihm ein leichtes Vibrieren verriet. „Keine Sorge, das hört auch wieder auf“, wurde ihm versichert.

„Ich weiß“, meinte er leise gegen Herrn Schumanns Schulter. Aber leider würde bis dahin noch einige Zeit vergehen.
 

Noch bevor er die Hand heben konnte, um an die Tür zu klopfen, schickte Michael ihm die telepathische Erlaubnis einzutreten.

Eisblaue Augen begegneten überrascht seinem Blick, schweiften dann zur Uhr ab. „Ist der Unterricht bereits vorbei?“

„Wie du siehst.“ Er hob den Teller höher, den er trug. „Ich habe jetzt einen Job. Aber da er nicht bezahlt wird, gibt es zur Feier des Tages nur Kekse.“

Michaels Mundwinkel zuckten. „Soll das ein Wink mit dem Zaunpfahl sein, dass ich für eine Feier sorgen soll?“

Brad stellte den Teller auf dem Schreibtisch ab, sah Michael dann auffordernd an. Der sofort verstand und ein Stück vom Tisch abrückte, so dass Brad sich auf seinen Schoß setzen konnte. „Nein, danke“, antwortete er erst dann. „Ich sehe Alex und Stephan auch so häufig genug.“

„Hm…“ Eine Hand langte an ihm vorbei nach einem der Gebäckstückchen, um es ihm in den Mund zu schieben. Brad protestierte nicht, immerhin schadete es nichts, sich auch mal füttern zu lassen. „Vielleicht wäre dir ja ein anderer Gast lieber.“

„Deine Anwesenheit reicht mir vollkommen aus“, stellte er sich absichtlich dumm, obwohl er genau wusste, worauf Michael hinauswollte. Sein Kopf sank gegen die Schulter des Älteren und zufrieden schloss er die Augen. Herr Schumann hatte ihm heute ausgeholfen und das war auch alles.

Der Gedanke wurde nicht ausgesprochen, aber dennoch aufgefangen, wie ihm das durch Michael laufende unterdrückte Lachen verriet. „Ich kann wohl froh sein, dass du tatsächlich nicht ganz seiner bevorzugten Altersgruppe angehörst.“

„Vielleicht“, gab Brad mit einem Schulterzucken zu. Es hätte ihn jedenfalls nicht gestört, dem Instruktor den Gefallen zu erwidern.

„Und was ist mit mir?“, murmelte Michael in sein Ohr.

„Wirst du deine Schilde senken?“

„Du weißt, dass ich das nicht kann.“

„Dann wirst du genauso wie ich noch warten müssen.“ Und Brad wusste genau, dass Michael zu niemand anderen gehen würde. Nicht nach seiner Reaktion auf Dr. Stephenson damals. Auch wenn das vielleicht nicht ganz fair war, so wollte Brad das auch nicht anders.

„Du bist selbstsüchtig.“

„Das ist doch jeder.“ Es klang leichtfertig, aber trotzdem richtete er sich etwas auf und suchte den Blick des Älteren. „Außerdem gehörst du mir.“ Mit fundamentaler Gewissheit. Denn das war so sicher, wie die Sonne im Osten aufging.

Die eisblauen Augen waren nicht weniger ernst als seine eigenen. „Ich weiß…“ Viel mehr als die Worte trugen die Emotionen diese Botschaft mit sich, die sich um Brad wickelten. Sogar seine Muskeln reagierten auf die mentale Wärme und entspannten sich völlig.

Für ein paar Minuten schwiegen sie, saßen einfach nur da, aber egal wie gut es sich anfühlte, sich so nah zu sein, sie konnten nicht völlig vergessen, dass Michael noch zu arbeiten hatte.
 

„Seid ihr mit euren Hausaufgaben fertig?“

Weder Alexander noch Stephan hatte seine Annäherung bemerkt und ihre Köpfe ruckten überrascht zu ihm herum.

„Brad!“, wurde er gleich darauf von dem Franzosen mit einem erfreuten Lächeln begrüßt. „Nein, nicht ganz, aber du wirst das doch sicher gleich ändern.“

Brad verschränkte die Arme vor der Brust, sparte sich aber das Hochziehen einer Augenbraue. „Dafür bin ich nicht hier. Und wie wollt ihr bitteschön lernen, wenn ihr eure Aufgaben nicht selbst erledigt?“ Seine gedämpften Worte wurden ohne Probleme verstanden, denn seit er den Aufenthaltsraum betreten hatte, war der Lautstärkepegel deutlich zurückgegangen. Brad warf einen sardonischen Blick in die Runde, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder den beiden vor sich widmete. Immerhin konnte es ihm mehr als egal sein, dass sich die anderen Schüler in der Nähe eines Komiteemitglieds unwohl fühlten.

„Du bist viel zu pflichtbewusst“, warf ihm Alexander schmollend vor, versuchte aber nicht, ihn zu überreden. „Stephan ist im Übrigen bereits fertig, nur ich bin etwas zu langsam gewesen.“

„Mal wieder“, warf der Tracer mit einem Grinsen ein.

„Nun, das reicht mir. Immerhin geht es um Stephans Training. Und da ich noch andere Sachen zu erledigen habe, fangen wir besser gleich an.“

„Ah, Brad. Du bist so gemein.“ Doch Alexander tat nichts, um Stephan aufzuhalten, der seine Sachen ordentlich zusammenpackte und ihm nach einem „Wir sehen uns später, mon cher!“ aus dem Raum folgte.

„Hast du wirklich Zeit?“, wurde Brad gefragt, sobald sie unter sich waren.

Ein schmales Lächeln spielte um seine Mundwinkel. „Natürlich, sonst wäre ich nicht hier.“

Stephan strich sich durch die hellbraunen Haare. „Du bist in letzter Zeit viel beschäftigter.“ Ein schneller Seitenblick. „Und du hältst mehr Abstand, auch wenn anderen das bestimmt nicht auffällt.“

„Hm…“ Diesmal wanderte doch eine Augenbraue nach oben. „Ich werde nächstes Schuljahr eine neue Aufgabe übernehmen. Und was den zweiten Punkt angeht… es ist auf jeden Fall besser so für euch.“

„Woher kommt das so plötzlich?“ Stephan hatte gestoppt und starrte ihn an.

Brad hielt ebenfalls inne, tippte sich mit der Fingerspitze gegen die Unterlippe. Es war ihm erst durch seine Gespräche mit Herrn Schumann bewusst geworden, in deren Folge er die Dynamik unter den Schülern näher beobachtet hatte. Der Blick der braunen Augen, der für einen Moment in sich gekehrt war, konzentrierte sich auf den Gleichaltrigen. „Ihr isoliert euch vom Rest der Schüler, dadurch, dass ihr so häufig mit mir zusammen seit. Das kann sich auf eure Bewertungen auswirken und es schwierig machen, nach eurem Abschluss in einem Field-Team zu starten. Du weißt, dass Alexander in eines hinein möchte.“ Bei Stephan selbst sah die Sache ein wenig anders aus, aber das war egal, da die beiden sowieso keine Chance hatten, ins selbe Team zu kommen.

Stephan atmete einmal tief durch, setzte sich dann wieder in Bewegung. „Du tust ja so, als wärst du ein Paria.“

„Das wohl nicht. Aber meine Laufbahn steht so gut wie fest, ich muss mich nicht um die üblichen Konventionen kümmern. Bei euch ist das anders. So sehr auf Rosenkreuz der Konkurrenzgedanke gefördert wird, so ungern werden Außenseiter gesehen.“ Noch so eine Gratwanderung, dachte Brad mit stiller Belustigung, die sich nach außen hin nicht zeigte.

Die nächsten Schritte von Stephan gerieten eher schlurfend. „Das ist mir klar.“ Die blauen Augen huschten zu ihm herüber. „Aber du weißt auch, wofür sie mich haben wollen. Ein bisschen Distanz zu den anderen Schülern ist da sogar von Vorteil.“ Eine kurze Pause und dann ein Ausatmen, das schon wie ein Seufzen klang. „Außerdem mögen wir dich. Von daher haben wir nicht vor, auf Abstand zu gehen. Du solltest so etwas nicht allein entscheiden.“

Damit hatte Stephan wohl Recht. Er hätte sie wenn dann von Anfang an abweisen müssen. Und alles in allem hatte auch er seinerseits die beiden vermisst.

Der Andere bemerkte sein leichtes Nicken und fuhr fort, jetzt mit einem deutlichen Lächeln. „Wir sind uns also einig, ja?“ Das Lächeln wurde noch breiter, als Brad zustimmte. „Sehr gut. Vergiss nicht, dass uns immer noch zwei Jahre nach deinem Abschluss bleiben, um uns wenn nötig bei den anderen einzuschleimen.“

Brad schüttelte nur lächelnd den Kopf, während Stephan lachte.
 

~TBC~
 

Ich dachte, ich sollte auch mal Stephan ein wenig Zeit widmen. Wenn ihr euch noch an CD erinnert, könnt ihr euch vielleicht denken, wie sein Training aussehen wird ^^

cya, cu ^-^

"Du bist eben unsozial"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 55/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: So im Nachhinein muss ich sagen, dass Brad an diesem Tag wirklich Schwierigkeiten hat, sich zurückzuhalten ^^°°°

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Kralle: Wie gesagt… ähm, geschrieben… manchmal kommt eben nicht einmal Brad gegen seine Hormone an. Was natürlich nichts daran ändert, dass er Michael haben will. ^^

In CD war es nicht eine Trainingsszene, ich meinte die, als Crawford sich einen Eindruck von Stephans Talent verschaffte *nach unten auf das Zitat deut*

*grins* Also für die DVD warte ich auch gerne länger auf die nächste CD. ASP sind schließlich im Allgemeinen sehr produktiv – so dass ich jetzt bereits sehr viele Lieder für meinen mp3-Player habe ^^
 

@Jemma: *lach* So langsam nähert sich die erste Unterrichtsstunde. Das Training mit Stephan ist sicher eine gute Vorbereitung, aber es läuft natürlich auf einer anderen Ebene ab.

Ich muss zugeben, dass das Gespräch zwischen Herrn Schumann und Brad nicht geplant war – das sind Szenen dieser Art eigentlich nie. Sie schreiben sich von ganz allein, daher kann ich dir auch nicht sagen, wie ich auf so etwas komme ^^#

Hm… ein Grund für Brads Präferenzen liegt in seiner fehlenden Vergangenheit. Aber stärker wirkt sich wohl aus, dass er einfach zu erwachsen für sein Alter ist. Er kann nicht viel mit anderen seines Alters anfangen, Stephan und Alex stellen da eine sehr kleine Ausnahme dar…
 

~ Stephan reagierte automatisch, fing den Füller auf, der ihm zugeworfen wurde.

Der Franzose betrachtete verwirrt den Gegenstand, sah dann fragend zu ihm auf. „Was soll ich damit?“ Hellblaue Augen musterten ihn.

Eine Mischung aus Belustigung und Erwartung kräuselte seine Oberlippe. „Ich möchte eine Kostprobe deines Talents haben.“ ~
 

(Stephan und Crawford, Close Distance, Teil 50)
 

Teil 55 „Du bist eben unsozial“
 

Sie erreichten wenig später Stephans Schlafsaal und wie er erwartet hatte, war der Raum leer. Auf der anderen Seite wären sie wahrscheinlich auch dann schnell unter sich gewesen, wenn sich jemand hier aufgehalten hätte. Brads linker Mundwinkel zuckte flüchtig bei diesem Gedanken. Denn hatte er nicht eben noch lang und breit erklärt, dass ihm die Schüler lieber aus dem Weg gingen?

Stephan schenkte ihm ein Grinsen, dessen Überlegungen waren offenbar in die gleiche Richtung gelaufen. „Es hat auch seine Vorteile, nicht wahr?“

„Wie könnte ich das leugnen.“

„Du bist eben unsozial.“ Noch ein Grinsen, bevor Stephan ihm einen Kuss auf die Wange drückte, um den Worten jeden Stachel zu nehmen.

Er verschränkte in einer bewussten Geste die Hände vor der Brust. „Warum sollte ich mich mit dem Fußvolk abgeben?“

„Stimmt, warum solltest du. Was für ein Glück, dass du bei mir eine Ausnahme machst.“ Der Franzose streifte seine Schuhe ab und nahm im Schneidersitz auf Alexanders Bett Platz.

Brad folgte ihm, holte dann unter dem erwartungsvollen Blick des Anderen ein kleines Päckchen aus seiner Tasche.

„Womit soll ich es heute probieren?“, wurde er gefragt, noch bevor er die Gelegenheit hatte, es auszuwickeln.

„Nicht so ungeduldig.“ Das Papier wurde auseinandergefaltet und gab den Blick auf eine Kette frei. „Manja hat sie mir geliehen. Sie meinte, es wäre ein Geschenk ihrer Mutter gewesen, als sie noch sehr jung war. Und Manja hat die Kette seitdem immer getragen.“

„Ah, perfekt.“ Stephan war offensichtlich erfreut. „Das sollte es leichter machen.“

„So war es geplant.“ Er neigte den Kopf um ein paar Millimeter zur Seite. „Es ist gar nicht so einfach, auf Rosenkreuz etwas aufzutreiben, das sich lange im Besitz derselben Person befand“, merkte er dann mit trockenem Tonfall an.

„Und ist das nicht die Wahrheit…“, seufzte sein Gegenüber, aber gleich darauf war das Lächeln zurück. „Doch das ist jetzt egal, immerhin hast du dich von den Schwierigkeiten nicht aufhalten lassen.“

„Das lasse ich mich selten.“ Amüsiert.

Stephan nickte dazu nur, begann sich dann zu konzentrieren. Die Gesichtszüge des Franzosen verloren an Ausdruck, dafür wurde der Blick der hellblauen Augen für einen Moment schärfer, bevor Stephan die Kette berührte und sie sich verschleierten.

Schweigen senkte sich über sie, Brad hatte nicht vor, Stephans Konzentration zu stören. Stattdessen fokussierte er sein eigenes Talent, sah seine morgige Unterhaltung mit Manja. Natürlich hätte er sie schon heute fragen können, aber das hätte womöglich ihre Handlungen beeinflusst. Und warum sollte er riskieren, dass die Ergebnisse dieses Versuchs dadurch verfälscht wurden? Er kehrte in die Gegenwart zurück, als Stephan mit leiser Stimme zu sprechen begann, beschrieb, was dieser in Manjas Vergangenheit sah.

Brad hakte innerlich die Fakten ab, die ihm bekannt waren, den Rest würde er zur Kontrolle noch in Erfahrung bringen. Doch das war nur der erste Schritt. Sie wussten bereits, dass Stephans Talent als Tracer sich weiter ausgebildet hatte und die Vergangenheit der Besitzer aus Gegenständen auslesen konnte. Umso leichter, je länger der Gegenstand jemandem gehört hatte. Aber das hätten sie auch an anderen Dingen üben können.

Brad wollte, dass Stephan den nächsten Schritt tat. Tracer waren keine Precogs und würden es niemals sein, aber mit einem ausreichend entwickelten Talent konnten sie bestimmte Handlungen der Besitzer extrapolieren. Und erst beides zusammen machte sie wirklich wertvoll in ihrem Job.

Weswegen Brad besonders aufmerksam hinhörte, als Stephans Stimme ins Stocken geriet, beschreibend, was sein würde und nicht, was gewesen war. Und ganz langsam zog ein Lächeln an Brads Mundwinkeln, wurde mit den nächsten Ausführungen ausgeprägter. Erst als Stephan die Augen wieder öffnete, die zwischenzeitlich geschlossen worden waren, verbarg er das Lächeln, um das Ergebnis nicht gleich zu verraten.

Stumm wurde er zunächst nur gemustert, aber dann hielt Stephan es nicht mehr aus. „Und, hat es funktioniert?“

Ein nicht ganz unterdrücktes Auflachen entkam ihm. „Sofern mich mein Talent nicht täuscht, warst du ausgesprochen gut. Wenn du so weiter machst, steht deiner Karriere als Ex nichts entgegen.“ Der Humor verschwand und Brad wurde ernst. „Ich werde Herrn Franken darüber informieren.“ Tracer waren selten genug, dass sich das Triumvirat persönlich für sie interessierte. „Was wir bisher gemacht haben, war nur der Anfang. Sie werden dich zukünftig hart trainieren lassen, nachdem sich gezeigt hat, wozu du in der Lage bist.“

Stephan lächelte etwas schief. „Das war doch vorher schon klar. Und ich habe nichts gegen das Extratraining. Immerhin bekomme ich so später eine interessante Aufgabe zugeteilt, in der ich mich nicht herumkommandieren lassen muss.“ Die blauen Augen waren bei dieser letzten Aussage sehr kühl geworden.

„Natürlich. Obwohl es nicht so schlecht ist, in einem Field-Team zu starten. Du kannst dich schließlich schnell zum Teamleader hocharbeiten, wenn du dich anstrengst.“

„Und dann musst du immer hinterher sein, dass auch alle brav sind. Nein, danke. Das klingt mir nach zu viel Arbeit.“ Stephan hatte schnell zu seinem Lächeln zurückgefunden.

Eine Augenbraue wanderte in die Höhe. „Nun, ich werde in Zukunft eine ganze Klasse unter Kontrolle halten müssen.“

Der Andere winkte ab. „Aber bis dahin sind es noch zwei Jahre. Viel zu früh, um sich einen Kopf darum zu -“ Stephan hielt inne, musterte ihn scharf. „Es ist nicht zu früh?“

Stumm schüttelte er den Kopf und genoss Stephans entgleisende Gesichtszüge.

„Du bist wahnsinnig.“ Mit inbrünstiger Überzeugung.

„Wer ist wahnsinnig?“, wollte Alexander wissen, der in diesem Moment eingetreten war. Braune Augen folgten Stephans prompt ausgestreckten Arm, bevor der Andere lachte. „Brad also. Na das ist ja nichts Neues. Worum geht es diesmal?“

„Er geht unter die Lehrer.“ Stephan klang immer noch fassungslos.

Alexander verschlug es nur kurz die Sprache, dann folgte ein belustigtes Schnauben. „Nun, solange er uns auch als Schüler erhalten bleibt und nicht gleich zu den Instruktoren wechselt, soll es mir egal sein.“ Der Blondhaarige ließ sich neben Brad aufs Bett fallen und schlang einen Arm um seine Schultern. „Du trägst doch weiterhin die blaue Uniform, oder?“

„Ja, keine Sorge“, erwiderte er amüsiert.

„Auch wenn du nichts dagegen hättest, jetzt schon Schwarz zu tragen, was?“, bemerkte Stephan aufmerksam.

„Natürlich hätte ich das nicht. Ich muss meine Kurse jetzt schon strecken. Aber wenigstens kann ich Michael so häufiger helfen.“ Er spürte, wie ein Schauer durch Alexander lief, Stephans kurzes Zusammenzucken konnte er sogar sehen. Aber Brad kommentierte diese Reaktionen nicht. Schließlich reagierten sie nicht auf ihn so und das würde sich auch nicht ändern.

Alexanders Umarmung verstärkte sich für einen Moment, bevor dieser Brad losließ. „Seid ihr eigentlich fertig mit der Übung? Draußen ist es schön, wir könnten noch ein bisschen schwimmen gehen.“

Brad runzelte die Stirn. „Aber nur, wenn wir eine Trainingseinheit daraus machen. Ich habe mein Pensum heute noch nicht voll.“

Ein Seufzen antwortete ihm. „Wenn es nicht anders geht. Immerhin können wir anschließend noch ein bisschen Spaß haben.“

Brad hätte nicht Stephans Lächeln sehen müssen, um genau zu wissen, wie das gemeint war.
 

Michael warf ihm einen amüsierten Blick aus eisblauen Augen zu, als Brad es endlich schaffte, in ihr Quartier zurückzukehren. „Konntest du dich tatsächlich von ihnen losreißen?“

„Ja, ja, wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen…“ Mit einem dumpfen Laut sackte er auf der Couch zusammen und ignorierte Michaels Lachen.

„Also wirklich, Brad. Du machst das schließlich freiwillig mit. Kein Grund, sich zu beschweren.“

Er rümpfte die Nase, sagte aber nichts dazu. Lieber ließ er sich gegen den Älteren sinken, die Augen schließend, und entspannte sich.

Es war ruhig im Raum, der Fernseher lief nicht und ab und zu hörte er nur ein leises Rascheln. Was Brad schließlich neugierig genug werden ließ, um die Augen wieder einen spaltbreit zu öffnen. „Warum arbeitest du hier?“

„Weil es bequemer ist“, gab Michael bereitwillig zu. „Und du kannst mir so besser Gesellschaft leisten.“

Ein Lächeln breitete sich unbemerkt auf seinen Lippen aus. „Ja, das kann ich.“ Die braunen Augen fielen wieder zu und Brad sank immer mehr in sich zusammen, bis er es aufgab und sich ganz ausstreckte. Den Kopf auf Michaels Schoß, vergrub er sein Gesicht an dessen Bauch.

Der Ältere quittierte das mit einem leisen Lachen, dann begannen Finger sanft durch schwarze Haare zu streichen. „Erschöpft, hm?“

„Ein wenig“, gestand er ein. Seine Muskeln waren warm und müde vom Schwimmen. Und einfach nur entspannt von dem, was sie danach gemacht hatten. Aber nachdem er ein paar Minuten einfach nur dagelegen hatte, meldete sich leise Neugier und verdrängte die Erschöpfung. „Was machst du da eigentlich?“

„Es sind die Reporte der Heimkinder. Die Entscheidung, wer nächstes Jahr auf Rosenkreuz startet, steht mal wieder an.“

„Ah, ja. Ist von den jüngeren Kindern auch was dabei?“

„Hm, meinst du jemand Speziellen?“, neckte Michael ihn, genau wissend, worauf Brad aus war.

„Tu nicht so unwissend“, beschwerte er sich, rollte sich dann auf den Rücken, um zu dem Älteren aufzusehen. „Also?“

„Natürlich habe ich die beiden Akten auch angefordert. Mir war ja klar, dass du neugierig sein würdest.“

„Immerhin war es meine Entscheidung. Ich möchte wissen, ob es die richtige war.“

„Seit wann hegst du denn Zweifel an deinem Talent?“ Michael zog in gespielter Überraschung eine Augenbraue hoch.

„Dieser ungläubige Blick steht dir nicht.“ Aber Brad war immer noch viel zu entspannt, um sich wirklich darüber aufzuregen. Stattdessen griff er nach Michaels Krawatte, die der Ältere zum Glück noch nicht abgelegt hatte, und zog ihn so näher an sich heran.

„Noch nicht genug für heute?“, wurde er sanft und ohne Ironie gefragt.

„Es wäre genug, wenn du es gewesen wärst“, erwiderte er mit genauso viel Ernst. Dann schloss er die Augen, während Michaels Gesicht näherkam. Warme Lippen fanden seine, begleitet von einem vorsichtigen Energiestrom, der ganz und gar mentaler Natur war. Er liebte Michaels Talent, wie es sich anfühlte, und er wollte mehr davon. Doch Brad war heute nicht so ungeduldig wie an vielen anderen Tagen. Und er spürte den Unterschied, den das machte. Denn Michael war um einiges entspannter als gewohnt bei diesem Kuss und kam gar nicht erst auf die Idee, sein Talent im Zaum zu halten.

Still lächelte er gegen die Lippen des Älteren, bevor er seine Arme um dessen Hals schlang und mit Michaels Unterstützung sitzend auf dessen Schoß endete. Sein ganzer Körper schien zu kribbeln und damit sie nicht in die falsche Richtung rutschten, vergrub er seine Hände in sandblonden Haaren. Ihm wurde warm, dann heiß, und es wurde schwieriger zu atmen.

Sie mussten sich schließlich voneinander trennen, um wieder zu Atem zu kommen, Stirn an Stirn. Sie lachten beide gleichzeitig, immer noch atemlos, bevor Michael ihn eng umarmte und einen neuen Kuss startete.

Die Hitze begann sich in Brads Unterleib zu sammeln, er war beinahe ein wenig von sich selbst überrascht, aber dann wiederum würde er Michael selbst dann noch wollen, wenn er nur eine Minute zuvor Sex gehabt hätte. Ein Stöhnen wurde von seinem Mund aufgefangen, Michael hatte nicht den Vorteil, heute schon Erleichterung gefunden zu haben.

Und Brad ließ sich in seine Erinnerungen fallen, den Moment gedankenauslöschender Intensität, als Herr Schumann ihn umfasste, die suchenden Hände von Alexander und Stephan später. Alles teilte sich dem Älteren mit, bis es mehr war, als Michael aushalten konnte. Und beinahe hätte Brad es geschafft, dass der Andere alles vergaß. Doch auch wenn die eisblauen Augen bis eben verschleiert waren, so trat plötzlich ein Funken in sie, der ihn wie ein elektrischer Schlag traf.

Sie zuckten beide darunter zusammen oder vielleicht war der Grund die Abruptheit, mit der Michael sich aus seinem Kopf zurückzog. Aber rein körperlich war Brad ihm immer noch nah genug, um zu spüren, wie der Höhepunkt durch den Älteren lief.

Michael ließ seinen Kopf nach hinten fallen, die Augen geschlossen und ganz und gar damit beschäftigt zu atmen. Er nutzte die Gelegenheit, sein Gesicht am dargebotenen Hals zu verbergen, aus einem seltsamen Grund war er rot geworden. Aber dennoch, er wollte es wieder tun, zusehen, wie Michael die Kontrolle verlor. Und er wollte in diesem Moment fühlen, was der Andere fühlte.

Ein stummes Seufzen entkam ihm, denn Brad wusste, dass daraus weiterhin nichts werden würde. Michael hatte sogar heute die Verbindung getrennt, obwohl er dafür gar nicht mehr genug seiner Sinne zusammengehabt haben sollte. Seine Hände verselbständigten sich, begannen die Knopfleiste zu öffnen, die sich in bequemer Reichweite befand und als Michael sich nicht dagegen wehrte, wandten sich seine Finger dem Gürtel zu. Ein weiterer Knopf folgte, dann ein Reißverschluss.

Er hatte Michael schon so oft nackt gesehen, beim Umziehen, unter der Dusche, aber gerade war das etwas vollkommen anderes. Brad hatte seine eigene Erregung beinahe vergessen, aber in diesem Moment rief sie sich sehr deutlich in Erinnerung.

Michaels Kopf bewegte sich kaum merklich und als Brad aufsah, wurde sein Blick unter halbgeschlossenen Lidern hervor erwidert. Doch noch immer war da keine Geste, die ihn stoppen würde, weswegen er seinen Händen freien Lauf ließ.

Michael fühlte sich so gut an, wie er es erwartet hatte und besser. Doch in seinem Hinterkopf war das nagende Wissen, dass etwas fehlte. Trotzdem, gerade war es besser als gar nichts. Und als Michael schließlich anfing, die Berührungen zu erwidern, stoppte Brad ihn seinerseits ebenfalls nicht, auch wenn es sich nicht ganz echt anfühlte, es nicht wirklich _Michael_ zu sein schien, der ihn berührte. Er konnte immerhin sehen, dass es Michael war und dessen Blick war warm.
 

~TBC~
 

Brad lässt nicht wirklich locker… ^^# Aber bis er Michael ganz für sich haben kann, wird auf Frau Kingston warten müssen ^^

cya, cu ^-^

"Reflektiertes Licht würde dir niemals genug sein"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 56/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Das hier ist ein Kapitel, das sich für mich anfühlt, als wäre es zu kurz geraten ^^#

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Kralle: *Kopf schief leg* Was genau lässt dich denken, dass Brad einmal ein Team bekommen wird?

Ich glaube, bis auf die Singles müsste ich auch so gut wie alles von ASP haben. Ich habe sogar zwei T-Shirts *grins* Das eine mit dem erstochenen Teddy und das andere mit dem „Tier“ ^^
 

@Jemma: Ich hoffe, Mexx war dieses Mal netter zu dir. o.O
 

Teil 56 „Reflektiertes Licht würde dir niemals genug sein“
 

„Du hast mich überrumpelt“, meinte Michael zu ihm, als sie später im Bett lagen.

„Das war nicht meine Absicht gewesen.“ Er hatte sich eng an den Älteren gedrückt, eine Hand unter dessen Schlafanzugoberteil. „Jedenfalls nicht bis zu dem Moment, als ich es tat.“

„Hm…“ Amüsement flatterte zu ihm herüber. „Du meinst, du hattest es nicht geplant, aber beabsichtigt sehr wohl.“

Einen Moment dachte Brad über die Aussage nach, bevor er innerlich mit den Schultern zuckte. „Ja, wahrscheinlich.“

Michael lachte leise. „Bist du jetzt wenigstens überzeugt, dass ich es nicht bewusst beeinflussen kann?“

„Leider…“ Auch wenn er sicher nicht versprechen würde, es nie wieder zu versuchen.

„Du bist unmöglich.“

„Das bin ich nicht. Ich weiß nur sehr genau, was ich haben will.“

„Mich.“

Seine Hand bewegte sich in Michaels Kreuz, drückte sie beide näher aneinander. „Das sollte dich nicht überraschen. Ich habe es dir schon oft genug gesagt.“

„Das hast du wohl…“ Der Ältere klang so, als wüsste er nicht ganz, ob er das lustig finden sollte.

Brad seufzte nur zufrieden. Es war ein guter Tag gewesen. Und endlich erlaubte er der Erschöpfung, ihn zu überwältigen.
 

Der nächste Morgen begrüßte ihn mit einem vorwitzigen Sonnenstrahl, der seine Nase kitzelte und ihn niesen ließ. Brad setzte sich abrupt auf, rieb sich dann über die Augen. Hm, er fühlte sich immer noch gut, so wie gestern beim Einschlafen. Langsam wanderte sein Blick zur Seite, wo Michael in aller Seelenruhe weiterschlief. Wie unfair…

Ein verschmitztes Lächeln streifte seine Lippen, dann krabbelte er über den Älteren und sah ihn einfach nur intensiv an. In seinem Magen flatterte etwas, während sein Blick Michaels Züge nachzeichnete und dann hielt er es nicht mehr aus und ein Finger folgte dem gleichen Weg. Erst dem Bogen der Augenbrauen, dann die linke Schläfe entlang, um schließlich die Kieferlinie zu finden. Sonnenstrahlen trafen Michaels Haare und Brad musste grinsen bei dem Gedanken, dass das Resultat beinahe nach einem Heiligenschein aussah.

In Michaels Wange zuckte ein Muskel, bevor dieser langsam die Augen aufschlug. Eisblaue Augen weiteten sich, als der Ältere sah, wie nah Brad ihm war.

„Jetzt sag mir bitte nicht wieder, dass ich schön bin…“, murmelte Michael, nachdem dieser sich von der Überraschung erholt hatte.

„Hast du das immer noch nicht überwunden?“ Brad lächelte. „Ich hatte nicht vor, das zu sagen, aber du bist es trotzdem. Und keine Sorge, ich weiß, dass du immer noch kein Mädchen bist.“

Michael schüttelte lachend den Kopf. „Frechdachs.“ Dann wuschelte eine Hand durch schwarze Haare und Brad folgte bereitwillig dem sanften Druck und legte sich auf Michaels einladenden Körper.

„Jetzt lass ich dich nicht mehr aufstehen.“ Und da er inzwischen aus Erfahrung klug geworden war, hielt er sich an Michael fest, damit der ihn nicht einfach abschütteln konnte.

„Doch kein Frechdachs, sondern ein Klammeraffe.“ Michael setzte sich auf, woraufhin Brad auch noch die Beine um ihn schlingen konnte. „Aber aufstehen kann ich trotzdem.“

Wenn der Ältere erwartet hatte, dass Brad nun aufgeben würde, hatte er sich geirrt. Ihm gefiel die Wärme viel zu sehr, die Michael ausstrahlte.

Michael ächzte als wäre er ein alter Mann und Brad verpasste ihm dafür einen Klaps gegen den Hinterkopf. „So schwer bin ich nun auch wieder nicht.“

„Natürlich nicht, mein Kleiner.“

Brad schnitt eine Grimasse und wurde dafür ausgelacht, obwohl Michael sie gar nicht hätte sehen dürfen.

„Nun aber mal ehrlich, um viele Jahre bist du über Nacht jünger geworden, hm?“, wurde er aufgezogen. „Es ist eine Weile her, dass du dich von mir hast durch die Gegend tragen lassen.“

„Bloß weil du dich über mein Gewicht beschwert hast“, gab er leise zurück, ohne seine Umarmung zu lockern.

„Ist das so?“ Michael klang ein wenig überrascht. „Du gibst dir immer so viel Mühe, schnellstens erwachsen zu werden. Und jetzt so etwas.“ Sie hatten das Bad erreicht.

„Das ist etwas anderes…“ Normalerweise sollte er jetzt loslassen, damit Michael sich in Ruhe duschen konnte, aber er hatte keine Lust dazu. Was der Ältere sehr wohl spürte.

„Ausziehen wirst du dich aber müssen. Im Nachtzeug macht sich das Duschen wirklich schlecht.“

Widerwillig ließ er zu, dass er auf die eigenen Füße gestellt wurde und dann musste Michael ihn auch noch ausziehen, wie um zu beweisen, dass Brad über Nacht tatsächlich wieder ein kleines Kind geworden war. Dabei wollte er ganz einfach nur in Michaels Nähe sein und ihn berühren. Vor allem ihn berühren.

Als das Wasser auf sie herunterrauschte, begann der Ältere ihn abzuseifen. „Wirst du jetzt den ganzen Tag wie eine Klette an mir kleben?“, wurde er gefragt und es klang, als wäre die Frage ernst gemeint.

„Ich würde, wenn ich könnte.“ Der Gedanke hatte etwas Verlockendes. Doch Brad wusste, dass es nicht möglich war. Kaum jemand würde auch nur eine Augenbraue hochziehen, sollte er Michael heute auf Schritt und Tritt begleiten, aber es würde das Bild beeinflussen, das sie von Brad hatten.

Michael war dabei, seine Haare auszuspülen, ließ Brad aber noch nicht los, sondern umrahmte sein Gesicht mit beiden Händen. „Es würde deine Autorität untergraben, hm? Reflektiertes Licht würde dir niemals genug sein, du willst selber scheinen.“

Er zwinkerte, weil ihm Wasser in die Augen rann. „Das klang ungewohnt… poetisch, von dir kommend.“

Michael schenkte ihm ein seltsames Lächeln, antwortete aber nicht auf diese Bemerkung. „Du kannst nach dem Unterricht gerne in mein Büro kommen.“

Brad zwinkerte schon wieder. „Nicht gleich, aber sobald es mir möglich ist“, versprach er dann.
 

Die Mittagspause fand ihn nicht an einem Tisch im Speisesaal vor und unzweifelhaft würden zumindest zwei Personen sich gerade fragen, wo er eigentlich steckte, aber Brad kümmerte das im Moment herzlich wenig. Immerhin war er wegen Stephan hier, da konnte der auch mal eine Mahlzeit ohne ihn auskommen.

Brad lehnte mit dem Rücken an der Theke, stützte sich dann mit beiden Händen hoch, um sich auf die Arbeitsfläche zu setzen. So war der Ausblick gleich viel besser. Zufrieden ließ er die Beine baumeln und beobachtete Manja, wie sie den Kuchen für heute Nachmittag vorbereitete. Die Schüler würden natürlich nichts bekommen, der war allein für die Instruktoren gedacht, doch Brad würde trotzdem nicht leer ausgehen.

„Du solltest etwas Richtiges essen und nicht nur naschen“, schalt ihn die Küchenfrau, während sie ihm gleichzeitig eine Schüssel mit Teigresten in die Hand drückte.

Er lachte. „Es macht dich nicht gerade überzeugender, wenn du mich gleichzeitig mit etwas zu Naschen versorgst.“

Manja lachte mit ihm, verpasste ihm einen scherzhaften Nasenstüber. „Mein lieber Brad, wenn du weiter so frech bist, wirkt dein jungenhafter Charme vielleicht nicht mehr. Und dann bekommst du nichts mehr außer der Reihe.“

„Ah, das würdest du mir doch nicht antun. Ich würde verhungern. Schließlich bin ich immer noch am Wachsen.“

„Das sehe ich“, zwinkerte sie ihm zu.

„Soll das heißen, du findest mich zu klein?“

„Nein. Eher, dass du mir bald über den Kopf wachsen wirst. Das ist dir wohl noch gar nicht aufgefallen, was?“

War es wirklich nicht. Brad rutschte prompt von seiner improvisierten Sitzgelegenheit herunter, um sich hinter Manja zu stellen, die jetzt Obst auf dem Blech verteilte. Und tatsächlich konnte er ihr über die Schulter sehen. Das hieß noch nicht viel, immerhin war Manja eine Frau und die waren in der Regel kleiner als Männer, doch es bedeutete, dass er zumindest auf dem richtigen Weg war.

„Überzeugt?“, wurde er gefragt, ohne dass Manja sich zu ihm umdrehte.

„Ja, danke sehr.“

Sie lachte schon wieder. „Und warum bist du nun hier? Außer natürlich um vom Kuchen zu kosten, bevor er überhaupt gebacken wurde.“

„Ich wollte dir die Kette wiederbringen. Und ich möchte ein paar Sandwichs für später haben. Ich verspreche, dann auch ganz brav zu essen.“

„Kein Problem, ich werde dir welche machen.“

„Großartig. Wie ist denn gestern deine Verabredung gelaufen?“

„Ebenfalls großartig. Wir waren in einem netten Café und dann im Kino. Anschließend hat er mich ganz galant nach Hause begleitet und mir einen Abschiedskuss gegeben.“

„Ich würde mit Michael auch gern mal wieder ins Kino gehen“, merkte Brad an und verriet mit keiner Geste, wie erfreut er war, dass Stephan mit seiner Vorhersage wirklich richtig gelegen hatte.

Manja schenkte ihm ein verständnisvolles Lächeln und wenn da ein Anklang von Mitleid war, so ignorierte Brad das. Regelmäßig ins Kino gehen zu können war etwas für normale Leute und das war er nicht. Er war besser als sie.

Die Küchenfrau ließ den Kuchen für einen Moment allein und ging zum Kühlschrank, um mit etwas Kartoffelsalat zurückzukehren. „Hier, der ist von gestern übrig. Damit du wenigstens etwas Vernünftiges in den Magen bekommst. Wir wollen doch beide nicht, dass du im Nachmittagsunterricht die anderen störst, weil dein Magen zu laut knurrt.“

„Das wäre wirklich schlecht.“ Lächelnd griff er nach dem angebotenen Essen und langte kräftig zu, nutzte die Gelegenheit, Manja nebenbei weiter zu befragen.
 

Sein Weg zurück führte Brad am Speisesaal vorbei, der sich bereits zum Großteil geleert hatte und der Rest war zielstrebig auf dem Weg nach draußen. Nur ein armer Erstklässler irrte noch suchend umher und er war der Grund, warum Brad überhaupt noch einmal vorbeigeschaut hatte.

Die Augen des Jungen weiteten sich, als dieser ihn erspähte. „Ich habe eine Nachricht von Herrn Franken. Er erwartet dich nach dem Unterricht in seinem Büro.“

Brad nickte nur stumm, was der Erstklässler zum Anlass nahm, schleunigst Fersengeld zu geben. Er beobachtete das mit zuckenden Mundwinkeln. Damit hatte er seine gute Tat für heute getan. Immerhin hätte es auf ihn zurückfallen können, wenn der Junge seinetwegen zu spät zu seiner nächsten Stunde gekommen wäre.

Brad warf einen Blick auf seine Armbanduhr, legte dann ebenfalls einen Schritt zu. Selbst zu spät zu kommen wäre nun wirklich unangebracht.

Der Nachmittagsunterricht verging wie im Fluge und falls Brad innerlich ein bisschen abgelenkt war, so fiel es zumindest keinem der Instruktoren auf. Erst als er sich vor dem Büro des Triumviratmitgliedes wiederfand, konzentrierte sich Brad ganz auf das bevorstehende Gespräch.

Die Tür öffnete sich, noch bevor Brad die Hand zum Anklopfen heben konnte und Herr Franken lächelte über die Überraschung, die sich auf seinem Gesicht abzeichnete.

„Ja, ich kann das auch. Nur nicht so zuverlässig wie du.“ Der ältere Mann trat beiseite und öffnete die Tür weiter. „Komm herein, Brad.“

Er musste das Lachen unterdrücken, das ihn ihm aufzusteigen versuchte. Es wäre nicht respektvoll, auch wenn Herr Franken heute anscheinend nicht so ernst war wie sonst.

Der hatte inzwischen hinterm Schreibtisch Platz genommen und Brad folgte der stummen Einladung und setzte sich ebenfalls.

„Ich gestehe, ich bin neugierig, wie der gestrige Test ausgegangen ist. Es war immerhin der erste Versuch dieser Art.“ Herr Franken hatte sich interessiert vorgelehnt.

Und Brad konnte nicht widerstehen. „Soll das heißen, das haben Sie noch nicht vorhergesehen?“

Der ältere Mann schüttelte nur lächelnd den Kopf. „Leider nicht. Doch es war nicht so schwer, mich bis jetzt in Geduld zu üben. Also?“

Brad legte das angefertigte Protokoll auf den Tisch, aber das Triumviratsmitglied griff nicht danach, sondern wartete eindeutig auf seinen mündlichen Bericht. „Ich habe die Punkte mit dem abgeglichen, was mir bereits bekannt war und heute noch einmal mit Manja gesprochen. Alles was Stephan aus der Kette herausgelesen hat, war korrekt.“

Herr Franken nickte verstehend, keiner von ihnen hatte ein anderes Ergebnis erwartet.

Jetzt wurde es Zeit, zum Wesentlichen zu kommen und ohne sein bewusstes Zutun breitete sich ein Lächeln auf Brads Gesicht aus, als er das Protokoll an der entsprechenden Stelle aufschlug. Herr Franken verbarg ein Schmunzeln hinter seiner Hand, doch Brad fuhr fort, ohne diese Reaktion zu bemerken. „Es ist ihm gelungen, Manjas gestriges Handeln zu extrapolieren.“ Die braunen Augen hoben sich und begegneten dem Blick des Anderen. „Stephans Vorhersagen waren teilweise unpräzise, aber er hat keinen Fehler gemacht.“

Herr Franken lehnte sich zurück, mit einem nachdenklichen Stirnrunzeln. „Das ist besser als erwartet.“

„Ja, ich habe die Protokolle aus dem Archiv eingesehen. Doch Stephans Talent ist im Vergleich von Anfang an besser gewesen.“

„Und er hat dank dir bereits mehr Training.“ Herr Franken lächelte wieder, aber Brad blieb ernst.

„Ich will, dass er es schafft. Als Ex kann er sehr viel bessere Arbeit für uns leisten als wenn er in ein Field-Team käme.“ Dass Stephan zudem besser alleine arbeiten würde, ließ er außen vor. Das brachte das Talent des Tracers mit sich und falls Herr Franken nicht von alleine zu diesem Schluss kam, so sah Brad keinen Grund, ihn darauf aufmerksam zu machen. Was rein gar nichts mit Voreingenommenheit zu tun hatte, denn er würde niemals auf die Idee kommen, die Testergebnisse zu manipulieren. Vielmehr waren persönliche Vorlieben später bei der Zuteilung der Aufgaben ganz einfach nicht von Bedeutung.

„Du hörst dich an, als würdest du bereits auf meinen Platz sitzen“, reflektierte Herr Franken belustigt.

„So eilig habe ich es nicht, dorthin zu gelangen.“

„Dir reicht es schon, wenn du endlich mit Schneider zusammenarbeiten kannst, nehme ich an.“ Brad widersprach dieser Einschätzung nicht und Herr Franken fuhr nach einem verständnisvollen Blick fort, auf das eigentliche Thema zurückkommend. „Ich werde mich darum kümmern, dass Stephan in Zukunft das fortgeschrittene Training für Tracer erhält. Und mit dem nächsten Schuljahr wird er zudem offiziell auf die Liste der potenziellen Ex gesetzt. Was natürlich auch mit einem entsprechenden Training verbunden sein wird.“

„Ich habe ihn bereits vorgewarnt.“ Mit einem Hauch von Belustigung.

„Das überrascht mich nun wirklich nicht.“
 

~TBC~
 

Nicht mehr lange und Schuldig taucht auch mal wieder auf ^^

cya, cu ^-^

"Du machst Schuldig gerne das Leben schwer, hm?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 57/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Auch wenn die Szene nur ganz kurz ist, dieser Teil bedeutet den Wendepunkt in der Beziehung zwischen Michael und dessen Vater ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Jemma: *grins* Es wäre auch ein wenig langweilig, wenn Brad völlig eindimensional wäre, ne? Ich konnte mir schon denken, dass die Ankündigung gut ankommt ^.~ Aber eine Woche wirst du dich noch gedulden müssen ^^#
 

@Kralle: Ach so *jetzt versteht* ^^ Bis auch Nagi in der Geschichte auftaucht, wird es noch eine Weile dauern. Aber er ist mit eingeplant.

Die Zeitschrift habe ich mir bisher nicht besorgt. Muss ich das nächste Mal mitbestellen, danke für den Tipp *knuffz*
 

Teil 57 „Du machst Schuldig gerne das Leben schwer, hm?“
 

„Hm, wir sollten langsam zum Ende kommen…“

Herr Hoffmann neigte lediglich fragend den Kopf.

„Brad wird gleich hier sein und ich habe ihm versprochen, dass er mir helfen kann.“ Michael lächelte.

Das Lächeln wurde augenblicklich erwidert. „Und meine Anwesenheit wäre dabei eher störend, was?“ Ein kurzes Lachen schloss sich dem an, bevor der ältere Mann anfing, die Unterlagen zusammenzuräumen. „Worum geht es denn heute?“, wollte Herr Hoffmann dann wissen und eine Augenbraue ging in die Höhe, als Michael auf einen bekannten Stapel deutete.

„Hatten Sie die nicht schon gestern mit in Ihr Quartier genommen?“

Er konnte nur resigniert seufzen. „Ich hatte geplant, gestern damit fertig zu werden, aber Brad hat mich abgelenkt.“

Wieder ein Lachen. „Dann hoffe ich für Sie, dass er jetzt nicht wieder auf Ablenkung aus ist.“

Amüsement glitzerte in eisblauen Augen. „Das würde Brad nicht tun, schließlich sind wir im Büro.“

„Erst die Arbeit, dann das Vergnügen, ich verstehe. Immer pflichtbewusst, unser Brad.“

In diesem Moment wurde die Tür geöffnet, Brad sparte sich sogar das Anklopfen, und gleich darauf schenkte der Junge Herrn Hoffmann ein schmales Lächeln. „Ich werde doch nicht riskieren, dass Michaels Arbeit leidet. Aber gestern hatte er bereits Feierabend. Es ist ungesund, wenn man nicht maßhält.“

„Hast du mal wieder gelauscht?“ Herr Hoffmann spazierte auf dem Weg nach draußen an Brad vorbei und wuschelte durch die schwarzen Haare. Und wie bisher ließ der Jüngere es sich auch diesmal gefallen.

Brads Miene war aalglatt bei den nächsten Worten. „Nein, habe ich nicht. Ich bin in einer potenziellen Zukunft einfach etwas früher in den Raum gekommen und habe gehört, was Sie gesagt haben.“

„Das ist auch nicht besser, mein Lieber.“ Und damit war Herr Hoffmann auch schon verschwunden.

„Da hat er dich“, meinte Michael und musste ein Lachen zurückhalten. Brad war durch die sofort geschlossene Tür der Möglichkeit einer Erwiderung beraubt worden, obwohl er so gerne das letzte Wort behielt und der Junge würde es sicher nicht begrüßen, wenn sich Michael auch noch darüber lustig machte.

Dieser warf ihm jetzt einen misstrauischen Blick zu, beschloss aber, nicht auf seinen Kommentar einzugehen. Stattdessen wurde ein Tablett hochgehalten. „Ich bringe Essen.“

„Das sehe ich. Und ich habe beim Mittagessen auch bemerkt, dass dein Platz unter einem akuten Anfall von Leere litt.“

Brad kam näher und stellte das Tablett zwischen sie auf den Schreibtisch, bevor er in dem freien Sessel Platz nahm. Die braunen Augen waren beinahe ernst, als sie seinen Blick fanden, aber sie drückten auch Zufriedenheit aus. „Stephan hat es geschafft.“ Finger klopften flüchtig auf die Armlehne, bevor Brad eine Einschränkung traf. „Vorläufig jedenfalls. Aber es wäre schon ein Wunder, wenn sein Talent mit mehr Training keine weiteren Fortschritte macht.“

Er brauchte keine weiteren Informationen, um zu verstehen. „Er hat jetzt also eine echte Chance, unter die Ex zu gehen. Gut, wir brauchen Leute wie ihn.“

Brads aufblitzendes Lächeln war kühl und kalkulierend. „Natürlich. Je besser unsere Ex, desto größer die abschreckende Wirkung. Und es ist eine interessante Arbeit. Man kommt viel rum und kann selbständig arbeiten.“

„Hm, würde dir das auch gefallen?“

Das Lächeln wurde wärmer, als Brad ihn musterte. „Grundsätzlich, ja. Aber ich will ja gar nicht alleine arbeiten, nicht wahr?“

„Wie konnte sich das nur vergessen…“

„Keine Sorge, ich werde es dir in Erinnerung rufen. So oft wie nötig. Und jetzt greif zu, die Sandwichs schmecken am besten, solange sie richtig frisch sind.“ Damit langte der Jüngere selbst nach einem und schien es regelrecht zu inhalieren.

Michael sah dem nur mit zuckenden Mundwinkeln zu. „Bist du dir sicher, dass überhaupt etwas für mich übrigbleibt? Du scheinst sehr hungrig zu sein.“ Das kam davon, wenn man das Mittagessen ausließ. Er hätte dem Jungen längst die Leviten gelesen, wenn er nicht genau wüsste, dass das nur eine Ausnahme gewesen war.

Brad fing auch diesen nicht ausgesprochenen Gedanken auf und schenkte ihm ein kurzes, schuldbewusstes Lächeln. „Manja hat mehr als genug gemacht, wie du siehst. Und ja, ich weiß, dass man keine Mahlzeiten auslassen soll“, wurde beteuert, bevor Brad nach dem nächsten Sandwich griff.

Dem Tablett sah man gar nicht an, dass nun weniger auf ihm lag, was Michael als nächstes ebenfalls zugreifen ließ.

Brads Blick suchte seinen Schreibtisch ab, während sie beide aßen, heftete sich schnell auf den Stapel, der Minuten zuvor erst das Gesprächsthema zwischen Michael und Herrn Hoffmann gewesen war.

„Du bist immer noch nicht fertig damit?“, wurde er zwischen zwei Bissen gefragt.

„Tu nicht so überrascht. Du hast doch bereits gewusst, dass ich die Berichte als Aufgabe für dich vorgesehen habe.“

„Ach so ist das. Du wolltest gestern gar keine Überstunden machen, sondern mir die Sache aufhalsen.“ Brad lächelte ein Lächeln, das beinahe ein Grinsen war.

Michael fühlte sich gar nicht durchschaut. „Meine Überlegung ging eher in die Richtung, dass du heute nicht unbeschäftigt einfach nur herumsitzen möchtest. Und dieser Plan ist erst heute Morgen entstanden, wie du dich sicher noch erinnerst.“

Der Junge verlor seine Belustigung und Hitze schwappte auf einmal auf ihn über. Die nächsten Worte wurden sehr leise gesprochen. „Ich denke, heute würde es mir auch völlig reichen, hier zu sitzen.“ Um bei dir zu sein, hörte Michael darin mitschwingen.

Ah… Brad hing also immer noch dem gestrigen Abend nach und wenn er ehrlich war, konnte er es auch nicht so einfach vergessen. Doch sie hatten bereits so lange gewartet, die verbleibende Zeit sollte dagegen wie im Fluge vergehen.

„Ich bin dir nicht mehr zu jung?“

„Das war niemals das Hauptproblem.“ Michael lehnte sich zurück, das angefangene Sandwich vergessen in seiner Hand. „Manchmal habe ich den Eindruck, dass du niemals ein richtiges Kind warst. Jedenfalls nicht, seitdem ich dich kenne.“

Ein ironisches Lächeln zog an den Lippen des Jüngeren. „Ich hatte Angst, du könntest dich in Luft auflösen…“

„Aber das ist schon lange vorbei, nicht wahr?“

Ein stummes Nicken antwortete ihm, dann tat Brad plötzlich sehr beschäftigt, beinahe, als wäre er verlegen. Ein ungewohnter Anblick bei dem Jungen, der Michael heimlich lächeln ließ. Dann tat Brad nicht mehr nur so, sondern machte sich wirklich an die Arbeit.

Michael beobachtete ihn noch für einen Moment, um sicherzustellen, dass er das Essen darüber nicht vergaß, wandte sich dann seinen eigenen Unterlagen zu.
 

„Darf ich heute fahren?“ Brad griff nach dem Autoschlüssel, bevor Michael es tun konnte.

Der Angestellte schien nicht einmal überrascht von der Geste, sondern schüttelte nur leicht den Kopf.

„Die Frage ist wohl eher, ob du es kannst“, merkte Michael amüsiert an und folgte Brad nach draußen.

„Ich sehe nichts Gegenteiliges voraus.“ Ihm wurde ein schiefer Blick zugeworfen. „Außerdem hast du mich inzwischen oft genug üben lassen.“

„Du hast ja auch keine Ruhe gegeben“, lächelte er.

„Selbst schuld.“ Brad zuckte mit den Schultern. „Du hattest es mir schließlich versprochen.“

Er streckte eine Hand aus, doch der Junge wich aus, bevor er ihm eine Kopfnuss verpassen konnte.

„Du wirst auch nicht schneller, was?“, wurde er dann ausgelacht und Brad legte einen Schritt zu, um etwas Sicherheitsabstand zwischen sie zu bringen.

„Ich plädiere auf unfairen Vorteil.“ Michael lächelte, er hatte nicht ernsthaft versucht, den Jüngeren zu treffen. So etwas würde ihm niemals in den Sinn kommen.

Brad lief jetzt rückwärts und ein Lächeln blitzte auf. „Es ist nicht unfair, wenn ich mein Talent benutze. Das ist lediglich gesunder Menschenverstand. Aber du hast meine Frage noch nicht beantwortet.“

Michael musste sich zusammenreißen, um nicht die Augen zu verdrehen. „Natürlich werde ich dich fahren lassen.“ Eine andere Entscheidung konnte er schließlich kaum begründen.

Wäre Brad nicht er selbst gewesen, hätte er vielleicht einen Luftsprung gemacht, so aber drehte er sich einfach nur um und öffnete das Tor zur Garage, die sie erreicht hatten.

Michaels Finger strich die Limousine entlang, die seinem Vater zur Verfügung stand, aber natürlich würden sie nicht damit ins Heim hinüberfahren.

Brad hatte inzwischen ihren Wagen gefunden und aufgeschlossen, stand geduldig neben der Fahrertür und wartete auf ihn.

Er riss sich von der schwarzen Limousine los, versuchte die Erinnerung an Freitagnachmittage zu verdrängen, die er wartend vor dem Haus verbracht hatte, in der Hoffnung, endlich den Wagen seines Vaters zu erspähen. Hätte er damals die Wahl gehabt, hätte er lieber weiter das Wochenende herbeigesehnt, wo er seinen Vater für sich hatte. Stattdessen war da plötzlich Rosenkreuz gewesen, wo er seinen Vater jeden Tag sehen konnte. Theoretisch. Und wo _sie_ war. Etwas krampfte sich in Michael zusammen. Wie seltsam, dass die Enttäuschung immer noch so brennen konnte.

Eine Berührung an seiner Hand holte ihn zurück und gleich darauf fand Michael sich in einer Umarmung wieder. „Bist du ihm immer noch böse?“, fragte Brad in sein Hemd hinein.

„Ein Teil von mir wird ihm wohl niemals verzeihen. Dabei weiß ich genau, dass er gar keine andere Wahl hatte. Ich kann froh sein, dass er mich nicht einfach ins Heim gesteckt hat…“

„Du weißt es. Aber der Junge damals wusste es nicht. Es war vielleicht nicht Herrn Schneiders klügste Entscheidung, dich so lange unwissend zu lassen. Aber es war die beste, die er als Vater treffen konnte.“

Dazu konnte und wollte Michael nichts sagen. Stattdessen schlang er beide Arme um Brad und drückte ihn für einen Moment so fest er konnte, bevor er beide Hände auf dessen Schultern legte und ihn sanft von sich schob. „Lass uns fahren, ja?“

Und Brad akzeptierte, dass diesem Thema ein abruptes Ende gesetzt wurde, hatte gleich darauf ein leichtfertiges Lächeln aufgesetzt, das gerade deswegen auffällig war, weil man es bei dem Jungen normalerweise nicht zu sehen bekam. „Vergiss nicht, dich anzuschnallen.“

Es war genug, um sich besser zu fühlen.

Die Fahrt verlief ohne Zwischenfälle, kurz wie sie war und er hatte nichts anderes erwartet, trotzdem atmete er erleichtert aus, als Brad schließlich den Schlüssel abzog.

Der sah ihn nicht an, trotzdem konnte Michael das leichte Hochziehen des rechten Mundwinkels erkennen. „Danke für dein Vertrauen in mein Talent…“ Damit wurde der Gurt gelöst und Brad stieg aus, wieder ohne ihn eines Blickes zu würdigen.

Man könnte fast meinen, der Precog wäre eingeschnappt, doch Michael kannte ihn zu gut, um das zu glauben. Ganz davon abgesehen würde er es fühlen, wenn er Brad ernsthaft beleidigt hätte. Ein feines Lächeln spielte über seine Lippen, war bereits verschwunden, als er selbst ausstieg.

„Warum hast du eigentlich beschlossen, heute schon vorbeizuschauen? Dein Besuch war doch erst für nächste Woche angekündigt“, wollte Brad wissen, als sie in Richtung Eingang gingen. Die braunen Augen nahmen mit unauffälliger Aufmerksamkeit ihre Umgebung auf, verrieten Brads Training, der selbst auf bekanntem Gelände nicht alle Vorsicht verlor.

„Hm, ich hatte Zeit. Außerdem hat Herr Franken mich gebeten, bei der Gelegenheit gleich eine Überraschungsinspektion durchzuführen. Natürlich keine offizielle, aber ich soll die Augen offenhalten.“

„Den zweiten Grund nehme ich dir ab.“ Brad klang belustigt. „Gibt es denn einen besonderen Anlass?“

„Soweit ich weiß nicht. Herrn Franken geht es wohl eher darum, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen.“ Die Andeutung eines Schulterzuckens begleitete seine Antwort. Und es war die Wahrheit. Anderenfalls hätte ihm das Triumviratsmitglied viel genauere Anweisungen gegeben.

Brad wirkte für einen Augenblick nachdenklich, schien sich dann aber mit der Auskunft zufrieden zu geben. Oder war es vielleicht etwas anderes gewesen? Etwas reizte den Rand seiner Aufmerksamkeit, ein Funken, der in der Regel mit Brads Talent einherging.

„Hast du etwas gesehen?“

„Jaaa…“, erwiderte der Junge gedehnt.

„Aber du möchtest mir nicht verraten, was es war?“

Ein Lächeln blitzte auf. „Ah, lieber nicht. Du müsstest sonst gleich Alarm schlagen. Und ich denke, er lernt seine Lektion besser, wenn man es ihn für eine Weile versuchen – und ihn scheitern lässt.“

Irgendwie wusste Michael sofort, von wem die Rede war. „Du machst Schuldig gerne das Leben schwer, hm?“ Sie hatten den Eingang erreicht und seine Hand drückte kurz Brads Nacken, bevor er die Tür öffnete.

Der lachte tatsächlich kurz auf. „Er macht es sich selbst schwer. Ich gewinne dem lediglich einen gewissen Unterhaltungswert ab.“

Michael musste dem innerlich zustimmen. Seit ihrer ersten Begegnung mit dem jungen Telepathen hatte sich dessen Verhalten zwar etwas gebessert – gerade genug, um Michael nicht wieder auf den Plan zu rufen – aber es war weit von dem entfernt, was man als mustergültig bezeichnen konnte.

Wie schon draußen erwartete sie im Inneren des Gebäudes nichts als Stille. Der Nachmittagsunterricht fand zurzeit statt und sie sollten daher auch niemandem über den Weg laufen. Eigentlich sollte sich Brad um diese Zeit auch im Klassenzimmer befinden, aber er war vom Mathematikunterricht ohne weiteres entschuldigt worden. Schließlich hätte der Junge dort sowieso nichts Neues gelernt. So groß Brads Faible für das Fach war, ein Besuch im Heim war ihm in diesem Fall eindeutig lieber.

Und wie es aussah, würde Schuldig dafür sorgen, dass es sogar interessanter als erwartet werden würde.
 

~TBC~
 

Na, könnt ihr euch schon denken, was mit Schuldig los ist?

cya, cu ^-^

"Dir fehlen echt ein paar Tassen im Schrank"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 58/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Das erste Mal, dass ich in RftS ein Kapitel nicht aus der Sicht von Michael oder Brad schreibe ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Jemma: Also dieses Mal ist Schuldig eindeutig mehr dabei als nur am Rande *lach* Und natürlich ist er auf Ärger aus *gg* obwohl er es in diesem Fall wahrscheinlich nicht so sieht.

Brads Talent kann in manchen Situationen echt nützlich sein, ne? ^^
 

@Kralle: Zum Manipulieren ist er noch nicht gut genug. Aber das mit dem Rebellieren ist schon ziemlich nah dran ^.~ Eigentlich hatte ich nie vor, in dieser Fanfic Schuldig mal ein ganzes Kapitel zu widmen, aber es hat sich irgendwie von ganz allein geschrieben und jetzt bin ich wirklich froh darüber ^^
 

Teil 58 „Dir fehlen echt ein paar Tassen im Schrank“
 

„Neun“, quetschte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Seine Knöchel waren bleich, wo seine Finger versuchten, sich in das harte Holz der Tischplatte zu krallen. Er zitterte und ohne den Schreibtisch hätten seine Beine vielleicht schon nachgegeben, aber trotzdem war er nicht dankbar für diesen Halt. Dafür war ihm die blankgeputzte Oberfläche inzwischen schon zu vertraut.

Wieder zerschnitt etwas die Luft, eine minimale Vorwarnung, bevor der Schlag ihn traf. Das Zusammenzucken konnte er nicht verhindern, genauso wenig, dass sein Blick verschwamm, aber die Tränen verließen nicht die grünen Augen.

„Nun?“, klang eine milde Aufforderung hinter ihm auf.

Er brauchte tatsächlich einen Moment, um zu verstehen, dann musste er zweimal ansetzen, bevor er weiterzählen konnte. Seine Kehle schmerzte von den Aufschreien, die er zurückgehalten hatte. „Zehn.“

„Sehr gut. Ich denke, das sollte für heute reichen.“

Schuldig lauschte auf die Schritte, die den Lehrer von ihm wegführten, und atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Einmal, zweimal, dann endlich schaffte er es, seine verkrampften Finger zu lösen. Er zog seine Hose hoch, egal wie unangenehm der Stoff gegen die gereizte Haut rieb, drehte sich dann erst um, in der Erwartung, sofort entlassen zu werden.

Aber Herr Peters beachtete ihn im Moment gar nicht, hatte sich der geöffneten Tür zugewandt.

„Da bist du ja. Das Frühstück hat bereits angefangen“, begrüßte Frau Schulze ihn, bevor ihr Blick Schuldig fand und sie eine Augenbraue hochzog. „Was hat unser lieber Schuldig denn dieses Mal angestellt?“, wollte sie dann wissen.

„Nur das Übliche. Er konnte sein freches Mundwerk nicht halten.“

Schuldig gefiel es ganz und gar nicht, dass über ihn gesprochen wurde, als wäre er gar nicht im Raum, doch er war nicht dumm genug, etwas zu sagen. Sein Hintern tat ihm schon weh genug und war im Moment eine sehr deutliche Erinnerung, warum es manchmal besser war, seine Meinung für sich zu behalten. Nur zu schade, dass der Schmerz bald wieder vergessen war. Er schnitt eine Grimasse, hatte aber den Kopf gesenkt, so dass keiner der beiden es sehen konnte. Zu wissen, dass er besser gehorchen sollte, war eine Sache. Es tatsächlich zu tun, eine ganz andere.

Frau Schulze schien nicht sehr amüsiert über die Auskunft, aber genauso wenig war sie überrascht. „Ich habe manchmal das Gefühl, dass bei ihm Hopfen und Malz verloren ist.“

Der Lehrer zuckte nur mit den Schultern. „Es ist nicht unsere Entscheidung. Wir können nur unser bestes geben.“

Das rief Schuldig den schwarzhaarigen Jungen in Erinnerung und sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich. Er hatte diesen Brad und den Instruktor seitdem erst ein Mal wiedergesehen und das ohne dass sie sich persönlich um ihn gekümmert hatten. Aber er würde niemals ihre erste Begegnung vergessen. Der hatte er schließlich diesen verfluchten Namen zu verdanken, mit dem ihm seither alle riefen. Nicht einmal Jei stellte eine Ausnahme dar. Da wäre er lieber namenslos geblieben.

„Nun, lassen wir uns seinetwegen nicht länger vom Essen abhalten.“ Das ist er nicht wert, schwang in ihren Worten mit. Gleich darauf traf ihn ein scharfer Blick. „Und du kommst mit, Schuldig. Auch wenn du kein Essen bekommen wirst, weil du zu spät kommst, wirst du ganz bestimmt nicht die Gelegenheit erhalten, neue Dummheiten anzustellen.“

Herr Peters schenkte ihm ein schmales Lächeln, das bestimmt nicht freundlich war, wandte sich dann mit Frau Schulze zum Gehen.

Und Schuldig blieb nichts anderes übrig, als sich ihnen anzuschließen, die zu Fäusten geballten Hände tief in die Hosentaschen geschoben.

Gedämpftes Stimmengewirr empfing sie, noch bevor sie den Speisesaal erreichten und hinter seiner Stirn begannen die Anfänge von Kopfschmerzen zu pochen. Es war immer noch zu schwierig für ihn, seine Schilde dauerhaft aufrechtzuerhalten und dank der Tatsache, dass ihn der Schmerz ablenkte, war es im Moment bloß noch schwerer, genug Konzentration für einen mentalen Schutzwall aufzubringen.

Frau Schulze sah ihm sein Unbehagen an, doch ihr Gesichtsausdruck blieb kühl. „Das hast du dir selbst zuzuschreiben, Schuldig. Du solltest endlich lernen, dass du mit deinen Frechheiten nicht durchkommst. Und bis du es tust, wirst du die Folgen deiner Handlungen spüren.“ Damit wies sie ihm einen leeren Stuhl an einem ebenso leeren Tisch in der Ecke zu.

Und er hatte nicht einmal die Wahl, freiwillig stehen zu bleiben. Also setzte Schuldig sich so vorsichtig es ging hin, grüne Augen funkelten trotzig die Tischplatte an. Wenn er doch nur endlich aus diesem Saftladen raus könnte! Ja, er hatte ein warmes Bett und bekam regelmäßig seine Mahlzeiten – meistens jedenfalls. Der Trotz in den grünen Augen wurde ausgeprägter und sein Kiefer arbeitete, als ihm einfiel, dass er heute gar nichts zu Essen bekommen würde, weil er das Frühstück versäumt hatte. Aber alles in allem wäre er lieber zurück auf der Straße. Dort hatte ihm wenigstens niemand etwas vorgeschrieben. Selbst das Kinderheim war besser gewesen, aus dem ausgebüxt war, kurz bevor die Leute von Rosenkreuz ihn aufgelesen hatten. Aus dem Heim hier abzuhauen schien aber unmöglich. Immer war jemand da, der ein Auge auf sie hatte. Und jeder Versuch von einem Neuankömmling hier hatte nur in Strafen und Tränen geendet.

Schuldigs Magen knurrte und riss ihn so aus seinen Überlegungen. Im Moment konnte er sich nicht entscheiden, was ihm mehr Unbehagen bereitete. Die brennenden Striemen, der Hunger oder das Auf und Ab mentaler Stimmen. Grüne Augen verengten sich, als ihm ein besonderer Unterton auffiel. Schuldig begann sich darauf zu konzentrieren, verfluchte im Stillen mal wieder sein Talent, das ihm so viel Ärger einbrachte und dann nicht einmal den Anstand hatte, zuverlässig zu arbeiten. Aber irgendwie schaffte er es trotzdem, die gewünschte Information aus dem summenden Einheitsbrei herauszufiltern und gleich darauf ging es ihm nur noch schlechter. Denn die Aussicht, dem Instruktor wieder zu begegnen, wollte ihm gar nicht gefallen.

Der ältere Telepath war so stark, dass dessen Präsenz schon im Allgemeinen gegen seine zu schwachen Schilde drückte. Aber falls die Lehrer mit Herrn Schneider redeten, würde der vielleicht mehr tun, als nur mit einem amüsierten Lächeln an ihm vorbeizugehen, so wie letztes Mal. Vielleicht würde der Instruktor wieder Schuldigs Schilde einreißen, bis er nicht mehr wusste, wer er war und sein Gehirn scheinbar zerfetzt wurde.

Seine Finger bebten, dort, wo sie auf seinen Oberschenkeln ruhten und auch wenn er es nicht sehen konnte, so hatte sein Gesicht einen käsigen Farbton angenommen. Grüne Augen starrten ins Leere, aber die eisblauen Augen von Herrn Schneider schienen geradewegs zurückzustarren.

Wieder rumpelte sein Magen und dieses Mal war Schuldig geradezu dankbar dafür. Denn es riss ihn aus der Erinnerung heraus und gab ihm die Möglichkeit, ein bisschen weiter zu denken. Und dann vergaß er beinahe zu atmen, als ihm eine Idee kam. Letztes Jahr waren die Lehrer um diese Zeit viel zu sehr mit den ältesten Kindern beschäftigt gewesen, damit diese auch ja den Sprung nach Rosenkreuz schafften, und die normalerweise strenge Aufsicht hatte darunter gelitten. Es war die perfekte Gelegenheit, um zu versuchen, von hier abzuhauen.

Schuldig beschloss, noch einen oder zwei Tage abzuwarten. Natürlich um zu sehen, ob die Lehrer sich wirklich wieder so verhielten, doch dessen war er sich bereits ziemlich sicher. Wichtiger war, dass er ein bisschen Essen zusammenbekommen musste. Bis zur nächsten Stadt war es ein Stück, auch wenn es nicht zu weit sein dürfte. Zum Glück war den Lehrern gar nicht klar, wie viel man aus ihren Unterhaltungen aufschnappen konnte.

Er verschränkte die Arme vor der Brust oder vielleicht auch vor seinem Magen und begann Pläne zu schmieden.
 

„Warte doch!“, wurde er zurückgehalten, als er endlich den Speisesaal verlassen konnte.

Schuldig wollte zwar so schnell wie möglich von dem Frühstücksduft wegkommen, aber die Stimme war vertraut und so stoppte er für einen Moment, so dass der Ire zu ihm aufschließen konnte, nachdem dieser die typische Kontrolle seiner Kleidung auf scharfe Gegenstände hinter sich gebracht hatte.

Diese verlief heute nicht ganz ohne Zwischenfälle, denn einmal schien es so, als wollte der Lehrer Jei etwas abnehmen. Doch nach einer leisen Bemerkung des Jungen, die beinahe nach einem Grollen klang, wurde ihm das Päckchen belassen.

„Hallo Jei“, begrüßte er ihn, sobald der andere Junge neben ihm stand, hielt seine Neugier über das Zwischenspiel zurück. Früher oder später würde er auch so herausbekommen, worum es eben gegangen war.

Ein bernsteinfarbenes Auge verengte sich. „Farfarello“, bestand der Andere.

Schuldig gab ein entnervtes Seufzen von sich. „Warum verflucht bestehst du darauf, den Namen zu benutzen, den er dir gegeben hat?!“, verlangte er zu wissen, setzte sich gleichzeitig wieder in Bewegung. Wut gärte von einer Sekunde zur anderen in ihm und beschleunigte seine Schritte.

Jei ließ sich davon ganz und gar nicht beeindrucken. Nicht einmal die Kopfschmerzen musste der Ire fürchten, die Schuldig normalerweise um sich herum verbreitete, wenn er schlecht gelaunt war. „Mir gefällt der Name. Und er gefällt mir auch“, bemerkte Jei mit der für ihn typischen Aufrichtigkeit.

Schuldig arbeitete schon seit einer halben Ewigkeit daran, ihm mehr Vorsicht einzuflößen, aber es war anscheinend ein Teil von Jeis Kreuzzug, nicht zu lügen. Irgendetwas von wegen, dass er Gott nichts nachmachen wollte. Grüne Augen wurden verdreht, aber wenigstens sorgte die Aussage des Iren dafür, dass die Wut sich zurückzog und er stattdessen ein ungläubiges Lachen ausstieß. „Der Typ ist ein arroganter Arsch.“ Führte sich auf, als wäre er etwas Besonderes. Als könnte er so einfach darüber entscheiden, ob Schuldig lebte oder starb.

Jei schüttelte den Kopf. „Er ist jemand, der niemals Seine Hilfe suchen würde. Er kann die Zukunft sehen.“ Ein zufriedenes Lächeln schloss sich dem an, das für jeden Außenstehenden einfach nur manisch aussehen würde. „Und er nutzt sein Talent, um seine eigenen Pläne zu schmieden, egal, ob Er vielleicht etwas ganz anderes vorhatte.“

„Dir fehlen echt ein paar Tassen im Schrank“, merkte Schuldig dazu nur an. Aber da Jei auch ausgesprochen stark war und Schuldig mehr oder weniger als Anführer akzeptierte, war ihm das in Wirklichkeit herzlich egal. Was ihn natürlich nicht davon abhielt, seinen mangelnden Glauben an Jeis geistige Fähigkeiten ab und an zu äußern.

„Ich habe noch keine vermisst.“

Und wieder verdrehte Schuldig die Augen. Manchmal wusste er nicht, ob Jei ihn veralbern wollte oder wirklich so ein Brett vor dem Kopf hatte. Er beschloss, das Thema fallen zu lassen. Es brachte ihn nur dazu, an seine eigenen Pläne zu denken und so etwas konnte gefährlich sein. Man wusste nie, ob ein Instruktor irgendwo herumschlich und vielleicht etwas auffing. Er rümpfte die Nase, was von dem Ausdruck momentaner Abwesenheit in grünen Augen ablenkte, während er versuchte, seine Schilde zu verstärken. Es war ganz und gar nicht hilfreich, dass er sich dadurch nur noch hungriger fühlte. Doch sein Magen schien inzwischen alle Hoffnung aufgegeben zu haben und gab nur noch ein kaum vernehmbares Grummeln von sich.

Das aber trotzdem gehört wurde. Ein eiserner Griff umfasste plötzlich sein Handgelenk, dann wurde er in einen Seitengang gezogen. Doch bevor er dagegen protestieren und ein empörtes „Spinnst du?“ über die Lippen bringen konnte, verschloss ihm Jeis scharfer Blick auch schon den Mund.

„Ich habe etwas für dich.“ Das geheimnisvolle Päckchen wurde hervorgeholt und es zeigte sich, dass es mehrere belegte Brote enthielt.

„Der Lehrer hat es entdeckt und trotzdem erlaubt, es mitzunehmen?“

Jei zuckte mit den Schultern. „Ich habe ihn daran erinnert, dass die anderen sich auch häufig etwas einstecken. Und bloß weil sie bei mir nach Messern suchen, ist das kein Grund, mir das Essen abzunehmen.“

Schuldig war von der Logik beinahe beeindruckt. Aber nur beinahe, weil Jei in der Regel herzlich wenig davon zeigte. „Was willst du dafür haben? Aber damit du es gleich weißt, ich werde kein Messer für dich aus dem Speisesaal rausschmuggeln.“ Schuldig erschauerte innerlich, als er sich an das Theater erinnerte, das es mal wegen eines solchen Vorfalls gegeben hatte. Irgendwie war es Jei gelungen, einen anderen Jungen genau dazu zu überreden – der Ire konnte sehr überzeugend sein – und als das Messer gefunden wurde… Nun, es war wirklich unschön gewesen.

Jei grinste oder entblößte zumindest die Zähne. „Du brauchst mir nichts zu geben. Ich will nur, dass du stark genug bleibst, um deinen Plan auszuführen.“

Bevor er überhaupt wusste, was er tat, hatte er den Anderen gegen die Wand gedrückt. „Woher weißt du davon?“, zischte er. Das sollte völlig unmöglich sein.

„Du bist deswegen aufgeregt. Und du machst dir… Hoffnungen.“ Jei stockte vor dem letzten Wort, sprach es aber schließlich aus.

Verflucht! Man wusste nie, wann Jeis Talent sich zu Wort meldete und dass es ausgerechnet heute geschehen war, war mal wieder typisch für sein nicht vorhandenes Glück. „Willst du etwa mitkommen?“, fragte er so leise, dass die Worte auf den paar Zentimetern zwischen ihnen beinahe verloren gingen.

Jei musterte ihn nur neugierig. „Das hast du also vor?“

Und Schuldig hätte sich am liebsten selbst eine Ohrfeige verpasst. Er war davon ausgegangen, dass der Ire bereits Bescheid wusste und nun war er selbst es gewesen, der es ihm auf die Nase gebunden hatte. Doch die nächsten Worte ließen ihn wieder ruhiger werden.

„Warum sollte ich? Hier gibt es viel mehr Leute, die Ihm ins Handwerk pfuschen. Ich habe vor, ihnen dabei zu helfen.“ Wieder mit einem Grinsen.

„Aber du wirst mich nicht verraten?“, hakte er nach.

Schultern zuckten unter seinen Händen. „Du wirst es sowieso nicht schaffen. Niemand hat das bisher. Viel Spaß beim Versuch.“ Dann zeigte Jei, dass Schuldig eigentlich gar keine Chance hatte, ihn körperlich zu überwältigen, schob ihn einfach zurück. „Und vergiss das Essen nicht.“

Schuldig sah dem Anderen hinterher, als dieser ihn allein ließ, bevor die grünen Augen nach den eingepackten Broten suchten, die er vorhin fallen gelassen hatte. Er spürte, dass er zu heftig atmete, aber mit jeder Sekunde wurde er ruhiger. Bis sein Gesicht gar nichts mehr zeigte. Bloß weil Jei nicht an seinen Erfolg glaubte, würde er es sich nicht anders überlegen. Entschlossen griff er nach dem Essen und suchte sich dann eine ruhige Ecke. Er musste sich beeilen, um danach rechtzeitig zum Klassenraum zu kommen, doch er war nicht zu spät. Zur Abwechslung wollte er mal keinen Ärger machen.
 

~TBC~
 

Na, was denkt ihr, wie weit Schuldig kommen wird? *grins*

cya, cu ^-^

"Nicht ganz unversehrt, aber ja, in einem Stück"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 59/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Diesmal wechseln wir wieder zu Brad und Michael ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@YukuHana: Danke fürs Lesen und ich hoffe, du bleibst weiterhin bei der Geschichte dabei ^_______^
 

@Kralle: *lach* Du solltest noch mal das Ende von Teil 57 lesen. Brad hatte schon längst eine Vision. Und er ist der Ansicht, dass man Schuldig nicht gleich stoppen sollte – ganz wie er es in diesem Kapitel auch sagt. ^^ Von daher wird Schuldig zwar einen Zwischenstopp beim Tor machen (*grins* ja, es wird tatsächlich erwähnt), aber dennoch ein Stück weiter kommen.
 

@Jemma: Hm, eigentlich hat Farf im letzten Teil ziemlich deutlich gemacht, was er von Schuldigs Fluchtversuch hält. Von daher wird er ihn zwar nicht verraten, aber ihm auch nicht weiter helfen. Unser lieber Ire ist nämlich der festen Überzeugung, dass Schuldig einfach nur leicht verwirrt ist und noch einsehen wird, dass es viel besser ist, im Heim zu bleiben.

Mehr zu Schuldigs Fluchtversuch gibt es im nächsten Kapitel ^^
 

Teil 59 „Nicht ganz unversehrt, aber ja, in einem Stück“
 

Sie gingen ohne Eile durch die verlassenen Korridore, während er langsam sein Talent entfaltete. Es bereitete Michael nicht viel Mühe, alle Klassenräume abzudecken. Das Heim war bei weitem nicht so groß wie Rosenkreuz und es gab auch sehr viel weniger Widerstände zu überwinden. Nur nebenbei registrierte er Brads Interesse, der seine Arbeit aus zweiter Hand beobachtete, und bald nahm er nicht einmal das mehr wahr, konzentrierte sich ganz auf seine Arbeit.

Michael stolperte über keine Auffälligkeiten, eckte nirgendwo an unerwarteten Schilden an. Niemand dachte unterbewusst über Probleme nach – jedenfalls keine Probleme, die ihn oder Herrn Franken interessieren würden – und die Kinder planten nicht, einen Aufstand zu proben. Ein Lächeln legte sich langsam auf seine Lippen, weil es sich gut anfühlte, sein Talent mal wieder ausbreiten zu können. Aber lange konnte es nicht so bleiben, man würde seine Anwesenheit zu spüren beginnen, weswegen er sich Raum für Raum wieder zurückzog, in gleichem Maße sein Talent in die engen Beschränkungen seiner Schilde zwängte.

Er hatte irgendwann die Augen geschlossen gehabt und als er sie öffnete, stand Brad genau vor ihm, sah ihn neugierig an. Michael beugte sich vor, bis sie Stirn an Stirn dastanden, Brads Finger in seine sandblonden Haare vergraben.

>Das war… ungewohnt. Als wäre dein Talent eine Decke, die du über das ganze Gebäude geworfen hast.< Eine Pause folgte, als müsste Brad über etwas nachdenken. >Du kannst auch anders sehen<, folgte dann eine verwunderte Feststellung.

Er war für einen Moment verwirrt, konnte aber gleich darauf mitverfolgen, wie Brad die Welt sah, wenn dessen Talent dazugeschaltet war – und nicht wie in der Regel nur im Hintergrund lief. Michael hatte bisher nicht versucht, das mitzuerleben, es bereitete ihm Kopfschmerzen. Doch in diesen Sekunden filterte Brad das Erlebnis genug, um das zu verhindern. Und ihm wurde bewusst, dass sie im Vergleich halbblind waren. Kein Wunder, dass Brad so fasziniert war. Endlich hatte er mal bewiesen bekommen, dass andere Talente etwas Vergleichbares erleben konnten.

Ein ironisches Lächeln zog an Michaels Mundwinkeln, als ihm auch etwas anderes klar wurde, nämlich, dass er weiterhin zu den Halbblinden gehören würde. >Leider würden sie es mir nicht verzeihen, wenn ich mein Talent ständig so einsetzen würde.<

>Das ist… Wie hältst du das aus?<

>Ich bin es nicht anders gewöhnt. Selbst als Kind habe ich mein Talent nicht so eingesetzt. Es ist einfach nur eine Art damit zu arbeiten, die mir später beigebracht wurde. Bei dir ist eher das Gegenteil der Fall. So wie du es mir damals gesagt hast – du blendest dein Talent in der Regel aus, um nicht laufend ein Deja-vu zu erleben und alle Gespräche doppelt zu führen.<

Michael spürte Brads Enttäuschung. Der Junge fing ständig genug von ihm auf, um sich zu wünschen, dass da immer dieses Mehr an Information wäre. >Hey…<, sagte er leise in den Kopf des Schwarzhaarigen hinein. >Nimm doch auch ein bisschen Rücksicht auf mich. Mein Gehirn ist gar nicht darauf angelegt, dauernd so viel Input zu verarbeiten. Nur ihr Precogs könnt das.<

Das entlockte Brad ein unwillkürliches Auflachen, warmer Atem, der gegen seine Lippen prallte. Und ohne darüber nachzudenken schloss Michael die verbliebene Distanz und küsste ihn. Es war nicht einmal als Ablenkung gedacht, sondern geschah in Reaktion auf das mentale Leuchten, das zusammen mit dem Lachen aufgeflammt war. Was aber nicht hieß, dass es nicht auch als Ablenkung wirkte. Michael verbarg ein Lächeln, als sie sich schließlich trennten und Brad keinen Gedanken mehr an die Unzulänglichkeiten seines Talents verschwendete, sondern zum eigentlichen Grund ihres Hierseins zurückkam.

„Konntest du eigentlich schon die potenziellen Abgänger prüfen?“

Er schüttelte den Kopf. „Dazu war der Scan zu oberflächlich. Ich muss sichergehen, dass sie die anderen Talente auf Rosenkreuz nicht mehr als erforderlich stören. Schließlich hat nicht jeder deine Schilde.“ Mit diesen Worten berührte sein Zeigefinger Brads Stirn.

„Wäre auch schlecht für euch Telepathen, nicht wahr? Niemand mehr da, an dem ihr heimlich üben könntet.“ Weiße Zähne blitzten in einem schnellen Lächeln auf.

Wieder schüttelte er den Kopf, diesmal aber aus einem völlig anderen Grund. „Du musst dich ja ach so überlegen fühlen.“

„Es hält sich in Grenzen.“

„Aber in keinen allzu eng gezogenen, hm?“

Brad sah für einen Moment so aus, als wollte er ihm die Zunge rausstrecken, schien es sich dann aber anders zu überlegen. „Du solltest lieber deinen Job erledigen, statt schlechte Witze zu reißen.“

Michael konnte gar nicht anders als zu lächeln. „So schlecht können sie nicht sein, wenn dir keine bessere Erwiderung einfällt.“ Aber der Jüngere hatte auch Recht. Es wurde Zeit, sich offiziell beim Heimleiter anzumelden. Es würde sowieso gleich zum Unterrichtsende klingeln.
 

„Ich werde die Schüler in den gewohnten Raum bringen lassen, der etwas von den anderen isoliert ist. Auf diese Weise werden Sie bei Ihrer Arbeit nicht gestört.“ Der Heimleiter wartete auf Michaels Nicken, bevor sich dessen Blick kurz auf Brad richtete, um dann wieder zu ihm zurückzukehren. „Ich nehme an, dass Sie auch Schuldig zumindest im Vorbeigehen sehen wollen?“

Wieder nickte er, spürte im Hintergrund seiner Aufmerksamkeit, dass es Brad nicht besonders gefiel, so ignoriert zu werden. Der Heimleiter war ein Talentloser, so wie Herr Hoffmann, aber mit ihm war der Junge nie wirklich warm geworden. Woran Brad mit seiner Herablassung, die ab und zu unbeabsichtigt durchschimmerte, natürlich nicht ganz unschuldig war. Seine mentale Berührung besänftigte Brad, der in der Folge beschloss, seinerseits den Heimleiter zu ignorieren.

Der hatte inzwischen nach dem Telefon gegriffen und während das erste Gespräch schnell beendet war, verfinsterte sich das Gesicht des Mannes, kurz nachdem das zweite Gespräch begonnen wurde. „Was heißt hier, dass er nicht zum Unterricht erschienen ist?“, wurde regelrecht ins Telefon gebellt.

Michael beobachtete, wie der Heimleiter langsam aber sicher rot vor Wut wurde, während Brad ungewöhnlich desinteressiert war. Und ganz langsam wurde ein Verdacht in ihm wach.

„Mir ist egal, dass er in den letzten Tagen häufiger geschwänzt hat. Holen Sie ihn und bringen Sie ihn sofort her!“

Wie schade, dass man das Telefon nicht wie früher auf die Gabel schmeißen konnte… Flüchtiges Amüsement geisterte durch eisblaue Augen, der Heimleiter sah aus, als hätte er das Telefon am liebsten gegen die Wand geworfen. Dieser fürchtete wohl einen negativen Eintrag in seiner Akte. Dabei würde ein schwänzender Schüler wohl das geringste seiner Probleme sein, wenn Michael mit seinem Verdacht richtig lag. Von diesem Gedanken spiegelte sich nichts auf seinem Gesicht wider, er lehnte sich einfach nur entspannt zurück.

Der andere Mann fing die Bewegung auf und zwang sich sichtlich zur Ruhe. „Sie werden gleich die Gelegenheit haben, Schuldig zu sehen. Bevor ich ihm klarmache, dass der Unterricht nicht auf freiwilliger Basis stattfindet.“

„Kein Problem.“ Er lächelte höflich, bereits abgelenkt von dem Eindruck von Vorfreude, der von Brad ausstrahlte.

Schweigen senkte sich über sie, während sie warteten und Michael hätte sein Talent einsetzen können, um schon vorher mehr zu erfahren, doch das würde die Dinge nicht beschleunigen und irgendwie den Spaß an der Sache verderben. Er übermittelte Brad diesen Gedanken, der ein stummes Schnauben ausstieß, sich aber nicht dazu äußerte. Was Michaels Verdacht weiter erhärtete und zu einer ziemlich sicheren Vermutung werden ließ.

Bald darauf öffnete sich die Tür und ein Lehrer trat ein, den Michael noch nicht kannte. Er war allein.

„Herr Peters, wo ist der Bengel?“

Der Lehrer warf Michael einen gehetzten Blick zu, bevor dieser sich auf den Heimleiter konzentrierte. „Ich konnte ihn nicht finden…“, kam ein kaum verständliches Eingeständnis.

„Wie bitte?“ Der Andere hatte Herrn Peters sehr wohl verstanden, traute aber seinen Ohren nicht.

„Ich habe als erstes in seinem Schlafsaal nachgeschaut, während die anderen Lehrer sich woanders umgesehen haben. Als ich ihn nicht gleich fand, habe ich außerdem einen der Instruktoren gebeten, telepathisch nach ihm zu suchen. Bisher hat niemand Schuldig gefunden.“

Der Heimleiter schüttelte den Kopf, als wollte er leugnen, was er gerade erfahren hatte. Denn ihm war genauso wie Herrn Peters klar, dass es hier nicht viele Orte gab, um sich zu verstecken. „Warum haben Sie nicht gleich nach ihm geschaut, als er nicht zum Unterricht kam?“ Der Mann sah Michael nicht an, wollte anscheinend Zeit schinden, in der Hoffnung, dass Schuldig doch noch auftauchte.

Herr Peters stand sehr gerade. „Wie ich Ihnen vorhin schon sagte, hat er in den letzten Tagen häufiger geschwänzt. Und wenn ich ihn dann trotzdem in die Klasse gezwungen habe, hat er die ganze Zeit gestört. Also wollte ich es heute dabei belassen und mich später um ihn kümmern.“ Dahinter blieb etwas unausgesprochen, was Michael aber trotzdem auffing. In Herrn Peters Klasse saß jemand, der zu den potenziellen Wechslern gehörte, und der Lehrer wollte ihn bestmöglich vorbereiten, da ihm im Vergleich zu anderen Wechslern ein Jahr Unterricht fehlen würde.

Diesen Moment wählte Brad, um sich in das Gespräch einzuschalten. „Schuldig hat sich absichtlich so verhalten, in der Hoffnung, dass Herr Peters genau so handeln würde. Er musste einfach nur den Tag abwarten, an dem niemand gleich nach Unterrichtsbeginn bei ihm auftauchen würde.“

„Um dann was zu tun?“, fragte der Heimleiter, bereits ahnend, wie Brad Antwort ausfallen würde.

„Nun, zu gehen, natürlich.“

Das kam so trocken, dass Michael ein Lachen zurückhalten musste. Und dass das Gesicht des Heimleiters abrupt die Farbe der Wand hinter ihm annahm, machte es nun wirklich nicht leichter.

Brad ließ sich von Michaels innerem Kampf nicht ablenken, sondern setzte gleich nach. „Für sein Alter war der Plan gar nicht schlecht.“

Herr Peters war nicht weniger sprachlos als der Heimleiter, der sich innerlich fragte, wie dumm ein Schüler sein musste, um das zu versuchen. Man konnte es von einem Neuankömmling erwarten, aber alle anderen sollten um die Sinnlosigkeit eines solchen Versuches wissen.

„Soll ich ein Suchteam zusammenstellen lassen?“, fragte der Lehrer und unterbrach so den Gedankengang, der sich bereits der Strafe für diese Idiotie zugewandt hatte.

Bevor der Heimleiter antworten konnte, fing Michael einen scharfen Impuls von Brad auf und schüttelte den Kopf. „Das wird nicht nötig sein.“ Mehr Informationen folgten, so dass er ohne Stocken weitersprechen konnte. „Wir werden ihn morgen finden, ganz ohne eine Suchaktion. Brad wird sich darum kümmern.“

Der zeigte nur ein schmales Lächeln, als sich zwei Augenpaare auf ihn richteten und nickte stumm.

Der Heimleiter erwiderte das Nicken, natürlich würde er sich nicht gegen Michaels Entscheidung stellen. Die Verantwortung war damit auf ihn übergegangen, doch er vertraute auf Brads Fähigkeiten. Und war ganz einer Meinung mit ihm, Schuldig würde mehr lernen, wenn sie bis morgen warteten. Michael räusperte sich und erhielt so die Aufmerksamkeit des anderen Mannes zurück. „Ich schlage vor, dass ich mich jetzt um meine eigentliche Aufgabe kümmere.“

„Natürlich, Herr Schneider, die Kinder sollten inzwischen bereit sein.“ Als nächstes wandte sich der Heimleiter an Herrn Peters. „Begleiten Sie Herrn Schneider und helfen Sie bei der Aufsicht, ich werde mich darum kümmern, dass die Suche hier im Heim abgebrochen wird.“

„Danke sehr“, nickte Herr Peters, ging dann zur Tür, um sie zu öffnen und auf sie zu warten.

Kaum standen sie auf dem Flur, schüttelte Brad den Kopf. „Typisch Schuldig, immer muss er Ärger machen.“

Michael lachte leise, ohne sich um die Anwesenheit des Lehrers zu kümmern, der sie zu ihrem Ziel führte. „Gib zu, dass du die Herausforderung magst.“

Ein Lächeln, bevor Brad antwortete. „Vielleicht. Aber er sollte zusehen, dass er uns für die ganze Arbeit mit ihm wirklich einmal nützlich ist.“

„Als würdest du daran zweifeln.“

Bevor der Jüngere darauf reagieren konnte, liefen sie jemandem über den Weg, den Michael nicht unbedingt zu sehen erwartet hatte. Jedenfalls nicht nach der Tatsache von Schuldigs Verschwinden. Brad jedoch schien weniger überrascht.

„Farfarello, wie geht es dir?“

Der Ire schenkte Brad ein Grinsen, das etwas zu manisch ausfiel. „Wirklich gut. Ich lerne interessante Sachen. Wäre ich Draußen geblieben, hätte Er das bestimmt nicht zugelassen.“

„Damit hast du wohl Recht.“ Rasch überzeugte sich Brad, dass Herr Peters weit genug entfernt zum Stehen gekommen war, um den leisen Austausch nicht belauschen zu können und stille Belustigung stand in braunen Augen, als die nächste Frage gestellt wurde. „Wusstest du eigentlich von Schuldigs Fluchtplänen?“

Farfarello legte den Kopf schief. „Ein wenig?“ Für einen Moment wurde die Miene des Jungen nachdenklich, ein Ausdruck, der seltsam fehlplatziert wirkte. „Ich habe ihm gesagt, dass es hier viel besser ist, aber Er scheint Schuldig verwirrt zu haben.“ Der Ernst wich und das Grinsen war zurück, als Farfarello weitersprach. „Wann wirst du ihn zurückbringen?“ Ohne den leisesten Zweifel über das Ob.

Michael teilte sein Amüsement mit Brad, dem es natürlich gefiel, dass so viel Vertrauen in ihn gesetzt wurde. Und Brad überließ es ihm, zu antworten. „Morgen wirst du ihn wiederhaben.“

Das bernsteinfarbene Auge richtete sich interessiert auf ihn. „In einem Stück?“

Da Brad ihm den Ausgang bereits verraten hatte, konnte er die gewünschte Auskunft geben. „Nicht ganz unversehrt, aber ja, in einem Stück.“

„Gut.“ Und ohne ein Wort des Abschieds ging der Ire.

„Mir kommt es vor, als sei er ruhiger geworden“, merkte Brad an, als sie unter sich waren.

„Er ist immer noch nicht so klar zu lesen wie die anderen Kinder, aber es stimmt, es ist besser geworden. Allerdings scheint er nicht vorzuhaben, von seinem Rachefeldzug abzusehen.“

Brad schenkte ihm ein Lächeln, das nicht schwer zu interpretieren war. „Und wir wollen auch gar nicht, dass sich daran etwas ändert, nicht wahr?“ Damit setzte sich der Junge in Bewegung, um zu Herrn Peters aufzuschließen.
 

~TBC~
 

Mit Schuldig geht es das nächste Mal weiter ^^

cya, cu ^-^

"Und wo ein Tor ist, da waren Zäune nicht fern"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 60/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Schuldig auf der Flucht ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Jemma: Hier wurde Farf gefunden, kurz nachdem er seine Eltern getötet hat. Er hatte also gar nicht genug Zeit, um viel Verrücktheit anzusammeln. Den Unterschied muss ich schließlich berücksichtigen ^.~

*grins* Du hast vollkommen Recht, mit Brad im Spiel kann man nicht wirklich von einer Jagd sprechen ^^
 

@Kralle: Hm, vielleicht… Aber für einen Marionettenspieler manipuliert ein bisschen zu wenig. Er weiß ganz einfach die Gelegenheiten zu nutzen, die sich im bieten *zwinka*

Übrigens kommt Schuldig heute bis zum Tor – und ein Stück weiter *lach*
 

Teil 60 „Und wo ein Tor ist, da waren Zäune nicht fern“
 

Schuldig ließ sich auf sein Bett fallen, die Hände hinterm Kopf verschränkt und starrte den Lattenrost des Bettes über sich an. Ungeduld stand in den grünen Augen, aber in seiner jetzt stillen Gestalt zeigte sich nichts davon.

Er hatte sein bestes gegeben, um Herrn Peters klarzumachen, dass er derzeit nicht am Unterricht interessiert war. In den letzten Tagen war er trotzdem in den Klassenraum geschleift worden, also gab es heute einen neuen Versuch. Wenn der Idiot doch endlich mal aufgeben würde… Ein leises Seufzen störte die Stille, bevor es wieder völlig ruhig um ihn herum wurde. Als nächstes renkte ihm ein Gähnen fast den Kiefer aus. Schuldig war offensichtlich nicht zum Abwarten geschaffen.

Dumpf brütete er weiter vor sich hin, hielt die Reglosigkeit schließlich nicht mehr aus und begann gegen den Lattenrost über sich zu treten. Aber auch daran verlor er bald das Interesse, in dem anderen Bett lag ja niemand, den er ärgern konnte.

Die Zeit verstrich mit zäher Langsamkeit, jede Sekunde schien sich zu Minuten auszudehnen und es half auch nichts, seinen Proviant zu überprüfen. Irgendwann war er so verzweifelt, dass er sogar ein Buch in die Hände nahm, das sich jemand aus der Bibliothek ausgeliehen haben musste. Der Autor sagte ihm nichts und der Titel noch viel weniger, aber wenigstens versank er auf diese Weise nicht in völlige Stumpfsinnigkeit. Schwänzen sollte eigentlich Spaß machen, immerhin musste man nicht im Unterricht sitzen, doch irgendwie funktionierte das im Moment so gar nicht.

Schuldig fand sich schnell in die Geschichte hinein, konnte sich aber nicht von ihr fesseln lassen und nach jeder Seite checkte er den Stand der Sonne. Er hatte keine andere Möglichkeit, die Uhrzeit einzuschätzen. Ihr Weg schritt mit quälender Langsamkeit voran, doch egal, wie lang ihm das Warten wurde, irgendwann war genug Zeit verstrichen und er war sicher, dass Herr Peters nicht mehr auftauchen würde. Bei dieser Feststellung zerschnitt ein breites Grinsen sein Gesicht.

Das Buch landete unbeachtet auf einem Bett und er zog sich rasch Jacke und Schuhe an, das Essen war schon längst in den Taschen verstaut. Ab jetzt hatte er keine Zeit mehr zu verlieren. Mit etwas Glück würde man erst nach ihm suchen, wenn er zu Lichtaus nicht im Bett war, aber das war das Maximum, das er herausholen konnte. Über Nacht kam niemand aus dem Heim heraus, weswegen er diesen Moment gewählt hatte, und bei Tageslicht würde er sowieso schneller vorankommen.

Schuldig setzte sein Talent ein, so gut er es konnte, während er sich nach draußen schlich. Zwar sollte er um diese Zeit sowieso kaum jemanden über den Weg laufen, doch er hatte keine Lust, alles wegen einer kleinen Unaufmerksamkeit zu diesem Zeitpunkt zu riskieren. Alles in allem erwies sich dieser erste und kürzeste Abschnitt seiner Flucht als sehr einfach und als er nach draußen trat, begrüßte er den Tag mit einem selbstzufriedenen Lächeln. Warme Sonnenstrahlen trafen sein Gesicht, schienen seinen Gruß zu erwidern. Es sah ganz so aus, als würde er Glück mit dem Wetter haben, kaum eine Wolke war am Himmel zu sehen. Dennoch trug er einen Pullover unter seiner Jacke und wenn er im Besitz eines Rucksacks gewesen wäre, hätte er sich noch mehr Sachen eingepackt. Aufmerksame grüne Augen sahen sich um, versuchten zu erfassen, ob ihm hier noch jemand über den Weg laufen könnte, aber weder so noch mit seinem Talent konnte er jemanden erfassen. Und so gab es kein Zögern mehr.

Er folgte abseits der Straße ihrem Verlauf, darauf achtend, dass ihn kein vielleicht vorbeifahrendes Auto sehen würde. Aber schnell bemerkte er den Fehler, den er damit beging. Denn von einer Anhöhe aus erkannte er, dass die Straße geradewegs zu einem Gebäudekomplex führte, bei dem es sich nur um Rosenkreuz handeln konnte. Sein Blick verfinsterte sich, als ihn die Nervosität wieder einholte, der er bis dahin erfolgreich davongelaufen war. Er suchte weiter, nach einem Weg, der ihn so weit wie möglich entfernt von Rosenkreuz wieder zur Straße führen würde. Und nachdem er sich die auffälligsten Landmarken eingeprägt hatte, setzte sich Schuldig wieder in Bewegung, querfeldein.

Ihm wurde bald warm vom Laufen, so dass er die Jacke auszog und mit den Ärmeln um seinen Bauch band. Schweiß brannte auf seiner Stirn und in seinen Augen, doch davon ließ er sich nicht beeindrucken. Schuldig wollte weg von hier und das verlieh ihm mehr als genug

Antrieb, um das leichte Unbehagen zu ignorieren.

Er wusste später nicht wie es ihm gelang, aber er fand die Straße tatsächlich wieder. Doch er hatte nicht viel Gelegenheit, sich darüber zu freuen. Schuldig konnte sich absolut nicht daran erinnern, bei seiner Ankunft ein Tor passiert zu haben, aber dort stand es hoch aufgerichtet. Und wo ein Tor ist, da waren Zäune nicht fern.

„Verdammter Mist!“, machte er seinem Herzen Luft. „Die können doch nicht das ganze Gelände eingezäunt haben…“ Doch egal wie weit sein Blick dem Verlauf des Zauns nach rechts und links folgte, es war kein Ende absehbar. Vorsichtig näherte er sich in einiger Entfernung vom Tor schließlich dem Hindernis, bis er seine Finger um den stabilen Draht schließen konnte. Die Pfosten standen eng genug, dass der Zaun kaum nachgab, als er sich dagegen lehnte.

Es würde schwer werden, aber Schuldig würde sich von dem Zaun nicht aufhalten lassen, startete den ersten Kletterversuch. Der rasch scheiterte, als seine Schuhe keinen Halt fanden. Er zerbiss einen Fluch zwischen den Zähnen, aber die nächste Idee ließ ein Funkeln in grüne Augen treten. Schnell waren die Schuhe ausgezogen und Schuldig wollte sie gerade über den Zaun werfen, als ihn ein kalter Gedanke stoppte. Was, wenn er es auch so nicht schaffte? Seine Schuhe wären pfutsch und im Heim würde er deswegen auf jeden Fall Ärger bekommen, selbst wenn er sich erfolgreich zurückschleichen könnte. Also wurden die Schnürsenkel zusammengebunden, so dass er sich die Schuhe um den Hals hängen konnte.

Diesmal fanden seine Zehen Halt und er ließ sich auch nicht von der Tatsache aufhalten, dass der Zaun oben mit Stacheldraht versehen war.

Seine Kleidung war etwas in Mitleidenschaft gezogen, als er schließlich auf der anderen Seite ankam, so wie er selbst auch. Aber die Hauptsache war, dass er es überhaupt geschafft hatte. Da machten ein paar Risse in Kleidung und Haut nichts aus. Schuldig grinste, auch um gegen das Brennen anzukämpfen, zog sich dann seine Schuhe wieder an und rannte im Überschwang seines Erfolges einfach los. Doch da er sich nicht auf die Straße wagte, machte ihm das Gelände bald einen Strich durch die Rechnung. Man konnte nicht rennen, wenn man darauf achten musste, wo genau man seinen Fuß hinsetzen konnte. Immerhin bewies Schuldig Ausdauer und legte erst eine Pause ein, als die Sonne hoch am Himmel stand.

„Bin ich k.o…“ Schuldig ließ sich gegen einen Baumstamm gelehnt zu Boden sinken, zuckte leicht zusammen, als er seine eigene Stimme hörte. Es war seltsam, er hatte sich so schnell an die Stille gewöhnt, die nur von den Geräuschen der Natur und seinen Schritten durchbrochen worden war. Aber er hielt sich nicht lange mit dieser Erkenntnis auf, lachte nur kurz über sich selbst, bevor sein Magen knurrte und ihn darauf aufmerksam machte, dass da ein Loch in ihm gefüllt werden wollte. Die erste Stulle war schnell in seiner Hand und fast noch schneller verzehrt und das war der Moment, als ihm auffiel, dass er etwas vergessen hatte.

„Wasser…“ Kaum hatte Schuldig es ausgesprochen, brannte der Durst noch viel schlimmer als die Kratzer und sein Mund fühlte sich plötzlich unglaublich trocken an. „Ausgerechnet so etwas Einfaches wie Wasser musste ich vergessen…“ Eine Hand fuhr durch orangefarbene Haare. Im Heim hatte man schließlich immer was zu Trinken und sei es aus dem Wasserhahn. Er hatte natürlich keine Flasche, aber die hätte er leicht von einem der Lehrer ‚leihen‘ können. Im Nachhinein war ihm das vollkommen klar, aber im Nachhinein wusste man es schließlich immer besser. Seine Lippen verzogen sich zu etwas, das nun wirklich kein Grinsen war, bevor er sich wieder auf die Beine zwang. Wenigstens würde er nicht so dumm sein, sofort alles aufzuessen. Schuldig streckte sich, um dann seinen Weg fortzusetzen. Irgendwann musste er ja die Stadt erreichen und von dort aus würde er sich weiter durchschlagen können.

Die zweite Hälfte des Tages verstrich, ohne dass Schuldigs Ziel in Sichtweite kam und müde rieb er sich über die Augen. Es war noch hell genug, um weiterzulaufen, aber er hatte keine Kraft mehr dafür. Und auch das Wissen, dass sie jeden Moment seine Flucht entdecken würden, konnte Schuldig nicht davon abhalten, sich auf einer Ansammlung alten Laubs auszustrecken, seine Jacke als Kopfkissen benutzend. Und obwohl ihm alles wehtat, war er kurz darauf eingeschlafen.

Er wachte in einer grauen Dämmerwelt auf, ohne zu wissen, was ihn überhaupt geweckt hatte. Seine Sinne waren aufs Äußerste angespannt, während er in das Zwielicht hinein lauschte. Da waren Geräusche, raschelnde Laute und Schuldig erschauerte. Gab es hier vielleicht wilde Tiere? Sein Herz raste in seiner Brust und das Adrenalin durch seine Adern. Und als da ganz in seiner Nähe wieder etwas raschelte, war er auf den Beinen, bevor er eine bewusste Entscheidung darüber fällen konnte. Schuldig rannte los, ohne auf die Richtung zu achten, sicher, dass ihn etwas verfolgen würde. Er wagte nicht einmal einen Blick über die Schulter zu werfen, aus Angst, so kostbare Zeit zu verlieren. Einmal stolperte er über eine Wurzel, als nächstes rutschte sein Fuß auf einem Stein ab und knickte um. Der scharfe Schmerz trieb ihm Tränen in die Augen, doch immer noch trieb er sich vorwärts. Denn inzwischen wusste er, dass da wirklich etwas hinter ihm her war, das zumindest hatte ihm sein Talent verraten.
 

******
 

Michael wachte übergangslos auf und brauchte nur einen Moment, um sich zu orientieren.

Brad hatte von einem Traum in eine Vision gewechselt und sich noch bevor sie vorbei war dazu gezwungen aufzuwachen, um die Bilder ins Bewusstsein hinüberzuretten. Der damit einhergehende Impuls hatte auch ihn aus dem Schlaf gerissen und jetzt wartete er darauf, dass Brad verarbeiten konnte, was er gesehen hatte. Seine Umarmung verstärkte sich für einen Moment, er zog Brad ein bisschen näher zu sich heran, so dass er sein Gesicht in den schwarzen Haaren bergen konnte, doch er sagte nichts. Schließlich wollte er den Jungen nicht ablenken.

Für eine Weile geschah gar nichts, dann legte sich Brads Hand über seine und ihre Finger verschränkten sich.

„Was ist passiert?“, fragte er leise, als der Jüngere von sich aus nichts sagte.

„Etwas hat sich verändert.“ Damit einher ging das Bild von einem Jungen mit orangefarbenen Haaren, in denen sich Zweige verfangen hatten. Er lag irgendwo im Wald, in der warmen Sonne, und das Bild hätte etwas Friedvolles gehabt, wären da nicht die grünen Augen gewesen, die leer in die Wipfel starrten.

„Wie?“ Es geschah selten, dass sich Brads Visionen änderten. Aber das Tageslicht hatte ihm verraten, dass sie wahrscheinlich noch die Möglichkeit hatten, diesen Ausgang zu verhindern. Und wenn es nicht so war – dann lohnte es sich nicht, sich darüber aufzuregen.

„Ein unerwartetes Element. Der Eintritt war bisher zu unwahrscheinlich, doch die Wahrscheinlichkeiten haben sich durch irgendeinen Auslöser verschoben.“ Brad klang sachlich, was Michael nur noch mehr versicherte, dass sie noch Zeit hatten. „Wir würden Spuren entdecken, ein wilder Hund wahrscheinlich, der Schuldigs Fährte aufgenommen haben musste. Schuldig rannte vor ihm davon, kam bei einem Abhang ins Stolpern und schlug mit dem Kopf auf einem Stein auf.“

Ah ja, jetzt konnte Michael auch das Blut sehen. Er schloss die Augen, weil der Impuls längst abgeebbt und es viel zu früh war, um wach zu sein. Die Wärme von Brads Körper trug zu dem Wunsch bei, einfach wieder einzuschlafen. „Was willst du tun?“ Noch war Schuldig nicht einmal auf Rosenkreuz und bei seinem bisherigen Verhalten würde niemand ihnen die Entscheidung verübeln, dem Schicksal einfach seinen Lauf zu lassen.

Ein leises Lachen lief durch den Schwarzhaarigen, bevor dieser sich in seiner Umarmung umdrehte. „Keine Lust aufzustehen?“, wurde er aufgezogen.

„Keine allzu große“, gab er mit einem Lächeln zurück.

Braune Augen musterten ihn in der Dunkelheit, er spürte den Blick, dann wurde eine Hand gehoben und wob sich in sandblonde Strähnen. Michael entspannte sich völlig unter der Berührung, aber gleichzeitig wurde die Müdigkeit mehr und mehr zurückgedrängt, als Energie von dem Jungen auf ihn überging. Die andere Hand begann sein Schlafanzugoberteil zu öffnen und bereitwillig rollte er sich auf den Rücken, so dass Brad sich auf ihn legen konnte. Der setzte sich vorher kurz auf und zog sich das T-Shirt über den Kopf, die erneuerte Wärme danach war eher schon Hitze und Michael seufzte leise, weil es sich gut anfühlte. Es war einfach, seine Schilde für den Moment aufzugeben, der Rest von Rosenkreuz schlief schließlich und Brad würde ihn mehr als ausreichend gegen das Hintergrundrauschen abschirmen. Und so begann sich seine eigene Energie in den Strom zu mischen, kreiste zwischen ihnen, während sie beide still dalagen, ohne dass bisher eine Entscheidung über Schuldigs Schicksal getroffen worden war.
 

~TBC~
 

Ich hoffe, die Zeitsprünge waren einigermaßen verständlich. Der Teil begann aus Schuldigs Sicht am selben Tag, an dem Brad und Michael das Heim besuchten (wie es im letzten Teil geschehen ist).

Der Szenenwechsel bringt uns zurück zu den beiden, zur Nacht nach dem Besuch im Heim – und es ist natürlich früher als der Moment, bei dem Schuldigs Szene endete, bei ihm war schließlich schon Morgengrauen… ^^°°°

cya, cu ^-^

"Ich freue mich auch, dich wiederzusehen"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 61/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: In diesem Kapitel werden die beiden Handlungsstränge zusammengeführt – oder um es einfach zu sagen: Brad und Michael finden Schuldig *grins*

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Kralle: *grins* Das klang ein wenig, als würdest du Schuldig nicht genug Überlegung zutrauen. Auch wenn er nicht bewusst darüber nachgedacht hat, war ihm klar, dass es bei einer Einrichtung wie Rosenkreuz kaum Schwachstellen im Zaun geben dürfte. Aber eher von Interesse war wohl die Tatsache, dass er mit einer Suche danach sehr viel Zeit verloren hätte – schließlich hätte er zur Straße zurückkehren müssen, um seinen Weg fortzusetzen. Rosenkreuz liegt eher… abgelegen ^.~
 

@Jemma: Ich hoffe, deine Prüfungen sind inzwischen vorbei und du kannst deine Semesterferien genießen *knuffz*
 

Teil 61 „Ich freue mich auch, dich wiederzusehen“
 

Minuten vergingen in dieser absoluten Regungslosigkeit, nicht mal die Finger, die immer noch in sandblonden Strähnen vergraben waren, rührten sich. Michael hätte noch ewig so liegen bleiben können, aber Brad hatte offenbar eine Entscheidung getroffen, denn ganz langsam kam Bewegung in den Jüngeren.

„Du willst ihn retten?“, fragte er leise.

„Das stand nie in Frage. Wir brauchen ihn noch.“ Brad setzte sich auf.

„Warum sind wir dann noch nicht längst unterwegs? Und tun wir das?“ Natürlich hatte Brad vorhergesehen, dass aus Schuldig mal ein brauchbarer Telepath werden würde, doch ihm war nicht bekannt, dass dem Jungen mehr Bedeutung zukommen sollte. Er stützte sich auf seinen Ellenbogen hoch und musterte den Schwarzhaarigen fragend.

Das Lächeln war so schmal, dass es beinahe nicht vorhanden war. „Wir haben ausreichend Zeit.“ Eine kurze Pause, bevor auf seine zweite Frage geantwortet wurde. „Es hängt alles zusammen. Er wird da sein, ich habe ihn gesehen. Und ich will es nicht riskieren, ihn aus dem Bild zu entfernen, auch wenn manche Ereignisse immer einen Weg finden, Wirklichkeit zu werden.“

Michael zwinkerte. Manche Precogs hatten ein Faible für mysteriöse Antworten, aber Brad spielte solche Spielchen normalerweise nicht. Und dann verstand er unmittelbar. Es gab schließlich nicht viele Visionen, die offen waren und nur von einer konnte gerade die Rede sein. „Ich wünschte du könntest mir verraten, worum es bei diesem Opfer eigentlich geht…“

Brad zuckte nur mit den Schultern. „Du weißt, dass ich mich nicht mehr an diesen Teil erinnern kann. Und es ist doch egal. Du hast deinen Job in Japan bekommen und du wirst dem Triumvirat angehören.“ Mehr schien für den Jungen nicht von Interesse zu sein.

Nun war es Michaels Lächeln, das kaum als ein solches durchgehen konnte. Noch eine Vision, die offen war… Er wollte nicht daran denken, sonst würde er vielleicht anfangen, an diesem Ausgang zu zweifeln.

Brad lehnte sich auf einmal vor, die braunen Augen ernst, und legte eine Hand auf Michaels Brust, direkt über seinem Herzen. „Hör auf damit. Sie hat lange genug dafür gesorgt, dass du dich miserabel fühlst. Diese Vision wird auf jeden Fall wahr werden.“ Und wenn Brad selbst dafür sorgen musste, schwang in diesen Worten mit.

Eisblaue Augen weiteten sich, als Michael an Williams Worte erinnert wurde. Aber er wollte nicht, dass der Junge für ihn über Leichen ging. Nicht hier.

„Das wird nicht erforderlich sein“, wurde ihm versprochen.

Michael entkam ein unfreiwilliges Auflachen, in dem keinerlei Belustigung steckte. Wenn er das Brad doch nur glauben könnte… aber genau das war das Problem, nicht wahr?

Der Blick des Jüngeren wurde auf einmal distanziert und einen Atemzug später wurde Michael in die bekannte Vision hineingezogen. Es war vorbei, kaum dass es begonnen hatte, erinnerte ihn aber daran, warum er Brad glauben sollte.

„Siehst du, es ist immer noch wahr.“

„Ja, ich habe es gesehen.“

Ein Lächeln begrüßte diese Antwort. „Gut. Dann können wir endlich los, ja?“ Beinahe wie ein ungeduldiges Kind.

Dieses Mal war das Lachen echt, bevor Michael sich ebenfalls aufsetzte und Brad einen Kuss auf die Lippen drückte. Er wurde festgehalten, bevor er sich zurückziehen konnte und für einen Moment vertiefte Brad den Kuss, lehnte sich dann zurück, um ihn einer von stiller Kontemplation unterlegten Musterung zu unterziehen.

„Manchmal habe ich den Eindruck, du musst in ein paar Punkten angreifbar sein, um dein Talent auszugleichen. Du wärst sonst viel zu weit entfernt von den Menschen.“

Er zog eine ungläubige Augenbraue hoch. „Von dir kommend weiß ich nicht, ob ich darüber lachen oder weinen soll.“

„Weder noch. Ich mag es, dass du ein paar Schwächen hast. Solange niemand sie ausnutzt.“

„Außer dir, hm?“ Michael hatte das dumme Gefühl, dass Brad sich über ihn lustig machte, aber er konnte sich dessen nicht sicher sein.

„Natürlich.“ Bevor Michael es sich versah, war Brad auf den Beinen und holte ihre Sachen. „Die Dusche verschieben wir besser auf nachher.“

„Zu knapp kalkuliert?“, meinte er belustigt, aber er war bereits dabei, sich ebenfalls anzuziehen.

„Wir werden rechtzeitig dort sein.“ Mit unverrückbarer Gewissheit.

Manchmal war es sinnlos, Brad aufziehen zu wollen.
 

Für eine Weile waren ihre Schritte die einzigen Geräusche, die die Stille in den düsteren Gängen durchbrachen, aber kurz bevor sie die Eingangstür erreichten, gesellte sich ein drittes Paar hinzu. Eines, das sich ihnen näherte.

„Da nimmt jemand seine Aufsicht ernst.“ Brad klang leicht amüsiert.

Er lachte, ließ eine Hand auf Brads Schulter fallen. „Nicht, dass du sie jemals ernst genommen hättest, hm?“

Braune Augen blitzten ihn kurz an, bevor Brad wieder nach vorne blickte, zum ihnen entgegenkommenden Instruktor. „Wenn sie nicht gut genug sind, um mich zu erwischen, ist es nicht meine Schuld. Und selbst wenn mich einer gesehen hatte, machte das keinen Unterschied. Schließlich stand ich unter deiner Aufsicht.“

„Jetzt willst du dein Fehlverhalten also mir anhängen. Na ich danke recht schön.“

„Gern geschehen.“

Michael hätte schwören können, dass ihm der Junge die Zunge rausgestreckt hatte, wurde aber abgelenkt, bevor er darauf reagieren konnte.

„Herr Schneider? Wo wollen Sie denn um diese Zeit hin?“, fragte ihn eine überraschte Stimme.

„Nur ein kleiner Morgenspaziergang, Herr Rudert“, erwiderte er mit einem Lächeln.

Der schüttelte ungläubig den Kopf. „Die Sonne ist noch nicht einmal aufgegangen. Sie müssen mir verzeihen, aber ich glaube Ihnen nicht so ganz.“ Dann richtete sich die Aufmerksamkeit des anderen Mannes auf Brad. „Hat er dir diesen Ausflug zu verdanken?“

Brad setzte eine Unschuldsmiene auf, die ihm keiner von beiden abnahm. „Dieses Mal verdächtigen Sie mich zu Unrecht. Ein kleiner Telepath verlangt unsere Aufmerksamkeit.“

„Der Arme, deine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, kann gar nicht gut sein…“

Michael lachte, als Brad darauf nur ein schmales Lächeln zeigte, drückte dessen Schulter, bevor er seine Hand zurückzog. „Ich glaube in diesem Fall wird Schuldig es eher bereuen, mich auf den Plan gerufen zu haben.“ Sein Lächeln war nicht weniger kalt als das des Schwarzhaarigen.

Herr Rudert tippte sich nachdenklich gegen die Unterlippe. „Schuldig? Der drüben im Heim so gerne für Unruhe sorgt und gerade versucht, unserer freundlichen Einrichtung zu entfliehen?“

„Ist er schon so berühmt?“, hakte Michael interessiert nach.

„Eher berüchtigt“, antwortete Herr Rudert bereitwillig. „Sie werden den Kleinen dort ja nicht als Trainer zugemutet, aber ich habe andere Instruktoren reden hören. Anscheinend wagt er es nicht mehr, zu viel Ärger zu machen, aber er ist wohl das rebellischste Kind, das wir seit einer Weile hatten.“

Natürlich, Herr Rudert würde als Empath keinen Kontakt mit dem Jungen haben. Aber es war schon eine Leistung, dass Schuldig es trotz seiner Warnung damals geschafft hatte, einen solchen Bekanntheitsgrad zu erlangen.

„Er ist zu störrisch, um sich ändern.“ Brad klang ganz so, als hätte er nichts dagegen. „Aber wir müssen jetzt gehen, bevor Schuldig beschließt, uns dauerhaft zu verlassen.“

Herr Rudert zog eine Augenbraue hoch, sagte aber nichts dazu. „Dann wünsche ich eine erfolgreiche Jagd.“

„Die werden wir haben“, antwortete Brad für sie beide.
 

Kühle Luft umfing sie, als sie nach draußen traten und sie ließ ihn kurz frösteln. Weit im Osten war der Sonnenaufgang gerade dabei, den Sieg über die Nacht zu erringen, aber noch gab es keine wärmenden Sonnenstrahlen. Michael wandte sich davon ab und Brad zu, der die Autoschlüssel in der Hand hatte. Um diese Zeit war die Ausgabestelle natürlich nicht besetzt gewesen, doch für Michael gab es auf Rosenkreuz nicht viele verschlossene Türen.

„Du weißt, dass ich dich um diese Zeit nicht hinters Lenkrad lasse?“ So viel Vertrauen er auch in Brads Fahrkünste hatte, dafür reichte es nicht aus.

Brad antwortete mit einem schiefen Lächeln. „Ich habe es mir gedacht. Aber einen Versuch war es wert.“ Damit wurden ihm die Schlüssel überreicht.

„Das ist ungewöhnlich für dich“, stellte er fest. Dann hatten sie auch schon die Garage erreicht und saßen kurz darauf im Wagen.

Michael folgte der Straße, bis sie das Tor erreichten, wartete geduldig, dass es sich auf das Signal der Fernbedienung hin öffnete.

Brad ließ das Fenster herunterfahren, deutete nach draußen und sein Blick folgte automatisch der gewiesenen Richtung. „Dort hinten ist er über den Zaun geklettert. Er hat einen Teil seiner Kleidung – und von sich selbst – daran zurückgelassen.“

Seine Mundwinkel zuckten. „Der Zaun soll von solchen Versuchen auch abschrecken und sie nicht ermutigen.“

„Schuldig lässt sich nicht von allzu viel abschrecken. Obwohl du ganz gute Arbeit geleistet hast.“

„Danke sehr. Ich nehme jedenfalls an, dass das ein Kompliment gewesen sein soll.“ Amüsement funkelte in eisblauen Augen auf, als er weiterfuhr. „Wo soll es eigentlich hingehen?“, hängte er dann an.

„Natürlich war es das. Und einfach der Straße folgen, bis ich dir sage, dass du anhalten sollst.“

„Das ist wirklich einfach.“ Er legte den nächsten Gang ein. „Aber er war doch sicher nicht so dumm, die Straße entlangzulaufen, hm?“

„Er ist ihrem Verlauf gefolgt, aber weit genug entfernt, um nicht gesehen zu werden. Ansonsten hätte er keine Chance gehabt, zur Stadt zu finden.“

Wie Brad gestern schon festgestellt hatte… für sein Alter war Schuldigs Plan ganz gut, doch der Junge wusste einfach nicht genug. „Er hätte es niemals zu Fuß bis dorthin geschafft, bevor wir ihn finden.“ Rosenkreuz war nicht ohne Absicht so abgelegen erbaut worden.

Brads Mundwinkel kurvten in ein feines Lächeln. „Genau das hat er nicht bedacht. Niemand kommt zu Fuß hierher und bei wem auch immer er seine Informationen gesammelt hat, derjenige würde die Fahrt nicht als zu weit empfinden.“

„Der Arme“, echote er unwillkürlich Herrn Ruderts Worte und erntete ein Lachen dafür.

„Das sind die Fallstricke seines Talents. Wir werden ihm schon noch beibringen, sich geschickter im Sammeln von Informationen anzustellen.“

„Solange er das nicht nutzt, um wieder einen Fluchtversuch zu starten…“, kommentierte er trocken.

„Das wirst du ihm mit Sicherheit austreiben können, nicht wahr?“

„Er sollte diese Mühe wirklich wert sein.“ Er antwortete nur indirekt und mit einem Lächeln, das keine Wärme in sich trug.

Brad lachte nur auf und sagte nichts weiter dazu.

Das sich daraufhin ausbreitende Schweigen wurde bald darauf wieder gebrochen. „Das ist weit genug, den Rest müssen wir zu Fuß gehen.“

Michael fuhr an den Straßenrand und stellte den Motor ab. „Das wollte ich doch immer schon mal tun, einen Spaziergang in den Sonnenaufgang hinein…“

„Du kannst dich ja später bei Schuldig für die Gelegenheit bedanken.“ Zähne blitzten in einem Lächeln auf, bevor Brad ausstieg. Draußen streckte sich der Junge erst einmal und atmete tief durch. Braune Augen richteten sich auf ihn, nachdem er ebenfalls ausgestiegen war. „Es ist eine Weile her, dass ich Draußen war.“

„Hast du es vermisst?“

„Ich? Bestimmt nicht so sehr, wie manche andere Leute.“ Ein Finger wurde durch Michaels Gürtelschlaufe geschlungen. „Komm, du wolltest doch spazieren gehen, nicht wahr?“

Er schlang einen Arm um Brads Schultern und zog ihn kurz an sich. „Sei nicht immer so frech.“

„Dann mach es mir nicht so leicht.“
 

******
 

Er konnte kaum noch atmen, so stark war das Seitenstechen. Seit er umgeknickt war, hatte er all sein Training vergessen gehabt und jetzt musste er dafür bezahlen. Schuldig war sich nicht sicher, ob ihn immer noch etwas verfolgte, aber gleichzeitig hatte er Angst, stehen zu bleiben.

Bevor ihm seine Erschöpfung die Entscheidung abnahm, kam er ein weiteres Mal ins Stolpern und dieses Mal blieb es nicht bei einem einfachen Umknicken. Die Böschung hatte er gar nicht bemerkt, doch als er jetzt im weichen Erdreich wegrutschte, hatte er die Gelegenheit, viel zu nahe Bekanntschaft mit ihr zu machen. Er rollte den Abhang herunter, Zweige und Laub verfingen sich in seinen Haaren, während er seinen Sturz zu stoppen versuchte. Doch der Schwung trug ihn bis ganz nach unten, zu abschüssig war das Gelände, und dann schlug er mit dem Kopf auf etwas Hartem auf.

Ihm wurde kurz schwarz vor Augen und als er wieder sehen konnte, blitzten Funken in seinem Blickfeld auf, begleitet von einem Gefühl des Unwohlseins in seiner Magengrube. So war es wohl, wenn man Sterne sah… Ein Stöhnen entkam über seine Lippen, als Kopfschmerzen ihn mit voller Wucht heimsuchten und vorsichtig tastete er nach der Stelle, die das Zentrum der Schmerzen darstellte. Schuldig erstarrte, als er dabei Stoff begegnete.

„Das ist meine Jacke“, wurde er mit leichtem Spott informiert, kaum dass er innerlich die entsprechende Frage gestellt hatte.

Schuldig schluckte trocken. So selten er diese Stimme auch gehört hatte, fiel es ihm überhaupt nicht schwer, sie einzuordnen. Er wandte den Kopf zur Seite, in die Richtung, aus der sie aufgeklungen war, und begegnete dem Blick eisblauer Augen. Wenn ihm nicht schon schlecht gewesen wäre, hätte dieser Anblick gereicht. Für ein, zwei Sekunden war er einfach nur erstarrt, dann verabschiedete er sich von dem erbärmlichen Inhalt seines Magens.

„Ich freue mich auch, dich wiederzusehen“, meinte Herr Schneider trocken. „Und ich hoffe für dich, dass meine Jacke saubergeblieben ist.“

Das war etwas, auf das Schuldig ohne Nachzudenken geachtet hatte. Mit zitternden Gliedmaßen kroch er ein Stück zur Seite, um das Kleidungsstück nicht doch noch in Gefahr zu bringen. Ein Papiertaschentuch wurde ihm gereicht und mit einem leisen Dank nahm er es an, wischte sich den Mund ab.

Herr Schneider nahm seine Jacke auf und klopfte sie ab, womit Schuldig zum ersten Mal den Stein sah, der darunter verborgen gewesen war. Und als ihm aufging, was hier beinahe geschehen wäre, krampfte sich sein Magen erneut zusammen.
 

~TBC~
 

Ich denke, die beiden haben Schuldig deutlich gezeigt, was ohne ihr Eingreifen passiert wäre. Aber Michael wird sich nicht darauf verlassen, dass es eine ausreichende Lehre für Schuldig war ^^#

cya, cu ^-^

"Er würde aus dem Schreien nicht mehr herauskommen"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 62/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Strafe muss sein ^^#

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Jemma: Also bei mir waren die Semesterferien eindeutig erholsamer als bei dir. ^^° Ich hatte zumindest keine Hausarbeiten zu schreiben. Kannst du die eine Prüfung wenigstens gleich nachholen oder musst du warten? Freut mich, dass es mit den anderen gut gelaufen ist ^____^

Michael wird es in bestimmten Fällen schwerhaben, nicht unsicher zu sein. Dazu hat Frau Kernen einen zu nachhaltigen Eindruck hinterlassen.
 

@Kralle: *grins* Genau das. In Brads Vision war Schuldig noch ohne Schutz auf den Stein geknallt und hat das nicht überlebt. Die Jacke hat diesen Ausgang verhindert. Natürlich hätten sie Schuldig auch schon aufhalten können, bevor dieser überhaupt fiel, aber dann hätte er sicher nicht so viel daraus gelernt ^.~
 

Teil 62 „Er würde aus dem Schreien nicht mehr herauskommen“
 

„Inzwischen müsste dein Magen doch leer sein, hm?“

Die Worte lenkten ihn glücklicherweise ab und als er dieses Mal den Blick hob, war da eine Bewegung hinter Herrn Schneider. Eine Gestalt löste sich aus den Schleiern der Dämmerung und es dauerte nicht lange, bis er den Teenager erkannte.

Schwarze Haare, selbstsichere Bewegungen und in den braunen Augen der gleiche Spott, der gerade auch in Herrn Schneiders Stimme gelegen hatte. „Guten Morgen, Schuldig. Was für ein Zufall, dich hier zu treffen.“

Zufall, mein Arsch. Aber er schaffte es nicht einmal, eine Grimasse zu schneiden. Denn ihm war zu bewusst, dass er ohne diesen sogenannten Zufall nicht mehr am Leben wäre. Ohne Brad, der ihm jetzt ein schmales Lächeln schenkte, als hätte er Schuldigs Gedanken gelesen. Grüne Augen huschten zu dem Instruktor hinüber. Und das hatte er über diesem Umweg wahrscheinlich auch noch.

Herr Schneider bemerkte seine Aufmerksamkeit und zog eine Augenbraue hoch. „Möchtest du nicht langsam aufstehen? Wir bestehen nicht darauf, dass du uns zu Füßen liegst.“

Zähneknirschend rappelte er sich hoch, doch kaum dass er seinen Fuß belastete, wäre er ohne den festen Griff um seinen Oberarm wieder auf dem Boden gelandet. Nachdem der Adrenalinschub abgeklungen war, ließ sich der Schmerz nicht mehr so einfach ignorieren.

„Er hat einen verstauchten Knöchel“, trat Brad neben den Instruktor. „Ich denke nicht, dass er bis zum Auto laufen kann.“

Herr Schneider seufzte nur, musterte ihn kurz und gleich darauf fand sich Schuldig über der Schulter des Mannes wieder. „Was ich mir wegen dir nicht alles antue“, hörte er den Instruktor dann zu Brad sagen.

„Tu nicht so, als wäre er dir zu schwer“, gab der unbeeindruckt zurück, bevor Brads Aufmerksamkeit sich auf Schuldig richtete. „Farfarello wird sich freuen, dich so bald zurückzuhaben. Er trägt sich mit der Hoffnung, dass du in Zukunft vernünftiger sein wirst.“

Ihm drohte schon wieder schlecht zu werden und das Schaukeln von Herrn Schneiders Bewegungen war ganz sicher nicht der Grund. Seine Bestrafung… was, wenn Herr Schneider wieder seine Schilde niederriss? Es hatte so sehr wehgetan, dass er sich immer noch genau daran erinnern konnte. Als würde mitten in seinem Gehirn ein Feuerwerk abbrennen, während Stimmen ihn zu überwältigen drohten. Die zeitliche Distanz hatte dieses Erlebnis nicht abzuschwächen vermocht.

In diese düsteren Gedanken vertieft bekam er gar nicht mit, dass sie den Wagen erreicht hatten und er wurde davon überrascht, dass er auf die eigenen Beine gestellt wurde. Oder vielmehr auf ein Bein, er besaß wenigstens genug Geistesgegenwart, den verletzten Fuß nicht zu belasten.

„Rein mit dir, Junge“, wurde er aufgefordert und Schuldig kam dem Befehl so schnell wie möglich nach. Auf keinen Fall wollte er Herrn Schneider noch mehr verärgern.

Die Fahrt war viel zu schnell vorbei und gleichzeitig war er froh, als er das Auto schließlich verlassen konnte. Kopfschmerzen pochten jetzt hinter seiner Stirn, die nicht von seinem Sturz herrührten und er wusste ganz einfach, dass die Nähe von Herrn Schneider dafür verantwortlich war.

Eisblaue Augen richteten sich auf ihn, natürlich war dem anderen Telepathen dieser Gedankengang nicht entgangen. „Letztendlich bist du selbst schuld daran. Durch den Sturz hast du eine leichte Gehirnerschütterung, was es für dich schwierig macht, deine Schilde aufrechtzuerhalten. Um genau zu sein, sind sie im Moment so ziemlich nicht-existent.“ Ein kaum wahrnehmbares Lächeln begleitete diese Aussage. „Wie du siehst, muss ich gar nicht erst nachhelfen.“ Das Lächeln wurde ausgeprägter, aber nicht freundlicher. „Übrigens bin ich nicht der Ansicht, dass eine solche Bestrafung in diesem Fall angemessen wäre.“

Erleichterung überschwemmte ihn, denn alles war besser, als die aktive Bekanntschaft mit Herrn Schneiders Talent erneuern zu müssen. Aber Schuldig erlaubte nicht, dass sich diese Reaktion auf seinem Gesicht abzeichnete. Stattdessen horchte er in sich hinein, über alles Unwohlsein hinweg und darauf, was ihm sein Talent mitteilte. Und ohne die momentane Ablenkung durch die Schmerzen hörte er es deutlich. Das war mehr als das gewohnte Hintergrundrauschen, das war schon ein ganzes Orchester und zwar mit nicht gestimmten Instrumenten. Das konnte ja noch heiter werden… Er stieg er unter Schwierigkeiten aus, merkte dann erst, dass sie bereits erwartet wurden.

„Herr Peters, ich bringe Ihnen Ihren Schüler zurück.“

Der Lehrer nickte Herrn Schneider zu, näherte sich dann Schuldig. Er wurde gemustert, doch statt einer Begrüßung erhielt er eine Ohrfeige. Das kam so unerwartet, dass er zurücktaumelte, aber wieder hielt Herr Schneider ihn fest, bevor er seinen Fuß belasten und in der Folge wegknicken konnte.

„Er ist gerade nicht besonders sicher auf seinen Füßen“, wurde dem Lehrer belustigt mitgeteilt, über seinen Kopf hinweg, als wäre er Luft für die beiden. „Aber warum sind Sie eigentlich schon so früh auf den Beinen?“

„Ich bin darüber informiert worden, dass Sie in Kürze eintreffen würden.“

„Wie zuvorkommend von Herrn Rudert.“ Das kam von Brad, der Herrn Peters überlegend musterte. „Sie kennen ihn?“

„Einer meiner Schüler wird mit dem nächsten Schuljahr wechseln, er ist Empath.“ Das kam mit so etwas wie Stolz und ein winzig kleiner Teil von Schuldig wünschte sich, dass einmal jemand so über ihn reden würde.

Braune Augen richteten sich mit einem wissenden Blick auf ihn, doch es kam kein Kommentar. Stattdessen wandte sich der Teenager wieder an Herrn Peters. „Michael wird sich Ihre Gerte ausborgen müssen.“

Dessen Mundwinkel zuckten in ein feines Lächeln. „Das sollte kein Problem darstellen.“

Gleich darauf befanden sie sich auf dem allzu vertrauten Weg zum Lehrerzimmer und selbst wenn Schuldig rein körperlich in der Verfassung gewesen wäre, die Flucht zu ergreifen, so hätte das Herrn Schneiders Griff verhindert, der seinen Oberarm weiterhin wie in einer Schraubzwinge hielt.

Herr Peters betrat den Raum als Erster, ging geradewegs zu seinem Fach, um die Gerte zu holen. Kurz schlug das dünne Holz gegen das Bein des Lehrers, als würde dieser darüber nachdenken, sich Schuldig selbst vorzunehmen. Doch ihm war klar, dass Herr Peters sich auf keinen Fall gegen Herrn Schneiders Wünsche stellen würde. „Vielleicht hinterlassen Sie ja einen bleibenderen Eindruck als ich…“ Damit wurde die Gerte übergeben und Herr Peters ließ sie allein.

Grüne Augen blieben starr auf den Boden geheftet, er wollte sich in diesem Moment am liebsten in Luft auflösen. Ihm schien schon so alles wehzutun, wie sollte er jetzt auch noch die Schläge überstehen?

„Ganz einfach, immer einen nach dem anderen“, kam es in einem unbeteiligten Tonfall von Brad.

„Nun denn, Schuldig. Bringen wir es hinter uns.“ Herr Schneider ließ ihn endlich los und er stützte sich mit einer Hand auf dem Tisch ab, während er mit der anderen seine Hose öffnete. In der Sache konnte er dem Instruktor nur zustimmen. Besser, er hatte es so schnell wie möglich hinter sich.

Er starrte die Schreibtischplatte an, auf der er inzwischen wahrscheinlich schon jeden einzelnen Kratzer aus dem Gedächtnis heraus beschreiben konnte, wartete auf das erste Zischen, den ersten Schlag. Und Herr Schneider ließ ihn nicht lange warten. Schuldig wandelte den Schmerzenslaut in ein gepresstes „Eins“ um, versuchte seine Überraschung zu verbergen. Wie verflucht noch mal konnte das so viel mehr wehtun als es selbst der letzte Schlag von Herrn Peters jemals getan hatte?

„Du brauchst nicht mitzählen“, wurde er informiert und nahm es als die Aufforderung, als die es gemeint war. Auch wenn er sich beinahe wünschte, laut weiterzählen zu dürfen, das hätte vielleicht das Keuchen übertönt, das ihm beim nächsten Schlag entkam.

Er hörte Schritte, Brad schien sich das Lehrerzimmer näher zu betrachten und er versuchte sich ganz darauf zu konzentrieren, doch als die Gerte ihn wieder traf, war er ganz und gar zurück bei seiner Bestrafung. Die nächsten Schläge nahmen in ihrer Intensität weiter zu, obwohl Herr Schneider nicht mehr Kraft einzusetzen schien und dieser Widerspruch trieb ihn halb in den Wahnsinn. Bis zu dem Moment, als Brad auf der anderen Seite des Schreibtischs zu stehen kam. Grüne Augen hoben sich von der Tischplatte, begegneten dem Blick des Teenagers, der immer noch so verdammt teilnahmslos wirkte.

„Michael braucht keine Muskelkraft, wenn er auch sein Talent benutzen kann.“ Ein schmales Lächeln schloss sich dieser Erklärung an. „Er ist gut nicht wahr? Du solltest auch lernen, besser mit deinem Talent umzugehen, statt dir irgendwelche Dummheiten auszudenken. Du wirst uns sowieso nicht entkommen.“ Eine kurze Pause, in der sein Blick mit einer Intensität erwidert wurde, die ihn regelrecht bannte und dann hatte er den Eindruck, plötzlich jemand anderen vor sich zu haben. „Du wirst deine Aufgabe erfüllen, du bist nicht am Leben gelassen worden, um es uns schwerzumachen.“

Herr Schneider verharrte einen Augenblick, der bisher gleichmäßige Rhythmus wurde durchbrochen.

Es war also keine Einbildung, irgendetwas war anders. Schuldig schluckte trocken und nickte, obwohl ihm keine Frage gestellt worden war. Zum Glück schien das Brad zu reichen, der weiterwanderte, als hätte es das kurze Zwischenspiel nie gegeben, aber aus einem seltsamen Grund hämmerte Schuldigs Herz viel zu schnell in seiner Brust. Es übertönte sogar die nächsten Schläge und so bekam er es kaum mit, als Herr Schneider von ihm wegtrat.

„Wir sind fertig, Schuldig“, riss ihn die Stimme des Instruktors aus seiner Verwirrung und dann schien er noch eine Ewigkeit zu brauchen, ehe er seine Hose wieder richtig anhatte. Als Schuldig endlich so weit war, sich umdrehen zu können, stand Brad neben Herrn Schneider, lehnte sich gegen ihn. Und die eisblauen Augen musterten den Teenager nachdenklich, aber nicht verwirrt.
 

„Wir haben einen Patienten für Sie.“

Um diese Zeit war kein Arzt in der Krankenstation, aber eine Schwester nahm seinen Zustand mit einem strengen Blick auf. „Welche Behandlung wünschen Sie?“ Sie schien ihm nicht besonders gewillt, auch nur irgendetwas für ihn zu tun.

Herr Schneider lächelte flüchtig, als er diese Frage hörte. „Er hat sich seine Schmerzen redlich verdient. Aber wir wollen ihn ja nicht dauerhaft schädigen. Kühlung und dann einen Stützverband für seinen Knöchel also. Und er sollte für eine Weile in eine Isolierzelle gesteckt werden. Er braucht die Ruhe, um sich um seine Schilde zu kümmern.“

Die Schwester griff nach dem Aufnahmeprotokoll und notierte die Anweisungen. „Ich bräuchte noch Ihre Unterschrift.“

Der Instruktor unterzeichnete mit präzisen Bewegungen, dann richteten sich eisblaue Augen auf Schuldig.

Er wollte unwillkürlich einen Schritt zurückweichen, aber er brauchte die Untersuchungsliege, neben der er stand, um sich festzuhalten. Und dann war Herr Schneider auch schon direkt vor ihm und eine Hand wurde auf seine Stirn gelegt. „Nur um dich zu ermuntern, Brads Ratschlag zu befolgen.“

Etwas wand sich durch seinen Verstand, stellte irgendwo eine Verbindung her, es fühlte sich an, als würde ein Schalter umgelegt werden. Nur einen Herzschlag später war die Präsenz verschwunden und Herr Schneider sah ihn beinahe erwartungsvoll an, als dieser wieder sprach. „Tu mir den Gefallen und stelle dir kurz einen weiteren Fluchtversuch vor.“

Schuldig wollte es nicht tun, doch die Worte stießen die entsprechenden Überlegungen von ganz allein an und kaum wandten sich seine Gedanken in diese Richtung, zog ein heißer Schmerz durch seinen Körper. Als hätte ihn der Instruktor wieder mit der Gerte geschlagen, nur wie durch einen Verstärker gejagt.

Er biss die Zähne zusammen, um nicht laut aufzuschreien, doch er konnte nicht verhindern, dass ihm das Blut aus dem Gesicht wich und Tränen schimmerten in seinen Augenwinkeln.

„Ausgezeichnet, das sollte genügen. Dann auf ein hoffentlich nicht zu baldiges Wiedersehen, Schuldig.“

Es war schwer, aber er kratzte den letzten Rest an Höflichkeit zusammen. „Auf Wiedersehen, Herr Schneider.“ Und erst als der Instruktor mit Brad die Krankenstation verlassen hatte, erlaubte er sich, zu Boden zu sinken.
 

******
 

„Bilde ich es mir nur ein oder bist du schneller geworden?“

Er schenkte Brad einen schiefen Blick, doch der Jüngere war anscheinend nicht darauf aus, ihn aufzuziehen. „Ich hatte die ganze Fahrt über Zeit, ihn darauf vorzubereiten und die Hauptarbeit habe ich geleistet, als ich ihm die Schläge verpasste.“

„Ah…“ Brad lächelte verschmitzt. „Du hast ihn beeindrucken wollen.“

„Du bist auch darauf hereingefallen, hm? Also wird es bei ihm erst recht gewirkt haben.“ Er wuschelte durch den schwarzen Haarschopf und Brad tat nicht einmal so, als wollte er ausweichen.

„Und denkst du, dass er jetzt genug Respekt hat, um nicht auf neue Dummheiten zu kommen?“

„Zumindest wird er nicht so schnell versuchen, einen neuen Fluchtversuch zu starten. Er würde aus dem Schreien nicht mehr herauskommen.“ Aber Brads Frage erinnerte ihn an etwas anderes. Obwohl, wenn er ehrlich war, hatte er ihn für keinen Augenblick vergessen, diesen Moment im Lehrerzimmer. Sein Schritt stockte von ganz allein und der Jüngere blieb ebenfalls stehen, sah ihn fragend an.

Michael sagte nicht gleich etwas, immer noch mit dieser Erinnerung beschäftigt. Es war lange her, dass er Brad so gesehen hatte und ihm war dieser Teil von Brads Persönlichkeit immer noch ein Rätsel. „Geht es dir gut?“

Der Junge zog eine Augenbraue hoch. „Natürlich. Woher kam das denn?“

Er schüttelte nur den Kopf, denn wie sollte er Brad das erklären? Lieber winkte er ihn zu sich heran, eine Geste, der Brad bereitwillig folgte. „Willst du zurückfahren?“ Und bevor Brad mehr tun konnte als erfreut zu lächeln, griff er nach ihm und küsste ihn. Sein Talent streckte sich gleichzeitig nach dem Jungen aus und versicherte ihm, ja, mit Brad war wirklich alles in Ordnung.
 

~TBC~
 

Nun, was haltet ihr von Michaels Lösung was Schuldig angeht?

cya, cu ^-^

"Du zeigst manchmal die zweifelhaften Qualitäten eines Soziopathen"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 63/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Brads Geburtstag ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Jemma: Na dann hoffe ich, dass du den Kurs wenigstens beim selben Prof belegen kannst. So würdest du wenigstens ein bissl Arbeit sparen o.O

Ja, Brad hat mal wieder die Nase vorn ^^ Mich frustrieren Geschichten, bei denen der Hauptchara laufend auf Hindernisse stößt, deshalb fällt es mir auch schwer, so etwas zu schreiben. Aber auch wenn Brad in RftS viel gelingt, so hat er auch viel dafür bezahlen müssen…
 

@Kralle: Eine ausgezeichnete Frage – allerdings aber auch eine, dich an dieser Stelle nicht beantworten werde. *zwinka* Doch keine Sorge, dieser Punkt wird aufgelöst werden, bevor RftS beendet ist. *ehe* Einen Hinweis gebe ich dir schon mal: die Antwort liegt eher in der Vergangenheit verborgen als in der Zukunft ^^
 

Teil 63 „Du zeigst manchmal die zweifelhaften Qualitäten eines Soziopathen“
 

„Brad, ich glaube, da sucht jemand nach dir.“ Alexander platzierte einen Ellenbogen in seiner Seite und lenkte seine Aufmerksamkeit damit sehr nachdrücklich auf die Tür, die zur Küche führte. Und tatsächlich stand dort Manja und sah so aus, als würde sie nach ihm Ausschau halten.

Er legte sein Besteck zur Seite. „Bin gleich zurück.“

Alexander und Stephan sahen ihm neugierig hinterher, gaben sich jedoch damit zufrieden, gleich mehr zu erfahren. Auch wenn sie ihm gerne gefolgt wären, wagten sie nicht, die Aufmerksamkeit eines Instruktors dafür auf sich zu ziehen. Brad musste sich darum keine Sorgen machen. Schon seine Stellung als Komiteemitglied sorgte dafür, dass sie ihm sehr viel durchgehen lassen würden. Da brauchte er nicht einmal Michael als Rückhalt.

Manja sah ihn kommen und lächelte erfreut. „Ich war mir nicht sicher, ob du mich bemerken würdest“, wurde er begrüßt.

Brad erwiderte das Lächeln. „Ich muss gestehen, dass Alex nachgeholfen hat.“

Ihr Kopfschütteln wurde von einem kurzen Auflachen begleitet. „Du kannst ihm ja als Dankeschön etwas abgeben.“ Damit wurden ihm eine Tüte und ein Umschlag überreicht. „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, mein Lieber.“

Ihm rutschte eine Augenbraue hoch. Kuchen hatte er ja erwartet, doch der Umschlag war neu. Er distanzierte sich prompt von seinem Talent, um sich nicht selbst die Überraschung zu verderben. „Vielen Dank“, dachte er dann endlich daran zu sagen.

Manja zwinkerte ihm zu. „Viel Spaß, aber verrat deinem Begleiter nicht vorher, wie es ausgeht.“ Nach diesen mysteriösen Worten war sie auch schon durch die Tür verschwunden und Brad stand für einen Moment etwas verloren da, bevor ein schnelles Lächeln über seine Lippen huschte, unwillkürlich belustigt über sich selbst.

Alexander konnte kaum abwarten, dass er sich wieder an den Tisch setzte, zerrte ihn fast auf seinen Stuhl. „Was hat sie dir gegeben?“ Eine Hand langte nach der Tüte, doch Brad hielt sie schnell außer Reichweite.

„Ein Geburtstagsgeschenk“, erwiderte er bereitwillig und diese Auskunft reichte, damit auch Stephan ihm auf die Pelle rückte. Er unterdrückte ein nachsichtiges Seufzen. Das war zu erwarten gewesen.

„Ich möchte was abhaben.“ Der Tracer stützte das Kinn auf Brads Schulter ab und umarmte ihn halbwegs von hinten. Da sich die Stuhllehne zwischen ihnen befand, konnte das gar nicht bequem sein, was Stephan aber nicht zu stören schien.

„Hm, Manja meinte, ich sollte Alex was geben, weil er sie gesehen hat.“

„Eine prima Idee“, grinste der und startete einen zweiten Angriff auf die Tüte. „Rück meine Belohnung raus.“

Diesmal überließ Brad ihm die Tüte, sah zu, wie sich braune Augen weiteten, als Alexander sie öffnete.

„Ah, selbstgemachte Kekse. Ich glaube, ich bin verliebt.“

Stephan lachte. „Da Liebe bekanntlich durch den Magen gehen soll, kann das sehr wohl sein. Allerdings wird es mit der Liebe schnell wieder vorbei sein, sobald du Bauchschmerzen bekommst.“

Der Empath winkte ab. „Ich wette, ich kann alle aufessen, ohne welche zu bekommen.“

„Ich bestehe auf keinen Beweis“, pflückte er die Tüte aus der Hand des Anderen. „Ich befürchte nämlich, dass du das wirklich schaffen würdest.“ Belustigung hielt in seinen Augen Einzug. „Also wirst du dich mit einer Kostprobe zufrieden geben müssen.“

„Ah, so gemein…“, beschwerte Alexander sich ohne jeden Ernst dahinter, griff dann ohne zu zögern zu.

Danach hielt er die Tüte Stephan hin, der ihn im Gegenzug losließ, um selbst zuzulangen. „Danke, Brad“, erhielt er noch einen Kuss auf die Wange, bevor der Tracer sich wieder neben Alexander setzte.

Die beiden legten die Kekse allerdings beiseite, um erst einmal ihr Mittag aufzuessen. Und ganz nebenbei gaben sie den anderen am Tisch die Gelegenheit, neidisch zu werden.

Brad registrierte diesen Zug mit unbewegtem Gesichtsausdruck, was sich auch nicht änderte, als Michael in seinen Kopf hineinlachte.

>Sind die beiden denn gar nicht neugierig, was sich in dem Umschlag verbirgt?<

Seelenruhig führte er seine Gabel zum Mund. >Dazu müssten sie erst einmal wissen, dass es einen Umschlag gibt, nicht wahr?<

Von Michael strahlte Wärme zu ihm herüber, die ganz und gar aus Belustigung bestand. Und jetzt lächelte Brad ein kaum sichtbares Lächeln, bevor er weitersprach. >Mir scheint, dass du neugierig bist…<

>Bestimmt nicht mehr als du<, bekam er in Erwiderung zu hören.

Und er musste zugeben, dass Michael mit dieser Einschätzung wohl ganz richtig lag.

Der lachte schon wieder. >Dann kann ich ja hoffen, dass du das Geheimnis bald lüften wirst. Und jetzt iss brav auf.<

Er verdrehte innerlich die Augen. >Da lässt man ein Mal das Mittagessen ausfallen…<

>Ich muss es eben ausnutzen, du machst so selten Dummheiten.<

>Na danke schön. Aber ich brauche nicht mehr erzogen zu werden<, merkte Brad an.

>Das denkt jeder Teenager.< Ein Grinsen schwang in diesen mentalen Worten mit und dann besaß Michael die Frechheit, die Verbindung zu kappen, bevor Brad etwas erwidern konnte.
 

Es zeigte sich, dass die Kekse nicht alles waren, denn als er später den Umschlag näher betrachtete, auf dem vorne nur sein Name stand, entdeckte er auf der Rückseite noch die Aufforderung, sich später seinen Kuchen holen zu kommen. Anscheinend hatte sie ihm den nicht vor aller Augen geben wollen und alles in allem war das wohl eine kluge Entscheidung.

Deswegen machte Brad sich nach dem Unterricht auf den Weg in die Küche, statt sofort Michael aufzusuchen.

Er wurde vom Personal wie immer mit einem Lächeln begrüßt und bekam noch mehr Glückwünsche zu hören, bevor er sich bis zu Manja vorgearbeitet hatte.

„Alle haben etwas beigetragen. Manchmal frage ich mich, wie du es schaffst, so beliebt zu sein.“

Brads Mundwinkel zuckten. „Wie du es so schön gesagt hast, das muss mein jungenhafter Charme sein.“

„Aber du bist gar nicht mehr klein und halb verhungert“, zog sie ihn auf.

In gespielter Überraschung weiteten sich seine Augen. „Ich hatte schon die Hoffnung aufgegeben, dass das jemals jemand von euch bemerken würde.“

„Du…“ Sie wuschelte durch seine Haare und er ließ es über sich ergehen. Es war schließlich von Vorteil, die Küchenfrauen bei Laune zu halten. Andere bekamen nie was außer der Reihe und von Kuchen konnten sie normalerweise nur träumen.

Er zeigte ein schnelles Lächeln, bevor er nach dem Kuchen griff. „Danke sehr. Könnte ich auch Geschirr und Besteck bekommen?“

„Ich habe schon etwas vorbereitet.“ Ihm wurde ein Korb hingehalten, in dem sich mehr als die gewünschten Utensilien befanden. Und es war auch noch genug Platz, um den Kuchen sicher unterzubringen.

„Das sieht aus, als wäre es ein ganzes Picknick“, stellte er trocken fest.

„So war das gedacht.“ Manja lachte. „Auf diese Weise war es leichter für die anderen, sich zu beteiligen.“

Ah, die Worte vorhin waren also nicht auf den Kuchen bezogen gewesen, verstand er in diesem Augenblick. Nun, umso besser für ihn. Brad warf ein Dankeschön in die Runde, bevor er sich mit seiner Ausbeute aus dem Staub machte. Und die Erwartung half sehr dabei, die seltsamen Blicke zu ignorieren, die auf dem Weg zu Michaels Büro in Richtung des Korbs geworfen wurden.

Dort eingetroffen stellte er schnell fest, dass Michael mal wieder mit Herrn Hoffmann beschäftigt war, was ihn natürlich nicht davon abhielt, trotzdem einzutreten. Michael hätte ihn schon aufgehalten, wenn es ihm nicht gepasst hätte und je mehr er jetzt schon über das japanische Büro lernte, desto besser.

Herr Hoffmann sah ihm überrascht entgegen, Michael weniger so. „Ein Einkaufskorb, Brad?“

Ihm gefiel der amüsierte Unterton ganz und gar nicht. „Ein Picknickkorb, als Geburtstagsgeschenk“, berichtigte er den älteren Mann und streckte innerlich Michael die Zunge raus, der den Austausch amüsiert beobachtete.

„Du weißt noch, wann du Geburtstag hast? Ich sollte überrascht sein – aber dann wiederum wohl eher nicht…“

Er wusste, was Herr Hoffmann meinte. Da hier Geburtstage unbeachtet blieben, vergaßen die Talente bald, dass dieser Tag einmal etwas Besonderes war. Aber die Worte versetzten ihm trotzdem einen Stich, weil er gar nicht anders konnte, als eine andere Bedeutung herauszulesen.

„Es ist der Tag, an dem ich Brad nach Rosenkreuz geholt habe“, mischte Michael sich ein, der deutlich gespürt hatte, dass die Stimmung zu kippen drohte. „Ich habe sicher nicht vor, das in Vergessenheit geraten zu lassen.“ Mit Humor, der vielleicht etwas oberflächlich, aber nicht ganz gespielt war.

Und Brad atmete tief durch, in der Sekunde, in der Herr Hoffmann abgelenkt war, fand seine Ruhe zurück. Dann richteten sich die Augen des Älteren auch schon wieder auf ihn.

„Und was hast du dir zum Geburtstag gewünscht?“, wurde er gefragt.

„Bisher noch gar nichts. Aber ich habe das Gefühl, dass mir noch etwas einfallen wird.“

Das brachte ihm einen misstrauischen Blick von Michael und lediglich ein Nicken von Herrn Hoffmann ein.

„Wie sieht es mit der Arbeit aus?“, ignorierte er ersteren.

Herr Hoffmann blickte von ihm zu Michael und wieder zurück. „Du möchtest mit Herrn Schneider ein Picknick veranstalten…“ Es war nicht ganz eine Frage.

„Sie können gerne mitkommen. Wie ich Manja kenne, ist sowieso viel zu viel in diesem Korb versteckt.“

Michael nickte und schloss sich der Einladung an. „Ja, begleiten Sie uns. Die Arbeit wird für eine Weile auch ohne uns auskommen.“

„Gewiss doch, leider wird sie sich aber nicht von alleine erledigen.“ Mit einem Lächeln stand der ältere Mann auf, wartete darauf, dass Michael den Tisch umrundete, um sich ihm dann anzuschließen.

Michaels Hand ruhte gleich darauf in Brads Nacken, als sie in Richtung Eingangstür strebten. „Du hast immer noch nicht nachgeschaut, hm?“

„Warum fragst du, wenn du die Antwort sowieso schon kennst?“ Er lächelte ein heimliches Lächeln.

„Nun, bei dir kann man sich nie ganz sicher sein.“

Draußen empfing sie warmer Sonnenschein und vom Schwimmbecken her konnten sie laute Rufe hören. Es war bereits freigegeben worden und einige nutzten offensichtlich die Tatsache aus, dass sie für morgen keine Hausaufgaben zu erledigen hatten.

Brad suchte ihnen einen Platz abseits, wo eine Gruppe von Bäumen ihren Schatten warf und nur kurz blitzte die Erinnerung auf, dass er hier in der Nähe Alexander wiedergetroffen hatte, doch er hielt sich nicht lange mit ihr auf. Wie erwartet fand er eine Decke im Korb vor, breitete sie aus und begann dann den Rest auszupacken.

Getränke, Geschirr und Becher kamen an den Rand, der Kuchen fand natürlich in der Mitte seinen Platz und rund herum wurden Sandwichs, verschiedene Salate, Käse, Würstchen und Bouletten platziert, zum Schluss noch das Obst.

Beinahe erwartungsvoll richteten sich braune Augen dann auf Michael, der die stille Aufforderung aus seinem Blick herauslas und sich als erster setzte, dann die Arme nach ihm ausstreckte. Das war alles, was Brad benötigte, gleich darauf saß er zwischen Michaels Beinen und lehnte sich zufrieden in dessen Umarmung zurück.

Herr Hoffmann war damit beschäftigt gewesen, all das Essen zu betrachten, das vor ihm ausgebreitet wurde und konnte anscheinend seinen Augen nicht so recht trauen. „Wen hast du eigentlich bestochen, um das alles zusammenzubekommen?“, wurde Brad schließlich gefragt, bevor auch der ältere Mann auf der Decke Platz nahm.

„Dafür musste er niemanden bestechen“, kam Michael seiner Antwort zuvor. „Brad hatte nach seiner Ankunft das Küchenpersonal um den kleinen Finger gewickelt und war seitdem schlau genug, es sich nicht mit ihnen zu verderben.“

Er beschloss, dem nichts hinzuzufügen, schließlich war es ziemlich genau so geschehen.

Herr Hoffmann lachte, begann dann, ihnen etwas von dem Saft einzugießen. Anscheinend sollte der Kaffee – zusammen mit dem Kuchen – bis zum Schluss warten, eine Entscheidung, die ganz in Brads Sinne war.

Der Blick des Älteren hielt seinen fest, als ihm sein Becher gereicht wurde. „In diesem Fall sind die Talentlosen also doch mal nützlich, was?“

„Er kennt dich zu gut, hm?“, flüsterte Michael in sein Ohr, aber nicht leise genug, um nicht auch von Herrn Hoffmann gehört hatte.

Der ein amüsiertes Lächeln zeigte. „Oh, Brad hat gleich am ersten Abend klargemacht, was er von uns hält.“

„Und ich habe gesagt, dass Sie eine Ausnahme sind.“

„Ich fühle mich geehrt“, machte Herr Hoffmann eine Verbeugung aus dem Sitzen heraus. „Und freue mich feststellen zu dürfen, dass ich nicht die einzige Ausnahme bin, obwohl das Küchenpersonal wahrscheinlich keinen Universitätsabschluss haben dürfte.“

„Sie haben andere Qualitäten“, gab Brad zu. Es hatte eine Weile gedauert, doch er verstand jetzt besser, dass die Welt nicht allein mit Talenten auskommen konnte. Was aber nicht hieß, dass ihnen ein anderer Platz als der an der Spitze zustehen würde. Er zog die Nase kraus, bevor noch etwas hinzufügte. „Übrigens macht nicht Ihr Abschluss Sie zu einer Ausnahme.“ Natürlich war Intellekt wichtig, aber genauso war es Herrn Hoffmanns Persönlichkeit.

Blaue Augen weiteten sich kaum merklich, verrieten ihm so, dass Michael es übernommen hatte, auch die unausgesprochen gebliebenen Worte weiterzugeben. Und vielleicht noch etwas mehr. Dann wurde die Miene des Älteren ernst. „Du zeigst manchmal die zweifelhaften Qualitäten eines Soziopathen, mein Lieber. Du hast Glück, dass du in einen Kreis hineinrekrutiert wurdest, der genau danach sucht.“

Oh, das war gut. Brad fühlte sich ganz und gar nicht beleidigt oder gar angegriffen. Ein seltsames Licht leuchtete in braunen Augen auf und er spürte, wie sich seine Mundwinkel hoben. „Vielleicht sind wir aber auch näher an der Wahrheit dran.“

Herr Hoffmann sah so aus, als wollte er etwas darauf erwidern, schüttelte dann aber den Kopf und lächelte ebenfalls, wenn auch mit einem resignierenden Unterton. „Ich könnte dich sowieso nicht von einer anderen Ansicht überzeugen, nicht wahr?“

„Schwerlich“, gab er zurück. „Und hier würde es Ihnen auch niemand danken.“

„In dem Fall sollten wir wohl besser unsere Mägen füllen, statt uns die Köpfe zu zerbrechen.“ Das kam bereits mit echtem Humor.

Brad lachte auf. Er wusste schon, warum er den anderen Mann mochte.
 

~TBC~
 

Falls sich noch jemand an Brads letztes Gespräch mit Manja erinnert, kann er vielleicht erraten, was im Umschlag drin ist ^^

cya, cu ^-^

"Du solltest dir ein Zweittalent zulegen, damit deine Vorhersagen genauer werden"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 64/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Manjas Geschenk ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Jemma: Wenn ich die Story nicht schreiben würde, könnte ich mich an das Gespräch garantiert auch nicht mehr erinnern ^.~ Und das mit dem fehlenden Geschenk von Michael hast du treffend bemerkt – von ihm gab es bisher noch nie ein Sachgeschenk *grins*

Na das mit der einfachen Klausur am Ende ist wenigstens etwas o.O Hoffentlich ist das Thema des Kurses wenigstens halbwegs interessant, wenn du ihn dir schon noch mal antun must ^^#
 

@Kralle: Du liegst vollkommen richtig mit deiner Vermutung ^^

Michael ist bisher nicht auf die Idee gekommen, Brad irgendetwas zu schenken, was man normalerweise so als Geburtstagsgeschenk kennt. Daran merkst du schon, dass Brad gar nichts Derartiges haben will. Es liegt zwar schon viele Kapitel zurück, aber Brad hat bei ihrem Aufenthalt in Japan sogar einmal etwas in diese Richtung gesagt. Stattdessen ist Michael davon ausgegangen, dass Brad schon etwas äußern wird und hat die Zeit dafür geschaffen.
 

Teil 64 „Du solltest dir ein Zweittalent zulegen, damit deine Vorhersagen genauer werden“
 

Von Brad ging gerade Wärme und Ruhe aus, offensichtlich war der Jüngere zufrieden mit der Gesellschaft und seinem vollen Magen. Ab und zu schob er ihm eine Weintraube in den Mund, da Brad beschlossen hatte, sich füttern zu lassen und als Geburtstagskind hatte Michael ihm den Wunsch schlecht abschlagen können. Nicht, dass er an jedem anderen Tag abgelehnt hätte… Amüsement huschte durch eisblaue Augen, bevor er von seinem Gedankengang durch ein leises Räuspern abgelenkt.

„Ich will die Stimmung ja nicht zerstören, aber ich denke, die Pause war lang genug…“

Prompt spannte sich Brad in seinen Armen an, nicht sichtlich, aber er konnte es spüren. „Können Sie nicht einmal früher Feierabend machen?“, schlug der Junge dann vor.

Herr Hoffmann lächelte. „Ich könnte schon, aber Herr Schneider muss noch ein paar Unterschriften leisten. Die Papiere sollen heute noch raus.“

„Michael“, wandte sich Brad daraufhin in einem gespielt vorwurfsvollen Ton an ihn. „Warum hast du das nicht schon längst erledigt?“

„Weil ich die Arbeit bereits so geplant hatte, dass ich morgen für dich Zeit habe. Schließlich hast du mir ja nicht verraten, ob du meine Zeit beanspruchen willst und zumindest bestand die größte Chance, dass du selbst erst Sonntag genug Freizeit haben wirst.“

„Du solltest dir ein Zweittalent zulegen, damit deine Vorhersagen genauer werden“, kam es unbeeindruckt zurück und Michael konnte nicht anders als sich dem Lachen anzuschließen, das Herrn Hoffmann bei dieser Antwort überkam.

„Und du solltest dir abgewöhnen, so frech zu sein.“

Brad schien für einen Moment darüber nachzudenken. „Wir arbeiten beide daran und sobald du deinen Part erfüllt hast, werde ich es auch tun.“

Herr Hoffmann lachte schon wieder, während Michael Brad eine sachte Kopfnuss verpasste. Aber er ging nicht weiter auf diesen unmöglichen Vorschlag ein, weil er sowieso nicht gewinnen konnte. „Willst du jetzt nicht wenigstens noch den Umschlag öffnen, bevor ich gehen muss?“, fragte er stattdessen.

Brad richtete sich widerwillig auf und griff nach dem Korb, in dem er den Umschlag offenbar zwischengelagert hatte. „Bitte sehr.“ Gleich darauf hatte sich Brad wieder gegen ihn zurückgelehnt, wollte anscheinend jede ihm verbleibende Minute ausnutzen.

Er schlang beide Arme um ihn, betrachtete den Umschlag über die Schulter des Jungen hinweg. „Hm, es ist dein Geschenk, du solltest ihn also öffnen.“

Ein Schulterzucken. „Der Inhalt geht mir ja nicht verloren.“

Dem konnte er nicht widersprechen. Also griff er nach einem übriggebliebenen Messer, das noch sauber war, und öffnete den Umschlag ordentlich. Drinnen fand er neben einer Glückwunschkarte, die er gleich an Brad weitergab, zwei Kinokarten. Eine Augenbraue rutschte in die Höhe, als er die Aufschrift las, dann lachte er leise. „Es sieht mir ganz so aus, als hätte ich mit meiner Einschätzung gar nicht so daneben gelegen…“

Gleich darauf wurden ihm die Kinokarten von Brad aus der Hand genommen „Kinokarten? Für die Sonntagsvorstellung?“

„Wie du siehst, wirst du meine Zeit morgen sehr wohl in Anspruch nehmen müssen.“

Brad war nicht so überzeugt. „Im Moment sehe ich nicht, wie ich ins Kino kommen soll.“

Ja, normalerweise wäre das ein Problem und nicht einmal für Brad sollte da eine Ausnahme gemacht werden. Aber dank Schuldigs kleinem Ausflug könnten sie direkt Glück haben mit einer Erlaubnis für den Jungen. „Ich gebe zu, da war deine Manja sehr optimistisch, aber einen Versuch ist es wert, nicht wahr?“

„Soll ich Herrn Schneider fragen?“

Ohne dass er es bewusst steuerte, verstärkte sich seine Umarmung einen Herzschlag lang. „Normalerweise hättest du die größten Chancen bei ihm, aber in diesem Fall müsstest du dich an Herrn Franken wenden.“

Und weil er Brad gleichzeitig seine dahinterliegenden Überlegungen mitteilte, verstand dieser augenblicklich. „Drück mir die Daumen, ja?“

„Daran glaubst du doch gar nicht“, schüttelte er amüsiert den Kopf. „Und jetzt hoch mit dir, sonst werde ich morgen sowieso keine Zeit haben.“

Brad kam recht schnell auf die Beine, bot ihm dann eine helfende Hand an. „Du sitzt ja immer noch hier rum.“

Seine Augen verengten sich kaum merklich, bevor er die Hand ergriff und Brad mit einem Ruck zu sich herunterzog. „Nicht so frech, hm?“ Dann küsste er ihn, etwas, wobei er selbst den längeren Atem hatte. Weshalb es am Ende Michael war, der stand, während der Junge etwas benommen auf der Decke saß.

Herr Hoffmann half ihm belustigt beim Zusammenpacken, so dass Brad genug Zeit hatte, um sich wieder zu erholen.

„Das war unfair“, wurde ihm vorgeworfen, als Brad sich schließlich wieder aufgerappelt hatte.

„Da bin ich anderer Ansicht.“ Damit griff er nach der Decke, schüttelte sie aus und legte sie obenauf. „Der geht mit Dank zurück“, reichte er den Korb dann an Brad weiter, lehnte sich gleichzeitig zu ihm herunter, um ihm noch einen Kuss auf die Lippen zu drücken.

Und das war genug, um weiteren Einwendungen vorzubeugen.
 

******
 

Brad, jetzt wieder mit leeren Händen, klopfte an die Bürotür von Herrn Franken und wartete das leise „Herein“ ab, bevor er sie öffnete und eintrat.

„Guten Tag, Herr Franken. Herr Neubert.“ Der letzte Name wurde angehängt, als ihm die Anwesenheit des anderen Precogs bewusst wurde. Herr Neubert stand hinter dem Sessel des Triumviratmitglieds, beide Hände auf dessen Schultern abgestützt, und schien auf diese Weise etwas zu lesen, was vor Herrn Franken auf dem Schreibtisch lag. Eine Schülerakte, wie es aussah.

„Hallo Brad“, war es Herr Neubert, der seinen Gruß erwiderte. „Komm doch näher. Herr Franken hat mir gerade deinen Bericht über Schuldigs Ausflug gezeigt.“

Er folgte der Aufforderung und nahm in dem freien Sessel Platz, während er ein leichtes Lächeln von seinem Gesicht fernhielt. Ein Zufall war das nun sicher nicht, Michael hatte mit seiner Annahme also Recht gehabt. „Sie wissen bereits, was mich hergeführt hat?“

„Ich habe es gesehen“, bestätigte Herr Franken, dessen Blick ihn jetzt traf. „Und ich bin geneigt, dir die Erlaubnis zu geben.“

„Als Belohnung für Schuldigs Einfangen?“, hakte er nach.

Herr Neubert lachte, drückte kurz die Schultern des anderen Mannes und trat dann einen Schritt zurück. „Du hattest Recht, er hat um einiges mehr Selbstbewusstsein als unser Durchschnittsschüler.“

Das Triumviratsmitglied lächelte nur. „Das ist ein Grund, ja“, wurde ihm dann mitgeteilt. „Doch fast wichtiger ist die Tatsache, dass du in Kürze bereits unterrichten wirst. Wenn wir dir eine Klasse anvertrauen, sollten wir auch genug Vertrauen in dich haben, um dir ausnahmsweise das Verlassen des Geländes zu erlauben.“ Das Lächeln verschwand, als der Blick des älteren Mannes an Ernst gewann. „Wir können das allerdings zu keiner Gewohnheit machen. Unsere Regeln sind nicht dafür da, um dauerhafte Ausnahmen zu schaffen.“

Da er schon mehr erhalten hatte, als er überhaupt erwarten durfte, neigte Brad lediglich den Kopf. „Ich verstehe, Herr Franken. Vielen Dank.“

„Gern geschehen. Und herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag.“

Das war keine einfache Floskel, wurde ihm klar. Weswegen er dieses Lächeln nicht aufhielt. Brad erhob sich, nickte beiden Männern zu. „Auf Wiedersehen.“

Der Rest des Tages schien danach in zäher Langsamkeit zu vergehen.
 

Brad erwachte mit dem Sonnenaufgang, viel zu früh, wie er zugeben musste. Und im ersten Moment wusste er nicht einmal, warum er so etwas wie Erwartung verspürte. Doch die Erinnerung zog kurz danach mit dem Gefühl gleich und er lächelte unwillkürlich. Er würde Michael heute Nachmittag ganz für sich haben, zwar nicht weit weg von Rosenkreuz, aber immerhin ohne dass die Schule oder ihre Belange dazwischenfunken konnten.

Er streckte sich, rollte sich dann auf die Seite. Michael schlief noch, doch er wusste, dass es nicht lange dabei bleiben würde, wenn Brad es nicht verhinderte. Also zwang er seinen Verstand in den Ruhezustand zurück, was gar nicht so schwierig war, nachdem er näher an den Älteren herangerutscht war und die Augen wieder geschlossen hatte. Mit kaum merklichen Bewegungen spielten seine Finger durch sandblonde Strähnen, aber das war auch alles, was sich bei ihm noch bewegte und nach und nach döste Brad wieder weg. Diesen Dämmerzustand schüttelte er erst ab, nachdem die Zeit so weit vorangeschritten war, dass der Wecker sich jeden Moment einschalten würde.

Er stellte den Alarm aus, bevor der Lärm die Ruhe stören konnte und weckte Michael, indem er ihn umarmte. Der brauchte einen Moment, um ins Bewusstsein zurückzukehren, schlang dann die Arme seinerseits um Brad und lachte leise gegen seinen Hals.

„Du rennst vor Aufregung ja gar keine Kreise“, wurde danach angemerkt.

„Ich bin kein Kleinkind mehr. Außerdem dauert es noch eine ganze Weile, bis wir fahren.“

„Das ist allerdings wahr. Und du kannst vorher deine ganze überschüssige Energie beim Training verlieren.“ Michael rollte sie beide herum, so dass Brad gleich darauf in eisblaue Augen hinaufblickte.

„Was heißt hier überschüssig?“ Er lächelte, hob den Kopf in einer stillen Aufforderung an.

Und Michael beugte sich herunter, um ihm einen sanften Kuss auf die Lippen zu drücken. „Wie lange bist du schon wach?“, erhielt er statt einer Antwort anschließend eine Gegenfrage.

Hm, Punkt für Michael. Oder zumindest ein halber, immerhin hatte Brad die Zeit nun wirklich nicht mit irgendwelchen Tätigkeiten verbracht.

Der Ältere lachte schon wieder. „Ein halber“, wurde ihm dann zugestimmt, bevor sie sich beide aufrappelten, um im Bad zu verschwinden.

Es war ein guter Start in den Tag.
 

„Nicht so langsam, ihr beiden.“ Brad lief rückwärts, während er das sagte, doch weder Alexander noch Stephan schienen seinem Ansporn viel abgewinnen zu können.

„Warum zum Teufel hetzt du eigentlich so? Das hier soll ein Ausdauerlauf werden und wir haben noch einen Kilometer vor uns“, beschwerte sich der Deutsche, strich sich durch verschwitzte, blonde Strähnen. Stephan hingegen schien sich die Puste lieber sparen zu wollen und nickte bloß.

„Genau, wir haben es fast geschafft.“ Er lächelte belustigt, als er Alexanders Aussage absichtlich falsch auffasste. „Also brauchen wir nicht mehr unsere Kräfte einzuteilen und können mit dem Endspurt beginnen.“ Sein Lächeln wurde ausgeprägter, bevor er noch etwas hinzufügte. „Außerdem: je früher wir fertig sind, desto früher können wir Schluss machen.“

Alexander verdrehte die Augen. „Nur du kannst auf die Idee kommen, jetzt schon das Tempo anziehen zu wollen. Die Zeit schaffen wir auch so und ob wir nun ein paar Minuten früher oder später in die Freizeit starten, ist nun wirklich egal.“

Damit schien das Thema für den anderen abgeschlossen, aber Stephan musterte ihn mit einem aufmerksamen Blick. „Dir ist es nicht egal, nicht wahr?“

Sein Lächeln gewann etwas Verschmitztes und das war Stephan Antwort genug.

„Was hast du vor?“, wurde sofort nachgehakt.

„Ein kleiner Ausflug in die Stadt… Ein Kinobesuch…“ Als wäre das etwas völlig Normales.

Alexander stolperte vor Überraschung, fing sich aber schnell wieder, während Stephans einzige Reaktion ein Weiten der hellblauen Augen blieb. „Du machst Witze“, brachte Ersterer schließlich heraus.

Brad zog eine Augenbraue hoch. „Warum sollte ich darüber scherzen?“ Und damit drehte er sich um und machte seine Drohung wahr, ab jetzt schneller zu laufen. Er hatte sich schon die ganze Zeit zurückgehalten und nun verlangte es ihn danach, sich etwas zu verausgaben. Wenig überraschend wollten die anderen beiden sich nicht abhängen lassen, dazu war deren Neugier zu sehr geweckt worden. Ganz wie er es geplant hatte, stellte Brad zufrieden fest.

Sie schafften es, den Anschluss zu behalten, hatten nach dem Zieleinlauf dafür zu tun, wieder zu Atem zu kommen. Brad hatte da weniger Schwierigkeiten und wartete mit Amüsement in den braunen Augen, bis die beiden wieder sprechen konnten.

Seine Gutmütigkeit wurde natürlich gleich ausgenutzt, indem sie sich im wahrsten Sinne des Wortes an ihn hängten. „Jetzt musst du uns sagen, was du vorhin gemeint hast“, wurde er von Alexander aufgefordert, dessen Griff sich kurz verstärkte, um ihm zu beweisen, dass er nicht weglaufen konnte.

„Ihr erinnert euch, dass ich gestern Geburtstag hatte?“

„Wie könnte ich die Kekse vergessen“, grinste Alexander, während Stephan schon weitergedacht hatte.

„Herr Schneider hat dir einen Kinobesuch geschenkt?“, wurde er überrascht gefragt.

„Nein, er steuert nur seine Zeit bei. Die Karten habe ich Manja und den Freigang Herrn Franken zu verdanken. Und Schuldig natürlich, den sollte ich nicht vergessen.“

Alexander zog die Nase kraus. „Du hattest das nicht geplant, oder? Irgendwie traue ich nicht einmal dir das zu…“

Ein Lachen wollte in ihm aufsteigen, aber er hielt es zurück. „Diesmal hatte nur der Zufall seine Hände im Spiel“, gab er dann zu.

„Du hattest also mehr Glück als Verstand. Kann man selten von dir behaupten.“ Stephan hielt sein Lachen nicht zurück. „Ich würde ja sagen, dass ich dich beneide, aber ich kann mich gar nicht erinnern, wie so ein Kinofilm eigentlich ist.“

„Kann ja nicht anders als Fernsehen sein“, zuckte Alexander mit den Schultern. „Und das dürfen wir heute schließlich auch.“

Brad widersprach dieser Einschätzung nicht, obwohl er anderer Ansicht war. Die beiden würden schließlich noch Jahre warten müssen, ehe sie selbst ein Kino wiedersehen würden.

Alexander legte das Kinn auf seine Schulter. „Bringst du uns Süßigkeiten mit?“

„Hm, das muss ich mir noch überlegen.“

„Bitte, bitte, bitte“, ließ der Andere natürlich nicht locker und Stephan grinste, ehe dieser selbst mit einfiel. „Bitte, Brad.“

Er seufzte gekonnt. „Aber nur, wenn ihr mich jetzt gehen lasst.“ Es war direkt bewundernswert, wie plötzlich er seine Freiheit wiedererlangte. Und Alexander nahm es sogar auf sich, ihn von hinten anzuschieben.

„Nun los. Sonst kommst du vielleicht nicht pünktlich und fährst gar nicht.“

„Danke für die Besorgnis“, gab er trocken zurück.

„Immer wieder gerne.“
 

~TBC~
 

Ich weiß, nicht viel Inhalt, aber es hat Spaß gemacht ^^ Und nächste Woche gibt es ein Wiedersehen mit einem Chara aus FH. Hm, das hatten wir schon lange nicht mehr ^^

cya, cu ^-^

"Der Mann brennt!"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 65/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Und heute das angekündigte Treffen ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Jemma: Nun, ich kann kaum leugnen, ebenfalls ein Fan von Brad zu sein. Schließlich ist ganz RftS ein Beweis dafür. ^^# Lustiger als den letzten Teil finde ich übrigens diesen hier ^^
 

@Kralle: *grins* Na wenn schon nichts passiert, freut es mich zu hören, dass der letzte Teil zumindest gut zu lesen war ^.~
 

~ „Ein Telepath, dieses Mal. Noch sehr jung, gerade mal acht Jahre alt.“ Anders verstummte wieder, graue Augen huschten über das Papier, als der Ältere weiterlas. Ausdruckslosigkeit legte sich über dessen Züge. „Das sieht nicht gut für ihn aus. Der Telepath des Suchteams berichtet, dass Andrés Talent überwiegend noch ruht, aber ab und zu hat er Ausbrüche, die sich von Mal zu Mal steigern.“ ~
 

(Anders zu Brad, Finding Home, Teil 11)
 

Teil 65 „Der Mann brennt!“
 

Brad stand überlegend vor dem Kleiderschrank und musterte dessen Inhalt, während Michael geduldig auf dem Bett saß. Von dem Älteren strahlte deutlich spürbar Amüsement aus, aber davon ließ sich Brad nicht stören.

„In Ordnung, keine Krawatte. Immerhin hast du Freizeit“, kam er schließlich zu einer Entscheidung.

„Wie zuvorkommend von dir.“ Michael lachte. „Und darf ich auf die Weste auch verzichten?“

„Natürlich.“ Nachdem er sich bereits damit abgefunden hatte, den Älteren nicht in einen vollständigen Anzug stecken zu können, war das kein großes Opfer mehr. Er griff nach Hose und einem hellen Hemd, reichte beides an Michael weiter.

„Und was ist mit dir? Willst du dir nichts anderes anziehen?“

Er zog eine Augenbraue hoch. „Was denn? Aus den Sachen aus München bin ich bereits herausgewachsen.“ Das stellte er mit einer gewissen Genugtuung fest.

„Da hast du auch wieder Recht…“ Michael zog sich rasch um, musste zum Schluss noch nach seiner Brieftasche suchen. Auf Rosenkreuz hatte er selten einen Grund, sie mit sich zu führen.

„Hält sich das Wetter eigentlich?“, wollte er dann noch von Brad wissen.

„Ja, es bleibt warm. Auf die Jacken können wir verzichten.“ Damit streckte er den Arm nach Michael aus und hakte einen Finger durch eine der Gürtelschlaufen.

Michael beobachtete das Manöver belustigt, kommentierte es aber nicht.

Brad fragte gar nicht erst, ob er fahren dürfe, es ging schließlich nach Draußen, wo bestimmte Regeln galten und eine Hand fuhr durch seine Haare, bevor er sich wegducken konnte. Nicht, dass er das wollte, dazu hätte er ja Michael loslassen müssen.

Der schenkte ihm einen amüsierten Blick. „Du hast es nicht einfach, was?“

„Wem sagst du das“, ging er darauf ein. „Nur weil sie Draußen ihrem Nachwuchs nicht früher das Autofahren beibringen können, muss ich ewig den Beifahrer spielen.“

„Sieh es als Gelegenheit, dich ein wenig zu entspannen.“

Ein Lächeln spielte um seine Mundwinkel. „Ich werde mir Mühe geben.“

Die Fahrt verlief ohne Zwischenfälle, sie hatten nicht einmal Gegenverkehr, bis sie in eine belebtere Gegend kamen. Wieder brauchte Brad einen Moment, um sich auf diese sehr viel weniger geregelte Welt einzustellen, aber sein Talent kannte inzwischen Schlimmeres und passte sich schnell an. Interessiert verfolgte er die Vorgänge in seinem Kopf, das Potenzial, das sich weiter entfaltete, je mehr Unwägbarkeiten seine Situation bestimmten.

Erst das Öffnen der Beifahrertür brachte ihn in die normale Welt zurück und dann begegnete er auch schon dem Blick eisblauer Augen, die ein Lachen beherbergten. „Bist du wieder da?“, wurde er gefragt, bevor Michael ihm eine Hand reichte und ihm aus dem Wagen half.

Das war natürlich völlig unnötig, aber Brad wehrte ihn trotzdem nicht ab. Er verharrte aber einen Moment an Ort und Stelle, nachdem die Autotür geschlossen worden war, zog so Michaels Aufmerksamkeit auf sich.

„Was ist?“, wollte dieser wissen und das jetzt ohne ein verstecktes Lachen.

„Ist das ein Date?“, fragte er zurück, mit nicht weniger Ernst.

Michael schien kurz sprachlos, zuckte dann etwas hilflos mit den Schultern. „Wenn du es so möchtest…“

Er verstand, was hinter diesen Worten lag. So etwas wie eine Verabredung war in ihrem Fall wohl eher überflüssig. Aber ein Teil von ihm wünschte sich diesen Anschein von Normalität.

Michael lächelte unvermittelt, anscheinend verstand der Ältere in diesem Fall besser als er selbst. Ein Energieschauer lief im nächsten Moment über ihn hinweg, verriet einen ausgeweiteten Einsatz von Michaels Talent, bevor dieser nach seiner Hand griff. Ihre Finger verschränkten sich sofort, als hätten sie einen eigenen Willen und zufrieden setzte sich Brad in Bewegung.

„Wir haben noch etwas Zeit bis zur Vorstellung und da wir ja die Karten nicht mehr kaufen müssen, kannst du dir aussuchen, was wir bis dahin machen.“

Da brauchte er nicht lange zu überlegen. Immerhin war es eine halbe Ewigkeit her, dass er Eis hatte.

Bevor er seinen Wunsch aussprechen konnte, nickte Michael auch schon. „Ein Café also. Sieht so aus, als würde das wirklich ein richtiges Date werden.“ Mit mehr als nur einem Funken Belustigung in den eisblauen Augen.

„Und du bezahlst.“

Dazu hatte Michael nichts zu sagen.

Die Innenstadt war belebt, der sonnige Nachmittag hatte die Leute auf die Straße gelockt. Dementsprechend voll war es auch in den Außenanlagen der Gaststätten, aber Brad hatte nicht nur ein sicheres Auge, sondern auch ein Talent dafür, einen freien Tisch für sie zu finden. Und notfalls hätte Michael seines eingesetzt.

Der tat aber eher das Gegenteil, nachdem sie sich gesetzt hatten. Immerhin war es jetzt nicht mehr notwendig, die Aufmerksamkeit von ihnen abzulenken und die Talentlosen würden früher oder später auf die mentale Energie zu reagieren beginnen. Was Brad prinzipiell nicht stören würde, aber es wäre doch seltsam gewesen, wenn alle Leute um sie herum unter einem plötzlichen Anfall von Kopfschmerzen gelitten hätten.

„Hm, es hätte uns sicher ein paar schiefe Blicke eingebracht“, stimmte ihm der Ältere zu.

Hinter diesen Worten lag etwas, das Brads Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollte, aber er wurde davon abgelenkt, als ihnen die Kellnerin die Karte brachte.

„Möchtest du auch Kuchen oder hat dir der gestern gereicht?“, fragte Michael nach einem ersten Blick auf das Angebot.

„Gereicht? Nicht sehr wahrscheinlich.“ Ein Lächeln glitt über seine Lippen.

Das Lächeln wurde augenblicklich erwidert. „Lass mich raten, du möchtest ein Stück Schokoladentorte. Und danach Schokoeis.“

Braune Augen blitzten durch halb geschlossene Lider zu dem Älteren hinüber. „Machst du dich über mich lustig?“

„Würde mir niemals einfallen.“

Das war etwas, das Brad nicht so recht zu glauben vermochte, aber er ließ es Michael durchgehen. „Du musst auch ein Stück essen“, forderte er ihn stattdessen auf.

Michael stützte die Ellenbogen auf dem Tisch ab und sah ihn verschmitzt über die verschränkten Finger hinweg an. „Hast du irgendwo eine Liste, die du abhakst?“

„Du meinst mit der Überschrift ‚Das perfekte Date‘?“ Ein Grinsen drohte seine Gesichtsmuskeln zu überwältigen, aber er stoppte es, bevor mehr als ein weiteres Lächeln daraus werden konnte. „Hältst du mich für so zwanghaft?“

„Das beantwortete ich lieber nicht“, wurde er aufgezogen, bevor die eisblauen Augen wieder die Karte musterten. „Aber um deine Pläne nicht zu zerstören, werde ich es gerne auf mich nehmen, auch ein Stück Kuchen zu essen.“

„Du bist albern“, stellte Brad mit einem Kopfschütteln fest.

„Muss an deiner Gesellschaft liegen“, kam es schlagfertig zurück, bevor Michael die Kellnerin herbeiwinkte und ihre Bestellung aufgab.

Brad verfolgte den unschuldigen Wortwechsel interessiert, denn auf einer anderen Ebene konnte er spüren, wie Michael sein Talent benutzte. Und in der Folge erhielten sie ihren Kuchen in Rekordzeit.

Die Zeit verging wie im Fluge beim Essen und bald wurde es Zeit, sich auf den Weg ins Kino zu machen. Michael musterte ihn kurz, nachdem dieser bezahlt hatte, stand dann auf, um den Stuhl zurückzuziehen, während Brad ebenfalls aufstand.

„Richtig so?“, wurde ihm ins Ohr geflüstert und Brad war versucht, Michael einfach an sich zu ziehen, um ihn zu küssen. Doch er würde sein Versprechen auch heute nicht brechen. Und so nickte er bloß, bevor er nach Michaels Hand suchte.

„Ist es weit bis zum Kino?“

„Nur zwei Querstraßen. Du wirst den Anfang des Films schon nicht verpassen“, erwiderte der Ältere amüsiert. „Weißt du eigentlich, wovon er handelt?“

„Mm.. Bei einem Drogendeal gibt es einige Tote und einer der beiden Überlebenden erzählt beim Verhör die ganze Geschichte. Langsam kristallisiert sich heraus, dass so etwas wie ein kriminelles Superhirn alle Fäden in der Hand hält. Und es soll ein überraschendes Ende geben.“

„Kennst du es etwa schon?“

„Vielleicht“, gab er zurück. „Aber Manja hat mir verboten, es dir vorher zu verraten.“

Michael antwortete etwas darauf, aber das bekam Brad nicht mit, weil ihn die Bilder ablenkten, die durch seinen Verstand blitzten. Er ließ Michaels Hand los und erlaubte seinem Körper, unmittelbar auf das neue Wissen zu reagieren. Ein paar schnelle Schritte trugen ihn über die Straße, während ein Auto auf ihn zuraste und dann hatte er den Jungen, den er eben hatte sterben sehen, rollte sich ihn festhaltend ab. Seine Schulter protestierte unter ihrer beider Gewicht, aber es war keine ernsthafte Verletzung. Er war wieder auf den Beinen, bevor die Passanten überhaupt richtig registrieren konnten, was passiert war. Doch die quietschenden Bremsen rissen alle aus ihrer Erstarrung heraus.

Ein bisschen zu spät… Sarkasmus färbte diesen Gedanken, denn Brad wusste schließlich zu genau, was ohne sein Eingreifen passiert wäre. Er ignorierte den Ruf, der von der besorgten Mutter kommen musste und konzentrierte sich auf den Jungen vor sich. Aufgeweckte blaue Augen erwiderten seinen Blick.

„Das war toll!“, wurde ihm als erstes mitgeteilt.

Seine Mundwinkel zuckten. „Das freut mich für dich. Kannst du mir auch deinen Namen verraten?“

„André!“, klang es von hinter ihm atemlos auf.

„Das bin ich“, strahlte ihn der Junge an. „Ich bin vier Jahre alt.“ Die stolzen Worte wurden von der entsprechenden Zahl ausgestreckter Finger begleitet.

„Dann solltest du eigentlich wissen, dass du nicht einfach auf die Straße rennen darfst, hm?“ Das kam von Michael, der zu ihm aufgeschlossen hatte. Seine Stimme hatte harte Ecken und Kanten, doch der Ältere sagte nichts weiter, sondern wandte sich nach diesen Worten der Frau zu, die kurz vor einer Panikattacke zu stehen schien. „Es geht ihm gut, Sie müssen sich keine Sorgen machen.“

André hatte sich umgedreht, als er Michaels Stimme hörte und starrte ihn mit offenem Mund an. „Du leuchtest.“

In diesem Moment schien sich Andrés Mutter endlich gefangen zu haben, packte den Jungen und umarmte ihn. „Mach das nie wieder, hörst du? Du wirst immer brav an meiner Seite bleiben und nicht einfach davonlaufen.“

Der Junge nickte artig, verdrehte aber gleichzeitig den Hals, um weiter Michael ansehen zu können. Ein Arm wurde ausgestreckt und deutete auf den Älteren, was Brad mit einer Mischung aus Belustigung und Überraschung beobachtete. „Mama, der Mann brennt!“

„Man zeigt nicht auf andere Leute!“, wurde André gleich darauf ermahnt, bevor sich die Frau an Michael wandte. „Verzeihen Sie ihm bitte, er ist manchmal…“ Hier versandeten ihre Worte, als wüsste sie nicht weiter. Sie setzte neu an, diesmal an Brad gerichtet, der die Verwirrung über die Aussage des Jungens rasch in den Hintergrund schob. „Vielen Dank für deine Hilfe. Man sollte diesen verantwortungslosen Fahrer ins Gefängnis stecken, aber der ist jetzt sicher schon über alle Berge.“ Das kam bitter heraus.

Und tatsächlich war das Auto nicht mehr zu sehen, anscheinend hatte der Fahrer die Gunst der Stunde genutzt, um sich abzusetzen.

Ein sehr schmales Lächeln umspielte Brads Lippen. „Ich habe das Kennzeichen gesehen.“ Zwar nur in seiner Vision, wo es kein so einfaches Verschwinden gegeben hatte, aber das musste er ja niemandem auf die Nase binden.

Von Michael kommend wand sich ein Strang von Amüsement zu ihm, unter dem etwas anderes vibrierte. Etwas, das Brad nicht wirklich entziffern konnte.

„Wir sollten die Polizei rufen“, tat einer der Passanten seine Meinung kund und Brad musste eine Grimasse zurückhalten, als ihm aufging, wie viel Publikum sie inzwischen angesammelt hatten.

Ja, er hatte dem Jungen helfen wollen, aber dafür wollte er nicht seinen Kinobesuch aufgeben müssen. Michael sah ihm mit einem unlesbaren Gesichtsausdruck an, bevor dieser eine Visitenkarte aus seiner Brieftasche zog, Brad das Kennzeichen mit einem schnell ausgeliehenen Stift aufschreiben ließ und sie an Andrés Mutter weiterreichte.

„Sie erreichen mich in der Schule, falls es Fragen geben sollte.“

Das brachte ihm einen scharfen Blick von ihr ein und die Aussage schien auch für die restlichen Zuschauer eine Botschaft zu übermitteln, denn sie zerstreuten sich überraschend schnell. Nicht aus Furcht, sondern weil das der Gang der Dinge zu sein schien.

Andrés Mutter schien innerlich etwas abzuschütteln und schenkte Michael ein zögerliches Lächeln. „Danke sehr.“ Damit wurde Andrés Hand fest umfasst. „Wir müssen jetzt gehen.“

„Natürlich“, nickte Michael, aber André war von der Idee weniger angetan.

„Aber ich will nicht“, kam es störrisch von dem Jungen. „Ich will mir das Feuer ansehen!“

„Hör auf so einen Unsinn zu reden, hier ist kein Feuer.“

„Doch.“ Jetzt stapfte André mit einem Fuß auf. „Er hat blaues Feuer.“ Und wieder wurde auf Michael gezeigt, in dessen Augen Interesse aufblitzte.

Der Ältere ging vor dem Kind in die Hocke, dessen Hand für diesen Moment von der Mutter freigegeben wurde, und Brad konnte spüren, wie sich Michaels Talent ausstreckte, nach Kontakt mit André suchte.

Der lachte und klatschte erfreut in die Hände, bevor er sie bewundernd ansah. „Kann ich es behalten?“

Ein unfreiwilliges Lächeln zeigte sich um Michaels Mundwinkel herum. „Ich glaube nicht, dass das gehen wird.“

André zog einen Flunsch. „Aber es ist hübsch.“

Michael schien gar nicht darauf zu hören, musterte den Jungen nur intensiv, bevor die eisblauen Augen nach der Mutter suchten.

Nur für Brad und vielleicht den kleinen Jungen offensichtlich wurde sie gescannt und er wusste genau, wonach Michael Ausschau hielt – und was er nicht fand.

„Wie lautet der Name seines Vaters?“, wurde nur der Höflichkeit halber gefragt, immerhin hätte sich der Telepath diese Information problemlos aus ihrem Kopf holen können.

Sie umfasste in einem Reflex Andrés Schultern, der wieder damit beschäftigt war, seine scheinbar leeren Hände zu betrachten und das gar nicht zu registrieren schien. „Er ist tot“, kam eine stumpfe Antwort.

„Sein Name“, wiederholte Michael, freundlich, aber mit Nachdruck.

Und sie gab nach.

Brad sagte der Name gar nichts, anders als Michael offenbar, dessen Augen sich kurz verengten. Doch der Ältere sagte nichts weiter dazu.

„Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Sonntag, Frau Schubert“, verabschiedete sich Michael stattdessen.

Sie schien geradezu die Flucht zu ergreifen.
 

~TBC~
 

Es wird zwar noch eine Weile dauern, aber André ist nicht zum letzten Mal aufgetaucht ^^

cya, cu ^-^
 

Dramatis Personae
 

André Schubert

Telepath

Finding Home Teil 12 (Schüler im Heim)

"Man sollte meinen, dass die Kinder wenigstens dort sicher sind"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 66/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Michael ist über Brads Rettungseinsatz nicht so glücklich… ^^#

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Jemma: Ähm… es ist wieder eines von diesen Kapiteln, in denen Michael nicht so souverän ist wie normalerweise. ^^°
 

@Kralle: Hast du gesehen, die ASP-DVD ist jetzt draußen ^^ Bin aber noch nicht dazu gekommen, sie zu kaufen…
 

Teil 66 „Man sollte meinen, dass die Kinder wenigstens dort sicher sind“
 

Brad sah ihr nach, bevor er sich zu Michael umwandte. „Was hatte das zu bedeu-?“

Ihn stoppte erst der Blick des Älteren, dann die beiden Hände, die sein Gesicht etwas unsanft umfassten. „Was sollte dieser Stunt?“, fragte Michael scharf.

Braune Augen weiteten sich, als Energie scharf gegen seine Schilde anbrandete und endlich konnte er das Gefühl identifizieren, das vorhin Michaels Worte unterlegt hatte. Der Ältere war tatsächlich wütend und die damit verwobene Besorgnis machte die Emotion nur umso rauer. Er runzelte die Stirn, verständnislos. „Du hast es doch gesehen. Er ist einer von uns.“

„In erster Linie ist er ein kleines Kind, das noch keinerlei Wert für uns hat.“ Michael ließ ihn abrupt los und trotzdem glaubte Brad immer noch den zu festen Griff zu spüren. „Er war es nicht wert, sich für ihn in Gefahr zu begeben.“

„Ich war nicht in Gefahr“, gab er zurück, beinahe trotzig. Er schaffte es gerade so, nicht die Arme vor der Brust zu verschränken.

Eis schien in Michaels Augen zu glitzern. „Dein Talent muss nicht immer Recht behalten, das weißt du.“

„Auf diese kurze zeitliche Distanz tut es das aber“, gab er nicht weniger kühl zurück. Was war hier eigentlich los, warum stritten sie sich? Wieder streifte ihn Energie wie ein Reibeisen, aufgewühlt und ungezügelt. Sie schien sich um ihn zu wickeln, ihn festzuhalten, als stünde ein bewusster Wille dahinter. Und dann verstand er endlich. Brad schloss für einen Moment die Augen, atmete tief durch. „Mir konnte wirklich nichts passieren“, versicherte er Michael dann, diesmal ohne jede Schärfe. Ein leichtes Lächeln trat auf seine Lippen und als nächstes stand er genau vor dem Älteren, umarmte ihn. Wie hätte er auch erwarten können, dass Michael sich solche Sorgen um ihn machen würde. Sein Training war an manchen Tagen gefährlicher als das hier.

Der Andere versteifte sich kurz, bevor die Umarmung erwidert wurde. Michaels Talent zog sich zurück und ein dumpfes Lachen in schwarze Haare hinein verriet ihm, dass der Ältere sich wieder gefangen hatte. Und so störte ihn auch nicht, dass die um ihn geschlungenen Arme seine Rippen zusammendrückten und ihm das Atmen schwer machten.

„Ich war ein wenig irrational, hm?“, murmelte Michael in sein Ohr.

„Ein wenig, ja“, gab er zurück, während er das Gesicht aus Michaels Hemd löste.

Der lockerte die Umarmung ein bisschen und gleich darauf trafen Lippen hart auf seine. Das Atmen wurde aus einem ganz anderen aber umso angenehmeren Grund schwierig und Brad lächelte in den Kuss hinein, bevor sie sich trennen mussten.

„Trotzdem, versuche solche Dummheiten künftig zu unterlassen. Ob du es glaubst oder nicht, das Training auf Rosenkreuz findet in einer kontrollierten Umgebung statt, die deswegen um einiges sicherer ist.“

Den Punkt hatte Brad noch gar nicht berücksichtigt und so nickte er lediglich, auch wenn er immer noch der Meinung war, dass ihm keine Gefahr gedroht hatte. „Gehen wir jetzt?“, fragte er dann. „Sonst fängt der Film doch noch ohne uns an.“

Michael lächelte. „Ja, gehen wir.“

Bevor sie den abgedunkelten Saal betraten, löste Brad noch sein Versprechen ein und kaufte ein paar Süßigkeiten für Alexander und Stephan, für sich selbst gab es eine Tüte Popcorn. Und da Michael ihn später auf den Schoß zog, war es auch ganz einfach, das Popcorn zwischen ihnen zu teilen.

Brad konnte sich im Nachhinein nicht ganz entscheiden, was ihm besser gefallen hatte. Der Film, der wirklich einige interessante Wendungen bereitgehalten hatte, oder die Wärme von Michaels Hand an seiner Taille und das gleichmäßige Heben und Senken von dessen Brust, das sich auf ihn übertrug.

„Und, bist du nicht froh, dass ich dir das Ende nicht verraten habe?“, fragte er, als sie das Kino verließen.

Eisblaue Augen sahen ihn amüsiert an. „Zugegeben, das bin ich. Aber war es für dich nicht langweilig?“

Er schüttelte stumm den Kopf, überlegte, wie er es Michael verständlich machen konnte. „Es ist ein Unterschied, ob ich das Ende an sich kenne oder ob ich sehe, wie der ganze Film sich entwickelt.“

„Hm… ich denke, das verstehe ich. Ein wenig wie der Unterschied, wenn dir jemand den Geschmack von Schokoladeneis beschreibt und wenn du selbst es isst.“

Brad konnte und wollte das Lachen nicht zurückhalten, das bei diesen Worten aus ihm herausbrach. „Das hatte jetzt ja kommen müssen. Du tust so, als hätte ich nichts anderes im Kopf.“ Er brachte seine Miene unter Kontrolle. „Aber es ist ein guter Vergleich.“ Denn so war es tatsächlich. Eine Vision konnte ihm zwar ein bestimmtes Wissen vermitteln, doch einem Vergleich mit der Realität konnte sie selten standhalten.

Eine Hand wollte durch seine Haare wuscheln, doch dieses Mal duckte er sich rechtzeitig weg, bevor er nach der suchenden Hand griff und sie fest umschloss.

„Da wir jetzt nicht mehr unter Zeitdruck stehen, kannst du mir endlich ein paar Fragen beantworten, nicht wahr?“

„Kann ich das?“, gab Michael in neutralem Tonfall zurück und die eisblauen Augen ruhten für einen Moment überlegend auf ihm. „Ganz so einfach ist das nicht.“

Er kam gar nicht auf die Idee zu widersprechen, denn ein bestimmter Unterton machte ihm klar, dass Michael nicht widerspenstig war, sondern dass dieser ihm nichts erzählen durfte. „Du wirst es versuchen?“

Immer noch dieser überlegende Blick, bevor Michael langsam nickte. „Ja, das werde ich.“
 

******
 

Als sie Rosenkreuz erreichten, war es beinahe zu spät, um Brad noch zu seinen Freunden schicken. Aber noch hatte die Ausgangssperre nicht begonnen und selbst wenn der Junge sich verspäten sollte, würde er keine Schwierigkeiten haben, um die patrouillierenden Instruktoren herum zu ihrem Quartier zurückzufinden.

Brad folgte seinem Vorschlag widerspruchslos, ihm wurde nur ein langer Blick zugeworfen, bevor der Jüngere um die Ecke bog.

Michael selbst stand für ein paar Atemzüge einfach nur da und seine Hände ballten sich von ganz allein zu Fäusten, während seine Gesichtszüge ausdruckslos wurden. Aber dieser Moment war schnell vorbei und lange Schritte trugen ihn in sein Büro. Er hatte noch einen Bericht zu schreiben und das war etwas, das er nicht auf den nächsten Tag verschieben konnte. Oder wollte.

Als er fertig war, fühlte er sich immer noch unruhig und seine Stirn legte sich kurz in Falten, bevor er seine Züge dazu zwang, sich zu glätten. Michael schickte sein Talent nicht aus, um nach dem schwarzen Loch zu suchen, um diese Zeit gab es nur eine Möglichkeit, wo er ihn finden würde. Weswegen es keine Bürotür war, an die er wenig später klopfte.

„Herein“, klang eine überraschte Stimme von drinnen auf und Michael folgte der Einladung nach nur einem minimalen Zögern.

„Michael?“ Sein Vater saß auf der Couch, legte jetzt die Zeitung aus der Hand und deutete auf den freien Sessel. „Wie war euer Kinobesuch?“ Belustigung stand bei dieser Frage in blauen Augen, doch sie verschwand schnell, als er sich lediglich setzte und stumm blieb.

Eine Hand umfasste weiterhin die Mappe, die seinen Bericht enthielt, die andere strich etwas fahrig durch sandblonde Haare.

„Michael?“ Diesmal mit einer völlig anderen Betonung. Sein Vater lehnte sich vor und musterte ihn intensiv, bevor für einen Sekundenbruchteil ein Ausdruck tiefer Konzentration auf dessen Gesicht trat.

Prompt tauchte sein Vater auf Michaels mentalem Radar auf, doch auf der sehr physischen Ebene zuckte der Ältere beinahe zurück. Aber eben nur beinahe und Michael schien nur einmal zu zwinkern, da war sein Vater auch schon direkt vor ihm und griff nach seiner Hand. Wieder Konzentration, bevor ihn das Talent des Zeros dieses Mal mit einschloss und in absolute Stille tauchte.

„Lass es los“, wurde er leise aufgefordert. „Es ist jetzt sicher.“

Es fühlte sich an, als könnte er endlich ausatmen, als er seine Schilde fallen ließ und sein Talent herausbrach, das bis dahin eng dahinter gezügelt worden war. Danach erst wurde ihm die Wärme bewusst, die von der Hand ausging, die seine eigene hielt und dann begegnete er dem besorgten Blick seines Vaters.

Ihm gingen Brads Worte durch den Kopf und es stimmte, es war die beste Entscheidung, die sein Vater damals hatte treffen können und trotzdem hatte sie nicht weniger wehgetan. Aber… sollte er das nicht endlich hinter sich lassen können? Die Mappe entglitt seiner anderen Hand, als sein Körper scheinbar die Entscheidung vor seinem Verstand traf. Er rutschte aus dem Sessel und trotz aller Überraschung zögerte sein Vater für keine Sekunde ihn zu umarmen.

Er fühlte sich in diesem Moment, als wäre er wieder ein kleines Kind, aber das war nicht weiter schlimm, es fühlte sich gut an. Genauso wie die Tatsache, dass er gerade keinerlei Schilde benötigte und trotzdem Stille in seinem Kopf herrschte. Eine Hand lag in absoluter Vertrautheit in seinem Nacken, beruhigte ihn, ohne dass sein Vater irgendetwas tun musste. Und er entspannte sich zum ersten Mal seit dem Vorfall am Nachmittag.

„Ist mit Brad etwas passiert?“, wurde schließlich die Stille zwischen ihnen gebrochen, als sein Vater diese Veränderung spürte.

„Nein“, schüttelte er den Kopf, ohne ihn zu heben. „Ja.“ Aber auch das war nicht richtig. „Nicht wirklich…“, beließ Michael es schließlich bei einer ungenauen Antwort.

Sein Vater lachte nicht darüber, wartete einfach nur stumm ab und das schien die nächsten Worte regelrecht aus ihm herauszuziehen.

„Es sah aus, als würde er geradewegs vor das Auto rennen. Mit voller Absicht.“ Und obwohl ein Teil von ihm gewusst hatte, wie lächerlich das war, hatte es sich doch angefühlt, als würde sein Herz in diesem Moment stehenbleiben.

„Ah…“ Die Umarmung verstärkte sich kurz. „Kein Wunder, dass dein Talent sich so harsch anfühlte.“ Dann griff sein Vater nach der Mappe, ohne ihn loszulassen, las seinen Bericht. Selbst als er fertig war, herrschte noch für eine Weile Stille, bevor ein kaum wahrnehmbares Lachen durch den Körper des anderen Mannes lief. „Er macht es dir manchmal wirklich nicht leicht, hm?“

Michael konnte der Situation nicht besonders viel Humor abgewinnen, aber beinahe unfreiwillig musste er trotzdem lächeln. Ganz einfach, weil sein Vater Recht hatte.

„Komm“, wurde ihm als nächstes auf die Beine geholfen und gleich darauf hatten sie es auf der Couch um einiges bequemer.

Sein Vater unterzog ihn einer erneuten Musterung. „Hast du dein Talent wieder unter Kontrolle?“

Er baute für einen Moment seine Schilde auf, testete, wie willig sich die Energie zähmen ließ. Und sie gehorchte mit gewohnter Fügsamkeit. Dennoch ließ er ihr gleich darauf wieder freien Lauf, da er die Schilde dank seines Vaters weiterhin nicht benötigte. „Ja, habe ich“, bestätigte er danach.

„Gut. Es sollte dir eigentlich nicht mehr passieren, dass deine Emotionen deine Kontrolle so sehr beeinflussen. In diesem Punkt hat Dr. Stephenson wohl Recht behalten.“

„Es war nur einmaliger Vorfall.“

„Vielleicht. Ihr kommt euch immer noch näher. Unterschätze das nicht.“

„Ich werde mich darauf einstellen“, versprach er leise. Und im Geheimen fragte er sich, wie viel sein Vater eigentlich wusste.

Der zeigte jetzt ein schmales Lächeln. „Auch wenn du mir die meiste Zeit aus dem Weg gehst, kenne ich dich sehr gut. Aber ich werde mich nicht in dein Privatleben einmischen, solange Rosenkreuz‘ Interessen nicht darunter leiden.“

Er wusste anscheinend mehr, als Michael bisher klar gewesen war. Vielleicht hatte er einmal zu häufig gefragt, wann Frau Kingston herkommen würde. Und mit leichter Überraschung stellte Michael fest, dass es ihn nicht störte. Diese Erkenntnis ging mit einer unbewussten Bewegung einher, mit der er sich gegen seinen Vater lehnte.

„Ihr seid also auf Schuberts Sohn getroffen?“, wurde ein anderes Thema angeschnitten, worüber er nicht unglücklich war.

„Ja. Und ohne Brad würden wir kaum die Gelegenheit haben, ihn später bei uns begrüßen zu dürfen.“

Ein Seufzen antwortete darauf. „Man sollte meinen, dass die Kinder wenigstens dort sicher sind, aber alle Unwägbarkeiten können wir einfach nicht ausschalten. Und wenn André das Potenzial hat, so stark wie sein Vater zu werden, wäre sein Verlust schmerzhaft gewesen.“

„Er hat es zweifellos. Er konnte mein Talent sehen.“ Anders als Brad war ihm sofort klar gewesen, was André gemeint hatte. „Ich will hoffen, dass er es bis nach Rosenkreuz schafft.“

Er spürte den Blick, der ihn daraufhin traf, auch wenn er ihn nicht sah. „Es würde dir die Arbeit ersparen, nach einem Nachfolger zu suchen…“

„Ja, das auch“, gab er zu. Zum Glück würde niemand von ihm verlangen, einen zu zeugen, blieb unausgesprochen.

Und trotzdem schien sein Vater auch das mitzubekommen. Eine Hand rieb über seinen Nacken. „Sie… Es ist nicht, weil sie wusste, dass sie ihren Platz eines Tages vielleicht für dich aufgeben muss.“ Eine kurze Pause. „Nicht nur“, folgte dann eine Einschränkung.

Was es irgendwie nur noch schlimmer machte. Seine Kehle schnürte sich zusammen und die nächsten Worte klangen gepresst. „Du meinst, sie hat noch mehr Gründe, mich so zu hassen?“

„Sie glaubt es. Aber wie sind wir eigentlich bei diesem Thema gelandet? Du bist doch sicher noch aus einen anderen Grund hergekommen, oder? Den Bericht hättest du mir auch morgen bringen können.“

Offensichtlich mieden sie beide gerne den Gedanken an Frau Kernen.

„Brad ist neugierig“, meinte er nur.

„Das ist verständlich.“

„Er ist ein Schüler. Er hat nicht die benötigte Freigabe.“

Sein Vater lachte und zur Abwechslung war Michael es, dem durch die Haare gewuschelt wurde. „Er sollte auch nicht die benötigte Freigabe haben, um dir beim Japan-Büro zu helfen. Oder auch nur bei den Heimkindern.“

Ein echtes Lächeln zog an seinen Mundwinkeln. „Brad wird sie also bekommen?“

„Ja. Ich werde es heute noch unterzeichnen.“

„Danke sehr.“
 

~TBC~
 

Hm, ich weiß, dass Michael ziemlich emotional reagiert hat. Aber Brad wird immer die Stelle sein, an der er angreifbar ist…

cya, cu ^-^

"Es gab jemanden, der die Konkurrenz wohl mehr gefürchtet hat"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 67/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Ein paar neue Infos ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Jemma: Mir ging es ganz genauso *zugeb* Ich hatte diese Reaktion ganz sicher nicht geplant, sie schrieb sich von alleine und danach wusste ich nicht, wie ich es anders schreiben sollte. Aber dann wurde mir bewusst, warum die Reaktion so stark war und ich wollte es auch nicht mehr ändern. Denk einfach daran zurück, was bei Thomas‘ Tod passiert ist: Michael war damals in Thomas‘ Kopf und hier wäre es ähnlich gewesen. Und ein Teil von Michael weiß sehr genau, dass das nicht gut wäre.
 

@Kralle: Es hat ja auch lange genug gedauert. Und ich glaube ohne Brads Vorarbeit wäre Michael in dieser Situation nicht zu seinem Vater gegangen…

Du hast die DVD schon? *neidisch guck* Ich bin ja grad am Überlegen, ob ich mir die PS3 und nen HD-fähigen Fernseher zulege und dann könnte ich mir die Blu-Ray Version kaufe. Also muss ich abwarten, bis ich mich durchgerungen habe, das Geld auf den Tisch zu legen - oder eben nicht. ^^#
 

~ „Sein Vater scheint auch ein Telepath gewesen sein, wenn auch nur latent. Sie konnten es nicht mit Sicherheit feststellen, vermuten aber, dass ihn sein Talent umgebracht hat.“ ~
 

(Anders über Andrés Vater, Finding Home, Teil 11)
 

Teil 67 „Es gab jemanden, der die Konkurrenz wohl mehr gefürchtet hat“
 

Brad wartete im Wohnzimmer auf ihn, als er zurückkehrte und die braunen Augen umfingen sofort seine Gestalt. „Wie war es bei deinem Vater?“, wurde er als nächstes gefragt.

Michael ließ sich neben dem Jungen auf die Couch sinken. „Du weißt, dass ich dort war?“

Eine Augenbraue wanderte in die Höhe. „Ich hatte es gesehen. Aber selbst wenn nicht, wäre die plötzliche Totenstille von deiner Seite ein nicht zu übersehender Hinweis gewesen.“

Ein selbstironisches Lächeln zog an seinen Mundwinkeln. „Natürlich.“ Normalerweise kam so etwas nicht vor, aber in diesem Fall hatte er Brads Gegenwart völlig vergessen. „Er hat mir geholfen, mein Talent zu beruhigen.“

Die braunen Augen verengten sich kurz. „Ja, mir ist aufgefallen, dass es mich nicht mehr zu erdrücken versucht vor lauter Eifer, in meiner Nähe zu sein.“

Oh, so etwas sollte wirklich nicht passieren. Und natürlich hatte er davon nichts mitbekommen… Er streckte unwillkürlich eine Hand aus, die von dem Jüngeren ergriffen wurde und gleich darauf fühlte er die entsprechende Erinnerung, als hätte er es selbst erlebt. Aber ihm fiel auch noch etwas anderes auf. Ohne zu fragen zog er Brad näher an sich heran und dann den Kragen von dessen T-Shirt zur Seite. „Warum hast du nichts gesagt?“

„Es ist nur eine Prellung. Das geht von allein wieder weg.“

Er musste davon ausgehen, dass Brad in diesem Fall nicht nur riet, sondern es wirklich wusste, dennoch war er mit dessen Entscheidung nicht einverstanden. „Es ist aber völlig unnötig. Du hast dir die Verletzung schließlich nicht durch eigenes Verschulden zugezogen.“ Damit stand er auf und sah Brad abwartend an.

Der für einen Moment einfach nur entgeistert zurückstarrte. „Und ich dachte, du hättest dich beruhigt“, wurde schließlich festgestellt und Brads Mundwinkel zuckten beinahe unfreiwillig. „Wirst du mir danach wenigstens mehr erzählen?“

Er umarmte Brad, kaum dass dieser auf die Beine gekommen war, einfach, weil ihm danach war. „Ja. Mein Vater hat dir die benötigte Freigabe erteilt.“

„Ah, das war also das Problem.“ Brads flache Hand drückte gegen seinen Bauch und schob ihn ein Stück zurück, so dass sich ihre Blicke begegnen konnten. „Die Sache scheint ja interessanter als erwartet zu werden. Gut, dafür nehme ich auch einen Besuch bei Dr. Stephenson in Kauf.“ Ein Lächeln, das einem Grinsen nahekam, begleitete diese Worte.

Michael zupfte an einer schwarzen Strähne. „William wird sich freuen.“

Auf der Krankenstation trafen sie tatsächlich den Amerikaner an, worüber Brad bestimmt nicht böse war. Und vielleicht hatte der Junge auch nur deshalb so schnell eingewilligt. Das brachte ihn auf einen ganz anderen Gedanken und er hielt inne, bevor sie dem Arzt ins Behandlungszimmer folgen konnten. „Sag mal, warum kennst du eigentlich noch nicht den Inhalt unseres Gespräches?“

Brad zuckte mit den Schultern, ohne von der Prellung beeinträchtigt zu werden. „Wenn es um Informationen geht, die der andere nur unter ganz bestimmten Umständen teilen würde, sehe ich Unterhaltungen nur mit geringer zeitlicher Distanz voraus. Und wenn eine ausreichende Wahrscheinlichkeit besteht, dass die entsprechenden Umstände auch eintreten.“ Der Ernst, mit dem diese Erklärung vorgebracht wurde, wich Belustigung, als der Junge fortfuhr und die folgenden Worte wurden von einem Funkeln in den braunen Augen begleitet. „Normalerweise weiß ich aber genug, um beim Gespräch problemlos die Oberhand behalten zu können.“

Was Michael aus eigener Erfahrung kannte. Er schüttelte lächelnd den Kopf, bevor seine Hand Brads Nacken fand und ihn durch die Tür schob.

William hatte geduldig auf sie gewartet, deutete Brad auf dem Hocker Platz zu nehmen, auf dem auch schon Michael bei anderer Gelegenheit gesessen hatte. Die Dunkelheit, die sekundenlang in braunen Augen stand, verriet ihm, dass Brad gerade der gleichen Erinnerung nachhing. Weswegen er froh war, als sein Freund das Wort ergriff und den Jungen so ablenkte.

„Was hast du denn dieses Mal angestellt, Brad?“

„Nichts weiter. Michael hat heute bloß beschlossen, mich wie ein Baby zu behandeln.“

Das wollte er natürlich nicht auf sich sitzen lassen. „Brad hat heute ausprobiert, wer schneller ist. Er selbst oder der Fahrer eines Sportwagens. Zum Glück hat er gewonnen und nur seine Schulter musste die Konsequenzen des Ausweichmanövers tragen.“

William war zunächst einmal sprachlos, erholte sich aber recht schnell. „Ich hoffe, du hattest wenigstens einen guten Grund“, wurde Brad dann gemustert.

„Natürlich. Ich habe ein Talent in Sicherheit gebracht, das eindeutig langsamer gewesen wäre als der Wagen.“

„Die Sache wird allmählich verständlicher.“ William half Brad dabei, sein T-Shirt auszuziehen. „Natürlich kann es nur dir passieren, dass du an deinem freien Nachmittag den Helden spielst.“

Sein Lachen kam nicht weiter als bis zu seiner Kehle, während Brad das Gesicht verzog. Was ihm als nächstes einen scharfen Blick einbrachte. Doch Michael störte sich nicht weiter daran, sondern trat neben den Arzt. „Mit seinem Heldentum hat er es sich auf jeden Fall verdient, dass seine Schulter sofort geheilt wird.“

Williams Hände lagen bereits auf der verfärbten Haut. „Wo du Recht hast, hast du Recht.“

Über ihre Verbindung spürte er die Wärme, die den dumpfen Schmerz in Brads Schulter nach und nach ausradierte. Eine bis dahin unbewusste Anspannung fiel gleichzeitig von ihm ab, was ihm wieder einen Blick von Brad einbrachte, der dieses Mal allerdings eher überlegend ausfiel.

„So, das hätten wir“, meinte William, lächelte ihn dann an. „Einmal Brad, so gut wie neu.“

„Danke sehr.“

Der Junge hatte sich sofort wieder angezogen, griff jetzt ungeduldig nach seiner Hand. Brad wollte mal wieder die Anwesenheit des Arztes so schnell wie möglich verlassen, was diesem auch auffiel.

„Dann will ich euch nicht weiter aufhalten. Sollte es noch Nachwirkungen geben, komm einfach vorbei, ja?“

Brad nickte zwar, aber seine Worte trugen eine ganz andere Botschaft. „Die wird es nicht geben. Gute Nacht, Dr. Stephenson.“

„William“, verabschiedete er selbst sich, als Brad sich schon abgewandt hatte und bekam so als einziger etwas von dem nachsichtigen Lächeln mit, mit dem der Andere Brad nachsah.

Sobald sie die Krankenstation verlassen hatten, begann Brad ihn in Richtung Quartier zu ziehen.

„Hast du es so eilig?“, fragte er, unwillkürlich amüsiert.

„Es ist spät“, wurde ihm mitgeteilt. „Das Bett wartet.“

„So spät ist es nun auch wieder nicht“, warf Michael ein. „Und was ist eigentlich aus deinen Fragen geworden, hm?“

Wieder ein nachdenklicher Blick und langsam bekam er das dumme Gefühl, dass sich Brad Sorgen um ihn machte. „Du kannst mir auch im Bett mehr erzählen.“

„Das kann ich wohl tatsächlich…“
 

Es war noch nicht einmal dunkel, als er das Schlafzimmer betrat, von draußen drang noch dämmriges Licht herein. Weswegen es Michael nicht schwerfiel, den erwartungsvollen Blick zu erkennen, der ihn empfing.

Brad hatte sich im Schneidersitz auf dem Bett niedergelassen und klopfte jetzt mit der flachen Hand neben sich.

„Was denn? Mein rechter, rechter Platz ist leer?“

Von Brad kam nur Verwirrung und er musste ein Seufzen verbergen. „Nur ein Kinderspiel“, erklärte er dann.

Und der Jüngere lächelte verschmitzt. „Nun, er ist tatsächlich leer. Also her mit dir.“

„Darf ich mich wenigstens noch umziehen?“, warf er ein, kannte die Antwort aber schon, bevor Brad den Kopf schüttelte.

„Es ist warm genug, du brauchst keinen Schlafanzug“, wurde ihm auch prompt mitgeteilt. Und tatsächlich war Brad nur mit seinen Shorts bekleidet.

Da jeder Widerspruch sinnlos gewesen wäre, setzte sich Michael zu dem Jüngeren, der die Chance nutzte, sein Hemd aufzuknöpfen, um es ihm dann über die Schultern zu streifen. Gleich darauf schlangen sich zwei Arme um ihn und der Schwung war genug, dass er nach hinten sank.

„Manchmal ist das kaum auszuhalten“, wurde gegen seine Schulter gesprochen, leise. Und da sich Brad eng an ihn presste, wusste Michael ganz genau, wovon der Jüngere sprach.

„Mein Angebot steht, du weißt das“, gab er ebenso leise zurück, strich über den bloßen Rücken.

Doch Brad stellte sich weiterhin stur, als hätte er nicht bereits dieses eine Mal nachgegeben. Anscheinend hatte das Brad in seiner Meinung vielmehr bestärkt. „Erst müssen deine Schilde weg.“ Der Jüngere stützte sich hoch und sah ihm in die Augen, ein nicht ganz echtes Lächeln kurvte dessen Mundwinkel. „Falls Frau Kingston sich zu viel Zeit lässt, werde ich über meine Einstellung vielleicht noch einmal nachdenken, aber nicht früher.“

„Hm“, brummte er dazu nur, verfolgte dann die Hände, die seine Hose aufknöpften.

Schließlich hatte er genauso viel oder auch wenig wie der Junge an und Brad legte sich fast zufrieden neben ihn.

„Was war mit den Leuten in der Stadt los? Kaum dass du erwähnt hast, dass du von Rosenkreuz bist, waren wir plötzlich so ziemlich allein.“ Anscheinend wollte Brad endlich seine Antworten haben.

Er verschränkte die Arme unterm Kopf, betrachtete sinnend die Decke über sich. „Du musst wissen, dass die Stadt im Prinzip uns gehört. Alle wichtigen Posten sind von unseren Leuten besetzt. Die Einwohner wissen nicht unbedingt, wer genau wir sind. Aber sie wissen sehr genau, dass sie sich nicht in unsere Angelegenheiten mischen sollten. Was mit Rosenkreuz zusammenhängt, ist Sache von Rosenkreuz. So ist das nun mal…“

„Hm…“ Brad klang unbeeindruckt. „Eine Art Sicherheitspuffer also.“

„Ja, das auch. Und alle unsere Angestellten wohnen dort. Genauso wie die Familien von Talenten. Wir werden zwar selten sesshaft, aber wenn es geschieht, wirst du sie garantiert dort finden.“

Der Jüngere stützte sich auf einem Ellenbogen hoch. „So wie die Schuberts?“

Michael lächelte unwillkürlich, als er den Kopf zur Seite wandte, um Brads Blick zu begegnen. „Gute Schlussfolgerung. Frank Schubert war zwei Jahre älter als ich. Einer der besten Telepathen unter den Schülern. Niemand war sich sicher, wer von uns mehr Potenzial hatte.“ Ein Schulterzucken wurde an diese Worte angefügt.

„Er war wirklich so gut?“

„Kannst du das nicht glauben?“ Er lachte auf. „Dabei war Frank sogar ein Spätankömmling. Erst mit fünfzehn war er nach Rosenkreuz gebracht worden. Nach einem Unfall mit Kopfverletzung ist sein bis dahin latentes Talent hervorgebrochen. Zum Glück war ein Suchteam in der Nähe, ansonsten hätte ihn das sicher in den Wahnsinn getrieben.“

„Und du hattest nicht die Konkurrenz durch ihn gefürchtet?“

Seine Gesichtszüge erstarrten, als er diese Frage hörte und Frost hielt in eisblauen Augen Einzug. „Es gab jemanden, der die Konkurrenz wohl mehr gefürchtet hat. Aber natürlich sind das nur Gerüchte…“ Er stieß ein sarkastisches Schnauben aus.

Brads Hand griff nach seiner und umschloss sie so fest, dass es schon wehtat. „Du hast einen guten Grund, sie zu fürchten“, atmete dieser dann fast unhörbar aus.

„Vergiss, dass ich das gesagt habe.“ Die Worte eckten an den scharfen Emotionen an, die ihn gerade durchzogen. „Ich will nicht, dass sie auch nur zufällig darauf stößt. Ja, deine Schilde sollten das verhindern, aber bei ihr weiß man nie. Und ihr würde es nur zu gut gefallen, uns zu bestrafen, weil wir negativ über sie gesprochen haben.“

Der Griff wurde gelockert, doch die Hand blieb, wo sie war. „Sie wird keinen Grund finden“, wurde ihm dann versprochen. Mit Mühe brachte der Jüngere das Gespräch aufs ursprüngliche Thema zurück. „André hat das Talent seines Vaters geerbt?“

Michael ging gerne auf die Ablenkung ein. „Sieht ganz so aus. Und er verspricht ebenso außergewöhnlich wie Frank zu sein.“

„Ja…“, meinte Brad gedehnt. „Er kann die Energie sehen. Das, was ich nur fühle.“

„Neidisch?“, versuchte er ihn aufzuziehen.

Und Brad nickte mit entwaffnender Aufrichtigkeit. Dem schloss sich ein Gähnen an, das sie beide überraschte.

„Bist du schon müde?“

Der Junge rückte in stummer Antwort näher an ihn heran und Michael musste lächeln. Er setzte sich noch einmal auf, um die Decke über sie beide zu ziehen, dann zog er Brad an sich heran und umarmte ihn fest. Doch irgendwie schien das noch nicht zu reichen und als sein Talent sich ebenfalls nach Brad ausstreckte, ließ er ihm freien Lauf.

Ein leises Seufzen der Zufriedenheit kam von dem Schwarzhaarigen und während sich der Körper neben ihm entspannte, wichen auf einer anderen Ebene Schilde zurück, leiteten ihn tiefer und tiefer.

Bis die Schilde sich auf einmal um ihn schlossen. Und die Erinnerung war wieder da.

Seine Gestalt materialisierte sich mit geballten Fäusten und was zuvor nur Besorgnis gewesen war, wandelte sich in diesem Moment in richtungslose Wut. Die eine Richtung gewann, als er der anderen Gestalt gewahr wurde.

„Warum kann ich mich hieran nicht erinnern, wenn ich nicht in deinem Kopf bin?“, brach es aus ihm heraus und seine Faust traf auf die Brust des Älteren. Dieses Wissen würde ihm einige Sorgen ersparen, aber so funktionierte es leider nicht.

Braune Augen erwiderten seinen hitzigen Blick mit amüsierter Distanz. „Er hatte Recht. Er befand sich nicht in Gefahr“, wurde dann lediglich erwidert.

„Wie soll ich das jemals wirklich glauben können? Kein Talent ist unfehlbar.“

„Du unterschätzt seinen Selbsterhaltungstrieb.“ Der andere Mann neigte den Kopf ein wenig zur Seite und in dieser Geste erkannte er Brad wieder.

„Hör auf, von dir in der dritten Person zu reden“, forderte er und erntete dafür nur ein nachsichtiges Lächeln.

„Geht es dir jetzt besser?“

Und Michael musste zugeben, dass es so war. Wie könnte es auch anders sein, wenn er den Beweis vor sich stehen hatte, dass Brad alle kindlichen Dummheiten überstehen würde.

Seine Miene musste ihn verraten haben, denn obwohl er nichts sagte, vertiefte sich das Lächeln. „Dann werde ich dich jetzt gehen lassen.“

Bevor er widersprechen konnte, fielen die Schilde zusammen und Michael fiel ebenfalls. In der realen Welt blinzelte er kurz, ein wenig verwirrt. Aber es war egal warum er plötzlich viel entspannter war, er war es ganz einfach. Und kurz darauf schlief er ein.
 

~TBC~
 

*grins* Der Schluss musste einfach sein ^^

cya, cu ^-^

"Dir gelingt doch alles, was du dir in den Kopf setzt"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 68/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Noch ein kleines Übergangskapitel, bevor das Schuljahr das nächste Mal bereits wechselt ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Kralle: *grins* Wenn man bedenkt, wie lange die Schule in RftS schon existiert, wäre es doch verwunderlich, wenn sich ihr Einfluss nicht ein bisschen weiter ausbreitet. ^^ Alles andere wäre auch ausgesprochen unvorsichtig.

Ah, noch mehr Geld ausgeben ^^° Ich hatte fast schon beschlossen, nur die DVD zu nehmen. Jetzt muss ich nochmal drüber nachdenken…
 

@Jemma: Nun, ich war ja schon in CD davon überzeugt, dass die beiden unschlagbar sind ^.~ Daher gibt es ja diese Story hier. Allerdings hatte ich nicht erwartet, dass RftS so lang wird *am Kopf kratz* ^^°°°
 

Teil 68 „Dir gelingt doch alles, was du dir in den Kopf setzt“
 

„Komm herein, Brad“, wurde er auf sein Klopfen hin aufgefordert und als er die Tür zum Aufenthaltsraum der Instruktoren öffnete, fand er nur Herrn Schumann vor.

Der sah ihm entgegen und bemerkte daher seinen suchenden Blick. „Wir arbeiten in der Regel in unserem Quartier, nachdem der Unterricht vorbei ist“, wurde ihm erklärt. „Ansonsten wäre es hier so voll, dass wir uns nur gegenseitig ablenken würden.“

Er nickte verstehend, dann trugen ihn seine Füße zu dem langen Tisch und er nahm neben dem Instruktor Platz. Seine mitgebrachten Unterlagen legte Brad erst einmal beiseite, da Herr Schumann selbst noch beschäftigt schien und braune Augen huschten neugierig zu den Papieren hinüber, die vor dem Älteren lagen. „Haben Sie noch viel zu tun? Ich könnte auch später wiederkommen“, schlug er vor. Sie hatten zwar ausgemacht, sich jetzt zu treffen, doch der Instruktor war schließlich nicht gezwungen, ihm zu helfen.

Herr Schumann setzte ein schiefes Lächeln auf. „Nur noch ein paar Korrekturen. Und das bezieht sich sowohl auf die Zahl der Arbeiten als auch auf die Fehler.“ Das klang amüsiert.

Und in diesem Moment erkannte Brad die Arbeiten wieder, was auch auf seine Züge ein Lächeln rief. „Wie ist der Test denn genau ausgefallen?“ Eigentlich hatten sie alle geplanten Mathearbeiten bereits hinter sich gehabt, aber der Instruktor hatte sie vor der Abschlussprüfung noch einem unangekündigten Test unterzogen.

„Nun, dein Ergebnis solltest du bereits kennen. Und auch die anderen haben mich kaum enttäuscht. Trotz des Überraschungsmoments gab es bisher nur wenige Fehler und bei den restlichen Arbeiten wird es nicht anders aussehen. Wenn das Triumvirat nicht schon vorher überzeugt gewesen wäre, hätte das wohl gereicht. Der Durchschnitt ist besser als bei den angekündigten Vergleichstests in den Vorjahren.“

Seine Mundwinkel zuckten. „Das baut mein Selbstvertrauen wirklich auf.“

Das brachte ihm ein Schnauben ein. „Als hättest du das nötig, Brad.“ Die nächsten Worte wurden zum Papier hin gesprochen, dem sich Herr Schumann wieder zugewandt hatte, den roten Stift in der Hand. „Ein paar Minuten Geduld noch, dann können wir uns dir zuwenden.“

Brad nickte nur stumm, lehnte sich zurück und begann geduldig zu warten, während er im Kopf ein letztes Mal seine Pläne durchging. Erst als Herr Schumann auffällig lange auf eine Arbeit blickte, wurde seine Aufmerksamkeit geweckt und er stellte fest, dass der Instruktor beim letzten Test angelangt war.

Sein Blick wurde gespürt, doch die Augen des Älteren blieben weiterhin auf das Blatt fixiert. Nur der inzwischen geschlossene Stift klopfte gegen die Ecke, wo der Name des Schülers stand. „Ich werde ihn vermissen“, sagte Herr Schumann dann unvermittelt.

Brad nahm es als Einladung, ein wenig näher zu rutschen, damit er den Namen lesen konnte. Und er brauchte nicht lange, um ihn einzuordnen. „Jens. Ihr Markierter.“ Natürlich, Jens würde jetzt seinen Abschluss machen und damit Rosenkreuz verlassen.

„Hm…“ Wieder klopfte der Stift gegen das Blatt, wurde einmal in der Hand gedreht, bevor ein weiteres Klopfen folgte.

„Ist er so gut im Bett?“, wollte er wissen und jetzt richteten sich die blauen Augen auf ihn.

„Bloß weil wir nicht so sehr auf eine Person fixiert sind wie du auf Schneider, solltest du nicht davon ausgehen, dass sich für uns alles nur um Sex dreht“, wurde ihm mit einem belustigten Unterton mitgeteilt.

Das war etwas, das Brad zwar auf rein intellektueller Ebene verstand, aber trotzdem war er nie wirklich davon überzeugt worden. Wie sollten solche Beziehungen schließlich wirklich real sein, wenn es keine Verbindung wie zwischen ihm und Michael gab? Er neigte den Kopf ein wenig zu Seite, überlegend, als ihm einfiel, dass Herr Schumann zumindest ein Telepath war. Braune Augen verengten sich leicht, bevor er leicht nickte. „Sie mögen ihn also.“

„Das wirst du mir doch zugestehen, oder?“

Brad zuckte mit den Schultern. „Er ist intelligent. Und sieht gut aus“, gab er zu.

Der Instruktor lachte auf. „Ja, das ist wohl wahr.“

„Und trotzdem werden Sie bald jemand neuen finden.“

„Vielleicht möchte ich mich nicht umgewöhnen…“

„Sie haben keine besondere Verbindung mit ihm?“ Es war eigentlich mehr Aussage als Frage, trotzdem wartete er das minimale Nicken ab, das seine Vermutung bestätigte. Womit er seine Einstellung gerechtfertigt sah, doch das sprach er nicht aus. „Sie werden bald jemand neuen finden“, bekräftigte Brad stattdessen. „Und ein bisschen Abwechslung muss doch nichts Schlechtes sein.“ Seine Mundwinkel bogen sich um ein paar Millimeter nach oben, ehe auch in den Rest seines Körpers Bewegung kam.

Herr Schumann war im ersten Moment überrascht, schob dann aber den Stuhl weit genug zurück, dass Brad sich auf seinen Schoß setzen konnte.

Er suchte Kontakt zu seinem Talent, öffnete sich ihm, noch während er sich vorlehnte und dann wusste er auch schon, was dem Instruktor gefallen würde und er setzte dieses Wissen in dem folgenden Kuss um. Immerhin hatte er jetzt die Gelegenheit, sich für das letzte Mal zu revanchieren, als ihm der Andere ausgeholfen hatte. Und auch wenn er nicht in die Altersgruppe fiel, die Herrn Schumann zusagte, so konnte dessen Körper doch nicht anders als zu reagieren. Vor allem, nachdem Brad auch noch seine Hände zum Einsatz brachte.

Die Anspannung baute sich schnell in dem Älteren auf, Gedanken brandeten gegen Brads Schilde, als Kontrolle zuerst zurückgenommen und dann ganz aufgegeben wurde. Doch er achtete nicht darauf, konzentrierte sich ganz darauf, was sein eigenes Talent ihm mitteilte. Und so war es bald vorbei, Herrn Schumanns Stirn sank gegen seine Schulter und der Ältere versuchte, seine Atmung unter Kontrolle zu bekommen.

Schließlich rumpelte ein leises Lachen durch den Instruktor. „Ich glaube, ich beneide Schneider.“

„Habe ich Sie überzeugt?“

„Natürlich. Dir gelingt doch alles, was du dir in den Kopf setzt.“ Herr Schumann richtete sich wieder auf, ergriff das Taschentuch, das Brad ihm anbot.

Ein Lächeln blitzte auf, bevor er auf die Beine kam und sich die Hände waschen ging. Herr Schumann brauchte einen Moment länger, folgte ihm dann aber.

Wenig später saßen sie wieder am Tisch und der Instruktor griff nach den Unterlagen, die Brad mitgebracht hatte, blätterte sie konzentriert durch. Schließlich wanderte eine Augenbraue nach oben. „Du hast dir mit diesem Plan mehr Mühe gegeben, als wahrscheinlich jeder andere Instruktor“, lautete das Urteil. „Und nicht einmal den Inhalt der Übungsstunden hast du dem Zufall überlassen…“ Beinahe beeindruckt.

Er zuckte nur mit den Schultern. „Vielleicht würde es helfen, wenn die anderen auch ein bisschen organisierter ans Unterrichten herangingen.“

„Nicht frech werden“, wurde er mit einem Lächeln ermahnt. „Außerdem musst du erst einmal beweisen, dass du deine Pläne auch umsetzen kannst.“ Eine kurze Pause folgte, bevor der Ältere weitersprach. „Obwohl ich keine besonders großen Zweifel an deiner Befähigung dazu hege.“

„Vielen Dank für Ihr Vertrauen“, gab Brad trocken zurück, wurde dann ernster. „Ich hätte noch ein paar Fragen.“ Damit zog er die Mappe ein Stück näher zu sich heran, so dass sie beide bequem lesen konnten und die richtige Arbeit begann.
 

„Ich dachte schon, du tauchst heute gar nicht mehr auf.“ Alexander verschränkte die Arme vor der Brust und dessen Fußspitze tippte ungeduldig gegen den Boden.

Brad erwiderte den Blick der braunen Augen unbeeindruckt. „Niemand hat dich gezwungen, auf mich zu warten“, teilte er dem Gleichaltrigen mit.

Der zog einen Flunsch. „Das Training ist aber schon so langweilig genug, allein wäre es nur noch schlimmer. Und Stephan ist bei seinen Privatstunden. Ich dachte, die sollten erst nächstes Schuljahr starten.“

Das rief ein schmales Lächeln auf seine Lippen. „Stephan ist eben zu gut, um länger zu warten.“ Eine kurze Pause folgte, bevor er etwas hinzufügte. „Übrigens verlangt niemand von dir, jetzt noch zu trainieren.“

Alexander schob die Hände in die Hosentasche und stieß sich von der Wand ab. „Klar doch“, wurde dann gemurrt. „Ich könnte jetzt auf der faulen Haut liegen und würde in Zukunft das Nachsehen haben.“

„Du wirst kein Ex werden, du benötigst nicht die gleiche Ausbildung wie Stephan.“ Aber das würde die Einstellung des Anderen nicht ändern, das wusste Brad bereits. Und natürlich hatte er nichts dagegen, dass Alexander sich verbessern wollte. Man sollte immer danach streben, seine Grenzen zu überwinden.

„Ha. Wenn ich nicht genau wüsste, dass es anders ist, könnte ich auf die Idee kommen, du willst ihn für dich allein haben. Ich habe keine Lust, in Mittelmäßigkeit zu versinken, vielen Dank.“

Amüsement nistete sich in braunen Augen ein. „Stephan würde es nichts ausmachen, wenn du ganz normal weitermachst. Aber ich begrüße deinen Eifer.“

„Du machst dich über mich lustig.“ Es klang nach einem Vorwurf, aber Alexander hatte eindeutig Mühe, nicht zu grinsen.

„Du machst es mir eben zu leicht.“ Er lächelte und ließ es sich gefallen, als der Blondhaarige ihn daraufhin zur Strafe gegen die Wand drückte.

„Ich bin immer noch größer als du.“

„Hm… noch. Und stärker bist du auf keinen Fall.“ Was er bewies, indem er sich mühelos aus Alexanders Griff löste und ihn von sich schob.

Der lehnte sich trotzdem wieder vor und küsste ihn. „Dann hilf mir mal dabei, besser zu werden.“

„Deswegen bin ich hier“, machte er ihn aufmerksam. „Ich bekomme langsam das Gefühl, du willst das Training bloß hinauszögern.“

„Würde mir niemals einfallen“, stritt Alexander ab, schlang dann einen Arm um seine Schultern. „Also auf in die Halle, solange wir noch einen Platz finden.“
 

„Du solltest inzwischen gelernt haben zu fallen, ohne dir beinahe den Hals zu brechen“, murmelte Brad, bevor er seinen Angriff abwandelte. In der Folge endete Alexander immer noch am Boden, aber nicht mit der Verletzung, die Brad eben noch vorhergesehen hatte.

Die Luft war dem Blondhaarigen trotzdem aus den Lungen gepresst worden und so lag Alexander für einen Moment wie gelähmt da, bevor dieser es schaffte, sich langsam aufzusetzen. Eine Hand strich durch verschwitzte Strähnen, bevor braune Augen seinen Blick suchten. „Was verflucht war das denn?“

„Improvisation.“ Er zog eine Augenbraue hoch. „Ich hatte keine Lust, dich zur Krankenstation begleiten zu müssen. Und jetzt hoch mit dir, es ist noch nicht Zeit für eine Pause.“

Alexander sah ganz so aus, als wollte er widersprechen, rappelte sich dann aber kommentarlos auf.

Brad trat einen Schritt zurück, wartete darauf, dass der Andere wieder in seine Grundposition fiel, musterte dessen Haltung kritisch. „Du musst ein bisschen mehr Gewicht auf deinen linken Fuß verlagern“, stellte er fest. „Es sei denn, du hast ihn dir verletzt. Und dann solltest du es zugeben, damit ich das berücksichtigen kann.“

Alexanders Augen verengten sich. „Ich muss nicht geschont werden.“

Das ließ Brad nur den Kopf schütteln. „Das hier ist ein Training und kein Ernstfall. Du musst erst noch besser werden, bevor ich dich stärker herausfordere.“

Der Andere öffnete den Mund, um etwas darauf zu erwidern, doch Brads Aufmerksamkeit wurde von etwas anderem eingefangen. Brad wusste nicht so recht, was zuerst reagierte. Sein Körper, als sich seine Nackenhärchen aufzurichten schienen oder sein Talent, das den Angriff registrierte, bevor er ihn treffen konnte.

Er wirbelte herum, noch ehe er alle Informationen verarbeitet hatte, blockte den Schlag, der ihn sonst im Nacken getroffen hätte. Über ihre gekreuzten Arme hinweg starrte er in eisblaue Augen, in denen sanfte Belustigung stand.

„Zeig ihm einfach, was du meinst. Vielleicht stellt er sich dann in Zukunft nicht so stur“, wurde ihm vorgeschlagen.

Ein Lächeln bildete sich ganz langsam um seine Mundwinkel herum. „Du hast für heute Feierabend gemacht?“

„Wie du siehst. Und ich dachte, ein wenig Bewegung könnte mir nicht schaden.“

Das Lächeln wurde ausgeprägter. „In dem Fall können wir wohl zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.“ Brad wartete keine Antwort mehr ab, fiel einen Schritt zurück, um etwas Bewegungsspielraum zu gewinnen und griff mit dem nächsten Atemzug auch schon an. Nur mit einem kleinen Teil seiner Aufmerksamkeit bekam er mit, dass Alexander auf Abstand ging, doch er registrierte es, denn er würde niemals seine Umgebung beim Kämpfen vergessen.

Michael parierte ohne Überraschung und dann war alles nur noch eine schnelle Abfolge von Schlägen und Tritten, Glieder, die hart aufeinander prallten. Brad ließ sich unter einem Schlag wegfallen, der sonst geradewegs in seiner linken Niere geendet hätte und sein Bein schaffte es, Michael von den Füßen zu reißen. Der rollte sich ab und lachte kurz, ging sofort wieder in die Offensive.

Was Brad natürlich nicht veranlasste, die Defensive zu wählen. Er wollte die Gelegenheit nutzen, sich richtig verausgaben zu können, anders als beim normalen Training und so hielt er mit, solange er genug Kraft hatte. Irgendwann machte sich der Altersunterschied bemerkbar und Brad wusste, dass er einen Fehler gemacht hatte, bevor Michael ihn sah. Doch dieses Wissen half ihm in diesem Fall nicht mehr, etwas blitzte in eisblauen Augen auf und ehe er es sich versah, fand er sich auf dem Boden wieder, mit Michael über sich.

Sein Brustkorb hob und senkte sich, als er Sauerstoff in seine Lungen pumpte und er brauchte ein paar Sekunden, ehe er sprechen konnte. „Das zum Schluss war aber kein ordnungsgemäßer Angriff“, stellte er belustigt fest. Schließlich befand sich Michael dadurch in einer Position, aus der heraus er schlecht weiterkämpfen konnte.

Der verlagerte in erster Reaktion noch ein bisschen mehr Gewicht auf ihn. „Aber du kannst auch nicht mehr kämpfen“, wurde dann auf den unausgesprochenen Gedanken erwidert, bevor Michael auf die Beine kam und Brad eine Hand reichte, um ihn hochzuziehen.

„Das hat gut getan“, stellte er fest.

„Hm, dem kann ich nicht widersprechen.“ Michaels Hand drückte kurz seinen Nacken. „Dann will ich dich mal wieder deinem Freund überlassen.“ Damit wandte sich der Ältere ab und ließ sie beide allein und Dr. Stephenson, der offensichtlich als Michaels Trainingspartner hier war, löste sich von der Wand.

Brad drehte sich langsam zu Alexander um, der ein wenig käsig im Gesicht aussah und sich scheinbar nicht rühren konnte. Langsam ging er zu ihm herüber und baute sich vor ihm auf. „Lebst du noch?“, fragte er amüsiert.

Ein Kopfschütteln, bevor der Andere verwirrt dreinschaute, dann beschloss, besser gar nichts zu sagen.

„Ich hoffe, du vertraust meinem Urteil jetzt mehr.“

Und endlich schaffte Alexander es zu reagieren, auch wenn es nur mit einem leisen „Ja“ war.
 

~TBC~
 

Natürlich würde Brad sich besser auf seinen neuen Job vorbereiten als es die Instruktoren normalerweise tun. Er ist immerhin ein kleiner Perfektionist ^^

cya, cu ^-^

"Er hat so viel Begeisterung für unsere Veranstaltung heute gezeigt, dass ich ihm die Möglichkeit geben wollte, sich etwas direkter daran zu beteiligen"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 69/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Dieses Mal sind Alex und Stephan nicht die Neuankömmlinge beim ‚Schulfest‘

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Kralle: *grins* Ich habe bei Alexander irgendwie immer den Eindruck, dass er gerne auf cool macht. Von daher war es mir ein Bedürfnis, ihn mal in so eine Lage zu bringen ^^

Ihm erlaubt ist gut. Michael würde in dieser Geschichte nicht auf die Idee kommen, über Brad außerhalb der rein professionellen Ebene zu bestimmen. Das wäre ganz einfach die falsche Dynamik.
 

@Jemma: Hm, Michael hat es das letzte Mal kommentiert – weil es da um Brad ging. Dieses Mal war das anders. Und so oft, wie Michael sich in Brads Kopf herumtreibt, weiß er das. ^^

Kleine Extrageschichten… ja, genau… ^^°°°

Nett, dass du mich vorwarnst, dann brauche ich nicht annehmen, dass du das Interesse verloren hast *zwinka* Und du kannst eben ein bissl länger Brads erster Unterrichtsstunde entgegensehen *grins*
 

~ Er kannte ihn nicht näher, hatte von dem Telepathen aber schon gehört. Eingebildet und gut genug, um es sich leisten zu können, hatte Enrico einige Anhänger um sich gescharrt, mit denen zusammen er gerne die Jüngeren hier drangsalierte. Es wurde seiner Meinung nach Zeit, dass jemand den Burschen in die Schranken wies, aber natürlich würde sich keiner der Lehrer oder Trainer einmischen. Und er selbst kümmerte sich nur um seine eigenen Angelegenheiten. Wobei Enrico sich mit fliegenden Fahnen dafür qualifiziert hatte, eine zu werden. ~
 

(Crawford über Enrico, Close Distance, Teil 84)
 

Teil 69 „Er hat so viel Begeisterung für unsere Veranstaltung heute gezeigt, dass ich ihm die Möglichkeit geben wollte, sich etwas direkter daran zu beteiligen“
 

„Bist du endlich fertig?“

Seine letzte Kugel zerriss endgültig den aufgemalten Kopf seines Ziels und Brad senkte langsam seine Waffe. Er wusste nicht, wie viele Magazine er schon leer geschossen hatte, aber dafür wusste er, dass es keinen Unterschied machte. Die Frustration war immer noch da. Er konnte genauso gut aufhören. „Ja, bin ich.“

Stephan lächelte. „Was für ein Glück. Da haben wir schon einmal einen freien Tag und du scheinst nur an weiterem Training interessiert zu sein.“ Der Franzose folgte ihm zur Waffenausgabe und sah ihm mehr oder weniger geduldig zu, wie er die Pistole reinigte.

„Wo hast du eigentlich Alexander gelassen?“, fragte Brad nebenher.

„Ach, der hält Ausschau nach den Neuen. Er hat mir versprochen sofort Bescheid zu geben, wenn sie rausgelassen werden.“

Seine Mundwinkel kurvten in ein schmales Lächeln. „Könnt ihr die armen Kinder nicht in Ruhe lassen?“

Aus den Augenwinkeln sah er ein Schulterzucken. „Wir sind auch nicht in Ruhe gelassen worden. Außerdem gehört es einfach dazu.“

„Natürlich, das ist ein Grund.“ Mit trockenem Humor. Nachdem er fertig war, gab er seine Waffe zurück, folgte dann langsam dem Braunhaarigen, der schwungvoll vorausging.

„Du kommst doch trotzdem mit, oder?“, wurde er über die Schulter hinweg gefragt.

„Vorerst ja. Aber ich verspreche nicht, dass ich euch die ganze Zeit zuschaue.“

Stephan rollte mit den Augen, wich geschickt einem entgegenkommenden Schüler aus. „Ich habe eher gehofft, dass du mitmachst. Aber ich will mal nicht zu viel verlangen.“

Er zog daraufhin nur eine stumme Augenbraue nach oben, nickte dann nach vorne hin. „Schau mal wer da kommt.“

Stephan blickte wieder in Laufrichtung, beschleunigte seine Schritte, sobald er Alexander erspähte. „Geht es los, mon cher?“

Der grinste breit. „Die Spiele haben begonnen.“ Der Blondschopf streckte sich. „Eigentlich schon vor einer Viertelstunde, aber ein Instruktor brauchte meine Hilfe, deshalb konnte ich jetzt erst kommen. Endlich kann es losgehen. Es ist zwar eine Weile her, dass ich Fangen gespielt habe, aber es wird sicher immer noch Spaß machen.“

„Was wollt ihr eigentlich mit eurem Opfer anstellen, wenn ihr es habt?“, mischte er sich ein, ernsthaft interessiert.

Alexander stockte mitten im Schritt, mit einem seltsamen Gesichtsausdruck. „Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht.“

Brad zwinkerte, konnte dann nicht anders als aufzulachen. „Ihr seid mir vielleicht lustig. Was ist mit dir, Stephan, hast du wenigstens etwas geplant?“

„Natürlich, also wirf mich nicht mit ihm da in einen Topf.“

Alexander hängte sich an seinen Freund. „Sei nicht so gemein zu mir“, beklagte er sich und brachte Stephan damit zum Lächeln.

„Gut, aber nur weil du es bist.“ Das Zugeständnis wurde mit einem Kuss besiegelt.

Woraufhin Alexander wieder grinste. „Zu den anderen kannst du von mir aus so gemein sein wie du willst. Außer zu Brad vielleicht“, wurde dem nach einem schnellen Blick zu ihm hinzugefügt.

Was auch immer Stephan darauf erwidern wollte blieb ungesagt, da sie von lautem Lachen und Rufen abgelenkt wurden. Einige Schüler hatten sich offenbar zusammengeschlossen und hetzten eine in grau gekleidete Gestalt vor sich her, als wäre diese nur Wild. Und es war offensichtlich, dass sie sich nicht besonders große Mühe gaben, ihn einzuholen.

Stephan runzelte die Stirn. „Die machen den Jungen völlig fertig.“ Und als wären seine Worte der Anstoß gewesen, geriet der Neue ins Stolpern, fiel dann hin. Anschließend schien er nicht mehr genug Kraft zu haben, um sich wieder aufzurappeln, blieb nach einem vergeblichen Versuch liegen. Mit lautem Geheul stürzten sich alle auf ihn, zerrten ihn auf die Beine, um ihn dann zwischen sich hin und her zu schubsen. Grundsätzlich wäre das nicht so schlimm gewesen, allerdings wurden dabei sowohl Fäuste als auch Fußtritte freigiebig eingesetzt.

„Haben die nicht mehr alle?“, machte Alexander seiner Empörung Luft und wollte schon auf sie zulaufen, als ihn Brads Hand zurückhielt.

Seine Gesichtszüge hatten sich verhärtet, als er sah, wie diese Übergriffe enden würden. Blitzschnelle Bilder zuckten durch seinen Verstand und ihm gefiel ganz und gar nicht, was sie ihm verrieten. Ebenso sah er Alexanders Versuch einzugreifen. Doch die Gruppe war bereits zu aufgeheizt und würde sich auch von einem älteren Schüler nicht beeindrucken lassen.

„Ich erledige das“, teilte er ihm knapp mit, während er Michael eine Nachricht sandte. Seine Schritte fraßen die Distanz schnell auf und er folgte den Weisungen seines Talents, als er sich einfach in den Kreis drängte und den Jungen auffing. Vorsichtig ließ er ihn zu Boden gleiten, bevor er sich wieder aufrichtete.

„Was machst du da?“, wurde er von hinten angefahren und es wäre nicht nur bei den Worten geblieben, wenn Brad nicht rechtzeitig ausgewichen wäre.

Er fing die Faust ab, musterte dann seinen Angreifer kühl. Der Brad erst in diesem Moment erkannte und prompt jeden Widerstand einstellte. „Enrico… hast du oder hast du nicht zugehört, als die Instruktoren die Spielregeln erklärten?“

Darauf gab es nur eine mögliche Antwort und das wussten sie beide. Weswegen Brad auch keine abwarten musste.

Seine Mundwinkel kurvten sich kaum merklich, aber es war kein Lächeln. „Ungehorsam also. Und deine kleine Bande hier hast du auch noch angestiftet.“ Brads Blick verließ den anderen Schüler, der es schon einige Male geschafft hatte, die Aufmerksamkeit des Komitees auf sich zu ziehen, und richtete sich stattdessen auf jemanden hinter Enrico. „Michael, du kommst gerade rechtzeitig.“

„Hm, nicht ganz zufällig“, lautete die lakonische Erwiderung, bevor sich eisblaue Augen auf Enrico konzentrierten, der regelrecht erstarrt war und nicht wagte, sich umzudrehen. „Ich habe ja nichts dagegen, den Lieferservice für dich zu spielen, aber wozu brauchst du eine graue Uniform?“

Seine Kopfbewegung deutete auf Enrico. „Er hat so viel Begeisterung für unsere Veranstaltung heute gezeigt, dass ich ihm die Möglichkeit geben wollte, sich etwas direkter daran zu beteiligen.“

Das brachte ihm ein belustigtes Lächeln von Michael ein, das allerdings schnell wich, als dieser zum ersten Mal den Neuen erspähte. „Ich verstehe. Und ich werde verbreiten lassen, dass es für ihn keine Safe Points gibt.“

Enrico war schon bei Brads Erklärung blass geworden, doch nach Michaels Worten wurde er regelrecht bleich. Was Brad natürlich nicht im Geringsten beeindruckte. Er nickte zu Michaels Vorschlag, der sich dann im Kreis der restlichen Schüler umblickte.

„Hast du dir für sie auch schon etwas einfallen lassen?“

„Das Komitee wird sich in der nächsten Sitzung um sie kümmern.“

Finger klopften flüchtig gegen die Hosennaht, als Michael darüber nachdachte. „Gut, aber sie sollten auch wirklich spüren, was sie ihm angetan haben.“ Der Blick der eisblauen Augen war scharf, als der Ältere daraufhin jeden einzelnen musterte. „Ihr werdet euch nach dem Mittagessen in meinem Büro melden. Bis dahin werde ich wissen, wie schlimm die Verletzungen des Jungen sind und mich entschieden haben, wie viele Schläge ihr dafür verdient. Solltet ihr noch einmal die Weisungen eines Instruktors missachten, werdet ihr nicht so glimpflich davonkommen. Im Übrigen seit ihr ab jetzt von Teilnahme ausgeschlossen und bis auf die Mahlzeiten werdet ihr in euren Schlafsälen bleiben.“ Ein sehr schmales Lächeln folgte. „Euer Besuch bei mir natürlich ausgenommen.“

„Jawohl, Herr Schneider“, kam es unisono und dennoch schwach zurück, bevor alle Fersengeld gaben. Nur Enrico war dies nicht vergönnt.

„Worauf wartest du noch?“, fragte Brad ihn. „Wir müssen uns um dein Opfer kümmern und können nicht den ganzen Tag hier herumstehen.“

In den Jüngeren kam endlich Bewegung und widerwillig zog er sich um. In der Zwischenzeit kamen auch Stephan und Alexander näher, die schnell begriffen, was diese Aktion zu bedeuten hatte.

„Ich denke, wir werden uns erst einmal auf ihn konzentrieren, was?“

„Ausgezeichnete Idee, mon cher.“ Als nächstes wandte sich Stephan an ihn. „Ich nehme an, dass du jetzt doch keine Zeit hast, uns zu begleiten…“

Brad zuckte mit den Schultern. „Ich werde euch nachher finden.“

„Vergiss es aber nicht“, meinte Alexander, richtete seine nächsten Worte an Enrico. „Ich gebe dir einen kleinen Vorsprung.“

Brad kümmerte sich nicht weiter um die anderen, sondern ging neben dem Verletzen in die Hocke. Der Junge war ohnmächtig geworden.

„Darf er bewegt werden?“, fragte Michael, der sich zu ihm gesellt hatte.

„Ja. Bis zur Krankenstation wird er durchhalten und dort können sich die Heiler um ihn kümmern.“

Der Ältere nickte und nahm den Bewusstlosen auf die Arme. „Wer ist dieser Enrico eigentlich?“, wollte er dann wissen, während sie in Richtung Hauptgebäude gingen.

„Ein Erstklässler, noch jedenfalls. Du wirst auch noch das Vergnügen mit ihm haben, eine gewisse Schonfrist ist dir aber bis dahin vergönnt.“ Leichtes Amüsement färbte diese Worte.

„Ein kleiner Telepath also, na wunderbar.“

„Und arrogant genug für zehn von ihnen.“ Und das wollte bei diesen Talenten schon etwas heißen.

Der gleiche Gedanke schien auch Michael gekommen zu sein, der das Gesicht verzog. „Er scheint bereits einige Anhänger zu haben“, wurde dann festgestellt.

„Natürlich. Die Erstklässler ergreifen doch jede Gelegenheit, um ein bisschen stärker zu sein. Und sei es auch nur als Gruppe innerhalb ihrer Stufe. Enrico war schlau genug, das auszunutzen.“

„Nun, mit dem heutigen Vorfall wird er einiges an Ansehen verloren haben. Dazu kommt der Wechsel ins zweite Schuljahr, womit es jetzt andere gibt, die den untersten Rang einnehmen. Enrico wird es in Zukunft schwerer haben.“

„Geschieht ihm ganz recht. Es war dumm, eure Anweisungen einfach zu ignorieren und dass er seine kleine Bande dazu angestiftet hatte mitzumachen war noch viel dümmer.“

Michael nickte daraufhin nur stumm, blickte auf den Jungen in seinen Armen herunter. „Ein schlechter Start für ihn.“

„Die Heiler bringen ihn schnell wieder in Ordnung. Es wird ihm eine Lehre sein, nicht in Panik zu verfallen. Ich gebe zu, er hat erst wenig Training, aber wenn er nur einen Moment innegehalten hätte, hätte sein Talent ihn in Sicherheit bringen können.“

„Du hast bereits gesehen, was er ist?“

„Du wirst gleich wissen, warum. Außerdem hattest du ihn doch für Rosenkreuz zugelassen, solltest du da nicht alle Neuen aus dem Heim kennen?“ Er fügte es hinzu, obwohl er sehr wohl wusste, dass Michael sich in der Regel nicht die Mühe machte, sich eingehend mit den Personen hinter den Talenten zu beschäftigen. Ein flüchtiges Lächeln kurvte seine Lippen, als er Michael die große Eingangstür öffnete, wenig später die Tür zu Krankenstation.

Dr. Stephenson kam ihnen bereits entgegen, offensichtlich von Michael über den Notfall informiert und runzelte die Stirn, sobald sein Blick auf den Jungen fiel. „Da haben sie Tobias ja schön zugerichtet…“ Missfallen unterlegte die Worte, bewies, dass der Arzt bereits das Talent eines Heilers kopiert hatte.

Eisblaue Augen huschten kurz zu Brad herüber, jetzt hatte Michael offenbar verstanden, bevor eine Frage an Dr. Stephenson gerichtet wurde. „Welches Talent hat er denn?“ Tobias wurde auf einer Liege abgelegt.

Der Arzt schnitt ihm ohne langes Zögern die Sachen von Leib. „Ein Teleporter. Gutes Profil. Er wird uns sicher nicht viel Arbeit machen.“ Hände glitten über den Körper des Jungen, als Dr. Stephenson die Verletzungen kategorisierte. Konzentration machte sein Gesicht nahezu ausdruckslos, doch in die braunen Augen trat langsam aber sicher Hitze. „Ihr habt ihn keine Minute zu früh hergebracht.“ Ein weiterer Heiler wurde hinzugerufen, die Informationen mit so vielen Fachausdrücken versetzt übermittelt, dass nicht einmal Brad mehr mitkam. Und dann verfielen beide in Schweigen, ließen nur noch ihre Talente arbeiten.

Wieder tippten Finger gegen die Hosennaht, als würde Michael unterbewusst etwas im Morsecode senden und Brad ergriff seine Hand, lehnte sich gegen ihn. „Er wird schnell wieder auf den Beinen sein. Bei uns gibt es keine solchen Glücksspiele wie Draußen.“

Der Ältere lächelte, aber mit einer gewissen Verzögerung, als hätte er es bewusst steuern müssen. „Das glaube ich dir gerne. Aber nur weil wir Enricos Fehler ausbügeln können, heißt es noch lange nicht, dass er ihn machen darf.“

„Natürlich nicht. Und wenn ihm die Teilnahme auf Seiten der Neuen heute das nicht einbläut, wirst du das mit Gewissheit schaffen.“

Das Lächeln wurde echt. „Ja, das werde ich wohl.“

Dr. Stephenson trat von Tobias zurück. „Das Schlimmste ist erledigt. Wir werden ihn über Nacht beobachten, aber es sollten keine Komplikationen auftreten.“

Michael nickte. „Ich möchte deinen Bericht sehen. Könntest du mir den Gefallen tun und ihn gleich fertigmachen?“

Der Arzt musterte Michael, dann trat Verstehen in dessen Augen. „Das mache ich gerne, Mike. Wenn du ein paar Schläge von mir hinzufügst.“

Ein sehr schmales Lächeln antwortete darauf und da Brad immer noch die Hand des Älteren hielt, spürte er, wie sich dessen Griff verstärkte. „Das wird kein Problem darstellen.“

„Ich werde dir den Bericht ins Büro schicken, sobald er fertig ist. Ich muss mich vorher noch ein bisschen um Tobias kümmern, aber du wirst ihn auf jeden Fall vor dem Mittagessen bekommen.“ Es folgte ein verabschiedendes Nicken, bevor sich Dr. Stephenson wieder seinem Patienten zuwandte.

Damit schienen sie für den Moment vergessen und Brad zog Michael mit sich nach draußen. „Du wirst deinen Termin mit den anderen Schülern also einhalten können“, stellte er fest, als sich die Tür zur Krankenstation hinter ihnen geschlossen hatte.

Das brachte ihm ein Schnauben ein. „Sie hätten sich notfalls in etwas Geduld üben müssen.“ Der trockene Humor verschwand bei den nächsten Worten. „Wie ist dein Schießtraining eigentlich gelaufen?“

Er warf dem Älteren einen schiefen Blick zu. „Wie immer. Ich habe getroffen.“

„Und warum hast du überhaupt das Bedürfnis empfunden, zu trainieren?“

Braune Augen verschmälerten sich. „Warum empfindest du das Bedürfnis, unnütze Fragen zu stellen?“

Michael schüttelte den Kopf. „Der Sommer ist noch nicht vorbei. Und Frau Kingston hat nicht abgesagt. Sie wird sicher bald kommen. Ich gehe davon aus, dass sie den Beginn des neuen Schuljahrs abwarten wird, falls es mit den Neuen Probleme gibt.“

Das klang nicht einmal weit hergeholt. „Aber sollten wir dann nicht bereits Nachricht von ihr haben?“

Der Ältere zog ihn an sich heran und drückte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Lippen. „Niemand außer dem Triumvirat würde Bescheid wissen, aus Sicherheitsgründen“, wurde ihm dann erklärt. Michael schien kurz nachzudenken. „Du hast sie also auch noch nicht gesehen, hm?“ Immer noch nah genug, dass ihn warmer Atem streifte.

Brad verdrehte die Augen. Diese Frage verdiente nun wirklich keine Antwort. „Sie ist anscheinend besser als ich. Ich kann froh sein, wenn ich sie sehe, kurz bevor ich ihr tatsächlich begegne.“ Und dann griff er nach Michaels Hemd, bevor der sich wieder aufrichten konnte und ließ sich erneut küssen.
 

~TBC~
 

Man merkt, dass Brad mal wieder ungeduldig wird, hm? ^^#

cya, cu ^-^
 

Dramatis Personae:
 

Enrico:

Telepath

Close Distance Teil 84 (Schüler auf Rosenkreuz)
 

Tobias:

Teleporter

Close Distance Teil 100 (Schüler auf Rosenkreuz)

"Er geht doch selber noch zur Schule, wie kann er uns da etwas beibringen?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 70/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Es hat zwar eine Weile gedauert, aber endlich kann Brad sich als Lehrer probieren ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Kralle: Höre ich da eine sadistische Ader heraus? *zwinka* In diesem Fall war ich eindeutig der Ansicht, dass weniger mehr ist. So kann sich jeder selbst ausmalen, wie viel Spaß Stephan und Alex an diesem Tag hatten – und wie wenig Enrico *grins*
 

@Jemma: Was genau für Kurse sind das eigentlich, für die du den ganzen Tag vor dem PC sitzen musst? *neugierig frag*
 

Teil 70 „Er geht doch selber noch zur Schule, wie kann er uns da etwas beibringen?“
 

„Nervös?“ Michael schlang beide Arme um ihn, begegnete im Spiegel, in dem Brad sich eben betrachtet hatte, seinem Blick.

„Wie kommst du auf die Idee?“, wollte er wissen, während er sich zurücklehnte.

„Hm… normalerweise verbringst du morgens nicht so viel Zeit vor dem Spiegel.“ Mit einem amüsierten Lächeln.

„Es ist meine erste Unterrichtsstunde.“

„Genau das war mein Punkt.“ Ein Kuss wurde ihm auf die Haare gedrückt, bevor Michael zurücktrat. „Ich habe etwas für dich.“ Er folgte dem Älteren ins Wohnzimmer, wo ihm eine Gerte überreicht wurde. „Es wäre etwas umständlich für dich, wenn du jedesmal in das Zimmer des Komitees gehen müsstest, um einen Schüler zu mehr Aufmerksamkeit zu ermuntern.“

Brad gab ein trockenes Schnauben von sich. „Es wäre auf jeden Fall disruptiv für den Unterricht.“ Er wirbelte die Gerte in seiner Hand, während er das sagte. Es war ein Standardstück, wie jeder Instruktor sie besaß. Nur die Initialen im Griff markierten sie ganz und gar als seine eigene. Problemlos befestigte er sie schließlich an einer Gürtelschlaufe, streckte dann beide Hände nach dem Älteren aus.

Michael ergriff sie und ließ sich bereitwillig näher ziehen. „Du weißt, dass ich dir im Notfall helfen würde, hm?“

Das entlockte ihm ein Lächeln. „Danke, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das erforderlich sein wird.“ Damit erhob er sich erwartungsvoll auf die Zehenspitzen und natürlich kam Michael ihm entgegen, um ihn zu küssen.

Eine Hand hatte sich an seinen Hinterkopf gelegt, als sie den Kuss beendeten, und sie standen einen Moment Stirn an Stirn, während einfach nur stille Ermutigung von Michael auf ihn abstrahlte. Und auch wenn er sich vielleicht ein wenig beleidigt fühlen sollte, so war eher das Gegenteil der Fall.
 

Das Klassenzimmer war leer, als er dort eintraf und Brad machte sich daran, ein einfaches Koordinatensystem an die Tafel zu zeichnen. Sie würden heute mit den Grundlagen für lineare Funktionen beginnen und dabei fing man am besten mit Proportionalität an. Es sollte für die Erstklässler einfach genug zu verstehen sein, auch wenn sie Draußen vielleicht noch nicht so weit gewesen waren. Aber für Lücken waren die Übungsstunden da, er würde nicht damit anfangen, den Unterricht an den schwächsten Schülern auszurichten.

Als er mit seinen Vorbereitungen fertig war, hatte er immer noch zehn Minuten Zeit und so lehnte sich Brad gegen die Kante des Schreibtisches und blätterte ein letztes Mal seine Notizen durch.

Nach und nach trafen die ersten Schüler ein, Brad spürte ihre Blicke, kümmerte sich aber nicht weiter um sie. Erst als die Klingel den Unterricht einläutete, legte er die Blätter beiseite und blickte einmal in die Runde. Doch das erwartete Schweigen blieb aus.

Eine Augenbraue wanderte in die Höhe, als Brad registrierte, wer genau mit geradem Rücken dasaß und zur Tafel blickte und wer sich lieber mit seinem Banknachbarn unterhielt. Er hätte nicht die Profile seiner Schüler lernen müssen, um zu wissen, dass erstere aus dem Heim stammten, während die anderen echte Neuankömmlinge waren.

Er stieß sich von der Kante ab und diese Bewegung fing endlich auch die Aufmerksamkeit der Schwätzer ein. Ein schmales Lächeln spielte über seine Lippen. „Es freut mich zu sehen, dass auch die Letzten gemerkt haben, dass der Unterricht bereits begonnen hat.“

Ein Mädchen in der ersten Reihe schien ein bisschen verwirrt zu sein, hob schließlich den Arm, um sich zu melden. Auf sein Nicken hin stellte sie ihre Frage. „Wann kommt der Lehrer?“

„Hm, ihr werdet mit mir Vorlieb nehmen müssen.“

Das brachte ihm ein paar ungläubige Blicke ein, die er mühelos ignorierte. Brad drehte sich zur Tafel um, schrieb seinen Namen an. „Ich heiße Brad Crawford. Ihr dürft mich mit Crawford anreden.“

„Er geht doch selber noch zur Schule, wie kann er uns da etwas beibringen?“, hörte er jemanden hinter sich flüstern und seine Mundwinkel zuckten in flüchtigem Amüsement. Dennoch waren seine Züge ausdrucklos, als er sich wieder der Klasse zuwandte. Doch bevor er etwas sagen konnte, übernahm das ein anderer Schüler, der dem Sprecher empört etwas zuzischte.

„Spinnst du? So etwas kannst du doch nicht sagen! Crawford gehört zum Komitee und er hat den Abschlusstest in Mathematik mit dem besten Ergebnis seit Bestehen der Schule bestanden.“

Oha, das klang fast so, als hätte er einen Fan. Braune Augen wandten sich seinem Verteidiger zu und es dauerte keine Sekunde, bis er Tobias erkannte. Nach dem Vorfall in der letzten Woche hatte ihn der Junge extra aufgesucht, um sich bei ihm für die Hilfe zu bedanken. Dennoch konnte er ihm nicht erlauben, ohne Aufforderung während des Unterrichts zu sprechen. „Tobias“, ermahnte er ihn sanft und der Teleporter, der eben noch etwas anderes hatte sagen wollen, schloss prompt den Mund und saß noch etwas aufrechter.

„Einige von euch sollten die Regeln bereits kennen. Aber ich weiß, dass es für viele ihre erste Unterrichtsstunde ist. Von daher hört jetzt gut zu.“ Die braunen Augen wurden kühl. „Sobald es geklingelt hat, wird nicht mehr gesprochen, es sei denn, ihr habt etwas zum Unterricht beizutragen. Etwas Konstruktives. Es wird keine Diskussionen über Übungen oder Hausaufgaben geben, sie werden ganz einfach erledigt. Und falls ihr Probleme habt, müsst ihr eben mehr lernen.“

Einige zogen bei diesen Aussichten lange Gesichter, doch es kam kein Protest. Einer schien es zumindest versuchen zu wollen, doch das Mädchen neben ihm rammte ihm den Ellenbogen in die Rippen und brachte ihn zum Schweigen, bevor auch nur ein Wort fallen konnte.

„Ihr habt Glück, ich werde Übungsstunden vor dem Abendbrot anbieten. Und bis ich etwas anderes sage, ist die Teilnahme verpflichtend. Sobald ihr mich überzeugt habt, dass ihr meinem Unterricht problemlos folgen könnt, werde ich euch davon freistellen. Ein Wegbleiben vor diesem Moment hat die gleichen Konsequenzen wie das Schwänzen des normalen Unterrichts. Noch irgendwelche Fragen?“ Er ließ den Blick in die Runde schweifen, aber niemand sagte etwas, die meisten wagten es nicht einmal, seinen Blick zu erwidern.

Brad nickte zufrieden, spielte mit der Gerte, die sich plötzlich in seiner Hand befand. Sein Ziel war Heiko, der ihm mit sich weitenden Augen entgegensah. „Hast du immer noch Zweifel an meinen Qualifikationen?“ Das stumme Kopfschütteln ließ ihn lächeln, auch wenn es nicht sehr freundlich ausfiel. „Für dich vielleicht noch ein separater Ratschlag, hm? Du solltest niemanden hier unterschätzen. Vor allem niemanden in einer schwarzen Uniform oder jemanden, mit diesem Abzeichen. Weder die Instruktoren noch die Komiteemitglieder sehen es gerne, wenn man ihre Autorität zu untergraben versucht.“ Seine Gerte tippte auf den Tisch. „Und jetzt streck deine Hände aus, Handflächen nach oben.“

„Du willst mich schlagen?“, entfuhr es dem Jungen und Brad wusste nicht, ob er fassungslos wegen so viel Dummheit sein sollte oder einfach nur lachen. Es blieb bei einem Glitzern in braunen Augen.

„Ein paar Schläge haben noch niemandem geschadet“, erklärte er liebenswürdig. „Und sie helfen erheblich dabei, euch Fehler nicht so schnell zweimal begehen zu lassen.“ Seine nächsten Worte wurden immer noch nicht lauter gesprochen, dafür mit bedeutend mehr Schärfe. „Und jetzt streck deine Hände aus, ich werde mich in Zukunft nicht wiederholen.“

Heiko wurde blass und dessen Finger zitterten, als er endlich Brads Anweisung folgte. Und Brad ließ ihm nicht die Chance, es sich anders zu überlegen. Die Gerte zerschnitt die Luft, hinterließ wütende, rote Streifen auf den Händen des Jungen. Es waren mehr, als er ursprünglich geplant hatte, doch Heiko musste schleunigst etwas mehr Gehorsam lernen.

Anschließend wandte Brad sich ohne weitere Worte ab, beachtete nicht die Tränen, die über das Gesicht des Jungen liefen. Vor der Tafel angekommen griff er nach der Kreide und schrieb eine Wertetabelle an. „Nehmt eure Hefte heraus und zeichnet ein Koordinatensystem. Beschriftet die x- und y-Achse bis zehn, Abstand je Einheit ein Zentimeter. Wir werden heute über direkte Proportionalität sprechen…“

Hinter sich hörte nicht einmal ein Flüstern, nur das Kratzen von Stiften über Papier. Und Brad lächelte ein schmales, zufriedenes Lächeln.
 

„Heiko, warte bitte einen Moment.“

Der Junge kam widerwillig zu seinem Schreibtisch, während sich der Raum um sie herum leerte, starrte auf seine Füße.

Hm… Die Spitze seiner Gerte legte sich unter das Kinn des Jüngeren und zwang ihn so aufzusehen. „Heiko.“ Diesmal klang er fast freundlich. „Du solltest dir meine Worte heute wirklich zu Herzen nehmen. Kein Instruktor hätte dich so leicht davonkommen lassen. Hier herrschen andere Regeln als Draußen und je schneller du dich daran gewöhnst, desto leichter wirst du es haben.“

Der Trotz, der zuerst aufgeflackert war, wich aus den Augen des Jungen. „Ich möchte aber nicht hier sein. Ich will zurück zu meinem Eltern“, wurde ihm leise erklärt.

Brad schüttelte den Kopf. „Sie werden dich nicht gehen lassen. Und wir werden dir viel mehr beibringen können als die Leute Draußen. Du wirst schnell merken, dass du zu uns gehörst.“ Damit legte er kurz eine Hand auf Heikos Schulter und drückte sie. „Geh jetzt zu deiner nächsten Stunde. Du möchtest sicher nicht zu spät kommen.“

Der Junge musterte ihn für einen Moment nachdenklich, nickte gehorsam, bevor er aus dem Raum verschwand.

Brad sah ihm nach und hoffte für Heiko, dass er wirklich verstanden hatte.
 

„Brad!“ Stephan hängte sich an ihn und dann war da plötzlich eine Hand an seiner Taille, rutschte tiefer, bis sie seine Gerte fand. „Ha, jetzt hast du doch noch eine eigene.“

Er ließ zu, dass sie von seiner Gürtelschlaufe gelöst wurde. „Die Gerte ist kein Spielzeug. Und lass dich besser nicht von einem Instruktor damit erwischen.“

Hellblaue Augen weiteten sich, bevor ihm das schmale Holz in die Hand gedrückt wurde. „Sag so etwas doch gleich“, schimpfte der Tracer dann mit ihm, doch gleich darauf wurde er wieder umarmt. „Wie war deine erste Stunde denn so?“

Brads Mundwinkel zuckten, als er die Gerte wieder befestigte. „Sie ist ohne größere Zwischenfälle verlaufen.“

„Hmmm… ich weiß ja, dass es für dich vom Stoff her am leichtesten ist, die Ersties zu unterrichten. Aber ich habe meine Bedenken, was ihre Disziplin angeht.“

„Glaubst du ernsthaft, ich könnte sie nicht unter Kontrolle halten?“, zog er eine fragende Augenbraue hoch.

Stephan stockte für einen Moment, lächelte dann belustigt. „Nein, nicht wirklich.“

Sie hatten inzwischen ihren üblichen Tisch im Speisesaal erreicht, aber bevor Brad sich setzen konnte, drückte Stephan ihm einen Kuss auf die Wange. Dann erst wurde er losgelassen und Alexander, der sie bereits erwartete, schob ihm mit einem Fuß den Stuhl zurück.

„Da seid ihr ja endlich, ich bin schon halb verhungert.“

„Bist du das nicht ständig?“, zog Stephan seinen Freund auf.

Der grinste nur breit. „Nicht, nachdem ich gegessen habe.“

Die beiden kabbelten sich noch ein bisschen, während Brad sich bereits den Teller füllte. Nur weil sich die zwei wie kleine Kinder benahmen, musste er sich deswegen nicht vom Mittagessen abhalten lassen.

Schließlich nahmen sich Alexander und Stephan ein Beispiel an ihm und gesegnete Ruhe senkte sich über den Tisch. Jedenfalls für eine Weile. Dann begann sich der Empath suchend umzusehen und als er sein Ziel offenbar gefunden hatte, huschte Belustigung über dessen Gesicht. „Hey, Stephan, schau mal.“

Der Franzose folgte dem weisenden Finger und lachte prompt auf, was endlich genug Neugier in Brad weckte, um sich ebenfalls umzusehen. Als er schließlich sah, was Alexander aufgefallen war, verdrehte er nur die Augen und kümmerte sich wieder um sein Essen.

„Deine erste Stunde muss ja ein echter Erfolg gewesen sein“, grinste Alexander und ließ sich von seiner abweisenden Miene nicht beeindrucken.

Und Stephan konnte es nach einem hastig geflüsterten Wortwechsel mit seinem Freund natürlich nicht lassen, noch etwas oben auf zu setzen. „Es sieht so aus, als würdest du einen eigenen Fanclub bekommen. Die Kleinen dort drüben können dich ja kaum aus den Augen lassen.“

„Ha, ha.“

„Es ist wirklich so“, beteuerte Alexander. „Die Bewunderung strahlt regelrecht bis hier herüber. Deswegen bin ich erst auf sie aufmerksam geworden.“

Stephan lächelte amüsiert. „Du bist sicher zu nett zu ihnen gewesen. Nachdem sie gesehen haben, wie der Unterricht normalerweise ist, wollen sie nur noch dich als Lehrer haben.“

„Warum kannst du nicht auch zu uns so nett sein?“ Alexander lehnte sich gegen ihn.

„Sei nicht so albern“, verpasste er ihm einen Klaps gegen den Hinterkopf.

Der Andere ließ sich davon nicht stören, sondern klammerte sich auch noch an ihm fest. „Magst du mich nicht mehr?“

Braun traf auf Braun und er zog eine Augenbraue hoch. „Im Moment nicht, nein.“ Er versuchte es, doch er konnte seine Mundwinkel nicht ganz unter Kontrolle halten, die in ein schnelles Lächeln zuckten.

„Ha, das meinst du gar nicht so!“ Und dann wurde er geküsst, bevor er endlich wieder freigelassen wurde.

„Iss jetzt endlich“, forderte er Alexander daraufhin auf. „Wenn du es nicht schaffst, dich deinem Alter entsprechend zu benehmen, werde ich dafür sorgen, dass man dich zu den Erstklässlern steckt. Du wirst dich dort sicher ganz Zuhause fühlen.“

Der Empath lachte schon wieder. „Gute Idee, dann kann ich mich persönlich davon überzeugen, wie du dich so als Lehrer machst.“

Ein Seufzen blieb seine einzige Reaktion.

Stephan klopfte dem Anderen stolz auf die Schulter. „Gratuliere. Ein klarer Sieg nach Punkten für dich.“
 

~TBC~
 

Nachdem Alex vor kurzem noch im Nahkampftraining einstecken musste, konnte er sich dieses Mal revanchieren ^^

cya, cu ^-^

"Bist du dir sicher, dass du ihn nicht ganz einfach geklont hast?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 71/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Nun endlich zu Frau Kingston ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Jemma: *grins* Freut mich, dass du es geschafft hast vorbeizulesen. ^^ Brad macht sich so gut als Lehrer weil er sich zum einen wirklich für dieses Fach begeistert und dann auch, weil er den Schülern wirklich etwas beibringen will. Immerhin sind es Talente ^.~

So einen Excel-Kurs könnte ich auch gebrauchen. Ich hatte mich so sehr an die Vorgängerversion gewöhnt, dass ich jetzt laufend auf der Suche nach verschiedenen Funktionen bin. Gut, dass du auch Kurse belegen konntest, die nicht ganz in deine Richtung passen. Bei uns waren die Computerkurse immer so voll, dass du schon Schwierigkeiten hattest in die für dich wichtigen reinzukommen ^^°
 

@Kralle: Vergiss nicht, dass Brad immer noch ein Schüler ist, der noch zwei Schuljahre vor sich hat *zwinka* Brad hatte schon immer eine Vorliebe für Mathematik und dieses Fach daher so früh abgeschlossen. Von daher hat er nur dieses eine Fach und nur die Erstklässler zu unterrichten ^^
 

Teil 71 „Bist du dir sicher, dass du ihn nicht ganz einfach geklont hast?“
 

„Michael, möchtest du mich begleiten?“

Es war schon überraschend genug gewesen, als sein Vater plötzlich in sein Büro kam, doch die Frage warf ihn völlig aus der Bahn. Denn er brauchte nur einen Moment, um zu begreifen, worum es ging. „Sie ist hier?“, brachte er schließlich heraus.

Ein Lächeln antwortete ihm. „Fast. Ich habe vor, sie in München vom Flughafen abzuholen.“

Michael kam auf die Beine, noch bevor er einen bewussten Entschluss dazu gefasst hatte. „Natürlich möchte ich mitkommen.“

Sein Vater lachte. „Gut, ich werde den Wagen vorfahren lassen. Wir treffen uns in einer Viertelstunde draußen.“ Noch ein Nicken und dann war er wieder allein in seinem Büro.

Alle Kraft schien plötzlich aus seinen Beinen zu weichen und Michael sank zurück in seinen Sessel, schloss die Augen und atmete tief durch. Doch er kam nicht dazu, sich zu entspannen, denn eine Frage wand sich in seine Gedanken und verlangte seine Aufmerksamkeit.

>Was ist passiert?<

Ein Lächeln streifte seine Lippen. >Solltest du dich im Moment nicht auf den Unterricht konzentrieren?<, reagierte er mit einer Gegenfrage, während seine Hände bereits damit beschäftigt waren, Ordnung auf seinem Schreibtisch zu schaffen.

>Ich kann dem Instruktor zuhören und trotzdem mit dir reden. Im Übrigen warte ich noch auf eine Antwort.< Wäre Brad in Wirklichkeit bei ihm, hätte er jetzt sicherlich die Arme vor der Brust verschränkt und ihm einen gar nicht amüsierten Blick geschenkt.

Michael konnte nicht widerstehen und sandte das mentale Bild an den Jüngeren, der ihm prompt eines zurücksandte.

>In deinem Alter solltest du mir nicht mehr die Zunge rausstrecken<, meinte er dazu amüsiert.

>Und du solltest nicht versuchen, mich abzulenken. Also, was ist los?<

Michaels Gestalt straffte sich unwillkürlich, bevor er antwortete. >Frau Kingston kommt heute.<

Totenstille.

>Brad?<

Und dann wurde er auf einmal von warmem Licht eingehüllt. >Endlich…<

>Ja, endlich…< Am liebsten hätte er Brad in Reaktion auf dessen Emotionen umarmt, doch die Entfernung machte das ein bisschen schwierig. Also gab er sich damit zufrieden, ebenso viel Wärme zurückzusenden, während er sich auf den Weg zum Haupteingang machte.

Brad bekam das mit und er konnte dessen Interesse regelrecht spüren. >Wo willst du eigentlich hin?<, wurde er gefragt.

>Mein Vater wird Frau Kingston von Flughafen abholen. Und ich werde ihn begleiten.<

Ein Moment des Schweigens folgte auf diese Auskunft hin. >Er hat dich gefragt, ja?<, kam es schließlich zurück und es war keine echte Frage. >Das ist wirklich nett von Herrn Schneider. Er gibt dir Gelegenheit, dir so schnell wie möglich einen Eindruck von Frau Kingston zu verschaffen.<

Daran hatte Michael noch gar nicht gedacht und verdutzt hielt er mitten im Schritt inne, als ihm aufging, dass das tatsächlich die Absicht seines Vaters gewesen sein musste.

Von Brad kam ein Lachen. >Typisch für dich<, wurde er aufgezogen, doch dann kehrte Ernst in die mentale Stimme ein. >Ich hoffe wirklich, dass sie dir sympathisch ist.<

>Ja, das hoffe ich auch.< Und dann setzte er seinen Weg fort.

Draußen angekommen sah er, dass der Wagen bereits wartete, doch von seinem Vater fehlte noch jede Spur. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er etwas zu früh dran war und so lehnte er sich gegen das Geländer und genoss die Sonne, die bereits kraftvoll auf sie herunterschien.

Bald hörte er Schritte näherkommen, doch er hielt die Augen weiterhin geschlossen, selbst dann noch, als ein Schatten auf ihn fiel.

„Hm, zumindest hast du deine Gerte nicht mitgenommen…“

Endlich öffnete er die Augen und begegnete dem amüsierten Blick seines Vaters. Gleich darauf verstand er, dass der andere Mann davon ausgegangen war, dass er sich umziehen würde und seine Mundwinkel zuckten, als er ein Lächeln zurückhielt. „Du meinst, ich mache in meiner normalen Uniform nicht genug her?“ Die Frage wurde von einer bewusst arroganten Kopfbewegung begleitet.

Seinem Vater rutschte eine Augenbraue hoch, dann drückte er lachend Michaels Schulter. „Nein, wenn ich näher darüber nachdenke, hast du genau das Richtige an.“ Mit dieser mysteriösen Bemerkung wurde er stehen gelassen und sein Vater ging zum Wagen herunter, um ein paar Worte mit dem Chauffeur zu wechseln.
 

Die Fahrt ging überraschend schnell vorüber und als sie schließlich im Flughafengebäude nach der Ankunftszeit von Frau Kingstons Flug suchten, war das ein beinahe surreales Gefühl. Er hatte so lange auf sie gewartet, dass es fast zur Gewohnheit geworden war und ihr jetzt zu begegnen schien ein Ding der Unmöglichkeit zu sein.

„Es wird pünktlich eintreffen“, meinte sein Vater mit einer weisenden Kopfbewegung, merkte dann aber, dass Michael mit seinen Gedanken woanders war. „Was ist?“, wurde er gefragt.

Eisblaue Augen zwinkerten, bevor sich sein Blick wieder fokussierte. „Weißt du mehr über Frau Kingston?“

Sein Vater musterte ihn mit einer seltsamen Intensität, bevor ein ebenso undeutbares Lächeln dessen Mundwinkel kurvte. „Solltest du dir deinen ersten Eindruck nicht unbeeinflusst von meiner Sichtweise machen?“ Gleich darauf lag eine warme Hand in seinem Nacken und Michael trat unwillkürlich näher an seinen Vater heran, lehnte sich gegen ihn. Eine Reaktion aus seiner Kindheit, die wieder hochkommen konnte, da er sich nicht mehr gegen den Älteren sperrte. „Du wirst doch nicht gerade jetzt ungeduldig werden, hm?“, kam es dann mit warmem Amüsement.

Michael schüttelte lediglich kaum merklich den Kopf, genoss die Stille, die ihn in diesem Moment umgab. Natürlich waren seine Schilde stark genug, um ihn in dieser Menschenmenge zu schützen, aber das hieß nicht, dass das Talent des Zeros unwillkommen war.

Eine sandblonde Strähne wurde ihm zurückgestrichen. „Wir haben noch ein bisschen Zeit, lass uns einen Kaffee trinken gehen.“

Beinahe widerwillig löste er sich von seinem Vater und hatte gleich darauf sein Talent zurück. Zweifellos wäre es dem Älteren nicht schwergefallen, dass Feld weiter auszudehnen, doch sie waren Draußen und dort war immer Vorsicht angebracht. Es wäre dumm, sich auf Dauer seiner wichtigsten Waffe zu berauben.

Zielsicher fand er ein Café und wenig später konnten sie sich bequem zurücklehnen. Mit leichter Belustigung verfolgte er den Trubel um sie herum, während sie auf ihren Kaffee warteten.

„Es ist doch immer wieder etwas anderes, wenn man das Schulgelände verlässt, hm?“

Eisblaue Augen wandten sich von dem Treiben ab und kamen auf seinem Gegenüber zur Ruhe. „Ja. Und es ist etwas, das ich nicht unbedingt vermisse.“

Ein kaum wahrnehmbares Lächeln antwortete darauf. „Die meisten hier wären sicher von der Vorstellung entsetzt, sich von dieser Hektik verabschieden zu müssen.“

„Nun, wir haben ihnen noch nie besonders viel Intelligenz zugestanden, nicht wahr?“

Sein Vater lachte in sich hinein, musste mit der Antwort aber einen Moment warten, da der bestellte Kaffee gebracht wurde. „Da spricht Brad aus dir“, wurde angemerkt, als sie wieder unter sich waren.

Nun zuckten auch seine Mundwinkel. „Es würde mir schwerfallen, mich völlig von seiner Einstellung zu distanzieren. Vor allem, da sie so ein Musterbeispiel für das ist, was uns in der Schule beigebracht wurde.“

„Das ist sie wirklich…“ Ein seltsamer Ausdruck trat in die Augen seines Vaters und in diesem Moment hätte Michael zu gerne dessen Gedanken gelesen. Doch das war ihm noch nie gelungen, war wohl noch keinem Telepathen gelungen. Der Ältere nahm einen Schluck von seinem Kaffee und danach schien alles wieder völlig normal. „Er macht sich gut als Lehrer“, wurde festgestellt, nachdem die Tasse abgestellt worden war.

Und Michael ließ sich ablenken. Ein belustigtes Schnauben entkam ihm, bevor er nach seinem eigenen Kaffee griff. „Es ist eine Folge seiner Einstellung. Talente sind etwas besseres, das ist Brads feste Überzeugung. Er lebt es ihnen vor, statt es zu predigen und sie reagieren natürlich darauf. Brad kann genauso streng wie jeder andere Instruktor sein, er setzt genauso seine Gerte ein, aber trotzdem ist er glaubwürdiger.“ Ein Schulterzucken. „Vielleicht liegt es an seinem Alter.“

Sein Vater nickte seine Zustimmung. „Sie denken, er ist ihnen näher. Und verstehen nicht, dass eher das Gegenteil der Fall ist.“

„Hm…“ Seine Finger spielten mit dem Löffel, während er sich diese Worte durch den Kopf gehen ließ. Natürlich wusste er, worauf sein Vater hinaus wollte. Das war schließlich eine Eigenschaft, die ihm schon sehr früh an Brad aufgefallen war. Diese Distanz, die ihn von den anderen trennte, selbst wenn es sich um Talente handelte. „Es ist besser geworden“, meinte er schließlich.

„Glaubst du das oder weißt du das?“, wurde er gefragt und der Ernst dahinter überraschte ihn.

Dennoch zögerte Michael nicht mit seiner Antwort. „Ich weiß es. Es ist begrenzt, ja, aber allein seine Interaktion mit Stephan und Alexander ist Beweis genug.“

„Vielleicht“, wurde ihm zugestanden, aber sein Vater klang nicht völlig überzeugt.

„Worauf willst du hinaus?“, fragte er, während sein Kaffee unbeachtet dastand und abkühlte. Und warum führten sie dieses Gespräch ausgerechnet jetzt, fragte gleichzeitig sein Blick.

Auf letzteres erhielt er keine Antwort, obwohl sich sein Vater des Grundes sehr wohl bewusst zu sein schien. „Ich bin mir nur nicht sicher, ob du mit ihm die richtige Wahl getroffen hast.“

Michael konnte nicht anders. Er verbarg sein Gesicht in beiden Händen und lachte auf. „Ich glaube, ihr alle habt da etwas missverstanden“, meinte er, nachdem er sich wieder beruhigt hatte. „Auch wenn ich es ungerne zugebe, aber er hat _mich_ gewählt. Schon bei unserer ersten Begegnung im Institut. Oder vielleicht war es auch sein Talent, denn er hat mich irgendwie wiedererkannt, aber letztendlich läuft es auf das Gleiche hinaus.“ Er senkte seine Hände wieder und lächelte seinen Vater an. „Aus dir sicher bekannten Gründen habe ich natürlich nichts gegen diese Wahl einzuwenden.“

Für seinen Vater schien ein Puzzlestück an die richtige Stelle zu fallen und irgendetwas an dem entstehenden Bild schien ihn zu erleichtern . Doch diese Emotion blieb nur ein flüchtiges Aufblitzen, so schnell verschwunden, als wäre sie nie da gewesen. Michael wurde nachdenklich gemustert, bevor sein Lächeln langsam erwidert wurde. „In dem Fall nehme ich alles zurück.“

Michael zuckte nur mit den Schultern. Sein Vater hatte zwar gesagt, er würde sich nicht in sein Privatleben einmischen, aber auf der anderen Seite war es ein gutes Gefühl gewesen, dessen Besorgnis zu spüren.

Der Ältere verstand auch diese Nicht-Antwort und sein Lächeln gewann an Wärme. „Wir sollten austrinken, schließlich wollen wir Frau Kingston nicht warten lassen, hm?“
 

Der Chauffeur begleitete sie in respektvoller Entfernung, als sie sich zum Empfangsbereich begaben. Es war voll dort, doch Michael sorgte dafür, dass ihnen niemand zu nahe kommen wollte. In diesem Moment war es ihm relativ egal, ob um sie herum eine leere Blase entstand, er konnte gut und gerne darauf verzichten, dass ihnen jemand auf die Füße trat.

Sein Vater nahm es mit Amüsement auf und hinderte ihn nicht am Einsatz seines Talents, gab damit sein wortloses Einverständnis.

Da Michael nicht wusste, wie Frau Kingston aussah und bei ihr auch keine Chance hatte, sie auf andere Weise zu finden, überließ er seinem Vater das Ausschauhalten. Und sie mussten nicht lange warten, sie war offenbar unter den ersten Passagieren, die das Flugzeug verließen. Eine Hand legte sich auf seine Schulter und so aufmerksam gemacht, folgte er der Blickrichtung seines Vaters – und erstarrte. Ohne dass er es verhindern konnte, spannten sich seine Muskeln so stark an, dass er unter der Hand seines Vaters erbebte, dem seine Reaktion dadurch gar nicht entgehen konnte.

Gleich darauf richteten sich die blauen Augen auf ihn. „Es ist nur eine oberflächliche Ähnlichkeit“, wurde ihm versichert. Die Hand rutschte in seinen Nacken, strahlte Wärme aus, wo Michael einfach nur kalt war. „Warte hier, ja?“

Und was blieb ihm anderes übrig? Er konnte sich schließlich immer noch nicht rühren. Und so sah er einfach nur zu, wie sein Vater der Frau entgegen ging, deren Anblick bei ihm nur ein Bild wachgerufen hatte: das von Frau Kernen.

„Manuel“, wurde sein Vater erfreut begrüßt und gleich darauf umarmt, auf beide Wangen geküsst. „Wir haben uns viel zu lange nicht gesehen.“

„Ich freue mich auch, dich wiederzusehen, Anna“, war die belustigte Erwiderung, woraufhin sie den Kopf schüttelte.

„Mach dich nicht über mich lustig, mein Lieber. Und spar dir besser die nächsten Worte“, schloss sich dem eine Ermahnung an.

Sein Vater lachte und Michael fühlte sich, als würde in ihm etwas auftauen. Denn der kurze Wortwechsel war Beweis genug, dass sie nichts mit Frau Kernen gemein hatte. Und nach dieser Erkenntnis konnte er auch Unterschiede ausmachen, wo er vorher nur Ähnlichkeit gesehen hatte. Die Haare waren ein paar Schattierungen dunkler, die Gesichtszüge weicher. Aber den größten Unterschied machten wohl die Augen, die sich auf eine Geste seines Vaters hin jetzt auf Michael richteten. Braun, sie waren braun…

Frau Kingston kam an der Seite seines Vaters auf ihn zu, unterzog ihn einer beinahe ungläubigen Musterung und wandte sich dann wieder an seinen Vater. „Bist du dir sicher, dass du ihn nicht ganz einfach geklont hast? Er sieht genauso aus wie du in seinem Alter.“ Eine kurze Kunstpause folgte, bevor mit einem verschmitzten Lächeln etwas hinzugefügt wurde. „Und die Uniform steht ihm auch so gut wie dir damals.“

Michael spürte, wie ihm Hitze ins Gesicht stieg, eine Reaktion, die ihm in diesem Zusammenhang vollkommen neu war. Jetzt war ihm klar, warum sein Vater die Uniform letztlich für die richtige Wahl gehalten hatte.

Seinem Vater entging Michaels Reaktion natürlich nicht. „Hm, ich glaube, du hast es tatsächlich geschafft, ihn verlegen zu machen.“

„Er wird es überleben.“ Damit trat Frau Kingston genau vor ihn und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Schön dich endlich kennenzulernen, Michael.“
 

~TBC~
 

Mir geht es so wie Michael, es hat so lange gedauert, dass ich kaum glauben kann, dass ich es endlich geschafft habe Frau Kingston auftreten zu lassen ^^# Die Kapitel mit ihr gehören bisher zu denen, die ich am meisten mag…

cya, cu ^-^

"Im Moment sieht er recht gesellig aus…"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 72/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Michael stolpert über ein mentales Bild ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Kralle: Jupp, und nicht nur Herr Schneider hat einen Vornamen verpasst bekommen ^^ Ich muss sagen, dass mir die Namenswahl diesmal bei allen sogar recht leichtfiel.

Und Frau Kingston ist in erster Linie gekommen, um Brad zu trainieren, weil ihr Talent als Precog als einziges so arbeitet wie das von Brad. Das Ganze wurde übrigens in Teil 48 erwähnt – nachdem Michael in Teil 46 erst mitbekommen hatte, dass Brad ein bissl mehr kann als normale Precogs. Wie du siehst, ist das schon ne Weile her, von daher ist kein Wunder, dass du es nicht mehr wusstest ^^#
 

@Jemma: Ah, wieder zu viel Monitor-Input durch deine Kurse, was? ^^ Dann viel Spaß beim Nachholen der Kapitel ^.~
 

Teil 72 „Im Moment sieht er recht gesellig aus…“
 

Sein Talent konnte gar nicht anders als Frau Kingston bei dieser körperlichen Berührung zu testen und natürlich traf er auf beinahe vertraute Schilde. Sie fühlten sich nicht ganz wie die von Brad an, aber die Ähnlichkeit sowie ihre Stärke waren unverkennbar.

Ihm wurde ein wissendes Lächeln geschenkt, als sie zurücktrat, doch Frau Kingston kommentierte seinen Vorstoß nicht. Stattdessen sah sie sich nach seinem Vater um. Der war gerade dabei, den Chauffeur mit dem Gepäck wegzuschicken, schien aber nicht davon überrascht, dass sich plötzlich eine Hand in seine schob.

„Komm. Nachdem ich Michael kennengelernt habe, möchte ich auch Brad endlich treffen.“

Michael sah ein bisschen ungläubig zu, wie sein Vater lachte, während sich die Finger der beiden verschränkten.

„Ein paar Stunden wirst du dich noch gedulden müssen. Es ist ein Stück Fahrt bis zur Schule.“

„Ich werde mich eben mit deiner Gesellschaft trösten.“

Er sah den beiden für einen Moment nach, bevor ihm einfiel, dass er ihnen folgen sollte. Es war merkwürdig und er konnte den Gedanken nicht abschütteln, wie es wäre, wenn Frau Kingston seine Mutter wäre. Was abrupt ein ganz anderes Bild auf den Plan rief, das ihn beinahe stolpern ließ.

Diesen Augenblick wählte sein Vater, um sich zu ihm umzudrehen und irgendetwas an seiner Miene ließ den Älteren auflachen. Die beiden blieben stehen, damit Michael zu ihnen aufschließen konnte. „Nun?“, wurde er dann gefragt.

Michael wollte zuerst nichts sagen, aber es brach regelrecht aus ihm heraus. „Seid ihr… Ich meine, wart ihr früher…“ Er schaffte es nicht, die Frage auszuformulieren, fühlte sich plötzlich viel jünger.

Frau Kingston verstand ihn trotzdem und Belustigung blitzte in den braunen Augen auf. „Keine Sorge, wir sind nur gute Freunde. Manuel war hinter James her, so wie jeder.“

„Wie jeder..?“, wiederholte er schwach, während er noch mit der Tatsache rang, dass man so etwas überhaupt über seinen Vater sagen konnte.

Der zog eine Augenbraue hoch. „Guck bitte nicht so ungläubig. Ich hoffe, du hältst mich nicht für einen Mönch oder etwas Ähnliches.“

Frau Kingston wandte das Gesicht ab und lachte in den Arm seines Vaters hinein. Erst als sie sich beruhigt hatte, reagierte sie auf Michaels Frage. „James war einer der ersten Absolventen unserer Schule in Amerika. Er war hierher gekommen, um ein Mitglied für die Leitung der Schule zu finden. Es gab einige Leute mit Interesse an dieser Position… und an ihm.“ Ein Lächeln schloss sich dieser Erklärung an.

„Du hast gut Lachen, Anna, immerhin hast du beides bekommen.“ Dann wurde sein Vater ernster, wandte sich an Michael. „Du musst ihn getroffen haben, um es zu verstehen. Seine Präsenz ist… einmalig. Und er sieht auch noch ausgesprochen gut aus“, wurde dem wie ein nachträglicher Gedanke hinzugefügt.

Was ihm einen seltsamen Blick von Frau Kingston einbrachte. „Du erinnerst dich?“

Warum sollte er nicht, fragte Michael sich im Stillen, wurde aber von dem genauso wenig interpretierbaren Lächeln seines Vaters abgelenkt.

„Er mag der beste Telepath sein, den wir kennen, aber ich bin, wer ich bin, hm?“ Leise, so dass Michael es kaum verstehen konnte. Und natürlich befanden sie sich in aller Öffentlichkeit, weswegen ihr Gespräch gar nicht erst in diese Richtung gehen sollte.

Das war ihm offensichtlich nicht als Einzigem bewusst geworden, denn Frau Kingston sagte nichts darauf, musterte seinen Vater nur mit nachdenklicher Miene, bevor sie ihren Weg fortsetzten.

„Er lässt dir Grüße ausrichten“, meinte sie, als sie im Wagen saßen, und es waren die ersten Worte, die wieder zwischen ihnen fielen.

„Nun, was soll er sonst tun. Er kommt schließlich nicht nach Deutschland.“ Die Antwort enthielt eine Spur von bitterer Resignation.

„Du weißt, dass er das nicht kann. Noch nicht.“

Merkwürdigerweise warf sein Vater ihm einen schnellen Blick zu, bevor er sich wieder Frau Kingston zuwandte. Und Michael verstand die Warnung darin, die er gar nicht gebraucht hätte. Er würde zu keinem anderen ein Wort über diese Unterhaltung verlieren.

„Bist du dir sicher, dass sich das ändern wird?“, wurde sie gefragt.

„Du solltest es nicht nötig haben zu fragen, du kennst ihn. Und anscheinend noch besser, als James erwartet hatte.“

Sein Vater lehnte sich bequem zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich weiß, dass er seine Privatsphäre schätzt. Aber nicht einmal ihm zuliebe lasse ich mir so im Kopf herumpfuschen.“

„Du warst schon immer etwas stur“, lautete Frau Kingstons trockene Feststellung.

Michael entkam ein belustigtes Schnauben, er hatte noch nie jemanden so mit seinem Vater – oder jedem anderen Triumviratsmitglied – reden hören. Aber dann wiederum stand Frau Kingston nicht nur auf der gleichen Stufe, sondern schien früher auch noch zusammen mit ihm Rosenkreuz besucht zu haben. Gleich darauf hatte er die Aufmerksamkeit zweier Augenpaare. Es kostete ihn etwas Mühe, aber Michael schaffte es, ihre Blicke scheinbar unbeeindruckt zu erwidern. „Soll das heißen, Herr Kingston ist so gut als Telepath, dass sich keiner im Nachhinein an sein genaues Aussehen erinnern kann?“

Sein Vater zuckte mit den Schultern. „Ich gehe davon aus. Du kennst unsere Sicherheitsrichtlinien, was Fotos und sonstige dauerhafte Aufnahmen angeht. James hat einfach etwas extremere Maßnahmen ergriffen. Immerhin hat er die Fähigkeit dazu, warum sollte er sie nicht nutzen …“

Es schien noch etwas mehr dahinter zu stecken, das unausgesprochen blieb. Doch Michael wusste, dass er jetzt besser nicht nachhakte. Was nicht hieß, dass er es auf Dauer vergessen würde. Und so nickte er bloß, sah dann aus dem Fenster.

Die beiden fassten die Geste auf, wie sie gemeint war, begannen sich leise zu unterhalten.

Und auch wenn Michael nicht bewusst zuhörte, fing er Fetzen ihrer Unterhaltung auf, während sein Talent gleichzeitig ein Gefühl für Frau Kingston entwickelte.

Seine Ruhe wurde erst gestört, als sie Rosenkreuz nahe genug waren, dass seine Verbindung zu Brad wiederhergestellt wurde. Der Kontakt ließ ihn innerlich aufatmen. Hauptsächlich, weil die sonst an dieser Stelle gähnende Leere ausgesprochen unangenehm war, aber auch, weil er jetzt wieder wusste, dass es dem Jüngeren gut ging. Diese sonst ständig vorhandene Versicherung vermisste er immer erst dann, wenn er sie nicht mehr hatte. Michael spürte auf einmal einen Blick auf sich ruhen und als er sich von der Landschaft draußen abwandte, stellte er fest, dass es Frau Kingston war, die ihn interessiert beobachtete.

„Es gibt eine Verbindung zwischen euch?“, wurde er gefragt.

Anscheinend hatte er sich durch ein äußerliches Zeichen verraten, aus dem das Triumviratsmitglied geschlossen hatte, was passiert war. Und es sollte ihn nicht überraschen. Frau Kingston kannte das sicherlich aus eigener Erfahrung, wenn auch vom anderen Ende der Verbindung. „Ja“, bestätigte er ihre Vermutung und lächelte, weil Brad seinerseits seine Rückkehr bemerkt hatte und ihn zur Begrüßung mit schläfriger Wärme einhüllte.

>Zeig sie mir<, forderte gleichzeitig eine Stimme in seinem Kopf und Michael erfüllte Brad diesen Wunsch.

Frau Kingston erwiderte den Blick eisblauer Augen und sah gleichzeitig durch ihn hindurch – oder vielleicht auch in ihn hinein. „Hallo Brad.“

Michael erschauderte und er konnte selbst nicht sagen, ob es durch eine Rückkopplung von Brad kam oder seine ganz eigene Reaktion war. Auf jeden Fall sorgte dieses Gefühl dafür, dass die unmittelbare Gegenwart des Jungen verschwand.

„Das musste nun wirklich nicht sein, Anna“, meinte sein Vater mit nachsichtigem Tonfall, als wüsste er genau, dass sie sowieso tun würde, was sie wollte.

Und Frau Kingston zuckte nur mit den Schultern. „Es war offensichtlich, was ablief.“

Das entlockte seinem Vater ein Lachen. „Für dich vielleicht, aber ich bezweifle, dass normalerweise jemand etwas von ihrer Kommunikation mitbekommt.“

„Das macht alles die Erfahrung.“ Dann richtete sich ihre Aufmerksamkeit wieder auf Michael. „Du bist mir nicht böse, oder?“

„Wie könnte ich“, gab er trocken zurück.

„Siehst du, Manuel. Dein Sohn hat nichts dagegen.“

„Wie könnte er auch“, griff sein Vater Michaels Antwort auf. „Dein Sinn für Humor ist genauso fragwürdig wie früher.“

Frau Kingston wurde einer Antwort darauf enthoben, da sie in diesem Moment vor dem Hauptgebäude vorfuhren. Gleich darauf hatte der Chauffeur den Wagen verlassen und hielt ihnen die Tür auf.

Es war sein Vater, der zuerst ausstieg, dann Frau Kingston eine Hand reichte, um ihr zu helfen. Michael folgte ihr und wurde nach dem klimatisierten Inneren von der Wärme der Nachmittagssonne überrascht.

„Ein Gästequartier ist vorbereitet worden, ich lasse dein Gepäck hinbringen. Wenn du irgendetwas vermisst, gib mir einfach Bescheid.“

„Das werde ich, Manuel.“ Wieder erhielt sein Vater einen Kuss auf die Wange, bevor er sich von ihnen verabschiedete. „Nun dann, wo treibt Brad sich herum?“, wandte sich Frau Kingston danach an Michael.

„Sie wollen ihn jetzt gleich sehen?“

Ein Lächeln antwortete ihm darauf. „Ausruhen kann ich mich später noch genug.“

Michael zuckte beinahe akzeptierend mit den Schultern, fing die Geste aber rechtzeitig ab. „Natürlich, Frau Kingston“, bestätigte er.

Sie klopfte ihm auf die Schulter. „Nicht so förmlich, immerhin besteht das Triumvirat hier aus drei anderen Personen.“

Amüsement glitzerte in eisblauen Augen auf. „Das ändert trotzdem nichts an Ihrer Position. Wenn Sie mir also bitte folgen würden.“

Sie seufzte daraufhin nur, schloss sich Michael aber immer noch lächelnd an.

„Er ist beim Schwimmbecken“, erklärte er ihr auf dem Weg.

„Ein guter Sportler?“

„Das auch, aber im Moment scheint er sich einen faulen Nachmittag zu leisten.“

Frau Kingston lachte leise. „Wie ist er denn so im Allgemeinen?“, wollte sie dann wissen.

Und Michael tat sich mit einer Antwort schwer. „Er ist… eher ein Einzelgänger“, erwiderte er schließlich nach einem Moment des Überlegens. Seine Leistungsbeurteilungen kannte sie immerhin schon längst.

Natürlich kamen sie in diesem Augenblick in Sichtweite der Decke, die Brad mit Alexander und Stephan belegte. Der Junge hatte sich lang auf dem Bauch ausgestreckt und sonnte sich, während der Franzose einen Arm um Brads Taille geschlungen hatte und zu schlafen schien. Alexander saß neben ihnen, warf hin und wieder einen Blick auf die beiden, wie um sich zu vergewissern, dass mit ihnen alles in Ordnung war. Ansonsten war der Blondhaarige anscheinend mit Hausaufgaben beschäftigt.

Frau Kingston war seinem Blick gefolgt und hatte keinerlei Probleme damit, Brad zu identifizieren. „Im Moment sieht er recht gesellig aus…“, kommentierte sie belustigt.

„Hm, Sie sehen da den Umfang seines sozialen Kontakts innerhalb seiner Altersgruppe vor sich“, hielt Michael dem entgegen.

„Ich verstehe.“ Und sie klang so, als täte sie das tatsächlich. Eine auffordernde Kopfbewegung schloss sich dem an und dem folgend ging Michael weiter.

Seine Annäherung blieb nicht lange unbemerkt. Während Brad schon längst wusste, dass er da war und so tat, als wäre er davon völlig unbeeindruckt, kam Alexander rasch auf die Beine.

„Herr Schneider.“ Sein Fuß stupste gleichzeitig Stephan in die Seite, der sich daraufhin aufsetzte.

Gleich darauf hatte der Franzose ihn ebenfalls gesehen. „Guten Tag, Herr Schneider“, folgte dessen Begrüßung. „Sie wollen sicher mit Brad sprechen.“

Sein stummes Nicken war den beiden Bestätigung genug, sie räumten schnell ihre Sachen zusammen und waren nach einem kurzen Abschied von Brad verschwunden.

Der wandte ihm endlich den Kopf zu und lächelte zu ihm hinauf. „Du stehst mir in der Sonne“, wurde festgestellt.

„Wie traurig für dich.“ Aber dann setzte er sich auf die Decke.

Doch obwohl Brad seine Sonne zurück hatte, richtete er sich auf. Gleich darauf presste sich ein warmer Körper gegen Michaels Rücken und zwei nicht minder aufgeheizte Arme schlangen sich von hinten um ihn.

„Ich habe dich vermisst“, wurde in sein Ohr geflüstert, obwohl sie sich an anderen Tagen sogar länger nicht sahen. Aber Brad war immer etwas anhänglicher, wenn ihre Verbindung getrennt worden war und Michael konnte diese Reaktion nur zu gut nachvollziehen.

Er drehte den Kopf, so dass seine Lippen auf die des Jüngeren trafen und das war Antwort genug. Ihm fielen die Augen zu, unter der mentalen Wärme, die auf ihn überschwappte, und für einige endlose Sekunden lehnte er sich einfach nur zurück.

Prompt verstärkte sich Brads Umarmung, sie enthielt jetzt etwas besitzergreifendes und als eisblaue Augen sich wieder der Welt stellten, erkannte er den Grund dafür. Er hatte Frau Kingston für diesen Moment tatsächlich vergessen, doch sie war jetzt ebenfalls nähergekommen und stand unter aufmerksamer Beobachtung von Brad. Wenigstens schien der Jüngere nicht das gleiche Problem wie er selbst beim ersten Anblick des Triumviratsmitgliedes zu haben.

„Es freut mich dich jetzt auch persönlich kennenzulernen, Brad.“

„Frau Kingston…“ Brads Lippen formten die Worte, als wollten sie eigentlich etwas anderes sagen. Bilder zuckten gleichzeitig durch den Kopf des Jüngeren, zu schnell, als dass Michael sie erkennen konnte. Aber etwas an ihnen schien Brad zum Lächeln zu bringen. „Sie werden uns helfen?“

„Wenn es in meiner Macht liegt.“ Ohne zu fragen, um was es überhaupt ging. Vielleicht hatte sie es auch gesehen. „Und du wirst fleißig mit mir trainieren.“

„Zweifellos, darum sind Sie schließlich hier, nicht wahr?“

Sie lachte mit sanfter Belustigung. „Unter anderem, ja“, wurde Brad zugestanden. Dann neigte sie neugierig den Kopf. „Siehst du mich eigentlich?“

„Nur kurz vor jetzt, nicht bis zum Ende dieses Gesprächs. Aber einige Minuten hinein, ja.“

Frau Kingston nickte, während Michael noch versuchte, diese Auskunft zu verstehen. Und dann waren die beiden schon viel weiter, unterhielten sich in Halbsätzen und Antworten, die ohne Fragen auskamen, Fragen, auf die keine Antworten abgewartet wurden.

Michael schüttelte innerlich den Kopf und da Brad ihn immer noch nicht loslassen wollte, lehnte er sich wieder zurück, die Augen schließend. Die zwei kamen auch ganz gut ohne ihn klar. Und ihm gefiel die Wärme, die Brad in seinem Eifer weiter ausstrahlte.
 

~TBC~
 

*grins* Endlich trifft Brad mal jemandem, der auf der gleichen Ebene wie er selbst denkt ^^

cya, cu ^-^

"Sie kennt Brad zu gut. Und in diesem Fall bist du wohl eher sein Anhängsel"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 73/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Michael möchte ein paar Antworten haben.

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Jemma: Das mit den Kursen ging ja flott o.O Unsere liefen immer ein ganzes Semester. Aber dafür hatten wir sie auch nur einmal die Woche ^^

Irgendwie bezweifle ich, dass ich es hinbekommen würde, so einen Ausschnitt zu schreiben. Ich hatte einfach nur diese Szene vor Augen, wie sie sich unterhalten, aber genaue Worte konnte ich dem nicht zuordnen. Außerdem bin ich ja kein Precog und würde es daher sich nicht authentisch hinbekommen ^.~
 

@Kralle: *lach* Ich jedenfalls würde es gerne mal hören – auch wenn ich wahrscheinlich genauso wenig wie Michael verstehen würde. Für einen Precog wie Brad, der Unterhaltungen im Voraus sehen kann, könnten Gespräche bestimmt schnell öde werden, wenn er nicht die Möglichkeit hätte, in diesem Fall _nicht_ auf sein Talent zu hören. Umso eifriger wird er die Chance ergreifen, bei Frau Kingston mal keine Zurückhaltung walten lassen zu müssen ^^
 

Teil 73 „Sie kennt Brad zu gut. Und in diesem Fall bist du wohl eher sein Anhängsel”
 

Michael war beinahe eingeschlafen, getragen von der Wärme und dem kaum verständlichen Auf und Ab der Stimmen, als diese plötzlich verstummten. Trotzdem wollte er nicht die Augen öffnen, also tat er das auch nicht. Aber zumindest hörte er wieder zu, was dadurch erleichtert wurde, dass die beiden nicht mehr in dieser abkürzten Form kommunizierten, die wohl allein Precogs zugänglich war.

„Wirst du mir erzählen, wobei ihr meine Hilfe braucht?“

Brad schien über diese Frage eine Weile nachzudenken, zupfte dabei an sandblonden Haaren. „Das ist Michaels Sache…“, kam es schließlich leise zurück.

„Und wird er mich helfen lassen?“

„Sie können es auch nicht sehen?“, fragte Brad nach, aber er klang nicht einmal überrascht.

Frau Kingston schien belustigt, als sie antwortete. „Nein, bisher nicht. Aber ich denke, du kennst ihn gut genug, um es zu wissen.“

Wieder Schweigen und der Junge war ihm auf der mentalen Ebene plötzlich viel näher. Michael lenkte seine Aufmerksamkeit nach innen, verstärkte ihre Verbindung, und gab seine Emotionen frei. Er kannte die Antwort nicht einmal selbst, aber Brad schien zu genügen, was er auffing.

„Wenn es mit Ihnen nicht klappt, dann mit niemanden“, lautete sein Urteil.

„Vielen Dank für dein Vertrauen.“ Und es klang nicht einmal ironisch. „Ich werde euch dann mal alleine lassen. Können wir morgen mit dem Training anfangen?“

„Es ist Sonntag. Wir werden viel Zeit haben.“

Ein leises Lachen war die Antwort darauf. Er hörte, wie Frau Kingston sich dann von der Decke erhob. „Auf Wiedersehen, Brad, Michael.“

Bevor er auch nur auf die Idee kommen konnte zu reagieren, entfernte sich das Triumviratsmitglied und nun war es Brad, der lachte. Dann verschwand sein Halt und er fand sich auf dem Rücken liegend wieder, mit einem vertrauten Gewicht über sich. Eisblaue Augen wurden geöffnet, begegneten braunen, in denen ein Lächeln stand. Brad schien optimistisch zu sein.

„Bald…“ Der Jüngere flüsterte in sein Ohr. „Bald werde ich dich ganz für mich haben.“

Michael hob eine Hand, vergrub seine Finger in den schwarzen Haaren. „Das hast du doch jetzt schon.“ Ebenfalls mit einem Lächeln, während sein Talent sie einhüllte. Die Verbindung war immer noch so stark, dass er Brad mit jeder Faser seines Körpers zu spüren schien und in einer Rückkopplung sich selbst, wie Brad ihn spürte.

„Hm…“, kam ein leises Brummen von Brad, träge, als müsste sich der Laut durch Sirup arbeiten. Mehr Gewicht folgte, als sich der Jüngere überhaupt nicht mehr abstützte und Michael schlang den freien Arm um dessen Taille.

An diesem Tag taten sie nicht mehr viel.
 

Brad war nach seinem normalen Training zu Frau Kingston verschwunden und auch wenn sich der Jüngere normalerweise abschottete, wenn eine seiner Übungen anstand, war sich Michael jeder Minute bewusst, die Brad mit ihr verbrachte. Es war nicht der gewohnte Fluss zwischen ihnen, das hätte sicher nur für Kopfschmerzen auf seiner Seite gesorgt, denn er war und blieb ein Telepath und kein Precog. Doch die Informationen reichten aus, um Frau Kingston weiter kennenzulernen und genau das war Brads Absicht.

Es hätte wahrscheinlich noch besser funktioniert, wenn Michael nicht durch seine eigenen Überlegungen abgelenkt worden wäre, nicht einmal seine Arbeit schaffte es, ihn völlig auf eine Sache konzentriert zu halten. Aber er hielt durch, weil es keinen Sinn hätte, seinen Vater im Büro zu stören. Wenigstens hatte Michael die Gewissheit, dass nicht einmal er am Sonntag zu lange arbeiten würde, und als sich die Nicht-Präsenz schließlich in Richtung Quartier bewegte, wäre er am liebsten sofort aufgesprungen.

Mit einem schmalen Lächeln unterdrückte er diesen Impuls, schüttelte dann über sich selbst den Kopf. Wenn er wenigstens wüsste, warum er so ungeduldig war, würde das schon helfen. Irgendetwas war an Frau Kingston, das seine Aufmerksamkeit auf sich zog, ohne dass er den Grund identifizieren konnte und er hoffte, dass ihn ein paar bisher ausstehende Antworten weiterhelfen würden.

Gemächlich beendete er seine Arbeit, räumte dann seine Unterlagen zusammen. Und erst als er sich sicher war, dass sein Vater wenigstens dazu gekommen war, es sich bequem zu machen, brach er zu dessen Quartier auf.

Auf sein Klopfen hin wurde ihm schnell geöffnet und gleich sah er sich einem amüsierten Funkeln in blauen Augen ausgesetzt. „Ich hatte dich schon gestern Abend erwartet“, wurde er begrüßt.

„Gestern hätte Brad mich nicht gehen lassen.“ Nicht, dass Michael das überhaupt gewollt hätte.

Auch der nicht ausgesprochene Gedanke schien verstanden worden zu sein, denn das Amüsement wandelte sich in ein sanftes Lächeln. „Sie hat Eindruck hinterlassen?“

„Sie hinterlässt ihn immer noch. Brad ist schon den ganzen Nachmittag bei Frau Kingston und hält mich auf dem Laufenden.“

Sein Vater trat beiseite und ließ ihn herein, lachte in seinem Rücken. „Du solltest nicht überrascht sein, dass er versucht, dir Anna näherzubringen. Obwohl ich der Ansicht bin, dass sie es auch ganz von allein schaffen würde, dich zu überzeugen.“

Michael ließ sich in den Sessel sinken und sein Vater setzte sich zu ihm auf die Armlehne, legte eine warme Hand in seinen Nacken. Er lehnte sich gegen ihn und lachte ebenfalls, wenn auch nur schwach. „Sie ist so anders…“, murmelte er dann. Vielleicht war er immer noch nicht darüber hinweg, dass sie Frau Kernen so ähnlich sah.

„Gerade du solltest nichts auf Äußerlichkeiten geben. Außerdem wirst du es niemanden erlauben, dir zu helfen, wenn du sogar sie ausschließt.“

„Ich will ja, dass es funktioniert.“

„Aber?“ Eine leise Nachfrage.

„Was, wenn auch ihre Hilfe nichts bringt?“ Es war das erste Mal, dass er sich mit dieser Möglichkeit überhaupt auseinandersetzte und das mehr als alles andere zeigte, dass er sich innerlich bereits dafür entschieden hatte, ihre Hilfe anzunehmen.

Die Hand rutschte weiter, als ein Arm um ihn geschlungen wurde. „Brad würde dir trotzdem nicht weglaufen“, legte sein Vater den Finger sofort auf den wunden Punkt. „Hast du nicht selbst gesagt, dass er dich ausgesucht hat? Precogs sind nicht besonders sprunghaft.“ Das letzte kam mit einer belustigten Note.

Und Michael konnte nicht anders, als wieder zu lachen, aber er erstickte es im Hemd seines Vaters. „Es ist lächerlich, nicht wahr?“

„Brad seinen eigenen Kopf zuzugestehen? Gewiss nicht. Aber deine Schlussfolgerung war fehlerhaft, hm?“

Als er es von einem anderen ausgesprochen hörte, war es ganz klar und ein Gewicht schien von ihm abzufallen. Er schloss die Augen und sein Vater ließ ihm alle Zeit der Welt. „Erzähl mir mehr von ihr“, forderte er schließlich.

„Ich weiß nicht, ob ihr das gefallen würde. Du hast bereits gehört, dass James seine Angelegenheiten gerne für sich selbst behält und Anna würde kaum dagegen handeln.“

Er hob den Kopf und eisblaue Augen suchten den Blick des Älteren. „Erzähl mir mehr von ihr“, beharrte er. Michael wusste selbst nicht so recht, ob er seinen Vater auf die Probe stellen wollte, doch er konnte nicht nachgeben.

Sein Blick wurde problemlos erwidert und er fühlte sich darunter, als wäre der Andere der Telepath. „Ist Brad noch bei ihr?“, wollte sein Vater dann wissen.

„Ja“, gab er zurück, ohne seine Verwirrung zu zeigen.

Ein schmales Lächeln kurvte die Lippen des Älteren. „In dem Fall sollten wir zuerst essen.“ Damit wurde er allein gelassen.

Mit einem Stirnrunzeln lauschte er darauf, wie sein Vater in der Küche anrief und ihr Abendbrot bestellte, obwohl es noch recht früh dafür war, und dann verstand er endlich. Brad würde es kaum begrüßen, wenn Michael jetzt ihre Verbindung trennte und sein Vater wiederum würde ihm nichts erzählen, solange die Chance bestand, dass ein anderes Talent sie belauschen konnte.

„Darf ich Brad später darüber erzählen?“, fragte er, als sein Vater mit dem Telefonat fertig war, sich auf der Couch niedergelassen hatte. Die Distanz erschien viel größer als die paar Meter, die sich zwischen ihnen befanden.

„Ich will es dir nicht verbieten, aber vielleicht wirst du selbst entscheiden, dass du es für dich behältst“, lautete die ominöse Antwort.

Zum ersten Mal kam er auf den Gedanken, dass ein Risiko mit diesen Informationen verbunden sein konnte, aber trotzdem würde er es sich nicht anders überlegen. Er verschränkte die Arme vor der Brust, eine Geste, die seine Einstellung wirklich ausgezeichnet zu vermitteln wusste.

Sein Vater reagierte mit einem amüsierten Kopfschütteln. „Wenn Anna dich jetzt sehen könnte, würde sie dich ebenfalls als stur einordnen.“

Er schnaubte daraufhin nur. „Sie hat mich sowieso schon als Klon von dir bezeichnet, also dürfte sie nicht allzu überrascht sein.“

Ein aufrichtiges Lachen, bevor sein Vater aufstand und in die kleine Küche ging, um ihnen Getränke zu holen. „Bier, Saft, Selters?“ Eine kurze Pause, bevor der Kopf durch die Tür gesteckt wurde. „Oder soll ich Wein aufmachen?“

„Wein“, antwortete er, ohne darüber nachzudenken.

„Hm, natürlich…“

Der Tisch im Wohnzimmer wurde gedeckt und da sein Vater seine Hilfe abgelehnt hatte, war es Michael, der an Tür ging, als es klopfte.

„Oh, Sie sind es“, war der Kommentar der Küchenfrau, in der er gleich darauf Brads Manja erkannte. „Hat Ihnen der Film gefallen?“

Seine Mundwinkel zuckten. „Ja, ich bin es. Und vielen Dank für die Karten. Auch wenn es sehr optimistisch war, sie dem Jungen zu schenken.“

Sie zog eine Augenbraue hoch. „Ich bin davon ausgegangen, dass Brad es mal wieder schafft, seinen Willen durchzusetzen. Ich habe ihm lediglich den nötigen Anreiz geboten.“ Dann traf ihn ein auffordernder Blick und Michael trat beiseite, um dem kleinen Wagen Platz zu machen.

„Guten Tag, Herr Schneider“, wurde sein Vater begrüßt, mit bedeutend mehr Respekt. „Soll ich Ihnen noch helfen?“

„Nein danke, lassen Sie einfach alles hier.“ Gleich darauf waren sie wieder unter sich und der Ältere lächelte über seinen Gesichtsausdruck. „Sie hat einen erfrischenden Umgangston, hm?“

„Nun ja, allerdings nicht im Umgang mit dir.“

„Und du fragst dich, warum es bei dir anders ist?“ Das Lächeln vertiefte sich. „Sie kennt Brad zu gut. Und in diesem Fall bist du wohl eher sein Anhängsel.“

„Na wundervoll.“

Eine Hand drückte seinen Nacken, bevor das Essen auf dem Tisch platziert wurde. „Nimm es dir nicht zu sehr zu Herzen. Es gibt genug Leute, die es kaum wagen, dir in die Augen zu sehen.“

„Du machst dich über mich lustig…“

„Nicht allzu sehr. Und jetzt setz dich hin, bevor das Essen kalt wird.“ Als wäre er noch ein kleines Kind.

Der Wein wurde eingeschenkt, sobald Michael der Aufforderung nachgekommen war und daraufhin konzentrierten sie sich beide auf die Teller vor sich.

Nachdem er fertig war, legte er das Besteck beiseite und sein in sich gekehrter Blick zog die Aufmerksamkeit seines Vaters auf sich. „Sie haben das Training für heute beendet“, teilte er ihm auf dessen stumme Frage hin mit und gleich darauf senkte sich absolute Stille über ihn. Michael hätte sich direkt einsam darin fühlen können, aber schließlich war in solchen Momenten stets sein Vater bei ihm gewesen und so war es auch heute.

„Deine Mutter und Anna waren niemals Freundinnen“, fing der Ältere unvermittelt an und Michael erstarrte auf seinem Stuhl, um ihm keinen Grund zu geben, aufzuhören. „Dennoch kann man sagen, dass eine freundschaftliche Rivalität zwischen ihnen herrschte. Manchmal machten sie sich sogar einen Spaß daraus, ihre Ähnlichkeit auszunutzen, um ein paar Jungs zu ärgern.“ Ein Lächeln zog an den Lippen seines Vaters, als der seinen Erinnerungen nachhing.

Er versuchte, den Mund zu halten, aber die Frage entkam ihm trotzdem, als hätte sie ein Eigenleben. „Sie war also nicht immer so wie jetzt?“

Blaue Augen richteten sich auf ihn und die Belustigung war Kälte gewichen. „Nein, das war sie nicht. Und manchmal kann ich immer noch nicht glauben, dass sie so nachtragend sein kann.“ Der Ältere stand abrupt auf und das zur Maske gewordene Gesicht schien einem Fremden zu gehören. „James hatte sie niemals eines Blickes gewürdigt und sie hat es nicht nur an Anna, sondern auch an dir ausgelassen.“

An dir wohl auch, dachte Michael im Stillen, ohne dass er es zu äußern wagte.

„James hatte seinen Posten bereits sicher, obwohl er genauso wie wir gerade erst vor seinem Abschluss stand und wer hätte sich nicht diesen Freifahrtsschein gewünscht… Es war von Anfang an klar, dass sie nicht mit nach Amerika gehen konnte, schließlich hatten sie bereits einen Telepathen, ihn, für das Triumvirat. Vielleicht hätte sie sich damit abgefunden, aber als James‘ Interesse für Anna auch noch mehr als professioneller Natur war, wollte sie Anna wenigstens das wegnehmen.“

„Mit wenig Erfolg“, warf er ein, als das daraufhin einsetzende Schweigen drückend zu werden drohte.

Ein böses Lächeln flog über die Züge seines Vaters. „Himmel, was hat sie sich ins Zeug gelegt, ohne zu merken, wie sinnlos es war. Anna hat es mir erzählt, sie hatte es gesehen und sie irrte sich nie. Doch Christine wollte es einfach nicht einsehen.“

Es war das erste Mal, dass er ihren Namen über die Lippen seines Vaters kommen hörte und es lag keinerlei Zuneigung darin. „Du hast Frau Kingston geglaubt?“ Neugier erfüllte ihn. Sein Vater war immer nur sein Vater für ihn gewesen und später ein Triumviratsmitglied. Es war eine seltsame Vorstellung, dass er einmal ein bloßer Schüler gewesen war.

„Ja, so ungern ich es wollte. Doch es war für jeden der Augen hatte um zu sehen klar, dass er sich für Anna entscheiden würde.“

Es stimmte also, er _hatte_ sich für Herrn Kingston interessiert. Sie hatte seinen Vater am Flughafen nicht nur aufziehen wollen. Damit war eine Frage beantwortet, doch es gab so viele mehr, die Michael durch den Kopf schwirrten. Und sie waren um einiges ernster. „Wie konnte er überhaupt in diesem Alter für das Triumvirat vorgesehen werden? Und was gab ihm das Recht, ein weiteres Mitglied zu wählen?“

Die blauen Augen richteten sich wieder auf ihn. „Das ist die eigentliche Frage, nicht wahr? Aber vielleicht sollte sie ein bisschen anders lauten.“
 

~TBC~
 

Es wird hoffentlich klarer, warum Michael nie eine Chance hatte, die Zuneigung von Frau Kernen zu gewinnen… ^^°

cya, cu ^-^

"Es war ein Test. Und ihr seid praktisch über eure eigenen Füße gestolpert, um ihm zu gefallen"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 74/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Ein Gespräch mit Frau Kingston deckt Unerwartetes auf ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Kralle: Nun, sie hatte nicht besonders viel Auswahl, ne? Und Michael hat ihr nun Mal bei jedem Aufeinandertreffen vor Augen geführt, dass sie nicht den Mann abbekommen hat, den sie haben wollte. Ich frage mich, ob sie ein wenig anders reagiert hätte, wenn er seinem Vater nicht so sehr ähneln würde… *Kopf schief leg*
 

@Jemma: Die Unsicherheit macht ihn um einiges menschlicher, hm? ^^ Aber anders würde auch die Beziehung nicht funktionieren, die ich in dieser Story zwischen ihm und Brad haben wollte. Übrigens erfährt Michael in diesem bzw. dem nächsten Kapitel wieder etwas, das es ihm schwermachen wird, seine Emotionen unter Kontrolle zu halten ^^#
 

Teil 74 „Es war ein Test. Und ihr seid praktisch über eure eigenen Füße gestolpert, um ihm zu gefallen“
 

„Was hätten sie mit ihm getan, wenn sie ihm nicht die Schule dort gegeben hätten?“ Mit einem schmalen Lächeln, bevor sich sein Vater wieder abwandte und zur Couch hinüberging, sich regelrecht hineinfallen ließ.

Michael sah ihm hinterher, während er über die Gegenfrage nachdachte, stand dann sehr langsam auf, um seinem Vater zu folgen. Erst als er ebenfalls einen neuen Platz gefunden hatte, versuchte er sich in einer Antwort. „Sie hätten ihn dort in ein Team stecken können. Oder von mir aus ihm ein Team geben, wenn er wirklich so gut ist.“

„Er ist so gut“, wurde ihm versichert. „Und es wäre eine Verschwendung seines Talents gewesen, ihn für den normalen Field-Dienst vorzusehen. Ganz davon abgesehen lag unser Einsatzgebiet in der Zeit hauptsächlich in Europa, in Amerika begannen wir erst die ersten Fühler auszustrecken.“

Michael lehnte sich zurück, seltsam fasziniert von der Aufgabe, vor die er gestellt wurde. Er kannte einen Teil der Ausgangswerte und das Resultat und versuchte jetzt die richtigen Linien dazwischen zu ziehen. Er kramte in seinem Gedächtnis. „Sie hatten nicht von Anfang ein Triumvirat dort eingesetzt, nicht wahr?“

„Hm, richtig.“

Er spürte den Blick der blauen Augen, auch wenn er den Kopf in den Nacken gelegt hatte und die Decke musterte. „Sie konnten ihn also nicht auf Sparflamme setzen, um ihn später ein Triumviratsmitglied ablösen zu lassen“, sinnierte Michael. „Gut, also auch kein Instruktor drüben, das wäre nicht weniger eine Verschwendung gewesen. Aber“, damit suchte Eisblau den Blick des Älteren, „hier hätten sie eine große Auswahl an Aufgaben für ihn gehabt. Warum musste er in Amerika bleiben?“

Eine Augenbraue wanderte in die Höhe, die stumme Aufforderung, den ganz einfachen Schluss daraus zu ziehen.

„Sie wollten ihn nicht hier haben?“ Bevor Michael diese Vermutung als lächerlich verwerfen konnte, nickte sein Vater und dessen Lächeln war grimmig.

„James hat ein Händchen dafür, Leute von sich selbst zu überzeugen. Was den Ältesten nicht verborgen blieb.“

Michael schüttelte den Kopf, als er verstand und nicht verstehen wollte. „Sie können doch nicht ernsthaft eine Palastrevolution befürchtet haben“, brach es fassungslos aus ihm heraus.

„Können sie nicht? Nun, wenn James es darauf angelegt hätte, hätte er es sicher geschafft. Aber ihm fehlten die notwendigen Verbindungen.“

„Sie gaben ihm den Trostpreis und isolierten ihn gleichzeitig von unseren traditionellen Strukturen.“ Er wusste nicht, ob er lachen sollte oder entsetzt davonlaufen. Es war gefährlich, solche Gedanken zu hegen. „Doch egal was für eine Verschwendung es dargestellt hätte, warum haben sie nicht einfach einen Ex auf ihn angesetzt?“

„Auf einen Musterschüler, der keinen offensichtlichen Finger gerührt hat, um sich aufzulehnen? Das Signal hätte ihnen sehr viel Ärger einbringen können. Unser System funktioniert so gut, weil wir es stringent durchsetzen. Sobald wir anfangen, willkürlich gegen die Talente Gewalt einzusetzen, könnten sie genauso willkürlich zurückschlagen. Wäre James getötet worden, hätte es jeden anderen treffen können. Ein ausgesprochen schlechter Ausgangspunkt für Disziplin.“ Der Blick des Älteren wurde ernst, ohne dass es mit der geschilderten Situation zu tun hatte. „Du solltest das bereits verstehen, Michael. Wir wissen beide, dass du in nicht allzu ferner Zukunft auch im Triumvirat sitzen wirst. Also lerne, wie ein Mitglied zu denken.“

Die Maßregelung rief verlegene Röte auf seine Wangen, denn er hätte wirklich selbst daran denken sollen. Also versuchte er seine nächste Überlegung etwas überdachter zu formulieren. „Hätten sie nicht etwas fingieren können?“

„Schon besser“, stimmte sein Vater zu. „Es wäre eine geschickte Lösung gewesen, nicht wahr? Der eine oder andere hätte sich vielleicht gewundert, aber die Fragen wären niemals laut gestellt worden. Warum also haben sie es nicht getan?“

Michael entkam ein Seufzen, bevor er es zurückhalten konnte. Eigentlich war er hergekommen, um ein paar Antworten zu erhalten, nicht, um sie alle selbst finden zu müssen.

Der Gedanke wurde ihm vom Gesicht abgelesen und mit einem amüsierten Lächeln quittiert, doch sein Vater wurde dadurch nicht auskunftsfreudiger.

Also schloss er für einen Moment die Augen, sortierte alle Informationen, die er erhalten hatte und etwas rastete einfach an der richtigen Stelle ein. Seine Augen flogen wieder auf, während sich in der Folge noch mehr Teile verschoben und sich endlich ein Bild ergab. Er ist so gut, hallte es in seinem Kopf nach, dahinter Frau Kingstons Überraschung, dass sein Vater sich noch an das Aussehen ihres Mannes erinnern konnte. „Sein Talent. Sie hätten einen Ex auf ihn ansetzen müssen, der Herrn Kingstons Gesicht nicht kannte und dessen Talent kaum an ihn heranreichen würde.“ Und selbst der Einsatz von mehreren Ex hätte die Situation nicht merklich verbessert.

„Sie konnten sich die Möglichkeit einer Blamage nicht leisten“, stimmte sein Vater leise zu. „Die Ex sind unsere besten Leute auf ihrem Gebiet, wenn ihnen jemand durch die Finger schlüpfen würde…“

„…würden vielleicht noch mehr den Weg in die Selbständigkeit suchen.“ Was für eine Zwickmühle. „Amerika war niemals unsere Priorität, also tat es nicht so weh, ihm dort mehr oder weniger freie Hand zu lassen. Aber warum ihm auch noch die Möglichkeit geben, das Triumvirat selbst zusammenzustellen? Sie hätten ihn mit ihren eigenen Leuten viel besser kontrollieren können.“

„Es war ein Weg, um ihm den Posten schmackhaft zu machen, so hat James es jedenfalls ausgedrückt. Doch ich nehme an, es spielte noch etwas anderes hinein. Immerhin hatten sie so einen Grund, ihn für kurze Zeit nach Rosenkreuz zu schicken – und dann schleunigst wieder nach Amerika abzuschieben.“

„Es war ein Test. Und ihr seid praktisch über eure eigenen Füße gestolpert, um ihm zu gefallen.“ Michael hätte am liebsten gelacht, doch irgendwie konnte er es nicht.

Ein selbstironisches Lächeln war die Antwort darauf. „Das sind wir wohl. Und damit haben sich alle ihre Befürchtungen als mehr als Hirngespinste herausgestellt.“

Er erwiderte das Lächeln unwillkürlich, aber es verblasste schnell wieder. „War es deswegen so schwierig, Frau Kingston hierher zu bekommen?“

Der Blick aus blauen Augen wurde scharf. „Ja, sie haben gezögert, die Erlaubnis zu geben. Aber letztendlich hat Frau Kingston ein ausgesprochen passives Talent und natürlich wollen sie Brad so gut es geht unterstützen.“

„Was für ein Chaos“, murmelte Michael. Aber das war es gar nicht, nicht wahr? „Ich… ich glaube, ich werde Brad besser nichts darüber erzählen.“ Er bekam gar nicht mit, dass sein Vater die Couch verlassen hatte, aber als ihm ein neu gefülltes Glas Rotwein gereicht wurde, griff er danach und nahm einen unbewussten Schluck. Erst als der Alkohol seine Kehle herunterrann, wandte sich seine Aufmerksamkeit wieder nach außen und er blickte auf, suchte den Blick seines Vaters.

Der hatte ebenfalls ein Glas in der Hand und zeigte ein flüchtiges Lächeln. „Es wäre besser“, wurde ihm zugestimmt.

Sicherer, schwang dahinter mit. Egal wie gut Brads Schilde waren, manche Informationen sollten besser nicht in Umlauf gebracht werden, auch nicht im engsten Kreis. Von daher war es schon ein halbes Wunder, dass sein Vater ihm etwas erzählt hatte. Dankbarkeit erfüllte ihn und in diesem Moment war er wirklich froh, dass ihr Verhältnis wieder zu dem zurückgekehrt war, was es einmal gewesen war. „Du wärst gerne mit ihm gegangen, oder?“, hörte er sich fragen und überraschte sich selbst damit.

„Wenn er mich gefragt hätte…“ Mit nachdenklicher Miene. Das Glas wurde zum Mund geführt und erst danach huschte ein Lächeln über die Lippen seines Vaters. „Doch aus heutiger Sicht bin ich ganz froh, dass er Anna gewählt hat.“

„Warum?“

Das Lächeln vertiefte sich. „Weil du mir ansonsten vielleicht gar keine Fragen stellen könntest.“

Für ein paar Sekunden verwirrte ihn diese Aussage, aber es war gar nicht so schwierig zu verstehen und in der Folge stieg ihm wieder Hitze in die Wangen, auch wenn es diesmal einen anderen Grund hatte. Sein Vater lachte über diese Reaktion und eine Hand schlich sich in seinen Nacken, drückte sanft zu.
 

Brad empfing ihn in ihrem Quartier mit leichter Ungeduld, beschwerte sich aber nicht über sein spätes Auftauchen. Der Junge baute sich ganz einfach nur vor ihm auf und sah ihn auffordernd an.

Seine Mundwinkel zuckten, bevor er sich herunterbeugte und Brad zur Begrüßung küsste.

Der zog sich überraschend schnell zurück. „Du hast Alkohol getrunken“, wurde mit gerunzelter Stirn festgestellt.

„Es gab Rotwein zum Essen“, lautete Michaels amüsierte Erklärung. „Den wirst du mir doch gönnen, hm?“

Ein unerwartetes Lächeln flog über Brads Gesicht. „Aber nur, weil du mit deinem Vater gegessen hast.“ Der Junge war offensichtlich zufrieden mit der Tatsache, dass dessen Bemühungen letztlich Erfolg gezeitigt hatten und fragte ihn nicht einmal, was genau der Anlass für Michaels Treffen mit seinem Vater gewesen war. Und ihm kam das wirklich gelegen.

Ohne sich das geringste Zögern anmerken zu lassen, das vielleicht diesen Gedankengang verraten hätte, lächelte er ebenfalls und wuschelte durch schwarze Haare. „Das ist mal wieder richtig großzügig von dir.“

„Ich weiß.“ Brad duckte sich weg, aber etwas zu spät und griff nach seiner Hand. „Frau Kingston lässt dir übrigens ausrichten, dass sie mit dir reden möchte.“

„Ah…“ Er ließ sich mitziehen.

Die braunen Augen fingen seinen Blick ein, jetzt ernst geworden. „Ich habe ihr nichts erzählt. Es ist immer noch deine Entscheidung“, wurde ihm versichert.

„Ich weiß.“ Seine Erwiderung war sanft. Er hatte nicht angenommen, dass Brad hinter seinem Rücken handeln würde. Dann erst fiel ihm auf, dass ihr Ziel das Bad gewesen war. „Soll das heißen, du möchtest schon ins Bett gehen?“

„Mm, aber nicht allein.“

Michael war nicht unbedingt müde, aber der Alkohol hatte ihn etwas träge gemacht und so hatte er nichts gegen Brads Wunsch einzuwenden. Sie wurden schnell fertig und wieder ergriff Brad seine Hand, zog ihn mit sich ins Schlafzimmer. Michael nahm es mit Amüsement auf, er hatte schließlich nicht vor, es sich jetzt noch anders zu überlegen, doch er sagte nichts dazu.

Seine Krawatte hatte er bereits gelöst, doch es war Brad, der ihn jetzt ohne Worte auszog, ihn danach aufs Bett drückte. Ebenso stumm wurde ihm der Schlafanzug weggenommen, bevor er ihn anziehen konnte. Er ließ es sich gefallen, sah zu, wie Brad ebenfalls seine Sachen verlor, bevor dieser sich zu ihm gesellte.

„Wieder zu warm?“, fragte er leise.

„Nicht so sehr das“, gestand Brad mit einem kaum merklichen Lächeln. Dann wurde Michael umarmt und eng an ihn geschmiegt schlief der Junge ein.
 

Frau Kingston hatte für die Dauer ihres Aufenthaltes ein eigenes Büro erhalten und an diese Tür klopfte Michael an, während er versuchte, das flaue Gefühl in seinem Magen zu bekämpfen. Eine leise Stimme bat ihn herein und der Anblick der älteren Frau lenkte ihn von seiner Nervosität ab. Inzwischen sollte er es wirklich besser wissen, doch im ersten Augenblick hatte er wieder Frau Kernen vor sich gesehen.

Sein Stocken war nur minimal, wurde aber dennoch registriert und mit einem ironischen Lächeln quittiert. „Ich halte dir zugute, dass du mich erst vorgestern kennengelernt hast. Wenn du aber in einer Woche immer noch sie in mir siehst, werde ich mich beleidigt fühlen.“

Sein erwiderndes Lächeln geriet etwas schief. „Mein Vater hat mir erzählt, dass Sie früher solche Verwechslungen herausgefordert haben.“ Das war eine harmlose Information und so konnte er sie problemlos erwähnen.

„Hat Manuel also aus dem Nähkästchen geplaudert. Er soll mal aufpassen, dass ich es ihm nicht heimzahle.“ Damit legte sie das Schriftstück beiseite, an dem sie bis zu seinem Eintreffen gearbeitet haben musste und lehnte sich entspannt zurück. „Nimm doch Platz. Du kommst genau richtig. Brad wird in einer halben Stunde vorbeischauen und bis dahin sind wir bestimmt fertig.“

Er neigte den Kopf. „Warum wollten Sie mich eigentlich sprechen?“ Da es nicht um Thomas gehen konnte, hatte er keine Idee, wofür das Triumviratsmitglied ihn brauchen könnte.

„Ich bin eben neugierig“, meinte Frau Kingston mit flüchtigem Humor, bevor ihre Miene ernstere Züge annahm. „Ich bin gestern mit Brad die Entwicklung seines Talents durchgegangen“, wurde ihm dann erläutert. „Er hat mir von der Verbesserung bei seinen Schilden erzählt und wie du sie ihm damals gezeigt hast.“ Nun beugte sie sich vor und Michael straffte sich unwillkürlich, immer noch etwas verwirrt. „Bei der Gelegenheit ist zur Sprache gekommen, dass deine Schilde sich auch verändert hatten. Ich muss wissen, ob es Interdependenzen zwischen euch gibt, um das Training wenn nötig daran anzupassen.“

Das konnte er nachvollziehen, obwohl er nicht glaubte, dass er Brads Talent beeinflusste. Aber er berichtete ihr genau, was damals vorgefallen war. Was ihm Sorgen machte war die Tatsache, dass sich Frau Kingstons Gesicht verfinstert hatte, als er schließlich fertig war. „Gibt es Abhängigkeiten?“, fragte er nach und befürchtete eine positive Antwort.

„Nein, was du erzählt hast, deutet auf etwas ganz anderes hin. Ich nehme an, dass Christine dich früher trainiert hat?“

Seine Züge verhärteten sich und erinnerter Schmerz blitzte in eisblauen Augen auf. „Ja“, lautete seine gequetschte Antwort.

„Und nachdem du deine Schilde anhand Brads Schablone angepasst hast, konnte sie nicht mehr auf deine Gedanken zugreifen?“, vergewisserte sie sich noch einmal.

„Nicht dass es mir bewusst wäre.“ Und während er das langsam aussprach, erwachte in Michael der Verdacht, worauf das hinauslaufen würde.

Es wurde ihm vom Gesicht abgelesen und mit einem grimmigen Nicken bestätigt.
 

~TBC~
 

Nun, vielleicht hattet ihr euch schon denken können, was Michael erst in diesem Moment klar wird ^^ Und falls nicht, könnt ihr es nächste Woche nachlesen ^.~

cya, cu ^-^

"Wenn das so weitergeht, werde ich noch derjenige sein, der Brads Vision in Erfüllung gehen lässt"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 75/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Es wird nicht besser...

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Kralle: Inzwischen solltest du es gewöhnt sein. Und irgendwie muss ich euch ja bei der Stange halten… ^.~
 

@Jemma: Und du weißt noch nicht einmal alles, wie du gleich lesen wirst… Aber dass das Ganze rauskommt, hat zumindest _ein_ Gutes. Hm, und ja, Brad wird ihm auf jeden Fall helfen können, auch wenn Michael zuallerst zu jemand anderen geht. ^^
 

~ „Ich wusste gar nicht, dass Sie so gut kämpfen können…“

Ein leises Lachen lief durch den Körper des Deutschen. „Mein Vater hat mir nicht nur das Kochen beigebracht.“ ~
 

(Crawford und Schneider, Close Distance, Teil 172)
 

Teil 75 „Wenn das so weitergeht, werde ich noch derjenige sein, der Brads Vision in Erfüllung gehen lässt“
 

„Christine muss sich während eures Trainings eine Hintertür geschaffen haben und hat diese später ausgenutzt. Bis du diese Tür beseitigt hast.“ Eine nachdenkliche Pause folgte. „Deine Einstufung muss geändert werden, sie ist höher als ihre oder wenigstens gleichwertig.“

Er saß da wie vor den Kopf geschlagen, noch dabei, die erste Aussage zu verarbeiten. Als nächstes wurde ihm schlecht, aber er konnte die aufsteigende Übelkeit gerade noch rechtzeitig zurückdrängen, unterstützt von Brad, der seine Reaktion registriert und ihn sofort auf mentaler Ebene umarmt hatte. Eine besorgte Frage schloss sich dem an und Michael gab weiter, was er eben gehört hatte.

Die Wärme wurde durch Kälte abgelöst und er spürte regelrecht, wie Brads Gedanken rasten. Als dieser schließlich etwas sagte, geschah dies mit deutlicher Enttäuschung. >Es reicht nicht, du kannst nichts machen.< Und dann dimmte seine Anwesenheit etwas ab, als der Jüngere offenbar abgelenkt wurde.

Er lächelte in sich hinein, auch wenn er sich nicht wirklich danach fühlte. >Wir können später noch reden, konzentrier dich lieber auf den Unterricht.<

Von Brad kam nach einem merklichen Zögern ein Schwall wortloser Zustimmung, bevor dessen unmittelbare Präsenz sich zurückzog.

Eisblaue Augen fokussierten sich nach außen, begegneten Frau Kingstons suchendem Blick. „Ist alles in Ordnung?“, wurde er gefragt.

Bitterkeit grub Linien um seine Mundwinkel. „Ich bin nur überrascht, dass ich so etwas nicht schon vorher geahnt habe.“ Aber ein Teil von ihm hätte selbst ihr das wohl niemals zugetraut.

„Sie war schon immer ehrgeizig. Es war schon genug, dass sie dich in die Welt setzen musste, da würde sie natürlich alles tun, um zu verhindern, dass du zu einer echten Konkurrenz wirst.“ Das wurde so sachlich vorgebracht, dass es nicht einmal besonders wehtat. „Allerdings wirst du das nicht beweisen können.“

„Hm, das hat Brad auch gemeint.“ Nicht in diesen Worten, aber das Urteil war das gleiche gewesen. Michael schaffte es, sich ein kleines Lächeln abzuringen. „Was soll’s, ich muss nur noch ein bisschen länger abwarten…“ Leise, aber er wurde trotzdem verstanden.

Frau Kingston nickte knapp. „Brads Vision, ich habe bereits davon gehört. Und bin gebeten worden, selbst einen Blick zu riskieren.“ Letzteres mit einem ironischen Unterton.

Michael wurde kalt, auch wenn er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. „Haben Sie etwas sehen können?“

„Nein, dafür bin ich auch kaum lange genug hier gewesen. Doch selbst ein längerer Aufenthalt wäre keine Garantie für eine Vision. Dazu tangiert ihr Leben meines zu wenig.“

Ganz langsam schlich sich Erleichterung in ihn, lockerte seine unwillkürlich verkrampften Muskeln.

Frau Kingston hatte sich wieder zurückgelehnt, die Hände im Schoß verschränkend. Er wurde das Gefühl nicht los, dass sie genau wusste, was in ihm vorging, doch dankbarerweise beschloss sie, nicht darauf einzugehen. „Trotz allem, ich wüsste wirklich gerne, wie sie vorgegangen ist. Vielleicht kann man ihren Weg anderen Verwendungen zuführen. Ich wünschte, James wäre hier. Was er mir bisher erzählt hat deutet darauf hin, dass es gar nicht so einfach ist, eine dauerhafte Lücke in den Schilden von jemandem zu schaffen, selbst wenn man frühzeitig Zugriff auf ihn hat. Vielleicht ein ausreichend großer Schock…“ Sie verfiel in Schweigen, schien sich in ihren Überlegungen zu verlieren, während Michael fast zu atmen vergaß.

Das… das konnte einfach nicht sein. Ein ausreichend großer Schock... Ihre Worte echoten in seinem Kopf. Es war so einfach, die Verbindung herzustellen, denn es gab nur ein Ereignis in seinem ersten Jahr auf Rosenkreuz, auf das diese Beschreibung zutraf. Seine Finger hatten sich in die Armlehnen seines Sessels vergraben und mühsam löste er sie wieder. „Brauchen Sie mich noch?“, erkundigte er sich mit gepresster Stimme.

Sie benötigte einen Moment, um seine Frage zu verarbeiten, war bereits zu sehr in ihre eigenen Gedanken vertieft. „Oh, entschuldige, Michael. Ich wollte dich nicht ignorieren.“ Ein Lächeln schloss sich dem an. „Ich denke, wir haben alles geklärt. Und Brad wird sicher auch bald auftauchen. Wir werden heute ein gutes Stück weiterkommen, nachdem ich weiß, dass Brads Talent ihm ganz allein gehört.“

Er hatte keine Ahnung, wie er es schaffte aufzustehen und sich von ihr zu verabschieden, doch eine schwache Erinnerung versicherte ihm später, dass er es tatsächlich getan hatte. Michael endete vor dem Büro seines Vaters und hatte Glück, dass dieser gerade allein war.

Blaue Augen hoben sich überrascht, als er ohne anzuklopfen eintrat, dann stand sein Vater abrupt auf und kam ihm entgegen.

„Michael?“ Die Tür wurde geschlossen, bevor sich Hände fest um seine Oberarme schlossen und das Talent des Zeros hüllte ihn gleichzeitig ein. „Setz dich hin, du siehst aus, als würdest du jeden Moment umkippen.“

Er wollte es tun, doch seine Beine gehorchten ihm nicht mehr, er stand da wie angewurzelt. Seine Stirn legte sich in Falten, als er versuchte, wenigstens die richtigen Wörter aneinanderzureihen, aber auch das erwies sich als ausgesprochen schwierig. Schließlich schloss er einfach erschöpft die Augen, lehnte sich vor und ließ sich umarmen.

Sein Vater hielt ihn fest und wartete geduldig, bis es schließlich aus ihm herausbrach.

„Ich dachte immer, es wäre ein Unfall gewesen.“ Seine Stimme klang für ihn selbst fremd, zu unmoduliert war sie. „Mir war klar, dass sie ihre Hände im Spiel hatte, als sich der Instruktor Thomas aussuchte, dass sie ihn mir wegnehmen wollte. Doch sein Tod… es hätte ein Unfall sein sollen…“ Er hatte sich schon so schuldig genug gefühlt, aber das neue Wissen machte es noch schlimmer, fraß sich wie Säure in seine Eingeweide.

Eine Hand legte sich warm in seinen Nacken, massierte ihn sanft. „Wie kommst du auf einmal darauf, dass es kein Unfall war?“ Sein Vater klang ehrlich überrascht und etwas tief in Michael verborgen war erleichtert, das zu hören.

Seine Worte waren nicht weniger flach als die zuvor, als er erklärte, was er von Frau Kingston erfahren hatte. „Es ergibt einfach zu viel Sinn, um anders zu sein“, schloss er ab, ausgehöhlt. Aber es hatte geholfen, es loszuwerden und jetzt gelang es ihm, sich von dem Älteren zu lösen, um dann seinen Weg zum Sessel zu finden.

Sein Vater folgte ihm nicht gleich und als Michael einen Blick über die Schulter warf, starrte der Ältere zu Boden, völlig regungslos. Als würde sein Blick gespürt werden, wurde der Kopf gehoben und Dunkelheit stand in den blauen Augen, als sie seinen begegneten.

„Es ergibt zu viel Sinn“, wurde ihm zustimmt. Hände ballten sich zu Fäusten, wurden gleich wieder gelockert. „Sie hätte dich damit umbringen können.“

Michael wandte sich ganz um, der Sessel war schon wieder vergessen, schüttelte den Kopf. Aber es sollte keine wirkliche Ablehnung darstellen. Vielmehr leugnete er diese Möglichkeit einfach, egal wie oft er im Stillen gedacht hatte, dass sie ihn am liebsten aus dem Weg räumen wollte.

Ein grimmiges Lächeln war die Reaktion seines Vaters. „Wenn das so weitergeht, werde ich noch derjenige sein, der Brads Vision in Erfüllung gehen lässt.“

Eisblaue Augen weiteten sich und er sah sich unwillkürlich um, obwohl natürlich niemand anderer im Büro war und das Talent seines Vaters verhinderte, dass irgendjemand sie belauschen konnte. Er suchte nach etwas, das er sagen konnte, aber es hatte ihm die Sprache verschlagen.

Sein Vater schien seine Gedanken zu lesen. „Keine Sorge, ich würde mich nicht erwischen lassen.“ Mit einem Lächeln, das um einiges echter war. Etwas wie Humor unterlegte diese Aussage, machte es schwer zu beurteilen, ob sein Vater vielleicht nur scherzte.

Doch Michael konnte auch die Härte sehen, die immer noch im Hintergrund der blauen Augen stand. Dann ignorierte er sie, tat so, als wären die Worte niemals gesagt worden. Und sein Blick auf die Uhr glich einer Flucht. „Ich muss langsam los. Es gibt da einen Kurs, den ich heute für Herrn Schumann übernehme.“

Eine Augenbraue wurde nach oben gezogen. „Waffenloser Kampf, nehme ich an. Bist du dir sicher, dass das im Moment eine gute Idee ist?“

Nein, war er nicht. Denn nachdem der erste Schock abgeklungen war, summte Energie in ihm, die danach verlangte, zurückzuschlagen. Noch war es nur unterschwellig, aber gerade bei einer Situation wie sie das Training schaffen würde, konnte es schnell geschehen, dass diese Energie nach einem Ventil suchen würde.

Sein Vater nickte nur, ging dann zur Tür, um sie einladend aufzuhalten. „Komm“, wurde Michael dann aufgefordert.

Und so kam es, dass er sich kurz darauf in der Sporthalle wiederfand, mit seinem Vater als Gegner. Er konnte es gar nicht richtig glauben, es war so lange her – woran er nicht ganz unschuldig war. Und im Nachhinein fragte er sich, warum er nicht einmal sein Training mit seinem Vater fortgesetzt hatte, obwohl es ihm als Kind so viel Spaß gemacht hatte. Dieser Gedanke stoppte ihn kalt. Wahrscheinlich war genau das der Grund.

„Bleib hier“, hörte er den Älteren flüstern und Michael schüttelte alle Erinnerungen ab, konzentrierte sich ganz auf das Hier und Jetzt. Für einen Moment verharrten sie beide in Regungslosigkeit und dann hatte Michael alle Gelegenheit Energie abzubauen, die er sich wünschen konnte.

Er war es, der am Ende am Boden lag und sein Vater setzte sich im Schneidersitz neben ihn, begann leise seine Fehler zu analysieren, so wie er es früher immer getan hatte.

„Du hast einiges wieder vergessen“, lautete das abschließende Urteil, doch es wurde mit einem Lächeln ausgesprochen. „Es liegt wohl daran, dass dir dein Talent auf gewisse Weise beim Kämpfen hilft und dir bei mir dieser Vorteil fehlt. Von daher wiegt es nicht zu schwer. Dennoch solltest du an dir arbeiten…“

„…denn ich weiß nie, wann ich mal ohne mein Talent auskommen muss“, beendete er den Satz, eine vertraute Lektion, auch wenn er sie noch nicht in diesem Zusammenhang zu hören bekommen hatte.

Sein Vater lachte auf, beruhigte sich aber schnell wieder. „Fühlst du dich jetzt besser?“, wurde er dann gefragt.

„Ja, danke.“ Lächelnd sah er zu, wie der Ältere auf die Beine kam, ergriff die danach angebotene Hand und ließ sich auf die Beine ziehen. Das Talent des Zeros zog sich zurück und jetzt erst wurde ihm bewusst, dass Herrn Schumanns Schüler bereits eingetroffen waren und sie aus einiger Entfernung beobachteten. Sie hatten einiges von dem Kampf mitbekommen und dachten im Moment ernsthaft darüber nach, heute zu schwänzen, egal wie die Konsequenzen aussehen würden.

Sein Vater nickte ihnen im Hinausgehen zu, still amüsiert über die blassen Gesichter. Michael begrüßte seine Schüler kurz darauf mit einem Lächeln, das die gleiche Emotion in sich trug.
 

Es war fast Zeit für das Abendessen, als Michael den Unterricht beendete. Keiner hatte sich beschwert, auch nicht in Gedanken, so war ihm gar nicht aufgefallen, dass das Training länger als gewöhnlich gelaufen war. Nach dem ersten Zögern hatte die Schüler der Ehrgeiz gepackt und egal wie erschöpft sie jetzt waren, einige hätten sogar noch gerne weitergemacht. Michael beschloss, mit Herrn Schumann zu reden und ihm anzubieten, den Kurs etwas häufiger zu übernehmen, einfach, um diesen neu gewonnenen Antrieb auszunutzen. Doch diese Überlegung verschwand im Hintergrund, als er aus der Halle trat und Brad dort auf ihn wartete.

Arme wurden vor der Brust verschränkt, als der Junge ihn erblickte, doch ein Blick in die braunen Augen verriet ihm, dass Brad nicht ernsthaft sauer war. „Was soll ich eigentlich davon halten, dass du in letzter Zeit so oft aus dem Äther verschwindest und jetzt auch noch ein Training veranstaltest, ohne mich dazu einzuladen?“

„Ähm…“ Er verkniff sich ein Lachen, obwohl der Grund für die letzte Funkstille nicht unbedingt ein guter gewesen war. „Ich dachte, dass du lieber mit mir allein trainieren willst?“, schlug er dann vor.

Brad neigte den Kopf, als müsste er darüber nachdenken und ein paar schwarze Strähnen fielen ihm dabei in die Stirn. „Gut, das könnte sein“, wurde ihm zugestanden, bevor Brad ihm ein breites Lächeln schenkte und nach seiner Hand griff. „Komm, du bist bestimmt hungrig. Und ich will ja nichts sagen, aber vorher solltest du der Dusche noch einen Besuch abstatten.“

Diesmal hielt er sein Lachen nicht zurück. Er fühlte sich trotz der Enthüllungen des heutigen Tages überraschend gut, wozu Brads Nähe im Moment nur noch beitrug. „Gut, dass du mich erinnerst, ich hätte es sonst bestimmt vergessen.“ Mit sanfter Ironie.

Der Jüngere ließ sich davon nicht ärgern, legte einfach nur einen Schritt zu.

Es kam wohl für sie beide als Überraschung, als sich die Stimmung in dem Moment wandelte, da Michael aus dem Bad trat. Braune Augen hefteten sich auf ihn, als würden sie ihn zum ersten Mal sehen und vielleicht war es ein bisschen auch seine Schuld, denn er wollte die Nähe des Jüngeren heute noch ein bisschen mehr als sonst. Und wie einfach war es, dieses Bedürfnis in etwas anderes übersetzen.

Brads Annäherung hatte etwas Schlafwandlerisches und er zog ihn an sich, sobald Brad in Reichweite war. Verlangen schwang zwischen ihnen, vertraut und gleichzeitig ungewohnt in der Übereinstimmung. Für einen winzigen Augenblick überlegte er, ob sein neues Wissen vielleicht auch etwas in ihm zurechtgerückt hatte, so wie damals seine Schilde ihren richtigen Platz gefunden hatten. Doch der Kuss ließ ihn das vergessen und auch, was genau er eigentlich tat, und als nächstes fand er sich dabei wieder, wie er Brad auf die Couch zurückdrückte.
 

~TBC~
 

Und damit wäre endlich das ganze Rätsel um Thomas‘ Tod aufgeklärt…

cya, cu ^-^

"Es war alles in Ordnung, mehr als jemals zuvor"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 76/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Nicht wundern, dieses Kapitel startet ein Stück vor dem Ende des letzten, allerdings aus Brads POV ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@Jemma: Da es euch ja inzwischen leichter fällt, die Entwicklung in Teilen vorherzusehen, bin ich doch froh, dass es nicht in allen Fällen so ist ^.~

Ah, ehrlich gesagt ist mir nie der Gedanke gekommen, dass Michael sich an Frau Kernen rächen könnte, nicht absichtlich *Kopf schief leg* Du weißt, gebranntes Kind scheut das Feuer und auch wenn er jetzt intellektuell weiß, dass er nicht schwächer als sie ist, so hast du sicher schon gemerkt, dass Michaels Emotionen auch ein Hindernis für sich sein können.
 

@Kralle: Hm, ohne Frau Kernen als Widersacher hätte Michael auf Rosenkreuz nicht viel zu befürchten gehabt. Mit beiden Eltern im Triumvirat hätte das einen nicht besonders guten Menschen aus ihm machen können… So aber hat er am eigenen Leibe erfahren wie es ist, wenn jemand ein wenig zu viel Einfluss hat.
 

Teil 76 „Es war alles in Ordnung, mehr als jemals zuvor“
 

Der Aufruhr in Michael hatte sich etwas gelegt, als Brad auf ihn vor der Turnhalle wartete, doch das täuschte ihn nicht darüber hinweg, dass irgendetwas nicht stimmte. Und es lag nicht an der Tatsache, dass Frau Kernen Michaels Schilde so manipuliert hatte. Das hatte für Wut gesorgt, die im Hintergrund weiterhin brannte, brannte, brannte. Aber danach war etwas anderes gekommen, während Brad sich schon wieder auf den Unterricht konzentrieren musste und die damit einhergehende Emotion war so schneidend gewesen, dass danach nur Betäubung blieb, die ihm jeglichen Zugang zu Michael verwehrt hatte, bis das Talent von Herrn Schneider eine ganz andere Art von Hindernis aufbaute.

Es hatte sein Training mit Frau Kingston später erschwert, doch so freundlich sie sein konnte, so bestimmt war sie auch und Brad brachte es einfach nicht über sich, sie zu enttäuschen. Die Übungen hatten sich als perfekte Ablenkung erwiesen und als er sich endlich wieder auf den Älteren konzentrieren konnte, stellte er erleichtert fest, dass Michael sich fast wieder normal anfühlte.

Eisblaue Augen erspähten ihn sofort und Brad verschränkte in einer bewussten Geste die Arme vor der Brust. Seine Begrüßungsworte ließen Michael zumindest innerlich lachen und nachdem er sein Ziel erreicht hatte, ergriff er zufrieden die Hand des Älteren. Der unmittelbare Kontakt lockerte etwas in Michael und ein vorsichtiger Faden aus Energie streckte sich nach Brad aus. Seine Miene spiegelte nichts davon wider, nach außen hin redete er ganz normal weiter. Aber innerlich begrüßte er diesen Ausläufer von Michaels Talent, die Wärme, die damit einherging – und mehr noch.

Der Kontakt verschwand auch nicht, als Michael unter der Dusche war, vielmehr schien der Strom sich zu intensivieren und Brad konnte regelrecht verschiedene Nuancen herausschmecken. In erster Linie die Information, dass Michael gerade seine Nähe benötigte, egal, ob der Ältere es offen zeigte oder nicht. Darunter weiterhin ein Schwelen von rastloser Energie, die etwas tun wollte, nach ihm greifen und nach etwas, jemandem, schlagen, der nicht hier war und bei dem es sich nur um Frau Kernen handeln konnte.

Als Michael aus dem Bad trat, schien sich die gesamte Energie aber auf ein Ziel zu konzentrieren, auf ihn selbst, und leicht benommen suchte sein Blick nach dem Älteren, klebte an ihm, als würde er ihn zum ersten Mal bewusst wahrnehmen. Was natürlich nicht stimmte, aber Brad wurde gerade fast überwältigt von den Emotionen, die auf ihn einströmten. Michael schien sich dessen nicht einmal bewusst zu sein, genauso wenig wie der Tatsache, dass ihm auch bestimmte Informationen übermittelt wurden und oh, wie sehr stimmte er Herrn Schneider in diesem Moment zu. Seine Füße trugen ihn von ganz allein vorwärts und in ihm vibrierte das Verlangen, Michael festzuhalten und niemals wieder loszulassen. Wie konnte sie es _wagen_, ihn beinahe zu zerstören. Michael war sein und niemand hatte das Recht, so mit ihm umzugehen.

Ihre Lippen trafen aufeinander, als wäre es ein Angriff und kein Kuss und Michaels Nähe flutete über ihn hinweg, ungehemmter als normalerweise, als wäre sonst immer etwas zurückgehalten worden. Es war ihm nie aufgefallen, da er keinen Vergleich hatte, doch jetzt kam er nicht umhin es zu registrierten und es ließ ihn beinahe in einen Rausch fallen. Bereitwillig wich er zur Couch zurück, ließ sich fallen, so dass Michaels Körper über ihm landete. Das Gewicht des Älteren drückte ihn in die Polster und Brad lächelte in ihren nächsten Kuss hinein, trunken von Michaels Talent, dessen Präsenz.

Und er verstand: Thomas‘ Tod war kein Unfall gewesen, sondern genau so geplant und egal welches Trauma Michael durch die Verbindung damals davongetragen hatte, dieses neue Wissen schien etwas davon geheilt zu haben.

Das Handtuch war längst verloren gegangen und Brad wand sich aus seinen eigenen Sachen, darauf bedacht, soviel Körperkontakt wie möglich aufrechtzuerhalten. Seine Schilde falteten sich zusammen, als ihrer beider Talente daran mitwirkten, sie in ihren ganz eigenen Kokon einzuhüllen. Sie waren sich so nah, dass er nicht mehr wusste, wer eigentlich wen berührte aber das war vollkommen egal. Es fühlte sich einfach nur gut an und es kam beinahe als Überraschung, als der Höhepunkt durch ihn, durch sie beide lief.

Irgendwann war jeder ganz in seinem eigenen Körper zurück und Brad nahm jetzt erst wahr, wie verschwitzt er war. Unter ihm hob und senkte sich Michaels Brustkorb und ein Gefühl simpler Freude erfüllte ihn, als ihm bewusst wurde, dass sie diesmal nicht unterbrochen worden waren. „Siehst du, mir ist nichts passiert“, flüsterte er dem Älteren ins Ohr.

Michael schien kurz zu erstarren, als auch diesem aufging, was genau geschehen war, dann setzte er sich abrupt auf und umarmte ihn.

Brad schlang seine Arme seinerseits um Michael, hielt ihn fest an sich gedrückt, während eine Hand durch sandblonde Haare strich. Er presste einen Kuss auf die feuchten Strähnen und fühlte die tiefempfundene Erleichterung nach, die durch den Älteren vibrierte.

Es war alles in Ordnung, mehr als jemals zuvor und diese Erkenntnis ließ die Intensität der Emotion bald abebben. Schließlich löste sich Michael von ihm, nicht ganz, nur so weit, dass sich die Blicke eisblauer und brauner Augen treffen konnten und sie tauschten ein ungehemmtes Lächeln aus.

Und weil sein Versprechen jetzt endlich nicht mehr erforderlich war, lehnte Brad sich als nächstes wieder vor, um Michael sanft zu küssen. Der Ältere stimmte ihm zu, vielleicht hatten sie es auch gleichzeitig gedacht, denn der Telepath war immer noch in seinem Kopf, erwiderte den Kuss ohne Einschränkung.

„Ich denke, ich brauche noch eine Dusche“, murmelte Michael irgendwann gegen seine Lippen und da Brads Magen sich diesen Moment aussuchte, um zu knurren, lachten sie als nächstes laut auf. „Damit wäre das wohl entschieden“, meinte der Ältere, nachdem sie sich wieder beruhigt hatten und Brad klammerte sich an ihm fest, als Michael aufstand, ließ sich ins Bad tragen.

Überraschenderweise schafften sie es noch rechtzeitig in den Speisesaal und wenn Brad ein wenig abgelenkt war, sein Blick häufiger nach Michaels Gestalt suchte, so schien das zumindest niemandem aufzufallen.
 

Nach dem Essen wollte er wieder zu Michael stoßen, doch er wurde durch jemanden von diesem Plan abgehalten, dem er nicht so einfach ausweichen konnte.

Blaue Augen musterten ihn nachdenklich, als er den Speisesaal verließ und das Triumviratsmitglied nickte, als hätte allein Brads Anblick gereicht, um eine Vermutung zu bestätigen. Was vielleicht an einem gewissen Funken lag, der in dem Braun brannte. „Ich möchte einen Moment mit dir sprechen, Brad.“

„Jawohl, Herr Schneider“, bestätigte er, was sonst hätte er auch tun sollen. Dann folgte er dem Triumviratsmitglied zu dessen Büro und in ihm legte eine fremde Erinnerung Schattenbilder über den Raum, ließ ihn an den heutigen Nachmittag denken, als Michael mit Herrn Schneider hier gewesen war.

Der Ältere hatte in seinem Sessel Platz genommen, als er sich wieder auf die Gegenwart konzentrierte und eine knappe Kopfbewegung wies ihn an, sich ebenfalls zu setzen.

„Er hat dir davon erzählt, nicht wahr?“ Es war eigentlich bereits eine Feststellung, das Fragezeichen wurde nur der Höflichkeit halber angehängt.

Für einen Augenblick schwebte ein Lächeln auf Brads Lippen und es rief eine kaum merkliche Reaktion in Herrn Schneider hervor, die zu schnell wieder verschwunden war, um interpretiert werden zu können. „Nicht absichtlich“, antwortete er gedehnt. „Vielleicht hätte er es mir sogar verschwiegen, aber ein Teil von ihm war offenbar der Ansicht, dass ich wissen soll, was Frau Kernen getan hat.“

Das Triumviratsmitglied stützte die Ellenbogen auf dem Schreibtisch ab, musterte ihn über die verschränkten Hände. „Ich möchte hoffen, dass du jetzt keine Dummheiten planst.“

Brad entblößte seine Zähne und dies hatte nicht einmal Ähnlichkeit mit einem Lächeln. „Ist das von Ihnen kommend nicht etwas… hypokritisch?“, merkte er an. Es war vielleicht nicht die bedachteste Antwort, doch im Moment hatte er das klare Gefühl, damit durchkommen zu können. Immerhin brannte im Blick des Älteren etwas Verwandtes. „Außerdem haben Sie selbst gesagt, dass ich auf ihn auspassen soll.“

Überraschung schimmerte kurz in blauen Augen, weil diese Äußerung schon Jahre zurücklag oder vielleicht auch, weil Brad verstanden hatte, auf wen sie gemünzt gewesen war. Doch gleich darauf verschwand die Emotion wieder hinter Schilden, die nichts mit einem Talent zu tun hatten.

Sekunden tickten langsam dahin, während sie sich einfach nur ansahen und keiner von ihnen die Notwendigkeit verspürte, den Blick abzuwenden. Schließlich war es der Zero, der den nächsten Schritt tat und Brads Welt ruckte einmal zur Seite, als er den Zugriff auf sein Talent verlor.

„Es ist zu gefährlich, etwas zu tun“, wurde er leise gewarnt. „Und hast nicht du selbst gesehen, dass sich dieses Problem von allein erledigt?“

Er lehnte sich leicht vor, intensivierte den Blickkontakt damit noch. „Ich habe den Ausgang gesehen. Was sagt ihnen, dass ich nicht von Anfang dafür bestimmt war dafür zu sorgen, dass es zu diesem Ausgang kommt?“

„Oh, du bist-“ Herr Schneider schnitt sich selbst das Wort ab, holte tief Luft und fand sein inneres Gleichgewicht anscheinend wieder.

Brad hätte zu gerne gewusst, was genau der Ältere hatte sagen wollen. Doch selbst wenn sein Talent in diesem Moment gearbeitet hätte, bezweifelte er, dass ihm das weitergeholfen hätte.

Der Ältere stand auf und trat an das Fenster, blickte für eine Weile hinaus, ohne etwas zu sagen. Es war kein Grund, nervös zu werden, vielmehr war die Ruhe, die sich über den Raum legte, friedlicher Natur. Und so lehnte sich Brad einfach nur zurück und wartete ohne jedes Zeichen von Ungeduld ab.

Schließlich kam wieder Bewegung in die stille Gestalt, doch statt Platz zu nehmen, umrundete Herr Schneider den Schreibtisch und lehnte sich vor Brad gegen das schwere Holz. Blaue Augen suchten und fanden seinen Blick, schienen in ihn hineinsehen zu wollen. „Ich kann die Möglichkeit nicht ausschließen, dass du Recht hast. Aber wäre das nicht etwas zu bequem? Nur weil du die Sache jetzt plötzlich selbst in die Hand nehmen möchtest, interpretierst du die Vision, wie es dir passt. Du weißt, welche Gefahren so eine Vorgehensweise in sich birgt.“

Die Worte flossen beinahe an ihm vorbei, als er die Besorgnis im Hintergrund der blauen Augen wahrnahm und ihm aufging, dass diese sich ganz auf ihn bezog. Auch wenn Herr Schneider es nie offen gezeigt hatte, so war da immer eine bestimmte Distanz gewesen. Das Triumviratsmitglied hatte sich um ihn gekümmert, ja, aber das war wegen seiner Beziehung zu Michael gewesen. Nun jedoch stand er zum ersten Mal selbst im Mittelpunkt und ein warmes Gefühl erfüllte ihn in diesem Moment. Dann erst verarbeitete er das Gesagte und es stand bereits ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen, als er endlich antwortete. „Ich werde warten.“ Plötzlich schien es viel leichter, die notwendige Geduld aufzubringen. „Ich werde warten, bis ich weiß, was geschehen muss.“ Um das gesehene Ende herbeizuführen, blieb unausgesprochen.

Herr Schneider schien überrascht, dass er auf einmal nachgab und dessen Gesicht war maskenhaft starr, als versucht wurde, seine Aufrichtigkeit abzuschätzen.

Brad erwiderte den suchenden Blick offen und das war genug.

Die Züge des Älteren weichten auf, fanden ebenfalls ein Lächeln. „Gut.“ Eine Hand wurde unter sein Kinn gelegt und echter Humor schlich sich in die nächsten Worte. „Ich weiß, wie schwer es dir fällt, dein Scheitern in Erwägung zu ziehen. Du bist selbstbewusster als es dir manchmal guttut. Gerade deshalb bin ich froh, dass du beschlossen hast, vernünftig zu sein.“

Irgendetwas blieb ungesagt, doch Brad hatte keine Chance das zu entschlüsseln. Und so antwortete er nur auf das Offensichtliche. „Sie hätten es mir einfach verbieten können, statt zu versuchen, mich zu überzeugen.“

Herr Schneider schüttelte belustigt den Kopf, wuschelte ihm dann mit nachsichtiger Miene durch die Haare, bevor die Hand ganz zurückgezogen wurde. „Stell dich nicht dumm und bitte, halte mich nicht für dumm.“ Damit stieß sich der Ältere vom Tisch ab und kehrte zu seinem Sessel zurück. Gleichzeitig zog sich das Feld des Zeros zurück, doch Brad war noch nicht entlassen.

Es war nicht sein Talent, das ihm das verriet, jedenfalls nicht deutlich, doch der Eindruck war unzweifelhaft da. Anscheinend überlegte Herr Schneider, ihm noch eine Frage zu stellen. In einer stummen Aufforderung neigte er den Kopf und es ließ die Mundwinkel seines Gegenübers zucken.

„Hat sich Michael inzwischen entschieden, ob er die Hilfe von Frau Kingston in Anspruch nehmen wird?“

Deswegen also das Zögern. In ihm blitzte der Wunsch auf, nicht zum ersten Mal, dass sein Vater hier wäre – und dass er wie Herr Schneider wäre. Aber dieser Gedanke zeichnete sich nicht einmal in Ansätzen auf Brads Gesicht ab. „Er wird sie nicht benötigen.“

„Ah…“ Ein warmes Lächeln und er konnte die Zufriedenheit des Älteren beinahe spüren. „Aber ich kann davon ausgehen, dass zumindest du dir ihre Anwesenheit zu Nutze machst?“

„Natürlich, wie könnte ich mir diese Gelegenheit entgehen lassen?“, erwiderte er, ohne zu wissen, dass sein Lächeln nicht minder warm ausfiel. Frau Kingston war die perfekte Trainerin für ihn und er würde jede Sekunde nutzen, die sie Zeit für ihn fand.

„Das freut mich zu hören.“

Und jetzt konnte er gehen.
 

~TBC~
 

In Herrn Schneider gibt es wenigstens eine Person, die Brad ein bisschen kontrollieren kann ^^#

cya, cu ^-^

"Es ist immer gut, wenn man ein Ziel hat, das man anstreben kann"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 77/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Ein Einblick in Brads Training ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Ich kann selbst nicht so ganz glauben, wie viele Kapitel ich dafür benötigt habe o.O Und Frau Kingstons Hilfe war nur sehr indirekter Natur. Ich hatte ursprünglich mal was anderes geplant, aber auf diese Weise fand ich es irgendwie passender… Ich werde sie vermissen *sigh*
 

@Kralle: *lach* RftS wurde nur aus dem Grund geschrieben, dass ich eine Fanfic habe, in der Brad und Michael ‚gut miteinander klarkommen‘. Es wird wirklich seltsam sein, wenn ich nach dieser Story an CD weiterarbeite, wo die beiden eine ganz andere Dynamik haben ^^#
 

@YukuHana: *zuwink*

P.S. Und wieder ist eine Woche um. ^____~
 

Teil 77 „Es ist immer gut, wenn man ein Ziel hat, das man anstreben kann“
 

Seine Hand senkte sich auf die Türklinke, ach so langsam, aber trotzdem konnte er es nicht hinauszögern. Er drückte sie nach unten, öffnete dann Millimeter für Millimeter die Tür. Kein Laut drang von der anderen Seite zu ihm vor, da war nur absolute Stille. Kein Atemzug verriet die Anwesenheit einer anderen Person.

Also trat er hindurch.

Und starb.

Brad atmete tief durch und verharrte, wo seine Hand die Klinke zur Hälfte nach unten gedrückt hatte. Aber nur für einen Sekundenbruchteil denn alles andere wäre verräterisch und so gab es nur eine kaum merkliche Änderung zu dem, was er in seiner Vision zuvor gesehen hatte. Bis er die Klinke ganz durchgedrückt hatte. Brad stieß die Tür auf und rollte in den Raum hinein. Aber der Schlag, der ihm zuvor das Genick gebrochen hatte, blieb aus. Stattdessen waren da ein, zwei rasche Schritte und bevor er die Rolle beenden und den Schwung ausnutzend auf die Beine kommen konnte, war sie auch schon bei ihm.

Er sah, wie er geradewegs in ihrem Angriff enden würde und so stoppte er sich, ignorierte den Schmerz, als Haut von seiner Hand abschürft wurde. Sein Winkel veränderte sich vollständig, machte ihr Manöver sinnlos, aber sie war nicht weniger flexibel als er selbst und ihr nächster Tritt zielte auf seine Kniescheibe. Beinahe fühlte er, wie sie zerschmettert wurde, als diese Möglichkeit vor seinen Augen aufblitzte und er blockte den Angriff mit seinem Unterarm, hatte dann endlich Zeit, auf die Beine zu kommen.

Sein Körper war aufs äußerste angespannt, vorbereitet auf ihren nächsten Versuch – hoffte Brad jedenfalls – doch er schien auf einmal allein im Raum zu sein. Für einige Sekunden stand er starr wie eine Statue, dann sanken seine Arme an seiner Seite herab und er atmete tief durch, während Adrenalin durch seine Adern kreiste. Das hier war schwerer als er erwartet hatte.

Vorsichtig setzte er seinen Weg fort, doch er durchquerte den Raum ohne weitere Zwischenfälle. Der erste Abschnitt war überstanden und zu seiner leisen Verwunderung verspürte er Furcht, als er die nächste Tür erreichte. Die hier stand bereits offen, gab den Blick in ein unbeleuchtetes Zimmer frei und es war der einzige Weg, den sie genommen haben konnte.

Ein weiterer tiefer Atemzug und Brad stählte sich innerlich, bevor er die nächste Hürde in Angriff nehmen konnte. Und dann war da der Tritt genau in sein Kreuz. Er flog nach vorne in die Dunkelheit hinein und mit dem Kopf geradewegs gegen die scharfe Kante eines Tisches. Alles wurde dunkel um ihn herum. Und er…

…riss die Hand von der Türklinke zurück, wich dann selbst zurück, bis er etwas Festes spürte. Er lehnte sich gegen die Wand, versuchte das Beben seiner Hände zu verbergen, während er zusah, wie Frau Kingston den Raum verließ, den er außer in seinen Visionen nie betreten hatte. „Hätten Sie mich tatsächlich getötet?“

Sie lächelte ein feines Lächeln. „Vergiss nicht, dass ich mehr sehe als du. Für dich war die Vision real genug. Ich konnte deinen Fehler sehen und mich rechtzeitig davon abhalten, ihn auszunutzen. Dein Talent war immer einen Schritt hinter meinem und konnte diese Entscheidung daher nicht voraussehen.“ Das Lächeln vertiefte sich und echte Wärme trat in die braunen Augen. „Von daher befandest du dich aus der Sicht deines Talents stets in echter Gefahr, ohne dass ich dich wirklich in Gefahr bringen musste.“

Rein intellektuell vermochte er ihre Aussage nachzuvollziehen, aber tief in sich fühlte er immer noch die stumme Bedrohung. Es war echt gewesen, auf jedem Schritt seines Weges. Echt für ihn selbst jedenfalls. Das Zittern ließ nach und er lehnte den Kopf zurück, schloss die Augen. „Gibt es noch mehr Leute, die so gut sind wie sie?“, fragte er Frau Kingston ungewohnt schwach.

Sie trat genau vor ihn und seine Augen öffneten sich von ganz allein wieder, weil sein Körper nur zu gut gelernt hatte, wie gefährlich sie ihm werden konnte. Seltsamerweise verspürte er aber keinen Fluchtimpuls oder den Wunsch sie anzugreifen, um sich vielleicht so durchzusetzen. Da war nur das Verlangen, die Hand zu heben und die langen Haare zu berühren.

Etwas schien ihn zu verraten, denn in ihre Augen trat stilles Amüsement, auch wenn sie dazu nichts sagte. „Es gibt bei uns keinen Precog, der mich schlagen könnte. Und wenn du dir Sorgen um mögliche Konkurrenten machst: das brauchst du nicht. Denn ebenso ist es bisher niemandem gelungen, meinem Talent so nahe zu kommen wie du.“

Die Worte beruhigten etwas in ihm und es zeigte sich in seiner Haltung. Irgendwie fiel es ihm gerade schwer, seine Kontrolle aufrechtzuerhalten.

Sie lachte leise, bevor eine Hand auf seine Schulter gelegt wurde und sie sanft drückte. „Ich denke, für heute haben wir genug trainiert. Aber morgen machen wir weiter. Auch wenn deine Einstufung sich nicht mehr ändert, so kann ich dir auf jeden Fall helfen, das was du hast besser zu nutzen.“

Jetzt waren es seine Mundwinkel, die in ein Lächeln kurvten. „Ich nehme die Herausforderung an.“

„Natürlich tust du das.“ Sie lachte schon wieder, wandte sich dann ab und ließ ihn allein.
 

„Warum bist du ganz allein hier draußen?“

Er war tatsächlich allein, der Nachmittagsunterricht war noch nicht ganz vorbei und ihm gefiel die Stille, die er hier bei seinem üblichen Leseplatz gefunden hatte. Brad setzte sich auf und lächelte zu Michael hoch. „Ich erhole mich?“, schlug er dann vor.

„Ah…“ Der Ältere lächelte nicht, musterte ihn nur aufmerksam. „Du siehst ein wenig blass aus. War das Training anstrengend?“

Sein Lächeln wurde starr. „Es war… furchteinflößend“, gestand er ein, bevor er Michael zeigte, was geschehen war.

Hände ballten sich zu Fäusten, während Besorgnis von dem Älteren auf ihn überging.

„Es ist nicht geschehen“, betonte Brad. „Es war nur eine Möglichkeit und für sie nicht einmal real.“

„Aber für dich war es echt.“ Die Hände entspannten sich wieder und Michael setzte sich neben ihn. Sein Kinn wurde umschlossen und dann brannte ein Kuss auf seinen Lippen. Willkommene Hitze, die sich in ihm ausbreitete, ihn überschwemmte, und die Kälte aus ihm vertrieb, die sich seit dem Training mit Frau Kingston an ihn geklammert hatte. Er endete auf seinem Rücken und Michael schien ihn völlig zu bedecken. Er schlang beide Arme um den Hals des Älteren, unterstützte ihn so bei seinem Vorhaben. Ihm war klar, dass er sich sicher fühlen sollte, und er tat es jetzt. Was sich auch Michael mitteilte und er konnte regelrecht fühlen, wie dieser sich entspannte.

Michael barg das Gesicht an seinem Hals, stützte sich gar nicht mehr ab. Er war schwer, aber nicht zu schwer, es war einfach eine Versicherung seiner Anwesenheit. Das Talent des Älteren floss durch ihn hindurch, hatte die rauen Kanten verloren und damit war auch Brads Ziel erreicht. Denn schließlich wusste er inzwischen, dass Michael schneller die Kontrolle verlor, wenn dieser sich Sorgen um ihn machte.

Seine Hand lag in Michaels Nacken, Finger glitten durch die feinen Härchen dort und so blieben sie beide liegen, bis er eine bekannte Stimme hörte.

„Glaubst du, ich hätte es inzwischen verlernt? Wenn ich mich richtig erinnere, hattest du damals sogar noch längere Haare. Und sie waren sicher widerspenstiger.“

Ein Lachen antwortete darauf. „Du weißt, dass man das als Beleidigung auffassen könnte?“

„Man vielleicht, aber dir unterläuft so ein Fehler nicht.“

Michael war ebenfalls aufmerksam geworden, richtete sich auf, so dass auch Brad sich hochstützen konnte, was ihm den Blick auf Herrn Schneider und Frau Kingston freigab.

Die beiden hatten sie offensichtlich nicht bemerkt oder ignorierten sie auch einfach nur, suchten sich einen Platz, über den schattige Flecken geworfen wurden.

Herr Schneider reichte ihr eine Hand, als sie sich setzte, nahm dann hinter ihr Platz, um die Haare zu flechten.

Frau Kingston sagte etwas zu ihm, zu leise, als dass Brad es verstehen konnte und das Triumviratsmitglied lächelte amüsiert, ließ sich in seinem Tun aber nicht aufhalten.

Er lehnte sich gegen Michael. „Ich weiß ja, was sie dir erzählt haben, aber bist du dir sicher-?“

Michael schüttelte den Kopf, bevor Brad die Frage ausformulieren konnte. „Mir kommen ehrlich gesagt auch Zweifel, immer, wenn ich sie so sehe. Aber auf der anderen Seite haben sie keinerlei Grund zu lügen, hm?“

„Ja…“, gab er gedehnt zurück, erstickte dann ein Lachen in Michaels Hemd. „Hättest du gedacht, dass dein Vater einen Zopf flechten kann?“

„Erwartest du darauf tatsächlich eine Antwort?“, kam es trocken zurück. Dann richteten sich die eisblauen Augen auf ihn. „So gesehen wirkt sie gar nicht gefährlich, was?“

Und Brad versteifte sich nur ein ganz kleines bisschen. „Bist du immer noch nicht überzeugt?“

„Ich weiß, dass es dir besser geht.“ Aber trotzdem war ihm das Talent des Älteren immer noch näher als gewohnt, schien sich eng um ihn zu winden.

Er umarmte Michael einfach nur. „Nein, sie wirkt nicht gefährlich“, antwortete er dann endlich. „Aber ich hätte sie niemals unterschätzen dürfen. Sie ist ein Triumviratsmitglied und ich wusste bereits, dass ich ihr Talent nicht schlagen kann. Ich hätte vorsichtiger sein müssen.“

Eine Hand vergrub sich in seinen Haaren. „Du hast es gewusst, warst aber nicht wirklich überzeugt. Weil niemand bisher weiter sehen konnte als du.“

Er seufzte. „Ich war arrogant.“

Ein leises Lachen lief durch den Älteren. „Hier, in diesem Fall, ja. Lass es dir eine Lehre sein.“

„Das ganz gewiss.“ Brad ließ sich zurück auf die Decke fallen. „Bist du für heute fertig mit der Arbeit?“ Oder bist du nur hergekommen, weil du gespürt hast, dass etwas anders war. Letzteres blieb unausgesprochen, es floss nicht einmal in seine oberflächlichen Gedanken ein.

„Herr Hoffmann hat mir keine dringenden Angelegenheiten auf den Schreibtisch gelegt“, wurde auf seine Frage hin erwidert und das reichte Brad. Egal, was genau der Grund für Michaels Hiersein war, der Ältere würde nicht jede Minute wieder verschwinden.

Lächelnd streckte er eine Hand aus und zog Michael neben sich, das Buch genauso vergessen wie die zwei Triumviratsmitglieder, deren Stimmen immer noch in Fetzen zu ihnen hinübergetragen wurde. Auch wenn das heutige Training nicht viel Zeit in Anspruch genommen hatte, war der psychische Zoll umso größer gewesen und dankbar für Michaels Nähe schmiegte er sich an ihn und schloss die Augen.

Das Bewusstsein des Älteren so nahe bei seinem, zusammen mit der Unruhe, mit der dessen Talent immer noch um ihn herumstreifte, ließen Brad nicht wirklich einschlafen. Aber er döste vor sich hin, bis ihn irgendwann später sich nähernde Schritte aus der Ruhe aufstörten.

„Der Unterricht ist gleich vorbei, Michael. Vielleicht solltet ihr besser reingehen.“

Michael setzte sich auf und Brad sah blinzelnd, dass der Telepath nickte. „Ja, Vater.“

Dann blieb der Blick brauner Augen an Frau Kingston hängen, die auf ihn herab lächelte. Ein weich geflochtener Zopf fiel ihr über die Schulter und sie wirkte irgendwie jünger auf diese Weise.

„Vergiss deine Übungen nicht. Es wird dir dabei helfen, besser zu werden“, meinte sie mit sanfter Belustigung.

„Das werde ich nicht“, versprach er. „Auch wenn es mir nicht dabei helfen wird, Sie zu schlagen.“ Ihm war bewusst, dass Herrn Schneiders Blick auf ihm ruhte, seine Reaktionen einzuschätzen versuchte, aber seine ganze Aufmerksamkeit blieb auf Frau Kingston gerichtet.

„Höchstwahrscheinlich nicht“, gab sie zu. „Aber es ist immer gut, wenn man ein Ziel hat, das man anstreben kann.“

Es schlug eine Saite in ihm an, deren Herkunft er nicht kannte und ein Lächeln berührte seine Lippen, so flüchtig wie der Flügelschlag einen Schmetterlings. „Auch wenn es sich außerhalb meiner Reichweite befindet. Ich muss es zumindest versuchen.“

„Ja, Brad. Genau das.“ Etwas Seltsames stand für einen Sekundenbruchteil in ihren Augen, so schnell verschwunden, dass es auch Einbildung gewesen sein konnte. Und dann lachte Frau Kingston, griff nach Herrn Schneiders Hand und wandte sich an den älteren Mann. „Vielleicht sollten wir auch reingehen. Bevor jemand auf die Idee kommt, dass du die Arbeit schwänzt.“

Herr Schneider lächelte nachsichtig. „Ich bezweifle, dass jemand das tun würde. Aber wenn es dir zu warm ist, werde ich dich gerne nach drinnen begleiten.“ Das Triumviratsmitglied nickte ihnen noch zum Abschied zu, dann waren sie wieder unter sich.

Michael lächelte ebenfalls. „Mein Vater scheint der Ansicht zu sein, dass du noch ein bisschen Ruhe bekommen sollst“, wurde ihm mitgeteilt.

„Das habe ich gehört.“ Denn anders konnte man Herrn Schneiders Worte nicht interpretieren. Doch der letzte Austausch mit Frau Kingston hatte etwas in ihm gelöst, die letzten Reste der Kälte vertrieben, die noch nicht einmal Michaels Wärme hatte erreichen können. Oder vielleicht war auch der Schock abgeklungen. Denn das war es gewesen, was ihn erfüllt hatte, nachdem sie sein Talent so einfach hatte überwinden können. Es war egal, wichtig war nur, wie er sich jetzt fühlte. Und das teilte sich dem Älteren mit.

„Heißt das, du bist anderer Ansicht?“, wollte Michael wissen.

Ein weiteres Lächeln eroberte seine Züge. „Jetzt ja.“ Braune Augen sahen den beiden Triumviratsmitgliedern nach und das Lächeln wurde durch Nachdenklichkeit abgelöst. „Ich werde sie vermissen“, meinte er dann, ohne vorher zu wissen, dass er das sagen würde.

Michael war seinem Blick gefolgt, musterte ihn dann eindringlich und was er vorfand, schien ihn zu beruhigen. „Sie ist eine Herausforderung. Du hast dich davon noch nie abschrecken lassen. Und sie scheint dich zu verstehen, was nicht vielen gelingt. Natürlich wirst du sie vermissen.“

Zu dieser Analyse hatte Brad nichts hinzuzufügen. „Lass uns Schwimmen gehen, solange das Becken noch nicht für die Allgemeinheit freigegeben ist.“ Wenn man schon zum Komitee gehörte, sollte man auch die Vorteile nutzen, die die zusätzliche Arbeit mich sich brachte. „Und wir können heute früh ins Bett gehen.“

Michael stand auf und gab damit seine Einwilligung zu Brads erstem Vorschlag. „Brauchst du doch noch Ruhe?“, folgte dann, mit hochgezogener Augenbraue. Die Frage war alles andere als ernst gemeint.

„Das nicht unbedingt.“ Damit ließ er sich auf die Beine ziehen, um gleich darauf Michael zu küssen. Auch wenn er sich wieder besser fühlte, wollte er Michael in seiner Nähe haben. Und sein Kuss übermittelte dies ohne Probleme.
 

~TBC~
 

Das war leider schon der vorerst letzte Teil mit Frau Kingston…

cya, cu ^-^

"Man sollte annehmen, dass er mit einem Zwölfjährigen klarkommt"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 78/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Ein Zeitsprung ist erfolgt, wir stehen in diesem Teil kurz vor dem Sommer des nächsten Jahres, womit Brad nur noch ein Schuljahr vor sich hat. ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@YukaHana: Ich wäre auch überrascht gewesen, wenn du widerstanden hättest *zwinka*

Das mit Herrn Schneider war so ein plötzliches Bild, das ich einfach einbauen musste, kaum dass es in meinem Kopf aufploppte. Übrigens musste ich an der Stelle aus einem ganz anderen Grund schmunzeln, als ihr Leser *grins* - aber den Grund dafür werdet ihr erst sehr viel später verstehen (falls sich dann überhaupt noch jemand an diese Szene erinnert ^^#)
 

@Kralle: *lach* Damit hast du natürlich Recht. Jetzt hat er ein Vorbild, nach dem er immer streben kann. ^^
 

@Jemma: Ich hoffe, die heutige Begegnung ist auch mal wieder eine kleine Überraschung ^.~
 

~ Ungerührt beobachtete er, wie Farfarello sein Werk vollendete, sich anschließend zu ihm umdrehte und ihm genau in die Augen sah. Sie lächelten sich an. Durch die Glasscheibe, die auf Farfarellos Seite verspiegelt war. ~
 

(Schuldig und Farfarello, Close Distance, Teil 55)
 

Teil 78 „Man sollte annehmen, dass er mit einem Zwölfjährigen klarkommt“
 

Er lehnte am Treppengeländer des Haupteingangs, scheinbar unbeteiligt, doch braune Augen beobachteten aufmerksam eine Gruppe von Personen in der Ferne. Brad ließ sich auch nicht ablenken, als jemand das Gebäude verließ und erst recht wandte er seinen Blick nicht ab.

Schritte kamen neben ihm zu erliegen, dann geschah gar nichts, als der Andere offenbar abzuschätzen versuchte, was seine Aufmerksamkeit gefangen hielt. Und es dauerte nicht lange, bis eine Stimme aufklang. „Es ist fast ein Jahr her…“ Und sie lebt immer noch. Letzteres wurde nicht ausgesprochen, schwang aber sehr deutlich zwischen ihnen.

Nun suchte Brads Blick doch ein neues Ziel, begegnete blauen Augen. „Ich bin mir immer noch nicht sicher, Herr Schneider.“ Denn seine Vision existierte zwar unverändert fort, doch bisher hatte sie keine Ausweitung erfahren.

Ein schmales Nicht-Lächeln war die Antwort auf seine Aussage. „Frau Kingston hatte bis zu ihrer Abreise auch nichts gesehen…“, wurde dann festgestellt.

Und wieder verstand er, was das Triumviratsmitglied neben der offensichtlichen Botschaft meinte. Ihm war nicht verborgen geblieben, wie gut Herr Schneider und Frau Kingston sich kannten – und letztere hätte eine Vision aus diesem Grund wahrscheinlich nicht offiziell gemeldet. Doch leider hatte sie tatsächlich nichts gesehen. Ein altvertrautes Feuer brannte auf, leise Ungeduld, weil er es immer noch in die eigenen Hände nehmen wollte. Einfach um zu wissen, dass er persönlich es hier heimgezahlt hatte. Doch er war kein kleines Kind mehr, es ging nicht immer darum, was man wollte. Er schob den Gedanken von sich und seine Mundwinkel kurvten leicht nach oben. „Auch wenn sie Frau Kernen nicht weiterhelfen konnte, so hat ihr Besuch mir immerhin sehr viel gebracht.“

„Ja, Herr Franken hat mir erzählt, dass durch euer Training dein Detailliertheitsgrad zugenommen hat.“

Jetzt lächelte er wirklich. „Das auch. Und sie hat mir das Tanzen beigebracht.“

Herr Schneider sah ihn an, als wollte dieser sich überzeugen, ob er das richtig verstanden hatte. „Tanzen?“

„Michael hat versprochen, mich später einmal zu einem Silvesterball mitzunehmen. Da muss ich schließlich vorbereitet sein.“

Das Triumviratsmitglied schüttelte den Kopf, lachte dann auf. „Nun, in dem Fall hoffe ich für dich, dass er sein Versprechen nicht vergisst.“

„Als würde Brad mich so etwas vergessen lassen“, kam es gutmütig von hinter ihnen. Gleich darauf schlangen sich zwei Arme um ihn und Brad lehnte sich zufrieden zurück. „Übrigens hättest du einfach nur ein bisschen warten müssen. Du weißt doch, dass man euch das Wichtigste im letzten Jahr beibringt.“

Er zuckte nur mit den Schultern. „Ich wollte aber nicht warten.“

„Und du wolltest dich im Unterricht sicher nicht zu ungeschickt anstellen, hm?“ Michael lachte, bevor eine Hand in Brads Hosentasche verschwand. „Du hast die Schlüssel bereits besorgt…“

„Natürlich. Irgendwie musste ich die Zeit ja totschlagen.“

„Es gibt eben Leute, die zu arbeiten haben.“

Herr Schneider hatte den Austausch amüsiert beobachtet. „Ich denke, jetzt habt ihr beide zu arbeiten. Von daher macht euch lieber auf den Weg.“

„Jawohl, Herr Schneider“, gab er zurück, löste sich aus Michaels Umarmung und ergriff stattdessen nach seiner Hand. „Du hast ihn gehört, hör auf, herumzubummeln.“

Michael verdrehte nur die Augen und sparte es sich, darauf zu antworten.

„Viel Erfolg“, verabschiedete sich das Triumviratsmitglied und wandte sich dann zum Gehen.
 

„Ich fahre“, stellte er klar, als sie die Garage betraten und nicht unerwartet gab es keinen Widerspruch.

„Mach, was du nicht lassen kannst.“ Michael überreichte ihm die Schlüssel, die kurz zuvor erst aus seiner Tasche entwendet worden waren. „Ich kann dich sowieso nicht davon abhalten.“

„Gut, dass du es einsiehst.“ Sein Lächeln schrammte scharf an einem Grinsen vorbei und kurz darauf befanden sie sich auch schon auf dem Weg zum Heim.

„Sind dieses Jahr eigentlich wieder irgendwelche Überraschungen zu erwarten?“

„Du meinst so etwas wie einen Fluchtversuch?“ Amüsement blitzte in braunen Augen auf. „Keine Sorge, deine Lektion hat sich als ausreichend abschreckendes Beispiel erwiesen. Schuldig plant keine weiteren Dummheiten. Jedenfalls nicht dieser Art.“

Michael stieß ein Schnauben aus. „Wenn du das jetzt nicht rangehängt hättest, hätte ich dir das bestimmt nicht abgenommen.“

„Immerhin will er es diesen Sommer nach Rosenkreuz schaffen“, gab er zu bedenken.

„Als würden wir uns in unserer Entscheidung von seinem Wohlverhalten beeinflussen lassen.“

„Nun, das weiß Schuldig aber nicht.“

„Da hast du allerdings Recht.“ Michael lachte, doch als Brad danach den Blick des Älteren auf sich ruhen spürte, war die Belustigung wieder verschwunden. „Du kennst seine Akte, ist er so weit?“

Brad musste über seine Antwort nicht einmal nachdenken. „Das ist er bestimmt. Ich bezweifle, dass dein Test ein anderes Ergebnis ergeben wird. Aber vielleicht solltest du dir überlegen, auch Farfarello zu prüfen.“

Michael runzelte die Stirn. „Es ist eigentlich noch ein Jahr zu früh für ihn und er stand nicht auf der Vorschlagsliste für die vorzeitigen Wechsler.“

„Aber er kann helfen, Schuldig ein bisschen zu zügeln. Und es gibt keinen Grund, ihn im Heim zu belassen. Wir haben bereits gemerkt, dass sein Talent nicht besonders auf unsere Trainingsmethoden anspricht, also sollten wir uns auf das konzentrieren, was ihn auszeichnet. Er könnte eine gute Verstärkung für ein Offensivteam werden.“ Aus den Augenwinkeln sah er, wie Michael nachdenklich wurde.

„Ich werde sehen, was sich tun lässt“, wurde ihm schließlich versprochen.
 

Etwas erregte seine Aufmerksamkeit, als sie sich auf dem Weg zum Heimleiter befanden, doch Brad konnte nicht genau sagen, was es war. Sein Schritt stockte und Michael, der es nicht gleich merkte, blieb in ein paar Metern Entfernung stehen und sah zu ihm zurück.

„Ist etwas passiert?“

Er neigte den Kopf, lauschte in sich hinein und gleichzeitig nach draußen, unsicher, ob es sein Talent oder ein Geräusch gewesen war. „Ich denke nicht“, meinte er langsam, bevor sein Blick eisblaue Augen fand. „Wie wäre es, wenn wir uns nachher treffen?“

Eine Augenbraue wanderte in die Höhe. „Natürlich, aber geh mir bitte nicht verloren. Du bist schließlich nicht zum Vergnügen hier.“

Ein Lächeln zuckte über seine Lippen. „Ich werde rechtzeitig zur dir stoßen. Wie könnte ich mir schließlich Schuldig entgehen lassen.“

„Das ist natürlich wahr“, wurde sein Lächeln erwidert, bevor sich der Ältere abwandte und seinen Weg fortsetzte.

Was Brad die Gelegenheit gab, auf die Suche zu gehen. Und schnell wurde ihm klar, dass es nicht seine Ohren gewesen waren, die seine Aufmerksamkeit verlangt hatten, denn nachdem Michaels Schritte verklungen waren, war es totenstill auf dem Gang. Er war zu weit von den Klassenräumen entfernt, als dass von dort Geräusche zu ihm hätten vordringen können.

Doch sein Talent schien auch nicht schuld zu sein, er hätte inzwischen mehr erfahren müssen. Aufmerksame braune Augen sahen sich um und endlich fing er ein kaum merkliches Vibrieren ein. Ein Schrank, in dem höchstwahrscheinlich Putzmittel aufbewahrt wurden, schien zu erzittern.

Ein Verdacht wurde in ihm wach und gleich darauf wurde er bestätigt. Er folgte dem Weg, den er sich gehen gesehen hatte und als er die Schranktür öffnete, war es nicht sein Talent, das das Bild überschattete, sondern eine Erinnerung.

Ein kleiner Junge erwiderte seinen Blick, die braunen Haare von Schweiß verklebt. Er war auf krude Weise gefesselt und geknebelt worden und auch wenn die Materialwahl Improvisation zeigte, war sie auf jeden Fall wirksam. Der Junge konnte sich nicht rühren, trotzdem lief wieder ein Beben durch den Schrank, das Brad mehr über seine Hand spürte, als dass er es sah.

„Wer hat dich denn in die Hände gekriegt?“, meinte er mit einem Hauch von Belustigung und dunkle, blaue Augen weiteten sich, als der Andere ihn Japanisch reden hörte. Brad löste den Schal, entfernte den Strumpf, so dass ihm geantwortet werden konnte.

Doch es kam keine Antwort, nur ein Kopfschütteln. Anscheinend wollte der Junge nichts verraten, aus Angst, dass das nächste Mal ansonsten nur noch schlimmer werden würde.

Er nahm es mit einem Schulterzucken hin, machte sich dann daran, den Jungen ganz zu befreien. „Bist du nicht ein bisschen jung für uns, Kleiner?“, bemerkte er beiläufig und erntete einen scharfen Blick dafür.

„Mein Name ist Naoe Nagi und nicht Kleiner. Und ich bin bereits sechs“, wurde ihm mitgeteilt.

„Bist du das…“ Er gab sich Mühe, sein Amüsement nicht zu deutlich werden zu lassen, denn der Andere sah jünger aus, woran die Tatsache, dass er japanischer Herkunft war, bestimmt nicht unschuldig war. Er reichte ihm eine Hand und half ihm auf, anscheinend war der Telekinet schon einige Zeit hier gefangen gewesen und nun musste sein Kreislauf erst wieder in Schwung kommen. „Wie gefällt es dir denn im Heim?“, erkundigte er sich.

Er wurde einmal von oben bis unten gemustert, wahrscheinlich sah Nagi zum ersten Mal die blaue Uniform. „Es ist besser als das Heim in Japan. Die Nonnen dort haben immer vom Teufel geredet, wenn etwas Seltsames passiert ist. Sie hatten etwas vor mit mir, damit es aufhört. Der Mann, der mich fortgebracht hatte, nannte es Exorzismus.“ Das letzte Wort wurde langsam, aber korrekt ausgesprochen. „Es ist gefährlich.“

Unwillkürlich ernst geworden nickte er. „Ja, das ist es.“ Wie es aussah, hatte Nagi Glück gehabt, rechtzeitig von ihnen gefunden worden zu sein. Und es wäre schade um ihn gewesen, der junge Telekinet hatte eindeutig Talent, wenn er es jetzt bereits schaffte, einen schweren Schrank zu beeinflussen. Nichts von diesen Überlegungen spiegelte sich auf seinem Gesicht wider. „Warum haben sie dich eigentlich hier eingesperrt, Naoe-kun?“

Der Junge schien dankbar, zur Abwechslung nicht mit seinem Vornamen angesprochen zu werden. „Sie machen sich laufend über mich lustig. Wahrscheinlich, weil ich sie nicht verstehe und sie mich nicht.“

„Wie kommst du beim Unterricht mit?“

„Ich warte, bis das nächste Schuljahr anfängt.“ Ein Stirnrunzeln schloss sich dem an. „Im Sommer irgendwann, ja?“

„Richtig, bei euch hat es bereits begonnen… Dann hast du zurzeit nur Sprachunterricht, hm?“

„Deutsch und Englisch“, wurde ihm bestätigt. „Sie sagen es macht nichts, wenn ich es bis zum Beginn des Schuljahrs noch nicht richtig kann. Es gibt immer nur sehr wenige Kinder, die in der ersten Klasse starten. Die Lehrer werden Zeit haben, mir zu helfen.“

„Das ist gut“, schenkte er Nagi ein Lächeln. „Aber du musst auch fleißig mit deinem Instruktor üben. Dann kann dich so schnell keiner mehr in einen Schrank stecken.“

Sein Lächeln wurde langsam erwidert. „Das werde ich tun.“
 

Er wartete vor dem Büro des Heimleiters, weil er sehr gut darauf verzichten konnte, wieder von ihm ignoriert zu werden. Nachdem er den entsprechenden Wunsch geäußert hatte, bekam er über Michael sowieso mit, was besprochen wurde und so hatte sich ein Lächeln auf seine Lippen geschlichen, als der Ältere schließlich herauskam.

„Er hat also nichts dagegen, dass du Farfarello testest.“

Mundwinkel zuckten erwidernd nach oben. „Wie du sicher bemerkt hast, war er in dieser Hinsicht ziemlich emotionslos. Dafür hat er mir umso mehr ans Herz gelegt, Schuldig für Rosenkreuz zuzulassen.“ Was nicht als Scherz gemeint war.

Brad verkniff sich ein herablassendes Schnauben. „Man sollte annehmen, dass er mit einem Zwölfjährigen klarkommt.“

„Oh, er tut es ja. Nur nicht gerne“, lachte Michael. „Aber sag mal, wie ist eigentlich deine Exkursion ausgegangen?“

„Ich habe einen großen, dunklen Schrank erforscht und in seinen Untiefen einen gefangenen Telekineten entdeckt.“

„Klingt ganz nach einem Abenteuer. Und, hast du ihm geholfen?“

„Natürlich, was denkst du denn von mir?“

„Dass du andere Leute gerne zu Eigeninitiative ermunterst.“

Dem konnte er nun wirklich nicht widersprechen, also tat er es nicht. Belustigung funkelte in braunen Augen auf. „Also gut. Ganz entgegen meinen sonstigen Gewohnheiten habe ich beschlossen, ihn zu befreien. Und ich habe ihn sogar bei einem Lehrer abgeliefert.“

„War das nicht kontraproduktiv?“

„Nagi hat keinen Unterricht versäumt, er muss erst unsere Sprache lernen. Und er ist auch noch erst seit kurzem hier, daher sind sie nachsichtiger.“

„Ein Japaner? Sie fangen also an, auch dort Ausschau zu halten.“

„Das solltest du eigentlich wissen“, merkte er trocken an.

„Hm, ich habe es sicher auch in einem von Martins Berichten gelesen“, gab Michael zu. „Doch ich hatte nicht erwartet, vor dem Beginn des neuen Schuljahrs erste Erfolge zu sehen.“

Das vertrieb die Belustigung aus ihm. „Sie mussten ihn schon jetzt herausholen, obwohl er in einem Heim eigentlich hätte sicher sein sollen. Leider war es ein kirchliches Heim und die Nonnen dort hatten einige Vorstellungen, die Nagis Gesundheit ausgesprochen abkömmlich gewesen wären.“

Dazu hatte Michael nichts zu sagen, er nickte nur knapp und seine Schritte schienen sich zu beschleunigen, als wollte er ihr Ziel schneller erreichen.

Brad verstand diese Regung und nahm die Ablenkung gerne an, die der bevorstehende Test ihm bot.

Die Kinder warteten in einem separaten Raum auf sie, vorgeblich damit beschäftigt, eine Prüfung zu schreiben. Das setzte sie unter genug Stress, um sich negativ auf ihre Talente auszuwirken und so Michael eine bessere Beurteilung zu erlauben. Schließlich hatte noch niemand behauptet, dass man auf Rosenkreuz eine ruhige Kugel schieben konnte.

Natürlich hielten sie sich in einem Nebenraum auf, aber durch einen günstig angebrachten einseitigen Spiegel konnte Michael genau zuordnen, wen sein Talent gerade testete. Niemand bemerkte seine Anwesenheit, mit zwei Ausnahmen.

Grüne Augen richteten sich abrupt auf den Spiegel, als der Ältere sich Schuldig zuwandte, verengten sich, als ein Verdacht wach wurde. Doch obwohl der junge Telepath sichtlich die Zähne zusammenbiss, wandte er sich schnell wieder den vor ihm liegenden Aufgaben zu.

„Wie es aussieht teilt er den Wunsch des Heimleiters, schleunigst nach Rosenkreuz zu kommen“, meinte er zu Michael, der davon nicht in seiner Konzentration gestört wurde.

„Nun, wir werden sehen, ob es ihm dort besser gefällt.“ Mit dunklem Humor.

Die zweite Ausnahme war Farfarello, der unter Michaels mentaler Berührung erschauerte und dann ebenfalls in ihre Richtung schaute.

Und Brad hatte das Gefühl, das bernsteinfarbene Auge würde ihn direkt ansehen.
 

~TBC~
 

Es hat ja lange genug gedauert, aber ich hatte Nagi nicht vergessen ^^

cya, cu ^-^

"Ich habe vor, ihm den Auftrag zu geben, auf Schuldig aufzupassen"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 79/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Dieses Mal kein Nagi, dafür aber noch ein bisschen mehr von Farfarello ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Nun, ich konnte ihn schließlich nicht außen vor lassen. Auch wenn es in dieser Geschichte Schwarz wie wir es kennen nicht geben wird, so gehört Nagi auf jeden Fall dazu ^^
 

@all: Schönen 2. Advent ^__________^
 

~ „Schuldig wird tun, was ich ihm sage. Und seine Aufgabe wird es weiterhin sein, sich um Farfarello zu kümmern.“ ~
 

(Crawford zu Schneider, Close Distance, Teil 184)
 

Teil 79 „Ich habe vor, ihm den Auftrag zu geben, auf Schuldig aufzupassen“
 

„Und, was sagst du zu Farfarello?“

Michaels Mundwinkel bogen sich in ein leichtes Lächeln. „Nun, wenn man so etwas über ein Talent sagen kann, so würde ich es als introvertiert bezeichnen. Es ist zweifellos da, aber kaum in der Lage, andere zu stören – solange sie nicht absichtlich versuchen, auf Farfarello zuzugreifen.“ Letzteres kam eindeutig amüsiert heraus.

„Du wirst ihn also empfehlen?“

„Du gibst vorher ja sowieso keine Ruhe.“

„Hör auf, dich über mich lustig zu machen“, legte er seine flache Hand gegen Michaels Bauch, der genau vor ihn getreten war, und versuchte ihn von sich zu schieben.

Der amüsierte Funken verließ die eisblauen Augen, aber das Lächeln blieb. „Natürlich. Und ich werde ihn empfehlen, weil du Recht hast, nicht, weil du mich überredet hast.“ Damit beugte Michael sich zu ihm herunter und küsste ihn.

Diese Art von Entschuldigung nahm Brad natürlich gerne an und ein kleiner Teil von ihm bedauerte, dass sie jetzt keine Zeit für mehr hatten. So aber startete er kurz darauf einen zweiten Versuch, Michael zurückzuschieben und dieses Mal folgte der Ältere mehr oder weniger bereitwillig.

„Arbeit, ja?“

„Ganz genau.“ Brad lächelte und wandte sich dann wieder dem auf der anderen Seite verspiegelten Glas zu.

Michael brauchte nicht mehr lange, um seine Arbeit zu beenden und schien bereit, allen Schülern die Freigabe zu erteilen, als ihm Brads Stirnrunzeln auffiel. „Hast du etwas gesehen, was ich berücksichtigen sollte?“

Sein Stirnrunzeln wurde ausgeprägter, bevor sich seine Züge wieder glätteten. „Es ist mehr ein Gefühl als eine Vision. Wahrscheinlich liegt es zu weit in der Zukunft, als dass ich darauf Zugriff hätte.“ Seine erhobene Hand wies auf ein Mädchen in der ersten Reihe, das eifrig die Fragen beantwortete, anscheinend ohne lange nachdenken zu müssen. „Könntest du dir sie vielleicht noch einmal ansehen? Ein bisschen gründlicher?“

Eine Augenbraue wanderte in die Höhe, bevor Michael langsam nickte. „Kein Problem.“ Und schon raubte Konzentration dem Gesicht des Älteren jeden Ausdruck, als dieser tiefer in sein Talent sank.

Brad war in dieser Zeit sehr still, sowohl innerlich als auch äußerlich, beobachtete einfach nur das Mädchen, das offensichtlich nichts von dem Scan mitbekam. Schließlich schien Michael ganz zu ihm zurückzukehren und erwartungsvolle braune Augen richteten sich auf den Älteren.

„Sie ist sehr ehrgeizig“, wurde leise festgestellt. Michaels Blick schweifte nachdenklich zu ihm, dann zurück zu dem Mädchen. „Was natürlich kein Makel ist.“

„Aber?“, hakte er nach.

Ein schmales Lächeln ohne Humor, er konnte es erkennen, obwohl Michael zur Scheibe sprach. „Ihr Ehrgeiz hat dafür gesorgt, dass sie bisher nur Erfolgserlebnisse hatte. Und es beginnt ihr bereits zu Kopf zu steigen.“ Die eisblauen Augen wandten sich wieder ihm zu und in ihnen stand kühle Überlegung. „Sie könnte später Dummheiten machen, aber ich werde dafür sorgen, dass sie vorher zurechtgestutzt wird.“

Sein Talent erhob keinen Einspruch und so spiegelte sein Lächeln das von Michael. „Sehr gut, vielleicht wird sie auf diese Weise noch sehr gute Arbeit leisten.“

„Du wirst auf jeden Fall genug Gelegenheit haben, vorherzusehen, ob sie tatsächlich Ärger macht.“ Michael warf noch einen letzten Blick auf die Kinder. „Sonst noch etwas?“

„Ich möchte mit Farfarello reden, bevor wie gehen.“

„Hm, darf ich fragen warum?“

„Solange du keine Antwort erwartest?“ Weiße Zähne blitzten kurz auf. „Aber Scherz beiseite. Ich habe vor, ihm den Auftrag zu geben, auf Schuldig aufzupassen.“

Michael sah aus, als wüsste er nicht so ganz, was er davon halten sollte. „Du weißt, dass du noch nicht die Autorität dafür hast.“

„Das ist in diesem Fall belanglos. Er wird trotzdem auf mich hören. Und notfalls kannst du mir den Rücken decken.“

„Natürlich“, schüttelte der Ältere belustigt den Kopf. „Ich bin wie immer gerne von Diensten“, wurde dann eine Verbeugung angedeutet.
 

„Farfarello.“ Er nickte dem Jungen zu, der als Letzter aus dem Raum herauskam.

Der Ire schien gar nicht überrascht, ihn zu sehen, sondern schenkte ihm ein schnelles Grinsen. „War ich deinetwegen beim Test dabei?“, wurde er als nächstes gefragt.

Und ein Lächeln geisterte in Antwort über seine Lippen. „Ich habe darum gebeten, ja“, bestätigte er.

Farfarello strich beinahe gedankenverloren über seinen bloßen Arm, zeichnete alte Linien nach. Laut seiner Akte hatte er bereits nach den ersten paar Monaten aufgehört, sich selbst verletzen zu wollen, auch wenn niemand bestreiten konnte, dass er immer noch eine Vorliebe für Messer hatte. „Was soll ich für dich tun?“

Sein Lächeln war zurück, ausgeprägter dieses Mal. „Was würdest du davon halten, schon diesen Sommer nach Rosenkreuz zu wechseln?“, reagierte er dann mit einer Gegenfrage.

Etwas blitzte in dem bernsteinfarbenen Auge auf, das er nicht gleich entziffern konnte, aber die nächsten Worte machten ausgesprochen klar, worum es dem Jungen ging. „Ich kann bei Schuldig bleiben?“

Sein Nicken ließ ein weiteres Grinsen aufblitzen, das ganz aus entblößten Zähnen bestand. „Darum geht es mir“, erklärte er. „Ich möchte, dass du auf ihn aufpasst.“ Brad hatte nie vorgehabt, um den heißen Brei herumzureden.

„Damit Er es nicht schafft, ihn von uns wegzuführen.“ Farfarello nickte verstehend. „Ich werde sehr gut auf ihn aufpassen.“

Seine Mundwinkel wollten zucken, aber er hielt sie unter Kontrolle. „Ich bin mir sicher, dass du das ohne Probleme schaffen wirst. Ich habe deine Zensuren gesehen, also sollte das fehlende Jahr auch kein Hindernis sein. Aber du kannst mich gerne um Hilfe bitten, falls es mal erforderlich sein sollte.“

Er wurde neugierig gemustert. „Du bist Lehrer?“

„Das auch“, gab er belustigt zurück. Dann bot er Farfarello seine Hand an. „Crawford, mein Hauptfach ist Mathematik.“ So anders als bei ihrer ersten Begegnung.

Der Jüngere grinste schon wieder, als dieser seine Hand ergriff und sie schüttelte. „Ich bin auf deinen Unterricht gespannt.“ Doch statt ihn anschließend loszulassen, betrachtete Farfarello seine Handfläche. „Man kann die Stelle noch sehen…“, wurde interessiert festgestellt.

„Ja“, stimmte er einfach zu. Er hatte damals mit Absicht darauf verzichtet, den Schnitt heilen zu lassen. Für ein paar Tage war es ein wenig unbequem gewesen, doch es war ein Zeichen, das Farfarello an ihn band. Und dafür hatte er nun wirklich einen geringen Preis gezahlt.

Der Junge sah aus, als würde er sich an den Anblick von Brads Blut erinnern und die Hand wurde freigegeben, als Farfarello sich unbewusst wieder über den eigenen Arm strich.

„Herr Rudert wird dich sicher auch unterrichten. Seine Lieblingswaffen sind Messer“, warf er ein und sofort hatte er wieder die ungeteilte Aufmerksamkeit des Jüngeren.

„Versprochen?“

Und weil er es in diesem Moment sehen konnte, antwortete er ohne zu zögern. „Versprochen.“
 

Michael hatte sich im Hintergrund gehalten, aber nahe genug, um das ganze Gespräch verfolgen zu können. Nun trat der Ältere hinter ihn, legte beide Hände auf seine Schultern und sah wie er selbst Farfarello hinterher. „Das ist unerwartet gut gelaufen.“

Er wandte den Kopf, Belustigung in braunen Augen. „Für dich vielleicht unerwartet. Farfarello hat schon die ganze Zeit Interesse an Schuldig gezeigt und er wird alles tun, um unseren kleinen Telepathen auf dem richtigen Weg zu halten. Immerhin sind wir diejenigen, die unsere eigenen Pläne verfolgen, nicht Seine.“

„Hm, muss ich mir Sorgen machen, weil du ihn so gut verstehst?“, zog Michael ihn auf und gleich darauf bekam er einen Kuss auf die Nasenspitze.

„Hör auf herumzualbern“, forderte er ihn auf, erwiderte aber gerne den nächsten Kuss, der seine Lippen traf.

Der Ältere lachte danach über ihn, verzichtete aber zumindest auf den Versuch, ihm durch die schwarzen Haare zu wuscheln, eine Möglichkeit, die Brad kurz aufblitzen sah. „Der Heimleiter wartet auf unsere Ergebnisse“, wurde ihm danach mit gespielter Ernsthaftigkeit mitgeteilt.

„Tatsächlich… Und warum genau bist du dann noch nicht auf dem Weg zu ihm?“

„Weil ich dich doch nicht ganz allein hier zurücklassen konnte“, kam es unbeeindruckt zurück. Michael war eindeutig besser bei diesen Wortgefechten geworden.

Und Brad gönnte ihm seinen Sieg. Fast jedenfalls. Mit scheinbarer Hilflosigkeit hielt er ihm seine Hand hin. „Dann zeig mir, wo wir langgehen müssen. Ich würde mich ohne dich ganz bestimmt verlaufen.“

Dieses Lachen funkelte nur in eisblauen Augen auf, bevor die größere Hand fest die seine umschloss.
 

Sie hatten sich schnell ihrer letzten Aufgabe entledigt und während sie zum Auto gingen, zuckten Brads Mundwinkel immer noch in Erinnerung an den erleichterten Gesichtsausdruck des Heimleiters, als dieser hörte, dass er Schuldig endlich los war. „Meinst du, er wird auf Rosenkreuz endlich etwas ruhiger?“

Eine Augenbraue wanderte in die Höhe. „Solltest du das nicht besser wissen als ich?“

„Du warst in seinem Kopf“, gab er unschuldig zurück, was ihm ein Schnauben einbrachte.

„Ja, und du hast natürlich nicht gelauscht.“ Doch dann wurde Michael ernster. „Er will auf jeden Fall so schnell wie möglich graduieren. Daher wird er _versuchen_, sich zu benehmen. Die Frage ist nur, wie gut ihm das gelingen wird. Er ist zwar schon im Heim etwas ruhiger geworden, wie du es auszudrücken beliebst, aber dort war er jetzt unter den Ältesten. Ich kann mir vorstellen, dass er leichte Schwierigkeiten haben wird, sich der Autorität der älteren Schüler bei uns unterzuordnen.“

„Das klingt plausibel.“ Er öffnete die Wagentüren.

„Das will ich doch hoffen“, reagierte Michael mit einem amüsierten Kopfschütteln. „Aber egal wie viele Schwierigkeiten Schuldig nun haben wird, wir werden ihm zweifellos dabei helfen können, sie zu überwinden.“ Das begleitende Lächeln hätten einige vielleicht als zynisch bezeichnet.

Brad hatte nicht vor, Michaels Einschätzung zu widersprechen. „Apropos helfen“, schnitt er stattdessen ein anderes Thema an, während er sich hinter das Steuer setzte. „Könnte nicht jemand Nagi mit einem ‚Sprachpaket‘ helfen? Nicht jetzt, ich weiß, dass er sich dazu noch mehr Grundlagen aneignen muss. Aber für seine zukünftige Ausbildung wäre es sicher von Vorteil, ihm vor Beginn des neuen Schuljahrs einen kleinen Schub zu geben. Immerhin ist er dadurch benachteiligt, dass Japanisch keine Ähnlichkeit mit den typischen Sprachen unserer Schüler hat.“

Michael hatte im Beifahrersitz Platz genommen, dachte sichtlich über seinen Vorschlag nach. „Es wäre grundsätzlich möglich. Allerdings werde ich eher anregen, eine solche Vorgehensweise für alle neuen Talente einzuführen, die wir künftig aus Japan bekommen. Es wäre nicht gut, nur einen einzelnen zu bevorzugen. Und so könnte es vielleicht aufgefasst werden.“

„Umso besser. Es sollte ihnen die Integration erleichtern.“ Was nur gut sein konnte für Rosenkreuz.

„Das wird auch meine Argumentation sein. Und da Japan in meine Zuständigkeit fällt, wird sich niemand über einen solchen Vorschlag von meiner Seite wundern.“ Damit richteten sich eisblaue Augen auf ihn. „Aber woher genau rührt eigentlich dein Interesse?“, wollte der Ältere wissen.

„Nun, du solltest wissen, warum ich mich für deine Angelegenheiten interessiere.“ Ein Lächeln huschte über seine Lippen, während er das unmittelbare Heimgelände verließ. „Und was Nagi speziell angeht: er ist vielversprechend. Natürlich möchte ich, dass er so gut es geht gefördert wird.“

„Natürlich“, lachte Michael. „Manchmal bekomme ich den Eindruck, dass du mir meinen Job abzujagen versuchst, noch bevor ich ihn freiwillig räumen will.“

Daraufhin sagte Brads nichts, denn die Unterstellung war absurd. Was aber nicht hieß, dass er seine allgemeine Befähigung dazu anzweifelte. Und das zeigte sich in dem belustigten Funkeln in braunen Augen, das dem Älteren verborgen blieb.
 

Dennis hielt nach ihm Ausschau, als sie nach Rosenkreuz zurückkehrten und Michaels Hand legte sich kurz in seinen Nacken, übte sanften Druck aus. „Ich denke, du wirst gebraucht. Ich werde mich mal an den Bericht machen, werde dir aber nicht ersparen, später noch deine eigenen Eindrücke hinzuzufügen.“

„Etwas anderes habe ich von dir auch gar nicht erwartet“, gab er trocken zurück, trat dann einen Schritt in Richtung Dennis, so dass er den Kontakt zu Michael verlor, auch wenn die Wärme sich noch ein bisschen länger hielt. „Bis später“, verabschiedete er sich mit einem Blick über die Schulter, fing noch Michaels Nicken auf, bevor er sich ganz auf Dennis konzentrierte.

Der Telekinet winkte ihn mit sich und kurz darauf bogen sie auf einen Seitenweg ein, der sie hin zum See führen würde.

„Benötigst du Gesellschaft beim Sonnenbaden?“, fragte er schließlich, als der Ältere sich weiter ausschwieg. Im See Schwimmen zu gehen war den Schülern untersagt.

Dennis grinste flüchtig, schüttelte den Kopf. „Ich wollte dein Talent beanspruchen und kann dabei auf neugierige Zuhörer verzichten“, wurde Brad erklärt. „Es geht um meinen potenziellen Nachfolger im Komitee.“ Dennis stockte kurz und runzelte die Stirn. „Allerdings habe ich weder Stephan noch Alexander in Erwägung gezogen“, wurde gleich darauf hinzugefügt.

„Das habe ich auch nicht angenommen“, gab er mit leisem Amüsement zurück. Stephan hätte vielleicht Chancen gehabt, aber potenzielle Ex wurden selten gewählt. Das hatte den ganz pragmatischen Grund, dass sie in Zukunft allein arbeiten würden und es war besser jemanden Erfahrung sammeln zu lassen, der später einmal Führungsqualitäten zeigen musste.

Eine Hand fuhr durch blonde Haare und Dennis schien über sich selbst belustigt. „Das hätte ich mir denken können“, wurde Brad dann zugestanden. Beide Hände verschwanden in den Hosentaschen, als sie weiterschlenderten. „Ich habe drei Talente im Auge…“

Brad war von den Namen, die er danach zu hören bekam, nicht überrascht. Wie Michael früher einmal zu ihm gesagt hatte, man wurde auf mögliche Kandidaten ganz einfach aufmerksam. „Warum testest du sie nicht alle drei?“ Es war vielleicht nicht das übliche Vorgehen, aber genauso wenig hätte jemand auch nur eine Augenbraue deswegen hochgezogen.

„Mm, meine Aufgabe eignet sich nur für einen. Es ist einfach nicht möglich, allen die gleiche zu stellen, doch nur so würde sich eine Vergleichbarkeit ergeben.“

„Du willst wirklich fair sein, ja?“ Grundsätzlich ein lobenswerter Vorsatz. „Also gut, erzähl mir mehr – und vor allem, welche Kriterien du ansetzt. Vielleicht reicht dir ja schon ein einfaches Sounding Board. Und ansonsten werde ich dir gerne verraten, welche Anmerkungen mein Talent hat.“

Dennis schenkte ihm ein dankbares Lächeln.
 

~TBC~
 

Mir gefiel der Gedanke, die Rollen von Schuldig und Farfarello im Vergleich zu CD mal ein bisschen umzukehren ^^

cya, cu ^-^

"Und ich wage zu vermuten, dass sie einfach zu unbeliebt sind"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 80/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Dieses Mal gefällt mir Brads Schlussgedanke am besten ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Kralle: Er ist in dieser Story eindeutig… mental gesünder… als in CD ^^# Aber seine Fixierung auf Schuldig hat er nicht verloren. Was dabei herumkommt, sieht man ja ^^
 

@Jemma: Nachdem ich Nagi jetzt endlich bis ins Heim gebracht habe, soll er nun ein wenig Gesellschaft bekommen ^^
 

@all: Einen schönen 3. Advent ^___^
 

~ „Du hast versprochen, ihn wieder zu trainieren.“ Die Kinnbewegung wies in seine Richtung.

Herr Schumann schien innerlich zu seufzen. „Und warum genau kannst du es heute nicht selbst tun?“

In eisblauen Augen hielt ein Anklang vom Belustigung Einzug. „Dafür muss er erst ein bisschen besser werden.“ ~
 

(Herr Schneider und Herr Schumann über Brad, Corruption of the Mind, Teil 6)
 

Teil 80 „Und ich wage zu vermuten, dass sie einfach zu unbeliebt sind“
 

„Hallo Brad“, begrüßte Herr Schumann ihn mit einem Lächeln, wies ihm dann Platz zu nehmen.

Dieses Mal musste er sich nicht umsehen, inzwischen kannte er den Aufenthaltsraum der Instruktoren zu Genüge und so trugen ihn seine Schritte unmittelbar zu dem Älteren.

„Jetzt hast du das erste Jahr fast geschafft.“

Seine Mundwinkel zuckten in ein flüchtiges Lächeln. „Ich hoffe, es gab keine Beschwerden.“

„Ganz im Gegenteil. Obwohl einige die Vermutung äußerten, dass du vielleicht eine etwas zu weiche Hand walten lässt. Du scheinst ihnen zu beliebt zu sein.“

„Und ich wage zu vermuten, dass sie einfach zu unbeliebt sind“, gab er in neutralem Tonfall zurück. „Außerdem sollten die Noten für sich sprechen.“

„Der Meinung bin ich auch. Und nicht allein.“ Herr Schumann versuchte seine Belustigung zurückzuhalten.

Eine feingeschwungene Augenbraue wanderte in die Höhe. „Heißt das, ich werde sie behalten?“

Der Humor verschwand und der Instruktor lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Ja, so ist es geplant. Und da du dieses Jahr so viele deiner Kurse abschließt, sollte es zeitlich machbar sein, dir zwei Stufen zu überlassen. Allerdings stehen wir vor einem kleinen Problem.“

Brad lehnte sich ebenfalls zurück, die Augen leicht zusammengekniffen. „Meine Übungseinsätze…“, kommentierte er leise. Darüber hatte er auch schon nachgedacht, aber nun zuckte er leicht mit den Schultern. „Sie werden mir kaum übermäßig viele Aufträge zuteilen, egal, als wie gut ich mich vielleicht erweise. Daher sollte es nicht so schwer sein, eine Vertretung für mich einzusetzen, wenn ich mal nicht da bin. Meine Lehrpläne liegen Ihnen bereits vor.“

„Ja, mir ist bereits aufgefallen, dass du für beide Stufen etwas vorbereitet hast“, wurde trocken erwidert, bevor Herr Schumann sich wieder dem eigentlichen Thema zuwandte. „Und es sollte mich nicht überraschen, von dir die gleichen Überlegungen wie von Herrn Franken zu hören.“

„Ah…“ Er neigte den Kopf etwas zur Seite und Belustigung glitzerte in braunen Augen auf. „Sie wollten mich nur auf die Folter spannen, während in Wirklichkeit schon längst eine Entscheidung in meinem Sinne getroffen wurde.“

„Als wäre dir das nicht schon von Anfang an klar gewesen“, murmelte Herr Schumann, bevor dieser nach den vor ihm liegenden Unterlagen griff. „Hier sind meine Anmerkungen, auch wenn ich nicht besonders viele hatte.“

„Meine gesammelte Erfahrung muss sich schließlich auszahlen“, kurvten seine Mundwinkel nach oben.

Ein gespielt scharfer Blick traf ihn. „Hältst du mich für zu dumm, um den Umkehrschluss zu ziehen?“

Nun lachte er auf, bevor er die Reaktion zurückhalten konnte. „Nein, natürlich nicht. Aber normalerweise brauchen die Leute etwas länger dafür.“

„Wenn du bereits aus dem Raum raus bist und sie dir nicht mehr die Ohren vollfluchen können, was?“, schüttelte der Instruktor den Kopf.

„In etwa?“ Seine Stimme hob sich am Ende mit voller Absicht, so dass seine Antwort sich zu einer unschuldigen Frage entwickelte. „Aber Sie haben ja schon früh verraten, dass Sie ein bisschen besser aufpassen.“

Eine knappe Kopfbewegung forderte ihn zum weitersprechen auf.

„Mein erster Tag hier, als sie die Uniformen verteilten. Ich war vielleicht stumm, aber ganz sicher nicht taub.“

„Dabei sahst du so klein und unschuldig aus“, wurde er aufgezogen.

Brad ließ sich davon nicht ärgern. „Und war das nicht von Vorteil…“, gab er stattdessen gedehnt zurück.
 

Die Tür zu Michaels Büro öffnete sich, bevor er seine Hand ausstrecken konnte und Herr Hoffmann trat heraus. Ein überraschter Blick traf ihn, dann folgte ein Lächeln.

„Geh nur hinein. Zur Abwechslung hat er sogar Zeit für dich.“

„Sie klingen so, als würde ich ihn sonst immer bei der Arbeit stören“, zog er eine Augenbraue hoch.

„Das könnte daran liegen, dass du es manchmal tust.“ Amüsiert. „Aber zum Ausgleich hilfst du ihm ja auch, von daher werde ich es dir nicht vorhalten.“

„Vielen Dank.“ Das klang zwar aufrichtig, täuschte aber keinen von ihnen.

Das Lächeln vertiefte sich nur, bevor eine Hand durch seine schwarzen Haare fuhr. „Gern geschehen“, wurde ihm mitgeteilt, bevor sich der Ältere abwandte.

Brad sah ihm für einen Moment nach, erinnerte sich dann an sein eigentliches Ziel und ging hinein.

Michael sah ihm bereits entgegen, hatte zweifellos den kurzen Wortwechsel mitbekommen. „Welchem Umstand verdanke ich deinen unerwarteten Besuch?“, wurde er begrüßt.

Ohne gleich zu antworten, setzte er sich in Bewegung und der Ältere schob bereits den Sessel zurück, so dass er sich gleich darauf auf Michaels Schoß setzen und sich gegen ihn lehnen konnte. „Herr Schumann hat mich daran erinnert, dass ich dich längst etwas fragen wollte“, teilte er ihm dann mit.

„Herr Schumann, hm?“

„Ja, ich bekomme nächstes Jahr die Erst- und Zweitklässler.“

„Klingt nach viel Arbeit“, wurde mit leisem Amüsement festgestellt.

„Keine Sorge, ich werde immer noch Zeit haben, um dir zu helfen.“ Er wandte den Kopf ein wenig zur Seite, so dass er einen Kuss auf Michaels Kieferlinie pressen konnte.

Dessen Hände verschränkten sich unwillkürlich etwas mehr, zogen ihn enger an den warmen Körper heran. „Wie großzügig von dir. Auch wenn ich mich derzeit noch problemlos allein um meine Aufgaben kümmern kann.“

Es klang nach rein gar nichts aber gerade die Abwesenheit von jeder Emotion hinter diesen Worten ließ Brad aufhorchen. Und es war nicht schwierig, auf einmal zu wissen, was die Nuancen aus Michaels Tonfall herausgesaugt hatte. Schließlich wartete er nicht weniger ungeduldig als der Ältere darauf, dass diese bestimmte Vision sich endlich erfüllen würde. Er vergrub sein Gesicht an Michaels Halskuhle und wünschte, er könnte ihm mehr sagen. Aber da war nichts, nur die altbekannte Vision.

Eine Hand vor seinem Bauch wurde gelöst und gleich darauf woben sich Finger in schwarze Haare. „Was wolltest du wissen?“, wurden sie beide auf das eigentliche Thema zurückgelenkt.

Brad hatte nichts dagegen. „Weißt du schon, wann mein erster Außeneinsatz stattfinden wird?“ Und gleich darauf konnte er spüren, wie der Ältere sich etwas entspannte.

„Was lässt dich denken, dass ich es dir verraten würde, selbst wenn ich es wüsste?“ Vielleicht noch nicht amüsiert, aber die ersten Anklänge waren erkennbar.

„Weil ich lieb bitte sage?“

Ein sachtes Lachen lief durch Michael. „Dein Einsatz wird genauso wie der der anderen am Anfang des nächsten Schuljahres stattfinden. Wahrscheinlich werden sie dir anfangs etwas mehr Zeit geben, um ein Gefühl für deine Schüler zu entwickeln und der Vertretung die erforderlichen Hinweise zu hinterlassen. Aber ansonsten gibt es keinen Grund, dich anders zu behandeln.“

„Wäre es nicht leichter, mich in der Trainingswoche loszuschicken?“, wollte er wissen, nachdem er die Information verarbeitet hatte.

„Theoretisch ja. Doch es werden keine Regeln gebrochen, solange es nicht einen sehr guten Grund dafür gibt. Und Außeneinsätze sind nun einmal erst für das letzte Schuljahr vorgesehen.“

„Dass du das so ernsthaft herausbekommst… Das ist kein Argument, sondern einfach nur lächerlich“, protestierte er. Warum sollte er wegen so einer sinnlosen Regel seinen Unterricht unterbrechen? „Zeitlich gesehen bedeutet das so gut wie keinen Unterschied.“

„Du bist doch sonst nicht so kritikfreudig“, zog Michael ihn auf und alle Anspannung war jetzt verschwunden.

„Ich stolpere hier auch selten über solche sinnlosen Vorschriften“, gab er unbeeindruckt zurück.

„Das sagst du nur, weil du gerade betroffen bist. Wenn du das Gesamtbild siehst, findest du es bestimmt nicht mehr so lächerlich.“

Und Brad musste innerlich zugeben, dass es wirklich so war. Es diente der Sicherheit – sowohl der von Rosenkreuz als auch der Schüler – dass sie niemanden zu früh rausließen. Und gäbe es keine festen Regeln, wären da nur Ausnahmen, die stets die Gefahr von Chaos in sich bargen.

„Siehst du“, wurde sein unausgesprochen bleibender Gedankengang kommentiert. „Also finde dich einfach damit ab.“ Michael setzte sich ein wenig aufrechter hin und signalisierte so, dass er aufstehen wollte.

„Was hast du vor?“

„Heute steht wieder ein Training mit Herrn Schumanns Gruppe an. Willst du mitkommen?“

„Hm, warum nicht.“ Damit rutschte er von Michaels Schoß und streckte sich. „Obwohl du an sie ein bisschen verschwendet bist.“

Der Ältere lachte schon wieder. „Aber es gibt ihnen einen zusätzlichen Ansporn.“

„Nun, wenigstens musst du nicht ständig als Trainer arbeiten.“

„Was soll das denn heißen? Dich habe ich doch auch gut trainiert, nicht wahr?“ Michael war aufgestanden und richtete seine Krawatte, doch die eisblauen Augen funkelten ihn amüsiert an.

„Jaaa…“, gab er gedehnt zurück. „Aber ich habe auch bessere Voraussetzungen mitgebracht als der durchschnittliche Schüler hier. Andere würdest du sicher zu sehr frustrieren, um ihnen wirklich etwas beibringen zu können.“

„Na vielen Dank für dein Vertrauen. So ungeduldig bin ich nun auch nicht.“

„Nein, aber dafür zu gut.“ Damit ergriff er Michaels Hand und verschränkte ihre Finger.

„Wenn du es so ausdrückst…“

Und Brad lächelte nur ein zufriedenes Lächeln.
 

Michael hatte kritisch beobachtet, wie zwei der Schüler versuchten die gewünschte Übung zu absolvieren, doch das Stirnrunzeln verriet, dass er mit dem Ergebnis nicht zufrieden war. Brads Urteil fiel nicht anders aus, aber er ließ es nicht nach außen durchdringen. Immerhin war nicht er hier der Trainer.

Gleich darauf fanden eisblaue Augen seinen Blick und eine knappe Kopfbewegung befahl ihn auf die Matte. Seine Mundwinkel zuckten kurz nach oben, als er der Aufforderung Folge leistete und Michael schloss sich ihm an.

„Wenn ich um eure Aufmerksamkeit bitten darf.“ Die hatte Michael schon vorher gehabt, aber unwillkürlich standen die anderen um einiges straffer da. „Ich werde euch zeigen, was genau ich meine.“

Kaum waren die Worte ausgesprochen, fand Brad sich in einen Angriff verwickelt vor, dessen bekannte Abfolge etwas sehr Beruhigendes hatte. Auch wenn es lächerlich klang, wenn man die Geschwindigkeit bedachte, mit der der Austausch ablief, es war ganz einfach so. Am Ende lächelten sie sich an, weil die Ausführung perfekt gelaufen war und er lehnte sich vor, um leise etwas anzumerken.

„Ich denke, wir sollten es etwas langsamer versuchen. Ansonsten können sie den Bewegungsablauf gar nicht erkennen.“

Michael zog eine Augenbraue hoch, dann fokussierte sich der Blick des Älteren auf die Schüler hinter ihm. Brad konnte wetten, dass deren Gesichtszüge genauso entgleist waren wie die derjenigen Zuschauer, die er selbst sehen konnte.

„Mein Fehler“, wurde dann ebenso leise zurückgegeben, bevor Michael wieder in die Grundstellung fiel.

Er tat es ihm mit einem Lächeln nach, das nur für den Älteren erkennbar in den braunen Augen stand. Und dann zwang er seinen Körper, beim nächsten Versuch das Tempo zu verringern, was bei diesen so oft geübten Bewegungen einer bewussten Willensanstrengung bedurfte.

Anschließend stellten sich die Schüler bedeutend weniger begriffsstutzig an und Brad lehnte sich zufrieden gegen Michael. „Ich habe dir ja gesagt, dass du zu gut für sie bist.“

„Oder ich müsste einfach nur an meinen Methoden arbeiten, hm?“ Michaels Lächeln verschwand, als Schritte hinter ihnen laut wurden, der Telepath hatte den Neuankömmling sofort identifiziert und über ihre Verbindung konnte Brad spüren, dass es keine guten Nachrichten geben würde.

„Herr Hoffmann“, drehte Michael sich um.

Der Ältere nickte ihnen beiden zu. „Wir haben einen Anruf aus der Stadt erhalten. Anscheinend gibt es dort ein kleines Problem. Herr Schneider lässt ausrichten, dass Sie sich darum kümmern sollen.“

Eisblaue Augen huschten zu den Schülern hinüber, die sich alle Mühe gaben, so zu tun, als wären sie nicht an dieser Unterhaltung interessiert. „Ist es dringend?“

Das entlockte Herrn Hoffmann beinahe ein Lächeln. „Nun, was geschehen ist, ist geschehen. Aber Herr Schneider erwartet zweifellos eine baldige Reaktion von Ihnen.“

Brad hatte von dem Austausch nicht viel mitbekommen, in seinem Kopf hallte ein Satz nach, der durch Herrn Hoffmanns ursprüngliche Worte ausgelöst worden war: ‚Wir sind davon ausgegangen, dass Sie ihn als Ihr Problem ansehen…‘ Sein Kopf neigte sich etwas zur Seite, als er das Bild aufnahm, das diese Aussage begleitete.

„Du kannst das Training vorher beenden, es macht keinen großen Unterschied für ihn.“

„Für ihn?“ Jetzt hatte er wieder die volle Aufmerksamkeit der eisblauen Augen.

„André“, erklärte Brad knapp, ohne wirklich viel zu erklären. Und dahinter übermittelte er, was er gesehen hatte, machte dadurch gleichzeitig klar, dass er Michael gar nicht mehr erzählen konnte.

Der Ältere stimmte innerlich seiner Einschätzung zu. „Würden Sie meinem Vater bitte ausrichten, dass ich mich in einer knappen Stunde auf den Weg mache?“

„Natürlich, Herr Schneider. Ich werde auch die Polizei unten informieren.“

„Ja, tun Sie das.“

Herr Hoffmann machte sich wieder auf den Weg und Michael drehte sich abrupt zu den Schülern um, die prompt zusammenzuckten. „Wollt ihr bereits Schluss machen oder warum steht ihr so untätig herum?“, fragte er liebenswürdig.

Was für einen erneuerten Eifer sorgte. Zum einen hatte natürlich niemand vor, negativ aufzufallen. Aber dann gab es da noch diesen ganz trivialen Grund, dass sie tatsächlich von Michael trainiert werden wollten. Ein etwas seltsamer Kontrast, weil sich außerhalb dieser paar Stunden das Verhalten der Schüler kein bisschen geändert hatte.

Brad zuckte im Stillen mit den Schultern, als er diese Feststellung traf. Es mochte etwas schizophren sein, aber so war das eben manchmal hier auf Rosenkreuz.
 

~TBC~
 

Jupp, André ist wieder zurück ^^

cya, cu ^-^

"Wir sind davon ausgegangen, dass Sie ihn als Ihr Problem ansehen"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 81/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Andrés Talent ist hier stärker als in FH und es hat seinen Preis gefordert…

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Es liegt nun mal in der Natur der Sache – bzw. von Brads Talent – dass er recht viel im Voraus weiß ^.~ Und auf seinen ersten Einsatz wirst du nicht mehr allzu lange warten müssen. Vorher allerdings wollte Schuldig sich mal wieder zu Wort melden ^^
 

@Kralle: Tja, ob du es glaubst oder nicht, Brad beendet gerade sein fünftes Schuljahr auf Rosenkreuz. Und ein durchschnittlicher Schüler ist nicht länger als sechs Jahre dort. ^^ Brad hätte seinen Abschluss vielleicht sogar ein Jahr früher geschafft, aber wie er schon ziemlich früh mal bemerkt hat: keiner hatte vor, ihn abgehen zu lassen, bevor er zumindest sechzehn ist ^^
 

~ „Wo nur hast du dir diesen Umgangston abgeschaut“, schüttelte der Ältere in vorgetäuschter Verwunderung den Kopf.

Er sah ihn mit ebenso echtem Unglauben an. „Das muss wohl bei Ihnen gewesen sein.“ ~
 

(Herr Schneider und Brad, Corruption of the Mind, Teil 19)
 

Teil 81 „Wir sind davon ausgegangen, dass Sie ihn als Ihr Problem ansehen“
 

„Kann ich mitkommen?“ Sie hatten gerade die Turnhalle verlassen und seine Hand stoppte Michael, der es jetzt eilig hatte, zurück zu ihrem Quartier zu kommen.

„Kann ich es begründen?“, erhielt er eine Gegenfrage, bevor seine Hand sanft gelöst wurde und der Ältere seinen Weg fortsetzte. Da war Humor in den eisblauen Augen, aber die Worte waren durchaus ernst gemeint.

Brad fühlte sich ganz und gar nicht herausgefordert, denn die Lösung war sehr einfach. „Natürlich kannst du das. Genauso, wie du meine Besuche im Heim begründest.“ Von der Seite konnte er beobachten, wie ein Mundwinkel in die Höhe rutschte. Was ihn noch etwas anhängen ließ. „Außerdem habe ich wieder Geburtstag.“

Das entlockte Michael ein Auflachen. „Aber dieses Mal ist Schuldig nicht auf Wanderschaft gegangen, hm? Also ist es ganz gut, dass wir auch einen anderen Grund haben.“ Eine Hand endete in seinem Nacken und der Ältere zog ihn kurz näher an sich heran. „Ganz davon abgesehen wirkst du bestimmt beruhigender auf ihn.“

Brad zog unwillkürlich eine Augenbraue hoch. „Bist du dir da so sicher? Wenn ich mich richtig erinnere, war er ein Fan von dir. Oder auch von deinem Talent.“

Wieder vibrierte ein Lachen durch Michaels Körper. „Das müssen wir ja niemandem verraten.“

„Nein, müssen wir nicht“, stimmte er natürlich zu und fing Michaels Hand ein, als diese gesenkt wurde. „Und jetzt komm ein bisschen schneller, wir müssen ihn schließlich nicht länger als nötig warten lassen.“

„Hm, wir könnten schon längst unterwegs sein, wenn du mich nicht mit sinnlosen Fragen aufhalten würdest“, wurde dazu nur angemerkt, aber die Schritte des Älteren beschleunigten sich trotzdem.

Nach dem Duschen schien Michael darüber nachzudenken, was er am besten anziehen sollte und Brad nahm ihm die Entscheidung ab, indem er einen Anzug aus dem Schrank holte.

„Nichts gegen deine Uniform, aber so wirkst du einfach seriöser“, reichte er die Sachen weiter.

„Obwohl ich als Vertreter der Schule dort bin?“

„Das bist du, ja. Aber nicht als Instruktor“, stellte er fest, bevor er sich selbst saubere Sachen heraussuchte.

„Ich werde zwar den Verdacht nicht los, dass du ganz einfach Anzüge bevorzugst, aber ich kann mich deiner Argumentation auch nicht entziehen“, kam es amüsiert von Michael zurück.

Braune Augen funkelten den Älteren an. „Mach dich nicht über mich lustig“, ermahnte er ihn, wandte dann schnell das Gesicht ab, damit sein Lächeln nicht gesehen wurde. „Und natürlich habe ich Recht, also hör auf, lange Reden zu schwingen.“

Michael gestand ihm mit einem leichten Nicken seinen Sieg zu und kurz darauf waren sie zum Aufbruch bereit.

Es war zwar bedauerlich, dass er nicht selbst fahren konnte, doch das war nicht zu ändern und so lehnte er sich im Beifahrersitz zurück, beobachtete, wie der Wald an ihnen vorüberzog. Sein Talent jedoch war auf das gerichtet, was vor ihnen lag. Nicht nur, um seine Anwesenheit hier zu rechtfertigen, sondern weil er tatsächlich wissen wollte, was das Beste für den Jungen war.

„Er ist ein bisschen jung, nicht wahr?“, kommentierte Michael leise über das Brummen des Motors hinweg.

Und Brad erinnerte sich an ihr Treffen vor einem Jahr, als André erst vier Jahre alt gewesen war. „Vielleicht…“, gab er schließlich zu. „Aber die Alternativen sind auch nicht besser.“ Damit wandte er sich dem Älteren zu. „Wir sollten erst einmal alle Informationen sammeln, die wir erhalten können. Jetzt schon eine Entscheidung zu treffen wäre verfrüht.“

„Dein Talent hat dir noch nicht die perfekte Lösung präsentiert?“

Seine Lippen zuckten in ein schnelles Lächeln. „Selbst mein Talent braucht etwas, womit es arbeiten kann.“

„Bescheidenheit von deiner Seite. Wie… ungewöhnlich.“ Michaels Lippen kurvten in ein erwiderndes Lächeln.

„Du machst dich schon wieder über mich lustig, das scheint sich allmählich zu einer schlechten Angewohnheit zu entwickeln.“

„Oder ich war inzwischen so lange in deiner Nähe, dass dein Verhalten ganz einfach abfärbt.“

Daraufhin beschloss Brad, gar nichts mehr zu sagen und verschränkte stumm die Arme vor der Brust.

Michael ließ es sich für eine Weile gefallen, aber dann huschte der Blick eisblauer Augen wieder zu ihm herüber. „Sag mal, schmollst du etwa?“

Er wandte den Kopf ab, um seine Miene nicht eisern unter Kontrolle halten zu müssen. „Das bildest du dir nur ein. Ich ignoriere dich ganz einfach.“

Was ihm ein weiteres Lachen einbrachte.

Der Wald wich zurück, die Landschaft gewann neben der Straße mehr Anzeichen von Zivilisation. Und dann öffnete sich ihnen der Blick auf die Stadt, die sich an den sanft geschwungenen Hang zu schmiegen schien.

Michael schien den Weg zu kennen, denn es dauerte nicht lange, bis sie auf dem Parkplatz der hiesigen Polizeistation anhielten. Brad hielt es nicht mehr in seinem Sitz, er stieg aus und betrachtete mit nur schlecht verborgenem Interesse das vor ihnen aufragende Gebäude. Eigentlich sah es ganz normal aus, wenn da nicht die Streifenwagen und das Schild gewesen wäre, hätte man es für jede beliebige Behörde halten können.

Ein Schatten fiel auf ihn und gleich darauf versperrte ihm eine vertraute Gestalt die Sicht. „Ignorierst du mich immer noch?“, wollte der Ältere wissen.

Er kam gar nicht dazu zu antworten, fand sich gegen die Autotür gepresst wieder und starrte hinauf in eisblaue Augen, die seinen Blick amüsiert erwiderten.

„Das fällt mir im Moment wirklich schwer.“ Der trockene Tonfall ging ihm recht leicht über die Lippen, auch wenn ihn die unmittelbare Nähe des Älteren auf ganz andere Gedanken kommen ließ.

„Ist das so…“, lehnte sich Michael noch ein bisschen näher und Brad konnte den Kuss schon beinahe auf seinen Lippen spüren, als Stimmen laut wurden, die sich ihnen eindeutig näherten.

Michael trat mit einem bedauernden Schulterzucken zurück und auch wenn es nicht ausgesprochen wurde, konnte er sehr gut den damit einhergehenden Gedanken verstehen: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

Zwei Männer in Uniform passierten sie, als sie den Parkplatz verließen, aber während Brad den Anblick so unvertrauter Uniformen verdaute, wurden sie selbst kaum mehr als eines flüchtigen Blickes gewürdigt. Aber es waren nicht wirklich die Uniformen, die ihn hatten stutzen lassen. „Sie sind fett“, brach es schließlich aus ihm heraus.

Michael stockte mitten im Schritt, wandte sich ihm dann langsam zu. Anscheinend hatte der Ältere Schwierigkeiten, diesen Kommentar zu verstehen, aber Michael hielt sich viel zu viel in seinem Kopf auf, um die Verwirrung lange vorhalten zu lassen. Eisblaue Augen verfolgten für einen Moment den Weg der anderen beiden Männer und als sie wieder seinen Blick fanden, stand nachsichtige Belustigung in ihnen. „Das sind sie nicht. Sie haben vielleicht einen leichten Bauchansatz, aber das ist auch alles.“

„Aber es sind Polizisten“, beharrte er.

„Sie können ihren Job auch sehr gut so erledigen. Nur weil sie eine Uniform tragen, darfst du sie nicht mit uns vergleichen. Nicht jeder trainiert so viel wie wir.“ Michael klang so, als wollte dieser ihn belehren, aber unterschwellig war da immer noch warmes Amüsement.

„Und du denkst nicht, dass es nachlässig von ihrer Seite ist? Dass sie eine Vorbildfunktion haben sollten?“

Nun seufzte Michael. „Theoretisch vielleicht. Aber so funktioniert die echte Welt nicht.“

Brad verschränkte die Arme vor der Brust, als er darüber nachdachte. Manchmal stolperte er immer noch über die Konventionen, die auf Rosenkreuz so selbstverständlich waren und Draußen keine Entsprechungen fanden. „Ihr solltet uns mehr raus lassen“, stellte er schließlich fest.

„Hm, aber das ist gar nicht notwendig. Wir wollen schließlich nicht, dass ihr euch irgendwelche Dummheiten abschaut.“ Das begleitende Lächeln war nicht mehr als ein Zucken um die Mundwinkel herum. „Wie ich sehe, ist Herr Schumann noch nicht so weit mit dir gekommen.“

Er ging auf die letzte Bemerkung nicht ein. „Aber wenn wir alles innerhalb des uns bekannten Systems interpretieren, ecken wir dann nicht an, sobald wir Draußen zu arbeiten beginnen?“

„Wir ziehen keine Dummköpfe heran. Die Leute, für die wir es erforderlich erachten, werden zusätzlich vorbereitet. Die Assistenten zum Beispiel. Aber generell ist es nur von Vorteil, von außerhalb ihres Systems zu operieren.“

Ja, natürlich. „Weil wir es unvoreingenommener betrachten können.“

„Genau. Jeder entwickelt eine bestimmte Betriebsblindheit. Selbst wir sind davor nicht gefeit. Aber immerhin haben wir etwas, womit wir vergleichen können.“ Das Lächeln vertiefte sich jetzt. „Doch es wäre ein Fehler, immer unsere Maßstäbe anzusetzen, wenn wir hier etwas beurteilen.“

Er strich sich durch die schwarzen Haare, ein wenig verärgert über sich selbst. „Es geht um den Kontext. Systemimmanent ist ihr Verhalten vielleicht vollkommen rational.“

„Eins, setzen“, lachte Michael. „Aber wir sind gerade nicht im Unterricht. Ich hoffe, du hast deinen Schock über ihr Aussehen jetzt überwunden?“

Ein gespielt böser Blick traf den Älteren. „Ich war nicht geschockt. Nur…“

„Überrascht?“, wurde vorgeschlagen.

„Eher abgestoßen“, gab er nach ein paar Sekunden des Überlegens zurück.

„Ah Brad. Dein Hang zum Perfektionismus spielt dir manchmal böse Streiche, hm?“

„Ich werde mich nicht auf eine Diskussion darüber einlassen.“ Ihm hatte das Gespräch mit Herrn Schumann gereicht.

Michael holte sich diesen Gedanken geradewegs aus seinem Kopf und auch wenn der Ältere nicht wieder lachte, konnte er seine Belustigung nicht ganz verbergen. Wenigstens wurde mit den nächsten Worten ein anderes Thema angeschnitten. „Wenn wir hier noch lange herumstehen, ziehen wir noch unnötige Aufmerksamkeit auf uns. Und wir sollten André nicht zu lange warten lassen.“

Braune Augen wurden flüchtig geschlossen und trotzdem sah er etwas. „Er ist noch mit Spielen beschäftigt.“ Mit einem kaum sichtbaren Lächeln.

„Soll das heißen, du möchtest doch noch diskutieren?“

Und dieses Mal war es Brad, der lachte. „Nein, natürlich nicht.“

Drinnen wurden sie schnell weitergeleitet, kaum dass Michael ihr Anliegen erklärt hatte und so dauerte es nicht lange, bis sie den Blick auf einen Verhörraum freihatten, der allerdings in diesem Moment keinen mutmaßlichen Verbrecher beherbergte, sondern einen kleinen Jungen, der sich mit hastig zusammengetragenen Spielzeugersatz beschäftigt hielt.

André konnte ihre Ankunft nicht sehen, denn auch hier gab es einen einseitigen Spiegel, was Brads Mundwinkel in Erinnerung an seine Entsprechung im Heim kurz zucken ließ, aber dennoch blieben sie nicht ganz unbemerkt. Der Junge neigte den Kopf, als würde er auf etwas lauschen, sah sich dann verwirrt um. Doch was auch immer ihn aufmerksam gemacht hatte schien wieder verschwunden und so war das Blatt Papier, das gerade bemalt worden war, wieder interessanter.

„Er hat kaum eine Schramme davongetragen“, wurde ihnen vom Leiter erklärt. „Seine Mutter hingegen hat es nicht einmal bis ins Krankenhaus geschafft. Wir vermuten einen Defekt beim Airback. Warum Frau Schubert allerdings überhaupt von der Straße abgekommen ist, können wir uns bisher nicht erklären. Es gibt keine Anzeichen von Bremsspuren oder einem Ausweichmanöver.“ Ernste Augen richteten sich auf Michael, schweiften nur kurz ab hin zu Brad, als wäre es ein Versehen. „Er steht auf der Liste. Wir sind davon ausgegangen, dass Sie ihn als Ihr Problem ansehen und haben daher darauf verzichtet, das Jugendamt einzuschalten…“

Michaels Miene verzog sich zu etwas, das man mit ein wenig gutem Willen als Lächeln bezeichnen konnte. Vielleicht. „Ganz richtig, wir werden uns um alles Weitere kümmern. Doch zunächst müssen wir mit ihm sprechen. Allein.“ Letzteres wurde mit einem Nicken zur Kamera hin gesagt, die deutlich sichtbar in einer Ecke des kleinen Raums hing.

„Das wird sich einrichten lassen.“ Damit hielt der ältere Mann Michael eine sehr dünne Akte hin. „Hier sind alle Daten, die uns bisher vorliegen. Ich werde Sie informieren, sobald wir mehr wissen.“ Dann verließ der Leiter den Raum und kurz darauf erlosch die kleine Lampe an der Kamera.

„Hast _du_ schon mehr Informationen?“ Michael blätterte in den Unterlagen, während er das fragte.

„Absolute Gewissheit werden wir nicht haben. Aber es könnte ein Ausbruch von Andrés Talent gewesen sein.“

„So etwas hatte ich mir bereits gedacht…“, seufzte der Ältere. Die eisblauen Augen verharrten an einer bestimmten Stelle. „Er hat in zwei Wochen Geburtstag.“

„Dann wird er sechs sein, wenn das Schuljahr startet.“

„Zu jung, um Draußen bereits eingeschult zu werden“, hielt Michael entgegen, der genau wusste, was er damit hatte sagen wollen.

Er zuckte nur mit den Schultern. „Woran wir uns allerdings kein Vorbild nehmen müssen.“

Nun fand ihn der Blick des Anderen doch noch. „Ich möchte ihn gerne bei uns in Sicherheit wissen. Aber es könnte ihm schaden, wenn wir ihn zu jung aufnehmen.“

Er lehnte sich mit dem Rücken gegen die Scheibe und erwiderte ruhig Michaels Blick. „Er wäre nicht allein. Erinnerst du dich an Nagi? Er ist auch nicht viel älter. Ich könnte anfangs regelmäßig im Heim vorbeischauen und würde auf diese Weise bestimmt sehen, falls sich Probleme ergeben sollten. Bisher hat mein Talent keinen Grund, mich zu warnen.“

Ein Finger tippte gegen die Unterlippe, als Michael darüber nachdachte.

Brad sah es mit einem Lächeln, stieß sich von seinem Halt an, um direkt vor dem Älteren zum Stehen zu kommen. „Komm, es sprechen eindeutig mehr Gründe dafür ihn mitzunehmen als dagegen. Ich weiß, dass du ihn nicht riskieren willst, aber hier Draußen ist es für ihn auf jeden Fall gefährlicher.“

Michael lächelte auf einmal ebenfalls. „Es ist eigentlich ganz einfach, hm? Aber ich werde ihn mir vorher trotzdem näher ansehen. Und Dr. Stephenson wird ebenfalls ein Urteil abgeben müssen.“

Sein Lächeln schwankte nicht, als er den Namen des Arztes hörte. „Das könnt ihr gerne tun.“

In Antwort darauf fuhr eine Hand durch seine Haare und er versuchte nicht einmal, auszuweichen.
 

~TBC~
 

Und somit ist für ein wenig Gesellschaft für Nagi gesorgt ^^

cya, cu ^-^

"Die Lehrer im Heim werden sich bestimmt freuen, ihm das ABC beibringen zu dürfen…"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 82/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: André ist neben Brad fast der Einzige, der von Michaels Talent nichts zu befürchten hat. Von daher ist der Junge nicht besonders zurückhaltend ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Kralle: *lach* Du hast es genau getroffen. In einem späteren Teil gibt es sogar eine kurze Szene, wo die beiden gerade Sprachunterricht haben. Freut mich, dass wir in die gleiche Richtung denken ^^

Ich hoffe, du hattest schöne Weihnachtsfeiertage! ^___^
 

@Jemma: Nun, manchmal schreibt sich so etwas von ganz alleine. Ich muss da mal über eine Vorschau mit einem der mehr beleibten Fernsehpolizisten gestolpert sein und wenn ich mich sogar darüber wundern kann, wie die eigentlich in ihrem Job bleiben, dann muss es für Brad ja viel extremer sein *grins*

Thanx für die Weihnachtsgrüße – und ich werde mir Mühe geben, noch möglichst lange Fanfics zu schreiben *zwinka*
 

~ „Sie können ihn noch für eine Weile bei sich haben und dann völlig verlieren. Oder Sie geben ihn jetzt auf, aber in dem Wissen, dass er woanders weiterleben kann. Ohne jemanden unfreiwillig durch sein Talent zu verletzen.“ ~
 

(Brad zu Andrés Mutter, Finding Home, Teil 12)
 

Teil 82 „Die Lehrer im Heim werden sich bestimmt freuen, ihm das ABC beibringen zu dürfen…“
 

„André?“

Der Junge hatte den Kopf nicht gehoben, als sie eingetreten waren, doch jetzt hatten sie Andrés Aufmerksamkeit – oder um genau zu sein, hatte Michael sie. „Du!“, wurde ausgerufen und der Stift fiel ihm unbeachtet aus der Hand, während sich blaue Augen weiteten. „Du brennst immer noch!“

>Wie es aussieht, hat er mich nicht vergessen<, stellte Michael amüsiert fest.

>Aber dafür mich. Obwohl ich zugeben muss, dass er mich noch nicht einmal eines zweiten Blickes gewürdigt hat. Vielleicht liegt es ja daran.<

André war während ihres wortlosen Austauschs auf die Beine gekommen und näherte sich interessiert Michael. „Bringst du mich zu Mama?“

Der Ältere neigte den Kopf ein wenig und musterte den Jungen ernst. „Das wird leider nicht möglich sein.“

Eine Hand streckte sich nach Michael aus, griff nach etwas, was nur André sehen konnte und Brad hatte den Eindruck, dass der Junge die Worte kaum mitbekommen hatte. „Was siehst du?“, erkundigte er sich, in die Hocke gehend.

Und wie erwartet stürzte sich André mit Begeisterung in eine Beschreibung der blauen Flammen, eine Ablenkung, die Michael ohne zu zögern ausnutzte.

Das Talent des Älteren konzentrierte sich, aber Brad konnte gleichzeitig im Hintergrund seines Verstands spüren, wie vorsichtig es den Jungen trotz der geballten Energie scannte.

André unterbrach sich selbst, rieb sich verwirrt über die Stirn. „Das fühlt sich seltsam an…“

„So in etwa?“ Er griff nach Andrés Hand und führte sie näher an Michaels Körper heran, bis sie an dessen Bein lag. Er selbst konnte diese ‚Flammen‘ zwar nicht sehen, dafür aber hatte er die Beschreibung des Jungen und demnach war die Energie überall um den Älteren herum.

André lächelte breit, schon wieder abgelenkt. „Ja, so.“ Für ein paar Augenblicke stand er wie vor Ehrfurcht erstarrt da. „Das ist gar nicht heiß.“

„Es ist ja auch kein echtes Feuer“, erklärte er belustigt.

>Ich bin fertig<, klang gleich darauf eine Stimme auf, die nur er ganz allein hören konnte. >Und sein Talent muss jetzt trainiert werden, wenn wir ihn nicht völlig isolieren wollen.<

>Damit ist uns die Entscheidung doch bereits aus der Hand genommen worden…< Brad stand langsam auf, legte beide Hände auf Andrés Schultern, um ihn zu sich umzudrehen. „Hat dir deine Mutter erzählt, was dein Vater konnte?“

Das brachte ihm nur große Augen und ein Kopfschütteln ein. Sein kurzer Blick zu Michael half ihm auch nicht weiter, der Ältere zuckte lediglich mit den Schultern und lächelte dabei.

Aber Brad ließ sich von der ausbleibenden Unterstützung nicht aufhalten. „Er konnte auch solche Flammen sehen.“ Egal ob es wahr war oder nicht, zumindest konnte André das verstehen.

„Aber Mama hat gesagt, es gibt keine Flammen.“ Nun waren es blaue Augen, die nach Michaels Gestalt suchten und sich davon überzeugten, dass die blaue Energie immer noch um ihn herum züngelte.

„Das hat sie nur gesagt, weil sie dich noch nicht auf unsere Schule schicken wollte.“

„Schule?“

„Ja. Das ist ein Geheimnis. Deshalb hat sie dir nichts davon erzählt. Dort gibt es noch mehr Kinder, die etwas können, was andere nicht können.“

„Sie sehen die Flammen auch?“, fragte André hoffnungsvoll.

Brad schüttelte den Kopf. „Das kannst du. Sie können dafür andere Dinge. Ich kenne zum Beispiel einen Jungen dort, der kann einen Schrank bewegen, ohne ihn anzufassen. Und er ist ungefähr so alt wie du.“

Der Junge klatschte bei dieser Vorstellung begeistert in die Hände. „Ich möchte ihn sehen.“

„Das wäre ganz einfach, wenn du auch auf die Schule gehst. Möchtest du mit uns mitkommen?“

„Ja!“, wurde im ersten Überschwung ausgerufen, aber dann schien André etwas einzufallen. „Was ist mit Mama?“

„Sie ist jetzt dort, wo dein Vater ist.“ Brad sagte es sanft und ließ den Jungen nicht aus den Augen. Was ihn nicht daran hinderte, die Energie zu spüren, die sich von Michael ausgehend in einem kurzen Gruß um ihn wand, um dann nach André zu greifen. Es war keine direkte Manipulation, dämpfte aber das Verstehen, das bei Brads Worten in André aufgeflammt war.

„Sie kommt nicht wieder?“ Denn so viel zumindest war dem Jungen klar.

Diesmal war es an Brad, den Kopf zu schütteln. Und dann reichte nicht mehr, was Michael getan hatte, um den Jungen zu beruhigen. Er fing ihn auf, als André sich in seine Arme warf, hob ihn hoch und strich über seinen Rücken, als der Junge anfing zu weinen.

Sein fragender Blick fand Michael, der kaum merklich den Kopf schüttelte. >Es ist besser auf diese Weise. Ich werde anschließend dafür sorgen, dass er sie nicht mehr allzu sehr vermissen wird.<

Also übte er sich in Geduld, bis der Junge zu erschöpft war, um weiterzuweinen. Er brachte ihn anschließend in einen Waschraum, wonach André wieder halbwegs präsentabel aussah und um einiges ruhiger war. Als dann noch neben die echte Ruhe der Einfluss von Michaels Talent trat, schaffte es sogar ein Lächeln auf das Gesicht des Jungen und dort war es auch noch, als sie wieder dem Leiter des Reviers gegenüberstanden.

„Wir werden ihn in unserem Heim aufnehmen,“ meinte Michael zu dem älteren Mann, der einen schnellen Blick in Andrés Richtung warf und dann nickte.

„Solange unsere Akten zum Schluss vollständig sind, sehe ich kein Problem.“ Mit einem leichten Lächeln. Der Polizist schien nicht im Geringsten neugierig zu sein, was Brad vermuten ließ, dass er zu ihnen gehörte.

„Die erforderlichen Unterlagen erhalten Sie in den nächsten Tagen von dort“, wurde versprochen und nach ein paar Worten des Abschiedes fanden sie sich draußen wieder.

André, der sich die ganze Zeit über geweigert hatte seine Hand loszulassen, begann sofort loszulaufen und ihn mit sich zu ziehen.

Etwas, das von Michael mit Amüsement beobachtet wurde. „Wo wollt ihr beiden eigentlich hin?“

„Also ich bin da eindeutig der falsche Ansprechpartner“, erwiderte er trocken und begann den Jungen auszubremsen. „Wo willst du hin, André?“

Ein Arm wurde ausgestreckt und der gewiesenen Richtung folgend erspähte er das Ziel, bevor der Junge antworten konnte.

„Eis!“

Michael hatte natürlich nichts Besseres zu tun als zu lachen. „Er scheint genauso ein Fan zu sein wie du.“

Für einen Moment wollte er eine sarkastische Antwort geben, aber dann überlegte er es sich anders und seine Mundwinkel kurvten in ein feines Lächeln. „Genau. Also wirst du uns sicher einladen.“

„Wie kann ich da nein sagen…“

„Nun, gar nicht natürlich.“

André hatte den kurzen Austausch aufmerksam verfolgt und jetzt war es der Junge, der lachte, bevor Brad weitergezogen wurde. Kurz darauf hatte André eine Karte in den Händen und betrachtete voller Vorfreude die bunten Fotos verschiedenster Eisbecher. Brad blieb nicht viel Zeit, sich über seine neugewonnene Freiheit zu freuen, denn eine Hand zog an seinem Shirt und so seine Aufmerksamkeit auf den Jungen. „Was steht dort?“, wollte André wissen.

„Nuss-Krokant-Becher“, las er langsam vor.

Der Junge rümpfte die Nase und interessierte sich daraufhin nicht mehr für dieses spezielle Angebot.

>Die Lehrer im Heim werden sich bestimmt freuen, ihm das ABC beibringen zu dürfen…<, kam es wortlos von Michael.

>War das jetzt ironisch gemeint?<

>Nicht unbedingt.< Michael lächelte. >Sie haben selten die Gelegenheit, jemanden so früh in die Finger zu bekommen. Es gibt ihnen die Gelegenheit zu zeigen, was in ihnen steckt. Ohne dass ein Kind schon vom Unterricht Draußen verdorben ist.<

>Na dann haben sie dieses Jahr besonders viel Grund zur Freude. Schließlich stehen ihnen gleich zwei von der Sorte zur Verfügung.< Mit Belustigung in den braunen Augen. Als nächstes verlangte André wieder seine Aufmerksamkeit, der sich für einen Früchteeisbecher entschieden hatte.

Michael bestellte sich kein Eis, hatte aber nichts dagegen, von Brads Schokoeis etwas abzubekommen.

Die Sonne schien trotz der fortgeschrittenen Stunde noch warm auf sie herab und Brad begann ihren unverhofften Ausflug richtig zu genießen. „Das sollten wir öfter machen…“, murmelte er mit geschlossenen Augen.

„Nur noch ein gutes Jahr und dem steht nichts mehr entgegen“, gab Michael genauso leise zurück.

Braune Augen wurden aufgeschlagen, begegneten dem Blick des Älteren, der sich zu ihm herüber gebeugt hatte. Er streckte eine Hand aus, legte sie in Michaels Nacken, um ihn noch ein bisschen näher zu ziehen und dann küsste er ihn. Energie kribbelte über ihn hinweg und in diesem Moment waren sie vollkommen unter sich, obwohl es um sie herum lauter besetzte Tische gab. „Lass uns gehen“, forderte er, als sie sich schließlich voneinander trennen mussten, denn etwas anderes war jetzt viel verlockender als in diesem Café zu sitzen.

„Hm…“ Die eisblauen Augen sahen an ihm vorbei zu dem Jungen. „André scheint noch einen Moment zu brauchen.“ Und bevor Brad sagen konnte, dass ihm das gerade herzlich egal war, wurde er wieder geküsst. Was alles in allem auch nicht schlecht war.

Auf dem Weg zum Auto war es allerdings Brad, der noch einen kurzen Abstecher machte, obwohl er zuvor noch so gedrängt hatte. Aber er verlor lieber jetzt ein paar Minuten, als sich später das Gejammer von Alexander anzuhören, weil er ihm nichts mitgebracht hatte.

Michael lachte nur beinahe über ihn, als dieser den Gedanken auffing, gab ihm dann bereitwillig das benötigte Kleingeld. Und dann gab es gar nichts mehr, was einer Heimfahrt im Wege stand.
 

Als hätten sie seine Ankunft erahnt, erwarteten die zwei ihn, als sie auf Rosenkreuz eintrafen. Da Michael den Wagen wegfuhr gab es niemanden, der Alexander und Stephan auf Distanz halten würde und so hatte er gleich darauf beide an sich hängen. Zusätzlich zu André, der schon wieder seine Hand umklammert hatte.

„Du hattest uns ein Kartenspiel versprochen“, wurde er von Alexander erinnert. „Aber erstens bist nicht aufgetaucht und zweitens warst du nirgendwo zu finden.“

„Er war anscheinend dabei, jemanden zu rekrutieren und hatte deswegen keine Zeit für uns…“ Stephan beäugte den Neuankömmling neugierig.

Nun richtete sich auch die Aufmerksamkeit des Deutschen auf André. „Er ist noch reichlich klein, was?“, wurde dann angemerkt.

Der Junge ließ sich von der Musterung nicht einschüchtern, stampfte mit dem Fuß auf. „Ich bin nicht klein!“

Alexander tätschelte ihm den Kopf. „Dann sieh dich mal um, Kleiner. Du wirst bemerken, dass die Leute um dich herum um einiges größer sind.“

Da sie inzwischen ein paar Zuschauer bekommen hatten, hatte André genug Gelegenheit, sich von der Wahrheit dieser Worte zu überzeugen. Und dann war auch schon vergessen, dass er sich eben noch beleidigt gefühlt hatte. Stattdessen zupfte er an Brads Ärmel, bis dieser sich zu ihm herunterbeugte. „Können die alle etwas?“, wurde ihm ins Ohr geflüstert.

„Ganz bestimmt“, gab er genauso leise zurück und musste seine zuckenden Mundwinkel unter Kontrolle halten.

André wollte eindeutig noch etwas anderes fragen, aber plötzlich kam Bewegung in die Ansammlung und sie strebten auseinander und weg von ihnen. Nur Alexander und Stephan gaben nicht ganz auf, sondern warteten ganz in der Nähe darauf, dass Michael wieder zu verschwinden beschließen würde.

„Haben sie die Schokolade schon aus der Ferne gewittert?“, trat Michael neben ihn und Amüsement blitzte in den eisblauen Augen auf.

„Ich glaube, sie haben eher auf der Lauer gelegen, um mich nicht zu verpassen. Ich bin ihnen ein Kartenspiel schuldig.“

„Nun, sobald sie sehen, was du ihnen mitgebracht hast, werden sie dir sicher verzeihen. Außerdem bleibt euch noch genug Zeit vor Lichtaus.“

André zog protestierend an seiner Hand, als sich Brads Griff unwillkürlich verstärkte. „Du weißt genau, dass ich jetzt keine Lust aufs Kartenspielen habe.“

Das Amüsement wich etwas anderem. „Ja, das weiß ich wohl.“ Und darunter lag etwas, das ihm verriet, dass Michael nicht anders dachte. „In dem Fall sollten wir André wohl schleunigst in der Krankenstation abliefern, hm?“

„Eine ausgezeichnete Idee. Wenn du ihn mal bitte für einen Moment halten würdest, können wir uns gleich auf den Weg machen.“ Mit einem ironischen Lächeln sorgte er dafür, dass André seine Hand losließ und der Junge hatte nichts dagegen, sich stattdessen an Michael festzuhalten. Anscheinend begrüßte er die Chance, wieder nach den Flammen zu haschen, die nur er selbst sehen konnte.

„Du willst dich drücken?“, wurde er von Stephan empfangen, der sehr wohl gehört hatte, dass Brads Pläne sich geändert hatten.

„Ihr bekommt auch einen Trostpreis“, munterte er ihn auf.

Alexander schlang von hinten beide Arme um ihn. „Hast du wirklich Schokolade bei?“

„Hast du Angst, ich würde damit weglaufen?“, stellte er eine Gegenfrage und der Andere lachte.

„Nein, ich halte dich auch ganz einfach so gerne fest. Die Schokolade ist bloß ein zusätzlicher Anreiz.“ Damit wurde Stephan zugenickt, der die wortlose Aufforderung ohne Probleme interpretieren konnte und Brad mit einem breiten Lächeln abzusuchen begann.

„Ich hätte sie euch auch freiwillig gegeben“, stellte er trocken fest.

„Wo bleibt denn da der Spaß?“ Das Lächeln wurde zu einem Grinsen. „Ha, gefunden!“, kam es dann triumphierend und als nächstes fand Brad sich befreit wieder, da Alexander sich natürlich gleich auf seinen Freund stürzte.

Er überließ die beiden sich selbst, die kaum mitbekamen, wie er sich verabschiedete, kehrte zu Michael und André zurück.

„Konntest du dich von ihnen losreißen?“

„Wie du gesehen hast, war das gar nicht nötig.“
 

~TBC~
 

Und im nächsten Teil lässt sich Schuldig mal wieder blicken ^^

cya, cu ^-^

"Crawford war nicht nur arrogant, er hatte auch noch allen Grund dazu"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 83/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Schuldig wird Brad einfach nicht los ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Kralle: Na dann viel Spaß mit Schuldig ^.~ Übrigens muss man Alex und Stephan verstehen, schließlich ist es für sie wirklich schwierig, auf Rosenkreuz an Schokolade ranzukommen ^^ Wie war es so in London?
 

@Jemma: Nein, es gibt keine Trennung dieser Art. Lediglich das Heim für die Jüngeren, wo sie unterrichtet werden, solange ihre Talente noch nicht stabil genug sind. Und dann gibt es Rosenkreuz, wo die eigentliche Ausbildung beginnt ^^
 

~ „Du scheinst deine Verehrer rechts und links am Wegesrand einzusammeln.“ ~
 

(Herr Schneider zu Brad, Finding Home, Teil 23)
 

Teil 83 „Crawford war nicht nur arrogant, er hatte auch noch allen Grund dazu“
 

„Na warte, du kleine Ratte!“

Schuldig rannte die Gänge entlang und versuchte die ihn verfolgenden Schritte zu ignorieren, während er innerlich vor sich hinfluchte. Ein wenig länger, er hätte nur ein wenig länger warten müssen und er wäre nicht gesehen worden. Aber er hatte bisher keine Zeit gehabt, sich an die sehr viel besser trainierten Schüler hier zu gewöhnen und so war es geschehen, dass er die Annäherung des Älteren nicht bemerkt hatte.

Seine Faust umklammerte die Uhr, sein Beutestück, und ein wildes Grinsen flog über sein Gesicht. Dem Typen würde er es schon zeigen. Schuldig hatte den Haupteingang erreicht und die einengenden Mauern wichen zurück, als er das Schwimmbecken ansteuerte.

Anfang der Woche war ihm mehr als genug Gelegenheit gegeben worden, damit Bekanntschaft zu machen. Er hätte damit rechnen sollen, dass sie die Heimkinder hier mit einem kleinen Fangenspiel begrüßen würden und trotzdem war er nicht darauf vorbereitet gewesen. Natürlich konnte er schnell rennen, aber es waren einfach zu viele gewesen, um ewig zu entkommen. Und dann hatten sie ihn zum Becken gezerrt und reingeschmissen – immer wieder, bis er kaum noch genug Kraft gehabt hatte, sich an der Oberfläche zu halten. Ja, sie hatten ihn dann mit einem Lachen freigegeben, aber trotzdem würde er es ihnen heimzahlen. Und da er nicht stark genug war, um sie direkt anzugreifen, würde er eben die Politik der kleinen Nadelstiche einsetzen.

Der Weg zum Becken war frei, ganz wie er es ausgekundschaftet hatte. Denn auch in dieser Trainingswoche, bevor der normale Unterricht anfing, gab es feste Zeiten, zu denen die Schüler das Becken in ihrer Freizeit nutzen durften.

Das Grinsen war zurück, als er Schwung holte, blind und taub für alles um ihn herum außer der blauen Wasserfläche vor sich und den Schritten seines Verfolgers hinter sich. Gleich konnte der sich von seiner Uhr verabschieden und das würde wehtun, denn nur bei seinen Außeneinsätzen hatte man hier die Möglichkeit, persönliche Gegenstände zu erwerben. Und dieser Schüler war maximal ein Fünftklässler, hatte sich der Uhr sicherlich von jemand anderem teuer erkauft.

So war jedenfalls der Plan gewesen, bis jemand mit einem eisernem Griff Schuldigs Handgelenk umfasste und ihn so abrupt zu einem Stopp brachte, dass er sich beinahe die Schulter ausrenkte. Grüne Augen blitzten den Anderen an, wütend, bis er erkannte, wer genau ihn da aufgehalten hatte. „Brad…“, zischte er und Kälte mischte sich unter die Wut, drohte ihn zu lähmen.

„Crawford“, wurde er korrigiert. „Du solltest dich besser daran gewöhnen.“ Die Uhr wurde ihm aus der Hand gewunden und eine Augenbraue wanderte in die Höhe. „Nicht einmal eine Woche hier und schon bist du auf Ärger aus, das muss ein Rekord sein.“ Dann wandte sich der Schwarzhaarige dem Neuankömmling zu. „Hier“, wurde die Uhr überreicht. „Du brauchst eindeutig mehr Training, wenn er dir so lange entwischen konnte.“ Mit amüsierter Note.

Schuldigs Verfolger war älter als Brad, schien sich diesem aber trotzdem nur mit Vorsicht so weit zu nähern, dass er die Uhr nehmen konnte. „Danke, Brad“, folgte dann hastig, bevor der Andere sich nach einem bösen Blick in Schuldigs Richtung absetzte.

„Mach dir so etwas nicht zur Gewohnheit“, wurde er ermahnt, was seine Aufmerksamkeit wieder auf den Teenager lenkte. Dessen Stimme trug keinerlei Wärme in sich und auch das Amüsement war verschwunden. „Wir dulden keine Versuche, das Eigentum anderer zu stehlen oder zu zerstören.“ Die braunen Augen verschmälerten sich. „Und jetzt warte hier.“

Da erst fiel Schuldig auf, dass Brad schwimmen gewesen war – was um diese Zeit eigentlich gar nicht möglich sein sollte.

Doch der Ältere ließ sich offensichtlich nicht von solchen Unmöglichkeiten aufhalten, schoss es ihm grimmig durch den Kopf, während er wartete, bis Brad sich angezogen hatte. Was sollte es auch nützen, abzuhauen? Er würde niemals weit genug weglaufen können, um ihm endgültig zu entkommen. Und die Strafe würde dadurch nur noch schlimmer werden.

Die grünen Augen erspähten rasch die Abzeichen, die ihm bei ihren früheren Begegnungen aus Unwissenheit nicht aufgefallen waren. Doch das war eines der ersten Dinge, die man lernte, sobald man nach Rosenkreuz wechselte: geh den Komiteemitgliedern aus dem Weg.

Trotzig verschränkte er die Arme vor der Brust und doch kroch ein Schauer seinen Rücken entlang, der sich noch verstärkte, als ihm die Gerte bewusst wurde, die an einer Gürtelschlaufe befestigt war. Wie war das möglich? Niemand hatte sie vor so etwas gewarnt…

Brad war seinem Blick gefolgt und griff mit einem schmalen Lächeln nach der Gerte, ließ sie durch seine Finger spielen. „Du wirst gleich Gelegenheit haben, nähere Bekanntschaft mit ihr zu schließen“, wurde ihm versprochen.

Und so wenig Schuldig es wollte, er glaubte Brad das aufs Wort.
 

„Du hast wieder was angestellt…“, wurde er von Jei begrüßt, als dieser seine Haltung bemerkte. Der Jüngere selbst sah verschwitzt aus und griff gerade nach Sachen zum Wechseln.

„Na und“, zuckte Schuldig mit den Schultern, versuchte das Brennen der Striemen zu ignorieren. „Brad kann mich eben nicht ausstehen.“

Das bernsteinfarbene Auge verengte sich. „Lass dich nicht dabei erwischen, ihn so zu nennen. Für die unteren Klassen ist er Crawford.“

„Und was soll diese Sonderbehandlung?“ Er stemmte sich auf sein Bett. Da die Neuen von Draußen erst am Wochenende zu ihnen stoßen würden, waren die Schlafsäle noch nicht gefüllt und sie hatten freie Bettenwahl gehabt. Selbst wenn es das Bettenmachen schwerer machte, das obere Bett zu nehmen, so hatte er dort wenigstens ein bisschen mehr Privatsphäre. Von oben behielt er Jei im Blick, der ihm jetzt ein seltsames Lächeln schenkte.

„Das wirst du noch herausfinden. Es hat jedenfalls nichts mit seiner Stellung als Komiteemitglied zu tun.“

Er machte eine wegwerfende Handbewegung, als würde ihn das gar nicht wirklich interessieren, auch wenn das Gegenteil der Fall war. „Warum siehst du eigentlich so fertig aus?“, wollte er stattdessen wissen.

„Ich komme gerade vom Training mit Herrn Rudert. Crawford hat mich ihm vorgestellt.“ Das wurde von einem manischen Grinsen begleitet, das gar nicht schwer zu interpretieren war.

„Wir hatten eben eine Freistunde“, stellte er fest, wusste aber bereits, wie Jeis Reaktion aussehen würde.

„Das ist doch egal.“ Wieder entblößte Zähne. „Er hat Messer.“ Abrupt wurde der Jüngere wieder ernst. „Hör auf dich mit den Schülern hier anzulegen. Du gehörst nicht mehr zu den Ältesten“, wurde Schuldig dann ermahnt. Und bevor er etwas dazu sagen konnte, verschwand der Ire in Richtung Duschraum.

Schuldig ließ sich mit einem entnervten Seufzen auf den Rücken fallen, fluchte dann, als er an seine letzte Bestrafung erinnert wurde. Wenn er Br- Crawford nie wieder sah, wäre das noch viel zu früh.
 

Jeis Gott musste wirklich ein Arsch sein, wenn es ihn gab. Grüne Augen starrten ungläubig nach vorne, wo ihr Mathematiklehrer stehen sollte. Und stattdessen war es – Crawford. Natürlich, wer auch sonst.

Der Teenager spürte seinen Blick und Belustigung trat in die braunen Augen, während die Miene des Älteren rein gar nichts widerspiegelte, nicht einmal Wiedererkennen.

Ihnen wurde ein Vortrag darüber gehalten, dass sie brav aufpassen und nicht dazwischenquatschen sollten und dann folgten die wundervollen Neuigkeiten, dass es auch noch zusätzliche Übungsstunden geben würde. Schuldig knirschte mit den Zähnen. Als hätten sie nicht schon so wenig genug Freizeit.

Das war nicht nur ihm aufgefallen, wie ihm der unterschwellige Protest verriet, der durch den Raum raunte. Schuldig konnte nur die Augen verdrehen. Wie blöd musste man sein, um seine Meinung laut kundzutun?

Jei neben ihm kicherte beinahe, anscheinen war dessen Talent mal wieder angesprungen und hatte ihm verraten, wie Schuldig gerade fühlte.

>Pot… Kettle…<, konnte er als nächstes klar von dem Jüngeren lesen, der in seine Muttersprache zurückgefallen war.

Er zeigte ihm nur den Mittelfinger, während ein Mädchen, das etwas zu laut protestiert hatte, die Gerte quer über die Finger zu spüren bekam. Seine Augenbrauen rutschten in leiser Überraschung nach oben. Das war eine ausgesprochen milde Bestrafung. Crawford hielt sich auch nicht lange mit ihr auf, sondern kehrte an die Tafel zurück und begann mit seinem Unterricht.

Der absolute Konzentration erforderte, wie schnell klar wurde. Und auch wenn sich etwas in Schuldig dagegen wehrte, so einfach zu gehorchen, so ertappte er sich dabei ordentlich mitzuschreiben, bevor er einen bewussten Entschluss dazu gefasst hatte.

Die Stunde verging wie im Fluge, das Klingeln kam als Überraschung und nicht wie so oft im Heim als lang herbeigesehntes Ende der Quälerei. Er wusste immer noch nicht, was er davon halten sollte, als er das Klassenzimmer verließ. Die nächste Stunde hatten sie Biologie und dafür war ein Raumwechsel erforderlich.

„Er ist gut“, stellte Jei sachlich fest, der wie so oft an seiner Seite war.

„Ja“, gab er widerwillig zu, weigerte sich aber, mehr zu sagen.

Um sie herum gab es einige Beschwerden, wobei die ehemaligen Heimkinder allerdings auffällig ruhig blieben. Und wenn sich die anderen Neuen darüber wunderten, so hielt diese Verwunderung nicht lange vor. Die folgenden Stunden machten ihnen nämlich schnell klar, dass die meisten Instruktoren nicht nur weniger Geduld aufbrachten, sondern auch weniger Struktur beim Unterrichten zeigten.

Was Schuldig nur wieder innerlich zum Brodeln brachte, egal wie irrational diese Reaktion war. Crawford war nicht nur arrogant, er hatte auch noch allen Grund dazu. Das war viel schwerer zu ertragen als Inkompetenz, die durch so ein Verhalten überspielt werden sollte. Und seine Mitschüler, die plötzlich Feuer und Flamme für Crawford waren, zehrten nur noch mehr an seinen Nerven.

„Geht Crawford doch gleich in seinem Bett besuchen, wenn ihr ihn so toll findet“, machte er sich schließlich unwirsch Luft.

Da sie sich gerade auf dem Weg zum Speisesaal befanden, wurden seine Worte auch von ein paar Älteren gehört, die sie gerade passierten. Zweitklässler, wenn er sich nicht täuschte und damit noch keine allzu große Gefahr.

Die lachten jetzt nicht nur über Schuldigs Worte, sondern auch über seine Mitschüler. „Verknallt euch besser nicht in ihn. Er ist vergeben“, wurde ihnen von einem der älteren Mädchen mitgeteilt.

„In festen Händen“, wurde ihr zugestimmt. „Wie einige zu ihrem Leidwesen feststellen mussten“, fügte ein Junge grinsend hinzu, der daraufhin von mehreren Seiten Rippenstöße abbekam. Gleich darauf war die Gruppe an ihnen vorbei und nur Tobias blieb noch einen Moment länger stehen.

Schuldig erkannte ihn. Bereits aus dem Heim, aber auch, weil Tobias in der letzten Woche die Aufsicht bei ihnen geführt hatte, bis der Schlafsaal voll besetzt war und die Instruktoren einen der Erstklässler gewählt hatten.

Der Ältere musterte ihn unfreundlich. „Du solltest besser nicht so über Crawford reden. Weder er noch Herr Schneider würden es dir danken.“

Schuldig trat unwillkürlich einen Schritt zurück, als der Name des Instruktors fiel und erntete ein knappes, unamüsiertes Lächeln dafür.

„Du bist nicht mehr im Heim“, fügte Tobias dann seinen Worten leise hinzu. „Hör auf, dich wie ein trotziges Kind zu benehmen.“

Hände hatten sich zu Fäusten geballt, aber er erwiderte nichts, starrte nur mit hitzigem Blick dem Älteren hinterher. Erst das Geschnatter um ihn herum riss ihn da wieder heraus und Schuldig stellte fest, dass zumindest die letzten Worte nur für ihn bestimmt gewesen waren.

„Weißt du, wer Herr Schneider ist?“, hörte er fragen und „Ist das ein Instruktor?“, kam es von anderer Seite.

Schuldig schnaubte abfällig, aber innerlich erschauerte er bei dem Gedanken, dass Crawford etwas mit Herrn Schneider haben könnte. Wer wollte schon freiwillig in der Nähe dieses Mannes sein? Die Fäuste in die Hosentaschen geschoben stakste er in Richtung Speisesaal, während hinter ihm immer noch Vermutungen ausgetauscht wurden. Nur Farfarello folgte ihm unmittelbar und mit einem Grinsen.

„Was ist so lustig?“, fuhr er ihn an.

Der Jüngere ließ sich gar nicht beeindrucken. „Dass Crawford so einfach seinen Fanclub vergrößert, während du ihn dir immer noch als Erzfeind ausgesucht hast.“

„Vergrößert?“, gab er verständnislos zurück.

Das Grinsen schien noch breiter zu werden. „Die Zweitklässler. Es war doch deutlich, dass sie genauso auf ihn reagiert hatten.“ Das Grinsen verschwand und Schuldig traf ein ungewohnt ernster Blick. „Das sollte dich doch nachdenklich stimmen, ob du die richtige Einstellung hast…“

Schuldig blitzte nur durch den Kopf, was er dem Teenager alles zu verdanken hatte und seine Züge verdunkelten sich. „Das sind doch alles nur Schafe“, urteilte er herablassend, weigerte sich dann, weiter über Crawford nachzudenken.

Farfarello nahm es mit einem Schulterzucken hin, doch seine Mitschüler machten es ihm nicht so einfach. Kaum dass sie an ihren Tischen saßen, begannen sie neugierig nach dem Schwarzhaarigen Ausschau zu halten und als er schließlich entdeckt wurde, konnte auch ein Paar grüner Augen nicht völlig unbeteiligt bleiben.

Crawford befand sich in Begleitung zweier gleichaltriger Schüler. Einer von ihnen – durchtrainierte Gestalt und sonnengebleichte Haare – sah sich aufmerksam um, bis er die Erstklässler fand. Für einen Herzschlag schienen sich ihre Blicke direkt zu treffen, dann schweifte die Aufmerksamkeit des Älteren auch schon weiter und ein unübersehbares Lächeln entwickelte sich auf seinem Gesicht. Gleich darauf hing er an Crawfords Hals und sagte leise etwas zu ihm, was den Precog nur die Augen verdrehen ließ, während sein anderer Begleiter auflachte, dann ebenfalls etwas sagte und – Crawford küsste?

Natürlich hatte nicht nur Schuldig das beobachtet und prompt setzte neues Getuschel ein, als die anderen diese neue Information zu verarbeiten versuchten. Einige stellten in Frage, dass es wirklich Herr Schneider war, von dem die Zweitklässler gesprochen hatten, doch Schuldig hatte da keinerlei Zweifel.

Er hatte bei ihren früheren Begegnungen nicht darauf geachtet, dazu hatte er immer viel zu viel Angst vor Herrn Schneiders Talent gehabt, wenn er ehrlich war. Aber im Nachhinein betrachtet war die selbstverständliche Nähe zwischen den Beiden unverkennbar. Wieder durchlief ihn ein Schauer. Da hatten sich ja genau die Richtigen gefunden. Und er würde sich ganz bestimmt nicht täuschen lassen, nur weil Crawford sich als Lehrer gut machte. Mit arbeitenden Kiefermuskeln wandte er seine Aufmerksamkeit dem Teller zu. Warum auch sollte er sich auch noch seine wenige freie Zeit von dem Älteren verderben lassen?
 

~TBC~
 

Schuldig ist weiterhin ein wenig… unangepasst ^^#

cya, cu ^-^

"Wie ich dich kenne, wirst du deinen Auftrag so schnell wie möglich erledigen"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 84/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Auch wenn Brad endlich seinen ersten Auftrag haben will, lässt er Michael nicht gerne zurück ^^#

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Nun, die einzig wirklich nachhaltige Lektion bisher war für Schuldig die nach seinem Fluchtversuch. Den Rest schüttelt er einfach ab, weil er auch unter dem Risiko einer Bestrafung seinen Frust an anderen auslassen will ^^° Von daher wird Brad ihm nicht das letzte Mal einen Strich durch die Rechnung gemacht haben ^.~
 

@Kralle: Wie kommst du auf die Idee, dass Schuldig sich jemals anpassen wird? *lach* Aber Farf wird sein Bestes geben *nick* ^^

Was Alex zu Brad gesagt hatte, erfährst du in diesem Kapitel. Und Stephan meinte daraufhin, dass er gerne dabei hilft, die Kleinen von Brad fernzuhalten (daher auch der Kuss im Anschluss ^^)
 

Teil 84 „Wie ich dich kenne, wirst du deinen Auftrag so schnell wie möglich erledigen“
 

Augen bohrten sich in seinen Hinterkopf und Brad musste sich nicht umdrehen, um genau zu wissen, wem sie gehörten. Schuldig wusste wirklich, wie man einen Groll aufrechterhielt. Ein schmales Lächeln huschte über seine Lippen, das niemand sah, weil er weiterhin der Tafel zugewandt war. Erst als seine Züge nichts als Neutralität zeigten, schweiften braune Augen über seine Schüler hinweg.

Alle saßen aufmerksam da, sie hatten sich schnell abgewöhnt, während des Unterrichts Dummheiten zu machen und in seinen Übungsstunden war das nicht anders. Nur Schuldig erwiderte seinen Blick mit kaum zurückgehaltenem Trotz, tat aber nichts, um sich wirklich Brads Unmut zuzuziehen. Die anderen zeigten keinerlei negative Emotionen, einige waren vielleicht etwas erschöpft, aber das war kein Wunder nach einem langen Tag. Und dann gab es noch die, die ihn offen anhimmelten. Es war unmissverständlich genug gewesen, dass Alexander es gleich am ersten Tag beim Mittagessen gemerkt und ihn nicht nur aufgezogen hatte, sondern auch gedroht, dieses Jahr einen offiziellen Fanclub für ihn zu gründen.

Brad schüttelte die Erinnerung innerlich ab und seine Stimme reflektierte nichts von dem, was ihm eben noch durch den Kopf gegangen war. „Ich habe gute Nachrichten für einige von euch.“ Selbst die müden Gesichter wurden jetzt ein wenig munterer. „Der heutige Test schließt den ersten Teil meiner Übungsstunden ab. Wer ihn zu meiner Zufriedenheit besteht, ist zukünftig von ihnen freigestellt.“ Dieses Lächeln zeigte er ihnen, auch wenn es kaum mehr als ein flüchtiges Heben seiner Mundwinkel war. Großzügig hörte er über das kurz aufbrandende Gemurmel hinweg, mit dem seine Ankündigung aufgenommen wurde, denn die Erstklässler rissen sich schnell wieder zusammen. Brad begann langsam die Reihen abzuschreiten, legte vor jedem die verdeckten Aufgabenblätter hin. Es war Farfarello, bei dem er zuletzt ankam und bei dessen Tisch er verweilte – und damit zwangsläufig auch bei Schuldig, der neben dem Iren saß. Er gab dem Telepathen das letzte Set, blickte dann kurz auf die Uhr. „Ihr könnt jetzt beginnen.“

Geraschel versicherte ihm, dass alle seinen Anweisungen gefolgt waren und so lehnte er sich gegen die Tischkante und beugte sich zu Farfarello herunter, um leise mit ihm zu reden. „Wir wissen beide, dass du keine Chance hast, den Test jetzt schon zu bestehen“, meinte er sachlich, ignorierte, dass Schuldig neugierig die Ohren spitzte.

Der Jüngere grinste seine Zustimmung und schien sich nicht viel aus seinem Urteil zu machen. Und es gab auch keinen Grund dafür. Immerhin war Farfarello ein Jahr früher nach Rosenkreuz gekommen und dementsprechend fehlten ihm ganz einfach gewisse Kenntnisse.

„Du wirst weiterhin an den Übungen arbeiten, die ich dir gegeben habe. Wenn du dich anstrengst, haben wir dich vor dem Winter hier raus.“

Das Grinsen gewann eine manische Note, als Farfarello nickte. „Ich hätte gerne mehr Zeit für mein Training mit Herrn Rudert.“ Eine minimale Pause. „Aber dein Unterricht ist auch in Ordnung“, wurde dann großzügig hinzugefügt.

Brad schnaubte belustigt. „Ich werde sehen, was sich machen lässt“, versprach er dem Jungen, in dessen Auge daraufhin ein erwartungsvolles Glitzern trat. Doch gleich wurde der wirre Schopf über die Aufgaben gebeugt und die Kampflust in etwas anderes transformiert. Er wartete noch einen Moment, um zu sehen, dass Farfarello keine Probleme hatte, erst dann richtete sich sein Blick auf Schuldig, der sich nicht schnell genug abwenden konnte. Und in den grünen Augen konnte er für einen Sekundenbruchteil Verwirrung lesen, hinter der sich vielleicht die ersten Anfänge von widerwilligem Respekt verbargen. Brad bildete sich allerdings nicht ein, dass das lange vorhalten würde.
 

Die Schüler hatten bereits den Raum verlassen und Brad war dabei die Tests zu korrigieren, als ihn ein Klopfen aufsehen ließ. Eine Augenbraue rutschte in die Höhe, denn um diese Zeit war normalerweise jeder im Speisesaal, aber das verzögerte nicht sein erwiderndes „Herein.“

Die Türklinke wurde nach unten gedrückt, es folgte eine Person, mit dem Rücken voran. Der Grund dafür wurde klar, als sie sich umdrehte und er das Tablett erspähte. Manja hatte ihren Ellbogen benutzen müssen, um die Tür zu öffnen.

„Ich wollte dir keine Umstände machen“, meinte er, kam auf die Beine, um ihr das Tablett abzunehmen.

Sie schenkte ihm ein trockenes Lächeln. „Du kannst mir glauben, dass es mich vor keine großen Herausforderungen stellt, dir etwas zu essen zu bringen. Aber ich denke es gibt da jemanden, der es nicht gerne sieht, wenn du dem Speisesaal fernbleibst.“

Belustigung glitzerte in braunen Augen auf. „Michael weiß, dass ich mir später noch etwas geholt hätte. Es geht einfach schneller, wenn ich die Korrekturen gleich erledige. Und er beschwert sich sicher nicht darüber, wenn ich früher Schluss machen kann.“

Das brachte ihm ein Lachen ein. „Das glaube ich dir aufs Wort.“ Manja war ihm zum Schreibtisch gefolgt und goss ihm Tee ein, während er Platz nahm. „Ich werde das Geschirr nachher abholen, du brauchst dich nicht darum zu kümmern“, wurde ihm nebenher mitgeteilt.

„Danke sehr“, erwiderte er aufrichtig.
 

Manja blieb nicht die letzte Unterbrechung an diesem Abend, später kam noch einer der Angestellten vorbei und auch wenn Brad zuerst dachte, er wäre wegen der Überreste seines Abendbrots hier, so stellte sich schnell heraus, dass ihm lediglich eine kurze Nachricht überbracht werden sollte.

Nachdem er wieder allein war, faltete er die Notiz auseinander und ein seltsamer Ausdruck glitt über sein Gesicht, als er nicht nur die Worte aufnahm, sondern auch verstand, was sie bedeuteten. Es war Erwartung, gemischt mit leisem Bedauern.

Mit neuer Entschlossenheit griff er anschließend nach den letzten Tests und beendete seine Arbeit mit müheloser Effizienz. Danach dauerte es nicht mehr lange, eine Übersicht anzufertigen, wer ab der nächsten Woche freigestellt werden konnte. Er würde sie morgen Herrn Schumann zur Verfügung stellen, denn nachdem er Herrn Frankens Nachricht gelesen hatte, war kein Zweifel darüber in ihm, dass er selbst nicht die Gelegenheit haben würde, es seinen Schülern mitzuteilen.

Dann wurde es Zeit, das Triumviratsmitglied aufzusuchen, das sich trotz der fortgeschrittenen Stunde noch in seinem Büro befand.

Herr Franken empfing ihn mit einem freundlichen Lächeln und eine Hand wies auf den freien Sessel. „Du solltest nicht so lange arbeiten“, wurde Brad als erstes ermahnt, was ihm ebenfalls ein leichtes Lächeln entlockte.

„So wie ich die Sache sehe, ist es ganz gut, dass ich heute noch fertig geworden bin.“

„Ah, du weißt es bereits…“, kam es amüsiert zurück.

Brad entspannte sich in den Sessel hinein. „Es ist nur eine Schlussfolgerung, mein Talent hat mir nichts verraten“, gab er zu. „Doch ich komme nicht umhin zu merken, dass bereits ein Monat seit Beginn des Schuljahres vergangen ist. Und die anderen haben ihren ersten Einsatz inzwischen schon hinter sich, während ich selbst noch keinen Fuß vor Rosenkreuz gesetzt habe.“

„Du bist ungeduldig.“ Herr Franken klang bei dieser Feststellung beinahe erstaunt, schüttelte dann über sich selbst den Kopf. „Ich hätte es mir denken sollen, du wolltest schon immer mit dem Kopf voran durch-“ An dieser Stelle stoppte er sich.

„Nicht durch die Wand, oder?“ Brads Lächeln vertiefte sich. „Dazu bin ich nicht dumm genug und die Kopfschmerzen erspare ich mir auch gerne.“

„Ja“, wurde ihm zugestanden, dann wechselte der Ältere abrupt das Thema – oder kam auf das zu sprechen, weswegen Brad eigentlich hier war. „Herr Schumann hat mir berichtet, dass du mit den Erstklässlern gute Fortschritte machst.“

Er nickte. „Und wie mit ihm besprochen habe ich heute den Test durchgeführt. Über die Hälfte der Schüler benötigen keine weitere Unterstützung mehr, von den verbleibenden reicht für den überwiegenden Teil eine eingeschränkte Zahl weiterer Übungsstunden. Es sollte keine allzu große Belastung für unsere personellen Ressourcen bedeuten, mich zwischenzeitlich zu vertreten.“

„Niemand ist unersetzbar“, wurde ihm amüsiert zugestimmt. „Wobei ich zugeben muss, dass es in deinem Fall ein wenig schwerer ist.“ Der Ältere beugte sich dann vor. „Doch wie ich dich kenne, wirst du deinen Auftrag so schnell wie möglich erledigen. Herr Schumann wird von der zusätzlichen Arbeit sicher kaum etwas bemerken.“

„Sie wollen ihm beide Klassen und auch noch die Übungsstunden aufhalsen? Ich glaube nicht, dass er mir das verzeihen würde, selbst wenn es nur für ein paar Tage ist.“

Herr Franken lachte. „Ich meinte auch eher, dass er für die entsprechende Vertretungsregelung sorgen soll, also mach dir keine zu großen Sorgen um deinen Beliebtheitsgrad bei ihm.“

„Das ist beruhigend.“ Er bemühte sich nicht einmal um Ernsthaftigkeit, jedenfalls nicht bis zu seinen nächsten Worten. „Wann werde ich meine Einsatzbefehle erhalten?“ Er wusste bereits, dass nicht jeder im Vorhinein erfuhr, welche Aufgabe ihm bevorstand, aber es schadete nichts zu fragen.

Das Triumviratsmitglied holte einen Umschlag aus der Schreibtischschublade, schob ihn dann über die glatte Platte zu ihm herüber. „Wir sind übereingekommen, dir schon vorher die entsprechenden Informationen zu geben.“ Als hätte der Ältere seine Gedanken gelesen. „Wir sind davon ausgegangen, dass dein Talent dir ansonsten sowieso das Wichtigste verraten wird und so können wir deine Leistung besser einschätzen.“

Er dachte für einen Moment über diese Aussage nach. „Ich verstehe. Auf diese Weise ist mein Kenntnisstand bekannt.“ Ein schiefes Lächeln folgte dem. „Und sie werden höhere Erwartungen an mich haben.“

„Die hätten wir sowieso“, wurde er aufmerksam gemacht.

„Und ich werde Sie nicht enttäuschen.“ Brad hatte sich unwillkürlich gestrafft.

„Natürlich wirst du das nicht tun.“
 

Michaels fragender Blick traf ihn, kaum dass er ihr Quartier betreten hatte. Erst wurde sein Gesicht abgesucht, bevor die eisblauen Augen sich auf den Umschlag in seiner Hand fixierten.

„Morgen Nachmittag“, erwiderte er auf Worte, die nicht ausgesprochen worden waren und auch wenn die Erwartung weiter zugenommen hatte, wurde sie in diesem Moment von dem anderen Gefühl überdeckt, das schon vorhin die Erwartung begleitet hatte.

Natürlich fiel es dem Älteren nicht schwer zu entziffern, was genau in ihm vor sich ging und ein Lächeln zog Michaels Mundwinkel langsam nach oben. „Es sind doch nur ein paar Tage.“

Seine Beine hatten sich schon von alleine in Bewegung gesetzt und gleich darauf ließ er sich neben Michael auf die Couch fallen, sank gegen ihn, der Umschlag vergessen auf dem Tisch. „Sie können trotzdem sehr lang werden“, stellte er leise fest.

„Ach was, du wirst zu viel zu tun haben, um meine Abwesenheit überhaupt zu bemerken.“ Und damit hatte Michael den Finger genau auf den wunden Punkt gelegt. „Außerdem hast du meine Ausflüge nach Japan auch überstanden. Genauso wie wenn mich andere Pflichten manchmal von Rosenkreuz weggeführt haben.“

„Aber nicht gerne.“ Trotzdem schloss sich ein kurzes Lachen an. „Ich sollte mich nicht so abhängig von jemandem machen.“

„Hm, aber das tust du doch nicht. Nur weil du mich lieber in deiner Nähe hast, heißt das nicht, dass du nicht auch ohne mich auskommen würdest.“

„Bist du dir da ganz sicher?“ Er barg sein Gesicht an Michaels Hals und atmete tief ein. Finger vergruben sich daraufhin in seine Haare, zogen ihn vorsichtig zurück, so dass sich ihre Blicke begegneten.

„Natürlich bin ich das. Aber ich habe trotzdem nicht vor, es auf die Probe zu stellen.“ Mit einem Lächeln flüchtiger Belustigung, während Michaels Talent sich ihm entgegenzustrecken begann, um ihn gefangen zu nehmen.

Wärme strömte durch ihn hindurch und er schmolz regelrecht gegen den Älteren, der langsam zurücksank und Brad mit sich zog. Wieder presste er sein Gesicht in die Kuhle zwischen Schulter und Hals, doch dieses Mal biss er zu und Michael war es, der tief durchatmete. Er fühlte, wie sich der Körper des Älteren unter ihm anspannte und es fühlte sich gut an.

Hitze brannte in eisblauen Augen, als sich ihre Blicke wieder begegneten und seine Lider sanken auf Halbmast, als eine seltsame Schwere über ihn kam und ihn noch näher an den Anderen zu ziehen schien. Jetzt spürte er nicht mehr nur Michael unter sich, sondern auch sein eigenes Gewicht, das mühelos getragen wurde und während eine warme Hand in seinem Nacken ruhte, war da gleichzeitig das Gefühl weicher Haare, das nicht seine eigenen Finger an ihn meldeten. Er lächelte mit absoluter Gelöstheit, bevor er sich herunter lehnte, um Michael zu küssen.

Mehr Eindrücke schwappten über ihn hinweg, Emotionen und Wärme über Wärme. Geübte Hände fanden Knöpfe, Gürtel, Reißverschluss und kurz nachdem er das schwarze Hemd über kräftige Schultern gestreift hatte, folgte auch die Hose. Er presste seine Erektion gegen die des Älteren und seine Finger krallten sich in Oberarme, weil es sich trotz der Lagen aus Stoff zwischen ihnen bereits so gut anfühlte.

Michael lachte ein raues Lachen in sein Ohr, dann glitten Lippen über seinen Hals und Hände unter sein Shirt. Gleich darauf wurde er davon befreit und plötzlich kam Bewegung in die Welt, als der Ältere aufstand und ihn mit sich nahm. Seine Beine schlangen sich automatisch um Michaels Taille und hungrig verlangte er nach einem weiteren Kuss. Er war ungeduldig und gleichzeitig wollte er nicht, dass es irgendwann endete, doch letzteres war unmöglich, weswegen sein Körper mehr und mehr einforderte. Mehr Nähe, befreit von den Resten ihrer Kleidung, mehr Berührungen, die allesamt ein Echo mit sich trugen, da sie durch zwei Nervensysteme übermittelt wurden.

Mein… schwamm es durch seinen Verstand, der in diesem Moment nicht ganz allein ihm gehörte, und Michael vertiefte nur ihren Kuss ohne die geringste Spur eines Widerspruchs. Sie waren sich bereits so nahe, dass die rein körperliche Vereinigung nicht mehr absolut notwendig war. Aber warum sollten sie darauf verzichten und schließlich verloren sie sich für ein paar endlose Sekunden vollkommen ineinander.

Später war er so erschöpft, dass er sich kaum noch rühren konnte und nur widerwillig ließ er zu, dass sein eigener Körper ihn wieder in Anspruch nahm, ihn von dem abgrenzte, was Michael war. Doch auch dieser Widerwillen ließ nach, je mehr er er selbst wurde und dann waren sie wieder zwei Personen, die eng umschlungen im Bett lagen.

„Das werde ich vermissen“, brachte er schließlich mit einem müden Lächeln heraus.

„Nur den Sex und nicht mich?“, zog Michael ihn auf.

„Das lässt sich nun wirklich nicht trennen.“ Sein Lächeln vertiefte sich, bevor er den Älteren erneut küsste. „Und jetzt bring mich ins Bad, ich brauche eine Dusche.“

Michael lachte nur.
 

~TBC~
 

Jetzt kann Brad also mit seiner Planung für den ersten Einsatz beginnen ^^

cya, cu ^-^

"Bringen Sie ihn mir heil wieder"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 85/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Dieses Mal schaffen wir es wenigstens bis zu dem Punkt, an dem Brad Rosenkreuz verlässt ^^#

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Kralle: Ich werde gar nicht gemein sein *unschuldig guck* Es ist schließlich nur ein simpler Auftrag und Brad hat es in der Hand, ihn schnell zu beenden. (Außerdem ist eine etwas längere Trennung für einen anderen Punkt der Story geplant. *zwinka*)
 

@Jemma: Na dann hoffe ich mal, dass du die Problem emit dem Virenscanner bald aus dem Weg räumen kannst o.O
 

Teil 85 „Bringen Sie ihn mir heil wieder“
 

Er erwachte, als eine Hand durch seine Haare strich und da war warmer Atem gegen seinen Hals, arbeitete sich zu seinem Ohr hoch, wo ein sanfter Biss in sein Ohrläppchen erfolgte. Widerstandslos ließ er sich auf den Rücken drehen, öffnete nicht einmal die Augen, als er etwas murmelte. „Ich möchte noch nicht aufstehen.“

„Das brauchst du auch noch nicht…“, lautete die ebenso leise Antwort und Brad bog sich der Berührung entgegen, als eine Hand seinen Bauch entlang unter die Bettdecke schlüpfte.

Schläfrige Entspannung erfüllte ihn, auch wenn er langsam wacher wurde, angezogen von der Hitze von Michaels Bewusstsein, das so nah neben seinem brannte. Küsse wurden auf seinem Körper verteilt und er glühte darunter auf, lächelte, weil ein bestimmter Körperteil von ihm besonders schnell wach wurde.

Michaels Lippen hatten die seinen gefunden und der Ältere lachte leise gegen seinen Mund, dann war er auch schon wieder verschwunden. Normalerweise hätte Brad ihn festgehalten, doch gerade war er zufrieden damit, Michael tun zu lassen, was dieser wollte. Sanft wurde er vorbereitet und die braunen Augen wurden erst aufgeschlagen, als der Ältere in ihn eindrang. Ihre Blicke begegneten sich, hielten einander fest und alles geschah mit absoluter Langsamkeit. Ohne dass sie sich vollkommen ineinander verloren, so wie gestern Abend, aber dennoch war die Verbindung da, eine unverkennbare Versicherung von Michaels Anwesenheit, während er ihn gleichzeitig mit jeder Faser seines Körpers zu spüren schien. Es war eine angenehme Art, geweckt zu werden und auch wenn er den Älteren deswegen in den nächsten Tagen noch mehr vermissen würde, so würde er die Erinnerung trotzdem die ganze Zeit mit sich tragen.

Er atmete scharf ein, schlang in einer plötzlichen Bewegung die Arme um Michaels Hals und dann erschauerten sie beide, als der Höhepunkt durch ihre Nervenbahnen jagte, jeweils begleitet von einem Widerhall.

Michael rollte sich anschließend um ihn zusammen, strahlte ein deutliches Gefühl der Zufriedenheit aus. Und Brads Finger spielten durch sandblonde Haare, er spürte kaum das Gewicht des Kopfes, der auf seiner Brust ruhte.
 

Der Unterricht schien an diesem Tag viel zu langsam voranzuschreiten, aber auf der anderen Seite konnte er die Zeit nutzen, über seinen ersten Auftrag nachzudenken. Durch seine Gespräche mit anderen Schülern wusste er, dass man normalerweise nur den Abzug durchdrücken musste, sozusagen, während die restliche Planung durch Rosenkreuz erfolgte. In Brads Fall hatte man ihm einfach nur das Ziel vorgegeben und erwartete nun, dass er von allein dort anlangte.

Ein wenig Recherche vor dem Frühstück hatte ihm bereits verraten, wo er seine Zielperson antreffen konnte, offensichtlich war seine Einsatzzeit nicht zufällig gewählt worden. Aber noch wusste er nicht, welche Ressourcen ihm zur Verfügung stehen würden, was die Planung ein wenig erschwerte. Zum Glück war die Entscheidung darüber aber schon getroffen worden, so dass sein Talent Zugriff auf einige Details hatte, was verhinderte, dass er allzu viele Alternativen erwägen musste.

Das Klingeln zum Unterrichtsende war wie eine Erlösung und Brad lächelte im Stillen über sich selbst, als er sich dessen bewusst wurde. Das Training würde heute für ihn ausfallen, aber seine Schritte führten ihn dennoch zur Turnhalle. Und wie erwartet fand er Herrn Rudert dort.

Der Instruktor war gerade mit seinem eigenen Training beschäftigt, bis seine erste Klasse heute eintreffen würde, unterbrach es aber, als er Brads Annäherung bemerkte. Eine Augenbraue wanderte in die Höhe, dann folgte ein Lächeln. „Wie kann ich dir helfen, Brad?“

„Zwei Dinge“, redete er nicht lange um den heißen Brei herum.

Herr Ruderts Lächeln vertiefte sich, gewann eine belustigte Note. „Hat es vielleicht etwas mit Farfarello zu tun?“

„Das auch“, gab er zurück. „Er möchte mehr Trainingszeit mit Ihnen haben. Und meiner Ansicht nach kann es nicht schaden, wenn er sich auf Ihre Techniken spezialisiert.“

„Hm…“ Der Ausdruck des Älteren zeigte Nachdenklichkeit. „Er ist ein wenig jung, um bereits jetzt eine Entscheidung zu treffen.“

„Aber Farfarello ist ein besonderer Fall, wie Sie sicherlich wissen.“ Immerhin war Herr Rudert auch ein Empath und daher war Farfarello ihm zugeteilt worden. Die Akte des Jungen sollte kein Geheimnis für den Instruktor sein.

„Das ist er wohl“, wurde ihm zugestimmt und es folgte ein langsames Nicken. „Gut, ich werde mir etwas überlegen. Und was ist die zweite Sache?“

Über Brads Lippen zuckte ein Lächeln, bevor er sich bückte und eines der Messer aufhob, aus seiner Hülle befreite und es abschätzend in der Hand wog. Dies hier waren nicht die üblichen Übungsmesser, Herr Rudert trainierte mit scharfen Waffen. „Ich wollte Sie bitten, mir eines von denen zu leihen.“ Sein Blick hob sich von dem Messer in seiner Hand, begegnete blauen Augen, die interessiert sein Manöver verfolgt hatten.

„Für deinen Einsatz?“

Brad war nicht überrascht, dass Herr Rudert darüber Bescheid wusste, obwohl der Instruktor in seinem Fall gar nicht mit eingebunden sein dürfte. „Ja. Es würde mich flexibler machen.“ Und er hatte das ziemlich sichere Gefühl, dass man ihm keine Schusswaffe gestatten würde. Das allerdings fügte er nicht hinzu.

Herr Rudert schien das nicht daran zu hindern, genau zu wissen, was hinter Brads Bitte steckte. Er neigte den Kopf, Amüsement deutlich im Hochziehen seiner Mundwinkel erkennbar. „Ich habe ihnen gleich gesagt, dass du dich von dieser Hürde nicht aufhalten lassen würdest. Allerdings bin ich davon ausgegangen, dass du ganz einfach deine bloßen Hände gebrauchen wirst, immerhin liegen sowohl dein Talent als auch dein Interesse in diesem Bereich.“

„Das kann ich nicht abstreiten.“ Nicht minder belustigt. „Aber ich halte mir gerne Alternativen offen.“

„Natürlich“, nickte der Ältere. „Wie ich sehe, hast du deine Wahl bereits getroffen?“ Es war nur der Höflichkeit halber eine Frage.

Seine Finger hatten sich um den Griff des Messers geschlossen und in Antwort machte er ein paar schnelle Schritte in Richtung Übungspuppe, schien sie harmlos zu passieren. Doch als er auf der anderen Seite stand, war die Klinge mit tödlicher Präzision zwischen zwei Rippenbögen geschoben worden.

„Ja, hast du“, stellte Herr Rudert fest. „Und ja, ich werde dir das Messer leihen. Bitte bring es wohlbehalten zu mir zurück.“

Brad befreite die Waffe aus dem widerstandsfähigen Körper, ließ sie in der Kydex-Hülle verschwinden. „Das werde ich“, versprach er dann dem Instruktor. Er spürte Herrn Ruderts Lächeln noch in seinem Rücken, als er die Sporthalle verließ.

Sein nächstes Ziel führte ihn zurück zu ihrem Quartier, während er nachdenklich mit dem Messer in seiner Hand spielte. Er musste es wegbringen, weil es ihnen verboten war, Waffen in der Schule mit sich zu führen. Auch wenn Brad in dieser Situation sicherlich damit durchgekommen wäre. Doch es gab auch einen anderen Grund, warum ihn seine Schritte zu seinem Quartier führten. Da waren noch Unterlagen, die er erhalten sollte und er war sich sicher, dass er sie dort vorfinden würde. Was ihm sein Talent aber nicht verraten hatte, war, dass er noch jemanden vorfinden würde.

„Michael. Herr Hoffmann.“ Ein Lächeln flog über sein Gesicht, als er sich auf Ersteren konzentrierte. „Wolltest du dich verabschieden?“

„Hm, das auch.“ Michaels erwiderndes Lächeln war nicht ganz echt und die von dem Älteren auf ihn übergehende Energie verriet ihm, dass Michael ihn nicht gerne gehen lassen würde. „Und ich wollte dir das hier geben.“ Er wurde dabei beobachtet, wie er den Ausweis betrachtete sowie die beigefügten Informationen zu seiner Identität, bevor Michael noch etwas hinzufügte. „Normalerweise haben wir keine Probleme damit, euch achtzehn zu machen, selbst wenn ihr es bei eurem ersten Einsatz noch nicht seid, aber bei dir…“

„Schon verstanden.“ Die braunen Augen wurden gehoben, begegneten eisblauen. „Und wen wollt ihr mir als Begleiter mitgeben?“ Als Minderjähriger würde er Draußen so gut wie gar nichts machen dürfen. Außerdem wurden die Schüler immer begleitet, auch wenn andere für die Beurteilung zuständig waren. „Einen der Lehrer von Heim?“

Michaels Mundwinkel zuckten. „Nicht ganz.“ Damit trat Herr Hoffmann einen Schritt vor und das war Hinweis genug.

Eine Augenbraue rutschte nach oben. „Brauchst du ihn nicht?“

„Ein paar Tage werde ich auch ohne seine Hilfe auskommen. Und wir trauen ihm am ehesten zu, dich im Auge zu behalten.“

„Das war ein Kompliment“, wandte er sich an den Älteren. „Sie hatten wohl Angst, dass ich einen anderen Talentlosen in den Wahnsinn treiben würde.“

„Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie sie auf diese Idee gekommen sind“, erwiderte Herr Hoffmann staubtrocken, wuschelte ihm dann durch die Haare.

Brads Zähne blitzten in einem Beinahe-Grinsen auf. „Wie sieht es mit meinem Budget aus?“, wollte er dann wissen. Noch etwas, worum er sich bei seinem ersten Einsatz eigentlich nicht kümmern brauchen sollte.

„Herr Hoffmann hat die Kreditkarte. Du hast die Standardrate zur Verfügung, aber von mir aus kannst du gerne mehr ausgeben. Ich komme eh kaum dazu, das Geld auszugeben.“

Wenn Michaels Konto hinter der Karte steckte, musste Brad sich wirklich keine Einschränkungen auferlegen. Er trat genau vor den Älteren und lehnte sich gegen ihn. „Du lässt dich freiwillig ausnehmen?“, murmelte er gegen dessen Schulter.

Eine Hand wurde in seinen Nacken gelegt. „Von dir schon“, kam es amüsiert zurück. Dann rutschte die Hand weiter, schob ihn minimal zurück, so dass die Finger unter seinem Kinn enden konnten. Als nächstes wurde sein Gesicht gehoben und Michael küsste ihn. „Auch wenn dir das Hotel gefällt, lass dir nicht zu viel Zeit“, wurde er anschließend aufgefordert.

„Natürlich nicht.“ Warum sollte er sich freiwillig länger als nötig von Michael trennen?

Hinter ihnen räusperte sich Herr Hoffmann. „Wir müssen uns langsam auf den Weg machen.“

Brad nickte, ließ aber Michaels Blick nicht los. „Sonst noch etwas, das ich wissen sollte?“

„Das mit der Waffe weißt du bereits, von daher: nein. Du hast freie Hand.“

Seine Finger verkrampften sich in das schwarze Hemd. „Du hättest mich auch begleiten können…“

Ein Schnauben, das nicht viel Belustigung in sich trug. „Kein Talent, das weißt du. Und ich schon gar nicht.“

Ein verrückter Gedanke zuckte ihm durch den Kopf und er konnte nicht anders: er zog Michael so weit zu sich herunter, dass er ihn ihm ins Ohr flüstern konnte. „Dann nehmen wir eben noch deinen Vater mit. Der kann dein Talent ausschalten und uns am Schummeln hindern.“

Michael stand für einen Moment nur wie erstarrt da, dann lief ein Lachen durch den Körper des Älteren. Gleich darauf wurde Brad fest umarmt und er musste aufpassen, dass das Messer nicht zwischen sie geriet. „Ich wünschte, das würde sich machen lassen“, flüsterte der Ältere zurück. Kurz wurden Brads Rippen so sehr zusammengedrückt, dass er kaum atmen konnte, dann schob Michael ihn auch schon zurück. „Und jetzt ab mit dir, bevor Herr Hoffmann es sich noch anders überlegt und du doch mit einem Lehrer aus dem Heim vorlieb nehmen musst.“

Brad nickte knapp, bevor er an den Kleiderschrank trat. Nicht nur Michaels Sachen befanden sich dort drin, sondern auch bestimmte Ausrüstungsgegenstände. Er suchte sich einen Armgurt heraus, verstaute ihn dann zusammen mit dem Messer in seiner kleinen Reisetasche. Die hatte er bereits am Morgen gepackt, wobei er aufgrund der wenigen Kleidungsstücke schnell fertig gewesen war. Mit der Tasche in der Hand wandte er sich an Herrn Hoffmann. „Ich wäre dann so weit.“

„Das sehe ich.“ Der Ältere lächelte, bevor ein Nicken in Michaels Richtung erfolgte. „Auf Wiedersehen, Herr Schneider.“

„Bringen Sie ihn mir heil wieder“, lautete die einzige Reaktion und nicht nur Brad hörte die leise Warnung, die darin mitschwang.

Herr Hoffmann wartete, bis sie das Quartier verlassen hatten, ehe er wieder das Wort an Brad richtete. „Ich hoffe, du wirst mich nicht bei Herrn Schneider in Schwierigkeiten bringen“, wurde leise angemerkt.

„Ich habe nicht vor, bei diesem Einsatz zu versagen“, versicherte er dem Älteren. Dann verengten sich braune Augen leicht. „Ich finde es übrigens nicht sehr lustig, dass nicht nur Michael sondern auch Sie an meinem Talent zu zweifeln scheinen.“

Das Lächeln war kurz aber mit echtem Humor versehen. „Es sind keine Zweifel, nicht wirklich… Aber anders als du müssen wir stets ohne Gewissheit leben. Was also erwartest du von uns?“

Er erwiderte nichts darauf, die Frage war sowieso nur rhetorischer Natur gewesen. Und so blieben sie beide stumm, während sie aus dem Quartier des Älteren dessen Gepäck holten.

Um die Autoschlüssel hatte sich Herr Hoffmann bereits gekümmert, so dass es im Anschluss keine weiteren Verzögerungen gab.

„Wie steht es um deine Fahrkünste?“, wurde er überraschend gefragt, als sie in der Garage anlangten.

„Bisher konnte ich das Gelände noch nicht verlassen“, erwiderte er langsam, eine stumme Frage und erwachende Vorfreude in seinem Blick.

„Wenn du möchtest – und sofern dein Talent keine Schwierigkeiten voraussieht – kannst du gerne bis zur Autobahn hinter das Steuer. Ab dort übernehme ich aber.“

Es war offensichtlich, dass Herr Hoffmann ihm einfach einen Gefallen tun wollte, aber gleichzeitig unterstrich er damit auch die Tatsache, dass er wirklich Brads Talent vertraute. Grundsätzlich jedenfalls.

Belustigung blitzte in braunen Augen auf, während er dem Älteren mit einem kaum merklichen Neigen des Kopfes diesen Punkt zugestand. Dann brauchte es nur ein paar Sekunden der Konzentration und er konnte die gewünschte Auskunft geben. Schließlich musste er keine große zeitliche Distanz überbrücken. „Es wird weder Unfälle noch Kontrollen geben.“

„Nun, in dem Fall.“ Der Schlüssel wurde ihm zugeworfen und Brad fing ihn problemlos mit der freien Hand auf.

„Danke sehr. Aber Sie wissen, dass ich für meinen Führerschein auch eine Autobahnstrecke fahren muss?“

„Ich bin mir sicher, dass sich bis dahin noch andere Gelegenheiten ergeben werden“, gab Herr Hoffmann gutmütig zurück.
 

~TBC~
 

Ich dachte mir, Herr Hoffmann wäre genau der Richtige, um den Begleiter für Brad zu spielen ^^

cya, cu ^-^

"Hier Draußen nimmt mich niemand ernst"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 86/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Und wieder einen Schritt weiter ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Kralle: Jupp, genau so müsste es _normalerweise_ sein. Deswegen hatte Brad ja auch nach dem Budget gefragt. ^^ Allerdings ist das Vorgehen bei Brads Auftrag ein anderes als normalerweise, wo der gesamte Einsatz streng reglementiert ist und der Schüler nur den eigentlichen Auftrag ausführt. Im Gegensatz dazu wollen sie Brad freie Hand lassen, um zu sehen, was er daraus macht. Weswegen niemand es Michael untersagt hat, Brad so viel Geld zu geben, wie der haben will. *grins*
 

@Jemma: *winkz* Sieht ganz so aus, als hättest du immer noch Probleme… o.O
 

Teil 86 „Hier Draußen nimmt mich niemand ernst“
 

Sie erreichten München am frühen Abend und Herr Hoffmann wandte sich an ihn, als sie das Begrüßungsschild passierten. „Hast du ein bestimmtes Hotel im Auge?“

Bis zu diesem Moment hatte er diesem Thema noch keinen Gedanken gewidmet, schließlich machten sie hier nur Zwischenstation, aber trotzdem fiel es ihm nicht schwer, sich eine Meinung zu bilden. Mundwinkel zuckten ein paar Millimeter nach oben. „Ja, habe ich.“ Damit griff er nach dem Stadtplan, denn auch wenn er schon einmal dort gewesen war, so hatten sie damals einen Chauffeur gehabt. Mit der neuen Unterstützung fand sein Talent aber einen einfachen Bezugspunkt und so leitete Brad den Älteren gleich darauf ohne Umwege zu ihrem Ziel.

Herr Hoffmann schlug die Wagentür zu und musterte als erstes die eindrucksvolle Fassade des Hotels. „Bist du dir sicher, dass du das Herrn Schneiders Geldbeutel antun willst? Mit deinem normalen Budget kannst wahrscheinlich kaum das Frühstück hier bezahlen.“

Brad war ebenfalls ausgestiegen und verkniff sich ein Auflachen. „Michael kann es sich leisten. Und er hätte es mir ja nicht anbieten müssen.“

„Vielleicht hat er ganz einfach angenommen, dass du ein wenig sparsamer bist“, merkte Herr Hoffmann trocken an.

„Das bezweifle ich. Immerhin war er mit mir auch in diesem Hotel.“

„Ah…“ Verstehen schwang in diesem einen Laut mit. „Ich habe davon gehört, dass das hier nicht dein erster Ausflug nach Draußen ist.“ Ein amüsiertes Lächeln schloss sich dem an. „Wie es aussieht hat Herr Schneider sich deine Verschwendungssucht also selbst eingebrockt. In dem Fall werde ich mich nicht querstellen.“

„Es ist keine Verschwendung“, wandte er ein. „Komfort hat eben seinen Preis.“ Damit wandte er sich dem Eingang zu und überließ es Herrn Hoffmann, sich um den herbeieilenden Kofferträger zu kümmern.

An der Rezeption befanden sich gerade keine Gäste, so dass Brad die Chance nutzte und sich die Empfangsdame aussuchte. „So sieht man sich wieder.“ Begleitet von einem schmalen, kühlen Lächeln.

Sie schien ihn schnell einordnen zu können, anscheinend hatte er vor zwei Jahren einen bleibenden Eindruck hinterlassen. „Es freut mich, Sie wieder hier begrüßen zu dürfen“, brachte sie nach einem trockenen Schlucken heraus und Brad benötigte nicht Michaels Talent, um genau zu wissen, dass wenig Aufrichtigkeit hinter ihren Worten steckte.

Sein sich vertiefendes Lächeln war in etwa genauso echt. „Sie müssen dieses Mal keine Reservierung finden. Aber ich hoffe, Sie haben trotzdem eine Suite für mich und meinen Onkel frei.“

Herr Hoffmann, der inzwischen zu ihm aufgeschlossen hatte, akzeptierte seinen neuen familiären Status ohne mit der Wimper zu zucken, nickte lediglich der Empfangsdame zu. „Eine Übernachtung“, wurde ihr erklärt.

Sie war bereits dabei, etwas in den Computer einzutippen. „Natürlich, Herr-?“

„Hoffmann.“

„Wir haben eine Suite mit zwei Betten und Blick zum Innenhof frei. Es handelt sich um ein Nichtraucherzimmer. Wäre Ihnen das Recht, Herr Hoffmann?“

„Ja, die nehmen wir.“

Sie nickte und tippte wieder etwas ein. „Wünschen Sie morgen in unserem Restaurant zu frühstücken?“

Dieses Mal war es Brad, der antwortete. „Wir werden auf dem Zimmer essen.“

„Wenn Sie dann bitte noch dieses Formular ausfüllen würden?“

In der Folge dauerte es nicht mehr lange, bis ihnen der Schlüssel ausgehändigt wurde und dann war es nur noch eine kurze Fahrt mit dem Fahrstuhl, bis Brad die Gelegenheit hatte, ihre Räumlichkeiten zu erkunden.

Herr Hoffmann beobachtete das mit leichter Belustigung. „Und, zufrieden?“, erkundigte sich der Ältere, nachdem Brad an seine Seite zurückgekehrt war.

„Ja, alles in Ordnung. Im Bad haben wir einen Whirlpool.“

Eine Augenbraue rutschte nach oben. „Den hat man nun wirklich nicht auf Rosenkreuz.“ Mundwinkel zuckten in ein Lächeln. „Willst du ihn gleich ausprobieren?“

Er schüttelte den Kopf. „Dafür ist nach dem Abendessen noch genug Zeit.“ Er warf einen schnellen Blick auf seine Uhr. „Zu dumm, dass die Geschäfte gleich zumachen. Aber ein paar Sachen können wir auch morgen noch auf dem Weg besorgen.“ Die braunen Augen richteten sich anschließend wieder auf Herrn Hoffmann. „Benötigen Sie auch noch etwas?“

„Keine Sorge, ich habe genug Anzüge eingepackt. Herr Schneider hat mich vorgewarnt, was deinen Standard an Kleidung angeht.“

Das entlockte ihm schnelles Lächeln. „Sind Sie etwa eher der Jeans-Typ?“ Auf Rosenkreuz kannte er den Älteren nur in förmlicher Kleidung.

„Aus der Phase bin ich schon lange herausgewachsen“, wurde ihm versichert. Er wurde neugierig gemustert. „Soll ich morgen auch deinen Onkel spielen?“

„Morgen und den Rest der Woche, den wir dort verbringen werden. Schließlich werden wir als Touristen da sein.“

„Sommerferien, ja? Und ich habe mich geopfert, dich zu beaufsichtigen.“ Eine kurze Pause der Überlegung folgte. „Hast du fiktive Eltern?“

Die Frage versetzte ihm nicht einmal einen Stich, dazu war er zu sehr auf die Details seines Plans konzentriert. „Die sind auf Geschäftsreise.“ Er fügte noch ein paar weitere Informationen hinzu, die ihnen ein ausreichendes Gerüst geben würden, falls sie in die Verlegenheit geraten sollten, Small Talk betreiben zu müssen.

Herr Hoffmann wiederholte anschließend die Daten, wie erwartet ohne einen Fehler, wurde dann durch das Knurren von Brads Magen abgelenkt. „Ich gehe davon aus, dass du gleich Essen gehen möchtest?“

„Wie haben Sie das nur bemerkt – und ganz ohne mein Talent…“

„Wir normalen Menschen haben auch eine gewisse Beobachtungsgabe“, ließ sich der Ältere nicht aufziehen. „Also dann, zeige mir den Weg“, wurde er mit einer halben Verbeugung aufgefordert.

Also war Brad es, der das Restaurant aussuchte. Auch wenn er sich einen schiefen Blick für seine Kleidung einfing, so schien zumindest Herr Hoffmann als für passabel genug befunden zu werden.

„Es müsste gleich ein Tisch für Sie freiwerden. Wenn Sie so lange an der Bar warten würden?“

Sie ließen sich nicht zweimal bitten, nahmen kurz darauf auf den hohen Hockern Platz. Ohne dass sie etwas bestellen mussten, stand gleich darauf ein Glas Wasser vor Brad, während Herr Hoffmann Sekt erhielt.

Der bekam das momentane Verziehen seines Gesichts mit und hob mit einem feinen Lächeln das Glas wie zum Gruß. Bevor Brad sich eine passende Erwiderung einfallen lassen konnte, wurde Herr Hoffmann von der anderen Seite angesprochen.

„Wollen Sie vielleicht mit mir anstoßen? Mein Begleiter lässt noch auf sich warten.“ Eine junge Frau, gut gekleidet und offensichtlich allein.

Brad musterte sie aus den Augenwinkeln, nippte an seinem Wasser, während er auf die sich entspinnende Unterhaltung lauschte.

„Ihr Sohn?“, wurde mit einem Nicken in seine Richtung gefragt.

Herr Hoffmann drehte sich nicht einmal zu ihm um. „Nein, der gehört meiner Schwester. Ich passe nur ein bisschen auf ihn auf.“

Er sparte es sich, die Augen zu verdrehen. Das klang ganz so, als wäre er noch ein Kleinkind und bräuchte einen Babysitter.

Der gleiche Gedanke schien auch ihr durch den Kopf zu gehen, denn ein belustigtes Lächeln huschte über ihre Lippen. „Aber Sie müssen anscheinend noch üben. In vernünftige Sachen haben Sie ihn ja wohl nicht bekommen.“

„Sie wissen sicherlich, wie Teenager so sind. Wollen immer ihren eigenen Kopf durchsetzen.“ Mit leidendem Unterton.

Und Brad verpasste ihm dafür fast einen Tritt gegen das Schienbein. Ihn hielt der Gedanke zurück, dass er ansonsten genau so wie ein typischer Teenager handeln würde. Als nächstes konzentrierte er sich noch mehr auf sein Wasser, da Herr Hoffmann anfing mit der Frau zu flirten, obwohl sie selbst gesagt hatte, dass sie jemanden erwartete. Oder vielleicht tat er es ja nur genau deswegen. Es war ein wenig seltsam, die Unterhaltung zu verfolgen, auf Rosenkreuz tanzte man selten um den heißen Brei herum. Aber Herrn Hoffmann schien es Spaß zu machen.

„Ihr Tisch ist jetzt für Sie bereit“, wurden die beiden unterbrochen und mit sichtlichem Bedauern verabschiedete sich der Ältere.

„Sie hat dir gefallen?“, erkundigte er sich, passte seine Anrede an die Tatsache an, dass sie sich in Begleitung eines Kellners befanden.

„Ist das deutlich geworden?“, gab Herr Hoffmann amüsiert zurück. „Ich vermisse das ein bisschen“, wurde dann hinzugefügt.

„Den Sex?“, hakte er nach und hob eine Augenbraue, als der Kellner einen plötzlichen Hustenanfall bekam.

Herr Hoffmann schüttelte nur leicht den Kopf, wartete mit einer Reaktion, bis sie Platz genommen und die Karten ausgehändigt bekommen hatten. Erst als der Kellner außer Hörweite war, richteten sich die blauen Augen auf ihn. „Hast du das mit Absicht gemacht?“

Brad hätte das gerne bejaht, aber ehrlich gesagt hatte ihn die Reaktion überrascht.

Der Ältere las ihm die Antwort vom Gesicht ab und Amüsement nistete sich in dessen Augen ein. „Man redet Draußen nicht in der Öffentlichkeit über Sex. Du solltest mit deinem Onkel nicht darüber reden. Und als Teenager sollte dich allein der Gedanke daran schon viel zu verlegen machen, um das Wort über die Lippen zu bringen“, fasste Herr Hoffmann zusammen.

Für einen Moment saß er nur da und verarbeitete diese Information. Er hatte es eigentlich schon gewusst, nur die Gewohnheit war eindeutig stärker gewesen. „Es wird nicht noch einmal vorkommen“, versprach er schließlich.

Herr Hoffmann zuckte mit den Schultern. „Mir ist es prinzipiell egal, aber wahrscheinlich ist es besser, wenn du nicht aus der Rolle fällst. Doch um endlich deine Frage zu beantworten: ich habe mich auf das Flirten bezogen.“

„Nun… vielleicht ist das ja ganz interessant“, gestand er zu, „aber was nützt das So-tun-als-ob, wenn man am Ende nichts davon hat?“

„Ich denke, du bist einfach in der falschen Umgebung aufgewachsen, um das zu verstehen. Du magst doch auch das Spiel mit Worten, nicht wahr?“

Das entlockte ihm ein Lächeln. „Stimmt. Nur in dieser Situation…“

„…hattest du es nie nötig, ich weiß“, lachte Herr Hoffmann. „Also musst du mir wohl einfach glauben.“

Brad nickte langsam, bevor sein Blick zur Bar schweifte, wo die Frau noch immer saß. „Ihre Verabredung wird nicht kommen.“ Dann richteten sich die braunen Augen wieder auf den Älteren. „Sie wird nicht sehr erfreut sein. Es wäre einfach, das zu nutzen. Ich weiß, dass sie Sie in ihre Wohnung einladen würde.“

Herr Hoffmann lehnte sich zurück und schüttelte den Kopf. „Wie gesagt, es ist nicht der Sex, den ich vermisse. Aber danke sehr.“ Dann zuckten seine Mundwinkel. „War das ein Versuch mich loszuwerden?“

„Was hätte ich davon?“, zuckte er mit den Schultern. „Ich wäre ja trotzdem nicht unbeobachtet.“ Seine Hand deutete unauffällig auf einen der Tische in seinem Rücken, ohne dass er sich umdrehte.

Und Herr Hoffmann machte nicht den Fehler, offen dorthin zu starren. „Ich verstehe.“ Was er danach sagen wollte, wurde durch die Rückkehr des Kellners abgeschnitten.

„Haben Sie bereits gewählt?“

Auch wenn sie beide ihre Karten in der Hand hielten, hatten sie das noch nicht. Was Brad aber nicht als besonders großes Hindernis ansah. Ohne zu zögern gab er die Bestellung für sie beide auf und der fragende Blick des Kellners hin zu Herrn Hoffmann fiel sogar einigermaßen diskret aus.

Der nickte ebenso unauffällig zurück und bestätigte so, ja, Brad war tatsächlich dazu berechtigt, für ihn mitzubestellen.

Sobald sie wieder unter sich waren, verschränkte er die Arme vor der Brust. „Ich will zurück. Hier Draußen nimmt mich niemand ernst.“

Ein nachdenklicher Ausdruck legte sich auf das Gesicht des Älteren, statt dass er ausgelacht wurde. „Es muss ungewohnt für dich sein. Aber du hast es spätestens in einer Woche überstanden.“

„Ja.“ Die Zeit bis dahin konnte seiner Meinung nach nicht schnell genug vergehen. Aber jetzt war da erst einmal nur ihr Abendbrot, ein erster kleiner Schritt. Wenigstens war es jede Mark wert, das es kostete und Brad bekam sogar einige Schlucke von Herrn Hoffmanns Rotwein ab. Für sich selbst hatte er gar nicht erst ein Glas bestellt, auch wenn sein fiktives Alter das erlaubt hätte. Herr Hoffmann hätte sich quergestellt, wie ihm sein Talent verraten hatte.

Als sie schließlich fertig waren, lehnte sich der Ältere zufrieden zurück. „Ich werde dich in Zukunft immer bestellen lassen, so gibt es wenigstens keine Enttäuschungen.“

„Das können Sie gerne tun.“ Er streckte sich.

„Jetzt fehlt nur noch ein heißes Bad, nicht wahr?“

„Und wir haben sogar etwas besseres.“

Er war schon ein wenig schläfrig, als sie sich auf dem Rückweg zum Hotel befanden, im Whirlpool schien die letzte Energie aus ihm herausgesaugt zu werden. Seine Muskeln entspannten sich vollkommen, ein willkommenes Gefühl nach der Autofahrt an diesem Tag. Brad schloss die Augen, sank so tief ein, dass es gerade noch zum Atmen reichte. Stille umfing ihn und er verlor sich darin, bis sich eine Hand auf seine Schulter legte. Langsam tauchte er auf und blinzelte das Wasser weg.

„Du solltest ins Bett gehen, um zu schlafen“, wurde ihm mit leiser Belustigung mitgeteilt. Dann erwartete ihn ein vorgewärmtes Handtuch, in das er fest eingewickelt wurde, aber das war auch alles, was Herr Hoffmann tat, immerhin war er nicht Michael.

Brad rubbelte sich noch die Haare halbwegs trocken, tat dann wie ihm geheißen und verschwand ins Bett. Aber egal, wie müde er eben noch gewesen war, irgendwie konnte er nicht einschlafen. Mit geschlossenen Augen lauschte er auf Herrn Hoffmann, bis dieser irgendwann ebenfalls das Bad verließ, um schlafen zu gehen. Noch mehr Zeit verging und Brad gestand sich ein, dass es Michaels Fehlen war, das ihn nicht einschlafen ließ. Sie waren nicht zum ersten Mal getrennt, aber zum ersten Mal war jemand anderer in seiner Nähe. Und so seltsam es klang, gerade deswegen fühlte er sich umso mehr allein.

Irgendwann wurden die ruhigen Atemzüge vom anderen Bett zu viel. Brad setzte sich auf, strich sich durch die schwarzen Haare. Als nächstes war er auch schon auf den Beinen, mit seiner Bettdecke im Schlepptau.

Herr Hoffmann wachte auf, kaum dass er sich auf dessen Bett gesetzt hatte, ein wenig desorientiert am Anfang. „Brad?“, wurde er schließlich erkannt und der Ältere rutschte automatisch beiseite, um ihm Platz zu machen.

Er sparte sich eine Erklärung, schließlich war ziemlich offensichtlich, was er hier wollte, streckte sich lang aus und zog die Decke über sich. Für einen Moment noch spürte er den Blick des Älteren auf sich ruhen, dann legte sich dieser wieder hin.

Und jetzt war es viel einfacher einzuschlafen.
 

~TBC~
 

Nächste Woche kann Brad seinen Auftrag erledigen ^^

cya, cu ^-^

"Meinst du es ist ein Hitzschlag oder so etwas?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 87/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Nun macht sich Brad endlich an die Ausführung ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Kralle: Aber Brad würde doch nicht schmollen (beziehungsweise nicht zugeben, es getan zu haben *lach*). Ich denke, es muss eine ziemlich große Umstellung für ihn sein, sich mit Leuten außerhalb von Rosenkreuz auseinanderzusetzen. Dieses Mal sollte er schließlich das Heft in der Hand haben und dann wird er von der Allgemeinheit nur als Kind – oder schlimmer noch, als Teenager ^.~ - gesehen.
 

@Jemma: Ich hoffe mal, das Problem hat sich inzwischen erledigt und du bist aus einem anderen Grund nicht dazu gekommen, vorbeizulesen. Ansonsten wäre das ja ne richtig schwache Leistung von dem Virenscanner…
 

Teil 87 „Meinst du es ist ein Hitzschlag oder so etwas?“
 

In seiner neuen Ausstattung fühlte er sich gleich viel wohler und danach bedurfte es nur noch eines kleinen Abstechers in ein anderes Geschäft, bevor sie die Reise zu ihrem eigentlichen Ziel fortsetzten. Brad hatte sein Messer hervorgeholt, spielte damit, während er über sein genaues Vorgehen nachdachte.

„Du solltest es nicht so offen zeigen“, meinte Herr Hoffmann, aber es steckte keine echte Kritik hinter diesen Worten.

Brad zeigte ein schmales Lächeln. „Hier im Auto wird es niemand sehen. Und niemand wird uns anhalten“, fügte er noch versichernd hinzu.

Ein erwiderndes Zucken lief über die Lippen des Älteren. „Ich möchte nur nicht, dass du erst schlechte Angewohnheiten annimmst. Herr Schneider würde es mir kaum danken, wenn wir dich vom Polizeirevier abholen müssten.“

„Als würde ich mich erwischen lassen.“ Herrn Hoffmanns Sorge ließ ihn nun wirklich völlig kalt. Ein Blick nach vorne auf die Straße verriet ihm, dass der Verkehr gerade nicht viel Aufmerksamkeit des Älteren beanspruchte. „Ich bin am Überlegen, ob ich ihn besser nicht gleich töte“, warf er daher in den Raum.

Herr Hoffmann blieb für einen Moment stumm. „Und wie soll das der Ausführung deines Auftrags zuträglich sein?“, wurde er dann gefragt.

„Es würde unser Muster verändern. Ich bezweifle zwar, dass uns jemand so schnell auf die Schliche kommen wird, aber unser Vorgehen ist häufig das Gleiche. Wenn er erst stirbt, wenn wir bereits abgereist sind, wäre das von Vorteil.“

Ein Stirnrunzeln folgte seiner Erklärung. „Du hast vor, deine Aufgabe im Krankenhaus abzuschließen? Das dürfte schwierig werden. Wenn sie von einem Mordversuch ausgehen, werden sie ihn bewachen.“

„Das ist grundsätzlich richtig“, gestand er Herrn Hoffmann zu, bevor seine Mundwinkel nach oben rutschten. „Allerdings werde ich es nicht nötig haben, einen zweiten Anlauf zu starten.“

Und jetzt verstand der Ältere, lachte kurz auf. „Bist du dir sicher, dass du nicht einfach nur deine Bewertung steigern willst? Wenn du ihn so verletzt, dass er später von allein stirbt, ist der Schwierigkeitsgrad auf jeden Fall höher als wenn du es gleich hinter dich bringen würdest.“ Eine kurze Pause folgte. „Solange du sie davon überzeugen kannst, dass du es tatsächlich so geplant hast.“

Brad zog eine Augenbraue hoch. „Natürlich beabsichtige ich auch meine Bewertung zu steigern.“ Das verstand sich von allein. „Aber das ist nicht der Hauptgrund. Und ich werde sie nicht überzeugen müssen, weil Sie vorher den entsprechenden Plan weitergeben werden.“

„Ja, das werde ich wohl…“, wurde zugegeben. Schließlich gehörte so etwas zu den Aufgaben des Begleiters – auch wenn es normalerweise nicht beim ersten Einsatz erforderlich war – und das zu leugnen wäre mehr als sinnlos gewesen.

Er quittierte die Worte mit einem amüsierten Blick, lehnte sich dann die Augen schließend zurück, während das Messer jetzt still in seiner Hand ruhte.
 

„Ich bin erst zwei Tage raus aus der Schule und beginne sie bereits zu vermissen“, seufzte Brad leise, während um sie herum der Trubel des Stadtfests wogte.

„Du kannst mit Freizeit wohl nicht besonders viel anfangen, was?“ Herr Hoffmann klang belustigt, jedenfalls an der Oberfläche. Was darunter lag, dessen war sich Brad nicht so ganz sicher.

„Mit Freizeit schon. Nur bringt sie mir ohne Michael nicht besonders viel“, präzisierte er, rieb sich dann über die Stirn. Es waren nicht ganz Kopfschmerzen, die ihn störten. Eher das Gefühl, als hätte er etwas vergessen. Als müsste er sich nur im richtigen Moment umdrehen, um zu sehen, was es war.

„Brad?“, wurde er leise gefragt.

Er schüttelte nur den Kopf und winkte ab. „Alles in Ordnung.“ Dem schloss sich ein verschmitztes Lächeln an. „Und jetzt kannst du mich auf ein Eis einladen. Immerhin habe ich Ferien und wenn ich schon nicht alleine verreisen darf, kannst du sie mir wenigstens angenehm gestalten.“ Letzteres in normaler Lautstärke. Ohne Probleme glitt er in seine Rolle herein und Herr Hoffmann brauchte nicht lange, um ihm zu folgen.

„Hast du nicht genug Taschengeld von deinen Eltern bekommen?“

„Was hat das damit zu tun?“, gab er in einer unschuldigen Frage zurück.

„Ja, was nur…“

Sie bahnten sich ihren Weg durch die Menschenmassen, bis sie in der Ferne ein Café erspähten. Brad legte einen Schritt zu, ließ sich von seinem Talent leiten, weil er so um einiges schneller voran kam. Und so sah er auch den Tisch, der frei wurde, noch bevor die Gäste dort nach außen hin die Absicht verrieten, aufstehen zu wollen.

Herr Hoffmann folgte ihm bedeutend langsamer, wurde mit einem sonnigen Lächeln empfangen. „Ich wette eine Schildkröte wäre schneller hier gewesen als du.“

Der Ältere ließ sich auf dem anderen Stuhl nieder. „Und ich wette, dein Vater hat dich früher zu wenig übers Knie gelegt. Wenn du deine nächsten Ferien nicht im Internat verbringen willst, solltest du vielleicht ein wenig höflicher sein.“

Von einem Tisch neben ihnen kam ein unterdrücktes Lachen aber sie taten beide so, als hätten sie es nicht gehört. Brad verschränkte die Arme vor der Brust. „Immer diese Drohungen… und so schlimm ist es im Internat gar nicht, nur damit du es weißt.“

„Natürlich nicht. Deswegen bist du auch hier mit mir, nicht wahr?“

„Ich wäre lieber mit dir woanders. Amerika vielleicht. Etwas, das interessant ist.“ Das kam mit einem leicht störrischen Unterton heraus.

„Ich kann froh sein, überhaupt freibekommen zu haben. Falls sie mich brauchen, muss ich schnell genug zur Arbeit zurück. Das weißt du“, wurde er aufmerksam gemacht.

Brad beließ es bei einem unbeeindruckten Schulterzucken, griff dann nach der Karte. Das war richtig gut gelaufen. Zum Glück hatten sie ihm nicht einen Lehrer aus dem Heim mitgegeben, mit dem hätte er das sicher nicht machen können. Kurz senkte er die Karte und über den Rand hinweg warf er Herrn Hoffmann ein schnelles Lächeln zu, das ganz von ihm allein kam und nicht von der Rolle, die er spielte.

Es wurde gesehen und verstanden, auch wenn die Erwiderung allein in den blauen Augen des Älteren stand.
 

„Die Ansprache beginnt gleich.“ Herr Hoffmann nickte in Richtung der Bühne, auf der ein Unterhaltungsprogramm ablief. Zum Glück weit genug entfernt, dass sie nicht viel davon mitbekommen hatten.

„Müssen wir uns das antun?“

„Wenn ich mich richtig erinnere, hast du den Aufsatz zu schreiben. Und du warst es auch, der für die Analyse die aktuelle Rede eines Politikers zum Vergleich haben wollte.“

Brad tat so, als würde er das zum ersten Mal hören. „Mir freiwillig mehr Arbeit aufbürden? Das kann nicht sein…“

„Stell dich nicht dumm. Ich weiß genau, dass du den gleichen Ehrgeiz wie deine Mutter hast. Und ich kenne meine Schwester sicher besser als du.“

„Also gut, ich gebe zu, dass ich die Punkte haben will.“

„Streber.“ Damit erhob sich Herr Hoffmann, amüsiert, weil in diesem Wortwechsel auch einiges an Wahrheit gesteckt hatte.

„Ich bin von Natur aus gut“, stand er ebenfalls auf.

Einen Kommentar darauf erhielt er nicht, denn eine Kellnerin eilte herbei, als sie sah, dass sie aufbrechen wollten. Herr Hoffmann bezahlte mit einem großzügigen Trinkgeld und dann wurden sie wieder von der Menge verschluckt, ließen sich von ihr in Richtung Tribüne treiben.

Seine Hand schloss sich um das Jackett des Älteren, er wollte ihn in dem Gedränge nicht verlieren, aber sein Blick war voll und ganz auf eine Person fixiert, die am Rande der Tribüne stand und mit einem Handy beschäftigt war.

„Ist er das?“, wollte Herr Hoffmann wissen.

„Hat man Ihnen das Profil nicht zur Verfügung gestellt?“ Sie sprachen so leise, dass sie sich die Worte nahezu von den Lippen ablesen mussten. Ein knappes Kopfschütteln war die Antwort auf seine Frage, also bestätigte er die Vermutung des Älteren. „Ja, das ist sein Assistent. Wahrscheinlich gerade dabei, den nächsten Termin zu organisieren.“ Und bald würde es jemand von Eszett sein, der das übernahm.

Brads schmales Lächeln enthielt in diesem Moment wenig Freundlichkeit, war blitzschnell wieder verschwunden. Er holte das Diktiergerät hervor, das er heute Vormittag gekauft hatte, fiel gleichzeitig in seine Rolle zurück. „Ich hoffe, das bringt etwas. Mitstenografieren kann ich die Rede nämlich nicht.“ Diese Worte konnte Herr Hoffmann problemlos verstehen, denn ein Räuspern war über die Lautsprecher gekommen und deutete den Beginn der Rede an. Gleichzeitig wurde es ruhiger um sie herum, auch wenn weiterhin eine gewisse Bewegung in der Menge blieb. Ganz so, wie Brad es benötigte.

„Du bist sonst auch nicht auf den Mund gefallen, also wirst du es schon schaffen.“ Herr Hoffmann grinste nicht – ganz.

Und Brad funkelte ihn nur aus braunen Augen an, denn er war damit beschäftigt, die Rede Wort für Wort nachzusprechen. Einige Zeit verging, bevor er den nächsten Schritt einleitete. Unauffällig bewegte er sich in Richtung Tribüne, ließ das Messer in seine andere Hand gleiten. Herr Hoffmann blieb hinter ihm zurück und er wusste, dass der Ältere nicht ihn beobachtete, sondern scheinbar interessiert auf den Politiker auf der Tribüne achtete.

Es war so einfach, sein Ziel zu passieren, der Assistent war immer noch mit seinem Handy beschäftigt, führte ein angeregtes Gespräch. Und bemerkte anfangs gar nicht das Messer, das in seinen Körper glitt, genauso schnell wieder herausgezogen wurde. Brad war zurück bei Herrn Hoffmann, als wäre er nie weggewesen, sprach monoton weiter in das Diktiergerät. Das Messer war wieder gut verborgen und nur aus den Augenwinkeln beobachtete er den Mann, den er eben tödlich verwundet hatte.

Für ein paar Sekunden sprach dieser noch weiter, bevor ein Ausdruck der Verwunderung über sein Gesicht glitt. Der zuvor gerade aufgerichtete Körper beugte sich ein wenig um die Verletzung herum, eine Hand tastete nach dem aufflammenden Schmerz. Die Rede kam zu ihrem Abschluss, als der Mann sich schließlich nicht mehr auf den Beinen halten konnte und zusammenbrach.

Stimmen erhoben sich, von diesem Bereich ausgehend, noch dachten die Leute, dass es nur die Hitze war. Aber dann entdeckte jemand das Blut und ein Aufschrei zerschnitt die Luft.

Herrn Hoffmanns Blick ging stirnrunzelnd in die entsprechende Richtung, bevor sich eine feste Hand um Brads Oberarm schloss. „Da scheint etwas passiert zu sein. Besser wir gehen zur Seite, so dass die Ambulanz eine Chance hat durchzukommen.“ Andere Leute, die Herrn Hoffmanns Absicht gehört hatten, stimmten dessen Plan offenbar zu, begannen ebenfalls auseinander zu streben, weg von der kleinen Menschentraube, die sich um den Verletzten gebildet hatte.

Sie wurden von dieser Bewegung eingeschlossen und ohne Widerstand zu leisten, folgte er dem Älteren, wandte aber neugierig den Kopf nach hinten. „Meinst du es ist ein Hitzschlag oder so etwas?“

„Sehr gut möglich. Es handelt sich aber nicht um eine Touristenattraktion, also hör auf, dorthin zu starren.“

Diese Worte blieben ebenfalls nicht nur zwischen ihnen und weitere Leute nahmen sie sich zu Herzen. Und dann kamen tatsächlich bereits Sanitäter herbeigeeilt, herbeigeholt vom dem Zelt mit dem roten Kreuz, das in der Nähe aufgebaut worden war.

Weder er selbst noch Herr Hoffmann kümmerten sich um das weitere Geschehen, der Ältere musterte ihn lediglich nachdenklich. „Vielleicht sollten wir ins Hotel zurückkehren. Auf diese Weise können wir uns auch ein bisschen erholen, bevor es heute Abend ins Theater geht.“

Brad reagierte mit einem offenen Lächeln. „Gute Idee. Dann kann ich gleich die Rede zu Papier bringen. Falls die Technik versagt hat, habe ich sie wenigstens noch einigermaßen im Kopf.“

Herr Hoffmann lachte daraufhin. „Ich sage es ja, du bist ein Streber.“

„Hör auf damit!“, protestierte er, unterstrich seine Aufforderung mit einem Boxschlag in den Oberarm.

„Gewalt ist ein Zeichen der Schwäche“, wurde er unbeeindruckt belehrt. „Das heißt einfach nur, dass du keine Gegenargumente hast.“

„Glaub was du willst.“

Und Herr Hoffmann lachte wieder.
 

Der Rest des Tages verlief wie geplant und das Theaterstück war sogar recht interessant. Aber alles in allem hatten ihm seine früheren Kinobesuche besser gefallen, auch wenn Brad eingestehen musste, dass das vielleicht eine Frage seines Begleiters war. Er hatte nichts gegen Herrn Hoffmann, mochte ihn sogar, aber die Trennung von Michael begann sich immer nachdrücklicher bemerkbar zu machen. Die Leere in seinem Kopf, wo die Präsenz des Älteren sein sollte, der Mangel an körperlichem Kontakt.

Er ignorierte es so gut es ging und er wusste, dass er sich mit ausreichend Zeit daran gewöhnen könnte. Aber das wollte Brad gar nicht. Und wenn Herr Hoffmann merkte, was in ihm vorging, so kommentierte dieser das zumindest nicht. Genauso wenig wie die Tatsache, dass er auch diese Nacht nach einem vergeblichen Versuch allein einzuschlafen wieder zu ihm ins Bett kam.

Am nächsten Morgen hatte er es leichter, er konnte sich ablenken von dem Wissen, dass ihn immer noch eine knappe Woche von der Rückkehr nach Rosenkreuz trennte – und wenn es auch nur durch die Konzentration auf die Zusammenstellung seines Frühstücks war.

„Du scheinst hungrig zu sein…“, rutschte Herrn Hoffmann eine Augenbraue hoch, als Brad mit seiner Beute an den Tisch zurückkehrte.

„Ich befinde mich im Wachstum, irgendwoher muss das ja kommen.“

„Wenigstens hast du auch etwas Obst genommen“, wurde er gelobt. „Deine Mutter hätte wahrscheinlich als erstes die Platten mit dem Nachtisch geplündert.“

„Ich werde ihr erzählen, dass du solche Geschichten über sie verbreitest“, drohte er Herrn Hoffmann mit einem Grinsen.

„Es ist die Wahrheit, sie hat schon immer einen süßen Zahn gehabt.“ Damit faltete der Ältere die Zeitung auseinander, schien durch irgendetwas abgelenkt zu werden.

„Steht etwas Interessantes drin?“, erkundigte er sich.

„Hm… das gestern scheint doch mehr als ein Hitzschlag gewesen zu sein. Sie schreiben zwar keine Details, aber offenbar ist ein Mann ins Krankenhaus eingeliefert worden.“

„Er wird sicher bald wieder gesund sein“, kommentierte er desinteressiert. „Erzähl mir lieber, was wir heute machen wollen.“

Und Herr Hoffmann ließ sich nicht lange bitten, sondern wartete gleich mit einer Auswahl von Vorschlägen auf.
 

~TBC~
 

Damit wäre Brads erster Auftrag so gut wie abgeschlossen ^^ Wenn man es mit Schuldigs erstem Auftrag in CD vergleicht, wird wohl deutlich, dass es aus der Norm fällt, dem Schüler so viel Freiheit zu lassen. ^^

cya, cu ^-^

"Man sieht ihm gar nicht an, dass er so forsch sein kann"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 88/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Mission erfolgreich abgeschlossen (jetzt so richtig) ^^#

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: *lach* Das war wirklich treffend ausgedrückt. ^^ Die Sache ist die, dass Brad diese sogenannte „Freiheit“ gar nicht will. Die Vorstellung, sein Leben unter Talentlosen verbringen zu müssen, würde ihm gar nicht gefallen. Selbst wenn Michael mit ihm Draußen wäre ^.~ Ich mag Herrn Hoffmann übrigens auch; er ist von Brads Art so unbeeindruckt – allerdings nicht von dessen Können ^^

Also ich habe AntiVir als Scanner und damit noch keine Probs gehabt, weder mit der kostenlosen noch mit der Bezahl-Version o.O
 

@Kralle: Es gibt zwei Gründe für ihren längeren Aufenthalt: zum ersten will Brad nicht unmittelbar nach dem Anschlag abhauen, es ist schließlich viel unverdächtiger, länger zu bleiben. Und dann wartet er den Tag ab, an dem der Auftrag _wirklich_ erfüllt ist, wie du heute lesen wirst. ^^

Hm, einen vergleichbaren Auftrag hatte Crawford in CD nicht. In CotM hat er seine Familie als erstes töten müssen, das geschah allerdings mit einem Messer. Und den Auftrag konnte ich nicht als Vergleich heranziehen, weil der selbst für den Background in CotM aus der Rolle fiel. Schuldigs erster Auftrag in CD – wo er einen Politiker und dessen Familie erschießen musste – entspricht viel mehr einem normalen Einsatz. Schließlich musste sich Schuldig dort um rein gar nichts kümmern – nur den Abzug durchziehen.
 

Teil 88 „Man sieht ihm gar nicht an, dass er so forsch sein kann“
 

Brad wachte nur sehr langsam auf, spürte die Wärme des Körpers neben sich. Ein schläfriges Lächeln streifte seine Lippen, als er sich gegen die Wärmequelle presste. Michael rührte sich kaum und im Moment fehlte die gewohnte Verbindung zwischen ihnen. Aber er wusste schon, wie er den Älteren dazu überreden konnte, die Schilde fallen zu lassen.

Seine Augen waren immer noch geschlossen, als er mit trägen Fingern nach den Knöpfen des Schlafanzugoberteils suchte, einen nach dem anderen öffnete. Die freigelegte Haut darunter war noch viel wärmer und er gab ein zufriedenes Seufzen von sich, bevor er seine Lippen dagegen presste, um Salz zu schmecken. Brads Hände blieben dabei nicht untätig, rutschten weiter nach unten und seine Mundwinkel zuckten, als jetzt auch in Michael Bewegung kam. Doch das Lächeln verschwand, weil da plötzlich ein fester Griff um sein Handgelenk war, der ihn aufhielt, bevor er sein Ziel erreichen konnte.

Was sollte das? Ein dumpfes Knurren ging mit diesem Gedanken einher und die Nebel des Schlafes zogen sich weiter zurück.

Michael versuchte sich von ihm wegzurollen, was ihm gar nicht gefiel, und mit der freien Hand drückte er ihn zurück auf die Matratze, gefährlich nahe an der Luftröhre. Er setzte zusätzlich sein Gewicht ein, um Michael zu halten, wo er jetzt war, während er dessen Puls gegen seine Fingerspitzen rasen fühlte. Langsam war dessen Zurückhaltung nicht mehr lustig, vor allem, weil er spüren konnte, dass Michaels Körper sehr wohl interessiert war. Ein weiterer Laut des Protests entkam ihm und durch halbgeöffnete Lider spähte er auf den Älteren herunter. Es dauerte einen Moment, ehe sich sein Blick fokussierte, dann aber begegnete er dem Blick blauer Augen, die ganz sicher nicht zu Michael gehörten.

Im ersten Moment fletschte er nur die Zähne, weil er endlich wach genug war, um sich zu erinnern, dass er immer noch nicht zurück auf Rosenkreuz war, dann zog er langsam seine Hand zurück.

Herrn Hoffmanns Blick blieb auf ihn gerichtet, enthielt vielleicht noch nicht Furcht, dafür aber einen Gutteil Vorsicht. Und als Brad sich der Spuren bewusst wurde, die er nahe der Kehle des Älteren hinterlassen hatte, wurde ihm klar, dass Herr Hoffmann einen sehr guten Grund dafür hatte.

Trotzdem rutschte er nicht gleich von ihm herunter, legte seine Hände flach auf dessen Brust, spürte der Wärme nach sowie dem gleichmäßigen Heben und Senken. Und er dachte darüber nach, ob er nicht einfach weitermachen sollte. Es würde zumindest eine gewisse Erleichterung bedeuten.

Etwas in dem Älteren entspannte sich, als dieser merkte, dass Brad jetzt richtig wach war und ein langsames Lächeln zog an dessen Mundwinkeln. „Die Hormone machen es dir nicht leicht, hm?“

„Sie könnten etwas dagegen tun.“ Er erwähnte nicht, dass es nicht der Sex war, der ihm in erster Linie fehlte. Denn mit der Sache konnte ihm Herr Hoffmann wirklich nicht weiterhelfen.

„Du erinnerst dich vielleicht, dass ich meine Partner mit mehr Kurven bevorzuge?“ Nun klang Herr Hoffmann amüsiert.

Brad rutschte ein kleines Stück nach hinten, so dass er die Erektion des Älteren spüren konnte und seine Augen wurden dunkler. Aber ja, er wusste, dass das eine rein körperliche Reaktion war, er konnte Verlangen erkennen, wenn er es sah und der Ältere zeigte kein Anzeichen davon. Mit einem kaum hörbaren Seufzen gab er nach, ließ sich einfach nur nach unten sinken.

„Es ist nur noch ein Tag“, wurde er getröstet.

Und er verging viel zu langsam.
 

Herrn Hoffmanns Handy klingelte, als sie sich auf der Autobahn befanden und nach einem zustimmenden Nicken des Älteren ging er ran. „Crawford?“

Ein kaum merkliches Zögern am anderen Ende, bevor sich sein Gesprächspartner fasste. „Er ist soeben gestorben.“ Und dann wurde aufgelegt.

Brad erlaubte sich ein zufriedenes Lächeln, als er das Handy wieder verstaute. „Es ist erledigt.“

„Ganz wie du es vorausgesagt hattest.“ Ein kurzer Blick wurde ihm zugeworfen, bevor der Ältere sich wieder auf den Verkehr konzentrierte. „Gut, jetzt müssen wir wenigstens nicht umkehren, damit du nachhelfen kannst“, wurde dann hinzugefügt.

„Sehr witzig.“ Als würde ihm so ein Fehler unterlaufen. „Es gab keine Faktoren, die meine Vision noch hätten ändern können. Also gab es auch keinen Grund, Zweifel an dem Ausgang zu hegen.“

Herr Hoffmann lachte nur. „Und bei dir sowieso nicht. Ich glaube, wir werden alle vor Schock gelähmt sein, wenn du dich tatsächlich mal irren solltest.“

„Dann sollte ich einfach mal eine falsche Vision angeben, nur damit ich das sehen kann. Bei Ihnen zum Beispiel. Damit sie keine Witze mehr darüber machen können.“

Ein Lächeln antwortete darauf. „Zu dumm, dass ich genau weiß, dass du so etwas nicht machen würdest. Schließlich bist du viel zu stolz auf deine Fähigkeiten, um sie freiwillig zu untergraben.“

Leider hatte Herr Hoffmann damit Recht, auch wenn es ihn juckte, ihm das Gegenteil zu beweisen. Aber so wie es war, blieb Brad einfach nur stumm, wandte den Kopf zur Seite, um aus dem Fenster zu sehen. Und so entging ihm das feine Lächeln, das Herrn Hoffmanns Lippen für einen Moment streifte.

Die Fahrt schien ewig zu dauern, immer der Autobahn folgend, die sich in die Unendlichkeit erstreckte. Es war nur Einbildung und ein ziemlich melodramatischer Gedanke, aber Brad kam nicht umhin, immer wieder auf die Uhr zu sehen, um sich zu vergewissern, dass der Zeiger tatsächlich vorwärts rückte.

Er unterdrückte ein erleichtertes Ausatmen, als endlich die Ausfahrt in Sicht kam, auch wenn die Fahrt an sich damit noch nicht zu Ende war. Ungeduld hatte sich in ihm festgesetzt, etwas, das er sonst kaum kannte, und nagte beharrlich an seiner Selbstkontrolle. Das war auch der Grund, warum er nicht darum bat, selbst fahren zu dürfen. Es war einfach nicht sicher genug. Er wandte den Kopf noch etwas mehr, so dass die Scheibe seine Stirn kühlte. Doch wie in den vergangenen Tagen auch waren es keine echten Kopfschmerzen und so half das nicht viel.

Ein paar Mal spürte er Herrn Hoffmanns Blick auf sich ruhen, aber der Ältere sagte nichts und Brad hatte keine Veranlassung, von sich aus etwas zu sagen. Er begann sich auf seine Schilde zu konzentrieren, nahm sie nach und nach zurück, um sie dann wieder zusammenzusetzen. So konnte er die Zeit wenigstens halbwegs sinnvoll verbringen und die rein mentale Aktivität lenkte von der Stille ab, die in seinem Kopf herrschte.

Es kam erst wieder Bewegung in ihn, als die Umgebung vertrauter wurde. Sie passierten die Stadt, von der aus Rosenkreuz nicht weit war und dann dauerte es nicht mehr lange, bis er nicht mehr allein war.

Michaels Präsenz war absolut beruhigend, sorgte dafür, dass er sich in den Sitz hinein entspannte, während seine Augenlider sich schlossen. Der Ältere war beschäftigt, ein Großteil seiner Konzentration war auf eine Telefonkonferenz gerichtet, doch es blieb genug übrig, um Brad mit einem Schwall von Wärme zu begrüßen. Sie trug unterschwellige Besorgnis in sich, aber die wurde schnell ausgelöscht, weil mit Brad nachweislich alles in Ordnung war.

Ein Lächeln flatterte über seine Lippen, denn die vertraute Energie kitzelte ihn beinahe. Michaels Talent hatte ihn anscheinend ebenso vermisst wie der Ältere selbst und es war völlig egal, dass Michael gerade keine Zeit für ihn hatte. Denn mit der Bestätigung von Michaels Nähe hatte Brad endlich die Gelegenheit, auch wieder an etwas anderes zu denken, weswegen er sich innerlich daran machte, seinen Bericht zu formulieren.
 

******
 

Michaels Lippen zuckten in ein Lächeln, als er schließlich die Telefonkonferenz beendete und endlich Gelegenheit hatte, sich ganz auf Brad zu konzentrieren. Der Junge nahm es ihm offenbar nicht übel, dass er sich noch ein bisschen gedulden musste, was vielleicht auch daran lag, dass er nach seiner Ankunft unmittelbar von seinen beiden Freunden mit Beschlag belegt worden war.

Was ihm in diesem Moment ganz Recht war, wie er im Stillen zugeben musste. Eisblaue Augen hoben sich von seinen Notizen, als es an der Tür zu seinem Büro klopfte. Und da kam auch schon der Grund, weswegen er noch ausharrte, bevor er Brad direkt begrüßen würde.

„Herein.“

Herr Hoffmann betrat ohne weiteres Zögern das Büro und nahm in dem angebotenen Sessel Platz, erwiderte dann seinen erwartungsvollen Blick. „Brad hat alles gut überstanden“, wurde ihm versichert. „Aber sicher wüssten Sie es bereits, wenn es anders wäre.“ Mit einem Hauch von Belustigung.

„Ich gehe davon aus“, gab er zurück, ebenfalls amüsiert. „Aber Brad hat nicht gerade den einfachsten Weg gewählt, hm?“

Das brachte ihm ein Lächeln ein, das nicht ganz eines war. „Er hatte eindeutig genug Selbstvertrauen, um ein paar Hindernisse für sich selbst einzubauen. Aber es hat den Auftrag um einiges interessanter gemacht als ich mir so etwas vorgestellt hatte.“

Ein leises Lachen entkam ihm. „Ja, gerade der erste Einsatz ist normalerweise so eng reglementiert, dass es kaum Überraschungen geben kann.“ Dem schloss sich ein Schulterzucken an. „Natürlich musste Brad beweisen, dass er nicht unter Kategorie ‚normal‘ fällt. Wobei wir auch nicht ganz unschuldig daran sind, nicht wahr?“

Ein Nicken gestand ihm zu, dass er Recht hatte und Herr Hoffmann ahnte seine nächste Frage voraus. „Es war eine perfekte Ausführung, etwas, das man eher von einem unserer Spezialisten als von einem Schüler erwarten würde. Er hat seinen Auftrag in einen plausiblen Rahmen eingebaut.“ An dieser Stelle zuckten die Mundwinkel des Älteren und in den blauen Augen nistete sich echter Humor ein. „Er war geschickt genug, so wenig wie möglich von der Wirklichkeit abzuweichen und trotzdem war nichts an dem Cover, was einem Talentlosen seltsam vorgekommen wäre.“

Damit einher ging die Erinnerung an einen Gesprächsfetzen und Michael lachte schon wieder. „Sie scheinen ihn aber auch gut unterstützt zu haben.“ Er hatte sich interessiert vorgelehnt, ohne diese Reaktion bewusst zu registrieren. „Erzählen Sie mir mehr. Ich wette, Brads Bericht wird nicht alle Details enthalten.“

„Nur die erforderlichen, wie ich mir vorstellen kann“, wurde ihm zugestimmt. Und dann berichtete Herr Hoffmann, ohne irgendwelche Auslassungen.

Michael lehnte sich währenddessen zurück, erkannte in dem Vorgehen deutlich Brad wieder, und ab und zu glitzerte Amüsement in eisblauen Augen auf. Aber am Ende wurde seine Miene ernst, weil immer noch eine Frage offen war, die ihn wohl am meisten beschäftigte, wenn er ehrlich war. „Wie… ging es ihm?“, formulierte er schließlich vorsichtig.

Nun war es Herr Hoffmann, der sich zurücklehnte. Der Ältere wusste natürlich, was hinter seiner Frage steckte. „Die Trennung hat seine Fähigkeiten eindeutig nicht eingeschränkt.“ Eine kurze Pause folgte, an die sich ein schiefes Lächeln anschloss. „Gefallen hat sie ihm aber nicht.“ Herr Hoffmann rieb sich über den Hals, als er das sagte und auch wenn Michael dort dank Hemdkragen und Krawatte nichts erkennen konnte, erwachte ein Verdacht in ihm.

„Hat er-?“ Er wusste selbst nicht genau, was er sagen wollte.

„Brad hatte Schwierigkeiten einzuschlafen – jedenfalls solange, bis er in mein Bett kam. Und gestern Morgen hat er mich mit Ihnen verwechselt und war ein wenig frustriert, als ich nicht so ganz mitspielte. Sobald er merkte, mit wem er es zu tun hatte, wurde ich natürlich wieder freigegeben.“ Das Lächeln jetzt ähnelte eher einem Grinsen. „Man sieht ihm gar nicht an, dass er so forsch sein kann.“

Michael zog nur eine Augenbraue hoch. „Das war jetzt nicht Ihr Ernst, oder?“

Ein Lachen antwortete ihm darauf und Herr Hoffmann schüttelte lediglich den Kopf.

Seine Finger tippten auf die Armlehne, als er über das Gehörte nachdachte. „Er sollte in Zukunft ein Einzelzimmer nehmen. Zumindest wenn er nicht Sie als Begleiter hat.“

„Ist das überhaupt zulässig?“

„Das gemeinsame Zimmer ist als Sicherheitsmaßnahme gedacht. Und falls Brad darüber nachdenken würde abzuhauen, dann nur, um hierher zurückzukommen.“

„Das ist auch wieder wahr“, musste Herr Hoffmann zugeben. „Aber ich hätte nichts dagegen, ihn wieder zu begleiten.“

„Auch unter der Gefahr, dass er Ihnen wieder an den Hals geht?“, fragte er belustigt.

„Der Rest wiegt den Zwischenfall auf. Es ist interessant, ihn bei der Arbeit zu sehen.“ Trotz des Lachens, das sich in diesen Worten verbarg, meinte Herr Hoffmann das durchaus ernst.

Michael neigte den Kopf ein wenig zur Seite. „Dann ist es ganz gut, dass Sie bald dauerhaft mit ihm zusammenarbeiten können…“

Der Ältere zwinkerte zunächst überrascht, verstand dann. „Er wird mich von Ihnen erben, nicht wahr?“ Nicht viele wussten um die ausstehende Vision, die Frau Kernen betraf, aber Herr Hoffmann war eingeweiht worden, weil er dabei half, Brad auf seine zukünftige Aufgabe vorzubereiten. Auch wenn der Ältere bis zu diesem Moment anscheinend nicht die Folge daraus erkannt hatte.

„Keine Sorge, gemeinsam werden wir ihn schon ausreichend vorbereiten. Außerdem wird Japan danach weiterhin zu meinem Verantwortungsbereich gehören.“

„Oh, ich mache mir keine Sorgen. Brad wird sicher nicht zu übermütig werden mit seinen neuen Aufgaben. Dazu ist er zu verantwortungsbewusst. Doch es wird trotzdem eine Umstellung sein.“

„Hm, gewiss… Aber Sie haben noch etwas Zeit, sich an den Gedanken zu gewöhnen.“ Humor schien in der Aussage zu liegen, dennoch war da ein gepresster Unterton, der nicht da sein sollte. Denn die Frage war, wie viel Zeit es noch sein würde. Brads letztes Schuljahr hatte begonnen und sie lebte immer noch. Seine Hände verkrampften sich für einen Sekundenbruchteil in die Armlehnen, unbemerkt, da er sich gleichzeitig erhob. „Ich danke Ihnen für den Vorabbericht. Aber jetzt mache ich mich besser auf die Suche nach Brad, bevor er ungeduldig wird.“

„Und Ihnen an den Hals geht?“ Ein unterdrücktes Lachen, während Herr Hoffmann ebenfalls aufstand. „Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Tag, Herr Schneider.“

„Den werde ich haben.“
 

~TBC~
 

Und jetzt ist Brad wieder glücklich *lach*

cya, cu ^-^

"Es war keine gute Strategie, sich auf Rosenkreuz zu einem Außenseiter zu machen"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 89/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Nur ein kleines Zwischenkapitel ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Das Problem zieht sich ja so richtig schön hin… Und, haste einen guten Tipp bekommen?

Brads Reaktion auf eine längere Trennung war auch das, was Michael Sorgen gemacht hat. Der Ausrutscher mit Herrn Hoffmann ist für ihn aber ein Punkt, mit dem er ganz klar leben kann. ^^ Hm… eine längere Trennung würde Brad noch weniger gefallen, aber einsatzfähig würde er bleiben. Das Problem wäre da ein anderes – aber ihr werdet später mal die Gelegenheit haben, das selbst zu lesen ^.~
 

@Kralle: Nun, für ihn war es in diesem Moment nicht Herr Hoffmann. Und als er ihn endlich erkannt hat – sagen wir einfach mal, Brad war so langsam ziemlich frustriert ^^# Und da Herr Hoffmann ihm nun mal sympathisch ist, hätte Brad nichts dagegen gehabt, einfach weiter zu machen.
 

Teil 89 „Es war keine gute Strategie, sich auf Rosenkreuz zu einem Außenseiter zu machen“
 

Als er sein Büro schließlich verließ, verriet ihm sein Talent, dass Brad sich inzwischen von Alexander und Stephan getrennt hatte. Weswegen ihn seine Schritte zu den Räumen des Komitees führten. Die Tür zu deren Aufenthaltsraum stand offen und Michael verharrte kurz, um einen Blick hineinzuwerfen.

Zurzeit waren nur drei der Mitglieder anwesend und mit Fernsehen beschäftigt, doch seine Anwesenheit wurde schnell bemerkt und einer der Jungen sprang auf. „Guten Tag, Herr Schneider. Falls Sie Brad suchen, der ist nebenan. Anscheinend will er sehen, was er unter der Woche verpasst hat.“

Er nickte knapp zur Bestätigung, was dafür sorgte, dass sich der Teenager etwas entspannte. Doch der Junge setzte sich erst wieder, nachdem Michael weitergegangen war. Die nächste Tür war geschlossen, aber davon ließ er sich nicht aufhalten. Vorsichtig drückte er die Klinke herunter und trat leise ein.

Brad saß am Computer und tippte konzentriert etwas ein, scheinbar, ohne ihn zu bemerken. Eine Illusion, die nicht lange vorhielt, denn kaum dass der aktuelle Absatz beendet war, wurde der Stuhl zurückgeschoben und Brad wandte sich zu ihm um. Ein warmes Lächeln erschien auf dessen Gesicht, aber noch viel wärmer war, was auf rein mentaler Ebene zu ihm herüberstrahlte.

Seine Füße trugen ihn von ganz allein vorwärts, bis er genau vor dem Jüngeren stand und auf ihn herunterschaute. „Hast du mich vermisst?“

„Genauso sehr wie du mich“, erwiderte Brad ohne Verlegenheit. Dann wurden beide Hände nach ihm ausgestreckt und Michael ergriff sie, zog den Jungen zu sich heran. Brad ließ es gerne mit sich geschehen, doch dann verselbständigten sich dessen Hände und umrahmten seine Wangen, leiteten ihn, so dass er sich das Stück herunterbeugte, bis sie Stirn an Stirn dastanden. Doch das reichte Brad noch nicht, etwas stupste auffordernd gegen seine Schilde und in diesem Moment war es ihm egal, dass ein Zimmer weiter ein paar Schüler darunter leiden würden – er ließ sie fallen.

Brad atmete tief durch, zufrieden, und entspannte sich so wie er selbst auch. Die Hände rutschten wieder nach unten, krallten sich in sein Hemd, aber das war die letzte Bewegung, bevor sie sich völlig in ihrer Verbindung verloren.

Als sie schließlich wieder auseinander traten, fühlte er sich beinahe benommen und Brad plumpste zurück auf den Stuhl. Michael stützte sich mit einer Hand auf der Lehne ab und suchte den Blick der braunen Augen. „Eindeutig vermisst, hm…“ Und er meinte sie beide damit.

Brad lächelte nur schwach, griff dann nach ihm und drückte ihm einen sanften Kuss auf die Lippen. „Hoffen wir ganz einfach, dass sich die Zahl meiner Einsätze in einem engen Rahmen halten wird.“

„Du musst einfach nur schnell genug zeigen, wie gut du bist“, lachte er.

Brad drehte sich daraufhin wieder zum Computer um. „Ich bin gerade dabei“, wurde ihm mitgeteilt.

„Ich dachte, du wolltest dir ansehen, was beim Komitee in der letzten Woche aufgelaufen ist?“

„Damit bin ich bereits fertig. Die neuen Schüler haben sich bereits eingewöhnt, daher ist nicht viel passiert.“ Eine kurze Pause folgte und die nächsten Worte enthielten eindeutig Amüsement. „Schuldig scheint es allerdings geschafft zu haben, mal wieder anzuecken.“

Ja, das klang ganz nach dem kleinen Telepathen. Er gab ein zustimmendes Brummen von sich, während er bereits damit beschäftigt war, den Text auf dem Monitor zu lesen. „Du hast die Beobachter gesehen?“, zog er eine Augenbraue hoch.

Brad gab ein unbeeindrucktes Schnauben von sich. „Sie haben sich nun wirklich nicht besonders gut versteckt. Ich weiß ja nicht, wie das sonst so bei Ersteinsätzen abläuft, aber ich hoffe stark, dass sie mich einfach nur unterschätzt haben. Wenn sie nämlich auf ihrem normalen Niveau agiert haben, haben wir ein kleines Problem.“

Sein Stirnrunzeln verschwand so schnell wie es aufgetaucht war. Denn Brad hatte Recht und man hätte davon ausgehen sollen, dass ausgerechnet der Junge nicht unterschätzt werden würde. „Ich werde mit Herrn Franken darüber reden.“ Natürlich musste sich erst zeigen, ob Brad tatsächlich alle oder zumindest ein Großteil der Beobachter aufgefallen waren, doch Michael hegte kaum Zweifel daran.

„Ja, tu das bitte. Aber vielleicht war es ja Absicht… es gab eine Ausnahme…“ Bereits abgelenkt versandeten die Worte, weil der Jüngere sich offensichtlich dazu entschlossen hatte, den Bericht gleich zu beenden.

Michaels Hand wechselte von der Lehne zu Brads Schulter, dann folgte seine andere Hand. Er hatte nichts dagegen, solange zu warten. Brads Nähe war gerade ausgesprochen willkommen.

Und es dauerte nicht einmal lange, bis der Drucker losratterte, den fertigen Bericht ausspuckte. „Ich nehme an, dass du gleich zu Herrn Franken gehen wirst“, wurden ihm die Blätter überreicht.

„Besser jetzt als später gerufen zu werden.“

„Stimmt, da haben wir etwas Besseres vor.“ Mit einem Lächeln, das nicht schwer zu interpretieren war.

Er ging, bevor einer von ihnen nicht mehr die erforderliche Kontrolle dazu aufbrachte und wieder passierte er die Tür zum Aufenthaltsraum. Die drei waren immer noch da, aber so wie sie aussehen, wären sie zu gerne woanders gewesen. Nur dass sie sich dafür noch nicht ausreichend erholt hatten. Ihm wurde ein furchtsamer Blick zugeworfen und er schenkte ihnen ein schmales Lächeln, bevor er seinen Weg fortsetzte.

Das Büro des Triumviratsmitglieds hatte er bald erreicht und es schien so, als hätte der Ältere ihn bereits erwartet. Herr Franken las den Bericht zunächst ohne Kommentar, nur an einigen Stellen rutschten die Augenbrauen nach oben. Schließlich wurden die Seiten auf den Schreibtisch gelegt und grau-blaue Augen musterten ihn mit einem Hauch von Amüsement. „Ich sehe, was du meinst“, sagte der Ältere dann.

„Und, war es Absicht?“, griff er Brads Idee auf.

Das Amüsement zeigte sich jetzt auch in einem Lächeln. „Dass er die offensichtlichen Beobachter sieht? Ja.“ Das Triumviratsmitglied lehnte sich zurück, verschränkte die Finger in seinem Schoß. „Aber sie sollten ihn eigentlich davon ablenken, dass es noch jemanden gab.“

„Nun, Brad hat immerhin geschrieben, dass er mit dem letzten Mann Schwierigkeiten hatte. Von daher scheinen unsere Standards doch nicht so schlecht zu sein.“

Herr Franken lachte leise in sich hinein. „Dennoch, er ist erstaunlich gut. Die Abschlussberichte der Beobachter stehen zwar noch aus, aber ich glaube kaum, dass sie viel zu den Zwischenmeldungen hinzuzufügen haben.“

Das war zweifellos wahr. Er nickte langsam. „Ist er gut genug, um die Zahl seiner künftigen Einsätze gering zu halten?“

„Unter Berücksichtigung dessen, was er werden kann, würden wir ihn sowieso nicht häufig rauslassen. So…“, ein Finger tippte auf den Bericht, „ gibt es nur noch weniger Gründe, ihn auf viele Übungseinsätze zu schicken. Nur wenn er für ein Field-Team vorgesehen wäre, gäbe sein offensichtliches Talent Anlass dafür, ihn mehr Draußen arbeiten zu lassen.“ Eine kurze Pause wurde eingelegt, während der ihn Herr Franken wieder musterte. „Das solltest du dir eigentlich denken können, Schneider.“

„Ich höre es aber lieber von Ihnen“, gab er mit einem etwas schief geratenen Lächeln zu.

„Ich verstehe“, war die einzige Antwort darauf.
 

******
 

Herr Rudert war beschäftigt, als er ihn in der Sporthalle aufsuchte, und ein zufriedenes Lächeln umspielte seine Lippen, als er sah, womit der Instruktor beschäftigt war. Anscheinend hatte Herr Rudert nicht nur darüber nachgedacht, sondern auch beschlossen, Farfarello mehr zu trainieren.

Der Ire hielt den Instruktor auf Trab, beide waren verschwitzt und atmeten schwer. Aber genauso deutlich konnte man erkennen, dass sie immer noch Spaß am Training hatten.

Brad nahm am Rand auf einer Bank Platz und begnügte sich damit, weiter zuzusehen. Selbst er konnte dabei noch etwas lernen.

Farfarello schien eine natürliche Affinität zu Messern zu haben, integrierte sie in seine Bewegungsabläufe, als wären sie einfach eine Verlängerung seiner selbst. Etwas, das Brad nie ganz gelungen war. Egal, wie zielsicher er war, das Messer blieb stets ein Fremdkörper in seiner Hand.

>Du bist nicht in unserem Quartier<, wurde seine stille Beobachtung irgendwann unterbrochen und seine Mundwinkel zuckten kurz nach oben.

>Deine Beobachtungsgabe erstaunt mich immer wieder<, gab er trocken zurück, während die braunen Augen weiterhin auf die zwei Gestalten auf den Matten gerichtet blieben. >Ich habe Herrn Rudert noch etwas zurückzugeben.< Farfarello wich mit einem breiten Grinsen dem Angriff des Instruktors aus und Brad seufzte innerlich. >Ich möchte wieder mit dir trainieren…<, stellte er fest.

Wärme schwappte von Michael zu ihm über. >Das können wir morgen gerne tun. Es sei denn, du möchtest dich heute noch austoben.<

Er schickte ein Lächeln über ihre Verbindung. >Danke für das Angebot, aber heute werde ich meine Energie lieber auf andere Weise los.<

Die Wärme wurde durch einen Hitzestoß abgelöst. >Hm… ich auch.< Dann konzentrierte sich Michael auf das, was vor Brads Augen ablief. >Es sieht ganz so aus, als wären die beiden fertig. Ich werde dann mal nicht weiter stören.<

>Als könntest du das<, gab er belustigt zurück, tat aber nichts dagegen, als Michaels unmittelbare Präsenz sich zurückzog. Stattdessen richtete sich seine gesamte Aufmerksamkeit wieder auf die Außenwelt, wo Herr Rudert gerade auf ihn zukam, mit Farfarello auf den Fersen.

„Brad“, wurde er mit einem kurzen Nicken begrüßt. „Wie ich höre, ist alles gut gelaufen.“

„Dank Ihrer Leihgabe stimmt das.“

Der Instruktor lachte. „Ich bin mir sicher, dass du auch anders einen Weg gefunden hättest.“

„Wahrscheinlich“, gestand er zu, bevor er das Messer überreichte.

Herr Rudert befreite es aus seiner Hülle und unterzog es einer kritischen Musterung.

„Ich habe keine Rippe getroffen“, erklärte Brad, weil er sich denken konnte, wonach der Ältere Ausschau hielt.

„Ja, das sehe ich.“ Herr Rudert schien zufrieden mit dem Ergebnis und reichte das Messer an Farfarello weiter, der offensichtlich interessiert daran war.

Der Ire sah es an, als würde er noch das Blut sehen können, auch wenn Brad bei der Reinigung ausgesprochen sorgfältig gewesen war. „Du hattest deinen ersten Einsatz, ja?“, wollte der Junge dann wissen.

„Hm… aber du wirst auf deinen noch eine Weile warten müssen.“ Dann konzentrierte er sich näher auf Farfarello und eine Augenbraue wanderte nach oben. „Du siehst ein wenig ramponiert aus.“

Farfarello konnte sich endlich vom Anblick des Messers losreißen, sah nach oben und grinste ihn an. „Es tut ja nicht weh.“

„Das würde eine Infektion auch nicht aufhalten“, stellte er trocken fest, konnte den Jungen damit aber nicht beeindrucken.

Herr Rudert schüttelte mit einem leichten Lächeln den Kopf. „Du musst dir deswegen keine Sorgen machen“, wurde ihm versichert. „Es wird sich jemand um ihn kümmern.“

Und in diesem Moment sah er es auch schon. Langsam wandte er sich zum Eingang der Halle um, wo gerade Schuldig durch die Tür trat.

Der Orangehaarige erspähte ihn sofort und im ersten Moment erstarrte er, dann aber tat Schuldig so, als wäre Brad Luft. Dennoch verrieten seine Schritte Anspannung, auch wenn es dem Jungen selbst wahrscheinlich nicht bewusst war.

Seine Lippen kurvten sich in stiller Belustigung, als Schuldig Farfarello einfach am Arm packte und ihn zu einer Bank schleifte, dort begann, die Verletzungen zu desinfizieren. „Woher hat er die Ausrüstung?“, fragte er Herrn Rudert leise.

„Er scheint in der Krankenstation danach gefragt zu haben. Die wandten sich an mich und natürlich habe ich die Erlaubnis dafür gegeben. Schließlich ist es in meinem eigenen Interesse, dass Farfarello weiter gesund bleibt.“

Natürlich war es das. Kein Instruktor wurde schief angeguckt, wenn er einen Schüler hart drannahm, aber sie trugen die Verantwortung für die Folgen, selbst wenn das niemals auf Ebene der Schüler bekannt werden würde. Brad selbst hatte das auch nur herausgefunden, weil er versucht hatte, mehr über den Instruktor zu erfahren, der Thomas auf dem Gewissen hatte. Das Ganze hatte zu einigen erhellenden Gesprächen mit Herrn Schumann geführt, der offenbar weiterhin die Aufgabe hatte, ihn anzuleiten. Dadurch wusste er, dass man den Instruktor damals prompt von der Schule wegversetzt hatte und Brad bezweifelte wirklich, dass der neue Posten besonders ansprechend war. Nach außen hin sah man nichts von diesen Überlegungen, er nickte bloß, bevor er eine weitere Frage stellte. „Es war seine eigene Initiative, ja?“

„Das überrascht dich?“, hakte der Ältere nach.

„Nun…“, runzelte er flüchtig die Stirn. Er wusste, dass Farfarello sich für Schuldig interessierte, doch der Telepath schien das Interesse nie wirklich erwidert zu haben. „Es verwundert mich, dass er so weit für ihn gegangen ist“, gab er schließlich zu.

Herr Rudert musterte ihn daraufhin nachdenklich. „Es ist vielleicht an dir vorübergegangen, aber Schuldig hat sich seit seiner Ankunft hier nicht besonders viele Freunde geschaffen. Den Älteren ist er zu aufmüpfig. Und was die anderen Erstklässler angeht…“ Ein schmales Lächeln erschien auf den Lippen des Instruktors, bevor dieser weitersprach. „Anscheinend nehmen sie ihm übel, dass er so schlecht auf dich zu sprechen ist.“

Amüsement nistete sich in braunen Augen ein, als ihm aufging, in was für eine Bredouille sich der junge Telepath gebracht hatte. Denn Brad nahm dessen Verhalten in der Regel nur mit Belustigung auf, was hieß, dass Schuldig dadurch rein gar nichts gewann und anscheinend teuer dafür bezahlen musste. Denn es war keine gute Strategie, sich auf Rosenkreuz zu einem Außenseiter zu machen. „Ich hoffe er lernt bald, wie unsinnig sein Verhalten ist.“

Herr Rudert zuckte lediglich mit den Schultern. „Farfarello zumindest hat sich einen gewissen Respekt verschafft, weswegen sie Schuldig mehr oder weniger in Ruhe lassen. Das immerhin ist unserem kleinen Telepathen bereits bewusst geworden.“

„Nun, er ist nicht dumm. Nur störrisch. Deswegen hält er so an seinem kindischen Ärger fest.“

Und Herr Rudert nickte seine Zustimmung.
 

~TBC~
 

Brads Hoffnung auf möglichst wenig Einsätze wird sich… halbwegs… erfüllen ^^#

cya, cu ^-^

"Wieder und wieder versucht sie ihre Spielchen"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 90/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Und weil es so schön war, kommen wir zu einem neuen Auftrag ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Zählen freiwillige Verletzungen auch? Dann musst du nicht mehr lange warten… ^^# Brads Talent würde es schwierig machen, ihn bei einem bloßen Übungseinsatz scheitern zu lassen. Denn auch wenn die Aufgabe an sich nicht unbedingt einfach sein muss, so würden sie keinen Schüler auf einen gefährlichen Gegner loslassen.

Schuldigs Verhalten ist und bleibt von seiner ersten Begegnung mit Brad und Michael geprägt. Und alles in allem ist er immer noch sehr jung ^^

Sehr schön, dass du das Programm einfach austricksen kannst. Aber irgendwie komisch ist so etwas schon – und nicht im Sinne von haha… o.O
 

@Kralle: Wie du sehen wirst, steht jetzt die nächste Trennung ins Haus. Es ist aber noch nicht die ein wenig längere, die ich mal erwähnt habe ^^
 

Teil 90 „Wieder und wieder versucht sie ihre Spielchen“
 

Michael atmete warm gegen Brads Pullover, während dessen Finger scheinbar gedankenverloren durch die sandblonden Haaren spielten. Es war ruhig in dem Büro, doch diese Ruhe täuschte und schuld daran war der Umschlag, der jetzt von beiden unbeachtet auf dem Schreibtisch lag.

Der Junge saß auf dem blankpolierten Holz, dessen Füße auf Michaels Sessel, links und rechts von seinen Schenkeln, und konzentrierte sich auf die nervösen Energiezungen.

„Du solltest dich nicht so über sie aufregen“, wurde er schließlich leise ermahnt, während Brad immer noch dabei war, sein Talent zu beruhigen. Doch etwas in Michael weigerte sich, sich so einfach beruhigen zu lassen und mehr Energie streckte sich von ihm aus, schien sich um den Jüngeren zu wickeln. Brad seufzte leise, er konnte es hören. Doch dann fiel Brad ein, was das letzte Mal geholfen hatte. Michael fing den Gedanken auf, löste sich von dem Jungen und blickte zu ihm auf, so dass er sehen konnte, wie ein schwaches Lächeln an dessen Mundwinkeln zog. „Du gehst besser zu deinem Vater, bevor dein Talent anfängt, nicht nur deiner Umgebung sondern auch dir Kopfschmerzen zu bereiten.“ Das Lächeln wurde ausgeprägter, bevor Brad sich zu ihm herunterlehnte, ihn küsste. Dann wurde der Sessel zurückgeschoben und Michael mit ihm. „Nun geh schon. Ich werde darüber nachdenken, wie ich diese Aufgabe am besten erfüllen kann.“ Bei den letzten Worten war das Lächeln verschwunden und die braunen Augen kalt geworden. Doch es stand keinerlei Zweifel in ihnen.

Auch wenn Michael, sein Talent, Brad gerade nicht außer Reichweite haben wollte, so wusste er gleichzeitig, dass dessen Vorschlag vernünftig war. Etwas verbog bei diesem Gedanken seine Mundwinkel, das sicher kein Lächeln war, denn Vernunft war ihm in diesem Moment eher fern. Trotzdem stand er langsam auf und griff nach dem Umschlag, weil es stimmte, sein Talent begann bereits ein leises Pochen hinter seiner Stirn auszulösen. Er hielt noch einmal inne, baute sich vor dem Jungen auf und hob mit der freien Hand dessen Kinn an. Dieses Mal war er es, der den Anderen küsste. „Gib dir Mühe“, waren seine Abschiedsworte, nachdem er sich wieder von Brad getrennt hatte.
 

Sein Vater schien nicht überrascht, als dieser ihn in sein Büro bat und ihm den freien Sessel anbot. Aber Michael hatte keine Lust, sich hinzusetzen, dazu war zu viel rastlose Energie in ihm. Stattdessen trat er an das Fenster und blickte hinaus auf die schweren Flocken, die der Schneedecke beständig neue Zentimeter hinzufügten. Es war ein friedliches Bild, das ihm allerdings keinen Frieden schenken konnte.

„Ich dachte, Herr Franken wäre für die Missionen verantwortlich“, sprach er schließlich gegen die Scheibe und musste aufpassen, dass es nicht als Knurren herauskam.

Von hinter ihm kam deutlich vernehmbar ein Seufzen. „Natürlich liegt die Ausbildung in erster Linie in seinen Händen, aber jedes Triumviratsmitglied hat das Recht, Missionen für die Schüler zu entwickeln. Letztendlich leiten wir die Schule zu dritt und das weißt du auch.“

Ja, er wusste es, aber es gefiel ihm nicht. „Warum kann sie damit durchkommen?“ Endlich wandte er sich vom Fenster ab und warf den prall gefüllten Umschlag auf den Tisch, in dem die Parameter von Brads neuem Auftrag beschrieben waren. Und diese waren deswegen so detailliert, weil genau darin stand, was Brad alles _nicht_ tun durfte. „So viele Restriktionen sind nicht einmal normal, wenn wir unsere potenziellen Spezialisten testen. Und Brad wird niemals solche Aufgaben übernehmen.“

Blaue Augen hatten ihn aufmerksam beobachtet und für einen Sekundenbruchteil wurden sie leicht unfokussiert, bevor Stille Michael einhüllte und sein Talent zur Ruhe zwang. Ein freudloses Lächeln spielte über die Lippen seines Vaters, bevor dieser antwortete. „Natürlich wird er das nicht. Aber er hat Potenzial, wie seine bisherigen Einsätze gezeigt haben. Und wir müssen doch herausfinden, wie weitreichend das ist, nicht wahr?“

Seine Hände ballten sich zu Fäusten, bevor er sie in einem Willensakt zwang, sich zu entspannen. Er wusste, dass sein Vater diese Worte nicht ernst meinte, sondern nur unterstreichen wollte, warum Frau Kernen freie Hand hatte, aber das änderte nichts an der Hitze, die in ihm brodelte. Michael hatte sich in Bewegung gesetzt, bevor er es überhaupt merkte, und seine flache Hand traf mit einer Wucht auf die Schreibtischplatte, die durch seinen gesamten Körper zu vibrieren schien. „Warum verflucht lebt sie noch?“, fasste er seine Frustration in Worte und sein nächster Schlag wurde abgefangen.

„Du verletzt dich noch“, meinte sein Vater sanft. „Und egal wie ihre Hintergedanken aussehen, sie wird es nicht schaffen, ihn zu schlagen. Hast du vergessen, dass er nicht nur gesehen hat, wie du das Zeugnis überreichst, sondern dass _Brad_ es entgegennimmt?“

Das ließ alle Kraft aus seinen Muskeln weichen und seine Stirn sank gegen die Schulter seines Vaters, der jetzt aufgestanden war und eine Hand in seinen Nacken legte.

„Du glaubst doch noch an seine Vision, oder?“

Er tat es. Er musste es. „Warum zweifle ich immer noch an ihm?“, fragte er leise. Obwohl Brad bisher immer Recht behalten hatte. Obwohl es gar keinen Grund zu zweifeln gab.

„Du bist nur ein Mensch, Michael“, wurde nicht ohne Ironie zurückgegeben. „Wie könntest du nicht zweifeln.“

„Und du? Zweifelst du manchmal an Herrn Kingston?“ Dieser Mann war der einzige, der für einen halbwegs adäquaten Vergleich herhalten konnte.

Ein kaum merkliches Lachen lief durch seinen Vater. „Oh nein, das nicht. Aber ich habe auch mehr als eine einfache Vision. Und so gut Brad auch ist, er reicht noch nicht an James heran.“ Ein seltsamer Anfall von Humor schwang in den letzten Worten mit.

Er verstand… nicht wirklich. Aber er glaubte seinem Vater. Und wünschte, er hätte auch genug Vertrauen. Er richtete sich wieder ganz auf, trat weg von dem älteren Mann und musterte das Bild, das an der Wand hing. „Manchmal habe ich das Gefühl, ich würde mich im Kreis drehen. Wieder und wieder versucht sie ihre Spielchen und nie kann ich etwas dagegen tun. Ich komme keinen Schritt vorwärts.“

„Das ist nicht wahr. Du weißt immerhin bereits, was genau sie versucht hat. Und du weißt, dass Brad ihr bisher immer einen Strich durch die Rechnung machen konnte.“

Michael dachte über diesen Einwand ein und stellte fest, ja, es stimmte. Aber… „Aber es fühlt sich nicht so an…“ Alte Hilflosigkeit steckte in diesen Worten und er hasste es, ohne etwas dagegen tun zu können.

„Sieh es aus ihrer Sicht. Egal was sie probiert, nie hat sie Erfolg. Es muss viel frustrierender sein.

Das ließ seine Mundwinkel nach oben zucken. Diese Vorstellung tat gut. Er atmete tief durch, suchte dann wieder den Blick seines Vaters. „Danke…“

„Wirklich gern geschehen.“ Belustigt, aber er konnte dennoch die stille Drohung lesen, die ihn daran erinnerte, dass auch sein Vater sie tot sehen wollte. Was ihn beinahe trocken schlucken ließ. Aber nur beinahe, denn die leise Stimme, die ihm zuflüsterte, dass sein Vater die Sache notfalls selbst in die Hand nehmen würde, war ausgesprochen beruhigend.

Die Stille um ihn herum verschwand, als sein Vater merkte, dass sein Talent sich ebenfalls beruhigt hatte und er neigte den Kopf leicht zur Seite, als er von Brad neue Informationen erhielt. „Er scheint bereits erste Ideen für sein Vorgehen zu haben…“

„Natürlich. Dein Brad hat ein helles Köpfchen. Von ein paar Hindernissen wird er sich bestimmt nicht aufhalten lassen.“ Eine kurze Pause und bei der nächsten Frage war da eindeutig ein Funkeln in den blauen Augen. „Oder hatte Brad zum Ausdruck gebracht, dass er sich überfordert fühlt?“

„Nein“, musste er zugeben. Der Jüngere war nicht einmal überrascht gewesen.

„Er weiß Herausforderungen zu schätzen. Von daher ist ihm wohl ein Gefallen getan worden.“

Das war vielleicht ein wenig extrem ausgedrückt, aber es steckte genug Wahrheit in den Worten, um Michael ein schiefes Lächeln abzuringen.

„Er ist kein kleines Kind mehr“, wurde er aufmerksam gemacht. „In einem halben Jahr hat er seinen Abschluss in der Tasche. Das scheinst du manchmal zu übersehen.“ Sein Vater war nähergekommen, drückte nun kurz seine Schulter. „Und jetzt solltest du dich um deine eigene Arbeit kümmern, während Brad sich um seine kümmert, hm?“

„Bekomme ich sonst eine schlechte Beurteilung?“ Es war gar nicht so schwer, einen Scherz darüber zu machen, aber gleich darauf wurde seine Miene wieder ernster, als ihm noch eine Frage einfiel. „Wurde sein Begleiter ebenfalls von ihr festgelegt?“ Er hatte die Anweisungen noch nicht vollständig gelesen, dazu war er bereits nach der ersten Seite zu wütend gewesen.

Er erntete ein verneinendes Kopfschütteln. „Der Begleiter hat nichts mit Brads Aufgabenerfüllung zu tun, von daher steht dessen Wahl eindeutig Herrn Franken zu. Und dieser hat sich wieder für Herrn Hoffmann entschieden. Es sei denn natürlich, du kannst ihn nicht entbehren.“

Michael unterdrückte ein Schnauben. Er hätte auf jeden Fall zugestimmt, doch die Jahreszeit machte seine Antwort noch einfacher. „Um die Feiertage herum ist es sowieso ruhig. Von daher werde ich ohne ihn auskommen können.“

„Nun, in dem Fall kannst du ihm ja die frohe Botschaft überbringen.“

Sie lächelten beide.
 

******
 

„Brad, was können wir für dich tun“, begrüßte Stephan ihn, während Alexander ihm ein schnelles Lächeln zuwarf, dann aber weiter über seinen Hausaufgaben brütete.

„Woher weißt du, dass ich etwas von euch will?“ Eine Augenbraue wanderte fragend in die Höhe.

Hellblaue Augen wurden überraschend ernst, während der Franzose mit unverändertem Tonfall antwortete. „Nun, wir sind nicht zum Training verabredet. Und ansonsten bist du um diese Zeit in der Regel schwer beschäftigt.“

„Ich fühle mich durchschaut“, gab Brad trocken zurück. „Also gut, du hast Recht. Ich bräuchte die Hilfe von einem von euch beiden.“

„Gerne. Und wobei genau?“

„Ich will mit ein paar Schläge einfangen.“

Stephan sah ihn verwirrt an, genauso wie Alexander, dessen Aufmerksamkeit er mit diesen Worten wieder gewonnen hatte. „Aber sonst geht es dir gut, ja?“, fragte der Blondhaarige schließlich und hängte ein Grinsen hintenan.

„Gewiss doch. Ich habe bloß wieder einen Einsatz.“

Das brachte braune Augen zum Aufleuchten. „Du kannst uns etwas mitbringen!“ Brads Bitte schien völlig vergessen.

„Das könnte ich…“, gab er langsam und mit einem kaum erkennbaren Bogen um die Mundwinkel zurück.

„Aber machst du es auch?“, hakte jetzt Stephan nach, bevor er eine Kunstpause einfügte. „Ich werde dir nachher auch helfen“, wurde ihm dann versichert.

Alexander konnte das belustigte Glitzern in den Augen seines Freundes nicht sehen und warf diesem daher einen schiefen Blick zu. „Wir würden dir natürlich sowieso helfen. Aber du sollst uns trotzdem was mitbringen.“

Brad schüttelte nur den Kopf. „Keine Sorge, ich werde daran denken. Aber jetzt solltet ihr besser eure Hausaufgaben fertig machen, ich muss noch etwas anderes vorbereiten. Wir treffen uns in einer Stunde in der Sporthalle.“

Stephan nickte, verpasste seinem Freund dann eine spaßhafte Kopfnuss. „Hast du wirklich geglaubt, ich hätte das ernst gemeint?“, wurde Alexander gescholten.

Brad hörte die beiden noch kabbeln, während er den Aufenthaltsraum verließ. Er hakte innerlich den nächsten Punkt auf seiner Liste ab, zog dann kurz sein Talent zu Rate und wusste so schnell, wo er Herrn Rudert finden würde.

Der Instruktor war in seinem Quartier und hielt sich nicht lange mit Überraschung auf, sondern bat ihn herein.

Braune Augen schweiften flüchtig zum Schreibtisch hin, wo der Ältere offensichtlich mit der Unterrichtsvorbereitung beschäftigt war, dann konzentrierte er sich auf Herrn Rudert, der ihm gegenüber auf der Couch Platz genommen hatte und jetzt sprach.

„Geht es um Farfarellos Fortschritte?“, erkundigte sich der Instruktor mit einem Lächeln.

„Nein, dieses Mal nicht“, schüttelte er den Kopf. „Ich möchte mich auf meinen nächsten Einsatz vorbereiten und bräuchte die Unterstützung ihres Talents. Leider habe ich nicht viel Zeit, ich muss morgen bereits los.“

Herr Rudert lehnte sich zurück und versuchte seine Überraschung zu verbergen. „Ich hatte noch gar nicht davon gehört, dass du wieder nach Draußen sollst.“

Seine Mundwinkel zuckten in ein schmales Nicht-Lächeln. „Ich nehme an, Frau Kernen wollte sichergehen, dass ich erst etwas von dem neuen Einsatz erfahre, wenn ich die entsprechenden Unterlagen erhalte.“ Vollkommen neutral.

Herr Rudert zwinkerte langsam, während die Implikationen einsanken und die Miene des Älteren etwas Grimmiges gewann. „Du weißt, dass ich dir nicht bei der Planung helfen darf?“, wurde schließlich gefragt.

„Ja. Und ich brauche auch keine Hilfe dabei.“ Dieses Lächeln war zumindest zum Teil echt. „Ich möchte lediglich etwas ausprobieren und bräuchte einen Empathen dafür. Um genau zu sein, will ich steuern, was genau Sie von mir auffangen. Und Sie sollen mir sagen, ob nur durchkommt, was durchkommen soll.“

„Das klingt machbar.“ Das Interesse des Instruktors war eindeutig geweckt. „Darf ich mehr erfahren?“, wurde Brad auch prompt gefragt.

Und da es nicht untersagt war, gab er ihm ein paar Informationen. „Meine Zielperson ist Empathin. Ziemlich gut sogar, wenn der Bericht stimmt. Aber sie ist zu alt, um noch nach Rosenkreuz geholt zu werden.“

„Ah… sie würde misstrauisch werden, wenn ihr Talent bei dir nicht funktioniert. Aber warum willst du ihr erst nahe genug dafür kommen?“

„Sagen wir es mal so: meine Einsatzbefehle lassen eine einfache Lösung nicht zu.“ Staubtrocken und gar nicht amüsiert.

Der Ältere atmete aus und es klang beinahe nach einem Seufzen. „Natürlich nicht. Sie will dich sicherlich vor eine Herausforderung stellen, was?“

„So kann man das auch ausdrücken.“ Oder sie wollte sehen, wie er auf die Nase fiel. Was wohl eine genauere Beschreibung war. Die Worte blieben unausgesprochen, hingen aber trotzdem zwischen ihnen in der Luft.

Herrn Ruderts Gestalt straffte sich. „Ich werde dir gerne helfen. Es ist eine ausgezeichnete Übung für mich selbst.“

Und Brad hakte den nächsten Punkt ab.
 

~TBC~
 

Frau Kernen hat die beiden ja lange genug in Ruhe gelassen… ^^°°°

cya, cu ^-^

"Ich bin wirklich froh, Daniel hinter mir lassen zu können"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 91/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Brad übt sich im Theaterspielen ^^#

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: *lach* Du kannst mir glauben, dass nicht nur Michael diesen Wunsch hegt, Brad kann auf Frau Kernen ebenfalls gut und gerne verzichten. Aber tröste dich, keiner von euch muss mehr lange warten. Immerhin muss sie ja vor Ende des Schuljahrs aus dem Weg geräumt sein… ^^°

Da ich den aktuellen Auftrag nicht in die Länge ziehen wollte, erfährst du heute schon, was Brad sich hat einfallen lassen ^^
 

@Kralle: Nun, so schlecht ist mein Gedächtnis auch wieder nicht… ^^

Und keine Sorge, Weihnachten hatten sie gehabt, von daher wäre eher ein anderer Tag in Gefahr. *zwinka* Du hast einen Teil von Frau Kernens Vorgaben ganz gut getroffen. Um es mal grob zu umreißen: Brad darf keine Waffen verwenden, er darf nicht völlig anonym töten (das heißt, sein Opfer soll ihn vorher kennenlernen – also nichts „im Vorbeigehen“ wie bei Brads erstem Einsatz) und es darf auf keinen Fall nach einem Mord aussehen.
 

~ Sein Verhalten war ein Spiel gewesen, er konnte in viele Rollen schlüpfen, wenn er es wollte, den anderen sehen lassen, was dieser erwartete. Er hatte das schließlich von Kindesbeinen an gemacht. ~
 

(Crawford, Close Distance, Teil 38)
 

Teil 91 „Ich bin wirklich froh, Daniel hinter mir lassen zu können“
 

Sie waren auf der Autobahn und Herr Hoffmann hatte das Steuer übernommen, ehe der Ältere anfing, ihm mehr Fragen über seinen Auftrag zu stellen. Anscheinend war Michaels Empörung selbst dann noch zu spüren gewesen, nachdem dieser bei seinem Vater gewesen war und dementsprechend neugierig hatte der neue Auftrag Herrn Hoffmann zurückgelassen.

Und nachdem Brad ihm den Gefallen getan hatte, die groben Umzüge zu erläutern, erhielt er jetzt eine verwunderte Nachfrage.

„Du hast nichts dagegen, dass sie beseitigt wird?“

Er zuckte mit den Schultern. „Nein, der Auftrag an sich ist vernünftig, nur sollte sich normalerweise kein Schüler darum kümmern.“

„Aber du bist doch sonst so darauf bedacht, Talente zu sichern.“ Ein Lächeln glitt über das Gesicht des Älteren. „Für eins hattest du dich sogar fast vor ein Auto geworfen.“

Seine Mundwinkel zuckten ebenfalls. „Bei André war das ein ganz anderer Fall“, gab er dann zu bedenken. „Meine Zielperson ist älter als ich, man könnte sie nicht mehr nach Rosenkreuz holen. Und Quereinsteiger nehmen wir generell nicht.“ Sie würden niemals die notwendige Loyalität aufbringen.

„Ich verstehe… Doch es muss mehr Talente geben, die euch entwischen, was macht sie zu etwas Besonderem?“ Jemanden, den ihr töten wollt?, steckte hinter dieser Frage.

„Sie hat ihr Talent ohne jegliches Training so weit ausgebildet, dass sie es benutzen kann“, erklärte Brad langsam. „Normalerweise unterdrücken Kinder Draußen ihre Talente, bevor sie stark genug werden, um nützlich zu sein. Es passt nicht in die Norm und das Gehirn ist zu einigen Anpassungsleistungen fähig.“ Er schwieg für einen Moment, während er die Informationen zusammensuchte, die er in einer von Herrn Schumanns Lektionen erhalten hatte. „Je stärker das Talent grundsätzlich ist, desto schwieriger ist dieser Prozess. Aber desto höher ist auch die Chance, dass wir sie rechtzeitig finden. Einige werden auch von ihren Talenten umgebracht. Aber es gibt ein paar wenige Fälle, wo nichts davon stattfindet. Und diese erregen früher oder später Aufmerksamkeit. Auch unsere.“

„Hm…“, nickte Herr Hoffmann. „Natürlich lasst ihr nicht zu, dass jemand vom Vorhandensein von Talenten erfährt. Sie ist ein Risiko.“

„Das ist sie. Das Institut hat gezeigt, was passiert, wenn Wissenschaftler Talente in die Hände bekommen. Das einzig Positive war, dass es sich nicht um eine offizielle Einrichtung handelte, sondern einem Privatmann gehörte, der die gewonnenen Erkenntnisse selbst ausnutzen wollte. Von daher war es ohne größere Schwierigkeiten möglich, das Institut zu zerstören.“

Herr Hoffmann warf ihm einen schnellen Blick zu, sagte aber nichts dazu. Sie wussten beide, dass sie in diesem Moment das Gleiche dachten. Und in der Folge stellte der Ältere keine weiteren Fragen.
 

Der nächste Tag fand ihn sehr früh auf der Straße wieder und nicht im besten aller Stadtviertel. Eher im Gegenteil. Er wanderte ohne Eile durch die Totenstille, die Hände tief in den Jackentaschen vergraben. Eisiger Wind schnitt über sein Gesicht, trieb ihm beinahe die Tränen in die Augen. Die Kälte hier fühlte sich anders an als zu Hause, brutaler auf eine gewisse Weise, doch das hielt ihn nicht davon ab, das Unbehagen zu ignorieren. Er hatte andere Sorgen und die ließen sich nicht so einfach verdrängen.

Braune Augen suchten aufmerksam seine Umgebung ab, was das Fehlen funktionierender Straßenlampen zu einer schwierigen Aufgabe machte. Aber letztendlich ging es nicht darum, dass er selbst etwas fand, sondern dass er gefunden wurde. Und er musste nicht lange warten, bis ein lauter Pfiff von den Häuserwänden zurückgeworfen wurde, verbarg, wo genau er herkam.

Er blieb stehen und die sich anschließende Stille war sehr viel tiefer, auch wenn man jetzt das Leben in ihr erahnen konnte. Für ein, zwei Minuten schien die gesamte kleine Welt um ihn herum den Atem anzuhalten, bevor er eine Tür gehen hörte, gefolgt von Schritten. Es war mehr als eine Person und unwillkürlich wich er einen Schritt zurück, bevor er sich zu erneuter Reglosigkeit zwang.

Die Gestalt eines Mädchens, vielleicht ein Jahr älter als er selbst, löste sich aus der Dunkelheit, umrahmt von zwei Begleitern, die ihm drohende Blicke zuwarfen.

Er sank ein wenig in sich zusammen darunter, weigerte sich aber hartnäckig, weiter zurückzuweichen. Schließlich war er ihretwegen hier. Sie musste es einfach sein. Und auch wenn die Situation es nicht erlauben sollte, trat leise Hoffnung in braune Augen.

Sie musterte ihn für eine scheinbare Ewigkeit schweigend und Nervosität wuchs in ihm genauso wie die Gewissheit, dass sie ihn wegschicken würde. Doch es war keine Ablehnung, die schließlich über ihr Gesicht glitt, sondern ein Lächeln. „Hallo, ich bin Thea“, wurde dann eine Hand ausgestreckt und er ergriff sie.

„Ich… ich bin Daniel.“ Er verfluchte sich selbst für sein Stottern, denn jetzt wusste sie bestimmt, dass er nicht die Wahrheit gesagt hatte.

Doch Thea nickte nur akzeptierend. „Du hast nach mir gesucht?“

Sein Blick huschte unwillkürlich zu ihren Begleitern, die nicht älter waren als er selbst, ihn zu zweit aber sicher mühelos überwältigen könnten. Er strich sich fahrig durch seine braunen Haare, bevor er abgehackt nickte. „Bei der Suppenküche haben sie mir gestern erzählt, dass ich vielleicht hier bleiben kann. Dass man mich woanders nur wieder nach Hause schicken würde…“

Immer noch musterte sie ihn so intensiv, dass sie in ihn hineinzusehen schien. Und wieder erhielt er ein verstehendes Nicken. „Du willst nicht zurück, zu deinem Vater?“

„Woher-?“ Er biss die Zähne zusammen und verschloss sich so selbst den Mund. Aber seine Reaktion hatte ihr völlig gereicht.

„Du kannst gerne hierbleiben.“ Mit einem freundlichen Lächeln. Und kaum dass Thea die Worte ausgesprochen hatte, entspannten sich auch ihre Begleiter, schenkten ihm ebenfalls ein Lächeln.

Einer von ihnen gab ihm einen Klaps auf die Schulter. „Komm mit, Daniel. Ich zeige dir, wo du dich ausruhen kannst.“

Er gab sich alle Mühe, nicht unter der Berührung zusammenzuzucken, doch ganz gelang es ihm nicht und die Hand wurde sofort wieder zurückgezogen. Ansonsten tat der Andere aber so, als wäre nichts passiert.

„Du hast bestimmt Hunger, was?“, wurde stattdessen mit einem Grinsen gefragt, ohne dass man seine Antwort abwartete. „Ich bin übrigens Torsten und das da ist Jan. Die anderen schlafen noch, aber später kannst du sie auch kennenlernen.“

Er folgte dem anderen mit einem leichten Lächeln. Gerade fühlte er sich, als wäre ihm eine tonnenschwere Last von den Schultern genommen geworden.

Torsten und Jan begleiteten sie bis zum Eingang, kehrten dann aber auf ihre Wachposten zurück. Wärme umfing ihn, nachdem Thea die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, was ihn im ersten Moment frösteln ließ, dann aber atmete er erleichtert durch.

„Angenehmer als draußen, nicht wahr?“, lachte Thea leise. „Komm mit in die Küche. Ich mache dir einen heißen Tee, dann wird dir auch von innen warm.“

Er folgte ihr langsam, während er sich mit großen Augen umsah. „Wohnt ihr hier ganz allein?“

„Ja, mach dir keine Sorgen. Hier gibt es niemanden, der dich zurückschicken wird.“

„Aber wie könnt ihr euch-?“

„Das leisten?“, fiel sie ihm ins Wort. Er nickte und weil sie sich in diesem Moment zu ihm umgewandt hatte, konnte er das eigentümliche Lächeln sehen, das ihre Mundwinkel umspielte. „Der Eigentümer bringt es einfach nicht übers Herz, uns rauszuschmeißen. Er hat zu viel Mitleid mit uns.“ Sie setzte ihren Weg fort und sprach dabei weiter. „Er sorgt sogar dafür, dass wir Strom und Wasser haben. Und eine Heizung, wie du ja schon gemerkt hast.“ Sie lachte wieder und weil sie inzwischen die Küche erreicht hatten, begann sie mit den Vorbereitungen für den versprochenen Tee.

Nach einer einladenden Geste von ihr nahm er am Tisch Platz und beobachtete sie von dort aus. Es fühlte sich beinahe so an wie damals, als er noch klein war und seine Mutter ihm etwas gemacht hatte.
 

„Brad?“, wurde er vorsichtig gefragt.

Nachdem er seinen Auftrag abgeschlossen hatte, hatte er Herrn Hoffmann telefonisch informiert und obwohl er am vereinbarten Treffpunkt stand, schien der Ältere nicht ganz sicher, ob er die richtige Person vor sich hatte.

Seine Lippen zuckten in ein amüsiertes Lächeln, während er sich ganz aufrichtete und damit zu gewohnter Haltung zurückfand. „Herr Hoffmann“, grüßte er zurück und mit diesen Worten warf er die letzten Reste der Rolle ab, die er in den vergangenen Tagen gespielt hatte.

Der Ältere schüttelte ungläubig den Kopf. „Ich hatte zwar schon vorher deine neue Haarfarbe gesehen, aber du warst immer noch du. Das eben…“ Anscheinend fehlten ihm die richtigen Worte, um fortfahren zu können.

Brads Lächeln vertiefte sich. „Es wäre mir schwergefallen, sie zu täuschen, wenn ich mich innerlich nicht völlig umgestellt hätte. Ich muss zugeben, ich bin wirklich froh, Daniel hinter mir lassen zu können. Er war viel zu hilflos.“

„Etwas, das du ganz sicher nicht bist“, gab Herr Hoffmann zurück, nun ebenfalls lächelnd. „Es ist also alles gut gelaufen?“, wurde er dann gefragt.

„Haben die Beobachter noch nichts gemeldet?“ Seine Frage wurde von einer hochgezogenen Augenbraue begleitet.

Das brachte ihm ein Lachen ein. „Du weißt genau, dass sie Schwierigkeiten hatten, euch nahe zu kommen. Aber ich gestehe ein, dass ich weiß, wie es ausgegangen ist. Allerdings heißt das noch lange nicht, dass du auch deine Vorgaben einhalten konntest.“

Er merkte, dass er aufgezogen wurde, verschränkte aber trotzdem die Arme vor der Brust. „Sie haben wohl immer noch kein Vertrauen in meine Fähigkeiten, wie? Sie müssen sich keine Sorgen machen, ich habe den Auftrag bis aufs i-Tüpfelchen erfüllt. Es war alles nur ein dummer Unfall und niemand wird einen Gedanken an den armen Daniel verschwenden, der von zu Hause abgehauen war, weil er sich einmal zu oft blaue Flecken von seinem Vater eingefangen hatte.“

Jeder Humor war aus Herrn Hoffmanns Gesicht verschwunden, während Brad das sagte. „Die habe ich gesehen. Kein Wunder, dass du sie überzeugen konntest.“

Er zuckte lediglich mit den Schultern. „Sobald ich zurück auf Rosenkreuz bin, kann ich heilen lassen, was von den Verletzungen noch übrig ist. Und bis dahin werde ich mit den paar Schmerzen schon klarkommen.“

Der Ältere nickte langsam, auch wenn ihm offensichtlich immer noch nicht gefiel, was Brad sich da freiwillig angetan hatte. „Wie hast du eigentlich erklärt, dass du so gut trainiert aussiehst?“

„Hm, das ließ sich ganz gut in die Geschichte einbauen. Daniel hat trainiert, weil er hoffte, dadurch stärker zu werden. Aber er konnte sich trotzdem einfach nicht wehren, weil er viel zu viel Angst hatte.“

„Du hast wirklich an alles gedacht“, wurde mit einem beinahe bewundernden Kopfschütteln festgestellt.

„Natürlich. Ich hatte nicht vor, mir vor Frau Kernen eine Blöße zu geben.“ Sie hatten den Wagen erreicht und Brad stieg auf der Beifahrerseite ein. „Ich hoffe, Sie haben sich in den letzten Tagen nicht zu sehr gelangweilt?“, wechselte er dann abrupt das Thema, weil der Gedanke an sie altvertraute Ungeduld in ihm entzündet hatte und er nicht näher daran rühren wollte. Immerhin hatte er Herrn Schneider ein Versprechen gegeben.

Ein Lächeln blitzte auf, bevor Herr Hoffmann antwortete. „Die Tage waren zwar ruhig, aber gelangweilt habe ich mich nicht. Danke der Nachfrage.“ Und dann erzählte der Ältere ihm, wie er die Zeit verbracht hatte, während Brad aus dem Fenster spähte und die Weihnachtsdekoration in sich aufnahm, die immer noch die Stadt schmückte. Es war ein ungewohnter Anblick, auf Rosenkreuz hatten sie so etwas nicht. Er kam zu dem Schluss, dass es ihm völlig reichte, diesen bestimmten Abend mit Michael und dessen Vater verbringen zu können und dass er dafür keine Dekoration benötigte.

Sie hatten das Hotel fast erreicht, als sich in seinem Kopf etwas änderte und zuerst konnte Brad nicht einordnen, was es war, weil es einfach unmöglich schien. Doch dann glaubte er es und er warf Herrn Hoffmann einen vorwurfsvollen Blick zu. „Warum haben Sie es mir nicht gesagt?“

„Was meinst du?“, wurde er überrascht gefragt.

Brad musterte ihn scharf, doch die Überraschung war nicht gespielt. „Sie wissen nichts davon…“ Seine Mundwinkel zuckten flüchtig, aber er vergaß seine Belustigung, weil er viel zu sehr mit der Wärme beschäftigt war, die auf ihn einströmte. Die letzten Minuten schienen sich zu Ewigkeiten auszuwachsen, aber endlich war es so weit und er konnte der Autotür öffnen. Ohne ein weiteres Wort zu Herrn Hoffmann, der inzwischen schon ahnte, was in ihn gefahren war, sprang er heraus und fiel gleich darauf Michael in die Arme. Es war vielleicht nicht sein würdevollster Auftritt, aber das war ihm in diesem Moment herzlich egal.

Michael schien einen Moment zu zögern, einen Anflug von Überraschung in den eisblauen Augen, als dieser sein verändertes Aussehen bemerkte, doch Brad ließ ihm nicht viel Zeit für eine nähere Betrachtung. Ungeduldige Hände vergruben sich in sandblonden Haaren, dann zog er den Älteren auch schon zu sich herunter und küsste ihn.

Michael gab seinem Wunsch bereitwillig nach, zog ihn näher an sich heran, bis ihre Körper miteinander zu verschmelzen schienen. Es war ein angenehmes Gefühl nach den langen Tagen der Trennung, unterstrich die Tatsache, dass er nicht länger allein in seinem Kopf war. Aber schließlich mussten sie sich trennen und ein etwas benommenes Lächeln hing an seinen Lippen, weil da immer noch so viel Energie war, die auf ihn einströmte. Erst ein Räuspern hinter ihm sorgte dafür, dass er sich einigermaßen zusammenriss.

„Herr Schneider“, begrüßte Herr Hoffmann Michael. „Ich hatte nicht mit Ihnen gerechnet.“

Amüsement glitzerte in eisblauen Augen auf, nachdem diese sich von Brad losgerissen hatten. „Nun, ich habe auch erst vor zwei Stunden die Genehmigung erhalten, herzukommen.“

Was sicher nicht zufälligerweise der Moment gewesen war, in dem Brad seinen Auftrag beendet hatte.
 

~TBC~
 

Wie ihr an der Ausführung seht, ist Brads Probelauf mit Herrn Rudert positiv verlaufen und sein Plan konnte ohne größere Schwierigkeiten umgesetzt werden.

Michael hat noch eine Überraschung für Brad – außer seiner Anwesenheit an sich. ^^

cya, cu ^-^

"Wolltest du mir nicht erst zu meinem Abschluss einen Anzug schenken?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 92/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Zeit für Michaels Überraschung ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@YukuHana: Irgendwie klingt prüfungsbedingter Winterschlaf nach einem Oxymoron *Kopf schiefleg* Alles gut gelaufen? Ich freu mich auf jeden Fall, dass du vorbeigelesen hast ^___^ Und du stehst nicht unbedingt auf dem Schlauch, es wurde nicht genau erwähnt, was Brad getan hat. Ich zitiere aus einem Halbsatz: „Es war alles nur ein dummer Unfall“ *zwinka* Ich kann dir aber noch verraten, dass Brad für diesen „Unfall“ die wintertypischen Witterungsverhältnisse ausgenutzt hat. ^^#
 

@Jemma: Hm, grundsätzlich hättest du Recht, aber Frau Kernen hat im Moment nicht so sehr die Gelegenheit, sich über Brads Erfolg zu ärgern. Doch mehr wird noch nicht verraten ^.~

Wenn du im letzten Kapitel einen Hinweis richtig gelesen hast, weißt du, dass Weihnachten seit kurzem vorbei ist. Vielleicht kommst du nun auf Michaels Überraschung. ^^ Du musst nur kurz überlegen, welcher Tag vor der Tür steht.
 

@Kralle: *grins* Es stand ein Mal im letzten Kapitel, welche Haarfarbe er hatte. Aber heute kannst du es nochmal lesen ^^ Ich habe mich nicht weit vom Original entfernt, weil zum Beispiel Brad mit blonden Haaren irgendwie… nicht vorstellbar ist o.O''
 

Teil 92 „Wolltest du mir nicht erst zu meinem Abschluss einen Anzug schenken?“
 

Er sprach genau diesen Gedanken aus und Michael lachte auf, warm.

Und Amüsement wärmte immer noch die eisblauen Augen, als der Ältere sich beruhigt hatte und darauf antwortete. „Die Form musste immerhin gewahrt bleiben, auch wenn ich für keine Sekunde an deinem Erfolg zweifelte.“

Nun, dafür hatte sich Michael aber ziemlich aufgeregt, als dieser zum ersten Mal von seinem Auftrag gehört hatte… Diesen Gedanken musste Brad nicht aussprechen, er wurde auch so verstanden.

>Das war etwas anderes, wie du sehr wohl weißt.< Michaels mentale Stimme klang irgendwie steif, auch wenn da immer noch ein Lächeln war und es wirkte nicht einmal angestrengt.

Das ließ Brad aufmerksam werden und nachdenklich neigte er den Kopf zur Seite, musterte Michael eindringlich. „Warum bist du eigentlich hier?“

Das Lächeln vertiefte sich. „Ich vertrete Rosenkreuz dieses Jahr auf dem Silvesterball eines unserer… einflussreicheren Freunde.“

Und jetzt wusste er, warum der Ältere sich nicht die gute Laune hatte verderben lassen. Braune Augen leuchteten unbewusst auf. „Du nimmst mich mit.“ Es war keine Frage, nur Gewissheit.

„Ich hatte es dir versprochen“, gab Michael nur zurück, bevor dieser sich an Herrn Hoffmann wandte. „Sie werden ohne Brad nach Rosenkreuz zurückkehren müssen.“

„Dann kann er mich wenigstens nicht damit nerven, dass er hinter das Lenkrad will.“ Herr Hoffmann klang amüsiert.

Brad hatte die Anwesenheit des anderen Mannes fast vergessen gehabt, aber er nahm ihm nicht übel, dass er für einen Moment Michaels Aufmerksamkeit hatte. Denn Michaels Arme hatten sich gleichzeitig wie aus eigenem Willen um ihn geschlungen und hielten ihn eng gegen den Körper des Älteren. Es hielt die Winterkälte von ihnen fern, was ein netter Nebeneffekt war, aber ihm war nur wichtig, in Michaels Nähe zu sein. Dennoch befreite er sich kurz so weit aus der Umarmung, dass er Herrn Hoffmanns Blick begegnen konnte. „So etwas habe ich nicht getan.“

„Du hast vielleicht nichts gesagt, aber deine Blicke sprachen Bände“, war die unbeeindruckte Antwort.

Michaels Körper erbebte hinter ihm, doch wenigstens hatte der Ältere den Anstand, dieses Lachen zurückzuhalten. „Gib es auf“, wurde ihm dann zugeflüstert. „Herr Hoffmann hat vollkommen Recht. Auch wenn ich nicht weiß warum, aber du scheinst Autofahren zu lieben.“

Brads Mund, der bereits für eine Erwiderung geöffnet worden war, schloss sich wieder und er seufzte innerlich, bevor ein kaum wahrnehmbares Lächeln um seine Mundwinkel zuckte. Sie hatten beide Recht, sein Widerspruch war nur ein Reflex gewesen, weil er nicht gerne so einfach durchschaut wurde. „Danke für Ihre Begleitung“, sagte er daher mit unfehlbarer Liebenswürdigkeit und erntete ein Lächeln dafür.

„Es war mir wie immer ein Vergnügen.“ Herr Hoffmann verabschiedete sich anschließend und dann stand er allein mit Michael auf dem Parkplatz.

„Wir haben noch einen Termin beim Herrenausstatter. Ich gehe davon aus, dass du mich nicht in diesen Sachen begleiten möchtest.“

„Es wäre ein wenig unangemessen.“ Seine Lippen kurvten nach oben. „Aber wolltest du mir nicht erst zu meinem Abschluss einen Anzug schenken?“, merkte er dann an.

Eine Augenbraue wanderte in die Höhe. „Heißt das, du erhebst Einwände?“

Ein Auflachen entkam ihm. „Nein, natürlich nicht. Außerdem zählt er nicht wirklich, dazu wird er zu festlich ausfallen.“

„Hm, du hast ihn also schon gesehen“, stellte Michael gutmütig fest. „Ich hätte es wissen sollen.“

„Ja, hättest du.“ Zähne blitzten auf, bevor er seine Hand fest um die des Älteren schloss. „Du bist ohne Wagen hier?“

„Ich war schneller mit dem Flugzeug. Und wozu gibt es schließlich Taxis.“

„Auch wieder wahr.“ Er verfiel für einen Moment in Schweigen, während er auf den Eingang des Hotels zustrebte, um ihnen an der Rezeption ein Taxi rufen zu lassen. „Ich bin ein wenig überrascht, dass du die Erlaubnis erhalten hast, mich mitzunehmen“, meinte er schließlich leise.

Seine Hand wurde kurz ein wenig fester gedrückt. „Mir ging es ganz genauso“, gab Michael zu. „Ehrlich gesagt wusste ich bis vorgestern nicht einmal, dass ich hingehen soll. Normalerweise wird die Einladung durch eines der Triumviratsmitglieder wahrgenommen und dieses Jahr wäre es meinem Vater zugefallen.“

Oh, dachte Brad innerlich. Eindeutig einflussreich. „Und warum geht Herr Schneider nicht?“

„Ob du es glaubst oder nicht, er hat sich eine ziemlich schwere Erkältung eingefangen.“

„Wie hat er das geschafft?“ Talente wurden selten krank, so dass ihn diese Neuigkeit ehrlich überraschte. Und gegen eine Erkältung waren auch die Heiler machtlos.

Michael zuckte mit den Schultern. „Ich habe keine Ahnung. Aber ich bin froh über die Gelegenheit, die er mir damit verschafft hat.“ Mit einem verschmitzten Lächeln.

Und auch wenn Brad Mitleid mit Herrn Schneider hatte, konnte er nicht anders als es zu erwidern.
 

******
 

Brad wollte gerade die Rezeption ansteuern, als er ihn mit einer Hand auf dessen Schulter stoppte. Ein fragender Blick wurde ihm zugeworfen, woraufhin seine Mundwinkel kurz zuckten. „Hast du nicht etwas vergessen?“, fragte er den Jüngeren.

„Nicht dass ich wüsste“, lautete die lakonische Erwiderung. Brad machte sich nicht einmal die Mühe, sein Talent zu befragen.

Sein Lächeln vertiefte sich daraufhin. „Deine Haare“, machte er Brad auf das kleine Detail aufmerksam.

„Wie, gefällt dir mein neuer Look etwas nicht?“ Es klang zwar so, als wäre der Junge beleidigt, aber auf einer anderen Ebene merkte Michael sehr wohl, dass Brad ihn nur aufziehen wollte.

„Hm… das Problem ist wohl eher, dass es eben nicht dein Look ist.“

Eine Hand fuhr durch die braunen Haare und Brad schüttelte mit einem schwachen Lächeln den Kopf. „Natürlich nicht“, wurde ihm dann zugestanden und bevor der Jüngere die Hand senkte, kam sie kurz auf der von Michael zu ruhen. „Ich nehme an, du hast meinen Zimmerschlüssel?“

Sein Nicken war alles an Antwort, was Brad benötigte.

Wenig später stand der Jüngere unter der Dusche, während Michael das Spezialshampoo aus der Tasche heraussuchte, um es dann Brad zu bringen. Er stockte nur für einen Moment, als er die Spuren auf Brads Körper sah, die Verletzungen, die noch nicht verheilt sein konnten. Dann lehnte er sich gegen die kühlen Fliesen und sah zu, wie das Schwarz in Brads Haarschopf zurückkehrte und auch wenn der Unterschied nicht groß war, so hatte er erst ab diesem Moment das Gefühl, Brad wirklich wiederzuhaben.

Der blickte ein letztes Mal in den warmen Wasserstrahl hinauf, bevor das Wasser abgestellt wurde. Anschließend wollte Brad nach dem Handtuch greifen, doch die Bewegung, mit der Michael sich von der Wand abstieß, ließ ihn zögern. Braune Augen musterten ihn intensiv, bevor sich ganz langsam ein Lächeln entwickelte und eine Hand nach ihm ausgestreckt wurde. Brad wartete, bis er genau vor ihm stand und während sich ihre Finger verschränkten, vergrub sich die andere Hand in sandblonden Haaren und Brad zog ihn für einen Kuss zu sich herunter.

„Haben wir noch ein bisschen Zeit?“, wurde gegen seine Lippen geatmet, nachdem sie sich wieder getrennt hatten. Hitze strahlte auf ihn ab, wo Brad sich gegen ihn presste und das fiel ihm jetzt erst auf. Und passte es nicht wirklich wunderbar, dass er dabei nass geworden war?

Er schloss die kaum vorhandene Distanz wieder, so dass Brad sein Lächeln spüren konnte. „Ich muss mich jetzt sowieso umziehen. Ich denke, wir schaffen es, noch etwas davor einzuschieben.“ Damit trat er einen Schritt zurück und Brad folgte ihm bereitwillig aus dem Bad, hin zum Bett, wo sie sich auf die frischbezogene Decke fallen ließen.
 

Nachdem sie beide sich wieder ordentlich hergerichtet hatten, warf Brad ihm ein schnelles Grinsen zu, ausgesprochen zufrieden mit sich selbst.

Er zog nur eine stumme Augenbraue hoch, innerlich amüsiert über diesen offensichtlichen Mangel an Kontrolle.

„Wir haben Urlaub, zusammen“, antwortete Brad auf die unausgesprochene Frage, was ihm ein Auflachen entlockte.

„Nun, so ganz stimmt das nicht. Aber ich gebe zu, dass wir nicht viel arbeiten müssen.“ Er legte eine kurze Pause ein. „Andererseits kann so eine Veranstaltung auch sehr anstrengend werden.“

Brad blickte für einen Moment in eine Ferne, die zeitlich bestimmt war. „Ja, wahrscheinlich“, lautete anschließend das Urteil des Precogs. Dann aber wollte sich beinahe ein weiteres Grinsen hervorwagen. „Mit dir zusammen wird es schon auszuhalten sein.“

Er deutete eine leichte Verbeugung an. „Dein Vertrauen ehrt mich.“

Brads einzige Reaktion bestand darin, ihm die Zunge rauszustrecken, dann griff der Jüngere nach seiner Hand, offenbar mit der Absicht, sie nicht so schnell wieder loszulassen. Woraufhin Michael sein Talent dazu benutzte, diese bestimmte Tatsache vor ihrer Umgebung zu verbergen.

Das Taxi wartete draußen bereits auf sie und wie erwartet blieb Brad weiterhin anhänglich. Der jetzt wieder Schwarzhaarige rutschte im Wagen so nah an ihn heran, dass dieser fast auf seinem Schoß landete. Was Michael zum Anlass nahm, genau dafür zu sorgen und mit einem zufriedenen Seufzen ließ Brad den Kopf auf seine Schulter sinken.

„Er fährt vernünftig“, wurde ihm ins Ohr geflüstert. „Und wir werden nicht angehalten werden.“

Die Informationen erhielt er ungefragt und nahm sie mit einem flüchtigen Lächeln zur Kenntnis. Es gab ihm eine gute Entschuldigung, Brad bei sich zu behalten.

Die Fahrt an sich dauerte nicht lange und Michael bedauerte für einen Moment, den Jüngeren wieder freigeben zu müssen. Früher hätte er ihn vielleicht ganz einfach auf den Arm genommen, aber alles in allem war er ganz froh darüber, dass Brad dafür längst zu alt war.

>Mm… Ich bin auch lieber alt genug, um das Bett mir dir für mehr als nur zum Schlafen zu teilen<, wurde auf seine Überlegungen mit leiser Belustigung erwidert. Trotzdem brauchte Brad noch ein paar reglose Sekunden, bevor die Umarmung gelöst wurde und Lippen streiften vorher die seinen.

Die Wärme schien noch zu verweilen, als Brad bereits ausgestiegen war und er schüttelte innerlich über sich selbst den Kopf. Die paar Tage der Trennung sollten sie nun wirklich nicht so beeinflussen und doch geschah es jedes Mal aufs Neue.

Nachdem er sich wieder zusammengerissen hatte, vereinbarte er mit dem Fahrer, dass dieser auf sie warten würde, dann folgte er Brad in die Kälte. Ein unterdrückter Schauer durchlief ihn und die minimale Bewegung wurde sofort von braunen Augen eingefangen.

„Ich vermisse die klare Kälte bei uns. Hier scheint einem die Feuchtigkeit regelrecht in die Sachen zu kriechen. Und man hat nicht einmal Schnee zum Ausgleich.“

„Wenn du willst, kannst du heute noch zurück. Herr Hoffmann ist noch nicht aufgebrochen“, bot er an und Amüsement funkelte in eisblauen Augen.

„Ha, ha. Ich denke, es genügt mir schon, wieder ins Warme zu kommen. Und das Geschäft ist glücklicherweise direkt vor unserer Nase.“ Mit diesen Worten übernahm Brad die Führung und Michael schloss sich ihm mit einem kaum merklichen Lächeln an.

Eine Glocke verkündete ihr Eintreten. Das Geschäft sah im Inneren ausgesprochen altmodisch aus, mit viel Holz in dunklen, warmen Tönen. Wie er selbst lokalisierte auch Brad als erstes alle möglichen Ausgänge, konzentrierte sich dann erst auf die Person, die gerade aus einem Hinterzimmer kam.

„Wie kann ich Ihnen helfen?“, wurden sie von dem schon älteren Mann begrüßt, der perfekt in dieses Geschäft passte. Als hätte jemand hier die Zeit angehalten.

Brad war es, der vortrat und so die Aufmerksamkeit der ein wenig müde wirkenden Augen auf sich zog. „Wir wollten unsere bestellten Anzüge anprobieren und die letzten Anpassungen vornehmen lassen.“

Ein langsames Nicken antwortete darauf. „Herr Schneider, ja?“, wurde dann in seine Richtung gefragt, was er mit einem knappen Neigen seines Kopfes bestätigte. „Wir sind heute Vormittag fertig geworden“, fuhr der Ältere daraufhin fort. „Wenn Sie mir bitte nach hinten folgen würden?“

Sie zogen sich beide um und zufrieden spürte er, wie sich der Anzug wie eine zweite Haut an ihn schmiegte. Bei Brad waren noch ein paar Nacharbeiten erforderlich, der Junge wuchs immer noch und er hatte daher nicht dessen aktuellsten Maße gehabt, doch das war bedacht worden und so mussten sie nicht lange warten, bis beide Anzüge ordentlich verpackt werden konnten.

„Eine ausgezeichnete Arbeit“, meinte er beim Bezahlen. „Und danke, dass Sie uns so kurzfristig einschieben konnten.“

Der ältere Mann lächelte. „Es war eine Herausforderung, aber die machen die Arbeit erst interessant. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Ball.“

„Danke sehr.“

Hemden hatten sie zusammen mit ihren Anzügen bekommen, aber für Schuhe mussten sie ein anderes Geschäft aufsuchen. Schließlich waren auch die letzten Kleinigkeiten in Tüten verstaut und dank Brads Talent waren sie nirgendwo vergebens gewesen. Dennoch lag ehrliche Erschöpfung in ihren Schritten, als sie endgültig zum Taxi zurückkehrten und Brad erklärte sich sofort mit seinem Vorschlag einverstanden, im Hotelrestaurant zu Abend zu essen.

„Das wäre geschafft“, lehnte Brad sich zurück und schloss für einen Moment die Augen. „Ich glaube, ich werde niemals ein Faible fürs Shoppen entwickeln.“

„Das verlangt auch niemand von dir“, gab er unwillkürlich belustigt zurück, stimmte dem Jüngeren innerlich zu. Es war eigentlich lächerlich, sich von dem bisschen Einkaufen erschöpft zu fühlen und dennoch hätte er ein ausgiebiges Training eindeutig vorgezogen.

Brad entkam ein leises Lachen, als dieser mitbekam, in welche Richtung seine Gedanken wanderten. „Training macht auch viel mehr Spaß… aber für heute haben wir uns einen ruhigen Abend verdient.“

Und was genau der Jüngere damit meinte, wurde klar, als sie schließlich nach einem ausgesprochen guten Essen die Hotelzimmertür hinter sich schlossen. Es war warm im Zimmer, so dass sich Michael widerstandslos von seinem Hemd trennen ließ, dann wurde er auf die nachgebende Ledercouch gedrückt. Brad folgte ihm ohne Hast, verlor selbst Pullover und Shirt. Der Fernseher sprang auf einen Knopfdruck hin an, jedoch so leise, dass das Hintergrundrauschen eine reine Alibifunktion hatte. Und dann wurde es noch wärmer, als nackte Haut auf nackte Haut traf. Brad streckte sich auf ihm aus und neben Ruhe ging tiefe Zufriedenheit auf Michael über.

Seine Hand legte sich schwer in Brads Nacken und der Jüngere schien noch ein bisschen mehr gegen ihn zu schmelzen, mit einem kaum vernehmbaren Seufzen. „Wir hätten auch gleich ins Bett gehen können…“

„Aber ich möchte noch nicht schlafen“, kam ein leises Murmeln zurück.

Und er verstand.
 

~TBC~
 

Endlich kann Michael sein Versprechen einlösen. ^^

cya, cu ^-^

"Rosenkreuz? Diese Schule, auf die man nicht raufkommt?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 93/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Brad hat nichts gegen den Silvesterball, aber er gibt sich nicht gerne mit manchen der Gäste ab ^^°°°

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Oh, Michael wusste schon darüber Bescheid, hatte es aber lieber verdrängt, bis er die blauen Flecken wiedergesehen hatte. Immerhin weiß er genau, dass Brad sie letztendlich nur wegen Frau Kernen trägt. ^^#

*lach* Erst mal sehen, wie Brad auf die Leute reagiert, hm? Wo er doch von Talentlosen so viel hält…
 

@Kralle: Siehst du, jetzt hat es Frau Kernen weder geschafft den beiden Weihnachten zu verderben noch Silvester ^.~
 

Teil 93 „Rosenkreuz? Diese Schule, auf die man nicht raufkommt?“
 

„Das ist keine Villa, das ist bereits ein halbes Schloss“, stellte Brad fest, als sie vorfuhren.

Es war leise genug gesprochen, dass nur er es hörte und nicht der Chauffeur, der ihnen nebst Wagen von ihrem Gastgeber zur Verfügung gestellt worden war.

Die Feststellung an sich mochte nicht negativ sein, trotzdem war da etwas in Brads Tonfall, das dafür sorgte, dass Michael Brad mit einem strengen Blick ermahnte. Aber er konnte ihn nicht lange aufrechterhalten und dann zog auch schon ein Lächeln an seinen Mundwinkeln. >Immerhin muss genug Platz für die ganzen Gäste sein<, gab er wortlos zurück und Amüsement lag in seiner mentalen Stimme.

Die Tür wurde ihnen geöffnet und Michael stieg aus, doch die Aufmerksamkeit des Jüngeren war weiterhin auf ihn gerichtet. >Du hast mir noch gar nicht erzählt, was für Gäste es geben wird…<

>Hast du es noch nicht gesehen?< Die Belustigung wurde intensiver und strahlte als Wärme auf Brad ab. Dann aber antwortete er. >Unser Gastgeber zieht ein breites Spektrum an. Politiker, Künstler, Wirtschaftsführer, Schauspieler. Du findest sicher jemandem, mit dem du eine interessante Unterhaltung führen kannst.< Kühle Abendluft umfing ihn und gleich darauf auch Brad, als dieser neben ihn trat. >Es werden auch Gäste in deinem Alter da sein. Das hier ist als Familienveranstaltung gedacht, das macht einen besseren Eindruck.<

Brad verzog beinahe das Gesicht. >Ich will hoffen, dass sie mich in Ruhe lassen. Im Moment kann ich mir absolut nicht vorstellen, was ich mit Talentlosen in diesem Alter anfangen soll.<

Wo der Precog doch schon Probleme hatte, eine Verbindung zu Talenten in diesem Alter aufzubauen…, fügte er dieser Aussage im Stillen hinzu. Seine Hand schlich sich in Brads Nacken und er drückte sanft zu, bevor er sie wieder zurückzog. Das war Antwort genug und schweigend, jetzt auch auf mentaler Ebene, gingen sie die weit geschwungene Treppe hinauf.

Seine Einladung, die er sofort nach dem Aussteigen überreicht hatte, war ausgesprochen diskret weitergereicht worden, so dass er oben angekommen namentlich empfangen wurde.

„Herr Schneider, es freut mich, dass Sie meiner Einladung gefolgt sind.“ Ein fester Händedruck, während ihn die Augen des Mannes kalkulierend musterten. Er war unauffällig dabei, doch Michaels Talent konnte es nicht entgehen.

Er nickte mit einem höflichen Lächeln. „Mein Vater lässt sich entschuldigen“, erwiderte er dann.

„Oh, ich bezweifle nicht, dass Sie ihn würdig vertreten werden.“ Mit einem Lachen. Als nächstes richtete sich die Aufmerksamkeit des Anderen auf Brad. „Und wer ist Ihr Begleiter?“

„Brad Crawford“, stellte Michael ihn vor. „Wir haben dieses Jahr die Teilnahme an ihrem Ball als Belohnung für den besten Schüler des Abschlussjahrganges ausgeschrieben.“ Die Lüge kam ihm ohne jedes Stocken über die Lippen. „Sie sehen den klaren Sieger vor sich.“

Überraschung spielte über das Gesicht ihres Gastgebers. Aber die offensichtliche Frage an dieser Stelle wurde nicht ausgesprochen. Stattdessen folgte ein Lächeln in Richtung des Schwarzhaarigen. „In diesem Fall wünsche ich dir viel Spaß heute.“

„Vielen Dank.“

Die nächsten Gäste kamen die Treppe hoch und in der Folge wurden sie hineinkomplimentiert, auch wenn er den Blick des anderen Mannes für einen Moment noch in seinem Rücken spürte.

>Interessante Coverstory, die du dir da hast einfallen lassen<, kam es trocken von Brad, als sie in einen großen Saal und zu ihrem Tisch geführt wurden.

>Sie hat den Vorteil, wenigstens zur Hälfte wahr zu sein.<

>Natürlich ist sie das.< Mit einer arroganten Lächeln. Es verschwand auch dann nicht, als sie ihre Plätze einnahmen und Michael amüsierte sich innerlich über die Reaktion der anderen Leute an ihrem Tisch. Offensichtlich hatte Brad nicht vor, sich hier Freunde zu schaffen und das war auch nicht weiter verwunderlich. Er brauchte sie schließlich nicht.

Die Zeit verging in höflichem Small Talk, den Michael allein aufrechterhalten musste. Brad weigerte sich schlichtweg und dessen abweisende Miene hielt die anderen Gäste davon ab, auch nur den Versuch zu starten, ihn anzusprechen.

>Ich hoffe, du guckst nicht den ganzen Abend so unfreundlich.<

Braune Augen verengten sich. >Ich möchte den Abend mit dir verbringen, nicht mit irgendwelchen Schwätzern.<

Ein kaum sichtbares Lächeln streifte seine Lippen. >Keine Sorge, nach dem Essen wird es weniger förmlich zugehen. Dann werden wir auch ein wenig Zeit für uns allein haben.<

>Ich bekomme meinen Tanz?<, neigte der Jüngere den Kopf fragend.

>Ich würde es nicht wagen, dich darum zu bringen.<

Und jetzt stand ein erwiderndes Lächeln in Brads Augen. >Gut, dass du es einsiehst.<

Er lachte in den Kopf des Schwarzhaarigen hinein.

Das Essen erwies sich als ausgezeichnet und diese Tatsache schien Brads Stimmung zu heben, auch wenn dessen blanke Miene das niemanden erkennen ließ. Außer Michael, der andere Wege hatte. Ihre Hände ruhten nebeneinander auf dem Tisch, so nah, dass sie die Wärme zwischen sich spürten und ab und zu waren da auch flüchtige Blicke, die sie teilten.

Dennoch blieb es weiterhin Michael überlassen, sich am Tischgespräch zu beteiligen. Was vielleicht auf die Dauer langweilig geworden wäre, hätte Brad nicht einen sarkastischen Hintergrundkommentar zu den ausgetauschten Belanglosigkeiten abgeliefert. So kam es, dass ab und zu ein Lächeln um Michaels Mundwinkel zuckte, das nicht wirklich erklärlich war, doch niemand sprach ihn darauf an.

Schließlich wurde die formelle Runde aufgelöst und die Gäste verloren sich in den Räumlichkeiten des weitläufigen Gebäudes. Die Information, dass der Tanz in einer halben Stunde eröffnet werden würde, verbreitete sich mit bewundernswerter Mühelosigkeit, wenn man bedachte, dass keine Talente daran beteiligt waren und Brad forderte seine Begleitung ein, weil sie beide wussten, dass Michael nachher auch anderen Pflichten nachzukommen hatte.

„Er hat viel Geld, nicht wahr?“, meinte Brad leise, als sie in einen hallenartigen Raum gelangten und sich vor ihnen die dunkle Fläche eines Pools erstreckte. Normalerweise war er sicher von innen beleuchtet, doch im Moment schwammen hunderte von Kerzen auf der Wasseroberfläche und spendeten warmes Licht.

„Ausgesprochen, ja. Schon sein Großvater hat ein Imperium aufgebaut und jeder Nachkomme hat das Vermögen weiter vermehrt.“

„Und was haben wir mit ihm zu tun?“

„Wir stehen schon lange in einer Geschäftsbeziehung mit dem Unternehmen, die für beide Seiten profitabel ist.“

„Ah…“ Der Schwarzhaarige lachte unterdrückt. „Weiß er über uns Bescheid? Er hat mich vorhin so seltsam angesehen.“

„Nein, so weit reicht die Freundschaft nicht.“ Mit einem amüsierten Lächeln. „Er kennt nur unsere offizielle Seite. Und überrascht hat ihn dein Alter, du bist ein wenig jung, um zu graduieren.“

Brad wirkte nachdenklich. „Aber posieren wir nicht als Eliteschule? Dann sollte es doch nicht verwunderlich sein, wenn einige Schüler schon früher als normalerweise ihren Abschluss in der Tasche haben.“ Sie hatten inzwischen die andere Seite des Beckens erreicht und Brad blieb stehen, um noch ein wenig den Lichterfunken auf dem Wasser zuzusehen. Eine Hitzelinie brannte sich in seine Seite, wo Brad ein wenig zu nahe bei ihm stand, doch hier war das egal. Der Raum war ansonsten unbeleuchtet, um das Spiel der Kerzen besser wirken zu lassen, und in dem ungewissen Dämmerlicht, verbunden mit ihren dunklen Anzügen, waren sie sicher.

Irgendwie verspürte er den Wunsch, Brad an sich zu ziehen und ihn zu küssen, aber _dafür_ war es nun wirklich nicht dunkel genug. Stattdessen trafen sich nur kurz ihre Fingerspitzen und seine Stimme hatte sich unwillkürlich noch weiter gesenkt, als er schließlich antwortete. „Nun, grundsätzlich hättest du Recht. Aber dann wiederum ist eure Ausbildung umfassender. Auch offiziell. Vergiss nicht, was für Aufgaben ihr direkt im Anschluss übernehmt.“

Brad nickte langsam, als dieser verstand und Michael vermerkte diesen Punkt gedanklich für später. Er musste mit Herrn Schumann darüber reden, dieses Thema noch aufzunehmen. Vielleicht hatte der Instruktor das schon längst vorgesehen, doch dessen konnte er sich nicht sicher sein. Für Brads Ausbildung hatte von Anfang an Herr Franken die Verantwortung übernommen und Herr Schumann war genau wie er selbst mit bestimmten Bereichen betraut worden. Doch das Gesamtbild kannte nur das Triumviratsmitglied.

Er wandte sich vom Becken ab und seine Hand ruhte für einen Moment in Brads Kreuz. „Komm, wir sollten weitergehen. Der Tanz wird gleich eröffnet.“

Der Jüngere setzte sich zwar nur widerwillig in Bewegung, doch er tat es und so schlossen sie

sich den anderen Gästen an, die jetzt alle in eine Richtung strebten. Musik setzte ein, kurz bevor sie den Saal erreichten und die leichten Variationen verrieten ihm, dass die Musiker wirklich hier waren.

Der Ballsaal war ein beeindruckendes Meer aus Licht und Leuten. Gerade befand sich nur ihr Gastgeber mit seiner Frau auf der Tanzfläche, aber es dauerte nicht lange, bevor sich weitere Paare ihnen anschlossen.

Eisblaue Augen suchten nach Brad, der reglos seinen Blick erwiderte, schließlich minimal nickte. Er wurde freigegeben mit dieser Geste und lächelte flüchtig, ließ Brad dann mit leisem Bedauern zurück.

Sein Ziel war eine junge Frau, die ihm schon von anderen offiziellen Begegnungen bekannt war und mit einer leichten Verbeugung blieb er vor ihr stehen. „Dürfte ich um diesen Tanz bitten?“

„Oh, natürlich Herr Schneider. Ich wusste gar nicht, dass Sie heute hier sein würden.“

„Das hat sich sehr kurzfristig ergeben“, erwiderte er freundlich und bot ihr seinen Arm an, um sie auf die Tanzfläche zu führen.

„Ich bin jedenfalls froh darüber“, lachte sie. „Wenigstens treten Sie mir beim Tanzen nicht auf die Füße, so wie das manch andere hier tun.“

Er fiel in ihr Lachen mit ein. Ein Teil seiner Aufmerksamkeit blieb danach weiterhin auf sie gerichtet, genug, um belanglose Fragen und Antworten auszutauschen, doch viel mehr interessierte ihn, was bei Brad vor sich ging. Und da der Jüngere rein gar nichts unternahm, um ihn auszusperren, konnte er das Geschehen problemlos aus mehreren Perspektiven beobachten – einschließlich der von Brad.

Gerade näherte sich ihm eine Gruppe von Teenagern und Brad verdrehte innerlich die Augen, als er Michaels Amüsement wahrnahm. Doch von außen sah man ihm nichts davon an, seine Miene drückte lediglich höfliche Langeweile aus. Weswegen die Neuankömmlinge nicht lange zögerten, ihn anzusprechen.

„Hallo, ich bin Andreas“, trat der einstimmig gewählte Sprecher der Truppe vor und hielt Brad die Hand zur Begrüßung hin. „Wir haben dich noch nie gesehen. Mit wem bist du hier?“ Als Brad nicht gleich reagierte, regte sich leise Nervosität in dem Teenager, die jedoch gleich niedergetrampelt wurde. Michael konzentrierte sich ein wenig stärker und dann wusste er, woher das Unbehagen kam. Es war etwas in Brads Blick. Andreas sprach mit einem etwas gezwungenen Lächeln weiter. „Willst dich uns anschließen? Du siehst so aus, als würdest du dich sonst nur langweilen.“

Nun rutschte eine fein geschwungene Augenbraue hoch. „Brad Crawford. Ich bin mit einem Vertreter von Rosenkreuz hier. Und was genau sollte eure Gesellschaft daran ändern?“

Sein Gegenüber brauchte einen Moment, um die Antworten den Fragen zuzuordnen und lachte schließlich, als Brads letzte Bemerkung als Scherz aufgefasst wurde. „Wir sind immerhin bessere Gesellschaft als die alten Leute hier.“

„Rosenkreuz?“, fiel gleich darauf eines der Mädchen ein. „Diese Schule, auf die man nicht raufkommt?“

Belustigung strahlte flüchtig von Brad ab, mischte sich mit Michaels eigener. „Eine Schule ohne Schüler wäre ein wenig sinnlos, denkst du nicht auch? Wir sind einfach nur anspruchsvoll.“

„Invitation only, nicht wahr? Rufen Sie nicht an, wir rufen Sie an…“, mischte sich eine dritte Stimme ein. „Und wie hast du es dorthin geschafft?“ Du siehst mir nicht nach etwas Besonderem aus, konnte er dahinter lesen und es schwang auch im unbeeindruckten Tonfall mit.

„Ich habe ganz einfach das richtige Talent dafür.“ Natürlich verstand niemand von ihnen die Doppeldeutigkeit dieser Worte. „Aber um auf dich zurückzukommen…“ Brad wandte sich wieder Andreas zu. „Um ehrlich zu sein, sind diese sogenannten ‚alten Leute‘ immer noch interessanter als ihr es seid.“

Michael konnte nicht anders, er lachte auf, als er dies hörte. Brad war selten so ausgesprochen taktlos, es zeigte deutlich, für wie unwesentlich er die anderen Teenager hielt.

„Was ist, Herr Schneider?“, wollte seine Tanzpartnerin natürlich wissen.

Er lächelte zu ihr herunter, führte sie so, dass Brad in ihr Blickfeld geriet. „Sehen Sie dort? Ich wette, Brad hat sie gerade vor den Kopf gestoßen.“

„Der Schwarzhaarige? Ja, die Anderen sehen ganz danach aus.“ Sie lächelte ebenfalls. „Kennen Sie diesen Brad näher?“

„Hm, sehr gut sogar. Er ist einer unserer Schüler. Und ein bisschen zu intelligent, um sich gerne mit anderen seines Alters abzugeben.“

„Und das hat er ihnen wohl gerade klar gesagt, was?“ Ihr Lächeln wurde kurz zu einem Grinsen. „Ich kann es mir geradezu vorstellen.“

„Nun, er ist auf jeden Fall nicht schüchtern, was seine Fähigkeiten angeht.“ Seine Aufmerksamkeit schweifte wieder zu Brad herüber, der sich nichts daraus machte, dass er sich mit seiner Bemerkung unbeliebt gemacht hatte. Vielmehr war da ein Erwachen von Energie, mit dem aufblitzende Bilder einhergingen. Brad verarbeitete die Vision mit einem flüchtigen Stirnrunzeln und Michael wäre beinahe aus dem Schritt gekommen, als er erfuhr, was genau der Jüngere gesehen hatte.

„Ihr werdet mich sicher entschuldigen. Ich glaube, ich bekomme gerade Kopfschmerzen. Ich werde mir eine etwas ruhigere Ecke suchen.“ Und ohne eine Erwiderung abzuwarten, wandte sich Brad ab, während ihm wenig freundliche Gedanken folgten.

Seine Abgelenktheit wurde bemerkt und wieder suchte ihr Blick nach Brad. „Warum geht er?“

„Das wüsste ich auch gerne“, gab er mit scheinbarer Ahnungslosigkeit zurück, setzte dann einen bedauernden Gesichtsausdruck auf. „Ich befürchte, wir müssen den Tanz ein wenig frühzeitig beenden. Er hat versprochen, in der Nähe zu bleiben und normalerweise ist er nicht unzuverlässig. Vielleicht geht es ihm nicht gut.“

„Ich verstehe. Immerhin tragen Sie die Verantwortung für ihn, nicht wahr?“

„Genau das“, erwiderte er ihr neckendes Lächeln. Aber innerlich fragte er sich, ob Brads Vision noch rechtzeitig gekommen war, um dem Jungen zu helfen.
 

~TBC~
 

Jupp, nicht einmal die Silvesterfeier kann vorübergehen, ohne dass sich Brads Talent einmischt ^^#

cya, cu ^-^

"Es waren schon immer andere Menschen gewesen, die einen am leichtesten brechen konnten"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 94/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Brad geht baden ^^#

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Was er gesehen hat, kannst du heute nachlesen. Und keine Sorge, er findet auch noch interessantere Gesprächspartner auf dem Fest ^^
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 94 „Es waren schon immer andere Menschen gewesen, die einen am leichtesten brechen konnten“
 

Michaels Blick und Gedanken folgten ihm, als er den Saal verließ, doch Brads eigene Gedanken waren gerade woanders. Bei dem Jungen, den er in seiner Vision gesehen hatte. Normalerweise sollte es ihn nicht kümmern, ob einer der Talentlosen zu dumm zum Überleben war, aber in diesem Fall spielten andere Dinge hinein. Es ging um den Sohn ihres Gastgebers und hinter der unmittelbaren Dringlichkeit des Unfalls hatte er die Zukunft erahnt, die der Tod des Jungen mit sich bringen würde.

Es waren schon immer andere Menschen gewesen, die einen am leichtesten brechen konnten.

Seine Schritte wurden ausgreifender, aber er rannte nicht, denn wie sollte er so etwas später erklären? Und im Gegensatz zu Michael wusste Brad, dass er nicht zu spät kommen würde. Er passierte nur vereinzelt andere Gäste, die meisten hatten sich zum Eröffnungstanz im Ballsaal versammelt, ganz wie es sich gehörte. Aber im Stillen fragte er sich, wo das Kindermädchen war, das eigentlich auf den Jungen aufpassen sollte.

Er war ganz allein, als er zum zweiten Mal an diesem Abend den Raum mit dem Pool betrat – ganz allein mit dem Kleinen. Da war ein aufgeregtes Babbeln, nicht wirklich ausformulierte Worte und ein leises Plätschern störte die stille Oberfläche.

Der Junge haschte nach einer der Kerzen und er öffnete gerade den Mund, um ihn zurückzuhalten, als es auch schon geschah.

Ein Fluch entkam über seine Lippen, bevor er die letzten Meter rennend überwand, seine Schuhe und das Jackett abstreifte, bevor er in einem perfekten Bogen in das kalte Wasser glitt. Es war dunkel unter der Oberfläche, er konnte so gut wie gar nichts sehen und die Kälte kroch überraschend schnell in seine Muskeln. Alarm und Adrenalin rasten durch seinen Körper, entlockten ihm ein wildes Lächeln. Aber das war schnell wieder verschwunden, als sich ein weiteres Problem auftat. Der Junge war anscheinend in Panik geraten und das machte es seinem Talent schwer, ihn zu finden. Frustriert hielt Brad sich unten, kämpfte gegen den Auftrieb der verbleibenden Atemluft in seinen Lungen an, doch seine Augen konnten ihm im Moment auch nicht weiterhelfen. Er stieß sich vom Boden ab, schoss gleich darauf an die Wasseroberfläche und versuchte von dort aus eine Spur des Jungen zu entdecken.

Im gleichen Moment traf Michael ein und auch wenn Brad seine Brille verloren hatte, trafen sich ihre Blicke. Er forderte die Unterstützung des Älteren ein und sie wurde ihm ohne zu zögern gewährt.

Das Lächeln, das daraufhin über seine Lippen glitt, war für Michael ganz allein gedacht. „Du kannst Hilfe holen gehen“, meinte er leise, weil der Telepath ihn auch so verstehen würde und dann tauchte er auch schon wieder unter, geleitet von dem mentalen Radar, mit dem ihn Michaels Talent für den Moment ausgestattet hatte.

Zielsicher schwamm er auf die inzwischen regungslose Gestalt zu, sah ihn jetzt in seinem Kopf, vor seinem inneren Auge, und kurz darauf auch tatsächlich. Sein Arm schloss sich um den Jungen und auch wenn der fehlende Widerstand nichts Gutes bedeutete, so machte es ihm dieser wenigstens leicht, an den Beckenrand zurückzukehren und den Jungen aus dem Becken zu schieben.

„Nun komm… wenn ich mir deinetwegen schon den Anzug ruiniert habe, könntest du wenigstens atmen…“ Ein kaum verständliches Murmeln, während Kälte seinen Körper schüttelte. Er wusste kaum, dass er es sagte, genauso wenig wie ihm gerade bewusst war, wie kalt ihm wirklich war. Hastig angelte er nach seinem Jackett, stopfte es dem Kind in den Nacken, bevor er mit seinen eigenen Lungen Luft in ihn hineinzwang. Stimmen wurden laut, anscheinend hatte Michael andere alarmiert, aber Brad ließ sich davon nicht ablenken. Und endlich wurde er mit einem krampfartigen Husten belohnt.

„Genau so, Kleiner“, ermutigte er ihn. „Schön atmen.“

„Lukas!“, erreichte ihn dann ein Ruf, in dem eindeutig Panik mitschwang. Einen Herzschlag später war ihr Gastgeber an seiner Seite und zog seinen Sohn in eine feste Umarmung, nachdem Brad ein etwas ungläubiger Blick gestreift hatte.

Sein Talent versicherte ihm, dass der Junge das Schlimmste überstanden hatte und desinteressiert wandte er sich von dem Anblick ab. Denn jetzt hatte er Zeit genug, auf seinen eigenen Körper zu hören und der war gerade alles andere als zufrieden mit ihm. Ein Stirnrunzeln glitt über seine Züge, bevor er begann, sich aus seinen nassen Sachen zu befreien. Es würde ihm gerade noch fehlen, sich eine Lungenentzündung einzufangen.

Weitere Leute waren inzwischen gekommen, bildeten einen Ring um den Jungen. Aber Michael war es natürlich, der an seine Seite kam. Eine warme Hand legte sich gleich darauf auf seine Schulter, stoppte ihn, als er sich das Hemd über die Schultern streifen wollte.

„Nicht hier“, wurde ihm leise zugemurmelt, bevor der Ältere das eigene Jackett auszog und ihm über die Schultern legte.

Gehorsam schlüpfte er hinein, bemerkte dann erst, dass ihr Gastgeber inzwischen auf die Beine gekommen war, seinen Sohn auf dem Arm, und ihm wieder einen seltsamen Blick zuwarf. Brad hielt sich nicht lange mit Interpretationsversuchen auf, genoss die Wärme, die auf ihn überging, auch wenn im ersten Moment nur noch mehr Schauer durch ihn zu laufen schienen.

Michaels Finger schlossen geschickt die Knöpfe des Jacketts, dann richtete sich der Ältere wieder auf und wandte sich ebenfalls dem anderen Mann zu, der jetzt zu ihnen kam.

„Ich weiß nicht, wie ich dir danken kann.“

Etwas Trockenes zum Anziehen wäre nett, dachte er, auch wenn er es nicht aussprach. Selbst ihm war bewusst, dass es in dieser Situation nicht die angemessene Antwort war, obwohl es die ehrliche gewesen wäre. So aber hörte nur Michael diese Worte und Amüsement floss mindestens ebenso warm über ihn, wie es das Jackett des Älteren war, das ihn einhüllte. Er versank nicht so sehr darin, wie damals, als er Michaels Jacke regelrecht ertrunken war, aber immer noch war das Kleidungsstück eindeutig zu groß für ihn. Ein ungeplantes Lächeln flog über seine Lippen und es wurde von einem Funkeln in eisblauen Augen erwidert, als sein Blick kurz den des Älteren traf, bevor er sich wieder auf ihren Gastgeber konzentrierte.

„Sie müssen mir nicht danken. Es war doch selbstverständlich, dass ich ihm geholfen habe.“ Braune Augen wanderten kurz zu dem Grund seines spontanen Bads. Lukas hielt den Hals seines Vaters umklammert und sah so aus, als würde er am liebsten weinen, war aber zu sehr unter Schock dafür. Brad legte den Kopf leicht schräg. „Vielleicht sollten Sie ihn von einem Arzt ansehen lassen“, fügte er dann seinen ersten Worten hinzu.

Ein etwas steifes Nicken war die Antwort darauf. „Ich werde dafür sorgen, dass deine Sachen getrocknet werden. Bis dahin möchtest du vielleicht eines der Gästezimmer nutzen.“

„Vielen Dank.“ Es war Michael, der für ihn antwortete.

Viel zu viele Augenpaare folgten ihnen, als ihr Gastgeber es sich nicht nehmen ließ, sie persönlich zu begleiten, Lukas war inzwischen an seine Mutter weitergereicht worden. Der Mann schien innerlich mit etwas zu ringen, ein wenig entnervt von Brads Schweigen und Michaels stiller Schatten schien es ihm nicht gerade leichter zu machen. „Es war wirklich ein glücklicher Zufall, dass du ihn gehört hast…“, wurde schließlich beinahe tonlos festgestellt. Das Verlangen nach einer Erklärung steckte dahinter, vielleicht brauchte er es, um den Vorfall wirklich verarbeiten zu können. Die Hilflosigkeit zu überwinden, die das Wissen mit sich brachte, dass es auch mit Lukas‘ Tod hätte enden können.

Geendet wäre, ohne Brad. Was er natürlich nicht sagte. Stattdessen setzte er eine aufmerksame Miene auf. „Ich hatte leichte Kopfschmerzen und wollte ein bisschen Ruhe haben. Wir“, seine Kopfbewegung bezog Michael mit ein, „hatten den Raum nach dem Essen entdeckt. Ich dachte, das wäre genau das Richtige. Kein störendes Licht und er sollte auch leer sein.“ Er legte eine kurze Pause ein und seine Stirn legte sich in feine Falten, als müsste er eine Erinnerung wachrufen. „Ich habe ein Kind lachen gehört, mir aber nicht viel dabei gedacht. Beinahe wäre ich weitergegangen, weil doch jemand da zu sein schien und Kinder vertragen sich normalerweise nicht so gut mit Kopfschmerzen.“ Seine Mundwinkel zuckten in stillem Humor und sein Begleiter konnte nicht anders, als ebenfalls flüchtig zu lächeln. Brad zuckte mit den Schultern, bevor er fortfuhr. „Als nächstes war da allerdings ein Platschen und in dem Moment war mir klar, dass etwas passiert sein musste. Ich bin gleich reingerannt. Die Kerzen waren beiseite geschwemmt worden und bestätigten meine Befürchtungen. Und weil sonst niemand da war, bin ich natürlich hinterher gesprungen.“

Sie hatten das Gästequartier erreicht, aber ihr Gastgeber schien für einen Moment Probleme zu haben, die Tür zu öffnen. Was vielleicht an dem Zittern lag, das durch seine Hände lief. „Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn Lukas etwas passiert wäre.“ Nur ein kaum vernehmliches Flüstern, als die Tür schließlich doch aufging.

Brad wusste es und sein Blick suchte nach Michael, teilte ihm mit, was hätte sein können und nun nicht geschehen würde. Ein grimmiger Zug legte sich daraufhin um den Mund des Älteren, war aber wieder verschwunden, als sie ebenfalls das Zimmer betraten. Stattdessen war da jetzt ein beruhigendes Lächeln. „Es ist ja noch einmal alles gutgegangen.“

„Ja, das ist es wohl…“ Der Mann fasste sich sichtlich, richtete seine Aufmerksamkeit dann wieder auf Brad. „Wenn er mit Lukas fertig ist, werde ich den Arzt zu dir schicken.“

Ihm rutschte eine Augenbraue hoch. „Ich versichere Ihnen, dass ich keinen Arzt benötige“, erwiderte er aufrichtig und mit einem Hauch von Amüsement, der allerdings nur von Michael bemerkt wurde.

Seltsamerweise wurde sein Blick nicht erwidert, stattdessen schienen die Augen seines Gegenübers nach unten abzuschweifen, als versuchten sie, durch das Jackett hindurchzusehen. Und Brad erinnerte sich an Michaels leise Warnung. Ah, nicht doch… >Michael?<

Er wurde gehört und verstanden und dann konnte er regelrecht zusehen, wie sich der Blick des anderen Mannes verschleierte, als Michaels Talent arbeitete. Es war so schnell vorbei, wie es gekommen war und ihr Gastgeber wischte sich anschließend über die Stirn, ein wenig verwirrt, bevor endlich Brads Blick erwidert wurde und nun stand kein Verdacht mehr in ihm.

„Ein kleiner Check-up wird nicht schaden“, wurde ihm mit einem Lächeln mitgeteilt. „Und bis du deine Sachen wieder tragen kannst, dauert es sowieso noch einen Moment.“

Er gab mit einem deutlichen Seufzen auf, den Anderen überzeugen zu wollen und erntete ein leises Lachen dafür. „Ich hoffe, wir sehen uns nachher noch auf dem Ball.“ Damit verabschiedete sich ihr Gastgeber und ließ sie allein.

Mit einer hochgezogenen Augenbraue wandte er sich an Michael. „Konntest du ihm die Idee nicht ganz ausreden?“

„Es wäre möglich gewesen“, kam die amüsierte Antwort. „Allerdings wäre es schwieriger zu bewerkstelligen und würde ein Loch hinterlassen. Die Idee hatte sich schon sehr tief in seinen Verstand gegraben und das Motiv dafür einfach auszutauschen, schien mir am besten.“

„Was immer du sagst…“ Dieses Seufzen war ebenso gespielt wie das zuvor.

Michael lächelte nur, begann dann, ihm das Jackett aufzuknöpfen, um es ihm anschließend abzustreifen, gefolgt von dem immer noch nassen Hemd. Ein unfreiwilliger Schauer durchlief ihn, als ihm wieder bewusst wurde, dass ihm kalt war und die warmen Hände, die sich daraufhin an seine Taille legten, unterstrichen das Gefühl nur noch. Michaels Gesicht war ihm auf einmal ganz nah und ihr Atem mischte sich zwischen ihnen. Dann wurde auch die letzte Distanz geschlossen und Michaels Lippen begannen die seinen aufzuwärmen. Finger glitten gleichzeitig unter den Bund seiner Shorts, zogen sie nach unten, bis sie das letzte Stück von allein herunterrutschten. Keine Sekunde später wurde er hart an den Älteren herangezogen und seine Finger waren es, die sich in Michaels Hemd krallten. Der Stoff fühlte sich wundervoll gegen seine Haut an und durch ihn hindurch konnte er Michaels Körperwärme spüren. Er wollte mehr davon und trotzdem war Brad es, der den Kuss schließlich beendete und einen halben Schritt zurücktrat. Braune Augen hatten sich verdunkelt, als er in eisblaue starrte, versuchte, zu Atem zu kommen. Und Michael begegnete seinem Blick mit nicht weniger Verlangen.

„Was ist?“, wurde er leise gefragt, während ein Daumen unbewusste Kreise um die Erhebung seines Hüftknochens zeichnete.

„Gleich wird ein Hausmädchen kommen, um meine restlichen Sachen zu holen. Es wäre ein bisschen ungünstig, wenn sie uns in dieser Situation ertappen würde.“ Ein krummes Lächeln begleitete diese Worte.

Michael erwiderte es mit dem gleichen Gefühl dahinter, lehnte sich schließlich vor, um ihm einen Kuss auf die Stirn zu drücken. „In dem Fall verschwindest du wohl besser ins Bad, hm?“

Sein Nicken geriet etwas ruckartig, aber der Ältere kommentierte es nicht. Zum Glück war das Badezimmer gleich an den Raum angeschlossen und er stand bereits unter der warmen Brause, als ein Klopfen an der Tür ertönte.

Brad lauschte auf den gedämpften Austausch, den er normalerweise gar nicht hätte hören dürfen, aber dank Michaels Talent hatte er keinerlei Probleme damit. Er sah, wie Michael ein Bademantel überreicht wurde, zusammen mit seiner Brille, anscheinend hatte hier jemand mitgedacht und dann wandte er sich von den inneren Bildern ab. Das heiße Wasser fühlte sich einfach zu gut an, ließ die Hitze in seine Muskeln sickern und schien ihn gleichzeitig eines Großteils seiner Kraft zu berauben. Er ließ es geschehen, hielt das Gesicht einfach nur dem prasselnden Strahl entgegen, bis er in die letzte Zehenspitze hinein aufgewärmt war.

Als er die Kabine verließ, erwartete Michael ihn bereits, hüllte ihn in den weichen Bademantel ein. Es folgte ein Handtuch, das ihm die Sicht versperrte und dann wurden ihm auch schon die Haare trocken gerubbelt.

Mit einem Lächeln ließ er es geschehen.
 

~TBC~
 

Und damit konnte Brad mal wieder den Helden spielen *grins*

cya, cu ^-^

"Im ersten Moment dachte ich, er würde dir einen Bonbon geben"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 95/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Brad findet doch noch interessante Gesellschaft ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@YukuHana: Ja, nicht wahr? Da bekommt er endlich mal einen Anzug von Michael und dann so etwas… *snicker* Aber wenigstens ein Gutes hatte das kalte Bad, jetzt findet er nämlich auch ein paar andere Gesprächspartner als die nervigen Teenager zuvor ^.~
 

@Kralle: Wenn schon denn schon *zurückwink*, ne? *lach*
 

@Jemma: Nun, ich kann die ganze Sache doch nicht vor dem Feuerwerk enden lassen - was wäre das denn sonst für eine Silvesternacht… o.O *gg* Und Brad macht sich wirklich gut als Retter, vor allem, weil er immer mit so viel Eifer bei der Sache ist *ehe*
 

Teil 95 „Im ersten Moment dachte ich, er würde dir einen Bonbon geben“
 

Der Mann, der schließlich um Zutritt bat, gab das perfekte Bild eines gutmütigen Hausarztes fortgeschrittenen Alters ab und die altmodische Tasche, die er mit sich trug, verstärkte den Eindruck nur.

Ausgewaschene blaue Augen richteten sich sofort auf Brad, der – mangels Sachen – immer noch in den Bademantel gehüllt war und in einem der Sessel Platz genommen hatte. „Na mein Junge, dann wollen wir dich mal abhören, was?“

Brad gab sich alle Mühe, nicht das Gesicht zu verziehen und Michael, der in seinen Kopf hineinlachte, machte das nicht gerade leichter. Stattdessen ließ er den Stoff wortlos von seinen Schultern gleiten und ertrug gleich darauf die Kälte des Stethoskops.

„Und tief einatmen. Halten. Und jetzt ausatmen.“

Er gehorchte den sanften Worten, die wiederholt wurden, nachdem das Metall ein Stück weiterrutschte. Die Prozedur begann von vorne, dann sollte er dem Arzt den Rücken zuwenden.

„Du hast kräftige Lungen, mein Junge“, stellte der Arzt fest und Brad biss sich auf die Lippen, um nicht loszulachen, als von Michael kommend ein Schauer von Amüsement über ihn hinwegschwemmte.

„Körperliche Ertüchtigung wird bei uns großgeschrieben“, erwiderte gleichmütig, nachdem er wusste, dass er seine Stimme wieder unter Kontrolle hatte.

„Das sieht man.“ Er erhielt einen freundlichen Klaps auf die Schultern und dann ein Lächeln. „Du hast deinen Auftritt als Held gut überstanden“, wurde ihm mitgeteilt. Danach wandte sich der Arzt seiner Tasche zu und holte eine Tablette heraus. „Ich denke, das ist alles, was du brauchst. Schließlich sollst du den Ball genießen und dich nicht mit Kopfschmerzen herumplagen müssen.“

„Vielen Dank.“

„Wirklich gern geschehen, mein Junge. Ich wünsche dir noch viel Spaß.“

Kurz darauf waren sie wieder unter sich und Brad konnte nur zwinkern, weil er nicht wusste, wie er in Worte fassen sollte, was er gerade empfand.

Michael setzte sich zu ihm auf die Armlehne. „Wie ich merke, ist deine übliche Abneigung gegenüber Ärzten gar nicht aufgetaucht.“

Er nickte langsam. „Er war irgendwie anders“, stellte er dann gedehnt fest.

„Das ist mir auch aufgefallen.“ Michael lachte leise. „Im ersten Moment dachte ich, er würde dir einen Bonbon geben, weil du dich so brav hast untersuchen lassen.“

Brad lächelte unwillkürlich und lehnte sich gegen den Älteren. „Ich hatte auch ein ähnliches Bild vor Augen.“ Dann aber wurde seine Miene ernster. „Er hat nichts von den blauen Flecken gesehen?“, vergewisserte er sich.

„Er hat nur gesehen, was er erwartet hat. Irgendwelche Anzeichen von Verletzungen gehörten nicht dazu.“

„Warum auch…“ Braune Augen verengten sich, als er kurz daran dachte, weshalb er diese Spuren überhaupt trug und ein Grollen wollte in seiner Kehle aufsteigen. Aber die Emotion verschwand so schnell wie sie aufgetaucht war und er erstarrte in Regungslosigkeit, während er ins Nichts starrte. Das war… seltsam.

„Was ist los?“, wollte Michael leise wissen, drückte einen Kuss auf den schwarzen Haarschopf.

Brad schüttelte sich leicht, es fühlte sich an, als müsste er sich aus einer Trance freikämpfen. Normalerweise beanspruchte ihn sein Talent nicht so extrem – und in diesem Fall hatte es ihm anscheinend nicht einmal etwas mitzuteilen. „Ich… ich denke, ich hätte eben etwas sehen sollen. Nur seltsamerweise habe ich das nicht.“

Eine Hand legte sich an seine Wange, leitete ihn, so dass er schließlich dem Blick eisblauer Augen begegnete. Michael betrachtete, was er eben gesehen – oder eben auch nicht gesehen – hatte, schüttelte nach ein paar endlosen Sekunden mit einem Stirnrunzeln den Kopf. „Nichts. Aber es fühlt es sich auch nicht wie eine typische Vision von dir an. Vielleicht ist es eine Nachwirkung deines kalten Bades.“

Er zuckte nur mit den Schultern, möglicherweise nicht unbedingt zustimmend, aber ihm fiel auch keine bessere Erklärung ein. Und alles in allem war ihm die Sache im Moment ziemlich egal. Sollte tatsächlich eine Vision dahinter stecken, würde er früher oder später schon noch mehr erfahren. Seine Hand legte sich über die des Älteren und er verschränkte ihre Finger, bevor er sie zusammen mit Michaels senkte und sein Gesicht gegen dessen Arm presste, tief durchatmend. „Ich will dich…“, murmelte er in den seidigen Stoff hinein.

Ein Beben lief durch den Körper des Älteren. „Hatten wir das Thema nicht bereits?“

„Nun ja, aber das ändert nichts an der Tatsache.“ Humor schlich sich in seine Antwort ein, obwohl er eher frustriert war.

„Das wohl nicht.“ Michael lachte schon wieder. „Aber ich verstehe nicht so ganz, warum du so ungeduldig bist. Schließlich bist du letzte Nacht nicht gerade zu kurz gekommen.“ Er wurde eindeutig aufgezogen.

„Das hat damit gar nichts zu tun“, gab er unbeeindruckt zurück. Er hob das Gesicht und ein Lächeln zuckte um seine Mundwinkel, als er Michaels Hand zu seinem Mund führte, um dann dessen Knöchel zu küssen.

Michaels Augen weiteten sich erst, bevor sie sich verengten. Dennoch konnte er sehen, dass dessen Pupillen jetzt markanter waren. „Das ist unfair“, beschwerte sich der Ältere leise.

„Warum sollte ich allein leiden?“

„Weil du der Teenager bist. Ich habe das bereits hinter mir.“

Nun war es an ihm zu lachen, aber er antwortete nicht darauf, weil es jeden Moment an der Tür klopfen würde.

Michael seufzte nur. „Ich gehe schon“, wurde ihm mitgeteilt. Der Ältere erhob sich und ihre Hände trennten sich voneinander, als Michael den ersten Schritt Richtung Tür tat. Das Klopfen wurde kaum abgewartet, bevor der Ältere auch schon öffnete und kurz darauf hatte Brad seine Sachen zurück.

„Sehr gut“, urteilte Michael, nachdem er sich angezogen hatte. „Man sieht dem Anzug kaum an, dass er eine unfreiwillige Wäsche hinter sich hat.“

Der Blick rief ihm etwas anderes in Erinnerung. „Warum eigentlich hatte mich unser werter Gastgeber vorhin beim Becken so komisch angesehen? Und ich meine nicht Moment, als er die blauen Flecken entdeckte.“ Er sandte das entsprechende Bild an Michael.

Der zog eine Augenbraue hoch und Amüsement glitzerte in eisblauen Augen auf. „Er hatte wahrscheinlich nicht dich als Retter erwartet. Normalerweise wäre ein Sechzehnjähriger kaum so souverän vorgegangen. Die meisten Erwachsenen hätten damit Probleme gehabt.“

Er gab ein leises Schnauben von sich. „Es ist doch immer schön zu hören, dass man unterschätzt wird.“

„Nun, in dem Fall kannst du es ihm nicht wirklich übelnehmen“, mahnte Michael an, klang aber immer noch belustigt.

„In Ordnung, kann ich nicht.“ Er musterte kurz die Tür. „Wenn wir die Musik bis hierher hören könnten, würde ich gar nicht erst rausgehen. Die braunen Augen fingen jetzt den Blick des Älteren ein. „Aber ich will ja meinen versprochenen Tanz noch haben.“

„Und du wirst ihn auch bekommen. Doch bis dahin musst du dich wohl oder übel noch einmal den anderen Gästen stellen, vor allem, da du jetzt ein großer Held bist.“ Michael grinste – nicht ganz – bei den letzten Worten.

„Ha ha“, ließ er sich nicht ärgern. „Wann gedenkst du dich loszureißen?“ Schließlich wäre es kaum eine gute Idee, unter den Augen der anderen zu tanzen. Sie könnten dadurch auf dumme Ideen gebracht werden.

Michael war seinem Gedankengang gefolgt und lächelte schief. „Gegen Mitternacht. Da werden sich die Pärchen finden.“

„Wie passend…“

„Ja, nicht wahr?“ Das Lächeln wurde ausgeprägter, bevor der Ältere nach ihm griff und ihn sanft küsste.
 

******
 

„Ich hoffe, es geht Ihrem Sohn gut?“

Sie waren ihrem Gastgeber über den Weg gelaufen, kurz nachdem sie das Gästequartier verlassen hatten und wurden jetzt in Richtung Ballsaal begleitet.

„Ja, Brad hat ihn rechtzeitig herausgezogen. Und dank der sofortigen Erste-Hilfe-Maßnahmen wird er keine bleibenden Schäden davontragen. Er schläft jetzt und seine Mutter ist bei ihm.“ Ein deutlich erleichtertes Lächeln schloss sich diesen Worten an, dann wurde Brad gemustert. „Dir geht es auch gut, wie ich sehe?“

„Ja. Es war zwar feucht und kalt aber ich habe schon Schlimmeres erlebt.“ Mit unerschütterlicher Höflichkeit.

Er konnte sehen, woran Brad in diesem Moment dachte und stimmte ihm innerlich zu. Und weil bei der Erinnerung ein Schauer durch den Jungen lief, schickte er ihm Wärme über ihre Verbindung. Das Lächeln, das er daraufhin erhielt, existierte nur auf der mentalen Ebene und es ging ebenfalls mit Wärme einher.

Ihr Gastgeber nickte, vielleicht ein wenig perplex, aber er war zu gut erzogen, um nachzuhaken. Und da sie inzwischen ihr Ziel erreicht hatten, hielt der ältere Mann kurz inne. „Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Abend, Herr Schneider. Und dir natürlich auch, Brad.“

„Vielen Dank, den werden wir sicher haben“, erwiderte er für sie beide und zeigte mit keinem Muskelzucken, dass Brads Meinung in diesem Moment leicht von dieser Aussage abwich. Aber wirklich nur minimal… Erst als sie unter sich waren, zuckten seine Mundwinkel und Brad warf ihm einen scharfen Blick zu.

„Sag ja nichts.“

Er hob in einer Geste der Abwehr die Hände. „Das hatte ich gar nicht vor“, versicherte er dem Jüngeren.

Die Augen verengten sich weiter. „Aber du hast es gedacht.“

„Dagegen kann ich nun wirklich nichts tun.“ Er lachte leise, dann floss der Humor aus seinen Zügen heraus und wurde von Ernst abgelöst. „Ist es wirklich so schlimm hier zu sein?“

Brad verschränkte beinahe die Arme vor der Brust, sah kurz zur Seite, bevor sein Blick wieder erwidert wurde. „Nein, natürlich nicht. Ich bin gerne mit dir hier. Ich möchte nur ein bisschen mehr von dir haben.“

Das war etwas, das Michael sehr gut nachvollzuziehen konnte. Für ein paar Sekunden brauste sein Talent auf wie eine Windböe, sorgte dafür, dass niemand zufällig in ihre Richtung schauen würde und er nutzte diesen Moment, um einen Kuss auf weiche Lippen zu drücken. „Später, hm?“

Ein sanftes Ausatmen, wie ein Seufzen. „Ja, später.“ In der nächsten Sekunde straffte sich die Gestalt des Schwarzhaarigen, eine Maske schien sich über sein Gesicht zu legen, und ohne einen Blick zurück betrat Brad den Saal.

Michael sah ihm sinnend hinterher, bevor er sich ebenfalls von der leidlichen Anonymität der Flügeltür löste und den Saal betrat. Es dauerte nicht lange, bis ihn seine frühere Tanzpartnerin erspähte und zu sich herüberwinkte, eine Einladung, der er eher unwillig folgte, da sie mit einer Gruppe anderer Gäste zusammenstand, die ihm jetzt neugierig entgegensahen. Und anders als Brad konnte er nicht so einfach unsoziale Tendenzen zeigen.

„Ah, Herr Schneider, ich habe Sie schon vermisst“, wurde er begrüßt. „Ist es wahr, was ich gehört habe?“

Er lächelte ihr zu, grüßte die anderen Anwesenden mit einem knappen Nicken, bevor er sich wieder auf sie konzentrierte. „Das kommt ganz darauf an, was Sie gehört haben.“

Ein helles Lachen antwortete ihm darauf, aber dann wurde sie ernster. „Lukas, ist er wirklich von Ihrem Schüler gerettet worden?“

„Hm, Brad ist eher selten mein Schüler, aber ja, er hat den Jungen aus dem Becken geholt.“

Wie zu erwarten war, vermehrten sich die Fragen daraufhin, genauso wie die Zahl der Fragenden. Michael machte freundliche Miene zum nicht bösgemeinten Spiel, aber wie vorhin schon verwandte er einen Teil seiner Aufmerksamkeit auf Brad.

Der Junge hielt sich jetzt von den anderen Teenagern fern, auch wenn er deren Blicke spürte, die sich von Empörung in offene Neugier gewandelt hatten. Nach dessen ‚Heldentat‘ gab es auch unter den Erwachsenen genug Leute, die sich für Brad interessierten und der junge Precog beschloss, das Beste aus der Sache zu machen. Was für Brad hieß, dass er sich nicht nur ausfragen ließ, sondern vielmehr selbst das Heft in die Hand nahm. Letztendlich traf er anscheinend doch noch auf Gäste, die er als interessant genug befand und mit denen er direkt liebenswürdig umging.

Michael lächelte in sich hinein, als er das bemerkte und auch wenn es ihm selbst nicht bewusst war, so entspannte sich seine Körperhaltung ein wenig. Auch wenn sich der Kreis der Leute um ihn herum vergrößert hatte, war ihm seine Unaufmerksamkeit nicht anzumerken, als er mit regem Interesse auf Brads aktuelle Unterhaltung lauschte.

„Ich möchte dir einen Bekannten von mir vorstellen. Da du anscheinend Japanisch kannst, solltest du keine Probleme haben, dich mit ihm zu verständigen.“

Michael spürte den Wunsch des Mannes, Brad auf die Probe zu stellen und dieses Wissen vermittelte er an den Jüngeren weiter. Natürlich ließ sich Brad davon nicht aus der Ruhe bringen, sondern absolvierte eine perfekte Verbeugung, um den Japaner dann in dessen Muttersprache zu begrüßen.

Der Andere war deutlich überrascht, erlaubte sich aber nicht, das zu zeigen. „Wie kommt es, dass du Japanisch gelernt hast?“, wurde Brad gefragt, auf Deutsch allerdings.

Der lächelte höflich. „Auf meiner Schule beschränkt man sich ungern auf die typischen Fremdsprachen. Und unsere Interessen liegen zudem auch in Japan.“ Braune Augen taten so, als würden sie Michael in der Menge suchen, obwohl der Junge genau wusste, wo er sich befand. „Herr Schneider zum Beispiel ist für eine unserer Unternehmungen dort verantwortlich und ich werde nach meinem Abschluss ebenfalls für dieses Aufgabenfeld eingesetzt werden.“

Zwei weitere Augenpaare richteten sich auf Michael, der natürlich mit keinem Zeichen zu erkennen gab, dass er sich dieser Aufmerksamkeit bewusst war.

„Das weißt du jetzt bereits? Es dauert doch bestimmt noch zwei bis drei Jahre, ehe du mit der Schule fertig bist“, wurde Brad dabei von dem ersten Mann gefragt.

„So lang ist es nun wirklich nicht, ein halbes Jahr, um genau zu sein.“ Brad verkniff sich ein amüsiertes Lächeln. Er wurde normalerweise nicht gerne unterschätzt, aber hier hatte er es nicht mit seinesgleichen zu tun.

Erstauntes Schweigen war die einzige Reaktion des Anderen, während der Japaner immer noch Michael musterte. „Ich glaube, ich bin Herrn Schneider bereits einmal vorgestellt worden. Mir wurde damals nur nicht gesagt, was genau er tut. Ich hätte ihn nicht für einen Schreibtischtäter gehalten“, wurde schließlich mit gut verborgenem Humor hinzugefügt.

Brad neigte den Kopf in einem knappen Nicken, in seinem Blick genauso viel Belustigung. „In jedem stecken eben unvermutete Qualitäten. Aber ich gestehe ein, dass er uns auch gelegentlich beim Training hilft.“

„Nun, das glaube ich dir aufs Wort.“

Der Japaner war deutlich angetan von Brad und als sich ihr Gespräch aktuellen Entwicklungen in Japan zuwandte, konzentrierte sich Michael wieder mehr auf seine eigenen Gesprächspartner. Es war eindeutig kein Fehler gewesen, den Jungen mitzunehmen.
 

~TBC~
 

Nun muss Brad sich doch nicht langweilen. ^^

Irgendwie mag ich die Stimmung zwischen Brad und Michael in diesem Kapitel *Kopf schief leg*

cya, cu ^-^

"Darf ich in dem Fall um den nächsten Tanz bitten?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 96/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Der Abschluss des Abends ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Ah, du hast genau den Punkt getroffen, der im nächsten Kapitel von Interesse sein wird. ^^ Es gibt natürlich einen guten Grund, warum die Vision nicht durchgebrochen ist *nod*
 

@Kralle: Michael wird auf jeden Fall später zum Schlafen kommen, als er ursprünglich vorhatte. Aber wer kann es Brad verübeln, immerhin musste er eine Woche lang auf Michael verzichten. ^^ Und natürlich wird es noch eine Erklärung für die leere Vision geben *versprech*

Ich hoffe, die Prüfungen sind gut gelaufen ^^
 

Teil 96 „Darf ich in dem Fall um den nächsten Tanz bitten?“
 

„Wie wäre es mit einem weiteren Tanz? Den wir dieses Mal hoffentlich beenden können.“ Michael hatte ihren Gedanken entnehmen können, dass sie inzwischen genug von der Unterhaltung hatte und war so nicht verwundert, als sie sofort zustimmte.

„Sie sind schon wieder meine Rettung“, flüsterte sie ihm auf dem Weg zur Tanzfläche zu.

Er lächelte. „Sie sahen mir ganz danach aus, als bräuchten Sie etwas Abwechslung“, gab er zu.

„So ist es auch“, lächelte sie ohne Scheu zurück.

Dann hatten sie auch schon ihr Ziel erreicht, ohne unterwegs abgefangen zu werden und Michael atmete innerlich erleichtert auf. Ihm selbst war nämlich auch nicht mehr nach Small Talk zumute.

Brad hingegen schien sich inzwischen warmgeredet zu haben und mit unterschwelligem Amüsement verfolgte Michael weiterhin dessen Gespräche. Es war schnell aufgefallen, dass der Junge nicht auf den Kopf gefallen war und die gewisse Arroganz, die Brad gar nicht bewusst war, sorgte nur noch mehr dafür, dass manche ihn gerne auf die Probe stellen wollten. So wie es zuvor geschehen war, als der Precog dem japanischen Gast vorgestellt worden war.

Michael hätte Brad warnen können, doch das war seiner Meinung nach vollkommen unnötig. Schließlich wurden Fragen nur zu Themen gestellt, bei denen sich Brads Gegenüber jeweils auskannte und das Talent des Schwarzhaarigen verriet ihm daher die Antworten, die ihm in einer potenziellen Zukunft erläutert wurden. Für Michael war es ein wenig verwirrend, diese Vorgänge mitzuerleben, aber Brad schien dabei aufzuleben. Er beschloss, sich besser zurückzuziehen, weil ihm sonst Kopfschmerzen drohten und auf diese konnte er wirklich verzichten.

Die Zeit verflog mit weiteren Tänzen, Unterhaltungen und Besuchen bei der Bar oder am Buffet und ehe er es sich versah, ging es auf Mitternacht zu. Wie er es erwartet hatte, begannen sich die Grüppchen allmählich aufzulösen und Michael nutzte die Chance, sich ebenfalls abzusetzen, ließ sein Talent nach dem genauen Aufenthaltsort von Brad suchen. Dank ihrer Verbindung brauchte er dafür nicht lange und ein amüsiertes Lächeln zuckte um seine Mundwinkel, als er gleich darauf mitbekam, womit Brad gerade beschäftigt war.

Anscheinend hatte sich eines der Mädels ein Herz gefasst und fragte den Schwarzhaarigen gerade, ob dieser sich mit ihr das Feuerwerk ansehen wollte. Michael konnte natürlich in ihren Gedanken lesen, dass sie ebenso auf den Kuss um Mitternacht hoffte und auch wenn Brad kein Telepath war, war diesem das auch klar.

Brad lehnte wie erwartet mit eiserner Höflichkeit ab und etwas in dessen Blick sorgte dafür, dass sie es nicht mit Hartnäckigkeit versuchte.

Michaels Lächeln verschwand, als er einen Gedanken aus der unmittelbaren Nähe des Jungen auffing. Jemand außer ihm hatte die Szene offenbar beobachtet und beschlossen, jetzt ebenfalls sein Glück zu versuchen. Nur dass er nicht vorhatte, sich so einfach abweisen zu lassen.

Seine Schritte verlängerten sich und so konnte er mit eigenen Augen sehen, wie Brad eine Hand auf die Schulter gelegt wurde und sich der Mann in einer vertraulichen Geste näher an den Schwarzhaarigen heranlehnte.

„Ich habe gesehen, dass sie dich nicht interessiert hat. Wie wäre es mit mir?“

Brad versteifte sich unter der Berührung. Er hätte ihr theoretisch ausweichen können, doch der andere war von hinten gekommen und ohne sein Talent hätte er ihn nicht bemerken dürfen. Die braunen Augen verengten sich, bemerkten dann Michaels Ankunft und ihre Blicke trafen sich für eine Sekunde. Dann wandte Brad ganz langsam den Kopf um, griff nach der Hand auf seiner Schulter und drückte zu. „Finger weg, bevor ich sie Ihnen breche.“ Brad meinte das vollkommen ernst, was sowohl sein Griff als auch seine Stimme verrieten.

Gleichzeitig trat Michael näher, tat so, als hätte er nichts von dem Zwischenspiel mitbekommen. „Hallo Brad, ich habe dich schon gesucht.“ Sein Schritt stockte und eine Augenbraue rutschte in die Höhe, als sein Blick sich auf den anderen Mann richtete. „Ist irgendetwas?“

Der zog hastig seine Hand zurück. „Nein, das hat sich bereits erledigt“, wurde ihm versichert. „Einen angenehmen Abend noch.“

„Danke sehr“, erwiderte Michael gedehnt. „Den wünsche ich Ihnen ebenfalls.“

Ein paar Sekunden später waren sie unter sich und Brad lehnte sich gegen ihn. „Ich hätte meine Drohung gleich wahrmachen sollen…“

So etwas wie ein Lächeln huschte über seine Lippen. „Besser nicht, dann hätten wir jetzt keine Zeit für uns.“

„Das stimmt auch wieder.“ Damit sah Brad zu ihm auf und ein Funkeln trat in die braunen Augen. „Komm mit“, wurde seine Hand ergriffen und belustigt ließ er sich mitziehen.

Sie endeten in einem leeren Raum, wo er losgelassen wurde, so dass Brad die Fenster öffnen konnte. Und die Musik aus dem Ballsaal, die bis zu diesem Moment nur leise vernehmbar gewesen war, wurde deutlicher.

„Niemand wird hier hereinkommen“, erklärte Brad auf seinen fragenden Blick hin.

Er nickte verstehend, hielt dem Jüngeren dann seine Hand hin. „Darf ich in dem Fall um den nächsten Tanz bitten?“

Natürlich lehnte Brad nicht ab und er zog den Jungen so nah an sich heran wie möglich war, um trotzdem noch tanzen zu können. Frau Kingston hatte ganze Arbeit geleistet, Brad bewegte sich mit einer Souveränität, die die üblichen Tanzstunden auf Rosenkreuz nicht hervorbrachten.

Die Musik wechselte und Brad schloss die letzten Zentimeter zwischen ihnen, lehnte den Kopf gegen seine Schulter. „Das ist das letzte Stück…“ Warmer Atem stieß gegen seinen Hals und Michael erschauerte.

Er ließ eine Hand warm und schwer in Brads Nacken ruhen, sie tanzten sowieso nicht mehr richtig. „Dieses Jahr hast du durchgehalten“, flüsterte er zurück und spürte gleich darauf ein Lächeln.

„Mm… es war auch nicht schwierig.“ Mit stiller Belustigung.

Dann schwiegen sie beide wieder, bis die Musik schließlich ganz verstummte. Regungslos blieben sie stehen, warteten, bis Stimmen laut wurden, die den Countdown anstimmten. Sie zählten nicht mit, erst zum Schluss sagte er leise „Null“. Gleichzeitig hob er Brads Kinn an, lächelte flüchtig, bevor seine Lippen kurz auf die des Jüngeren trafen. „Ich wünsche dir ein gesundes Neues Jahr.“

Brads Augen verdunkelten sich, als dieser bloß nickte, dann schlangen sich Arme um seinen Hals und der nächste Kuss fiel um einiges intensiver aus.

Er wurde erst freigegeben, als farbiges Licht über sie hinwegspielte. Brad hielt seine Hand fest umfasst, öffnete die Tür zu dem kleinen Balkon, auch wenn sie nicht hinaustraten. Denn sie konnten die Stimmen anderer Gäste hören, die bereits draußen waren und sie wollten nicht gesehen werden.

Brad lehnte sich gegen ihn zurück und er verschränkte die Hände vor dem Bauch des Jüngeren, während sie gemeinsam das Feuerwerk verfolgten.
 

Die Feier lief anschließend nur langsam aus, aber ihr Gastgeber zeigte Verständnis, als sie sich bald verabschiedeten. Ein Wagen wurde ihnen wieder zur Verfügung gestellt und so dauerte es nicht lange, bis sie ins Hotel zurückgekehrt waren und es ins Bett geschafft hatten.

Brad belegte ihn sofort mit Beschlag, wickelte sich regelrecht um ihn und barg das Gesicht an seinem Hals.

„Hm, ich glaube nicht, dass du so schlafen kannst und wir müssen heute noch nach Rosenkreuz zurück…“, meinte er nach einem Moment des Schweigens.

Der Jüngere reagierte nur mit einem wortlosen Schulterzucken.

Ein Lächeln zog an seinen Mundwinkeln. „Willst du etwa noch nicht zurück? Du hast es doch sonst immer so eilig.“

Brad schien sich nur noch enger an ihn zu pressen. „Sonst bist du ja auch dort und nicht bei mir“, kam es schließlich zurück. „Obwohl es natürlich gut sein wird, sich wieder unter Talenten zu befinden.“

Michael lachte leise, drückte einen Kuss auf den schwarzen Haarschopf. Was dazu führte, dass in Brad Bewegung kam und gleich darauf ihre Lippen aufeinander trafen. Er protestierte nicht, obwohl er zugeben musste, dass er inzwischen müde war. Die von Brad ausstrahlende Hitze ließ das gar nicht zu. Langsam streiften seine Hände die Seiten des Jungen entlang, zogen dessen Shirt mit sich und ihm schließlich über den Kopf. Zwischenzeitlich wurde ihm sein Schlafanzugoberteil aufgeknöpft, so dass sich die Hitze mehr als zu verdoppeln schien, als ihre nackten Oberkörper anschließend aneinander gepresst wurden.

Brads Finger vergruben sich in seinen Haaren, der Jüngere lächelte gegen seine Lippen, als auch gewisse andere Körperteile auf diese Weise in Kontakt kamen und ein scharfer Impuls der Erregung durch sie jagte.

Es raubte ihn für einen Moment den Atem, dann rollte er sie beide herum und hielt Brad mit seinem Körpergewicht unten, während er ihren Kuss vertiefte. Gleichzeitig suchte sein Talent nach dem Bewusstsein des Jüngeren und ein helles Licht schien hinter seinen Lidern aufzubrennen, als er es fand. Ihre Empfindungen wanden sich umeinander, mischten sich, bis sie nicht mehr voneinander zu unterscheiden waren und er verlor sich vollkommen darin.
 

Wie schon so oft zuvor erwachte er mit Brads warmem Gewicht auf sich und das stillte seinen ersten Drang, aufzustehen. Stattdessen befreite er vorsichtig seinen rechten Arm und begann langsam durch die die schwarzen Haare zu streichen. Das Bewusstsein des Jüngeren schien immer noch direkt neben dem seinen zu ruhen, mindestens ebenso warm, und er erhaschte die letzten Eindrücke von Bildern, als die Träume verschwanden, je mehr Brad ebenfalls zu erwachen begann.

Es dauerte noch eine Weile, aber dann begann sich Brad langsam zu regen und dessen Finger woben sich in einer ersten Reaktion ihrerseits in sandblonde Haare.

„Guten Morgen…“, murmelte er mit leiser Belustigung, weil diese Reaktion so typisch für den Jungen war. Er erhielt nur ein unverständliches Brummen zurück und er beließ es für einige Minuten dabei, bis die Uhr keine weiteren Verzögerungen mehr duldete. „Komm, wir verpassen sonst unseren Flug.“

Brad wurde für zwei, drei Sekunden völlig still, begann sich dann widerwillig von ihm zu lösen, um sich aufzusetzen. Braune Augen blickten unter noch halb geschlossenen Lidern auf ihn herunter und die flach auf seiner Brust ausgebreitete Hand schien sich regelrecht in seine Haut zu brennen.

Michael schluckte unwillkürlich und er musste an das Bild denken, dass er in Herrn Hoffmanns Kopf gesehen hatte, als dieser nach Brads erstem Einsatz zurückgekehrt war. Er hatte schon immer gewusst, dass Brad einen gewissen Besitzanspruch auf ihn erhob, aber dieser Blick gerade war aussagekräftiger als so manche Worte. Ihm wurde warm darunter und ganz langsam begann er zu lächeln, ohne dass es ihm wirklich bewusst wurde.

Etwas leuchtete in den Augen des Jüngeren auf und dann begann Brad ebenfalls zu lächeln. „Gut“, wurde ihm schließlich mitgeteilt. „Aber nur, weil ich dich in den kommenden Nächten sowieso für mich habe.“

„Natürlich hast du das. Ich bezweifle, dass sie dich noch einmal auf einen Außeneinsatz schicken werden und wenn, dann bestimmt nicht allzu schnell.“

„Hm…“ Die Hand geriet in Bewegung, strich langsam seine Rippenbögen entlang, bis sie als Federgewicht auf seinem Bauch verharrte. Dann schien sich Brad sichtlich zusammenzureißen und kam mit einem enttäuscht klingenden Seufzen auf die Beine.

Michael konnte immer noch die Berührung spüren und daher Brads Enttäuschung nur zu gut nachvollziehen.

Das Lächeln, mit dem er Brad für einen Moment nachsah, fiel ein wenig schief aus, dann strich er sich durch die sandblonden Haare, ohne sie dadurch wirklich ordnen zu können, bevor er ebenfalls aufstand.

Brad bemerkte die Bewegung aus den Augenwinkeln, verharrte in der Tür zum Badezimmer und dessen Mundwinkel zuckten, als Michael sich ihm anschloss. „Wie viel Zeit genau haben wir eigentlich?“, wurde er ironisch gefragt.

Er zog eine Augenbraue hoch. „Solltest du das nicht besser wissen als ich?“

Und als wäre das der Auslöser, schien der Jüngere für einen Sekundenbruchteil durch ihn hindurchzusehen, auf etwas, das noch nicht geschehen war und vielleicht auf diese Weise nie geschehen würde. „Zeit genug“, wurde schließlich geurteilt und gleichzeitig griff Brad nach seinem Handgelenk.

Er ließ sich bereitwillig mitziehen, die Dusche war groß genug für zwei Personen, aber dass er dort angekommen gegen die kalten Fliesen gedrückt wurde, kam ein wenig überraschend. Brad stellte ohne hinzusehen das Wasser an und Michael beobachtete, wie die schwarzen Haaren zu glänzen anfingen, sich Wassertropfen in den Wimpern des Jüngeren verfingen, während dieser vollkommen ruhig zu ihm aufsah. Seine Hände bewegten sich von ganz alleine, umrahmten Brads Gesicht und der Junge folgte seiner Führung, erhob sich auf die Zehenspitzen, als er ihn in einen langen Kuss zog. Wie seltsam… es fühlte sich an, als müsste er sich wieder von Brad verabschieden, stattdessen würden sie beide nur nach Rosenkreuz zurückkehren.

Als sie sich voneinander gelöst hatten, lag ein leichtes Stirnrunzeln auf Brads Gesicht. Der Junge hatte den Gedanken mitgekommen. „Ja, irgendetwas ist anders“, wurde ihm nach einiger Überlegung zugestimmt. Dem schloss sich ein schmales Lächeln an. „Aber du wirst ganz sicher nicht von mir getrennt werden. Das wüsste ich.“

Diese Gewissheit schwang nicht nur in den Worten mit, sondern lag auch ganz und gar in Brads Blick und für einen winzigkleinen Moment war die Haltung des Jüngeren eine andere.

Michael konnte sich selbst nicht erklären, warum ihn diese Tatsache zusätzlich beruhigte, doch er stellte das Gefühl nicht in Frage. Lieber lehnte er sich ein weiteres Mal vor und zog Brad in einen neuen Kuss.
 

~TBC~
 

Bei ihrer Ankunft wird die beiden eine Überraschung erwarten ^^#

cya, cu ^-^

"Niemand würde ein Triumviratsmitglied so einfach duzen"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 97/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Brad und Michael werden am Flughafen abgeholt ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@YukuHana: Du meinst, du bist auf das Ereignis gespannt, zu dem Brad eben _keine_ Vision hatte, hm? ^.~ Zum Glück wirst du nicht lange auf die Folter gespannt werden *auf das neue Kapitel deut*

Über Ostern kann ich mich nicht beschweren – außer, dass es vielleicht ein wenig länger hätte sein können *lach*
 

@Jemma: *grins* Ach was, so mysteriös ist es gar nicht. Und es ist wirklich besser für die beiden, dass Brad diesmal keine Vision vorher hatte. Die Sache ist es wert. ^^

Natürlich hätte Brad dem Kerl die Finger brechen können, aber er wollte ja einen guten Eindruck hinterlassen, nicht wahr? Und der wäre durch so eine Aktion eindeutig verdorben worden *ehe*
 

@Kralle: Inzwischen solltest du es ja gewohnt sein, dass ab und zu eine Frage zum Ende des Kapitels hin offen bleibt. ^.~ Das mit Zusatzkapiteln klappt nicht, ich schaffe eben nur durchschnittlich ein Kapitel die Woche zu schreiben. Und ihr wollt sicher nicht, dass es mal erforderlich ist, sogar zwei Wochen auf die Fortsetzung zu warten. Da hilft auch Ostern nix… ^^#
 

Teil 97 „Niemand würde ein Triumviratsmitglied so einfach duzen“
 

Der Flug verlief ohne Zwischenfälle, er war so schnell vorbei, dass sie mehr Zeit zuvor auf dem Flughafen verbrachten, als im Flugzeug selbst.

Sie gehörten zu den ersten, die das Flugzeug verließen und braune Augen verengten sich flüchtig, als er die Zeitung wegwarf, die er an Bord gelesen hatte. Brads Blick huschte blitzschnell zu Michael hinüber, der nichts davon bemerkte, dann glättete sich sein Stirnrunzeln. Natürlich hatte Michael keine Ahnung, warum Herr Schumann hier war. Genauso wenig wie er selbst in diesem Moment. Was ihn zwar ein bisschen wurmte, aber er war sich sicher, dass sich seine Unwissenheit bald legen würde.

Michael suchte nach der Tafel, die ihnen verraten würde, auf welchem Band ihr Gepäck herauskommen würde. „Ich hoffe, wir stehen hier nicht zu lange herum. Es ist zwar angenehm, mit dem Flugzeug zu reisen, aber die Wartezeiten davor und danach verderben die Sache etwas.“

Ein Lächeln zog an seinen Mundwinkeln. „Immer noch besser als stundenlang mit dem Auto unterwegs zu sein.“

„Hm, das sagst du doch nur, weil du noch nicht selbst fahren darfst.“ Michael lachte leise. >Wenn du willst, kannst du heute wieder das letzte Stück fahren<, wurde dann nur für Brad verständlich hinzugefügt.

>Ich glaube nicht, dass das möglich sein wird…<, gab er mit einem gewissen Maß an Enttäuschung zurück und erntete einen verwirrten Blick für diese Aussage. Doch der Ältere hakte nicht nach, spürte im Hintergrund mitschwingen, dass auch Brad nicht viel mehr wusste.

Ihr Gepäck wurde natürlich mit Priorität behandelt, so dass sie kurz darauf den allgemeinen Bereich des Flughafens betreten konnten. Brad begann sofort sich umzusehen und seine Lippen pressten sich flüchtig aufeinander, als er seine Vision bestätigt fand.

„Wonach hältst du Ausschau?“

Er reagierte lediglich mit einer knappen Kopfbewegung, dorthin, wo Herr Schumann und zwei weitere Männer auf sie zukamen.

Neben sich konnte er Michael erstarren spüren, der Ältere wusste nicht, was er von diesem Empfangskomitee halten sollte, aber ihnen beiden war klar, dass etwas Ungewöhnliches geschehen sein musste. Und nicht nur sie spürten das. Auch wenn es den anderen Passagieren nicht bewusst war, so wichen sie doch den drei Männern aus und als diese schließlich Brad und Michael erreichten, bildete sich schnell eine Blase aus Stille um sie herum.

„Herr Schumann, ich bin ein wenig überrascht, Sie hier zu sehen“, begrüßte Michael den Instruktor, während die eisblauen Augen aufmerksam verfolgten, welche Position die beiden Begleiter des Anderen eingenommen hatten.

Und auch Brad hatte sie nicht aus den Augen verloren, kam zu dem gleichen Schluss wie Michael: die beiden waren als Bodyguards hier. Was zumindest eine gewisse Beruhigung darstellte. Aber bevor er darüber nachdenken konnte, was genau es bedeutete, lenkten ihn Herrn Schumanns Worte ab.

Der Ältere zeigte etwas, das nur beinahe ein Lächeln war. „Es war auch nicht eingeplant.“ Dann richtete sich die Aufmerksamkeit des Instruktors abrupt auf Brad. „Ich hätte eine Frage an dich. Und ich möchte sicher sein, dass du die Wahrheit sagst.“

„Natürlich, Herr Schumann“, neigte er den Kopf und gleichzeitig falteten sich seine Schilde zusammen. Ein Verdacht wurde wach, doch Gewissheit sah anders aus und der Telepath würde den Unterschied problemlos erkennen können.

„Weißt du, was geschehen ist?“, wollte der Ältere wissen.

Und der Verdacht erhärtete sich. „Nein, ich habe nichts gesehen.“

Eine Berührung in seinem Verstand, mentale Finger, die um einiges ungeschickter waren als das, was er von Michael gewöhnt war. Aber Herr Schumann fand, wonach er suchte und etwas weichte in dessen Miene auf, nachdem er sich vergewissert hatte, dass Brad tatsächlich nichts wusste.

Michael hatte die Prozedur mit einem harten Blick verfolgt und Brad trat unwillkürlich auf den Älteren zu, nachdem Herr Schumann seine Arbeit beendet hatte. Etwas in ihm sandte stille Beruhigung zu Michael, denn in dem Moment, als der Instruktor sich aus seinem Verstand zurückgezogen hatte, war sein eigenes Talent angesprungen und so wusste er, was Herr Schumann ihnen gleich mitteilen würde.

„Herr Schneider“, wandte sich der ältere Mann jetzt an Michael und Brad sah nicht nur, wie dieser erstarrte, sondern spürte es auch. Es wurde sehr still in Michael, denn die Anrede nahm Herrn Schumanns Mitteilung vorweg. Es konnte nur einen Grund dafür geben. Niemand würde ein Triumviratsmitglied so einfach duzen, auch wenn man es noch aus dessen Kindertagen kannte.

Herr Schumann fuhr fort, scheinbar ohne etwas zu bemerken. „Ich bedaure Ihnen mitteilen zu müssen, dass Frau Kernen gestern verstorben ist.“ Ohne jede Betonung.

Die Stille weitete sich aus, schien an Masse zu gewinnen. Es wurde schwierig, die letzte Distanz zu Michael zu überwinden, Brads Schritte waren schwer, als würden sie von Morast zurückgehalten werden.

„Michael…“ Es war nicht mehr als ein Flüstern, nur für die Ohren des Älteren bestimmt, und es änderte etwas. Die Stille fiel in sich selbst zusammen, verdichtete sich zu einem Knäuel von Energie. Hinter sich hörte er Herrn Schumann tief einatmen, aber das war nebensächlich, als sich sein Blick in eisblaue Augen bohrte. Und dann barst die Energie nach außen, wusch über ihn hinweg mit unglaublicher Wärme. Sie rief ein beinahe ein euphorisches Lächeln auf seine Lippen und Michael lächelte ebenfalls. Ihre Hände fanden zueinander, Finger verschränkten sich und der Ältere zog ihn näher, immer näher, bis sie Stirn an Stirn dastanden. Frau Kernens Tod war die beste Nachricht seit Jahren. Sie hatten beide viel zu lange darauf gewartet, Michael noch mehr als er selbst und die Erfüllung dieses Wunsches hinterließ ganz sicher keinen schalen Nachgeschmack.

Eine halbe Ewigkeit schien zu vergehen, während sie ganz simple Zufriedenheit zwischen sich teilten, doch als sie schließlich auseinander traten, war nicht mehr als eine Minute vergangen.

Herr Schumann war blass geworden und ein Blick über Michaels Schulter verriet Brad, dass es um die beiden anderen eher noch schlechter bestellt war. Der Abstand zu ihnen hatte zumindest die Talentlosen weitestgehend geschützt, aber er konnte einige verwirrte Gesichter erkennen. Als hätten die Leute vergessen, was zu tun sie gerade im Begriff gewesen waren und versuchten nun, ihre Gedanken zu ordnen.

Das Lächeln, das bei dieser Beobachtung über seine Lippen spielte, hatte einen ganz anderen Grund als das zuvor. Er selbst fühlte sich einfach nur gut, leicht. Beinahe, als könnte er fliegen.

Michael las es ihm vom Gesicht ab und auch dessen Mundwinkel kurvten in ein weiteres Lächeln. Es war genug, um Brad die Kontrolle über seine Gesichtszüge zurückgewinnen zu lassen. Daraufhin wurde Michaels Lächeln noch ausgeprägter und eine warme Hand legte sich in seinen Nacken, während der Ältere sich zu ihm vorbeugte, bis dessen Lippen fast sein Ohr berührten. „Du musst nicht immer so ernst dreinschauen, mein Kleiner.“

So war er schon lange nicht mehr genannt worden und vielleicht hätte er in einer anderen Situation dagegen protestiert, doch gerade war ihm das gar nicht möglich. Und genauso wenig gab er eine flapsige Antwort. Er drehte lediglich seinen Kopf zur Seite, um Michael auf die Wange zu küssen. Aber trotz der Worte des Älteren zeigte seine Miene die übliche Neutralität, als sie sich dieses Mal endgültig trennten.

Michael schüttelte nur leicht den Kopf, wandte seine Aufmerksamkeit dann dem Instruktor zu. „Wir sollten in diesem Fall wohl schnellstmöglich nach Rosenkreuz zurückkehren“, folgte anschließend eine offizielle Reaktion auf die Worte des älteren Mannes. Ein sehr schmales Lächeln schloss sich dem an. „Es sei denn Sie brauchen einen Moment, um sich zu erholen.“

Herr Schumann war immer noch blass, als er ebenfalls lächelte. „Danke für Ihre Besorgnis, Herr Schneider. Aber wir sollten wirklich keine Verzögerungen riskieren.“

>Er hat nicht gesagt, dass es ihnen gut geht<, stellte Brad wortlos und nur an Michael gerichtet fest.

Der zeigte äußerlich kein Zeichen dieser Kommunikation, nickte Herrn Schumann knapp zu, woraufhin sich der Instruktor zum Gehen wandte. >Nun, er wird es nicht gesagt haben, weil es eine Lüge gewesen wäre. Nicht jeder ist so immun gegen meine Energie wie du.< Mit nachsichtigem Amüsement, wo früher vielleicht Bitterkeit mitgeschwungen hätte.

Brad lachte auf, wenn auch nur auf mentaler Ebene. Er fühlte sich immer noch ein wenig seltsam, als hätte er zu viel getrunken. Es lag weniger an der Energie, die weiterhin durch seinen Körper zu kreisen schien, sondern an den Emotionen, die Michael nicht vor ihm verbergen konnte und auch nicht wollte. Doch der Ältere war genauso gut darin, sein Gesicht unter Kontrolle zu halten wie er selbst und so zeigte ihm ein schneller Seitenblick, dass Michaels Miene derzeit nur ernste Aufmerksamkeit präsentierte.

Er war versucht, den Ratschlag zurückzugeben, den er eben erhalten hatte, aber in Wirklichkeit war es ihm so ziemlich egal, wie Michael nach außen hin wirkte. Oder vielleicht doch nicht egal, schließlich brauchte der Ältere für andere Leute nun wirklich nicht freundlich dreinschauen. Brad wusste stets, was in Michael vorging und das war, was letztendlich zählte.

Sie erreichten schnell die Limousine, mussten dafür nicht einmal bis zum Parkplatz laufen. Eigentlich durften hier nur Taxis stehen, aber irgendwie schien niemand auf die Idee zu kommen, den Wagen verjagen zu wollen. Der Fahrer stieg aus, als er sie kommen sah und nahm ihnen das Gepäck ab.

Michael öffnete in der Zwischenzeit die hintere Tür, verharrte für einen Moment, während eisblaue Augen der Autoreihe folgten. „Ich nehme an, Ihre beiden Begleiter werden uns in einem separaten Wagen folgen?“ An Herrn Schumann gerichtet. Es klang vielleicht wie eine Frage, war aber ganz sicher nicht als solche gemeint und das merkte der Instruktor.

Dessen Wangenlinien verhärteten sich für einen Moment, offenbar war die Aufteilung so nicht gedacht gewesen, doch Herr Schumann konnte schlecht widersprechen. „Wie Sie wünschen, Herr Schneider.“

Die Hand löste sich von der Wagentür, als sich Michaels Mundwinkel kaum merklich krümmten und der nächste Blick ging in Brads Richtung. „Na los, rein mit dir.“

Er ließ sich nicht zweimal bitten und Michael folgte ihm unmittelbar, bevor auch Herr Schumann ihnen gegenüber Platz nahm. Die anderen beiden Männer zögerten noch für einen Moment, doch sie würden sich noch weniger gegen Michaels Wünsche stellen als Herr Schumann.

Hinten wurde der Kofferraum geschlossen, es folgte die Wagentür. Der Instruktor war zu sehr damit beschäftigt gewesen, Michael vorwurfsvoll anzusehen, um sich selbst darum zu kümmern. Dann nahm der Fahrer hinterm Steuer Platz und kurz darauf waren sie auch schon unterwegs.

Brad beobachtete mit stiller Belustigung, wie Herr Schumann mehrmals zu sprechen ansetzte, die Worte aber jedes Mal verwarf, weil sie nicht höflich genug ausfielen. Sein Talent ließ sich davon natürlich nicht aufhalten und so bekam auch Michael mit, was eigentlich verschwiegen werden sollte. Der Ältere zog eine Augenbraue hoch und der Instruktor verstand die Geste als die Frage, die sie darstellte.

Kurz arbeitete es noch in Herrn Schumanns Miene, dann gab dieser mit einem leisen Seufzen nach. „Sie sind unvernünftig.“

Eine zweite Augenbraue gesellte sich zur ersten, bevor sich Michaels Züge in ein leichtes Lächeln entspannten. „Brad“, richteten sich eisblaue Augen auf ihn. „Siehst du irgendwelche Hindernisse auf unserer Fahrt?“

Er erwiderte das Lächeln nicht offensichtlich, aber ein Funkeln trat in braune Augen, als er antwortete. „Nein, es wird keinerlei Probleme geben.“

Damit wandte sich Michael wieder Herrn Schumann zu, ohne etwas zu sagen.

Der seufzte ein weiteres Mal, schüttelte schließlich den Kopf und lachte. „Ich weiß nicht, warum ich etwas anderes erwartet habe…“ Die Aussage bezog sich ganz und gar nicht auf Brads Vorhersage und sie alle wussten das.

Brad neigte den Kopf leicht zur Seite und ein Mundwinkel rutschte ein paar Millimeter nach oben. Und trotzdem klangen seine nächsten Worte vollkommen ernst. „Michael muss sich nicht ändern. Er soll genauso bleiben wie er ist.“ Gleichzeitig war Bewegung in seine Hand gekommen und er legte sie an die Wange des Älteren, der sich unwillkürlich in die Berührung hineinlehnte.

„Dass du das sagen würdest, kommt nicht wirklich unerwartet“, hörte er Herrn Schumann murmeln, doch eine Sekunde später war der Instruktor auch schon vergessen.

Michael fühlte sich wunderbar warm an, auf allen Ebenen. Es war schwer dem Drang zu widerstehen, näher an ihn heranzurücken und der Ältere machte es im nächsten Moment unmöglich. Hände griffen nach ihm, als wäre er noch ein kleines Kind, zogen ihn auf Michaels Schoß und als nächstes in einen Kuss. Energie prickelte durch seinen gesamten Körper und immer noch war die da die Euphorie, die das Wissen mit sich brachte, dass _sie_ endlich kein Problem mehr darstellte. Anschließend vergrub er sein Gesicht am Hals des Älteren und lächelte gegen den Puls, den er dort vorfand. Eine Hand war an seinem Hinterkopf, Finger breiteten sich in schwarze Haare hinein aus und hielten ihn fest, als er sich mit dem Lächeln nicht mehr zufriedengab. Stattdessen nippte er an der warmen Haut und spürte den Schauer, der daraufhin durch Michael lief.

Ein Räuspern stoppte ihn und langsam wandte er den Kopf zur Quelle dieser Störung um, entdeckte Herrn Schumann, der gerade ein wenig unkomfortabel dreinschaute. Er zwinkerte, als er daran erinnert wurde, dass sie nicht allein waren.

„Bitte nicht, während ich auch im Wagen sitze“, meinte der Instruktor.

Brad hörte die Worte zwar, doch sie interessierten ihn nicht besonders, wenn er Michael so nah war, dass er jeden Atemzug spüren konnte. „Sie können den Fahrer ja bitten, Sie abzusetzen“, gab er unbeeindruckt zurück, bevor er sich wieder Michael zuwandte.
 

~TBC~
 

So, das war doch mal eine gute Nachricht, von der die beiden empfangen wurden, ne? ^^

cya, cu ^-^

"Unsere Talente waren noch nie die sichersten Spielzeuge gewesen"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 98/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Michael muss sich erst einmal an den Gedanken gewöhnen, dass er jetzt zum Triumvirat gehören soll ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Kralle: Eindeutig ein Problem weniger *grins* Übrigens wollte Brad in dem Moment nicht unbedingt frech sein, aber durch Michaels Reaktion auf die Nachricht stand auch er selbst noch ein bisschen neben sich.

Hm, mit deiner Vermutung lagst du richtig. Da es ich manchmal ein paar Wochen brauche, um nur ein Kapitel hinzubekommen, muss ich ein paar „auf Vorrat“ haben. Aber da bleiben sie auch ^^
 

@Jemma: Die Freude der beiden hat sich eindeutig auf dich übertragen ^.~ Stimmt, irgendwie war mir noch gar nicht richtig bewusst, dass ich in zwei Wochen schon die 100 erreiche. o.O Dabei sollte diese Fanfic hier gar nicht so lang werden… Doch immer wenn ich denke, jetzt kann ich langsam zum Ende kommen, fällt mir noch ein Handlungsstrang ein *ehe*
 

Teil 98 „Unsere Talente waren noch nie die sichersten Spielzeuge gewesen“
 

Auf Rosenkreuz war schon normalerweise nicht die Lebhaftigkeit vorzufinden, die man auf anderen Schulen erwarten würde, doch als sie schließlich das Hauptgebäude betraten, senkte sich eine ganz andere Art von Ruhe über sie als gewohnt.

Er hielt für einen Moment inne, lauschte in sich hinein, auf das, was ihm sein Talent mitteilte.

Brad trat währenddessen sehr nah an ihn heran, der Jüngere schien den Unterschied ebenfalls zu bemerken, dann legte sich eine Hand sanft an seinen Rücken, vermittelte eine stumme Nachfrage.

>Die Schüler scheinen noch unter Schock zu stehen…<

Braune Augen verengten sich daraufhin und in Brads Erwiderung lag nicht das geringste Lächeln. >Nun, sie war auch ein wenig zu jung, um bereits abzutreten.< Die Euphorie von zuvor war verschwunden, Brad fragte sich genauso wie er selbst, was eigentlich geschehen war. Auch wenn Talente in der Regel eine kürzere Lebenserwartung aufwiesen als Normalsterbliche, so war ihr Fall doch seltsam.

Er nickte nur auf die Bemerkung des Schwarzhaarigen hin, seine Mundwinkel in ein winziges, unamüsiertes Lächeln verzogen.

Herr Schumann schloss in diesem Moment zu ihnen auf. „Das Gepäck wird zu Ihrem neuen Quartier gebracht, Herr Schneider. Der Umzug ist ansonsten bereits abgeschlossen.“

Die Hand in seinem Rücken krallte sich in sein Hemd. Weder er selbst noch Brad hatten bis eben daran gedacht, dass sich auch das ändern würde. Es war seltsam, diesen Gedanken weiterzuführen. Brads Anwesenheit in seinem Quartier bisher war schon ungewöhnlich gewesen, aber dass ein Schüler bei einem Triumviratsmitglied lebte, war noch nie vorgekommen.

Brad verzog flüchtig das Gesicht. >Es gibt ganz sicher keine Regel, die es verbietet.< Ein Hauch von Kälte ging damit einher.

„Das denke ich auch.“ Beinahe mit Humor. Die Worte rutschten ihm von ganz allein über die Lippen und Herr Schumann war für einen Moment verwirrt, weil dieser nicht wusste, worauf Michael sich bezog, doch der Instruktor verbarg die Reaktion rasch.

„Herr Franken und Ihr Vater erwarten Sie nachher, aber Ihnen bleibt genug Zeit, sich vorher von der Reise zu erholen.“

„Gut.“ Ein echtes Lächeln legte sich auf seine Lippen. „Vielen Dank fürs Abholen.“

Der Ältere nahm es mit Humor. „Es war mir ein Vergnügen, Herr Schneider.“ Daraufhin verabschiedete sich Herr Schumann und gleich darauf stand er allein mit Brad da.

„Es ist ihr Quartier, nicht wahr?“

Sein Lächeln verschwand augenblicklich. „Ja, natürlich. Sie haben nur drei Unterkünfte dieser Art.“ Auch wenn seine Antwort ohne Verzögerung kam, so war das ebenfalls ein Punkt, den er bis eben nicht bedacht hatte und er lag ihm schwer im Magen.

Brad trat genau vor ihn, die freie Hand legte sich an seine Wange und leitete ihn in einen kurzen Kuss. „Es ist nicht so schlimm“, flüsterte der Jüngere dann kaum vernehmlich. „Du warst doch noch nicht dort, es gibt keine echte Verbindung für dich zwischen ihr und dem Quartier.“

Eisblaue Augen wurden geschlossen, für eine endlose Sekunde, und als er sie wieder öffnete fühlte er sich besser. Brad hatte Recht und es war die richtige Entscheidung gewesen, es jetzt klar auszusprechen. Bevor sich der Gedanke wirklich bei ihm festsetzen und ihm das Leben schwermachen konnte. Es hätte ihr sicher gefallen, ihn auch noch nach ihrem Tod auf diese Weise zu verfolgen.

Brad sah es in seinem Blick und lächelte leicht. Dann schob sich eine Hand in seine und er wurde sanft in die Richtung gezogen, in der Frau Kernens früheres Quartier lag. Wo jetzt sein und Brads Quartier lag. Es war gar nicht so schwierig, sich innerlich umzustellen und diese Erkenntnis ging auch bei ihm mit einem Lächeln einher.

Die Unterkunft war wie die seines Vaters geschnitten und auch wenn er irgendwie etwas anderes erwartet hatte, machte diese Tatsache es noch viel leichter, den Wechsel zu akzeptieren.

Brad sah sich ohne Scheu um und nickte schließlich zufrieden. „Es sieht gut aus. Und sie haben die Möbel ausgetauscht. Auch wenn ich mich frage, wie sie das so schnell geschafft haben.“ Eine kurze Pause folgte der Feststellung, bevor Mundwinkel in flüchtiger Belustigung zuckten. „Dann wiederum bin ich wohl doch nicht überrascht…“

Michael musste zu sehr gegen den Schauer ankämpfen, den der Gedanke ausgelöst hatte, vielleicht in ihrem Bett schlafen zu müssen, um ebenfalls amüsiert zu sein. Seine Schritte trugen ihn in die kleine aber komplett ausgestattete Küche und natürlich war der Kühlschrank bereits gefüllt. Gleich darauf hatte er ein Bier in der Hand und bevor er auf die Idee kommen konnte, nach einem Flaschenöffner zu suchen, wurde ihm bereits einer von Brad gereicht.

Braune Augen ließen ihn nicht los, als er die halbe Flasche in einem Zug leerte. „Du trinkst normalerweise kein Bier“, folgte eine nüchterne Feststellung.

Sie entrang ihm ein Lachen, das nicht ganz wie eines klang. „Ich befinde mich normalerweise auch nicht in so einer seltsamen Situation.“

Brad neigte den Kopf leicht zur Seite, nahm ihm dann die Flasche ab, um sie auf der Arbeitsfläche abzustellen. Diesmal waren es beide seiner Hände, die ergriffen wurden, und bereitwillig ließ er sich zur Couch ziehen. Der Junge kletterte auf seinen Schoß, sobald Michael saß, so wie zuvor im Auto. Und das Gewicht erdete ihn.

„Du wirst jetzt ein Triumviratsmitglied sein. Und sie kann nie wieder ihre Spielchen mit dir spielen“, wurde in sein Ohr gemurmelt, mit tief empfundener Zufriedenheit.

Sie sickerte in ihn ein und vielleicht verstand er erst jetzt wirklich, was geschehen war. Entspannung erfasste ihn, während auch aus Brad jede Kraft zu weichen schien. Der Kopf des Schwarzhaarigen sank auf seine Schulter und unwillkürlich schlang er beide Arme um ihn, hielt ihn fest an sich gedrückt. Es war unvorstellbar, aber er war tatsächlich frei von ihr.

Er konnte am Ende nicht sagen, wie lange sie so dasaßen, fast, als würden sie schlafen, aber ohne das Bewusstsein der gegenseitigen Anwesenheit aufgeben zu müssen. Auf jeden Fall war es Brad, der sie aus dem Zustand absoluter Ruhe zurückholte, als dieser sich sehr gerade aufsetzte.

„Du musst langsam gehen, sie warten auf dich…“

„Hm…“ Michael brauchte einen Moment, das Leben kehrte nur langsam in seine Gliedmaßen zurück. Dann aber lächelte er und fuhr mit einer Hand durch schwarze Strähnen, eine Berührung, in die sich der Junge ohne zu zögern hineinlehnte. „Ich nehme an, du wirst Stephan und Alexander begrüßen gehen?“

„Natürlich. Sonst machen sie mir nachher wieder Vorwürfe.“ Ein verschmitztes Lächeln schloss sich dem an. „Außerdem werden sie sich kaum hierher wagen, sie hatten schon Probleme, mich überhaupt bis zu unserem alten Quartier zu begleiten.“

Ein Lachen stieg in ihm auf und er ließ ihm freien Lauf. „Dieser Einschätzung werde ich ganz sicher nicht widersprechen.“ Beide Hände griffen dann nach Brads Taille und er hob den Jüngeren von seinem Schoß, während er gleichzeitig auf die Beine kam.

Für ein paar Sekunden schien es so, als wollte Brad ihn nicht gehen lassen, aber die Finger, die sich in sein Hemd gekrallt hatten, wurden gelöst und wandten sich der Aufgabe zu, einen Knopf nach dem anderen zu öffnen.

Eisblaue Augen beobachteten das überlegend und schließlich nickte er leicht. „Du hast Recht. Ich sollte mich besser umziehen.“

„Ja…“ Ohne von seinem Tun aufzusehen. „Noch ist es nicht offiziell, auch wenn sie dir bereits die Räumlichkeiten gegeben haben.“ Jetzt erst wurde ihm die Krawatte gelockert, mit einem leisen Sirren von seinem Hals gezogen. Es folgte das Hemd, das ihm über die Schultern gestreift wurde und ebenfalls zu Boden glitt und dann verharrten die Hände kurz bei seinem Gürtel. Brad sah auf einmal zu ihm hoch und die braunen Augen hatten sich verdunkelt, ein Anblick, der ihn scharf einatmen ließ.

„Nicht vergessen, das Triumvirat wartet“, erinnerte er ihn mit einer Stimme, die wider Willen rau klang.

Brad zwinkerte langsam und zeigte ein winziges Lächeln. Dann wurde kurzer Prozess mit der Gürtelschnalle gemacht, Knopf und Reißverschluss stellten ein noch viel geringeres Hindernis dar. „Kann man sie überhaupt noch so nennen, solange sie nur zu zweit sind?“, lenkten ihn Brads Worte von den warmen Händen ab, die an seiner Taille verweilten und eine Reaktion auslösen wollten, für die er im Moment keine Zeit hatte.

Belustigung lief durch seinen Körper, mit überraschender Leichtigkeit. „Vielleicht nicht von der Bedeutung des Wortes her“, gestand er zu. „Aber der Titel bleibt.“

Die Ablenkung erwies sich auch dann noch als ausreichend, als Daumen sich in seine Shorts einhakten und diese zusammen mit der Hose nach unten zogen. Er trat aus den Sachen heraus und ignorierte den Blick, der ihm folgte, als er sich ins Bad begab.

Er konnte deutlich Brads Gedanken wahrnehmen, die hart an der Grenze zur Unvernunft schwankten, aber der Junge hatte sich schon immer zu sehr unter Kontrolle gehabt, um ausgerechnet jetzt nachzugeben. Und so verschwand Brad ins Schlafzimmer, um wenig später mit seiner schwarzen Uniform im Bad aufzutauchen.

Er war zwischenzeitlich mit seiner raschen Dusche fertig, erhielt die Sachen im Austausch für einen Kuss. Immerhin ließ Brad zu, dass er sich selbst anzog, aber der Jüngere bestand darauf, ihm die Krawatte zu binden.

„Du wirst nicht mehr lange diese Uniform tragen“, wurde dabei festgestellt.

„Das sollte dich nicht weiter stören, immerhin magst du doch Anzüge, hm?“

Ein Lächeln blitzte auf und eine Hand wurde flach gegen seinen Bauch gelegt. „Ja, das tue ich.“

Er lehnte sich gegen den Druckpunkt, konnte jeden einzelnen Finger spüren. „Und jetzt lässt du mich gehen, ja?“

Die Hand blieb für einen Moment noch, wo sie war, dann ließ Brad sie nach unten fallen. „Ungern, aber ich habe schließlich keine andere Wahl.“

Michael lachte schon wieder. „Bis später.“ Und dieser Kuss landete auf Brads Nasenspitze.
 

Niemand hatte ihm gesagt, wo er hin musste, aber dennoch wusste er genau, wohin er seine Schritte zu lenken hatte. Die Präsenz von Herrn Franken war auf der mentalen Ebene unverkennbar, ebenso wie die Nicht-Präsenz seines Vaters.

Vor der Tür angekommen schlug sein Herz in einem schnellen Wirbel, doch Michael zwang sich mit ein paar tiefen Atemzügen zur Ruhe. Er klopfte an und wurde gleich darauf von einer leisen Stimme hereingebeten.

Er kannte diesen Raum nicht, er war ganz den Triumviratsmitgliedern vorbehalten und diente anders als das Ratszimmer eher der Entspannung. Neugier stieg in ihm auf, als eintrat und im ersten Moment wollte er sie in einem scharfen Impuls niederringen, aber dann wurde ihm bewusst, dass das gar nicht erforderlich war und so sahen sich eisblaue Augen offen um.

Warme, braune Töne waren vorherrschend, aber die weite Fensterfront sorgte dafür, dass der Raum dennoch hell wirkte.

Sein Blick blieb kurz an Herrn Franken hängen, der gerade an einem der Fenster stand und nach draußen sah, richtete sich anschließend auf die andere Person im Zimmer. Sein Vater saß in einem der ausladenden Ledersessel und Michael presste unwillkürlich die Lippen zusammen, als er das Gesicht des Älteren musterte. Sein Vater sah ungewohnt blass aus und das erinnerte ihn daran, dass dieser krank gewesen war.

Er wurde mit einem Lächeln begrüßt und sein Vater schüttelte leicht den Kopf, als dieser seine Besorgnis wahrnahm, kommentierte sie aber nicht. „Nimm doch Platz, Michael.“

Jetzt wandte sich auch Herr Franken zu ihm um, nickte ihm begrüßend zu.

Michael tat wie ihm geheißen und versank beinahe in seinem Sessel. „Ist es wirklich wahr?“, rutschte es ihm heraus, obwohl darüber keine Frage bestehen sollte.

Amüsement schimmerte in blauen Augen auf. „Ja, das ist es…“

Aus Herrn Frankens Richtung kam nur ein leises Schnauben, das Belustigung oder etwas ganz anderes sein konnte.

Aus irgendeinem seltsamen Grund fühlten sich seine Handflächen plötzlich feucht an. „Was ist mit ihr passiert?“

„Das wüssten wir auch gerne.“ Schritte führten Herrn Franken zu ihnen und dann ließ sich das Triumviratsmitglied in dem verbliebenen Sessel nieder.

Er wusste nicht, was er darauf erwidern sollte, warf einen beinahe hilflosen Blick zu seinem Vater hin.

„Es war kein Unfall“, wurde ihm bereitwillig erklärt. Dann erstarrte etwas in der Miene des Anderen und ein etwas seltsames Lächeln folgte. „Nun, vielleicht war es doch ein Unfall, aber dann einer mit ihrem Talent. Die Autopsie hat bisher jedenfalls außer einer Gehirnschädigung keine anderen Ergebnisse erbracht.“

Michaels Kiefer arbeitete, als er die Zähne zusammenbiss. Eine Erinnerung war aufgeblitzt und die damit einhergehende Ironie hätte ihn beinahe auflachen lassen. „So ein Vorfall wie damals mit dem Jungen?“, hakte er stattdessen nur nach.

Von Herrn Franken kam ein Kopfschütteln. „Nein, keiner der Schüler war betroffen. Doch unsere Talente waren noch nie die sichersten Spielzeuge gewesen. In ihrem Fall ist es vielleicht unerwartet, aber nicht ausgeschlossen, dass sie durch ihr Talent umgebracht wurde.“

Sein Vater nickte langsam in Bestätigung. „Ich bezweifle, dass auch die ausführlichere Untersuchung uns mehr verraten wird.“ Mit einem knappen Schulterzucken.

Er blickte zwischen den beiden hin und her, doch keiner von ihnen wirkte besonders erschüttert.

Der Gedanke wurde ihm geradewegs vom Gesicht abgelesen und mit einem schmalen Lächeln quittiert. „Nun, du musst zugestehen, dass zumindest ihr Ableben an sich nicht wirklich unerwartet kam, Schneider. Also willkommen in unseren Reihen.“

Er war sich nicht ganz sicher, was ihn an den Worten gestört hatte, aber an etwas eckte er an, auch wenn er es nicht zeigte. „Es ist offiziell?“

Das Lächeln des Precogs wurde ausgeprägter. „Die Ältesten werden dich noch offiziell bestätigen, aber sie haben nichts dagegen, dass du jetzt bereits die Aufgaben wahrnimmst.“ Die grau-blauen Augen schienen im nächsten Moment durch ihn hindurchzusehen. „Da ist eine Angelegenheit, die meine Aufmerksamkeit erfordert“, entschuldigte sich Herr Franken, nachdem dieser die Vision offensichtlich verarbeitet hatte. „Aber dein Vater wird dir sicher gerne deine restlichen Fragen beantworten.“ Damit stand der ältere Mann auf. „Noch einmal willkommen, Schneider.“ Eine Hand drückte kurz seine Schulter und gleich darauf war er mit seinem Vater allein und nutzte die Gelegenheit, sich mit geschlossenen Augen zurückzulehnen.
 

~TBC~
 

Na, hat jemand ne Idee, was Michael an Herrn Frankens Worten gestört hat? ^^° Ist schon ne Weile her, dass das erwähnt wurde…

cya, cu ^-^

"Das hier ist nicht suboptimal, das ist absurd"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 99/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Michael bekommt eine ganz bestimmte Frage immer noch nicht beantwortet.

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Zu Frau Kernens Tod wird es noch mehr Infos geben, aber nicht durch die Obduktion ^^ Zu Herrn Frankens Vision gibt es allerdings nichts Interessantes zu vermelden. Der hatte nur gesehen, dass er einen wichtigen Anruf bekommen würde ^^
 

@Kralle: *winkz*
 

~ „Warum vertrauen sie dann nicht gleich auf Ihr Urteil?“

„Aber das tun sie doch. Sie wollen bloß jedem Schüler klarmachen, was für ein einmaliges Gefühl es ist, wenn sie wortwörtlich dein Leben in ihren Händen halten.“ ~
 

(Crawford und Schneider über die Ältesten, Close Distance, Teil 188)
 

Teil 99 „Das hier ist nicht suboptimal, das ist absurd“
 

„Alles in Ordnung?“, holte ihn eine leise Frage zurück.

Michael öffnete nur langsam die Augen und seine Mundwinkel kurvten leicht nach oben, während in dem Eisblau keinerlei Humor stand. „Mehr als jemals zuvor, sollte ich wohl sagen…“

Sein Vater musterte ihn aufmerksam. „Aber?“, wurde dann nachgehakt.

Er atmete in einem Seufzen aus. „Herr Franken nennt mich immer noch Schneider.“ Eine simple Antwort, in die gewickelt so viel mehr lag, was er nicht aussprach. Er wurde trotzdem verstanden.

Nun war es an dem Anderen zu seufzen. „Man kann nicht alles haben, hm?“, wurde sanft erwidert und das sorgte dafür, dass sein Lächeln an Echtheit gewann.

„Da hast du wohl Recht…“ Wieder schloss er die Augen für einen Moment, doch dieses Mal steckte nicht diese gewisse Erschöpfung dahinter. Michael genoss ganz einfach nur die Ruhe, die sich über den Raum senkte und versuchte sich an seine neue Position zu gewöhnen.

Sein Vater ließ ihm ein paar Minuten, bevor dieser wieder das Wort ergriff. „Und, hast du Fragen?“

Er erwiderte den Blick blauer Augen, in denen neben einem Anklang von Amüsement auch etwas stand, das er nicht entziffern konnte. Er schob diese Beobachtung beiseite. „Was ist mit meinen bisherigen Aufgaben?“

„Brad _ist_ ein wenig jung, nicht wahr?“

Michael stieß ein leises Schnauben aus. „Ich glaube nicht, dass er das als Hindernis ansehen wird. Er hätte seine Kurse schon längst abschließen können, wenn wir es ihm erlaubt hätten.“

Sein Vater lächelte, bevor er ernster wurde. „Wir werden die Zuständigkeiten wie geplant ein wenig verschieben. Auf diese Weise kannst du Japan behalten und Brad helfen, wenn er Unterstützung benötigt.“ Eine kurze Pause wurde eingelegt und Fingerspitzen klopften flüchtig auf die Armlehne. „Mit den Ältesten ist das noch nicht abgesprochen, aber sie sollten uns hier freie Hand lassen.“ Mundwinkel zuckten kurz, ehe sein Vater fortfuhr. „Was deine neuen Aufgaben angeht, haben wir eine Mappe für dich zusammengestellt. Herr Hoffmann geht sie derzeit durch. Es wäre natürlich sinnvoller gewesen, dich von ihr einweisen zu lassen, vor allem, da wir schon vor einer ganzen Weile… vorgewarnt… wurden. Doch das war aus bekannten Gründen leider nicht möglich.“ Der Tonfall war so trocken, dass er sämtliche Feuchtigkeit aus der Luft um sie herum zu ziehen schien.

Ein Brennen wollte sich in seiner Magengrube breitmachen, doch Michael kämpfte es mit der Gewissheit nieder, dass es zukünftig keine derartigen Hindernisse mehr geben würde. Was es ihm ermöglichte, sich auf einen anderen Punkt zu konzentrieren. „Herr Hoffmann? Soll ich ihn behalten?“ Der Ältere war aufgrund seiner Kenntnisse eindeutig besser dafür geeignet, für Brad zu arbeiten. Und so war es eigentlich auch vorgesehen gewesen.

„Ich kann mir vorstellen, dass du nichts dagegen hättest.“

„Ganz sicher nicht“, gab er zu. „Doch ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass das die beste Lösung ist.“

„Hm, ist es auch nicht. Es ist nur eine Übergangslösung.“ Wieder ein Lächeln. „Herr Hoffmann möchte dir nur zur Verfügung stehen, bis wir einen Assistenten für dich gefunden haben. Es wäre sicher eine schlechte Idee, wenn du ihre Assistentin übernimmst.“

Er zog eine Augenbraue hoch, dann aber glätteten sich seine Züge wieder. „Gut, vielleicht würde ich nicht ganz fair zu ihr sein, egal, wie sehr ich mich bemühe.“

„Ja, das ist ein Punkt.“

Es gab noch einen weiteren? Die Frage stand ganz allein in eisblauen Augen.

Sein Vater schien ein Lachen zurückzuhalten, erhob sich langsam, um ans Fenster zu treten. „Es ist etwas, das Brad einmal zu mir gesagt hat“, wurde gegen die Scheibe gesprochen. Ein Schulterzucken folgte. „Anscheinend will er keine Frau um dich herum haben.“ Die Worte wurden von der entsprechenden Erinnerung begleitet.

Und Michael lachte tatsächlich. „Das hätte ich nicht erwartet. Aber mir ist schon aufgefallen, dass er mit Männern besser klarkommt. Oder vielleicht will er auch nicht, dass ich in Versuchung geführt werde.“ Er stand ebenfalls auf, um neben seinen Vater zu treten. Der Ausblick auf die Berge war vertraut und wirkte gleichzeitig völlig anders.

„Hm, da wäre das.“ Blaue Augen wandten sich ihm zu. „Aber irgendwie bezweifle ich, dass du dich für jemand anderen außer Brad interessieren würdest.“

Wie könnte er dem widersprechen. Und er hatte es auch gar nicht vor. Die Belustigung verschwand, als er an _sie_ denken musste und daran, dass sie sehr wohl zu Brads Abneigung beigetragen haben könnte. Sein Vater verlor ebenfalls sein Lächeln und es machte ihm wieder bewusst, wie blass der Andere aussah. „Darfst du eigentlich schon auf den Beinen sein?“ Der Tonfall geriet beinahe vorwurfsvoll, aber nur, weil er seine Besorgnis nicht zu offen zeigen wollte.

„Ich lasse mich von einer Erkältung nicht so schnell niederstrecken.“

„Hm, da scheint die Erkältung aber anderer Meinung zu sein.“ Wenn es überhaupt eine war. Erschöpfung schien das hauptsächliche Symptom zu sein. Doch wenigstens ging es seinem Vater eindeutig besser als bei seiner Abreise und so hakte er nicht weiter nach. Immerhin hatte er da noch eine Frage, die ihn schon seit einer halben Ewigkeit beschäftigte. „Erfahre ich nun, was es mit Brads Vision damals auf sich hatte?“ Was dieses Opfer bedeuten sollte?

Sein Vater stand sehr still und musterte ihn aus sich verengenden Augen. Die Intensität war fast wie ein spürbares Gewicht, bis sie durch ein flüchtiges Zucken um die Mundwinkel herum abgelöst wurde. „Das scheint dir keine Ruhe zu lassen, hm?“

Er hielt ein weiteres Schnauben zurück. „Kannst du es mir verdenken? Immerhin haben sie mir deswegen das japanische Büro gegeben…“

Ein knappes Kopfschütteln und ein ebenso knappes Lächeln antworteten darauf, bevor wieder jeder Ausdruck verschwand. „Wir dürfen darüber nicht reden.“

Hinter dem ‚Wir‘ steckte eindeutig das Triumvirat und war das nicht ein seltsamer Gedanke? Nicht einmal Herr Franken oder sein Vater waren in ihrem Handeln völlig frei. Natürlich wusste er das – grundsätzlich. Aber es war ihm selten wirklich bewusst.

Sein Vater sprach schon weiter, führte ihn weg von diesen Überlegungen. „Aber ich bin mir sicher, dass du mehr von ihnen erfahren wirst. Schon aus der Notwendigkeit heraus.“ Und das ging mit einem Hauch Ironie einher, die ein wenig zu dunkel für Michaels Geschmack ausfiel.

Doch er biss die Zähne über der Frage zusammen, die er am liebsten stellen würde. „Sie werden herkommen?“

„Oh, gewiss doch. Für deine offizielle Ernennung auf jeden Fall.“ Die blauen Augen wurden sehr ausdruckslos. „Sie werden dich… daran erinnern wollen, dass sie an der Spitze unserer Organisation stehen.“

Die emotionslosen Worte waren es nicht, die die Warnung enthielten, Michael konnte selbst nicht genau sagen, wie er sie heraushörte. Doch er tat es. „Das ist verständlich“, gab er zurück und seine Haltung zeigte, dass er sich keine _wirklichen_ Sorgen machte. Schließlich hatte er nicht vor, gegen die Ältesten zu arbeiten. Aber seine Neugier war geweckt. „Ist es ein Test?“, wollte er wissen.

In dem Blau flackerte etwas auf. „Nein, nicht wirklich. Man kann es eher als ein einmaliges Gefühl bezeichnen…“

Und sein Vater machte sich auch nicht wirklich Sorgen, was Michael aber nicht davon abhielt, näher zu treten und seine Stirn gegen die Schulter des älteren Mannes fallen zu lassen. Der Kontakt sorgte dafür, dass sie beide sich besser fühlten und er entspannte sich noch ein wenig mehr, als eine warme Hand in seinem Nacken zu ruhen kam. Vielleicht war das auch eine Form von Schwäche, aber mit dieser konnte er sehr gut leben.

Ein kurzer Druck, bevor sein Vater einen Schritt zurücktrat. Sie teilten ein flüchtiges Lächeln, dann kehrte der Ältere zu seinem Sessel zurück. „Ich habe gehört, dass Brad mal wieder den Helden gespielt hat?“, wurde ein völlig anderes Thema angeschnitten.

Michael lächelte schon wieder, auch wenn sein Vater es nicht sehen konnte, ging dann ebenfalls zu der Sitzgruppe zurück. „Ja – und diesmal war es nicht einmal für ein Talent“, erwiderte er, während er Platz nahm.

„Er wird doch nicht plötzlich philanthropische Tendenzen entwickeln?“, wollte sein Vater belustigt wissen, während dieser sich bequem zurücklehnte.

Michael konnte nicht anders als aufzulachen. „Keine Sorge, letztendlich hat er völlig im Sinne von Rosenkreuz gehandelt.“ Bereitwillig ließ er alles andere hinter sich und erzählte, wie ihr Silvesterfest abgelaufen war.
 

******
 

Nachdem Michael das Quartier verlassen hatte, nutzte er die Gelegenheit, selbst eine Dusche zu nehmen, wechselte dann in seine gewohnte blaue Uniform. Ein schmales Lächeln kurvte seine Lippen, als Brad daran dachte, dass er sie bald gegen eine schwarze eintauschen würde und dass es nun niemanden mehr gab, der sich dem in den Weg stellen könnte. Das halbe Jahr würde wie im Fluge vergehen und dann konnte er endlich richtig arbeiten und musste seine Zeit nicht mehr im Unterricht verschwenden. In diese ausgesprochen befriedigenden Gedanken vertieft zog er zu guter Letzt Pullover und Jacke über, machte sich anschließend auf den Weg nach draußen. Alexander und Stephan waren noch beim Training und Brad sah keinen Grund abzuwarten, bis sie zurückkehren würden.

Er verharrte für einen Moment, als er nach draußen trat, beobachtete den Schnee, der in dichten Flocken nach unten fiel. Belustigung funkelte in braunen Augen auf, als ihm bewusst wurde, warum die Instruktoren ausgerechnet den heutigen Tag für dieses Training gewählt hatten. Und so wunderte er sich nicht, dass er als erstes ein Fluchen hörte, als er sich der Gruppe von Schülern näherte.

„Guten Tag, Herr Rudert“, begrüßte er den Instruktor, als er neben ihn trat.

„Oh, hallo Brad. Ich wusste gar nicht, dass du schon zurück bist.“ Ohne die Schüler aus den Augen zu lassen, die sich im Moment garantiert wünschten, das Schießtraining drinnen abhalten zu dürfen.

„Hm, wir sind erst vor kurzem angekommen. Wie Sie sich sicher vorstellen können, hat Michael erst einmal zu tun.“

Das ließ den Älteren für einige Sekunden völlig regungslos werden, bevor ein verschrobenes Lächeln über dessen Lippen zuckte. „Ja, das kann ich mir wohl“, wurde schließlich leise erwidert. Mit den nächsten Worten war Herrn Rudert aber schon nichts mehr anzumerken. „Und du hast beschlossen, dir die Zeit mit ein wenig Training zu vertreiben?“ Eine kurze Pause wurde eingelegt, in der der Blick des Älteren flüchtig auf ihm zu ruhen kam. „Oder willst du meine Schüler ärgern?“

Er antwortete nicht gleich, verschränkte die Arme vor der Brust. Nun war er es, der seinen Blick nicht von den Schülern löste. „Würden Sie mir das wirklich zutrauen?“, hakte er in einem Unschuldston nach, den ihm nicht einmal ein Wildfremder abnehmen würde.

„Da deine beiden Freunde zu dieser Gruppe gehören – auf jeden Fall“, kam es scheinbar unbeeindruckt zurück, aber ein leichtes Vibrieren verriet das zurückgehaltene Lachen.

Brad erlaubte sich ein schnell wieder verschwundenes Grinsen, das völlig im fallenden Schnee unterging. „Das ist ein Argument“, gestand er zu. „Mit Ihrer Erlaubnis?“

„Natürlich doch, Brad.“

Doch er schloss sich nicht gleich den Schülern an, zunächst musste er sich eine Waffe besorgen. Was schnell erledigt war, er hatte schon früh die Genehmigung erhalten, sich jederzeit auf eigene Verantwortung eine Waffe auszuleihen. Dann erst lenkte er seine Schritte dorthin, wo er Alexander und Stephan wusste. Natürlich hatten sich die beiden Zielscheiben ausgewählt, die nebeneinander lagen.

Wieder ertönte ein lautes Fluchen und Brad lehnte sich mit einem leichten Lächeln gegen das Geländer. „Probleme?“

Alexander riss den Kopf zu ihm herum, starrte ihn aus geweiteten Augen an. Als hätte er einen Geist vor sich. „Brad?“

„Höchstpersönlich.“ Mit sanftem Spott.

Der Gleichaltrige fasste sich schnell wieder. „Ich habe keine Probleme“, wurde mit einer wegwerfenden Geste gesagt. „Die Zielscheibe hat welche.“

Braune Augen blickten mit betonter Ernsthaftigkeit in die entsprechende Richtung, dann wandte er sich langsam wieder Alexander zu. „Also ich würde eher sagen, dass sie so gut wie keine Probleme hat – so selten, wie sie bisher getroffen wurde.“

Von Alexanders anderer Seite kam ein Lachen. „Da hat er Recht, mon cher.“

Alexander verzog das Gesicht. „Natürlich, mach du dich auch noch über mich lustig. Dabei hast du auch nicht mehr Treffer. Bei diesem verfluchten Schnee sieht man einfach nichts.“

„Ich denke, das ist der Sinn der Übung“, kam es mitleidslos zurück. Anders als Alexander schien sich Stephan nicht allzu viel aus seiner schlechten Leistung zu machen.

Er stimmte ihm mit einem knappen Nicken und bedeutend mehr Ernst zu. „Du kannst Draußen nicht immer erwarten, dass optimale Bedingungen herrschen.“

„Das erwarte ich auch nicht. Aber das hier ist nicht suboptimal, das ist absurd.“

Von Stephan kam ein weiteres Lachen, das ein wenig überrascht klang. „Ich wusste gar nicht, dass du dich so gewählt ausdrücken kannst.“

„Das macht nur die Frustration, glaube mir.“

Brad trat an Alexanders Seite, der ihm bereitwillig Platz machte, lud dabei seine Waffe. Und eine Sekunde später feuerte er das gesamte Magazin ab, ohne einmal zu zögern. „Es ist machbar“, stellte er im Anschluss fest. Jeder seiner Schüsse hatte getroffen.

Nicht nur die beiden hatten ihn beobachtet und er konnte von den Gesichtern der anderen Beobachter ablesen, was nur Alexander auszusprechen wagte.

„Sehr witzig, Brad. Dir könnte man die Augen verbinden und du würdest immer noch treffen.“ Plötzlich wurde ein Arm um ihn geschlungen. „Sag mal, kannst du nicht die Übung für mich beenden? Es muss ja keiner wissen, dass du mir geholfen hast.“

„Ich glaube nicht, dass das unbemerkt bliebe“, erwiderte er trocken. „Aber vielleicht fehlt dir einfach nur die richtige Motivation.“

Der Andere trat prompt einen Schritt zurück. „Das ist unfair. Du musst mir nicht mit dem Komitee drohen.“

Eine Augenbraue wanderte langsam in die Höhe, bevor er etwas aus seiner Jackentasche zog. „Ich hatte eher daran gedacht.“

Stephan war so schnell an der Seite seines Freundes, als wäre er unter die Teleporter gegangen. „Schokolade?“ Hellblaue Augen bohrten sich in seine.

„Eine ganze Tafel“, bestätigte er. „Für denjenigen, der zuerst fertig ist.“

Alexander tat so, als würden ihm die Knie weich werden. „Ich liebe dich“, wurde ihm ernsthaft erklärt.

Brad lächelte. „Ich weiß.“
 

~TBC~
 

Brad hätte ohne die beiden eindeutig weniger Spaß ^^

cya, cu ^-^

"Du tust ja gerade so, als würde ich mich jeden Tag drinnen verbarrikadieren"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 100/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Bereits hundert Kapitel... o.O

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Kralle: *lach* Für die beiden ist das sicher nicht ganz so lustig – immerhin ist es auf Rosenkreuz recht schwierig, an Süßigkeiten heranzukommen, wenn man nicht bereits im letzten Schuljahr ist. Von daher lassen sich Alexander und Stephan gerne mit etwas Schokolade bestech- *räuper* …motivieren ^___^#
 

@Jemma: Ich kann dir versichern, dass Brad notfalls schon dafür sorgen würde, dass Michael ausreichend Zeit für ihn findet. ^^ Auf der anderen Seite nimmt Brad es ihm ja nicht übel, wenn er viel arbeiten muss – schließlich ist unser lieber Precog selbst ausgesprochen pflichtbewusst ^^
 

Teil 100 „Du tust ja gerade so, als würde ich mich jeden Tag drinnen verbarrikadieren“
 

„Ausgezeichnet, Farfarello.“ Er gab dem Jungen die kontrollierten Aufgaben zurück und erhielt im Gegenzug ein breites Grinsen. „Warum kommst du eigentlich noch zu diesen Stunden? Du gehörst inzwischen zu den besten in der Klasse.“ Außer Farfarello und ihm befanden sich noch sieben weitere Schüler im Raum, die aus seinen verschiedenen Klassen zusammengewürfelt waren. So spät im Schuljahr hatten die wenigstens Probleme, im Stoff mitzukommen und die wenigen Ausnahmen hätte er auch einfach untergehen lassen können. Aber das verbat ihm sein Stolz.

Die Antwort des Jungen riss ihn aus diesen Überlegungen. „Weil es mir Spaß macht. Es ist ein sehr ruhiges Fach.“

Hm… nachdenklich musterte er den Iren. Wenn man Farfarellos übliches Verhalten berücksichtigte, war das eine erstaunliche Einstellung. Doch Brad konnte kaum etwas dagegen sagen. Ein Lächeln huschte über seine Lippen und wurde ausgeprägter, als der Jüngere noch etwas hinzufügte.

„Außerdem kann ich so Schuldig besser helfen.“

Ah ja, der kleine Telepath war nicht dumm, hatte manchmal aber einfach nicht genug Geduld, um den Stoff zu verstehen. Seine Arbeiten waren ausreichend, aber auch nicht mehr als das. Was Schuldig wurmte, weil dieser möglichst schnell Rosenkreuz hinter sich bringen wollte, was auf diese Weise natürlich nicht möglich war. Demnach sollte besser der Telepath hier sitzen statt Farfarello. Doch natürlich würde Schuldig niemals freiwillig in Brads Nähe auftauchen. Sein Lächeln enthielt einen Hauch von Häme, als er das dachte, vor allem, da sich sein Talent gerade eingeschaltet hatte.

Wenn man vom Teufel spricht… Er wandte langsam den Kopf zur Tür, wo gerade die Klinke heruntergedrückt wurde. Gleich darauf wurde ein orangefarbener Haarschopf sichtbar, unter dem ihn grüne Augen anstarrten, bevor der Blick hastig abgewandt wurde.

Mit betonter Nonchalance blickte Brad auf seine Uhr. „Sieht ganz so aus, als wäre die Stunde vorüber. Also ab mit euch und vergesst nicht, die Übungen abzugeben.“

„Jawohl, Crawford“, wurde ihm unisono geantwortet, gefolgt von allgemeinem Stühlescharren.

Farfarello grinste in Schuldigs Richtung, gefolgt von einem knappen Schulterzucken zu Brad hin. „Er ist ungeduldig“, wurde ihm erklärt.

„Zu seiner Verteidigung muss ich zugeben, dass wir überzogen haben.“

„Schuldig sollte sich deswegen nicht aufregen. Schließlich hat Er viel schlimmere Mittel, uns das Leben schwer zu machen.“

Für Rosenkreuz war das eine ausgesprochen gesunde Einstellung. Aber auch ein deutliches Zeichen dafür, dass Farfarello immer noch nicht völlig… normal… war. Nichts von diesem Urteil zeichnete sich auf seiner Miene ab. Er stieß sich einfach nur von der Tischkante ab, gegen die er bis eben gelehnt hatte und nickte dem Jungen zum Abschied zu. „Ich wünsche euch viel Erfolg bei eurem Training.“

Wieder blitzten weiße Zähne auf und in dem bernsteinfarbenen Auge leuchtete Vorfreude. „Vielen Dank, Crawford.“

Auf dem Schreibtisch warteten die Aufgabenblätter der restlichen Kinder auf ihn, anders als Farfarello hatten sie nicht vorzeitig abgegeben. Und während die letzten aus dem Raum verschwanden, nahm er Platz und machte sich an die Korrekturen.
 

„Hey Brad, bist du fertig?“ Eine Hand klatschte laut gegen den Türrahmen und zog seine Aufmerksamkeit auf den Neuankömmling.

Er seufzte nachsichtig. „Fast. Ansonsten würde ich nicht mehr hier sitzen, meinst du nicht auch?“

Alexander grinste nur unbeeindruckt. „Bei dir weiß man nie.“ Damit setzte sich der Gleichaltrige in Bewegung und blickte ihm neugierig über die Schulter.

„Ich wünschte, unsere Aufgaben wären auch so einfach…“

„Dann wiederhole einfach die erste Klasse.“

Alexander lachte. „Nein, danke“, wurde dann abgewehrt, bevor der Blondschopf den Kopf leicht zur Seite wandte und ihm einen Kuss auf die Wange gab. Damit schien sich der Andere erst einmal zufrieden zu geben und wartete geduldig, bis Brad den letzten Haken gesetzt hatte.

„Weißt du, dass Schuldig auch hereingeplatzt ist, um Farfarello zu holen, bevor ich den Unterricht abgeschlossen hatte?“, meinte er mit einer Unschuldsmiene, als er schließlich den Stift beiseite legte.

Alexander verzog das Gesicht. „Du vergleichst mich hier doch nicht wirklich mit dieser Rotznase?“

„Nur wenn du dich angesprochen fühlst.“ Amüsement funkelte in braunen Augen auf.

„Warum bist du so gemein zu mir“, jammerte Alexander wenig überzeugend.

„Was bist du, ein Kleinkind?“ Er räumte seine Unterlagen zusammen und wartete keine Antwort ab.

Der Andere öffnete den Mund, schloss ihn aber wieder, ohne etwas gesagt zu haben und folgte ihm ganz einfach. Anscheinend war er zufrieden damit, dass Brad endlich mit seiner Arbeit fertig war.

Ein Arm wurde um seinen Hals geschlungen. „Hast du noch mehr zu erledigen?“

„Keine Sorge, ich habe gleich Zeit für dich. Ich bringe nur noch die Sachen hier in mein Quartier und dann können wir uns um dein Training kümmern. Du scheinst es ja nötig zu haben.“

„Bitte keine Beleidigungen. Ich bin nicht schlecht als Scharfschütze, aber ich will einfach noch besser werden.“

„Hm… und gibt es dafür einen bestimmten Grund?“

Alexander stieß ein Schnauben aus, das nur halbwegs belustigt klang. „Du bist doch ständig auf dem Perfektionstrip, warum fragst du so etwas?“

Ein Lächeln huschte über seine Lippen. „Weil du es normalerweise nicht unbedingt bist, mein Lieber.“

„Ha, ich weiß eben, dass das Leben nicht nur aus der Arbeit besteht“, warf sich Alexander in Pose, ohne ihn loszulassen. „Anders als bestimmte andere Personen, die hier nicht namentlich genannt werden sollen.“

„Du hast meine Frage immer noch nicht beantwortet“, machte er ihn unbeeindruckt aufmerksam.

Jetzt stockte der Andere, zögerte einen Moment mit der Antwort. „Ich möchte einfach ein bisschen Zeit mit dir verbringen, solange es noch möglich ist.“

Er hielt ebenfalls inne und musterte Alexander aus ruhigen, braunen Augen. „Nur weil ich bald ein Instruktor sein werde, heißt das nicht, dass ich keine Zeit mehr für euch habe.“

Ein schiefes Grinsen war die Reaktion darauf. „Das sagst du jetzt. Aber warte ab, du wirst bestimmt so viel zu tun haben, dass wir dich kaum noch zu Gesicht bekommen.“

Daraufhin schüttelte er nur den Kopf. Warum sollte er sich auch die Mühe machen, Alexander vom Gegenteil zu überzeugen. Die Zukunft würde von ganz allein zeigen, wer Recht hatte.
 

Es war geradezu warm, als sie schließlich ins Freie traten. Der Sommer rückte immer näher und schien bereits das erste Gastspiel zu halten. Alexander grinste ihn an, während er die Arme ausbreitete. „Siehst du, was du verpasst?“

Eine Augenbraue rutschte in die Höhe. „Ich glaube nicht, dass ich etwas verpasse. Du tust ja gerade so, als würde ich mich jeden Tag drinnen verbarrikadieren.“ Was nun wirklich nicht der Wahrheit entsprach.

Alexander ließ die Arme wieder fallen, uneinsichtig. „Training zählt nicht. Du bist einfach zu verantwortungsbewusst.“

Brad hielt sich davon ab, die Augen zu verdrehen. „Du bist ein Idiot“, stellte er schließlich entnervt fest.

„Und das war vollkommen unbegründet.“ Schon wieder ein Grinsen, bevor er bei der Hand gefasst wurde und dann in Richtung Waffenausgabe gezogen.

Er ließ es sich gefallen, schließlich würde der Andere ohne ihn kaum weiterkommen.

Der Instruktor bei der Ausgabe musterte ihn eindringlich, während er den Empfang gegenzeichnete, sagte aber nichts. Es war ihm nicht verboten, für jemand anderen eine Waffe auszuleihen, solange er diesen beaufsichtigte. Doch es geschah selten genug, um ein gewisses Maß an Neugier hervorzurufen.

Brad ignorierte es, überlegte kurz, wie viel Munition sie benötigen würden und suchte sich die entsprechenden Packungen zusammen. Es folgte ein knapper Abschied und dann befanden sie sich auch schon auf dem Weg zum Übungsgelände.

Alexander schien beinahe aufgeregt, redete über irgendwelche Belanglosigkeiten, mit ausschweifenden Gesten. Er quittierte das mit einem leichten Lächeln und unterbrach ihn nicht, nickte einfach nur an den richtigen Stellen. Bis sie schließlich ihr Ziel erreichten.

„Bist du nervös?“, wollte er wissen und lachte beinahe, als Alexander eine Grimasse schnitt. Und auf einmal wusste er, was los war. „Ihr habt bald den nächsten Test, hm?“

Alexander verdrehte wirklich die Augen, ließ sich wenig elegant auf den Hosenboden plumpsen. „Ich möchte später in ein gutes Team kommen. Und dafür muss ich es nächstes Jahr in den Fortgeschrittenen-Kurs schaffen.“

„Ein verständliches Ziel“, stellte er amüsiert fest und ließ sich neben Alexander nieder. Das Gewehr fand sich noch in dem üblichen Koffer und mit einem Lächeln reichte er diesen weiter. „Nur die Zielscheibe zu treffen ist nicht alles.“

Er erntete ein leises Seufzen dafür, denn Alexander verstand problemlos, was er damit sagen wollte. Und obwohl noch keiner der Schüler besonders viel Interesse dafür aufgebracht hatte, Waffen einfach nur ordentlich zusammenzusetzen, aufzubauen und dann wieder in den Koffer zurückzupacken, machte sich der Andere ohne Protest an die Arbeit.

Brad beobachtet ihn aufmerksam, zwei, drei Durchgänge lang, erklärte dann leise, wo Alexander effizienter vorgehen konnte, welche Anpassungen nicht ganz korrekt waren. Und ebenso aufmerksam wurden seine Ratschläge befolgt, das Grinsen war verschwunden und nur noch die Ausdruckslosigkeit von Konzentration verblieben.

Er erwischte sich dabei zu lächeln, als Alexander sich auf die Unterlippe biss, vertieft in seine Tätigkeit, doch dann wurde auch er selbst wieder ernst. Bald entschied er, dass der Andere genug geübt hatte und sie zum eigentlichen Training kommen konnten, etwas, das mit einem Aufglimmen von Begeisterung in braunen Augen aufgenommen wurde.

Ein letztes Mal wurde alles aufgebaut und ein fünf-Schuss-Magazin eingeschoben, bevor Alexander sich lang ausstreckte. „Fünfhundert Meter?“, vergewisserte sich der Blondhaarige.

„Ja, fangen wir damit an. Wir gehen später auf die vollen sechshundert. Die anderen Entfernungen üben wir einen anderen Tag. Dafür ist dieses Gewehr nicht geeignet.“

„Ja, ich weiß“, murmelte Alexander, visierte das korrekte Ziel an.

Braune Augen verengten sich, als er wieder nichts anderes tat als zu beobachten, Anspannungen bemerkte, die nicht dasein sollten, das Erbeben beim Einatmen und Ausatmen. Die fünf Schuss waren schnell verbraucht und Alexander fluchte leise vor sich hin, weil er zwar die Scheibe, aber ganz sicher nicht die Mitte getroffen hatte.

Weitere Erklärungen und Brad fragte sich im Stillen, warum das nicht bereits ein Instruktor für Alexander getan hatte, aber natürlich gab es normalerweise keinen Einzelunterricht und so gingen bestimmte Punkte einfach unter.

Eine Hand glitt durch blonde Haare, ein wenig fahrig und er erhielt ein Nicken, als Zeichen, das Alexander verstanden hatte. Ein neues Magazin wurde eingelegt, weitere fünf Schuss, bevor der Andere wieder seine Position einnahm, versuchte, die Ratschläge umzusetzen. Und ja, es war besser, aber immer noch nicht das, was Alexander wirklich zu leisten in der Lage war.

Also wiederholte er die maßgeblichen Punkte, bevor er ihm das neu gefüllte Magazin reichte. Und dieses Mal schaute Brad nicht einfach nur zur, erinnerte Alexander mit kurzen Berührungen an das, was er zu verbessern hatte. Erst als er mit der Haltung zufrieden war, lehnte er sich zurück, nicht ohne ein paar letzte Worte. „Vergiss nicht: Druckpunkt, Ausatmen, Schießen.“

Ein minimales Nicken war alles, was er an Antwort erhielt und es reichte vollkommen aus. Vier, fünf Atemzüge lang geschah gar nichts, Alexander schien regelrecht in das Einzusinken, was er zu tun beabsichtigte und dann kam der Dreiklang, der damit endete, dass die Kugel das Papier der Zielscheibe zerfetzte. Das Ergebnis war deutlich besser als zuvor, doch Alexander ließ sich von diesem Erfolg nicht ablenken, verschoss auch die restlichen Patronen. Danach herrschte für ein paar Sekunden lang Stille, bevor Alexander sich auf den Rücken rollte und lachte. „Ich habe es geschafft!“, wurde ihm mitgeteilt und Brad lächelte.

„Ja, das hast du. Dein bisheriges Training war schließlich nicht umsonst, es waren ein paar Kleinigkeiten, die verhindert haben, dass du wirklich gut bist.“

Alexander nickte, streckte dann die Hand nach einer weiteren Packung aus. „Dieses Mal zwanzig Schuss, ja?“

„Natürlich.“, stimmte er zu. „Und das Ziel auf sechshundert Metern.“

Alexander ließ sich davon nicht aus dem Konzept bringen, erfüllt ruhig die neue Aufgabe. Und dann ein weiteres Mal. Und noch einmal.

Anschließend zitterten ihm die Arme und als er sich dieses Mal zur Seite fallen ließ, auf den Rücken rollte, geschah das nicht mehr aus Begeisterung, sondern aus Erschöpfung. Finger bebten, als sie verschwitzte blonde Strähnen aus der Stirn strichen und dann fiel die Hand zurück auf den Boden, als wäre die Schwerkraft auf einmal zu viel geworden.

„K.o?“, erkundigte er sich mit zuckenden Mundwinkeln.

Die Augenlider bewegten sich nur mühsam. „Das kannst du laut sagen, Brad.“

„Du hast gute Arbeit geleistet“, stellte er ruhig fest und das waren keine leeren Worte.

Alexander grinste, schien neue Kraft geschöpft zu haben, denn eine Hand streckte sich auf einmal nach ihm aus, zog ihn auf den Anderen. Dann waren da Finger, die sich in seine schwarzen Haare gruben und seinen Kopf sanft nach unten drückten, bis Alexander ihn küssen konnte.

Er spürte den beschleunigten Puls, das Adrenalin, das immer noch durch den Anderen pumpte und lächelte in den Kuss hinein, weil diese Reaktion so verständlich war. Heiße Hände schoben sich unter sein Shirt und Alexander winkelte beide Beine an, als wollte er Brad zwischen seinen Schenkeln gefangen halten. Was gar nicht erforderlich war, denn im Moment hatte er nicht die Absicht, sich dem hier zu entziehen. Ihre Hüftknochen schabten aneinander und mit einem lauten Ausatmen presste sich Alexander nach oben, gegen ihn, eine beinahe unfreiwillige Bewegung, die aber genau das gewünschte Resultat hatte.

Ah, das war gut… Und dann wurde er auch schon in einen weiteren Kuss gezogen.
 

~TBC~
 

Keine Sorge, ich habe nicht vergessen, dass Frau Kernens Tod noch nicht aufgeklärt ist. Aber es gibt einen Grund, warum das noch warten muss ^^

cya, cu ^-^

"Haben Sie Michael auch schon rausgeworfen?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 101/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Die Ältesten nahen – und mehr zu Frau Kernen gibt es erst, wenn sie wieder weg sind. Was natürlich einen Grund hat ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Mein Trost ist, dass es nicht weitere 100 Kapitel werden. Schließlich ist da immer noch das Sequel zu Close Distance, das ich schreiben will ^^#

Schuldig wird sich in dieser Story auch nicht besonders ändern. Für mich ist er einfach ein rebellischer Typ und anders als in CD hatte er hier nie einen Grund, sich an Brad zu hängen.

Ah ja, Brad… *ehe* Sein Verhalten erscheint nicht ganz fair, aber er sieht es nicht ganz so ^^°
 

@Kralle: Das wäre nicht ratsam *nick* Brads Sicht der Welt ist ein wenig… anders… als die normaler Menschen. Von daher sind solche Zwischenspiele wie mit Alexander im letzten Kapitel im Grunde bedeutungslos für ihn. Er vertraut aber nicht darauf, dass es mit jemandem, der Michael zu nahe kommt, genauso sein würde. Ganz abgesehen davon, dass er ausgesprochen besitzergreifend ist und Michael nicht teilen will... ^^#
 

Teil 101 „Haben Sie Michael auch schon rausgeworfen?“
 

„Du kannst noch laufen, oder?“, vergewisserte er sich mit einem zweifelnden Unterton und er tat es nicht unbedingt, um Alexander aufzuziehen.

Der hielt sich für einen Moment an ihm fest, nickte dann mit einem gar nicht verlegenen Grinsen. „Ich bin nur zu schnell aufgestanden“, wurde ihm versichert.

Ein Lächeln zuckte über seine Lippen. „Das Blut brauchte einen Moment, um sich umzuverteilen, hm?“

„Ha ha, sehr witzig.“ Die Hand löste sich von ihm und Alexander ging los in Richtung Waffenausgabe, verzog nach ein paar Schritten das Gesicht.

Brad nutzte die Pause, die damit einherging, um zu ihm aufzuschließen. Den Waffenkoffer trug er selbst, gerade hatte er nicht viel Zutrauen in Alexanders Fähigkeit, diese Aufgabe zu bewältigen. Mit hochgezogener Augenbraue folgte er dem Blick des Anderen und Amüsement blitzte in braunen Augen auf. „Unangenehm, was?“, stellte er mit wenig Mitleid fest und ging weiter.

Alexander brauchte einen Moment, um sich zu fassen, rannte mit ein paar schnellen Schritten hinter ihm her. Als nächstes schlang sich ein Arm um seine Mitte und ein warmer Körper presste sich von hinten gegen ihn. „Ich verstehe nicht, wie du dich zurückhalten konntest“, wurde gegen seinen Hals gesprochen.

„Alles eine Frage der Kontrolle. Ich konnte auf die feuchten Shorts wirklich gut verzichten.“

„Manchmal bist du kein Mensch“, wurde entgeistert festgestellt und das begleitende Kopfschütteln spürte er nur.

„Mit dieser Einschätzung liegst du eindeutig falsch“, gab er belustigt zurück und setzte sich wieder in Bewegung.

Alexander ließ ihn nur widerwillig frei, einen Arm weiterhin um seine Taille geschlungen.

„Du bist heute so anhänglich. Hat Stephan keine Zeit für dich?“

„Der hat mit seinem eigenen Training zu tun“, wurde mit einem gespielt tiefen Seufzen festgestellt. „Aber fühl dich jetzt nicht, als wärst du nur zweite Wahl“, folgte dann mit einem Grinsen.

„Ich käme niemals auf die Idee.“ Dieses Mal war Brad es, der den Kopf schüttelte. Und dann hatten sie auch schon ihr Ziel erreicht und er gab Waffe sowie die verbliebene Munition zurück. „Zeit fürs Abendessen“, stellte er danach fest.

Und wie in Erwiderung begann Alexanders Magen zu Knurren. „Was für ein Timing.“ Mit einem zufriedenen Grinsen. Das allerdings verschwand, als sie Stimmen hörten, kurz bevor sie den Haupteingang erreichten. Und eine Stimme darunter war ausgesprochen vertraut. Alexander stockte. „Stephan?“

Brad neigte den Kopf zur Seite, lauschte auf die französischen Worte. Oder Flüche, um genau zu sein. Jemand schien Stephan verärgert zu haben. „Komm“, meinte er leise zu Alexander, der ihm ohne eine weitere Frage folgte.

Das Bild, das sie erwartete, erklärte einiges, wenn auch nicht alles. Ein Erstklässler lag zusammengekrümmt am Bogen, atmete in flachen, angestrengten Zügen. Ein weiterer Junge, mindestens ein Jahr älter, war von Stephan am Kragen gepackt worden und ein sich langsam entwickelndes Veilchen machte deutlich, dass Worte nicht das einzige waren, mit denen Stephan seinem Ärger Luft gemacht hatte.

Ruhig trat er neben die beiden. „Was ist passiert?“

Hellblaue Augen richteten sich auf ihn, brauchten einen Moment, um sich zu fokussieren und ihn zu erkennen. Ein, zwei tiefe Atemzüge folgten, dann wurde der Andere deutlich ruhiger. „Ich wollte euch holen, damit ihr nicht das Essen verpasst und habe etwas gehört. Zuerst dachte ich nur, es wäre eine kleine Rangelei. Beinahe wäre ich einfach weitergegangen.“ Ein weiterer tiefer Atemzug. „Der kleine Feigling hier hat auf ihn eingetreten, obwohl der Junge hilflos am Boden lag. Ich habe ihn davon überzeugt, damit aufzuhören.“ Ein kaltes Lächeln. „Dann erst konnte ich sehen, was genau passiert war.“ Die Hand, die das Shirt festhielt, verkrampfte sich für eine Sekunde noch ein bisschen mehr und betonte so, wie genau der Tracer an seine Informationen gelangt war. „Gerard war eifersüchtig, weil Robert bereits in seinem Kurs für Empathen ist und trotzdem noch besser abschneidet als er selbst.“

„Also hat er beschlossen, ihn körperlich zu überwältigen“, sagte er und es war keine Frage.

„Ja. Und er hat ihn nicht einmal offen herausgefordert. Robert war gerade bei seinen Übungen und hat gar nicht mitbekommen, wie sich ihm jemand näherte.“

Aus den Augenwinkeln sah er, wie Alexander unwillkürlich einen Schritt vortrat, sich dann stoppte und Brad einen schnellen Blick zuwarf. Und er _sah_ die Erklärung, die er daher nicht mehr benötigen würde, hielt den Anderen mit einer knappen Geste zurück. Anscheinend führten Empathen Meditationsübungen durch, um ihr Talent zu schärfen und so war es wirklich nicht verwunderlich, dass der Junge dem überraschenden Angriff völlig ausgeliefert gewesen war.

Abscheu nistete sich in braunen Augen ein, als er Gerard musterte, der seinem Blick nervös auswich. „Wir werden sehen, wie es um Robert steht. Dann wird das Komitee entscheiden, was wir mit ihm machen. Oder ob wir seinen Fall weitergeben.“

Gerard wurde erst blass, dann bleich, als er das hörte, gab aber keinen Ton von sich. Und was hätte er auch sagen sollen, nichts rechtfertigte sein Verhalten.

Stephan gab ihm einen Stoß, so dass der Junge auf dem Hosenboden landete, sich dann hastig aufrappelte. „Verschwinde. Und an deiner Stelle würde ich mir heute nicht mehr über den Weg laufen.“

Der Junge ließ sich nicht zweimal bitten, nahm sofort die Beine in die Hand und verschwand ohne einen Blick zurückzuwerfen.

„Ihm geht es nicht gut“, meinte Alexander leise, der neben Robert niedergekniet war, es nicht wagte, ihn zu bewegen.

Brad hatte ein unangenehmes Gefühl des Déjà-vu, strich sich durch die schwarzen Haare. „Irgendwie hört das wohl niemals auf, dabei sind sie doch alle Talente.“

Stephan trat neben ihn, eine Hand legte sich auf seine Schulter. „Und sie sind ehrgeizig. Es wird ihnen so beigebracht. Außerdem hat dich früher auch nicht besonders gekümmert, was sie sich gegenseitig antun.“ Der begleitende Blick fiel seltsam scharf aus.

Seine Mundwinkel zuckten in ein unfreiwilliges Lächeln. „Ja“, gab er zu. „Aber mein Fall liegt ein wenig anders.“ Er kannte sich gut genug, um das sehr genau zu wissen.

Die Hand rutschte weiter und gleich darauf wurde ein Arm um ihn geschlungen, zog ihn näher an den Anderen heran. „Es wäre dumm von mir, dem zu widersprechen…“, wurde ihm mit einem Seufzen zugestanden. Dann richteten sich die hellblauen Augen auf Robert. „Ich wünschte, es wäre nicht ausgerechnet ein Landsmann von mir gewesen…“

Brad gab ein Schnauben von sich. „Das konnte ich aus deinen Flüchen heraushören.“ Im nächsten Moment wandte er den Kopf. „Dr. Stephenson ist da.“ Er sandte diese Information gleichzeitig an Michael, der den Arzt für ihn informiert hatte.

„Gut.“ Das kam von Alexander, der erleichtert aufatmete. Für einen Empathen musste es besonders schwer sein, einfach nur untätig abzuwarten.

„Brauchen Sie noch unsere Hilfe?“

Dr. Stephenson stoppte kurz neben ihm, schüttelte den Kopf. „Nein danke, Brad. Ich werde gleich weitere Unterstützung erhalten, um ihn reinzubringen. „Ihr solltet jetzt gehen, bevor ihr noch das Abendessen verpasst.“

Er neigte zustimmend den Kopf, tippte dann Alexander auf die Schulter, der immer noch neben dem Jungen kniete. Und nach einem Moment des Zögerns erhob sich der Andere, schloss sich ihnen an.
 

„Brad, du solltest langsam Schluss machen.“

Er sah von dem Bericht auf und schenkte Herrn Hoffmann ein schmales Lächeln. „Sind Sie inzwischen zu meinem Babysitter bestellt worden, ohne dass mich jemand darüber informiert hat?“

Sein Lächeln wurde mit einem belustigten Kopfschütteln erwidert. „Ich kann dich beruhigen, soweit ist es bisher nicht gekommen. Dennoch bin ich der Ansicht, dass du für heute genug gearbeitet hast.“

Brad lehnte sich in seinem Sessel zurück und spürte die angespannten Muskeln in seinem Rücken, während er gleichzeitig ein Gähnen unterdrücken musste. „Vielleicht haben Sie Recht…“, gestand er dem älteren Mann dann zu.

Dessen Lächeln hatte jetzt etwas Verschmitztes. „Natürlich habe ich das.“ Damit wurde ihm die Akte abgenommen und ordentlich weggeräumt. „Du bist immerhin auch noch ein Schüler.“

„Zum Glück nicht mehr lange“, murmelte er vor sich hin, bevor er aufstand und sich streckte.

Herr Hoffmann tat so, als hätte er das nicht gehört, ging zur Tür vor und hielt sie ihm auf.

Brad zog eine Augenbraue hoch, als er an ihm vorbeiging. „Haben Sie Michael auch schon rausgeworfen?“, erkundigte er sich gedehnt.

„Das liegt nicht mehr in meiner Verantwortung“, wurde ihm trocken mitgeteilt.

Woraufhin seine Zähne in einem Beinahe-Grinsen aufblitzten. „In dem Fall werde ich das wohl übernehmen müssen.“

„Ich werde dich bestimmt nicht aufhalten.“ Herr Hoffmann lachte. „Ich wünsche dir noch einen angenehmen Abend, Brad“, bekam er dann zum Abschied zu hören.

„Danke, ebenfalls.“ Immer noch lächelnd machte er sich auf den Weg zu Michaels Büro, klopfte dort angekommen nur kurz an, bevor er eintrat.

Eisblaue Augen umfingen sofort seine Gestalt. „Du scheinst gute Laune zu haben“, wurde nach einem Moment stiller Musterung festgestellt.

„Hm, es ist auch Feierabend.“ Langsam näherte er sich dem Älteren, bis er direkt neben dessen Stuhl stand.

„Ich bin ein wenig überrascht, dass dir das von alleine aufgefallen ist“, wurde er sanft aufgezogen, bevor Michael nach ihm griff.

„Herr Hoffmann hat nachgeholfen“, gab er bereitwillig zu und ließ sich ebenso bereitwillig auf den Schoß des Älteren ziehen, lehnte sich gegen ihn.

Michael verschränkte die Hände vor seinem Bauch. „Das klingt ganz nach ihm.“ Eine kurze Pause folgte und danach war der Andere deutlich ernster. „Der Junge hatte schwere innere Verletzungen, aber Dr. Stephenson hat ihn wieder hinbekommen.“

„Das ist gut zu hören. Unser Training scheint in der Hinsicht fast zu effektiv zu sein…“

„Glaubst du das wirklich?“

Er stieß ein wenig belustigtes Schnauben aus. „Nein, natürlich nicht.“

Die Finger vor seinem Bauch trommelten einen kurzen, nachdenklichen Wirbel. „Da Robert schnell wieder genesen wird, würden wir die Bestrafung euch überlassen. Es sei denn, ihr wollt ihn an uns weitergeben.“

„Ich werde mit den anderen darüber reden. Aber gut, deine inoffizielle Meinung zu haben.“

„Hm, hättest du sie nicht alleine überzeugen können?“

„Es ist ein Grenzfall“, gab er zu bedenken, bevor ein ungesehenes Lächeln über seine Lippen huschte. „Aber ich hätte sie bestimmt von meiner Meinung überzeugen können.“

„Zweifellos“, wurde mit unterschwelligem Humor zugestimmt, auch wenn das Thema nicht gerade dazu einlud. Dann drückte eine Hand seinen Schenkel. „Hoch mit dir.“

Er folgte der Aufforderung und Michael musterte mit einem Seufzen den Schreibtisch – oder um genauer zu sein die Unterlagen darauf.

„Viel zu tun?“

„Nicht mehr als sonst, aber…“ Eisblaue Augen suchten seinen Blick und sie wirkten seltsam ausdruckslos. Schließlich schien Michael eine Entscheidung zu treffen und gleich darauf schob eine Hand ein Memo in seine Richtung.

Neugierig griff Brad danach und im nächsten Moment pressten sich seine Lippen zusammen, bevor er die Reaktion unterbinden konnte. „Die Ältesten kommen schon so bald?“ Er stand unwillkürlich ein wenig aufrechter, zwang sich dann dazu, sich zu entspannen. Und den Gedanken zurückzudrängen, der hatte aufblitzen wollen . „Nun, du hast nichts von ihnen zu befürchten. Und es ist nachvollziehbar, dass sie sich persönlich davon überzeugen wollen, dass du als Triumviratsmitglied geeignet bist. Ich würde es auch so halten.“

Michael reagierte auf seine neue Haltung und lächelte. „Damit hast du wohl Recht. Was nichts daran ändert, dass ich ein wenig nervös bin.“

Er hielt dem Älteren eine Hand hin, der sie ergriff und sich auf die Beine ziehen ließ. „Das ist ungewöhnlich bei dir.“ Brad neigte den Kopf leicht zur Seite und musterte Michael unter in die Stirn gefallenen Strähnen hervor, während er ebenfalls lächelte. „Doch ich gebe zu, auch das ist verständlich.“

Der Ältere lachte und damit war sein Ziel erreicht. Er ging einige Schritte vor, verharrte dann und warf einen Blick zurück auf Michael. „Du siehst aus, als könntest du ein wenig Bewegung vertragen.“

Eisblaue Augen erwiderten seinen Blick mit einem Hauch von Amüsement. „Und du wohl auch, hm?“ Michael wartete keine Antwort auf diese sowieso eher rhetorisch gemeinte Frage ab, sondern nickte entschieden. „Ja, das ist eine gute Idee. Ich habe mein Training ein wenig vernachlässigt.“

„Das ist nicht wirklich überraschend, schließlich willst du in deinem neuen Job gut aussehen.“ Ein Lächeln zog an seinen Mundwinkeln, dann setzten sie sich beide in Bewegung, zu ihrem Quartier, um sich umzuziehen.

Zu dieser späten Abendstunde hielten sich nicht mehr viele Instruktoren in der Sporthalle auf, so dass sie sich in aller Ruhe Matten auslegen konnten, bevor sie sich rasch aufwärmten. Sie waren beide von einem gewissen Maß an Unruhe erfüllt und auch wenn Brad nicht darüber nachdenken wollte, so wurde er das Gefühl nicht los, dass es auf den bevorstehenden Besuch der Ältesten zurückzuführen war.

Nur für einen Sekundenbruchteil glomm ein nicht zu interpretierender Funken in braunen Augen auf und er blieb unbemerkt, weil Michael gerade dabei war, sich von einer Dehnungsübung aufzurichten.

„Bereit?“, wurde er gefragt und wortlos fiel er in eine bestimmte Grundposition. Michael nahm es mit einem Lächeln auf. „Du bist der Ansicht, dass ich mehr Energie abzubauen habe als du?“

Er neigte lediglich minimal den Kopf, eine stumme Erwiderung und Einladung zugleich.

Und Michael nahm sie an, in einem Angriff, der überganglos und dennoch nicht überraschend erfolgte. Nicht für ihn. Ein Arm glitt an seinem Block ab und statt die sich bietende Chance zu nutzen, blieb er weiterhin in der Defensive. Michaels Augen verengten sich kaum merklich, als seine Strategie so Bestätigung fand, dann gab es kein Halten mehr.

Ein Lächeln überwältigte seine Miene, auch wenn es gar nicht so einfach war, die antrainierten Reaktionen zurückzuhalten. Aber gerade deswegen war es ein gutes Training. Es erschöpfte ihn auf geistiger Ebene mehr, als er es gewöhnt war und gleichzeitig hielt er rein körperlich länger durch als normalerweise.

Was dafür sorgte, dass auch Michael sich völlig verausgabte und zum Schluss saßen sie beide auf der Matte, mit warmen und erschöpften Muskeln und ausgesprochen zufrieden mit sich selbst.
 

~TBC~
 

Brad lässt es sich vielleicht nicht so sehr anmerken, aber er wünscht fast mehr als Michael, dass der Besuch der Ältesten bereits vorbei wäre ^^

cya, cu ^-^

"Ah, noch ein Schneider"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 102/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Erste Begegnung mit den Ältesten ^^#

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Angefangen noch nicht, aber ja, einige Ideen sind bereits notiert und warten darauf umgesetzt zu werden. Die Charaktere in RftS und CD sind in ihrer Art zu unterschiedlich für mich, als dass ich an dem Sequel parallel schreiben könnte…

*lach* Ich hatte den Titel gewählt, weil er aus dem Kontext gerissen einen ganz schnell in die Irre führen kann ^^ Und Brad will gar nicht so sehr aus der Schule raus als dass er vielmehr die _Möglichkeit_ dazu haben will. ^.~
 

@Kralle: *winkz* ^^
 

Teil 102 „Ah, noch ein Schneider“
 

Er wachte auf, bevor der Wecker klingelte, bevor Brad ihn ins Bewusstsein zurückholte. Einfach so. Und für einen Moment fragte er sich, warum da diese Unruhe in ihm war. Blicklos sahen eisblaue Augen hinauf zur Decke, als könnten sie dort eine Antwort finden, doch in Wirklichkeit war sie in ihm. Die Erinnerung erwachte wie er selbst und die Unruhe vertiefte sich. Heute würden sie kommen.

Michael hatte keinen Grund zu befürchten, dass sie ihn nicht als Triumviratsmitglied akzeptieren würden. Immerhin war da immer noch Brads Vision, die nie negiert worden war. Aber die Worte seines Vaters waren noch lebendig in ihm und mehr noch das, was die Haltung des älteren Mannes ausgedrückt hatte. Es weckte nicht gerade Zuversicht in ihm.

Er unterdrückte ein Seufzen, wandte langsam den Kopf zur Seite.

Brad schlief noch, doch er wusste, dass es nicht mehr lange dabei bleiben würde. Eine Hand zuckte leichte und mit einem Lächeln umfasste er sie, verschränkte ihre Finger. Sein Blick schweifte weiter, dorthin, wo Sonnenstrahlen durch das offene Fenster zu kriechen begannen. Es war immer noch mit einem Moment der Überraschung verbunden, die Entfernung zwischen Bett und Fenster zu sehen, nachdem das Bett so viele Jahre direkt an der Wand gestanden hatte. Doch gleichzeitig war es eine Erleichterung, dass Brad nach ihrem Umzug in das neue Quartier nicht darauf bestanden hatte, wieder umzuräumen.

Der Gedanke ließ ihn wieder nach dem Schwarzhaarigen suchen, dessen Augen sich hinter den Lider zu bewegen begannen und dann dauerte es nicht mehr lange, bis Finger den Druck seiner Hand und braune Augen seinen Blick erwiderten. Er hatte seine Unruhe schon fast vergessen und Brads Lächeln rief eine Erwiderung auf seine Lippen.

In Brad kam mehr Bewegung und dann rollte sich der Jüngere auf ihn, barg das Gesicht an seinem Hals. „Bist du nervös?“ Warmer Atem stieß gegen seine Haut, löste eine Gänsehaut aus. Die Finger der freien Hand schlichen sich in seine Haare, spielten mit den sandblonden Strähnen.

Er lachte unwillkürlich auf. „Ja, ein wenig“, gab er dann zu. „Und auch wenn du mir sagst, dass alles gutgehen wird, ändert das nichts.“

„Ich weiß…“ Warme Lippen folgten dem warmen Atem, aber im nächsten Augenblick schien Brad auch schon zu erstarren, bevor der Junge sich von ihm löste und mit einem Laut der Enttäuschung aufrichtete, um den Alarm auszuschalten. Hände lagen flach und Hitze ausstrahlend auf seiner nackten Brust, während Brad danach einfach nur auf ihn heruntersah - oder vielleicht auch durch ihn hindurch. Und irgendwann zog ein weiteres Lächeln an den Mundwinkeln des Jüngeren. „Ich sage es dir trotzdem“, wurde ihm mitgeteilt, nachdem Brad wieder ganz in die Gegenwart zurückgekehrt war. „Sie werden dich als Triumviratsmitglied bestätigen.“

Er erwiderte nichts darauf, aber Brad schien auch noch nicht ganz fertig zu sein. Die braunen Augen kamen näher, als sich der Junge zu ihm herunterlehnte und auch wenn sie eigentlich keine Zeit dafür hatten, schloss er schließlich die eigenen Augen. Wärme zwischen ihnen, als sie sich Stirn an Stirn berührten und ohne lange zu überlegen, nahm er die unausgesprochene Einladung an, unwillkürlich nach einer Versicherung suchend .

In Brad war nur Gewissheit und trotzdem stieß er weiter vor, als würde er einem vertrauten Pfad folgen. Und das tat er auch, wie ihm bewusst wurde, als sich Schilde wie Mauern um ihn schlossen. Michael atmete langsam aus oder hätte das zumindest in der realen Welt getan, dann lächelte er.

„Michael“, wurde er begrüßt, während der andere Mann nähertrat. Er beobachtete ihn einfach nur, bis der Andere vor ihm stand, den Kopf leicht neigte und ihn musterte. „Du glaubst ihm nicht?“, wurde er schließlich gefragt.

„Wie könnte ich ihm, _dir_, nicht glauben?“, gab er zurück.

„Und trotzdem bist du hier.“ Eine Hand legte sich an seine Wange und er lehnte sich in die Berührung hinein, die Augen ein weiteres Mal schließend.

Ja, das war er. Und er stellte die Frage, auch wenn diese Version von Brad unmöglich die gesamte Zukunft kennen konnte. „Weißt du es auch?“

„Ich weiß, dass Brad Recht hat“, bekam er zu hören, ohne jeden Zweifel.

Und er selbst sollte auch keinen haben. Was auf einmal sehr viel leichter schien. Eisblaue Augen wurden aufgeschlagen und er lächelte wieder.

„Besser?“

Michael nickte nur und dann kehrte er in die wirkliche Welt zurück.
 

Mit geübter Fingerfertigkeit befestigte er die Abzeichen an Brads Kragen, ließ danach eine Hand auf dessen Schulter ruhen.

Braune Augen suchten überlegend seinen Blick und es herrschte für eine Weile Schweigen zwischen ihnen, bevor Brad etwas sagte. „Es geht dir gut…“ Nicht so sehr eine Frage als vielmehr eine Feststellung.

Und dennoch gab er eine Antwort darauf oder zumindest etwas Ähnliches. „Ich werde mit meinem Vater frühstücken.“ Er erwartete ein Lächeln oder einen Kommentar, doch der Schwarzhaarige schien von irgendetwas in seinen Worten abgelenkt, Brads Blick ging wieder geradewegs durch ihn hindurch. „Hey“, meinte er leise und er drückte die Schulter des Jungen.

Und da war es, das Lächeln. „Ich muss zum Speisesaal“, wurde ihm gleich darauf erklärt, ohne wirklich irgendetwas zu erklären.

Doch bevor Brad sich zum Gehen wenden konnte, hielt er ihn auch an der anderen Schulter fest, lehnte sich dann zu ihm herunter, ein Weg, der überraschend kurz war. Eine Hand glitt in den Nacken des Jungen und dann küsste er ihn endlich. Brad drückte sich gegen ihn, schien nahezu gegen seine Lippen zu summen. Es war schwierig, ihn danach gehen zu lassen, aber sie wussten beide, dass sie jetzt für mehr keine Zeit hatten.

Es hing immer noch ein Lächeln an den Mundwinkeln des Jüngeren, als Brad vor ihm das Quartier verließ, aber gleichzeitig war da eine seltsame Abwesenheit in den braunen Augen, als ihm noch ein letzter Blick zugeworfen wurde.

Michael schüttelte den Eindruck ab, bevor er die wenigen Meter zum Quartier seines Vaters zurücklegte und trotzdem klang sein Klopfen ein wenig zögerlich. Er musste nicht lange warten, bis die Tür geöffnet wurde und wieder fand er sich einem überlegenden Blick ausgesetzt.

„Was ist los?“, wollte sein Vater wissen, als dieser beiseite trat, um ihn hereinzulassen.

Seine Antwort war ein ungewisses Schulterzucken. „Brad ist ein wenig seltsam. Als würde ihn etwas beschäftigen. Aber er hat nichts zu mir gesagt.“

„Dann sieht er es wohl nicht als Problem an. Oder nicht als eines, bei dem du ihm helfen könntest.“

Stille senkte sich über ihn, als das Talent des Zeros ihn einbezog und heute spürte er den Verbindungsverlust besonders scharf, wahrscheinlich, weil er in Gedanken so sehr mit dem Jungen beschäftigt war. Doch die Trennung brachte auch Ruhe mit sich und mit dem gewonnen Abstand konnte er seinem Vater Recht geben.

Der sah ihn ein wenig amüsiert an, reichte dann eine Tasse Kaffee an ihn weiter, die er dankbar entgegennahm. Heiß und mit genau der richtigen Menge an Zucker rann die belebende Flüssigkeit seine Kehle herab und klärte seinen Kopf endgültig.

Ein Stuhl wurde vom Tisch weggezogen und er folgte der stummen Aufforderung, setzte sich, um sich dann zurückzulehnen, die Tasse immer noch in der Hand.

Sein Vater nahm ihm gegenüber Platz. „Zumindest scheinst du wegen ihres Besuchs nicht allzu nervös zu sein, wenn du dir mehr Gedanken über Brad machst“, wurde festgestellt.

Er dachte für einen Moment über diese Worte nach, während er seine Tasse weiter leerte. „Ich muss zugeben, dass das vorhin noch anders war“, lautete schließlich seine Antwort.

Blaue Augen musterten ihn neugierig, bevor sein Vater knapp nickte. Und dann war da plötzlich ein amüsiertes Lächeln. „Hat er vielleicht mal wieder einen Feiertag für sich entdeckt?“

Kurz verstand er absolut nicht und dann brach ein Lachen aus ihm heraus, was sich wirklich gut anfühlte. Irgendwann blieb nur noch ein Lächeln übrig und er stellte seine Tasse ab, begann sein Brötchen zuzubereiten, weil er jetzt an Appetit gewonnen hatte. „Es ist zwar unwahrscheinlich zu dieser Jahreszeit, aber ein wenig verhält er sich wie damals…“

Sein Gegenüber tat es ihm nach und für einen Moment konnte er deutlich Zufriedenheit in dem Blick lesen, der ihn traf. „Vielleicht ist es auch seine Strategie, um dich abzulenken“, wurde dann angemerkt.

„Mm… bei Brad weiß man nie.“

Nun war es sein Vater, der lächelte, Amüsement in den blauen Augen. Anschließend kümmerten sie sich beide um ihr Frühstück und erst als sie bei ihrer letzten Tasse Kaffee angelangt waren, lehnte sich der Ältere wieder zurück. „Herr Franken hat gesagt, dass du sie mit uns zusammen begrüßen sollst.“

Seine Schultern sanken ein wenig nach unten, bevor er sich dabei erwischte und sich seine Haltung wieder straffte. „Ist es also endlich entschieden…“ Nicht wirklich mit Belustigung, aber vielleicht war ein wenig Erleichterung enthalten, weil er sich zumindest darüber keine Gedanken mehr machen musste. „Nun, Herr Franken muss es ja wissen“, fügte er dann hinzu.

Mundwinkel zuckten. „Am ehesten von uns allen“, wurde ihm zugestimmt.

„Man sollte davon ausgehen, dass ein Protokoll für solche Situationen besteht. Immerhin kommen die Ältesten in der Regel nur her, wenn sich die Zusammensetzung des Triumvirats ändert.“ Das war der Grund, warum er ihnen bisher nie begegnet war.

Sein Vater blickte überlegend in seine Tasse. „Uns hatten sie bereits vorher geprüft. Und Herr Franken meinte, dass es bei ihm genauso gewesen war.“

Der Erklärung rief ihm in Erinnerung, wie _alt_ die Ältesten bereits sein mussten und es war eine sehr seltsame Vorstellung. Der Gedanke wurde ihm vom Gesicht abgelesen und etwas spielte nun über das Gesicht seines Vaters, das Michael nicht entziffern konnte. Aber er hakte nicht nach, sein Vater hätte etwas gesagt, wenn er dazu bereit gewesen wäre. Stattdessen stellte er seine nun leere Tasse ab und lenkte seine Gedanken auf etwas anderes. „Weißt du, wann genau sie eintreffen werden?“

Ein Blick auf die Armbanduhr folgte. „In zwei Stunden.“

„Sie werden nicht von euren Fahrern abgeholt?“

„Das liegt ganz und gar in den Händen von Eszett“, wurde mit einem Kopfschütteln erwidert.

„Ich verstehe.“ Mit einem knappen Lächeln. „Dann werde ich wohl noch ein bisschen arbeiten, hm?“

„Tu das. Ich komme dich dann abholen.“
 

Ein Klopfen ließ ihn von seiner Arbeit aufsehen und dann öffnete sich auch schon die Tür und sein Vater kam herein.

„Es ist so weit.“

Die wenigen Worte sorgten dafür, dass sich sein Talent entfaltete. Es schwappte über die Schüler in ihren Klassenräumen hinweg, die nichts von dem Besuch der Ältesten mitbekommen würden, und stieß schließlich auf die zwei Wagen auf der Zufahrtsstraße. Hastig zog er sich wieder zurück, konzentrierte sich auf seinen Vater, der jetzt neben ihm stand, eine Hand auf seiner Schulter.

„Nicht die beste aller Ideen, hm?“

Er zwinkerte, war dann wieder ganz bei sich. „Sie haben ungewöhnliche Schilde“, meinte er langsam.

Nachdenklich wurde er gemustert. „Das kann ich nicht beurteilen. Aber es könnte daran liegen, dass sie die ohne das Standardtraining entwickelten.“

Zeit streckte sich hinter diesen Worten aus, ein surreales Gefühl mit sich bringend. Es hielt sich, als sie sich auf den Weg machten und als sie am Eingang standen, zusahen, wie die Ältesten ihre Limousine verließen, verstärkte es sich nur noch. Wie konnten Talente nur so alt werden?

Aus dem zweiten Wagen stiegen Männer aus, die nur Bodyguards sein konnten. Zwei von ihnen verschwanden sofort im Gebäudeinneren, die anderen beiden schlossen sich in einem höflichen Abstand den drei Ältesten an.

Herr Franken trat als erster vor. „Willkommen auf Rosenkreuz.“

Es war die Frau, die darauf antwortete. „Es ist schön mal wieder hier zu sein. Unter den ganzen jungen Leuten fühlt man sich selbst auch gleich viel jünger.“

Michael lächelte unwillkürlich, genauso wie Herr Franken und sein Vater.

Letzterer schüttelte als nächster ihre Hand und dann folgte Michael selbst.

Ein suchender Blick traf ihn. „Ah, noch ein Schneider.“

„Jawohl“, antwortete er, weil ihm nichts Besseres einfiel und zuerst lächelte er noch, doch langsam verschwand es ganz einfach. Zum Glück schien das niemanden aufzufallen. Sie begrüßten noch die verbleibenden beiden Ältesten und dann war er froh, dass Herr Franken die Führung übernahm und er sich etwas zurückfallen lassen konnte.

Eis vibrierte in ihm, schien sein Blut zum Stocken zu bringen. Es war nicht mehr das Alter, diesen Schock hatte er bereits überwunden. Aber er war gleich in die nächste Falle getappt. Denn das freundliche Äußere der drei war nur eine Fassade, er hatte es in ihrem Blick sehen können. Normalerweise wäre ihm so etwas nicht passiert, er wusste, dass man Talente nicht unterschätzen durfte. Aber sie wichen zu sehr von der Norm ab, als dass er sich auf sie einstellen konnte.

Eine fahrige Hand strich durch sandblonde Haare und dann tat er zumindest so, als hätte er sich völlig unter Kontrolle. Wobei auch half, dass sein Vater für einen Moment ebenfalls zurückgefallen war und Wärme seinen Handrücken berührte.

Er schenkte ihm ein dankbares Lächeln und dann waren sie auch schon wieder auseinander. Etwas anderes legte sich über seinen inneren Aufruhr und er erwartete eine begleitende Stimme, doch Brad schien seine Reaktion zum Anlass zu nehmen, selbst Vorsicht walten zu lassen und es blieb bei diesem indirekten Kontakt.

Die Ältesten verzichteten darauf, gleich eine Pause einzulegen, stattdessen ließen sie sich durch Rosenkreuz führen, nach außen hin stets umgänglich und mit einem Lächeln auf den Lippen.

Und trotzdem war Michael innerlich kalt, selbst dann noch, als sie sich zu einem zwanglosen Gespräch zurückzogen und heißer Kaffee seinen Magen füllte.

Vielleicht lag es daran, dass er das nächste Gespräch ohne die Anwesenheit von Herrn Franken oder seines Vaters überstehen werden würde.
 

~TBC~
 

Ich fand die Ältesten im Anime einfach gruselig – dieser Unterschied zwischen dem, wie sie sich gaben, und dem, wofür sie standen… ^^#

cya, cu ^-^

"Jetzt wusste er, wie die Ältesten so alt sein konnten"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 103/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Michael erfährt etwas von den Ältesten. Und damit gleichzeitig über die Ältesten ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Als ich deine Frage betreffs eines möglichen Treffens zwischen den Ältesten und Brad las, dachte ich nur: Volltreffer. ^^ Nicht, weil eines stattfinden wird, sondern weil genau das Gegenteil der Fall ist – Brad meidet die Ältesten wie die Pest, um ja nicht Gefahr zu laufen, ihnen zufällig zu begegnen. Es wird nicht direkt erwähnt, ein indirekter Hinweis ist, dass die Verbindung zwischen Michael und Brad stark abgeschwächt wurde, um nicht aus Versehen auf diesem Weg ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Er will nicht in die Verlegenheit geraten, dass sie einen bestimmten Gedanken in seinem Kopf sieht. Der Grund dafür wird im nächsten Kapitel verraten ^.~
 

@Kralle: Sag mal, wo treibst du dich eigentlich rum? Ist selten, dass ich zwei Wochen nichts von dir höre ^^ *winkz*
 

Teil 103 „Jetzt wusste er, wie die Ältesten so alt sein konnten“
 

Ein Anflug von Panik wollte sich in ihm breitmachen, als sich die Tür hinter den beiden schloss, doch er drängte den Impuls sofort zurück, atmete so unauffällig wie möglich durch. Und dann gehörte die Aufmerksamkeit der Ältesten ganz allein ihm, eine Ehre, auf die er gerne verzichtet hätte.

Die alte Frau schenkte ihm ein freundliches Lächeln und etwas bemüht erwiderte Michael es. „Wir fangen am besten mit einem Überblick darüber an, wie Ihre bisherige Arbeit als Mitglied des Triumvirats aussah“, schlug sie vor.

Und das klang gar nicht so schlimm, auch wenn es weniger angenehm war, auf seine Schilde verzichten zu müssen. Er fühlte sich angreifbar dadurch, aber das war noch etwas, das er nicht durchscheinen ließ. Stattdessen gab er die gewünschte Zusammenfassung, beantwortete die Zwischenfragen und entspannte sich ob dieser Normalität nach und nach. Michael konnte sogar fast vergessen, dass da eine beständige Berührung in seinem Verstand war, die sich vergewisserte, dass er die Wahrheit sagte.

„Ganz wie Ihr Vater“, meinte sie schließlich zufrieden und die anderen beiden Ältesten nickten. „Und ich habe gehört, dass Sie bereits einen Nachfolger in Aussicht haben?“ Interessiert lehnte sie sich vor und ihre Haltung verriet, dass es nunmehr nur noch um Smalltalk ging.

Michaels Lächeln fiel dieses Mal um einiges ungezwungener aus. „Ja, André Schubert. Er verspricht den Fußstapfen seines Vaters zu folgen.“

Ein kurzes Lachen war die Antwort darauf. „Sehr schön. Dieser Punkt kann sich manchmal als schwieriger als erwartet erweisen. Aber im Notfall hätten wir ja noch in unserer Schule in Amerika suchen können.“

„Ich hoffe, das wird nicht erforderlich sein. Eine gewisse Umstellung bedeutet das schließlich für die Kinder.“ Er legte eine kurze Pause ein und etwas Humor trat in die eisblauen Augen. „Obwohl ich zugeben muss, dass Herr Stephenson den Wechsel auch gut überstanden hat.“

„Dessen bin ich mir sicher.“ Aus irgendeinem für ihn nicht erfassbaren Grund wirkte sie nun noch zufriedener und dann zog sich die geistige Berührung zurück. „Nun, Sie werden sicher nicht überrascht sein zu hören, dass wir gegen Ihre Ernennung keine Einwände haben, Herr Schneider. Aber da gibt es noch eine Sache, die Sie vielleicht erfahren möchten.“

Mit einer gewissen Neugier neigte er den Kopf, im ersten Moment völlig ahnungslos, was jetzt kommen könnte. Doch dann fiel es ihm ein und auch wenn sie nicht mehr in seinem Kopf war, konnte sie ihm die zu spät unterdrückte Reaktion vom Gesicht ablesen.

Sie lächelte belustigt und dann erfuhr er endlich, warum Brads Vision damals dafür gesorgt hatte, dass man ihm das Japan-Büro überließ.

Ein wenig betäubt verließ er später den Raum. Jetzt wusste er, wie die Ältesten so alt sein konnten, aber wirklich glauben konnte er es noch nicht. Auch wenn er sein ganzes Leben lang über Talente Bescheid gewusst hatte, so hatte er von so einer Möglichkeit noch nie etwas gehört. Blicklos starrte er auf den Boden, strich sich durch die sandblonden Haare.

„Du hast es also hinter dich gebracht…“

Sein Blick hob sich langsam, folgte den Hosenbeinen, weiter nach oben, bis er dem Blick seines Vaters begegnete. Ein schwaches Lächeln wagte sich auf seine Lippen. „Ja, jetzt gehöre ich endgültig dazu.“

„Das ist gut zu hören.“ Eine Hand fand seinen Nacken, drückte sanft zu. „Wir werden uns jetzt wieder um sie kümmern“, wurde ihm dann mitgeteilt. „Brad wartet mit dem Mittagessen in eurem Quartier.“

Michael nickte schon, bevor er die Information überhaupt verarbeitet hatte. Dann stockte er kurz. „Soll ich mich von ihnen verabschieden?“

„Das hast du eben schon getan, hm? Sie werden nicht mehr lange bleiben.“

Und er verspürte auch nicht wirklich das Verlangen, ihnen noch einmal gegenüberzutreten. Daran hatte auch die Tatsache nichts geändert, dass rein gar nichts passiert war.
 

******
 

Michael kam langsam näher, nicht nur physisch, sondern auch die Wärme von dessen Verstand. Seit die Ältesten eingetroffen waren, bestand eine ungewohnte Mauer zwischen ihnen und auch wenn diese ihre Verbindung nicht unterband, so war da ein deutlicher Eindruck von Ferne zwischen ihnen.

„Vielen Dank, Manja“, wandte Brad seine Aufmerksamkeit wieder nach außen und die Küchenfrau schenkte ihm ein freundliches Lächeln.

„Gern geschehen. Und schön aufessen.“

Braune Augen schweiften über den Tisch, bevor sie mit einem Ausdruck des Unglaubens zu ihr zurückkehrten. „Ich glaube nicht, dass das möglich sein wird. Aber ich werde mein Bestes geben.“

Das brachte ihm ein helles Auflachen ein. „Das wird schon reichen, mein Lieber.“ Damit rückte sie die letzte Platte zurecht, verabschiedete sich dann.

Brad stand für einen Moment ein wenig unschlüssig da, etwas das selten genug geschah, dass er über sich selbst lächeln musste, doch gleich darauf verschwand dieser Funken Humor. Er wusste schließlich, woher diese Unruhe kam und gerade konnte er sich die nicht erlauben. Zum Glück erreichte Michael ihr Quartier und er konnte sich ganz und gar auf den Älteren konzentrieren.

Michael schloss die Tür hinter sich, blieb stehen, ohne die Klinke loszulassen. Die Begrüßung ging irgendwo verloren, als ihn eisblaue Augen mit einem nachdenklichen Stirnrunzeln musterten, was ihm Gelegenheit gab, seinerseits den Anderen zu betrachten und sich zu überzeugen, dass es ihm gut ging.

Als Michael nichts sagte, war schließlich er selbst es, der auf den Älteren zutrat. Er griff nach beiden Händen, verschränkte ihre Finger und stellte so die Nähe her, die er bereits vermisst hatte. „Du bist von ihnen bestätigt worden, nicht wahr?“

Ein kleines Lächeln wagte sich hervor. „Ja, das bin ich.“

Er gab ihm einen Kuss dafür. „Ich habe doch gesagt, dass du dir keine Sorgen machen musst.“

„Hm, darum wohl wirklich nicht.“

Er neigte den Kopf ein wenig zur Seite, doch er stellte keine Frage. Sie sollten nicht über die Ältesten reden, solange sie noch da waren. Also trat er einen Schritt zurück, Michael mit sich ziehend, der sich so von der Tür löste. „Ich habe Hunger“, teilte er ihm mit.

„Tatsächlich.“ Dieses Lächeln war um einiges ausgeprägter. Doch der Ältere folgte ihm nun bereitwillig. Vor dem Tisch angekommen rutschten ihm die Augenbrauen hoch. „So viel Hunger kannst du gar nicht haben.“

Brad grinste flüchtig. „Du weißt doch, dass Manja es manchmal zu gut meint.“

„Dem kann ich kaum widersprechen.“ Mit einem belustigten Kopfschütteln. Als nächstes wurde ihm der Stuhl zurückgezogen und mit zuckenden Mundwinkeln nahm er die Einladung an.

Die Mahlzeit zog sich in die Länge, über die Pause hinaus, doch da er an diesem Nachmittag keinen Unterricht mehr hatte, trieb sie nichts zur Eile an. Sein Magen war am Ende fast schmerzhaft voll und ein wenig müde lehnte er sich zurück.

Eisblaue Augen musterten ihn amüsiert, Michael hatte schon vor ihm aufgegeben. Wortlos stand der Ältere schließlich auf, umrundete den Tisch und zog ihn auf die Beine. „Wie wäre es mit einem Mittagsschlaf?“

Er konnte sich nicht erinnern, wann er das zum letzten Mal gemacht hatte, doch die Idee klang ausgesprochen gut. Michael wartete keine Antwort ab und dieses Mal war er es, der hinter dem Anderen hergezogen wurde. Schwer ließ er sich auf dem Bett nieder und Michael zog ihm die Schuhe aus. Dann trennte sich der Ältere von den eigenen Schuhen und anders als Brad, der seine Sachen als bequem genug befand und sich bereits lang ausgestreckt hatte, zog der Ältere sich bis auf seine Shorts aus. Was eine gute Entscheidung war, so ein Anzug war zwar resistent, aber nicht dafür gemacht, darin zu schlafen.

Brad wartete, bis Michael neben ihm lag, presste sich dann an ihn und ließ die Hitze des anderen Körpers auf sich übergehen. Seine Muskeln entspannten sich darunter und die Müdigkeit wurde ausgeprägter, zerrte an ihm, als hätte sie eine physische Form. Lippen drückten einen Kuss auf seine Stirn und da es keinen Grund gab zu widerstehen, ließ er sich in die Bewusstlosigkeit des Schlafs ziehen .
 

Er erwachte übergangslos, gar nicht mehr müde und angenehm entspannt. Trotzdem öffnete er nicht gleich die Augen, griff einfach nur nach Michael, den er neben sich wusste. „Sie sind weg, nicht wahr?“

Energie streifte ihn, breitete sich wellenförmig aus und er musste einen Moment warten, bevor er eine Antwort erhielt. „Ja…“ Es klang beinahe wie ein Seufzen.

„Gut…“ Brad verspürte den Wunsch, Michael noch ein bisschen näher zu ziehen und so tat er es einfach, bis er dessen warme Stirn an seiner spürte. Es war die Aufforderung, ihre gewohnte Verbindung wiederherzustellen und der Ältere tat das und mehr. Wieder schwappte Energie über ihn hinweg, nur bestand diese hier ganz und gar aus Michael. Er ließ sich in dieses Gefühl hineinsinken und als Michael sich schließlich wieder zurückzog, war auch er endlich entspannt.

Braune Augen wurden aufgeschlagen, begegneten dem Blick eisblauer und er lächelte. „Und jetzt kannst du mir erzählen, was los war.“

Mundwinkel zuckten bevor es dieses Mal Michael war, der ihn näher zog. Und dann hatte er etwas Besseres als bloße Worte, denn der Telepath zeigte ihm, wie das Gespräch verlaufen war. Bis er vor dem Schluss stoppte.

Brad ließ die Bilder nur widerwillig gehen, setzte sich auf und musterte den Älteren eindringlich. „Du weißt also, wofür sie das Opfer brauchen…“

„Ich darf es dir aber nicht erzählen. Diese Information ist auf die Ältesten und das Triumvirat beschränkt.“

Er verzog flüchtig das Gesicht. Sein Talent konnte absolut nichts sehen, Michael meinte das vollkommen ernst. „Kannst du mir _irgendetwas_ verraten?“

Ein Stirnrunzeln, während der Ältere darüber nachdachte und er streckte unwillkürlich die Hand aus, um ihm über die Stirn zu streichen und die Falten zu glätten. Die Geste brachte ihm ein winziges Lächeln ein und er konnte direkt beobachten, wie Michael sich entschloss, ihm wenigstens einen Hinweis zu geben.

„Du erinnerst dich an den Auftrag, wonach unsere Talente in Japan nach einer Person mit ganz bestimmten Eigenschaften Ausschau halten sollen?“

Brad nickte, denn er hatte die entsprechende Akte gelesen, als er das Büro mehr oder weniger von Michael übernommen hatte. Zunächst wollte er nachhaken, was Michael damit sagen wollte, doch dann war es ganz simpel. „Diese Person wird das Opfer sein…“ Er formulierte es absichtlich nicht als Frage, doch er konnte die Antwort in Michaels Blick lesen. Und auch wenn ihm das nicht verriet, wofür sie die Person benötigten, so wusste er nun immerhin mehr als zuvor.

Er streckte sich und sein Lächeln geriet ein wenig schief. „Früher oder später werde ich schon herausfinden, worum es eigentlich geht.“

„Wenn ich das jemandem zutraue, dann dir.“ Mit deutlichem Humor. Dann setzte Michael sich ebenfalls auf. „Ich habe leider noch zu arbeiten.“

„Das habe ich erwartet“, gab er zu und es passte ganz gut in seine Pläne. Letzteres sprach er jedoch nicht aus. „Ich werde sicher auch etwas zu tun finden.“

„Hm, zweifellos“, fuhr eine Hand durch seine Haare.
 

Er begleitete Michael bis zu dessen Büro, nur um sicher zu gehen, und danach hatte er es nicht weit bis zu Herrn Schneider. Einen Moment noch zögerte er, doch dann klopfte Brad an.

„Herein“, klang es dumpf durch die Tür auf und er folgte der Einladung, erwiderte gleich darauf den überraschten Blick des Triumviratmitglieds.

„Was machst du denn hier, Brad?“ Doch eine Antwort wurde gar nicht erst abgewartet. Die blauen Augen verengten sich und er wurde scharf gemustert. „Ist etwas mit Michael?“

Sein Kopfschütteln sorgte dafür, dass die Miene des älteren Mannes sich wieder entspannte und dann wies ihm ein knappes Nicken Platz zu nehmen. Er tat es und die Polsterung gab leicht unter seinem Gewicht nach. Und als nächstes stand er vor dem Problem, dass er nicht genau wusste, wie er seine Frage formulieren sollte. Sein Talent konnte ihm gar nicht helfen, da Herr Schneider ihn in einer automatischen Reaktion mit ins Zero-Feld einbezogen hatte. Vielleicht hatte etwas in seinem Blick verraten, dass das Thema besser nicht an die Öffentlichkeit dringen sollte.

Eine Augenbraue wanderte langsam in die Höhe, als Brad nach einer Minute des Schweigens immer noch nichts gesagt hatte und so war es Herr Schneider, der wieder das Wort ergriff. „Du kannst gerne fragen“, beinahe amüsiert, wenn Brads Zurückhaltung ihn nicht zu vorsichtig dafür gemacht hätte. „Ich kann dir nur nicht garantieren, dass du auch eine Antwort erhältst.“

„Die Ältesten sind wirklich gegangen?“, erkundigte er sich schließlich, denn in diesem Fall war Michaels Versicherung nicht ganz ausreichend.

Herr Schneider nickte kaum merklich und dessen Blick intensivierte sich. „Ist bei dem Gespräch ein Punkt aufgekommen, den du geklärt haben möchtest?“

Wieder schüttelte er den Kopf. „Nein, Michael hat mir die gesamte Unterhaltung gezeigt. Oder jedenfalls fast die gesamte.“ Ein trockenes Lächeln. „Eine Sache hat er für sich behalten. Doch das war auch das einzig wirklich Interessante und ich weiß sehr genau, dass Sie mir nicht mehr verraten werden.“

Herr Schneider erwiderte sein Lächeln ebenso trocken und hatte es nicht nötig nachzuhaken.

Brad war für einen Moment abgelenkt von der Erinnerung, die noch einmal vor seinem inneren Auge ablief und dieses Mal fiel ihm etwas auf. Unwillkürlich neigte er den Kopf, minimal. „Vielleicht eine Sache. Sie hatte Michael darauf angesprochen, dass er ohne André vielleicht in Amerika nach einem geeigneten Nachfolger hätte suchen müssen und für so eine harmlose Bemerkung hatte sie etwas zu viel Interesse an seiner Reaktion.“ Er hatte Herrn Schneider nicht aus den Augen gelassen, als er das sagte und konnte daher sehen, wie dessen Gesicht an Farbe verlor.

„Wie sah seine Reaktion aus?“ So ausdruckslos, dass es Alarmglocken losschrillen ließ.

Doch äußerlich zuckte Brad nur mit den Schultern. „Ihm ist nur Dr. Stephenson dazu eingefallen…“

Und die Farbe kehrte zurück. „Seltsam. Aber gut.“ Ein stechender Blick. „Und nein, ich werde dir nicht sagen, was sie damit erreichen wollte.“

Nach Herrn Schneiders erster Reaktion hatte er nichts anderes erwartet.
 

~TBC~
 

Falls ihr gerade keine Idee habt, warum die Älteste das Gespräch auf die amerikanische Schule gelenkt hat – einfach Teil 73/74 noch einmal überfliegen. ^^ Warum Michael jedoch nicht für eine Sekunde an das damalige Gespräch mit seinem Vater zurückgedacht hat, wird sich erst später klären… ^.~

cya, cu ^-^

"Du hättest mir wirklich ins Handwerk pfuschen müssen"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 104/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Und nun endlich mehr zu Frau Kernens Tod…

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Das klingt ja so, als wären die Ältesten eine halbe Ewigkeit dagewesen, dabei war das nur ein ganz kurzes Zwischenspiel… *lach* Warte erst mal ab, bis Brad und Michael sich wieder für eine Weile trennen müssen – dann wirst du bestimmt mit beiden mitleiden ^^°°°
 

@Kralle: Schon wieder Prüfungen? Die Zeit vergeht anscheinend wie nichts… irgendwie kommt es mir so vor, als hättest du gerade erst welche gehabt. o.O

Ah, bis das erklärt wird, hast du das letzte Kapitel wahrscheinlich schon vergessen. ^^# Deshalb nur als kleine Erinnerung: Michaels Vater hatte ihm damals ein wenig über Herrn Kingston erzählt und dass die Ältesten fürchten, dass er zu viele Anhänger gewinnen könnte und versuchen, die Ältesten zu stürzen. Die Älteste hatte also das Thema auf die amerikanische Schule gelenkt, weil Michael zweifellos an Herrn Kingston gedacht hätte, wenn er irgendetwas wüsste. Nun, wie ihr gemerkt habt, hat der Trick offenbar nicht funktioniert. Warum nicht, verrate ich aber nicht an dieser Stelle ^^
 

~ „Wie ist es mit ihm gelaufen?“

„Ganz gut. Er hat Probleme mit dem Blocken und ab und zu sendet er unbewusst. Dieses Medikament scheint seine telepathischen Fähigkeiten verstärkt zu haben.“ Nachdenklich schob er seine Brille ein Stück höher. „Das bereitet ihm Probleme…“, fügte er schließlich hinzu. ~
 

(Schneider und Crawford über Schuldig, Close Distance, Teil 56)
 

Teil 104 „Du hättest mir wirklich ins Handwerk pfuschen müssen“
 

Du kriechst mir nach, du kannst auch rennen

Und doch holst du mich niemals ein

Denn Wissen kann wie Feuer brennen

Zu viel davon kann tödlich sein
 

(Auszug aus „Denn ich bin der Meister“ von ASP)
 

Für einen Moment war nur Schweigen zwischen ihnen, während er überlegte, ob er seine Frage überhaupt noch stellen wollte. Immerhin schien Herr Schneider nicht in der besten aller Stimmungen zu sein, aber auf der anderen Seite hatte er auch nichts zu verlieren. Und diese Erkenntnis ging mit einem winzigen Lächeln einher.

Das Triumviratsmitglied sah es und stieß ein leises Schnauben aus, lehnte sich dann bequem in seinem Sessel zurück. Es war eine unausgesprochen bleibende Einladung, doch er brauchte keine weitere Ermutigung.

„Sie waren es, nicht wahr? Sie haben sie getötet…“

Stille folgte seiner Frage, während sie sich einfach nur gegenseitig musterten, in absoluter Regungslosigkeit. Die blauen Augen schienen zu Stein geworden in ihrer Ausdruckslosigkeit und für einen Atemzug fühlte er sich beinahe unwohl unter diesem Blick. Doch dann kehrte das Leben in sie zurück, die harten Linien in Herrn Schneiders Miene weichten auf. Es kam kein Widerspruch und das war Brad Antwort genug.

Er verschränkte die Arme vor der Brust, ohne sich dieser Geste bewusst zu sein. Es fühlte sich aus irgendeinem seltsamen Grund so an, als wäre er um etwas betrogen worden.

Herr Schneider stand auf, als würde es ihm auf einmal schwerfallen, weiter stillzusitzen. Lautlose Schritte trugen ihn zum Fenster und die blauen Augen waren nach draußen gerichtet, als der ältere Mann schließlich etwas sagte. „Ich konnte es nicht riskieren, länger zu warten“, wurde ihm erklärt.

„Aber ich sollte es, ja?“

„Deine Vision ist nie deutlicher geworden, obwohl sie dir das Leben immer schwerer gemacht hat. Ich bezweifle, dass du dazu bestimmt warst, für ihr Ende zu sorgen.“

Brad dachte über die ruhig gesprochenen Worte nach und auch wenn sie ihm nicht gefielen, so konnte er sich nicht gegen die Wahrheit in ihnen wehren. „Warum ausgerechnet jetzt?“, wollte er leise wissen. Ausgerechnet jetzt, nachdem Herr Schneider bisher immer davor gewarnt hatte, ohne mehr Wissen die Initiative zu ergreifen.

Er wurde immer noch nicht angesehen. „Die letzte Aufgabe, die sie dir gestellt hat, sie fiel völlig aus dem Rahmen. Egal, ob es dir nun gelang, die Mission zu erfüllen oder nicht. Es war Beweis genug, dass sie immer weiter gehen würde, bis sie ihr Ziel erreichte.“ Herr Schneider wandte sich zu ihm um und er konnte dessen Blick gar nicht ausweichen. „Sie hat bereits bewiesen, dass sie keine Skrupel hat. Ich konnte nicht zulassen, dass sie Michael noch jemanden wegnimmt.“ Eine kurze Pause, bevor ein schmales Lächeln folgte. „Ich konnte nicht zulassen, dass sie dich zerstört.“

Ihm wurde warm, als er das hörte, denn Herr Schneider hätte das nicht hinzufügen müssen. Unwillkürlich erwiderte er das Lächeln, doch es verschwand langsam wieder, als der Ältere ernster wurde.

„Woher wusstest du es? Hast du es gesehen?“

„Dann hätte ich Sie nicht fragen müssen.“ Seine Lippen pressten sich zu einem schmalen Strich zusammen, bevor er weitersprach. „Ich habe nicht einmal gesehen, was mit ihr passiert ist. Die Vision wäre beinahe da gewesen, aber sie hätte mir wohl zu viel Ärger eingebracht…“

Amüsement flog über Herrn Schneiders Gesicht. „Du hättest mir wirklich ins Handwerk pfuschen müssen – oder riskieren, dass sie später von deinem Schweigen erfahren. Keine angenehme Entscheidung.“

„Wirklich nicht, daher bin ich froh, dass ich sie nicht hatte treffen müssen.“ Neugierig neigte er den Kopf. „Aber wie genau sind Sie vorgegangen?“

Herr Schneider kehrte zu seinem Sessel zurück, ließ sich hineinsinken. Finger trommelten einen schnellen Wirbel auf die Lehne, während der Blick des Triumviratmitglieds nach innen gerichtet war. „Es war eine einmalige Gelegenheit. Du warst bereits auf deiner Mission und so musste ich nur noch Michael von Rosenkreuz wegbekommen.“ Mundwinkel zuckten, ohne dass sich ein Lächeln formte.

„Weil wir die einzigen waren, die einen Groll gegen sie hegten.“

„Einen offensichtlichen, ja. Und da war die Einladung zum Silvesterball genau das Richtige, um Michael völlig unverdächtig wegzuschicken.“

„Sie waren gar nicht krank?“ Besonders gesund hatte Herr Schneider nicht ausgesehen, als sie zurückgekehrt waren.

Was jetzt kam war ein Lächeln. „Ich war überzeugend, hm?“ Aber mehr wurde zu diesem Thema nicht gesagt.

Brad wartete eine scheinbare Ewigkeit ab, dann hielt er es nicht mehr auf. Er war jetzt schon so weit gekommen. Herr Schneider konnte nicht so einfach aufhören. „Und?“

„Es gab da eine Chemikalie, für die wir eine ganze Weile große Hoffnungen hatten. Sie sollte dabei helfen, die Talente von Telepathen zu verstärken.“

Braune Augen verengten sich, als Herr Schneider scheinbar völlig vom Thema abschweifte, doch Brad war sich sehr wohl bewusst, dass das nicht der Fall war. Weswegen auch nur reines Interesse in seinem Blick stand.

„Leider hatte sie zu viele unangenehme Nebenwirkungen, weswegen unsere Labore die Weiterentwicklung schließlich aufgegeben haben.“

Er atmete bewusst langsam aus. Natürlich fragte er nicht nach, wie Herr Schneider unauffällig an diese Chemikalie gekommen war, das wäre zu viel verlangt gewesen. Aber ihm brannte eine andere Frage auf der Zunge. „Warum hat niemand die Wirkung wiedererkannt?“

„Weil Talente oft genug auch von allein ausbrennen. Und die Verbindung war im Moment der Autopsie nicht mehr nachweisbar.“

Eine Hand fuhr zögernd durch schwarze Haare, während er Herrn Schneider nicht aus den Augen ließ. Brad musste zugeben, dass er ein wenig überrascht war. Der Ältere war ein nicht zu unterschätzender Gegner, wenn er es darauf anlegte. Es war arrogant von ihm gewesen, das nicht von Anfang an zu sehen. Aus irgendeinem seltsamen Grund hatte er angenommen, dass Herr Schneider… offensichtlicher vorgehen würde. Doch er sollte niemals vergessen, dass es dieser Mann bis in das Triumvirat geschafft hatte, ohne ein aktives Talent zu besitzen. Herr Schneider konnte nur dafür sorgen, dass niemand eins hatte. „Ich möchte Sie nicht als Gegner haben“, stellte er schließlich fest.

„Das wirst du auch kaum.“

Er lehnte sich zurück, hatte gar nicht mitbekommen, dass er sich vorgebeugt hatte. „Sie hätten mir nichts erzählen müssen.“ Warum also haben Sie es getan?, steckte dahinter. Nicht, dass er undankbar war, doch er hatte diesem Versuch keine großen Erfolgschancen eingeräumt.

„Ich habe meine Gründe .“

Ein lautloses Seufzen entkam ihm, als keine weitere Erklärung folgte. „Was ist mit Michael, sollte er es nicht auch wissen?“ Michael wäre seinem Vater bestimmt dankbar.

Doch ihm antwortete ein Kopfschütteln. „Das Kapitel ist abgeschlossen. Ich will, dass es dabei bleibt.“

Dem konnte er nichts entgegenhalten. „Danke sehr“, meinte er schließlich nur.

Herr Schneider lächelte. „Gern geschehen. Ich weiß schließlich, dass du nicht gerne im Dunkeln gehalten wirst.“

„Es ist gefährlich, zu wenig zu wissen.“

„Zu viel zu wissen kann ebenfalls gefährlich sein.“ Eine leise Mahnung.

Nachdenklich erwiderte er den Blick des Älteren. „Ja, vielleicht…“ Auch wenn es ihm schwerfiel, das wirklich zu akzeptieren. Es lief seiner Natur einfach zu sehr zuwider.

Er erhielt wieder ein Lächeln, als wüsste Herr Schneider genau, wie er darüber dachte. Nachsicht mischte sich darin mit Wärme und auf einmal verspürte er den Wunsch, in Michaels Nähe zu sein. Denn bei ihm konnte er auf diese Wärme reagieren. Aber gerade war er nicht bei ihm und so drängte er den Wunsch zurück.

„Du solltest wieder an die Arbeit gehen, hm?“, stellte das Triumviratsmitglied fest und Brad fasste es als Aufforderung auf, sich zu verabschieden. Herr Schneider tat natürlich nichts, um ihn zurückzuhalten und kurz darauf befand er sich auf dem Weg zu seinem Büro, innerlich immer noch mit dem beschäftigt, was er gerade erfahren hatte.

Ein scharfer Schmerz lenkte ihn plötzlich ab und verwundert stoppte er, betrachtete seine zur Faust geballte Hand. Ah, er hatte es vielleicht nie wirklich vor sich zugegeben, aber er selbst hatte es tun wollen. Es war ihm nicht nur darum gegangen, dass Michael endlich von ihr frei war, er hatte es ihr heimzahlen wollen. Mit einem willentlichen Entschluss entspannte er seine Finger, ignorierte die roten Halbmonde, die seine Nägel hinterlassen hatten.

Herr Hoffmann erwartete ihn und schaffte es schnell, seine ganze Aufmerksamkeit auf die Arbeit zu lenken. Es brachte ihm seine Gelassenheit zurück.
 

Mehrere Stunden waren vergangen, als er sich schließlich zurücklehnte und die Arme über dem Kopf ausstreckte. Für heute war er fertig und diese Erkenntnis brachte ein schnelles Lächeln auf seine Lippen. Ein kurzer mentaler Abstecher zu Michael hin verriet ihm, dass der Ältere leider noch nicht Feierabend machen konnte und so beschloss Brad, aus der Not eine Tugend zu machen und ein wenig Laufen zu gehen.

Er wärmte sich gründlich auf, bevor er startete, heute fühlte er irgendwie ungelenk, als hätte ihn das Wissen um den Besuch der Ältesten auf einer bestimmten Ebene gelähmt. Michael gegenüber hatte er sich natürlich zuversichtlich gegeben und immerhin waren da keine Visionen gewesen, die eine Gefahr vorhersagten. Doch die Ältesten waren genau das, die ältesten bekannten Talente und es wäre mehr als dumm gewesen, sie zu unterschätzen.

Endlich schienen seine Muskeln geschmeidig genug und Brad setzte zur ersten Runde an. Es war ein angenehm warmer Abend, mit kristallklarer Luft. Es fiel ihm nicht schwer, sich in seinem Training zu verlieren und erst die Annäherung eines vertrauten Geistes holte ihn aus der leichten Trance zurück, in die er gefallen war.

Ein Lächeln hatte sich auf seine Lippen geschlichen, als er in der Nähe der Bank stoppte, auf der Michael Platz genommen hatte. Der Ältere hatte beide Arme oben auf der Lehne ausgestreckt und das Gesicht mit geschlossenen Augen zum Himmel gehoben.

Seine Schritte waren so leise, dass sie beinahe unhörbar waren, und Michael rührte sich selbst dann noch nicht, als er genau vor ihm stand. „Bist du müde?“

Mundwinkel zuckten und dann suchten eisblaue Augen langsam nach seiner Gestalt. „Nein, höchstens ein bisschen erschöpft…“

Brad musterte ihn daraufhin stumm, lehnte sich schließlich vor und stützte seine Hände an Michaels Schultern ab. Dieser richtete sich gleichzeitig auf, kam ihm so entgegen, dann spürte er warme Hände an seiner Taille, die Schenkel des Älteren, wie sie außen seine Beine berührten und ihn beinahe festhielten.

Er küsste Michael, fand warme Lippen und einen noch wärmeren Verstand. Und er fand die rauen Stellen, die die Älteste zurückgelassen hatte, strich glättend darüber hinweg.

Michael seufzte und entspannte sich merklich, was ihm verriet, dass der Kuss nicht das war, was der Ältere gerade wirklich brauchte. Er löste sich von ihm und Michael umarmte ihn, barg das Gesicht in seinem Shirt.

Es war eine ungewohnt verletzliche Geste, aber heute war auch ein ungewöhnlicher Tag gewesen. Seiner Finger streiften durch sandblonde Strähnen, fanden die Schläfen des Älteren und ihre Verbindung vertiefte sich. Auch wenn er es nicht hatte in Michaels Erinnerung sehen können, so war der Kontakt mit der Telepathin wirklich nicht ohne Folgen geblieben. Was alles in allem nicht verwunderlich war. Schließlich war es Jahre her, dass jemand außer ihm so tief in Michaels Verstand hatte vordringen können und die Älteste hatte es anscheinend nicht für notwendig befunden, besonders vorsichtig vorzugehen.

„Ich vertrage dein Talent ganz einfach besser. Und du bist kein Telepath.“

Hm… vielleicht machte das wirklich einen Unterschied. Doch es brachte nichts, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, lieber suchte er nach weiteren Stellen, die sich anders als normalerweise anfühlten. Es gefiel ihm nicht besonders, Michael auf diese Weise teilen zu müssen und das gab ihm nur noch mehr Ansporn, alle Überreste ihrer Anwesenheit auszumerzen.

„Mm, sehr viel besser…“ Michael löste sich langsam von ihm und sah zu ihm auf. „Auch wenn ich überrascht bin, dass ich es nicht früher gespürt habe.“

Seine Stirn legte sich flüchtig in Falten, bevor er den Kopf schüttelte. „Normalerweise hältst du keinen Mittagschlaf“, stellte er fest.

„Du auch nicht“, wurde zurückgegeben, auch wenn Verstehen in die eisblauen Augen getreten war.

Er lächelte nur daraufhin, beugte sich dann wieder vor. Und dieses Mal konnten sie sich beide auf den Kuss konzentrieren. Seine Hände vergruben sich in Michaels Haaren, während sich Energie um ihn wand und nun gehörte der Ältere wieder ganz ihm.

Der Griff um seine Taille verstärkte sich kurz und fragend ließ er von Michael ab. Dessen Blick ging an ihm vorbei und Amüsement hatte sich in die eisblauen Augen geschlichen.

„Ich denke, da ist jemand für dich.“

Brad musste sich nicht umdrehen, um Alexander vor seinem inneren Auge zu sehen. „Er will mich sicher zum Abendbrot abholen.“

„Hm, es ist wirklich schon an der Zeit. Dann will ich dich mal nicht länger aufhalten.“

„Ich könnte mit dir essen“, wandte er ein.

„Du weißt, dass das nicht so gerne gesehen wird. Auch wenn du ein Komiteemitglied bist. Und deine Ausnahme hattest du heute schon.“

Er seufzte leise. Zum Glück war er nicht mehr lange Schüler. Die Regeln, die er früher kaum bemerkt hatte, fühlten sich immer einengender an.

„Das ist, weil du mich zum Vergleich hast.“ Halb ernst. Dann wurde er ein Stück zurückgeschoben, so dass Michael aufstehen konnte. „Und jetzt ab mit dir.“

„Bis gleich.“ Er atmete die Worte gegen die Lippen des Älteren, fast ein weiterer Kuss, machte anschließend eine Kehrtwende. Michaels Belustigung folgte ihm, als er ohne einen Blick zurück zu Alexander ging.

Der sah ihm mit einem angespannt wirkenden Gesichtsausdruck entgegen, rieb sich über die Arme, als wollte er eine Gänsehaut loswerden. „Das nächste Mal suche ich nicht nach dir“, wurde er begrüßt.

Er zog nur eine Augenbraue hoch.

„Du bist mir für meinen Geschmack zu oft in seiner Nähe. Und das ist ein Ort, wo ich nicht sein möchte.“ Braune Augen funkelten ihn an.

„Vielleicht musst du dich nur daran gewöhnen“, schlug Brad unschuldig vor.

„Wenn ich das bisher nicht getan habe, werde ich es niemals tun.“ Sie waren inzwischen deutlich außerhalb von Michaels Hörweite, was Alexander anscheinend mutig machte, denn gleich darauf wurde eine vorwurfsvolle Frage angefügt. „Musstest du ausgerechnet ihn wählen, um mit ihm ins Bett zu gehen?“

Seine Mundwinkel zuckten, als in seinem Kopf Michaels Lachen aufklang. „Ihn wählen? Auf jeden Fall. Um mit ihm ins Bett zu gehen – nicht unbedingt. Aber es macht das Leben um einiges angenehmer.“

Alexander starrte ihn für einen Moment nur an, innehaltend. Dann verdrehte er die Augen und setzte seinen Weg ohne einen Kommentar fort.
 

~TBC~
 

So, jetzt ist hoffentlich verständlich, warum Brad zu Silvester beinahe eine Vision hatte – aber eben wirklich nur beinahe. ^^ Und, hattet ihr bei Frau Kernens Tod auf einen Unfall getippt oder auch Herrn Schneider im Verdacht? ^.~

cya, cu ^-^

"Wenn du selbst wieder zu den Ältesten gehören willst, kann ich dich mit zurück zum Heim nehmen"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 105/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Nur ein kleines Zwischenkapitel, um mal wieder von Schuldig und Farf sowie André und Nagi zu hören ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Kralle: Oh man, auch noch mitten im Semester von der Prüfung genervt zu werden ist ja nun wirklich unfreundlich… o.O Hoffe, dieses Mal ist es besser gelaufen *knuffz*

Stimmt, das Timing war ein wenig zu gut, um Zufall zu sein. Aber die beiden waren nun mal die einzigen, die halbwegs ein Motiv hätten. ^^ Von daher war es für die anderen eben doch Zufall (zum Glück ^^#).

Und das mit dem Song ist nicht meine Schuld, sondern die von ASP ^.~ *lach* Die Zeile „Denn Wissen kann wie Feuer brennen“ ist mir beständig wie ein Ohrwurm gefolgt, wenn ich daran dachte, wie leicht eine Vision von Brad den ganzen schönen Plan hätte ruinieren können…
 

@Jemma: Es freut mich wirklich zu hören, dass du Herrn Schneider nicht im Verdacht hattest ^_______^ So war es schließlich geplant. Ich war mir nur nicht sicher, ob ich damit durchkomme, da Michaels Vater ja vorher schon angedeutet hat, dass er die Sache notfalls in die eigene Hand nehmen würde. ^^
 

@YukuHana: Ha, du bist mal wieder da! *freu* Ein Unfall wäre zu unglaubwürdig gewesen, denkt man, hm? Aber glücklicherweise gilt das nur solange, wie man euren Wissensvorsprung als Leser hat. Außer Herrn Schneider weiß auf Rosenkreuz schließlich niemand, dass Frau Kernens Handeln bereits Michael in Lebensgefahr gebracht hat – und daher ahnt auch niemand, dass sie bei Brad genauso weit gehen würde. Und dann ist da ja noch Brads Vision gewesen, die schon lange vor diesem Ausgang gewarnt hat. Alles zusammengenommen haben sie zwar nach einem möglichen Schuldigen Ausschau gehalten – sie sind schließlich gründlich – aber an etwas anderes als einen Unfall hat niemand wirklich geglaubt ^^
 

Teil 105 „Wenn du selbst wieder zu den Ältesten gehören willst, kann ich dich mit zurück zum Heim nehmen“
 

Brad war auf dem Weg zu Michael, als eine grinsende Gestalt an ihm vorbeifegte, die nur an ihrem orangefarbenen Haarschopf erkennbar war. Ihm dicht auf den Fersen war Farfarello, von dem er im ersten Moment nicht wusste, ob er nur folgte oder verfolgte, doch diese Frage wurde beantwortet, als er zweier weiterer Schüler gewahr wurde.

Hm… Er sah den vier Gestalten überlegend hinterher, lächelte dann leicht, als seine Neugier gewann. Gemächlich machte er sich in Richtung Schwimmbecken auf, sicher, dass dort alles enden würde. Und auch der Aufschrei sorgte nicht dafür, dass er seine Schritte beschleunigte. Als er sein Ziel schließlich erreichte, saß Schuldig zusammengesunken am Beckenrand, pitschnass, und hielt sich eine blutende Kopfwunde. Farfarello stand genauso nass neben ihm, offensichtlich war er es gewesen, der den jungen Telepathen aus dem Becken gezogen hatte. Die anderen beiden waren nur halbbekleidet, dafür aber trocken geblieben. Zweifellos hätten sie sich nicht die Mühe gemacht, Schuldig zu helfen und so war der Mangel an Kleidung ein deutlicher Hinweis, was sie getrieben hatten, bevor die Verfolgungsjagd losging.

Einer der Teenager wollte sich gerade Schuldig vorknöpfen, als Brads Ankunft bemerkt wurde und das Bild erstarrte augenblicklich in Regungslosigkeit.

„Wer ist schuld?“, fragte er leise, obwohl er die Antwort bereits kannte.

Ein scharfes Nicken folgte in Schuldigs Richtung. „Der Bastard da, wer sonst.“

Braune Augen schweiften weiter zu Farfarfello, der mit den Schultern zuckte und dann ebenfalls auf Schuldig deutete.

Der warf dem Iren einen bösen Blick zu, kam dann schwankend auf die Beine.

„Das ist keine gute Idee, du hast eine Gehirnerschütterung“, stellte er emotionslos fest, doch Schuldig sah nicht so aus, als wollte dieser auf ihn hören.

„Sie haben angefangen.“ Die Worte verliefen ineinander und gleich darauf musste der Orangehaarige von seinem Freund gestützt werden, um nicht umzukippen. Schuldig ließ sich davon nicht aufhalten. „Und was soll das eigentlich mit diesem blöden Schwimmbecken? Laufend lande ich darin. Selbst wenn es schon viel zu kalt dafür ist. Keiner kann mir erzählen, dass diese Übung irgendeinen Sinn hatte…“ Schuldig schien nicht mehr viel von seiner Umgebung mitzubekommen, murmelte nur noch vor sich hin.

Amüsement trat in braune Augen, auch wenn Brad nicht zugeben würde, zumindest in diesem Punkt einer Meinung mit dem Jüngeren zu sein. Doch besonders viel hatte das Thema mit der aktuellen Situation nicht zu tun, was nur unterstrich, dass er mit seiner Diagnose richtig gelegen hatte.

„Was auch immer er mal wieder angestellt hat, er scheint erst einmal genug bestraft“, wandte er sich an die beiden Schüler, deren Unmut sich Schuldig zugezogen hatte.

„Nun, aber das war seine eigene Ungeschicktheit“, wurde vorsichtig von einem der beiden eingewendet, während der andere anscheinend lieber Brads unmittelbare Anwesenheit verlassen wollte.

Ein schmales Lächeln streifte seine Lippen. „Du kannst ihn offiziell dem Komitee melden, wenn du möchtest“, schlug er dann vor. Was natürlich immer eine Möglichkeit war, aber auf der anderen Seite auch ein Eingeständnis von Schwäche.

Eine plötzlich nervöse Hand strich durch blonde Haare, als wäre seinem Gegenüber gerade erst bewusst geworden, mit wem genau er sprach. „Ich werde es mir überlegen.“ Ohne hinzusehen suchte die Hand jetzt nach seinem Freund und packte ihn am Handgelenk. „Wir gehen dann mal, ja?“ Brads Antwort wurde nicht abgewartet und gleich darauf war er allein mit den beiden Erstklässlern.

„Warum kannst du nicht lernen, dich zurückzuhalten?“, wandte er sich an Schuldig, der Mühe hatte, sich auf ihn zu konzentrieren.

„Ich hab doch schon gesagt, dass die angefangen haben“, funkelten ihn grüne Augen schließlich an.

„Sie sind älter als du, natürlich kommandieren sie dich ab und zu herum. Das ist kein Grund, irgendwelche Rachepläne zu schmieden. Wenn du selbst wieder zu den Ältesten gehören willst, kann ich dich mit zurück zum Heim nehmen. Ich war gerade auf dem Weg dorthin.“

Schuldig schüttelte den Kopf, wurde gleich darauf bleich, weil das mit seiner Verletzung wirklich keine gute Idee gewesen war. Farfarello ließ ihn vorsichtig wieder zu Boden sinken, wo der Orangehaarige den Kopf zwischen seine Knie klemmte und erst einmal mit sich selbst beschäftigt war.

Er nutzte die Gelegenheit, um sich an den Iren zu wenden. „Wolltest du nicht auf ihn aufpassen? Wenn er so weitermacht, hält er nie bis zu seinem Abschluss durch.“

Farfarello war ungewohnt ernst, als dieser Schuldig musterte. „Er hat mir nichts davon erzählt.“ Nun wurde das bernsteinfarbene Auge auf ihn gerichtet. „Ich kann nicht jede Sekunde bei ihm sein.“

„Vielleicht müssen wir ihn einfach mehr beschäftigt halten, damit er nicht mehr auf so viele dumme Ideen kommt.“

Eigentlich sagte er das mehr zu sich selbst, doch Farfarello griff den Gedanken sofort auf und entblößte seine Zähne in dem bekannten fast manischen Grinsen.

„Er kann mit mir trainieren.“

Unwillkürlich zuckten seine Mundwinkel in ein Lächeln. Das würde den Jungen bestimmt einiges an Energie kosten. „Ich werde mit Herrn Rudert reden, mal sehen, was er von der Idee hält.“ Dann neigte er den Kopf überlegend. „Denkst du, du kannst ihn allein zur Krankenstation schaffen?“

Ein Nicken antwortete ihm und dann zog Farfarello den Anderen mit einer Kraft auf die Beine, die man in dem sehnigen Körper nicht vermutet hätte.

„Und sag ihm, dass er zur Strafe einen Aufsatz über die Gefahren zu schnellen Laufens am Beckenrand zu schreiben hat.“

Das ließ Farfarello laut lachen, bevor dieser sich anscheinend ungehindert durch Schuldigs Gewicht auf den Weg zum Hauptgebäude machte.

„Hm, er hat dich also aufgehalten…“ Michaels Annäherung war von den anderen unbemerkt geblieben, doch Brad war nicht überrascht, als die Stimme des Älteren jetzt hinter ihm aufklang.

Mit einem Lächeln lehnte er sich zurück. „Er hatte sich auch zu lange ruhig verhalten.“

Ein Lachen vibrierte durch den Körper hinter ihm. „Ich war ehrlich gesagt davon ausgegangen, dass er inzwischen dazugelernt hat.“

„Das wäre ja zu einfach gewesen.“ Trocken. Dann drehte er sich langsam um. „Vielleicht sollten wir ihn zu dir zur Ausbildung schicken, das würde seinen Übermut garantiert dämpfen.“

Eine Augenbraue wanderte nach oben. „Ich denke, sowohl Schuldig als auch ich sind froh darüber, dass es dazu nicht kommen wird.“

Er verkniff sich ein Grinsen. „Nur gut, dass du dich als Triumviratsmitglied nicht mehr mit dem Unterrichten herumschlagen musst, hm?“

„Ganz genau. Und daher vertraue ich darauf, dass du ihn ausreichend unter Kontrolle hast.“ Eine Hand wurde in seinen Nacken gelegt. „Und jetzt komm, wir werden erwartet.“

Was natürlich stimmte, weswegen sich Brad aus dem sanften Griff befreite und stattdessen nach Michaels Hand griff, um ihn mit sich zu ziehen.
 

Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr, nachdem sie den Wagen verlassen hatten. „Ein paar Minuten bleiben uns noch…“

„Der Heimleiter wird sicher auch jetzt schon Zeit für mich haben.“ Eine kurze Pause folgte, in der Brad mit einem Funken Humor in den eisblauen Augen gemustert wurde. „Ich gehe davon aus, dass du wieder darauf verzichtest, mich zu ihm zu begleiten.“

„Vielleicht kann aus dir ja doch noch ein brauchbarer Precog werden“, gab er mit einem scheinbar ernsthaften Gesichtsausdruck zurück und musste sich gleich darauf unter einer Kopfnuss wegducken. Als nächstes trat er sehr nahe an den Älteren heran und drückte einen kurzen Kuss auf dessen Lippen. „Ich werde nach Nagi und André sehen. Du kannst mich rufen, wenn es mit dem Test losgeht.“

Michael griff nach ihm, bevor er wieder Abstand gewinnen konnte und der folgende Kuss fiel nicht so flüchtig aus. „Das werde ich tun“, wurde ihm anschließend versichert und Brad fiel es schwer, Michael dann gehen zu lassen. Aber natürlich tat er nichts, um ihn aufzuhalten.

Er selbst musterte das Gebäude, während er sein Talent um Rat fragte. Und auch wenn er so nicht direkt den Aufenthaltsort der beiden Gesuchten erfuhr, erhielt er zumindest einen Hinweis, an wen er sich wenden konnte.

Den Weg zum Lehrerzimmer kannte er noch und er ließ sich auch nicht davon abhalten, dass durch die geschlossene Tür kein Ton zu ihm vordrang. Ohne Zögern klopfte er an, öffnete die Tür auf das „Herein“ hin, dass bewies, dass tatsächlich jemand da war.

Es war Herr Peters, der ihm fragend entgegensah, während zwei weitere Lehrer ihm nur einen flüchtigen Blick zuwarfen und sich dann wieder um ihre Unterlagen kümmerten.

Erkennen trat in den Blick des anderen Mannes, dann folgte ein Lächeln. „Brad, hallo. Du bist schon wieder gewachsen, was?“

Sein erwiderndes Lächeln geriet ein wenig schief. „Wenigstens einer, dem es auffällt…“

Das brachte ihm ein Auflachen ein. „Es ist sicher schwierig, sich mit Herrn Schneider zu messen“, wurde festgestellt, bevor die Miene des Anderen ernster wurde. „Womit kann ich dir helfen? Der Test findet im üblichen Raum statt.“

„Ja, ich weiß“, winkte er ab. „Ich bin auf der Suche nach Nagi und André.“

„Ah ja, die beiden.“ Herr Peters erhob sich und warf einen Blick auf den Plan an der Wand. „Sie haben gerade Sprachunterricht draußen. Wo genau sie sich allerdings aufhalten, kann ich dir leider nicht verraten.“

„Vielen Dank, ich werde sie sicher finden.“ Er verabschiedete sich mit einem knappen Nicken und mit der neuen Information erwies sich sein Talent um einiges hilfreicher, so dass es tatsächlich nicht lange dauerte, bis er ruhige Stimmen aufklingen hörte.

Automatisch verlangsamte er seine Schritte, während er darauf lauschte, worüber die Kinder sich austauschten. Japanisch mischte sich mit Deutsch mischte sich mit Englisch und schnell wurde ihm klar, dass die Jungs sich gegenseitig dabei zu übertreffen versuchten, alle möglichen Gegenstände und Lebewesen in ihrer Umgebung zu benennen.

Ein Lächeln glitt über seine Züge, unwillkürlich belustigt, dann schloss er zu dem Lehrer auf, der André und Nagi folgte. „Die beiden scheinen Fortschritte zu machen“, meinte er leise.

Seine Annäherung wurde erst bei diesen Worten bemerkt und der andere Mann musste sichtlich ein Zusammenzucken unterdrücken. Aber wenigstens wurde Brad sofort erkannt und erhielt ein knappes Nicken. „Es ist von Vorteil, dass Herr Schneider André schon dieses Jahr ins Heim geholt hat. Die beiden messen sich aneinander.“ Das wurde mit einer gewissen Befriedigung gesagt.

Was er sehr gut nachvollziehen konnte. Schüler, die sich selbst motivierten, waren leider viel zu selten. „Ist es in Ordnung, wenn ich sie kurz unterbreche?“

„Aber natürlich, Crawford.“

Er nahm die Erlaubnis mit einem schmalen Lächeln zur Kenntnis und kam gerade hinzu, als Nagi etwas an Andrés Aussprache korrigierte. Der andere Junge gab sich alle Mühe, das japanische Wort korrekt zu wiederholen, starb aber nach den ersten beiden Silben ab, als er Brad erblickte.

„Crawford!“, wurde er begeistert und mit einem strahlenden Lächeln begrüßt.

Daraufhin wandte sich auch Nagi zu ihm um und dessen Begeisterung äußerte sich lediglich in einem Aufleuchten in den dunkelblauen Augen, das allerdings nicht weniger aufrichtig war. „Guten Tag, Crawford.“

„Hallo ihr beiden, lernt ihr fleißig?“

André sah verstohlen zum Lehrer hinüber, bevor dieser ihn in einer vertraulichen Geste näher zu sich zog. „Er glaubt, dass wir Unterricht haben. Aber in Wirklichkeit spielen wir ein Spiel.“ Als nächstes rutschten die Mundwinkel nach unten. „Und Nagi ist am Gewinnen.“

„Bist du das?“, wandte er sich amüsiert an den Japaner, der sichtlich kurz davor stand die Augen zu verdrehen. Anscheinend war die Scharade allein für André bestimmt, dessen Motivation mit einem vorgeblichen Spiel sehr viel höher war.

„Ich liege fünf Punkte vorne“, wurde ihm ernsthaft erwidert.

„Gratuliere“, gab er zurück und nur Nagi verstand, worauf er sich wirklich bezog.

André nämlich zog einen Flunsch und griff nach Brads Handgelenk, um seine Aufmerksamkeit zurückzuerhalten. „Ich hole bestimmt noch auf, bevor die Stunde vorbei ist“, wurde ihm versichert.

Ein Mundwinkel wollte in die Höhe zucken, doch er hielt ihn eisern unter Kontrolle. „Aber ich hatte gehofft, dass ihr mir ein bisschen von euren Fortschritten erzählt.“

„Oh ja“, wurde der Vorschlag mit Begeisterung aufgenommen und gleich darauf begann André munter drauflos zu erzählen, ab und zu von Nagis ruhigen Worten unterstützt.

Und es bestätigte sich, was Brads bereits aus den Berichten und den bisherigen Besuchen bei den beiden Jungs erfahren hatte. Beide hatten sich gut im Heim eingelebt, waren eifrige Schüler – Nagi mehr als André, der allerdings nicht zurückgelassen werden wollte – und sie hatten Spaß an ihrem Training mit den Instruktoren.

„Ist Herr Schneider auch hier?“, wurde er schließlich gefragt und jetzt klang der kleine Telepath direkt schüchtern.

„Ja, er hat gerade ein Gespräch mit dem Heimleiter.“

Die blauen Augen weiteten sich. „Aber nicht wegen uns?“

Brad musste auflachen. „Nein, mach dir mal keine Sorgen. Ihr habt nichts angestellt.“ Er legte eine Kunstpause ein. „Oder?“

Andrés Blick huschte dieses Mal zu Nagi hinüber, bevor er hastig den Kopf schüttelte. „Ganz bestimmt nicht!“

Hm… Hatte er da etwas verpasst? Sein fragender Blick richtete sich ebenfalls auf den Japaner, der André beinahe entsetzt ansah, bevor er seine Miene wieder unter Kontrolle hatte.

„Wir haben wirklich nichts angestellt, Crawford-san.“ So ernsthaft, dass Nagi sogar in seine Muttersprache zurückgefallen war. Und dieser Aussage konnte man eher glauben als André zuvor.

Er ließ es den beiden durchgehen, denn wenn es etwas Ernsthaftes gewesen wäre, hätte es eine entsprechende Meldung gegeben. Und er verzichtete sogar darauf, über Michael mehr zu erfahren. Kleine Jungs brauchten auch ihre Geheimnisse. Wieder war da ein Zug an seinem Handgelenk.

„Kann ich ihm guten Tag sagen?“

Er war sich nicht ganz sicher, ob das ein Ablenkungsversuch war, aber André schien die Frage ernst zu meinen.

Das war der Moment, als sich zum ersten Mal der Lehrer in ihre Unterhaltung einmischte. „André“, wurde der Junge leise ermahnt. „Herr Schneider hat viel zu tun und bestimmt keine Zeit für dich.“

„Aber… aber ich möchte doch die Flammen sehen“, meinte der Junge zu dem älteren Mann hin. Und dann wurde Brad wieder angesehen. „Ich habe schon trainiert“, wurde ihm stolz mitgeteilt. „Und vielleicht ist jetzt etwas anders.“

Er hielt den Lehrer mit einem knappen Kopfschütteln davon ab, ein wenig nachdrücklicher durchzugreifen, bevor er zu André herunterlächelte. Es geschah selten genug, dass ein Talent freiwillig Michaels Nähe suchte und der Junge war jemand, den er nicht daran hindern würde.

„Ich werde fragen, ob es möglich ist“, versprach er ihm.

Und André strahlte ihn an.
 

~TBC~
 

Ich wette André hält Nagi tüchtig auf Trab, ohne dass es dem kleinen Telepathen überhaupt bewusst wird *lach*

cya, cu ^-^

"Heute ist noch nicht morgen, auch wenn wir so etwas leicht vergessen können"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 106/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Wenn Brad jetzt sein letztes Schuljahr abschließt, wird er natürlich auch aus dem Komitee ausscheiden. Und das heißt… ^.~

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Kralle: *gratulier* Na also, dann war der Stress wenigstens nicht umsonst ^__^

Hm, auch wenn die vier eher Nebenrollen spielen, so werde ich sie nicht völlig aus den Augen verlieren. Und Schuldig sowieso nicht, der hat noch eine Aufgabe zu erfüllen *grins*
 

@Jemma: *lach* Die beiden Kleinen würden sich sicher freuen, das zu hören. ^^

Ich muss zugeben, dass es mir ein wenig zu viel Spaß macht, Schuldig in dieser Fanfic zu ärgern. Aber dass er sich so kindisch verhält zeigt auf der anderen Seite gleichzeitig, dass ihm noch nichts zugestoßen ist, dass ihm so ein Verhalten abgewöhnt hätte. Anders als zum Beispiel in CD…
 

Teil 106 „Heute ist noch nicht morgen, auch wenn wir so etwas leicht vergessen können“
 

„Ganz allein hier draußen?“

Er hatte natürlich die Schritte gehört, doch erst als die Frage aufklang, wandte er den Kopf zu dem Älteren um. „Mit wem sollte ich denn hier sein?“

Amüsement glitzerte in eisblauen Augen auf. „Auch wieder wahr…“ Dann setzte Michael sich zu ihm auf die Decke, musterte neugierig das Buch, das er in den Händen hielt. „Du bist doch nicht etwa am Lernen?“

Das entlockte ihm ein Auflachen. „Nein, das nun wirklich nicht. Herr Schumann hat es mir empfohlen.“

„Hm, ein Geschichtsbuch?“

„Eifersüchtig, weil er sich in deinen Fachbereich einmischt?“

Eine Augenbraue wanderte in die Höhe. „Willst du damit sagen, ich hätte einen Grund?“

Anscheinend artete das hier in ein Frage-Antwort-Spiel ohne Antworten aus. Brads Mundwinkel zuckten, bevor er nach Michaels Hand griff und sich ebenfalls in eine sitzende Position ziehen ließ. „Niemand kann dir Konkurrenz machen, in keiner Hinsicht.“

„Ah… das glaube ich dir aufs Wort. Aber wirklich nur dir.“ Mit einem Gutteil Humor, hinter dem aber auch etwas lag, das Hitze sehr nahe kam.

In Brad summte etwas in Reaktion darauf und ein Lächeln wagte sich ganz ohne seine bewusste Entscheidung hervor. „Wie hast du es eigentlich geschafft, dich von deinem Büro zu trennen?“, wollte er dann wissen.

„Ich bin ganz einfach rausgegangen und habe die Tür hinter mir geschlossen“, lautete die gutmütige Antwort, während sich ihre Finger in einem kurzen Gruß ineinander verschränkten.

„Gute Taktik“, gab er zu. Als nächstes stand er auf und Michael folgte ihm, ohne darüber nachzudenken. Es würde ihm guttun, sich ein bisschen die Beine zu vertreten und der Ältere war ein mehr als willkommener Begleiter.

Sie redeten nicht, als sie zunächst einem der Hauptwege folgten, bevor sie sich zwischen den Bäumen verloren, zufrieden mit dem Schweigen, das sie umhüllte. Da war auf einmal ein seltsames Gefühl in ihm, das er nicht ganz einordnen konnte und erst recht gelang es ihm nicht, den Grund dafür zu finden. Was Michael nicht davon abhielt, genau zu wissen, was in ihm vorging. Eine Hand senkte sich auf seine Schulter und unter dem Gewicht blieb er stehen, wandte fragend den Kopf zu dem Älteren um.

Der schenkte ihm ein schmales Lächeln. „Das nennt man Melancholie“, wurde ihm erklärt. „Aber es ist in Ordnung. Auch wenn du in ein paar Tagen kein Schüler mehr sein wirst, so wirst du dennoch auf Rosenkreuz bleiben, hm?“

Und so komisch es klang, diese Versicherung war alles, was er benötigt hatte. Brad lächelte ebenfalls, vielleicht ein wenig belustigt über sich selbst, und legte seine eigene Hand über die von Michael. „Ja, du bleibst mir erhalten.“ Alles andere wäre unvorstellbar.

Das brachte ihm ein warmes Lachen ein, das in ihm nachzuvibrieren schien. Und bevor er es sich versah, hatte er Michael gegen den nächsten Baum gedrückt und küsste ihn.

„Hm, ausgezeichnete Idee…“, wurde etwas atemlos festgestellt, nachdem sie sich wieder getrennt hatten und Finger spielten sanft durch die Strähnen in seinem Nacken.

„Habe ich die nicht immer?“, gab er mit zuckenden Mundwinkeln zurück, bevor seine Miene an Ernst gewann. „Außerdem muss ich jede Gelegenheit nutzen, nicht wahr? Denn auch wenn

ich nicht dauerhaft weggehe, so werde ich mich zumindest in Japan vorstellen müssen.“

Michael seufzte kaum vernehmbar, lächelte aber immer noch. „Sie werden sich bestimmt noch an dich erinnern. Aber ja, du hast natürlich Recht. Deine Reise ist schon fest vorgesehen, sobald sich die Neuen eingewöhnt haben.“

Seine Hand vergrub sich in sandblonden Haaren und er leitete Michael in einen weiteren Kuss, bevor er auf dessen Aussage reagierte. „Und genau deswegen weiß ich auch längst darüber Bescheid.“

„Was nun wirklich nicht überraschend kommt…“ Michael schloss die Augen, als sich Brads Lippen an dessen Hals hefteten.

>Ich vermisse dich jetzt schon<, dachte er zu dem Älteren hin und die Finger, die immer noch in seinem Nacken ruhten, verkrampften sich kurz in Reaktion darauf. Der nächste Kuss dauerte länger als der zuvor und anschließend standen sie Stirn an Stirn da, zusammengewoben mit Fäden aus reiner Energie.

„Wir haben alle unsere Pflichten“, folgte schließlich eine Reaktion, als er es schon gar nicht mehr erwartet hatte und unwillkürlich musste er lächeln.

„Ja, so wie du bei unserer Zeugnisübergabe.“ Und es war gar nicht so einfach, das Grinsen zurückzuhalten. Denn es würde wirklich Michael sein, der ihm sein Zeugnis gab und nicht Frau Kernen.

Michael trat einen Schritt einen zurück und schüttelte nur amüsiert den Kopf, nahm die Energie mit sich und auch die letzten Reste der seltsamen Niedergeschlagenheit. „So ist es besser…“ Ein Zeigefinger berührte seine Nasenspitze und er sparte sich die Mühe, die Hand abzufangen. „Willst du jetzt zu deinem Buch zurückkehren?“

„Mir fällt jedenfalls nichts Besseres ein, da deine Pause vorbei ist“, gab er zurück und auch wenn es nicht danach klang, so meinte er es vollkommen ernst.

„Nun, du kannst auch arbeiten“, schlug der Ältere daraufhin vor. „Du benötigst die Freistellung heute sowieso nicht zum Lernen.“

Er zuckte nur mit den Schultern. „Ich werde schon noch genug zu tun haben, wenn ich ein Instruktor bin. Du solltest mir meine Freizeit gönnen.“

Das brachte ihm ein Auflachen ein. „Als würde ich das nicht tun. Du bist aber normalerweise nicht gerne untätig.“

„Heute ist eine Ausnahme. Ich muss schließlich Energie für die Party sammeln.“

Eine Augenbraue wanderte in die Höhe. „Wer von den beiden hat dich denn dazu überredet hinzugehen? Sagst du nicht jedes Jahr, das es das letzte Mal war?“

„Dieses Mal stimmt es auch.“ Er verschränkte spielerisch die Arme vor der Brust.

Michael lachte schon wieder. „Das glaube ich, wenn ich es sehe.“ Dann wuschelte eine Hand durch seine Haare, bevor der Ältere sich abwandte, ihm dann einen Blick über die Schulter zuwarf. „Begleitest du mich noch ein Stück?“

Seine einzige Antwort bestand in den paar schnellen Schritten, mit denen er zu Michael aufschloss.
 

Die Prüfungen am nächsten Tag waren beinahe lächerlich einfach, auch wenn seine Mitschüler nicht so zu denken schienen. Brad arbeitete schnell aber gründlich und überraschte keinen der Instruktoren, als er als Erster abgab. Der Tradition folgend hätte er sich als nächstes wohl zum Schwimmbecken aufmachen sollen, doch im Moment hatte er noch etwas anderes zu erledigen. Der Gedanke wurde durch eine unbewusste Geste begleitet, die seine Finger flüchtig zum Kragen seines Shirts führten, wo er kühles Metall berührte. Dann lächelte er ebenso flüchtig, hörte auf sein Talent und machte sich auf den Weg.

Die Gänge waren um diese Zeit nicht besonders belebt, so dass er sein Ziel schnell erreichte. Stimmen drangen aus dem Aufenthaltsraum zu ihm vor, versicherten ihm, dass die Drittklässler tatsächlich gerade freihatten.

Gegen den Türrahmen gelehnt ließ er seinen Blick durch den Raum schweifen, bis er an einer bestimmten Person hängenblieb. „Henrik?“

Nicht nur der Angesprochene drehte sich zu ihm um und plötzlich herrschte eine Stille, in der man die sprichwörtliche Stecknadel hätte fallen hören können. Er schenkte ihnen ein sehr schmales Lächeln, bevor er sich wieder auf Henrik konzentrierte. „Hättest du einen Moment Zeit?“

Der Andere lächelte beinahe entspannt zurück. „Natürlich, Brad.“ Eine Hand fuhr durch weißblonde Haare, als wollte er sie ordnen, dann schloss sich der Jüngere ihm an.

Langsam schritten sie den Gang entlang und er wartete ab, ob Henrik zuerst das Wort ergreifen würde. Es wäre ein Zeichen von Nervosität gewesen oder vielleicht auch Übereifer. Doch der Andere enttäuschte ihn nicht und zufrieden damit sprach Brad unvermittelt in die Leere vor ihnen. „Morgen ist die Zeugnisübergabe.“

„Ja, ich weiß. Und Gratulation zum Abschluss.“

„Vielen Dank“, gab er mit einem Anflug von Humor zurück. „Du weißt sicher auch, was das bedeutet.“

Blaue Augen suchten kurz seinen Blick und ein Grinsen blitzte auf. „Ich habe der Party schon eine Weile entgegengesehen. Es freut mich, dass du deine Entscheidung nicht revidiert hast.“ Diese Nicht-Antwort war Antwort genug.

„Du hast mir keinen Grund gegeben, es zu tun.“

Von einer Sekunde auf die andere war Henriks Miene völlig ernst. „Das wäre auch nicht sehr vorausschauend von mir gewesen.“

Ah ja, das war etwas, das auch Brad gesagt hätte. Natürlich hatte Henrik den Vorteil, dass es nicht viele Precogs gab, unter denen er hatte wählen können. Aber selbst wenn es anders gewesen wäre, hätte er sich bestimmt für Henrik entschieden. „Hm, richtig“, erwiderte er schließlich. „Und ich hoffe, dass du mich auch in Zukunft nicht enttäuschen wirst.“ Trotz seiner Gedanken geriet sein Tonfall in diesem Moment auf die kühle Seite der Indifferenz. Denn jedes Versagen von Henrik würde auf ihn reflektieren, wenn auch nicht zurückfallen.

Henriks Gestalt versteifte sich und so leicht die Miene des Anderen zuvor zu Ernst gewechselt war, so schnell stand jetzt leichte Furcht in sie geschrieben. „Das werde ich nicht“, wurde ihm schließlich versichert.

Seine Lippen formten ein Lächeln, das nicht mehr als ein Mienenspiel ohne Emotion dahinter war, doch das fiel ihm nicht auf. Kühle braune Augen suchten den Blick des Jüngeren, während er seine Hand auf dessen Schulter legte. „Geh es ruhig an. Immerhin _habe_ ich dich ausgewählt.“ Und er würde das nicht ohne Grund tun, klang dahinter mit. Dann verschwand die Kühle, als wäre sie nie dagewesen. „Außerdem kann ich weiterhin ein Auge auf dich haben, sollte es sich als erforderlich erweisen.“

Es war Versicherung und Warnung zugleich für Henrik, ohne ihm das Gefühl zu geben, dass er auf jeden Fall unter ständiger Überwachung stehen würde. Die Anspannung floss aus dem Jüngeren heraus und er konnte schon wieder lächeln. Und das Nicken klang beinahe nach einem Danke.

Ein kurzer Druck und er ließ ihn los, löste die Anstecker von seinem Kragen. „Denk daran, Autorität kommt immer auch mit Verantwortung.“ Das Metall wechselte zum Shirt des Jüngeren und Henrik schien prompt ein wenig aufrechter zu stehen. Brad lächelte darüber. „Du bist morgen von der ersten Stunde freigestellt. Wir sehen uns im Konferenzzimmer.“ Er klopfte ihm auf die Schulter und ließ Henrik allein mit dem Wissen auf dem Gang stehen, dass er jetzt zum Komitee gehörte.
 

„Ich gehe davon aus, dass es bei euch keine Änderungen in letzter Minute gab?“ Brad hatte sich zurückgelehnt, die Finger in seinem Schoß verschränkt, und musterte fragend die anderen beiden.

Marco reagierte mit einem schiefen Lächeln und Humor in den dunklen Augen. „Du hättest das doch vor uns gewusst, nicht wahr?“

„Möglich“, gestand er mit einem Schulterzucken ein.

„Du bist auch bei Henrik geblieben?“, wollte Andrea wissen.

„Ja. Er muss vielleicht noch ein bisschen Durchsetzungsvermögen lernen, aber seine Einstellung war am besten.“

Marco verschränkte die Arme vor der Brust. „Ihr Precogs seid einfach zu rar gesät. Wie können wohl froh sein, dass du überhaupt eine Wahl hattest.“

Seine Mundwinkel zuckten. „Im Notfall hätte ich ein anderes Talent gewählt. Oder mich bei den Jüngeren umgesehen.“

Ein Schnauben antwortete ihm darauf. „Stimmt. Niemand hätte es gewagt zu behaupten, dass ein jüngerer Schüler ungeeignet sein könnte. Nicht mit dem Beispiel, das du gesetzt hast.“

Die Tür öffnete sich und hielt ihn dadurch von einer Antwort ab. Aber auf der anderen Seite war die auch völlig unnötig.

Amy kam herein, zum letzten Mal mit einem Tablett mit Tassen, denn ab morgen würde sie nicht mehr zu den Jüngsten im Komitee gehören. Ihr folgte John mit den Kaffeekannen und schließlich kam auch noch Manuela mit der Keksdose. Hm… er warf einen näheren Blick darauf, machte dann eine fragende Kopfbewegung in ihre Richtung, weil es nicht übliche gekaufte Dose war.

Manuela grinste. „Eine der Küchenfrauen hat sie mir nach dem Frühstück in die Hand gedrückt, nachdem sie dich nicht gefunden hatte.“

Was daran lag, dass er mit Michael gefrühstückt hatte. Er würde später zu Manja gehen, um sich bei ihr zu bedanken.

Sie bekam nichts von den Gedanken mit, war damit beschäftigt, die Kekse in der transparenten Verpackung zu bewundern.

„Die sehen selbstgemacht aus“, warf John ein und versuchte, die Dose zu sich heranzuziehen.

Prompt bekam er einen Klaps auf die Finger von Manuela und einen scharfen Blick von Amy dazu. „Die sind für nachher, wie du sehr wohl weißt.“

Bevor es zu einer Kabbelei kommen konnte, die Brad nicht vorhatte zu unterbinden, öffnete sich die Tür ein weiteres Mal und ihre letzten drei Mitglieder komplettierten die Runde.

„Ich brauche einen Kaffee“, ließ sich Christian auf einen Stuhl sinken.

Amy nutzte die Gelegenheit, gleich allen etwas einzugießen und dann senkte sich für eine Minute Schweigen über sie, während sie ihre ersten Schlucke nahmen.

Brads Blick wanderte langsam von einem zum anderen, unbemerkt außer von Marco, dem er ein knappes, zufriedenes Lächeln schenkte.

Der Andere neigte den Kopf in Bestätigung, der gleichen Meinung wie Brad. Das Komitee würde auch ohne sie weiterhin gute Arbeit leisten.

Ein leises Klopfen unterbrach ihren Blickkontakt und Brad wandte sich der Tür zu. „Du kannst reinkommen, Henrik.“ Und als der Junge den Raum betreten hatte, fügte er noch etwas hinzu. „In Zukunft musst du nicht mehr anklopfen.“

Der Precog lächelte ohne Verlegenheit. „Heute ist noch nicht morgen, auch wenn wir so etwas leicht vergessen können.“

Und Brad überraschte sich selbst mit einem Auflachen.
 

~TBC~
 

Keine Sorge, es sind noch ein paar Kapitel, bevor Brad nach Japan muss. ^.~ Dafür wird es dann aber die längste Trennung bisher für die beiden ^^#

cya, cu ^-^

"Ich brauche ihn nicht mehr. Ich habe etwas Besseres."

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 107/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Es ist Brads letzter Tag als Schüler und damit wird es Zeit, dass er ein gewisses Schmuckstück ablegt ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Ehrlich gesagt fand ich, dass Schuldig ja schon in „Bright Nights“ eine ziemlich üble Rolle abbekommen hat... aber auf der anderen Seite hast du auch wieder Recht. Immerhin hatte er dafür in CD mehr Glück ^^

Und nun sind die Japan-Kapitel wieder eine Woche näher gerückt *zwinka*
 

@Kralle: Auch dieses Mal dürfen Stephan und Alex mitspielen ^^
 

~ „Vielleicht solltest du das Ding da herausnehmen, es könnte helfen.“

Seine Hand fuhr automatisch nach oben und dann spürte er unter seinen Fingern den Ohrstecker, den er im Spiegel schon gar nicht mehr bewusst sah.

„Ja, genau davon habe ich gesprochen. Du hast deinen Abschluss in der Tasche, es gibt keinen Grund mehr, ihn zu tragen.“

Aus irgendeinem Grund drehte sich ihm der Magen um, als er daran dachte, dem Vorschlag des Älteren Folge zu leisten. ~
 

(Anders und Brad, Finding Home, Teil 9)
 

Teil 107 „Ich brauche ihn nicht mehr. Ich habe etwas Besseres.“
 

Brad kam aus dem Bad, die Haare tiefschwarz, wo sie noch feucht von der Dusche waren. Doch die Sonne schien noch und durch das offene Fenster wehte ein warmer Wind herein, würde den Haarschopf bald trocknen.

Er lächelte dem Jungen entgegen, doch dann glitt sein Blick auch schon von dem erwidernden Lächeln ab, hin zu den Sachen, die Brad trug.

Der breitete in einer amüsierten Geste die Arme aus und drehte sich einmal. „Du hast eine gute Wahl getroffen“, wurde Michael dann versichert.

„Ja, das kann ich sehen…“ Er winkte Brad zu sich heran, wo er auf der Bettkante saß, legte seine Hände an die schmale Taille des Jüngeren. Ihre Blicke fanden einander und hielten sich fest, während er den ungewohnten Anblick auf sich einwirken ließ. Selbst damals auf dem Silvesterball war es ihm nicht wirklich bewusst geworden, doch jetzt – „Du bist groß geworden“, fanden seine Gedanken ihren Weg über seine Lippen, scheinbar ohne sein Zutun.

Brads Miene blieb überraschend ernst, als er den Kopf leicht zur Seite neigte. „Davon sollte man ausgehen, nicht wahr? Immerhin wirst du mir nachher mein Zeugnis überreichen. Ich glaube kaum, dass ihr ein Kind graduieren lassen würdet.“ Letzteres kam sehr trocken heraus.

Ja, Brad hatte einiges an Geduld beweisen müssen... Langsam hob er eine Hand und legte sie an Brads Wange, der sich in die Berührung hineinlehnte und nun doch wieder lächelte. Er würde den Jungen von damals wahrscheinlich hin und wieder vermissen, aber den Brad vor sich würde er auf keinen Fall aufgeben wollen.

Seine Gedanken wurden mitverfolgt, so einfach geteilt, und das Lächeln vertiefte sich, bevor Brad sich zu ihm herunterlehnte und ihn küsste. Er reagierte ohne nachzudenken und als er das endlich wieder tat, hatte er den Jüngeren bereits unter sich auf dem Bett, die Weste aufgeknöpft und die Krawatte gelockert.

Michael zwinkerte und erntete ein Auflachen dafür, dann wollte Brad ihn wieder zu sich herunterzuziehen, doch er leistete Widerstand dagegen. „Wir haben keine Zeit dafür.“ Auch wenn er den Einwand nur widerwillig erhob, machte dies allein die Tatsache nicht ungeschehen.

Eine Augenbraue wanderte amüsiert in die Höhe. „Sie würden nicht ohne dich anfangen.“

Und dieses Mal war es an ihm zu lachen. „Nein, das wohl nicht. Aber es würde einen ausgesprochen schlechten Eindruck hinterlassen, wenn wir beide zu spät auftauchen sollten.“

„Was wir natürlich nicht wollen…“ Mit einem Seufzen, bevor Lippen noch einmal warm und viel zu flüchtig auf seine eigenen trafen. Danach kam Brad agil wieder auf die Beine, wartete geduldig ab, bis Michael ihm die Krawatte neu gebunden hatte, richtete dann sein Hemd und die Weste. Und gleich darauf waren keine Spuren mehr von dem kurzen Zwischenspiel übrig.

Michael wollte nach etwas greifen, das sonst immer im Bad bereitlag, wenn sie sich anzogen. Aber heute hatte Brad die Anstecker nicht mehr – und er würde sie auch in Zukunft nicht mehr tragen. Weil er kein Schüler mehr war… Ein Gedanke führte zum nächsten und zum ersten Mal seit einer halben Ewigkeit suchten eisblaue Augen bewusst nach dem Ohrstecker. Doch das Ohrläppchen war leer. Seltsamerweise vergaß er für einen Moment zu atmen und vielleicht wäre die Reaktion noch tiefer gegangen.

Aber da war bereits der Anklang eines Lächelns, das Brads Mundwinkel kurvte und Wärme ging von dem Jüngeren auf ihn über. „Ich brauche ihn nicht mehr. Ich habe etwas Besseres.“
 

„Brad war nicht bei den anderen?“ Eine Hand legte sich auf seine Schulter, während er in den sich langsam füllenden Speisesaal spähte. Eine Stimmung gespannter Erwartung hing in der Luft, brandete gegen seine Schilde an. Aber das war nicht der Grund für die Wärme, die in seinem Inneren glühte.

Langsam wandte er sich zu seinem Vater um. „Nein, er hat sich in unserem Quartier umgezogen. Ich glaube, diese Tradition befand er für überflüssig.“

Ein amüsiertes Lächeln blitzte auf. „Wenn er schon nicht ums kalte Wasser herumkam, wollte er sich wohl wenigstens hier durchsetzen.“

Michael neigte lediglich bestätigend den Kopf, bevor sein Blick sich wieder in den Saal richtete. „Es geht gleich los“, stellte er leise fest.

„Hm, bist du nervös?“

Er hielt ein Schnauben zurück. „Das nicht. Vor meinem Talent kann sich niemand verstecken. Aber ganz abgesehen davon erwarte ich heute Abend keine Überraschungen.“

„Natürlich nicht“, wurde ihm zugestimmt. „Und dennoch werden wir nicht darauf verzichten.“

Weil es zu ihren Pflichten gehörte. Zu seinen jetzt. Und so musste Michael an Brads gestrige Worte denken, als er schließlich zusammen mit seinem Vater und Herrn Franken die Reihe der Absolventen abschritt. Er griff nach der nächsten Hand, bevor er das Zeugnis überreichte und damit ein weiteres Mal die Verbindung schloss. Sein Talent war ein unmerklicher Fühler, er bezweifelte, dass auch nur ein Schüler ahnte, dass dieser Händedruck einen letzten Test darstellte.

Wie erwartet gab es auch bei diesem Absolventen keine Hinweise auf eine unerwünschte Einstellung, da war nur Vorfreude auf den künftigen Einsatz. Und dann stand er endlich vor Brad, ihre Blicke trafen sich über ihre verbundenen Hände hinweg, bevor sie gleichzeitig nach unten sahen, dorthin, wo das Zeugnis zwischen ihnen wechselte. Es war ein Déjà-vu im wahrsten Sinne des Wortes und das Lachen, das Brad natürlich nicht nach draußen trug, klang in diesem Moment in seinem Kopf auf.

Es war schwerer als erwartet, wieder loszulassen, Michael vermisste fast augenblicklich die geteilte Wärme und kurz schlossen sich seine Finger um ihren Nachhall, bevor er sich wieder unter Kontrolle hatte.

Er ging weiter und zwischendurch spürte er den intensiven Blick seines Vaters auf sich ruhen, doch er ließ sich nicht ein weiteres Mal ablenken und beendete seine Aufgabe.

Die Versammlung löste sich kurz darauf auf, die Schüler redeten laut und unbeschwert durcheinander, sobald sich der Eindruck der Feierlichkeit gelegt hatte. Sie sahen der kommenden Woche entgegen, in der es keinen Unterricht geben würde und an deren Ende die Neuen von Draußen zu ihnen stoßen würden. Brad ließ sich von dem Trubel nicht beeindrucken, wurde wie erwartet von seinen beiden Freunden in Beschlag genommen und Michael fragte sich kurz, wer von den beiden Brad heute begleiten würde. Doch dann vergaß er das auch schon wieder, weil sein Vater neben ihn getreten war. Und dessen Blick war nicht weniger intensiv als zuvor, während etwas an seinen Mundwinkeln zog, das sich nicht ganz entscheiden konnte, ob es ein Lächeln war.

Eisblaue Augen begegneten ruhig und gleichzeitig aufgeregt dem Blick und dann entschied sich sein Vater offensichtlich und lächelte. „Gratulation, Michael.“

Ihm war immer noch warm und in diesem Moment wäre ihm die Wärme beinahe in die Wangen gestiegen. „Danke sehr“, erwiderte er schließlich.

Seine linke Hand wurde ergriffen und ein Daumen strich langsam über den Platinring, den er erst seit so kurzer Zeit trug. „Wessen Idee war es eigentlich?“, wollte sein Vater dann wissen.

„Brads.“ Eine kurze Pause. „Und ich weiß nicht einmal, wie er das geschafft hat. Auf meiner Kreditkartenabrechnung war jedenfalls nichts dabei.“

„Hm, ich bezweifle nicht, dass Brad einen Weg findet, wenn er etwas haben will.“ Die blauen Augen fanden wieder seine und es bestand genauso wenig Zweifel daran, dass sein Vater in diesem Moment nicht nur von dem Ring sprach.

Michael lächelte daraufhin nur sehr langsam.
 

******
 

Alexander und Stephan starrten ihn zunächst nur stumm an, schüttelten dann beinahe synchron den Kopf. Doch es war allein Alexander, der schließlich etwas sagte. „Du siehst so… völlig anders aus…“ Zögernd wurde ein Arm ausgestreckt und dann berührte ihn ein vorsichtiger Finger. „Aber du bist es tatsächlich.“

Stephan hatte ihn in der Zwischenzeit weiter gemustert und grinste plötzlich, bevor er ihn in der nächsten Sekunde buchstäblich am Hals hatte. „Du siehst gut aus. Sehr offiziell.“ Dem schloss sich ein Lachen an. „Ich wünschte, ich könnte dich heute begleiten.“

Er zog eine Augenbraue hoch. „Das musst du mit Alex ausmachen.“

Der Empath zuckte mit den Schultern. „Sorry, aber ich bin dran.“ Und wie um diese Worte zu unterstreichen, griff der Andere nach seiner Hand. Um sie gleich darauf so schnell loszulassen, als hätte er sich verbrannt. Er wurde wieder angestarrt, aus geweiteten Augen, doch diesmal war der damit einhergehende Ausdruck ein ganz anderer.

Stephan runzelte verwirrt die Stirn und löste sich von Brad, um Alexanders Blick folgen zu können. Und dann entgleisten auch ihm die Gesichtszüge.

Amüsement glitzerte in braunen Augen auf, als er das Bild in sich aufnahm, das die beiden boten. Doch dann fassten sie sich bedauerlicherweise auch schon, tauschten einen Blick aus, der mehr kommunizierte als Nicht-Telepathen möglich sein sollte, und dann wurde er am Arm gepackt und hinter ihnen hergezogen.

Einer der… Zweitklässler, ab morgen, wich nicht schnell genug aus und Augen weiteten, sich als er erkannt wurde. „Ver-verzeihung, Herr Crawford“, kam sofort eine abgehackte Entschuldigung und damit war es dieser Junge, der ihn als Erster so anredete.

Brad gab nur ein schmales Lächeln zurück, dann waren sie auch schon weiter und hatten bald einen leeren Gang erreicht, der offensichtlich genug Privatsphäre für die beiden anderen bot.

Er stand ruhig da, während Alexander noch auf der Suche nach den richtigen Worten war, den Blick nicht von dem Ring wenden konnte. „Du…“ Er setzte neu an. „War der Ohrstecker denn noch nicht genug?“ Irgendwie sah Alexander so aus, als wäre ihm kalt.

Brad neigte lediglich den Kopf leicht zu Seite. „Es hätte ein falsches Zeichen gesetzt, ihn als Instruktor weiterzutragen“, erklärte er, bevor sich braune Augen verengten. Dies war nicht gegen den Anderen gerichtet und dennoch schien Alexander für einen Moment zurückweichen zu wollen. Anders als Stephan, der die Reaktion seines Freundes nur nachdenklich beobachtete. Brad fügte seiner ersten Aussage noch etwas hinzu, mit einem Lächeln, das nicht viel Wärme in sich trug. „Ich denke, der Ring wird ein klares Zeichen setzen.“

„Oh, das bestimmt“, murmelte Stephan.

Alexander schüttelte den Kopf, lachte kurz, ein atemloser Laut. Und so wie bei Brads Lächeln die Wärme gefehlt hatte, so fehlte hier die Belustigung. Ein regelrechter Ruck schien als nächstes durch den Anderen zu gehen und braune Augen bohrten sich in seine, hielten seinen Blick fest, während eine Hand nervös durch blonde Haare fuhr. „Ich habe das nie verstanden“, wurde zugegeben. „Und irgendwie dachte ich, es würde jetzt vorbei sein.“ Und bevor Brad etwas dazu sagen konnte, war Alexander auf einmal verschwunden.

Hm… das war eine seltsame Reaktion gewesen. Natürlich hatte Alexander von Anfang an Abstand zu Michael gehalten, doch das hatte sich mit der Zeit gebessert. Fragend wandte er sich an Stephan, der mit den Schultern zuckte.

„Er ist zu sehr Empath, um nachvollziehen zu können, dass du freiwillig in Herrn Schneiders Nähe sein möchtest. Und von daher ist er immer davon ausgegangen, dass du den Ohrring trägst wie es jeder andere hier tut.“

Er zog eine Augenbraue hoch. „Und mein Verhalten hat ihn nie von dieser Idee abgebracht?“

Stephan lächelte warm. „Manchmal sehen wir eben nur das, was wir sehen wollen.“ Dann trat Belustigung die hellblauen Augen. „Ich muss dir wohl gratulieren.“

„Ah, danke.“ Er lächelte zurück. „Michael gehört mir und jetzt sieht es jeder auf den ersten Blick.“ Genugtuung lag in diesen Worten.

Es ließ den Tracer lachen, doch dann wurde Stephan ernster. „Alex wird heute wohl doch nicht zur Party gehen…“, wurde leise festgestellt.

„Und was ist mit dir?“

Der Andere trat auf ihn zu, dann berührten Lippen kurz die seinen. „Ich bin kein Empath“, lautete seine Antwort.

Was natürlich stimmte. Er ließ zu, dass eine von Stoff umhüllte Hand nach seiner griff.
 

Sein Jackett lag über der Lehne der Couch und diese Markierung war genauso wirksam wie die damals von Michael. Nur dass dieses Jahr Michael nicht hier bei ihm war, wieder nicht. Brad hatte sich lang ausgestreckt, die Hände hinterm Kopf verschränkt, ließ Musik, Stimmen und Lichteffekte über sich hinwegspülen. Stephan hatte ihm etwas zu trinken gebracht, das fast gefüllte Glas stand immer noch neben ihm auf dem Boden, doch ohne die richtige Gesellschaft sah er nicht viel Sinn darin, Alkohol zu trinken.

„Hast du Hunger?“

Brad war sich seiner Umgebung viel zu sehr bewusst, um von der Stimme überrascht zu werden, und so wandte er einfach nur den Kopf um die paar Grad zur Seite, die erforderlich waren, um Henriks Blick zu erwidern. „Du spielst den Kellner? Dafür sind doch die Erstklässler da.“ Begleitet von einer exakt koordinierten Geste in die Richtung, wo ein paar von ihnen mal wieder getriezt wurden.

Ein winziges Lächeln antwortete ihm. „Ah, ich wollte den Absolventen niemanden entführen. Die haben gerade so viel Spaß.“

Brad setzte sich auf und machte so dem anderen Precog Platz, der die Einladung nach einem Moment des Zögerns annahm, ihm den gefüllten Teller hinhaltend. Er griff nach einem der Spieße. „Du weißt, dass du nicht mehr nett zu mir sein musst“, meinte er trocken.

„Du bleibst hier“, lautete die einzige Antwort darauf. Ein nachdenkliches Stirnrunzeln, bevor die Züge des Jüngeren auf einmal ausdruckslos wurden.

Brad wusste, was das bedeutete. Das Talent des anderen Precogs arbeitete nicht so wie seins, nicht so schnell, doch die zeitliche Tiefe, die Henrik in manchen Fällen erreichte, war beeindruckend. Lippen bewegten sich, formten kaum vernehmbare Worte.

„Du folgst Herrn Schneiders Weg, Schritt um Schritt.“ Ein langsames Zwinkern, wie in Zeitlupe, und der Blick des Anderen begann sich bereits zu klären, als noch etwas nachgesetzt wurde, eine verwunderte Frage. „Aber wie kann dein Ziel gleich und trotzdem ein völlig anderes sein?“

Brads lächelte ein kühles Lächeln, ohne dass es ihm bewusst war und sein Blick fesselte den blonden Jungen neben ihm. „Ich habe mein Ziel noch nicht gesehen. Hast du es?“

Ein Kopfschütteln, als würde Henrik einen tiefen Schlaf abschütteln. „Nein, auf keine Weise, die Antworten in sich birgt.“

„In dem Fall werden wir wohl beide warten müssen, bis es eine Antwort auf deine Frage gibt.“
 

~TBC~
 

Na, hatte überhaupt noch jemand an den Ohrstecker gedacht? *lach* Natürlich würde Brad seine offensichtliche Verbindung zu Michael nicht so einfach aufgeben, wenn er nicht etwas Besseres gefunden hätte ^.~

cya, cu ^-^

"Alexander hatte schon immer Stephans Wünsche ernst genommen"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 108/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Alexander fasst sich wieder ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Natürlich kommt es nicht heraus. Aber für Brad war es ziemlich simpel. Er hat es gleich während seines ersten Übungseinsatzes getan. Denn auch der Ohrstecker lange Zeit in den Hintergrund getreten war, so hat er für Brad nie an Bedeutung verloren. Weswegen er sich schon eine Weile Gedanken über einen möglichen Ersatz gemacht hat. ^^

Brads Zukunft ist eng mit seiner Vergangenheit verknüpft. Und solange er seine Vergangenheit nicht kennt, wird er auch sein Ziel nicht kennen. ^.~ Und kein Precog auf Rosenkreuz kann weiter sehen als Brad…
 

@Kralle: Jupp, lange her, aber nicht ganz vergessen *lach* Ist wird noch die eine oder andere Sache geben, die erst nach einer Weile wieder wichtig wird für die Handlung *grins* ^^
 

~ „Du weißt doch, dass du nicht mehr in die blaue Uniform hineingehörst. Und die schwarze wolltest du nicht.“ Es war kein Vorwurf.

Er drehte sich um, gefangen wie er war zwischen dem Metall der Kühlschranktür und Herrn Schneiders Körper, reagierte auf die Bemerkung mit einem Lächeln. „Es wäre einfach zu viel gewesen. Gegen das ganze Schwarz hätte ich sehr blass ausgesehen.“ ~
 

(Herr Schneider und Brad, Finding Home, Teil 3)
 

Teil 108 „Alexander hatte schon immer Stephans Wünsche ernst genommen“
 

Stephan kehrte später zu ihm zurück, erhitzt vom Tanzen und etwas zu viel Alkohol. Knochenlos ließ sich der Braunhaarige neben ihm auf die Couch fallen, breitete die Arme aus und legte den Kopf in den Nacken.

„Fertig?“, erkundigte er sich mit leichter Belustigung, nicht ganz unglücklich über diese Unterbrechung der Monotonie, die sich eingestellt hatte. Zum Glück näherte sich die Zeit Mitternacht und damit dem Punkt, an dem er seine Pflicht hier als erfüllt ansah.

Stephan schüttelte den Kopf, wandte sich dann ein wenig ungelenk zu ihm um. „Nein, ich bin stehen gelassen worden.“

„Meinst du nicht sitzen gelassen?“

„Da ich plötzlich allein auf der Tanzfläche stand, würde ich das nicht so sagen…“ Ein aufblitzendes Grinsen, das nicht einmal in dem unsicheren Licht untergehen konnte. Dann krabbelte der Andere über ihn, beide Hände links und rechts von ihm abstützend. Im nächsten Moment wurde er auch schon geküsst und ein Teil der Hitze ging von Stephan auf ihn über.

Brad ließ ihn gewähren, verschränkte seine Finger mit Stephans, nachdem dieser seine Handschuhe ausgezogen hatte. Der Tracer war wie immer fasziniert von diesem Kontakt, der ohne jedes Echo seines Talents einherging, selbst wenn er Brads Sachen streifte.

„Ah…“ Ein leises Seufzen, bevor der Kopf auf seine Schulter gebettet wurde und jede Kraft aus Stephan zu weichen schien.

„Du bist müde“, stellte er fest, ließ seine Hand durch weiche, braune Strähnen gleiten. Aber es fühlte sich nicht so an, wie es sollte und das lag nicht allein an dem anderen Haarschnitt.

„Ein wenig“, wurde zugegeben. Mit merklicher Mühe stützte sich Stephan wieder hoch, musterte ihn so eindringlich, wie es die späte Stunde und der genossene Alkohol zuließen. „Wie muss ich dich ab morgen anreden, Brad?“ Woher auch immer die Frage plötzlich gekommen war, sie schien Stephan sehr zu beschäftigen.

Er erwiderte den Blick hellblauer Augen, farblos hier, und lächelte schließlich langsam. „Brad, wenn wir unter uns sind“, antwortete er dann genauso langsam. „Und ansonsten so wie du jeden Instruktor ansprechen würdest.“

Ein Stirnrunzeln, Stephan schien mit irgendetwas daran nicht ganz einverstanden zu sein. Aber schließlich nickte er.

Brad setzte sich auf und Stephan blieb nichts anderes übrig, als sich ebenfalls aufzurichten. „Ich denke, Alexander wartet bereits auf dich.“

„Er hätte heute Abend hier sein können. Und stattdessen…“ Ein wenig unwirsch, obwohl Stephan dadurch die Gelegenheit bekommen hatte, selbst herzukommen. Dann kam er vorsichtig auf die Beine, wartete darauf, dass Brad es ihm gleichtat.

Brad erwiderte nichts auf diese Worte, neigte lediglich leicht den Kopf.

Sie verließen den Raum gemeinsam und draußen waren die Gänge gerade genug beleuchtet, um nicht aus Versehen gegen eine Wand zu rennen. Sie begegneten einem Instruktor, Herrn Rudert, der Brad zunickte und Stephan mehr oder weniger ignorierte. Danach war es wieder nur das Echo ihrer eigenen Schritte, das sie begleitete. Bis sie schließlich fast den Schlafsaal des Tracers erreichten und ihnen ein weiteres Mal der Weg verlegt wurde. Es war Alexander, dessen Gestalt sich aus den Schatten löste.

Stephan stockte mitten im Schritt, lächelte dann schnell und zufrieden. Und dann ließ er sie beide allein.

Brad wartete geduldig darauf, dass Alexander das Wort ergreifen würde. Und Geduld war auch erforderlich, denn selbst sein Talent verharrte an diesem Punkt, an dem Alexander sich noch nicht entschieden hatte, ohne einen Blick in die Zukunft gewähren zu können.

Bis die Entscheidung getroffen wurde, plötzlich so einfach. Eine Hand ballte sich zur Faust, berührte die Brust des Anderen, über seinem Herzen. Die bekannte Geste wurde von ebenso bekannten Worten begleitet.

Er zeigte nichts von der Überraschung, die er in diesem Moment empfand, setzte das Ritual fort, wie es von ihm erwartet wurde. Anschließend blieb seine Hand noch ein wenig länger über der von Alexander liegen, gab so viel Wärme ab, wie auf der anderen Seite auf sie abstrahlte. „Eine unerwartete Entscheidung“, meinte er schließlich ernst.

„Aber du bist du. Also ist es die richtige.“ Eine kurze Pause, bevor sich die Miene des Empathen in ein schwaches Lächeln löste. „Trotz allem.“

Trotz Herrn Schneider, verstand Brad hinter dieser Aussage und nickte, ebenfalls mit einem schmalen Lächeln.

Alexander hatte seine Reaktion ganz genau beobachtet und dessen Lächeln vertiefte sich nun. „Außerdem konnte Stephan es nicht tun.“

Ja, nicht bei dem, was er werden konnte, werden wollte. Stephan nahm seinen zukünftigen Job jetzt bereits ernst. Und Alexander hatte schon immer Stephans Wünsche ernst genommen.

„Es ist in Ordnung.“ Langsam ließ er seine Hand an seine Seite zurückfallen. „Vielleicht sehen wir uns nach deiner Graduierung nie wieder.“

Alexander schüttelte den Kopf. „Das ist egal. Ich habe die Entscheidung nicht leichtfertig getroffen. Du wirst es weit bringen.“ Und dann wurden zwei Worte wiederholt. „Für Rosenkreuz.“
 

Michael war noch wach, als er in ihr Quartier zurückkehrte. Bereits im Schlafanzug, aber er wartete auf der Couch auf ihn und alles andere wäre undenkbar gewesen. Er wurde mit einem kleinen, amüsierten Lächeln empfangen, ließ sich bereitwillig neben den Älteren ziehen, schloss für einen Moment den Augen. Ruhe hüllte sie beide ein, während er gegen Michaels Seite sank, zufrieden mit diesem Platz.

„Er hat den letztmöglichen Moment gewählt…“, wurde irgendwann in die Stille zwischen ihnen gesprochen und es schwang das Amüsement darin mit, das zuvor in Michaels Lächeln gelegen hatte.

„Ah… er scheint gründlich darüber nachgedacht zu haben…“ Ohne die Augen zu öffnen. Er war müde, mehr noch, da er ein entsprechendes Echo von Michael empfing.

Ein leises Lachen und eine warme Hand, die durch seine Haare streifte, waren die Antwort darauf. „Zumindest hat er mit dir eine sichere Wahl getroffen.“

Mundwinkel zuckten ungesehen. „Das wird die Zukunft zeigen, nicht wahr?“

Noch ein Lachen und Michael zog ihn in eine Umarmung. „Apropos Zukunft – und ich rede hier von der sehr nahe liegenden. Deine Sachen sind gebracht worden. Du wirst deine Aufgaben ab morgen also ohne Probleme wahrnehmen können.“

„Nicht einmal das Frühstück bleibt mir noch?“ So war es immerhin bei Michael gewesen.

Er sah es nicht, doch er wusste, dass der Ältere eine Augenbraue hochzog. „Bestehst du denn darauf?“

Brad schnaubte bloß. „Ich werde sowieso mit dir essen.“

„Ganz mein Gedanke.“ Damit wandte Michael sich einem neuen Thema zu, auch wenn es keiner Worte bedurfte.

Brad öffnete endlich die Augen, begegnete Eisblau, und musste unwillkürlich lächeln. Er rührte sich nicht, als seine Krawatte gelockert wurde, Finger geschickt die Knöpfe seiner Weste lösten, danach sein Hemd aufknöpften. Er fühlte sich beinahe schon lethargisch vor Müdigkeit, wo er sonst diese Gelegenheit ausgenutzt hätte, um Michael ebenfalls auszuziehen. So aber nahm er es nur als die Hilfe, als die es im Moment gemeint war, ließ sich tiefer in Richtung Schlaf locken, so dass er von seinem Besuch im Bad nicht mehr viel registrierte.

Nur der Eindruck der Zudecke, der Wärme von Michaels Körper neben ihm, brannte sich noch in ihn ein, bevor er ganz losließ.
 

Michael ließ ihn ausschlafen und auch wenn Brad zwischendurch wach genug wurde, um sich dessen bewusst zu werden, so nahm er das Geschenk an und ließ sich kurz darauf wieder von der Bewusstlosigkeit des Schlafes umfangen.

Später lockte ihn der Duft nach Kaffee zurück und es war mit einem Lächeln, dass er schließlich die Augen aufschlug.

Michael stand im Türrahmen, das Tablett in der Hand, und wartete darauf bemerkt zu werden. „Guten Morgen“, wurde Brad begrüßt, kaum dass sich die braunen Augen auf den Älteren gerichtet hatten.

„Morgen…“ Seine Erwiderung endete in einem Gähnen.

„Du kannst doch gar nicht mehr müde sein“, lachte Michael, trug dann endlich das Tablett näher und damit nicht nur den Kaffee, sondern auch die frischen Brötchen.

Sie wurden von seinem Magen mit einem begeisterten Knurren begrüßt. „Bin ich auch nicht, dafür aber hungrig.“ Damit begann er zuzulangen, während Michael bei ihm auf der Bettkante saß, angenehm nahe.

„Du hast bis zum Mittagessen frei, danach ist ein Treffen der Instruktoren angesetzt, um die endgültigen Pläne für die kommende Woche zu besprechen“, wurde ihm mitgeteilt.

„Die Neuen werden morgen rübergebracht?“

„Die aus dem Heim, ja. An der Vorgehensweise hat sich nichts geändert.“

Er trennte sich für einen Moment von seinem Frühstück, um den Älteren zu mustern. „Also noch eine Woche Ruhe, bevor sie die Kinder von Draußen bringen.“

„Hm, genieß die Zeit, bevor du dich wieder mit Erstklässlern herumschlagen musst.“ Mit einem Unterton, der deutlich Belustigung in sich trug.

„Nun, inzwischen bin ich das ja gewöhnt.“

Eine Augenbraue rutschte nach oben. „Du bist wahrscheinlich der erste neue Instruktor, der das mit dieser Selbstverständlichkeit sagen kann.“

Brad zuckte nur mit den Schultern und seine Mundwinkel kurvten kurz nach oben, bevor er sich wieder damit beschäftigte, seinen Magen zu füllen.

Später schlüpfte er zum ersten Mal in die schwarze Uniform, erinnerte sich gleichzeitig daran, wie er Michael damals darin gesehen hatte. Es war so gleich und doch waren sie so viel weiter gekommen. Er wandte sich vom Spiegel ab, bevor er das Glitzern in seinen eigenen Augen sehen konnte, das mit diesem Gedanken einherging. Und als er Michaels Blick begegnete, war es schon wieder verschwunden.

Der Ältere strich ihm durch die Haare, lächelte ein seltsames kleines Lächeln. „Ganz in Schwarz…“ Und hinter diesen Worten lag einiges mehr, das unausgesprochen blieb. Die Hand glitt weiter, unter sein Kinn, und hob seinen Kopf ein wenig an, so dass Michael ihn küssen konnte.

Und Brad konnte in diesem Moment nur blind nach Michaels anderer Hand suchen, strich über den Reif aus Metall, den er dort vorfand.
 

Unterlagen wurden aufrecht gegen die unnachgiebige Oberfläche des Tisches geklopft und so geordnet. Dann warf Herr Schumann einen Blick in die Runde und begrüßte sie mit einem Nicken. „Da wären wir also mal wieder…“

Herr Rudert lächelte flüchtig. „Eine Woche lang den Kindern hinterherrennen, was für ein Spaß.“

Ein Lachen lief durch die versammelten Instruktoren, während Brads Mundwinkel zuckten. Er bisher nie darüber nachgedacht, was die Trainingswoche für die Instruktoren bedeutete, doch dieses Mal würde er es am eigenen Leib erfahren.

Herr Schumann gab die Unterlagen weiter und jeder nahm sich einen der Ausdrucke. „Es gab nur ein paar kleinere Anpassungen seit dem letzten Mal, von daher sollte es für niemanden Überraschungen geben.“

Stille senkte sich über den Raum, als alle sich in die Übersichten vertieften. Für Brad gab es ebenfalls keine Überraschungen. Schließlich war schon lange genug klar, welche Aufgaben er nach der Graduierung übernehmen würde und natürlich war er von Herrn Schumann auf dem Laufenden gehalten worden.

„Warum hat Crawford keine Patrouille?“, war es schließlich Herr Müller, der als erstes wieder das Wort ergriff.

Herr Schumann sah ganz so aus, als wollte er darauf antworten, doch der Blick, den er Brad vorher zuwarf, ließ ihn anders entscheiden.

„Es könnte daran liegen, dass ich auch andere Aufgaben habe, Müller“, schlug Brad liebenswürdig vor, sein Gesicht vollkommen blank.

Was erst Recht dafür zu sorgen schien, dass der andere Instruktor sichtlich die Zähne zusammenbiss. Vielleicht gefiel ihm die Form der Anrede nicht, aber dann hätte er eben selbst höflicher sein müssen. Brad war niemand, der vor jemandem klein beigeben würde, dem er sich überlegen fühlte. Und genau diese Botschaft kam auch an.

„Er hat Recht“, schritt Herr Rudert ein, bevor Herr Müller etwas Dummes tun könnte. „Haben Sie wirklich etwas anderes erwartet? Bei Herrn Schneider wurde es schließlich genauso gehalten.“

Allgemeines Nicken und ein paar amüsierte Blicke bei denen, die Herrn Müllers Reaktion beobachteten, als dieser Michaels Namen hörte und an alles erinnert wurde, was er implizierte.

Brad lehnte sich zurück, Gesicht immer noch ausdruckslos. Es wäre kindisch, den anderen Mann weiter zu provozieren und auch wenn er ihm schon einige Streiche gespielt hatte, so wurde es langsam Zeit, dies hinter sich zu lassen. Braune Augen verengten sich kurz. Auch wenn Herr Müller selbst das schon sehr viel früher hätte einsehen sollen, schließlich war der schon bei ihrer erster Begegnung erwachsen gewesen – oder vielleicht auch nur so erwachsen, wie er es jemals sein würde.

Der Instruktor riss sich zusammen, sichtlich widerwillig, aber nicht dumm genug, um jetzt einen Streit vom Zaun zu brechen. Und Herr Schumann nutzte die Gelegenheit, das Treffen zurück in die geplanten Bahnen zu lenken.
 

Sie waren entlassen worden und Brad auf dem Weg zurück zu seinem Quartier, als Herr Müller beschloss, dass er noch nicht genug hatte. Der Instruktor ging an ihm vorbei, mit einem giftigen Blick. „Du wirst schon noch sehen, dass du nicht ewig auf deinem hohen Ross bleiben kannst.“

Brad hielt abrupt inne und etwas in seiner Miene brachte den Anderen ebenfalls zum Stoppen. Vielleicht war es das Lächeln, das er an seinen Mundwinkeln ziehen fühlte. „Was ich _sehe_, werden Sie niemals verstehen. Aber ganz gewiss wird es nicht mein Scheitern sein.“ Beinahe neugierig neigte er den Kopf ein wenig zur Seite. „Was lässt Sie eigentlich annehmen, dass Sie bei mir mit einer Drohung durchkommen? Sie sind ein Instruktor hier, schon seit Jahren.“ Sie wissen genau, wer ich bin. Wer Michael ist. Lag hinter seinen Worten, unausgesprochen.

Herr Müller runzelte nur verärgert die Stirn, weigerte sich, ihm zu antworten. Und dann ging er mit langen Schritten davon.

Aber selbst nachdem der Andere verschwunden war, war Brad noch nicht allein. Langsam wandte er sich dorthin um, wo er Herrn Schumann wusste.

„Brad?“

Er nickte sein Einverständnis mit dieser Form der Anrede.

Der Telepath lächelte flüchtig, sah dann für einen Moment in die Richtung, in die Herr Müller verschwunden war, bevor sich dessen Blick wieder auf Brad richtete. „Du erwartest Rationalität, Brad. Menschen sind nicht unbedingt bekannt dafür. Selbst wir Talente nicht.“

Und auch wenn er inzwischen kein Schüler mehr war, so nahm er auch diese Lektion von dem Älteren an.
 

~TBC~
 

Ich glaube es gibt Dinge, die Brad nie so ganz verstehen wird ^^

cya, cu ^-^

"Habe ich das richtig verstanden, der Kleine ist ein Fan von Herrn Schneider?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 109/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Ein kleiner Abstecher ins Heim ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@YukuHana: Ah, du meinst bestimmt die Stelle mit Alex und Brad, oder? Alexander hat Brad den gleichen Eid gegeben wie es damals Anders getan hatte (in Teil 36). Grundsätzlich ist es ja so, dass für Talente zuerst ihre Pflicht gegenüber Rosenkreuz bzw. später Eszett kommt. Dann kommen sie selbst und dann eine ganze Weile nichts mehr ^.~ Es hat sich aber die Tradition eingebürgert, dass manche einem anderen Schüler den Eid geben, sie zu unterstützen. Dann ändert sich die genannte Reihenfolge zu Rosenkreuz/Eszett, der andere Schüler und dann das Talent selbst. Die Instruktoren verhindern diese Art von Loyalitätsbeweis nicht, weil es letztendlich „für Rosenkreuz“ geschieht. So ist Alex der Meinung, dass Brad es mal weit bringen und ihre Organisation dabei stärken wird. Und dafür stellt er sich selbst zurück und will Brad so gut er kann unterstützen. ^^

So, jetzt hoffe ich mal, das war es, was dich ein bissl verwirrt hatte ^^#
 

@Jemma: Jupp, Herr Müller hat schon vorher einen Auftritt gehabt. Ist aber sehr lange her *lach* Das war nämlich in Teil 2 ^^ Ansonsten ist sein Name nur ab und zu nebenbei gefallen (Teil 17, 20 und 51/53). Ihn, Michael und Brad verbindet eine innige Feindschaft, auch wenn wohl nur Herr Müller diese halbwegs ernst nimmt *lach* Mal schauen, ob er wieder eine Gelegenheit findet, Brad auf die Nerven zu gehen *grins*
 

@Kralle: *winkz* ^^
 

Teil 109 „Habe ich das richtig verstanden, der Kleine ist ein Fan von Herrn Schneider?“
 

„Sollten Sie heute nicht andere Aufgaben haben?“, wurde er von Herrn Hoffmann begrüßt, als er in sein Büro kam. Der ältere Mann war gerade dabei, ein paar Unterlagen zu sortieren und hatte innegehalten, um ihn fragend zu mustern.

Brad hatte nicht unbedingt erwartet, ihn hier vorzufinden, setzte aber schnell ein Lächeln auf. „Erst später. Schließlich kommen heute die Neuen und daher findet kein Training statt.“ Er neigte den Kopf ein wenig zur Seite. „Und es wäre mir wirklich lieber, wenn Sie mich nicht siezen würden.“ Es hörte sich einfach falsch an, von Herrn Hoffmann kommend.

Der lachte leise. „Gut, wie du willst.“ Eine kurze Pause folgte und Mundwinkel zuckten amüsiert. „Ich habe noch nie jemanden gekannt, der sich freiwillig Arbeit sucht, wenn er freimachen könnte.“

„Außer mir natürlich.“

„Ja, genau das.“ Damit wurden die Unterlagen schnell umsortiert und gleich darauf fand Brad genug Arbeit vor, um selbst ihn zufriedenzustellen.

Doch er hatte es gerade geschafft, sich darin zu vertiefen, als er auch schon unterbrochen wurde. Und da Herr Hoffmann bereits das Büro verlassen hatte, gab es niemanden, der die Störung für ihn abfangen konnte. „Herein“, bat er, wenn auch abgelenkt von dem, was er immer noch las.

„Brad, bitte entschuldige die Unterbrechung, aber wir mussten ein wenig umdisponieren.“

Braune Augen hoben sich von dem Schriftstück und er zog eine fragende Augenbraue hoch.

Herrn Schumanns Lächeln fiel ein wenig schadenfroh aus, aber es bezog ganz sicher nicht auf Brad, wie die nächsten Worte verrieten. „Herr Müller hat plötzlich so starke Kopfschmerzen bekommen, dass er auf der Krankenstation gelandet ist. Wir benötigen also einen Ersatzmann, der die Kinder aus dem Heim mit abholt.“

Brads Miene blieb bei diesen Neuigkeiten ausdruckslos, doch er dachte sich sein Übriges. Auch wenn Michael es wahrscheinlich nie zugeben würde, hatte dieser zweifellos die Finger im Spiel, was Herrn Müllers Migräne betraf. Und Brad war sichtlich nicht der Einzige, der auf diese Idee gekommen war. Er warf einen schnellen Blick auf die Uhr. „Es geht gleich los, nicht wahr?“

„Nun, du musst nicht rennen, aber ja.“

Er nickte eine knappe Zustimmung, markierte die Stelle, an der er gewesen war und stellte mit ein paar effizienten Griffen wieder perfekte Ordnung auf seinem Schreibtisch her.

Beobachtet von Herrn Schumann, der sich nicht die Mühe machte, seine Belustigung zu verbergen. „Immer noch nicht menschlicher geworden?“

Zähne blitzten kurz in Erwiderung auf. „Ich werde sicher nicht freiwillig anfangen, schlechte Angewohnheiten anzunehmen.“

Das brachte ihm ein nachsichtiges Kopfschütteln und keinen Widerspruch ein.

„Es sind zehn Schüler diesmal?“, fragte er nach, auch wenn er sich ziemlich sicher war, die Unterlagen noch richtig im Gedächtnis zu haben. Und so überraschte ihn das Nicken des anderen Mannes nicht. „In dem Fall: Mit wem soll ich hinübergehen?“ Denn mehr als zwei Instruktoren würde man bei einer Gruppe dieser Größe nicht benötigen. Nicht bei Schülern aus dem Heim.

„Ah, ich bin dran…“, wurde ihm gedehnt geantwortet. „Ich hoffe, du hast nichts gegen meine Gesellschaft einzuwenden.“

Brad unterdrückte ein belustigtes Schnauben. „Warum sollte ich.“

Sie holten sich die Schlüssel für einen der kleinen Busse. Denn auch wenn es möglich gewesen wäre, den Weg zu Fuß zurückzulegen, so verspürte keiner von ihnen das Bedürfnis, sich so etwas mit einer Gruppe Zwölfjähriger anzutun.

Es war eine der seltenen Gelegenheiten, da Brad freiwillig darauf verzichtete, sich hinter das Steuer zu setzen. So ein Bus zählte für ihn nicht als Auto. Herr Schumann wiederum hatte kein Problem damit selbst zu fahren und so waren sie kurz darauf auf dem Weg zum Heim.

Brad sah die Landschaft draußen vorbeiziehen, inzwischen so vertraut, dass er nicht mehr das Bedürfnis verspürte, auszusteigen. Vielleicht lag es auch daran, dass er jetzt genug Freiheiten hatte und diese Art von Kompensation nicht mehr benötigte. Schließlich wandte er seine Aufmerksamkeit wieder dem Inneren des Fahrzeugs zu, musterte kurz Herrn Schumanns Profil. „Warum haben Sie eigentlich keinen anderen Telepathen gefragt?“, wollte er dann wissen. Denn das hier war normalerweise ein Job für einen.

Ein Mundwinkel rutschte nach oben, in ein Lächeln. „Zum einen waren die Instruktoren bereits anderweitig beschäftigt. Aber um ehrlich zu sein, bin ich einfach davon ausgegangen, dass du die Aufgabe gerne übernehmen würdest. Ein Precog von deinem Kaliber ist in diesem Fall sowieso genauso nützlich wie ein Telepath.“

Und Brad, der in diesem Moment mehr als nur die Straße vor ihnen sah, hatte tatsächlich nichts dagegen, gefragt worden zu sein.
 

Die Kinder warteten bereits draußen auf sie, um Ernsthaftigkeit bemüht. Aber dazu waren einfach zu viele der jüngeren Schüler anwesend, neidisch und bewundernd, und so stand den Wechslern der Stolz förmlich aufs Gesicht geschrieben.

Brad fand es ein wenig ironisch, dass er dadurch an seine eigene Graduierung am gestrigen Tag erinnert wurde. Vor allem, wenn man bedachte, wie viele Jahre diese Kinder bis dahin noch vor sich hatten.

In alter Gewohnheit teilte er diesen Gedanken mit dem Telepathen neben sich und auch wenn es ihm einen überraschten Blick von Herrn Schumann einbrachte, so sagte dieser zumindest nichts dazu, zeigte nur ein amüsiertes Lächeln, sobald er die Botschaft verarbeitet hatte.

„Crawford!“, hörte er plötzlich einen lauten Ruf und gleich darauf kam eine kleine Gestalt auf ihn zugerannt, die erst genau vor ihm innehielt. Blaue Augen strahlten ihn an, weiteten sich dann, als sie seine schwarze Uniform aufnahmen. „Instruktor…“ Dies war nur ein ehrfürchtiges Flüstern und in der nächsten Sekunde lief André rot an. „Entschuldigung“, wurde hastig genuschelt, doch der Junge fing sich schnell wieder, wählte als nächstes die korrekte Anrede. „Ist Herr Schneider auch hier, Herr Crawford?“

Mit einem schmalen Lächeln sah er zu André herunter und Amüsement glitzerte gut verborgen in braunen Augen. „Es tut mir Leid, aber heute wirst du nicht die Gelegenheit haben, ihn zu treffen.“

Die Unterlippe wurde vorgeschoben und der Junge zog eindeutig einen Flunsch, erholte sich von der Enttäuschung aber so schnell wie von der Überraschung zuvor.

Inzwischen war auch Nagi heran, beständig wie Andrés Schatten. Der junge Japaner verbeugte sich zunächst in Herrn Schumanns Richtung, bevor auch Brad in dieser Form begrüßt wurde. „Ich gratuliere Ihnen, Herr Crawford“, wurde der Geste dann hinzugefügt.

André runzelte verständnislos die Stirn, zog an Nagis Arm. „Warum? Weil er jetzt Instruktor ist?“

Dies brachte dem Jungen einen strafenden Blick von Nagi und ein Schmunzeln von Herrn Schumann ein. Nagi sah zuerst so aus, als würde er nicht antworten, schüttelte schließlich aber ergeben den Kopf. „Sieh dir seine linke Hand an.“

Diesmal weiteten sich die blauen Augen noch ein bisschen mehr. Von Herrn Schumann jedoch kam keine Überraschung, schon im Verlauf des gestrigen Tages hatte sich _diese_ Neuigkeit wie ein Lauffeuer unter den Instruktoren verbreitet. Auch wenn niemand außer Herrn Schneider Brad oder Michael direkt darauf angesprochen hatte.

„Oh, oh, oh…“ André tanzte von einem Fuß auf den anderen. „Meine Mama hatte auch einen. Hast du Herrn Schneider geheiratet?“ Und prompt war die korrekte Anrede wieder vergessen.

Brad ermahnte ihn deswegen nicht. „So ähnlich“, antwortete er stattdessen, bevor er eine beruhigende Hand auf den Kopf des Jungen legte, der es daraufhin schaffte, stillzustehen. „Ich muss jetzt arbeiten. Und auch wenn die Lehrer eine Ausnahme gemacht haben, damit ihr euch von den Wechslern verabschieden könnt, so gibt es sicher noch Training, das ihr heute zu erledigen habt.“

André nickte mit deutlich weniger Enthusiasmus, als er bisher gezeigt hatte, machte aber keine Anstalten, sich vom Fleck zu bewegen.

Nagi hingegen hatte sehr wohl verstanden, was Brad wollte, und kurz darauf waren die beiden verschwunden.

Herr Schumann schien amüsiert, als dieser sich mit einer Frage an ihn wandte, kaum dass sie unter sich waren. „Habe ich das richtig verstanden, der Kleine ist ein Fan von Herrn Schneider?“

„Sie hatten wohl noch nicht mit ihm zu tun“, stellte er fest. „Er ist Schuberts Sohn und hat die Fähigkeit, telepathische Energie zu sehen.“

„Ah, er ist das.“ Zumindest schien Herr Schumann bereits von André gehört zu haben. „Nun, bei dem Leuchtfeuer, das Herr Schneider für ihn darstellen muss, kann ich seine Begeisterung verstehen“, wurde dann trocken hinzugefügt.

Brad lächelte ein schmales Lächeln. „Es sieht auch wirklich interessant aus.“

Dann wandten sie sich beide dem eigentlichen Grund ihres Hierseins zu und die Schüler standen beinahe stramm, als sie ihre Annäherung bemerkten. Herrn Schumanns Blick schweifte über die Gruppe hinweg, als würde er nach einem Makel suchen und Brad konnte in nervösen Bewegungen die Befürchtung lesen, für nicht gut genug befunden zu werden und doch noch ein Jahr länger im Heim bleiben zu müssen.

Die Belustigung zeigte sich weder auf seinem noch auf Herrn Schumanns Gesicht, dieser sah sogar ausgesprochen ernst aus, als er sich nach dieser Inspektion an Brad wandte. „Denkst du, sie werden sich benehmen?“ Oder sollten ihre Talente für die Dauer der Fahrt besser blockiert werden?, konnte er dahinter lesen.

Braune Augen richteten sich daraufhin auf die Schüler, kühl in ihrer Ausdruckslosigkeit, und die Nervosität nahm prompt zu. Inzwischen gab es kein Kind im Heim mehr, das nicht von Brad gehört hatte und seine neue Uniform sorgte nur für noch mehr Respekt. „Sie werden sich gewiss zu benehmen wissen“, lautete sein Urteil und es sorgte dafür, dass einige angespannte Schultern ein wenig nach unten sackten, während durch die Reihe weg das feste Vorhaben gefasst wurde, Brad auf keinen Fall als Lügner dastehen zu lassen.

„In dem Fall könnt ihr wohl einsteigen.“ Herrn Schumanns einladende Geste brachte Bewegung in die Gruppe und vollkommen gesittet suchte sich jedes Kind einen Platz.

„Das sieht gut aus“, meinte der andere Instruktor leise in seine Richtung, als nur sie beide sich außerhalb des Fahrzeugs befanden.

Er erlaubte seinen Mundwinkeln, für einen Moment nach oben zu rutschen. „Natürlich. Und ich kann Ihnen versichern, dass nicht einer von ihnen Ärger machen wird.“

Die Fahrt zur Schule verging schnell und wie vorhergesagt ohne Probleme. Dort angekommen wurden sie bereits von einigen Schülern erwartet, die sich eindeutig als Späher betätigten und sich gleich aufmachten, um den anderen Schülern die frohe Botschaft zu verkünden.

Das jährliche Schulfest hatte mal wieder begonnen.

Brad drehte sich sehr langsam zu den Neuankömmlingen um, die sich unbewusst zu einer engstehenden Gruppe zusammengefunden hatten, kaum dass sie den Bus verlassen hatten. Die grauen Uniformen stachen hier hervor und würden es ihnen nicht leicht machen, den anderen zu entkommen. Aber das sollte es auch nicht sein.

Wieder musterten braune Augen einen nach dem anderen, doch dieses Mal schien es die Kinder nicht so sehr abzuschrecken. Vielmehr lag eine stille Erwartung in seinem Blick und unwillkürlich strafften sich die Gestalten der jungen Talente in Reaktion darauf, von dem Wunsch erfüllt, nicht zu enttäuschen.

„Ihr habt sicher schon gehört, dass ihr euch heute allen beweisen müsst. Niemand verlangt, dass ihr jedem Schüler hier entfliehen könnt, aber ihr solltet euch wenigstens bemühen. Und falls es euch erwischt, denkt einfach daran, dass ihr nächstes Jahr zu denen gehören werdet, die die blaue Uniform tragen.“

Die Angesprochenen überraschten sich wohl selbst mit dem Lächeln, das über ihre Gesichter flog. Und als sie kurz darauf losrannten, geschah es mit Eifer.

Brad selbst hatte es nicht so eilig. Er war einem der Safepoints zugeteilt worden und sein Talent hatte ihm bereits verraten, dass er nicht zu spät dort ankommen würde.

Und in der Tat verging eine halbe Stunde, ehe er Gesellschaft in Form eines jungen Empathen bekam, der aufgedreht und atemlos zugleich in seinen Bereich geriet. Beinahe wäre der Junge weitergerannt, doch Brad, der mit einem Buch in der Hand gegen einen Baum gelehnt stand, hielt ihn mit ein paar ruhigen Worten auf.

„Du bist sicher hier. Erhole dich ein wenig.“

Augen weiteten sich, als er erst in diesem Moment wahrgenommen wurde, dann sank der Empath auch schon auf den Hosenboden, mit plötzlich zittrigen Beinen. „Vielen Dank, Herr Crawford“, wurde schließlich hervorgebracht.

Amüsement flackerte in seinen Augen auf. „Du musst mir nicht danken, so sind die Regeln.“ Er wandte den Kopf in die Richtung, aus der er Schritte hören konnte und gleich darauf kam eine weitere Person unmittelbar vor ihm zu einem abrupten Stopp – und das ohne dass er dieses Mal etwas sagen musste. „Schuldig“, begrüßte er den Orangehaarigen. „Du wirst dir ein anderes Opfer suchen müssen.“

Grüne Augen starrten ihn an, als hätten sie einen Geist gesehen. Dann erst erfasste Schuldig, was für eine Uniform er trug und wurde bleich. Anscheinend war der Andere davon ausgegangen, ihn endlich losgeworden zu sein. Der Mund wurde geöffnet, doch da war auch schon Schuldigs ständiger Begleiter heran. Farfarello war gar nicht überrascht, ihn zu sehen. Mit einem Grinsen wurde er gegrüßt, dann packte der Ire auch schon seinen Freund am Arm und zerrte ihn davon, bevor dieser etwas ausgesprochen Dummes tun konnte.
 

Der Tag verging so schnell wie die ganze Woche und die restlichen Neuen erreichten Rosenkreuz, gebracht von den Teams, die sie aufgelesen hatten. Brad beobachtete ihre Ankunft nur im Vorübergehen, anders als die Schüler, die sich neugierig auf dem Hof drängten.

Michael folgte seinem Blick und lächelte flüchtig. „Eine vielversprechende Gruppe dieses Mal. Wir haben sogar zwei Precogs dabei.“

Das war mehr als der Durchschnitt und Brad nickte zufrieden. „Sie sehen ein wenig nervös aus“, stellte er dann fest.

Das brachte ihm ein Lachen ein. „Es kann ja nicht jeder hier so ankommen wie du damals.“

Nun, er war der Ansicht, dass er auch unter anderen Umständen nicht nervös gewesen wäre.

Michael fing den Gedanken auf und ein nachdenklicher Blick traf ihn für einen Moment, gefolgt von einem knappen Schulterzucken. „Wahrscheinlich wärst du es wirklich nicht gewesen. Nicht du“, wurde ihm schließlich zugestanden.
 

~TBC~
 

Und wieder eine Enttäuschung für den armen Schuldig. *ehe*

cya, cu ^-^

"Vielleicht ist es etwas, das hätte sein können, aber nicht sein wird"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 110/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Dieses Kapitel gehört Michael und Brad ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Kralle: *lach* Jupp, das ist wirklich ein wiederkehrendes Motiv. ^^ Und so sehr Schuldig auch mal gerne die Oberhand hätte, irgendwie sehe ich da nicht viel Erfolg für ihn voraus *ehe*
 

@Jemma: Ob du es glaubst oder nicht, Farf nimmt seine Aufgabe durchaus ernst und hält Schuldig weitestgehend unter Kontrolle. Den einen oder anderen kleineren Zusammenstoß kann aber auch er nicht verhindern. ^^#
 

~ „Zeigt mal, wie ihr unter ein bisschen Stress arbeitet. Ihr wollt mir doch nicht ernsthaft erzählen, dass euch unser Gast daran hindert, die Zielscheiben zu treffen.“ ~
 

(Herr Rudert über Herrn Schneider, Corruption of the Mind, Teil 16)
 

Teil 110 „Vielleicht ist es etwas, das hätte sein können, aber nicht sein wird“
 

„Es ist schön und gut im Dienste von Rosenkreuz zu sterben, nicht weniger erwarten wir von euch, wenn es darauf ankommt. Aber lebend seid ihr uns nützlicher. Wenn ich mir jedoch eure Leistungen hier anschaue, habe ich nicht viel Hoffnung, dass ihr uns lange nützlich sein werdet.“

Michael hielt am Eingang zum Schießstand inne, als er Brads Worte hörte und musste lächeln. Ein Lächeln, das sich noch vertiefte, sobald sein Talent ihm die Reaktion der Schüler mitteilte.

Es war typisch für den Jungen, die Schüler bei ihrem Ehrgeiz zu packen und heute hatte er ihnen noch einen zusätzlichen Ansporn gegeben. Denn alles in allem war sich jeder immer noch selbst der nächste und lieber würden diese Talente vor ihm noch ein bisschen mehr trainieren, als Gefahr zu laufen, eines Tages von einem Talentlosen niedergestreckt zu werden.

Eine neue Runde von Schüssen klang auf und er setzte sich wieder in Bewegung, bis er neben Brad stand.

Obwohl sie auf etwas anderes konzentriert sein sollten, wurde seine Anwesenheit bemerkt und Anspannung sorgte dafür, dass einige Ziele verfehlt wurden. Und andere Versuche dafür umso besser saßen.

Brad allein schien ungerührt, wandte langsam den Kopf zu ihm um und ein winziges Lächeln zog an dessen Mundwinkeln. „Jetzt bist du schon Triumviratsmitglied und sie sind dich immer noch nicht los.“

Amüsement blitzte in eisblauen Augen auf. „Sie sollten genug Training haben, um mit meiner Anwesenheit klarzukommen.“ Und da das hier Fünftklässler waren, war das nichts als die reine Wahrheit.

„Nun, im Moment haben sie wohl immer noch genug damit zu tun, _meine_ Anwesenheit zu verarbeiten.“ Brad lachte innerlich, doch jeder Schüler konnte nur dessen unbewegte Miene sehen. Und gesehen wurde sie, denn aus den Augenwinkeln heraus wurden sie beide sehr genau beobachtet. Brad zog eine Augenbraue hoch, erwiderte den Blick eines der Schüler. „Alexander, brauchst du vielleicht ein neues Magazin?“

Der wurde rot und schüttelte hastig den Kopf. „Nein, danke-“, an dieser Stelle kam eine kurze aber doch merkliche Pause, als Brads Freund sich selbst daran erinnerte, dass sie ganz sicher nicht unter sich waren und die korrekte Anrede wählte, „Herr Crawford.“ Damit wandte Alexander sich der Zielscheibe zu und nahm seine Übungen wieder auf.

>Es ist wohl nicht leicht für sie<, stellte er überlegend fest. Auch wenn Stephan mit der Veränderung anscheinend besser klarkam. Seine Hand hatte von ganz allein ihren Platz auf Brads Schulter gefunden und so bekam er das minimale Schulterzucken mit, das ihm sonst wie jedem anderen entgangen wäre.

>Wenn ich korrekt vorgehen würde, dürfte ich nicht mehr privat mit ihnen verkehren. Dann gäbe es auch keine Probleme.<

>Aber das willst du nicht.< Diese Feststellung trug keinerlei Urteil in sich, eher im Gegenteil. Michael war ganz froh, dass Brad seine Freunde nicht aufgeben wollte.

Was Brad natürlich wusste und das erklärte auch das weitere Lächeln, das kurz dessen Lippen streifte. Aber die nächsten Worte nahmen keinerlei Bezug auf ihre stumme Unterhaltung. „Was machst du eigentlich hier?“, wurde er gefragt.

„Ah… Dein Auftrag hat sich ein wenig geändert.“

Braune Augen wollten sich auf ihn richten, doch Brad vergaß seine eigentliche Aufgabe nicht. Stattdessen wurde nur leicht der Kopf geneigt. „Ich sollte noch ein paar Tage haben… Aber ich muss früher los, nicht wahr?“

„Ja. Weil du vorher einen kleinen Abstecher in unser Berliner Büro machen sollst.“

„Wann?“, lautete die einzige Frage auf diese Botschaft, auch wenn der Jüngere die Antwort wahrscheinlich schon kannte.

„Morgen, wir wollen deine Ankunft in Japan nicht verschieben.“

„Ich verstehe.“ Und nun wurde er doch angesehen. „Und warum bist du noch hier?“

Er lächelte. „Hast du heute Abend Zeit?“, reagierte er mit einer Gegenfrage.

„Für dich immer.“ Was bei anderen eine scherzhafte Floskel war, meinte Brad vollkommen ernst.

Michael lächelte immer noch, obwohl ihm mit der Aussicht, den Jüngeren für eine Weile nicht zu sehen, gar nicht danach war. „In dem Fall sehen wir uns später.“
 

Er machte früher Feierabend als normalerweise und war nicht überrascht, als er Brad in dessen Büro vorfand. Der Jüngere schien die Zeit vergessen zu haben – oder er vertraute ganz einfach darauf, dass Michael ihn rechtzeitig holen würde.

Für eine Weile stand er nur im Türrahmen, musterte den über die Unterlagen gebeugten schwarzen Haarschopf. Brad hatte nicht einmal aufgesehen, war sich sehr wohl bewusst, wer genau angekommen war.

„Fleißig, hm?“, sprach er schließlich mit unterschwelliger Belustigung in die Stille hinein.

Und Brads Mundwinkel zuckten nach oben, während braune Augen durch in die Stirn gefallene Strähnen hindurch seinen Blick erwiderten. „Wenn du mich schon schwänzen lässt, will ich bis dahin wenigstens jede Minute nutzen.“

„Typisch für dich.“ Endlich betrat er das Büro ganz, schloss die Tür hinter sich, um sich dann dem Schreibtisch zu nähern. Er umrundete den Tisch, lehnte sich gegen das stabile Holz und lächelte auf Brad herunter.

Der ließ sich davon nicht stören, räumte in aller Ruhe seine Sachen zusammen. Danach aber wurde sein Blick wieder gesucht und dieses Mal gefangen genommen. Ein kaum wahrnehmbares Lächeln hing an Brads Lippen, als dieser langsam aufstand, sich vor ihm aufbauend.

Er schluckte unwillkürlich, während auf mentaler Ebene Wärme über ihn hinwegschwemmte, die von seinem Körper schnell in sehr reale Wärme umgewandelt wurde. Der Jüngere war jetzt verlockend nahe und er widerstand nicht. Seine Hände legten sich an Brads Taille und er zog ihn noch das letzte Stück zu sich heran, um ihn zu küssen. Gleich darauf spürte er, wie sich Finger in seine Haare vergruben und das sorgte dafür, dass er kurz in den Kuss hineinlächelte, bevor auch dieser Gedanke verloren ging.

Brads Pupillen waren geweitet, als dieser ihn schließlich freigab und in diesem Moment hätte er seine Pläne beinahe aufgegeben, aber für ihr Bett hatten sie später immer noch Zeit.

Brad bekam diesen Gedanken mit und stimmte ihm im Stillen zu, was aber nicht hieß, dass er nicht noch einen Kuss bekam, bevor sie sich zu ihrem Quartier aufmachten.

„Du hast Kinokarten für uns besorgt, nicht wahr?“, wollte Brad wissen, noch bevor sie ihr Ziel erreichten.

„War das jetzt wirklich eine Frage?“ Der Jüngere sollte es schließlich inzwischen gesehen haben.

Ein Lächeln blitzte auf. „Ich wollte nicht schummeln. Aber ins Kino würde ich gerne gehen.“

„Nun, in dem Fall kannst du beruhigt sein. Auch wenn der heutige Film ganz sicher keine intellektuellen Höhen erreichen wird, so soll er sehr unterhaltsam sein.“

Brad lachte kurz auf. „Wirst du mir den Titel verraten?“

„Ah, nein. Zumindest der soll eine Überraschung sein.“

Mehr Informationen wurden ihm nicht abverlangt und im Quartier angekommen zogen sie sich rasch um, wobei Brad sich an seine Kleiderwahl anpasste. Zu Hose und Hemd sagte der Jüngere nichts, als aber noch eine Krawatte hinzukam, wurde eine Augenbraue hochgezogen.

„Bist du dir _sicher_, dass wir ins Kino gehen wollen?“

„Ganz sicher.“ Seine Hand schien sich von ganz allein auszustrecken, wuschelte durch schwarze Haare, obwohl Brad dafür inzwischen ein bisschen zu groß sein sollte.

Der jedoch versuchte nicht einmal, sich wegzuducken, schüttelte nur mit gespielter Toleranz über ihn den Kopf.

Für einen Moment ließ er seine Hand ruhen, wo sie war, bevor er sie langsam nach unten fallen ließ, um nach einer weiteren Krawatte zu greifen und sie um Brads Hals zu schlingen. Der Knoten war schnell gebunden und kurz darauf waren sie aufbruchbereit.

Dieses Mal mussten sie sich keine Autoschlüssel besorgen, als Triumviratsmitglied stand ihm sein eigener Wagen zu. Der BMW war frisch poliert und Brads Blick folgte mit gewisser Bewunderung den Konturen des Wagens.

„Gefällt er dir?“

„Ich würde nicht nein zu so einer Limousine sagen.“ Es folgte ein Laut, der halb Lachen und halb Seufzen war. „Jetzt bin ich schon Instruktor und kann immer noch nicht offiziell fahren…“

Michael konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Das hast du davon, dass du es so eilig hattest. Die anderen Schüler haben normalerweise ihren Führerschein in der Tasche, wenn sie abgehen.“

„Hm, aber nur dafür hätte ich mir nun wirklich keine weiteren zwei Jahre angetan.“

„Mir ist es auch lieber so“, gab er zu. Was ihm ein erwiderndes Lächeln einbrachte.

Die Straße war wie gewohnt einsam, bis sie sich der Stadt näherten und Michael brauchte einen Moment, um sich an den Verkehr dort zu gewöhnen. Wenigstens erwies sich die Parkplatzsuche dank Brads Hilfe als ausgesprochen einfach und so dauerte es nicht lange, bis sie die Wagentüren hinter sich zuschlugen.

Brad sah sich um und lächelte schon wieder. „Es ist ziemlich viel los, was?“

„Es ist Samstagabend, da unternehmen die Leute etwas.“

„Und wir zur Abwechslung auch, ja?“ Eine Hand berührte flüchtig die seine.

Er hätte den Moment geteilter Wärme gerne festgehalten, gab sich aber damit zufrieden, Brad in seiner Nähe zu wissen. „Nun, in Zukunft werden wir häufiger die Gelegenheit haben.“

„Wenn ich wieder aus Japan zurück bin.“

„Ja, da wäre noch das“, gestand er gedehnt zu. Doch dann lenkte er sie beide von dem nahenden Abschied ab. Es wäre auch lächerlich, sich davon den Abend verderben zu lassen. Sie würden schließlich nicht zum ersten Mal getrennt werden. „Ich hoffe, du bist hungrig.“

„Ah, das ist es also.“ Das Lächeln war zurück. „Und es sollte mir schwerfallen, nicht hungrig zu sein. Immerhin haben wir das Abendessen auf Rosenkreuz ausgelassen“, kam es dann mit ironischem Unterton.

„Dann ist ja gut“, ließ er sich ganz und gar nicht davon beeindrucken.

Das Restaurant war gut besucht, wie sie bereits durch die makellos geputzten Scheiben erkennen konnten. Es veranlasste Brad dazu, wieder das Wort zu ergreifen. „Hast du auf die Schnelle überhaupt einen Tisch reservieren können?“

„Das war kein Problem. Für Rosenkreuz haben sie immer einen Tisch frei.“

„Oh Überraschung…“ Von der Seite her traf ihn ein schneller Blick. „Ich wette, du hättest auch anderenfalls einen Weg gefunden.“

„Wofür sind wir schließlich, was wir sind?“, stimmte er zu, mit einem Lächeln.

Dann öffnete sich auch schon die Tür vor ihnen und gleich darauf wurden sie zu einem freien Tisch geleitet, der ein ausreichendes Maß an Privatsphäre versprach.

Brad winkte die Karte beiseite, die ihm gereicht werden sollte und Michael zog daraufhin eine fragende Augenbraue hoch. Eine Antwort bekam er aber erst, als sie wieder unter sich waren.

„Ich bin mir sicher, dass du besser als ich weißt, was hiervon schmeckt. Außerdem werde ich ab morgen wieder genug Gelegenheit haben, das Essen für mich und Herrn Hoffmann zu bestellen.“

„Herrn Hoffmann?“

„Er war das erste Mal von meiner Wahl so beeindruckt gewesen, dass er sie mir danach immer überlassen hat.“

„Ich verstehe.“ Michael musste ein Lachen unterdrücken. „Gar nicht mal so dumm, wenn ich näher darüber nachdenke. Aber ich werde trotz deiner offensichtlichen Qualifikation gerne für dich bestellen.“

Brad war sich nicht ganz sicher, ob er gerade aufgezogen wurde, beschloss aber, sich nicht ärgern zu lassen. Und so erhielt Michael einfach nur ein zustimmendes Nicken, begleitet von dem leisesten Zucken eines Mundwinkels.

Der Salat, der die Vorspeise bildete, blieb unkommentiert, doch nachdem Brad den ersten Bissen vom Hauptgericht genommen hatte, schloss dieser für einen Moment die Augen und schien ganz einfach nur den Geschmack zu genießen.

Michael beobachtete dies mit Amüsement, offensichtlich hatte er etwas gewählt, das der Jüngere bisher nicht gekannt hatte. Und dies erfüllte ihn mit warmer Zufriedenheit.

„Das ist ausgezeichnet“, wurde schließlich festgestellt und braune Augen trafen auf eisblaue. „Es ist eindeutig etwas anderes, als die übliche Version auf Rosenkreuz. Nudeln mit Tomatensoße können damit einfach nicht mithalten.“

„Deshalb heißt es auch Pasta mit Pesto.“ Das Amüsement schlich sich als leichter Unterton in seine Antwort.

„Willst du mich aufziehen?“, erkundigte sich Brad.

„Nein, das war vollkommen ernst gemeint.“ Dass er nach diesen Worten auflachen musste, steigerte nicht gerade seine Glaubwürdigkeit.

Dieses Mal war es Brad, der eine Augenbraue hochzog, kommentarlos. Stattdessen griff der Jüngere nach seinem Weinglas und hob es, um mit ihm anzustoßen.
 

„Vielleicht hätte ich den Nachtisch auslassen sollen…“ Brad streckte sich, als sie an die frische Luft traten, die auch um diese Zeit noch angenehm warm war. „Gerade fühle ich mich nämlich viel müder als ich sein sollte.“

„Ich bin eher der Meinung, dass der Rotwein schuld ist. Und du wirst schon nicht Gefahr laufen, im Kino einzuschlafen.“

Ein schnelles Lächeln blitzte auf. „Verrätst du mir jetzt endlich, was wir uns eigentlich ansehen?“

Michael antwortete nicht gleich, schließlich konnte er ein großes Filmplakat für sich sprechen lassen, das sie von der Fassade des Kinos her begrüßte.

Brad folgte seiner deutenden Handbewegung und irgendetwas an dem Plakat schien den Jungen zu stoppen. Der Kopf wurde leicht zur Seite geneigt, während Energie in Brads Kopf Funken zu schlagen schien.

Michael hielt ebenfalls inne, musterte Brad mit einem Stirnrunzeln. Diese Reaktion hatte er nun wirklich nicht erwartet, schließlich war es nur eine Sci-Fi-Komödie. Ihm hatten die Parallelen gefallen, die Brad zweifellos zwischen der Geheimorganisation in Men in Black und ihrer eigenen ziehen würde. Und dann hätte da noch der eine oder andere abfällige Kommentar hinsichtlich Aliens kommen sollen. Stattdessen war Brad gerade völlig in sich selbst versunken, aber da war nicht das übliche Gefühl einer Vision.

Schließlich schüttelte sich der Jüngere und kehrte in die Gegenwart, zu ihm, zurück.

„Was war das?“

„Das weiß ich nicht.“ Nun runzelte Brad die Stirn. „Es muss ein dummer Zufall gewesen sein. Etwas, das mit Schwarz zu tun hat. Aber ich habe nichts gesehen.“ Sein Blick wurde für einen Moment gesucht. „Vielleicht ist es etwas, das hätte sein können, aber nicht sein wird. Nicht hier…“
 

~TBC~
 

Hm, ja. Das heißt, dass es Schwarz in dieser Fanfic nicht geben wird. Aber das konnte man sich sicher schon denken, nicht wahr? ^^

cya, cu ^-^

"Sie sind aber verdammt jung!"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 111/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Brads Reise geht los ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Tja, Brads Talent schlägt eben auch mal so seine Kapriolen. Aber es ist nicht ungewöhnlich, dass er Blicke in eine potenzielle Zukunft erhält, die so nicht eintreffen wird (wie du gleich in diesem Kapitel lesen kannst). Ungewöhnlich an der Situation war nur, dass es eine Ahnung von einer Zukunft war, die in dieser Geschichte so unwahrscheinlich ist. ^^

Jupp, heute geht es nach Berlin. Übrigens werden Brads Aufgaben als Instruktor wie die jedes anderen sein. Es wird immer mal wieder Einblicke geben. Bloß dass er dafür nicht so viel Zeit hat wie normale Instruktoren, da seine Hauptaufgabe schließlich das Japan-Büro ist *nod*
 

@Kralle: *winkz* ^^
 

Teil 111 „Sie sind aber verdammt jung!“
 

Das Flugzeug hob mit dem gewohnten Andruck ab und Brad blickte aus dem Fenster, sah die Welt unter sich zurückfallen, zu einem Modell ihrer selbst werdend. Schließlich balancierte das Flugzeug sich aus und das Motorengeräusch wurde zu einem annehmbaren Hintergrundbrummen abgedämpft.

„Berlin also…“ Herr Hoffmann spielte wieder seinen Begleiter, doch dieses Mal war die Beziehung zwischen ihnen anders. Brad brauchte keinen Aufpasser mehr.

Er wandte den Kopf zu dem anderen Mann. „Immerhin ist die Flugzeit um einiges kürzer.“

„Nun, der Flug nach Japan bleibt uns dennoch nicht erspart.“ Mit einem Lächeln. „Aber was wollen wir überhaupt in Berlin?“

„Das fragen Sie jetzt erst?“ Belustigung funkelte in braunen Augen auf.

„Es war nicht wirklich von Belang“, wurde ihm mit einem Schulterzucken geantwortet. „Aber ich bin neugierig. Du stolperst über dieses Gefühl sicher nicht so häufig.“

„Natürlich nicht.“ Brad hätte beinahe gegrinst. Dann dachte er für einen Moment nach. „Mir wurde lediglich mitgeteilt, dass ein potenzieller Klient mich zu sehen wünscht. Und da es um einen Vertrag mit dem japanischen Büro geht, wurde seinem Wunsch entsprochen.“

„Er weiß also nicht, wer genau du bist?“, hakte Herr Hoffmann nach.

Brads Mundwinkel rutschten kaum merklich nach oben und trockener Humor lag in seinen nächsten Worten. „Wie sollte jemand von Draußen das wissen? Selbst Petra und Martin treten kaum nach außen hin auf und die beiden haben nicht ganz dasselbe Problem mit ihrem Alter wie ich.“

Fingerspitzen trommelten flüchtig auf der Armlehne, während sich Herr Hoffmann das durch den Kopf gehen ließ. „Wie ist er dann überhaupt auf deinen Namen gekommen?“

„Oh, das ist einfach. Ich habe ihm auf dem Silvesterball kennengelernt.“ Und dann konnte er regelrecht zusehen, wie dem Anderen ein Licht aufging.

„Du hattest natürlich nicht damit hinterm Berg gehalten, dass du bald deinen Abschluss machen wirst. Und dann für unsere Firma in Japan arbeiten…“

Brad lehnte sich bequem zurück. „Warum hätte ich das auch verschweigen sollen? Es entsprach schließlich der vollen Wahrheit.“

Herr Hoffmann lachte daraufhin nur.
 

In Berlin angekommen holten sie sich den auf sie wartenden Wagen und machten sich dann ohne weitere Verzögerungen auf zum Berliner Büro. Herr Hoffmann fuhr natürlich, so dass Brad in aller Ruhe die Augen schließen konnte, um sich dann auf sein Talent zu konzentrieren. Er kannte die hiesige Leiterin nicht und wollte daher gerne im Vorhinein wissen, wie sie auf ihn reagieren würde. Es war möglich, dass ihr sein Alter nicht gefallen würde. Und natürlich war sie eine Talentlose. Beim japanischen Büro war aufgrund seiner Vision damals eine Ausnahme gemacht worden, doch die restlichen Einrichtungen behielt Eszett fest in eigener Hand. Es würde sich vielleicht ändern, wenn sich das japanische Modell als erfolgreicher erwies. Vielleicht… Brad runzelte kurz die Stirn, denn er hatte das Gefühl, dass sich wirklich einmal etwas ändern würde, doch sein Talent verriet ihm nicht mehr.

Also wandte er sich lieber wieder seinem eigentlichen Ziel zu und hier wurde er nicht enttäuscht. Frau Wolff würde sich auf keine Machtspielchen einlassen. Es gab da natürlich den offensichtlichen Grund: Auch wenn er selbst nicht offiziell den Titel trug, so hatte er einen Großteil von Michaels Arbeit übernommen und damit gab es außer der Leiterin selbst niemanden hier, der hierarchisch über ihm stehen würde. Aber sie stand über ihm und das sollte reichen. Und zum anderen würde ihr aus seiner Richtung keine Konkurrenz erwachsen, warum sollte sie es also riskieren, sich Brad zum Feind zu machen.

Ein leises Lächeln spielte über seine Lippen. Mit diesem Vorwissen konnte er ihr ganz anders gegenübertreten, als es jemandem ohne sein Talent in dieser Situation möglich wäre.

„Du siehst so selbstzufrieden aus“, brach Herrn Hoffmanns Stimme in seinen Gedankengang ein.

Brad kehrte ganz in die Gegenwart des Wageninneren zurück und wandte sich langsam dem Älteren zu. „Tue ich das?“, fragte er dann ebenso bedächtig, während seine Miene verdächtigt glatt blieb.

Herrn Hoffmanns Blick war wieder fest auf die Straße gerichtet, was den Älteren jedoch nicht daran hinderte, aufzulachen. „Die Zukunft sieht gut aus, ja?“ Wurde dann mit einer Gegenfrage reagiert.

„Gut genug“, gab er zurück. Wenn man mal davon absah, dass Michael für eine Weile nicht darin enthalten war.
 

„Frau Wolff befindet sich gerade in einem Gespräch, aber danach wird sie Sie gerne… empfangen...“ Die Sekretärin sprach bereits, bevor sie den Kopf richtig gehoben hatte, doch als sie Brad schließlich richtig ansah, vergaß sie beinahe den Satz zu beenden.

Er zog lediglich eine Augenbraue hoch und wartete darauf, dass sie sich von der Überraschung erholt hatte, jemanden vor sich zu sehen, der eigentlich noch in der Schule sein sollte.

„Gut, sagen Sie ihr dann bitte, dass Herr Crawford eingetroffen ist“, kam Herr Hoffmann zu ihrer Rettung und dankbar wandte sie sich dem anderen Mann zu.

„Das werde ich gerne tun.“ Ihr Blick huschte kurz zu Brad hinüber. „Verzeihen Sie bitte die Verzögerung, aber Herr Moriyama ist überraschend früher gekommen.“

„Das ist kein Problem“, versicherte er ihr und nahm in einem der Besuchersessel Platz.

Herr Hoffmann folgte ihm mit einem nachdenklichen Stirnrunzeln. „Moriyama?“, wurde er gefragt, nachdem der Andere sich ebenfalls gesetzt hatte. „Der Moriyama, der sich mit Takatori einen beständigen Kampf um die größte Unternehmensgruppe liefert?“

Natürlich hatte Herr Hoffmann den Namen wiedererkannt, was Brad mit einem zufriedenen Nicken quittierte. „Ja, genau den meinte sie.“

„Aber bisher hat er sich geweigert, mit Ausländern zusammenzuarbeiten, wenn es nicht gerade direkt um Zulieferer oder Abnehmer ging.“ Und ihr Büro ließ sich in keine der beiden Kategorien einordnen.

Das wusste Brad auch, also erwiderte er nur ruhig den Blick des Anderen und ließ ihn seine eigenen Schlussfolgerungen ziehen.

„Du musst ihn sehr beeindruckt haben…“, meinte Herr Hoffmann schließlich gedehnt.

„Dabei lag dieses Ergebnis damals nicht einmal in meiner Absicht.“

Eine Hand wurde unwillkürlich ausgestreckt und wuschelte durch seine Haare, als wäre er noch der Junge von damals. „Du kannst eben einfach nicht anders als gut zu sein.“ Mit warmem Humor.

Und weil Brad es bisher nie getan hatte, wich er auch dieses Mal nicht aus.

Sie mussten nicht lange warten. Die Sekretärin hatte ihre Ankunft weitergemeldet und da Herr Moriyama letztendlich seinetwegen hier war, hatte dieser nichts dagegen, dass sein Gespräch mit Frau Wolff ein baldiges Ende fand.

Herr Hoffmann hielt ihm die Tür auf, so dass Brad als erster eintreten konnte. Und er musste seine Mundwinkel unter Kontrolle halten, als ihm sein Talent Frau Wolffs Reaktion zeigte, sobald ihr Blick zum ersten Mal auf ihn fiel. „Sie sind aber verdammt jung!“, rutschte es ihr in einer potenziellen Zukunft heraus, die sich nur im letzten Augenblick in eine andere Gegenwart verwandelte.

„Herr Crawford“, wurde er mit einem knappen Nicken begrüßt und nur er wusste die flüchtige Erleichterung zu deuten, die sich kurz auf ihrer Miene abzeichnete, weil ihr ihr erster Gedanke eben nicht herausgerutscht war.

„Guten Tag, Frau Wolff.“ Dann richtete sich seine Aufmerksamkeit auf den Japaner und er begrüßte ihn in dessen Muttersprache. „Moriyama-san, es freut mich, Sie wiederzusehen.“

„Crawford-san.“ Seine Verbeugung wurde erwidert, bevor der Blick der dunklen Augen neugierig zu Herrn Hoffmann weiterschweifte.

Er fasste die stumme Frage auf, als was sie gemeint war. „Darf ich Ihnen Herrn Hoffmann vorstellen? Er unterstützt mich bei meiner Arbeit. Herr Hoffmann, dies ist Herr Moriyama.“

Herr Moriyama verbarg seine Überraschung gut, während dieser die üblichen Floskeln mit Herrn Hoffmann austauschte, doch Brad bemerkte sie. Anscheinend hatte der Japaner angenommen, dass Brad für Herrn Hoffmann arbeiten würde und nicht umgekehrt.

Nachdem sie alle einen Platz gefunden hatten, ergriff Herr Moriyama das Wort. „Sie haben es also tatsächlich geschafft.“

„Ganz wie ich es bei unserem ersten Treffen gesagt habe. Ich habe es in der Regel nicht nötig aufzuschneiden.“

„Das sehe ich.“ Ein Lächeln, das nicht nur der Höflichkeit halber gezeigt wurde. „Ich war geschäftlich in Deutschland und habe die Chance genutzt, mich nach Ihren Fortschritten zu erkundigen.“

Brad erwiderte das Lächeln. „Mir wurde gesagt, dass Sie erwägen, mit unserem japanischen Büro zu arbeiten.“

„Ja, es war nicht der ursprüngliche Grund meines Hierseins, doch ich spiele schon seit einiger Zeit mit diesem Gedanken.“ Der Ältere neigte den Kopf ein wenig und musterte Brad nachdenklich, bevor das Gespräch spezifischer wurde.

Natürlich hatte er keine Probleme damit mitzuhalten, was Herrn Moriyama schließlich zu einem Entschluss führte, wie er bereits sehen konnte, auch wenn er sich davon nichts anmerken ließ.

„Wie bindend sind eigentlich die Angaben, die Sie machen können?“, wollte Herr Moriyama wissen, als ihr Gespräch sich dem Ende näherte. Ein paar der Daten, die Brad ihm genannt hatte, waren auf Unglauben gestoßen, auch wenn der Japaner zu höflich war, dies laut zu sagen.

Herr Hoffmann hatte schon längst begonnen, sich Notizen zu machen, aber auch Frau Wolff, die ihrer Unterhaltung gar nicht folgen konnte, hatte kein Zeichen von Ungeduld gezeigt. Und als Brad ihr jetzt die Frage übersetzte, antwortete sie ohne zu Zögern.

„Ich kann Ihnen versichern, dass Herr Crawford bindende Zusagen für das japanische Büro treffen kann. Und seine Ausführungen enthalten gewiss keine Übertreibungen. Wir haben unsere Klienten noch nie enttäuscht.“

Herr Moriyama nickte langsam und äußerte keine weiteren Zweifel, weder offen noch versteckt.

Frau Wolff nutzte die Gelegenheit, einen weiteren Vorschlag zu machen. „Falls Sie heute Abend Zeit haben, können Sie Herrn Crawford noch ein bisschen besser kennenlernen. Wie Sie bereits wissen, sponsert unsere Firma die Berliner Basketballmannschaft und heute findet ein Heimspiel statt. Wir stellen Ihnen gerne Eintrittskarten zur Verfügung.“

Brad wusste nicht so ganz, was er von dieser Idee halten sollte, doch Herr Moriyama griff sie sofort auf. „Ausgezeichnet. Mein Flug geht erst morgen, von daher nehme ich die Einladung gerne an.“ Der ältere Mann verbeugte sich leicht im Sitzen in Richtung von Frau Wolff.

Die restlichen Details waren schnell ausgetauscht und kurz darauf war er mit Herrn Hoffmann und Frau Wolff allein in ihrem Büro. Er erlaubte sich, eine fragende Augenbraue zu heben. „Ein Basketballspiel?“

Frau Wolff lachte. „Das Gespräch war darauf gekommen, bevor Sie ankamen. Ich bin davon ausgegangen, dass Sie nichts gegen diese Gelegenheit einzuwenden haben.“

„Nein, das nicht. Vielen Dank.“

Von dem Lachen blieb ein schmales Lächeln übrig. „Gern geschehen. Obwohl Sie wahrscheinlich auch ohne das eine Möglichkeit gefunden hätten, Herrn Moriyama wiederzusehen, um ihn endgültig zu überzeugen.“ Sie schwieg kurz und überlegend. „Wenn Sie das nicht schon bereits getan haben.“ Er wurde scharf angesehen. „Dürfte ich erfahren, welches Talent Sie haben?“

Brad lächelte noch schmaler. „Natürlich. Ich bin ein Precog.“ Und es war deutlich, dass sie eine andere Antwort erwartet hatte.
 

„Ich denke, du hast es bereits geschafft“, meinte Herr Hoffmann, als sie wieder auf dem Weg zu Wagen waren.

„Und ich weiß es“, gab er zurück, erntete ein Auflachen dafür.

„Ins Hotel?“, wurde er dann gefragt.

„Ja, ich habe Hunger.“

„Da bist du nicht der einzige“, wurde zugegeben. Herr Hoffmann hielt ihm die Wagentür auf und wartete, bis er Platz genommen hatte, ehe sie zugeschlagen wurde. Dann umrundete der Ältere das Auto und setzte sich hinter das Steuer. „Es ist zwar schon etwas spät fürs Mittagessen, aber das Restaurant wird zweifellos noch aufhaben.“

Brad nickte dazu nur. „Haben Sie bereits einen Flug nach Japan für uns gebucht?“

„Nein. Da nicht abzusehen war, wie lange dieser Abstecher genau dauern würde, hielt ich das für verfrüht.“

Amüsement blitzte kurz in braunen Augen auf. „Ich verstehe. Doch jetzt habe ich einen Termin.“

Für einen Moment huschte Herrn Hoffmanns Blick zu ihm herüber. „Du willst mit Herrn Moriyama fliegen, nicht wahr?“

„Bin ich so leicht zu durchschauen?“, fragte er belustigt zurück.

„Nun, ich wage zu behaupten, dich inzwischen ein bisschen zu kennen. Und das wäre ein typischer Zug für dich.“

Brad gab sich geschlagen und nannte Herrn Hoffmann einfach nur den Flug, den der Japaner nehmen würde. Er machte sich keine Gedanken darüber, ob so kurzfristig noch Plätze frei sein würden. Im Zweifelsfall würde jemand dafür sorgen.

Es war nicht weit bis zum Hotel und die Formalitäten an der Rezeption waren schnell erledigt, so dass sie sich bald darauf in ihrer Suite wiederfanden.

„Du weißt, dass du jetzt auch ein eigenes Zimmer haben kannst?“, merkte der Ältere an, während Brad bereits dabei war, seine Krawatte zu lockern.

„Ich habe nichts gegen Ihre Gesellschaft.“ Auch wenn es ihm die Trennung von Michael auf gewisse Weise deutlicher und damit schwerer machte, so war er es nichtsdestotrotz gewohnt, jemanden in seiner Nähe zu haben.

Herr Hoffmann gab sich mit dieser knappen Erklärung zufrieden und da es seit Brads erstem Übungseinsatz keinen Ausrutscher mehr gegeben hatte, gab es für den anderen Mann auch keinen Grund, seinerseits auf ein separates Zimmer zu bestehen.

Brad hatte inzwischen auch seine Weste abgelegt, wartete ab, bis Herr Hoffmann sich seinem Dresscode angepasst hatte, dann konnten sie sich endlich daran machen, etwas zu Essen in ihre Mägen zu bekommen.

Brads Lachen, als er für sie beide die Bestellung aufgab, stand nur in den braunen Augen.

Der Rotwein, der das Hauptgericht begleitet hatte, machte ihn ein wenig schläfrig und da sie noch Zeit hatten, kämpfte er auch gar nicht erst dagegen an.

Herr Hoffmann beobachtete ihn nur stumm, als sie auf ihr Zimmer zurückkehrten und schlug Brad genauso wortlos die Decke zurück, während er aus seinen Sachen schlüpfte.

„Ich werde mich um alles für morgen kümmern und dich rechtzeitig wecken.“ Letzteres wurde mit einem Hauch von Belustigung gesagt, immerhin war es in Brad Alter nicht unbedingt üblich, Mittagschlaf zu halten.

Doch er machte sich rein gar nichts daraus. Er hatte letzte Nacht nicht genug Schlaf bekommen und sah keinen Grund, seinem Körper nicht zu geben, was dieser jetzt haben wollte.
 

~TBC~
 

Herr Moriyama ist der Japaner, an dem Brad damals auf dem Silvesterball seine japanischen Sprachkünste beweisen sollte ^^

cya, cu ^-^

"Es ist das erste Mal, dass ich einen Basketball in der Hand halte. Aber ich werde zweifellos treffen"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 112/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Brad beim Basketballspiel ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Das mit dem 111. Kapitel war mir gar nicht aufgefallen *ehe* Kaum vorstellbar, dass es CD doppelt so weit gebracht hatte o.O

Keine Sorge, mehr zum Spiel gibt es schon heute. ^^ Und jupp, Brad wird die Gelegenheit haben, sein Talent einzusetzen. Bloß sicher nicht auf eine Art und Weise, wie du es vielleicht erwartet hast ^.~

Da ich Herrn Hoffmann auch mag, wird Brad ihn auch nicht los, wenn er erst einmal die Achtzehn erreicht hat *lach* Es bleibt schließlich die Tatsache bestehen, dass Brad für das Japan-Büro verantwortlich ist und Herr Hoffmann wurde extra nach Rosenkreuz geholt, um dabei zu helfen. Auch wenn es damals noch für Michael war ^^
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 112 „Es ist das erste Mal, dass ich einen Basketball in der Hand halte. Aber ich werde zweifellos treffen“
 

„Brad, es wird Zeit.“

Eine Hand berührte ihn sanft an der Schulter und das mehr noch als die leise Stimme ließ ihn ins Bewusstsein zurückkehren. Nicht zum ersten Mal stellte er dabei fest, dass er Michael in solchen Momenten besonders vermisste, weil er einfach gar nicht anders konnte, als automatisch nach der vertrauten geistigen Präsenz zu suchen. Die Enttäuschung war wie ein kurzer Stich in seinem Inneren, aber nach außen hin schlug er nur die Augen auf und nickte Herrn Hoffmann zu.

Dieser lächelte flüchtig, verschwand dann in sein eigenes Zimmer. „Hast du dich eigentlich schon für eine Kleiderordnung entschieden?“

Brad folgte der Stimme, blieb gegen den Türrahmen gelehnt stehen und musterte von dort aus den älteren Mann.

Herr Hoffmann war nach dessen feuchten Haaren zu urteilen frisch aus der Dusche gekommen und hatte sich bereits für eine Hose entschieden. Sein Oberkörper war aber noch frei, während er Brads Entscheidung abwartete.

„Wie heute beim Mittagessen. Aber Sie müssen sich nicht an mir orientieren.“

Blaue Augen huschten zu ihm herüber, eindeutig belustigt. „Es mag eine Freizeitveranstaltung sein, aber alles in allem handelt es sich um ein geschäftliches Treffen. Es wäre schlechte Form, wenn ich als dein Assistent anders gekleidet wäre.“

Damit hatte Herr Hoffmann allerdings Recht und Brad gestand ihm das mit einem schmalen Lächeln zu. Danach verschwand er selbst unter der Dusche, wo das heiße Wasser die letzten Reste von Müdigkeit hinweg wusch. Und damit begann er dem heutigen Abend etwas mehr entgegenzusehen, auch wenn er normalerweise nicht auf die Idee gekommen wäre, sich ein Basketballspiel anzusehen.

„Haben Sie schon einmal so ein Spiel gesehen?“, erkundigte er sich, als sie schließlich aufbruchbereit waren.

„Nicht live, nein. Ich bevorzuge dafür Fußballspiele, auch wenn ich in letzter Zeit kaum die Gelegenheit dafür hatte.“

„Hm, Rosenkreuz ist ein wenig abgelegen.“ Amüsement vibrierte in seiner Stimme.

„Und das ist noch untertrieben.“ Eine Augenbraue wurde hochgezogen. „Ich bin manchmal erstaunt, wie so viele Kinder ohne die üblichen Freizeitvergnügungen auskommen.“

„Man muss sie nur beschäftigt halten“, zuckte Brad mit den Schultern. Er hatte nie wirklich etwas vermisst, auch wenn er gegen mehr Kinobesuche nichts einzuwenden gehabt hätte.

Der Fahrstuhl ging mit einem leisen Pling auf und sie betraten beide die leere Kabine.

Herr Hoffmann hatte ihm seine Überlegungen anscheinend direkt vom Gesicht abgelesen, jedenfalls reagierte der Ältere nicht auf das, was ausgesprochen worden war. „Ich denke nicht, dass du als typisches Beispiel herhalten kannst.“

Mundwinkel zuckten kurz nach oben. „Das habe ich auch nicht behauptet. Daher die ausreichende anderweitige Beschäftigung.“

Der Ältere schüttelte nur den Kopf, konnte dem aber nicht widersprechen. Herr Hoffmann ließ ihm den Vortritt, als sie unten ankamen und Brads Füße führten ihn ohne zu zögern nach draußen zu ihrem Wagen. Er musste sich nie merken, wo ihr Parkplatz war, sein Talent konnte den Weg auch von ganz alleine finden.

„Sie wissen, wie wir fahren müssen?“, fragte er der Höflichkeit halber, als Herr Hoffmann den Motor startete. Auch wenn es wahrscheinlich unnötig war, schließlich hatte der Ältere auch den Weg zum Büro ohne Probleme gefunden.

„Ich habe mir die Karte angesehen“, wurde ihm auch bestätigt. „Aber notfalls kannst du mir zweifellos helfen. Du wirst sicher nichts zwischen dich und ein pünktliches Eintreffen kommen lassen.“

Brad wusste sehr wohl, dass er gerade aufgezogen wurde, antwortete aber nur mit einem großmütigen Nicken.
 

„Herr Crawford?“ Ein Mann wandte sich an Herrn Hoffmann, als sie sich suchend im Eingangsbereich umsahen. Ihnen war gesagt worden, dass jemand von Eszett dort auf sie warten und sie zu ihren Plätzen führen würde. Offensichtlich waren sie gefunden worden.

„Nicht ganz“, erwiderte Herr Hoffmann belustigt und deutete auf Brad. „Das ist Herr Crawford.“

Brad erntete einen ungläubigen Blick, der aber schnell wieder verborgen wurde. „Wenn Sie mir bitte folgen würden“, wurde dann mit perfekter Höflichkeit gesagt.

Er tauschte einen schnellen Blick mit Herr Hoffmann aus, der immer noch belustigt war und nur leicht mit den Schultern zuckte. Da musst du durch, schien die stumme Geste zu sagen.

Brad unterdrückte ein Schnauben. Bis er ein wenig älter war, musste er sich an solche Reaktionen wohl oder übel tatsächlich gewöhnen.

Erwartung und Vorfreude auf das Spiel schwang in den Unterhaltungen mit, während um sie herum andere Zuschauer zu ihren Plätzen oder einem Imbiss strebten. Sie alle sahen einem aufregenden Spiel entgegen, während Brad sich eher über die Gelegenheit freute, Herrn Moriyama wiederzusehen und dafür die Umgebung in Kauf nahm.

„Du könntest wenigstens so tun, als würde es dir Spaß machen, hier zu sein“, meinte Herr Hoffmann schließlich leise genug, dass ihr Führer ihn nicht hören würde.

„Ich sehe noch nicht ganz den Sinn in so einer Veranstaltung“, gab er unbeeindruckt zurück und innerlich bezweifelte er, dass sich daran auch mit etwas Zeit etwas ändern könnte.

„Es geht um die Stimmung. Und natürlich darum, dass die Heimmannschaft gewinnt.“ Die Erklärung wurde wieder von deutlicher Belustigung getragen.

Er zog langsam eine Augenbraue hoch. „Aber Ihnen ist klar, dass weder die eine noch die andere Mannschaft eine Heimmannschaft für mich ist, hm?“

Herr Hoffmann lachte auf und ehe er es sich versah, strich eine Hand durch seine schwarzen Strähnen. „Miesepeter.“

Er verdrehte beinahe die Augen, beschloss dann aber, sich nicht auf die Stufe des Älteren herabzulassen. Und dann hatten sie auch schon ihr Ziel erreicht und ihr Führer verabschiedete sich von ihnen, offenbar, um weitere Gäste abzuholen.

Brad setzte sich, während Herr Hoffmann neben ihm stehen blieb und sich in aller Ruhe umsah. Unten auf dem Spielfeld waren bereits beide Mannschaften zu sehen, die sich langsam vorbereiteten, indem sie ein paar Körbe warfen.

„Es sind noch zehn Minuten bis Spielbeginn. Soll ich Ihnen etwas zu essen oder zu trinken holen?“ Diesmal war Herr Hoffmann nicht darauf aus, ihn aufzuziehen. Die Form der Anrede war ganz einfach der Tatsache geschuldet, dass sie nicht unter sich waren.

Braune Augen fokussierten sich für einen Sekundenbruchteil auf etwas, das niemand außer Brad sehen konnte, bevor er kurz nickte. „Herr Moriyama wird sich uns gleich anschließen. Ich würde Bier für Sie beide vorschlagen und für mich irgendetwas ohne Alkohol.“

Mundwinkel zuckten flüchtig, aber Herr Hoffmann kommentierte seine Wahl nicht. „Ich bin gleich zurück.“

Das Gleich dauerte etwas länger als erwartet und Herr Moriyama stieß vorher zu ihm. Er verbeugte sich leicht, aber Herr Moriyama reichte ihm mit einem deutlich erfreuten Lächeln die Hand. „Crawford-san, danke für diese Gelegenheit.“

„Die haben Sie Frau Wolff zu verdanken und nicht mir.“

Sein Einwand wurde nicht weiter beachtet, als der Japaner neben ihm Platz nahm. „Früher habe ich in unserer Schulmannschaft gespielt“, wurde ihm erklärt. „Aber das ist schon eine Weile her.“

Aha, daher also das Interesse für das Spiel. Das zumindest konnte Brad verstehen. Er nickte höflich, wusste aber nicht so ganz, was er dazu sagen sollte.

„Waren Sie auch in einer Schulmannschaft?“, wurde er da auch schon gefragt.

Für einen Moment neigte er den Kopf überlegend zur Seite. „Ich glaube, Mannschaften wie Sie es meinen, haben wir nicht. Aber ich habe bevorzugt waffenlosen Nahkampf trainiert.“

Der Blick der dunklen Augen wurde kurz sehr durchdringend und erinnerte daran, dass dieser Mann ein Imperium leitete und Menschen sehr wohl einzuschätzen wusste. „Sie wären auch wenn es anders wäre nicht so sehr für Mannschaftssport zu haben, nicht wahr?“

Er hatte sich unwillkürlich ein wenig versteift, doch da war bereits eine Hand auf seiner Schulter und Herr Hoffmann lachte leise, was Herrn Moriyamas Blick auf ihn zog.

„Ihre Einschätzung ist nicht ganz falsch, aber sie trifft den Punkt auch nicht ganz.“ Herr Hoffmann war wieder vollkommen ernst, als dieser das sagte. „Ich glaube, Brad würde sich auch im Mannschaftssport gut machen, solange er der Captain ist.“

„Hm, ich verstehe.“ Überlegend, bevor ein entschiedenes Nicken folgte. „Ja, Sie könnten Recht haben.“

Brad gefiel es zwar nicht besonders, dass so über seinen Kopf hinweg geredet wurde, doch er ließ sich nichts davon anmerken. Und schließlich wurden hier keine großen Geheimnisse preisgegeben, auch wenn er ganz zufrieden damit war, dass die Unterhaltung auf Japanisch stattfand.

Herr Hoffmann lächelte flüchtig, bot dann Herrn Moriyama einen der mitgebrachten Becher an, der offensichtlich nichts gegen Brads Wahl einzuwenden hatte, bevor Brad den nächsten bekam. Das zweite Bier nahm sich Herr Hoffmann selbst und der Beginn des Spiels forderte ihrer aller Aufmerksamkeit ein.

Es war interessanter, als er erwartet hatte, schnell vor allem. Und ab und zu fragte er sich, wie Talentlose eigentlich dem Ball folgen konnten. Eine entsprechende leise Frage an Herrn Hoffmann ergab das Eingeständnis, dass dieser tatsächlich ab und zu den Überblick verlor, was ihm aber nicht den Spaß am Zuschauen zu rauben schien.

Die erste Pause war fast ebenso so schnell heran und Herr Moriyama zog das Gespräch an sich, ohne dass sie ein Mal auf geschäftliche Themen zu sprechen kamen. Brad wurde deswegen nicht nervös, auch wenn ein anderer es vielleicht als schlechtes Zeichen gedeutet hätte. Immerhin _wusste_ er, dass Herr Moriyama keinen Grund sah, über künftige Verträge zu sprechen, wenn sie später noch mehr als genug Gelegenheit dafür haben würden.

Das Spiel ging weiter, die Punkte summierten sich und die Spieler wurden offensichtlich wagemutiger, denn immer häufiger gab es Strafwürfe. Herr Moriyama amüsierte sich über die die Fans in den vorderen Rängen, die farbenfrohe Stäbe schwenkten, wann immer die gegnerische Mannschaft einen Freiwurf hatte, um diese beim Zielen abzulenken. Brad schaute sich das Ganze nur mit einer hochgezogenen Augenbraue an und befand es als nicht besonders fair, schließlich gab es niemanden, der die Spieler der Heimmannschaft in ähnlicher Weise ablenkte, wenn die Situation umgekehrt war.

Herr Hoffmann beobachtete seine Reaktion und lachte darüber. „Vergiss nicht, dass sie bei ihren eigenen Heimspielen dafür im Vorteil sind. Das gleicht sich alles wieder aus.“

Er nahm es mit einem Schulterzucken zur Kenntnis, war aber weiterhin der Meinung, dass solche Manöver bei einem ernsthaften Wettkampf nichts zu suchen hatten.

Die nächste Pause, Halbzeit, war bedeutend länger und wie viele andere Zuschauer auch verließ Herr Hoffmann seinen Platz, nahm ihre leeren Becher mit und versprach, für Nachschub zu sorgen.

Brad und Herr Moriyama standen ebenfalls für den Moment auf, verließen aber nicht den Gang zwischen den Sitzblöcken, während sie ihre Unterhaltung fortsetzten. Es ging ihnen nicht so sehr darum, sich die Beine zu vertreten, vielmehr hatten sie dort einfach etwas mehr Raum für sich und niemand musste sich an ihnen vorbeizwängen. Unten auf dem Spielfeld gab es eine Showeinlage der Cheerleader, der ein Mann mit Mikrofon folgte. Doch Brad hörte nicht zu, was gesagt wurde, da ihn eine andere Stimme ablenkte.

„Man könnten meinen, alle Zuschauer hätten sich an den Verkaufsständen versammelt. Zum Glück gibt es für Gäste der Firma einen eigenen Verkauf.“

Brad wandte sich zu Herrn Hoffmann um und lächelte mitleidslos. „Nun, Sie haben sich freiwillig gemeldet, mehr Getränke zu holen.“ Damit wollte er nach seinem Becher greifen, doch sein Talent warnte ihn und in einer blitzschnellen Bewegung drehte er sich wieder in Richtung Spielfeld und fing den kleinen Ball auf, der auf ihn zugeflogen kam. „Oh perfekt…“, stöhnte er dann leise und Herr Hoffmann hatte die Frechheit ihn auszulachen, während Herr Moriyama nur verwirrt auf den Ball schaute.

Brad runzelte die Stirn. „Das ist nicht lustig.“

„Da bin ich anderer Ansicht“, meinte Herr Hoffmann, bevor er ihrem japanischen Gast erklärte, was das Ganze zu bedeuten hatte. „Brad hat hiermit die Gelegenheit gewonnen, drei Freiwürfe zu absolvieren.“

Braune Augen verengten sich und er ignorierte das Klatschen der Zuschauer in ihrer Nähe. „Ich bin nicht hier, um den Pausenclown zu spielen.“

Herr Hoffmann wurde ernster und musterte ihn einfach nur für einen Moment. „Du hast keine Niederlage zu befürchten. Und wenn du dich weigerst, ziehst du nur noch mehr Aufmerksamkeit auf dich.“

Er sah sich unauffällig um und wusste, dass der Ältere Recht hatte, doch erst die Worte von Herrn Moriyama ließen ihn eine Entscheidung treffen.

„Ich würde es gerne sehen, Crawford-san.“

Also nickte er knapp und setzte dann etwas auf, das nur jemand der ihn absolut nicht kannte als Lächeln bezeichnen konnte, begab sich nach unten zu dem Moderator.

Wo er mit einem breiten Lächeln willkommen geheißen wurde. „Hallo, wie heißt denn unser glücklicher Gewinner?“

Brad hätte gerne etwas gesagt, was die gute Laune des Mannes beiseite gewischt hätte, beließ es aber bei einer höflichen Antwort. „Crawford.“ Und etwas in seinem Blick warnte den Anderen trotz allem, es nicht zu übertreiben.

Der hatte schon Luft geholt, um munter weiterzumachen, verlor jetzt aber etwas von seinem Elan und das Lächeln erhielt eine leicht gequälte Note, auch wenn niemand außer Brad es sah. „Nun, Crawford, dann wünsche ich dir viel Erfolg. Ich hoffe, du hast vorher ein bisschen geübt.“

Sein Lächeln wurde jetzt direkt liebenswürdig. „Es ist das erste Mal, dass ich einen Basketball in der Hand halte. Aber ich werde zweifellos treffen.“

Diese Worte wurden von den Zuschauern mit einem Lachen und anfeuernden Rufen aufgenommen, doch als Brad kurz darauf tatsächlich dreimal hintereinander mit zunehmender Entfernung traf, ohne auch nur den Eindruck zu machen, sich dafür anstrengen zu müssen, herrschte für einen Moment so etwas wie entgeisterte Stille, bevor ein lautes Klatschen ausbrach.

Er ließ es über sich ergehen, ebenso wie die Glückwünsche des Moderators, und nahm auch das Plüschtier an, das ihm als Preis in die Hand gedrückt wurde.

Als er dann endlich gehen konnte, war er sich nicht ganz sicher, wer von ihnen beiden froher darüber war.
 

~TBC~
 

Ich konnte einfach nicht widerstehen *grins*

cya, cu ^-^

"Er war Instruktor auf Rosenkreuz, als Michael noch ein Schüler war"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 113/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Brad macht gleich zwei interessante Bekanntschaften ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Was für eine Idee. Aber das tu ich Brad nun wirklich nicht an *lach* Und zum Ausgleich für die Einlage vom letzten Kapitel, darf er heute jemanden treffen, der eine Verbindung zu Michaels Vergangenheit hat. Und jemanden, der eine Verbindung zu ihrer Zukunft hat.
 

@Kralle: Du wirkst ein wenig sprachlos ^^° Keine Sorge, ich habe nicht vor, Brad so etwas noch einmal durchmachen zu lassen ^^
 

Teil 113 „Er war Instruktor auf Rosenkreuz, als Michael noch ein Schüler war“
 

„Guck nicht so grimmig“, flüsterte Herr Hoffmann ihm zu, als er seinen Platz erreichte und Brad musste sich zurückhalten, um ihm nicht die Zunge rauszustrecken.

Herr Moriyama war um einiges höflicher. „Ich gratuliere Ihnen, Crawford-san.“ Eine kurze Pause wurde eingelegt, in der gemustert wurde. „Auch wenn Sie nicht gerade glücklich über Ihren Erfolg aussehen.“

„Es war nicht weiter schwer.“ Nicht ganz abfällig, aber nahe dran. „Und nun werde ich von lauter Leuten angestarrt.“ Braune Augen verschmälerten sich, als er sich umsah und wenigstens einige der Gaffer hatten den Anstand, sich daraufhin abzuwenden.

Herr Hoffmann sagte darauf belustigt etwas zu dem Japaner, doch Brad hörte nicht zu, von einem Mann abgelenkt, der ihm bekannt vorkam. Er vergaß selten Gesichter, eine Folge seines Talents, durch das er früh gelernt hatte, visuelle Eindrücke dauerhaft zu speichern. Auch dieser Mann hatte sich wieder abgewandt, doch Brad sah weiterhin in dessen Richtung und versuchte sich zu erinnern. Zunächst hatte er keinen Erfolg, doch dann wurde ihm bewusst, dass er den Anderen nicht selbst kannte, sondern in Michaels Erinnerung gesehen hatte. Und prompt wurde seine Miene vollkommen blank, weil er im gleichen Sekundenbruchteil Bescheid wusste. Was hatte dieser Mann hier zu suchen? Sie hatten vielleicht kein Büro in der Antarktis, aber seinen Informationen nach war der Instruktor, der für Thomas‘ Tod verantwortlich gewesen war, auf einen ähnlich undankbaren Posten versetzt worden.

Ohne es zu merken, hatte sich seine Hand um das Plüschtier verkrampft, das er immer noch hielt, und seine Knöchel stachen weiß hervor.

„Crawford-san, ist alles in Ordnung?“

Sein innerer Aufruhr war nicht unbemerkt geblieben und die Frage sorgte dafür, dass er bemerkte, was er tat, und seinen Griff lockerte. Gleich darauf hatte er ein Lächeln aufgesetzt, das als überzeugend genug durchgehen konnte. Und der Beginn des nächstes Viertels lieferte ihm auch eine Antwort. „Mich haben nur die neugierigen Blicke ein wenig gestört. Aber jetzt ist es ja vorüber.“ Er hielt dem Älteren seinen Preis hin, der sich bei näherer Betrachtung als ein Albatros erwies. „Hier, für Ihren Sohn.“

Herr Moriyama schien nicht überrascht, dass er über seine Familienverhältnisse Bescheid wusste. „Vielen Dank, Crawford-san, er wird sich bestimmt darüber freuen.“ Die Aussage wurde von einem flüchtigen Blick zur linken Hand begleitet, wo der Ehering saß, als der Japaner offensichtlich an seine Familie dachte. Und dass der Blick danach zu gleichen Stelle an Brads Hand wanderte, war wahrscheinlich nicht einmal eine bewusste Entscheidung. Die nichtsdestotrotz zu einer Entdeckung führte, die Herr Moriyama nicht erwartet hatte. Überraschung spielte über das Gesicht des Japaners, aber er war zu höflich, um nachzufragen.

Und da Brad nicht vorhatte freiwillig aufzudecken, wer genau das Gegenstück zu seinem Ring trug, wandten sie sich beide dem Spiel zu, auch wenn ihre Gedanken gerade woanders weilten.

Herr Hoffmann hatte sich von seiner Erwiderung nicht täuschen lassen und als das Geschehen auf dem Spielfeld alle zu Genüge ablenkte, lehnte sich der Ältere zu ihm herüber. „Verrätst du mir, was wirklich los ist?“

Seine Hand legte sich kurz auf die des Anderen. „Später.“

Und Herr Hoffmann gab sich damit zufrieden.
 

Er nutzte die Zeit bis zur letzten Pause, um über sein weiteres Vorgehen nachzudenken und als sie schließlich heran war, war er es, der sich an Herrn Hoffmann wandte. „Könnten Sie mir bitte den Gefallen tun und den Mann da vorne nach seinem Namen fragen? Ich glaube, ich kenne ihn, möchte aber sichergehen.“

Eine Augenbraue wurde hochgezogen, als Herr Hoffmann sich innerlich fragte, warum Brad nicht ganz einfach sein Talent zu Rate zog. Doch der Ältere würde natürlich niemals auf die Idee kommen, seine Bitte abzuschlagen und machte sich sofort auf den Weg zur gedeuteten Person.

Brad konnte beobachten, wie der Mann zunächst unbefangen antwortete, dann jedoch stutzte und sich zu ihm umwandte. Und diesmal hatte der suchende Blick rein gar nichts mit Brads Leistung beim Körbewerfen zu tun. Er lächelte ein sehr langsames und sehr kaltes Lächeln, spürte die telepathische Berührung, die an seinen Schilden scheiterte.

Doch an Herrn Hoffmann, einem Talentlosen, konnte der ehemalige Instruktor gar nicht scheitern und hatte daher schnell eine ziemliche genaue Vorstellung davon, wen er da vor sich hatte. Kurz war die Aufmerksamkeit zurück auf Brad und diesmal erlaubte er dem Telepathen Zugriff auf eine unmissverständliche Botschaft. Und auf einmal hatte dieser es sehr eilig und wollte nicht einmal das Spiel zu Ende sehen.

Herr Hoffmann kehrte zu ihm zurück und übermittelte ihm den Namen und in den blauen Augen konnte er den leisen Verdacht lesen, dass Brad ihn gerade für etwas mehr benutzt hatte als offensichtlich war.

Der Rest des Abends verlief ohne weitere Zwischenfälle und schließlich wurde es Zeit, sich zu verabschieden. Herr Moriyama musterte ihn zum Schluss noch einmal eindringlich und dann lächelte er kaum merklich. „Wann werden Sie das nächste Mal in Japan sein? Ich hätte Sie bei einem Vertragsabschluss gerne dabei.“

Sein erwiderndes Lächeln war fast unsichtbar und wurde dennoch bemerkt. „Herr Hoffmann und ich werden morgen fliegen. Es sollte nicht schwer sein, einen Termin zu vereinbaren.“

Die dunklen Augen weiteten sich kurz überrascht, dann aber schien sich der ältere Mann innerlich zu sagen, dass er im Zusammenhang mit Brad einfach nicht mehr überrascht sein sollte und dessen Miene gewann rasch an Fassung. „Dürfte ich erfahren, welchen Flug genau Sie nehmen?“ Und als Brad ihm die Antwort lieferte, bestand die einzige Reaktion in einem belustigten Kopfschütteln. „In dem Fall sehen wir uns morgen am Flughafen, Crawford-san.“

„Ja. Auf Wiedersehen.“ Mit einer leichten Verbeugung.

Herr Hoffmann verabschiedete sich ebenfalls und den Weg zum Ausgang fanden sie ohne einen Helfer. Bei ihrem Wagen angekommen hielt der Ältere inne und Brad erwiderte den suchenden Blick regungslos.

„Wirst du es mir verraten?“, wurde er nach einer scheinbaren Ewigkeit gefragt.

Und er stellte sich nicht dumm, auch wenn es ausgesprochen einfach gewesen wäre. „Er war Instruktor auf Rosenkreuz, als Michael noch ein Schüler war.“

Blaue Augen verschmälerten sich, als Herrn Hoffmann die Signifikanz dieser Worte bewusst wurde. Denn nach Jahren auf der Schule hatte der Ältere einiges gehört und wusste daher, dass es nur eine Person gab, gegen die Michael einen Groll hegen konnte. Abgesehen von Frau Kernen, die kein Problem mehr darstellte. „Warum hatte er es plötzlich so eilig wegzukommen?“, wollte Herr Hoffmann dann wissen.

Und wieder war da dieses schmale, kalte Lächeln. „Ich habe ihm gesagt, dass er mir besser nicht noch einmal unter die Augen tritt.“ Sein Gesichtsausdruck wechselte zu vollkommen unschuldig. „Ich nehme an, er wird sich zurück auf den Posten bewerben, zu dem er ursprünglich strafversetzt worden war, bevor er es irgendwie geschafft hat, eine Stelle hier in Berlin zu ergattern.“

Der Ältere stieß ein Schnauben aus. „Deine Idee, nehme ich an.“

„Es war ein Vorschlag. Es ist seine Entscheidung, ob er ihn befolgt.“

„Und wenn nicht?“ Jetzt klang Herr Hoffmann nur noch auf makabere Weise neugierig.

Brads Miene blieb unverändert, es wurde lediglich ein sonniges Lächeln hinzugefügt, während tief in ihm alte Wut brodelte. „Dann wird er bald nicht mehr die Gelegenheit haben, _irgendeinen_ Job auszuüben.“

Und trotz der offensichtlichen Hindernisse, die sich Brad bei der Erfüllung dieser Drohung in den Weg stellen sollten, glaubte ihm Herr Hoffmann aufs Wort, erschauerte unwillkürlich, bevor er diese Reaktion unterdrücken konnte. Wortlos wurde ihm die Wagentür aufgehalten und der Ältere unternahm nicht einmal den Versuch, Brad von seinen möglichen Racheplänen abzubringen.

Was auch unnötig gewesen wäre, da dem ehemaligen Instruktor der kurze telepathische Kontakt genügt hatte, um sehr genau zu wissen, dass er auf keinen Fall in Brads Visier geraten wollte. Möglicherweise im wahrsten Sinne des Wortes.
 

Es war bereits spät, als sie ins Hotel zurückkehrten und nach dem langen Tag war es kein Wunder, dass er sich so müde fühlte. Und gleichzeitig war eine ungewohnte Rastlosigkeit in ihm, die dafür sorgte, dass er unentschlossen in seinen Schlafraum wanderte, dann wieder zurück ins Wohnzimmer, ohne sich fürs Bett umgezogen zu haben.

Herr Hoffmann beobachtete ihn und lächelte schließlich leicht. „Ich werde etwas zu essen aufs Zimmer bringen lassen. Vielleicht möchtest du in der Zwischenzeit Herrn Schneider anrufen?“

Brad hielt in seinem unruhigen Auf und Ab inne und in braune Augen trat ein flüchtiger Funken Amüsement, vollkommen selbstbezogen. „Ja, das werde ich tun.“ Auch wenn es rein gar nichts leichter machen würde.

Er benutzte das Handy und musste es kaum zweimal klingeln lassen, bevor Michael abnahm. Für eine Weile sagten sie beide nichts, dann erzählte er ihm, wer ihm bei dem Basketballspiel über den Weg gelaufen war.

Michael nahm es gefasster auf als er selbst, lachte, als Brad hinzufügte, wie er den Mann verscheucht hatte. Und noch mehr lachte er über Brads Auftritt in der Halbzeitpause.

Brad hatte sich zunächst auf sein Bett gesetzt, sich irgendwann nach hinten fallen lassen, und starrte gegen die Decke, während er mit Michael redete. Jetzt jedoch winkelte er einen Arm an und legte ihn über seine Augen. „Ich habe keine Lust, nach Japan zu fliegen“, meinte er schließlich.

Das Lachen war aus Michaels Stimme verschwunden, als dieser antwortete. „Das meinst du nicht ernst.“

Er seufzte leise. „Nein, wahrscheinlich nicht.“ Aber da war eine Leere in seinem Kopf, wo Michael sein sollte, und sie nahm seinen Worten die Überzeugung.

Diesmal seufzte Michael. „Vergiss nicht, es ist der Job, den du haben wolltest. Der Besuch in Japan wird dir gefallen.“ Eine kurze Pause und das Lächeln, das er nicht sehen konnte, konnte er zumindest spüren. „Es ist nicht für immer und du kannst mich von mir aus jeden Tag anrufen, auch wenn du den Zeitunterschied vergisst.“

Endlich konnte er auch selbst lachen. Als wäre er so verantwortungslos, das nicht zu berücksichtigen. „Herr Moriyama wird einen Vertrag mit uns abschließen“, berichtete er dann.

„Natürlich wird er das. Niemand der dich kennt, bezweifelt deine Überzeugungskraft.“

Und als Brad schließlich auflegte, fühlte er sich besser. Was trotzdem nicht verhinderte, dass er mitten in der Nacht in Herrn Hoffmanns Bett wechselte, auch wenn er das seit seinem ersten Übungseinsatz nicht mehr getan hatte.
 

„Da wären wir mal wieder…“

Er schickte ein schiefes Lächeln in die Richtung des Älteren. „Wir werden sogar noch einmal zurück in München sein.“

„Nun, manche Umwege lassen sich nun einmal nicht vermeiden.“ Sein Lächeln wurde erwidert. „Ich nehme an, du wirst Herrn Moriyama nicht verraten, dass ein Treffen dort einfacher gewesen wäre.“

„Ganz bestimmt nicht.“ Auch wenn der Standort der Schule theoretisch bekannt war, offiziell, so würden Nachforschungen ergeben, dass überraschend wenig Leute tatsächlich darüber Bescheid wussten. „Obwohl es natürlich angenehmer gewesen wäre, einen Direktflug zu haben.“

Herr Hoffmann lachte, wuschelte ihm dann durch die Haare. Und dieses Mal wäre Brad beinahe ausgewichen, zum ersten Mal. Nicht, weil es ihn wirklich störte, sondern weil die Versuchung größer wurde, sich in die Berührung hineinzulehnen.

Natürlich wurden sie in diesem Moment von Herrn Moriyama entdeckt, der die Geste neugierig beobachtet hatte. Normalerweise sollte man so ein Verhalten nicht von einem Assistenten erwarten und dessen war Brad sich auch bewusst, aber Herr Hoffmann war mehr als das.

Mit einer Hand richtete er seine Frisur, verbeugte sich dann leicht in Richtung des Japaners. „Guten Tag, Moriyama-san.“

„Crawford-san, darf ich Ihnen Fujimiya-san vorstellen? Er hatte gestern etwas für mich zu erledigen und konnte daher nicht zum Spiel kommen.“

Der Japaner, der bis zu diesem Moment einen deutlichen Schritt hinter Herrn Moriyama gestanden hatte, trat vor und verbeugte sich tiefer als sein Arbeitgeber zuvor. „Ich bin erfreut, Sie kennenzulernen.“

Brad erwiderte die Begrüßung beinahe automatisch, während er den älteren Mann musterte. Es waren die Augen, ein dunkles Blau, die eine Resonanz in ihm auslösten und sein Talent sorgte dafür, dass er mehr sah. Ein Mädchen, mit den gleichen Augen, und er wusste ohne eine Sekunde des Zweifels, wer sie war. Das Opfer war Fujimiya-sans Tochter. Aber noch nicht heute, es war zu früh. Und auch wenn für einen Sekundenbruchteil etwas voller Aufregung in ihm gesummt hatte, so beruhigte sich dieser Teil genauso schnell wieder. Sie hatte das Potenzial, aber etwas fehlte noch. Und er erinnerte sich an Bruchteile seiner ursprünglichen Vision. Die Figuren waren noch nicht am richtigen Platz.

Herr Fujimiya war aus einem nicht nachvollziehbaren Grund blass geworden, wäre beinahe wieder einen Schritt zurückgetreten. Brad konnte es sehen, in einer anderen Zukunft, doch der Mann hielt sich unter Kontrolle.

Herrn Moriyama war die interessierte Musterung nicht entgangen, doch sie wurde falsch interpretiert. „Fujimiya-san ist für mich tätig wie Hoffmann-san für Sie“, wurde Brad erklärt. „Ich hatte Glück, dass er mein Angebot damals angenommen hat. Takatori-san wollte ihn ebenfalls direkt nach dem Studium anwerben.“

Brad sah von Herrn Fujimiya zu dem anderen Japaner und lächelte leicht. „Ich bin mir sicher, dass Sie die bessere Wahl sind.“ Und das war er sich tatsächlich.

Der Andere wollte es zunächst als höfliche Floskel auffassen, doch etwas in Brads Blick sorgte dafür, dass er es schließlich nicht tat. Statt eines Lächelns erhielt Brad daher ein kurzes, nachdenkliches Nicken.

„Herr Crawford, das Boarding startet.“ Herr Hoffmann, der immer noch an seiner Seite stand, nahe genug, dass er beinahe die Wärme spüren konnte, die von dem Älteren ausstrahlte. Es war nicht Michael, aber besser als gar nichts, auch wenn er sich innerlich selbst dafür schalt, dass es ihm überhaupt auffiel.

„In dem Fall sollten wir uns wohl auf dem Weg machen, nicht wahr?“ Immer noch an Herrn Moriyama gewandt.

Der dieses Mal doch lächelte. „Ja, das sollten wir.“
 

~TBC~
 

Überraschung! *grins* Jedenfalls hoffe ich, dass niemand erwartet hat, dass Rans Vater an dieser Stelle auftauchen würde ^^

cya, cu ^-^

"Uneigennützigkeit ist in den seltensten Fällen wirklich welche"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 114/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Ein bisschen Zeit für Herrn Hoffmann ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Kralle: Herr Fujimiya war blass geworden, weil Brads Blick und Ausdruck in diesem Moment ganz sicher zu keinem Teenager gepasst haben. Bis Aya wirklich wichtig wird, dauert es noch eine Weile. Aber mit den Fujiyamas wird es auch vorher schon ein paar Treffen geben. ^^
 

@Jemma: Das war keine böse Ader, schließlich hatte Brad wirklich Grund genug, sauer auf diesen Instrukor zu sein *ehe* ^^ Und Gratulation, du hast getroffen. *grins* Natürlich war das Zusammentreffen mit Herrn Fujimiya nur eine Vorbereitung darauf, dass auch Ran in Kürze auftauchen wird. Wird zwar nur ein kleiner Auftritt, aber das ist ja besser als nichts, ne? ^.~
 

~ „Jetzt lernst du, wie ein Gentleman zu kämpfen.“

„Beim Boxen? Ich glaube, da gibt es noch ein paar andere Illusionen, die ich dir rauben muss.“ ~
 

(Stan und Crawford, Close Distance, Teil 19)
 

Teil 114 „Uneigennützigkeit ist in den seltensten Fällen wirklich welche“
 

„Das letzte Mal warst du mit Herrn Schneider in einem Hotel untergebracht, nicht wahr?“ Herr Hoffmann besah sich den Apartmentblock von außen, während er diese Frage stellte.

„Ja, allerdings waren wir nur eine knappe Woche in Japan. Und die Einheit enthält alle Annehmlichkeiten, die man sich wünschen kann, während man gleichzeitig seine eigene Wohnung hat.“ Natürlich wusste Brad darüber Bescheid, immerhin gehörten die Apartments Eszett und die ausländischen Mitarbeiter des hiesigen Büros waren überwiegend hier untergebracht. Wohnungen waren in Tokio knapp und entsprachen nicht unbedingt den Standards, die Nicht-Japaner gewöhnt waren.

„Hm, das klingt gut“, lächelte der Ältere, hielt ihm dann die Tür auf, damit er das Foyer betreten konnte.

Drinnen gab es sogar einen Concierge, der sich freundlich aber unbeirrt davon überzeugte, dass sie wirklich das Recht hatten, hier zu sein, bevor ihnen der Weg zu ihrem Apartment gewiesen wurde.

Brad hatte den Schlüssel und schloss die Tür auf, bevor er den Zweitschlüssel vom Ring löste, um ihn Herrn Hoffmann zu überreichen. „Damit Sie auch ohne mich reinkommen.“

„Vielen Dank“, kam es trocken zurück und Belustigung stand in den blauen Augen. Dann schweifte der Blick weiter und Brad sah sich ebenfalls um.

Für japanische Verhältnisse war das Quartier groß, bestehend aus zwei Schlafzimmern sowie einem Wohnraum und Badezimmer. Auch eine kleine Küchenecke fehlte nicht, obwohl Brad vermutete, dass die Restaurants häufiger frequentiert wurden.

„Welches Zimmer möchtest du haben?“

„Ich denke nicht, dass ich eine Präferenz habe.“ Beide Zimmer lagen in dieselbe Richtung und unterschieden sich auch von der Größe her nicht. Da alles einheitlich möbliert war, gab es dahingehend ebenfalls keine Unterschiede. Brad neigte den Kopf leicht zur Seite, traf dann doch eine Entscheidung. „Oder doch, das linke. Nur für den Notfall.“

Herr Hoffmann brauchte nicht lange, um zu begreifen. „Es liegt näher am Eingang.“ Mundwinkel zuckten kurz nach oben. „Sollte nicht vielmehr ich die erste Hürde darstellen? Immerhin bist du wichtiger.“

Braune Augen enthielten nur einen Anklang von Humor, als er darauf antwortete. „An mir kommt niemand vorbei, von daher möchte ich sicherstellen, dass Sie uns weiterhin erhalten bleiben.“

„Es wäre auch ausgesprochen unpraktisch für dich, wenn du einen neuen Assistenten einarbeiten müsstest.“ Ein wenig unbehaglich, auch wenn er es zu überspielen versuchte.

Und jetzt verschwand auch der letzte Rest von Humor. „Nein, nicht nur deshalb.“

Blaue Augen ruhten für eine scheinbare Ewigkeit auf ihm, aber seine Bemerkung blieb unkommentiert. Stattdessen erhielt er schließlich ein winziges Lächeln, bevor sich Herr Hoffmann seinem Gepäck zuwandte und damit in dem Zimmer verschwand, das weiter von der Eingangstür entfernt lag.

Brad befand die Idee für gut und kümmerte sich darum, dass seine eigenen Sachen im Schrank verschwanden. Und auch wenn er keine körperlich anspruchsvolle Arbeit leistete, so war er anschließend nicht nur hungrig, sondern auch erschöpft. Er hatte auf dem Flug nicht richtig schlafen können, wollte sich aber so schnell wie möglich an die neue Zeitzone gewöhnen. Weswegen er sich einfach nur umzog und als nächstes zu Herrn Hoffmanns Zimmer hinüberwanderte, sich dort gegen den Türrahmen lehnte.

Der Ältere war auch gerade fertig geworden und lächelte. „Essen und dann ein ausgiebiges Mittagsschläfchen?“

„Essen ja, aber mit dem Schlafen warten wir bis heute Abend.“

Herrn Hoffmanns Blick wurde ein bisschen wage. „Ich bin mir nicht ganz sicher, dass ich das durchhalte.“

„Ich werde schon dafür sorgen, dass Sie wachbleiben“, erwiderte er amüsiert.

„Das klingt nicht besonders beruhigend.“

„Keine Arbeit“, versicherte er ihm. „Wir könnten ein wenig trainieren, wenn Sie nichts dagegen haben.“

„Sightseeing interessiert dich wohl nur, wenn Herr Schneider dabei ist, hm?“, wurde scharfsinnig festgestellt. Aber Herr Hoffmann klang nicht so, als hätte er etwas gegen Brads Vorschlag einzuwenden.

Weswegen er dazu einfach nur nickte.

Der Ältere schüttelte belustigt den Kopf, zog sich dann rasch ein anderes Hemd über, bevor sie sich beide auf den Weg machten.

Unten angekommen sah sich Herr Hoffmann mit einem Stirnrunzeln um. „Hast du dir gemerkt, wo genau die Restaurants sein sollen?“

„Ja und da sie zum Komplex gehören, werden wir es nicht weit haben.“

Herrn Hoffmanns Magen knurrte in diesem Moment und sagte damit alles, was es dazu zu sagen gab.

Und tatsächlich brauchten sie nicht lange, bis sie ihr Ziel erreichten und sich ihnen der Blick auf eine Reihe von Restaurants, Cafés und verschiedenen Läden eröffnete.

„Nun, das hatte ich ehrlich gesagt nicht erwartet…“

Er zog eine Augenbraue hoch. „Aber Sie kennen die Unterlagen doch auch.“

„Ja, aber es waren keine Bilder dabei. Ich muss sagen, die Firma sorgt gut für ihre Mitarbeiter.“

„Sie wollen ja auch ihre Leute halten. So wie wir.“

Das brachte ihm einen schiefen Blick ein, als Herr Hoffmann sich sein Übriges dachte. Aber natürlich würde er nicht in aller Öffentlichkeit erwähnen, dass Talente nicht allein durch Annehmlichkeiten vom Bleiben überzeugt wurden.

Brad interpretierte den Blick ohne Probleme und seine Mundwinkel zuckten, doch als er wieder etwas sagte, war es zu einem anderen Thema. „Jetzt müssen wir uns nur noch entscheiden, wo wir essen wollen.“

Sein Begleiter deutete eine leichte Verbeugung an. „Diese Wahl überlasse ich gerne Ihnen.“ Mit einem Lachen in den blauen Augen.
 

Herr Hoffmann streckte sich, als sie zurück in ihrem Apartment waren und warf einen etwas sehnsüchtigen Blick in Richtung Bett.

Brad beobachtete das und lächelte leicht. „Niemand zwingt sie, mit mir trainieren zu gehen, wenn Sie wirklich lieber schlafen wollen.“

Der Andere schüttelte den Kopf. „Nein, du hast ja Recht. So gewöhnen wir uns am schnellsten an die Zeitumstellung.“ Dem folgte ein Schulterzucken. „Allerdings darfst du nicht zu viel Leistung von mir erwarten.“

Das entlockte ihm ein Auflachen. „Da ich selbst nicht allzu fit bin, gleicht sich das wohl aus.“

Der Punkt wurde ihm mit einem knappen Nicken zugestanden, wonach sie beide beschlossen, es nicht länger hinauszuzögern und in Sportsachen wechselten.

Der Weg zum Sportstudio führte sie dieses Mal ins Untergeschoss und nun war selbst Brad überrascht, denn das Angebot war ausgesprochen vielfältig. Mit Interesse sah er, dass es sogar einen Schießstand gab, doch dafür waren sie jetzt nicht hier. Also wandte er sich an Herrn Hoffmann, da ihm in diesem Moment erst bewusst wurde, dass er ihn noch nie hatte trainieren sehen.

„Haben Sie irgendwelche Präferenzen?“

Der Ältere hatte sich ebenfalls umgesehen, etwas zweifelnd, aber plötzlich hellte sich dessen Gesicht auf. „Hast du schon einmal geboxt, Brad?“

Er zog eine Augenbraue hoch. „Nein. Ich weiß gar nicht, ob das auf der Schule auch angeboten wird.“

„Oh, das wird es“, wurde ihm mit einem Schmunzeln versichert. „Wir haben dort auch gutes Equipment, obwohl ich fast zu sagen wage, dass das hier besser ist.“

„Nun, zumindest der Boxring wäre mir aufgefallen, wenn er eine dauerhafte Installation darstellen würde“, meinte er daraufhin nur trocken und Herr Hoffmann lachte.

„Möchtest du es mal probieren?“, wurde er dann gefragt.

„Es kann nicht schaden.“ Braune Augen verengten sich flüchtig. Vielleicht würde es ihm in

Zukunft mal nützlich sein, man konnte nie wissen.

Herr Hoffmann besorgte die erforderliche Ausrüstung, während er selbst sich daran machte, sich aufzuwärmen. Als der Ältere sich ihm wieder anschloss, gab dieser ihm allerdings nur ein paar Tipps, ohne sich selbst aufzuwärmen.

„Wollen Sie Muskelkater riskieren?“, erkundigte er sich schließlich.

„Ah, nein. Du wirst sehen, dass ich sehr viel weniger Arbeit als du zu leisten haben werde.“

„Hm, jetzt verstehe ich. Sie wollen mich alleine schuften lassen.“ Mit einem Unterton der Belustigung.

Die Mundwinkel des älteren Mannes rutschten in die Höhe. „So gut du auch bist. Ich möchte bezweifeln, dass du ohne jegliche Vorkenntnisse einfach gegen mich antreten kannst. Von daher werde ich dir wohl oder übel ein paar Grundlagen beibringen müssen.“ Und bevor Brad dazu etwas sagen konnte, ließ Herr Hoffmann seinen Worten Taten folgen.

Die Boxhandschuhe, die Brad erwartet hatte, waren gar keine. Was daran lag, dass es sich um spezielle Sandsackhandschuhe handelte, wie ihm erklärt wurde. Sie waren auch um einiges bequemer als er gedacht hatte, was ihm ganz gelegen kam.

Da es mehr als einen Boxsack gab, mussten sie nicht warten, um an die Reihe zu kommen. Und dann begann Herr Hoffmann, ihn in die Geheimnisse von Haken, Jab, Cross und Uppercut einzuführen.

Er war verschwitzt, als sie eine Pause machten und der Ältere musterte ihn nachdenklich.

„Du lernst schnell“, wurde schließlich festgestellt.

Seine Mundwinkel zuckten. „Das sollte für Sie nicht neu sein.“

Herr Hoffmann neigte den Kopf leicht zur Seite. „In dieser Situation schon. Liegt es an deinem Talent?“, kam es dann mit deutlichem Interesse, wo der Ältere sonst noch nie danach gefragt hatte.

Brad zuckte mit den Schultern. „Zum Teil, natürlich. Und mein normales Training muss schließlich auch etwas bringen, nicht wahr?“

Das brachte ihm ein Auflachen ein. „Da hast du natürlich auch wieder Recht.“ Danach griff Herr Hoffmann nach einem neuen Utensil. „Möchtest du noch etwas anderes probieren oder reicht es dir für heute?“

Er streckte sich und lächelte nur belustigt. „War die Frage jetzt ernst gemeint?“

Der Ältere zögerte einen Moment, bevor er beinahe grinste. „Anscheinend nicht.“ Und dann startete die nächste Runde, in der Brad nicht mehr länger gegen den Sandsack antrat, sondern seine Treffgenauigkeit an der Boxpratze übte.

Anschließend war er ehrlich erschöpft, was Herr Hoffmann mit einem schmalen Lächeln quittierte, aber nicht kommentierte. Er fuhr sich durch die schwarzen Haare. „Jetzt brauche ich eine Dusche.“

Herr Hoffmann, der zum Ende hin ziemlich attackiert worden war, nickte dazu. „Das klingt nach einer ausgezeichneten Idee.“

Sie tauschten ein Lächeln aus, gaben die Ausrüstung zurück und machten sich dann auf den Weg zu ihrem Apartment. Sie waren noch nicht weit, als sie eine fragende Stimme innehalten ließ.

„Crawford-san?“

Er blieb stehen, Herr Hoffmann unwillkürlich dicht an seiner Seite und innerlich fragte er sich, ob der Ältere versuchte, den Aufpasser zu spielen. Vielleicht hatte Michael da die Hand im Spiel, zuzutrauen wäre es ihm auf jeden Fall. Der Gedanke verschwand schnell wieder im Hintergrund, als er den Japaner erkannte, der ihn angesprochen hatte. „Tanaka-san, es freut mich, Sie wiederzusehen.“

Der Andere verbeugte sich. „Sie sind es also wirklich. Ich wurde bereits informiert, dass Sie das Büro besuchen kommen.“

„Da Sie unser Sicherheitschef sind, hätte es mich auch gewundert, wenn man Sie im Dunkeln gehalten hätte.“ Mit Amüsement in den braunen Augen.

Der Japaner lächelte. „Kann ich Sie heute zum Abendbrot einladen? Meine Frau würde sich gerne dafür bedanken, dass wir nach Ihrem Besuch damals die Wohnung hier bekommen haben. Außerdem können Sie meine Familie kennenlernen. Mein Jüngster ist vor kurzem zwei Jahre alt geworden.“ Dahinter unausgesprochen lag die Tatsache, dass es diesen Sohn ohne Brad nie gegeben hätte – und den Rest der Familie nicht mehr.

Nun war es an Brad, sich zu verbeugen. „Wenn es nicht zu viele Umstände macht, nehme ich die Einladung gerne an.“

„Das freut mich. Ihr Begleiter ist natürlich ebenfalls eingeladen.“ Und dann beschloss Herr Tanaka, ihnen nicht noch mehr Zeit zu rauben und verabschiedete sich.

Herr Hoffmann schwieg zu dem Zwischenspiel, bis sich die Tür ihres Apartments hinter ihnen geschlossen hatte. Dann aber richteten sich die blauen Augen auf ihn. „Du kennst Herrn Tanaka bereits von früher?“

„Hm, bei meinem ersten Besuch hier habe ich verhindert, dass ein Einbrecher seine Familie tötet.“

Herr Hoffmann nahm diese Information ausdrucklos auf. „Und die Wohnung hier?“

„Michael hatte es nicht vorgehabt, aber ich hatte Herrn Tanaka erzählt, was an dem Tag passiert wäre, wenn wir nicht unsere Leute zu seiner Frau in die Wohnung geschickt hätten. Und dann habe ich ihm versprochen, dabei zu helfen, dass seine Familie nicht noch einmal solch einem Risiko ausgesetzt wird.“ In diesen Apartmentkomplex würde sich kein Einbrecher wagen und so hatte Brad sein Versprechen gehalten.

Immer noch ruhten die blauen Augen auf ihm und ein Stirnrunzeln begleitete Herrn Hoffmanns nächste Frage. „Er ist ein Talentloser, nicht wahr? Hast du es getan, weil du gesehen hast, dass er Sicherheitschef wird?“ Der Ältere kannte die Einstellung, die Brad normalerweise zu Talentlosen hatte, sehr gut.

Ein sehr feines Lächeln erschien daraufhin auf seinen Lippen. „Hm, nein. Nicht ganz. Es wäre Verschwendung gewesen, seine Familie nicht zu retten. Der Rest hat uns nicht nur einen absolut loyalen Mitarbeiter verschafft, sondern auch einen ausgesprochen motivierten. Ich bezweifle, dass Herr Tanaka sich ohne diesen Zwischenfall bis zum Sicherheitschef hochgearbeitet hätte und ganz sicher nicht in dieser Zeit.“ Er zuckte knapp mit den Schultern. „Ich hatte die Zukunft nicht gesehen, aber den Versuch war es war. Ein wenig angewandte Psychologie. Es hatte mich nur ein paar Worte und Michael ein wenig Papierkram gekostet.“

„Tue Gutes und rede darüber…“

„Ja, exakt. In diesem Fall schon.“

Herr Hoffmann schüttelte den Kopf. „Und ich hatte schon geglaubt, dass du uneigennützig gehandelt hast.“

Das ließ ihn eine Augenbraue hochziehen. „Uneigennützigkeit ist in den seltensten Fällen wirklich welche. Selbst wenn die Leute es sich vormachen, so wollen sie sich in der Regel selbst nur besser fühlen. Ich mache zumindest niemanden etwas vor.“

Herr Hoffmann schien über diese Worte nachzudenken, begann dann langsam zu lächeln. „Stimmt, das kann man dir ganz sicher nicht vorwerfen.“
 

~TBC~
 

Als Referenz zum Anime wollte ich das Boxen nicht völlig außen vor lassen ^^

cya, cu ^-^

"Du hast mir gar nicht erzählt, dass du mit einem Kind Geschäfte zu machen gedenkst"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 115/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Eine Einladung wird angenommen ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Das mit dem Behalten der Personen ist gar nicht so schwierig. In der Regel weiß ich nämlich schon wenn ich sie zum ersten Mal schreibe, dass sie später noch einmal auftauchen sollen. ^^ Und wenn man es sich recht überlegt, sind es ja gar nicht so viele Charas ^.~

Hm, ich habe noch nicht bewusst darüber nachgedacht – aber nein, wirklich kämpfen sehen hat Herr Hoffmann Brad noch nicht. Er wird ihn höchstens beim Training von Schülern gesehen haben, wenn es um wichtige Arbeit ging, die nicht warten konnte, und er Brad deswegen stören musste. Was Brad wirklich kann, zeigt er nur im Training mit Michael und das geschieht selten unter Zeugen, seit Michael zum Triumvirat gehört gar nicht mehr.
 

@Kralle: *winkz* ^^
 

Teil 115 „Du hast mir gar nicht erzählt, dass du mit einem Kind Geschäfte zu machen gedenkst“
 

Das Foyer begrüßte sie mit angenehm klimatisierter Luft und Brad war froh darüber, die Hitze draußen zurücklassen zu können. Normalerweise wäre er gleich zum Empfang weitergegangen, schließlich wurden sie erwartet, aber eine bekannte Stimme sorgte dafür, dass er sich einer der Sitzgruppen zuwandte.

Herr Hoffmann folgte seinem Blick. „Herr Jansen und Frau Bremer können es wohl kaum erwarten, dich zu sehen“, wurde er gleich darauf aufgezogen.

Brads Mundwinkel zuckten nach oben. „Man könnte es annehmen.“ Seine Schritte trugen ihn bereits in Richtung der cremefarbenen Möbel. „Martin, Petra“, begrüßte er sie.

Es war Petra, die als erste auf seine Ankunft reagierte, sich unmittelbar vom Sessel erhob. „Hallo Brad, da bist du ja schon“, wurde seine Begrüßung erwidert, bevor sich die Augen der Empathin weiteten, weil sie seinen Anblick erst in diesem Moment richtig verarbeitete. „Du bist aber in die Höhe geschossen.“ Eine kurze Pause. „Und du hast den Ohrstecker gegen einen Ring getauscht…“ Die letzte Bemerkung versandete irgendwo zwischen ihnen.

Martin hatte sich inzwischen ebenfalls erhoben und sah so aus, als hätte er sich am liebsten mit einer Hand die Augen bedeckt, um sich von Petra zu distanzieren. Martin wäre so eine Bemerkung bestimmt nicht herausgerutscht, vor allem, da Brad im Prinzip zu ihrem Vorgesetzten geworden war, als er einen Großteil von Michaels Aufgaben übernommen hatte. Auf dem Papier mochte noch etwas anderes stehen, aber die Wirklichkeit war allen bekannt. „Brad, ich hoffe, du hattest eine angenehme Reise.“

„Der Flug ist mir auf jeden Fall nicht lang geworden, Herr Moriyama ist ein interessanter Gesprächspartner.“

Das brachte ihm ein Kopfschütteln ein. „Wir versuchen seit Jahren, an ihn heranzukommen und du schaffst es an einem Tag.“

Petra grinste nur. „Das ist eben Brad. Ihn kannst du vor keine unlösbaren Aufgaben stellen.“

Von Herrn Hoffmann ging spürbar Belustigung aus, dem Älteren schien es zu gefallen, dass jemand mit Brad einen so normalen Umgangston anschlug.

Er neigte dazu leicht den Kopf und schenkte Herrn Hoffmann ein schmales Lächeln, bevor er sich wieder auf Petra konzentrierte. „Das ist nun wirklich ein wenig zu umfassend ausgedrückt“, schränkte er ihre Aussage aus.

„Das sagst du. Aber auf der anderen Seite gab es bei dir bisher keine Ausnahme, nicht wahr?“, ging sie über seinen Einwand hinweg. Dann wurde auch Petra ein wenig ernster und wandte sich an seinen Begleiter. „Es freut mich, Sie auch wieder hier begrüßen zu dürfen.“

Herr Hoffmann nickte ihr zu. „Es war mal wieder an der Zeit, einige Dinge direkt vor Ort zu erledigen. Und Brads Ansinnen, die Abläufe tiefergehend kennenzulernen, wird uns sicher die Arbeit in Zukunft erleichtern.“

Es war Martin, der darauf antwortete. „Es wurde bereits ein Plan erstellt, wie besprochen sind für jede Abteilung einige Tage vorgesehen. Und sofern Bedarf besteht, kann der jeweilige Zeitraum natürlich verlängert werden.“ Es wurde eine kurze Pause eingelegt, in der Martin auf die Uhr sah. „Die Sicherheitsausweise mit den entsprechenden Zugangsberechtigungen wurden bereits angefertigt und Herr Tanaka müsste jede Minute mit ihnen hier sein.“

Petra, die die Fahrstühle im Auge behalten hatte, nickte jetzt in die entsprechende Richtung. „Und da kommt er auch schon.“

Sie wandten sich dem Neuankömmling zu und Petra wollte ihn gerade vorstellen, als ihr das Lächeln auffiel, das ganz an Brad gerichtet war.

„Anscheinend kennt ihr euch schon…“, hörte Brad sie murmeln, da reichte Herr Tanaka ihm auch schon entgegen der japanischen Sitte die Hand.

Eine Geste, die er zu schätzen wusste und so war sein erwiderndes Lächeln nicht weniger willkommen heißend. „Vielen Dank noch einmal für Ihre gestrige Einladung, Tanaka-san.“

„Keine Ursache, Crawford-san. Meine Frau hatte sich sehr über die Gelegenheit gefreut, für Sie zu kochen.“ Ein Umschlag wurde geöffnet und zwei Ausweise entnommen. „Damit Sie und Hoffmann-san sich ungehindert bei uns bewegen können.“

Er nahm sie dankend an, reichte Herrn Hoffmann dessen Ausweis weiter. „Sie hätten sich nicht die Mühe machen müssen, Sie uns persönlich zu bringen.“

„Das hat mir doch keine Umstände bereitet.“ Eine Verbeugung folgte, bevor sich der Japaner von ihnen verabschiedete, um seiner eigentlichen Arbeit nachzugehen.

Petra wandte sich mit hochgezogener Augenbraue an ihn. „Bist du nicht erst gestern hier eingetroffen? Und du hast es bereits geschafft, unseren Sicherheitschef nicht nur kennenzulernen, sondern auch von ihm zum Essen eingeladen zu werden?“

Martin runzelte nachdenklich die Stirn. „Ich habe gar nicht mehr daran gedacht, aber er ist es, nicht wahr? Bei dem du damals den Einbruch vorhergesehen hattest.“

„Eher die Folgen für uns, aber ja, er ist es.“

„Nun wird das Ganze verständlicher… ein bisschen jedenfalls.“ Petra grinste beinahe.

Martin hingegen blickte wieder auf die Uhr. „Wir sollten langsam hochfahren, Herr Kotegawa erwartet uns sicherlich schon.“

„Nun, er ist wenigstens vernünftig genug, in Ruhe weiterzuarbeiten, bis ich eintreffe. Anders als ihr.“ Brads Blick ging zwischen Martin und Petra hin und her, während seine Miene ungerührt blieb.

„Du bist genauso frech wie immer“, stellte Petra daraufhin fest.

Und Martin sah so aus, als würde er im Stillen um Geduld bitten, bevor dieser sich einfach wortlos in Richtung Fahrstuhl begab und erwartete, dass sie ihm folgen würden.

Petra eilte ihm natürlich sofort hinterher und so sah sich Brad gleich darauf allein dem amüsierten Blick von Herrn Hoffmann ausgesetzt. „Man könnte meinen, es mit einem Kindergarten zu tun zu haben und nicht mit den Leuten, die dieses Büro leiten sollten. Und bevor du fragst, ja, ich zähle dich dazu.“

Brad hob eine unbeeindruckte Augenbraue. „Petra fordert es regelrecht heraus. Und Martin“, ein Schulterzucken wurde eingelegt, „der hat sie noch nie unter Kontrolle halten können.“

Der Ältere sah so aus als müsste er sich ein Lachen verkneifen. „Und was zwingt dich dazu, dich auf ihr Niveau herabzulassen?“ Die letzten Worte waren in deutliche Anführungszeichen eingekleidet.

„Warum sollte ich es nicht tun?“, erwiderte er daraufhin nur und dieses Mal lachte Herr Hoffmann wirklich.

Danach schlossen sie sich den anderen beiden an, der Expresslift brachte sie so schnell wie gewohnt nach oben. Und dann waren es nur noch wenige Schritte bis zu Herrn Kotegawas Büro.

Der Japaner erhob sich, als sie eintraten, verbeugte sich zunächst in seine Richtung, dann in die von Martin und Petra. „Crawford-san, setzen Sie sich doch bitte“, wurde er anschließend aufgefordert.

Brad nahm die Einladung an, genauso wie die anderen, und gleich darauf brachte die Sekretärin ihnen Getränke. Irgendjemand hatte sich daran erinnert, dass er Orangensaft mochte, und er lächelte leicht als er feststellte, dass der Saft frisch gepresst war.

„Ihr Gespräch mit Moriyama-san hat bereits erste Erfolge gezeitigt, wie ich heute feststellen durfte“, meinte Herr Kotegawa dann und schob ihm einen Umschlag zu.

Petra sah ganz so aus, als hätte sie am liebsten selbst danach gegriffen, doch sie hielt sich gerade so zurück. „Ist es das, wofür ich es halte?“, fragte sie den Japaner.

„Wenn Sie von einer Einladung zum Firmenjubiläum des Moriyama-Konzerns ausgehen, dann ja, Bremer-san.“

„Das ist wirklich kaum zu glauben… Du musst ihn ja völlig um den kleinen Finger gewickelt haben.“

„Dafür hatte Brad schon immer ein Talent“, kam es trocken von Martin.

Herr Hoffmann neigte interessiert den Kopf. „Was macht Sie so sicher, dass Sie die Einladung Herrn Crawford zu verdanken haben?“ Anders als Petra und Michael achtete der Ältere in Gegenwart von Herrn Kotegawa genau auf die Anrede.

Petra warf ihm einen ironischen Blick. „Nun, die Einladungen sind schon vor einer halben Ewigkeit versandt worden, die hier ist sehr kurzfristig. An einen Japaner wäre sie wahrscheinlich gar nicht erst gegangen, auch wenn die Situation ansonsten vergleichbar gewesen wäre.“

Herr Kotegawa nickte zustimmend, bevor dieser wieder das Wort ergriff. „Die Tatsache, dass Crawford-san direkt in der Einladung angesprochen wird, ist natürlich auch ein deutlicher Anhaltspunkt.“ Mit einem feinen Lächeln.

„Bin ich das…“ Nun öffnete Brad endlich den Umschlag und fand die Aussage bestätigt. Neben Herrn Kotegawa wurde er selbst nebst Begleitung namentlich eingeladen. Er lehnte sich bequem zurück, bevor er sich Herrn Hoffmann zuwandte. „Da ich schlecht Michael einfliegen lassen kann, möchten Sie mich vielleicht begleiten?“

Der Ältere lächelte langsam. „Das würde ich gerne, Herr Crawford.“
 

Der Rest des Tages mit den verschiedenen Vorstellungsrunden war genauso schnell vergangen wie die ganze Woche darauf, als Brad die Gelegenheit hatte, direkt in den verschiedenen Abteilungen Einblick in die Arbeitsabläufe zu erhalten.

So war der Tag der Feier heran, ehe er es sich versah, und während er vor dem Spiegel stand und seine Kleidung richtete, musste er an Herrn Hoffmanns Erwiderung denken. Und auch wenn er damals nichts gesagt hatte, so wandte er sich jetzt an den Älteren, der anscheinend gerade fertig war und bei der Tür zu seinem Zimmer auf ihn wartete.

„Sie müssen nicht mitkommen, falls Sie nicht wollen. Herrn Moriyama würde meine Anwesenheit völlig ausreichen.“

Der Andere musterte ihn mit einem seltsam eindringlichen Blick. „Keine Sorge, ich möchte dich wirklich begleiten“, wurde schließlich erwidert. „Wie könnte ich mir diese Gelegenheit entgehen lassen? Viele würden ihren rechten Arm dafür geben.“ Letzteres mit einem Lächeln.

Seine Mundwinkel bogen sich ebenfalls leicht nach oben. „Falls Sie sich trotzdem langweilen, beschweren Sie sich aber später nicht bei mir.“

Herr Hoffmann schüttelte den Kopf. „Ich werde mich ganz sicher nicht langweilen.“ Wieder dieser Blick. „Du bist derjenige, dem Herrn Schneiders Gesellschaft fehlen wird…“ Letzteres wurde sehr leise hinzugefügt.

Brad beschloss, diese Worte zu ignorieren, wobei half, dass in diesem Moment das Telefon klingelte. Erst nachdem er den Hörer wieder aufgelegt hatte, erwiderte er wieder Herrn Hoffmanns Blick. „Das Taxi ist da.“

„In dem Fall sollten wir es nicht warten lassen, nicht wahr?“ Wieder mit einem ganz normalen Tonfall und einem Lächeln, bevor eine Hand ausgestreckt wurde und ihm durch die Haare fuhr, anders als sonst aber darauf bedacht, nicht zu viel Unordnung anzurichten.

Er brauchte einen Moment, aber dann lächelte er ebenfalls.

Dank der Tatsache, dass sie nicht außerhalb von Tokio wohnten, hatten sie es nicht weit bis zu dem Hotel, in dem die Feier stattfinden sollte. Es gehörte der Moriyama-Kette und war damit aufgrund der Tatsache, dass auch viele Gäste von außerhalb erwartet wurden, die logische Wahl gewesen.

Brad musterte die Fassade, für jeden Beobachter nur mit dem äußeren Erscheinungsbild befasst, während in Wirklichkeit sein Training gegriffen hatte und ihn die potenziellen Ausgänge erfassen ließ. Er sah keine Notwendigkeit für dieses Wissen voraus, aber es hatte schon immer in seiner Natur gelegen, gründlich zu sein.

Herr Hoffmann war seinem Blick gefolgt und dieser betrachtete tatsächlich nur das Äußere. „Durch die heutige Veranstaltung entgehen ihnen sicher einige Einnahmen“, wurde schließlich geurteilt.

Er neigte den Kopf überlegend zur Seite. „Sie sollten dennoch im Saldo günstiger davonkommen als wenn sie einen neutralen Veranstaltungsort gewählt hätten. Und wir sollten nicht vergessen, dass es um die Moriyama Group geht. Sie würden sich nicht die Blöße geben, einen fremden Anbieter zu wählen und damit anzudeuten, dass sie nicht selbst dazu in der Lage wären.“

„Du wirst natürlich Recht haben, wie immer.“ Mit einem Hauch von Amüsement.

Dann hatten sie auch schon den Eingang erreicht und wurden von einem ganzen Begrüßungskomitee von jungen, hübschen Japanerinnen willkommen geheißen. Brad würdigte sie keines zweiten Blickes, aber Herrn Hoffmanns Blick verweilte für einen Moment auf ihnen.

„Sie wirken ein wenig wie Puppen“, wurde schließlich nur für ihn verständlich gemeint.

Er rief sich unterstützt von seinem Talent noch einmal den Anblick vor sein inneres Auge, da es unhöflich gewesen wäre, sich einfach umzudrehen und sie anzustarren, nickte dann. „Es ist eben eine andere Kultur, die Japaner urteilen sicher anders darüber.“ Er konnte das Desinteresse nicht ganz aus seiner Stimme heraushalten.

Herr Hoffmann stieß ein leises Schnauben aus. „Hast du überhaupt jemals ein Mädchen wirklich näher angesehen – Japanerin oder nicht?“

„Auf diese Weise? Ganz bestimmt nicht.“ Ein Mundwinkel war in die Höhe gerutscht, doch der Beginn eines Lächelns verschwand schnell wieder, als er daran erinnert wurde, warum seine Antwort so lautete.

Und der Ältere schien daraufhin lautlos zu seufzen.

Brad wollte sich ihm schon fragend zuwenden, doch eine Stimme lenkte ihn von diesem Vorhaben ab.

„Crawford-san, ich freue mich, dass Sie so kurzfristig Zeit für unsere Feier gefunden haben. Darf ich Ihnen einen Geschäftsfreund von mir vorstellen, Fukako-san.“

„Vielen Dank für die Einladung, Moriyama-san.“ Er erwiderte die Verbeugung, bevor sich braune Augen auf den anderen Japaner richteten.

Der musterte ihn offen, was ein wenig unerwartet kam, Brad jedoch nicht nervös machen konnte. Schließlich wandte sich der Mann an Herrn Moriyama. „Du hast mir gar nicht erzählt, dass du mit einem Kind Geschäfte zu machen gedenkst.“

„Du solltest nicht zu voreilig urteilen.“ Der Blick dunkler Augen traf ihn für einen Moment. „Crawford-san ist eher zu alt als zu jung.“

Überraschung spielte über das Gesicht von Herrn Fukako, bevor dieser erneut Brad musterte, der den Blick regungslos erwiderte. Dann wurde eine sehr exakte Verbeugung ausgeführt. „Crawford-san.“

„Fukako-san“, erwiderte er den Gruß, seine eigene Verbeugung nicht weniger exakt und nicht einen Millimeter tiefer.

Was ihm ein widerwilliges Lächeln einbrachte. Dann wurde die Aufmerksamkeit des Älteren wieder auf Herrn Moriyama gerichtet. „Vielleicht hast du Recht.“

Nach einem kurzen Abschied wurden sie allein gelassen und Herr Moriyama lächelte um einiges aufrichtiger als dessen Geschäftspartner zuvor. „Mein Sohn hat sich sehr über das Maskottchen gefreut. Vielleicht kann er sich später noch persönlich bedanken.“ Eine kurze Pause wurde eingelegt, in der der Ältere offensichtlich an etwas zurückdachte. „Das Hotel hat ebenfalls einen Swimming Pool, ich habe ihn sicherheitshalber sperren lassen.“

Es war gar nicht schwer zu deuten, was hinter diesen Worten steckte. „Ich bin mir sicher, dass ich Ihren Sohn auch ohne eine ähnliche Situation wie im Winter treffen kann.“

„Ja, ich würde den Kendo-Wettkampf der Kinder nachher empfehlen.“

Brad drückte mit dem Neigen seines Kopfes sein Einverständnis aus.
 

~TBC~
 

Wie man merkt, freuen sich Petra und Martin, Brad wiederzusehen ^^ Übrigens ist der Kendo-Wettkampf ein deutlicher Hinweis darauf, wen Brad im nächsten Kapitel trifft *grins*

cya, cu ^-^

"Wie kann ich auch so stark werden wie Sie?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 116/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Ein gewisser Rotschopf hat einen Auftritt ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Kralle: Volltreffer! *grins* Aber ich habe es euch ja auch nicht so schwer gemacht, das zu erraten, ne? *zwinka*
 

@Jemma: Ihn am Wettkampf teilnehmen zu lassen, wäre etwas zu viel des Guten. Immerhin ist das als Unterhaltung für die Kinder gedacht. Aber natürlich lässt sich Ran nicht die Gelegenheit entgehen, auch einmal ein wenig gegen Brad zu kämpfen. ^^
 

~ Crawford lächelte jetzt, aber die Belustigung war schärfer als sonst. „Du solltest deine eigene Stärke finden und nicht nach der anderer suchen, Ran.“

Er antwortete nicht darauf. Was sollte er auch sagen – dass er gar nicht mehr zu suchen brauchte? ~
 

(Crawford und Ran, Close Distance, Teil 165)
 

Teil 116 „Wie kann ich auch so stark werden wie Sie?“
 

„Es ist erstaunlich, wie gut diese Kinder sind…“ Herr Hoffmann trat unwillkürlich einen Schritt zurück, als die Übungsschwerter ein wenig zu laut aufeinanderprallten, lachte dann über sich selbst.

„Sie haben sicher schon früh mit dem Training angefangen.“ Das war etwas, was er respektierte. Braune Augen schweiften über den Bereich, der für diesen Wettkampf abgetrennt worden war. Auf dem Weg hierher hatten sie noch andere Unterhaltungsmöglichkeiten für die Kinder gesehen, doch nichts hatte auch nur annähernd das gleiche Interesse in ihm geweckt wie dieser Kampfsport. Es war eindeutig etwas anderes als Herrn Ruderts Messer, barg viel mehr Disziplin in sich. Jemand trat neben ihn und lenkte ihn von dem Gedanken ab, dass er sich vielleicht auch in Kendo probiert hätte, wenn es auf Rosenkreuz angeboten worden wäre.

„Moriyama-san“, begrüßte er ihn, bezog dessen Begleiter, Herrn Fujimiya, mit einem ernsthaften Nicken ein. „Ist Ihr Sohn bereits an der Reihe?“

Ein Lächeln antwortete ihm darauf. „Nein, er nicht. Es scheinen noch zwei Durchgänge vorher zu kommen. Aber ich wollte es nicht riskieren, seinen Auftritt zu verpassen.“

„Er würde es Ihnen nicht verzeihen, hm?“ Von jedem anderen wäre es ein Scherz gewesen, doch Brad klang einfach nur nachdenklich. Was vielleicht daran lag, dass er in einem vergleichbaren Fall Michaels Anwesenheit erwartet hätte und ebenfalls keine Ausreden hätte zählen lassen. Dafür war Familie schließlich da.

Eine Augenbraue rutschte in die Höhe, als sein Tonfall korrekt interpretiert wurde, doch der Japaner blieb bei seinem Lächeln. „Ja, genau das befürchte ich.“

„Nun, Sie sind pünktlich, von daher müssen Sie sich keine Sorgen mehr machen.“ Braune Augen trafen auf sehr dunkle und dieses Mal stand ein Funken Amüsement in ihnen. Doch dieser Moment fand ein jähes Ende, als sein Talent ihn warnte. Blitzartig streckte er den Arm aus und fing das Übungsschwert auf, das einem der Kinder aus der Hand geflogen war und ihn ohne seine schnelle Reaktion am Kopf getroffen hätte. Es klatschte mit einem deutlichen Laut gegens seine Handfläche und auch wenn der Kontakt nicht ganz schmerzlos war, so zeigte Brads Miene nichts davon.

Für einen Moment herrschte Schweigen um ihn herum, dann war es wie nicht anders zu erwarten Herr Hoffmann, der sich als Erster fing. „Das war nicht schlecht, Herr Crawford.“ Ein wenig rau.

Herr Moriyama schüttelte den Kopf. „Ich habe es zwar gesehen, doch ich kann es trotzdem nicht glauben.“

„Ich habe schon immer gute Reflexe gehabt“, merkte er abgelenkt an, betrachtete interessiert die Waffe. Sie bestand aus vier Streben, Bambus, wenn er sich nicht irrte, was auch das überraschend geringe Gewicht erklären würde. Abschätzend wog er das Übungsschwert anschließend in der Hand und befand, dass der Schwerpunkt für seinen Geschmack zu weit vom Griff entfernt war.

„Ja, und eine ausgezeichnete Hand-Augen-Koordination, wenn ich an Ihren Auftritt bei dem Basketballspiel zurückdenke…“, reagierte Herr Moriyama auf seinen Kommentar.

Braune Augen hoben sich von der Waffe und sahen den Älteren an. „Das auch. Es ist ein Talent von mir.“

Herr Hoffmann musste bei diesen Worten beinahe lachen und in Erwiderung bogen sich seine eigenen Mundwinkel kaum merklich nach oben. Herr Moriyama, der die Anspielung natürlich nicht verstand, nahm die Worte einfach nur hin.

Brads Blick suchte nun nach dem Eigentümer des Übungsschwerts, schließlich war der Wettkampf noch nicht vorüber. Doch das Kind stand noch wie betäubt da und schien fassungslos von dessen leeren Händen hin zu Brad und wieder zurück zu starren. Dafür war jetzt in dessen Gegner Bewegung gekommen, der sich zu ihnen aufmachte, dabei seinen Kopfschutz löste.

„Ran“, kam es gleich darauf von Herrn Fujimiya, der nicht überrascht wirkte.

Anders als der Junge, bei dem es sich offenbar um den Sohn des Japaners handelte. „Vater, ich wusste gar nicht, dass du zuschauen kommst. Mama und Aya-chan sind dort drüben.“ Mit einem erfreuten Lächeln.

Das von Herrn Fujimiya nicht erwidert wurde. „Ich bin mit Moriyama-san hier“, wurde der Junge aufmerksam gemacht, dessen Gesichtsausdruck daraufhin sichtlich in sich zusammenfiel.

Doch Ran fing sich rasch wieder und begrüßte den Chef seines Vaters mit einer tiefen Verbeugung. „Guten Tag, Moriyama-san. Vielen Dank für die Einladung zu Ihrer Feier.“

„Wenn es einer meiner Angestellten verdient hat, mit seiner Familie mitzufeiern, dann dein Vater“, wurde sanft erwidert. „Es tut mir Leid, dass ich seine Zeit für mich beanspruchen muss.“

Violette Augen weiteten sich, bevor der Junge hastig den Kopf schüttelte. „Sie müssen sich dafür nicht entschuldigen, das macht doch nichts.“

Brad spürte, dass diese Aussage nicht ganz der Wahrheit entsprach, doch Herr Moriyama schien das nicht zu bemerken, nickte Ran lediglich freundlich zu.

Dieser schien sich daraufhin daran zu erinnern, warum er eigentlich hergekommen war und wandte sich Brad zu. „Könnte ich bitte das Shinai haben, damit wir den Wettkampf fortsetzen können?“

„Natürlich, Ran-kun. Du hast einen kräftigen Schlag, nicht wahr?“

Der Junge errötete leicht, versuchte es zu überspielen, indem er nach dem Bambusschwert griff. „Ich hoffe, Sie sind nicht verletzt worden“, wurde dann höflich gesagt, während offene Neugier in den violetten Augen stand. Denn Ran kannte die Antwort darauf längst, hatte gesehen, dass Brad die Waffe aufgefangen hatte.

Wie aus eigenem Willen bogen sich seine Mundwinkel nach oben. „Keine Sorge, ich war schneller als das Shinai.“

Ran schien einen Moment zu zögern, stellte dann aber doch die Frage, die ihm auf der Zunge brannte. „Trainieren Sie auch Kendo?“ Das schien ihm die einzig mögliche Erklärung für Brads schnelle Reaktion zu sein, selbst wenn er es mit einem Ausländer zu tun hatte.

Er schüttelte den Kopf. „Ich hatte bisher noch nicht die Gelegenheit.“

Eine Hand fuhr durch rote Haare, als der Junge das aufnahm. „Ich könnte es Ihnen zeigen. Wenn der Wettkampf vorbei ist“, wurde dann vorgeschlagen. Anscheinend hatte Ran dabei noch etwas anderes im Hinterkopf, verbarg es für sein Alter aber erstaunlich gut.

Ein Hauch von Belustigung streifte braune Augen. „Diese Gelegenheit nehme ich gerne wahr, Ran-kun.“ Und auch Brad war in diesem Moment nicht gänzlich ohne Hintergedanken.

Der Junge zeigte ein strahlendes Lächeln, machte dann eine Kehrtwendung, um zu seinem Gegner zu eilen und ihm seine Waffe zu geben. Offenbar hatte er es jetzt eilig, den Wettkampf hinter sich zu bringen.

Brad spürte Herrn Fujimiyas Blick auf sich ruhen, der wenig begeistert davon schien, dass sein Sohn in Kontakt mit ihm getreten war, doch der Japaner konnte schlecht etwas dagegen sagen. Nicht, wenn Herr Moriyama so viel von Brad hielt.

Der wandte sich nun an Brad. „Ich gebe zu, das würde ich gerne sehen. Aber leider werde ich mich nachher wieder um meine Gäste kümmern müssen.“

„Sie werden bestimmt nichts verpassen. Ich wette, er will mich nur jemandem vorstellen.“

„Damit könnten Sie natürlich Recht haben. Man trifft schließlich nicht alle Tage jemanden, der Ihre Reflexe hat.“

Sie wandten sich wieder dem aktuellen Wettkampf zu, den Ran souverän gewann und dann dauerte es nicht mehr lange, bis auch der Sohn von Herrn Moriyama an der Reihe war. Der Junge schlug sich ebenfalls gut und wurde anschließend mit sichtlichem Stolz von seinem Vater begrüßt.

Brad nahm höflich den Dank für das Souvenir entgegen, das der Junge ihm verdankte und ließ ungerührt das offen neugierige Starren des Kleinen über sich ergehen.

Anschließend machte Herr Moriyama seine Worte wahr und verabschiedete sich mit Herrn Fujimiya, woraufhin Brad für den Moment allein mit Herrn Hoffmann war.

Dieser musterte ihn mit einem Lächeln. „Mir scheint, du weitest deinen Fanclub jetzt auch außerhalb der Schule aus.“

Er zwinkerte im ersten Augenblick nur, hielt sich dann davon ab, die Augen zu verdrehen. „Das ist nicht lustig“, stellte er fest.

„Nun, vielleicht für dich nicht, aber für alle anderen schon.“ Der Ältere lachte ihn beinahe aus.

Er hatte den unangenehmen Verdacht, dass Herr Hoffmann mit diesem Urteil vollkommen richtig lag. Und so schwieg er dazu.

Zum Glück wählte Ran diesen Moment, um sich ihm vorsichtig zu nähern. „Haben Sie jetzt Zeit…?“

Brad zeigte ein schmales Lächeln, als er die Lücke füllte. „Crawford, mein Name ist Crawford. Und ja, ich habe Zeit.“

„Crawford-san“, wiederholte der Junge mit einiger Mühe und lächelte dann ein wenig verlegen zurück, bevor ein Blick über die Schulter geworfen und ein anderer Junge herbeigewunken wurde. „Das ist mein bester Freund, Yunshiro. Er würde gerne zusehen. Aber er lernt kein Kendo.“ Das schien für Ran ein wichtiger Punkt zu sein.

Brad nickte dem Anderen ernsthaft zu. „Es freut mich dich kennenzulernen, Yunshiro-kun.“

Der Blick der dunklen Augen war offen, als der Junge sich verbeugte, und ließ ihn so problemlos das Misstrauen darin erkennen. Womit sich Brad auch der Grund offenbarte, warum der Junge zuschauen wollte. Er konnte es einfach nicht über sich bringen, Ran mit einem wildfremden Gaijin allein zu lassen.

„Dein Freund wird bestimmt nicht stören“, wandte er sich dann an Ran und in seiner Stimme lag ein Anklang von Belustigung den er nicht zu verbergen versuchte.

„Danke sehr!“ Ran griff nach dem Arm seines Freundes und zog ihn mit sich, in dem Vertrauen, dass Brad von allein folgen würde.

Der wurde allerdings noch für einen Moment zurückgehalten.

„Ich hoffe, meine Gesellschaft wird auch nicht stören.“

Er musterte Herrn Hoffmann mit einer hochgezogenen Augenbraue. „Glauben Sie nicht, dass sie sich anderweitig besser amüsieren könnten?“

Der Ältere schüttelte mit einem leichten Lächeln den Kopf. „Nein, wenn du so fragst, das glaube ich nun wirklich nicht.“ Und in den blauen Augen stand noch etwas mehr, als nur Belustigung. Etwas, das Zufriedenheit sehr nahe kam, auch wenn Brad sich den Grund dafür nicht erklären konnte.

Er zuckte mit den Schultern. „In dem Fall sind Sie natürlich willkommen, ebenfalls zuzusehen.“
 

Für einen kleinen Jungen erwies sich Ran als überaus guter Lehrer. Er war ausgesprochen genau und erklärte Brad die grundlegenden Bewegungen ohne jedes Zeichen von Ungeduld. Violette Augen funkelten in Begeisterung auf, als sie später die ersten Schläge austauschten und auch wenn der Junge anfangs noch vorsichtig war, so fiel das bald von ihm ab, da Brad sich trotz seiner erst geringen Erfahrungen schnell als ernstzunehmender Gegner erwies.

Als sie schließlich auseinander traten, atmete Ran schwer und schien ihn am liebsten für seinen Club rekrutieren zu wollen. „Ich habe noch nie jemanden getroffen, der so schnell lernt wie Sie“, wurde ihm mit deutlicher Bewunderung mitgeteilt.

Hinter sich hörte Brad ein Schnauben. „Ich garantiere dir, dass du nicht der Erste bist, der diese Feststellung getroffen hat.“ Herr Hoffmann, der ihrem Treiben interessiert gefolgt war, musterte Ran mit einem Lächeln.

Ran runzelte flüchtig die Stirn. „Er ist stark, ja?“

„So könnte man das sicher ausdrücken“, wurde dieser Beurteilung zugestimmt.

Violette Augen richteten sich daraufhin wieder auf Brad. „Wir müssen Ihr Shinai zurückbringen. Wollen Sie mich begleiten? Ich kann Ihnen dann mehr von unserer Ausrüstung zeigen.“

Er nickte eine stumme Zustimmung und weil der Junge es irgendwie schaffte, seine Wünsche zu kommunizieren, ohne dass Worte dafür erforderlich waren, waren sie kurz darauf unter sich. Yunshiro sowie Herr Hoffmann blieben wartend zurück.

„Wie kann ich auch so stark werden wie Sie?“, wollte Ran wissen, sobald kein anderer die Frage hören konnte.

Braune Augen verengten sich kaum merklich. „Es ist mein Talent, nichts, dass du nachahmen könntest“, erwiderte er völlig wahrheitsgemäß, auch wenn der Junge es nicht wirklich verstehen würde. „Du musst deine eigene Stärke finden.“

Nachdenklichkeit legte sich über Rans Gesicht und ließ ihn für einen Moment älter wirken, doch mit den nächsten Worten war dieser Eindruck schon wieder verschwunden. „Das werde ich! Schließlich muss ich auf Aya-chan aufpassen.“

„Sind dafür nicht deine Eltern da?“

Ran ließ sich von seinem Einwand nicht beeindrucken. „Ja, schon. Aber ich bin ihr großer Bruder.“ Das kam mit sichtlichem Stolz.

Nun, anscheinend war Geschwisterrivalität bei den Fujimiyas kein allzu großes Problem. Der Gedanke ließ seine Mundwinkel kurz zucken, doch dann wurde er von Rans Frage abgelenkt.

„Haben Sie auch jemanden, auf den Sie aufpassen?“

In einer vollkommen bewussten Geste strich sein Daumen über das Metall seines Rings. „Ja, das habe ich. Und falls jemand wagen sollte, dieser Person etwas zu tun, würde er nicht mehr viel Gelegenheit haben, es zu bereuen.“ In seinem Tonfall lag Dunkelheit und als nächstes zwang er sich zu so etwas wie einem Lächeln. „Aber dann wiederum würde ich es niemals so weit kommen lassen.“

Ran rieb sich über den Nasenrücken, der Blick abwesend. „Das ist schwierig“, wurde schließlich mit mehr Bewusstsein um die Fallstricke des Lebens festgestellt, als der Junge in seinem Alter haben sollte.

„Für mich etwas weniger.“ Braune Augen fanden den Blick violetter. „Und allen anderen bleibt immerhin die Möglichkeit von Rache.“

Ran erwiderte seinen Blick, als wäre er davon gefangen genommen worden, erschauerte schließlich darunter. Doch statt sich daraufhin abzuwenden, verhärtete sich etwas in dem Violett, gewann an Kälte und Form. Ein Eissplitter vielleicht nur, aber es war ein Anfang.

Brad konnte in diesem Moment selbst nicht genau sagen, was ihn den Jungen so manipulieren ließ. Es war schließlich nur Aya, die sie einmal brauchen würden. Aber das war eine Wahrheit, die in diesem Augenblick noch gar nicht wahr war. Nur ein Gefühl und keine Vision. Doch er vertraute auf seinen Instinkt.

Ja, es war ein Anfang.
 

~TBC~
 

Jupp, auch in dieser Story hat Ran schnell einen Narren an Brad gefressen ^.~

cya ,cu ^-^

"Er ist nicht Brad. Und er hat sich erwischen lassen"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 117/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Dieses Mal schalten wir zu Michael um ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Von Ran musst du dich leider erst einmal wieder verabschieden. Das war nur nur ein kurzes zufälliges Zusammentreffen. ^^ Und über sein zukünftiges Schicksal verrate ich nichts *grins*
 

@Kralle: Tja, wo das noch hinführen wird, weiß nicht einmal Brad. ^^ Soweit kann nicht einmal unser lieber Precog voraussehen. Urlaub? Meiner ist gerade vorbei *seufz* Und die ersten Tage zurück auf Arbeit drohen gleich etwas hektisch zu werden… Erhol dich gut ^____^
 

Teil 117 „Er ist nicht Brad. Und er hat sich erwischen lassen“
 

„Sie arbeiten zu viel.“

Michael hatte nicht auf das Klopfen reagiert, doch als er diese Worte hörte, sah er von seiner Arbeit auf und schickte dem Anderen einen warnenden Blick.

William räusperte sich, setzte dann noch einmal an. „_Du_ arbeitest zu viel.“ Anschließend verzog der Ältere kurz das Gesicht. „Du weißt, dass sie mich an meinen Zehen aufhängen werden, wenn jemand hört, dass ich dich so anrede?“

„Keine Sorge, immerhin hätte ich dabei noch ein Wörtchen mitzureden“, beruhigte er ihn mit einem schmalen Lächeln. Er hatte nicht vor, sich das auch noch nehmen zu lassen. Es würde zu sehr einem endgültigen Sieg für _sie_ ähneln, egal wie unbegründet dieses Gefühl sein mochte.

„Was immer du sagst…“ William schien nicht ganz überzeugt, gab sich für den Moment aber geschlagen. Der Ältere lehnte sich gegen die wieder geschlossene Tür, beide Hände in die Hosentaschen geschoben, und musterte ihn nachdenklich aus braunen Augen. „Warum bist du noch im Büro?“, wurde er schließlich gefragt.

Stumm wies er auf den Stapel unbearbeiteter Unterlagen, der darauf wartete, erledigt zu werden.

Der Arzt schüttelte den Kopf, seufzte dann. „Das ist nichts, was heute noch fertig werden muss. Oder auch nur diese Woche, wenn wir schon einmal dabei sind.“

Nun war es an Michael zu seufzen. Er hätte wissen sollen, dass sich der Andere irgendwann nicht mehr so leicht abspeisen lassen würde. „Es hält mich beschäftigt, schließlich habe ich nichts Besseres zu tun.“

Der Blick des Anderen intensivierte sich. „Als Brad wegen seiner Übungseinsätze Draußen war, hast du auch normal gearbeitet.“

Aber inzwischen waren es schon drei Wochen und das war etwas Neues. Seine Mundwinkel zuckten kurz, doch es hatte nicht viel mit Humor zu tun. „Vielleicht hast du es schon vergessen, immerhin ist ein paar Jahre her… Aber komm näher.“

Er wurde fragend angesehen, bevor William seiner Aufforderung folgte. Genau vor seinem Schreibtisch blieb der Ältere stehen, wartete darauf, dass Michael etwas tun würde. Doch das war gar nicht nötig, wie ihm kurz darauf Williams leichtes Stirnrunzeln verriet.

„Du merkst es schon, nicht wahr?“, erkundigte er sich leise.

Ein sehr langsames Nicken antwortete ihm. „Der mentale Druck ist stärker geworden.“

„Nun, ich denke, er ist vielmehr auf sein altes Niveau zurückgekehrt. Nimm hinzu, dass ich jetzt ein Triumviratsmitglied bin und du findest nicht mehr viele Personen, die ihre Freizeit mit mir verbringen wollen.“ Er legte eine kurze Pause ein, bevor er weitersprach. „Ich habe keine Lust, die ganze Zeit allein in meinem Quartier zu verbringen.“

Seine letzten Worte schien William kaum noch gehört zu haben, weil diesem etwas einzufallen schien. „Die Kopfschmerzen sind wieder da, nicht wahr?“

„Mm, die auch.“ Das war etwas, das ihn anfangs reizbar gemacht hatte, doch dann waren sie wieder zur Gewohnheit geworden. Wenn auch eine, von der er hoffte, dass sie sehr schnell vorübergehen würde. Sobald Brad nur wieder zurück war.

„Ich verstehe.“ William nickte knapp, mehr zu sich selbst als zu Michael, ging dann ohne ein weiteres Wort.

Und Michael wandte sich wieder seiner Arbeit zu. Wenn er aber glaubte, sein Freund hätte endgültig aufgegeben, so hatte er sich geirrt. Denn kurz darauf öffnete sich die Tür ein weiteres Mal, ohne dass dem ein Klopfen vorausging.

„Herr Stephenson hat mich davon überzeugt, dass ich dir genug Freiraum gelassen habe“, klang eine vertraute Stimme auf und gleichzeitig verschwanden seine Kopfschmerzen wie weggewischt, zusammen mit jeglichem telepathischen Input.

„Vater.“ Er hatte sich unwillkürlich erhoben, beide Hände auf der glatten Schreibtischplatte.

„Wie ich sehe, hast du mich noch nicht vergessen.“ Amüsiert. Dann verschwand die Belustigung und er wurde scharf gemustert. „Ich dachte, du würdest einfach nur Brad vermissen, aber anscheinend hat dein Rückzug auch andere Gründe.“

Um eine Antwort verlegen zuckte er mit den Schultern, bevor er sich in seinen Sessel zurücksinken ließ. „Alles in allem ist er wahrscheinlich der Hauptgrund“, gab er schließlich zu, etwas, das er bei William nicht getan hatte.

Sein Vater schien geradewegs in ihn hineinzusehen und mehr herauszuhören, als Michael gesagt hatte. „Machst du dir Sorgen um ihn? Inzwischen solltest du wissen, dass Brad sehr gut alleine klarkommt.“

Eisblaue Augen verengten sich für einen Moment, er wollte nicht darüber reden, weil es so leichter war sich einzureden, dass mit Brad alles in perfekter Ordnung war.

Doch der Andere ließ sich von seiner stummen Abweisung nicht abhalten. „Was ist? Er ruft dich doch sicher regelmäßig an.“

Ja, das tat Brad. Er nickte widerwillig.

„Das ist also nicht das Problem.“ Dann trat auf einmal Verstehen in die blauen Augen. „Herr Hoffmann erstattet auch Bericht, nicht wahr?“

Und Michael atmete langsam aus, nicht ganz ein Seufzen. „Es ist nichts wirklich Greifbares. Aber Brad wird nach seinen Beschreibungen immer distanzierter. Es erinnert mich an die Zeit, als er nach Rosenkreuz kam und wie er so gut wie jeden ignoriert hat.“ Eine Entwicklung, die ihm ganz und gar nicht fiel. Und vielleicht hätte er alles als Herrn Hoffmanns Einbildung abtun können, wenn nicht auch ein Teil davon in seinen Telefonaten mit Brad durchgedrungen wäre.

Sein Vater stand auf einmal neben ihm und eine warme Hand ruhte in seinem Nacken. „Er vermisst dich bestimmt genauso sehr wie du ihn. Und das Ganze ist nur eine Folge seines ganz persönlichen Verdrängungsmechanismus“, wurde leise gesagt.

Er legte den Kopf in den Nacken und sah zu seinem Vater hoch, las in dessen Blick, dass dieser ihn nicht bloß beruhigen wollte, sondern wirklich dieser Auffassung war. Und es klang nicht weit hergeholt, nicht wahr? Also beschloss er, daran zu glauben. Etwas in seiner Miene lockerte sich, verriet seinem Vater so diesen Entschluss.

Er wurde von einem wortlosen Lächeln begrüßt. „Gut. Und jetzt werden wir etwas essen, da du es bis jetzt versäumt hast, dich um dein Abendbrot zu kümmern.“

Als hätte jemand auf diese Worte gewartet, klopfte es im nächsten Moment an der Tür und sein Vater ging sie öffnen.

Es war Manja, die ihnen ein Tablett mit belegten Broten und etwas zu trinken brachte, sich dann schnell wieder verabschiedete.

„Nur etwas Leichtes?“, fragte er.

Wieder erhielt er ein Lächeln. „Du hast dein Training vernachlässigt“, wurde dann einfach nur gesagt und das war Antwort genug.

Mit mehr Appetit als in den vergangenen Tagen begann er zuzulangen und sein Vater tat es ihm gleich, nachdem dieser in dem anderen Sessel Platz genommen hatte.

Anschließend war er angenehm satt, ebenfalls etwas, was er seit einigen Tagen nicht mehr gewesen war und der mit dem Essen einhergehende Energieschub ließ ihn beinahe ungeduldig auf die Beine kommen. „Bereit?“

Amüsiert wurde er angesehen. „Es scheint dir besser zu gehen.“ Mit deutlicher Zufriedenheit. Sein Vater trank den letzten Schluck aus, erhob sich dann langsam. „Wir sollten uns vorher noch umziehen gehen, hm?“

Das klang ganz vernünftig und seine Mundwinkel zuckten ebenfalls. „Natürlich.“

Sie waren noch nicht weit gekommen, als ihn ein Geräusch innehalten ließ. Lauschend neigte er den Kopf, blieb aber ohne Ergebnis. „Hast du das gehört?“

Sein Vater war ebenfalls stehen geblieben, schüttelte auf seine Frage hin den Kopf, bevor ein verschmitztes Lächeln über dessen Lippen glitt. „Aber du solltest gleich keine Probleme mehr haben.“

Damit zog sich das Talent des Zeros zurück, gab ihm seinen anderen Sinn zurück, der sofort den Herumtreiber erfasste. Oder besser gesagt, die Herumtreiber. Und es war ganz bestimmt kein Instruktor darunter.

Mit einem schmalen, erwidernden Lächeln setzte er sich wieder in Bewegung, winkte seinem Vater ihm zu folgen.

Der gehorchte mit sichtlichem Amüsement, was allerdings hinter einer ausdruckslosen Maske verschwand, sobald sie zu den Missetätern aufschlossen.

Michael räusperte sich, sah, wie die beiden Kinder vor ihm zusammenzuckten. „Schuldig, Farfarello. Solltet ihr nicht im Bett sein? Soweit ich weiß ist es bereits Lichtaus.“

Schuldig starrte ihn an wie vom Blitz getroffen, völlig überrascht von der Tatsache, dass sein Talent ihm Michaels Annäherung nicht verraten hatte. Dann huschte der Blick der grünen Augen weiter zu seinem Vater und Blässe suchte das Gesicht des Jungen heim, der es sichtlich nicht verkraftete, gleich mit zwei von dieser Sorte konfrontiert zu werden.

Michael verbarg seine Belustigung, als er Schuldigs derzeitige Gedankengänge verfolgte. „Darf ich dir Herrn Schneider vorstellen? Du bist ihm sicher noch nicht begegnet.“

Hastig stellte Schuldig sein Starren ein, während Farfarello es war, der als erster antwortete. „Es freut mich Sie kennenzulernen, Herr Schneider.“ Und dem Iren konnte man das sogar glauben.

Schuldig hingegen wünschte sich sichtlich überall bloß nicht hier zu sein, nickte seinem Vater aber zumindest mit einem Schatten von Höflichkeit zu.

„Hm… und wärt ihr jetzt so nett, Michaels Frage zu beantworten?“

Schuldig schob die Hände in die Hosentasche und so etwas wie Trotz trat in die grünen Augen, nachdem der erste Schock überwunden war. „Wir haben Hunger. Darum wollten wir uns was zu essen besorgen.“ In dieser Aussage schwang nicht besonders viel Schuldbewusstsein mit.

In Michaels Kopf klang ein Lachen auf, auch wenn sein Vater nach außen hin nichts von dieser Reaktion zeigte. >Von irgendwoher kenne ich das doch.<

>Nun ja. Aber er ist nicht Brad. Und er hat sich erwischen lassen.<

>Was natürlich sein größter Fehler war<, wurde ihm zugestimmt.

„Dafür ist das Abendbrot da“, machte er Schuldig aufmerksam, der daraufhin einen bösen Blick in Farfarellos Richtung warf.

„Seinetwegen haben wir es verpasst. Weil er unbedingt so lange trainieren musste.“

„Und du bist nicht auf die Idee gekommen, Herrn Rudert um einen Pass zu bitten?“ Immerhin war es der Instruktor, der das Training durchgeführt hatte.

„Ich wollte ihn fragen“, war es Farfarello, der antwortete. „Doch Schuldig wollte es nicht.“

Über so viel Dummheit konnte Michael nur den Kopf schütteln. „Dein Stolz wird noch einmal dein Untergang sein. Oder auch dein Dickkopf…“ Dann verschwand auch dieser Funken von Humor. „Für heute gibt es kein Essen mehr, das habt ihr euch selbst zuzuschreiben. Und ich werde euch dem Komitee melden, damit sie sich um eure Strafe kümmern. Falls ich euch noch einmal nach Lichtaus draußen erwische, werdet ihr nicht so leicht davonkommen.“ Damit einher ging eine telepathische Berührung, die Schuldig daran erinnerte, dass er es sich besser nicht mit Michael verderben sollte und selbst Farfarello fröstelte darunter.

„Jawohl, Herr Schneider“, kam eine etwas stockende Erwiderung.

Und dann war auch schon Herr Müller da, der gerade Patrouille hatte, und es übernahm, die beiden zu ihrem Zimmer zurückzugeleiten.

„Ich glaube, ich werde den Jungen niemals verstehen, nicht einmal mit meinem Talent“, stellte er fest, nachdem er ihnen für einen Moment einfach nur nachgesehen hatte.

„Er erweist sich wirklich als ausgesprochen resistent“, stimmte ihm sein Vater nachdenklich zu. „Jedes andere Kind würde sein bestes tun, um weitere Strafen zu vermeiden. Und er scheint es manchmal direkt darauf anzulegen.“

„Möglicherweise will er gar keinen Gefallen an Rosenkreuz finden.“ Eine etwas verquere Logik vielleicht, doch Schuldig durchaus zuzutrauen.

„Das würde mich nicht überraschen. Und noch hat er es nicht übertrieben. Ich vertraue darauf, dass es dabei bleiben wird.“ Das ‚sonst‘ musste nicht ausgeführt werden. Damit schien das Thema für seinen Vater abgeschlossen.“ Der Andere blickte sich kurz um, bevor eine fragende Augenbraue hochgezogen wurde. „Noch irgendwelche Streuner?“, wollte er dann wissen. Und nach Michaels verneinendem Kopfschütteln legte sich erneut Stille über ihn.

Tatsächlich schafften sie es ohne weitere Störungen zu ihren Quartieren und konnten sich kurz darauf in Richtung Sporthalle aufmachen.

Abendliche Kühle umfing sie, kaum dass sie nach draußen traten, und er atmete unwillkürlich tief durch, nahm die Stille in sich auf, die seine Ohren wahrnahmen und die umso beeindruckender war, da er auch auf telepathischer Ebene absolute Ruhe hatte.

„In Momenten wie diesen kann man kaum glauben, sich auf einer Schule zu befinden, hm?“

„Ja, die gewisse Hektik fehlt irgendwie…“

„Nur dass man sie nicht unbedingt vermisst.“ Sein Vater lachte.

„Das ist wahr.“ Ein Lächeln erschien von ganz allein auf seinen Lippen. „Die Halle wird sicher auch leer sein.“ Was ihm nur Recht sein konnte. Er benötigte keine Zuschauer.

„Das werden wir gleich sehen. Vielleicht gibt es ja den einen oder anderen eifrigen Instruktor, der noch trainiert.“

„Nun, der wird es sich spätestens dann anders überlegen, wenn er sich gleich zwei Triumviratsmitgliedern gegenüber sieht.“

„Du hast aber keine gute Meinung von unseren Leuten.“ Mit hörbarer Belustigung.

„Ich behaupte nicht, dass sie Feiglinge sind. Uns allen wurde einfach zu lange eingebläut, dass wir Rang zu achten haben.“

„Dem kann ich kaum widersprachen“, gestand sein Vater zu.

Dann erreichten sie auch schon die Halle und es zeigte sich, dass sie tatsächlich unter sich waren. Sie brauchten nicht lange, um die benötigten Matten anzuordnen und sich aufzuwärmen und dann endlich konnte das Training losgehen.

Wenn man es denn überhaupt als Training bezeichnen konnte. Michael ließ völlig los, während sein Körper scheinbar von allein die richtigen Bewegungen absolvierte, fand noch eine weitere Art von Ruhe. Er hätte früher auf die Idee kommen sollen, es ganz einfach mit körperlicher Verausgabung zu versuchen, schoss es ihm noch durch den Kopf, dann verschwand auch dieser Gedanke.

Später war er so erschöpft wie schon lange nicht mehr und er sagte nichts dagegen, als sein Vater darauf bestand, ihn bis in sein Quartier zu begleiten. Vielleicht hatte dieser irgendwie gemerkt, dass jetzt der Gedanke an Brad wieder zurück war, auch wenn Michael sich nicht unbedingt noch Sorgen machte. Er vermisste ihn ganz einfach.

Unter dem warmen Wasser der Dusche lief er kurz darauf Gefahr, einfach einzuschlafen, aber ein Klopfen an der Badezimmertür holte ihn zurück. Er schüttelte den Kopf über sich selbst, bevor er das Wasser abstellte und sich abtrocknete. Dann musste er nur noch den Schlafanzug anziehen und gleich darauf lag er im Bett.

Er wurde zugedeckt wie damals, als er noch klein gewesen war. Und ebenso vertraut war die Hand, die sich für einen Moment auf seine Stirn legte.

„Schlaf gut, Michael.“
 

~TBC~
 

Irgendwie habe ich grad Mitleid mit Michael… ^^°

cya, cu ^-^

"Fast richtig. Ihr gebt uns euer Geld und euch wird nichts geschehen"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 118/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Ihr wisst noch, wo Anders nach seinem Abschluss eingesetzt wurde? ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Nun, es musste zwangsläufig so kommen. Als sich Michaels Schilde damals veränderten, wurde im Wesentlichen nur die Hintertür geschlossen, die Frau Kernen sich dort geschaffen hatte. Ansonsten ist es die Verbindung mit Brad, durch die ein Teil der Energie absorbiert wird – und die kann somit nicht mehr auf Michaels Umgebung abstrahlen. Je länger Brad fort ist, desto mehr sind die Auswirkungen von Michaels Talent wie früher. Aber keine Sorge, das gilt wirklich nur für die Dauer von Brads Abwesenheit ^^

Ich wünsche dir einen möglichst stressfreien Umzug! *zwinka*
 

@Kralle: Weiterhin einen schönen Urlaub ^___^ *winkz*
 

~ „Haben die Nonnen Angst vor dir?“

Nagis Miene verzog sich kurz zu einer Grimasse. „Sie glauben, ich hätte den Teufel in mir.“ Verachtung schwang in diesen Worten mit und ein Wind kam auf, der keine natürliche Ursache hatte, zersauste braune Haare und zupfte an der Kleidung des Jüngeren. Es war ein Versprechen auf den Sturm, der kommen würde. ~
 

(Brad und Nagi, Finding Home, Teil 18)
 

Teil 118 „Fast richtig. Ihr gebt uns euer Geld und euch wird nichts geschehen“
 

Brad warf einen Blick auf die Uhr und fand bestätigt, was ihm das Gefühl der Leere in seinem Magen bereits hatte vermuten lassen: es wurde Zeit fürs Mittagessen. Normalerweise hätte Herr Hoffmann dafür gesorgt, dass er das Essen nicht verpasste, aber heute war der Ältere unterwegs und konnte die Aufgabe nicht übernehmen.

In diesem Moment klopfte es an der Tür und Brads Talent lieferte ihm von ganz allein die gewünschte Information. Anscheinend hatte Herr Hoffmann es sich nicht nehmen lassen, einen Ersatzmann zu finden. „Du kannst hereinkommen, Anders“, meinte er zur Tür hin, während er die paar Handgriffe tat, die erforderlich waren, um eine zufriedenstellende Ordnung auf seinem Schreibtisch herzustellen.

Der andere Precog folgte seiner Aufforderung und warf einen neugierigen Blick in die Runde. „Sie haben dich gut untergebracht, was?“

Brad zuckte mit den Schultern. „Was sollten sie auch sonst tun. Und so häufig habe ich gar nicht die Gelegenheit, mich hier aufzuhalten.“ Braune Augen suchten nach dem Blick grauer. „Ich nehme an, dass du mich zur Kantine begleiten möchtest?“

„Wenn du nichts dagegen hast.“ Mit einem schmalen Lächeln.

Er neigte zustimmend den Kopf und machte sich auf den Weg, woraufhin Anders sich ihm anschloss. Kurz darauf saßen sie in dem Bereich, der für die Führungskräfte reserviert war und waren aufgrund der fortgeschrittenen Stunde unter sich. Dennoch ergaben sich keine Probleme damit, etwas Vernünftiges auf den Tisch zu bekommen.

„Hat Herr Hoffmann dich angesprochen oder war es umgekehrt?“, ergriff Brad schließlich das Wort, nachdem sie die ersten Bissen verzehrt hatten.

Wieder erhielt er ein schmales Lächeln. „Vor dir kann man auch gar nichts verbergen…“

„Nun, man kann es versuchen“, lautete seine ungerührte Antwort.

„Du bist genauso kalt wie damals.“ Anders schien amüsiert.

„Was willst du?“, ging Brad nicht darauf ein. Schließlich war es Anders, der ihn sprechen wollte.

„Mm… vielleicht möchte ich mich nur in der Chefetage in Erinnerung rufen…“

Sein Blick fand wieder den des Älteren. „Du möchtest dein eigenes Team haben.“ Keine Frage, eine Feststellung. Und etwas, das Brad gut nachvollziehen konnte. „Es ist noch zu früh für dich.“

„Dennoch kann es nichts schaden, ein wenig Lobbyarbeit in eigener Sache zu betreiben.“ Anders war von seiner Einschätzung nicht überrascht.

„Und du hast die Gelegenheit genutzt, die mein Hiersein dir bietet.“ Nun war Brad beinahe amüsiert.

„Hättest du es anders gehalten? Immerhin wäre es frech, einfach einen entsprechenden Brief an Herrn Schneider zu schreiben. Und wann hat man schon mal die Chance, mit dem de-facto-Leiter unseres schönen Büros zu sprechen, den man sogar noch von der Schule kennt? Außerdem… mein Talent hat mir keine negativen Folgen für unser Gespräch gezeigt.“ Nur mit einem Hauch von Ironie.

Sie tauschten einen verstehenden Blick aus, der mit einem Gefühl der Überlegenheit einherging, das in dieser Ausprägung nicht einmal unter Talenten häufig zu finden war.

Anders‘ nächstes Lächeln hatte Ähnlichkeit mit einem Grinsen. „Ich wäre schon früher vorbeigekommen, nachdem ich von deinem Besuch hier erfahren hatte, doch bis heute habe ich es einfach nicht geschafft, bis ins Büro zu kommen.“

„Dir ist die Arbeit dazwischen gekommen, hm? Hast du wieder ein Talent für uns gefunden?“

In einer klaren Bitte um weitere Erläuterung wurde eine Augenbraue in die Höhe gezogen.

„Nagi ist ein sehr vielversprechender Telekinet“, kam er der Bitte nach.

„Ah, ja. Der Kleine aus dem katholischen Heim.“ Anders‘ Miene verfinsterte sich. „Sie standen kurz davor, ihm den Teufel auszutreiben. Abergläubisches Pack.“ Die Dunkelheit verschwand wieder. „Hat er sich gut eingelebt?“

„Das kann man wohl behaupten. Die Lehrer sind begeistert von ihm, ebenso wie sein Instruktor.“

„Nun, er war sehr still, als ich ihn aufgelesen hatte. Ich dachte zuerst, er würde mich nicht verstehen. Aber sein Englisch war überraschend gut.“

„Sein Deutsch wird auch ständig besser. Er hat jemanden, mit dem er üben kann.“

„Die Kinder haben ihn akzeptiert? Immerhin war er der erste Japaner, nicht wahr?“ Anders klang aufrichtig interessiert.

Brads Mundwinkel kurvten in ein flüchtiges Lächeln. „Er hatte anfangs so seine Schwierigkeiten. Doch das lag wahrscheinlich mehr an seinem Alter als an seiner Herkunft. Aber dann kam André ins Heim und die beiden sind in etwa gleich alt.“

Anders legte für einen Moment sein Besteck aus der Hand und griff nach seinem Glas. Dann wurde Brad mit einem leichten Stirnrunzeln gemustert. „Ein interessanter Zufall. In diesem Alter bekommen wir Talente eher selten in die Hände.“

„Noch besser ist, dass André als Telepath nicht weniger begabt ist als Nagi mit seinem Talent.“

Der Ältere lachte kurz auf. „Das klingt jetzt fast schon wie Schicksal. Wo wir doch so wenig daran glauben.“

„Jedenfalls nicht weiter als dass wir es in unseren eigenen Händen halten“, stimmte Brad ihm zu.

Anders nickte. „Wenn wir schon einmal bei dem Thema Hoffnungsträger sind. Wer trägt jetzt eigentlich meine Streifen?“

Brad neigte den Kopf ein wenig zur Seite. „Er heißt Henrik. Ich nehme an, er wäre ein wenig zu sanft für dich…“

Das brachte ihm ein Schnauben ein. „Und das kommt von dir. Irgendwo wird sich in dem Jungen schon ein stählerner Kern verbergen, sonst hättest du ihn garantiert nicht ausgewählt. Ich habe dir schon einmal gesagt, dass du mich nicht so leicht täuschen kannst.“

Brad blieb von dieser Aussage unbeeindruckt, vielleicht wurde der Ausdruck der braunen Augen noch einen Grad kühler. „Ich täusche niemanden.“

Anders‘ Lächeln wurde nur ausgeprägter. „Ich habe mich vielleicht ein wenig unglücklich ausgedrückt“, wurde dann zugestanden. Und sie beide wussten, was dahinter ungesagt blieb.

Sie beendeten ihr Essen schweigend, aber die Stille war nicht angespannt. Und als es Zeit wurde, wieder an die Arbeit zu gehen, reichte Brad dem Älteren zum Abschied die Hand.

„Ich werde ein Auge auf dich haben.“ Was alles andere als eine Drohung darstellte. Denn natürlich würde er Anders‘ Karriere im Blick behalten, immerhin hatte er dessen Eid. Und das war keine Einbahnstraße.

Anders verstand vollkommen und lächelte zufrieden. „Genau das wollte ich hören.“ Und bevor der Ältere endgültig ging, ruhte die rechte Faust noch für einen Moment über dessen Herzen.
 

Der restliche Tag verflog so rasch wie der Vormittag zuvor, und bevor er es sich versah, klopfte es wieder an der Tür. Dieses Mal war es Herr Hoffmann, der eintrat.

Brad hieß ihn mit einem Nicken willkommen und mit der nächsten Geste lud er den Älteren dazu ein, Platz zu nehmen. „Wie ist ihr Gespräch mit Herrn Fujimiya gelaufen?“, wollte er wissen, nachdem Herr Hoffmann es sich bequem gemacht hatte.

Der schenkte ihm ein etwas schiefes Lächeln. „Musst du überhaupt noch fragen? Natürlich lief es genau so, wie du es vorhergesagt hattest. Die schwierigen Punkte erwiesen sich daraufhin als gar nicht mehr so schwer zu lösen und der Vertrag ist jetzt unterschriftsreif.“

„Herr Kotegawa wird sich freuen, dies zu hören.“

„Und was ist mit dir? Immerhin hat sich allein deswegen unsere Abreise verzögert.“

Brads Blick war sehr ruhig, als er den blauen Augen des Älteren begegnete. „Ich sehe unserer Rückkehr nach Rosenkreuz natürlich entgegen. Aber auch wenn Herr Kotegawa die Unterschrift leisten wird, so bleibt vorher noch eine Sache zu erledigen.“

Herr Hoffmann hielt seinen Blick für ein paar lange Momente fest, seufzte schließlich kaum hörbar. „Herr Moriyama hat bereits eine Einladung ausgesprochen“, wurde ihm dann Recht gegeben. „Natürlich möchte er dich dabeihaben, wenn der Vertragsabschluss bei einem Essen gefeiert wird.“

„Natürlich.“ Brad war nicht einmal in Ansätzen überrascht.

Der Ältere sah ganz so aus, als wollte er wieder seufzen, doch diesmal verließ kein Laut dessen Lippen. Stattdessen wurden erst die Unterlagen und dann der Laptop vor Brad gemustert. „Du hast für heute genug gearbeitet.“

„Wenn Sie es sagen…“

„Ja, das tue ich.“ Energisch stand Herr Hoffmann auf. „Ich hoffe, du hast wenigstens deine Mittagspause eingehalten.“

„Nun, Sie haben Anders nicht umsonst geschickt.“

Das brachte ihm ein zufriedenes Lächeln ein. „Er wollte nur wissen, wann du am ehesten Zeit hast“, kam dann eine vollkommen unschuldige Erklärung.

Brad zog kaum merklich eine Augenbraue hoch. „Hm, genau das hatte ich mir bereits gedacht.“

Herr Hoffmann stutzte, schüttelte dann lachend den Kopf.

Und irgendetwas daran sorgte dafür, dass in braunen Augen für einen Moment ganz deutlich der Wunsch stand, dass dieser Ausflug nach Japan endlich vorüber sein würde.
 

„Crawford-san, ich hoffe, Sie werden bald wieder nach Japan kommen.“

Der Abend war lang geworden, Herr Kategawa hatte sich bereits verabschiedet, und endlich schien auch Herr Moriyama bereit, den Abend enden zu lassen.

Brad lächelte den älteren Mann in Erwiderung an. „Ich bin mir sicher, dass sich die Gelegenheit ergeben wird. Und natürlich werden sie dann davon erfahren.“

„Ich werde mich darauf verlassen.“ Beinahe jovial wurde ihm die Hand gereicht und Brad ergriff sie, bevor er sich seinerseits verbeugte.

„Vielen Dank für Ihre Einladung.“

„Das ist wirklich gern geschehen“, wurde ihm versichert, dann verabschiedete sich der Japaner auch von Herrn Hoffmann.

Womit Brad vor Herrn Fujimiya stand. Er trat noch ein kleines Stück näher, näher als angebracht war, und der Andere hatte sichtlich Mühe, nicht zurückzuweichen. Braune Augen waren sehr kühl, als er die nächsten Worte sprach. „Sie sollten mehr Zeit mit Ihren Kindern verbringen, Fujimiya-san. Sie helfen ihnen nicht damit, immer nur am Arbeiten zu sein.“

Der Japaner war sichtlich überrascht von dieser Aussage und in den dunklen, blauen Augen leuchtete eine stumme Frage auf. Doch sie wurde nicht gestellt, stattdessen erhielt Brad ein ruckartiges Nicken, das alles von Zustimmung bis Abschied bedeuten konnte.

Draußen wartete ein Wagen auf die beiden Japaner, Herr Moriyama hatte den Vorteil eines Fahrers, der nur vorzufahren brauchte. Sie selbst waren mit dem Taxi gekommen und hätten wieder eins direkt zum Restaurant bestellen können, aber Brad wollte zunächst einen freien Kopf bekommen und auch Herr Hoffmann war nicht ganz um den Alkohol herumgekommen.

Eine Hand legte sich auf seine Schulter, kaum dass sie die ersten Schritte getan hatten, und fragend wandte er sich Herrn Hoffmann zu, ohne langsamer zu werden.

„Womit hast du Herrn Fujimiya verschreckt?“, wollte der Ältere wissen, dem die Reaktion des Japaners nicht entgangen war.

Er zuckte nur knapp mit den Schultern. „Es war nichts Besonderes. Ich habe ihm lediglich geraten, weniger zu arbeiten.“

Brad wurde ein wenig ungläubig gemustert. „Das ausgerechnet von dir… Ich glaube, ich will gar nicht wissen, warum du ihm diesen Rat auf den Weg gegeben hast.“

Er nahm Herrn Hoffmann beim Wort und sagte nichts dazu, kam auf etwas ganz anderes zu sprechen und vielleicht schwang da ein Funken Humor in seiner Stimme mit. „Und wie hatte die Frau es eigentlich geschafft, Sie so zu verschrecken?“

„Sie hatte mich nicht verschreckt“, wurde sofort abgewehrt. „Ich war lediglich überrascht, dass sie mich so offen angesprochen hat.“

„Sie haben ihre Nummer?“

„Ihre ganze Visitenkarte. Ich hoffe für die Dame, dass sie so etwas nicht zu häufig macht. Das könnte sich als gefährlich erweisen, falls sie an den Falschen gerät.“

„Sie wird schon nicht dumm genug gewesen sein, ihre Adresse draufzuschreiben. Und wenn doch, ist es ihre Sache, was passiert.“

„Du hast für uns Talentlose immer noch nicht besonders viel Mitleid übrig.“

„Ich habe für Dummheit kein Mitleid übrig“, stellte er klar und bevor Herr Hoffmann darauf etwas erwidern konnte, wurde ihnen der Weg versperrt.

Es war eine Bande Jugendlicher, die sich die Gegend wohl in der Hoffnung ausgesucht hatten, hilflose Opfer zu finden.

„Sieh mal, ein paar Gaijin und gut betucht sehen sie auch aus“, stieß einer seinen Kumpel in die Rippen, offensichtlich in der Annahme, nicht verstanden zu werden.

„In dem Fall werden sie uns bestimmt was abgeben.“ Der Sprecher und Anführer dieser kleinen Truppe trat auf sie zu, ein Messer in der locker herunterhängenden Hand. Entweder wollte er auf cool machen oder er hielt sie für absolut keine Bedrohung.

Herr Hoffmann war mit dem ersten Schritt des Anderen vor Brad getreten, der innerlich über dieses unlogische Verhalten seufzte.

„Ihr solltet uns in Ruhe lassen und niemandem wird etwas geschehen.“ Herr Hoffmann sprach vollkommen ruhig.

Der Anführer war kurz überrascht, auf Japanisch angesprochen zu werden, lächelte dann aber. „Fast richtig. Ihr gebt uns euer Geld und euch wird nichts geschehen.“ Die Faust um das Messer schloss sich etwas fester, eine Geste, die Brad mit schmalen Augen verfolgte.

„Herr Hoffmann“, warnte er leise, doch der Ältere hörte ihn nicht – oder wollte ihn nicht hören.

Die Gruppe schien unruhig zu werden. Nicht aus Nervosität, sondern weil sie Action sehen wollten. Was ihrem Anführer natürlich nicht entging.

„Also, wo bleibt das Geld?“ Das Messer wanderte höher. Und auch wenn den Anderen keine Geste verriet, so wusste Brad, dass dieser bereits eine Entscheidung getroffen hatte.

„Christian.“ Diese Anrede brachte ihm endlich Herrn Hoffmanns Aufmerksamkeit ein. „Lassen Sie mich das erledigen, es ist besser so.“ Die kühle Stimme sagte mehr als deutlich, dass es sich um keinen bloßen Vorschlag handelte.

Und auch wenn da für einen winzigen Augenblick Rebellion in dem Blau seines Gegenübers stand, so gehorchte Herr Hoffmann ihm doch. „Ich hoffe, du weißt, was du da tust…“ Die Worte waren kaum mehr als ein Flüstern.
 

~TBC~
 

Keine Sorge… Brad macht sich auch keine Sorgen ^.~ *grins*

cya, cu ^-^

"Darf ich mich jetzt um Ihre Verletzung kümmern, Herr Crawford?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 119/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Brad hat wie immer alles im Griff ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Der arme Herr Hoffmann, wenn er das hören würde. Ich muss allerdings zugeben, dass Brads Gedanken in die gleiche Richtung liefen ^^#

Das war übrigens wirklich ein _sehr_ früher Commi… o.O
 

@Kralle: *lach* Ganz so absolut würde ich es nicht ausdrücken, aber er hat wirklich selten genug einen Anlass, sich sorgen zu machen ^^
 

Teil 119 „Darf ich mich jetzt um Ihre Verletzung kümmern, Herr Crawford?“
 

Da Brad ebenfalls Japanisch gesprochen hatte, fühlte sich der Anführer nicht ausreichend ernst genommen und das Geld wurde ihm allmählich völlig egal. Was vielleicht mit den Anfeuerungsrufen aus dem Hintergrund zu tun hatte. Niemand wollte hier sein Gesicht verlieren.

Herr Hoffmann sah es zu spät, doch Brad schob ihn aus dem Weg und fing das Messer zwischen seinen bloßen Handflächen ab. Ein Ruck und es flog im hohen Bogen davon. Doch statt aufzugeben mischte sich der nächste ein und nun wurde es Brad zu bunt. Da Herr Hoffmann sich momentan in Sicherheit befand, aller Aufmerksamkeit galt gerade nur Brad, konnte er sich ganz auf seinen neuen Angreifer konzentrieren.

Dieser schien nicht mehr klar denken zu können, rannte einfach auf ihn zu. In einer fließenden Bewegung glitt Brad in die korrekte Grundstellung und was er dann tat, sorgte dafür, dass der Andere buchstäblich in sein eigenes Messer rannte.

Regungslosigkeit beherrschte für ein paar endlose Atemzüge das Bild, bevor er den Verwundeten beinahe sanft zu Boden gleiten ließ. Der Japaner umklammerte mit fassungslos geweiteten Augen das Heft des Messers, sah ganz so aus, als wollte er es herausziehen.

Eine nachvollziehbare Reaktion in dieser Situation, aber ganz sicher nicht die klügste. Brad hielt dessen Handgelenk für eine Sekunde in einem festen Griff und die braunen Augen waren ausdruckslos, als er so die Aufmerksamkeit des Anderen erhielt. „Mach das nicht. Am besten rührst du dich ganz einfach nicht und du wirst die heutige Nacht überleben.“

Der andere Teenager wusste wahrscheinlich nicht einmal, warum er Brad glaubte, doch er gehorchte. Was für sie alle am besten so war. Und als dieses bisschen Anspannung gewichen war, wurde der Japaner bewusstlos.

„Was hast du mit ihm gemacht?“, klagte ihn eine Stimme in seinem Rücken an. Jeder Kampf war aus dem Anführer gewichen und auch die anderen Mitglieder der Möchtegern-Bande waren ganz sicher nicht mehr auf Blut aus, nachdem tatsächlich welches geflossen war.

Sie eilten alle zu ihrem Freund und knieten neben ihm nieder, während Brad sich erhob und zum ersten Mal die Gelegenheit hatte, sie wirklich zu betrachten. Das Ergebnis sorgte dafür, dass er beinahe die Augen verdrehte. Bei der Kleidung, die sie trugen, hatten sie solche Überfälle ganz bestimmt nicht nötig. Es ging also bloß um den Nervenkitzel. Kein Wunder, dass er das Gefühl gehabt hatte, dass es besser keine Toten geben sollte. Denn diese Kinder würden vermisst werden.

Einer von ihnen wühlte jetzt nach seinem Handy und das war etwas, das Brad nicht zulassen konnte. Er bewegte sich lautlos und blitzschnell und ein paar Sekunden später waren auch die anderen bewusstlos.

Brad wandte sich zu Herrn Hoffmann um, der noch dabei war, das Geschehene zu verarbeiten. „Ich wusste, was ich tat“, meinte er sehr ruhig.

Kurz war der Ältere wie erstarrt, als ihm dessen Worte auf diese Weise zurückgegeben wurden, dann erschien ein widerwilliges Lächeln auf dessen Lippen. „Ja, das hast du wohl.“ Die blauen Augen schweiften über die liegenden Gestalten hinweg. „Sind sie noch am Leben?“

„Ja, und dabei sollte es auch bleiben“, versicherte Brad ihm, den Älteren immer noch musternd. Herr Hoffmann sah so aus, als würde da noch unverbrauchtes Adrenalin in ihm kreisen. Er neigte den Kopf leicht zur Seite, als ihm eine Idee kam. „Vielleicht sollten Sie ihr Angebot annehmen… Sie sehen so aus, als müssten sie ein wenig Energie abbauen.“

Der Ältere brauchte nur eine Sekunde, um ihn zu verstehen, lachte dann. „Wie kannst du das nur mit einem so ernsten Gesicht sagen…“

Brad zog lediglich eine Augenbraue hoch. Schließlich hatte er es ernst _gemeint_.

Was Herrn Hoffmann auch klar wurde. Der Ältere schien kurz in sich hineinzuhorchen, kam dann zu einer Entscheidung. „Gut, vielleicht hast du Recht. Immerhin steht für morgen nichts an. Aber zunächst sollte hier jemand aufräumen.“

„Ich werde mich darum kümmern. Ich habe Ihnen bereits bewiesen, dass ich keinen Babysitter benötige.“ Damit griff er nach seinem Handy und ignorierte Herrn Hoffmann ausdrücklich. Dieser würde den Hinweis schon verstehen.

Trotz der fortgeschrittenen Stunde dauerte es nicht lange, bis jemand am anderen Ende abnahm. „Jansen?“

„Guten Abend, Martin. Ich bräuchte hier jemanden, der ein bisschen Aufräumarbeit leistet.“

Stille, eine Sekunde, zwei Sekunden. Dann: „Brad. Geht es dir und Herrn Hoffmann gut?“

„Natürlich, wir sind beide unverletzt.“

Martin schien tief durchzuatmen. „Ein Sweeper-Team?“, wollte der Ältere anschließend wissen.

„Nein, ich habe aufgepasst. Ein guter Telepath genügt. Und wenn wir freundlich sind, schickst du noch einen Heiler mit.“

„Sind wir das? Freundlich meine ich.“

Brads Blick ging in die Ferne, als er ein paar unterschiedliche Möglichkeiten verfolgte. „Hm, wir sind es“, lautete schließlich sein Urteil. Dann teilte er Martin noch mit, wo sie zu finden waren, was das Gespräch abschloss.

Er steckte sein Handy weg, bevor sein Blick Herrn Hoffmann fand. „Sie sind ja immer noch hier.“

Herr Hoffmann hielt seinem Blick mühelos stand. „Ich warte noch, bis sie da sind. Herr Schneider würde es nicht gefallen, wenn ich dich allein lassen würde.“ Ein schmales Lächeln folgte. „Auch wenn ich weiß, dass du keinen Babysitter benötigst.“

Brad fand sich damit ab, dass er in diesem Punkt nicht gewinnen konnte. Und immerhin hielt Herr Hoffmann Wort und verabschiedete sich, als die Wagen vorgefahren kamen.

Es war Martin, der als erster ausstieg und sich zunächst davon überzeugte, dass Brad die Wahrheit gesagt hatte und ihnen nichts passiert war. Dann erst wandte er sich dem Grund seines Hierseins zu. „Wegen dieser Kinder wurde also mein Feierabend unterbrochen.“

„Nun, du hättest nicht persönlich herkommen müssen.“

Ein Schnauben antwortete ihm darauf. „Danke, aber ich mag meinen Job. Aber was war eigentlich los?“

„Sie wollten nur ein bisschen Spaß haben und haben sich die falschen Opfer ausgesucht.“

„Ja, das sehe ich.“ Das Messer wurde gemustert, das immer noch in dem einen Japaner steckte. „Du hast dich zurückgehalten, was?“

„Ihr Tod hätte nur Ärger gemacht. Von daher werden sie ihr Abenteuer heute ganz einfach vergessen und wir sie dann auch.“

„Klingt gut.“ Martin winkte seine beiden Begleiter heran und die beiden Talente erledigten ihre Arbeit mit müheloser Effizienz.

„Sie werden in ein paar Minuten aufwachen und sich an nichts erinnern“, teilte ihnen der Telepath mit. Der Heiler hatte seinen Patienten bereits für gesund erklärt und ihm sogar ein anderes Shirt angezogen, so dass sich später niemand über die Spuren wundern konnte, die das ursprüngliche Kleidungsstück trug. Es war reine Routine.

Es war der Heiler, der als nächstes wieder das Wort ergriff. „Darf ich mich jetzt um Ihre Verletzung kümmern, Herr Crawford?“

Brad runzelte die Stirn, folgte dann dem Blick des Älteren zu seinem Arm. Und erst als er es sah, begann er auch den Schmerz zu spüren. Offenbar war er bei seiner Abwehr vorhin ein wenig unvorsichtig gewesen. Wortlos hob er den Arm und der Heiler griff mit sichtlicher Zufriedenheit nach seinem Handgelenk, um ihn ruhig zu halten.

Und dann geschah gar nichts.

Dieses Mal war es der Andere, der die Stirn runzelte. „Ich verstehe das nicht…“, hörte Brad ihn murmeln und das erinnerte ihn an etwas.

Ohne jedes äußerliche Zeichen nahm er seine Schilde zurück. „Probieren Sie es noch einmal.“

Der Heiler warf ihm einen schnellen Blick zu, folgte dann seinem Rat und stieß bei diesem Versuch auf keine weiteren Probleme.

Martin hatte das Ganze mit einem resignierten Gesichtsausdruck beobachtet und wandte sich nun an die beiden. „Gut, Sie warten in einiger Entfernung noch ab, ob sich Unverträglichkeiten zeigen, dann kehren Sie auf Ihre Posten zurück.“

Sie nickten. „Jawohl, Herr Jansen.“

Kurz darauf waren sie wieder unter sich. „Nichts von der Verletzung gemerkt, ja?“ Mit einem Kopfschütteln. Eine Reaktion wurde jedoch nicht abgewartet. „Kann ich dich irgendwo absetzen?“

Seine Lippen bogen sich in ein schmales Lächeln. „Da ich noch einen Bericht zu schreiben habe, würde ich das Büro vorschlagen.“

„Kann das nicht bis morgen-“ Martin unterbrach sich mit einem weiteren Kopfschütteln selbst. „Vergiss es, bei dir kann es natürlich nicht bis morgen warten.“
 

Martin begleitete ihn nicht hinein, Brad sah keinen Anlass, ihm auch noch den Rest des Abends zu verderben. Und so war er allein, als er den Empfangsbereich betrat.

Der war natürlich auch um diese Zeit besetzt, auch wenn es sich nur um jemanden vom Wachschutz handelte. „Guten Abend, Herr Crawford. Kann ich etwas für Sie tun?“

„Nein danke, ich muss nur ins Büro hoch.“ Seine Füße trugen ihn bereits in Richtung Fahrstuhl.

Der sich vor ihm öffnete, bevor er den Knopf drücken konnte.

„Tanaka-san“, begrüßte er den Mann, der sich in der Kabine befand.

„Guten Abend, Crawford-san“, der Ältere machte keine Anstalten auszusteigen. „Herr Jansen hat mich informiert, dass Sie noch einmal ins Büro zurückkehren.“

Eine Augenbraue wanderte nach oben. „Ich hoffe, er hat Sie nicht dazu abgestellt, auf mich aufzupassen.“

Herr Tanaka lachte amüsiert. „Er meinte, ich solle ein Auge auf Sie haben“, wurde dann zugegeben. „Sie hatten einen Zusammenstoß mit einer Bande Jugendlicher und sind verletzt worden?“ Das klang eindeutig besorgt.

Anscheinend hatte Martin deutlich übertrieben. „Es waren nur ein paar Möchtegern-Gangster. Und um den kleinen Schnitt hat sich der Heiler gekümmert. Es werden sich ganz bestimmt keine Komplikationen deswegen ergeben.“

Den Älteren schien das zwar etwas zu beruhigen, doch oben angekommen trennte dieser sich trotzdem nicht ohne Weiteres von ihm. „Ich werde Ihnen Tee bringen lassen.“

„Vielen Dank“, erhob Brad keine Einwände. „Aber warum sind Sie eigentlich noch hier? Für die Nachtschicht sollten Sie als Chef doch nicht verantwortlich sein.“

Das brachte ihm ein Lächeln ein. „Ich teile mich dennoch regelmäßig dafür ein. Zum einen kann ich mich dann in aller Ruhe um liegen gebliebenen Papierkram kümmern und zum anderen macht das einen besseren Eindruck.“

„Hm, ich verstehe.“ Und Brad lächelte ebenfalls.

Kurz darauf saß er vor seinem Laptop, während eine heiße Tasse griffbereit neben seiner rechten Hand vor sich hindampfte. Er brauchte nicht lange, um den Bericht an sich fertigzustellen, ein wenig mehr Arbeit hatte er mit den kurzen Dossiers zu seinen Angreifern. Doch zumindest kannte er dank des Telepathen deren Namen und die hatten ihm versichert, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte.

Vielleicht ließ sich das Wissen um diese nicht ganz legalen Freizeitaktivitäten sogar eines Tages nutzen. Natürlich nicht direkt bei den Teenagern. Dafür aber bei deren Vätern.

Ein sehr schmales Lächeln zog seine Mundwinkel nach oben, als er alles zusammen abschickte. Und dann lehnte er sich bequem zurück und trank langsam von seinem Tee, während er auf den Anruf von Michael wartete, den er in wenigen Minuten erhalten würde.
 

Es war spät, als er schließlich in ihr Apartment zurückkehrte – oder auch sehr früh. Mit einer gewissen Genugtuung registrierte er, dass Herr Hoffmann nicht allein war. Das war der Grund, warum er besonders leise war, als er sich im Bad fertigmachte. Möglicherweise war er aber auch ganz einfach zu müde war, um laut zu sein. Sein Bett war ein ausgesprochen willkommener Anblick und er schlief ein, kaum dass er sich richtig zugedeckt hatte.

Es war alte Gewohnheit, die ihn trotz allem in der Frühe aufwachen ließ und auch wenn Brad für einen Moment darüber nachdachte, sich einfach noch einmal umzudrehen, so hielt er nicht wirklich lange an dieser Idee fest.

Eine Dusche später war fast jede Schläfrigkeit gewichen und dann musste er nur noch darauf warten, dass der Kaffee durchlief. Hunger hatte er noch keinen, also zog er sich mit der Tasse und der Zeitung auf die Couch zurück.

Es blieb noch eine Weile ruhig, doch irgendwann begann sich auch in dem anderen Zimmer etwas zu rühren. Brad registrierte es nur nebenbei, zu sehr in seine Lektüre vertieft. Aber als schließlich jemand das Wohnzimmer betrat, konnte er es nicht mehr ignorieren.

„Guten Morgen“, begrüßte er die Frau höflich, die von seiner Anwesenheit sichtlich überrascht war. „Wünschen Sie einen Kaffee?“ Als sie stumm den Kopf schüttelte, wandten sich die braunen Augen Herrn Hoffmann zu. „Sie vielleicht?“

„Ja, gerne“, lächelte der Ältere.

Brad nickte, stand dann auf und begab sich in die Küche. Hinter sich konnte er die Frau leise sprechen hören.

„Das ist mein Arbeitskollege“, wurde ihr von Herrn Hoffmann erklärt, der sie gleichzeitig zur Wohnungstür begleitete. Es wurden noch ein paar weitere Worte ausgetauscht, dann hörte er die Tür gehen und wusste so, dass sie wieder unter sich waren.

Mit der gefüllten Tasse in der Hand wandte er sich um und musterte Herrn Hoffmann, der jetzt im Türrahmen stand und immer noch lächelte. „Eine angenehme Nacht gehabt?“

Das Lächeln wurde ausgeprägter. „Ich kann mich nicht beklagen.“ Die Tasse wurde ihm abgenommen und Herr Hoffmann nahm vorsichtig einen ersten Schluck. Als sich die blauen Augen anschließend wieder auf ihn richteten, stand bedeutend mehr Ernst in ihnen. „Was ist mit dir? Ist die Verletzung wirklich ordentlich verheilt?“

Brad schüttelte nur den Kopf. „Warum wissen Sie darüber bereits Bescheid?“

„Das gehört zu den Dingen, die du nicht wissen musst“, verweigerte der Ältere die Auskunft. Dann wurde die Tasse abgestellt und eine Hand auffordernd in seine Richtung ausgestreckt.

Und Brad ließ mit einem ergebenen Seufzen zu, dass sein Arm inspiziert wurde.

„Du musst mir zugestehen, dass ich hier meinen Rücken decken muss. Herr Schneider würde es mir schließlich nie verzeihen, wenn ich dich nicht unversehrt zurückbringen würde.“

„Hm, vielleicht…“ Es klang vollkommen indifferent. Aber Brad lächelte.
 

~TBC~
 

Im nächsten Teil geht es nach Rosenkreuz zurück ^^

cya, cu ^-^

"Das ist nur eine andere Art mir zu sagen, dass ich zu viel arbeite"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 120/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Endlich zurück auf Rosenkreuz ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Kralle: Hey, es ist nun wirklich nicht so, dass ich sie auseinanderhalten _will_, aber manchmal ergibt es sich ganz einfach ^^# Und dafür passieren solche Trennungen ja nicht so häufig, nicht wahr ^^
 

@Jemma: Was soll ich sagen, Herr Hoffmann ist eben auch nur ein Mann. Und Brad lag mit seiner Einschätzung völlig richtig, nach dem Zwischenfall mit den Teenagern brauchte Herr Hoffmann die Gelegenheit, sich abzuregieren *grins*
 

Teil 120 „Das ist nur eine andere Art mir zu sagen, dass ich zu viel arbeite“
 

Michael konnte nicht genau sagen, wie oft er in der letzten Stunde auf die Uhr geschaut hatte, ohne dass sich der Zeiger vorwärts zu bewegen schien. Er wusste nur, dass es viel zu oft gewesen war.

Mit einem Seufzen gab er schließlich auf und schob die Arbeit von sich, bevor er sich in seinem Sessel zurücklehnte, die Finger hinter dem Kopf verschränkend. Er kannte Brads Zeitplan und demzufolge müsste der Junge jede Minute zurück sein. Und dennoch hatte er ihn bisher nicht orten können.

Eisblaue Augen wurden geschlossen, als er ein weiteres Mal nach draußen griff. Sein Körper entspannte sich dabei, weil er in diesem Moment die enge Kontrolle aufgeben konnte, doch das war Michael gar nicht bewusst. Seine ganze Aufmerksamkeit war auf eine andere Ebene gerichtet, die zwar nicht verlassen war, auf der aber weiterhin jedes Zeichen von Brad fehlte.

Die Minuten vergingen in zäher Behäbigkeit, unbeeindruckt von Michaels Wünschen und irgendwann ließ er von seiner Suche ab. Seine Ungeduld würde rein gar nichts ändern und Brad würde vielleicht über seine Irrationalität lachen. Und dennoch fand er sich kurz darauf dabei wieder, sein Büro zu verlassen.

Die Gänge waren verlassen, alle Schüler befanden sich im Unterricht. Konzentration summte um ihn herum, hatte in ihrer Vertrautheit etwas Beruhigendes. Mit bewusst langsamen Schritten suchte er sich seinen Weg nach draußen, wo er von Sonnenschein empfangen wurde.

Wieder schloss er die Augen, dieses Mal jedoch nur, um sein Gesicht den warmen Strahlen entgegenzuheben. Und weil Brad in diesem Moment nicht bei ihm war, gab er sich mit den Erinnerungen zufrieden, die mit der Wärme einhergingen.

Erst das Geräusch eines Motors holte ihn in die Gegenwart zurück und obwohl er immer noch in der Sonne stand, wurde ihm im nächsten Moment kalt. Denn er konnte sehen, dass Brad im Wagen saß. Bloß sein Talent hatte nichts von dessen Annäherung mitbekommen – und er spürte ihn immer noch nicht.

Er stand da wie erstarrt, während Herr Hoffmann in der Einfahrt hielt, die beiden ausstiegen und anschließend das Gepäck aus dem Kofferraum holten. Und dann war er allein mit Brad, weil Herr Hoffmann den Wagen in die Garage fuhr.

Eindringlich musterte er Brads Züge, die die ganze Zeit so absolut ausdrucklos geblieben waren und noch mehr Erinnerungen wurden wach. Ohne darüber nachzudenken, streckte er ihm eine Hand entgegen, so wie er es damals getan hatte, und zu seiner heimlichen Erleichterung zögerte Brad auch dieses Mal nicht länger als einen Atemzug sie zu ergreifen, während die andere Hand ihren Weg zu seinem Gürtel fand.

Es fühlte sich an, als würde ein Funken überspringen, Hitze brandete von der Berührung ausgehend auf und breitete sich durch seinen Körper aus wie eine Nova. Es war mentale Energie, weil Brad sich daran erinnert zu haben schien, dass er bestimmte Schilde nicht brauchte, gar nicht haben wollte, wenn er in Michaels Nähe war.

Sie lächelten gleichzeitig, als eine Leere gefüllt wurde, die sie beide so schwer ertragen konnten. Michael konnte nicht anders, er hob seine freie Hand und legte sie an Brads Wange, so dass er das Lächeln auch fühlen konnte.

>Du bist wieder da…< Nur ein Murmeln, in den Verstand des Jungen hinein, der in den wenigen Wochen so viel älter geworden zu sein schien. Und auch sein Talent nahm diesen Unterschied wahr, die Veränderung, die gleichzeitig nicht wirklich eine war, sondern lediglich die Rückkehr zu etwas, was Brad eigentlich schon hinter sich gelassen hatte. Doch das konnte Michael egal sein, denn diese Distanz hatte nie zwischen ihm und Brad bestanden.

„Ja. Und du auch.“ Das Lächeln vertiefte sich, bevor Brad in einer vertrauten Geste den Kopf leicht zur Seite neigte. „Du siehst müde aus“, wurde festgestellt.

Michael lachte auf, aber es klang ein wenig stumpf. „Das ist nur eine andere Art mir zu sagen, dass ich zu viel arbeite. Und das hat bereits jemand getan.“

Die braunen Augen wurden ausdruckslos, als Brad über seine Worte nachdachte und das Lächeln verschwand, als wäre es vergessen worden. „Ah… das kenne ich“, wurde schließlich zugegeben.

Michael runzelte flüchtig die Stirn, musste den Blick abwenden von dieser Ausdruckslosigkeit. Stattdessen sah er nach unten und die vertraute Geste, mit der ein Finger durch seine Gürtelschlaufe gehakt worden war, ließ seine Mundwinkel wieder leicht nach oben kurven. Ja, das hier kannte er ebenfalls von früher. Die Hand an Brads Wange rutschte ein Stück weiter, so dass er weiche Strähnen zwischen seine Finger gleiten fühlte, und dann lehnte er sich vor, schloss die verbliebene Distanz zwischen ihnen.

Wo ihre Hände einander immer noch umfasst hielten, wurde Brads Griff für einen Moment stärker, doch dieser Eindruck verschwand im Nirgendwo, als Michael sich ganz auf ihren Kuss konzentrierte. Es war etwas, worin er sich völlig fallen lassen, ertrinken konnte. Und auch wenn er es nicht mit Worten gesagt hatte, so machte er dadurch ohne Schwierigkeiten deutlich, wie sehr er den Jüngeren vermisst hatte.

Ein Räuspern sorgte dafür, dass sie schließlich auseinander traten. Normalerweise hätte er sich von Herrn Hoffmanns Rückkehr nicht stören lassen, doch der Ältere hatte einen Grund, sie zu stören.

„Die Pause beginnt jeden Moment“, meinte Herr Hoffmann da auch schon und Michael nickte ihm verstehend zu, während Brad ein wenig abwesend in Richtung Eingangstür sah, als würde er etwas beobachten, das dahinter lag.

Von Brad kehrte der Blick eisblauer Augen zurück zu dem älteren Mann, der nur mit einem Schulterzucken antworten konnte. Also legte er eine Hand auf Brads Schulter und erhielt so dessen Aufmerksamkeit. „Komm, wir bringen dein Gepäck rein.“

„Natürlich.“ Ohne zu zögern wurde ein Koffer ergriffen und Brad ging hinein.

Michael folgte zusammen mit Herrn Hoffmann, seine Lippen zu einem schmalen Strich zusammengepresst. „Was ist mit ihm?“, fragte er schließlich.

Herr Hoffmann hatte Brad nicht aus den Augen gelassen, schüttelte nun den Kopf. „Nichts, das ich bei ihm in Japan beobachtet hätte.“

„Oh, gut.“ Das klang nicht zufällig ein wenig sarkastisch und brachte ihm einen schiefen Blick von dem Älteren ein, gefolgt von einem schmalen Lächeln.

„Sie müssen sich keine Sorgen mehr um ihn machen, er ist wieder bei Ihnen“, wurde er aufmerksam gemacht. „Und Sie wüssten es doch, wenn etwas mit ihm ist.“

Michael atmete tief durch und zeigte dann ebenfalls ein schwaches Lächeln. „Sie haben ja Recht. Aber…“ Seine Worte versandeten, während er wieder Brad musterte. Er wusste nicht, was er von der Veränderung in Brads Verhalten halten sollte und auch sein Talent half ihm nicht dabei abzuschätzen, ob es nur etwas Vorübergehendes sein würde.

„Er hat sich nicht von Ihnen distanziert.“ Als hätte der Ältere seine Gedanken gelesen.

Und das war etwas, das Michael sich auch schon selbst gesagt hatte. Doch nachdem der erste enge Kontakt mit Brad vorüber war, war auch ein Teil der Sicherheit verschwunden, die er vorhin noch empfunden hatte.

Eine Reaktion wurde von ihm nicht erwartet und dann waren da die Schüler, die in der Pause die Räume wechselten oder einfach nur für einen Moment vor die Tür gehen wollten. Ganz sicher hatten sie nicht erwartet, dabei auf ein Triumviratsmitglied zu treffen und nachdem Michael von ein paar ehrfürchtigen Blicken getroffen worden war, arbeitete der Flurfunk auch schon mit gewohnter Effizienz und ihr Weg leerte sich wie von Zauberhand.

„Nun, das ist wirklich praktisch“, urteilte Herr Hoffmann und entlockte ihm damit ein Auflachen.

Jetzt sollte nur noch ein Kommentar von Brad kommen, aber der war anderweitig beschäftigt, mit Herrn Neubert, der erleichtert schien, den Jungen zu sehen.

„Ah, Brad. Ich habe eben gehört, dass du zurückgekehrt bist.“

„Guten Tag, Herr Neubert.“ Das begrüßende Lächeln war echt und es ließ den Teil von Michael, der sich immer noch Sorgen machte, ruhiger werden. „Kann ich Ihnen helfen?“

„Das hoffe ich doch. Mir ist leider etwas dazwischen gekommen, könntest du daher meine Klasse jetzt übernehmen?“

Brad neigte den Kopf in einem minimalen Nicken. „Natürlich, Herr Neubert.“

„Sehr gut. Sie sind in Raum 304. Hier, vielleicht brauchst du die ja.“ Damit wurde ihm die Gerte des Instruktors gereicht und nach einem höflichen Gruß an Michael war der ältere Precog auch schon wieder verschwunden, verfolgt vom Blick brauner Augen.

Neugierig geworden trat Michael neben Brad. „Weißt du, warum er keine Zeit für seinen Unterricht hat?“

„Hm… vielleicht.“ Brad suchte seinen Blick. „Ist mit Herrn Franken alles in Ordnung?“

Er zog eine Augenbraue hoch. „Mir ist zumindest nichts Gegenteiliges bekannt.“

„Herr Neubert will zu ihm“, wurde dann die Frage erklärt.

Das war seltsam, denn der Ältere würde normalerweise nicht ohne Grund seine Klasse allein lassen. „Kannst du etwas sehen?“

Die braunen Augen fokussierten sich auf etwas, das nur Brad sehen konnte. „Nein, derzeit nicht.“

Was natürlich keine Garantie war, aber zumindest eine Beruhigung.

Brad las diesen Gedanken mit, lächelte leicht und küsste ihn dann mit einem verschmitzten Gesichtsausdruck. „Vielen Dank für dein Vertrauen. Bitte kümmere dich um mein Gepäck, ich habe leider keine Zeit mehr dafür.“ Und ohne eine Reaktion abzuwarten, wandte Brad sich zum Gehen.

Michael sah ihm sprachlos nach und wurde erst durch Herrn Hoffmanns Lachen aufgestört.

„Nun, das war eindeutig der alte Brad“, stellte der Ältere fest.

Und er konnte dem nicht widersprechen.
 

******
 

Für einen Moment musterte er Herrn Neuberts Initialen auf der Gerte, bevor er sie an seiner Gürtelschlaufe befestigte. Normalerweise gab kein Instruktor sie aus der Hand, aber vielleicht hatte der Ältere etwas gesehen, das Brad noch nicht wusste.

Er zuckte innerlich mit den Schultern und machte sich nicht die Mühe zu versuchen, einen tieferen Blick in die Zukunft zu erhaschen. Genug Energie hätte er und da war noch die, die sich von Michael ausgehend weiter um ihn wand. Aber es wäre an einen aufmüpfigen Schüler verschwendet.

Braune Augen schlossen sich kurz, während er dem Gefühl von Michaels Anwesenheit nachspürte, das sich nach der langen Trennung so viel intensiver anfühlte und ein flüchtiges Lächeln ging damit einher. Es war gut, wieder hier zu sein.

Im Klassenraum war es still, als er sein Ziel erreichte, obwohl die Stunde schon vor einigen Minuten begonnen hatte. Brad hatte nichts anderes erwartet, immerhin saßen in diesem Kurs keine Erstklässler, bei denen solche Disziplinlosigkeit noch vorkommen konnte.

Für einen Augenblick blieb sein Eintreten unbemerkt, dann war es Henrik, der sich von seinem Platz erhob. „Guten Tag, Herr Crawford. Können wir etwas für Sie tun?“

Sein Blick richtete sich auf den jüngeren Precog, der jetzt seine Streifen trug. „Nein, Henrik. Ich werde die heutige Stunde übernehmen.“

Natürlich fragte niemand, warum Herr Neubert nicht da war, auch wenn ihnen die Neugier aufs Gesicht geschrieben stand. Brad quittierte das mit einem schmalen, kühlen Lächeln, bevor er weitersprach.

„Ich kenne Herrn Neuberts Pläne für heute nicht, aber wir werden zweifellos etwas finden, um euch beschäftigt zu halten.“ Damit begab er sich zurück zur Tür. „Das heutige Training wird draußen stattfinden.“

Alle kamen rasch auf die Beine und folgten ihm. Und wenn sie sich auf dem Weg nach draußen über diese überraschende Wendung austauschten, so taten sie es leise genug, dass Brad nicht eingreifen musste.

Doch zumindest einer vergaß alle Vorsicht, sobald sie begriffen, was genau Brad vorhatte.

„Soll das jetzt eine Sportstunde werden?“, hörte er eine murrende Stimme.

Brad, der sich mit dem Instruktor unterhalten hatte, der im Moment eine Klasse im Tennis trainierte, wandte sich langsam um, nicht ohne das Stirnrunzeln seines Gesprächspartners zu sehen, der von dieser offensichtlichen Beschwerde genauso wenig hielt wie Brad selbst.

„Natürlich helfe ich Ihnen gerne aus“, wurde ihm auf seine zuvor gestellte Frage hin versichert und der Nachdruck darin kam nicht von ungefähr.

Er nahm das Angebot mit einem knappen Nicken an, doch der Blick der braunen Augen hatte bereits den verantwortlichen Schüler gefunden und dort weilte in diesem Moment seine gesamte Aufmerksamkeit. Brad brauchte nur eine Sekunde, um dem Gesicht einen Namen zuzuordnen. Torsten.

Die leisen Unterhaltungen erstarben, als sich die anderen Schüler Brads Aufmerksamkeit bewusst wurden und das war genug, um auch Torsten aufsehen zu lassen.

Brads Blick war kalt, als er den Älteren musterte. „Glaubst du wirklich das Wissen zu besitzen, um meine Art des Unterrichts kritisieren zu dürfen?“, fragte er gedehnt.

Und wie damals, als sie das erste Mal zusammengestoßen waren – im wahrsten Sinne des Wortes – bewies der andere Precog weniger Verstand als wünschenswert wäre. Denn auch wenn Torsten es nicht wagte, offen aufzubegehren, so war da dennoch Trotz in dessen erwiderndem Blick erkennbar.

Brads Mundwinkel rutschten nach oben, ohne dass jemand dieses Mienenspiel mit einem Lächeln hätte verwechseln können. „Irgendwie wundert es mich nicht, dass du noch bei uns bist, obwohl du diesen Sommer deinen Abschluss hättest machen können…“ Seine rechte Hand legte sich auf die den Griff der Gerte.

Nun wurde Torsten blass. Offenbar hatte er sich sicher gefühlt, weil die ältesten Schüler hier so gut wie nie auf diese Weise bestraft wurden. Dabei hatte er allerdings übersehen, dass diese normalerweise auch keinen Anlass mehr dafür lieferten. Was dem Anderen in diesem Moment auch aufging und ein geschlagener Ausdruck breitete sich auf dessen Gesicht aus.

Brad neigte den Kopf nur minimal, bestätigte damit Torstens Befürchtungen, bevor er sich seiner Klasse zuwandte. „Herr Rudert hat sich bereit erklärt, ein paar seiner Schüler mit euch trainieren zu lassen. Ich möchte sehen, wie gut eure Kurzfristvisionen funktionieren, wenn ihr sie außerhalb eurer üblichen Übungen einsetzen müsst. Wärmt euch auf, bis ich wieder zurück bin.“

„Jawohl, Herr Crawford“, antwortete es ihm nahezu unisono.

Zufrieden damit winkte er Torsten zu, der ihm immer noch blass folgte.
 

~TBC~
 

Man muss Brad schon für sein Durchhaltevermögen bewundern… erst x Stunden Flug, dann auch noch eine Autofahrt und anschließend kann er noch unterrichten. Sein Geduldsfaden ist dafür aber ein wenig kürzer als gewohnt ^.~

cya, cu ^-^

"Meinst du, wir können heute mit Herrn Franken zu Abend essen?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 121/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Herr Neubert ist nicht der Einzige, der sich um Herrn Franken sorgt.

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Manchmal kommt eben alles auf einmal… Aber keine Sorge, dieses Mal haben die beiden mehr Zeit füreinander ^^ Um genau zu sein, die nächsten paar Kapitel sogar. Schließlich haben sie sich einen freien Nachmittag verdient. Und einen freien Abend…
 

@Kralle: *winkz* ^^
 

Teil 121 „Meinst du, wir können heute mit Herrn Franken zu Abend essen?“
 

Ihr Quartier war leer, als er nach dem Unterricht dorthin zurückkehrte – zum ersten Mal seit einer halben Ewigkeit, wie es schien. Ein Lächeln streifte seine Lippen, hervorgerufen durch die vertraute Umgebung, während er schon dabei war, die Knöpfe von Weste und Hemd zu lösen. Jetzt hatte er Zeit für eine Dusche und es würde sich gut anfühlen, in frische Sachen schlüpfen zu können.

Das warme Wasser schien die letzten Überreste der Reise von ihm zu spülen, ließ ihn ganz auf Rosenkreuz ankommen. Oder vielleicht war es auch die Tatsache von Michaels Berührung in seinem Geist, beständig wie immer. Und dennoch begann er jetzt erst wirklich daran zu glauben, dass sie nicht gleich wieder verschwinden würde.

Er schüttelte über sich selbst den Kopf, bevor er das Wasser abstellte und aus der Dusche trat, wo er sich ein Handtuch um die Taille schlang. Ein weiteres nahm er in die Hand und begann sich die Haare abzutrocknen, während er das Bad verließ. Nur um innezuhalten, kaum dass er einen Fuß vor die Tür gesetzt hatte.

Michael war da. Eisblaue Augen nahmen seinen Blick gefangen und dann mehr als seinen Blick. Überrascht legte er eine Hand über sein Herz, das einen unerwarteten Sprung getan hatte. Das war ihm noch nie passiert. Aber er hielt sich nicht lange mit dieser Überlegung auf, denn im nächsten Moment war der Ältere auch schon bei ihm und übernahm die Aufgabe, seine schwarzen Haare zu trocknen.

„Ist deine Stunde gut gelaufen?“, wurde er leise gefragt.

Er lehnte sich gegen Michael, scheinbar ohne dass eine bewusste Entscheidung dahinter steckte. „Mm…“

Ein Lachen vibrierte durch den Körper des Älteren. „Mehr hast du nicht dazu zu sagen? Ich habe gehört, dass einer der Schüler die Gerte zu spüren bekam.“

Brad stieß ein leises Schnauben aus, ließ sich bereitwillig von Michael zur Couch leiten, wo er vor den Älteren gezogen wurde, so dass er sich bequem gegen dessen Brust lehnen konnte. „Es ist vielleicht ungewöhnlich bei einem Schüler in diesem Alter doch andererseits könnte ich wetten, dass Herr Neubert davon gar nicht überrascht sein wird.“

Das Handtuch stoppte für einen Moment, während Michael über das Gehörte nachdachte. „Deswegen hat er dir also seine Gerte gegeben.“

„Ich gehe davon aus…“ Brad schloss die Augen und noch ein bisschen mehr Gewicht wurde auf den Älteren verlagert, als er sich entspannte.

Michael seufzte leise, ein zufriedener Laut, und ein Arm wurde um seine Mitte geschlungen, als wollte der Ältere sicherstellen, dass Brad nicht weglaufen würde. „Du warst viel zu lange weg“, beschwerte sich Michael dann unvermittelt.

Und Brad, der anderen sonst nicht so gerne Recht gab, nickte. „Ja, das war ich.“

Warmer Atem streifte daraufhin seine Wange und er musste den Kopf nur minimal wenden, damit Michael ihn küssen konnte.

Es war angenehm, Wärme hüllte ihn ein, innerlich und äußerlich, und ohne es zu merken lächelte er.

„Hast du das auch vermisst?“

„Nicht so sehr wie deine Anwesenheit in meinem Kopf. Aber ja, natürlich“, gab er bereitwillig zu.

Michael lachte ein wenig atemlos und gleich darauf fand sich Brad auf der Couch liegend wieder, mit dem Älteren über sich. Doch während ihn die eisblauen Augen betrachteten, hielt Ernst in ihnen Einzug. „Du warst es, der seine Schilde viel zu lange oben hatte“, wurde ihm leise mitgeteilt.

Und Brad konnte nichts dagegen sagen, denn es stimmte ja. Er hob eine Hand und legte sie an Michaels Wange, der sich in die Berührung hineinlehnte, so wie er es immer getan hatte. „Vielleicht hatte ich ein wenig Angst, dass du nicht da sein würdest.“

„Glaubst du wirklich, dass das jemals passieren könnte?“

Brad lauschte in sich hinein und ohne dass er es merkte wurden braune Augen beinahe kühl in ihrer Ausdruckslosigkeit, als er nur eine Gewissheit vorfand. „Nein, das glaube ich nicht.“ Von einem Atemzug zum nächsten war dieses Gefühl aber wieder verschwunden und ein wenig verwundert nahm er Michaels leichtes Stirnrunzeln zur Kenntnis, für das es doch gar keinen Grund gab. „Michael?“

Der zwinkerte, schüttelte dann lediglich den Kopf. „Es ist nichts…“ Mit einem Lächeln. Und der nächste Kuss lenkte ihn von weiteren Fragen ab.
 

Er war weggedöst, wie ihm erst bewusst wurde, als ihn etwas im Gesicht kitzelte. Brad strich die störende Strähne beiseite, blinzelte, um seinen Blick zu klären. Ein Gewicht ruhte schwer auf seiner Brust und ein sanftes Lächeln streifte seine Lippen, als er Michaels Gesicht musterte. Ihm waren die Schatten unter den Augen des Älteren nicht entgangen, doch jetzt war er zurück und sie würden beide wieder richtig schlafen können.

Die Verbindung zu Michael ließ tiefe Ruhe auf ihn übergehen und zufrieden schloss er wieder die Augen, während seine Finger ihren Weg in sandblonde Strähnen fanden. Denn im Moment konnte er sich nichts Besseres vorstellen, als hier neben Michael zu liegen und sich von dessen Wärme durchdringen zu lassen.

Das nächste Mal erwachte er zur Berührung forschender Fingerspitzen, die jeden Quadratzentimeter seines Arms zu erkunden schienen. Es hätte der Anfang von etwas sein können, was zu Sex führen würde, aber er konnte genau spüren, das Michaels Gedanken im Moment ganz woanders weilten.

Leise seufzte er, zog seinen Arm aber nicht zurück. „Du wirst nichts finden, der Heiler hat ganze Arbeit geleistet. Hast du etwa kein Vertrauen mehr in unsere Ausbildung hier?“

Der Ältere verweigerte eine Antwort darauf, aber wenn es um ihn ging, war Michael schon immer ein wenig irrational gewesen. Und wie um das zu bestätigen, kam da auch schon eine Bitte. „Ich möchte, dass Dr. Stephenson sich deinen Arm anschaut. Nur zur Sicherheit.“

Er hob den Kopf und begegnete dem Blick eisblauer Augen. „Es war nur ein Kratzer“, versicherte er ihm.

„Es kann nicht schaden.“ Michael konnte ebenfalls stur sein.

Brad bemerkte die Lächerlichkeit dieses Wortwechsels und schüttelte nur den Kopf. Es war letztendlich egal, es würde ihn schließlich nur ein paar Minuten seiner Zeit kosten.

„Ganz genau“, stellte Michael fest, lächelte dann. „Und Dr. Stephenson wird dir schon nichts tun.“

Das quittierte Brad nur mit einem unbeeindruckten Schnauben, ließ sich aber widerspruchslos in eine enge Umarmung ziehen. Noch mehr Hitze ging auf ihn über, auch wenn Michael immer noch seine Sachen trug. Sein Arm war freigegeben worden, dafür strich der Ältere jetzt über seinen bloßen Rücken, der Linie seiner Wirbelsäule folgend. Brad streckte sich darunter und hätte nichts dagegen gehabt, noch mehr Zeit auf diese Weise verstreichen zu lassen, aber sein Magen begann allmählich eigene Ansprüche anzumelden.

„Wir sollten wohl besser gleich zu ihm gehen, es gibt bald Essen.“

Da war ein gewisses Zögern von Michaels Seite, bis dieser sich im Stillen selbst zur Ordnung rief. „Nun, dem werde ich jetzt ganz bestimmt nicht widersprechen.“

Brad zuckte innerlich mit den Schultern. Einen Versuch war es wert gewesen.
 

******
 

Er warf einen heimlichen Blick auf Brad, der seelenruhig neben ihm lief, und unterdrückte ein Lächeln. Es schien, als hätte er ihn jetzt wirklich zurück. Und es hatte ihn nicht mehr als einen Nachmittag weg von der Arbeit gekostet, etwas, dass er sich sowieso verdient hatte.

Brad sah ihn mit einer abrupten Bewegung an, die linke Augenbraue leicht hochgezogen. „Das hast du eindeutig“, wurde seinem Gedanken zugestimmt. „So viel wie du gearbeitet hast, sollte sogar mehr als ein einziger freier Nachmittag dabei herausspringen.“

Nun lächelte er offen. „Du bist darauf aus, die Freizeit mit mir zu verbringen?“ Brad hatte schließlich ebenso wenig auf der faulen Haut gelegen.

„Natürlich. Wir könnten in die Stadt runterfahren.“

Und diesmal wäre da kein Abschied, der drohte. „Das wird sich sicher einrichten lassen.“

Brads Mundwinkel hoben sich daraufhin ebenfalls in ein leichtes Lächeln. Doch als sie kurz darauf die Krankenstation erreichten, war es wieder verschwunden.

Michael wusste, dass Brad sich seine Abneigung gegen Ärzte nie abgewöhnt hatte, aber in diesem Fall würde er nicht nachgeben. Auch wenn der Junge zweifellos Recht hatte und nichts von der Verletzung verblieben war, so wollte er hier kein Risiko eingehen. Ihm hatte der Schock genügt, als er Brads E-Mail mit dem Bericht über diesen Zwischenfall gelesen hatte und nie hatte er die räumliche Distanz zwischen ihnen so sehr verflucht wie in jenem Augenblick.

Wieder wurde ihm ein Blick zugeworfen, intensiv, als wüsste Brad genau, was gerade in ihm vorging. Und vielleicht war es auch so, im Moment brachte er es einfach nicht über sich, den sonst üblichen Abstand zwischen ihren Gedanken zu wahren.

Aber der Junge sagte nichts, dessen Aufmerksamkeit richtete sich stattdessen auf William. „Guten Abend, Dr. Stephenson.“

„Guten Abend, Brad. Herr Schneider.“ Letzteres an ihn gerichtet und auch wenn Michael flüchtig das Gesicht verzog, änderte das nichts an der Tatsache, dass William ihn in aller Öffentlichkeit nicht mit seinem Vornamen anreden würde. Der Ältere bemerkte seine Reaktion sehr wohl, ignorierte sie aber und sprach weiter zu Brad. „Ich freue mich, dass du wohlbehalten zu uns zurückgekehrt bist.“

„Nun, Sie sehen es wenigstens ein. Michael hier jedoch ist der Ansicht, dass Sie sich den Kratzer ansehen sollen, von dem rein gar nichts mehr zu sehen ist.“

Micheal grinste beinahe, als William kaum merklich zusammenzuckte. Doch der Junge würde sich in diesem Punkt niemals an die ungeschriebenen Regeln halten. Brad hatte ihn von Anfang an Michael genannt und würde sich dabei auch nicht von seiner neuen Stellung als Triumviratsmitglied abschrecken lassen. Egal wie viele Zeugen es gab. Und anders wollte er es gar nicht haben. Er streckte eine Hand aus und wuschelte durch schwarze Haare, eine Geste, der Brad erst mit deutlicher Verspätung auswich. „Du tust mir sicher den Gefallen und siehst dir seinen Arm an, nicht wahr, Will?“, wandte er sich wie nebenbei an seinen Freund, völlig unbeeindruckt von der unüberhörbaren Ironie in Brads Worten.

Der Andere hatte sich wieder gefasst. „Natürlich, Herr Schneider. Wenn Sie mir bitte in mein Büro folgen würden.“

Dort angekommen streckte Brad bereitwillig seinen Arm aus, konnte es sich aber nicht verkneifen, eine gelangweilte Miene dabei aufzusetzen.

William sah das und lachte, bevor dieser sich auf seine Arbeit konzentrierte. Er war gründlich und dennoch dauerte die Untersuchung nicht lange. „Es ist alles in perfekter Ordnung“, lautete schließlich das Urteil des Arztes.

„Wie nicht anders erwartet.“ Es fehlte nur noch, dass Brad ihm die Zunge rausstreckte, aber der Jüngere schien auf einmal völlig woanders mit seinen Gedanken. Oder auch mit seinem Talent. Und gleichzeitig war die Distanz zurück, die Brads Miene nicht nur Ausdrucklosigkeit verlieh, sondern ihn auch älter wirken ließ.

Der Wandel zuvor war wohl zu schön gewesen, um wahr zu sein. Er streckte eine Hand aus und nur seine Fingerspitzen berührten Brads Wange, bevor er sie wieder fallen ließ. Aber er erreichte die gewünschte Reaktion und braune Augen richteten sich fragend auf ihn. „Was ist?“, wollte er leise wissen.

Es war ein Stirnrunzeln, das ihm zunächst antwortete. Dann folgte eine Frage. „Meinst du, wir können heute mit Herrn Franken zu Abend essen?“

Überrascht starrte er Brad für einen Moment einfach nur an, denn das hatte er nun wirklich nicht erwartet. Als nächstes schien ein Stein in seinen Magen zu plumpsen, er erinnerte sich schließlich noch sehr gut an Herrn Neuberts Verhalten heute und wenn gleich zwei Precogs etwas auffingen, war das gar nicht gut. Er tauschte einen langen Blick mit William aus, der nur mit den Schultern zucken konnte. „Hast du etwas gesehen?“, wollte er dann von Brad wissen.

Der zuckte ebenfalls mit den Schultern. „Nein . Aber vielleicht sehe ich etwas, wenn ich ein wenig Zeit in seiner Nähe verbringe.“

Nun wurde der Vorschlag des Jüngeren verständlicher. Seine Rechte ballte sich zur Faust und entspannte sich wieder, als er darüber nachdachte. „Gut, fragen wir ihn. Er wird sicher nichts dagegen haben.“ Dann suchte der Blick eisblauer Augen nach dem Arzt.

William verstand, ohne dass er seine Frage stellen musste und nickte knapp. „Ich werde auf jeden Fall hier sein.“

Der Ältere schien ein wenig nervös und Michael musste sich eingestehen, dass es ihm selbst nicht anders ging. Niemand von ihnen wollte ein Triumviratsmitglied in Gefahr wissen. Bei _ihr_ war das etwas anderes gewesen, doch Herr Franken… Seit er selbst zum Triumvirat gehörte, konnte er erst wirklich einschätzen, wie umfangreich ihre Aufgaben waren. Und jetzt noch jemanden zu verlieren, so kurz nach einem Wechsel… Eisblaue Augen verschmälerten sich kaum merklich, ehe er über sich selbst den Kopf schüttelte. Er sollte sich nicht jetzt schon Sorgen machen, bevor überhaupt einer der Precogs irgendetwas vorausgesehen hatte. Und Herr Franken war doch selbst auch einer.

Eine Hand fand die seine, ihre Finger verschränkten sich und als er zur Seite blickte schenkte Brad ihm ein schmales Lächeln. „Er wird uns sicher erhalten bleiben.“

„Hm…“, stimmte er zu, dann wandten sie sich beide zum Gehen.

Die Gänge außerhalb der Krankenstation füllten sich schnell, als immer mehr Schüler Richtung Speisesaal strebten und da war es nicht überraschend, als sie auch auf zwei bekannte Gesichter trafen.

Stephan lächelte erfreut, als dieser Brad erspähte. „Guten Abend, Herr Schneider“, wurde jedoch zuerst Michael begrüßt, bevor sich der Tracer seinem Begleiter zuwandte. „Herr Crawford.“ Der Junge hatte weniger Schwierigkeiten als dessen Freund, die korrekte Anrede zu wählen.

Michael lächelte flüchtig und seine Hand legte sich kurz auf Brads Schulter. „Ich gehe schon einmal vor. Wir sehen uns gleich.“

Brad nickte seine Zustimmung und als Michael eine scheinbar unbedenkliche Entfernung erreicht hatte, meldete sich schließlich auch Alexander zu Wort.

„Du bist endlich wieder zurück! Hast du uns etwas mitgebracht?“

Michael lachte in sich hinein, als er Brads Gedanken dazu las.
 

~TBC~
 

Immer diese Ablenkungen, was? ^^

cya, cu ^-^

"So dringend möchte ich Ihren Job nicht haben"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 122/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Auf einen freien Nachmittag folgt ein freier Abend ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Kralle: Da Alexanders Frage so vorhersehbar war, kannst du ganz sicher sein, dass Brad sie vorhergesehen _hat_ *grins* Also natürlich hat er ihnen was mitgebracht, und zwar das Übliche. Er würde behaupten, um sie nicht jammern zu hören, aber wir wissen ja alle, dass Brad die beiden mag ^.~
 

@Jemma: Ah, aber das Problem ist, dass es gar keine Vision war. Und wenn Brads Talent mit sich selbst ringt, ist es immer offensichtlicher. Lies Teil 95 noch einmal, wenn du dich nicht mehr erinnerst *zwinka* Damals hatte Brad _keine_ Vision von Frau Kernens Tod ^^

Übrigens war es nicht das Mitbringsel, was Michael so lustig fand, sondern dass Brad diese Frage für so vorhersehbar hielt ^^ *auf Kralles Kommentar deut*
 

~ Herr Franken war der beste Precog, den wir damals hatten. Und ich war bei ihm, als er seine Vision hatte.“ Eine Emotion, die er nicht deuten konnte, spielte über das Gesicht des Direktors. „Das war der Tag, an dem wir unseren besten Precog verloren und gleichzeitig von dir erfuhren.“

„Er ist ausgebrannt...“ Es war nicht wirklich eine Frage.

„Oh ja, er war ein Paradefall… Ich habe noch nie jemanden auf der mentalen Ebene so sehr leuchten sehen.“ ~
 

(Schneider und Crawford, Close Distance, Teil 192)
 

Teil 122 „So dringend möchte ich Ihren Job nicht haben“
 

Aller Humor war aus ihm gewichen, als er schließlich vor der Tür zu Herrn Frankens Quartier stand. Seine Rechte war bereits zum Anklopfen erhoben, doch bevor er die Absicht in die Tat umsetzen konnte, öffnete sich die Tür bereits.

Herr Franken schien nicht überrascht, ihn zu sehen, musterte ihn einfach nur eindringlich. Dann wanderte der Blick zu seiner Seite, wo Brad noch nicht stand. „Ich habe dich nicht allein erwartet.“

Michael konnte nicht anders als zu lächeln. „Er hat unterwegs zwei Freunde getroffen, wird aber gleich nachkommen.“

„Hm…“ Ein erwiderndes Lächeln. „In dem Fall komm schon mal herein, Schneider. Das Essen sollte jeden Moment gebracht werden.“

„Haben Sie uns kommen sehen?“, wollte er wissen, während er der Einladung folgte.

„Ja. Und allmählich frage ich mich, ob ich mir Sorgen machen muss.“

Ein wenig hilflos erwiderte er den beinahe amüsierten Blick des Precogs und versuchte das Brennen in seiner Magengrube zu ignorieren. „Ich weiß nicht, was er hat. Es war auf jeden Fall keine Vision.“

„Die hatte ich auch nicht“, mischte sich Herrn Neuberts Stimme ein. Der Ältere hatte sich bereits im Wohnzimmer befunden und sah ihm mit einem leichten Stirnrunzeln entgegen. „Ich hatte gehofft, dass Brad mehr wüsste.“

Eine Hand fuhr durch sandblonde Haare, bevor er langsam den Kopf schüttelte. „Wenn Brad verhindert, was auch immer es ist, könnte das der Grund sein, warum Sie nichts sehen.“ Weil Brads Talent schon sehr lange das von Herrn Neubert hatte schlagen können.

„Das wäre wünschenswert.“ Herr Neubert warf Herrn Franken einen besorgten Blick zu, der dazu nur lächelte. Das andere Triumviratsmitglied machte sich von ihnen allen anscheinend am wenigsten Gedanken, obwohl es ihn persönlich betraf.

Irgendwie fühlte er sich an die Arroganz erinnert, die Brad in solchen Dingen an den Tag legte.

>Nun, vielleicht haben wir ja allen Grund dazu<, schob sich ein Gedanke des Jüngeren zwischen seine Überlegungen und dann klopfte es auch schon an der Tür.

Michael hatte nur minimal das Gesicht verzogen, als er Brads Kommentar hörte, doch Herrn Franken war diese Reaktion nicht entgangen. „Soll ich fragen, was er zu sagen hatte – und auf welchen Gedanken hin?“, wurde er über die Schulter hinweg gefragt, als der Ältere öffnen ging.

Und Michael spürte, wie seine Wangen wärmer wurden. Wenigstens musste er darauf nicht antworten, denn zum einen hatte Herr Franken den Raum bereits verlassen und zum anderen war die Frage nur rhetorischer Natur gewesen. Er stellte sich ebenso wenig der Belustigung, die er von Herrn Neubert ausgehen fühlte, begab sich lieber zur Wohnzimmertür, um Brads Eintreffen zu beobachten.

„Guten Abend, Herr Franken.“

„Brad.“ Ein leichtes Neigen des Kopfes. „Glaubst du wirklich, dass ich in Gefahr bin?“

Die braunen Augen waren unleserlich in ihrer Distanziertheit. „Es ist schon anderen Precogs passiert, nicht wahr? Sie sahen…“

„…und brannten aus.“ Der Satz wurde durch Herrn Franken beendet.

Und durch Michael lief ein Schauer, denn nun verstand er, worum es hier ging.

Brad nickte. „Sie wissen mehr darüber. Hilft es, diese eine Vision zu verhindern?“

„Ah, wir können es nicht mit Sicherheit sagen, aber die Erfahrung spricht dafür, dass es sich nicht um einen kumulativen Effekt handelt.“

Das darauf folgende Lächeln des Jungen war eindeutig echt. „In dem Fall ist alles in Ordnung.“

„Du scheinst ja großes Vertrauen in unsere Fähigkeit zu setzen, den richtigen Moment abzupassen.“ Herr Franken klang amüsiert, während Michael immer noch flau war.

„Niemand von uns hat Sie tot gesehen.“ Als wäre damit alles gesagt.

Und das Triumviratsmitglied lachte doch tatsächlich. „Andere an deiner Stelle hätten vielleicht den Mund gehalten“, wurde dann angemerkt.

Braune Augen verschmälerten sich, als Brad genau verstand, worauf der Andere hinauswollte. „So dringend möchte ich Ihren Job nicht haben.“ Mit all der ernsthaften Aufrichtigkeit, die der Jüngere auch schon als Kind an den Tag hatte legen können.

Eine Stille war in Reaktion darauf in Herrn Franken, die deutlich von Überraschung sprach. Und Michael wusste, woher sie kam. Immerhin hatte Brad nie einen Hehl um seinen Ehrgeiz gemacht.

„Aber du weißt, worauf deine Ausbildung hinausläuft…“ Es war wahrscheinlich das erste Mal, dass jemand das Thema Brad gegenüber direkt ansprach.

Der stand sehr gerade. „Natürlich. Es ist schließlich nur richtig, eine Nachfolgeregelung zu haben.“ Eine Hand wurde ganz langsam ausgetreckt und berührte die Wange des Älteren, als versuchte Brad durch diesen rein körperlichen Kontakt eine Distanz zu überwinden, die Michael immer noch spüren konnte. „Aber es sind noch Jahre, ja? Und dann…“ Die Worte versandeten, als Brad das zu sehen versuchte, was er zu wissen glaubte, ohne eine Basis dafür vorweisen zu können. Weswegen es schließlich bei einem Stirnrunzeln blieb, als wäre Brad über sich selbst verwirrt.

Herr Franken schien zu lächeln, löste Brads Hand sanft von seiner Wange. „Schon gut. Jetzt komm ins Wohnzimmer, das Essen wird gleich gebracht.“
 

Brad wirkte rastlos, als sie in ihr Quartier zurückkehrten und die Kürze des Weges half ihm nicht, die überschüssige Energie abzubauen.

Michael wartete, bis sie sich hinter verschlossenen Türen befanden, bevor er die offensichtliche Frage stellte. „Bist du frustriert?“

Braune Augen suchten und fanden seinen Blick. „Ich hätte es beinahe sehen können…“

„Den Zeitpunkt?“, hakte er nach.

Ein ungeduldiges Kopfschütteln. „Nein, nicht das.“

Er trat näher an den Jüngeren heran und küsste ihn, nur eine flüchtige Berührung. „Und dann…“, wiederholte er anschließend Brads Worte an Herrn Franken, die ihm nicht aus dem Kopf gegangen waren.

„Ja. Es war zum Greifen nahe und jetzt weiß ich nicht einmal, was ich hatte sagen wollen.“ Die Frustration lag nicht so sehr in der Aussage, strahlte aber deutlich von Brad aus.

„Es liegt zu weit in der Zukunft“, versuchte er den Jungen zu trösten. „Und das ist doch eine gute Nachricht, nicht wahr? Es spricht schließlich dafür, dass uns Herr Franken noch eine Weile erhalten bleibt.“

Ein etwas schief geratenes Lächeln war die Antwort darauf. „Das sollte sich normalerweise anders anfühlen, aber vielleicht hast du Recht.“ Ein kaum wahrnehmbares Seufzen folgte, bevor ein Funkeln in die braunen Augen trat. „Können wir noch ein bisschen trainieren gehen?“

Michael konnte und wollte sein Lächeln nicht zurückhalten. Immerhin war das wieder Brad, wie er ihn haben wollte. „Solltest du nicht längst fix und fertig sein?“

„Vielleicht. Ich bin es aber nicht, wie du sicherlich schon gemerkt hast.“

Er schüttelte den Kopf. „Dennoch, nach diesem Essen wäre es nicht besonders gesund, sich noch zu verausgaben.“

Brad sah für einen Moment so aus, als wollte er widersprechen, überlegte es sich dann aber anders. „Gut, schlag etwas Besseres vor.“

Dafür brauchte er nicht lange. „Wir können heute schon in die Stadt fahren, wenn du möchtest.“

„Ja, das können wir tatsächlich. Wir können jetzt so oft wir wollen ins Kino gehen.“ Als wäre diese Tatsache dem Jungen zuvor gar nicht richtig bewusst gewesen. Eine Hand wurde ausgestreckt und über ihre Verbindung strömte Wärme auf ihn ein.

„Hm, das auch.“ Michael spürte der Berührung nach, mit der Finger durch seine Haare glitten und dann beugte er sich erneut vor, um Brad ein weiteres Mal zu küssen.

Brad ließ ihn nicht gleich wieder frei und selbst nachdem dieser es getan hatte, wurde der Kontakt nicht vollständig aufgegeben. Brads Hand hatte sich in seine geschoben, ihre Finger miteinander verschränkend.

„Willst du dich nicht vorher noch umziehen?“, erkundigte er sich leise.

„Warum denn, die Uniform macht doch genug her. Oder sollte das eine Form von Kritik sein?“ Mit einem Hauch von Amüsement.

„Nein, natürlich nicht“, wehrte Michael ab.
 

Brad fragte ihn nicht, doch dessen Blick sprach Bände und auch wenn es nicht besonders vorsichtig war, so erlaubte er ihm dennoch, das Steuer zu übernehmen. Was sollte schließlich auch passieren? Selbst im unwahrscheinlichen Fall, dass jemandem etwas auffiel, würde sein Talent ihn das schnell wieder vergessen lassen.

Der Jüngere startete den Motor und warf ihm einen schiefen Blick zu. „Und was genau hat dich dann daran gehindert, es mir schon früher zu erlauben?“

„Sonst war es noch nicht dunkel. Zu viele hätten es sehen können und vielleicht hätte ich jemanden _über_sehen.“

Ein Mundwinkel rutschte nach oben. „Immer diese Ausreden.“ Aber Brad hakte nicht weiter nach, sondern gab sich mit dem zufrieden, was er jetzt hatte.

Spätabendliche Kühle schlug ihnen entgegen, als sie am Ziel angelangt den Wagen verließen. Der Herbst machte sich immer deutlicher bemerkbar und er war froh, dass sie sich etwas zum Überziehen mitgenommen hatten.

Mit einer einladenden Geste hielt er Brad die Jacke hin, der kurz eine Augenbraue hochzog, dann aber hineinschlüpfte. „Ein weiteres Date? Du weißt, dass ich das nicht mehr brauche.“

„Bist du dir meiner endlich sicher genug?“

„Hm…“ Ein nachdenklicher Blick folgte. „Im Prinzip war ich das schon seit dem Moment unserer ersten Begegnung. Aber wie du selbst weißt, gab es da immer jemanden, der eine Gefahr dargestellt hat. Auch wenn ich damals noch nicht wusste, was sie alles verdorben hat.“ Erinnerte Kälte schwang in diesen Worten mit und für einen Moment fürchtete Michael, dass Brad wieder auf Distanz gehen würde. Doch dieser Moment verstrich, ohne dass sich etwas änderte und die Erleichterung war genug, um ihn ohne Probleme über den Gedanken an Frau Kernen hinweggehen zu lassen.

„Es ist trotzdem eins“, beschloss er und beantwortete damit endlich Brads gar nicht so ernst gemeinte Frage.

Auf dessen Gesicht trotz der Worte zuvor ein Lächeln aufblitzte.

Michael erwiderte es ohne zu zögern, schickte dann sein Talent aus, um ein lohnenswertes Ziel für sie zu finden. Bis die Spätvorstellung beginnen würde, hatten sie noch etwas Zeit. Seine Suche zeitigte schnell Erfolg. „Ich habe eine Bar gefunden, die gern besucht wird. Wir können unsere Karten holen und dann bis zum Start der Vorstellung dorthin gehen.“

Brad schien belustigt. „Mir reicht deine Begleitung, den Rest kannst du gerne aussuchen.“

Er deutete eine Verbeugung an. „Ich fühle mich geehrt.“ Und in seinem Inneren glühte Wärme auf.

Sie betraten wenig später das Kino und Brads Blick huschte über die aushängenden Plakate, dann weiter zu der Anzeige, auf der die Vorstellungen gelistet waren. Michael beobachtete dies für einen Moment schweigend, beugte sich dann ein Stück herunter, um genau neben Brads Ohr etwas zu sagen.

„Ich nehme an, dass du in diesem Fall doch lieber selbst aussuchst?“

Brad warf ihm einen gespielt misstrauischen Blick zu. „Machst du dich über mich lustig?“

„Habe ich das denn jemals getan?“

„Ja, hast du.“ Ein Schnauben schloss sich dem an, bevor der Jüngere auf ein Plakat deutete. „Wir können uns das hier ansehen.“

„Schon wieder ein Horror-Film?“ Und wieder war Brad zu jung, um auf legale Weise hineinzudürfen, was aber niemanden von ihnen beiden störte.

„Immer noch besser als ein Film über einen Präsidenten, der im Alleingang die Terroristen in seinem Flugzeug überwältigt. Wenn schon unglaubwürdig, dann richtig.“

Michael lachte. „Ich kann deine Hand halten, wenn du Angst bekommst.“

Eine Augenbraue wanderte nach oben. „Dafür ist keine Angst nötig. Und ich hatte nicht vor zu schreien, egal wie der Film heißt.“

„Du hast auch auf alles eine Antwort, hm?“

Braune Augen verengten sich kaum merklich, aber Brad verlor seinen Humor nicht. „Vielleicht nicht auf alles, aber auf ziemlich vieles. Und jetzt lass uns gehen.“

„Natürlich“, stimmte er gutmütig zu. Diesmal war er es, der die Hand des Anderen ergriff und ihre Finger verschränkte. Und prompt wurde die Verbindung zwischen ihnen stärker, was ihn mit einer tief empfundenen Zufriedenheit erfüllte. Es mochte vielleicht ein wenig lächerlich klingen, aber im Moment wollte er Brad nicht mehr loslassen.

Dessen Schritt stockte kurz. „Mir geht es genauso.“ Ohne jede Verlegenheit. „Es war, als hätte ich etwas verloren“, wurde ihm dann plötzlich erklärt. „Ich mag das nicht.“

„Nein, ich auch nicht.“

Mit Enttäuschung und Erleichterung zugleich registrierte er kurz darauf, dass sie ihr Ziel erreicht hatten. Michael rang sich ein Lächeln ab, als er Brad die Tür aufhielt.

Der blieb drinnen erstmal stehen und sah sich um. „Gut. Rauchen ist hier verboten.“

„Sonst hätte ich es nicht ausgesucht. Hast du schon einen Platz entdeckt?“ Die Bar war gut besucht, die Luft erfüllt von raunenden Stimmen und angenehm leiser Klaviermusik, die sogar live war.

Zähne blitzten auf, ein Lächeln, das Michael automatisch erwiderte, und dieses Mal war es echt. „Ja, habe ich.“ Weitere Worte sparte Brad sich, zog ihn einfach hinter sich her auf eine unbesetzte Nische zu.

Sein Lächeln war immer noch nicht verschwunden, als er Brad die Jacke abnahm, ihm dann den Stuhl zurückzog. Erst danach nahm er selbst Platz, sah das Lachen, das in den braunen Augen glomm.

„Also wirklich ein Date?“

„Das habe ich doch gesagt.“ Dann schob er Brad die Karte zu. „Such dir etwas aus.“

„Egal was?“

„Egal was.“ Amüsiert. In seiner Begleitung würde niemand auf die Idee kommen, Brad Alkohol zu verweigern. Im wahrsten Sinne des Wortes. „Und du-“ Er unterbrach sich selbst, als jemand neben ihrem Tisch zum Stehen kam.

„Guten Abend, Herr Schneider.“

Michael blickte auf und nickte, als er den Leiter der Polizeistation wiedererkannte. „Guten Abend.“

„Entschuldigen Sie bitte die Störung, aber es gibt da einen Fall, der für die Schule von Interesse sein könnte. Ich wollte morgen nach oben kommen, aber dann habe ich Sie hier gesehen und möchte mich vorab ankündigen.“

Schärfe trat in eisblaue Augen, als er sich konzentrierte. Anscheinend war jemand neugierig auf Rosenkreuz geworden. Es geschah immer mal wieder, nichts, über das man sich Sorgen machen müsste. Ein schmales Lächeln streifte seine Lippen. „Danke sehr. Ich werde dafür sorgen, dass man Sie gleich zu mir durchlässt.“

Der ältere Mann nickte und wandte sich zum Gehen, zögerte vorher aber noch kurz. „Wie geht es dem Jungen, André?“, wollte der Polizist wissen.

„Er hat sich gut im Heim eingelebt“, versicherte Michael ihm.

Ein weiteres Nicken, dieses Mal eindeutig zufrieden, und dann ging der Andere wirklich.
 

~TBC~
 

Nun, welchen Film die beiden sich ansehen, sollte nicht schwer zu erraten sein ^^

cya, cu ^-^

"Du bist der Erste, der so etwas wie eine Schuluniform trägt"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 123/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Der Abend erfährt eine Unterbrechung ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Vielleicht kommst du ja doch noch auf den Geschmack *grins* Ich hab solche Filme früher auch nicht gesehen, aber inzwischen finde ich sie ab und zu ganz gut. ^^

Bei dem neugierigen Frager handelt es sich nicht um ein Talent, wie du in dem heutigen Kapitel erfahren wirst… Ich hoffe die Umstellung des Anschlusses war problemlos – man weiß ja vorher nie, ob es in die Hose geht o.O
 

@Kralle: *winkz* ^^
 

Teil 123 „Du bist der Erste, der so etwas wie eine Schuluniform trägt“
 

„Irgendetwas Interessantes?“, erkundigte er sich, sobald sie wieder unter sich waren.

Eisblaue Augen richteten sich auf ihn und musterten ihn nachdenklich. „Soweit ich es in der Kürze der Zeit erkennen konnte, dürfte der Fall schnell erledigt sein. Jemand stellt in der Stadt neugierige Fragen, kein Einheimischer.“

„Hm…“ Brad ließ sich die Auskunft durch den Kopf gehen. „Man muss schon etwas Energie aufwenden, um unsere genaue Adresse zu erfahren, nicht wahr?“

Ein schmales Lächeln antwortete ihm darauf. „Das ist eine treffende Umschreibung.“

Er lächelte ebenfalls, schwieg aber, weil in diesem Moment die Bedienung eintraf und er sich erst einmal um die Karte kümmern musste. Zum Glück hatte er für so etwas noch nie viel Zeit aufwenden müssen und kurz darauf konnte er seine Aufmerksamkeit wieder auf Michael richten. „Ist schon bekannt, warum er nach uns sucht?“

Der Ältere schüttelte den Kopf. „Ich werde dafür sorgen, dass sich ein Telepath bei ihm umhört, danach wissen wir mehr.“

„Ein anderer Telepath als du, meinst du…“

Michael lachte. „Natürlich. Ich werde wegen so einer Sache ganz sicher nicht meinen freien Abend abbrechen und wie du dir sicher vorstellen kannst, würde sich im Normalfall ganz sicher kein Triumviratsmitglied darum kümmern.“

„Ja genau, ihr habt schließlich viel wichtigere Dinge zu tun.“ Er streckte unwillkürlich eine Hand aus und Michael tat es ihm nach, bis ihre Fingerspitzen aufeinandertrafen. Das warme Amüsement, das von dem Älteren ausging, verstärkte sich prompt und Brad schloss für einen Atemzug die Augen. „Erzähl es mir, sobald ihr mehr wisst“, forderte er dann.

„Wenn du es wünschst. Warum so interessiert?“

Das konnte er auch nicht so genau sagen, aber eines war in dieser Hinsicht vollkommen klar. „Es geht um Rosenkreuz“, kam es ihm wie von allein über die Lippen und es fühlte sich richtig an.

„Ah…“ Michael lächelte verstehend. „Pflichtbewusst wie immer, ich hätte es mir denken können.“

Doch dann hatten sie beide genug von der Arbeit, denn wie der Ältere schon so treffend bemerkt hatte, hatten sie jetzt frei. Was auch der Kellner so zu sehen schien, der ihnen in diesem Moment die Bestellung brachte.

Es war das erste Mal, dass Brad einen Cocktail probierte und nach dem ersten Schluck stellte er das Glas ab und musterte es misstrauisch. „Ich kann mir vorstellen, dass man bei so etwas gar nicht mitbekommt, wie viel Alkohol man zu sich nimmt.“

Etwas funkelte in eisblauen Augen auf, das in ihm den Verdacht erweckte, gerade ausgelacht zu werden. „Ich bezweifle, dass du aus Versehen zu viel trinken wirst. Dein Talent würde das verhindern.“

„Nun, da gibt es allerdings noch die Leute, die so ein Talent nicht haben.“

Das Amüsement vertiefte sich. „Die Talentlosen sind dir doch sonst egal. Außerdem sollte diese Art von Alkohol sowieso nicht an Minderjährige ausgeschenkt werden.“

„Ich denke eher an unsere Abgänger, die in Versuchung geraten könnten, sich ein wenig auszutoben. Und da hilft auch die Altersbeschränkung nicht.“ Er neigte den Kopf ein wenig zur Seite. „Dann wiederum sollte sie die Abschlussfeier wenigstens vorwarnen…“

„So ist es gedacht. Nach dem Kater sind sie erst einmal gründlich abgeschreckt.“

„Wie ich schon einmal gesagt habe, ihr seid ein ziemlich sadistischer Haufen.“

„Du gehörst jetzt dazu“, machte Michael ihn freundlicherweise aufmerksam.

Er lächelte nur dazu.
 

Der Alkohol gepaart mit dem ausgiebigen Abendessen bei Herrn Franken zuvor machte ihn ungewohnt träge und auch die frische Luft änderte nicht viel daran. Er streckte sich zufrieden und störte sich auch nicht an der Belustigung, mit der er von Michael bedacht wurde.

„Vielleicht möchtest du lieber gleich ins Bett?“, wurde ihm vorgeschlagen.

Brad musterte den Älteren unter halbgeschlossenen Lidern hervor und die Gedanken, die mit diesem Blick einhergingen, ließen Michael seine Belustigung vergessen. Stattdessen vibrierte Hitze zwischen ihnen und mit diesem neuen Anreiz war er beinahe bereit auf den Vorschlag einzugehen, egal, dass er nur als Scherz gemeint war. Doch alles in allem blieb ihnen das Bett auch für später und er wollte diesen Film mit Michael sehen. Nicht, weil er sich so sehr für die Handlung interessierte, sondern weil es ganz einfach ihr Abend war. Draußen.

Michaels Lächeln war zurück. „Ich wusste doch, dass du ein Date haben möchtest.“ Ohne dass sich jemand für sie interessierte, lehnte sich der Telepath vor und küsste ihn. „Aber schlaf mir nachher nicht ein. Inzwischen bist du zu schwer, um dich zum Auto zu tragen.“

Er verschränkte die Arme vor der Brust, ließ sich aber nicht dazu verleiten, dem Anderen zu Zunge rauszustrecken. „Ich lasse mich nicht von dir ärgern.“

„Bist du dir da sicher?“

Aus irgendeinem Grund schien Michael ein wenig aufgedreht und im Hintergrund konnte er Erleichterung erahnen, auch wenn er nicht wusste, wieso der Ältere so empfinden sollte. Also trat er einfach sehr nahe an Michael heran und sein Finger hakte sich in dessen Gürtelschlaufe, bevor sie sich auf den Weg ins Kino machten.

Und Michael wehrte sich nicht dagegen. „Ich werde dir schon nicht weglaufen“, wurde nur leise gemeint.

„Ich weiß.“ Und das war nicht nur eine Floskel. „Aber es schadet auch nichts, nicht wahr?“

„Nein, das tut es wohl nicht.“

Die Werbung lief bereits, als sie eintrafen, und wenig interessiert daran nutzte er die Gelegenheit, eine bequeme Haltung zu finden, die es ihm erlaubte, sich gegen Michael zu lehnen.

Der neigte den Kopf ein wenig und warmer Atem streifte ihn, bevor ebenso warme Lippen seine Stirn berührten.

Eine vollkommen unschuldige Geste, unter der sich Brad für einen Moment wieder wie ein Kind fühlte, aber er protestierte nicht dagegen. Denn es fühlte sich gut an, füllte weiter das Loch, das ihre Trennung in seinem Inneren hinterlassen hatte.

Michael fing diesen Gedanken auf, sah für einen Moment so aus, als wollte er etwas sagen. Doch dann startete der Film und lenkte sie beide ab.

Dieser erwies sich als überraschend unterhaltsam, auch wenn er nicht besonders anspruchsvoll war oder auch nur gute Schauspieler aufweisen konnte. Trotzdem konnte er nicht verhindern, dass ihn Michaels Wärme allmählich einlullte und die Verlockung wuchs, einfach die Augen zu schließen und sich ganz hineinfallen zu lassen.

„Möchtest du gehen?“, wurde ihm schließlich zugeflüstert.

Ablehnend schüttelte er den Kopf, bevor sich seine Hand in Michaels Jackett schlich, um sich dessen Brieftasche auszuleihen. „Ich hole uns eine Cola und Popcorn, ja?“

„Wenn du meinst, dass das hilft.“

Er zeigte nur ein schmales Lächeln, das in der Dunkelheit des Saals fast völlig unterging, machte sich dann auf den Weg zum Ausgang. Es war nicht extrem hell in der Vorhalle draußen, aber das künstliche Licht sorgte dafür, dass er für einen Moment stehen bleiben musste, um sich zu orientieren. Dann aber hatten sich seine Augen auch schon angepasst und er begab sich zu dem Verkaufsstand, wo er am schnellsten bedient werden würde.

Es befand sich nur noch eine Person vor ihm, als ihn plötzlich jemand ansprach.

„Bist du von Rosenkreuz?“ Frustration schwang in der Stimme mit, etwas, das nicht so ganz zu dem Mann passen wollte, den er erblickte, als er sich langsam umwandte.

Scharf geschnittene Gesichtszüge, gepflegtes Äußeres und das Auftreten von jemandem, der es gewohnt war, Erfolg zu haben.

Hm… Brad neigte minimal den Kopf. „Ja, bin ich“, beschloss er, die Wahrheit zu sagen, als ihm bewusst wurde, wen er da vor sich hatte. Denn keiner der Einheimischen hätte es nötig, zu fragen.

„Endlich. Niemand hier konnte mir irgendetwas sagen und du bist der Erste, der so etwas wie eine Schuluniform trägt.“

Deshalb war er also herausgepickt worden. Ein kühles Lächeln bog seine Mundwinkel nach oben. „Wir schätzen unsere Privatsphäre. Und niemand wird mit Ihnen reden. Die Leute hier wissen, was sich gehört.“

Die Miene des Anderen wandelte sich in sehr glatte Freundlichkeit. „Euch könnten dadurch einige interessante Angebote entgehen, denkst du nicht auch?“

Brad war aus der Reihe getreten und lehnte sich gegen die nahe Wand. Und auch wenn er einige neugierige Blicke spüren konnte, kam niemand nahe genug, um sie belauschen zu können. Michael hatte damals vollkommen Recht gehabt. In Rosenkreuz‘ Angelegenheiten mischte man sich nicht ein.

Aus ruhigen, unbeeindruckten Augen musterte er den Mann. „Nein, ehrlich gesagt denke ich das nicht.“

Der Andere lächelte nur, auch wenn dessen Blick verriet, dass er nicht besonders amüsiert war. „Deine Mitschüler sind sicher anderer Meinung. Ihr müsst schließlich langsam an eure zukünftige Karriere denken. Wo sind sie eigentlich? Du bist sicher nicht allein hier.“

Brad konnte nicht anders, er lachte. „Ist es das, Sie sind als Headhunter hier? Mir scheint, Sie haben Ihre Hausaufgaben nicht besonders gut gemacht. Wir sind von Rosenkreuz. Wir brauchen uns keine Gedanken um unsere Karriere machen. Die beginnt in dem Moment, da wir die Schule zum ersten Mal betreten.“ Im nächsten Moment verschwand alle Belustigung und sein Blick wurde scharf. „Wie haben Sie es eigentlich bis hierher geschafft?“

Der Ältere trat unwillkürlich einen Schritt zurück, ehe er sich wieder fing und Brad mit einem Stirnrunzeln musterte. „Warum sollte ich dir das sagen?“

„Weil er so freundlich darum bittet“, mischte sich eine vertraute Stimme in ihre Unterhaltung ein.

Er nickte Michael ein Willkommen zu und registrierte mit unterschwelligem Amüsement, dass der Telepath sein Talent kaum kontrollierte, weswegen selbst ein Talentloser wie dieser Headhunter sich bereits unbehaglich zu fühlen begann.

Der Ältere schenkte ihm ein Lächeln, konzentrierte sich dann ganz auf den anderen Mann.

Der warf Michael einen gar nicht erfreuten Blick zu, versuchte das Gefühl zu ignorieren, das sich langsam in ihm rührte. „Warum mischen Sie sich hier ein?“

Brad lehnte sich innerlich zurück, während er beobachtete, wie Frost die eisblauen Augen überzog. Michael war schon eine ganze Weile nicht mehr so respektlos behandelt worden. Und während ein Teil von ihm diesen Fremden selbst in die Schranken weisen wollte, so wusste er ohne jeden Zweifel, dass das im Moment nicht willkommen wäre. Denn so sehr Michael sich manchmal über seine Einstellung Talentlosen gegenüber lustig machte, so wenig war der Ältere selbst gegen solche Anwandlungen gefeit. Sie konnten eben beide ihre Erziehung nicht verleugnen. Ein schmales und völlig humorloses Lächeln kurvte seine Lippen und in die braunen Augen trat etwas, das Hunger ähnelte.

Michael ging nicht auf die Frage des Anderen ein, da war nur die gewohnte Energie, die sich konzentrierte und dann zustieß. „Wie wäre es, wenn wir uns draußen weiter unterhalten.“ Die Worte versuchten nicht einmal, wie eine Frage zu klingen, auch wenn sie mit unbeirrbarer Höflichkeit vorgetragen wurden.

Brads Lächeln weitete sich, als ein Teil des Hungers befriedigt wurde. Der Blick des Mannes war leicht glasig, als dieser nickte und dann Michael ohne jedes Zögern folgte. Brad schloss sich den beiden an und ein kurzer Rundblick versicherte ihm, dass sich keiner für das interessierte, was sie taten.

Sie suchten und fanden ein ruhiges Plätzchen für sich, auch wenn die fortgeschrittene Jahreszeit nicht gerade dazu einlud, es sich im Freien auf einer Bank gemütlich zu machen. Aber sie waren es sowieso nicht, die Platz nahmen und er selbst stand so nah bei Michael, dass die Wärme des Älteren auf ihn überging.

Ein Arm wurde um ihn geschlungen, zog ihn noch ein Stückchen näher, so dass er sich ganz gegen Michael lehnen konnte.

„Für wen arbeiten Sie?“

Wieder prickelte Energie über seine Haut, bevor sie sich ganz auf den Mann vor ihnen richtete, diesem jeden Grund nahm, nicht aufrichtig zu antworten. Es geschah nicht häufig, dass er Michael so bei der Arbeit erleben konnte und unwillkürlich sanken seine Lider auf Halbmast, weil er so viel Nähe zu Michaels Talent normalerweise bei ganz anderer Gelegenheit zu spüren bekam.

„Ich bin selbständig.“ Mit einem Stirnrunzeln, als wäre alles andere eine Beleidigung.

Amüsement streifte ihn mit flüchtiger Wärme, ohne dass sich etwas davon auf Michaels Gesicht abzeichnete.

„In dem Fall wollen Sie mir sicher erzählen, was für einen Auftrag Sie zurzeit bearbeiten.“

„Ich habe keinen direkten Auftrag“, wurde zugegeben. „Doch es gibt ausreichend Interessenten, die einen Rosenkreuz-Absolventen nur zu gerne in die Hände bekommen würden. Vor allem nachdem sie Ihren letzten Erfolg in Japan beobachten konnten.“

Brad barg das Gesicht an Michaels Oberarm, um das Lachen zurückzuhalten, das in ihm aufsteigen wollte. >Dieser Mann ist meinetwegen hier?<

>Nun, zumindest indirekt bist du offensichtlich der Grund<, erwiderte der Ältere, ohne dass dessen Konzentration dadurch beeinträchtigt wurde.

>Vielleicht sollte ich nicht so gute Arbeit leisten<, schlug er mit einem Unterton vor, den niemanden diese Worte ernstnehmen lassen würde, schon gar nicht Michael.

Der gab auch prompt ein wortloses Schnauben von sich. >Als wärst du überhaupt in der Lage dazu.<

„Was haben Sie bisher erfahren?“, wandte sich Michael dann wieder an das derzeitige Subjekt ihrer beider Interesse.

Und die Frustration, die Brad bereits zuvor hatte wahrnehmen können, war zurück. „Gar nichts. Wenn ich an ihren Blicken nicht ablesen könnte, dass sie sehr genau wissen, wovon ich rede… es wäre sehr einfach anzunehmen, dass ich hier völlig falsch bin.“

„Oh, das sind Sie ganz sicher nicht“, murmelte Michael vor sich hin, als jede Belustigung aus ihm herausfloss. „Und damit bleibt die Frage, die Brad Ihnen vorhin schon gestellt hat. Wie haben Sie uns gefunden?“

Die Miene des anderen Mannes spiegelte nun deutlich Nachdenklichkeit wider. „Ich hatte versucht, mehr über Rosenkreuz zu erfahren, hatte aber nicht viel Erfolg damit.“ Ein schiefes Lächeln folgte. „In der Regel wurde mir davon abgeraten, zu viele Fragen zu stellen, aber von so etwas würde ich mich niemals aufhalten lassen. Und dann war da eines Tages ein anonymer Brief, der mir riet, mich hier umzuschauen.“

Diese Auskunft gefiel weder ihm noch Michael, doch das änderte nichts an den Tatsachen. Der Ältere konzentrierte sich noch ein Mal, wandte sich dann wortlos ab.

Und nach einem letzten Blick auf den Mann folgte Brad ihm.
 

~TBC~
 

Es wird noch eine Weile dauern, bis sie herausfinden, wer dem Headhunter geholfen hat auf die Spur von RK zu kommen ^^

cya, cu ^-^

"Jeder andere würde sich wahrscheinlich weigern, so ein Messer in die Nähe seiner Kehle zu lassen"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 124/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Mm, ich sage nur: Herr Franken ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Brad sieht eben nicht alles. Das Zusammentreffen war einfach zu zufällig und außerdem hatte es keinerlei Gefahren für Brad mich sich gebracht. ^^ Stimmt, das Date ist damit vorüber. Aber irgendwie scheint das weder Brad noch Michael besonders viel auszumachen ^.~

Ein Insiderjob? Was für ein Gedanke… nun, eine Weile wirst du dich gedulden müssen, um die Wahrheit zu erfahren *grins*
 

@Kralle: Schlimmer als die Störung an sich fand Brad ja, dass der Mann so unhöflich zu Michael war. Immerhin musst du zugeben, dass ihn der Film nicht zu sehr gefesselt hatte. Ganz davon abgesehen wird ihm schon was anderes einfallen, wie er Zeit mit Michael verbringen kann ^^
 

~ Er testete die Schneide mit dem Daumen und schnitt sich beinahe. „Ich weiß nicht, ob ich das Ding in der Nähe meiner Kehle haben möchte.“

„Sieh es als Fortsetzung deines Trainings an. Es wird dir helfen, dich zu konzentrieren.“

Und einen Ankerpunkt in der Gegenwart bieten. Er verstand und lächelte unwillkürlich. „Danke.“ ~
 

(Crawford und Schneider, Close Distance, Teil 148)
 

Teil 124 „Jeder andere würde sich wahrscheinlich weigern, so ein Messer in die Nähe seiner Kehle zu lassen“
 

„Du lässt ihn noch ein paar Tage hierbleiben?“, hakte er nach, sobald sie unter sich waren.

„Hm, ich hoffe, dass wir so herausbekommen, wer ihn zu uns geschickt hat.“

Brad nickte langsam. „Ein Beobachter. Es wäre möglich…“ Dann presste er die Lippen zusammen. „Auch wenn ich ehrlich gesagt in diesem Fall keinen Erfolg für uns vorhersehe.“

„Das ist unerfreulich. Aber wenigstens wird er für den Ärger, den er uns bereitet hat, ein paar Kopfschmerzen davontragen.“

„Ja…“ Seine Mundwinkel rutschten nach oben. Wenigstens etwas... Er spürte eisblaue Augen auf sich ruhen und hob den Blick.

„Warum siehst du gerade so zufrieden aus?“, erkundigte sich Michael.

Er zog eine Augenbraue hoch. „Was hast du erwartet? Er war ausgesprochen unhöflich zu dir. Also selbst wenn ihn jemand anderer einfach nur vorschiebt, so hat er eine Strafe verdient.“

Michael lachte belustigt. „Daher also deine Reaktion vorhin. Ich hatte mich schon gewundert.“ Jetzt war nur noch ein Lächeln übrig und es fiel überraschend sanft aus. „Du willst also auch meine Ehre schützen, hm?“

„Natürlich“, gab er ernsthaft zurück, auch wenn der Ältere ihn gerade ein wenig aufzog. Niemand hatte das Recht, Michael anzugreifen, egal in welcher Form.

Das Lächeln gewann an Wärme, als eine Hand an seine Wange gelegt wurde. Sie waren beide stehen geblieben und sahen sich in diesem Moment einfach nur an. „Du kannst manchmal noch so ein Kind sein“, wurde schließlich festgestellt. Die nächsten Worte waren aber um einiges ernsthafter. „Ändere dich nicht, bitte.“

Er hatte das Gefühl, dass mehr dahinter stand, Michael sich auf etwas Bestimmtes bezog, doch er wusste nicht, was das sein könnte. Also setzte er einfach seinen eigenen Gedankengang fort. „Ich werde mich in dem Punkt ganz bestimmt nicht ändern.“ Die braunen Augen verschmälerten sich. „Du gehörst mir.“ Mit dem gleichen unbedingten Anspruch, den er in diesem Fall schon immer gestellt hatte. Brad hob nun ebenfalls eine Hand, ließ seine Finger durch sandblonde Strähnen gleiten. In seinem Magen war auf einmal so ein seltsames Ziehen und es erinnerte ihn daran, wie lange sie voneinander getrennt gewesen waren. Und auch wenn der erneuerte Kontakt zu Michaels Talent ein willkommener Anfang gewesen war, so wollte er jetzt mehr.

Das neue Lächeln hatte eine ganz andere Qualität und sehr langsam ließ er seine Hand nach unten sinken, streifte nur mit dem Handrücken Michaels Hals entlang, über dessen Brust. Wo er seine Hand umdrehte und die gespreizten Finger über dem Herzen ruhen ließ. Als er wieder den Blick des Älteren suchte, geschah das mit leicht geneigtem Kopf, so dass ihm einige Strähnen in die Stirn fielen. „Wir müssen den Film nicht unbedingt zu Ende sehen, nicht wahr?“

Unter seiner Hand atmete Michael tiefer als gewöhnlich. „Nein, müssen wir nicht.“

Zufrieden mit dieser Antwort ließ er sich nach vorne fallen, gegen den Anderen, wurde gleich darauf umarmt. Und die Nähe ließ ihn spüren, dass Michael ihn genauso wollte wie er selbst den Älteren. Brad spürte, wie er schon wieder lächelte, seine Lippen bewegten sich gegen den glatten Stoff von Michaels Jackett. „Aber du bist noch in der Lage zu fahren, oder?“ Mit einem Lachen, das nur auf der mentalen Ebene zu hören war.

Michael lachte wirklich, das Beben übertrug sich auf ihn. „Du wirst frech.“ Er klang gar nicht danach, als würde ihm das etwas ausmachen, ganz im Gegenteil.

Weswegen Brad auch nichts darauf erwiderte.

Die Fahrt zur Schule erwies sich als überraschend lang, aber gleichzeitig fühlte Brad sich vollkommen ruhig. Er saß mit geschlossenen Augen auf dem Beifahrersitz und seine Hand lag auf Michaels Oberschenkel. Irgendwie schien erst in diesem Moment wirklich die Erkenntnis einzusinken, dass er wieder zurück war, den Älteren wieder für sich hatte. Wie seltsam…

Brad lächelte ein heimliches Lächeln, entspannte sich in den bequemen Sitz hinein.

Sein richtiges Zeitgefühl kehrte erst zurück, als sie ihr Ziel erreichten. Michael öffnete ihm die Tür, ergriff seine Hand, um ihm hinauszuhelfen. Eine völlig unnötige Geste, die er dennoch nicht abwehrte. Natürlich nicht.

Dann waren sie endlich in ihrem Quartier, dann neben dem Bett und zufrieden musterte er die Gestalt des Älteren vor sich. Diese Nacht würde er ganz sicher keine Schwierigkeiten mit dem Einschlafen haben. Doch das hatte sowieso noch Zeit. Seine Lippen weiteten sich zu einem neuen Lächeln und Michael erwiderte es sofort.

„Da wären wir, hm?“

„Ja…“ Michael hatte Weste und Krawatte bereits abgelegt und so hob er jetzt die Hand, um langsam das Hemd des Älteren aufzuknöpfen. Mit ein wenig Verwunderung spürte er, dass sein Herz schneller zu schlagen begann, aber der Eindruck verschwand, als er sich völlig auf Michael konzentrierte. Denn was konnte es jetzt Wichtigeres geben? Das Hemd wurde über kräftige Schultern gestreift, bevor er sich Gürtel und Hose zuwandte. Danach war nur noch ein sanfter Druck erforderlich und der Ältere landete bereitwillig auf dem Bett.

Für ein paar endlose Sekunden tat Brad gar nichts, erwiderte einfach nur den Blick eisblauer Augen. Dann wurde eine Hand nach ihm ausgestreckt. Und er ergriff sie.
 

Er erwachte noch vor der Dämmerung, nur langsam und umfangen von der Schwere, die die noch verweilende Müdigkeit mit sich brachte. Ihm war warm und diese Wärme rührte nicht nur von der Bettdecke her. Brad wurde etwas munterer, als er merkte, dass irgendetwas nicht ganz richtig war und nach einem Moment schwerfälligen Überlegens wusste er, was fehlte. Er musste irgendwann in der Nacht seine Schilde geschlossen haben, was doch gar nicht mehr erforderlich war. Kein Wunder, dass Michael ihm so nahe gerückt war. Der Kopf des Älteren ruhte auf seiner Brust und ein Arm war um seine Taille geschlungen worden.

Im nächsten Moment hatte er die Verbindung zwischen ihnen auch schon wiederhergestellt und das damit einhergehende Gefühl rief ein Lächeln auf Brads Lippen. Seine Lider wurden schwerer, aber bevor er wieder einschlief, suchte und fand seine linke Hand ein neues Ziel und gleich darauf glitten seine Finger durch sandblonde Strähnen. Es fühlte sich an, als wäre er ein weiteres Mal nach Hause gekommen.
 

******
 

Michael wurde durch ein paar vorwitzige Sonnenstrahlen geweckt, doch er lächelte nur darüber. Er fühlte sich so erholt wie schon seit Wochen nicht mehr und vielleicht sollte ihm die Tatsache Sorgen machen, dass Brads Abwesenheit ihm Probleme bereitet hatte. Aber er war zuversichtlich, dass in Zukunft erforderliche Trennungen nicht mehr so lange dauern würden. Und falls doch… so würden sie auch das überstehen.

Vorsichtig richtete er sich auf und Brads Hand rutschte zur Seite. Seine Mundwinkel zuckten. Das war wohl noch so ein Punkt, in dem sich der Jüngere nicht ändern würde. Er stellte den Wecker ab, bevor dieser die Chance hatte zu klingeln, blieb dann aber im Bett sitzen, um Brad beim Aufwachen zuzusehen.

Denn es dauerte nicht lange, bis sein wacher Verstand an dem von Brad zu ziehen begann und dann öffneten sich auch schon braune Augen.

„Guten Morgen.“

Brad streckte sich, schenkte ihm ein zufriedenes Lächeln. „Ja, das ist er wirklich. Und wir werden jetzt wieder jede Menge davon haben.“

Michael lachte leise. „Es ist doch schön, dass du so leicht zufriedenzustellen bist.“

„Hm…“ Ein träges Zwinkern. „Bist du etwa anderer Ansicht?“

Er schüttelte den Kopf. „Nein, nicht wirklich.“ Dann ergriff er die Hand, die inzwischen ausgestreckt worden war, und zog Brad in eine sitzende Position. „Bis ins Bad kannst du es aber ohne Hilfe schaffen, ja?“, zog er ihn auf.

„Das ist eher eine Frage des Wollens als des Könnens“, wurde klargestellt, mit aufblitzenden Zähnen. „Und natürlich schaffe ich es.“ Mit diesen Worten kam unerwartet schnell Leben in die Gestalt des Jüngeren und gleich darauf war dieser schon bei der Schlafzimmertür angelangt, drehte sich dort zu ihm um. „Vielleicht brauchst du ja Hilfe.“

Michael stieß ein Schnauben aus, folgte Brad dann. Und er war gar nicht überrascht, als Brad sich zu ihm unter die Dusche gesellte. Er kam kaum dazu, sich selbst abzuseifen und dieser Trend setzte sich fort, als Brad ihm nicht erlaubte, nach seinem Rasierapparat zu greifen. Stattdessen wurde er auf den Toilettensitz gedrückt und Brad griff nach dem Rasiermesser, das Michael ihm zu seinem letzten Geburtstag geschenkt hatte.

Eisblaue Augen beobachteten den Jüngeren bei seinen Vorbereitungen und ein leichtes Lächeln hing an seinen Mundwinkeln. Jeder andere würde sich wahrscheinlich weigern, so ein Messer in die Nähe seiner Kehle zu lassen. Doch Brad hatte sich noch nicht ein Mal selbst geschnitten und würde sicher nicht heute damit anfangen, Fehler zu machen.

Der Rasierschaum fühlte sich kalt gegen seine Wangen an, das Messer an sich spürte er dafür so gut wie gar nicht. Bereitwillig ließ er Brad seinen Kopf wenden, so wie dieser es benötigte, er war sowieso viel zu sehr in der Konzentration des Jüngeren gefangen, um etwas anderes zu tun.

Erst als die Reste des Schaums mit einem Handtuch entfernt wurden, kam er wieder ganz zu sich und es war, als würde er aus einer Trance erwachen. Michael schüttelte leicht den Kopf, während Brad Ordnung schaffte, doch bevor er sich erheben konnte, saß Brad plötzlich auf seinem Schoß, strich über die jetzt glatte Wange.

Er fühlte, was Brad fühlte, und lächelte wieder. „Du hast gute Arbeit geleistet, wie immer.“

Der Junge lächelte ebenfalls, aber es wirkte irgendwie abwesend, weswegen er ihm einen Kuss auf den Mundwinkel drückte.

Das holte Brad ganz zu ihm zurück und dieses Mal waren es die braunen Augen, die ihn bannten. Michael wusste genau, was dieser Blick bedeutete und gleichzeitig wurde ihm richtig bewusst, dass Brad auf seinem Schoß saß. Er atmete durch, legte seine eigene Hand über die des Jüngeren. „Mm, du weißt, dass wir jetzt keine Zeit haben, um ins Bett zurückzukehren?“

Brad antwortete zuerst gar nichts, hob dann in einer bewusst arroganten Geste das Kinn. „Würdest du mich wirklich abweisen?“ Mit einem spielerischen Unterton, den außer Michael wohl niemand erkennen würde.

Und in ihm stieg ein Lachen auf, zusammen mit Hitze, eng verwoben. Was er schließlich tat, war, Brads Kinn zu umfassen und ihn hart zu küssen. Seine Antwort. Und sie genügte dem Jüngeren.

„Willst du mit mir frühstücken?“, fragte er später, nachdem sie sich angezogen hatten.

Brad musterte ihn oder sah vielmehr in seine Richtung, als dieser darüber nachdachte, doch schließlich kam ein Kopfschütteln. „Es ist mein erster richtiger Tag, an dem ich zurück bin. Ich sollte mit den Instruktoren essen.“

„Pflichtbewusst wie immer. Dann werde ich eben mit der Gesellschaft meines Vaters vorlieb nehmen.“

„Lass das Herrn Schneider besser nicht hören, er könnte den Eindruck gewinnen, dass er nur zweite Wahl ist.“ Brad lachte und ging sich seine Gerte holen.

Er selbst sah dem Jüngeren einfach nur hinterher, weil der Kontrast zu Brads Ankunft gestern so überwältigend war. Ein Teil von ihm hatte befürchtet, dass die Distanz länger anhalten würde, doch die wenigen Stunden schienen vollkommen ausreichend gewesen zu sein, um ihm Brad ganz zurückzugeben.
 

Sein Vater war ein wenig überrascht, als er an dessen Tür klopfte, trat dann aber ohne zu zögern beiseite und ließ ihn herein. Drinnen blieb er stehen und wandte sich zu seinem Vater um, der sich gegen die wieder geschlossene Tür gelehnt hatte und ihn musterte.

Ein zufriedener Ausdruck legte sich über das Gesicht des Älteren. „Du siehst ausgeschlafen aus.“

Er konnte nicht anders als zu lächeln. „Das bin ich auch.“

„Und trotzdem bist du hier, um mit mir zu frühstücken.“ Es war Feststellung und Frage in einem.

„Du kennst doch Brad. Er wollte sich offiziell zurückmelden und daher mit den Instruktoren essen.“

„Ja, das klingt ganz nach ihm.“ Sein Vater machte ein paar Schritte nach vorne und dann lag für eine flüchtige Sekunde eine Hand in seinem Nacken. „Komm. Mit dir zusammen habe ich vielleicht eine Chance alles aufzuessen, was die Küche hochgeschickt hat.“ Er lachte und folgte seinem Vater, der bereits weitersprach. „Und, freuen sich alle über Brads Rückkehr so sehr wie du?“ Es klang ganz so, als sollte er aufgezogen werden.

Michael machte sich gar nichts daraus, sondern nahm die Frage ganz einfach ernst, näherte sich für einen Moment Brads Verstand, um zu sehen, was der Junge gerade machte. Dann schenkte er seinem Vater ein amüsiertes Lächeln. „Nun, seine beiden Freunde haben ihn abgefangen und die freuen sich ganz sicher. Gestern hatten sie ja kaum Gelegenheit, mit ihm zu reden.“

„Sie wollen wieder Süßigkeiten von ihm haben, hm?“ Mit einer Geste wurde ihm gewiesen Platz zu nehmen, während sein Vater noch ein zweites Set Geschirr aus dem Schrank holte.

„Ah, das ist wohl auch schon bekannt. Aber das ist nicht alles. Gerade fragen sie ihn über seinen Besuch in Japan aus. Und sie wollen möglichst bald auch einen Einsatz haben.“

Kaffee wurde ihm eingegossen. „Es ist ja nicht einmal mehr ein Jahr. So lange werden sie es schon noch aushalten.“

„Wohl oder übel“, stimmte er zu. Doch in der nächsten Sekunde floss jedes Amüsement aus ihm heraus, als Alarm durch Brad jagte. Und auch wenn es keine Vision war, so wussten sie doch beide, um wen es ging. „Herr Franken…“

Er erkannte seine eigene Stimme kaum wieder, doch das hielt seinen Vater nicht davon ab, zu reagieren. Zum Glück war das Quartier des dritten Triumviratmitglieds ganz in der Nähe und so musste sein Vater bloß dessen Talent ausdehnen.

Michael fühlte sich prompt so, als würde er plötzlich im Dunkeln sitzen, doch er konnte noch sehen, da war einfach nur Stille in seinem Kopf. Und nach einigen Atemzügen, die er benötigte, um die plötzliche Änderung zu verarbeiten, konnte er diese Ruhe sogar genießen. Auch wenn er ganz und gar nicht glücklich darüber war, wieder von Brad getrennt worden zu sein.

„War es rechtzeitig?“, wollte sein Vater von ihm wissen.

Er wollte unwillkürlich telepathisch nachsehen, doch das war natürlich nicht möglich. „Ich hoffe es. Jedenfalls habe ich vorher nichts von Herrn Franken aufgefangen.“ Und das hätte er. Das Leuchten auf der mentalen Ebene wäre unübersehbar gewesen.

Sie hielten sich nicht mit weiteren Fragen auf, sondern gingen sich persönlich überzeugen. Und keiner von ihnen hätte in Worte fassen können, wie erleichtert sie waren, als Herr Franken ihnen die Tür öffnete. Ein wenig blass vielleicht, aber unzweifelhaft am Leben.
 

~TBC~
 

Herr Franken bleibt dem Triumvirat also noch erhalten. ^^ Nachdem das geklärt ist, wird es mit dem nächsten Teil Zeit für einen kleinen Sprung vorwärts im Zeitablauf. Hin zum nahenden Ende des Schuljahres. ^^

cya, cu ^-^

"Herr Franken hat mir angeboten, einer der Beobachter für Alexanders Einsatz zu sein"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 125/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Zeitsprung. Seit dem letzten Teil ist fast ein Jahr vergangen und das aktuelle Schuljahr nähert sich dem Ende ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Hm, wie Herr Franken bereits sagte, sie haben noch keine zuverlässigen Beweise, ob man als Precog nach einem Beinahe-Ausbrennen anfälliger ist oder nicht. Ich zumindest kann dir dazu sagen, dass es darauf ankommt… *grins* Wenn so etwas wie „Altersschwäche“ der Grund war, dann ja. Wenn es jedoch an einer bestimmten Vision lag, dann ist die Wahrscheinlichkeit eines Ausbrennens genauso gering oder groß wie vorher. Es stellt sich also nur noch die Frage, was bei Herrn Franken der Fall ist, hm? ^^

Ah, das mit den Schilden birgt kein großes Geheimnis. ^.~ Brad hatte sich in Japan abgeschottet, weil sonst immer unbewusst nach Michael gesucht hätte. Und diese Reaktion war nach den Wochen dort eben noch nicht ganz überwunden…
 

@Kralle: *winkz* ^^
 

~ „Das vorhin war neu, nicht wahr?“

„Ja, sie haben diese… Agilität… noch nicht so recht einordnen können.“

Dieses Mal blieb der Amerikaner stehen, musterte ihn nachdenklich. „Ich habe in deinen Unterlagen darüber gelesen, aber in Realität ist es beeindruckender. Auch wenn die telepathische Komponente bei mir nicht wirkt.“ Das kam mit einem Hauch von Amüsement.

Sein Blick bat um Erlaubnis, ehe er sich ausstreckte und Crawfords Geist auf die Art zu manipulieren versuchte, die er erst seit kurzer Zeit beherrschte. Wie zu erwarten war, stießen seine Bemühungen ins Leere und er zog sich hastig zurück, als Stille seinen Verstand zu erobern begann. Wie kühles, flüssiges Metall schwappte sie über ihn hinweg und ihr Verlust schmerzte fast. „Es kann bei dir nicht richtig funktionieren. Ich komme einfach nicht zu dir durch.“ ~
 

(Crawford und Schuldig, Close Distance, Teil 100)
 

Teil 125 „Herr Franken hat mir angeboten, einer der Beobachter für Alexanders Einsatz zu sein“
 

Es war warm, die Luft flirrte nahezu um sie herum und die Blätter in der Baumkrone waren wie erstarrt. Brad hatte sein Hemd aufgeknöpft, doch ohne einen Luftzug half das nicht viel.

Alexander grinste ihn an. „Du könntest dich auch ganz ausziehen“, wurde ihm vorgeschlagen. „Immerhin sind wir unter uns.“

Er zog eine Augenbraue hoch, wenig beeindruckt von dieser Idee. „Auch wenn ich gerade frei habe, werde ich ganz sicher nicht so aus der Rolle fallen.“

Stephan lachte, als er das hörte. „Niemand würde deswegen weniger von dir als Instruktor denken.“ Der Franzose hatte wie sein Freund nur noch Shorts an und streckte sich lang aus, genoss sichtlich die warme Sonne. Eine Hand rutschte wie aus Versehen in seine Richtung, legte sich an seine bloße Hüfte, so dass der schwarze Stoff seines Hemdes über Stephans Handrücken streifte. Ein Lächeln von fast kindlicher Freude wurde ihm geschenkt, als er für das Talent des Tracers wie immer unlesbar blieb. „Wir sollten das öfter tun“, wurde dann mit einem leisen Seufzen festgestellt.

Alexander legte sich neben Stephan auf die Decke, schlang einen Arm um dessen Taille. Über den Braunhaarigen hinweg wurde er mit einem nachdenklichen Blick gemustert. „Stimmt. Wir bekommen dich kaum noch zu sehen – wenn man den Unterricht oder das Training mal unberücksichtigt lässt.“ Alexander verzog das Gesicht.

Brad schüttelte nachsichtig den Kopf. „Ihr wisst, dass ich sowieso schon die Regeln verbiege.“

„Es fühlt sich trotzdem nach zu wenig an.“ Nun war auch Stephan ernst geworden, rutschte ein Stück näher an ihn heran. Und dessen Hand streichelte gedankenverloren seine Seite entlang, bis sie sich schließlich über die Erhebung seines Hüftknochens wölbte und dort vorläufig zur Ruhe kam.

Er neigte den Kopf ein wenig, während er die beiden musterte. Wenn er ehrlich war, verstand er nicht so ganz, warum sie immer noch so an ihm hingen. Sie waren alle keine kleinen Kinder mehr.

Braune Augen erwiderten seinen Blick unter halbgeschlossenen Lidern hervor. „Du bist manchmal viel zu erwachsen.“ Der Empath hatte gespürt, in welche Richtungen seine Gedanken gewandert waren und klang ein wenig vorwurfsvoll, auch wenn im nächsten Moment dessen Mundwinkel zuckten. „Aber das warst du ja schon immer“, wurde dann hinzugefügt.

Brad lächelte. „Du bist besser geworden, hm?“

Ein schiefer Blick wurde ihm zugeworfen. „Willst du vom Thema ablenken?“ Doch als nächstes bekam er seine Antwort. „Irgendwie muss ich die Zeit schließlich rumkriegen, Stephan ist fast so ein Streber wie du geworden.“

„Damit kannst du weder mich noch Brad beleidigen“, murmelte der Franzose.

Alexander schnaubte, suchte dann wieder Brads Aufmerksamkeit und ein Funkeln stand in den braunen Augen. „Wenn ich genauer darüber nachdenke, habe mehr als genug geistige Arbeit geleistet. Könntest du nicht ein wenig mit uns trainieren? Schließlich haben wir bald unseren Außeneinsatz und da kann es nicht schaden, in Topform zu sein.“

„Ich trainiere doch bereits mit euch“, erwiderte er mit leisem Amüsement.

Stephans Hand knetete leicht seine Haut. „Tu nicht so“, schloss dieser sich dann Alexanders Bitte an. „Das Waffentraining meint er nicht. Und beim waffenlosen Kampf hast du nur die jüngeren Schüler.“

„Hm, das stimmt natürlich“, gab er mit einem Lächeln zu. „Ich werde sehen, was sich einrichten lässt.“

„Das ist ein Wort.“ Ein Grinsen blitzte auf, bevor Alexander jegliche Spannung aus seinem Körper herausfließen ließ und zufrieden die Augen schloss, um sich ganz seinem Sonnenbad zu widmen.
 

„Sehr gut, Farfarello.“

Der Ire war auf sein Zeichen hin von seinem Gegner zurückgetreten und arbeitete daran, seine Atmung unter Kontrolle zu bringen. Der andere Schüler, am Boden liegend, war zu bewusstlos dafür.

Brad trat auf die Matte und checkte den Puls des Jungen. Gleichmäßig genug. Nachdem er sich wieder aufgerichtet hatte, wandte er sich Farfarello zu. „Im Training ist es nicht erforderlich, so viel Kraft einzusetzen. Aber deinen Angriff hast du sehr sauber ausgeführt“, präzisierte er dann sein anfängliches Urteil.

In Antwort erhielt er ein Grinsen, das eine manische Note nicht ganz verbergen konnte. „Er ist gut. Ich wollte gewinnen“, wurde ihm erklärt.

„Natürlich wolltest du das.“ Ein feines Lächeln kurvte seine Lippen, bevor er sich dem Rest der Klasse zuwandte.

Farfarello benötigte keine Aufforderung, sondern schaffte den Ohnmächtigen von allein von der Matte.

Braune Augen musterten die Schüler, die ihren Test noch vor sich hatten und mit einem minimalen Nicken fällte er eine Entscheidung. „Schuldig und Francesco als nächstes.“

Der Telepath blitzte ihn mit einem Ausdruck an, den er nicht ganz entziffern konnte, aber Brad hatte auch gar kein Interesse daran. Francesco zumindest trat mit offener Begeisterung auf die Matte, bereits aufgeputscht von den Kämpfen, die er zuvor hatte beobachten können.

„Grundstellung“, kommandierte er knapp, ein Befehl dem sofort gehorcht wurde. Nicht einmal Schuldig stellte sich quer. „Start.“

Ohne große Zurückhaltung – und auch ohne viel Finesse – gingen die beiden aufeinander los. Er hielt ein Seufzen zurück. Manchmal hatte er den Eindruck, seine Lektionen würden durch ein Ohr hinein und durch das andere gleich wieder hinaus gehen. Schritte näherten sich ihm, doch er wandte den Blick nicht von den beiden Schülern ab, selbst dann nicht, als er die beiden Neuankömmlinge begrüßte. „Ihr seid ein wenig zu früh dran. Wie ihr seht, ist das Training noch nicht beendet.“

„Wir schauen gerne zu, Herr Crawford“, erwiderte Stephan und Alexander stimmte dem mit einem Brummen zu, während dieser sich gegen seinen Freund lehnte und das Kinn auf dessen Schulter abstützte.

„Er ist flink“, stellte der Empath dann fest und Interesse schwang in dessen Stimme mit.

Brad neigte den Kopf ein wenig zur Seite, als Francesco mit einem satten Laut auf dem Boden landete. Der Italiener hätte in der Lage sein sollen, diesem Tritt auszuweichen. „Ist er..?“, fragte er gedehnt. Es stimmte schon, dass Schuldig ein gutes Reaktionsvermögen bewies, aber es schien ihm nicht genug, um einen Kommentar von Alexander wert zu sein.

Der Andere warf ihm einen nachdenklichen Blick zu. „Sie haben es nicht gesehen.“ Mehr Feststellung als Frage. „Was ist mit dir?“

Stephan nickte. „Mir fällt es auch auf. Er ist ein wenig schneller als möglich sein sollte.“

Diese Auskunft genügte Alexander, der sich daraufhin wieder ganz auf Schuldig konzentrierte, offensichtlich interessiert. „Es könnte an Ihren Schilden liegen. Ich denke, Schuldig versucht nur seinen Gegner so zu beeinflussen, dass dieser langsamer wird. Aber ein Teil davon strahlt auf uns ab.“

„Hm, damit hätte er bei mir natürlich keinen Erfolg“, stimmte er Alexanders Analyse amüsiert zu. Dann lockerte er seine Schilde so weit wie erforderlich war, um ebenfalls Schuldig Einfluss zu spüren und tatsächlich schien der Telepath graduell schneller zu werden, je mehr er durchließ. Ein interessanter Effekt. Er würde mit Schuldigs Trainer reden, versprach sich aber nicht viel davon. Sicher hätte er schon davon gehört, wenn diese Fähigkeit vorher aufgefallen wäre. Braune Augen verengten sich flüchtig. In Zukunft würde Schuldigs Ausbildung eindeutig erweitert werden.

Der Orangehaarige brauchte nicht lange, bis er Francesco am Boden hatte und dieser abklopfte.

Es war ein enttäuschendes Ergebnis für den Italiener, aber nicht Grund genug, ihn auf die Liste für das Komitee zu setzen. Brad machte sich einige Notizen, winkte die beiden dann kommentarlos von der Matte.

Anschließend war das letzte Paar dran, ein Kampf, der keine Überraschungen mit sich brachte, und dann konnte er seine Klasse entlassen. „Jetzt also zu euch beiden“, wandte er sich Alexander und Stephan zu.

Ersterer grinste ihn an, während der Tracer lächelte. „Womit fangen wir an?“, wollte Stephan wissen.

„Nun, das solltet ihr bereits wissen“, gab er zurück.

Und Alexander seufzte ergeben. „Aufwärmen…“ Mit eindeutig verhaltener Begeisterung.

Brad zeigte ein schmales Lächeln, bevor er eine scheuchende Handbewegung machte. „Fünf Runden. Und keine unnötigen Verzögerungen.“

„Jawohl, Herr Crawford.“ Da sich immer noch andere Schüler in der Sporthalle aufhielten, blieben die zwei bei der höflichen Anrede. Sie setzten sich gleich darauf in Bewegung und ließen Brad allein zurück.

Er selbst benötigte die Runden nicht mehr, er war bereits vorhin mit seinen Schülern mitgelaufen, um sie zu mehr Tempo zu ermuntern. Eine Gerte im Rücken wirkte immer noch am besten. Stattdessen absolvierte er einige Dehnübungen, um weiter locker zu bleiben und timte sie sie so, dass er fertig war, als die beiden zu ihm zurückkehrten.

Alexander war mehr außer Atem, ergriff aber trotzdem zuerst das Wort. „Wer von uns darf jetzt gegen Sie antreten?“, wurde er gefragt.

„Keiner von euch“, musste er sie enttäuschen und machte sich nicht die Mühe, die Belustigung aus seiner Miene zu verbannen, als Alexander auf diese Auskunft hin beinahe einen Flunsch zog. „Ich möchte euch zuerst beobachten, um einschätzen zu können, wie eure Form heute ist.“

Der Andere sah immer noch ein wenig enttäuscht aus, konnte sich diesem Argument aber nicht entziehen. Und da war noch Stephan, der leise lachte und Alexander einfach am Handgelenk ergriff, um ihn mit sich auf die Matte zu ziehen.

Natürlich waren die beiden weit fortgeschrittener als seine Klasse eben, doch als er sich nun auf sie konzentrierte, sah er noch genug Schwächen, die einer Korrektur bedurften. Und er konnte es nicht einmal ihrem Trainer anhängen, inzwischen wusste er aus eigener Erfahrung, dass man nicht jedem der Schüler so viel Aufmerksamkeit widmen konnte, wie man manchmal gerne wollte.

„Genug“, unterbrach er sie, nachdem er sich sicher war, dass sie durch und durch aufgewärmt waren. Immerhin wäre es kontraproduktiv, wenn sie sich seinetwegen verletzten. Nun, zumindest mehr als ihr Training ohnehin mit sich bringen würde.

Der Gedanke ging mit einem schmalen Lächeln einher, das sowohl Alexander als auch Stephan sahen, weil sie sich ihm auf sein Wort hin zugewandt hatten. Und beide verloren zeitgleich etwas Farbe im Gesicht.

„Wer von euch beiden möchte nun gegen mich antreten?“

Alexander, der zuvor noch so eifrig darauf aus gewesen war, schien nun ein wenig zögerlich, diese Ehre auf sich zu nehmen. Was Stephan die Augen rollen und einfach von der Matte heruntertreten ließ. „Sie können ihn haben“, wurde ihm lakonisch mitgeteilt.

Der Empath sah seinem Freund hinterher, als wäre er soeben verraten und verkauft worden und Brad konnte nicht anders, er musste über dessen Miene lachen.

„Komm schon, Alex. Du tust ja geradewegs so, als wollte ich dir wehtun.“

Braune Augen musterten ihn mit einem gut verborgenen Glitzern, das von belustigter Resignation sprach. „Es geht nicht so sehr darum, ob Sie es tun wollen, sondern mehr darum, dass es sowieso passieren wird.“

Sein Lächeln wuchs für einen Moment, wurde ausgeprägter. „Ich werde aufpassen“, versprach er dem Gleichaltrigen dann. Und er hielt sein Versprechen. Am Ende trug Alexander nur einige Blessuren und Quetschungen davon, wenig genug für das Wissen, das dieser dafür erwarb.

Stephan trat ohne jedes Zögern und mit ernster Miene gegen ihn an. Der Tracer war sich der Aufgabe bewusst, die er in Zukunft übernehmen würde und auch wenn sich dessen Umgang mit Alexander nicht geändert hatte – und wohl niemals ändern würde – so war Stephan eindeutig schneller erwachsen geworden.

Er nickte ihm im Bewusstsein darum zu und erhielt ein Nicken zurück. Und dann setzten sie sich in derselben Sekunde in Bewegung.

Als er Stephan später am Boden hatte, nach einem Kampf, der länger als erwartet ausgefallen war, schenkte er ihm einen beeindruckten Blick. „Dein Training hat sich eindeutig ausgezahlt.“

Er wurde mit einem etwas schwach ausfallenden Lächeln bedacht. „Wir Ex müssen immerhin besser sein als ein Durchschnittstalent, nicht wahr? Allerdings hatte ich trotz allem keine Chance gegen Sie.“

Alexander, der nähergetreten war, lachte ein wenig atemlos, hatte sich immer noch nicht ganz erholt. „Nun, niemand würde jemals behaupten, dass Herr Crawford nur Durchschnitt ist.“

Brad schüttelte amüsiert den Kopf, stand dann auf und reichte Stephan eine Hand, um ihn auf die Beine zu ziehen. Bevor er jedoch etwas erwidern konnte, wurde er sich der Anwesenheit eines Erstklässlers bewusst, der nervös die Hände rang. Mit einem Neigen seines Kopfes forderte ihn zu sprechen auf.

„Guten Tag, Herr Crawford. Herr Franken wünscht mit Ihnen zu sprechen.“

Ah… Durch Brad lief immer noch ein kurzer Energiestoß, wenn er den Namen des Triumviratmitglieds hörte. Die Beinahe-Vision, die den anderen Precog damals gerettet hatte, war für ihn selbst ein wenig unangenehm gewesen. Nach außen hin ließ er sich nichts von dieser Reaktion anmerken. „Gut. Du kannst gehen.“

Der Junge hörte seine Entlassung nur zu gerne und war gleich darauf verschwunden.
 

„Störe ich?“

Michael sah von seinen Unterlagen auf und schüttelte den Kopf. „Wie könntest du.“

Er nahm es als die Einladung, als die es gemeint war und betrat Michaels Büro, schloss die Tür leise hinter sich. „Ich hatte gerade ein Gespräch mit Herrn Franken“, teilte er ihm mit.

Eine Augenbraue wanderte langsam in die Höhe. „Gute oder schlechte Nachrichten?“

„Ganz wie man es nimmt…“ Brad hielt nicht vorm Schreibtisch inne, sondern umrundete ihn und lehnte sich dann gegen die harte Kante. Seine Hand bewegte sich wie von allein, streckte sich nach dem Älteren aus und dann strich er durch die sandblonden Haare.

Michael lächelte warm. „Und wie nimmst du es?“, wurde er gefragt.

„Herr Franken hat mir angeboten, einer der Beobachter für Alexanders Einsatz zu sein. Und natürlich würde ich das gerne tun.“ Stephans Einsatz würde zweifellos interessanter ausfallen, doch bei einem künftigen Ex würden sie andere Ex als Beobachter schicken.

„Ah ja… beides also“, stellte Michael treffend fest. Sein Kinn wurde umfasst und bereitwillig beugte er sich vor und ließ sich von dem Älteren küssen. „Du wirst Herrn Frankens Angebot annehmen.“ Nicht einmal in Anklängen eine Frage. „Ich denke, ich werde dich vermissen. Aber zum Glück sind es nur ein paar Tage.“

Brad erinnerte sich an seine eigenen Reaktionen vor einem knappen Jahr, als er mehrere Wochen in Japan war, und lächelte schief. Auf eine Wiederholung dessen konnte auch er sehr gut verzichten. „Ja, zum Glück…“ Seine andere Hand fand ebenfalls ihren Weg in Michaels Haare und dann forderte er einen neuen Kuss ein.
 

~TBC~
 

Natürlich konnte Brad dieses Angebot nicht abschlagen. Und wie Michael sagte, es wird ihn ja nicht lange von Rosenkreuz fortführen. ^^

cya, cu ^-^

"Da er dich als Freund auserkoren hat, muss er eben ab und zu auch mit mir klarkommen"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 126/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Es geht los… ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Ah, es wird noch ein bisschen Dauer, bis Schuldig mehr von seinem Talent zeigt…

Hast du ein schlechtes Gefühl, was Alexanders Einsatz angeht? Hm… man sollte nicht vergessen, dass Brad dabei ist. Wie könnte da etwas passieren? ^.~
 

@Kralle: Wirklich mehr über Alexanders Einsatz wirst du erst im nächsten Kapitel erfahren. Aber im Vergleich zu dem, was Brad tun musste, ist es ein reines Kinderspiel. Hm, mit Stephans Einsatz hast du einen interessanten Punkt angesprochen… Stimmt, ich kann schlecht direkt darüber schreiben, aber nichtsdestotrotz werdet ihr noch davon hören…
 

Teil 126 „Da er dich als Freund auserkoren hat, muss er eben ab und zu auch mit mir klarkommen“
 

„Beeil dich mit der Ausführung deines Auftrags, Alexander.“

Brad hielt ein amüsiertes Lächeln zurück, als der Empath auf Michaels Aufforderung hin erst rot und dann blass wurde, bevor er etwas stammelte, was sich wie eine Zustimmung anhörte. Bisher hatte wohl noch kein Schüler das Pech gehabt, dass sich ein Triumviratsmitglied so sehr für dessen ersten Übungseinsatz interessierte und dementsprechend nervös war Alexander jetzt.

Michael nickte dem Anderen zu, bevor sich die Aufmerksamkeit eisblauer Augen auf Herrn Peters richtete. „Eine angenehme Reise.“

Der Lehrer deutete eine Verbeugung an. „Vielen Dank, Herr Schneider.“ Die beiden begannen sich über einige Heimkinder zu unterhalten, während sie sich langsam auf den Wagen zubewegten.

Alexander nutzte die Gelegenheit, sobald sie unter sich waren und grinste Brad an. „Jetzt kann ich mir selbst Schokolade besorgen. Soll ich dir welche mitbringen?“

Seine Mundwinkel zuckten leicht. „Diese Mühe musst du nicht auf dich nehmen, immerhin kann ich ganz einfach runter in die Stadt fahren, wenn ich etwas haben will.“

„Dann eben nicht…“ Der Empath sah ganz so aus, als wollte er etwas anderes fragen, traute sich das aber nicht ganz.

„Was ist?“, forderte er ihn schließlich auf.

„Weißt du, ob ich den Auftrag schaffe?“ Mit bedeutend weniger Selbstbewusstsein als er es von Alexander gewöhnt war.

„Ich vertraue ganz auf deine Fähigkeiten“, gab Brad zurück. „Und du hast es ganz sicher nicht nötig, mein Talent in Anspruch zu nehmen.“

Alexander ließ mit gespielter Niedergeschlagenheit den Kopf hängen. „Einen Versuch war es Wert.“ Gleich darauf blitzte ein neues Grinsen auf. „Ich wette, Stephan hat gar nicht erst gefragt.“

„Damit liegst du ganz richtig.“

Der Andere verschränkte beide Hände am Hinterkopf, warf einen verstohlenen Blick dorthin, wo sich Michael und Herr Peters immer noch unterhielten. Erst dann lehnte er sich in einer vertraulichen Geste vor. „Aber kannst du mir wenigstens schon verraten, wie Stephan abschneiden wird?“

Ah ja, hinsichtlich dessen Bestehen hegte Alexander keinerlei Zweifel, es ging nur noch darum, wie gut sein Freund sein würde. Diesmal hielt Brad weder die Belustigung noch das Lächeln zurück. „Es sind noch ein paar Tage, bevor seine Mission vorbei ist, immerhin ist er gestern erst aufgebrochen. Von daher fällt er noch nicht in die Reichweite meiner Kurzfristvisionen.“

Die Nase wurde auf diese Auskunft hin gerümpft. „Du weißt, dass du gerade ziemlich nutzlos bist?“

Er zog eine Augenbraue hoch, blickte dann absichtlich über Alexanders Schulter. „Und du bist eindeutig zu frech. Wenn das jemand hört, würdest du die Gerte zu spüren bekommen.“

Prompt hatte Alexander etwas zu wenig Farbe im Gesicht. „Uns hat doch niemand gehört?“, wurde er schwach gefragt, der Empath wagte es nicht, sich umzudrehen.

Brad lachte auf. „Nein, du hast noch einmal Glück gehabt.“

„Ich dachte schon, Herr Schneider oder Herr Peters wären zurückgekommen…“ Mit einem eindeutig vorwurfsvollen Blick.

„Ein wenig Strafe musste sein“, gab er ungerührt zurück.

Alexander beschloss dazu nichts zu sagen, lehnte sich stattdessen wieder vor. „Bekomme ich einen Viel-Glück-Kuss?“

Er stieß ein leises Schnauben aus, bevor er die verbleibende Distanz schloss und seine Lippen warm die des Anderen berührten.

„Danke sehr!“ Wieder ein Grinsen und dann war Alexander endlich bereit, sich ebenfalls zum Wagen zu begeben.

Kurz darauf hatte er Michael zurück und der Ältere stützte sich mit einer Hand an der Mauer ab, nicht zufällig genau neben Brads Kopf. „Er hat ein bisschen gebraucht für seinen Abschied“, wurde mit belustigtem Unterton angemerkt.

„Hm, deine Anwesenheit war nicht ganz unschuldig daran. Wie konntest du ihm das auch antun.“

Michael zuckte nur mitleidslos mit den Schultern. „Da er dich als Freund auserkoren hat, muss er eben ab und zu auch mit mir klarkommen.“ Dem schloss sich ein verschmitztes Lächeln an. „Oder soll ich dir aus dem Weg gehen, damit ich Alexander in Zukunft nicht mehr nervös mache?“

Brad reagierte auf diese gar nicht ernst gemeinte Frage mit einem leichten Lächeln. „Das würdest du sowieso nicht durchhalten.“ Und dann nahm er die Nähe des Älteren zum Anlass, dessen Revers zu greifen und ihn ganz zu sich heranzuziehen, um ihn zu küssen. Anschließend trennten sie sich nicht voneinander, sondern blieben Stirn an Stirn stehen, während Brad die Energie aufnahm, die sich von Michael ausgehend nach ihm ausstreckte.

„Wie du merkst, wirst du nicht nur durch mich persönlich vermisst werden“, flüsterte Michael schließlich.

Brad musste an das Loch denken, das jedes Mal zurückblieb, wenn die Distanz zwischen ihm und Michael zu groß wurde. „Ich werde dein Talent auch vermissen“, erwiderte er dann.

Und nun war es der Ältere, der sich einen Kuss holte.

Der viel zu kurz ausfiel, wie Brad fand, doch er tat nichts dagegen, weil es nur schwerer werden würde, aufzuhören.

Eisblaue Augen ruhten auf ihm und ein Glitzern trat in sie, als Brads Gedanken mitverfolgt wurden. „Vielleicht ist Alexanders Gesicht später es ja wert…“ Sinnierend.

Brad stieß ein leises Schnauben aus. „Natürlich. Er wird ziemlich überrascht sein, wenn er erfährt, dass ich einer seiner Beobachter war.“ Doch die Belustigung floss ziemlich schnell aus ihnen beiden heraus.

„Apropos…“

„Ja…“ Brad seufzte. „Ich muss dann wohl langsam los.“

„Nur ein paar Tage, hm?“ Mit einem sanften Lächeln und Brad fühlte sich viel jünger darunter.

Seine Hand fand ganz von allein ihren Weg in sandblonde Strähnen. „Ganz genau. Bis gleich also.“ Er zwang seine Hand wieder nach unten, strich dabei über Michaels glattrasierte Wange.

Der Ältere sah so aus, als wüsste er nicht so ganz, ob er über seine Worte lachen sollte, dann entschied er sich für ein weiteres Lächeln. Lippen berührten flüchtig Brads Stirn, bevor Michael zur Seite trat und ihm so den Weg freigab.

Und fest entschlossen, sich nicht umzudrehen, machte Brad sich auf den Weg zur Garage. Ganz ohne Gepäck, das befand sich bereits im Kofferraum. Neben dem Wagen wartete Herr Schumann auf ihn und als Brads Blick auf die Autoschlüssel in dessen Hand fiel, seufzte er wieder, wenn auch nur innerlich. Immer noch ein knappes Jahr, ehe er endlich seinen Führerschein in den Händen halten würde.

„Hallo Brad“, wurde er begrüßt. „Kann es losgehen?“

„Solange Sie nichts vergessen haben…“ Er nahm auf dem Beifahrersitz Platz.

„Das möchte ich bezweifeln, es ist schließlich nicht mein erster Einsatz dieser Art.“ Der Instruktor setzte sich hinters Steuer und schenkte ihm ein amüsiertes Lächeln.

Brad lächelte zurück, bevor er einen gespielt nachdenklichen Gesichtsausdruck aufsetzte. „Sie sagen es… sollte nicht einer der jüngeren Instruktoren mit mir fahren?“

„Soll das heißen, ich bin dir zu alt?“

Er lachte leise. „Nein, eher zu erfahren. Es erscheint mir ein wenig wie Verschwendung.“

„Ah, gerade so gerettet.“ Der Wagen wurde gestartet und Herr Schumann manövrierte aus der Garage, bevor dieser antwortete. „Nicht, dass ich dich beleidigen will, aber da es _dein_ erster Einsatz ist, bin ich genau die richtige Wahl.“

Seine Mundwinkel bogen sich kaum wahrnehmbar nach oben. „Das klingt ganz danach, als könnten Sie Recht haben.“ Er lehnte sich entspannt zurück.

„Nun, vielen Dank für deine Zustimmung“, zog Herr Schumann ihn auf, bevor dieser sich auf die Straße konzentrierte.

Es war auf der Autobahn, als der Ältere ihn darauf aufmerksam machte, dass sie jede Minute den Wagen einholen würden, in dem Alexander saß. Brad musste daran denken, dass er selbst früher nie auf die Idee gekommen war, unterwegs nach den Beobachtern Ausschau zu halten, das war immer erst am Einsatzort passiert. „Hoffentlich sieht er uns nicht“, merkte er schließlich an.

„Keine Sorge, er schläft. Wird in der Nacht wohl nicht genug Schlaf bekommen haben.“

In diesem Moment passierten sie auch schon den anderen Wagen und ein schneller Blick verriet Brad, dass Alexander tatsächlich weggetreten war. Wenn Michael mit ihm hier wäre, hätte er diese Gewissheit im selben Moment wie der Telepath gehabt. Er begann ihn jetzt bereits zu vermissen. Etwas weckte seine Aufmerksamkeit, er spürte, wie Herrn Schumanns Blick für einen Moment auf ihm ruhte. Langsam wandte er ihm den Kopf zu, neigte ihn in einer stummen Frage.

„Bereust du es bereits, die Aufgabe übernommen zu haben?“

Darüber musste er nicht lange nachdenken. „Nein, das nicht. Es wird interessant sein, so einen Auftrag einmal von der anderen Seite zu sehen.“

„Nachdem du es dir zuvor zur Aufgabe gemacht hast, die Beobachter zu beobachten, was?“

„Und zwar ausgesprochen erfolgreich“, stimmte er ohne falsche Bescheidenheit zu.

Herr Schumann lachte. „Dem kann ich nicht widersprechen. Wir haben wirklich alles versucht, aber sobald dein Bericht auf dem Tisch lag, konnten wir sehen, dass wir keinen Erfolg hatten.“

„Vielleicht hätten Sie es ja geschafft, von mir unbemerkt zu bleiben.“

Er konnte beobachten, wie der ältere Mann unbewusst den Kopf schüttelte. „Irgendwie bezweifle ich das.“ Dem folgte ein schnelles Lächeln. „Wenn ich ehrlich bin, habe ich mich absichtlich nicht freiwillig als Beobachter gemeldet.“

Das war etwas, das Brad nachvollziehen konnte. Niemand auf Rosenkreuz würde sich eine Blöße geben, wenn es vermeidbar war. „Die anderen haben mich wohl unterschätzt…“

„Das, oder sie fanden die Herausforderung interessant genug, um die Niederlage zu riskieren.“ Eine kurze Pause wurde eingelegt, bevor Herr Schumann amüsiert weitersprach. „Das mit der Herausforderung wirst du wohl verstehen, die Niederlage hätte dein Talent eher nicht zugelassen.“

„Hm… damals bei unserem Schachspiel konnte ich mir nicht sicher sein“, wandte er dagegen ein und ein kurzer Seitenblick traf ihn daraufhin.

„Du weißt genau, dass das nicht zählt, immerhin hattest du da keine andere Wahl.“

Brad gestand dem Älteren mit einem Neigen des Kopfes diesen Punkt zu.

Die Unterhaltung zwischen ihnen schlief ein, als Brad nach den Unterlagen griff, in denen Alexanders Einsatz beschrieben war. Er hatte sie bereits gelesen, doch es schadete nie, sein Wissen aufzufrischen. Innerlich war er immer noch ein bisschen überrascht, wie viel einfacher die Aufgabe als sein eigener erster Einsatz war. Alexander musste überhaupt nichts selbst planen. Nicht, wie er an sein Opfer gelangte und erst recht nicht die Ausführung.

Als er die Akte schließlich wieder aus der Hand legte, hing ein kaum sichtbares Lächeln an seinen Mundwinkeln. „Es ist irgendwie erstaunlich, dass es immer genug Talentlose gibt, die uns ausreichend verärgern, um als Ziel für unsere Schüler bei ihrem ersten Einsatz herhalten zu müssen.“

Herr Schumann zog eine Augenbraue hoch. „In Relation zur Bevölkerungszahl von Deutschland allein ist die benötigte Anzahl verschwindend gering. Und wir müssen uns nicht einmal auf sie beschränken. Wenn du berücksichtigst, wie umfassend unseres Interessen sind, ist es nicht mehr verwunderlich, dass wir immer ausreichend Kandidaten haben.“

Ja, wenn man es so betrachtete… Brad schloss für einen Moment die Augen, ließ sich das Ganze durch den Kopf gehen. Bisher war er immer zu nah dran gewesen, doch dieses Mal betrachtete er das ganze Bild. Als er schließlich etwas sagte, hatte er die Augen wieder geöffnet, doch sein Blick war nicht auf die Straße vor ihm fokussiert. „Ich gehe davon aus, dass niemand unter den Talentlosen das ganze Eszett-Netzwerk kennt. Ansonsten könnte es ein wenig auffällig werden, wenn zu viele Hindernisse so überraschend durch Unfälle aus dem Weg geräumt werden.“

Herr Schumann lachte leise. „Darüber musst du dir wirklich keine Sorgen machen. Ich denke, bis auf die Ältesten und deren engsten Kreis ist nicht einmal intern jemand über alle Gesellschaften informiert, bei denen wir unsere Finger im Spiel haben.“

Das war beruhigend zu hören. Ihre Vorgehensweise war ihm damals ein wenig unvorsichtig vorgekommen, aber wenn es so war, wie Herr Schumann sagte, gab es natürlich keinen Grund, zu viel Mühe in die Angelegenheit zu stecken. Er sprach diesen letzten Gedanken laut aus und erntete ein weiteres Lachen dafür.

„Dein Sinn für Perfektionismus hätte sowieso nichts anderes zugelassen. Selbst mit diesen Informationen hättest du deine Einsätze von daher sicher nicht anders geplant.“

Da das sehr gut möglich war, konnte Brad dem nicht widersprechen.
 

Es war bereits nachmittags, als sie ihr Ziel erreichten und mittels der Karte leitete Brad Herrn Schumann das letzte Stück bis zum Hotel.

„Möchtest du dein eigenes Zimmer haben?“, wurde er gefragt, als sie auf den Parkplatz einfuhren.

„Wenn Sie nichts dagegen haben, teile ich lieber mit Ihnen.“ Mit dem Zeigefinger tippte er sich gegen das Kinn, eine unbewusste Geste. „Ich hoffe auf ein paar Schachpartien. Michael kann ich dafür leider immer noch nicht begeistern.“

„Natürlich habe ich nichts dagegen, sonst hätte ich nicht gefragt. Und Schach klingt ausgezeichnet. Ich bin mir nur nicht sicher, ob wir im Hotel ein Brett erhalten können. Alexander ist nicht so gut untergebracht, wie du es gewöhnt bist und wir wohnen natürlich im selben Hotel.“

Brad zuckte mit den Schultern. „Ich habe mein eigenes Set eingepackt.“

„Natürlich, wie konnte ich bei dir auch etwas anderes erwarten…“

Er ließ sich nicht aufziehen, sondern sprach etwas anderes an. „Befürchten Sie nicht, dass Alexander unsere Anwesenheit bemerken könnte? Ich bin mir sicher, dass meine Beobachter in einem anderem Hotel gewohnt hatten.“

Ein Schnauben antwortete ihm darauf. „Dein Fall lag auch ein wenig anders, schließlich wollten wir es dir nicht zu einfach machen. Und was Alexander angeht: Denkst du denn wirklich, dass er durch deine Schilde kommt?“

„Ah, nein… nicht, wenn ich es nicht will.“ Er musterte den Älteren von der Seite. „Ihre Einstufung ist höher als Alexanders, nicht wahr?“

„Ja. Aber auch wenn es anders wäre, kann man bei einem Empathen leicht den erforderlichen Abstand wahren, um nicht entdeckt zu werden. Solange man seine Emotionen ausreichend unter Kontrolle hat. Bei einem Telepathen wäre dieses Ansinnen schon schwieriger.“

„In dem Fall bin ich schon auf Schuldigs ersten Einsatz gespannt.“ Brad musste lachen, als Herr Schumann daraufhin die Augen verdrehte. Anders als Michael war der Ältere nicht um den Job herumgekommen, den Jungen gelegentlich zu trainieren.
 

~TBC~
 

Mehr über Alexanders Auftrag das nächste Mal ^^

cya, cu ^-^

"Ich lasse ihn gegen einen Baum fahren, ja?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 127/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Alexanders Aufgabe… und eine schlechte Nachricht…

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Hm, bei Brad hatte ich immerhin auch zwei Einsätze beschrieben, ne? Aber jetzt bekommst du die Gelegenheit zu sehen, wie viel einfacher es den Schülern normalerweise gemacht wird. ^^

Es ist schon ganz richtig, sich um Alexander keine Sorgen zu machen, aber…
 

@Kralle: Und wie angekündigt, kannst du heute nicht über Alexanders Einsatz lesen, sondern wirst auch kurz etwas über den von Stephan erfahren…
 

Teil 127 „Ich lasse ihn gegen einen Baum fahren, ja?“
 

Brad und Herr Schumann saßen bei einem Bäcker und genossen ein zeitiges Frühstück, während sie Alexanders Fortschritte beobachteten. Nicht mit ihren Augen, sondern mit Hilfe von Herrn Schumanns Talent.

Der Ältere war ein wenig überrascht gewesen, wie leicht Brad den telepathischen Input verarbeiten konnte, hatte eine Sekunde später aber verstanden.

„Deine Zielperson wird in ein paar Minuten hier vorbeifahren. Er nimmt jeden Morgen denselben Weg zur Arbeit“, erklärte Herr Peters Alexander gerade. „Ich möchte, dass du ein Gefühl für ihn bekommst. Da er in der Nähe arbeitet, kannst du ihn auch weiterverfolgen, wenn er an uns vorbei ist. Aber in erster Linie geht es darum, dass du ihn in Bewegung erfassen kannst.“ Der Lehrer musterte Alexander ernst. „Wir werden die Übung heute Abend und dann so häufig wiederholen, bis du dir sicher bist, dass du ihn während der Fahrt beeinflussen kannst. Verstanden?“

Der Empath nickte, wie sie sehen konnten, als Herrn Schumanns Talent zu Herrn Peters Perspektive wechselte.

„Wie intensiv ist der Einfluss, den ich ausüben muss?“, wurde dann nachgehakt.

„Ausreichend für einen Unfall. Wir werden dann weiter draußen arbeiten, bei der Landstraße. Auf diese Weise kannst du leichter einen Moment abpassen, zu dem kein anderer gefährdet wird.“

Die braunen Augen blitzten auf. „Ich lasse ihn gegen einen Baum fahren, ja?“

„Das wird wohl am besten sein“, erwiderte Herr Peters amüsiert.

Brad schüttelte leicht den Kopf, ebenfalls belustigt, konzentrierte sich dann für den Moment auf sein Croissant und den Kaffee. Immerhin würde für einige Zeit nichts Interessantes bei Alexander passieren.

Herr Schumann tat es ihm nach, nur noch mit einem kleinen Teil seiner Aufmerksamkeit bei den beiden. „Was denkst du, wird Alexander es schaffen?“

Er stellte seine Tasse ab und lächelte ein schmales Lächeln. „Ich gehe davon aus. Alexander besitzt eine ausgezeichnete Kontrolle. Wahrscheinlich wird er nicht mehr als den heutigen Tag benötigen, so dass er bereits morgen den Auftrag ausführen kann.“ Die Antwort kam leise aber nicht als Flüstern. Immerhin hatten sie durch Herrn Schumanns Talent die Gewissheit, dass niemand sie belauschte.

„Hm… dann wären wir früher als erwartet zurück auf der Schule.“

Eine Augenbraue wanderte in die Höhe. „Hätten Sie etwas dagegen?“

Herr Schumann lachte. „Warum sollte ich?“

„Vielleicht möchten Sie es ja ausnutzen, in einer größeren Stadt zu sein.“

Der Ältere lehnte sich zurück und musterte ihn mit leiser Belustigung. „Ich denke wir Instruktoren sind zu sehr Opfer unserer Erziehung…“

„Sie vermissen keine Freizeitaktivitäten, hm?“ Es war eigentlich ganz logisch, wenn man so darüber nachdachte. Brad hatte es bisher nur nicht getan, seine Frage war eher im Scherz gestellt worden.

„Mit der Gefahr mich zu wiederholen: warum sollte ich? Schließlich kenne ich es nicht anders, von daher vermisse ich auch nichts. Und du musst doch selbst zugeben, dass es angenehmer ist, wenn wir uns unter unseresgleichen befinden.“

„Zweifellos. Obwohl ich den einen oder anderen Kinobesuch nicht missen will“, erwiderte er ehrlich.

Herr Schumann lächelte nur. „Und den kannst du auch bei uns unten in der Stadt haben.“

Brad hob seine Tasse und gestand dem Älteren so stumm den Punkt zu.
 

Herr Schumann betrachtete nachdenklich das Brett zwischen ihnen, schien sich nicht so recht für den nächsten Zug entscheiden zu können. Was Brad nicht weiter störte. Er genoss die Ruhe des Spiels, hatte sich mit einem Kissen in seinem Rücken gegen die Wand gelehnt, die Beine lang von sich gestreckt.

Schließlich wurde der Turm ergriffen und vorwärts bewegt und nun war es an Brad, zu überlegen. Denn im Moment verzichtete er auf sein Talent, auch wenn er sich nicht völlig davon separiert hatte, wie bei jenem Spiel damals. Das würde er sich nicht freiwillig noch einmal antun.

Brad beschloss einen Bauern zu opfern, während in seinem Kopf mögliche Züge und Gegenzüge abliefen, nur getrieben von seinem Verstand und daher um einiges langsamer als er es gewohnt war. Es war eine andere Art von Entspannung.

Sein Gegenüber runzelte die Stirn, vermutete nicht zu Unrecht eine Falle. Und wich ihr scheinbar aus.

Doch Brad hatte mehr als einen Eingang gelassen und so schnappte die Falle dennoch zu. Er erlaubte sich ein Lächeln, bevor er überhaupt die Finger an die nächste Figur legte und Herr Schumann seufzte.

„Ich habe bereits verloren, was?“

„Das kann ich Ihnen nicht einmal mit absoluter Sicherheit sagen, aber ich vermute es.“

Das brachte ihm noch ein Seufzen ein. „Jahre von Versuchen und ich schaffe es immer noch nicht, dich zu schlagen. Und ich meine dich, nicht dein Talent.“

Brad zuckte mit den Schultern. „Ich hatte dieselbe Zeit mich zu verbessern“, gab er zu bedenken.

„Ja, das ist aber kein großer Trost, wenn ich berücksichtige, dass ich ein wenig früher mit dem Schachspielen angefangen habe als du.“ Der Ältere schüttelte den Kopf, gab aber trotz dieser Worte nicht auf, sondern gab sein Bestes, das Spiel noch herumzureißen.

Was jedoch nichts am Ausgang zu ändern vermochte, auch wenn Brad mehr Züge als erwartet benötigte.

Während Brad zufrieden die Figuren in ihren Kasten räumte, stand Herr Schumann vom Bett auf und streckte sich mit einem hörbaren Knacken. „Ich sollte auf meine alten Tage nicht mehr im Schneidersitz sitzen“, wurde ein wenig reumütig angemerkt.

Brad lachte nur darüber. „Sie sind gar nicht alt.“

„Das ist wohl relativ zu sehen.“ In den blauen Augen stand ebenfalls ein Lachen. „Wie wäre es mit Abendbrot?“, wurde er dann gefragt.

„Alexander ist noch nicht zurück?“ Es wäre ein wenig ungünstig, ihm über den Weg zu laufen.

„Nein, er schleppt Herrn Peters immer noch von einem Geschäft zum nächsten, bevor sie schließen.“

Brad stand ebenfalls auf. „Mein Mitleid hält sich ehrlich gesagt in Grenzen. Immerhin könnte Herr Peters ein Machtwort sprechen.“

„Gönnst du deinem Freund denn gar nichts? Schließlich hat er sich eine Belohnung verdient. Ganz wie du es vorausgesagt hast, hat ihm der heutige Tag als Vorbereitung genügt und morgen kann er schon seinen Job erledigen. Nicht viele Talente sind bei ihrem ersten Auftrag so schnell.“

„So wie ich, meinen Sie?“ Er zog eine Augenbraue hoch.

Herr Schumann hob abwehrend die Hände. „Wie könnte ich es wagen, eure Einsätze zu vergleichen.“ Dem schloss sich ein Lächeln an, das schon fast ein Grinsen war. „Aber dann wiederum… wird er tatsächlich schneller zurück auf der Schule sein als du damals.“

Brad weigerte sich, darauf etwas zu erwidern, schüttelte lediglich leicht den Kopf und folgte dem Älteren nach unten in die Gaststube. Die Auswahl auf der Speisekarte war vielleicht nicht so groß, wie er es von anderen Hotels kannte, doch wie schon am gestrigen Abend schmeckte das Essen ausgezeichnet und das war alles, was zählte.

Herr Schumann hatte ihn in ein Gespräch über ein Mathematikproblem verwickelt, das sie beide genossen. Erst durch Alexanders Rückkehr wurden sie unterbrochen, da sich der Instruktor auf sein Talent konzentrieren musste, um sie beide für den Empathen unsichtbar zu machen.

Was wahrscheinlich völlig unnötig war. Alexander schien kaum etwas von seiner Umgebung mitzubekommen, in Gedanken noch viel zu sehr bei den Geschäften und dem, was er dort alles gesehen hatte.

„Er überlegt gerade, wofür er das Geld ausgeben möchte, das ihm zur Verfügung gestellt wurde“, informierte Herr Schumann ihn, ohne dass Brad nachfragen musste.

„Ich hatte irgendwie erwartet, er würde sich einfach einen Vorrat an Süßigkeiten zulegen.“ Seine Erwiderung fiel etwas trocken aus.

Der Andere lachte leise. „Ja, dieser Punkt steht eindeutig auf seiner Liste.“

Brad lächelte, dann wandten sie sich wieder ihren Teller und ihrem vorherigen Gesprächsthema zu. Allmählich begann sich dieser Job als Beobachter eher wie ein Kurzurlaub als wie Arbeit anzufühlen.
 

„Guten Morgen, Brad.“ Herr Schumann begrüßte ihn von der Couch her, als er den Raum betrat.

Er strich sich mit einer Hand durch die schwarzen Strähnen, trotz der Dusche noch nicht ganz munter. „Warum sind Sie bereits wach?“ Brad zählte sich selbst nicht zu den Langschläfern, aber der Instruktor hatte ihn klar geschlagen.

Der Ältere zuckte mit den Schultern. „Ich hatte in den letzten Tagen die Morgenpatrouille und habe mich noch nicht ganz umgestellt“, wurde ihm bereitwillig erklärt.

Seine Neugierde befriedigt nickte Brad, blickte dann zum Fenster, wo der Morgen hereinbrach. „Heute ist Alexanders großer Tag.“

„Bist du seinetwegen aufgeregt?“, wurde er leicht aufgezogen.

„Keine Sorge, er strahlt nicht auf mich ab“, verstand er die Frage absichtlich falsch. „Dazu sind meine Schilde viel zu gut.“

Herr Schumann lachte und gab sich geschlagen. „Gut, dann lass uns nach unten gehen. So können wir noch frühstücken, bevor es losgeht. Immerhin müssen wir noch ein Stück nach draußen fahren.“

Sie taten genau das und dann war es auch schon soweit. Sie parkten nur ein paar hundert Meter entfernt von dem Wagen, in dem Herr Peters und Alexander saßen, auf die Zielperson wartend. Und wie schon gestern konnte Brad dank Herrn Schumann alles genau mitverfolgen.

Alexander war nur in Ansätzen nervös und selbst das verschwand, als dieser sein Ziel nahen fühlte.

Brad war zum ersten Mal so involviert in das Talent seines Freundes und auch wenn es nicht so beeindruckend wie das von Michael war, so war es dennoch interessant mitzuerleben.

Der Empath streckte sein Talent nach dem Mann aus, der nichtsahnend auf dem Weg zur Arbeit war und die Ruhe, die die vertraute Strecke mit sich brachte, verschwand abrupt, als richtungslose Panik ihn von einem Augenblick auf den nächsten ergriff.

Selbst Brad fühlte es für einen Moment, doch dann griff Herr Schumann schon mit einem leisen Fluchen ein und drosselte die Intensität ihrer Verbindung, so dass sie zwar noch ‚sahen‘, was geschah, es aber nicht fühlten.

Der Wagen geriet ins Schlingern, während der Mann plötzlich von der Angst geplagt wurde, zu ersticken und mit einer Hand nach seinem Gurtschloss tastete. Es wurde gelöst, aber dem Mann ging es immer noch nicht besser, denn nun hatte er das Gefühl, gleich jemanden umzufahren. Es geschah ohne logisches Nachdenken, dass das Lenkrad herumgerissen wurde und das erwartete Ergebnis trat ein, als der Wagen frontal auf einen Baum prallte.

Inzwischen war nicht nur Alexanders Talent zurückgewichen, auch Herr Schumann hatte jede Verbindung gekappt. Denn niemand von ihnen wollte den Unfall persönlich miterleben. Dennoch hatte Brad keine Schwierigkeiten, sich den weiteren Verlauf vorzustellen. Natürlich öffnete sich der Airbag, doch ohne den Gurt half das alles nichts. Der Mann wurde durch die Frontscheibe geschleudert und selbst wenn er das noch überlebt hatte, so würde er den Zusammenstoß mit dem Baum nicht überleben.

Fragend sah er zu dem anderen Instruktor hinüber, der knapp nickte und damit bestätigte, dass die Zielperson tatsächlich ausgeschaltet war. „Der Auftrag ist erfüllt.“

Brad lächelte, weil er sich über Alexanders Erfolg freute, hakte dann aber noch nach. „Ist jemand in den Unfall hineingezogen worden?“

Herr Schumann schüttelte den Kopf. „Nein, er ist nicht zu weit auf die Gegenfahrbahn geraten und direkt hinter ihm war niemand. Inzwischen hat bereits ein Wagen angehalten und die Polizei wird verständigt.“

„In dem Fall sollten wir uns auf den Weg machen. Herr Peters kommt sicher auch gleich hier lang und sie müssen uns ja nicht unbedingt sehen.“

Die Antwort war ein schmales Lächeln. „Damit hast du natürlich Recht.“ Anschließend startete der Ältere den Motor und fuhr zurück auf die Straße.

Brad lehnte sich bequem zurück und erwischte sich dabei, immer noch zu lächeln. „Wir können gleich auschecken und nach Hause fahren…“

„Solange du nicht vorher noch etwas anderes erledigen willst, gewiss doch“, stimmte Herr Schumann ihm zu.

„Hm, nichts, was ich nicht auch bei uns in der Stadt kaufen könnte. Und jetzt habe ich jederzeit die Gelegenheit, ihr einen Besuch abzustatten.“

„Auch wenn du immer noch nicht selbst runterfahren darfst.“

Brad verzog – beinahe – das Gesicht. „Wollen Sie mich ärgern?“ Mit verdächtiger Leichtigkeit in der Stimme.

Er wurde aus den Augenwinkeln gemustert und Herr Schumann verkniff sich ein Lachen. „Das ist mir zu gefährlich“, kam schließlich die Erwiderung.

„Sehr witzig.“ Aber seine Mundwinkel zuckten dabei. Und bevor er etwas hinzufügen konnte, begann sein Handy zu klingeln. Brad runzelte die Stirn und griff nicht gleich danach, aus irgendeinem Grund befragte er in diesem Moment nicht einmal sein Talent.

„Willst du nicht rangehen?“

„Nein“, rutschte es ihm heraus. Ein Teil von ihm schien trotz allem bereits zu wissen, dass er nicht hören wollte, was er gleich erfahren würde.

„Brad?“ Sein Name kam fragend und sehr, sehr leise.

Er seufzte, während er sich selbst zur Ordnung rief, holte dann das Handy heraus. Die Nummer auf dem Display kannte er sehr gut und das zumindest war eine kleine Erleichterung. „Hallo Michael.“

Die Reaktion kam mit einigen Sekunden Verzögerung. „Hallo Brad.“ Eine weitere Pause, dann sprach der Ältere weiter, völlig ausdruckslos. „Ich habe gerade die Information erhalten, dass Stephan bei seinem Einsatz ums Leben gekommen ist.“

Brad starrte nach vorne durch die Windschutzscheibe, ohne wirklich etwas wahrzunehmen. Das hätte er doch vorhersehen sollen, oder? Aber vielleicht doch nicht, wandte eine leise Stimme ein, die ganz ihm gehörte. „Weißt du, wie es passiert ist?“, fragte er schließlich und in seinen Worten lag genauso wenig Betonung wie in denen von Michael zuvor.

„Der Bericht liegt mir noch nicht vor.“

Er nickte auf diese Auskunft hin, ohne es zu registrieren. „Darf ich es Alexander sagen?“ Es mochte irrational sein und den Regeln widersprechen, doch wenigstens das wollte er für ihn tun.

Und wie so oft zuvor schien Michael ihn genau zu verstehen. „Sobald er seinen Auftrag abgeschlossen hat, ja.“

Brad lehnte sich wieder zurück, dieses Mal alles andere als entspannt.
 

~TBC~
 

Und damit wäre bewiesen, dass auch Brad nicht alles vorhersehen kann… Ich muss zugeben, dass sogar ich selbst ein wenig von dieser Entwicklung überrascht wurde, so seltsam das auch klingen mag o.O

cya, cu ^-^

"Du verstehst, warum es mir wirklich egal ist, wenn du nur mich siehst?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 128/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Brad gibt ein Versprechen…

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Kralle: Du wirst sehen, dass jemand glaubte, einen guten Grund zu haben, der Stephans Tod erforderte. Was natürlich für niemanden ein besonders großer Trost ist…

Und eine Antwort, die nichts direkt mit den künftigen Ereingissen zu tun hat: RftS spielt wie ich mal erwähnte im Alternate States Universum. Die Fanfic spiegelt teilweise Ereignisse wieder, die so ähnlich auch in den anderen Storys vorkamen. Und auch wenn die Umstände hier völlig anders sind, erinnerst du dich vielleicht noch daran, dass es in CotM ebenfalls Stephan war, der starb…
 

@Jemma: *Augenbraue hochzieh* Wirklich _alle_? Also ich weiß nicht so recht, wie ich zu meinen frühen Werken stehe… Aber ich freue mich natürlich über dein anhaltenes Interessse ^^ Für CD muss man wirklich ein wenig Zeit mitbringen *ehe*

Stimmt, auch wenn es mit den Regeln bricht, wird Brad es nun Alex erzählen… Und Stephans Tod mag überraschend kommen, aber du wirst noch sehen, dass er durch eine Kette von Ereignissen ausgelöst wurde, die bis ganz zum Beginn dieser Geschichte zurückführt.
 

„Er ist deinetwegen gestorben…“

„Ich habe nicht den Abzug gedrückt. Und genauso wenig habe ich den Befehl dazu gegeben.“

„Sorg dafür, dass du mir nicht noch einmal unter die Augen kommst.“
 

(Alexander und Brad über Stephan, Finding Home, Teil 17)
 

Teil 128 „Du verstehst, warum es mir wirklich egal ist, wenn du nur mich siehst?“
 

Brad wartete vor dem Hotel darauf, dass Herr Peters mit Alexander zurückkehren würde, regungslos wie eine Statue. Er verspürte keine Ungeduld, aber trotzdem nagte etwas an ihm, über das er gerade nicht nachdenken wollte. Also tat er es auch nicht.

Herr Schumann hatte ihn nach einem langen, nachdenklichen Blick ohne Nachfrage in Ruhe gelassen und war allein auf ihr Zimmer gegangen.

Braune Augen wurden für einen Moment geschlossen, als er Alexander sah, kurz bevor dieser tatsächlich an der Seite des Lehrers den Parkplatz verließ. Es dauerte nicht mehr als zwei, drei Sekunden, bis der Empath ihn erspähte.

Brad konnte genau beobachten, wie Unglauben über Alexanders Gesicht spielte, dann durch Überraschung abgelöst wurde. Und zum Schluss war da ganz einfach nur ein breites Grinsen, als der Andere auf ihn zugerannt kam.

„Brad! Warst du mein Beobachter?“ Gleich darauf wurde er begeistert umarmt, Alexander war noch aufgedreht von seinem heutigen Erfolg.

Er nickte stumm und begegnete über Alexanders Schulter hinweg Herrn Peters Blick, der seine Anwesenheit mit einem Stirnrunzeln zur Kenntnis nahm. Anders als sein Freund wusste der Lehrer zu genau, dass sich kein Beobachter sehen lassen würde, auch nicht nach Abschluss des Einsatzes.

In dem Neigen des Kopfes lag eine stumme Frage, deren Beantwortung Brad mit einem Schütteln seines Kopfes auf später verschob. Herr Peters nahm es zur Kenntnis und ging an ihnen vorbei, Alexander im wahrsten Sinne des Wortes in seinen Händen lassend.

Dem war inzwischen sein Mangel an einer Reaktion aufgefallen und ein wenig zögerlich trat Alexander einen Schritt zurück, versuchte von seinem Gesicht abzulesen, was los war. „Brad?“ Eine Hand wurde ausgestreckt, unbewusst, erneuerte den Kontakt und er konnte spüren, wie das Talent des Empathen ihn streifte. Doch auch auf diese Weise erhielt Alexander keine Antwort und Brads Miene war genug, um ihn jetzt besorgt werden zu lassen.

Brad gab sich innerlich einen Ruck, legte seine Hand über die von Alexander. „Es geht um Stephan.“

Braune Augen weiteten sich und Alexander schüttelte abwehrend den Kopf, als dieser bereits verstand, ohne verstehen zu wollen. „Nein…“

Diesmal war er es, der den Anderen an sich zog. Hände krallten sich in seinen Rücken, dann lief ein Schauer durch Alexanders Körper. Da war Stille zwischen ihnen, während er Alexanders Reaktion abwartete, immer noch geduldig.

Ein gepresster Laut, der Griff wurde für einen Moment stärker, bevor alle Kraft aus Alexander zu weichen schien und dieser nur noch gegen ihn lehnte, mit hängenden Armen. „Wenn mein Auftrag nicht gewesen wäre… wenn du dich nicht so auf mich konzentriert hättest… vielleicht hättest du es dann gesehen und es verhindern können…“ Stockend.

Er runzelte die Stirn, verständnislos. Das klang beinahe danach, als würde sich Alexander die Schuld für das Vorgefallene geben. Und auch wenn Brad noch nicht wusste, was genau mit Stephan passiert war, so konnte er ohne Zweifel sagen, dass Alexander auf keinen Fall etwas damit zu tun hatte. Seine Hand kam im Nacken des Anderen zu ruhen und er zog ihn ein Stück zurück, so dass sie sich direkt in die Augen sahen, nur durch wenige Zentimeter getrennt. „Ich werde denjenigen finden, der es getan hat“, versprach er Alexander.

Der sehr langsam zwinkerte. „Du meinst…“ Die Stimme des Empathen brach und die Frage konnte nicht zu Ende geführt worden.

Brad verstand ihn trotzdem. „Stephan ist-“, er stoppte und verbesserte sich, bevor er fortfuhr. „Stephan war zu gut, um durch einen dummen Fehler zu sterben. Und wer auch immer hier die Hände im Spiel hatte, wird es bereuen.“

Etwas in Alexanders Gestalt straffte sich und ein Funken glomm in braunen Augen auf. „Versprochen?“

Und Brad nickte knapp, ohne eine Sekunde darüber nachdenken zu müssen.
 

Die Heimfahrt zog sich in die Länge, während er nach draußen starrte, wo hinter dem Glas die Landschaft an ihm vorüberzog. Herr Schumann suchte kein Gespräch, der Instruktor versuchte rücksichtsvoll zu sein, auch wenn Brad eine Ablenkung – egal welcher Art – beinahe willkommen geheißen hätte. Stattdessen versuchte er, die Zukunft zu sehen, aber es war alles zu wage ohne jeden Anhaltspunkt. Er musste sich in Geduld üben, etwas, was er sonst sehr viel besser konnte.

Schließlich gab er mit einem innerlichen Seufzen auf und schloss die Augen. Kurz darauf verlor er jedes Zeitempfinden, als er sich völlig auf seine Schilde konzentrierte. Es war schließlich eine Weile her, dass er sie trainiert hatte.

Ein Gefühl der Vertrautheit holte ihn irgendwann zurück und ein unbewusstes Lächeln huschte über sein Gesicht, als er von seinen Übungen abließ und Michael begrüßte.

Wärme strömte in Erwiderung auf ihn über, auch wenn der Ältere ein wenig abgelenkt wirkte. Einen Moment später sah er, womit Michael gerade beschäftigt war, und verstand. Seine Züge wurden wieder ausdruckslos, aber die Wärme hielt er fest.

Herr Schumann räusperte sich und zog damit Brads Aufmerksamkeit auf sich. „Ich werde dafür sorgen, dass das Gepäck zu deinem Quartier gebracht wird.“

„Vielen Dank.“ Natürlich nahm er das Angebot an, so würde es keine Verzögerungen geben.

Der Instruktor lächelte leicht, konzentrierte sich dann darauf, sie schnell und sicher bis zum Eingang zu bringen. „Ich werde dir nachher meinen Bericht zur Ergänzung schicken“, meinte Herrn Schumann, während Brad bereits dabei war, sich abzuschnallen.

Das stoppte ihn für einen Augenblick und er wandte sich dem Älteren zu. „Ist es nicht angedacht, dass es genau anders herum läuft? Immerhin bin ich hier der Anfänger.“

„Wir können dieses Mal eine Ausnahme machen.“

Er würde das ganz sicher nicht hinterfragen. Anscheinend war Herr Schumann wie er selbst der Ansicht, dass bei Stephans Tod etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen sein konnte. Also nickte er nur, stieg dann aus. „Bis später, Herr Schumann.“

„Ja, Brad, bis später.“

Er begab sich ohne Umwege zu Michaels Büro und nicht einmal die Umstände seiner hastigen Rückkehr hinderten ihn daran das Gefühl zu genießen, als die Verbindung zwischen ihnen zu gewohnter Stärke zurückkehrte. Und so lächelte er wieder, als er sein Ziel schließlich erreichte.

Michael hob den Blick von seinen Unterlagen, kaum dass Brad das Büro betreten hatte und lächelte ebenfalls, auch wenn der Ausdruck kurz darauf zu Ernst wechselte. Eine Hand wies zum freien Sessel, aber Brad umrundete zunächst den Schreibtisch und küsste Michael, bevor er der Einladung folgte und Platz nahm.

Und prompt war das Nagen in seinem Inneren zurück. Ohne dass er es merkte verdunkelte sich sein Blick, während er sich in einer fahrigen Geste durch die schwarzen Haare strich. Ein Rascheln lenkte ihn ab und seine Aufmerksamkeit auf die Blätter, die Michael ihm zugeschoben hatte. „Der Bericht ist da?“ Er griff nicht gleich danach.

Eisblaue Augen musterten ihn nachdenklich. Und statt zu antworten beschloss der Ältere, mit einer Gegenfrage zu reagieren. „Was ist los, Brad?“

Er erwiderte Michaels Blick, immer noch von mentaler Wärme umgeben. Und dieses Mal stellte er sich dem nagenden Gefühl. „Ich habe es nicht kommen sehen.“

Michael neigte den Kopf. „Du kannst nicht alles sehen“, lautete die sanfte Antwort.

Doch er schüttelte nur den Kopf. „Er war mein Freund. Er sollte mir nahe genug sein.“ Seine Lippen formten für einen Moment nicht mehr als einen schmalen Strich, bevor er weitersprach. „Aber er war mir anscheinend nicht wichtig genug.“ Er schwieg einen Moment, bevor er endlich die Frage stellte, die ihn beschäftigt hatte, auch wenn das eigentlich gar nicht notwendig sein sollte. „Stört dich das gar nicht?“

Michaels Blick ließ ihn nicht los, während der Ältere sich die Zeit nahm, alle Bedeutungsschichten zu durchdringen. Und dann war da auf einmal ein Lächeln, was Brad unwillkürlich tief einatmen ließ. „Hat es mich denn jemals gestört?“

Brads Kopfschütteln wurde kaum abgewartet, bevor die nächste Frage folgte.

„Und was ist mit mir? Hättest du es gesehen, wenn mir etwas zustoßen würde?“

Ein Feuer entzündete sich in braunen Augen. „Natürlich hätte ich das!“ Alles andere wäre undenkbar.

„In dem Fall solltest du dir keine Gedanken darüber machen. Warum sollte es mich schließlich stören, dass du dich letztendlich nur für mich interessierst?“ Mit einer Kühle, die nicht gegen Brad gerichtet war, sondern vielmehr gegen alle anderen.

Und sie resonierte mit etwas in Brad, das mit dieser kleinen Welt, die nur zwischen ihnen bestand, schon immer zufrieden gewesen war. Er lächelte ebenfalls, griff dann endlich nach den Unterlagen, woraufhin sich die Atmosphäre normalisierte.

„Du hättest auf jeden Fall Schwierigkeiten gehabt, eine Warnung zu erhalten“, erläuterte Michael, während Brad sich einen Überblick verschaffte. „Sie sind während des eigentlichen Auftrags auf einen Hinweis auf unseren geheimnisvollen Hintermann gestoßen und hatten spontan beschlossen, ihm zu folgen, bevor die Spur kalt wurde.“

Seine Augen verengten sich, als er das hörte. „Sicher, dass er es war?“

„So sicher man sich in seinem Fall sein kann.“

„Hm…“ Brad lehnte sich zurück, verarbeitete, was er soweit gelesen hatte. Dann nickte er knapp. „Die Informationen lassen keinen anderen Schluss zu. Und es würde langsam Zeit werden, dass wir Erfolg haben. Noch nie hat sich jemand so lange unserem Zugriff entziehen können.“

„Er scheint sehr vorsichtig zu sein. Schließlich hatte er schon damals einfach den Headhunter vorgeschickt…“ Und als sie versuchten, den Urheber der Botschaft zu finden, die den Mann überhaupt erst in die Stadt geführt hatte, waren sie ins Leere gelaufen.

„Zweifellos sollten unsere Reaktionen getestet werden, auch wenn wir immer noch nicht wissen, mit welchem Ziel.“ Finger trommelten einen flüchtigen Wirbel auf die Armlehne, dann richteten sich eisblaue Augen abrupt auf ihn. „Aber dieses Mal war er gar nicht so vorsichtig, nicht wahr?“

„Jemanden von uns zu töten ist alles andere als vorsichtig“, stimmte er zu. „Was heißt, dass er in Panik geraten sein muss.“

„Vielleicht waren wir ihm näher, als wir gerade ahnen.“

Brads Hand formte sich zur Faust, ohne darauf zu achten, dass das Papier dadurch zerknitterte. „Ich habe etwas, wo ich anfangen kann. Lass mich ihn suchen. Meint Talent wird ihn finden.“ Noch während er das sagte, begann er bereits möglichen Pfaden zu folgen.

„Ich werden mit Herrn Franken und meinem Vater darüber reden. Doch nach diesem Zwischenfall werden sie dir deinen Wunsch kaum abschlagen. Wir können einen solchen Angriff auf uns auf keinen Fall durchgehen lassen.“ Eine kurze Pause wurde eingelegt, in der ihn ein suchender Blick traf. „Ich kann dir allerdings nicht versprechen, dass man dir die Leitung für die Suche überträgt.“

In einem willentlichen Akt zwang er seine Hand dazu, sich zu entspannen. Sein Kopf neigte sich leicht zur Seite und ein winziges Lächeln zog an seinen Mundwinkeln, als er auf diese Auskunft reagierte. „Ich nehme, was ich kriegen kann. Auch wenn ich mir von anderen Leuten nicht gerne sagen lasse, was ich tun soll.“

„Vor allem, wenn du glaubst, es besser zu wissen, hm?“ Mit einem Funken Humor, während Michael sich zurücklehnte und eine gewissen Anspannung von ihm abfiel.

Sie beide mochten vielleicht nicht, was vorgefallen war, doch gleichzeitig zweifelten sie auch nicht an ihrem letztendlichen Erfolg. Weshalb es nicht weiter verwunderlich war, dass der Ältere als nächstes das Thema wechselte und nicht einmal versuchte, es vor Brad zu verbergen. „Nachdem das erst einmal vom Tisch ist… willkommen zurück, Brad.“ Mit einem warmen Lächeln.

Ah ja, das war vollkommen untergegangen, nicht wahr? Sein erwiderndes Lächeln fiel nicht minder warm aus und resolut verschob er jeden weiteren Gedanken an Stephan auf später. „Alexander hat sich deinen Ratschlag zu Herzen genommen und seinen Auftrag so schnell wie möglich erfüllt.“

„Ja, das sehe ich. Und ich hatte nichts anderes erwartet. Schließlich würdest du dir keine Freunde aussuchen, die ihre Arbeit nicht erledigen können.“

Dem konnte er kaum widersprechen. Und darüber nachzudenken würde seine Gedanken wieder in eine Richtung lenken, wo er sie nicht haben wollte. Also stand Brad einfach auf und wie schon bei seinem Eintreten umrundete er den Schreibtisch.

Michael beobachtete sein Tun und etwas in dem Blick des Älteren sprach von leiser Überraschung, noch während Michael in einer vertrauten Reaktion seinen Stuhl zurückschob.

Er lächelte in sich hinein, denn inzwischen sollte er wirklich zu alt dafür sein, um auf Michaels Schoß sitzen zu wollen, doch das war eine Gewohnheit, die er nicht völlig aufzugeben gedachte.

Michael seufzte leise und zufrieden, schlang einen Arm um seine Taille, während Brad den Kopf auf dessen Schulter legte. Zwei Tage nur dieses Mal und doch verspürte er wieder das Bedürfnis, die vermisste Nähe nachzuholen.

„Ich hoffe, das wird sich niemals ändern“, murmelte Michael in seine Haare hinein. Energie floss langsam auf ihn über, wickelte sich besitzergreifend um ihn, als wollte sie ihn festhalten und nie wieder loslassen. Es lag kein bewusster Wille dahinter – oder falls doch, dann der von Michaels Talent. Sie lachten beide lautlos über diese Vorstellung, denn Brad war noch nie vor Michaels Talent zurückgeschrocken, und auch die nächsten Worte wurden nicht laut ausgesprochen. >Du verstehst, warum es mir wirklich egal ist, wenn du nur mich siehst?<

>Ja<, gab er beinahe unhörbar zurück, selbst auf der mentalen Ebene. Wie könnte er das nicht? Michael mochte in manchen Dingen mehr integriert sein in die typischen Verhaltensweisen, die Brad um sich herum beobachten konnte. Aber Brad konnte ihm etwas geben, was kein anderer getan hatte. Und das ließ diese anderen um einiges an Bedeutung verlieren. Er lächelte heimlich, als sich Finger in sandblonde Strähnen woben.
 

~TBC~
 

Und damit scheint das Ziel in greifbare Nähe gerückt, denjenigen zu finden, der dem Headhunter damals den Standort von Rosenkreuz verraten hat…

cya, cu ^-^

"Hat Michael Sie eingespannt, weil er sich nicht selbst traut?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 129/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Brad hat eine Vision…

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: *grins* Ich bin ganz deiner Meinung, was die Verbesserung des Stils angeht ^.~

Hm, ich bin immer noch mit RftS beschäftigt, auch wenn ich vor einem Jahr dachte, das ich um diese Zeit langsam damit fertig sein müsste… o.o Aber auch wenn es länger als erwartet dauert, die Fortsetzung wird ganz sicher kommen *nod*

In dem heutigen Kapitel findet Michael übrigens einen Weg, damit Brad sich wieder besser fühlt ^^ Übrigens wird Brads Rachefeldzug nicht ganz so enden, wie er derzeit denkt…
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 129 „Hat Michael Sie eingespannt, weil er sich nicht selbst traut?“
 

Brad war vollkommen ruhig geworden in seinen Armen, selbst die Finger, die durch seine sandblonden Strähnen gespielt hatten, hatten ihre Energie verloren.

Nachdenklich runzelte er die Stirn, schickte dann sein Talent tastend vor. Brad war immer noch ein bisschen betrübt über den Tod seines Freundes, doch das war auch alles. Beruhigt zog er sich wieder zurück und presste einen sanften Kuss auf die Schläfe des Jüngeren.

Brads Frage war wirklich unerwartet gekommen. Doch er hatte über seine Antwort nicht nachdenken müssen. Wenn dann hatte er stets nur eine gewisse Faszination für Brads Sicht der Dinge empfunden, aber niemals würde er auf die Idee kommen, ihn deswegen von sich zu stoßen. Er hatte schließlich die Versicherung ihrer Verbindung. Und das hätte Brad von Anfang an klar sein sollen. Woher also dieser Anflug von Unsicherheit?

Seine Lider wurden schwer unter der Wärme, die Brad ausströmte, körperlich und mental, und ein unbewusstes Lächeln streifte seine Lippen. Dennoch ließ er sich nicht völlig ablenken und auf einmal schien es ganz klar. Konnte es wirklich so einfach sein? Schließlich war da schon einmal so eine Reaktion gewesen, als Frau Kingston mit Brad trainiert und ihm gezeigt hatte, dass ihr Talent besser war. Sein Lächeln vertiefte sich, auch wenn es nicht viel Humor in sich trug. Der Junge machte sich so selten selbst etwas vor, doch das Schweigen seines Talents hatte ihn wohl mehr erschüttert, als Brad zugeben wollte.

Er ließ diese Erkenntnis auf den Precog übergehen, der Gedanke nur ein Flüstern im Verstand des Jüngeren, so dass Brad ihn ignorieren konnte, wenn dieser es wollte. Aber so weit reichte die Selbstverleugnung nicht und Brad drückte sich ein bisschen näher an ihn heran, als dieser es akzeptierte. Dieses Stück Schwäche, das keiner außer Brad als solche ansehen würde.

In den Jüngeren kam etwas Bewegung, eine Hand suchte nach seiner und ihre Finger verschränkten sich. „Es ist nicht falsch, nach Perfektion zu streben“, wurde dann auf seine letzte Überlegung hin bemerkt.

„Aber es ist unmöglich, sie in allen Punkten zu erreichen“, gab er zurück. Er führte ihre verbundenen Hände an seine Lippen und küsste Brads Knöchel.

Der lachte leise. „Danke für deine Hilfe.“

„Keine Zweifel mehr?“

Brad richtete sich so weit auf, dass sich ihre Blicke begegnen konnten. „Ich mochte das Gefühl nicht. Aber jetzt ist es weg.“ So ehrlich wie immer.

Michael lächelte. „Weißt du, wenn ich näher darüber nachdenke, dann macht dich deine Reaktion sehr menschlich. Du musst dir also in keinerlei Hinsicht Gedanken machen.“

Ihm wurde lediglich eine ungerührte Miene gezeigt. „Du solltest nicht versuchen, witzig zu sein.“

Das war Brad wie er leibt und lebt. Dieses Mal war Michael es, der lachte. „Wie wäre es mit ein wenig Training? Damit kannst du deinen Kopf sicher endgültig klären.“

Braune Augen verengten sich, als Brad ernsthaft über seinen Vorschlag nachdachte. „Vielleicht hast du Recht.“ Hitze flammte kurz auf. „Ich denke, ich möchte mich noch einmal im Boxen probieren.“

Er zwinkerte überrascht. Anscheinend benötigte der Jüngere eine etwas direktere Form, um ein wenig Energie abzubauen. Noch so eine sehr menschliche Reaktion. Schließlich neigte er langsam den Kopf. „Wie du wünschst.“ Unter normalen Umständen hätte er mit dem Training bis zum Abend gewartet, doch heute… würde er die Arbeit Arbeit sein lassen. Seine Mundwinkel bogen sich in ein weiteres Lächeln und es erwidernd stand Brad auf, wartete darauf, dass Michael ihm folgte. Womit er sich nicht viel Zeit ließ und dann umfasste seine Hand die Wange des Jüngeren und er lehnte sich vor, um ihn zu küssen. „Geh dich umziehen – und lass dir Zeit“, forderte er ihn auf, nachdem sie sich wieder voneinander getrennt hatten.

„Und was ist mit dir?“

Er schüttelte den Kopf. „Ich habe da eine bessere Idee.“

Das brachte ihm erst eine hochgezogene Augenbraue und dann ein schnell aufblitzendes Grinsen ein. „Wenn du es sagst…“ Und damit wandte sich der Schwarzhaarige um und spazierte ohne einen Blick zurück aus seinem Büro.

Michael sah ihm für einen Moment belustigt nach, bevor er sich ebenfalls auf den Weg machte. Und er hatte es nicht weit.

Er sparte sich die Mühe anzuklopfen, öffnete einfach leise die Bürotür und schloss sie genauso leise wieder hinter sich, um sich dann dagegen zu lehnen.

Herr Hoffmann bemerkte sein Eintreten nicht gleich, woran Michaels Talent zugegebenermaßen nicht ganz unschuldig war. Sanft ließ er seine Knöchel gegen das Holz der Tür fallen und Herr Hoffmann sah überrascht erst auf, stand dann auf, sobald er erkannt wurde.

„Herr Schneider, was kann ich für Sie tun?“ Sehr gerade stehend.

Er blieb bewusst entspannt, immerhin hatte er jetzt Freizeit. „Ich möchte Sie von Ihrer Arbeit entführen.“

Herr Hoffmann folgte seinem Beispiel und dessen Gestalt lockerte sich ebenfalls. „Sollten Sie das denn tun?“, wurde er dann verschmitzt gefragt und Humor blitzte in den blauen Augen auf.

„Ich bin ein Triumviratsmitglied, ich _kann_ es tun.“

Der Ältere lachte auf. „Das ist natürlich wahr.“ Im nächsten Moment wurde er intensiv gemustert, bevor Verstehen über Herrn Hoffmanns Miene spielte. „Ist Brad wieder da?“

Manchmal war es fast unheimlich, wie viel der Andere sah, ohne ein Talent zu besitzen. Er erlaubte den Gedanken nicht, sich auf seinem Gesicht abzuzeichnen, neigte lediglich bestätigend den Kopf. „Er möchte heute ein wenig boxen.“

„Ah, und Sie wollen, dass ich ihn trainiere?“

Michael zuckte mit den Schultern. „Sie wissen genau, dass das alles andere als meine Spezialität ist.“

„Stimmt, sonst wäre Brad damals nicht so völlig unwissend gewesen. Er hatte nicht einmal eine Ahnung davon, dass wir Boxen überhaupt anbieten.“

„Sie können mir nicht übelnehmen, dass ich den Fußstapfen meines Vaters gefolgt bin. Und Brad hat von Anfang so eine Begeisterung für das Nahkampftraining gezeigt, dass ich nie auf die Idee gekommen bin, ihm etwas anderes zu zeigen.“

Die Mundwinkel des Älteren zuckten. „Wenigstens zeigt er jetzt Interesse für den Sport eines Gentlemans.“

„Aber das ist er gar nicht, nicht wahr? Er muss sich nur ein wenig abreagieren.“

Der Humor floss langsam aus Herrn Hoffmann heraus, als der Ältere etwas aus seinen Worten herauszulesen schien, und Michael musste daran denken, dass Herr Hoffmann noch nicht wusste, was mit Stephan passiert war. Trotzdem streifte jetzt ein Schatten die blauen Augen. „Ich werde ihm gerne dabei helfen“, wurde schließlich leise gemeint.
 

Auf Michaels Befehl hin war bereits alles vorbereitet, als sie in der Sporthalle eintrafen und Brad war gerade dabei, sich aufzuwärmen. Nun aber richteten sich braune Augen auf ihn, bevor sie weiter zu seinem Begleiter huschten und eine Augenbraue in die Höhe rutschte.

„Herr Hoffmann.“ Brad neigte den Kopf zur Begrüßung. „Hat Michael Sie eingespannt, weil er sich nicht selbst traut?“

Er weigerte sich, auch nur die geringste Reaktion darauf zu zeigen, aber Herr Hoffmann lachte. „Ich gehe davon aus, dass er dir einfach nur einen Gefallen tun wollte. Und mir übrigens auch.“

„Hm…“, tat Brad zweifelnd. „Sie können auch schlecht etwas anderes sagen, nicht wahr?“

Michael beobachtete den Austausch, zufrieden, da Brad in diesem Moment vollkommen er selbst war und nichts mehr an diesen Funken Selbstzweifel erinnerte, den der Junge vorhin in seinem Büro gezeigt hatte.

Herr Hoffmann schloss sich Brad bei dessen Übungen an und wurde prompt damit aufgezogen, dass dieser so etwas das letzte Mal nicht für erforderlich gehalten hatte.

Gutmütig ließ der Ältere es über sich ergehen, versprach Brad dann, dass er bald nicht mehr genug Energie hätte, um zu spotten.

Und dann konnte Michael sich davon überzeugen, dass das keine leeren Versprechungen gewesen waren. Bewundernd sah er, mit welch scheinbarer Mühelosigkeit der andere Mann jedem von Brads Schlägen standhielt, die unermüdlich die Handpratzen trafen.

Unbewusst presste er die Lippen zusammen, als ihm klar wurde, dass Brad tatsächlich ziemlich an Stephans Tod zu knabbern hatte, auch wenn der Junge die damit verbundenen Emotionen höchst erfolgreich vor ihm verbarg. Aber das Training, das Brad sich ausgesucht hatte, schien tatsächlich zu helfen.

Irgendwann trat Brad zurück, tief durchatmend strich er sich durch die verschwitzten Haare. Die braunen Augen waren ganz auf Herrn Hoffmann fokussiert, doch es dauerte einen Moment, ehe Brad etwas sagte. „Ich möchte gegen Sie kämpfen.“

Der Ältere ließ die Hände sinken, erwiderte Brads Blick überlegend. „Ein Sparring? Bist du dir sicher?“

„Bitte.“ Und das war etwas, was man nicht so häufig von dem Jungen zu hören bekam.

Blaue Augen weiteten sich prompt, doch diese Reaktion wurde schnell unterdrückt, bevor ein entschiedenes Nicken folgte. „Natürlich, Brad.“

Kurz darauf standen die beiden sich tatsächlich gegenüber und Michael konnte die Erleichterung nicht ganz verbergen, als er sah, dass sie einen Kopfschutz trugen. Was auch erforderlich war. Herr Hoffmann hatte Erfahrung auf seiner Seite, Brad sein Talent und um einiges mehr an Training, wenn das auch völlig anderer Art war. Die zwei schenkten sich nicht viel, vor allem Brad nicht, der immer noch gegen jemanden anzutreten schien, der gar nicht hier war. Herr Hoffmann zumindest lenkte seine Angriffe so, dass er keinen dauerhaften Schaden anrichten würde.

Eisblaue Augen schlossen sich für einen Moment, als Brad sich trotz allem um einen Schlag in seine Leber krümmte, doch er konnte nicht auf Dauer wegsehen. Dennoch wünschte er sich gerade, dass seine Anatomiekenntnisse nicht so gut wären. Oder vielleicht würde es auch reichen, wenn die von Brad und Herrn Hoffmann schlechter wären. Ein schmales Lächeln zuckte bei diesem Gedanken um seine Mundwinkel, um sich gleich darauf in Wohlgefallen aufzulösen. Er unterdrückte ein Zusammenzucken. Das musste wehgetan haben.

Der Kampf endete, als Brad sich schließlich ausreichend abreagiert hatte und Herr Hoffmann sah ganz so aus, als würde er das Ende mit Erleichterung begrüßen. Die beiden verließen den Ring und kamen auf Michael zu, so dass er dem Älteren ein Handtuch reichen konnte, während er das für Brad bestimmte persönlich um den Nacken des Jungen schlang.

Mit präzisen Bewegungen befreite er Brad von seinem Kopfschutz, half ihm dann dabei, die Handschuhe auszuziehen. Zum Schluss löste er noch die Bandagen. Die hatten zwar ihre Pflicht getan, dennoch konnte er ein gewisses Unbehagen von Brad ausgehen spüren.

„Vielleicht solltest du bei unserem üblichen Training bleiben“, meinte er leise, bevor er Herrn Hoffmann einen schnellen Seitenblick zuwarf. „Nichts gegen Ihre Wahl, aber ich habe Brad lieber heil.“

Der Ältere neigte lächelnd den Kopf. „Das kann ich verstehen, Herr Schneider.“

Er erwiderte das Lächeln, bevor er sich wieder auf Brad konzentrierte, dessen Rechte zwischen seine Hände nahm und sie sanft massierte.

Der musterte ihn aus ruhigen, braunen Augen. „Ich bin nicht ernsthaft verletzt.“ Mundwinkel kurvten in einem leichten Schwung nach oben.

Die Ruhe fühlte sich gut an, vertraut wie sie war, und statt auf diese Aussage zu reagieren, lehnte er sich einfach vor, bis seine Stirn die von Brad berührte.

Brad zwinkerte zunächst, ein wenig überrascht, dann fielen ihm die Augen zu, weil Michael die Energie nicht zurückhalten konnte – oder wollte – die sich nach dem Jüngeren auszustrecken begann.

Sein Talent versicherte ihm, dass Brad zu seiner üblichen Selbstsicherheit zurückgefunden hatte, nur dessen Wille, den Verantwortlichen für Stephans Tod zu finden, hatte sich weiter verstärkt. Für dieses Ergebnis fand er sich gerne mit dem Boxkampf ab und es war mit einem Lächeln, dass er schließlich wieder einen Schritt zurücktrat. Dann wandte er sich zu Herrn Hoffmann um, der unwillkürlich ein wenig zurückgewichen war, sie von dort aus mit einer gewissen Neugier beobachtet hatte. „Vielen Dank für Ihre Hilfe.“

„Das ist wirklich gern geschehen. Und jetzt werde ich mich darum kümmern, dass hier jemand aufräumt.“

Michael nickte dazu nur, forderte dann mit seiner Hand in dessen Kreuz Brad zum Gehen auf. Es wurde langsam Zeit zum Abendessen und wenn er bereits Hunger hatte, dann musste der Jüngere es noch viel mehr spüren.

Brad schenkte ihm einen amüsierten Blick, folgte dann dem sanften Druck und setzte sich in Bewegung.
 

>Ich habe gewusst, dass du kommen würdest.<

Die Worte hallten in seinem Kopf nach, während er sich noch schlaftrunken aufsetzte. Neben ihm bewegte Brad sich unruhig und da erst begriff er, dass er keinen Traum gehabt hatte. Eine Vision um diese Zeit? Das war schon seit Ewigkeiten nicht mehr passiert. Hastig rüttelte er Brad an der Schulter, der es mit seiner Hilfe schaffte, ganz in den Wachzustand überzuwechseln. Das Talent des Jüngeren brannte mit einem hellen Leuchten und innerlich geblendet musste Michael den Blick abwenden. Da war nur der Eindruck eines Mädchens, das ihn anzulächeln schien, bevor er sich endgültig von seiner Verbindung zu Brad zurückzog.

Leicht beunruhigt wartete er ab, bis die Vision endete, zog dann erst Brad an sich, der sich augenblicklich gegen ihn entspannte.

„Das war intensiv…“ Nur ein Flüstern.

Lippen bewegten sich gegen seine bloße Schulter, als Brad lächelte. „Dein Vater und Herr Franken werden mir erlauben, an der Suche teilzunehmen.“

„Werden sie das.“ Er ließ eine Hand von Brads Nacken ein wenig höher gleiten, so dass sich seine Finger in schwarze Haare vergraben konnten.

„Hm, ich habe es gesehen. Gesehen, dass ich ihn finden werde.“

„Und das Mädchen?“

Eine Hand schloss etwas zu fest um seinen Oberarm. „Ich sollte sie wohl töten wollen…“

Dafür konnte es nur einen Grund geben, auch wenn er nicht ganz verstand, was sie mit Stephans Tod zu tun haben könnte. „Aber?“

Brad hob den Kopf und trotz der Dunkelheit begegneten sich ihre Blicke. „Ich habe das Gefühl, dass ich verstehen werde, warum sie so gehandelt hat.“
 

~TBC~
 

Ich weiß, das Ende war jetzt ein wenig unverständlich – aber das klärt sich noch ^^

cya, cu ^-^

"Hm, natürlich… eine Vision und dein Selbstvertrauen ist in voller Stärke zurück"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 130/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Alexander ist noch dabei, das Geschehene zu verarbeiten…

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: *grins* Lass das bloß nicht Brad hören, der ist ganz bestimmt nicht der Ansicht, dass er so viel einstecken musste, dass man es ‘verprügeln’ nennen darf. Ich war auch froh über die Gelegenheit, Herrn Hoffmann mal wieder einbauen zu können ^^

Mehr zu Brads Vision gibt es übrigens schon im aktuellen Teil. Auch wenn man erst alles versteht, wenn die Vision zur Wirklichkeit wird.
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 130 „Hm, natürlich… eine Vision und dein Selbstvertrauen ist in voller Stärke zurück“
 

Er erwachte eng an Michael gepresst und ein Lächeln streifte seine Lippen, als dessen Nähe regelrecht in ihn hineinzuschwappen schien. Träge stützte er sich auf einem Ellenbogen hoch, während sein Verstand zu gewohnter Schärfe zurückfand. Und damit kehrte auch die Erinnerung an die letzte Nacht zurück.

Es war kein Traum gewesen… Brad runzelte flüchtig die Stirn, bevor das Lächeln zurückkehrte, wenn auch aus einem völlig anderem Grund. Dieses Mädchen versprach interessant zu werden, vor allem, da ihre Worte einen ganz bestimmten Schluss nahelegten.

Er verlor für einen Moment den Faden, als sein Blick auf das im Schlaf entspannte Gesicht von Michael fiel und sofort gab er dem Drang nach, seine Hand auszustrecken und dessen Züge nachzuzeichnen. Wenn möglich rückte er noch ein Stück näher an ihn heran und dann lehnte er sich auch schon nach unten, um einen Kuss auf die um diese Zeit raue Wange zu pressen.

Die federleichte Berührung war genug, um Michael näher in Richtung Bewusstsein zu ziehen und mit einem sich weitenden Lächeln beobachtete er, wie zunächst dessen Lider flatterten, bevor eisblaue Augen aufgeschlagen wurden.

„Guten Morgen“, flüsterte der Ältere, noch ein wenig schläfrig, aber unverkennbar amüsiert von Brads eindringlichem Blick. Gleich darauf lag eine warme Hand in Brads Nacken und zog ihn ganz an Michael heran, bis sie Stirn an Stirn dalagen.

Er seufzte leise unter dieser vertrauten Berührung, auf physischer wie auch auf mentaler Ebene und ein unvermutetes Lachen entkam ihm.

>Da ist aber jemand aufgekratzt am frühen Morgen<, brummte Michael gutmütig in seinen Verstand hinein und die sie zu umgeben scheinende Wärme nahm noch ein paar Grad zu. Darunter, deutlich spürbar, schwang Zufriedenheit mit.

>Es ist gut, Gewissheit zu haben<, murmelte er zurück, ließ sich von der Zufriedenheit einlullen, die vielleicht eine andere Ursache als seine eigene hatte, sich aber genauso anfühlte.

>Hm, natürlich… eine Vision und dein Selbstvertrauen ist in voller Stärke zurück.< Er wurde nicht aufgezogen, nicht allzu sehr.

Und Brad konnte darüber lachen. Er schlang einen Arm um Michaels Taille, seine freie Hand kroch in Richtung sandblonder Haare, bis er seine Finger darin vergraben konnte. Michael war inzwischen wach genug, um sich mehr für seine nächtliche Vision zu interessieren und bereitwillig erlaubte er ihm Zugriff auf die entsprechenden Bilder.

Er konnte genau den Moment der Überraschung spüren, als der Ältere zur selben Schlussfolgerung kam wie er selbst und prompt lächelte er gegen Michaels Lippen. Ja, ganz abgesehen von der Aussicht, endlich diesem Mann auf die Spur zu kommen, war das ein ganz eigener Grund, diesem Stück Zukunft entgegen zu sehen.

>Sie ist ein Precog?<

>Noch weiß ich es nicht mit Sicherheit, aber ihre Worte lassen es vermuten, nicht wahr? Und sie muss wirklich _gut_ sein.<

Ihm wurde durch die schwarzen Haare gewuschelt. >Kein Wunder, dass du so aufgedreht bist. Zumindest wird es mir nun nicht schwerfallen, den Rest des Triumvirats zu überzeugen.<

>Was bereits bewiesen ist.< Sein Lächeln glitt beinahe in ein Grinsen ab, aber er verhinderte das, indem er Michael einfach küsste. Dann rutschte sein Mund weiter nach unten und als er Michaels Puls gegen seine Lippen pochen fühlte, biss er sanft zu.

Der Ältere sog zischend Luft ein und eine weitere Reaktion konnte er weiter unten spüren, wo er immer noch eng an ihn gepresst war. >Bist du jetzt unter die Vampire gegangen?< Selbst auf der mentalen Ebene klang Michaels Stimme ein wenig atemlos.

Brad schnaubte, so dass warmer Atem gegen den Hals des Älteren stieß, lachte dann, als ein sehr klares Bild dieser Frage nachgeliefert wurde. „Sehr witzig“, durchbrach zum ersten Mal seine Stimme die Stille und damit auch die Stimmung.

„Ich weiß“, kommentierte der Ältere, machte sich dann daran, sich aufzusetzen. „Zeit aufzustehen.“

Er schlang seine Arme um Michaels Hals und sah zu, wie dieser nach dem Wecker griff, der jede Minute losgegangen wäre. Irgendwie hatte Brad keine Lust, den Kontakt bereits aufzugeben.

„Klammeraffe“, wurde er geneckt, ließ sich davon aber nicht stören.

„Ich dusche heute mit dir“, verkündete er stattdessen und Michael, der eben noch kurz vor einem Lachen gestanden hatte, stockte kurz, bevor ihn ein hitziger Blick aus eisblauen Augen traf. Zufrieden mit dieser Reaktion löste er sich endlich von dem Älteren und stand in einer geschmeidigen Bewegung auf. Ein winziges Lächeln hing an seinen Mundwinkeln, als er dann die Hand nach Michael ausstreckte.

Der musterte ihn zunächst nur stumm und mit einem unlesbaren Blick, verlangte dann in einer unmissverständlichen Geste nach seiner anderen Hand. Und als Brad dem Wunsch folgte, wurde seine Linke sanft umfasst. Michaels Daumen strich kurz über das Metall seines Rings, bevor es die Lippen des Älteren waren, die den Ring berührten.

Ohne sein bewusstes Zutun weitete sich sein Lächeln und unerwartete Wärme stieg in seine Wangen.
 

Natürlich hatte er es sich nicht nehmen lassen, mit Michael zu frühstücken und dennoch fiel es ihm schwer, sich danach von dem Älteren zu trennen. Mit einem flüchtigen Stirnrunzeln nahm er diese Reaktion zur Kenntnis, weigerte sich aber, ihr danach noch mehr Beachtung zu schenken.

Michael hatte sie allerdings auch bemerkt und schüttelte nun leicht den Kopf. „Das hat sich immer noch nicht geändert, hm?“

„Und wird es wohl auch nicht mehr“, gab er trocken zurück, vielleicht mit einem Anflug Humor. „Das Dumme ist, dass ich in Kürze wieder unterwegs sein werde.“

Michael sah von dieser Aussicht auch nicht begeistert aus und das folgende Lächeln geriet ein wenig schief. „Den Auftrag willst du trotzdem haben.“ Nicht einmal in Anklängen eine Frage.

„Das ja…“ Von sich selbst überrascht spürte er die Kälte, die in diesen Worten lag.

Ein langer Blick traf ihn und es dauerte einen Moment, bevor Michael wieder etwas sagte. „Er war dir bei weitem nicht egal.“ Sehr leise. Dem folgte ein warmes Lächeln. „Jetzt los mit dir, der Morgenlauf fängt gleich an.“

Brad konnte gar nicht anders, als es zu erwidern. „Und du kümmerst dich darum, dass ich mich möglichst schnell an den neuen Job machen kann.“

„Natürlich werde ich das. Ich will dich schließlich auch schnell wieder zurückhaben.“

Da keine Ironie in diesen Worten lag, nickte Brad nur zustimmend, wandte sich dann zum Gehen. Immerhin hatte Michael Recht, er war ein wenig spät dran.

Seine Schritte fraßen schnell die Distanz zum Sportplatz auf, wo eine Gruppe von Schülern bereits mit Dehnungsübungen beschäftigt war.

Herr Rudert begrüßte ihn mit einem Lächeln. „Sie sind gleich fertig. Möchten Sie mitlaufen oder soll ich es tun?“

Braune Augen schweiften über die Gruppe hinweg, blieben kurz an Alexanders Gestalt hängen. Der Empath sah aus, als hätte er die letzte Nacht nicht viel geschlafen und die anderen Schüler hielten deutlich Abstand zu ihm. Was bestimmt nicht nur an Alexanders unterkühlter Miene lag, ein ungewohnter Anblick. „Ich werde das übernehmen, wenn Sie nichts dagegen haben.“

Herr Rudert zog eine Augenbraue hoch. „Dagegen haben? Ganz gewiss nicht. Es ist schließlich die lange Strecke heute.“

Er war bereits mit seinen eigenen Aufwärmübungen beschäftigt und sah mit Amüsement im Blick zu dem älteren Mann auf. „Also die perfekte Gelegenheit, die Natur zu genießen, nicht wahr?“

Ein Lachen antwortete ihm. „Ganz wie Sie meinen, Herr Crawford.“

Er blieb auch dann noch neben Herrn Rudert stehen, als dieser anpfiff. Die Schüler kannten die Strecke zu Genüge, so dass kein Instruktor vorauslaufen musste und Brad selbst würde die Nachhut übernehmen. Er machte sich nicht einmal die Mühe, seine Gerte vom Gürtel zu lösen, bei dieser Gruppe waren keine Versager zu erwarten, die eine Ermunterung von seiner Seite nötig haben könnten. Dazu waren sie schon viel zu lange auf Rosenkreuz und aus Erfahrung wusste er, dass höchstens in den Wintermonaten das Training ein wenig zu kurz kam.

Mit sich verschmälernden Augen beobachtete er, wie Alexander viel zu schnell loslief, wenn man bedachte, welche Strecke noch vor ihm lag und auch dem anderen Instruktor fiel dieses Abweichen von der Norm auf.

„Wenn er sich nicht bald zusammenreißt, wird er nicht durchhalten.“

„Das ist ihm zweifellos auf einer bestimmten Ebene bewusst, allerdings wird es ihm gerade herzlich egal sein.“

Herr Rudert gab ein nachdenkliches Brummen von sich. „Ich denke, ich kann ihn verstehen.“

Und Brad konnte es auch. Sein Gesicht verzog sich für einen Sekundenbruchteil, etwas, das bei jemandem mit weniger Kontrolle eine Grimasse gewesen wäre. „Ich werde aufpassen, dass er nicht durchfällt.“ Denn vielleicht mochte es Alexander heute nichts ausmachen, doch sobald dieser sich wieder gefangen hatte, würde die Sache anders aussehen.

„Ja, tun Sie das“, nickte Herr Rudert. Der Instruktor hatte offensichtlich auch keine Lust, Alexander zum Komitee schicken zu müssen.

Und Brad wurde daran erinnert, dass der Ältere auch ein Empath war, einer von Alexanders Trainern. „Könnte sein Talent von seinem inneren Zustand beeinflusst werden?“

Ein seltsamer Blick traf ihn. „Nun, auf jeden Fall projiziert er, wie Sie am Verhalten der anderen Schüler sicher schon ablesen konnten. Wahrscheinlich unbewusst, doch das macht es nicht angenehmer für seine Umgebung. Aber bis auf Erschöpfung sehe ich nichts, womit er sich selbst schaden würde.“

Brad nickte einen kurzen Dank und da war ein gewisses Maß an Erleichterung in ihm, auch wenn er es nicht nach außen zeigte. „Ich mache mich dann mal auf den Weg.“

Nun war es an Herrn Rudert zu nicken. „Genießen Sie die Szenerie.“

Er lächelte flüchtig über diesen Versuch, ihn aufzuziehen, setzte seine Worte dann in die Tat um.

Er kannte die Landmarken mit den entsprechenden Zeiterfordernissen bereits auswendig, wusste daher genau, wie viel Abstand er zu den Schülern halten konnte. In seiner Erfahrung hatte es sich als erfolgreicher erwiesen, wenn man dem letzten nicht direkt in den Nacken atmete, solange es nicht sein musste. Und so war es fast, als würde er ein privates Training absolvieren – auch wenn er persönlich ein schnelleres Tempo gewählt hätte.

Wie erwartet hielten alle gut durch, selbst Alexander schaffte es fast bis zum Ziel, ohne dass ihn die Erschöpfung einholte. Doch eben nur fast. Sie hatten noch etwa einen Kilometer vor sich, als der Empath seinen herausgeholten Vorsprung verlor und immer mehr zurückfiel.

Brad warf einen schnellen Blick auf die Uhr, zog dann etwas an, um schnell zu Alexander aufzuholen. So blieb ihnen ein wenig Zeit, ehe er gezwungen war, die Gerte einzusetzen.

„Hey…“, begrüßte er ihn leise und Alexander, der sich fast nur noch im Zeitlupentempo bewegt hatte, blieb endgültig stehen.

Verschleierte braune Augen suchten seinen Blick, benötigten ein paar Sekunden, um seine Anwesenheit wirklich zur Kenntnis zu nehmen. Und dann schien etwas in dem Anderen nachzugeben. „Ich weiß nicht, ob ich das aushalte.“ Ein heiseres Flüstern. „Ich weiß, dass wir uns nach unserem Abschluss wahrscheinlich nicht wiedergesehen hätten – aber dieses eine Jahr hätte er mir noch gehören sollen…“

Eine Emotion traf ihn von Alexander ausgehend, scharf wie ein Messer, doch dessen hätte es gar nicht bedurft. Denn Brad konnte sehr wohl nachempfinden, was in dem Empathen vorging – wenn er es sich erlaubte. Doch er wollte gar nicht daran denken, wie es für ihn wäre, Michael zu verlieren. Stattdessen tat er das, was ihn stets beruhigte. Er trat genau vor Alexander und seine Hand kam in dessen Nacken zu ruhen, zog ihn zu sich heran, bis sie Stirn an Stirn dastanden. „Du musst durchhalten“, fand er die richtigen Worte wie von allein, auch wenn es etwas abgedroschen klingen mochte. „Was würde Stephan dazu sagen, wenn du aufgibst?“ Gleichzeitig strahlte er Ruhe ab und der Empath konnte gar nicht anders, als wenigstens einen Teil davon auf sich übergehen zu lassen.

Eine neue Spannung trat in die Züge des Anderen, als dieser seine Worte verarbeitete und schließlich etwas in ihnen fand. „Ja, das darf ich nicht vergessen…“ Eine Hand ballte sich langsam zur Faust und trotz ihrer Nähe fand sie ihren Weg zu Alexanders linker Brust.

Ah, das war etwas, an das Brad bis zu diesem Moment gar nicht gedacht hatte. Alexanders Eid war… in Stellvertretung gegeben worden, wenn man das so ausdrücken konnte. Ein kaum merkliches Lächeln huschte über seine Lippen, weil das etwas war, voran sich Alexander wirklich festhalten konnte. „Ich werde dafür sorgen, dass du in ein Team des Japan-Büros kommst“, versprach Brad.

Und Alexander lächelte ebenfalls für einen Moment, bevor dieser sich auf etwas anderes konzentrierte, nun wieder in der Lage dazu. „Sag, dass du ihn finden wirst. Versprich es.“ Hitze flammte in den braunen Augen auf, brachte Leben in sie zurück.

„Das habe ich doch bereits getan“, murmelte er, bevor sich seine Lippen in ein Lächeln bogen, das nichts Gutes bedeutete. „Und ich weiß bereits, wen ich mir vornehmen kann.“

„Wirklich?“, entkam es Alexander überrascht, bevor dieser ein raues Lachen ausstieß. „Ich hätte es wissen sollen, nicht wahr?“

Die letzte Anspannung wich aus dem Anderen und Brad hielt ihn fest, umarmte ihn. „Noch jemand wird bald feststellen, dass er uns, mich, unterschätzt hat. Ich hatte bereits eine Vision, die mir verraten hat, dass ich mich persönlich um diese Angelegenheit kümmern darf – und Erfolg haben werde.“

Mehr konnte Alexander gar nicht verlangen und tat es auch nicht. Neue Energie schien den Empathen zu erfüllen, als dieser sich von ihm löste. „Danke.“ Mehr nicht, bevor Alexander sich umdrehte und weiterlief.

Brad schaute mit einem zufriedenen Lächeln auf seine Uhr, die ihm verriet, dass der Andere immer noch in der Zeit lag.
 

~TBC~
 

Es ist schon praktisch, ein Precog zu sein, hm? Auf diese Weise sieht Brad nicht nur, dass er sich an der Suche beteiligen darf, sondert liefert dem Triumvirat auch gleich ein Argument, warum sie ihn schicken sollen… Immerhin werden sie Erfolg haben, wenn sie ihn mitmachen lassen… ^^

cya, cu ^-^

"„Talente auf der Flucht versuchen es auch mit solchen Verzweiflungsmanövern"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 131/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Brad erhält ein Team – vorübergehend jedenfalls ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Hm, Brad ist ein bisschen besser darin geworden, andere zu verstehen. Oder er kennt inzwischen wenigstens Alex gut genug, um ihm zu helfen… ^^#

Brads Rache wird wohl ein bisschen anders ausfallen, als er im Moment noch erwartet. Und es gibt ein paar Leute, die ihn dabei unterstützen wollen, die du heute kennenlernen wirst. ^^
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 131 „Talente auf der Flucht versuchen es auch mit solchen Verzweiflungsmanövern“
 

„Das Triumvirat hat sich entschieden?“ Er war nicht weiter ins Büro getreten, sondern hatte sich gegen die Tür gelehnt, kaum dass er sie hinter sich geschlossen hatte.

Michael war seinem Manöver mit ungerührter Miene gefolgt, zeigte jetzt ein schmales Lächeln. „Ist eine Antwort auf diese Frage überhaupt erforderlich?“

Ein erwiderndes Lächeln zuckte um seine Mundwinkel. „Um es offiziell zu machen, ja.“

„In dem Fall wird es dich freuen zu hören, dass du an dem Auftrag nicht nur teilnimmst, sondern ihn auch leiten wirst.“

„Ah… sehr gut.“ Brad hatte darauf gehofft, doch etwas anderes erwartet. Seine Gestalt straffte sich und nun ging er doch zum Sessel, ließ sich hineinsinken. „Wer wird noch teilnehmen?“

„Stephans Beobachter haben darum gebeten.“

Ihm rutschte eine Augenbraue hoch. „Ihr wollt Ex auf einen Talentlosen ansetzen? Das wäre etwas Neues.“

„Nicht ganz neu, es gab bereits ein paar wenige Fälle.“ Mit einem schmalen Lächeln. „Und auch wenn wir in diesem Fall ihren Einsatz nicht für grundsätzlich erforderlich gehalten haben, so sind wir geneigt, der Bitte stattzugeben.“

Er lehnte sich zurück, verschränkte die Arme vor der Brust. „Nun, ich kann kaum etwas dagegen sagen. Schließlich will ich mich für Stephans Tod auch persönlich bedanken.“ Eine kurze Pause folgte, in der er den Kopf leicht zur Seite neigte. „Sag mal, soll ich deiner Formulierung entnehmen, dass ihr vorher meine Meinung dazu hören wollt?“

Michael lachte. „Tu nicht so ungläubig. Letzten Endes war es deine Vision und wir werden alles tun, um sie in Erfüllung gehen zu lassen. Immerhin geht es hier nicht nur um das, was Stephan zugestoßen ist. Wir wollen den Mann ganz einfach, weil er zu viel über uns zu wissen scheint.“

Das war ein Punkt, der bei Brad bereits in den Hintergrund gedrängt worden war. Also lauschte er auf sein Talent, nickte dann langsam, während er sich ein weiteres Lächeln erlaubte. „Ich sehe nichts, was auf eine Änderung des Ausgangs hindeuten würde.“

„In diesem Fall ist die Entscheidung gefallen. Nicht, dass ich wirklich etwas anderes erwartet hätte.“ Und Michael bewies es, indem er einen kurzen Impuls aussandte, den Brad zwar spürte, aber inhaltlich nicht verstand. Woraufhin sich die Bürotür öffnete und zwei Personen eintraten, die Brads Talent sofort als die beiden Ex identifizierte.

„Guten Tag, Herr Schneider.“ Zwei Augenpaare fanden als nächstes Brad, erkannten ihn anscheinend. „Herr Crawford.“

Sie nickten beide in Erwiderung, bevor Michael das Wort ergriff. „Darf ich dir Herrn Jung und Frau Jäger vorstellen. Sie waren als Beobachter bei Stephans Einsatz dabei.“ Die eisblauen Augen konzentrierten sich als nächstes auf die beiden. „Ihrem Gesuch ist stattgegeben worden. Die Leitung wird Herr Crawford übernehmen. Von daher sollten Sie alles Weitere mit ihm absprechen.“

„Vielen Dank, Herr Schneider.“ Unisono.

Brad erhob sich daraufhin, sprach gleichzeitig auf mentaler Ebene zu Michael. >Da wir keine Zeit verschwenden sollten, werde ich jetzt mit ihnen reden. Auf diese Weise können wir morgen schon aufbrechen.<

Michael sandte wortlose Zustimmung zurück und dahinter konnte Brad ganz schwach wahrnehmen, dass der Ältere ihrer baldigen Trennung alles andere als entgegensah. Es war ein vertrautes Gefühl und da es ihm nicht anders ging, rutschten seine Mundwinkel kurz hoch, bevor er sich an die beiden Ex wandte. „Wenn Sie jetzt Zeit haben, können wir es gleich hinter uns bringen. Ich beabsichtige so schnell wie möglich aufzubrechen.“

Es war Frau Jäger, die antwortete, die Miene ausdruckslos. „Natürlich, Herr Crawford.“

Kurz darauf betraten sie Brads Büro und er lud beide ein Platz zu nehmen, bevor er sich in seinen eigenen Sessel sinken ließ. „Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich gerne zu unseren Vornamen wechseln.“

Seine Gegenüber tauschten einen schnellen Blick aus, bevor beide nickten. „Julia“, stellte sich Frau Jäger dann vor und ihre Stimme klang immer noch ungewohnt flach. „Und das hier ist Markus.“

„Brad“, erwiderte er und zeigte ein schmales Lächeln, bevor er weitersprach. „Aber ich nehme an, damit erzähle ich euch nichts Neues. Und nachdem wir das hinter uns gebracht haben, möchte ich um eine Zusammenfassung eures Kenntnisstandes bitten.“

„Haben Sie bereits unseren Bericht gelesen?“, erkundigte sich Markus und nachdem Brad das bejaht hatte, war es Julia, die das Wort ergriff.

Er hörte ihr aufmerksam zu, auch wenn er ab und zu immer noch über ihren Ausdruck – oder gerade den Mangel daran – stolperte. Und etwas von seiner Verwunderung schien wohl durch. Was er nicht unbedingt an ihrer Miene ablesen konnte, sondern an Markus’ neugierigem Blick. Er dachte einen Moment darüber nach, kam dann auf die Idee, seine Schilde ein wenig zu lockern.

Und in der nächsten Sekunde wirkte Julia gar nicht mehr so ausdrucklos, ganz im Gegenteil. Emotionen begleiteten ihre Worte, scharf und präzise wie ein Skalpell, verliehen dem Bericht mehr Tiefe, als es bloße Worte vermocht hätten.

„Ah…“ Der leise Laut der Überraschung entkam über seine Lippen, bevor er ihn zurückhalten konnte.

Julia unterbrach sich prompt, neigte fragend den Kopf.

„Du bist Empathin, ja?“

Eine Augenbraue rutschte in die Höhe. „Das ist dir jetzt erst bewusst geworden?“ Sie musterte ihn intensiv, bevor Verstehen in ihren Blick trat, gefolgt von etwas, das er nicht ganz interpretieren konnte. „Du hast mein Talent vorher gar nicht gespürt?“ Es war vielleicht wie eine Frage gestellt, doch sie schien sich seiner Antwort bereits sicher zu sein.

Langsam nickte er. „Meine Schilde hatten nichts durchgelassen. Mir war nur dein Sprachstil ein wenig emotionslos vorgekommen und da Markus nichts daran aufzufallen schien, war ich neugierig, ob ich vielleicht auf einer anderen Ebene etwas verpasse.“

Sie lachte ein kurzes, unerfreutes Lachen. „Also dass ich zu wenige Emotionen zeige, habe ich vorher noch nie zu hören bekommen. Aber ich hätte von allein darauf kommen können, dass du eine Ausnahme darstellst, sonst würdest du sicher nicht so einfach Herrn Schneiders Anwesenheit ertragen.“

Markus versuchte ein Zusammenzucken zu verbergen, war aber nicht besonders erfolgreich damit.

Seine Mundwinkel bogen sich flüchtig nach oben. „Du hast mit deinem Talent also ein ähnliches Problem wie er.“

Ihr Blick verdunkelte sich für einen Moment. „Nicht so extrem, ich kann einfach nicht verhindern, dass ich ein wenig projiziere. Weswegen ich jeden anderen Input möglichst vermeide, um das auszugleichen.“

Ja, das erklärte ihre ausdrucklose Stimme und die unbewegte Miene. Brad ließ sich von diesem Gedanken nichts anmerken, als Julia fortfuhr.

„Herrn Schneiders Talent hingegen… kann richtig wehtun. Ich möchte nicht mit ihm tauschen.“

„Hm, das möchte ich auch nicht…“ Ihm wurde bewusst, dass man seine Worte auf zwei Arten auffassen konnte. „Dass du mit ihm tauschst“, präzisierte er dann, mit einem amüsierten Unterton, bevor er sich Markus zuwandte. „Wenn wir schon einmal bei dem Thema sind, welches Talent hast du eigentlich?“

In Antwort darauf wurde einfach eine Hand ausgestreckt, Handfläche nach oben, von der aus plötzlich eine kleine Flamme in die Höhe sprang.

Brad beobachtete das Flackern fasziniert, das war ein Talent, dem er noch nicht so oft über den Weg gelaufen war und wenn, hatte er es nicht in Aktion gesehen. „Ein Pyro also.“ Er lächelte. „Ich sehe schon, wir werden uns gut ergänzen.“ Sein darauf folgendes Nicken forderte Julia zum Weitersprechen auf, dem sie gerne nachkam.

Nachdem sie fertig war, lehnte er sich nachdenklich zurück und seine Finger formten ein spitzes Zelt vor seiner Brust. „Wir haben also eine Stadt.“ Das war sehr viel näher, als sie dem Unbekannten bisher gekommen waren.

Es war Markus, der langsam den Kopf neigte. „Wir sind uns diesbezüglich sehr sicher. Nicht nur Stephans Erkenntnisse deuten darauf hin, sondern auch unsere Erfahrungswerte. Stephan zu töten war ausgesprochen unüberlegt von ihm und zeigt, dass er sich in die Enge getrieben fühlte. Talente auf der Flucht versuchen es auch mit solchen Verzweiflungsmanövern.“ Es folgte ein scharfes Lächeln, das völlig ohne Humor auskam. „Natürlich sind sie damit wenig erfolgreich.“

Julias Lächeln spiegelte perfekt das des anderen Ex wider, bevor sie das Wort ergriff. „Das Problem das wir sehen ist, dass er sich möglicherweise absetzt, bevor wir ihn erreichen können.“

Nun war es Brad, der nickte. „Ich verstehe. Allerdings gibt es in diesem Fall etwas, das das Blatt zu unseren Gunsten wendet.“ In braunen Augen blitzte Zufriedenheit auf. „Er lässt ein Mädchen für sich arbeiten – und sie ist ein Precog.“

Markus rutschte eine Augenbraue hoch. „Und wie genau soll das _uns_ weiterhelfen?“

„Nun, wir haben uns bereits gesehen. Und sie möchte offensichtlich, dass ich sie finde.“

„Precogs…“, murmelte Julia kopfschüttelnd, zeigte dann ein schmales Lächeln. „Also wird sie ihm zweifellos versichern, dass er weiterhin in Sicherheit ist. Oder dass es weitaus gefährlicher wäre zu fliehen und damit seine Routine zu durchbrechen, was erst unsere Aufmerksamkeit auf ihn ziehen würde. Was auch immer, es wird ihn lange genug hinhalten.“ Ihre Worte endeten in einem leisen Grollen, das nicht so sehr zu hören als vielmehr zu spüren war. Sie suchte seinen Blick. „Wir brechen morgen gleich nach dem Frühstück auf?“

„Ja, jede weitere Verzögerung wäre unnötig“, bestätigte er.

Daraufhin erhob sich die Empathin. „Wenn das so ist, werde ich schon einmal packen und noch ein bisschen trainieren. Mit deiner Erlaubnis?“

Da sie im Moment nichts weiter zu besprechen hatten, nickte er nur und gleich darauf fand er sich mit Markus allein in seinem Büro wieder, musterte ihn, während er noch versuchte, die zuletzt von Julia aufgefangene Emotion zu entziffern.

„Stephan war ihr sympathisch“, erklärte der Ältere, ohne gefragt zu werden. „Er wäre eine ausgezeichnete Ergänzung für uns Ex geworden. Von daher wird sie jetzt ein wenig Zeit der Überlegung widmen, wie genau sie diesen Talentlosen leiden lassen kann.“

„Das kann ich ihr nicht verübeln“, gab er leise zurück. Und dank ihres Talents war sie eindeutig besser dafür geeignet, ein wenig Rache auszuüben, als Brad selbst. Sein Blick bohrte sich in den des Pyros. Sie und Markus beide waren es.

Der schien genau zu verstehen, in welche Richtung seine Gedanken gegangen waren und ließ seine Zähne aufblitzen. „Und ich werde sie gerne bei ihren Plänen unterstützen.“

Nun lächelte auch Brad.
 

Als er später Michael davon erzählte, schien dieser ganz genauso zu empfinden, niemand von ihnen sah es gerne, wenn jemand von Draußen so einfach ein Talent auslöschen konnte – und dann auch noch ein so vielversprechendes wie Stephan. Nach einem Moment trat aber Nachdenklichkeit in die eisblauen Augen und der Ältere hob eine Hand, als wollte er Brad unterbrechen. Eine unbewusste Geste, die gar nicht notwendig war, da er seinen Bericht bereits abgeschlossen hatte.

„Wir können noch nicht einschätzen, ob wir ihn lebendig benötigen…“, erinnerte Michael ihn.

Brad verzog flüchtig das Gesicht. „Das ist mir bewusst. Schließlich haben wir keinen Telepathen in unserem Team, der die benötigten Informationen über eventuelle Mitwisser schnell aus ihm herausholen könnte.“

„Selbst wenn, das Triumvirat will ihn auf jeden Fall hierhaben.“

Er lehnte sich zurück und winkte ab. „Die Einsatzbefehle sind deutlich genug.“ Inzwischen hatte er diese ausgehändigt bekommen. „Dennoch gehe ich davon aus, dass ich Julia wenigstens für eine Weile freie Hand lassen kann. Sie ist eine Ex, also weiß sie, wie man einen Auftrag sauber ausführt.“

Michael schnaubte leise. „Das ist natürlich wahr, wobei ihre Zielpersonen normalerweise nicht am Leben bleiben müssen.“

Das lockte ein Lächeln auf seine Lippen. „Hm, normalerweise. Und dann sind da die Fälle, wo ihr ein Talent nach Rosenkreuz zurückgebracht haben wollt, nicht wahr?“

Für ein, zwei Herzschläge wurde er einfach nur angesehen, dann lachte Michael. „Gut, ich gebe auf. Wie konnte ich auch nur für eine Sekunde annehmen, dass du so etwas übersehen würdest.“

„Ganz genau“, gab er ohne falsche Bescheidenheit zurück und dann wandten sie sich beide wieder ihrem Essen zu.

Der Abend schien anschließend wie im Flug zu vergehen, wie immer, wenn eine baldige Trennung bevorstand. Und auch wenn Brad sich jedes Mal aufs Neue vornahm, sich davon nicht beeinflussen zu lassen, so hatte er auch in diesem Fall keinen Erfolg damit. Also fand er sich mit diesem seltsamen Gefühl in seinem Innern ab, rückte auf der Couch lediglich ein Stückchen näher an Michael heran. Und später im Bett schloss sich eine Hand in einer sehr vertrauten Geste um den Stoff von Michaels Schlafanzugoberteils.

Der nächste Morgen dämmerte mit einer Abruptheit, die ganz zu seiner Stimmung passte. Es fühlte sich an, als hätte er eben erst die Augen zugemacht, als der Wecker ihn auch schon aus dem Schlaf herausriss.

Er bedachte die Decke mit einem schiefen Lächeln, ein wenig amüsiert über sich selbst, stand dann aber ohne jedes Zögern auf. Alles in allem sah er schließlich dem Auftrag entgegen, nicht wahr?

Michael beobachte ihn zunächst nur stumm vom Bett aus, beschloss dann, sich ihm anzuschließen.

Die morgendliche Routine nahm sie gefangen, fraß die verbleibende Zeit mit ihren altgewohnten Abläufen auf. Und dann war auch schon der Moment heran, da er aufbrechen musste, um Julia und Markus nicht warten zu lassen.

Bevor er ihr Quartier verlassen konnte, legte sich eine Hand auf seine Schulter und hielt ihn für einen Moment zurück. Fragend wandte er den Kopf zu Michael um, der ihm ein kaum sichtbares Lächeln schenkte.

„Ich denke, ich werde dich heute nicht bis hinaus begleiten.“

Sein Mund öffnete sich fast zu der Frage nach dem Warum, da sah er die Antwort bereits. Also erwiderte er das Lächeln bloß. „Sehr rücksichtsvoll von dir.“

„Ich weiß.“ Eine weitere Hand landete auf seiner anderen Schulter, drehte ihn um und dann küsste ihn Michael zum Abschied, bevor er nahezu aus der Tür herausgeschoben wurde.

Mit einem Kopfschütteln ließ er es sich gefallen, schritt dann mit ausgreifenden Schritten den Gang entlang. Bis er einer anderen Person begegnete, die sich ein wenig zögerlich aus dem Schatten zu lösen schien.

Alexander blickte sich suchend um und war deutlich erleichtert, als er Michael _nicht_ in Brads Begleitung erblickte. Einen Augenblick später fand sich Brad in einer festen Umarmung wieder.

„Ich wollte dir viel Erfolg wünschen“, murmelte der Empath kaum verständlich gegen seinen Hals.

Ein leises Lachen vibrierte daraufhin durch seinen Körper. „Vielen Dank. Den werde ich haben.“

Und Alexander verlangte ihm kein weiteres Versprechen ab.
 

~TBC~
 

Brad ist absolut zuversichtlich, nicht wahr? ^^

cya, cu ^-^

"Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du zu alt bist?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 132/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Brad verbringt einen gemütlichen Nachmittag im Café ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Stimmt, grundsätzlich könnten sie so vorgehen. Aber in diesem Fall ist der Unbekannte etwas zu nah an Rosenkreuz herangekommen, als dass das Triumvirat auf ein persönliches Interview verzichten würde. Der beste Telepath, den sie haben, ist schließlich Michael. Und dann könnte es ja sein, dass es nicht ganz opportun wäre, diesen Unbekannten zu töten. ^.~ Von daher haben sie diese Entscheidung nicht delegiert, sondern lassen ihn nach Rosenkreuz bringen.

Heute gibt es mehr von Brad und den beiden Ex *grins*
 

@Kralle: *winkz*
 

~ „Wie war es?“ Anders schloss zu ihm auf, sobald sie außer Sichtweite des Spielplatzes waren.

Etwas stach durch seinen Kopf, nur für einen Moment, aber trotzdem rieb er sich die Stirn, um den flüchtigen Schmerz zu vertreiben. „Ungewöhnlich“, meinte er schließlich mit einem schiefen Lächeln.

„Sie hat mit dir gesprochen.“

„Ja. Sie war der gleichen Ansicht wie ich.“ Sein Lächeln verschwand, als wieder die Bilder auftauchten, die rein gar nichts mit seinem Schicksal zu tun, ihn aber tief in seinem Inneren erschüttert hatten.

„Worüber?“

„Dass es sich nicht lohnt, sie nach Rosenkreuz zu bringen. ~
 

(Anders und Brad, Finding Home, Teil 8)
 

Teil 132 „Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du zu alt bist?“
 

„Und da wären wir ein weiteres Mal…“ Markus sprach nur leise und dennoch wallte für einen Moment Hitze auf, als hätte die Emotion, die diese Worte unterlegte, einen anderen Weg gefunden.

Brad tauschte einen langen Blick mit Julia aus, die ihm ein schmales Lächeln schenkte, sich dann vorbeugte und eine Hand auf Markus‘ Schulter legte. „Und dieses Mal müssen wir nicht unverrichteter Dinge wieder gehen.“

Interessiert spürte er, wie die Temperatur im Wagen zu normalen Werten zurückkehrte. Entweder hatte die Empathin die richtigen Worte gefunden oder ihr Talent richtig einzusetzen gewusst, das Ergebnis war auf jeden Fall höchst willkommen. Vor allem, da der Ältere hinterm Steuer saß und sich besser auf den Verkehr konzentrieren sollte.

Er lehnte sich wieder zurück, verschränkte die Arme vor der Brust, während er über ihr weiteres Vorgehen nachdachte. Da gab es natürlich den alten Trick mit dem Stadtplan, aber ohne weiteren Anhaltspunkt könnte das ein kräftezehrendes Unterfangen werden. Seine Lippen verzogen sich für einen Augenblick zu etwas, was nahe an ein Lächeln herankam, es aber nicht ganz erreichte. Zum Glück für ihn mussten sie nicht bei Null starten und seine Vision hatte ihm bereits bewiesen, dass er Erfolg haben würde, selbst wenn der Weg dorthin anstrengend ausfallen sollte. Es war nicht einmal als ernsthafter Versuch gemeint, als er die Augen schloss und sich seinem Talent öffnete – umso unerwarteter waren die Bilder, die gleich darauf auf ihn einströmten. Ohne es zu merken, war er erstarrt und ein Gefühl uneingeschränkter Freude erfüllte ihn, als er ganz einfach _sah_. Er hatte nie zuvor auf diese Weise mit einem anderen Precog zusammengearbeitet, selbst bei Frau Kingston war es nicht um Kooperation gegangen, sondern darum, gegen ihr Talent anzukommen. Aber dieses Mädchen sah ihn, wie er sie sah und es war so einfach ihr mitzuteilen, wann sie die Stadt erreicht hatten. Und in derselben Zukunft, die nach diesem Austausch so nicht mehr eintreffen würde, verriet sie ihm, was er wissen musste.

Als braune Augen wieder aufgeschlagen wurden, stand ein zufriedenes Glimmen in ihnen und das sah auch Julia, die mit der Berührung seines Handgelenks seine Aufmerksamkeit gewann.

Die Frage, die sie stellen wollte, erstarb auf ihren Lippen, dafür weiteten sich ihre Augen, als sie verstand. „Du weißt es bereits, nicht wahr?“

„Maria tut alles, damit wir uns endlich treffen können.“

Julia reagierte mit einem Kopfschütteln. „Ich kann nicht behaupten, dass ich es wirklich verstehe. Wenn ihr Telepathen wärt, dann vielleicht noch, aber so…“

Er neigte den Kopf leicht zur Seite und ein belustigtes Lächeln schlich sich auf seine Lippen. „Ich gebe zu, dass es auch für mich Neuland ist. Aber es funktioniert eindeutig.“

Markus war inzwischen auch aufmerksam geworden und mischte sich in ihre Unterhaltung ein. „Habe ich das richtig verstanden – wir benötigen keine große Suchaktion?“

„Ganz genau.“ Er warf einen Blick auf die Uhr. „Allerdings können wir zunächst einmal im Hotel einchecken. Und dann hat mir Maria ein Café empfohlen, dem wir einen Besuch abstatten sollten.“

Markus hatte eine Augenbraue hochgezogen, als sich ihre Blicke nun im Rückspiegel begegneten. „Und wenn wir dorthin gehen, werden wir ihn finden?“

„Es ist das, was wir beide gesehen haben.“

„Diese Antwort klingt nicht so ganz wie eine“, wurde trocken erwidert.

„Aber es ist eine“, versicherte er ihm.
 

„Oh, es ist nett hier.“ Julia sah sich erfreut um, wählte dann einen Tisch für sie aus. Das Café wies einen großzügigen Außenbereich auf, mit angenehm großen Abständen zwischen den Tischen und vielen Grünpflanzen. Die in warmen Brauntönen gehaltenen Rattanmöbel wären auch in einem Wohnzimmer nicht fehlplatziert gewesen und luden regelrecht zum Verweilen ein.

Es war die Empathin, die sich zuerst auf dem Zweisitzer niederließ. Markus nahm neben ihr Platz, nachdem Brad den Sessel für sich gewählt hatte.

Er ließ seinen Blick in die Runde schweifen, rückte den Sessel dann ein wenig nach links, wonach er eine beinahe uneingeschränkte Sicht nicht nur auf den Cafébereich sondern auch hin zur Straße hatte. Danach fühlte er sich gleich besser und es fiel ihm gar nicht schwer, sich bequem zurückzulehnen.

Julia hatte seine Reaktion genau beobachtet, schenkte ihm etwas, das bei jedem anderen ein amüsiertes Lächeln gewesen wäre, bevor sie sich ebenfalls zurücklehnte, die Beine übereinander schlagend. „Man kommt nicht ganz aus seiner Haut raus, was?“

Nicht minder belustigt zog er eine Augenbraue hoch. „Ich würde an unserem Training zweifeln, wenn es anders wäre.“

„Pah, und ich muss mir den Hals verrenken, um etwas zu sehen“, warf Markus ein, schien nach diesem Kommentar aber mehr an der Karte interessiert als an ihrer Umgebung. Es war keine Nachlässigkeit, sondern nur das Bewusstsein um die Tatsache, dass Brad diese bestimmte Aufgabe übernommen hatte. Und der Ältere hegte keinerlei Zweifel an seiner Kompetenz.

Der Kellner ließ nicht lange auf sich warten und während Julia ein Stück Kuchen wählte, entschied sich Markus für eine Kaffeespezialiät, deren Namen Brad noch nie gehört hatte. Er selbst rang einen Moment mit sich selbst, sah dann aber keinen Grund, darauf zu verzichten und bestellte sich einen großen Schokoeisbecher.

Erst als er den Becher vor sich stehen hatte, wurde ihm bewusst, dass er sein Eis sonst immer nur in Gesellschaft von Michael gegessen hatte und auch wenn sie sich erst am Morgen voneinander verabschiedet hatten, durchfuhr ihn ein kurzer Stich.

Julia warf ihm prompt einen scharfen Blick zu, zwar gut verborgen hinter kastanienbraunen Strähnen, doch er entging Brad nicht. In Erwiderung zuckte er nur leicht mit den Schultern. Es konnte nicht ausbleiben, dass die Empathin das eine oder andere auffing, wenn er seine Schilde weit genug öffnete, um einen Teil ihres Talents empfangen zu können. Und darauf wollte er nicht verzichten, weil es die Kommunikation mit ihr ganz einfach angenehmer gestaltete.

Sie neigte den Kopf um ein paar Millimeter, wie in Anerkenntnis dieses Punktes, obwohl kein Wort zwischen ihnen gefallen war und dann wandten sie sich beide wieder ihrer Bestellung zu.

Allerdings blieb ihnen nicht viel Zeit, ihr Essen in Ruhe zu genießen, denn ein paar Teenager brachen über das Café herein wie eine Naturkatastrophe. Sie waren laut und betont überdreht, wie es typisch war, wenn es galt persönliche Unsicherheit zu überspielen und sich in der Gruppe stark zu fühlen.

Er schloss für einen Moment die Augen und seine Mundwinkel rutschten nach unten, weil er sich bereits denken konnte, dass die Störung nur noch schlimmer werden würde. Warum mussten die sich auch ausgerechnet in ihre unmittelbare Nähe setzen… Dann glätteten sich seine Züge auch schon wieder und da war nur noch Ausdruckslosigkeit, als er erneut nach seinem Eislöffel griff.

Julia ließ sich ebenfalls wenig von ihrem Missfallen anmerken, während Markus die Gruppe unter halbgeschlossenen Lidern hervor beobachtete. Der Pyro schien abzuwägen, ob es die mögliche Aufmerksamkeit wert wäre, wenn er einfach sein Talent einsetzen würde, um die unliebsamen Gäste zu vertreiben. Dann huschte der Blick des Älteren kurz zu ihm herüber und Brad schüttelte kaum merklich den Kopf.

Das brachte ihm eine gespielt enttäuschte Miene ein, doch Markus versuchte nicht, ihn zu überreden.

Die Teenager bestellten sich jeder ein preiswertes Getränk, ein reines Alibi, und bewiesen damit, dass sie nur einen Ort gesucht hatten, um sich die Zeit zu vertreiben – und Ärger zu machen.

In Brad blitzte eine flüchtige Erinnerung an die Möchtegern-Bande in Japan auf und er seufzte innerlich. Diese Kinder waren wirklich überall gleich.

Die Teenager begannen die Köpfe zusammenzustecken, während sie gezielt Gäste herauspickten und diese mit vorgeblich versteckten Blicken traktierten, bevor sie sich offen über irgendetwas amüsierten. Das Lachen war genauso übertrieben wir ihr Verhalten im Allgemeinen, aber es zeigte bei den anderen Gästen die gewünschte Wirkung, die sich eindeutig unwohl zu fühlen begannen, aber nicht zu protestieren wagten.

Im Hintergrund konnte er sehen, dass die Kellner bereits zu beraten schienen, ob sie einschreiten sollten, aber noch taten sie nichts. Und so kam es wie es kommen musste und Brads Tisch geriet als nächstes in den Fokus der Teenager. Und er hatte auch noch das zweifelhafte Vergnügen, genau zu verstehen, was über sie gesagt wurde.

„Siehst du die da drüben, die sieht heiß aus, was?“

„Ja. Vielleicht sollten wir sie von den beiden Langweilern erlösen.“ Ein unangenehmes Lachen schloss sich dem an.

„Oder wir drücken dem Schwarzhaarigen unser Mitleid aus, weil er ganz offensichtlich keine Freundin abbekommt und sich an die beiden ranhängen muss.“

Brads Hand schloss sich fest um seinen Eisbecher und seine Augen verengten sich. Er sollte sich von diesen Nichtsnutzen nicht stören lassen, aber ein anderer Teil von ihm sah gar nicht ein, sich von ein paar Talentlosen den Tag verderben zu lassen.

Markus hatte seine Reaktion genau beobachtet und dachte offensichtlich genauso, erhob sich in einer exakt koordinierten Bewegung, die unwillkürlich die Aufmerksamkeit der Teenager auf sich zog. Sie konnten vielleicht nicht sagen, was daran so alarmierend war, aber etwas in ihnen hatte die latente Gefahr erkannt.

„Soll ich mich um sie kümmern, Herr Crawford?“ Der Pyro hatte die Anrede bewusst gewählt und dessen ruhige Stimme trug problemlos zum Nachbartisch, wo es jetzt sehr still geworden war.

Brad drehte sich sehr langsam dorthin um, musterte die Störenfriede mit einem kalten Blick, bevor ein winziges Lächeln an seinen Mundwinkeln zu ziehen begann. „Tu das, Markus“, stimmte er dann leise zu. „Aber pass auf die Einrichtung auf.“

Der Pyro deutete daraufhin eine leichte Verbeugung an, um sich anschließend den Teenagern zu nähern.

Welche die Annäherung mit wachsender Unsicherheit beobachteten. Sie mochten in der Überzahl sein, aber das war auch der einzige Punkt, der für sie sprach – und Markus‘ Selbstvertrauen schien selbst diesen völlig zu negieren. Einer von ihnen fasste sich schließlich ein Herz, setzte ein verächtliches Grinsen auf, das an den Rändern aber drohte, wieder in sich zusammenzufallen. „Willst du was?“

„Hm, ja…“, brummte Markus. „Meine Ruhe, um genau zu sein. Und ihr seid dem etwas abträglich.“ Letzteres kam mit feinem Spott.

Der Sprecher lief rot an und beachtete nicht die Gesten der anderen, die nun darauf aus waren, ihn zurückzuhalten. Die Unsicherheit begann bei ihnen Furcht zu weichen und das feine Lächeln, das um Julias Mundwinkel spielte, verriet Brad die Ursache dafür.

In braunen Augen blitzte ein Funken auf, der beinahe Amüsement ähnelte, doch mehr an Reaktion ließ er sich anmerken, während er weiter das Geschehen beobachtete.

„Dein Pech“, brachte der Teenager hervor, der sichtlich mit seinen Instinkten rang, um schließlich das Gegenteil von dem zu tun, was in diesem Moment das klügste gewesen wäre. Er trat in einem unkoordinierten Schritt nach vorne, auf Markus zu und startete dann einen Angriff.

Es war ein völlig lächerliches Unterfangen, wie auch die hochgezogene Augenbraue des Pyros zeigte, bevor dieser die Faust problemlos abfing und dem Jüngeren eine Ohrfeige verpasste. „Ich nehme an, deine Eltern haben dich nicht häufig genug übers Knie gelegt. Kein Wunder, dass du solch miserable Manieren zeigst. Noch so ein Versuch und ich hole nach, was sie versäumt haben.“ Da lag keinerlei Wut in Markus‘ Stimme, dafür vielleicht ein Hauch von nachsichtiger Herablassung, als würde er mit einem kleinen Kind sprechen.

Der Teenager hatte sich mit der freien Hand an die brennende Wange gegriffen, starrte Markus aus geweiteten Augen ungläubig an.

Der Ausdruck war genug, um einige andere Gäste lachen zu lassen und das war wohl das Schlimmste, das für diese kleine Bande passieren konnte. Ein paar Münzen wurden hervorgekramt und auf den Tisch gelegt, bevor sie einen hastigen Rückzug antraten. Dass sie von beifälligem Klatschen begleitet wurden, machte die Demütigung nur noch spürbarer für sie.

„Danke sehr“, empfing er den Älteren und erntete ein Lächeln dafür.

„Gern geschehen.“ Das Lächeln gewann eine verschmitzte Note. „Ich konnte schließlich nicht riskieren, dass du dich persönlich um sie kümmerst.“

Nun war es Brad, der eine Augenbraue hochzog, aber er kommentierte diese Bemerkung nicht. Seine Aufmerksamkeit richtete sich stattdessen auf den Kellner, der sich ihnen näherte und Julia und Markus folgten seinem Beispiel.

Der Mann schien sich unter ihren Blicken nicht ganz wohl zu fühlen, auch wenn dieser eindeutig Schwierigkeiten hatte, diese Reaktion zu verstehen. Und so flüchtete er sich in ein höfliches Neigen des Kopfes. „Die Geschäftsführung möchte ihren Dank für Ihr Eingreifen ausrichten. Sie sind heute natürlich Gäste unseres Hauses.“ Auch wenn Markus bei diesen Worten angesehen wurde als der offensichtlich Älteste von ihnen, so war es Brad, der antwortete.

„Wir nehmen die Einladung gerne an. Aber Sie sollten sich nicht darauf verlassen, dass Ihnen auch in Zukunft jemand diese Aufgabe abnimmt.“ Der leise Tadel, der seine Worte unterlegte, kam nicht von ungefähr. Brad war noch nie davon beeindruckt gewesen, wenn jemand seine Arbeit nicht richtig erledigte.

Dem Kellner stieg Verlegenheitsröte in die Wangen und falls sich für einen Moment Widerspruch in ihm regte, so verschwand dies, als der Kellner zum ersten Mal richtig seinem Blick begegnete. Etwas darin schien den Älteren zu verstören, denn der Blick wurde hastig abgewandt, während noch ein paar kaum verständliche Worte gemurmelt wurden.

Brad sah der sich zurückziehenden Gestalt ein wenig überrascht nach, bevor er sich Julia zuwandte. „Was war das denn?“

Die Empathin musterte ihn belustigt. „Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du zu alt bist?“

Er neigte den Kopf leicht zur Seite und versuchte den Sinn hinter dieser Frage zu finden. „Ja“, erwiderte er aufrichtig, als die Suche erfolglos blieb.

Markus entkam ein überraschtes Auflachen und Julia schüttelte nur den Kopf.
 

~TBC~
 

Ja, das geheimnissevolle Mädchen, das Brad in seiner Vision gesehen hatte, ist euch schon bekannt, falls ihr FH gelesen habt. Und in dieser Geschichte bleibt sie nicht zurück ^^

cya, cu ^-^

"Man sollte annehmen, dass Sie mit Ihren Vorstößen unsere Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollten"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 133/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Die Zielperson hat ihren ersten Auftritt ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: *grins* Du hast ja auch den Vorteil, FH erst vor kurzem gelesen zu haben ^.~ Ehrlich gesagt tat mir das Mädchen damals ein wenig leid, von daher wollte ich RftS nutzen, um ihrem Schicksal eine andere Richtung zu geben.

Markus hatte für das Verhalten der Teenager nicht besonders viel Verständnis – kein Wunder, wenn man bedenkt, wo er ausgebildet wurde. Und er wollte lieber nicht abwarten, bis Brad die Sache selbst in die Hand nimmt ^^
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 133 „Man sollte annehmen, dass Sie mit Ihren Vorstößen unsere Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollten“
 

Ruhe war eingekehrt und Brad genoss wieder sein Eis, als sein Talent ihn sanft anstieß und auf ein sich näherndes Pärchen aufmerksam machte. Was genau an ihnen so besonders war, konnte er noch nicht sagen, doch er würde nicht ausgerechnet heute anfangen, seine Instinkte zu ignorieren.

Die Frau war das, was viele eine Schönheit nennen würden, doch seiner Ansicht nach war sie viel zu auffällig geschminkt und der Schmuck, den sie trug, verkündigte die gleiche Botschaft. Sie wollte eindeutig wahrgenommen werden. Nun, in Brads Fall hatte sie das eindeutig erreicht, auch wenn es ihr sicher nicht um diese Art der Aufmerksamkeit gegangen war. Seine Mundwinkel kurvten kurz nach oben, bevor sich braune Augen auf den Mann richteten. Er schien noch recht jung zu sein, vielleicht ein paar Jahr älter als Michael, es war schwer abzuschätzen. Die Kleidung deutete auf jemanden hin, der sich um Geld keine Sorgen machen musste, während das im Moment entspannte Gesicht zu wenig Härte zeigte, um anzunehmen, dass dieses Geld selbstverdient war. Alles in allem niemand, um den sich Brad Sorgen machen müsste – wenn da eben nicht das offensichtliche Interesse seines Talents gewesen wäre.

Und diese Ungereimtheit sorgte dafür, dass er besonders aufmerksam war. Die Sache wurde dadurch erleichtert, dass die beiden ausgerechnet den Tisch wählten, der vorhin erst von den Teenagern geräumt worden war und sich daher in bequemer Hörweite befand.

„Und, habe ich dir zu viel versprochen? Das ist doch ein schönes Fleckchen hier, nicht wahr?“

Sie sah sich um, rümpfte die Nase ein wenig, bevor sie sich dazu herabließ, zuzustimmen. „Ja, es ist ganz nett.“ Dann tappte ihr Schuh in einer ungeduldigen Geste auf den Boden, bis es ihrem Begleiter einfiel, ihr den Stuhl zurückzuziehen.

Brad und Markus tauschten einen leidenden Blick aus, sie konnten beide nicht nachvollziehen, wie sich ein Mann freiwillig mit ihr abgeben konnte. Dann aber waren da ihre nächsten Worte, die unmittelbar ihre Aufmerksamkeit einforderten und sie die vorherigen Beobachtungen vergessen ließen.

„Wenigstens hast du deinen Aufpasser nicht mit hierher genommen. Es ist wirklich unangenehm, wie der in letzter Zeit an dir hängt.“

Aufpasser – wie in Bodyguard? In Brad wurde ein Verdacht wach, der erklären würde, warum sein Talent meinte, dass die beiden wichtig sein könnten. Schließlich waren sie aus einem ganz bestimmten Grund hier, nicht wahr?

Der Mann lächelte ein wenig gequält, was sie nicht sehen konnte, da er immer noch hinter ihrem Stuhl stand. Aber Brad sah es und seine Augen verengten sich. Fragend sah er Julia an, die sofort verstand, was er wissen wollte.

„Er hat sie in dieser Hinsicht eindeutig angelogen“, meinte die Empathin so leise, dass die Worte keinesfalls bis zum Nachbartisch tragen würden.

Brad nickte, machte dann eine deutende Kopfbewegung. Die ebenfalls mühelos interpretiert wurde.

Mit einem Lächeln stand Julia auf. „Ihr entschuldigt mich sicher für einen Moment.“ Dann begab sie sich sehr offensichtlich in Richtung des Gebäudes. Ihr Ziel würde sich ändern, sobald sie außer Sicht war.

Markus lehnte sich zu ihm herüber. „Warum hast du mich nicht geschickt?“ Mit gesenkter Stimme.

Er zog nur eine Augenbraue hoch. „Du musst zugeben, dass sie die besseren Chancen hat, ihn aufzuspüren.“

Der Ältere verzog das Gesicht, widersprach aber nicht. „Heißt das wenigstens, dass das dort drüben unsere Zielperson ist?“ Es klang völlig gleichgültig, doch der Blick verriet ihm, dass das alles andere als die Wahrheit war.

Brad erlaubte sich ein leichtes Schulterzucken. „Mein Talent scheint der Ansicht zu sein. Aber ich habe bisher kein Bild von ihm gesehen.“ Auch in seiner Vision nicht, blieb unausgesprochen.

„Aber ich dachte, du hättest alles Notwendige gesehen… mit Hilfe dieses Mädchens…“ Markus sah ihn verwirrt an.

Ein Mundwinkel rutschte in die Höhe. „Wir sind wohl beide nicht auf die Idee gekommen, dass ich ihn tatsächlich sehen müsste. Immerhin hatten wir bereits die Gewissheit, dass alles zufriedenstellend verlaufen wird.“

Der Andere schüttelte nur den Kopf. „Ihr Precogs seid schon ein seltsames Volk…“ Danach fiel wieder Schweigen zwischen sie, während sie unauffällig den Nebentisch im Auge behielten und auf Julias Rückkehr warteten.

Die Empathin brauchte nicht lange, nickte ihnen knapp zu, als sie sich wieder setzte. „Ich habe ihn ausgeschaltet“, bestätigten dann ihre Worte, was die Geste schon vorweggenommen hatte. Ihre Lippen kurvten in ein sehr feines Lächeln. „Der Mann war sogar so freundlich, mir vorher noch den Namen seines Schutzbefohlenen mitzuteilen. Das da drüben ist demnach Herr Walter.“

Kein besonders seltener Name, aber er schlug eine bestimmte Saite in ihm an. Brad runzelte die Stirn, bevor sich seine Augen kaum merklich weiteten, als sein Talent ansprang und die halbgeformte Erinnerung zu Wissen ausbaute. Gleich darauf fasste er sich wieder, nur ein grimmiger Zug verhärtete noch seine Miene.

„Jetzt bin auch ich mir sicher“, meinte er in Markus‘ Richtung, wandte sich dann an Julia. „Sorg dafür, dass sie sich verabschiedet, ja?“ Er wollte nicht mehr länger warten.

Die Empathin musterte ihn ein wenig überrascht, hakte aber nicht nach, sondern machte sich an ihre Aufgabe. Und es dauerte nur einen Moment, da wurde der Ton am Nachbartisch erst frostig, dann hitzig. Und im Ergebnis stand die Frau auf und stöckelte ohne ein weiteres Wort davon.

Herr Walter sah ihr nach, als könnte er nicht ganz verstehen, was gerade geschehen war, schüttelte dann den Vorfall mit einem schmalen Lächeln ab. Kurz schien er noch mit sich selbst zu ringen, ob er den bestellten Kuchen aufessen sollte, aber offensichtlich war ihm der Appetit vergangen.

Nun war alles sehr einfach. Sie standen auf, noch bevor der Mann sich dazu entschlossen hatte, und ohne dass die entsprechenden Worte fallen mussten, führte Julia sie in die Richtung, wo der Bodyguard gewartet hatte.

Sie mussten nicht lange warten, Herr Walter folgte kurz darauf und hielt – verständlicher Weise erfolglos – nach seinem Beschützer Ausschau. Und stattdessen stellte sich Brad ihm in den Weg, sicher in der Gewissheit, dass sie niemand stören würde.

„Sie hätten uns in Ruhe lassen sollen“, sprach er ihn mit flacher Stimme an.

Der Andere zeigte nur kurz Verwirrung, hatte sich gleich darauf auch schon wieder unter Kontrolle. „Was willst du von mir?“, wurde er kühl gefragt.

Brad zeigte ein ebenso kühles Lächeln, das die braunen Augen nicht erreichte. „Man sollte annehmen, dass Sie mit Ihren Vorstößen unsere Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollten. Nun, jetzt haben Sie sie.“

Für ein, zwei Sekunden geschah gar nichts, dann verengten sich die Augen seines Gegenübers. „Wie…“ Die Frage erstarb bereits im Ansatz, als Herr Walter verstand, sie war sowieso nicht an ihn gerichtet.

Er beschloss dennoch, auf sie zu antworten. „Fraglos hat Maria in diesem Fall nicht die Wahrheit gesagt.“ Mit feinem Spott. „Und jetzt möchte ich Sie bitten, uns zu begleiten.“

Wenn da ein Moment der Panik war, so konnte Brad es zumindest nicht spüren, der andere Mann blieb vollkommen regungslos, während dieser anscheinend seine Optionen abwog. Doch er hatte nicht vor, ihm welche zu lassen. Ein Blick zu Julia reichte, um seinen Wunsch zu übermitteln. Ihr Talent sandte tiefe Ruhe aus und die Gestalt des Älteren sackte in der Folge förmlich in sich zusammen. Jedenfalls im ersten Moment. Dann trat ein wütendes Funkeln in dessen Blick und er straffte sich wieder.

Sie sahen sich kurz an, so etwas hatten sie nicht erwartet. Aber die Überraschung hielt nicht lange vor und nachdem Julia ihre Bemühungen intensiviert hatte, konnte Herr Walter sich nicht mehr wehren.

Es war Markus, der es schließlich ansprach. „Er ist viel zu stark für einen Talentlosen. So eine Reaktion habe ich bisher noch nie bei einem gesehen.

„Mm… ich komme auf jeden Fall zu ihm durch“, meinte Julia mit einem Stirnrunzeln. „Aber es ist schwerer als es sein dürfte.“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich verstehe es genauso wenig wie du…“

Irgendwie hatten sie in diesem Moment alle Gedanken an Rache vergessen. Brad registrierte diese Tatsache, legte es dann für spätere Kontemplation ab. Aufgeschoben war schließlich nicht aufgehoben.

In Herrn Walters Augen flackerte immer wieder Widerstand auf, während sie sich ihrem Wagen näherten, doch als Talentloser hatte er letztendlich einfach keine Chance gegen Julia. Auch wenn Brad zugeben musste, dass er beeindruckt war.

„Du übernimmst wieder das Steuer“, meinte er zu Markus hin, als sie das Auto schließlich erreichten. Der warf nur einen schiefen Blick in Richtung von Herrn Walter, ließ sich dann von Julia die Schlüssel geben.

Die Empathin stimmte seiner Einschätzung eindeutig zu, nahm widerspruchslos auf dem Beifahrersitz Platz. Und wenn sie etwas abwesend wirkte, dann lag es nur daran, dass sie ganz auf ihr Opfer konzentriert blieb.

Brad hielt mit einem leichten Lächeln die hintere Tür auf, wartete, bis Herr Walter eingestiegen war, bevor er ihm folgte. Im Moment war er viel zu interessiert an dem Älteren, um den Platz neben ihm jemand anderem zu überlassen.

„Wären Sie so freundlich, uns jetzt Ihre Anschrift zu verraten?“ Das war etwas, das Maria nicht gewusst hatte und nachdem er Herrn Walter kennengelernt hatte, war das nun wirklich nicht verwunderlich. Dieser Mann hatte offensichtlich kein Risiko eingehen wollen und sie über ihre genauen Umstände stets im Dunkeln gelassen.

Die Züge des Anderen verhärteten sich, als dieser für einen Moment die Zähne zusammenbiss. „So ruhig könnt ihr mich gar nicht halten, dass ich das sagen will.“

Brad konnte gar nicht anders, er lächelte schon wieder. „Es geht nicht darum, was Sie wollen. Und wir können es uns auch sehr einfach machen.“ Damit streckte er eine Hand aus und bevor der Ältere überhaupt auf die Idee kam auszuweichen, hatte er ihm auch schon ins Jackett gegriffen und die Brieftasche hervorgeholt. „Gelobt sei Deutschland, wo jeder brave Bürger seinen Personalausweis mit sich herumschleppt.“

Von vorne kam ein unterdrücktes Lachen und er tauschte über den Rückspiegel einen belustigten Blick mit Markus aus, bevor er sich dem Inhalt der erbeuteten Brieftasche zuwandte. Und natürlich wurde er nicht enttäuscht. Er reichte den Ausweis an den Pyro weiter, der sich sofort daran machte, die Adresse ins Navigationsgerät einzugeben.

Der Mann neben ihm schien regelrecht zu erstarren, doch es war keine Ruhe, die von ihm ausging. Interessiert richtete Brad seine Aufmerksamkeit wieder auf ihn und die Hitze in Herrn Walters Blick war völlig konträr zu dem ersten Eindruck, den er von ihm im Café gewonnen hatte. „Sie sind anders als die meisten Talentlosen“, gestand er ihm schließlich zu.

Die Hitze schien sich noch zu vertiefen und da war ein Tic in dessen rechtem Wangenmuskel, bevor der Andere sich zusammenriss und seine Miene völlig blankwischte. „Das habe ich euch zu verdanken. Ihr habt dafür gesorgt, dass ich stets ein festes Ziel vor Augen hatte.“

Brad nickte unwillkürlich, als ihm aufging, dass es genau das war. Die Talentlosen schienen immer halbblind durchs Leben zu driften, doch Herr Walter… hatte es sogar gewagt, Rosenkreuz herauszufordern.

„Wovon redet er da?“, meldete sich Markus von vorne, der ihren Wortwechsel verfolgt hatte.

Brad zog langsam eine Augenbraue hoch, antwortete, ohne den Blick von Herrn Walter abzuwenden. „Ich vergaß… ihr habt wahrscheinlich nie den Namen desjenigen gehört, dem damals das Institut gehörte.“

„Du meinst..?“

„Ja, wir haben es hier mit seinem Sohn zu tun.“ Mit einem sehr schmalen Lächeln. Seine nächsten Worte waren ganz allein an den Mann neben ihm gerichtet. „Ich verstehe, warum Sie so handeln.“ Vollkommen aufrichtig, denn das tat er tatsächlich. „Allerdings hatte Ihr Vater sich sein Schicksal selbst zuzuschreiben. Er hätte niemals Hand an Talente legen dürfen.“

Herr Walter schnaubte bloß. „Das ist mir vollkommen egal. Ihr habt alles zerstört, nicht nur die Forschungseinrichtung. Sein gesamtes Geschäft, ihn selbst.“

„Er hat mit dem Feuer gespielt – und sich verbrannt.“

Der Andere verstand zunächst nicht, warum Markus bei diesen Worten auflachte, doch die Hitzewelle, die gleich darauf durchs Auto rollte, räumte jede Frage aus. „Wissen Sie was“, meinte der Pyro dann sehr ruhig. „Mir ist es auch egal. Egal, welch gute Gründe Sie zu haben glaubten. Dass Sie versucht haben uns auszuspionieren ist schon schlimm genug. Aber Sie waren auch noch dumm genug, Stephan zu töten. Und das war ein wirklich netter Junge. Ganz zu schweigen davon, dass er ausgesprochen talentiert war und jetzt nicht mehr für uns arbeiten kann.“ Die Drohung in diesen Worten war nicht besonders gut verborgen.

Ah… die Rache war wohl doch noch nicht ganz vergessen. Brad beobachtete, wie ein seltsamer Ausdruck über das Gesicht des Anderen spielte, er schien mit Reue verwandt. Doch so schnell er aufgeblitzt war, war der Ausdruck auch schon wieder verschwunden und Herr Walter weigerte sich, etwas sagen, und sei es auch nur, um sich zu verteidigen. Der Ältere wandte einfach nur den Kopf ab und blickte aus dem Fenster.

Vielleicht lag es auch daran, dass die Ruhe, die Julia die ganze Zeit ausgestrahlt hatte, bei Markus‘ Worten ins Schwanken geraten war. Auch die Empathin hatte sich wieder erinnert, warum sie diesen Mann so unbedingt hatte in die Finger bekommen wollen und sie war von dessen Beweggründen genauso unbeeindruckt wie Markus.

Etwas glühte in Brad auf, als er von der Emotion angesteckt wurde, die Erinnerung an Stephan tat beinahe weh. Und so war sein Blick sehr finster, als er seine Hand ausstreckte, die Finger an Herrn Walters Kinn legte und den Älteren so zwang, ihn anzusehen. „Ich werde Sie nachher mit den beiden für eine Weile allein lassen“, versprach er ihm.

Und jetzt wurde der Andere blass.
 

~TBC~
 

Tja, und damit hätten wir eine Verbindung zum Anfang der ganzen Geschichte *grins*

Einen schönen vierten Advent!

cya, cu ^-^

"Ich habe gewusst, dass du kommen würdest"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 134/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Maria wird gefunden ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Manchmal kann Rache auch etwas subtiler ausfallen als das, was Julia und Markus tun werden (und sie müssen sich ja sowieso zurückhalten…). Brads Einstellung zu diesem Thema wird sich noch leicht wandeln, aber letztlich wird sich Herr Walter mehr als ausreichend bestraft fühlen…
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 134 „Ich habe gewusst, dass du kommen würdest“
 

Herr Walter sagte für eine ganze Weile nichts mehr und Brad zwang ihn auch nicht dazu. Stattdessen beobachtete er ihn einfach nur. Den Älteren schien etwas zu beschäftigen, aber es war nicht die Aussicht, später Julia und Markus ausgeliefert zu sein. Was ein wenig seltsam war. Denn was konnte für ihn in diesem Moment wichtiger sein?

Nachdenklich neigte er den Kopf und stand kurz davor, Herrn Walter anzusprechen, als ihn Markus‘ Bemerkung ablenkte.

„Wir sind in ein paar Minuten da, Brad. Meinst du, dass Maria in Ordnung ist?“

Er antwortete nicht gleich, sah mit Interesse, dass der Mann neben ihm anscheinend zu einer Entscheidung gelangt war. Und dann war nicht er es, der das Wort ergriff.

„Ihr geht es gut.“ Ausdruckslos, doch bei den nächsten Worten war der scheinbare Gleichmut verschwunden. „Sie ist aber nicht in meinem Haus.“ Der Ältere suchte abrupt seinen Blick. Grau-grün bohrte sich in braun und die Emotion darin sah ganz nach Furcht aus, auch wenn sie sich nicht auf den Mann selbst bezog. Nein, vielmehr schien er jemand anderen beschützen zu wollen. „Ich gebe euch die Adresse, wenn ihr mir versprecht, nicht zum Haus zu fahren.“

„Und das sagen Sie erst jetzt?“ Markus klang nicht wenig genervt, nutzte die nächste Gelegenheit, um zu parken.

Brad konnte diesem Ausbruch innerlich nur zustimmen. „Warum haben Sie so lange gewartet? Haben Sie tatsächlich gehofft, dass sich während der Fahrt an Ihrer Lage etwas ändern würde?“ Er war nicht wirklich überrascht, als Herr Walter eine Antwort verweigerte. Doch die brauchte er auch gar nicht mehr, er war schon von selbst darauf gekommen. Denn auch wenn der Ältere versucht hatte es zu unterdrücken, so war dessen Blick ganz kurz zu dessen Jackett gehuscht.

Er zögerte nicht lange, sondern griff in die entsprechende Tasche, um gleich darauf ein Handy in der Hand zu halten. Nachdenklich blickte er auf das Display, das eindeutig keine neuen Nachrichten oder Anrufe anzeigte, bevor er wieder Herrn Walters Blick erwiderte. „Ich muss Sie in dem Fall leider enttäuschen, Ihr Bodyguard wird Ihre Abwesenheit nicht bemerkt haben. Der ist leider verhindert.“

„Und zwar dauerhaft.“ Dieser Kommentar kam von Julia. Und auf Markus‘ Ausdruck der Überraschung hin, fügte sie mit einem Schulterzucken noch etwas hinzu. „Er war unerwartet gut und versuchte etwas, nachdem er mir Herrn Walters Namen verraten hatte. Meine Reaktion darauf war ein wenig zu nachdrücklich.“ Sie wandte sich zu ihm um. „Du musst dir darum keine Gedanken, Brad. Ich habe eine Sweeperteam gerufen. Wir können also in aller Ruhe entscheiden, wie wir es aussehen lassen wollen.“

Brad schenkte ihr ein schmales Lächeln. „Sehr gut.“ Er konnte Julia nicht wirklich einen Vorwurf machen. Immerhin hatte es keinen Befehl gegeben, besondere Vorsicht walten zu lassen und die Ex waren einfach zu sehr darauf trainiert, ihre Zielpersonen auszuschalten.

Aus Herrn Walter schien jede Energie zu weichen, bevor dieser mit leiser Stimme die gewünschte Adresse herausrückte.

Markus programmierte sie ein, fuhr aber nicht gleich los. „Vielleicht sollten wir uns trotzdem vorher im Haus umsehen. Wenn wir schon einmal fast da sind.“

Er hob eine Hand, bat den Anderen damit um einen Moment Geduld, bevor er sich zu Herrn Walter lehnte. „Was würden wir in Ihrem Haus finden?“ Er fragte es sehr, sehr leise.

Der ältere Mann schloss für ein, zwei Herzschläge die Augen, atmete tief durch. Dann wurde sein Blick erwidert und es stand keine Täuschung darin. „Nur meine Verlobte. Sonst nichts weiter.“

„Ah…“ Möglicherweise war da eine leise Stimme in ihm, die meinte, dass er auf diese Weise am ehesten den Schmerz zurückgeben konnte. Doch nicht einmal Rosenkreuz tötete völlig grundlos und diese Talentlose stellte kein Hindernis dar, anders als der Bodyguard. Er nickte kaum merklich, antwortete schließlich auf Markus‘ Vorschlag. „Das wird nicht erforderlich sein. Wir wollen Maria nicht länger warten lassen.“

Der Ältere lächelte nur. „Da hast du auch wieder Recht. Und das Haus läuft uns ja nicht weg, nicht wahr?“ Damit wurde der Motor gestartet.

Sie mussten fast die ganze Stadt durchqueren und dann auch noch ein Stück nach draußen fahren, ehe sie ihr neues Ziel erreichten. Markus pfiff leise zwischen die Zähne hindurch, grinste dann.

„Setzen sie die doppelte Haushaltsführung eigentlich von der Steuer ab?“

Herr Walter schien das nicht besonders lustig zu finden und verweigerte eine Antwort.

Was den Pyro nicht weiter störte. Er fuhr geradewegs auf die Auffahrt und parkte vor der Garage. „Da wären wir.“

Brad sah zu, wie die beiden ausstiegen, wandte sich dann an Herrn Walter, der immer noch regungslos dasaß. „Kommen Sie. Widerstand ändert jetzt sowieso nichts mehr.“

Der Ältere musterte ihn für einen Augenblick, bevor er lautlos seufzte und Brads Aufforderung nachkam.

Ein winziges Lächeln spielte um seine Mundwinkel, als er dem Mann folgte, verschwand jedoch rasch wieder. Denn beim Anblick des Hauses wurde ihm erst wirklich bewusst, was es für Maria bedeutete. „Sie haben sie die ganze Zeit hier eingesperrt, nicht wahr?“

Herr Walter, der Markus gerade die Schlüssel ausgehändigt hatte, wandte sich nun zu ihm um. „Was hätte ich sonst tun sollen? Sie war meine einzige Chance, euch näherzukommen.“

Da er sowieso warten musste, bis die anderen beiden das Haus gesichert hatten, beschloss er weitere Fragen loszuwerden. „Wie sind Sie überhaupt an Maria rangekommen? Damals sind schließlich alle Kinder aus dem Institut befreit worden.“

Grau-grüne Augen verengten sich. „Das musst du mir nicht erzählen. Ich dachte ebenfalls, dass ich rein gar nichts in den Händen hätte. Ich wusste nicht einmal, was genau mein Vater da gemacht hatte und warum plötzlich alles schiefgelaufen war.“ Eine kurze Pause folgte, in der sich der Ältere sichtlich zusammenriss und ein wenig Ruhe zusammenraffte. Anscheinend verschwendete Julia inzwischen nicht mehr besonders viel Energie darauf. „Ich hatte kurz nach dem Vorfall mein Studium beendet und ohne das Erbe von Seiten meiner Mutter hätte ich in diesem Moment mit leeren Händen dagestanden.“ Ein Mundwinkel zuckte, auch wenn keinerlei Humor daran beteiligt war. „Ich machte mich also daran, das Geschäft neu aufzubauen.“

„Und Sie waren erfolgreich…“

„Natürlich.“ Ohne jeden Selbstzweifel.

Brad konnte gar nicht anders als darüber zu lächeln, dann aber erinnerte er Herrn Walter an das Wesentliche. „Maria, Sie wollten mir von ihr erzählen.“

„Ja…“ Ein Stirnrunzeln folgte. „Ich hatte schon gar nicht mehr erwartet, herauszufinden, was damals geschehen war, als eines Tages ein Mann bei mir auftauchte. Ein Arzt aus dem Institut, den ihr übersehen hattet.“ Mit einem Anflug von Spott, auf den Brad nicht reagierte. „Er hatte Maria irgendwo aufgetrieben und er hatte ein paar Unterlagen retten können.“

„Er wollte, dass Sie eine Fortsetzung der Forschung ermöglichen?“

„Als wäre ich dumm genug dazu, nachdem er mir erzählt hat, dass es eure Organisation gibt. Die immerhin bereits das Institut niedergemacht hatte. Aber zumindest wusste ich jetzt, wer am Untergang meines Vaters schuld war.“

Brad brummte ein leises Verstehen. „Sie hätten es darauf beruhen lassen sollen.“

Dieser Vorschlag erhielt nur ein unbeeindrucktes Schnauben und die Augen des Älteren funkelten kühl. „Nicht, solange ich es nicht versucht habe.“

Er konnte diese Einstellung beinahe nachvollziehen – wenn es da nicht einen bestimmten Punkt gegeben hätte. „Sie hätten an Ihre jetzige Familie denken sollen, nicht an die Vergangenheit.“ Das wäre die intelligentere Wahl gewesen.

Der Ältere wandte den Blick ab und wieder konnte er dessen Kiefer mahlen sehen. „Als ich die Entscheidung traf, gab es diese Wahl noch nicht.“ Als wären seine Gedanken gelesen worden.

Brads scharfer Blick erfasste jede Nuance in der Miene des Anderen und schließlich schüttelte er den Kopf. „Obwohl auch Sie an Stephans Tod schuld sind… Sie tun mir beinahe leid.“ Er wusste selbst nicht, was ihn das sagen ließ, aber die Worte wollten einfach heraus. Und sie entsprachen der vollen Wahrheit. Er selbst hätte in Herrn Walters Lage wohl nicht anders gehandelt. Und nun hatte dieser sich in diese unmögliche Situation manövriert. Irgendwie war er inzwischen ganz froh, dass sie den Mann nach Rosenkreuz bringen sollten und nicht gleich ausschalten.

Herr Walter sah ihn an, als würde er seinen Ohren nicht ganz trauen, zeigte dann ein sehr schmales Lächeln, das eindeutig bitter ausfiel. „Das hilft mir jetzt auch nicht weiter…“

„Nein, das wohl nicht“, gestand er ihm zu. Seine Aufmerksamkeit wurde zur Haustür gelenkt, wo Markus wieder aufgetaucht war und ihm das Zeichen gab, dass das Haus sicher war. Er nickte ihm zu, bevor er sich wieder an Herrn Walter wandte. „Wir können dann hineingehen.“

„Natürlich.“ Trocken. Anscheinend hatte er sich vorläufig mit seiner Lage abgefunden.

„Es ist nichts versteckt“, wurde er von Markus begrüßt. „Keine Fallen, kein stiller Alarm.“ Eine kurze Pause wurde eingelegt, während der Herr Walter mit einem undeutbaren Blick gemustert wurde. „Wir haben auch das Mädchen gefunden. Oder besser gesagt die verschlossene Tür. Ich gehe davon aus, dass er den Schlüssel hat. Daher haben wir die Tür vorerst nicht aufgebrochen.“

Herr Walter benötigte keine Aufforderung, sondern holte ausdruckslos den gewünschten Schlüssel hervor, um ihn dann an Brad weiterzureichen.

„Hm, danke sehr.“ Sein Blick schweifte die Treppe hoch, wo er bereits sein Ziel wusste. Markus blieb zurück, um auf Herrn Walter aufzupassen, während er selbst sich auf den Weg nach oben machte.

Dort wurde er von Julia erwartet, die in Richtung einer Tür nickte. „Das Mädchen ist dort drin. Mein Talent sagt, dass es ihr gut geht.“

Belustigung zuckte um seine Mundwinkel. „Das hat meins mir auch schon verraten.“ Schon vor einer Weile. Ohne zu zögern schloss er auf, er wusste bereits, dass auch hier keine Überraschungen warten würden. Er stieß die Tür auf und ihm eröffnete sich der Blick auf ein geräumiges aber zweckmäßig eingerichtetes Zimmer. Es ließ von Büchern, über einen Fernseher bis hin zum Kühlschrank nichts vermissen und eine weitere Tür würde zum Bad führen. Eine kleine in sich geschlossene Welt, in der man ohne Probleme überleben konnte. Und dennoch lief ihm ein Schauer über den Rücken, beim Gedanken, auf Dauer so eingesperrt zu sein. Schließlich kannte er dieses Gefühl vom Institut und er war wenigstens nur etwa ein Jahr dort gewesen.

Maria saß auf der Couch, blickte mit einem Lächeln von ihrem Buch hoch. „Ich habe gewusst, dass du kommen würdest.“

Die beinahe schon vertrauten Worte ließen ihn ebenfalls lächeln. „Ich weiß.“ Dann schloss er Tür hinter sich, in dem vollem Wissen, dass Herr Walter jetzt allein sein würde mit Julia und Markus.

Das Mädchen sah sehr jung aus, zu jung für die Stärke ihres Talents. Aber dann wiederum konnte Brad dazu nichts sagen, nicht wahr? Er selbst war damals auch aus dem Rahmen gefallen. Langsam näherte er sich ihr und als sie keine Furcht zeigte, nahm er neben ihr auf der Couch Platz. „Du wolltest unsere Aufmerksamkeit, du hast sie.“ Mit einer gewissen Ironie, weil er ähnliche Worte schon zu Herrn Walter gesprochen hatte – nur dass dieser ihre Aufmerksamkeit ganz sicher nicht hatte auf sich ziehen wollen.

Sie neigte den Kopf leicht, musterte ihn überlegend aber immer noch lächelnd. „Du bist nicht böse auf mich, obwohl dein Freund deswegen gestorben ist?“

„Du wolltest deinem Gefängnis entkommen. Jeder hätte so gehandelt.“ Nun war er es, der sie nachdenklich ansah. „Aber warum hast du so lange gewartet?“

Das Lächeln verblasste langsam, bis es völlig verschwunden war. „Der Unfall damals, Papa ist gestorben. Und Mama ins Krankenhaus gekommen. Da ist sie immer noch…“

Und den Rest konnte Brad sich denken. Das war es also, was die Kleine hatte kooperieren lassen. „Ist sie gestorben?“, fragte er leise und beinahe sanft.

Maria blickte in die Ferne, ihre Gestalt wie erstarrt. „Noch nicht, aber ich habe es gesehen. Es wird noch diese Woche geschehen.“

Was für ein grässliche Vision, vor allem, da man in diesem Fall völlig hilflos war, sie zu verhindern. Er atmete tief durch. „Wir werden dich mitnehmen. Dann kann dich niemand mehr einsperren.“

Das darauf folgende Lächeln ließ sie um Jahre älter wirken. „Ich weiß, wer ihr seid, was ihr tut. Herr Walter hat mir sehr viel erzählt, weil er dachte, dass ich ihm dann gerne helfen würde. Ich werde auch bei euch nicht frei sein.“

Überrascht hatte er ihren Worten gelauscht, doch er zeigte nichts davon nach außen. „Die Schule ist kein Gefängnis. Warum sollte man freiwillig unter Talentlosen leben wollen?“ Allein schon die Vorstellung war völlig abwegig für ihn.

„Ah…“ Ihr Lächeln vertiefte sich. „Du würdest niemals verstehen, was ich meine. Und dass du mich mitnehmen willst, ist vollkommen in Ordnung. Ich möchte gerne die Berge in Wirklichkeit sehen.“ Und sie hatte hier Draußen sonst niemanden mehr, oder würde bald niemanden mehr hier haben.

Das blieb unausgesprochen, wurde aber dennoch verstanden. Er nickte still. Es war gut zu hören, dass sie sich nicht sperren würde. Sie hätten sich davon natürlich nicht aufhalten lassen, aber vielleicht wäre Marias Talent dadurch behindert worden. Was niemand von ihnen wollte.

Sie war schon wieder weiter und die folgende Frage wurde voll kindlicher Vorfreude gestellt. „Kannst du mir mehr von der Schule erzählen? Und kann ich wirklich dorthin gehen? Herr Walter hat immer nur von älteren Kindern erzählt.“

„Die meisten fangen erst mit zwölf auf der Schule an“, bestätigte er, konnte sie gleich darauf jedoch beruhigen. „Wenn dein Talent aber schon weit genug ist, so dass du die anderen nicht störst und wenn du im normalen Unterricht mitkommst, musst du nicht vorher ins Heim.“ Er legte eine kurze Pause ein. „Dort ist es aber nicht schlecht. Es liegt ganz in der Nähe von der Schule und es gibt dort viele andere Kinder in deinem Alter.“

Ihr Gesicht war ein wenig zweifelnd geworden, als das Wort Unterricht fiel – was nicht weiter verwunderlich war, da sie wohl kaum in die Schule hatte gehen können – hellte sich aber wieder auf, als er das Heim erwähnte.

Also beschloss Brad, ihr von Nagi und André zu erzählen.
 

~TBC~
 

Man kann wirklich schon Mitleid mit Herrn Walter haben… Immerhin hat Maria es deutlich ausgesprochen: letztendlich ist Stephan durch ihr Eingreifen gestorben. Denn sie wusste, dass das Brad zu ihr führen würde, so dass sie endlich ihre Freiheit hat…

cya, cu ^-^

"Du bist dir deiner Fähigkeiten als Krankenpfleger wohl nicht allzu sicher, was?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 135/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Brad darf sich als Krankenpfleger betätigen ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Kralle: Nun, sie konnte es sich ja nicht wirklich aussuchen, nicht wahr? Stephan und die beiden Ex waren ja als Einzige in ihre Reichweite gekommen und nur bei Stephan hatte ihr Talent einen Erfolg vorhergesehen…

*snicker* Stimmt, im Heim kann Brad auch bald seinen eigenen Fanclub aufmachen.
 

@Jemma: Jupp, die Feiertage habe ich ebenfalls gut überstanden. Ein paar mehr davon wäre nett gewesen ^.~

Hm, die Talentlosen sind in der Regel ganz einfach unterlegen. Aber dann wiederum hatten sie es geschafft, das Institut aufzubauen… oder Maria einige Jahre gefangen zu halten, ehe das Mädchen einen Ausweg fand. Ich würde also nicht wirklich ‚blöd‘ sagen…

Ah, Brad würde doch nicht gegen seine Befehle verstoßen. Also wird Herr Walter seinen Zusammenstoß mit den beiden Ex mehr oder weniger munter überstehen. Ansonsten hatte ich schon vor, Herrn Walter ziemlich schnell in der Versenkung verschwinden zu lassen. Aber dann… hat der Chara mir einen Strich durch die Rechnung gemacht. Was du vielleicht nach diesem Kapitel besser nachvollziehen kannst ^^
 

Teil 135 „Du bist dir deiner Fähigkeiten als Krankenpfleger wohl nicht allzu sicher, was?“
 

Markus und Julia warteten unten im Wohnzimmer auf ihn, als er schließlich sein Gespräch mit Maria beendet hatte. Die beiden saßen auf der Couch und hatten den Fernseher angestellt. Sie sahen ausgesprochen entspannt und zufrieden mit sich selbst aus.

Brad lehnte sich gegen den Türrahmen und ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen. „Ich nehme an, ihr habt euch nicht gelangweilt?“

„Ganz und gar nicht“, war es die Empathin, die ihm antwortete. „Wir haben ausreichend Beschäftigung gefunden.“

Sein Lächeln vertiefte sich. „Wie schön für euch. Aber jetzt wird es Zeit, ins Hotel zurückzukehren.“ Er neigte den Kopf ein wenig zur Seite. „Wo habt ihr Herrn Walter gelassen?“

Die beiden tauschten einen schnellen Blick aus, bevor Markus mit dem Daumen in Richtung Küche wies. „Der ist da drin.“

„Hm…“ Er folgte dem gewiesenen Weg und an seinem Ziel angekommen erkannte er schnell, dass sie den Älteren in diesem Zustand besser nicht ins Hotel schleppten. Herr Walter würde es ihnen kaum danken und noch viel wichtiger, das Personal dort könnte unbequeme Fragen stellen. Er zuckte innerlich mit den Schultern, kehrte dann ins Wohnzimmer zurück, während er seine Pläne ein wenig umgestaltete. „Ihr fahrt mit Julia zurück ins Hotel und kommt mich morgen abholen. Und bringt Herrn Walters Wagen mit.“

Julia runzelte die Stirn. „Du willst mit ihm hierbleiben, allein?“

Belustigung funkelte in braunen Augen auf. „Keine Sorge, er ist kaum in der Verfassung, mich anzugreifen. Und selbst wenn, würde er sowieso keinen Erfolg haben. Ich möchte nur nicht, dass Maria eventuell zwischen die Fronten gerät, von daher sollt ihr sie mitnehmen.“

Die Empathin sah für einen Moment noch so aus, als wollte sie protestieren, gab dann aber schon mit einem Seufzen nach. „Wenn etwas schiefläuft, werden wir alles auf dich schieben.“

Markus grinste nur, stand dann auf, die Hände in den Hosentaschen. „Ich bin zuversichtlich, dass Brad auch ohne uns klarkommt.“

Julia verzog das Gesicht, entschied sich dann kopfschüttelnd für ein Lächeln, bevor sie Markus folgte. „In Ordnung, wir sehen uns dann morgen.“

Die beiden begaben sich in den Flur, wo sich Maria ihnen anschloss, die gerade die Treppe heruntergekommen war. In der Hand trug sie eine kleine Tasche mit dem Nötigsten, so wie Brad es ihr gesagt hatte.

„Gehen wir jetzt?“, lächelte sie ihn an.

„Ja, aber ich komme noch nicht mit.“

Ihre Stirn legte sich kurz in nachdenkliche Falten, bevor sich ihr Gesicht wieder aufhellte. „Aber morgen, ja?“

„Ganz genau das.“ Er lachte auf, nickte dann Julia zu, die der Kleinen eine Hand anbot.

Maria ergriff sie und gleich darauf war er allein.

Bis auf Herrn Walter natürlich. Dieser Gedanke brachte ihn zurück in die Küche, wo der ältere Mann unverändert am Tisch saß, den Kopf auf den verschränkten Armen ruhend.

Das Gesicht war von ihm abgewandt, doch er konnte aus der angespannten Gestalt auch so ablesen, dass sich Julia und Markus nicht zurückgehalten hatten. Ab und zu lief ein Tremor durch den Körper des Älteren, verriet die Handschrift der Empathin. Denn sie war zweifellos stark genug, um jemanden auf diese Weise Schmerzen zuzufügen.

„Sie sollten hier nicht sitzen bleiben. Das macht es nur schlimmer“, meinte er leise. In seiner Stimme schwang nicht einmal ein Anklang der Befriedigung mit, die zu empfinden er nicht ganz verleugnen konnte. Es würde Stephan vielleicht nicht zurückbringen, doch es war ein gutes Gefühl zu wissen, dass sein Tod nicht völlig ungerächt blieb.

Herr Walter reagierte sehr langsam auf seine Worte, hob den Kopf und sah ihn an. „Ich glaube, mir bleibt nichts anderes übrig.“ Trotz allem, was passiert war, lag ein Funken dunkler Humor in dieser Antwort.

Brad reagierte unwillkürlich mit einem Lächeln darauf, trat dann die wenigen Schritte vor, die erforderlich waren, um die Distanz zwischen ihnen zu schließen. Seine Hand streckte sich von ganz allein aus und dann legte er den Handrücken gegen die Stirn des Älteren. Hitze strahlte auf ihn ab, Herr Walter hatte eindeutig Fieber, weil sein Körper sich zu wehren versuchte, wo es keine Gegenwehr gab.

Der Andere seufzte, ohne es wahrscheinlich zu merken, lehnte sich gegen die Kühle seiner Hand und schloss die Augen.

Für einen Moment blieb er stehen, wie er war, dann zog er die Hand zurück, strich dabei durch schweißfeuchte Strähnen.

Herr Walter sank daraufhin wieder in Richtung Tisch, hatte für den Augenblick offensichtlich das Bewusstsein verloren.

Seine Lippen pressten sich zusammen, bildeten einen schmalen Strich. Irgendwie war das Gefühl der Befriedigung gerade nicht mehr so stark ausgeprägt wie eben noch.

„Kommen Sie, Herr Walter“ rüttelte er ihn vorsichtig an der Schulter, ohne dass er eine Reaktion erhielt. Dann erinnerte er sich an den Personalausweis und versuchte es auf etwas andere Art. „Richard, hoch mit Ihnen, ein Bad wird Ihnen guttun.“

Und dieses Mal reagierte der Ältere. „Reik“, wurde er verbessert. „Alle nennen mich immer nur Reik.“

Brad rutschte eine Augenbraue nach oben. Was war das denn für ein Name? „Nur weil alle anderen das tun, muss ich mich diesem Unsinn noch lange nicht anschließen.“ Damit half er dem anderen Mann auf die Beine.

Herr Walter gab ein schwaches Lachen von sich, zu mehr reichte seine Kraft nicht, schaffte es dann mit Brads Hilfe bis ins Badezimmer. Dort angekommen wurde er unvermittelt angestarrt und in den grau-grünen Augen war keinerlei Emotion mehr zu lesen. „Wann wollt ihr mich eigentlich umbringen, hm?“

Seine Augen verengten sich. „Das ist derzeit noch nicht absehbar.“ Und da er ein Precog war, steckte mehr hinter dieser Aussage, als Herr Walter überhaupt ahnen konnte.

Dessen Blick verdüsterte sich. Vielleicht hatte er auf etwas mehr Gewissheit gehofft.

Brad deutete ein Schulterzucken an, wandte sich dann kurz ab, um Wasser in die Wanne laufen zu lassen. „Die Nachwirkungen sollten schneller abklingen, wenn sich Ihre Muskeln entspannen“, erklärte er sein Tun.

„Und warum genau hilfst du mir überhaupt?, wurde er nach einer merklichen Pause kalt gefragt.

Er reagierte nur mit einem Lächeln darauf, das völlig verbarg, dass er sich in dieser Hinsicht selbst nicht so ganz sicher war. Natürlich gab es da die ganz simple Ausrede, dass Herr Walter immer noch in einen Schock verfallen könnte, was unerwünschte Folgen haben könnte. Aber das wäre nicht mehr als genau das, eine Ausrede. Dessen war er sich sehr wohl bewusst. Er beschloss, nicht länger darüber nachzudenken. Vielleicht war es ja auch eine dieser Eingebungen seines Talents und in dem Fall half es nie, sich den Kopf darüber zu zerbrechen.

Der Ältere schien schon wieder seine gesamte Kraft verbraucht zu haben, schwankte ein wenig, bevor er nach dem Waschbeckenrand griff, um sich daran festzuhalten.

„Machen Sie sich keine Gedanken darüber. Das Triumvirat wird darüber entscheiden, wenn es so weit ist. Und sich jetzt davor zu fürchten, ändert auch nichts.“ Seine Finger hatten bereits begonnen, die Knöpfe des Hemds zu lösen, während er das sagte.

Herr Walter schien einen Moment zu brauchen, um seine Worte zu verarbeiten, wurde aber zu sehr durch das abgelenkt, was Brad tat, um etwas zu erwidern. „Willst du mir tatsächlich beim Ausziehen helfen?“, wurde er ungläubig gefragt.

„Warum nicht? Sie scheinen im Moment nicht dazu in der Lage zu sein.“

Der Ältere schüttelte den Kopf. „Bringt man euch auf eurer Schule nicht gewisse Anstandsregeln bei?“

„Was hat das hiermit zu tun?“, reagierte er mit einer Gegenfrage. „Wenn ich Sie allein lassen würde, fallen Sie mir vielleicht noch um.“

„Das würde euch zumindest die Arbeit ersparen…“ Nur ein Murmeln, aber es kam kein weiterer Protest.

Brad beschloss es zu ignorieren, streifte ihm das Hemd über die Schulter. Und erstarrte für eine Sekunde. Überall über Herrn Walters Oberkörper waren Teile von Handabdrücken in dessen Haut gebrannt. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Sie mochten nur ersten Grades sein, aber Markus hatte eindeutig seine Spuren hinterlassen... Brad fragte sich für einen Moment, warum die Kleidung das überstanden hatte, doch er hatte einfach zu wenig Erfahrung mit Pyros, um dies zu beantworten.

„Ich würde das Wasser ein wenig kühler einlaufen lassen, aber das würde Ihnen nicht dabei helfen, sich zu entspannen“, merkte er schließlich an. „Wir können das später kühlen.“

Der Ältere betrachtete einen besonders deutlichen Abdruck auf seinem Oberarm. „Ich werde es schon überstehen.“ Dahinter blieb wohl unausgesprochen, dass Julias Einfluss um einiges schwerer zu ertragen war.

Brad nahm es mit einem knappen Nicken zur Kenntnis, setzte seine Arbeit fort, bis der Ältere nur noch Shorts anhatte. Und irgendwie schien Herr Walter nicht bereit, sich davon zu trennen. Also half er ihm so in die Wanne und konnte dann direkt zusehen, wie dieser sich in dem warmen Wasser entspannte. Da war nicht einmal ein Anklang von Unbehagen, obwohl die von Markus hinterlassenen Rötungen sicher brannten.

Er nutzte die Gelegenheit, um den Älteren sich selbst zu überlassen, begab sich stattdessen in die Küche, die glücklicherweise vollständig ausgestattet war. Dort setzte er Tee auf, schließlich würde Herr Walter Flüssigkeit benötigen, wenn er Fieber hatte. Irgendwie bezweifelte er, dass sich das Fieber nur durch ein Bad legen würde, auch wenn er zugeben musste, mit so etwas nicht besonders viel Erfahrung zu haben.

Als er ins Bad zurückkehrte, wirkte Herr Walter, als wäre er kurz davor einzuschlafen und auf dessen Stirn stand noch mehr Schweiß. Brad fühlte die Temperatur und sie schien weiter gestiegen zu sein, dafür war da aber kein Zittern mehr.

Grau-grüne Augen wurde geöffnet, als seine Berührung registriert wurde und der Ältere erkannte den leisen Zweifel in seinem Blick. „Du bist dir deiner Fähigkeiten als Krankenpfleger wohl nicht allzu sicher, was?“ Das klang beinahe so, als sollte er aufgezogen werden. Was schon bewundernswert war, wenn man bedachte, ich welcher unsicheren Position sich Herr Walter befand.

Brad schenkte ihm ein schmales Lächeln. „Wir werden nicht häufig krank. Ich hatte das letzte Mal mit zwölf Fieber und das hatte mit meinem Talent zu tun.“ Dann verschwand sein Lächeln. „Was ganz gut so ist, denn ich mag keine Ärzte.“

Er wurde intensiv gemustert, bevor ein Verdacht in den Augen des Anderen aufkeimte. „Wie heißt du eigentlich?“

Auch wenn die Frage ein wenig forsch gestellt wurde, so hielt er es nicht für erforderlich, eine Antwort zu verweigern. „Brad. Meine Name ist Brad Crawford.“

Wieder flog ein Schatten über das Gesicht anderen Mannes. „Der Arzt damals, er hatte einige Unterlagen mitgebracht. Du warst eines der Kinder im Institut, nicht wahr?“

„Ja.“ Vollkommen emotionslos.

In einer erschöpften Geste schloss Herr Walter die Augen. „Es wundert mich, dass du dich überhaupt einen Dreck um mein Befinden scherst. Ich an deiner Stelle…“ Die Worte versandeten, doch der Satz musste auch nicht zu Ende geführt werden.

„Mein Auftrag lautet, Sie zurückzubringen. Und das werde ich auch tun.“

Schweigen fiel daraufhin zwischen sie und er beschloss, dem Älteren noch ein wenig mehr Zeit zu geben. Stattdessen begab er sich auf die Suche nach frischen Sachen und wurde kurz darauf in einem Schlafraum fündig. Mit seiner Ausbeute kehrte er zurück, es war sogar ein Schlafanzug dabei gewesen. Herr Walter sollte selbst entscheiden, ob er ins Bett gehen wollte, obwohl es noch recht früh dafür war.

„Haben Sie hier manchmal übernachtet?“, erkundigte er sich, als er die Sachen im Bad auf einem Sideboard ablegte.

Herr Walter hatte sich aufgesetzt, ließ jetzt das Wasser ab. Er wurde nicht angesehen, als die Antwort kam. „Nein, ich habe meine Abende natürlich zu Hause verbracht. Alles andere wäre auch ein wenig auffällig gewesen. Es war Patrick, der sich um das Mädchen gekümmert hat.“ Zuletzt beinahe tonlos und das war alles, was Brad als Hinweis benötigte.

„Ihr Bodyguard?“

Ein bitterer Zug legte sich um die Mundwinkel des anderen Mannes. „Er war kein Bodyguard, sondern ein guter Freund. Er hatte sich ein wenig Sorgen gemacht seit dem Zwischenfall mit eurem Talent und wollte mich daher nicht aus den Augen lassen.“

Brad nahm die Erklärung still auf, nur ein Blinzeln verriet, dass ihn gerade etwas beschäftigte. Und das war die Tatsache, dass sie alle wohl mehr an Rache erhalten hatten, als ihnen bisher bewusst gewesen war. „Quid pro quo, hm?“, war schließlich alles, was er dazu sagte.

Herr Walter lachte auf, aber es war ohne jede Belustigung. „Ja, anscheinend… nur dass wir beide nicht gewonnen, sondern verloren haben…“ Für einen Moment wurde er so angesehen, als wollte Herr Walter noch etwas anderes sagen, doch der Ältere beschloss zu schweigen.

Also nahm er ein Handtuch, reichte es an ihn weiter. Herr Walter schaffte es allein aus der Wanne, das warme Wasser hatte anscheinend wirklich geholfen. Im nächsten Augenblick traf ihn ein Blick, den Brad nach einer Sekunde entziffert hatte.

Seine Mundwinkel zuckten flüchtig, dann verließ er das Bad, um dem Mann seine Privatsphäre zu lassen. Immerhin musste er nun nicht mehr befürchten, dass Herr Walter jeden Moment umkippen würde.

Der Ältere hatte sich für den Schlafanzug entschieden, der an ihm ein wenig seltsam aussah. Offensichtlich war dieser Patrick kleiner gewesen und so reichten die Hosenbeine nur bis zu den Knöcheln.

Herr Walter zuckte mit den Schultern. „Er ist besser als gar nichts. Und zum Schlafen reicht es allemal.“ Eine Hand fuhr durch die dunkelblonden Haare, lenkte Brads Aufmerksamkeit auf das blasse Gesicht.

„Und das sollten Sie jetzt auf jeden Fall tun…“, stellte er fest. „Ich werde Ihnen noch ein paar feuchte Handtücher zum Kühlen der Verbrennungen bringen.“

Das Stirnrunzeln verriet ihm, dass Herr Walter das für einen Moment tatsächlich vergessen hatte, dann machte sich der Ältere nach einem Nicken auch schon auf den Weg zum Schlafzimmer.

Und Brad setzte seine Worte in die Tat um.
 

~TBC~
 

Ich glaube, ich habe ein bisschen zu viel Spaß daran, Brad und Herrn Walter zu schreiben… ^^

Ich hoffe, ihr hattet alle einen guten Rutsch ^___^

cya, cu ^-^

"Ich habe ihm nur demonstriert, wie gut unser Training in der Schule war"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 135/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Brad erteilt Herrn Walter eine kleine Lektion ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Das war meine erste Reaktion auf ihn, aber das hat sich nach und nach geändert *mit den Schultern zuck* Passiert ab und zu ^^ Hm, seine Strafe wird im ersten Moment nicht so schlimm erscheinen. Aber letzendlich ist es so ziemlich das Schlimmste, was ihm passieren konnte. Doch um das zu lesen musst du noch ein klein wenig Geduld haben.

Ich war seit letztem Montag schon wieder fleißig arbeiten – da sind die Feiertage inzwischen fast vergessen… o.o
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 136 „Ich habe ihm nur demonstriert, wie gut unser Training in der Schule war“
 

Er brachte mehr mit als nur die versprochenen Tücher, in seiner anderen Hand trug er Herrn Walters Handy.

Der Ältere hatte die Augen bereits geschlossen, setzte sich aber auf, als Brads Ankunft bemerkt wurde. Die grau-grünen Augen ruhten zuerst auf ihm, schweiften dann aber weiter zu dem kleinen Gerät. Zuerst mit Unverständnis, aber das ging schnell vorüber. „Was soll ich ihr sagen?“, griff er nach dem gereichten Handy.

Brad neigte den Kopf ein paar Millimeter zu Seite, nachdenklich. „Das überlasse ich ganz Ihnen. Meine Worte würden nicht nach Ihnen klingen und Sie sind nicht dumm genug, etwas Falsches zu sagen.“

Herr Walter biss sich kurz auf die Unterlippe, nickte dann, bevor er die Nummer wählte.

„Hallo Liebling…“ Kaum mehr als ein Flüstern und Brad wandte sich von dem Ausdruck auf Herrn Walters Gesicht ab, der so gar nicht mit der Begrüßung konform ging. Dennoch hörte er das einseitige Gespräch weiter.

„Ja, ich weiß, aber du kennst das ja bereits. Ich muss dringend weg, kann noch nicht einmal sagen wie lange.“

Schweigen, während der Ältere auf die Antwort lauschte, gefolgt von einem abrupten Lachen.

„Ich bin doch kein kleines Kind mehr. Außerdem hat Patrick sich wie immer um alles gekümmert.“ Wieder eine kurze Pause. „Du kennst ihn, er steht mit ausdruckslosem Gesicht neben mir und bringt trotzdem deutlich zum Ausdruck, dass wir losmüssen.“ Wieder ein Lachen. „Natürlich werde ich ihn grüßen.“ Das nächste Schweigen war sehr tief. „Ich dich auch. Bis bald.“ Das Handy, jetzt ausgeschaltet, wurde danach noch eine ganze Weile angestarrt.

Bis Brad die Stille durchbrach. „Sie sind häufiger geschäftlich unterwegs?“

Der Ältere musste sichtlich seine Gedanken abschütteln, bevor dieser ihm antworten konnte. „Erfolg hat seinen Preis. Und ich bin sehr erfolgreich gewesen.“ Ohne jede Arroganz.

Und gerade deshalb konnte Brad ihm das unbesehen glauben. Also nickte er nur, legte dann endlich die Tücher ab, setzte sich zu Herrn Walter auf die Bettkante.

Dieser sah immer noch blass aus und das Fieber schwächte ihn weiter. „Sie sollten viel trinken. Der Tee ist sicher schon ausreichend abgekühlt.“ Mit diesen Worten griff er nach der Kanne, die er vorhin auf dem Nachttisch bereitgestellt hatte und goss etwas in die Tasse, bevor er sie dem Anderen hinhielt.

Herr Walter schien für einen Moment Schwierigkeiten zu haben, sich von dem Handy zu trennen, tauschte es schließlich aber mehr oder weniger bereitwillig gegen die angebotene Tasse ein.

Brad steckte es ein, bevor er sich daran machte, ihm das Schlafanzugoberteil aufzuknöpfen. Was Herrn Walter erst erstarren ließ, ihm dann ein schiefes Lächeln einbrachte.

„Die Sitten bei euch müssen wirklich sehr seltsam sein…“ Danach wurde die Tasse ohne weiteren Kommentar ausgetrunken, so dass Herr Walter das Oberteil anschließend ausziehen konnte, ohne einen Unfall zu riskieren.

Kurz darauf bedeckten die Tücher großzügig die geröteten Stellen und nachdem er Herrn Walter noch eine weitere Tasse aufgedrängt hatte, war der sichtlich froh, sich ins Kissen zurücksinken lassen zu können. Und trotz der frühen Stunde fielen ihm gleich darauf die Augen zu.

Brad blieb noch für einen Moment sitzen, bis er sicher war, dass der Ältere tatsächlich eingeschlafen war. Dann legte er ein übrig gebliebenes Tuch auf die viel zu warme Stirn, um sich anschließend ins Wohnzimmer zurückzuziehen.

Nun hatte er endlich die Zeit, selbst einen Anruf zu tätigen. Er lächelte bei diesem Gedanken.
 

Es war spät, als ihn dumpfe Laute in Richtung Schlafzimmer zogen. Ohne Bedauern ließ er das nur mäßig unterhaltsame Fernsehprogramm zurück, um Herrn Walter einen Besuch abzustatten.

Der Ältere warf sich unruhig im Bett hin und her, offensichtlich von Alpträumen geplagt. Oder vielleicht war es auch das Fieber… Brad konnte die Hitze bereit spüren, bevor er überhaupt dessen Stirn berührte. Er neigte den Kopf überlegend zur Seite, bevor er das heruntergerutschte Tuch ergriff und neu anfeuchten ging. Als er es wenig später auf Herrn Walters Stirn legte, seufzte dieser tief, wurde dann ruhiger.

Brad gähnte hinter vorgehaltener Hand und warf einen Blick auf den Wecker. Es wurde Zeit, dass er selbst ins Bett kam. Von Herrn Walter hatte er schließlich nichts zu befürchten, also gab es keinen Grund, deswegen wach zu bleiben. Überlegend beäugte er das Bett. Es war breit genug für zwei Personen. Und so würde er wenigstens in der Nähe sein, falls es dem anderen Mann schlechter gehen sollte. Nachdem er sich so viel Mühe mit ihm gegeben hatte, wäre es wirklich unschön, ihn vielleicht doch noch zu verlieren. Das mochte vielleicht nicht besonders wahrscheinlich sein, aber Talentlose hatten manchmal seltsame Reaktionen und so konnte er es nicht ausschließen.

Mit effizienten Bewegungen zog er sich bis auf seine Shorts aus, lautlos bis auf ein leises Rascheln. Die Sachen wurden sorgfältig zusammengelegt und auf einem Stuhl platziert. Anschließend trat er an den großen Schrank heran und fand dort wie erwartet eine weitere Decke vor. Mit einem zufriedenen Nicken holte er sie heraus und gleich darauf konnte er endlich die Augen schließen. Sein letzter Eindruck war der von Wärme, die von Herrn Walter aus auf ihn abstrahlte.
 

Eine plötzliche Bewegung ließ auch ihn erwachen, doch da sein Talent keine Gefahr vermeldet hatte, setzte er sich nur langsam auf. Kurz blinzelte er gegen die hereinfallenden Sonnenstrahlen an, dann hatten sich seine Augen auch schon angepasst. Hm, wie es aussah, hatten sie beide durchschlafen können. Die Feststellung ging mit einem schmalen Lächeln einher. Dann erst wandte sich seine Aufmerksamkeit dem Grund seines etwas vorzeitigen Erwachens zu. „Guten Morgen, Herr Walter.“ Wenige Sekunden genügten ihm zu erfassen, dass es dem anderen Mann jetzt sehr viel besser ging. Er schien kein Fieber mehr zu haben und die Verletzungen sahen auch besser aus.

Der Ältere starrte ihn entgeistert an. „In eurer Schule hat man euch wirklich keinen Sinn für Privatsphäre beigebracht, was?“

Seine Mundwinkel zuckten und in braunen Augen blitzte Amüsement auf. „Sie waren krank, wenn ich Sie daran erinnern dürfte. Also konnte ich Sie schlecht allein lassen. Auf der anderen Seite wollte ich aber nicht auf meinen Schlaf verzichten.“

Herr Walter verarbeitete seine Worte, stieß dann lediglich ein Schnauben aus. Anschließend betrachtete der Ältere die Verbrennungen, etwas, woran er anscheinend wirklich nicht mehr gedacht hatte und konnte wie Brad zuvor sehen, dass die Rötungen etwas zurückgegangen waren. „Hm, dann bleibt mir nur noch zu hoffen, dass diese Besserung von Dauer ist.“ Es klang trocken, doch da war ein Unterton, den Herr Walter nicht ganz verbergen konnte.

Brad registrierte die leise Furcht mit ausdruckslosem Gesicht. Und es waren nicht Julia oder Markus der Grund, sondern vielmehr was die Zukunft bringen würde, sobald sie Rosenkreuz erreichten. Er ignorierte es, weil das anscheinend war, was Herr Walter wollte, streckte stattdessen eine Hand aus und legte sie auf die Stirn des Älteren, um seinen ersten Eindruck zu bestätigen. „Ihr Fieber ist auch weg.“

Er wurde schon wieder ein wenig entgeistert angesehen, bekam dann ein Brummen zu hören. „Ich denke, das hätte ich auch ohne deine Hilfe herausgefunden.“

Unbeeindruckt zuckte er mit den Schultern, bevor er aufstand. „Ich habe Markus gebeten, Ihnen passende Kleidung mitzubringen“, ging er nicht auf den Kommentar des Anderen ein. „Er sollte in einer Stunde hier sein.“

Herr Walter, der für einen Moment zu abgelenkt gewesen war, um an seine Zukunft zu denken, wurde nun wieder in diese Bahn zurückgeworfen. Grau-grüne Augen verengten sich und da war plötzlich Spannung in dem Körper des Älteren.

Brad neigte den Kopf, als sich sein Talent einschaltete, lächelte schließlich nachsichtig. „Tun Sie es nicht.“

Ein völlig ausdrucksloser Blick traf ihn, mit der gebündelten Intensität eines Laserstrahls, während Herr Walter seine Optionen überdachte.

Und er konnte es verstehen, die Endgültigkeit, die für den Anderen in seinen Worten gelegen haben musste. Das hier war Herrn Walters letzte Chance und gleichzeitig – war es keine, wie Brad sehr wohl wusste. „Sie würden es nicht schaffen.“

Ein Mundwinkel zuckte, Ironie oder vielleicht schon Sarkasmus. „Habe ich denn etwas zu verlieren?“ Und in Herrn Walters Blick stand nun etwas. Das Wissen um die eigenen Fähigkeiten und damit verbunden Zweifel an Brads behaupteter Überlegenheit.

„Sie kennen uns nicht, sonst würden Sie nicht an mir zweifeln.“ Da war wieder ein Lächeln, bevor er einen Vorschlag machte. „Sie können es ausprobieren, wenn Sie wünschen.“

Herr Walter sagte zunächst gar nichts dazu, nicht auf einmal auf dessen Miene zeichnete sich etwas ab. Dann entspannte er sich, machte eine wegwerfende Handbewegung.

Der gleich darauf folgende Angriff wäre für die meisten völlig überraschend gekommen, doch Brad hatte sein Talent. Und selbst ohne das hätten wohl seine antrainierten Reflexe ausgereicht. Seine Reaktion war so schnell wie rücksichtslos, denn alles andere hätte nur die Einladung zu einem weiteren Versuch bedeutet, und am Ende lag Herr Walter mit einem ausgekugelten Arm am Boden.

„Verstehen Sie jetzt?“, fragte er leise, während er neben ihm in die Hocke ging.

Herr Walter war kreidebleich geworden und dieses Mal war es kein Fieber, das Schweiß auf dessen Stirn rief. „Ja“, bekam er eine heisere Antwort, trotz der offensichtlichen Mühe, die es den Älteren kostete.

Vorsichtig half er ihm in eine sitzende Position und Herr Walter biss die Zähne zusammen, um nicht aufzuschreien. „Gleich ist es besser“, versprach er ihm. So etwas passierte manchmal im Training und von daher wusste er, wie er die Schulter wieder einrenken konnte. Und bevor Herr Walter Widerstand aufbauen konnte, hatte er die Aufgabe auch schon erledigt.

Der Ältere testete seinen Arm im Anschluss ein wenig zweifelnd, doch Brad wusste, dass er alles richtig gemacht hatte. Auf Rosenkreuz mussten sie dafür keinen Arzt in Anspruch nehmen und ein Heiler konnte sich problemlos um den Rest kümmern. Er stockte innerlich bei diesem Gedanken. Natürlich hatten sie gerade keinen Heiler zur Hand, weswegen es noch etwas anderes zu tun gab. Wortlos verließ er das Zimmer in Richtung Bad, wo er einen Verbandskasten fand. Mit dem schwarzen Tuch daraus kehrte er zu Herrn Walter zurück und fertigte ihm eine provisorische Schulterschlinge.

„Sie sollten den Arm ruhighalten, damit sich die überdehnten Muskeln erholen können“, erklärte er sein Tun. Anschließend klopfte er ihm auf die gesunde Schulter und lächelte. „Sehen Sie, alles wieder in Ordnung.“

Herr Walter schüttelte nur den Kopf, wusste offenbar nicht, was er dazu sagen sollte. Aber Brad benötigte auch keine Antwort. Die Demonstration war überzeugend gewesen und damit war das gewünschte Ergebnis erreicht.
 

Beim Frühstück wirkte der Ältere abwesend und Brad wäre überrascht, wenn er überhaupt etwas schmeckte. Herr Walter konnte nicht so einfach seine Zukunft vergessen – oder vielmehr die schlechten Aussichten darauf, während er selbst es immer wieder tat.

Schließlich räusperte sich Herr Walter und sandte ihm einen fragenden Blick. „Könnte ich das Handy wieder haben? Sie wird einen weiteren Anruf erwarten.“

Es lag keinerlei Täuschung in der Miene des Anderen und ein entsprechender Versuch wäre auch nur eine große Dummheit gewesen. Was diesem sehr wohl bewusst war. Also gab er ihm ohne zu zögern das Handy und lauschte nur mit einem halben Ohr auf das kurze Gespräch, während er sein Frühstück fortsetzte. Und vielleicht war es die Tatsache, dass sie gerade aßen, jedenfalls fiel ihm erst jetzt wieder die Frau ein, mit der Herr Walter gestern im Café gewesen war. Die gar nicht dessen Verlobte gewesen sein konnte, da die ja offensichtlich zu Hause gewesen war, wo der Ältere sie deswegen nicht hatte haben wollen.

Und als der Andere mit dem Gespräch fertig war, fragte er ihn einfach danach. „Da Sie sich anscheinend mit Ihrer Verlobten verstehen – warum haben Sie dann noch eine andere Frau?“

Der Ältere zwinkerte zunächst nur perplex, verstand dann aber, worauf Brad hinauswollte. Und dessen Miene verrutschte irgendwie. Als hätte er in etwas Saures gebissen. „Ich weiß ja, dass wir uns erst seit kurzem kennen, aber traust du mir wirklich so einen schlechten Geschmack zu?“

Brads Augen hatten sich bei dieser Reaktion ein wenig geweitet, dann fasste er sich auch schon und schüttelte lediglich den Kopf. Nein, diese Frau passte wirklich nicht in das Bild, das er sich inzwischen von Herrn Walter gemacht hatte.

Der atmete hörbar aus, lachte dann ein wenig seltsam. „Corinna ist niemand, den ich mir freiwillig antun würde. Aber ich kenne sie noch aus der Schule und ihr Vater ist eindeutig interessanter als sie.“

„Also müssen Sie sich wohl oder übel ab und zu mit ihr abgeben…“ Er verstand. Herr Walter tat, was nötig war, um seine Ziele zu erreichen. Und wie der Ältere vorhin schon ohne falsche Bescheidenheit angemerkt hatte – er war gut darin. Skrupellos genug, trotz der charmanten Fassade, die er an den Tag legen konnte. Brad lächelte und wusste selbst nicht so ganz, warum er es tat.

Herr Walter musterte ihn, nicht verwirrt, eher mit einer gewissen Vorsicht, als dieser offensichtlich ebenfalls etwas über Brad verstand. Und dann wurden sie beide davon abgelenkt, dass die Haustür aufgeschlossen wurde.

Brad machte sich nicht die Mühe, sich zu erheben, sondern wartete, bis Markus sie in der Küche fand. Dessen Blick fokussierte sich sofort auf die schwarze Schlinge, die Herr Walter trug und eine stumme Bedrohung begann von ihm auszustrahlen.

„Hat er Dummheiten gemacht?“ Schärfe lag in der Stimme des Älteren, als dieser Herrn Walter die mitgebrachten Sachen in die nutzbare Hand drückte, die Aufmerksamkeit jetzt auf Brad gerichtet. Wie um sich zu vergewissern, dass es ihm gut ging.

Er zog langsam eine Augenbraue in die Höhe, eine Geste, die problemlos kommunizierte, wie lächerlich der Gedanke war, dass Herr Walter an ihn Hand hätte anlegen können. „Hat er nicht“, erwiderte er dann ruhig. „Ich habe ihm nur demonstriert, wie gut unser Training in der Schule war.“ Seine Mundwinkel kurvten nach oben. „Offensichtlich besser, als er erwartet hatte.“

Markus sagte für einen Moment gar nichts, stieß dann ein belustigtes Schnauben aus.
 

~TBC~
 

Nächste Woche geht es zurück nach Rosenkreuz ^^

cya, cu ^-^

"Er mag ihn. Einen Talentlosen."

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 137/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Zurück nach Rosenkreuz ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Herr Walter hat eben nur einen Teenager gesehen. Und auch wenn er wusste, dass Brad ein Talent hat, so waren ihm die Folgen nicht wirklich bewusst. Von Maria hatte er schließlich nie was zu befürchten…

Maria wird erst einmal ins Heim kommen, das rein formal nicht unter den Betriff ‚Rosenkreuz‘ fällt ^.~
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 137 „Er mag ihn. Einen Talentlosen.“
 

Er hielt in seinem Tun inne, als eine vertraute Verbindung wiederhergestellt wurde und ohne dass er es merkte, glitt ein Lächeln über seine Lippen.

Herr Hoffmann, der im gegenüber saß und ruhig auf die benötigte Unterschrift wartete, bemerkte diese Reaktion und nach einem Moment des Überlegens lächelte dieser ebenfalls. „Darf ich davon ausgehen, dass Brad zurück ist?“, wurde Michael gefragt.

Eisblaue Augen hoben sich von dem Schriftstück und begegneten dem Blick des Anderen. „Sie dürfen“, erwiderte er amüsiert, bevor er sich wieder dem Papier zuwandte und schwungvoll seine Unterschrift darunter setzte. Anschließend erhob er sich und musterte Herrn Hoffmann. „Wollen Sie mich begleiten?“

„Wenn Sie nichts anderes für mich zu tun haben?“ Mit einem kaum zurückgehaltenen Lachen.

„Hm, Brad wird Sie sowieso zurückhaben wollen, von daher will ich Sie nicht über Gebühr in Anspruch nehmen.“

Und nun lachte der Ältere wirklich, deutete dann eine stumme Verbeugung an.

Michael folgte der Geste und übernahm die Führung. Der Unterricht lief noch um diese Zeit, weswegen es angenehm ruhig auf den verlassenen Fluren war. Nur wenn sie Klassenräume passierten, klang ein leises Gemurmel durch die Türen.

Er ertappte sich dabei, ein wenig nostalgisch zu werden und dieser Gedanke ging mit einem amüsierten Glitzern in eisblauen Augen einher.

„Vermissen Sie manchmal das Unterrichten?“ Herr Hoffmann zeigte seine gewohnte Beobachtungsgabe, stellte die Frage mit stiller Ernsthaftigkeit.

„Um ehrlich zu sein, ja…“, gab er zu. Egal wie wichtig seine derzeitige Aufgabe war, letztendlich war Rosenkreuz eine Schule. Eine Schule für Talente. Und es war immer befriedigend gewesen, etwas weitergeben zu können.

Der Andere nickte, verstehend, ohne dass etwas gesagt werden musste. Und dann erreichten sie auch schon den Ausgang, traten in den warmen Nachmittag hinaus.

Er konnte die Annäherung des Wagens mühelos verfolgen, was mit einem gewissen Gefühl der Erleichterung einherging. Auch wenn es keinen Grund gab, eine Rückkehr wie vor einem Jahr zu erwarten, so konnte er diese Befürchtung doch nicht ganz abschütteln, wann immer Brad Rosenkreuz seither verlassen hatte.

Es dauerte nicht lange, bis zwei Autos in Sicht kamen. Das erste bekannt, mit diesem waren die drei aufgebrochen, doch dahinter folgte der zweite Wagen. Diesen hatten sie unterwegs von einer Niederlassung ausgeliehen. Natürlich waren sie nicht dumm genug, Herrn Walters Auto bis hierher zu benutzen. Michael hatte Brad nicht darauf aufmerksam machen müssen, der Junge war von ganz allein auf die Idee gekommen und hatte ihm lediglich die Organisation überlassen.

Wärme floss durch ihn hindurch, gefolgt von einem rein mentalen Lachen, als Brad seinen Gedankengang mitbekam. >Natürlich würde ich so einen Fehler nicht begehen.<

>Natürlich nicht<, stimmte er ihm belustigt zu, wartete seelenruhig darauf, dass Herr Jung den Wagen zum Stehen brachte. Ein wenig überraschte ihn die Feststellung, dass neben Brad und dem Pyro nicht das Mädchen in dem Wagen saß, sondern Herr Walter, doch nichts von dieser Reaktion spiegelte sich in seiner Miene wider.

Es war Brad, der als erster ausstieg, sich dann dem Wageninneren zuwandte und etwas sagte, das nicht zu ihnen vordrang.

Michael machte sich auf den Weg nach unten, gefolgt von Herrn Hoffmann und ihrer beider Aufmerksamkeit war nun auf den Mann gerichtet, der als nächstes das Auto verließ. Ihm rutschte eine Augenbraue hoch, als sein Blick auf die Armschlinge fiel, dann musterte er die wie gefrorenen Gesichtszüge.

Herrn Walter war beinahe schlecht vor Furcht, aber die aufrechte Gestalt des Älteren verriet nichts von dessen inneren Zustand. Michaels Talent konnte er natürlich nicht täuschen und anscheinend auch nicht Brad, wie ihm die flüchtige Berührung einer Hand am Oberarm verriet. Die Geste bestätigte etwas, was er schon nach ihrem gestrigen Telefonat vermutet hatte.

Und anscheinend war er nicht der einzige, der es sah. Herr Hoffmann neben ihm lachte unterdrückt und mit spürbarer Belustigung. „Er mag ihn. Einen Talentlosen.“

Michael musste schmunzeln, denn sie waren inzwischen nahe genug, dass Brad diese Bemerkung problemlos gehört hatte. Was den Jüngeren aber nicht daran hinderte, sie ganz einfach zu ignorieren.

Herr Hoffmann ließ sich davon gar nicht beeindrucken. „Mal sehen, ob es jetzt noch jemanden gibt, zu dem Brad einfach ins Bett krabbelt.“

Nun lachte auch Michael auf. Das war damals ein Erwachen gewesen, das dem Älteren im Gedächtnis geblieben war.

Brad war weiterhin in seinem Ignorier-Modus, doch Herrn Walters Züge verloren für eine Sekunde ihre Ausdruckslosigkeit. Und das war lange genug. Herr Hoffmann stockte, bevor ein ungewohntes Grinsen dessen Gesicht eroberte. „Du hast es bereits getan, nicht wahr?“ Ein mitleidiger Blick flog in Herrn Walters Richtung, der ein wenig verloren wirkte. Wahrscheinlich hatte er sich seinen Empfang hier ein wenig anders ausgemalt. Michael konnte beinahe mit ihm mitfühlen.

Der Junge hatte anscheinend genug und streckte Herrn Hoffmann die Zunge raus. Eine ausgesprochen kindische Geste für seine siebzehn Jahre.

Der Ältere lächelte warm und wuschelte durch die schwarzen Haare, behandelte Brad dem Alter entsprechend, das dieser gerade an den Tag legte. „Es ist schön, dich wieder zurückzuhaben, mein Lieber.“

Brad strich glättend durch seine Frisur und dessen Haltung veränderte sich auf subtile Art und Weise, verlor alles Kindische. Dafür lächelte er aber. „Ich war doch gar nicht lange genug weg, um mich zu vermissen. Und wenn dann hätte Michael einen Grund, sich zu beschweren.“

Im nächsten Moment gehörte die Aufmerksamkeit des Jungen ganz und gar ihm und Michael machte einen Schritt in Brads Richtung, bevor dieser die restliche Distanz schloss. „Ich kann mich Herrn Hoffmanns Worten nur anschließen“, meinte er leise, beugte sich ein wenig herunter.

Und Brad kam ihm entgegen, bis die Stirn des Jüngeren an seiner ruhte, endlich auch den letzten Strang ihrer Verbindung wiederherstellte.

Seine Hand fand Brads, führte sie zwischen ihren Körpern nach oben, so dass er einen Kuss auf den Ring drücken konnte. Ihm war warm, was nicht nur auf die Sonne zurückzuführen war und Brads jetzt fast schläfrig wirkender Blick verstärkte diese Wärme nur noch. „Wie wäre es, wenn du vorläufig auf Rosenkreuz bleibst und auf Ausflüge nach Draußen verzichtest?“, schlug er vor, ohne dass ihm vorher wirklich bewusst war, was er sagen würde.

„Das… klingt nach einer ausgezeichneten Idee.“ Ein verschmitzter Blick traf ihn. „Es sei denn natürlich, du begleitest mich.“

„Gut, diese Ausnahme lasse ich gerne zu.“ Er lachte und dann war es nicht mehr der Ring, den er küsste.

Nachdem sie sich wieder voneinander getrennt hatten, hatte er keine Lust, Brad bereits gehen zu lassen, weswegen er einfach einen Arm um ihn schlang und ihn an seine Seite zog. Der Junge hatte nichts dagegen einzuwenden, ganz im Gegenteil, er schien geradewegs gegen ihn zu schmelzen. Michael drückte noch einen Kuss auf Brads Stirn, bevor er sich wieder ihrem… Gast zuwandte. Und sein Blick wurde kühler, als er den Humor gehen ließ und sich stattdessen an den Grund erinnerte, aus dem Herr Walter hergebracht worden war.

Der Ältere spürte den Stimmungswandel und dessen Gesichtskonturen traten schärfer hervor, als Zähne zusammengebissen wurden. Natürlich brach Herr Walter das Schweigen nicht, doch Michael tat ihm nicht den Gefallen, es selbst zu tun. Vielmehr streckte er sein Talent aus, geleitet von seiner eigenen Neugier und der von Brad, der sich noch sehr gut an Herrn Walters Widerstand gegen Julias Einfluss erinnerte.

Zunächst stieß er gegen ein Hindernis, das sich zäh unter seinem Vorstoß dehnte, ganz anders als die Schilde, die er kannte. Doch er hatte mehr als genug Energie und so bohrte er weiter, bis das Maximum an Widerstand erreicht und die Barriere durchbrochen war. Dahinter eröffnete sich ihm ein überraschend disziplinierter Verstand, doch er beließ es bei einem kurzen Blick, denn die erste Frage war bereits beantwortet. Und die sich nun ergebende würde schneller zu einem Ergebnis führen, wenn man sie laut stellte.

Michael konzentrierte sich wieder auf das ganz normale Sehen, bemerkte als erstes Herrn Walters Stirnrunzeln und reagierte mit einem leichten Lächeln. „Ich habe nichts getan, was Ihnen schaden würde“, versicherte er ihm.

Ihm wurde ein misstrauischer Blick zugeworfen, bevor sich die Aufmerksamkeit des Anderen in einer stummen Frage auf Brad richtete. Anscheinend hatte der Junge bereits ein gewisses Vertrauen errungen, eine Feststellung, die Michael amüsierte.

„Sie müssen sich keine Sorgen machen“, wurde seine Aussage von Brad bestätigt.

Herr Walter verzog darauf das Gesicht, als hätte Brad etwas Lustiges gesagt und in den grau-grünen Augen funkelte für einen Moment eine entsprechende Emotion auf. Die nächsten Worte hingegen fielen vollkommen trocken aus. „Und was genau haben Sie getan..?“

„Herr Schneider“, füllte Herr Hoffmann hilfsbereit die Pause. „Ein Mitglied des Triumvirats.“

Die Augen des Älteren verengten sich und sahen ihn durchdringend an, während er offensichtlich neu eingeordnet wurde.

„Ich habe lediglich Ihre Schilde getestet – die für einen Talentlosen erstaunlich gut sind.“

Herr Walter zwinkerte, verstand dann. „Ich habe in den Akten darüber gelesen. Leider befand es sich nur in der experimentellen Phase, weswegen ich mir nicht viel Erfolg versprach – und anscheinend auch nicht genug hatte. Diese „Schilde“ basieren auf Meditationstechniken.“ Die Informationen wurden bereitwillig gegeben, Herr Walter hatte sich bereits zusammengereimt, dass er einen Telepathen vor sich haben musste.

Es blieb nur zu hoffen, dass er weiterhin so auskunftsfreudig blieb.

Brad dachte dasselbe, wie er auffing. Herr Hoffmann hatte vollkommen Recht, der Junge mochte Herrn Walter wirklich, auch wenn es diesem nicht bewusst gewesen war, bevor es offen ausgesprochen wurde. Brad löste sich nun von ihm, tat einen Schritt nach vorne. „Das Triumvirat wird noch weitere Fragen haben. Sie sollten sie beantworten.“

Etwas Hoffnungsloses zog an Herrn Walters Mundwinkeln, doch es kam kein Kommentar.

Michael nahm es mit einem leichten Nicken auf, bevor er sich an Herrn Hoffmann wandte. „Kümmern Sie sich bitte darum, dass unser Neuzugang auf die Krankenstation und anschließend ins Heim gebracht wird.“ Das Mädchen war gerade dabei auszusteigen und er musterte er sie für einen Moment interessiert. Ihr Fall war bereits besprochen worden und sie hatten beschlossen, sie nicht zu bestrafen. Sie hatte keine große Wahl gehabt, anders als Herr Walter. Apropos… „Ich denke, Herr Franken und mein Vater warten bereits auf Herrn Walter.“

„Natürlich, Herr Schneider.“ Der andere Mann begab sich zu dem Wagen.

Michael wandte sich Brad zu, der Junge hatte Herrn Walter nicht aus den Augen gelassen und trat nun ganz neben ihn.

„Wir sehen uns nachher, ja?“ Es war ein wenig versteckter Versuch, die Hoffnungslosigkeit zu vertreiben und im Hintergrund spürte Michael, dass es kein leerer Trost war. Brad war sich sicher, dass es so geschehen würde, auch wenn er noch keine spezifische Vision gehabt hatte.

Der Ältere neigte den Kopf zur Seite, nachdenklich, machte sich bewusst, dass Brad ein Precog war. Und da Brad bisher so verdammt aufrichtig gewesen war, beschloss er ihm zu glauben.

Michael wartete darauf, dass Brad zu ihm zurückkehrte und ihr Abschied kam völlig ohne Worte aus. Dann wandte er sich ab, in Richtung Eingang. Und Herr Walter folgte ihm nach einem kaum merklichen Zögern, ohne eine weitere Aufforderung zu benötigen.
 

*****
 

Er sah Michael nach und ein nicht zu vernachlässigender Teil von ihm wollte dem Älteren einfach folgen. Nicht nur, weil er dabei sein wollte, wenn über Herrn Walters Schicksal entschieden wurde. Er wollte ganz einfach in Michaels Nähe sein. Doch das war nichts Neues, nicht wahr, also schob er diese Reaktion in einen wenig beachteten Teil seines Verstandes und schloss sich Herrn Hoffmann an, der bereits dabei war, Maria zu begrüßen.

Das Mädchen sah sich neugierig um, doch etwas an ihrer Haltung verriet, dass ihr die Umgebung nicht völlig neu war.

„Ist es, wie du es gesehen hast?“

Sie lächelte ihn an. „Noch nicht ganz, die Schüler fehlen. Aber ich werde ihnen zweifellos noch begegnen.“

„Zweifellos“, stimmte er ihr amüsiert zu.

Julia war inzwischen ebenfalls ausgestiegen, gesellte sich zu Markus, der bereits das Gepäck ausgeladen hatte. „Danke für diese Gelegenheit.“ Absolut ernsthaft. Dann schweifte ihr Blick weiter zum Eingang, wo Herr Walter bereits nach drinnen verschwunden war. „Ich will nicht sagen, dass ich es bereue“, fügte sie leise hinzu. „Aber irgendwie wächst in mir langsam der Eindruck, dass er es nicht ganz verdient hat.“

Markus stieß dazu nur ein Schnauben aus. „Natürlich hat er es verdient, egal, wie seine Motive aussehen. Er hat sich gegen uns gestellt.“

Julia ließ sich auf keinen Streit ein, schüttelte nur mit einem Lächeln den Kopf. „Komm, wir müssen die Wagen noch in die Garage bringen.“

„Kein Problem“, stimmte Markus ihr zu. „Also dann, Brad. Vielleicht können wir ja mal wieder einen Auftrag zusammen erledigen.“

„Hm, womöglich.“

Die beiden verabschiedeten sich noch von Maria, dann war er auch schon allein mit Herrn Hoffmann und dem Mädchen.

Dieses hatte sich ihre Umgebung inzwischen anscheinend genug betrachtet, wandte sich fragend an ihn. „Kommst du noch mit?“

Er zögerte nur für einen Moment, Herrn Hoffmanns wissenden Blick ignorierend, bevor er nickte. „Wenn du es wünschst, begleite ich dich natürlich bis zur Krankenstation.“

Maria wünschte es offensichtlich und gleich darauf verließen sie die warme Sommersonne und wurden stattdessen von der angenehmen Kühle der Schulflure umfangen. Die sich zu füllen begannen, lange bevor sie ihr Ziel erreichten.

„Das ist es, was ich gesehen habe.“

Viele der Schüler hatten für heute Schluss, weswegen es ein bisschen lebhafter als gewohnt zuging, doch kaum dass Brad erspäht wurde, senkte sich die Lautstärke merklich ab.

Das Mädchen beobachtete sehr genau die Reaktionen der anderen. „Du bist kein Schüler?“

Belustigung kurvte seine Lippen. „Als Schüler wäre wohl kaum ich es gewesen, der auf dein Signal reagiert hätte…“

Ihre Stirn legte sich Falten. „Aber kein anderer Precog hier hat mich dort gesehen, wo ich war.“

„Hm…“, brummte er leise. „Da hattest du wohl Glück gehabt, dass ich bereits ein Instruktor bin.“ Auch wenn das Stephans Unglück bedeutet hatte.

Den Rest des Weges legten sie schweigend zurück.
 

~TBC~
 

Wie die Entscheidung des Triumvirats ausfällt, werdet ihr nächste Woche erfahren ^^

cya, cu ^-^

"Ich gebe zu, dass ich die schlechten alten Zeiten nicht unbedingt vermisse"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 138/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Das Urteil wird gefällt und Herr Walter hat eine Wahl…

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Es muss ja etwas geben, womit man Brad aufziehen kann ^.~ Hm, Herr Walter konnte kaum vergessen, was ihn voraussichtlich auf Rosenkreuz erwartet. Von daher war er wirklich nicht besonders ‚aktiv‘. Und im aktuellen Kapitel ist er wohl etwas zu… erschöpft… auf mehr als einer Ebene…
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 138 „Ich gebe zu, dass ich die schlechten alten Zeiten nicht unbedingt vermisse“
 

Er blieb eine Weile auf der Krankenstation, interessiert an den Tests, die Dr. Stephenson für Maria vorbereitet hatte. Und natürlich, weil er sich so die Wartezeit vertreiben konnte. Was wahrscheinlich der wichtigere Grund war, wenn Brad ehrlich zu sich selbst war. Daher war es auch nicht verwunderlich, dass er sich zum Gehen wandte, sobald er das Ende des… Verhörs… nahen sah.

„Ich werde in Kürze wieder hier sein“, verabschiedete er sich von dem Arzt.

Dr. Stephenson wandte sich zu ihm um, neigte den Kopf fragend. „Du willst ihre Ergebnisse wissen?“

„Das auch.“ Ein schmales Lächeln zog an Brads Mundwinkeln. „Außerdem möchte ich, dass Sie sich Herrn Walter ansehen.“

Nun rutschte dem Arzt eine Augenbraue hoch. „Das kann ich gerne tun – sofern du die erforderliche Erlaubnis dafür erhältst.“

Sein Lächeln wurde ausgeprägter, aber er antwortete nicht darauf, sondern machte sich auf den Weg zum Ratszimmer.

Je näher er seinem Ziel kam, desto ausdrucksloser wurden seine Gesichtszüge. Brad war erst ein einziges Mal hier gewesen, doch die Erinnerung hatte sich mit scharfen Konturen in sein Gedächtnis gebrannt. Vor der breiten Doppeltür hielt er inne, lehnte sich gegen die Wand und erstarrte in Regungslosigkeit. Nur sein Verstand war alles andere als regungslos, doch hierfür hatte Michael sich von ihm abgeschottet, so dass er keine Informationen von dem Älteren beziehen konnte.

Wenigstens musste er sich nicht lange gedulden, bis die Tür von innen geöffnet wurde und braune Augen fanden zielgerichtet die erste Person, die nach draußen trat.

„Herr Schneider“, begrüßte er ihn.

Der ältere Mann stutzte, lächelte dann. „Ich hätte mir denken können, dass du hier bist. Wenigstens musst du dir dieses Mal keine Sorgen um Michael machen, hm?“

Sein erwiderndes Lächeln geriet ein wenig schief. „Ich gebe zu, dass ich die schlechten alten Zeiten nicht unbedingt vermisse.“

Herr Schneider lachte auf, trat im nächsten Moment näher an ihn heran und gleich darauf spürte Brad eine warme Hand in seinem Nacken. „Das tut wohl niemand von uns.“ Ein sanfter Druck, bevor der Ältere die Hand wieder fallen ließ. Die Wärme allerdings konnte er irgendwie immer noch spüren.

Das Triumviratsmitglied wandte sich dann an Herrn Franken, der den Raum inzwischen auch verlassen hatte. „Kommst du?“

„Natürlich, Manuel. Schließlich will ich unseren Brad nicht länger auf die Folter spannen.“ Ein verschmitztes Lächeln in seine Richtung, bevor die beiden gingen.

Brad sah ihnen für einen Moment nach, schüttelte den Kopf, bevor er sich innerlich straffte und endlich das Ratszimmer betrat.

Michael saß noch auf seinem Platz hinter dem ausladenden Tisch, Herr Walter hatte einen nicht besonders bequem aussehenden Stuhl davor erhalten. Doch so wie der Mann aussah, war er im Moment wahrscheinlich froh, überhaupt eine Sitzgelegenheit zu haben.

Der Telepath sah von dem Blatt auf, auf dem er eben noch etwas notiert hatte und lächelte ihn an. „Ungeduldig?“, wurde er mit warmem Amüsement empfangen.

„Ein kleines bisschen“, gab er zu. Doch die Belustigung verschwand bei seinen nächsten Worten. „Habt ihr eine Entscheidung getroffen?“

Michaels Miene wurde ebenfalls ernst. „Ja, haben wir.“

Er schloss für einen Herzschlag die Augen, als sein Talent ihm etwas sagte. „Ihr werdet ihn am Leben lassen.“ Ein Hauch von Erleichterung schwang in den Worten mit.

Dieses Mal nickte der Ältere nur stumm, fügte dann noch etwas hinzu. „Er war es nicht selbst, der Stephan getötet hat. Es war sein Assistent.“

Brad zwinkerte und sein Blick huschte kurz zu Herrn Walter hinüber, der den Kopf in den Nacken gelegt hatte und vollkommen in seine eigene Gedanken verwickelt zu sein schien. „Er hat uns gegenüber nichts davon erwähnt.“

„Anscheinend hat es für ihn keinen Unterschied gemacht. Es war seine Verantwortung, egal, wer letztendlich die Tat ausgeführt hat.“ Mit einem kaum merklichen Lächeln.

„Ah…“ Ja, das hörte sich ganz nach dem an, was er von Herrn Walter zu erwarten gelernt hatte. „War das ausschlaggebend für eure Entscheidung?“

Michael musterte ihn für einen Moment nur, schüttelte dann den Kopf. „Wir haben berücksichtigt, dass er ohne Marias Einfluss höchstwahrscheinlich nichts getan hätte.“ Und dann folgte ein Ausdruck, der nicht mal vorgab, ein Lächeln sein zu wollen. „Zudem sollten wir nicht aus den Augen verlieren, wer er ist. Es gibt zu viele Leute, die Fragen stellen würden, sollte er einfach verschwinden. Und selbst ein Unfall wäre ein wenig auffällig, nachdem in seiner unmittelbaren Umgebung bereits jemand gestorben ist.“

„Hm… und was ist mit der Tatsache, dass er versucht hat, uns auszuspionieren?“, hakte er trocken nach.

Michael lachte auf. „Wenn wir jeden ausschalten würden, der das tut, würden wir bald in Arbeit untergehen.“ Der Ältere lächelte immer noch, als er weitersprach. „Am wichtigsten ist, dass Herr Walter außer seinem Assistenten niemanden eingeweiht hat. Und wir wissen, wo er alle Unterlagen versteckt hat. Es wird kein Problem sein, sie zu vernichten. Herr Franken wird den entsprechenden Auftrag inzwischen schon erteilt haben.“

„Das ist gut zu hören.“ Nun wandte er seine Aufmerksamkeit endgültig Herrn Walter zu, der sich immer noch nicht gerührt hatte, trat neben dessen Stuhl. Das Gesicht des älteren Mannes sah krankhaft blass aus und als er unwillkürlich die Hand hob, um sie auf Herrn Walters Stirn zu legen, spürte er wieder die Hitze von Fieber.

Grau-grüne Augen wurden unter seiner Berührung aufgeschlagen und ein unlesbarer Blick traf ihn.

„Mir scheint, als würden Sie unsere Talente nicht besonders gut vertragen“, stellte er leise fest.

„Das ist es ehrlich gesagt nicht, was mir gerade wirklich zu schaffen macht.“ So etwas wie Ironie lag in diesen Worten und war nicht einmal gut verborgen. Oder vielleicht war es schon etwas zu bitter für Ironie. Tiefe Erschöpfung beherrschte für ein paar Atemzüge die Miene des Älteren, dann hatte dieser sich auch schon wieder unter Kontrolle.

Brad hatte seine Hand noch nicht zurückgezogen, strich nun mit einem Stirnrunzeln durch die verschwitzten Haare.

>Hast du Mitleid mit ihm?<, schob sich eine Frage in seine Gedanken.

>Ja<, gab er zu. >Er hat nur getan, was jeder tun würde. Er besitzt Rückgrat. Aber gegen uns hatte er keine Chance. Und jetzt haben wir sein Leben ein weiteres Mal zerstört.< So viel war ihm bereits klar, auch wenn er noch nicht alle Details kannte. Denn auf keinen Fall würde Rosenkreuz es riskieren, ihn ganz einfach gehen zu lassen.

>Es ist schwer für einen Talentlosen, deine Anerkennung zu gewinnen.< Mit sanften Humor. >Aber ich kann deine Einstellung verstehen.<

„Darf ich ihn zur Krankenstation bringen?“, setzte er die Unterhaltung auf einer Ebene fort, auf der auch Herr Walter sie verstehen konnte. Er drehte sich dabei zu Michael um, begegnete dem Blick der eisblauen Augen.

Der Ältere musste nicht lange überlegen, schenkte ihm ein warmes Lächeln. „Ich wüsste nicht, was dagegen sprechen sollte. Ich muss hier sowieso noch einiges erledigen.“ Michael wies auf die Unterlagen vor sich.

„Solange du nicht zu lange damit beschäftigt bist, soll es mir egal sein.“ Weiße Zähne blitzten auf und er schickte Wärme in Michaels Richtung, bei dem Gedanken, dass er ihn heute Abend wieder ganz für sich hatte.

Das Lächeln des Älteren wurde ausgeprägter, bevor dieser sich mit sichtlicher Mühe wieder auf seine Arbeit konzentrierte.

Brad hingegen richtete seine Aufmerksamkeit auf Herrn Walter, der den kurzen Wortwechsel mit gut verborgenem Interesse verfolgt hatte.

„Willst du wieder ganz machen, was du kaputt gemacht hast?“, wurde er sehr, sehr leise gefragt.

Er neigte den Kopf ein wenig zur Seite. „Sie müssen zugeben, dass es Ihre Entscheidung war.“

Herr Walter schnaubte nur und versuchte sich dann mit wenig Erfolg auf die Beine zu stemmen, bis Brad beschloss einzugreifen. Danach stand der Ältere, ein wenig wacklig vielleicht, doch ohne weitere Stütze. „Danke sehr“, erhielt er ein etwas widerwilliges Lächeln, doch in den grau-grünen Augen blitzte gleichzeitig der leiseste Funken von Humor auf.

Brad zuckte nur mit den Schultern, hielt sich auf dem folgenden Weg eng an der Seite des Älteren. Schließlich wollte er nicht, dass Herr Walter ihm zusammenbrach, bevor sie ihr Ziel erreichten.

Ab und zu war da eine Hand, die nach seinem Oberarm griff, um sich momentan abzustützen, ansonsten zeigte Herr Walter aber nicht, wie schlecht es ihm ging.

Sie hatten etwa die Hälfte des Weges hinter sich gebracht und nie war ihm die Strecke länger vorgekommen, als ihnen eine vertraute Gestalt entgegenkam. Alexanders Gesicht leuchtete in einem grimmigen Lächeln auf, als dieser ihn erspähte und gleich darauf wurde Brad in eine feste Umarmung gezogen.

Die Geste überraschte ihn ein wenig, schließlich sollte Alexander es besser wissen, als solches Verhalten unter Zeugen zu zeigen. Dann wiederum musste der Empath erkannt haben, dass sein Begleiter nur ein Talentloser und damit belanglos war.

„Ich habe gehört, dass du zurück bist.“ Alexander hatte sich wieder von ihm gelöst, doch die beiden Hände ruhten weiterhin auf seinen Schultern. „Du warst gar nicht leicht zu finden. Ich dachte schon, du willst mir aus dem Weg gehen.“

Ah ja, daher kam also vorhin der etwas unentschlossene Gesichtsausdruck. Brad lächelte belustigt. „Du hast doch nicht wirklich an mir gezweifelt, hm?“

„Dann ist er tatsächlich tot?“ Die Frage wurde ein wenig atemlos gestellt.

Er nickte langsam. „Ja. Der Mann, der Stephan getötet hat, ist jetzt selbst tot.“ Und bevor ihm der Andere ein weiteres Mal um den Hals fallen konnte, fügte er noch etwas hinzu. „Wenn du dich dafür bedanken willst, musst du dich allerdings an Frau Jäger wenden.“

Alexander kannte vielleicht nicht ihren Namen, doch er konnte problemlos die entsprechenden Schlüsse ziehen. Braune Augen weiteten sich. „Die Ex, die dich begleitet hat?“

„Ja, genau diese.“

Der Empath trat unwillkürlich einen Schritt zurück. „Ich denke, ich will lieber nicht ihre Aufmerksamkeit auf mich ziehen.“ Und als nächstes war da ein Lächeln, das ohne jede Grimmigkeit auskam. „Es bringt ihn nicht zurück… aber ich fühle mich besser.“ Weitere Worte waren nicht nötig und Alexander verabschiedete sich.

Womit sich Brads Aufmerksamkeit wieder auf Herrn Walter richtete. Der Ältere hatte sich zur Wand zurückgezogen und lehnte schwer dagegen. Entweder überwältigt von einem Schwächeanfall oder von der Erkenntnis, dass Stephan nicht nur von Brad vermisst werden würde.

„Er war sein bester Freund“, bestätigte er, ohne dass eine entsprechende Frage gestellt werden musste.

Herr Walter schloss für einen Moment die Augen und sagte gar nichts, was Brad aber nicht daran hinderte, zu verstehen.

„Es ist unangenehm, nicht wahr? Vor allem, da Sie in der gleichen Situation wieder genauso entscheiden würden…“

Die Augen des Anderen flogen wieder auf, starrten ihn an, bevor er ein humorloses Lachen zu hören bekam. „Warum werde ich das Gefühl nicht los, dass du an meiner Stelle keine Gewissensbisse hättest, obwohl du genau zu verstehen scheinst, was ich denke?“

Er zuckte wieder nur mit den Schultern. „Die anderen würden wohl sagen, dass Sie menschlicher sind als ich.“

Brad wurde eindringlich gemustert. „Du bist sehr seltsam“, lautete schließlich Herrn Walters Urteil.

Das ließ ihn lächeln. „Sie sind nicht der Erste, der dieser Ansicht ist.“ Dann trat er näher an den Älteren heran und sein Lächeln verschwand, weil Herr Walter es schaffte, jetzt noch blasser auszusehen. Und als er dieses Mal eine Hand auf dessen Stirn legte, lehnte sich der Ältere unwillkürlich in die Berührung hinein, da sich Brads Hand regelrecht kühl anfühlen musste. „Vielleicht sollten wir hier nicht unnütz herumstehen und lange Reden schwingen, hm?“

Herrn Walter waren wieder die Augen zugefallen und der ältere Mann machte keine Anstalten, sich zu rühren. „Im Moment bringe ich vielleicht nicht die nötige Energie auf, etwas anderes zu tun…“, wurde nach einer merklichen Pause zu bedenken gegeben.

Die Müdigkeit in diesen Worten hatte nicht nur mit Herrn Walters jetziger Konstitution zu tun, wie Brad bewusst wurde. „Welche Möglichkeiten wurden Ihnen angeboten?“, fragte er daher. Vielleicht würde es ja helfen, wenn Herr Walter darüber sprach.

Herr Walter weigerte sich weiterhin, die Augen zu öffnen. „Ich kann hierbleiben oder gehen.“

„Ganz so einfach wird es wohl nicht sein, hm?“ Er wechselte die Hand, weil die von Herrn Walter ausstrahlende Hitze bei seiner Rechten bereits jeden Temperaturunterschied vertrieben hatte.

„Wenn ich gehen will, nehmen sie mir jede Erinnerung an euch.“ Nur ein Flüstern.

Brad runzelte die Stirn, als er über die Schwierigkeiten nachdachte, die so ein Vorhaben mit sich bringen würde. „Damit hört es aber nicht auf…“

Ein dumpfes Lachen antwortete ihm darauf. „Sie haben mir gesagt, dass so gut wie alle meine Erinnerungen mit dem Wissen um Rosenkreuz und die Forschung meines Vaters verbunden sind, seit ich von euch erfahren habe.“

„Sie würden also die letzten Jahre komplett verlieren.“ Er schmeckte auf einmal etwas Metallisches. „Ich kann verstehen, dass Sie das nicht wollen.“

„Wie willst du das wirklich können?“ Überraschend scharf.

Er fühlte sich davon nicht angegriffen. „Weil ich mich an die Zeit vor meinem Aufenthalt in dem Institut nicht erinnern kann.“

Darauf wusste Herr Walter nichts zu erwidern. Und für eine Weile sagten sie beide nichts. Bis der Ältere es war, der etwas preisgab. „Ich habe sie erst später kennengelernt, nachdem der Arzt damals bei mir aufgetaucht war. Ich würde sie vollkommen vergessen.“

„Wenn Sie hierbleiben, können Sie Ihre Beziehung auch nicht aufrechterhalten.“

„Aber wenigstens könnte ich sie noch ab und zu sprechen, sie vielleicht sehen. Ein Großteil meiner Welt würde sich nicht einfach in Wohlgefallen auflösen.“

„Dann haben Sie sich also schon entschieden“, stellte er sanft fest.

Und obwohl Herr Walter für einen Moment so aussah, als wollte dieser widersprechen, so nickte er schließlich nur.
 

~TBC~
 

Damit steht Herrn Walters Bestrafung also fest… Er wird zwar seine Erinnerungen behalten, muss aber auf Rosenkreuz bleiben. Was für ihn einer lebenslänglichen Gefängnisstrafe nahekommt…

cya, cu ^-^

"Hier zur Schule zu gehen… Es muss manchmal so sein, als würde man unter wilden Tieren leben"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 139/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Und hiermit wird Herrn Walters Ankunft zum Abschluss gebracht ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Ah, nein, sie werden ihn da weiterarbeiten, worin er gut ist. Nur dass es jetzt zum Nutzen von Rosenkreuz ist. Wenn er Talente wirklich blocken könnte, wäre das was anderes. Aber er hat es lediglich geschafft, einen gewissen Widerstand aufzubauen, der mit ein wenig Anstrengung durchbrochen werden kann. Was nicht nur die Ex sondern auch Michael bewiesen haben. Für mehr von Brad und Michael musst du dich noch bis nächste Woche gedulden, schließlich musste ich den aktuellen Abschnitt erst einmal zu Ende bringen. Doch wenigstens das Ende dieses Kapitels gehört schon den beiden ^^
 

@Kralle: *zurückwinkz* (jetzt konnte ich mal was anderes schreiben ^.~)
 

Teil 139 „Hier zur Schule zu gehen… Es muss manchmal so sein, als würde man unter wilden Tieren leben“
 

„Bereit weiterzugehen?“

„Nein“, wurde mit einem unechten Lächeln erwidert, doch trotz dieser Worte stieß sich Herr Walter von der Wand ab.

„Sie sollten besser keine Scherze machen, wenn Sie schon zum Laufen kaum genug Energie haben“, schalt er den Älteren, der sich wenig beeindruckt davon zeigte. Aber zumindest wies Herr Walter ihn nicht zurück, als seine Hand stützend an dessen Unterarm zu ruhen kam. Braune Augen musterten den Anderen offen, während sie ihren Weg fortsetzten. Herr Walter war immer noch ein Rätsel für ihn, obwohl er inzwischen so viel über ihn erfahren hatte. Allein der Widerspruch zwischen Herrn Walters fast kaltblütigen Pragmatismus auf der einen Seite und dessen Empathie auf der anderen machte ihn schon interessant. Und dann kam noch die Tatsache hinzu, dass der Ältere ausgesprochen erfolgreich war, als es darum ging, Rosenkreuz auf die Spur zu kommen. Mit ein wenig Hilfe dieses Arztes, zugegeben, aber eine Leistung blieb es nichtsdestotrotz.

Er neigte den Kopf bei diesem Gedanken und seine Augen verengten sich. „Was ist eigentlich aus dem Arzt vom Institut geworden? Sie sagten, Sie haben sein Angebot ausgeschlagen. Aber offensichtlich haben Sie sowohl Maria als auch die Unterlagen bekommen.“

Herrn Walters Mundwinkel zuckten, schafften es aber nicht ganz, ein Lächeln zu formen. „Das Triumvirat hat ebenfalls danach gefragt. Ihr müsst euch keine Sorgen um ihn machen, das ist auch etwas, um das sich Patrick gekümmert hat.“

„Er war Ihnen ausgesprochen nützlich, wie mir scheint“, stellte er leise fest.

„Nun, er war der Ansicht, es mir schuldig zu sein. Und ich war nicht dumm genug, seine Hilfe abzulehnen.“ Die Erklärung kam staubtrocken heraus, aber dahinter lag eine Emotion, die deutlich machte, dass Herr Walter nicht so einfach über den Tod seines Freundes hinweggehen konnte.

„Was haben Sie für ihn getan?“, erkundigte Brad sich neugierig. Immerhin war diese Form von Loyalität nicht besonders einfach zu erlangen.

Herr Walter legte ein paar stumme Schritte zurück, antwortete ihm aber schließlich. „Wir waren beide zusammen auf der Uni… Wir kannten uns damals noch nicht besonders gut, aber er hatte mich nach einer Party mit zum Wohnheim zurückgenommen. Wir hatten beide ein bisschen zu viel getrunken… der Unfall war nicht seine Schuld.“ Ein einseitiges Schulterzucken folgte. „Ich habe ihn am Leben gehalten, bis der Krankenwagen kam. Und Patrick hat danach alle Energie in die Aufgabe gesteckt, zunächst gesund zu werden und mir dann wie ein Schatten zu folgen.“

Das klang fast so, als hätte dieser Patrick einen ganz eigenen Eid geleistet. Seine Gesichtszüge verkanteten sich für einen Moment. Er sollte das eigentlich respektieren, doch Brad konnte nicht so einfach übersehen, dass es die Hand dieses Mannes gewesen war, die Stephan getötet hatte. „Ich denke, ich verstehe…“, kommentierte er nach einer scheinbaren Ewigkeit und ohne jede Emotion.

Herr Walter lachte leise und humorlos. „Wie du siehst, ist der Tod deines Freundes ganz und gar meine Schuld. Es gab also keinen Grund, etwas anderes zu behaupten.“

Ah, Herr Walter hatte also zugehört, als er sich mit Michael unterhalten hatte, auch wenn der Ältere nicht so gewirkt hatte. Brad nickte kaum merklich. „Sie haben verstanden, was Verantwortung bedeutet.“

„Mm, ich bin ein wenig überrascht, dass du es in deinem Alter auch schon weißt.“ Eine einfache Feststellung, ohne jede Ironie dahinter.

Unwillkürlich schlich sich ein Lächeln auf seine Lippen und er suchte den Blick der grau-grünen Augen. „Unsere Schule hat nicht umsonst einen so guten Ruf. Man bringt uns alles Notwendige frühzeitig bei.“

„Du würdest das natürlich sagen…“ Mit einem Hauch von Belustigung.

Doch deutlicher war die Erschöpfung, weswegen Brad ganz froh war, dass sie endlich die Krankenstation erreichten. Sein Blick erfasste sofort Dr. Stephenson, als sie eintraten, Maria konnte er hingegen nicht sehen. Anscheinend war sie dabei, einen weiteren Test zu absolvieren. „Da wäre ich wieder“, begrüßte er den Arzt, der ihm lediglich zunickte, bevor dessen Aufmerksamkeit sich auf seinen Begleiter richtete.

„Jetzt verstehe ich, warum ich ihn mir anschauen soll…“

Herr Walter musterte den Arzt ein wenig misstrauisch, rührte sich aber nicht. Dafür konnte Brad aber spüren, wie ein wenig mehr Gewicht auf ihn verlagert wurde. Etwas, das er sich nicht anmerken ließ.

„Eigentlich ging es mir nur um seine Schulter“, informierte er Dr. Stephenson. „Allerdings hat die Begegnung mit dem Triumvirat dafür gesorgt, dass sein Fieber zurückgekehrt ist.“

Eine Augenbraue wanderte in die Höhe. „Und wie kommt es, dass er bereits vorher eine Verletzung hatte?“, wurde Brad gefragt, während der Arzt dem anderen Mann deutete, auf dem bekannten Hocker Platz zu nehmen.

Er zwinkerte, bevor er ein unschuldiges Lächeln zeigte. „Es handelte sich lediglich um eine kleine Demonstration meiner Ausbildung im Nahkampf.“

Dr. Stephenson schnaubte trocken, während er die Schlinge löste. „Haben Sie freiwillig daran teilgenommen?“

Herr Walter stutzte, lachte dann auf. „Ja, das habe ich wohl. Brad hatte mich sogar vorgewarnt, ich hatte ihm bloß nicht ganz glauben wollen.“

„Ah, dabei entwickelt er doch sonst so viel Überzeugungskraft.“ Mit einem Lächeln, das ihn eindeutig aufziehen sollte.

„Ha, ha“, kommentierte Brad nur und weigerte sich, sich ärgern zu lassen.

Herr Walter schien von diesem Austausch ein wenig überrascht, zeigte dann aber ein unerwartetes Grinsen. „Keine Antwort dieses Mal?“, wurde er gefragt.

Natürlich lachte Dr. Stephenson darüber. „Mir scheint, er hat dich bereits durchschaut.“ Doch der Arzt wurde ernst, als dieser gleich darauf dem anderen Mann half, sein Hemd auszuziehen.

Womit auch Brad wieder an die Verbrennungen erinnert wurde. „Können Sie damit auch helfen?“

„Natürlich kann ich das“, wurde ihm versichert. „Aber was genau habt ihr mit ihm angestellt?“

„Die beiden Ex waren von Stephans Tod genauso wenig begeistert wie ich.“ Flach.

Dr. Stephenson verzog flüchtig das Gesicht, eine Reaktion, die sehr genau von Herrn Walter beobachtet wurde. „Ich verstehe.“ Dann schüttelte er den Kopf. „Nun, kümmern wir uns zuerst um die Schulter.“ Ein schneller Blick streifte Brad. „Da weißt du ja aus eigener Erfahrung, dass ich damit keine Probleme habe.“

Sein Lächeln daraufhin war nicht ganz eines. „Ganz wie Sie es sagen…“ Er hatte nicht vor, auf Herrn Walters neugierigen Blick zu reagieren, aber Dr. Stephenson hatte anscheinend vergessen, dass es so etwas wie eine ärztliche Schweigepflicht gab.

„Kurz nachdem Brad hierher kam, hatte es sich ein Schüler in den Kopf gesetzt, ihn umbringen zu wollen. Natürlich war Herr Schneider mit diesem Vorhaben nicht ganz einverstanden und hat ihn aufgehalten. Völlig unverletzt ging Brad dennoch nicht aus der Sache hervor.“

Herr Walter wollte es zunächst nicht ganz glauben, sah zwischen ihm und Dr. Stephenson hin und her. Doch als keiner von ihnen lachte, musste er es wohl oder übel glauben. Grau-grüne Augen musterten ihn. „Und du bist trotzdem stolz auf diese Schule?“, wurde Brad gefragt.

„Er war nicht mehr ganz richtig im Kopf. Normalerweise kommt es nicht häufig vor, dass Schüler schwer verletzt werden.“ Ein Mundwinkel rutschte nach oben. „Und Sie können mir nicht erzählen, dass Schulen Draußen sicherer sind.“

„Da hat er Sie“, murmelte Dr. Stephenson, bereits fast fertig mit seiner ersten Aufgabe.

Herrn Walter schien das jetzt erst aufzufallen und mit deutlichem Erstaunen rotierte er seine nun geheilte Schulter. „Das ist kaum zu glauben…“

Der Arzt lächelte nur, machte sich dann an die restlichen Verletzungen. Und wie von Zauberhand verschwanden die Rötungen unter dessen Händen. „Gegen das Fieber kann ich allerdings nichts tun, da hilft am besten ausreichend Schlaf. Ein Zimmer wurde bereits für Sie vorbereitet. Ich gebe Ihnen dann noch eine Tablette. Die sollten Sie aber erst zusammen mit dem Abendbrot einnehmen.“

Herr Walter zog sich wieder an, nickte verstehend. „Danke sehr.“

Dr. Stephenson wandte sich als nächstes an Brad. „Maria ist mit den ersten Tests durch. Und wie du dir sicher schon denken konntest, kommt sie zunächst ins Heim. Sie hat viel zu viel Schulstoff nachzuholen, um hier zu bleiben. Anders als du damals.“

Brad nickte nur ungerührt. „In dem Fall werde ich sie nachher rüberfahren.“

Eine Augenbraue rutschte in die Höhe. „Nun, das kannst du natürlich gerne tun.“

Herrn Walters Gesicht war für eine Sekunde blank geworden, auch wenn der Arzt seine Worte nicht als Vorwurf gemeint hatte, und Brad entging diese Reaktion nicht, doch er kommentierte sie nicht. „Vorher begleite ich Sie zu Ihrem Quartier“, meinte er stattdessen. Michael hat mir bereits verraten, wo Sie untergebracht sind.“

Der Ältere erhob natürlich keinen Widerspruch und nach dem Abschied von Dr. Stephenson machten sie sich auf den Weg. Brad folgte den vertrauten Gängen, bis er die richtige Tür erreichte.

Herr Walter folgte ihm hinein, ein wenig zögernd, sah sich vorher um, als würde er nach etwas suchen.

„Was ist?“, fragte er ihn, sobald er die Tür hinter ihnen geschlossen hatte.

Der ältere Mann antwortete nicht gleich, schüttelte schließlich den Kopf. „Ihr werdet mich nicht einsperren? Und es gibt nicht einmal… einen Aufpasser oder so etwas?“

Ein belustigtes Lächeln huschte über seine Lippen. „Sie werden feststellen, dass es auf Rosenkreuz sehr wenige verschlossene Türen gibt. Immerhin erziehen wir die Schüler zu aufrechten Bürgern, nicht wahr?“ Er neigte den Kopf leicht zur Seite, ließ das Amüsement langsam aus seinen Zügen herauswaschen. „Und Sie sind doch sicher nicht so dumm, einen Fluchtversuch zu starten?“

Etwas in seiner Stimme sorgte dafür, dass Herr Walter trocken schluckte. „Nein, so dumm bin ich nicht“, wurde dann leise erwidert.

„Sehen Sie, daher brauchen Sie auch keinen Aufpasser.“ Ganz davon abgesehen, dass Herr Walter unter so vielen Talenten gar keine Chance hatte, eine Flucht auch nur ernsthaft in Erwägung zu ziehen, ohne dass man es bemerken würde. Er erlaubte sich ein weiteres Lächeln, bevor er eine kurze Führung startete. „Sie haben das gleiche Quartier wie die Instruktoren oder zum Beispiel Herr Hoffmann. Sollten Sie irgendwelche Ergänzungswünsche haben, geben Sie uns einfach Bescheid.“ Er bemerkte den etwas fassungslosen Gesichtsausdruck des Älteren, hob eine fragende Augenbraue.

„Ich verstehe immer noch nicht so ganz, warum ihr mich nicht einfach in eine Zelle steckt...“, wurde nach einer sich in die Länge ziehenden Minute des Schweigens eingestanden.

Es sah ganz so aus, als hätten sie Herrn Walter erst einmal aus dem Konzept gebracht, nachdem dieser so lange versucht hatte, seine Beherrschung zu wahren. „Ich nehme an, Michael hat Ihre Entscheidung schon erkannt, bevor Sie es vor sich selbst zugegeben haben“, merkte er ruhig an, bevor er einfach die Hand des Älteren ergriff und zur Couch ging. Dort angekommen ließ er sich nieder und Herr Walter folgte dem Beispiel mehr oder weniger freiwillig. Dann erst setzte Brad seine Erklärung fort. „Sie arbeiten jetzt für uns. Und wir kümmern uns um unsere Leute. In Kooperation mit einigen unserer Firmen können Sie Ihre Geschäfte weiter ausbauen. Sie werden sehen, dass Sie es jetzt noch viel weiter bringen werden.“

Herr Walter musterte ihn zunächst regungslos, lachte dann. Ein wenig rau vielleicht, doch es war auch Humor enthalten. „Mir war schon vorher klar, dass du von eurer Organisation überzeugt bist, Brad. Aber für mich erscheint der Preis gerade etwas zu hoch…“

Er dachte darüber nach, nickte schließlich verstehend. Immerhin war die Situation für Herrn Walter anders als für ihn selbst damals. Und dennoch… Er hob die Hände, rahmte das Gesicht des Älteren ein und beugte sich vor, bis er eine heiße Stirn an seiner fühlte. „Es ist immer noch der beste Ausgang so, wenn man berücksichtigt, was Sie versucht haben.“ Es mochte kein großer Trost sein, war aber aufrichtig gemeint.

Herr Walter war von der Geste überrascht, ließ sie aber zu und schloss für einen Moment die Augen. „Du bist wirklich seltsam“, kam es dann sehr leise. Sie trennten sich wieder und der Ältere schien über etwas nachzudenken. „Was sind eigentlich Ex und warum hat nicht nur der Junge sondern auch der Arzt so seltsam auf sie reagiert?“, wurde er schließlich gefragt.

Das war etwas, das er gerade nicht erwartet hatte, trotzdem erklärte er es ihm bereitwillig.

Herr Walter schwieg daraufhin sehr lange, bevor dieser wieder etwas sagte. „Hier zur Schule zu gehen… Es muss manchmal so sein, als würde man unter wilden Tieren leben.“
 

Es war schon dunkel, als er vom Heim zurückkehrte und so etwas wie Ungeduld begann bereits an ihm zu nagen. Doch das Gefühl verschwand, sobald er ihr Quartier betrat und Michael erspähte.

Der Ältere hatte Zeitung gelesen, legte sie jetzt aber auf den Tisch und lächelte ihm entgegen. „Alle Schützlinge sicher untergebracht?“, wurde er geneckt.

Brads Gesicht verzog sich kurz, bevor er sich wieder unter Kontrolle hatte. „Herr Walter ist älter als du“, machte er Michael aufmerksam, ließ sich neben ihm auf die Couch fallen.

Der lachte nur. „Das scheint dich nicht daran zu hindern, ihn zu bemuttern.“

Er starrte den Älteren zuerst nur an, aber ja, er hatte richtig gehört. „Ich bemuttere ihn nicht.“ Allein die Vorstellung war lächerlich.

Ein amüsiertes Lächeln antwortete ihm, dann zog ihn Michael rittlings auf dessen Schoß und der Kontakt sorgte dafür, dass er sich unwillkürlich entspannte. Sein Kopf sank auf dessen Schulter, bevor er es überhaupt registrierte und seine Hand schloss sich um den Stoff von Michaels Hemd.

„Aber du magst ihn. Das zumindest musst du zugeben.“

Er brummte eine leise Zustimmung, schließlich war es wahr. Aber im Moment gab es Wichtigeres als Herrn Walter. „Endlich habe ich dich wieder.“ Er presste seine Lippen gegen Michaels Hals, fühlte, wie sich dessen Puls beschleunigte.

Arme wurde um ihn geschlungen. „Na du bist lustig. Schließlich bist du es ja, der immer einen Grund findet, Rosenkreuz zu verlassen.“

„Ich mache das nicht absichtlich.“ Er lehnte sich ein wenig zurück und seine Finger verselbständigten sich, begannen die Knöpfe von Michaels Hemd zu öffnen. Schließlich presste er eine Hand auf dessen nackte Brust, direkt über dem Herzen, und seufzte zufrieden. „Ich denke, dieses Jahr lasse ich meinen Besuch in Japan ausfallen.“

Michaels Hand legte sich über seine. „Dazu bist du viel zu pflichtbewusst. Aber wenigstens kannst du den Besuch sehr, sehr kurz halten, hm?“

Braune Augen begegneten eisblauen und er lächelte langsam, bevor er sich vorbeugte. Sein Kuss war Antwort genug.
 

~TBC~
 

Nächstes Mal gibt es einen Zeitsprung, etwa ein Jahr ^^

cya, cu ^-^

"Solltest du nicht etwas zu alt für solche Flausen sein?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 140/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Kleiner Zeitsprung, nahe zum Ende des Schuljahres ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: *Augen reib* Also ich gebe zu, ich bin um die Zeit auch wach – aber nur, weil ich früh auf Arbeit sein will… Freut mich, dass dir meine Fanfic ein bisschen Beschäftigung um diese Zeit verschafft hat *grins*

Stimmt, dieser Japanbesuch wird nicht beschrieben. Aber durch den Zeitsprung sind wir ja fast schon am nächsten dran – und ich verspreche, den nicht zu übergehen *zwinka* Übrigens wird es heute wie versprochen sehr viel mehr von Brad und Michael geben ^^
 

@Kralle: *winkz* ^^
 

Teil 140 „Solltest du nicht etwas zu alt für solche Flausen sein?“
 

Es war eine warme Nacht oder vielleicht bereits sehr früher Morgen, als er langsam aufwachte, ohne den Grund dafür zu wissen. Brad streckte sich träge, genoss die laue Brise, die vom weit geöffneten Fenster her über seinen bloßen Rücken strich. Er wandte den Kopf zur Seite, dorthin, wo Michael immer noch seelenruhig schlief, und ein Lächeln eroberte seine Züge. Eigentlich sollte er noch müde sein, aber irgendwie war ihm der Schlaf völlig entflohen. Nicht, dass es ihm besonders viel ausmachte. Er setzte sich langsam auf, ohne Michael aus den Augen zu lassen und sein Lächeln wurde ausgeprägter.

Der Ältere schlief wie ein kleines Kind, alles Viere von sich gestreckt und die Decke von sich gestrampelt. Anders als er selbst hatte Michael seinen kompletten Schlafanzug an und ihm war wohl etwas zu warm geworden.

Was Brad ziemlich verständlich fand, doch das hinderte ihn nicht daran, im nächsten Moment zu Michael heranzurutschen und sich mehr auf als neben ihn zu legen. Denn dafür war es niemals zu warm. Zufrieden barg er das Gesicht am Hals des Älteren und seine rechte Hand fand ihren Weg in sandblonde Strähnen. Er war immer noch überraschend wach und statt sich vom Verstand so nah bei seinem eigenen zurück in die Bewusstlosigkeit ziehen zu lassen, geschah das Gegenteil. Michael begann, ebenfalls aufzuwachen.

„Hey…“, wurde er gleich darauf mit einem leisen Brummen begrüßt. „Was ist denn in dich gefahren, dass du jetzt schon wach bist?“

Brad zuckte nur mit den Schultern, was Michael vielleicht nicht sah, aber sehr wohl spürte. „Es ist doch eine schöne Nacht, um wach zu sein. Und morgen ist sowieso Sonntag.“

Ein Lachen vibrierte durch den Körper unter ihm, bevor Michael sich langsam aufsetzte, ihn dabei umarmend. „Irgendwie habe ich das Gefühl, ich sollte dieser Logik widersprechen. Aber auf der anderen Seite bin ich inzwischen selbst zu wach, um weiterschlafen zu wollen.“

Er lächelte gegen Michaels Hals, von plötzlichem Übermut erfüllt, der ihn nun selbst lachen ließ.

„Du hast nicht zufällig etwas getrunken?“, wurde er daraufhin mit gespieltem Misstrauen gefragt.

Dafür verpasste er Michael einen sanften Stoß in die Rippen, küsste ihn aber gleich darauf.

Michael ließ sich gerne darauf ein und beide Hände begannen über seinen Rücken zu gleiten, in sanften, gleichmäßigen Zügen. Gleichzeitig streckte sich Energie nach ihm aus, brachte ihm Michaels Gedanken näher, und darin lag die gleiche Aufgedrehtheit, die auch ihn selbst erfüllte. Er hatte den Älteren wohl angesteckt mit seiner Stimmung und das war ganz einfach perfekt so.

>Deshalb hast du dir einen Telepathen ausgesucht, hm?<, wurde er aufgezogen, ohne dass sie den Kuss dafür unterbrechen mussten.

Brad antwortete nicht gleich, erst als sein Sauerstoffbedarf zu groß wurde, biss er leicht in Michaels Unterlippe, bevor er sich von ihm trennte. Aber gleichzeitig lehnte sich noch ein wenig vor, bis sie Stirn an Stirn dasaßen. „Ich habe dich ausgesucht“, stellte er klar. „Dein Talent gehört ganz einfach zu dir.“ Seine Fingerspitzen spielten durch feine Nackenhärchen, während er mit der anderen Hand kleine Kreise in Michaels Schläfe massierte.

„Zwei in eins also, ja?“ Michael lachte schon wieder, drückte ihm dann einen weiteren Kuss auf die Lippen, der im Vergleich zu dem zuvor vollkommen unschuldig ausfiel.

Amüsement funkelte in braunen Augen auf. „Du solltest dich nicht so unter Wert verkaufen. Du hast schließlich noch viel mehr Qualitäten.“ Er gab den Kuss zurück.

Michael grinste beinahe. „Vielleicht hat jemand ja uns beiden etwas ins Essen getan. So viel Schmalz bin ich von dir gar nicht gewöhnt.“

Er beschloss darauf nichts zu erwidern, biss den Älteren zur Strafe ein weiteres Mal in die Lippe, dieses Mal ein wenig nachdrücklicher.

Michael zuckte im ersten Moment beinahe zurück, tat dann aber genau das Gegenteil und nutzte die Gelegenheit, um ihn wieder zu küssen, während ein Lachen in seinem Kopf nachhallte.

Anschließend waren sie beide ein wenig atemlos und weiterer Schlaf war vollkommen vergessen. Michael griff diesen Gedanken auf und nickte. „Wie wäre es, wenn wir die warme Nacht ausnutzen und schwimmen gehen?“

Das war eine Idee, auf die Brad gar nicht gekommen wäre. Er zwinkerte überrascht, bevor ein weiteres Lächeln an seinen Lippen zog. „Das klingt ausgezeichnet.“

„Hm, sonst hätte ich es nicht vorgeschlagen.“ Damit rutschte Michael an die Bettkante heran und Brad ließ sich mit nur geringem Widerstand auf die Beine stellen. Auf der einen Seite wollte er den Körperkontakt nicht aufgeben, aber auf der anderen sah sein Körper bereits dem erfrischenden Wasser entgegen.

Sie waren unerwartet langsam beim Umziehen, unterbrochen von weiteren Küssen und völlig sinnlosen Lachanfällen. „Das ist irgendwie albern“, stellte Brad zwischendurch fest, doch Michael tat es mit einem Schulterzucken ab.

„Das hast du der Tatsache zu verdanken, dass du uns zu dieser Unzeit aus dem Bett geholt hast. Unter Schlafmangel arbeitet das Gehirn nun mal nicht so gut.“

Braune Augen verschmälerten sich kurz. „Das klang viel zu logisch für diese Uhrzeit.“

Der Ältere grinste schon wieder. „Damit wäre bewiesen, dass ich ganz einfach mit weniger Schlaf auskomme als du. Was wir aber schon vorher wussten, nicht wahr?“

Er ignorierte Michael daraufhin mal wieder und endlich schafften sie es, mit dem Umziehen fertig zu werden und konnten das Quartier verlassen. Brad machte sich den Spaß, allen Patrouillen auszuweichen, aber am Instruktor, der den Haupteingang bewachte, mussten sie vorbei. Immerhin waren alle anderen Ausgänge alarmgesichert.

Herr Schumann sah ihnen mit einer hochgezogenen Augenbraue entgegen, der Telepath hatte keine Schwierigkeiten gehabt, sie schon frühzeitig zu identifizieren. „Herr Schneider, Brad. Kann ich irgendwie helfen?“

„Sie können zum Schwimmbecken mitkommen, wenn Sie wollen“, schlug er großzügig vor. „Mein Talent kann Sie auch rechtzeitig vorwarnen, falls sich ein Schüler nach draußen schleichen sollte. Und weil Michael dabei ist, können Sie nicht einmal Ärger von oben bekommen.“

Der ältere Instruktor schüttelte belustigt den Kopf. „Solltest du nicht etwas zu alt für solche Flausen sein?“

Gar nicht beleidigt lehnte er sich zurück, mit der Gewissheit, dass Michael genau hinter ihm stehen und ihn stützen würde. Seine Mundwinkel zuckten kaum merklich nach oben. „Ich bin erst achtzehn“, stellte er klar. „Andere in meinem Alter wären noch Schüler und wir wissen beide, dass die auf sehr viel ausgefallenere Ideen kommen.“ Das Lächeln wurde breiter. „Ganz davon abgesehen war es natürlich Michaels Vorschlag, schwimmen zu gehen.“ Ein Vibrieren in seinem Rücken verriet ihm, dass Michael lautlos lachte, was wahrscheinlich daran lag, dass Herrn Schumann für einen Moment die Gesichtszüge entglitten waren.

„Keine Sorge, ich werde Ihnen Ihr Urteil nicht übelnehmen“, wurde dem Instruktor gleich darauf versichert.

Der murmelte nur etwas Unverständliches vor sich hin, öffnete ihnen dann die Tür.

Michael lachte dieses Mal offen, ließ Brad dann mit einer knappen Verbeugung den Vortritt.

Er konnte noch sehen, dass Herr Schumann die Augen verdrehte, war im nächsten Moment aber schon nach draußen getreten.

Wieder war da der sanfte Nachtwind und Brad schloss die Augen, als er ihn warm über sein Gesicht streichen fühlte. Erst als sich eine Hand auf seine Schulter legte, öffnete er die Augen wieder und wandte den Kopf, so dass er Michaels Blick begegnen konnte.

„Schläfst du mir jetzt an Ort und Stelle ein?“, wurde er aufgezogen.

„Keine Chance“, gab er mit einem Lächeln zurück. In der nächsten Sekunde kam Bewegung in ihn, er griff nach Michaels Hand und zog ihn hinter sich her, auf das Schwimmbecken zu.

Der Ältere ließ es sich gutmütig gefallen und sie hielten erst inne, als sich die glatte Wasserfläche vor ihnen ausbreitete.

Er neigte den Kopf leicht zur Seite. „Es sieht irgendwie tiefer aus als am Tage.“

„Nun, das ist nur eine Illusion. Außerdem wäre es sowieso egal, immerhin kannst du ja schwimmen.“

Er verpasste ihm wieder einen Rippenstoß, bevor er sich streckte, dass seine Gelenke zu hören waren. „Hör auf, dich über mich lustig zu machen.“

„Du lädst heute aber eindeutig dazu ein“, wurde ihm lächelnd erwidernd. Ohne seine Erlaubnis abzuwarten, waren dann zwei Hände am Saum seines T-Shirts und da er seine Arme immer noch oben hatte, wurde ihm das Shirt geradewegs über den Kopf gezogen.

Alles in allem sah er keinen Grund, sich darüber zu beschweren, stattdessen schlüpfte er noch aus Hose und Schuhen, so dass er nur noch seine Shorts trug.

Michael hatte ihn zunächst nur beobachtet, zog sich dann aber ebenfalls aus.

„Lass uns um die Wette schwimmen, ja?“ Er wollte sich verausgaben, um die Energie abzubauen, die seit dem Erwachen durch seinen Körper kreiste.

Michael musterte ihn amüsiert. „Ich gewinne allmählich den Eindruck, dass du nicht ausgelastet bist.“

Er zog eine Augenbraue hoch. „Und ich gewinne den Eindruck, dass du dich drücken willst“, gab er unbeeindruckt zurück.

„Du bist immer noch viel zu frech“, schüttelte der Ältere den Kopf und wuschelte ihm durch die Haare, bevor er ausweichen konnte. Er wollte es ja gar nicht.

„Hör auf mich hinzuhalten. Das macht dich auch nicht schneller.“ In einer bewusst arroganten Geste hob er das Kinn. „Was schätzt du, wie viele Bahnen hältst du durch?“

„Hm, ausreichend viele. Aber wir wollen ja nicht übertreiben, nicht wahr? Wir wäre es also mit acht Bahnen für den Anfang?“

„Das klingt annehmbar.“ Seine Miene löste sich in ein Lächeln auf. „Im Notfall können wir uns danach schließlich auf eine neue Strecke einigen.“

Michael starrte ihn für einen Moment einfach nur an, schüttelte dann wortlos den Kopf.

Sie brauchten keinen Anpfiff und starteten dennoch im selben Bruchteil einer Sekunde. Das Wasser war wunderbar kühl, als er mit geschmeidigen Zügen hindurchglitt. Aber nachdem er sich darauf eingestellt hatte, ließ er alle Eindrücke von sich abgleiten, konzentrierte sich allein auf die perfekte Koordination seiner Muskeln. Die Welt um ihn herum wurde immer kleiner, bis nur noch seine Bahn übrig blieb. Und neben sich spürte er Michael, ohne dass er ihn dafür sehen musste.

Eins, zählte es leise in seinem Verstand, als er sich zum ersten Mal nach einer Rolle im Wasser von der gegenüberliegenden Beckenwand abstieß, ansonsten herrschte weiter absolute Leere in ihm. Und er fiel erst aus dieser Konzentration heraus, als er zum achten Mal kühle Fliesen berührte. Auch wenn es nicht mehr nötig war, stieß er sich ein letztes Mal ab und schoss durchs Wasser, bis dieser Antrieb aufgebraucht war.

Dann erst drehte er sich auf den Rücken und erlaubte es seinen Muskeln, sich von dieser unerwarteten Anstrengung zu erholen, während er auf das sich nähernde Plätschern lauschte. Er rührte sich nicht, als Michaels Arm ihn umschloss, ganz im Gegenteil. Brad überließ es dem Älteren, ihn zum Beckenrand zu bringen.

Dort angekommen übernahm er selbst wieder die Kontrolle, stemmte sich hoch und schüttelte sich erst einmal wie ein nass gewordener Hund.

Michael beobachtete das mit einem Lachen, stand gleich darauf neben ihm.

„Und, wer hat gewonnen?“, erkundigte er sich, während er auf das ausgebreitete Handtuch zuging, wo sie ihre Sachen zurückgelassen hatten.

„Hast du nicht selbst darauf geachtet?“ Michael setzte auf einmal einen gewieften Gesichtsausdruck auf. „Nun, du hast dich gut gehalten, aber ich habe dich natürlich geschlagen.“

„Natürlich…“, wiederholte er mit einem Schnauben. An seinem Ziel angelangt blieb er abrupt stehen, so dass Michael, der nicht gleich darauf reagierte, sich jetzt vor ihm befand. Es war nicht weiter schwierig, ihn danach zu Boden zu bringen. Der Ältere war zu überrascht, um sich zu wehren, blinzelte einfach nur zu ihm hoch. „Und jetzt noch einmal: wer von uns beiden hat gewonnen?“ Seine Handflächen lagen breit auf Michaels Brust, während er rittlings auf dessen Bauch saß.

Amüsement glitt durch eisblaue Augen, als Michael seine Situation erfasste und ab diesem Moment hätte Brad seine Position nicht mehr so einfach halten können. Doch der Ältere machte keine Anstalten, sich zu befreien, sondern lächelte nur. „Ob du es glaubst oder nicht, ich habe dich tatsächlich geschlagen. Zwar nur um Haaresbreite, aber Sieg ist Sieg. Du solltest einfach häufiger im Becken trainieren, statt so häufig zu laufen.“

Brad hörte die Worte, doch inzwischen war ihm der Inhalt bereits egal. Abgelenkt durch den Herzschlag unter seiner Hand musterte er Michaels vertraute Züge und von seinen feuchten Haaren lösten sich feine Tropfen, die kaum hörbar auf dem Älteren landeten. Hitze durchfloss ihn auf einmal und die hatte rein gar nichts mit seinen aufgewärmten Muskeln zu tun. Seine Pupillen weiteten sich und sein nächster Atemzug geriet besonders tief. Wie in Zeitlupe beugte er sich ganz zu ihm herunter, bis sich ihre Lippen berührten. Er lächelte, als sich Michaels Herzschlag beschleunigte. Manchmal schien es ein bisschen wie Wahnsinn zu sein, wie sehr er die Nähe des Älteren brauchte. Aber eigentlich… war es genau das Gegenteil, nicht wahr? Er setzte sich wieder auf, suchte Blickkontakt zu Michael.

Der hob eine Hand, Finger vergruben sich in schwarzen Strähnen, und lächelte ebenfalls. „Hm… ich muss auch sagen, dass du mir geistig ausgesprochen gesund erscheinst.“ Mit warmer Belustigung.

Die Hitze verstärkte sich, es fühlte sich an, als würde er am gesamten Körper erröten. Und ihm wurde klar, dass er auf keinen Fall abwarten wollte, bis sie zurück in ihrem Quartier waren. Er verlangte einen weiteren Kuss, ein Wunsch, der ihm gerne erfüllt wurde, begann dann langsam weiter nach hinten zu rutschen.

Michael sog zischend Luft ein, eine ausgesprochen verständliche Reaktion, wie er fand. Es hing immer noch ein Lächeln an Brads Mundwinkeln, als er Michaels Shorts erreichte und seine Daumen im Bund einhakte.

„Hier draußen, Brad?“

Seine Zähne blitzten auf, als er Michaels Blick erwiderte. „Ich kann dir versichern, dass wir nicht gestört werden.“ Und dann waren weitere Worten überflüssig.
 

~TBC~
 

Ein ganzes Kapitel nur für Brad und Michael ^.~

cya, cu ^-^

"Es gibt bedauernswert wenige Leute, die ihren Verstand zu benutzen wissen"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 141/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Herr Walter taucht wieder auf ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Kralle: Hm, ich würde sagen, dass Brad den kleinen Wettkampf wenigstens fast genauso gut fand. ^^ Aber natürlich hat es ihm nicht gereicht *lach* Ich mag die Kapitel nur mit Brad und Michael auch, aber leider würde sich auf diese Weise schwerlich eine ganze Story schreiben lassen ^.~
 

@Jemma: Eine interessante Feststellung… aber ich kann dir versichern, dass keine bewusste Absicht dahinter steckt, dass seltener weibliche Talente auftauchen. Es liegt mehr daran, dass ein Großteil der Geschichte mehr oder weniger durch Brads Augen gesehen wird und dir ist sicher aufgefallen, dass er bis auf wenige Ausnahmen wenig mit dem weiblichen Teil der Bevölkerung anfangen kann. Hier wirkt sehr stark der Einfluss von Frau Kernen nach und ein wenig wohl auch, dass er mal Michael mit einem Mädel im Bett erwischt hat. Von daher schaffen es die Schülerinen unter den Talenten selten, in sein Blickfeld zu geraten ^^#
 

Teil 141 „Es gibt bedauernswert wenige Leute, die ihren Verstand zu benutzen wissen“
 

Sie hatten in trockene Sachen gewechselt, ehe sie sich lang ausgestreckten, um auf das Erwachen des Tages zu warten. Im Osten meldeten sich die ersten Zeichen der Dämmerung, aber noch war die Welt überwiegend in Dunkelheit gehüllt.

Brad lauschte auf Michaels Atemzüge neben sich, bekam daher den genauen Moment mit, als der Ältere einschlief. Er setzte sich vorsichtig auf, verschränkte die Beine im Schneidersitz, und sah einfach nur auf Michael herunter. Der Wind spielte um sie herum, unterschied nicht zwischen Blättern, Gras und sandblonden Haaren. Ohne dass er es merkte, begann er zu lächeln. Seine rechte Hand bewegte sich langsam, als würde eine falsche Bewegung Michaels Schlaf stören, und dann berührte er selbst die noch feuchten Strähnen. Diese Geste hatte nichts von der Beruhigung verloren, die sie Brad stets gebracht hatte. Er schloss die Augen und verlor sich in dieser rein physischen Berührung, während unbemerkt und unbeachtet die Zeit verstrich.

Brad rührte sich erst wieder, als er Schritte hörte. Warme Sonnenstrahlen spielten über sein Gesicht und als er die Augen aufschlug, begrüßte ihn die letzte Röte des Sonnenaufgangs.

Michaels Bewusstsein begann sich ebenfalls zu regen, als der Ältere langsam erwachte, aber als die Schritte zum Erliegen kamen, war Brad der Einzige, der sich zu dem Neuankömmling umdrehte.

„Guten Morgen, Richard. Was machen Sie denn um diese Zeit hier draußen?“

Grau-grüne Augen musterten sie beide, bevor der Ältere antwortete. „Sollte ich das nicht eher dich fragen? Hast du Herrn Schneider dazu überredet, hier zu übernachten?“

Seine Mundwinkel zuckten. „Warum geht eigentlich jeder davon aus, dass das meine Idee war?“, gab er unschuldig zurück.

Was ihm ein trockenes Schnauben einbrachte. „Ja, warum nur… Aber um deine Frage zu beantworten: ich gehe häufiger um diese Zeit schwimmen, da habe ich das Becken wenigstens für mich.“ Eine kurze Pause. „Normalerweise jedenfalls.“

„Sie sollten die Gelegenheit nutzen, dass ich hier bin.“ Mit einem ausgeprägten Lächeln. „Wie wäre es mit einem kleinen Wettschwimmen?“

Hinter sich hörte er Michael leise seufzen. „Hast du etwa immer noch zu viel Energie übrig?“

Richard verarbeitete diese Aussage, sah ihn für einen Moment intensiv an, bevor der Blickkontakt abrupt unterbrochen wurde. „Herr Schneider“, wurde stattdessen Michael begrüßt und die Miene des älteren Mannes war dabei völlig blank.

Hm… das würde ihn ganz sicher nicht aufhalten. >Was genau denkt er gerade?<

>Schon mal etwas von Privatsphäre gehört?<, gab Michael zurück, antwortete ihm dann aber trotzdem. >Herrn Walter ist bewusst geworden, was wir vorhin hier getrieben haben und er ist nicht einverstanden damit. Anscheinend geht Herr Walter davon aus, dass ich dich ausnutze.< Letzteres mit deutlicher Belustigung.

Brad lachte auf und schreckte Richard damit aus dessen Ausdruckslosigkeit auf. Trotz der Zeit, die er nahezu bewegungslos verbracht hatte, kam er geschmeidig auf die Beine. „Sie müssen sich keine Sorgen machen“, versicherte er dem Älteren. „Michael tut nichts, das ich nicht will.“ Entschlossenheit trat in braune Augen. „Und ich will ihn.“

Ein Einwand erstarb auf Richards Lippen, bevor er geäußert werden konnte, als der Andere merkte, wie ernst er das meinte.

Und dann bekam er sein zweites Wettschwimmen.
 

Nachdem sie das Becken verlassen hatten, trugen ihn seine Füße geradewegs zu Michael, der ihren Wettkampf beobachtet hatte. Der Ältere zog ihn zu sich aufs Handtuch und gleich darauf hatte er ein weiteres Handtuch überm Kopf und ihm wurden die Haare trockengerubbelt.

„Ich habe gewonnen“, sprach er in den Stoff hinein.

„Das habe ich gesehen“, meinte Michael belustigt. „Machen Sie sich nichts daraus, Brad trainiert zu viel, um sich so einfach schlagen zu lassen.“ Diese Worte waren eindeutig nicht an ihn gerichtet, sondern an Richard, der ihm gefolgt war.

Der Ältere antwortete nicht gleich, doch bevor er neugierig werden konnte und das Handtuch von seinem Gesicht schob, klang die etwas atemlose Stimme des Mannes auf.

„Ich dachte, das würde ich auch tun…“

Die Sonne tauchte wieder auf, als Michael mit seiner Aufgabe offensichtlich fertig war und das Handtuch weglegte. Gleich darauf schlangen sich zwei Arme um ihn.

„Ich nehme an, Brad hat einfach sehr viel früher angefangen als Sie.“ Mit sanfter Belustigung. „Ganz davon abgesehen ist er sehr ehrgeizig, nicht wahr?“

„Natürlich“, gab er gleichmütig zurück. „Wer ist auch freiwillig schlecht in dem, was er tut.“

Aus irgendeinem Grund lachten sowohl Michael als auch Richard daraufhin über ihn, was er geflissen ignorierte. Michael beruhigte sich zuerst. „Du kleiner Perfektionist…“, wurde er dann aufgezogen.

„Erstens bin ich nicht klein und zweitens ist das nichts Neues.“ Er hielt sich gerade noch davon ab, die Augen zu verdrehen.

„Natürlich.“ Michael klang immer noch belustigt. „Hast du dich jetzt wenigstens genug verausgabt?“, wurde dann ein anderes Thema angeschnitten und die Umarmung verstärkte sich für einen Moment.

Braune Augen wanderten zu Richard, der gerade dabei war sich abzutrocknen und eindeutig erschöpft aussah. „Nicht so sehr wie Richard, aber es sollte ausreichen.“

Der Ältere zeigte ihm die kalte Schulter, doch in den grau-grünen Augen konnte er zuvor noch ein Funkeln erhaschen, weswegen er sich nichts daraus machte.

„Nun, solange du dein Training heute schaffst, kannst du natürlich so viel schwimmen gehen wie du willst.“

Irgendwie hatte er das dumme Gefühl, immer noch aufgezogen zu werden. „Da es eher so ist, dass ich andere trainiere, werde ich schon noch genug Energie dafür übrig haben. Hast du schon vergessen, dass ich heute zu Maria rüberfahre?“

Eine subtile Änderung in Michaels Haltung verriet ihm, dass der Ältere tatsächlich nicht mehr daran gedacht hatte, doch interessierter war er an Richards Reaktion. Die war zwar fast ebenso unauffällig, aber Brad hatte keine Schwierigkeiten damit, sie als Interesse zu interpretieren.

„Sie haben Maria seit Ihrer Ankunft hier nicht mehr gesehen, nicht wahr? Wollen Sie mich vielleicht begleiten? Das heißt, wenn Herr Franken Sie heute nicht benötigt.“

Richard zeigte ein flüchtiges Lächeln. „Es ist Sonntag, also habe ich frei.“ Eine kurze Pause wurde eingelegt, in der der Ältere über seinen Vorschlag nachdachte, dann zu einer Entscheidung kam. „Mit Ihrer Erlaubnis, Herr Schneider?“

„Hm, Sie können gerne mit rüberfahren, wenn Sie es wünschen. Brad hätte den Vorschlag ansonsten gar nicht erst gemacht.“

Die Mundwinkel des Älteren zuckten, Brad konnte sich nur nicht so ganz entscheiden, ob wirklich Belustigung der Grund war. Richard nahm die Zwänge, die sein Leben jetzt begleiteten, immer noch nicht als selbstverständlich hin.

Er wandte sich in Michaels Umarmung um, presste seine Stirn gegen dessen. „Du sollst ihn nicht ärgern“, schalt er ihn sanft.

Von Richard kam ein Laut, der nach Indignation klang, während Michael einfach nur lächelte. „Hast du nicht gesagt, du würdest ihn nicht bemuttern?“

Bevor er es aufhalten konnte, entkam ihm ein Lachen. Er legte seinen Kopf auf Michaels Schulter, spähte von dort aus zu Richard hinüber. „Wir fahren nach dem Frühstück, ja?“

Der Ältere nickte zustimmend.

Erst danach machte er Michael einen Vorschlag. „Wie wäre es, wenn du auch mitkommst? André würde sich freuen.“

„Du bist heute anhänglich, hm?“ Michael schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht so einfach da drüben auftauchen, die denken sonst noch, sie hätten etwas falsch gemacht. Und André hat mich erst vor kurzem gesehen, als ich drüben war, um die ältesten Kinder zu beurteilen.“

„Pah, die sollen sich mal nicht so haben…“ Aber er versuchte nicht, Michael zu überzeugen.
 

„Da sind Sie ja.“ Er lehnte am Auto und wartete darauf, dass der Ältere zu ihm herunterkam.

Der zog eine Augenbraue hoch. „Du hast einen Führerschein?“

Die Frage rief ein Lächeln auf seine Lippen, das nicht weit von einem Grinsen entfernt war. „Inzwischen ja, ich musste auch lange genug darauf warten. Aber ich habe schon seit Jahren geübt, also müssen Sie nicht befürchten, dass ich uns gegen einen Baum setze.“

„Von Vorschriften lasst ihr euch nicht besonders beeindrucken, was?“

„Nun, Sie doch auch nicht, Richard.“ Brad stieß von der Wagentür ab, trat auf den Älteren zu und richtete dessen Krawatte, die vorher nicht ganz perfekt gesessen hatte.

Der ließ ihn gewähren, allerdings nicht ohne einen Kommentar. „Du hast immer noch nicht gelernt, dass man nicht einfach den persönlichen Raum eines anderen eindringt.“

Er legte in einer sehr bewussten Geste beide Hände auf die hemdbedeckte Brust. „Es ist nun wirklich nicht so, als würde ich das bei jedem machen.“

„Na danke sehr.“ Aber Richard klang amüsiert.

Mit einem Auflachen griff er nach der Hand des Älteren. „Kommen Sie, ich möchte nicht zu spät zum Training mit Maria kommen.“

Richard ließ sich mitziehen und gleich darauf saßen sie im Wagen. „Ich stand unter dem Eindruck, dass im Heim nur normaler Unterricht stattfindet“, meinte der Ältere, während dieser sich anschnallte.

„Das ist überwiegend richtig, aber die Kinder bekommen auch regelmäßige Trainingsstunden. Bei den meisten Talenten sind es Kontrollübungen und Grundlagen im Aufbau von Schilden. Maria braucht mit den Schilden natürlich kaum Hilfe, sie ist immerhin ein Precog.“ Er startete und folgte der Auffahrt zu der Straße, die zum Heim führte.

„Und was genau soll das heißen?“ Richard klang aufrichtig interessiert.

„Ich nehme an, im Institut hatten sie das nicht herausgefunden. Aber Precogs haben natürliche Schilde, die ihr Talent zur Außenwelt hin abschirmen und auch sie selbst schützen. Von daher fällt es uns in der Regel leicht, auch weitere Schilde aufzubauen.“ Ein Mundwinkel zuckte nach oben. „Telepathen sind dafür wirklich dankbar.“

„Das klingt irgendwie nicht ganz real…“ Der Ältere sah ihn nicht an, sondern nach draußen, wo die Landschaft an ihnen vorüberzog.

„Oh, das ist es aber.“ Richards Haltung erinnerte ihn an seine erste Fahrt zum Heim. „Sie waren noch nicht häufig Draußen, seit Sie hergekommen sind, hm?“

Der Blick grau-grüner Augen traf ihn. „Nur wenn es absolut erforderlich für Geschäftsabschlüsse war. Es ist wirklich erstaunlich, dass absolut niemand misstrauisch geworden ist.“

Er antwortete mit einem minimalen Schulterzucken. „Warum sollten sie? Immerhin führen Sie Ihre Geschäfte wie gewohnt weiter, auch wenn sich Ihr Büro jetzt woanders befindet. Außerdem sind wir im Notfall noch da, um Neugierige abzulenken.“

„Es läuft für euch also alles bestens.“ Ein wenig sarkastisch.

„Das tut es häufig. Wir sind schließlich, was wir sind.“ Er blickte kurz zu dem Älteren hinüber. „Übrigens sind Sie auch ausgesprochen erfolgreich, wie ich gehört habe. Ihre Unternehmensgruppe expandiert stetig.“

Ein trockenes Schnauben. „Ich verstehe nun einmal meine Arbeit. Und ich kann nicht leugnen, dass es ausgesprochen hilfreich ist, eure Organisation im Rücken zu haben.“

„Ich habe es Ihnen ja gesagt.“

Richard sagte sehr lange nichts, erst als er bereits einparkte, erhielt er eine Reaktion. „Ich hätte trotzdem lieber mein altes Leben behalten.“

Er schnallte sich ab und braune Augen verengten sich leicht, als er sich zu dem Älteren hinüberlehnte. „Niemand wird sich dafür bei Ihnen entschuldigen. Es war Ihre Entscheidung, auch wenn Sie das Ergebnis damals nicht absehen konnten.“ Ein Lächeln begann an seinen Mundwinkeln zu ziehen. „Ganz unabhängig davon habe ich gerne Ihre Bekanntschaft gemacht. Es gibt bedauernswert wenige Leute, die ihren Verstand zu benutzen wissen.“

Richard hätte sich um ein Haar weggelehnt, als er ihm näherkam, weigerte sich aber, dieses Zeichen von Unterlegenheit zu zeigen. Und auf Brads letzte Bemerkung hin erschien ein schiefes Lächeln. „Chris hat bereits gesagt, dass ich mich geehrt fühlen darf, dein Interesse gewonnen zu haben.“

„Herr Hoffmann findet solche Kommentare sicher lustig…“

„Den Eindruck hatte ich auch. Was ihn natürlich nicht widerlegt, nicht wahr?“

„Das müssen Sie selbst entscheiden.“ Amüsiert. Er legte eine Hand an die Wange des Älteren, nur um zu sehen, dass Richard die Augen verdrehte, stieg dann aus. Sein Talent meldete sich und suchend sah er sich um. Gleich darauf fiel sein Blick auf eine Gestalt, die sich vom Sportplatz her näherte.

André kam auf ihn zugerannt, bremste so knapp ab, dass der Junge beinahe in ihn hineingelaufen wäre. „Guten Morgen, Herr Crawford“, wurde er munter begrüßt.

„Guten Morgen, André. Was machst du denn hier?“

„Ich habe mir gemerkt, dass Sie heute wieder herkommen. Also habe ich mich bei meinem Lauftraining beeilt.“

„Und du hast immer noch genug Energie, um wie ein Irrwisch durch die Gegend zu flitzen…“ Belustigung blitzte in braunen Augen auf.

„Ich gehöre zu den besten beim Training“, wurde ihm stolz verkündet. Dann huschten die blauen Augen hinter ihn, wo Herr Walter gerade ausstieg. „Herr Schneider ist wieder nicht dabei?“, kam eine nicht wirklich unerwartete Frage.

„Er gehört zum Triumvirat. Da hat er andere Aufgaben als dich besuchen zu kommen.“

Der Junge zog einen Flunsch. „Ich wünschte, er wäre mein Trainer.“

„Ich versichere dir, das haben wir inzwischen mitbekommen.“ Er wuschelte durch die Haare des kleinen Telepathen. „Aber das ist die Aufgabe für einen Instruktor.“ Ein weiterer Junge näherte sich ihnen und er schenkte ihm ein Lächeln. „Hallo, Nagi-kun.“

„Herr Crawford.“ Er erhielt eine Verbeugung, dann wandte sich Nagi an seinen Freund. „Wir müssen wieder zurück, die nächste Einheit fängt gleich an.“

André zog die Nase kraus, verabschiedete sich dann aber ohne Proteste und folgte Nagi zurück zum Sportplatz.

Richard sah ihnen nachdenklich nach. „Wird das nicht zu viel für die Kinder, wenn sie sogar am Sonntag nicht frei haben?“

„Die Trainingseinheiten halten sich in Grenzen und ansonsten haben sie sonntags keinen Unterricht. Und samstags gibt es nur den halben Tag Unterricht. Von daher bleibt genug Zeit zur Erholung.“ Er schenkte dem Älteren ein belustigtes Lächeln. „Wenn Sie Verbesserungsvorschläge haben, können Sie sich gerne an Herrn Franken wenden. Er ist in erster Linie für die Ausbildung verantwortlich und würde Ihnen auf jeden Fall zuhören.“

Ein misstrauischer Blick traf ihn. „Machst du dich gerade über mich lustig?“

Brad schüttelte den Kopf. „Nein, ich meine es durchaus ernst.“ Er warf einen Blick auf die Uhr. „Wir haben noch etwas Zeit, bevor ich zu Maria muss. Wie wäre es, wenn ich ihnen mehr vom Heim zeige und erzähle. Anschließend können Sie vielleicht besser beurteilen, ob unser Vorgehen zu hart ist.“

„Gut“, ging Richard auf seinen Vorschlag ein.
 

~TBC~
 

Wie nicht schwer zu erraten, hat Maria im nächsten Kapitel wieder einen kleinen Auftritt ^^

cya, cu ^-^

"Ihr habt eine tickende Zeitbombe in eurem Kopf und es macht euch nichts aus?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 142/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Maria hat schlechte Nachrichten…

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Nun, wenigstens hat er nichts gegen Maria, nicht wahr? *zwinka* Was auch ganz gut so ist, wie du heute noch sehen wirst… ^^°

Jupp, Brad ist recht anhänglich, wenn es um Richard geht. Auch wenn es ihm nicht wirklich bewusst ist. Umso mehr Grund für Herrn Hoffmann, die Situation von Richard sehr unterhaltsam zu finden. Er nutzt gerne die Gelegenheit, Richard damit aufzuziehen *grins*
 

@Kralle: *winkz*
 

„Und warum werden wir sie nicht nach Rosenkreuz bringen?“

Er musterte den Boden. „Du erinnerst dich daran, dass du mir mal erzählt hast, wie es um unsere Schilde bestellt ist?“

„Natürlich.“ Die Antwort kam rasch, ihre Bedeutung ging dem Älteren erst ein paar Schritte später auf. „Oh…“
 

(Anders und Brad über Maria, Finding Home, Teil 8)
 

Teil 142 „Ihr habt eine tickende Zeitbombe in eurem Kopf und es macht euch nichts aus?“
 

„Und das hier ist zu guter Letzt der Raum, wo die Kinder ihre Abschlussprüfung schreiben. Michael testet gleichzeitig, ob sie ihre Talente ausreichend unter Kontrolle haben, um die anderen Schüler auf Rosenkreuz nicht zu sehr zu beeinträchtigen.“ Sie betraten beide den Raum und Brad wies auf den Spiegel, den er sonst nur von der anderen Seite sah. „Dahinter befindet sich noch ein Zimmer. Wenn die Kinder wüssten, dass der Test aus mehr als der schriftlichen Prüfung besteht, könnte das Ergebnis verfälscht werden.“

Richard nickte, dann zupfte ein Lächeln an dessen Lippen. „Ich wette, du hast mit fliegenden Fahnen bestanden.“

Eine Augenbraue rutschte in die Höhe. „Nun, Sie haben Recht, aber anders als Sie denken. Ich war nie hier im Heim untergebracht, sondern hatte den schriftlichen Test auf Rosenkreuz absolviert.“

„Aber…“ Der Ältere runzelte nachdenklich die Stirn. „Solltest du dafür nicht etwas zu jung gewesen sein?“

„Ich war zehn“, bestätigte er. „Was mich trotzdem nicht davon abgehalten hat, die volle Punktzahl zu erreichen. Und meine Schilde waren mehr als ausreichend.“

Das brachte ihm ein Kopfschütteln ein. „Allmählich verstehe ich, warum du schon solche verantwortungsvollen Aufgaben übernimmst.“

„Jetzt erst? Ich könnte mich fast beleidigt fühlen.“ Er lachte.

Richard neigte langsam den Kopf. „Vielleicht bin ich davon ausgegangen, dass du eine gewisse Vorzugsbehandlung erfahren hast.“

Missbilligend musterte er den Anderen. „Sie haben immer noch eine falsche Vorstellung von Michael, nicht wahr? Außerdem zählt bei uns nur Leistung. Versager können wir nicht gebrauchen.“

Grau-grüne Augen wurden für einen Moment geschlossen. „Das mag sein. Allerdings ändert das nichts an der Tatsache, dass euch einige der Sitten hier anderswo vor den Richter bringen würden.“

Amüsiert legte er eine Hand auf Richards Unterarm. „Warum sollten wir uns an den Talentlosen orientieren? Schließlich sind wir besser als sie.“

„Eingebildet bist du gar nicht, was?“ Es lag eine gewisse Ungläubigkeit in diesen Worten, anscheinend war Richard noch nicht ausreichend von Herrn Hoffmann vorgewarnt worden.

„Es ist keine Einbildung, sondern Tatsache.“ Seine Hand rutschte weiter nach unten, umfasste die des Älteren. „Jetzt haben Sie alles Wichtige gesehen und wir wollen Maria nicht warten lassen.“ Damit setzte er sich in Bewegung und Richard folgte ihm gezwungenermaßen.

„Du weißt, dass ich auch alleine laufen kann?“, wurde er trocken gefragt.

„Natürlich weiß ich das.“ Aber er ließ die Hand trotzdem nicht los.

Sie kamen sogar ein paar Minuten zu früh an, doch Maria war bereits da, vertieft in ein Buch. Als sie eintraten, hoben sich dunkelblaue Augen von dem Buch und erfassten zuerst ihn, dann seinen Begleiter. Das Mädchen hatte Richard seit damals nicht mehr gesehen und es war schwer zu beurteilen, was sie in diesem Moment dachte.

„Guten Tag, Herr Crawford, Herr Walter“, wurden sie schließlich begrüßt.

Richard fühlte sich ein wenig unbehaglich, Brad konnte es spüren, auch wenn der Ältere es zu verbergen versuchte. Dennoch wurde die Begrüßung erwidert, als stände nichts zwischen den beiden.

„Richard interessiert sich für unsere Ausbildung hier. Ich hoffe, du hast nichts gegen seine Anwesenheit einzuwenden.“ Es war die Wahrheit, wenn auch nicht wirklich der Grund für das Hiersein des Anderen.

„Es ist in Ordnung.“ Maria schien es aufrichtig zu meinen.

Brad nahm die Entscheidung mit einem knappen Nicken zur Kenntnis und deutete seinem Begleiter, auf einem der freien Stühle Platz nehmen, bevor er sich zu Maria setzte. Sie arbeiteten einige der Standardübungen durch, die das Mädchen mit Bravour absolvierte, bevor er sich schließlich zurücklehnte und zum informellen Teil überging.

„Wie erwartet ist dein Talent weit genug, um nach Rosenkreuz zu wechseln. Wie steht es mit dem Unterricht?“

Maria lächelte leicht. „Ich habe einen Großteil des verpassten Stoffs bereits nachholen können. Ich sollte es also schaffen, in einem Jahr zusammen mit den anderen in meinem Alter zu wechseln.“ Sie schwieg für einen Moment und ihr Lächeln löste sich förmlich in Luft auf, während sie den Blick senkte. „Aber…“ Er konnte regelrecht sehen, wie sie sich an etwas zu denken erlaubte, was sie bisher nach Kräften ignoriert hatte.

„Ja?“, hakte er nach, als sie nicht weitersprach.

Die dunkelblauen Augen fanden wieder seinen Blick. „Ich kann es nicht sehen. Und ich sollte es.“

Nachdenklich neigte er den Kopf. Ja, das sollte Maria wirklich, in dieser Hinsicht war ihr Talent sogar besser als seins. Auch wenn er nicht unbedingt tauschen wollen würde, so war es schon interessant einen Precog zu erleben, der nicht nur relativ weit in die Zukunft sehen konnte, sondern nicht einmal daran gebunden war, dass Gesehene selbst erleben zu müssen.

„Vielleicht ist es eine Blockade?“, schlug er schließlich vor.

Sie schüttelte den Kopf. „Das ist unwahrscheinlich. Denn ich sehe Ereignisse, die geschehen, nachdem ich gewechselt haben sollte. Aber für mich selbst – rein gar nichts. Nicht auf der Schule, nicht hier, nirgendwo.“ Ihre Stimme verkam zu einem Flüstern. „Es ist, als wäre ich nicht mehr da.“

Er weigerte sich zunächst, zuzugeben, was das bedeutete, doch alles Leugnen würde nichts an der Wahrheit ändern. „Es könnte sein, dass deine Schilde die Weiterentwicklung deines Talents nicht mitmachen…“

Sie sah zur Seite, zur Wand, überall hin, nur nicht zu ihm. „Das… befürchte ich auch…“

Es sollte das Ende bedeuten, aber Brad war nicht bereit, so leicht aufzugeben. „Vielleicht gelingt es uns, etwas zu ändern. Wir sind vorgewarnt, was normalerweise nicht der Fall ist, weil Precogs in deinem Alter ganz einfach noch nicht gut genug sind, um so etwas vorherzusehen. Wir werden einen Telepathen einschalten. Dem könnte es gelingen, deine Schilde zur Weiterentwicklung anzuregen.“

Maria biss sich auf die Unterlippe, atmete tief durch. Und sie schaffte es, ein wenig Hoffnung zu finden. „Wir haben noch Zeit, nicht wahr? Es könnte wirklich gelingen, schließlich hat noch niemand das Gegenteil bewiesen.“ Ihr Blick richtete sich abrupt auf Richard, der beinahe zusammengezuckt wäre. „Anscheinend muss ich Ihnen doch dankbar sein für alles. Denn ohne Sie wäre ich nicht hier. Und dann könnte mir niemand helfen.“

Der ältere Mann wusste nicht, was er darauf erwidern sollte, er hatte wahrscheinlich nicht einmal genau verstanden, worum es ging. Also nickte Richard ihr einfach nur stumm zu, was ihm ein winziges Lächeln einbrachte.

Dann sah Maria auf die Uhr und wandte sich wieder Brad zu. „Ich muss gleich zum Sportplatz.“

Es war wahr und trotzdem wusste er sehr genau, dass das Mädchen gerade einen Rückzug antrat. Und er würde ihr diese Möglichkeit natürlich nicht nehmen. „Ich werde mich um alles kümmern, wenn ich zurück auf Rosenkreuz bin“, versprach er ihr daher nur, bevor er sich erhob.

Richard tat es ihm nach und nach einem kurzen Abschied waren sie allein auf dem leeren Flur. Sie schwiegen beide, während sie die Schule durchschritten und erst als sie den Wagen erreichten, ergriff der Ältere das Wort.

„Was genau ist da gerade besprochen worden?“

Brad zögerte, lehnte sich dann gegen das Auto. „Sie erinnern sich, dass ich Ihnen von den natürlichen Schilden erzählt habe, die Precogs besitzen?“

Richard nickte langsam.

„Nun, wir nennen sie deswegen natürliche Schilde, weil sie von alleine entstehen. Was auch gut so ist, schließlich benötigen wir sie in der Regel, bevor wir überhaupt wissen, dass wir das Talent haben.“

„Also hat sie doch Schilde, nicht wahr?“ Der Ältere wirkte ein wenig verwirrt.

„Das ja – und sie sind ausreichend, für die aktuelle Stufe ihres Talents. Aber wie bei anderen Talenten auch wird es sich noch weiterentwickeln.“ Er ließ die Aussage in der Luft hängen.

Und Richard begriff. Die Farbe wich aus dem Gesicht des Älteren, bevor dieser sich mit einer Hand schwer am Dach abstützte. „Ihr habt eine tickende Zeitbombe in eurem Kopf und es macht euch nichts aus?“

Brad lächelte leicht, trat näher an ihn heran. „Nur die Precogs sind besonders gefährdet, daher gibt es auch unterdurchschnittlich wenige von uns. Und sie sterben in der Regel sehr jung, bevor sie überhaupt wissen, was passiert. Marias Fall tritt nur selten auf.“

„Das macht es auch nicht besser.“ Tonlos. Aber Richard gewann die Kontrolle zurück und dessen Gesichtsfarbe normalisierte sich wieder.

Er neigte den Kopf ein wenig zur Seite, ernst jetzt. „Niemand von uns würde sein Talent weggeben wollen, nur um diesem Risiko zu entgehen. Es ist der Preis, den wir dafür zahlen, besser zu sein als ihr Talentlosen.“

„Er ist zu hoch.“

„Das ist doch lächerlich. Denken Sie nur mal daran, wie leicht jedem normalen Kind Draußen etwas passieren kann. Wir haben eindeutig einen Vorteil. Der Preis kann niemals zu hoch sein.“

Richard seufzte. „Ich kann dich nicht überzeugen, was?“

Brad schnaubte amüsiert. „Warum sollten Sie das überhaupt wollen?“

Der Ältere antwortete nicht darauf, schloss die Augen und hob das Gesicht dem Himmel entgegen. „Ich glaube, ich muss von hier wegkommen…“

Die Worte klangen erschöpft und das gefiel ihm gar nicht. Richard schien tatsächlich eine Auszeit von Rosenkreuz zu benötigen. Möglicherweise lag es ja daran, dass er ihre Welt so spät kennengelernt und daher Schwierigkeiten hatte, sich wirklich anzupassen. Oder einfach nur zu akzeptieren, dass er die Kontrolle über sein eigenes Leben verloren hatte. Brad musste zugeben, dass ihn so etwas auch in den Wahnsinn treiben könnte. Er sah zur Seite und ein Mundwinkel zuckte für einen Augenblick nach oben. Wenn er ehrlich war, hatte er sogar einen Großteil der Kontrolle aufgeben müssen. Doch dafür hatte er etwas erhalten, das es wert war. Und er würde Michael auch freiwillig wählen. Sein Blick kehrte zu dem Älteren zurück, dessen Haltung unverändert war. Richard hatte nichts im Tausch erhalten… Er lehnte sich noch etwas näher, legte seine Hand auf die des anderen Mannes. „Vielleicht kann ich Ihnen so etwas wie einen Urlaub verschaffen. Oder vielleicht keinen richtigen Urlaub, aber zumindest einen Ortswechsel.“

Schweigen zunächst, dann: „Und wie willst du das schaffen?“

„Das Schuljahr ist so gut wie vorbei, das heißt, ich werde bald Japan meinen jährlichen Besuch abstatten. Herr Hoffmann wird mich wieder begleiten und ich sehe keinen Grund, warum Sie das nicht auch tun könnten. Immerhin kennen Sie unsere Geschäfte hier inzwischen besser als ich.“

Grau-grüne Augen wurden wieder geöffnet, suchten seinen Blick und musterten ihn eindringlich. „Ich werde nicht nein sagen, falls du den Vorschlag wirklich durchbekommst.“

Seine Mundwinkel hoben sich in ein winziges Lächeln. „Michael hat es Ihnen bereits gesagt. Ich mache keine Vorschläge, wenn ich ein Scheitern für wahrscheinlich halte.“

Die Augen des Älteren verengten sich kurz. „Ihr Precogs könnt sehr arrogant sein, nicht wahr?“

„Ich würde es eher als selbstbewusst bezeichnen.“ Und dieses Lächeln war sehr ausgeprägt.

Die Fahrt im Anschluss verging zwar in Schweigen, aber es hatte nichts Drückendes an sich. Richard schien den Moment, der einer Depression unangenehm nahe gekommen war, überwunden zu haben, und war jetzt einfach nur noch nachdenklich.

Brad überließ ihn seinen Überlegungen, sah keinen Grund, den Älteren zu stören. Lieber bereitete er sich innerlich schon auf das Gespräch mit Herrn Franken vor. Auch wenn sein Talent keinen Misserfolg vermeldete, so konnte es ganz bestimmt schaden.

Sie hatten den Wagen bereits in der Garage geparkt und waren auf dem Weg zum Hauptgebäude, als sie beide aus ihren Gedanken gerissen wurden.

„Herr Crawford, Herr Crawford!“ Es war ein Mädchen, das zuvor auf einer Decke in der Sonne gesessen hatte, und nun auf Brad zugelaufen kam.

Er sah ihr entgegen und brauchte nicht lange, um sie einzuordnen. Es handelte sich zwar um eine Telekinetin, aber er kannte sie aus dem Mathematikunterricht. „Was kann ich für dich tun, Stephanie?“, erkundigte er sich freundlich.

Ihm wurde ein etwas scheues Lächeln geschenkt, doch das hinderte das Mädchen nicht daran, ihr Anliegen vorzubringen. „Ich habe eine Aufgabe bekommen, aber egal wie viel Mühe ich mir gebe, ich bekomme es einfach nicht hin.“ Sie verzog das Gesicht frustriert.

Neben sich bemerkte er, wie Richard interessiert das Gerät in Stephanies Hand musterte, doch er bezweifelte, dass der Ältere wirklich erkannte, was er vor sich hatte. Auf den ersten Blick sah es wie ein simples Geduldsspiel aus, solches, in dem man durch Kippen des Kastens eine bestimmte Anzahl von Kugeln in die vorgegebenen Löcher bringen musste. Aber das wäre zu einfach gewesen und würde der Technik, die verborgen unter der Verkleidung lag, nicht gerecht werden. Brad streckte die Hand aus und Stephanie überreichte ihm bereitwillig das Gerät.

„Ah, die Version mit drei Kugeln.“ Er lächelte amüsiert. „Es ist also das erste Mal, dass du diese Aufgabe bekommen hast, hm?“

Das Mädchen nickte zustimmend. „Ich muss die Kugeln mit meinem Talent ins Ziel steuern, darf aber nur eine nach der anderen bewegen. Und während ich die erste bewege, muss ich die anderen beiden schweben lassen, weil sie sonst gleich beim Start ins Loch fallen und damit disqualifiziert werden. Und selbst wenn ich es schaffen sollte, die erste Kugel ins Ziel zu bringen, so muss ich die dort auch festhalten. Denn sonst fällt sie ins Loch und die ganze Arbeit war umsonst.“ Sie schüttelte den Kopf. „Aber so weit bin ich noch nicht einmal gekommen. Ich schaffe es einfach nicht, mich auf alle drei Kugeln auf einmal zu konzentrieren.“

„Das liegt daran, dass du zu viel auf einmal versuchst.“ Er gab ihr die Vorrichtung zurück. „Du übersiehst, dass das du üben sollst. Und bei einer Übung geht man Schritt für Schritt vor, bis man alles in einem Zug schafft. Also lass die beiden anderen Kugeln einfach nach unten fallen, auch wenn du dafür keine Punkte bekommst. Übe mit der einen Kugel, bis du sie ohne Probleme ins erste Ziel bringen kannst. Dann ins zweite Ziel und schließlich ins dritte. Erst dann beginnst du mit zwei Kugeln zu arbeiten. Während du eine schweben lässt, bringst du die andere wieder zu den verschiedenen Zielpunkten. Und so weiter… Verstanden?“

Ein strahlendes Lächeln antwortete ihm. „Ja, Herr Crawford. Vielen Dank!“ Damit rannte sie zurück zu ihrer Decke.

Richard sah ihr nach, bevor er sich an Brad wandte. „Sie ist eine Telekinetin, nicht wahr? Warum bittet sie ausgerechnet dich um Hilfe?“

„Sie ist nicht die Einzige. Die Kinder haben gemerkt, dass ich ihnen nicht den Kopf abbeiße, wenn sie Fragen stellen. Ich denke, es ging von den Übungsstunden aus, die ich bei den Erstklässler pflichtweise zusätzlich zum Matheunterricht durchführe.“ Seinen Fanclub verschwieg er an dieser Stelle lieber. Wer hätte auch erwarten können, dass Alexander mit seinen Worten damals so Recht behalten würde.

Eine Augenbraue wanderte in die Höhe. „Du bist immer wieder für Überraschungen gut.“

Brad lachte nur.
 

~TBC~
 

Brads Fanclub ist tatsächlich weiter angewachsen ^.~ Er nimmt seinen Job als Instruktor aber auch ausgesprochen ernst ^^

cya, cu ^-^

"Ich hoffe, du hast was meine Versuche ihr zu helfen angeht nicht ebenfalls böse Vorahnungen"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 143/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Mal wieder ein kleiner Einblick in Brads Arbeit ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: *lach* Mit Michael als Vorsitzenden des Fanclubs würden die Mitglieder sicher schnell fliehen ^.~ Und ja, ich habe mal ein weibliches Talent auftauchen lassen, um zu beweisen, dass es sie tatsächlich gibt *zwinka*

An dem Problem mit Maria wird gearbeitet, wie du heute lesen kannst. Aber es ist ein Problem, das sich nicht von heute auf morgen lösen lassen wird. Weswegen du vollkommen Recht hast, wie steuern jetzt auf den Japan-Ausflug zu ^^
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 143 „Ich hoffe, du hast was meine Versuche ihr zu helfen angeht nicht ebenfalls böse Vorahnungen”
 

Er schaute gar nicht erst auf die Uhr, er wusste auch so, dass es bereits sehr spät war. Seine schweren Lider waren Hinweis genug. Die Versammlung hatte sich in die Länge gezogen und es würde nicht die letzte dieser Art sein, bis das Schuljahr vorbei war.

Die Müdigkeit war allerdings fast wieder vergessen, als Michaels Präsenz ihn einzuhüllen begann, je mehr er sich seinem Ziel näherte. Das vertraute Gefühl rief ein unbewusstes Lächeln auf seine Lippen, das auch noch dort war, als er schließlich durch die Tür trat. Und dann spürte er den Älteren nicht mehr nur, sondern konnte ihn auch sehen.

Brads Lächeln wurde augenblicklich erwidert. „Das hat heute lange gedauert, hm?“

Seine Füße trugen ihn von ganz allein zur Couch hinüber, wo er sich neben Michael ziehen ließ. „Wir haben ja auch erst spät angefangen, immerhin gab es vorher noch Klausuren zu korrigieren. Wenigstens waren es die letzten vor der Abschlussprüfung.“ Sein Kopf sank gegen Michaels Schulter. „Erzähl mir nicht, dass du überrascht bist. Du solltest das zu Genüge kennen.“

Der Ältere lachte leise. „Vielleicht hoffe ich ja immer noch, dass die ganze Sache mal schneller erledigt werden kann.“

Er schnaubte nur. „In dem Fall müsst ihr Multiple Choice Tests einführen. Die lassen sich sehr viel schneller auswerten.“

„Den Vorschlag hast du hoffentlich nicht ernst gemeint.“ Er bekam einen strafenden Klaps gegen den Hinterkopf.

„Natürlich nicht.“ Nun lachte auch er.

Michael schlang beide Arme um ihn, zog ihn auf seinen Schoß, um ihn dann kurz zu küssen. „Der Stress ist ja bald wieder vorbei.“

„Hm…“ Er lehnte sich vor, bis seine Stirn an der von Michael ruhte, einfach, weil es sich gut anfühlte. Mit geschlossenen Augen sprach er weiter. „Hast du schon darüber nachgedacht, ob ihr Alexanders Einsatz genehmigen werdet?“

„Warum sollten wir nicht? Seine Ergebnisse sind bisher vollkommen zufriedenstellend, was sich mit der Prüfung kaum ändern wird. Und du würdest wohl nichts vorschlagen, bei dem er keinen Erfolg hätte.“

Er lächelte, bevor er es dieses Mal war, der den Anderen küsste. „Es ist ja nicht nur, dass ich ihn in _irgendeinem_ Field-Team unterbringen möchte…“

„Stimmt, da gibt es noch ein paar Sonderwünsche. Aber nichts, was ich nicht erfüllen könnte.“

„Ich wusste schon, warum ich dich ausgesucht habe.“ Belustigt und ernsthaft zugleich. Er schlug die Augen auf und lehnte sich zurück.

Eisblau begegnete seinem Blick. „Das hast du zweifellos…“, wurde ihm zugestimmt. Dann neigte Michael den Kopf leicht zur Seite. „Du willst noch irgendetwas, nicht wahr?“

„Mehrere Sachen“, stellte er klar.

„Bescheiden bist du wohl gar nicht…“ Michael seufzte nicht ganz echt. „Lass mich raten, du willst es Anders sagen und Alexander selbst rüberbringen.“

Mit gespieltem Erstaunen sah er ihn an. „Woher weißt du das? Es ist fast so, als könntest du Gedanken lesen!“

Eine Augenbraue wurde in die Höhe gezogen. „Ich gewinne allmählich den Eindruck, dass dir die späte Stunde nicht bekommt.“ Und im nächsten Moment fand er sich auf dem Rücken wieder und wurde abgekitzelt. Er ließ es sich gefallen, weil er genau wusste, wie die ganze Sache enden würde.
 

„Hallo Brad.“

„Herr Schumann“, nickte er dem älteren Instruktor zu, nahm dann neben ihm Platz. Gleich darauf war er in die bereitgelegten Unterlagen vertieft, während sich der Raum um sie herum füllte.

„Es sieht ganz so aus, als wären alle hier“, stellte Herr Schumann schließlich fest. „Dann können wir ja anfangen.“ Als kein Widerspruch kam, fuhr er fort. „Vor Ihnen sind die Ergebnisse der Abschlussprüfungen. Wie Sie sehen werden, ergaben sich keine Überraschungen…“, eine kurze Pause wurde eingelegt, in der Herrn Schumanns Lippen ein schmales Lächeln formten, „außer vielleicht, dass Silvia und Benjamin mit Ach und Krach bestanden haben.“

Ein leises Lachen lief durch die Runde und Brad war ebenfalls amüsiert. Normalerweise geschah es selten, dass die Ergebnisse so knapp ausfielen. Die Instruktoren ermunterten die betreffenden Schüler schon vorher, sich auf den Hosenboden zu setzen und noch bestehende Lücken zu füllen. Aber manchmal half eben auch das nicht, was unterschiedliche Gründe haben konnte. Wie auch kurz darauf zur Sprache kommen würde.

Ihnen wurde genug Zeit gegeben, einen Überblick zu gewinnen, wofür sie natürlich nicht lange benötigten. Sie alle kannten die Schüler gut und die Noten stellten nur eine Bestätigung dar.

„Gibt es jemanden, der aus Ihrer Sicht zurückgestellt werden sollte, auch wenn es keine Durchfaller gab?“, fragte Herr Schumann schließlich.

Brad lehnte sich zurück. In diese Frage musste er sich nicht einmischen. Die drei Precogs des Abschlussjahrgangs waren auf jeden Fall gut genug, um die Schule verlassen zu können und was sein Hauptfach anging… er musste zugeben, dass Mathematik auf der Stufe, wie sie zum Schluss unterrichtet wurde, selten praktische Anwendung bei ihnen fand.

Es war Herr Rudert, der das Wort ergriff. „Zu Benjamin kann ich nichts sagen, aber ich würde vorschlagen, dass Silvia noch ein Jahr länger hier bleibt. Sie ist erst mit vierzehn nach Rosenkreuz gekommen und sie wollte versuchen, mit ihrer Altersgruppe zu graduieren. Ihre Pflichtkurse hat sie natürlich geschafft, aber auch nicht mehr. Sie hat ein helles Köpfchen, es wäre schade, sie jetzt schon rauszuschicken. Mit mehr Grundlagen können wir sie in einem Jahr unmittelbar für anspruchsvollere Aufgaben einsetzen, vor allem, da ich ihre Zukunft sowieso nicht in einem Field-Team sehe.“ Der Empath schloss seine Ausführungen ab und Herr Schumann nickte verstehend.

„Gibt es Gegenmeinungen? Sie ist zweifellos ein Grenzfall, das Triumvirat wird unsere Entscheidung also höchstwahrscheinlich anerkennen, egal, wie sie ausfällt.“ Der Instruktor musterte jeden anwesenden Instruktor und wartete jeweils ein Kopfschütteln ab.

Brad hegte den Verdacht, dass Herr Schumann dabei auch auf Meinungen achtete, die vielleicht nicht ausgesprochen wurden, doch in diesem Fall schien es so etwas nicht zu geben.

„Gut, in dem Fall kommen wir zu Benjamin. Ihre Ansicht, Frau Krüger?“, wurde direkt die für den Jungen zuständige Instruktorin angesprochen.

Diese verzog flüchtig das Gesicht, bevor sie den Kopf schüttelte. „Benjamin ist vom Heim zu uns gekommen, das heißt, bei ihm galt es nicht, versäumten Stoff nachzuholen. Ein weiteres Jahr würde seine Ergebnisse sicher verbessern, aber im Verhältnis zur aufgewendeten Zeit dürfte die Verbesserung enttäuschend gering ausfallen. Er ist einfach kein Theoretiker, während es an seinem Talent nichts auszusetzen gibt. Er hat als Telekinet sogar eine bessere Kontrolle als der Durchschnitt. Ich bleibe bei meiner Empfehlung, dass er seinen Abschluss bekommt und in ein offensives Field-Team gegeben wird, am besten mit einem erfahrenen Anführer. Immerhin _hat_ er bestanden.“

„Herr Müller, Sie hatten das letzte Mal Bedenken?“, wandte sich Herr Schumann danach an einen weiteren Instruktor.

Der Telepath funkelte Frau Krüger kurz an, offensichtlich gefiel es ihm nicht besonders, nicht Recht behalten zu haben. Doch er hielt nicht an seiner Meinung fest, wo es unnütz gewesen wäre. „Wie Frau Krüger bereits gesagt hat, er hat bestanden. Ich wollte nur verhindern, dass im Falle des Nichtbestehens eine Ausnahme für ihn gemacht wird.“

Die Instruktorin verkniff es sich, daraufhin etwas zu erwidern – zur Erleichterung aller hier. Die letzte Diskussion klang ihnen immer noch in den Ohren.

Herr Schumann lächelte zufrieden, bevor er auch hier mögliche Einwände einholte.

Es ergaben sich keine.

„Was ist mit Ihnen, Herr Neubert, Herr Crawford? Erheben Ihre Talente Bedenken?“

Sie schüttelten beide den Kopf, woraufhin Herr Schumann die Empfehlungen notierte. „Ich werde dem Triumvirat unser Ergebnis vorlegen. Unseren Vorschlägen über die künftigen Einsatzgebiete der Abgänger ist bis auf wenige Ausnahmen gefolgt worden. In den verbleibenden Fällen will das Triumvirat das Ergebnis der schriftlichen sowie der praktischen Prüfungen abwarten. Und wie wir alle wissen, finden letztere erst morgen statt. Falls also jemandem einer der Schüler besonders am Herzen liegt, sollte er vielleicht noch ein paar Argumente sammeln.“ Herr Schumann schloss mit einem amüsierten Lächeln, das von den meisten erwidert wurde.

Danach gab es zum Glück nur noch wenige Punkte zu besprechen, wonach sich die Versammlung schnell aufzulösen begann. Und am Ende war er wieder allein mit Herrn Schumann.

Der ältere Instruktor räumte seine Unterlagen zusammen, lehnte sich dann zurück und musterte ihn. „Womit kann ich dir weiterhelfen?“, wurde er nach einer Weile mit einem leichten Lächeln gefragt.

Er strich sich ein paar schwarze Strähnen aus der Stirn und sein erwiderndes Lächeln geriet ein wenig schief. „Können Sie es sich nicht bereits denken? Ich möchte wissen, ob Sie mit Maria Fortschritte erzielt haben.“

Der Humor verschwand aus dem Blick des Älteren, bevor dieser den Kopf schüttelte. Nicht unbedingt eine Verneinung, aber besonders ermutigend war diese Geste auch nicht. „Es ist wirklich schwer, das zu beurteilen. Ich kann dir sagen, dass ihre äußeren Schilde besser geworden sind, aber wie sollte ich ihre natürlichen ernsthaft testen, ohne Verletzungen oder Schlimmeres für mich oder sogar uns beide zu riskieren?“ Eine kurze Pause wurde eingelegt. „Das ist alles Neuland für uns.“

„Sie sieht sich also immer noch nicht?“

Ein weiteres Kopfschütteln und das war eindeutig eine Verneinung. „Aber immerhin haben wir noch Zeit. Ungefähr ein Jahr muss doch reichen, nicht wahr?“

Seine Mundwinkel zuckten unterdrückt. „Sie klingen nicht besonders überzeugt.“

Das brachte ihm ein Schulterzucken ein. „Vielleicht hätte Herr Schneider mehr Erfolg, er ist immerhin unser stärkster Telepath.“

Aus einem seltsamen Grund baute sich unmittelbar Abwehr in ihm auf als er diesen Vorschlag hörte. Und auch wenn Brad versuchte, sie zurückzudrängen und ernsthaft über diesen Vorschlag nachzudenken, so wollte ihm das einfach nicht gelingen. Er reagierte ohne darüber nachzudenken, als er seine Miene in ein Stirnrunzeln übergehen ließ. „Irgendwie habe ich ein schlechtes Gefühl dabei .“ Es war die volle Wahrheit, auch wenn Herr Schumann die Worte anders auslegen würde.

Der andere Instruktor runzelte ebenfalls die Stirn. „In dem Fall sollten wir alle Experimente besser lassen.“ Ein intensiver Blick traf ihn. „Ich hoffe, du hast was meine Versuche ihr zu helfen angeht nicht ebenfalls böse Vorahnungen.“

Das Stirnrunzeln löste sich in ein Lächeln auf. „Natürlich habe ich die nicht. Ansonsten hätte ich Sie schon längst gewarnt.“

„Da bin ich aber erleichtert.“ Blaue Augen funkelte unwillkürlich amüsiert auf. „Und jetzt solltest du dich besser auf den Weg machen, bevor du noch vermisst wirst.“

Er erhob sich und deutete eine Verbeugung an. „Dem werde ich ganz sicher nicht widersprechen“, verabschiedete er sich und setzte Herrn Schumanns Vorschlag gleich darauf in die Tat um.
 

Die Sonne schien warm auf sie herunter und trotzdem war es nicht zu heiß. Es war Grund genug gewesen, das Büro nach dem Mittagessen mal mit Herrn Hoffmann zu verlassen und Richard hatten sie gleich mitgenommen. Immerhin würde sich dieser sicher auch für das interessieren, was Herr Hoffmann zu berichten hatte.

„Und Herr Moriyama hat auch schon angefragt, wann du dieses Jahr kommst. Das wäre dann ein Termin, den du unbedingt wahrnehmen solltest.“

Damit schloss Herr Hoffmann den Überblick über die bevorstehende Reise ab und Brad nickte. „Ich hatte nicht vor, ihn abzusagen“, meinte er mit einem kleinen Lächeln. Er blieb stehen, als Stimmen vom Schwimmbecken her zu ihnen herüberhallten, nahm den vertrauten Anblick in sich auf. Unter anderen Umständen würde er jetzt vielleicht zu ihnen gehören, auch erst dieses Jahr seinen Abschluss machen… Brad schüttelte den Gedanken, innerlich ein wenig amüsiert über sich selbst, wurde dann durch Richard abgelenkt, der Herrn Hoffmanns Vortrag genauso aufmerksam gefolgt war wie er selbst.

„Du kennst Herrn Moriyama – und anscheinend auch noch gut?“ Grau-grüne Augen musterten ihn ungläubig.

Er kam gar nicht dazu zu antworten, weil Herr Hoffmann das mit einem Lachen übernahm.

„Du scheinst mir Brad immer noch zu unterschätzen, Reik.“ Der ältere Mann schlang für einen Moment einen Arm um Richards Schulter, lehnte sich an ihn heran, als würde er ihm etwas Vertrauliches mitteilen. „Brad ist sogar derjenige, der unsere Geschäftsbeziehung mit Moriyama Industries erst aufgebaut hat. Die Vorarbeit dazu hat er im zarten Alter von fünfzehn geleistet.“

Brad hielt sich gerade so davon ab, die Augen zu verdrehen. „Wollen Sie mich eigentlich gerade ärgern?“

Herr Hoffmann lachte schon wieder und Richard lächelte ebenfalls. „Das würde mir niemals in den Sinn kommen“, wurde ihm dann wenig glaubhaft versichert. Und als wäre das noch nicht genug, streckte der Ältere gleich darauf die Hand aus und wuschelte ihm durch die Haare.

Richard schien von der Geste wie immer etwas überrascht, sagte aber nichts. Nicht dazu. „Sollte es nicht selbst für dich unmöglich gewesen sein, in diesem Alter bereits Herrn Moriyama zu treffen?“

„Es war nur eine Zufallsbekanntschaft, auf einem Silvesterball.“

„Hm“, nickte Herr Hoffmann. „Und Brad hat nebenbei sogar den Lebensretter für den Sohn den Gastgebers gespielt“, wurde auch noch diese uralte Geschichte hervorgegraben.

Richard war nun sichtlich am Rechnen, dann wollten sich seine Augen weiten, doch er brachte die Reaktion vorher unter Kontrolle. „Du warst der Junge, der damals ins Schwimmbecken gesprungen ist…“

Brad schenkte ihm ein belustigtes Lächeln. „Anders hätte ich ihn kaum vor dem Ertrinken bewahren können.“ Er neigte den Kopf leicht zur Seite. „Sie waren also auch dort, ich hätte es mir denken sollen.“

„Ich hatte gehört, dass ein Vertreter von Rosenkreuz dort sein würde, aber schließlich war es mir zu gefährlich gewesen, mich ihm zu nähern.“ So etwas wie Begreifen spielte kurz über die Miene des Älteren. „Herr Schneider war dort, nicht wahr?“ Er wurde nachträglich blass. „Als Telepath hätte er mühelos herausfinden können, wie viel ich über euch wusste…“ Letzteres wurde sehr leise gesprochen.

Brad runzelte flüchtig die Stirn. „Wir hätten Sie schon früher hergeholt.“ Er suchte den Blick des Älteren. „Ich hätte nichts dagegen gehabt.“

„Du würdest das natürlich sagen…“ Richard schien wenigstens zum Teil belustigt.

Und Herr Hoffmann lächelte dazu.
 

~TBC ~
 

Wie ihr seht, hat Brad Alexanders Zukunft stets im Blick behalten, auch wenn der Empath sich etwas rar gemacht hat in letzter Zeit…

cya, cu ^-^

"Du bist schon wieder egoistisch. Dir hat es ja schon immer gefallen, wenn alle anderen sich von mir ferngehalten haben"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 144/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Herr Walter mag Michael immer noch nicht ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Kralle: Jupp, endlich habe ich es bis hierhin geschafft. Und wenn Alexander erst einmal seinen Abschluss in der Tasche hat, kann es nach Japan gehen. Warum gerade dann, ist ja bereits durchgeklungen ^^
 

@Jemma: *nick* Brads Talent hatte mit der wagen Warnung Recht. Aber es wird noch eine Weile dauern, bis ihr erfahrt, warum sich besser Herr Schumann um Maria kümmert.

Deine Wortwahl war wirklich gut *lach* Und ja, Brad wird seine beiden Talentlosen mit nach Japan nehmen ^^ Alex wird bis dahin noch ein paar Auftritte haben, anschließend werden wir uns aber etwas gedulden müssen, bis er wieder auftaucht…
 

Teil 144 „Du bist schon wieder egoistisch. Dir hat es ja schon immer gefallen, wenn alle anderen sich von mir ferngehalten haben“
 

Bevor Richard noch etwas hinzufügen konnte, näherte sich ihnen jemand vom Schwimmbecken her.

Alexander verlangsamte seine Schritte erst, als er sie fast erreicht hatte. Brads Begleiter wurden kurz gemustert und dann als Talentloser abgetan, weshalb er sich auch nicht über die folgende Anrede wunderte.

„Brad, ich habe bestanden!“ Er erhielt eine Umarmung.

„Also wenn du daran gezweifelt hast, warst du damit der Einzige“, gab er trocken zurück. „Aber trotzdem herzlichen Glückwunsch.“

Der Andere ließ sich nicht ärgern, sondern grinste nur breit. „Vielen Dank. Aber deswegen bin ich nicht hier.“ An dieser Stelle zögerte Alexander und Brad zog fragend eine Augenbraue hoch, was Aufforderung genug war. „Kommst du mit mir zu Party?“

Die zweite Augenbraue gesellte sich zur ersten, bevor er seine Gesichtszüge wieder unter Kontrolle brachte. „Du weißt, dass ich ein Instruktor bin? Du kannst zwar jeden beliebigen Schüler als Begleiter wählen, aber bei mir hast du kein Glück damit. Wenn es anders wäre, hätte ich damals Michael gewählt und nicht einen von euch.“

Alexanders Miene fiel für einen Moment in sich zusammen, dann zuckte dieser scheinbar ungerührt mit den Schultern. „Einen Versuch war es wert…“ Er wurde am Arm gepackt und etwas zur Seite gezogen, so dass die anderen beiden sie nicht mehr hören konnten. „Wenn ich früh gehe, können wir uns dann noch einmal treffen? Es ist das letzte Mal, dass ich dich sehen kann.“

Brad musterte ihn für eine Weile, bevor ein Lächeln seine Lippen zu kurven begann. „Wir reden nach der Zeugnisausgabe noch einmal darüber, ja? Vielleicht hast du es dir bis dahin anders überlegt und willst doch feiern.“

Alexander schüttelte den Kopf. „Ich überlege es mir bestimmt nicht anders.“ Und nun war das Grinsen zurück. „Also halte schon mal einen Platz in deinem Terminkalender frei.“ Ein Kuss wurde auf seine Lippen gedrückt und im nächsten Moment war Alexander auch schon verschwunden.

Er kehrte zu Herrn Hoffmann und Richard zurück, letzterer blickte ihm neugierig entgegen.

„Von was für einer Party hat er gesprochen?“

Überlegend neigte er den Kopf leicht zur Seite. „Hm, Sie waren letztes Jahr zu der Zeit noch nicht hier… Die Absolventen bekommen am letzten Abend hier eine Abschiedsfeier. Getränke, Essen, Musik – und keine Instruktoren. Wir lassen ihnen freie Hand, solange es nicht zu sehr ausartet.“

„Mit Alkohol?“ Richard schüttelte den Kopf. „Das hätte ich wirklich nicht von euch erwartet.“

„Die abschreckende Wirkung einer durchzechten Nacht hat sich als ausgesprochen hilfreich erwiesen“, mischte sich Herr Hoffmann deutlich amüsiert ein. „Ich habe die Absolventen schon häufiger am Morgen danach gesehen und die haben so schnell bestimmt keinen Alkohol mehr angerührt.“

Brad nickte dazu. „Genauso ist es gedacht. Hier können wir ein Auge auf sie haben. Draußen ist das sehr viel schwieriger. Also sollen sie es besser hier ausprobieren.“

Richard verzog das Gesicht. „Ihr seid brutal.“

Er lächelte nur über dieses Urteil, umfasste Richards Handgelenk und setzte sich wieder in Bewegung, damit sie ihren Spaziergang fortsetzen konnten. „Haben Sie denn eine wirklich bessere Lösung?“

Der Ältere dachte kurz aber ernsthaft darüber nach, schüttelte dann geschlagen den Kopf.

„Du weißt, dass es keinen Sinn hat, sich mit Brad auf solche Gespräche einzulassen? Selbst wenn du eine bessere Idee hättest, wüsste Brad es bereits vor dir.“ Herr Hoffmann hatte sich ihnen natürlich angeschlossen und schien jetzt beinahe über Richard zu lachen.

Der machte sich auf die Suche nach einer Ablenkung und brachte das Gespräch zurück auf Alexanders Bitte. „Interessiert es dich eigentlich wirklich, dass du als Instruktor den anderen den Spaß verderben würdest, falls du zu dieser Party gehst?“

Brad gab ein trockenes Schnauben von sich. „Natürlich interessiert es mich nicht. Aber wir werden den Tag darauf nach Japan aufbrechen.“

„Und du möchtest dann ausgeschlafen sein?“ Richard verstand nicht ganz.

Dieses Mal lachte Herr Hoffmann wirklich. „Ah, ich wette, Brad hat einen anderen Grund. Er möchte die verbleibende Zeit ganz einfach mit niemandem als mit Herrn Schneider teilen.“ Trotz der offensichtlichen Belustigung war da etwas in dem Blick des Älteren, das ihm verriet, wie ernst Herr Hoffmann es trotz allem meinte.

Und Richard sah es, musterte ihn zunächst nur stumm. „Hat er Recht?“

Bereitwillig nickte er.

„Ich bin immer noch der Meinung, dass du dir jemanden in deinem Alter suchen solltest. Diesen Jungen eben zum Beispiel.“

„Geben Sie denn niemals auf? Michael gehört mir und ich werde ihn ganz sicher nicht hergeben, nur weil Sie so komische Moralvorstellungen haben.“ Er war dem Älteren wegen dieser Versuche nicht böse, vielmehr amüsierte ihn, dass Richard überhaupt die Notwendigkeit sah, ihn zu ändern zu versuchen.

„Du bist derjenige mit den komischen Moralvorstellungen“, wurde klargestellt.

„Lass es, du bist hier in seiner Welt.“ Herr Hoffmann drückte kurz die Schulter des anderen Mannes, ausgesprochen unterhalten von ihrem Wortwechsel. Als nächstes wandte sich der Ältere an Brad. „Reik hat sehr klare Vorstellungen davon, wie alles sein sollte“, wurde ihm erklärt, als wäre das etwas völlig Neues.

Ein Mundwinkel zuckte nach oben. „Aber gleichzeitig hält er sich nicht einmal an diese Regeln, hm?“

„Deshalb magst du ihn doch so sehr, nicht wahr?“ Ganz unverhofft war da eine Hand, die durch seinen schwarzen Haarschopf wuschelte.

Brad erlaubte sich ein richtiges Lächeln und neigte leicht den Kopf.

„Tja, mein Freund, besser du als ich“, wurde Richard aufgezogen, der sich noch nicht so ganz entschieden hatte, wie er reagieren sollte.

Etwas blitzte in den grau-grünen Augen auf. „Warum müsst ihr beide eigentlich so unnützes Zeug reden? Waren wir nicht eben noch beim Thema von Herrn Schneider?“

Er musste beinahe lachen. „Von mir aus können wir so viel über Michael reden, wie Sie wollen.“ Was natürlich alles andere als das war, was Richard wollte.

Der sah ganz so aus, als würde er etwas darauf erwidern, doch dann ging der Blick des Älteren an ihm vorbei, zu einer Person, deren Annäherung Brad natürlich längst gespürt hatte. „Wenn man vom Teufel spricht…“ In einem dunklen Tonfall.

Brad drückte für einen Moment zu, dort, wo seine Hand immer noch Richards Handgelenk umschloss. Grau-grüne Augen richteten sich auf ihn und er erwiderte den Blick ernst. „Glauben Sie eigentlich wirklich, dass Michael etwas tun würde, dass ich nicht will?“

Abneigung strahlte von dem Anderen aus, doch auf Brads Frage hin schien dieser sich um eine aufrichtige Antwort zu bemühen. „Nein, vielleicht nicht. Aber irgendetwas an ihm…“ Die Worte versandeten an dieser Stelle, als wüsste Richard selbst nicht genau, was er sagen wollte. Oder vielleicht lag es auch daran, dass Michael sie inzwischen erreicht hatte.

Brad lehnte sich zurück, ließ gleichzeitig den Arm des älteren Mannes los. „Hallo Michael“, begrüßte er ihn.

„Brad.“ Wärme ging auf ihn über. „Guten Tag, Herr Hoffmann.“ Eine kurze Pause. „Herr Walter.“

„Guten Tag, Herr Schneider.“ Herr Hoffmann erwiderte den Gruß mit einem Lächeln, musterte dann Richard, der Michael einfach nur regungslos ansah. „Verzeihen Sie bitte seine Unhöflichkeit.“

Er konnte deutlich Michaels Amüsement spüren, als dieser antwortete. „Er steht außerhalb unserer Hierarchie, er muss nicht höflich sein. Was er sehr wohl weiß, wie Sie ihm zugestehen müssen.“

„Er könnte wenigstens so tun als ob“, gab Herr Hoffmann zurück und verpasste Richard gleichzeitig einen leichten Rippenstoß, was diesen aus seiner Regungslosigkeit aufschreckte, aber trotzdem keine Begrüßung aus ihm herausholte.

Michael störte sich weiterhin nicht daran. „Er hat seine Gründe. Immerhin bin ich sein Gefängniswärter. Und es kommt noch hinzu, dass er mein Talent nicht besonders gut verträgt.“

Brad sah das minimale Zucken im Wangenmuskel des Älteren und wusste daher, dass Michael genau den wunden Punkt getroffen hatte. Er neigte den Kopf leicht zur Seite. „Sollten Sie dann nicht eher auf mich wütend sein? Immerhin habe ich Sie gefunden und hierher gebracht.“

Ein flüchtiger Blick traf ihn. „Das hast du. Aber du trägst nicht die Verantwortung dafür.“

„Genauso wenig wie Michael die Verantwortung für das trägt, was damals geschehen ist. Oder für Ihre Entscheidungen, die daraus folgten.“ Seine Erwiderung war sehr ruhig, und dann lächelte er. „Aber ich werde Sie nicht zwingen, ihn zu mögen.“

Michael lachte. „Du bist schon wieder egoistisch. Dir hat es ja schon immer gefallen, wenn alle anderen sich von mir ferngehalten haben.“

Energie glitt durch ihn hindurch, wickelte sich um ihn, Michael merkte nicht einmal etwas davon. „Natürlich“, lautete seine einzige Reaktion. Denn warum sollte er das auch teilen wollen? Und der Gedanke erinnerte ihn aus irgendeinem Grund daran, warum der Ältere überhaupt hier aufgetaucht war. „Ich denke, wir sollten für heute Schluss machen. Michael hat versprochen, jetzt mit mir zu trainieren.“

„Dann pass auf, dass du dir nicht zu viele Blessuren einhandelst, sonst könnte der Flug unangenehm werden.“

„Vielen Dank für Ihre Besorgnis.“ Belustigung funkelte in braunen Augen auf. „Aber ich habe Ihnen schon einmal gesagt, dass Sie nicht an meinen Fähigkeiten zweifeln sollten.“

„Und glaubst du, dass sich an meiner Antwort seitdem etwas geändert hat?“ Eine Augenbraue wanderte in die Höhe.

Brad dachte darüber nach, schüttelte dann den Kopf. „Wohl nicht, hm?“

„Ganz genau.“ Herr Hoffmann deutete eine Verbeugung an. „Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Tag, Herr Schneider.“

„Ebenfalls, Herr Hoffmann. Und Ihnen auch, Herr Walter“, wurde der andere dann mit voller Absicht eingeschlossen.

„Hör auf ihn zu ärgern“, griff er nach Michaels Hand, verschränkte ihre Finger. „Wir sehen uns, Richard, Herr Hoffmann.“

„Er ist erwachsen, er verkraftet das“, gab Michael gutmütig zurück.

Richard schien irgendwie nicht besonders begeistert davon, so aufgezogen zu werden, weigerte sich aber weiterhin, auf Michael zu reagieren.

„Ihr seid schlimmer als zwei Kindergartenkinder.“ Damit setzte er sich in Richtung Sporthalle in Bewegung und der Ältere folgte ihm natürlich. Hinter sich hörte er Herrn Hoffmann lachen.

Er wartete, bis sie außer Hörweite waren, bevor er wieder etwas sagte. „Ist es wirklich dein Talent?“

Michael schwieg für einen Moment, aber nur, weil ihm auf der mentalen Ebene die Emotionen mitgeteilt wurden, die Richard in der Nähe des Telepathen empfand. „Für einen Talentlosen reagiert er überraschend sensibel darauf. Normalerweise dauert es immer eine Weile, bis sie mein Talent als störend empfinden. Es ist ein wenig seltsam, vor allem, da er sich gegen offene Vorstöße wenigstens anfangs als resistent erweist.“

Brad, der sich noch gut an die Gegenwehr erinnert konnte, die Richard gegen Julias Talent an den Tag gelegt hatte, nickte verstehend. Dann huschte ein Lächeln über seine Lippen. „Nun, er ist nicht nur auf diesem Gebiet ein wenig widersprüchlich.“

„Was ihn nur umso interessanter für dich macht, wie Herr Hoffmann auch schon festgestellt hat.“ Amüsement glitzerte in eisblauen Augen.

„Ja, interessant ist er wirklich.“ Deswegen sah er auch ihrem Ausflug nach Japan entgegen, obwohl ihn das wieder von Michael wegführen würde. Er schob den Gedanken für den Moment beiseite. „Alex hat mir erzählt, dass er bestanden hat“, wechselte er scheinbar das Thema.

Er wurde sinnend angesehen. „Ist das eine Frage danach, ob wir seinen zukünftigen Einsatz genehmigt haben?“

„Ihr habt immerhin bis morgen Nachmittag Zeit, eine Entscheidung zu fällen. Oder auch, es euch anders zu überlegen.“

Michael schien schon wieder amüsiert „Du hast es also schon gesehen, ziehst aber in Erwägung, dass es sich noch ändern könnte? Das ist nun wirklich unwahrscheinlich. Aber um dich zu beruhigen kann ich dir versichern, dass diese Unterschrift geleistet wurde. Er hat nie zu den Kandidaten gehört, die sorgfältiger Überlegung bedurften.“ Seine Hand wurde losgelassen, dafür war da ja jetzt ein warmer Druck in seinem Nacken.

„Das ist gut zu hören… aber ich wünschte, Stephan hätte es auch bis hierher geschafft.“ Die Worte kamen über seine Lippen, bevor er überhaupt wusste, dass er so empfand.

Michael schenkte ihm ein seltsam ernstes Lächeln. „Du hast immerhin jemand anderen im Tausch dafür erhalten. Das geschieht selten genug. Und er wird hierbleiben.“

Er zwinkerte, weil er es so noch gar nicht betrachtet hatte. Und dann lächelte er ebenfalls. „Stimmt, Richard wird hierbleiben.“

Die Hand rutschte höher, glitt durch schwarze Haare, bevor sich Michael zu ihm herüberlehnte und küsste.

Es war gar nicht so einfach, sich wieder von dem Älteren zu lösen, aber er hatte sich bereits auf ihr Training gefreut, also tat er es schließlich. So etwas wie ein Lachen geisterte durch seinen Kopf, als Michael diesen Gedanken mitbekam und er schickte ihm Wärme zurück.

Kurz darauf hatten sie ihr Ziel erreicht und betraten die Sporthalle. In der es absolut still war.

„Ich habe dafür gesorgt, dass wir wieder unsere Ruhe haben“, wurde ihm erklärt, kaum dass er diese Feststellung getroffen hatte.

„Unsere Trainingskleidung ist zweifellos auch schon hier, hm?“ Die Frage war nur rhetorischer Natur.

Sie zogen sich um und wärmten sich auf, er selbst mit wachsender Ungeduld, Michael mit so etwas wie Erwartung. Und dann endlich konnten sie anfangen.

Nur ihre Atemzüge durchbrachen die Stille, das leise Geräusch ihrer nackten Füße auf der Matte. Und dann das Aufeinandertreffen ihrer Körper. Er ließ sich völlig in sein Talent fallen und zog Michael mit sich, während er ihn gleichzeitig schützte. Sie wurden so schnell, dass ein normales menschliches Auge ihren Kampf nicht mehr hätte verfolgen können, doch es gab hier sowieso niemanden, der sie beobachtete. Ohne dass er es merkte, begann er zu lächeln, und dann war da gar nichts mehr.

Keiner von ihnen gewann oder verlor, sie schienen einfach nur zu entscheiden, dass es genug war. Innerhalb derselben Sekunde sanken sie zu Boden, lagen nebeneinander, und ihre Lungen pumpten Sauerstoff in ihre Körper, während sich nur ihre Fingerspitzen berührten.

Sehr langsam wandte Brad den Kopf zur Seite, seine Muskeln waren so warm und gleichzeitig erschöpft, dass selbst diese Bewegung fast zu viel erschien. Und er lächelte immer noch.

Michael lächelte zurück, streckte den Arm noch ein Stückchen mehr aus, so dass seine Hand umschlossen werden konnte. Danach dauerte es noch eine Weile, bis er genug zu Atem gekommen war, um etwas sagen zu können. „Du bist wieder besser geworden.“

„Und trotzdem kann ich immer noch nicht gegen dich gewinnen…“

„Dann musst es einfach noch häufiger versuchen.“ Ein Moment der Stille, in dem offenbar ein Gedankensprung erfolgte. „Wenn du dir nicht immer so viel Mühe geben würdest, wärst du nicht schon wieder kurz vor einer Reise nach Japan.“

Er stieß nur ein Schnauben aus. „Du vergisst, dass ich dann nur ein normaler Schüler wäre, der jetzt seinen Abschluss in der Tasche hätte – und gehen würde.“

Schon wieder Stille, dann: „Bleib nicht zu lange weg.“

„Das werde ich nicht. Und wir haben immerhin noch morgen.“
 

~TBC~
 

Wie man merkt, vermisst Michael Brad bereits jetzt… ^^#

cya, cu ^-^

"Nein, keine versteckten Botschaften"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 145/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Alexander erfährt von seinem künftigen Einsatz ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Ja, Richard wird die Gelegenheit erhalten, ein bisschen was von Brads Können zu sehen. Die Frage nach einem möglichen Verkupplungsversuch war sehr lustig für mich, du wirst in ein paar Kapiteln lesen, warum. Ich kann dir jetzt schon verraten, dass es aber anders kommt als du denkst. *grins*

Hm, Alex… ich denke, Michael hätte sich deiner Vermutung angeschlossen. Aber Brad versteht ein bisschen besser. Auch wenn Alexander sehr an ihm hängt, so tut dieser es vor allem, weil Stephan es tat…
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 145 „Nein, keine versteckten Botschaften“
 

„Brad!“

Er wurde am Arm gepackt und beiseite gezogen, so dass sie für diesen Moment unter sich waren. Jedenfalls soweit man das in einem gefüllten Speisesaal behaupten konnte.

„Alexander“, begrüßte er den Anderen mit einem ruhigen Lächeln. „Bloß weil du jetzt deinen Abschluss in der Tasche hast, solltest du dir nicht zu viele Freiheiten herausnehmen.“

Der Empath wischte die Ermahnung beiseite. „Ich habe aufgepasst, niemand hat gerade auf uns geachtet.“ Dann wurde ihm ein Stück Papier unter die Nase gehalten. „Du hast es gewusst, oder? Warum hast du nichts gesagt?“

Er konnte nicht anders, er musste lachen. „Ich habe es dir schon vor einem Jahr gesagt, dass ich versuchen würde, dich in einem Field-Team in Japan unterzubringen.“

„Ja, das schon…“, wurde ihm zugestanden. „Aber danach hast du nie wieder ein Wort darüber verloren. Ich dachte…“

Eine Augenbraue wanderte in die Höhe. „Dass ich es vergessen hätte? Höchst unwahrscheinlich, nicht wahr?“ Er legte eine Kunstpause ein. „Du machst dich übrigens gut in einem Anzug.“

Braune Augen weiteten sich in etwas, das Entsetzen nahe kam. „Du willst doch nicht etwa, dass ich so etwas in Zukunft immer anziehe?“

„Das musst du mit deinem Teamleader ausmachen, für solche Entscheidungen bin ich nicht zuständig“, konnte er seinen Freund beruhigen.

Ein erleichtertes Grinsen breitete sich auf Alexanders Gesicht aus. „Der wird bestimmt nicht so förmlich drauf sein wie du, das ist niemand.“

Brad schüttelte den Kopf. „Werde bloß nicht zu übermütig, du unterstehst immer noch meiner Disziplin. Und du willst es dir doch nicht ausgerechnet kurz vor unserer Reise nach Japan mit mir verderben?“

Alexander sah sich rasch um, bevor ihm ein schneller Kuss auf die Lippen gedrückt wurde. „Du bist mir ja sowieso nicht böse, nicht…“ Plötzlich verlor sich der Satz, als Alexander offenbar Brads Aussage richtig verarbeitet hatte. „Das ist heute nicht die letzte Gelegenheit, dich zu sehen?“

„Bestehst du immer darauf, dass ich dich zur Party begleite?“ Hielt er eine eigene Frage entgegen, die gleichzeitig eine Antwort war.

Alexander grinste schon wieder, doch die Energie hielt nicht lange vor. „Aber du fliegst doch nicht extra wegen mir nach Japan, oder?“

Seine Mundwinkel bogen sich in ein belustigtes Lächeln. „Nein, das wäre wirklich etwas übertrieben. Aber da sowieso ein Besuch dort anstand, habe ich meine Reise so gelegt, dass ich dich gleich mitnehmen kann.“

„Ah…“ Ein ungewohnt zögerliches Lächeln antwortete auf sein eigenes. „Danke sehr.“ Die Gestalt des Gleichaltrigen gewann deutlich an Haltung, als dieser seine Rechte zur Faust ballte und über sein Herz legte. „Ich werde mein Bestes für dich geben.“

„Daran habe ich für keine Sekunde gezweifelt.“

Der Ernst verschwand so schnell wie er aufgetaucht war und dann erhielt er einen weiteren Kuss, diesen jedoch nur auf die Wange. „Bis morgen früh.“ Im nächsten Moment war Alexander in der Menge der nach draußen strebenden Schüler verschwunden.

Brad hingegen wartete darauf, dass jemand anderer neben ihn trat. „Du hast ihn verjagt, hm?“

„Nicht absichtlich.“ In eisblaue Augen trat ein Funken Amüsement. „Aber Alexander ist als Empath nun wirklich nicht schlechter geworden, ganz im Gegenteil, er wird meine Annäherung problemlos gespürt haben.“

Er lehnte sich gegen die Wand in seinem Rücken und sah das kleine Stück auf, das erforderlich war, um Michaels Blick zu begegnen. „Kalt… er hat immer gesagt, dass du kalt für ihn bist.“

Michael trat näher an ihn heran und seine linke Hand wurde ergriffen. „Nun, das ist immer noch besser als wenn ich ihm Kopfschmerzen bereiten würde, nicht wahr?“ Mit einem Lächeln.

Er zuckte mit den Schultern, ein Großteil seiner Wahrnehmung mit dem Gefühl von Michaels Daumen beschäftigt, der über seinen Ring strich. „Ich weiß nicht so recht. Er scheint dir noch stringenter aus dem Weg zu gehen als die Allgemeinheit.“

„Was aber vielleicht auch damit zu tun haben könnte, dass er ein wenig eifersüchtig ist.“ Das Amüsement vertiefte sich, rann als Prickeln durch sein Inneres.

Er atmete tief durch, dann blitzten Zähne in einem Lächeln auf. „Es ist nicht völlig abwegig, aber es war stets Stephan, der mehr hinter mir her war.“

Michael neigte den Kopf, ehrlich überrascht. „Das hatte ich jetzt nicht erwartet.“ Im nächsten Moment schien der Ältere sich an etwas zu erinnern. „Dann wiederum war Stephan es, der dich damals als Erster geküsst hat, nicht wahr?“

Brad verdrehte die Augen. „Und ich weiß noch, dass ich lieber dich gehabt hätte. Bin ich froh, dass diese Zeiten vorbei sind.“

„Wenigstens hast du sie nie völlig vor den Kopf gestoßen. Auch wenn dein Interesse sich in engen Grenzen hielt.“ Michael lobte ihn mühelos im gleichen Satz, mit dem er aufgezogen wurde.

„Etwas soziale Kompetenz musst du mir schon zugestehen.“

„Das muss ich wohl.“ Beinahe mit einem Grinsen. „Auch wenn es ganz nett ist, dass dir nun niemand mehr nachstellt. Abgesehen von deinem treuen Fanclub, natürlich.“

Er zog die Nase kraus „Das musste jetzt ja kommen.“ Als nächstes setzte er ein verschmitztes Lächeln auf. „Keine Sorge, die Kinder können dir ganz sicher nicht gefährlich werden.“ Und da sie inzwischen fast allein in dem großen Raum waren, griff er nach Michaels Krawatte und zog ihn an sich heran, um ihn dann zu küssen. „Deine Pflichten sind für heute erledigt, ja?“, meinte er anschließend.

„Ich stehe ganz zu deiner Verfügung“, wurde belustigt erwidert.

„Ausgezeichnet.“
 

Michael schob den Stuhl zurück und verschränkte die Hände vor seinem Bauch. „Jetzt verstehe ich, warum du vorhin nicht Abendbrot essen wolltest…“, wurde mit einem zufriedenen Seufzen festgestellt.

„Manja hat mich auf die Idee gebracht. Schließlich mussten sie für die Party ohnehin massig vorbereiten, da konnte ich mühelos etwas für uns abzweigen. Und wir mussten nur ein bisschen länger als gewohnt mit dem Essen warten, weil die Vorbereitungen noch nicht abgeschlossen waren.“

„Kein besonders hoher Preis.“

„Ganz mein Gedanke.“ Damit stand er auf und verschwand für einen Moment in die Küche. „Ich habe noch etwas für uns bekommen.“

Michael musterte die Flasche, lächelte dann. „Rotwein, fühlst du dich heute ein wenig nostalgisch?“

„Ich weiß, dass du ihn magst.“ Er blieb neben dem Stuhl des Älteren stehen, streckte seine freie Hand aus. Sie wurde bereitwillig ergriffen und er zog Michael mit sich ins Wohnzimmer. Wo nicht nur die Gläser auf sie warteten.

„Du hättest sagen sollen, dass es noch Nachtisch gibt“, stöhnte es neben ihm auf und das war nicht nur gespielt.

Er lachte leise, stellte die Flasche auf dem Tisch ab, bevor er Michael auf die Couch drückte. „Der Wein muss sowieso noch ein bisschen offen stehen bleiben, bis dahin ist auch wieder Platz im Magen.“ Sein nächster Griff ging hin zum Korkenzieher und natürlich wagte es die Flasche nicht, ihm Widerstand beim Öffnen entgegenzusetzen.

Michael hatte sein Tun beobachtet, streckte nun beide Arme nach ihm aus. „Und was gedenkst du bis dahin zu tun?“

Brad folgte der stummen Aufforderung nicht gleich, schaltete zuerst den Fernseher und DVD-Player ein. Danach ließ er sich zu Michael auf die Couch ziehen, streckte sich neben ihm aus.

„Ein Filmabend? Die meisten würden wohl die Party bevorzugen.“

Er legte seinen Kopf auf Michaels Schulter, von wo aus er einen guten Blick auf den Fernseher hatte. „Ich bin nicht die meisten. Und du willst mir doch nicht ernsthaft erzählen, dass ein Instruktor jemals bei so einer Party aufgetaucht ist.“

Ein Lachen vibrierte durch den Älteren, übertrug sich auf ihn. „Nur zu Disziplinarzwecken“, wurde zugegeben. Dann berührten Lippen warm seine Stirn, bevor Michael ebenfalls zum Fernseher blickte, wo gerade der Titel erschien. „Die Verurteilten…“ Eine sanfte Berührung in seinem Geist. „Ein Gefängnisfilm also.“ Die eisblauen Augen richteten sich wieder auf ihn, mit einem Hauch von Belustigung. „Willst du mir damit irgendetwas sagen?“

Brad lächelte. „Nein, keine versteckten Botschaften. Ich habe einfach nur gehört, dass der Film wirklich gut sein soll.“

„Das beruhigt mich ungemein.“
 

Der Abspann begann über die Bildschirm zu laufen und er schloss zufrieden die Augen.

Warme Hände umfassten ihn, zogen ihn ganz auf Michael herauf, und dann konnte er das Gesicht an dessen Hals bergen. „Du hattest Recht, der Film ist wirklich gut.“ Nur ein leises Murmeln.

Er lachte auf, heißer Atem stieß gegen empfindsame Haut. „Natürlich hatte ich das…“ Es benötigte ein wenig Koordination, aber gleich darauf stützte er sich hoch und suchte den Blick eisblauer Augen. „Und er war viel besser als die Party.“

Michael lächelte amüsiert. „Na wenn du es sagst…“ Eine Hand blieb an seiner Taille ruhen, die andere jedoch legte sich nun an seine Wange, leitete ihn in einen Kuss.

Seine Augen fielen ihm wieder zu und Wärme wandelte sich langsam in Hitze, breitete sich in seinem Körper aus. Er ließ sich auf das Gefühl ein, ohne dem Drängen dahinter nachzugeben, schließlich hatten sie noch sehr viel Zeit.

Michael rollte sie herum, so dass er gleich darauf das Gewicht des Älteren auf sich spüren konnte und das machte es nur noch besser.

Unter kaum geöffneten Lidern hervor blinzelte er zu Michael hoch, ließ seine Finger durch sandblonde Haare gleiten. Michael hielt in diesem Moment sehr still und so wanderten seine Finger weiter, zeichneten eine Augenbraue nach, bevor sie dem Schwung der Kieferlinie folgten. Für ein paar Sekunden verweilten sie an Michaels Kinn, nur eine federleichte Berührung, dann blitzte etwas in den eisblauen Augen auf und der Ältere neigte den Kopf ein wenig, nippte an seinen Fingerspitzen.

Aus irgendeinem seltsamen Grund ließ ihn das wieder auflachen und gleich darauf fiel Michael mit ein. Das Lachen hielt nicht lange vor, aber es ließ ein warmes Glimmen in ihnen zurück.

„Warum musst du so etwas eigentlich immer tun, wenn ich kurz davor bin abzureisen?“, fragte er schließlich mit einem leisen Vorwurf.

Ein schief geratenes Lächeln zog an Michaels Lippen. „Ich mache doch gar nichts…“ Was auf der einen Seite vielleicht stimmte, auf der anderen Seite aber alles andere als die Wahrheit war. Gleich darauf ruhte eine heiße Stirn an seiner und Michaels Atem streifte ihn, als dieser weitersprach. „Du sollst mich vermissen, damit du nicht zu lange wegbleibst.“

„Ich vermisse dich immer.“ Es war sehr einfach, den Anderen zu küssen.

„Ehrlich wie immer, hm?“ Amüsiert, bevor sich der Ernst zurückmeldete. „Lass dich nicht überfallen. Stell auch keine anderen Dummheiten an.“

„Letztes Jahr ist rein gar nichts passiert. Außerdem bin nie ich es, der Dummheiten anstellt.“

„Das beruhigt mich nicht wirklich, wenn du trotzdem in etwas hineingezogen wirst…“, murmelte Michael.

„Ich bin alt genug, um auf mich aufpassen zu können.“ Eine kurze Pause. „Wie sind wir eigentlich bei diesem Thema gelandet?“ Ein weiterer Kuss und er war nicht nur dafür gedacht, Michael abzulenken.

Das folgende Lachen summte gegen seine Lippen. „Das war ganz allein deine Schuld.“ Und diesen Kuss nahm der Ältere überaus ernst. Die damit einhergehende Hitze wischte beinahe alle rationalen Überlegungen beiseite – aber nur beinahe.

„Hm…“ Michael stützte sich hoch und musterte ihn nachdenklich. „Was ist los?“

„Alexander wird zu viel trinken.“

Ein ungläubiger Blick traf ihn. „Und warum genau belästigt dich dein Talent mit dieser Information?“

„Weil der Flug mit ihm morgen alles andere als angenehm wird, wenn ich ihn gewähren lasse.“

Nun setzte sich Michael ganz auf. Und lachte ihn aus. „Dann geh dich mal um deinen Schützling kümmern. Aber wehe du kehrst nicht schleunigst zurück.“

Brad setzte sich ebenfalls auf, streckte seine Hand aus und legte sie auf Michaels Brust. Unter seinen gespreizten Fingern spürte er den beschleunigten Rhythmus seines Herzes. Er neigte den Kopf ein wenig, als würde er auf etwas lauschen, das gar nicht da war, dann breitete sich langsam ein Lächeln auf seinen Lippen aus. „Ich werde mich beeilen.“ Und trotzdem griff er zuerst nach seinem Glas, trank den letzten Schluck Rotwein darin aus, bevor er Michael einen verschmitzten Blick zuwarf. „Da das jetzt erledigt wäre, können wir ins Bett gehen, wenn ich zurück bin, hm?“

Michael sah ihn einfach nur an, schnaubte dann belustigt. „Natürlich können wir das.“ Eine Hand wollte nach ihm greifen, aber Brad war vorher auf den Beinen, schlüpfte schnell in seine Schuhe und war gleich darauf zur Tür hinaus.

Nachdem diese hinter ihm zugefallen war, strich er sich glättend durch die Haare und richtete sein Hemd, merkte dann erst, dann seine Krawatte fehlte. Ein Mundwinkel zuckte nach oben, doch er kehrte nicht um.

Sein Weg führte ihn zu dem bekannten Raum, in dem die Partys stets stattfanden, doch schon während er sich seinem Ziel näherte, wusste er bereits, dass Alexander gar nicht dort war. Doch genauso sicher war er sich, dass sein Weg nicht vergebens sein würde. Und wie der Zufall so spielte trafen zeitgleich mit ihm drei weitere Personen ein.

Eine Augenbraue wanderte in die Höhe. „Richard, Herr Hoffmann, was machen Sie denn hier?“ An Alexander musste er diese Frage nicht richten.

Herr Hoffmann schien mal wieder über irgendetwas sehr belustigt zu sein. „Jemand hat vorhin einen Trommelwirbel an seiner Tür veranstaltet.“ Ein Daumen wies in Richards Richtung. „Was Reik sich natürlich nicht gefallen lassen wollte. Bevor ich ihn zurückhalten konnte, ist er dem Übeltäter hinterher, hat ihn allerdings nicht mehr erwischt. Stattdessen sind wir über deinen Freund gestolpert.“ Alexander wurde mit einem amüsierten Lächeln bedacht. Und den folgenden Nachsatz konnte sich der ältere Mann anscheinend nicht verkneifen. „Er schien sich verlaufen zu haben.“
 

~TBC~
 

Und nein, Brad ist nicht sauer, weil er für Alexander seinen Abend mit Michael unterbrechen musste…

cya, cu ^-^

"Ich kenne Brad erst seit einem Jahr, aber ich weiß bereits, dass er dazu durchaus in der Lage wäre"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 146/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Brads Fanclub wächst weiter ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: *lach* Wenn Alexander richtig schlecht werden würde, hätte sich Brad umsonst auf den Weg gemacht. Und du kannst mir glauben, Brad nimmt lieber diese kleine Unterbrechung in Kauf, als am nächsten Tag den ganzen Flug mit einem wehleidigen Empathen zu verbringen. Überleg nur, wie sich das auf die Passagiere auswirken würde *zwinka*

„Klingelstreich“ trifft es perfekt *grins* Und solche kleine Mutproben sind Tradition für die jüngeren Schüler zum Zeitpunkt der Abschlussfeier. Aber lies einfach weiter… ^^
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 146 „Ich kenne Brad erst seit einem Jahr, aber ich weiß bereits, dass er dazu durchaus in der Lage wäre“
 

Alexander stand gegen die Wand gelehnt und runzelte mürrisch die Stirn. „Ich habe mich nicht verlaufen. Ich wollte mir nur mal kurz die Beine vertreten und dann wieder hierher zurück.“

„Hm, und Sie haben ihn aus reinster Herzensgüte begleitet, Herr Hoffmann?“

Das Lächeln vertiefte sich. „Ich hatte nur befürchtet, er könnte unterwegs gegen eine Wand laufen. Und Reik trug sich mit der Hoffnung, den kleinen Terroristen doch noch zu erwischen.“ Eine kurze Pause wurde eingelegt. „Seine Worte, nicht meine.“

Brad musterte die drei für einen Augenblick stumm, lachte dann. „Sie hätten Alex zu seinem Zimmer bringen sollen, dann hätte ich meinen wohlverdienten Feierabend nicht unterbrechen müssen…“ Mit einem Kopfschütteln.

Grau-grüne Augen verengten sich daraufhin und musterten ihn eindringlich, aber Richard erinnerte sich offenbar noch an ihre gestrige Unterhaltung und enthielt sich jeden Kommentars.

Dafür war es Alexander, der sich zu Wort meldete. „Die können mir nichts vorschreiben und ich will weitertrinken.“

Er ignorierte den Protest, wandte sich stattdessen an Richard. „Sie sollten Ihre Suche aufgeben. Wer auch immer an der Mutprobe teilgenommen hat, ist schon längst über alle Berge. Diese Nacht wird gerne für solchen Unsinn genutzt, weil es keine Patrouillen gibt.“

„Und ich dachte, ihr erzieht die Kinder hier besser. Sie sollten für so etwas übers Knie gelegt werden.“

„Das würden sie normalerweise auch. Obwohl wir natürlich eine Gerte benutzen.“

Die Augen des Älteren weiteten sich, anscheinend war dieses Detail Richard bisher entgangen.

Was vielleicht doch nicht so verwunderlich war, wie er im ersten Moment gedacht hatte. Immerhin fanden solche Bestrafungen am häufigsten in den Klassenräumen oder in den Schlafsälen statt. Beides keine Orte, wo sich Richard normalerweise aufhielt. Er wählte die einfachste Lösung und löste seine Gerte von der Gürtelschlaufe, wo er sie vorhin so automatisch befestigt hatte, dass er es nicht einmal bewusst registriert hatte. „Hier, jeder Instruktor hat eine.“

Richards streckte die Hand aus, nahm die Bewegung aber fast gleich wieder zurück. „Ich glaube dir auch so…“ Es lag nicht besonders viel Ausdruck in diesen Worten.

Herr Hoffmann beschloss Richard von dieser neuen Information abzulenken, legte eine Hand auf die Schulter des anderen Mannes. „Wenn du ehrlich bist, ist dir die Bestrafung sowieso egal, nicht wahr? Du hast nur eine Ausrede gesucht, um das Spiel zu unterbrechen, weil du gerade am Verlieren warst.“

„Ich war gar nicht am Verlieren“, wehrte sich Richard gegen diese Unterstellung und blitzte Brad an, der die Gerte wieder am Gürtel befestigt hatte und ihm ein amüsiertes Lächeln schenkte.

„Üben Sie heimlich, um mich vielleicht doch noch im Schach zu schlagen? Ich bezweifle, dass das funktionieren wird.“

„Es war keine Übung, wir hatten ebenfalls Feierabend und wollten uns die Zeit vertreiben. Du wirst uns doch wohl zugestehen, dass wir das auch dürfen.“

„Natürlich, ganz so wie ich. Bloß ohne den Sex.“

Alexander kicherte im Hintergrund, während Herr Hoffmann sich um ein stummes Lachen krümmte. Der Ältere war bereits abgehärtet, anders als Richard, der ihn fassungslos anstarrte.

„Brad, bitte, du machst ihn noch kaputt.“ Gleich darauf sprach Herr Hoffmann an Richard gewandt weiter. „Ich muss dir mal bei Gelegenheit erzählen, in was für Situationen er mich schon in aller Öffentlichkeit gebracht hat.“

Die Gestalt des Anderen straffte sich und seine Miene verriet gar nichts mehr. „Wir sollten das Spiel fortsetzen.“

„Ja, machen wir das. Gute Nacht, Brad.“

„Gute Nacht, Herr Hoffmann, Richard.“

Die beiden machten sich auf den Rückweg zu ihren Quartieren, woraufhin sich seine Aufmerksamkeit Alexander zuwandte. „Wie ich vorhin schon gesagt habe, es wird Zeit, dass du ins Bett kommst.“

Braune Augen erwiderten seinen Blick ein wenig störrisch. „Nur wenn du mitkommst.“

Er trat näher an ihn heran, begann den Alkohol zu riechen, den Alexander bereits getrunken hatte. Und es wäre nur noch mehr geworden ohne sein Eingreifen. „Das ist keine so gute Idee“, meinte er mit einem leichten Lächeln. „Michael wartet auf mich.“

Das schien den Anderen abzukühlen, im wahrsten Sinne des Wortes, er konnte den Schauer durch ihn laufen sehen. „Dann bleibt es dabei, ich will noch mehr trinken.“ Etwas, das einem Lächeln nur entfernt ähnelte, verzerrte seine Gesichtszüge. „Ich muss immerhin für Stephan mittrinken.“

„Das… verstehe ich. Aber du möchtest den Flug morgen sicher nicht in einer engen Toilette verbringen.“

Alexander biss sich auf die Unterlippe, lehnte sich dann plötzlich vor und ließ die Stirn gegen seine Schulter sinken. „Das ist so unfair.“

Brad strich ihm durch die Haare. „Ich weiß. Aber Alkohol ändert nichts daran. Und morgen wird alles ein bisschen besser aussehen.“ Dann würde Alexander wieder abgelenkt sein. „Komm…“ Und dieses Mal weigerte sich der Andere nicht.

Er brachte ihn bis in sein Zimmer, das natürlich leer war, weil sich die beiden anderen Bewohner noch auf der Party befanden. Alexander wirkte ein wenig verloren, also lockerte er ihm die Krawatte und öffnete sein Hemd, bevor er ihn durch die Badezimmertür schob. „Vergiss nicht, noch Wasser zu trinken. Sonst wirst du morgen Kopfschmerzen haben.“

Er ging das Fenster öffnen, wartete, bis Alexander ins Zimmer zurückkehrte. Und erst als er ihn sicher im Bett wusste, machte er sich auf den Heimweg.

Er war noch nicht weit gekommen, als ihn ein lautes Lachen innehalten ließ. Jemand kam in seine Richtung gerannt und die Schritte der Verfolger hallten durch die Gänge.

Wieder ein Lachen. „Renn nicht weg, wir kriegen dich sowieso.“

Was den Flüchtenden nur zu mehr Tempo anzutreiben schien. Dieser bog um die Ecke und wäre geradewegs in ihn hineingerannt, wenn Brad ihn nicht gestoppt hätte.

Ein junges Gesicht hob sich und Erleichterung löste die Panik ab, als er erkannt wurde. „Herr Crawford!“

„Hm, ja. Ich kenne meinen Namen, Sean.“ Mit einem schmalen Lächeln.

Im nächsten Moment waren auch schon die Verfolger heran und der Junge versteckte sich in einer unbewussten Reaktion hinter ihm. Belustigung ließ seine Mundwinkel zucken, denn in jeder anderen Situation hätte wohl niemand bei ihm Schutz gesucht. Eher im Gegenteil.

„Guten Abend“, begrüßte er die beiden Neuankömmlinge, die zu einem abrupten Halt gekommen waren.

„Herr Crawford!“ Entsetzt, obwohl heute die einzige Nacht war, wo sie keine Strafe zu befürchten hatten.

„Wie ich soeben schon sagte, ich kenne meinen Namen. Kann ich euch irgendwie weiterhelfen? Ich nehme an, ihr seid auf eurem Weg zurück zur Party.“

Ein Mund wurde geöffnet, dann wieder geschlossen, bevor er seine Antwort bekam. „Ja, genau das.“ Mit einem unauffälligen Blick zu dem Jungen hin, der sich immer noch hinter ihm versteckte. Aber offensichtlich hatte keiner der beiden den Mut, ihn um Herausgabe des Erstklässlers zu bitten, weshalb er langsam eine Augenbraue hochzog.

Das war Aufforderung genug und gleich darauf war er allein mit Sean. Er setzte sich in Bewegung, in Richtung der Schlafsäle jetzt, und der Junge beeilte sich ihm zu folgen. „Warum treibst du dich draußen herum?“

„Ich wollte zurück zu meinem Schlafsaal.“ Die Antwort klang eingeschüchtert, doch das passte gar nicht zu Sean.

Brad quittierte den Versuch mit einem amüsierten Lächeln. „Das war nicht meine Frage. Aber wenn du es so spielen willst: Von woher bist du gekommen?“

Die Schultern des Jungen sackten nach unten. „Von den Quartieren.“

„Ah, du bist also der kleine Störenfried, der bei Herrn Walter den Lärm veranstaltet hat. An einen Instruktor hast du dich wohl nicht herangetraut.“

Sean verschränkte die Arme vor die Brust. „Die Wette lautete nur, dass ich dort an einer Tür klopfe.“

„Sehr gerissen von dir.“ Immer noch amüsiert klopfte er ihm auf die Schulter, bevor sich sein Lächeln auflöste. „Wenn ich dich vor _deiner_ Abschlussfeier noch einmal um diese Zeit draußen erwische, wirst du eine unangenehme Begegnung mit meiner Gerte haben.“

Der Junge schluckte trocken. „Ja-jawohl, Herr Crawford.“

„Gut so.“ Sie hatten ihr Ziel erreicht und er öffnete die Tür, fühlte sich für einen Augenblick zu der Nacht zurückversetzt, als er Dennis zurückbegleitet hatte. Denn auch hier spähten ihm Augenpaare unter der Decke hervor entgegen. Er schob den Jungen hinein und ignorierte die Worte, die durch die Tür drangen, kaum dass er sie hinter Sean geschlossen hatte.

„Herr Crawford hat mich gerettet!“ Voller nachträglichem Erstaunen.

Innerlich den Kopf schüttelnd machte er sich wieder auf Weg zu Michael und dieses Mal kam er ohne weitere Unterbrechungen an.

Der Ältere hatte bereits seinen Schlafanzug an, wartete aber noch auf der Couch auf ihn. Eisblaue Augen richteten sich auf ihn, kaum dass er das Wohnzimmer betreten hatte und er hob sofort eine Hand.

„Sag es ja nicht.“

Michaels Lächeln drohte in ein Grinsen abzugleiten. „Ich hatte nicht vor, etwas zu sagen.“

„Ich glaube dir kein Wort.“

Ein Lachen erfüllte den Raum. Michael stand auf und kam auf ihn zu. „Du warst sehr nett zu dem Jungen…“ Seine Gerte wurde ihm gleichzeitig abgenommen, wie um die Aussage zu unterstreichen.

„Ich wollte nur nicht noch länger aufgehalten werden“, gab er gleichmütig zurück.

Michaels Finger stockten kurz, dort, wo sie gerade dabei waren, sein Hemd aufzuknöpfen. „Ist das so?“ Die Tätigkeit wurde wieder aufgenommen. „In dem Fall kann ich deiner Entscheidung nur zustimmen.“

Unter schwarzen Haarsträhnen hervor musterte er den Älteren, bevor er langsam lächelte. „Ich weiß…“
 

Der Geruch nach Kaffee durchzog den Raum, als er nach und nach erwachte. Brad streckte sich zufrieden und wartete noch einen Moment damit, die Augen zu öffnen. Was sich erst änderte, als er Michael hereinkommen hörte.

Er blinzelte zu dem Älteren hin und lächelte träge.

„Guten Morgen.“ Ein Tablett wurde neben ihm auf dem Bett abgestellt. „Das Frühstück ist fertig.“

„Perfekt.“ Aber trotzdem setzte er sich noch nicht auf. „Wie viel Zeit habe ich noch?“

„Eine gute Stunde, also kein Grund zur Eile.“ Michael setzte sich zu ihm und begann ein Brötchen zu schmieren. Erst als er damit fertig war, machte Brad sich die Mühe sich aufzusetzen und beanspruchte gleich darauf eine Hälfte für sich. Der Ältere ließ ihn gewähren, zog lediglich eine Augenbraue hoch. „Solltest du das nicht schon allein können?“

„Kann ich ja auch“, gab er zurück. „Ich will bloß gerade nicht.“ Weiße Zähne blitzten auf, bevor er genüsslich einen ersten Bissen nahm.

Michael beugte sich vor und gab ihm einen Kuss auf die Nasenspitze, was er mit einem unbeeindruckten Blick quittierte.

Der Ältere zuckte nur mit den Schultern, bevor dieser sich die andere Hälfte nahm. „Wenn du kindisch bist, darf ich das auch sein.“

Es gab nicht viel, was er dazu sagen konnte, also lächelte er lediglich und machte sich dann ernsthaft daran, seinen Magen zu füllen.

Später stand er vor Michael und erlaubte ihm, seine schon davor perfekt sitzende Krawatte zu richten. Weil er genau wusste, dass diese Geste nicht so sinnlos war wie sie schien. Immerhin juckte es ihn selbst in den Fingern, Kontakt mit dem Älteren herzustellen. Und als sie sich schließlich auf den Weg machten, sah er keinen Grund sich zurückzuhalten und griff nach Michaels Hand.

Der lächelte auf ihre verschränkten Finger herunter. „Wir werden keinen Schülern über den Weg laufen?“

„Nein. Obwohl ich nicht glaube, dass sie dich deswegen weniger respektieren würden.“ Er legte eine kurze Pause ein, in der er scheinbar nachdachte. „Sie würden es wahrscheinlich gar nicht erst wagen, dich anzusehen.“

Ein unterdrücktes Lachen lief durch Michael. „Hm, da hast du auch wieder Recht. Obwohl die Kleinen ja anscheinend wagemutiger werden, wenn sie sogar schon Instruktoren als Schutzmauer missbrauchen.“

Er verdrehte _nicht_ die Augen. „Ich wusste, dass du das nicht ruhen lassen würdest.“

„Es ist einfach zu gut, um es so einfach zu vergessen. Er wird jetzt sicher noch mehr Mitglieder für deinen Fanclub einwerben.“

Das ist nicht lustig, lag es ihm auf der Zunge zu sagen, dann aber überlegte er es sich anders und hob das Kinn. „Ganz genau. Und stell dir vor, seit wie vielen Jahren das schon so läuft. Bald gehören alle dem Club an, von den Erstklässlern bis zu den Abgängern. Und dann kann ich die Schule übernehmen.“ An dieser Stelle hätte er noch ein teuflisches Lachen anhängen sollen, aber das brachte er einfach nicht über sich.

Michael hatte es die Sprache verschlagen, aber Herr Hoffmann, zu dem sie gerade aufgeschlossen hatten, übernahm das Lachen.

Richard hingegen musterte ihn eindringlich. „Ich weiß nicht, warum du das so lustig findest, Chris. Ich kenne Brad erst seit einem Jahr, aber ich weiß bereits, dass er dazu durchaus in der Lage wäre.“

Nun verstummte auch Herr Hoffmann und bei dessen Gesichtsausdruck entkam Brad beinahe ein Kichern.

Der ältere Mann fasste sich wieder, schüttelte dann den Kopf. „Für einen Moment hast du mir echt einen Schrecken eingejagt. Aber dann fiel mir zum Glück ein, dass Herrn Schneider solche Pläne gar nicht verborgen bleiben könnten.“

Von Michael kam ein trockenes Schnauben. „Sie vergessen das kleine Detail, dass Brad mich für seine Revolution rekrutieren würde.“

„Außerdem hätten Sie sowieso nichts zu befürchten, Sie könnten weiterhin für mich arbeiten“, fügte er dem liebenswürdig hinzu.

Der Blick von Herrn Hoffmann wanderte zwischen ihnen hin und her und Belustigung trat in die blauen Augen. „Wenn Sie mich für einen Augenblick entschuldigen würden, ich denke, ich habe etwas mit dem Rest des Triumvirats zu besprechen.“ Dann tat der ältere Mann so, als würde er sich tatsächlich zum Gehen wenden, doch Brad packte ihn vorher am Unterarm.

„In Ordnung, wir hören ja schon auf. Die Schule ist schließlich bereits in guten Händen, es gibt gar keinen Grund für mich, sie zu übernehmen.“

Herr Hoffmann grinste fast und wuschelte ihm mit der freien Hand durch die Haare. „Ich weiß, dass ich mir keine Sorgen machen muss. Du wärst schließlich nicht dumm genug, deine Pläne zu verraten.“ Und dieses Mal waren die Lacher auf der Seite des Älteren.
 

~TBC~
 

Und damit ist der Tag des Aufbruchs nach Japan gekommen ^^

cya, cu ^-^

"Allerdings könnte Richard sich auch allein revanchieren, wenn er es darauf anlegen würde"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 147/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Alexander klammert ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Alexander ist ohne Kopfschmerzen davongekommen, wie du lesen wirst. Aber er schafft es nichtsdestotrotz, Brad ein wenig auf die Nerven zu gehen ^.~

*nick* Brad hat ein Talent dafür, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. *snicker* Doch dieses Mal war es ein reiner Zufall. Wenn es die nicht geben würde, wäre es ja auch seltsam, nicht wahr ^^
 

@Kralle: Dieses Mal schaffen sie es immerhin bis zum Flughafen. Also geht es im nächsten Kapital in Japan weiter ^^
 

Teil 147 „Allerdings könnte Richard sich auch allein revanchieren, wenn er es darauf anlegen würde“
 

Sie näherten sich dem Ausgang, wo Alexander bereits gegen die Wand gelehnt stand, die Arme vor der Brust verschränkt und die Augen geschlossen. Neben ihm stand eine kleine Reisetasche, es gab nicht viel, was der Andere besaß und mitnehmen konnte.

Brad verharrte kurz und seine Mundwinkel krochen ein paar Millimeter nach oben. „Nimmst du heute keine Rücksicht?“, wandte er sich mit einer leisen Frage an Michael.

Der war gleichmütig seinem Blick gefolgt und auch wenn er dessen Lächeln nicht sah, so schlich sich dennoch Amüsement über ihre Verbindung zu ihm herüber. „Warum sollte ich? Er hat immerhin noch den ganzen Tag Zeit, sich von dir zu verabschieden.“

Als hätte Alexander den Blick gespürt, öffnete dieser plötzlich die Augen und wären Brads Schilde nicht, was sie waren, hätte ihn zweifellos die Spitze der Emotion getroffen, die in dem Braun aufblitzte. So aber war es nur ein kaum hörbares Flüstern, das er nicht einmal dechiffrieren konnte.

Michael schenkte dem Anderen ein kühles Lächeln, bevor eine Hand Brads Kinn umfasste und er geküsst wurde.

Ein wenig atemlos schüttelte Brad anschließend den Kopf. „Du bist unmöglich, weißt du das? Du solltest aus dem Alter für solche Kindereien wirklich heraus sein.“

Statt einer Antwort erhielt er einen weiteren Kuss und im Anschluss strich ein Daumen über seine prickelnden Lippen. „Ich wünsche dir eine angenehme Reise.“ Wärme hüllte ihn ein und verweilte auch dann noch, als Michael sich von Herrn Hoffmann und Richard verabschiedet hatte und auf dem Weg zu seinem Büro war.

Für einen Moment sah er ihm nach, dann aber wandte er sich in einer bewussten Geste wieder dem Ausgang zu und ließ den Abschied hinter sich. Es war schließlich nur für eine kurze Zeit, egal, wie sehr es sich gerade nach einer scheinbaren Ewigkeit anfühlte. Das war schon immer so gewesen und auch wenn es ihm weiterhin nicht gefiel, so hatte er damit zu leben gelernt.

Forsche Schritte trugen ihn zu Alexander, der ihm unter halb geschlossenen Lidern entgegensah. Er begrüßte ihn mit einem Lächeln. „Du siehst ein wenig mürrisch aus“, zog er ihn auf. „Zu wenig Schlaf bekommen?“

Wenn Alexander nicht bereits die Arme vor seiner Brust verschränkt hätte, so würde er es jetzt tun. „Einige von uns mussten eben pünktlich im Speisesaal erscheinen, um zu frühstücken, statt gemütlich im Bett liegen zu können.“

Sein Lächeln vertiefte sich und in Reaktion darauf weiteten sich die Augen des Empathen.

„Du willst mir doch nicht erzählen… Das sollte ein Scherz sein, verflucht noch mal.“

„Michael war heute Morgen ausgesprochen zuvorkommend“, bestätigte er amüsiert, fing den schiefen Blick auf, den Richard ihm zuwarf.

Herr Hoffmann hingegen war genauso amüsiert wie er selbst. „Denkst du nicht, dass er schon genug geärgert wurde?“

Er zuckte mitleidslos mit den Schultern. „Es ist immer die Frage, ob man sich ärgern lässt.“

In braunen Augen funkelte etwas auf, als Alexander beschloss, es ihm heimzuzahlen. Brad hatte die Gelegenheit, einfach zur Seite zu treten, sein Talent war auf jeden Fall schneller als der Empath. Doch er ließ zu, dass sich der Andere regelrecht an ihn hängte.

Richards Mundwinkel zuckten in ein Lächeln. „Na dann lass dich mal nicht ärgern, Brad.“ Damit trat der ältere Mann nach draußen, gefolgt von Herrn Hoffmann.

Alexander schien seine schlechte Laune hinter sich gelassen zu haben und lachte in sein Ohr. „Ich werde dich die ganze Fahrt über ärgern“, wurde ihm versprochen und es war gar nicht schwer, diese Worte zu übersetzen.

Brad strich leicht über seinen Rücken, es kostete ihn schließlich nicht viel. „Da muss ich dich leider enttäuschen. Ich werde fahren und wie du dir sicher vorstellen kannst, wäre es viel zu gefährlich, wenn du da die ganze Zeit an mir hängen würdest.“

Ein Stoßseufzen kam von Alexander. „Das machst du mit Absicht, nicht wahr?“

Er schnaubte bloß. „Du nimmst dich zu wichtig.“ Er schob den Empathen von sich und lächelte belustigt, um den Worten jeden Stachel zu nehmen. „Ich habe endlich meinen Führerschein, glaubst du ernsthaft, ich würde mir diese Gelegenheit entgehen lassen?“

Alexander verdrehte die Augen. „Jeder andere würde dankend den Chauffeur annehmen und du willst freiwillig fahren.“

„Ganz genau das. Übrigens sollten wir das jetzt wirklich tun, fahren meine ich, sonst laufen wir noch Gefahr den Flug zu verpassen.“ Er setzte sich in Bewegung und Alexander folgte ihm mit nur leichtem Murren.

Der Wagen war bereits vorgefahren worden und sein Gepäck verstaut, Alexander hingegen musste seine Tasche noch im Kofferraum unterbringen. Währenddessen kam der Angestellte auf ihn zu und überreichte ihm die Schlüssel.

„Sie sind sich sicher, dass Sie selbst fahren wollen? Herr Schneider würde Ihnen seinen Wagen zur Verfügung stellen.“

Er zog eine Augenbraue hoch. „Er sollte wissen, dass ich dieses Angebot nicht annehme. Aber richten Sie ihm meinen Dank aus.“

Eine Verbeugung wurde angedeutet, begleitetet von einem leichten Lächeln. „Natürlich, Herr Crawford.“

Herr Hoffmann sah ihm erwartungsvoll entgegen. „Und, wie viele Jahre hast du darauf schon gewartet?“

„Viel zu viele. Aber jetzt kann ich endlich weiter fahren als nur bis zur Autobahn.“

Der Ältere grinste. „Das heißt, ich werde endlich mal eine Fahrt haben, bei der du nicht laufend darum bittest, das Steuer übernehmen zu dürfen.“

„Sie waren selbst schuld, immerhin hatten Sie mir bereits den kleinen Finger gereicht…“

Das war die Stelle, an der sich Richard einmischte. „Lassen sie dir eigentlich alles durchgehen?“ Der Ältere schien über diesen Regelverstoß genauso wenig erfreut wie über die anderen, über die er bisher gestolpert war.

„Immer so korrekt, Richard. Außerdem wussten Sie hiervon doch bereits.“ Belustigt funkelte er ihn an.

Er erntete ein resigniertes Kopfschütteln, wurde von Armen abgelenkt, die sich von hinten um ihn schlangen.

„Ich sitze neben dir“, legte Alexander fest, ohne sich die Meinung der beiden Männer einzuholen. Und gleich darauf setzte der Empath seine Worte in die Tat um und beanspruchte den Beifahrersitz für sich.

Eine Augenbraue wanderte in die Höhe, da Richard sich immer noch nicht gerührt hatte. „Auf dem Rückweg können Sie den Platz haben, wenn Sie wünschen.“ Er richtete die Krawatte des Älteren und im Gegensatz zu seiner eigenen vorhin saß sie tatsächlich etwas schief.

„Warum machst du so etwas eigentlich immer?“, wollte Richard wissen, ohne auf seine vorherige Aussage einzugehen.

„Es ist eine gute Entschuldigung, Ihnen näher zu kommen.“ Sein Lächeln ähnelte einem Grinsen, als er das sagte und er ließ beide Hände für einen Moment auf der Brust des Älteren ruhen, bevor sie nach unten sanken.

„Übst du dich jetzt doch noch im Flirten?“ Herr Hoffmann, der bei seiner Antwort belustigt gelächelt hatte. „Ich glaube, Reik ist da ein wenig dankbares Opfer.“

„Das ist kein Flirten“, stellte er klar. „Ich muss so etwas ja nicht üben.“

„Na wenn du dir da so sicher bist…“

Richard sagte gar nichts dazu, wirkte einfach nur nachdenklich und vielleicht ein wenig amüsiert.

Brad registrierte es mit sich verengenden Augen. Manchmal wäre es ganz praktisch, ein Telepath zu sein… Aber er sagte etwas völlig anderes. „Wir sollten uns nun wirklich auf den Weg machen.“ Und er erntete keinen Widerspruch.
 

Sie hatten ihr Gepäck aufgegeben und da sie gut durchgekommen waren, blieb genug Zeit, um noch essen zu gehen.

„Du lädst mich doch ein, nicht wahr, Brad?“ Alexander hatte sich schon wieder an ihn gehängt und ignorierte die schiefen Blicken, die sie sich damit einfingen. „Ich habe nämlich noch gar nicht die Gelegenheit gehabt, richtig Geld zu verdienen und du bist bestimmt stinkreich.“

„Nun, es reicht jedenfalls aus.“ Genauso wie bei Michael ergab sich einfach selten die Gelegenheit, sein Geld auszugeben. „Außerdem kann ich es abrechnen.“

„Perfekt.“ Damit wurde sein Handgelenk gefangengenommen und er setzte sich rasch in Bewegung, bevor Alexander ihn hinter sich herschleifen würde.

„Wollen Sie sich uns anschließen?“, fragte er über die Schulter hinweg.

Richard und Herr Hoffmann sahen sich an, zuckten kaum merklich mit den Schultern und folgen ihnen dann.

Alexander brauchte nicht lange, um ein kleines Restaurant zu finden und gleich darauf hatten sie einen Tisch für sich.

Herr Hoffmann warf nur einen flüchtigen Blick in die Karte, legte sie dann wieder beiseite. „Du kannst für mich bestellen, Brad.“

Seine Mundwinkel zuckten nach oben. „Wie Sie wünschen. Was ist mir dir, Alex?“

Der Empath brauchte nur einen Augenblick, um zu verstehen, grinste dann. „Ja, er hat Recht, du solltest bestellen.“

Und Richard nickte, bevor er eine entsprechende Frage an ihn richten musste.

Belustigung erfüllte ihn, aber er übernahm die Aufgabe, hörte auf sein Talent, benutzte es. Und auch wenn es nur eine Kleinigkeit war, so ging Zufriedenheit damit einher.

Alexander saß während des Essens sehr nahe neben ihm, redete auf ihn ein, als wären sie alleine auf der Welt. Er ließ ihn gewähren, spürte die Aufregung, die den Anderen erfüllte, als wäre er selbst der Empath. Doch es strahlte nur auf ihn ab und er verschloss seine Schilde nicht davor, auch wenn es auf eine ungewohnte Art anstrengend war.

Was vielleicht der Grund dafür war, dass er sich zurücklehnte und die Augen schloss, als Alexander in Richtung Toilette verschwand. Wie merkwürdig, bei Michael hatte er nie solche Probleme. Er suchte sich selbst, ordnete sich innerlich und dann fühlte er sich wieder normal.

Er öffnete die Augen und begegnete dem suchenden Blick von Herrn Hoffmann. „Sonst ist er etwas zurückhaltender unter Zeugen, oder?“

Ein unfreiwilliges Lächeln kurvte seine Lippen. „In der Schule ja. Aber ich muss sagen, dass die Leute hier nicht zählen. Und Sie beide seiner Meinung nach auch nicht.“

„Hm…“ Der Ältere stützte sein Kinn auf der Handfläche ab. „Aber für dich zählen wir wenigstens. Das freut mich zu hören.“

Er schnaubte trocken. „Sie wollen doch nicht wirklich mit dieser alten Geschichte anfangen.“

„Nein, nicht wirklich. Nur dich ein bisschen aufziehen.“

Sein Blick wanderte von Herrn Hoffmann weiter zu dem anderen Mann. „Das ist Ihnen natürlich freigestellt. Allerdings könnte Richard sich auch allein revanchieren, wenn er es darauf anlegen würde.“

Belustigung blitzte in grau-grünen Augen auf. „Nur weil ihr euch manchmal wie Kindergartenkinder aufführt, muss ich mich dieser Posse nicht anschließen.“

Gar nicht getroffen lehnte er sich wieder zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „Wir werden Sie schon noch herumkriegen.“

Herr Hoffmann lachte. „Dabei bist du sonst doch auch so gerne korrekt, Brad.“

„Das haben Sie davon, dass Sie Ausnahmen sind.“ Mit einem feinen Lächeln, als wollte er nur einen Scherz machen. Doch er war sich sehr wohl bewusst, dass es alles andere als ein Scherz war. Michael hatte damals Recht gehabt, es war gut, ein paar Freunde zu haben. Und jetzt hatte er weder Stephan noch Alexander…

„Das musste jetzt ja kommen.“ Und bevor er es sich versah, hatte der Ältere sich vorgelehnt und wuschelte ihm durch die Haare. Schon zum zweiten Mal heute.

Er umfasste Herrn Hoffmanns Handgelenk. „Und das können Sie sich wohl auch nicht abgewöhnen.“

Der Ältere folgte dem Druck und zog seine Hand zurück. „Ich möchte es nicht. Immerhin erinnert es dich daran, dass du noch nicht so erwachsen bist, wie du die meiste Zeit tust. Und ich komme ganz ohne Strafpredigen aus.“ Mit einem Seitenblick zu Richard.

„Das klingt irgendwie gar nicht mehr danach, als wollte er sich in meinem Namen revanchieren…“ Als würde er nur zu sich selbst sprechen, aber es war auch für Brad und Herrn Hoffmann deutlich vernehmbar.

Mit einem zufriedenen Lächeln nickte er Herrn Hoffmann zu. „Sehen Sie, er ist schon auf dem besten Wege.“

„Ja, du konntest schon immer gut Leute dazu bringen, das zu tun, was du willst.“

Alexanders Rückkehr verhinderte eine Fortsetzung der Unterhaltung, da der Empath ihn wieder ganz für sich beanspruchte.

Das änderte sich auch nicht, als sie schließlich im Flugzeug saßen, denn natürlich hatte Alexander sich den Platz neben ihm ausgesucht. Sofort suchte eine Hand nach seiner und er überließ sie ihm. „Kannst du mir schon mehr von meinen neuen Aufgaben erzählen?“

Er starrte für einen Moment ins Leere, überzeugte sich davon, dass niemand sie zufällig hören würde. „Es wird ein Striketeam mit offensiver Ausrichtung sein. Neu zusammengestellt, aber der Anführer ist gut, er wird auf euch aufpassen.“

Der Andere wirkte ein wenig überrascht. „Als Empath hätte ich eher ein Defensivteam erwartet – auch wenn ich mich ganz sicher nicht beschweren möchte.“

Brad neigte den Kopf ein wenig zur Seite. „Du solltest dich nicht unterschätzen. Hast du vergessen, wie gut du geworden bist?“ Es stimmte, dass die meisten Empathen eine bestimmte Grenze nicht überschritten und die endete bei der einfachen Manipulation von Gefühlen. Aber Alexander… Es war nach Stephans Tod gewesen und selbst Brad wusste nicht, ob es eine Art Schockreaktion gewesen war oder das verstärkte Training, in das sich der Empath damals gestürzt hatte. Doch Alexander war es zweifellos gelungen, diese Grenze zu sprengen.

Alexander lachte leise, nicht wirklich verlegen, aber doch nahe dran. „Manchmal nehme ich das wohl selbst nicht für ganz voll.“

„Dann solltest du aber schleunigst damit anfangen.“ Mit einem amüsierten Kopfschütteln. „Du kannst damit bestimmt die Pyrokinetin in deinem Team beeindrucken. Ich habe gehört, dass sie ein leicht explosives Temperament hat, da solltest du sie davon abhalten, dass sie es gegen dich wendet.“

„Na vielen Dank, das sind ja schöne Aussichten. Bekommen wir dann wenigstens einen Heiler?“ Die Frage war zumindest zum Teil ernst gemeint.

„Leider muss ich dich da enttäuschen. Es ist nur ein ehemaliger Heiler. Cora hat bewiesen, dass sie ihr Talent absolut unter Kontrolle hat. Es macht nur, was sie will.“

„Aha…“ Eine Augenbraue wurde hochgezogen und Brad wusste genau, dass Alexander ihn mit dieser Geste nachahmen wollte. „Jetzt verrat mir mal noch, wie das mir weiterhelfen soll, falls sie auf mich losgehen _will_.“

„Hm, nicht allzu viel…“ Er lächelte. „Womit wir wieder bei dem Punkt zuvor wären. Ich schlage vor, dass du sie notfalls ihr eigenes Feuer fühlen lässt.“

Alexander tat so, als müsste er gründlich darüber nachdenken. „Das… klingt nach einer guten Idee.“ Etwas blitzte in den braunen Augen auf und ein Grinsen folgte. „Was natürlich nicht überraschend ist, da sie immerhin von dir kommt“, wurde dann seine Erwiderung an dieser Stelle schon vorweggenommen.
 

~TBC~
 

Und auf geht’s nach Japan ^^

cya, cu ^-^

"Irgendwie scheint die Aussicht auf einen Führungsjob auf einmal nicht mehr so toll"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 148/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Alexander erhält einen kleinen Einblick in Brads Arbeit ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Na ja, Alex wird ja nur im Büro abgeliefert. Danach ist sein Trupp mit zwei Begleitern doch recht übersichtlich. *grins*

Alex hat übrigens nicht viel Gelegenheit, etwas zu versuchen, nicht wahr? Aber er nutzt die ihm verbleibende Zeit so gut es geht ^^
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 148 „Irgendwie scheint die Aussicht auf einen Führungsjob auf einmal nicht mehr so toll“
 

„Hey, aufwachen. Wir landen gleich.“

Alexander hatte mit dem Kopf gegen seine Schulter gelehnt geschlafen, etwas, das gar nicht bequem sein konnte. Doch Bequemlichkeit war wohl nicht der ausschlaggebende Punkt gewesen.

Langsam kam Bewegung in den Anderen und Alexander gähnte, bevor dieser sich aufrecht hinsetzte, sich verschlafen über die Augen reibend.

„Du hast mein Hemd vollgesabbert“, beschwerte er sich mit einem amüsierten Unterton, sobald Alexander genug Sinne zusammen hatte, um ihn zu verstehen.

Der sah ihn an, zuckte dann unbeeindruckt mit den Schultern. „Ich habe geschlafen, also ist es nicht meine Schuld.“

„Und wessen soll es dann sein?“ Er nahm sein Jackett vom Haken und zog es an, bevor er sich anschnallte.

„Nun, deine natürlich. Weil du es zugelassen hast.“

Diesem Argument konnte er nichts entgegenhalten, also lehnte er sich einfach nur bequem zurück und beobachtete durch das Fenster, wie die Welt draußen immer größer wurde, sich von einem Modellsatz in etwas Reales verwandelte.

Alexander verbuchte den Sieg mit einem Grinsen für sich, bevor dieser sich zu ihm herüberbeugte, um ebenfalls nach draußen zu sehen. „Ich kann mich nicht entscheiden, was mir besser gefällt. Dieser Anblick oder doch der Flug durch die Wolken.“

„Du musst dich nicht entscheiden“, gab er mit leiser Belustigung zurück.

„Das ist auch wieder wahr.“

Und dann schwiegen sie beide, bis das Flugzeug schließlich mit einem Ruck aufsetzte.

„Ha, sicher angekommen“, war Alexanders Kommentar, bevor dieser sich abschnallte, obwohl das Zeichen noch gar nicht erloschen war.

„Du hast doch nicht wirklich befürchtet, dass etwas passieren könnte?“

Braune Augen wichen seinem Blick aus. „Mir ist klar, dass es sicher sein sollte. Aber trotzdem war da der Moment, wo ich daran dachte, dass so etwas Schweres eigentlich gar nicht fliegen können sollte.“

„Hm, wenn dir der Physikunterricht schon nicht genug Versicherung war, dann hätte es meine Anwesenheit wenigstens sein sollen…“, merkte er trocken an.

Und jetzt begegneten sich ihre Blicke, Alexander hatte ein schiefes Lächeln aufgesetzt. „Das ist eine sehr logische Antwort.“ Ohne dem etwas hinzuzufügen.

Brads Mundwinkel zuckten nach oben. „Willst du damit sagen, dass ich gefühlskalt bin und daher gar nicht in die Verlegenheit gerate, solche Befürchtungen zu hegen?“

Er wurde mit gespielter Nachdenklichkeit gemustert. „Vielleicht nicht genau in diesen Worten, aber du hast es gut zusammengefasst.“ Ein Grinsen schloss sich dem an. „Außerdem bin ich im Nachteil, weil ich auch die Flugangst der anderen auffange.“

„Das ist wirklich ein wenig dumm für dich.“ Brad machte gar nicht erst den Vorschlag, dass Alexander sich ja hätte abschirmen können. Dem wäre der Empath niemals gefolgt, aus demselben Grund, aus dem der Andere ihm den Fensterplatz überlassen hatte.

„Gut dass du es einsiehst.“ Mit einem großmütigen Nicken.

Dann hatten sie ihre Parkposition erreicht und Brad schnallte sich ebenfalls ab. Herr Hoffmann und Richard hatten die Sitze hinter ihnen gehabt und standen bereits auf. Nicht ganz zufällig blockierten sie dadurch den Gang, so dass Alexander und Brad ohne Probleme ihre Sitze verlassen konnten.

Sie gehörten zu den ersten, die ausstiegen. Alexander sah sich neugierig um, während Brad den inzwischen schon vertrauten Weg zur Gepäckausgabe anführte.

„Ich dachte, ich könnte halbwegs Japanisch, aber ich glaube, ich muss meine Einschätzung runterschrauben.“

„Hm, also nicht fünfzig Prozent, sondern – was?“

„Ha, ha, sehr witzig.“ Alexander hätte ihm beinahe die Zunge rausgestreckt, zuckte dann aber mit den Schultern. „Dreißig vielleicht.“

„Bitte einen Telepathen um Hilfe. Als ich das erste Mal mit Michael hier war, hat er meine Kenntnisse ohne Mühe vertiefen können.“

Alexander verzog das Gesicht, als hätte er geradewegs in eine Zitrone gebissen. „Nicht jeder lässt so gerne einen Telepathen in seinen Kopf wie du.“

Brad lächelte lediglich liebenswürdig. „Du kannst es natürlich auch auf die bewährte altmodische Art und Weise machen und dich auf den Hosenboden setzen.“

Eine Hand strich durch blonde Haare, bevor sich Alexander über die Stirn rieb. „Ich sehe Kopfschmerzen auf mich zukommen, egal, welche Methode ich nun wähle.“

„Das ist sehr wahrscheinlich“, stimmte er ihm zu. „Du hättest dir auch einen anderen Einsatzort aussuchen können. Du weißt, dass ich dir auf jeden Fall geholfen hätte, ihn zu bekommen.“

Alexander lächelte ein sehr schmales Lächeln. „Dann hätte ich aber schlecht für dich arbeiten können, nicht wahr?“ Eine Hand hob sich, um über seine Wange zu streichen, dann ging der Blick der braunen Augen an ihm vorbei. „Unser Gepäck kommt bereits.“ Damit wurde er stehengelassen und Alexander übernahm die Aufgabe, die Koffer vom Band zu holen, bevor Herr Hoffmann es tun konnte.

„Irgendwie scheint er uns immer noch nicht so richtig zu registrieren…“, sah der ältere Mann ihm nach.

„Aber er kümmert sich auch um Ihr Gepäck, das ist doch wenigstens etwas.“ Er machte sich nicht die Mühe, die Belustigung aus seiner Stimme herauszuhalten.

„Ja, etwas.“ In den blauen Augen spiegelte sich die gleiche Emotion. „Vielleicht sollte er dennoch etwas mehr Takt lernen, immerhin befindet er sich jetzt nicht mehr ausschließlich unter seinesgleichen.“

Brad winkte ab. „Sie müssen nicht versuchen, ihn jetzt noch zu erziehen. Seine Aufgaben machen es vorläufig nicht erforderlich. Ansonsten-“

„Hättet ihr ihn bereits darauf vorbereitet, ich verstehe.“

„Und warum hat man es dir nicht beigebracht?“ Richards Frage schob sich unverhofft in ihre Unterhaltung und nach einer überraschten Sekunde lachte Herr Hoffmann auf.

„Oh, wir haben unserem Soziopathen hier einiges beigebracht, nicht wahr?“

Brad unterdrückte ein Schnauben. „So haben Sie mich schon lange nicht mehr bezeichnet.“

Er erhielt ein langsames Nicken. „Ich wollte Richard nur beweisen, um wie vieles besser du geworden bist.“

Der sah ganz so aus, als hätte er so etwas nicht erwartet. „Irgendwie wollte ich auf etwas anderes hinaus…“ Die grau-grünen Augen musterten ihn, als sähen sie Brad zum ersten Mal.

Er ließ eine Augenbraue in die Höhe wandern. „Ich habe schon immer schnell gelernt. Und Sie sollten mein Verhalten Ihnen gegenüber nicht verallgemeinern.“

Herr Hoffmann schlang einen Arm um Richards Schulter. „Du wirst noch Gelegenheit haben, ihn hier Draußen mit anderen interagieren zu sehen. Brad ist die meiste Zeit ausgesprochen charmant.“

„Davon habe ich noch nicht so viel gemerkt.“

Herr Hoffmann sah auf einmal sehr amüsiert aus und Brad konnte sich nicht so ganz den Seitenblick erklären, den er erhielt. „Dich muss er ja auch von nichts mehr überzeugen, du arbeitest bereits für uns.“

„So ist das also… Hätte ich mehr Widerstand leisten sollen?“ Irgendwie schien Richard es nicht besonders lustig zu finden.

Brad gefiel nicht der Anflug von Bitterkeit im Blick des Älteren, wenn bis eben noch alles ein Scherz gewesen war. Er trat an ihn heran, so nah, dass nur Richard seine leisen Worte hören konnte. „Sie waren viel zu klug, um Widerstand zu leisten, sobald Sie die Wahrheit Ihrer Lage erkannten.“

„Glaubst du, ein Kompliment macht es besser?“ Die Bitterkeit hatte sich zurückgezogen, ließ nur Ausdruckslosigkeit übrig.

„Wir hatten das doch schon, nicht wahr? Es ist nicht besser dadurch. Es _ist_ einfach nur.“

„Manchmal bist du wirklich unausstehlich.“ Immer noch ausdrucklos, aber dahinter versteckte sich der Anklang von etwas anderem.

Brad lächelte. „Ich weiß es, Sie wissen es und vielleicht noch Herr Hoffmann. Freuen Sie sich, dass Sie zu diesem illustren Kreis gehören.“

Und Richards Mundwinkel zuckten nach oben.

In diesem Augenblick war Alexander mit ihrem Gepäck fertig und er sah alles andere als begeistert von seiner Nähe zu Richard aus. „Wir können los.“ Sein Handgelenk wurde ein wenig zu fest umfasst und gleich darauf war sein Abstand zu dem anderen Mann bedeutend größer.

„Gut zu hören.“ Er lachte nicht, weil Alexander das sicher nicht begrüßt hätte, weigerte sich aber, sich weiter mitziehen zu lassen. Mit einem Ruck befreite er sich aus dem Griff. „Es ist genug.“ Sehr leise.

Alexander blitzte ihn aus braunen Augen an, erkannte aber, dass Brad es durchaus ernst meinte. Seine Schultern sackten für einen Moment nach unten, dann aber schaffte es der Andere, wieder ein Grinsen aufzusetzen. „Wo geht es jetzt eigentlich hin?“ Statt Brads Hand wurde nun der Griff des Gepäckwagens umfasst.

„Das solltest du dir bereits denken können.“ Er sprach halbwegs an Herrn Hoffmann gewandt weiter. „Wir müssen anders als sonst zunächst ins Büro, um dort ein Team zu vervollständigen.“

„Das war zu erwarten. Ich meine, was sollte ich jetzt auch in unserem Apartment wollen…“

„Außer endlich in der Horizontalen schlafen zu können.“ Richards trockener Kommentar.

„Genau, das braucht doch niemand.“ Herr Hoffmann ließ sich durch den Einwurf nicht beirren, da war nur ein amüsierter Funken in den blauen Augen.

Brad setzte ein sehr höfliches Lächeln auf. „Dann ist ja alles in bester Ordnung.“

Und niemand widersprach ihm, auch wenn Alexander deutlich Mühe hatte, sich ein Lachen zu verkneifen.

Sie hatten kaum den allgemein zugänglichen Bereich betreten, als ihnen auch schon ein Chauffeur entgegentrat, sich vor Brad verbeugte. „Willkommen zurück, Crawford-san. Kann ich Ihnen mit dem Gepäck helfen?“

Braune Augen schweiften langsam zu Alexander hinüber und seine Mundwinkel kurvten kaum merklich nach oben. „Ich denke, Herr Schmidt hat das bereits im Griff. Vielen Dank für das Angebot.“

„Wie Sie wünschen, Crawford-san.“ Eine weitere Verbeugung, bevor der Japaner die Führung übernahm.

Alexander schien kurz zu überlegen, ob er Protest einlegen sollte, doch Brads einladender Blick sorgte dafür, dass er lieber den Mund hielt.

Beim Parkplatz angekommen war alles vergessen, der Empath hatte nur noch Augen für die wartende Limousine. „Das Ding ist ja der Wahnsinn. Wirst du häufiger mit so etwas herumkutschiert?“

„Wenn ich einen Fahrer benötige, ja.“ Ein verschmitztes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Arbeite fleißig, bis du Leiter des Büros bist. Dann kannst du sie auch benutzen.“

„Na das nenne ich doch mal einen Ansporn.“

Der Chauffeur hatte inzwischen die hintere Tür geöffnet und Brad machte mit dem Kinn eine deutende Geste. „Möchtest du sie dir nicht von innen ansehen?“

Der Andere ließ sich nicht zweimal bitten und Brad stieg nach ihm ein, gefolgt von Herrn Hoffmann und Richard.

„Sieh mal, hier gibt es sogar etwas zu trinken.“ Alexander schien Jahre verloren zu haben, begeistert wie ein kleiner Junge.

„Ich weiß. Bedien dich ruhig.“ Mit einem nachsichtigen Kopfschütteln. Er selbst entspannte sich nur in den Sitz hinein und versuchte die Erschöpfung zu ignorieren, die sich in seinen Körper schlich. Er hatte während des Fluges kaum schlafen können und innerlich musste er Richards Kommentar vorhin zustimmen, ein Bett wäre jetzt angenehm. Zum Glück wurde er dadurch abgelenkt, dass Herr Hoffmann nach dem Terminkalender griff, kaum dass dieser sich angeschnallt hatte.

„Für heute sind natürlich keine Termine vorgesehen“, begann der Ältere ohne Einleitung. „Herr Kategawa weiß von Ihrer Ankunft und wird sie zweifellos begrüßen wollen. Sobald die Sache mit Alexanders Team erledigt ist, haben Sie aber frei.“ Herr Hoffmann schien nicht einmal zu merken, dass er in die förmliche Anrede gefallen war. „Für morgen Nachmittag ist ein Treffen mit einem Vertreter von Matsushita angesetzt. Herr Kotegawa hat den Wunsch geäußert, dass Sie daran teilnehmen. Bei dem Verhandlungspartner handelt es sich anscheinend um einen aufsteigenden Stern.“ Ein kurzer, amüsierter Blick streifte ihn. „Soll heißen, er ist noch sehr jung.“

Er neigte verstehend den Kopf und forderte Herrn Hoffmann damit gleichzeitig zum Weitersprechen auf.

„Übermorgen befindet sich noch in Abstimmung. Da gibt es zwei Termine, die sich überschneiden. Ich hatte Ihnen die Akten bereits gegeben, Sie müssen mir Ihre Entscheidung bis heute Abend mitteilen.“

Er rief sich die Unterlagen in Erinnerung. „Es ist nicht erforderlich, so lange zu warten, ich habe mich bereits entschieden. Notieren Sie Herrn Hirakawa.“

Der Ältere tippte etwas in das Gerät ein, blickte dann wieder zu ihm hoch. „Das wären die größeren Sachen. Ansonsten stehen nur die üblichen Treffen an.“ Eine kurze Pause folgte, bevor Herr Hoffmann lächelte. „Und für das Wochenende bittet Herr Moriyama um Ihre Gesellschaft. Nicht geschäftlich. Er versteht natürlich, falls Sie nicht die Zeit haben und würde auch mit einem Abendessen vorlieb nehmen.“

„Und, habe ich die Zeit?“

„Es steht nichts von Seiten des Büros auf dem Plan.“

„Hm…“ In einer unbewussten Geste tippte er sich gegen die Unterlippe, während sein Blick sich ins Nichts richtete. Zurückfliegen konnte er so schnell nicht, also würde er sowieso nur arbeiten, um sich abzulenken. Herrn Moriyamas Einladung zu folgen klang da nach der deutlich besseren Idee. Braune Augen fokussierten sich und er begegnete dem abwartenden Blick von Herrn Hoffmann. „Wen genau hat er eingeladen?“

Ein schmales Lächeln. „Sie und wer auch immer gerade für Sie arbeitet.“

„Sie haben ihm bereits gesagt, dass Sie mich dieses Mal nicht allein begleiten?“

„Ich habe es angesprochen, weil er danach gefragt hat. Anscheinend wird Herr Fujimiya und dessen Familie auch da sein.“

Seine Reaktion auf diese Information war nur innerlich. „In dem Fall können Sie zusagen. Für mich, Richard und Sie.“

Das Lächeln wurde ausgeprägter. „Gerne.“

„Sie haben doch nichts dagegen?“

Richard zog eine Augenbraue hoch, schüttelte leicht den Kopf. „In Anbetracht der Alternative werde ich dich natürlich begleiten. Ich habe keine Lust, das ganze Wochenende mehr oder weniger eingesperrt zu verbringen.“

„Ah ja, verständlich.“ Er spürte, wie sich ein Blick in ihn bohrte und wandte sich Alexander zu, der ihn tatsächlich anstarrte.

„Das war echt eben, nicht wahr?“, wurde er gefragt, nachdem sich der Andere sichtlich zusammengerissen hatte.

Ein belustigtes Auflachen entkam ihm. „Was dachtest du denn? Du weißt doch von meiner Arbeit. Hast du angenommen, die erledigt sich von selbst?“

„Natürlich nicht. Aber trotzdem…“ Eine kurze Pause. „Irgendwie scheint die Aussicht auf einen Führungsjob auf einmal nicht mehr so toll.“

Das brachte Alexander amüsierte Blicke von allen ein.
 

~TBC~
 

Wie unschwer zu erraten ist, steht also in Kürze wieder ein Auftritt von Ran bevor ^^

cya, cu ^-^

"Ich hatte dir gesagt, dass du noch ein bisschen Geduld haben müsstest. Nun hattest du genug"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 149/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Alexander lernt sein neues Team kennen ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Du musst dich nicht mehr allzu lange gedulden. Nächstes Mal startet der Besuch bei Herrn Moriyama bereits ^^ Und du kannst dir sicher sein, dass Richard die Zeit nutzen wird, Brad ein wenig zu beobachten *lacht*
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 149 „Ich hatte dir gesagt, dass du noch ein bisschen Geduld haben müsstest. Nun hattest du genug“
 

„Komm herein.“

Die Tür öffnete sich zunächst nur ein Stück und Anders steckte den Kopf durch den Spalt. „Du bist also wirklich hier, ich dachte schon, jemand wollte sich einen Scherz mit mir erlauben.“ Nun wurde die Tür ganz geöffnet und der Ältere trat ein, nahm ohne eine weitere Einladung zu benötigen Platz.

„Ich denke, da gibt es bessere Möglichkeiten, hm?“ Belustigt begegnete er dem suchenden Blick der grauen Augen.

„Ja, wahrscheinlich… obwohl ich natürlich nicht so häufig hier bin.“ Der Blick wurde durchdringender. „Normalerweise jedenfalls. Sag mal, habe ich dir den Innendienst zu verdanken? Ich sitze jetzt schon seit Wochen im Büro und mache nichts als Papierkram. Von meinem restlichen Team habe ich nichts gehört, geschweige denn gesehen.“

Brads Lippen kurvten in ein Lächeln. „Schuldig im Sinne der Anklage.“

Anders lehnte sich für einen Moment vor, anscheinend hatte er nicht erwartet, dass es tatsächlich so war. Oder vielleicht angenommen, dass Brad es leugnen würde. Dann hatte er sich auch schon wieder gefasst, zog eine Augenbraue hoch. „Darf ich auch erfahren, warum du mir das antust? Ich kann mich nicht erinnern, schlechte Arbeit abgeliefert zu haben.“

„Das hast du auch nicht, ganz im Gegenteil. Deine neue Aufgabe beinhaltet aber auch administrative Tätigkeiten und ich wollte dich ausreichend vorbereitet wissen.“ Die Belustigung blieb weiterhin auf die braunen Augen beschränkt, seine Stimme klang vollkommen geschäftsmäßig.

„Neue Aufgabe…“, wiederholte Anders langsam. „Heißt das-?“

„Ich hatte dir gesagt, dass du noch ein bisschen Geduld haben müsstest. Nun hattest du genug.“

Anders‘ Miene war zunächst ausdrucklos, dann blitzte ein Grinsen auf. „Willst du etwas dafür haben?“

Brad verstand mühelos die Anspielung auf ihr Gespräch damals, als er von Anders die Streifen bekommen hatte, und ein weiteres Lächeln glitt über seine Lippen. „Danke für das Angebot, aber ich bin ausgelastet.“

Das brachte ihm ein Schnauben ein, bevor Anders ernster wurde. „Wann bekomme ich mein Team?“

„Ich habe dir heute das letzte Mitglied mitgebracht. Die anderen beiden sollten bereits vor Ort sein. Ich wollte natürlich, dass du es erfährst, bevor du sie triffst.“

„Sehr zuvorkommend von dir.“ Anders stand auf und trat an das Fenster heran, blickte gedankenverloren nach draußen. „Ohne dich hätte ich sicher noch ein weiteres Jahr warten müssen, mindestens.“

Er drehte sich mit seinem Sessel, so dass er den Älteren im Auge behalten konnte. „Du kennst deine Leistungen, also muss ich dir bestimmt nicht versichern, dass es sich hier um keine Günstlingswirtschaft handelt. Allerdings muss ich zugeben, dass sich der Moment besonders angeboten hat. Ich wollte Alexander gut untergebracht wissen.“

Das Lächeln war gegen die Fensterscheibe gerichtet. „Ah ja, ich erinnere mich an ihn. Was ist mit dem anderen, dem Tracer? Ist er unter die Ex gegangen?“

Das darauf folgende Schweigen schien jeden Laut zu verschlucken, selbst ihrer beider Atemzüge.

Anders drehte sich sehr langsam zu ihm um, musterte ihn ungläubig. „Er hat doch nicht etwa einen Übungseinsatz versaut, dazu war er schon zu gut, als ich abgegangen bin.“

„Es war ein wenig komplizierter. Ein Precog war involviert und wir beide wissen, wie sehr das alle Chancen verändern kann.“

Die Lippen des Anderen pressten sich kurz zu einem schmalen Strich zusammen, bevor da ein humorloses Lächeln war. „Ich werde auf ihn aufpassen“, wurde ihm dann versprochen.

„Er sollte dir nicht zu viel Arbeit bereiten. Ich habe seinen Eid.“

„Seinen also auch…“ Die grauen Augen blickten ihn an und gleichzeitig durch ihn hindurch. „Hoffentlich erwartest du deswegen keine Wunder von uns.“

Er lehnte sich zurück, verschränkte die Finger vor seinem Bauch. „Noch nicht, aber die Zeit wird kommen.“

Der Fokus kehrte zurück, richtete sich ganz auf ihn. „Das meinst du ernst.“ Keine Frage, eine Feststellung. „Nun, wenn du es siehst, werden wir es schaffen“, wurde anschließend ohne Ironie festgestellt. Anders unterbrach den Blickkontakt, kehrte zu seinem Sessel zurück. „Meine anderen beiden Teammitglieder? Die Wahrscheinlichkeiten sind ein bisschen unklar.“

„Cora, eine Pyrokinetin, ich weiß nicht, ob du sie schon kennst. Und dann wäre da noch Dennis, ein Telekinet. Er war in deinem letzten Jahr Mitglied des Komitees.“

„Ja, ich erinnere mich. Also noch ein Kandidat für ein künftiges eigenes Team.“ Mit einem zufriedenen Nicken. „Cora sagt mir gerade nichts, aber da du offensichtlich bei meinem gesamten Team die Finger im Spiel hattest, wird sie auch gut sein.“

Belustigt neigte er den Kopf, nur ein paar Millimeter. „Ich habe bei allen Teams hier die Finger im Spiel.“ Brad legte eine kurze Pause ein. „Aber bei dir ein bisschen mehr“, gab er dann zu. „Mach etwas daraus.“

Anders stand auf, deutete eine Verbeugung an und es lag keine Ironie darin. „Das werde ich.“

Er erhob sich ebenfalls. „Dann werde ich dich mal deinem Team vorstellen.“

„Ich kann es kaum erwarten.“ Der Ältere lächelte, folgte ihm dann.
 

Er ließ die Gruppe in dem Aufenthaltsraum zurück und trat nach draußen, hatte aber nur einen Moment, um durchzuatmen, bevor auch Alexander den Raum verließ.

„Ein Precog also…“ Der Blondhaarige lehnte sich neben ihm gegen die Wand. „Da muss ich mich ja gar nicht erst umstellen.“

Brad erlaubte sich ein schmales Lächeln. „Was soll ich dazu sagen. Wir Precogs sind eben die besten, also wollte ich dich in seinem Team haben.“

„Sehr lieb von dir. Und es wird mich auf Zack halten. Anders war ja damals als Komiteemitglied schon furchteinflößend genug. Als ich ihn vorhin wiedergesehen hatte, habe ich automatisch überlegt, was ich angestellt haben könnte, um möglicherweise die Gerte zu verdienen.“

Ein kurzes Lachen entkam ihm. „Ich denke, inzwischen wird er auf andere Möglichkeiten zur Disziplinierung zurückgreifen, für die Gerte seid ihr nun wirklich zu alt. Ganz davon abgesehen hoffe ich doch, dass niemand von euch ihm erst einen Anlass gibt, hart durchzugreifen.“

Alexander verzog das Gesicht. „Also absichtlich werden wir es ganz sicher nicht tun…“ Er senkte den Kopf und musterte den Boden, während seine Gesichtszüge an Ausdruck verloren. „Du gehst jetzt, nicht wahr?“, wurde Brad dann unverhofft gefragt.

Braune Augen musterten den Empathen, doch Alexander wich weiterhin seinem Blick aus. „Ich habe dir so viel Zeit wie möglich gegeben. Ich kann nicht die ganze Zeit bei dir bleiben und Händchen halten.“

Finger glitten durch blonde Haare und Alexander seufzte. „Das ist mir klar.“ Die Fußspitze versuchte sich in den Boden zu bohren. „Anders hat gesagt, dass wir jetzt in unser Quartier fahren und bestimmt kommen wir nicht wieder, während du noch hier bist.“

„Ist das jetzt eine etwas umständliche Art auf Wiedersehen zu sagen?“ Mit warmem Amüsement. Auf die Stimmung des Anderen einzugehen, würde es für ihn schließlich nur schlimmer machen.

Alexander blickte ruckartig auf und ein widerwilliges Lächeln glitt über dessen Gesicht. „Stimmt, es ist wirklich zu umständlich.“ Und einen Wimpernschlag später stand er genau vor Brad. „Also sollte ich es ganz einfach machen.“ Hände rahmten sein Gesicht ein und dann küsste Alexander ihn.

Er ließ es sich für einen Moment gefallen, doch als sein Talent ihm vermeldete, dass sie gleich nicht mehr unter sich sein würden, schob er den Anderen sanft von sich. „Geh jetzt besser rein, bevor Anders dich noch vermisst. Du willst doch nicht an deinem ersten Tag negativ auffallen.“

Alexander widersprach nicht, beugte sich aber noch ein weiteres Mal vor. Ihre Lippen berührten sich kaum eine Sekunde lang, bevor sich der Andere dazu zwang sich abzuwenden. Er erhielt noch ein flüchtiges Lächeln, dann schloss sich die Tür hinter Alexander.

Brad verweilte nicht länger, sondern machte sich auf den Weg zu seinem Büro. Für heute waren seine Pflichten erledigt und endlich konnte er der Müdigkeit nachgeben. Fast jedenfalls.

Er fand Herrn Hoffmann hinter seinem Schreibtisch vor, vertieft in Arbeit, die zweifellos auch bis morgen warten konnte. Richard hatte im Besuchersessel Platz genommen und war mit einer Zeitung beschäftigt. Brad schloss leise die Tür hinter sich und ein Rascheln zog seinen Blick zurück auf Richard, wo er einem Paar grau-grüner Augen begegnete.

Eine stumme Augenbraue wurde hochgezogen und ein schnelles Lächeln huschte über die Lippen des Älteren, anscheinend amüsiert, weil Herr Hoffmann nichts von Brads Eintreten bemerkt hatte.

Lautlose Schritte trugen ihn bis zu dem älteren Mann und er beugte sich herunter, um Richard etwas ins Ohr zu flüstern. „Endlich ist er es mal…“ Richard verstand nicht, aber das machte nichts. Er ließ eine Hand auf dessen Schulter ruhen und richtete sich wieder auf. „Keine Arbeit mehr heute, Herr Hoffmann.“

Der Angesprochene zuckte zusammen, setzte gleich darauf ein ironisches Lächeln auf. „Sag mal, Brad, wie lange hast du darauf gewartet, das zu mir sagen zu können?“

„Einige Jahre mindestens. Sonst sind Sie es immer, der mich an den Feierabend erinnert.“ Sein Lächeln reichte schon fast an ein Grinsen heran.

Herr Hoffmann gab ein unbeeindrucktes Schnauben von sich. „Ich will dir ja nicht die Feierlaune verderben, aber eigentlich zählt heute gar nicht. Immerhin haben wir nicht wirklich Abend.“ Mit einem verschmitzten Gesichtsausdruck.

Nun war es an ihm, unbeeindruckt zu gucken. „Es zählt sogar doppelt. Der Abend ist schon längst vorbei und wir sind bereits beim nächsten Tag.“

„Hm, ich gebe mich geschlagen.“ Herr Hoffmann hob beide Hände, als er das sagte und unterstrich seine Worte so. „Außerdem will ich ja auch gar nicht mehr arbeiten.“

„Ausgezeichnet.“ Er nickte zufrieden, drückte dann die Schulter, auf der immer noch seine Hand ruhte. „Was ist mit Ihnen, Richard?“

Der deutete auf seine Zeitung. „Anders als Chris habe ich gar nicht erst angefangen.“

„Sehr vernünftig von Ihnen.“ Er bot ihm eine Hand an und nachdem Richard sie mit einem amüsierten Blick ergriffen hatte, zog er ihn auf die Beine.

„Ich habe die Autoschlüssel abgeholt, du brauchst den Fahrer also nicht zu belästigen“, teilte Herr Hoffmann ihm mit, als dieser sich ihnen anschloss.

„Ich habe ihn bereits entlassen, schließlich wusste ich, dass ich mich auf Sie verlassen kann.“

Der Ältere deutete eine belustigte Verbeugung an.
 

„Ich habe uns wieder ein Apartment hier geben lassen“, erklärte er Richard, als dieser den Komplex vor ihnen musterte. „Es steht einem Hotel in nichts nach und wir haben den Vorteil, unter Kollegen zu sein.“

Für diese Aussage erhielt er einen schiefen Blick. „Hast du befürchtet, ich würde bei einem Hotel einen Fluchtversuch starten?“

Er neigte den Kopf ein wenig und schwarze Strähnen fielen ihm in die Stirn. „Wie ich schon gesagt habe, für so etwas sind Sie nicht dumm genug.“ Brad erlaubte sich ein Lächeln. „Es ist nicht weit bis zum Büro. Und hier gibt es gute Trainingsmöglichkeiten… und Restaurants.“

Richards Magen knurrte prompt und Herr Hoffmann lachte auf.

Ohne noch einen Kommentar abzuwarten, ergriff er Richards Hand und zog ihn hinter sich her. „Überredet, nicht wahr?“

Und der Ältere folgte ihm ohne Widerstand, schüttelte lediglich belustigt den Kopf.

Herr Hoffmann war nicht minder belustigt. „Ich dachte schon, ich müsste das Essen für heute vollkommen abschreiben. Aber wie ich sehe hast du dich daran erinnert, dass wir alle nur Menschen sind.“

„Sie hätten auch vorhin schon gehen können“, machte er ihn aufmerksam, ohne Gewissensbisse.

„Als würde Chris das machen…“

Sie hatten inzwischen die Rezeption erreicht, also ignorierte er Richards gemurmelte Bemerkung, wandte sich stattdessen an den Mann, der dieses Mal keine Identifikation mehr verlangte. „Sind die Räume bereit?“

„Natürlich, Herr Crawford. Es freut mich, Sie wieder hier begrüßen zu dürfen.“

„Und ich kehre immer wieder gerne hierher zurück.“ Mit einem Lächeln. „Bitte reservieren Sie uns einen Tisch beim Italiener, in einer Stunde.“

„Kein Problem, Herr Crawford.“ Ihm wurden die Schlüssel überreicht. „Einen angenehmen Tag noch.“

„Vielen Dank.“ Er nickte dem anderen Mann zu, bevor er sich auf den Weg zum Fahrstuhl machte. Erst dort fiel ihm der seltsame Blick auf, mit dem Richard ihn musterte. „Was ist?“

Es war Herr Hoffmann, der antwortete. „Er hat deine liebenswürdige Seite gesehen und ist von ihr ein wenig überrascht.“

„Nicht lustig…“ Aber dennoch zog ein Lächeln an seinen Lippen. „Ich bin auch zu Richard nett.“

Der zog gleich beide Augenbrauen hoch, beschloss aber, diese Aussage nicht zu kommentieren. Was Brads Lächeln mehr Ausdruck verlieh.

Das Apartment war nicht anders eingerichtet als er es bereits gewöhnt war, es gab ganz einfach ein Zimmer mehr. Ohne sich auf irgendwelche Diskussionen einzulassen, wählte er den Raum, der am nächsten an der Eingangstür lag und ignorierte Herrn Hoffmanns Kopfschütteln.

Brad beanspruchte die Dusche als erster für sich, zog dann mit Genugtuung frische Sachen an. Allmählich hatte sich schon der Eindruck eingestellt, dass er die Falten in seinem Hemd auf seiner Haut spüren konnte. Als das erledigt war, setzte er sich auf sein Bett und griff nach seinem Handy. Es wurde Zeit für einen Anruf. Mit Ironie in den braunen Augen betrachtete er die Hand, die beim Gedanken an Michael leicht zu beben schien. Vielleicht litt er ja bereits an Entzugserscheinungen.

Auch nachdem er das Handy wieder beiseite gelegt hatte, fühlte er sich nicht wirklich besser. Eher schlechter, was nun wirklich lächerlich war. Brad schloss für einen Moment die Augen, schob dann alles auf seinen leeren Magen und ignorierte das Loch in seinem Verstand.

Das Essen erwies sich zumindest als ausgezeichnet und hatte die Nebenwirkung, ihnen noch einen kurzen Energieschub zu verleihen. Weshalb keiner von ihnen Lust verspürte, unmittelbar danach schlafen zu gehen.

„Wir könnten einen Film ansehen“, schlug er vor, als sie in das Apartment zurückkehrten. „Es sei denn, Sie wollen sich ein wenig in der Stadt umsehen.“

Richard hob eine abwehrende Hand. „Heute mache ich ganz bestimmt nichts mehr, was mich rausführen würde.“

„Na dann wäre das ja entschieden.“ Herr Hoffmann machte es sich auf der Couch bequem und griff nach der Fernbedienung. „Du musst dir nicht einmal japanisches Fernsehen antun, wir haben hier eine breite Auswahl an deutschen Filmen.“

Der andere Mann ließ sich in den Sessel sinken. „Gut, ansonsten würde ich nämlich nicht viel verstehen.“

„Ganz abgesehen davon, dass japanische Filme recht seltsam sein können.“ Brad nahm ohne lange zu zögern ebenfalls auf der Couch Platz. Für einen Moment musterte er noch Herrn Hoffmann, dessen Aufmerksamkeit bereits auf den Bildschirm gerichtet war. Dann zuckte er innerlich mit den Schultern und lehnte sich gegen ihn.
 

~TBC~
 

Damit wäre das bekannte Team wieder komplett ^^

cya, cu ^-^

"Wenn du es nicht einmal schaffst, dich an die Regeln bei uns zu halten, wie willst du es dann hier schaffen?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 150/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Auf zu Herrn Moriyama ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Ah, ohne deinen Hinweis hätte ich das mit der Kapitelnummer mal wieder nicht mitbekommen… ^^# Na dann: auf die nächsten 50! *lach* Über die Funktionsfähigkeit von Brads Talent musst du dir keine Sorgen machen. Darauf wurde bereits bei Brads erstem Übungseinsatz geachtet. Und im Ergebnis mag die Trennung zwar nicht angenehm sein, aber Brads Talent funktioniert. ^^ Und Herr Hoffmann ist es inzwischen gewohnt, als halber Ersatz herhalten zu müssen.
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 150 „Wenn du es nicht einmal schaffst, dich an die Regeln bei uns zu halten, wie willst du es dann hier schaffen?“
 

„Wir sind da, Brad.“

Er war in der letzten halben Stunde mit den Gedanken woanders gewesen, vielleicht könnte man es sogar als Tagträumerei bezeichnen, und so dauerte es einen Moment, bis er sich wieder auf das Hier und Jetzt konzentriert hatte.

Herr Hoffmann hielt ihm mit einem amüsierten Lächeln die Wagentür auf. „Bist du mit offenen Augen eingeschlafen?“

Seine Mundwinkel zuckten ebenfalls noch oben. „Nicht ganz, aber ich stand kurz davor“, gab er dann bereitwillig zu, bevor er ausstieg. Richard stand bereits draußen und schien in die Betrachtung der Umgebung versunken.

Statt das Lächeln des Älteren zu vertiefen, sorgte seine Antwort für ein Stirnrunzeln. „Hast du nicht genug geschlafen?“

Er winkte ab. „Sie kennen das doch bereits, hm?“ Er schlief nie besonders gut, wenn er von Michael getrennt war. Seine Schritte führten ihn zu Richard. Vor ihnen eröffnete sich der Blick aufs Meer, die bereits tiefstehende Sonne gleißte darüber hinweg und färbte es mehr weiß als blau. „Das gibt heute bestimmt einen schönen Sonnenuntergang“, merkte Brad leise an.

Der ältere Mann warf ihm einen flüchtigen Blick zu. „Zweifellos. Herr Moriyama hat ein hübsches Fleckchen ausgesucht.“ Dann schweiften die grau-grünen Augen auch schon über ihre weitere Umgebung hinweg. Mauern aus kaum behauenen Steinblöcken erhoben sich links von ihnen, verbargen das Gelände, das zu der Pension gehören musste, die ihr Ziel war. Dahinter konnte man Holzwände erahnen, von denen von hier aus lediglich die oberen Enden zu sehen waren. Es war still hier, bis auf das Rauschen des Meeres wurde nur hin und wieder ein vereinzeltes Wort an ihre Ohren getragen.

Unwillkürlich zog ein Lächeln an seinen Lippen. „Jetzt kommen Sie doch noch zu ihrem Urlaub. Auch wenn es nur ein verlängertes Wochenende ist.“

Amüsement trat in die Augen des Älteren. „Du kannst mir aber nicht erzählen, dass du das vorhergesehen hattest, als du mit deiner Idee kamst.“

Brad schüttelte den Kopf. „Das hatte ich nicht vor. Aber ich hätte auch einen anderen Weg gefunden, Ihnen ausreichend Erholung zu verschaffen.“

Bevor Richard etwas erwidern konnte, wurden sie von einer Stimme abgelenkt.

„Crawford-san.“ Es war Herr Moriyama, der sich ihnen näherte. „Haben Sie gut hergefunden?“

Er erwiderte die Verbeugung. „Guten Abend, Moriyama-san. Vielen Dank für die Einladung. Und ja, Herr Hoffmann hat uns sicher ans Ziel gebracht.“

Der Japaner begrüßte den anderen Mann, bevor Brad Richard vorstellte. „Dieses Mal hat mich auch Herr Walter begleitet. Wir arbeiten in Deutschland mit mehreren seiner Firmen eng zusammen.“

In den dunklen Augen blitzte Erkennen auf und Herr Moriyama wechselte ins Deutsche. „Willkommen auch Ihnen, Walter-san. Mir war nicht bewusst, dass Sie mit Crawford-san Geschäfte tätigen.“

Ein kaum merkliches Lächeln zuckte über Richards Lippen, zu dem der Ausdruck in den grau-grünen Augen nicht so ganz passen wollte. „Das ist eine neuere Entwicklung, wie ich zugeben muss. Aber sie ist bisher ausgesprochen profitabel gewesen.“ Was der vollen Wahrheit entsprach.

„Diese Erfahrung habe ich auch schon gemacht.“ Mit einer leichten Verbeugung in Brads Richtung.

Er neigte den Kopf. „Darum geht es doch, nicht wahr? Jeder soll Vorteile aus den Geschäften erzielen.“

Herr Moriyama lachte, winkte dann, ihm zu folgen. „Kommen Sie doch herein. Die Fujimiyas sind bereits eingetroffen und die Wirtin ist neugierig auf die Gaijin, die ich dieses Mal eingeladen habe.“

„Machen Sie so etwas eigentlich häufiger, dass Sie Ihre Geschäftspartner hierher einladen?“, erkundigte Brad sich interessiert.

Der Japaner schüttelte den Kopf. „Normalerweise nur die Familie von Fujimiya-san. Es ist ein Kompromiss, weil ich ihm so selten Urlaub geben kann.“ Das war nur halb im Scherz gesagt. „Seine Kinder verstehen sich außerdem gut mit meinem Sohn. Seit wir auf dieses Arrangement gekommen sind, hat er sich nicht mehr über Langeweile beschwert.“

„Wie ich sehe, sorgen Sie auch gerne dafür, dass beide Seiten einen Vorteil haben“, erwiderte Brad mit leisem Humor und erntete ein belustigtes Lächeln dafür.

Sie erreichten das Haus, wo sie von einer schon älteren Japanerin mit einer Verbeugung empfangen wurden. „Willkommen in meiner Herberge. Wenn Sie mir bitte folgen würden, zeige ich Ihnen Ihr Zimmer.“

Brad war es, der einen Schritt vortrat und ihre Verbeugung erwiderte. „Vielen Dank für Ihre Gastfreundschaft. Wir freuen uns, Ihre Gäste sein zu dürfen.“

Ein leicht verwunderter Blick traf ihn, sie hatte nicht ausgerechnet von ihm eine Antwort erwartet, aber sie hielt sich nicht lange mit der Verwunderung auf und begann voranzugehen.

Er streifte an der erhöhten Schwelle seine Schuhe ab, schlüpfte in ein Paar der bereitstehenden Hausschuhe. Danach wandte er sich an Richard, der alles um sich herum immer noch mit gut verborgener Neugier aufnahm. „Sie sollten stets daran denken, Ihre Schuhe auszuziehen, wenn Sie ein Haus betreten und an so eine Schwelle kommen. Alles andere wäre ein Zeichen ausgesprocher schlechter Manieren und man sollte nicht immer Nachsehen erwarten, nur weil man fremd ist. Als Besucher sollte man vielmehr die Höflichkeit besitzen, sich vorher über die wichtigsten Gebräuche zu informieren.“

Der Ältere folgte seinem Hinweis und ein Mundwinkel zuckte kaum merklich. „Wenn du es nicht einmal schaffst, dich an die Regeln bei uns zu halten, wie willst du es dann hier schaffen?“, wurde er leise gefragt.

Herr Moriyama hörte ihn trotzdem und zog eine Augenbraue hoch. „Sie machen einen Scherz, nicht wahr? Ich habe Crawford-san noch keinen Fehler machen sehen. Er hat bessere Manieren als manche unserer jungen Leute heutzutage.“

Richard hatte Mühe, ein ungläubiges Schnauben zu unterdrücken und Brad sandte ihm ein schnelles Grinsen, das niemand außer dem älteren Mann sehen konnte.

Herr Hoffmann hingegen schüttelte den Kopf. „So langsam solltest du es wirklich verstanden haben, Reik“, konnte Brad ihn sagen hören, und während er mit Herrn Moriyama der Japanerin folgte, blieben die beiden für einen Moment stehen. Was ihn trotzdem nicht daran hinderte zu hören, was gesagt wurde, obwohl sein Begleiter gleichzeitig sprach. Man musste nur sein Talent richtig zu nutzen wissen. „Das, wovon Herr Moriyama erzählt hat, ist Brad für die Welt da draußen.“ Das nun folgende Lächeln konnte er regelrecht vor seinem inneren Auge sehe. „Und was du kennst, das ist Brad für dich.“

Das Amüsement stand nur in braunen Augen und selbst von dort war es verschwunden, als er seine Aufmerksamkeit wieder ganz dem Japaner widmete, der vorgeschlagen hatte, sich später für ein gemeinsames Abendessen zu treffen und nun noch etwas hinzufügte.

„Mein Sohn erinnert sich kaum noch an Sie, Crawford-san, aber Ran-kun hat Sie nicht vergessen. Er war ungewohnt aufgeregt, als er hörte, dass er Sie wieder treffen kann.“ Ein Lachen verbarg sich hinter diesen Worten.

„Natürlich essen wir gerne mit Ihrer Familie und den Fujimiyas zusammen.“ Brad lächelte. „Ich kann den armen Ran schließlich nicht enttäuschen.“

„Das wird den Jungen wirklich freuen.“

Die alte Frau war stehen geblieben und schob eine Tür beiseite. „Das ist Ihr Zimmer. Ich werde später die Betten für Sie vorbereiten. Das Essen wird in einer guten Stunde fertig sein. Sie können bis dahin gerne das Onsen benutzen, zu dem Sie über die Terrassentür gelangen. Handtücher liegen für Sie bereit.“ Ihnen wurde alles gezeigt, bevor sich die Wirtin verabschiedete.

„Ich kann ihren Vorschlag nur unterstützen, das Wasser ist hier wirklich sehr angenehm. Zu jedem Zimmer gehört ein eigenes Becken, so dass niemand Sie stören wird. Ganz davon abgesehen, sind wir natürlich die einzigen Gäste hier.“ Herr Moriyama verabschiedete sich nach diesen Worten ebenfalls.

„Unser eigener Onsen, das klingt doch gut, nicht wahr?“ Er streckte sich und spürte, wie sich jeder Muskel noch an die Autofahrt erinnerte. „Ich beanspruche zuerst das Bad.“ Gleich darauf setzte er seine Worte in die Tat um und registrierte mit einer gewissen Erleichterung, dass sie hier eine richtige Dusche hatten. Er zog sich aus und legte seine Sachen sorgfältig zusammen, bevor er die Kabine betrat. Und dann prasselte warmes Wasser auf ihn herab, sorgte dafür, dass sich seine Muskeln ein wenig entspannten. Was natürlich kein Grund war, anschließend auf das heiße Becken draußen zu verzichten. Brad seifte sich schnell aber gründlich ab, machte sich danach nicht die Mühe, sich abzutrocknen. Stattdessen schlang er sich nur ein Handtuch um die Hüfte und trat dann wieder hinaus.

Herr Hoffmann war gerade dabei, seine Sachen auszupacken, während Richard das Zimmer erkundete. Der Ältere war zum ersten Mal in Japan und hatte einen so traditionell eingerichteten Raum bisher noch nicht gesehen.

„Wo sind eigentlich die Betten?“, hörte er ihn murmeln und ein Lächeln huschte über sein Gesicht.

„Noch im Schrank. Die Wirtin wird sie wie gesagt nachher auslegen. Auf diese Weise kann viel Platz gespart werden.“

Auf seine unerwartete Antwort hin drehte sich Richard zu ihm um, musterte ihn und zog dann eine Augenbraue hoch. „Warum gehst du duschen, wenn du sowieso gleich baden willst?“

„Das ist noch so ein Brauch hier. Man geht nicht in eine Badewanne, um sauber zu werden, sondern um sich zu entspannen. Seien Sie froh, dass wir da drin eine richtige Duschkabine haben.“ Jetzt grinste er fast.

Der Ältere schüttelte den Kopf. „Das klingt ein wenig umständlich.“

„Man kann sich aber sehr leicht daran gewöhnen.“ Er legte den Kopf schief. „Sie kommen doch auch? Die heißen Quellen hier erfüllen wirklich ihren Zweck.“

Richard schien einen Moment nachzudenken, zuckte dann mit den Schultern. „Warum nicht. Schließlich muss ich ja ausreichend Tourist spielen, wenn das hier mein Urlaub ist.“ Humor funkelte in die grau-grünen Augen auf.

Zufrieden mit dieser Antwort trat Brad nach draußen auf die hölzerne Terrasse, ließ seinen Blick über den kleinen aber dicht bewachsenen Garten schweifen. Einige Meter entfernt fiel das Gelände ab und gab den Blick auf das Meer frei, es war ein beinahe atemberaubender Ausblick.

Es dauerte einen Moment, bevor er sich davon losreißen konnte und die beiden hölzernen Trennwände musterte, die ihren Abschnitt offensichtlich von den Bereichen anderer Gäste separierten. Zu allerletzt fiel sein Blick auf das still daliegende Becken, das einladend in der niedrig stehenden Sonne glitzerte. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass hier von keiner Seite Gefahr drohte – wie auch nicht anders zu erwarten gewesen war – legte er die letzten noch erforderlich Schritte zurück und konnte sich gleich darauf ins heiße Wasser gleiten lassen. Zufrieden stellte er fest, dass er auf etwas wie einer steinernen Bank zu sitzen kam, so dass er sich problemlos zurücklehnen und den Kopf auf das inzwischen zusammengelegte Handtuch betten konnte.

Fast augenblicklich trat Schweiß auf sein Gesicht, aber das registrierte er kaum. Brad war zu sehr mit der Reaktion seiner Muskeln beschäftigt, die jetzt regelrecht zu schmelzen schienen. Wirklich kein Vergleich mit einer einfachen Dusche… Die Augen fielen ihm fast von allein zu und er öffnete sie auch nicht, als er Gesellschaft bekam. Das hätte im Moment zu viel Energie gekostet und die schien vollständig aus ihm gewichen zu sein.

„Aber nicht einschlafen, mein Lieber“, wurde er belustigt ermahnt, als sein Mangel an Reaktion bemerkt wurde. „Selbst ich weiß, dass es nicht gesund ist, zu lange in dem heißen Wasser zu bleiben.“

Er rang sich zu einem Blinzeln durch und sah Herrn Hoffmann unter halbgeschlossenen Lidern an. „Sie würden mich schon rechtzeitig wecken, von daher mache ich mir in dieser Hinsicht keinerlei Sorgen.“ Sagte es und schloss gleich darauf wieder die Augen.

Der Ältere lachte leise, schien sich dann umzuwenden. „Komm rein, bevor das Wasser kalt wird, Reik.“

„Sehr witzig.“ Doch leise Schritte verrieten, dass der andere Mann der Aufforderung folgte und näherkam. „Bist du dir sicher, dass man keine Badehose braucht?“, wurde Herr Hoffmann gefragt, als Richard sie erreicht hatte.

Was der andere zum Anlass nahm, wieder zu lachen. „Im Zweifelsfall brauchst du dich nur an Brads Vorbild halten, er würde keinen Fehler begehen.“ Eine kurze Pause wurde eingelegt. „Außerdem musst du ja nicht befürchten, dass hier plötzlich ein Fremder auftaucht.“

„Ein wenig merkwürdig ist das schon“, brummte Richard leise, ließ sich dann ebenfalls mit einem leisen Plätschern ins Wasser gleiten. Gleich darauf holte er zischend Luft. „Das ist heiß!“

„Mimose.“ Das belustigte Lächeln war regelrecht herauszuhören. „Im Regelfall hilft, vorher die Zehen hineinzuhalten und die Temperatur zu testen. Ganz davon abgesehen sollte dir der Wasserdampf eine Vorwarnung gewesen sein.“

„Hör auf, dich über mich lustig zu machen. Ich wette, du machst das nicht zum ersten Mal mit.“

„Da hast du recht“, wurde fröhlich erwidert. „Und von daher kann ich dir noch verraten, dass man auch keine unnötigen Unterhaltungen führen sollte.“

Brad lächelte in sich hinein, als er Richards Schnauben daraufhin hörte.

„Du willst mir also den Mund verbieten, hm?“

„Das habe ich nicht gesagt. Ich wollte dich nur weiter mit der Kultur hier vertraut machen.“

„Ich glaube dir jedes Wort…“

Aber dann fiel tatsächlich Schweigen zwischen sie und Brad erlaubte sich, seine Gedanken treiben zu lassen.

Er wäre tatsächlich beinahe eingeschlafen, aber trotz seiner Worte zu Herrn Hoffmann vorhin war ein Teil von ihm dazu zu vorsichtig. Und dieser Teil behielt sehr genau die Meldungen seines Körpers im Auge. Immerhin konnte er sich etwas besseres vorstellen als das Abendbrot zu verpassen, weil er unter Schwindel leidend im Bett lag.

Doch es war Herr Hoffmann, der eine Hand auf seine Schulter legte, bevor er sich selbst zum Aufhören entschied. „Es wird langsam Zeit, wir müssen uns schließlich noch umziehen.“

Ein Lächeln zupfte an seinen Mundwinkeln, als er die Augen aufschlug. „Sie behalten wie immer den Überblick, nicht wahr?“

„Da ich im Besitz deines Kalenders bin, natürlich.“ Herr Hoffmann lachte schon wieder.
 

~TBC~
 

Ein bisschen Urlaub. Aber er wird nicht ganz ohne Komplikationen bleiben ^^°

cya, cu ^-^

"Aber Crawford-san ist doch viel zu alt, um einen Babysitter zu haben!"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 151/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Wiedersehen mit Ran ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Jupp, ein bisschen Action muss schon sein. Übrigens fällt mir gerade ein, dass bei diesem bestimmten bevorstehenden Ereignis Brads Talent tatsächlich mal nicht so gut wie gewohnt funktioniert. Aber das liegt an der Situation und nicht an der Trennung von Michael ^^ Auch wenn man gerade in so einer Situation auf diese Idee kommen könnte…
 

@Kralle: *grins* *zurückwink*
 

„Wo sind wir hier?“ Ran sah sich neugierig um, las schließlich das kleine unauffällige Schild und violette Augen weiteten sich. „Ein Dojo?“

„Du hast doch Zeit, oder?“

Ran war kurz davor ihn anzustrahlen, nickte aber nur und bewies damit ausgesprochen gute Selbstbeherrschung. „Trainieren Sie hier?“

„Wenn ich Zeit habe, ja. Ich dachte, es könnte dich interessieren.“
 

(Ran und Crawford, Close Distance, Teil 74)
 

Teil 151 „Aber Crawford-san ist doch viel zu alt, um einen Babysitter zu haben!“
 

Herr Hoffmann verließ er als erster das Becken, wickelte das Handtuch um sich und reichte anschließend Brad eine Hand, um ihm herauszuhelfen. Offensichtlich wollte er nicht das Risiko eines Unfalls eingehen.

Brad ergriff die angebotene Hand und zog eine Augenbraue hoch. „Hat Michael Ihnen wieder den Auftrag gegeben, auf mich aufzupassen? Allmählich bin ich wirklich alt genug, um das selbst zu tun.“

Der Ältere stieß ein trockenes Schnauben aus, als dieser ihm sein Handtuch reichte. „Er muss mir keinen Auftrag geben, ich passe auch so auf. Immerhin würde Herr Schneider mir den Kopf abreißen, wenn dir etwas passieren sollte.“ Herr Hoffmann stockte an dieser Stelle kurz, schenkte ihm dann ein schiefes Lächeln. „Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich das eben im übertragenen Sinne gemeint habe.“

Ein Auflachen entkam ihm, doch das war vergessen, als er sich im nächsten Moment an Herrn Hoffmann abstützen musste. „Hm… vielleicht doch etwas zu lange im Wasser geblieben…“, stellte er anschließend fest, schon wieder lächelnd.

Amüsement funkelte in blauen Augen auf. „In dem Fall werde ich aufpassen, dass du heute keinen Alkohol trinkst. Das macht es nur schlimmer statt besser.“

„Alkohol interessiert mich sowieso nicht“, winkte er unbeeindruckt ab. Hier in Japan war es ab und zu unumgänglich gewesen, aber ansonsten trank er nur etwas, wenn er Michaels Gesellschaft hatte.

„Gut zu hören, dass du wenigstens in diesem Punkt vernünftig bist.“ Richard hatte inzwischen auch das Becken verlassen.

„Ich bin stets vernünftig“, konterte er. „Und Sie können Ihre Erziehungsversuche wirklich einstellen, Sie überzeugen mich sowieso nicht.“ Sprach’s und verschwand ein weiteres Mal in Richtung Bad, um das leicht salzige Wasser abzuspülen.

Später, in frischen Sachen, fühlte er sich eindeutig wohler, doch immer noch konnte er eine gewisse Müdigkeit nicht verleugnen. Das Bad hatte sie eher noch verstärkt, aber das war ihm vorher schon klar gewesen und kein Grund, darauf zu verzichten. Richard und Herr Hoffmann waren ebenfalls fertig und Brad warf einen Blick auf die Uhr. Sein Magen brummte zufrieden, bei dem, was er sah.

Gleich darauf öffnete sich die Schiebetür und ihre Wirtin bat sie, ihnen zu folgen. Als hätte der Gedanke sie herbeigerufen.

Seine Mundwinkel zuckten unwillkürlich und Herr Hoffmann lächelte.

„Hungrig, ja?“

Er blickte ihn unter in die Stirn gefallenen Strähnen hervor an. „Sie etwa nicht?“

„Ein wenig“, gab der Ältere zu. „Immerhin bin ich ja bis hierher gefahren.“

„Ja, und das haben Sie wirklich gut gemacht.“ Mit einem verschmitzten Lächeln tätschelte er ihn am Oberarm, wandte sich dann um, um der alten Japanerin zu folgen.

„Und ich bin immer noch der Ansicht, dass er erzogen werden muss“, murmelte Richard in Richtung seines Freundes, bevor sie sich Brad anschlossen.

Der andere Mann lachte nur.

„Moriyama-san erwartet Sie bereits, Crawford-san.“ Mit einer Verbeugung blieb die Frau neben einer offenen Tür stehen.

„Vielen Dank“, neigte er den Kopf. Schnell erfasste er, dass dieser Raum nicht mit Tatami-Matten ausgelegt war, anders als das Zimmer, in dem sie untergebracht waren. Weswegen er seine Hausschuhe anbehielt, als er eintrat. Wahrscheinlich aus Rücksicht auf sie befand sich in der Mitte ein großer Tisch mit ausreichend Stühlen für alle. Er war bereits jetzt dankbar, denn ein Besuch in einem typisch ausgestatteten Restaurant mochte zwar ein kulturell interessantes Erlebnis sein, seine Beine hätten es ihm aber nicht gedankt.

Richard folgte seinem Beispiel ohne zu zögern, Herr Hoffmann wusste von allein Bescheid.

„Crawford-san!“ Herr Moriyama hatte sich erhoben, kaum dass seine Ankunft bemerkt wurde. „Darf ich Ihnen meine Frau vorstellen? Und meinen Sohn Ryo kennen Sie ja bereits.“

Brad erwiderte die Verbeugung der Ehefrau. „Es freut mich, endlich auch Ihre Bekanntschaft machen zu dürfen.“

„Vielen Dank, Crawford-san. Mein Mann hat mir schon viel von Ihnen erzählt.“

„Ryo-kun“, nickte er anschließend dem Jungen zu, der ihn nur aus großen Augen anstarrte. Er nahm es mit einem Lächeln auf, bevor er seine beiden Begleiter vorstellte.

Sie kamen nicht dazu, Platz zu nehmen, da als nächstes auch die Fujimiyas eintrafen. Aya versteckte sich schüchtern hinter ihrer Mutter, aber Rans violette Augen blitzten auf, als der Junge ihn erspähte. Ran sah ganz so aus, als wäre er am liebsten auf ihn zugelaufen gekommen, doch dazu war er zu gut erzogen. Stattdessen war es Fujimiya-san, der vortrat, und die Vorstellung ging in die zweite Runde.

Anschließend suchte sich jeder einen Stuhl und Ran warf ihm wieder einen sehnsüchtigen Blick zu, als dieser neben seinem Vater Platz nahm.

Brad saß neben Herrn Moriyama, mit Herrn Hoffmann auf seiner anderen Seite. Er nickte dem Jungen zu, was nicht unbemerkt blieb.

„Er ist weiterhin Mitglied Ihres Fan-Clubs, hm?“ Herr Hoffmann amüsierte sich eindeutig auf seine Kosten.

Brad beschloss ihn zu ignorieren, wobei ihm Herr Moriyama, der die Bemerkung offensichtlich gehört hatte, allerdings einen Strich durch die Rechnung machte.

„Fanclub, wie ist das gemeint?“

Er lächelte, ein wenig steif zwar, aber das fiel nicht weiter auf. Immerhin konnte er dem anderen kaum erklären, was genau ein Instruktor war. „Er spielt auf die Tutorien an. Ich habe sie in den letzten Jahren meiner Schulzeit gehalten.“ Brad neigte den Kopf ein wenig. „Mathe war schon immer meine Stärke, von daher bin ich von dem Lehrer um Unterstützung gebeten worden. Den Schülern gefiel mein Unterricht besser als der übliche und ein Freund von mir machte sich den Spaß, sie als meinen Fanclub zu bezeichnen. Der Begriff blieb irgendwie hängen…“ Mit einem leichten Schulterzucken ließ er seine Erklärung ausklingen. Die zwar ein verzerrtes Bild darstellte, es trotzdem aber schaffte, der Wahrheit zu entsprechen.

Der Japaner nickte langsam. „Ich kann mir vorstellen, dass Sie ein guter Lehrer sind. Aber ich bin froh, dass Sie woanders Ihre Berufung gefunden haben.“

„Das Geschäftsleben ist abwechslungsreicher“, stimmte er ihm zu und verschwieg die Tatsache, dass das eine bei ihm das andere nicht ausschloss. Von Herrn Hoffmann ausgehend konnte er deutliche Belustigung spüren, als er dies sagte. Dazu musste er kein Empath sein.

Bevor er jedoch darüber nachdenken konnte, wie er es dem Älteren eventuell heimzahlen könnte, kehrte die Wirtin zurück und sie brachte Verstärkung mit.

Sie erhielten zunächst Getränke, mussten aber nicht lange warten, bis auch Platten mit kalten Vorspeisen den Tisch füllten. Von rohem Fisch über Meeresfrüchte, Hühnerfleisch und dünn geschnittene Rindfleischscheiben bis hin zu verschiedenen Gemüsezubereitungen inklusive Seetang gab es eine breite Auswahl. Und eine heiße Suppe fehlte natürlich auch nicht.

Leise Konversation begann sich auszubreiten, als alle sich dem Essen zuwandten. Die Gläser wurden von der jungen Japanerin gefüllt und auch wieder aufgefüllt, welche die Wirtin begleitet hatte, so dass sie nicht die Gläser der Tischnachbarn im Auge behalten mussten, um ihnen bei Bedarf nachzuschenken.

Es dauerte bis zum Hauptgang, dass Ran es wagte, selbst das Wort zu ergreifen. Und das auch nur, weil Herr Moriyama in diesem Moment in ein Gespräch mit Rans Vater vertieft war.

„Crawford-san…“, gewann der Junge seine Aufmerksamkeit.

Er erwiderte den Blick der violetten Augen und forderte ihn mit einem leichten Nicken zum Weitersprechen auf.

Ran schlug zunächst die Augen nieder, fasste dann aber Mut. „Wir nehmen immer unsere Kendo-Ausrüstung mit… und deshalb…“ Der Junge atmete tief durch und sprach dann schnell weiter. „Würden Sie wieder mit mir trainieren?“

Brad konnte nicht anders, er musste lachen. „War es wirklich so schwer, diese Frage zu stellen?“

Rans Gesichtsfarbe wurde sehr gesund, drohte mit dessen Haarfarbe zu konkurrieren. Er erhielt ein Kopfschütteln. „Nein, Crawford-san.“

Hm, das hatte aber anders gewirkt. Statt das auszusprechen, beschloss er den Jungen vom Haken zu lassen. Aber Fujimiya-san mischte sich ein, bevor er etwas sagen konnte.

„Ran, du solltest Crawford-san nicht für dich beanspruchen. Er hat zweifellos einen langen Tag hinter sich.“

Der Junge schien regelrecht den Kopf einzuziehen, aber er konnte auch den störrischen Blick erkennen, der in die violetten Augen getreten war. „Keine Sorge, Ran-kun. Ich muss zugeben, dass ich bei Geschäftsreisen mein Training vernachlässige, von daher ist dein Vorschlag äußerst willkommen.“ Er sah Fujimiya-san an, als er das sagte.

Der sah danach immer noch ganz so aus, als wäre er nicht ganz damit einverstanden, hatte allerdings kein Argument mehr, das er anbringen könnte. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als den Kopf zu neigen. „Wie Sie meinen, Crawford-san.“

Herr Moriyama klopfte ihm auf die Schulter, als dieser Rans strahlendes Lächeln sah. „Er scheint tatsächlich einer Ihrer Fans zu sein“, wurde ihm dann mit kaum verborgenem Amüsement mitgeteilt.

Und Brad verdrehte _nicht_ die Augen.
 

Aya folgte neugierig ihrem Bruder, als dieser ihn auf einen großen Innenhof führte. Die Übungsschwerter befanden sich auf einer Bank, die durch ein überstehendes Dach geschützt war, so dass sie weder zu viel Sonne abbekommen noch nass werden konnten.

„Du besitzt zwei Shinai?“, erkundigte er sich, als ihm eines der Schwerter überreicht wurde. Wieder brauchte er einen Moment, um sich an den etwas ungewöhnlichen Schwerpunkt zu gewöhnen, aber es fiel ihm leichter als beim ersten Mal.

Ihm wurde ein etwas scheues Lächeln geschenkt. „Ja. Manchmal kommt es zu Splitterschäden und dann ist das Schwert für den Moment nicht mehr nutzbar. Ersatzstreben und entsprechendes Werkzeug habe ich nämlich nur zu Hause. Es ist einfacher, für die Zeit auf den Ersatz auszuweichen, als immer alles mitzuschleppen.“

„Gut mitgedacht“, lobte er ihn und dieses Mal war es Aya die strahlte.

„Ran-nii-chan ist auch gut in Mathe“, wurde ihm dann verraten. Das Mädchen hatte wohl vorhin einen Teil seiner Unterhaltung mit Herrn Moriyama mitbekommen und wollte ihren Stolz über ihren Bruder teilen.

Er versteckte seine Belustigung hinter einer ernsthaften Miene. „Nichts anderes habe ich von Ran-kun erwartet.“

Der arme Junge drohte vor Verlegenheit schon wieder rot anzulaufen, beeilte sich daher, ihn zum Training zu drängen. „Unsere Rüstungen haben wir natürlich nicht dabei und Ihnen würde sie sowieso nicht passen. Aber wir können auch so kämpfen, nicht wahr?“

„Wenn du aufpasst, mir nicht zu viele blaue Flecken zu verpassen, sehe ich kein Problem.“ Er nickte in Richtung von Herrn Hoffmann, der ihm zusammen mit Richard gefolgt war. „Es gibt da jemanden, der aufpasst, dass ich nicht zu viele Dummheiten mache.“

Ran folgte der Geste und schüttelte den Kopf. „Aber Crawford-san ist doch viel zu alt, um einen Babysitter zu haben!“, wurde dann im Inbrustton der Überzeugung geurteilt.

Richard versteckte ein Schnauben hinter vorgehaltener Hand, als Herr Hoffmann ihm die Bemerkung übersetzte, während der andere Mann offen lachte.

Brad hingegen zog nur eine Augenbraue hoch. „Also ich weiß nicht so ganz, ob ich mich beleidigt fühlen soll oder „ich habe es Ihnen ja gesagt“ sagen soll“, meinte er zu ihm hin auf Deutsch, so dass Ran ihn nicht verstehen konnte.

Herr Hoffmann lächelte und in den blauen Augen blitzte Belustigung auf. „Da du bestimmt nicht zum ersten Mal als alt bezeichnet wirst, hast du keinen Grund, beleidigt zu sein.“

Er tat so, als müsste er darüber nachdenken. „Na dann… ich habe Ihnen ja gesagt, dass ich allein auf mich aufpassen kann.“

„Das musste jetzt ja kommen“, Richards Tonfall gab vor, genervt zu sein, doch die nach oben zuckenden Mundwinkel verrieten ihn.

„Natürlich“, stimmte er ihm zu, bevor er sich wieder Ran zuwandte, der ihrer Unterhaltung interessiert aber verständnislos gefolgt war. „Wir können jetzt anfangen, Ran-kun.“

„Er hat es Ihnen nicht verboten?“, versicherte sich der Junge.

„Hat er nicht“, konnte er ihn beruhigen.

Und in der Folge schien ein Wandel in dem Rothaarigen vorzugehen, als dieser sich ganz auf das bevorstehende Training zu konzentrieren begann. Die Gesichtszüge wurden ungewohnt ausdrucklos und Knöchel traten für einen Moment weiß hervor, als der Griff des Shinai fest umfasst wurde.

Ah, wie interessant. Mal sehen, was der Junge in den letzten zwei Jahren dazugelernt hatte. Brad lächelte leicht, als er sich seinem Talent öffnete. Immerhin wäre es ausgesprochen dumm gewesen, darauf zu verzichten, auch wenn Ran erst zehn, höchstens elf Jahre alt sein konnte. Sein Nicken war ein Startzeichen, das problemlos verstanden wurde.

Später saß der Junge schwer atmend mitten auf dem Hof und starrte ihn in einer Mischung aus Bewunderung und Fassungslosigkeit an. „Wie können Sie so schnell sein? Manchmal schienen Sie zu reagieren, bevor ich mich entschieden hatte, was ich als nächstes mache…“

„Talent und jahrelanges Training“, antwortete er ihm bereitwillig.

„Kann ich auch so schnell werden?“

Er ging neben ihm in die Hocke und jetzt war sein Gesichtsausdruck ernst. „Du hast zweifellos die Begabung, sehr gut in diesem Sport zu werden“, versicherte Brad ihm. „Aber ein Teil meiner Geschwindigkeit beruht wie gesagt auf meinem Talent und das kannst du nicht nachahmen.“ Bevor Ran Enttäuschung zeigen konnte, sprach er weiter. „Allerdings kannst du viel durch ausreichendes Training erreichen. Du musst lernen, dein Gegenüber genau einzuschätzen. Auch wenn er eine Rüstung trägt. Jede kleine Bewegung kann dir verraten, was er als nächstes tun wird.

„Und ich selbst darf mich nicht verraten, nicht wahr?“ Ran klang atemlos, aber das lag nicht mehr an ihrem Training zuvor.

Brad erlaubte sich ein winziges Lächeln. „Ganz genau. Kein Zögern, keine überflüssigen Bewegungen.“ Er legte eine kurze Pause ein. „Aber das ist nur der eine Teil. Es gibt nicht nur dich und deinen Gegner, sondern auch den Raum um euch herum. Auch wenn es dir gerade nicht wichtig erscheint, so musst du stets deine Umgebung im Bewusstsein behalten. Das hilft dir auch dabei, nicht zu tief in den Kampf selbst zu fallen. Denn nichts kann dich blinder machen als zu viel Nähe.“

„Das… klingt schwierig…“ Violette Augen erwiderten seinen Blick ernsthaft.

Brad musste an das Mädchen, die Telekinetin, zurückdenken, der er mit ihrem Geduldsspiel geholfen hatte. „Es ist machbar. Einen Schritt nach dem anderen.“
 

~TBC~
 

Schöne Ostern!

cya, cu ^-^

"Du kannst ihn ja mit einem Kuss aufwecken"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 152/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Ein überraschendes Erwachen ^^°

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Das heutige Kapitel ist auch noch mal eher leichtherziger Natur, muss aber ohne Ran ankommen. Der ist das nächste Mal aber wieder dabei, allerdings beginnen da auch die Probleme ^^#

*grins* Ran war wirklich überrascht, dass da jemand war, den Brad scheinbar um Erlaubnis fragen musste. Schließlich hat der arme Junge keine Ahnung, dass Brad letztendlich tun und lassen könnte, was er will ^^
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 152 „Du kannst ihn ja mit einem Kuss aufwecken“
 

Er verabschiedete sich von Ran und Aya, letztere versorgte ihren Bruder gerade mit einem Handtuch und etwas zu trinken. Ihm selbst wurde von Herrn Hoffmann eine Flasche entgegen gehalten.

„Ich hätte mich nach diesem Abendessen ganz sicher nicht mehr so bewegen können“, meinte der Ältere belustigt.

Brad zuckte mit den Schultern. „Es wäre dumm, sich von einer bestimmten körperlichen Verfassung abhängig zu machen. Schließlich kann man einem Angreifer schlecht sagen, dass er doch etwas warten möge, bis man sein Essen verdaut hat.“

Herr Hoffmann gab einen Laut zwischen einem Schnauben und einem Lachen von sich. „Du denkst immer gleich an den schlimmsten Fall.“

Eine Augenbraue rutschte in die Höhe. „Ich glaube daran, vorbereitet zu sein. Ansonsten scheinen Sie und Michael diejenigen zu sein, die sich unnötige Sorgen machen.“

Richard hatte noch gar nichts gesagt, runzelte nun leicht die Stirn. „Was war das eigentlich für ein Sport?“

„Kendo nennt sich das. Ran ist in einem entsprechenden Schulclub.“

„Und was ist mit dir, hast du es auf Rosenkreuz gelernt? Ich habe dort noch keine Schüler so etwas trainieren sehen.“

Er schlug den Weg nach drinnen ein, während er den Kopf schüttelte. „Nein, wir bieten den Sport nicht an. Schließlich hat man hier Draußen kaum die Chance, das Gelernte sinnvoll anzuwenden.“

Nun schien Richard verwirrt, während Herr Hoffmann sich sichtlich ein Lächeln verkniff. „Aber wie bitte schön konntest du dann so gegen ihn kämpfen? Natürlich ist er einige Jahre jünger als du, aber trotzdem…“

„Du unterschätzt Brad, wie mir scheint“, warf der andere Mann ein und lächelte nun wirklich. „Inzwischen solltest du nun wirklich nicht mehr von ihm überrascht sein.“

Brads Mundwinkel zuckten ebenfalls nach oben. „Wie ich schon Ran gesagt habe, ich besitze ein langjähriges Training, wenn auch nicht ausgerechnet im Kendo. Mein Talent hat mir gesagt, was ich tun musste, während mein Training mir erlaubte, es auch tatsächlich durchzuführen. Ran hatte mir bei unserem Treffen vor zwei Jahren zudem die Grundlagen gezeigt.“

Grau-grüne Augen musterten ihn ein wenig ungläubig. „Die Grundlagen also… und es ist nur zwei Jahre her. Das erklärt natürlich alles.“ Ein Moment des Schweigens folgte. „Ich denke, ich kann immer noch nicht so ganz an dein Talent glauben, egal wie viele Beweise ich dafür gesehen habe.“

„Bei einem Telepathen oder Pyrokineten ist es leichter, hm?“ Sie hatten inzwischen ihr Zimmer erreicht, so dass Brad keine Probleme damit hatte, die entsprechenden Begriffe zu verwenden. Ganz abgesehen davon stand sowieso zu bezweifeln, dass Herr Moriyama oder Herr Fujimiya so gut Deutsch konnten, dass sie verstehen würden, worum es ging.

Richard verzog das Gesicht, hatte sich aber schnell wieder unter Kontrolle. „Nicht nur das… dein Talent hat mich außerdem noch nicht krank gemacht.“

„Ah…“ Das hatte er beinahe schon vergessen gehabt. Er neigte den Kopf ein wenig, bevor er blitzschnell die Hand austreckte und auf die Stirn des Älteren legte. „Stimmt, kein Fieber“, erklärte Brad dann mit einem verschmitzten Lächeln.

Richard schüttelte mit einem nachsichtigen Seufzen den Kopf und damit seine Hand ab. „Du solltest besser ins Bett gehen, du wirst schon albern vor Übermüdung.“

„Ich bin nicht albern“, wehrte er ab. „Aber das mit dem Schlafengehen klingt nach einer guten Idee. Die Futons sind wie versprochen auch schon bereit.“

Der Ältere beäugte die direkt auf den Tatami-Matten ausgebreiteten Matratzen ein wenig misstrauisch. „Das sollen unsere Betten sein?“

Er verkniff sich ein Grinsen, als er den Tonfall hörte. „Ich habe gelesen, dass man auf den Futons etwas härter aber nichtsdestotrotz gut schläft“, beruhigte er Richard, bevor er ins Bad verschwand, um sich bettfertig zu machen.

Da es warm war, behielt er nur seine Shorts zum Schlafen an, rieb sich überlegend den Nacken, als er in ihr jetzt Schlafzimmer zurückkehrte. Natürlich teilten sie sich den Raum, was auch kein Problem darstellte – grundsätzlich nicht. Doch er konnte bereits sehen, nicht nur im übertragenen Sinne, wie die Sache höchstwahrscheinlich enden würde. Also gab er mit einem innerlichen Schulterzucken gleich nach und begann, seinen Futon genau neben den von Herrn Hoffmann zu ziehen.

Der beobachtete sein Tun ganz und gar nicht überrascht, da war nur ein amüsierter Funken in den blauen Augen. „Ich hatte gehofft, dass du jetzt vielleicht auf Reik ausweichen würdest.“

„Ich glaube nicht, dass er Ihnen für diesen Vorschlag besonders dankbar ist.“

Und Richard hatte tatsächlich abwehrend die Hände gehoben. „Ich weiß zwar nicht, was das schon wieder soll, aber haltet mich da bitte raus.“

„Kein Problem.“ Er verbarg ein Gähnen hinter seiner vorgehaltenen Hand, schlüpfte dann unter die Decke. Die Augen fielen ihm fast schon von allein zu, aber er lauschte auf die ihn umgebenden Geräusche, bis auch Richard und Herr Hoffmann sich hingelegt hatten. Die beiden hatten anscheinend beschlossen, endlich die letzten Überreste vom Jetlag wegzuschlafen. Ganz zum Schluss streckte Brad eine Hand aus, nur so weit, dass seine Finger den Unterarm von Herrn Hoffmann berührten. So hatte er zu den Atemzügen auch die Nähe von jemandem und nichts hielt ihn mehr vom Einschlafen ab.
 

Zum ersten Mal seit ihrer Ankunft fühlte er sich wirklich ausgeruht, als er aufwachte. Er atmete tief ein und die von Salz geschwängerte Meeresluft erinnerte ihn daran, wo er war. Weswegen er auch ganz genau wusste, dass es nicht Michael war, auf dessen Brust sein Kopf ruhte.

„Na, auch schon wach? Heißt das, dass ich meinen Futon jetzt wieder für mich haben kann?“

Brad dachte für einen Moment darüber nach, aber statt von Herrn Hoffmann wegzurutschen, tat er das Gegenteil, schlang noch einen Arm um ihn. Er lag gerade sehr bequem, wie er fand, und auch wenn es nicht Michael war, so war es besser als gar nichts. Ihm gefiel es immer noch nicht, allein aufzuwachen. Oder auch allein zu schlafen.

Eine Hand wurde gehoben und wuschelte durch schwarze Haare. „Du hast über Nacht ein paar Jahre verloren, was?“ Mit sanfter Belustigung. „Allerdings bist du nicht leichter geworden“, wurde dann mit einem unterdrückten Lachen hinzugefügt.

Er ließ sich nicht ärgern und seine Augen drifteten wieder zu. So war es leichter nicht daran zu denken, dass er Michael vermisste.

Herr Hoffmann beschwerte sich nicht und die Hand begann nun, langsam durch seine Haare zu streichen.

Ein winziges Lächeln spielte um seine Mundwinkel, als er vor sich hindöste, angenehm warm und entspannt. Hier in Japan war es immer sehr viel leichter, den Morgen zu verschlafen, der Tag fing einfach viel zu früh an und die innere Uhr stellte sich nicht so schnell um. Doch so angenehm es auch war, statt wieder richtig einzuschlafen zog sich die Müdigkeit langsam aber sicher von ihm zurück, bis er es schließlich aufgab.

Eine Hand auf Herrn Hoffmann abstützend, richtete er sich auf und warf einen Blick zu Richards Futon hinüber. Der Ältere schlief noch und so glitt sein Blick weiter zum Fenster, fand vor, was das vor einigen Minuten eingesetzte Rauschen bereits vorweggenommen hatte. Es regnete.

Herr Hoffmann war seinem Blick gefolgt. „Lohnt es sich überhaupt aufzustehen?“

„Hm, ja… auch wenn es noch nicht danach aussieht, wird es ein sonniger Tag.“ Mit der flachen Hand tätschelte er den Bauch des Älteren und unterstrich so seine Aussage. „Wir können vor dem Frühstück noch ins Becken gehen.“

„Trotz des Regens?“ Mit hochgezogener Augenbraue.

Er grinste nicht ganz. „Sie werden schon sehen.“

Nachdem sie sich rasch geduscht hatten, warf Brad wieder einen Blick auf Richard. „Er schläft immer noch.“

„Du kannst ihn ja mit einem Kuss aufwecken“, wurde ihm munter vorgeschlagen.

„So wie Dornröschen meinen Sie?“ Mutwillen blitzte in braunen Augen auf, als er beschloss, auf den Vorschlag einzugehen. Immerhin konnte er alles auf Herrn Hoffmann schieben.

Dieser sah ein wenig ungläubig zu, wie er zu Richards Futon ging und daneben niederkniete. „Moment mal, Brad…“

Natürlich ignorierte er diesen halbherzigen Versuch, ihn aufzuhalten. Weiße Zähne blitzten in einem schnellen Lächeln auf und dann beugte er sich auch schon herunter und drückte seine Lippen auf die des anderen Mannes, während seine rechte Hand dessen Wange umfasste. „Aufstehen, Sie Schlafmütze“, sagte er anschließend leise, immer noch über Richard gebeugt.

Was er nicht erwartet hatte, war die Hand, die sich nun seinerseits nach ihm ausstreckte, seinen Hinterkopf fand und ihn in einen weiteren Kuss zog. Amüsiert ließ er es geschehen, denn schon im nächsten Moment war Richard wach genug, um zu registrieren, dass die Haare unter seiner Hand zu kurz waren, um zu dessen Verlobter zu gehören.

Grau-grüne Augen flogen auf und starrten ihn entgeistert an und von einer Sekunde auf die nächste war Richard ganz sicher nicht mehr schläfrig. „Brad?“

„Da Sie jetzt wach sind, kommen Sie bestimmt mit ins Becken, hm? Und vergessen Sie vorher die Dusche nicht.“ Sein sich anschließendes Lächeln ähnelte einem Grinsen und ohne eine Antwort abzuwarten, kam er wieder auf die Beine.

Herr Hoffmann schloss sich ihm auf dem Weg nach draußen an, während Richard noch die Erstarrung überwinden musste, die über ihn gekommen war.

„Musste das wirklich sein?“, wurde er kopfschüttelnd gefragt, als sie ins Becken glitten.

„Von allein wäre ich gar nicht erst auf die Idee gekommen, also haben Sie sich das selbst zuzuschreiben. Und Richard wird seine Überraschung schon noch überwinden.“

Mundwinkel zuckten in widerwilligem Amüsement. „Wollen wir es hoffen…“

Er lehnte den Kopf zurück und hielt sein Gesicht dem Regen entgegen. Die Kühle der Tropfen war ein angenehmer Kontrast zur Wärme des Wassers, das ihn umgab.

Was Herr Hoffmann nach einem Moment der Stille auch anmerkte. „Das fühlt sich überraschend gut an.“

„Ich weiß.“ Seine Mundwinkel kurvten nach oben.

„Aber woher? Doch sicher nicht aus eigener Erfahrung…“

Er spürte den Blick blauer Augen auf sich ruhen und wandte den Kopf zur Seite, um ihn zu erwidern. „Ein wenig Vorstellungskraft sollten Sie mir schon zugestehen.“

Herr Hoffmann reagierte zuerst gar nicht, lachte dann auf. „Ah, das ist aber etwas, was man selten mit dir in Zusammenhang bringt.“

Er wurde durch Richards Ankunft einer Antwort enthoben. Der Ältere musterte sie für ein paar Augenblicke nur, kam dann aber doch ins Becken.

„Habt ihr irgendetwas genommen? Wie kommt man auf die Idee, bei Regen baden zu gehen?“ Richard stockte für einen Moment, neigte den Kopf leicht zur Seite. „Obwohl ich zugeben muss, dass es besser ist, als ich erwartet hatte.“

Herr Hoffmann hatte natürlich nichts Besseres zu tun, als wieder loszulachen, was Brad tunlichst ignorierte. Anders als die grau-grünen Augen, die sich auf ihn richteten.

„Was sollte das vorhin eigentlich?“

Brad setzte ein verschmitztes Lächeln auf. „Da Sie nicht von allein aufgewacht sind, hat Herr Hoffmann die Dornröschen-Methode vorgeschlagen. Und sie hat wunderbar funktioniert.“

„Sehr witzig…“ Richard verzog das Gesicht, schien dann durch ihn hindurchzusehen.

Und sein Lächeln verschwand ebenfalls. „Ich hatte ehrlich gesagt nicht erwartet, dass Sie mich mit Ihrer Verlobten verwechseln“, gab er ehrlich zu. Ansonsten hätte er es wahrscheinlich nicht getan.

Die Augen fokussierten sich wieder, während Richards Miene keine Regung widerspiegelte. „Sie ist es nicht mehr. Meine Verlobte, meine ich.“ Ein humorloses Lächeln blitzte für einen Sekundenbruchteil auf. „Was man ihr nicht übelnehmen kann, nicht wahr?“

Das hörte er zum ersten Mal. Aber es stimmte, diese Reaktion war früher oder später zu erwarten gewesen, da Richard die Arbeit plötzlich so viel wichtiger zu schien. Die Frau hatte schließlich keine Ahnung, dass der Ältere gar keine andere Wahl hatte. Und es tat ihm auch leid für Richard, doch das änderte nichts an seiner Meinung. Wieder hob eine Hand und legte sie an dessen Wange, doch dieses Mal lehnte er sich nicht vor, um ihn zu küssen, sondern, um seine Stirn an der des Älteren ruhen zu lassen.

Der andere Mann schien sich an diese Geste zu erinnern und auch an das, was Brad ihm damals gesagt hatte, seufzte leise. „Ja, ich weiß…“

Für ein paar lange Sekunden blieb er noch wie er war, warme Stirn an warmer Stirn, dann lehnte er sich langsam zurück. Die Ausdruckslosigkeit hatte sich verloren und das Lächeln, das er jetzt erhielt, war nicht so falsch wie das zuvor. Brad lächelte zurück, sagte aber nichts. Dass es taktlos wäre, Richard einfach vorzuschlagen, sich eine neue Freundin zu suchen, war sogar ihm bewusst. Also sprach er etwas vollkommen anderes an. „Ich hoffe, Sie haben das Abendbrot gestern gemocht. Wir werden nämlich ein typisch japanisches Frühstück bekommen.“

Zunächst erhielt er nur ein Blinzeln, dann war der Ältere seinem Gedankensprung gefolgt. Und wieder zuckten Mundwinkel nach oben. „Das Essen war ausgezeichnet. Aber ich bin nicht so dumm, davon geradewegs auf das Frühstück zu schließen. Was also habe ich zu erwarten?“

Belustigung blitzte in braunen Augen auf, als er den Humor in den Worten hörte. „Nun, den Reis konnten Sie sich natürlich schon denken. Dann unter anderem noch Fisch, eingelegtes Gemüse und gefüllte Omelettes. Und die Misosuppe nicht zu vergessen.“

Richards Augenbrauen waren bei dieser Aufzählung nach oben gerutscht. „Das klingt… gewöhnungsbedürftig.“

„Ist es auch“, warf Herr Hoffmann an dieser Stelle ein. „Brad hatte mich mal überredet, es zu versuchen. Und morgens ist mein Magen von so etwas nicht besonders angetan gewesen.“

„Meine Gedanken gingen in die gleiche Richtung…“ Richard schnitt nicht ganz eine Grimasse.

„Sie werden schon keine Bauchschmerzen davon bekommen“, winkte er ab. „Im Notfall verzichten Sie einfach auf den Fisch. Der Reis ist schließlich neutral und Eier können Sie auch in Europa zum Frühstück bekommen.“

Richard schnaubte trocken. „Ich vertraue darauf, dass du es weißt. Trotzdem wäre ich dir verbunden, wenn du uns für morgen früh etwas anderes bestellst.“

Er neigte den Kopf, tat so, als wollte er sein Lächeln verbergen. „Wie Sie wünschen. Immerhin ist es Ihr Urlaub.“
 

~TBC~
 

Herr Walter hat es wirklich nicht leicht mit Brad *grins*

cya, cu ^-^

"Bitte entschuldigen Sie, dass ich Ihnen Sorgen bereitet habe"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 153/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Das unerwartete Ende eines Ausflugs zum Strand…

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Ein bisschen mehr Regen bei uns würde nicht schaden, wenn man die steigende Waldbrandgefahr bedenkt… ^^° Aber Hitzegewitter bedeutet immerhin, dass du auch ein paar warme Tage hattest ^.~

*lach* Natürlich ist Herr Hoffmann schon einiges von Brad gewohnt, aber die Aktion kam selbst für ihn überraschend. Und ja, Brad wird in Kürze sein Talent einsetzen können. Auch wenn dessen versagen erst zu der entsprechenden Situation führt… ^^°°° Übrigens kann ich Herrn Walter verstehen, das Talent eines Precogs ist nun einmal sehr viel weniger auffällig, als das, was er sonst so auf Rosenkreuz zu sehen bekommt.
 

@Kralle: Richard wird deutsch ausgesprochen. Und Herr Hoffmann redet ihn mit Reik an, weil das die Kurzform ist, mit der Herr Walter aufgewachsen ist. Er hat es in Teil 135 mal Brad gegenüber erwähnt, doch da unserem lieben Precog diese Form nicht gefällt, verwendet er sie auch nicht. Herr Hoffmann ist da um einiges höflicher ^^ (Und aus der Rubrik der Dinge, die man nicht wissen muss: Die Kurzform hat Herr Walter seiner Mutter zu verdanken, die ihn gerne so genannt hätte. Durchgesetzt hatte sich bei der Namenswahl dann aber sein Vater. Was seine Mutter allerdings nicht davon abhielt, Reik als Kosenamen zu verwenden, was sich dann gehalten hat… ^^)
 

Teil 153 „Bitte entschuldigen Sie, dass ich Ihnen Sorgen bereitet habe“
 

Brad behielt mit seiner Vorhersage Recht, die Wolken verflüchtigten sich, noch bevor sie mit dem Frühstück fertig waren. Und als sie den Strand erreichten, hatten sie das schönste Sommerwetter.

Sonnenschirme und Decken waren bereits für sie vorbereitet und wie Brad schnell entdeckte, war auch für Getränke und Snacks gesorgt worden. Er nickte Herrn Moriyama mit leichter Belustigung zu. „Wo sind eigentlich die dienstbaren Geister versteckt?“

Der Japaner lachte leise. „Wieder zurück in der Pension. Sollten wir noch etwas benötigen, kann ich jederzeit Bescheid geben.“

Er lächelte, bevor er sich an den Mann rechts von ihm wandte. „Haben Sie gehört, Herr Hoffmann? Heute haben Sie auch frei, Herr Moriyama hat für alles gesorgt.“

„Ja, habe ich. Das ist gut zu wissen.“

Fröhliches Lachen hinter ihnen sorgte dafür, dass sie sich alle umwandten. Gleich darauf konnten sie beobachten, wie die drei Kinder angerannt kamen, bereits in ihren Badesachen, und direkt an ihnen vorbei ins Meer flitzten.

Ran drehte sich mit einem breiten Grinsen zu seiner Schwester um, die ein Stück zurückgefallen war. „Nicht so langsam, Aya-chan! Sonst sind wir schon wieder raus, ehe du das Wasser erreicht hast.“

„Du bist gemein, Ran-onii-chan!“ Aber das Lachen des Mädchens widersprach dieser Aussage. Gleich darauf rächte sie sich, indem sie eine Wasserschlacht startete, unterstützt von Ryo, der sich schnell für ihre Seite entschieden hatte.

„Der arme Ran ist klar in der Unterzahl…“, merkte Richard amüsiert an.

„Aber nicht unterlegen. Immerhin ist er der Älteste, von daher verbünden sich die Kleinen gerne gegen ihn.“ Herr Moriyama war nicht minder amüsiert.

Brad streckte sich, bevor er auf einer der Decken Platz nahm. „Es scheint ihm nichts auszumachen, Sie müssen kein Mitleid mit ihm haben, Richard.“ Er griff nach der Hand des älteren Mannes und zog ihn neben sich.

„Ich kann mich auch alleine setzen“, wurde ihm mit einem nicht ganz ernst gemeinten Stirnrunzeln mitgeteilt.

Worauf Brad nur mit einem Schulterzucken reagierte. „Sie haben es aber nicht getan.“

Herr Hoffmann lachte seinen Freund aus, ließ sich aber auf der Decke nieder, bevor Brad nachhelfen konnte. „Du weißt schon, Reik, nicht ärgern lassen.“

Brad zog sein Hemd aus und unterdrückte ein Zucken seiner Mundwinkel. „Ich ärgere hier niemanden.“

„Natürlich nicht, Herr Crawford“, stimmte ihm Herr Hoffmann sofort aber nicht sehr glaubwürdig zu.

Herr Moriyama hatte die Interaktion belustigt beobachtet, wandte sich nun aber seiner Ehefrau zu, die zusammen mit den Fujimiyas eingetroffen war. Er reichte ihr eine Hand und half ihr dabei, sich auf der Decke niederzulassen, bevor er sich zu ihr gesellte.

Herr Hoffmann nutzte die Ablenkung, um die Sonnencreme hervorzuholen. „Komm her, Brad. Wir wollen doch nicht, dass du dir einen Sonnenbrand wegholst.“ Da in diesem Moment niemand auf sie achtete, verzichtete der Ältere auf die höfliche Anrede.

Brad rutschte widerspruchslos zu ihm hinüber und wandte ihm den Rücken zu. In solchen Angelegenheiten war Herr Hoffmann genauso schlimm wie Michael, als könnte er nicht allein an so etwas Simples denken. Nachdem der Rücken fertig war, bekam er die Flasche ausgehändigt und vervollständigte die Arbeit, um sich anschließend lang auszustrecken. So ein Urlaubswochenende war gar nicht übel, auch wenn er sich noch nicht ganz sicher war, wie er zu der Ehre dieser Einladung gekommen war.

Er bettete seinen Kopf auf den verschränkten Armen und beobachtete unter nahezu geschlossenen Augen hervor Herrn Moriyama, der sich zusammen mit seiner Frau mit den Fujimiyas unterhielt. Ihm war bewusst, dass er dem Japaner sympathisch war, doch seine Position war eine ganz andere als die der Fujimiyas. Nun, Herr Moriyama würde es schon noch sagen, wenn dieser etwas von ihm wollte. Dieser Gedanke ging mit einem ungesehenen Lächeln einher, bevor er die Augen ganz schloss.

Für eine Weile blieb seine Ruhe ungestört, genau so lange, bis die Kinder genug vom Wasser hatten und zu den Decken zurückkehrten. Die Eltern sorgten dafür, dass sie sich abtrockneten und umzogen, was nicht ohne laute Zwischenrufe vonstatten ging. Zum Glück hielt das nicht lange vor, denn die drei fanden anscheinend schnell eine neue Beschäftigung und entfernten sich wieder.

Brad ließ seine Gedanken dahintreiben, wurde aber wieder aufmerksamer, als später die Kinderstimmen lauter wurden. Allerdings wurden sie dann ungewöhnlich leise, je näher sie den Decken kamen und kurz darauf setzte ein heftiges Getuschel zwischen den dreien ein. Dem folgte ein noch viel verdächtigeres Schweigen, bevor sich ihm zögerliche Schritte zu nähern begannen.

Neben ihrer Decke kamen sie zum Erliegen und Brad tat so, als würde er nichts bemerken. Ganz einfach, um die Reaktion abzuwarten. Wer auch immer sich bis zu ihm vorgewagt hatte, Ran, wie er sehr stark vermutete, schien der Mut nun allerdings verlassen zu haben. Und da Brad kein Erbarmen zeigte, übernahm Richard es.

Eine warme Hand legte sich auf seine noch viel wärmere Schulter. „Da ist Besuch für dich.“

Nun konnte er beim besten Willen keine Ignoranz mehr vortäuschen und hob den Kopf. Wie erwartet stand da tatsächlich Ran und verbeugte sich als erstes einmal. „Crawford-san.“

„Hallo Ran-kun. Wie kann ich dir helfen?“

Zehen wurden in den Sand gebohrt, aber die Frage wurde anders als gestern klar verständlich gestellt. „Wir haben einen Drachen dabei und haben versucht, ihn steigen zu lassen. Es funktioniert aber irgendwie nicht. Können Sie uns vielleicht helfen?“

„Mir war nicht bewusst, dass wir Neujahr haben…“

Rans Ohren liefen langsam aber sicher rot an. „Man kann auch an anderen Tagen Drachen steigen lassen“, wurde ihm dann mit überraschend viel Selbstbewusstsein versichert.

Was Brad mit einem Lächeln quittierte. „In diesem Fall werde ich euch gerne helfen.“ Er erhob sich und tat so, als würde er das Siegeszeichen nicht sehen, dass Ran in Richtung von Ryo und seiner Schwester machte. Das Lachen von Herrn Hoffmann folgte ihm, als er sich mit den Kindern etwas entfernte, damit ihnen die Schirme und Decken nicht ins Gehege kommen konnten.

„Ich kann euch aber nicht versprechen, dass es mit meiner Hilfe besser funktioniert. Der Wind ist heute nicht besonders stark, also darf der Drachen nicht zu schwer sein.“

„Es ist nur ein kleiner“, wurde ihm dieses Mal von Aya versichert.

Brad schenkte auch ihr ein Lächeln. „Na wenn das so ist, wollen wir es doch gleich mal ausprobieren. Zeigt mir einfach mal, wie ihr es bisher gemacht habt, hm?“

Die Kinder demonstrierten es ohne zu zögern – und ohne auf den Wind zu achten. Er verkniff sich ein amüsiertes Lächeln, als sie ihn mit dem Wind zum Steigen bringen wollten, ein Versuch, der wenig überraschend keinen Erfolg zeitigte.

Sie gaben bald auf und kehrten zu ihm zurück, Aya allen voran, den Drachen festhaltend.

„Ich denke, ich weiß, was schiefgelaufen ist. Also versuchen wir es noch einmal. Du hältst den Drachen fest, bis ich dir das Zeichen gebe, ihn loszulassen. Verstanden?“

Das Mädchen nickte eifrig und er wartete noch einen Moment ab, bis der Wind etwas auffrischte. Tatsächlich schafften sie es, den Drachen jetzt beim ersten Versuch in die Luft zu bekommen und Ran übernahm dann gerne die Leine. Wie er es ihm erklärt hatte, lief der Junge immer ein Stück gegen den Wind, wenn der Drachen zu sinken begann, angefeuert von Aya und Ryo.

Brad beobachtete das Treiben mit leichter Belustigung, behielt aber vor allem Aya im Auge. Bruchstücke seiner Vision stiegen in ihm auf, die er schon längst verloren geglaubt hatte. Das Gesicht des Mädchens schien reifer zu werden, aber auch blasser. Ihre Augen waren geschlossen. Er zwinkerte und Aya war wieder das kleine Mädchen, das lachend ihrem Bruder hinterher rannte. Ein kaum sichtbares Lächeln kurvte seine Lippen. Es war immer noch alles so, wie es sein sollte.

Da die Kinder jetzt allein klarkamen, kehrte er zur Decke zurück, allerdings hatte er keine Lust mehr, einfach nur herumzuliegen. Mit einem Zeh stupste er daher den Mann an, der ihm im Moment am nächsten war. „Richard, kommen Sie mit mir schwimmen.“ Es gab nicht einmal vor, eine Frage zu sein.

Der Ältere blinzelte zu ihm hoch. „Kannst du das nicht schon allein?“

Brad verschränkte die Arme vor der Brust. „Natürlich kann ich das. Aber es macht mehr Spaß, wenn ich gegen jemanden antreten kann. Außerdem müssen Sie mehr trainieren, damit Sie mich eines Tages schlagen können.“ Ein Mundwinkel entzog sich seiner Kontrolle und wanderte langsam nach oben.

„Mit dir Streber kann ja sowieso keiner mithalten.“ Nichtsdestotrotz stützte Richard sich hoch und stand kurz darauf neben ihm.

„Ich glaube nicht, dass du ihn damit beleidigen kannst. Das ist schließlich sein zweiter Vorname.“ Herr Hoffmann lachte.

Brad ignorierte den Einwurf, die beiden Männer tauschten jedoch ein Lächeln aus und Herr Moriyama schien ebenfalls amüsiert. Die Fujimiyas waren gerade im Wasser, so dass wenigstens diese sich nicht auf seine Kosten amüsieren konnten. Bevor Herrn Hoffmann noch ein anderer Kommentar einfallen konnte, griff er nach Richards Handgelenk und zog ihn hinter sich her in Richtung Meer.

Von dem Älteren strahlte deutliche Belustigung aus, doch zumindest wehrte er sich nicht.

Nach der vielen Sonne war das Wasser im ersten Moment abschreckend kalt, doch Brad ließ sich davon nicht beeindrucken und auch wenn Richard das Gesicht verzog, so folgte der ihm dorthin, wo das Wasser tiefer wurde.

„Wie weit wollen wir eigentlich schwimmen? Bahnen gibt es hier schließlich nicht…“ Die Kante der flachen Hand wurde an die Stirn gelegt und Richard tat so, als würde er nach welchen Ausschau halten.

Er verpasste ihm dafür einen freundlichen Stoß in die Rippen. „Wir schwimmen einfach nach draußen. Und wer als Erster umdreht, hat verloren.“

Jetzt wurde der Andere ernst. „Das ist nicht nur leichtsinnig, sondern gefährlich.“

Problemlos erwiderte er Richards suchenden Blick. „Ich verspreche, dass ich auf uns beide aufpassen werde. Wenn ich sage, dass wir zurückkehren müssen, lassen wir es als Gleichstand gelten.“

Der ältere Mann neigte den Kopf überlegend zu Seite, blickte hinaus zum Horizont oder vielleicht auch ganz einfach ins Nichts.

„Es ist verlockend, das müssen Sie zugeben.“ Er drückte die Hand, die er immer noch nicht losgelassen hatte.

Und Richard lachte unvermittelt. „Risiko mit Sicherheitsleine.“ Grau-grüne Augen richteten sich auf ihn. „Ja, es ist verlockend.“

„Und Sie haben keine Zweifel an mir, hm?“

Nur ein Kopfschütteln dieses Mal.

Seine Zähne blitzten in einem Lächeln auf und jetzt ließ er den Älteren frei. „In Ordnung, dann auf drei. Eins, zwei -“

Und länger wartete Richard nicht, sondern legte einen Frühstart hin. Brad hielt sich nicht damit auf, sich darüber zu beschweren, sondern warf sich ebenfalls vorwärts.

Bald spürte er nicht mehr, wie kühl das Wasser war, seine Muskeln und damit sein gesamter Körper wärmten sich schnell auf. Er zog rasch an Richard vorbei, passte sich wenige Längen vor ihm aber an dessen Tempo an und verlor ihn nicht aus dem inneren Auge. Auch wenn es einfach wäre, sich in dem monotonen Rhythmus seiner Züge zu verlieren, so ließ er sich nicht völlig hineinfallen, schließlich hatte er es dem Anderen versprochen.

Wellen versuchten ihn zurückzutreiben, doch er überwand sie anfangs beinahe mühelos. Später wurde es anstrengender, aber gerade weil er dafür arbeiten musste, fühlte es sich gut an. Und er hielt erst inne, als hinter ihm ein Ruf aufklang.

„Warte, Brad. Ich überlasse dir den Sieg.“

Er begann auf der Stelle zu treten, drehte dann um und erreichte mit wenigen Zügen den Älteren. „Wir könnten noch ein Stück weiterschwimmen und es trotzdem zurückschaffen.“

„Ah… vielleicht. Aber ich möchte noch ein wenig Energie haben, wenn wir wieder am Strand sind.“

„Das klingt nach keiner so schlechten Idee“, gestand er ihm belustigt zu. „Also gut, wie wäre es mit einem Wettschwimmen zurück, wenn wir schon umdrehen müssen?“

Richard schnaubte. „Weißt du nicht bereits, dass du gewinnen wirst?“

„Was hat das damit zu tun?“ Er schenkte ihm ein unschuldiges Lächeln. „Also abgemacht.“ Und dieses Mal startete er sofort, hörte Richard hinter sich leise fluchen, bevor dieser sich ihm anschloss.

Nun arbeiteten die Wellen nicht gegen ihn und es fühlte sich ein wenig so an, als würde er durch das Wasser fliegen, als er sein Tempo weiter steigerte. Sein Herz schlug schneller und Adrenalin kreiste durch ihn, ließ ihn beinahe laut lachen. Der erste Blick zurück hatte ihm erst gezeigt, wie weit draußen sie waren, aber der Weg schien gar nicht so lang, als seine Züge die Meter auffraßen. Und dann hatte er auf einmal festen Boden unter den Füßen, drehte sich zu Richard um und lachte ihm entgegen, als der Ältere mit sichtlicher Mühe die Distanz zwischen ihnen schloss.

„Schon zu alt für so etwas?“, empfing er ihn.

Richard benötigte einen Moment, um zu Atem zu kommen, warf ihm einen schiefen Blick zu. „Wir können ja nicht alle so kindisch sein wie du.“

Damit tat der Andere so, als würde er Brad ignorieren und strebte in Richtung Strand, wo sie bereits erwartet wurden.

Brad brachte seine Gesichtszüge unter Kontrolle, aber in den braunen Augen funkelte immer noch Belustigung, als er sich Richard anschloss.

„Wollten Sie mir einen Herzinfarkt verpassen?“ Anders als er selbst sah Herr Hoffmann nicht besonders amüsiert aus. Gleich darauf wurde ein Zeigefinger in Richards Brust gestochen. „Und du machst bei diesem Unfug auch noch mit, statt ihn davon abzuhalten.“

Der andere Mann zog eine Augenbraue hoch. „Du weißt doch, dass Brad unsere Kräfte sehr gut einschätzen kann.“

Herr Hoffmann sackte ein wenig in sich zusammen. „Wenn Herr Schneider davon hört, bringt er mich trotzdem um.“

„Dann werden wir es ihm ganz einfach nicht verraten“, schlug Brad lächelnd vor und Herr Hoffmann gab auf.

„Ich muss Hoffmann-san zustimmen. Wir dachten wirklich schon, Sie würden es nicht mehr zurückschaffen. Bitte seien Sie in Zukunft vorsichtiger.“ Mit leisem Tadel.

Brad wurde in diesem Moment erst wirklich bewusst, dass sowohl die Moriyamas als auch die Fujimiyas ebenfalls ihre Rückkehr erwartet hatten. Er verbeugte sich. „Natürlich, Moriyama-san. Bitte entschuldigen Sie, dass ich Ihnen Sorgen bereitet habe.“

Die Züge des Japaners wurden nachgiebiger. „Ich muss zugeben, dass es eine beeindruckende Leistung war. Wie nicht anders von Ihnen zu erwarten.“ Letzteres bereits mit einem kleinen Lächeln. „Ran wird sich bestimmt wünschen, es auch gesehen zu haben.“

Diesen Kommentar nahm Frau Fujimiya zum Anlass, sich umzusehen. „Wo sind die drei eigentlich?“

In der Stille, die sich daraufhin zwischen ihnen ausbreitete, waren keine Kinderstimmen zu hören.
 

~TBC~
 

Ein kleiner Cliffhanger ^^#

cya, cu ^-^

"Brad, bitte erzähl mir nicht, dass wieder etwas passiert ist"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 154/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Die Kinder werden vermisst…

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Tja, ich kann mich als Leser nicht so sehr mit Cliffhangern anfreunden, daher schreibe ich sie auch nicht so häufig ^^

Was die Kinder angeht, kann ich dich… nicht wirklich beruhigen. Aber Brad ist vor Ort, das ist immerhin etwas, hm? ^^°

Regen hatten wir dieses WE auch. Zum Glück fing er aber erst Samstagabend an. Bis dahin hatten wir schönen Sonnenschein auf der Terrasse bei meinen Eltern. Als hätten wir’s geahnt hatten wir schon mittags gegrillt. Abends wäre das ins Wasser gefallen, wortwörtlich…
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 154 „Brad, bitte erzähl mir nicht, dass wieder etwas passiert ist“
 

Die Kinder fanden sich auch nicht an, nachdem sie sich umgesehen hatten und Brad konnte regelrecht beobachten, wie die Miene von Herrn Moriyama versteinerte, als der Japaner schließlich akzeptierte, was auch Brad schon wusste.

„Wir müssen zurück zur Pension und auf den Anruf warten.“ Die Stimme des Japaners klang vollkommen emotionslos.

„Du meinst…“ Seine Frau verstand, auch wenn sie es nicht wollte und schlug sich die Hände vors Gesicht.

Herr Moriyama verbeugte sich in Richtung von Herrn Fujimiya. „Ich bedaure, dass Ihre Kinder mit hineingezogen wurden.“

Das Gesicht des anderen Mannes war blass geworden und für eine Erwiderung fehlten ihm offenbar die Worte. Und dann hatte er genug damit zu tun, sich um seine eigene Frau zu kümmern.

Brad presste die Lippen zusammen, bis sie nur noch einen schmalen Strich bildeten. Ihm war klar, dass der Moment ausgenutzt worden war, als die Eltern durch seinen Schwimmwettkampf mit Richard abgelenkt waren. Aber nichtsdestotrotz war das ein enger Zeitrahmen gewesen. Die Entführer hatten also auf der Lauer gelegen, um den richtigen Moment abzupassen. Und irgendeine andere Gelegenheit hätte sich sicher gefunden. Er hielt sich also nicht damit auf, sich selbst Vorwürfe zu machen, das hätte er wahrscheinlich nicht einmal getan, wenn er ihnen die einzige Gelegenheit ermöglicht hätte. Stattdessen konzentrierte er sich darauf, wie er die Kinder schnellstmöglich zu ihren Eltern zurückbringen konnte. Aya wurde noch gebraucht. Braune Augen verengten sich bei diesem Gedanken und er folgte beinahe unbewusst den beiden Ehepaaren.

Es war Herr Hoffmann, der eine Hand auf seinen Unterarm legte und ihn für einen Moment zurückhielt. „Sollte das geschehen?“, wurde er leise gefragt.

Seine Mundwinkel zuckten in ein humorloses Lächeln. „Nein.“

Blaue Augen musterten ihn ein wenig überrascht. „Warum hast du es nicht gesehen?“

„Eine Schleife. So etwas passiert ab und zu bei unseren Talenten.“ Er neigte den Kopf ein wenig, als er sich eine verständliche Erklärung zurechtlegte. „Es liegt daran, dass ihr Handeln in diesem Moment sehr stark von meinem abhing. Außerdem müssen sie sich ausgesprochen kurzfristig entschieden haben.“ Brad legte eine kurze Pause ein, spürte jetzt auch Richards neugierigen Blick. „Wäre ich vorgewarnt gewesen und nicht mit Richard hinausgeschwommen, hätten sie ihren Plan nicht ausführen können. Dann wiederum hätte es aber keinen Grund für mein Talent gegeben, mich zu warnen, weil eben nichts passiert.“ Das sich anschließende Lächeln war beinahe echt. „Sehen Sie das Problem?“

Er erhielt ein sehr zögerliches Nicken.

„Aber wie gesagt, so etwas passiert zum Glück nur, wenn ganz bestimmte Umstände zusammentreffen.“ In seine Augen schlich sich ein Unheil versprechender Ausdruck, während sein Lächeln scharfe Ecken und Kanten gewann. „Was natürlich heißt, dass sie meinem Talent jetzt wieder ausgeliefert sind.“

Herr Hoffmann lächelte zurück. „Du wirst den Kindern also helfen…“

„Hm, ja. Ich muss zugeben, dass es meinen Stolz ein wenig verletzt, dass so etwas unter meiner Nase passieren konnte. Und Herr Moriyama ist ein geschätzter Geschäftspartner von uns. Es wäre ein wenig unglücklich, ihn zu verlieren.“ Keiner seiner beiden Zuhörer wusste, dass er sich das letzte Argument von der Situation beim Silvesterball damals geborgt hatte. Und es geschah das, was er erwartet hatte.

„Den zweiten Grund nehme ich dir auf jeden Fall ab“, meinte Herr Hoffmann mit einer gewissen Ironie, die sich aber wieder verflüchtigte, als sich blaue Augen auf die vier Gestalten vor ihnen richteten.

Brad deutete daraufhin nur eine leichte Verbeugung an, zufrieden damit, dass seine wahren Motive im Dunkeln bleiben würden.

Sie legten alle einen Schritt zu, um die anderen wieder einzuholen. Ihre kurze Abwesenheit war gar nicht bemerkt worden, zu sehr waren die Moriyamas und Fujimiyas mit sich selbst beschäftigt.

Es dauerte nicht lange, bis sie die Pension erreichten und als erstes schickte Herr Moriyama die Inhaberin weg. Die alte Frau verstand zwar nicht, was vor sich ging, doch Herr Moriyama war ein zu guter Gast, als dass sie ihm irgendetwas abschlagen würde.

„Warum gehen Sie eigentlich davon aus, dass man Sie nicht über Ihr Handy anrufen wird?“, erkundigte Brad sich leise.

Der Japaner drehte sich abrupt zu ihm um, sah ihn an, als wäre seine Anwesenheit zuvor völlig vergessen gewesen. „Ich habe während meines Urlaubs kein Handy dabei, genauso wenig wie Fujimiya-san.“

„Ist das allgemein bekannt?“

Ein Nicht-Lächeln antwortete ihm. „Allgemein genug, um den Kreis der Verdächtigen nicht einzuschränken.“

Und dann klingelte das Telefon.

Im ersten Moment sahen sie sich nur gegenseitig an, doch dann war es, als würde sich eine Maske auf das Gesicht des Japaners legen und Herr Moriyama griff nach dem Hörer. Von ihrer Seite aus war kein Wort zu hören, der ältere Mann nickte nur ab und zu in einer automatischen Geste, einmal formten die Lippen den Namen seines Sohnes. Und ganz zum Schluss antwortete er mit einem einzigen Wort: „Verstanden.“ Nachdem er aufgelegt hatte, ließ sich Herr Moriyama in den nächstbesten Stuhl sinken und dessen Hand zitterte in einem feinen Tremor, auch wenn das Gesicht ausdruckslos blieb.

Brad musterte ihn aufmerksam. Offensichtlich war der Japaner gerade nicht in der Lage, ihnen etwas mitzuteilen, aber das würde sich bald ändern, weswegen er jetzt schon Bescheid wusste. „Werden Sie sich Ihnen widersetzen und die Polizei einschalten?“

Dunkle Augen wurden gehoben und starrten ihn an. „Was soll ich sonst tun? Ich weiß noch, wie der Sohn von Takatori-san vor einigen Jahren entführt wurde. Er hat die Polizei nicht eingeschaltet und seinen Sohn nie wiedergesehen.“

Ah… über diese Geschichte wusste er ein bisschen mehr als Herr Moriyama, schließlich war Takatori für Eszett von einigem Interesse, seit Brad gesehen hatte, dass der Japaner es zum Ministerpräsidenten bringen konnte. Und wenn sie sich für jemanden interessierten, dann wussten sie eher früher als später alles Wissenswerte über diese Person. „Die Situation ist nicht ganz vergleichbar“, gab er daher leise zu bedenken. Er spürte, wie sich die Blicke aller auf ihn richteten, doch er wandte die Augen nicht von Herrn Moriyama ab.

„Was-?“

„Sie kennen einige unserer Geschäfte, nicht wahr? Informationen gehören dazu… und wir holen diese natürlich auch über mögliche Geschäftspartner ein.“ Ein schmales Lächeln kurvte seine Lippen. „Schließlich wollen wir wissen, mit wem wir es zu tun haben.“

Herr Moriyama nickte, immer noch verständnislos.

„Ihre Situation ist anders, weil nicht der Sohn von Takatori-san damals entführt wurde, sondern sein Neffe. Und um offen zu sein, wollte Takatori-san den Jungen gar nicht zurückhaben.“

Der Japaner wurde fahl, so schnell wich ihm das Blut aus dem Gesicht, als er jetzt vollkommen verstand. Doch dann gewann er seine Fassung halbwegs zurück, schüttelte den Kopf. „Trotzdem werde ich gezwungen sein, die Polizei einzuschalten. Sie fordern einfach zu viel in zu kurzer Zeit. Ich habe die liquiden Mittel nicht.“

Seine Augen verschmälerten sich. Das war widersprüchlich. Sie mussten es mit jemandem zu tun haben, der über Herrn Moriyamas Umstände recht gut informiert war und damit auch über dessen Fähigkeit, das Lösegeld zu zahlen. „Haben Sie einen Verhandlungspartner genannt?“ Seine Frage mochte aus der Luft gegriffen klingen, doch sie war alles andere als das.

Herr Moriyama zwinkerte, antwortete aber. „Sie wollen nur mit mir reden.“

Und das war eine weitere Bestätigung für seine Vermutung. „Es geht ihnen nicht um das Geld. Sie wollen Sie beschäftigt halten. Sie geben Ihnen absichtlich keine andere Chance als die Polizei einzuschalten und dann wird alles in wohlgeordneten Bahnen ablaufen mit Krisenstab und Verhandlungen. Und ich kann Ihnen jetzt schon versprechen, dass sich das alles in die Länge ziehen wird.“ Er zuckte kaum merklich mit den Schultern. „Nötigenfalls werden sie das Spiel bis zu einer tatsächlichen Lösegeldübergabe weitertreiben, aber ich bezweifle, dass jemand auftauchen wird, um das Geld zu holen.“ Braun bohrte sich in die dunklen Augen des älteren Mannes, bevor er weitersprach. „Dass die Kinder am Ende trotzdem freigelassen werden, ist kein Ausgang, auf den ich wetten möchte.“ Hinter sich hörte er ein Schluchzen, doch er achtete nicht darauf, wartete nur Herrn Moriyamas Reaktion ab.

„Woher wollen Sie das wissen?“, wurde er schließlich gefragt und es war nur ein Flüstern.

„Die Entführer stellen sich zu dumm an für ihr bisheriges Vorgehen und Wissen. Ganz davon abgesehen haben sie sich einen riskanten Zeitpunkt gewählt, um die Kinder zu entführen. Mein Hiersein war unvorhersehbar, während ihnen klar sein muss, dass sie auch ganz einfach bis zu Ihrem nächsten Kurzurlaub hier warten könnten. Sie stehen also unter einem gewissen Zeitdruck, was zu meiner Ansicht führt, dass das Ganze dazu dient, Sie wie schon gesagt beschäftigt zu halten, von etwas anderem abzulenken.“ Was sein Talent dazu beigetragen hatte, verschwieg Brad natürlich.

Und nun blitzte etwas in den dunklen Augen auf.

„Sie wissen, wofür Sie keine Zeit finden sollen, hm?“ Zweifellos hatte es mit dem Grund zu tun, warum Brad überhaupt eingeladen worden war.

„Ja…“ Tonlos und das Gesicht war jetzt aschgrau. „Nur ein Geschäft… ein möglicher Verkauf, über den derzeit verhandelt wird…“

„Und eine Partei verspricht sich anscheinend genug davon, um alles zu tun, dass Sie aus den Verhandlungen ausscheiden.“ Da kämpfte jemand mit harten Bandagen. Und Brad musste ihm zugestehen, dass die Idee gar nicht mal so schlecht war. Aber das war belanglos, er brauchte Aya zurück. Also konzentrierte er sich wieder auf den Mann vor sich. „Überlassen Sie es mir. Tun Sie so, als würden Sie versuchen, das Geld zusammenzubekommen. Aber lassen Sie die Polizei außen vor. Die würde mir nur im Weg stehen.“ Sein Blick suchte jetzt den von Ayas Vater, bevor er zu Herrn Moriyama zurückkehrte, abwartend.

Der schien mit einer Antwort noch zu zögern, als es Herr Fujimiya war, der etwas sagte. „Bitte hören Sie auf Crawford-san.“

Herr Moriyama sah überrascht seinen Angestellten an, dessen dunkelblaue Augen aber Kontakt zu Brad suchten und fanden. Und er schenkte ihm ein kleines, verstehendes Lächeln. Herr Fujimiya hatte ihm von Anfang nicht getraut, hatte etwas in ihm gesehen, was die meisten übersahen. Doch genau das ließ den anderen Mann auch wissen, dass Brad diese Aufgabe erfüllen konnte.

Herr Moriyama sah nun zu seiner Ehefrau, dann zu Frau Fujimiya, und beide schienen sich der Ansicht von Herrn Fujimiya anzuschließen, auch wenn sie sich wohl selbst nicht so ganz erklären konnten, woran es lag. Weswegen Brad zum Schluss ein Nicken von dem Japaner erhielt.

Er ließ sich daraufhin das geführte Gespräch wiedergeben, auch wenn er natürlich keine Neuigkeiten erfuhr. Für die anderen war es ein Trost zu hören, dass Ryo kurz am Apparat gewesen war und seinem Vater versichert hatte, dass es ihm, Aya und Ran gut ging.

„Sie hatten wirklich keine Idee, wie sie mit meiner Anwesenheit hier umgehen sollten…“, kommentierte er im Anschluss mit einem Hauch von Amüsement. „Es wird mir nicht schwerfallen, ihrer Forderung nachzukommen und mich so zu verhalten, als wäre nichts geschehen.“ Etwas, das nicht wirklich ein Lächeln war, zupfte an seinen Mundwinkeln. „Wenn die Entführer morgen anrufen, können Sie ihnen also mitteilen, dass ich wie geplant am Vormittag abgereist bin und ganz sicher nicht vorhabe, mich in diese heikle Situation einzumischen. Sie werden verfolgen können, wie ich nach Tokio zurückkehre, was sie überzeugen sollte.“ Er tippte sich in einer unbewussten Geste mit dem Zeigefinger gegen sein Kinn. „Sie haben jetzt ein paar Anrufe zu erledigen, hm? Immerhin wollen Sie den Eindruck erwecken, dass Sie sich um das notwendige Kleingeld kümmern.“ Brad beugte sich vor, legte eine Hand auf die Schulter des anderen Mannes und seine nächsten Worte waren nur für ihn gedacht. „Es wird alles wieder in Ordnung kommen, versprochen.“

Die dunklen Augen erwiderten für ein paar endlose Sekunden einfach nur seinen Blick, schienen dann zu finden, wonach sie gesucht hatten. „Danke…“

Dieses Mal lächelte er wirklich. „Danken Sie mir morgen Abend.“ Damit trat er einen Schritt zurück, verabschiedete sich mit einem knappen Nicken von der Runde. Während er sich in Bewegung setzte, griff er nach seinem bereits von Herrn Hoffmann bereitgehaltenen Handy und es dauerte keine drei Sekunden, bis jemand sich meldete.

„Brad, bitte erzähl mir nicht, dass wieder etwas passiert ist.“ Ernsthaft besorgt.

Es erfüllte ihn mit einer gewissen Belustigung. „Hallo Martin, ich brauche hier ein bisschen Unterstützung.“

Von anderem Ende der Verbindung her drang ein Seufzen zu ihm herüber. „Du bist unverletzt?“

„Bin ich. Herrn Hoffmann und Richard geht es auch gut.“ Er warf den beiden einen schnellen Blick zu. Sie hatten sich ihm natürlich angeschlossen und Herr Hoffmann hielt ihm gerade die Tür zu ihrem Zimmer auf. „Ich möchte lediglich jemand anderem bei der Lösung eines Problems helfen.“ Er lächelte, als er das sagte, ging weiter bis zu dem flachen Tisch, wo er sich auf eines der Sitzkissen sinken lassen wollte, bis ihm einfiel, dass er immer noch seine Badeshorts trug.

„Was genau brauchst du?“ Martin konnte die Erleichterung nicht ganz aus seiner Stimme heraushalten.

Brad wurde für einen Moment dadurch behindert, dass sich ein Handtuch über ihn senkte und seine Haare trockenrubbelte, bevor es über seine Schultern gelegt wurde. „Zwei Striketeams, beide mit einem Telepathen.“ Er nickte Herrn Hoffmann dankend zu.

Martin sog deutlich hörbar Luft ein. „Da muss jemand aber ein ziemlich großes Problem haben…“

„Es ist zu bewältigen, ich möchte nachher nur nicht an zu knappen Ressourcen scheitern.“ Er legte eine kurze Pause ein, bevor er weitersprach. „Sie sollen so schnell wie möglich herkommen. Lass sie Touristen spielen, sie werden nicht die einzigen sein. Keine persönliche Kontaktaufnahme von ihrer Seite.“

„Kein Problem.“ Vor seinen nächsten Worten zögerte Martin merklich. „Was ist mit dir?“ Wirst du dich in irgendwelche gefährlichen Dummheiten stürzen?, schwang dahinter mit.

Brad hielt eine Antwort auf die ungestellte Frage vorerst zurück, die würde dem Anderen sowieso nicht gefallen. „Ich komme morgen nach dem Frühstück vorläufig nach Tokio zurück.“ Vor seinem inneren Auge konnte er direkt sehen, wie Martin sich entspannte.

„Das freut mich zu hören.“

Er lächelte schon wieder. „Ich weiß.“
 

~TBC~
 

Wie ihr seht, hat der kleine Zwischenfall Brads Selbstvertrauen nicht erschüttert ^^#

cya, cu ^-^

"Wenn du es nicht weißt, werde ich es dir nicht verraten"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 155/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Für den Moment heißt es noch abzuwarten…

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Brad ist nach außen hin sogar dann selbstsicher, wenn er es in Wirklichkeit gar nicht ist ^.~ Aber er glaubt in diesem Fall wirklich an seinen Erfolg. Brad muss nur noch ein bisschen Geduld beweisen, damit die Entführer keinen Verdacht schöpfen. Weswegen in diesem Kapitel noch heile Welt gespielt wird ^^
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 155 „Wenn du es nicht weißt, werde ich es dir nicht verraten“
 

„Wir werden morgen also wirklich zurück nach Tokio fahren?“ Es war Richard, der ihm die Frage stellte.

In braune Augen trat ein unlesbarer Ausdruck. „Sind Sie davon ausgegangen, dass ich Herrn Moriyama anlüge?“

Das brachte ihm ein halbherziges Schulterzucken ein. „Wenn es in deine Pläne passt, sicherlich.“

Herr Hoffmann lachte, bevor dieser ihm noch ein Handtuch reichte. „Umziehen, Brad. Und zwar sofort“, wurde er ermahnt, bevor sich der ältere Mann an Richard wandte. „Ich habe noch nicht erlebt, dass Brad jemanden anlügt. Informationen vorenthalten oder zu Fehlinterpretationen ermutigen, ja. Aber keine direkte Lüge.“

Brad schenkte Richard ein Lächeln, das ganz aus Zähnen zu bestehen schien, bevor er aus seinen Shorts schlüpfte und sich richtig abtrocknete, dann nach den Sachen griff, die Herr Hoffmann in weiser Voraussicht bereits zurechtgelegt hatte.

Richard nahm seine Reaktion betroffen auf, doch gleich darauf zeichnete sich Verstehen auf dessen Miene ab. In einer ungewohnt nutzlosen Geste strich sich der Ältere durch die dunkelblonden Haare. „Ich bitte um Entschuldigung. Ich wollte dir nichts unterstellen. Und ich kann ebenfalls nicht behaupten, dich je bei einer Lüge erlebt zu haben.“

Brad dachte für einen Moment darüber nach. Er trat genau vor Richard, legte eine Hand an die Wange des Älteren. Und in den grau-grünen Augen konnte er lesen, dass die Entschuldigung aufrichtig gemeint war. Weswegen er jetzt wirklich lächelte. „Gut…“ Anschließend ließ er seinen Arm wieder nach unten sinken.

„Willst du ihn wieder küssen?“, fragte auf einmal eine Stimme direkt hinter ihm und Brad verdrehte die Augen.

„Warum sind Sie neuerdings so sehr versessen darauf, hm?“, wandte er sich zu Herrn Hoffmann um.

Amüsement funkelte im Blick des Anderen. „Wenn du es nicht weißt, werde ich es dir nicht verraten.“

Unbeeindruckt sah er ihn an. „Dann sagen Sie es mir eben nicht.“ Er schnitt ein anderes Thema an. „Wie ich bereits zu Herrn Moriyama gesagt habe, werden wir bis morgen ganz normal weitermachen. Ich hoffe, das wird niemanden von Ihnen vor Schwierigkeiten stellen.“

Das Amüsement verflüchtigte sich langsam aber sicher und Herr Hoffmann wirkte jetzt nur noch nachdenklich. „Du wirst die Kinder unbeschadet zurückholen?“

Brad zögerte nicht mit seiner Antwort. „Natürlich werde ich das.“

„Dann habe ich keinerlei Probleme damit. Und Reik sicher auch nicht.“ Eine Hand wuschelte durch seine Haare und Brad ließ es sich mit einem Seufzen gefallen.
 

Und es war, wie Herr Hoffmann gesagt hatte. Allerdings fiel es weder den Fujimiyas noch den Moriyamas leicht, so etwas wie Normalität vorzuspielen.

Trotz der Anspannung waren sie so schnell wie möglich zum Strand zurückgekehrt, damit sich keine Fragen nach den Kindern ergeben würden. Es war im Prinzip eine unhaltbare Sitation, früher oder später würde die Wirtin neugierig werden, und das war nur ein weiterer Punkt, der Brads Vermutung unterstützte, dass die Entführer gar kein Stillschweigen wollten. Doch es konnte den Leuten egal sein, wenn Herr Moriyama ein Einschalten der Polizei hinauszögerte. Es war schließlich nur ein Beweis für dessen Gehorsam.

Brad schüttelte den Gedanken ab und fragte kurz bei dem Telepathen des Striketeams nach, ob alles unverändert war und erhielt eine ebenso knappe Bestätigung. Das erste Team war am frühen Nachmittag eingetroffen und hatte nicht lange gebraucht, um die Beobachter ausfindig zu machen, die ein Auge auf die Moriyamas hatten. Brads bisherige Vermutungen fanden Bestätigung, soweit diese Handlanger überhaupt wussten, was vor sich ging. Aber das reichte ihm vollkommen. Das andere Team würde auch in Kürze hier sein und dann konnten sie sich daran machen, den Faden aufzunehmen und weiterzuverfolgen. Egal wie viele Kontaktpersonen zwischengeschaltet waren, mit Talenten im Spiel gab es keine endgültige Sicherheit. Bis zu den Kindern vorzudringen würde dabei noch am einfachsten sein. Da regelmäßig Lebenszeichen von ihnen erfolgen mussten, waren sie zweifellos ebenfalls in der Hand unterer Chargen, die von jemandem mit etwas mehr Kompetenz angeleitet wurden. Und genau von dieser Person aus konnten sie sich dann weiter hocharbeiten. Was er schließlich mit der Information anfangen würde, wusste Brad selbst noch nicht. Aber er würde zweifellos noch einen Nutzen dafür finden. Herrn Moriyama hatte er sie nicht versprochen, das wäre nur Verschwendung gewesen. Etwas zuckte um seine Mundwinkel. Ganz abgesehen davon, dass er nicht offenlegen wollte, _wie gut_ sie wirklich waren.

Brad distanzierte sich von den Überlegungen, er hatte sowieso schon das Gefühl, dass er sich im Kreis drehte, und allmählich fragte er sich, warum er nicht davon lassen konnte. Vielleicht war er ein wenig nervös, egal, wie zuversichtlich er sich bisher gegeben hatte. Denn auch wenn er immer noch keinen endgültigen Beweis dafür hatte, dass Aya das Opfer war, so deutete mehr und mehr darauf hin. Und das war nicht nur für die Ältesten wichtig. Sonst hätte er es niemals vor so vielen Jahren schon gesehen. Braune Augen, die bis eben ins Nichts gestarrt hatten, fokussierten sich wieder aufs Meer. Und er stellte jetzt erst fest, dass er sich irgendwann gegen Herrn Hoffmann gelehnt hatte.

Der spürte, dass seine Aufmerksamkeit sich jetzt wieder nach außen richtete. „Jetzt haben wir schon zum Mittag ein Picknick hier draußen gehalten. Müssten wir nicht zum Abendessen zur Pension zurückkehren?“, wurde er leise gefragt.

„Ja, alles andere wäre wohl ein bisschen seltsam. Also brauchen wir eine Entschuldigung für die Abwesenheit der Kinder.“

„Es sollte dir nicht schwerfallen, dir etwas einfallen zu lassen.“ Die Belustigung war gut genug verborgen, dass nur Brad sie erkennen konnte.

Er stieß ein unterdrücktes Schnauben aus. „Natürlich. Wir haben wirklich Glück, dass wir uns in einer Touristengegend befinden. So können nicht nur unsere eigenen Leute problemlos untertauchen, sondern die Kinder bis morgen bei Bekannten gelassen werden, die die Moriyamas heute getroffen haben. Mindestens bis mittags, denke ich. So kann Herr Moriyama vormittags problemlos den nächsten Anruf abwarten und sich weiter um das Geld kümmern. Und dann machen sie einen Tagesausflug, wobei sie vorher die Kinder einsammeln. Nach einem ereignisreichen Tag kehren sie dann abends zurück und alles ist in bester Ordnung.“

Richard legte sein Buch beiseite und gab damit auf vorzugeben, dass er abgelenkt war. „Klingt simpel. Und lässt deinen Leuten nicht viel Zeit.“

„Wir haben nicht mehr als dieses Zeitfenster.“ Er schenkte Richard ein schmales Lächeln. „Sicher sehen Sie das auch.“

Der Blick der grau-grünen Augen kehrte sich für einen Moment nach innen. „Er ist an das Telefon in der Pension gefesselt, nicht wahr? Also können Sie nicht abreisen. Und wenn du länger wartest, würden uns bald keine Ausreden für die Abwesenheit der Kinder mehr einfallen.“

„Sie bringen es auf den Punkt.“

Nun war es an dem Älteren, ein Schnauben auszustoßen. „Das Vorgehen der Entführer ist so unlogisch, dass ich mich frage, warum es mir ohne deine Erklärungen nicht selbst aufgefallen ist. Es ist also nicht nur die hohe Geldforderung, mit der sie absichern wollen, dass Herr Moriyama früher oder später die Polizei einschalten muss.“

„Der Plan würde für Experten als schlecht durchdacht erscheinen. Womit sie nur vorsichtiger vorgehen würden.“

„Noch mehr Zeit, die Herr Moriyama abgelenkt sein würde… Es ist also letztendlich kein schlechter Plan, sondern beinahe ein brillanter.“ Trotz dieser Worte enthielt Richards Stimme Abscheu.

Und Brad musste darüber lächeln. „Er ist auf ihre Zwecke ausgelegt. Gute Geschäftsleute sind in der Regel keine Dummköpfe, nicht wahr?“ Er stupste den Älteren mit dem Finger in die Brust.

„Ha, ha.“ Mit einem etwas saurem Gesicht. „Auf solche Mittel würde ich aber nicht zurückgreifen.“

„Hm… nicht in einer geschäftlichen Situation. Ansonsten aber käme das wohl auf die Umstände an, würde ich sagen.“ Er ließ Richard nicht aus den Augen, als er das sagte.

Und der Andere erstarrte für einen Moment, als er gleichzeitig widersprechen wollte und sich an Maria erinnerte. Zwei, drei Sekunden verstrichen langsam, dann erschien ein widerwilliges Lächeln auf dem Gesicht des Älteren, bevor ihm mit einem knappen Nicken zugestimmt wurde.

Er lächelte zurück, griff dann nach Richards Hand, bevor er sich zu Herrn Hoffmann umwandte. „Sie sagen Herrn Moriyama Bescheid, wie der Plan aussieht, ja?“

„Natürlich“, bestätigte der Ältere, beobachtete mit einem Anklang von Belustigung, wie Brad aufstand und Richard dabei mit hochzog. „Und du willst wohl noch einmal schwimmen gehen…“

„Sie haben es erfasst. Es ist immerhin sein Urlaub, also muss er auch etwas Spaß haben.“

„Dann verlange ihm wenigstens nicht wieder ein Wettschwimmen ab“, wurde er mit einem Lachen ermahnt.

Er gab sich vollkommen unschuldig. „Warum nicht, das macht schließlich Spaß. Nicht wahr?“ Letzteres an Richard gerichtet.

Der seufzte ergeben. „Ganz wie du es sagst.“ Aber trotz dieser Worte war da ein Zucken um die Mundwinkel herum.

Er warf Herrn Hoffmann nur einen langen Blick zu, machte sich dann auf zum Meer, mit Richard im Schlepptau. „Es ist doch wenigstens ein bisschen wie Urlaub, oder?“, erkundigte er sich, als sie außer Hörweite waren.

Etwas arbeitete in Richards Miene und es sah beinahe wie Belustigung aus. „Wenn man mal die lebensgefährlichen Schwimmabenteuer und das eine oder andere Kidnapping außer Acht lässt, dann ja. Aber in deiner Begleitung hätte ich wohl nichts anderes erwarten dürfen. “

„So wird es wenigstens nicht langweilig.“ Wasser schwappte bereits um seine Füße herum, also ließ er Richards Hand los, so dass er sich bücken und ihn nassspritzen konnte.

Im ersten Augenblick wurde er nur verdutzt angesehen, was er nutzte, um ins tiefere Wasser loszurennen. Das Platschen hinter ihm verriet ihm, dass sich der Ältere gefasst hatte und ihm nachsetzte. Er beging einen Fehler, als er sich neugierig umdrehte, denn diese Verzögerung reichte, dass Richard sich auf ihn werfen konnte.

Bauch voran wurde er ins Wasser gedrückt und Salzgeschmack explodierte auf seiner Zunge. Dann verschwand das Gewicht und prustend konnte er sich aufrichten, empfangen von einem schadenfrohen Lachen.

„Du siehst aus wie eine nassgewordene Katze“, wurde Brad aufgezogen.

„Hm, Sie sind bei dieser Aktion aber auch alles andere als trocken geblieben“, gab er betont gleichmütig zurück, um in der nächsten Sekunde den Gefallen zu erwidern und sich auf den Älteren zu stürzen.

Es war genug, Richard nach hinten fallen zu lassen, allerdings hatte dieser genug Geistesgegenwart Brad mitzuziehen, so dass sie anschließend beide Wasser spuckten.

Er grinste, als er wieder den Atem dafür hatte, ließ sich dann mit ausgebreiteten Armen nach hinten fallen und blickte in den Himmel hinauf. Gleich darauf lag eine Hand in seinem Nacken und unterstützte seinen Auftrieb. „Spaß, ja?“

Grau-grüne Augen musterten ihn. „Ja, und ganz ohne Adrenalinstoß.“

Brad griff nach Richards freien Arm, zog ihn zu sich herunter und klammerte sich dann ganz einfach an ihn. Natürlich sanken sie beide dadurch unter Wasser, doch dieses Mal tat er nichts dagegen. Und auch wenn durch den Älteren zunächst ein Zucken lief, als wollte sich dieser von ihm befreien und sich wieder aufrichten, so hielt Richard letztendlich doch still.

Ihre Haut war an der Oberfläche schon fast auf die Temperatur des Wassers heruntergekühlt, trotzdem strahlte Wärme von darunter auf ihn ab, wo sie sich berührten. Es war ein interessanter Kontrast, also schlang er beide Arme um Richards Hals und vergrößerte die Kontaktfläche auf diese Weise. Der Sauerstoff wurde langsam knapp, doch Brad hatte nicht vor, als Erster aufzugeben. Auch dann nicht, als ihm allmählich schwindlig wurde und sein Herz losraste, weil sein Körper begann in Panik zu geraten. Und wie zu erwarten war, war es Richard, der sich schließlich mit ein paar exakten Bewegungen in die Senkrechte und ihre Köpfe damit zurück an die frische Luft brachte.

„Was sollte diese Aktion denn?“, wurde er nach ein paar tiefen Atemzügen gefragt.

„Auch eine Möglichkeit, ein wenig Adrenalin zu spüren. Und nicht so gefährlich.“

Eine Augenbraue rutschte nach oben. „Dem kann ich nicht widersprechen.“ Eine Hand wurde gehoben und strich nasse Strähnen zurück. „Meinst du, du kannst mich jetzt wieder freigeben?“

Er tat so, als würde er darüber nachdenken, bevor er den Kopf schüttelte. „Sie sind schön warm.“ Und um das zu unterstreichen, legte er auch noch seinen Kopf auf die Schulter des älteren Mannes.

„Am Strand in der Sonne ist es noch viel wärmer“, wurde ihm trocken mitgeteilt. „Und du solltest dir wirklich langsam abgewöhnen, dich einfach so an andere Leute zu hängen.“

„Und ich habe Ihnen bereits gesagt, dass ich das nicht mit x-beliebigen Personen mache.“

Richard verdrehte die Augen. „Zum Glück, es würde sicher nicht den besten Eindruck hinterlassen…“ Zwei Hände umfassten seine Taille. „Und jetzt wirklich Schluss mit diesem Unsinn.“

Er folgte dem Zug und löste sich von dem Älteren. „Aber wir schwimmen wenigstens noch ein bisschen.“

„Parallel zum Strand.“ Die Worte ließen keinen Widerspruch zu und riefen ein unwillkürliches Lächeln auf Brads Gesicht.

„Einverstanden.“ Und ohne Vorwarnung startete er.

Richard stieß wieder einen sanften Fluch aus, folgte ihm dann sofort. „Du hast wohl Angst, ohne einen unfairen Vorsprung zu verlieren, was?“, wurde ihm zugerufen und dann hörte er den Älteren husten.

„Verschlucken Sie sich bloß nicht“, gab er einen freundlich gemeinten Ratschlag zurück, bevor er antwortete. „Übrigens würde ich auch ohne einen Vorsprung gewinnen, aber warum sollte ich mir einen Vorteil entgehen lassen?“ Das Grinsen lag ganz allein in den Worten.

Und diese schienen Richard gerade zu fehlen, denn es kam keine Erwiderung.
 

~TBC~
 

Nächstes Mal geht es erst einmal nach Tokio zurück, um die Beobachter loszuwerden ^^

cya, cu ^-^

"Du bist doch in allem so gut, dass dir gar nichts passieren kann"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 156/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Alles schreitet wie geplant voran…

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Herr Walter erhält so langsam einen Eindruck davon, wie Brad arbeitet ^^
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 156 „Du bist doch in allem so gut, dass dir gar nichts passieren kann“
 

Als sie zur Decke zurückkehrten, hielt Herr Hoffmann jedem von ihnen ein Handtuch entgegen.

Brad griff danach, warf einen unauffälligen Blick in Richtung der Japaner, die gerade ihre Sachen zusammenpackten. „Hatte Herr Moriyama Einwände?“

„Nicht direkt. Er wollte aber noch über etwas mit dir sprechen, bevor wir zur Pension zurückgehen.“

Er zog eine Augenbraue hoch. „Kein Problem.“ Nachdem er sich rasch abgetrocknet und angezogen hatte, war auch Herr Hoffmann mit dem Aufräumen fertig, so dass sie sich den anderen anschließen konnten.

Herr Moriyama empfing ihn mit einem besorgten Gesichtsausdruck. „Mir ist eingefallen, dass sie Wanzen im Haus versteckt haben könnten, um uns besser überwachen zu können. Dann würden sie bereits wissen, dass Sie ihren Plan durchschaut haben.“

„Ah…“ Wenn es es weiter nichts war. Er schenkte dem älteren Mann ein beruhigendes Lächeln, bevor er eine Kopfbewegung zu Herrn Hoffmann hin machte.

Der verstand die Geste sofort. „Das habe ich bereits bei unserer Ankunft überprüft. Gehört zu unserer Standardprozedur. Es ergaben sich keine Auffälligkeiten.“

Brad ergriff wieder das Wort. „Das Entdeckungsrisiko war ihnen wohl zu groß. Jedenfalls im Vergleich zum möglichen Nutzen.“ Er zuckte mit den Schultern. „Sie haben es kaum nötig, Sie abzuhören, wenn sie Ihnen Ihr Verhalten so genau diktieren können. Was sollten Sie auch ‚heimlich‘ tun – außer vielleicht die Polizei einzuschalten.“ Dass das Strike-Team bestätigt hatte, dass die Pension nicht abgehört wurde, behielt er für sich.

„Ich verstehe.“ Herr Moriyama schaffte es beinahe, ebenfalls zu lächeln. Und seine Schritte fielen etwas leichter aus.

Zurück in der Pension verabschiedeten sie sich für den Rest des Abends. Das Essen in kleiner Runde schmeckte auch viel besser, im großen Kreis wäre das Fehlen der Kinder für die Eltern gerade im Vergleich zum gestrigen Abend wahrscheinlich unerträglich gewesen.

Die Wirtin war vollkommen ahnungslos, zeigte keine verdächtige Neugier, als sie später die Futons fertigmachte. Die Geschichte, dass Aya, Ran und Ryo woanders übernachten würden, war problemlos akzeptiert worden.

Bevor ihnen die alte Frau eine gute Nacht wünschte, machte sie noch darauf aufmerksam, dass im Schrank eine Auswahl von DVDs zur Verfügung stand. Zwar keine deutschen, aber zumindest englische, wie Brad kurz darauf herausfand.

„Wir können wieder einen Film gucken“, wandte er sich zu den anderen beiden um. „Es sei denn, Sie haben in den letzten Tagen Japanisch gelernt, Richard.“

Der Ältere schenkte ihm einen ‚sehr witzig‘-Blick und weigerte sich, darauf zu reagieren.

Herr Hoffmann sah sich im Zimmer um. „Hm… Ich vermisse eine Couch.“

„Dafür sind die Futons schon vorbereitet, das reicht.“ Ohne eine Erwiderung abzuwarten wählte er eine DVD aus und schob sie in den Player.

„Anscheinend haben wir sowieso keine Wahl“, kommentierte Richard lakonisch, bevor er sich daran machte, seinen Futon so zu verschieben, dass er einen guten Blick auf den Fernseher hatte.

Brad lächelte zufrieden, als Herr Hoffmann sich daran ein Beispiel nahm. Er wartete ab, bis sich der Ältere niedergelassen hatte, bevor er sich neben ihm ausstreckte, sich gegen ihn lehnend. Schließlich hatte er noch nie anders einen Film gesehen.
 

„Brad, nicht auf mir einschlafen…“

Er spürte ein sanftes Rütteln an seiner Schulter, weigerte sich aber, zu sehr ins Bewusstsein zurückzukehren. Im Hintergrund lief Musik, die wohl zum Abspann des Films gehörte, aber er war nicht interessiert genug, um sich davon zu vergewissern. Seine Finger krallten sich in Stoff, spürten die Glätte des Schlafanzuges und erinnerten ihn daran, dass sie sich zwischendurch alle schon zum Schlafengehen fertig gemacht hatten. Mehr brauchte er nicht, um Herrn Hoffmanns Aufforderung endgültig zu ignorieren. Brad schlief wieder ein.

Als er das nächste Mal wach wurde, schien die Morgensonne in ihr Zimmer, warm auf seiner Haut, wo er die Decke weggestrampelt hatte. Noch mehr Wärme strahlte von Herrn Hoffmann auf ihn ab, der gestern Abend wohl aufgegeben hatte, ihn loswerden zu wollen. Bei diesem Gedanken huschte ein Lächeln über sein Gesicht und dann setzte er sich auf und streckte sich. Eine weitere Nacht in der er ausreichend Schlaf bekommen hatte war genug, um das zuvor angesammelte Defizit auszugleichen und wenn er bedachte, was heute noch vor ihm lag, war das nur gut so. Sein Lächeln erhielt eine grimmige Note, bevor er es völlig verblassen ließ.

Dieses Mal war er es, der eine Hand auf die Schulter des Älteren legte, um ihn zu wecken. Aber anders als er selbst weigerte sich Herr Hoffmann nicht, darauf zu hören.

Blaue Augen blinzelten ihn an, brauchten einen Moment, um sich auf ihn zu fokussieren. Und dann glitzerte Amüsement in ihnen auf. „Ich weiß nicht so ganz, wie Herr Schneider es mit dir aushält. Du bist ziemlich anhänglich im Bett.“

Brad hob das Kinn leicht an. „Das macht die jahrelange Gewöhnung. Wenn ich nicht da bin, schläft er sehr viel schlechter.“

Das Amüsement verschwand wieder. „So wie du ohne ihn, hm?“ Eine Hand wuschelte ihm durch die Haare.

Er griff nach oben und fing sie ein, nicht in Abwehr, sondern um Herrn Hoffmann in die Senkrechte zu ziehen. „Wie müssen aufstehen. Das Becken draußen wartet auf uns, schließlich sollten wir unsere Routine nicht unterbrechen, aber ich will möglichst schnell frühstücken und dann aufbrechen.“

„Ein einziger Morgen zuvor bedeutet noch lange keine Routine“, wurde er aufmerksam gemacht und der Ältere versuchte, seine Mundwinkel unter Kontrolle zu halten.

„Irgendwo muss sie ja beginnen, nicht wahr?“ Wenig beeindruckt vom Argument des Anderen kam er auf die Beine. „Sie wecken Richard, ja?“

Die Belustigung war in voller Stärke zurück, doch Herr Hoffmann enthielt sich eines Kommentars, den Brad in einer potenziellen Zukunft, die nun nicht eintreten würde, nichtsdestotrotz sah. Er warf dem älteren Mann einen schiefen Blick dafür zu, verschwand dann aber ins Bad.

Und dann lief es tatsächlich wie am gestrigen Morgen ab, bloß dass es draußen nicht regnete. Zudem traf das Frühstück auf deutlich mehr Begeisterung.

„Sehr gut, das sieht wenigstens nicht wie etwas aus, das man zum Mittag auf dem Tisch haben sollte.“ Richard griff zufrieden zu.

Brad zuckte innerlich mit den Schultern. Er war der Ansicht, dass man die Gelegenheit nutzen sollte, in einem anderen Land auch das andere Essen zu probieren. Auf der anderen Seite musste er aber zugeben, dass er früher oder später stets ganz normales Brot zu vermissen begann.

Sie aßen nicht mit übertriebender Hast, dehnten das Frühstück aber auch nicht aus. Ihre wenigen Sachen waren im Anschluss rasch gepackt, so dass ihnen nur noch blieb, sich von Herrn Moriyama zu verabschieden.

Der Japaner streckte ihm die Hand hin, nachdem sie eine Verbeugung ausgetauscht hatten. Natürlich ergriff er sie und sagte nichts dazu, als sich Finger etwas zu fest um seine schlossen.

„Ich weiß, dass Sie zuversichtlich sind“, wurde leise gesagt. „Aber ich weiß einfach nicht, woher Sie diese Zuversicht nehmen...“

„Ich habe Vertrauen in unsere Leute.“ Und auch wenn er wusste, dass sie nicht abgehört wurden, beugte er sich vor und senkte seine Stimme beinahe auf ein Flüstern. „Sie haben bereits die Leute gefunden, die Sie beobachten und die Telefonleitung ist angezapft. Bald werden wir wissen, wo die Kinder stecken und sie dort herausholen.“

Bei diesen Worten verstärkte sich der Griff für einen Augenblick, bevor er mit einem knappen Nicken freigegeben wurde.

Er schenkte ihm noch ein schnelles Lächeln, bevor er endgültig ging. Herr Hoffmann und Richard warteten bereits beim Wagen und ersterer hielt ihm die Tür auf.

„Zurück zum Büro, Herr Crawford?“

„Ja, und zwar so schnell wie möglich. Ich habe heute noch einiges vor.“ Er stieg ein.

„Und das am Sonntag“, Richard folgte ihm.

„Ich hoffe, Sie wollen sich nicht beschweren.“ Mit einer hochgezogenen Augenbraue, während in den braunen Augen Amüsement aufblitzte.

Inzwischen hatte auch Herr Hoffmann seinen Platz gefunden und im Inneren des Wagens waren sie wieder völlig ungestört, weswegen der Ältere zur vertraulichen Anrede zurückkehrte. „Das meinst du doch nicht Ernst, mein Lieber. Reik beschwert sich nie über etwas.“

Das ließ ihn stutzen, bevor er auflachte. Langsam wandte er den Kopf zu dem Mann hin, der neben ihm saß. „Das tun Sie tatsächlich nicht, was?“

„Es ist Energieverschwendung, sich über etwas zu beschweren. Sie ist besser eingesetzt, wenn man sie gleich dafür verwendet, die Situation zu ändern.“

Das klang wie etwas, das er selbst sagen würde. Und in der Folge breitete sich von ganz allein ein Lächeln auf seinem Gesicht aus, das sich noch vertiefte, als er die nächste Frage stellte. „Und wie gedenken Sie Ihren Sonntag zu ändern?“

Grau-grüne Augen musterten ihn einfach nur, ernster als Brad erwartet hatte. „Mir ist bereits klar, dass _du_ auf deine Freizeit verzichten wirst und uns nicht dabeihaben willst. Von daher muss ich an meiner Situation gar nichts ändern, nicht wahr? Ich werde freihaben und sei es gezwungenermaßen.“

Von Herrn Hoffmann her schien plötzlich ein sehr lautes Schweigen auszugehen, als diesem klar wurde, dass Richard mit dieser Einschätzung kaum falsch liegen konnte. Widerspruch lag in dieser Stille, die in Wirklichkeit gar keine war. Aber nichts wurde gesagt, weil die Sinnlosigkeit schon vorher eingesehen wurde.

Weswegen Brad nur eine leise Antwort hatte. „Ja, das werden Sie.“ Er berührte kurz den Oberarm des Älteren, bevor er sich zurücklehnte und die Augen schloss. Der Telepath des Strike-Teams, das bei der Pension geblieben war, verabschiedete sich von ihm. Das andere Team war längst damit beschäftigt, der Spur zu den Kindern zu folgen.

Brad ließ diese Überlegungen hinter sich, öffnete sich vollständig seinem Talent. Es wurde Zeit sich auf das zu konzentrieren, was ihm heute noch bevorstand. Und eine gewisse Vorfreude begann sich in ihm auszubreiten.

Die Fahrt verging schnell, während er mit seinen Plänen beschäftigt war und er fühlte beinahe Überraschung, als sie vor dem Büro hielten. „Sie sind gut durchgekommen, hm?“

„Ja...“ Eine kurze Pause, dann ein schmales Lächeln, das Brad im Rückspiegel sehen konnte. „Obwohl Herr Jansen sich wohl wünschen wird, dass es anders wäre.“

„Ah, da haben Sie zweifellos Recht…“ Er beugte sich vor, legte eine Hand auf die Lehne des Sitzes vor ihm. „Zeigen Sie Richard ein bisschen von Tokio, ja? Ein Urlaub ohne Sightseeing ist kein richtiger Urlaub.“

Wieder Stille, als würde Herr Hoffmann sich wünschen, dass Brad es sich anders überlegen würde und mit ihnen fahren. Aber wieder wurde es nicht ausgesprochen. Stattdessen rang sich der Ältere ein Lächeln ab. „Das werde ich gerne tun.“

Brad nahm es mit einem Nicken auf, bevor er sich Richard zuwandte. „Ich wünsche Ihnen viel Spaß.“ Dann streckte er seine Hand aus, legte sie an die Wange des anderen Mannes. „Und machen Sie sich keine Sorgen um mich.“

Etwas Unlesbares flackerte durch Richards Blick. „Warum sollte ich mir Sorgen machen? Du bist doch in allem so gut, dass dir gar nichts passieren kann.“

Ein amüsiertes Lächeln eroberte sein Gesicht. „Sie sagen es.“ Und dann verlor er keine weiteren Worte mehr, sondern verließ den Wagen, bevor einer der beiden noch auf die Idee kam, ihn nicht gehen zu lassen.

Brad durchquerte die Lobby und dann die versteckten Waffendedektoren, ohne aufgehalten zu werden. Doch bevor er den Fahrstuhl erreichte, lief ihm eine bekannte Gestalt über den Weg.

„Crawford-san, Sie sind wieder im Lande und ich bekomme Sie kaum zu Gesicht.“

„Guten Tag, Tanaka-san.“ Belustigung glitzerte in braunen Augen auf. „Das beweist Ihnen nur, dass wir beide brav arbeiten gehen, nicht wahr?“, antwortete er dann auf die Bemerkung.

Der Andere hielt sichtlich ein Lachen zurück. „Nun, Zeit für den Feierabend sollte dennoch bleiben. Darf ich Sie heute wieder zum Essen einladen? Meine Frau würde sich zweifellos freuen, Sie wiederzusehen.“

Mit aufrichtigem Bedauern schüttelte Brad den Kopf. „Das lässt sich leider nicht einrichten.“ Er neigte den Kopf ein wenig und da war ein kleines Lächeln, das seine Lippen kurvte. „Sollten Sie an einem Sonntag nicht zu Hause sein?“

„Ah, normalerweise schon. Aber mit Sonntagen ist es so wie mit Nachtschichten…“

„Ich erinnere mich.“ Herr Tanaka schob unangenehme Aufgaben immer noch nicht auf seine Untergebenen ab. „Sehr vorbildlich von Ihnen.“

Das brachte ihm eine leichte Verbeugung ein. „Man tut, was man kann.“ Dann kam Herr Tanaka auf seine Einladung zurück. „Wir wäre es mit einem anderen Abend?“

Es war dem Älteren offensichtlich ernst. Also gab Brad mit einem Schulterzucken nach. „Reden Sie mit Herrn Hoffmann. Vielleicht wird er in meinem Terminplan etwas unterbringen können. Und wenn nicht, merken wir es uns für das nächste Mal vor.“ Dieses Mal war er es, der sich verbeugte, und es lag keine Ironie darin. „Vielen Dank für Ihre Einladung.“

„Ich habe zu danken.“ Seine Verbeugung wurde erwidert, bevor sie sich voneinander verabschiedeten.

Danach wurde er nicht mehr aufgehalten und es dauerte nur wenige Minuten, bis er Martins Büro erreichte. Die Tür öffnete sich vor ihm, ohne dass er anklopfen musste und drinnen sah ihm der Telekinet hinter dessen Schreibtisch entgegen.

„Hallo Martin“, trat er ein und hinter ihm schloss sich die Tür wieder, ohne dass jemand eine Hand dafür rühren musste.

Der Ältere erhob sich. „Brad, du bist sehr früh zurück.“

Ein Mundwinkel zuckte. „Nun, ich will schließlich rechzeitig wieder dort sein…“

Martin schloss für einen Moment die Augen. „Ich habe auf etwas anderes gehofft.“ Als er wieder angesehen wurde, verhärteten sich die Gesichtszüge des Anderen. „Die beiden Teams sind mehr als genug, um die Kinder zu befreien. Deine Hilfe wird dafür nicht benötigt.“

Ohne eine Aufforderung abzuwarten ließ, er sich in den Besuchersessel sinken. „Martin, du wirst es mir nicht ausreden können.“ Beinahe sanft.

Der Telekinet setzte sich wieder und sah etwas frustriert aus. Schließlich schüttelte er den Kopf, griff dann nach dem Telefon und wählte eine lange Nummer.

Es wurde anschließend unmittelbar an Brad weitergereicht, was er mit einer hochgezogenen Augenbraue quittierte. Aber sein Talent hatte ihm bereits verraten, was die Aktion sollte und er sprach ohne zu zögern in das Telefon hinein. „Du wolltest einen Rückruf, Michael?“
 

~TBC~
 

Jupp, Michael hat geahnt, dass Brad Dummheiten plant. Natürlich wird Brad dieser Beurteilung nicht zustimmen ^^

cya, cu ^-^

"Dann wollen wir den Gefallen mal erwidern und sie von ihren Babysitterpflichten entbinden"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 157/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Ein Telefonat mit Michael…

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Tja, wenn er könnte wie er wollte… Doch als Triumviratsmitglied ist es Michael leider nicht möglich, Rosenkreuz einfach so zu verlassen. Von daher wird das Telefonat reichen müssen. ^^ Ein bisschen mehr Action gibt es dann beim nächsten Mal.

Hm, ich würde Brad (und Michael) auch vermissen, daher schreibe ich ja jede Woche an der Story weiter ^.~ Dann hoffe ich mal, dass dein Internet nicht wieder die Grätsche macht o.O‘
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 157 „Dann wollen wir den Gefallen mal erwidern und sie von ihren Babysitterpflichten entbinden“
 

Brad wartete geduldig auf eine Reaktion, aber seine Hand verkrampfte sich unfreiwillig um das Telefon, als schließlich eine bekannte Stimme an sein Ohr drang.

„Brad…“ Die Stimme war rau und erinnerte ihn daran, dass es in Deutschland sieben Stunden früher war. Zu früh für Michael, um bereits wach zu sein.

„Martin hat schon geahnt, dass ich an dem Einsatz teilnehmen will, hm?“, sagte er leise, als Michael zunächst nichts weiter sagte.

„Nein, er war es nicht, der dich für so unvernünftig hielt. Ich allerdings kenne dich besser.“ Der Ältere klang ganz so, als könnte er sich nicht ganz entscheiden, ob er amüsiert oder entnervt sein sollte.

Brad entschied für sich selbst für Amüsement. „Und nun willst du es mir ausreden?“ Mit einem Lächeln.

Einige Sekunden verstrichen, bevor Michael darauf antwortete. „Kann ich das denn?“, erhielt er schließlich eine Gegenfrage.

Sein Lächeln verblasste langsam und er fragte sich, woher das Ziehen in seinem Inneren kam. Irgendwie vermisste er den Anderen plötzlich viel mehr. Er drängte es zurück. „Nein, das kannst du nicht“, antwortete er ehrlich.

Michael schwieg eine scheinbare Ewigkeit, kam dann aber direkt auf das Wesentliche zu sprechen. Brad hatte nichts anderes von ihm erwartet. „Warum sind dir diese Kinder so wichtig?“

„Es ist ein Gefühl, dass wir sie noch brauchen. Oder vielleicht auch nur eines der Kinder. Es hat etwas mit dem Grund zu tun, warum du überhaupt das Japanbüro bekommen hattest.“ Er hob Aya nicht hervor, erst recht nicht als mögliches Opfer, weil er es einfach nicht mit Sicherheit wusste. Und weil sie es derzeit noch nicht war.

„Ich verstehe.“ Überraschung schwang in diesen beiden Worten mit, aber sie wurde rasch verarbeitet. „Gut, dann nutz alle Ressourcen, die dir zur Verfügung stehen. Aber das heißt immer noch nicht, dass du persönlich dabei sein musst“, beharrte der Ältere auf seinem Standpunkt. Und auch wenn Michael sich alle Mühe gab, die Besorgnis aus seiner Stimme herauszuhalten, so gelang es ihm nicht ganz.

Brad schüttelte den Kopf, ohne das der Andere es sehen konnte. „Ich werde dabei sein, ich habe es bereits gesehen. Mir wird nichts passieren und den Kindern auch nicht. Alles andere würde diesen Ausgang nicht garantieren.“

Und Michael seufzte. „Warum habe ich von Anfang an gewusst, dass ich dich nicht umstimmen kann…“ Es war keine Frage, nicht wirklich.

Er lächelte fast wieder. „Wie du schon gesagt hast, du kennst mich. Und dir war klar, dass ich nicht nur aus einer Laune heraus an so einem Einsatz teilnehmen würde.“

„Das macht es trotzdem nicht besser.“ Müde, auch wenn Brad den Verdacht hegte, dass es nichts mit dem viel zu frühen Anruf zu tun hatte.

Dieses Mal war das Ziehen in seinem Kopf, als er automatisch nach dem Älteren reichte, ohne eine Chance zu haben, Kontakt mit ihm herzustellen. „In einer Woche bin ich zurück, dann kannst du mit mir schimpfen, so viel du willst“, schlug er ihm schließlich vor.

Und endlich lachte Michael, was dafür sorgte, dass auch Brad sich besser fühlte. „Dein Vorschlag in allen Ehren, aber wenn du im Recht bist, habe ich keinen Grund, mit dir zu schimpfen.“

„Du gehörst zum Triumvirat, du darfst das.“ Er wusste, dass Michaels Gesicht in diesem Moment sein eigenes Lächeln widerspiegelte.

„Hm… auch wenn das stimmt, solltest du wissen, dass man das in Gegenwart eines Triumviratmitglieds nicht aussprechen sollte.“ Nun wurde er eindeutig aufgezogen.

„Dann wiederum bin ich aber ich, nicht wahr?“

„Ja, das bist du.“ Die Zustimmung kam leise, unterlegt von etwas, das Brad nicht ganz identifizieren konnte. Möglicherweise war es Sehnsucht.

Was ihm natürlich nicht dabei half, den Älteren weniger zu vermissen. Sein Lächeln geriet ein wenig vage. Er wollte das Telefonat hinauszögern, etwas, wofür er keine Zeit hatte. Also zwang Brad seine Gedanken wieder in die richtigen Bahnen zurück. „Du weißt, dass ich jetzt los muss…“

„Ha…“ Michael atmete ein sanftes Lachen aus. „Ich hatte gehofft, ich könnte dich einfach so lange am Telefon halten, bis es zu spät für dich ist, wieder hinzufahren.“

„Du bist auch der Einzige, dem so etwas gelingen könnte.“

„Das tröstet mich im Moment nicht besonders.“ Doch trotz dieser Worte, schwang immer noch Humor in der Stimme des Älteren mit. „Dann bleibt mir wohl nichts anderes mehr, als dir Erfolg zu wünschen.“

„Den werde ich haben“, versprach er ihm ohne zu zögern.

„Ruf mich an, wenn du fertig bist.“

„Natürlich.“ Eine kurze Pause. „Bis gleich.“

Und Michael lachte wieder. „Ja, Brad. Bis gleich.“

Er behielt das Telefon noch für eine Weile in der Hand, sah darauf herab, ohne es wirklich zu sehen. Das endete erst, als Martin neben seinen Sessel trat und es ihm aus der Hand nahm.

Ein langsames Zwinkern, dann war Brad wieder ganz bei sich und seine nächste Bewegung fiel umso schneller aus.

Der Telekinet erstarrte, als er dessen Krawatte packte, warf ihm einen prüfenden Blick zu. „Verwechsle mich hier nicht mit jemandem.“

Ein leises Schnauben war seine erste Reaktion darauf, bevor er etwas sagte. „Als könnte ich dich jemals mit Michael verwechseln.“ Für einige sich in die Länge ziehende Sekunden blieb sein Blick an den Lippen des Älteren hängen und er fragte sich, ob es helfen würde, Martin zu küssen. Aber das würde es nicht, wie er sich eingestehen musste, eher im Gegenteil. Mit einem Seufzen ließ er Martin wieder frei, was diesen irgendwie zu erleichtern schien.

Der Telekinet streckte eine Hand aus und Schlüssel flogen ungesehen hinein, während Martin mit der freien Hand bereits den Schrank öffnete. „Du hast es doch eilig, nicht wahr?“

Brad nickte, zog eine fragende Augenbraue hoch.

„Ich werde dich fahren. Ich werde auf dich aufpassen, so gut ich kann.“

„Mit der Gefahr, deine Worte zu wiederholen – ich habe genug Unterstützung, deine Hilfe wird dabei nicht benötigt.“ Er strich sich ein paar schwarze Strähnen aus der Stirn. „Ganz davon abgesehen solltest du in deiner Position nicht an solchen Einsätzen teilnehmen.“

„Willst du es mir verbieten?“ Sie wussten beide, dass Brad das konnte. Und dennoch holte Martin bereits ein Schulterholster aus dem Schrank und legte es an.

Brad ließ sein Talent entscheiden, schüttelte knapp den Kopf. „Wenn du dich dann besser fühlst, kannst du mich begleiten. Hauptsache, du stehst mir nicht im Weg.“

Martin verzog flüchtig das Gesicht. „Ich habe das notwendige Training, wenn ich dich erinnern dürfte.“ Die Waffe wurde aus dem Tresor im Schrank geholt, die Munition geprüft, und dann ins Holster geschoben.

„Daran musst du mich nicht erinnern. Ich weiß noch, wie ich dich zum ersten Mal gesehen habe.“ Und auch dieser Gedanke war eng verbunden mit Michael. Es wäre leichter, sich völlig davon abzuschotten, doch dem Älteren hatte das gar nicht gefallen, als er vor zwei Jahren so nach Rosenkreuz zurückgekehrt war.

Er wurde ein wenig skeptisch gemustert. „Du warst doch damals vollkommen auf Herrn Schneider fixiert, ich bezweifle irgendwie, dass du mich überhaupt wahrgenommen hast.“

„Du unterschätzt mich“, antwortete Brad darauf nur trocken, ein wenig amüsiert. Dann straffte er sich innerlich. „Wir müssen noch in meinem Büro vorbei, meine Waffe ist ebenfalls dort.“ Normalerweise trug er sie nicht mit sich herum, ganz einfach, weil er sie nicht brauchte. Aber er ließ sie nie auf Rosenkreuz zurück, das wäre nur eine Einladung für widrige Umstände. Und dann wartete im Büro noch eine Akte auf ihn, die er auf dem Weg zurück lesen konnte .

Martin nickte verstehend und kurz darauf war auch er ausgerüstet, die Waffe ein schnell wieder vertrautes Gewicht an seiner Seite. Der Andere hatte die Zeit genutzt, um noch einige Absprachen zu treffen und Befehle zu erteilen, so dass sie danach unmittelbar aufbrechen konnten.

„Ist mein Verfolger immer noch da?“, erkundigte er sich mit einer gewissen Neugierde, als sie die Tiefgarage erreichten. Der Telepath des Strike-Teams hatte ihm bestätigt, dass ein Wagen ihnen folgte, ganz wie Brad es vorausgesagt hatte. Doch vielleicht hatte der Verfolger inzwischen das Interesse verloren.

„Ja, aber er wird abgelenkt sein. Und heute Abend wird er sehen, wie du ganz normal zu deinem Apartment zurückkehrst.“

„Ausgezeichnet“, lautete sein Urteil. Michael hatte sich damals nicht ohne Grund für Martin entschieden, der Ältere wusste eindeutig, was er tat. Sie wollten schließlich nicht die Aufmerksamkeit auf ihr Büro gelenkt sehen. Niemand würde jemals von ihrer Unterstützung erfahren. Er lehnte sich bequem zurück, ließ die Szenerie draußen an sich vorübergleiten.

Martin beließ ihm sein Schweigen für eine Weile, doch irgendwann drangen leise Worte zu ihm vor. „Herr Hoffmann hat gemeint, dass du wirklich gerne Auto fährst. Warum lässt du dich hier dann eigentlich immer herumkutschieren?“

„Ist das eine Beschwerde? Du hast dich mir für den Job schließlich regelrecht aufgedrängt.“

Martin stieß einen Laut zwischen Lachen und einem Schnauben aus. „Die Frage war ohne jeglichen Hintergedanken gemeint. Ich will mir nur die Zeit ein wenig vertreiben.“

Eine Augenbraue rutschte in die Höhe und jetzt sah er den Älteren an. „Du solltest wissen, dass ich für Small Talk nicht zu haben bin. Aber wenn du unbedingt eine Antwort haben willst, werde ich sie dir nicht vorenthalten.“ Amüsement sorgte dafür, dass sich seine Mundwinkel nach oben kurvten. „Anders als Herr Hoffmann manchmal annimmt, bin ich nicht unvernünftig. Von daher ist mir klar, dass ich nicht die erforderliche Praxis habe, um hier nach einem völlig anderem System zu fahren.“

Nun lachte Martin wirklich. „Was soll ich groß dazu sagen. Manchmal bin ich ganz seiner Ansicht.“

Unbeeindruckt erwiderte er den belustigten Seitenblick. „Danke für deine Ehrlichkeit.“

Der Ältere seufzte nun. „Ich habe gehört, was du Herrn Schneider erklärt hast. Nicht, dass ich alles verstanden habe, doch unsere Leute sollten wirklich genug sein, um die Kinder zu retten.“ Der Blick war jetzt starr auf die Straße gerichtet. „Könntest du es dir nicht noch anders überlegen? Du kannst den Einsatz aus der Ferne beobachten und immer noch eingreifen, wenn du etwas schiefgehen siehst.“

Brad schüttelte den Kopf. „Du hast es gehört. Ich _werde_ da sein. Und niemandem wird etwas passieren.“ Etwas glitzerte in braunen Augen auf. „Niemandem von uns, jedenfalls.“ Es war eine sehr deutliche Vision gewesen. Und wenn sich sein Talent so um die Kinder kümmerte, sollte er darauf hören. Auch wenn er bis heute nicht wusste, warum diese ganze Kette ausgelöst worden war, so hatte es zumindest Michael damals das Japanbüro eingebracht. Und Brad konnte nun wirklich nicht behaupten, dass das für seine eigene Zukunft von Nachteil gewesen war.

„Dann werde ich wohl auf dein Talent vertrauen müssen.“ Es war, als würde Martin auf seinen Gedanken reagieren, aber es war nur eine Antwort auf seine Worte zuvor.

„Das solltet ihr alle häufiger tun.“

Der Rest der Fahrt schien sich in die Länge zu ziehen und auch wenn ihm bewusst war, dass es nur ein subjektiver Eindruck war, so entkräftete dieses Wissen das Gefühl nicht. Er war ein wenig belustigt über sich selbst, man konnte direkt annehmen, dass er es kaum abwarten konnte, sich in Gefahr zu begeben. Vielleicht wollte er aber auch nur den Hauch von Nervosität endlich loswerden, den er trotz aller Selbstsicherheit nicht ganz bekämpfen konnte. Immerhin war es das erste Mal, dass er einen Einsatz ohne sorgfältige Planung durchziehen würde. Brad konzentrierte sich auf ein paar simple Atemübungen, suchte und fand sein inneres Gleichgewicht. Und damit einher ging Ruhe, die ihn immer noch erfüllte, als sie schließlich ihr Ziel erreichten.

Brad stieg mit einem Lächeln aus. Zurück, wo er heute begonnen hatte.

Ein Mann kam ihm entgegen, nickte ihm begrüßend zu. „Willkommen, Herr Crawford.“

„Herr Simons, es freut mich, Sie wiederzusehen.“ Der Ältere hatte damals nach dem Angriff der Möchtegern-Messerstecher beim Aufräumen geholfen.

Der Mann lächelte flüchtig. „Sie haben mich nicht vergessen, obwohl wir uns nur einmal begegnet sind?“ Der Andere wurde dadurch abgelenkt, dass Martin ausstieg und die Miene des Telepathen verlor an Ausdruck, als würde man eine Tafel blankwischen. „Herr Jansen. Wir hatten nicht mit Ihnen gerechnet.“ Anscheinend wollte Herr Simons Martin so wenig hier haben, wie Martin wiederum Brad hier haben wollte. Und zweifellos aus ähnlichen Gründen.

„Simons. Sie sollten nun wirklich nicht überrascht sein.“

„Ich bin auch nicht so sehr überrascht als vielmehr irritiert“, lautete die gedehnte Antwort. Seit damals hatte Herr Simons eindeutig wenn schon nicht an Respekt, so zumindest an Aufregung in Anwesenheit eines Vorgesetzten verloren.

Martins Mundwinkel zuckten sichtlich, doch der Telekinet hielt ein Lächeln zurück. „Sie werden sich damit abfinden müssen.“

„Natürlich, Herr Jansen.“ Eine andere Antwort blieb ihm kaum übrig. Herr Simons wandte sich wieder an Brad. „Alles ist bisher nach Plan verlaufen. Die Entführer haben wieder telefonischen Kontakt aufgenommen und uns damit eine weitere Spur geliefert. Nicht, dass wir die noch benötigt hätten.“ Mit leiser Verachtung. „Das andere Team ist bereits vor Ort und-“, für einen Moment verschwamm der Blick des Telepathen, „sie melden, dass die Kinder wohlauf sind.“ Auf seinen fragenden Blick hin wurde noch etwas hinzugefügt. „Sie sind ganz in der Nähe. Anscheinend wollten sie das Risiko eines längeren Transports nicht eingehen.“

„Das ist ausgesprochen entgegenkommend von ihnen.“ Seine Lippen weiteten sich in ein Lächeln, das keinen Humor in sich trug. „Dann wollen wir den Gefallen mal erwidern und sie von ihren Babysitterpflichten entbinden.“
 

~TBC~
 

Nun müssen die Kinder nicht mehr lange auf Rettung warten ^^

cya, cu ^-^

"Ich werde dich jetzt zu Herrn Hoffmann zurückbringen und er wird schon dafür sorgen, dass du die verordnete Ruhe einhältst"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 158/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Befreiungsaktion ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Hm, weshalb er sich selbst dabei sieht, ist recht einfach zu erklären: mit seiner Teilnahme an der Aktion gibt es die größten Erfolgschancen *zwinka* Und natürlich ist sein Talent sehr darauf bedacht, die Kinder heil zurückzubringen. Immerhin hat es anscheinend schon sehr früh ein Interesse daran gehabt, die Kette von Ereignissen in Gang zu bringen, an deren Ende die Ältesten ihr Opfer bekommen. Der spezielle Grund, warum bei Einsatz des Strike-Teams etwas schiefgegangen wäre, wird heute natürlich aufgelöst ^^

Bei uns gab letzte Woche auch ein ziemliches heftiges Unwetter. Aber von einem Blitzschlag sind wir zum Glück verschont geblieben o.O
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 158 „Ich werde dich jetzt zu Herrn Hoffmann zurückbringen und er wird schon dafür sorgen, dass du die verordnete Ruhe einhältst”
 

„Sie sind in diesem Haus.“ Herr Simons nickte in Richtung eines unauffälligen Einfamilienhauses mit gepflegtem Garten und nichts, was das Auge eines zufälligen Beobachters festhalten würde.

„Können wir die Aufgabe einfach Ihnen allein überlassen, Herr Simons?“

Der Telepath verzog kaum merklich das Gesicht. „Ich würde das gerne bejahen. Aber auch wenn es sich nur um Talentlose handelt, so scheint einer von ihnen natürliche Schilde zu besitzen. Er würde meine Befehle nicht hören.“ Eine kurze Pause folgte, als der Ältere nachdachte. „Natürlich kann ich versuchen, dass einer der anderen ihn ausschaltet.“

Brad sah das Ergebnis, kaum dass der Vorschlag ausgesprochen worden war, und schüttelte den Kopf. „Das ist leider keine Alternative.“

Herr Simons musterte ihn, fragte aber nicht nach. „In diesem Fall müssen wir wohl oder übel handgreiflich werden.“

Wie er es von Anfang geahnt hatte, auch wenn er jetzt erst den Grund kannte. Ein Mundwinkel zuckte flüchtig. „Ich werde mich mit Herrn Jansen darum kümmern.“

Der Andere blickte kurz zur Seite, um eine Emotion zu verbergen, bevor Brads Blick wieder erwidert wurde. „Mein Team ist vor Ort, Sie können uns die Befreiung der Kinder überlassen.“

Und wieder blitzte eine Vision auf. Keine neue, nur die alte Warnung mit mehr Details. „Wenn ich bereits wüsste, was schiefgeht, würde ich es Ihnen mitteilen, damit es vermieden wird. Aber ich sehe es nicht.“ Er hängte ein Lächeln an die leise Erklärung. „Es ist nicht so, als würde ich Zweifel an der Befähigung Ihres Teams hegen.“

„Aber anscheinend würden wir einen Fehler machen.“ Flach.

„In diesem Fall muss es nicht einmal ein Fehler sein. Man kann auch vor Situationen gestellt werden, in denen es ganz einfach keine optimale Lösung gibt. Und Ihre Hilfe werde ich auf jeden Fall beanspruchen.“

Etwas Spannung floss aus dem Älteren heraus, als dieser sich damit abfand. „Was sollen wir tun?“

Und Brad sagte es ihm. Anschließend fuhr Herr Simons den Wagen etwas weiter, bis sie völlig außer Sicht waren und gefahrlos aussteigen konnten.

„Soll der Zugriff sofort erfolgen?“

„Es gibt keinen Grund zu warten und viele, es nicht zu tun.“ Er neigte den Kopf leicht zur Seite. „Ich hoffe, Sie fangen jetzt nicht auch noch an, sich um mich Sorgen zu machen.“

Humor blitzte in den Augen des Älteren auf. „Das gehört zu meinen Aufgaben, Herr Crawford.“

„Natürlich…“, winkte er ab, wurde dann aber ernst. „Das andere Team hat sich bis zu den Hintermännern vorgearbeitet, von daher müssen wir keine Rücksicht mehr nehmen. Wen auch immer wir darin noch vorfinden, wir brauchen sie nicht. Also können wir uns ganz auf die Kinder konzentrieren.“

„Das ist gut zu hören.“ Herr Simons seufzte. „Das würde es jetzt wirklich einfach machen, die Entführer einfach nur auszuschalten.“

„Wenn es immer so einfach wäre, bräuchten wir sehr viel unseres Trainings nicht, hm?“

Martin schnaubte an dieser Stelle, während Herr Simons sich eines Kommentars enthielt. Und es gab auch nichts mehr dazu sagen.

Brad übernahm die Führung, mit Martin dicht auf den Fersen, während Herr Simons sich seinem Team anschloss. Sie würden dafür sorgen, dass jeder, der zu entkommen versuchte, gestoppt werden würde.

Die Entführer wiegten sich in Sicherheit, niemand beobachtete den Garten, durch den er sich den Weg zu seinem Ziel bahnte. Erst vor der Terrassentür hielt er inne, mit dem Rücken gegen die kühle Hauswand gelehnt, nickte seinem Begleiter auffordernd zu.

Martin verstand ihn auch ohne Worte, setzte Telekinese ein, um die verschlossene Tür zu öffnen.

Er befragte sein Talent, bevor er eintrat, doch es meldete ihm keine Gefahr. Offenbar war es gerade Zeit für ein spätes Mittagessen und die meisten hatten sich in der Küche versammelt. Mit knappen Handzeichen teilte er Martin mit, wie sich die Personen verteilten und – am wichtigsten – wo genau die Kinder waren.

Danach teilten sie sich auf und es schien alles so einfach, dass er sich fragte, warum sein Talent auf seine persönliche Anwesenheit bestanden hatte. Martin würde sich die Männer in der Küche vornehmen, mit etwas Glück musste der Telekinet nicht einmal die Waffe ziehen. Anders als Brad, der seine bereits entsichert in der Hand hatte.

Seine Füße trugen ihn lautlos zu dem Raum, in dem er die Kinder wusste. Und vor seinem inneren Auge sah er bereits den Mann, der zurückgeblieben war, um auf sie aufzupassen. Nervöser als die anderen Entführer offensichtlich und ja, natürlich war es genau der Mann, der Schilde besaß. Was nicht gegen Brads Talent helfen würde. Ein kühles Lächeln kurvte seine Lippen, als er sich gegen die vor ihm liegende Tür entschied und stattdessen den Raum von außen abschritt, bis er zu einer anderen Tür kam. Praktisch, aber ohne sie hätte er eine andere Lösung gefunden.

Die Schiebetür glitt ohne jeden Laut zur Seite und durch den entstandenen Spalt blickte er auf den Rücken des Aufpassers. Die Kinder hatten sich in einer Ecke zusammengedrängt, nicht aus Zwang, sondern weil sie die gegenseitige Nähe suchten. Und sie sahen ihn.

Violette Augen weiteten sich, dann legte Ran auch schon eine Hand über Ryos Mund. Anscheinend hatte der Junge mehr Vertrauen in seine Schwester und tatsächlich hatte Aya sichtlich die Zähne zusammengebissen, um nicht aus Versehen etwas auszurufen.

Brad lächelte wieder, legte den Zeigefinger vor seine Lippen, öffnete die Tür dann weit genug, um hindurchschlüpfen zu können. Zu hören war nur das Rascheln der Zeitung, als der Mann umblätterte, vertieft in seine Lektüre.

Er überlegte einen Moment, ob er ihn gleich erschießen sollte, aber das könnte die Kinder zu sehr traumatisieren. So sehr, dass selbst ein Telepath nicht alles ausräumen konnte. Und er _wusste_, dass er es zu ihnen schaffen würde, ohne bemerkt zu werden. Von daher fiel die Entscheidung nicht schwer. Wenige Schritte brachten ihn zu den dreien und er hockte sich neben ihnen hin, auch wenn er ein Kribbeln in seinem Nacken wegen seines ungedeckten Rückens spürte. Er deutete ihnen die Augen zu schließen und wieder war es Aya, die ihm nach einen schnellen Blick zu Ran hin ohne Probleme gehorchte. Ryo allerdings schien ein wenig überfordert und als Ran das merkte, übernahm der Rotschopf es wieder selbst, dem Jüngeren die Augen zuzuhalten.

Was allerdings zu einer unerwarteten Reaktion führte. Unberechenbar wie kleine Kinder sein können, öffnete Ryo prompt den Mund um zu schreien und Brad reagierte in der gleichen Sekunde. Er ließ sich neben Ran auf den Hosenboden fallen, was vielleicht nicht elegant aussah, ihm aber eine feste Basis verschaffte. Sein rechter Arm streckte sich gleichzeitig aus, während seine freie Hand Rans Augen verdeckte.

Der dumpfe Laut des schallgedämpften Schusses ging vollkommen in Ryos Aufschrei unter, aber Ran wusste auch so, was geschehen war. Der Junge erschauderte an seiner Seite und auch wenn dieser Ryo immer noch festhielt, eine Hand vor dessen Augen, so wurde nun Brads Handgelenk umfasst.

Er selbst war noch damit beschäftigt, den Energiestoß zu verarbeiten, der hart an seinen Schilden entlanggeschrammt war, ohne sie durchdringen zu können. Was seinen Kopf aber nicht daran hinderte, wie eine angeschlagene Glocke zu klingen.

Abgelenkt gab er dem Zug von Rans Hand nach. Doch statt Brads Hand vollständig zu lösen verharrte Ran, als violette Augen den Anblick des Mannes aufnahmen. Dieser war herumgefahren, eine eigene Waffe in der Hand, hatte aber keine Gelegenheit mehr gehabt zu reagieren. Brads Schuss hatte ihn mitten in der Stirn getroffen und gerade sackte die Gestalt in sich zusammen, um dann zu Boden zu gleiten.

Heißer Atem puffte in panischen Stößen gegen seine Handfläche, wo Ran sie jetzt dazu benutzte, einen eigenen Schrei zurückzuhalten. Im nächsten Moment kam auch schon Martin hereingestürmt, schenkte dem Toten nur einen flüchtigen Blick. Der Telekinet hatte sein Talent genutzt, um die Sitation zu erfassen und nach einem stummen Austausch mit Brad griff er nach Ryo. Der Junge klammerte sich wie ein Ertrinkener an den Älteren, das Gesicht in dessen Hemd verborgen.

„Lass die Augen geschlossen“, forderte Brad als nächstes Aya auf, bevor Martin dem Mädchen auf die Beine half und dann die beiden Kinder aus dem Zimmer begleitete.

Was ihm die Gelegenheit gab, sich ganz auf Ran zu konzentrieren. Auch wenn es ihn einiges an Mühe kostete, das nun hinter seiner Stirn einsetzende Pochen zu ignorieren.

Der Junge hielt sich immer noch förmlich an seiner Hand fest, auch wenn sich dessen Atem etwas beruhigt hatte. Die violetten Augen waren unverändert auf die reglos daliegende Gestalt gerichtet und als er Rans Gesicht musterte, konnte er die Blässe darin erkennen.

„Geht es dir gut?“

Es dauerte einen Moment, aber dann nickte Ran. Und schließlich schaffte es der Junge, sich von dem Anblick loszureißen, suchte stattdessen seinen Blick, während endlich seine Hand freigegeben wurde. „Sie haben ihn…“

„Erschossen, ja“, nahm er kein Blatt vor dem Mund. „Bevor er mir oder euch etwas antun konnte.“

Ran schluckte, nickte dann wieder. „Sie haben uns gerettet.“ Und nun blitzte etwas in die violetten Augen auf, das er nicht ganz deuten konnte.

Brad neigte den Kopf. „Ich habe es Moriyama-san und deinem Vater versprochen.“

Unvermittelt lächelte der Junge. „Danke sehr!“

Amüsement stieg in ihm auf und er ließ es in das erwidernde Lächeln einfließen. „Gern geschehen. Aber jetzt sollten wir gehen, nicht wahr? Deine Schwester wartet schon. Und eure Eltern wollen euch natürlich so schnell wie möglich zurückhaben.“

Ran schien zu zögern, aber es war kein Widerspruch, der dahinter steckte. Die violetten Augen glitten nach unten und dem Blick folgend sah Brad, dass sein Handgelenk immer noch gefangen war. Offenbar wollte der Junge ihn noch nicht loslassen. Und es war nun wirklich kein Wunder. Ein neuer Schauer lief durch Ran, was dieser gar nicht bewusst wahrzunehmen schien. Der Schock begann sich durchzusetzen.

Brad steckte seine Waffe weg, beobachtet von geweiteten Augen, stand dann auf, während er den Jungen gleichzeitig auf den Arm nahm. Er musste unwillkürlich an seine erste Begegnung mit Michael denken und die Parallelen ließen ein flüchtiges, ungesehenes Lächeln über seine Lippen gleiten.

Außerhalb des Zimmers wartete nicht nur Martin auf ihn, sondern auch Herr Simons mit dessen Team. Und eine Heilerin hatten sie auch bei der Hand. Was Brad nicht überraschen sollte, nicht wahr? Sie kümmerte sich einige Meter entfernt gerade um die beiden Kinder, blickte jetzt auf. Aber es war nicht Ran, auf den sich ihr Blick richtete.

„Herr Crawford, sind Sie verletzt?“ Besorgnis schwang in ihrer Stimme mit, als glaubte sie die Antwort bereits zu kennen. Gleich darauf kam sie zu ihm, berührte seine Hand und schickte warme Energie durch ihn. Und etwas an dem, was sie vorfand, schien ihr nicht zu gefallen. Bevor er es sich versah, wurde ihm auch schon Ran abgenommen und die Heilerin leuchtete ihm mit einer kleinen Lampe in die Augen.

„Mir geht es gut“, versicherte er ihr. Amüsiert, auch wenn ein Hauch von Ungeduld darin mitschwang.

Er wurde nachdenklich gemustert. „Ihre Pupillen reagieren normal, aber… Haben Sie Kopfschmerzen?“

„Ja“, gab er zu. „Aber das ist nicht weiter verwunderlich.“ Seine nächsten Worte waren an Herrn Simons gerichtet. „Ihr Talentloser war gar keiner. Er hatte es anscheinend nur unterdrückt. Und als er starb, ist ein Energiestoß freigesetzt worden. Sie hatten wirklich Glück, dass Sie nicht direkt mit ihm im Raum waren. Sie als Telepath hätte es viel härter getroffen.“ Es war bekannt, das in solchen Fällen die Energie immer nach einem entsprechenden Talent suchte, auch wenn ihre Wissenschaftler den Grund bisher nicht herausgefunden hatten. Seine Vision hatte ihm nicht verraten, dass unter den Entführern ein untrainiertes Talent war. Doch nachdem er es nun wusste, erklärte es einiges von dem, was er gesehen hatte.

„Aber Sie sind getroffen worden“, biss sich die Heilerin an diesem Punkt fest.

Die Irritation nahm zu. „Meine Schilde haben gehalten.“

Wieder schickte sie ihr Talent durch ihn, schüttelte schließlich den Kopf. „Sie haben Recht. Aber in Ermangelung besserer Worte scheint es so, als hätten Sie sich Ihre Schilde zumindest geprellt. Ich empfehle Ihnen einige Tage Ruhe, denn das ist nichts, was ich auf der physischen Ebene heilen kann.“

Eine Augenbraue rutschte hoch, als er das hörte. „Ich habe keine Zeit, so lange freizunehmen.“

„Mindestens einen Tag.“ Und das war zu Martin gesprochen, der ohne Brads Meinung einzuholen nickte.

Sie gab sich damit zufrieden, verschwand dann zurück zu den Kindern, die zu sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen waren, um dieses Zwischenspiel zu beobachten.

„Ich bitte um Verzeihung.“ Herr Simons hatte den Kopf gesenkt, in aufrichtiger Reue.

„Wofür?“, fragte er ehrlich überrascht.

Nun wurde sein Blick erwidert. „Ich hätte merken sollen, dass es sich um einen latenten Telepathen handelt. Ohne Ihre guten Schilde hätte das auch schiefgehen könne, obwohl Sie selbst kein Telepath sind.“

„Wenn ich Ihnen einen Vorwurf daraus machen würde, müsste ich mir selbst auch einen machen.“ Mit sanfter Belustigung.

Der Ältere sah für einen Moment ganz so aus, als wollte er widersprechen, überlegte es sich aber mit einem kaum merklichen Zucken der Mundwinkel anders. „Dann werde ich jetzt ein Sweeper-Team anfordern. Es sei denn Sie benötigen mich noch.“

Brad nickte. „Nur eine Kleinigkeit. Vergewissern Sie sich, dass weder Ryo noch Aya etwas gesehen haben. Gegebenenfalls löschen Sie diese Erinnerung. Vor allem editieren Sie meine Waffe heraus.“

„Was ist mit dem anderen Jungen?“

„Bei ihm… nur ein Block, damit er nicht mit anderen darüber spricht.“

Herr Simons schien ein wenig überrascht, hinterfragte seine Entscheidung aber nicht. „Wie Sie wünschen, Herr Crawford.“ Dann verabschiedete sich der Telepath von ihm und Martin.

„Du bist auch unverletzt geblieben?“, musterte er den Anderen, sobald sie unter sich waren.

Martin lächelte ein Lächeln ohne viel Humor dahinter. „Ja, bin ich. Auch wenn ich deinem ‚auch‘ nicht so ganz zustimmen kann. Ich werde dich jetzt zu Herrn Hoffmann zurückbringen und er wird schon dafür sorgen, dass du die verordnete Ruhe einhältst.“

„Du hast viel Vertrauen in ihn.“ Er machte sich nicht die Mühe, das Amüsement aus seinem Blick herauszuhalten. „Aber so gerne du mich auch an ihn abschieben willst, so werde ich vorher noch die Kinder zu ihren Eltern zurückbringen.“

Und Martin wusste, dass jeder Widerspruch sinnlos wäre.
 

~TBC~
 

So, damit hätten alle die Aktion überwiegend heil überstanden – bis auf die Entführer natürlich ^^#

cya, cu ^-^

"Man könnte es beinahe als Phantomschmerzen bezeichnen. Und sie fühlen sich verdammt echt an"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 159/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Nachwirkungen…

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: *lach* Ja, ein bisschen Heldenverehrung wird es da wohl geben. Doch es dauert eine Weile, bis Ran Brad wiederseht. Aber Ran hat auf jeden Fall etwas von ihm gelernt und das wird er nicht vergessen.

Wie du sehen wirst, wird Brads Körper die Ruhe von allein einfordern, auch wenn der Junge vielleicht nicht so recht darauf hören will. ^^
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 159 „Man könnte es beinahe als Phantomschmerzen bezeichnen. Und sie fühlen sich verdammt echt an“
 

Es war Brad, der den Wagen verließ und zu dem Aussichtspunkt ging, wo Herr Moriyama wartete.

Der Japaner stand da wie sein eigenes Denkmal, völlig regungslos. Nur der Wind wagte es, die schwarzen Haarsträhnen zu bewegen.

Seine Annäherung blieb unbemerkt, Herr Moriyama war in seiner eigenen Welt und sie legte sich drückend über Brad, als er neben den Älteren trat. „Moriyama-san.“

Die Reaktion schien wie eine Explosion von Bewegung im Vergleich zur Stille zuvor und dann durchbohrte ihn der Blick dunkler Augen. „Crawford-san.“ Die Züge waren ausdruckslos, als weder Hoffnung noch Verzweiflung die Oberhand gewannen und Herr Moriyama holte sichtlich Luft, bevor dieser seine Frage stellte. „Waren Sie erfolgreich?“

Brad erlaubte sich ein leichtes Lächeln, was eigentlich schon Antwort genug war, doch er wusste, dass der Andere die Bestätigung hören wollte. „Das war ich.“

Für einige Sekunden schien Herr Moriyama zu keinerlei Reaktion fähig, aber zumindest löste sich die dunkle Wolke um ihn herum auf. Und dann endlich folgte ein erwiderndes Lächeln. „Ich danke Ihnen.“

„Es ist nicht mehr als ich Ihnen versprochen habe.“

Der Ältere schüttelte über diese Antwort nur den Kopf, gab dann offensichtlich seiner Frau und den Fujimiyas ein Zeichen, jedenfalls konnte Brad sie kurz darauf näherkommen sehen.

Also nickte er selbst in Richtung des Wagens, in dem die Kinder hergebracht worden waren und gleich darauf stürmten die drei heraus und als erstes auf ihre Mütter zu.

Herr Moriyama nahm zunächst einfach nur den Anblick in sich auf, immer noch lächelnd, setzte sich dann langsam in Bewegung. Brad schloss sich ihm an und so konnten sie bald verstehen, wie die drei Kinder auf ihre Mütter einredeten.

„Crawford-san hat uns aus dem Haus herausgeholt!“, verkündigte Ryo, bevor Aya die Erzählung fortsetzte.

„Da war ein böser Mann mit uns im Zimmer. Aber Crawford-san hat uns gesagt, dass wir die Augen zumachen sollen.“

„Und dann haben wir sie wieder aufgemacht. Und der böse Mann war nicht mehr da.“ Wieder Ryo. Während Ran rein gar nichts sagte, aber auch keine Überraschung zeigte. Er ging davon aus, dass die Jüngeren nicht mehr mitbekommen oder es zumindest nicht verstanden hatten.

Brad wurde durch den Blick abgelenkt, der auf einmal wie ein fühlbares Gewicht auf ihm ruhte und fragend erwiderte er ihn.

„Sie waren persönlich dort?“ Ein wenig ungläubig.

Er zuckte knapp mit den Schultern. „Ich musste schließlich sicherstellen, dass alles wie geplant läuft. Und meine Leute hatten mir versichert, dass die Entführer nicht gerade die besten waren.“

Herr Moriyama sah ganz so aus, als wollte er dazu noch etwas sagen, überlegte es sich dann aber anders und sprach ein anderes Thema an. „Sie sollten die Augen schließen?“

Ah, natürlich war das dem Anderen nicht entgangen. „Es bestätigt meine Theorie, dass sie die Kinder nicht mehr freizulassen beabsichtigten, nicht wahr? Sonst hätten sie ihnen nicht erlaubt, ihre Gesichter zu sehen.“ Er wich der eigentlichen Frage, nämlich nach dem, was er gemacht hatte, als die Kinder ihn nicht beobachten konnten, problemlos aus. Denn seine Bemerkung lenkte Herrn Moriyama mehr als ausreichend ab.

Der Ältere verlor Farbe im Gesicht in nachträglicher Bestürzung und ein Tremor schien für einen Augenblick durch ihn zu laufen. „Ich hatte gehofft, dass Sie in diesem Punkt nicht Recht behalten würden…“ Herrn Moriyamas Züge verhärteten sich. „Wenn ich nur wüsste, wer dahinter steckt!“ Leise, aber deswegen nicht weniger ausdrucksstark.

„Hm, vielleicht ist es besser, dass Sie es nicht tun.“

Es war nicht ganz ein Lächeln, was jetzt an den Lippen des Anderen zerrte. „Vielleicht haben Sie Recht.“

Er ließ diese Worte für einen Moment zwischen ihnen stehen, damit sie wirklich einsinken konnten. Denn es war wirklich seine Meinung, dass der Japaner besser nicht tiefer graben sollte. Der Mann war einfach ein wenig zu aufrecht für diese Welt und in diesem Fall befürchtete Brad, dass Herr Moriyama den Kürzeren ziehen würde. Als er sich sicher war, dass Herr Moriyama keine Dummheiten machen würde, gab er ihm eine Information, die den Gedanken an eigene Nachforschungen vielleicht völlig unnötig erscheinen lassen würde.

„Sie erinnern sich noch, warum Sie mich überhaupt eingeladen haben?“

Für einen Moment schien der Andere tatsächlich Probleme zu haben, aber dann erhielt er ein knappes Nicken. „Natürlich, der Verkauf.“

„Ja, genau der.“ Ein Anflug von Belustigung blitzte in seinen Augen auf. „Völlig außerhalb einer richtigen Beratung kann ich Ihnen einen Tipp geben. Sie sollten dieses Geschäft nicht weiterverfolgen.“

Zunächst wurde er beinahe angestarrt, dann entkam Herrn Moriyama ein dumpfes Auflachen, das nicht viel Belustigung in sich trug. „Soll das heißen, mein werter Konkurrent hätte sich die ganzen Umstände sparen können?“

„Sofern Sie meinen Rat annehmen…“

Der ältere Mann schloss für einen endlosen Moment die Augen. „Nur weil jemand diese Firma so unbedingt will, würde ich gerne mein möglichsten tun, ihm das zu verwehren.“ Der Blick der dunklen Augen traf ihn wieder. „Aber Sie hatten schon zu häufig Recht und letztendlich wird es eine größere Genugtuung sein, wenn er sein Ziel völlig umsonst erreicht.“

Er konnte zu dieser Einstellung nur zustimmend den Kopf neigen.
 

Martin begleitete ihn bis hoch zum Apartment, was zwar übertrieben war, den Älteren aber natürlich nicht davon abhalten konnte. Genauso wenig wie der schiefe Blick, den Brad ihm zugeworfen hatte. Mit weiteren Versuchen hielt er sich gar nicht erst auf, das hätte im Moment mehr Energie gekostet, als er aufzubringen bereit war. Die meiste floss nämlich in den wenig erfolgreichen Versuch, seine weiterhin anhaltenden Kopfschmerzen zu ignorieren.

Sein Begleiter wartete nicht ab, bis er ihm den Schlüssel reichte, sondern klopfte gleich an.

„Herr Jansen.“ Herr Hoffmann schien ein wenig überrascht, Martin zu sehen.

Der schenkte dem anderen Mann ein leicht ironisches Lächeln. „Ich wollte sichergehen, dass Brad heil hier ankommt. Und Ihnen mitteilen, dass die Heilerin ihm für morgen Ruhe verschrieben hat.“

Herr Hoffmann wirkte auf einmal besorgt, während Brad innerlich die Augen verdrehte. „Ich verstehe, Herr Jansen“, neigte der Ältere den Kopf.

„Ausgezeichnet.“ Martins Lächeln wuchs in die Breite. „Mach keine Dummheiten, Brad“, folgte ein knapper Abschied und im nächsten Moment wandte sich der Telekinet zum Gehen.

Herr Hoffmann trat zur Seite und ließ ihn herein, schloss hinter ihm die Tür. „Verrätst du mir, was passiert ist?“

Brad zog sein Jacket aus und hängte es auf, lockerte seine Krawatte auf dem Weg zur Couch. „Ich bin unverletzt, die Heilerin übertreibt – so wie sie es öfter tun.“ Er ließ sich auf das nachgebende Möbelstück sinken, lehnte sich zurück und schloss für einen Moment die Augen.

„Du siehst gerade nicht so aus, als würde sie übertreiben.“ Das kam von Richard, der im Sessel in ein Buch vertieft gewesen war.

Braune Augen wurden halbwegs geöffnet und seine Mundwinkel zuckten flüchtig nach oben. „Ich kann jetzt besser nachvollziehen, warum Sie eine gewisse Abneigung gegen unsere Talente haben.“

„Und was hat dich zu dieser Erkenntnis geführt?“ Ehrliche Neugier steckte hinter diesen Worten.

„Ein latenter Telepath, der einen Abschiedsgruß in die Welt hinausgeschickt hat, während ich nur wenige Meter daneben stand….“ Allein die Erinnerung führte dazu, dass sich das Hämmern verstärkte und er ließ seine Augen wieder zufallen. Ein Rascheln verriet ihm, dass Richard das Buch beiseite gelegt und sich vorgebeugt haben musste.

„Ein Teil von mir möchte über dich lachen“, wurde leise zugegeben, aber im Gegensatz zu diesen Worten klang der Ältere nicht besonders belustigt. Eine merkliche Pause folgte. „Warum hat die Heilerin nichts gegen deine Kopfschmerzen getan?“ Richard hatte ohne Probleme erkannt, was ihn plagte.

Wieder zuckten seine Mundwinkel. „Weil es nicht wirklich eine körperliche Schädigung ist. Meine Schilde müssen sich einfach nur auf einer gewissen Ebene erholen. Man könnte es beinahe als Phantomschmerzen bezeichnen. Und sie fühlen sich verdammt echt an.“ Er hörte Schritte statt einer Reaktion und dann lag auf einmal eine Hand auf seiner Stirn.

„Zumindest hast du kein Fieber.“

Amüsement bahnte sich den Weg bis in seinen Blick, als er nun den Älteren ansah. „Wollen Sie sich zur Abwechslung als Krankenpfleger versuchen?“ Er bekam nicht einmal mit, dass er sich in die Berührung lehnte.

„Nun, schlechter als du würde ich mich dabei sicher nicht anstellen.“ Richard setzte sich jetzt neben ihn.

Herr Hoffmann stieß ein überraschtes Lachen aus, als er das hörte. „Bei welcher Gelegenheit hast du denn den Krankenpfleger gespielt?“, wollte er wissen.

Irgendwie waren seine Augen schon wieder geschlossen und Richard protestierte nicht, als er sich gegen ihn lehnte, übernahm es sogar, Herrn Hoffmanns Frage zu beantworten. „Das war nach meiner ersten Begegnung mit den Talenten, die Brad auf der Suche nach mir begleitet hatten…“

„Ah…“ Mehr an Information benötigte der Andere nicht, um zu verstehen.

Brads Gedanken weilten schon woanders, im Moment schien es in seinem Kopf nicht besonders diszipliniert zuzugehen. Und er musste an das zurückdenken, was er gestern Morgen von Richard erfahren hatte. Er setzte sich wieder aufrecht hin, weil es sonst ein wenig schwierig wäre, den Blick des Älteren zu finden. „Sie gehen mit mir Abendessen, ja?“

Richard zwinkerte im ersten Moment, hakte dann nach. „Du meinst, du willst Chris hier lassen?“ Ein wenig verständnislos.

Herr Hoffmann schien weniger Probleme damit zu haben. „Willst du dich ihm etwa als Date anbieten?“

Nicht ganz, aber so ähnlich. „Warum sollte ich mit jemand anderem als Michael ein Date haben wollen?“, schüttelte er den Kopf.

„Ja, warum nur…“, warf Herr Hoffmann ein, mit einem seltsam amüsierten Lächeln, aber Brad ließ sich davon nicht stören.

Stattdessen sprach er weiter zu Richard. „Ich könnte Ihnen helfen, eine nette Verabredung zu finden.“

Er wurde ausdruckslos gemustert. „Traust mir nicht zu, das allein zu können?“

„Ich weiß nicht, Sie tun es zumindest nicht…“

Ein leises Schnauben antwortete ihm. „Wir können gerne essen gehen, wenn du es überhaupt noch bis ins Restaurant schaffst.“ Die grau-grünen Augen sahen ihn jetzt ein wenig zweifelnd an. „Aber meinem Privatleben musst du nun wirklich nicht auf die Sprünge helfen.“

„Leg dir erst einmal eines zu, bevor du das sagst“, meinte Herr Hoffmann an dieser Stelle amüsiert und sprach damit aus, was Brad dachte.

„Verbündet ihr euch jetzt gegen mich?“ Die Arme wurden vor der Brust verschränkt, etwas, das den anderen Mann auflachen ließ.

„Lass es, du kannst das nicht, Reik. Außerdem habe ich den Eindruck, dass Brad heute tatsächlich besser nicht mehr rausgehen sollte, von daher erübrigt sich die Diskussion. Vorläufig zumindest.“

Da er dafür kämpfen musste, seine Augen offen zu halten, konnte er nicht wirklich widersprechen. Auch wenn er die notwendige Energie hätte zusammenkratzen können, es war es nicht wert, wenn Richard sich so offensichtlich sträubte.

„Das ‚Vorläufig‘ hättest du dir sparen können.“ Brad spürte, dass der Blick des Älteren wieder auf ihm ruhte. „Kümmerst du dich um das Essen? Ich befürchte, er fällt zur Seite, wenn ich ihn seiner Stütze beraube.“

Diesmal war es Brad, über den gelacht wurde. Und dann antwortete Herr Hoffmann, indem er geradewegs zum Telefon ging und etwas für sie bestellte.

Er musste weggenickt sein, ohne es zu merken, denn als er das nächste Mal die Augen öffnete, brachte Herr Hoffmann gerade das Essen herein, verteilte die Packungen auf dem Wohnzimmertisch. „Ich hoffe, ihr habt Appetit auf Indisch.“

Seine Kopfschmerzen schienen ein wenig zu verschwinden oder vielleicht wurde er auch einfach nur durch den verlockenen Geruch abgelenkt. Es war auch wirklich egal. Er setzte sich interessiert auf und Richard tat ihm bereits auf, als er nach dem Besteck griff. Anscheinend hatte er auch das Tischdecken verschlafen.

„Ah… er ist wieder da…“ Herr Hoffmann klang belustigt, goss ihm etwas zu trinken ein.

Er nahm den Kommentar mit einem Schulterzucken hin. Und dann setzte sich der Ältere endlich ebenfalls und er konnte sich daran machen, seinen Magen zu füllen. Der hatte sich nämlich abrupt daran erinnert, dass er heute kein Mittagessen bekommen hatte und schien von einer Sekunde zur nächsten zu einem schwarzen Loch zu mutieren. Seine Aufmerksamkeit blieb vollkommen auf das Curry fixiert, bis sein Hunger nicht mehr als eine ferne Erinnerung war. Dann lehnte er sich zurück, lauschte mit einem halben Ohr auf die Unterhaltung von Richard und Herrn Hoffmann, ohne wirklich zuzuhören. Das Gemurmel ihrer Stimmen wirkte absolut beruhigend, als wäre er nicht vorher schon ruhig genug gewesen, und seine Lider wurden mit jeder Minute schwerer. Inzwischen war er ganz froh, dass Richard seinem Vorschlag nicht gefolgt war, denn es war wirklich leichter, sich einfach gegen den Älteren zu lehnen und der Müdigkeit nachzugeben.

Das Gespräch verstummte und er spürte Richards Blick auf sich ruhen. Der Körper des anderen Mannes hatte sich ihm dabei zugewandt und er nutzte die Gelegenheit, um ihn nach hinten und in eine liegende Position zu drücken. Brad folgte unmittelbar und streckte sich zufrieden auf ihm auf. So war das schon viel bequemer.

Richard erstarrte zunächst regelrecht, entspannte sich dann aber mit Seufzen. „Macht er das mit dir eigentlich auch?“ Die Frage vibrierte gegen ihn, war aber an Herrn Hoffmann gerichtet.

In dessen Stimme war ein Lachen versteckt, als er antwortete. „Nein… soweit ich weiß, bleibt das Herrn Schneider vorbehalten.“

Und Richard seufzte schon wieder.
 

~TBC~
 

Keine Sorge, Brad wird es bald wieder besser gehen ^^

cya, cu ^-^

"Niemand ist unersetzlich. Ich befinde mich lediglich in der beneidenswerten Position genau zu wissen, wann ich der Beste für etwas bin"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 160/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Erholung…

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Tja, man merkt es eben gleich, wenn es Brad mal ein bisschen schlecht geht ^^ Von daher wird es dich auch nicht überraschen zu lesen, dass er nun auf eine schnelle Heimkehr drängt. Aber vorher wird Richard ihn noch ein bisschen beschäftigt halten müssen *lach*
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 160 „Niemand ist unersetzlich. Ich befinde mich lediglich in der beneidenswerten Position genau zu wissen, wann ich der Beste für etwas bin“
 

Er erwachte nicht in seinem Bett, was keine allzu große Überraschung war, auch wenn es etwas aus dem Rahmen fiel. Immerhin benutzte er Herrn Hoffmann normalerweise nur als Einschlafhilfe, wenn er kein eigenes Zimmer hatte. Doch es war nicht einmal Herrn Hoffmanns Bett, in dem er lag.

Brad setzte sich langsam auf und rieb sich, immer noch ein wenig schläfrig, die Augen. Anschließend lauschte er nach draußen, hörte leise Stimmen, die ihm verrieten, dass die anderen beiden bereits auf den Beinen waren. Sein nächster Blick fiel auf den Wecker. Nun, er selbst sollte es auch schon längst sein…

Er stand auf und stellte da erst fest, dass sein Aufzug ein wenig ungewöhnlich war und ein Lächeln zuckte über seine Lippen. Seine Hose war er gestern Abend anscheinend losgeworden, sein Hemd hatte er allerdings noch an. Er war wohl nicht mehr kooperativ genug gewesen, um es ihm auszuziehen. Das erinnerte ihn an etwas und seine Hand hob sich in einer unbewussten Geste zu seiner Stirn, hinter der keine Kopfschmerzen mehr pochten. Ein Ziehen hielt sich noch hartnäckig, aber das ließ sich recht einfach ignorieren.

Seine Schritte waren nahezu lautlos, als er den Raum verließ und ins Wohnzimmer trat, dennoch richtete sich Herrn Hoffmanns Blick ohne Verzögerung auf ihn.

„Guten Morgen, Brad.“ Das begleitende Lächeln enthielt eindeutig Belustigung. „Hast du es endlich geschafft, dich von Reiks Bett zu trennen?“

„Wie man sieht“, erwiderte er mit einem unbekümmerten Schulterzucken, begab sich zur Couch, da auf dem Tisch sein Frühstück wartete. „Aber warum habe ich eigentlich dort geschlafen?“

Es war Richard, der ihm auf diese Frage hin einen schiefen Blick zuwarf. „Du hast dich geweigert, ohne mich zu schlafen. Ich kann dir allerdings nicht sagen, warum du darauf bestanden hast.“

„Hm… Ich kann dazu auch nichts beitragen. Ich kann mich nämlich nicht daran erinnern.“

„Wie ausgesprochen bequem für dich.“

Brad lachte leise. „Wenn Sie es sagen…“ Er begann sich ein Brötchen zu schmieren und warf dem Älteren wie zufällig einen schnellen Blick zu. „Vielen Dank für Ihre Gastfreundschaft.“

Richard schnaubte nicht ganz. „Gern geschehen. Natürlich.“

Dieses Mal lachte Herr Hoffmann, stand dann auf, um in die Küche zu verschwinden. „Dein Kaffee ist gleich fertig“, lehnte er sich kurz darauf gegen den Türrahmen.

Er nickte ihm einen kurzen Dank zu. „Was steht heute auf meinem Terminkalender?“, fragte er dann.

Der ältere Mann schüttelte den Kopf. „Ruhe, falls du das auch vergessen hast. Dass du so lange geschlafen hast, sollte Beweis genug für dich sein, dass du sie auch benötigst.“

„Stand auch nichts auf meinem Kalender, bevor sich Martin eingemischt hat?“

„Nichts, dass sich nicht problemlos verschieben ließ. Und Herr Jansen hat vollkommen richtig entschieden.“ Der Blick der blauen Augen war ungewohnt streng. „Sind deine Kopfschmerzen weg oder sind sie es nicht?“ Er klang ganz so, als würde er die Antwort bereits kennen und Brad fragte sich, was ihn verraten hatte.

Er unterdrückte ein Seufzen. „Sie sind so gut wie weg.“

„Das reicht nicht. Nicht, wenn dir nicht einmal die Heilerin helfen konnte.“ Herrn Hoffmanns Haltung drückte mehr als deutlich aus, dass dieser keinen Millimeter von dieser Meinung abrücken würde.

Und auch wenn es innerhalb von Brads Befugnissen lag, ihn einfach zu überstimmen, so wusste er sehr genau, dass es das nicht wert war. Vor allem, da ein Teil von ihm ganz froh darüber war, seinen Kopf heute für nichts Wichtiges benutzen zu müssen. Seine Mundwinkel zuckten unwillkürlich, als er das vor sich selbst zugab. Und statt es zurückzuhalten, erlaubte er dem Lächeln, sich voll zu entwickeln. „Wenn es so einfach war, mir einen freien Tag zu verschaffen – gibt es eigentlich noch etwas wirklich Wichtiges für mich zu tun oder können wir nach Hause zurückkehren?“

Das brachte ihm zunächst einen sehr perplexen Gesichtsausdruck ein, dann hatte der Ältere seine mentale Kehrtwendung verarbeitet. Und er musste nicht lange überlegen. „Nur der Termin morgen Vormittag sollte durch dich persönlich wahrgenommen werden. Alles andere hast du schon letzte Woche erledigt.“ Nun war es Herr Hoffmann, der lächelte. „Soll ich Flugtickets für morgen Abend kaufen?“

Brad ließ seinen Kopf zur anderen Seite rollen. „Was ist mit Ihnen, wollen Sie noch länger Urlaub machen?“

Richard musterte ihn mit einer seltsamen Intensität, bevor dieser den Kopf schüttelte. „Mir hat die Auszeit gereicht. Und ich muss zugeben, dass ich gerne wieder in einen deutschsprachigen Bereich zurückkehren möchte.“

Ah… es musste ein wenig seltsam sein, sich in einer Umgebung zu befinden, in der man nichts verstand. „Dann werden wir heute aber noch ausnutzen, ja? Herr Hoffmann wird mir sicher nicht verbieten, das Apartment zu verlassen.“

„Als würdest du dir irgendetwas verbieten lassen, wenn du es wirklich tun willst.“ Es klang beinahe abfällig, doch in den grau-grünen Augen konnte er kurz Amüsement aufblitzen sehen.

„Das war keine Antwort auf meine Frage“, gab er unbeeindruckt zurück und ignorierte das leise Lachen, das aus Richtung Küche zu ihm vordrang.

„Wenn du darauf bestehst, es ausgesprochen zu hören: Ich werde gerne heute mit dir den Touristen spielen.“

„Ausgezeichnet.“ Damit wandte er sich endlich seinem Brötchen zu und wie gerufen erschien auch Herr Hoffmann mit seinem Kaffee. Manchmal war es gar nicht so übel, als halber Invalide behandelt zu werden.
 

„Kommen Sie, Richard. Dort drüben gibt es wirklich ausgezeichnetes Eis.“ Er griff den Älteren am Handgelenk und zog ihn hinter sich her.

Der wehrte sich in einer automatischen Reaktion im ersten Moment, gab im nächsten aber auch schon mit einem Kopfschütteln nach. „Warum gehst du eigentlich davon aus, dass ich dir nicht von allein folgen würde?“

Er warf ihm einen schnellen Blick zu. „Das tue ich doch gar nicht.“

„Mm, ist das so…“

Sie ignorierten beide die Belustigung, mit der sie von Herrn Hoffmann beobachtet wurden. Der andere Mann ließ sich davon nicht stören. „Ich kann mich nicht erinnern, dass wir schon einmal hier waren. Woher kennst du eigentlich das Geschäft?“

Brad ließ seine Hand tiefer rutschen, umfasste nun die von Richard, während er sich gleichzeitig Herrn Hoffmann zuwandte. „Sie erinnern sich aber vielleicht daran, dass ich das erste Mal mit Michael hier war?“ Seine Lippen zuckten in ein Lächeln.

Die Belustigung wurde durch Nachdenklichkeit abgelöst. „Das war vor meiner Zeit, nicht wahr?“

„Ganz genau. Damals habe ich Herrn Kotegawa für das Büro ausgesucht.“

Richard blieb abrupt stehen und zwang ihn dadurch, ebenfalls stehen zu bleiben. „Du hast was? Und das, bevor Chris zu euch kam?“ Die grau-grünen Augen suchten den Blick des anderen Mannes. „Wie lange ist das her – drei Jahre?“

Herr Hoffmann rechnete innerlich sichtlich nach, bevor er antwortete. „Diesen Winter werden es bereits fünf Jahre sein.“ Er stockte kurz. „Mir war gar nicht bewusst, dass schon so viel Zeit seitdem vergangen ist.“

Brads Lächeln schrammte scharf an einem Grinsen entlang. „Die Zeit vergeht eben schnell, wenn man etwas tut, das einem Spaß macht.“

Herr Hoffmann lachte, während Richard anscheinend noch gegen den Schock ankämpfte. „Das war ein Scherz, nicht wahr? Sie haben dich nicht wirklich mit dreizehn so eine wichtige Entscheidung treffen lassen…“

Belustigt drückte er die Hand, die er immer noch hielt. „Tun Sie bitte nicht so entsetzt, ich bekomme sonst noch Minderwertigkeitskomplexe. Und übrigens _haben_ sie es getan. Was alles in allem keine große Sache war, wenn man bedenkt, dass ich mit zwölf dafür gesorgt habe, dass Michael das japanische Büro bekommt.“

Das verschlug Richard endgültig die Sprache und der Gesichtsausdruck des Älteren war unbezahlbar.

Und wie nicht anders zu erwarten wurde er von Herrn Hoffmann dafür ausgelacht. „Vergiss nicht zu atmen, Reik.“

„Aber das ist unverantwortlich“, brachte dieser endlich eine Reaktion heraus.

„Sie sind doch nur konsistent. Brad hat dir schon so oft erzählt, dass er seine eigenen Entscheidungen trifft. Er konnte schon sehr früh damit anfangen.“

Er zog an Richards Hand und so wieder dessen Aufmerksamkeit auf sich. „Wenn Sie nicht allmählich Ihre Einstellung ändern, werden Sie nicht zum letzten Mal über so eine Überraschung gestolpert sein.“

Der Ältere brummte etwas Unverständliches vor sich hin.

Da war schon wieder ein Lächeln, das an seinen Mundwinkeln zog. „Ist es wirklich so schwer? Sie haben doch auch schon früh angefangen, Verantwortung zu tragen.“

„Nicht so früh.“

„Nun ja, ich bin eben häufiger meiner Zeit voraus, nicht wahr?“ Hier in aller Öffentlichkeit würde er sein Talent nicht offen ansprechen, aber er wurde auch so verstanden.

„Sehr witzig.“ Immer noch ein wenig wortkarg.

Der Schock wirkte anscheinend noch nach. Da war es hilfreich, dass sie gerade den Eisladen erreicht hatten. „Nehmen Sie ein Schokoeis. Danach geht es Ihnen garantiert besser.“

Er erhielt einen ausgesprochen schiefen Blick zugeworfen. „Du musst es ja wissen.“

„Ganz genau. Außerdem wollen Sie gar nicht wissen, was es hier noch so für Sorten gibt.“

„So in etwa mit Fisch zum Beispiel…“ Herr Hoffmann verzog das Gesicht.

„Danke, aber diese Information hätte ich nicht benötigt.“ Richards Gesicht blieb ausdruckslos, aber dessen Meinung war nichtsdestotrotz nur allzu offensichtlich.

Brad lachte in sich hinein, gab dann für sie alle die Bestellung auf. Er musste sich von Richards Hand trennen, um das Eis entgegenzunehmen, reichte dem Älteren eine der Waffeln weiter. Anschließend wartete er, bis Herr Hoffmann bezahlt hatte, gab dann auch ihm ein Eis.

Sie traten wieder hinaus in die Sonne und ihm fielen für einen Moment die Augen zu, als er sein Eis probierte. Es schmeckte genauso ausgezeichnet, wie er es in Erinnerung hatte. Und es brachte ihn zurück, weswegen es wohl nicht überraschend war, dass ihn seine nächsten Schritte in Richtung des Parks trugen, den er dort wusste.

Die anderen beiden folgten ihm bereitwillig, überließen ihn seinen Gedanken. Und schienen nur wenig überrascht, als er unvermittelt aufsprach. „Wir waren damals hier, als Michael sein Talent benutzte, um mein Japanisch zu verbessern…“

„Ah, deswegen bist du also so gut mit dieser Sprache, du hattest einen unfairen Vorteil.“ In den blauen Augen stand leiser Humor, doch da war auch etwas anderes. Etwas, das häufig im Blick des Älteren gestanden hatte, als sie beide das erste Mal in Japan waren.

Brad ignorierte es. „Was soll daran unfair sein? Außerdem war es ein nützlicher Versuch. Wir konnten die Methode einsetzen, um Nagi später zu helfen.“ Sein Blick suchte den von Richard. „Sie erinnern sich an ihn? Der japanische Junge, den wir im Heim gesehen haben.“

„Ja, ein wenig. Obwohl mir der andere mehr in Erinnerung geblieben ist.“ Sehr trocken.

Ein Lächeln blitzte auf. „Hm, man trifft nicht häufig einen Fan von Michael, was?“

Der Ältere zog eine Augenbraue hoch. „Dich ausgenommen? Nein, nicht wirklich. Aber du nimmst den Job ja ernst genug für zehn Leute. Und heute hast du anscheinend auch nur ihn im Kopf.“

Das Lächeln war zurück und dieses Mal ausgeprägter. „Fühlen Sie sich vernachlässigt?“ Brad griff wieder nach der Hand des anderen Mannes. „Keine Sorge, der Rest des Tages gehört Ihnen. Wussten Sie, dass es hier in der Nähe einen sehr schönen Schrein gibt? Sie sollten so etwas gesehen haben, wenn Sie schon einmal in Japan sind.“ Er schlug die entsprechende Richtung ein. „Und vergessen Sie nicht, Ihr Eis zu essen. Es wäre wirklich schade, wenn es schmilzt.“

Aus irgendeinem Grund lachte Herr Hoffmann, während Richard nur den Kopf schüttelte.
 

Der Tag verging schnell, doch er würde niemals behaupten, dass er zu schnell verging. Denn der leise Schmerz hinter seiner Stirn blieb und auch wenn er sich häufig genug davon ablenken konnte, so war er doch nie ganz vergessen. Es verstärkte den Wunsch nach Hause zu kommen über das gewohnte Maß. Denn irgendwie hatte er das Gefühl, dass Michael ihm helfen können würde, egal, was die Heilerin gesagt hatte.

Herr Hoffmann beobachtete ihn, während er beinahe mechanisch sein Abendessen in den Mund schob und wie so häufig schien der Ältere genau zu wissen, wo seine Gedanken weilten. „Ist es wieder schlimmer geworden? Ich kann den Termin morgen immer noch absagen.“

Brad rang sich ein Lächeln ab und es kostete ihn nicht einmal allzu viel Mühe. „Nein, alles wie gewohnt. Ich habe nur weniger Energie übrig, um die Kopfschmerzen zu ignorieren. Ganz davon abgesehen wollen wir diesen Auftrag haben.“ Er legte eine kurze Pause ein und sein Lächeln gewann an Ausdruck. „Und mit mir morgen da werden wir ihn auch bekommen.“

Der ältere Mann seufzte. „Du tust manchmal so, als wärst du unersetzlich. Besonders in den letzten Tagen.“

Echter Humor schlich sich in die braunen Augen und vertrieb einen Teil der Erschöpfung aus seinem Blick. „Niemand ist unersetzlich. Ich befinde mich lediglich in der beneidenswerten Position genau zu wissen, wann ich der Beste für etwas bin.“

„Deine Arroganz würde mir die Sprache verschlagen“, begann Herr Hoffmann in einem sehr trockenen Tonfall und Brad übernahm es, den Satz zu Ende zu führen.

„Wenn Sie nicht genau wüssten, dass sie ausgesprochen berechtigt ist.“ Er lachte auf, als der Ältere das Gesicht verzog, konzentrierte sich dann mit erwachtem Appetit auf sein Essen.

Das war ein Ergebnis, das Herrn Hoffmann zufrieden zu stellen schien und auch Richards Blick, der immer wieder zu ihm herübergeschweift war, wog nicht mehr ganz so schwer.
 

~TBC~
 

Hm, das hat wirklich Spaß gemacht zu schreiben ^^

cya, cu ^-^

"Brad… nichts gegen Ehrlichkeit, aber das war taktlos"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 161/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Der letzte Tag in Japan…

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Kralle: *lach* Und Brad ist es, der es als Erster vergisst. ^^ Das ist ein Grund, warum ich Herrn Walter in der Geschichte gelassen haben. Bei ihm kann ich Brad problemlos seinem Alter entsprechend schreiben.
 

@Jemma: Hm, Heilung _durch_ Michael wäre nicht ganz richtig ausgedrückt. Aber Michael wird ihm auf jeden Fall helfen können, damit hat Brad vollkommen Recht. Auch wenn es ein wenig verantwortungslos ist, wenn man näher darüber nachdenkt. Schließlich ist keiner von ihnen ein Heiler oder Arzt… ^.~
 

Teil 161 „Brad… nichts gegen Ehrlichkeit, aber das war taktlos“
 

Die Japaner hatten den Konferenzraum verlassen, als Herr Kotegawa zu ihm trat. „Diesen Vertrag haben wir wohl so gut wie in der Tasche, Crawford-san.“

Brad neigte zustimmend den Kopf. „Das haben wir. Und mir scheint, als hätte Moriyama-san im Hintergrund kräftig für uns Werbung gemacht.“

Der Ältere brummte ein wenig unbestimmt. „Es ist ein wenig ungewöhnlich für ihn, er ist sonst sehr auf Neutralität bedacht. Doch einige ihrer Kommentare lassen sich nicht anders erklären.“ Es folgte ein kaum merkliches Schulterzucken, begleitet von einem Lächeln. „Anscheinend ist er endgültig überzeugt von unserer Arbeit, was uns nur Recht sein kann.“

„Der Weg dorthin war lang genug…“ Und es hatte einer außergewöhnlichen Hilfeleistung bedurft. Das allerdings war Herrn Kotegawa nicht bekannt, weil ihr Einsatz am Wochenende allein Sache der Talente gewesen war. Hm, wenn er so darüber nachdachte, hatte Herr Moriyama seine neu gewonnene Überzeugung wirklich schnell verbreitet. Brad hätte diesen Auftrag auch so für das Büro gewonnen, aber es war dadurch sehr viel leichter als erwartet gewesen. „…und wir müssen erst einmal abwarten, ob es mehr als ein einmaliger Gefallen war“, führte er seinen Gedanken schließlich zu Ende.

„Das stimmt natürlich.“ Er wurde plötzlich nachdenklich gemustert. „Aber das können Sie wohl am besten abschätzen. Ich nehme an, dass er einen Rat von Ihnen gebraucht hat…“

Er erlaubte sich ein Lachen. „Ah, Ihnen kam die Einladung also auch ein wenig verdächtig vor.“ Nichts in seiner Stimme verriet, wie sehr der Mann letztendlich seine Hilfe benötigt hatte. „Stimmt, er wollte ein wenig inoffizielle Unterstützung haben. Wenn er sich dafür allerdings revanchiert hat, ist es ein wenig früh geschehen. Schließlich weiß er noch gar nicht, ob mein Ratschlag in die richtige Richtung führt.“ Brad hielt sich mit dieser Aussage streng an Herrn Moriyamas ursprüngliches Anliegen. Was den Vorteil hatte, dass er die volle Wahrheit sagen konnte und das Wichtigste gleichzeitig auslassen.

Die dunklen Augen beherbergten nun eindeutig Amüsement. „Er hat gelernt, auf Ihr Urteil zu vertrauen, Crawford-san. Und damit ist er nicht der Einzige.“

Brad nahm das kaum versteckte Kompliment mit einer leichten Verbeugung an. „Ich werde weiterhin versuchen, dieses Vertrauen nicht zu enttäuschen.“

Dieses Mal war es Herr Kotegawa, der leise lachte. „Daran hege ich keinerlei Zweifel.“ Er wurde wieder ernster. „Ich bedaure, dass Sie heute bereits abreisen“, wurde ihm mitgeteilt und das war nicht nur aus Höflichkeit gesagt.

„Meine Arbeit hier ist getan und ich muss gestehen, dass ich mein Zuhause vermisse.“

Das folgende Lächeln war beinahe sanft. „Oder vielleicht auch die Person, die dort auf Sie wartet?“ Herr Kotegawa wusste sehr genau, wer das war, hatte aber keinerlei Vorurteile. Die konnte er sich auch gar nicht leisten, wo so viele Talente hier arbeiteten.

„Ja, ihn vor allem“, gab Brad ohne zu zögern zu.

„Dann will ich Sie natürlich nicht länger festhalten.“ Und getreu dieser Worte verabschiedete sich Herr Kotegawa von ihm und versprach, ihn über den Ausgang der Verhandlungen auf dem Laufenden zu halten.

Herr Hoffmann erwartete ihn bereits, als er den Raum verließ. „Da das Gespräch so schnell abgeschlossen werden konnte, habe ich auf einen früheren Flug umgebucht. Ich gehe davon aus, das ist ganz in deinem Sinne.“

„Das haben Sie korrekt eingeschätzt.“ Seine Mundwinkel zuckten nach oben. „Und das ganz ohne mein Talent.“

„Es muss schließlich einen Grund geben, warum du mich für dich arbeiten lässt.“ Herr Hoffmann erwiderte sein Lächeln.

Er gestand ihm diesen Punkt mit einem Nicken zu, sah sich dann suchend um. „Wo ist Richard eigentlich abgeblieben?“

„Das kann ich dir auch nicht sagen, er war nicht da, als ich den Raum verlassen habe. Vielleicht-“ Der Ältere unterbrach sich selbst, da der Gesuchte in diesem Moment auftauchte.

Brad nutzte die Gelegenheit und umfasste Richards Handgelenk. „Nicht einfach verschwinden. Wir müssen gleich los.“

Der Blick des anderen Mannes ging herunter zu seiner gefangenen Hand, bevor Brad gemustert wurde. „Nach meiner Uhr haben wir noch ein paar Stunden Zeit.“

„Das war, bevor wir umgebucht haben.“ Sein Lächeln enthielt eine deutlich zufriedene Note bei der Aussicht, endlich zu Michael zurückkehren zu können.

Richards Miene hingegen zeigte keine Vorfreude, um genau zu sein, war sie völlig ausdruckslos.

„Sie wollen nicht wirklich hierbleiben, oder?“ Die paar Stunden sollten für den Älteren keinen Unterschied machen, doch vielleicht fühlte es sich für ihn anders an.

Ein leises Schnauben antwortete ihm, bevor Richard den Kopf schüttelte. „Nein, natürlich nicht. Aber niemand kehrt gerne in sein Gefängnis zurück, nicht wahr?“

Da alle anderen bereits verschwunden und sie damit unter sich waren, umarmte er den Anderen einfach für einen Moment. „Es ist kein Gefängnis. Sie können dort alles haben, was Sie wollen.“

„Ich glaube nicht, dass du das jemals verstehen wirst, Brad.“ Das begleitende Lächeln war ein wenig schief, aber immerhin vorhanden.

„Das wird er ganz bestimmt nicht. Immerhin ist die Schule sein Zuhause.“

Er hatte Herrn Hoffmanns Anwesenheit tatsächlich vergessen. „Geben Sie ihm etwa Recht?“

Eine Hand wurde ausgestreckt und wuschelte ihm durch die Haare, bevor er ausweichen konnte. Er hatte es schließlich noch nie getan. „Das nicht unbedingt“, wurde ihm geantwortet. „Aber mir ist klar, was Reik meint.“

Brad nahm es mit einem Schulterzucken hin. Hauptsache Richard blieb bei ihnen, sollte das heißen. Und es wurde auch so verstanden, wie ihm Herrn Hoffmanns belustigter Gesichtsausdruck verriet.

Er setzte sich in Bewegung. „Wohin waren Sie eigentlich verschwunden?“, erkundigte er sich.

Richard, immer noch nicht losgelassen, war direkt an seiner Seite. „Ich habe mir nur das Büro näher angesehen. Immerhin bin ich bisher nicht dazu gekommen und das war meine letzte Chance.“ Ein Wangenmuskel zuckte. „Herr Tanaka war so freundlich, mir jemanden zur Seite zu stellen, der mich begleitete. Ohne Zugangskarte hätte ich es schließlich nicht weit gebracht.“

„Wenn Sie es früher erwähnt hätten, hätte ich Sie auch geführt.“ Er neigte den Kopf ein wenig zur Seite. „Sie haben nicht versucht rauszukommen, oder?“ Es war kein schöner Verdacht, aber das hielt ihn nicht davon ab, die Frage zu stellen.

Richard schien eher amüsiert als beleidigt. „Hast du nicht selbst gesagt, dass ich nicht so dumm bin?“

„Nun, immerhin weiß ich jetzt, dass Sie einen Anreiz weniger haben, bei uns zu bleiben.“

Es war Herr Hoffmann, der an dieser Stelle seufzte. „Brad… nichts gegen Ehrlichkeit, aber das war taktlos.“

Grau-grüne Augen huschten kurz zu dem anderen Mann hinüber, doch Richard sagte nichts zu diesem Einwurf. „Sie ist mir trotz allem nicht egal“, wurde ihm leise erklärt.

Was Brad freuen sollte, sie konnte schließlich weiterhin Richards Kooperation garantieren. Aber etwas in der Miene des Älteren ließ das einfach nicht zu. Er schüttelte unwillkürlich den Kopf. „Sie sollten sie loslassen“, sprach er aus, was er in diesem Moment dachte, auch wenn es eigentlich seinen Interessen widersprach.

„Und was, mir jemand anderen suchen?“

Die Frage war nur rethorischer Natur, doch er nickte trotzdem. „Wie wäre es mit Herrn Hoffmann, immerhin haben Sie sich von Anfang an gut verstanden.“

Schweigen, während die beiden einen langen Blick austauschten, dann gleichzeitig auflachten.

Herr Hoffmann fasste sich als erster wieder. „Auf so eine Idee kannst auch nur du kommen. Ich habe dir schon einmal gesagt, dass ich Frauen in meinem Bett bevorzuge. Und dir ist sicher nicht entgangen, dass Reik eine Verlobte hatte und keinen Verlobten.“

„Das heißt nur, dass Sie es noch nicht ausprobiert haben.“ In braune Augen trat ein Funken, der nicht nur aus Amüsement bestand.

„Ich werde nicht mit dir über mein Privatleben diskutieren.“ Richards Stimme war vollkommen nichtssagend.

„Gib es auf, mein Lieber, du wirst uns kaum überzeugen können. Außerdem machst du den armen Reik verlegen.“ Herr Hoffmann sah seinen Freund an, als er das sagte und wurde prompt ignoriert. „Es muss schließlich nicht jeder so ein Frauenfeind sein wie du.“

„Das bin ich nicht. Frau Kingston zum Beispiel war ausgesprochen nett.“

„Ah ja. Und wenn ich dich um ein weiteres Beispiel bitte?“ Der Ältere musste sichtlich ein Lächeln zurückhalten.

Und an dieser Stelle hatte er Brad. „Das hat damit sowieso nichts zu tun“, wandte er ein.

„Natürlich nicht.“ Die Zustimmung war eindeutig nicht ernst gemeint.

Und diesmal war Brad es, der Herrn Hoffmann ignorierte. Was nicht weiter auffiel, da sie inzwischen den Ausgang erreicht hatten, wo bereits der Wagen auf sie wartete.

Brad suchte sich einen Platz neben Richard, während Herr Hoffmann ihnen gegenüber Platz nahm. Er verwickelte Richard in ein Gespräch über das, was er vom Büro gesehen hatte und registrierte zufrieden, wie der Ältere sich ohne Probleme darauf einließ. Anscheinend hatte er ihn vorhin nicht allzu sehr vor den Kopf gestoßen.

Das Gepäck hatte Herr Hoffmann bereits vorausgeschickt, so dass sie unmittelbar einchecken konnten. Anschließend verbrachten sie die Wartezeit in der Lounge und natürlich war das etwas, was ihn wieder an Michael denken ließ.

„Hey“, Herr Hoffmann reichte ihm ein Glas Orangensaft. „Warum auf einmal so trübsinnig?“

Seine Lippen rutschten in ein unfreiwilliges Lächeln, belustigt über sich selbst. „Ich denke, ich möchte nicht noch länger auf Michael warten…“ Er legte eine kurze Pause ein. „Als er das erste Mal mit mir geflogen ist, hatte unser Flug Verspätung. Wir mussten einige Zeit in der Lounge warten. An dem Tag habe ich gesehen, wie ein anderes Flugzeug abstürzt. Michael hat es später sogar gespürt.“

Der ältere Mann zwinkerte überrascht. „Ich glaube, ich kann mich noch daran erinnern. Die Telepathen im Büro bei uns hatten es auch mitbekommen.“

Richard lehnte sich interessiert vor. „Aber wie ist so etwas überhaupt möglich?“

„Es war ein Telepath in der Maschine. Und er hat im Großen getan, was mir am Sonntag mit dem Mann im Kleinen passiert ist.“ Prompt schienen sich seine Kopfschmerzen zu verstärken, aber das war nur Einbildung, weil er ganz einfach an den Vorfall erinnert worden war.

„Ja, das am Sonntag kann ich auch noch nachvollziehen. Aber die andere Geschichte ist selbst für euch unglaubwürdig.“ Mit einem Stirnrunzeln.

Brad entkam ein Auflachen. „Selbst für uns? Was soll das denn jetzt heißen?“

„Das weißt du ganz genau.“ Der Ältere schüttelte lächelnd den Kopf. „Und, verrätst du mir, wie jemand es schaffen konnte, anscheinend um die halbe Welt zu senden?“

„Hm…“ Er wurde ernster. „Das Talent war ein seltener Fall. Er konnte irgendwie die Energie der Leute um sich herum nutzen und dementsprechend stark war sein Signal. Mehr wissen wir auch nicht, schließlich hatten wir nie Zugriff auf ihn.“

„Du weißt, dass diese Erklärung es nicht leichter zu glauben macht…“

„Aber Sie tun es, nicht wahr? Schließlich wissen Sie, dass es möglich sein muss.“ Er nahm einen Schluck aus seinem Glas und verbarg so, dass seine Mundwinkel schon wieder nach oben zucken wollten. Es musste seltsam für jemanden von Draußen sein, erst so spät in ihre Welt zu kommen.

Richard zögerte nur kurz, bevor er langsam nickte.

Er neigte den Kopf ein wenig zur Seite und musterte den Älteren. „Und sind Sie deswegen nicht manchmal auch froh, dass Sie zu uns gekommen sind – wenn auch nicht ganz freiwillig? Wie viel würden Sie sonst niemals erfahren…“

Grau-grüne Augen wurden für einen Moment geschlossen. „Hast du es immer noch nicht aufgegeben?“

„Warum sollte ich das tun? Es wäre doch für uns alle besser, wenn Sie sich nicht nur mit Ihrer Lage abfinden, sondern auf unserer Seite sind.“ Seine Hand streckte sich von ganz alleine aus, legte sich auf Richards Unterarm.

Dessen Blick folgte der Geste und als Brad wieder angesehen wurde, schien sich der andere Mann unerwarteterweise über etwas zu amüsieren. „Wäre es das…“ Aber mehr sagte er nicht.

Misstrauisch verengten sich seine Augen. „Lachen Sie etwa über mich?“

„Wie kommst du darauf?“ Vollkommen unschuldig, während dafür Herr Hoffmann tatsächlich auflachte.

„Er merkt es nicht. Also hör auf ihn zu ärgern“, wurde Richard gleich darauf ermahnt.

Was irgendwie wie verkehrte Welt erschien. Brad beschloss, sich ganz auf sein Glas zu konzentrieren. Im Moment hatte er nämlich keine Lust, sich den Kopf über das seltsame Verhalten der beiden zu zerbrechen.

Bald wurde es Zeit für das Boarding und Brad holte sich ein Buch hervor, kaum dass er in seinem überaus bequemen Sitz Platz genommen hatte.

Herr Hoffmann blieb für einen Moment neben ihm stehen. „Willst du nicht lieber etwas schlafen?“ Die Belustigung von vorhin war völlig verschwunden und war unterschwelliger Besorgnis gewichen.

Brad zog eine Augenbraue hoch. „Wir haben es gerade mal frühen Nachmittag“, machte er den Älteren aufmerksam.

„Es würde sicher weiter gegen deine Kopfschmerzen helfen. Du könntest eine Tablette nehmen, wenn du nicht müde genug bist.“

Er stieß ein leises Schnauben aus. „Als würde ich in so einer Umgebung eine Schlaftablette nehmen. Im Notfall könnte ich niemals schnell genug reagieren.“

Nun war es an Herrn Hoffmann, eine Augenbraue hochzuziehen. „Vertraust du selbst neuerdings nicht mehr deinem Talent?“

Dieser Versuch ließ ihn lächeln. „Das ist nun wirklich nicht vergleichbar. Schließlich können Menschen völlig unberechenbar sein. Kurzfristig wäre ich immer noch gewarnt, aber dafür wäre ich ja nicht wach genug, nicht wahr?“ Sein Lächeln wurde ausgeprägter. „Machen Sie sich keine Sorgen. Der Flug dauert immerhin gut elf Stunden. Ich werde später sicher etwas schlafen – und das ganz ohne Hilfsmittel.“ Er wandte sich wieder seinem Buch zu. „Ganz davon abgesehen sind die Kopfschmerzen bei Weitem nicht mehr so stark wie ursprünglich. Ich habe die Wahrheit gesagt und Sie nicht nur beruhigen wollen.“

Auch wenn er es nicht sehen konnte, spürte er, wie Herr Hoffmann noch zögerte, doch dann gab der andere Mann nach. „Dann lies wenigstens nicht zu lange.“

Braune Augen huschten kurz zu den blauen des Älteren. „Wenn Sie sich dann besser fühlen…“

Er erntete nur ein gutmütiges Kopfschütteln, dann ging Herr Hoffmann zu seinem Platz weiter.
 

~TBC~
 

Im nächsten Teil hat Brad endlich Michael zurück. Und umgekehrt. ^^

cya, cu ^-^

"Du bringst mich noch in ein frühes Grab mit deinen Eskapaden"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 162/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Rückkehr nach Rosenkreuz…

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen mit den fehlenden positiven Beziehungen (wenn man mal von der Küchenfrau absieht *gg*). Wenn er sich an seine Kindheit erinnern könnte, wäre das vielleicht etwas anderes, aber so ist er zu sehr von der Begegnung mit Michaels Mutter geprägt worden. Und ich denke, ein wenig ist auch Michaels Beziehung zu Kathrin damals an Brads Einstellung Schuld.

Hm ja, den Vorfall mit dem Flugzeug habe ich nicht zufällig aufgegriffen. Der soll euch schließlich für später in Erinnerung bleiben ^.~

*grins* Und du kannst mir glauben, dass Brad sich auch auf Michael freut ^^
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 162 „Du bringst mich noch in ein frühes Grab mit deinen Eskapaden“
 

Michael lehnte sich unauffällig gegen eine Wand, ließ das Treiben des Flughafens um ihn herum von sich abperlen. Seine Konzentration war auf den Himmel gerichtet, den er in diesem Moment gar nicht sehen konnte, auf das Flugzeug, das sich ihm näherte. Er spürte keine Ungeduld, dafür hatte er gar keine Energie übrig und beinahe überraschte es ihn, als Brad schließlich in Reichweite kam.

Der Jüngere bemerkte seine Anwesenheit nicht, starrte gedankenverloren aus dem kleinen Fenster auf die Welt, die immer größer wurde, als würde man sie langsam heranzoomen.

Michael lächelte in sich hinein, doch das verschwand, als er einen näheren Blick auf Brads Schilde warf. Sie waren ungebrochen, anders als er heimlich befürchtet hatte, doch das schien im Moment kein allzu großer Trost. Denn statt des gewohnten glatten Walls waren da raue Ecken und Kanten, wo keine sein sollten. Allein sie zu sehen weckte die Furcht, sich daran wundzureiben. Und wie musste der Junge sich erst fühlen, denn diese Veränderung hatte ganz sicher nicht nur an der Oberfläche stattgefunden.

Er zögerte kurz, doch dann wagte er sich weiter vor und atmete innerlich erleichtert auf, als seine Berührung ohne Folgen für ihn blieb.

Brad setzte sich abrupt sehr gerade hin. „Michael…“

Mit leichtem Amüsement verfolgte er, wie die beiden Begleiter aufmerksam wurden und Brad besorgt fragten, ob alles in Ordnung sei. Der Junge beruhigte sie abgelenkt, Aufmerksamkeit nach innen gerichtet. Wärme strahlte auf ihn zurück, und auch wenn sie auf diese Entfernung keine Worte austauschen konnten, so konnten sie auch so sehr gut kommunizieren.

Brad lehnte sich wieder zurück und entspannte sich mit einem Lächeln, schloss die Augen, um sich so besser auf Michael konzentrieren zu können. Und so verharrte er, bis das Flugzeug gelandet war.

Er ließ den Jüngeren nicht aus den Augen, sozusagen, bis er ihn tatsächlich sehen konnte. Brad kam als erster von den dreien durch die Tür, brauchte nicht mehr als eine Sekunde, um sich zu orientieren und ihn zu erspähen.

Ein Lächeln flog über Brads Gesicht, dann ließ dieser sein Gepäck im Stich und kam geradewegs auf ihn zu. „Du bist wirklich hier…“

Amüsement funkelte in eisblauen Augen auf, als er den Kopf neigte. „Dachtest du, es wäre nur Einbildung?“

Brad setzte ein verschmitztes Lächeln auf. „Vielleicht bin ich nur ein wenig überrascht, dass sie dich allein rausgelassen haben.“

„Ganz so allein bin ich nicht.“ Er wies mit dem Daumen zur Seite, wo Herr Schumann darauf aufgepasst hatte, dass niemand ihm zu nahe kam.

„Aber immerhin gibt es dieses Mal keine Bodyguards, hm?“ Das Lächeln war irgendwo verlorengegangen.

Und auch sein Amüsement floss aus ihm heraus, als er ebenfalls an damals zurückdachte und den Grund für die Verstärkung.

Brads Blick wurde sinnend. „Haben sie wirklich angenommen, dass sie die Männer brauchen würden?“

Er zuckte mit den Schultern. „Falls du tatsächlich um die Umstände von Frau Kernens Tod gewusst hättest, ohne es weiterzumelden… Sie hätten dich festsetzen müssen.“

Der Jüngere sah zu Herrn Schumann hinüber, der langsam näher gekommen war. Ebenso wie Herr Hoffmann und Herr Walter, von denen insbesondere Letzterer ihren Austausch interessiert verfolgte. Brad hingegen schien jetzt zu dem Instruktor zu sprechen. „Ich habe zwar nie etwas gesagt, aber es war ziemlich unlogisch. Sie hätten entweder niemanden mitbringen sollen oder sehr viel mehr Leute.“

„Wie kommst du darauf?“, erkundigte sich der Ältere neugierig.

Brad lächelte wieder, mit leichter Ironie. „Das ist recht einfach. Wenn Sie darauf vertrauten, dass Michael einfach zusieht, hätten Sie keine Unterstützung benötigt. Aber wenn er das nicht getan hätte, hätten die beiden nicht gereicht.“

Herr Hoffmann konnte gar nicht anders, er suchte seinen Blick. „Hätten Sie sich tatsächlich für ihn entschieden?“, wurde leise gefragt. Und hinter diesen wenigen Worten breitete sich die ganze Bedeutung einer solchen Entscheidung aus, ohne dass es hätte erwähnt werden müssen.

Er schüttelte lediglich leicht den Kopf, nicht in Verneinung, sondern weil er eine Antwort verweigerte, die ihnen beiden bereits bekannt war.

Und natürlich auch Brad, dessen Mundwinkel zuckten. Seine Aufmerksamkeit wurde davon wieder eingefangen und unwillkürlich legte er eine Hand an die Wange des Jüngeren.

Nun war da ein vollwertiges Lächeln und Brad wechselte abrupt das Thema. „Schimpfst du jetzt mit mir?“

„Wie könnte ich? Schließlich habe ich bereits nachgegeben, als wir telefoniert hatten…“

„Ah… aber das meinte ich gar nicht.“

Er zog eine Augenbraue hoch. „Ich erwarte ganz sicher nicht von dir, dass du alles vorhersehen kannst. Du bist derjenige, der überzogene Ansprüche an sich selbst stellt.“ Sein Talent glitt über Brads Schilde hinweg, wie aus eigenem Willen und er zuckte innerlich unter der rauen Berührung zusammen. „Obwohl ich mir natürlich wünschte, dass du den Einsatz jemand anderem überlassen hättest. Dann wäre das hier nicht passiert.“ Das war kein Schimpfen, nicht wahr? Das Lächeln, das er jetzt zeigte, enthielt nicht viel Humor. „Du bringst mich noch in ein frühes Grab mit deinen Eskapaden.“ Die Worte waren heraus, bevor er sie zurückhalten konnte, zu sehr in die Erinnerung daran verwickelt wie es war, von diesem Zwischenfall zu hören und mal wieder viel zu weit entfernt von Brad zu sein, um sich persönlich davon zu überzeugen, dass es ihm gut ging.

Brad reagierte zunächst gar nicht, als wäre er um eine Antwort verlegen. Doch dann schüttelte er vehement den Kopf. „Nein, niemals das.“ Und dahinter ein Gedanke, der nicht ganz ihm zu gehören schien. Niemals das, wenn dann das Gegenteil…

Seine Hand bewegte sich, strich schwarze Strähnen zurück, bevor er sich vorbeugte und Brad küsste. Es sorgte dafür, dass sie beide sich wieder sammeln konnten.

Finger waren in seine Weste verkrampft, als er sich von dem Jüngeren löste und die vertraute Geste ließ Wärme in ihm aufsteigen.

„Irgendwie fühle ich mich gerade, als hättest du trotzdem mit mir geschimpft…“ Es klang nicht nach einem Vorwurf, weswegen Michael es geflissen überhörte.

„Wir sollten schleunigst nach Hause, damit wir uns um deine Schilde kümmern können.“ Denn allmählich begann es wehzutun und Michael konnte und wollte sich nicht von Brad abschotten, nur um dem zu entgehen.

Braune Augen musterten ihn und in dem Blick konnte er deutlich die Versuchung lesen, seinerseits die Verbindung zu trennen. Denn so wie er selbst um Brads Kopfschmerzen wusste, so konnte der Jüngere Michaels Unbehagen spüren. Aber auch Brad wollte die Trennung nicht in Kauf nehmen, solange es nicht unbedingt sein musste und so reagierte er schließlich ganz einfach nur auf Michaels Aussage. „Du glaubst der Heilerin also auch nicht so ganz, dass sich da nichts machen lässt?“

„Hattest du es deswegen plötzlich so eilig, wieder zurückzukommen?“ Er fing Belustigung von Herrn Hoffmann auf und wusste daher, dass er vollkommen richtig lag. Weswegen er gleich weitersprach, nachdenklich werdend. „Ich hoffe, dass es ausreicht, wenn du deine Schilde einmal völlig neu aufbaust.“ Das bedeutete, dass Brad sie vorher fallen lassen müsste, was dieser ohne ihn zum Aufpassen natürlich nicht tun würde.

„Hm… das hoffe ich auch.“ Brad schien das Ergebnis alles in allem aber nicht so wichtig zu sein, wie ihm eine leichte Unterströmung verriet. Dem Jüngeren reichte es erst einmal, ganz einfach zurück zu sein. Ein schnelles Lächeln blitzte auf, dann wandte Brad sich Herrn Walter zu, der dessen Koffer aufgenommen hatte. „Sie passen noch etwas länger darauf auf, ja? Ich will noch schnell etwas kaufen gehen.“ Eine Hand berührte flüchtig die Brust des anderen Mannes, als Brad ihn passierte, dann trugen schnelle Schritte den Jungen auch schon davon.

Michael zog eine Augenbraue hoch. „Er macht das immer noch?“

Herr Hoffmann schnaubte belustigt. „Nur bei Reik. Vielleicht sollten Sie sich mal mit Brad hinsetzen und ihm verraten, warum er das tut.“

Ebenfalls amüsiert erlaubte er sich ein Lächeln. „Warum sollte ich das tun? Herrn Walter scheint es ja nicht viel auszumachen und es ist doch mal etwas anderes, Brad so ahnungslos zu erleben.“ Eisblaue Augen richteten sich auf den Mann. „Außerdem werden Sie mir Brad sicher nicht abspenstig machen wollen, hm?“

Herr Walter verweigerte eine Antwort darauf, ihm war die Sache einfach zu lächerlich, und setzte sich mit seinem Gepäck und dem Koffer von Brad in Bewegung. Letzterer wurde ihm von Herrn Schumann abgenommen, der sich ihm anschloss, so dass Michael für den Moment allein mit Herrn Hoffmann war.

„Brad hat Reik angeboten, ihm bei einer neuen Eroberung zu helfen. Irgendwie hat er in diesem Fall wirklich ein sehr dickes Brett vor dem Kopf.“

Michael unterdrückte ein Lächeln, als Herr Hoffmann gleichzeitig daran zurückdachte, wie Brad den Versuch unternommen hatte, ihn und Herrn Walter zu verkuppeln. Stattdessen zuckte er mit den Schultern, brachte damit deutlich seine Meinung zum Urteil des Älteren zum Ausdruck – es konnte ihm nur Recht sein so. „Es war nie anders. Ich glaube, Brad kommt gar nicht erst auf die Idee, dass er sich zu jemand anderem hingezogen fühlen könnte.“

„Aber dass es ausgerechnet ein Talentloser ist…“

„Sie würden ihn am liebsten damit aufziehen, nicht wahr?“ Er hielt ein Lachen zurück.

„Schon. Allerdings will ich nicht riskieren, dass er sein Verhalten ändert. Dazu ist es viel zu unterhaltsam, ihn mit Reik zu beobachten.“

„Ich gebe zu, da es sich ausgerechnet um Herrn Walter handelt, kann ich das gut nachvollziehen.“ Vor allem, da diesem ebenfalls bewusst war, was mit Brad los war. Und das, nachdem er nie viel Hehl aus seinem Ressentiment gemacht hat, wenn es um die Beziehung zwischen Michael und dem Jungen ging.

„Ja, nicht wahr?“ Herrn Hoffmanns Lächeln war schon beinahe ein Grinsen. „Also lassen wir alles so, wie es ist.“ Darauf wurde keine Zustimmung abgewartet, der Blick des Älteren ging an ihm vorbei. „Wir sollten zu den anderen aufschließen, sonst verlieren wir sie noch aus den Augen.“

Er schüttelte unwillkürlich den Kopf. „Das wird kaum passieren. Herr Schumann will schließlich _mich_ nicht aus den Augen verlieren, auch wenn er es nicht zu auffällig gestaltet.“ Nichtsdestotrotz folgte er dem Vorschlag und setzte sich in Bewegung.

„Ich verstehe… Vielleicht sollte ich das Brad erzählen. Er fühlt sich sicher besser, wenn er weiß, dass selbst Sie ab und zu einen Babysitter haben.“

Michael schnaubte dazu nur. „Als ob er das nicht schon wüsste. Sie haben seinen Kommentar vorhin nicht mitbekommen, aber seine erste Feststellung war, dass ich unerwartet unbewacht hier bin.“

„Ha…“ Der Ältere hielt sichtlich ein Lachen zurück. „Möglicherweise hat er nicht einmal etwas dagegen, wenn man auf Sie aufpasst…“

Eisblaue Augen huschten zu Herrn Hoffmann hinüber. „Solange er selbst nicht dabei ist, um auf mich aufzupassen, ist das nicht nur möglich, sondern höchstwahrscheinlich.“

Herr Hoffmann sah ganz so aus, als wollte er dazu noch etwas sagen, schwieg aber, als Brads Annäherung bemerkt wurde. Michaels Aufmerksamkeit richtete sich ebenfalls unmittelbar auf den Schwarzhaarigen und eine Anspannung wich aus ihm, derer er sich bis zu diesem Moment gar nicht bewusst gewesen war. Er selbst ließ Brad nämlich auch nicht gerne aus den Augen.

Dieser selbstironische Gedanke wurde von dem Jüngeren aufgefangen und mit einem schmalen Lächeln quittiert, dann war Brad auch schon an seiner Seite und griff mit der Rechten nach seiner Hand. In der anderen trug er eine Tüte, deren Aufschrift den Inhalt bereits verriet.

„Und wie möchtest du jetzt deinen Koffer tragen?“, zog er ihn auf.

„Da Herr Schumann die Aufgabe übernommen hat, habe ich die Hand für dich frei. Und du wärst sicher beleidigt, sollte ich meine Prioritäten anders setzen.“ Danach konnte Brad es nicht lassen und hob ihre verbundenen Hände zu seinem Mund, um Michaels Ring zu küssen.

Hitze ging mit dieser Geste einher, vor allem, da es sonst in der Regel andersherum geschah und ein Teil davon strahlte in seine Umgebung ab. Die Menschen um sie herum zeigten auf einmal Überraschung über sich selbst, durchmischt mit einem Hauch von Verlegenheit. Doch so schnell das Gefühl gekommen war, so schnell verflog es auch wieder und die meisten taten es einfach ab, während die, die sich in Begleitung befanden, sich teilweise einfach ihrem Partner zuwandten.

Brad hatte genug Zugriff auf sein Talent, um die Reaktionen mitverfolgen zu können und Belustigung blitzte in den braunen Augen, als Michael stumm gemustert wurde.

„Was denn?“, gab er leise zurück. „Ich wette, du wusstest sehr genau, was passieren würde.“

Und Brads darauf folgendes Lächeln verriet ihm, dass er vollkommen richtig gelegen hatte. „Das macht es nicht weniger amüsant…“

Den Weg zum Wagen legten sie ohne weitere Zwischenfälle zurück. Der Chauffeur verlud rasch das Gepäck und kurz darauf waren sie aufbruchbereit.

Herr Schumann hatte den Beifahrersitz für sich beansprucht, nicht ohne Michael vorher einen schiefen Blick zuzuwerfen. Der Ältere erinnerte sich noch an das letzte Mal und hatte nicht vor, sich dem wieder auszusetzen.

Er schenkte ihm ein schmales Lächeln, folgte dann Brad in den Wagen und setzte sich neben ihn, während Herr Hoffmann und Herr Walter ihnen gegenüber Platz nahmen.

Fast augenblicklich konnte er von Brad das Verlangen ausgehen fühlen, sich einfach auf seinen Schoß zu setzen und mit einer gewissen Belustigung schüttelte er den Kopf. Sie fiel deswegen nicht besonders stark aus, weil er selbst den Jungen auch so nah wie möglich haben wollte. „Das wäre nicht besonders bequem…“

Brad sah ihn für einen Moment beinahe störrisch an, gab dann aber mit einem Seufzen nach. „Ich weiß.“ Ein Augenblick der Stille folgte, auf allen Ebenen, bevor sich ein Gedanke in seinen Verstand schob. >Jünger zu sein hatte auch einen Vorteil…< Natürlich war das etwas, was Brad nicht laut aussprechen würde.

Die Belustigung in eisblauen Augen vertiefte sich unwillkürlich. >Nachher wirst du froh sein, nicht mehr so jung zu sein.<

Und Brad lachte auf, während ein weiteres Mal Hitze durch Michael strömte, dieses Mal allerdings nicht von ihm selbst ausgehend. Anschließend lehnte sich Brad einfach gegen ihn, Kopf auf seiner Schulter und eine Hand über seinem Bauch ausgebreitet.

Er legte seine eigene Hand darüber und lächelte.
 

~TBC~
 

So, jetzt können die beiden sich erst einmal um Brads Schilde kümmern ^^

cya, cu ^-^

"Du solltest vielleicht etwas mehr Vertrauen in die Aussagen unserer Heiler haben, statt dich in eigenen Experimenten zu versuchen"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 163/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Brads Schilde werden in Ordnung gebracht…

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: So, wie gewünscht mehr Zeit nur für Michael und Brad ^^
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 163 „Du solltest vielleicht etwas mehr Vertrauen in die Aussagen unserer Heiler haben, statt dich in eigenen Experimenten zu versuchen“
 

Brad schien einmal tief auszuatmen, als sich schließlich die Tür zu ihrem Quartier hinter ihnen schloss.

Er stellte den Koffer beiseite, trat dann hinter den Jüngeren, um ihm die Tüte abzunehmen. „Es ist schon Abend, möchtest du schlafen gehen und wir kümmern uns morgen um deine Schilde?“

Brad lehnte sich ohne zu zögern zurück. „Ich würde es bevorzugen, wenn ich die Kopfschmerzen so schnell wie möglich loswerde.“

„Das ist nachvollziehbar. Aber warum hast du eigentlich Wein gekauft? Du weißt, dass der bei Kopfschmerzen nicht gerade zuträglich ist.“ Er hob die Tüte leicht an, um seine Worte zu unterstreichen.

„Der ist für dich, weil du die Arbeit hast.“

Ein leises Lachen durchlief ihn und übertrug sich auf Brad. „Ich bezweifle, dass die Arbeit allein an mir hängenbleiben wird. Aber ich teile den Wein auch gerne mit dir.“ Er legte eine kleine Kunstpause ein. „Sofern du mir nicht vorher einschläfst.“

Brad legte den Kopf zur Seite und suchte seinen Blick. „Ich hatte genug Zeit, mich während des Flugs auszuruhen. Von daher pass mal lieber auf, dass du nicht mir wegschläfst.“

„Hm… ich werde mir Mühe geben“, erwiderte er belustigt. Dann nahm er Brad auch noch die Tüte ab. „Ich nehme an, du möchtest vorher noch schnell duschen.“

Der Jüngere blickte an sich herunter und zupfte an seinem Hemd. Und auch wenn Michael es nicht sehen konnte, so wusste er, dass Brad in diesem Moment das Gesicht verzog. „Ja, auf jeden Fall.“ Gleich darauf hatte Brad sich umgedreht und ihm einen Kuss auf die Lippen gedrückt. „Lässt du mir noch eine Kleinigkeit zu Essen bringen?“

„Dafür ist bereits gesorgt.“ Manja hatte sich mit Eifer um die Anforderung gekümmert, sobald sie wusste, dass es um Brad ging.

Der hatte mitverfolgt, in welche Richtung seine Gedanken gingen und lächelte. „Ich darf also auf Schokoladenpudding hoffen?“

„Mit selbstgemachter Vanillesoße“, bestätigte er.

Brads Lächeln wurde ausgeprägter, dann verschwand der Junge in Richtung Bad.

Er selbst kümmerte sich um das Gepäck, bevor er im Wohnzimmer den Tisch vorbereitete. Zur Weinflasche gesellten sich zwei Gläser, daneben kamen die Auswahl an Sandwiches sowie Brads Nachtisch. Wenn es kein Eis gab, schien der Pudding der Favorit des Jüngeren zu sein und die Küchenfrau war sich dessen eindeutig bewusst.

Er lächelte in sich hinein, nahm auf der Couch Platz, da es nichts weiter zu tun gab. Aber er musste sowieso nicht lange warten. Brad trug nicht mehr als Shorts und ein Handtuch, das er sich über die Schultern geworfen hatte, ließ sich auffordernd neben ihn fallen.

Und Michael griff folgsam nach dem Handtuch, fuhr damit durch die schwarzen Haare. „Ich weiß ja, dass wir Sommer haben. Aber etwas mehr solltest du schon anziehen“, stellte er leise fest.

Brad drückte sich einfach nur noch näher an ihn. „Du kannst mich warmhalten. Und im Notfall ist da noch die Decke.“

Er nahm das Handtuch beiseite und strich testend durch die schwarzen Haare, die sich als zufriedenstellend trocken erwiesen. Dann griff er nach der erwähnten Decke und schlang sie um den Jüngeren.

Zum Dank erhielt er ein verschmitztes Lächeln. „Habe ich nicht etwas von Notfall gesagt?“

„Hm, hast du. Ich warte aber lieber nicht darauf, dass er eintritt.“

Brad brachte keine weiteren Proteste vor, richtete seine Aufmerksamkeit auf den gedeckten Tisch. „Ich hoffe, du hast auch Hunger. Manja hat eindeutig übertrieben.“

„Tut sie das nicht immer?“ Belustigung zog an seinen Mundwinkeln. „Ich werde dir gerne helfen, aber selbst dann wird wohl was übrig bleiben…“ Und dann setzte er seine Worte in die Tat um, natürlich erst, nachdem er Brad einen gefüllten Teller gereicht hatte. Der Jüngere war zufrieden damit, bedient zu werden, klebte förmlich an seiner Seite. Was sich nicht änderte, bis sie schließlich fertig waren. Erst zum Schluss schenkte Michael den Wein ein, denn den würden sie erst trinken, wenn Brads Schilde wieder waren, was sie sein sollten.

Der Junge legte sich lang hin, bettete den Kopf auf seinen Schoß und lächelte von dort aus zu ihm hoch. „Gut so?“

Er legte eine Hand auf Brads Stirn. „Perfekt.“ Danach brauchten sie keine weiteren Worte mehr. Brad fielen die Augen zu, als dieser begann, seine Schilde Stück für Stück zurückzunehmen, während Michael dafür sorgte, dass er dennoch nicht völlig ungeschützt war. Es blieb nicht aus, dass er dabei tiefer in Brads Verstand fiel, weshalb er nicht hätte überrascht sein sollen, als er plötzlich von dunklen Wänden umgeben war. Aber er war es trotzdem, denn jetzt konnte er sich erinnern, wie lange er hier nicht mehr gewesen war. Ganz langsam sah er sich um und seltsamerweise beschleunigte sich sein Herzschlag, obwohl er gar nicht physisch anwesend war. Erst ganz zum Schluss wandte er sich um und sein Blick umfing eine Gestalt, die viel vertrauter schien als früher, ganz einfach, weil Brad dieser Version inzwischen vom Alter her näher war. Aber dennoch war da noch ein deutlicher Unterschied, der schwarzhaarige Mann war immerhin älter als selbst Michael und so hatte der Anblick wie stets auch etwas Irreales.

>Er hat sich in letzter Zeit vernünftig benommen, ja? Ich komme nicht umhin festzustellen, dass du eine Weile nicht hier gewesen bist.<

Beinahe wider Willen musste er lächeln. >Diese Frage musst du doch gar nicht stellen. Wenn jemand weiß, was er tut, dann du. Schließlich hast du es selbst erlebt.< Jetzt fing er schon selbst an so zu reden, als wären Brad und die ältere Version vor ihm zwei verschiedene Personen.

>Hm…< Der Andere wiegte nachdenklich den Kopf. >So könnte man das wohl ausdrücken.< Mit einem Hauch von Humor. Dann aber wurde der Blick braunen Augen ernst. >Du kannst nicht hier bleiben, es gefährdet seine mentale Integrietät.<

Das zumindest war eine Erklärung dafür, dass er auch sonst immer so schnell rausgeworfen worden war. Auch wenn er sich im Moment nicht vorstellen konnte, wie genau seine Anwesenheit Schwierigkeiten bereiten konnte, würde er niemals ein Risiko eingehen. Also fragte er, solange er noch die Gelegenheit hatte. >Mit den Schilden kommt alles wieder in Ordnung?<

>Soweit ich es absehen kann, ja.< Der Blick wurde nun sehr eindringlich, während die Gestalt des Schwarzhaarigen mehr Präsenz zu gewinnen schien. Es erinnerte an jene Momente, in denen Brad so anders wirkte. >Du solltest vielleicht etwas mehr Vertrauen in die Aussagen unserer Heiler haben, statt dich in eigenen Experimenten zu versuchen.<

>Abwarten, während Brad Schmerzen hat? Das fällt mir etwas schwer, wenn es um ihn… um dich… geht.< Während er das eingestand, trugen ihn seine Füße von ganz allein vorwärts.

Der andere Mann lächelte nur verstehend, wartete, bis Michael genau vor ihm stand. Und dann begann auch schon der vertraute Sog einzusetzen und nur für ein paar Augenblicke wagte er es, sich dem zu widersetzen. Gerade so lange, dass warme Lippen auf die Lippen des Anderen treffen konnten.

Er zwinkerte, rief sich innerlich zur Ordnung und ließ den Moment der Ablenkung hinter sich. Michael konnte nicht genau sagen, wohin seine Gedanken gerade abgeschweift waren, doch er zerbrach sich auch nicht lange den Kopf darüber, konzentrierte sich lieber wieder auf Brad. Der hatte sich in der Zwischenzeit nicht gerührt und war nun dabei, seine Schilde neu zu errichten. Eine Arbeit, bei der er keine Hilfe benötigte, also steuerte Michael einfach nur Energie bei. Davon hatte er schließlich mehr als genug.

Ruhige Minuten gingen vorüber, während er auf der mentalen Ebene beobachten konnte, wie sich diamantene Wälle erhoben und sie wiesen nicht den geringsten Makel auf. Er lächelte unwillkürlich, von niemandem gesehen. Es lief alles so, wie es sollte. Und dann war die letzte Arbeit getan.

Brad kehrte langsam aus seiner Konzentrationsphase zurück und war damit wieder leichter erreichbar für ihn. Ihre gewohnte Verbindung rastete regelrecht ein und nun brachte sie keine Kopfschmerzen mehr mit sich.

Er ließ seine Hand von der Stirn zu Brads Wange rutschen, in dem Moment, als die braunen Augen aufgeschlagen wurden.

Und der Junge hob die eigene Hand, legte sie über seine, lächelte dann. „Meine Kopfschmerzen sind weg.“

„Hm, und meine auch…“ Er beugte sich herunter, während Brad ihm entgegenkam. Seltsamerweise schienen seine Lippen schon zu kribbeln, bevor er den Jüngeren küsste, doch diese Beobachtung verflüchtigte sich, als er sich ganz auf den Kuss konzentrierte. Am Ende saß Brad auf seinem Schoß, hatte die Arme um seinen Hals geschlungen und konnte so sehr einfach den Kopf auf seine Schulter legen.

Ein kaum merkliches Lachen lief durch den Jüngeren und neugierig stoppte er seine Finger, wo sie mit den feinen Härchen im Nacken spielten. „Was ist?“, fragte er leise.

„Da es jetzt vorbei ist, muss ich zugeben, dass die Kopfschmerzen es wert waren…“

Er verstand sofort und musste wieder lächeln. „Auch wenn es nur ein paar Tage sind, die du früher zurück bist – ich kann dir nur zustimmen.“ Er legte eine kurze Pause ein und seine Hand drückte wie aus eigenem Willen ein bisschen fester zu. „Trotzdem wäre es mir lieber, wenn du solchen Einsätzen zukünftig fernbleibst.“

Brad strich in gleichmäßigen Zügen über seinen Oberarm, eine beruhigende Geste. „Du weißt genau, dass ich das nicht absichtlich mache. Ansonsten wäre ich nicht hier geblieben, sondern hätte eine Feldposition angestrebt.“

Er verzichtete darauf, auf den kleinen Logikfehler an dieser Stelle hinzuweisen – schließlich hätte der Junge es kaum über sich gebracht, dauerhaft von Michael getrennt zu arbeiten. Stattdessen gab er nur ein zustimmendes Brummen von sich und hoffte ganz einfach, dass sich weitere Einsätze nicht als erforderlich erweisen würden.

Es dauerte noch eine Weile, bis Brad ihm genügend Bewegungsfreiraum ließ, dass er nach den Gläsern greifen konnte, doch den Wein nahm der Jüngere dann gerne an. Anschließend wurde Michael aber wieder voll in Beschlag genommen. Nicht, dass er etwas dagegen gehabt hätte.

Brad begann ihm von den Neuigkeiten aus Japan zu erzählen, während sie langsam ihre Gläser leerten und sparte auch nicht seinen Rettungseinsatz aus. Natürlich hatte Michael unmittelbar danach eine erste Rückmeldung erhalten, doch es war etwas völlig anderes, es jetzt zu hören. Jetzt, da er einen Arm um den Jüngeren geschlungen hatte und ihn in Sicherheit wusste. Da konnte er dem ganzen sogar einen gewissen Unterhaltungswert abgewinnen.

„Wann erwartest du, dass der Verkauf durch sein wird?“, erkundigte er sich, als Brad schließlich verstummte.

Das hämische Lächeln, das auf seine Frage hin folgte, sah er zwar nicht, spürte es aber sehr wohl über ihre mentale Verbindung. „Es wird noch ein sehr stressiger Monat für die Verhandlungspartner, bevor eine endgültige Entscheidung fällt.“

Belustigt wuschelte er durch die schwarzen Haare. „Und du klingst gar nicht schadenfroh… Deinem Tonfall entnehme ich, dass derjenige den Zuschlag erhält, der Herrn Moriyama solchen Kummer bereitet hat.“

Brad fing seine Hand ein und führte sie zu seinem Mund, um seine Fingerspitzen zu küssen. Er konnte warmen Aten spüren, als der Jüngere sprach. „Hm, das wird er. Und er wird nicht damit glücklich werden, ganz wie ich es Herrn Moriyama versprochen habe.“

Spielerisch tippte er gegen Brads Unterlippe. „Und du hegst keine Befürchtungen, dass dein werter Geschäftspartner nicht doch noch auf Rache aus ist?“

Ohne zu zögern schüttelte Brad den Kopf. „Er kann nicht mit Sicherheit wissen, ob der Zuschlag an den richtigen geht. Vielleicht scheitern ja die restlichen Versuche genauso wie der, Herrn Moriyama aus dem Rennen zu werfen.“

„Und Herr Moriyama ist viel zu anständig, um vielleicht den Falschen anzugreifen“, las er den Gedanken, der sich dieser Aussage anschloss.

Brad brummte zufrieden. „Genau das.“

Danach fiel Schweigen zwischen sie und der Junge schien weiter in sich zusammenzusacken, regelrecht gegen ihn zu schmelzen. Michael ließ schwarze Strähnen durch seine Finger spielen und gab seiner eigenen Müdigkeit nach. Er fühlte sich angenehm warm, vom Wein und natürlich war da noch die Decke, die Brad zwischenzeitlich über sie beide gelegt hatte, damit sie ihn nicht länger von Michael trennte. Seine Finger rutschten tiefer, über Brads Hals, der prompt den Kopf zur Seite fallen ließ, um ihm mehr Angriffsfläche zu bieten.

Er lachte leise, stellte dann ihre Gläser auf dem Tisch ab, damit es zu keinem Unfall kommen würde. Brad schien diese Entscheidung zu begrüßen, drückte ihn in eine liegende Position, um dann sein Hemd aufzuknöpfen. Als sich der Junge anschließend auf ihm ausstreckte, war da nicht mehr nur Wärme, sondern Hitze.

Ein Seufzen entkam ihm, als Haare über seine bloße Haut kitzelten und dann lachte er aus irgendeinem Grund schon wieder.

Brad lächelte gegen seinen Hals. „Es ist viel besser, hier zu sein…“

Als irgendwo anders ohne ihn…, vervollständigte er im Stillen. Er konnte dem nur zustimmen. Er rahmte Brads Gesicht mit beiden Händen ein und zog ihn ein Stück höher, in einen Kuss hinein.

Als sie sich schließlich trennten, mussten sie beide um Atem ringen. Brad stützte sich hoch, musterte ihn unter halb geschlossenen Lidern hervor und er musste die geweiteten Pupillen nicht sehen, um genau zu wissen, was dem Jüngeren gerade durch den Kopf ging. Ganz davon abgesehen konnte er es auch spüren. Ein Lächeln begann an seinen Mundwinkeln zu ziehen. >Wie wäre es, wenn wir jetzt ins Bett gehen?<

Brads Hand lag jetzt über seinem Herzen, gespreizte Finger breiteten sich auf seiner Brust aus. Die vertraute Geste löste eine ganz andere Art von Wärme in ihm aus und sein Lächeln wandelte sich. Es wurde von Brad nachgezeichnet, bevor dieser langsam und irgendwie ernsthaft nickte. >Ja, tun wir das.<
 

~TBC~
 

Und damit wäre alles wieder in Ordnung mit Brads Schilden ^^

cya, cu ^-^

"Langsam scheint sich das zu einer Gewohnheit zu entwickeln"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 164/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Ein Besuch bei Dr. Stephenson steht an…

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Lernen ist nun mal wichtiger ^^ Freut mich, dass du trotzdem Zeit zum Lesen findest. Viel Action wird es auch dieses Mal nicht geben, schließlich sind Brad und Michael mehr oder weniger nur miteinander beschäftigt.
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 164 „Langsam scheint sich das zu einer Gewohnheit zu entwickeln“
 

Es war Michael, der als erster erwachte und er hatte noch nicht einmal die Augen aufgeschlagen, da zog bereits ein zufriedenes Lächeln an seinen Lippen. Und er hatte auch allen Grund, zufrieden zu sein. Denn da war nicht nur ein vertrautes Gewicht, wo Brads Kopf auf seiner Brust ruhte, sondern ein mindestens ebenso vertrautes geistiges Glühen in seinem Verstand. Er wandte den Kopf zur Seite, warf einen Blick auf den Wecker und wie erwartet war es genau seine Aufstehzeit. Der Alarm allerdings war abgestellt, denn er hatte nicht vor, den Jungen aus dem Bett zu werfen, bevor dieser von allein aufwachte. Und damit er ihn nicht aus Versehen weckte, schloss er selbst wieder die Augen und ließ sich von Brad zurück in die Untiefen des Schlafs ziehen.

Das nächste Mal weckte ihn die Unruhe, die mit Brads Erwachen einherging und natürlich wehrte er sich nicht dagegen, ganz im Gegenteil. Der Jüngere lag inzwischen neben ihm, eng an ihn geschmiegt, ließ ihm aber genug Raum, dass er sich auf einem Ellenbogen hochstützen konnte. Und so wartete er, bis braune Augen aufgeschlagen wurden.

„Guten Morgen.“ Er strich Brad eine schwarze Strähne aus der Stirn. „Ausgeschlafen?“

Er erhielt anfangs nur ein Zwinkern, doch dann war der Jüngere ganz da und lächelte. „Dafür hast du doch gesorgt, nicht wahr?“

„Mm…“, brummte Michael zustimmend. „Und du hattest es anscheinend nötig, wenn man bedenkt, dass du in Japan ein paar Stunden früher aufgestanden bist.“

„Als würde man sich so schnell umstellen…“, hielt Brad dem entgegen, aber nur aus Freude am Widersprechen, nicht, weil er es wirklich ernst meinte.

Und dementsprechend schenkte er ihm in Antwort darauf nur ein amüsiertes Lächeln.

Brads Mundwinkel zuckten, dann barg der Jüngere das Gesicht an seiner Brust und verwehrte sich so einer weiteren Argumentation.

Er ließ seine Hand zum Hinterkopf des Jungen rutschen, wob seine Finger durch die schwarzen Haare. Und wie nicht anders zu erwarten erwiderte Brad die Geste, spielte zufrieden mit sandblonden Strähnen.

„Ich habe Hunger“, wurde ihm irgendwann leise mitgeteilt.

Michael lachte unterdrückt. „Dann ist es ja gut, dass ich bereits das Frühstück angefordert habe. Jetzt musst du mich nur noch freigeben, damit ich nachher die Tür öffnen kann.“

Brad schien nicht besonders begeistert davon und statt von ihm abzurücken, drückte ihn der Jüngere zurück und legte sich auf ihn.

Er atmete tief durch, als ihm abrupt doppelt so warm wurde, dann lachte er wieder, etwas atemlos. „Was denn nun, Sex oder Frühstück?“

Lippen wurden auf die Erhebung seines Schlüsselbeins gepresst. >Das eine schließt das andere nicht aus, nicht wahr?<

Und was sollte er dazu sagen… Er gab die Nachricht weiter, ihnen das Frühstück etwas später zu bringen, konzentrierte sich dann ganz auf Brad.
 

Sie saßen am Tisch, mit heißem Kaffee und frischen Brötchen vor sich, als Brad ihm einen schiefen Blick zuwarf.

„Was ist?“, erkundigte er sich und sein unschuldiger Tonfall konnte keinen von ihnen täuschen.

„Du hast eben an Dr. Stephenson gedacht“, merkte der Jüngere misstrauisch an.

Das hatte er tatsächlich und nicht ganz unbeabsichtigt. „Ein paar Minuten wirst du doch sicher für ihn erübrigen können, hm?“

Brad verdrehte die Augen. „Du hast meine Schilde gesehen und du weißt, dass ich keine Kopfschmerzen mehr habe. Warum willst du mich zum Arzt schicken?“

„Weil man mit solchen Dingen nicht spaßen sollte.“ Er streckte eine Hand aus und der Junge berührte ohne zu zögern seine Fingerspitzen, konnte so die Besorgnis besser spüren, die Michael immer noch empfand. Er kam einfach nicht dagegen an, wenn es um Brad ging.

Und schließlich seufzte Brad. „Du bist manchmal wirklich unmöglich.“

Er lächelte nur, weil er wusste, dass er gewonnen hatte.

Sie setzten ihr Frühstück fort und erst als Brad sich auch innerlich mit dem Besuch bei William abgefunden hatte, ergriff dieser wieder das Wort. „Wieso hast du mich eigentlich ausschlafen lassen?“

Natürlich war er nicht dumm genug zu sagen, was der hauptsächliche Grund gewesen war. „Nun, du bist früher zurück als ursprünglich geplant, von daher ist die Vertretung für deinen Unterricht geregelt…“

„Ah…“ Der Jüngere neigte den Kopf ein wenig zur Seite und ein amüsiertes Lächeln blitzte auf. „Und du hast natürlich keinen Grund gesehen, etwas daran zu ändern, so dass ich heute frei habe.“

„Warum sollte ich? Das würde nur zu Verwirrungen führen“, gab Michael mit einem vollkommen ernsthaften Gesichtsausdruck zurück, während er innerlich gleichzeitig lachte.

„Natürlich würde es das.“ Die Ironie in diesen Worten war unüberhörbar. Brad nahm einen Schluck von seinem Kaffee, lehnte sich dann bequem zurück. „Aber ich will mich nicht beschweren. Schließlich ist es nicht so, als wüsste ich nichts mit mir anzufangen. Ich werde ganz einfach dir Gesellschaft leisten.“

Das war etwas, worüber sich auch Michael nicht beschweren würde und diese Ansicht wurde in dem Lächeln widergespiegelt, das sich jetzt auf seinem Gesicht abzeichnete. „Das kannst du gerne tun. Und falls jemand fragt, dann bringst du mich in Sachen japanisches Büro auf den laufenden Stand.“

Brad starrte ihn für einen Moment einfach nur an, lachte dann auf. „Das klingt ja fast so, als würdest du davon ausgehen, dass wir in Wirklichkeit nur faulenzen.“

Er stützte den Ellenbogen auf dem Tisch auf, bettete das Kinn auf seiner Handfläche. „Wenn du das über dich bringen kannst.“

Ein trockenes Schnauben antwortete ihm. „Ich werde es schon überstehen. Aber dann machst du richtig frei und fährst mit mir raus. Es wird bald zu kühl zum Baden, also suchen wir uns einen See, den wir ganz für uns allein haben und verbringen den Tag dort.“

Er hatte seinen Kommentar zwar eher im Scherz gemeint, aber es sprach nichts dagegen, die Arbeit für heute mal zur Seite zu legen, weswegen er langsam nickte. „Solange du dein Talent einsetzt, um diesen einsamen See zu finden, können wir das gerne tun.“ Ein Mundwinkel zuckte ohne sein bewusstes Zutun nach oben.

„Das stellt nun wirklich kein Hindernis dar.“ Die Arroganz war genauso unterbewusst. „Aber du setzt dein Talent vorher ein und lässt uns etwas zu essen vorbereiten.“

„Sieh es als erledigt an.“
 

Brad schien nicht einmal den Anklang schlechter Laune zu haben, als sie sich in Richtung Krankenstation begaben. Der Junge war in Gedanken schon längst bei ihrem späteren Ausflug und setzte seine precognitiven Fähigkeiten tatsächlich für das ganz profane Ziel ein, ein ruhiges Fleckchen für sie zu finden.

Er gab sich alle Mühe, sein Amüsement für sich zu behalten, doch ein Teil davon sickerte zu Brad durch, der es allerdings geflissen ignorierte. Vielleicht lag es aber auch daran, dass sie angekommen waren und Brad sich damit abrupt mit der Gegenwart auseinandersetzen musste.

Michael zog eine Augenbraue hoch, öffnete dem Jüngeren dann mit einer einladenden Geste die Tür.

Der zögerte nicht sichtlich, aber trotzdem für ihn spürbar, bevor er eintrat. Braune Augen erfassten rasch den Raum. Im Moment hielten sich keine Schüler hier auf, so dass William sich sofort um Brad kümmern konnte.

Der Ältere hatte ihre Ankunft bemerkt und kam aus seinem Büro, um sie zu begrüßen. „Guten Morgen, Herr Schneider“, erhielt er ein Nicken und musste sich zurückhalten, um nicht die Augen zu verdrehen.

Auch wenn William sich früher ein gewisses Maß an Ungehorsam erlaubt hatte, so konnte er ihn einfach nicht dazu bringen, ihn jetzt auch mit dem Vornamen anzureden. Und als Telepath musste er sich nicht einmal fragen, warum der Arzt so hartnäckig war. William hatte das Verbot von Frau Kernen als ungerecht empfunden, während es heute ganz einfach ein Zeichen des Michael zustehenden Respekts war. Aber Michael hatte nicht vor, aufzugeben. Also schenkte er seinem Freund ein ausgeprägtes Lächeln. „Hallo Will, ich habe hier jemanden für dich.“

Der Arzt wandte sich nun Brad zu. „Brad… langsam scheint sich das zu einer Gewohnheit zu entwickeln.“

Diesen Mal war es William, der einen schiefen Blick erntete. „Wenn Sie es als Gewohnheit bezeichnen wollen, wenn ich nach zwei Jahren zum ersten Mal wieder hier auftauche, können sie das gerne tun.“

Er lachte und schlang einen Arm um die Schulter seines Freundes. „Mach dir nichts draus, Brad ist nur ein wenig missgelaunt, weil ich ihn seiner Meinung nach völlig unnötig zu dir geschleppt habe.“

„Das ist schon in Ordnung“, erwiderte der Ältere mit stillem Amüsment. „Inzwischen sind wir das schon beide von Ihnen gewohnt.“

Und nun zuckten auch Brads Mundwinkel. „Dann bringen wir es uns mal hinter uns…“ Damit stützte er sich auf eine der Liegen hoch und ließ die Beine baumeln.

Natürlich musste William nicht fragen, was überhaupt los war. Dieser hatte die gleichen Berichte wie Michael bekommen. Rosenkreuz war schon immer sehr auf Brads Gesundheit bedacht gewesen.

Die Untersuchung begann dieses Mal auf die herkömmliche Art und Weise, als die Reaktion von Brads Pupillen sowie dessen Reflexe getestet wurden. Erst zum Schluss legte William die Hilfsmittel aus der Hand und schickte stattdessen das geliehene Talent eines Heilers durch den Jungen. Schließlich trat er einen Schritt zurück.

„Es sind keine Nachwirkungen mehr zu finden. Was auch immer du gemacht hast, es hat geholfen.“ Eine kurze Pause wurde eingelegt. „Allerdings solltest du das nächste Mal einen Heiler hinzuziehen, wenn du beschließt, solche Selbstversuche zu starten.“ Zu Brad gesprochen, während Michael ganz bewusst nicht angesehen wurde.

Dennoch wusste er, dass diese Ermahnung vor allem an ihn gerichtet war und gerade hatte er das seltsame Gefühl, das schon einmal gehört zu haben.

Brad schüttelte belustigt den Kopf. „Nicht schimpfen. Mein Talent war in keiner Weise eingeschränkt und es hätte eine klare Warnung ausgesprochen, wenn es gefährlich gewesen wäre.“

William atmete ein Seufzen aus. „Das klingt theoretisch ganz gut, nutzt aber alles nichts, wenn es mal schiefgeht. Immerhin hätte es sein können, dass auch dein Talent in Mitleidenschaft gezogen wurde, ohne dass es diagnostiziert werden konnte.“

Der Junge verlor seine Belustigung nicht. „Lektion zur Kenntnis genommen. Auch wenn ich immer noch der Ansicht bin, dass ich mein Talent am besten kenne.“

„Was solltest du auch sonst sagen…“

Michael fing die Geste ein, als Brad kaum merklich eine Hand ausstreckte und ging zu ihm hinüber. Finger wickelten sich um seine, als er es übernahm, zu antworten. „Ich bezweifle, dass Brad sich in diesem Punkt irren kann.“ Das war etwas, in dem er dem Jüngeren voll und ganz vertraute. Brad ohne Kontrolle über sein Talent war undenkbar, das war viel zu eng miteinander verwoben.

Der Precog fing diese Überlegung auf und lächelte zu ihm hoch. „Es gab Zeiten, da konnte ich dich noch damit überraschen…“, wurde angemerkt.

„Ah… aber seitdem hast du mir mehr als ausreichend demonstriert, was du alles kannst.“

William fühlte sich ein wenig ignoriert und räusperte sich leise. „Ich bleibe bei meiner Empfehlung, Herr Schneider.“

Er drückte Brads Hand, bevor er sich dem Älteren zuwandte. „Ich weiß, das musst du schließlich auch. Und ich werde versuchen, sie in Zukunft zu beherzigen.“

Der Arzt gab sich damit zufrieden, auch wenn Michael sich sicher war, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen war. Denn da es um Brad ging, würde ein Bericht bei Herrn Franken landen und die Empfehlung in der Folge mehr Nachdruck verliehen bekommen.

Brad musterte erst William, dann ihn. „Du würdest nicht anders handeln, wenn es um André ginge, hm?“

Ein Auflachen entkam ihm. „Nein, wohl nicht.“

„Und jetzt sind wir fertig hier, nicht wahr?“ Das wieder an den Arzt gerichtet, der daraufhin nickte.

„Natürlich, Brad. Ich werde dich nicht länger hier festhalten. Sollten diese Kopfschmerzen allerdings wieder auftreten, müsstest du mir einen erneuten Besuch abstatten.“

Braune Augen wurden leicht zusammengekniffen. „Aber wirklich nur bei diesen Kopfschmerzen.“

William war eindeutig belustigt. „Ich bin mir sicher, du weißt den Unterschied zu erkennen. Natürlich ist es dir freigestellt, mich auch ansonsten jederzeit besuchen zu kommen.“

Brad hielt wenig davon, so aufgezogen zu werden, enthielt sich aber einer Äußerung und rutschte stattdessen von der Liege herunter, ohne Michael loszulassen. Die Geste war unmissverständlich.

„Auf Wiedersehen, Will“, verabschiedete er sich für sie beide.

„Auf Wiedersehen, Herr Schneider.“ Und dann mit deutlich gekurvten Mundwinkeln: „Brad.“

Der Junge zog ihn einfach nur in Richtung Ausgang.

„Du hättest dich ruhig ebenfalls verabschieden können“, ermahnte Michael ihn, als sie draußen waren.

„Aber ich will ihn gar nicht wiedersehen.“

Er strich durch die schwarzen Strähnen, begegnete mit leisem Amüsement dem Blick der braunen Augen. „Du solltest deine Abneigung Ärzten gegenüber allmählich überwunden haben.“

„Sie machen es einem jedoch sehr einfach, daran festzuhalten, nicht wahr?“

„Du übertreibst.“ Michael lächelte, wickelte eine Strähne um seinen Zeigefinger. Dann drückte er einen Kuss auf Brads Stirn. „Aber zumindest ist es William von dir gewohnt.“

Fingerspitzen streiften seine Wange, glitten über seine Lippen hinweg und hinterließen ein Prickeln. „Lass uns nicht mehr über ihn reden. Du gehörst heute ganz mir.“

„Bist du immer noch eifersüchtig?“ Nicht nur ein Scherz, denn er hatte überraschenderweise etwas aufgefangen, das in diese Richtung deutete.

Brad sah ihn an, als müsste er über diese Frage nachdenken, schüttelte schließlich den Kopf. „Das nicht, du hast schließlich mich.“ Und Brad war sich sehr sicher, dass Michael sich niemals woanders umschauen würde. Die Gewissheit war so fundamental, dass er sie überhaupt nicht übersehen konnte. Sie fühlte sich warm an und er musste lächeln, während er darauf wartete, dass der Jüngere weitersprach. „Allerdings habe ich nicht vergessen, dass er dich angefasst hat.“

Michael unterdrückte ein Schnauben. „Du kleiner Hypokrit.“

Das war eine Einschätzung, der nicht widersprochen wurde. Im Gegenteil, er erhielt lediglich ein schmales Lächeln und ein Schulterzucken.
 

~TBC~
 

Und das nächste Mal ein Urlaubstag für die beiden ^^

cya, cu ^-^

"Ich hatte schon einmal viel Geduld. Und es hat sich gelohnt"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 165/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Ein Ausflug zum See…

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Aber muss Michael auf der anderen Seite auch Recht geben, nicht wahr? Immerhin hätte ja irgendetwas schiefgehen können, bei dieser ‚Selbstheilung‘… Obwohl er Brad natürlich auch schon bei anderen Gelegenheiten gerne zu Dr. Stephenson geschickt hat *grins*

So, ihren Ausflug bekommen die beiden heute und es gefällt Brad so sehr, dass er mehr davon haben möchte ^^
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 165 „Ich hatte schon einmal viel Geduld. Und es hat sich gelohnt“
 

„Michael…“ Ein Schatten legte sich über ihn, dann tropfte es kühl auf seinen Rücken.

Er lächelte in seine verschränkten Arme hinein, weil er genau wusste, was als nächstes geschehen würde. So viele Jahre und nichts hatte sich geändert. „Mm…“, brummte er kaum hörbar, als sich ein feuchtkaltes Gewicht auf ihn legte. „Könntest du dich nicht mal zur Abwechslung in der Sonne aufwärmen?“

Brad lachte direkt neben seinem Ohr, ein warmer Hauch. „Ich könnte schon, aber ich will nicht.“ Das Gesicht wurde gegen seinen Hals gepresst und der Junge seufzte zufrieden. „Du musst mit mir schwimmen gehen.“

„Hast du dich in den letzten Tagen nicht schon ausreichend mit Herrn Walter ausgetobt?“ Amüsement stieg in ihm auf, aber er schaffte es, das aus seiner Stimme herauszuhalten.

„Das ist nicht das Gleiche…“

Erinnerungen stiegen in Brad auf, teilten sich Michael mit. Und er verstand, was der Jüngere meinte, auch wenn Brad selbst es nicht so ganz verstand. Er deutete eine Bewegung an und ihm wurde der benötigte Freiraum gewährt, dass er sich auf den Rücken drehen konnte. Gleich darauf klammerte sich Brad regelrecht an ihn, eine unbewusste Reaktion auf die Erinnerung, in der er sich an Herrn Walter geklammert hatte.

Michael drückte einen Kuss auf den schwarzen Haarschopf, streichelte über den bloßen Rücken und Brad gab ein Brummen tief aus der Kehle von sich. „Willst du dich nicht doch ein bisschen sonnen?“, zog er ihn leise auf.

Brad schüttelte den Kopf. „Später, nach dem Essen. Da können wir sowieso nicht schwimmen.“ Der Kopf wurde gehoben und braune Augen suchten seinen Blick. „Außerdem habe ich dich schon lange genug in Ruhe gelassen.“ Ein Kuss landete auf seinem Kinn, weil Brad zu faul war, sich weiter zu strecken und dann sank der Kopf auch schon wieder zurück.

Er musste lachen und das Vibrieren übertrug sich auf Brad. „Eine halbe Stunde nenne ich aber nicht lange.“

Finger hatten sich in sandblonde Strähnen geschlichen und spielten damit. „Das ist doch vollkommen egal“, kam es unbeeindruckt zurück. „Du kannst mir sowieso nichts ausschlagen.“

Dieses Lachen dauerte länger an und Wärme durchströmte ihn. „Mein kleiner Egoist.“

Ein Lächeln zog an Brads Lippen, er konnte es gegen seinen Hals spüren. „Ich bin nicht klein.“ Gegen den zweiten Teil der Anschuldigung wurde kein Widerspruch eingelegt.

Er wuschelte durch schwarze Haare, bevor er sich aufsetzte, so dass Brad auf seinem Schoß endete. „Nicht mehr so sehr, da hast du Recht“, gestand er ihm zu.

Die Finger glitten jetzt über seine Wange und der Junge wirkte nicht nur gedankenverloren, er war es.

„Was ist, hast du es dir anders überlegt?“ Seine Stimme geriet unwillkürlich in eine tiefere Tonlage.

Michael erhielt nicht gleich eine Antwort, jedenfalls keine in Worten. Brad lehnte sich vor und küsste ihn, warm und mit Ausdauer und nur darauf konzentriert.

Anschließend mussten sie beide erst einmal zu Atem kommen, saßen Stirn an Stirn da, während sich eine seltsame Mischung aus Erregung und Ruhe durch sie wand. Seine Hände hatten sich verselbständigt, ruhten nun an Brads Taille und immer noch wartete er auf eine Entscheidung.

Brad lehnte sich schließlich zurück, musterte ihn unter halb geschlossenen Lidern hervor. „Nein, ich habe es mir nicht anders überlegt.“

„Hm…“ In eisblauen Augen funkelte Amüsement auf, drängte alles andere zurück. „Du hast heute eine sehr seltsame Prioritätenliste.“

Brads Lächeln enthielt eine verschmitzte Note. „Das ist alles ganz logisch. Mit dir schlafen kann ich auf Rosenkreuz. In der Sonne können wir dort auch liegen. Aber wirklich ungestört mit dir schwimmen gehen kann ich nur hier.“

„Ah… natürlich…“ Er küsste Brad auf die Nasenspitze.

Der zog mahnend an sandblonden Strähnen. „Mach dich nicht über mich lustig.“

Darauf sagte er lieber nichts, ließ sich dann bereitwillig auf die Beine ziehen. „Erwartest du, mich heute zu besiegen? Seit dem letzten Mal konntest du bestimmt nicht ausreichend trainieren, auch wenn du es sogar bis zum Meer geschafft hast.“

Seine Hand wurde ein wenig fester umfasst. „Mein Talent hat sich in diesem Fall noch nicht entschieden. Außerdem geht es um den Wettkampf, nicht ums Gewinnen.“

Er sah zur Seite und konnte so erkennen, dass ein Mundwinkel nach oben gerutscht war. „Sag das noch dreimal mit ernster Miene und ich fange vielleicht an, das zu glauben.“

Brad grinste erst, lachte dann auf. „Gut, ich möchte schon gewinnen. Aber es ist nicht so schlimm, wenn du es bist, der mich schlägt.“

Das nahm er dem Jungen schon eher ab. Er blieb abrupt stehen, stoppte Brad so ebenfalls.

Der warf ihm einen fragenden Blick, doch das hielt nicht lange vor, als er ihn einfach in einen Kuss zog. Atemlos lachte Brad danach auf. „Keine Ablenkungsmanöver.“

Er lächelte nur warm. „Keine Ablenkung, versprochen.“ Ab und zu musste er sich immer noch selbst beweisen, dass er Brad gesund und munter zurück hatte. Und jeder Kuss, jedes Lachen half da.

„Hey…“ Brad lehnte sich vor, bis dessen Stirn an seiner ruhte. „Ich werde immer gesund zu dir zurückkehren.“

„Das lässt sich leicht sagen.“ Nur ein leises Murmeln, denn er wollte ihnen nicht die Stimmung verderben. Also sprach gleich weiter, jetzt wieder mit einem Lächeln. „Also gut, einmal zur anderen Seite und zurück, ja?“

Brad stimmte natürlich zu, trat einen Schritt zurück und führte ihn weiter zum Wasser. „Am liebsten wäre ich jetzt losgerannt und hätte mir einen Vorsprung verschafft. Aber du musst dich ja erst an die Temperatur gewöhnen.“

„Es freut mich, dass du auf meine Gesundheit achtest.“

„Ha, du hast doch nicht wirklicht etwas anderes erwartet…“ Er erntete einen gespielt schiefen Blick. Dann hatten sie auch schon den See erreicht.

Die Wassertemperatur war ein kleiner Schock, trotz der Vorwarnung, die er durch Brad bereits erhalten hatte. Er ging darüber hinweg, konnte aber nichts gegen die Gänsehaut tun, die ihn prompt überzog.

Brad hielt inne, als ihnen das Wasser bis zu den Knien reichte, begann dann, Wasser mit der hohlen Hand zu schöpfen und ihn damit abzureiben.

Er erschauderte anfangs, war bald aber zu abgelenkt dazu. „Mach so weiter und ich kann garantiert nicht mehr schwimmen…“ Seine Stimme geriet ein wenig rau.

„Das wollen wir ja nicht, nicht wahr?“ Dennoch zögerte Brad für einen Moment, bevor dieser von ihm abließ. Womit die Entscheidung wohl gefallen war. Der Junge zählte bis drei, wortlos aber laut in seinen Verstand hinein. Und dann ging es los, ohne jeden Frühstart.

Seine Muskeln hießen die Bewegung willkommen, wurden schnell warm. Als sie jedem Befehl willig folgten, lächelte er kaum merklich und machte sich daran, den Vorsprung zu verringern, den Brad bis zu diesem Moment aufgebaut hatte.

Letztendlich waren sie gleich schnell und Michael konnte nicht einmal sagen, ob das Ergebnis von einem von ihnen so gewollt oder ob es ganz ehrlich errungen war. Es interessierte auch keinen von ihnen wirklich.

Sie hatten wieder Boden unter den Füßen gefunden und Brad sah ihn lächelnd an. „Wir sind beide gut, hm?“

„So könnte man das wohl ausdrücken“, stimmte er amüsiert zu. Und dann musste er einen Schritt zurück tun, um das Gewicht des Jüngeren abzufangen. Es reichte nicht ganz und irgendwie war er nicht besonders überrascht, als er rückwärts ins Wasser fiel.

Arme schlangen sich warm um seinen Hals und er spürte deutlich die Zufriedenheit, die Brad in diesem Moment empfand. >So ist es besser…<, driftete es zu ihm herüber, ein Gedanke, der nicht einmal bewusst an ihn gerichtet war, als ihre Lippen aufeinander trafen.

Das war etwas, was Brad gar nicht erst in den Sinn gekommen war, als er diese Art von Angriff auf Herrn Walter gestartet hatte. Aber anscheinend hatte es ihm unterbewusst nichtsdestotrotz gefehlt.

Michael hatte natürlich nichts dagegen, dass Brad sich so etwas für ihn aufhob. Seine Hand fand Brads Nacken, als jetzt auch noch die Beine um ihn geschlungen wurden. Hitze zwischen ihnen und Kälte, die sie umgab, ergaben einen interessanten Effekt, doch die Überlegung löste sich in Wohlgefallen auf, als er sich ganz auf den Kuss konzentrierte.

Nach Luft schnappend kamen sie irgendwann an die Oberfläche zurück und die plötzliche Sauerstoffzufuhr zusammen mit dem Adrenalinschub sorgten dafür, dass sie sich angrinsten.

„Noch einmal!“

Er lachte auf, fuhr durch die nassen, schwarzen Strähnen. „Was denn, bist du wieder in deine frühe Kindheit zurückgefallen?“

„Dann würde ich dich nicht küssen wollen, nicht wahr?“, gab Brad ausgesprochen logisch zurück.

Dem konnte er nichts hinzufügen, also ließ er sich in einer offenen Einladung wieder zurückfallen, griff im letzten Moment nach Brad und zog ihn mit sich.

Sie waren irgendwie erschöpft, als sie zu ihren Sachen zurückkehrten, aber durchaus zufrieden. Brad streifte die Shorts ab und ließ sich geradewegs aufs ausgebreitete Handtuch plumpsen, sah ihm von dort aus erwartungsvoll entgegen.

Michaels Mundwinkel zuckten. Dann entledigte er sich ebenfalls der nassen Shorts, ließ sich neben Brad nieder. Und gleich darauf hatte er ein Handtuch über dem schwarzen Haarschopf ausgebreitet.

„Ich habe Hunger“, wurde ihm durch den Stoff gedämpft mitgeteilt.

„Wir haben garantiert genug dabei, um dieses Problem zu beheben. Und um noch eine halbe Fußballmannschaft mit durchzufüttern, wenn wir schon einmal bei diesem Thema sind.“ Er ließ das Handtuch in Brads Nacken rutschen, so dass sich ihre Blicke begegnen konnten. „So wie ich deine Manja kenne, hat sie dir auch frischen Schokopudding gemacht.“

„Mm…“ Braune Augen sahen für einen Herzschlag durch ihn hindurch. „Ja, das hat sie.“ Und wie als Kommentar hängte Brads Magen ein hörbares Knurren hintenan.

Er lachte, zog Brad dann näher an sich heran. Eine Hand wurde ausgestreckt, fuhr testend durch seine Haare. Anscheinend war der Junge mit dem Ergebnis nicht ganz zufrieden, denn gleich darauf wurden ihm die Haare getrocknet. Er ließ es sich mit einem Lächeln gefallen, wartete geduldig darauf, dass er wieder freigegeben wurde. Anschließend breitete Brad das mitgebrachte Essen um sie herum aus, lehnte sich dann gemütlich zurück. Und Michael schlang einen Arm um seine Taille, auch wenn das das Essen ein wenig erschwerte.
 

Es war immer wieder erstaunlich, wie schnell man satt werden konnte, obwohl man sich kurz zuvor noch so hungrig gefühlt hatte… Brad lehnte sich mit einem zufriedenen Seufzen zurück und sackte ein wenig in sich zusammen. „Davon will ich auch mehr haben“, wurde leise gesagt.

„Aber nicht vom Essen, hm?“ Er strich ordnend durch schwarze Strähnen und musste sich davon abhalten, stattdessen damit zu spielen.

Brad stieß ein amüsiertes Schnauben aus, wurde dann aber schnell ernst. „Nein, das meinte ich nicht. Ich will mehr Freizeit mit dir zusammen haben.“

Seine Finger verharrten in ihrem Tun. „Du meinst einen richtigen Urlaub.“ Das war keine Frage, denn die Überlegungen des Jungen waren sehr deutlich. „Die Einladung von Herrn Moriyama hat dich wohl auf den Geschmack gebracht…“ Urlaub war etwas, das selten in die Gedankenwelt der Triumviratsmitglieder eintrat. Denn niemand ließ sie gerne von Rosenkreuz weg, dazu waren sie zu wichtig. Michael musste zugeben, dass er sich dadurch nicht einmal eingeengt fühlte, schließlich war er von kleinauf an diesen Gedanken gewöhnt. „Ein Urlaub nur mit mir allein würde sich niemals verwirklichen lassen“, sprach er schließlich aus, was Brad bereits wissen sollte.

Der Jüngere drehte sich in seiner Umarmung um, setzte sein Gewicht ein, so dass Michael zurücksank. Brad hockte jetzt auf seinem Bauch und braune Augen musterten ihn. „Aber du würdest dich von deiner Arbeit trennen“, beharrte er auf dem Thema.

Seine Mundwinkel bogen sich wie aus eigenem Antrieb nach oben. „Wenn du das übers Herz bringst, schaffe ich das schon lange.“

„Dann sollen sie uns eben Bodyguards mitgeben, das ist egal. Ich möchte ein bisschen mehr von der Welt sehen als nur Japan und Deutschland und ich will dich dabei haben.“

Er seufzte, lächelte aber immer noch. Es sorgte dafür, dass sich sein Gesicht ein wenig seltsam anfühlte. „Du weißt, dass ich dir nichts versprechen kann.“ Niemand hatte so etwas bisher versucht, nicht soweit er wusste, jedenfalls. Aber je länger er darüber nachdachte, desto mehr gefiel ihm die Idee.

Brad lehnte sich zu ihm herunter, bis dessen Stirn an seiner ruhte. „Wir können es notfalls mit irgendetwas verbinden. Visiten bei verschiedenen Büros oder so. Es wird sich schon etwas finden lassen.“

„Ha, du willst doch nicht etwa Eszett auf den Schlips treten.“

Durch Brad lief ein vibrierendes Lachen. „Ach was. Auch wenn sie nicht schlau genug waren, die anderen Büros Rosenkreuz zu unterstellen, so gibt es dort auch jemanden von uns in einer leitenden Funktion. Und wir können uns ja auf sie beschränken.“

„Du hast schon mehr darüber nachgedacht als ich mitbekommen habe, hm?“, brummte er belustigt.

Brad entspannte sich auf ihm, ein vertrautes Gewicht. „Habe ich nicht“, wehrte der Junge ab. „So viel Arbeit macht es nicht, sich etwas auszudenken. Das kann ich ohne Vorbereitung.“ Eine kurze Pause wurde eingelegt. „Also, was hältst du davon? Oder hast du keine Lust, dich mit mir abzugeben?“

Das war so abwegig, dass es nicht einmal mehr lustig war. Er gab Brad einen leichten Klaps gegen den Hinterkopf. „Das will ich nicht noch einmal hören.“ Nun war es an ihm, für einen Moment zu schweigen. „Ich werde mich umhören, was Herr Franken und mein Vater von der Idee halten. Wenn sie eine Möglichkeit sehen, werde ich sie ergreifen. Aber ich muss dir sicher nicht erzählen, dass du wahrscheinlich Geduld haben musst, wenn es überhaupt klappt.“

Lippen formten ein Lächeln gegen seinen Hals. „Ich hatte schon einmal viel Geduld. Und es hat sich gelohnt.“

Michael musste ebenfalls lächeln. „Dem kann ich nicht widersprechen“, stimmte er dann zu.
 

~TBC~
 

Hm, ja. Brad wird etwas Geduld haben müssen ^^

cya, cu ^-^

"Ich bin dafür, dass du zunächst gegen Brad antrittst"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 166/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Training mit Herrn Schneider…

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Natürlich wird Brad immer normaler, schließlich verbringt er immer mehr Zeit mit Michael ^^ Und heute ist es mal Michael, der eine Idee hat – auch wenn sie nicht so ausgefallen ist *lach* Übrigens werden sich Brad und Michael das heutige Kapitel mit jemand anderem teilen müssen, aber ich hoffe, du magst es trotzdem ^.~
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 166 „Ich bin dafür, dass du zunächst gegen Brad antrittst“
 

„Ihr Tee, Herr Schneider.“

Das Tablett wurde auf dem Tisch abgestellt und Michael bedankte sich mit einem abwesenden Nicken. Die Tür war längst wieder geschlossen worden, bevor er die Zeitung beiseite legte und sich eine Tasse eingoss. Damit in der Hand ging er langsam zu dem ausladenden Panoramafenster hinüber und blickte über das Gelände hinweg, das sich vor ihm ausbreitete.

Der Unterricht war bereits vorbei und viele Schüler nutzten das warme Wetter aus, um draußen ihre Hausaufgaben zu machen. Oder diese auch einfach zu ignorieren und sich die Zeit mit weniger nützlichen Dingen zu vertreiben. Er lächelte ein kaum sichtbares Lächeln bei diesem Gedanken, bevor er einen Schluck von dem heißen Getränk nahm.

Seine Tasse war zur Hälfte geleert, als er eine vertraute Nicht-Präsenz näherkommen fühlte. Und kurz darauf wurde tatsächlich die Tür geöffnet.

„Michael?“ Sein Vater war überrascht, ihn zu sehen, fing sich aber schnell wieder. „Brad ist den ersten Tag zurück und du bist nicht bei ihm?“ Schritte näherten sich ihm.

Er blickte weiterhin nach draußen. „Soll das heißen, ich klammere zu sehr?“

Sein Vater lachte und eine warme Hand legte sich in seinen Nacken, drückte sanft zu. „Das soll heißen, ihr tut es beide.“

„Ha…“ Mehr hatte er dazu nicht zu sagen, nicht wirklich. Er lehnte den Kopf gegen die Schulter des älteren Mannes.

Die Hand in seinem Nacken verschwand nicht. „Also mal ehrlich. Warum bist du hier?“

„Hm, wir haben bereits den ganzen Tag Draußen verbracht. Und dann hielt Brad es nicht mehr aus und wollte sich auf den aktuellen Stand bringen, was seine Schüler und seine Arbeit angeht.“

„Das klingt ganz nach ihm.“ Amüsement durchwob diese Worte. „Und du wolltest nicht arbeiten?“

Er stieß ein leises Schnauben aus. „Es ist mein freier Tag. Und ich werde Brad beweisen, dass man den auch nur mit Freizeit herumbekommen kann.“ Für einen Moment fiel Schweigen zwischen sie, dann sprach er weiter. „Er selbst scheint das ja nicht zu können. Dabei hat mich ausgerechnet er heute darum gegeben, dass ich mit ihm Urlaub mache.“

„Hat er das…“ Wieder Überraschung.

„Ich habe ihm bereits gesagt, dass sich so etwas nur schwer einrichten lässt.“

„Aber der Wunsch ist verständlich, nicht wahr?“ Erneut ein kurzer Druck, bevor die Hand nach unten fiel.

Zum ersten Mal suchte er den Blick seines Vaters. „Wirklich?“ Er selbst wäre niemals auf diese Idee gekommen.

Das andere Triumviratsmitglied schien ihm diesen Gedanken geradewegs vom Gesicht abzulesen. „Nun, er hatte die Gelegenheit, in Japan so etwas wie Urlaub zu machen. Vorher hatte er es vielleicht nicht gekannt, doch jetzt lässt es sich nicht mehr rückgängig machen. Und natürlich will er diese neue Erfahrung mit dir teilen. So wie immer.“

„So wie immer…“, wiederholte er leise und musste dabei lächeln.

Sein Vater lächelte ebenfalls. „Wir werden es schon irgendwie hinbekommen, dass sich Brads Wunsch erfüllt. Immerhin ist Herr Franken auch ein Precog und wenn er keine Gefahr vorhersieht, hat Brad das gesamte Triumvirat auf seiner Seite. Wenn nicht mal wir es schaffen, wer dann?“ Der Blick der blauen Augen schweifte zu seiner Teetasse und das Thema wurde gewechselt. Oder es kehrte auch zu dem zuvor zurück. „Irgendwie sieht es nicht danach aus, als würdest du deine hartgewonnene Freizeit wirklich nutzen.“

Er nahm einen weiteren Schluck und verbarg so seine zuckenden Mundwinkel. „Ich finde, dass ich sie sehr gut nutze… Außerdem will Brad mit mir später noch trainieren, da kann ich mich genug verausgaben.“

„Ah, du bist am Kräftesammeln.“ Er sollte eindeutig aufgezogen werden. Es folgte ein nachdenkliches Lächeln. „Wie wäre es, wenn du dich mit mir aufwärmst?“

„Du willst mir wohl meine Ruhe nicht gönnen…“ Aber die Idee hatte etwas Verlockendes. Er trainierte viel zu selten mit seinem Vater, obwohl es dafür schon lange keinen Grund mehr gab. Er neigte den Kopf leicht zur Seite, ohne sich der Tatsache bewusst zu sein, dass er diese Geste von Brad übernommen hatte. Weswegen er auch den amüsierten Blick seines Vaters nicht so recht einzuordnen wusste und ihn in der Folge ignorierte. „Ist die Halle um diese Zeit überhaupt schon frei?“

Eine Augenbraue wurde in die Höhe gezogen. „Sie wird es sein, wenn wir dort sind.“

Natürlich… Er schüttelte über sich selbst den Kopf. „In Ordnung, ich nehme das Angebot gerne an. Schließlich gibt es nicht viele Leute, die mich noch auf die Matte legen können…“ Michael leerte seine Tasse, während sein Vater lachte.

„Was ist mit Brad, kann er dich inzwischen schlagen?“

„Nicht regelmäßig, aber ja. Hin und wieder schafft er es“, gab er ohne Verlegenheit zu.

„Hm, ich hoffe es liegt nicht daran, dass du nachlässt.“ Das war nur halb im Scherz gesagt.

„Du wirst dich gleich selbst davon überzeugen können.“ Trocken.

Und als sie sich wenig später in der Sporthalle wiedertrafen, war diese tatsächlich leer. Nur die Matten waren für sie bereits vorbereitet worden und auf einer Bank warteten Handtücher und Wasserflaschen auf sie.

Michael sah es sich mit einem stillen Lächeln an, bevor er sich seinem Vater zuwandte. „Machst du das eigentlich immer so?“

„Du solltest es auch tun. Deine Zeit ist sehr viel wertvoller als die eines Angestellten, der alles für dich vorbereiten kann.“

Michael strich sich durch die sandblonden Haare. „Ich tue es ab und zu, wenn ich daran denke… Ich hätte mich schon längst daran gewöhnen sollen, hm?“

Mundwinkel zuckten nach oben. „Das wird schon noch…“

Sie begannen sich aufzuwärmen und sein Vater half ihm bei den Dehnungsübungen, bevor sie die Positionen wechselten. Irgendwann mittendrin dehnte sich das Talent des Zeros aus und bezog ihn mit ein, woraufhin sich seine Muskeln noch ein bisschen mehr zu lockern schienen.

Sein Vater registrierte die Reaktion mit einem zufriedenen Blick, sagte aber nichts dazu. Es fiel überhaupt kein Wort mehr zwischen ihnen, während sie sich sammelten und auf den bevorstehenden Kampf konzentrierten.

Nur ihre angestrengter werdenden Atemzüge verrieten, wie viel Energie sie in die folgenden Angriffe steckten, denn ansonsten hätte ihr Kampf auf einen unbeteiligten Dritten nahezu mühelos gewirkt. Michael fand sich bald in einer Situation wieder, in der er die Initiative verlor, häufiger auswich und blockte als selbst anzugreifen. Er fing den Blick seines Vaters auf und der verriet ihm mehr als deutlich, dass sich der Ältere nicht zurückzuhalten gedachte. Die Worte vorhin waren mehr als zur Hälfte ernst gemeint gewesen. Und im Stillen begann er sich zu fragen, ob er vielleicht wirklich schlechter geworden war, ganz einfach deswegen, weil er sich zu sehr an Brads Kampfstil gewöhnt hatte. Dann verschwand jede derartige Überlegung, weil er sich keine Ablenkung erlauben konnte, egal, wie gering sie ausfiel.

Zum Schluss war es trotzdem Michael, der sich geschlagen geben musste. Schwer atmend saß er auf der Matte, die Arme um seine Knie geschlungen und den Kopf gesenkt. Das Blut rauschte ihm in den Ohren und er hörte darüber kaum die Schritte, die seinen Vater von ihm wegführten, bevor dieser zurückkehrte und sich neben ihm hinhockte.

„Michael…“ Eine Hand rieb massierend über seinen Nacken. Und als er auf die Anrede hin seinen Kopf hob, wurde eine Wasserflasche kühlend gegen seine Stirn gehalten.

Etwas hinderte ihn daran, seinen Vater anzusehen. „Bist du enttäuscht?“, wollte er leise wissen.

Ein etwas ungläubiges Auflachen antwortete ihm darauf. „Bei so einem knappen Ergebnis? Dann müsste ich auch von mir enttäuscht sein.“

Und jetzt suchte er doch den Blick der blauen Augen. „Knapp?“

Sein Vater schüttelte den Kopf und da war ein sanfter Druck in seinem Nacken. „Ich kann mich an keinen Kampf erinnern, bei dem du so kurz davor standest, mich zu schlagen. Und es war nur Glück, dass ich dich vorher erwischt habe.“

Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, ohne dass es ihm bewusst war, und zufrieden griff er nach der Flasche. „Dann hat das ganze Training mit Brad doch etwas gebracht.“

„Das will ich doch hoffen…“

Die trockenen Worte überraschten sie beide, aber die Stimme war absolut vertraut, so dass er sich nur langsam umwandte. Und tatsächlich stand dort Brad, mit vor der Brust verschränkten Armen. Sein Lächeln drohte in ein Grinsen abzugleiten. „Ich wollte unser Training nicht schlechtmachen“, versicherte er ihm.

„Mm, das klang eben noch ein bisschen anders.“ Aber zumindest ein Mundwinkel rutschte in die Höhe. Dann wanderten die braunen Augen weiter zu seinem Vater. „Guten Abend, Herr Schneider.“

„Brad.“ Der Junge erhielt ein amüsiertes Nicken, was möglicherweise daran lag, dass Brad die Erwiderung kaum registrierte, sich bereits neben Michael niedergelassen hatte und ihm durch die schweißfeuchten Haare strich.

„Hast du überhaupt noch genug Energie übrig, um mit mir zu trainieren?“, wurde er ein wenig zweifelnd gefragt.

Er fing die Hand ein und drückte einen Kuss auf die Knöchel. „Wenn du mir ein wenig Erholung erlaubst… Du könntest die Zeit zum Aufwärmen nutzen.“

Brad reagierte nicht gleich auf seinen Vorschlag, sondern sah ihn einfach nur intensiv an. Vielleicht wollte der Jüngere automatisch von seinem Talent wissen, ob Michael tatsächlich noch in der Lage zu kämpfen war, doch sie befanden sich immer noch im Zerofeld. Was Brad mit einem Zwinkern auch bewusst wurde. Es folgte ein schneller Seitenblick zu seinem Vater hin, dann lehnte sich Brad blitzschnell vor, bevor er sich aufrichtete. „Gut.“ Und damit lief Brad los.

Die Wärme des Kusses schien noch auf seinen Lippen zu verweilen, als Brad bereits eine halbe Runde zurückgelegt hatte und er wurde erst durch das Auflachen seines Vaters aufgeschreckt. Langsam suchte er den Blick des älteren Mannes.

„Du schienst ein wenig weggetreten“, wurde ihm mitgeteilt.

Er nahm es mit einem Schulterzucken zur Kenntnis. „Er hat mich auf andere Gedanken gebracht.“

Amüsement blitzte in blauen Augen auf. „Du kannst ihm ja vorschlagen, die Matte gegen das Bett zu tauschen. Er wäre sicher nicht abgeneigt.“

Wärme wollte ihm in die Wangen steigen, weil er darüber nicht unbedingt mit seinem Vater reden wollte, doch er schaffte es, die Reaktion zurückzudrängen. „Da wäre ich mir nicht so sicher. Er mag es schließlich, wenn alles nach Plan läuft.“

Wieder ein Lachen. „Da hast du auch wieder Recht.“ Sein Vater kam langsam auf die Beine. „Dann werde ich euch mal allein lassen.“ Eine Kunstpause. „Nur zur Sicherheit.“

Er stieß ein Schnauben aus, sagte aber nichts dazu. Sein Blick war aussagekräftig genug. Dann aber kam ihm eine Idee und er streckte eine Hand aus, um seinen Vater zurückzuhalten. „Warte, ich weiß etwas Besseres.“ Seine Mundwinkel hoben sich kaum merklich. „Ich bin dafür, dass du zunächst gegen Brad antrittst. Dann haben wir beide anschließend wenigstens die gleichen Ausgangsbedingungen.“

Eine Augenbraue rutschte nach oben, aber es kam zumindest keine sofortige Ablehnung. „Meinst du, Brad findet diese Idee genauso gut wie du selbst?“

Der Junge enthob ihn einer Antwort, als er am Ende seiner ersten Runde neben ihnen stehen blieb. Und obwohl sie im Moment nicht telepathisch kommunizieren konnten, schien Brad genau zu wissen, was er vorgeschlagen hatte. „Ich würde die Gelegenheit gerne nutzen.“ Anders als Michael ohne jeden Anflug von Belustigung. Und dann setzte er seine Runden fort.

Er sah ihm unwillkürlich nach, nachdenklich werdend. „Er hat noch nie mit dir trainiert, oder?“

„Nein“, schüttelte sein Vater den Kopf, zeigte dann ein schiefes Lächeln. „Du findest ja kaum die Gelegenheit dazu, von daher…“

Aus einem seltsamen Grund verspürte er so etwas wie Schuldbewusstsein, aber der andere Mann winkte bereits ab.

„Mir ist schon klar, dass Brad dich ausreichend beansprucht. Und du hast mir ja gerade bewiesen, dass du dabei nichts verlernst.“ Eine Hand fand wieder seinen Nacken. „Er würde sicher auf die Barrikaden gehen, wenn ich darauf bestehen sollte, dass du regelmäßig mit mir trainierst.“

„Dem widerspreche ich lieber nicht.“ Er lehnte sich zurück und in die Berührung hinein, dachte dann endlich daran, dass er immer noch die Flasche in der Hand hielt. Er öffnete sie und nahm einen tiefen Schluck, seufzte anschließend zufrieden. „Wirst du ihm eigentlich den Vorteil seines Talents erlauben?“

„Musst du das wirklich fragen?“

Ein Grinsen flog über sein Gesicht. „Der arme Junge…“ Michael streckte eine Hand aus und sein Vater verstand die Geste, zog ihn auf die Füße. „In dem Fall helfe ich ihm besser beim Aufwärmen und geb ihm noch ein paar Tipps.“

Er wurde nicht aufgehalten und Brad nahm seine Unterstützung gerne an. Und ihm entging nicht, dass Brad ungewohnt unkonzentriert war.

„Was ist los?“, erkundigte er sich leise.

Brad verzog das Gesicht. „Ich fühle mich halb blind. Hoffentlich lenkt mich das nicht zu sehr ab.“

„Am bestens findest du dich gleich mit einer Niederlage ab. Wie verlassen uns einfach zu sehr auf unsere Talente, während mein Vater nie eins zur Verfügung hatte, das ihn beim Kämpfen unterstützen würde.“

Der Jüngere stützte sich auf und federte in die Hocke, bevor er sich langsam aufrichtete. „Ich verliere nicht gerne. Aber in diesem Fall…“

Er musste lächeln. „Ich drücke dir die Daumen.“

Brad verdrehte die Augen, zog ihn dann aber trotzdem näher, um ihn zu küssen. „Tu das, wenn es dir Spaß macht.“

Mit jedem Schritt in Richtung Matte glättete sich die Miene des Jüngeren mehr, bis dessen Gesicht nur noch eine Maske zu sein schien, in der lediglich die braunen Augen lebendig waren. Sein Vater war nicht minder konzentriert und Michael musste sich ans Atmen erinnern, als die beiden starteten. Und er rührte sich erst wieder, als der Kampf schließlich vorbei war. Sah das genauso aus, wenn er gegen Brad antrat?

Der Junge saß jetzt so wie er selbst vorhin auf der Matte und versuchte zu Atem zu kommen, allerdings saß dieses Mal auch sein Vater.

„Fast hättest du es geschafft…“ Sein Vater klang beeindruckt, doch Brad sah nicht sehr zufrieden aus.

„Nur, weil Sie bereits erschöpfter waren.“ Schwarze Strähnen wurden zurückgestrichen, bevor sich die braunen Augen auf seinen Vater hefteten. „Ich will sehen, wie viel besser Sie sind, wenn Sie ausgeruht sind.“

Sein Vater lächelte. „Das wird sich einrichten lassen.“
 

~TBC~
 

Ja, es gibt etwas, in dem Brad nicht der Beste ist ^.~

cya, cu ^-^

"Hat Herr Schneider noch keine Zeit für dich und der arme Reik muss als Ersatz herhalten?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 167/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Schach mit Herrn Hoffmann und Herrn Walter… ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: *grins* Darauf freut Brad sich auch schon. Schließlich kann er einiges von Herrn Schneider in Michael sehen – und damit meine ich nicht nur sein Aussehen. Allerdings hat er sich bis zum nächsten Training noch ein bisschen zu gedulden. Schließlich gibt es auch ein bisschen Arbeit zu erledigen. Nichtsdestotrotz wird sich schon im nächsten Kapitel die Gelegenheit für einen weiteren Auftritt von Herrn Schneider ergeben. Auch wenn der Anlass kein besonders positiver sein wird… ^^#
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 167 „Hat Herr Schneider noch keine Zeit für dich und der arme Reik muss als Ersatz herhalten?“
 

Herr Schneider verließ die Sporthalle und damit erhielt er nicht nur sein eigenes Talent zurück, sondern auch die Verbindung zu Michael. Brad atmete langsam aus und sackte noch ein Stück mehr in sich zusammen, wandte erst dann den Kopf zur Seite, um Michael ein schnelles Lächeln zuzuwerfen.

Der Ältere hatte sich neben ihn gesetzt, streckte nun eine Hand aus, um ihm schweißfeuchte Strähnen aus der Stirn zu streichen. „Bist du dir sicher, dass du überhaupt noch die Puste hast, um weiterzumachen?“

Er langte nach der Hand und drückte sie gegen seine Brust, wo sich sein Herzschlag inzwischen fast normalisiert hatte. „Wir haben nur gleiche Voraussetzungen geschaffen. Natürlich will ich noch mit dir trainieren.“ Insbesondere jetzt… Unbewusst schweifte sein Blick zurück zum Ausgang, wo er Herrn Schneider natürlich nicht mehr sehen konnte.

„Was ist?“, fragte Michael leise.

„Man konnte sehen, dass er dir das Kämpfen beigebracht hat.“ Die Art wie sich die beiden bewegten ähnelte sich sehr. Auch wenn er nur den Schluss gesehen hatte, war es mehr als genug gewesen, um selbst gegen das Triumviratsmitglied antreten zu wollen. „Er ist wirklich gut…“

Michael lächelte ein etwas seltsames Lächeln. „Er hatte es sich früh zum Ziel gemacht, uns daran zu erinnern, dass auch Talentlose gefährlich sein können. Und dass man sich niemals allein auf sein Talent verlassen darf. Deshalb nimmt er es dir weg und macht dich anschließend fertig.“

Das war etwas, worüber er noch nie bewusst nachgedacht hatte. Brad zwinkerte langsam. „Er hat es bis zum Triumviratsmitglied gebracht, ohne wirklich ein Talent zu besitzen. Er kann es lediglich anderen wegnehmen…“

Der Ältere lachte auf. „Was soll das denn jetzt heißen, Heldenverehrung für meinen Vater? Muss ich befürchten, fallengelassen zu werden?“

„Daran erinnerst du dich noch?“, rutschte es ihm heraus, bevor er belustigt den Kopf schüttelte. „Als ich Herrn Schneider zum ersten Mal gesehen habe, wusste ich, dass du der Richtige bist. Auch wenn ihr euch verdammt ähnlich seht, warst du es, den mein Talent bereits kannte.“

„Das höre ich doch gerne…“ Wärme strömte daraufhin von Michael auf ihn über und ohne Überlegung lehnte er sich zur Seite, gegen den Älteren, dessen Hand noch ein bisschen fester haltend. Der blickte gegen die Wand, ohne wirklich etwas zu sehen, kam auf das eigentliche Thema zurück. „Ich war damals noch sehr jung, aber im Nachhinein ist mir klar, dass er für die Position sehr hart arbeiten musste. Möglicherweise war ihm ja das Beispiel von Frau Kingston ein Ansporn.“ Eine kurze Pause. „Oder auch Herr Kingston.“

Brad konnte spüren, dass hinter dieser Bemerkung mehr lag, hakte aber nicht nach, weil Michael eindeutig nicht mehr dazu sagen wollte. „Ich wünschte, mein Vater wäre genauso…“, meinte er stattdessen nur. Er vermisste seine Eltern nicht aktiv, aber wie Anders damals festgestellt hatte, es war und blieb eine Lücke in seinem Leben, die er gerne füllen würde.

Michael wuschelte durch seine Haare. „Vielleicht erinnerst du dich eines Tages.“

Ein Mundwinkel zuckte nach oben, aber das hatte nicht viel mit Humor zu tun. „Ich warte schon etwas zu lange darauf, um noch daran zu glauben.“ Dann stand er in einer sehr abrupten Bewegung auf. „Lass uns weitermachen.“

Für einen Moment wurde er aus eisblauen Augen gemustert, dann nickte Michael langsam und erhob sich ebenfalls.
 

Die Transition in den normalen Alltag war genauso unvermittelt wie einfach. Seine Schüler hatten während seiner kurzen Abwesenheit nicht vergessen, welche Ansprüche er an sie stellte, und sie schienen überwiegend sogar froh über seine Rückkehr zu sein.

Schuldig war eine wenig überraschende Ausnahme. Brad wandte seiner Klasse den Rücken zu, als er etwas an die Tafel schrieb, konnte aber trotzdem den Blick der grünen Augen spüren. Er erlaubte sich ein kurzes, amüsiertes Lächeln, das niemand sehen würde. Er hatte keine Ahnung, warum Schuldig ihn derzeit auf dem Kieker hatte, wahrscheinlich wusste es der Telepath selbst nicht so richtig und es war inzwischen eine automatische Reaktion. Aber da der Junge nicht offen frech war, hatte er keinen Grund, ihn zu bestrafen. Ironischerweise blieb Farfarello in dieser Beziehung ein ausgleichendes Element und ab und zu gratulierte er sich immer noch selbst für die Entscheidung, damals den vorzeitigen Wechsel des Iren angeregt zu haben.

„Als Hausaufgabe werdet ihr diese Aufgaben lösen“, wandte er sich wieder seinen Schülern zu. „Berücksichtigt dabei, dass ihr für die unten dargestellten vorher das zehnte Kapitel im Buch zu Ende durcharbeiten müsst. Falls ihr Hilfe benötigt, kommt zur Übungsstunde.“ Als er letzteres hinzufügte, sah er Schuldig an, der prompt das Gesicht verzog und den Kopf über seinen Hefter beugte. Farfarello hingegen sah ausgesprochen zufrieden aus, während er die Aufgaben notierte.

Leises Raunen breitete sich aus, als die Schüler ihre Sachen zusammenpackten. Für sie war es die letzte Stunde heute und sie sahen ihrer Freizeit entgegen. Brad hatte allerdings noch etwas zu erledigen, bevor er Feierabend machen konnte.

Herr Rudert wartete bereits auf ihn, als er das Klassenzimmer verließ, ein Klemmbrett unter dem Arm. „Bereit, Herr Crawford?“

„Natürlich“, nickte er ihm zu. „Wo ist Herr Müller?“

Der Gesichtsausdruck des anderen Instruktors wurde sehr neutral. „Er hat sich entschuldigen lassen. Ein paar Korrekturen haben sich angesammelt und er war der Ansicht, dass wir die Kontrolle auch alleine schaffen.“

Hm… Seine Miene war nicht weniger neutral. „In dem Punkt will ich ihm nicht widersprechen.“

„Ganz mein Gedanke“, kam es trocken zurück.

Sie schritten die Strecke ab, die die Schüler morgen nehmen mussten und hakten auf der Checkliste die ordnungsgemäß aufgebauten Stationen ab. Vieles kam Brad noch von seinem eigenen Durchgang her bekannt vor, aber einige Sachen hatten sich auch verändert.

Vor einem Hindernis blieb er nachdenklich stehen. Braune Augen tasteten die stabile Holzwand ab und schätzten die Höhe ab.

Herr Rudert trat neben ihn. „Was halten Sie davon?“

Brad zog eine Augenbraue hoch, nahm dann zwei Schritte Anlauf und der dritte berührte das Holz, half ihm, sich nach oben hin abzustoßen. Ganz knapp bekam er die obere Kante zu greifen und den verbleibenden Schwung ausnutzend zog er sich nach oben.

Der andere Instruktor sah zu ihm hoch, gefangen zwischen Belustigung und einem Stirnrunzeln. „So war das aber nicht gemeint…“

Brad zuckte mit den Schultern, bevor er sich wieder nach unten gleiten ließ. „Ich wollte es ausprobieren.“ Er neigte den Kopf ein wenig zur Seite, nachdenklich. „Die Schüler werden keine Chance haben, da rüberzukommen. Sie sind einfach nicht groß genug. Und es ist keine Teamübung, so dass sie sich auch nicht gegenseitig helfen können.“

Herr Rudert zeigte nun ein feines Lächeln. „Es war klar, dass Sie das Problem sofort erkennen.“

„Ah…“ Jetzt lächelte er ebenfalls. „Wie unerwartet anders. Wessen Idee war es?“

„Dürfte ich zuerst erfahren, wie Sie darauf reagiert hätten?“ Herr Rudert klang aufrichtig neugierig.

„Nun, ich wäre um das Hindernis herumgelaufen und hätte meinen Weg fortgesetzt, was sonst?“

„Ohne auch nur einen Anlauf zu starten, hinüberzukommen?“

Er warf dem Älteren einen Blick zu, als wäre dieser nicht ganz helle. „Mein Talent hätte mir die Sinnlosigkeit eines solchen Versuchs verraten. Warum hätte ich Zeit und Energie darauf verschwenden sollen?“

Und Herr Rudert lachte auf. „Herr Schneider hat gesagt, dass Ihre Antwort so ausfallen würde.“

„Hm, ich bin nicht besonders überrascht, dass er mich richtig eingeschätzt hat.“ Mit Humor, der nicht bemüht war. „Es war also seine Idee?“

„Ja“, wurde ihm bestätigt und dann traf ihn ein nachdenklicher Blick. „Er meinte, Sie hätten ihn darauf gebracht, wenn ich auch nicht weiß, was das heißen soll…“

Dieses Mal war es Brad, der auflachte. „Vielleicht ist es meine Tendenz, einen Weg zu finden, selbst wenn ihn mir niemand vorgegeben hat. Darum geht es hier doch, nicht wahr? Die Schüler haben die klare Anweisung, den gesamten Parcours zu absolvieren.“ Er schüttelte leicht den Kopf. „Ich muss zugeben, ich bin gespannt, wie die Schüler reagieren.“ Ein Mundwinkel zuckte nach oben. „Ich hoffe, sie halten sich nicht zu lange mit sinnlosen Versuchen auf, Befehle zu befolgen, die an dieser Stelle einfach nicht zu befolgen sind.“ Sein Blick suchte den des Älteren. „Ist es nicht ein wenig riskant? Nicht dass sie dadurch auf die Idee gebracht werden, auch künftig den leichten Weg zu wählen, wenn es gar nicht erforderlich ist.“ Aber noch während er das sagte, hatte er auch schon weiter gedacht, hob eine Hand, um Herrn Rudert von einer Antwort abzuhalten. „Natürlich hat Herr Schneider daran gedacht. Sie werden einen Telepathen hier haben, der ganz genau festhalten wird, aus welchem Grund welche Entscheidung getroffen wird.“ Er verspürte Bewunderung. Herrn Schneider durfte man wirklich nicht unterschätzen.

Der Andere sah ein wenig überrascht aus. „Ja, genau das. Und ich frage mich gerade, warum ich überhaupt überrascht bin.“

„Da kann ich Ihnen auch nicht weiterhelfen“, gab er mit einem verschmitzten Lächeln zurück und dann setzten sie ihren Weg fort.

Der Rest des Parcours brachte keine interessanten Neuerungen mit sich, aber zumindest war alles ordnungsgemäß aufgebaut worden, so dass sie ihre Liste zügig abarbeiten konnten.

Herr Rudert war es, der den letzten Haken setzte. „So, damit wären wir fertig.“ Brad erhielt ein Lächeln. „Dann sehen wir uns morgen hier wieder?“

Er neigte zustimmend den Kopf. „Ich werde sicher keine Arbeiten zu kontrollieren haben.“

Weiße Zähne blitzten in Antwort auf.

Brad machte sich auf den Weg zu seinem Quartier, wurde aber von bekannten Stimmen von diesem Ziel abgelenkt. Seine Schritte trugen ihn folglich in die Richtung, aus der die kaum verständlichen Worte zu ihm herüberklangen.

Ein unwillkürliches Lächeln zog an seinen Mundwinkeln, als er Richard und Herrn Hoffmann vorfand, die in ein Schachspiel vertieft waren. Immerhin war das eine Freizeitbeschäftigung, der er selbst auch viel abgewinnen konnte und für ihn war es immer ein gutes Zeichen, wenn sich jemand dafür interessierte. Das war auch der einzige Makel, den er bisher an Michael gefunden hatte. Er ließ den Gedanken absichtlich zu dem Älteren hinüberdriften, der nur darüber lachte und ihm viel Spaß dabei wünschte, die beiden zu ärgern.

Innerlich streckte er ihm die Zunge dafür raus, schließlich hatte er nicht vor, hier irgendwen zu ärgern – außer Michael vielleicht – ließ sich dann hinter Richard zu Boden sinken und schlang beide Arme um dessen Hals.

Der hatte ihn nicht kommen hören und war auch nicht von Herrn Hoffmann gewarnt worden, so dass er zunächst erstarrte. Doch Richard reimte sich schnell zusammen, wen er jetzt buchstäblich am Hals hatte und entspannte sich mit einem leisen Seufzen wieder. „Guten Abend, Brad.“

„Hallo Richard, Herr Hoffmann.“

Der andere Mann lächelte ein Lächeln, das in Richtung Grinsen abzurutschten drohte und in den blauen Augen funkelte Belustigung. „Hat Herr Schneider noch keine Zeit für dich und der arme Reik muss als Ersatz herhalten?“

Er verstärkte seine Umarmung noch ein bisschen und musterte interessiert das Schachbrett zwischen den beiden. Seine Antwort klang daher ein wenig abgelenkt. „Ah, ich könnte ihn schon davon überzeugen, Zeit für mich zu haben. Aber als Schachpartner macht er einfach nicht so viel her.“

Herr Hoffmann lachte und auch durch Richard lief ein unterdrücktes Vibrieren. „Lass ihn das bloß nicht hören…“

Brad streckte einen Arm aus und tätigte den nächsten Zug für Richard, der ihn nicht daran hinderte. „Das habe ich bereits, gerade eben erst.“ Er hob den Blick, um blauen Augen zu begegnen. „Natürlich macht er sich rein gar nichts daraus und hat mich gerne an Sie abgeschoben.“

„Ja, das kann ich mir gut vorstellen“, murmelte Richard vor sich hin, während Herr Hoffmann schon wieder lachte.

Er zuckte mit den Schultern. „Auf diese Weise haben Sie wenigstens die Chance, gegen Herrn Hoffmann zu gewinnen“, machte er seine menschliche Stütze aufmerksam.

„Stimmt, das hat er bisher nicht geschafft.“ Herr Hoffmann tat seinen Zug und Brad versteckte ein Lächeln gegen Richards Hals, als der Ältere damit genau in seine Falle tappte.

„Brad“, beschwerte Richard sich, „nicht so nah.“

„Aber wie Herr Hoffmann bereits festgestellt hat, ist Michael gerade nicht da…“, gab er amüsiert zurück. Und dann flüsterte er dem Älteren auch noch den nächsten Zug ins Ohr.

Herr Hoffmann beobachtete die Aktion mit hochgezogener Augenbraue und einem etwas seltsamen Blick, schenkte dann seinem Freund ein Lächeln, das Brad ebenso wenig deuten konnte.

Der gab daraufhin nur ein leises Schnauben von sich, folgte dann Brads Empfehlung, genauso wie bei den nächsten drei Zügen.

Jetzt war Herr Hoffmann zu sehr von der Entwicklung auf dem Spielbrett gefesselt, um noch seltsame Blicke zu verteilen. „Das sieht nicht gut aus…“

„Wenn du es sagst…“ Richard tat unwissend, doch Brad war sich ziemlich sicher, dass der ältere Mann inzwischen auch gesehen hatte, was vor sich ging.

Was dadurch bewiesen wurde, dass dieser ohne jeden Hinweis den nächsten Zug exakt nach Plan absolvierte, ohne dass Brad eingreifen musste. „Warum verlieren Sie eigentlich immer gegen Herrn Hoffmann?“, erkundigte er sich neugierig. So dumm stellte sich Richard ja offensichtlich gar nicht an.

„Weil ich es leider bisher nicht geschafft habe, mich in eine vorteilhafte Stellung zu bringen, bevor Chris es geschafft hat.“

„Sie müssen also mehr Eröffnungen üben“, urteilte er und sah belustigt zu, wie Herr Hoffmann mit seinem nächsten Zug haderte.

„Prinzipiell keine schlechte Idee, aber Chris gewinnt gleichzeitig auch an Erfahrung…“

Herr Hoffmann hatte sein Lächeln zurückgewonnen. „Schach matt“, wurde geflüstert, obwohl sich das ganz und gar nicht auf dem Spielbrett widerspiegelte.

Brad registrierte das mit leichter Verwirrung, was ihn natürlich nicht davon abhielt, Richard zu antworten. „Dann werden Sie ganz einfach mit mir üben“, teilte er ihm die ganz simple Lösung mit.

Und aus einem unerfindlichen Grund war es diesmal Richard, der lachte.
 

~TBC~
 

Ja, Herr Hoffmann hat natürlich schnell erkannt, worauf das hinauslaufen würde ^.~

Der Parcours wird übrigens mehr Action mit sich bringen, als Brad erwartet…

cya, cu ^-^

"Schuldig hatte Herrn Schneider stets mehr gefürchtet als Herrn Crawford, doch in diesen Minuten fragte er sich, ob er vielleicht andere Prioritäten setzen sollte"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 168/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Ein Zwischenfall beim Parcours – und natürlich in Schuldig darin verwickelt ^^#

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: *lach* Aber trotzdem – oder gerade deswegen – bewundert er Herrn Schneider. Das Triumviratsmitglied würde ihm diese Worte also nicht übel nehmen ^.~

Da die Woche inzwischen rum ist, kannst du jetzt lesen, was beim Parcours passiert. ^^ Auch wenn dieser Handlungsstrang heute noch nicht endet…

Ah ja, Herr Walter. *grins* Es macht immer wieder Spaß, Szenen mit ihm und Brad zu schreiben *nicht ganz so viel Mitleid wie du hat*
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 168 „Schuldig hatte Herrn Schneider stets mehr gefürchtet als Herrn Crawford, doch in diesen Minuten fragte er sich, ob er vielleicht andere Prioritäten setzen sollte“
 

„Nun, finden Sie es interessant genug?“, wandte er sich mit leiser Belustigung an Richard, der bisher keinen Ton von sich gegeben hatte.

Und nun brauchte der Ältere einen Moment, um seine Worte zu verarbeiten. „Ganz wie du es versprochen hast…“ Eine kurze Pause folgte. „Ich hätte nicht erwartet, dass Kinder in diesem Alter schon so einen Parcours absolvieren können.“

Braune Augen richteten sich auf den Anderen. „Das hat nicht so viel mit dem Alter zu tun. Sie haben drei Jahre auf Rosenkreuz hinter sich, eine solche Leistung ist von ihnen zu erwarten.“ Brad neigte den Kopf ein wenig zur Seite. „Ich war dreizehn, als ich dran war.“

Er erhielt einen etwas schief geratenen Blick zugeworfen. „Du zählst nicht wirklich.“

Diese Worte ließen ein kurzes Grinsen aufblitzen. „Gut, dass Sie es allmählich einsehen. Jetzt müssen Sie nur noch anerkennen, dass auch die anderen Schüler hier mehr können, als die Kinder, die Sie von Draußen gewohnt sind.“ Er berührte flüchtig den Oberarm des älteren Mannes, wandte seine Aufmerksamkeit dann auf den nächsten Schüler, der jetzt startete. Es war Schuldig. Er konzentrierte sich noch etwas mehr und hörte Richards Antwort daher nur nebenbei.

„Lass mir dafür noch etwas Zeit…“ Es war nicht ganz Humor, was die Stimme des Älteren unterlegte.

Und ohne den Blick von Schuldigs Fortschritt abzuwenden, ließ er seine Hand wieder auf Richards Oberarm ruhen und dieses Mal zog er sie nicht zurück.

Schuldig arbeitete sich mit einem verbissenen Gesichtsausdruck voran und geriet zwischenzeitlich aus seinem Blickfeld, doch auch wenn es nicht seine eigentliche Station war, so hatte Brad dafür gesorgt, dass er die berüchtigte Holzmauer ebenfalls sehen konnte. Mehr als ein Schüler hatte viel zu viel Zeit davor verschwendet und nun näherte sich der junge Telepath dem Hindernis.

Schuldig stockte nicht und schien auch nicht unter einem Moment der Unsicherheit zu leiden, lief ganz einfach auf die Wand zu und wie Brad gestern stieß er sich von ihr ab, um die Kante oben zu erreichen.

Ihm rutschte eine Augenbraue hoch.

„Habe ich das wirklich gesehen?“, fragte Richard leise sich selbst, aber Brad übernahm es trotzdem, ihm zu antworten.

„Ja, haben Sie. Anscheinend besteht er nicht nur aus telepathischen Tricks, wie interessant…“ Bei einem Telekineten hätte es ihn nicht gewundert, so eine Leistung zu sehen, aber Schuldig war alles andere als das. Er würde sich einmal wirklich gut in einem Field-Team machen. Einem japanischen. Mundwinkel kurvten bei diesem Gedanken nach oben, doch das Lächeln hielt sich nicht lange. Es blieb allerdings die Frage, warum er hiervon nichts gewusst hatte. Schuldigs Instruktor hätte darauf aufmerksam werden müssen und so etwas Ungewöhnliches hätte sich herumgesprochen.

Der Junge war schon wieder weiter, absolvierte die Schießübungen. Was hieß, das er in Kürze hier auftauchen müsste, was ihm mehr Gelegenheit zum Beobachten geben würde. Und tatsächlich musste er nicht lange warten.

Natürlich hatte er Schuldig schon oft genug in seinem Unterricht kämpfen sehen, doch ihm war nie etwas Besonderes aufgefallen. Was daran liegen konnte, dass der Telepath schon durch sein Talent genug im Vorteil war und daher nicht mehr Einsatz zeigen musste. Doch heute ging es nicht gegen Gleichaltrige, sondern ältere Schüler stellten sich ihm in den Weg.

„Er ist wirklich unglaublich schnell…“

Er warf einen kurzen Seitenblick zu Richard, der offensichtlich fasziniert war von Schuldig und ihn nicht aus den Augen ließ. Dann konzentrierte er sich wieder auf den Orangehaarigen, ohne das zu sehen, was Richard sah, da seine Schilde nichts von der Manipulation durchließen. Soweit also nichts Neues. Das änderte sich, als Schuldig mitbekam, dass ihm seine üblichen Tricks nicht so gut wie gewohnt weiterhalfen. Und dann konnte auch Brad es sehen, als sich Schuldigs Körper tatsächlich schneller zu bewegen begann, mehr Reichweite zu entwickeln schien und er so schließlich seine Gegner überwand.

Natürlich ließ er sich nicht so sehr ablenken, dass er seine Notizen darüber vergaß, er war schließlich hier, um die Schüler zu bewerten. Als er den Blick von seinem Block hob, war Schuldig plötzlich viel näher und der Ausdruck der grünen Augen war irgendwie merkwürdig. Abwesend.

Seine eigenen Augen verengten sich, als sich sein Talent meldete und Unglauben rang mit aufblitzender Wut. „Runter mit Ihnen“, griff er nach Richards Arm und sein Ruck war kräftig genug, dass der Ältere gar nicht anders konnte, als ihm zu gehorchen, sich unfreiwillig auf den Hosenboden setzte. Brad bekam das schon gar nicht mehr mit, sondern sprang auf Schuldig zu, der sich ganz anders als zuvor auf einmal ungewohnt unbeholfen bewegte. Weswegen er ihn erreichte und auf den sich langsam hebenden Arm schlagen konnte, ehe die Waffe in Anschlag gebracht werden konnte.

Schuldig schrie auf und dessen Blick klärte sich, als er seinen Arm gegen den Oberkörper presste. „Was sollte das?“ Grüne Augen funkelten ihn empört an.

Die Pistole war unbeachtet zu Boden gefallen, von wo Brad sie auflas, sie dann stumm vor Schuldigs Nase baumeln ließ.

Der runzelte zunächst nur verwirrt die Stirn, tastete dann mit seiner unverletzten Hand dorthin, wo er seine Waffe zu finden erwartete. Schuldig wurde leichenblass, als er sie dort nicht vorfand. „Wie-?“

„Das würde mich auch interessieren…“, merkte Brad trocken an. Ihm war gleich klar gewesen, dass Schuldig in diesem Falle mal ganz unschuldig war, aber die Wut aufgrund dieses persönlichen Angriffs glühte immer noch in ihm.
 

******
 

Seine Gedanken waren viel zu langsam, als müssten sie sich erst durch einen Morast kämpfen. Aber als Herr Crawford seine Waffe vor seiner Nase baumeln ließ, plumpste unmittelbar ein Eisklumpen in seinen Magen und alles Blut wich aus seinem Gesicht. Seine Frage erstarb im Ansatz, als sich seine Kehle zusammenschnürte und auch wenn der Instruktor ihn nicht sofort bestrafte, war das kein großer Trost. Denn er konnte es irgendwie spüren. Trotz der ausdruckslosen Miene und obwohl sein Talent nichts von Herrn Crawford auffangen konnte. Etwas in den braunen Augen wollte ihn zurückweichen lassen, wenn er es denn gewagt hätte, sich zu rühren.

„Geht es dir gut?“

Er sackte ein Stück in sich zusammen, als Herr Crawford durch die Frage abgelenkt wurde und es fiel ihm wieder leichter zu atmen. Schuldig kannte den anderen Mann nicht und seiner Kleidung nach war es nur ein Talentloser, aber im Moment war er ihm trotzdem dankbar.

„Es ist alles in Ordnung, Richard. Entschuldigen Sie meine etwas abrupte Reaktion.“

Zu Schuldigs Überraschung lächelte Herr Crawford, legte kurz eine Hand auf die Schulter des anderen Mannes.

Der stieß ein leises Schnauben aus. „Du hast mich schon schlimmer zugerichtet.“

„Ah…“ Das Lächeln vertiefte sich. „Aber damals haben Sie es herausgefordert, hm?“ Als nächstes schien sich Herr Crawford wieder an ihn zu erinnern und als sich die braunen Augen auf ihn richteten, war dessen Miene so ausdruckslos wie zuvor. „Schuldig, lauf zu. Wir wollen doch nicht, dass du den Parcours noch mal laufen musst, weil du durchgefallen bist.“

In einer automatischen Reaktion verengten sich seine Augen und er wollte beinahe widersprechen, bis ihm auffiel, wie unsinnig so eine Reaktion gewesen wäre.

Herr Crawford bemerkte sie trotzdem und kühles Amüsement war die Reaktion darauf. „Oder behindert dich dein Arm zu sehr?“

Schuldig hielt den Arm immer noch gegen seine Brust gepresst und auch wenn er den Schmerz über den ersten Schrecken vergessen hatte, so meldete sich dieser jetzt dafür umso stärker zurück. Was er Herrn Crawford natürlich niemals verraten würde. „Das tut er nicht“, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

„Dann ist ja gut.“ Jeder Anklang von Amüsement löste sich in Luft auf. „Du wirst am Ziel warten, bis ich mich um den Vorfall kümmern kann.“ Herr Crawford schien für einen Augenblick geradewegs durch ihn hindurchzusehen und er wusste nicht, warum ihn das beinahe erschauern ließ. „Du wirst nicht lange warten müssen.“

Er nickte nur, auf einmal sehr froh darüber, wenigstens vorläufig vom Instruktor wegzukommen. Gerade war er sich nicht ganz sicher, was er denken sollte, um genau zu sein, schien er immer noch nicht besonders gut denken zu können. Aber eines zumindest konnte er tun, bis er wusste, was hier vor sich ging. Während er sich Schritt um Schritt voran arbeitete, um einiges langsamer als zuvor, da jede Erschütterung neue Schmerzen durch seinen Arm jagte, verstärkte er seine Schilde so gut es ging. Denn auch wenn er keine Ahnung hatte, was genau passiert war, so war er nicht dumm. Da er nicht selbst gehandelt hatte, musste ihn jemand beeinflusst haben. Schuldig schnitt eine Grimasse bei diesem Gedanken. Er würde alles tun, damit ihm das nicht noch einmal passierte. Und dann noch ein letztes Aufblitzen: Welcher Idiot hatte ihm diesen Blödsinn nur eingebrockt? Anschließend benötigte er seine ganze Energie dafür, das Ziel zu erreichen.

Als er schließlich dort angelangte, brach er fast zusammen, doch er weigerte sich, so viel Schwäche zu zeigen. Dennoch war die Bewegung, mit der sich zu Boden sinken ließ, nicht gerade die eleganteste.

Er zog die Beine an und barg den Kopf zwischen seinen Knien. Inzwischen stand kalter Schweiß auf seiner Stirn und das Adrenalin, das ihn bis eben noch auf den Beinen gehalten hatte, schien vollkommen verschwunden.

Herr Rudert hatte seine Zeit notiert, ihn aber nicht auf sein sonderbares Verhalten angesprochen. Was ihn vermuten ließ, dass irgendwo im Hintergrund alles bereits in die Wege geleitet worden war. Seine Zähne wurden flüchtig in einem vollkommen humorlosen Grinsen entblößt. Niemand konnte Rosenkreuz mangelnde Effizienz vorwerfen. Er wünschte bloß, dass er nicht in der Mitte davon gefangen wäre.

Jemand hockte sich neben ihn und das Chaos, das gegen seine Schilde anbrandete, ließ ihn die Person identifizieren, ohne dass er aufsehen musste. „Hi, Farf.“

Der Ire lehnte sich näher, fixierte sich unmittelbar auf seine Verletzung. Dafür hatte der Jüngere schon immer ein gutes Gespür gehabt. „Dein Arm ist gebrochen.“

Er lachte stumpf auf. „Ja, genau danach fühlt es sich an.“ Ihm war die Ironie sehr wohl bewusst, dass er bereits die Strafe für einen Angriff auf einen Instruktor erhalten hatte, ohne sich jeder Schuld bewusst zu sein – zur Abwechslung mal.

Farfarello klebte jetzt regelrecht an seinem Rücken und versuchte über seine Schulter hinweg einen besseren Blick auf seinen Arm zu erhaschen. „War es einer der Angreifer? Ich wünschte, ich hätte ein Messer dabeigehabt. Das wäre viel interessanter gewesen.“

„Zweifellos. Für dich ist alles interessanter, wenn ein Messer mit im Spiel ist. Aber natürlich habe ich mich von diesen Idioten nicht fertigmachen lassen, dazu bin ich viel zu gut. Es war Herr Crawford.“

„Herr Crawford…“, wurde leise und mit einem seltsamen Unterton wiederholt. Es könnte Begeisterung sein.

Schuldig hielt ein verächtliches Schnauben zurück. Er hatte nie verstanden, warum Farf an dem Älteren so einen Narren gefressen hatte.

Farfarello zog an seinen Haaren, so dass er den Kopf heben musste, da er keine Abwehr riskieren wollte. Der Andere könnte es als Einladung auffassen und gerade war er nun wirklich nicht in der Verfassung für einen Trainingskampf. „Was hast du getan, um Herrn Crawford zu verärgern?“ Ein bernsteinfarbenes Auge starrte ihn neugierig an.

„Das würde ich auch gerne wissen…“

Sein Kopf ruckte herum, so dass er unfreiwillig einige orangefarbene Strähnen in Farfarellos Hand zurückließ. Er hatte nichts von der Annäherung des anderen Mannes bemerkt und sein Herz hämmerte los. „Herr Schneider“, begrüßte er das Triumviratsmitglied.

„Nun?“ Eine Augenbraue wurde hochgezogen und erinnerte ihn an die Frage.

Ohne dass er es merkte, verkrampften sich seine Hände zu Fäusten und Fingernägel bohrten sich in weiches Fleisch. „Ich wollte ihn anscheinend erschießen.“ Die Worte kamen unerwartet trotzig heraus. Vielleicht lag es an der Erleichterung die mit dem Wissen einherging, dass es noch schlimmer hätte kommen können. Nämlich wenn ein anderes Triumviratmitglied in diesem Moment hier stehen würde.

Belustigung schien in blauen Augen aufzufunkeln. „Hm, wenn das so ist, kannst du wirklich froh sein, dass Michael gerade nicht hier ist.“

Seine Kinnlade klappte unwillkürlich nach unten. Wie hatte der Mann das gemacht, er war schließlich kein Telepath – nicht einmal Schuldig selbst war in diesem Moment einer.

Der Zero lachte leise auf. „Du solltest deine Emotionen nicht so offen auf dem Gesicht tragen, wenn du nicht möchtest, dass man dich so einfach lesen kann.“ Im nächsten Augenblick wurde das Triumviratsmitglied ernst und sah an ihm vorbei. „Brad“, wurde der Neuankömmling mit einem Nicken begrüßt.

„Herr Schneider.“ Eine kurze Pause, dann folgte ein winziges Lächeln. „Michael hat auf Sie gehört?“

„Hast du daran gezweifelt? Ich habe immer noch die Seniorität auf meiner Seite, auch wenn wir beide zum Triumvirat gehören.“ Es folgte eine Geste, die das Gesagte wegzuwischen schien und Schuldig freute sich nicht besonders darüber, danach wieder im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. „Ich verstehe, warum du ihn nicht hier haben wolltest, wenn Schuldig tatsächlich getan hat, was er eben erzählt hat...“ Die Worte klangen in einer stummen Frage aus.

„Oh, das hat er.“ Herr Crawford sah ihn an und gerade als Schuldig den Mund öffnen wollte, um sich zu verteidigen, sprach der Instruktor auch schon weiter. „Allerdings war es nicht seine Idee.“ Und wieder brannte Hitze in den braunen Augen, ein Feuer, das ihn zurückweichen ließ, in Farfarellos Umarmung hinein, der gebannt jedes Wort verfolgte.

Schuldig hatte Herrn Schneider stets mehr gefürchtet als Herrn Crawford, doch in diesen Minuten fragte er sich, ob er vielleicht andere Prioritäten setzen sollte.
 

~TBC~
 

Die Auflösung kommt nächste Woche ^.~

cya, cu ^-^

"Es wäre dumm, die Waffe zu bestrafen, die geführt wurde. Und Herr Crawford ist alles andere als das"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 169/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Der Verantwortliche wird identifiziert…

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Ich wette, Schuldig findet das nicht ganz so lustig wie du… Er kommt in dieser Fanfic wirklich viel zu kurz, aber das lässt sich nicht ändern, weil die Geschicht nun mal Brad und Michael gehört. Wenn ich endlich mal am Nachfolger von CD schreiben kann, hat Schuldig auch wieder mehr Raum. Ich frage mich bloß, wie lange sich RftS vorher noch hinziehen wird ^^#

Und, inzwischen einen Verdacht, wer der Täter war? Und ja, es war ein ‚Er‘. ^^
 

@Batto: *grins* Ja, genau. Ein anderer Telepath. Und besonders viele habe ich in der Story nicht auftreten lassen, vor allem nicht, wenn derjenige auch noch eine Abneigung gegen Brad hegen muss. ^.~ Also, letzte Chance zu raten – oder einfach weiterlesen *lach*

Mm, Schuldig hat es wirklich schwer in RftS, schon die ganze Zeit. Und es wird nicht besser werden o.O

Freut mich, dass du jetzt nicht mehr nur ‚schwarzlesen‘ willst ^^
 

@Kralle: *winkz*
 

~ „Hast du dir die Signatur gemerkt?“

„Was für eine Signatur?“ Crawford sollte besser aufhören, in Fremdwörtern zu sprechen.

Der Andere seufzte. „Würdest du den Angreifer wiedererkennen?“

Er wollte schon den Kopf schütteln, doch Crawford hob die Hand und sprach weiter.

„Versuche dich zu erinnern. Ich bin mir sicher, dass du es kannst. Du würdest es doch bestimmt wissen, falls es Herr Schneider gewesen wäre, oder?“

Überrascht strich er sich über die Stirn, hinter der es dumpf pochte. Keine Kopfschmerzen, nur ein Rest von Phantomschmerzen. Es stimmte, er hatte nicht für eine Sekunde angenommen, es mit dem Direktor zu tun zu haben. Und das war der Anhaltspunkt, den er gebraucht hatte. Er konzentrierte sich auf den Vorfall und vor seinen Augen entstand ein Muster, das er niemandem außer einem anderen Telepathen hätte erklären können. ~
 

(Crawford und Schuldig, Close Distance, Teil 82)
 

Teil 169 „Es wäre dumm, die Waffe zu bestrafen, die geführt wurde. Und Herr Crawford ist alles andere als das“
 

Herr Schneider runzelte die Stirn. „Weißt du bereits, wessen Idee es dann war?“

Schuldig beobachtete genau die Miene des Instruktors und konnte so das flüchtige Zucken eines Mundwinkels sehen. Mit einem Lächeln hatte das nichts gemein.

„Ich weiß es. Allerdings will ich Schuldigs Aussage nicht beeinflussen.“

Das brachte Herrn Crawford ein verstehendes Nicken ein und Schuldig anschließend dummerweise die Aufmerksamkeit blauer Augen. „Da dir dein Kopf jetzt wieder ganz allein gehört, kannst du uns Auskunft geben, wer dich manipuliert hat?“

Im ersten Moment wollte er einfach nur den Kopf schütteln. Wie sollte er das schließlich wissen? Er hatte ja nicht einmal gemerkt, was passierte. So sehr es ihn wurmte, das auch nur innerlich zuzugeben.

Doch das Triumviratsmitglied hielt ihn mit einer knappen Handbewegung zurück. „Es muss jemand gewesen sein, der dir vertraut ist, eine unbekannte Signatur hättest du zweifellos bemerkt.“

Er zwinkerte, hätte sich dann am liebsten mit der Hand vor die Stirn geschlagen. Sonst war er nicht so langsam, vielleicht wirkte der Schock noch nach. Natürlich hatte er genau das im Training gelernt. Denn auch wenn Rosenkreuz versuchte, alle Talente aufzulesen, so war das einfach nicht möglich. Also mussten sie äußere Einflüsse schnell identifizieren und abwehren können. Herrn Schneiders Hinweis hätte nicht nötig sein sollen, er hätte selbst darauf kommen sollen. Und es wurde nicht wirklich besser.

In seinem Rücken rührte sich Farfarello, der Jüngere hatte aufmerksam zugehört und seine eigenen Schlüsse gezogen. „Du weißt, wer dich am meisten trainiert, wer am häufigsten in deinem Kopf ist…“ Nicht mehr als ein Flüstern, genau neben seinem Ohr.

Und auf einmal brannte in Schuldig die gleiche Wut, die er vorhin bei Herrn Crawford hatte wahrnehmen können. Denn diese Worte waren der letzte Anstoß gewesen, die Antwort stand ihm förmlich vor Augen. Es war nicht so, dass er gar nichts gespürt hatte. Ihn hatte die minimale Berührung einfach nicht misstrauisch gemacht, weil er davon ausgegangen war, dass der Instruktor seinen Fortschritt beurteilen wollte. Er bemerkte, dass er zu Boden starrte, zwang sich, den Kopf wieder zu heben und Herrn Schneiders abwartenden Blick zu begegnen. „Herr Müller.“ Ohne jeden Zweifel.

Die Miene des Triumviratsmitglieds war wie eine Maske und ein Schatten schien sich auf das Gesicht des Mannes zu legen. „Ich hatte gehofft, dass kein Instruktor darin verwickelt ist…“

Er wusste nicht, ob er diese Worte überhaupt hören sollte, also wagte er keine Reaktion zu zeigen. Er sollte Häme empfinden, weil diese ach so perfekte Einrichtung sich mal alles andere als das erwies, aber irgendwie konnte er noch nicht fassen, dass ein Instruktor tatsächlich so etwas getan hatte. Schuldig konnte Herrn Schneider vollkommen verstehen. Grüne Augen huschten zu Herrn Crawford hinüber, der überhaupt nicht überrascht wirkte. Der Precog war in seiner Vermutung also bestätigt worden. Wie nicht anders zu erwarten…

Ganz langsam begann sich Erleichterung in ihm breitzumachen. Er hätte seine Unschuld noch so sehr beteuern können, das hieß nicht zwangsweise, dass man auch auf ihn gehört hätte. Aber dieses Mal war Herr Crawford auf seiner Seite und Herr Schneider schien ebenfalls überzeugt.

Letzterer wandte sich nun an den Instruktor. „Du kümmerst dich um Herrn Müller. Ich werde Schuldig zur Krankenstation begleiten, damit es keine Möglichkeit gibt, die Beweise aus seinem Kopf zu löschen.“

„Wie Sie wünschen, Herr Schneider.“ Der Schwarzhaarige neigte leicht den Kopf, Miene völlig neutral. Aber das Triumviratsmitglied schien trotzdem etwas zu sehen.

„Du sollst ihn nur festsetzen, mehr nicht.“ In den Worten schwang eine leise Warnung mit.

Immer noch keine Regung. „Natürlich.“ Herr Crawford verabschiedete sich und wechselte noch ein paar Worte mit dessen Begleiter, der sich bis jetzt im Hintergrund gehalten hatte, bevor er endgültig ging. Anscheinend wusste er bereits, wo er Herrn Müller finden würde.

Grüne Augen verfolgten, wie sich Herr Crawford entfernte. Und so wenig er normalerweise in der Nähe des Älteren sein wollte, so wünschte er sich in diesem Moment doch, ihn begleiten zu können. Um sich persönlich bei Herrn Müller zu bedanken.

„Hilf ihm.“

Die Aufforderung lenkte seine Aufmerksamkeit zurück auf Herrn Schneider und das war noch ein Grund mehr, Herrn Crawford begleiten zu wollen. Kein vernünftiger Mensch wollte mehr Zeit als erforderlich mit einem Triumviratsmitglied zubringen – vorzugsweise gar keine.

Er wurde durch ein schmales Lächeln gebannt, bekam kaum mit, wie Farfarello ihm auf die Beine half.

„Du musst dich mit meiner Begleitung wohl abfinden, Schuldig. Immerhin ist so garantiert, dass niemand auf deine Gedanken Zugriff hat.“

Und wieder schien der ältere Mann genau zu wissen, was in seinem Kopf vorging. Er schnitt eine Grimasse, glättete seine Züge, als er sich daran erinnerte, was Herr Schneider vorhin gesagt hatte.

Der Zero übernahm die Führung und Schuldig war ganz froh, dass er dem wissenden Blick des Älteren entkommen war. Farfarello erwies sich als zuverlässige Stütze, was ganz gut so war, denn nachdem die Aufregung vorbei war, meldeten sich die Schmerzen mit verstärkter Kraft zurück und Übelkeit begann sich in seiner Magengrube auszubreiten.

Und natürlich fixierte sich der Ire darauf. Eine Hand strich über seine Stirn, wischte kalten Schweiß weg. „Tut es weh?“

Dieses Schnauben hielt er nicht zurück. „Was glaubst du denn? Man sollte dir mal den Arm…“ Er führte den Satz nicht zu Ende, warf Farfarello einen mürrischen Blick zu. „Du würdest es ja nicht spüren, also wäre es doch nur vergebliche Liebesmüh.“

Er erhielt ein Grinsen, das ganz aus entblößten Zähnen bestand. „Immerhin musst du nicht mehr lange durchhalten, nicht wahr?“

„Du siehst so aus, als wäre dir ein ungeheilter Arm lieber…“ Grüne Augen verengten sich.

Das Grinsen verschwand. „Nein, das würde nur Ihm gefallen.“

Er zwinkerte verwirrt. Diese Logik konnte nur Farfarello verstehen, er hielt sich gar nicht erst mit dem Versuch auf. Dafür fiel ihm aber etwas anderes auf. „Wie kommst du überhaupt auf die Idee, dass sie mir einen Heiler gestatten?“ Einen Gips ja, schließlich konnten sie keine Krüppel gebrauchen, aber jeder kannte die Strafe für einen Angriff auf einen Instruktor.

Der Andere besaß die Frechheit ihn anzusehen, als wäre er begriffsstutzig. „Weil du es nicht warst, der Herrn Crawford angegriffen hat. Es war jemand durch dich. Es wäre dumm, die Waffe zu bestrafen, die geführt wurde. Und Herr Crawford ist alles andere als das.“

Schuldig klappte beinahe die Kinnlade herunter, als er das hörte, aber er fing sich schnell, da er ein leises Lachen von Herrn Schneider hörte.

„Farfarello hat Recht.“ Das Triumviratsmitglied drehte sich zu ihm um und blaue Augen fingen seinen Blick ein, hielten ihn fest. „Auch wenn dich deine bisherigen Erfahrungen vielleicht etwas anderes gelehrt haben, so ist Brad nicht darauf aus, dir das Leben unnötig schwer zu machen. Und im Moment interessiert er sich ganz bestimmt nicht für dich, er hat jemand anderen im Visier.“

„Wie erfreulich für mich…“, murmelte er vor sich hin, aber leise genug, dass niemand es hörte.

Sie erreichten endlich das Hauptgebäude und diese Festsstellung ging mit einem erleichterten Seufzen einher. Er begann bereits weiße Funken vor seinen Augen zu sehen und sie tanzten umso munterer, je schlechter er sich fühlte. Schuldig zwinkerte, in der Hoffnung, sie so zu vertreiben, doch anschließend war es nur noch schlimmer. Denn jetzt sah er den Mann, der gegen die Eingangstür gelehnt stand und auf sie gewartet hatte.

„Michael.“ Herr Schneider klang alles andere als überrascht, eher belustigt. „Brad hat dir doch sicher gesagt, dass du in deinem Büro bleiben sollst.“

„Hm, hat er. Aber ich habe mehr Kontrolle, als er anscheinend annimmt.“ Ebenfalls belustigt, aber dahinter lag etwas anderes, das rau an Schuldigs Nerven entlangschabte.

Herr Schneider gab einen leisen Laut von sich, der nicht ganz nach Zustimmung klang, als blaue Augen den Anderen intensiv musterten. „Was glaubst du würde passieren, wenn ich jetzt das Zero-Feld zurückzöge…“ Es war nicht ganz eine Frage.

Und der Telepath lächelte auf einmal ein Lächeln, das schon längst verheilte Striemen wieder aufbrennen ließ. „Nur ein paar Kopfschmerzen, mehr nicht“, wurde ihnen versichert.

Herr Schneider lachte schon wieder. „Komm schon, mein Sohn. Schuldig hatte mit dem Angriff nichts zu tun. Und du kannst ihm nicht vorwerfen, dass er Herrn Müller vertraut hat. Das sollen Instruktoren nämlich sein, vertrauenswürdig.“

Nur wenige Schritte und die beiden standen nebeneinander, so dass Schuldig wieder einmal bewusst wurde, wie ähnlich sie sich sahen. Seine Nackenhärchen stellten sich auf und er wollte nur noch weg von hier, woraufhin seine Nervenenden in konditioniertem Schmerz aufzuflammen schienen. Er zuckte zusammen und hatte gleich darauf die Aufmerksamkeit zweier Augenpaare.

„Ich denke, Schuldig gehört nun wirklich auf die Krankenstation.“

Die eisblauen Augen bohrten sich in seine und trotz der Worte von Herrn Schneider zuvor wusste er, dass der Telepath der Ansicht war, dass sich Schuldig nicht so einfach hätte überrumpeln lassen sollen.

Obwohl im Moment niemand von ihnen Zugriff auf sein Talent hatte, schien der Andere seine Gedanken zu lesen und dessen Mundwinkel rutschten in die Höhe. „Vielleicht sollte ich dafür sorgen, dass so etwas nicht noch einmal vorkommt…“

Es klang nicht wie eine Drohung, aber Schuldig fasste es als solche auf. Er stand – mit Farfarellos Hilfe – sehr aufrecht und senkte den Kopf. „Es wird nicht noch einmal passieren.“ Seine Stimme klang so rau und zerfasert wie sich seine Nerven anfühlten, aber er stoppte nicht. Er würde alles tun, um einem Privattraining mit dem ehemaligen Instruktor zu entgehen. „Meine Schilde sind ausreichend und jetzt kenne ich die Lücke.“

Herr Schneider war es, der ihm zur Hilfe kam und mit so etwas wie Überraschung sah er, wie eine Hand in den Nacken des Telepathen gelegt wurde und sanft zudrückte. „Rede erst einmal mit Brad über diese Idee, Schuldig ist immerhin sein Projekt, hm? Ganz davon abgesehen hast du auch so schon mehr als genug Arbeit.“

Schuldig atmete sehr, sehr langsam aus, als sich die eisblauen Augen von ihm abwandten und der Mann nickte.

„Dann will ich mich mal wieder an genannte Arbeit machen. Bevor ich nachher Herrn Müller gegenübertrete.“ Eine kurze Pause. „Das immerhin wirst du mir doch zugestehen.“

Und Herrn Schneiders Stimme war sehr kalt, als dieser antwortete. „Natürlich. Das Triumvirat muss schließlich über das weitere Vorgehen beraten und dazu müssen wir alle Fakten kennen. Du wirst sie besorgen.“

„Mit dem größten Vergnügen.“

Er erschauderte schon wieder und heute hatte er wirklich genug davon. Er stieß Farfarello an und forderte ihn damit auf, weiterzugehen. Ganz sicher würde er nicht dem älteren Telepathen nachsehen, der sich nach diesen letzten Worten abgewandt hatte und reingegangen war. Der Ire verstand, was er wollte, und setzte sich in Bewegung. Schuldig ignorierte, dass der Jüngere dabei eindeutig abgelenkt war und dem anderen Mann interessiert nachstarrte. „Sei nicht so blutrünstig“, flüsterte er ihm zu.

„Er will Blut sehen“, wurde ihm erklärt.

„Und du zusehen, glaub nur nicht, dass du mich verarschen kannst.“ Es hätte scharf klingen sollen, war aber nur gepresst herausgekommen.

Farfarello zeigte ihm nur ein sehr breites Grinsen und dann erreichten sie auch schon die Krankenstation.

Herr Schneider war ihrem Wortwechsel sichtlich amüsiert gefolgt, hatte sich aber glücklicherweise eines Kommentars enthalten. So war es leichter, die Anwesenheit des Triumviratsmitglieds wenigstens halbwegs auszublenden.

Ein Arzt empfing ihn mit einem kühlen Blick, verlor seine Ruhe aber, als Herr Schneider ebenfalls den Raum betrat. „Wie kann ich Ihnen weiterhelfen?“ Mit einer leichten Verbeugung, die dem Arzt nicht einmal bewusst zu sein schien.

Herr Schneider lächelte. „Schuldig hier hatte einen kleinen Unfall beim Parcours, Dr. Stephenson, und benötigt etwas Hilfe.“

Als der Blick zu ihm zurückkehrte war er nicht mehr kühl, sondern neugierig. „Die eines Arztes oder eines Heilers?“

Das Triumviratsmitglied lachte leise. „Er soll geheilt werden.“

Da waren mehr Fragen, wie Schuldig unschwer erkennen konnte, insbesondere, da Herr Schneider in diesem Moment sein Talent zurücknahm. Er atmete scharf zwischen zusammengebissenen Zähnen ein, als das beständige Raunen in seinen Kopf zurückkehrte. Ein Gewicht schien sich gleichzeitig auf ihn zu legen, das er sonst schon gar nicht mehr gespürt hatte, so sehr war er daran gewöhnt. Doch nachdem er für einige Zeit davon befreit gewesen war, wog es nun umso schwerer. Er biss sich auf die Unterlippe und der aufblitzende Schmerz, für einen Sekundenbruchteil viel schärfer als das Pochen in seinem Arm, erdete ihn. Und so bekam er mit, wie der Arzt, Herr Stephenson, irgendetwas tat. Energie strahlte auf, schien im Verstand des Mannes aufzubrennen und die damit einhergehende Hitze raubte ihm beinahe den Atem.

„Komm her“, wurde eine Hand nach ihm ausgestreckt, aber er war noch wie erstarrt, weil er nicht wusste, was eben geschehen war. Und das durch Herrn Müllers Tat geweckte Misstrauen half gar nichts.

„Keine Sorge, Dr. Stephenson hat sich nur das Talent eines Heilers ausgeliehen, er hat nicht vor, dir etwas zu tun.“ Ein Moment des Schweigens. „Außer natürlich deinen Arm in Ordnung zu bringen.“ Amüsiert. Und ehe er es sich versah, befand er sich in einem festen Griff und wurde hochgehoben.

Ungläubig zwinkerte er, als er auf einer Liege abgesetzt wurde, fassungslos, dass das Triumviratsmitglied so etwas getan hatte.

„Und jetzt schön stillhalten.“

Er starrte immer noch Herrn Schneider an und bekam daher kaum mit, wie sein Arm gerichtet wurde, bevor der Arzt den Bruch heilte. In ihm war ein Ziehen, das rein gar nichts mit der Verletzung zu tun hatte und das er sich absolut nicht erklären konnte.

„Jetzt ist der Arm so gut wie neu. Pass auf, dass es dabei bleibt.“ Das Triumviratsmitglied nickte ihm zu, wandte sich dann an den Arzt. „Ausgezeichnete Arbeit, wie immer.“

„Vielen Dank, Herr Schneider. Ich tue nur meinen Job.“

„Natürlich tun Sie das“, erwiderte Herr Schneider belustigt. Es folgte ein kurzer Abschied und Schuldig konnte nur noch zusehen, wie der ältere Mann die Krankenstation verließ.

Herr Stephenson bemerkte seine Geistesabwesenheit. „Schuldig, du kannst gehen.“

Er schüttelte sich innerlich, rutschte dann von der Liege und Farfarello übernahm es seinen Arm zu testen, indem dieser daran zog.

„Alles in Ordnung“, wurde er angegrinst. „Komm, wir können nachsehen, welche Ergebnisse wir haben.

Mit einem Schulterzucken stimmte er zu. Er wollte schnellstens zu dem zurückkehren, was hier so als Normalität durchging.
 

~TBC~
 

Mehr von Herrn Müller nächste Woche ^^

cya, cu ^-^

"Um genau zu sein, ging der Versuch nach hinten los, im wahrsten Sinne des Wortes"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 170/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Herr Müller startet einen weiteren Versuch…

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Sehr gut! *grins* Ich hatte schon halbwegs befürchtet, dass der Instruktor in Vergessenheit geraten ist ^^# Und weil du so geduldig gewartet hast, gibt es heute mehr von Herrn Müller. Obwohl ich zugeben muss, dass seine Strafe erst das nächste Mal offenbar werden wird…
 

@Kralle: *winkz* ^^
 

Teil 170 „Um genau zu sein, ging der Versuch nach hinten los, im wahrsten Sinne des Wortes“
 

Er wandte sich von Schuldig und Herrn Schneider ab und kehrte zu Richard zurück, der geduldig gewartet hatte.

„Ist alles geklärt worden?“, wurde er leise gefragt.

Ein Mundwinkel zuckte nach oben, während er sich durch die schwarzen Haare strich. „Mir ist bestätigt worden, wer für den Angriff verantwortlich war.“

Der Ältere musterte ihn ein wenig verwirrt. „Es war nicht der Junge? Er sah vorhin ganz so aus, als ob er dich nicht besonders leiden könnte.“

Brad stieß ein belustigtes Schnauben aus. „Da haben Sie ihn wirklich schnell durchschaut. Aber auch wenn Schuldig beharrlich an seiner Antipathie festhält, wäre er nicht dumm genug, mich direkt anzugreifen. Er hat sowohl mit meinem Talent als auch mit dem vom Michael schon persönlich Bekanntschaft gemacht und möchte diese Erfahrung ungern wiederholen.“

„Ah… nun verstehe ich zumindest, woher der Mangel an Sympathie kommt…“

Er zog eine Augenbraue hoch. „Wollen Sie mich ärgern, Richard?“

„Aber nicht doch.“ Amüsement blitzte in den grau-grünen Augen auf, aber es wurde von einer anderen Emotion begleitet, die weniger positiv war. „Was Herrn Schneider angeht finde ich seine Einstellung ganz einfach nachvollziehbar.“

„Hm, doch zumindest nicht, was mich angeht?“ Ein Schritt und er stand direkt neben Richard, legte eine Hand auf dessen Arm. Wie um zu beweisen, dass sein Talent keine negativen Auswirkungen hatte.

Der Ältere lächelte jetzt, schüttelte den Kopf. „Natürlich nicht.“

Brad lächelte ebenfalls, ließ seine Hand nach unten rutschen und umfasste Richards. „Gut.“ Sein Blick schweifte für einen Moment ab, dortin, wo gerade noch niemand zu sehen war. „Herr Schumann wird gleich dasein.“ Seine nächsten Worte gerieten unwillkürlich kälter. „Dann können wir uns endlich um den Instruktor kümmern, der Schuldig manipuliert hat.“

„Was hast du mit ihm vor?“ Richard klang ehrlich neugierig.

„Leider darf ich darüber nicht entscheiden. Aber zumindest wird Michael ein Wörtchen mitzureden haben und das ist fast genauso gut.“

Der Ältere reagierte nicht gleich. „Ich beneide den Mann nicht, der deinen Zorn auf sich gezogen hat“, wurde schließlich gemeint.

„Er ist eindeutig selbst schuld, denken Sie nicht auch? Und Sie sollten auch an ein wenig Vergeltung interessiert sein. Die Kugel hätte nämlich nicht mich getroffen.“ Denn ein Teil von Schuldig hatte gewusst, dass er das nicht tun sollte und hätte sich im letzten Moment ausreichend aus Herrn Müllers Kontrolle befreit, um den Schuss etwas abzulenken.

Das schien Richard die Sprache zu verschlagen, bevor ein dunkler Funken in dessen Augen aufglomm. „Da könnte man sich direkt wünschen, Fliege an der Wand zu spielen, wenn das Triumvirat die Bestrafung ausführt…“

„Was leider uns beiden nicht möglich sein wird.“ Er drückte die Hand, die er immer noch hielt. „Sie sollten jetzt besser reingehen. Ich möchte nicht, dass Sie noch einmal zwischen die Fronten geraten.“

Der ältere Mann sah nicht so aus, als wollte er sich das Ganze entgehen lassen, aber niemand konnte Richard nachsagen, nicht vernünftig zu sein. Also erhielt Brad statt eines Widerspruchs ein Nicken. „Ich hoffe, du wirst mich auf dem Laufenden halten.“

„Natürlich“, versprach er und drängte die Hitze zurück, die wieder in ihm aufsteigen wollte. Ein Teil von ihm konnte wohl immer noch nicht glauben, dass ein Instruktor einen Angriff auf ihn gewagt hatte. Und dass Richard dadurch in Gefahr geraten war, machte die Sache nicht besser.

Und dann war auch schon Herr Schumann da und Richard verabschiedete sich, nicht ohne einen langen Blick zurückzuwerfen.

„Herr Schneider hat gesagt, dass du mich brauchst…“, zog der ältere Instruktor Brads Aufmerksamkeit auf sich.

„Hm… wie sah Michael denn aus?“

Herr Schumann zog eine Augenbraue hoch. „Zu Gesicht bekommen habe ich ihn gar nicht, er hat sich nur telepathisch gemeldet. Aber seine schlechte Stimmung ist deutlich rübergekommen, wenn du das wissen wolltest.“ Er wurde neugierig gemustert. „Hast du etwas angestellt?“

„Ich bin einer Kugel ausgewichen.“

Nun waren es zwei Augenbrauen, die hochrutschten. „Es gab einen Unfall beim Parcours?“

Wenig überraschend ging Herr Schumann von einem Versehen aus und dessen Miene verfinsterte sich, als Brad den Kopf schüttelte. „Es war alles andere als ein Unfall, aber mit dem Parcours zumindest liegen Sie richtig.“

„Das ist kein großer Trost…“, murmelte der Ältere vor sich hin, bevor sich die blauen Augen mit einem scharfen Blick auf ihn richteten. „Ich weiß nicht, ob ich wirklich wissen will, ob es ein Schüler oder ein Instruktor war.“

„Sie werden es dennoch gleich erfahren.“ Die Worte waren mit dunklem Humor unterlegt. „Dafür habe ich Sie nämlich herkommen lassen. Ich brauche einen Zeugen, man weiß schließlich nie, was passiert.“

„Von dir kommend klingt das nicht sehr glaubhaft“, wandte Herr Schumann ein.

„Ah, Sie vergessen, dass wir es mit jemandem zu tun haben, der nicht mehr ganz logisch denkt.“ Und das war noch untertrieben, wenn man ihn fragte.

„Was ihn für dich wenig vorhersagbar macht.“ Der Kopf wurde geschüttelt. „Es war ein Instruktor, nicht wahr? Ich hoffe, einer von den älteren.“

Brads Mundwinkel hoben sich leicht. „Jetzt wollen Sie es also doch wissen. Und auch wenn Herr Müller zweifellos ein Instruktor ist, so hätte ich ihn ganz sicher nicht den älteren hier zugeordnet.“

Die Augen des Anderen weiteten sich flüchtig, als er den Namen hörte. „Nein, ich auch nicht. Und sein Talent hatte keine Zeichen von…“ An dieser Stelle stoppte er sich selbst. „Nun, ein wenig exzentrisch war er schon seit einer Weile, wenn ich bedenke, wie oft sein Zimmer neu gestrichen wurde. Vielleicht gab es doch Warnzeichen und wir haben es bloß nicht erkannt…“

Er lächelte in sich hinein, weil er sehr genau wusste, dass Herrn Müllers Talent mit dieser bestimmten Eigenart nichts zu tun hatte. Aber das Amüsement verflüchtigte sich rasch, als ihm ein anderer Gedanke kam . Doch er verschob weitere Überlegungen auf später, da Herr Schumann seine Aufmerksamkeit wieder einforderte.

„Ich gehe davon aus, dass du weißt, wo wir ihn finden werden.“

Dies bedurfte nun wirklich keiner Antwort, also neigte er nur den Kopf und setzte sich dann in Bewegung.

Brad hatte über Michael mühelos Ersatz für seine Position im Parcours erhalten, Herrn Müller war das nicht so einfach möglich. Von daher musste er sie nur zur Station des anderen Instruktors führen. Er war sich nicht ganz sicher, warum der Ältere sein Glück nicht ganz einfach in der Flucht versucht hatte, nachdem dessen Versuch offensichtlich gescheitert war, aber vielleicht ging er davon aus, dass niemand den Einfluss eines Dritten vermuten würde. Und in dem Fall wäre eine Flucht nicht nur verdächtig, sondern ein klares Schuldeingeständnis gewesen. Er zuckte innerlich mit den Schultern. Alles in allem war ihm das egal, Hauptsache Herr Müller würde letztendlich seine Strafe erhalten. Flüchtig strich er sich ein paar Strähnen aus der Stirn, aber es war niemand da, der den bösen Funken in seinem Blick bemerken konnte.

Herr Schumann folgte einen Schritt hinter ihm, der Telepath schien einen gewissen Sicherheitsabstand für erforderlich zu halten. Und er konnte es ihm nicht verübeln. Denn auch wenn seine Schilde kaum etwas von seinem inneren Aufruhr durchließen, so wusste er genau, dass er sich in kleinen Gesten auf jeden Fall verriet. Er hatte gar nicht vor, sich völlig unter Kontrolle zu halten.

Sie brauchten nicht lange, um ihr Ziel zu erreichen und Herr Müller, der gerade etwas auf seinem Protokoll eingetragen hatte, hob unmittelbar den Kopf. Ein Blick voller Abneigung traf ihn und im Hintergrund war ein Hauch von Enttäuschung, der rasch wieder verborgen wurde.

„Herr Schumann, Herr Crawford“, erhielten sie ein knappes Nicken.

„Herr Müller.“ Etwas steif vielleicht, aber höflich.

„Kann ich Ihnen irgendwie helfen?“ Das war nur an Herrn Schumann gerichtet, Brad wurde ignoriert.

Was ihn nicht davon abhielt, zu antworten. „Hm, das können Sie zweifellos. Das Triumvirat wünscht Ihre Anwesenheit.“ Während seine Worte völlig emotionslos blieben, verriet das aufblitzende hämische Lächeln am Ende sehr genau, wie gerne Brad diese Botschaft überbrachte.

Die Augen des anderen Instruktors weiteten sich, als dieser verstand, was diese Einladung zu bedeuten hatte. Und Brad genoss diesen Moment der Panik, so kurz er auch ausfiel. Dann nämlich schien etwas bei Herrn Müller auszusetzen.

Alles war vorbei, bevor Herr Schumann überhaupt dazu kam, ihm eine Warnung zuzurufen. Brads Talent war schneller gewesen als die beiden Telepathen und anders als bei Herrn Schumann war auch nichts durch seine Schilde gekommen. Er schenkte Herrn Müller, der bewusstlos am Boden lag, keinen zweiten Blick, eilte stattdessen zu dem anderen Telepathen hinüber.

Herr Schumann hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht den Kopf, rang sich aber ein Lächeln ab, als er Brads besorgten Blick bemerkte. „Es geht gleich wieder, ich war nur ein bisschen überrascht von der Energie.“

„Nun, wenigstens haben Sie nur die Ausläufer abbekommen…“

„Hm…“ Der Blick des Älteren wurde nachdenklich. „Wenn ich nicht genau wüsste, dass er noch lebt… Irgendwie fühlte es sich an, als würde er ausbrennen, aber das ist nicht möglich, niemand hat das bisher überlebt. Und es wäre auch ein zu großer Zufall, dass es gerade jetzt passiert, nicht wahr?“ Dem schloss sich ein weiteres halbherziges Lächeln an, das aber verschwand, als sich Herrn Schumanns Aufmerksamkeit vollens auf den am Boden liegenden Instruktor richtete. „Was ist überhaupt mit ihm passiert?“

Brad zuckte mit den Schultern. „Er hat versucht mich anzugreifen, sowohl auf physischer als auch auf mentaler Ebene – und er ist auf beiden gescheitert.“ Letzteres mit einem selbstzufriedenen Ausdruck in den braunen Augen.

Und Herr Hoffmann vergaß seine Schmerzen und lachte auf. „Natürlich ist er das. Alles andere wäre auch unvorstellbar.“ Herr Müller wurde mit einer Fußspitze angestupst, rührte sich aber nicht.

Er fasste die Geste als die Aufforderung auf, als die sie gemeint war, und sprach weiter. „Meine Schilde haben ihn problemlos abgewehrt, um genau zu sein, ging der Versuch nach hinten los, im wahrsten Sinne des Wortes.“ Er runzelte flüchtig die Stirn, als er die Erfahrung nachträglich zu entziffern versuchte. „Der Großteil der mentalen Energie prallte von meinen Schilden ab und schien auf ihn zurückzufallen. Ich kann nicht sagen, ob ihn das oder mein Schlag gegen den Hals umgeworfen hat, aber wenigstens kann er jetzt keine Dummheiten mehr versuchen.“

Ein trockenes Schnauben war die Antwort darauf. Dann konzentrierte sich Herr Schumann für einen Moment und kurz darauf tauchte ein weiterer Instruktor auf.

Ein Telekinet, wie hilfreich. Brad lächelte.

Er überließ es den beiden, sich um Herrn Müller zu kümmern, denn es gab etwas Wichtigeres zu tun. Die Möglichkeit eines Gegenangriffs hatte die Hitze in ihm beruhigt und so war ihm die Unruhe umso bewusster geworden, die von Michael auf ihn abstrahlte. Seine Schritte verlängerten sich unwillkürlich und so dauerte es nicht lange, bis er das Büro des Älteren erreichte. Er öffnete die Tür ohne anzuklopfen und Michael war so sehr mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt, dass Brads Ankunft nicht sofort bemerkt wurde.

Was ihm die Möglichkeit gab zu beobachten, wie der Ältere vor dem Fenster hin und her pilgerte, statt die Zeit dazu zu nutzen, die Arbeit auf seinem Schreibtisch zu verringern. „Michael“, schalt er ihn leise. „Machst du dir so große Sorgen um mich, dass du nicht einmal mitbekommst, wenn ich in deiner Nähe bin?“

Eisblaue Augen richteten sich abrupt auf ihn und der Ausdruck in ihnen ließ ihn tief einatmen.

Am Ende des Atemzugs hatte sich Michael scheinbar geradewegs vor ihn teleportiert und warme Hände umrahmten sein Gesicht. „Der Schuss hat dich nicht getroffen…“ Noch während er sprach, schienen sich Michaels Hände zu verselbständigen und ihn nach imaginären Wunden abzutasten.

Brad hielt sie auf, indem er sie mit seinen eigenen Händen ergriff. „Das habe ich dir doch bereits gesagt.“ Ihre Finger verschränkten sich ineinander und er konnte regelrecht spüren, wie ein Teil der Anspannung aus dem Älteren herausfloss.

Michaels Gesicht verzog sich für einen Moment. „Ich hasse es, wenn so etwas passiert.“

„Ich weiß“, erwiderte er leise und lehnte sich vor, so dass seine Stirn an der des Anderen zu ruhen kam. „Aber ich bin kein hilfloses Kind mehr. Und mein Talent würde sowieso nicht zulassen, dass mir etwas Schlimmes zustößt.“

„Immer so selbstbewusst.“ Michael atmete ein kaum hörbares Lachen aus, das nicht besonders fröhlich klang. Und dann legten sich warme Lippen auf seine und er ließ sich lieber in den Kuss fallen als weiter zu versuchen, Michael zu überzeugen.

Sie endeten auf dem Besuchersessel und Brad schlang die Arme um Michaels Hals, als dieser ihn etwas zu fest hielt, lehnte sich gegen ihn.

Für eine Weile schwiegen sie einfach nur, zufrieden mit der geteilten Nähe, aber dann hielt Brad es nicht mehr aus. „Herr Schneider hat dich doch sicher nicht zurück ins Büro geschickt, damit du Löcher in den Teppich läufst“, zog er ihn sanft auf, drückte einen ebenso sanften Kuss auf die Kieferlinie des Älteren.

„Nun, er konnte kaum erwarten, dass ich mich auf die Arbeit konzentrieren kann, bevor ich mich nicht mit eigenen Augen davon überzeugt habe, dass es dir gut geht.“

Finger krochen wie aus eigenem Willen in sandblonde Haare. „Du hattest meine Versicherung. Dein Talent sollte zuverlässiger als deine Augen sein“, machte er ihn aufmerksam.

„So einfach funktioniert das nun mal nicht, mein Kleiner.“

„Hey“, er zog mit gespielter Empörung an einer Strähne. „Ich bin schon lange nicht mehr klein.“

Michael lachte unwillkürlich. „Natürlich nicht, du bist groß und stark, hm?“

Nun durchlief auch ihn ein Lachen und er barg das Gesicht an Michaels Hals. „Du machst dich über mich lustig.“

Für einen Moment kam gar keine Erwiderung, dann: „Das ist nur die Erleichterung…“

Und irgendwie klang das nicht einmal zur Hälfte wie ein Scherz.
 

~TBC~
 

Wie Herrn Müllers Strafe aussehen wird, erfahrt ihr das nächste Mal ^^

cya, cu ^-^

"Leute, auf die Michael schlecht zu sprechen ist, haben die dumme Angewohnheit zu… sterben"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 171/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Unerwartete Konsequenzen…

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: *lach* Du hast genau getroffen, Herr Müller ist nicht ganz unbeschädigt aus dem Zwischenfall hervorgegangen. Übrigens war es nicht wirklich Dummheit, die ihn so handeln ließ. Was Brad im heutigen Teil ansprechen wird ^.~
 

@Kralle: *winkz* ^^
 

Teil 171 „Leute, auf die Michael schlecht zu sprechen ist, haben die dumme Angewohnheit zu… sterben“
 

„Wo hast du eigentlich Herrn Müller gelassen?“, wollte Michael nach einer Weile wissen, durchbrach die Stille, die sich über sie gelegt hatte.

„Herr Schumann wollte ihn erst einmal auf die Krankenstation bringen, dort wird er wohl noch sein“, erwiderte er mit einem Schulterzucken.

Michaels Gestalt wurde für einen Moment völlig regungslos, dann runzelte er die Stirn. „Es ist etwas passiert?“

Eine Augenbraue rutschte unwillkürlich nach oben. „Soll das heißen, du hast mich nicht auf Schritt und Tritt verfolgt?“ Brad war davon ausgegangen, dass der Ältere bereits Bescheid wusste.

Seine Überraschung wurde mit einem Seufzen quittiert. „Zuerst war da ein kleines Hindernis in Form des Talents meines Vaters. Und dann wollte ich dich nicht ablenken, falls es wirklich zu einem Zwischenfall kommt. Von daher habe ich mich zurückgehalten und nur aufgepasst, ob du dich meldest.“

Er strich durch sandblonde Strähnen, ließ sie durch seine Finger laufen. „Dass du das überhaupt durchgehalten hast…“

„Sehr witzig…“ Seine Hand wurde eingefangen und dann fest umschlossen. „Und jetzt verrat mir endlich, warum Herr Müller auf der Krankenstation gelandet ist.“

Genau das tat Brad als nächstes.

Michael hörte zu, ohne ihn zu unterbrechen, schnaubte trocken, nachdem Brad geendet hatte. „Man muss schon verrückt sein, um dich direkt anzugreifen und auch noch zu glauben, damit durchzukommen.“

Seine Mundwinkel kurvten in ein schmales Lächeln. „Ja, genau das wird wohl das Problem gewesen sein…“ Er ließ dem Älteren keine Zeit, darauf zu reagieren. „Wann werdet ihr euer Urteil fällen?“

„Rachegedanken?“, wurde er amüsiert aufgezogen, aber Michael konnte nicht ganz verbergen, dass dieser genau die gleichen Gedanken hegte.

Er wollte ihm dafür einen Stoß in die Rippen verpassen, doch Michael kam ihm zuvor und umarmte ihn fest. Dann sprach der Ältere auch schon weiter.

„Bevor wir ein Urteil fällen können, müssen wir zunächst den Sachverhalt erheben, meinst du nicht auch? Bisher haben wir noch keine Bestätigung von Herrn Müller selbst, dass er tatsächlich für den Angriff von Schuldig verantwortlich war.“ Eine kurze Pause. „Obwohl er sich mit seinem Verhalten natürlich ausgesprochen verdächtig gemacht hat…“

„Ha, wenigstens müssen wir uns nicht auf seine Aussage verlassen.“

Er spürte das kühle Lächeln des Anderen, auch wenn er es nicht sehen konnte. „Ich werde die benötigten Antworten erhalten, auf dem einen oder anderen Wege“, wurde ihm dann zugestimmt.

„Zweifellos…“ Er stupste Michael an. „Frag in der Krankenstation nach. Deinen Vater kannst du ja nicht erreichen.“

„Du gehst davon aus, dass wir uns unmittelbar treffen? Ist das nicht nur Wunschdenken?“

„Als könntet ihr es euch leisten, anders zu handeln“, gab er unbeeindruckt zurück. „Außerdem würde dein Vater dir so etwas nicht antun. Er weiß schließlich, wie gerne du dir Sorgen um mich machst und dass du jetzt den Drang verspürst, ein Exempel zu statuieren.“ Letzteres mit leiser Belustigung.

Michaels Hand legte sich über seinen Mund, um ihn von weiteren Kommentaren abzuhalten. „Mach dich darüber nicht lustig.“

Eine gewisse Anspannung lag in diesen Worten und das ließ ihn jedes Amüsement verlieren. Er musste sich nur daran erinnern, dass es ihm im umgekehrten Fall nicht anders gehen würde und schon war die Sache gar nicht mehr zum Scherzen. Brad wandte das Gesicht, so dass Michaels Hand wegrutschte, vergrub das Gesicht am Hals des Älteren. Eine Entschuldigung, die gänzlich ohne Worte auskam.

Und Michael lächelte in seine Haare hinein, griff nach draußen und besorgte die Information, die er haben wollte. „Herr Müller ist vor kurzem aufgewacht und mein Vater wurde bereits informiert.“

„Dann stellt sich also nur noch die Frage, ob auch Herr Franken Zeit hat.“

Der Ältere rutschte im Sessel ein Stück nach vorne und forderte Brad damit auf, aufzustehen. Eine Aufforderung, der er nur mit gewissem Widerwillen nachkam. „Er würde sie sich im Zweifelsfall bestimmt nehmen, von daher sollte ich mich langsam in Richtung Ratszimmer begeben.“

Kaum dass Michael stand, griff er nach dessen Hand, was ihm einen nachdenklichen Blick aus eisblauen Augen einbrachte.

„Wir werden dich wahrscheinlich als Zeugen befragen, aber du kannst nicht die ganze Zeit dabei sein“, wurde seine Geste mühelos interpretiert.

„Aber wenigstens kann ich dich bis dorthin begleiten, nicht wahr?“

Ein Mundwinkel zuckte, bevor er unter Kontrolle gebracht wurde. „Ich werde dich ganz bestimmt nicht davon abhalten. Und damit du dich nicht langweilst, kannst du anschließend die restlichen Zeugen einsammeln.

Brad nahm die Aufgabe mit einem Nicken an, zog Michael dann in Richtung Tür.

Das Ratszimmer war noch leer, als sie es erreichten und der Ältere hielt kurz inne, bevor er hinein ging. „Auch wenn die anderen Mitglieder noch nicht da sind, kann ich dich nicht mit reinnehmen.“

Er lächelte und das war nicht einmal gespielt. „Das war mir schon klar. Und so eine große Sehenswürdigkeit ist der Raum nun auch wieder nicht.“

Michael stieß als Antwort nur ein Schnauben aus und der Druck um seine Hand verstärkte sich zum Abschied kurz, bevor sie losgelassen wurde.

Braune Augen verfolgten den Älteren für einen Moment und irgendwie war es beruhigend zu sehen, dass die Tür noch nicht geschlossen wurde. Er bekam gar nicht erst die Gelegenheit sich einsam zu fühlen, denn er hatte kaum ein paar Schritte getan, als ihm Herr Schneider entgegenkam.

„Brad…“ Blaue Augen musterten ihn amüsiert. „Warum bin ich nicht überrascht, dich hier zu sehen.“

„Sie kennen mich eben fast so gut wie Michael, da kann das nicht ausbleiben.“

Der ältere Mann lächelte, sah dann an ihm vorbei zur halbgeöffneten Tür. „Michael konnte es wohl gar nicht erwarten…“

Sein erwiderndes Lächeln fiel etwas starr aus, auch wenn das rein gar nichts mit Herrn Schneider zu tun hatte. „Er war nicht der Einzige“, gab er leise zurück.

„Natürlich…“ Und dann schien der Ältere ein anderes Thema zu suchen. „Hat Michael mit dir schon über seine Pläne gesprochen was Schuldigs zukünftiges Training angeht?“

Er neigte interessiert den Kopf. „Nein, hat er nicht. Wie genau sehen die denn aus?“

„Nun, er selbst möchte es anscheinend übernehmen.“

Beide Augenbrauen rutschten in die Höhe, bevor er unwillkürlich den Kopf schüttelte. „Ich hoffe, Sie haben sich dagegen ausgesprochen.“

Nun war an dem Triumviratsmitglied, ihn interessiert zu mustern. „Würdest du mir auch verraten, warum du anscheinend so sehr dagegen bist?“

Brad zögerte, aber nur kurz, bevor er den Gedanken aussprach, der ihm vorhin gekommen war, als sie Herrn Müller holten. Schließlich hatte er es hier mit Michaels Vater zu tun und der würde nichts tun. „Leute, auf die Michael schlecht zu sprechen ist, haben die dumme Angewohnheit zu… sterben, nachdem er in ihrem Kopf war. Früher oder später zumindest. Und man kann guten Gewissens behaupten, dass Schuldig sich nicht besonders beliebt bei ihm gemacht hat, erst recht nach dem heutigen Zwischenfall.“

Blaue Augen weiteten sich kaum merklich und mit dem nächsten Wimpernschlag war die Miene des Älteren wieder völlig unbewegt und sie beide unter sich. „Du beziehst dich auf Bernard, natürlich. Aber das passt nicht zu dem später…“ Herr Schneider stockte. „Du meinst Herrn Müller?“

Seine Schultern hoben sich in einem angedeuteten Zucken. „Ich will es zumindest nicht ausschließen. Michael ist derjenige, der für Herrn Müllers Renovierungsdrang gesorgt hat.“

Der ältere Mann schien zuerst nicht zu wissen, wie er reagieren sollte, lachte aber schließlich leise auf. „Mir kam das ja schon immer ein wenig seltsam vor, aber diese Erklärung hatte ich nicht erwartet…“

„Es ist wohl besser, wenn Sie sie für sich behalten.“

Er erhielt ein etwas schief ausfallendes Lächeln. „Du wusstest doch schon vorher, dass ich nichts sagen würde, sonst hättest du es mir niemals verraten…“

Das ließ sich nicht leugnen, also neigte er lediglich den Kopf. „Ich hoffe, Sie werden mich dabei unterstützen, Michael von diesem Training abzuhalten.“

„Natürlich“, wurde ihm bestätigt.

Und damit schien alles gesagt, denn er hatte sein Talent zurück. Bevor er noch etwas hinzufügen konnte, wurde ihrer beider Aufmerksamkeit auf sich nähernde Schritte gelenkt.

Braune Augen verengten sich, als er Herrn Müller erkannte. Der sah noch etwas mitgenommen aus, konnte sich aber alleine vorwärts bewegen, auch wenn Dr. Stephenson ihn nicht aus den Augen ließ. Und dann war da noch ein Instruktor, der zweifellos aufpasste, dass Herr Müller keine Dummheiten versuchte.

Der Instruktor stand sehr gerade, als er seinerseits das Triumviratsmitglied erspähte. „Guten Tag, Herr Schneider. Wie gewünscht habe ich Herrn Müller herbegleitet.“

„Vielen Dank, Herr Reinke. Ich benötige Sie dann nicht weiter.“

„Wie Sie wünschen.“ Mit einem Nicken, das in eine halbe Verbeugung überging, verabschiedete sich der andere Mann.

Danach richteten sich die blauen Augen auf Dr. Stephenson. „Sie allerdings bleiben wohl besser noch hier.“

Herr Müller wurde von beiden etwas zweifelnd gemustert und auch Brad war von irgendetwas irritiert, auf das er noch nicht den Finger legen konnte.

Herrn Müllers Blick war etwas unfokussiert, als wäre er mit seinen Gedanken ganz woanders, was in der Gegenwart eines Triumviratsmitglieds wirklich ungewöhnlich zu beobachten war. Aber in diesem Moment schien der Instruktor endlich auf Herrn Schneider aufmerksam zu werden. Er schüttelte den Kopf, als müsste er einen Schleier vertreiben, was aber nicht viel half. Und dann fixierte er sich mit sichtlicher Mühe auf den älteren Mann. „Hören Sie auf damit!“

Dr. Stephenson entgleisten bei diesem Umgangston die Gesichtszüge, während Herr Schneider lediglich eine Augenbraue hochzog, vollkommen unbeeindruckt. „Ich versichere Ihnen, ich tue rein gar nichts. Es geht vielmehr darum, was Sie getan haben.“ Mit einem Nicken in Brads Richtung.

Und nun hatte er die zweifelhafte Ehre von Herrn Müllers Aufmerksamkeit. Er erwiderte den Blick des Älteren kühl, sah genau die Grimasse, die der Ältere schnitt, bevor dieser sprach.

„Ich habe so gut wie gar nichts getan. Das war Schuldig. Laufend hat er sich innerlich darüber beschwert, wie wenig er Crawford ausstehen kann. Nicht, dass man das nicht nachvollziehen könnte... Ich habe ihm nur einen winzigen Stoß in die richtige Richtung gegeben.“

„Das ist doch ein wenig untertrieben… Ihre Rolle war zweifellos von etwas aktiverer Natur.“ Von den anderen unbemerkt – Brad natürlich ausgenommen – war Michael zu ihnen gestoßen.

Er schenkte Michael ein Lächeln, doch sein Blick wurde sofort wieder von der Reaktion der anderen Anwesenden angezogen. Bis auf Herrn Schneider schien jedem gerade kalt geworden zu sein und da nur Michael daran schuld sein konnte, strich er ihm besänftigend über den Unterarm.

Prompt floss Wärme auf ihn über, die nur für ihn ganz allein gedacht war, während der Telepath Herrn Müller nicht aus den Augen ließ und weitersprach. „Glauben Sie bloß nicht, dass Sie sich herausreden können. Sie wissen, dass ich ohne Probleme die Wahrheit aus Ihrem Kopf herausholen kann.“

So etwas wie Furcht regte sich im Blick des anderen Mannes, bevor sie mit einer verächtlichen Grimasse überdeckt wurde. „Das will ich sehen. Im Moment scheint ja Herr Schneider mit seinem Talent für allseitige Ruhe zu sorgen.“

Ah, das war es also, womit Herr Schneider aufhören sollte… Endlich verstand Brad. Aber da gab es ein kleines Problem und er hatte keines damit, den Finger genau auf den wunden Punkt zu legen. „Sie irren sich, Herr Müller. Unsere Talente funktionieren tadellos. Und Ihres sollte das auch.“ Er neigte den Kopf leicht zur Seite, kalkulierend. „Aber das tut es nicht, nicht wahr?“ Der andere Instruktor wurde bleich und ein finsteres Lächeln zog an seinen Mundwinkeln, bevor er sich an Dr. Stephenson wandte. „Gibt es Nachwirkungen, von denen Sie uns noch nicht erzählt haben?“

Der Arzt runzelte die Stirn. „Mir sind bei der Untersuchung keine physischen Schäden aufgefallen.“ Der Blick wanderte zu Herrn Müller hinüber, der offenbar verzweifelt bemüht war, sein Talent einzusetzen – und nicht den geringsten Erfolg damit hatte.

Brad sah auf einmal, wie das Ganze ausgehen würde und stieß ein ungläubiges Lachen aus.

Michael, der als einziger wusste, woher seine Reaktion kam, schüttelte genauso ungläubig den Kopf. Dann griff sein Talent nach Herrn Müller, um sich von der Wahrheit von Brads Vision zu überzeugen. Was Brad ihm nicht wirklich übelnehmen konnte, schließlich hatte er noch nie von so einem Fall gehört.

„Was ist?“, wollte Herr Schneider leise wissen.

Michael schüttelte schon wieder den Kopf. „Er… er ist wie ein Talentloser… Ich kann nichts von seinem Talent entdecken, genauso wenig wie von seinen Schilden. Nicht einmal ein Rest von der Energie, die dort sein müsste.“

Brad durchbrach als erster das entstandene Schweigen. „Herr Schumann hatte also Recht. Es fühlte sich nicht nur so an, als würde er ausbrennen, er ist es tatsächlich.“ Er schloss mit einem Schulterzucken. „Auch wenn Herr Müller eigentlich tot sein sollte.“

Der sah ganz so aus, als würde er das am liebsten sein und den beinahe mitleidigen Blicken nach zu urteilen, die die anderen zeigten, konnten sie das nur zu gut nachvollziehen.

>Ich muss zugeben, eine bessere Strafe würde mir nicht einfallen.<

>Deine Schilde müssen genug Energie absorbiert haben, dass ihn der Rückprall nicht umgebracht hat, aber es hat nicht gereicht, um sein Talent zu retten…< Der Ältere klang, als wäre ihm schlecht.

Braune Augen verengten sich. >Er hat es sich selbst zuzuschreiben. Ohne den Angriff wäre wahrscheinlich nichts passiert.<

>Ich versuche hier nicht, ihn zu verteidigen. Es ist nur…<

Er drückte Michaels Hand. >Ja, ich weiß.<

Herr Schneider war es, der das Heft in die Hand nahm. „Nun, das Ganze entbindet uns nicht von unserer Verpflichtung, den Vorfall vollständig aufzuklären.“

„Jawohl, Herr Schneider.“ Die Aufforderung wurde von allen verstanden.

Brad hielt Michael nur für eine Sekunde zurück. >Ihr werdet ihn wegschicken, in eines der Büros, wo er noch ein bisschen nützliche Arbeit leisten kann, ohne die Schüler hier zu verderben…<

Eisblaue Augen funkelten ihn amüsiert an. >Wenn du es sagst…<

Und dann schlossen sich die Flügeltüren. Brad wandte sich ab, um wie abgesprochen die anderen Zeugen zu holen, aber innerlich war der Fall für ihn bereits abgeschlossen. Denn es könnte keine schlimmere Strafe für den… ehemaligen Instruktor… geben als das, was bereits passiert war.
 

~TBC~
 

Übrigens wollte Brad zuerst ‚verrückt zu werden‘ sagen, hat sich dann aber für das endgültige Ergebnis entschieden. Womit sich die Frage stellt – da Herr Müller bereits das erste Stadium erreicht hat, wie wird es wohl zu diesem Ergebnis kommen… (das heißt: ja, es wird nicht Herrn Müllers letzter Auftritt gewesen sein ^^)

cya, cu ^-^

"Wie ist es so, das Ganze dieses Mal von der anderen Seite zu erleben?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 172/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Ein kleiner Zeitsprung. Wir haben jetzt Winter ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Hm, von der Warte eines Talentes gesehen gibt es keine schlimmere Strafe. Immerhin ist er jetzt ‚nur noch‘ ein Talentloser. Deswegen war Brads Interesse an Herrn Müller auch ganz plötzlich abgeflaut. Aber du kannst beruhigt sein, denn mit deiner Vermutung liegst du ganz richtig – du musst dich bis zum nächsten Aufeinandertreffen nur ein bisschen gedulden… *grins*
 

@Kralle: *winkz* ^^
 

Teil 172 „Wie ist es so, das Ganze dieses Mal von der anderen Seite zu erleben?“
 

Brad ließ seinen Blick über den eisbedeckten See schweifen, blieb an den beiden Löchern hängen, die frisch in das Eis hineingeschlagen worden waren. Unwillkürlich fröstelte er unter seiner warmen Jacke.

„Wie ist es so, das Ganze dieses Mal von der anderen Seite zu erleben?“ Herr Rudert war neben ihn getreten.

Er schenkte dem Älteren einen schiefen Blick. „Ehrlich gesagt sehe ich keinen allzu großen Unterschied.“

Herr Rudert lachte auf. „Diese Einschätzung kann ich Ihnen nicht wirklich verübeln“, wurde dann zugegeben.

„Sie haben gut Lachen…“ Aber nun lächelte auch er.

„Nun, ich war letztes Jahr dran, von daher werde ich noch für eine Weile darum herumgekommen. Und Sie natürlich auch, wenn Sie den heutigen Einsatz erst einmal überstanden haben.“

Das sollte ihn wohl trösten, tat es aber nicht besonders. Also suchte er sich eine Ablenkung, die er in zwei sich nähernden Schülern fand. „Schuldig, du bist ja mal überpünktlich.“

Herr Rudert grinste amüsiert über Schuldigs Grimasse und hakte die beiden Namen ab.

Der Telepath verweigerte eine Antwort, aber Farfarello war nicht so stur. „Guten Abend, Herr Crawford. Ich habe mich schon den ganzen Tag hierauf gefreut.“

„Ah, daher das frühe Erscheinen. Und du hast Schuldig wider Willen mitgezerrt, hm?“ Belustigung funkelte in braunen Augen auf.

„Ich konnte doch nicht risikieren, dass er es verpasst.“ Ein breites Grinsen.

„So blöd bin ich nicht. Aber es ist völlig sinnlos, sich hier in der Kälte den Hintern abzufrieren, solange es nicht sein muss.“ Farfarello wurde böse angeblitzt, als Schuldig die Arme vor der Brust verschränkte. „Schließlich ist nicht jeder so unempfindlich wie du.“

Das erinnerte Brad an etwas und die Belustigung floss aus seinen Zügen heraus. „Farfarello“, mit ernster Stimme, die sofort die Aufmerksamkeit des Iren auf ihn zog. „Auch wenn du die Kälte nicht spürst, kann sie deinen Körper wie jeden anderen schädigen. Du wirst dir also keine Verzögerungen oder Experimente erlauben, sondern dich zügig am Seil entlanghangeln und am anderen Ende wieder auftauchen.“

In dem bernsteinfarbenen Auge hatte ebenfalls ungewohnter Ernst Einzug gehalten, als Farfarello ruhig nickte. „Natürlich, Herr Crawford. Ich werde mich nicht von Ihm hereinlegen lassen.“

Ein Mundwinkel zuckte flüchtig. „Ausgezeichnet.“ Dann ging sein Blick über die beiden hinweg, dorthin, wo die anderen Schüler sich näherten. „Es wird wohl langsam Zeit“, wandte er sich an Herrn Rudert.

„Ich werde den Schülern in der Zwischenzeit die Prozedur erklären. Frau Jahn wird aufpassen, dass Ihnen nichts zustößt. Im Notfall wird sie das Eis schmelzen.“

Brad hielt sich gerade so davon ab, die Augen zu verdrehen. „Ich wüsste es, wenn ich Probleme bekommen sollte…“

Herr Rudert lächelte nur.

Ohne weitere Verzögerungen zog er sich aus, legte die Sachen auf der dafür bereitgestellten kleinen Bank ab. Anschließend rieb er sich rasch mit etwas kaltem Wasser ab und dann reichte Frau Jahn ihm das Ende des Seils, das noch nicht an einem ins Eis getriebenen Pflock befestigt war.

„Viel Erfolg“, wünschte sie ihm.

„Vielen Dank“, schüttelte er amüsiert den Kopf, ließ sich ins Wasser gleiten. Der Kälteschock war nicht anders als damals vor vier Jahren, unangenehm aber schnell überwunden. Und die Strecke erschien sogar kürzer, war schnell durchmessen.

Die Instruktorin wartete bereits auf der anderen Seite, nahm ihm das Seil ab, um es an dem anderen Pfosten zu befestigen.

Brads Aufgabe war damit erledigt, genauso wenig wie von den Schülern wurde von ihm erwartet, dass er sich länger als erforderlich draußen aufhielt, nachdem er das eisige Bad hinter sich hatte. Er wollte sich gerade eines der Handtücher vom bereitgelegten Stapel greifen, als ihm jemand zuvorkam. Brad lächelte in den weichen Stoff hinein und ließ zu, dass ihm die Haare trocken gerieben wurden. „Herr Hoffmann“, begrüßte er den Älteren, als er wieder freie Sicht hatte. „Sie wollen mir doch nicht erzählen, dass Michael Sie wieder hergeschickt hat.“ Er nahm sich ein weiteres Handtuch, um sich weiter abzutrocknen.

Der andere Mann schüttelte lächelnd den Kopf. „Das hatte ich nicht vor. Reik wollte wissen, warum du heute später kommst und als ich ihm von eurer Tradition erzählt habe, wurde er neugierig.“

Sein Blick schweifte weiter zu Richard, der nichts davon bemerkte, sondern etwas fassungslos die Vorgänge beobachtete. Brad zog eine Augenbraue hoch. „Sie meinen wohl eher, dass er Ihnen nicht geglaubt hat…“

„Womöglich“, gab Herr Hoffmann zu. „Allerdings konnte ich es ihm kaum verübeln, schließlich ging es mir selbst damals nicht anders.“

Brad stieß ein leises Schnauben aus. „Ich will gar nicht wissen, wie lange sie die Schüler damit schon quälen. Aber bisher hat sich niemand bereitgefunden, etwas abzuschaffen, wo er selbst durchmusste. Von daher…“ Er endete in einem Schulterzucken. Und dann war er endlich trocken genug, um sich wieder anziehen zu können.

Der Ältere schenkte ihm ein amüsiertes Lächeln. „Ich darf davon ausgehen, dass auch du keinen Anlass siehst, etwas an dieser Tradition zu ändern?“

„Es schadet ja niemandem, nicht wahr?“, gab er eine Antwort, die alles sagte.

„Nun, immerhin wärst du dem heutigen Bad entgangen.“ Jetzt sah Herr Hoffmann so aus, als würde er innerlich über Brad lachen.

Weswegen er beschloss, sich lieber Richard zuzuwenden. Er schlang beide Arme um den anderen Mann, was den Vorteil hatte, dass er sich wenigstens einbilden konnte, etwas von dessen Körperwärme abzubekommen.

Das brachte ihm die Aufmerksamkeit des Älteren ein und Richards Miene wechselte zu leisem Entsetzen, als dieser sich daran erinnerte, dass auch Brad in dem eiskalten Wasser gewesen war. „Warum stehst du hier noch herum? Du solltest schleunigst ins Warme kommen.“

Brad verdrehte ungesehen die Augen. „Jetzt fangen Sie nicht auch noch so an. Ich bin alt genug, um auf mich selbst aufzupassen.“

„Den Eindruck habe ich gerade nicht“, wurde ihm widersprochen. „Du scheinst vielmehr ausgesprochen unvernünftig.“ Und anders als es sonst seine Art war, beschwerte sich der ältere Mann nicht einmal darüber, dass Brad an ihm hing.

Er umarmte ihn für einen Moment noch fester, ließ ihn dann frei und trat einen Schritt zurück. „Sie wissen doch, dass wir nicht so schnell krank werden“, meinte er mit einem ruhigen Lächeln, wandte sich dann aber zum Gehen.

Die ersten paar Meter legten sie schweigend zurück, Richard war noch dabei zu verarbeiten, was er gesehen hatte. Schließlich war er aber der Ansicht, dass der Andere genug Zeit gehabt hatte und musterte ihn etwas amüsiert. „Inzwischen sollten Sie doch von nichts mehr überrascht sein, hm?“

Er erhielt einen schiefen Blick dafür. „Das denke ich auch jedes Mal. Und dann… dann passiert so was wie das da…“ Eine fahrige Geste in Richtung des Sees begleitete diese Aussage.

„Eine der weniger sinnhaften Traditionen“, gestand er zu. „Aber sie alle können gut schwimmen und das Seil sichert sie. Letzten Endes geht es darum, sich selbst zu überwinden und das ist eine Aufgabe, vor die uns das Leben häufiger stellt.“

Grau-grüne Augen musterten ihn intensiv. „Nur du kannst dem Ganzen noch etwas Positives abgewinnen.“

Herr Hoffmann lachte, als er seinen Freund das sagen hörte. „Aber er hat auch irgendwie Recht, nicht wahr?“

Richard brummte nur irgendetwas Unverständliches und dann hatten sie auch schon das Gebäude erreicht. Und auch wenn Brad es nicht zeigte, war er doch froh, aus der Kälte herauszukommen, mehr noch, als sie Herrn Hoffmanns Quartier erreichten, das anders als die Flure angenehm beheizt war.

Sein Blick fiel als erstes auf das Schachbrett, das mitten im Spiel verlassen worden war. „Sie haben ohne mich angefangen?“

„Nun, irgendwie mussten wir uns die Zeit ja vertreiben. Aber als Reik noch schlechter spielte als sonst, habe ich es aufgegeben.“

Brad lachte leise, als Richard das Gesicht verzog. „Ich glaube nicht, dass der Ausflug nach draußen ihn besser spielen lässt.“

„Aber deine Anwesenheit jetzt tut es zweifellos.“

Nun langte es dem Anderen. „Hört auf damit, ich bin inzwischen sehr viel besser geworden. Immerhin habt ihr Jahre mehr an Übung.“

Er konnte nicht anders, er umarmte ihn wieder. „Hm, und ich bin immer noch dankbar dafür, dass wir Sie fürs Schachspielen begeistern konnten.“

Es klopfte an der Tür und Herr Hoffmann wuschelte ihm durch die Haare, als dieser an ihm vorbeiging. „Lass ihm genug Luft zum Atmen“, wurde er aufgezogen. Und er konnte nicht einmal antworten, wie unsinnig dieser Hinweis war – schließlich hatte er die Arme nur locker um Richard geschlungen – da Herr Hoffmann so tat, als wäre er vollauf damit beschäftigt, die Tür zu öffnen.

„Ah, Sie sind es.“

Neugierig spähte er über Richards Schulter und ein Lächeln huschte über seine Lippen, als er die Frau erkannte. „Manja, woher wusstest du, wo ich bin?“

Sie kam mit einem vollbeladenen Tablett herein und schenkte ihm ihrerseits ein warmes Lächeln. „Herr Schneider hat mich hierher geschickt. Ich hatte ja angenommen, dass du bei ihm bist.“

„Heute ist unsere Schachstunde, ansonsten hättest du natürlich vollkommen Recht.“ Er ging ihr entgegen, um ihr das Tablett abzunehmen. „Vielen Dank.“

„Gern geschehen.“ Als nächstes wurden seine feuchten Haare missbilligend gemustert. „Allerdings hatte ich erwartet, dass es damals das letzte Mal war, dass du durch diesen Unsinn musst.“

Seine Augen weiteten sich kaum merklich, bevor er auflachte. „Einen Instruktor erwischt es eben auch jedes Jahr. Aber jetzt habe ich für eine Weile meine Ruhe“, versprach er ihr.

„Das will ich doch hoffen. Sag mir Bescheid, falls du noch irgendetwas brauchst.“

„Aber natürlich.“

Sie nickte noch den beiden anderen zu, dann ging sie.

Brad stellte das Tablett auf dem Tisch ab und grinste beinahe. „Dafür springt man doch gerne ins kalte Wasser, hm?“

Richard war hinter ihn getreten. „Ich weiß nicht so recht, sie hätte dir die Sachen bestimmt auch so gebracht“, erhielt er eine gespielt skeptische Erwiderung.

Er drehte sich zu dem Älteren um und ergriff dessen Hand, um ihn neben sich auf die Couch zu ziehen. „Seien Sie nicht so ein Spielverderber. Außerdem schmeckt heiße Schokolade dann am besten, wenn einem kalt ist.“

„Na denn setz dich mit deiner Tasse mal draußen in den Schnee“, kam es unbeeindruckt zurück.

Während Herr Hoffmann lachte und in die Küche ging, um noch mehr Geschirr zu holen, verpasste Brad dem Mann neben sich einen nicht besonders ernst gemeinten Stoß in die Rippen für dessen Antwort. Dann erst goss er etwas in die inzwischen drei Tassen ein, fügte am Schluss Sahne hinzu. „Noch mehr dumme Sprücke und Sie bekommen nichts ab.“

Das schien Richard auch nicht zu wollen, denn der Ältere nahm schweigend und mit einem Lächeln seine Tasse entgegen.

Die nächste ging an Herrn Hoffmann, der inzwischen in seinem Sessel Platz genommen hatte, bevor Brad sich die letzte Tasse und ein warmes Sandwich nahm, sich dann gegen Richard lehnte. „Mal sehen, ob wir ihr Spiel noch retten können“, wies er mit dem Kinn in Richtung Schachbrett, nahm anschließend einen herzhaften Bissen. Bis eben hatte er gar nicht gemerkt, wie hungrig er war und er war froh, nicht bis zum regulären Abendbrot warten zu müssen. Vor allem, da er eh nicht vorhatte, dafür ihren Abend zu unterbrechen. Hm… das hieß, die anderen bräuchten auch etwas zu Essen. Natürlich. „Sie können auch gerne zugreifen“, meinte er daher.

Herr Hoffmann schenkte ihm einen amüsierten Blick. „Sehr großzügig von dir.“

„Ich weiß“, gab er unbeeindruckt zurück, stupste dann Richard an. „Sie sind am Zug, nicht wahr?“

Der wandte den Blick nicht von Schachbrett. „Ja, leider.“ Anscheinend hatte er bereits vergessen, wie schlecht es um seine Seite stand und wurde jetzt an seine nahezu ausweglose Situation erinnert.

Brad schloss unwillkürlich die Augen, als einen Schluck von der heißen Schokolade nahm, die sich mit glühender Wärme in seinem Magen niederließ. Und mit immer noch geschlossenen Augen flüsterte er dem Älteren seinen nächsten Zug zu.

Richard folgte seinem Ratschlag, mit Verzögerung, aber ohne zu zögern. Der Ältere versuchte lediglich vorher die möglichen Folgen des Zuges zu ergründen.

Und er schien zu sehen, worauf Brad hinauswollte, also aß er in Ruhe, während die anderen beiden das Spiel fortsetzten. Richard war wirklich besser geworden, so dass er nur ab und zu einen leisen Hinweis geben musste. Zum Schluss reichte es nicht mehr ganz, um das Spiel noch herumzureißen, dafür war der Anfang einfach zu schlecht gewesen, aber immerhin musste Herr Hoffmann um seinen Sieg kämpfen. Und das Spiel danach entschied Richard für sich.

Brad lächelte zufrieden, als Herr Hoffmann seinen König umstieß, schlang einen Arm um Richards Taille. „Sehen Sie, Sie haben es geschafft. Und ich musste Ihnen nur bei der Eröffnung ein wenig helfen. Bald schlagen Sie ihn ganz allein.“

„Heißt das, dann habe ich dich nicht mehr wie eine Klette an mir kleben?“ Belustigung funkelte in den grau-grünen Augen auf.

Zur Strafe lehnte er sich noch ein bisschen mehr gegen ihn. „Wie kommen Sie denn darauf? Ich möchte schließlich zusehen, wie Sie ihn schlagen.“ Weiße Zähne blitzten in einem Lächeln auf.

„Das hätte ich mir denken können…“, lautete die trockene Erwiderung.

Brad lachte, musste dann ein Gähnen unterdrücken.

Was wiederum Herrn Hoffmann lachen ließ. „Ist es bereits deine Schlafenszeit?“

Er zuckte mit den Schultern. „Nicht wirklich.“

„Für mich sieht das irgendwie anders aus.“ Richard musterte ihn und diesmal geschah das ohne Belustigung. „Du solltest in dein Quartier zurückkehren, bevor du mir noch hier einschläfst.“

Im ersten Moment wollte er protestieren, aber das wäre kindisch gewesen. Außerdem begann er bereits Michael zu vermissen. Also stand er auf und streckte sich. „Ich wünsche eine angenehme Nachtruhe allerseits.“

„Schlaf gut, Brad“, gab Herr Hoffmann mit warmem Amüsement zurück, während Richard ihm lächelnd zunickte. „Und verlaufe dich auf dem Rückweg nicht.“
 

~TBC~
 

Nach den Ereignissen in den letzten Kapiteln ist jetzt erst einmal ein bisschen Freizeit angesagt ^^

cya, cu ^-^

"Ich habe ihm vorgeschlagen, dass er sich mit seiner Verabredung ganz einfach uns anschließen kann"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 173/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Brad will einen Ausflug in die Stadt machen – und nicht allein ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: In manchen Fällen macht Brad eben eine Ausnahme. ^.~ Und natürlich hat du den Nagel auf den Kopf getroffen, denn Brad hat nicht vor, diese Freizeit nur mit Michael zu verbringen *lach* Übrigens thanx für den 333. Commi *knuffz*
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 173 „Ich habe ihm vorgeschlagen, dass er sich mit seiner Verabredung ganz einfach uns anschließen kann“
 

Brad betrat ihr Quartier mit einem Gähnen, was Michael unwillkürlich lächeln ließ.

Was dem Jüngeren natürlich nicht entging, aber mit Bravour ignoriert wurde. Brad ließ sich neben ihm auf die Couch plumpsen, als wäre plötzlich alle Kraft aus ihm gewichen und lehnte sich mit einem zufriedenen Laut gegen ihn, während sich Finger über seinem Bauch ausbreiteten.

„Und, wie war es?“, erkundigte er sich, amüsiert von dieser Geste.

„Das Bad oder der Schachunterricht?“, erhielt er eine Gegenfrage.

„Hm, beides…“ Nach einem Moment des Nachdenkens.

Und Brad lachte leise. „Wie du siehst, habe ich das kalte Wasser gut überstanden. Herr Hoffmann hat dafür gesorgt, dass ich mich rasch abtrockne und Richard dafür, dass ich schleunigst ins Warme komme.“ Eine kurze Pause wurde eingelegt. „Und natürlich darf ich Manjas heiße Schokolade nicht vergessen, nicht wahr? Die hat dafür gesorgt, dass mir auch von innen ganz schnell warm wurde.“ Die Hand rutschte ein bisschen weiter und Brad gleichzeitig noch ein Stück näher an ihn heran. „Obwohl du dich auch ganz gut als Heizkissen machst.“

Er strich durch weiche Strähnen. „Das freut mich zu hören…“, murmelte er, bevor er einen Kuss auf den schwarzen Haarschopf drückte.

Brad brummte irgendetwas Unverständliches, bevor dieser weitersprach. „Und mein Unterricht zeitigt inzwischen Erfolge. Richard hat Herrn Hoffmann fast ganz allein geschlagen.“

Hm… ungesehen zog er eine Augenbraue hoch. „Bist du dir sicher, dass du nicht nachhelfen musstest? Irgendwie fällt es mir schwer zu glauben, dass Herr Walter als Anfänger so schnell so gut werden konnte.“

Die Hand an seiner Seite drückte in einer leisen Warnung zu. „Ich weiß nicht, ob ich selbst mich beleidigt fühlen soll, weil du an meinen Fähigkeiten als Lehrer zweifelst – oder ob ich mich für Richard beleidigt fühlen soll, weil du ihn für einen so schlechten Lerner hältst…“

Belustigung durchzog ihn, weil er im Hintergrund Emotionen wahrnehmen konnte, die ihm verrieten, dass Brad gerade nicht nur gescherzt hatte. Und der Junge ließ sich sonst nicht so leicht beleidigen. Womit diese Reaktion wohl mehr etwas mit Herrn Walter zu tun hatte. Also schneiderte Michael seine Antwort darauf zu. „Es ist nicht so sehr, dass ich an Herrn Walter zweifle als dass ich weiß, dass Herr Hoffmann kaum auf den Kopf gefallen ist. Und er spielt schon bedeutend länger.“

Brad schien mit dieser Erklärung zufrieden, jedenfalls drohten ihm jetzt keine blauen Flecken mehr. „Richard ist es auch nicht, auf den Kopf gefallen, meine ich. Und sein taktisches Denken ist besser. Ihm fehlte anfangs vor allem die Erfahrung und die konnte er seit inzwischen… anderthalb Jahren… sammeln.“ Letzteres klang beinahe erstaunt. „Ich weiß nicht so recht, irgendwie kommt es mir so vor, als wäre er schon viel länger hier…“

Er stieß ein leises Schnauben aus. „So viel Zeit wie du mit ihm verbringst, ist das kein Wunder.“ Jedenfalls für Brad war es viel Zeit, der Junge hielt immer noch nicht besonders viel von sozialer Interaktion, wenn es nicht sein musste. Ganz einfach, weil er andere Menschen in der Regel nicht der Beachtung wert fand. Das allerdings fügte Michael nicht hinzu, er wollte ja nicht unbedingt, dass sich daran etwas änderte. Also sagte er etwas ganz anderes. „Ich könnte mich beinahe vernachlässigt fühlen.“

Nun lehnte sich Brad zurück und braune Augen suchten den Blick eisblauer. Er wurde einer stummen Musterung unterzogen, bevor der Jüngere sich vorbeugte, die Augen schließend. „Das meinst du nicht ernst“, wurde gesagt, als Brads Stirn an seiner zu ruhen kam.

Und es kam ihm vor, als könnte er nur noch die Hitze dieser Berührung spüren, nichts anderes mehr. „Natürlich nicht…“, gab er zu, lächelte gegen die Lippen des Jungen. Er spielte jetzt mit den feinen Härchen im Nacken und Brad erschauerte darunter, wurde dann sehr schwer, als er einfach gegen ihn sackte, den Kopf auf Michaels Schulter ruhen lassend.

Ein Lachen lief durch ihn, als er die Reaktion registrierte. „Du bist müde, hm? Vielleicht sollten wir besser ins Bett gehen.“

„Ich bin kein kleines Kind mehr…“, murrte Brad gegen seinen Hals.

„Was hat das damit zu tun?“ Er versuchte sein Amüsement zurückzuhalten, war aber nicht ganz erfolgreich damit.

Brad verweigerte eine Antwort, schien dafür noch ein bisschen schwerer zu werden. Und Michael folgte der stummen Aufforderung, ließ sich zur Seite sinken, bis er mehr lag als saß, mit dem Jüngeren über sich. Er erhielt ein zufriedenes Seufzen, bevor Brads Hand nach der Fernbedienung tastete.

Ein Weihnachtsmann erschien auf dem Bildschirm und er konnte regelrecht mitverfolgen, wie der Junge darüber nachdachte, schließlich zu einer Erkenntnis kam. „Sonntag, morgen, ist der dritte Advent, nicht wahr?“

„Hm, das müsste hinkommen…“ Er strich inzwischen über Brads Rücken und biss die Zähne zusammen, als dieser sich daraufhin bewegte, als würde er nach einer bequemeren Position suchen. Was allerdings nicht wirklich das Ziel dieser Aktion war, wie er sehr wohl lesen konnte. Brad gab sich schließlich nicht einmal besonders große Mühe, seine Absichten zu verbergen.

„Wir sollten mal wieder in die Stadt runterfahren.“ Vollkommen unschuldig, während Fingerspitzen Michaels Seite entlangwanderten, in Richtung Gürtel.

„Tatsächlich?“, gab er scheinbar unbeteiligt zurück, während er interessiert den Film verfolgte. Wenn Brad Spielchen spielen konnte, konnte er das auch.

Ein Lachen wurde zurückgehalten. „Hmhm. Und wie können Richard mitnehmen, damit er ein bisschen was von Weihnachten hat. Und Herrn Hoffmann natürlich.“ Der Jüngere stützte sich kaum merklich hoch, nur so weit, dass er die Gürtelschnalle öffnen konnte, dann die Hose.

„Wie lieb von dir, dass du auch an die beiden denkst.“ Es wurde bedeutend schwerer so zu tun, als gäbe es nichts Faszinierenderes als den Film und als die Hand in seine Shorts rutschte, konnte er die Scharade nicht mehr aufrechterhalten. „Brad…“, atmete er zischend aus.

Er erhielt ein hitziges Lächeln und dann einen Kuss. „Ich weiß.“ Und dann brachte Brad für den Moment kein Interesse mehr für dieses Thema auf.
 

Er erwachte mit einem vertrauten Gewicht in seinem Rücken, lächelte zufrieden in sein Kopfkissen hinein. Da der Wecker noch nicht geklingelt hatte, wollte er noch einmal die Augen schließen, aber der erwachende Verstand so nahe bei ihm machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Nicht, dass diese Feststellung das Lächeln vertreiben würde.

Bewegung kam langsam in Brad und als erstes verstärkte sich die Umarmung. Dann gewann der Junge an Koordination und der Arm wurde zurückgezogen, bevor Brad den Kopf direkt auf sein Kreuz bettete.

„Morgen“, wurde gemurmelt, auch wenn Brad noch nicht besonders wach klang.

„Ja, genau das.“ Michael streckte sich und ignorierte den Protest des Jüngeren, als dessen Unterlage ins Wanken geriet. Dann verschränkte er die Arme unter seinem Kopf und blickte in Richtung Fenster. Die graue, ein wenig unwirkliche Helligkeit eines Morgens voller Schnee begrüßte ihn.

Brad war wenn schon nicht seinem Blick, so doch zumindest seinen Überlegungen gefolgt. „Es gab Neuschnee, aber wir werden keine Probleme haben, in die Stadt zu kommen. Und wieder zurück, natürlich.“

„Hm… wann hast du denn vor zu fahren?“

Der Jüngere dachte nicht lange darüber nach. „Nachmittags. Jetzt muss ich erst einmal das Training beaufsichtigen.“

Michael drehte sich um, so dass Brads Kopf jetzt auf seinem Bauch lag und als er sich ein wenig auf den Ellenbogen hochstützte, begnete er dem Blick brauner Augen. Er lächelte unwillkürlich. „Ich glaube, ich mache heute den ganzen Tag frei“, verkündete er. „In diesen Tagen gibt es sowieso nicht so viel zu tun…“

Brad streckte eine Hand aus, um an einer sandblonden Strähne zu zupfen. „Gut so.“ Eine kurze Pause wurde eingelegt, bevor ein etwas bösartiges Lächeln an den Mundwinkeln des Jüngeren zog. „Du kannst ja bei meinem Nahkampftraining vorbeischauen. Eine kleine Demonstration und ich wette, meine Schüler sind gleich viel eifriger bei der Sache.“

Ein Lachen rumpelte unwillkürlich durch ihn. „Du kannst wirklich gemein sein“, stellte er sanft fest.

Und Brads Lächeln wurde ausgeprägter. „Ich will sie nur motivieren, es ist zu ihrem eigenen Wohl.“

„Natürlich ist es das.“ Michael hielt es nicht mehr aus und zog Brad hoch zu sich und in einen Kuss.
 

Er erfüllte Brad seinen Wunsch, egal wie ungewöhnlich es war, dass ein Triumviratsmitglied bei einem Training der Schüler auftauchte. Letztendlich verlangte er von ihnen ja nicht, dass sie gegen ihn antraten, nicht wahr? Und Brad behielt mit seiner Vorhersage vollkommen Recht, die Kinder waren um einiges motivierter – nachdem sie den Schock verdaut hatten.

Michael musste bei der Erinnerung an ihre Gesichter lächeln, schob den Gedanken aber beiseite, als er Brad näherkommen sah. Und er hatte tatsächlich Herrn Hoffmann und Herrn Walter im Schlepptau.

Letzterer musste sein Lächeln gesehen haben, denn Michael wurde ein wenig argwöhnisch gemustert, Herr Hoffmann hingegen nickte ihm einfach nur zu. „Guten Tag, Herr Schneider.“

„Guten Tag. Ich hoffe, Brads Pläne haben Ihre eigenen nicht gestört.“

Der ältere Mann sah plötzlich sehr amüsiert aus. „Reik hatte natürlich nichts anderes vor, aber ich selbst hatte tatsächlich bereits eine Verabredung.“

An dieser Stelle schaltete Brad sich ein. „Ich habe ihm vorgeschlagen, dass er sich mit seiner Verabredung ganz einfach uns anschließen kann.“

Ihm rutschte eine Augenbraue hoch. „Und Sie sind dem Vorschlag gefolgt?“

Herr Hoffmann lächelte offen. „Man kann Brad so schwer etwas abschlagen, wissen Sie?“

Michael lachte auf, während Herr Walter ein Schnauben ausstieß. Was dem Mann sofort Brads Aufmerksamkeit einbrachte.

„Wollen Sie etwas hinzufügen, Richard?“ Mit einem vollkommen unschuldigen Gesichtsausdruck.

„Ganz bestimmt nicht.“ Herrn Walters Ausdruck war nicht minder unschuldig.

Brad ließ sich davon natürlich nicht stören, sondern griff nach der Hand des Älteren. „Gut, dann können wir ja endlich aufbrechen.“ Dann zog er ihn hinter sich her in Richtung Auto.

Und Herr Walter musste es sich gefallen lassen, von dessen Freund ausgelacht zu werden.

Michaels Mundwinkel zuckten ebenfalls, doch er hielt sein eigenes Lachen zurück. Herr Walter sah ihn wegen seiner Beziehung mit Brad zwar nicht mehr schief an – inzwischen hatte der Mann gelernt, dass Brad bekam, was er haben wollte – doch ein gewisses Ressentiment war weiterhin da.

Er wurde abgelenkt, als Herr Hoffmann neben ihn trat. „Es ist doch immer wieder amüsant, die beiden zu beobachten.“

„Zweifellos“, stimmte er zu. „Brad hat wie immer die Oberhand.“

„Und Reik lässt es mit sich machen. Er ist also selbst schuld.“

Nun… Eine Augenbraue wanderte in die Höhe, als er den Tonfall analysierte. „Heißt das, ich muss jetzt doch noch Konkurrenz befürchten?“

Herr Hoffmann sah ihn überrascht an, verbiss sich ein Auflachen und hustete stattdessen in seine Hand hinein. „Nein, das sehe ich nun wirklich nicht kommen. Dazu ist Reik in seinen Präferenzen viel zu festgelegt. Obwohl es natürlich ein guter Anlass wäre, sich über ihn lustig zu machen.“

Michael schüttelte lächelnd den Kopf. „Ich dachte, Sie wären sein Freund…“

Sein Lächeln wurde erwidert. „Aber das Eine schließt das Andere doch nicht aus.“ Dann wurde eine kleine Kunstpause eingelegt. „Doch ich werde die Gelegenheit sowieso nicht erhalten, also begnüge ich mich mit dem, was ich haben kann.“

Diesmal konnte er das Schnauben nicht zurückhalten. „Der arme Mann“, lautete schließlich sein Urteil.

Herr Hoffmann lachte nur.

Sie erreichten beide den Wagen, von wo aus Brad sie mit einem etwas misstrauischen Blick musterte. „Habt ihr etwas ausgeheckt, das ich wissen sollte?“, wurde Michael gefragt.

Er hob unwillkürlich die Hand, um sie an Brads Wange zu legen und bedauerte, dass er die Berührung durch seinen Handschuh hindurch nicht spüren konnte. Seine Mundwinkel zuckten in ein neues Lächeln. „Wenn es so wäre, würde ich es dir nicht verraten. Aber nein, haben wir nicht.“

Der Jüngere brauchte einen Moment, um die Aussage vollständig zu verarbeiten, runzelte dann die Stirn, auch wenn in braunen Augen gleichzeitig Amüsement aufblitzte. „Ha ha, sehr witzig.“ Und damit griff eine Hand in seine Jackentasche, um den Autoschlüssel hervorzuholen. „Zur Strafe musst du mich fahren lassen.“

Ein wenig ungläubig sah er den Jungen an. „Was genau soll daran die Strafe sein? Oder hast du vor, uns in den Graben zu setzen? Das würde dann allerdings auch Herrn Walter und Herrn Hoffmann erwischen.“

Die beiden waren ihrem Austausch gefolgt, Herr Hoffmann klar belustigt, während Herr Walter so tat, als hätte er nichts gehört. Womit er Michael natürlich nicht täuschen konnte und Brad auch nicht.

Der warf dem älteren Mann einen schnellen Blick zu. „Hören Sie nicht auf Michael, so ein Fehler würde mir niemals unterlaufen.“

Herrn Walters Miene blieb unbeteiligt, als dieser antwortete. „Ich denke nicht, dass Herr Schneider auf einen möglichen Fehler anspielte, sondern auf volle Absicht. Womit dein Argument nicht besonders beruhigend ist.“

Michael spürte das stille Amüsement, das sich um diese Worte wand, es war aber nicht erforderlich, diese Erkenntnis weiterzugeben. Denn Brad lachte bereits. „Dann müssen Sie wohl darauf vertrauen, dass ich zumindest Sie in keinen Unfall verwickeln will, hm?“ Als er das sagte, umfasste er mit beiden Händen die Hand von Herrn Walter und drückte sie, bevor sie wieder freigegeben wurde.

Grau-grüne Augen ruhten für einen Moment auf Brad, bevor Herr Walter gekonnt seufzte. „Irgendwie fällt mir das nicht einmal besonders schwer. Immerhin müsstest du dir sonst jemand Neuen suchen, den du laufend hinter dir herschleifen kannst.“

Herr Hoffmann lachte in sich hinein, während Brad den anderen Mann gar nicht beleidigt anlächelte. „Ganz genau das“, wurde dann liebenswürdig erwidert.
 

~TBC~
 

Ich kann Herrn Hoffmann nur zustimmen, die beiden sind amüsant ^^

cya, cu ^-^

"Eine Lehrerin? Da hätten Sie sich wirklich jemanden von uns aussuchen können"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 174/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Ausflug zum Weihnachtsmarkt ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: *grins* Ich hatte heute auch eines dieser kleinen gefüllten Lebkuchenherzen. ^^ Dass die Story gerade bei diesem Thema angelangt ist, ist aber nur Zufall.

Übrigens wird der Auflug mal ohne größere Verwicklungen auskommen – Brad lässt sich sogar zu einer guten Tat herab. *zwinka*
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 174 „Eine Lehrerin? Da hätten Sie sich wirklich jemanden von uns aussuchen können“
 

Brad lehnte sich leicht gegen ihn, beobachtete von dort aus, wie Herr Hoffmann sein Date begrüßte. Energie blitzte seine Schilde entlang, als der Jüngere dessen Talent befragte, aber offensichtlich blieb er ohne endgültige Antwort. „Ist sie in Ordnung?“, wurde Michael leise gefragt.

Vorsichtig tastete er über den Verstand der Frau hinweg. Er musste nicht tief vordringen, um einen allgemeinen Eindruck zu gewinnen und der reichte erst einmal. „Sie kommt von hier. Von daher weiß sie, dass sie keine Fragen zu stellen hat, was die Schule angeht. Und soweit ich es sehen kann, hat sie es bisher auch nicht versucht.“ Er suchte Brads Blick. „Ich denke, Herr Hoffmann würde sich auch nicht mit ihr abgeben, wenn es anders wäre.“

Herr Walter, der gar nicht anders konnte, als ihnen zuzuhören, zeigte ein schmales Lächeln. Das allerdings nicht viel Humor in sich trug. „Dieser Einschätzung kann ich mich nur anschließen. Chris stellt eure Einrichtung eindeutig vor seine privaten Belange.“

Brad hatte den Kopf leicht geneigt und in den braunen Augen stand ein unlesbarer Ausdruck. Und Michael konnte nicht einmal mit Hilfe seines Talents deuten, was genau der zu bedeuten hatte. „Er gehört auch schon sehr lange zu uns“, meinte der Jüngere schließlich, legte eine Hand auf Herrn Walters Arm, auch wenn der das durch die dicke Jacke kaum spüren würde. „Es ist daher eine sehr einfache Entscheidung für ihn. Wenn Sie sich ebenfalls endlich für uns entscheiden würden, wäre manches leichter für Sie…“

Zunächst geschah gar nichts, dann gewann das Lächeln an Wärme. „Ihr habt mich nicht früh genug in die Hände bekommen, um mich zu indoktrinieren. Also gib deine Versuche auf.“

„Ha, Herr Hoffmann ist als Talentloser auch nicht in der Schule aufgezogen worden, von daher konnten wir ihn kaum indoktrinieren. Er weiß ganz einfach, dass wir die bessere Wahl sind.“ Jetzt war es eindeutig Belustigung, die in Brads Blick stand.

Michaels Mundwinkel zuckten bei diesem Anblick und interessiert wartete er auf die Reaktion des älteren Mannes.

Der zog eine Augenbraue hoch. „Hast du mich gerade als dumm bezeichnet, ohne es auszusprechen?“

Brad grinste bloß, wurde dadurch einer Antwort enthoben, dass Herr Hoffmann sich mit der Frau näherte, um sie ihnen vorzustellen. Und das war garantiert kein Zufall. Was nicht nur Michael klar war, sondern nach dessen Blick zu urteilen auch Herrn Walter.

Die Vorstellungsrunde war schnell erledigt, Frau Lang machte sich keine besonderen Gedanken über sie, lediglich Brads Anwesenheit weckte eine gewisse Neugier. Sie ordnete den Jungen als Schüler ein und war daher überrascht, ihn in der Stadt zu sehen.

Amüsiert teilte er Brad diese Feststellung mit, der flüchtig das Gesicht verzog.

>Inzwischen bin ich wirklich alt genug, um die Schule abgeschlossen zu haben, selbst Draußen.<

>Das vielleicht, allerdings passt du einfach nicht ins gewohnte Schema. Sowohl die Instruktoren als auch die Angestellten, die sie hier in der Stadt zu Gesicht bekommen, sind eindeutig älter. Von daher ist ihre Vermutung gar nicht so verwunderlich.<

Dazu sagte Brad gar nichts, kein klarer Gedanke wurde formuliert. Aber auch das Schweigen war ausgesprochen beredt.

Und er konnte nicht anders, er lehnte sich zu dem Jüngeren hinüber und küsste ihn, erntete auf diese Weise ein Lächeln von ihm.

Herr Walter hingegen sah sich um, als würde er Zeugen befürchten, was Michael mit einem Kopfschütteln quittierte. „Niemand interessiert sich für uns“, versicherte er dem älteren Mann. Der sich daran erinnerte, dass Michael problemlos dafür sorgen konnte und sich daher den ersten automatischen Widerspruch verkniff.

Brad lachte leise, griff kurz nach Herrn Walters Hand. „Sie wissen schon, Richard, nicht ärgern lassen.“

Diesmal war es der Andere, der den Kopf schüttelte. „Sehr witzig…“

„Genau“, kam es unbeeindruckt zurück.

Michael gewann Brads Aufmerksamkeit zurück, als er ihm eine Hand auf die Schulter legte. „Was hast du nun eigentlich vor, nachdem du uns alle hierher geschleppt hast, hm?“

Der Junge zog eine Augenbraue hoch. „Nun, auf den Weihnachtsmarkt gehen, natürlich. Das war auch das, was Herr Hoffmann vorhatte.“

„Stimmt“, gestand dieser ein, gar nicht überrascht, obwohl er Brad nie etwas Genaues über seine Pläne erzählt hatte.

Da keiner einen Einspruch erhob, machten sie sich auf den Weg in Richtung Marktplatz. Es war nicht weiter schwer, die Lage zu identifzieren, die meisten Leute um sie herum strebten in dieselbe Richtung und dann waren da noch die Geräusche. Stimmen und Karusselmusik zogen zu ihnen herüber, allerdings gedämpft durch den Schneefall, der eingesetzt hatte.

Brad lief neben ihm, die Hand fest in seiner, achtete darauf, dass Herr Walter sich dennoch nicht alleingelassen vorkam. Immerhin war Herr Hoffmann mit Frau Lang beschäftigt, die sich bei ihm untergehakt hatte. Der Junge streckte die freie Hand aus, sah zu, wie sich Schneeflocken auf dem Handschuh niederließen. Und es waren echte, schwere Flocken, kein Schneeregen und keine kleinen weißen Körner.

Michael lächelte in sich hinein. Brad war nicht der Einzige, der sich in dieser Stimmung befand, halb verspielt, halb einfach nur in das weiße Treiben versunken. Es fühlte sich gut an. Sein Talent bereitete ihm selten große Schwierigekeiten, er hatte gute Schilde – nichtsdestotrotz war der Unterschied spürbar, die Gedanken um ihn herum waren ruhiger und nicht so chaotisch und so entspannte er sich unwillkürlich.

>Es ist schön, nicht wahr?<, merkte Brad leise an. >Oben auf der Schule schneit es auch, und trotzdem wirkt es gerade völlig anders.<

Eisblaue Augen musterten den Jüngeren. >Die Weihnachtsstimmung lässt sich nicht verleugnen…<

Brad neigte den Kopf nachdenklich zur Seite. >Ja, das wird es wohl sein.<

Und dann hatten sie auch schon ihr Ziel erreicht und wurden von dem Gedränge aufgenommen. Prompt konnte er eine gewissen Abneigung von Brad ausgehen spüren, einige der Leute kamen ihnen ganz einfach zu nahe. Zum Glück war das ein Problem, das Michael leicht beheben konnte. Es war vielleicht nicht viel Raum, den sie gewannen, denn er wollte keine unnötige Aufmerksamkeit auf sie ziehen, aber zumindest bestand nicht mehr die Gefahr, dass ihnen jemand auf die Füße trat.

Brad sandte einen stummen Dank an ihn, wandte sich dann neugierig den Ständen zu.

Michael musste sich daran erinnern, dass der Jüngere noch nie auf einem Weihnachtsmarkt gewesen war – oder sich zumindest nicht mehr daran erinnern konnte – während er selbst früher mit seinem Vater hier gewesen war.

Braune Augen suchten kurz seinen Blick, als Brad diese Überlegung mitbekam und das begleitende Lächeln war ein wenig unecht. So weit der Precog auch in die Zukunft sehen konnte, Brad hätte viel darum gegeben, auch seine Vergangenheit sehen zu können. Sie sprachen vielleicht nicht mehr darüber, aber Michael wusste es trotzdem.

Stumm trat er hinter ihn, was der Jüngere gleich ausnutzte, um sich unauffällig gegen ihn zu lehnen.

Sie befanden sich gerade bei einem Stand, der verschiedene Süßwaren verkaufte. Brads Interesse wäre also verständlich gewesen, wenn Alexander noch auf Rosenkreuz wäre, so aber… Sein Blick wanderte weiter und kam auf Herrn Walter zu ruhen. Hm, vielleicht war Brad auch eher daran interessiert, was der ältere Mann hier wollte.

Dieser schien in Gedanken versunken, wandte sich aber abrupt an den Jungen. „Meinst du, ich kann Maria etwas kaufen?“

Er spürte Brads Stirnrunzeln, auch wenn er es nicht sah. „Wenn es ein richtiges Geschenk wäre, würde ich nein sagen. Aber solange es nur um Süßigkeiten geht – ich habe Alex und Stephan auch häufiger etwas mitgebracht.“

Die Blicke der beiden hatten sich regelrecht ineinander verhakt und es war Herr Walter, der ihn als erster senkte. Es wurde keine Entschuldigung ausgesprochen und Brad wollte auch gar keine haben.

„Ich denke, ich werde etwas für Nagi und André kaufen. Und wenn ich das nächste Mal zum Heim rüberfahre, kann ich Ihr Geschenk gleich mitnehmen. Oder Sie kommen mal wieder mit.“

Herr Walter nickte, ohne sich bereits für etwas zu entscheiden und kurz darauf wechselten kandierte Früchte und Lebkuchen die Besitzer.

Die nächsten Stände passierten sie einfach nur, es gab nichts, was Brads Aufmerksamkeit geweckt hätte. Also sah Michael sich weiter um, lächelte schließlich. „Wie wäre es mit einem von den Fahrgeschäften?“, schlug er vor. „Du willst doch sonst immer so hoch hinaus.“ Er deutete auf ein Kettenkarussel, das nur entfernte Ähnlichkeit mit denen aus seiner Kindheit hatte. Dazu stieg die ganze Sache zu weit in die Höhe, bevor es sich überhaupt erst zu drehen begann.

Brad war seinem Blick gefolgt und die braunen Augen weiteten sich flüchtig. Nichts, was einem anderen aufgefallen wäre und wenn, hätte dieser wahrscheinlich die falschen Schlüsse gezogen.

Doch Michael spürte die Energie, die gleichzeitig aufgeblitzt war, so dass ihn Brads Antwort nicht überraschte.

„Hm, lieber nicht. Stell dir mal vor, man würde da oben steckenbleiben und stundenlang wortwörtlich in der Luft hängen.“ Dem schloss sich ein amüsiertes Lächeln an.

Was Herrn Walter aus irgendeinem Grund misstrauisch zu machen schien. „Willst du damit sagen, dass du so etwas für wahrscheinlich hältst?“ Die Frage wurde vorsichtig formuliert, weil sie sich in aller Öffentlichkeit befanden.

Und Brads Lächeln wurde ausgeprägter. „Für sehr“, wurde bestätigt.

„Dann solltest du etwas dagegen tun“, forderte der Ältere.

„Ah, machen Sie sich Sorgen um die Leute hier? Das müssen Sie nicht, es wird niemandem etwas passieren.“ Der Junge schien amüsiert. Und bevor Herr Walter protestieren konnte, hob er eine Hand. „Andererseits ist das hier unsere Stadt, nicht wahr? Also sollten wir uns wirklich darum kümmern.“ Damit wurde Michael fordernd angesehen.

„Du willst die Überzeugungsarbeit auf mich abschieben?“ Er zog eine Augenbraue hoch.

Brad war von dieser Frage ausgesprochen unbeeindruckt. „Für dich bedeutet das Überzeugen ja keine Arbeit, also natürlich. Von mir würden sie nur wissen wollen, wie ich auf die Idee komme, dass ein Defekt vorliegen könnte.“

„Hm…“ Während er noch so tat, als würde er über dieses Argument nachdenken, sandte er sein Talent aus, um den Betreiber des Kettenkarussels zu finden. Und weil dieser von Natur aus vorsichtig war, fiel es ihm nicht besonders schwer, die gewünschte Suggestion einzupflanzen. Michael lächelte. „Dem kann ich kaum widersprechen. Es ist erledigt.“ Seine Worte wurden durch die Unruhe bestätigt, die sich beim Kettenkarussel auszubreiten begann.

Grau-grüne Augen richteten sich auf ihn, ihr Ausdruck beinahe unlesbar. Aber Herr Walter konnte nicht ganz verbergen, dass er beeindruckt war.

Brad hingegen lächelte einfach nur zurück. „Ausgezeichnet. Dann können wir unsere Runde ja fortsetzen.“

Was sie auch taten. Sie holten zu Herrn Hoffmann und dessen Begleitung auf, die ihre Abwesenheit nicht einmal bemerkt hatten, und Brads Hand schlüpfte wieder in seine.

Weitere Überraschungen ergaben sich nicht, aber allmählich begann die Kälte ihnen trotz ihrer Sachen in die Glieder zu kriechen. Als sie an einen Glühweinstand kamen, bei dem es Sitzplätze unter einem Heizstrahler gab, entschieden sie sich daher einstimmig für eine Pause.

Brad fröstelte im ersten Moment besonders stark und da der Jüngere genau neben ihm saß, wurde ohne zu fragen seine Jacke aufgemacht und dann schoben sich inzwischen nicht behandschuhte Hände geradewegs unter seinen Pullover.

Er beobachtete das Manöver mit zuckenden Mundwinkeln, das verging ihm aber, als er die Hände wirklich spürte. Selbst durch sein Hemd durch. „Wie hast du es geschafft, trotz Handschuhe so kalte Hände zu bekommen?“

Er erhielt einen schiefen Blick. „Sie waren anscheinend nicht dick genug. Und du könntest übrigens ein bisschen wärmer sein.“

Michael entkam ein ungläubiges Auflachen. „Na du bist mir lustig. Bis eben war mir nämlich noch warm genug. Außerdem warst du gestern noch anderer Ansicht, hm?“

Brad neigte den Kopf leicht zur Seite, grinste dann plötzlich. „Dann muss ich meine Meinung wohl revividieren. An ein Heizkissen reichst du doch nicht ganz heran. Jedenfalls nicht, solange wir im Freien sind.“

Herr Hoffmann lachte über diesen Kommentar, während Herr Walter so aussah, als wäre ihm das zu viel an Information.

Brad kümmerte sich wenig darum, fand seine Hände aber inzwischen aufgewärmt genug, um Michael wieder freizugeben. Oder vielleicht lag es daran, dass er sie gleich darauf um die heiße Tasse wickeln konnte. Dann richteten sich die braunen Augen auf Frau Lang und alles Spielerische war daraus verschwunden. „Was machen Sie eigentlich, wenn Sie nicht gerade mit Herrn Hoffmann verabredet sind?“

Sie war ein wenig überrascht, ausgerechnet von Brad angesprochen zu werden, antwortete aber bereitwillig. „Ich unterrichte Deutsch und Geschichte in der Oberstufe.“

Der Junge setzte eine interessierte Miene auf, die sogar aufrichtig war.
 

Sie waren zurück auf Rosenkreuz und kurz davor, sich von den anderen beiden zu verabschieden, als Herr Hoffmann Brad darauf ansprach. Der ältere Mann hatte sehr genau verstanden, warum seine Freundin ausgefragt worden war. Vielleicht besser als Brad selbst. „Und, genügt sie deinen Ansprüchen?“

„Muss sie nicht vielmehr Ihren genügen?“, wurde eine unschuldige Gegenfrage gestellt und Michael verkniff sich ein Lächeln, als er das hörte.

„Du weißt, dass sie es tut. Sonst wäre sie nicht in meiner Begleitung gewesen, nicht wahr?“

„Sie ist in Ordnung…“ Was von Brad kommend kein allzu übles Urteil war, wenn man bedachte, dass Frau Lang den Nachteil hatte, eine Talentlose und… nun ja, eben eine Frau zu sein. Der Jüngere legte den Kopf leicht zur Seite. „Aber eine Lehrerin? Da hätten Sie sich wirklich jemanden von uns aussuchen können.“

Herr Hoffmann lachte auf und wuschelte Brad durch die Haare, als wäre dieser noch ein kleiner Junge. „Nein danke, eine Instruktorin wäre mir zu gefährlich. Wenn sie sich überhaupt dazu herablassen würde, mit mir auszugehen.“

Brad tat es mit einem Schulterzucken ab. „Es ist Ihre Entscheidung.“ Dann schien er abrupt umzuschalten. „Hat Ihre Freundin zufälligerweise eine Schwester?“

Herr Walter fand sich den Blicken aller ausgesetzt, als sie begriffen, worauf diese Frage anspielte. Prompt hob dieser beide Hände. „Ich verbitte mir jegliche Verkupplungsversuche.“ Mit einer vollkommen ernsten Miene.

Brad weigerte sich, ein solches Versprechen abzugeben, während Herr Hoffmann den anderen Mann auslachte.

Er selbst ließ warmes Amüsement auf den Jungen überfließen.
 

~TBC~
 

Das nächste Mal kommen wir auf Maria und ihr Problem zurück…

cya, cu ^-^

"Etwas Besseres als Süßigkeiten… Herr Schneider ist hier?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 175/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Beim Besuch im Heim gibt es nicht nur ein Wiedersehen mit Maria ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Brad muss _immer_ die Kontrolle haben – jedenfalls versucht er es ^.~ Hm, und ja, natürlich hat sich Marias Problem noch nicht erledigt, sonst hättet ihr schon darüber gelesen. Auf der anderen Seite gibt es natürlich einen Grund dafür, dass die Handlung zu ihr zurückkehrt *grins*
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 175 „Etwas Besseres als Süßigkeiten… Herr Schneider ist hier?“
 

„Herr Schneider befindet sich gerade in einem Telefonat.“

Die Auskunft erhielt er von Michaels Assistenten, der seine Bürotür offen hatte und so sah, wie Brad daran vorbei zu Michaels Raum gehen wollte. Ein echtes Vorzimmer wäre vielleicht praktischer gewesen, doch keines der Triumviratsmitglieder hatte Lust, das Büro eines anderen zu durchqueren, um zu seinem eigenen zu kommen.

Brad schenkte dem schon älteren Mann ein etwas nichtssagendes Lächeln. Er konnte selbst nicht sagen, woran es lag, aber so ganz war er mit dem Anderen nie warm geworden. „Ich werde leise sein“, versprach er ihm, ging dann weiter, ohne einen Protest abzuwarten. Der wahrscheinlich auch nicht gekommen wäre, dazu kannte der Mann Brad inzwischen zu gut.

Tatsächlich betrat er Michaels Büro wortlos. Eisblaue Augen richteten sich prompt auf ihn, doch die Begrüßung blieb auf die telepathische Ebene beschränkt.

Mit einem echten Lächeln ließ er sich in den Besuchersessel sinken, griff sich zuvor noch eine der Akten, die auf dem Tisch lagen. Natürlich nicht zufällig, er hielt genau die in den Händen, die ihn interessierte.

Darin vertieft verging die Wartezeit wie im Fluge und er sah erst wieder auf, als Michael das Telefon weglegte.

„Brad, wie komme ich zu der Ehre deines Besuchs?“

Seine Zähne blitzten flüchtig auf. „Mir ist aufgefallen, dass du Akten aus dem Heim bekommen hast.“

„Du möchtest wie immer gut vorbereitet sein, hm?“ Mit leisem Amüsement.

„Ganz genau.“ Er tippte sich mit dem Zeigefinger gegen die Unterlippe, als ihm plötzlich ein Punkt einfiel, an den er bisher nie gedacht hatte. „Wie kommt es eigentlich, dass du immer noch für die Prüfung zuständig bist? Früher wurde es doch auch nicht durch ein Triumviratsmitglied durchgeführt…“

Michaels Miene verschloss sich fast augenblicklich und als der Ältere antwortete, wurde ihm auch der Grund dafür klar. „Grundsätzlich war es immer die Aufgabe des Telepathen im Triumvirat. Genauso wie der letzte Test bei der Übergabe des Abschlusszeugnisses. Frau Kernen allerdings war der Ansicht, dass ihre Fähigkeiten an die Heimkinder verschwendet wären. Außerdem musste ich ja Erfahrung sammeln, nicht wahr?“

Also hatte sie es an Michael abgeschoben… Er dachte es, so wie Michael auch, sprach es aber nicht aus. Bestimmte Dinge änderten sich nicht, auch wenn Frau Kernen inzwischen seit Jahren tot war. Brad versuchte es mit Humor, um die Stimmung wieder aufzulockern. „Nun ja, ehe du die Sache André überlassen kannst, dauert es noch eine Weile.“

Und Michaels Mundwinkel zuckten tatsächlich nach oben. Das Lächeln verschwand auch nicht, als der Ältere in Richtung der Akte nickte, die Brad immer noch in der Hand hielt. „Was interessiert dich daran so sehr?“

Er zog eine Augenbraue hoch. „Dreimal darfst du raten – und die ersten beiden Versuche zählen nicht.“

Michael sah für einen Moment amüsiert aus, doch das Thema rechtfertigte das nicht ganz, weswegen er wieder ernst war, als er antwortete. „Maria also, ja?“

Braune Augen fielen wieder auf die Akte, die dicker war als normalerweise. Und das, obwohl Maria noch nicht einmal zwei Jahre im Heim war. Sein Daumen blätterte durch die Unterlagen. „Ich weiß nicht, inwieweit du die Fortschrittsreporte verfolgt hast. Aber um es mal kurzzufassen: Es gab keine, keine, keine. Fortschritte, meine ich.“ Er suchte Michaels Blick und erlaubte sich ein flüchtiges Lächeln. „Aber Herr Schumann hat natürlich nicht aufgegeben. Und in seinem letzten Report stand ein Vielleicht. Maria hatte zwar noch keine Vision von sich selbst, aber er meinte, dass irgendetwas anders ist…“

Der Kopf wurde nachdenklich zur Seite geneigt. „Etwas, das ich mir ansehen soll?“

Das war etwas, das er sich selbst auch schon gefragt hatte. Aber anders als damals, als die Überlegung war, ob sie die Aufgabe von Anfang an Michael überlassen sollten, hatte er dieses Mal kein schlechtes Gefühl. Also nickte er. „Wir können es gleich mit deinem Besuch dort verbinden. Und vielleicht hilft es ja etwas…“

„Es wäre schade, sie zu verlieren“, wurde ihm zugestimmt. „Seit dir hatten wir keinen so vielversprechenden Precog mehr.“

Das ließ seine Mundwinkel in ein Lächeln kurven. „Ich weiß.“

„Ah ja, selbstbewusst wie immer. Aber wir wollen dich ja nicht verlegen machen, also lassen wir weitere Lobgesänge.“ Damit griff Michael nach den Akten und teilte den Stapel gerecht. Eine Hälfte wurde ihm zugeschoben.

Er reagierte mit einem amüsierten Kopfschütteln auf die wortlose Aufforderung, rückte näher an den Schreibtisch heran und wandte sich der Arbeit zu, wegen der er hergekommen war.
 

„Ich nehme an, seit Ihrem letzten Bericht ergaben sich keine Änderungen?“

Herr Schumann verzog flüchtig das Gesicht. „Nein, gab es nicht. Ich weiß nicht, ob ich leider oder glücklicherweise sagen soll…“

Hm, stimmt, die Seite sollte man auch nicht vernachlässigen. Keine Änderung bedeutete schließlich auch, dass Maria – glücklicherweise – noch am Leben war. Brad erlaubte sich ein schmales Lächeln. „Noch müssen wir die Hoffnung nicht aufgeben.“

„Es ist ungewohnt, so etwas von dir zu hören. Du weißt sonst schon so viel, dass du dich nicht mehr aufs Hoffen verlegen musst.“ Der ältere Instruktor lehnte sich gegen den Wagen, verschränkte die Arme vor der Brust und starrte ins Nichts. Es schien, als würde er nach etwas suchen, ohne ganz zu wissen, was es war.

Etwas nagte an ihm, eine Erinnerung, die nicht ganz durchbrechen konnte. Für einen Moment versuchte er nach ihr zu haschen, da in diesem Moment aber Michael zu ihnen stieß, verschob es auf später, darüber nachzudenken. „Da bist du ja endlich“, begrüßte er ihn mit gespielter Ungeduld.

„Manche Leute haben eben zu arbeiten“, gab der Ältere unbeeindruckt zurück und nach einem Nicken in Richtung von Herrn Schumann erhielt er einen Kuss.

Was ihn davon abhielt, gegen die implizierte Unterstellung zu prostestieren, dass er selbst faulenzen würde. Stattdessen holte er den Schlüssel aus Michaels Hosentasche. „Ich fahre.“

„Natürlich tust du das.“ Das klang beinahe resigniert, was Herrn Schumann ein Auflachen entlockte.

Die Fahrt verging sehr schnell, aber Brad wünschte sich nicht einmal, dass es anders wäre. Schließlich war er nicht allein mit Michael. Er lächelte im Stillen, als er sich bei diesem Gedanken ertappte, stellte dann den Motor ab.

Als er ausgestiegen war, konnte er sehen, dass Michaels Blick auf Herrn Schumann ruhte. Der ältere Mann schien wieder ein wenig weggetreten, in den Anblick des Gebäudes versunken. Und das war nun wirklich nicht so außergewöhnlich, dass es lange das Interesse von jemandem halten würde. Erst recht nicht, wenn man schon häufiger hier gewesen war.

Mit einem Stirnrunzeln trat er neben Michael, bewegte leicht seine Hand, so dass sich ihre Finger berührten. Prompt konnte er die Energie besser spüren, die eindeutig auf den anderen Telepathen gerichtet war. „Was ist?“, fragte er leise. Er wollte Michaels Konzentration nicht durchbrechen.

Der gab sie trotzdem auf, schüttelte nachdenklich den Kopf. „Man erlebt Herrn Schumann selten so abgelenkt und irgendetwas an seiner Signatur scheint anders zu sein. Ich kann bloß nicht den Finger darauf legen, dazu ist es nicht auffällig genug.“

„Na wenigstens habe ich es mir nicht nur einbildet…“, murmelte er vor sich hin, wurde trotzdem verstanden.

Michael verschluckte ein Lachen. „Das klang, als hättest du an dir selbst gezweifelt. Aber das muss ich missverstanden haben, nicht wahr?“

Er verpasste ihm einen Rippenstoß für diesen Kommentar, ging dann mit forschen Schritten zum Eingang. Michael blieb mit deutlichem Amüsement zurück, das Gefühl hing regelrecht noch an ihm, als er bereits durch die Tür trat. Draußen kümmerte sich der Ältere darum, dass Herr Schumann nicht dauerhaft in Gedanken versank.

„Herr Crawford!“, mit lauten Schritten kam André auf ihn zugerannt und bremste so knapp ab, dass der Junge beinahe mit ihm zusammenstieß.

„Hallo André.“ Er zog eine Augenbraue noch. „Warum treibst du dich auf dem Gang herum, solltest du nicht im Unterricht sein?“

Der Junge verschränkte die Arme hinterm Kopf und schenkte ihm ein breites Lächeln. „Ich war nur kurz auf der Toilette“, wurde ihm versichert. Der Blick der blauen Augen rutschte nach unten, zu Brads Taschen. „Haben Sie mir wieder etwas mitgebracht?“, wurde er dann gefragt.

„Hm, nein, Süßigkeiten gibt es heute keine. Wir wollen doch nicht, dass du schlechte Zähne bekommst.“ Bevor der kleine Telepath einen Flunsch ziehen konnte, sprach er weiter. „Aber ich habe etwas Besseres mitgebracht.“ Vollkommen ernsthaft und in dem Wissen, dass sich jeden Moment hinter ihm die Eingangstür öffnen würde.

„Etwas Besseres als Süßigkeiten…“ Blaue Augen weiteten sich. „Herr Schneider ist hier?“

Und natürlich hörten Michael und Herr Schumann das, die gerade hereinkamen.

Brad unterdrückte geradeso ein Lachen, der andere Instruktor war weniger erfolgreich damit. Und Michael sah sich dem anhimmelnden Blick des Kleinen ausgesetzt. Was der Ältere mit Amüsement aufnahm, das aber allen außer Brad verborgen blieb.

Neben dieser Emotion war da noch ein weiterer Informationsstrom, auf seine stumme Bitte hin. Er hatte selten genug die Gelegenheit, Michael durch Andrés Augen zu sehen und der Anblick war wieder atemberaubend. Der Junge hatte vollkommen Recht, Michael war um einiges besser als Süßigkeiten. Brad spürte Wärme in sich aufsteigen, als könnte er die blauen Flammen fühlen.

Eisblaue Augen richteten sich auf ihn und in ihnen wechselte das Amüsement zu etwas anderem, das noch mehr Wärme mit sich brachte.

Herr Schumann räusperte sich leise und unterbrach damit die sich aufbauende Spannung.

Weswegen er ihm nicht böse sein sollte, aber trotzdem er warf er ihm einen schiefen Blick zu, dem der Instruktor belustigt standhielt. Dann wurden sie beide dadurch abgelenkt, dass der kleine Telepath das Wort ergriff.

„Kann ich mit Ihnen trainieren?“ André klang ein wenig atemlos.

Michael zog eine Augenbraue hoch und ahmte damit ohne es zu wissen Brads Geste von zuvor nach. „Du hast gerade Unterricht, nicht wahr?“ Leiser Tadel schwang in dieser Frage mit.

Aber André ließ sich davon nicht beirren. „Aber es ist die letzte Stunde. Und danach habe ich kein Training.“

Michael war beinahe widerwillig beeindruckt davon, dass der Kleine sich so gar nicht von seiner Stellung als Triumviratsmitglied einschüchtern ließ. Brad hegte ja eher den Verdacht, dass André diese Tatsache in diesem Moment völlig vergessen hatte. Der Ältere erlaubte sich schließlich ein schmales Lächeln. „Ich habe noch ein bisschen zu arbeiten. Aber danach werde ich mir ein wenig Zeit für dich nehmen.“

„Vielen Dank!“ André strahlte Michael regelrecht an, erinnerte sich dann daran, dass er längst zurück im Klassenzimmer sein sollte. Der Abschied fiel entsprechend hastig aus und dann flitzte der Junge auch schon davon.

„Im Flur wird nicht gerannt“, rief Herr Schumann ihm kopfschüttelnd nach und sie konnten noch sehen, wie André sich ausbremste, bevor dieser um die Ecke verschwand. Der andere Instruktor wandte sich anschließend an Michael. Er sah so aus, als wollte er etwas fragen, dann aber schien ihm etwas einzufallen. „Ah, das war Schuberts Sohn, nicht wahr? Daher Ihr persönliches Interesse.“.

„Hm, richtig.“

Der Ältere schien dennoch ein wenig verwirrt. „Ist er nicht ein wenig jung, um sich persönlich mit ihm abgeben?“

„Er ist noch nicht gut genug, um zur Schule zu wechseln“, stimmte Michael zu. „Aber für einige Übungen reicht es. Und ich bin ja sowieso hier. Ganz davon abgesehen sollte man solche Begeisterung doch unterstützen, nicht wahr?“ Letzteres mit einem angedeuteten Schulterzucken und einem gewissen Funken in den eisblauen Augen, der das vermittelte, was unausgesprochen blieb.

Herr Schumann lächelte unwillkürlich und nickte. „Natürlich, Herr Schneider.“

Damit wurde es Zeit, sich auf den Grund ihres Hierseins zu besinnen – abgesehen von dem Test natürlich – und Brad überließ dieses Mal Herrn Schumann die Führung.

Maria wartete bereits auf sie und auch wenn sie Michael als erstes begrüßte, so war ihre Aufmerksamkeit merklich auf den anderen Instruktor konzentriert.

Der wirkte inzwischen gar nicht mehr gedankenverloren. „Herr Schneider wird uns heute bei dem Versuch unterstützen“, erklärte Herr Schumann dem Mädchen.

Ein Anflug von Nervosität zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab, doch als sie schließlich Michael zunickte, war der verschwunden. „Vielen Dank, Herr Schneider.“

>Ich dachte, du wolltest sie dir nur angucken?<, stellte er eine Frage, die nur für Michael bestimmt war.

>So sah der Plan auch aus. Dann allerdings habe ich mit Herrn Schumann gesprochen und er meinte, dass er beinahe spüren kann, wie sich die Schilde neu ordnen wollen. Es fehlt nur noch der letzte Rest Energie.<

Braune Augen verweilten nachdenklich auf Maria, die sich angeregt mit dem Instruktor unterhielt. >Und die solltest du problemlos zur Verfügung stellen können…< Unwillkürlich suchte seine Hand nach der von Michael, der sie für einen Moment drückte, dann wieder freigab.

Der Ältere setzte sich in einen der Sessel, während Brad dahinter trat. Er wollte durch seine Anwesenheit niemanden stören und dennoch würde er sich das hier nicht entgehen lassen.

Maria und Herr Schumann schienen ihr Vorgehen besprochen zu haben und dann dauerte es nicht lange, bis sie alle von der physischen auf die geistige Ebene wechselten. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn Michael ließ sie auf der ihm bereits bekannten Ebene erscheinen, von wo aus sie alles sehen konnten, was sie wollten. Und in diesem Fall waren es steinerne Wälle. Marias äußere Schilde.

Energie begann zu fließen und die Schilde wurden dazu angeregt, sich neu zu formieren, in der Hoffnung, dass es Marias natürliche Schilde ihnen gleichtun würden. Und ohne dass jemand das vorher bedacht hatte, gab es natürlich ein Muster, an dem sie sich orientieren konnten. Brad wich ein wenig vor der aufblitzenden Helligkeit zurück, geblendet, aber er gab die Verbindung zu Michael nicht auf. Und so entstand etwas beinahe Vertrautes vor seinem inneren Auge, als er wieder ‚sehen‘ konnte. Es waren nicht ganz die Schilde, die er damals auf der mentalen Ebene gesehen hatte, nicht ganz seine, aber sie waren stark und zuverlässig. Und irgendwie wusste er, dass das reichen würde.
 

~TBC~
 

Da Brad so viele von ihnen hat, muss Michael ja wenigstens einen Fan haben, nicht wahr? *lach*

Und ja, das Verhalten von Herrn Schumann hat einen bestimmten Grund ^^

cya, cu ^-^

"Es erklärt Herrn Schumanns Verhalten. Jetzt weiß ich wieder, woran es mich erinnert hat…"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 176/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Das Ergebnis des Versuchs ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Brad hat es am Ende des letzten Kapitels schon fast vorweggenommen, aber natürlich kannst du heute nachlesen, ob Maria wieder eine Zukunft hat ^^

Hm, Michaels Talent ist natürlich weiterhin ein Grund, warum die Leute bei ihm eher zurückhaltend sind. Aber inzwischen ist seine Position als Triumviratsmitglied ein viel größeres Hemmnis… und man sollte Brad als Faktor nicht unterschätzen *grins*
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 176 „Es erklärt Herrn Schumanns Verhalten. Jetzt weiß ich wieder, woran es mich erinnert hat…“
 

Brad konnte Michaels Lächeln als flüchtiges Aufleuchten sehen, dann zog sich der Ältere zurück und er selbst verlor gezwungenerweise ebenfalls den Kontakt. Was inzwischen natürlich egal war, schließlich war geschafft, was sie sich vorgenommen hatten. Dennoch gab es da noch etwas neben den Schilden, das seine Aufmerksamkeit erregt hatte.

Er zwinkerte, als sich seine Augen auf die reale Welt fokussierten und gleich darauf begegnete er Michaels Blick, der sich zu ihm umgewandt hatte.

„Du hast es auch gespürt, nicht wahr?“

Brad nickte langsam. „Es erklärt Herrn Schumanns Verhalten. Jetzt weiß ich wieder, woran es mich erinnert hat…“ Er lächelte etwas schief.

„Ja, an dich selbst…“ Michaels Antwort enthielt keinerlei Humor und eine Hand wurde ausgestreckt, um eine physische Verbindung zwischen ihnen herzustellen. „Zum Glück ist es nur ein oberflächliches Band. Es könnte sonst ein wenig unbequem für die beiden werden.“ Sein Ring wurde im Anschluss geküsst und das rief ein echtes Lächeln auf seine Lippen.

„Stimmt, Herr Schumann steht nicht auf kleine Mädchen. Um genau zu sein, auf gar keine.“ Er neigte den Kopf zur Seite. „Deswegen hatte ich ein schlechtes Gefühl bei dem Gedanken, dass du Maria hilfst. Vielleicht hätte sich dadurch ebenfalls eine Verbindung aufgebaut…“

Michael verzog das Gesicht bei dieser Vorstellung, doch er kam nicht dazu etwas zu sagen.

Herr Schumann war ebenfalls in die reale Welt zurückgekehrt und hatte offenbar Brads letzte Bemerkung mitbekommen. „Du hättest Konkurrenz bekommen können, was, Brad?“

Er warf einen Blick auf Maria, die ins Nichts starrte, von einer Vision gefesselt. Womit sie ihre Versicherung hatten, dass der Versuch erfolgreich gewesen war. Und er war frei zu antworten, ohne dass sie es hören konnte. „Hätte ich nicht“, widersprach er. Braune Augen trafen auf blaue und Herr Schumann wurde blass, als dieser verstand, was unausgesprochen blieb. Brad hätte niemals zugelassen, dass jemand ihm auf diese Weise in die Quere kam. Auch Maria nicht. Und er hätte einen Weg gefunden, um das zu verhindern. Auf die eine oder andere Weise.

Der Blick wurde abgewandt und unwillkürlich vergewisserte sich der andere Instruktor, dass mit Maria alles in Ordnung war.

Das Mädchen lächelte mit deutlicher Erleichterung. „Ich habe mich selbst auf Rosenkreuz gesehen, endlich.“

Herr Schumann lächelte ebenfalls, das Zwischenspiel eben beiseite schiebend. „Das ist gut zu hören.“

Michael nickte. „Ich gratuliere.“ Dann zuckte ein Lächeln um dessen Mundwinkel. „In dem Fall kannst du dich mit voller Energie auf den Test konzentrieren, hm?“

„Natürlich, Herr Schneider.“ Marias Lächeln verblasste ganz und gar nicht bei dieser Aussicht, eher im Gegenteil.

Brad ergriff als nächstes das Wort und erklärte Maria, was sie gerade herausgefunden hatten.

Sie musterte daraufhin Herrn Schumann, während sie gleichzeitig in sich hineinzulauschen schien. Und schließlich spielte ein weiteres Lächeln über ihre Lippen. „Ausgerechnet ich sollte wohl nicht überrascht sein, aber es kommt etwas unerwartet. Soweit ich sehen kann, wird es uns nicht in unserer Arbeit behindern. Und lieber so, als wenn ich überhaupt nicht mehr da wäre…“

Herr Schumann drückte ihre Hand und sagte damit alles, was es dazu zu sagen gab. Anschließend bot er an, sie zu dem Raum zu begleiten, in dem der Test stattfinden würde, so dass Brad sich kurz darauf allein mit Michael wiederfand.

Der zog eine Augenbraue hoch, sobald sie unbeobachtet waren. „Du solltest nicht einmal andeuten, dass du bereit wärst, einfach ein Talent zu töten. Schon gar nicht in der Anwesenheit eines Triumviratmitglieds.“

Er setzte sich auf die Armlehne und schüttelte den Kopf. „Aber in diesem Fall warst du es. Und du wusstest sowieso, wie ich darüber denke.“

Lippen wurden flüchtig zusammengepresst. „Herr Schumann war auch da.“

„Und er wird nichts verraten.“ Es war keine einfache Behauptung, er wusste es. Brad ließ sich etwas zur Seite sinken und seine Hand fand Michaels Nacken, während er sich gleichzeitig zu ihm herunter beugte.

Sein Kuss wurde ohne zu zögern erwidert, auch wenn es der Ältere nicht lassen konnte, seine Strategie zu kommentieren. >Glaubst du wirklich, es sei so einfach, mir den Mund zu verschließen?<

Seine Finger glitten in sandblonde Haare hinein und er biss sanft in Michaels Unterlippe. Der daraufhin leise aufkeuchte, weswegen er sich eine Antwort auf diese Frage sparen konnte.

Die Hitze kehrte zurück und da Michael in manchen Fällen der Vernünftigere von ihnen war, fühlte Brad kurz darauf, wie er zurückgeschoben wurde.

Heftig atmend sahen sie sich an und als er die geweiteten Pupillen des Älteren bemerkte, hätte er sich am liebsten wieder vorgebeugt. Doch die Unterbrechung hatte ihn an ihre Pflichten erinnert und so seufzte er nur leise. „Wir müssen los, hm?“ Sein Zeigefinger zeichnete über Michaels Weste, eine unbewusste Geste.

Er erhielt ein schiefes Lächeln. „Genau das.“ Seine Hand wurde eingefangen.

Er nahm es als Aufforderung und kam auf die Beine, zog Michael dann ebenfalls in die Senkrechte. „In dem Fall lass uns gehen. Umso schneller sind wir fertig.“

Michael schnaubte belustigt, richtete seine Kleidung und tat dann das Gleiche für Brad. „Du weißt noch, dass André anschließend auf mich wartet?“

Er hatte es nicht wirklich vergessen, für den Moment aber verdrängt. Weswegen er ein wenig Enttäuschung empfand. Doch einen Atemzug später hatte er das beiseite gedrängt. „Dann werde ich eben schon allein zurückfahren und dir jemanden schicken, der dich abholt. Bis du zurück bist, habe ich den Papierkram erledigt.“

„Und dann?“ In Eisblau schimmerte Amüsement. „Du willst um diese Zeit doch noch nicht ins Bett gehen?“

Es wäre wirklich ein wenig früh, aber es gab etwas, das fast genauso gut war. „Wir werden trainieren. Und deinen Vater fragen, ob er auch Zeit hat.“

Michaels Miene verrutschte irgendwie. „Bitte tu das nicht noch einmal. Du weißt genau, wo meine Gedanken gerade waren und meinen Vater an dieser Stelle ins Spiel zu bringen…“

Brad lachte laut auf.
 

Herr Schumann hatte sich entschlossen, bereits mit Brad zurück zur Schule zu fahren, so dass er Gelegenheit hatte, die Reaktionen des Älteren zu beobachten, während sie sich vom Heim entfernten.

Der andere Instruktor bemerkte die Seitenblicke und wandte sich ihm schließlich zu. „Was ist los, Brad?“

Er dachte nicht lange darüber nach, ob er seine Frage stellen sollte. Es gab keinen Grund, es nicht zu tun. „Spüren sie die zunehmende Entfernung?“ Er selbst hätte diese Frage eindeutig bejaht. Auch in diesem Moment dünnte die Verbindung zu Michael weiter aus und wenn sie schließlich die Schule erreichen würden, würde nur noch ein Hauch von Anwesenheit übrig bleiben.

Herr Schumann lauschte in sich hinein, schüttelte dann den Kopf. „Ich denke, die Entfernung ist bereits jetzt zu groß…“

„Und das stört Sie gar nicht?“

Er erhielt ein belustigtes Lächeln. „Ich höre heraus, dass es bei dir so ist. Aber dazu ist das Band wohl zu schwach, nicht, dass ich es anders haben möchte. Es hatte mich nur abgelenkt, solange ich nicht wusste, was los ist. Da ich inzwischen weiß, was fehlt, irritiert es mich auch nicht mehr.“ Das Lächeln wurde ausgeprägter. „Wünschst du dir das jetzt auch?“

Ohne den Blick von der Straße abzuwenden, zog er eine Augenbraue hoch. „Nein danke. Schließlich bin ich die meiste Zeit in Michaels Nähe. Die Zeit, wenn es nicht so ist, überstehe ich gerne, wenn ich dafür unsere Verbindung habe.“

„Es macht ein paar Dinge verständlicher“, sinnierte der Instruktor.

Sie dachten in diesem Augenblick beide an die Unterhaltung im Lehrerzimmer zurück, über Herrn Schumanns Markierten, der damals kurz vor dem Abschluss gestanden hatte.

Brad neigte den Kopf. „Und ich habe meine Meinung nicht geändert.“

„Natürlich nicht. Auf der anderen Seite ist dein Fall eine Ausnahme. Ich möchte ganz sicher keine starke Verbindung zu einem Schüler aufbauen, der dann abgeht und den ich aller Wahrscheinlichkeit nach nicht wiedersehe.“

„Das ist ein Argument“, musste er zugeben. Aber… Er musste es nicht laut sagen, doch es schwang mit.

Und Herr Schumann nickte stumm.

Den Rest der Fahrt verbrachten sie mit einem unverfänglicheren Thema, Brad erzählte dem anderen Instruktor, was er an Neuzugängen bei den Telepathen erwarten konnte. Natürlich waren die Instruktoren auf Rosenkreuz schon im Groben informiert, aber Herr Schumann war ihm für seine persönlichen Eindrücke dankbar.

Sie verabschiedeten sich im Eingangsbereich des Hauptgebäudes voneinander und Brad rang für einen Moment mit sich, bevor er seine Schritte nicht in Richtung seines Büros lenkte. Er würde den Bericht auch mit einem kleinen Umweg vorher schaffen.

Richard hatte sein Büro in der Nähe von Herrn Franken, da er dem Triumviratsmitglied unterstellt worden war, auch wenn Richard im Wesentlichen unabhängig arbeitete. Die Tür war geschlossen, aber davon ließ er sich nicht aufhalten.

Der ältere Mann sah nicht einmal von seinen Unterlagen auf, als Brad ohne eine Antwort auf sein knappes Klopfen abzuwarten eintrat. Immerhin hatte er bereits gesehen, dass er nicht stören würde. „Manieren, Brad“, erhielt er eine leise Mahnung statt einer Begrüßung.

„Sie wussten, dass ich es bin?“ Mit hinter dem Rücken verschränkten Händen schlenderte er zu Richard hinüber.

„Bisher warst du der Einzige, der einfach so hereinplatzt.“ Endlich sah Richard auf und in den grau-grünen Augen stand ein Anklang nachsichtiger Belustigung.

„Ich weiß ja auch vorher, ob ich Sie bei etwas Wichtigem unterbreche“, gab er ungerührt zurück, blieb hinter dem anderen Mann stehen, um über dessen Schulter auf die Unterlagen zu spähen.

„Und das hier fällt nicht darunter, nein?“

Er hatte bereits das Wesentliche erfasst, klang trotzdem etwas abwesend, als er antwortete. „Ich würde nur ein Telefonat oder eine Besprechung gelten lassen.“ Mit leisem Amüsement. Doch als nächstes runzelte er die Stirn. „Sie planen weiter zu expandieren? Die aktuellen Zahlen sehen im Mehrjahresvergleich nicht besonders vielversprechend aus…“

Richard lehnte sich unwillkürlich zurück, tippte mit dem Kugelschreiber auf die Armlehne. „Aber es steckt Know-How in den Leuten. Und bei einer raschen Übernahme hoffe ich sie halten zu können.“

„Ein Nachfolgeproblem?“ Seine Hände hatten wie aus eigenem Antrieb die Schultern des Älteren gefunden und massierten sie leicht, ohne dass es ihm wirklich bewusst war.

„Ja, richtig erkannt. Der Inhaber ist verstorben und die Erben wissen mit der Firma nichts anzufangen. Sie wollen nur das Geld haben.“ Ein kaum vernehmliches Seufzen schloss sich dieser Aussage an. Richard konnte so eine Einstellung natürlich nicht nachvollziehen.

„Greifen Sie zu. Der Kaufpreis wirkt etwas überhöht, aber wenn Sie an alte Erfolge anknüpfen können – woran ich keine Zweifel hege – wird sich die Investition lohnen. Und selbst wenn Sie mal daneben greifen, können Sie es sich leisten.“

Für diese Beurteilung erhielt er ein trockenes Schnauben. „Nur weil ich sie mir leisten kann, heißt das noch lange nicht, dass ich nicht alles tue, um Fehlgriffe zu vermeiden.“ Richard atmete tief ein, entließ die Luft dann langsam aus seinen Lungen. „Aber eigentlich habe ich mich bereits entschieden. Ohne Risiko kann man nicht wachsen.“

„Richtig“, lachte er, ließ jetzt beide Hände flach liegen.

Der Ältere wandte den Kopf zu ihm um. „Du bist doch nicht hier, um mir bei der Arbeit zuzusehen, hm?“

„Nein.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich komme gerade aus dem Heim. Von einem Besuch bei Maria unter anderem“, präzisierte Brad und sah, wie sich grau-grüne Augen weiteten, bevor der Blick abgewandt wurde.

Stattdessen starrte Richard jetzt auf die Unterlagen, als würden sie ein Geheimnis bergen. Die Frage, die ihm durch den Kopf gehen musste, wurde aber nicht gestellt.

Also ergriff Brad wieder das Wort und Zufriedenheit schwang in seinen Worten mit. „Das Training mit Herrn Schumann ist erfolgreich gewesen, Maria konnte die benötigten Schilde aufbauen.“

Unter seinen Händen spannte sich Richard erst an, dann sickerte die Anspannung ganz allmählich aus ihm heraus, gleich dem Ausatmen vorhin. Für eine Weile herrschte Stille im Raum, die allerdings alles andere als unangenehm war. Sie spiegelte lediglich die Ruhe wider, die in diesem Moment auch in ihrem Innern herrschte. „Das freut mich zu hören“, meinte Richard schließlich.

„Deswegen habe ich es Ihnen auch gleich erzählt.“ Er lachte wieder und drückte kurz zu, bevor er einen Schritt zurücktrat und seine Hände von den Schultern des Älteren rutschten. Er ging zur Tür und erst als er die Klinke in der Hand hatte, drehte er sich noch einmal um. „Ich will Sie dann nicht weiter stören. Außerdem wartet noch mein Training mit Michael auf mich.“ Dann, mit einem deutlichen Kurven seiner Mundwinkel: „Und gewinnen Sie das Schachspiel gegen Herrn Hoffmann. Heute sollte es Ihnen gelingen.“

Richard verdrehte nur die Augen, blickte dann auf seine Unterlagen, als wäre Brad gar nicht da. Doch wenn man genau hinsah, konnte man das erwidernde Lächeln erkennen.

Zufrieden verließ er das Büro, machte sich aber immer noch nicht auf den Weg zu seinem eigenen. Schließlich war es von hier aus nicht weit bis zu Herrn Schneider. Dieses Mal wartete er sehr wohl darauf, hereingebeten zu werden.

Blaue Augen musterten ihn, kaum dass er eingetreten war und schließlich nickte das Triumviratsmitglied. „Euer Besuch im Heim war also erfolgreich…“

Brad fragte gar nicht erst, woher der Ältere das wusste und das ganz ohne ein Telepath zu sein. „Ja, Herr Schneider.“

„Sehr gut.“ Mit einem leichten Lächeln. „Und was kann ich für dich tun?“

„Michael und ich würden uns sehr freuen, wenn Sie sich unserem Training anschließen.“

Er wurde wieder gemustert, bevor Herr Schneider kaum merklich mit den Schultern zuckte. „Wenn du dir sicher bist, dass du nicht lieber mit Michael allein sein möchtest.“ Da war ein amüsiertes Glitzern im Hintergrund der blauen Augen.

Er erlaubte sich ein flüchtiges Grinsen. „Mit ihm allein sein kann ich danach immer noch.“

Herr Schneider neigte den Kopf. „In dem Fall sehen wir uns nachher.“
 

~TBC~
 

So, nachdem Maria ihre Visionen über ihre eigene Zukunft zurück hat, muss man sich um sie keine Sorgen mehr machen ^^ Und, hatte jemand geahnt, was mit Herrn Schumann los war?

cya, cu ^-^

"Du hast die Genehmigung der Ältesten erhalten?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 177/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Herr Schneider hat eine gute Nachricht für die beiden ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: *grins* Umso besser, wäre ja auch langweilig, falls du alles vorausahnen würdest. ^^ Dass Maria sich mit Herrn Walter verstehen wird, habe ich schon angedeutet, als das Problem mit Maria zum ersten Mal auf den Tisch kam (in Teil 142). Wie das Mädchen damals sagte, ohne Herrn Walter wäre sie vielleicht nie auf Rosenkreuz gelandet und hätte somit nie von der Gefahr erfahren, in der sie steckte ^^

Hm, Brad ist besser geworden. Aber lies nur weiter ^^
 

@Kralle: *winkz*
 

~ Die japanische Division war mein Pilotprojekt. Als gewisse… Reibungskonflikte ausblieben, die es sonst gab, wurden die Strukturen nach und nach umgestellt.“ ~
 

(Schneider zu Crawford, Close Distance, Teil 152)
 

Teil 177 „Du hast die Genehmigung der Ältesten erhalten?“
 

„Noch ein kleines Stück, Brad…“ Herr Schneider klang ganz so, als müsste er ein Lachen zurückhalten und Brad verzog das Gesicht.

Was der Ältere natürlich nicht sah, da er gerade mit gegrätschten Beinen auf dem Boden saß und sich über sein linkes Bein streckte. Mit etwas Hilfe von dem Triumviratsmitglied vervollständigte er die Dehnungsübung und wechselte zum anderen Bein. Wieder war da ein leichter Druck in seinem Rücken, so dass er direkt gegen seine Trainungshose sprach, als er schließlich antwortete. „Sie müssen sich nicht über mich lustig machen…“

„Das tue ich nicht. Es ist nur interessant zu sehen, dass du mal in etwas Mühe investieren musst.“

Er richtete sich auf und suchte den Blick der blauen Augen. „Ohne etwas Mühe kann sich niemand aufwärmen, hm?“

„Natürlich“, wurde ihm gutmütig zugestimmt.

Brad beschloss, dass er fertig war, und kam mit einem flüchtigen Grinsen auf die Beine. „Wollen Sie auch ein wenig Unterstützung haben?“

„Hast du vor, dich über mich lustig zu machen?“, erhielt er eine Gegenfrage.

„So etwas würde ich niemals wagen.“ Mit einem vollkommen unschuldigen Gesichtsausdruck.

Herr Schneider schüttelte lediglich den Kopf, ließ sich dann aber auf dem Boden nieder.

Als beide ausreichend aufgewärmt waren, blickte Brad suchend in Richtung Eingang und Herr Schneider folgte seinem Blick.

„Michael scheint sich Zeit zu lassen“, wurde festgestellt.

„Ihm ist ein Anruf dazwischengekommen.“ Michael hatte es ihm selbst mitgeteilt, doch Brad konnte nicht anders, als trotzdem nach ihm Ausschau zu halten.

Der andere Mann schien mühelos zu erkennen, was in ihm vorging, und schenkte ihm ein nachsichtiges Lächeln. „Wir können schon einmal anfangen, dann vergeht die Zeit schneller.“

Dem konnte er kaum widersprechen und er wollte ja mit Herrn Schneider trainieren, nicht wahr? Mit diesem Gedanken trat er auf die Matte und wartete darauf, dass sich das Triumviratsmitglied zu ihm gesellte. Sein Talent verließ ihn, ebenso wie seine Verbindung zu Michael, als dies geschah, doch er schob diese Ablenkung schnell beseite. Brad hatte erwartet, dass der Zero sie isolierte, doch er konnte nicht behaupten, dass er es mochte. Nur ein Grund mehr, so schnell wie möglich anzufangen.

Er sah die flüchtige Anspannung, die Herrn Schneiders Angriff verriet und auch wenn er sie nicht vorhersah, reagierte er schnell genug. Seine Knochen schienen zu vibrieren, als sein Arm den des Älteren abfing, aber das registrierte er kaum. Angriff folgte auf Angriff, manchmal in Bruchteilen von Sekunden, als keiner von ihnen dem anderen einen Vorteil erlaubte.

Brad begann zu lächeln, als Adrenalin durch seine Adern jagte und auch bei Herrn Schneider sah er ein Lächeln aufblitzen. Für eine nicht zu bemessende Zeit hielt sich der Kampf in der Waage, keiner von ihnen schaffte es, den anderen vollständig auszumanövrieren. Aber dann gab es da einen winzigen Moment, in dem Herr Schneider abgelenkt war und Brad nutzte ihn aus, bevor er überhaupt darüber nachdenken konnte, wie ungewöhnlich das für das Triumviratsmitglied war.

Herr Schneider lag am Boden und heftig atmend lehnte Brad über ihm. Der Ältere war ebenfalls damit beschäftigt, wieder zu Atem zu kommen. Die blauen Augen musterten ihn, ohne ihn wirklich zu sehen oder als würde Herr Schneider gerade jemand anderen sehen.

Es war ein etwas seltsames Gefühl und noch seltsamer war der Gedanke, der ihm in diesem Moment durch den Kopf schoss. Er bemerkte nicht, dass er während dieser stillen Musterung den Kopf Millimeter für Millimeter senkte, doch das änderte sich schlagartig, als eine vertraute Stimme aufklang.

„Brad?“

Er setzte sich abrupt auf und als sein Blick eisblauen Augen begegnete, war das seltsame Gefühl schon vergessen. „Michael, da bist du ja endlich!“

Der Ältere hob eine Augenbraue. „Du siehst nicht so aus, als wäre dir die Zeit lang geworden.“

Ein Lächeln blitzte auf. „Herr Schneider hat schon angefangen, mit mir zu trainieren.“

„Das sehe ich.“ Jetzt schlich sich Amüsement in die eisblauen Augen. „Obwohl man bei der Szene eben auch einen ganz anderen Eindruck gewinnen konnte.“

Das verschlug Brad erst einmal die Sprache, was Michael aber nicht weiter zu beeindrucken schien.

„Guten Abend, Vater.“

Das Triumviratsmitglied hatte sich ebenfalls aufgesetzt, nicht mehr daran gehindert durch Brad, und dessen Mundwinkel zuckten leicht. „Michael“, wurde der Gruß mit einem Nicken erwidert. „Du musst nicht befürchten, dass ich dir Brad abspenstig mache“, sprach Herr Schneider dann an, worauf Michael zuvor angespielt hatte.

„Hm…“, gab der ein unbestimmtes Brummen von sich und statt eines Kommentar wanderte der Blick einfach nur zurück zu Brad.

Irgendwie fühlte sich sein Gesicht ungewohnt warm an und das hatte rein gar nichts mit der körperlichen Anstrengung zu tun. Denn jetzt wurde ihm bewusst, dass er vorhin tatsächlich kurz davor gestanden hatte, den älteren Mann zu küssen, auch wenn er sich den Grund dafür überhaupt nicht erklären konnte. Er ging darüber hinweg, indem er sich verschwitzte Strähnen aus der Stirn strich und eine auffordernde Hand ausstreckte, um sich auf die Beine ziehen zu lassen. „Ich schlage vor, dass wir beide gegen dich antreten, immerhin hast du noch deine volle Energie.“

Sein Themenwechsel wurde mit einem leisen Lachen von Herrn Schneider kommentiert, Michael schüttelte lediglich belustigt den Kopf, erklärte sich dann aber mit seinem Vorschlag einverstanden.
 

Erschöpft lehnte er sich gegen Michael, nahm dankbar die Flasche entgegen, die ihm gereicht wurde. Nachdem er einen Teil des verlorenen Wassers ersetzt hatte, fühlte er sich besser. Womit sich seine Gedanken dem hinter ihnen liegenden Training zuwenden konnten. Unwillkürlich runzelte er die Stirn. „Vielleicht sollte man die Schüler häufiger so trainieren lassen. Die Dynamik ist sehr unterschiedlich, wenn man mit einem Partner zusammen kämpft und man kann solche Situationen nun wirklich nicht ausschließen.“

Es war Herr Schneider, der auf seine Anmerkung antwortete. „Wir haben schon häufiger darüber nachgedacht. Doch auch wenn unsere Field-Teams einiges an Zusammenarbeit abverlangen, haben wir mehrheitlich die Erfahrung gemacht, dass direkte Kämpfe auf einer eins zu eins Basis ausgetragen werden.“

Brad nickte langsam. „Weil wir uns in der Regel auf unsere Talente stützen. Also lassen wir alles beim Alten.“ Er schenkte dem Älteren ein verschmitztes Lächeln. „Was uns aber nicht davon abhalten muss, ab und zu so zu trainieren.“

Herr Schneider lachte. „Was genau hast du vor, willst du das nächste Mal gegen uns beide antreten?“

Sein Blick wanderte kurz zu Michael, der immer noch viel erschöpfter als gewohnt aussah, bevor er antwortete. „Natürlich. Ich möchte wissen, wie lange ich durchhalte.“

„Das heißt, du hast nicht vor zu gewinnen?“

„Gegen Sie und Michael auf einmal?“ Eine Augenbraue rutschte in die Höhe, begleitete seinen leicht ungläubigen Tonfall. „Ich habe gegen einen selten eine Chance, von daher… Ich bin realistisch.“

„Hm, natürlich bist du das.“ Mit einem belustigten Lächeln. Dann war es Herrn Schneiders Blick, der zu Michael hinüberwanderte. „Es gibt da übrigens noch etwas, das ich euch mitteilen wollte.“

Brad hatte keine Ahnung, worauf das Triumviratsmitglied hinauswollte und im Moment konnte er nicht einmal schummeln, das Feld des Zeros umschloss sie weiterhin. Dafür kam aber Bewegung in Michael, der sich jetzt sehr aufrecht hinsetzte. Erwartung schien von dem Älteren auszugehen, was er ganz aus dessen Haltung ablas.

„Du hast die Genehmigung der Ältesten erhalten?“

Das Lächeln hatte sich ganz langsam entwickelt, während Michaels Reaktion beobachtet wurde, war jetzt voll ausgeprägt. „Ja. Die Vorteile haben ihnen ausgereicht. Auch wenn sie wie erwartet Bedenken hatten, ein Triumviratsmitglied ohne zwingende Notwendigkeit nach Draußen zu schicken.“

Brad zwinkerte überrascht. Davon hatte er rein gar nichts mitbekommen. Aber die knappe Aussage reichte ihm, um sich das Wesentliche zusammenzureimen. Er griff nach Michaels Hand und verschränkte ihre Finger, musterte ihn durch in die Stirn gefallene Strähnen. „Heißt das, ich komme doch noch zu meinem Urlaub mit dir?“

Michael nutzte dessen freie Hand, um die Strähnen zurückzustreichen. „Es wird eine dienstliche Reise sein, aber wir können uns problemlos den einen oder anderen Urlaubstag genehmigen.“

Er grinste unwillkürlich. „Zumindest kannst du ihn uns genehmigen, Herr Triumviratsmitglied.“ Und dann lehnte er sich vor, um Michael zu küssen.

Die Geste wurde mühelos verstanden und Michael lächelte, als sie sich voneinander trennten. „Du solltest dich bei meinem Vater bedanken, immerhin hat er die Ältesten überzeugt.“

Brad blieb gegen Michael gelehnt, wandte sich aber Herrn Schneider zu. „Vielen Dank.“ Dann zuckten seine Mundwinkel leicht nach oben. „Aber wovon genau haben Sie sie eigentlich überzeugt?“

„Dass wir in unseren Hauptbüros eine Inspektion durchführen sollten. Und das, ohne Stellvertreter zu schicken. Natürlich beschränkt auf die Leiter, die für die Talente zuständig sind, schließlich sollen wir Eszett nicht direkt ins Gehege kommen.“

„Hm… Aber es gab doch sicher keine Auffälligkeiten, die eine Inspektion erforderlich machen würden, oder?“ Er konnte sich nicht vorstellen, dass jemand dumm genug wäre, etwas so Offensichtliches zu versuchen.

Und tatsächlich schüttelte Herr Schneider den Kopf. „Ihr habt diese Gelegenheit eurer eigenen Arbeit zu verdanken. Die Effizienzreporte des japanischen Büros liegen deutlich über dem Durchschnitt. Wir haben daher empfohlen, die bestehenden Strukturen auf Anpassungsbedarf zu überprüfen, ohne dass Eszett allerdings die Zügel abgeben muss. Das wäre kaum auf viel Gegenliebe getroffen“ Ein leicht ironisches Lächeln kurvte flüchtig die Lippen des älteren Mannes. „Aber dazu müssen wir uns zunächst einen Überblick verschaffen, wie die Zusammenarbeit der Talente mit den restlichen Mitarbeitern von Eszett in den Büros tatsächlich abläuft, statt wie sie es auf dem Papier tut.“

„Und damit Sie sich bei Ihren künftigen Empfehlungen nicht auf die Meinungen anderer stützen müssen, schicken Sie natürlich das Triumviratsmitglied, das dank seines Talents auch Informationen erhält, die man vielleicht verbergen möchte“, setzte er die Erläuterung fort.

Herr Schneider nickte. „Damit hatten wir die Erlaubnis für Michael.“

„Und über deine Begleitung können wir selbst entscheiden. Du bist schließlich nur ein Instruktor.“ Eine Hand wuschelte durch seine Haare.

Was er natürlich nicht hatte kommen sehen. Also ließ er es über sich ergehen, während ein weiteres Lächeln an seinen Mundwinkeln zupfte. „Dann muss ich mir ja keine Sorgen machen…“ Seine Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf Herrn Schneider. „Da ist noch irgendetwas anderes, nicht wahr?“ Er wünschte sich wirklich, Zugriff auf sein Talent zu haben, es gefiel ihm nicht, sich ganz auf seine Beobachtungsgabe verlassen zu müssen. Aber in diesem Fall hatte sie genügt, um den seltsamen Funken in den Augen des älteren Mannes zu bemerken.

Michael hingegen schien überrascht, als sein Vater langsam nickte. „Kommen jetzt die schlechten Nachrichten?“, wollte der Telepath wissen. „Müssen wir eine Riege an Bodyguards mit uns mitschleppen?“

Herr Schneider lachte auf, als dieser den misstrauischen Tonfall registrierte, mit dem diese Frage gestellt wurde. „Es hält sich in Grenzen. Die Ältesten haben darauf bestanden, dass dich zumindest zwei unserer Ex begleiten.“

Brad neigte den Kopf, überlegend. „Sind Herr Jung und Frau Jäger verfügbar? Es sei denn, du hast andere Präferenzen.“ Letzteres zu Michael.

Der schüttelte den Kopf. „Anders als du habe ich noch mit keinen Ex zusammengearbeitet.“ Amüsement schlich sich in eisblaue Augen. „Ich bin ja froh, dass du schon jemanden weißt, mit dem du klar kommst.“

Brad tat so, als hätte er diesen Kommentar nicht gehört, wandte sich wieder Herrn Schneider zu. Er sagte nichts, nur seine hochgezogene Augenbraue erinnerte an seine ursprüngliche Frage.

Das Triumviratsmitglied lehnte sich leicht vor. „Michael hat mir erzählt, dass du ein bisschen was von der Welt sehen willst. Von daher freut es dich sicher zu hören, dass auch ein Besuch bei einem amerikanischen Büro eingeplant ist. Natürlich nur, um weitere Informationen zu sammeln, die fallen schließlich nicht in unsere Zuständigkeit. Aber wenn wir schon ein Projekt aufsetzen, sollten wir alles an Input haben, was möglich ist, nicht wahr?“

Er machte sich nicht die Mühe, auf die sowieso nur rhetorisch gemeinte Frage zu antworten. Vielmehr war er damit beschäftigt, in sich hineinzulauschen, denn ein Teil von ihm war regelrecht aufgeregt.

Michael erholte sich schneller von der Überraschung, zog ihn noch ein bisschen näher an sich heran. „Du sagst ja gar nichts…“

„Es ist ein bisschen unglaublich…“ Er ertappte sich dabei, breit zu lächeln. „Es ist mehr, als ich erwartet habe. Vielen Dank, Herr Schneider.“ Er stutzte minimal, als er den undeutbaren Blick des Älteren Mannes bemerkte, aber der war so schnell verschwunden, dass er ihn schließlich als Einbildung abtat.

„Hm, gern geschehen, Brad. Alles in allem machen wir das ja nicht nur für dich, sondern um unsere Abläufe wirklich zu verbessern.“ Dann stand Herr Schneider auf. „Wir sollten hier nicht länger herumsitzen, sonst kühlen wir noch aus. Ich werde jemanden vorbeischicken, der hier aufräumt. Einen schönen Abend noch, ihr beiden.“ Ein Lächeln schloss sich diesen Worten an, dann ging der Zero. Und nahm sein Talent mit sich.

Er sackte ein Stück in sich zusammen, als die Verbindung zu Michael aufflammte und ihn mit Wärme füllte. Seine Lider fielen ihm beinahe zu. „Da bist du ja wieder…“

„Hm…“ Michael gab nur ein Brummen von sich und barg das Gesicht an Brads Hals. Warmer Atem stieß gegen seine Haut und dann war da eine Hand, die sich über seine Augen legte.

„Bist du müde?“, wurde er leise gefragt, die Worte kaum verständlich.

Brad schüttelte den Kopf, denn die Wärme, die ihn durchzog, hatte nicht viel mit Müdigkeit gemein. Er seufzte zufrieden, als die Hand tiefer rutschte und biss spielerisch in Michaels Daumen, als der über seine Lippen strich. Schließlich hatten sie hier keine Zeugen, da konnte er das machen. Doch der Gedanke an Herrn Schneiders Abwesenheit erinnerte ihn an etwas. „Er ist so plötzlich gegangen…“

Michael wurde irgendwie still, bevor dieser antwortete. „Vielleicht möchte er ja auch mal nach Amerika…“

Und das klang nach mehr als einer Vermutung. Er beschloss, nicht nachzuhaken.
 

~TBC~
 

Ein echter Urlaub ist es zwar nicht, aber wenigstens geht Brads Wunsch halbwegs in Erfüllung ^^

cya, cu ^-^

"Du kommst da sowieso nicht mehr raus, Reik. Schließlich brauchst du seine Hilfe beim Schach nicht mehr"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 178/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Brad trägt die frohe Botschaft weiter ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: *mich weglach* Deine Formulierung war wirklich klasse ^____^ Oh, Erklärungen wird es geben, aber nicht alle. Heute kannst du lediglich Brads Sicht der Dinge erfahren, aber bis du weißt, warum genau Herr Schneider so reagiert hat, wirst du dich noch eine ganze Weile gedulden müssen…

Der Urlaub ist aber sehr viel näher dran, mit dem geht es nächste Woche los. Heute muss Brad schließlich noch jemandem von der tollen Neuigkeit erzählen ^.~
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 178 „Du kommst da sowieso nicht mehr raus, Reik. Schließlich brauchst du seine Hilfe beim Schach nicht mehr“
 

Das Handtuch, das bis eben durch seine Haare gerubbelt worden war, hielt auf einmal inne und neugierig strich er den weißen Stoff beiseite und blickte Michael an. „Was ist?“

Der Ältere zwinkerte, als wäre er aus seinen Gedanken gerissen worden, dann fokussierten sich eisblaue Augen auf ihn. „Hast du tatsächlich kurz davor gestanden, meinen Vater zu küssen?“

Wider Willen stieg ihm wieder Hitze in die Wangen und seine Augenbrauen zogen sich leicht zusammen. „Möglich…“, gab er zu. „Ich glaube, er wollte geküsst werden.“ Unglauben flackerte in Michaels Blick auf, weswegen er flüchtig lächelte, um dann seine Aussage gleich näher zu erklären. „Nicht von mir.“ Das Lächeln war zurück und das sehr viel ausgeprägter. Er streckte seine Hand aus und spielte mit den noch feuchten sandblonden Strähnen. „Herr Schneider war abgelenkt, von deinem Eintreffen nehme ich an. Das ist auch der einzige Grund, warum ich ihn besiegt hatte.“ So ehrlich musste er sein. „Und dann sah er mich an, als würde er jemand anderen sehen. Und diese Person wollte er küssen.“

Michael lehnte sich vor, bis sie Stirn an Stirn dasaßen und ein leises Lachen geisterte über seine Lippen. „Bitte, sag so etwas nicht über meinen Vater. Ich brauche diese Bilder nicht.“

Brad musste grinsen, als er das leichte Unbehagen spürte, das diese Worte begleitete. Und dann atmete er überrascht aus, weil da plötzlich Hände waren, die seine Taille umfassten und gleich darauf lag er auf dem Rücken, mit Michael über sich.

„Mach dich nicht über mich lustig“, wurde er sanft ermahnt.

„Das tue ich nicht“, stritt er ab und sagte damit – fast – die Wahrheit. „Es ist nur… du tust so, als wäre er ein Mönch. Und du weißt, dass du nicht hier wärst, wenn dein Vater keinen Sex hätte.“

Michael lief rot an, etwas, was er bisher noch nicht gesehen hatte. Er strich über die heiße Wange des Älteren, hob dann den Kopf, um ihn zu küssen. Doch Michael schien nicht ganz bei der Sache zu sein, was er sich wohl selbst zuzuschreiben hatte.

Er ließ sich wieder zurücksinken und lächelte einfach nur zu dem Älteren hinauf. „Ich würde sagen, ich weiß, wie ich dich von diesen Gedanken ablenken kann. Nur dummerweise würde das in diesem Fall so gar nicht helfen.“ Belustigt stupste er ihm mit dem Zeigefinger gegen die Nasenspitze.

Michael setzte sich auf, schüttelte mit einem trockenen Schnauben den Kopf. „Nicht lustig.“

Brad folgte ihm. „Ein bisschen schon.“ Diesmal war er es, der seine Stirn kurz an der des Älteren ruhen ließ, bevor er ihre Gliedmaßen entwirrte. „Wenn ich das Herrn Schneider erzähle, würde er dich sicher auslachen.“

Michaels Mundwinkel zuckten. „Diese Gelegenheit hatte er bereits. Damals, als wir Frau Kingston vom Flughafen abholten.“

„Ah ja, das kann ich mir gut vorstellen.“ So wie die beiden sich verhielten, musste es ein Schock für Michael gewesen sein.

„Du grinst schon wieder“, wurde er beschuldigt, aber Michael klang nicht beleidigt, sondern belustigt.

Hastig brachte er seine Gesichtsmuskeln unter Kontrolle. „Das war nicht meine Absicht.“ Und das war dieses Mal die volle Wahrheit.

Michael sah ihn für einen Moment beinahe verdutzt an, lachte dann auf. Als nächstes umfassten zwei warme Hände sein Gesicht. „Na los, geh zu Herrn Hoffmann und erzähl ihm die Neuigkeiten. Das wolltest du doch sowieso die ganze Zeit tun, hm? Aber vergiss nicht, dich vorher anzuziehen.“ Eine Hand wuschelte durch seine Haare und auch wenn er es kommen sah, tat er nichts dagegen.

„Als würde ich so etwas vergessen.“ Er zog eine Augenbraue hoch. „Außerdem wollte ich etwas anderes lieber tun.“

„Hm, irgendwie war mir das schon klar… Aber dann hättest du darauf verzichten sollen, mich aufzuziehen.“

Für den leicht ironischen Unterton streckte er Michael kurz die Zunge raus, egal, dass er viel zu alt dafür war, zog sich dann rasch an. Erst als er fast schon zur Tür hinaus war, wandte er sich noch einmal zu dem Älteren um „Wir können ja nachher ein bisschen Wein trinken, das beruhigt deine Nerven bestimmt.“ Wenn das mit einem leichten Lächeln gesagt war, so wurde das mit den folgenden Worten fast zu einem Grinsen. „Aber wir haben gar keinen hier, hm? Vielleicht könntest du von Herrn Schneider eine Flasche bekommen…“

Michael sparte es sich, darauf zu antworten, drohte ihm lediglich spielerisch mit der Faust. Und dann schloss Brad auch schon die Tür hinter sich.

Das schnitt zwar seine Sicht des Älteren ab, dennoch konnte er über ihre Verbindung spüren, dass seine erneute Erwähnung von Herrn Schneider Michael ganz und gar nicht weitergeholfen hatte. Brad lachte bei dieser Feststellung leise in sich hinein, machte sich dann mit langen Schritten auf den Weg zu Herrn Hoffmanns Quartier.

Höflich wie er manchmal war, klopfte er kurz an, bevor eintrat. Wie erwartet fand er Herrn Hoffmann und Richard im Wohnzimmer vor, über das Schachbrett gebeugt. Brad hingegen war nicht erwartet worden, wie ihm der überraschte Blick aus blauen Augen verriet.

„Brad? Reik meinte, du wolltest mit Herrn Schneider trainieren.“ Seine nicht ganz trockenen Haare wurden gemustert. „Ich hatte nicht erwartet, dich danach außerhalb deines Quartiers zu sehen.“

Der ältere Mann kannte ihn eindeutig zu gut, was er mit einem belustigten Lächeln quittierte. „Das Bett läuft uns nicht weg. Und es gibt interessante Neuigkeiten zu berichten.“

Herrn Hoffmann entkam ein Schnauben und es war nicht eindeutig, ob es sich eher auf Brads Aussage oder auf Richards Gesichtsausdruck bezog. Wahrscheinlich letzteres.

Richard jedenfalls glättete hastig seine Züge und tat so, als wäre er voll auf das Spiel konzentriert.

Er tauschte einen amüsierten Blick mit Herrn Hoffmann aus, bevor er hinter den Stuhl des anderen Mannes trat. Und Richard erstarrte nicht einmal für eine Sekunde, als er die Arme über dessen Schultern schlang.

Herr Hoffmann hatte die Aktion verfolgt, zog jetzt eine fragende Augenbraue hoch. „Was gibt es denn so Wichtiges, dass es nicht bis morgen warten konnte?“

Brad spürte, wie beim Gedanken an seine Reisepläne mit Michael ein weiteres Lächeln über sein Gesicht huschen wollte und er hielt es nicht zurück. „Die Ältesten haben für Michael eine kleine Inspektionsreise zu verschiedenen Büros genehmigt und natürlich werde ich mitfahren.“ Er wartete ab, bis Herr Hoffmann diese Information verarbeitet hatte und als sich die blauen Augen weiteten, fügte er noch etwas hinzu. „Was natürlich heißt, dass Sie auch mitkommen werden.“

Das verschlug dem Älteren erst einmal die Sprache, so dass Brad sich zu Richard hinunter lehnte. „Leider wird das für Sie nicht möglich sein…“

Er spürte das Schulterzucken des anderen Mannes. „Ich verstehe.“ Aber es blieb eine gewisse Anspannung zurück. Und ihm wurde bewusst, dass es vielleicht gute Nachrichten für ihn selbst waren – Richard hingegen war einfach nur daran erinnert worden, dass dieser hier festsaß.

Und da er ausgerechnet heute nicht wollte, dass der Ältere ins Brüten verfiel, sprach er schnell weiter. „Sie sind am Gewinnen, nicht wahr?“

Prompt richtete sich die Aufmerksamkeit beider Männer auf das Spielbrett und dieses Mal im Ernst. Herr Hoffmann war es, der zuerst seinen Blick suchte. „War das jetzt geraten oder gewusst? Für mich sieht das Spiel sehr ausgewogen aus…“

„Hm, ich weiß es noch nicht. Aber Sie müssen zugeben, dass ein Gleichstand zu diesem Zeitpunkt gute Aussichten für Richard bedeutet.“ Immerhin lag Herrn Hoffmanns Vorteil in der Regel in dessen Eröffnungen und dem Älteren war es diesmal nicht gelungen, sich in eine deutlich günstige Position zu manövrieren.

Mit einem etwas schief geratenen Lächeln gestand ihm der Andere den Punkt zu, aber mehr interessierte Brad, dass die Anspannung aus Richard herausfloss, als dessen Gedanken sich dem nächsten Zug zuwandten.

Und Herr Hoffmann spielte mit bei dem Ablenkungsmanöver. „Reik hat mir schon angedroht, dass er heute zu gewinnen gedenkt. Ich hoffe aber immer noch, dass ich ihn davon abhalten kann.“ Nun war es an ihm zu ziehen.

Brads Mundwinkel kurvten flüchtig nach oben, als er Richards nächsten Zug vorhersah und mit diesem vollkommen einverstanden war. Er drückte diese Zustimmung aus, in dem er ihm ein für Herrn Hoffmann nicht hörbares „sehr guter Plan“ ins Ohr flüsterte, bevor er auf den Kommentar des anderen Mannes reagierte. „Ich denke, Richard hat heute die richtige mentale Einstellung. Immerhin muss er sich um Maria keine Gedanken mehr machen.“

„Ah ja, das waren wirklich gute Nachrichten.“ Herr Hoffmann schenkte ihm ein warmes Lächeln. „Ich bin froh, dass dieses Problem vom Tisch ist. Aber wie kommt es eigentlich, dass Herr Schumann so plötzlich Erfolg hatte?“

Brad antwortete nicht gleich, sondern wartete ab, bis Herr Hoffmann in aller Ruhe seine Figur gesetzt hatte. Immerhin wollte er sich nachher nicht vorwerfen lassen, den Älteren abgelenkt zu haben. Zudem gab es ihm die Gelegenheit, seine Gedanken zu sammeln. „So plötzlich war die Entwicklung gar nicht. Dank Michaels Hilfe wurde heute lediglich der endgültige Durchbruch erzielt.“ Er hatte sich unwillkürlich aufgerichtet, ließ seine Hände aber auf Richards Schultern liegen. „Ich bin für den Bericht die Unterlagen noch einmal durchgegangen. Und erste Erfolge traten anscheinend nach unserem Zusammenstoß mit Herrn Müller damals auf.“

Blaue Augen weiteten sich für einen Moment. „Du willst damit doch nicht etwa sagen, dass der schiefgelaufene Angriff des Instruktors in Herrn Schumanns Kopf etwas verändert hat, das dafür sorgte, dass er schließlich Maria helfen konnte…“

Richard stieß ein Schnauben aus. „Du bist doch nicht etwa wirklich überrascht. Das ist doch typisch für diesen Schuppen hier, vor allem, wenn Brad darin verwickelt ist.“

Herr Hoffmann schwieg erst, dann musste Brad sich gefallen lassen, dass er ausgelacht wurde. „Ich glaube, ich muss Reik in diesem Punkt zustimmen“, brachte der Ältere schließlich hervor.

Er konnte sich nicht einmal darüber empören, immerhin war das Ganze durch seine Anwesenheit ausgelöst worden. Was er natürlich nicht laut sagte. Nach außen hin verdrehte er nur die Augen. „Sehr witzig.“

„Ja, genau.“

Brad beschloss, diese Antwort zu ignorieren und stupste stattdessen Richard an. „Ihr Zug.“

„Du weißt, Geduld ist eine Tugend…“, murmelte dieser zurück, ließ ihn aber nicht länger warten. Und dann senkte sich Stille über sie, als die beiden ganz in ihrem Spiel aufgingen.

Sein Talent zeigte ihm alle möglichen Züge, die Richard garantiert zum Sieg führen würden, doch er mischte sich nicht ein, denn er war noch immer zuversichtlich.

Und Richard enttäuschte ihn nicht. Herr Hoffmann zögerte noch, bevor er seine Niederlage endgültig eingestand, die Spitze des Zeigefingers auf dem Kopf des Königs. Aber dann entließ er aufgestauten Atem in einem leisen Seufzen und kippte die Figur um. „Ich gratuliere.“

„Ich auch“, schloss Brad sich dem an und drückte die Schultern des Älteren, bevor er zurücktrat. „Jetzt müssen Sie nur noch beweisen, dass das nicht nur ein Zufall war.“

Richard wandte den Kopf zu ihm um. „Aber ganz bestimmt nicht mehr heute.“

„Mein Gehirn fühlt sich auch schon an wie ausgewrungen.“ Herr Hoffmann streckte sich, dass seine Gelenke krachten.

„Das klang ungesund“, warf er trocken ein. „Vielleicht etwas mehr Training, statt Schreibtischarbeit?“

Er wurde mit einem ironischen Blick bedacht. „Wenn die Arbeit stattdessen auf deinem Tisch landet, kein Problem.

Richard lachte auf, als Brad daraufhin abwehrend die Hände hob. „Ich denke, ihm ist es lieber, wenn du einfach schneller arbeitest…“

„Das wäre die Lösung“, nickte er. „Ich will aber nicht behaupten, dass Sie ineffizient sind.“

„Sehr freundlich.“ Herr Hoffmann lehnte sich vor. „Aber wenn ich nicht ineffizient bin, ist es gar keine Lösung.“

„Dann eben ein Schachspiel weniger und dafür trainieren Sie mehr mit Richard“, ließ er sich nicht berirren.

Eine Augenbraue wurde hochgezogen. „Und dann sagst du wieder, dass Reik Hilfe benötigt, um mich zu besiegen, und willst ebenfalls mit ihm trainieren.“ Irgendwo lag da ein Lachen hinter diesen Worten versteckt, das Brad sich nicht erklären konnte.

Mit einem leichten Stirnrunzeln sah er zu Richard, der ebenfalls amüsiert schien, zuckte schließlich mit den Schultern. „Natürlich würde ich ihn unterstützen.“ Geflissen überhörte er das Lachen der beiden, neigte den Kopf ein wenig zur Seite. „Sie haben doch sicher schon häufiger trainiert und ich wette, bisher konnte Richard Sie nicht schlagen.“

„Du weißt genau, dass keiner gegen dich wettet, mein Lieber“ lautete die Antwort, die gleichzeitig seine Vermutung bestätigte, ohne dass der Ältere es aussprechen musste.

Also wandte er sich Richard zu. „Sie hätten ruhig was sagen können. Sie wollen doch nicht ewig gegen Herrn Hoffmann verlieren…“

Grau-grüne Augen erwiderten belustigt seinen Blick. „Vielleicht hat mich ja deine damalige Demonstration abgeschreckt“, wurde zu bedenken gegeben.

Ein Argument, das er nicht zählen ließ. „Damals war die Zielstellung eine andere.“

„Du willst mich also nicht mehr abschrecken?“

Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Das ist doch gar nicht mehr nötig, oder?“

Die Belustigung verblasste, aber da war immer noch ein kleines Lächeln um die Mundwinkel des älteren Mannes herum. „Wohl nicht…“

Herr Hoffmann machte eine wegwerfende Handbewegung. „Du kommst da sowieso nicht mehr raus, Reik. Schließlich brauchst du seine Hilfe beim Schach nicht mehr.“

Ihm war zwar nicht klar, was das eine mit dem anderen zu tun hatte, aber ihm reichte, dass er Richards Zustimmung hatte. Also verabschiedete er sich mit einem Lächeln. „Geben Sie mir einfach Bescheid, wenn Sie trainieren möchen. Ich werde dann mal gehen, schließlich will ich Michael nicht zu lange allein lassen.“

Von Herrn Hoffmann erhielt er ein wissendes Nicken, während Richard etwas resigniert aussah. Es ließ ihn noch mehr lächeln.

Als er in ihr Quartier zurückkehrte, standen eine Flasche Rotwein und zwei Gläser auf dem Wohnzimmertisch. Sein Blick fiel als nächstes auf Michael und dieses Lächeln hatte eine ganz andere Qualität. „Da bin ich wieder…“

Der Ältere streckte einfach nur stumm die Hand nach ihm aus.

Und Brad ging zu ihm, ohne zu fragen, ob der Wein tatsächlich von Herrn Schneider stammte.
 

~TBC~
 

Nur ein bisschen zum Spaß, bevor sie nächstes Mal zu ihrer Reise aufbrechen ^^

Ich glaube, in diesem einen Punkt wird Brad wohl nie verstehen, was vor sich geht…

cya, cu ^-^

"Ein schöner Strand in der Nähe wäre wohl hilfreicher"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 179/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Und es geht los ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Das heutige Kapitel ist auch wieder eher leichtherzig. ^^ Irgendwie wird es mir sehr schwerfallen, diese Story zu beenden (ich wette, sie wird länger als CD – und das hatte ich nun wirklich nicht geplant ^^#)

*grins* Tja, auch Talente können sich halt mal wie normale Leute verhalten. Und die Idee, dass Michael so reagiert, hat mir schon damals gefallen, als ich Frau Kingston einführte. ^____^ Auf der anderen Seite habe ich irgendwie das Gefühl, dass Brad bei seinen Eltern nicht so reagieren würde… o.O
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 179 „Ein schöner Strand in der Nähe wäre wohl hilfreicher“
 

Gänsehaut rann seinen Rücken herunter, als er erwachte und dann hörte er ein leises Lachen. Michael erschauderte, als seine Sinne weiter aufmerkten und schließlich konnte er identifizieren, was ihn geweckt hatte. „Wo hast du die Feder her?“, murmelte er kaum vernehmlich in das Kopfkissen hinein.

Brad konnte ihn natürlich trotzdem verstehen. „Woher wohl.“ Seine Schulterblätter wurden nachgezeichnet und unwillkürlich spannte er seine Muskeln an, um nicht zu zucken. „Aus meinem Kopfkissen natürlich.“

„Hm…“ Er drehte sich auf den Rücken und blinzelte unter halb geschlossenen Lidern zu Brad hoch. „Natürlich…“ Ein Lächeln zog an seinen Mundwinkeln. „Und warum bist du so unverschämt munter?“ Er fühlte sich unwillkürlich an die Nacht erinnert, als der Junge raus zum Schwimmbecken musste.

Der Gedanke wurde ihm geradewegs vom Gesicht abgelesen, der Precog benötigte ihre Verbindung dafür nicht. „Es ist nicht die Aussicht auf ein kaltes Bad, wie du sehr wohl weißt.“ Brad lehnte sich zu ihm herunter und warme Lippen streiften seine Stirn, bevor Michael spürte, wie sich Finger in seine Haare schlichen.

Er zog den Jüngeren ganz auf sich herauf und die Feder schwebte vergessen zu Boden. „Ja, ich weiß“, gab er zu. „Aber ich sehe keinen Grund, so früh aufzuwachen, nur weil wir heute aufbrechen.“

Ein Finger piekste in seine Rippen. „Willst du behaupten, dass du kein bisschen aufgeregt bist?“ Braune Augen funkelten ihn voller Energie an.

Er lachte, weil er nicht gegen die Emotionen ankämpfen konnte, die auf ihn überströmten. „Jetzt bin ich es, vielen Dank.“ Michael wuschelte durch die schwarzen Haare und Brad bettete den Kopf zufrieden auf seine Schulter.

„Gern geschehen.“

Er spürte das Grinsen, auch wenn er es nicht sehen konnte, und verpasste Brad eine gar nicht ernst gemeinte Kopfnuss dafür. „Aber wirklich, es ist doch kaum mehr als eine Dienstreise…“, zog er ihn dann auf.

Die Reaktion darauf war schon mehr ein Stoß in die Rippen als nur ein kleiner Piekser. „Hör auf, innerlich über mich zu lachen. Immerhin bekomme ich endlich meinen Urlaub mit dir. Was wir nebenbei machen, kann man schließlich kaum als richtige Arbeit bezeichnen.“

Michael rollte sie beide herum, so dass er jetzt auf Brad heruntersehen konnte. „Sag das nicht, wenn dich jemand anderer hören kann. Unsere Prioritäten sollten nämlich etwas anders aussehen.“

Wenn er nicht schon sehr genau Brads gute Laune spüren könnte, wäre das folgende Lächeln Beweis genug dafür gewesen. „Aber wir sind allein.“ Das Lächeln vertiefte sich, als Brad sein Becken bewegte und Michaels Gedanken abrupt in eine andere Richtung lenkte.

Ihm fielen kurz die Augen zu und er atmete zischend ein, schenkte Brad einen schiefen Blick, als er sich wieder unter Kontrolle hatte. „Du hättest auch gleich sagen können, was du willst…“

Brad zog eine Augenbraue hoch, war sich keiner Schuld bewusst. „Und du bist normalerweise etwas schneller darin, es allein herauszufinden.“

Er beugte sich herunter und küsste Brad. „Da siehst du mal, wie sehr du mich mit all deiner Aufregung abgelenkt hast.“

„Pah“, kam es unbeeindruckt zurück.

Und bei dieser kindischen Geste konnte er gar nicht anders, er musste laut lachen. Auch wenn es nicht lange vorhielt, denn Brad fiel es gar nicht schwer dafür zu sorgen, dass seine Gedanken sich endgültig etwas anderem zuwandten.
 

Brad strebte mit forschen Schritten auf den Ausgang zu, immer noch so voller Energie wie heute beim Erwachen. Kaum dass er diesen Gedanken ausformuliert hatte, richteten sich braune Augen auf ihn, ein amüsiertes Blitzen in Ihnen. „Du musst dich deswegen aber nicht schlecht fühlen. Der Sex war wie immer großartig.“

Michael hielt sich davon ab, die Augen zu verdrehen, denn er wusste sehr genau, warum Brad das gesagt hatte. Und natürlich bekam der Junge die gewünschte Reaktion, als Herr Walter, der zusammen mit Herrn Hoffmann auf sie gewartet hatte, das Gesicht verzog.

Herr Hoffmann hingegen lachte auf. „Das konntest du jetzt nicht lassen, was?“

„Warum sollte ich?“ Brad lächelte den älteren Mann an, bevor er sich vor Herrn Walter aufbaute. Und auch wenn es ihm nicht anzusehen war, so spürte Michael ein gewisses Zögern in dem Jüngeren, bevor Brad mit beiden Händen die Rechte des Anderen umfasste. „Sie werden sich nicht einsam fühlen ohne uns?“ Überraschend ernst.

Herr Walter zog seine Hand nicht zurück und das gezeigte Lächeln war von echter Belustigung unterlegt. „Da musst du dir keine Sorgen machen, ich werde mich schon zu beschäftigen wissen.“

Brad nickte langsam, immer noch nicht ganz überzeugt, sah für einen Moment zu Boden, mit einem leichten Stirnrunzeln.

Sein Blick schweifte kurz von dem Jüngeren weg, hin zu den beiden anderen Männern und in den erwidernden Blicken konnte er lesen, dass ihnen klar war, dass wohl Brad Herrn Walter mehr vermissen würde als andersherum.

Der Austausch blieb von Brad unbemerkt, der wieder ein Lächeln gefunden hatte. „Wenn Sie Schach spielen möchten, wenden Sie sich einfach an Herrn Schumann. Er wird Ihnen sicherlich versprechen, nicht zu schummeln.“

Herr Walter neigte den Kopf. „Ich werde es im Hinterkopf behalten.“

Brad wartete die Reaktion kaum ab, bevor er weitersprach. „Er würde Sie auch in die Stadt begleiten, wenn Sie mal die Schule verlassen wollen. Und falls Sie Frau Lang treffen, können Sie Herrn Hoffmann bei Ihr vertreten. Ich meine natürlich nur bei einem Kino- oder Restaurantbesuch.“ Letzteres wurde vollkommen ernsthaft hinzugefügt.

Ein trockenes Schnauben antwortete darauf. „Ich bin mir nicht so sicher, ob Chris trotz dieser Einschränkung viel von dieser Idee hält.“

Der tätschelte Herrn Walters Schulter. „Kein Problem. Ich weiß ja, dass du mir nicht ins Gehege kommen würdest. Das widerspräche deinen Moralvorstellungen.“

„Na danke, mach dich nur lustig darüber … Ich will mal dein Gesicht sehen, wenn ich Sie tatsächlich zu einer Verabredung einlade.“

Herr Hoffmann ließ sich von dieser Drohung so gar nicht beeindrucken. „Wie ich bereits sagte, in dieser Hinsicht habe ich keinerlei Bedenken.“ Und das war vollkommen aufrichtig gemeint, wie Michael lesen konnte.

Automatisch übertrug er die Information an Brad, der prompt Herrn Walters Hand drückte und so dessen Aufmerksamkeit wieder auf sich zog. „Verabreden Sie sich lieber mit ihrer Schwester, hm?“

„Sag bloß, sie hat wirklich eine…“

„Herr Hoffmann hat es Ihnen doch bereits gesagt, nicht wahr? Und es wird langsam Zeit, dass Sie nicht mehr nach Ausreden suchen.“

Herr Walter musterte den Jüngeren intensiv, ein Anklang von Belustigung in den grau-grünen Augen. „Bist du dir sicher?“

Die Frage beinhaltete mehr als eine Ebene, doch das hier war ein Fall, in dem Brad weiterhin nur das Offensichtliche sah. „Natürlich. Und wenn Sie erst einmal wieder Sex hatten, werden Sie sich fragen, warum Sie so lange gewartet haben.“ Letzteres mit einem Grinsen.

„Das konntest du dir jetzt auch nicht verkneifen, was?“ Herr Hoffmann lachte und wuschelte durch Brads Haare, was sich der Junge mal wieder gefallen ließ. „Aber jetzt musst du aufhören ihn zu ärgern, wir müssen nämlich los.“

Brad musste keinen Blick auf die Uhr werfen, nickte nur langsam. „Das müssen wir wohl.“ Und dann wurde Herr Walter umarmt, was dieser mit einem stoischen Gesichtsausdruck über sich ergehen ließ.

Er zog Brad zu sich heran, als sie sich zum Gehen wandten. „Du konntest dich ja kaum von ihm losreißen…“

Der Jüngere schenkte ihm einen nachdenklichen Blick. „Mir tut es irgendwie Leid, dass er nicht mitkommen kann.“

Hm… Michael ließ eine Augenbraue nach oben rutschen. „Und das, obwohl du am liebsten nur mit mir Urlaub machen würdest?“

Brad bemerkte nicht einmal, dass er aufgezogen wurde. Oder wenn er es tat, dann verbarg er es hervorragend. „Er könnte Herrn Hoffmann Gesellschaft leisten, nicht uns. Außerdem tut es ihm gut, wenn er ab und zu die Schule verlassen kann.“

Er ließ seine Belustigung los, denn in diesem Punkt hatte Brad vollkommen Recht. Herr Walter ließ es sich selten anmerken, aber vor einem Telepathen ließ es sich schwer verbergen. Und auch wenn der ältere Mann sich nicht mehr so eingesperrt wie am Anfang fühlte, so vermisste er die Freiheiten, die er früher hatte. „Nimm ihn das nächste Mal wieder mit nach Japan. Auf diese Weise kommt er auch raus.“

Brads Gesicht hellte sich auf. „Das werde ich tun, wenn ihr es genehmigt.“

Der Wagen war bereits vorgefahren und den würden sie noch für sich allein haben – wenn man Herrn Hoffmann und den Chauffeur mal unberücksichtigt ließ. Schließlich würden sich auf dem Weg zum Flughafen kaum irgendwelche Gefahren ergeben. Ein Mundwinkel rutschte nach oben, als Michael sich daran erinnerte, dass es tatsächlich eine kurze Diskussion zu diesem Thema gegeben hatte. Doch schließlich war ausschlaggebend gewesen, dass weder Herr Franken noch Brad etwas vorhergesehen hatten. Also würden die beiden Ex am Flughafen auf sie warten, was zudem den Vorteil hatte, dass die beiden bereits ihr Gepäck aufgeben konnten.

Die Tür wurde ihnen aufgehalten und während Brad sich natürlich neben ihn setzte, nahm Herr Hoffmann ihnen gegenüber Platz. Seine Hand wurde ergriffen, nachdem sie sich angeschnallt hatten und wenn Brad äußerlich in Gedanken versunken erschien, so waren es zumindest nicht nur die eigenen.

>Du warst sicher auch schon einmal im Berliner Büro, hm?<

Eisblaue Augen ruhten kurz auf Brad, bevor er dem Chauffeur zunickte, dass er losfahren konnte. Herr Hoffmann hatte anscheinend auch erkannt, was vor sich ging, und griff nach einer Zeitung, um sich beschäftigt zu halten.

>Ja, aber nicht, seit ich dem Triumvirat angehöre.<

>Mm… Ich habe Frau Wolff nur kurz kennengelernt, aber sie machte auf mich nicht den Eindruck, als ob sie ein Problem mit Talenten hätte.<

Michael lächelte innerlich, was sich als ein Strom von Wärme auf Brad übertrug. >Solche Ressentiments sind subtil, ich glaube nicht, dass eine Begegnung reichen würde. Aber zumindest hat dich dein Eindruck nicht völlig getäuscht. Nach Japan steht dieses Büro auf dem zweiten Platz. Man sollte nur nicht vergessen, dass wir hier einen Heimvorteil haben.<

Seine Hand wurde kurz gedrückt, in Reaktion auf die Emotion. >Daher steht Berlin also auf dem Reiseplan. Ich hatte mich schon ein wenig gewundert. Außerdem ist es sinnvoll, sich nicht nur Negativbeispiele anzusehen.<

>Natürlich. Übrigens hättest du doch schon längst fragen können…< Amüsiert.

>Das war vollkommen unnötig<, kam es gleichmütig zurück. >Schließlich wusste ich ja, dass sich die Gelegenheit noch ergeben wird.<

>Aha<, jetzt verstand auch er selbst. >Du willst dich von der Tatsache ablenken, dass du nicht selbst hinter dem Steuer sitzen darfst.<

Das brachte ihm einen flachen Blick ein. >Was ist daran so witzig?<

>Vielleicht nur die Tatsache, dass es mich an die Zeit erinnert, als du noch ein kleiner Junge warst.< Michael hatte über seine Antwort nicht lange nachgedacht, aber gerade das sorgte dafür, dass sie genau den Punkt traf.

Brad brummte nur etwas Unverständliches, ließ den Kopf dann gegen Michaels Schulter fallen. Anscheinend hatte er dazu nichts mehr zu sagen.

Er lächelte in Brads Haarschopf hinein und beschloss, den Jungen erst einmal nicht mehr aufzuziehen. Stattdessen hob er seine freie Hand und begann mit schwarzen Strähnen zu spielen, unbewusst die Reaktion spiegelnd, die der Jüngere immer noch so oft zeigte.

Der Rest der Fahrt verging ohne Gespräche, weder auf der offensichtlichen noch auf der telepathischen Ebene, aber die waren auch nicht erforderlich. Schließlich mussten sie sich nicht in Kürze trennen. Und das war beinahe wie eine vollkommen neue Erkenntnis. Etwas, das er natürlich gewusst hatte, was ihm bis zu diesem Moment aber nicht wirklich bewusst geworden war.

Brad lehnte sich wenn möglich noch ein bisschen mehr in ihn hinein, in die Zufriedenheit, die von Michael ausstrahlte, und entspannte sich völlig. Etwas, das sich bis zu ihrer Ankunft am Flughafen ebenfalls nicht änderte.

Frau Jäger und Herr Jung warteten wenig überraschend genau dort auf sie, wo der Chauffeur parkte. Keiner der drei war ein Telepath, aber in diesem Fall hatten technische Hilfsmittel vollkommen ausgereicht, um die erforderlichen Informationen auszutauschen.

Die beiden verbeugten sich leicht, als er den Wagen verließ. „Guten Tag, Herr Schneider. Herr Crawford.“

Der Jüngere warf ihnen einen tadelnden Blick zu. „Julia, Markus.“ Die Vornamen wurden merklich betont, woraufhin Herr Jung lächelte.

„Wir konnten doch nicht so einfach davon ausgehen, dass die alte Abmachung noch gilt, Brad.“

Und tatsächlich waren die Ex direkt vom Triumvirat über ihren neuen Auftrag informiert worden, so dass sie Brad heute zum ersten Mal seit fast zwei Jahren wiedersahen. Und wenn man ihre Erziehung auf Rosenkreuz bedachte, war es nicht weiter verwunderlich, dass sie sich nicht so einfach irgendwelche Freiheiten herausnahmen.

Brad schüttelte nur den Kopf, machte sich dann daran, Herrn Hoffmann offiziell vorzustellen.

Die beiden Ex erwiderten den Gruß des älteren Mannes höflich und interessiert lauschte Michael auf das, was wirklich in ihnen vorging. Normalerweise konnten sich Herr Jung und Frau Jäger gut genug abschirmen, dass er nicht so einfach Zugriff auf sie hätte, aber sie blieben absichtlich offen, um ihn im Notfall schnell warnen zu können. Weswegen er problemlos feststellen konnte, dass sie Herrn Hoffmann nicht nur als Talentlosen abstempelten. Vielmehr erfolgte eine vorsichtige Einordnung als mögliche Unterstützung.

Er lenkte seine Aufmerksamkeit wieder nach außen, wo Frau Jäger gerade die Führung übernahm, während der andere Ex sich um die Rückendeckung kümmerte.

Brad blieb natürlich an seiner Seite und der war in Gedanken schon wieder bei ihrem ersten Ziel. „Irgendwie fällt es mir schwer, dem Besuch in Berlin einen Eindruck von Urlaub abzugewinnen“, wurde wie aus dem Blauen heraus festgestellt.

Er ließ sich sein Amüsement nicht anmerken. „Das wird schon noch. Und vielleicht hilft es ja, wenn wir danach den deutschen Sprachraum verlassen.“

Brad zog eine Augenbraue hoch. „Ein schöner Strand in der Nähe wäre wohl hilfreicher.“

„Natürlich.“ Und jetzt lachte er.
 

~TBC~
 

Hm, Brad ist ein wenig auf einen Strandurlaub fixiert, weil das die einzige Form ist, die er bisher kennengelernt hat ^.~

cya, cu ^-^

"Man kann auch in einer Stadt einiges unternehmen, weißt du?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 180/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Brads erster Urlaubsausflug mit Michael ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Wie du heute lesen wirst, hat Brad Michael für seinen Geschmack aber nicht nahe genug bei sich – jedenfalls nicht während des Fluges ^.~

Übrigens findet Herr Hoffmann einen Weg, um wenigstens etwas Urlaub aus dem Ausflug nach Berlin herauszuquetschen. Wenn man das nur Brad überlassen hätte, wäre wohl eher nichts daraus geworden…

*lach* Ist ja schön, dass ich einen treuen Leser für die noch ausstehenden Kapitel haben werde. Aber ich wollte ja auch mal ein Sequel für CD schreiben und solange RftS meinen Kopf beschäftigt hält, wird das leider nichts ^^#
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 180 „Man kann auch in einer Stadt einiges unternehmen, weißt du?“
 

„Michael…“

Eisblaue Augen richteten sich auf ihn und erst diese Geste machte ihm bewusst, dass er den Namen des Älteren ausgesprochen hatte. „Was ist?“, wurde er leise gefragt und ein kaum merkliches Lächeln bog Michaels Mundwinkel.

Er lehnte sich zurück und versuchte, das Lächeln zu erwidern, aber irgendwie gelang es ihm nicht. „Ich mag Inlandsflüge nicht“, meinte er schließlich, musterte frustriert den leeren Sitz zwischen ihnen.

Was es Michael sehr einfach machte, seine Aussage zu verstehen. Und das Lächeln wurde ausgeprägter. „Deswegen bist du also so brummig. Aber immerhin haben solche Flüge den Vorteil, dass sie schnell vorbei sind.“

Irgendwie hatte er das dumme Gefühl, innerlich ausgelacht zu werden und es half gar nicht, dass Herr Hoffmann tatsächlich lachte. Er wandte den Kopf um. Der ältere Mann saß in der Reihe auf der anderen Seite des Gangs, während die beiden Ex vor und hinter ihm Platz genommen hatten. So dass sie den besten Blick auf Brads und Michaels Sitze hatten. Unter normalen Umständen hätte es vielleicht schwierig sein können, diese Sitzordnung zu erreichen, aber es gab auf diesem Flug nicht viele Reisende in der Business Class und sie hatten die gewünschten Plätze problemlos reservieren können. Und selbst wenn nicht, Michaels Talent hätte dafür gesorgt, dass ein paar Platzzuordnungen einfach ignoriert worden wären. Der Gedanke wurde beiseite geschoben, als er Herrn Hoffmann einen unamüsierten Blick schenkte.

Der lachte nur wieder. „Und ich dachte, du wärst heute Morgen mit dem falschen Fuß aufgestanden. Etwas, was man von dir ja kaum kennt.“

„Wenn dann ist er zu _früh_ aufgestanden…“ Michael konnte es nicht lassen, ihn ebenfalls aufzuziehen.

Und er konnte ihm auf diese Entfernung nicht einmal einen warnenden Rippenstoß verpassen. „Wir sind nicht früh aufgestanden“, murmelte er schließlich nur.

Etwas von dem Amüsement floss aus Michael heraus, doch das Lächeln verschwand nicht, wurde vielmehr wärmer. „Stimmt auch wieder, aber es hätte dir nicht geschadet, etwas länger zu schlafen.“ Eine Hand streckte sich nach ihm aus, wurde auf seine Stirn gelegt.

Brad lehnte sich unwillkürlich in die Berührung hinein. Er wusste selbst nicht, warum die Entfernung zwischen ihnen ihn so sehr störte. Vielleicht lag es ganz einfach daran, dass er innerlich auf Urlaub mit Michael eingestellt war und das hieß für ihn, dem Älteren nahe zu sein. Auch wenn das ein wenig albern klingen mochte.

Finger strichen durch schwarze Strähnen, dann über seine Augen, die sich automatisch darunter schlossen. „Vielleicht solltest einfach jetzt etwas Schlaf nachholen. Auf diese Weise wird der Flug ganz schnell vorüber sein“, wurde ihm leise vorgeschlagen und Michael meinte das ernst, schließlich konnte der Telepath spüren, dass Brads Missmut durchaus real war.

Brad dachte kurz an den Orangensaft, den sie im Flugzeug servierten und der so gar nicht mit dem mithalten konnte, was er gewohnt war. Es mochte sein, dass Manja ihn in diesen Belangen verzogen hatte, doch er sah keinen Grund, etwas daran zu ändern. Und damit gab es wohl auch keinen Grund, wachzubleiben.

Ein Beben war durch die Hand gelaufen, die immer noch über seinen Augen ruhte, als der Ältere seine Überlegungen verfolgte, Michael konnte sein Lachen nicht ganz unterdrücken. Dann war da ein warmes Lächeln, das er nur in seinem Geist sah. Das Lächeln verschwand nach einem Moment, doch die Wärme blieb, begann in seinen gesamten Körper auszustrahlen, so dass er sich wie von allein entspannte. Müdigkeit begann sich zu melden, nur zum Teil künstlich erzeugt und er wehrte sich nicht dagegen. Immerhin waren die beiden Ex da, die auf Michael aufpassen konnten und sein Talent würde ihn notfalls sowieso aufwecken. Der Gedanke war kaum zu Ende gedacht, als ihn der Schlaf in seine Arme zog.
 

„War die Idee hinter diesem Ausflug nicht, dass du mit Herrn Schneider Urlaub machen wolltest?“ Herr Hoffmann musterte ihn, wie er am Schreibtisch saß und etwas auf seinem Laptop las.

Braune Augen hoben sich von dem Display und er schenkte dem älteren Mann ein flüchtiges Grinsen. „Wie Sie sehen, sind wir heute nicht im Büro.“ Was auch völlig unnötig gewesen wäre. Denn wie erwartet hatten die bisherigen Gespräche gezeigt, dass die Zusammenarbeit mit Frau Wolff vollkommen zufriedenstellend funktionierte.

„Du scheinst aber dennoch zu arbeiten, statt den freien Samstag zu nutzen.“

Brad machte eine wegwerfende Handbewegung. „Es ist ja nicht so, als ob wir hier am Meer oder so wären.“

Herr Hoffmann schüttelte lachend den Kopf. „Irgendwie gewinne ich allmählich den Eindruck, dass du in Japan einen sehr eingeschränkten Eindruck von einem Urlaub gewonnen hast. Man kann auch in einer Stadt einiges unternehmen, weißt du?“

Er strich sich ein paar schwarze Strähnen aus der Stirn und sein Blick huschte kurz zum Display, um dann zu Herrn Hoffmann zurückzukehren. Natürlich konnte er sich etwas Besseres vorstellen als am Wochenende zu arbeiten, jedoch… „Ich habe heute keine Lust auf Kultur, ein anderes Mal vielleicht.“

Der andere Mann lächelte nur. „Ich wollte euch auch nicht ins Museum schicken, mein Lieber. Und“, eine Hand wurde gehoben, wie um einen möglichen weiteren Widerspruch aufzuhalten, „ich verspreche dir, dass du auch Wasser zu sehen bekommen wirst.“

Das erwidernde Lächeln schlich sich von ganz allein auf seine Lippen. „Gut, Sie haben mich überzeugt.“ Brad neigte den Kopf leicht zur Seite. „Aber sagen Sie mal, hat Michael Sie geschickt, um mich hinterm Schreibtisch hervorzulocken, oder war das Ihre Idee?“

Für einen Moment blitzte ein Grinsen auf. „Ich gehe davon aus, dass Herr Schneider meine Hilfe dabei nicht benötigt hätte… Nein, das war ganz allein meine Idee. Und sie ist bereits mit Herrn Jung und Frau Jäger abgesprochen.“

„Wie vorausschauend…“ Amüsement funkelte in braunen Augen, als er das geöffnete Dokument speicherte, um dann den Laptop herunterzufahren. Anschließend wurde er im Tresor verstaut.

Herr Hoffmann hatte geduldig gewartet, wuschelte ihm durch die Haare, als er an ihm vorbeiging. Er nahm es mit einem leichen Kopfschütteln hin, verzichtete darauf, seine Frisur anschließend zu glätten. Immerhin war das eine Aufgabe, die Michael für ihn übernehmen konnte.

Und wie erwartet stand der Ältere draußen gegen die Wand gelehnt, Belustigung in den eisblauen Augen. Michael zog ihn vor sich und brachte etwas Ordnung in seine Haare, bevor ihm ein flüchtiger Kuss auf die Lippen gedrückt wurde.

Er ließ eine Hand auf Michaels Brust ruhen, spürte für ein paar Atemzüge dem ruhigen Herzschlag nach. Erst dann suchte er den Blick der eisblauen Augen. „Ich habe mich schon gewundert, warum du nicht wieder reingekommen bist…“

Mundwinkel kurvten nach oben. „Er hatte befürchtet, dass ich dich auf andere Ideen bringe und du nicht mehr für einen Ausflug zu gewinnen bist.“

Wärme durchzog ihn und der Herzschlag unter seiner Hand beschleunigte sich. „Die Befürchtung ist nicht völlig unberechtigt, hm?“

Michael gab nur ein zustimmendes Brummen von sich, legte dann die Hand kurz über seine, bevor sie mit leichtem Bedauern gelöst wurde.

Ah ja, Julia und Markus waren auch eingetroffen. Damit wurde es wohl Zeit aufzubrechen.

Herr Hoffmann bestand darauf, dass sie die S-Bahn nahmen, angeblich sollte das so authentischer sein. Die beiden Ex hatten die Ankündigung ohne zu zucken hingenommen, anscheinend war der Punkt auch im Voraus geklärt worden und da sein Talent keinen Einspruch erhob, tat Brad es auch nicht.

Was er etwas bereute, als sie schließlich einstiegen. „Es ist ein wenig warm hier drin“, stellte er fest, was Markus zum Anlass nahm, die Fenster in Reichweite zu öffnen.

Herr Hoffmann erwiderte seinen Blick ungerührt. „Du bist selbst schuld. Schließlich hast du dich geweigert, ein T-Shirt anzuziehen.“

„Die hatte ich lange genug an. Jahrelang.“ Ganz davon abgesehen, dass Michael dann vielleicht auch auf die Idee gekommen wäre, etwas anderes anzuziehen.

Markus versteckte ein Grinsen und selbst Julia war belustigt, sie vergaßen darüber aber nicht, sie gegen die anderen Fahrgäste abzuschirmen.

Er ignorierte die beiden, musterte lediglich Michael, der ganz genau wusste, was er gerade dachte. „Du mit deiner Fixierung auf Anzüge, man fragt sich, woher du das hast…“, wurde leise kommentiert.

Brad zuckte mit den Schultern. Er konnte es schließlich nicht wirklich auf Michael schieben, der hatte erst als Triumviratsmitglied angefangen, regelmäßig Anzüge zu tragen. Aber letztendlich war es ihm auch vollkommen egal, woher diese Vorliebe stammte. Solange ihn nichts daran hinderte, sie Draußen auszuleben.

Michael lächelte verstehend, lenkte seinen Blick dann nach draußen, auf die Stadt, die an ihnen vorüberzog. Und Herr Hoffmann übernahm es in der Folge, die Highlights zu erläutern, die sich in der Nähe befanden. Allmählich fragte er sich, wie lange der andere Mann diesen Ausflug bereits geplant hatte…

Der Fahrt ging überraschend schnell vorüber, kurzweiliger als er erwartet hatte, dennoch atmete er tief durch, als sie den Wagen schließlich verließen. Ein erfrischender Wind umspielte ihn, als wollte er ihn willkommen heißen und da er nicht mehr eingesperrt war, war die Sonne direkt angenehm.

Sie hatten den S-Bahnhof kaum verlassen, nur wenige Meter zurückgelegt, als sich ihm der Blick auf einen Fluss eröffnete. „Ah, hier ist also das versprochene Wasser“, wandte er sich an Herrn Hoffmann.

„Fast, du wirst ihm noch ein bisschen näher kommen…“

Eine Augenbraue rutschte ihm hoch. „Sie erwarten aber hoffentlich nicht, dass ich darin schwimmen gehe.“

Herr Hoffmann lachte auf. „Nein, das nun nicht.“

Nach einem ausgedehnten Spaziergang am Fluss entlang, nur durch wenige Meter sprießenden Rasens vom Wasser getrennt, gelangten sie zu einem Bootsverleih.

Brad lächelte unwillkürlich und zog an Michaels Ärmel. „Du ruderst.“

Amüsement blitzte in eisblauen Augen auf. „Werde ich das?“

„Natürlich. Herr Hoffmann und Julia werden schließlich das zweite Boot nehmen.“

Keiner der Ex widersprach an dieser Stelle. Denn natürlich würde einer von ihnen an Land bleiben, um eine ausreichende Beweglichkeit zu gewährleisten. Und Herr Hoffmann bot Julia einfach nur den Arm an. „In dem Fall, dürfte ich bitten.“

Die Empathin lächelte wieder kaum merklich, doch ihre Umgebung schien trotz des nur minimalen Mienenspiels plötzlich von Belustigung durchtränkt. Und tatsächlich legte sie ihre Hand auf den angewinkelten Arm und ließ sich zu dem kleinen Steg führen. Es war kein Wunder, dass Herr Hoffmann bei Frauen Erfolg hatte…

Michael bekam den Gedanken mit und lachte plötzlich auf, hatte sich aber schnell wieder unter Kontrolle. „Du wirst also nicht mehr versuchen, ihn mit Herrn Walter zu verkuppeln?“

Er zuckte mit den Schultern. „Ich bin immer noch der Meinung, dass sie gut zueinander passen.“

„Ja“, wurde mit warmem Amüsement erwidert. „Deswegen sind sie auch Freunde.“

Brad beschloss, sich nicht auf weitere Diskussionen einzulassen, sondern nutzte die Tatsache, dass er immer noch Michaels Ärmel hielt und zog ihn hinter sich her zu dem anderen Boot.

Ein Angestellter wollte ihnen beim Einsteigen behilflich sein, trat aber schnell wieder zurück, und es war nur ein Blick von Markus dafür erforderlich.

Kurz darauf und ohne Unfälle befanden sie sich auf dem Wasser und Brad stützte beide Arme auf seinen Knien auf, ließ sein Kinn auf den verschränkten Fingern ruhen. Interessieret beobachtete er Michael und lächelte schließlich. „Du machst das gut dafür, dass du noch nie gerudert bist…“

„Vielen Dank. Und du wolltest dich wohl nicht blamieren, hm?“

Brad verweigerte eine Antwort darauf, was Michael mit einem belustigten Lächeln quittierte und dann verfielen sie beide in Schweigen. Anfangs gab es noch viele andere Leute, die an diesem sonnigen Tag einen Ausflug aufs Wasser gemacht hatten, doch Herr Hoffmann schien bis ins kleinste Detail geplant zu haben, so dass sie bald einen ruhigen Seitenarm fanden, wo die Bäume dicht am Wasser standen, ihre Äste darüber hinwegreichend.

Brad legte den Kopf in den Nacken und bemerkte nicht einmal, dass sich ein Lächeln auf seine Lippen geschlichen hatte. „Kaum zu glauben, dass wir mitten in einer Großstadt sind…“

„Nun, ganz die Mitte wird es nicht sein, aber du hast schon recht…“ Michael zog die Ruder ein, so dass sie nur noch von der Strömung bewegt wurden, womit sie immer noch überraschend gut vorankamen.

Praktischerweise und sicher nicht zufällig befand sich eine saubere Decke im Boot und Brad griff danach, um sie vor Michael auf dem Boden hinzulegen. Dann ließ er sich darauf nieder und der Ältere rutschte auf seiner Bank ein Stück nach vorne, so dass Brad sich im Anschluss bequem gegen ihn lehnen konnte.

Er schloss die Augen und atmete tief durch, ließ sich in die Ruhe hineinsinken, die sie umgab. Das fühlte sich tatsächlich beinahe wie Urlaub an, das leise Plätschern der Wellen, die Wärme der Sonnenstrahlen auf seiner Haut, das Zwitschern der Vögel. Und natürlich die Nähe zu Michael.

Ein kleiner Schatten fiel auf ihn und er brauchte die Augen nicht zu öffnen, um ihn zu identifizieren. Denn gleich darauf senkte sich eine Hand auf ihn herab und begann mit seinen Haaren zu spielen.

Er seufzte leise, hob selbst eine Hand, um sie gegen Michaels Bauch zu pressen, spreizte seine Finger, um eine möglichst große Fläche abzudecken. Michael schien noch wärmer als die Sonne zu sein, was natürlich nur ein subjektiver Eindruck war, wenn er rational darüber nachdachte, aber das tat er einfach nicht. Er wusste ganz genau, dass Michael lächelte, bevor ein größerer Schatten über ihn fiel und dann wurde er geküsst.
 

~TBC~
 

Kein Meer, aber immerhin ein Anfang ^.~

cya, cu ^-^

"Haben Sie eigentlich den ganzen Tag durchgeplant?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 181/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Der Ausflug geht weiter ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Brad wäre auf den nächsten Platz gerutscht, wenn das denn so einfach gewesen wäre. Aber in der Business Class bei Lufthansa (und dieses Bild hatte ich im Kopf) ist bei Inlandsflügen der mittlere Sitz mit einer Art Tisch oder so überbaut o.O Ist halt dafür gedacht, dass die Leute nicht so eng aufeinandersitzen müssen…

*grins* Jupp, Herr Hoffmann gibt sich alle Mühe. Schließlich weiß er ja, dass Brads Sicht der Dinge in manchmal ein wenig beschränkt ist und hilft dann gerne aus ^^
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 181 „Haben Sie eigentlich den ganzen Tag durchgeplant?“
 

Etwas Kühles berührte seine Nasenspitze und er runzelte die Stirn, bevor er das Etwas als Sonnencreme identifizierte.

„Nicht einschlafen… Jedenfalls noch nicht.“ Michael lachte leise. „Wir wollen doch nicht, dass du einen Sonnenbrand bekommst. Auf dem Wasser ist es immer doppelt so gefährlich.“

Brad lächelte, blinzelte zu dem Älteren hoch, schloss dann wieder die Augen. Und ohne zu protestieren ließ er sich von Michael eincremen, erschauerte nur kurz, als nach seiner Hand gegriffen und ein Kuss auf seinen Ring gedrückt wurde, bevor der Ältere seine Arbeit dort fortsetzte.

Nachdem er für Michaels Geschmack ausreichend vor der Sonne geschützt war, konnte er sich in aller Ruhe wieder gegen den Anderen lehnen und seine Gedanken treiben lassen, so wie das Boot auf dem Wasser trieb. Er stellte fest, dass er ausgesprochen zufrieden war.
 

Brad war tatsächlich eingenickt und konnte nicht sagen, wie viel Zeit vergangen war, als ihn das Plätschern der Ruder, die zu Wasser gelassen wurden, weckte.

„Na, meine kleine Schlafmütze“, wurde er mit einem belustigten Lächeln begrüßt, nachdem er sich die Augen gerieben und die Brille wieder aufgesetzt hatte.

„Ich bin nicht klein“, erwiderte er automatisch, stieß dann ein Schnauben aus, als ihm die Reaktion bewusst wurde und warf Michael einen schiefen Blick zu. „Das hat du mit Absicht gemacht, stimmt’s?“

„Ich gebe gar nichts zu“, wich der Ältere aus, doch das Funkeln in den eisblauen Augen verriet ihn.

Er gab ihm dafür einen strafenden Klaps auf das Bein, das sich in bequemer Reichweite befand, lehnte sich dann aber wieder gegen ihn, ließ sich nicht von den regelmäßigen Bewegungen des Ruderns stören. Ganz im Gegenteil, es fühlte sich gut an, das Spiel von Michaels Muskeln, und er spürte, wie sein Körper darauf zu reagieren begann. Ihm wurde wärmer und das hatte dieses Mal rein gar nichts mit der Sonne zu tun.

Michael stockte, sah auf ihn herunter und jetzt war es kein Amüsement mehr, das in dessen Blick stand. „Brad…“ Sein Name war kaum mehr als ein lautes Ausatmen, drückte dafür aber umso deutlicher aus, in was für Schwierigkeiten er den Älteren gerade brachte.

Entschuldigend drückte er kurz dessen Oberschenkel, bewusst in der Nähe des Knies, brachte dann seine Hormone unter Kontrolle. Schließlich würde er Michael heute Abend wieder für sich ganz allein haben und bis dahin konnte er sich gedulden.

Eine Hand fuhr durch seine Haare, dann nahm Michael die Arbeit wieder auf, folgte Herrn Hoffmann, der sie zurück zum Verleih führte.
 

„Ich hoffe, du hast dich nicht zu sehr gelangweilt.“ Er griff nach der hilfreich angebotenen Hand und ließ sich aufs sichere Land ziehen.

Markus grinste. „Es war ganz angenehm, mal ein bisschen Ruhe zu haben“, wurde dann zugegeben. „Außerdem konnte ich gleich einmal einen Blick auf den Biergarten werfen.“

„Unser nächstes Ziel?“, neigte er fragend den Kopf, warf dann einen schnellen Blick in Richtung von Herrn Hoffmann, der gerade Julia half. „Haben Sie eigentlich den ganzen Tag durchgeplant?“

Der Ältere deutete eine Verbeugung an. „Das sollte doch deinem Ordnungswahn entgegen kommen, nicht wahr?“

„Haben Sie mich gerade beleidigt?“, zog er eine Augenbraue hoch und hatte Mühe, ein Lachen zu unterdrücken.

Herr Hoffmann schenkte ihm einen unschuldigen Blick. „Meine Worte enthielten keinerlei Wertung, es war nur eine Feststellung.“

„Wer’s glaubt…“, murmelte er, wurde aber dadurch abgelenkt, dass sich ein Arm über seine Schulter schlang.

„Was gibt es denn zu meckern, hm?“

„Herr Hoffmann ärgert mich“, erwiderte er mit gespielter Petulanz. Und erntete für seine Mühe ein Auflachen der Runde.

„Nun, es wurde auch langsam Zeit, dass er es dir mal mit gleicher Münze heimzahlt, meinst du nicht auch?“ Leise genug, dass nur Brad es hörte.

Was ihn aber nicht davon abhielt, Michael einen Rippenstoß zu verpassen, der daraufhin nur wieder lachte, bevor seine Arme eingefangen wurden.

„Wir sind nicht zum Kämpfen hier“, wurde er aufmerksam gemacht und Herr Hoffmann nickte daraufhin zustimmend.

„Herr Schneider hat Recht, das steht nicht auf dem Plan.“ Und dieses Mal war es der Ältere, der durch seine Haare wuschelte. Brads Frisur hatte heute wirklich keine Chance.

Es war Markus, der die Führung übernahm, auch wenn das zum Ende hin gar nicht mehr nötig gewesen wäre. Denn die zu ihnen vordringende Musik war Signal genug, um ihnen den Weg zu weisen.

Er stoppte unwillkürlich, als ihm erstmals bewusst wurde, dass ihm die Art der Musik bekannt vorkam, neigte überlegend den Kopf. Aber er kam nicht gleich darauf, denn wenn er ehrlich war, hörte er so gut wie nie Musik.

Der Pyro war ebenfalls stehengeblieben, mit einem fragenden Blick in seine Richtung, doch dann schien er zu verstehen, ohne eine entsprechende Frage stellen zu müssen. „Da wird man richtig nostalgisch, nicht wahr?“, wurde ihm ein Grinsen zugeworfen. „Aber für dich war es ja nie ein Abschied von der Schule…“

Ja, natürlich. Die Abschlusspartys. Diese Lieder waren in der Regel mit einem deutlichen Aufstöhnen begrüßt worden, aber letztendlich gab es immer genug Absolventen, die nur lachten und dann mit Begeisterung dazu tanzten. Brad selbst fand die Lieder zu… schmalzig, um ihnen etwas abgewinnen zu können. Und da er Michael nicht dabeihatte, hatte auch der Spaßfaktor nicht gewirkt.

Julia hatte beobachtet, wie ihm seine Gesichtszüge für einen Augenblick entglitten und schien amüsiert. „Du stehst mit deiner Haltung nicht allein da“, wurde ihm versichert. „Schlager sind eher etwas für die ältere Generation.“

Nun hatte er einen Begriff für die Musikrichtung und verstaute ihn fein säuberlich, allerdings bezweifelte er, dass er diese Information in Zukunft brauchen würde. Selbst wenn er mal zu dieser älteren Generation gehören sollte.

Michael lachte unvermutet auf, wandte sich dann Herrn Hoffmann. „Ich denke, Sie haben nicht ganz seinen Geschmack getroffen.“

Der winkte nur ab. „Brad interessiert sich nicht für Musik, von daher kann ihm die Untermalung völlig egal sein. Und ich wusste, dass es einen gewissen Erinnerungswert für die meisten unter uns haben würde.“

Brad sah, wie Michael dazu nickte und zuckte innerlich mit den Schultern. Es war ja nicht so, als ob ihn die Lieder besonders stören würden. Ihn überraschte nur ein wenig, dass Herr Hoffmann wusste, was für Musik auf den Abschiedspartys aufgelegt wurde. Alles in allem war es auf jeden Fall eine nette Geste. Er schenkte dem älteren Mann ein Lächeln, hielt dann Ausschau nach einem Tisch, der dem Sicherheitsbedürfnis aller entgegen kommen würde und dabei weder zu nahe an den Lautsprechern noch im größten Trubel stand. Mit Unterstützung seines Talents hatte er sein Ziel relativ schnell gefunden und ohne hinzusehen griff er nach Michaels Ärmel und begann ihn hinter sich herzuziehen.

„Du fällst hier in alte Verhaltensmuster zurück“, wurde ihm mit leisem Amüsement mitgeteilt, aber Michael folgte willig.

„Ist gar nicht wahr“, stritt er ab, hielt seine zuckenden Mundwinkel eisern unter Kontrolle. „In dem Fall wäre meine Hand sehr viel näher an deinem Gürtel.“ Brad warf Michael einen Blick unter halbgeschlossenen Lidern hervor zu. „Aber das könnte dich ja vielleicht in Schwierigkeiten bringen, hm?“

Der Ältere zwinkerte perplex, schüttelte dann den Kopf. „Nur du, Brad, nur du.“

Erfolgreich wich er der Hand aus, die mal wieder durch seine Haare wuscheln wollte, dann waren sie auch schon beim Tisch angelangt und Michael zog ihm den Stuhl zurück, eine Geste, die Herr Hoffmann für Julia spiegelte.

Er tauschte einen belustigten Blick mit der Empathin aus, als sie an dem Tisch aus grobem Holz Platz nahmen. Das hier war eindeutig etwas anderes, als er es von seinen Restaurantbesuchen mit Michael gewohnt war. Interessiert sah er sich um, nahm nun auch bewusst die anderen Gäste wahr. „Wir sind ein wenig overdressed, nicht wahr?“

„Was soll ich dazu sagen…“ Herr Hoffmann grinste beinahe. „Ich denke, niemand wird sich an deiner Kleiderwahl stören, mein Lieber. Auch wenn vielleicht die eine oder andere sich wünschen würde, dass du etwas mehr Haut zeigst.“

Brad ließ das Lachen über sich ergehen, das diese Worte hervorgerufen hatte, verschränkte dann die Arme vor der Brust. „Ich möchte etwas zu trinken haben“, wechselte er abrupt das Thema, was nur dafür sorgte, dass die anderen wieder lachten. Und dieses Mal erlaubte er dem Lächeln, seine Mundwinkel nach oben zu kurven.

Herr Hoffmann, der stehen geblieben war, nickte Markus zu. „Wenn ich Ihre Hilfe in Anspruch nehmen dürfte?“

Die beiden Ex kommunizierten allein mit einem stummen Blick, bevor der Pyro seine Zustimmung bekundete. „Natürlich, Herr Hoffmann.“ Anschließend kehrte seine Aufmerksamkeit wieder zu Julia zurück, doch dieses Mal hatte der Austausch nichts mit der Arbeit zu tun. „Möchtest du lieber einen Softdrink oder ein alkoholfreies Bier?“ Natürlich kamen die beiden nicht einmal auf die Idee, etwas mit Alkohol zu trinken, während sie die Aufgabe hatten, auf Michael aufzupassen.

Der schüttelte leicht den Kopf. „Ein richtiges Bier würde doch sicher nicht schaden.“

Die beiden Ex wollten sichtlich widersprechen, wurden aber davon zurückgehalten, dass sie es mit einem Triumviratsmitglied zu tun hatten. Schließlich erbarmte sich Herr Hoffmann ihrer und schaffte es sogar, ein Lächeln zu unterdrücken. „Herr Schneider, bitte führen Sie Ihre Aufpasser nicht auf Irrwege, das macht sich in den Reports schlecht.“

Michael nahm die Rüge mit Humor und einem Schulterzucken auf, versuchte die Ex nicht mehr anderweitig zu überzeugen.

„Ein Alkoholfreies bitte“, meinte Julia dann auch, während Michael sich für ein Bier vom Fass entschied.

Brads Finger veranstalteten einen flüchtigen Trommelwirbel auf der Tischplatte, was die Aufmerksamkeit des Telepathen auf ihn zog.

Eisblaue Augen musterten ihn überlegend, bevor Verstehen in sie trat. >Du hast tatsächlich noch kein Bier getrunken, hm? Vielleicht solltest du dann etwas nehmen, das ein wenig süßer ist.< Er stimmte wortlos zu und dann wandte Michael sich wieder an Markus. „Bringen Sie für Brad eine Berliner Weiße mit. Wenn er schon hier ist, soll er das mal probieren.“

„Kein Problem.“ Markus und Herr Hoffmann verschwanden in Richtung Verkaufsstand.

Sein Blick folgte ihnen, bevor er auch den Rest des Biergartens sorgfältig kartographierte. Erst als er der Ansicht war, sich nun ausreichend auszukennen, entspannte er sich etwas mehr. Vielleicht lag es auch daran, dass Markus mit Herrn Hoffmann zurückkehrte.

Und Brad rutschte eine Augenbraue hoch. „Grünes Bier?“, fragte er ein wenig ungläubig.

Herr Hoffmann, der hinter seinem Stuhl stehen geblieben war, lachte. „Keine Sorge, es ist nicht giftig. Das ist Waldmeistersirup.“ Eine Hand wuschelte durch seine Haare, bevor sich auch der ältere Mann hinsetzte.

Da sein Talent keine Warnung für erforderlich hielt, nahm er einen vorsichtigen Schluck und lächelte unwillkürlich. Dieses Bier schmeckte eindeutig besser, als es aussah. Dennoch griff er als nächstes zu Michaels Glas, der ihn natürlich nicht aufhielt, um zum Vergleich ein normales Bier zu kosten. Sein Gesicht verzog sich nicht… ganz.

„Zu bitter?“, wurde er aufgezogen, doch zumindest lachte Michael nicht.

„Hm, meins ist mir auf jeden Fall lieber“, gestand er zu, schickte dem Älteren einen stummen Dank für dessen Vorschlag.

Eine Unterhaltung entwickelte sich, bei der die Arbeit völlig außen vor blieb und je mehr sich die Gläser leerten, desto lebhafter wurde sie. Die Musik wurde es auch und ab und zu huschte sein Blick zu der Tanzfläche, wo einige vielleicht nicht besonders geschickt aber dafür mit umso mehr Spaß ihrem Bewegungsdrang freien Lauf ließ.

Zu seiner Überraschung stand Julia schließlich auf und streckte eine Hand zu ihm hin, beobachtet von einem belustigten Markus. „Darf ich bitten?“

Der Pyro lachte. „Du weißt nicht, worauf du dich einlässt, Brad“, wurde er gewarnt, was Markus eine freundliche Kopfnuss und eine ebenso freundliche Ermahnung einbrachte.

„Du hast hier gar nichts zu melden.“

Brad überlegte nicht lange und erhob sich ebenfalls, ließ sich von Julia in Richtung Tanzfläche ziehen. Und auch wenn die Miene der Empathin wie immer eher neutral wirkte, verriet die Energie, die von ihr ausstrahlte, alles.

Er fand sich recht schnell in die einfachen Bewegungen hinein und auch wenn die Lieder unverändert schmalzig waren, musste er zugeben, dass es ganz lustig war, dazu zu tanzen. Obwohl es natürlich niemals mit dem Silvesterball konkurrieren können würde. Unwillkürlich warf er einen Blick in Michaels Richtung, dann aber forderte Julia wieder seine Aufmerksamkeit ein und er beschloss, einfach mal gar nicht zu denken.
 

Als sie schließlich ins Hotel zurückkehrten, war er unerwartet erschöpft, etwas, das Michael mit leisem Amüsement quittierte. Doch zumindest wurde er nicht aufgezogen, stattdessen strebten sie beide automatisch in Richtung Bad, wo ein angenehm großes Becken mit Whirlpoolfunktion auf sie wartete.

Kaum dass sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, zog er Michael an sich heran und begann, seine Weste aufzuknöpfen, ihn langsam auszuziehen. Das hatte er heute schon so oft tun wollen und Wärme kräuselte sich in seinem Inneren, als er dem Wunsch endlich nachgeben konnte.

Michael lächelte, streichelte über seine Wange, sein Kinn, ließ die Hand schließlich in seinem Nacken ruhen. Er wurde näher gezogen, so dass seine Hände zwischen ihnen gefangen waren, doch das hinderte ihn nicht daran, den Kuss zu erwidern, als sich Michaels Lippen auf seine senkten.

Es wurde schwieriger, die Spannung in seinen Muskeln zu halten, doch der Ältere hielt ihn fest, so dass er sich vollkommen entspannte. Und mit einem Lachen übernahm es Michael, sie zu Ende auszuziehen.

„Und, ist das schon näher an einem Urlaubstag gewesen?“, wurde er gefragt, als sie im Pool saßen, sein Rücken gegen Michaels Brust gelehnt, während die Arme des Älteren um seinen Bauch geschlungen waren.

Er neigte den Kopf ein wenig zur Seite und presste einen Kuss auf Michaels Kinnlinie. „Ja“, gab er mit einem Lächeln zu. „Trotzdem will ich dich auch mit ans Meer nehmen.“

„Ich weiß…“ Michael lachte leise. „Und du wirst ja bald die Gelegenheit dazu haben.“
 

~TBC~
 

Die Gelegenheit wird sich tatsächlich bald ergeben ^^

cya, cu ^-^

"Er war schon immer ein Energiebündel. Und wenn er gezwungen ist, mehr oder weniger stillzusitzen, wird er die Energie eben auf diese Weise los"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 182/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Die nächste Station – und endlich gibt es auch etwas Meer ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Kralle: Gut aufgepasst ^^ Es ist zwar schon eine Weile her, dass ich den Film geguckt habe, aber ja, das müsste er gewesen sein. Und ich habe mir die Szene nicht nur ausgeborgt, sie sollte tatsächlich eine Anspielung auf den Film sein und dessen Handlung. Nicht so sehr in RftS, aber in CotM/FH wird auf die Vergangenheit von Rosenkreuz angespielt und dies gilt auch für diese Version der Geschichte…
 

@Jemma: Tja, aber jetzt kannst du auf jeden Fall Brads Einstellung nachvollziehen, hm? ^^

Stell dir vor, im heutigen Kapitel schaffen sie es sogar schon, einen Blick aufs Meer zu werfen – und dann wird Brad davon abgelenkt. Dreimal darfst du raten, wodurch (bzw. durch wen *zwinka*)…
 

~ „Dürfte ich vielleicht mal gegen Sie antreten? Unser Büro hat natürlich seine eigenen Trainingseinrichtungen. Es muss ja nicht mehr heute sein.“

„Wenn Sie versprechen, dass ich ohne Verbrennungen davonkomme, bin ich einverstanden.“~
 

(Herr Rodriguez und Crawford, Close Distance, Teil 174)
 

Teil 182 „Er war schon immer ein Energiebündel. Und wenn er gezwungen ist, mehr oder weniger stillzusitzen, wird er die Energie eben auf diese Weise los“
 

„Willkommen auf spanischem Boden.“

Brad brauchte nur einen Moment, um den Mann einzuordnen. Auch wenn die schwarzen Haare und die ebenso dunklen Augen es vielleicht nicht waren, so war auf jeden Fall die Energie unverwechselbar, die von dem Anderen ausstrahlte. Herr Rodriguez hatte sich kaum verändert, seit er ihn damals als Schüler kennengelernt hatte.

„Herr Rodriguez“, nickte er ihm zu, bevor er einen schnellen Blick auf Michael warf. Doch der schien ihm gerne das Wort zu überlassen. „Ich hoffe, man hat Sie unseretwegen nicht zum Chauffeur abkommandiert.“

Der Ältere grinste. „Ganz und gar nicht, ich habe mich freiwillig gemeldet. Wann hat man schon mal die Chance, außerhalb der Schule einem Triumviratsmitglied zu begegnen.“

Markus lachte belustigt auf. „Das ist typisch für dich, Ramon. Und bevor ich es vergesse: Schön, dich wiederzusehen.“

Die beiden Pyros tauschten ein Lächeln aus, bevor Herr Rodriguz ihnen zu folgen winkte. „Die Wagen stehen draußen bereit. Da es schon relativ spät ist, gehe ich davon aus, dass Sie gleich ins Hotel wollen?“ Der Satz hob sich zum Ende hin zu einer Frage.

Unbewusst streckte er eine Hand nach Michael aus, nur so, dass sich flüchtig ihre Handrücken berührten. Aber es reichte, um dem Älteren seinen Wunsch zu vermitteln.

Michaels Mundwinkel bogen sich nach oben. „Das ist eine ausgezeichnete Idee, Herr Rodriguez.“

Der nickte bestätigend, griff sich dann ohne lange zu überlegen ein Gepäckstück und übernahm die Führung.

Er tauschte mit Michael einen amüsierten Blick und eine stumme Botschaft aus, schloss dann mit ein paar schnellen Schritten zu dem Anderen auf. Herr Rodriguez sollte es ihm einfach machen, ein paar inoffizielle Informationen zu erhalten. Doch zunächst stieg er mit einem völlig unverfänglichen Thema ein.

„Was machen Sie eigentlich mit einem Bürojob? Wollten Sie nicht ein Fieldteam leiten?“

„Wie das eben manchmal mit Plänen so ist.“ Herr Rodriguez machte eine weitschweifende Geste. „Ich hatte für eine Weile schon ein Team und sogar hier in Spanien. Was ja nicht selbstverständlich ist, aber für mich natürlich angenehm.“ Ein weiteres Lächeln folgte. „Doch dann war eine Stelle im Büro neu zu besetzen und man hat mich ausgewählt.“

Und das war das. Brad verstand. Natürlich wurden bei Eszett auch Wünsche berücksichtigt, aber an erster Stelle kamen immer die Organisation und ihre Bedürfnisse.

„Sie sind direkt dem Leiter für unseren Bereich unterstellt, nicht wahr?“ Es war nur eine rethorische Frage, er kannte die Antwort natürlich schon längst, also sprach er gleich weiter. „Sie müssen gute Arbeit geleistet haben als Teamleader. Ansonsten hätte man Ihnen nicht Koordinationsaufgaben auf einer viel höheren Ebene übertragen.“

„Dem will ich nicht widersprechen“, lachte Herr Rodriguez. „Aber ich vermisse die Unabhängigkeit eines Teams. Und der tägliche Kleinkrieg ist auf meiner höheren Ebene auch nicht besser geworden.“

Womit sie an der Stelle waren, die von Anfang an Brads Ziel gewesen war. Nichts davon spiegelte sich in seiner Miene wider, als er eine interessierte, aber nicht zu interessierte, Nachfrage stellte.

Herr Rodriguez redete munter drauflos und selbst als sie bei den Wagen ankamen, musste er sich nicht lange unterbrechen. Michael winkte sie in den ersten der beiden Wagen hinein, zusammen mit Herrn Hoffmann, während der Ältere begleitet von den beiden Ex den anderen Wagen wählte. Es gab also keinen Grund für den Spanier, sich zurückzuhalten. Schließlich waren sie weiterhin unter sich – oder jedenfalls so gut wie.

Erst als sie sich dem Hotel näherten, wurde das Thema beinahe abrupt gewechselt, als der ältere Mann aus dem Fenster deutete. „Das Hotel hat meiner Meinung nach das beste Restaurant in Barcelona. Deswegen habe ich es für Sie ausgewählt. Ich hoffe, Sie werden es akzeptabel finden.“

Brad folgte der Geste und zog eine Augenbraue hoch, als er nicht das Hotel, sondern vielmehr das was dahinter lag aufnahm. „Ich bin mir sicher, dass wir keinen Grund für Klagen finden werden.“

„Ausgezeichnet.“ Herr Rodriguez lächelte. „Und probieren Sie unbedingt die Paella.“

Brad konnte sehen, wie Herr Hoffmann ein Lachen unterdrückte, und auch seine Mundwinkel zuckten. „Sind Sie eigentlich hungrig?“, fragte er mit einem unschuldigen Gesichtsausdruck.

Der Spanier machte sich nichts daraus, aufgezogen zu werden, nickte lediglich. „Das hat sich durch den Schreibtischjob nicht geändert. Ich muss aufpassen, keinen Rettungsring anzusetzen.“

Wortlos musterte er die durchtrainierte Gestalt, schüttelte schließlich den Kopf. „In diese Gefahr geraten Sie sicher nicht so schnell…“, lautete sein trockener Kommentar.

„Ich muss zugeben, dass die Trainingseinrichtungen des Büros annehmbar sind. Vielleicht wollen Sie auch mal vorbeischauen?“

„Hm, ist das eine Herausforderung?“ Etwas blitzte in braunen Augen auf.

Der Ältere hob beide Hände in einer unbewussten Geste der Abwehr, und lachte. „Nein, nicht so etwas Förmliches. Wenn sich allerdings die Gelegenheit ergibt, würde ich gerne einmal gegen Sie antreten.“

Sie fuhren vor dem Hotel vor und der Chauffeur stieg aus, um ihnen die Tür zu öffnen.

Brad erlaubte sich ein Lächeln und antwortete noch, bevor er den Wagen verließ. „Ich werde auf Sie zukommen.“

Anschließend dauerte es nicht lange, bis das Gepäck auseinander sortiert war und sie ihre Schlüssel hatten. Herr Rodriguez verabschiedete sich erst dann, nicht ohne auch die anderen auf das Restaurant hinzuweisen. Und dann war er endlich allein mit Michael in ihrer Suite.

Brad stieß ein belustigtes Seufzen aus und lehnte sich zurück gegen die Tür, die der Page gerade von außen geschlossen hatte.

Michael wandte sich zu ihm um, ein Lachen in den eisblauen Augen. „Hat Ramon dir ein Ohr abgekaut?“, wurde er mit gespieltem Mitleid gefragt.

Er beobachte regungslos, wie der Ältere nähertrat. „Hat er früher genauso viel geredet?“

„Hm, ja. Er war schon immer ein Energiebündel. Und wenn er gezwungen ist, mehr oder weniger stillzusitzen, wird er die Energie eben auf diese Weise los.“

Brad stieß ein leises Schnauben aus, streckte die Hände aus, sobald Michael nahe genug war, um dann seine Finger in dessen Gürtelschlaufen zu haken. „Deshalb bist du also nicht bei uns mitgefahren. Und ich dachte, du wolltest ihn durch deine Anwesenheit nicht einschüchtern…“

„Das war auch ein Grund.“ Michael folgte dem Zug seiner Hände und dann spürte er auch schon die Stirn des Älteren an seiner.

Er seufzte zufrieden. „Was Herr Rodriguez mir erzählt hat, bestätigt unsere Vermutungen.“

„Aha…“ Irgendwie klang Michael im Moment nicht besonders interessiert.

Etwas, was Brad verstehen konnte, vor allem, da es so einfach war, den letzten Zentimeter zu überwinden und den Älteren zu küssen.

Der lächelte flüchtig gegen seine Lippen, bevor sein Kuss erwidert wurde.

Anschließend blieben sie einfach nur ruhig stehen, ließen ihre Nähe auf sich wirken und gedankenverloren glitten seine Finger durch sandblonde Strähnen. Die Ruhe sorgte dafür, dass er zum ersten Mal das Rauschen wahrnahm, das durch die zum Balkon hin weit geöffneten Flügel zu ihnen vordrang. Er neigte den Kopf ein wenig zur Seite, lauschend, dann glitt ein Lächeln über seine Lippen. „Hörst du das auch?“

„Mm“, kam ein bestätigendes Brummen, bevor Michael sich mit einem leisen Lachen von ihm löste. „Bei der Alternative sollten wir nicht ausgerechnet hier bei der Tür stehen bleiben, was?“

Mit leichtem Widerwillen ließ er seine Hand nach unten fallen, aber natürlich hatte der Ältere vollkommen Recht.

Was Michael ihm geradewegs vom Gesicht ablas. Der Ältere trat einen Schritt zurück und begann sich bereits die Weste zu öffnen, während er in Richtung Balkon ging. Das Kleidungsstück wurde in einer ungewohnt achtlosen Geste auf den Sessel geworfen, als Michael ihn passierte.

Brads Blick verfolgte kurz die Weste, dann heftete er sich wieder unbeirrbar auf Michaels Rücken und seine Beine setzten sich von ganz allein in Bewegung.

Erst an der Schwelle nach draußen verharrte er wieder. Auch wenn er sonst nicht anfällig für Sentimentalitäten war, so atmete er in diesem Moment doch ein bisschen tiefer als normalerweise ein. Es war spät genug, dass die Sonne rötliches Licht warf, nicht nur über Michael, sondern auch über das Meer, das sich ihrem Blick eröffnete. Sein nächster Schritt geriet ein wenig vorsichtig, als wäre er sich des Bodens unter seinen Füßen nicht ganz sicher, doch dann hatte er sich wieder gefasst.

Eine warme Brise hieß ihn willkommen und er bildete sich ein, Salz auf seiner Zunge zu schmecken. Er lächelte, ohne es zu merken, als er zu Michael aufschloss. Seine Hand senkte sich auf die Schulter des Älteren, während er immer noch den Ausblick in sich aufnahm. „Das sieht schon eher nach Urlaub aus…“ Seine Worte kamen unwillkürlich leise heraus, wurden beinahe davongetragen.

Michael wandte sich zu ihm um und fasziniert beobachtete er, wie der Wind mit Haaren spielten, die jetzt wie eingefärbt erschienen. Der Ältere, der etwas hatte sagen wollen, stoppte sich selbst, lächelte stattdessen. „Was ist?“

„Du siehst gut aus“, erwiderte er ohne zu zögern. Und weil Michael so praktisch nahe stand, begann er ihm das Hemd aufzuknöpfen.

Eisblaue Augen verfolgten sein Tun und er wurde nicht aufgehalten. Vielmehr spürte er, wie Energie ihn streifte, von Michael ausgehend nach außen strebte. Der Ältere hatte ihnen etwas Privatsphäre verschafft und das erst rief Brad in Erinnerung dass sie Draußen waren, in mehr als einer Hinsicht, und dass er sich an die Regeln hier halten sollte.

Trotzdem beendete er seine selbstauferlegte Aufgabe, bevor er von Michael abließ. Prompt ergriff der Wind seine Chance, zupfte zunächste nur am Hemd, ließ es dann nach hinten flattern. Noch mehr Haut wurde vom Sonnenuntergang überflutet und für einen Moment fragte er sich, wie Michael in diesem Licht vollkommen nackt aussehen würde.

Aber selbst ihm war klar, dass der Balkon für so ein Experiment nicht der beste Ort war. Ohne ein Wort zu sagen, griff er nach Michaels Hand und zog ihn mit sich hinein. Der Ältere war gar nicht überrascht, folgte ihm mit einer Mischung aus Amüsement und erwachendem Verlangen.

Das Schlafzimmer hatte ebenfalls einen Zugang zum Balkon und er öffnete auch hier die Türen, bevor er Michael zum Bett führte. Der ließ sich bereitwillig darauf nieder, sah mit einem Lächeln zu ihm hoch. „Ich dachte, du würdest als allererstes zum Strand gehen wollen…“

Er ließ seine Fingerspitzen über Michaels Brust gleiten, eine kaum wahrnehmbare Berührung, die dennoch eine Gänsehaut auslöste. Sein erwiderndes Lächeln enthielt Hitze. „Sieh es als Kompliment an.“

Überraschung wechselte zu Belustigung und dann ebenfalls zu Hitze, die geradewegs über Brad hinwegschwemmte.

Und dann hielt ihn nichts mehr auf den Beinen.
 

Er saß im Schneidersitz auf der Couch und ließ sich von Michael die Haare abtrocknen, grinste den Älteren an, als er wieder freie Sicht hatte. „Ich habe Hunger.“

In eisblauen Augen blitzte Amüsement auf und dann war es nicht ein Handtuch, sondern eine Hand, die durch seine Haare fuhr. „Was du nicht sagst. Damit ist das Meer wohl offiziell auf Platz drei der Rangliste gerückt.“

„Es läuft uns ja nicht weg“, gab er gleichmütig zurück, fing die Hand ein, um Michael näher an sich heranzuziehen. Der Ältere ging vor ihm auf die Knie, so dass er beide Arme um dessen Hals schlingen konnte. „Wir werden nach dem Abendessen schwimmen gehen, es bleibt warm genug dafür.“

Michael nickte zustimmend, mit einem leichten Lächeln, das ein wenig abgelenkt wirkte. Eine Hand fuhr Brads Seite entlang, blieb schließlich an seiner Taille ruhen und nur noch der Daumen kreiste über die Erhebung seines Hüftknochens.

Sein Blick verfolgte für ein paar Atemzüge die gleichmäßige Bewegung und seine Lider sanken von ganz allein auf Halbmast. „Wenn du damit weitermachst, müssen wir zurück ins Bett…“ Warme Energie ging von der Berührung aus, wand sich um ihn und schien sich gleichzeitig durch seine Adern zu schlängeln.

Michael schien sich selbst zur Ordnung zu rufen, schenkte ihm einen reumütigen Blick, der nicht wirklich ernst gemeint war. „Ich will ja nicht, dass du mir vor Hunger vom Stuhl fällst…“

„Oder vom Bett, hm?“, schnaubte er, zupfte an einer sandblonden Strähne. „Mach dich ja nicht über mich lustig.“

Das brachte ihm ein ausgesprägtes Lächeln ein, aber zumindest hatte das Zwischenspiel die neu entfachte Hitze gedämpft, so dass er Michael nur einen warnenden Klaps auf die Nasenspitze gab. Und es geschah ohne größeres Bedauern, dass sie sich voneinander trennten. Das war immerhin auch etwas, wofür sie später noch Zeit hatten.

Herr Hoffmann schloss sich ihnen auf Brads Einladung hin beim Abendessen an – Julia und Markus hingegen hatten höflichst abgelehnt, nachdem die beiden einen leicht erschrockenen Blick ausgetauscht hatten. Die Ex konnten sich einfach nicht vorstellen, außerhalb eines offiziellen Anlasses mit einem Triumviratsmitglied zu essen. Und der Biergarten zählte nicht, da hatten sie schließlich gleichzeitig ihren Job erledigt. Was hier im Hotel das Büro übernahm. Brad hatte es mit einem Schulterzucken und innerlicher Belustigung hingenommen und fragte gar nicht erst an, ob sie später mit zum Meer zu gehen wollten.

„Und gedenkst du Herrn Rodriguez‘ Empfehlung zu folgen?“, fragte Herr Hoffmann, nachdem sie zu ihrem Tisch geführt worden waren.

„Vertrauen Sie ihm nicht?“ Michael musterte den älteren Mann mit einem Anklang von Amüsement.

Herr Hoffmann machte eine wage Handbewegung. „Ich kann dazu nicht viel sagen, nicht wahr? Wie soll ich auch beurteilen, ob er meinen Geschmack trifft – im wahrsten Sinne des Wortes. Bei Brad hingegen bin ich mir sicher, dass er das kann.“

Michael lachte, während Brad das Kompliment mit einer angedeuteten Verbeugung annahm. Dann lächelte er den Anderen an. „Wir sollten dem Vorschlag folgen. Herr Rodriguez hat schon immer gerne gut gegessen.“ Sein Talent tat sein Übriges, um die Überzeugung in seinen Worten zu unterstreichen. Denn es ließ geradewegs ein Bild vor seinem inneren Auge aufsteigen, worauf sein Magen mit einem hörbaren Knurren reagierte.

Prompt spürte Brad sich dem Blick zweier Augenpaare ausgesetzt und jetzt lachte auch Herr Hoffmann.
 

~TBC~
 

Brads Prioritäten haben sicher niemanden überrascht ^^

cya, cu ^-^

"Keine Sorge, das war nur Pessimismus und keine Vision"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 183/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Mehr Meer und mehr Arbeit ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Ah, heute gibt es nur noch das Ende des Besuches am Strand zu sehen, schließlich war es ja schon spät, bevor sie überhaupt hingekommen waren. Aber ich werde schauen, ob ich noch ein bisschen mehr einschieben kann, bevor die fünf Spanien wieder verlassen ^^
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 183 „Keine Sorge, das war nur Pessimismus und keine Vision“
 

Die Sonne war inzwischen fast untergegangen und der Wind aufgefrischt, so dass Michael ganz froh darüber war, sich nach dem Schwimmen wieder angezogen zu haben. Brad hingegen hatte sich geweigert, das zu tun, lag nur mit Shorts bekleidet lang ausgestreckt neben ihm.

„Ist er tatsächlich eingeschlafen?“, mischte sich eine leise Stimme in die Ruhe, die bis dahin nur vom Rauschen des Meeres gefüllt worden war. Sie befanden sich allein in diesem Abschnitt des Strands.

Er wandte sich Herrn Hoffmann zu, der Brad neugierig musterte. Und auch wenn er den Gesichtsausdruck des Älteren nicht sehen konnte, so spürte er im Hintergrund den Anflug von Belustigung. „Hm, ist er.“ Michael hob eine Hand, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, um sanft durch die schwarzen Haare zu streichen. „Er hätte sich aber vorher etwas überziehen sollen, es wird langsam kühl.“

„Nun, er scheint Sie als Wärmequelle zu benutzen…“ Jetzt war die Belustigung bis in die Stimme des anderen Mannes vorgedrungen.

Nachdenklich ruhten eisblaue Augen auf der vertrauten Gestalt. Ihm war bewusst, dass Brad kein kleines Kind mehr war – meistens jedenfalls – aber in diesem Moment sah er sehr jung aus. Vielleicht, weil ihn dessen Position an damals erinnerte, als Brad sich genauso an sein Bein geklammert hatte. Er schüttelte den Eindruck ab, sah wieder die Gegenwart. Und in der… „Das reicht nicht wirklich.“

Herr Hoffmann griff nach dessen Jackett, um es dann über Brad auszubreiten. „Dann sollten Sie ihn ganz einfach aufwecken, damir wir reingehen können. Das Bett ist sowieso bequemer.“

Er lachte unwillkürlich auf. „Das hat Herr Schumann auch gemeint, als er uns mal so am Schwimmbecken vorgefunden hat.“

„Und, haben Sie auf ihn gehört?“

„Natürlich, es war schließlich vernünftig.“

Michael erhielt ein Lächeln. „Und was hält Sie davon ab, jetzt vernünftig zu sein?“

Er zuckte mit den Schultern, ein wenig unschlüssig. Wenn er ehrlich war, wollte er sich im Moment nicht von der Stelle rühren.

Herrn Hoffmanns Blick gewann an Gewicht, bevor dieser beinahe nachsichtig den Kopf schüttelte. Und aus irgendeinem seltsamen Grund ließ ihn das an seinen Vater denken. Der Andere stand wortlos auf und begann ihre Sachen zusammenzupacken und erst als er fertig war, richtete sich Herrn Hoffmanns Aufmerksamkeit wieder auf Michael, aber weiterhin fiel kein Wort.

Und die stumme Gestalt war auch so beredt genug. Er gab sich innerlich einen Ruck, umfasste sanft die Hand, die den Stoff seiner Hose festhielt. Dann schickte er einen ebenso sanften Energiestoß über ihre Verbindung, der es schaffte, das Feuer in Brads Geist anzufachen und die Bewusstlosigkeit des Schlafes zu vertreiben.

Der Griff verstärkte sich für einen Augenblick, bevor er gelockert wurde. Und dann war Brad wach genug, um seine Hose loszulassen und stattdessen die Hand zu drehen, so dass Michael sie richtig umfassen konnte.

„Willkommen zurück“, lächelte er. „Wir wollen reingehen, es wird kalt.“ Als wollte er seine Worte unterstreichen, umspielte sie plötzlich ein kühler Wind und Gänsehaut kroch über Brads Arme.

Der Jüngere zwinkerte, dann ging der Blick der braunen Augen an ihm vorbei in Richtung Meer. „Du hast Recht. Ein Unwetter zieht auf…“

Er folgte dem Blick und bemerkte jetzt erst, wie viele Wolken auf einmal am Horizont zu sehen war, schwer zu unterscheiden vom bleigrauen Meer. Es war ein Anblick, der das letzte Zögern aus ihm vertrieb. Rasch kam er auf die Beine und zog Brad mit sich, der mit einem leisen Lachen reagierte. Dann ließ sich Brad gegen ihn fallen, warm und fast knochenlos, als würde ihm jeder Wille zu einer weiteren Bewegung fehlen.

Doch das hielt nicht lange vor, er kam nicht einmal dazu, ihn zu ermahnen, da wandte der Junge plötzlich den Kopf zu Herrn Hoffmann um. Womit auch Michaels Aufmerksamkeit auf den anderen Mann gelenkt wurde, so dass er dessen zuckende Mundwinkel sehen konnte.

„Nun sagen Sie es schon…“ Brads Stimme enthielt eine gespielte Entnervtheit.

Herr Hoffmann lächelte jetzt, trat auf den Jüngeren zu, um ihm seine Sachen zu reichen. „Ich gewinne den Eindruck, dass es Schlafenszeit für dich ist“, kam der Ältere dann Brads Aufforderung nach, mit einem neckenden Tonfall.

Brad ließ sich so gar nicht ärgern. „Die habe ich schon seit einer ganzen Weile nicht mehr“, machte er den Anderen aufmerksam, während er sich anzog.

„Vielleicht ist das ja ein Fehler.“ Herr Hoffmann klang immer noch belustigt und da Brad gerade keinen Spiegel zur Verfügung hatte, übernahm es der Ältere, Brad die Krawatte zu binden. Der hatte sich gegen Michael zurückgelehnt und ließ es mit leisem Amüsement geschehen.

Auch wenn Michael es nicht sehen konnte, wusste er genau, dass Brad eine Augenbraue hochzog. „Übernehmen Sie jetzt die Erziehungsversuche, weil Richard nicht da ist?“

Der Andere lachte. „Hm, nur damit du ihn nicht vermisst…“ Eine kurze Pause. „So, fertig. Jetzt bist du wieder präsentabel.“

„Vielen Dank. Und im Übrigen vermisse ich diese Angewohnheit von Richard nicht wirklich.“ Der Junge gab ihn als Rückenstütze auf, aber gleichzeitig schlich sich eine Hand in seine.

Herrn Hoffmanns einzige Reaktion war ein leichtes Kopfschütteln, das ohne Probleme vermittelte, dass der Mann Brad diese Aussage nicht ganz abnahm.

Doch bevor der Junge auf die Idee kam, darauf zu beharren, setzte Michael sich einfach in Bewegung. „Komm jetzt lieber. Sonst ist das Unwetter doch noch schneller hier als wir beim Hotel.“

Brad drückte seine Hand für einen Moment ein bisschen fester, folgte ihm dann bereitwillig. Allerdings konnte er es sich nicht verkneifen, Herrn Hoffmann vorher noch die Zunge herauszustrecken.

Nun war es an Michael den Kopf zu schütteln. „Wenn du so weitermachst, muss ich davon ausgehen, dass du in deine Kindheit zurückgefallen bist und tatsächlich wieder feste Schlafenszeiten benötigst.“

Er erhielt einen freundlichen Rippenstoß für diese Anmerkung. „Ich glaube nicht, dass du das wirklich machen willst. Schließlich müsstest du dich dann auch an die Zeiten halten.“

„Da hat er Sie, Herr Schneider.“ Herr Hoffmann streckte eine Hand aus und wuschelte Brad durch die Haare.

Und es war immer noch überraschend, heutzutage sogar mehr als früher, dass Brad sich das von dem anderen Mann gefallen ließ.

Michael schnaubte nur belustigt und enthielt sich weiterer Kommentare. Was vielleicht der Grund dafür war, dass sie das Hotel erreichten, bevor der erste Tropfen schwer auf dem Boden aufschlug.

Sie verabschiedeten sich von Herrn Hoffmann und gleich darauf wurde er von Brad in ihre Suite gezogen. Die Tür erhielt einen unzeremoniellen Stoß, um ins Schloss zu fallen, ein Ergebnis, das Brad nicht abwartete. Der war schon damit beschäftigt, die Türen zum Balkon zu öffnen, um dann interessiert nach draußen zu sehen.

Michael trat still neben ihn und blickte in die Nacht hinaus, ein Anblick, der wie verwandelt war. Und das lag nicht am fehlenden Tageslicht. „Hattest du es deswegen plötzlich so eilig?“

Der Jüngere antwortete nicht gleich, trat noch einen weiteren Schritt nach vorne, so dass der Regen ihn erreichen konnte. „Ich mag Sommerregen…“ Ein Moment des Schweigens schloss sich dem an. „Das Unwetter ist irgendwie anders als zu Hause“, wurde der Kopf dann leicht zur Seite geneigt.

In Michael stieg eine Emotion hoch, in der sich Belustigung mit etwas anderem mischte. Und seine Hand verselbständigte sich, schloss sich hinten um den Stoff von Brads Hemd, um ihn wieder zurückzuziehen. „Woanders ist alles irgendwie anders als zu Hause. Deshalb will man ja immer dorthin zurück.“ Nur ein Flüstern, als er einen Arm um die Taille des Jüngeren schlang, ihn an die Wärme seines Körpers heranzog. „Und mir ist egal, wie sehr du den Regen magst, ich will nicht, dass du dich erkältest.“

Brad lehnte den Kopf gegen seine Schulter, wandte ihm gleichzeitig den Kopf zu, so dass er einen ausgezeichneten Blick auf die nassen, schwarzen Strähnen hatte, die ihm ins Gesicht hingen. Und wieder verschob sich alles, stieg für einen Moment die Erinnerung an den Jungen damals auf, der unbeirrbar durch den Regen lief, der versuchte sich durch Kata abzureagieren, ohne die Nässe zu bemerken, die langsam seine Kleider durchdrang.

Brad zwinkerte langsam, der Erinnerung folgend und dann hing ein kleines Lächeln an seinen Mundwinkeln. „Heute werde ich aber nicht stumm bleiben…“

Die Bilder der Vergangenheit waren noch nicht ganz gewichen und Michael schüttelte den Kopf, als könnte er sie so vertreiben. „Warum sehe ich dich heute laufend als kleinen Jungen?“ Die Frage war nur halb an Brad gerichtet, zur anderen Hälfte ganz an ihn selbst.

Brad wandte sich ganz zu ihm um, umfasste sein Gesicht mit beiden Händen und das Lächeln wurde ausgeprägter. „Da kann ich dir auch nicht weiterhelfen. Aber ich kann dir beweisen, dass ich alles andere als ein kleiner Junge bin.“ Wärme flutete auf ihn über, die wenig mit dem an ihn gespressten Körper zu tun hatte und dann wurde er auch schon geküsst.

Brads Lippen schmeckten salzig, als würde die Erinnerung an das Meer noch auf ihnen verweilen. Und ja, das holte ihn völlig in die Gegenwart zurück und weckte die leise Frage, ob nicht nur Brads Lippen salzig schmecken würden.

Ein Lachen vibrierte plötzlich zwischen ihnen, genauso wie der Gedanke, dass sich das ganz leicht herausfinden lassen würde. Und keiner von ihnen hatte etwas dagegen, diesen Gedanken in die Tat umzusetzen.
 

„Guten Morgen, Herr Schneider, Brad“, begrüßte Herr Hoffmann sie, als sie in die Hotelhalle herunterkamen. Die beiden Ex nickten ebenfalls einen knappen Gruß, konzentrierten sich dann aber gleich wieder auf ihre Arbeit und behielten die Umgebung im Auge, obwohl das Büro eigene Leute hier hatte.

„Guten Morgen, Herr Hoffmann“, erwiderte Michael, während Brads Antwort ein wenig undeutlich ausfiel.

Der ältere Mann musterte Brad, zog dann eine Augenbraue hoch. „Du siehst so aus, als hättest du trotz allem nicht genug geschlafen…“

Der Junge verweigerte eine Erklärung, aber Michael sah keinen Grund, sich zurückzuhalten. „Er wollte den Sturm beobachten. Von daher ist er erst sehr spät ins Bett gekommen.“ Mit einem neckenden Unterton. Innerlich aber musste er zugeben, dass ihm diese ruhigen Stunden gefallen hatten, in denen Brad einfach nur in seiner Umarmung saß und durch die Glasfront nach draußen sah, während Blitz und Donner die Nacht zerrissen.

Die Überlegung teilte sich Brad mit, weswegen er ein leichtes Lächeln erhielt, ohne dass der Jüngere sich darüber beschwerte, aufgezogen zu werden.

„Ich verstehe…“ Mit sanften Amüsement in den blauen Augen. „Dann hoffe ich für dich, dass die Besprechung nachher interesssant genug ist, um deine Aufmersamkeit wachzuhalten.“

Mit diesen Worten bewies der Ältere eine beinahe prophetische Gabe, wie Michael später feststellen musste. Es war nichts, auf das er den Finger hätte legen können, der Vortrag war sauber ausgearbeitet und wurde von einer Präsentation begleitet. Doch irgendwie fiel es ihm schwer, auf die Worten konzentriert zu bleiben und auch wenn Brads Miene nichts anderes als höfliche Aufmerksamkeit zeigte, so waren dessen Augen für jeden, der ihn genug kannte, eindeutig glasig geworden.

Michael verkniff sich ein Lächeln und ließ seinen Blick kurz zur Präsentation zurückkehren, bevor er zu Ramon weiterschweifte. Der war wie gewohnt rastlos, schenkte ihm ein schnelles Lächeln, als seine Aufmerksamkeit bemerkt wurde. Vielleicht hätte man ihm das Reden überlassen sollen...

Brad lachte in seinen Verstand hinein, als er ihm diese Idee mitteilte und eine Hand schlich unauffällig zu ihm herüber, suchte nach Kontakt zu seinen Fingerspitzen.

Überrascht stellte er fest, dass Brads Hand ungewohnt kühl war, ein Beweis mehr, dass der Junge nicht genug Schlaf bekommen hatte. Er schickte Energie zu ihm hinüber und konnte selbst das Prickeln spüren, das daraufhin durch Brads Körper lief.

Brad neigte den Kopf in einem wortlosen Dankeschön und dann zwangen sie sich beide dazu, sich wieder auf den Vortrag zu konzentrieren.

Die Zeit verging nur langsam, aber sie verging und mit gut verborgener Erleichterung lehnte er sich zurück, als schließlich alles Wesentliche vermittelt worden war. Er stellte die Nachfragen, die erwartet wurden, der andere Mann hatte keine besonders guten Schilde und so fiel es ihm nicht schwer, mitzuspielen. Und es war auch nur richtig, die Arbeit zu würdigen, die sich der Andere gemacht hatte. Dennoch war er ganz froh, als sie allein in dem Raum zurückblieben.

Er tauschte einen langen Blick mit Herrn Hoffmann aus, der das Protokoll geführt hatte, wandte sich dann erst Brad zu. Der auf einmal sehr viel munterer wirkte.

„Eines Tages wird PowerPoint die Welt übernehmen und niemand schafft es mehr, sich kurz zu fassen…“, tat der Junge mit einer überaus ernsten Miene kund.

Herr Hoffmann lachte auf. „Es verleitet dazu, immer noch mehr einzufügen, was?“ Dann aber wechselte der Gesichtsausdruck zu leiser Vorsicht. „Das war nicht wirklich eine Vision eben, oder?“

Brad erwiderte den Blick des Älteren für ein paar endlose Sekunden regungslos, bevor ein Lächeln, das hart an einem Grinsen vorbeischrammte, über sein Gesicht flog. „Keine Sorge, das war nur Pessimismus und keine Vision“, wurde Herr Hoffmann beruhigt.

Der lachte vor Erleichterung schon wieder, wandte sich anschließend wieder dem Protokoll zu, um es zu beenden. Weswegen Brads Aufmerksamkeit zurück bei Michael war.

„Es ist, wie wir es schon erwartet hatten. Zu viel Mikromanagement und ein ineffizienter Einsatz der Talente.“ Nun war der Ernst nicht mehr nur gespielt.

Er nickte langsam. „Ramon hat nicht übertrieben.“ Ein Mundwinkel zuckte flüchtig. „Auch wenn ich ein wenig gehofft hatte, dass er bei dir nur ein bisschen aufgestauten Frust loswerden wollte…“

„Hm, das wollte er zweifellos auch“, schnaubte der Jüngere, lehnte sich dann zurück. „Wir werden das verantwortliche Talent austauschen müssen. Erst danach lässt sich endgültig beurteilen, ob noch andere Reibungsverluste bestehen.“

„Aber erst einmal war unser Besuch nicht umsonst. Auch wenn wir unser eigentliches Ziel noch nicht erreichen konnten.“

Brad winkte ab. „Ich kann dir versichern, dass wir noch ausreichend Material für unser Projekt erhalten.“ Eine kurze Pause. „Und ja, das ist eine Vision.“

Er konnte nicht anders als einen Anflug von Schrecken zu empfinden, was Brad mit einem amüsierten Blick quittierte.
 

~TBC~
 

Ja, etwas Arbeit muss auch sein ^^

cya, cu ^-^

"Wenn ich das versucht hätte, hätte ich dich ganz abgefackelt"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 184/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Ein bisschen Training mit Herrn Rodriguez ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Ach komm, dieses Mal hatte Brad doch wirklich nichts getan… Und Michael hatte nicht einmal vor, mit irgendjemandem zu spielen. Er wollte nur höflich sein. Sein Talent dafür zu benutzen, ist einfach normal für ihn ^^ Aber abgesehen davon, sind die beiden wirklich ein schwer zu schlagendes Team *grins* Obwohl es ab und zu Momente gibt, in denen auch sie von den Ereignissen überrascht werden…
 

@Kralle: *winkz*
 

~ „Sollte es Probleme geben, können Sie mich jederzeit telefonisch erreichen.“ Ein Mundwinkel rutschte nach oben. „Natürlich stehe ich Ihnen auch gerne anderweitig zur Verfügung.“

Um die Bedeutung dieser Worte zu verstehen, benötigte er keinen Dolmetscher. ~
 

(Herr Rodriguez zu Crawford, Close Distance, Teil 176)
 

Teil 184 „Wenn ich das versucht hätte, hätte ich dich ganz abgefackelt“
 

Nach dieser Besprechung sah selbst Herr Rodriguez erschöpft aus und das war bei diesem Mann wirklich ungewöhnlich, wie ihn ihre bisherige Bekanntschaft gelehrt hatte. Braune Augen schweiften weiter und kamen auf Michael zu ruhen, der ihm ein schmales Lächeln schenkte.

>Es sieht ganz so aus, als gäbe es auch in Sachen Zusammenarbeit Verbesserungsbedarf…<, sprach er leise in den Kopf des Älteren hinein.

Der neigte überlegend den Kopf. >Es ist eine persönliche Abneigung. Deshalb hat Ramon auch den Vermittler gespielt.<

Das war etwas, das er zwar geahnt hatte, was Michael aber viel besser lesen konnte. Nun bildete sich um seine Lippen ein Lächeln aus. >Und es hat funktioniert, nicht wahr? Zu Lasten von Herrn Rodriguez‘ Nerven zwar, aber nichtsdestotrotz. Wir können mit einer Ablösung also zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.<

Amüsement schlich sich in eisblaue Augen. >Du votierst für Ramon? Ich bezweifle, dass er dir dafür dankbar sein wird.<

>Aber er wird seine Arbeit machen und er wird es gut tun. Die Leute mögen ihn.<

Er erhielt ein knappes Nicken. >Wir werden ihn auf jeden Fall in Erwägung ziehen<, wurde ihm dann versichert.

Zufrieden damit stand er auf und ging zu Herrn Rodriguez hinüber, lehnte sich gegen die Tischkante. „Gilt Ihr Angebot noch?“

Zunächst war da nur Verwirrung, der Ältere rieb sich übers Gesicht, als wollte er etwas vertreiben. Dann verstand er und erneuerte Energie rief ein Funkeln in die dunklen Augen. „Sie haben Lust auf ein Training?“

Sein rechter Mundwinkel zuckte in die Höhe. „Wenn Sie sich dazu noch in der Lage fühlen?“

Herr Rodriguez schüttelte lachend den Kopf. „Als würde ich mir das entgehen lassen.“ Die Unterlagen wurden nun um einiges schneller zusammengepackt. Doch bevor sich der Ältere wieder Brad zuwandte, folgte ein fragender Blick in Michaels Richtung und dessen Einverständnis wurde eingeholt, ohne dass ein Wort fallen musste.

Er zog eine Augenbraue hoch. „Behandeln Sie mich gerade so, als würde ich tatsächlich Michaels Erlaubnis benötigen?“

Das folgende Lächeln enthielt nicht einmal den Anklang einer Entschuldigung. „Natürlich nicht, Herr Crawford.“ Belustigung stand in den dunklen Augen. „Was aber nicht heißt, dass _ich_ eine solche nicht benötigen würde. Ich möchte meinen Kopf schließlich noch für eine Weile behalten.“

Ein etwas ungläubiges Auflachen entkam ihm, doch als er zu Michael hinübersah, wickelte sich besitzergreifende Hitze um ihn und er kam zu der Erkenntnis, dass Herr Rodriguez vielleicht gar nicht so Unrecht hatte. Brad musste aufpassen, dass ihm die Hitze nicht in die Wangen stieg und genauso schwierig war es, seine Gedanken nicht abschweifen zu lassen. Schließlich wollte er seine Pläne nicht umwerfen. Denn das Training mit Herrn Rodriguez war nicht nur zum Spaß vorgesehen. Er wollte ihn noch ein bisschen näher kennenlernen, bevor er ihn offiziell empfahl. Beziehungsweise Michael davon überzeugte, es zu tun. Dieser letzte Gedanke ging mit einem Blick unter halbgeschlossenen Lidern hervor einher, der dennoch bemerkt wurde. Und Michael schüttelte innerlich belustigt den Kopf, der Ansicht, dass da nicht viel Überzeugungsarbeit nötig sein würde.

Er schenkte ihm ein winziges Lächeln, folgte dann Herrn Rodriguez, der bereits den Raum verlassen hatte. Der Ältere wartete draußen auf ihn und dann waren da noch Julia und Markus. Brad wollte ihnen im Vorbeigehen zunicken, doch unerwarteterweise schloss sich Markus ihm direkt an. Er zog eine fragende Augenbraue hoch, was Aufforderung genug war.

Der Pyro verschränkte die Hände hinterm Rücken. „Herr Schneider hat mir den Auftrag gegeben, dich zu begleiten.“

„Solltest du nicht eher auf ihn aufpassen?“, wagte er einzuwenden.

Der Ältere ließ sich davon nicht beeindrucken. „Herr Schneider hat nicht vor, das Büro zu verlassen. Oder möchtest du vielleicht andeuten, dass er hier nicht sicher ist?“

„Ich käme niemals auf die Idee“, wiegelte er ab, stieß dann ein Seufzen aus. „Aber genauso wenig bin ich der Ansicht, dass du auf mich aufpassen musst. Nicht, dass ich etwas gegen deine Gesellschaft einzuwenden hätte“, schob er noch hinterher.

„Dann ist doch alles in bester Ordnung.“ Markus war eindeutig belustigt und Herr Rodriguez lachte jetzt auch.

„Ich könnte mich fast beleidigt fühlen, da ich anscheinend als Aufpasser nicht genug bin. Aber dazu ist es viel zu amüsant zu sehen, wie man Ihnen einen Babysitter verpasst.“

Brad zog die Nase kraus, weigerte sich aber, darauf etwas zu erwidern.

Was den älteren Mann nur dazu veranlasste, wieder zu lachen. Dann aber bemühte sich Herr Rodriguez um etwas mehr Ernst. „Die Trainingseinrichtungen sind zwar nicht hier im Gebäude, aber ganz in der Nähe unterbracht. Und natürlich ist der Zutritt dort nur Mitgliedern von Eszett gestattet. Von daher werden wir unter uns sein.“

Er warf Markus einen schiefen Seitenblick zu. „Siehst du, noch ein Grund, warum Michael dich völlig umsonst mitschickt.“

„Das sieht Herr Schneider sicher anders. Immerhin müssen wir erst einmal dorthin gelangen, egal, wie kurz der Weg ist. Und ganz davon abgesehen habe ich nichts gegen etwas Training einzuwenden.“

Brad erlaubte sich ein Lächeln. „Das ist wenigstens ein Argument, das ich gelten lassen kann.“

An dieser Stelle mischte sich Herr Rodriguez ein. „Aber du musst dir einen anderen Trainingspartner suchen. Herrn Crawford habe ich bereits reserviert.“

„Das wird sich einrichten lassen“, neigte Markus den Kopf.

Es war tatsächlich nicht weit, die Hitze draußen hatte kaum die Gelegenheit, ihnen den Schweiß auf die Stirn zu treiben, da hatten sie ihr Ziel bereits erreicht. Herrn Rodriguez‘ Ausweis öffnete ihnen Tür und Tor und nach ein paar leise ausgetauschten Worten wurde ihnen hastig Trainingskleidung zur Verfügung gestellt.

Dann war es nicht mehr die Hitze, sondern die Anstrengung, die für eine schweißfeuchte Stirn sorgte. Er strich sich mit einem Ärmel darüber, verlor aber nicht Herrn Rodriguez aus den Augen. Der andere Mann erwies sich als unerwartet ernstzunehmender Gegner. Brad war schon so sehr daran gewöhnt, überlegen zu sein, dass er anfangs fast leichtsinnig an den Kampf herangegangen war. Doch das hatte sich schnell geändert und ein unbewusstes Lächeln flog über sein Gesicht, als er mehr und mehr Konzentration aufwandte. Es tat gut, sich etwas gehenlassen zu können, etwas, das er sonst nur vom Training mit Michael oder Herrn Schneider kannte. Und obwohl er sein Talent außen vor ließ, gelang es ihm schließlich, einen winzigen Fehltritt des Anderen auszunutzen.

Herr Rodriguez landete mit einem dumpfen Laut, der ihm alle Luft aus den Lungen presste, auf dem Rücken, schaffte es aber immerhin noch, dass Brad ebenfalls das Gleichgewicht verlor und genau auf ihm endete.

Atemlos und erschöpft grinste der Ältere zu Brad hoch und trotz der Niederlage stand Zufriedenheit in den dunklen Augen. Er lächelte zurück, setzte sich auf und wollte Herrn Rodriguez gerade eine helfende Hand reichen, als etwas anderes die Zufriedenheit ablöste. Doch er wischte den Eindruck beiseite, da im nächsten Moment seine Hand ergriffen wurde und sie kamen gemeinsam auf die Beine.

„Noch ein Versuch, ja?“, wurde er gefragt, nachdem Herr Rodriguez wieder genug Atem dafür hatte. „Aber dieses Mal mit Ihrem Talent.“

Er zog eine Augenbraue hoch. „Wäre das nicht ein wenig unfair Ihnen gegenüber?“

Das brachte ihm lediglich ein Schulterzucken ein. „Das ist kein Grund, es nicht auszuprobieren. Und ich kann mein Talent ja ebenfalls einsetzen.“ Letzteres mit einem Lächeln.

Er zwinkerte, als er diesen Vorschlag hörte, nickte aber schließlich langsam. „Solange Sie es nicht übertreiben, soll es mir Recht sein.“ Wozu hatten sie schließlich Heiler? Einladend glitt er in die Grundposition und Herr Rodriguez folgte ihm unmittelbar, griff nach einem knappen Nicken an.

Heiß traf der Arm des Älteren auf seinen, weckte den Wunsch, sich dem nicht noch einmal freiwillig auszusetzen. Doch er musste es tun, denn ohne Abwehr konnte er keinen Kampf gewinnen. Und hier halfen ihm nicht einmal seine Schilde weiter. Der Pyro erzeugte die Hitze in der sehr realen Welt und nicht durch Manipulation von Brads Eindrücken. Es blieb ihm also nur, diesen Kampf zu einem schnellen Ende zu führen. Er öffnete sich seinem Talent vollkommen, was mit einem Gefühl der Begeisterung einherging, das ihm einen neuen Energieschub verlieh. Brad wurde schneller auf allen Ebenen, seine Reaktionen nahmen Angriffe des Älteren vorweg, bevor diese auch nur ansatzweise ausgeführt werden konnten. Und das war etwas, bei dem Herr Rodriguez nicht mehr mithalten konnte, ein Handkantenschlag ging geradewegs durch dessen Deckung gegen die ungeschützte linke Niere.

Der Pyro klappte regelrecht zusammen, ging in die Knie, und im ersten Moment brauste eine Hitze über Brad hinweg, die ihn völlig auszudörren schien. Doch dann hatte Herr Rodriguez sich wieder unter Kontrolle, rang sein Talent nieder. Ein abgehacktes Husten folgte, das sich schließlich in ein Lachen wandelte. „Ich sollte in Zukunft auf solche Herausforderungen besser verzichten.“

Er ließ sich mehr oder weniger elegant neben Herrn Rodriguez auf die Matte sinken, strich sich schweißfeuchte Strähnen aus der Stirn. „Ich wäre weniger nachdrücklich vorgegangen, wenn Ihr Talent nicht so schmerzhaft gewesen wäre“, gestand er ein.

Der Blick wurde gehoben und dunkle Augen musterten ihn mit einem amüsierten Funkeln. „Ich denke, das tröstet mich nicht wirklich. Aber ich hoffe, ich habe Sie nicht ernsthaft verletzt.“

Brad strich die mit Brandlöchern versehenen Ärmel seines Oberteils zurück und betrachtete die leichten Verbrennungen. „Ich werde einem Heiler einen Besuch abstatten, dann ist alles wieder in Ordnung“, beruhigte er ihn.

„Gut.“ Mit einem Anklang von Erleichterung. Auf einen weiteren Kampf bestand Herr Rodriguez nicht, weswegen sie sich anschließend auf den Weg zu den Duschen machten.

Markus war wieder heran, kaum dass Brad fertig angezogen war, erhaschte noch einen flüchtigen Blick auf die Spuren des Kampfes. Und weil Brad seine Neugier bemerkte, hielt er ihm bereitwillig einen Arm zur Betrachtung hin.

Der Andere pfiff mit leiser Bewunderung. „Herr Rodriguez hat eindeutig eine bessere Kontrolle als ich. Wenn ich das versucht hätte, hätte ich dich ganz abgefackelt.“

„Hast du die Methode nicht auch schon angewandt – damals bei Richard?“

„Herrn Walter?“ Ein trockenes Schnauben. „Da hatte ich Julias Hilfe. Seine Verbrennungen waren mehr Einbildung als echte Hitze, doch du weißt ja, wie überzeugend ein guter Empath sein kann…“

„Hm, ja.“ Vielleicht nicht aus eigener Erfahrung, aber natürlich hatte er das auf Rosenkreuz gelernt. Brad neigte den Kopf leicht zur Seite. „Deshalb waren auch keine Brandspuren auf Richards Kleidung.“

Er erntete ein breites Lächeln. „Ganz genau.“

Brad atmete ein Lachen aus. „Du hast geschummelt…“ Irgendetwas an der Erkenntnis belustigte ihn, auch wenn er nicht so recht sagen konnte, woran das lag.

Markus sparte sich eine Erwiderung darauf, lachte ebenfalls.

Bevor Brad noch etwas sagen konnte, gesellte sich Herr Rodriguez zu ihnen und mit leisem Neid sah er zu, wie der ältere Mann in Sekunden von nass zu trocken wechselte, umweht von einem warmen Wind, als ein lokaler Temperaturausgleich erfolgte. Zumindest wenn er Michael nicht in Reichweite hatte, wäre so ein Talent wirklich nützlich. Er dachte kurz darüber nach, zuckte dann innerlich mit den Schultern. Alles in allem _hatte_ er Michael schließlich in der Regel in der Nähe.

Markus hatte Herrn Rodriguez ebenfalls beobachtet und seufzte nun. „Noch so etwas, das ich nicht probieren würde…“

„Angst, dich zu versengen?“, zog er ihn auf.

Der Ex nahm es ihm nicht übel. „Das oder Schlimmeres“, wurde stattdessen zugegeben.

Herr Rodriguez hatte sich rasch angezogen und mischte sich an dieser Stelle in ihre Unterhaltung. „Es ist alles eine Frage der Übung.“

Ein Lächeln, das nicht ganz eines war, kurvte Markus‘ Lippen. „Ich verzichte dankend auf die Erfahrungen, die solche Übung mit sich bringt…“

Der Spanier machte eine wegwerfende Handbewegung. „Man benötigt lediglich einen guten Heiler und dann gibt es keine Probleme. Apropos…“ Die dunklen Augen richteten sich abrupt auf Brad, mit einer Intensität, die ein wenig überraschend kam von Herrn Rodriguez. „Haben Sie sich bereits heilen lassen?“, wurde er gefragt.

Ah, das war es also. Er hielt ein amüsiertes Lächeln zurück. „Ich hatte noch nicht die Gelegenheit. Und es ist ja nun wirklich nicht so, als ob ich schwer verwundet wäre.“

„Aber-“ Unisono.

Die beiden Pyros tauschten einen Blick aus, dann überließ Markus Herrn Rodriguez mit einer angedeuteten Verbeugung das Wort.

„Herr Schneider wird es mir kaum danken, wenn ich Sie ohne Not mit Verletzungen herumlaufen lassen. Und wir haben Heiler hier.“ Eine kurze Pause, dann mit sanfter Ironie: „Sie werden oft genug nach dem Training benötigt.“

Brad hob die Hände, zum Zeichen, dass er nachgab, auch wenn er die Aufregung ein wenig unnötig fand. Immerhin wäre es nicht schlecht, das irritierende Brennen so schnell wie möglich loszuwerden. Und Herr Rodriguez würde sich bloß mit Markus verbünden, wenn er sich weigerte.

Herr Rodriguez lächelte zufrieden und übernahm dann die Führung.

Der Heiler behandelte ihn mit professioneller Effizienz, jedenfalls nachdem Brad sich daran erinnert hatte, seine Schilde weit genug runterzulassen.

Anschließend bestand der Spanier darauf, sie zum Essen einzuladen. Angeblich, weil er für den Energieverbrauch verantwortlich war. Brad war der Grund egal, er war hungrig – und Markus wie es aussah ebenso. Am hungrigsten von ihnen war allerdings Herr Rodriguez.

Der ältere Mann hatte seinen Teller zur Hälfte geleert, bevor Brad die ersten paar Bissen zum Mund führen konnte, kehrte dann zu einem etwas normaleren Tempo zurück.

„Welches Büro planen Sie als nächstes zu besuchen?“, wurde Brad interessiert gefragt. „Oder dürfen Sie das nicht verraten?“

Er schüttelte belustigt den Kopf. „Wir sind offiziell angemeldet. Es ist also kein großes Geheimnis. England steht als nächstes auf dem Plan.“ Er schnitt ein Stück von seinem Steak ab. „Es wird mir die Gelegenheit geben, mein Englisch aufzufrischen, bevor es über den Ozean geht.“

„Als hätten Sie das nötig.“ Eine kurze Pause, in der Herr Rodriguez sogar das Essen vergaß. „Ich nehme an, dass Sie bald aufbrechen werden… Schade, ich hätte gerne häufiger mit Ihnen trainiert.“

Es war nicht Brad, der darauf antwortete, sondern Markus. „Das kann ich mir gut vorstellen…“ Gedehnt. Und mit einem Blick, den Brad nicht zu interpretieren vermochte.

Herr Rodriguez lächelte nur.
 

~TBC~
 

Das nächste Mal bleibt noch etwas Zeit für den Strand, bevor es anschließend zur nächsten Station geht ^^

cya, cu ^-^

"Du solltest nicht noch mehr Leute zu solchen Dummheiten anstiften, Brad"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 185/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Diesmal etwas mehr vom Strand ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: *lach* Verletzungen nach Trainingskämpfen ist Michael zum Glück gewohnt, daher macht er sich in diesem Punkt keine Sorgen.

Und Markus hätte zwar nichts dagegen, über so einen automatischen Abtrocknungsmechanismus verfügen zu können, aber wie er gesagt hat, es wäre ihm zu schmerzhaft, das zu erlernen ^^ Ganz davon abgesehen wäre er natürlich nicht so pflichtvergessen, dafür seinen Job sausen zu lassen… Also wirst du auf weitere Kämpfe verzichten müssen. Aber dafür bekommst du diese Woche ein ganzes Strandkapitel. Auch wenn die beiden ehrlich gesagt beim letzten Mal mehr Ruhe hatten ^^#
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 185 "Du solltest nicht noch mehr Leute zu solchen Dummheiten anstiften, Brad"
 

"Heute haben wir etwas mehr Zeit für den Strand", meinte er zufrieden, als sie das Hotel verließen. Morgen würden sie abreisen und die Zeit bis dahin gedachte er voll auszukosten.

Michaels Blick streifte seine Hand, die das Hemd des Älteren gefunden hatte, erwiderte dann sein Lächeln. "Du hättest mir sicher eine halbe Ewigkeit in den Ohren gelegen, wenn wir den heutigen Nachmittag nicht mehr hätten, hm?"

Brad sah ihn unter halbgeschlossenen Lidern an. "Natürlich. Schließlich war der Urlaub ja der ursprüngliche Grund für unsere Reise. Wenn wir die ganze Zeit nur arbeiten, hätten wir auch in der Schule bleiben können."

"Nur nicht mit diesem Ausblick…", gab Michael belustigt zu bedenken.

Ein Punkt, der ihn so gar nicht beeindruckte, was auch seine Miene zeigte. "Ich schaue zu Hause nicht so viel aus dem Fenster, dass mir das wichtig wäre." Er zupfte an dem dünnen Stoff des Hemdes. "Du machst dich über mich lustig, nicht wahr?"

Michael verweigerte eine Antwort, lachte aber auf. Womit wohl auch alles gesagt war.

Was ihn dazu veranlasste, seine Aufmerksamkeit zur Strafe Herrn Rodriguez zuzuwenden, der sie begleitete. Der Ältere hatte sich ihnen als Dolmetscher angeboten und Brad hatte keinen Grund gesehen, dieses Angebot auszuschlagen. Vor allem, da der Spanier auch gleich als Ergänzung zu dem Überwachungsteam fungierte, so dass sie den Ex ebenfalls hatten freigeben können. Nicht, dass Julia und Markus die Gelegenheit wirklich zu nutzen gedachten, die beiden hatten sich ihnen nämlich angeschlossen.

"Ich hoffe, es ist nicht zu voll. An unserem ersten Abend hatten wir das Glück, ein Stück ganz für uns allein zu haben."

Der Pyro nahm die Information ein wenig überrascht auf. "Das muss dann wohl an der Zeit gelegen haben. Denn auch wenn der Abschnitt nicht überfüllt ist, dafür sorgt das Hotel, so handelt es sich um ein schönes Fleckchen. Vor allem wegen des feinen Sandstrands gibt es immer genug Sonnenanbeter dort." Er wurde nachdenklich gemustert. "Wenn es Ihnen gar nicht zusagt, können wir auch woanders hin, das wäre aber ein Stück entfernt."

Was in der Folge bedeuten würde, dass ihr Zeitfenster beschnitten werden würde. Und für Brads Geschmack war der Urlaubsanteil auch so schon knapp genug bemessen. Zudem war da noch der andere Punkt, der gegen einen solchen Wechsel sprechen würde, auch wenn Herr Rodriguez den absichtlich nicht erwähnt hatte. Das Sicherheitsteam wäre bestimmt nicht glücklich, mit einer kurzfristigen Planänderung.

>Ah, aber es war richtig, dass Ramon das nicht erwähnt hat… Immerhin solltest du deine Entscheidung nicht davon abhängig machen.< Michaels Worte schoben sich zwischen seine Gedanken und sie waren durchaus ernst gemeint.

Er suchte und fand wieder den Blick der eisblauen Augen, etwas, das unwillkürlich mit einem weiteren Lächeln einherging. Er hatte schon ganz vergessen, dass er Michael eigentlich zur Strafe ignorieren wollte. >Du meinst, weil es ihr Job ist, damit klarzukommen?<

>Ganz genau das.< Die Belustigung war zurück, doch dieses Mal hatte sie eine andere Ursache, so dass Brad ihm das durchgehen ließ.

Seine Hand, die nie Michaels Hemd verlassen hatte, rutschte ein bisschen tiefer, so dass er die Hand des Älteren für einen Moment drücken konnte. >Ich werde es im Hinterkopf behalten, aber nur, wenn es wirklich überfüllt ist. Schließlich will ich so viel Zeit wie möglich mit dir haben.<

Dazu hatte Michael nichts mehr zu sagen, stattdessen wurde der Druck sanft erwidert, Verstehen und Zustimmung bekundend.

"Wir werden sehen", wandte er sich zurück an Herrn Rodriguez, der nur nickte und mit keinem Muskelzucken andeutete, welche Entscheidung er am liebsten hören wollte.

Es dauerte nicht lange, bis sie ihr Ziel erreichten und Brad rutschte eine Augenbraue hoch, als er den vor ihm liegenden Anblick aufnahm. "Ich denke, Ihre Leute haben ganze Arbeit geleistet…" Eine kurze Pause. "Es ist ein Telepath darunter, hm?" Anders ließ sich der freie Ring, der sich um den für sie vorbereiteten Platz ausbreitete, nicht erklären.

Der Spanier lächelte und durch dessen Körper vibrierte unterdrückte Energie. "Ja und ja." Die dunklen Augen musterten nun ebenfalls ihre Umgebung. "Sie haben Ihnen noch etwas mehr Platz verschafft als ursprünglich vorgesehen war. Ich hoffe, Sie sind damit zufrieden."

Seine Lippen kurvten in ein Lächeln. "Das bin ich." Er tätschelte den Unterarm des Älteren, drehte sich dann zu Michael um, um ihn zu einer der Liegen zu ziehen. Weswegen ihm der belustigte Blick entging, mit dem Markus Herrn Rodriguez bedachte, ebenso, dass darauf ein paar leise Worte mit Julia gewechselt wurden.

Michael lachte, als dieser sich ein wenig unfreiwillig setzte, lächelte dann zu ihm hoch. "Ungeduldig?"

"Wie kommst du darauf?" Mit einem unschuldigen Augenaufschlag. Dann wollte er Michaels Hemd aufknöpfen, hielt aber inne, als ihn Energie streifte. "Kommst du dem anderen Telepathen damit nicht ins Gehege?"

Der Ältere musterte ihn ruhig und ein winziges Lächeln zupfte an dessen Mundwinkeln. "Sie wird es überstehen. Und ich habe etwas mehr Energie übrig, um die anderen Leute abzulenken." Das Lächeln wurde ausdrucksvoller. "Du scheinst nämlich schon wieder zu vergessen, dass wir uns nicht Zuhause befinden."

Und das war auch kein Wunder, nicht wahr? Wie oft war er schon mit Michael Draußen… Er merkte, dass er den Kopf gesenkt hatte und seine Finger anstarrte und es war, als hätte sich ein Schatten über ihn gelegt.

"Hey…" Ein Finger wurde unter sein Kinn gelegt, so dass er wieder aufblickte. "Du würdest es auf Dauer doch gar nicht unter den ganzen Talentlosen aushalten."

Braune Augen erwiderten stumm den Blick eisblauer, während Michael in ihn hineinzuschauen schien, ohne dass dessen Talent daran beteiligt war.

"Ah, aber das ist es gar nicht, hm?" Wärme schlich sich in ihre Verbindung. "Ein bisschen wirst du mich weiterhin mit den anderen teilen müssen."

Brad sagte nichts darauf, weil er das schließlich selbst wusste, setzte dann seine Aufgabe fort. "Lass uns Schwimmen gehen."

Mehr Wärme unterlegt vom leisesten Hauch von Belustigung. "Ja, natürlich."

Herr Hoffmann hatte die ganze Zeit Abstand gehalten, näherte sich aber, als sie ihr Zwiegespräch offensichtlich beendet hatten. "Die Sonnenmilch, Brad."

Er nahm ihm die Flasche dankend ab, doch statt sich dann abzuwenden, sah ihn der ältere Mann überlegend an. "Ich hoffe, du hast nicht vor, die Aktion von letztem Sommer zu wiederholen."

"Sie könnten mich kaum davon abhalten", machte er ihn aufmerksam. "Ich habe Ihnen schon einmal gesagt, dass Sie mein Talent nicht unterschätzen sollten und Michael kann sich durch seins sogar selbst vergewissern, dass ich rechtzeitig stoppe."

Michael, der den Austausch stumm verfolgt hatte, mischte sich an dieser Stelle ein. "Ich werde Ramon vorwarnen, damit er sich nicht Sorgen machen muss, so wie Sie damals. Ansonsten hat Brad aber Recht. Er würde sich nicht in Gefahr bringen. Und mich erst Recht nicht."

Herr Hoffmann hatte zunächst ausgesehen, als wollte er etwas dagegen sagen, doch bei diesem Nachsatz lachte er trocken auf. "Dem kann ich kaum widersprechen." Mit einem Seufzen ging Herr Hoffmann dann zu seiner eigenen Liege und versuchte sie zu ignorieren.

Brad tauschte einen belustigten Blick mit Michael aus. "Das wird er nicht lange aushalten, was?"

"Wie ich ihn kenne nicht", wurde ihm zugestimmt und der Ältere schien ebenfalls belustigt.

Er neigte den Kopf leicht zur Seite, nachdenklich werdend. "Und da hast wirklich keine Einwände gegen ein Wettschwimmen?"

Michael stieß ein leises Schnauben aus. "Einem Teil von mir wäre es zweifellos lieber, wenn du solche Sachen ganz lässt. Aber ich tröste mich damit, dass ich wenigstens dabei bin."

Ein Lächeln flog über sein Gesicht und er streckte sich, bevor er sein Hemd auszog um sich einzucremen. "Ausgezeichnet. Ich kann etwas Training wirklich gebrauchen. Meine Muskeln scheinen bereits einzurosten."

"Na du hast gut reden." Die Flasche wurde ihm aus der Hand genommen, damit Michael ihm den Rücken eincremen konnte. "Immerhin konntest du bereits mit Ramon trainieren."

Der Spanier, der sich auf die Liege neben ihnen gesetzt hatte, ließ seine Zähne in einem schnellen Grinsen aufblitzen. "Ich hoffe, Herr Crawford sieht mich nicht als einen zu leichten Gegner an", wurde in Michaels Richtung angemerkt.

Trotzdem war es Brad, der antwortete. "Da müssen Sie sich keine Sorgen machen. Mit Michael oder Herrn Schneider konnten Sie zwar nicht mithalten, aber das kann auch sonst niemand. Und Ihr Talent ist wirklich ein interessanter Gegner."

Der Ältere deutete eine Verbeugung an. "Das tröstet mich ein wenig." Die dunklen Augen schienen seinen Blick regelrecht festzuhalten. "Und ich kann nur wiederholen, dass ich gerne noch einmal gegen Sie antreten würde."

Von Michael driftete eine Emotion zu ihm herüber, die sich wie ein unterdrücktes Lachen anfühlte und neugierig drehte er sich zu ihm um, erntete aber nur ein Lächeln auf seinen fragenden Blick. Also zuckte er innerlich mit den Schultern und wandte sich wieder an Herrn Rodriguez. "Das wird sich wohl kaum noch einrichten lassen. Aber wenn Sie wollen, können Sie bei unserem Wettschwimmen mitmachen."

Bevor der andere Mann etwas dazu sagen konnte, meldete sich Herr Hoffmann zu Wort, der tatsächlich nicht viel Erfolg mit dem Ignorieren gehabt hatte. "Du solltest nicht noch mehr Leute zu solchen Dummheiten anstiften, Brad."

Herrn Rodriguez schien dieser Einspruch nur noch neugieriger zu machen. "Wie genau sieht so ein Wettschwimmen denn aus?"

"Ganz einfach, wir schwimmen hinaus und wer zuerst umdreht hat verloren. Es sei denn mein Talent sagt, dass wir umdrehen müssen. Und da kann Michael dann bestätigen, wer von uns die Probleme bekommen hätte."

"Ah, das klingt… gut." Dieses Lächeln war beinahe ein weiteres Grinsen.

Natürlich konnte Brad es nicht lassen, Herrn Hoffmann einen triumphierenden Blick zuzuwerden, doch er kämpfte den Impuls nieder, ihm die Zunge rauszustrecken.

Der ältere Mann verdrehte nur die Augen.

Dann musste er sich nicht mehr lange gedulden und zu viert begaben sie sich zum Wasser. Zunächst ließ er nur die Wellen um seine Füße, seine Beine spielen, gewöhnte sich an die Temperatur, bevor er sich ganz abrieb. Vorfreude kreiste wie Energie in ihm und er wunderte sich gar nicht, dass Herr Rodriguez tatsächlich auf seinen Fußballen hin und her wippte.

Herr Hoffmann hatte sich ihnen mit einem unterdrückten Grummeln angeschlossen und übernahm es, das Startzeichen zu geben.

Brad bildete sich ein, noch den Blick des Älteren zwischen seinen Schulterblättern spüren, als er die ersten hundert Meter zurückgelegt hatte, aber er schüttelte den Eindruck schließlich ab, um sich voll und ganz darauf zu konzentrieren, so schnell wie möglich voran zu kommen.

Seine Muskeln lebten unter der Betätigung auf und so etwas wie Euphorie begann ihn zu erfüllen. Die Welt wurde sehr, sehr klein, verdichtete sich auf das ihn umgebende Wasser und das Stück Himmel, das er ab und zu aufblitzen sah. Und natürlich war da Michaels Präsenz in seinem Verstand.

Sekunden dehnten sich zu Minuten, verloren dann ihre Bedeutung. Sein Körper funktionierte wie ein Uhrwerk und es war erst Michaels sanfte Berührung, die ihn innehalten ließ. Er begann Wasser zu treten, während er langsam zu sich selbst zurückfand und schließlich konnte er sich auch auf den Älteren konzentrieren, der knapp hinter ihm gewesen war und jetzt aufgeschlossen hatte.

"Ramon gibt auf, aber du scheinst das nicht gehört zu haben."

An Land hätte er vielleicht mit den Schultern gezuckt, so aber lächelte er nur. "Nun gut, dann wollen wir ihn nicht allein umdrehen lassen. Wir beide sind sowieso in etwa gleich gut."

Michael erwiderte das Lächeln. "Ganz genau."

Also machten sie sich auf den Rückweg, nun in einer Gruppe, da sie beide Herrn Rodriguez zur Sicherheit im Auge behalten wollten. Doch es war letztendlich nicht der Spanier, der Hilfe benötigte.

Brad gab einen frustrierten Laut von sich, als sich sein Talent meldete, ließ die anderen beiden zurück – sie hatten sowieso schon fast den Strand wieder erreicht – um sich mit schnellen Zügen einer anderen Person zu nähern. Das Mädchen war viel zu weit draußen, dafür, dass sie nicht schwimmen konnte und wie er es gesehen hatte, verlor ihr Schwimmreifen immer mehr Luft. Aber anders als in seiner Vision ging sie nicht ganz unter, denn inzwischen war er heran und griff nach ihr. Sie schien erleichtert, sich irgendwo festhalten zu können, aber zum Glück klammerte sie nicht zu sehr. Er konnte sie schließlich schlecht beruhigen, wenn er sie gar nicht verstand. Was das Mädchen aber nicht daran hinderte, auf ihn einzureden.

Zurück am Strand wurde er von Michael und Herrn Rodriguez erwartet, von den Eltern des Mädchens gab es aber keine Spur. Zum Glück meldete sich wieder sein Talent, so dass er sie trotzdem schnell fand und jetzt wenigstens machten sie sich Sorgen, als sie den Zustand des Schwimmreifens bemerkten.

"Ich weiß nicht, was Sie sich dabei gedacht haben, das Kind ganz allein ins Wasser zu lassen. Wenn Sie Ihr Verhalten aber nicht bald ändern, werden Sie keine Tochter mehr haben, die Aufsicht benötigen könnte."

Herr Rodriguez übersetzte seine Worte ohne sie zu zensieren. Ebenso erhielt Brad eine Übersetzung dessen, was das Mädchen wollte. Das sich jetzt tatsächlich an ihm festklammerte, statt zu seiner Mutter zu gehen. Er hatte sich wohl zu früh gefreut.

Der Pyro hatte Mühe, sich ein Grinsen zu verkneifen. "Sie sagt, dass du nicht weggehen sollst. Sie will dich heiraten." Amüsement funkelte in den dunklen Augen. "Das war wohl Liebe auf den ersten Blick."

Brad zog eine Augenbraue hoch und zeigte ihr wortlos seine linke Hand, was ihm weitere unverständliche Worte einbrachte.

"Sie meint, dass sie lernen wird, viel besser zu kochen." Eine kurze Pause. "Und zu tanzen." Eine weitere Pause, in der ein regelrechter Schwall folgte. Herr Rodriguez zuckte mit den Schultern. "Sie würde so ziemlich alles besser machen", fasste er dann zusammen.

Zum Glück erinnerten sich die Eltern endlich an ihre Autorität und so wurde er das Mädchen los, bevor er doch noch eine Antwort finden musste.

Sie alle verabschiedeten sich hastig und Michael lachte, sobald sie außer Hörweite waren. "Nun, wenigstens hast du dich mit der Rettungsaktion nicht selbst in Gefahr gebracht. Auch wenn es mich ein wenig wundert, dass du bei einer Talentlosen so selbstlos warst."

Sie hatten zurück zu ihrer Liege gefunden und Brad ließ sich darauf nieder, zog Michael neben sich, damit der ihm die Haare abtrocknete. "Das war nicht selbstlos. Weißt du, was es für einen Rummel gegeben hätte, wenn sie tatsächlich ertrunken wäre? Wir hätten keine ruhige Minute mehr gehabt."

Es war nicht nur Michael, der daraufhin auflachte.
 

~TBC~
 

So, damit ist dieser Teil der Reise vorbei ^^

cya, cu ^-^

"Und dennoch hat sie nur Augen für dich. Du hast diese dumme Angewohnheit immer noch nicht abgelegt?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 186/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Nur ein Übergangskapitel, Anreise nach New York ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Dieses Mal gibt es einen Auslandsflug, deshalb lasse ich Brad genau neben Michael sitzen ^.~ Aber begeistert vom Fliegen ist der Junge immer noch nicht.
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 186 „Und dennoch hat sie nur Augen für dich. Du hast diese dumme Angewohnheit immer noch nicht abgelegt?“
 

Brad suchte auf der Tafel nach ihrem Flug und nachdem er sich versichert hatte, dass keine Verspätung angezeigt wurde, schweifte sein Blick weiter zur geplanten Ankunftszeit. Seine Stirn legte sich kurz in Falten, dann war seiner Miene nichts mehr anzusehen. „Und mal wieder ein paar Stunden gefangen…“, kommentierte er in Richtung des Mannes an seiner Seite.

„Der Flug wird immerhin etwas kürzer sein, als das, was du von deinen Reisen nach Japan gewohnt bist.“ Herr Hoffmann schaute kurz etwas in seinem Palm nach, wandte sich dann wieder an Brad. „Und da wir mit der Sonne fliegen, verlieren wir auf der Uhr nur drei Stunden.“

Brads Mundwinkel zuckten. „Das klingt in der Theorie vielleicht gut, doch es ändert nichts an der Tatsache, dass wir sehr viel mehr Stunden in der Blechbüchse eingesperrt sein werden.“

Herr Hoffmann lachte, bevor dieser ihm durch die Haare wuschelte. „Denk lieber an die armen Leute, die früher Ewigkeiten mit dem Schiff unterwegs waren. Die hatten wirklich einen Grund für Ungeduld.“

„Hm…“ Er tippte sich mit dem Zeigefinger gegen die Unterlippe. „Das wäre gar nicht so schlecht, wenn man die Zeit hätte…“

„Was denn?“, wurde er von der anderen Seite gefragt, wo Michael wieder zu ihnen gestoßen war und ihm ein Glas Orangensaft hinhielt.

Mit einem Lächeln nahm er es an. „Eine Schiffsreise. Im Vergleich zum Flugzeug hat man viel mehr Platz, um sich die Beine zu vertreten.“

Belustigung nistete sich in eisblauen Augen ein. „Dir würde doch nur langweilig werden.“

„Nicht unbedingt, solange ich dich dabei habe.“ Er hob das Glas in einem angedeuteten Prosit, leerte es dann nahezu in einem Zug. Erst danach sprach er weiter. „Aber alles in allem möchte ich so bald wie möglich meinen Fuß auf amerikanischen Boden setzen.“ Brad musste nicht ausführen, warum das so war, Michael verstand ihn auch so. Und während er den Rest des Safts im Glas kreisen ließ, spürte er den Blick des Älteren schwer auf sich ruhen. Er hatte es vielleicht nicht laut ausgesprochen, aber ein Teil von ihm hatte sich mit der Hoffnung getragen, dass die Reise seine Erinnerungen hervorlocken würde. Es gab so wenige Anhaltspunkte, weswegen er niemals Frau Gibsons Einschätzung vergessen hatte. Sein Englisch wies sowohl britische also auch amerikanische Einflüsse auf, vielleicht lag irgendwo dort seine Vergangenheit verborgen. Ihr Besuch in London hatte nichts geändert, die Zeit vor dem Institut blieb ein schwarzes Loch und so konnte er seine Hoffnungen nur noch in die nächste Station ihrer Reise setzen.

Michael ließ sich in den Sessel neben ihm sinken, nahm ihm das Glas aus der Hand und zog so seine Aufmerksamkeit auf sich. Von der Belustigung war nichts mehr zu sehen, aber im Blick des Älteren lag Wärme, als dieser sich zu ihm herüberbeugte und ihn flüchtig küsste. >Selbst wenn es nicht funktioniert, so hast du inzwischen sehr viele neue Erinnerungen angesammelt.<

Er spürte dem Kribbeln nach, das er immer noch auf seinen Lippen spürte, neigte schließlich zustimmend den Kopf. Und vielleicht wollte ein Teil von ihm seinerseits Michael küssen, doch dann würde er nur noch mehr wollen. Was im Moment nun wirklich nicht möglich war. Stattdessen begnügte er sich damit, seinerseits Wärme über ihre Verbindung zu schicken und Michael entspannte sich prompt in seinen Sessel hinein. Brad nahm die Reaktion mit einem kleinen Lächeln zur Kenntnis, beschloss dann, sich von Herrn Hoffmann ablenken zu lassen, bis es Zeit für das Boarding wurde.
 

„Ich sitze neben Michael“, teilte er Julia mit, als sie sich einreihten, um zum Flugzeug vorgelassen zu werden. Und auch wenn er leise sprach, so fehlte es seiner Stimme nicht an Nachdruck.

Das Gesicht der Empathin verharrte in gewohnter Ausdruckslosigkeit, doch inzwischen konnte Brad ihre Belustigung erkennen, auch wenn seine Schilde kaum etwas von ihrem Einfluss durchließen. „Glaubst du, das wäre mir nach den bisherigen Flügen nicht bereits klar?“

„Hm, du könntest es ja nichtsdestotrotz wieder versuchen“, gab er zurück, nicht besonders überzeugt von ihrem Argument.

„Du verwechselst mich hier mit Markus. Ich weiß, wann eine Sache aussichtslos ist.“

Julias Partner verpasste ihr dafür einen freundlichen Rippenstoß. „Hör auf, mich als Sturkopf abzustempeln. Immerhin versuche ich zumindest, mich an die Regeln zu halten.“

„Was immer du sagst.“ Diesmal war die Regungslosigkeit absolut gewollt.

Markus verzog das Gesicht und gab auf, was daran liegen konnte, dass Michael leise lachte. Der Pyro deutete eine Verbeugung in Michaels Richtung an, überließ dann den Platz an dessen Seite Brad.

Sie kamen ohne größeres Gedränge zu ihren Plätzen, dafür sorgten die beiden Ex und Brad war froh darüber. Er mochte es nicht, wenn ihm die Talentlosen zu nahe rückten.

Michael warf einen kurzen Blick aus dem Fenster, konzentrierte sich dann wieder auf ihn. „Von hier aus hättest du einen viel besseren Ausblick“, wurde ihm gesagt, als wäre das etwas vollkommen Neues.

Brads Zähne blitzten in einem Lächeln auf. „Du solltest auch wissen, wann eine Sache aussichtslos ist.“ Er hatte nicht vor, die Plätze zu tauschen. Wenn es eine unangenehme Überraschung geben sollte, würde sein Talent es früher wissen als Michael.

Amüsement kräuselte die Mundwinkel des Älteren. „Wenn ich dir den Befehl geben würde, müsstest du gehorchen.“

Das ließ er mit einem Schulterzucken an sich abgleiten. „Dann ist es ja gut, dass ich weiß, dass du so etwas nicht tun würdest.“

Michael atmete mit einem leisen Schnauben aus.

Er lächelte dazu nur, legte seine Hand auf die, die auf der Lehne zwischen ihnen ruhte. „Nicht wahr?“

Michael drehte seine Hand um, umfing die von Brad mit einem sanften Druck. „Nicht in solchen Dingen, nein“, wurde ihm dann bestätigt.

Er ließ Michaels Hand nicht gleich los, lehnte sich vielmehr in Richtung des Älteren, vorgeblich, um aus dem Fenster zu schauen. In Wirklichkeit überspielte er damit aber nur ihren Kontakt, ohne dass Michael sein Talent einsetzen musste. Denn das konnte früher oder später zu Unwohlsein bei den anderen Passagieren führen. Nicht, dass Brad deswegen Gewissensbisse entwickeln würde, aber sie waren mit ihnen nun mal auf engem Raum zusammengesperrt und er wollte sich kein Gejammer anhören müssen.

Michaels Körper vibrierte, dort, wo sie sich berührten und er wusste, dass der Ältere seine Gedanken verfolgt hatte und sich ein Lachen verkneifen musste.

Mit einem gespielten Seufzen ließ er sich zurück in seinen Sitz sinken. „Willst du meiner Einschätzung widersprechen?“

„Ganz und gar nicht.“ Mit einem ausdrucksvollen Lächeln.

Sie mussten nicht lange warten, bis das Flugzeug startete und wieder versuchte er einen Blick aus dem Fenster zu erhaschen. Dieses Mal war der Versuch sogar halbwegs ernst gemeint, er beobachtete gerne, wie der Boden unter ihnen wegfiel. Der Anblick hatte stets etwas Surreales. Doch heute hielt ihn mehr die Wahrnehmung von Michaels Wärme beschäftigt, etwas, worauf der Ältere gar nicht anders konnte als zu reagieren.

Wenn er nicht angeschnallt gewesen, hätte er sich noch weiter zu Michael hinübergelehnt. So aber war da lediglich eine Hand, die ihm schwarze Strähnen aus der Stirn strich und ihn auf später vertröstete.

Sie wurden dadurch auf andere Gedanken gebracht, dass die Flugbegleiterin mit der Sicherheitsbelehrung begann.

Michael tat für einen Moment so, als wäre er an der Vorführung interessiert, warf dann einen Seitenblick in Brads Richtung. Er spürte deutlich die Absicht des Älteren, ihn abzulenken, und Michael war es so ziemlich egal, auf welche Weise das geschah. „Lohnt es sich eigentlich, ihr zuzuhören?“, wurde er unschuldig gefragt.

Er hielt sich davon ab, die Augen zu verdrehen, stattdessen gewann das Amüsement, schlich sich mit einem leisen Funkeln in braune Augen. „Diese Antwort solltest du bereits kennen. Wir würden schließlich nicht hier sitzen, wenn die Gefahr eines Unglücks bestünde“, belehrte er Michael.

„Das ist gut zu wissen.“ Mit so viel Ernst, wie der Ältere in diesem Moment aufbringen konnte. Was nicht allzu viel war.

Brad Mundwinkel zuckten in ein Lächeln, womit Michael sein Ziel erreicht hatte.

Sein Lächeln wurde mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck erwidert, bevor Michael etwas ernsthafter wurde. „Kannst du mir auch schon verraten, was der Besuch im New Yorker Büro so mit sich bringen wird?“

Er schüttelte den Kopf. „Was natürlich eher als positives Zeichen zu werten ist, hm?“ Seine Gedanken schweiften ein wenig ab. „Ich würde gerne mal die andere Schule kennenlernen“, meinte er schließlich leise, ohne so recht zu wissen, wie er überhaupt auf diese Idee kam. „Aber die Schule ist sicher nicht in der Nähe, das wäre ein zu großer Zufall.“

„Das ist sie tatsächlich nicht.“ Michael verzog minimal das Gesicht, als er das sagte, eine Reaktion, die Brad trotzdem nicht entging.

Er neigte den Kopf ein wenig zur Seite, als er sie interpretierte. Keine Lüge, so etwas würde Michael nicht tun. Das hieß also, dass der Grund für ihren Nicht-Besuch in der hiesigen Schule ein anderer war als die Entfernung. Und der Ältere ahnte zumindest, was er war. Brad nahm es mit einem innerlichen Schulterzucken hin. So wichtig war ihm das Kennenlernen der Schule schließlich nicht. „Dann lässt es sich wohl nicht einrichten.“ Er würde nicht nachbohren. Er wusste bereits, dass er in diesem Fall keine Antwort erhalten würde.
 

„Ich fühle mich, als wäre ich mindestens zehn Jahre gealtert.“ Brad streckte sich und hörte seine Gelenke krachen, aber anschließend fühlte er sich eindeutig besser. Weswegen im nächsten Moment ein Grinsen über sein Gesicht huschte. „Damit wäre ich in etwa in deinem Alter, hm?“

Michael verpasste ihm eine wenig ernst gemeinte Kopfnuss, der Brad nicht einmal ansatzweise auswich. „Sehr witzig, mein Kleiner.“

Diese Retourkutsche musste ja kommen. Doch heutzutage konnte ihn das nicht mehr ärgern und so lachte er nur darüber.

Michaels Mundwinkel zuckten ebenfalls, doch die Züge des Älteren wurden ausdruckslos, als Julia leicht vor ihn trat und ihn damit zum Stopp brachte.

„Da interessiert sich jemand für Sie“, meinte sie leise und ihre deutende Kopfbewegung war so minimal, dass sie eigentlich nicht vorhanden war.

Weder Brad noch Michael sahen in die entsprechende Richtung, aber dafür streckte sich das Talent des Älteren aus. Und als die gewünschte Information gefunden wurde, verließ Brad eine Anspannung, die ihm nicht einmal bewusst gewesen war.

„Sie ist nur hier, um uns abzuholen, Frau Jäger. Kein Grund zur Besorgnis.“

Die Ex nickte knapp, trat von Michael weg, aber nur so weit wie notwendig, um ihm nicht in die Quere zu kommen. Und dann machte sie sich wieder an die Aufgabe, die Umgebung im Auge zu behalten.

Brad hatte inzwischen alles ausgewertet, was der telepathische Vorstoß an Informationen eingebracht hatte, und zupfte an Michaels Ärmel. „Du bist erkannt worden. Und dass, ohne dass sie jemals ein Foto von dir gesehen hat.“

Michael zog eine Augenbraue hoch. „Du meinst, wir sind erkannt worden. Sie hat schließlich nach einer Gruppe mit unserer Zusammensetzung Ausschau gehalten.“

Er strich sich eine in die Stirn gefallene Strähne zurück. „Und dennoch hat sie nur Augen für dich. Du hast diese dumme Angewohnheit immer noch nicht abgelegt?“

„Ich?“, kam Michaels aufrichtig überraschte Reaktion.

„Mm“, bestätigte er mit bemüht ernster Miene. „Immer musst du die Blicke der Talentlosen auf dich ziehen.“

Der Ältere schüttelte den Kopf. „Verschluck dich bloß nicht an dem Lachen, das du zurückhalten musst“, wurde trocken angemerkt. Dann schien Michael noch etwas anderes sagen zu wollen, überlegte es sich aber mit einem kaum sichtbaren Lächeln anders .

Und Brad hatte keine Gelegenheit, den Kommentar aus ihm herauszuholen, da sie in diesem Moment die Frau erreichten.

„Herr Schneider?“, vergewisserte sie sich, doch innerlich war sie bereits überzeugt davon.

Michael gab ihr ein knappes Nicken, woraufhin sie ihm ein begrüßendes Lächeln schenkte.

„Willkommen Herr Schneider. Mein Name ist Collins. Frau Edwards hat mich geschickt, um Sie zum Hotel zu begleiten. Außerdem können Sie sich an mich wenden, wenn Sie irgendwelche Probleme oder Wünsche haben.“ Ihr Deutsch war nahezu akzentfrei.

„Danke sehr, Frau Collins, ich werde daran denken. Aber im Moment wollen wir alle wohl nicht mehr als ein schönes Zimmer und unsere Ruhe“, erwiderte Michael freundlich, stellte sie dann vor.

Da Michael mit seiner Einschätzung vollkommen richtig lag, hielten sie sich anschließend nicht länger auf und kurz darauf verteilten sie sich auf die bereitstehenden Wagen.

Brad nahm natürlich neben Michael Platz und wie nicht anders zu erwarten, stieg Frau Collins in ihren Wagen ein. Wenigstens wählte sie den Beifahrersitz, wie er nicht ohne ein gewisses Gefühl der Befriedigung feststellen konnte. Kurz ruhten eisblaue Augen mit einem amüsierten Blick auf ihm, als Michael registrierte, was in ihm vorging, doch es war Markus, an den der Ältere gleich darauf das Wort richtete. „Sie und Frau Jäger haben beide bis morgen frei.“

Der Ex schüttelte unwillkürlich den Kopf, fasste sich aber, bevor er offen widersprechen konnte.

Nichtsdestotrotz wusste Michael natürlich ganz genau, was Markus durch den Kopf ging. Und damit wusste es auch Brad. Er erlaubte sich ein leichtes, amüsiertes Lächeln und nickte in die Richtung von Frau Collins.

Die hörte auf so zu tun, als würde sie ihnen nicht zuhören. „Das Büro hat natürlich für die Sicherheit im Hotel gesorgt“, bestätigte sie.

Nun war es Michael, der lächelte. „Vergessen Sie nicht, dass Sie ausreichend Erholung benötigen, um richtig arbeiten zu können“, wurde der Ex sanft ermahnt.

Und es gab nichts, was Markus dazu sagen konnte.

Es dauerte nicht lange, bis sie das Hotel erreichten und auch wenn Frau Collins ihr Interesse an Michael nicht vor Talenten verbergen konnte, so wirkte sie auf jeden anderen nur freundlich und unbeteiligt, als sie sich verabschiedete. „Frau Edwards erwartet Sie morgen im Büro. Ich werde Ihnen rechtzeitig die Wagen schicken.“

Michael nickte ihr dankend zu.

Und Brad war zufrieden damit, die Frau gehen zu sehen.
 

~TBC~
 

Ich wünsche euch noch schöne Weihnachtsfeiertage und eingen guten Rutsch! ^^

cya, cu ^-^

"_Sagt_ dein Talent in diesem Fall eigentlich etwas?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 187/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Brad und Michael haben mal wieder Zeit, ein bisschen Touristen zu spielen ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Sagen wir mal so, auch wenn Rosenkreuz an Brads Vergangenheit unverändert interessiert ist, unternehmen sie nichts mehr aktiv, um mehr herauszufinden. Das letztes Mal ging allein von Brad aus, der natürlich unverändert mehr über seine Familie wissen will. Ich werde nicht verraten, ob es besser wäre, die Vergangenheit ruhen zu lassen – aber ich kann dir sagen, dass sie natürlich nicht ewig ein Geheimnis bleiben wird ^.~

Ich hoffe, du hast die Familienfeier gut überstanden und konntest dich auch ein bisschen erholen. ^^ Ach ja, und danke für die Glückwünsche. ^__^
 

@Kralle: Thanx für die Geburtstagsglückwünsche *winkz*
 

Teil 187 „_Sagt_ dein Talent in diesem Fall eigentlich etwas?“
 

Michael erwachte, ohne dass ihn der Wecker aufgeschreckt hatte. Sein Körper blieb entspannt, als er sich daran erinnerte, dass es heute Vormittag keine Termine geben würde und so konzentrierte sich seine Aufmerksamkeit ganz von allein auf Brad.

Der Jüngere lag eng an ihn geschmiegt, ein Arm um seine Taille geschlungen, warm und schwer vom Schlaf. Schwarze Strähnen kitzelten seine nackte Haut, verlockten ihn dazu, durch die weichen Haare zu streichen.

Brads Unterbewusstsein reagierte als erstes, da war Wärme, die über ihre Verbindung zu ihm vordrang. Dann begann sich der Schlaf in ruhigen Minuten zu verflüchtigen und das Leuchten von Brads Verstand wurde heller und heller. Doch selbst als er zum Wachzustand gefunden hatte, rührte sich der Junge nicht gleich und dann auch nur, um seinerseits nach sandblonden Strähnen zu langen.

Amüsement breitete sich in ihm aus, als er feststellte, dass Brad dies ohne bewusste Entscheidung tat, so sehr war ihm diese Geste bereits in Fleisch und Blut übergegangen.

„Guten Morgen“, flüsterte Michael, bevor er einen Kuss auf Brads Stirn drückte.

Der gab ein erwiderndes Brummen von sich, schien aber nicht gewillt, etwas zu erwidern.

Was ihn auflachen ließ, doch der Laut schien schnell von der Stille im Zimmer geschluckt zu werden und übrig blieb nur sein Lächeln. „Spätestens wenn es Frühstück gibt, musst du den Mund aufmachen“, teilte er Brad mit.

Der versuchte zunächst, nicht zu reagieren, verlor den Kampf aber und stieß ein Schnauben aus. Und nachdem er es so weit gebracht hatte, begann er auch zu reden. „Sehr witzig…“

„Nun, du hast schließlich Hunger, nicht wahr?“ Die Frage war nur rhetorischer Natur. Auch wenn Brads Magen noch nicht knurrte, so spürte Michael deutlich, wie hungrig der Jüngere war.

Bewegung kam in Brad und gleich darauf lag er auf ihm, barg das Gesicht an seinem Hals. „Hast du schon etwas bestellt?“

„Du willst auf dem Zimmer frühstücken?“ Brads Zunge berührte flüchtig seine Haut, sorgte dafür, dass seine Gegenfrage etwas holprig geriet.

„Wir haben es ja nicht weiter eilig…“, wurde träge erwidert. „Und ich möchte noch ein bisschen mit dir im Bett bleiben.“

Seine Finger gruben sich tiefer in die schwarzen Haare, zerwuschelten sie weiter. „Du wolltest die Zeit vor der Abendveranstaltung doch fürs Sightseeing nutzen, hm?“

Wieder ein Brummen, bevor Brad sich zu einer Antwort bequemte. „Wir müssen aber auch an Julia und Markus denken. Die beiden werden dich nicht unbeobachtet losziehen lassen – weder zum Tourist-Spielen noch heute Abend. Also sollten wir nicht zu früh aufbrechen, damit sie ausschlafen können.“

Er atmete ein leises Seufzen aus. „Sie sind wirklich sehr pflichtbewusst. Bei der heutigen Veranstaltung sollte es mehr als genug Sicherheitskräfte geben…“

Dieses Mal war es an Brad zu lachen. „Es wäre schlecht für ihren Einsatzreport, wenn sie zugeben, dass sie dich aus den Augen verloren haben. Da ist es egal, ob es andere Sicherheitskräfte gibt oder was mein Talent sagt.“

Letzteres kam nicht einmal mit einem seltsamen Unterton und trotzdem war in den Worten etwas, das ihn aufhorchen ließ. „_Sagt_ dein Talent in diesem Fall eigentlich etwas?“

Brad stützte sich hoch, suchte seinen Blick und gewann so etwas Zeit, um mit der Antwort zu ringen.

Etwas, das ihm gar nicht gefiel. Seine Hand fand Brads Nacken, drückte sanft zu. „Ich bekomme langsam den Eindruck, dass wir besser absagen…“

In braunen Augen blitzte etwas auf, die Energie teilte sich ihm auch über ihre Verbindung mit, doch es gingen keine Bilder damit einher. Dennoch schien der Junge keine Probleme zu haben, die Botschaft zu interpretieren. Und prompt schüttelte er den Kopf. „Nein, das wäre eine ausgesprochen schlechte Idee. Ich weiß nicht, warum, aber wir sollten dort sein.“

„Aber?“, hakte er nach, nicht vergessend, dass Brad schon vorher irgendetwas gewusst oder zumindest geahnt hatte.

„Etwas wird dort passieren.“ Ein Lächeln, das nicht ganz eines war, zog an Brads Mundwinkeln. „Und nein, ich weiß nicht, was es ist. Anscheinend gibt es noch zu viele Variablen.“

Er übte leichten Druck aus und Brad ließ sich wieder auf ihn sinken, scheinbar knochenlos, so dass sein volles Gewicht auf Michael zu ruhen kam. Es hatte etwas Beruhigendes – wenn schon diese Neuigkeiten nicht besonders beruhigend waren. „Ich würde immer noch am liebsten absagen“, meinte er leise. Ihm gefiel die Vorstellung nicht, sich freiwillig in eine Situation zu begeben, in der ihnen womöglich Gefahr drohte.

Brad atmete warm gegen seine bloße Schulter. „Ich weiß…“ So leise, dass es fast nur gedacht war. „Aber du wirst auf mich hören, hm?“

Dieses Lachen enthielt keinerlei Humor. Und war auch ohne weitere Worte Antwort genug. Er ließ seine Finger wieder durch schwarze Haare gleiten und kämpfte gegen die Missstimmung an, die sich in ihm breitzumachen versuchte. Bis eben hatte noch ein Urlaubstag vor ihnen gelegen und jetzt würde er nur noch an den heutigen Abend denken können.

Brad fing seine Hand ein und verschränkte ihre Finger. „Mach dir keine Sorgen. Es wird zumindest nicht lebensgefährlich. Denn mein Talent würde uns nicht hinschicken, wenn es anders wäre.“ Der Jüngere küsste seine Knöchel, dann seinen Ring und ob Einbildung oder nicht, die Geste schien auf einmal einen Strom von Hitze durch ihn fließen zu lassen.

Und leichter als erwartet wandten sich seine Gedanken anderen Dingen zu. „Was ist aus deinem Wunsch nach Frühstück geworden?“ Seine Stimme klang rau, was Brad unwillkürlich lächeln ließ, bevor dieser antwortete.

„Das hat noch ein bisschen Zeit.“ Und dann wurde er geküsst.
 

Brad stand regungslos vor dem Stein und ganz langsam breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. Es war dem Jüngeren nicht einmal bewusst, bis zu dem Moment, als Michael ihm eine Hand auf die Schulter legte.

„Was gefällt dir daran so sehr?“

Der Jüngere zwinkerte und das Lächeln weitete sich noch etwas, bevor Brad ihm antwortete. „Ich war ja ein wenig skeptisch, als du ins Naturkundemuseum gehen wolltest. Aber der ‚Stern von Indien‘ allein ist es schon wert.“ Jetzt erhielt er ein klares Grinsen. „Der Saphir passt gut zu deinen Augen.“

Er verdrehte selbige. „Ich bin kein Mädchen, dem du solche Komplimente machen musst“, merkte er dann amüsiert an.

„Es ist die reine Wahrheit.“ Der Junge wandte sich Herrn Hoffmann zu, der neben ihnen stand.

Der ältere Mann hob abwehrend die Hände. „Darüber möchte ich mir lieber kein Urteil erlauben. Es könnte dich auf die dumme Idee bringen, dass ich Herrn Schneiders Augen zu viel Beachtung schenke.“

Brad tat so, als müsste er über diese Aussage nachdenken, gab Herrn Hoffmann dann ein gespielt ernsthaftes Nicken zurück. „Sie könnten Recht haben.“ Belustigung funkelte in Brads Augen auf, bevor dieser nach seiner Hand griff. „Welche Abteilung möchtest du dir als nächstes ansehen? Für das ganze Museum haben wir schließlich keine Zeit. Und selbst ein ganzer Tag würde wahrscheinlich niemals ausreichen.“

„Wie wäre es, wenn du einen Vorschlag machst?“

Die Belustigung dimmte, als Brad ihn überlegend musterte. „Willst du mein Talent testen? Ich kann dir versichern, dass es so gut wie gewohnt funktioniert. Und es bleibt bei dem, was ich heute Morgen gesagt habe.“ Es besteht keine Lebensgefahr.

Letzteres wurde nicht ausgesprochen, aber trotzdem verstanden. Er schenkte Brad ein schmales Lächeln. „Ich weiß…“ Eine kurze Pause, in der er den Gedanken an den heutigen Abend zurückdrängte, er wusste selbst nicht zu sagen, zum wievielten Male. Und sein Tonfall war eindeutig leichter, als er weitersprach. „Also, was schlägst du vor?“

Brad sah ihn für einen Moment noch einfach nur an, gab dann aber nach. „Die Fossilienhalle.“ Das Lächeln kehrte zurück. „Auf diese Weise kannst du dein Interesse für Geschichte und Biologie verbinden.“

Er zwinkerte, ein wenig überrascht. „Das ist tatsächlich eine gute Wahl.“

Der Jüngere schnaubte nur trocken. „Natürlich ist sie das. Deswegen hast du sie mir schließlich überlassen, hm?“ Und ohne zu zögern setzte Brad sich in Bewegung, zog ihn mit sich.

Michael lächelte still in sich hinein. Brad machte sich wirklich gut als Museumsbegleiter. Man kam an sein Ziel, ohne lange Karten oder Hinweisschilder studieren zu müssen.
 

„Die Wagen werden hier auf uns warten. Sobald wir zurück sind von der Insel, werden wir ins Hotel zurückkehren müssen.“ Herr Hoffmann war von einem Gespräch mit dem Chauffeur zurückgekehrt und übermittelte ihm die wichtigsten Punkte. Der Ältere behielt wie sonst für Brad auch heute den Überblick über ihren Zeitplan.

Michael bedankte sich mit einem Nicken, bevor die eisblauen Augen auf Brad zu ruhen kamen. Die Aufmerksamkeit des Jungen war auf die Fähre gerichtet, die sie in wenigen Minuten betreten würden, wandte sich dann aber Herrn Hoffmann zu. „Sie haben so kurzfristig Karten für die Statue erhalten?“

Herr Hoffmann zeigte ein belustigtes Lächeln. „Da ich nicht als Privatperson hier bin, stellte das kein Problem dar. Das Büro hier hat genauso gute Ressourcen wie das zu Hause.“

Brad streckte sich zufrieden. „Sehr gut. Nachdem ich bereits auf dem Tokio Tower war, möchte ich auch den Ausblick von der Krone der Freiheitsstatue sehen.“

Michael erinnerte sich unwillkürlich an ihren damaligen Ausflug und lächelte. „Es ist gut, dass wir hier als Touristen weniger auffallen, was?“

Dieses Mal war es Brad, der die Augen verdrehte. „Wäre ja noch schöner, wenn wir wieder Kameras ausweichen müssten.“ Eine Hand suchte blind nach dem Ärmel seines Hemds und zog daran, während der Jüngere sich bereits auf den Weg zur Fähre machte, ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Die Geste war schließlich Aufforderung genug.

Michael tauschte einen belustigten Blick mit Herrn Hoffmann aus und sie schlossen sich Brad an, während die beiden Ex wie immer ihre wachsamen Positionen beibehielten.

Und dann sorgten sie dafür, dass die Touristen ihnen nicht zu sehr auf den Leib rückten, als es auf der Fähre eng wurde.

Brad beobachtete das Ganze mit einem Stirnrunzeln und Michael spürte genau die Abneigung, die von dem Jüngeren ausstrahlte. Hier Draußen allerdings würde das kaum Auswirkungen haben, weshalb er beschloss, sein Talent einzusetzen und ein wenig nachzuhelfen.

Braune Augen richteten sich prompt auf ihn und etwas wie Häme war in Brads Blick zu lesen. „Ich hoffe, sie bekommen ein paar Kopfschmerzen ab.“

Er schüttelte leicht den Kopf. „Sie können doch auch nichts dafür.“

„Und trotzdem willst du auch nicht, dass sie uns zu nahe kommen.“

Dem konnte er schlecht widersprechen. Denn auch wenn er zum Teil von Brads Einstellung beeinflusst wurde, so ging ein anderer Teil des Wunsches auf etwas Abstand ganz auf ihn allein zurück. Mit einem Schulterzucken gab er sich geschlagen, trat neben Herrn Hoffmann an die Reeling. „Sagen Sie mir Bescheid, falls es zu unangenehm wird“, forderte er ihn leise auf, gab sich gleichzeitig Mühe, den Älteren von seinem Einfluss auszunehmen. Was natürlich nicht vollständig möglich war.

Der andere Mann schenkte ihm ein schmales Lächeln. „Ich bin nicht so empfindlich wie Reik. Und immerhin weiß ich, woher das seltsame Gefühl kommt. Das hilft schon viel.“

Brad lehnte an der anderen Seite von Herrn Hoffmann und mischte sich an dieser Stelle ein. „Ablenkung hilft auch, nicht wahr?“ Und ohne eine Antwort abzuwarten, übernahm Brad diesmal die Aufgabe eines Touristenführers und begann etwas über die Historie der Insel zu erzählen, der sie sich näherten. „Das dort ist Ellis Island“, deutete der Junge anschließend. „Es gibt auch Rundfahrten, die einen Besuch dort einschließen, aber dafür reicht unsere Zeit nicht.“

Herr Hoffmann war den Ausführungen interessiert gefolgt, während Michael die Informationen einfach nur auf sich einströmen ließ, ohne sich zu sehr darauf zu konzentrieren. Lieber beobachtete er Brad, der in diesem Moment lebhafter wirkte, als er normalerweise in der Öffentlichkeit auftrat. Wenn der Jüngere so seinen Unterricht abhielt, war es kein Wunder, dass er bei den Schülern so beliebt war.

Brad bemerkte seine Abgelenktheit und warf ihm plötzlich einen eindringlichen Blick zu. „Langweile ich dich etwa?“

Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. „Ganz und gar nicht.“ Er griff nach etwas, das er sagen konnte. „Ich musste nur gerade daran denken, dass du jetzt doch noch zu deiner Schifffahrt gekommen bist.“

Brad atmete in einem Laut aus, den man sonst nur von entnervten Eltern zu hören bekam. „Die Überfahrt mit einer Fähre ist nun wirklich nicht vergleichbar mit einer Ozeanüberquerung.“

Michael lachte auf diese Erwiderung nur und hätte Brad am liebsten durch die Haare gewuschelt. Etwas, das Herr Hoffmann stattdessen für ihn übernahm.

Dann hatten sie ihr Ziel endlich erreicht und konnten wieder festes Land betreten. Natürlich hatten sie keinerlei Schwierigkeiten, als erste Gruppe zur Krone hochsteigen zu dürfen und Brad schien in seine Kindheit zurückzufallen, als dieser allen voran die Treppen hochrannte.

Der Ranger sah für einen Moment so aus, als wollte er ihn aufhalten, vergaß dieses Ansinnen durch die federleichte Berührung von Michaels Talent aber sofort wieder. Stattdessen sah der Mann sich nach Markus um, der unten zurückgeblieben war.

„Möchte er nicht mitkommen? Die Gelegenheit ergibt sich nicht so häufig.“

„Er ist nicht so sehr für Höhen zu haben“, erwiderte er. Was natürlich nicht der Wahrheit entsprach, aber die Wahrheit ging den Mann auch nichts an.

Der Aufstieg wurde immer beengter, doch der sich anschließend eröffnende Ausblick war die Mühe eindeutig wert. Ein frischer Wind umfing ihn, als er neben Brad trat und der Junge lehnte sich gegen ihn, während sie beide in die Umgebung versunken waren.

So etwas wie Heimweh schien in Brad aufzusteigen, als dieser an die nicht weniger atemberaubenden Ausblicke zu Hause erinnert wurde, doch die Emotion blieb schwach ausgeprägt. Denn alles in allem war der Jüngere ganz einfach zufrieden. Damit, hier oben zu stehen und Michael neben sich zu haben.

Er lächelte.
 

~TBC~
 

So, das nächte Mal geht es mit der Party weiter, aber Brads Nicht-Vision wird noch nicht aufgelöst ^.~

Ich hoffe, ihr hattet einen guten Rutsch und wünsche ein gesundes Neues Jahr ^^

cya, cu ^-^

"Muss ich weitere Abwerbungsversuche fürchten?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 188/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Hm, ich denke, das nennt sich Fundraising-Party ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Hm, verdrängen vielleicht nicht so sehr, aber sie lenken ihn ab ^^ Jedenfalls ausreichend genug, dass er sich mehr oder weniger mit seiner Situation abgefunden hat. Wobei sein Talent natürlich auch eine Rolle spielt, schließlich ist Brad dadurch eindeutig jemand, der mehr in der Zukunft als in der Vergangeheit lebt ^.~

Ich hoffe mal, du hast die Pflichtbesuche inzwischen hinter dich gebracht. Bei uns ist das zum Glück keine Tradition ^^#
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 188 „Muss ich weitere Abwerbungsversuche fürchten?“
 

„Gut siehst du aus, Brad.“

Er duckte sich weg, bevor Herrn Hoffmanns Hand seine Haare erwischen konnte und grinste. „Und Sie wollten gerade etwas daran ändern, oder wie?“, gab er zurück.

Der Ältere schenkte ihm ein unschuldiges Lächeln. „Ich weiß nicht, wie du auf diese Idee kommst. Der Abend heute ist doch viel zu wichtig, um unordentlich dort zu erscheinen.“

„Hm…“, brummte er ein wenig ungläubig, bevor sein Blick zu Michael wanderte. „Was sagst du?“

„Zur Wichtigkeit des Termins?“, stellte sich der Telepath absichtlich dumm und damit auf die Seite von Herrn Hoffmann.

„Ha, ha.“ Er winkte ab, bevor sich seine Augen leicht verengten. „Habt ihr es eigentlich aus irgendeinem Grund auf mich abgesehen?“

„Ich weiß nicht, wie du auf diese Idee kommst“, echote Michael Herrn Hoffmanns Worte und dann lachten die beiden.

Warmes Amüsement strahlte gleichzeitig auf ihn ab, was es ihm schwer machte, Michael dieses Verhalten übel zu nehmen. Also trat er einfach nur auf den Älteren zu, schob seine Hände unter dessen Weste und hakte seine Daumen in zwei Gürtelschlaufen ein. Die Geste war genug, um das Amüsement abebben zu lassen und die Wärme gewann einen anderen Grund. So war das schon besser. Er lächelte zufrieden, war Michael so nahe, dass er dessen Atem spüren konnte. Und weil das irgendwie nicht mehr reichte, küsste er ihn. Er beließ es bei einer flüchtigen Berührung, denn alles andere hätte dafür gesorgt, dass sie sich noch einmal hätten umziehen müssen und dafür war nun wirklich keine Zeit mehr. Widerwillig trat er einen kleinen Schritt zurück, schüttelte seinen Kopf, wie um ihn zu klären.

„In deiner eigenen Falle gefangen, hm?“, zog Michael ihn auf.

Brad ignorierte den Kommentar, zog endlich auch seine Hände zurück, die stattdessen ihr neues Ziel in Michaels Krawatte fanden. „Ich bin froh, dass es nicht so förmlich ist, dass wir mit Fliege erscheinen müssen…“, begleiteten seine Worte das Tun seiner Hände.

Michael schien aus irgendeinem Grund zu abgelenkt, um zu antworten, weswegen Herr Hoffmann dies übernahm.

„Nach den Unterlagen, die das Büro zur Verfügung gestellt hat, ist die Party absichtlich so ausgerichtet worden. Der Kanditat möchte sich nicht zu weit von seinen Wählern entfernen.“

Er drehte sich zu dem älteren Mann um, über eine Hand weiterhin Kontakt zu Michael haltend. „Dann muss er aber darauf achten, dass die Presse nicht die Gästeliste in die Hände bekommt.“

Herr Hoffmann schien belustigt. „Die ist nicht zugelassen. Nichtsdestotrotz wird sich die Anwesenheit des Vizepräsidenten wohl kaum verbergen lassen. Sie werden aber zweifellos den gewünschten Spin hinbekommen. Immerhin will der Vizepräsident auch ein Mann des Volkes sein, nicht wahr?“

„Da er sicher nicht der ewige Zweite bleiben will…“ Sein Ausdruck gewann an Ernsthaftigkeit, als er innerlich die Informationen durchging, die sie im Briefing erhalten hatten. „Unser lieber Senatskanditat muss talentiert sein, wenn er nicht nur den Vize für sich einspannen kann, sondern auch unsere Unterstützung gewonnen hat.“

„Du hast eine klare Priorisierung, was? Nicht viele würden den Vizepräsidenten der USA hintenan stellen…“ Dann wurde auch Herr Hoffmann ernster. „Mr. Youngs Sieg wäre von Vorteil für unsere wirtschaftlichen Interessen hier. Daher auch die Spenden von einigen unserer Firmen. Außerdem gehört es zum guten Ton. Ganz abgesehen von der Möglichkeit, die Kontakte auf solchen Partys zu pflegen.“

„Ja, das“, erwiderte er gedehnt, bevor sein Blick kurz zu Michael hinüberhuschte. „Es scheint mir, als wollte das hiesige Büro Michael beeindrucken. Sinnvoller wäre es gewesen, die uns gegebenen Einladungen durch andere Vertreter wahrnehmen zu lassen.“ Wie Herr Hoffmann gesagt hatte, es war eine gute Möglichkeit, sich bei Gleichgesinnten wieder in Erinnerung zu rufen.

Von Michael kam ein Laut, der nach einem hastig unterdrückten Auflachen klang. Herr Hoffmann hingegen lachte offen. „Da ist der Flurfunk offenbar an dir vorbeigegangen, mein Lieber. Es geht weniger um Herrn Schneider, als vielmehr um dich. Und sie wollen eher hier Eindruck schinden, damit, dass sie dich vorweisen können.“

Ihm rutschte eine Augenbraue hoch. Davon hatte er tatsächlich nichts mitbekommen. „Sie meinen, dass mein Name jetzt schon bis hierher vorgedrungen ist? Muss ich weitere Abwerbungsversuche fürchten?“

Das Lächeln des älteren Mannes war beinahe schon ein Grinsen. „Auch hier interessieren sich einige Firmen für Japan. Von daher ein deutliches Ja zu deiner ersten Frage. Die zweite kann ich dir leider auch nicht beantworten. Doch da du nicht vorhast uns zu verlassen, mache ich mir darüber sowieso keine Sorgen.“ Nach dieser Aussage warf Herr Hoffmann einen nachdrücklichen Blick auf seine Uhr. Und vermittelte damit die Botschaft, ohne sie aussprechen zu müssen.

Brad nahm es mit einem Zucken seiner Mundwinkel hin und nickte Herrn Hoffmann zu, streckte blind eine Hand nach Michael aus. „Komm, wir müssen los.“ Erst als sich Finger warm um seine schlossen, wandte er sich wieder Michael zu. „Du machst dir auch keine Sorgen, oder?“

Amüsement funkelte in eisblauen Augen auf. „Die Leute sind viel zu höflich, um dich heute offen abzuwerben zu versuchen. Und falls dich doch jemand belästigt, werde ich ihn schon davon abzubringen wissen.“ Das Amüsement verflüchtigte sich, und Michaels Züge wurden irgendwie kantiger, als der Ältere weitersprach. „Worüber ich mir wirklich Sorgen mache, weißt du bereits.“

Herr Hoffmann, der ebenfalls vorgewarnt worden war, presste für einen Moment die Lippen zusammen. Doch er zwang sich schon wieder zu einem Lächeln, als er die Tür für Brad und Michael aufhielt. Darüber gab es schließlich nichts mehr zu diskutieren. Sie würden alle abwarten müssen, was genau geschehen würde.

Die beiden Ex erwarteten sie bereits und der Empathin konnte man wie gewohnt keine Regung ansehen, während Markus angespannter als sonst wirkte. Den beiden wäre es nur Recht gewesen, den Termin abzusagen, so aber blieb ihnen nichts anderes übrig, als besonders aufmerksam zu sein.

Er musterte Markus für einen Moment, schenkte ihm dann ein Lächeln. „Ich kann es gerne noch einmal wiederholen. Mein Talent sieht zwar gewisse Unannehmlichkeiten voraus, aber keine Lebensgefahr.“

Der Pyro verzog das Gesicht. „Selbst wenn Herr Schneider nur einen Kratzer abbekommt, wird sich das in unserem Report sehr schlecht machen.“

Brad schüttelte den Kopf. „Nicht in diesem Zusammenhang. Schließlich wird es nicht nur euren Report geben.“

Markus stieß ein trockenes Schnauben aus. „Mir ist klar, dass du das glaubst. Aber wir werden sehen, wie es ausgeht.“

Damit wandte sich der Ältere ab und Brad ließ das Thema mit einem innerlichen Schulterzucken fallen.
 

******
 

Michael hatte das Gespräch zwischen Herrn Jung und Brad mit einer gewissen Belustigung beobachtet und es half, ihn von dem Gedanken abzulenken, dass sie sich jetzt freiwillig auf unbekanntes Terrain begeben würde. Beinahe wäre es ihm lieber gewesen, wenn Brad ihm erst gar nichts über diese Nicht-Vision erzählt hätte, doch letztendlich wäre das auch nicht die Wahrheit.

Er ließ seine Hand auf Brads Schulter fallen und drückte sanft zu, nachdem der Pyro die Führung übernommen hatte. „Wenn du dein Talent einsetzt, um uns ohne den geringsten Kratzer herauszuholen, werden sie auf gar keinen Fall Schwierigkeiten bekommen.“ Mit einem leichten Lächeln.

Brads Stirn legte sich in Falten. „Du meinst, er hat Recht?“

Er beugte sich vor, drückte einen Kuss auf die Stirn des Jungen und unter der Berührung glätteten sich die Falten. „Von der rein logischen Warte her hast du natürlich Recht. Doch wie du weißt, sind die meisten Menschen ein wenig emotionaler ausgelegt.“ Amüsement streifte seine Worte.

„Und ich dachte, ich hätte diese Lektionen hinter mir…“, brummte Brad in Erwiderung, jetzt ebenfalls belustigt. Anschließend wurde kurzerhand wieder seine Hand ergriffen und Seite an Seite verließen sie das Hotel.

Es kam nicht mehr so häufig vor, dass Brad so anhänglich war, doch Michael konnte spüren, wie sich Brads Gedanken mit der bevorstehenden Party zu beschäftigen begannen und mit der Tatsache, dass er sich dort an die sozialen Anstandsregeln zu halten hatte. Weswegen er jetzt seine Nähe zu Michael noch auszunutzen gedachte.

Ein stummes Lachen wollte in ihm aufsteigen, als er diese Überlegung registrierte, was ihm einen misstrauischen Blick einbrachte. Doch weil sie in diesem Moment die wartenden Wagen erreichten, hakte Brad nicht nach.
 

„Das sieht fast noch beeindruckender aus als damals bei dem Silvesterball“, musterte Brad das Gebäude, das sich ausladend vor ihnen ausbreitete. Weiße Säulen erhoben sich im Eingangsbereich, gaben den Blick auf mächtige Flügeltüren frei. „Ich will stark hoffen, dass dieses Haus nicht dem hoffnungsvollen Senator gehört…“

„Selbst wenn… es könnte sich um ehrlich erworbenes oder zumindest ererbtes Geld handeln“, gab er zu bedenken, verstehend, worauf Brads Bemerkung hinauslief.

„Natürlich ist das möglich. Allerdings scheint mir Mr. Young nicht der Typ dafür.“

Und das, ohne den Mann bisher getroffen zu haben… Am liebsten hätte er wieder durch die schwarzen Haare gewuschelt. „Es ist ein wenig müßig, darüber zu theoretisieren, hm? Falls du es wirklich wissen willst, wird dir das Büro die Informationen zweifellos beschaffen können.“

Brad stimmte ihm mit einem knappen Nicken und einem winzigen Lächeln zu und dann wurden sie auch schon hereingebeten.

Das Innere war nicht weniger beeindruckend als die Fassade, doch Brad würdigte dies kaum eines Blickes. Der Junge war mehr an den Menschen interessiert. Was nicht nur ihm selbst auffiel.

„Ist seine Reaktion nicht ein wenig… ungewöhnlich?“ Herr Hoffmann sah Brad nach, der das Angebot von Champagner beiseite gewunken hatte und sich ohne zu zögern unter die anderen Gäste zu mischen begann.

Ein Lächeln zog an seinen Mundwinkeln. „Hm, Sie haben Recht. Und Brad würde grundsätzlich auch lieber an meiner Seite bleiben. Allerdings will er schnellstens herausfinden, warum sein Talent auf seine Anwesenheit hier bestanden hat.“

Belustigung blitzte in den Augen des anderen Mannes auf. „Ich verstehe. Brad mag es nicht besonders, wenn er etwas nicht weiß.“

Dazu blieb ihm nur den Kopf zu neigen, bevor sich seine Aufmerksamkeit auf die beiden Ex richtete. Ebenso wie er selbst hatten sie bereits die Positionen der Sicherheitsleute identifiziert, so wie die potenziellen Ausgänge. Und obwohl sie sich ein Stück von ihm entfernt hatten, um einen besseren Überblick zu behalten, wichen sie ihm gleichzeitig nicht von der Seite. Was auch sein Befehl nicht ändern würde, wie er wusste. Also wandte er sich wieder an Herrn Hoffmann. „Ich möchte, dass Sie bei ihm bleiben.“

Die Belustigung zog sich zurück und ließ ein gewisses Maß an Besorgnis und Vorsicht zurück. „Natürlich, Herr Schneider.“ Mit einer leichten Verbeugung, die vollkommen unbewusst ausfiel. Michael wartete noch ab, bis der Ältere sein Ziel erreicht hatte, machte sich dann die Aufgabe, Kontakte zu knüpfen. Denn auch wenn es hauptsächlich Brad war, den das Büro hier haben wollte, so würde er die Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen. Er setzte ein höfliches Lächeln auf.
 

******
 

„Ich hoffe, du hast nichts gegen meine Gesellschaft einzuwenden?“

Seine kurze Konzentrationsphase wurde durch eine vertraute Stimme unterbrochen und automatisch richteten sich braune Augen auf den Mann, der neben ihn getreten war. „Herr Hoffmann, wollte Michael mich nicht allein losziehen lassen?“

Er erhielt ein Lächeln. „Das wird wohl mit hineingespielt haben. Aber ganz davon abgesehen sollte ich als dein Assistent sowieso in deiner Nähe bleiben, nicht wahr?“

Brad lachte leise, verstand die Aussage absichtlich falsch. „Genau, sie können für mich etwas zu Essen vom Buffet holen, wenn ich hungrig werde.“

Die Mundwinkel des Älteren zuckten, bevor dieser sichtlich ernster wurde. „Weißt du schon, wer dein Ziel ist?“ Mit gesenkter Stimme, obwohl die anderen Gespräche sowieso mühelos ihre Unterhaltung überdeckten.

Er wollte im ersten Moment den Kopf schütteln, aber irgendwoher war da plötzlich das Gefühl, dass er sich mal ihren Gastgeber näher anschauen sollte. „Wenn er uns begrüßt hätte, wüsste ich es vielleicht schon…“, murmelte er leise, mehr zu sich selbst als in Antwort zu Herrn Hoffmann.

Der die Worte trotzdem hörte und die richtigen Schlüsse zog. „Du glaubst, der Senatskandidat hat etwas damit zu tun?“

Eine Augenbraue rutschte nach oben. „Ich? Hm, nicht unbedingt. Aber mein Talent will es wohl nicht ausschließen.“ Er konnte genau die Bewegung sehen, die in der Realität zurückgehalten wurde, und schenkte Herrn Hoffmann ein schnelles Grinsen. Irgendwie waren heute sowohl Michael als auch Herr Hoffmann darauf aus, seine Frisur durcheinanderzubringen, aber beide wussten sich in dieser Sitation zurückzuhalten.

Das erwidernde Lächeln des Älteren geriet ein wenig reumütig, wurde aber schnell überspielt. „Ich nehme an, dein Talent weiß auch deine Schritte zu lenken?“

„Aber natürlich.“ Und dann setzte er seine Worte in die Tat um. Im Hintergrund spürte er Michaels Aufmerksamkeit und damit auch die Besorgnis, die der Telepath nicht ganz verbergen konnte. So wie schon den ganzen Tag über. Es machte ihn ungewohnt nervös und deswegen hatte er sich auch entschieden, so schnell wie möglich die benötigten Informationen zu erlangen, um aus seiner wagen Vorahnung Wissen werden zu lassen.

Mit traumwandlerischer Sicherheit fand er Mr. Young, nutzte den Weg, um sich wieder auf die englische Sprache einzustellen. Selbst im New Yorker Büro gab es viele Mitarbeiter, die Deutsch sprachen – jedenfalls auf ihrer Ebene – so dass er bisher weniger Übung erhalten hatte, als man vielleicht erwarten würde. Aber dann wiederum schien Englisch so etwas wie seine zweite Muttersprache zu sein, nicht wahr? Er verdrängte diesen Gedanken, ebenso wie die Tatsache, dass er auch hier in Amerika nichts Neues über seine Herkunft erfahren hatte. Und stattdessen fixierte Brad einen offen neugierigen und interessierten Ausdruck auf seinem Gesicht.

Genau rechtzeitig, denn in diesem Augenblick richtete sich die Aufmerksamkeit des Kandidaten wie zufällig auf ihn.
 

~TBC~
 

So, das nächste Mal wird Brad erfahren, was sein Talent ihm hatte mitteilen wollen ^^

cya, cu ^-^

"Ich will nichts von ihm. Er ist nur ein Politiker"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 189/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Ah ja, und dieses Mal erfahrt ihr, was Brads Talent ihn wissen lassen wollte – wenn auch nicht, wie Brad mit dieser Information umgehen wird… ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: *grins* Ich glaube weder Michael noch Herr Hoffmann werden sich diese Geste abgewöhnen. Denn egal wie alt Brad ist, für sie ist er zum Teil immer noch der Junge, als den sie ihn kennengelernt haben ^^

So, die Warterei hat mit diesem Kapitel ein Ende *lach* Auch wenn es nur mit wenigen Worten sein wird, so wird doch der Teil enthüllt, den Brads Talent ihm unbedingt zeigen wollte. Und ganz am Schluss wird noch angedeutet, warum sie sich mit ihrer Teilnahme an der Party in Gefahr begeben haben. Für mehr wirst du aber mal wieder warten müssen *ehe*
 

@Kralle: *winkz*
 

~ Ihre bisherigen Treffen hatte ihm deutlich gezeigt, dass dieser Mann wirklich so intelligent war, wie er anfangs vermutet hatte. Und er war misstrauisch. Die grauen Augen wurden durchdringend, wenn der Inspektor ihn ansah und er war sich sicher, dass Kensington ihn irgendwie verdächtigte, die Finger im Spiel zu haben. ~
 

(Crawford über Kensington, Close Distance, Teil 32)
 

Teil 189 „Ich will nichts von ihm. Er ist nur ein Politiker“
 

„Guten Abend, junger Mann. Es freut mich zu sehen, dass sich auch die jüngere Generation noch für Politik zu begeistern weiß.“ Die Worte kamen mit geübter Gewandheit und waren gerade deshalb von einer Glattheit, die eher abstieß, wenn man ein ausreichend geübter Zuhörer in solchen Dingen war.

Michael wusste, dass er im Moment ein wenig zu eng mit Brad verbunden war, doch er war neugierig. Weswegen Frau Jäger gerade seine Gesprächspartnerin mimte, so dass er sich ganz auf den Jungen konzentrieren konnte. Was auch gut so war, denn jemand, der nicht eingeweiht war, hätte sich über das amüsierte Lächeln gewundert, das über sein Gesicht huschte.

Brad war von der Anrede nicht besonders begeistert, hielt aber jede negative Reaktion zurück. Stattdessen spielte er genau die erwartete Rolle und erhielt den gewünschten Händedruck.

Michaels Amüsement wich abrupt, als ihn ein Energiestoß traf, kaum dass der Kontakt hergestellt worden war.

„Herr Schneider?“ Ein fester Griff an seinem Oberarm stützte ihn, so dass er nicht das Gleichgewicht verlor, während er seine Sinne zusammensuchte.

Die Augen waren ihm unwillkürlich zugefallen und als er sie wieder öffnete, begegnete er Frau Jägers besorgtem Blick. „Alles in Ordnung“, versicherte er ihr. „Brad hatte nur eine Vision und die Energie war ein bisschen zu viel für mich.“

Sie nickte und ließ die Hand fallen, während Michael jetzt auf der rein physischen Ebene nach dem Jüngeren Ausschau hielt. Da er ihn bereits vorher geortet hatte, brauchte er nicht lange, um Brad zu finden. Und erleichtert stellte er fest, dass Brad sich inzwischen von der Gruppe um Mr. Young getrennt hatte und sich leise mit Herrn Hoffmann unterhielt. Er erlaubte sich, wieder seine telepathischen Fühler auszustrecken und wurde von Brad mir Wärme willkommen geheißen.

>Ich hätte dich besser abschirmen sollen<, entschuldigte sich der Junge, kaum dass ihre Verbindung zu alter Stärke erwacht war.

Seine Mundwinkel zuckten, als er das hörte. >Es nun wirklich nicht deine Schuld, dass ich meine Neugier nicht im Zaum halten konnte.< Michael schwieg für einen Moment, während er sich mittels eines oberflächlichen Scans vergewisserte, dass mit dem Jüngeren alles in Ordnung war. Und auch wenn Brad innerlich mit etwas beschäftigt war, so hatte er zumindest keine Schäden davongetragen.

Natürlich spürte der Precog, was Michael da machte und schickte ihm einen Hauch von Belustigung. >Meine Visionen schaden mir nicht. Sie teilen mir höchstens unerfreuliche Überraschungen mit.< Letzteres kam trocken und auf dieser Ebene fühlte er es regelrecht.

Bevor er nachhaken konnte, sandte Brad ihm die verarbeiteten Bilder und er spürte, wie ihm die Farbe aus dem Gesicht wich. >Soll das ein Scherz sein?<, brach es aus ihm heraus, ungewohnt scharf.

Brad nahm es ihm nicht übel. >Es wäre kein besonders guter, nicht wahr?<

Michael schluckte und kurz wurden eisblaue Augen wieder geschlossen. Aber wirklich nur kurz, denn auf der Rückseite seiner Lider schienen die Bilder wieder aufzuleuchten.

Zum Glück sprach Brad weiter und lenkte ihn so ab. >Es ist eine Zukunft, die eng mit Mr. Young verbunden ist, sonst hätte ich bei einem Ereignis dieses Ausmaßes weitere Hinweise erhalten.<

Das war beruhigend und dann wiederum nicht. Denn was wäre geschehen, wenn sie nicht zufälligerweise hier gewesen wären?

>Dann hätte ich die Warnung nicht so frühzeitig erhalten.<

Michael nahm die Antwort hin, es brachte sowieso nichts, sich über solche Unwägbarkeiten den Kopf zu zerbrechen. Also wandte er sich etwas zu, das näher lag. >Nachdem du jetzt die gewünschte Information erhalten hast, gibt es doch keinen Grund mehr zu bleiben, oder?<

Da war eine merkliche Pause, bevor Brad auf der mentalen Ebene lachte. >Also ich kenne ein paar Leute, die uns das übelnehmen würden. Ganz davon abgesehen wird noch etwas passieren, bei dem ich dabei sein will. Und ich habe dir doch gesagt, dass für uns keine Lebensgefahr besteht.<

Seine Gesichtszüge verkanteten sich, als er für einen Moment die Zähne zusammenbiss. Michael weigerte sich, dazu etwas zu sagen, ihm war selbst bewusst, dass er nicht vollkommen rational denken konnte, wenn es um Brad ging.

Der schien ihn innerlich zu umarmen. >Ich habe nichts dagegen, dass du dir Sorgen um mich machst. Solange du es nicht übertreibst.< Der Nachsatz kam mit warmem Amüsement. >Und ich habe das Gefühl, dass alles zu unseren Gunsten ausgehen wird, wenn wir hierbleiben.<

Das war immerhin schon mehr, als der Junge vorher hatte sagen können. Er sandte ihm stumme Zustimmung, konzentrierte sich dann wieder auf seine eigene Umgebung.

Frau Jäger registrierte das mit einer gewissen Erleichterung, da sie nun wieder ihre eigentliche Aufgabe ohne Ablenkung wahrnehmen konnte.

Michael schenkte ihr ein schmales Lächeln, bevor er sich unter die Leute mischte. Wenigstens würde auf diese Weise die Zeit schneller vergehen.
 

******
 

„Hier, Brad.“ Herr Hoffmann hielt ihm ein Glas Orangensaft hin, das dieser einem der Kellner abgenommen hatte und er griff dankbar danach.

Die Vision war ungewohnt intensiv gewesen und auch wenn es nur Einbildung war, so glaubte er fast den Staub der zerstörten Stadt zu schmecken, die er gesehen hatte. Die Flüssigkeit rann kühl seine Kehle herunter und vertrieb den Eindruck. Mehr noch, als es die mentale Unterhaltung mit Michael vermocht hatte.

„Du bist also wieder richtig hier, ja?“ Der ältere Mann klang so, als wollte er es mit Humor versuchen, war aber nicht ganz erfolgreich damit. Denn auch wenn Herr Hoffmann ein Talentloser war, hatte er Brads Reaktion auf die Vision korrekt genug interpretieren können, um zu wissen, dass sie nichts Gutes bedeutete.

„Hm“, brummte er bestätigend.

Herr Hoffmann ließ sich von der einsilbigen Reaktion nicht abschrecken. „Was hast du gesehen?“, wurde er leise gefragt und die blauen Augen hefteten sich mit einer ungewohnten Intensität auf ihn.

„Den Anfang eines neuen Krieges…“ Seine Stimme war so gesenkt, dass der Ältere ihm die Worte nahezu von den Lippen ablesen musste, doch er wurde verstanden, wie ihm die Blässe verriet, die nun Herrn Hoffmanns Züge zeichnete.

„Ich muss davon ausgehen, dass dieser Krieg nicht in bequemer Ferne stattfinden würde, nicht wahr?“

„Richtig, es ist einer von diesen“, bestätigte er ihm. „Aber es soll egal sein, wir werden es schließlich nicht geschehen lassen.“

Herr Hoffmann schien seinen Nachsatz nicht richtig zu registrieren. „Kein Wunder, dass du so lange mit Herrn Schneider geredet hast.“ Dem schloss sich ein Lächeln an, dem es an Ausdruck fehlte. „Und er hat dich nicht an seine Seite zurückgerufen?“

Er konnte das leise Lachen nicht zurückhalten, das bei dieser Frage in ihm aufstieg. Und er wollte es auch gar nicht. „Sie gehen genauso emotional an die Sache heran wie er…“ Echtes Amüsement zeigte sich in braunen Augen.

Das brachte ihm eine hochgezogene Augenbraue ein. „Das kannst du mir nicht verübeln.“

„Natürlich nicht…“ Brad schwieg für einen Moment, spürte der Verbindung zu Michael nach, die jetzt nur noch ein vertrauter Faden im Hintergrund seines Bewusstseins war. „Er möchte immer noch, dass ich zu ihm komme, obwohl er nichts mehr gesagt hat.“

„Und du willst das nicht?“ Mit leichter Überraschung.

„Ich will immer bei Michael sein“, stellte er ohne zu zögern klar. „Aber vorher scheint sich jemand für mich zu interessieren.“ Er reichte das jetzte leere Glas an den Älteren zurück und wandte sich der Person zu, die sich ihnen näherte.

„Sie sind es tatsächlich, Crawford-san.“ Der Japaner verbeugte sich und anders als bei ihrem ersten Zusammentreffen ohne jede versteckte Beleidigung.

„Guten Abend, Fukako-san“, erwiderte Brad die Verbeugung. „Ich habe Sie ebenfalls nicht hier erwartet.

Das Lächeln war höflich ohne falsch zu sein. „Während Moriyama-san mehr in Europa operiert, habe ich mir meine Vertragspartner in den USA gesucht. Sie sind hier sehr interessiert an unseren Fertigungsverfahren.“

„Ich verstehe.“ Er neigte den Kopf leicht zur Seite, während er sich ganz auf seinen Gesprächspartner einstellte. Und das Interesse, das in seinem Blick aufblitzte, war anders als vorhin bei Mr. Young nicht gespielt. Denn hier hatte er einen Geschäftsmann vor sich, der keine Schattenspiele spielte. „Ihnen ist bewusst, welche Gefahren Ihr System in sich birgt?“

Herr Fukako stutzte kaum merklich, vielleicht hatte er nur seichtes Geplänkel erwartet. Doch der Japaner hatte nichts dagegen, sich in ein ernsthaftes Gespräch verwickeln zu lassen.

Und es blieb nicht bei dieser einen Unterhaltung. Es war wie damals auf dem Silvesterball, immer wieder wurden Neugierige angezogen. Zunächst, weil sie sich über seine Sprachkenntnisse wunderten. Dann, weil sein Name tatsächlich nicht völlig unbekannt war. Und schließlich gab es noch die Leute, die ihn ganz einfach für einen interessanten Gesprächspartner hielten.

Der Vorteil war, dass für Brad keine Langeweile aufkam, doch irgendwann begann sich sein Magen zu beschweren und schließlich entschuldigte er sich, bevor ein Knurren den Unmut zu deutlich machen konnte.

Herr Hoffmann war so vorausschauend wie immer und kam ihm bereits mit einem gefüllten Teller entgegen. „Konntest du dich endlich losreißen?“ Ein amüsiertes Lächeln hing an den Mundwinkeln des Älteren.

Brad ließ sich davon nicht stören. „Sie müssen zugeben, dass der Abend sich interessanter entwickelt als man anfangs vermutet hätte.“ Er musterte den Teller und schnappte sich nach kurzem Überlegen einen Hähnchenspieß.

Das Lächeln verschwand und als Herr Hoffmann antwortete, verstand er die Reaktion. „Ganz abgesehen von der Frage, ob die Gesellschaft intellektuell stimulierend ist oder nicht, würde ich sagen, dass auf gar keinen Fall Langeweile aufkommen dürfte. Wir warten doch immer noch auf irgendetwas, nicht wahr?“

Er neigte zustimmend den Kopf und nahm einen Bissen. Das Essen war gut, wie er feststellen konnte. Automatisch griff er noch nach einem Stück Pastete, die er zwar nicht identifizieren konnte, die ihm aber ebenfalls schmecken würde. Erst nachdem sein erster Heißhunger gestillt war, sagte er wieder etwas. „Machen Sie sich etwa auch Sorgen?“

Der Ältere stieß ein leises Schnauben aus. „Meinst du das ernst?“

Er lächelte unwillkürlich. „Vielleicht nicht.“ Ihm war bewusst, dass er ein wenig zu unbekümmert war, wenn man bedachte, dass er einfach zu wenig wusste. Doch das bedeutete nur, was er auch Michael schon gesagt hatte, sein Talent war der Ansicht, dass letztendlich alles gut ausgehen würde. Der Gedanke an den Älteren ließ ihn unwillkürlich nach Michael Ausschau halten und deswegen sah er Herrn Hoffmanns Lächeln nicht, als der wieder etwas sagte.

„Du könntest jetzt zu ihm zurückkehren. Herr Schneider wäre zweifellos erleichtert. Oder willst du vorher versuchen, auch noch ein Gespräch mit dem Vizepräsidenten zu erhaschen?“

Er hatte Michael entdeckt und ihre Blicke trafen sich für einen Moment über den Raum hinweg, flüchtig nur, aber es war genug, dass sich Wärme in seinem Inneren zusammenrollte. „Ich will nichts von ihm. Er ist nur ein Politiker.“ Ein Lachen sorgte dafür, dass braune Augen sich auf den Mann neben ihm richteten. Herr Hoffmann schien für den Augenblick alle Sorgen vergessen zu haben.

„Bist du das nicht auch in bestimmten Fällen? So wie das Triumvirat und damit auch Herr Schneider?“, wurde er sanft aufgezogen, sobald sich der Ältere seiner vollen Aufmerksamkeit sicher war.

Brad zuckte nachlässig mit den Schultern, griff sich lieber noch etwas zu Essen. „Vielleicht. Aber wir machen keinen Job daraus.“ Er kaute nachdenklich, reagierte dann endlich auf Herrn Hoffmanns ursprüngliche Frage. „Ja, ich möchte zurück zu Michael.“

Dessen Lächeln daraufhin eine ausgesprochen nachsichtige Note gewann.
 

******
 

Graue Augen musterten ihn aufmerksam, doch der Widerwillen, der ihn am Anfang erfasst hatte, meldete sich nicht wieder. Michael hatte inzwischen gelernt, diese Art von Abneigung so schnell wie möglich hinter sich zu lassen, schließlich konnte er niemandem vorwerfen, die gleiche Augenfarbe zu haben wie _diese_ Frau.

Mr. Kensington runzelte flüchtig die Stirn, doch dessen Stimme klang völlig gleichmäßig als dieser schließlich etwas anmerkte. „Gibt es einen Grund, warum Sie den Jungen im Auge behalten?“

Ein Funken von Amüsement blitzte in eisblauen Augen auf. Gibt es einen Grund, warum Sie _mich_ im Auge behalten?, war seine erste – innerliche – Reaktion, doch er sprach die Frage nicht aus. Mr. Kensington hatte recht schnell seine Gesellschaft gesucht und obwohl der andere Mann sich nicht offiziell vorgestellt hatte, war es für ihn nicht weiter schwierig, den Grund dafür herauszufinden. Vielleicht sollte er sich ein wenig beleidigt fühlen, weil der Secret Service sie als potenzielle Bedrohung eingestuft hatte, doch der Mann machte schließlich nur seine Arbeit. Und er war gut genug darin, um zu erkennen, dass die beiden Ex nicht ungefährlich waren. Da Mr. Kensington kein uninteressanter Gesprächspartner war, hatte Michael nichts unternommen, um ihn zu… entmutigen…, am Ende gewann er der ganzen Situation sogar einen gewissen Unterhaltungswert ab.

„Sie meinen Brad?“ Sein Blick huschte wieder kurz zu dem Precog und dieses Mal war da ein kurzer Kontakt, der Wärme mit sich brachte. „Das hat keinen besonderen Grund, es ist einfach eine Angewohnheit“, erwiderte er schließlich und es war nicht einmal – ganz – die Unwahrheit.

„Brad Crawford“, nickte Mr. Kensington verstehend. „Er ging auf Ihre Schule, nicht wahr?“

Er erlaubte sich, eine Augenbraue hochzuziehen. „Sie sind gut informiert.“ Womit wahrscheinlich auch der kleine Empfänger im Ohr des Anderen zu tun hatte.

Der Agent deutete ein Schulterzucken an. „Man redet über seine Erfolge in Japan.“ Eine kurze Pause, bevor ein vollkommen ehrlicher Kommentar folgte. „Ich hatte ihn mir älter vorgestellt.“

Michael lächelte belustigt. „Lassen Sie ihn das bloß nicht hören.“

Nun schien auch der Ältere amüsiert. „Es ist immerhin ein Kompliment, nicht wahr?“

„Ja, vielleicht…“, erwiderte er gedehnt. „Doch es wird ihn nicht daran hindern, es ihnen eventuell übel zu nehmen. Doch wenn sie es ausprobieren wollen, seien Sie mein Gast.“ Er nickte in Brads Richtung. „Es sieht ganz so, als wollte er sich uns anschließen.“ Michael hatte die Worte kaum ausgesprochen, als ein Schuss durch die Unterhaltungen brach und im nächsten Moment fand er sich auf dem Boden wieder, mit Herrn Jung über sich.
 

~TBC~
 

Ich wollte schon immer mal ein bisschen von "Dead Zone" einbauen ^^ In Kürze also der Ausgang, wenn Brad eine Vision hat wie Smith in Dead Zone.

cya, cu ^-^

"Sie sind viel zu paranoid, um ein normaler Gast zu sein"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 190/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Etwas mehr Trubel auf der Party als erwartet… ^^#

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: *lach* In diesem Punkt werden wohl noch ein mehr Leute der gleichen Meinung wie Brad sein ^.~

Tja, das mit der steigende Bekanntheit konnte nicht ausbleiben. In bestimmten Kreisen weiß man, dass Rosenkreuz' Abgänger besonders talentiert sind (wenn auch nicht, wie talentiert genau *gg*) und daher werden die Leute, von denen man weiß, dass sie von dort kommen, besonders im Auge behalten. Ganz davon abgesehen spricht ja Brads Arbeit für sich… ^^
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 190 „Sie sind viel zu paranoid, um ein normaler Gast zu sein“
 

Michael konnte nicht genau sagen, was er in diesem Moment empfand, aber das Gefühl enthielt einen Gutteil an Frustration und Besorgnis. Und es war etwas, das auch nach außen hin abstrahlte, sehr zum Leidwesen von Herrn Jung.

„Bitte, Herr Schneider. Es ist gerade zu gefährlich. Herrn Crawford wird sicher nichts geschehen.“

Er konnte lesen, dass der Ex beinahe überzeugt davon war, auch wenn ein leiser Zweifel blieb. Er biss seine Zähne zusammen, blieb aber weiterhin ruhig liegen.

Es hatte keine weiteren Schüsse gegeben, die Leute waren bereits verschreckt genug und das erste Ziel des Überfalls war erreicht. Sie hatten sich Geiseln geschnappt, die als unmittelbare Schilde herhalten mussten, um die anwesenden Sicherheitskräfte zu Wohlverhalten zu animieren. Aber man musste sich nichts vormachen, letztendlich waren sie alle Geiseln hier.

Seine Mundwinkel zuckten zur Seite, als er ungesehen seine Zähne entblößte, doch das blieb seine einzige Reaktion auf diesen Gedanken. Lieber nutzte er die Energie, die ihn gerade erfüllte, um nach Brad greifen. Und als er ihn fand, legte sich seine Agitation zum Teil.

Der Junge befand sich gerade in derselben Lage wie Michael, im wahrsten Sinne des Wortes, doch anders als er selbst war Brad gar nicht darauf aus, etwas dagegen zu unternehmen.

>Ist es das, worauf du gewartet hast?< Selbst auf der mentalen Ebene fehlte jeder Ausdruck, ansonsten hätte er vielleicht bissig geklungen und das war etwas, was ihm Brad gegenüber nicht passieren würde.

Brad sandte ihm als erstes ein Leuchten zurück, das nichts anderes ein Lächeln war, antwortete dann. >Ja, habe ich.< Und darin lag Gewissheit. Anscheinend hatte dessen Talent beschlossen, den Jüngeren nicht mehr im Dunkeln zu lassen. >Und es geschieht alles so, wie es geschehen soll.<

>Von ganz allein?<

Er bildete sich nicht nur ein, dass mit der Antwort ein Flackern von Belustigung einherging. >Dann müssten wir nicht hier sein, nicht wahr? Nein, wir müssen später dafür sorgen, dass eine Kugel das richtige Ziel findet, aber das wäre auch schon alles.< Brad schwieg einen Moment, fuhr anschließend bedeutend ernster fort. >Das heißt, dass du auch nichts anderes tun darfst, egal, wie sehr du es möchtest.<

Michael atmete tief durch und schaffte es schließlich, sich ganz zu entspannen. >Nur eine Kugel, hm? Die soll nicht zufällig Mr. Young treffen?<

>Genau das. Alle Probleme sind damit gelöst, ohne dass wir eingreifen mussten. Oder zumindest fast nicht.< Brad umarmte ihn innerlich, was nur dafür sorgte, dass er ihn auch auf der sehr realen Ebene in seinen Armen haben wollte.

Er verdrängte den Wunsch, konzentrierte sich stattdessen auf das, was nicht nur Brads Worte sondern auch die dahinter liegenden Bilder vermittelten. Er verstand, auch wenn es ihm nicht besonders gefiel. >Gut, aber wenn ich auch nur das geringste Anzeichen bemerke, dass etwas schiefläuft, werde ich eingreifen. Und mir ist es egal, ob es dann ein paar unerklärliche Todesfälle gibt.<

Brad kam nicht dazu darauf zu antworten, denn in diesem Moment tönte eine Ansage durch den Saal, zerbrach klirrend die panikerfüllte Stille, die sich nach den Schüssen ausgebreitet hatte.

„Ich bitte um Ihre Aufmerksamkeit. Bitte verzeihen Sie die Störung, aber wenn sich jeder so verhält, wie er soll, werden wir Sie bald wieder verlassen. In der Zwischenzeit rührt sich keiner ohne unsere Erlaubnis vom Platz. Wir wollen nur eine Person und sobald wir sie haben, können Sie alle weiter Ihrem vergnüglichen Abend nachgehen. Natürlich können Sie es sich bis dahin so bequem wie möglich machen.“ Die Stimme war vollkommen ruhig, beinahe kultiviert, ein deutliches Zeichen, dass man den Sprecher besser nicht unterschätzen sollte.

Am Ende dieser Durchsage herrschte für einige lange Sekunden wieder Stille, dann gab es ein paar Wagemutige, die den Worten genug vertrauten, um sich langsam aufzurichten. Und als ihnen nichts passierte, folgte nach und nach auch der Rest.

Herr Jung wartete ab, bis seiner Meinung nach ausreichend Deckung durch sie umgebende Personen bestand, bevor der Ex sich ebenfalls aufsetzte und Michael so seine Bewegungsfreiheit wiedergab. Eine Hand blieb allerdings auf seiner Schulter ruhen und deutete damit an, dass er besser noch nicht aufstehen sollte.

Er beschloss, darauf zu hören und Mr. Kensington war nicht minder vorsichtig, wie ihm ein Blick in dessen Richtung verriet. Ein Lächeln flog unwillkürlich über sein Gesicht. „Jetzt sitzen Sie hier fest, statt sich um Ihre eigentliche Aufgabe kümmern zu können“, merkte er leise an.

Die Miene des Anderen erstarrte für einen Sekundenbruchteil, bevor er mit einem etwas schiefen Lächeln reagierte. „Ich habe mir wohl die falschen herausgepickt“, wurde zugegeben. Der Mann versuchte nicht einmal, sich dumm zu stellen, jetzt da er wusste, dass er durchschaut worden war.

Er zuckte leicht mit den Schultern. „Sie konnten schließlich nicht ahnen, dass so etwas passieren würde.“ Seine Handbewegung schloss den gesamten Raum ein – und damit auch die bewaffneten Männer, die alle mit Argusaugen beobachteten. „Dennoch will ich hoffen, dass der Rest Ihrer Leute für eine schnelle Lösung des Problems sorgt.“ Seine Stimme geriet in eine kühlere Tonlage, als er weitersprach. „Wobei es mir persönlich auch relativ egal sein kann, wenn sie sich besonders dumm anstellen und die Männer hier ihr Vorhaben rasch abschließen. Es würde auf dasselbe hinauslaufen.“

„Ich… denke, ich kann Ihre Einstellung auf gewisse Weise nachvollziehen“, wurde erwidert, sobald Mr. Kensington seine erste Überraschung verarbeitet hatte. „Aber befürchten Sie nicht, dass das vorhin eine Lüge war?“

„Es klang nicht danach, nicht wahr? Und ich konnte schon immer gut einschätzen, ob andere die Wahrheit sagen.“

Von Herrn Jung blitzte Belustigung zu ihm herüber, da dieser wusste, wie wahr diese Worte waren. Doch auf der Miene des Ex zeichnete sich nichts davon ab. Dazu war Herr Jung zu professionell.

Michael nickte in Richtung von Mr. Kensingtons Ohr. „Was denken Ihre Leute, sagt er die Wahrheit?“ Er erhielt ein widerwilliges Nicken, was Michael zum Anlass nahm, wieder zu lächeln. Den Agenten ein wenig zu ärgern hielt ihn wenigstens davon ob, zu sehr über die Entfernung zwischen sich und Brad nachzudenken. Eisblaue Augen ließen von dem anderen Mann ab und stattdessen ließ er seinen Blick durch den Saal schweifen. Der erste Schock schien sich gelegt zu haben, die Gäste sprachen leise miteinander. Und immer wieder erfolgten versteckte Seitenblicke zu den bewaffneten Männern hin. Er beschloss, dass es an der Zeit war aufzustehen, womit er nicht zu den letzten gehörte, aber auf jeden Fall zu den weniger Mutigen. Er tauschte ein Nicken mit Frau Jäger aus, die sich wie von dem geheimnisvollen Sprecher befohlen nicht vom Fleck gerührt hatte, das aber nicht zum Anlass nahm, weniger wachsam zu sein. Und dann seufzte er leise. Das konnte noch ein langer Abend werden.

Da er nichts Besseres zu tun hatte, verfiel er wieder in eine unverfängliche Unterhaltung mit dem Agenten, was die Zeit aber nicht wesentlich schneller vergehen zu lassen schien. Irgendwann stellte er deswegen eine Frage, die nicht ganz so unverfänglich war. „Ich hätte gedacht, dass sich allmählich eine Lösung abzeichnet, egal in welche Richtung. Konnten Sie ihn immer noch nicht in Sicherheit bringen?“

Mr. Kensington reagierte zunächst mit Misstrauen, schüttelte dann den Kopf, als er sich klarmachte, dass Michael nichts mit den Männern zu tun hatte. „Sie konnten sich in einen Raum zurückziehen, der sich gut verteidigen lässt. Allerdings handelt es sich auch um eine Sackgasse.“

„Und es gibt keine Verstärkung von draußen?“

Das brachte ihm ein leises Schnauben ein. „Oh, sie sind natürlich da. Doch hier sind zu viele wichtige Geiseln, um sie so einfach gefährden zu können. Nicht einmal für den Vizepräsidenten machen sie das.“

„Das ist beruhigend zu hören. Auch wenn es jetzt nicht nur ein langer Abend, sondern auch eine lange Nacht zu werden scheint. Ich bin ein wenig überrascht, dass bisher keine Geiseln getötet wurden, um den Mann dazu zu überreden, herauszukommen.“

„Ja, das ist ein wenig seltsam…“ Die Worte kamen beinahe unbewusst. „Man könnte fast meinen, dass wer auch immer hinter dem Vize her ist, so etwas wie ein Gewissen hat.“

Michael zog eine Augenbraue hoch. „Ich hoffe, niemand verlässt sich auf diese Schlussfolgerung und versucht irgendwelche Dummheiten. Spätestens dann wäre es mit dem Gewissen zweifellos vorbei.“

Dem gab es nichts mehr hinzuzufügen und nicht ohne eine gewisse Erleichterung wandten sie sich dem Essen zu, das bis zu ihnen vorgedrungen war. Es war ihnen zwar immer noch nicht erlaubt, sich frei zu bewegen, aber die Bewaffneten verhinderten nicht die Weitergabe der gefüllten Teller und Gläser. Und so wie viele andere auch hatte er sich wieder auf den Boden gesetzt, diesmal aber nicht aus einem Zwang heraus, sondern aus Gründen der – etwas zweifelhaften – Bequemlichkeit.

Nachdem er seinen Teller geleert hatte, hielt er wieder nach Brad Ausschau. Natürlich war es nicht schwer, ihn wiederzufinden, aber dieser Gedanke trug nicht viel Trost in sich. Zumindest war der Junge ebenfalls mit Essen versorgt und befand sich in der Gesellschaft von Herrn Hoffmann. Der Ältere würde schon auf ihn aufpassen.

Brad wandte auf einmal den Kopf und der Blick brauner Augen fand den eisblauer. Ein Lächeln blitzte auf, bevor Brad die Hand hob um seinen Mund zu bedecken und zu gähnen. Da war wohl jemand müde…

Belustigung zog an seinen Mundwinkeln, doch er musste zugeben, dass er ebenfalls nichts gegen ein Bett einzuwenden hätte.

Brad machte sich nicht viele Umstände, sondern fand schnell eine Lösung. Er konnte sehen, wie der Jüngere kurz etwas zu Herrn Hoffmann sagte, der gleich darauf sein Jackett auszog, zusammenfaltete und auf den Schoss legte. Um dann als Kissen zu dienen.

Mr. Kensington hatte mitbekommen, wo seine Aufmerksamkeit weilte, schüttelte nun ein wenig ungläubig den Kopf. „Der Junge hat wirklich die Ruhe weg. Sich in so einer Situation einfach schlafen zu legen…“

„Es ist nicht unklug. So bewahrt er seine Kräfte für den Moment auf, wenn er sie wirklich braucht.“ Aber so logisch das klang, er musste vor sich selbst zugeben, dass es ihm nicht gelingen würde, die Augen zu schließen. Auch wenn so die Zeit vielleicht etwas schneller vergangen wäre. Denn die Nacht erwies sich wie geahnt als sehr lang.

Nach und nach gab es mehr Leute, die sich nicht wachhalten konnten, doch er hatte genug Training, um keine großen Schwierigkeiten zu gekommen. Genauso war es mit Herrn Jung und Frau Jäger, die unverändert wachsam blieben.

Es war gegen drei Uhr, als wieder Schüsse zu hören waren und alle aus dem Schlaf rissen, die bisher welchen gefunden hatten. Michael wurde davon nicht überrascht, er wusste bereits, dass die Einsatzkräfte trotz der Aussage von Mr. Kensington einen Versuch gestartet hatten, die Lage unter Kontrolle zu bringen. Und ihnen blieb auch nicht viel anderes übrig. Die Geiselnehmer hatten anscheinend keinen Kontakt aufgenommen, man wusste nicht, ob es Tote oder Verletzte gab, und gerade weil sich hier drinnen so viele wichtige Leute befanden, gab es draußen den entsprechenden Druck, endlich etwas zu unternehmen.

Die sich diesmal ausbreitende Panik schien sich nicht wieder legen zu wollen. Während die einen versuchten, Schutz möglichst nahe der Wand zu finden, drängten sich andere zu den einen Ausweg versprechenden Türen, die im Moment nicht bewacht waren, da die Bewaffneten anderweitig beschäftigt waren.

Die Situation war allerdings keine, die bei Michael Panik auslösen konnte. Da war nur ein kleines Aufblitzen, weil er Brad buchstäblich verloren hatte. Aus den Augen sowieso, aber die Vielzahl von Einflüssen auf der mentalen Ebene machten eine Ortung im Moment auch auf diesem Wege unmöglich.

Die beiden Ex hielten es mit denjenigen, die zum Rande des Raums wollten und ebneten ihm den Weg, eine Tatsache, die auch Mr. Kensington ausnutzte. Bei den Türen hatte man gerade sowieso keine Chance, die anstürmende Menge wirkte wie ein Propf und es würde ihn nicht wundern, wenn es dadurch zum Schluss mehr Verletzte geben würde als durch die Geiselnehmer.

Sie hatten ihr Ziel kaum erreicht, als sich plötzlich jemand gegen seine Seite drückte, etwas, dass nicht einmal Herrn Jung oder Frau Jäger aufgefallen war. Doch das war ihm jetzt egal, er würde sie deswegen nicht rügen. Immerhin war es gar nicht so einfach, Brad zu schlagen. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.

„Da bist du ja wieder.“

Brad schenkte ihm einen unbekümmerten Blick, begleitet von einem zufriedenen Lächeln. „Ich habe die Gelegenheit zu nutzen gewusst. Es hat einen Moment länger gedauert, da ich auch Herrn Hoffmann mit rüberbringen musste.“

„Und ich bin ausgesprochen dankbar dafür“, merkte der ältere Mann trocken an.

Mr. Kensington musterte Brad mit gut verborgener Neugier, aber nicht gut genug verborgen, um Michael zu entgehen. Und dem Jungen damit auch nicht.

„Brad Crawford“, stellte dieser sich vor, musterte seinerseit den Agenten. Dann wurde der Kopf zur Seite geneigt. „Sie haben Ihre Waffe nicht dabei?“

Der Andere schüttelte langsam den Kopf, holte dann die Vorstellung nach, bevor eine etwas entnervte Frage gestellt wurde. „Was verrät mich eigentlich?“

Das brachte ihm eine hochgezogene Augenbraue ein. „Sie meinen neben der Tatsache, dass sie einen Empfänger im Ohr haben?“ Mit einem feinen Lächeln. „Es ist ihre Haltung. Sie sind viel zu paranoid, um ein normaler Gast zu sein.“

Mr. Kensington lachte etwas tonlos. „Das hat mir wirklich noch niemand vorgeworfen. Und dieses Gerät“, er tippte gegen sein Ohr, „ist so gut wie unsichtbar.“

Brad zuckte nur mit den Schultern. „Nicht unsichtbar genug.“ Dann richteten sich die braunen Augen abrupt auf jemanden hinter dem Mann, der auch Michaels Aufmerksamkeit nicht entgangen war. Weswegen er die Hand hob um die beiden Ex zurückzuhalten, während Brad etwas sagte. „Ich denke, da kommt Ihre Verstärkung.“
 

~TBC~
 

So, das Ziel der Bewaffneten sollte jetzt klar sein. Aber viel mehr wird es leider nicht zu erfahren geben. Brad und die anderen werden sich nämlich nicht weiter in die Ereignisse einmischen, als es ihrem eigenen Ziel dient. ^^#

cya, cu ^-^

"Das hier ist ja schlimmer als in einem schlechten Actionfilm"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 191/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Das Ende einer langen Nacht ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Ich glaube, Michael sieht das mit dem Untenliegen ein bisschen anders – jedenfalls in dieser Situation *grins*

Brad wusste dank seines Talents, dass er eine Weile rein gar nichts tun konnte. Obwohl ich zugeben muss, dass er sich nur ausgeruht und nicht richtig geschlafen hat ^.~

Übrigens ist lächerlich machen so ein hartes Wort… Auch wenn er tatsächlich mit der Arbeit des Einsatzteams im heutigen Teil nicht so ganz zufrieden ist und ihnen zeigt, wie man es etwas besser hinbekommt.
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 191 „Das hier ist ja schlimmer als in einem schlechten Actionfilm“
 

„Kensington, wie angenehm, dass ich mich mal revanchieren kann.“ Der Sprecher war groß und dunkelhäutig, viel mehr konnte man unter dessen Uniform nicht ausmachen. „Ich denke, wir sollten uns schleunigst aus dem Staub machen. Meine Männer werden sich um Ihren Schützling kümmern.“

Mr. Kensington lächelte ein wenig angespannt. „Ich hoffe, sie hinterlassen nicht zu viele Kollateralschäden.“ Die Bemerkung war kaum mehr als ein Flüstern, was Michael natürlich nicht davon abhielt, sie trotzdem zu verstehen. Laut wurde etwas anderes gesagt. „Ich werde es als erhaltenen Gefallen verbuchen.“

Der andere Mann schien belustigt, war aber zu sehr auf seinen Job konzentriert, um zu lachen. Es folgte eine Kopfbewegung in Richtung ihrer Gruppe. „Was ist mit ihnen?“

Graue Augen begegnetem seinem Blick, doch ihr Ausdruck war unlesbar. Und da sich Mr. Kensington nicht einmal in seinem eigenen Kopf sicher war, was er eigentlich von ihnen halten sollte, konnte ihm auch Michaels Talent gerade nicht helfen, den Blick zu deuten. Also hielt er einfach nur ungerührt der bohrenden Aufmerksamkeit stand, bis der Agent antwortete. „Es wäre wohl besser, wenn wir sie ebenfalls in Sicherheit bringen.“

Der Andere verstand sichtlich nicht, wie Mr. Kensington zu dieser Einschätzung gelangt war, wurde aber durch Brads amüsiertes Lächeln abgelenkt. Der Blick des Schwarzen verengte sich. „Dann nehmen wir sie mit. Und du Junge, mach keine Dummheiten.“

„Das würde mir niemals einfallen, Mr.-“ Das Englisch enthielt kaum einen Akzent.

Ein Lächeln voller weißer Zähne. „White.“

„Natürlich ist das Ihr Name…“ Dieses Mal auf Deutsch.

Herr Jung konnte das Schnauben nicht ganz zurückhalten und Michael spürte, wie auch seine Mundwinkel flüchtig zuckten.

Beide taten so, als hätten sie nichts davon mitbekommen. „Dann zeigen Sie uns mal den Weg, wir werden Ihnen zu folgen wissen.“ Brad begleitete diese Aussage mit einer entsprechenden Geste der rechten Hand.

Mr. White fühlte sich eindeutig nicht ernstgenommen, beschloss aber, sich nicht auf einen Streit mit einem halben Kind einzulassen. Also wandte er sich einfach um und sammelte seine Männer, um dann die Führung zu übernehmen.

Brad kehrte an Michaels Seite zurück. „Es wird Widerstand geben“, wurde ihm leise mitgeteilt. „Das ist der richtige Moment, um eine Kugel ihr Ziel finden zu lassen.“

Er ließ seine Hand für ein paar Atemzüge im Nacken des Jüngeren ruhen. „Ich werde mich darum kümmern“, versprach er ihm ebenso leise. „Und du sorgst dafür, dass wir sicher hier rauskommen und die Einsatzkräfte uns in ihrem Eifer nicht in einen Schusswechsel führen.“

Die braunen Augen schweiften über den Raum hinweg, nahmen gleichzeitig den Weg wahr, den sie gehen würden und was genau für Hindernisse sich dabei ergeben würden. Energie flammte auf, dann verzog der Junge kurz das Gesicht. „Ja, ich werde dafür sorgen.“

Er zog eine Augenbraue hoch. „Probleme?“

„Eher Inkompetenz.“ In einem abfälligen Tonfall.

Und das war eine gewisse Beruhigung. Unwillkürlich lächelte er und dann wurde es Zeit, sich auf den Weg nach draußen zu machen.

Sie kamen nicht sehr weit, bevor die Geiselnehmer Anstoß an der Situation nahmen. Gegen die fliehenden Gäste hatten sie nichts unternommen, aber die Einsatzgruppe sahen sie wohl als legitimes Ziel an. Es war schon ein Wunder, dass die ohne größere Hindernisse bis zu Mr. Kensington vorgedrungen war.

Kaum dass der Schusswechsel startete, fand sich Michael mal wieder am Boden wieder, nur dass er dieses Mal Brad an seiner Seite hatte, der durch Frau Jäger geschützt wurde. Wobei die große Säule, die ihnen als Deckung diente, wahrscheinlich am interessantesten für alle Beteiligten war.

Der Schusswechsel schien sich nicht legen zu wollen, also zuckte er innerlich mit den Schultern und machte sich an seine eigentliche Aufgabe, im Vertrauen darauf, dass Brad ihn bei Bedarf zurückholen würde. Er tauschte vorher einen schnellen Blick mit dem Jungen aus, der sein Einverständnis mit einem knappen Nicken bekundete.

Suchend griff er nach draußen, fand weitere Einsatzgruppen vor. Ein Teil beschäftigte sich damit, die Gäste in Sicherheit zu bringen, aber da war auch die Gruppe, die sich gerade zu dem Raum vorkämpfte, in dem sich der Vizepräsident befand. Michael behielt sie auf seinem Radar, während er ihre Position in Relation zu Mr. Young bestimmte. Es hätte in einem solchen Chaos selbst für ihn sehr schwer werden können, aber da er schon eine Weile gewusst hatte, welche Aufgabe noch auf ihn zukam, hatte er den Senatskandidaten nie ganz aus den Augen verloren. Das Glück schlug sich auf seine Seite, ganz wie Brad es vorausgesehen hatte. Da war einer der Entführer, der den Vorposten spielte und die Einsatzkräfte nahen sah. Der Mann blieb vollkommen ruhig, etwas, worüber Michael sich vielleicht gewundert hätte, wenn er nicht so viel zu tun gehabt hätte, so aber würde es einfach nur besonders leicht sein, ihm den mentalen Stoß in die richtige Richtung zu geben. Gerade weil der andere Mann so konzentriert war, gab es nicht den gewohnten Sumpf undisziplinierter Gedanken, durch den er sich durchkämpfen müsste. Er verschob lediglich die Wahrnehmung etwas und schon traf die Kugel nicht das ursprüngliche Ziel, sondern flog daran vorbei und bohrte sich in den Hinterkopf von Mr. Young, ohne dass der Schütze überhaupt etwas davon mitbekam.

Michael sprang weiter, zu den Leuten, die den Senatskandidaten gerade im Blickfeld hatten und vergewisserte sich so, dass es für den Mann keine Hilfe mehr geben würde, kehrte dann in seinen eigenen Kopf zurück.

Gleichzeitig war da eine Hand, die sich um sein Handgelenk schloss, ihn erdete und ganz von den Überresten seines mentalen Ausflugs befreite. Er atmete aus, als sich Brads vertraute Präsenz um ihn schloss, ihn einhüllte, wie in einen Mantel. Und für einen Moment ließ er sie einfach nur auf sich einwirken, bevor eisblaue Augen geöffnet wurden und er unmittelbar Brads Blick begegnete.

Der Precog wirkte leicht abwesend und war gleichzeitig ganz da, ein Eindruck, der ihn kurz zwinkern ließ, bevor er das mentale Bild von der rein physischen Ebene trennte. Ein Lächeln zog ohne sein bewusstes Zutun an seinen Mundwinkeln und als Brad es erwiderte, wusste er, dass der Junge jetzt auch geistig wieder völlig bei ihm war.

„Vertraust du meiner Arbeit nicht mehr?“, fragte er leise.

Das Lächeln wurde ausdrucksvoller. „Natürlich tue ich das. Du solltest dir also solche Unterstellungen sparen. Ich habe nur überlegt, wie lange wir hier noch warten und zusehen sollen, wie beide Seiten ihre Munition verschwenden. Das hier ist ja schlimmer als in einem schlechten Actionfilm.“ Anders als Michael sprach Brad nicht leise und so blieb es nicht aus, dass er gehört wurde.

Mr. Kensington musterte den Jungen. „Solltest du nicht etwas mehr Respekt zeigen?“

Brads Reaktion bestand in einer hochgezogenen Augenbraue. „Den müssen sie sich erst verdienen.“ Sein Kopf bewegte sich um ein paar Zentimeter zur Seite und Michael blieb beinahe das Herz stehen, als eine Sekunde später ein Querschläger dort vorbeizischte, wo sich eben noch Brads Gesicht befunden hatte.

Der Amerikaner war ebenfalls blass geworden, vergaß völlig, was er hatte sagen wollen, und dessen Hand verkrampfte sich um die Waffe, die ihm vorhin ausgehändigt worden war. Mr. Kensington war nur noch nicht dazu gekommen, sie zu benutzen, das Einsatzteam schien ein wenig unwillig, ihm ein freies Sichtfeld zu gestatten, weil das gleichzeitig die Gefahr bedeutete, seinerseits gesehen zu werden. Und anders als diese Männer trug Mr. Kensington keine Schutzweste.

Braune Augen folgten der Bewegung und obwohl Michael wusste, was Brad als nächstes tun würde, hinderte er ihn nicht daran. Immerhin war ihm eben vor Augen geführt worden, dass sie auch in ihrer Deckung nicht sicher waren.

Brad gab Herrn Jung ein Zeichen, der problemlos verstand. Der Pyro konzentrierte sich für einen Moment und die Waffe erhitzte sich. Nichts, was ihre Funktionsfähigkeit einschränken würde, das wäre kontraproduktiv gewesen, doch ausreichend, damit Mr. Kensington sie überrascht losließ.

Brad griff schneller danach, als irgendjemand hätte reagieren können und der Protest des Agenten erstarb, als der Junge mit einer absolut geschmeidigen Geste anlegte und schoss.

Michael musste beinahe lächeln, als er das sah. Seit seinen ersten Schießversuchen auf Rosenkreuz war Brad eindeutig besser geworden und er schien damals schon nahe an der Perfektion zu sein. Und so überraschte es weder ihn noch die Ex, als jede Kugel ihr Ziel fand.

Es dauerte noch ein paar Sekunden, bevor das Einsatzteam registrierte, dass die noch verbleibenden Gegner plötzlich keine mehr waren, doch dann senkten sie die Waffen und damit war da endlich etwas Stille, die ihnen in Kontrast zu dem Lärm zuvor regelrecht in den Ohren zu klingen schien.

Der Jüngere kümmerte sich nicht um die Blicke, die plötzlich auf ihm ruhten, warf Mr. Kensington die Waffe zu, der sie automatisch auffing. „Jetzt können wir wohl endlich gehen.“ Und da die meisten Leute es inzwischen aus dem Saal geschafft hatten, immerhin waren die Entführer ausreichend abgelenkt gewesen, setzte er sich einfach in Richtung Tür in Bewegung. Und er konnte es sich nicht verkneifen, im Vorbeigehen noch einen Kommentar loszuwerden. „Sie sollten vor ihrem nächsten Einsatz mehr Zeit auf dem Schießstand verbringen.“ Brad hatte noch nie besonders viel Geduld für Unfähigkeit aufgebracht.

Dieses Mal lächelte Michael wirklich, denn auch wenn er das Gesicht des dunkelhäutigen Amerikaners nicht sehen konnte, so konnte er problemlos dessen Gedanken verfolgen. Und der fühlte sich ein wenig in seinem Stolz verletzt, vor allem, da Brads Worte in erster Linie an ihn gerichtet waren. Was für Michael vollkommen verständlich war, der Mann trug immerhin als Team-Leader die Verantwortung. Doch dieses Verständnis schien nicht jeder zu haben.

Mr. Kensington schüttelte fassungslos den Kopf. „So etwas habe ich noch nie gesehen. Und die anderen wohl auch nicht. Ansonsten hätten sie dafür gesorgt, dass er nicht so abfällig zu ihm spricht.“

Ohne sein Talent wäre es Michael gewesen, der diesmal nicht verstand. So aber neigte er nur den Kopf ein wenig zur Seite, unbewusst eine Geste von Brad spiegelnd. „Sie halten es für Diskriminierung wegen seiner Hautfarbe, dass der Junge ausgerechnet ihn ausgesucht hat? So etwas würde Brad niemals tun, schließlich ist es lächerlich.“

Die Augen des anderen Mannes weiteten sich, während Michael ruhig weitersprach.

„Wenn Brad diskrimiert, falls man es überhaupt so bezeichnen kann, dann gegen Inkompetenz.“

Herr Jung nickte zu diesen Worten, es war für ihn genauso selbstverständlich wie für Michael, Frau Jäger hingegen war ebenso wie Herr Hoffmann bereits Brad gefolgt. „Wir sollten jetzt ebenfalls gehen, Herr Schneider“, meinte der Ex dann.

Ein Vorschlag, gegen den er naturgemäß nichts einzuwenden hatte. Er schenkte dem anderen Mann ein höfliches Lächeln. „Es war interessant, Ihre Bekanntschaft zu machen, Mr. Kensington. Und vielen Dank für Ihre Hilfe dabei, hier heil herauszukommen.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, wandte er sich anschließend zum Gehen. Und dank seines Talents kam niemand auf die Idee, ihn aufzuhalten, um neugierige Fragen zu stellen. Genauso wenig wie Mr. Kensington während ihrer Gespräche auf die Idee gekommen war, dass er eigentlich etwas zu viel über sich preisgab – fehlleitende Antworten hin oder her.

Brad empfing ihn vor dem Saal, wo die Einsatzkräfte ebenfalls die Oberhand gewonnen hatten und die letzten Gäste nach draußen geleiteten. „Da bist du ja endlich. Ich dachte schon, du willst hier übernachten.“

Er streckte eine Hand aus und wuschelte durch die schwarzen Haare, ohne dass der Jüngere ausgewichen wäre. „Ich denke, du hattest eher diesen Eindruck vermittelt als ich.“

„Nicht witzig“, murmelte Brad, beugte sich dann flüchtig vor, um ihn zu küssen. „Und jetzt komm.“

„Natürlich“, gab er ebenso leise zurück. Seine Hand ruhte in Brads Kreuz, als sie nach draußen traten.

Sie atmeten wohl alle tief durch, als die frische, kühle Nachtluft sie umgab und er konnte regelrecht zusehen, wie Brad neue Energie gewann. Was ihm gleich darauf mit einem ausgesprochen munteren Lächeln bewiesen wurde.

„Sag mal, hat sich der ganze Überfall eigentlich für den Initiator gelohnt?“

Irgendwie begann sich Belustigung bei Brads non-chalanter Frage in ihm zu rühren. „Du willst wissen, ob der Vize getötet wurde? Hm, nein. Die Einsatzkräfte kamen noch rechtzeitig zu seiner Unterstützung. Doch ich kann dir immerhin mitteilen, dass sich der Kopf der Bande rechtzeitig abgesetzt hat. Er wird also noch andere Chancen haben.“

Herr Hoffmann schien über seine Wortwahl etwas verwundert und warf eine Frage ein, bevor Brad reagieren konnte. „Du hast ihm doch nicht etwa Erfolg gewünscht?“

Der Jüngere lehnte sich ein wenig mehr gegen ihn, als er den Kopf zu Herrn Hoffmann wandte. „Sie klingen so entsetzt“, lachte er dann. „Ich muss zugeben, dass ich ihm zumindest keinen Misserfolg gewünscht habe. Immerhin hat er sich ausgesprochen zivil gegenüber den anderen Gästen verhalten. Und uns die Chance gegeben, uns unbemerkt um unser eigenes Problem zu kümmern.“

Der ältere Mann antwortete nicht gleich, weswegen Michael sich in Richtung ihrer Limousine in Bewegung setzte. Immerhin war es schon längst Zeit, zurück ins Hotel zu kommen, auch wenn Brad das gerade wieder vergessen zu haben schien.

Herr Hoffmann schien sich wieder gefasst zu haben. „Das ist auch eine Sichtweise. Und ich sollte wirklich nicht überrascht sein, so etwas von dir zu hören“, wurde ausgesprochen trocken zu Brad gesagt.

Der lächelte immer noch. „Man muss natürlich bedenken, welche Nachwirkungen sein Tod haben würde. Aber es ist ja nur der Vize, die USA würden es schon überstehen. Der eine oder andere Schock hat noch niemandem geschadet.“

„Du bist wirklich unmöglich“, wurde daraufhin nur erwidert.

Und Brad schien zufrieden mit dieser Feststellung.
 

~TBC~
 

Natürlich ist das Einsatzteam nicht inkompetent, Brad vergisst ganz einfach, dass er bei Talentlosen andere Maßstäbe ansetzen müsste…

cya, cu ^-^

"Sie müssen wissen, dass ich es mir nicht zur Gewohnheit mache, Talentlose nach Rosenkreuz zu entführen"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 192/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Brad schmiedet schon wieder neue Pläne, aber dieses Mal wenigstens nichts Gefährliches ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: In diesem Punkt wird sich Brad wirklich nicht ändern. Er verlangt von allen die gleiche Perfektion, zu der er fähig ist, und ignoriert dabei, dass er einen großen Vorteil hat ^^#

Hm, die Kugel hatte sie natürlich aufgerüttelt, wobei Brad am wenigsten beeindruckt war. Aber zumindest Michael besitzt in solchen Situationen genug Vernunft für beide ^^ Übrigens ist Herr Hoffmann tatsächlich am stärksten betroffen, auch wenn er alles gut überstanden hat - zum Glück für ihn kann Michaels Talent in solchen Situationen hilfreich sein… (und ja, natürlich passt Brad auf Herr Hoffmann auf ^.~).
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 192 „Sie müssen wissen, dass ich es mir nicht zur Gewohnheit mache, Talentlose nach Rosenkreuz zu entführen“
 

Der Energieschub schien Brad zu verlassen, kaum dass sie im Wagen Platz nahmen. Oder der Junge suchte einfach nur einen Grund, um den Kopf auf Michaels Schulter zu betten. Nicht, dass er normalerweise eine Entschuldigung dafür benötigte.

Er lächelte in sich hinein, während sein Talent einen sanften Strom in den Jüngeren schickte. Die Rückkopplung verriet ihm, dass Brad tatsächlich erschöpft war und die Wärme, die mit seinem Talent einherging, sorgte dafür, dass Brad nur noch ein bisschen mehr in sich zusammensackte.

Finger schlossen sich um den Stoff seiner Weste, nur für einen Moment, bevor der Junge sich dafür entschied, lieber seine Finger zu spreizen, so dass sich ein warmer Handabdruck in seinen Bauch zu brennen schien.

Michael zögerte nur kurz, bevor er seine eigene Hand darüber legte, ihre Finger leicht verschränkend. Das schien Brad zu genügen, der wenige Minuten später einschlief. Erst danach konzentrierte er sich auf Herrn Hoffmann, der bereits sein Notebook aus dem Fach geholt hatte, in dem es auf der Hinfahrt verstaut worden war. „Ihr Bericht fällt jetzt umfangreicher als erwartet aus, hm?“

Der ältere Mann blickte vom Bildschirm auf und schenkte ihm ein schiefes Lächeln. „Nun, wir waren ja vorgewarnt gewesen, nicht wahr? Aber ich hatte natürlich darauf gehofft, nur ein kurzes Protokoll über die Gespräche anfertigen zu müssen, die Brad geführt hat…“ Die Worte versandeten irgendwo zwischen ihnen, als Herrn Hoffmann die Erinnerungen an den heutigen Abend durch den Kopf schossen, begleitet von Emotionen, die von so etwas wie nachträglicher Panik zeugten.

Und ihm wurde bewusst, dass Herr Hoffmann nicht ihr Training hatte. Auch wenn der Ältere während der Vorfälle an sich ruhig geblieben war, so setzten jetzt seine Nerven ein, als er begann, das Geschehene wirklich zu verarbeiten. Ohne lange zu überlegen beugte er sich ein Stück vor, darauf bedacht, Brad dabei nicht zu stören.

Die Bewegung fing Herrn Hoffmanns Aufmerksamkeit ein und einladend streckte er ihm seine freie Hand hin. Ein Angebot, das auch der Ältere als Talentloser verstand.

Michael würde es sich nicht herausnehmen, sein Talent ohne Erlaubnis einzusetzen, nicht in einem solchen Fall. Doch als Herr Hoffmann seine Hand ergriff, hatte er dessen Einwilligung, so dass er sein Talent besänftigend durch ihn schicken konnte. Er nahm ihm nicht die Erinnerung, doch er nahm ihr die scharfen Kanten.

Anschließend atmete Herr Hoffmann erleichtert durch, um dann seine Arbeit mit mehr Elan fortzusetzen.

Stille senkte sich über sie, die nur noch durch das leise Tippen durchbrochen wurde. Die beiden Ex hatten sich zurückgelehnt und die Augen geschlossen, doch anders als Brad erlaubten sie sich noch nicht zu schlafen.

Erst kurz vor ihrem Ziel ergriff Michael wieder das Wort. „Ich weiß, dass es schon spät – oder eher sehr früh – ist. Aber ich möchte Sie bitten, dass Sie den Bericht noch vor dem Schlafengehen ans Büro schicken. So sind sie vorbereitet, falls es Nachfragen gibt. Und bitten Sie darum, dass die entsprechenden Talente vorgehalten werden, falls sie jemanden persönlich vorbeischicken. Auf diese Weise können wir herausfinden, welche Story sie zu hören erwarten.“ Er schloss seine Ausführungen mit einem schmalen Lächeln ab.

Herr Hoffmann neigte mit leichter Belustigung den Kopf. „Wie Sie wünschen, Herr Schneider.“

Sie erreichten das Hotel und Michael wandte sich Brad zu, während Herr Jung bereits ausstieg und wie gewohnt die Umgebung sicherte. Der Junge rührte sich nicht und er wollte seine Ruhe nicht stören, doch ihm blieb nichts anderes übrig. Schließlich war Brad nun wirklich nicht mehr klein genug, um noch auf den Arm genommen werden zu können. Also sandte er sein Talent aus, weckte ihn sanfter als es jede physische Berührung hätte tun können.

Braune Augen wurden langsam geöffnet und ihre Finger verschränkten sich in einer ersten Reaktion enger, wo sie immer noch über seinem Bauch lagen. Schließlich konnte Brad seine Umgebung einordnen und dann wurde Michael mit einem müden Blinzeln angesehen.

„Wir sind da, ja?“

„Hm, und gleich wirst du um einiges bequemer schlafen können.“ Er lächelte und Brad lächelte langsam zurück.

„Im Moment finde ich es hier bequem genug, aber ich weiß, dass das nach ein paar Stunden anders aussehen würde…“ Nach diesen Worten kam Bewegung in den Jüngeren, ihre Hände lösten sich, wenn auch nur widerwillig, und stattdessen griff Brad nach Herrn Hoffmanns Hand, der inzwischen ebenfalls ausgestiegen war.

Mit dieser Unterstützung gelang es dem Jungen ohne Unfälle auf die Beine zu kommen und die frische Luft sorgte dafür, dass er etwas munterer wurde.

Michael erhielt einen beinahe ungeduldigen Blick zugeworfen, die stumme Aufforderung darin ließ Amüsement in eisblauen Augen aufblitzen, bevor er sich beeilte Brad zu folgen.

Und dann waren es nur noch wenige Minuten, bis sich die Tür ihrer Suite hinter ihnen schloss. Brad stand für ein paar Atemzüge einfach nur da, innerlich genauso ruhig wie der Raum um sie herum und wirkte, als würde er jeden Augenblick im Stehen einschlafen.

Er beobachtete das mit einem Lächeln, trat dann hinter den Jungen, um ihm erst einen Kuss auf die Schläfe zu drücken und dann mit der flachen Hand gegen den Rücken einen kaum spürbaren Anschub zu geben.

Doch es war genug und Brad nahm es zum Anlass, um beinahe schlafwandelnd in Richtung Bad zu verschwinden. Er selbst ging ins Schlafzimmer, holte ihre Schlafanzüge und folgte dem Jüngeren dann.

Sie hielten sich nicht lange im Bad auf, nicht einmal lange genug, um sich umzuziehen. Denn Brad weigerte sich einfach und mit einem innerlichen Schulterzucken gab er ihm nach. Es war schließlich warm im Zimmer und unter der Decke erst recht.

Dort angelangt wartete Brad, bis er eine Schlafposition gefunden hatte, um dann so nah an ihn heranzurücken, als wollte der Jüngere mit ihm verschmelzen. Eine Hand tätschelte ihn, begleitet von einem unverständlichen und dennoch eindeutig zufriedenen Murmeln und dann dimmte das geistige Leuchten noch weiter ab. Brad war eingeschlafen.

Er barg das Gesicht in dem schwarzen Haarschopf, lauschte auf die ruhigen Atemzüge. Und bevor er es merkte, war er ebenfalls eingeschlafen.
 

Hitze hüllte ihn ein, als er langsam erwachte. Die schon hoch stehende Sonne war jedoch nicht die Ursache dafür, sie konnte nur als matte Scheibe durch die geschlossenen Vorhänge dringen. Etwas mehr Bewusstsein kehrte in ihn zurück und damit nahm er neben der Wärme auch das Gewicht wahr, das damit einherging. Ah ja… Ein schläfriges Lächeln glitt über seine Lippen. „Bist du heute anhänglich?“, fragte er leise, seine Stimme noch rau.

Brad atmete gegen seinen Nacken, bevor ein Kuss folgte. „Ich denke ja“, wurde ihm schließlich ebenso leise geantwortet.

„Gut“, brummte er zufrieden in sein Kissen. Sein Talent schien sich ohne sein bewusstes Zutun auszustrecken und um den Jüngeren zu wickeln, summend vor Zufriedenheit, Brad wieder in Sicherheit zu wissen. Das war um so vieles besser als gestern und er genoss es, dass er einfach entspannt hier liegen konnte, ohne irgendwelche schlechten Nachrichten fürchten zu müssen. Denn anders als sein eigenes Talent war das des Jungen ruhig, kein Aufblitzen von Energie, das böse Überraschungen ankündigen würde. „Hast du heute etwas vor?“, fragte er schließlich.

Wieder berührten Lippen warm seinen Hals, bevor ein Lachen durch Brad lief. „Hast du dir gestern nicht schon genug Sorgen gemacht?“, erhielt er dann statt einer Antwort eine Gegenfrage.

Michael drehte sich mit einiger Mühe um, konnte sie dann aber problemlos herumrollen und starrte auf Brad herunter. „Darum geht es ja. Ich kann heute gut und gerne darauf verzichten. Solange du keine Dummheiten vorhast…“ Ohne Absicht klang seine Stimme kühl, aber seine Hand wölbte sich über den Rippenbogen des Jüngeren und hielt seinen Worten genug Hitze entgegen, dass Brad einfach nur zurückblinzelte.

„Es gibt keinen Grund für Dummheiten“, wurde ihm schließlich leise versichert. „Wir werden unser Frühstück oder Mittagessen haben, was auch immer, und dann zum Büro fahren. Nichts, das gefährlich werden könnte.“ Ein Lächeln entwickelte sich langsam auf dem Gesicht des Jungen und Michael konnte nicht anders, als es zu erwidern.

„Und das ist alles, ja?“ Die Kühle war verschwunden, genauso schnell, wie sie zuvor aufgetaucht war.

Brads Lider sanken auf Halbmast, bevor dieser sich streckte, so dass warme Haut an warmer Haut entlangglitt. „Vielleicht nicht ganz.“ Gedehnt, bevor eine Hand sich nach ihm ausstreckte und ihn auf Brad herunterzog.
 

„Nicht so langsam“, rief Brad ihm über die Schulter zu, bevor der Junge ohne anzuklopfen die Tür zu Herrn Hoffmanns Zimmer öffnete. Natürlich hatte Michael Karten zu allen Räumen, doch im Moment schien der Junge sie ihm abgenommen zu haben.

Er zog nur eine Augenbraue hoch, folgte ihm gemächlich und lehnte sich gegen den Türrahmen, während Brad schon längst weiter vorgestoßen war.

Herr Hoffmann saß hinter seinem Schreibtisch und blickte jetzt auf, Aufmerksamkeit auf Brad gerichtet.

Der Jüngere neigte den Kopf, während er den anderen Mann musterte, runzelte schließlich die Stirn. „Sie haben nicht genug geschlafen“, schalt er Herrn Hoffmann dann.

Der schüttelte nur lächelnd den Kopf. „Ich bin alt genug, um zu wissen, wie viel Schlaf ich brauche.“ Etwas wurde über den Tisch geschoben und Brad griff danach, begann den Report zu lesen.

Michael spürte, wie schnell der Junge die Informationen verarbeitete und auch wenn die Intensität seiner Konzentration nichts Neues war, schaffte sie es doch wieder, ihn zu überraschen.

Ohne von dem Bericht aufzusehen, setzte Brad sich halbwegs auf die stabile Schreibtischplatte, griff nach einem Stift und nahm mit sicheren Zügen Ergänzungen vor. Anschließend richteten sich die braunen Augen auf Herrn Hoffmann. „So, das sollte reichen. Und es ist genau das, was ich brauchte.“

„Ich weiß, mein Lieber. Aber warum bist du so aufgedreht?“

„Wir fahren jetzt zum Büro rüber.“

Dieses Mal war es an Herrn Hoffmann, eine Augenbraue hochzuziehen. „Ich wiederhole mich: warum bist du so aufgedreht?“

Brad lachte, so dass weiße Zähen aufblitzten. „Ich werde mir die Zeit für ein Schießtraining nehmen. Der gestrige Abend hat mir gezeigt, dass ich es vermisse.“

Der Junge sah, wie die Züge des Älteren an Ausdruck verloren, doch Michaels Talent fing noch mehr auf und er sandte die Unterströmungen an Brad weiter. Privatsphäre hin oder her, Brad arbeitete mit ihm zusammen und es wäre nicht gut, wenn der ältere Mann alles allein verarbeiten musste. Bewegung kam in Brad und gleich darauf lehnte er sich direkt neben Herrn Hoffmann gegen den Tisch und seine Hand endete nicht zufällig auf der des Älteren. „Sie kommen mit, nicht wahr? Es kann nichts schaden, wenn Sie auch mit einer Waffe umgehen können. Man weiß nie, wann man das gebrauchen kann.“

Herr Hoffmann stieß ein leises Schnauben aus. „Ich habe das Basistraining.“

Eine wegwerfende Handbewegung drückte deutlich aus, was Brad davon hielt. „Dann müssen wir wenigstens nicht ganz von vorne anfangen.“

„Ich habe natürlich nichts dagegen, meine Fähigkeiten zu verbessern“, meinte Herr Hoffmann langsam, „Aber sag mal, seit wann willst du eigentlich mir ein Training aufdrücken? Normalerweise ist doch Reik dein bevorzugtes Opfer.“

Brad schien ein wenig verwirrt, schüttelte den Kopf. „Was hat Richard damit zu tun?“ Doch dann eroberte auch schon ein Lächeln sein Gesicht. „Wenn wir zurück sind, werde ich ihn aber mal fragen, ob er auch Interesse hat.“

Sie tauschten an Brad vorbei einen amüsierten Blick und ein Lächeln aus. Irgendwie waren sie beide nicht überrascht von diesem Kommentar.

Der Jüngere fing sein Amüsement auf und drehte sich zu ihm um, mit einer stummen Frage.

Michael antwortete lediglich mit einem unschuldigen Schulterzucken, das ihm zwar nicht wirklich abgenommen wurde, aber das war auch nicht nötig. Denn er wusste genau, dass Brads Pflichtbewusstsein dafür sorgen würde, dass der sich gleich wieder auf Herrn Hoffmann konzentrierte.

Und genau so kam es auch. Der Junge stieß sich vom Tisch ab, umfasste gleichzeitig die Hand des älteren Mannes fester, um ihn ebenfalls auf die Beine zu ziehen. „Kommen Sie. Auf diese Weise werden wir den Besuch von Mr. Kensington nicht verpassen.“

Mit einem gespielten Seufzen gab Herr Hoffmann nach. „Und warum bist du darauf aus, ihm noch einmal zu begegnen?“

„Hm, wichtiger ist wohl, dass Michael ihn sieht.“

Das war neu für ihn, doch Brad ließ ihn nicht lange raten, sondern redete weiter.

„Mr. Kensington liebt keine Rätsel. Und wir wiederum mögen keine Neugierigen, die in unseren Angelegenheiten herumstochern.“ Braune Augen huschten kurz zu ihm herüber. „Michael hat Sie bereits die entsprechenden Befehle weiterleiten lassen, nicht wahr?“ Die Frage war eher rhetorischer Natur, denn die Antwort kannte Brad schon längst. „Nun, der Telepath wird ordentliche Arbeit leisten, aber Mr. Kensington ist störrischer, als man ihm ansieht.“

„Ich ahne, worauf das hinausläuft…“

Ein unerwartetes Grinsen blitzte auf. „Sie fühlen sich an Richard erinnert?“

Der Ältere lachte auf und nur Michael wusste, dass das Lachen nicht ganz echt war. „Ja, genau das.“

Brads Blick enthielt etwas Seltsames und vielleicht war Michael doch nicht der Einzige, der es gemerkt hatte. „Von daher werden wir uns nicht auf den hiesigen Telepathen verlassen, sondern unseren eigenen einsetzen. Michael wird nachdrücklich genug sein.“

„Das ist-“

„-gut zu hören, nicht wahr?“, beendete Brad den Satz. Wieder war da dieser seltsame Blick. „Sie müssen wissen, dass ich es mir nicht zur Gewohnheit mache, Talentlose nach Rosenkreuz zu entführen.“

Nein, Michael war eindeutig nicht der Einzige, der es gemerkt hatte.
 

~TBC~
 

Mr. Kensington ist tatsächlich sicher ^.~

cya, cu ^-^

"Ich finde es nur immer wieder erstaunlich, wie schnell du ein Faible für bestimmte Männer entwickelst"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 193/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Mr. Kensington stattet dem Büro einen Besuch ab…

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Wie du siehst, versucht Brad Herrn Hoffmanns Fähigkeiten zu verbessern. Nur falls sie wieder in so eine Situation geraten sollten ^^#
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 193 „Ich finde es nur immer wieder erstaunlich, wie schnell du ein Faible für bestimmte Männer entwickelst“
 

„Ich wollte dir keine Vorwürfe machen“, meinte Herr Hoffmann leise, als sie das Hotelzimmer verließen.

Brad musste lächeln. „Das ist mir klar.“ Er neigte den Kopf leicht zur Seite und sein Lächeln gewann eine verschmitzte Note. „Und ebenso ist mir klar, dass Sie sich automatisch auf seine Seite stellen, immerhin ist er ihr Freund. Sie müssen allerdings bedenken, dass Sie ihn nicht hätten, wenn ich ihn nicht nach Rosenkreuz gebracht hätte.“

„Es ist… ein kleines Dilemma“, wurde mit einem winzigen Zucken der Mundwinkel zugegeben.

„Aber letztendlich sind Sie doch auch froh, dass er jetzt zu uns gehört, hm?“

Herr Hoffmann streckte eine Hand aus, der er nicht auswich, wuschelte ihm durch die Haare. „Du hast wie immer Recht, mein Lieber.“ Die Worte enthielten warmes Amüsement und von Michael strahlte genau die gleiche Emotion aus.

Zufrieden mit diesem Eingeständnis ignorierte er die Belustigung und führte den Weg zum bereits vorgefahrenen Wagen an. Jedenfalls, solange man von Julia absah, die ihren Job natürlich wie immer ernst nahm.

Die Fahrt verging wie im Fluge, da Brad die Gelegenheit nutzte, Herrn Hoffmanns Notizen etwas eingehender zu lesen. Wie es sich das hiesige Büro erhofft hatte, war es ihm gestern gelungen, einige interessante Kontakte zu knüpfen. Aber natürlich würde das nicht viel nützen, wenn er die Informationen nicht weitergeben würde, nicht wahr?

Sie wurden bereits von Frau Collins erwartet und von ihr unmittelbar zu Frau Edwards geführt. Als Michael ihm und Herrn Hoffmann in das Büro folgen wollte, hielt er ihn jedoch mit einer Hand vor der Brust zurück.

Der Ältere stoppte unmittelbar, zog eine Augenbraue hoch. „Was ist, hast du etwas vor mir zu verbergen?“

„Sehr witzig.“ Seine Lippen bogen sich in ein Lächeln, doch statt Michaels Blick zu erwidern, fixierte er sich aus irgendeinem Grund auf seine Hand. Unter der er den Herzschlag des Anderen fühlte. Und gleich darauf gesellte sich das Vibrieren eines unterdrückten Lachens hinzu.

„Nicht ablenken lassen, Brad“, wurde er mit leiser Belustigung ermahnt und warme Finger strichen ihm schwarze Strähnen aus der Stirn.

Unwillkürlich langte er nach der Hand, verschränkte ihre Finger. „Dann lenke mich nicht ab“, erwiderte er in einer ersten Reaktion, schenkte Michael dann ein etwas verlegenes Lächeln, als ihm auffiel, dass der Ältere nun wirklich keine Schuld daran trug. Also sprach er schnell weiter. „Mr. Kensington wird in Kürze hier auftauchen. Es wäre am einfachsten, wenn du dich gleich um ihn kümmerst. Dann hast du mehr Zeit und kannst vorsichtiger vorgehen.“

„Ah, du willst mir meinen Job erklären…“ Dieses Mal lachte Michael wirklich, beugte sich dann vor, um ihm einen flüchtigen Kuss auf die Lippen zu drücken. „Aber da du das so gut kannst, will ich dir noch mal verzeihen.“

Er drückte die Hand des Älteren ein bisschen fester, bevor er sie – ein wenig widerwillig – losließ. Und das blieb neben einem unbeeindruckten Blick seine einzige Reaktion, bevor er sich Herrn Hoffmann endgültig anschloss.

Frau Edwards schien irgendwie erleichtert, ihn zu sehen. Er hatte den Verdacht, dass sie sich mit eigenen Augen davon überzeugen wollte, dass sie die gestrige Überraschung gut überstanden hatten. Und diese Reaktion war nur zu verständlich. Schließlich hatte es bisher noch kein Leiter eines Büros geschafft, dass unter seiner Aufsicht ein Triumviratsmitglied verletzt wurde – oder gar Schlimmeres. Und Frau Edwards wollte zweifellos nicht mit schlechtem Beispiel vorangehen.

„Guten Tag, Herr Crawford. Herr Hoffmann.“

Brad erwiderte ihre Begrüßung, nahm dann im angebotenen Sessel Platz, während Herr Hoffmann ihr zuerst den ausdruckten Bericht reichte.

„Die wesentlichen Informationen haben Sie bereits erhalten. Der vollständige Bericht enthält noch ein paar Details, die zukünftige Geschäfte ein wenig erleichtern sollten.“

„Vielen Dank, Herr Crawford. Damit haben Sie unsere Hoffnungen mehr als erfüllt.“ Sie lächelte.

„Nun, immerhin musste ich mich doch für die Gelegenheit revanchieren, nicht wahr?“ Ein kleines, amüsiertes Lächeln hing an seinen Mundwinkeln. „Ich habe sogar einen Bekannten aus Japan getroffen.“

Ihr Blick schweifte nur kurz zu den Unterlagen. „Herrn Fukako, nicht wahr? Ich hoffe, wir kommen Ihnen mit unseren Absichten nicht ins Gehege.“

Brad schüttelte den Kopf. „Das japanische Büro unterhält keine geschäftlichen Beziehungen zu ihm. Ich habe ihn über Herrn Moriyama kennengelernt. Und dass die beiden sich zu verstehen scheinen, ist eindeutig ein gutes Zeichen.“

Frau Edwards sah ihn nachdenklich an. „Das ist gut zu wissen. Haben Sie zu den anderen Zielpersonen noch etwas beizutragen, was nicht unbedingt im Bericht auftaucht?“

Er lächelte, bevor er sich zurücklehnte, die verschränkten Finger im Schoss ruhend. Und dann gab er ihr noch ein paar inoffizielle Eindrücke weiter.
 

Er streckte sich, als sie das Büro verließen und erntete von Herrn Hoffmann ein leises Auflachen, als der seine Gelenke krachen hörte.

„Was war das denn?“, wollte der Ältere dann wissen.

„Ein deutliches Zeichen von zu wenig Training, würde ich sagen“, gab Brad ungerührt zurück. „Wenn wir wieder zu Hause sind, wird sich das problemlos beheben lassen.“

„Nun, solange ich nicht dein Opfer bin, soll es mir egal sein.“ Herr Hoffmann klang genauso ungerührt, in den blauen Augen aber blitzte Amüsement auf.

In ihm regte sich ebenfalls Belustigung. „Opfer ist ein wenig hart ausgedrückt, nicht wahr? Ich glaube, weder Michael noch Herr Schneider würden sich in diese Kategorie einordnen.“

Das brachte ihm ein trockenes Schnauben ein. „Du hast jetzt aber auch die beiden einzigen Personen herausgepickt, auf die das zutrifft.“

Brad verschränkte einfach nur die Arme vor der Brust, mit vorgeblichem Starrsinn. „Die ganz einfache Lösung ist, dass alle anderen etwas mehr trainieren.“

Herr Hoffmann stoppte kurz, lachte dann wieder. „Ich glaube nicht, dass du jemanden davon überzeugen können wirst.“

Er zog eine Augenbraue hoch. „Nun, dann werde ich zumindest unverändert leichte Siege erringen können.“

„Wenn du jemanden findest, der freiwillig deinen Gegner mimt“, wurde ihm gutmütig zugestimmt.

Seine Zähne blitzten in einem Lächeln auf, das fast schon ein Grinsen war. Im nächsten Moment war es auch schon wieder verschwunden und er griff nach Herrn Hoffmanns Handgelenk, um ihn in einen abzweigenden Gang zu ziehen.

Der folgte ihm bereitwillig, befreite sich aber, als sie vor dem Fahrstuhl zum Stehen kamen. „Wohin so eilig?“

Er blickte dorthin zurück, woher sie eben gekommen waren. „Michael hält Mr. Kensington beschäftigt, der jedoch möchte auch noch mit mir sprechen. Und beinahe wären wir ihnen eben über den Weg gelaufen.“

Eine Augenbraue wanderte in die Höhe. „Du wirst doch nichts gegen ein Gespräch einzuwenden haben…“

Brad zuckte mit den Schultern. „Das vielleicht nicht, aber ehrlich gesagt habe ich jetzt erst einmal genug geredet. Ich will zuerst zum Schießstand.“

Der ältere Mann war ehrlich überrascht. „Es ist selten, dass deine Wünsche deinem Pflichtbewusstsein in die Quere kommen.“

Sie stiegen in den Fahrstuhl und Brad betätigte den Knopf für das zweite Untergeschoss, antwortete nicht gleich. Natürlich wusste er, dass Herr Hoffmann Recht hatte, doch… „Ich glaube, der gestrige Abend hat mich etwas frustriert…“, meinte er schließlich.

Herr Hoffmann dachte über diese knappe Auskunft nach und verstand. „Du musstest zu lange stillhalten. Und jetzt willst du so schnell wie möglich die aufgestaute Energie loswerden.“

Er machte eine wegwerfende Handbewegung, bevor er grinste, so flüchtig, dass es kaum wahr war. „Ich bin eben manchmal auch nur ein Mensch.“

Der Ältere lachte auf. „Gut, dass du es zur Abwechslung mal einsiehst.“

Der Fahrstuhl hielt an, doch bevor die Tür sich öffnete, musste Brad seinen Daumenabdruck scannen lassen.

Herr Hoffmann beobachtete die Prozedur ein wenig verwundert. „Ich habe bisher noch nicht solche Sicherheitsmaßnahmen erlebt.“

„Normalerweise befindet sich der Schießstand auch nicht im Büro – beziehungsweise darunter. Soweit ich weiß, war es recht schwierig, die erforderlichen Genehmigungen zu erhalten. Nicht zufällig betreibt das hiesige Büro auch ganz offiziell ein Geschäft mit Bodyguards. Auf diese Weise haben sie letztendlich nicht nur den Schießstand hier bauen dürfen, sondern auch die Erlaubnis zum Tragen von Waffen erhalten. Was in dieser Stadt gar nicht so einfach ist.“ Er lächelte. „Aber langer Rede kurzer Sinn, damit waren auch einige Auflagen verbunden. So zum Beispiel, dass kein Unbefugter hier Zutritt erhalten darf.“

„Und was genau gibt dir die Befugnis?“

Er warf dem Älteren einen langen Blick zu. „Ist diese Frage ernst gemeint? Ich habe dies natürlich Michael zu verdanken. Sie schlagen einem Triumviratsmitglied nicht so schnell einen Wunsch aus.“

Sie erreichen die Waffenausgabe und Brad trug sich ein, um kurz darauf Waffe und Munition ausgehändigt zu bekommen, zusammen mit Schutzbrillen und Ohrenschützern.

Der Wunsch, endlich ohne Störung schießen zu können, war weiter angewachsen. Ein Teil von ihm war der Ansicht, dass das ein wenig albern war, doch im Großen und Ganzen sah er keinen Grund, dem Wunsch nicht nachzugeben.

Brad vergaß seinen Begleiter beinahe, behielt ihn nur soweit im Bewusstsein, wie er sich seiner Umgebung stets bewusst war. Seine Bewegungen waren so automatisch wie präzise, als er sich vorbereitete, die Zielscheibe nach hinten fahren ließ. Mit einer gewissen Befriedigung ließ er das Magazin einrasten und dann konnte er endlich anlegen.

Sein Talent flammte auf, leitete seine Hand, besser als es jede Übung hätte tun können und ein Schuss ging in den nächsten über, bis das Magazin leer war. Der Wechsel nahm kaum Zeit in Anspruch und Brad zielte ein wenig niedriger und nach links, auf ein Auge, statt auf die Stirn wie zuvor, leerte auch dieses Magazin, in das neue Ziel hinein. Das Ganze wiederholte sich noch ein paar Mal, bevor er sich besser fühlte und den Arm sinken ließ.

Wieder war da Energie, doch diesmal war es nicht sein Talent und mit sich verengenden Augen drehte er sich um. Und fand wie erwartet Michael vor.

Neben dem Älteren standen Mr. Kensington und eine Frau, die Brad nicht kannte, beide starrten ihn ein wenig fassungslos an. „Was machst du denn hier?“, richtete sich seine Aufmerksamkeit zurück auf Michael.

Der war sich trotz seines vorwurfsvollen Tonfalls keiner Schuld bewusst. „Mr. Kensington wollte wissen, ob das gestern nur ein Zufall war. Da dachte ich, das hier ist doch die perfekte Gelegenheit, damit er sich selbst ein Bild davon machen kann.“

Michael war ins Englische gewechselt und Brad folgte ihm. Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Dann hoffe ich mal für dich, dass sie hier unten keine Dummheiten anstellen, immerhin bist du für sie verantwortlich.“

Mr. Kensington nahm die Aussage mit einem neutralen Gesichtsausdruck hin, während die Frau den Mund verzog, als hätte sie in eine Zitrone gebissen.

Brad bekam einen Klaps gegen den Hinterkopf und wandte sich überrascht Herrn Hoffmann zu.

Der lehnte sich nah an ihn heran. „Du bist doch sonst nicht so unhöflich, Brad.“

„Ich wollte jetzt in Ruhe mit Ihnen trainieren“, gab er ebenso leise zurück.

In den blauen Augen funkelte Humor auf, dann schlug der Ältere auf den Knopf, der die Zielscheibe zu ihnen zurückfahren ließ. „Gib ihnen das und wir können weitermachen.“

Brad befand die Idee für gut und entfernte die Zielscheibe, ging damit zu Michael hinüber. Auf dem Weg dorthin hatte er die Gelegenheit, die unbekannte Frau weiter zu mustern. Ihr Körper war unbewusst Mr. Kensington zugewandt und die Blicke, die ab und zu zu Michael hinüberhuschten, enthielten nur Vorsicht. Offensichtlich war sie um einiges besser trainiert als die normalen Talentlosen und sah tiefer als nur auf Äußerlichkeiten. Das Urteil war genug, um ihm ein höfliches Nicken abzuringen, bevor er Michael das Papier reichte.

Der nahm es mit einem verstehenden Lächeln entgegen. „Darf ich vorstellen?“, setzte er dann an. „Mr. Kensington kennst du ja bereits. Und das ist seine Partnerin, Mrs. Johnson.“

Brad deutete eine Verbeugung an. „Brad Crawford. Und ich hoffe, das hier wird sie davon überzeugen, dass ich sehr genau wusste, was ich tat. Ganz davon abgesehen, sollte das Ergebnis gestern für sich selbst sprechen. Ich habe ganz sicher keine Unbeteiligten gefährdet.“ Letzteres an den Amerikaner gewandt.

Graue Augen musterten ihn ruhig. „Ja, es ist ausgesprochen überzeugend.“ Und dann war da ein andeutungsweises Lächeln. „Sie müssen zu Hause viel trainieren.“

Er zeigte ein kleines Schulterzucken. „Es ist ein Hobby von mir. Hilft dabei, ein paar Agressionen abzubauen. So behält man bei Verhandlungen besser die Nerven.“

Die Erklärung wurde akzeptiert, weswegen er das Lächeln erwiderte. „Sie kennen das sicherlich auch, hm? Der normale Polizeidienst wäre vielleicht weniger stressig gewesen.“

Mr. Kensington behielt seine Miene beinahe unter Kontrolle, da war nur ein winziges Zucken im rechten Wangenmuskel. Doch als er sprach, war ihm keine Emotion mehr anzumerken. „Das Angebot war zu gut, um es auszuschlagen. Und immerhin komme ich dadurch zu einigen interessanten Erlebnissen.“ Letzteres wurde in einem sehr trockenen Tonfall angefügt.

Brad zog eine Augenbraue hoch. „Ah…“ Sein Lächeln vertiefte sich ohne sein bewusstes Zutun. Vielleicht war der andere Mann doch nicht so störend… „Ich bin ebenfalls erfreut, Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben.“ Damit wandte er sich ab und kehrte zu Herrn Hoffmann zurück, der ihm belustigt entgegensah.

Hinter ihm klang ein leises Lachen auf, Michael, der anschließend zu Mr. Kensington sprach.

So dass Brad nur noch Herrn Hoffmanns Aufmerksamkeit hatte, als er diesen erreichte. Für einen Moment erwiderte er nur den stummen Blick, neigte dann den Kopf fragend zur Seite. „Was ist?“

Herr Hoffmann lächelte, erst ein wenig, doch es wurde rasch ausdrucksvoller. „Ich finde es nur immer wieder erstaunlich, wie schnell du ein Faible für bestimmte Männer entwickelst.“

Das war eine Aussage, die er nun wirklich nicht erwartet hatte. Für eine scheinbare Ewigkeit suchte er nach einer passenden Antwort, gab schließlich auf. „Und ich finde Ihren Hang zur Übertreibung erstaunlich“, meinte er schließlich nur und wandte sich der Waffe zu, um sie für den Älteren vorzubereiten.

Der drückte kurz seine Schulter, konzentrierte sich dann auf Brads Anweisungen.
 

~TBC~
 

So, damit wäre der Besuch in New York auch vorbei… Noch eine Station und es geht zurück nach Rosenkreuz ^^

cya, cu ^-^

"Manche Dinge haben die unangenehme Eigenschaft, einfach nicht ruhen zu wollen, nicht wahr?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 194/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Die letzte Station…

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Dann wünsche ich dir mal eine schnelle Genesung *hugs* Wenn es deinem Kopf so schlecht geht, solltest du besser gar keine Zeit vor dem Computer verbringen – aber ich habe ich mich natürlich über die kurze Meldung gefreut ^^

In diesem Kapitel meldet sich übrigens Herr Müller zurück – und sein Gemütszustand hat sich seit dem letzten Mal nicht gebessert… o.O
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 194 „Manche Dinge haben die unangenehme Eigenschaft, einfach nicht ruhen zu wollen, nicht wahr?“
 

„Es wird langsam Zeit, dass wir wieder nach Hause kommen…“, murmelte Brad ein wenig unzufrieden vor sich hin, als sie das Flugzeug verließen.

Michael musste sich ein Lächeln verkneifen. „Ich kann mich wage erinnern, dass du am Anfang etwas mehr Begeisterung für unsere Tour gezeigt hast.“

„Nun, da hatte ich auch etwas interessantere Reiseziele erwartet.“ Braune Augen blitzten ihn an, was andere vielleicht falsch interpretieren würden, doch Michael konnte auch den Humor sehen, der sich in Brads Blick verbarg. „Das hier ist ja so, als würde man nach Sibirien verbannt werden“, fügte der Junge hinzu, etwas säuerlich. Die begleitende Emotion verriet, dass das nicht so gespielt war wie der Blick zuvor.

„Hm…“ Er sah sich auf dem Flughafen um, der eindeutig weniger modern als gewohnt ausfiel und nickte langsam. „Vielleicht nicht unbedingt Sibirien, aber Alaska mindestens“, gab er schließlich ernsthaft zurück.

Herr Hoffmann stieß ein überraschtes Schnauben aus und hinter sich hörte Michael Herrn Jung auflachen. Er wandte sich kurz zu ihm um. „Das haben Sie eben nicht gehört.“

„Natürlich nicht, Herr Schneider“, wurde ihm umgehend versichert, während der Pyro immer noch breit lächelte.

Er lächelte ebenfalls, bevor er sich wieder auf Brad konzentrierte. „Aber Scherz beiseite. Du weißt, dass wir der Vollständigkeit halber zumindest eines der kleinen Büros besuchen müssen.“

Fingerspitzen berührten kurz seine, so flüchtig, dass niemand es hatte sehen können. Doch der Kontakt war mehr als genug, um ein warmes Glimmen der Belustigung auf ihn zu übertragen. „Natürlich weiß ich das. Und wenigstens ist der Heimweg von hier aus nicht mehr so lang.“

Herr Hoffmann, der nach dem Gepäckband Ausschau gehalten hatte, drehte sich an dieser Stelle zu Brad um. „Komm mir jetzt aber bitte nicht auf die Idee, deswegen zurück zur Schule fahren zu wollen.“

Brad zwinkerte. „Das ist gar nicht mal so eine schlechte Idee. Endlich habe ich mal die Gelegenheit, so viel zu fahren wie ich will.“

„Du willst mich nur aufziehen, nicht wahr?“, hakte Herr Hoffmann nach, war sich Brads Antwort aber nicht ganz sicher.

Und da der Junge ihn anscheinend zappeln lassen wollte, war es Michael, der ihn beruhigte. „Keine Sorge, so ein großer Enthusiast ist Brad nun auch wieder nicht. Erstens gäbe es zu wenige gute Autobahnen auf dem Weg und zweites wird eine zu lange Strecke selbst für einen begeisterten Fahrer zur Tortur.“ Er schloss seine Ausführungen damit, dass er dem Jüngeren eine Hand in den Nacken legte und ihn so dazu aufforderte, selbst etwas zu sagen. Denn auch wenn Herr Hoffmann ihm grundsätzlich vertraute, wusste dieser zu genau, dass Brad seinen Kopf durchsetzen würde, sollte er es wirklich darauf anlegen.

Der Junge zeigte ein verschmitztes Lächeln. „Ich lasse nur das erste Argument gelten. Aber das reicht, dass ich mich auf die Fahrt ab München beschränke.“

„Vielen Dank“, lautete die erleichterte und gar nicht ironische Antwort, die dafür sorgte, dass Brads Lächeln noch ausgeprägter wurde. Herr Hoffmann holte nun mit deutlich mehr Energie ihr Gepäck vom Band, während Michael neben den Jungen trat.

„Musste das sein?“

„Warum nicht? Du fandest seine Reaktion schließlich auch amüsant.“

Das konnte er leider nicht leugnen, dafür kannte Brad ihn nicht nur zu gut, der Jüngere hatte es auch noch gespürt. Also verpasste er ihm lediglich einen sanften Klaps. „Mir scheint, du liegst mit deiner Einschätzung vollkommen richtig. Es wird Zeit, dass du zurück zur Schule kommst. Dort bist du wenigstens zu beschäftigt, um auf dumme Ideen zu kommen.“

Brad ließ sich von diesem Urteil so gar nicht stören. „Sag ich doch! Also sorg dafür, dass unser Besuch hier möglichst kurz ausfällt und alles ist in bester Ordnung.“

Er schüttelte nur den Kopf darüber.

Nachdem sie ihr Gepäck zusammenhatten, setzten sie ihren Weg nach draußen fort. Und auch wenn Brad wieder seine gewohnt neutrale Miene aufgesetzt hatte, behielt er den Jüngeren weiterhin im Auge. Denn da war eine gewisse Unruhe, die von dem Precog ausging. Nichts, dass man ihm ansehen würde, doch _sehen_ musste er es nicht, um es zu wissen. Vorsichtig stieß er tiefer vor, identifizierte Rastlosigkeit, die von so etwas wie Heimweh herrührte. Doch das konnte nicht der Grund sein. Auch wenn Brad Rosenkreuz als sein Zuhause ansah und sich gerne dort aufhielt, so war es in erster Linie Michael, den den wahren Anker darstellte. Das war keine Arroganz von seiner Seite, es war einfach so. Und Brads Klagen eben waren nicht ernst genug gemeint, um sie ernst zu nehmen. Nein, daher kam die Unruhe nicht. Also suchte er weiter, während er darauf vertraute, dass seine zur Außenwelt hin fehlende Aufmerksamkeit durch die Anwesenheit der Ex – und natürlich Brad – ausgeglichen werden würde. Gleichzeitig bewegte sich seine Hand, als hätte sie ihren eigenen Willen, und fand die von Brad.

Der Jüngere wusste vielleicht nicht, was genau er gerade suchte, nichtsdestotrotz hatte er sich näher zu Michael bewegt und so dafür gesorgt dass sich ihre Handrücken problemlos treffen konnten.

Diese zusätzliche Verbindung gab den letzten Anstoß und Michael runzelte die Stirn, als ihm endlich klar wurde, was los war. Dieses Gefühl, etwas zu wissen, ohne dass tatsächlich etwas zu wissen da war, konnte nur von Brads Talent kommen. Eine Vision, die am Rande seines Bewusstseins hing, ohne letztendlich Bilder mit sich zu bringen.

„Ich mag das nicht“, kam es ihm ungewollt über die Lippen, aber wenigstens so leise, dass nur der Precog ihn hörte. Schließlich war Brads Talent erst vor kurzem auch so uninformativ gewesen und das hatte sie mitten in eine Schießerei geführt.

Brad, der sich der Nicht-Vision im gleichen Moment bewusst geworden war, schenkte ihm ein schiefes Lächeln, doch in den braunen Augen stand keine entsprechende Emotion. „Ich muss zugeben, dass es mir auch lieber ist, wenn ich mehr als wage Ahnungen erhalte.“

„Kannst du wenigstens sagen, worum es ungefähr geht?“ Er hörte die Ungeduld in seiner Stimme, doch Brad nahm es ihm nicht übel. Diese Form der Irrationalität war der Junge bereits von ihm gewohnt.

„Nicht direkt, aber das wird sich gleich ändern.“

Bevor Michael nachhaken konnte, klingelte sein Handy. Gut, dass er daran gedacht hatte, es nach der Landung wieder anzuschalten… Er ließ Brads Blick nicht los, während er danach griff. „Schneider?“

„Guten Tag, Herr Schneider“, meldete sich eine beinahe vertraute Stimme. Doch er musste sich nicht damit aufhalten, in seiner Erinnerung zu kramen, denn die Frau sprach auch schon weiter. „Hier ist Frau Winter. Ich muss Sie leider darüber informieren, dass wir Herrn Müller nicht finden können.“

Eine Pause dehnte sich zwischen ihnen aus, während nicht nur er selbst das Gehörte verarbeitete, sondern auch Brad. Und eine dunkle Ahnung glomm in den braunen Augen auf. Michael presste die Lippen zusammen, da er dieselbe Vermutung hegte. „Sie befürchten, er könnte Dummheiten anstellen?“, fragte er schließlich.

Prompt schienen die beiden Ex aufzuhorchen und ihre Umgebung noch genauer im Auge zu behalten.

Die Empathin schien sich zu räuspern. „Wir können es nicht ausschließen. Ich werde zusätzliche Männer zum Flughafen schicken, um Sie abzuholen. Wenn Sie solange dort warten würden-“

Sie stoppte sich selbst, als hätte sie Michaels knappe Handbewegung gesehen. „Das wird nicht nötig sein, Frau Winter. Ich habe bereits zwei Begleiter für diese Zwecke dabei. Und Sie haben doch zweifellos einen Wagen bereitgestellt.“

„Natürlich, Herr Schneider.“

„Nun, hier auf dem Flughafen wird uns schon nichts zustoßen. Wir sehen uns in Kürze im Büro.“ Damit trennte er die Verbindung.

„Besteht Gefahr?“, erkundigte sich Herr Jung sofort, mit einer unterschwelligen Anspannung, die ihn beinahe vibrieren ließ, obwohl er vollkommen still stand.

Bevor Michael antworten konnte, stieß Brad ein unbeeindrucktes Schnauben aus. „Nicht doch, Markus. Hast du zufälligerweise vom dem Zwischenfall mit dem ehemaligen Instruktor gehört – Herrn Müller?“

Herr Jung brauchte einen Moment, doch dann wechselte seine Miene zu Verstehen, gefolgt von Abfälligkeit. „Er gehört jetzt zu den Talentlosen, nicht wahr? Das sollte uns nun wirklich vor keine Probleme stellen.“

Brad nickte langsam. „Euch beide auf gar keinen Fall. Leider kann mein Talent ihn aber nicht mehr besonders gut verfolgen, seit er einen Knacks weghat.“ Der Blick des Jüngeren huschte kurz zu ihm herüber. „Und es könnte Michael schwerer als gewohnt fallen, ihn zu orten.“

Nun war es an Herrn Jung, zu nicken. „Wir werden es berücksichtigen.“ Der Pyro wandte sich nun an ihn. „Sie gehen nicht davon aus, dass er auf dem Flughafen ist?“

Er musste über seine Antwort nicht lange nachdenken. „Auch wenn er nicht mehr zu uns gehört, so hat er doch unser Training. Und würden Sie sich hier auf die Lauer legen?“

Mundwinkel zuckten nach oben, begleitet von einem Ausatmen, das wie ein leises Lachen klang. „Nein, zu viele Kameras. Wir lieben unsere Anonymität.“

„Und damit wäre alles gesagt, hm?“

Nun lachte der Ex wirklich.

Brad wartete darauf, dass er an seine Seite zurückkehrte und dieses Mal war da nicht nur eine Berührung ihrer Handrücken, das reichte dem Jungen anscheinend nicht, der ihre Finger ineinander verschränkte.

Michael nahm es mit einer hochgezogenen Augenbraue hin, setzte sein Talent ein, um ihre unmittelbare Umgebung von dieser Geste abbzulenken. „Machst du dir auf einmal Sorgen? Eben hat das noch ganz geklungen“, meinte er leise.

Der Precog runzelte die Stirn. „Es stört mich ein wenig, dass ich nicht mehr über Herrn Müllers Vorhaben weiß. Aber nein, ich mache mir nicht wirklich Sorgen. Das ist er nun wirklich nicht wert.“

„Du solltest nicht so viele Gedanken an ihn verschwenden. Wie du selbst gesagt hast, ist er jetzt ein Talentloser. Wenn wir mit ihm nicht fertig werden, haben wir es nicht anders verdient.“

Ein Lächeln blitzte auf und Brad hob ihre verbundenen Hände, um einen Kuss auf seinen Ring zu drücken. „Ich habe dich wirklich gut erzogen“, kam es dann mit einem Funkeln in den braunen Augen.

„Und so schnell wirst du wieder übermütig.“ Michael stieß ein gekünsteltes Seufzen aus, dann wurde er aber wieder ernster. „Hast du eigentlich vor, ihn zu schnappen?“

Brad schien für einen Moment durch ihn hindurchzusehen und trotzdem wog sein Blick schwerer als gewohnt. Seine Lippen zuckten in etwas, das ganz sicher kein Lächeln war. „Er ist so ein Ärgernis. Nachdem ihr ihn aus Rosenkreuz herausgeschmissen habt, dachte ich, ich könnte ihn endgültig abschreiben. Doch manche Dinge haben die unangenehme Eigenschaft, einfach nicht ruhen zu wollen, nicht wahr?“ Der Monolog wurde unterbrochen, als sie ins Freie traten und von gleißendem Sonnenschein eingehüllt wurden. Brad blinzelte ein paar Mal, fokussierte sich dann wieder auf ihn. „Um endlich deine Frage zu beantworten“, ein winziges Lächeln begleitete diese Worte, „mir ist es egal, wer ihn einfängt. Hauptsache, jemand tut es. Und er hat keine zweite Chance verdient.“

„Natürlich nicht. Das alles hier könnte ein wirklich dummer Zufall sein.“ Etwas, dem er keine große Wahrscheinlichkeit zugestand. „Doch sollte Herr Müller etwas versuchen, werden wir uns seiner entledigen. Endgültig.“

„Gut.“ Zufriedenheit mischte sich mit Kälte in dem düsteren Glimmen, das plötzlich in Brads Blick stand.

Dazu gab es nichts mehr zu sagen und da sie in diesem Moment die wartenden Wagen erreichten, brauchte er es auch nicht zu tun. Irgendwie begann er gerade der Ankunft im Büro entgegenzusehen und der Normalität der Befragungen und Präsentationen. Dieser Ausflug ließ davon wirklich einiges vermissen.
 

Vielleicht hätte er sich doch nicht Normalität wünschen sollen… Er hielt ein Gähnen zurück und als Brad ihm einen amüsierten Blick schenkte, erwiderte er ihn mit einem reumütigen Lächeln. Glücklicherweise wandte sich das Meeting bereits dem Ende zu. Michael konzentrierte sich wieder und wenn da jetzt eine Hand war, die unter dem Tisch auf seinem Oberschenkel ruhte, so bemerkte es niemand außer ihm.

Frau Winter beendete ihre Ausführungen schließlich und wie bei ihr zu erwarten war, gehörte ihr Büro zu den positiven Beispielen, so dass Michaels nicht minder positive Reaktion nicht gespielt war.

Sie nahm seine Worte mit äußerlicher Ruhe hin, doch was an Emotionen zu ihm vordrang, verriet Zufriedenheit. Und zum Schluss verabschiedete sich die Empathin mit einem Lächeln.

Brad sah ihr nachdenklich nach. „Die Zwangsversetzung hat sie nicht bitter gemacht…“

„Nein“, schüttelte er den Kopf. „Dazu ist sie zu stolz. Auf das was wir tun und was wir sind.“ Er fing den Blick des Jüngeren ein. „Sie ähnelt dir darin, weißt du?“

„Ah…“ Brad lächelte. „Wenn du es sagst, will ich es dir mal glauben.“

Michael lehnte sich zu ihm vor, strich ein paar schwarze Strähnen zurück. Und dann wollte er seine Hand nicht zurückziehen, verwob stattdessen seine Finger mit den weichen Haaren.

Der Junge neigte den Kopf ein wenig und ließ ihn gewähren, während ihm die Augen zufielen.

Er ertappte sich dabei, dieses Mal selbst zu lächeln, bis ihn ein leises Räuspern von Brad ablenkte.

„Wünschen Sie jetzt ins Hotel zurückzukehren?“ Herr Hoffmann wirkte völlig entspannt und auch wenn der ältere Mann es schaffte, seine Miene neutral zu halten, so verriet ihn doch die warme Belustigung in seinem Blick.

Bevor er antworten konnte, blinzelte Brad erst, wandte dann den Kopf ebenfalls Herrn Hoffmann zu, fing gleichzeitig Michaels Hand ein, bevor er sie sinken lassen konnte. „Wollen Sie uns ins Bett schicken?“

Die Mundwinkel des Älteren zuckten. „Hättest du etwa etwas dagegen?“

Brad tat so, als müsste er ernsthaft darüber nachdenken, sandte Herrn Hoffmann dann ein schnelles Grinsen. „Ich denke nicht. Aber ich möchte mir vorher noch ein bisschen die Stadt ansehen.“

„Lass mich raten“, rief Michael sich an dieser Stelle wieder in Erinnerung. „Büros kannst du dir auch zu Hause anschauen.“

Brad lachte laut auf, presste dann warme Lippen auf seine Handfläche. „Ja, genau das…“
 

~TBC~
 

Brad lag vollkommen richtig, als er meinte, dass Herr Müller einen "Knacks weghat". Aber vielleicht wäre es gerade deshalb klug, ihn nicht zu unterschätzen…

cya, cu ^-^

"Nun, er wird zumindest keine Dummheiten mehr versuchen"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 195/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Etwas, das Brad wohl lieber früher gesehen hätte…

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Das mit dem Antibioticum hört man heutzutage immer häufiger… o.O Ich bin wirklich froh, dass du wieder auf den Beinen bist *knuffz* ^^

Ja, sie sollten wirklich nicht so einfach über Herrn Müller hinweggehen, auch wenn er jetzt ein Talentloser ist. Aber zum Glück gibt es da noch Brads Talent…

Was mit Herrn Müller geschehen wird, kannst du sogar schon im heutigen Kapitel lesen ^.~
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 195 „Nun, er wird zumindest keine Dummheiten mehr versuchen“
 

„Herr Schneider?“ Herrn Hoffmanns leise Stimme hielt ihn zurück, als sie den Raum verlassen wollten und Brad stoppte ebenfalls.

Fragend wandte er sich ihm zu und seine hochgezogene Augenbraue war Aufforderung genug, weiterzureden.

Der Ältere zögerte nur einen Moment. „Halten Sie es wirklich für eine gute Idee, einen Stadtbummel zu unternehmen?“, wurde er dann gefragt.

Von Brad ging eine Emotion aus, die ihn beinahe wie ein Energiestoß traf und da sich die eisblauen Augen daraufhin auf den Jungen richteten, konnte er die Grimasse sehen, die flüchtig über dessen Gesicht huschte.

„Ich werde mich von keinem Talentlosen davon abhalten lassen“, antwortete Brad an seiner Statt. Die Arroganz in diesen Worten war dem Jüngeren gar nicht bewusst, Herrn Hoffmann dafür aber umso mehr. Und auch wenn der andere Mann es sonst nur mit leisem Humor aufnahm, so konnte Michael genau spüren, dass da dieses Mal keinerlei Belustigung war. Herr Hoffmann war es inzwischen gewöhnt, auf Brad aufzupassen, und ihm missfiel die Aussicht, dass der Junge so achtlos war.

Nun verzog Michael beinahe das Gesicht, als er sich bei diesem Gedanken ertappte. Denn normalerweise würde er genauso reagieren, doch in diesem Fall konnte er nicht umhin, Brads Einschätzung zuzustimmen. Also lächelte er ein schmales Lächeln. „Herr Jung und Frau Jäger werden uns immerhin begleiten. Gegen diese beiden kommt Herr Müller bestimmt nicht an.“

Herr Hoffmann nickte, wenn auch etwas widerwillig, schloss sich ihnen dann an.

Brad war als erster von ihnen draußen, wandte sich sofort an die beiden Ex und erzählte ihnen von ihren Plänen.

Herr Jung sah kein Problem darin, zuckte nur mit den Schultern und grinste dann beinahe, als er leise etwas erwiderte, vollkommen entspannt. Frau Jäger reagierte wie gewohnt nicht so offen, doch wenn sie Bedenken gehabt hätte, hätte sie die geäußert. Stattdessen schien sie nur kurz über etwas nachzudenken, bevor sie Brad etwas zusteckte.

Michael bekam es nur aus den Augenwinkeln mit, beschäftigt mit Herrn Hoffmann, der bereits ihre kommenden Reisepläne für die Rückkehr nach Rosenkreuz mit ihm besprach. Und so widmete er nur einen kleinen Teil seiner Aufmerksamkeit der Frage, was hinter dieser Aktion steckte. Eine Pistole konnte es nicht sein, auch wenn die Waffengesetze hier um einiges entspannter waren, so hatten nur die beiden Ex als Bodyguards offiziell die Genehmigung erhalten, eine Schusswaffe zu tragen. Und in solchen Fällen hielten sie sich an die Regeln, schließlich wollten sie ihr öffentliches Bild nicht beschmutzen. Es musste also eine andere Waffe sein und wenn Michael ehrlich war, war er nicht einmal neugierig genug, um mental bei Brad anzufragen, um mehr zu erfahren.

Noch bevor er sein Gespräch mit Herrn Hoffmann beendet hatte, war Brad zurück an seiner Seite – oder besser gesagt hinter ihm – und lehnte sich gegen ihn. „Wir können los, Michael.“

Ein Lächeln zupfte an seinen Mundwinkeln, während er eine Hand über die legte, die sich vor seinen Bauch geschlichen hatte, von dort aus Wärme auf ihn abstrahlte. „Können wir das…“

Brad lachte warm gegen seinen Hals. „Es sei denn, Herr Hoffmann hat Arbeit für dich gefunden, die du ganz dringend erledigen musst.“ Eine Pause folgte und er wusste genau, dass sich die braunen Augen jetzt auf den älteren Mann richteten. „Was ich ihm natürlich nicht verzeihen würde.“

„Natürlich nicht…“, brummte der kaum hörbar, bevor er etwas darauf erwiderte. „Keine Sorge, deinen Plänen steht nichts entgegen.“ Amüsiert, und nur Michael wusste in diesem Moment, dass Herr Hoffmann sie immer noch am liebsten geradewegs ins Hotel geschickt hätte.

Die Röte des Sonnenuntergangs empfing sie mit überraschender Abruptheit, als sie nach draußen traten und Brad atmete unwillkürlich ein wenig tiefer ein, beinahe fasziniert von dem Anblick.

Er lächelte, als er dem Blick des Jüngeren folgte. >Entwickelst du romantische Tendenzen?<, neckte er ihn lautlos und erntete ein Aufflackern von Amüsement dafür.

>Wäre das denn schlimm?<, erhielt er dann eine Gegenfrage in Erwiderung, während sich der Junge gleichzeitig gegen ihn lehnte.

Das Amüsement wurde abgelöst, durch Wärme, die bereits die Ahnung von Hitze in sich trug. Eisblaue Augen richteten sich auf Brad, doch dessen Blick blieb auf die Sonne gerichtet. >Nein<, murmelte er schließlich nachdenklich in den Kopf des Jüngeren hinein, presste dann einen Kuss auf Brads Schläfe. Was für eine merkwürdige Stimmung für den Jungen. Er wollte ihr nachgehen, doch bevor er die Gelegenheit dazu bekam, straffte sich Brads Gestalt und eine Hand schloss sich fest um sein Handgelenk.

„Komm, ich habe Hunger. Irgendwo hier muss es doch ein vernünftiges Restaurant geben.“

Sein Blick suchte unwillkürlich nach Herrn Hoffmann, noch bevor ihm diese Reaktion bewusst wurde.

Der daraufhin ganz einfach nickte. „Ich habe mir eine Adresse hier in der Nähe geben lassen. Das Restaurant steht unter Aufsicht des Büros, von daher werden auch Herr Jung und Frau Jäger in Ruhe essen können.“

„Ausgezeichnet.“ Brad ließ ein Lächeln aufblitzen, zog Michael dann voran, ohne auf eine Wegbeschreibung zu warten. Dessen Talent war bereits angesprungen und hatte ihm die benötigten Informationen geliefert.

Belustigt ließ er ihm seinen Willen, wenigstens war das wieder Brad, wie er ihn kannte.

Herr Hoffmann folgte ihnen mit einem Schulterzucken und die beiden Ex taten es sowieso, wie gewohnt ihre Umgebung im Auge behaltend.

Und dennoch wäre das letztendlich nicht genug gewesen. Michael stoppte mitten im Schritt, als ihn plötzlich Leere überfiel. Im ersten Moment konnte er sie nicht einordnen, da fehlte ganz einfach etwas, was sonst da war, und löste beinahe Schwindel aus. Er schloss kurz die Augen, sammelte sich, und erkannte dann das Problem. Es war Brad. Und damit kam die Erinnerung daran, dass Brad schon einmal so reagiert hatte, bar jeden vernünftigen Gedankens.

Seine Reaktion blieb nicht unbemerkt, weswegen die Aufmerksamkeit der Ex im falschen Moment auf die falsche Person gerichtet war.

Bewegung kam urplötzlich in Brad und jetzt konnte er das Messer erkennen, als es gezogen wurde. Fast als könnte er teleportieren, schnellte der Junge vorwärts und Michael konnte nur zusehen, als er um die nächste Ecke verschwand.

Er wollte ihm folgen, doch Frau Jäger stand bereits vor ihm. „Herr Schneider“, meinte sie eindringlich. Nicht mehr als sein Name, doch es reichte, um einigermaßen zu Vernunft zu kommen. Außerdem war Herr Jung bereits Brad gefolgt und das sollte doch reichen, nicht wahr?

Michael atmete tief durch und seine rechte Hand ballte sich zur Faust, bevor seine Finger zittern konnten.

Frau Jäger ließ ihn nicht aus den Augen, neigte jetzt aber den Kopf leicht zur Seite, als würde sie auf etwas lauschen.

Was Michael erst daran erinnerte, dass er vielleicht im Moment nichts von Brad empfing, aber Herr Jung war schließlich noch da. Und dann fing er auch die Emotion auf, welche die Aufmerksamkeit der Empathin erregt haben musste. Es war so etwas wie Schock und von Herrn Jung, einem Ex, kommend, war das mehr als ungewöhnlich. Doch er hielt sich nicht damit auf, sich darüber zu wundern, denn ihm wurde gleichzeitig klar, was das bedeutete. „Es ist bereits vorbei…“ Seine Worte waren kaum mehr als ein Ausatmen, aber sie wurden verstanden.

Nicht nur von Frau Jäger, die langsam nickte, sondern auch von Herrn Hoffmann, der sich nervös durch die Haare fuhr. Den anderen Mann hatte er für diese… Minute, mehr konnte es gar nicht gewesen sein… vollkommen vergessen gehabt. Doch jetzt wurde der Blick eisblauer Augen durch die Bewegung eingefangen und er rang sich so etwas wie ein beruhigendes Lächeln ab. Auch wenn es sich eher wie eine Grimasse anfühlte. „Es ist vorbei“, wiederholte er für Herrn Hoffmann. „Und mit Brad ist alles in Ordnung.“ Die letzten Worte blieben ihm beinahe im Hals stecken, denn mit Brad war noch nicht alles in Ordnung, nicht, solange da noch die Leere war, wo warmes Bewusstsein sein sollte. Doch er war nicht verletzt worden und das war immerhin eine gewisse Beruhigung. Versuchte er sich jedenfalls einzureden.

Seine Muskeln waren wie erstarrt und es kostete ihn echte Überwindung, einen ersten Schritt zu tun. Nur kurz schweifte sein Blick zu Frau Jäger ab, doch die Ex hielt ihn mit keiner Geste zurück. Sie war tatsächlich genauso überzeugt wie er selbst, dass keine Gefahr mehr drohte.

Der nächste Schritt ging schon etwas leichter vonstatten und dann bewegte sich sein Körper wieder wie gewohnt, stockte nur für ihn selbst merklich für die Dauer eines Augenblicks, bevor er die Ecke umrundete. Hinter sich konnte er Schritte hören, Herr Hoffmann und Frau Jäger, die ihm gefolgt waren, doch diese Feststellung traf er nur nebenbei, irrelevant, während eisblaue Augen auf das fixiert waren, was jetzt vor ihm lag.

Herr Jung stand da, die Reglosigkeit so ausgeprägt, als wäre er nur ein Abbild seiner selbst. Es schien, als würde er nicht zu atmen wagen, aus Angst, Brads Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Was einfach lächerlich war, doch als Brad den Blick von dem Mann hob, der am Boden lag, konnte Michael die Reaktion verstehen. Denn in den braunen Augen stand die gleiche Leere, die er schon auf mentaler Ebene gespürt hatte und wenn er das nicht schon kennen würde, hätte er vielleicht genauso reagiert. So aber krampfte sich nur etwas in ihm zusammen, während ihn vorsichtige Schritte näher an den Jungen herantrugen.

Brads Blick folgte jeder seiner Bewegungen, doch der Precog blieb am Boden hocken, selbst als Michael genau vor ihm zum Stehen kam.

Sehr, sehr langsam ging er ebenfalls in die Hocke, streckte eine Hand aus, um sie auf Brads Schulter zu legen. Für ein paar endlose Sekunden schien rein gar nichts zu geschehen und wieder krampfte sich sein Magen zusammen, aber dann entspannte sich der Junge minimal unter seiner Berührung. Es folgte ein zeitlupenartiges Blinzeln und an dessen Ende war Brads Blick nicht mehr leer.

Oh, sagte er innerlich zu sich selbst. Das hatte er auch schon eine Weile nicht mehr gesehen…

Brad kam abrupt auf die Beine, bekam gar nicht mit, dass er Michaels Hand dadurch abschüttelte und als er schließlich stand, schien es ein wenig aufrechter als sonst zu sein. Was natürlich nur ein seltsamer Eindruck war, denn an Brads Haltung war nie etwas auszusetzen.

Kühle braune Augen sahen sich um und als Brads Blick auf die Leiche fiel, wurde eine Augenbraue hochgezogen. „Nun, er wird zumindest keine Dummheiten mehr versuchen.“ Die Worte waren nicht minder kühl. Dann endlich wurde Michael wahrgenommen, wieder schien sich etwas zu verschieben, und ihm wurde ein beinahe leichtherziges Lächeln geschenkt.

Und dieser Ausdruck war so ungewohnt, dass er zuerst gar nicht wusste, wie er reagieren sollte.

Weswegen Brad ohne Schwierigkeiten wieder das Wort ergreifen konnte. Auch wenn es nur eines war. Eine Hand umfasste seine Wange und das Lächeln gewann an Wärme. „Gut…“ Mehr nicht. Und dann war da wieder ein langsames Blinzeln, an dessen Ende er sich Brad gegenübersah, wie er ihn kannte.

Ein Anflug von Panik schwang zwischen ihnen, wurde aber erbarmungslos niedergerungen, als der Junge die Situation erfasste, sah, dass Michael in Sicherheit war. Finger vergruben sich in sandblonden Haaren und für ein paar endlose Sekunden war Brads Miene vollkommen ausdruckslos – etwas, das Michael befürchten ließ, ihn wieder zu verlieren – doch dem folgte ein etwas schiefes Lächeln. „Vielleicht hätten wir doch auf Herrn Hoffmann hören sollen, hm?“

Erleichterung sorgte dafür, dass beinahe bunte Funken vor seinen Augen tanzten und da erst merkte Michael, dass zu viel Zeit seit seinem letzten Atemzug vergangen war. Das Lächeln, das seine Lippen kurvte, schmerzte fast. „Ja, vielleicht“, gab er zurück. Als nächstes kam er auf die Beine, eine Gelegenheit, die Brad ausnutzte, um ihn zu küssen.

Danach taten sie alle so, als wäre nichts Besonderes vorgefallen, auch wenn Herr Jung nicht ganz die Vorsicht verbergen konnte, die in seinen Bewegungen lag, als dieser nähertrat.

„Ich habe Frau Winter von dem Vorfall unterrichtet. Sie schickt ein Sweeper-Team vorbei.“

Michael zeigte seine Überraschung nicht, auch wenn er innerlich zugeben musste, dass er davon rein gar nichts mitbekommen hatte. „Sehr gut“, nickte er nur knapp, und dann streifte sein Blick kurz Herrn Hoffmann, der inzwischen mit Frau Jäger zu ihnen aufgeschlossen hatte.

Er wusste nicht gleich, was der Ältere gesehen hatte, doch dessen Gedanken drängten sich ihm regelrecht auf, so unkontrolliert wie sie in diesem Moment waren. Und auch wenn Herr Hoffmann nicht alles mitbekommen hatte, so zumindest diesen Moment, als der Junge wie ein anderer wirkte. Fremd, aber für Michael gleichzeitig beinahe vertraut.

Eisblaue Augen hefteten sich bei diesem Gedanken auf Brad, der jetzt den Toten checkte, fast nebenbei das Messer aus ihm herauszog und es reinigte. So abgelenkt würde der Junge ihre leise Unterhaltung nicht hören, was zweifellos der Grund für Herrn Hoffmanns gedämpfte Worte war, die seine Aufmerksamkeit jetzt wieder auf den Älteren zogen.

„Es ist nun wirklich nicht das erste Mal, dass ich ihn jemanden töten sehe. Aber er hat noch nie so seltsam reagiert… Ist er wirklich in Ordnung?“

Michael schnitt flüchtig eine Grimasse, bevor er sie zurückhalten konnte. „Es muss eine Art Schutzmechanismus gewesen sein, bis er den ersten Schock überwunden hatte.“ Und es war nicht wirklich eine Lüge, nicht wahr? Es konnte wirklich so gewesen sein.

Herr Hoffmann sah ihn nur fragend an.

Er seufzte kaum hörbar. „Der Schock kommt nicht durch den plötzlichen Angriff an sich. Ich nehme an, dass er gesehen hat, wie ich verletzt werde. Das ist etwas, womit Brad noch nie besonders gut klargekommen ist.“

Und jetzt war da Verstehen in dem Blick des Älteren. „So wie es auch umgekehrt der Fall ist.“ Mit einem warmen Lächeln.

Er machte sich nicht die Mühe, das abzustreiten.
 

~TBC~
 

Michael hat vollkommen Recht, Brad hat gesehen, was Michael zustoßen würde, wenn Herr Müller die Chance gehabt hätte. Und es wäre nicht bei einer einfachen Verletzung geblieben...

cya, cu ^-^

"Du kannst mich nicht in Watte packen"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 196/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Nachwirkungen …

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Nun, ich denke, auf diese Weise kann Brad immer noch am schnellsten reagieren. Obwohl das nicht der Grund ist, warum er wie ein "Zombie" wirkt. Und es liegt auch nicht allein am Schock… Aber es ist noch ein wenig zu früh, um näher darauf einzugehen ^.~

Und du hast Recht, Brad wird nicht zulassen, dass Michael etwas zustößt. Schließlich braucht er ihn, auch wenn ihm selbst nicht wirklich bewusst ist, wie sehr…
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 196 „Du kannst mich nicht in Watte packen“
 

Erst als er sich wieder auf Brad konzentrierte, das, was der Junge gerade tat, sah er die Waffe, die Herr Müller immer noch in der Hand hielt. Oder vielleicht hatte er sie auch schon vorher gesehen, das Bild aber nicht wirklich verarbeitet, doch das war in diesem Moment egal. Die Erkenntnis, wie gefährlich Brads stürmischer Angriff gewesen war, setzte sich abrupt durch und lag schwer wie ein Stein in seinem Magen. Eisern hielt er seine Emotionen unter Kontrolle, doch das minimale Zusammenzucken von Frau Jäger verriet ihm, dass er nicht ganz erfolgreich gewesen war. Und Brad… der steckte das Messer weg und warf ihm einen prüfenden Blick aus braunen Augen zu.

Er rang sich ein schmales Lächeln ab, das sich weder echt anfühlte noch so aussah und es ließ den Jüngeren unmittelbar auf die Beine kommen.

„Das Sweeper-Team trifft gleich ein. Dann können wir ins Hotel zurückkehren.“ Brads Blick trennte sich nur kurz von Michael, dennoch nahm der Precog genau die Reaktionen auf diese Ankündigung auf. Und die Frage, ob jemand doch noch zum Restaurant gehen wollte, wurde daraufhin gar nicht erst gestellt. Die Antwort war bereits in den ungewohnt unruhig wirkenden Gesten der beiden Ex ablesbar, die sich heute nicht mehr würden entspannen können, solange sie sich in aller Öffentlichkeit befanden. Und auch Herr Hoffmann wirkte eindeutig erleichtert, bei der Aussicht, sie endlich ins Hotel zu bekommen.

Er selbst schüttelte nur kaum merklich den Kopf, er käme ganz sicher nicht auf die Idee, Brads Vorschlag zu widersprechen.

Also war das letzte Wort damit gesprochen und Schweigen legte sich über sie, durchzogen von Anspannung, von der er sich nicht ganz abschirmen konnte. Oder wollte. Denn Michael hatte nicht vor, heute Abend noch weitere Überraschungen zuzulassen.

Wenigstens mussten sie nicht lange warten, ganz wie Brad es vorhergesagt hatte. Und da es danach keinen Grund mehr gab, länger zu verweilen, brachen sie unmittelbar auf. Frau Winter hatte die nötigen Wagen gleich mitgeschickt, etwas, woran Herr Jung bei seinem Telefonat mit ihr nicht gedacht hatte, und dann waren es nur noch wenige Minuten, bis ihnen der Portier die Eingangstür öffnete.

Sie verabschiedeten sich mit nur wenigen Worten, stumm beinahe, und überraschenderweise trennten sich die beiden Ex leichter von ihnen als Herr Hoffmann, der noch ein wenig unschlüssig schien.

Brad sah sich das für einen Moment mit an, schenkte dem Älteren dann ein Lächeln. „Sie müssen zugeben, dass wir jetzt in Sicherheit sind, hm? Und Michael kann Ihnen kaum den Kopf abreißen, in dem äußerst unwahrscheinlichen Fall, dass doch etwas passiert, da er diesmal auf mich aufpasst.“

Herr Hoffmann stieß ein unfreiwilliges Schnauben aus, schüttelte dann ebenfalls lächelnd den Kopf. „Gegen diese Logik komme ich nicht an.“

„Ich weiß. Und jetzt haben Sie noch einen schönen ruhigen Abend.“ Es klang mehr nach einem Befehl als einem Wunsch, was dafür sorgte, dass Herrrn Hoffmanns Lächeln ausgeprägter wurde, bevor dieser sich endgültig abwandte.

Anschließend schloss sich Brads Hand um Michaels Handgelenk und widerstandslos ließ er sich in ihre Suite ziehen.

Kaum dass sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, befreite er seine Hand jedoch. Ein überraschter Blick traf ihn, doch Michael ignorierte ihn, als er den Jungen mit seinem Körper gegen die Wand drängte. Erst dann begegneten eisblaue Augen braunen und ein nachträglicher Schauer durchlief ihn.

Sonst war er nie dabei gewesen, hatte nur am anderen Ende auf Brads Stimme gelauscht, während sich zwischen ihren Telefonen viel zu viele Kilometer erstreckten. Was auch immer geschehen war, es war zu diesem Zeitpunkt stets längst vorbei. Heute war er dabei gewesen, als Brad sich mit dieser für ihn typischen Selbstverständlichkeit in Gefahr begab – und trotzdem hatte es keinen Unterschied gemacht. Es war das gleiche Gefühl der Hilflosigkeit.

Er barg sein Gesicht an Brads Hals, atmete tief durch, doch das half nicht viel. „Ich werde dich auf Rosenkreuz in unser Quartier sperren und nicht mehr rauslassen“, murmelte er schließlich mit rauer Stimme.

„Michael…“ Nur sein Name, aber immer noch war da der Anklang von Überraschung.

Und er selbst war von seinem Verhalten ebenfalls überrascht, was aber nicht dazu führte, dass er es abstellte.

Wärme ging auf ihn über, strahlte von Brads Körper und Geist ab – und von der Hand, die jetzt seinen Rücken hinauf strich, in seinem Nacken zu ruhen kam. „Ich mache das nicht mit Absicht“, wurde ihm leise versichert. „Und du weißt doch, dass mir nichts passiert. Ich passe auf mich auf, so wie ich auf dich aufpasse…“ Der Grund dafür musste nicht ausgesprochen werden.

Er lachte in einem dumpfen Laut auf, streckte gleichzeitig sein Talent nach dem Jüngeren aus, um die Verbindung zwischen ihnen noch enger zu weben. Natürlich wusste er, dass Brad seine Dummheiten bisher immer gut überstanden hatte. Aber das war keine Garantie für die Zukunft, nicht einmal bei einem Precog. Es ging immer gut – bis es eben schiefging. Und auch wenn er es vorhin nicht wirklich ernst gemeint hatte, so war der Gedanke, Brad einfach wegzusperren, für einen Teil von ihm ausgesprochen verlockend.

Finger spielten mit sandblonden Strähnen und er wusste, dass der Junge in diesem Moment lächelte. „Ich verstehe. Aber du kannst mich nicht in Watte packen. Das konntest du schon damals nicht.“

Unwillkürlicher Widerspruch regte sich in ihm, doch er hatte genug Vernunft übrig, um ihn niederzuringen. Stattdessen biss er in Brads Hals, was letztendlich keine bessere Reaktion war, aber sie hatte zumindest etwas Befriedigendes.

Brad hatte überrascht eingeatmet, lachte jetzt leise, nur dass da kaum Belustigung war und dafür umso mehr Hitze. „Du projizierst…“, wurde ihm mitgeteilt, während der Jüngere den Kopf zur Seite neigte, um ihm so mehr Angriffsfläche zu bieten.

Tat er das? Michael zuckte innerlich mit den Schultern. Sonst war Brad es immer, der seinen Besitzanspruch anmeldete, doch heute benötigte er diese Versicherung selbst. Und Brad hatte augenscheinlich nicht vor, ihn davon abzuhalten. Er suchte und fand die Lippen des Jüngeren, stürzte sich ungeduldig in einen Kuss, während seine Hände bereits dabei waren, Brads Weste Knopf für Knopf zu öffnen. Es ging ihm nicht schnell genug, etwas, das der Junge sofort merkte und so erhielt er Unterstützung.

Er nutzte die Gelegenheit, um sie von der Wand wegzubringen und in Richtung Bett zu steuern, bekam kaum mit, wie der Jüngere beinahe über das Hindernis der Bettkante stolperte, sich dann aber ganz einfach freiwillig nach hinten fallen ließ. Der Eindruck von Brads Körper, jetzt gefangen zwischen ihm und der Matratze, war dafür umso deutlicher, brannte sich regelrecht in ihn.

Hastig und gleichzeitig mit Sorgfalt befreiten sie sich von den Sachen, die sie auf dem Weg hierher noch nicht verloren hatten, und wieder fanden seine Zähne ihr Ziel, diesmal in Brads Oberarm.

Brad beobachtete sein Tun lediglich unter halbgeschlossenen Lidern, nur ab und zu, wurden sie ganz zusammengespresst.

Es war kein Schmerz, der für diese Reaktion sorgte, das Gefühl schrammte stets scharf an dieser Grenze entlang, ohne sie zu überschreiten. Darauf achtete Michael sehr genau, die Rückkopplung zwischen ihnen ließ gar nichts anderes zu. Er küsste die Spuren, die er hinterließ, nur um danach neue zu kreieren, markierte den Weg, den er auf Brads Körper nahm. Und mit jeder Minute, die verstrich, wurde er innerlich ruhiger, zog sich dieses unerwünschte Gefühl der Hilflosigkeit zurück. Brad war hier, ihm war nichts passiert – und ihm würde nichts passieren. Es wurde leichter, wieder daran zu glauben. Und auch in Brad schien sich eine Spannung zu lösen, als dieser es Michael überließ, die Dämonen für sie beide zu vertreiben.
 

Später befanden sie sich immer noch im Bett, aber inzwischen hatten sie geduscht und ein Rollwagen mit ihrem Abendessen stand neben dem Bett.

Michael bestückte den Teller, den er in der Hand hielt, dann schweifte sein Blick über die beinahe reglose Gestalt des Jungen.

Brad hatte sich auf dem Bauch ausgestreckt und schenkte ihm ein träges Lächeln, als seine Aufmerksamkeit bemerkt wurde. „Nicht aufhören, ich habe Hunger“, wurde er aufgefordert und wie um die Aussage zu unterstreichen, knurrte Brads Magen.

Unwillkürlich lächelte er ebenfalls, beendete ohne weiteres Stocken seine Arbeit und streckte sich dann ebenfalls aus, der Teller zwischen ihnen. Er griff nach einem der mundgerechten Häppchen und hielt es Brad hin, der erst eine Augenbraue hochzog, bevor er sich vorbeugte und direkt von Michaels Fingern aß. Amüsement blitzte in eisblauen Augen auf, bevor er irgendwie wieder abgelenkt wurde, sein Blick angezogen von den Spuren, die er auf dem Körper des Jüngeren hinterlassen hatte. Er hatte so etwas noch nie zuvor getan und aus irgendeinem Grund faszinierte ihn der Anblick.

Das Gefühl beobachtet zu werden, holte ihn zurück.

Brad musterte ihn aus nachdenklichen, braunen Augen, bevor ein erneutes Lächeln dessen Lippen kurvte. „Hilft es dir dabei zu glauben, dass nichts und niemand mich dir wegnehmen kann?“ Auch wenn Humor in den Worten mitschwang, gab es da eine Unterströmung, die ihm verriet, wie vollkommen ernst Brad die Frage meinte.

Und etwas in seinem Inneren nickte unwillkürlich. Michael lauschte für einen Moment in sich hinein, bevor er auch nach außen hin sichtbar nickte. „Es ist nicht besonders logisch, aber es hilft tatsächlich…“ Mit einer gewissen Selbstironie. Es wurde Zeit, dass sie nach Hause kamen, damit er diese seltsamen Anwandlungen hinter sich lassen konnte. Wie um sich selbst abzulenken, griff er wieder nach dem Teller, um Brad dann zu füttern. Auch diese kleine Geste hatte etwas beruhigendes, was wohl der Grund war, warum der Junge es sich ohne Widerstand gefallen ließ.

Als sie beide satt waren, rückte Brad näher an ihn heran, nahe genug, dass seine Finger ohne Anstrengung Michaels Züge nachzeichnen konnten. Der Junge versank in Gedanken und sein Blick wurde abwesend, doch die Berührung blieb.

Michael konnte gar nicht anders, als zu bemerken, wohin Brads Gedanken gewandert waren, und auch seine Erinnerungen waren wieder da, sorgten dafür, dass sich sein Gesicht verfinsterte. „Er hätte dich so leicht töten können…“

Abrupt fokussierten sich braune Augen wieder auf ihn und Brad schüttelte den Kopf. „Nein, er hätte dich getötet.“ Kaum mehr als ein Flüstern. „Ich hatte es gesehen.“

Sein Mund wurde trocken, als er das hörte. Eine Vision mochte nicht real sein, aber in so einem Fall war sie real genug. Kein Wunder, dass Brad so extrem reagiert hatte. „Ich dachte, Herr Müller hatte es schon immer mehr auf dich abgesehen…“ Es war ein Versuch, die Situation zu analysieren, denn das würde es leichter machen, sie zu akzeptieren.

In Brads Augen trat dunkles Amüsement. „Oh, seinen letzten Worten nach – in meiner Vision – hatte sich das auch nicht geändert.“ So etwas wie ein Schulterzucken schloss sich dem an, soweit das im Liegen überhaupt möglich war. „Vergiss nicht, seiner Meinung bin ich daran schuld, dass er sein Talent verloren hat. Da er sich nicht entsprechend revanchieren konnte, wollte er mir das wegnehmen, was mir am Wichtigsten ist…“

Das klang nachvollziehbar… Seine Mundwinkel verzogen sich widerwillig, als er sich bei diesem Gedanken ertappte. „Dafür, dass er nicht mehr ganz rational war, scheint er genau gewusst zu haben, was er tut.“

Dafür hatte Brad nur ein Schnauben übrig. „Wäre er rational gewesen, hätte er es nicht auf diesem Wege versucht, sondern von weiter weg, wo ich ihn nicht unmittelbar hätte stoppen können. Aber er wollte zweifellos genau sehen, wie ich reagieren würde.“

Letzteres kam so kalt heraus, dass Michael darunter erschauerte, obwohl keinerlei Emotion die Aussage zu unterlegen schien. „Wenigstens ist es jetzt endgültig vorbei.“ Er langte nach Brads Hand und drückte sie, bevor er sie so drehte, dass er den Ring küssen konnte. Die Geste brachte nichts von der sonst gewohnten Hitze mit sich, dafür aber Ruhe.

„Ja, _er_ wird uns nicht mehr in die Quere kommen.“

Seine Hand drückte unwillkürlich fester zu und eisblaue Augen verengten sich. „Soll das heißen, du hast noch mehr Leute verärgert?“

„Was soll das denn heißen?“ Eine Augenbraue rutschte in die Höhe und die eher düstere Stimmung verflüchtigte sich, als Brad auflachte. „Soweit ich weiß, bist du derjenige von uns, der noch ein Skelett im Schrank verborgen hat.“ Auf seine stumme Verwirrung hin, erhielt er ein grimmiges Lächeln. „Keine Sorge, der Instruktor wird uns nicht über den Weg laufen. Ich habe ihn gewarnt und ich habe kontrolliert, ob er die Warnung ernst genommen hat.“

Verstehen brach über ihn herein wie eine Flut, als er sich an Herrn Hoffmanns Bericht damals erinnerte und damit auch an den Instruktor, der Thomas auf dem Gewissen hatte. Sein Körper bewegte sich wie aus eigenem Willen, als er sich auf Brad rollte, als könnte er ihn so von der gesamten Außenwelt abschirmen.

Der Junge nahm es ruhig hin, verschränkte ihre Finger, wo er immer noch Brads Hand hielt und die freie Hand fand seinen Nacken, zog ihn nach unten. Erst dann sprach er weiter. „Ich hätte wissen sollen, dass Herr Hoffmann das nicht für sich behält. Aber zumindest hat es nicht den Weg in seinen offiziellen Bericht gefunden…“

Er schloss die Augen, als er jede Anspannung aus sich herausfließen ließ und wieder spürte, wie seine Mundwinkel zuckten. „Das hätte dir Ärger einbringen können. Schließlich steht es einem Instruktor nicht zu, sich in Personalangelegenheiten einzumischen.“ Bevor Brad ihn korrigieren konnte, fuhr er fort und auch wenn sein Lächeln am Hals des Jüngeren verborgen war, fühlte es sich schon fast echt an. „Das hast du mit deiner Drohung getan und leugne es nicht. Nicht, dass die Drohung an sich besser aufgenommen worden wäre…“

Von Brad ausgehend schlich sich eine Emotion zu ihm herüber, die zu vielschichtig war, um sie genau zu entziffern. „Er hatte keinen bequemen Job in Berlin verdient.“

Michael hatte ganz sicher nicht vor, dem zu widersprechen. „Und er hat ihn auch nicht lange behalten.“ Natürlich hatte auch er überprüft, wie der Mann reagieren würde.

„Ich weiß.“ Brad klang jetzt einfach nur noch zufrieden.
 

~TBC~
 

Michael hat mit dem Zwischenfall mehr zu kämpfen als Brad. Immerhin hat der das Schlimmste bereits gesehen und weiß, dass es nicht eingetreten ist. Michael hingegen braucht mehr Versicherung… Obwohl der Junge zweifellos in den nächsten Tagen wieder etwas mehr als gewohnt an Michael hängen wird…

cya, cu ^-^

"Ich dachte, Brad hat keinen Zugriff auf dich, aber du warst heute auch da…"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 197/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Ein Traum – oder so ähnlich ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: *grins* Ich konnte nicht widerstehen. Die Situation bot sich einfach dafür an, ihre Rollen mal ein wenig umzukehren. Und Michaels Verhalten wird sich erst wieder ganz normalisieren, wenn er Brad sicher zurück auf Rosenkreuz weiß. Was heißt, dass das heutige Kapitel noch den beiden gehört ^^
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 197 „Ich dachte, Brad hat keinen Zugriff auf dich, aber du warst heute auch da…“
 

Michael erwachte nur langsam, ein Vorgang, der mit ungewohnten Schwierigkeiten verbunden war. Als erstes registrierte er nur ein Gefühl der Falschheit und verwirrt sah er sich um, bemerkte so, dass Brad nicht neben ihm lag. Um genau zu sein, war das Bett ansonsten unberührt, als wäre der Junge gar nicht erst mit ihm schlafen gegangen. Doch er wusste, dass es nicht so war. Sein Blick suchte nun seine unmittelbare Umgebung ab und auch wenn er erfasste, dass er sich nicht in dem Hotelzimmer befand, in dem er eingeschlafen war, atmete er doch erleichtert aus. Oder imitierte zumindest diesen Vorgang, soweit das auf der mentalen Ebene möglich war.

Denn dort befand er sich, das Bett unter ihm das Einzige, was die leere Unendlichkeit durchbrach. Michael zwinkerte ein wenig überrascht, weil er nicht wusste, warum er überhaupt hier war. Es lag nicht in seiner Art, sein Talent auf diese Weise manifestieren zu lassen, das war normalerweise unnötig. Bevor er die künstliche Welt um sich herum auflösen konnte, um in echten Schlaf zurückzufallen, senkten sich Wände um ihn herum und das daraufhin folgende Ausatmen hatte nichts mit Erleichterung zu tun.

Nun wusste er, wo genau er sich befand. Er war nicht einfach nur auf der mentalen Ebene gelandet, sondern in Brads Verstand. Langsam wandte er den Kopf, nicht suchend, sondern mit Gewissheit, bis sein Blick auf der bekannten und gleichzeitig unvertrauten Gestalt zu ruhen kam.

Der ältere Mann – diese Version von Brad war immer noch älter als Michael in diesem Moment – schenkte ihm ein amüsiertes Lächeln. >Das ist ja eine ganz neue Art, zu Besuch zu kommen.<

Er verzog unwillkürlich das Gesicht. >Stimmt, das letzte Mal hattest du das Bett mitgebracht.< Michael strich sich ein paar Strähnen aus der Stirn. >Und es ja nicht so, als hätte ich das hier geplant…<

Das Lächeln vertiefte sich, als der Andere den Kopf schüttelte. Doch es wurde zunächst nichts gesagt, da waren lediglich lautlose Schritte, die ihn zum Bett führten. Und dann setzte sich der Mann zu ihm. >Geplant womöglich nicht, aber du wolltest herkommen<, wurde sanft festgestellt. >Du solltest dir nicht immer so große Sorgen machen.<

>Das bräuchte ich nicht, wenn ich mich an dich erinnert könnte, wenn ich wieder aufwache.< Es war nicht das erste Mal, dass er das sagte, und es war nicht weniger wahr als damals. Er musterte die Züge des Älteren, stolperte erneut über die Feststellung, dass Brad so anders wirkte. Älter als er selbst und in Sicherheit. Ruhe ging mit diesem Gedanken einher, entspannte ihn und löste einen Knoten in ihm, den er vorher gar nicht bewusst registriert hatte.

>Du bist nicht so schwach, um diese Versicherung zu benötigen. Brad ist es nicht.< Das Amüsement war unterschwellig immer noch da, doch das war nebensächlich, als er sich auf etwas anderes konzentrierte.

>Du warst es… ich dachte, Brad hat keinen Zugriff auf dich, aber du warst heute auch da…<

Eine Hand wurde an seine Wange gelegt, genauso wie in der Seitenstraße, als Brad sowohl den ersten Schock als auch die abwesende Kühle danach überwunden hatte. Eine Antwort, die ohne Worte auskam. Und dennoch wurde etwas hinzugefügt. >Es war eine Ausnahmesituation. Es steht mir nicht zu, mich auf diese Weise einzumischen, doch ich konnte nicht anders…<

Michael griff nach dem Handgelenk, bevor der ältere Mann die Hand zurückziehen konnte. >Es ist dein Leben, dein Talent. Natürlich kannst du dich einmischen.< Solange es mehr Sicherheit für den Jungen bedeutete, war ihm alles Recht.

Wieder wurde der Kopf geschüttelt. >So einfach ist das nicht.< Doch statt mehr zu erklären,

sah der Ältere für einen Moment durch ihn hindurch, konzentriert, als würde er auf etwas lauschen. >Du musst wieder gehen, du warst schon zu lange hier<, wurde ihm dann mitgeteilt.

Dieses Mal war es an ihm, den Kopf zu schütteln, störrisch. Er wollte sich nicht so einfach abspeisen lassen. Er griff auch mit der anderen Hand zu, drückte den Anderen zurück, bis er auf ihm zu liegen kam. >Erinnere dich. Mach, dass ich mich erinnern kann<, forderte Michael.

Das Amüsement war mit voller Kraft zurück. >So hitzköpfig, fast wie…<

Den Rest hörte er nicht, als sich alles um ihn herum aufzulösen begann, sich seine Hände um Nichts schlossen. Ihm blieb nicht einmal mehr die Zeit für ein frustriertes Seufzen, als der Sog ihn auch schon völlig ergriff und ihn davonschwemmte, zurück in die Beengtheit seines eigenen Kopfes.

Jemand tätschelte seine Schulter, die hartnäckige Berührung mischte sich mit dem Eindruck von Wärme, als sein Bewusstsein weit genug aus den Tiefen des Schlafs auftauchte, dass er langsam die Augen öffnen konnte. Die Wärme wurde zu Hitze wurde zu Brad, der unter ihm lag und versuchte, seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

„Hast du schlecht geträumt?“, wurde er mit einem schläfrigen Blinzeln gefragt.

Michael musste zunächst darüber nachdenken, noch zu benommen, schüttelte dann aber den Kopf.

Die Hand des Jungen ließ jetzt von seiner Schulter ab, glitt stattdessen durch sandblonde Strähnen. „Dann ist ja gut… Und nun kannst du mir wieder genug Raum zum Atmen lassen, ja? Ich werde dir schon nicht weglaufen.“ Letzteres war kaum mehr als ein leises Brummen, als Brad die Augen zufielen.

Er rollte sich von dem Jüngeren herunter, zog ihn aber gleichzeitig so nah wie möglich an sich heran. Und dagegen gab es keinen Protest, ganz im Gegenteil. Noch ein letztes Blinzeln und dann schlief Brad auch schon mit einem Lächeln ein. Michael lächelte ebenfalls. Er fühlte sich einfach nur warm und zufrieden und das sorgte dafür, dass er dem Jungen unmittelbar zurück in den Schlaf folgte.
 

Als er das nächste Mal erwachte, erinnerte er sich als erstes an diese Episode in der Nacht. Und nun hatte er genügend von seinem Verstand zusammen, um darüber lachen zu können.

„Du findest das natürlich lustig. Ich bin ja auch nur derjenige, der beinahe erdrückt worden ist.“ Brad war anscheinend schon vor ihm wach geworden, hatte den Kopf auf seine Hand gestützt und seine Reaktion nicht nur beobachtet, sondern auch gleich interpretiert.

Amüsement blitzte in eisblauen Augen auf, als er nach dem Blick des Jungen suchte, und statt ihm zu antworten, griff er nach ihm und rollte sich dieses Mal mit voller Absicht auf ihn. „Soll das heißen, dass ich dir zu schwer bin?“

„Nur, wenn ich gerade schlafen will…“ Brad startete nicht einmal den Versuch, sich zu befreien, musterte ihn stattdessen intensiv. „Du bist ruhiger geworden“, wurde dann beinahe sachlich festgestellt. Gleichzeitig war da in einer vertrauten Geste wieder die Hand, die ihren Weg zu sandblonden Strähnen fand.

Er neigte den Kopf in stummer Überlegung, in die Berührung hinein, und ganz langsam begann sich ein Lächeln auf seinem Gesicht abzuzeichnen. Der Junge hatte mit seiner Feststellung vollkommen Recht, er fühlte sich ruhiger.

Brad erwiderte sein Lächeln. „Dann verspürst du nicht mehr den irrationalen Wunsch, mich wegzusperren?“

„Was soll daran irrational sein?“, gab er zurück. Und er überraschte sich selbst mit dem Ernst, der sich unwillkürlich in die Gegenfrage schlich.

„Ah ja, natürlich…“ Brad hatte keine Schwierigkeiten, dies zu verstehen, und dessen Lächeln gewann eine andere Note.

Sie atmeten beide etwas tiefer, als sich ihre Gedanken daraufhin einem anderen Thema zuwandten und eisblaue Augen schweiften über die Gestalt des Jüngeren hinweg, was mit einem Schauer der Erregung einherging, als er an die Spuren erinnert wurde, die er gestern auf Brads Körper hinterlassen hatte.

Die Hand verkrampfte sich in seine Haare, nicht schmerzhaft, holte seine Aufmerksamkeit aber sofort zu Brads Gesicht zurück. „Hattest du es wirklich vergessen?“ Er bildete sich nicht nur ein, dass die Stimme des Jüngeren heiser klang.

Er stieß ein leises Schnauben aus, belustigt über sich selbst. „Ja, anscheinend schon.“ Dann neigte er den Kopf, seine Lippen fanden Brads Hals und er biss sanft zu. Dieses Mal war es Brad, der erschauerte. Und auch wenn das Bedürfnis ein ganz anderes war als gestern, machte er sich daraufhin an die Aufgabe, die Spuren zu erneuern. Und vielleicht noch das eine oder andere Mal hinzuzufügen.
 

~~~~~~
 

Brad streckte sein Gesicht dem warmen Wasser entgegen, die Augen geschlossen und vollkommen entspannt. Es war ein guter Morgen… Der Gedanke huschte durch seinen Kopf und ließ ihn unwillkürlich lächeln. Keine Arbeit mehr, jedenfalls keine richtige. Nur noch ein paar Kleinigkeiten, dann hatten sie ihre Aufgabe im hiesigen Büro abgeschlossen. Und dann konnten sie endlich heimkehren.

Die letzten Reste des Shampoos waren bereits weggespült, dennoch ließ er sich noch etwas Zeit, bevor er das Wasser abstellte und nach einem Handtuch griff. Brad fuhr sich damit nur kurz durch die Haare, band es sich dann um die Hüfte. Mit einem weiteren Handtuch bewaffnet verließ er das Badezimmer, steuerte geradewegs die Couch an, wo Michael ihn bereits nahen sah und die Zeitung aus der Hand legte.

Er erhielt ein Lächeln, doch der Blick der eisblauen Augen schweifte schnell ab. Er folgte Michaels Blick, auch wenn das eigentlich gar nicht nötig war. Schließlich wusste Brad bereits, was die Aufmerksamkeit des Älteren auf sich gezogen hatte. „Du hast mehr Spuren hinterlassen, als ich normalerweise selbst bei einem Trainingskampf davontrage…“, stellte er schließlich mit leiser Ironie fest.

Michael zog ihn vor sich auf die Couch und griff nach dem Handtuch. „Das könnte daran liegen, dass du nicht darauf aus warst auszuweichen.“

Das war er wirklich nicht gewesen. Auch wenn der Ältere ihn mit diesem Verhalten im ersten Moment überrascht hatte, konnte er nicht behaupten, es nicht zu verstehen. „Warum sollte ich auch“, zuckte er mit den Schultern, bevor er sich gegen Michael lehnte. „Die Bedeutung ist die gleiche wie der Ring – und gegen den hast du dich auch nicht gewehrt.“

Da war ein Laut, der fast ein Auflachen war, aber eben nicht ganz. Doch bevor er darüber nachdenken konnte, senkte sich ein Handtuch über ihn und begann, seine Haare richtig abzutrocknen.

„Vielleicht…“, wurde schließlich eingestanden, doch Michael klang nicht vollkommen überzeugt.

Dann klopfte es an der Tür und Brad wurde für einen Moment allein gelassen. Er hielt ein Stirnrunzeln zurück, was ganz einfach war, als er sah, wem der Ältere die Tür öffnete.

„Herr Schneider, wir haben den Bericht vom Büro bekommen. Ich dachte, Sie möchten ihn so schnell wie möglich haben.“

„Natürlich, kommen Sie doch herein, Herr Hoffmann.“ Michael nahm den Ausdruck entgegen, kehrte damit in der Hand zu ihm zurück.

Herr Hoffmann folgte ihm. „Guten Morgen, Brad“, wurde er begrüßt, dann erst schien der ältere Mann ihn wirklich anzusehen und Besorgnis verdunkelte dessen Züge. „Geht es dir-“ Herr Hoffmann stoppte sich selbst, als er begriff, dass es keine echten Verletzungen waren und die Besorgnis wurde durch ein schiefes Lächeln abgelöst. „Das wollte ich gar nicht wissen…“

Michael lachte, während er den Bericht an ihn weiterreichte und stattdessen wieder das Handtuch ergriff. „Das haben Sie davon, dass Sie jetzt schon im Dienst sind, obwohl der Tag kaum angefangen hat.“

„Nun, dafür werde ich mich ganz bestimmt nicht entschuldigen.“

„Natürlich nicht“, erwiderte er an Michaels Statt, Augen auf den Bericht gerichtet. „Die Polizei hat also keinen Verdacht geschöpft?“, fragte er, nachdem er den Text einmal überflogen hatte.

„Nein, dazu sind unsere Leute zu gut.“

Der etwas seltsame Tonfall ließ ihn aufsehen, doch Herrn Hoffmanns Miene blieb unbewegt, er sprach ohne zu stocken weiter.

„Sie haben es als Raubmord eingestuft. Dank der Brieftasche, die sie in der Nähe des Tatorts fanden – natürlich ohne Geld und Kreditkarten – fanden sie schnell die Spur zum hiesigen Büro. Wir sind offiziell verständigt worden und uns wurde bereits angedeutet, dass sie sich keine großen Hoffnungen machen, den Täter fassen zu können.“

„Das will ich doch hoffen.“ Michaels Einwurf klang trocken, doch Brad konnte spüren, dass der Ältere für einen Moment erstarrt war.

Er hob eine Hand und legte sie auf Michaels Unterarm, drückte sanft zu. Er hatte angenommen, dass alles wieder normal wäre, aber wie es schien, hatte der Ältere den gestrigen Vorfall noch nicht ganz verarbeitet. Brad lauschte in sich hinein und musste zugeben, dass es ihm nicht anders ging. Wenn er die Augen schloss, konnte er immer noch die Bilder der Vision sehen, diesen schrecklichen Moment wiedererleben, in dem die Kugel Michael traf und jeder Rettungsversuch zu spät zu kommen schien. Doch er hatte es verhindert, sagte er sich fest, während er sich noch etwas mehr zurücklehnte, in Michaels warme Umarmung hinein. Erst danach ergriff er wieder das Wort und es war gar nicht so schwer, leichte Belustigung in seine Stimme einfließen zu lassen. „Willst du ernsthaft die Befähigung des Sweeper-Teams in Zweifel ziehen? Vergiss nicht, Frau Winter hat ein Auge auf sie.“

Michael reagierte wie er es sollte mit einem Auflachen. „Das sollte ich wohl besser nicht, hm? Nachdem ich gestern noch von ihrer Arbeit so beeindruckt war.“

„Ganz genau“, gab er mit einem gewichtigen Nicken zurück, etwas, das auch Herrn Hoffmann ein amüsiertes Lächeln abrang. Also wandte er sich nun an ihn. „Vielen Dank für den Bericht. Aber viel mehr interessiert mich, wie weit unsere Reisepläne fortgeschritten sind.“

Das Lächeln gewann an Ausdruck. „Oh, das. Die sind natürlich fertig. Wir können morgen Abend abreisen, wenn es zu keinen Verzögerungen kommt.“

Brad konnte gar nicht anders als das Lächeln zu erwidert. „Ich sehe keine auf uns zukommen.“

Und keiner in diesem Raum war traurig, das zu hören.
 

~TBC~
 

So, nächste Woche geht es zur Schule zurück ^^

cya, cu ^-^

"Du kannst ihn nicht vor der großen, bösen Welt beschützen, auch wenn ich den Drang nachvollziehen kann"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 198/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Und endlich haben sie es zurück nach Rosenkreuz geschafft ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: *lach* Ich sage dir, er wird mehr als überrascht sein, wenn es erst einmal so weit ist. Aber nicht nur aus den Gründen, die bereits offensichtlich sind ^.~
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 198 „Du kannst ihn nicht vor der großen, bösen Welt beschützen, auch wenn ich den Drang nachvollziehen kann“
 

Die Tore von Rosenkreuz schlossen sich hinter ihnen, doch das löste kein Gefühl des Gefangenseins aus. Ganz im Gegenteil. Michael entspannte sich in seinen Sitz hinein, nicht nur geleitet von seinen eigenen Empfindungen, sondern auch von den Emotionen der anderen, die zufriedene Wärme auf ihn abstrahlten, ohne sich dessen bewusst zu sein.

Nun, mit Ausnahme von Brad natürlich. Sein Blick huschte zu dem Jungen hinüber, der ihm prompt ein Lächeln schenkte, dann die Hand ausstreckte, so dass sich ihre Fingerspitzen berührten. Die Emotionen der anderen verschwanden im Hintergrundrauschen, als die Verbindung zu Brad sich verstärkte, doch das änderte nichts an ihrem Inhalt. Sie konzentrierten sich lediglich, formten sich zu einem Bild, einer Empfindung, einem Wort: Zuhause.

Ein erwiderndes Lächeln kurvte seine Lippen, denn dem konnte er sich nur anschließen. Der einzige Unterschied war vielleicht, dass er auch einen Gutteil Erleichterung empfand, da er Brad endlich hinter den vertrauten Mauern wusste, in Sicherheit.

Der Jüngere neigte den Kopf ein wenig, als er diese Unterströmung identifizierte, dann trat Amüsement in die braunen Augen. „Aber du weißt, dass in ein paar Wochen meine nächste Reise ansteht, hm?“, wurde leise angemerkt.

Herr Hoffmann blickte kurz von seiner Zeitung hoch, als Brads Worte die bisher herrschende Stille durchbrachen, sah einmal zwischen ihnen hin und her und versenkte sich dann wieder in seine Lektüre.

Michael konnte ohne Schwierigkeiten die Belustigung empfangen, die nun von dem Älteren ausging, beschloss aber, sie zu ignorieren. Es war schließlich nicht weiter überraschend, dass Herr Hoffmann so schnell erfasst hatte, was gerade vor sich ging. Stattdessen konzentrierte er sich ganz auf Brad und sein Lächeln verrutschte ein bisschen. „Ich hatte es fast erfolgreich verdrängt.“ Es klang wie ein Scherz, doch mehr als ein Körnchen Wahrheit steckte in dieser Erwiderung.

Brad rutschte näher an ihn heran, ungehindert, da Herr Hoffmann ihnen gegenüber saß und die beiden Ex sich im anderen Wagen befanden. Seine Hand wurde nun ganz umschlossen, doch diese Berührung war vergessen, als der Jüngere sich so nah zu ihm hinüberlehnte, dass dessen Stirn an Michaels zu ruhen kam. „Es ist nur Japan. Das mache ich inzwischen seit Jahren, also wird es keine bösen Überraschungen geben.“

Die Worte trafen ihn mit warmem Atem, lenkten ihn beinahe von ihrem Inhalt ab. Doch nach einem Augenblick hatte er sie verarbeitet und er hielt ein Schnauben zurück. „Wie soll ich dir das abnehmen, nach dem, was letztes Mal passiert ist? Ich gewinne allmählich sowieso den Eindruck, dass du den Ärger anziehst, wenn du nur den Fuß vor Rosenkreuz setzt.“

„Das ist eine klare Übertreibung“, beschwerte Brad sich, lachte dann auf unvermutet auf. „Ich werde immer wohlbehalten zu dir zurückkehren. Schließlich würde alles andere bedeuten, dass ich dich aufgeben muss. Und das würde ich niemals tun.“

Ihm wurde unwillkürlich warm – und es lag nicht an den Fingern, die sich in sandblonde Strähnen woben. „Brad…“ Beinahe verlegen. Nicht, weil ihm diese Einstellung etwas Neues war, sondern weil sie normalerweise keine Zeugen hatten.

Brad lachte schon wieder, während auch die andere Hand ihr Ziel fand und jetzt wurde sein Gesicht eingerahmt. „Keine Sorge, vor Herrn Hoffmann musst du die Form nicht wahren. Der weiß sowieso schon, dass du mir gehörst.“

Ein verdächtiger Laut klang hinter der Zeitung auf, doch Herr Hoffmann schaffte es immerhin, nicht laut zu lachen.

Michael warf ihm dennoch einen gespielt scharfen Blick zu, bevor er sich vollkommen von der Wärme einhüllen ließ, die nun immer stärker auf ihn abstrahlte. Es fühlte sich gut an. Wieder zurück zu sein, Brad so nah bei sich zu haben. Und das ließ ihn für den Moment alle Untertöne vergessen, das Wissen, dass er trotz Brads Versicherung niemals Gewissheit haben konnte. Sein Lächeln war zurück, ausgeprägter als zuvor, und dann schloss er die letzte Distanz zwischen ihnen, um Brad zu küssen.

Erst Herrn Hoffmanns Räuspern sorgte dafür, dass sie sich wieder voneinander trennten. Etwas, das er nur widerwillig tat, doch als er sah, dass sie inzwischen gehalten hatten, war er für die Unterbrechung ganz dankbar. Denn im nächsten Augenblick öffnete der Chauffeur ihnen auch schon die Tür. Seltsamerweise erinnerte er sich in diesem Moment daran, dass Brad eigentlich hatte das Steuer übernehmen wollen, ein Gedanke, den auch der Jüngere auffing.

Er erhielt daraufhin einen schiefen Blick zugeworfen. „Herr Schneider hatte wohl andere Pläne. Und ich konnte ihm schwerlich ausreden, die Limousinen zu schicken.“ Eine kurze Pause, der sich ein beinahe verschmitztes Lächeln anschloss. „Immerhin konntest du ein Machtwort sprechen und Julia und Markus in den anderen Wagen stecken.“

Bevor er darauf etwas erwidern konnte, war es Herr Hoffmann, der das Wort ergriff. „Was natürlich auch nicht im Sinne des Erfinders war. Sie tun schließlich auch nur ihren Job.“

Brad ließ sich davon nicht beeindrucken. „Aber wir waren beinahe schon auf vertrautem Territorium. Und mein Talent hat mir verraten, dass wir sicher hier ankommen. Von daher brauchte Michael keine Bodyguards.“

Michael lächelte in sich hinein, überließ die beiden dann ihrer Diskussion und stieg aus. Brads Sicherheit war wohl der einzige Punkt, wo auch Herr Hoffmann sich mit Erziehungsversuchen abgab. Nicht, dass das bei Brad viel bringen würde.

Nicht überraschend standen die beiden Ex schon bereit, doch Brad hatte Recht, ihre Aufgabe war erledigt. Also entließ er sie mit ein paar dankenden Worten. Herr Jung und Frau Jäger zögerten nicht lange, ihr Aufbruch schien sogar ein wenig überhastet. Michael sah ihnen nach, nicht überrascht, sondern einfach nur belustigt, wandte sich dann an die andere Person, die nähergekommen war. „Was hast du getan, dass dein bloßer Anblick zwei Ex in die Flucht schlägt?“

Sein Vater schüttelte lächelnd den Kopf. „Das liegt kaum an mir persönlich, sondern an der Tatsache, dass zwei Triumviratsmitglieder mindestens eins zu viel sind. An dich konnten sie sich immerhin inzwischen gewöhnen.“

„Irgendwie bezweifle ich, dass das lange vorhalten wird…“ Er lächelte ebenfalls, mehr noch, als sich eine Hand kurz in seinen Nacken legte und sanft zudrückte.

„Du hast Brad heil zurückgebracht?“ Blaue Augen schweiften kurz zum Wagen ab, in dem der Junge und Herr Hoffmann immer noch saßen.

Seine Miene verlor an Ausdruck, ohne dass er es merkte. „Ja, habe ich. Auch wenn es nicht einfach war. Bitte erinnere mich daran, wenn der Junge das nächste Mal Urlaub haben möchte und ich dich bitte, es zu ermöglichen.“

Sein Vater wusste natürlich, was für Schwierigkeiten sich ergeben hatten und musste daher nicht nachhaken. Stattdessen war da nur ein verständnisvolles Lächeln, in dem sich Wärme mit leisem Humor mischte. „Du kannst ihn nicht vor der großen, bösen Welt beschützen, auch wenn ich den Drang nachvollziehen kann.“

Wieder eine flüchtige Berührung in seinem Nacken und zum ersten Mal wurde Michael bewusst, dass es für seinen Vater auch nicht leicht gewesen sein konnte, ihn gehen zu lassen. „Ich werde es dennoch versuchen“, erwiderte er schließlich, mit einem nachdenklichen Unterton.

„Natürlich tust du das.“ Nachsichtig. Dann wurde sein Vater geschäftlich. „Heute hast du noch frei, aber wir erwarten spätestens Freitag eine Auswertung der Ergebnisse.“

„Das sollte kein Problem sein. Ich bin mir sicher, dass Brad mir solange Herrn Hoffmann ausleiht.“

Da es die beiden inzwischen aus dem Wagen geschafft hatten, hörte der Junge die Bemerkung und nickte bestätigend. „Für so kurze Zeit kann ich den Verlust verschmerzen. Aber danach wirst du wieder mit deinem Assistenten vorlieb nehmen müssen.“ Ein kurzes Grinsen blitzte in Michaels Richtung auf.

„Das muss ich wohl“, gab er gutmütig zurück und sah genau das amüsierte Lächeln, das Herr Hoffmann zu unterdrücken versuchte.

Brad lachte bloß, bevor dessen Aufmerksamkeit sich auf seinen Vater richtete. „Guten Tag, Herr Schneider.“ In den braunen Augen leuchtete es auf. „Haben Sie heute Abend Zeit, mit uns zu trainieren? Es ist viel zu lange her, dass wir ein richtiges Training hatten.“

Das andere Triumviratsmitglied schüttelte den Kopf, nicht verneinend, sondern belustigt. „Willst du dir das wirklich heute noch zumuten?“

Brad zuckte mit den Schultern. „Immerhin habe ich so eine gute Ausrede, falls ich verliere. Mal wieder…“

Dieses Mal war es sein Vater, der lachte. „In dem Fall werde ich die Zeit finden. Doch bis dahin wartet noch etwas Arbeit auf meinem Schreibtisch.“ Es folgte ein verabschiedendes Nicken in die Runde und dann ging sein Vater auch schon.

Michael sah ihm für einen Moment nach und Wärme erfüllte ihn. Das ‚Willkommen zurück‘ war vielleicht nicht laut ausgesprochen worden, doch das war auch nicht nötig. Seine Aufmerksamkeit wurde von Brad eingefangen, der jetzt auf Herrn Hoffmann zugetreten war. „Sie kommen doch auch, nicht wahr? Und bringen Richard mit?“

„Reik also, hm? Und wofür willst du mich dann noch dabeihaben?“ Die Frage war scheinbar ernst gemeint, doch Michael fiel es nicht schwer, die Unterströmung von Belustigung aufzufangen.

Brad sah ein wenig verwirrt aus, in der Beziehung hatte der Junge sich nicht geändert. Egal, wie viel er sonst verstand, im Falle von Herrn Walter war er eindeutig blind. „Sie müssen natürlich dabei sein, um mit Richard zu trainieren. Während wir weg waren, hat er an so etwas bestimmt nicht gedacht.“

„Was daran liegen könnte, dass er einen ganz normalen Bürojob hat.“ Es war kein Einwand, nur eine Feststellung und nun lag die Belustigung auch in Herrn Hoffmanns Stimme.

„Das ist nun wirklich kein Grund, auf Training zu verzichten. Und er hat es schon gelernt, bevor er hierher kam, nicht wahr?“ Damit war aus Brads Sicht alles gesagt, was es zu sagen gab, und der Jüngere verschwand nach drinnen.

Michael ertappte sich dabei, ihm genauso wie Herr Hoffmann nachzustarren, dann tauschten sie einen langen Blick aus. „Kaum ist er zu Hause, wird er wieder frech“, sprach er trocken aus, was der andere Mann gerade dachte.

Der grinste daraufhin unerwartet. „Das ist nur ein Zeichen, dass er sich wohlfühlt. Also werde ich mich nicht darüber beschweren.“

Dazu konnte er nur den zustimmend den Kopf neigen und ein Lächeln eroberte seine Gesichtszüge. „Das ist ausgesprochen verständnisvoll von Ihnen.“ Dann verabschiedeten auch sie sich und Michael machte sich auf, dem Jungen zu folgen.
 

„Du bist zu langsam“, beschwerte sich Brad und jeder andere wäre in diesem Moment wohl vor Ungeduld von einem Fuß auf den anderen getreten. Brad hingegen neigte lediglich den Kopf leicht zur Seite und ließ ihn nicht aus den Augen, als könnte er Michael auf diese Weise davon überzeugen, ein bisschen schneller zu lesen.

Er hielt die Akte ein wenig höher, um sein Lächeln zu verbergen. „Wenn du mich ablenkst, brauche ich nur noch länger.“

Aus den Augenwinkeln sah er, dass Brad die Arme vor der Brust verschränkte. „Ich dachte, du müsstest heute noch nicht arbeiten.“

Das klang beinahe störrisch und war ein wenig zu kindisch, um von Brad zu kommen. Er senkte das Papier und seine eisblauen Augen musterten den Jüngeren warm. „Das hier ist hereingekommen, nachdem mein Vater das gesagt hat und es erfordert eine schnelle Entscheidung. Wie du sehr wohl weißt.“ Es war schon seltsam, dass Brad so anhänglich war, obwohl sie gar nicht voneinander getrennt gewesen war. Aber Michael musste insgeheim zugeben, dass es ihm ähnlich ging. Es war schließlich ausgesprochen selten, dass sie von irgendwoher gemeinsam zurückkehrten und daher setzten sich die vertrauten Reaktionen durch, die sie stets heimsuchten, wenn nur einer von ihnen Draußen gewesen war. Kaum hatte er das erkannt, streckte er eine einladende Hand aus, eine Geste, der Brad ohne zu zögern folgte. Und so konnte er ihn gleich darauf auf seinen Schoß ziehen.

Daraufhin entspannte sich der Jüngere und legte den Kopf auf seine Schulter. Es sorgte dafür, dass sie sich beide besser fühlten.

Er hob eine Hand, um durch schwarze Haare zu streichen, wandte sich dann erst wieder dem Schriftstück zu.

Keine weitere Beschwerde kam Brad über die Lippen, obwohl fast eine Stunde verging, bevor Michael die letzte Unterschrift geleistet hatte. Zumindest war ihnen zwischenzeitlich ihr Abendbrot gebracht worden, so dass sie darauf keine weitere Zeit verschwenden mussten. Und so griff Brad nach seiner Hand und zog ihn regelrecht hinter sich her, zurück zu ihrem Quartier, damit sie sich umziehen konnten.

Michael ließ es sich amüsiert gefallen, immerhin brauchte er auf diese Weise nicht den Kontakt zu dem Jungen aufzugeben.

Der hielt plötzlich inne und sah ihn in einer Mischung aus Belustigung und Frustration an. „Hört das eigentlich auch mal auf?“, verlangte er dann zu wissen.

Er zog eine Augenbraue hoch und seine Lippen weiteten sich in ein Lächeln. „Die unmittelbare Reaktion? Zweifellos wie immer in ein paar Tagen. Aber ansonsten mache ich keine Versprechungen.“

Brad verdrehte die Augen. „Als hätte ich es nicht geahnt…“ Nur ein Murmeln, aber absichtlich gerade laut genug, dass Michael es trotzdem hören konnte.

„Nun, würdest du es denn wirklich anders haben wollen?“ Ernst durchdrang seine Belustigung, als seine Hände das Gesicht des Jüngeren einrahmten und Brad zwinkerte ein wenig überrascht, bevor ein Lächeln aufblitzte.

„Nein, natürlich nicht.“ Die Antwort kam ohne jedes Nachdenken und dann wurde er auch schon geküsst.

Hitze flammte in ihm auf, stärker als gewohnt, brannte fast jede vernünftige Überlegung hinweg. Er zog Brad an sich, so eng, als wollte er mit ihm verschmelzen, aber das schien nicht genug zu sein. Seine Hände flogen über Knöpfe und irgendwie bewegten sie sich, doch keiner von ihnen lenkte bewusst ihre Schritte. Als sich sein Kopf für einen Moment klärte, waren sie beide nackt und Brad befand sich unter ihm auf dem Bett, sah unter schweren Lidern zu ihm hoch. Ein Anblick, der ganz sicher nicht dazu geeignet war, ihn daran zu erinnern, dass sie sich eigentlich nur hatten umziehen wollen. Michael lächelte hitzig, senkte dann wieder den Kopf.
 

~TBC~
 

*grins* Das mit dem Training wird erst im nächsten Kapitel was…

cya, cu ^-^

"Es hat nichts an seinem Unterhaltungswert verloren, nicht wahr?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 199/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Ein bisschen Training hat noch niemanden geschadet ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Wäre ja auch langweilig, wenn Brad alles verstehen würde, nicht wahr? ^^ Brad wird sich beim Training dieses Mal wirklich verausgaben können – wobei auch Herr Walter nicht verschont bleibt…
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 199 „Es hat nichts an seinem Unterhaltungswert verloren, nicht wahr?“
 

Er sah auf Brads angespannte Gestalt herunter. Der Kopf war zurückgeworfen, der Körper bildete einen beinahe perfekten Bogen.

Sein schwerer Atem klang ihm in den Ohren, während Brad in diesem Moment das Atmen fast vergessen zu haben schien. Da war nur ein feines Beben, das durch den Jüngeren lief und sich auf ihn übertrug. Es war schwer, sich nicht einfach mitreißen zu lassen, aber er wollte das sehen und sich nicht in seinen eigenen Empfindungen verlieren. Sein Blick blieb am Kehlkopf des Jungen hängen, folgte einem Schweißtropfen zur Halskuhle. Er küsste ihn weg, aber diese Berührung schien alles gewesen zu sein, was nötig war, um Brad in den Abgrund fallen zu lassen.

Braune Augen wurden plötzlich aufgeschlagen und er konnte gar nicht anders, als den Blick zu erwidern. Die Verbindung zwischen ihnen wurde stärker, überwältigte jeden anderen Wunsch und dann war da gar nichts mehr.

Eine Hand zeichnete verschlungene Muster, als er wieder ganz zu sich selbst zurückfand und als er sich hochstützte, fand er wieder Brads Blick. Ihm wurde ein zufriedenes Lächeln geschenkt, dann streckte sich der Junge, träge wie eine Katze. Es folgte ein langsames Blinzeln, bevor eine Hand nach ihm ausgestreckt wurde, seinen Nacken fand und ihn zu Brad herunterzog. Der sich anschließende Kuss war ausgedehnt und atemraubend und sein Herzschlag, der kaum Zeit hatte, sich zu beruhigen, begann sich wieder zu beschleunigen.

Nachdem der Kuss geendet hatte, nur aus dem Grunde, weil sie beide Sauerstoff benötigten, starrte er den Jungen an. Nur wenige Zentimeter trennten sie und warmer Atem mischte sich zwischen ihnen, während er gegen den Wunsch ankämpfte, einfach dort weiterzumachen, wo sie eben aufgehört hatten.

Brad las es ihm vom Gesicht ab oder vielleicht drang es auch ganz einfach über ihre Verbindung zu dem Jüngeren hinüber, jedenfalls gewann dessen Lächeln eine andere Note und die Lider sanken auf Halbmast. „Warum nicht…“ Eine Hand streichelte seine Seite entlang und der Körper des Jungen bog sich ihm entgegen, presste sich gegen ihn.

Dieses Mal war er es, durch den ein Beben lief und er ließ seinen Kopf wieder sinken, bis seine Stirn an Brads ruhte. Ihm entkam ein Lachen, das mehr aus Hitze als aus Humor bestand, weil sein Körper tatsächlich auf Brads Einladung zu reagieren begann, obwohl das noch unmöglich sein sollte.

„Ha…“ Seufzen und Aufstöhnen in einem, wollte der Laut sein Denken wieder ausschalten, doch dieses Mal gewann die Vernunft.

Etwas, das Brad nicht entging. Er erhielt einen weiteren Kuss, aber anschließend sank die Hand, die sich in sandblonde Haare vergraben hatte, zurück aufs Bett und der Jüngere entspannte sich vollkommen.

Michael runzelte spielerisch die Stirn. „Das macht es auch nicht leichter“, merkte er dann an.

Ein Grinsen blitzte auf. „Das will ich doch hoffen.“

Er drückte einen Kuss auf Brads Nasenspitze. „Du warst derjenige, der sich zum Training verabredet hat.“

„Hm…“ Brad hatte dies nicht wirklich vergessen, aber es war zumindest in den Hintergrund getreten. Dann schien regelrecht ein Ruck durch ihn zu laufen. „Du hast natürlich Recht“, wurde zugegeben und ein weiteres Grinsen blitzte auf. „Und du läufst mir ja nicht weg.“

„Das wohl kaum…“ Zufrieden registrierte er, dass sich die Hitze zurückzog und das Verlangen mit sich nahm. Weswegen es ihm nicht mehr so schwerfiel, sich langsam aufzusetzen. Dennoch zögerte er noch einen Moment, streckte eine Hand aus und ließ seine Finger durch verschwitzte Strähnen spielen.

Wortlos wurde er beobachtet, bevor Brad mit einem warmen Lächeln seine Hand einfing und ihre Finger verschränkte. Noch einmal wurde er nach unten gezogen und geküsst, dann rafften sie sich endlich dazu auf, das Bett zu verlassen.
 

Eine Dusche später war Brad voller Energie und konnte es kaum erwarten, in die Sporthalle zu gelangen. Etwas, das Michael mit gewissem Amüsement sah. „Muss ich mich eigentlich beleidigt fühlen?“, fragte er schließlich, als sie kurz davor waren, ihr Quartier zu verlassen.

Brad verstand seine Frage problemlos und lachte auf. „Nein, musst du nicht. An jedem anderen Abend hättest du mich wahrscheinlich nicht mehr aus dem Bett herausbekommen.“

„Aber?“, hakte er nach, hielt dem Jungen die Tür auf.

„Es ist unser erster Tag zurück, ich bin viel zu aufgedreht, um müde zu sein.“ Genauso problemlos schien Brad sich selbst zu verstehen.

„Ah ja“, murmelte Michael, folgte dem Jüngeren mit einem Lächeln.

Dank Brads Eile brauchten sie nicht lange, um ihr Ziel zu erreichen und wie erwartet waren sie die letzten, die eintrafen. Herr Hoffmann wärmte sich bereits mit Herrn Walter auf, während sein Vater damit schon fertig zu sein schien und ihr Eintreffen daher in aller Ruhe beobachten konnte.

„Michael, Brad“, wurden sie begrüßt. „Ich dachte schon, ihr hättet es euch anders überlegt.“ Der Kopf wurde leicht zur Seite geneigt und Belustigung blitzte in blauen Augen auf. „Dass ihr vielleicht etwas Besseres zu tun gefunden habt.“

„Guten Abend, Vater“, erwiderte er und ignorierte die letzte Bemerkung. Schließlich wollte er nun wirklich nicht zugeben, wie richtig sein Vater mit seiner Vermutung lag.

Brad hingegen legte sich keine Zurückhaltung auf. „Das haben wir auch, Herr Schneider“, wurde freimütig zugegeben. „Allerdings ist das kein Grund, das Training ganz ausfallen zu lassen. Und wir konnten Sie schlecht versetzen, nicht wahr?“ Letzteres wurde mit einem verschmitzten Lächeln hinzugefügt.

„Ich hätte es euch verziehen.“ Immer noch belustigt.

„Das ist gut zu wissen.“ Brad deutete eine Verbeugung an, doch dann richtete sich die Aufmerksamkeit des Jungen auf die beiden anderen Personen in der Halle. Oder auch nur eine von ihnen.

Michael trat neben seinen Vater und zusammen sahen sie Brad nach, als dieser Herrn Walter begrüßen ging.

„Ich frage mich gerade, was wirklich der Grund war, dass er schließlich doch noch hergekommen ist“, kommentierte der ältere Mann.

Ihm entkam ein Schnauben. „Oh, auf der offensichtlichen Ebene ist es der Grund, den er dir genannt hat“, versicherte er ihm. „Brad glaubt es sogar selbst. Aber unterbewusst sieht die Sache ein wenig anders aus…“

Der Blick blauer Augen wurde auf ihn gerichtet und jetzt stand ein gewisser Ernst darin. „Soll das eigentlich ewig so weitergehen?“

Michael deutete ein Schulterzucken an. „Es hat nichts an seinem Unterhaltungswert verloren, nicht wahr?“

Mundwinkel zuckten, wenn auch ein wenig widerwillig. „Wird er dir nicht böse sein, wenn ihm endlich bewusst wird, was los ist?“

„Nein“, erwiderte er ohne zu überlegen und mit Überzeugung. Er konnte vielleicht nicht sagen, woher er sie nahm, aber das änderte nichts daran, dass er sich dessen sicher war. Dann blitzte ein Lächeln auf. „Ganz davon abgesehen möchte ich nicht darauf wetten, dass ihm in dieser Hinsicht jemals ein Licht aufgeht. Wer hätte auch gedacht, dass sich Brad mal in jemanden verguckt.“

Sein Vater zog eine Augenbraue hoch. „Außer in dich, meinst du.“

Er machte eine wegwerfende Handbewegung. „Das ist etwas anderes. Sein Talent hat sich von Anfang an auf mich fixiert. Bei Herrn Walter hingegen reagierte er mal wie ein ganz normaler Junge in seinem Alter.“

„Und das ist wohl das Problem für ihn.“ Dieses Lächeln war voll ausgeprägt. „Schließlich ist unser Brad alles andere als das.“

Sie sahen wieder zu dem Schwarzhaarigen hinüber, der es wenig überraschend bereits geschafft hatte, sich an Herrn Walter zu hängen. Offenbar unter dem Vorwand, ihm beim Aufwärmen zu helfen. Dann sahen sie sich an und lachten beide unterdrückt auf.

Eine warme Hand legte sich in seinen Nacken und drückte sanft zu. „Vielleicht sollten wir Herrn Walter erlösen.“

„Ja, das sollten wir wohl.“ Aber dennoch dauerte es eine Weile, ehe sie ihren Worten Taten folgen ließen.
 

Michael war bereits von der Matte getreten, erschöpfter, als er es erwartet hätte, doch sein Vater war genug, um Brad beschäftigt zu halten. Der Junge war vollkommen konzentriert, strahlte auf der mentalen Ebene eine Hitze ab, die Michael innerlich auf Abstand gehen ließ.

Bei so viel Konzentration sollte man davon ausgehen, dass er sich letztendlich selbst im Weg stehen würde, doch der Precog bewegte sich mit einer bewundernswerten Geschmeidigkeit. Der Anblick sorgte dafür, dass Michael sich irgendwie alt vorkam.

Ein trockenes Lächeln zog an seinen Mundwinkeln, als er sich bei diesem Gedanken ertappte und er streckte sich, dass seine Gelenke knackten.

„Hat er Sie geschafft?“, war da auf einmal eine Stimme neben ihm und er wandte den Kopf zu Herrn Hoffmann um.

„Ja“, gab er belustigt zu. „Und wenn er so weiter macht, besiegt er vielleicht sogar meinen Vater.“

„Ich frage mich, wo er die Energie hernimmt.“ Der ältere Mann fuhr sich mit einem Handtuch übers Gesicht, sah nicht weniger erschöpft aus als Michael sich fühlte. Und Herr Walter schien sich ebenfalls verausgabt zu haben.

Er bedachte beide mit einem schmalen Lächeln. „Das macht die Wiedersehensfreude. Rosenkreuz ist ihm schließlich immer noch am liebsten.“

Herr Hoffmann nickte dazu nur, doch Herr Walter verzog kurz das Gesicht, bevor er seine Miene wieder unter Kontrolle brachte.

Michael fing widerstreitende Emotionen von dem Anderen auf. Nicht mehr die Abwehr, die Herr Walter anfangs gegen seine Gefangenschaft hier empfunden hatte, doch mit seiner Lage endgültig abfinden wollte sich der Ältere auch noch nicht. Und vielleicht würde sich das niemals ändern. Es sei denn natürlich, Brad schaffte es noch, ihn zu überzeugen. Er erlaubte dem leisen Amüsement nicht, sich auf seinem Gesicht abzuzeichnen, doch Herr Walter warf ihm trotzdem einen misstrauischen Blick zu, bevor der andere Mann sich demonstrativ wieder auf den Kampf zwischen Brad und seinem Vater konzentrierte.

Mit einem innerlichen Schulterzucken tat er es ihm gleich, bekam so den Moment mit, als Brad eine unmöglich schnelle Abfolge von Bewegungen durchlief, an deren Ende sein Vater auf dem Boden landete. Er zwinkerte, konnte aber auch nach einem Augenblick der Überlegung nicht nachvollziehen, wie genau der Junge das geschafft hatte. Und dem überraschten Blick seines Vaters nach zu urteilen, erging es diesem nicht anders.

Brad war in die Hocke gegangen und streckte eine Hand aus, um dem anderen Triumviratsmitglied aufzuhelfen, doch sein Vater winkte mit einem Kopfschütteln ab.

„Ich glaube, heute komme ich nicht gegen dich an, Brad.“

Der lächelte, nicht in Triumph, sondern einfach nur zufrieden. „Aber noch habe ich sie nicht besiegt.“

Das brachte dem Jungen ein Lachen ein, bevor sich sein Vater verschwitzte Strähnen aus der Stirn strich. „Ah, aber ich möchte noch genug Energie übrighaben, um es allein zurück in mein Quartier zu schaffen. Von daher gestehe ich dir den Punkt heute zu.“ Erst danach wurde Brads Hands ergriffen.

Der Junge kam prompt auf die Beine und zog seinen Vater mit sich, schenkte diesem dann noch ein Lächeln. „Wie Sie meinen. Aber ich werde ihn erst wirklich zählen, wenn ich Sie tatsächlich besiege.“ Anschließend richtete sich Brads Blick auf Herrn Walter, der unter dessen Intensität beinahe zusammenzucke, dann innerlich den Kopf über sich selbst schüttelte.

Nach außen hin neigte der ältere Mann lediglich den Kopf leicht zur Seite, in einer stummen Frage.

„Wie wäre es, wenn Sie gegen mich antreten, Richard?“

Auch wenn sich auf der Miene des Älteren keine Reaktion abzeichnete, lachte Herr Hoffmann auf. Und Michael, der zwar Herrn Walter nicht so gut kannte, dafür aber den Vorteil seines Talents hatte, musste ein Lächeln unterdrücken.

„Hältst du das wirklich für eine so gute Idee?“ Diese Frage war nicht ganz das, was Herr Walter im ersten Moment gedacht hatte und das Amüsement, das in Brads braunen Augen aufblitzte, zeigte deutlich, dass sich der Junge dessen bewusst war.

„Kommen Sie, immerhin habe ich gegen Michael und Herrn Schneider gekämpft.“

Herr Walter gab ein unbeeindrucktes Schnauben von sich. „Du siehst aber nicht so aus, als hättest du viel Energie dabei verloren.“ Dass Brad gerade in Erwartung einer Zustimmung auf seinen Fußballen wippte, unterstrich nur die Aussage des Älteren.

Nicht, dass sich der Junge von diesem Einwand stören lassen würde. Ohne es mit weiterer Überzeugungsarbeit zu versuchen, wurde geradewegs Herrn Walters Handgelenk ergriffen und Brad zog den anderen Mann hinter sich her auf die Matte.

Ein Manöver, das von allen Anwesenden mit Belustigung aufgenommen wurde. Nun, mit Ausnahme von Herrn Walter vielleicht, doch selbst der war Brad nicht ernsthaft böse. Und natürlich bekam der Junge seinen Willen.

„Hier, Herr Schneider.“ Herr Hoffmann hatte sich neben ihm nieder gelassen und Michael griff mit einem dankenden Nicken nach der angebotenen Wasserflasche, dann aber kehrte sein Blick sofort zu den beiden Kämpfenden zurück.

Herr Walter hielt sich nicht schlecht für einen Talentlosen, doch man merkte, dass sein Training nicht so früh gestartet hatte wie das von Brad. Der Precog schien jedoch zumindest auf den Einsatz seines Talents zu verzichten, so dass der Kampf nicht völlig unausgeglichen war.

„Er wird ruhiger…“ Sein Vater hatte sich auf der anderen Seite von ihm hingesetzt und beobachtete den Kampf nachdenklich. Oder vielmehr Brad.

„Das wird auch langsam Zeit.“ Er verschluckte ein Auflachen, als sein Vater ihm auf diese Bemerkung hin einen amüsierten Blick zuwarf.

„Nun, du hättest zweifellos einen Weg gefunden, ihm zu helfen, die überschüssige Energie abzubauen.“

Michaels Blick blieb starr auf die beiden gerichtet, während er die Hitze ignorierte, die in seine Wangen zu steigen drohte. Es störte ihn nicht, von seinen Vater aufgezogen zu werden – solange es nicht gerade um dieses Thema ging. Aber es wäre nicht klug, das offensichtlich werden zu lassen. Also sorgte er dafür, dass sich seine Mundwinkel nach oben bogen. „Natürlich hätte ich das.“
 

~TBC~
 

Natürlich konnte Brad nicht widerstehen *grins* Aber zum Glück für Herrn Walter halten selbst Brads Energiereserven nicht ewig vor…

cya, cu ^-^

"Muss ich nun befürchten, dass du es bist, der _mich_ irgendwo wegsperren will?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 200/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Ein bisschen Training hat noch niemanden geschadet ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: *lach* Das könnte natürlich auch mit hineinspielen… aber vor allem will Brad Herrn Schneider an einem ganz normalen Tag besiegen und ohne sie beide vorher gegen jemand anderen gekämpft haben ^^
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 200 „Muss ich nun befürchten, dass du es bist, der _mich_ irgendwo wegsperren will?“
 

Brad begann eindeutig müde zu werden, doch wie Michael beobachten konnte, stand es um Herrn Walter nicht besser. Weswegen es nicht überraschend kam, dass nach Brads letztem Angriff beide am Boden endeten.

Der Junge machte sich nichts daraus, dass diese Vorführung nun wirklich nicht mehr der Norm entsprach, lachte laut auf. „Ich hab Sie!“

Der andere Mann ließ den Kopf auf die Matte sinken und hielt sich gerade so davon ab, die Augen zu verdrehen. „Ja, mal wieder. Und nachdem du jetzt zum x-ten Mal bewiesen hast, dass ich nicht gegen dich ankomme, können wir das Training für heute hoffentlich beenden.“ Herr Walter hielt für einen Moment inne, als Brad gähnte, und ein Lächeln zuckte um dessen Mundwinkel, bevor er fortfuhr. „Außerdem scheinst du dich sowieso genug ausgetobt zu haben.“

Brad, der zumindest aufrecht saß, Herrn Walter in einem Griff, aus dem dieser sich nicht befreien konnte, schien über diese Aussage für einige Sekunden nachzudenken. Dann lächelte auch der Junge, unterdrückte das nächste Gähnen. „Sie könnten Recht haben.“ Der Blick der braunen Augen wurde ein wenig abwesend. Nicht aufgrund einer Vision, sondern weil der Jüngere sich ganz einfach erlaubte, die Anspannung aus seinem Körper herausfließen zu lassen. Und dann saß Brad nicht mehr, sondern ließ sich auf Herrn Walter sinken, ihn offensichtlich als Unterlage benutzend. Eine Hand tätschelte die Brust des Mannes, begleitet von zwei Worten, die kaum zu verstehen waren. „Guter Richard…“

Herr Walter lag sehr still da, während Herr Hoffmann Mühe hatte, ein Lachen zurückzuhalten. Der andere Mann erhob sich von dem Platz, wo er neben Michael gesessen hatte, und ging zu seinem Freund. „Du solltest mal dein Gesicht sehen…“

„Ha, ha“, erwiderte der ein wenig unwirsch, suchte dann aber Herrn Hoffmanns Blick. „Er ist jetzt doch nicht wirklich eingeschlafen?“

„Das kann ich dir auch nicht sagen.“ Immer noch mit einem kaum verborgenen Lachen.

Also übernahm Michael es zu antworten, der in der Zwischenzeit ebenfalls auf die Beine gekommen war, genauso wie sein Vater. „Er schläft noch nicht, aber fast.“

Grau-grüne Augen richteten sich auf ihn. „Wären Sie dann so freundlich, ihn mir abzunehmen? Herr Schneider?“ Letzeres wurde wie ein nachträglicher Gedanke hinzugefügt.

Was dafür sorgte, dass er lediglich ein liebenswürdiges Lächeln zurückgab. „Warum sollte ich? Brad sieht gerade sehr zufrieden aus.“ Und wie um diese Aussage zu unterstreichen, schlossen sich die Finger des Jungen um Herrn Walters Shirt.

Eine Hand fand den Weg in seinen Nacken, doch sein Vater schien nur amüsiert und tadelte ihn nicht.

Dieses Lachen konnte Herr Hoffmann nicht mehr ganz unterdrücken, doch zumindest zeigte er Mitleid mit der Situation des Anderen. Mit einiger Anstrengung wurde Brad angehoben und mit vereinigten Kräften schafften es die beiden, den Jüngeren ganz in die Senkrechte zu bekommen. Was sie allerdings nicht schafften, war, Herrn Walters Shirt aus Brads Griff zu befreien.

„Ich schlage vor, Sie begleiten ihn bis zu seinem Quartier. Dort wird Michael schon dafür sorgen, dass Sie Ihre Freiheit zurückerlangen.“ Auch wenn sein Vater mit leisem Humor sprach, so war das bei weitem kein Vorschlag.

Und so überlagerte sich sein „Jawohl, Vater“ mit dem „Natürlich, Herr Schneider“ von Herrn Walter.

Herr Hoffmann sah sich kurz um, klopfte seinem Freund dann auf die Schulter. „Nun denn, gute Nacht, Reik. Ich werde mich noch darum kümmern, dass jemand hier aufräumt.“ Letzeres an seinen Vater, der mit einem knappen Nicken seine Zustimmung bekundete.

Daraufhin machten sie sich auf den Weg, wobei Herr Walter es übernehmen musste, Brad zu führen. Denn auch wenn der Junge alleine lief, so weigerte er sich doch, den älteren Mann loszulassen. Oder auch nur die Augen weiter als nötig aufzumachen.

„So bekommt man ihn nicht häufig zu sehen…“, meinte sein Vater leise, der neben ihm lief.

Michael zuckte mit den Schultern. „Er war zu aufgedreht. Das rächt sich jetzt eben. Sonst weiß er seine Kräfte besser einzuteilen.“

Amüsement blitzte in blauen Augen auf. „Lass ihn morgen ausschlafen. Es reicht, wenn er nach dem Mittagessen mit seiner Arbeit beginnt.“

Sein Blick richtete sich wieder auf den Jungen. „Das hatte ich sowieso schon vor“, gab er zu.

„Ah ja, ich sollte mich da eigentlich nicht einmischen, hm?“

Das entlockte ihm ein leises Auflachen. „Du hast immer noch die Senorität auf deiner Seite, auch wenn es mein Verantwortungsbereich ist.“

In Antwort wurde kurz sein Nacken berührt und dann fielen keine weiteren Worte mehr, bis sie sich bei ihren Quartieren angelangt voneinander verabschiedeten.

Kaum war sein Vater außer Sicht, warf Herr Walter ihm einen Blick zu, der ausdrucksvoll genug war, um auch bei einem Nicht-Telepathen ganz ohne Worte auszukommen.

Er schenkte dem Älteren daraufhin nur ein schmales Lächeln, bevor er ihm die Tür aufhielt. „Beschweren Sie sich nicht bei mir, dass Brad gerade so an Ihnen hängt. Ich beeinflusse ihn schließlich nicht.“

„Nichtsdestotrotz hätten Sie ganz einfach dafür sorgen können, dass er es auch ohne meine Hilfe hierher schafft.“

„Hm, gewiss. Doch warum sollte ich? Es kostet Sie nicht viel Mühe und für mich sieht es ganz so aus, als würde Brad die Ruhe benötigen. Etwas gegen seinen Willen zu tun, würde nur bedeuten, dass er wieder viel zu wach wird.“

Das brachte ihm lediglich ein Schnauben ein, doch zumindest folgten keine weiteren Beschwerden, auch dann nicht, als offensichtlich wurde, dass Herr Walter den Jüngeren bis ins Bad bringen musste.

Michael lehnte sich gegen den Türrahmen und beobachtete, wie Herr Walter Brad das Shirt über den Kopf zog. Natürlich war er klug genug, um seine Belustigung nicht nach außen hin zu zeigen, doch der misstrauische Blick, der ihm zugeworfen wurde, verriet ihm, dass er wohl nicht ganz erfolgreich war.

Der ältere Mann konzentrierte sich wieder auf Brad, schien ihn jetzt erst wirklich anzusehen. Und der nächste Blick zu Michael fiel ausgesprochen scharf aus. „Was haben Sie mit ihm angestellt?“, wurde zwischen zusammengebissenen Zähnen gezischt.

Michael ließ sich nichts anmerken, als er selbst Brads Oberkörper – und die bekannten Spuren – musterte. Es waren keine neuen hinzugekommen, die Rückkehr nach Rosenkreuz hatte dafür gesorgt, dass er diese Art von Versicherung nicht mehr benötigte. Doch was noch zu sehen war, reichte offensichtlich aus, um Herrn Walter zu missfallen… Er erlaubte, dass sich langsam ein Lächeln entwickelte. „Soll ich es Ihnen zeigen?“, fragte er dann gedehnt.

Herr Walter biss sich auf die Unterlippe, um einen Fluch zurückzuhalten. „Nein, danke“, wurde dann zurückgegeben und der Tonfall war alles andere als höflich.

Es reichte, damit Brad seiner Umgebung mehr Aufmerksamkeit zu widmen begann. „Lassen Sie sich von Michael nicht ärgern“, zupfte er am Shirt des älteren Mannes. „Ich habe Ihnen doch schon oft genug gesagt, dass er nichts tut, was ich nicht will.“ Dem schloss sich ein beinahe verschmitztes Lächeln an. „Probieren Sie es doch auch einmal.“

Michael unterdrückte ein Lachen, als er das hörte, während Herr Walter seufzte. „Du bist wirklich unverbesserlich“, wurde festgestellt. „Und da du jetzt wieder etwas munterer bist, kannst du den Rest wirklich allein erledigen.“ Der andere Mann wartete nicht darauf, einen Widerspruch zu hören, sondern löste sanft Brads Finger, um sich dann zu verabschieden.

Brad rührte sich nicht, sah Herrn Walter nach, während Michael einfach nur den Jungen beobachtete. Erst als dieser keine Anstalten machte, sich weiter auszuziehen, ging er langsam auf ihn zu und setzte die Aufgabe fort.

Braune Augen suchten seinen Blick. „Du hast ihn verjagt.“

Er drückte ihm einen Kuss auf den Mundwinkel, bevor die Shorts dem Weg der Trainingshose folgten. „Es wurde sowieso Zeit, dass er geht. Du schläfst ja schon im Stehen ein.“

Der Jüngere reagierte nur mit einem schwachen Schulterzucken, ließ sich widerspruchslos in die Dusche leiten. Michael zog sich rasch aus, um ihm zu folgen, drehte dann das Wasser auf.

Ein Lächeln kurvte seine Lippen, als er sah, wie Brad das Gesicht dem Strahl entgegenhob, die Augen geschlossen und vollkommen ruhig. Fast wie eine Statue.

Aber dafür fühlte sich die Haut unter seinen Händen zu warm und lebendig an, als er begann, den Jungen abzuseifen. Der seufzte leise und lehnte sich zufrieden gegen ihn, machte so ganz ohne Worte deutlich, dass er keinen Finger mehr zu rühren gedachte.

Dabei blieb es, bis sie es zum Bett geschafft hatten, wo Brad sich nicht einmal selbst zudeckte.

Er lachte leise, als er auch das übernahm, strich durch die noch etwas feuchten, schwarzen Haare, bevor er die Decke über sie beide zog. „Gute Nacht, Brad.“

Michael erhielt nur ein unverständliches Murmeln zurück, aber das reichte vollkommen aus.
 

******
 

Er fühlte sich seltsam allein, als er erwachte. Suchend streckte er seinen Arm aus, doch wie erwartet fand er Michael nicht neben sich. Aber das war es nicht einmal, was ihn wirklich irritierte. Ebenso suchend wie es eben sein Arm getan hatte, streckte sich sein Geist aus, an der vertrauen Verbindung entlang. Brad atmete unwillkürlich aus, als er die Wärme fand, die Michael war, auch wenn die Verbindung schwächer als gewohnt war.

Sein Verstand klärte sich, als er nun endgültig wach war und ein selbstironisches Lächeln zupfte an seinen Mundwinkeln. Er konnte Michael nicht einmal böse sein, schließlich hatte der es nur getan, um ihn länger schlafen zu lassen. Aber das hatte er nun wirklich lange genug getan. Abrupt setzte er sich auf und war fast genauso schnell aus dem Bett.

Brad zog sich rasch aber sorgfältig an, befestigte als letztes seine Gerte am Gürtel. Einen Blick in den Spiegel zum Abschluss konnte er sich sparen, sein Talent hatte ihm bereits versichert, dass alles saß wie es sollte. Und natürlich führten ihn seine Schritte als erstes in Richtung von Michaels Büro, obwohl sein Magen ihn lieber in die Küche geführt hätte.

Sein Ziel erreichte er in Rekordzeit und er warf nun einen flüchtigen Blick zu Michaels Assistenten hinein, der ihn sowieso gleich weiterwinkte, kaum dass er erkannt wurde. Der Mann hatte es aufgegeben, ihn von seinen Überfällen abhalten zu wollen.

Der Ältere war völlig in seine Arbeit versunken, als Brad leise die Tür hinter sich schloss, was wohl der Grund dafür war, dass ihre Verbindung immer noch nicht ihre gewohnte Stärke hatte, obwohl er längst wach war und keine Rücksichtnahme mehr benötigte.

Seine Schritte waren lautlos, als sie ihn näher zu Michael führten und dann berührte er ihn sanft, mit seiner Hand und mit seinem Geist.

Es war, als würde der Ältere aus tiefem Wasser auftauchen, als dessen Präsenz ihn einzuhüllen begann, sich dessen Konzentration von den Papieren weg hin auf Brad richtete.

„Brad…“, wurde er begrüßt. Eine Hand hob sich, berührte seine Wange und gleichzeitig schnappte ihre Verbindung an die gewohnte Stelle zurück, nicht mehr nur ein Schatten ihrer selbst. „Hast du gut geschlafen?“

Er spürte, wie ein Lächeln sein Gesicht erobern wollte und hielt es nicht zurück. „Natürlich, du hast schließlich alles dafür getan.“

Amüsement funkelte in eisblauen Augen auf. „Wenn du nicht auf dich selbst aufpasst, muss ich es eben übernehmen, mein Kleiner.“

Brad verwehrte sich nicht gegen diese Bezeichnung, im Nachhinein musste er sich selbst eingestehen, dass er es gestern ein wenig übertrieben hatte. Aber gleichzeitig hatte es ihm gut getan.

Michaels Züge wurden weich und Wärme schien von der Hand auszustrahlen, die immer noch an seiner Wange lag, breitete sich aus und hüllte ihn ein. „Bist du also ganz zu Hause angekommen, hm?“

„Wir waren lange weg…“ Er griff nach der Hand und drückte sie flüchtig, bevor er Michael mit seinem Sessel ein Stück nach hinten schob, so dass er sich auf dessen Schoß setzen konnte.

Ein Arm wurde sichernd um seine Taille geschlungen und der Ältere lachte leise. „Nein, nicht wirklich. Aber du hast Rosenkreuz vermisst, deshalb kommt es dir so vor.“

Er dachte über diese Worte nach. „Möglich“, gab er schließlich mit einem Schulterzucken zu. „Dennoch war es angenehm, dich mal mit niemandem teilen zu müssen.“ Seine Finger schlossen sich um Michaels Weste, als er das sagte und widersprüchliche Emotionen regten sich in ihm. Denn zum einen war er wirklich nach Hause gekommen und das war ein beruhigendes Gefühl. Aber jetzt war Michael wieder ein Teil des Triumvirats und als solches gehörte er allen hier.

Schweigend wurde er gemustert, er konnte die Schwere des Blickes fühlen, auch wenn er ihn nicht sah. Und es dauerte eine Weile, ehe Michael etwas sagte, mit einem umso leichteren Tonfall. „Muss ich nun befürchten, dass du es bist, der _mich_ irgendwo wegsperren will?“

Seine Hand rutschte höher, kam genau über dem Herzen des Älteren zur Ruhe. „Ich habe doch gesagt, dass ich verstehe.“ Und was ganz und gar nicht wie eine Antwort klang, war nichtsdestotrotz eine.

Michael schien es mit Humor zu nehmen, auch wenn etwas anderes darunter mitzuschwingen schien. „Ein anderer Grund, aber das gleiche Ergebnis, ja?“ Wieder ein Moment des Schweigens. „Doch du musst zugeben, dass die Welt nach einer Weile ganz schön langweilig wäre, wenn es nur uns beide gäbe.“

Das rang ihm ein Lächeln ab und er verbarg es an Michaels Schulter. „Hm…“, brummte er. „Aber erst nach einer ganz langen Weile.“ Noch etwas andere rückte an die richtige Stelle zurück und es war gar nicht mehr so schlimm, Michael mit der Schule teilen zu müssen.
 

~TBC~
 

Hm ja, ganz so leicht fällt es Brad nach dem langen Urlaub nicht, wieder in den Alltag zurückzufinden. Und manchmal würde er Michael wirklich am liebsten irgendwo wegsperren… ^^#

cya, cu ^-^

"Übrigens müssen Sie Herrn Müller nicht mehr zur Hölle wünschen, weil Sie nun Schuldig am Hals haben"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 201/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Brad kann sich endlich von Michael losreißen ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Ich bin dann mal gespannt, welches Kapitel sie zuerst freischalten – das hier oder das zuvor… o.O
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 201 „Übrigens müssen Sie Herrn Müller nicht mehr zur Hölle wünschen, weil Sie nun Schuldig am Hals haben“
 

Eigentlich sollte er sich jetzt an seine eigene Arbeit machen und aufhören, Michael von dessen Arbeit abzuhalten, doch Brad verspürte nicht die geringste Lust dazu. Er machte sich keine Gedanken darüber, woran das lag, sondern gab einfach dem inneren Drängen nach, legte seine Hand auf die Brust des Älteren, so dass er dessen Herzschlag gegen seine Handfläche pochen fühlte.

Michael seufzte leise, entspannte sich unter der Berührung und ein Kuss wurde auf seine Schläfe gedrückt.

Die Geste ließ seine Mundwinkel in ein leichtes Lächeln kurven, das er an Michaels Hals verbarg. Und dann schien sich seine Hand zu verselbständigen, als sie begann, die Knöpfe von Michaels Weste zu öffnen, einen nach dem anderen.

„Was soll das werden?“ Der Ältere sah nach unten, dorthin, wo Brad mit der Weste fertig war und sich stattdessen der Krawatte zuwandte.

„Wonach sieht es denn aus?“, gab er mit leisem Amüsement zurück.

Das brachte ihm ein ebenso leises Schnauben ein. Doch Michael stoppte ihn mit keiner Geste.

Was er als Einladung auffasste und allmählich war es kein Spiel mehr. Er rutschte auf Michaels Schoß ein bisschen hin und her, bis er ihm ganz zugewandt war. Ihm war vorher nie aufgefallen, wie praktisch groß der Bürosessel von Michael war. Diese Feststellung ließ weiße Zähne aufblitzen und das Lächeln wurde augenblicklich von dem Älteren erwidert, Belustigung in den eisblauen Augen.

Doch diese fielen gleich darauf zu, als Brad seine Fingerspitzen die inzwischen nackte Brust entlangwandern ließ, eine Gänsehaut hinterlassend. Hitze begann sich in seinem Unterleib zu sammeln, teilte sich Michael mit und sie erschauerten gleichzeitig, bevor er sich abrupt vorbeugte, um den Älteren zu küssen.

Er spürte kaum, wie eine Hand seinen Nacken fand, während die andere unter sein Hemd schlüpfte, auf der Suche nach bloßer Haut. Zu sehr war er in den Kuss versunken und die Energie, die sich von Michael ausgehend besitzergreifend um ihn wickelte.

Und so war es kein Wunder, dass keiner von ihnen das Klopfen hörte.

„Brad!“ Der vorwurfsvolle Tonfall ließ ihn nicht gleich innehalten, genauso wenig wie Michael, aber er sorgte dafür, dass sie sich schließlich voneinander trennten.

Langsam wandte er sich um und erblickte Herrn Hoffmann.

Der Ältere hielt in der einen Hand eine Akte, die andere Hand nutzte er, seine Augen zu bedecken.

Er konnte nicht anders und lachte auf, spürte Michaels lautloses Lachen gegen seinen Körper vibrieren. „Warum schimpfen Sie eigentlich nur mit mir?“, erkundigte er sich statt eine Begrüßung auszusprechen.

„Nun, weil das hier zweifellos deine Idee war. Und ich muss mich doch sehr wundern, schließlich bist du sonst viel zu pflichtbewusst, um Herrn Schneider von der Arbeit abzuhalten.“

„Hm, da muss ich ihm wohl Recht geben“, brummte Michael leise, immer noch amüsiert, und eine Hand strich sanft durch schwarze Strähnen.

Er zuckte nur unbeeindruckt mit den Schultern. „Du hast mich nicht aufgehalten, also kannst du mir keine Vorwürfe machen.“ Fast ohne sein Zutun war da wieder ein Lächeln und bedauernd drückte er Michael noch einen flüchtigen Kuss auf die Lippen, bevor er sich daran machte, dessen Kleidung zu richten. Das gab ihm wenigstens genug Zeit, seine Erektion unter Kontrolle zu bringen.

Schließlich stand er auf und wandte sich wieder Herrn Hoffmann zu, der sich nicht von der Stelle gerührt hatte. „Gefahr vorüber“, teilte er ihm lakonisch mit, während er noch sein eigenes Hemd in Ordnung brachte.

Herr Hoffmann musterte ihn, schüttelte schließlich den Kopf. Die Akte wurde vor Michael abgelegt, dann trat der Ältere auf ihn zu und richtete seine Krawatte. Anschließend wurde er kritisch gemustert. „Du hast nicht gefrühstückt, nicht wahr?“

Brad ignorierte das leise Lachen, das in seinem Kopf aufklang, erwiderte ungerührt den Blick der blauen Augen. „Schlaf war meinem Körper anscheinend wichtiger.“

Er erntete ein Seufzen dafür, bevor Herr Hoffmann auf die Uhr schaute. „In dem Fall schlage ich vor, dass du dich jetzt in den Speisesaal begibst, immerhin ist es schon fast Zeit fürs Mittagessen und das Küchenpersonal wird zweifellos bereit sein, dir schon etwas früher etwas zu geben.“

Da Brad nicht mehr durch Michaels Nähe abgelenkt wurde, meldete sich sein Magen zurück, kaum dass das gesagt wurde. Weswegen er gleich darauf dem anderen Mann ein ausdrucksvolles Lächeln schenkte. „Das klingt nach einer ausgezeichneten Idee.“

Herr Hoffmann sah ob dieser Reaktion im ersten Moment etwas verblüfft aus, wuschelte ihm dann aber mit einem Lachen durch die Haare.

Und Brad unternahm nicht einmal den Versuch auszuweichen.
 

Bis auf das Personal war der Speisesaal tatsächlich leer, als er dort eintraf. Er suchte sich seinen gewohnten Platz und praktischerweise erblickte ihn gleich darauf Manja, kam auf ihn zugeeilt.

„Du bist also wieder zurück, ja? Warum hast du dich bisher nicht blicken lassen?“

„Ah, du weißt doch, dass ich zuerst immer etwas Zeit mit Michael verbringen will.“ Er lehnte sich zurück und schenkte ihr ein Lächeln.

„Obwohl du dieses Mal mit ihm zusammen unterwegs warst?“ Brad wurde etwas zweifelnd gemustert.

Was er mit einem Schulterzucken quittierte. „Gewohnheit, würde ich sagen…“ Und das war letztendlich auch die Wahrheit.

Manja nahm es hin, machte sich dann daran, ihn mit Essen zu versorgen.

Es dauerte nicht lange, bis er Gesellschaft bekam und auch die ersten Schüler eintrafen. Als erstes war es Herr Rudert, der sich zu ihm setzte, gefolgt von Herrn Schumann.

„Hallo Brad“, begrüßte ihn der Telepath. „Lässt du dich dazu herab, auch mal wieder mit uns zu essen?“

„Hm…“, tat er nachdenklich. „Es liegt nicht so sehr an Ihnen. Vielmehr bevorzuge ich ganz einfach Michaels Gesellschaft.“

Herr Schumann lachte, ganz und gar nicht beleidigt. „Und dazu kann ich kaum etwas sagen, nicht wahr?“

„Diese Entscheidung liegt natürlich ganz bei Ihnen“, gab er liebenswürdig zurück, woraufhin der andere Instruktor nur den Kopf schüttelte.

Dann war das Essen für eine Weile am Interessantesten, doch die parallel geführten leisen Unterhaltungen brachten Brad auf den aktuellen Stand. Wie erwartet gab es während seiner Abwesenheit keine besonderen Vorfälle. Immerhin näherten sie sich dem Ende des Schuljahres, wo die Erstklässler inzwischen erfahren genug waren, keine Dummheiten mehr zu begehen. Und Wackelkandidaten unter den Abgängern gab es dieses Jahr auch nicht.

Als sie bei diesem Thema angelangten, richtete sich Herrn Schumanns Aufmerksamkeit wieder auf ihn. „Herr Franken möchte übrigens noch deine Meinung zu Schuldig hören.“

Er zog eine Augenbraue hoch, brauchte aber nicht lange, um dem Gedankensprung zu folgen. „Sie unterstützen es also, ihn bereits nach fünf Jahren graduieren zu lassen?“

Der Andere lehnte sich zurück, musterte ihn nachdenklich. „Du musst zugeben, dass er zwar ein helles Köpfchen hat, aber nicht ganz die erforderliche Einstellung besitzt, um einmal in eine leitende Position aufzusteigen. Und mit seinem Talent ist er in einem Field-Team am besten aufgehoben. Es gibt keinen Grund, ihn über die Pflichtkurse hinaus hierzubehalten.“

Die Einschätzung hatte ein Lächeln auf seine Lippen gerufen. „Er ist unverändert störrisch, hm?“

„Oh, bei mir wagt er das nicht mehr, aber seine Gedanken kann er natürlich nicht völlig verbergen.“

„Natürlich nicht. Und Sie sind wenigstens nicht darauf aus, ihm weitere Flausen in den Kopf zu setzen…“ Bei der letzten Aussage geriet seine Stimme ausgesprochen kühl und sein Blick war es nicht minder. „Übrigens müssen Sie Herrn Müller nicht mehr zur Hölle wünschen, weil Sie nun Schuldig am Hals haben.“

Herr Schumann neigte in einer vorsichtigen Frage den Kopf, als würde er befürchten, dass Brad im nächsten Moment in die Luft gehen könnte.

Weswegen er sich willkürlich entspannte, bevor er antwortete. Sein Lächeln, das keinerlei entsprechende Emotion in sich trug, fiel aber dennoch nicht besonders vertrauenserweckend aus. „Er ist inzwischen dort“, erläuterte er dann.

Aus irgendeinem Grund erschauerte der andere Instruktor, versuchte sich dann in einem Lächeln. „Ist er dir auf deiner Reise in die Quere gekommen?“

Es war, als würde er beim nächsten Atemzug Eis ausatmen und eine Erinnerung blitzte in einer Schärfe auf, die er bisher von dem Ereignis nicht besessen hatte. Er betrachtete das Bild mit distanziertem Interesse und stellte fest, dass er selbst in seinem weggetretenen Zustand an diesem Abend überlegt gehandelt hatte – wenn schon nicht effizient. Sein Messer hatte getroffen, wo es wirklich wehtun würde und erst nachdem der Schmerz Herrn Müller bewusst werden konnte, hatte er ihn getötet. Für die Polizei hatte es wie ein außer Kontrolle geratener Angriff ausgesehen, bei dem der eine perfekte Treffer nur Zufall gewesen war. „Nicht mir.“ Seine Stimme klang vollkommen ruhig, als er sich von dem Bild in seinem Innern ab- und Herrn Schumanns Blick zuwandte. „Er wollte an Michael heran.“

Der Andere atmete zischend ein und unbewusst ballte sich eine Hand zur Faust. „Herrn Schneider?“ Wie konnte er es wagen?, schwang dahinter mit, doch die Empörung wandelte sich in grimmige Befriedigung, als Brad ihm das Bild sandte. Blaue Augen verengten sich. „Er musste den Verstand verloren haben.“

„Das hatte er zweifellos“, gab er beinahe mild zurück. „Und nun muss sich Frau Winter auch nicht mehr mit ihm herumschlagen. Sie lässt Ihnen übrigens Grüße ausrichten.“ Letzteres war an Herrn Rudert gerichtet, der ihrem Gespräch fassungslos gefolgt war und jetzt langsam nickte.

„Danke sehr…“ Der andere Mann schwieg für einen Moment. „Ich hoffe, ihr gefällt die Arbeit“, wurde dann vorsichtig hinzugefügt.

Dieses Lächeln war echt. „Ich denke schon. Sie hat bereits fast das ganze Büro übernommen, ohne dass es jemand gemerkt hat.“

„Nun, das ist typisch für sie.“ Herrn Ruderts Lachen löste die Stimmung ein wenig.

Und dann wurde er weiter über seine Reise ausgefragt.
 

Nach dem Essen war er unmittelbar zu Herrn Franken gegangen und das Gespräch hatte nicht viel Zeit in Anspruch genommen. Grundsätzlich hätte er hier sowieso keine Mitspracherechte gehabt, doch wie das Triumviratsmitglied es so schön ausgedrückt hatte - Schuldig wurde unverändert als sein Projekt angesehen.

Sein Talent meldete keinen Widerspruch an, als es darum ging, den kleinen Telepathen ein Jahr früher aus der Schule zu entlassen und dessen Noten waren ausreichend, wenn auch nicht überragend. Doch das würde in einem Fiel-Team auch nicht unbedingt erforderlich sein. Also verblieben sie so, dass Schuldig nach dem Sommer bereits seinen ersten Trainingseinsatz Draußen haben würde. Und Brad wurde die Zeit gegeben, in Ruhe darüber nachzudenken, ob er vielleicht als Beobachter eingesetzt werden wollte. Ein Lächeln streifte seine Lippen bei dieser Überlegung. Der Telepath wäre vielleicht paranoid genug, ihn hinter jeder Ecke zu vermuten, selbst wenn Brad auf Rosenkreuz bleiben würde. Er schob das Bild beiseite und wandte sich in Gedanken der Arbeit zu, der er sich nach dem Gespräch gewidmet hatte. Erfreulicherweise hatte sich während seiner Abwesenheit nicht zu viel angesammelt, so dass Herr Hoffmann ihn pünktlich aus seinem Büro gescheucht hatte. Was der Grund dafür war, dass Brad sich nun auf dem Weg zu Richard befand. Schließlich galt es, die Zeit bis zum Abendbrot sinnvoll zu nutzen. Wieder war da ein Lächeln, doch dieses hier hatte eine andere Note.

Richard hob den Kopf, kaum dass er das Büro betreten hatte, als hätte der Ältere ihn erwartet. Und dessen Begrüßung bestätigte seine Vermutung. „Chris hat mich bereits vorgewarnt…“

Brad grinste. „Seit wann bedarf ich denn einer Vorwarnung?“ Seine Schritte schlossen die Distanz zwischen ihnen, als er das fragte, und dann lehnte er sich unmittelbar neben Richard gegen den Schreibtisch.

Er wurde nachsichtig aus grau-grünen Augen gemustert, bevor ein amüsiertes Lächeln aufblitzte. „Wenn du es nicht weißt, werde ich es dir nicht verraten.“

Mit einem Schulterzucken tat er es ab, teilte Richard lieber mit, weshalb er gekommen war. Und tatsächlich schaffte er es, dass sie kurz darauf auf dem Schießstand standen. Auch wenn der Ältere nicht so ganz einsehen wollte, warum er den Umgang mit einer Waffe lernen sollte.

Ohne sich von dem leichten Widerstand stören zu lassen, erklärte er Richard alles, von der Munition, über den Abzug, hin zur richtigen Haltung. Und da der andere Mann nun mal war, wer er war, hörte er natürlich aufmerksam zu.

„Sie können nie wissen, wann es mal notwendig ist, eine Waffe in die Hand zu nehmen“, murmelte er, während er mit sachten Berührungen Richards Stand korrigierte.

Der konzentrierte sich auf die Zielschiebe. „Es war bisher nicht erforderlich und ich bezweifle, dass sich daran etwas ändert.“

Trotzdem zog er gleich darauf durch und Brad lächelte, als die Scheibe getroffen wurde. Nicht in der Mitte, das wäre zu viel verlangt gewesen, doch man konnte jetzt schon sehen, dass Richard sich nicht ungeschickt anstellen würde.

Er trat nahe genug an ihn heran, dass er die Körperwärme des Älteren spüren konnte, umschloss Richards Hand mit seiner und zeigte ihm dieses Mal unmittelbar, wie er sich verbessern konnte. „Ich fühle mich einfach besser, wenn Sie es können“, teilte er Richard schließlich mit, als er wieder zurücktrat. Und das entsprach der vollen Wahrheit. Selbst wenn Richard nicht selbst schießen musste, eine gewisse Vertrautheit mit Schusswaffen würde bedeuten, dass er im Notfall eher die Nerven behalten würde. So wie Herr Hoffmann bei dem Vorfall in New York.

Ein stilles Lächeln spielte um Richards Lippen, doch er sagte nichts dazu. Stattdessen zielte er einfach nur und dann wurde der Rest des Magazins in die Zielscheibe entleert.
 

~TBC~
 

Schöne Ostern!

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oO0Oo,, ( . .) ,,,,,,,

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cya, cu ^-^

"Du willst doch nicht, dass der arme Mann ausgelacht wird"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 202/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Brad kann sich auch nach dem Schießtraining noch nicht ganz von Herrn Walter trennen ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: *grins* Ich denke, du hast mit deiner Vermutung ganz Recht. Schließlich hat Brad Herrn Walter eine Weile nicht gesehen und auf diese Weise hat er ihn ein bisschen in seiner Nähe halten können. Nicht, dass das seine einzige Idee war, nicht wahr ^.~

Und keine Sorge, du hast noch nicht die letzte Konfrontration Schuldig gelesen, auch wenn dessen Aufenthalt auf Rosenkreuz sich langsam seinem Ende nähert ^^
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 202 „Du willst doch nicht, dass der arme Mann ausgelacht wird“
 

„Ver-!“ Richards Hand zuckte zurück, während der Ältere einen Fluch zwischen den Zähnen zerbiss.

Brad, der bis eben noch auf die Zielscheibe konzentriert gewesen war, die Richards beständige Fortschritte zeigte, war im nächsten Moment neben ihm und griff nach der Hand, um sie intensiv zu betrachten.

In einer ersten Reaktion wollte der andere Mann sie ihm entziehen, dann jedoch gab Richard mit einem leisen Seufzen nach. „Es ist nichts weiter, es war mehr die Überraschung als alles andere.“

Er hatte den roten Halbmond gefunden, der sich in Richards Handfläche gebrannt hatte und strich sanft darüber. „Ich hätte Sie warnen sollen, dass die Mündung heiß wird.“

Dafür erhielt er ein trockenes Schnauben. „Das musstest du nicht, schließlich versteht sich das von allein. Ich habe einfach nicht aufgepasst.“ Eine kurze Pause folgte, in der er den Blick der grau-grünen Augen auf sich ruhen fühlte. „Und könnte ich jetzt meine Hand zurückhaben? Ich kann dir versichern, dass ich mich schon schlimmer verbrannt habe.“

Oder auch verbrannt wurde… Brad blickte auf, als er sich daran erinnerte, wie der Ältere damals nach der Begegnung mit den beiden Ex ausgesehen hatte. Und von dort war es nicht weit zu seiner Reaktion. „Dr. Stephenson kann sich darum kümmern.“ Die Hand ließ er aber immer noch nicht los.

Nun lachte Richard. „Brad, bitte. Das ist nun wirklich unnötig.“

Wieder strich er über die Verletzung und nickte schließlich langsam. Natürlich hatte der Ältere Recht, aber… Er hob die Hand zu seinem Mund und küsste die Stelle, bevor er Richard anlächelte. „Besser?“

Der schüttelte nur den Kopf, nicht in Verneinung, sondern belustigt. „Du bist mal wieder unmöglich.“

„Hm, und warum dieses Mal?“, klang eine Stimme hinter ihm auf und er konnte regelrecht zusehen, wie Richards Miene zu Neutralität wechselte.

Brads Lächeln hingegen vertiefte sich, als er sich umdrehte. „Michael!“ Er trat auf ihn zu und da er Richard nicht losgelassen hatte, musste der ihm wohl oder übel folgen.

Das war wohl der Grund für das Amüsement, das in den eisblauen Augen aufblitzte, doch Michael kommentierte die Szene nicht. Stattdessen wurde nur eine Augenbraue gehoben und erinnerte ihn an die Frage, die noch im Raum stand.

„Richard hat sich die Hand verbrannt und ich habe vorgeschlagen, dass Dr. Stephenson ihn heilen kann.“ Um seine Worte zu unterstreichen, zog er den anderen noch näher an sich heran und zeigte Michael die Verletzung.

Nun rutschten beide Augenbrauen in die Höhe. „Du willst doch nicht, dass der arme Mann ausgelacht wird.“

Er zog warnend an Michaels Krawatte, doch zu seiner Überraschung hörte er Richard auflachen. Und dieser schien über seine Reaktion selbst überrascht zu sein, wie ihm ein schneller Blick in die Richtung des älteren Mannes verriet.

Unwillkürlich grinste er. Endlich zeigte Richard mal etwas anderes als stumme Abneigung oder sorgfältige Neutralität Michael gegenüber. Und als Belohnung dafür, dass Michael das geschafft hatte, zog er ihn nun mittels der Krawatte nahe genug, dass er ihn küssen konnte.

Im Anschluss hob der Ältere eine Hand, umfasste seine Wange, während der Daumen über seine Lippen strich. Da war ein warmes Lächeln und dennoch schien Michael über etwas Ernstes nachzudenken.

„Was ist?“, wollte er wissen und merkte gar nicht, dass er Richard endlich freiließ, um beide Hände auf Michaels Brust zu legen.

„Nein…“

„Nein?“ Er neigte den Kopf zur Seite, verständnislos.

„Das wird deine Antwort auf Herrn Frankens Vorschlag sein.“

Er lachte überrascht auf. „Deswegen bist du hergekommen? Aber du weißt, dass es nur um einen Job als Beobachter geht, da kann gar nichts passieren…“

Michael reagierte nicht auf seine Belustigung. „Ja, deswegen bin ich hier. Bevor sich die Idee bei dir festsetzt.“ Vollkommen ernst.

Und das war wohl genug, um Richard neugierig werden zu lassen und es sogar über sich zu bringen, Michael um eine Erklärung zu bitten. Die er auch bekam und gleich darauf fand er sich dem missbilligenden Blick grau-grüner Augen ausgesetzt. „Ich habe schon genug miterlebt, um zu wissen, dass eine harmlose Reise bei dir alles andere als das ist. Von daher zieht dein Argument ganz und gar nicht. Es ist unnötig, dass du diesen Jungen nach Draußen begleitest, Herr Schneider hat vollkommen Recht.“

Er zwinkerte nur und konnte kaum glauben, was er da gehört hatte. „Sie sind einer Meinung mit Michael?“ Fassungslosigkeit hatte sich in seine Stimme geschlichen, ohne dass es ihm bewusst wurde.

Die beiden tauschten über seine Schulter hinweg einen langen Blick aus, an deren Ende Richard mit den Schultern zuckte. „Das sollte dir Grund genug sein, dieses Mal nachzugeben und nicht auf stur zu schalten.“

Unwillkürlich nickte er, stoppte die Geste erst, als sie ihm bewusst wurde. Und dann lächelte er. „Es ist mir nun wirklich nicht so wichtig, Schuldig dabei zuzusehen, wie er seinen ersten Auftrag ausführt.“ Nein, ihn interessierte nur, dass der kleine Telepath nach Japan kam. Sein Lächeln wandelte sich in ein Grinsen. „Und weil ich so vernünftig bin, werden Sie und Herr Hoffmann zur Belohnung mit uns zusammen Abendessen.“

Von Michael kam ein belustigtes Schnauben, als der das hörte, während Richard eine Augenbraue hochzog. „Ich halte dich davon ab, dass du wieder in irgendwelche Dummheiten stolperst und du erhältst die Belohnung dafür?“

„Ja, ganz genau das.“

Michael schlang beide Arme um ihn, stützte das Kinn auf seiner Schulter ab. „Sie wollen die Einladung doch nicht etwa ausschlagen?“, erkundigte sich der Ältere dann mit ausgesuchter Höflichkeit.

Richard sah zuerst so aus, als wollte er Michaels Frage ignorieren, gab dann aber mit einem Seufzen nach. „Nein, will ich nicht.“ Dass er damit nur Brad einen Gefallen tat und auf gar keinen Fall Michael, wurde nicht ausgesprochen. Und musste es auch nicht werden, wie ihm die von dem Telepathen auf ihn übergehende Belustigung verriet.

Weswegen Brad beschloss, darauf zu reagieren, auch wenn es ein wenig unhöflich war. Denn auch wenn ein Telepath unter ihnen war, musste man Richard nicht unbedingt mit der Nase darauf stoßen. Das war der Elefant im Raum, der normalerweise ignoriert wurde.

Er löste sich aus der Umarmung und trat auf Richard zu, ließ eine Hand auf dessen Unterarm ruhen. „Nicht so negativ. Eben noch haben Sie sich doch ausgezeichnet mit Michael verstanden, nicht wahr?“ Sein Blick schweifte nach unten und er rieb sanft über die warme Haut. Richard hatte vorhin die Ärmel hochgekrempelt, doch das wurde ihm erst in diesem Moment bewusst.

Eine Hand legte sich über seine und stoppte ihn so. Und als er aufsah, stand in den grau-grünen Augen Amüsement, das sich zweifellos auf seine Aussage bezog. „Ich werde ein gemeinsames Abendessen mit ihm zweifellos überstehen, keine Sorge.“

Er lächelte schon wieder. „Ausgezeichnet. Dann werde ich jetzt Manja bitten, einen Korb vorzubereiten, damit wir draußen essen können. Und ich sag gleich Herrn Hoffmann Bescheid, dass er auch kommen soll.“ Damit wandte er sich zurück an Michael. „Und du kannst Richard solange zeigen, wie man die Waffe reinigt, ja?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, machte er sich anschließend auf dem Weg. Schließlich sollte keiner der beiden auf die Idee kommen zu protestieren.
 

******
 

Er war nicht der einzige, der Brad hinterher sah und erst als dieser verschwunden war, richtete sich sein Blick auf den älteren Mann. „Sie wissen, dass Sie ihm nicht alles durchgehen lassen müssen, hm?“ Es mochte vielleicht lustig für ihn sein, zuzusehen, wie Brad immer wieder den Widerstand des Anderen überrannte, aber er war sich nicht so sicher, ob Herr Walter das genauso sah.

Grau-grüne Augen richteten sich auf ihn, musterten ihn lange und intensiv, bevor ein winziges Lächeln an den Mundwinkeln des anderen Mannes zu ziehen begann. „Es kostet mich nicht viel, warum also sollte ich ihn stoppen…“

„Weil ich manchmal den Eindruck habe, dass der Junge ein wenig übertreibt. Nicht, dass Brad das bemerken würde.“ Letzteres mit einem Seufzen, das zwar zum Teil gespielt sein mochte, aber in dem auch ein Körnchen Wahrheit steckte.

„Es gibt Schlimmeres.“

Der Blick war abgewandt worden, doch Michael spürte die Emotion, die in diesen Worten lag. Und zum ersten Mal kam ihm der Gedanke, dass Brads Verhalten vielleicht auch als willkommene Ablenkung diente. Mit keiner Regung erlaubte er dieser Erkenntnis, sich nach außen hin abzuzeichnen. Stattdessen beschloss er, bei der Ablenkung ein bisschen zu helfen und ging zu der Ablage hinüber, wo immer noch die Waffe wartete. „Sind Sie interessiert oder soll sich jemand anderer ums Reinigen kümmern?“

Herr Walter rang innerlich mit sich selbst, anscheinend selbst ein wenig überrascht, dass das Training mit Brad sein Interesse tatsächlich geweckt hatte und nun war es nur noch eine Frage, ob er Michaels Gegenwart in Kauf nehmen würde.

Er griff nach der Waffe und tat so, als würde er nichts von dem Widerstreit merken, entfernte mit einem Klicken das leere Magazin. Und als er sich umdrehte, war die Entscheidung gefallen.

Herr Walter nickte knapp, aber nicht widerwillig, was Michael mit einem Lächeln reagieren ließ.
 

„Richard!“ Brad schlang beide Arme um den älteren Mann und spähte über dessen Schulter. „Sie haben Ihre Waffe bereits alleine gereinigt?“

„Mir ist nicht bewusst gewesen, dass es meine ist, bloß weil ich heute damit geschossen habe. Aber ja, ich habe sie allein gereinigt. Herr Schneider war so freundlich, es mir vorher anhand einer anderen Waffe zu demonstrieren.“

Ihm wurden daraufhin ein zufriedender Blick und ein warmes Lächeln zugeworfen, doch wichtiger war die Wärme, die von Brad in leisem Dank auf ihn überging. Er trat näher an Brad heran, wuschelte ihm durch die Haare. „Kleb nicht so an Herrn Walter, es ist auch so warm genug.“

Nun lag eindeutig etwas Verschmitztes in den braunen Augen. „Soll ich lieber an dir hängen?“ Seine Antwort wurde nicht abgewartet, bevor Brad den anderen Mann losließ und die Hände in sandblonden Haaren vergrub, um ihn dann an sich heranzuziehen und zu küssen.

Er ließ es sich gefallen, auch wenn es vor Zeugen ein wenig ungewöhnlich war. Brad war dazu zu sehr auf seine Stellung bedacht. Doch heute schien der Jüngere eine Ausnahme machen zu wollen.

>Es ist kein Schüler in der Nähe<, wurde ihm knapp mitgeteilt und Michael lächelte in den Kuss hinein, der prompt vertieft wurde.

Erst als Herr Walter sich räusperte, wurde er wieder freigegeben und erhielt so die Gelegenheit, sich umzusehen. „Wolltest du nicht Herrn Hoffmann mitbringen?“

Brad folgte seinem Blick und dessen Mundwinkel kurvten in ein Lächeln. „Er ist gleich da. Er hat den Korb von Manja abgeholt.“

Da war ein Zug an seinem Hals und ihm fiel jetzt erst auf, dass Brad seine Krawatte festhielt, als würde er befürchten, Michael könnte sonst flüchten. „Und du hattest nicht genug Geduld, um darauf zu warten, hm?“ Es klang zwar wie eine Frage, war aber keine. Noch so eine Reaktion, die Brad nicht unterdrücken konnte. Er hing heute etwas mehr als sonst an Michael, was sich erst nach ein paar Tagen legen würde.

Michael lächelte in sich hinein. Wenn er ehrlich war, mochte er das. Seine Hand schlich sich in Brads Nacken und drückte sanft zu. Dann kam tatsächlich auch schon Herr Hoffmann und Michael rief einen der Angestellten, damit dieser die Waffen zur Ausgabe zurückbrachte.

Brad, der ihn für diesen Moment losgelassen hatte, hatte stattdessen Herrn Walters Handgelenk ergriffen und führte sie an.

„Ich hatte gedacht, dass er wieder zum Schwimmbecken will.“ Herr Hoffmann lief neben ihm und Michael nahm ihm die Decke ab, als er sah, wie beladen der Ältere war.

„Hm, ich nehme an, dass ihm dort noch zu viel Andrang herrscht. Immerhin ist es noch nicht ganz Zeit fürs Abendessen.“

Ein Lächeln blitzte auf. „Er hat also nicht vor, sich zu benehmen.“

Er versuchte es, doch er konnte das Auflachen nicht zurückhalten. „Sie haben ihn durchschaut, würde ich sagen.“

Und tatsächlich, kaum dass sie den See erreichten, der ansonsten nur im Winter einen regelmäßigen Besuch von Schülern sah, und die Decke ausgebreitet war, fand sich Michael einer Umarmung ausgesetzt, die mehr einem Überfall ähnelte.

Halbwegs kontrolliert gelang es ihm, sich hinzusetzen und dann musste er es den anderen beiden überlassen, sich ums Auspacken des Korbes zu kümmern. Denn Brad hatte ihn mit Beschlag belegt und sah nicht so aus, als würde er ihn bald wieder hergeben.

Nichtsdestotrotz sah er interessiert zu, was so an Essen zum Vorschein kam, bis er zu sehr von dem Jungen abgelenkt wurde. Brad hatte seine Hand ergriffen und schien vollkommen darin versunken, die Linien auf seiner Handfläche nachzuzeichnen.

Michael tauschte einen langen Blick mit Herrn Walter aus, bevor er sich wieder Brad zuwandte. „Du weißt, dass nicht ich mich verletzt habe…“

Herr Hoffmann hielt überrascht inne, ließ sich von Herrn Walter erklären, worauf er anspielte, während Brad nur mit den Schultern zuckte. Und statt weiter Linien nachzuzeichen, presste der Schwarzhaarige für einen Moment ihre Finger gegeneinander, als wollte er die Größe ihrer Hände vergleichen, bevor ihre Finger verschränkt wurden.

Seltsamerweise ließ ihn das erschauern und bevor seinem Körper einfallen konnte, zu deutlich zu reagieren, griff er nach Brad und zog ihn vor sich, zwischen seine Beine, und schlang beide Arme um ihn, hielt ihn fest. Sein Lächeln wurde in dem schwarzen Haarschopf verborgen.
 

~TBC~
 

Mal ein kurzer Einblick in Herrn Walters Sicht der Dinge…

cya, cu ^-^

"Wäre es Ihnen lieber gewesen, wenn die Männer _uns_ erschossen hätten?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 203/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Nur ein bisschen Freizeit am See ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Nun, wenn man berücksichtigt, wie lange Herr Walter inzwischen auf Rosenkreuz ist, ist es kein Wunder, dass er Michael inzwischen besser einzuschätzen weiß und nicht mehr so negativ ihm gegenüber eingestellt ist. Und ganz davon abgesehen ging es um Brads Sicherheit, nicht wahr ^.~ Was den Beobachterjob angehnt: Das wird die Zukunft zeigen *grins*
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 203 „Wäre es Ihnen lieber gewesen, wenn die Männer _uns_ erschossen hätten?“
 

Er hatte Brad selbst dann noch nicht losgelassen, als das Essen fertig auf der Decke vor ihnen ausgebreitet war, doch der Junge deutete mit keiner Regung an, dass er mit der Situation unzufrieden wäre.

Neugierig musterte er ihn und der Blick brauner Augen begegnete ihm unter halb geschlossenen Lidern hervor. Und Brad sagte immer noch nichts.

„Hast du gar keinen Hunger?“, erkundigte er sich und Amüsement schlich sich in seine Stimme.

„Schon, doch dank dir bin ich im Moment ja leider verhindert“, kam es trocken zurück.

Michael konnte ein unterdrücktes Lachen hören, von Herrn Hoffmann kommend, und warf dem älteren Mann einen belustigten Blick zu, bevor er sich wieder auf Brad konzentrierte. „Versprichst du mir, deine Energie jetzt aufs Essen zu richten?“

Der Jüngere zog tatsächlich einen Flunsch. „Ich verspreche gar nichts.“

Und wenn er näher darüber nachdachte, war das kein Wunder. Denn Brad würde sich daran gebunden fühlen und wollte sich ganz sicher nicht in diese Lage bringen. Er unterdrückte ein Lächeln, bevor er den Jungen mit einem gekünstelten Seufzen freigab. „Nun, ich kann dich ja nicht verhungern lassen…“, murmelte er dazu.

Brad schenkte ihm einen unbeeindruckten Blick, wandte sich dann aber unvermittelt dem Teller zu, den Herr Hoffmann ihm reichte. Und er war sogar schon gefüllt. „Mm, vielen Dank.“ Ohne jede Ironie. Dann begann Brad zuzulangen. Offenbar war er wirklich hungrig.

Michael ertappte sich dabei, ihn für eine Weile einfach nur zu beobachten, dann aber schob sich ein neuer Teller in sein Sichtfeld und dieser war für ihn gedacht.

„Herr Schneider.“ Eine deutliche Aufforderung lag in diesen beiden Worten und er zog eine Augenbraue hoch, griff dann aber nach dem Teller. Natürlich war er zu alt für einen Babysitter, doch Herrn Hoffmann schien dies im Moment herzlich egal zu sein.

Brad gab einen Laut von sich, der verdächtig nach einem Kichern klang, aber Michael tat so, als hätte er nichts gehört, begann stattdessen ebenfalls zu essen.

Was die anderen beiden Männer zum Anlass nahmen, sich ebenfalls ihrem Abendessen zuzuwenden. Für eine Weile waren sie alle vollauf damit beschäftigt, nicht umsonst hatte Brad mal wieder seine Manja dafür eingespannt, doch schließlich hatte der Junge genug in seinem Magen, um seiner Umgebung wieder mehr Aufmerksamkeit zu widmen.

Was Michael als erstes zu spüren bekam, weil Brad sich voll gegen ihn zurücklehnte, sicher, dass er sein Gewicht tragen würde. Doch das geschah unterbewusst, denn Brads Blick richtete sich auf Herrn Walter, der bis zu diesem Moment ruhig gegessen hatte, nun allerdings innehielt und den Jüngeren etwas argwöhnisch musterte. Ein wenig, als würde er befürchten, dass er ihn im nächsten Augenblick am Hals haben würde. Wortwörtlich.

Brad neigte den Kopf leicht zur Seite und registrierte genau, was in dem älteren Mann vorging, ganz ohne dessen Gedanken lesen zu müssen. Dann richteten sich die braunen Augen demonstrativ auf Herrn Walters Hand, ohne dass sich der Junge ansonsten rührte, was den Anderen etwas zu beruhigen schien. „Ist mit Ihrer Hand wirklich alles in Ordnung?“

Michael sah, wie Herr Walter überrascht zwinkerte, anscheinend hatte dieser die kleine Verletzung schon fast vergessen, dann lachte der Ältere unvermutet auf.

„Warum beißt du dich so sehr daran fest? Ich kann dir versichern, dass ich kaum noch etwas spüre.“ Und wie um das zu beweisen, hob Herr Walter die Hand mitsamt der Gabel, die er hielt. „Siehst du, ich kann kann ohne Probleme essen.“

Brad rutschte ein wenig unruhig hin und her, nickte dann aber. Und wurde gleich darauf abgelenkt, als Herr Walter ihm eine Frage zu ihrer Reise stellte.

Michael bedachte das gelungene Manöver mit einem Lächeln, das nur Herr Hoffmann sah und der andere Mann lächelte ebenfalls. Ein Lächeln, das sich noch vertiefte, als Brad sich mit Begeisterung in eine Beschreibung der verschiedenen Höhepunkte ihrer Reise stürzte, als würde er dadurch sicherstellen wollen, dass Herr Walter wenigstens auf diese Weise einbezogen wurde.

Michael nutzte die Gelegenheit, um sein Talent ein wenig auszustrecken und Brads Reaktion eben nachzuspüren. Der Junge war viel zu sehr an seine Anwesenheit gewöhnt, um zu bemerken, was er tat, vor allem, da dieser gerade vollkommen auf Herrn Walter konzentriert war. Und was er vorfand, überraschte ihn ein wenig. Schließlich war Schuldbewusstsein nicht gereade etwas, womit sich der Jüngere normalerweise aufhielt. Und wie es aussah, bezog es sich nicht allein auf die Verletzung, die Brad dessen Meinung nach hätte verhindern müssen. Vielmehr spielte hier das Gefühl hinein, Herrn Walter viel zu lange allein gelassen zu haben. Michael rutschte eine Augenbraue hoch, als er das erkannte. Dieser Aspekt war vollkommen unbewusst, so wie Brad generell ziemlich blind war, wenn es um Herrn Walter ging. Er lächelte in sich hinein. Brad hatte sich bereits vorgenommen, den älteren Mann wieder mit nach Japan zu nehmen, von daher würde dieses bisschen Schuldbewusstsein sich von selbst erledigen. Bevor der Junge schließlich darauf aufmerksam werden würde… Michael zog sich vorsichtig und unbemerkt zurück, fand Brad weiterhin in eine animierte Unterhaltung mit Herrn Walter vertieft vor.

Und dennoch war Brads rechte Hand anscheinend ganz mit Michael beschäftigt. Eisblaue Augen verfolgten die regelmäßige Bewegung, mit der über seinen Oberschenkel gestrichen wurde und da er jetzt nicht mehr abgelenkt war, begann er darauf zu reagieren. Was an sich nichts Negatives sein würde, aber sie waren nicht allein. Ein trockenes Lächeln zog an seinen Mundwinkeln und er atmete tief durch, bevor er eine Hand auf die des Jüngeren legte. „Willst du mich in den Wahnsinn treiben?“, fragte er ihn leise, direkt neben Brads Ohr.

Der Junge war augenblicklich bei ihm, ließ den Kopf zurück, gegen seine Schulter, fallen und grinste. „Nein, natürlich nicht.“

Doch kaum dass er die Hand freigegeben hatte, setzte die Bewegung wieder ein und dieses Mal ließ Brad seine Hand weiter nach innen rutschen. Im ersten Moment dachte er, dass der Junge ihn aufziehen wollte, doch die Hitze, die ihn streifte, behauptete etwas anderes.

Er sah von dem schwarzen Haarschopf auf, begegnete Herrn Walters Blick, der plötzlich seinen Gesprächspartner verloren hatte, aber offenbar nicht allzu böse darüber war. Vielmehr hatte der Ältere Brads Reaktionen beobachtet und schien zu begreifen, zu akzeptieren, dass Michael nun wirklich keine Schuld daran trug, dass es vielmehr von dem Jungen ausging.

Weswegen es vielleicht gar nicht so verwunderlich war, dass da ein Anklang von Belustigung in den grau-grünen Augen stand. Michael quittierte das mit einem schmalen Lächeln, bevor er wieder nach unten schaute, diesmal seine Finger mit denen des Jüngeren verschränkte, um ihn zu stoppen.

„Wie wäre es, wenn du ein bisschen schwimmen gehst“, schlug er vor. „So kannst du auch ein bisschen Energie abbauen.“

Brad wandte den Kopf zu ihm und sah ihn ein wenig verwirrt an. „Der See ist verboten“, wurde die Verwirrung schließlich in Worte gefasst.

Er lächelte unwillkürlich. „Nicht für Instruktoren.“

Leichte Überraschung zeichnete sich auf Brads Gesicht ab. Diese Information war ihm natürlich nicht neu, aber der Junge hatte es sich bis zu diesem Moment eindeutig nicht bewusst gemacht. Dem folgte ein nachdenklicher Blick und dann ließ Michael ihn gerade rechtzeitig los, dass Brad ungehindert aufspringen konnte. „Gut.“ Das blieb der einzige Kommentar und in Sekundenschnelle hatte Brad sich bis auf die Shorts ausgezogen, war dann auch schon auf dem Weg zum Wasser.

„Er ist immer noch aufgedreht?“ Herr Hoffmann hatte Brad nachgesehen, wandte sich jetzt aber an ihn.

Er zuckte mit den Schultern. „Es ist nicht ganz so schlimm wie gestern…“

Der Andere sah ihn etwas skeptisch an. „Ich weiß nicht, ob ich das glauben kann.“

Damit ging ein Bild einher und Michael stieß ein Schnauben aus, als er daran erinnerte wurde, wie Herr Hoffmann sie heute Vormittag ertappt hatte. „Nun, er wird sich zumindest bald wieder beruhigen. Und ich wollte es Herrn Walter ersparen, dass Brad ihn wieder zu einem Trainingskampf überredet.“

„Oh, dafür ist Reik Ihnen zweifellos dankbar.“ Herr Hoffmann schlang einen Arm um die Schultern seines Freundes und lachte. „Wer weiß schließlich schon, wie zudringlich Brad heute werden würde.“

„Sehr witzig“, murmelte der andere Mann. Die grau-grünen Augen richteten sich wieder auf ihn und dieses Mal steckte die Belustigung auch in den Mundwinkeln, die sich leicht nach oben bogen „Schließlich war unschwer zu sehen, dass Brad vollauf mit Herrn Schneider beschäftigt ist.“

Nicht einmal unterbewusst war ein Vorwurf enthalten und Michael nahm diesen Wandel mit leiser Überraschung auf. Und er würde noch nicht darauf vertrauen, dass er von Dauer sein würde. Aber für den Moment erwiderte er das Lächeln.

Sie setzten ihr Essen fort und Herr Walter hatte einige Fragen an Herrn Hoffmann. Anscheinend hatte Herr Walter bisher noch keinen Bericht von seinem Freund gehört und einige Sachen, die Brad angesprochen hatte, schienen mehr Erklärungen zu benötigen, als der Junge geliefert hatte.

Herr Hoffmann vergewisserte sich mit einer stummen Frage, nur ein flüchtiger Blick, ob er etwas zurückhalten sollte. Michaels erwiderndes Kopfschütteln fiel ebenso flüchtig aus, wurde aber trotzdem verstanden. Und so log Herr Hoffmann nicht, nur um die Wahrheit zu beschönigen.

Herrn Walters Interesse wandelte sich mit der Zeit in Unglauben und etwas, das leisem Entsetzen ähnelte. Und kumulierte schließlich in einer Frage, die kaum mehr als ein heiseres Flüstern war. „Soll das heißen, Brad hat auf dieser Reise nicht nur wer weiß wie viele Leute erschossen, sondern auch noch jemanden erstochen?“

Als wäre der Junge durch diese Frage herbeigerufen worden, ließ er sich hinter Michael zu Boden fallen und schlang beide Arme um ihn, ohne sich darum zu kümmern, dass seine Sachen dadurch feucht wurden. „Wäre es Ihnen lieber gewesen, wenn die Männer _uns_ erschossen hätten?“

Herr Walter biss die Zähne zusammen und wurde blass. „Nein, natürlich nicht“, wurde dann fast erschöpft erwidert.

Eine Hand wurde gehoben und Michael hielt still, als Brads Finger einen Strich über seine Wange zeichnete. „Wir hatten hinter einer Säule Deckung gesucht, wissen Sie?“ Beiläufig, als würde er über das Wetter reden. „Aber ich konnte sehen, wie es ausgehen würde. Ein Querschläger hätte mich beinahe getroffen.“

Wie es schien, konnte Herr Walter noch blasser werden und da Brad mit Beunruhigung darauf reagierte, streckte er unwillkürlich sein Talent aus. Er berührte ihn sehr, sehr sanft, schließlich wusste er, dass der andere Mann sein Talent nicht besonders gut vertrug. Doch das Wenige reichte und Herr Walter wurde wieder ruhiger.

„Du solltest dich gar nicht erst in solche Situationen bringen“, wurde schließlich geurteilt.

Michael spürte, wie seine Mundwinkel noch oben zuckten, doch von Brad kam kein Amüsement. Egal, wie sehr der Junge sonst gerne mit Herrn Walter herumalberte, ausgerechnet diesen Moment schien er sich ausgesucht zu haben, um ernst zu bleiben.

„Warum sollte ich? Immerhin wurde ich dafür ausgebildet. Was die Tatsache testiert, dass ich gesund und munter zurück auf Rosenkreuz bin. Und was die andere Sache angeht…“ Die Umarmung wurde enger und es fühlte sich an, als wollte Brad mit ihm verschmelzen. „Wir hatten Herrn Müller eine Chance gegeben. Er hat beschlossen, sie in den Wind zu schlagen, indem er Michael angriff.“

Grau-grüne Augen weiteten sich, als Herr Walter sich an den Vorfall erinnerte. Und dann wurde dessen Miene finster. „Ich verstehe.“

Und Michael konnte lesen, dass Herr Walter nicht nur Brads Reaktion nachvollziehen konnte, sondern genauso gehandelt hätte. Nicht, weil dieser inzwischen besonders viel Gefallen an ihm gefunden hätte. Nein, Herr Walter dachte nur daran, wie Brad reagiert hätte, wenn Michael etwas zugestoßen wäre.

Die Hand war wieder zurück und jetzt strich sie durch sandblonde Strähnen, ohne dass Brad die Umarmung auch nur um einen Millimeter lockerte. Er atmete leise aus und lehnte sich gegen Brad zurück, störte sich nicht daran, dass ihre Rollen für dieses Mal vertauscht waren. Der Junge fühlte sich auf jeden Fall besser dadurch und das war alles, was zählte.

Seine rechte Hand suchte nach Brad, der das Gesicht gegen seinen Nacken gepresst hatte, und dann streichelte er seinerseits durch die feuchten, schwarzen Haare. Was ihn daran erinnerte, dass Brad kaum etwas anhatte. „Hey, du wirst noch krank…“

„Hm…“, brummte es gegen seinen Hals, doch ansonsten zeigte sich Brad handlungsunwillig.

„Mir scheint, du brauchst heute kein Training mehr, wenn du dich jetzt schon nicht mehr rühren kannst“, zog er ihn auf. Es half, den letzten Rest der negativen Stimmung zu vertreiben, wie ihm die Änderung in Herrn Walters Haltung zeigte. Er musterte den älteren Mann nur kurz, dann war seine Aufmerksamkeit zurück bei Brad.

„Es besteht ein Unterschied zwischen Können und Wollen“, wurde er belehrt und weiterhin weigerte sich der Jüngere, von ihm abzurücken. Geschweige denn, sich anzuziehen.

Was dazu führte, dass Herr Hoffmann schließlich aufstand und die Sachen einsammelte, die Brad vorhin entgegen aller Gewohnheit einfach hatte fallen lassen.

„Du bist sicher nicht dafür angestellt worden, um hinter ihm aufzuräumen“, war es mal Herr Walter, der seinen Freund aufzog.

Herr Hoffmann kam mit den Sachen zu Brad. „Ja, _aufräumen_ nicht“, wurde gutmütig zugestimmt und jeder verstand auch die Worte, die unausgesprochen blieben.

„Sie sollen mich auch nicht bemuttern“, erwiderte Brad ein wenig mürrisch darauf und erntete lediglich ein Lachen dafür.

„Ah, aber du lädst dazu manchmal direkt ein, nicht wahr?“, kam es dann von Herrn Hoffmann. Und als nächstes fand sich Michael von der Umarmung befreit und Herr Hoffmann half Brad in sein Hemd hinein, um es anschließend zuzuknöpfen, da der Junge sich so schnell wie möglich wieder an Michael festhielt und keine Hände dafür freihatte.

„Sie übertreiben es wirklich…“

„Dann beweise, dass du dich selbst anziehen kannst“, flüsterte er in Brads Ohr. >Ich werde dich dafür später auch auszuziehen.<

Brad erschauerte erst, übernahm den Rest dann aber bereitwillig.
 

~TBC~
 

So, beim nächsten Mal noch ein bisschen Zeit für die vier, bevor wir auf die Pläne für Schuldig und Farfarello zurückkommen ^^

cya, cu ^-^

"Ich glaube, ich habe mein Talent eben zur Wettervorhersage benutzt"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 204/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Dir vier werden etwas nass ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Nun, wenn Brad mangelndes Schamgefühl zeigt, dann liegt es an seiner Erziehung. Also kann er nichts dafür, nicht wahr? ^.~

Da es nicht viele Personen gibt, in deren Anwesenheit Brad nicht so tut, als wäre er mindestens zehn Jahre älter, schreibe ich gerne solche Kapitel mit Herrn Hoffmann und Herrn Walter *grins*
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 204 „Ich glaube, ich habe mein Talent eben zur Wettervorhersage benutzt“
 

Brad hatte ihn immer noch nicht losgelassen und es war schwer zu entscheiden, ob er gehalten wurde oder ob sich der Jüngere vielmehr gegen ihn lehnte. Vielleicht war es auch beides, es gelang ihm nicht besonders, sich auf diese Frage zu konzentrieren, dazu erwies sich die Hand als zu ablenkend, die vor seinem Bauch ruhte. Und manchmal eben nicht ruhte, sondern ihn streichelte, so dass seine Muskeln darunter zuckten.

Der Junge hatte schon eine Weile nichts mehr gesagt, schien auf die leise Unterhaltung zu lauschen, die sich zwischen Herrn Walter und Herrn Hoffmann entsponnen hatte und nun keine angespannten Untertöne mehr aufwies, da das Thema weg von der Reise auf ungefährliches Terrain gelenkt worden war. Warmer Atem stieß gegen Michaels Hals, mit einer Regelmäßigkeit, die darauf hinwies, dass Brad nicht mehr mit überschüssiger Energie zu kämpfen hatte, sondern kurz davor stand, wegzunicken. Nicht, dass Michael dieses Hinweises bedurft hätte. Das sanfte Glimmen, das im Geist des Jungen vorherrschte, war deutlich genug, und es begann, einen verlockenden Sog auszuüben.

Er entspannte sich unwillkürlich noch ein bisschen mehr in die Umarmung hinein und Brad reagierte genauso unterbewusst darauf, verstärkte für einen Moment den Druck der Hand auf seinem Bauch. Vielleicht wäre er eingeschlafen, nicht aus Erschöpfung heraus, sondern weil warme Zufriedenheit ihn umgab. Doch ausgerechnet Brad machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Oder auch dessen Talent, das plötzlich wie ein Blitz Brads Verstand aufleuchten ließ.

„Was ist?“, erkundigte er sich, als Finger daraufhin an sandblonden Strähnen zupften und seine Aufmerksamkeit einforderten.

Brad schnaubte ein leises Lachen gegen seinen Hals, klang über sich selbst überrascht. „Ich glaube, ich habe mein Talent eben zur Wettervorhersage benutzt“, wurde ihm mitgeteilt.

Er musste lächeln, als sie beide sich an seine damalige Empfehlung erinnerten und er legte eine Hand über die, die immer noch auf seinem Bauch lag. „Regen, nehme ich an?“ Erst dann legte er den Kopf in den Nacken und blickte zum Himmel hoch, der sich tatsächlich bezogen hatte. Es war ihnen nur nicht bewusst geworden, da gleichzeitig die Dämmerung Einzug gehalten hatte.

Herr Hoffmann war aufmerksam geworden und seinem Blick gefolgt. „Wir sollten wohl besser zusammenpacken.“

„Hm…“, brummte Brad, was vielleicht als Zustimmung gedeutet werden konnte.

Michael jedoch wusste, dass das eine Fehlinterpretation wäre. „Warum warnst du uns vor, wenn du gar nicht reingehen willst?“, hakte er nach.

Brad hatte nichts Besseres zu tun, als wieder zu lachen. „Du weißt doch, dass ich Regen mag. Und es ist immer noch warm.“

Ah ja, Sommerregen… und dieses Mal wollte Brad ihn nicht nur beobachten.

Herr Walter sah Brad mit hochgezogener Augenbraue an, wandte sich dann aber an Michael, als der Junge nicht reagierte. „Ich hoffe, Sie erlauben ihm solche Dummheiten nicht. Er wird sich noch erkälten.“

Die Sorgen des anderen Mannes schienen sich nun nur noch in sehr normalen Bahnen zu bewegen, was Brad mit innerer Belustigung aufnahm. Der Junge war aber nicht dumm genug, ihn darauf aufmerksam zu machen. Stattdessen stupste er Michael nur leicht mit der Nasenspitze an, schließlich hatte er keine Hand frei, und forderte ihn so zu einer Antwort auf.

Er lächelte. „Brad hat es bereits gesagt. Es ist warm. Außerdem ist es nicht weit bis zu unserem Quartier und ich werde schon dafür sorgen, dass er sich nachher ordentlich abtrocknet.“

Herr Walter atmete tief durch, hielt einen Widerspruch aber zurück, als dem Mann bewusst wurde, dass es eine Überreaktion gewesen wäre. Und sie alle wussten, woher die gekommen wäre, wenn auch ausgerechnet Herr Walter sein Möglichstes tat, um nicht daran zu denken. Denn aller Logik zum Trotz hatte er sich immer noch nicht mit dem Gedanken abgefunden, dass Brad so einfach getötet hatte.

Herr Hoffmann hatte damit keine Probleme. Dieser kannte dazu Eszett zu gut und war schließlich mehrmals Begleiter auf Brads Übungsmissionen gewesen. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass Herrn Hoffmann sehr wohl bewusst war, was genau erforderlich gewesen war, um die Kinder damals in Japan zu befreien. Von Herrn Walter konnte man das nicht behaupten.

Der wurde jetzt durch die Hand abgelenkt, die Herr Hoffmann auf seine Schulter legte. „Wolltest du deine Erziehungsversuche nicht langsam einstellen?“, wurde er aufgezogen.

Ein nur leicht widerwilliges Lächeln zupfte an Herrn Walters Mundwinkeln. „Ja, das dachte ich schon häufiger. Aber dann passiert so etwas…“

Herr Hoffmann lachte, grinste dann zu Brad hinüber. „Wie du siehst, hast du keinen Grund, dich zu beschweren. Du bist selbst schuld.“

Brad reagierte mit einem unbeeindruckten Blick, was Michael wusste, ohne es zu sehen. Dann reichte es ihm und er wandte sich in der Umarmung um, zog Brad vor sich und auf seinen Schoß.

Braune Augen blinzelten ihn überrascht an, dann lächelte der Jüngere verschmitzt. Im nächsten Moment war er selbst überrascht, denn ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, hatte Brad ihn nach hinten gedrückt und saß rittlings auf ihm, die Schenkel fest und warm an seiner Seite.

Ein lautloses Lachen vibrierte durch ihn und Brad schloss kurz die Augen, als sich die Bewegung auf ihn übertrug. „Ich wusste gar nicht, dass du noch so munter bist…“

Brad neigte den Kopf leicht zur Seite. „Du solltest mich eben niemals unterschätzen.“ Danach beschloss der Junge, noch einen Kommentar in Richtung von Herrn Hoffmann zu werfen. „Richard würde auch ohne meine Hilfe irgendetwas finden, worüber er sich Sorgen machen kann.“ Die braunen Augen huschten zu dem anderen Mann hinüber. „Und Sie brauchen es gar nicht erst abzustreiten.“

Herr Walter sah etwas resigniert drein und die Miene war nicht nur gespielt, ignorierte den Jungen dann, um Herrn Hoffmann beim Zusammenräumen zu helfen.

Womit Brad sich wieder ganz auf Michael konzentrierte und ihre Unterhaltung wurde fortgesetzt, als wäre sie nie unterbrochen worden. „Davon abgesehen muss ich allerdings zugeben, dass ich nichts dagegen hätte, bald ins Bett zu gehen.“ Nicht unbedingt um dort zu schlafen, natürlich. Letzteres lag ganz allein in Brads Blick.

Michael wurde warm darunter und es wurde so gar nicht leichter dadurch, dass der Jüngere sich jetzt vorbeugte. Der Blick intensivierte sich noch, doch die nächste Geste sorgte dafür, dass Michael sich dennoch entspannte. Brad lächelte, als die Hand auf seine Brust gelegt wurde, mit gespreizten Fingern genau über seinem Herzen. Und diese vertraute Geste wurde von einer anderen, ebenso vertrauten begleitet, als sich gleichzeitig Finger in seine Haare schlichen, sanft hindurchkämmten.

Die Wärme erhielt dadurch eine andere Note und erst als es dunkel wurde, merkte er, dass ihm die Augen zugefallen waren. Er verschwendete nur einen flüchtigen Gedanken daran, diesen Umstand zu beheben, entschied sich sofort dagegen. Stattdessen konzentrierte er sich auf Brads Berührungen, wurde immer ruhiger darunter.

Bis sie ein leises Räuspern unterbrach. Unerwarteterweise war es Herr Walter und nicht Herr Hoffmann, den er erblickte, als er blinzelnd nach oben sah.

Der Blick des Älteren war unlesbar, doch offensichtlich hatte er seine Meinung nicht geändert, denn da war wieder ein winziges Lächeln, das sich um die Mundwinkel herum zeigte. „Wir sollten uns auf den Rückweg machen, Herr Schneider. Brad wird auch so seinen Regen abbekommen.“ Die Worte fanden ihre Bestätigung, als die ersten Tropfen schwer und kühl sein Gesicht trafen.

„Brads Talent scheint auf Sie abgefärbt zu haben…“, murmelte Michael amüsiert, während er sich aufsetzte.

„Mir haben meine Augen genügt“, gab Herr Walter ungerührt zurück, bevor er Brad eine Hand anbot, um ihm aufzuhelfen.

Der Junge zögerte nicht und sobald er stand, blickte er zum Himmel hoch, hielt das Gesicht dem jetzt einsetzenden Regen entgegen.

Michael kam ebenfalls auf die Beine, ohne Unterstützung, da Brad immer noch nach oben sah und Herr Walter ihm ganz sicher nicht freiwillig die Hand reichte. Er sah ihn belustigt an, etwas, worauf der Andere mit einem leichten Neigen des Kopfes reagierte, legte dann eine Hand auf Brads Schulter.

„Du willst hier doch nicht Wurzeln schlagen, hm?“

„Nun, ausreichend gewässert wird er jedenfalls.“ Das kam von Herrn Hoffmann, der die Decke zusammengefaltet hatte und jetzt neben ihn getreten war.

Brad entschloss sich, sie wieder zu beachten, doch sein Lächeln, das hart an einem Grinsen vorbeischrammte, versprach nichts Gutes. „Noch nicht.“ Der Kommentar wurde verständlich, bevor sie nachhaken konnten. Denn im nächsten Moment waren da nicht mehr nur ein paar Tropfen, sondern es begann zu gießen wie aus Kübeln.

Es dauerte nur wenige Sekunden, bis sie völlig durchnässt waren und Brad begann zu lachen, anscheinend aufgrund der Grimassen, die sie zogen.

Herr Walter versuchte sich die Haare aus der Stirn zu streichen, doch der Regen machte das zu einem aussichtslosen Unterfangen. „Sehr witzig…“

Der Junge war sich keiner Schuld bewusst. „Ich habe rechtzeitig vorgewarnt. Schließlich kann ich nichts dafür, dass Sie sich nicht sofort auf den Weg zur Schule gemacht haben.“ Damit breitete er die Arme aus und hielt das Gesicht wieder dem Himmel entgegen.

Und obwohl der Regen die Kleidung eng an Brads Körper presste, die ausgebildeten Muskeln darunter zeigte, fühlte sich Michael in diesem Moment an den Jungen erinnert, der Brad damals gewesen war. Sein erster Schritt war vollkommen automatisch, ohne einen Gedanken dahinter, doch die restliche Distanz überwand er bewusst. Seine Hände umrahmten das feuchte Gesicht und er lächelte, als sich braune Augen auf ihn hefteten. „Hör auf zu spielen…“ Dann küsste er ihn.

Brad sagte nichts, ließ aber zu, dass dessen Hand ergriffen wurde und sich ihre Finger verschränkten. Und dann war es ganz einfach, ihn mit sich zu ziehen.

Herr Hoffmann und Herr Walter schlossen sich ihnen dankbar an und als Brad versuchte, ihn ein wenig auszubremsen, reichte Herr Hoffmann den Korb an den anderen Mann weiter, legte beide Hände auf Brads Schulter und half mit ein wenig Schub aus.

Brad ließ es sich lachend gefallen, er hatte sowieso mehr Michael ein wenig aufziehen wollen, als sie wirklich zu stoppen. So durchgeweicht, wie sie inzwischen waren, war ein weiterer Aufenthalt im Regen nun wirklich nicht mehr nötig.

Als sie zu ihrer aller Erleichterung – bis auf Brad – das Gebäude erreichten, stand bereits ein Angestellter bereit, um ihnen die Sachen abzunehmen und ihnen dafür Handtücher zu reichen. Michael hielt sich nicht damit auf, sich darüber zu wundern, wer sich darum gekümmert hatte. Er musste sich nichts vormachen, als Triumviratsmitglied wurde ihm so viel Privatsphäre wie möglich gewährt, aber man war auch stets bemüht, seine Bedürfnisse ohne entsprechende Frage zu erfüllen.

Es wurde an seiner Hand gezogen, lenkte ihn von dieser Überlegung ab. Als er Brads Blick begegnete, wusste er, dass der Jüngere seinen Gedanken gefolgt war – und gleichzeitig noch etwas weiter gedacht hatte. „Lass Herrn Walter und Herrn Hoffmann auch Tee zu ihrem Quartier bringen. Oder heiße Schokolade.“ Letzteres mit einem Grinsen. Dann wurde seine Hand losgelassen und der Junge lief ein paar Schritte voraus, mit seinen Gedanken bereits bei der eigenen Kanne, die auf sie warten würde.

Nachdem er ein paar Schritte quietschend zurückgelegt hatte, etwas, das man hier drinnen anders als draußen sehr genau hörte, stoppte Brad und zog seine Schuhe aus, war dann auch schon wieder auf dem Weg.

Er sah ihm mit einer hochgezogenen Augenbraue nach, tauschte danach einen amüsierten Blick mit den anderen beiden Männern aus. Und nach einem Schulterzucken taten sie es ihm nach. Michael war der einzige, der einen Blick zurückwarf und die fußförmigen Abdrücke musterte, die sie hinterließen.

Der Abschied fiel ein wenig überhastet aus, aber er hatte es eilig, zu ihrem Quartier zu kommen, um aufzulachen, kaum dass sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte.

Brad stand mitten im Wohnzimmer, wusste sofort, was der Grund für diesen Ausbruch war und grinste über die Tasse hinweg, die er gerade zum Mund geführt hatte. „Das war lustig, nicht wahr?“

„Ja“, musste er zugeben. Albern zweifellos auch, aber es hatte seinen Zweck erfüllt. Er stieß sich von der Tür ab und hinterließ weitere Spuren, als er zu Brad ging, der ihn zufrieden beobachtete und währenddessen einen großen Schluck aus der Tasse nahm.

Sie wurde ihm angeboten, als er den Jüngeren erreichte und der Kakao war schwer und heiß auf seiner Zunge, bevor er ihm den Magen wärmte. Statt die Tasse danach zurückzugeben, stellte er sie auf dem Tisch ab, hatte so die Hände frei, um wieder Brads Gesicht einzurahmen. „Ich habe dir etwas versprochen, hm?“ Sein rechter Daumen strich sanft über Brads Wange und er konnte genau beobachten, wie sich die Pupillen des Jüngeren auf seine Worte hin weiteten.

Er lächelte unwillkürlich, aber nicht aus Belustigung, sondern nur um der Wärme Ausdruck zu verleihen, die ihn in Reaktion darauf erfüllte und gar nichts mit der heißen Schokolade zu tun hatte.

Brad atmete tief durch und vergaß die Tasse völlig, als er begann, das schwarze Hemd aufzuknöpfen. Der Jüngere war mehr blass als braungebrannt, die Farbe kontrastierte perfekt mit dem Stoff, der jetzt locker an Brad herunterhing.

Seine Finger schienen sich zu verselbständigen, als sie eine Linie vom Brustbein bis zum Bauchnabel zeichneten, verfolgt von Brads Blick. Und als er stoppte, legte sich eine Hand über seine und schob sie noch ein bisschen tiefer.
 

~TBC~
 

Das nächste Mal hat Farfarello wie versprochen mal wieder einen Auftritt ^^

cya, cu ^-^

"Wenn die Instruktoren die Ermutigung übernähmen, würde das eher zu Stursinn auf Seiten von Schuldig führen als zu Erfolg"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 205/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Farfarello wird in Brads Büro gebeten ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: : *lach* Du musst es so sehen, sie sind ja nicht weit von einem Handtuch und trockenen Sachen entfernt. Ich jedenfalls hätte es wie Brad gemacht ^.~

Hm, natürlich wird Farfarello nicht allein sein, schließlich lässt er Schuldig selten aus den Augen *grins* Aber Farf hat eindeutig mehr Raum im heutigen Kapitel. Von Schuldig gibt es dafür bald darauf mehr ^^
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 205 „Wenn die Instruktoren die Ermutigung übernähmen, würde das eher zu Stursinn auf Seiten von Schuldig führen als zu Erfolg“
 

Michael lag schwer und warm halb auf ihm, halb neben ihm, als er erwachte. Er öffnete die Augen nicht gleich, spürte einfach nur dem langsamen Erwachen seines Körpers nach, bemerkte nach einer Weile, dass er eine Hand in sandblonden Haaren vergraben hatte, während die andere besitzergreifend Michael festhielt, gewölbt um dessen Schulter.

Brad seufzte lautlos, weil ihm ihre verkehrte Position verriet, dass Michael die Vorfälle während ihrer Reise noch nicht ganz verarbeitet hatte, auch wenn sich der Ältere ansonsten nicht viel anmerken ließ. Seine Finger gruben sich noch ein wenig tiefer in leicht verschwitzte Strähnen und ein Mundwinkel zuckte kaum merklich nach oben. Wenn er ehrlich war, musste er schließlich zugeben, dass es ihm nicht anders ging.

Manchmal, wenn er nicht aufpasste, war da Kälte in ihm, als wäre Michael wirklich für immer verschwunden. Doch er konnte sich immer schnell zur Ordnung rufen, schließlich war der Ältere nicht selten in Sichtweite – und wenn nicht, dann gab es da immer noch die Verbindung zwischen ihnen, die ihm versicherte, dass es Michael gut ging. Unwillkürlich rutschte er ein Stück tiefer, um Michael jetzt richtig zu umarmen.

Etwas, das den Älteren natürlich nicht störte, schließlich war er bereits auf dem besten Wege, von allein aufzuwachen und Brads Geste beschleunigte den Prozess nur ein wenig.

Es dauerte nicht lange, und seine Umarmung wurde erwidert, während er sein Bestes tat, sein Gesicht gegen Michaels Hals zu vergraben.

„Guten Morgen“, wurde ein Kuss auf seine Haare gedrückt.

„Morgen“, murmelte er zurück. Irgendwie hatte er keine Lust aufzustehen. Aber nicht, weil er noch müde war, sondern weil er hier Michael hatte, ihn festhalten konnte, so lange er wollte. Doch darauf war schon gestern genug Rücksicht genommen worden und es wurde Zeit, dass er vernünftig wurde.

Michael war stumm seinen Gedanken gefolgt und statt eines amüsierten Lachens erhielt er einen weiteren Kuss. Und danach war es nicht mehr ganz so schwer, aufzustehen.
 

Gestern hatte er keinen Unterricht gegeben und als er heute zum ersten Mal seit einer scheinbaren Ewigkeit einen Klassenraum betrat, war es, als würde noch ein weiteres Puzzlestück an der richtigen Stelle einrasten.

Brad lächelte unwillkürlich, als er nach der Kreide griff und begann, ein Koordinatensystem an die Tafel zu zeichnen. Wie damals, bei seiner allerersten Stunde, nur dass dieses drei Achsen hatte. Und auch wenn er seine Arbeit für Michael wirklich mochte, so war das hier auch ein wichtiger Teil von Rosenkreuz.

Die Klasse begann sich schnell zu füllen und amüsiert nahm er Schuldigs Eintreten auf, der ihn eindeutig nicht erwartet hatte und fast über die eigenen Füße gestolpert wäre, wenn Farfarello ihn nicht zurückgehalten hätte.

„Hm, wie ich sehe, freust du dich über meine Rückkehr“, begrüßte er den jungen Telepathen.

Sofort funkelten ihn grüne Augen an, ohne dass Schuldig sich im Geringsten Zurückhaltung auferlegen würde. Vier Jahre hier hatten es nicht geschafft, ihn vollständig zu zähmen. Und Brad wollte es gar nicht anders haben.

Irgendwie transportierte sein Blick diese Botschaft, was Schuldig nur noch mehr aufzuregen schien, doch bevor diesem etwas Unhöfliches über die Lippen kommen konnte, verstärkte sich Farfarellos Griff um Schuldigs Oberarm und wie schon so oft zuvor rettete der Ire seinen Freund vor einer Dummheit.

„Willkommen zurück, Herr Crawford“, wurde er vollkommen aufrichtig und mit einem ausgeprägten Grinsen begrüßt. Das bei Farfarello wie immer ein wenig wild ausfiel, das Raubtier verriet, das sich hinter diesem bernsteinfarbenen Auge verbarg.

„Farfarello“, neigte er in Erwiderung den Kopf. „Ich hoffe, ihr habt dem Instruktor während meiner Abwesenheit keine Probleme bereit.“

„Gar keine“, wurde ihm versichert. „Ich habe dafür gesorgt, dass Schuldig alle Hausaufgaben macht.“

Der gab nur ein verächtliches Schnauben von sich und riss sich von Farfarello los, um Brad dann ein steifes Nicken zu schenken, bevor er zu seinem Platz stelzte.

Der Blick brauner Augen folgte dem Jungen für einen Moment, bevor er sich wieder Farferello zuwandte. „Ich möchte dich heute nach dem Unterricht sprechen. Bitte komm zu meinem Büro.“

Das bernsteinfarbene Auge weitete sich für einen Atemzug und er konnte regelrecht die Gedanken rasen sehen, als der Ire überlegte, was der Grund für diese Unterhaltung sein könnte. Doch offensichtlich hatte sich der Empath in letzter Zeit nichts zu Schulden kommen lassen, denn kurz darauf entspannte sich der Körper des Jungen und das ohne willentliche Anstrengung. „Natürlich, Herr Crawford.“

Er entließ ihn mit einem schmalen Lächeln, während er sich innerlich schon wieder der vor ihm liegenden Stunde zuwandte. Und als der letzte Platz genommen hatte, konnte er beginnen. Endlich, auch wenn das nur ein flüchtiger Gedanke im Hintergrund blieb.

Die Stunde wurde ohne größere Zwischenfälle zum Abschluss gebracht. Schuldig schien sich einen Spaß daraus zu machen, ihn so oft wie möglich anzufunkeln, wagte es aber natürlich nicht, wirklich zu stören. Brad reagierte mit amüsierter Gleichgültigkeit darauf, nur ein Mal ließ er seine Gerte genau neben der Hand des Telepathen auf den Tisch niederfahren, etwas, das für ein zufriedenstellendes Zusammenzucken sorgte. Und in der Folge konzentrierte sich Schuldig endlich mehr auf den Lehrstoff als auf Brad selbst.

Die weiteren Unterrichtsstunden brachten keine Überraschungen mit sich, insbesondere die Erstklässler waren nicht in irgendwelche undisziplinierten Dummheiten zurückgefallen. Was auch nicht anders zu erwarten war, schließlich hatten sie jetzt fast ein Jahr auf Rosenkreuz hinter sich gebracht. Das Einzige, was sich anscheinend keine Generation von Erstklässlern abgewöhnen konnte, waren die anhimmelnden Blicke. Brad fragte sich manchmal wirklich, was er falsch – oder richtig – machte, um damit gestraft zu sein, doch solange sie nicht anfingen, ihm hinterherzurennen, konnte er es recht einfach ignorieren. Und das war etwas, was noch keiner gewagt hatte.

Der Gedanke sorgte dafür, dass er sich unwillkürlich umwandte, als er sich auf dem Weg zu seinem Büro befand, doch natürlich war niemand hinter ihm. Als er wieder nach vorne sah, begegnete er Herrn Hoffmanns fragenden Blick, der in diesem Augenblick um die Ecke gebogen war.

Brad zuckte nur wortlos mit dem Schultern, etwas, dass nach einem kurzen Moment akzeptiert wurde und dann lächelte Herr Hoffmann. „Ich wollte mich gerade auf die Suche nach dir machen. Ich hatte dich bereits vor einer Viertelstunde im Büro erwartet.“

„Hm, da wollte ich auch schon längst sein“, gab er zu. „Meine letzte Stunde war allerdings mit Erstklässlern…“ Brad stellte die Aussage mit einem leidenden Gesichtausdruck in den Raum, ohne Näheres auszuführen.

Und das war auch nicht erforderlich, wie das sich weitende Lächeln des älteren Mannes verriet. „Sie hatten Fragen, was?“

„Ja, einige.“

Nun war es ein Grinsen. „Und, hat dir jemand einen Liebesbrief untergeschoben?“

Hatte er wirklich mal gedacht, dass diese Scherze mit Alexanders Abschluss aufhören würden? „Ich habe die Hausaufgaben noch nicht kontrolliert“, gab er trocken zurück. Und als daraufhin nur eine Augenbraue hochgezogen wurde, fuhr er fort. „Aber nein, ich sehe keine unnötige Lyrik voraus.“

Herr Hoffmann lachte, öffnete ihm dann die Bürotür, denn dort waren sie inzwischen angelangt. „Ich warte ja immer noch darauf, dass du Herrn Schneider mal ein paar dieser Ergüsse zeigst…“

Er ließ sich in seinen Sessel fallen. „Warum sollte ich ihm das antun? Es ist schon schlimm genug, dass ich manchmal anfange, das zu lesen, bevor ich merke, dass es sich nicht um eine Arbeit handelt.“

„Aber er könnte deine Schüler vielleicht überzeugen, dich nicht mehr damit zu belästigen.“ Ein paar Akten wurden vor ihm auf dem Tisch platziert, während er seinen Computer hochfahren ließ.

„Ein Triumviratsmitglied auf sie loslassen?“ Er musste bei dieser Vorstellung unwillkürlich grinsen. „Ich denke, das wäre eine etwas zu harte Strafe.“ Überlegend sah er Herrn Hoffmann an. „Und sollten Sie nicht ein wenig mehr Empathie zeigen? Schließlich ist das doch mal ein völlig normales Verhalten.“ Sein Kopf neigte sich ein paar Millimeter zur Seite. „Sie haben doch sicher mal einer Lehrerin etwas auf dem Lehrertisch hinterlassen, hm?“

In die blauen Augen trat nun eindeutig Belustigung. „Ja, habe ich tatsächlich. Allerdings habe ich nie eine Reaktion darauf erhalten.“

„Sehen Sie, ich halte es genauso.“

„Nun, immer noch besser als wenn du deine Gerte antworten lassen würdest“, kam es trocken zurück.

Brad lächelte in sich hinein, als er sich über seine Arbeit beugte, doch das verlor sich, als er sich darin vertiefte, zu konzentriert darauf.

Erst das Klopfen an seiner Tür ließ ihn aus seiner Konzentration auftauchen und er zwinkerte für einen Moment, bevor er sich zurücklehnte. „Herein.“

Ein bleicher Haarschopf wurde zunächst durch den sich öffnenden Spalt geschoben, dann folgte der Rest von Farfarello. „Guten Tag, Herr Crawford.“

„Setz dich, Farfarello“, winkte er den Iren mit einer einladenden Handbewegung näher.

Der musterte zunächst das Büro und Brad, als wollte er alle möglichen Gefahren abschätzen, folgte dann der Geste. Als er schließlich saß, wurde Brad wieder gemustert. „Habe ich etwas falsch gemacht, Herr Crawford?“

Die Frage rief ein Lächeln auf seine Lippen. „Mm, nein. Ganz im Gegenteil. Und noch einmal nein, Schuldig hat sich dieses Mal auch nichts zu schulden kommen lassen.“

Der Junge grinste in Erwiderung unwillkürlich und das wenige an Anspannug, das vorher dagewesen war, verschwand ganz. „Was kann ich dann für Sie tun?“

Brad griff nach der Akte, die er sich zurückgelegt hatte. Natürlich hatten sie die Daten auch elektronisch gespeichert, aber manche Dinge hielt man einfach lieber in der Hand. Er holte eine Übersicht über Schuldigs Noten und Beurteilungen heraus und ein Mundwinkel zuckte, als er sich an das Gespräch mit Herrn Franken erinnerte. Nein, Hochleistungen konnte der Telepath nicht vorweisen, wenn man von dessen Talent mal absah, aber das war auch ein Grund dafür, ihn ohne weitere Zeitverschwendung in ein Field-Team zu stecken.

Ein Nervenimpuls blitzte auf, Schmerz, wie er überrascht feststellte und dann sah er auch schon die Stelle, wo er sich an dem Papier geschnitten hatte. Hm… sein Blick musste nicht zu Farfarello hinüberhuschen, um genau zu wissen, dass sie gerade beide der Spur des hervorquellenden Bluts folgten, das sich rot seinen Finger entlangwand. Brad lächelte in sich hinein, als er immer noch ohne den Jungen anzusehen das Blut wegleckte und die kleine Verletzung in der Folge ignorierte, genauso wie das leise Seufzen, das er von Farfarello kommen hörte.

Mit dem Blatt in der Hand lehnte er sich in seinem Sessel zurück und jetzt erst richtete sich sein Blick wieder auf sein Gegenüber. „Ich gehe davon aus, dass Schuldig immer noch den Wunsch hat, die Schule so schnell wie möglich abzuschließen?“

Farfarello brauchte einen Moment, um sich von seiner Hand loszureißen und seinen Blick zu erwidern. In dem bernsteinfarbenen Auge glomm ein Funke, der beinahe Hunger ähnelte, doch der verschwand, als der Jüngere seine Worte verarbeitete. Und dann wurden wieder die Zähne entblößt. „Ja, deswegen hat er sich auch seinen Stundenplan so voll gepackt. Ich habe ihm schon oft genug gesagt, dass das nichts nützt, solange er nicht auch ein bisschen Arbeit hineinsteckt“, ein Schulterzucken folgte an dieser Stelle, „aber er hört nicht immer auf mich.“

„Aber oft genug, wie mir scheint“, gab er mit leisem Amüsement zurück. „Und vielen Dank dafür.“

Farfarello sah zuerst ein wenig überrascht aus, lachte dann. „Natürlich, Herr Crawford. Schließlich würde Er gewinnen, wenn Schuldig versagt und nachher nicht richtig arbeiten kann.“

Das Amüsment wurde ausgeprägter. „Gute Einstellung.“ Brad zwang sich zu mehr Ernst, bevor er sich bewusst vorlehnte und der Junge reagierte unwillkürlich darauf, spannte sich an. „Wir haben beschlossen, Schuldigs Ambitionen hinsichtlich einer frühen Graduierung zu unterstützen. Voraussetzung ist natürlich, dass er seine Pflichtkurse bis zum Ende des nächsten Schuljahres erfolgreich abgeschlossen hat.“ Er neigte den Kopf kaum merklich zur Seite. „Und an dieser Stelle kommst du wieder ins Spiel. Ich denke, er benötigt deine Unterstützung, um das zu schaffen.“ Denn wenn die Instruktoren die Ermutigung übernähmen, würde das eher zu Stursinn auf Seiten von Schuldig führen als zu Erfolg. Egal, ob er sich damit selbst sabotieren würde. So etwas schien der Junge ja mit Vorliebe zu tun.

Farfarellos Gedanken schienen schon nach Brads erster Aussage abgebogen zu sein, den Rest nahm er kaum noch auf. „Ein Übungseinsatz, so bald schon…“, ein aufgeregtes Flüstern. Wenig überraschend war der Ire natürlich genau auf diesen Punkt gestoßen, ohne darauf hingewiesen werden zu müssen.

Er erlaubte sich wieder ein Lächeln. „Der gehört auch dazu“, stimmte er Farfarello zu. „Hier allerdings wirst du Schuldig nicht helfen können.“ Eine kurze Pause. „Aber du wirst dich natürlich selbst beweisen dürfen.“

Farfarellos Blick war scharf und gleichzeitig sehr weit weg, als dieser nun auf seine Hand starrte und ein unsichtbares Messer darin zu wiegen schien. Das nächste Grinsen hätte viele Menschen zurückzucken lassen, doch Brad hatte kein Problem damit. Schließlich erhielt er wieder die Aufmerksamkeit des Jungen. „Ich soll also mit ihm zusammen graduieren…“

„Wie sonst kannst du ein Auge auf ihn haben, hm?“ Außerdem hatte er nicht vor, die beiden zu trennen, wenn sie die Schule verließen. Es würde vielleicht nicht den üblichen Prozessen entsprechen, doch in manchen Fällen machten sie Ausnahmen. Und hier gab es einen guten Grund. Sein Talent hatte zwar nur Schuldig in Japan gesehen, doch er brauchte sein Talent nicht, um abschätzen zu können, dass Farfarello den Telepathen unter Kontrolle halten musste.

„Ich werde Sie nicht enttäuschen.“ Jetzt war der Blick des Iren wieder auf Brads Hand gerichtet, wo der Schnitt kaum noch blutete.

„Ich weiß.“ Und das sagte auch sein Talent.
 

~TBC~
 

Schuldigs Reaktion auf die Neuigkeit gibt es nächste Woche ^^

cya, cu ^-^

"Vielleicht konnte er ihnen einen Stups in die falsche Richtung geben"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 206/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Schuldigs Reaktion auf die Neuigkeiten ist… typisch Schuldig ^^y

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Battosai: Freut mich, dass du auch wieder vorbeischaust *grins* Hm, ja. Ich nutze diese Fic nicht nur dazu, um Brads und Michaels Beziehung mal unter verkehrten Vorzeichen darzustellen. ^^ Schuldig hat schon immer einen Aufpasser benötigt. Da Crawford in diesem Fall diese Rolle nicht übernimmt, musste es jemand anderer tun. Und Farfarello war bei ihrer ersten Begegnung jung genug, dass Brad ihn ausreichend beeindrucken konnte, um in diesem Fall seinen Stellvertreter zu mimen. Allerdings fußt Farfarellos Art der Kontrolle darauf, dass er Schuldig in den meisten Dingen tun lässt, was dieser will. Alles andere wäre bei Farfs Einstellung auch etwas seltsam ^^
 

@Jemma: *lach* Du hast bei Schuldig den Nagel auf den Kopf getroffen. Aber selbst die Aussicht auf einen früheren Abschluss hält Schuldig nicht völlig von neuen Dummheiten ab. Wobei ich zugeben muss, dass es dieses Mal gerade diese Aussichten sind, die ihn ein bisschen leichtsinnig werden lassen *ehe*

Und natürlich hätte sich Farf gerne um die Verletzung gekümmert, aber selbst er verfügt über etwas Impulskontrolle, wenn ihm nur die richtige Person gegenüber sitzt ^.~
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 206 „Vielleicht konnte er ihnen einen Stups in die falsche Richtung geben“
 

Farfarello hatte sein Büro noch nicht lange verlassen, als Brad begann, unruhig zu werden. Er zwang sich, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren und für eine Weile gelang es ihm auch, doch dann kehrte die Unruhe zurück.

Er lauschte in sich hinein, auf sein Talent, doch das war nicht die Ursache. Es lag ganz allein an ihm. Was er eigentlich schon vorher gewusst hatte, wenn er ehrlich war. Also warf er einen prüfenden Blick auf seinen Schreibtisch und stellte fest, dass alle dringenden Sachen abgearbeitet waren. Womit es keinen Grund gab, seinem Impuls nicht zu folgen. Mit flinken Bewegungen schaffte er Ordnung, konnte sich dann endlich auf den Weg zu Michaels Büro machen.

Als er schließlich vor der Tür stand, hielt er kurz inne, überlegend, und ein verschmitztes Lächeln spielte über seine Lippen. Rasch setzte er seine Idee in die Tat um, um dann die Klinke nach unten zu drücken.

Er atmete unwillkürlich tiefer ein, als er die Tür hinter sich schloss, sich dagegen lehnend, und einen ungestörten Blick auf Michael werfen konnte.

Der Ältere wusste, dass Brad da war, das brachte ihre Verbindung mit sich, doch Michael hatte noch nicht den Blick von dessen Unterlagen gehoben.

Was ihm gar nichts ausmachte. Ein Lächeln kurvte seine Lippen, während er in stille Kontemplation versank und Ruhe senkte sich über ihn mit der Gewissheit, dass Michael hier vor ihm war, vollkommen sicher und unmittelbar erreichbar. Eigentlich sollte er seine Emotionen mehr unter Kontrolle haben, doch er sah keinen Anlass dazu. Sie beide teilten schließlich derzeit dieses Problem und es würde sich legen, je weiter sie sich von den Ereignissen ihrer Reise entfernten. Bis dahin wollte er es ausnutzen, dass er nicht nur automatisch mehr Nähe suchte, sondern dass Michael sie auch willkommen hieß.

Dementsprechend war da kein Protest, als er schließlich bis zum Schreibtisch vordrang, ihn dann umrundete, um beide Hände auf der Armlehne abzustützen und den Sessel ein wenig zurückzuschieben. Es richteten sich lediglich eisblaue Augen auf und in ihnen mischte sich Amüsement mit Wärme.

„Hast du es nicht mehr allein ausgehalten?“

Er antwortete nicht gleich, nutzte seine Position aus, um sich noch ein bisschen vorzubeugen und Michael zu küssen. Eine kurze Berührung nur, so flüchtig wie der Flügelschlag eines Schmetterlings. „Möglich“, gab er dann zu. „Aber auch nur, weil es dir genauso geht.“

Der Ältere seufzte leise und dessen Talent streckte sich nach ihm aus, bevor es auch Michaels Arme taten, um ihn auf den Schoß zu ziehen.

Brad lächelte, ausgesprochen zufrieden mit dieser Entwicklung, schlang dann beide Arme um Michaels Hals, um ihn richtig zu küssen. Ein warmer Energiestrom begann ihn einzuhüllen und unwillkürlich begann er an der Weste des Älteren zu ziehen, zu unkoordiniert, um mehr zu tun.

Seine Hand wurde eingefangen und so aufgehalten, aber er war deswegen nicht böse, weil sich ihre Finger verschränkten und das fühlte sich auch gut an.

Michael lehnte sich schließlich ein Stück zurück, unterbrach den Kuss so und sie beide nutzten die Pause, um zu Atem zu kommen, bevor eine leise Frage gestellt wurde. „Legst du es darauf an, dass Herr Hoffmann uns wieder unterbricht?“

Er neigte den Kopf kaum merklich zur Seite und ein Mundwinkel wurde nach oben gekrümmt. „Ich denke nicht, dass das passieren wird.“ Vollkommen unschuldig.

Was ihm für keine Sekunde abgenommen wurde. Eisblaue Augen musterten ihn intensiv, als wollte der Ältere seine Gedanken lesen, ohne sein Talent dafür einzusetzen. Und dann merkte Michael, dass Brad keine Krawatte umhatte.

Zuerst war da ein Blinzeln, stumme Überraschung, dann zuckten Michaels Mundwinkel. „Du hast doch nicht wirklich…“ Und der Ältere ließ die Worte ausklingen, ohne die Frage zu beenden, da Brads aufblitzendes Grinsen bereits Antwort genug war.

Seltsamerweise konnte er spüren, wie Hitze seinen Hals hinaufsteigen wollte, in seine Wangen hinein, doch da er sie nicht verhindern konnte, beschloss er, diese Reaktion seines Körpers zu ignorieren.

Michael hingegen… ignorierte sie nicht ganz, dazu ruhte der Blick der eisblauen Augen zu lange auf ihm, bevor sich der Ältere vorlehnte, um ihn zu küssen. Härter als gewohnt, genauso wie der Griff an seiner Taille, aber das störte ihn nicht. Ganz im Gegenteil. Die Hitze breitete sich aus, sensibilisierte seine Haut und plötzlich fühlte sich der Stoff seines Hemdes unerträglich rau an.

Eine Hand rutschte nun in seinen Nacken, doch die andere hatte Michael frei, um seinem unausgesprochenen Wunsch zu folgen und ohne dass sie den Kuss unterbrechen mussten, wurden die Knöpfe gelöst. Der Stoff fiel zur Seite und kühle Luft traf ihn, ließ ihn erschauern, bevor sich ein umso heißerer Handabdruck in seine Brust brannte.

Oh, dachte er verschwommen, fühlte sich das für Michael genauso an, wenn er selbst das tat? Unwillkürlich legte er seine Hand über die des Älteren, versuchte Luft zu holen, während sich sein Brustkorb wie abgeschnürt anfühlte.

Michael biss sanft in seine Unterlippe, holte ihn damit zurück und endlich füllten sich seine Lungen wieder. Der Ältere ließ ihm genug Zeit, hatte den Kuss beendet, doch dafür berührte jetzt seine Stirn des Anderen und ihr Atem mischte sich zwischen ihnen.

Stille fiel auf sie herab, nur durchbrochen von ihren Atemzügen, dem Hämmern seines Herzens, das in seinen Ohren klang und das er durch Michaels Hand hindurch zu spüren glaubte.

Und da sie dieses Mal nicht zu abgelenkt waren, hörten sie das Klopfen und auch das Öffnen der Tür, als keine Reaktion abgewartet wurde.

Es gab nicht viele Personen, die das gewagt hätten und Brad konnte Herrn Schneider sofort ausschließen, weil Michael auf dessen Annäherung früher reagiert hätte. Es blieben also Herr Franken und Herr Hoffmann und einen Wimpernschlag später schloss sein Talent auch das Triumviratsmitglied aus. Weswegen er sich nur sehr langsam zu dem Neuankömmling umdrehte.

„Ich dachte, ich wäre deutlich genug gewesen…“, merkte er leise an und braune Augen hefteten sich auf die Krawatte, die Herr Hoffmann in der Hand hielt.

Dessen Blick schien an Brads Lippen hängen zu bleiben und der Ältere musste sich einen sichtlichen Ruck geben, bevor er Brads Blick erwiderte. „Die Störung tut mir wirklich Leid, aber das Komitee hat einen Regelverstoß zu melden, über den sie nicht allein entscheiden dürfen.“

Ah ja, in solchen Dingen glaubte Rosenkreuz an eine möglichst schnelle Strafe. Damit wurde die Unterbrechung verständlich. Letztendlich war es Brads eigene Schuld, da er Michael während der Arbeitszeit überfallen hatte. Sein Mund verzog sich flüchtig und er wusste selbst nicht, ob es ein Lächeln sein sollte. „Und das Komitee konnte sich nicht an einen anderen Instruktor wenden?“

Das rief auf jeden Fall ein Lächeln auf Herrn Hoffmanns Lippen und gleichzeitig konnte er Belustigung von Michael ausgehen fühlen. „Gewiss hätten sie das tun können, allerdings war wohl Schuldig unter den Schülern, die sie am See aufgegriffen haben…“

Das bedurfte keiner weiteren Erläuterungen, denn die Komiteemitglieder hatten natürlich mitbekommen, dass Brad ein besonderes Interesse an dem Telepathen hatte. Etwas, was sich Schuldig in erster Linie selbst zuzuschreiben hatte, da dieser ausgerechnet im Umgang mit Brad unverändert störrisch war.

Bei diesem Gedanken wäre Brad am liebsten auch ein wenig störrisch geblieben, doch Michael stupste ihn auffordernd an und so gab er mit einem innerlichen Seufzen nach und erhob sich. Dennoch konnte er es nicht lassen, sein Hemd betont langsam zuzuknöpfen und bevor er zu Herrn Hoffmann ging, wandte er sich noch einmal um und küsste Michael. „Vielleicht sollte ich in Zukunft wieder warten, bis wir beide Feierabend haben…“, flüsterte er kaum verständlich, immer noch heruntergebeugt, so dass sein Atem über die Lippen des Älteren spielte.

Eisblau zog sich zurück, als sich Pupillen weiteten. „Ich habe nichts gegen deine Besuche“, wurde schließlich mit einiger Mühe erwidert.

Er ließ seine Hand für einen Moment, viel zu kurz, über Michaels Herzschlag ruhen, um ihm wenigstens diese Geste zurückzugeben, dann wandte er sich abrupt ab. Was es zwar nur etwas leichter machte, aber das war besser als gar nichts.

Herr Hoffmann empfing ihn mit einem Lächeln, das nur um die Mundwinkel herum zu erkennen war und er konnte ihm vom Gesicht ablesen, dass die Störung wirklich bedauert wurde.

Brad erwiderte das Lächeln halbherzig, ließ zu, dass der Ältere ihm die Krawatte umband. Doch als er sich danach auf den Weg machte, was sein Gesicht ausdruckslos.
 

******
 

Schuldig trat unwirsch nach einem Stein, gab nicht einmal vor sich selber zu, dass er sich Sorgen um Farfarello machte. Nein, er wusste im Moment ganz einfach nichts mit sich anzufangen. Obwohl die Hausaufgaben im Aufenthaltsraum auf ihn warteten.

Auf einmal meldete sich sein Talent, berührte ein dumpfes Wirbeln, das in seiner Anonymität unverkennbar war. Er schob beide Hände in seine Hosentaschen, weigerte sich, sich umzudrehen, setzte stattdessen seinen ziellosen Weg fort. Nur ein bisschen langsamer, das würde nicht auffallen.

Farfarello war alles andere als langsam, hinter sich konnte er jetzt schnelle Schritte näherkommen hören, doch er blieb erst stehen, als sein Name gerufen wurde.

„Hey, Schuldig!“

Nonchalant drehte er sich um, doch sein unbekümmerter Gesichtsausdruck verrutschte für einen Moment, als er das fast manische Grinsen sah, das der Andere aufgesetzt hatte. „Farf“, gab er dann zurück. „Wie ist dein Besuch bei Herrn Crawford gelaufen?“

„Großartig.“ Das Grinsen schien noch etwas in die Breite zu wachsen.

Eine Hand fuhr unwillkürlich durch orangefarbene Strähnen, zog am Ende etwas zu fest daran, bevor sie wieder fallengelassen wurde. „Du meinst das auch noch Ernst, nicht wahr?“ Er setzte sich wieder in Bewegung, weil es so irgendwie leichter war, über den Instruktor zu reden.

Farfarello war sofort an seiner Seite. „Natürlich. Ich bin schließlich nicht derjenige, der sich wie ein bockiges Kind verhält.“ Das Grinsen löste sich auf. „Herr Crawford kümmert sich um deine Karriere mehr als um die jedes anderen Schülers und trotzdem tust du so, als wollte er dir ein Messer zwischen die Schulterblätter stecken, sobald du ihm den Rücken zuwendest.“

Dieses Bild konnte wirklich nur von dem Iren kommen… Er unterdrückte mit Mühe ein Erschauern, denn so wenig er glaubte, dass dieses Bild jemals Wirklichkeit werden würde, so treffend war die Emotion beschrieben, die mit dem Gedanken an Herrn Crawford einherging. Der Instruktor mochte vielleicht an seiner „Karriere“ interessiert sein, doch Schuldig hatte niemals den kalkulierenden Blick aus braunen Augen vergessen, damals, als sie sich zum ersten Mal begegnet waren und eine Entscheidung über seine Zukunft getroffen wurde. Was auch immer der Precog gesehen hatte, es waren dessen Pläne – und nicht Schuldigs – die sich erfüllen sollten. Bei diesem Gedanken stieß er ein dumpfes Lachen aus, was Farfarello zum Anlass nahm, weiterzusprechen.

„Sie planen, dich diesen Sommer auf deinen ersten Trainingseinsatz zu schicken.“ In einem Tonfall, der nur Entzücken sein konnte.

Und der Satz stoppte ihn abrupt, als wäre er gegen eine Wand gelaufen. Das war… unglaublich… Allein weil er so schnell wie möglich von der Schule runter wollte, hatte er angenommen, dass Herr Crawford ihn extra lange würde zappeln lassen. Doch das klang ganz danach, als würde er ein Jahr früher rauskommen. Sein Mund wurde trocken und er schluckte unwillkürlich, weil er nicht wusste, wie er diese Neuigkeiten einordnen sollte. Und sein Talent streckte sich unwillkürlich aus, wollte sich davon überzeugen, dass der Andere die Wahrheit sagte. Wie erwartet blieb es bei einem Versuch und der Vorstoß lief ins Leere,

Farfarello war noch nicht fertig. „Und das Beste ist, dass ich auch nach Draußen darf.“ Das Grinsen war zurück.

Oh ja, das konnte er sich vorstellen. Farfarello mit einem seiner geliebten Messer in der Hand, Draußen, von der Leine gelassen. Und irgendwie half ihm diese Auskunft, ein bisschen mehr daran zu glauben, dass es die Wahrheit war. Ganz, ganz langsam erschien ein erwiderndes Grinsen auf seinen Lippen, nur dass der Andere es nicht sah, da Schuldig sich wieder in Bewegung gesetzt hatte.

Energie erfüllte ihn auf einmal, der Wunsch, etwas zu tun – egal, wie verrückt es war. Und da kam es ihm gerade recht, dass er am Rande seines Bewusstseins eine Gruppe von Schülern spüren konnte, die anscheinend darüber nachdachten, etwas Dummes zu tun. Dumme kleine Erstklässler, die so sehr an Herrn Crawford hingen, dass sie ständig versuchten, ihn nachzuäffen.

Er kam näher und erhielt mehr Zugriff. Denn diese Kiddies mochten bereits ein gewisses Maß an Training haben, doch er war ihnen buchstäblich Jahre voraus. Einer von ihnen hatte offensichtlich gestern Herrn Crawford beobachtet… Er neigte den Kopf etwas zur Seite, als wollte er auf eine Stimme lauschen. Natürlich hatte der Junge es nicht gewagt, dem Instruktor weiter zu folgen, weil Herr Schneider bei ihm war – Schuldig durchlief ein Schauer, als er diese Erinnerung berührte und er runzelte unwillkürlich die Stirn – doch nun überlegten sie, ob sie nicht einfach heute dem Weg folgen sollten.

Zum See? Er stieß ein verächtliches Schnauben aus. Was denn, wollten sie etwa auf das Wasser starren? Denn sie alle wussten, dass es ihnen untersagt war, dort schwimmen zu gehen.

Sein Grinsen kehrte zurück. Ja, das war doch mal eine lohnenswerte Art und Weise, seine Energie zu nutzen. Die Kleinen würden sich zweifellos an das Verbot halten, doch vielleicht konnte er ihnen einen Stups in die falsche Richtung geben.

Farfarello streckte plötzlich einen Arm aus, vor seiner Brust, und brachte ihn so zum Stehen.

„Was ist?“

Das bernsteinfarbene Auge musterte ihn intensiv. „Was hast du vor?“

„Warte es ab.“ Er grinste schon wieder.
 

~TBC~
 

Nein, diese Idee von Schuldig ist nicht gerade eine seiner besten gewesen… ^^#

cya, cu ^-^

"Ist dir nicht der Gedanke gekommen, dass dieses Verbot einen sehr guten Grund hat?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 207/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Brad ist nicht besonders begeistert von dem, was Schuldig getan hat ^^#

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Tja, du kennst ja Schuldig. Sein Sinn dafür Unruhe zu stiften ist manchmal ausgeprägter als sein gesunder Menschenverstand. ^^° Und natürlich wird Brad etwas dazu zu sagen haben. Wenigstens musst du jetzt nicht mehr länger auf Brads Reaktion warten ^.~
 

@Kralle: *winkz*
 

~ „Guten Abend, Herr Schneider.“ Das begleitende Nicken geriet ein wenig abgehackt, aber wenigstens klang er nicht so atemlos, wie er sich gerade fühlte. Er wusste selbst nicht genau, was eigentlich gerade mit ihm los war, aber hinter seiner Stirn begannen sich bereits Kopfschmerzen zu entwickeln. Sein Körper hatte gelernt, dass Herrn Schneiders Nähe selten etwas Gutes für ihn bedeutete. ~
 

(Schuldig, Close Distance, Teil 208)
 

Teil 207 „Ist dir nicht der Gedanke gekommen, dass dieses Verbot einen sehr guten Grund hat?“
 

Die Erstklässler hatten sich inzwischen entschieden, tatsächlich den See auszukundschaften, und Schuldig folgte ihnen in sicherem Abstand, mit Farfarello auf den Fersen.

Der Ire hatte ihn gewarnt, keine Dummheiten zu begehen, aber offensichtlich nicht vor, ihn aufzuhalten. Weswegen Schuldig die Warnung problemlos an sich abgleiten lassen konnte.

Die Kiddies unterhielten sich lautstark und gestikulierend, natürlich über Herrn Crawford. Schuldig zog innerlich eine Grimasse. Alle Jahre wieder ging das Theater von vorne los. Kaum hatten die Erstklässlers die ersten paar Tage hinter sich, begannen sie, den Instruktor mit großen Augen anzuhimmeln. Und später waren sie zwar diskreter, aber die Begeisterung hielt sich im Großen und Ganzen. Es war übelkeiterregend… Er versuchte, den Gedanken an Herrn Crawford wieder zu verdrängen, suchte Ablenkung in der Gruppe, die inzwischen ihr Ziel erreicht hatte. Irgendwie hatte er gehofft, dass mehr passieren würde, doch wie es aussah, setzten sie sich einfach nur ins Gras, um sich weiter zu unterhalten.

An diesem Punkt hätte er sich einfach abwenden können, doch der Teil, der von Anfang an hatte Unruhe stiften wollen, setzte sich durch. Vielleicht würde es helfen, das Brennen der Säure in seinem Innern zu lindern. Er pickte sich den Jungen heraus, der am ehesten als Draufgänger bezeichnet werden konnte und gab ihm einen kleinen mentalen Stups. Dann konnte er sich in Ruhe zurücklehnen – innerlich, aber auch gegen den Baum, der sich in bequemer Reichweite befand – und darauf warten, wie sich das weitere Geschehen entfaltete.

Farfarello hatte ihn die ganze Zeit nur neugierig beobachtet, doch nun richtete sich die Aufmerksamkeit des Jüngeren auf die Gruppe, wo der Junge aufgesprungen war und eine Mutprobe vorschlug.

„Das ist nicht dein Ernst…“ Das war natürlich nicht die Reaktion der anderen Kinder, die nach eher geringem Widerstand auf die Idee ansprangen. Nein, die Worte kamen von Farfarello und waren an Schuldig gerichtet.

Er grinste, zuckte dann mit den Schultern. „Du redest hier mit dem Falschen, schließlich ist es nicht meine Sache, was die Ersties da treiben.“

Der Ire zeigte sich unbeeindruckt von seinem Einwand. „Du weißt, dass er es dir noch nie abgenommen hat, wenn du dich unschuldig gibst. Und du solltest genauso wissen, dass es bei mir auch nicht funktioniert.“

Schuldig tat so, als hätte er nichts gehört, blickte starr auf die Kinder, die jetzt alles bis auf die Shorts abstreiften, um dann um die Wette auf das Wasser zuzurennen. Nur sein Grinsen wurde etwas starr.

Nicht einer von den Erstklässlern blieb zurück, ganz wie es zu erwarten gewesen war, und damit wurde es Zeit, sich um den letzten Punkt zu kümmern. Wozu schließlich die Arbeit, wenn niemand die Kiddies erwischen würde. Also streckte er wieder sein Talent aus, hin zu einem Schüler, der sich ganz in der Nähe befand, sorgte dafür, dass dieser etwas zu hören glaubte.

Der Rest war sehr einfach, oder hätte es zumindest sein sollen. Es war Leichtsinn gewesen, einfach den Erstbesten zu berühren, aber wer hätte auch ahnen können, dass es ausgerechnet ein Komiteemitglied war. Im Nachhinein konnte er sich nur selbst dafür verfluchen, auch wenn es vorher logisch erschienen war, nicht nachzubohren, weil sein Einfluss sonst hätte entdeckt werden können.

Doch diese Vorsichtsmaßnahme erwies sich letztendlich als alles andere als hilfreich, eher im Gegenteil. Denn wenn der Ältere einfach nur seine neugierige Berührung gespürt hätte, ohne dass sie irgendeine Folge gehabt hätte, wäre das Komiteemitglied der Sache wahrscheinlich niemals nachgegangen. So aber sah sich Schuldig gleich darauf einem finsteren Gesicht gegenüber, gefolgt von der Anweisung, sich nicht von der Stelle zu rühren.

Natürlich gehorchte er Oliver, schließlich war er erkannt worden und jede Form des Ungehorsams würde nur zu Ärger führen. Oder noch mehr Ärger…

Als nächstes ging der ältere Telepath zum Ufer des Sees, stemmte die Hände in die Hüften und rief die Kinder heraus, unterlegte die Anweisung mit einem telepathischen Befehl, der für die Aufmerksamkeit aller sorgte. Die Erstklässler überschlugen sich regelrecht, um schleunigst zurück ans Ufer zu gelangen und mehr als einer von ihnen fiel bei dem Versuch auf die Nase.

Nicht, dass jemand die Energie gefunden hätte, darüber zu lachen, selbst bei Schuldig wollte sich keine Schadenfreude einstellen. Denn sein Talent hatte ihm bereits verraten, dass Oliver im Kontakt mit anderen Personen stand, bei denen es sich nur um Komiteemitglieder handeln konnte. Und wenn der Ältere es für nötig befand, das Komitee einzuberufen, statt nur ihre Namen für die nächste Versammlung zu notieren oder ihnen gleich selbst eine Strafe aufzubrummen, konnte das nichts Gutes bedeuten.

Farfarello registrierte seine sich verdüsternde Stimmung, warf ihm einen langen Blick zu. Aber wenigstens sparte es sich der Ire, ein ‚ich habe dich ja gewarnt‘ auszusprechen. Sie wussten beide um diese Tatsache und genauso, dass solche Worte jetzt nichts mehr ändern würden.

Schuldig hatte irgendwann die Arme vor der Brust verschränkt, wartete genauso wie die Kinder, die jetzt blass und nervös von einem Fuß auf den anderen traten, darauf, dass die anderen eintrafen und die Sache ihr Ende fand.

Was er nicht erwartet hatte, war, dass sich ein Instruktor in der Begleitung des Komiteemitglieds befinden würde, das kurz darauf eintraf. Der Anblick der schwarzen Uniform ließ einen Stein in seinen Magen plumpsen, denn wenn schon die unmittelbare Einberufung des Komitees nichts Gutes bedeutet hätte, dann verhieß das Einschalten eines Instruktors noch viel Übleres. Und sein Pessimismus fand Bestätigung, als er den Instruktor erkannte, woraufhin sich der Stein in seinem Magen prompt in Eis verwandelte.

Herr Crawford schien die Situation in einem Blick zu erfassen und gleich darauf stand der Instruktor vor Schuldig.

Was ihm die Gelegenheit gab, das Fehlen jeden Amüsements zu registrieren, mit dem ihm Herrn Crawford normalerweise begegnete. Sein Blick wandte sich beinahe hastig von den kühlen, braunen Augen ab, eine Reaktion, die er in einem respektvollen Neigen des Kopfes verstecken wollte. Doch dieser Plan misslang, als sein Blick vorher die Lippen des Instruktors streifte und daran einen Moment zu lange hängen blieb.

Die Härchen in seinem Nacken stellten sich auf und er schloss hastig die Augen. Kein Wunder, dass Herr Crawford so unerfreut dreinschaute, er war offensichtlich bei etwas unterbrochen worden. Bevor er ihn aufhalten konnte, wurde der Gedanke weitergeführt und die Erinnerung an das Triumviratsmitglied sorgte dafür, dass längst verheilte Striemen wieder brannten, denn natürlich wollte er nur noch weglaufen, wenn sich der Blick der eisblauen Augen hinter seinen geschlossenen Lidern in ihn hineinzubohren schien.

Als er sich wieder der Welt stellte, schien ein Hauch des vermissten Amüsements um Herrn Crawfords Mundwinkel zu spielen, doch dieses Zucken konnte auch etwas vollkommen anderes bedeuten. Glücklicherweise wandte sich der Instruktor gleich darauf an Farfarello, offenbar hatte er es nicht nötig, sich noch irgendwelche Antworten von Schuldig zu holen.

„Warum hast du ihn nicht davon abgehalten?“ Als wäre Schuldig zu jung oder zu dumm, um sich zu benehmen und bräuchte deswegen einen Aufpasser.

Der Ire lächelte, überhaupt nicht eingeschüchtert. „Anders als Er überlasse ich es den Leuten wirklich, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen.“

Er erwartete irgendwie einen Ausbruch, natürlich vollkommen ruhig, wie man es von Herrn Crawford kannte. Doch stattdessen erwiderte der Instruktor das Lächeln.

„Ich verstehe“, wurde der Kopf geneigt. Offensichtlich nahm er Farfarellos Antwort ernst und deutete sie nicht als Versuch, ihm frech zu kommen.

Und dann musste Schuldig an ihre erste Begegnung zurückdenken. Er sollte nicht überrascht sein, schließlich hatte Herr Crawford schon damals genau gewusst, wie er mit Farfarello umgehen musste… Der Gedanke verlor sich abrupt, als sich die Aufmerksamkeit des Instruktors wieder auf ihn richtete. Und das Lächeln blieb bestehen, auch wenn es eine andere Note gewann.

„Nun, du hast offensichtlich die falsche Entscheidung getroffen, Schuldig.“ Kühl. „Ist dir nicht der Gedanke gekommen, dass dieses Verbot einen sehr guten Grund hat?“

Er zwinkerte unwillkürlich. Nein, natürlich nicht. Es gab schließlich genug von diesen Verboten, die nur dazu dienten, ihre Freiheit einzuschränken. Warum hätte er sich ausgerechnet hierüber Gedanken machen sollen… Und weil er nicht anders konnte, kam ihm gleich darauf ein trotziges „Nein“ über die Lippen.

Farfarello sah zur Seite, weg von ihm, als wollte er sich von dieser Antwort abwenden. Eine Reaktion, die so ungewöhnlich war, dass Schuldig spürte, wie Hitze in seine Ohren stieg.

Herr Crawford presste flüchtig die Lippen zusammen, schien aber nicht weiter überrascht. „Oliver, komm mal bitte her“, wurde dann das Komiteemitglied herübergerufen.

Der ältere Telepath ließ die Kinder in der Obhut des anderen Komiteemitglieds zurück, eilte mit schnellen Schritten auf sie zu. „Wie kann ich Ihnen helfen, Herr Crawford?“

„Da Schuldig so gerne mit seinem Talent spielt und dann zusieht, soll seine Bestrafung sich danach richten.“ Das folgende Lächeln ließ einen Schauer seinen Rücken herunter laufen. „Du passt mir auf, dass er sich nicht abschottet, sondern genau mitverfolgt, was gleich mit den Kindern passiert.“

Olivers Mund öffnete sich, nicht im Widerspruch, sondern überrascht, bevor dieser hastig nickte. „Jawohl, Herr Crawford.“

Grüne Augen sahen dem Instruktor hinterher, als dieser nun zu den Erstklässlern ging. Und eigentlich sollte er erleichtert sein, denn was sollte schon so schlimm daran sein, nur zuschauen zu müssen. Selbst wenn es die mentale Ebene mit einschloss. Doch Olivers Reaktion war nicht dazu geeignet, sich mit diesem Argument selbst zu beruhigen.

Und viel zu schnell wusste er, wie genau seine Strafe aussehen würde. Grüne Augen weiteten sich erst, um dann zusammengekniffen zu werden, als die erste Panikwelle über ihn hinwegschwappte. Nicht von ihm kommend, nein, sondern von dem Jungen, der zurück ins Wasser geschickt worden war. Tief genug, dass es ihm erst bis zum Mund reichte, dann bis zur Nase und schließlich bis zur Stirn.

Und der Junge hatte es nicht in seiner Gewalt, an die Oberfläche zurückzukehren, dafür sorgte das andere Komiteemitglied. Ein Telekinet, wie Schuldig im hintersten Winkel seines Verstandes bewusst wurde, dem Teil, der noch gegen die Panik ankämpfte.

Schuldig konnte sich nicht zurückziehen, fühlte sich, als würde er ebenfalls ertrinken. Er griff sich an die Kehle, und da war Sauerstoff, ja, doch es schien nicht real, als eine andere Realität dieses Wissen überlagerte.

Funken tanzten hinter seinen geschlossenen Lidern, erloschen nach und nach. Und dann fiel Dunkelheit über ihn – nur dass es im letzten Moment doch nicht geschah.

Er konnte es bis hierher hören, den Laut, mit dem der Junge nach Luft schnappte, als ihn der Telekinet zurück an die Oberfläche holte, und Schuldig lehnte sich zitternd gegen den Baum, ohne den er wahrscheinlich umgefallen wäre.

Seine Augen hatten sich wieder geöffnet, und so konnte er beobachten, wie das Komiteemitglied dem Erstklässler zurück ans Ufer half, ihn dort beinahe fürsorglich in ein Handtuch wickelte. Und ja, der Ältere hatte sie vorhin mit sich getragen, doch Schuldig war viel zu sehr von Herrn Crawford abgelenkt gewesen, um sie wirklich zu registrieren.

Herrn Crawford, der jetzt mit dem Jungen redete. Und Schuldig hatte erwartet, dass der Erstklässler mit mehr Panik reagieren würde, nachdem er so bestraft worden war. Doch der Idiot wurde immer ruhiger, während er selbst immer noch nach Atem rang. Zum Schluss wurde sogar eine Hand ausgestreckte, krampfte sich in das schwarze Hemd des Instruktors, der das auch noch zuließ, dem Jungen schließlich durch die Haare wuschelte.

Und da er immer noch mit ihm verbunden war und nicht mehr zu sehr mit seinen eigenen Reaktionen beschäftigt war, hörte Schuldig auch, was der Instruktor zum Schluss zu sagen hatte.

„Hier gibt es keine Aufsicht, niemanden, der euch im Notfall helfen könnte. Lass dir das eben eine Warnung sein.“

„Jawohl, Herr Crawford.“ Leise, aber dennoch mit fester Stimme.

Und immer noch mit Bewunderung, eine Feststellung, die Schuldig fast den Magen umdrehte.

Die Hand des Jungen wurde gelöst, dann wandte sich Herr Crawford dem nächsten Erstklässler zu. Der bereits wusste, was ihn erwartete und trotzdem dem Befehl unmittelbar Folge leistete. Mit weichen Knien vielleicht, doch auch mit erhobenem Kopf.

Und es ging wieder von vorne los, erneut und erneut, denn auch wenn die Kinder jetzt vorbereitet waren, so konnten ihre Körper gar nicht anders, als mit Panik zu reagieren, wenn sich das Wasser über ihnen schloss und sie unten gehalten wurden. Es war instinktiv, der vergebliche Versuch, sich aus der Gefahr zu befreien.

Schuldig erlebte jede unentrinnbare Sekunde mit, selbst als seine eigenen Instinkte versuchten, sein Talent davon abzukapseln. Oliver hielt die Verbindung unerbittlich offen.

Irgendwann war er auf die Knie gesunken, seine Hände krallten sich in den Waldboden und orangefarbene Strähnen umgaben sein Gesicht wie ein Schleier. Er hatte schon lange jede Beobachtung aufgegeben, die Bilder in seinem Kopf waren mehr als genug, um ihn beschäftigt zu halten. Und auch wenn er sie herbeisehnte, fand er nicht einmal die Erlösung der Bewusstlosigkeit.

Es war, als wäre er in einer ewigen Schleife gefangen, die erst durchbrochen wurde, als Schritte auf ihn zukamen. Er hörte sie über seinen keuchenden Atem, das Hämmern in seinem Kopf, hinweg.

Und dann kamen sie neben ihm zum Erliegen.

Stille.

Nur noch seine Atemzüge, das Blut, das in seinen Ohren pochte, aber mehr war da nicht mehr. Ah… es war endlich vorbei. Er konnte es nicht glauben, hob eine Hand, um in den Handrücken zu beißen. Doch nichts änderte sich nicht. Leider auch nicht die Kopfschmerzen, die sein Gehirn zu zerreißen schienen.

Und, dass Herr Crawford jetzt neben ihm in die Hocke ging.
 

~TBC~
 

Ich denke, in diesem Fall war die gewählte Strafe wirklich sehr gerecht…

cya, cu ^-^

"Soll das eine Art Belohnung sein, weil ich sympathische statt soziopathische Tendenzen gezeigt habe?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 208/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Brad ist nicht besonders begeistert von dem, was Schuldig getan hat ^^#

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Ja, die anderen Telepathen unter den Erstklässlern können sich dagegen abschirmen, schließlich gibt es niemanden, der ihre Schilde absichtlich offen hält. Sonst hätte sich Brad schon etwas einfallen lassen, schließlich soll die Strafe für die Erstklässler der Tat angemessen sein. Und unbeteiligte Dritte waren ja nicht in der Nähe, womit es für solche noch viel leichter wäre, sich abzuschotten ^^
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 208 „Soll das eine Art Belohnung sein, weil ich sympathische statt soziopathische Tendenzen gezeigt habe?“
 

„Schuldig… dein Talent ist kein Spielzeug, genauso wenig wie die anderen Schüler hier.“

Er sah nicht auf, wie konnte er auch, wenn schon das Beben, das durch seinen Körper lief, Übelkeit auslöste. Aber er bekam mit, dass die Stimme des Instruktors jetzt nicht mehr kühl klang, nur noch sachlich.

Schuldig wollte darüber grinsen, doch er war selbst dazu zu schwach. Anscheinend nahm der Instruktor es nicht mehr persönlich, wollte ihm nur etwas beibringen, so wie er es bei den Erstklässlern getan hatte. Der perfekte Instruktor, der stets nur das Beste aus ihnen herausholen wollte.

Ein erneuter Schauer und er zerriss beinahe seinen Kopf, ließ ihn seine Unterlippe blutig beißen, damit er nicht laut aufschreien würde.

Herr Crawford seufzte leise, bevor plötzlich eine kühle Hand auf seine Stirn gelegt wurde, vollkommen unerwartet.

Und wieder schnappte er nach Luft, aber dieses Mal blieb der Schmerz aus. Der Verstand des Instruktors war wunderbar ruhig, schien sich wie Watte um sein heißgelaufenes Gehirn zu wickeln. Sein Körper reagierte von allein, als er sich in die Berührung hineinlehnte, er kam nicht dagegen an, auch wenn er sich gleichzeitig selbst dafür verfluchte.

Das war neu, nicht einmal Farfarello konnte ihn so sehr von der Welt abschotten, denn der Ire war immer noch eine Welt für sich, auch wenn es ein grauer Sturm war. Doch Herr Crawford… war da und gleichzeitig nicht, nicht mehr als ein Funken von Anwesenheit, hinter dem alles andere verschwand. Der Mann, den er so einfach hassen konnte, und in den er im Moment am liebsten hineinkriechen würde, um endlich einmal ganz allein zu sein.

Eine Stimme drang in diese so neue Welt ein, Herr Crawford, und auch wenn er sich dagegen sträubte, richtete sich seine Aufmerksamkeit natürlich auf die Worte des Instruktors.

„Ich hoffe, dass zumindest diese Lektion zu dir durchdringt. Ansonsten werde ich Herrn Schneider darum bitten, sich noch einmal mit dir zu beschäftigen.“

Das sollte wie ein Eingeständnis von Schwäche klingen, doch Schuldig nahm nur die sehr reale Drohung wahr und wieder brannten die Striemen auf. Was er noch an Farbe im Gesicht hatte, wich jetzt zurück, ließ ihn blass und zittrig zurück. Er schaffte es, eine Bitte zurückzuhalten, nickte stattdessen nur.

Die Reaktion reichte dem Instruktor zum Glück, der als nächstes aufstand, seine Hand und die Ruhe mit sich nahm. „Er sollte keine dauerhaften Schäden davontragen. Sofern sich die Kopfschmerzen bis morgen früh nicht gebessert haben, wirst du ihn zur Krankenstation begleiten.“

„Jawohl, Herr Crawford“, bestätigte Farfarello ohne zu zögern.

Als daraufhin Schweigen herrschte, riss Schuldig sich vom Anblick des Bodens los, hob sehr langsam den Kopf – das Hämmern schien mit verstärkter Kraft zurückgekehrt zu sein – und begegnete dem Blick brauner Augen, die ihn ruhig musterten.

„Ich nehme an, Farfarello hat dir bereits von unseren Plänen erzählt. Du solltest uns keinen Grund liefern, es uns anders zu überlegen. Ich würde das persönlich nehmen.“ Letzteres mit einem kühlen Lächeln. Und ohne noch eine weitere Reaktion abzuwarten, wandte sich Herr Crawford ab und machte sich auf den Weg zurück zum Hauptgebäude.

Schuldig blieb allein mit Farfarello zurück, die Erstklässler waren schon längst zusammen mit den Komiteemitgliedern verschwunden. Er nutzte die Privatsphäre dazu aus, sich in eine sitzende Position zu bringen, etwas, das nicht so schwer hätte sein sollen, wischte dann seine Handflächen an der Hose ab, ließ eine Mischung aus Schweiß und Erde zurück.

Farfarello hatte den Kopf zur Seite geneigt und sah ihn intensiv an. „Es ist lange her, dass Herr Crawford so hart durchgegriffen hat. Wie du merkst, ist er wirklich daran interessiert, dass du deinen Abschluss in einem Jahr machen kannst.“

Schuldig stieß ein Schnauben aus. „Er wird schon seine Gründe haben…“

Dazu grinste der Ire. „Zweifellos. Aber das heißt nicht, dass es nicht auch dir zu Gute kommt.“

Er beschloss, nichts dazu zu sagen.
 

******
 

Herr Hoffmann wartete beim Hauptgebäude auf ihn, der Ältere hatte vorhin nicht viel Interesse daran gezeigt, ihn zum See zu begleiten, und jetzt wurde er erst einmal intensiv gemustert, bevor Herr Hoffmann etwas sagte.

„Du siehst im Moment nicht besonders glücklich aus…“ Wenn sich ein Anklang von Humor in diesen Worten verbarg, dann konnte Brad ihn zumindest nicht heraushören.

„Wie sollte ich auch.“ Er suchte den Blick des anderen Mannes. „Schuldig hat ein paar Kinder zu Unfug angestiftet und sie waren zu dumm zu widerstehen.“

„Ah, deine Erstklässler…“ Verstehen.

Brad rang sich ein humorloses Lächeln ab. „Es sind nicht nur meine. Es sind nicht einmal hauptsächlich meine…“

„Enttäuscht bist du trotzdem.“ Herr Hoffmann streckte eine Hand aus und strich ihm durch die Haare, ohne sie durcheinander zu bringen.

„Wie gesagt, es war dumm.“ Er legte eine kurze Pause ein. „Und gefährlich. Sie waren ohne Aufsicht im See schwimmen, einer von ihnen hätte ertrinken können.“

Der Ältere zwinkerte überrascht. „So etwas hätte ich wirklich nicht erwartet. Was für eine Strafe steht darauf, wenn das Komitee nicht allein darüber entscheiden darf?“ Aufrichtig interessiert.

„Sind Sie sicher, dass Sie das hören wollen?“

„Verwechsle mich nicht mit Reik.“ Zum ersten Mal war da jetzt auch ein Lächeln von Herrn Hoffmann zu sehen.

Sein linker Mundwinkel zuckte. „Ein Telekinet hat sie für eine Weile unter Wasser festgehalten, damit sie einen Eindruck davon gewinnen konnten, was für ein Risiko sie eingingen“, antwortete Brad dann frei heraus.

Für einen Moment war der Ältere sprachlos, dem schloss sich ein trockenes Schlucken an. „Das sollten wir Reik wirklich nicht erzählen…“, kam schließlich die schwache Reaktion.

Brad zuckte nur unbeeindruckt mit den Schultern. „Ich hatte Sie vorgewarnt. Eine Strafe nutzt nicht viel, wenn sie nicht nachdrücklich ist. Und wie Sie bemerkt haben, darf sie nur unter Aufsicht eines Instruktors ausgeführt werden.“

„Ja, das ist wenigstens etwas.“ Trocken. Offensichtlich hatte Herr Hoffmann den Schock bereits überwunden. Und er konnte es nicht unterlassen, noch nachzuhaken, mit beinahe morbider Neugier. „Was ist mit Schuldig?“

Er spürte, wie seine Lippen in ein weiteres Lächeln kurvten, das nach Herrn Hoffmanns Gesichtsausdruck zu urteilen nicht besonders vertrauenserweckend ausfiel. „Ich habe ihn miterleben lassen, was jedes einzelne der Kinder empfand. Schließlich hat er sie in Gefahr gebracht.“ Und er fand immer noch, dass das genau die richtige Strafe für den störrischen Telepathen war. Wenn Schuldig es weiterhin nicht lassen konnte, sich neue Dummheiten einfallen zu lassen, dann würde er es sich in Zukunft mindestens zweimal überlegen, bevor er jemand anderen mit hinein zog.

„Oh… ich bin gerade froh, dass ich mir das nicht wirklich vorstellen kann.“

„Falls Sie es sich anders überlegen: Michael könnte Ihnen bestimmt dabei helfen.“

Herr Hoffmann schüttelte nur den Kopf. „Danke, aber nein danke.“ Und dann wurde Brad wieder gemustert. „Hat es geholfen, darüber zu reden?“

Nun war es an Brad, überrascht zu sein, aber die Reaktion zeichnete sich nicht nach außen hin ab. Er lauschte in sich hinein, suchte nach einer ehrlichen Antwort, und da war immer noch das dumpfe Brodeln, das sich aus Enttäuschung, Wut und nachträglicher Besorgnis zusammensetzte. „Ein wenig.“

„Das ist… eine diplomatische Antwort“, entschied Herr Hoffmann, bevor er langsam lächelte. „Ich schlage vor, dass du mit uns mitkommst, wir haben sowieso eine Karte zu viel.“

„Mitkommen?“

„Ins Kino.“ Das Lächeln wurde ausgeprägter. „Danach hast du den Ärger mit Schuldig bestimmt vergessen.“

Er neigte den Kopf leicht zur Seite, während er die Informationen verarbeitete. „Was, soll das eine Art Belohnung sein, weil ich sympathische statt soziopathische Tendenzen gezeigt habe?“

Herr Hoffmann unterdrückte sichlich ein Auflachen, doch es schimmerte in den blauen Augen durch. „So weit würde ich nicht gehen wollen, mein Lieber. Ich denke ganz einfach, dass dir ein wenig Ablenkung guttun würde. Das heißt, wenn du dich für einen Abend von Herrn Schneider trennen kannst.“

Zuerst wollte er einwenden, dass man für Michael noch eine Karte besorgen könnte, doch das war gar nicht der Punkt, nicht wahr? Denn auch wenn Richard nicht mehr ganz so sehr auf Abstand ging, so würde dieser sicher nicht völlig überraschend einen freien Abend mit Michael verbringen wollen – vor allem, wenn eigentlich etwas anderes geplant war. Nachdem er bei diesem Schluss angelangt war, musste er immer noch für einen Moment mit sich selbst ringen, bevor er Herrn Hoffmann antwortete. Denn natürlich konnte er sich einen Abend von Michael trennen, wenn es sein musste, doch die Frage war, ob er es wollte. In diesem Moment schob sich warme Energie zwischen seine Überlegungen, keine Worte, nur eine stumme Aufforderung, das Angebot anzunehmen. Also schickte er Wärme zurück, erwiderte dann Herrn Hoffmans Lächeln. „Ich werde es überstehen. Aber wieso ist überhaupt eine Karte übrig?“

Da war eindeutig Amüsement im Blick des Älteren, als dieser antwortete. „Nun, wir haben die Karten gekauft und Sabine ist etwas in der Schule dazwischen gekommen.“

Daher also das Amüsement, denn diese Antwort warf nur noch mehr Fragen auf. Brad beschloss, bei diesem Spiel nicht mitzumachen. „Ihre Freundin hat Sie also versetzt“, gab er daher nur zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.

Dieses Mal lachte Herr Hoffmann wirklich. „Das ist etwas hart ausgedrückt, meinst du nicht auch? Aber ich muss zugeben, dass Reik etwas Ähnliches gesagt hat. Und mich dann aufgezogen, weil er selbst nicht versetzt wurde.“

Das stoppte für ein paar lange Sekunden jeden Gedanken, bevor diese umso schneller zu rasen schienen. „Richard hat eine Freundin…“ Der Gedanke war irgendwie seltsam und die Worte fühlten sich unförmig in seinem Mund an.

Ein unleserlicher Blick traf ihn. „Er ist deinem Vorschlag gefolgt. Und hat wohl die Gelegenheit genutzt, dass du außer Landes warst und die arme Frau daher nicht gleich verschrecken konntest.“

Dafür hatte er nur ein trockenes Schnauben übrig. „Ich verschrecke niemanden. Ich hätte nur geprüft, ob sie in Ordnung ist.“

„Ja, genau das meine ich.“

Er ignorierte den Anflug von Amüsement, der in den blauen Augen stand und seine eigenen Augen weiteten sich für einen Sekundenbruchteil, als er wirklich verstand, was Herr Hoffmann eben gesagt hatte. „Er hat sich mit Frau Lang getroffen?“

Das Amüsement wurde deutlicher. „Sabines Schwester, ja.“ Als dieses Mal eine Hand ausgestreckt wurde, war es, um ihm durch die Haare zu wuscheln.

Brad war zu beschäftigt, um die Geste wirklich zu registrieren, suchte die paar Brocken zusammen, die er über die andere Frau wusste. Was nicht viel sein mochte, doch es war damals kein Scherz gewesen, als er Richards Aufmerksamkeit auf sie lenkte. Immerhin hatten sie schon Herrn Hoffmanns Freundin überprüft und dabei war deren Familie natürlich einbezogen worden. Insoweit musste er sich also keine Sorgen machen. Unwillkürlich schlich sich ein Lächeln auf seine Lippen. „Nun, ab heute kann Richard sie nicht mehr vor mir verstecken.“

„Ich hoffe, er wird mir verzeihen…“ Trocken.

Was Brad auf einen anderen Gedanken brachte. „Aber störe ich nicht, wenn es ein Date ist?“

Der Ältere zeigte leise Überraschung, als hätte er nicht erwartet, dass Brad überhaupt darüber nachdenken würde, lachte dann auf. „Wir hatten nichts Romantisches geplant, nur einen gemeinsam verbrachten Abend.“

Die Auskunft reichte ihm und so packte er Herrn Hoffmann als nächstes am Handgelenk und zog ihn hinter sich her zu Richards Büro. Dort angekommen, klopfte er zwar kurz an, wartete im Anschluss aber keine Antwort ab.

Grau-grüne Augen richteten sich auf ihn, sobald er die Tür hinter sich geschlossen hatte, doch der Blick schweifte sofort weiter zu Herrn Hoffmann. „Was hast du getan, Chris?“, wurde dann fast vorsichtig gefragt.

Der ältere Mann grinste aus irgendeinem Grund. „Ich habe Brad für heute Abend eingeladen. Er kann Sabines Karte haben.“

„Ah…“

Mehr an Reaktion war da nicht, was Brad mit einem Stirnrunzeln aufnahm. Er ließ Herrn Hoffmann los, umrundete Richards Schreibtisch, um sich dann gegen das stabile Holz zu lehnen. „Wollte er Sie nur ärgern?“, erkundigte er sich. „Wollen Sie mich nicht dabei haben?“ Er langte nach der Hand des Älteren, suchte ohne bewussten Gedanken nach der Verbrennung und strich darüber.

Richards Mundwinkel zuckten in ein Lächeln. „Ich will nicht über Chris‘ Motive spekulieren, aber du kannst gerne mitkommen. „Steffi hat schon von ihrer Schwester über dich gehört und wenn du nicht früher oder später auftauchen würdest, würde sie sich nur wundern.“

Er neigte den Kopf zur Seite. „Was genau ist über mich erzählt worden?“, fragte er langsam, zog an Richards Hand.

Der ignorierte die Geste, lehnte sich vielmehr zurück in seinem Sessel und die warme Hand entglitt Brads Griff. „Nichts Besonderes. Sabine hatte lediglich gemerkt, dass dein Interesse damals nicht nur reiner Neugier entsprang.“

Die Aussage wurde von Herrn Hoffmann mit einem Schnauben kommentiert.

Als er sich zu ihm umdrehte, begegnete der ältere Mann ihm aber nur mit einem ungerührten Gesichtsausdruck, weswegen er sich wieder Richard zuwandte. „Wann hätten Sie mir von ihr erzählt?“

Dieses Lächeln fiel etwas seltsam aus. „Ich habe darauf gewartet, dass du es selbst merkst.“

„Wie sollte ich, wenn ich gar nicht hier war.“ Die Arme, die sich von ganz allein vor seiner Brust verschränkt hatten, wurden wieder nach unten gezwungen.

Aus irgendeinem Grund lachte Richard jetzt, schüttelte dann den Kopf. „Ja, und kaum bist du ein paar Tage zurück, hast du es bereits herausgefunden…“

Hierzu hatte er nichts zu sagen.
 

~TBC~
 

Ja, das war einmal eine echte Überraschung für Brad ^^

cya, cu ^-^

"Sie sollten sich nicht über mein Talent lustig machen, in keiner Hinsicht"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 209/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Brad lernt Herrn Walters Freundin kennen ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Na dreimal darfst du raten, wer die Fragen stellen wird. Brad hat schließlich schon bei Herrn Hoffmanns Freundin bewiesen, dass er so etwas nicht so einfach auf sich beruhen lässt ^^#
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 209 „Sie sollten sich nicht über mein Talent lustig machen, in keiner Hinsicht“
 

Sie stiegen alle aus, auch wenn nur Richard zur Haustür ging, um dort zu klingeln.

Brad hatte sich gegen das Auto gelehnt, um den älteren Mann zu beobachten und Herr Hoffmann stand neben ihm, schien seinerseits ihn zu beobachten.

„Was ist?“, erkundigte er sich leise, ohne Richard aus den Augen zu lassen. Aber aus den Augenwinkeln sah er, wie ein Lächeln an den Mundwinkeln von Herrn Hoffmann zog.

„Ich bin auf deine Reaktion neugierig“, wurde offen zugegeben.

Er gab ein leises Schnauben von sich. „Wenn Sie meinen…“ Innerlich schüttelte er den Kopf, doch er verlor keinen weiteren Gedanken daran, da Frau Lang überraschend schnell durch die Tür trat und er vollauf damit beschäftigt war, sich einen ersten persönlichen Eindruck von ihr zu verschaffen. Und als erstes atmete er hörbar aus. Denn er mochte sich vielleicht nicht besonders für Frauen interessieren, doch er erkannte sehr wohl, wenn sie gewissen Schönheitsidealen entsprachen. Und die hier war echt, anders als damals bei der Frau, mit der er Richard im Café gesehen hatte. Ein Teil von ihm war erleichtert, dass der Ältere Geschmack bewies. Ein anderer Teil… war nicht ganz dieser Ansicht.

„Und, gefällt sie dir?“, erkundigte sich Herr Hoffmann und als er sich ihm zuwandte, stand da warmes Amüsement in den blauen Augen.

„Die Frage ist doch, ob sie Richard gefällt, nicht wahr?“, gab er ohne viel Emotion zurück. Dann neigte er den Kopf zur Seite. „Und vielleicht noch, warum Sie sich für die Schwester entschieden haben.“ Man konnte nicht behaupten, dass Herrn Hoffmanns Freundin hässlich war, doch sie war um einiges unauffälliger.

Der Ältere lachte überrascht auf. „Nun, es könnte daran liegen, dass es keine Entscheidung zu fällen gab, schließlich war es Sabine, die ich kennengelernt hatte. Und dann…“, nun richtete sich Herrn Hoffmanns Blick auf die beiden, die sehr nahe beieinander standen und sich leise unterhielten, „ist sie eine Karierrefrau. Ich mag da altmodisch sein, aber so eine Beziehung wäre mir zu anstrengend.“

Er reagierte mit einem gespielten Stirnrunzeln. „Na immerhin haben Sie sich keine Hausfrau ausgesucht.“

Herr Hoffmann streckte daraufhin nur die Hand aus und wuschelte ihm durch die Haare. „Nicht frech werden, mein Lieber.“

Über diesen Austausch verpassten sie den Moment, als Richard mit Frau Lang zu ihnen kam, so dass er beinahe von der hellen Frauenstimme überrascht wurde, die plötzlich aufklang.

„Sie sind also Herr Crawford.“

„Brad“, bot er an. Und da sie keine Hand ausgestreckt hatte, deutete er eine Verbeugung an. „Es freut mich Ihre Bekanntschaft zu machen, Frau Lang.“

„Hm, ganz meinerseits.“ Sie lächelte und da das Lächeln auch in ihre Augen vordrang, war es eindeutig echt. Die Augen waren von einem warmen Braun, bemerkte er als nächstes, ließen ihre Miene in diesem Moment sehr weich wirken. Auch wenn er in ihren Zügen lesen konnte, dass man sie dennoch nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte. Alles andere wäre auch seltsam gewesen, schließlich war Richard niemand, der eine Jasagerin an seiner Seite nötig hatte.

„Ich hoffe, ich störe Ihren Abend mit Richard nicht.“ Noch während er das sagte, schweifte sein Blick kurz zu dem anderen Mann hinüber, der ihn mit einer seltsamen Intensität beobachtete.

Das Kopfschütteln von Frau Lang holte seine Aufmerksamkeit zurück. „Das ist nun wirklich kein Problem. Hat er dir schon verraten, welchen Film wir ansehen? Der Abend war sowieso mehr für die Männer gedacht, sie waren einfach so freundlich, uns mit einzuladen. Auch wenn Sabine letztendlich etwas dazwischen gekommen ist…“

Es war Herr Hoffmann, der darauf antwortete. „Nein, haben wir nicht. Aber Brad schien auch nicht besonders interessiert daran.“ Letzteres klang ganz so, als sollte er aufgezogen werden, ihm erschloss sich nur nicht so ganz, auf welche Weise.

Also zuckte er nur mit den Schultern, bevor seine Mundwinkel nach oben kurvten. Schließlich musste er nicht unbedingt fragen. „Ich weiß, dass die Karten für Gladiator sind“, stellte er dann nonchalant fest.

Herr Hoffmann stieß ein Seufzen aus. „Du hast geschummelt“, wurde ihm vorgeworfen.

„Was, hat er dir die Karten stibitzt und draufgeschaut?“ Frau Lang lachte.

„So ähnlich.“ Herrn Hoffmanns Hand landete schwer auf seiner Schulter. „Nun, mein Lieber. Wir müssen langsam los, wenn wir pünktlich beim Kino sein wollen.“

„Natürlich“, nickte er und trat beiseite, so dass Herr Hoffmann die Tür zur Beifahrerseite öffnen konnte. Richard hingegen öffnete die Tür für Frau Lang und half ihr hinein, bevor er das Auto umrundete und auf der anderen Seite einstieg. Was Brad natürlich als Fahrer übrig ließ. Er grinste flüchtig, wenngleich zufrieden, bevor er als Letzter seinen Platz fand.

Frau Lang beobachtete das Ganze ein wenig überrascht, bevor sie sich an Richard wandte. „Lasst ihr tatsächlich ausgerechnet den Teenager fahren, der kaum Fahrerfahrung hat?“ Gleich darauf fügte sie noch etwas hinzu, dieses Mal an ihn gerichtet. „Nichts gegen dich persönlich natürlich, Brad.“

Er winkte den Kommentar beiseite, bevor er Herrn Hoffmann einen auffordernden Blick zuwarf.

Und der stellte sich zum Glück nicht dumm, sondern wandte sich zu Frau Lang um. „Es wird dir vielleicht schwerfallen es zu glauben, aber Brad ist tatsächlich der sicherste Fahrer von uns allen.“

Im Rückspiegel konnte er beobachten, dass der älteren Frau die Augenbrauen hochrutschten, doch Richard ergriff ihre Hand und drückte sie sanft. „Das ist nicht übertrieben“, wurde ihr versichert und das schien Frau Lang zu genügen.

Brad hielt sich nicht mehr mit weiteren Beobachtungen auf, sondern startete den Motor und fädelte sich in den Verkehr ein. Zwischen den anderen entspann sich eine leise Unterhaltung, auf deren Inhalt er aber nicht wirklich achtete. Wenn seine Aufmerksamkeit vom Fahren abschweifte, dann nur, um Richard flüchtig zu beobachten.

Aus irgendeinem Grund war er froh darüber, dass die Fahrt relativ kurz ausfiel, vielleicht gefiel es ihm nicht, Richard in seinem Rücken zu haben. Weswegen er ihn und Frau Lang vorausgehen ließ, als sie das Kino schließlich betraten.

Herr Hoffmann war an seiner Seite und dessen Blick ging zwischen ihm und den anderen beiden hin und her. „Stört dich irgendetwas an Frau Lang?“

„Nein“, erwiderte er sofort, während ein anderer Teil von ihm – nur in seinem Kopf – genau das Gegenteil behauptete. „Sie macht ihm nichts vor und Richard scheint sie eindeutig zu mögen.“ Er neigte den Kopf etwas, braune Augen nachdenklich. „Es wurde auch langsam Zeit, nicht wahr? Es kann nicht gesund sein, immer allein zu schlafen.“

Herr Hoffmann biss sich auf die Unterlippe, um nicht aufzulachen. „Du bist zweifellos dieser Ansicht, schließlich kennst du nichts anderes. Reik hingegen hat wohl nicht aus den Augen verloren, dass er euch dadurch nur ein weiteres Druckmittel in die Hand gibt.“

Er stoppte mitten im Schritt und wandte sich dem Älteren zu, dessen Belustigung beim Anblick seiner Miene verschwand. „Denkt er das wirklich?“

Blaue Augen musterten ihn für einen Moment, bevor er seine Antwort erhielt. „Ich will nicht behaupten, dass ich Reiks Gedanken lesen kann. Doch zumindest unterbewusst wird das sein Verhalten beeinflusst haben.“

Brad runzelte die Stirn, weil er das nicht abstreiten konnte, auch wenn er es gern getan hätte. Was wohl der Grund für seine nächste Reaktion war. Als er sich wieder in Bewegung setzte, geschah dies mit beschleunigten Schritten, so dass seine Hand sich gleich darauf um Richards Handgelenk schließen konnte.

Der Ältere sah ihn überrascht an, entzog sich ihm aber nicht. „Ich nehme an, du vermisst Herrn Schneiders Begleitung, hm?“

Er beschloss, die Vermutung nicht zu korrigieren, begann Richard sanft aber nachdrücklich mit sich zu ziehen. „Wir müssen noch Popcorn kaufen.“

„Ah ja, natürlich.“ Amüsiert, während Frau Lang auflachte.

Woraufhin Brad sie von ihrer Belustigung ablenkte, indem er sie auszufragen begann. Über die Firma, in der sie als Managerin tätig war, was sie so tat, wenn sie nicht mit der Arbeit beschäftigt war. Und von ganz allein kam das Gespräch darauf, wie sie Richard kennengelernt hatte.

Und tatsächlich hatte Richard ganz einfach Brads Vorschlag in die Tat umgesetzt, sich mit Herrn Hoffmanns Freundin in der Stadt getroffen, die dann zufälligerweise ihre Schwester mitgebracht hatte.

Er warf dem Älteren einen langen Blick zu, als Frau Lang damit beschäftigt war, das gewünschte Eis entgegenzunehmen, der Eimer mit dem Popcorn befand sich bereits in Herrn Hoffmanns Händen.

Richard zog eine Augenbraue hoch, als sein Blick bemerkt wurde, lächelte dann. „Ich bin davon ausgegangen, dass du weißt, wovon du redest“, wurde ihm leise erklärt. „Und ich wollte es ganz einfach ausprobieren…“ Das wurde noch leiser hinzugefügt, fast so, als wären die Worte gar nicht an Brad gerichtet.

Sein Griff verstärkte sich für einen Moment und dann war er sehr nah an dem älteren Mann, lehnte sich in dessen persönlichen Raum. „Und falls Sie sich dagegen entschieden hätten, hätte ich nie etwas davon erfahren?“

Das Lächeln gewann eine andere Note. „Du musst mir zugestehen, dass ich dir in solchen Dingen keine Rechenschaft pflichtig bin.“

Das mochte wahr sein, aber trotzdem stimmte er Richard nicht zu. Und dass er ihn immer noch nicht freigab, vermittelte seine Ansicht wohl deutlich genug.

Der Ältere nahm es mit einem angedeuteten Schulterzucken hin, es half wohl, dass auch Frau Lang bisher nicht dagegen protestiert hatte, dass Brad Richard so mit Beschlag belegte.

Als sie sich nun zum Saal begaben, setzten sie ihre Unterhaltung fort und je mehr Brad über die Frau erfuhr, desto mehr musste er zugeben, dass sie zu Richard zu passen schien. Sie war intelligent, zielstrebig und verantwortungsbewusst und vor allem war sie selbständig. Sie würde nichts von Richard verlangen, was dieser nicht zu geben bereit war.

Letzteres stellte er mit einem gewissen Maß an Befriedigung fest und auch wenn er selbst es nicht merkte, entspannte sich seine Haltung ein wenig.

Sie fanden ihre Plätze und natürlich ließ Richard Frau Lang den Vortritt, so dass sich Brad anschließend neben den älteren Mann setzen konnte, während Herr Hoffmann seinerseits neben ihm Platz nahm. Und da er deutlich die Belustigung wahrnehmen konnte, die letzterer plötzlich ausstrahlte, wandte er sich ihm fragend zu. „Was ist?“

„Was hättest du eigentlich gemacht, wenn Reik sich auf die andere Seite von Steffi gesetzt hätte?“

Er verdrehte _nicht_ die Augen. Und als einzige Antwort hob er die Hand, mit der er immer noch Richard festhielt. Was ihn daran erinnerte, dass er nun keinen Grund mehr dafür hatte und widerwillig ließ er ihn frei. Vorläufig zumindest.

Natürlich hatte Herr Hoffmann nichts Besseres zu tun, als darüber zu lachen, warauf Brad mit einem ungerührten Gesichtsausdruck reagierte. „Allmählich kommen mir Zweifel, dass es eine gute Idee war, mitzukommen.“

Der Ältere blieb unbeeindruckt. „Ich bin der Ansicht, dass du ausgesprochen gut abgelenkt wirst.“

Er zwinkerte und dieser Moment, den er brauchte, um sich an den eigentlichen Grund dieser Einladung zu erinnern, bewies vollauf, wie Recht Herr Hoffmann hatte. Was ihn lächeln ließ, bevor er zustimmend den Kopf neigte. So ehrlich war er. Dann berührte er kurz den Unterarm des anderen Mannes, bevor sich seine Aufmerksamkeit wieder auf Richard und dessen Begleitung richtete. Er wollte noch mehr über Frau Lang erfahren, um auch die letzten Zweifel auszuräumen, denn egal was er vorhin noch zu Herrn Hoffmann gesagt hatte, es fühlte sich immer noch seltsam an, sie an Richards Seite zu sehen. Allerdings waren die beiden gerade miteinander und mit Frau Langs Eis beschäftigt.

Ein wenig hastig und mit gerunzelter Stirn wandte er den Blick wieder ab und stattdessen auf die Leinwand, auf der nur Werbung gezeigt wurde. Überraschenderweise fuhr wieder Herrn Hoffmanns Hand durch seine Haare, doch zumindest sorgte die Geste dafür, dass er sich bequem zurücklehnte, statt zu starr und zu weit vorne in seinem Sessel zu sitzen.

Die Werbung wechselte zur Vorschau und dann endlich zu dem Film, der sich als angenehm unterhaltsam erwies. Brad ließ sich davon gefangen nehmen und nur ab zu wurde er abgelenkt, wenn seine Hand im Popcorneimer die von Richard berührte.

Nach dem dritten Mal umfasste er die Hand und ließ dann nicht mehr los bis der Abspann über die Leinwand lief, schließlich protestierte Richard nicht dagegen und so war es wenigstens ein bisschen, als wäre auch Michael hier.

Frau Lang warf ihm einen musternden Blick zu, als sie sich erhoben, nicht tadelnd, aber mit Ansätzen von… nun, er konnte es nicht ganz entziffern.

Aber Herr Hoffmann nahm es zum Anlass, ihn wenig später kurz zurückzuhalten. „Auch wenn das kein Date ist, solltest du vielleicht nicht ausgerechnet Richard so belegen.“

Brad neigte den Kopf überlegend zur Seite. „Nun, zumindest hat mich seine Begleitung daran erinnert, dass ich es nicht übertreibe.“

„Ich hätte auch für Herrn Schneider einspringen können.“ Es wäre nicht das erste Mal, schwang dahinter mit.

„Ah, aber Sie haben keine Sicherheit dabei, nicht wahr?“ Belustigung glitzerte in braunen Augen auf, was dafür sorgte, dass Herr Hoffmann eine Augenbraue hochzog. Ohne Worte, aber ausgesprochen vielsagend.

Und auch wenn Brad normalerweise nicht auf solche Herausforderungen reagierte, so wollte er es dieses Mal tun und er gab diesem Verlangen nach. „Sie sollten sich nicht über mein Talent lustig machen, in keiner Hinsicht.“ Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, schob er den sehr überraschten Mann gegen die nächste Mauer und küsste ihn auf eine Weise, die den Anderen jeglichen Widerstand vergessen ließ. Nein, sein Talent sollte man wirklich nicht unterschätzen.
 

~TBC~
 

In diesem Fall muss ich wirklich sagen, dass Herr Hoffmann selbst schuld ist ^^

cya, cu ^-^

"Ich habe eben ein anziehendes Wesen"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 210/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Brad lernt Herrn Walters Freundin kennen ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Es war ja nun wirklich nicht Brads Schuld, nicht wahr. ^.~ Immerhin sollte Herr Hoffmann wissen, was passiert, wenn Brad Michael vermisst…

Ein Gruppendate? *grins* Darauf bin ich noch gar nicht gekommen. Mal sehen, ob ich es irgendwo unterbringen kann. ^^
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 210 „Ich habe eben ein anziehendes Wesen“
 

Er wartete, bis Herr Hoffmann völlig vergessen hatte, wer ihn gerade küsste, zog sich dann erst zurück. Und der Ältere folgte ihm im ersten Moment, eine Hand in seinem Nacken, bevor ihn der Ausruf seines Namens in die Wirklichkeit zurückholte.

„Chris!“

Brad drehte sich langsam zu Richard um, der ihre Abwesenheit bemerkt hatte und zurückgekehrt war, um nach ihnen zu sehen. „Ich wollte ihm nur etwas beweisen. Sie dürfen ihm das nicht übelnehmen, ich habe eben ein anziehendes Wesen.“ Letzteres mit deutlichem Humor in den braunen Augen.

„Ja, und ein sehr einnehmendes“, gab der ältere Mann trocken zurück. „Was würde Herr Schneider hierzu sagen?“

Er tippte sich gegen die Unterlippe, tat so, als müsste er darüber nachdenken. Doch seine Mundwinkel zuckten schon wieder nach oben. „Dass es zu dritt etwas voll im Bett werden könnte, nehme ich an…“

Richard öffnete den Mund, wollte automatisch widersprechen, erinnerte sich dann aber anscheinend an den Vorfall vor ein paar Tagen im Badezimmer. Und dann konnte er nicht mehr widersprechen.

Da war plötzlich ein amüsiertes Lachen, offensichtlich war Frau Lang ebenfalls neugierig geworden. „Der Junge gefällt mir“, meinte sie zu Richard.

Der war immer noch nicht besonders belustigt. „Er ist… verheiratet. Er sollte solche Dummheiten unterlassen.“

Ah, das hörte er selten. Und er nahm Richard das kurze Stocken nicht übel, schließlich war es nichts, was auf dem Papier stand. Doch es war wahr genug. Mit einem versunkenen Lächeln hob er seine Hand und flüchtig berührten seine Lippen das vertraute Metall seines Rings.

Frau Lang musterte ihn, nicht überrascht, und lächelte ebenfalls. „Er sieht nicht so aus, als würde er ernsthaft etwas an diesem Zustand ändern wollen. Also nimm es nicht so ernst.“

Inzwischen hatte sich auch Herr Hoffmann erholt, stieß sich von der Wand ab, auch wenn er eine Sekunde lang nicht ganz sicher zu stehen schien. „Ich denke, ich werde mit solchen Angeboten in Zukunft vorsichtiger sein“, wurde leise genug gesagt, dass nur Brad es verstehen konnte. Dann erst wandte er sich an Richard. „Du solltest inzwischen wissen, dass du dich von Brad nicht ärgern lassen sollst. Ich tue es schließlich auch nicht.“

„Nein, du machst etwas viel Schlimmeres…“ Mit vor der Brust verschränkten Armen. Dann aber wanderte Richards Blick langsam über Herrn Hoffmann, von oben bis unten, und endlich konnte er ein Lächeln nicht mehr zurückhalten. „Ich sollte Sabine davon erzählen.“

„Nicht gemein werden“, schalt seine Freundin ihn, hakte sich lachend bei ihm unter. „Außerdem bezweifle ich, dass meine Schwester ihm die Schuld geben würde.“

Herr Hoffmann deutete eine Verbeugung in ihre Richtung an, klopfte Brad anschließend auf die Schulter. „Nun, da deine Sehnsucht nach Herrn Schneider so groß zu sein scheint, sollten wir uns wohl beeilen, zur Schule zurückzukommen."

Natürlich hatte er nichts gegen diesen Vorschlag einzuwenden, denn der Kuss war letztendlich ein zweischneidiges Schwert gewesen, auch wenn er es niemals zugeben würde. Doch statt gleich zuzustimmen, ging sein Blick zunächst zu Richard. Was, wenn dieser noch mehr Zeit mit Frau Lang verbringen wollte?

Diese schien seinen Blick nicht nur zu bemerken, sondern auch richtig zu interpretieren. „Ich muss morgen früh raus, von daher könnt ihr Reik gleich mitnehmen.“

Offensichtlich wusste sie nicht, dass Richard allein gar nicht Draußen sein sollte und für einen Moment fragte Brad sich, wie der Ältere es dann geschafft hatte, sich mit ihr zu verabreden. Doch zweifellos waren Herr Schneider oder Herr Franken zuvorkommend genug gewesen, um in aller Stille eine entsprechende Überwachung zu organisieren. Wofür er ihnen noch danken sollte.

Wieder war er es, der das Steuer übernahm und die Rückfahrt verging schnell, da der Verkehr bedeutend abgenommen hatte. Und es war, als würde Richard die gewonnene Zeit gleich nutzen, um sich etwas länger von seiner Begleitung zu verabschieden.

Brad hatte sich für den Moment abgeschnallt und beobachtete die beiden, während sich ein seltsames Gefühl in seinem Magen rührte. Weswegen er nicht unbedingt unglücklich über das Räuspern war, mit dem Herr Hoffmann seine Aufmerksamkeit auf sich zog.

„Du solltest ihnen ein bisschen Privatsphäre lassen, mein Lieber“, wurde er leise ermahnt.

Und irgendwie erinnerte ihn das an seinen ersten Morgen auf Rosenkreuz, als Michael etwas Ähnliches gesagt hatte, und er musste auflachen. „Wenn sie die wollen, sollten sie sich nicht in aller Öffentlichkeit küssen“, sprach er dann aus, was er damals gedacht hatte.

Herrn Hoffmanns Blick schweifte nachdrücklich die verlassene Straße entlang. „Öffentlichkeit ist das für mich nicht.“ Der Ältere lächelte jetzt. „Davon ganz abgesehen, weißt du doch längst, wie gut Reik küssen kann. Wissbegierde sollte dich also nicht antreiben.“

Er zuckte nur mit den Schultern, denn er wusste selbst nicht genau, warum es ihm so schwer fiel, Richard aus den Augen zu lassen. Aber letzendlich hatte er ihn nach Rosenkreuz geholt, also war er seine Verantwortung. Mit dieser Erklärung zufrieden genug, lehnte er sich bequem zurück und wie von Herrn Hoffmann gewünscht kehrte sein Blick nicht mehr zu den beiden zurück. Auch wenn er es nicht lassen konnte, sich wenigstens über sein Talent ab und zu davon zu überzeugen, dass alles in Ordnung war.
 

Michael wartete am Haupteingang, als sie zurückkehrten, etwas, das unmittelbar ein Lächeln auf sein Gesicht rief. Natürlich war er der Erste, der die paar Stufen hinter sich brachte und gleich darauf schlossen sich seine Finger um Michaels Weste, während seine Lippen die des Älteren fanden.

„Hast du mich schon vermisst?“, fragte er ihn anschließend leise und Michaels Lächeln geriet ein wenig schief.

„Es sollte mir schwerfallen, das abzustreiten…“ Eine Hand glitt durch schwarze Strähnen, bevor sich die eisblauen Augen für einen Moment auf seine Begleiter richteten, oder um genau zu sein, auf Herrn Hoffmann. „Allerdings stand ich damit wohl nicht allein da, hm?“

„Sie wissen bereits Bescheid?“ Das kam von Richard, der nicht überrascht klang, aber anscheinend wünschte, es wäre anders gewesen.

Was Michael genau erkannte und dementsprechend antwortete. „Natürlich. Und ich werde Brad ganz sicher keine Vorwürfe machen. Letzendlich ist Herr Hoffmann selbst Schuld, er weiß schließlich bereits, was er in so einer Situation von Brad erwarten kann.“

„Chris?“ Nun war Richard überrascht.

Der Angesprochene lachte nur, rieb sich mit einer Hand kurz im Nacken. „Herr Schneider hat Recht“, wurde dann zugegeben. „Ich war vorgewarnt.“

Richard sah ganz so aus, als wollte er mehr wissen, doch Brad war nicht besonders interessiert daran. Schließlich war er dabei gewesen. Also zupfte er an Michaels Hemd.

Der lehnte sich kurz vor, um einen Kuss auf seine Schläfe zu drücken, verabschiedete sich dann von den anderen beiden Männern. Etwas, das Brad ihm natürlich sofort gleichtat und unter dem amüsierten Blick von Herrn Hoffmann zog er Michael dann mit sich hinein.

Michael ließ es sich ohne Widerstand gefallen, folgte ihm ohnehin so schnell, dass Brad nicht einmal viel ziehen musste.

Der Ältere fing den Gedanken auf und Belustigung floss auf ihn über, während der Druck seiner Hand erwidert wurde. „Das nächste Mal warten wir noch ein paar Tage länger, bevor wir dich allein rauslassen“, wurde leise gesagt.

Er nickte, ohne seine Schritte zu verlangsamen. „Es ging ja auch nicht darum, von dir wegzukommen…“

Ein Schnauben antwortete zunächst darauf, dann lachte Michael auf. „Es ist so typisch, dass Schuldig es schafft, ohne viel Anstrengung viel zu viel Unruhe zu stiften.“

„Mm“, brummte Brad zustimmend, nutzte dann ihre Verbindung, um Michael näher an sich heranzuziehen. „Ich will jetzt nicht über ihn reden, es wird noch genug Gelegenheiten geben, sich mit ihm auseinanderzusetzen.“

Michael stoppte abrupt und brachte ihn damit auch zum Stehen und wie im Spiegelbild der Szene heute mit Herrn Hoffmann fand Brad sich gleich darauf gegen die Wand gedrückt wieder.

„Wie wahr“, wurde ihm zugestimmt, beinahe gedankenverloren, während sich der Blick eisblauer Augen in braune brannte.

Seine Mundwinkel kurvten nach oben, erst nur leicht, doch es entwickelte sich schnell ein ausgesprägtes Grinsen. Und dann beugte sich Michael auch schon vor und setzte um, was sein Blick zuvor schon versprochen hatte.
 

Für die nächsten Wochen bewahrheitete sich seine Vorhersage zum Glück nicht, Schuldig schien der Schock seiner letzten Bestrafung erst einmal ruhiggestellt zu haben. Und wo er sonst hitzige Blicke in seinem Rücken spüren konnte, vermied es der Telepath soweit es ging, ihn anzusehen.

Brad nahm die Änderung gelassen hin, denn Schuldig war nicht jemand, der auf Dauer mit gesenktem Kopf durchs Leben gehen würde.

Und tatsächlich nutzte der Orangehaarige die erste Gelegenheit, um sich mal wieder richtig auszutoben.

Seine Gerte klopfte in einem unbewussten Rhythmus gegen sein Hosenbein, während er seinen Blick über das Schulgelände schweifen ließ, das mit aufgeregten Stimmen erfüllt war. Es war mal wieder Zeit, die Neuen aus dem Heim willkommen zu heißen und alle waren mit Eifer dabei. Unter anderem Schuldig, an dem Farfarello wie stets wie ein zweiter Schatten klebte. Die beiden hatten bereits einen der künftigen Erstklässler erwischt, doch Schuldig hatte offenbar nicht vor, sich lange mit ihm aufzuhalten. Denn der Junge wurde ganz einfach nur zum Schwimmbecken gezerrt und gezwungen, sich auszuziehen.

Brad, der unwillkürlich angenommen hatte, dass der Telepath seinen eigenen Empfang hier nachspielen würde, sah belustigt zu, wie die grauen Sachen gleich darauf im Wasser landeten und der Neue dann sang- und klanglos stehengelassen wurde.

Er verlor den jungen Telepathen vorläufig wieder aus den Augen, doch ihm war bereits klar, dass das nicht lange vorhalten würde. Denn sein Talent begegnete gerade einem anderen, das seinem eigenen so ähnlich und doch so anders war. Und er lächelte.

Seine Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf den Trubel im Allgemeinen, aber dieses Jahr schien es keine Ausrutscher wie damals mit Enrico und seiner Truppe zu geben. Zufrieden damit setzte er seinen Weg fort, dorthin, wo sich der Safepoint befand, für den er in wenigen Minuten verantwortlich sein würde. Und erst jetzt merkte er, dass er beim Anblick von Schuldig vorhin unbewusst die Gerte gelöst haben musste. Das Lächeln, das jetzt um seine Mundwinkel spielte, war eindeutig selbstironisch und er glättete seine Züge wieder, bevor er die Gerte dort befestigte, wo sie hingehörte. Schließlich wäre es nicht gerechtfertigt, den Jungen erneut zu bestrafen, auch wenn der Gedanke ab und zu verlockend war. Immer dann, wenn er die damals beteiligten Kinder in seiner Klasse hatte und daran erinnert wurde, wie leicht dieser Streich hätte schiefgehen können. Er schüttelte innerlich den Kopf und diese Überlegungen ab, es wurde Zeit, sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren.

Und da war auch schon Herr Rudert, der grinste, als er ihn kommen sah. „Pünktlich wie immer, Herr Crawford. Ich bin froh, dass ich aus dem Gekreische herauskomme.“ Wie um die Aussage zu unterstreichen, gellte ein lauter Ruf durch die Luft, und dem folgte lautes Gelächter. Anscheinend war da wieder jemand erfolgreich bei der Jagd gewesen und das Opfer wenig begeistert von den Folgen.

Sie lächelten sich gegenseitig an, gleichermaßen belustigt, bevor Brad den Kopf neigte. „Dann wünsche ich Ihnen gute Erholung.“

„Und ich Ihnen nicht zu viel Aufregung.“ Mit einem Lachen ging der ältere Instruktor.

Da sich gerade kein Schüler in diesem Bereich befand, blieb Brad allein zurück und ohne lange zu zögern, ließ er sich auf dem Gras nieder und lehnte sich gegen den Baum. Gegen sein angewinkeltes Knie lehnte er das mitgebrachte Buch und dann vertiefte er sich in seine Lektüre. Es würde noch ein bisschen Zeit vergehen, bevor er Gesellschaft haben würde. Er konnte nicht sagen, ob Herr Franken ihm einen Gefallen tun wollte, doch inzwischen war es schon recht auffällig, dass er regelmäßig einen der ruhigeren Plätze abbekam, egal, mit welchen Worten Herr Rudert ihn eben noch empfangen hatte.

Das Buch wurde beiseite gelegt und er stand auf, etwa eine Minute, bevor sich nähernde Schritte hörbar wurden. Sie hatten es eindeutig eilig, auch wenn sie noch nicht gehetzt klangen.

Maria strich einen Zweig beiseite, der sich in ihren Haaren hatte verfangen wollen, lächelte, als sie ihn sah. „Guten Tag, Herr Crawford.“

„Hallo Maria, da bist du ja.“

Ihr Lächeln wurde ausgeprägter. „Vielen Dank für den Hinweis.“

„Hm, du hättest mich auch ohne Hilfe gefunden, ich habe die Sache nur ein wenig beschleunigt. Und es ist euch ja erlaubt, eure Talente zu nutzen. Nur dass viele der Neuen es in der Regel vergessen. Natürlich würde dir so ein Fehler nicht unterlaufen.“

„Natürlich, dafür sind wir Precogs zu vorausschauend.“ Sie lachte, verstummte jedoch, als der Grund für ihre Eile sich bemerkbar machte.

Brad lächelte schon wieder, als der Orangehaarige in Wiederholung einer Szene von vor ein paar Jahren zu einem abrupten Stopp kam. „Schuldig“, nickte er ihm zu. „Das Ganze hat ein deutliches Gefühl von Déjà-vu, nicht wahr?“

Farfarello, der natürlich nicht weit von Schuldig war, entkam ein Geräusch, das verdächtig nach einem Kichern klang. Was dem Jüngeren sofort einen Rippenstoß einbrachte.

Und da war er wieder, der gewohnt trotzige Blick. „Das machen Sie mit Absicht!“, wurde ihm vorgeworfen.

Er zog daraufhin nur eine Augenbraue hoch. „Ich versichere dir, dass nicht ich die Pläne für die Verteilung der Safepoints erstelle. Und genauso wenig besetze ich die Stellen. Von daher kannst du mich kaum eines falschen Spiels beschuldigen. Schuldig.“

Der nachgesetzte Name brachte ein Blitzen in die grünen Augen, doch da Brads Hand warnend auf den Griff seiner Gerte fiel, wagte der Junge keine weiteren Einwände. Kurz noch schweifte der Blick zu Maria ab, dann folgte ein steifer Abschied, bevor sich Schuldig auf die Suche nach leichterer Beute machte.

Maria sah ihm für einen Moment nach, setzte sich dann zu seinen Füßen.

Er folgte ihrem Beispiel. „Nun, wie ist dein erster Eindruck als Schülerin hier?“ Mit einem feinen Kurven der Mundwinkel.
 

~TBC~
 

Schuldig wird wohl nie lernen, dass er gegen Brad nicht gewinnen kann ^^

cya, cu ^-^

"Sie wissen, dass Schuldig später Ärger machen wird?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 211/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Schuldig hat mal wieder das Pech, Brad über den Weg zu laufen ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Hm, das Problem mit Schuldig liegt wirklich in ihrer allerersten Begegnung begründet – und dem, was Michael damals gemacht hat. Es ist inzwischen ja schon erwähnt worden, dass eine zu nahe Bekanntschaft mit Michaels Talent üble Folgen nach sich ziehen kann. Und Schuldig stellt dabei keine Ausnahme dar: er hat jetzt eindeutig einen Knacks weg… ^^#
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 211 „Sie wissen, dass Schuldig später Ärger machen wird?“
 

Brad befand sich auf dem Weg zum Frühstück, etwas später als sonst, auch wenn er nicht zu spät kommen würde. Lieber hätte er mit Michael gegessen, es war schließlich ihr letzter gemeinsamer Morgen vor seiner Abreise nach Japan. Doch gerade deswegen war es besser, wenn er sich noch einmal am Tisch der Instruktoren blicken ließ, um noch ein paar letzte Fragen zu beantworten. Nicht, dass er solche offen gelassen hätte, doch die Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass trotzdem immer noch irgendein Punkt aufploppte.

Unwillkürlich zuckte ein Mundwinkel bei diesem Gedanken in die Höhe, doch seine Miene glättete sich sofort wieder, als sich sein Talent meldete. Brad seufzte innerlich und wartete darauf, dass der Schüler an ihm vorbeizuflitzen versuchte, streckte eine Hand aus und packte ihn am Kragen.

Schuldig kam mit einem lauten Fluchen zu einem sehr abrupten Halt, fuhr zu ihm herum und wurde prompt blass.

„Guten Morgen“, erinnerte er ihn an seine Manieren.

„Guten Morgen, Herr Crawford“, wurde daraufhin zähneknirschend erwidert.

Es ließ ihn lächeln, schmal und kühl. „Du weißt, dass auf dem Flur nicht gerannt wird, hm?“

Schuldig öffnete den Mund, als wollte er sich verteidigen, doch der Junge presste gleich darauf die Lippen wieder zusammen. Ihm war aufgefallen, dass der Grund für die Eile keiner war, den Brad ihm durchgehen lassen würde.

Dank seines Talents wusste er genau, was der Telepath ihm verschweigen wollte und braune Augen richteten sich auf den Gang, von woher Schuldig gekommen war. „Du solltest inzwischen auch wissen“, begann er langsam und mit einem Anklang von Amüsement, „dass du nicht versuchen solltest, Maria zu triezen.“ Die junge Precog näherte sich ihnen und ihr Lächeln spiegelte das, das Brad bei ihrem Anblick aufgesetzt hatte.

Und sie ließ sich ganz sicher nicht von den wütend funkelnden grünen Augen stören. „Hallo, Herr Crawford.“

„Maria“, neigte er den Kopf. „Wie ich sehe, hat Schuldig dich _über_sehen.“

Sie lachte leise. „Er hatte vor, mich davon abzuhalten, pünktlich beim Frühstück zu erscheinen. Da ich hungrig bin, war ich damit nicht ganz einverstanden und habe einen anderen Weg als sonst genommen.“

Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder Schuldig zu, der in ein dumpfes Brüten verfallen war. „Was soll das eigentlich?“

Trotz stand in dem erwidernden Blick. „Sie haben doch selbst Mal gesagt, dass man sich als Erstklässler einiges gefallen lassen muss. Ich gebe es nur zurück.“

„So habe ich das bestimmt nicht gesagt. Ganz abgesehen davon beweist du nur Schwäche, wenn du im letzen Jahr die ganze Zeit auf einem Erstklässler herumhackst.“ Eine kurze Pause. „Und dann auch noch mit so wenig Erfolg.“ Die Belustigung, die sich bei dieser Bemerkung eingeschlichen hatte, verflüchtigte sich wieder. „Versuche nicht, dich über sie mit mir anzulegen. Das wäre nicht nur Schwäche, sondern Dummheit. Du solltest dich vielmehr auf deinen ersten Einsatz vorbereiten. Soweit ich weiß, findet der doch in wenigen Tagen statt, nicht wahr?“

Schuldig verschränkte stur die Arme vor der Brust und weigerte sich, darauf etwas zu erwidern. Aber die Blässe war nun sichtbarer, als wäre dem Telepathen ein Gedanke gekommen, der ihm ganz und gar nicht behagte.

Brad brauchte nur einen Moment, um zu verstehen, wohin die Überlegungen des Jungen gewandert waren. Woraufhin seine Mundwinkel erneut nach oben kurvten, nur dass das Mienenspiel nicht viel mit einem freundlichen Lächeln zu tun hatte. „Reiß dich zusammen, dein Beobachter wird zweifellos jede deiner Dummheiten registrieren. Zu viele davon und du wirst ein Jahr zurückgestellt.“

Auf seinen auffordernden Blick hin erhielt er ein abgehacktes Nicken und dann wollte Schuldig sich aus dem Staub machen, was ihm aber nicht möglich war, da Brad ihn noch nicht losgelassen hatte. „Nicht so hastig. Als Strafe für das Rennen auf dem Flur gibt es heute kein Frühstück für dich.“ Jetzt ließ er ihn frei und ohne ein Wort des Abschieds wandte sich der Jüngere ab und verschwand.

Er wurde von Farfarello erwartet, der offenbar Ärger geahnt und sich nicht an Schuldigs Vorhaben beteiligt hatte. Ein paar leise Worte wurden gewechselt und dann ging der Ire allein zum Speisesaa. Zweifellos würde er dort etwas für seinen Freund einstecken, doch wie auch bei den anderen Mahlzeiten, die Schuldig heute verpassen würde, wäre das kein vollwertiger Ersatz.

„Ich konnte ihn nicht direkt für das bestrafen, was er mit dir vorhatte“, wandte er sich an Maria. Normalerweise würde er sich keinem Schüler gegenüber erklären, doch das Mädchen war eine Ausnahme. Das hatte er bereits bei ihrer ersten Begegnung gewusst. Und er stand mit dieser Meinung nicht allein dar. Weswegen Maria so wie er selbst besondere Lektionen erhalten würde.

Das Mädchen zeigte jetzt eindeutig Belustigung. „Ich weiß, das müssen wir unter uns ausmachen. Und er hat sowieso erhalten, was er verdient hat.“

Er lächelte unwillkürlich. „Du hast ihn doch absichtlich in mich hineinlaufen lassen, nicht wahr?“

Maria lachte leise. „Mein Talent funktioniert in solchen Dingen zwar nicht so zuverlässig wie Ihres, aber ja, das habe ich ihm eingebrockt. Ich hoffe, er sucht sich in Zukunft ein leichteres Opfer.“ Sie wurde plötzlich ernst, biss sich auf die Unterlippe, zögerte aber sichtlich, etwas zu sagen.

Und Brad reagierte mit einem Stirnrunzeln, trat näher an das Mädchen heran. Es befand sich sowieso niemand mehr in ihrer Nähe, aber er wollte sichergehen, dass niemand hören würde, was die Precog zu sagen hatte.

Maria fasste seine Bewegung als Aufforderung zu sprechen auf, strich sich kurz durch braune Haare. „Er hat oft genug versucht, mich zu ärgern, dass ich ein bisschen seiner Zukunft gesehen habe…“ Ihr Blick, der eben noch ihre Schuhe gemustert hatte, suchte jetzt seinen. „Sie wissen, dass Schuldig später Ärger machen wird?“

Etwas in seiner Haltung veränderte sich und er spürte, wie er schon wieder lächelte. Ein Ausdruck, der dafür sorgte, dass sich Marias Augen weiteten. „Ja, ich weiß um seine rebellischen Tendenzen. Und egal, was er vielleicht glauben wird, er wird nichts tun, was ich nicht von ihm erwarte.“

Sie nickte auf diese Auskunft hin nur, fast so abgehackt wie Schuldig zuvor, und schien erleichtert, als er sie dann zum Essen schicken.

Brad sah ihr zunächst nach, vergewisserte sich dann mit einem raschen Blick auf die Uhr, dass sie nicht zu spät kommen würde. Schließlich sollte Schuldig nicht noch Erfolg mit seinem Unfug haben. Dann erst setzte auch er selbst seinen Weg fort, um einiges ruhiger als Maria.
 

Er war mit seinem Frühstück besonders schnell fertig und hielt sich dann auch nicht mehr länger im Speisesaal auf, seine Pflicht hatte er schließlich getan. Und seine Schritte fielen etwas länger als gewohnt aus, führen ihn rasch zu Michael zurück.

Ein Blick auf dessen gedeckten Tisch verriet ihm, dass der Ältere nicht besonders viel Appetit gehabt hatte und kaum dass Brad nahe genug war, zog Michael ihn zu sich heran.

„Ich werde dich irgendwo verstecken, bis du deinen Flug verpasst hast“, wurde gegen seinen Bauch gemurmelt.

Er trat noch ein bisschen näher, soweit es der Stuhl erlaubte und vergrub eine Hand in sandblonden Haaren. „Du weißt, dass Herr Hoffmann dann einfach umbuchen würde. Und der Rest des Triumvirats würde dafür sorgen, dass du mich wieder herausrückst.“ Ein Lachen rumpelte durch ihn, auch wenn ihm nicht wirklich danach zu Mute war.

Michael gab nur ein unverständliches Brummen von sich, lehnte sich schließlich mit einem Seufzen wieder zurück und sah zu ihm hoch. „Leider hast du Recht.“ Der Ältere tat so, als müsste er nachdenken. „Kannst du deinen Job nicht einfach jemand anderem überlassen?“, lautete der nächste Vorschlag. Offenbar wollte Michael ihn wirklich nicht gehen lassen.

Er lehnte sich herunter und für ein paar lange Sekunden verweilten seine Lippen auf denen des Anderen. Doch danach antwortete er. „Damit jemand anderer mit dir zusammenarbeitet? Niemals. Da nehme ich es lieber hin, dass ich mich mindestens einmal jährlich in Japan blicken lassen muss.“ Seine Finger hielten die sandblonden Haare jetzt in einem etwas zu festen Griff.

Aber Michael kam gar nicht erst auf die Idee, auf seinem Vorschlag zu beharren. „Natürlich…“ Der Ältere zupfte an einer schwarzen Strähne, gedankenverloren, als würde er sich gerade eine Zukunft ausmalen, in der er nicht mit Brad zusammenarbeitete. Und sein Talent strahlte stark genug ab, um Brad wissen zu lassen, wie wenig Michael von dieser Vorstellung hielt.

Das reichte, um seinen Griff zu lockern und nach einem Moment des Zögerns fanden seine Finger ihr Ziel in Michaels Hemd, den warmen Muskeln seiner Oberarme.

Die Geste wurde verstanden und der Ältere kam auf die Beine, wonach sie so eng standen, dass sie fast denselben Raum einnahmen.

Er lehnte auch noch seinen Kopf vor, so dass seine Stirn an der von Michael zu ruhen kam und ließ sich von der Energie einhüllen, die dessen Talent mit sich brachte. Physische Wärme mischte sich mit mentaler, prickelte seinen gesamten Körper entlang und er atmete in einem stillen Seufzen ebenso warmen Atem gegen den Mund des Älteren.

Sekunden dehnten sich scheinbar zu Minuten, zu einer halben Ewigkeit, während sie beide sich nicht mehr rührten. Was beinahe genug war. Und schließlich mussten sie sich voneinander trennen, beide mit einem kleinen Lächeln, das ein gewisses Maß an Selbstironie nicht verbergen konnte.

„Immer wieder das Gleiche, hm?“, meinte Michael leise und das Lächeln wurde ausgeprägter, als Brad nickte. Dann schloss sich eine Hand fest um seine und so machten sie sich dann auf den Weg.

Irgendwie fehlten ihnen beiden die Worte, doch auf der anderen Seite gab es auch nicht mehr viel zu sagen, nicht wahr? Doch trotz der fehlenden Ablenkung war der Weg viel zu schnell zurückgelegt.

Herr Hoffmann und Richard warteten bei der großen Eingangstür auf sie und Michael löste nach einem flüchtigen Druck die Verbindung ihrer Hände, nahm ersteren zur Seite, um mit ihm noch ein paar Worte zu wechseln.

Bevor er sich alleingelassen fühlen konnte, gesellte Brad sich daher zu Richard, legte einen eine Hand auf dessen Unterarm. Nicht nur, um dessen Aufmerksamkeit einzufordern, sondern ganz einfach, weil er Kontakt herstellen wollte.

„Was ist?“ Ein Anflug von Belustigung verbarg sich in den grau-grünen Augen.

Er antwortete nicht gleich, zu sehr mit dem Eindruck beschäftigt, dass irgendetwas anders war. Und dann erkannte er es. Ein ungewohntes Duschgel, akzentuiert von einem Parfüm, das er von irgendwoher kannte. „Hatten Sie eine angenehme Nacht?“, fasste er seine Beobachtungen zusammen.

Richard wusste sichtlich nicht, wie er darauf reagieren sollte, schüttelte schließlich den Kopf. Nicht in Verneinung, sondern nur, um seinen Unmut kundzutun. „Brad, würdest du dich bitte aus meinem Privatleben heraushalten?“

„Warum sollte ich? Immerhin verdanken Sie es mir.“ Mit einem Grinsen, auch wenn es etwas bemüht ausfiel. Dann umarmte er den älteren Mann, woraufhin er sich besser fühlte. Irgendwie hatte er keine Lust, Richard zu teilen und von daher war er ganz zufrieden mit der Aussicht, dass er ihn dieses Jahr wieder mit nach Japan nehmen konnte.

Ein wenig überraschend kam kein sofortiger Protest, stattdessen fuhr eine Hand durch schwarze Strähnen. Dem folgte ein leises Lachen. „Du musst dich nicht festklammern, ich komm auch so mit“, wurde ihm dann versichert.

Brad weigerte sich, darauf etwas zu erwidern und reagierte auch nicht auf die sanften Versuche, sich von ihm zu befreien. Immerhin bemühte sich Richard nicht besonders stark.

„Ah ja, ich muss sagen, dass ich nicht besonders überrascht bin…“ Herrn Hoffmanns belustigte Stimmte ließ ihn den Blick des anderen Mannes suchen.

Der lächelte. „Hängst du nicht gerade an der falschen Person?“, wurde er dann aufgezogen.

Er löste sich von Richard, der darüber nicht unglücklich war. „Nun, Michael war ja mit Ihnen beschäftigt, nicht wahr?“ Ohne echten Vorwurf, doch der Blick brauner Augen folgte sofort seinen Gedanken und dann setzten sich seine Füße von ganz allein in Bewegung.

Michael lächelte ebenfalls, aber ohne das Amüsement von Herrn Hoffmann, dafür mit mehr Wärme. Der Körper des Älteren, gegen den er gleich darauf gezogen wurde, war noch viel wärmer und der sich anschließende Kuss schien sich durch seine Adern zu brennen, bis in seine Zehenspitzen hinein.

>Ich würde lieber dich mitnehmen als Richard…<, murmelte er nur in seinem Kopf, in dem Wissen, dass er trotzdem gehört werden würde.

>Ich weiß…< Dieses Lächeln existierte nur auf der mentalen Ebene, war aber nicht weniger echt. Sehr, sehr langsam zog Michael sich zurück, hob dann eine Hand, um mit dem Daumen über Brads Unterlippe zu streichen. „Mach keine Dummheiten, während du weg bist.“

„Die machen immer nur andere.“

Die eisblauen Augen wurden für einen Herzschlag kühler, nicht gegen Brad gerichtet, sondern gegen den Rest der Welt. „Dann sorg dafür, dass sie dir damit nicht in die Quere kommen.“

„Ich gebe mein Möglichstes…“ Seine Hand hatte sich wie aus eigenen Willen gehoben und seine Finger schlossen sich um Michaels Handgelenk, der daraufhin die Bewegung stoppte. Paradoxerweie schien sich das Kribbeln danach nur noch zu verstärken. Frustriert ließ er seine Hand nach unten fallen, trat dann einen Schritt zurück. Nichts würde ihre Abschiede jemals leichter machen. Und je schneller er seine Reise nach Japan hinter sich gebracht hatte, desto schneller wäre er wieder hier, nicht wahr?

Nicht nur seine Mundwinkel zuckten auf diesen Gedanken hin, sondern auch Michaels.

Eine letzte Berührung und dann wandte er sich zum Gehen, mit Herrn Hoffmann und Richard an seiner Seite.
 

~TBC~
 

Dieses Mal fällt Michael der Abschied schwerer, da er noch zu gut in Erinnerung hat, welche Aktionen Brad sich gerade erst bei ihrer Reise geleistet hatte…

cya, cu ^-^

"Irgendwie mag ich es gar nicht, wenn eine Faust auf mich zugeflogen kommt"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 212/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Und damit wären sie mal wieder in Japan ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: *lach* Warum gehst du eigentlich davon aus, dass Brad etwas anstellen wird? Er wäre von so einer Unterstellung bestimmt nicht begeistert. Allerdings… muss ich zugeben, dass diese Japanreise nicht ganz ohne Zwischenfälle ablaufen wird. Es ist natürlich nicht Brads Schuld, doch Michael wird sich wohl tatsächlich wünschen, dass er Brad einfach wegsperren könnte ^^°
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 212 „Irgendwie mag ich es gar nicht, wenn eine Faust auf mich zugeflogen kommt“
 

„Und da wären wir mal wieder…“ Brad nutzte die Gelegenheit, kaum dass sie das Flugzeug verlassen hatten, um sich ordentlich zu strecken, setzte sich dann wieder in Bewegung. Ihn erfüllte eine Mischung aus Müdigkeit und Aufgedrehtheit, ein widersprüchliches Gefühl, das dafür sorgte, dass seine Worte etwas unenthusiastisch klangen.

Herr Hoffmann drückte seine Schulter und dessen Lächeln sah ebenfalls müde aus. „Du willst am liebsten schon wieder zurück zu Herrn Schneider, was?“

„Ah ja…“ Er seufzte beinahe. „Ein Bett allein wäre schon nett. Aber eins mit Michael drin viel besser.“ Nicht, dass er jetzt wirklich die Energie aufbringen würde, um mehr zu tun, als eng an ihn geschmiegt zu schlafen, doch das wäre auch völlig ausreichend.

Für einen Moment wurde er verdutzt angesehen, dann lachte Herr Hoffmann. „So habe ich das gerade nicht gemeint, aber ich verstehe… Auch wenn ich mich zu erinnern glaube, dass du sonst nicht als erstes ins Bett fallen wolltest.“

Brad sah ihn unter in die Stirn gefallene Strähnen an, bevor sein Blick kurz zu Richard hin abschweifte, der ihnen für seinen Geschmack zu langsam folgte. Also griff er den Älteren am Handgelenk, bevor er sich wieder dem anderen Mann zuwandte. „Es war sonst nicht wirklich anders, wir hatten uns nur darauf geeinigt, dass wir uns möglichst schnell auf die andere Zeit hier umstellen wollen.“ Eine kurze Pause. „Und das wird heute nicht anders sein.“

Herr Hoffmann lächelte schon wieder und ohne aus dem Schritt zu kommen, deutete er eine Verbeugung an. „Ganz wie Sie wünschen, Herr Crawford.“

„Ha ha…“ Das kam von Richard, der den Austausch stumm verfolgt hatte.

„Was denn, Reik? Er ist nun mal mein Chef. Und er will kaum risikieren, dass ich ihm morgen bei der Arbeit aus Versehen wegschlafe.“

„Ganz genau.“ Er zog an Richards Handgelenk, der es mit dieser Unterstützung endlich an seine Seite schaffte. „Und Sie sollten auch versuchen, bis heute Abend durchzuhalten. Auch wenn es schwierig ist.“

Grau-grüne Augen musterten ihn. „Aber mich zwingst du nicht?“

„Natürlich nicht. Sie sind ja für Ihren Urlaub hier. Wenn Sie irgendetwas unternehmen wollen, während wir arbeiten, wird Martin Ihnen einen Begleiter zur Verfügung stellen.“ Er neigte den Kopf leicht zur Seite. „Ich gehe davon aus, dass Sie keine Begleiterin haben wollen. Das könnte Ihnen Frau Lang sonst übelnehmen.“

„Danke für deine Rücksichtnahme.“ Trocken, und dennoch konnte Richard nicht ganz verbergen, dass sich auch etwas anderes hinter diesen Worten verbarg. Wie die Tatsache, dass er früher gar keine Begleitung aufgezwungen bekommen hatte.

Das war ein Punkt, an dem Brad nichts ändern konnte – und auch nicht wollte, wenn er ehrlich war. Denn dann hätte er Richard niemals mitnehmen dürfen. „Wir alle können auch was unternehmen“, meinte er stattdessen und schaffte es damit, den Älteren abzulenken.

„Hast du etwas Bestimmtes vor?“

Er schenkte ihm ein ausgeprägtes Lächeln. „Die Wahl überlasse ich Ihnen. Wenn Sie wollen, heißt das. Ansonsten werde ich uns auch gerne etwas aussuchen.“

„Oder du überlässt Chris den Job...“ Eindeutig amüsiert, mit einem Seitenblick zu seinem Freund.

Herr Hoffmann jedoch schüttelte den Kopf. „Höchstens die Vorarbeit, Brad würde schließlich nicht riskieren wollen, dass einer von uns enttäuscht wird.“

„Hm…“ Beinahe nachdenklich. Dann schien Richard zu einem Entschluss zu kommen und wieder blitzte Amüsement in den grau-grünen Augen auf. „Das klingt vernünftig. Ich werde mich dann wohl gegebenenfalls auch vorher mit dir beratschlagen.“

„Natürlich“, nickte er ernsthaft und erntete dafür ein Auflachen. Zufrieden damit beschleunigte er seine Schritte, denn sein Talent hatte bereits ihren Chauffeur erspäht. Und im Moment würde er ziemlich viel dafür geben, endlich ins Apartment und damit unter eine heiße Dusche zu kommen.

Mit diesem Wunsch stand er anscheinend nicht allein da, denn keiner der beiden beschwerte sich über das erhöhte Tempo und Richard bestand nicht einmal darauf, seinen Arm zurückzuerhalten. Und dann ging alles seinen gewohnten Gang, es gab keine Probleme mit verlorenen Gepäckstücken, defekten Wagen oder nicht vorbereiteten Quartieren – ganz wie es sein sollte – und am Ende umgaben sie wenn schon nicht vertraute, so wenigstens bekannte Wände.

„Erster für die Dusche“, meldete er sich, wofür Herr Hoffmann nur ein belustigtes Schnauben übrig hatte.

„Niemand hat etwas anderes erwartet“, wurde ihm mitgeteilt. „Genauso wenig kam deine Zimmerwahl überraschend.“ Letzteres mit bedeutend weniger Belustigung.

„Sie wollen doch nicht wirklich wieder damit anfangen…“

„Ja, ich erinnere mich.“ Richards Blick ging zwischen ihnen hin und her. „Letztes Jahr wollte Chris dasselbe Zimmer wie du haben. Obwohl die absolut identisch waren.“

Es war Herr Hoffmann, der darauf antwortete. „Es geht nicht um die Ausstattung oder die Größe, sondern um die Lage.“

Grau-grüne Augen wurden zusammengekniffen, dann hatte der andere Mann auch schon verstanden. Und aus irgendeinem Grund biss er kurz die Zähne zusammen, so dass die Erhebungen seiner Kieferknochen sichtlich hervorstachen. „Der Block hier gehört doch euch. Warum muss es über Sicherheitsaspekte überhaupt noch Diskussionen geben?“

Er trat unwillkürlich näher an Richard heran und legte eine Hand auf dessen Unterarm. „Ich kann eben nicht aus meiner Haut. Und Herr Hoffmann gehört auch schon zu lange zu uns, um das einfach ignorieren zu können.“ In der darauffolgenden Pause erlaubte er seinen Mundwinkeln nach oben zu kurven. „Außerdem können Sie darauf wetten, dass Michael ihm mal wieder aufgetragen hat, auf mich aufzupassen. Obwohl ich das umgekehrt viel besser kann.“

Zunächst nur widerwillig, dann aber offen, wurde sein Lächeln erwidert. „Ich glaube nicht, dass jemand dagegen wetten würde. Und nur weil du dich für so fähig hältst, werden wir nicht aufhören, ein Auge auf dich zu haben.“

Brad nahm es mit einem leichten Neigen des Kopfes hin, zufrieden damit, dass sich der Ältere wieder entspannt hatte. Und dann setzte er seine Worte in die Tat um und verschwand unter die Dusche. Es war ihm vollkommen egal, dass er später eine weitere benötigen würde, er wollte ganz einfach die im Flugzeug verbrachte Zeit von sich herunterwaschen.

Anschließend wechselte er in Sportsachen, zog sich mit einem Handtuch und noch feuchten Haaren auf die Couch zurück.

Die anderen beiden hatten die Zwischenzeit genutzt um auszupacken und ohne einen Blick in seinen Schrank werfen zu müssen, wusste Brad, dass Herr Hoffmann das für ihn auch gleich erledigt hatte. Er ließ das Handtuch kurz nach unten rutschen und suchte den Blick des Älteren, bevor dieser seinerseits ins Bad verschwinden konnte. „Vielen Dank.“

Herr Hoffmann schüttelte belustigt den Kopf. „Gern geschehen, Brad.“

Richard, der den Sessel und die zur Verfügung gestellte Zeitung für sich beansprucht hatte, sah zu ihm herüber. „Ich hoffe, du missbrauchst Chris nicht häufiger als deinen Butler.“

Er zog eine Augenbraue hoch. „Das sollten Sie gar nicht erst fragen müssen.“

Er erntete ein unschuldiges Schulterzucken dafür. „Nun, ich war erst einmal bei einer Reise dabei. Du musst mir zugestehen, dass ich darauf keine Meinung aufbauen kann.“

„Sehr witzig. Aber ich kann Sie beruhigen, Herr Hoffmann muss sich normalerweise nicht damit abgeben.“ Da seine Haare inzwischen trocken genug waren, sprang er auf, um sich gleich darauf auf der Armlehne neben Richard niederzulassen. „Nachdem ich Sie nun meiner guten Absichten versichert habe“, mit einem Grinsen, „wollen Sie vielleicht nachher mit uns mitkommen?“

Er wurde belustigt gemustert. „Ich weiß jetzt zwar nicht, was das eine mit dem anderen zu tun hat, aber grundsätzlich bin ich nicht abgeneigt.“ Das Lächeln wurde ausgesprägter. „Du solltest mir aber vorher noch verraten, was du überhaupt vorhast.“

„Wir gehen in der Regel ein bisschen trainieren, wenn wir in Japan angekommen sind. Um nach der ganzen Sitzerei unsere Muskeln zu lockern. Und um gegen die Müdigkeit anzukämpfen.“ Letzteres mit einem schiefen Lächeln. „Letztes Mal ging das natürlich nicht, weil wir ja Alexander im Büro abliefern mussten, aber heute können wir die Tradition fortsetzen.“

Richard sah so aus, als könnte er nicht gleich entscheiden, was er von dieser Idee halten sollte. „Was genau habt ihr denn vor“, wurde Brad dann erst einmal gefragt.

Wortlos ballte er seine Hände zu Fäusten und hob sie vor seine Brust, in einer leicht zu identifizierenden Abwehrhaltung.

Dem Älteren entgleisten die Gesichtszüge. „Boxen?“

Das Grinsen zuckte von ganz allein über sein Gesicht. „Sie können mir nicht erzählen, dass Sie Herrn Hoffmann noch nie beim Training gesehen haben.“

Richard lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust, die Zeitung blieb vergessen auf seinem Schoß liegen. „Nun, er ist es nicht, über den ich hier überrascht bin…“

„Ah, Sie meinen, Boxen ist nichts für mich?“ Belustigung blitzte in braunen Augen, als er das mit einem unschuldigen Unterton fragte.

Was ihm ein unbeeindrucktes Schnauben einbrachte. „Ganz genau, mein Lieber“, wurde unbewusst die Anrede übernommen, die er sonst in der Regel von Herrn Hoffmann zu hören bekam. „Boxen sollte doch viel zu… plebejisch… für dich sein.“

Er konnte nicht anders, als darüber zu lachen. „Ich gebe zu, dass Boxen meiner Meinung nach keine gute Wahl als Kampfsport ist, doch um sich abzureagieren ist es ausgesprochen hilfreich.“

Richard öffnete den Mund, als wollte er etwas sagen, schloss ihn aber gleich wieder und neigte stattdessen den Kopf, überlegend. Und dann erwies er sich als ausgesprochen scharfsinnig. „Der Flug, nicht wahr? Du bist nicht gerne so lange eingesperrt.“

Dieses Mal war er es, der den Kopf neigte. „Wer ist das schon“, gab er zu. „Aber wollen Sie nun mitkommen?“

Ein Lächeln zuckte um die Mundwinkel des Älteren. „Warum nicht. Auf diese Weise gerate ich wenigsrens nicht in Versuchung, mich schlafen zu legen.“

Zufrieden lächelte er zurück. Wenn er schon nicht Michael hier hatte, dann waren die beiden Männer wenigstens ansatzweise ein annehmbarer Ersatz. Brad streckte die Hand aus, um Richards Linke zu ergreifen und sie dann zu mustern. Ohne wirklich nach etwas zu suchen, er war einfach nur einem Impuls gefolgt. „Haben Sie schon mal mit Herrn Hoffmann geboxt?“, fragte er leise, während sich seine Finger um die des Älteren wölbten, so dass es diesmal Richards Hand war, die eine Faust formte.

Der andere Mann beobachtete sein Tun mit einem Hauch von Belustigung, auch wenn Brad nicht so ganz identifizieren konnte, worauf sich die bezog. „Ja, er hat mich mal dazu überredet, aber irgendwie mag ich es gar nicht, wenn eine Faust auf mich zugeflogen kommt.“ Mit einem Schulterzucken. „Rational weiß ich, dass das Training sonst nicht weniger gefährlich ist, doch in diesem Fall siegt eindeutig das Gefühl.“

„Ich verstehe, was Sie meinen.“ Wieder ein rasches Grinsen. „Allerdings sieht mein Talent genug voraus, dass ich nichts zu befürchten habe.“

Eine Augenbraue wurde hochgezogen. „Chris hat dich noch nie erwischt?“

Er schüttelte den Kopf. „Das wollte ich nicht behaupten. Aber ich bin mir sicher genug, dass er mich nicht zu hart erwischt.“

„Das glaube ich auch schon eher…“ Richard unternahm einen halbherzigen Versuch, seine Hand zurückzuerhalten, wobei Brad allerdings nicht mitspielte.

„Das können Sie auch. Und außerdem können Sie heute auch mal einen Versuch starten. Immerhin würde ich Sie warnen, bevor er ihnen zum Beispiel ein Veilchen verpasst.“

„Natürlich würdest du das… Ich denke mal drüber nach.“ Nach diesem Versprechen richtete sich Richards Aufmerksamkeit auf die Tür, an der es eben geklopft hatte. Dann kehrte der Blick der grau-grünen Augen zu ihm zurück und es stand eindeutig Belustigung in ihnen. „Jetzt musst du mich aber loslassen, unser Essen ist da.“

Widerwillig folgte er der Aufforderung, erhob sich dann aber zeitgleich mit dem älteren Mann. „Sie haben etwas bestellt?“

„Es war Chris‘ Idee. Nur etwas Leichtes, aber genug, um Energie für das Training zu haben.“

„Ausgezeichnet.“ Er war vor Richard an der Tür und öffnete, nahm der jungen Frau, die ihm entgegenlächelte, die Tüten ab. „Vielen Dank.“ Das Bezahlen allerdings überließ er dem Anderen, was Richard nicht besonders zu überraschen schien.

Kurz darauf waren sie wieder unter sich und Brad öffnete die Verpackungen, fand chinesische gebratene Nudeln mit viel Gemüse vor. „Ah, gute Idee.“ Zu Herrn Hoffmann, der offensichtlich mit der Dusche fertig war.

Ein Lächeln blitzte auf, doch die nächsten Worte waren an Richard gerichtet. „Nun hast du aber nicht viel Zeit, bevor das Essen kalt wird.“

Der zuckte nur mit den Schultern. „Keine Sorge, ich werde nicht lange brauchen.“

Herr Hoffmann, der ebenfalls schon Sportsachen anhatte, trat hinter seinen Stuhl und sah ihm zu, wie er das Essen verteilte. „Und, hast du Reik beschäftigt gehalten?“

Er überhörte geflissen den neckenden Tonfall. „Ich habe ihn überredet, nachher mitzukommen.“ Seine Hände hielten für einen Moment inne. „Haben Sie es tatsächlich noch nicht geschafft, ihn für Ihr Training zu begeistern?“

Herr Hoffmann lachte auf. „Ich habe mir nicht besonders viel Mühe gegeben, ihn zu überzeugen. Schließlich habe ich genug willige Boxpartner. Nicht jeder rümpft wie du die Nase darüber.“

„Das tue ich nicht“, wehrte er ab, während er seine Tätigkeit fortsetzte. „Ich finde Boxen einfach nicht besonders praktikabel.“

„Natürlich, pragmatisch wie immer.“ Der andere Mann zog sich einen Stuhl zurück, um dann ebenfalls Platz zu nehmen. „Aber ich tröste mich mit der Tatsache, dass du ab und zu gar nichts dagegen zu haben scheinst, deine Zeit auf so etwas Unpraktisches wie Boxen zu verschwenden.“

Er wandte sich ihm zu und schenkte ihm ein Lächeln. „Gern geschehen.“

Herr Hoffmann stutzte, lachte dann schon wieder.
 

~TBC~
 

Brad wird seinen Vorschlag, Herrn Walter ins Training einzubeziehen, ein klein bisschen bereuen…

cya, cu ^-^

"Es hätte Sie mit Ihrer Nase geradewegs auf Herrn Hoffmans Faust landen lassen"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 213/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Etwas Boxtraining und dann eine Einladung von Tanaka-san ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: *grins* Nein, etwas in der Art musst du nun wirklich nicht befürchten. Denn wie du sehen wirst, ist es dieses Mal nicht Brad, der die Schwierigkeiten anzuziehen scheint. Weswegen Brad nicht anders kann, als sich um diese Person Sorgen zu machen ^.~
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 213 „Es hätte Sie mit Ihrer Nase geradewegs auf Herrn Hoffmans Faust landen lassen“
 

Brad hatte sich auf der Bank niedergelassen, Muskeln warm und erschöpft. Und vor allem zufrieden mit der Betätigung. Weswegen er auch in aller Ruhe zusehen konnte, wie Herr Hoffmann nun gegen Richard antrat.

Letzterer fühlte sich eindeutig nicht ganz wohl in seiner Haut, doch er hatte sich überzeugen lassen, nach einer kurzen Vorbereitungsphase einen echten Trainingskampf zu wagen. Ab und zu schweiften die grau-grünen Augen immer noch zu den Händen, als könnte er nicht ganz glauben, dass sie von Boxhandschuhen umhüllt waren, doch dann konzentrierte sich Richard ganz auf seinen Freund. Seinen Gegner jetzt.

Er erwischte sich bei einem Lächeln, als er sah, wie vorsichtig Herr Hoffmann anfangs zu Werke ging, doch Richard gewann nach und nach an Selbstvertrauen und im gleichen Maße gewann der Kampf an Geschwindigkeit. Sein Körper spannte sich unwillkürlich an, als er sich in dem Austausch verlor, zu reagieren versuchte, wo er in Wirklichkeit gar nichts tun konnte.

Beide Männer steckten Treffer ein, Richard natürlich mehr als Herr Hoffmann, doch das schien keinen der beiden zu stören. Vielmehr schien es Herrn Hoffmann weiter zu ermutigen und braune Augen verengten sich, als er sah, wie die Angriffe des Älteren an Wucht gewannen. Aber natürlich mischte er sich nicht ein. Nicht, bis sein Talent ihn vor einem Fehltritt Richards warnte, der Herrn Hoffmanns Schlag an der falschen Stelle landen lassen und geradewegs zu einer gebrochenen Nase führen würde.

Brad war auf den Beinen, bevor er überhaupt die Bewegung registrierte, stieß scharf den Namen des anderen Mannes heraus. „Christian!“

Der Angesprochene erstarrte regelrecht, während Richard tatsächlich stolperte, sich dann aber rasch fing und ihn anstarrte. Um dann Herrn Hoffmann anzusehen. „Seit wann redet Brad dich mit dem Vornamen an?“ Überraschung färbte diese Frage.

Der Andere schüttelte den Kopf, musterte ihn überlegend, bevor ein Lächeln über dessen Lippen spielte, das nicht ganz echt ausfiel. „Er tut es nur, wenn er meine unbedingte Aufmerksamkeit haben will.“ Herr Hoffmann hatte sich eindeutig an die letzte Gelegenheit erinnert, als Brad seinen Vornamen benutzt hatte, und war von diesem Vergleich nicht besonders angetan.

Irgendwann musste er sich in Bewegung gesetzt haben, ohne es wirklich zu registrieren, und gleich darauf nahm er Richard die Handschuhe ab. „Sie haben genug trainiert“, teilte er dem Älteren mit.

Die bereits befreite Rechte legte sich auf seine Hand und stoppte ihn so für einen Moment. „Was ist los, Brad?“, wurde er beinahe sanft gefragt.

Er blickte von seinem Tun auf und schenkte Richard ein schnelles Grinsen, das sich nicht einmal zu gekünstelt anfühlte. „Eben, als Sie gestolpert sind… es hätte Sie mit Ihrer Nase geradewegs auf Herrn Hoffmans Faust landen lassen. Und glauben Sie mir, es wäre schmerzhaft ausgefallen.“

Richard lachte auf, nicht belustigt, sondern um den nachträglichen Schrecken zu überwinden. „In dem Fall muss ich mich wohl bei dir bedanken“, wurde schließlich gesagt.

Dieses Grinsen fiel natürlicher aus. „Ich hatte es Ihnen doch versprochen.“ Inzwischen hatte er auch den zweiten Handschuh abgezogen und Richard streckte unwillkürlich seine Finger, ballte sie zu Fäusten und streckte sie dann wieder. Als wollte er sich davon überzeugen, dass alles noch funktionierte, wie es sollte.

Erst als er das zu seiner Zufriedenheit getan hatte, wurde Brads Blick wieder erwidert. „Ja, das hattest du. Was für ein Glück für mich…“, wurde dann festgestellt und inzwischen hatte sich ein Anflug von Amüsement in die grau-grünen Augen geschlichen.

Herr Hoffmann atmete tief durch, zog damit ihre Aufmerksamkeit auf sich. „Auch wenn wir hier schnell einen Heiler gefunden hätten, bin ich trotzdem froh, dass es nun nicht erforderlich ist.“ Mit aufrichtiger Erleichterung. Und dann wurde ein Arm um Richards Schultern geschlungen. „Wie gut, dass du einen Beschützer hast.“

„Ha, das musste jetzt ja kommen…“ Doch Richard lächelte, während er das sagte. Als nächstes sprach er zu Brad. „Willst du vielleicht noch ein bisschen mit Chris kämpfen? Ich selbst habe vorerst wirklich genug…“ Wieder wurden Hände zu Fäusten geballt und Brad legte seine Hand unwillkürlich darüber, unterband die Bewegung dadurch.

„Ich denke, ich hatte genug Aufregung, um bis heute Abend ohne Probleme wach zu bleiben.“ Es sollte wie ein Scherz klingen, doch dazu kamen die Worte ein wenig zu gezwungen heraus.

Blaue Augen musterten ihn nachdenklich, dann löste sich Herr Hoffmann von Richard und trat auf ihn zu, wuschelte ihm durch die Haare. „Nun komm schon, Brad. Reik ist erwachsen, du musst dir nun wirklich keine Sorgen um ihn machen.“

Er runzelte nur die Stirn dazu, flüchtig, beschloss dann, sich keine weiteren Gedanken darüber zu machen. Schließlich war in Wirklichkeit nichts passiert und das Bild, das er immer noch sah, wenn er seine Augen für einen Moment zu lange schloss, würde auch bald verschwinden.

Also schenkte er Herrn Hoffmann als nächstes ein Lächeln und dann gaben sie ihre Ausrüstung ab, um sich anschließend auf den Weg zurück zu ihrem Apartment zu machen. Mit jedem Schritt entfernte er sich auch von der potenziellen Zukunft und tatsächlich wurde die Erinnerung an etwas, das nie geschehen war, immer schwächer. Und Brad damit gelöster.

„Haben Sie sich eigentlich schon überlegt, ob Sie morgen mit uns ins Büro kommen wollen?“

Sanfte Belustigung stand in den grau-grünen Augen. „Sollte ich mir vorhin nicht noch überlegen, ob ich irgendetwas unternehmen möchte?“

Er zog ein bisschen an der Hand des Älteren, die er nicht freigegeben hatte, so dass dieser ein etwas näher bei ihm laufen musste. „Ja schon. Aber falls nicht… das letzte Mal wollten Sie nicht allein hierbleiben, nicht wahr?“

Richard lachte, als er das hörte, nickte dann zustimmend. „Damit hast du natürlich Recht. Und ja, ich habe bereits darüber nachgedacht. Nach der langen Reise habe noch nicht die richtige Einstellung dazu, morgen Tourist zu spielen. Von daher werde ich dich gerne begleiten.“

Aus irgendeinem Grund lachte dieses Mal Herr Hoffmann, doch als er ihn fragend ansah, schüttelte der ältere Mann nur den Kopf.

Bevor er nachhaken konnte, wurde er durch eine andere Stimme abgelenkt.

„Guten Tag, Crawford-san.“

Noch bevor er sich umdrehte, wusste er, wer ihn angesprochen hatte. „Tanaka-san, was für eine Überraschung.“

Der andere Mann verbeugte sich. „Nun, nicht ganz so groß für Sie, nicht wahr?“ Mit einem kaum wahrnehmbaren Lächeln.

Brad erwiderte die Verbeugung und das Lächeln. „Möglich“, gestand er zu. „Haben Sie nach mir gesucht oder ist unsere Begegnung nur ein Zufall?“, erkundigte er sich dann.

„Ah, ersteres. Da es das letzte Mal nicht mehr geklappt hat, hat meine Frau mich losgeschickt, damit ich die Einladung erneuere – und zwar so frühzeitig wie möglich.“

„Nun, früher hätten Sie es kaum einrichten können, Tanaka-san.“ Belustigt.

„Sie sagen es. Von daher kann mir meine Frau keine Vorwürfe machen. Haben Sie heute Abend Zeit? Hoffmann-san und Walter-san sind natürlich auch eingeladen.“

Er hob eine Augenbraue. „Ich gehe davon aus, dass Ihre Frau bereits darauf eingerichtet ist?“

Seine einzige Antwort war das Neigen des Kopfes und ein Funkeln in den dunklen Augen.

Brad tauschte einen schnellen Blick mit seinen Begleitern aus und da keiner von ihnen ein Zeichen der Ablehnung machte, wandte er sich mit einem Lächeln wieder an den Japaner. „Wir nehmen Ihre Einladung gerne an, Tanaka-san.“

In der Miene des Anderen mischten sich Zufriedenheit und Erleichterung. „Ich werde Sie später abholen kommen.“ Mit einer Verbeugung verabschiedete sich der Mann von ihnen und bevor Brad einen Einwand erheben konnte, verschwand er.

„Er kommt uns abholen?“, wandte sich Richard an ihn, die Frage, die dahinter stand, offensichtlich.

Brad zuckte mit den Schultern. „Vielleicht will er sichergehen, dass wir pünktlich aufschlagen.“

Herr Hoffmann lachte auf. „Er hat dich praktisch überrannt, damit er den Wünschen seiner Frau nachkommen kann. Es ist schon beeindruckend.“

Seine Mundwinkel zuckten nach oben. „Ja, das ist es, nicht wahr?“
 

Er atmete leise aber dennoch hörbar aus, nachdem sich die Tür zu Herrn Tanakas Wohnung hinter ihnen geschlossen hatte und fand sich prompt dem amüsierten Blick seiner beiden Begleiter ausgesetzt.

„Du scheinst mir eine gewisse Anziehung auf kleine Kinder auszuüben“, zog Herr Hoffmann ihn dann auch schon auf.

„Ha, ha. Und wenn ich so weitermache, kann ich einen Kindergarten aufmachen.“ Brad sprach es aus, trocken, bevor ihm einer der anderen zuvorkommen konnte. Dann streckte er sich und unterdrückte ein Gähnen. „Der Kleine hätte schon längst im Bett sein sollen, immerhin ist er erst fünf Jahre alt.“

Richard lächelte. „Nun, er hat doch geschlafen.“

Er schenkte ihm nur einen schiefen Blick und antwortete nicht darauf, denn letztendlich hatte der Ältere Recht. Sie hatten das Essen an einem dieser typischen Bodentische eingenommen und der Junge, dessen Schüchternheit sich irgendwann zugunsten der Neugier zurückgezogen hatte, hatte sich zunächst einen Platz bei Brad gesucht um später dort einzuschlafen.

„Der Kleine konnte sich sogar noch an dich erinnern von deinem letzten Besuch hier. Das ist irgendwie beeindruckend.“ Er sollte immer noch aufgezogen werden und dennoch klang ein Körnchen Wahrheit in den Worten mit.

An den Älteren ging ein so gar nicht beeindruckter Blick, bevor Brad nach Richards Handgelenk griff. „Wir können jetzt auch schlafen gehen…“

Aus irgendeinem Grund entkam Herrn Hoffmann ein unterdrücktes Lachen und als Brad ihn neugierig ansah, war der Blick der blauen Augen auf Richard gerichtet. Er folgte ihm und entdeckte so, dass der andere Mann das Gesicht verzogen hatte. Flüchtig runzelte er die Stirn, doch es war nicht schwer herauszufinden, was passiert sein musste. Brad umfasste das Handgelenk kurz etwas fester und lenkte Richard so ab. „Lassen Sie sich von ihm nicht ärgern. Er weiß genauso gut wie Sie, wie meine Worte gemeint waren.“

Das nächste Lachen von Herrn Hoffmann war gar nicht unterdrückt, dann ruhte die Hand des Mannes für einen Moment auf Richards Schulter. Es war beinahe eine Entschuldigung, auch wenn sie nicht ausgesprochen wurde.

Brad befand sie für ausreichend, außerdem war er allmählich zu müde für irgendwelche Spielereien, weswegen er sich einfach in Bewegung setzte und Richard mit sich zog. Wie erwartet schloss sich Herr Hoffmann ihnen an und damit hatte Brad sein Ziel erreicht.
 

Am nächsten Morgen hatte er endlich das Gefühl, wirklich in Japan angekommen zu sein. Nicht nur im Land, sondern auch in der Zeit. Weswegen er Richard mit einem breiten Lächeln bedachte, als der sichtlich verschlafen die Küche betrat. „Vielleicht sollten Sie noch einmal ins Bett zurückkehren, statt mit uns ins Büro zu fahren“, schlug er ihm vor.

Der Ältere schüttelte den Kopf und ließ sich auf den Stuhl fallen, den Herr Hoffmann ihm zurückgezogen hatte. „Es geht schon.“

Brad hatte die Antwort bereits erahnt und war aufgestanden, um die Kaffeekanne von der Maschine zu holen. „Dann versuchen Sie eben, richtig wach zu werden“, meinte er belustigt, während er Richard die Tasse füllte. Anschließend setzte er sich wieder, ihm gegenüber, und stützte beide Ellenbogen auf, das Kinn auf den verschränkten Fingern. Er musterte Richard, während der vorsichtig einen ersten Schluck nahm, und sein Lächeln wich einem ernsteren Gesichtsausdruck. „Ich kann manchmal auch nicht gut schlafen, wenn ich nicht auf Rosenkreuz bin. Ich schlafe dann bei Herrn Hoffmann.“

Grau-grüne Augen hoben sich von der Tasse und Mundwinkel zuckten unfreiwillig. „Willst du mich gerade in Chris‘ Bett bekommen oder in deins, Brad?“

Er ignorierte das Schnauben, das Herr Hoffmann daraufhin ausstieß und zuckte mit den Schultern. „Das ist doch egal. Hauptsache, es hilft.“

Nun lächelte Richard. „Ich denke, ich brauche keine Hilfe. Es war nur die Umstellung.“

Daraufhin zuckte er wieder nur mit den Schultern, schließlich war der Andere alt genug, um das selbst zu wissen. Also reichte er ihm einfach nur den Korb mit den Brötchen und setzte dann sein eigenes Frühstück fort. Trotzdem konnte er nicht verhindern, dass sein Blick hin und wieder zu Richard hinüberhuschte, um sich zu vergewissern, dass es ihm wirklich gut ging. Und als sie schließlich fertig waren, hielt er Herrn Hoffmann zurück, als dieser dem anderen Mann aus der Küche folgen wollte.

Herr Hoffmann kam zu ihm, stützte neben ihm beide Hände auf der Stuhllehne ab.

„Ist es wirklich nur die Umstellung?“, erkundigte er sich leise.

Der Ältere schenkte ihm ein nachsichtiges Lächeln. „Ich kann noch weniger in seinen Kopf hineinschauen als du, mein Lieber. Aber ich gehe davon aus, dass er nichts als die Wahrheit gesagt hat. Auch wenn es wohl ein bisschen irreführend war.“

Er lehnte sich zurück und starrte zur Decke hoch, doch er sagte nichts. Natürlich konnte er sich denken, worauf Herr Hoffmann hinauswollte, doch er wollte es ausgesprochen hören.

Und sein Schweigen wurde entsprechend interpretiert. Herr Hoffmann seufzte. „Nach der Isolation auf Rosenkreuz wurde ihm gestern wieder das normale Leben vor Augen geführt. Du kannst nicht erwarten, dass er sich mit seiner Situation endgültig abfindet.“

„Unser Leben ist normal. Was die Leute Draußen treiben, ist einfach nur… langweilig.“ Beinahe störrisch.

Herr Hoffmann lachte überrascht auf. „Aus deiner Warte aus gesehen vielleicht.“ Eine Hand wurde von der Lehne gelöst und wuschelte durch seine Haare. „Und vergiss nicht, dass Reik zu eigenständig ist, um sich einfach in eine Organisation einzufügen.“ Ein Lächeln folgte. „Wenn er anders wäre, würde er dir sicher nicht gefallen.“

Damit mochte Herr Hoffmann im Allgemeinen vielleicht Recht haben, aber in diesem einen Punkt war sich Brad dessen nicht so ganz sicher. Doch es brachte nichts, sich daran festzubeißen. Er würde Richard im Auge behalten. Und Herr Hoffmann würde es zweifellos auch tun. Daher nickte er nur, kam den Stuhl zurückschiebend auf die Beine. „Dann wollen wir mal, hm?“
 

~TBC~
 

Beim nächsten Mal gibt es ein Wiedersehen mit Zwielicht – wovon Brad aus bestimmten Gründen eher weniger begeistert ist ^^

cya, cu ^-^

"Bitte nimm es mir nicht übel, wenn ich trotzdem lieber keine Bodyguards an mir kleben hätte"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 214/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Wiedersehen mit Zwielicht ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: *lach* Stimmt, bei einer ganzen Horde von Kindern – und dann auch noch Talentlosen – wäre seine Geduld schnell erschöpft. Vor allem, da er ja schon mit Erwachsenen häufig genug nur wenig Geduld hat ^^ Nur wenn ihm die Leute nicht egal sind, weiß er sich zu benehmen. Ob das aber wirklich Gelassenheit ist… na ich weiß ja nicht…
 

@Kralle: *winkz*
 

~ Alexander stand mit einem Lächeln auf und umrundete den Tisch, blieb hinter seinem Stuhl stehen. Und unterband damit Coras Versuch, ihm ein bisschen zu sehr auf die Pelle zu rücken.

Sie warf dem Blondhaarigen einen sauren Blick zu, der schnell einem Lächeln wich, als sie seine Aufmerksamkeit bemerkte. „Wir könnten auch mal ausgehen, ganz ohne einen Auftrag im Weg.“

Die Ablehnung stand ihm zwar nicht ins Gesicht geschrieben, doch Anders’ zuckende Mundwinkel sowie der plötzlich abgewandte Kopf von Dennis verrieten ihm, dass zumindest die männlichen Anwesenden eine klare Vorstellung davon hatten, was er am liebsten gesagt hätte.

Alexander nahm ihm das ab, doch er wusste nicht, ob er über die Art und Weise besonders glücklich war. Der Empath lachte leise, legte eine Hand auf seine Schulter. „Aber, aber, Cora… Du bist wirklich ein bisschen zu spät dran.“ ~
 

(Alexander, Crawford und Cora, Close Distance, Teil 182)
 

Teil 214 „Bitte nimm es mir nicht übel, wenn ich trotzdem lieber keine Bodyguards an mir kleben hätte“
 

Brad war nicht überrascht, als sie unten den Fahrstuhl verließen und sein Blick auf ein paar vertraute Gestalten fiel – das hatte sein Talent verhindert –, doch er war auch nicht besonders erfreut.

„Anders“, begrüßte er den älteren Precog mit einem knappen Nicken. „Was macht Zwielicht hier?“ Eine Frage, zu der er sich die Antwort bereits denken konnte, doch er wollte es ausgesprochen hören.

Der Andere deutete eine Verbeugung an. „Herr Jansen hat uns dazu abgestellt, für deine Sicherheit zu sorgen.“

„Wie schön für ihn“, gab er trocken zurück und hörte, wie Herr Hoffmann hinter ihm ein Lachen unterdrücken musste. „In dem Fall kann ich euch ja wieder abbestellen, nicht wahr?“

Anders‘ Mundwinkel zuckten in ein Lächeln. „Ich glaube nicht, dass das so einfach wird, denn Herr Jansen führt damit nur Herrn Schneiders Befehl aus.“

Er schnitt _keine_ Grimasse. Natürlich hatte Michael kein Wort darüber verloren, bevor er abgereist war. Und Brad wusste sehr genau, dass es sich der Ältere nicht anders überlegen würde. „Dann bleibt wenigstens außer Sicht“, winkte er ab, etwas, worauf Anders mit einem weiteren Lächeln reagierte.

„Natürlich, das hatten wir sowieso vor. Ich wollte nur so höflich sein, dich von Anfang an auf unsere Anwesenheit aufmerksam zu machen. Schließlich hättest du uns früher oder später sowieso bemerkt.“

Etwas widerwillig erwiderte er das Lächeln. „Und meine Reaktion darauf wolltest du dir lieber ersparen, hm?“

Dieses Mal neigte Anders zunächst nur den Kopf, Amüsement in den grauen Augen. Dann aber wurde noch etwas hinzugefügt. „Mein Talent hat mich davor gewarnt, es auf diese Weise zu versuchen.“

„Und es hatte damit zweifellos Recht…“ Leise, aber er wurde dennoch verstanden. Mit einem lautlosen Seufzen wandte er sich dann zu seinen Begleitern um. „Sie kennen sich ja bereits“, meinte er zu Herrn Hoffmann hin, bevor sich sein Blick auf Richard richtete. „Aber ich denke, Sie haben Alexanders Team letztes Jahr nicht kennengelernt, hm? Das ist Herr Essner, der Teamleader.“

Die beiden tauschten eine kurze Begrüßung aus, dann ergriff Brad wieder das Wort, sich an Anders wendend. „Du solltest besser ein Auge auf sie haben. Ich kann auf mich selbst aufpassen.“ Ohne jegliche Belustigung, denn er wollte an dieser Stelle durchaus ernstgenommen wurde.

Was bei Anders auch so ankam, wie ihm die sich weitenden grauen Augen verrieten.

Mit dieser Reaktion zufrieden erlaubte er sich nun, sich auch auf das restliche Team zu konzentrieren und damit kehrte das Lächeln zurück. „Es freut mich, euch wiederzusehen, Cora, Dennis.“

Die Pyrokinetin musterte ihn ausführlich, erwiderte dann sein Lächeln. „Ebenso. Auch wenn ich wünschte, die Umstände wären weniger offiziell.“ Den warnenden Blick von Anders ignorierte sie mühelos.

Brad beschloss es mit Humor zu nehmen, was letztendlich hieß, dass er die Worte mehr oder weniger ignorierte, stattdessen tauschte er ein Nicken mit Dennis aus. Und dann war die Reihe an Alexander.

Der Empath war ungewohnt zurückhaltend gewesen, doch nachdem er seine gesamte Aufmerksamkeit auf den Gleichaltrigen gerichtet hatte, konnte er genau die unterdrückte Energie wahrnehmen, die von Alexander ausstrahlte. Anscheinend wusste der Andere nicht so ganz, wie viel er sich erlauben durfte, doch ein kurzer Blickkontakt genügte, um ihn eine Entscheidung treffen zu lassen.

Einen Herzschlag später fand Brad sich in einer rippenzusammendrückenden Umarmung wieder, weswegen sein Lachen ein wenig atemlos ausfiel. „Hallo Alex, wie es aussieht, bist du gut im Training geblieben.“

Der Andere lachte nur in einem dumpfen Laut auf, verstärkte die Umarmung noch für einen Moment, bevor er zurücktrat. Arme fielen jetzt nutzlos nach unten und Alexander sah so aus, als wünschte er sich, dass die Trennung nicht erforderlich gewesen wäre. Aber er war nicht dumm genug, so etwas zu sagen, rang sich schließlich ein Lächeln ab. „Schön, dass du dich mal wieder blicken lässt.“

„Hm… bitte nimm es mir nicht übel, wenn ich trotzdem lieber keine Bodyguards an mir kleben hätte.“

Das darauf folgende Grinsen war eindeutig echt. „Nehm ich nicht, keine Sorge.“
 

Sobald er allein mit Herrn Hoffmann und Richard in ihrer Limousine saß, atmete er tief durch, ließ dann den Kopf einfach nur nach hinten fallen, so dass sein Blick an der völlig uninteressanten Innenseite des Wagendachs hängenblieb.

„Du bist doch nicht schon am frühen Morgen erschöpft?“, klang Herrn Hoffmanns belustigte Stimme auf und zog damit seine Aufmerksamkeit und seinen Blick auf den älteren Mann.

„War es das, was Michael mit Ihnen noch besprochen hatte?“, stellte er eine Gegenfrage, statt auf die Bemerkung zu reagieren.

Herr Hoffmann tat so, als würde er auf seinem Sitz zurückrutschen, um so etwas mehr Raum zwischen sie zu bringen. Sicherheitsabstand sozusagen. „Es mag sein, dass Herr Schneider so etwas erwähnt hat. Aber Herrn Jansen hat er persönlich angerufen. Also lass deinen Unmut nicht an mir aus.“

Richard lachte unwillkürlich auf und Brad spürte, wie auch seine Mundwinkel in ein Lächeln kurvten. „Ich werde darüber nachdenken“, gestand er dem Älteren dann zu.

Der erwiderte sein Lächeln, wurde dann aber geschäftlich und zog wie üblich den Terminplaner hervor. „Wie du weißt, wartet Herr Kotegawa darauf, dass du bei ihm vorbeischaust, aber hauptsächlich steht heute ein Rundgang durch die verschiedenen Abteilungen an. Herr Jansen und Frau Bremer sind der Meinung, dass die ganz normalen Mitarbeiter dich auch mal wieder zu Gesicht bekommen sollten.“

Bevor Brad etwas dazu sagen konnte, ergriff Richard das Wort. „Ist das als Belohnung oder als Drohung gedacht?“

Herr Hoffmann zog eine amüsierte Augenbraue hoch. „Darüber möchte ich nicht spekulieren. Aber du hast heute sicherlich die Gelegenheit, deine Frage an die beiden zu richten.“

Richard hob nur abwehrend die Hände und jetzt war es Brad, der etwas sagte, mit einer vollkommen ernsten Miene. „Ich denke, das wird nicht erforderlich sein. Schließlich leisten die Leute so gute Arbeit, dass es nur eine Belohung sein kann.“

„Nun, dann musst du dich aber auch zu ein paar anerkennenden Worten herablassen, so schwer es dir auch fällt.“ Richard wollte ihn eindeutig aufziehen.

Er erlaubte dem Amüsement nicht, sich auf seiner Miene abzuzeichnen, verschränkte stattdessen die Arme vor der Brust. „Lob gibt es, wo es angebracht ist.“

Dafür erhielt er wieder ein Lächeln. „Dann will ich mal davon ausgehen, dass du später auch an deine eigenen Worte denkst.“

„Vielen Dank für Ihr Vertrauen.“ Eine kurze Pause. „Endlich.“ Anschließend blitzte ein schnelles Grinsen auf, bevor der Blick brauner Augen wieder auf Herrn Hoffmann fiel und ihm so die Gelegenheit gab, endlich fortzufahren.

Dieser räusperte sich zunächst, ein Lächeln hinter der vorhaltenen Hand verbergend, las dann weiter vor, um schließlich mit einem schon traditionellen Punkt zu enden. „Herr Moriyama hat dich wieder nachdrücklich eingeladen und hinzugefügt, dass es ein Abend mit den Fujimiyas sein wird. Meine Person ist natürlich eingeschlossen und sofern dich wie im Vorjahr Herr Walter begleitet, dann dieser auch.“ Blaue Augen suchten seinen Blick. „Falls du es noch nicht gemerkt hast: es ist eindeutig kein Geschäftsessen.“

„Danke für den Hinweis“, erwiderte er trocken, nickte dann. „Vereinbaren Sie mit ihm einen Termin, der uns allen passt.“ Gleich darauf griff er nach Richards Hand, umschloss sie mit seinen eigenen. „Sie wollen doch auch mitkommen, nicht wahr?“

„Es sollte mir schwerfallen, die Einladung abzuschlagen.“

„Im wahrsten Sinne des Wortes“, fiel Herr Hoffmann ein. „Brad würde sonst garantiert so lange auf dich einreden, bis er dich überzeugt hat.“

„Ja, genau in diese Richtung gingen meine Gedanken auch…“ Richard tauschte mit Herrn Hoffmann ein Lächeln auf seine Kosten aus, doch Brad ignorierte das mit Bravour, spielte lieber mit der Hand, die er eingefangen hatte.

Er spürte, wie der Blick grau-grüner Augen auf ihm ruhte, doch der Ältere unternahm keinen Versuch, ihm die Hand zu entziehen. Weswegen er heimlich in sich hineinlächelte. Wie in vielen Dingen ließ ihm Richard hier seinen Willen.

Zu seiner leichten Überraschung hatte Herr Hoffmann aber noch etwas hinzuzufügen. „Es gibt dieses Jahr noch eine Einladung. Herr Fukako hat dich zu einer Veranstaltung seiner Firma eingeladen.“

Überlegend neigte er den Kopf. „In dem Fall sollten Sie wohl Kontakt mit dem New Yorker Büro aufnehmen und sich erkundigen, wie die aktuellen Entwicklungen sind.“

Amüsement schlich sich in blaue Augen. „Die Anforderung ist bereits abgeschickt und Frau Collins hat eine schnelle Rückmeldung versprochen. Deinen Worten darf ich dann wohl entnehmen, dass du hinzugehen gedenkst?“

„Wenn es sich mit keinem anderen Termin überschneidet, sollten wir die Gelegenheit nutzen. Schließlich schadet es nichts, wenn wir unsere geschäftlichen Beziehungen hier weiter ausbauen, auch wenn es nicht über das Japanische Büro läuft.“

„Hm, geschäftstüchtig wie immer. Ich werde mein Bestes geben, dass nichts dazwischenkommt.“

Brad lächelte, lehnte sich dann zurück. „Das klingt auf jeden Fall nach ein paar ausgefüllten Tagen. Ich hoffe, uns bleibt noch die Zeit für einen gemeinsamen Ausflug mit Richard.“

Herr Hoffmann grinste flüchtig seinen Freund an. „Das wird sich garantiert einrichten lassen.“

Erst als sie am Ziel angelangt waren und den Wagen verließen, bestand Richard auf seine Freiheit und Brad gewährte sie ihm nach nur minimalem Zögern, um anschließend zu warten, bis Zwielicht zu ihnen aufgeschlossen hatte.

„Wollt ihr eigentlich im Büro auch die ganze Zeit hinter mir herrennen? Ich denke, Herr Tanaka könnte sich leicht angegriffen fühlen.“

Anders zog eine Augenbraue hoch. „Das wage ich zu bezweifeln. Aber davon abgesehen kann ich dich sowieso beruhigen, hier bestehen keinerlei Sicherheitsbedenken, nicht einmal, wenn es um dich geht.“ Der Ältere stoppte kurz. „Zitat Herr Jansen, ich mag gar nicht erst darüber nachdenken, was dahinter steckt.“

„Weise Worte“, hörte er als einziger Richard murmeln und schenkte ihm daraufhin ein schnelles Lächeln. Dann aber war es an der Zeit, die Scherze hinter sich zu lassen und sich stattdessen der Arbeit zuzuwenden.

Sowohl Petra als auch Martin erwarteten ihn drinnen, Petra mit einem Grinsen, Martin mit einem sichtlich vorsichtigeren Gesichtsausdruck.

Er trat auf die beiden zu und verschränkte die Arme vor der Brust, ließ dann eine Augenbraue in einer stummen Frage nach oben wandern.

Was Petra problemlos ignorierte. „Willkommen zurück in Japan, Brad. Ich hoffe, du sparst dir dieses Jahr die Abenteuer.“

Martin ließ bei dieser Begrüßung den Kopf hängen, als hätte er genau so etwas befürchtet, sah aber überrascht wieder auf, als Brad nur darüber lachte.

„Ich werde mein Möglichstes tun, auch wenn ich keine Versprechungen abgebe.“

„Natürlich“, meinte Martin, bevor Petra noch etwas sagen konnte. „Und ich hoffe, dass die Begleitung dir nicht zu viele Umstände bereitet.“

Sein Lächeln geriet ein wenig schief. „Geschickt ausgedrückt, hm? Aber Anders hat zumindest versprochen, unauffällig zu bleiben.“ Das Lächeln gewann an Ausdruck. „Ich werde es dich wissen lassen, falls ich unzufrieden bin.“

Nun war es Martins Lächeln, das verrutschte, und selbst in die dunkelbraunen Augen von Petra trat für einen Moment Vorsicht, bevor sie das Gefühl fast sichtlich abschüttelte. „Vielleicht möchtest du jetzt Herrn Kotegawa begrüßen gehen. Und dann bräuchten wir beide dich noch für einen Moment. Es geht um Neuigkeiten hinsichtlich der Aktivitäten einer bestimmten Gruppe."

Die Formulierung war zwar absolut neutral gehalten, doch Brad wusste, worauf Petra hinaus wollte. Und das war ein Gespräch, für das er auf jeden Fall Zeit haben würde. Da sie aber nicht unter sich waren, blieb seine Reaktion ein knappes Nicken.

Was Petra mit einem schmalen Lächeln quittierte, bevor sie in ihren gewohnten Modus zurückschaltete. "Die Abteilungsleiter sehen deinem Besuch mit Spannung entgegen.“ Ihre Mundwinkel zuckten, als sie das sagte und hinter Brad klang ein unterdrücktes Schnauben auf.

Als er sich umdrehte, taten sowohl Richard als auch Herr Hoffmann, als könnten sie kein Wässerchen trüben, und braune Augen verengten sich kurz. „Wollten Sie etwas sagen?“

„Ganz und gar nicht, Herr Crawford“, war es Herr Hoffmann, der antwortete. Korrekt wie immer in der Anwesenheit anderer, aber da diese anderen Petra und Martin waren, hatte Brad dafür nur einen unbeeindruckten Blick übrig. Als nächstes wandte er sich Richard zu. „Und Sie wollen immer noch mitkommen?“

Belustigung blitzte in grau-grünen Augen auf. „Das werde ich mir nicht entgehen lassen.“

Herr Hoffmann grinste beinahe, als er das hörte. „Dann pass mal auf, dass Brad nicht vorfristig Schluss zu machen versucht. Er hat nämlich von kleinauf wenig von Bürobesichtigungen gehalten.“

Alle außer Richard wussten natürlich genau, worauf Herr Hoffmann anspielte, auch wenn die Frage blieb, woher Herr Hoffmann es wusste. Brad musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, dass Petra und Martin gerade lächelten.

Richard hingegen sah zwischen ihnen hin und her, dann kehrte der Blick zu ihm zurück und er lachte über Brad.

Irgendwo konnte er nicht so Recht den Humor in der Situation sehen, was sich darin niederschlug, dass er wieder die Arme vor der Brust verschränkte. „Sind Sie heute darauf aus, mich zu ärgern, Richard?“

„Nichts läge mir ferner“, wurde mit einem feinen Lächeln erwidert.

Er glaubte ihm natürlich kein Wort, hatte aber nicht vor, sich auf irgendwelche kindischen Spielchen einzulassen. Oder zumindest nicht auf dieses. Beinahe unerwartet zuckte ein Lächeln um seine Mundwinkel und er griff nach der Hand des Älteren. Womit sie zumindest Punktegleichstand hatten. „Kommen Sie, das letzte Mal haben Sie Herrn Kotegawa nicht getroffen, nicht wahr?“

Der andere Mann ließ sich mehr oder minder bereitwillig mitziehen. „Richtig. Das könnte daran liegen, dass das für ihn nur Zeitverschwendung wäre.“

„Es ist keine Zeitverschwendung, Sie kennenzulernen“, belehrte er ihn.

Woraufhin Richard nur lachte. Aber zumindest kamen keine seltsamen Einwände mehr.

Da sich ihnen die anderen inzwischen angeschlossen hatten, richtete sich seine Aufmerksamkeit auf die beiden Leiter des Büros. „Habt ihr inzwischen eigentlich euren dritten Mann gefunden?“ Die letzte Entscheidung darüber würde natürlich auf Rosenkreuz getroffen werden, doch sie hatten nicht vor, den beiden jemand Unpassenden aufzudrängen.

Martin seufzte. „Es gestaltet sich ein wenig schwierig. Wir haben jemanden im Auge, aber wir wollen, dass er noch mehr Erfahrung auf der Straße sammelt.“

„Du meinst, weil ihr keine habt?“

Der Telekinet lächelte. „Ja, um genau zu sein, ist das der Grund.“

Sein Talent blitzte auf und er nickte. „Eine ausgezeichnete Idee...“
 

~TBC~
 

Hm, die Bürobesichtigung wird interessanter, als Brad im Moment ahnt ^^

cya, cu ^-^

"Wenn wir es tun, dann werden sie so sehr durchleuchtet, dass sie ein Jahr danach noch glühen"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 215/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Brad macht eine Entdeckung ^^#

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Wenn gar nichts passieren würde, wäre es ja auch langweilig, nicht wahr? *grins*
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 215 „Wenn wir es tun, dann werden sie so sehr durchleuchtet, dass sie ein Jahr danach noch glühen“
 

„Vielen Dank für die Führung, Frau Stone. Und vergessen Sie nicht, mir die Auswertungen zu schicken.“

„Das werde ich ganz bestimmt nicht.“ Sie lächelte zufrieden. „Immerhin möchte ich Sie von dem Projekt überzeugen.“

Brad nickte. „Ich habe keinerlei Zweifel am Gelingen.“ Wenn es nur bei dieser Entdeckung bleiben würde, hätte sich der Rundgang schon gelohnt. Denn ihm war bewusst, dass Frau Stone ihre Pläne – wenn auch nicht völlig zurückgehalten, so doch noch eine ganze Weile gezögert hätte, sie weiter nach oben zu reichen. Und das bisschen, was er gesehen hatte, war sehr vielversprechend. Es würde ihnen erlauben, ihre Geschäfte hier weiter auszubauen.

Sein Blick, der bei dieser Überlegung kurz abwesend geworden war, fokussierte sich wieder, als ihn irgendein Impuls den Kopf wenden ließ. Die Frau, auf die sein Blick jetzt fiel, hatte nichts Besonderes an sich, nichts was seine Aufmerksamkeit erregen sollte, und trotzdem hatte irgendetwas an ihr genau die eingefordert.

Auf sein Interesse wurde schnell mit einem Lächeln reagiert, doch anders als bei Frau Stone erreichte es nicht die Augen der Frau.

Und prompt spürte er, wie seine Mundwinkel erwidernd nach oben kurvten, mit genauso wenig Aufrichtigkeit dahinter. „Bevor ich gehe, möchte ich noch ein paar Worte mit Ihrer Mitarbeiterin wechseln…“ An Frau Stone gerichtet, ohne sie anzusehen. Nein, sein Blick blieb fest auf die andere Frau, eine Japanerin, gerichtet.

„Ganz wie Sie wünschen, Herr Crawford.“ Etwas überrascht vielleicht, doch keineswegs misstrauisch.

Anders als Brad und, wie er aus den den Augenwinkeln wahrnehmen konnte, auch Herr Hoffmann. Der ältere Mann hatte sein Verhalten richtig interpretiert, während Richard noch ahnungslos war.

Und dann war da noch die Empfängerin seiner Aufmerksamkeit, in deren Blick Unsicherheit aufflackerte, bevor ihre Augen kurz abschweiften, zum Schreibtisch hin.

„Bitte, öffnen Sie die Schublade“, bot er ihr immer noch lächelnd an.

„Was..?“ Frau Stone musterte die Szene und die Verwirrung wich einem leisen Verdacht. „Misawa-san, Sie haben sicher nichts zu verbergen.“ Die Stimme war deutlich durch Frost heruntergekühlt.

Dunkle Augen verschmälerten sich, als die Japanerin ihre Situation kalkulierte und eine Entscheidung traf. Und jeder andere wäre vielleicht von dem darauf folgenden Angriff überrascht worden, Brad jedoch verlor nicht einmal sein Lächeln.

Er trat lediglich einen halben Schritt zurück, verlagerte sein Gewicht und empfing den harten Schlag mit seinem Unterarm, lenkte die hineingelegte Kraft mühelos ab. Und beim Gegenangriff hielt er sich ganz sicher nicht zurück, weil er es mit einer Frau zu tun hatte.

Frau Misawa hatte von einem Ausländer anscheinend nicht erwartet, dass er sich wehren würde und er durchbrach ihre Abwehr problemlos. Mit dem Handballen zielte er direkt in ihren Magen, als wollte er durch sie hindurchschlagen, und der äußere Eindruck erzeugte genau dieses Bild, als sie über seiner Hand zusammenklappte. Bevor sie sich auch nur ansatzweise erholen konnte, hatte er ihren Arm in einem festen Griff und nach einem kräftigen Ruck war er ausgekugelt. Das sollte sie vorläufig von weiteren Dummheiten abhalten.

Zufrieden mit seiner Arbeit trat er zurück und zufällig traf sein Blick auf grau-grüne Augen.

Richard war blass geworden, griff sich an die eigene Schulter. Brad musste kein Telepath sein, um genau zu wissen, woran der Ältere gerade dachte und Frau Misawa für den Moment ignorierend trat er auf ihn zu. Seine Hand senkte sich auf die des anderen Mannes und er lehnte sich zu ihm vor, als er nur für sie beide verständlich etwas sagte. „Dr. Stephenson hat damals ganze Arbeit geleistet. Ihre Schulter ist vollständig verheilt und sie tut ganz sicher nicht mehr weh.“

Die Hand unter seiner entkrampfte sich nach kurzem Zögern und dann reagierte Richard auf sein Lächeln, das natürlich nichts mehr mit dem gegenüber Frau Misawa gezeigten gemein hatte. „Ich bin in Ordnung“, wurde ihm versichert.

Sein Lächeln vertiefte sich. „Ich wusste das bereits. Aber Sie schienen das für einen Moment vergessen zu haben.“

Richards Blick flackerte kurz zu der Frau, die in die Knie gegangen war und nicht so aussah, als würde sich in nächster Zeit etwas daran ändern. „Das kannst du mir nicht wirklich verübeln…“

„Natürlich nicht.“ Brad drückte noch die Hand des Älteren, bevor er seine eigene etwas widerwillig nach unten sinken ließ.

Dieses Mal blieb der Blick auf ihn gerichtet. „Was hat sie eigentlich angestellt?“

Er erlaubte sich ein knappes Schulterzucken. „Das weiß ich noch nicht genau.“

Ein etwas ungläubiges Auflachen quittierte diese Worte. „Aber was sollte das Ganze dann?“

„Das sollten Sie besser Frau Misawa fragen, hm? Mich hatte lediglich etwas in ihrem Verhalten aufmerksam gemacht.“ Eine kurze Pause. „Sie hat zu sehr versucht, nicht aufzufallen.“

Richard zwinkerte, lächelte dann etwas schief. „Stimmt, die anderen Mitarbeiter hier haben es zwar nicht auffällig getan, aber deinen Blick auf sich ziehen wollten sie schon.“

Inzwischen war natürlich auch Herr Hoffmann nähergetreten und konnte sich einen Kommentar dazu nicht verkneifen. „Anscheinend sammelt er seine Fans nicht nur unter den Kindern.“

Brad verdrehte die Augen, als die beiden ein Lächeln austauschten. „Ja, sehr witzig.“ Dann wurde sein Ausdruck kühler. „Aber jetzt sollte ich mich wohl erst einmal um Frau Misawa kümmern.“

Ein fast arrogantes Lächeln kurvte seine Mundwinkel, als er neben ihr in die Hocke ging. „Ich hoffe, Sie sind inzwischen ausreichend zu Atem gekommen, um mir ein paar Fragen zu beantworten.“ Niemand, der ihn kannte, würde sich von seinem liebenswürdigen Tonfall täuschen lassen. Und Brad hatte nicht einmal vor, die Japanerin zu täuschen.

Diese warf ihm etwas zu, was wohl ein verächtlicher Blick sein sollte, doch es stand zuviel Schmerz in den dunklen Augen, um ihn wirkungsvoll ausfallen zu lassen. „Ich habe nicht vor, mit Ihnen zu reden“, brachte sie dann kühl hervor.

Brads Lächeln wurde ausdrucksvoller. „Sie sind noch nicht lange hier, hm? Es ist nämlich so, dass es völlig egal ist, was Sie wollen. Wir werden alles aus Ihnen herausholen, was wir wissen möchten.“ Damit streckte er eine Hand aus und klopfte hier auf die Schulter, eine Geste, die hätte freundlich wirken können, wenn es sich nicht ausgerechnet um ihre ausgekugelte Schulter gehandelt hätte.

Frau Misawa konnte nicht anders, als unter der Berührung zusammenzuzucken und ihr Gesicht verlor noch mehr Farbe.

„Crawford-san?“

Die leise Frage lenkte ihn von der Frau ab und sich aufrichtend drehte er sich zu dem Neuankömmling um. „Tanaka-san, Sie waren schnell hier.“

Ihr Sicherheitschef zeigte ein schmales Lächeln. „Ich bin umittelbar verständigt worden und habe mich natürlich sofort auf dem Weg gemacht.“ Der Blick wanderte kurz nach unten, zu Frau Misawa. „Soll ich sie Ihnen abnehmen?“

„Hm, noch nicht.“ Zuerst wollte er noch einen Blick auf die Schublade werfen, oder um genauer zu sein, auf deren Inhalt. Doch als er sein Vorhaben in die Tat umsetzen wollte, hielt ihn Herrn Hoffmans Hand auf seinem Unterarm zurück. Fragend zog er eine Augenbraue hoch.

„Was, wenn es etwas Gefährliches ist?“

Er atmete in einem belustigten Laut aus. „Auch wenn ich mich frage, wie Frau Misawa es bis hierher geschafft hat, so bezweifle ich doch stark, dass sie etwas an Herrn Tanaka vorbeischmuggeln konnte.“

Der Japaner reagierte auf seine Worte mit einem resoluten Nicken, trat aber dennoch an ihm vorbei, um selbst den Schreibtisch zu untersuchen, mit ebenso exakten wie ruhigen Bewegungen. Doch als er schließlich fündig wurde, ließ er Brad den Vortritt.

Er nahm den USB-Stick aus der Schublade und ein Blick reichte, um die vom Büro verwendete Standardausführung zu identifizieren. Unwillkürlich lachte er auf, warf den Stick kurz hoch, um ihn gleich wieder aufzufangen. „Konkurrenzspionage, ist das Ihr Ernst?“

Frau Misawa starrte ihn nur an, stumm bleibend.

Seine Miene verlor jeden Ausdruck und braune Augen wurden kühl und distanziert. „Ich dachte ja zuerst, Sie wären gut genug, um nicht gleich ertappt zu werden. Aber anscheinend sind Sie ganz einfach so dumm, dass man gar nicht erst auf die Idee kam, Sie zu verdächtigen.“ Wieder ging er in die Hocke und hielt ihr den USB-Stick praktisch unter die Nase. „Wir verwenden hier nicht zufällig dieses bestimmte Modell. Unsere Computer akzeptieren keine anderen Datenträger. Und nur unsere Systeme können sie lesen. Sie hätten eventuell mit dem Ding hier aus dem Büro spazieren können“, er verschwieg an dieser Stelle, dass der Versuch aus bestimmten Gründen höchst wahrscheinlich wenig erfolgreich ausgefallen wäre, „doch niemand hätte etwas mit den Informationen darauf anfangen können.“ Dieses Mal klopfte er ihr nicht auf die Schulter, sondern umfasste sie, drückte mit voller Absicht zu und ignorierte ihren Versuch, seinem Griff zu entkommen. „Anscheinend waren Sie noch nicht erfolgreich mit Ihrer Suche, ansonsten hätten Sie bereits versucht, die Informationen nach draußen zu schaffen. Wonach also haben Sie gesucht?“ Bevor sie überhaupt eine Antwort verweigern konnte, intensivierte er den Druck. Aber es war etwas in seinem Blick, das schließlich alle Energie aus ihr entweichen ließ.

„Es war nichts Bestimmtes. Ich sollte herausfinden, nach welchem Verfahren Sie Ihre Geschäftsanalysen durchführen.“ Ihre Stimme klang atemlos.

Er stieß sie zurück, bevor er wieder auf die Beine kam. Kein Wunder, dass sie bisher keinen Erfolg hatte, denn dafür war sie in dieser Abteilung falsch. Frau Stone war dafür zuständig, ihre eigenen Tätigkeiten ständig zu prüfen und auszuweiten und nicht für Analyse von Fremdunternehmen. Das war höchstens mal ein Nebeneffekt.

„Jetzt können Sie sich um sie kümmern, Tanaka-san. Finden Sie heraus, seit wann Frau Misawa dieser Nebenbeschäftigung nachgeht und warum wir nicht früher darauf gestoßen sind.“

Der Japaner half der Frau unsanft auf die Beine und begleitet von zwei anderen Sicherheitsmännern wurde sie aus dem Raum geführt. „Ich werde Ihnen so schnell wie möglich Bericht erstatten, Crawford-san.“ Nach einer Verbeugung folgte der ältere Mann ihnen.

Als nächstes zog Frau Stone seine Aufmerksamkeit auf sich. „Ich bitte um Entschuldigung dafür, dass ich nichts gemerkt habe.“

„Sie hat noch nichts getan, nicht wahr, außer vielleicht ein paar Fragen zu stellen. Und das ist nicht unbedingt verdächtig. Wie also hätten Sie etwas merken sollen?“ Sein Blick blieb kühl, als er das sagte, doch er meinte es durchaus ernst.

Was Frau Stone aber nicht besonders zu trösten schien, auch wenn sie auf seine Worte hin nickte.

Brad verabschiedete sich, dieses Mal endgültig und war wenig überrascht, als er draußen auf Petra und Martin traf. Als letzterer etwas sagen wollte, schüttelte er nur kurz den Kopf, befahl ihnen dann mit einer knappen Geste, ihm zu folgen.

Erst als sich die Tür zu seinem Büro hinter ihnen geschlossen hatte, wandte er sich abrupt um und brachte die beiden zu einem ebenso abrupten Stopp. Brad sagte nicht gleich etwas, musterte Petra und Martin nur, während er mit einem kleinen Teil seiner Aufmerksamkeit verfolgte, wie Richard sich möglichst weit entfernte, ans Fenster trat, und sich damit deutlich aus dem Ganzen heraushielt. Herr Hoffmann hingegen war wie immer an Brads Seite.

Martin erwiderte seinen Blick ernst und selbst Petras Miene zeigte nichts von ihrer gewohnten Offenheit. „Ich habe keine Entschuldigung“, wurde schließlich gesagt.

Finger klopften gegen die Naht seiner Hose, als sie sich unwillkürlich um die nicht vorhandene Gerte schließen wollten. „Es war nicht Frau Stones Job, aber eurer sehr wohl.“ Er suche Petras Blick. „Und in diesem Fall deiner im Besonderen.“ Denn was man von einer Talentlosen nicht erwarten konnte, das konnte man von einer Empathin schon.

Zumindest suchte sie nicht nach Ausreden, sondern nickte nur. „Wir werden den Rhythmus unserer Überprüfungen auf jeden Fall intensivieren. Und auch sonstige Lücken schließen, soweit Herr Tanaka sie identifizieren kann.“

Brad atmete tief durch, entspannte sich dann etwas. Denn wenn er fair war, dann konnte er im Moment nicht mehr von den beiden verlangen. „Gut“, meinte er daher leise, bevor er eine erste Frage stellte. „Weiß einer von euch aus dem Kopf, woher sie kommt?“

Es war Martin, der an dieser Stelle nickte. „Sie kommt von Eszett, wir nehmen so wenig Externe wie möglich. Und wenn wir es tun, dann werden sie so sehr durchleuchtet, dass sie ein Jahr danach noch glühen.“ Letzteres wurde von einem vorsichtigen Heben der Mundwinkel begleitet und Brad lächelte ebenfalls.

„Das ist wenigstens etwas…“ Der Ernst kehrte zurück. „Aber damit ergibt sich ein anderes Problem. „Denn wenn sie nicht von Anfang an ein Maulwurf war, heißt das, dass sie abgeworben wurde.“

„Und wenn es ein Mal passiert ist, kann es wieder passieren.“ Martins Miene war jetzt ebenfalls grimmig. „Vielleicht sind wir ein wenig zu selbstgefällig geworden, da bisher niemand gewagt hat, uns auf diese Weise anzugreifen.“

„Wir werden dafür sorgen, dass es auch niemand mehr tut. Also werden wir den Verantwortlichen finden und ein Exempel an ihm statuieren.“ Die Empathin strahlte regelrecht Angriffslust aus.

Ein sehr schmales Lächeln kurvte daraufhin seine Mundwinkel. „Natürlich. Und vielleicht solltet ihr euch so schnell wie möglich darum kümmern, dass man ihn findet, hm?“

Seine kaum verhüllte Aufforderung wurde natürlich sofort verstanden und so verabschiedeten sich die beiden rasch, ganz froh darüber, seiner Gegenwart zu entkommen.

Brad ging mit wenigen schnellen Schritten zu seinem Schreibtisch und ließ sich in seinen Sessel fallen. „Das ist unerfreulich“, meinte er schließlich.

Richard wandte sich von dem Ausblick ab und ihm zu. „Ist es wirklich das erste Mal, dass jemand euch auszuspionieren versucht?“

Sein Lächeln fiel etwas bösartig aus, wie ihm die sich weitenden grau-grünen Augen verrieten. „Wir machen kein Geheimnis daraus, dass wir dem Eszett-Netzwerk angehören. Und unsere Konkurrenz hat früh gelernt, dass man uns besser in Ruhe lässt.“

Herr Hoffmann trat neben seinen Freund. „Es müsste dir bei deinen eigenen Geschäften aufgefallen sein, Reik…“

Der andere Mann schien in sich hineinzulauschen, dann zuckten seine Mundwinkel, allerdings ohne viel Humor dahinter. „Ja, das würde ein paar Dinge erklären.“

Brads Lächeln war ganz und gar echt.
 

~TBC~
 

Zur Entschuldigung der Japanerin muss ich sagen, dass sie nicht wirklich freiwillig so gehandelt hat…

cya, cu ^-^

"Da stellt sich irgendwie die Frage, warum Sie unliebsame Konkurrenten nicht häufiger auf diese Weise aus dem Weg räumen"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 216/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Zu Besuch bei den Moriyamas ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@acidalia: Vielen Dank für deinen Commi! Es freut mich sehr, dass du den Weg zu meinen Fanfics gefunden hast – und ein Fan von meinem OC geworden bist ^^ Wie du sicher beim Lesen gemerkt hast, kann ich mir WK ohne Michael Schneider inzwischen nicht mehr vorstellen ^^# Und CotM ist auch einer meiner besonderen Lieblinge, weil es meiner Meinung nach einen besonderen Fluss hat – die Story habe ich damals in einem Anfall unglaublicher Schreibwut in sehr kurzer Zeit runtergeschrieben, was mir seitdem nicht mehr gelungen ist.

Falls du auch englische Fanfics liest, schau bei Mami-san auf ihrer Seite Patterns of Blood vorbei, bei ihr habe ich mir das mit den langen durchgängigen Handlungssträngen abgeschaut. ^.~ Einige ihrer Werke können aber etwas deprimierend sein o.o *vorwarn*
 

@Jemma: So, dieses Mal ist weniger die Arbeit als vielmehr das Vergnügen dran. ^^ Schließlich braucht Brad auch mal eine Auszeit. Obwohl er auch hier mit Beschlag belegt wird *lach*
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 216 „Da stellt sich irgendwie die Frage, warum Sie unliebsame Konkurrenten nicht häufiger auf diese Weise aus dem Weg räumen“
 

„Willkommen in unserem Haus, Crawford-san.“ Es war Herr Moriyama persönlich, der ihnen die Tür öffnete.

Brad erwiderte die Verbeugung mit einem Lächeln. „Vielen Dank für die Einladung, Moriyama-san. Ich hoffe, wir bereiten Ihnen nicht zu viele Umstände.“

Der Blick der dunklen Augen, die ihn nun musterten, war überraschend ernst. „Es sollte Ihnen schwerfallen, mir Umstände zu bereiten“, wurde dann erwidert.

Er nahm die Aussage mit einem knappen Neigen des Kopfes an, sagte aber nichts dazu. Sie beide wussten, dass Herr Moriyama wegen der Hilfe im letzten Jahr in seiner Schuld stand und daran hatte auch die Tatsache nichts geändert, dass der Japaner bei seinen Geschäftspartnern ein gutes Wort für sie eingelegt hatte.

Herr Hoffmann und Richard wurden noch begrüßt und dann folgten sie Herrn Moriyama ins Innere.

Statt eines traditionellen japanischen Haushalts erwartete sie ein westlich eingerichtetes Haus, etwas, das Brad nicht unbedingt erwartet hatte. Doch als Herr Moriyama erklärte, dass sie außerhalb Tokios ihren eigentlichen Wohnsitz hatten, wurde die ganze Sache verständlich.

„Fujimiya-san und seine Familie sind auch schon da“, wurde ihm mitgeteilt, bevor sie das Esszimmer erreichten. „Und insbesondere eine Person konnte Ihre Ankunft kaum erwarten.“

Herr Hoffmann lachte, als er dass hörte und auch Richard lächelte. Bei keinem bestand ein Zweifel darüber, von wem die Rede war.

Er drehte sich zu den beiden um und hob einen Finger. „Keinen Kommentar.“

Richards Lächeln vertiefte sich, doch wenigstens blieb er ebenso wie Herr Hoffmann stumm.

Herr Moriyama hatte diesen Austausch amüsiert beobachtet, betrat nun als Erster den Raum, woraufhin sich alle von ihren Plätzen erhoben. Die nächste Runde von Begrüßungen wurde ausgetauscht und während sowohl Aya als auch Ryo ihn mit einem breiten Lächeln bedachten, schaffte Ran es kaum, seinen Blick zu erwidern.

„Hallo Ran“, begrüßte er ihn und jetzt hoben sich die violetten Augen doch zu ihm.

„Crawford-san.“ Und in Reaktion auf sein eigenes Lächeln folgte auch eins von dem Jungen. Der Austausch schien auszureichen, um Ran seine neue Schüchternheit verlieren zu lassen und das Lächeln wurde beinahe zu einem Grinsen. „Ich habe weiter trainiert und bei unserem letzten Wettkampf in der Schule habe ich gewonnen.“

„Hm, dann gratuliere ich dir dazu. Hauptsache du ruhst dich jetzt nicht auf den Lorbeeren aus.“ Amüsement blitzte in braunen Augen auf.

Rote Haare flogen auf, als der Junge den Kopf schüttelte. „Auf keinen Fall. Unser Club wird ja auch in den Regionalmeisterschaften antreten.“ Und da will ich auch gewinnen, wurde zwar nicht ausgesprochen, stand aber deutlich in Rans Miene geschrieben.

Brad nickte, ernst werdend. „Sehr gut. Man sollte sich immer Ziele setzen, für die man zu kämpfen hat.“

Stille eroberte für einen Moment den Körper des Jungen, als dieser seine Worte aufnahm – und ernst nahm. Dann flog wieder ein Lächeln über Rans Gesicht. „Das werde ich, Crawford-san.“ Nach diesem Versprechen kehrte Ran zu seinem Stuhl zurück und Brad fand ebenfalls einen Platz, neben Herrn Moriyama. Herr Hoffmann und Richard setzten sich jeweils daneben, womit die Runde geschlossen wurde.

Die Kinder schienen bereits hungrig zu sein, jedenfalls waren sie sichtlich unruhig, weswegen Herr Moriyama gleich das Essen servieren ließ. Und erst als Hände und Münder der Kleinen auf diese Weise beschäftigt waren, stellten sich die ersten Tischgespräche ein.

„Es freut mich, dass Sie es einrichten konnten“, setzte der Japaner an. „Ich habe gehört, dass es… etwas Aufregung… in Ihrer Firma gab.“

Brad neigte den Kopf ein wenig, bevor ein Lächeln um seine Mundwinkel spielte, das nicht unbedingt als freundlich bezeichnet werden konnte. Natürlich hatte Herr Moriyama davon gehört, schließlich konnte man kein Exempel statuieren, wenn alles geheimgehalten wurde. „Die Angelegenheit hat nicht viel meiner Zeit in Anspruch genommen. Unsere Mitarbeiter wissen auch ohne viel Anleitung, was sie zu tun haben.“

Herr Moriyama legte den Löffel aus der Hand und lehnte sich für einen Moment zurück, musterte ihn nachdenklich aus dunklen Augen, deren Ausdruck undeutbar war. „In dem Fall ist es umso erstaunlicher, was sie in wenigen Tagen ausrichten konnten…“

Er lachte unwillkürlich auf. „Sie meinen, wenn ich mich persönlich darum gekümmert hätte, hätte Sie der schnelle Erfolg nicht so sehr überrascht?“

Das entlockte auch dem älteren Mann ein Lächeln. „Ja, genauso ist es. Niemand der Sie kennt, würde an Ihrem Erfolg zweifeln.“

Brad konnte genau spüren, wie Herr Hoffmann und Richard einen belustigten Blick austauschten, doch er weigerte sich, sich zu ihnen umzudrehen und die Reaktion damit zur Kenntnis zu nehmen. Stattdessen schüttelte er nur leicht den Kopf. „Ich muss nicht alles persönlich in die Hand nehmen, auch wenn Sie letztes Jahr vielleicht einen anderen Eindruck gewonnen haben.“

Diese Erwiderung brachte den Ernst zurück und die Anspielung war mit voller Absicht gewählt. Denn die dunklen Augen wurden prompt kühl, als der Japaner an einen gewissen Verdacht erinnert wurde, der für ihn nie ausreichend bestätigt wurde, um etwas zu unternehmen. Und inzwischen… war es nicht mehr erforderlich, etwas zu unternehmen. „Dafür habe ich mich noch gar nicht bedankt, nicht wahr? Dieser Konkurrent wird mir keine Probleme mehr bereiten.“

„Ah, aber Sie müssen sich gar nicht bedanken. Schließlich haben wir es nicht für Sie getan.“ Wieder kurvten seine Mundwinkel nach oben und wieder ohne echten Humor dahinter. Nein, das ganz gewiss nicht. „Auch wenn es zugegebenermaßen wohl nicht ganz ein Zufall war, dass uns ausgerechnet dieser Mann in die Quere kam. Und wir sehen es als so gut wie erwiesen an, dass er auch für... Ihre Probleme… verantwortlich war.“ Jetzt war es ungefährlich, Herrn Moriyama die Bestätigung zu geben, auch wenn er das Wort Entführung aus Rücksicht auf die Kinder nicht in den Mund nahm. Die Erwachsenen wussten, worum es ging und die Unterhaltungen um sie herum wurden prompt lebhafter, als diese sich alle Mühe gaben, die Kinder weiter abzulenken.

Zähne wurden zusammengebissen und das Gesicht des Älteren verlor etwas an Farbe. „Bei der Spur der Vernichtung, die Sie in dem Unternehmen hinterlassen haben, hatte sich bei mir beinahe schon Mitleid einstellen wollen“, wurde schließlich leise gesagt, nur für Brads Ohren bestimmt. „Aber davon bin ich nun wohl geheilt.“ Eine Pause, bevor wieder sein Blick gesucht wurde. „Woher..?“ Die Frage musste nicht ausformuliert werden, um verstanden zu werden.

„Unsere Nachforschungen haben uns schnell zu ihm geführt. Und auch zu dem Grund, warum er sich plötzlich so stark für unsere Firma interessiert hat.“ Dieses Mal war er es, der Herr Moriyama musterte. „Sie haben anscheinend erwähnt, dass ich Ihnen von dem Erwerb damals abgeraten habe. Was bis zu ihm vorgedrungen ist.“ Bevor der Japaner sich dazu äußern konnte, hob er lächelnd die Hand. „Es war natürlich eine gute Werbung für uns, immerhin hat sich gezeigt, dass mein Rat nicht unbegründet war. Da Ihr werter Konkurrent das nicht vorhergesehen hatte, wollte er mehr über unsere Methoden herausfinden.“ Sein Lächeln geriet wieder auf die kühle Seite. „Sie werden verstehen, dass wir über seine Vorgehensweise dabei nicht besonders glücklich waren und damit nicht so schnell jemand auf ähnliche Ideen kommt, haben wir… hart durchgegriffen.“

„Und bei Ihren Nachforschungen haben Sie auch-?“

Sein Nicken stoppte Herrn Moriyama. „Ja, einige Hinweise. Natürlich nichts, was öffentlich Bestand hätte. Ganz davon abgesehen würde es uns schwerfallen zu erklären, wie genau wir an unsere Informationen gelangt sind.“ Brad hielt sich an die Wahrheit, ohne sie wirklich zu verraten.

Der Japaner nickte verstehend, schloss dann kurz die Augen. „Vielleicht hätte ich damals doch etwas unternehmen sollen.“

„Sie hatten keine Gewissheit, dass es den Richtigen treffen würde. Und meinen Sie nicht auch, dass er jetzt genug bestraft ist?“

Mundwinkel zuckten flüchtig nach oben. „Ja… da stellt sich irgendwie die Frage, warum Sie unliebsame Konkurrenten nicht häufiger auf diese Weise aus dem Weg räumen.“

Brad zog eine Augenbraue hoch. „Wenn wir so etwas häufiger machen würden, würde keiner mehr mit uns reden wollen, meinen Sie nicht auch? Geschäfte kann man allein schlecht machen.“ Nun lächelte auch er wieder. „Wir heben uns solche Methoden lieber für Notfälle auf. Umso mehr Eindruck machen sie dann auch.“ Auch wenn er innerlich zugeben musste, dass es etwas sehr Befriedigendes gehabt hatte zuzusehen, wie ein kleines Imperium zusammenfiel. Dass ihnen ausgerechnet der Firmenerwerb, der Grund für die Entführung im letzten Jahr gewesen war, den Ansatzpunkt geboten hatte, war nur der Zuckerguss gewesen. Man sollte niemals unterschätzen, wie katastrophal sich Liquiditätsprobleme auswirken – und welche Kettenreaktionen davon ausgehen – konnten.

„Das kann niemand bestreiten“, wurde ihm zugestimmt. Mit diesen Worten schien sich Herr Moriyama wieder etwas zu entspannen und das Gespräch wandte sich unverfänglicheren Themen zu. Womit sie auch ihr Essen gleich viel mehr genießen konnten.

Nach dem Essen ging zogen sie in den Salon um, in dem im Hintergrund leise Klaviermusik spielte. Natürlich rauchte niemand, aber es wurde Alkohol ausgeschenkt, während die Kinder einen heißen Kakao bekamen und damit auch ganz zufrieden waren.

Überraschenderweise fanden sich Richard und Herr Moriyama bald in ein Gespräch verwickelt, während die Ehefrauen sich sehr zurückhielten und vor allem mit der Aufsicht von Aya und Ryo beschäftigt waren. Ran hatte sich natürlich den jüngeren Kindern angeschlossen, auch wenn Brad ab und zu den Blick violetter Augen zu sich herüberhuschen sah.

Was auch Rans Vater nicht entging, der Mühe hatte, nicht die Stirn zu runzeln.

Brad schenkte ihm ein liebenswürdiges Lächeln. „Nehmen Sie sich inzwischen etwas mehr Zeit für Ihre Kinder?“, erkundigte er sich und erhielt schnell die volle Aufmerksamkeit des älteren Mannes.

Herr Fujimiya schien für einen Moment um eine Antwort zu ringen, neigte dann leicht den Kopf. „Immer wenn es sich einrichten lässt. Dank Moriyama-san ist das häufiger als früher, vor allem, da sich die Kinder unverändert sehr gut verstehen.“ Mit einem Nicken hin zu den dreien, die um ein Brett gescharrt auf dem Boden saßen und in ein Spiel vertieft schienen.

„Das freut mich zu hören.“ Sein Blick war unwillkürlich an Aya hängen geblieben und seine Worte völlig aufrichtig gemeint. Denn so wenig ihm sein Talent auch verraten hatte, so wusste er doch, dass dieser Familie weniger gemeinsame Zeit bleiben würde, als sie erwarteten.

Das Gesicht des älteren Mannes zeigte trotz dieser Worte Misstrauen, anders als bei Herrn Moriyama hatte Brads Einsatz letztes Jahr nicht dazu geführt, dass er dem Anderen sympathischer geworden war. Vielmehr schien der Japaner eher noch vorsichtiger geworden zu sein.

Brad reagierte mit einem leisen Schnauben darauf. „Ich habe nicht vor, Ihnen irgendwelche versteckten Vorwürfe zu machen“, erklärte er dann. „Es ist nur so, dass ich sehr früh von meiner Familie getrennt wurde und daher weiß, dass Kinder gerne ihre Eltern um sich haben – auch wenn sie es mit zunehmendem Alter nicht mehr zugeben.“ Normalerweise würde er so etwas nicht erwähnen, doch in diesem Fall machte er eine Ausnahme. Denn er konnte nicht umhin zuzugeben, dass ihm die Fujimiya-Geschwister etwas ans Herz gewachsen waren.

Herr Fujimiya war sichtlich überrascht, nickte dann langsam. „Ich verstehe…“ Die dunkelblauen Augen huschten kurz zu den Kindern hinüber. Dann zog ein etwas schief geratenes Lächeln an den Mundwinkeln des Älteren, gemischt mit einem gewissen Maß an Selbstironie. „Es sollte mich nicht stören, wenn mir jemand wie Sie so etwas sagt – vor allem bei unserer ersten Begegnung, als wir uns kaum kannten.“ Der Japaner atmete tief durch. „Vielleicht sind Sie einfach zu überzeugend. Selbst in solchen Dingen hat man den Eindruck, es gibt einen sehr guten Grund, warum Sie so etwas sagen…“, wurde dann leise zugegeben.

Brad musste aufpassen, dass sein höfliches Lächeln nicht verrutschte. Für einen Außenstehenden schien Herr Fujimiya ihn viel zu gut zu verstehen. Weswegen er nicht gerade unglücklich über die Unterbrechung in Form von Aya war, die sich ihm langsam genähert hatte und sich nach einem Blick zu ihrem Vater hin an ihn wandte.

„Spielen Sie mit uns, Crawford-san?“

Nun war er es, der einen Blick mit Herrn Fujimiya austauschte, bevor er sich vorbeugte und dem Mädchen ein Lächeln schenkte. „Ihr habt doch schon genug Spieler, hm?“

Aya runzelte die Stirn, schien dann nach ihrem Bruder zu suchen. „Ran-nii-chan möchte aber mit Ihnen spielen… denke ich…“

Belustigung blitzte in braunen Augen auf. Die Kleine war erstaunlich aufmerksam. Doch bevor er etwas sagen konnte, mischte sich Herr Fujimiya ein.

„Aya, bitte höre auf, den Gast von Moriyama-san zu stören. Crawford-san interessiert sich in seinem Alter bestimmt nicht mehr für Spiele.“

Herr Hoffmann, der bis eben der Unterhaltung zwischen Richard und Herrn Moriyama gefolgt war, wandte sich bei diesen Worten ihnen zu. „Wenn ich Ihnen in diesem Punkt widersprechen darf, Fujimiya-san.“ Mit einer angedeuteten Verbeugung aus dem Sitzen heraus. „Crawford-san ist ein begeisterter Schachspieler und auf Rosenkreuz ohne Konkurrenz.“ Um das Spiel von der japanischen Variante abzugrenzen, hatte Herr Hoffmann dieses eine Wort auf Deutsch ausgesprochen und Aya damit sichtlich verwirrt.

„Schach?“, versuchte sie zu wiederholen, war aber nicht ganz erfolgreich bei der Aussprache.

„Es ist so ähnlich wie Shogi, allerdings ohne Beförderungen. Und geschlagene Figuren scheiden aus“, wurde ihr freundlich erklärt. Dann glitt ein amüsiertes Lächeln über Herrn Hoffmanns Gesicht. „Ich kann mir denken, dass Crawford-san auch ein Händchen für Shogi hätte, allerdings würde er bei uns niemanden finden, der gegen ihn antreten kann.“

Dunkelblaue Augen hatten sich geweitet, als Aya die Erklärung hörte. „Zeigen Sie uns Schach, Crawford-san?“ Wieder an Brad gewandt, offensichtlich hatte das Mädchen gleich die neue Chance erkannt.

Und dieses Mal schaffte es Herr Fujimiya nicht, den offensichtlichen Einwand zu erheben, denn auch Herr Moriyama war jetzt aufmerksam geworden.

„Wenn Crawford-san nichts dagegen hat, kann ich euch gerne ein Schachset zur Verfügung stellen“, meinte der ältere Japaner zu Aya, die begeistert nickte.

Und damit konnte er wohl kaum noch ablehnen.
 

~TBC~
 

Ich finde die Vorstellung irgendwie lustig, dass Aya versucht, Brad dazu zu überreden, mit Ran zu spielen ^^

cya, cu ^-^

"Er würde sich schon wehren, wenn es ihm wirklich wichtig wäre"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 217/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Der Besuch geht für Rans Geschmack viel zu schnell zu Ende ^^#

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Der wirkliche Trubel steht ihnen noch bevor – auch wenn Brad es wahrscheinlich etwas anders bezeichnen würde… ^^#
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 217 „Er würde sich schon wehren, wenn es ihm wirklich wichtig wäre“
 

Herr Hoffmann hatte sich bereit erklärt, eine Seite des Spiels zu übernehmen, mehr oder weniger freiwillig. Immerhin hatte er Brad die Sache eingebrockt und ein auffordernder Blick hatte ausgereicht, dass der ältere Mann ihm gefolgt war.

Jetzt saß Herr Hoffmann so wie er selbst auf dem Boden, mit Ryo auf dem Schoß, der die Unterstützung auch benötigte, weil er bereits kurz davor stand wegzunicken. Aya hingegen war noch mit Feuereifer bei der Sache, sie wollte unbedingt die Ehre der Jüngsten in der Runde verteidigen – und gerne gegen ihren Bruder gewinnen.

Brads Lächeln wurde von Rans rotem Haarschopf verborgen. Der Junge hatte anfangs in tadelloser Haltung neben ihm gesessen und ein wenig neidisch die Unbekümmertheit verfolgt, mit der Ryo Herrn Hoffmann für sich beansprucht hatte. Anscheinend wollte Ran nicht als Kleinkind dastehen, doch irgendwann war da erst eine Hand auf Brads Oberschenkel gelandet und schließlich der ganze Junge.

„Hm, über diesen Zug solltest du noch einmal nachdenken“, meinte er leise, als Ran nach dem Turm greifen wollte. „Du erinnerst dich doch noch, dass du mit dieser Figur nur vorwärts ziehen kannst.“

Die Hand wurde wieder zurückgezogen und Ran nickte langsam. Es folgte ein Moment des Zögerns, während der Jüngere auf einem Knöchel herumkaute, tief in Gedanken versunken. Aber dann lebte er sichtlich auf und den nächsten Versucht stoppte Brad nicht. Ganz im Gegenteil.

„Sehr gut“, lobte er ihn und auch wenn er es nicht sah, wusste er, dass Ran breit lächelte.

Aya zog einen Flunsch, wurde aber durch Herrn Hoffmanns Lachen abgelenkt. „Mach dir nichts draus, er hat doch nur einen Bauern geschlagen.“

„Genau, und die Königin ist am Wichtigsten!“, rief das Mädchen daraufhin aus.

„Natürlich“, stimmte Herr Hoffmann ihr zu, „sie muss schließlich auf den König aufpassen.“

„Der das nicht allein kann“, setzte Aya munter fort und Brad tauschte mit dem anderen Mann einen belustigten Blick aus, bevor dieser sich wieder auf das Mädchen konzentrierte.

„Da wird dir niemand widersprechen. Aber was denkst du, wie sollten wir jetzt am besten reagieren?“

Heftiges Getuschel setzte auf der anderen Seite ein, so dass Brad sich den nähernden Schritten zuwenden konnte, ohne etwas zu verpassen. „Richard, ich dachte, Sie wären mit Herrn Moriyama beschäftigt.“ Unwillkürlich kurvten seine Lippen in ein weiteres Lächeln und dieses hier blieb nicht versteckt.

„Das war ich auch.“ Der ältere Mann erwiderte sein Lächeln. „Dann allerdings begannen sich die stolzen Eltern für die Leistungen ihrer Kinder zu interessieren und jetzt verfolgen sie lieber das Spiel.“

„Ah ja, und Sie versuchen sich jetzt als Kellner die Zeit zu vertreiben?“ Sein Blick hatte inzwischen das Tablett erfasst, das Richard in den Händen hielt.

Der Ältere ließ sich nicht aufziehen. „Ich habe mich erinnert, dass du auch ein Faible für heiße Schokolade hast und dir eine Tasse bringen lassen.“ Mit diesen Worten wurde das Tablett neben ihm abgestellt und der vertraute Geruch heißen Kakaos stieg ihm in die Nase.

„Vielen Dank“, kam es ihm gleich darauf vollkommen aufrichtig über die Lippen.

Ran hatte sich ebenfalls dem Neuankömmling zugewandt, neugierig, da er natürlich kein Deutsch verstand. Doch er hatte keine Probleme, die Geste zu interpretieren. „Crawford-san trinkt auch gerne heiße Schokolade?“

„Ja, vor allem im Winter. Aber ich sage auch nicht nein dazu, wenn es draußen warm ist.“

„Ich mag sie auch immer…“ Dann streckte der Junge beide Hände nach der Tasse aus, nahm sie vorsichtig auf, um sie dann an ihn weiterzureichen.

Brad hätte das auch allein geschafft, aber natürlich sagte er das nicht, sondern nahm sie dankend entgegen. Und dann wandten sie sich beide wieder dem Spiel zu, da die Gegenseite sich inzwischen auf einen Zug geeignet zu haben schien.

Die Geschwister weigerten sich aufzuhören, bevor die Partie entschieden war, doch da über die Züge zum Ende hin nicht mehr so lange gegrübelt wurde, zog sich das Spiel wenigstens nicht zu sehr in die Länge. Dennoch hatten die beiden sichtlich Mühe, danach auf die Beine zu kommen und Ryo war sowieso schon längst tief und fest eingeschlafen.

„Ich gratuliere zum Sieg“, meinte er zu dem Jungen, während er dessen etwas schwankende Gestalt stützte. Er selbst brauchte auch einen Moment, bis er völlig sicher stand, der Grund war allerdings die zurückkehrende Durchblutung und keine Müdigkeit.

Ran lächelte zu ihm hoch, verbarg dann schnell den Mund hinter seiner Hand, weil er gähnen musste. „Vielen Dank, dass Sie es uns gezeigt haben“, wurde danach mit einem neuen Lächeln gesagt.

„Hm, du solltest dich lieber bei Hoffmann-san bedanken, nicht wahr?“

Ein Hinweis, dem Ran sofort Folge leistete, denn gleich darauf verbeugte er sich in Richtung des älteren Mannes.

Herr Hoffmann winkte lachend ab. „Gern geschehen, mein Junge. Auf diese Weise ist Crawford-san wenigstens nicht in die dumme Angewohnheit zurückgefallen, zu viel Zeit mit Arbeit zuzubringen.“ Gleich darauf wurde noch etwas hinzugefügt, dieses Mal in Richtung von Herrn Moriyama. „Das war jetzt natürlich nicht gegen Sie gerichtet.“

Der Japaner zeigte ein amüsiertes Lächeln. „Nicht doch, ich kann mir gut vorstellen, was Sie meinen.“

Brad ignorierte die Belustigung, die sich daraufhin in der Runde ausbreitete und wandte sich nun ebenfalls ihrem Gastgeber zu. „Ich danke Ihnen nochmals für die Einladung, Moriyama-san.“

Seine Verbeugung wurde erwidert. „Es freut mich, dass Sie die Zeit für den Besuch gefunden haben.“

Sein Lächeln vertiefte sich. „Das haben Sie Hoffmann-san zu verdanken, er behält meinen Terminplan eisern im Griff.“

Die Abschiedsrunde wurde fortgesetzt und zuletzt blieb nur noch Ran übrig, der die ganze Zeit nicht mehr von seiner Seite gewichen war. Doch als sie sich bei der Haustür versammelten, ließ sich der Abschied nicht mehr vermeiden. Ruhig suchte er Rans Blick, doch der weigerte sich, ihn zu erwidern.

Aya, die bereits zu ihrer Mutter zurückgefunden hatte, löste sich noch einmal von ihr und kam auf ihn zu. Und gleich darauf wurde er überraschenderweise von ihr umarmt. „Auf Wiedersehen, Crawford-san.“ Mit einem zwar etwas müden aber nichtsdestotrotz strahlenden Lächeln. Dem folgte ein versteckter Seitenblick zu Ran hin, der zwar dem Jungen aber nicht Brad verborgen blieb.

Belustigung blitzte in braunen Augen auf. „Auf Wiedersehen. Und du kannst mit deinem Bruder ja weiter Schach üben.“

Sie nickte eifrig. „Das machen wir bestimmt. Und dann kann er in Zukunft gegen Sie spielen.“

Inzwischen wurde es wirklich auffällig. Er unterdrückte ein Lachen. „Das wird sich bestimmt einrichten lassen“, nickte Brad ebenfalls.

Aya ging zurück zu ihrer Mutter, stupste dabei aber auffordernd ihren Bruder an. Und das schien Ran zusammen mit ihrem Beispiel endlich genug Antrieb zu verleihen, denn gleich darauf wurde Brad wieder umarmt. Dieses Mal aber merklich länger, während sich Finger in seine Weste krallten.

Er lächelte auf den roten Haarschopf herab, denn natürlich hatte Ran das Gesicht gegen ihn vergraben, statt ihn anzusehen und Brad konnte regelrecht die Hitze spüren, die Ran in die Wangen gestiegen war. „Auf Wiedersehen“, meinte er auch zu ihm und erhielt ein kaum verständliches Murmeln in Erwiderung. Also drückte er ihm noch kurz die Schulter und Ran nahm es als die leise Aufforderung, als die die Geste gemeint war, löste sich widerwillig von ihm.

Nun huschten die violetten Augen doch kurz zu ihm hoch und er erhielt ein ebenso flüchtiges wie warmes Lächeln, bevor Ran sich sehr hastig an die Seite seiner Schwester zurückzog.

Und dann traten sie auch schon nach draußen, wurden von der kühlen Nachtluft umfangen, die eine wage Ahnung von Regen mit sich trug. Brad lächelte unwillkürlich und streckte sich. „Nun, das hat länger gedauert, als ich erwartet hatte.“

Richard lächelte ebenfalls. „Es konnte ja auch niemand ahnen, dass du dich mal wieder als Schachlehrer betätigen musst. Aber Ran schien ja ausgesprochen glücklich damit zu sein…“

„Es war schon sehr süß, wie seine Schwester vorgangen ist, nicht wahr?“ Herr Hoffmann wuschelte belustigt durch seine Haare.

„Ha, ha… deswegen konnten Sie also nicht widerstehen und haben ihr geholfen, hm?“ Er warf dem Älteren einen schiefen Blick zu, während er seine Frisur wieder glättete.

Der reagierte nur mit einem unbeeindruckten Schulterzucken. „Der Junge war eben zu schüchtern, das konnte ich mir nicht mit ansehen.“

„Ich denke, ich brauche keinen weiteren Fan…“, erwiderte er trocken.

„Und ich denke, inzwischen ist er ein bisschen mehr als nur ein Fan.“ Das kam von Richard, der genauso amüsiert schien wie Herr Hoffmann.

Das ließ sich kaum bestreiten, aber trotzdem erwiderte er etwas darauf. „Er kennt mich kaum… außerdem sollte er noch ein bisschen jung sein, nicht wahr?“

„Das musst du ausgerechnet sagen…“ Herr Hoffmann schüttelte den Kopf. „Übrigens ist er schon dreizehn.“

Das überraschte nicht nur ihn, sondern auch Richard. „Das sieht man ihm wirklich nicht an.“ Gleich darauf folgte ein weiteres Lächeln in Brads Richtung. „Dann brich ihm mal nicht das Herz.“

Er stieß ein Schnauben aus. „Sie übertreiben gleich…“ Zum Glück erreichten sie jetzt das Tor und dem Thema wurde ein Ende bereitet, als Zwielicht sie in Empfang nahm. „Wolltet ihr euch nicht im Hintergrund halten?“, erkundigte er sich bei Anders.

Der ließ sich von dieser Begrüßung nicht stören. „Das ließ sich schlecht einrichten, da einer von uns euch fahren wird. Da es so lange dauerte, waren wir nämlich so freundlich, den Chauffeur in den Feierabend zu schicken.“

Seine Mundwinkel zuckten nach oben. „Wie ausgesprochen zuvorkommend von dir…“

Amüsement blitzte in den grauen Augen auf. „Man weiß ja nie, wann es mal von Vorteil ist, sich beliebt zu machen. Und Alexander hatte gespürt, dass der arme Mann dringend nach Hause musste. Scheint sein Hochzeitstag zu sein.“

„Ah…“ Bedeutend ernster als zuvor.

Und Anders nickte nur dazu, seine Stimmung auffangend.

Anschließend kehrte das Team zum eigenen Wagen zurück, während Alexander zurückblieb. Anscheinend wollte er den Fahrer mimen. Der Empath grinste ihn an. „Ich verspreche auch, keinen Unfall zu bauen.“

„Ich weiß“, erwiderte er lächelnd und ließ zu, dass ihn der Andere auf die Wange küsste.

„Kann ich nachher mit dir hochkommen?“, wurde er dann leise gefragt und Alexander schien selbst nicht zu wissen, wie ernst er diese Frage meinte, rieb sich mit einer Hand den Nacken.

„Du beliebst zu scherzen, hm? Allmählich solltest du das wirklich nicht mehr nötig haben…“

Der Andere zuckte mit den Schultern. „Alte Gewohnheiten lassen sich eben schwer ablegen.“ Und bei dir zu sein, erinnert mich an ihn…

Letzteres blieb unausgesprochen, doch er konnte es aus Alexanders Miene herauslesen. Mit einem innerlichen Seufzen drückte er seine Schulter. „Nun komm, es ist schon spät genug.“

Immerhin gab es keinen Widerspruch und damit konnte er sich zu Richard und Herrn Hoffmann gesellen, die bereits eingestiegen waren.

Er setzte sich gegenüber von Richard, beugte sich vor, um eine Hand auf sein Knie zu legen. „Danke noch mal für die heiße Schokolade, die hat wirklich gut getan.“

„Obwohl es gar nicht kalt war?“ Der Ältere lachte leise. „Kein Problem, mir war aufgefallen, dass du sehr genau registriert hattest, was die Kinder bekommen haben und konnte mir daher denken, dass du auch gerne eine Tasse hättest.“

„Was soll ich dazu sagen, es gab schließlich nicht einmal zu Nachtisch etwas mit Schokolade.“

Herr Hoffmann wuschelte ihm prompt durch die Haare. „Herr Schneider hat dein Faible dafür mal erwähnt. Daraus wirst du wohl nicht mehr hinauswachsen, hm?“

An dieser Stelle war keine Antwort erforderlich, also gab er auch keine. Stattdessen ließ er sich gegen den älteren Mann sinken. Irgendwie wünschte er gerade mehr als sonst, dass Michael bei ihm wäre. Das Spiel mit den Kindern hatte ihn wohl zu sehr an die Gelegenheiten erinnert, als er früher selbst mit Michael gespielt hatte.

Von wo er gegen Herrn Hoffmann lehnte, blinzelte er müde zu Richard hinüber, dessen Blick er deutlich auf sich ruhen gefühlt hatte.

„Hat dich das Schachspiel so erschöpft?“, wurde er sanft aufgezogen, sobald der Ältere seine Aufmerksamkeit hatte.

Er erlaubte sich ein schmales Lächeln. „Ich muss zugeben, dass es um einiges anstrengender ist so langsam zu spielen. Und mein Talent hat auch mehr Arbeit als sonst leisten müssen. Schließlich musste ich Ran vor allzu unglücklichen Zügen warnen.“

„Natürlich. Dann hast du dir deine Ruhe eindeutig verdient. Obwohl es für Chris sicher bequemer wäre, wenn du ihn nicht als Stütze missbrauchen würdest.“

Brad machte eine wegwerfende Handbewegung. „Er ist selbst schuld, schließlich hat er mir die Sache eingebrockt. Außerdem höre ich nicht, dass er sich beschwert.“

Richard zog eine Augenbraue hoch. „Als würde er das jemals tun. Genauso wie Herr Schneider lässt er dir alles durchgehen.“

Unwillkürlich musste er auflachen. „Ich denke, er würde sich schon wehren, wenn es ihm wirklich wichtig wäre, nicht wahr?“ Letzteres an Herrn Hoffmann gewandt.

Der ihm ein belustigtes Lächeln schenkte. „Darauf kannst du dich verlassen.“

Und als sie schließlich in ihrem Apartment waren und Brad sich seine Bettdecke schnappte, um sie in Herrn Hoffmanns Zimmer zu tragen, nahm es der Ältere ebenfalls mit Humor. Ganz wie es sein sollte. Denn auch das war letztendlich eine Folge des Schachspiels. Brad sah bereits klar voraus, dass er heute Schwierigkeiten haben würde, allein zu schlafen. Also ließ er es gar nicht erst darauf ankommen, denn dafür war er bereits zu erschöpft. Und seine Strategie ging auf, denn kaum dass sie beide im Bett lagen, seine Finger sicher um den Stoff des Schlafanzugärmels des älteren Mannes geschlossen, schlief er augenblicklich ein.
 

~TBC~
 

Beim nächsten Mal machen die drei einen Ausflug ^^

cya, cu ^-^

"Und, trauen Sie sich hinein? So ganz allein unter Frauen?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 218/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Zeit für Brad und seine beiden Begleiter ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Nun, ich bin auch kein Schachspieler – aber Brads Begeisterung dafür ist sicher schon rübergekommen ^^ Und Aya ist ja mehr interessiert, ihrem Bruder einen Gefallen zu tun, als an dem Spiel an sich *zwinka*

Zum Ausflug kommen wir mit dem heutigen Kapitel, man sollte von gemütlichen Anfang aber nicht unbedingt auf dessen Ausgang schließen ^^#
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 218 „Und, trauen Sie sich hinein? So ganz allein unter Frauen?“
 

Der Geruch nach frisch gebrühtem Kaffee weckte ihn und Brad streckte sich ausgiebig, bevor er langsam die Augen aufschlug. Die Sonne schien in sein Zimmer und ihr Stand verriet ihm, dass es viel später als gewohnt war. Erst nachdem er das festgestellt hatte, fiel ihm auch der Grund dafür ein. Er lächelte unwillkürlich. Heute stand keine Arbeit an, von daher hatte es auch keinen Grund gegeben, früh aufzustehen.

Er streckte sich gleich nochmal und dachte für einen Moment darüber nach, sich einfach noch einmal die Decke über die Ohren zu ziehen und ein bisschen zu dösen, entschied sich dann aber dagegen. Ohne Michael bei ihm wäre das einfach nicht dasselbe. Und er wollte auch das Frühstück mit Richard und Herrn Hoffmann nicht verpassen.

Also ging es ab unter die Dusche und kurz darauf gesellte er sich zu den beiden in der Küche, sich noch die Haare trocken rubbelnd. Noch so etwas, wo Michael eindeutig fehlte. Er hielt inne, ohne es wirklich zu registieren und runzelte die Stirn, doch die Falten wurden gleich von einer warmen Hand weggestrichen.

„Nicht so düster, mein Lieber. Es gibt keinen Grund für schlechte Laune, immerhin ist heute ein Urlaubstag.“ Herr Hoffmann schenkte ihm ein Lächeln und reichte ihm als nächstes die Kaffeetasse, die gerade gefüllt worden war.

Brad tauschte sie für sein Handtuch ein und lächelte ebenfalls. „Ich weiß…“

„Aber dir reicht unsere Begleitung nicht, hm?“, wurde sein Satz wissend zu Ende geführt.

Natürlich war er nicht so unhöflich das zu bestätigen, also zuckte er nur mit den Schultern und nahm dann neben Richard Platz. „Guten Morgen.“

„Morgen, Brad. Soll ich Chris‘ Worten entnehmen, dass du es dir anders überlegt hast?“

„Nein, natürlich nicht“, protestierte er sofort. „Oder wollen Sie uns doch nicht dabei haben?“

Amüsement blitzte in grau-grünen Augen auf. „Als würdest du dich abwimmeln lassen.“

Er stellte seine Tasse ab und neigte den Kopf zur Seite, musterte den anderen Mann durch in die Stirn gefallene Strähnen. Aber nein, das war echter Humor, Richard wollte sie nicht wirklich loswerden. Zähne blitzten in einem Lächeln auf und er griff nach der Hand des Älteren, umschloss sie mit seinen eigenen Händen. „Ich war ein wenig überrascht, dass Sie ausgerechnet nach Shibuya wollen, aber es wird sicher interessant.“

Herr Hoffmann hatte inzwischen auch zum Tisch zurückgefunden. „Ah, das war nicht Richards Idee. Stefanie hat davon gehört und wollte ein paar Fotos haben.“

Er lachte auf. „Und Sie haben am Anfang so getan, als wüssten Sie kein Ziel.“

„Sagen wir es mal so. Ich musste mich erst einmal selbst davon überzeugen, dass ich dahin will.“

Das Kinn auf ihren Händen abstützend, lächelte er schon wieder. „Sie können Ihr ja ein schönes Geschenk aus diesem bekannten Kaufhaus mitbringen. Wenn Sie sich trauen…“

„Was trauen? Hinein oder das richtige auszuwählen?“, wurde belustigt nachgehakt.

„Beides, denke ich.“ Und dann gab er etwas widerwillig Richards Hand frei, schließlich wollten sie beide noch frühstücken.

„Herrn Essners Team ist von diesem Ausflugsziel wahrscheinlich nicht so angetan“, merkte Herr Hoffmann an, während er sich ein Brötchen schmierte.

Brad tat es ihm gleich. „Anders hat sich natürlich nichts anmerken lassen, aber das heißt nicht, dass Sie nicht Recht haben.“ Seine Mundwinkel kurvten in ein weniger freundliches Lächeln. „Geschieht ihnen irgendwie ganz recht.“

Richard wandte sich ihm wieder zu und schüttelte leicht den Kopf. „Sie können nichts für ihre Befehle.“

Für einen Moment lehnte er sich zurück, das Gesicht flüchtig verziehend. „Das ist mir klar. Aber egal, wie unauffällig sie sich geben, es fällt mir auf, dass wir verfolgt werden. Und auch wenn ich weiß, dass es Zwielicht ist, macht es mich…“ Nicht nervös, das würde es nicht ganz treffen. Aber es zog seine Aufmerksamkeit an, hielt ständig einen Teil seiner Wahrnehmung beschäftigt. Und das war nicht besonders entspannend.

Die Miene des Älteren wurde nachgiebiger, als Verstehen in die grau-grünen Augen trat. „Du bist in deinem Training gefangen, oder? Eure Schule macht euch nicht gerade zu normalen Mitbürgern.“

Sein Lächeln gewann an Humor. „Aber wer will denn schon normal sein.“

Das brachte ihm ein Schnauben ein, bevor sie sich endgültig auf ihr Frühstück konzentrierten.
 

„Wir hätten uns auch fahren lassen können, wissen Sie?“ Er hielt Richards Handgelenk umschlossen, während sie in die U-Bahn stiegen, um ihn nicht zu verlieren. Herr Hoffmann war direkt hinter ihm und verhinderte so, dass ihm andere Leute zu nahe kamen.

Richard wandte sich ihm zu und schien irgendetwas lustig zu finden. „Aber ich soll doch Tourist spielen, nicht wahr? Da gehört das hier dazu. Und wir haben ja keinen Berufsverkehr, von daher ist es nicht zu voll.“

Seine Augenbrauen zogen sich leicht zusammen. „Also in Berlin hatten wir mehr Platz.“

Dieses Mal lachte der Ältere wirklich. „Du bist tatsächlich schon mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs gewesen? Und nein, Flugzeuge zählen nicht.“

„Was soll die Überraschung? Halten Sie mich für zu verwöhnt dafür?“

Etwas mehr Ernst hielt in den grau-grünen Augen Einzug. „Mm, das wäre ein Punkt, ja. Außerdem magst du zu engen Kontakt zum Großteil der Bevölkerung ja nicht, nicht wahr?“

Brad neigt den Kopf ein wenig, als er darüber nachdachte, lächelte schließlich. „Wo Sie Recht haben… Und das mit der Bahn in Berlin war Herrn Hoffmanns Idee.“

Der nickte. „Brad war damals am Anfang auch nicht besonders begeistert.“ Er wurde gemustert, bevor Herrn Hoffmanns Aufmerksamkeit zu Richard zurückkehrte. „Und er hat sich auch damals geweigert, Freizeitkleidung anzuziehen.“

Das wollte er nun nicht so einfach auf sich sitzen lassen. „Ich habe nur mein Hemd an.“ Keine Weste, kein Jackett und nicht einmal eine Krawatte. „Mehr können Sie nun wirklich nicht verlangen.

Dieses Mal war es Herr Hoffmann, der lachte. „Stimmt, bei dir bräuchte man schon Gewalt, um dich in ein normales Shirt zu bekommen.“

Er stieß bloß ein Schnauben aus. „Sie haben ja auch keins an, also können Sie mit diesen Scherzen aufhören.“ Sein Blick huschte kurz zu Richard hinüber, der genauso gekleidet war. Zum Glück. Er wollte ihn gar nicht in einem Shirt sehen.

Sein Blick wurde nicht nur bemerkt, sondern auch richtig gedeutet, wie ihm das um die Lippen des Älteren zuckende Lächeln verriet. Doch zumindest sparte sich Richard einen Kommentar und sprach etwas anderes an. „Ganz davon abgesehen, dass wir hier mehr von einem Touristen-Erlebnis haben, sind wir auf diese Weise sicher auch schneller als mit dem Wagen.“

„Das ist wahrscheinlich“, musste er zugeben. Der Zug bremste ein wenig abrupt, so dass er gegen den anderen Mann fiel. „Aber bequemer wäre es mit dem Auto auf jeden Fall gewesen.“

„Das wiederum kann ich nicht abstreiten.“ Trocken. Und dann blitzte ein weiteres Lächeln auf. „Allerdings kannst du jetzt wieder allein stehen, nicht wahr?“

Er schenkte dem Älteren einen unschuldigen Blick und ignorierte geflissen Herrn Hoffmanns Auflachen. „Wir waren doch gerade beim Thema Bequemlichkeit, hm? So lässt es sich direkt aushalten…“

Richard seufzte kaum hörbar, doch dank seiner Position konnte er es genau spüren. Aber statt ihn wegzuschieben, wie Brad erwartet hatte, schlang der ältere Mann einen Arm um ihn und drehte sie beide, so dass Brad sich bei der geschlossenen Tür wiederfand. Und so auch sehen konnte, was der Grund für dieses Manöver gewesen war. Denn von der anderen Seite strömten neue Fahrgäste herein und gleich darauf war es bedeutend beengter.

Dieses Mal war er es, der seufzte. „Das musste jetzt ja passieren“, murmelte er gegen Richards Hemd.

Herr Hoffmann, der gezwungenermaßen auch näher gerückt war, lächelte nur. „Immerhin hast du jetzt eine gute Ausrede, um Reik weiter zu belästigen.“

„So etwas tue ich nicht.“ Und trotzdem hatte er sich noch nicht von Richard gelöst, der ihn seinerseits bereits losgelassen hatte.

„Also von hier aus sieht es aber ganz danach aus.“ Dieses Mal war es beinahe ein Grinsen, das aufblitzte, bevor Herr Hoffmann seinem Freund auf die Schulter klopfte. „Dann pass mal gut auf ihn auf.“

Braune Augen verengten sich, als er die Absicht des anderen Mannes durchschaute und seine erste Reaktion unterdrückte. Er warf Herrn Hoffmann einen schiefen Blick zu. „Seit wann versuchen Sie denn, Richard zu helfen?“ Normalerweise beobachtete der Andere lieber, wie Richard sich wand.

„Ich wollte nur sehen, wie du reagierst“, wurde freimütig zugegeben.

„Netter Versuch…“ Sprach’s, und zog Richard noch ein bisschen näher an sich heran. Er brauchte vielleicht keinen Aufpasser, aber das war noch lange kein Grund, den Älteren wieder freizugeben. Und nach einigen Momenten des Zögerns spürte er, wie Richards Muskeln sich entspannten und ihm damit seinen Willen ließen. Zufrieden lächelte er.
 

„Haben Sie überhaupt einen Fotoapparat?“, erkundigte er sich, als sie schließlich den Bahnhof verließen und in die helle Sonne hinaustraten.

„Noch nicht, schließlich hatte ich bisher keine gebraucht, nicht wahr?“

Brad lauschte sehr genau auf den Tonfall, doch er enthielt keine Bitterkeit. Weswegen er lächelte. „Nun, hier werden Sie zumindest keine Probleme haben, ein gutes Modell zu finden.“

„Hm, das Problem wird eher die Qual der Wahl sein“, wurde ihm zugestimmt. Dann sah Richard sich um und dessen Augen weiteten sich. „Hier wird man von Reklame ja überschwemmt“, wurde schließlich ungläubig gesagt.

Er folgte dem Blick des Älteren, stieß ein leises Schnauben aus. „Wenigstens können Sie es nicht lesen…“

„Das muss ich bei den riesigen Videowänden auch gar nicht, nicht wahr?“

„Wir können uns wohl glücklich schätzen, dass es hell ist. In der Nacht muss es einen regelrecht erschlagen.“ Herr Hoffmann schien sich ebenfalls etwas überwältigt zu fühlen.

„Einfach ignorieren“, schlug er mit einem aufblitzenden Grinsen vor, zog an Richards Arm, um dessen Aufmerksamkeit zu erlangen. „Sehen Sie sich das zum Beispiel mal an, das ist die berühmte Kreuzung, die man auch häufiger im Fernsehen sieht.“

Die Ampel tat ihm den Gefallen, in diesem Moment umzuschalten, so dass sie genau die Passantenströme beobachten konnten, die tatsächlich gnadenlos in alle Richtungen strebten und damit die Kreuzung völlig für sich beanspruchten.

„Davon solltest du Stefanie auf jeden Fall ein paar Fotos mitbringen…“

„Das werde ich. So etwas hat sie sich bestimmt vorgestellt.“ Belustigt.

Brad hatte inzwischen genug davon, sich nur umzuschauen, und schloss nun seinen Griff um Richards Unterarm. Und ohne noch länger zu warten, setzte er sich einfach in Bewegung, auf ein Geschäft zu, wo es den gewünschten Fotoapparat geben würde.

„Haben Sie irgendwelche Preisvorstellungen?“, erkundigte er sich, als sie das Angebot musterten, das sich über eine ganze Wand hinweg erstreckte.

Eine Augenbraue rutschte nach oben. „War das jetzt eine höfliche Frage danach, ob ich Budgetbeschränkungen unterliege?“

Belustigung blitzte in braunen Augen auf. „Ganz bestimmt nicht. Ich weiß, dass Sie gut verdienen. Aber deswegen müssen Sie ja nicht gleich viel für solche Spielerei ausgeben wollen.“

Richard gestand ihm diesen Punkt mit einem Schulterzucken zu, wandte sich dann an Herrn Hoffmann. Der von Ihnen wahrscheinlich die meiste Erfahrung mit dem Geldausgeben hatte, jedenfalls wenn man Richards Zeit vor Rosenkreuz außer Acht ließ.

„Nimm einen guten, aber nichts Ausgefallenes. Dann kannst du Stefanie die Fotos mitsamt Apparat schenken.“

„Mm, das klingt nach einer guten Idee. Aber die Farbe werde ich trotzdem neutral halten.“

Herr Hoffmann lachte dazu nur und half dann dabei, einen Fotoapparat auszusuchen. Brad hielt sich dabei zurück, denn das war nun wirklich nicht sein Fachgebiet. Nur als die Wahl getroffen war, wandten sich die beiden wieder ihm zu und ließen sie von seinem Talent abnicken. Was vielleicht eine etwas prosaische Anwendung war, Richard aber wenigstens Enttäuschungen bei der Suche nach den perfekten Urlaubsbildern ersparen würde.

Brad neigte unwillkürlich den Kopf, als der Gedanke zu einem weiteren führte. „Bevor Sie die Kamera verschenken, möchte ich eine Kopie der Speicherkarte haben. Michael werden die Bilder bestimmt auch interessieren.“ Es wäre natürlich schöner, den Älteren hier zu haben, aber so konnte er die Erfahrung wenigstens nachträglich mit ihm teilen.

Richard schenkte ihm ein verstehendes Lächeln, nickte dann. „Natürlich kannst du dir eine Kopie ziehen. Heutzutage geht das alles zum Glück ein bisschen einfacher als früher.“

Das ließ ihn flüchtig grinsen und dann wurde es Zeit, nach der Kasse zu suchen.

Als sie wieder nach draußen traten, machte sich Richard als erstes daran, Bilder von der Kreuzung aufzunehmen, widmete sich dann dem Rest ihrer Umgebung.

Herr Hoffmann tauschte einen belustigten Blick mit ihm aus, offenbar nahm Richard seinen Auftrag sehr ernst. Doch letztendlich war auch nichts anderes zu erwarten gewesen.

Brad legte eine Hand auf den Unterarm des Älteren und stoppte ihn so, als dieser gerade einen hoch aufschießenden Turm im Visier hatte, an den sich ein nicht minder beeindruckendes Gebäude mit riesigen Glasfassaden anschloss. Ganz oben prangte eine große 109. „Dort finden Sie bestimmt etwas für Frau Lang, ich habe gehört, dass es in Shibuya 109 sehr viele Boutiquen geben soll.“

Richard knipste, bevor der Apparat gesenkt wurde und sich grau-grüne Augen auf ihn richteten. „Ich glaube, ich will gar nicht wissen, bei welcher Gelegenheit du das gehört hast“, wurde dann gemeint.

Er zuckte dazu nur mit den Schultern. Wenn er ehrlich war, konnte er sich gar nicht mehr an die Umstände erinnern und letztendlich war das sowieso egal. „Und, trauen Sie sich hinein?“

„So ganz allein unter Frauen?“, hängte Herr Hoffmann lachend hintenan.

Der andere Mann ließ sich davon so gar nicht beeindrucken. „Ihr scheint zu vergessen, dass ich nicht allein sein werde. Ihr wollt schließlich bestimmt nicht solange draußen warten.“ Sehr sicher und mit dem leisesten Anflug von Amüsement.

Und keiner von ihnen widersprach an dieser Stelle.
 

~TBC~
 

Das nächste Mal nimmt der Ausflug eine unerwartete Wendung… ^^#

cya, cu ^-^

"Es war besser als die Alternative, in der ich Sie nicht abgefangen habe"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 219/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Der Ausflug endet abrupter als geplant ^^#

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Zwielicht taucht tatsächlich auf. ^^ Allerdings ist das Ereignis eins, bei dem es ihnen schwerfallen sollte, rechzeitig einzugreifen. Was natürlich nicht heißt, dass sie gar nichts tun können ^.~
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 219 „Es war besser als die Alternative, in der ich Sie nicht abgefangen habe“
 

„Müssten nicht viele von ihnen in der Schule sein?“ Er stellte die Frage erst, als sie wieder draußen waren, denn drinnen hatte man kaum in Ruhe ein Wort wechseln können. Aus jeder Boutique war ihnen andere Musik entgegengeschallt aber fast noch schlimmer waren die vielen Mädchen und jungen Frauen, die das große Einkaufszentrum bevölkert hatten.

Herr Hoffmann sah so aus, als wollte dieser über ihn lachen, doch der Ältere schien nicht genug Energie dafür übrig zu haben. „Sie sind wahrscheinlich älter als sie aussehen.“ Dann warf er einen schnellen Blick auf die Uhr. „Außerdem können sehr wohl Schülerinnen unter ihnen sein, wenn sie früh Schluss hatten.“ Herr Hoffmann ließ seinen Arm in einer erschöpften Geste zurück an seine Seite fallen. „Irgendwie fühle ich mich, als ob es schon sehr viel später sein müsste…“

Ah, das Theater da drin hatte den anderen Mann genauso viel Kraft gekostet wie Brad. Die Erkenntnis reichte, um ihm ein Lächeln zu entlocken. „Wie Sie sehen, ist meine Abneigung nicht unbegründet.“

Herr Hoffmann verstand seinen Einwurf problemlos und nun war es der Ältere, dessen Mundwinkel nach oben kurvten und gleich darauf wurde eine Hand ausgestreckt, um ihm durch die Haare zu wuscheln. „Aber das zählt nicht, mein Lieber. Mit diesem Argument schaffst du es nicht, unsere Meinung zu ändern.“

Richard hatte sie belustigt aber ebenfalls ein wenig müde beobachtet, schüttelte nun den Kopf. „Immerhin gehen Frauen in der Regel mit ihren Freundinnen shoppen, von daher bleiben wir meistens davon verschont.“ Die Tüte, die der Andere jetzt mit sich führte, wurde angehoben. „Ich hoffe bloß, dass ihr die Handtasche gefällt. Nicht dass sie mich sonst doch noch durch zig Geschäfte schleppt, um ein Ersatzgeschenk zu finden…“

Brad konnte nicht anders als aufzulachen, dann umarmte er Richard kurz. „Vertrauen Sie meinem Talent. Ich will schließlich nicht, dass Sie leiden müssen, von daher hat es mir genug verraten, um Ihre Wahl für gut zu befinden.“

Grau-grüne Augen musterten ihn ein wenig unschlüssig. „Du musst verstehen, dass es mir ein wenig schwerfällt zu glauben, dein Talent würde sich in solche eher nebensächlichen Belange einmischen.“

Herr Hoffmann schlang einen Arm um die Schultern seines Freundes. „Da siehst du mal wieder, wie sehr er dich mag.“

Da es keinen Grund gab, dieser Einschätzung zu widersprechen, zuckte Brad nur mit den Schultern. „Ich schlage vor, dass wir etwas zu essen finden. Ich bin hungrig.“

Und den anderen beiden ging es genauso, weswegen sein Vorschlag einstimmig angenommen wurde.

Brad holte einen Touristenführer hervor, der ihm irgendwo in die Hand gedrückt worden war und blätterte flüchtig hindurch. Er war sogar auf Englisch, so dass er seine japanischen Sprachkenntnisse nicht bemühen musste, um rasch ihr nächstes Ziel auszusuchen. „Wie wäre es mit der ‚Spain Slope‘? Es ist ganz in der Nähe und nur für Fußgänger gedacht. Wir werden einige Restaurants zur Auswahl haben und da der Weg recht schmal ist, hoffentlich nicht zu viele Leute um uns herum.“

„Bist du jetzt unter die Misanthropen gegangen?“, wurde er von Herrn Hoffmann aufgezogen.

Er zog dazu nur eine Augenbraue hoch. „Sie können nicht behaupten, dass Sie nicht auch etwas Ruhe gebrauchen können.“

Und da Herr Hoffmann das tatsächlich nicht konnte, tat er es auch nicht.
 

Der schmale Weg wies wirklich ein gewisses spanisches Flair auf, doch sie alle waren mehr daran interessiert, ein ansprechendes Restaurant zu finden. Was sie auch taten. Anschließend setzten sie ihr Sightseeing fort, was zum Glück keine weiteren Shoppingabstecher einschloss. Und interessanter als die Center waren sowieso die Leute, die sich hier zusammenfanden. Nicht die Touristen, obwohl es unter ihnen natürlich auch einige seltsame Gestalten gab, sondern vielmehr die Japaner. Und die meisten hatten gar nichts dagegen, wenn Richard ein paar Erinnerungsfotos schießen wollte, viele posierten sogar extra für ihn.

Irgendwann kamen sie wieder beim Bahnhof an, wo sie eine Hundestatue erblickten, die sie bei ihrer Ankunft übersehen haben mussten.

Richard lächelte. „Die Story kenne sogar ich. Das ist dieser treue Hund, der noch auf sein Herrchen gewartet hat, nachdem dieser längst gestorben war, nicht wahr?“

Dafür benötigte er keinen Blick in die Touristeninformation. „Ja, Hachiko.“ Brad lächelte ebenfalls. „Machen Sie davon auch noch ein Foto?“

„So zum Abschluss, meinst du?“ Belustigt, doch Brad konnte sich davon gar nicht beleidigt fühlen, weil sich dem Älteren in diesem Moment ein Gähnen entrang.

„Wenn Sie den Ausflug noch weiter ausdehnen möchten, können wir das gerne tun“, meinte er daher nur besonders liebenswürdig.

Was Herrn Hoffmann auflachen ließ, während Richard das Gesicht verzog. „Ich glaube, wir haben alle erst einmal genug. Und Stefanie wird sich über die Ausbeute kaum beschweren können.“

„Das will ich doch hoffen.“ Nachdem dieses letzte Bild im Apparat war, packte Richard ihn nachdrücklich weg und schloss sich damit ohne weitere Worte Herrn Hoffmanns Aussage an.

Brads Zähne blitzen in einem schnellen Grinsen auf, bevor er nach der jetzt wieder freien Hand des anderen Mannes griff, um ihn in Richtung Bahnhof zu ziehen. Und Richard folgte ihm ohne größeren Widerstand.

Die Bahn war jetzt voller, aber immer noch nicht so schlimm, wie man es aus einigen Fernsehbeiträgen kannte. Brad gab sein bestes, außer seinen Begleitern alle anderen Leute zu ignorieren, was leichter war, als es hätte sein sollen. Er dachte einen Moment darüber nach, bevor ihm bewusst wurde, dass nach dem Trubel zuvor eine volle Bahn einfach nicht mithalten konnte.

Seine Mundwinkel kurvten bei dieser Überlegung leicht nach oben, aber gleich darauf gefror seine Miene regelrecht, als sich sein Talent einschaltete. Er reagierte, bevor der Zug unerwartet bremste. Eigentlich hätte gar nichts passieren sollen, trotz des Rucks, aber manchmal verketteten sich eben bestimmte Umstände. Ein Fahrgast stieß gegen den nächsten, brachte ihn aus dem Gleichgewicht und als nächstes hätte es Richard getroffen. Kopf gegen Kante und ein Ruck, der durch den Körper lief. Aber Brads Arm war schneller, während er mit der anderen Hand nach Richard griff und dessen Fall zwar nicht mehr aufhalten konnte, ihm aber zumindest einen anderen Winkel verlieh.

Der Kopf des älteren Mannes traf nicht mehr die Kante, wie er es vorhergesehen hatte, sondern seinen Unterarm. Das Geräusch, das mit dem Brechen des Knochens einherging, schien in seinen Ohren nachzuhallen, während Schmerz durch seine Nerven jagte und weiße Funken vor seinen Augen zu tanzen schienen. Er sackte in sich zusammen, als alle Kraft aus ihm zu weichen schien, doch bevor er auf die Knie sinken konnte, fing er sich wieder und stemmte sich mit zusammengebissenen Zähnen nach oben.

Das Licht war ausgegangen, so dass er ins Dunkel starrte, nachdem er sich ausreichend zusammengerissen hatte, um auch wieder äußere Eindrücke zu verarbeiten. Blind suchte er also nach Richard und konnte die Erleichterung nicht verleugnen, als der Ältere auf seine Berührung reagierte, neben ihm auf die Beine kam. Seinen linken Arm fest gegen seine Brust gepresst, um ihn möglichst wenig zu bewegen, reichte er mit der rechten Hand nach dem Gesicht des Älteren, als könnte er auf diese Weise dessen Miene lesen.

Feine Muskeln bewegten sich unter seiner Hand, als Richard zu sprechen begann. „Geht es dir gut, Brad?“ Besorgnis ließ die Stimme des anderen Mannes rau klingen.

„Es könnte besser sein“, gab er zu und konnte selbst die Anstrengung heraushören, die es ihn kostete, die Worte halbwegs gleichmäßig herauszubringen.

„Das kann ich mir vorstellen…“ Herr Hoffmann, der jetzt unmittelbar neben ihm stand und sich unauffällig als Stütze anbot, etwas, das Brad mit einem lautlosen Seufzen annahm. „Ich konnte hören, wie du dir etwas gebrochen hast.“

„Ja, in meinem Unterarm“, bestätigte er.

Von Richard kam ein lautes Einatmen, als dieser das hörte und Brad wusste einfach, dass der Ältere das Gesicht verzog, auch wenn er es nicht sehen konnte. „Das ist passiert, als ich gegen dich gefallen bin…“ Eine Pause, die in der Dunkelheit schwer wog und selbst die aufgeregten Stimmen um sie herum auszuschließen schien. „Es tut mir Leid, das wollte ich nicht.“ Sehr leise.

Brad musste unwillkürlich lächeln und seine Hand suchte wieder nach dem Älteren. „Aber ich wollte es.“ Dieses Mal war es an ihm, eine Pause einzulegen. „Es war besser als die Alternative, in der ich Sie nicht abgefangen habe.“

„Ah…“ Mehr als diesen tonlosen Laut erhielt er nicht an Reaktion, doch er trug deutlich genug die Botschaft mit sich, dass Richard verstanden hatte. Vielleicht nicht die ganzen Ausmaße, aber genug. So dass es ihn nicht wunderte, als seine Hand in stummen Dank gedrückt wurde.

Herr Hoffmann bewegte sich, vorsichtig, um seinen Arm nicht zu sehr zu erschüttern, und holte sein Handy hervor - so wie es bereits andere Fahrgäste getan hatten, wie die im Wagen aufblitzenden Lichter verrieten. Doch bevor der Ältere dazu kam, eine Nummer zu wählen, wurden sie durch das Stöhnen von Metall abgelenkt, mit dem sich die Tür gleich bei ihnen zu öffnen begann.

Die Stimmen im Wagen verstummten, als alle sich auf dieses neue Ereignis konzentrierten, doch anders als diese Leute musste Brad sich nicht fragen, was da gerade passierte.

„Anders“, begrüßte er den Precog, der als erster hereinkam, sein Handy als Taschenlampenersatz benutzend.

„Brad… dir geht es gut…“ Graue Augen wurden für einen Moment geschlossen, als Anspannung aus dem Älteren heraussickerte. Dann aber bemerkte Anders, wie er seinen Arm schonte und presste die Lippen zusammen. „Die Netze sind anscheinend überlastet, sonst hätte ich bereits Unterstützung gerufen.“ Anders blickte für einen Augenblick ins Leere. „In solchen Momenten wäre es praktisch, einen Telepathen im Team zu haben.“

Seine Mundwinkel kurvten nach oben, bevor er überhaupt die Ursache für diese Reaktion erkennen konnte. „Sei vorsichtig mit deinen Wünschen, sie könnten in Erfüllung gehen.“

Der andere Precog warf ihm einen seltsamen Blick zu, aber vielleicht lag es auch nur an den unzureichenden Lichtverhältnissen, denn ein Kommentar kam nicht.

Stattdessen war Dennis jetzt bei ihm, tastete vorsichtig seinen Arm ab. Natürlich kannte sich der Telekinet von ihnen am besten in Erster Hilfe aus, doch gegen einen gebrochenen Arm konnte auch er nichts ausrichten. „Wenn ich noch ein Heiler wäre…“ Die Aussage endete in einem Schulterzucken.

„Ich weiß, aber dann wärst du vielleicht gar nicht erst hier reingekommen“, gab Brad unwillkürlich belustigt zu bedenken.

Dennis schien zurück zur Tür zu blicken, die dessen Einsatz von Telekinese nichts entgegenzusetzen gehabt hatte, grinste dann. „Wo du Recht hast, hast du Recht. Dann war ich also doch nicht ganz nutzlos.“

„Ja, anders als ich.“ Cora behielt so gut es ging ihre Umgebung im Auge, doch von den anderen Fahrgästen wagte sich keiner in die Nähe der Ansammlung von Ausländern. „Wissen Sie bereits, was passiert ist?“, wurde Brad dann gefragt.

„Außer dem Offensichtlichen - nämlich ein Stromausfall - leider nicht. Doch ich weiß bereits, dass wir noch eine Weile warten müssen, bis wir hier rauskommen.“

Die Pyrokinetin war von dieser Auskunft nicht besonders erfreut, was sich darin äußerte, dass sie wenig freundlich bei der Aufgabe vorging, ein paar Plätze für sie zu räumen.

Brad war es relativ egal, dass sie dabei einigen Fahrgästen Angst einjagte, dazu war er zu froh, sich setzen zu können. Und Richard protestierte nicht einmal ansatzweise, als er sich gegen ihn lehnte. Der Ältere schien die Tatsache noch nicht so ganz verdaut zu haben, dass Brad seinetwegen verletzt war.

Anders ging vor ihm in die Hocke. „Anscheinend versucht jeder zurzeit, irgendjemanden anzurufen, es gibt einfach kein Durchkommen. Der Stromausfall wird also ein größeres Gebiet betreffen. Wer weiß, wann sie das behoben haben. Und ich möchte Herrn Jansen ganz sicher nicht solange im Ungewissen lassen.“ Geschweige denn Michael, schwang dahinter mit.

Brad verstand auch die unausgesprochenen Worte und ein kleines Lächeln schlich sich auf seine Lippen. „Was hast du vor?“

„Ich will vorausgehen. Mein Talent gibt eine große Wahrscheinlichkeit dafür an, dass ich unbeschadet rauskomme. Das Festnetz wird bestimmt noch funktionieren und dann wird alles seinen geregelten Gang gehen. Vor allem werden wir schnellstens einen Heiler für dich auftreiben.“

„Ich bin kein kleines Kind, ich komme damit klar“, merkte er dazu an, aber sein Lächeln vertiefte sich gleichzeitig. „Aber du hast Recht, ich sehe ebenfalls keine Schwierigkeiten voraus und ich möchte hier auch nicht länger festsitzen, als es unbedingt sein muss.“

Mit einem scharfen Nicken wurden seine Worte bestätigt. „Ich werde Cora mitnehmen, sie schafft es mühelos, auch die längste Schlange zu vertreiben.“

„Ah ja, und Alex könnte das nicht auch?“

Der Andere stieß ein Schnauben aus. „Glaubst du wirklich, dass ich ihn von dir wegbekommen könnte? Und wie gesagt, Cora kann den Job auch erledigen.“

Er konnte das Lächeln hören, wenn auch nicht sehen. „In dem Fall bleibt mir wohl nur, dir einen schnellen Erfolg zu wünschen.“

Anders erhob sich und deutete eine Verbeugung an. „Den werde ich haben.“ Mit einem ungewohnt formalen Tonfall.
 

~TBC~
 

Jupp, Brad konnte es mal wieder nicht lassen, den Retter zu spielen ^^#

cya, cu ^-^

"Ich ruhe ja schon, nicht wahr?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 220/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Hilfe naht ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: In dem Fall nimmt Brad die Schmerzen wirklich gerne auf sich, es war schließlich seine bewusste Entscheidung ^^ Tabletten haben sie wirklich nicht dabei, warum sollten sie auch. Brad vertraut normalerweise viel zu sehr auf sein Talent, um für so etwas vorzusorgen. Zum Glück hat das Büro die Mittel, schnell Hilfe zu schicken *nod*
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 220 "Ich ruhe ja schon, nicht wahr?"
 

Die Wartezeit verging sehr langsam, schien sich durch die Schmerzen nur noch mehr in die Länge zu ziehen. Brad war froh, dass Dennis ihnen die anderen Fahrgäste weiterhin vom Hals hielt, doch das ließ Alex allein zurück, der ihm gegenüber Platz genommen hatte und nichts anderes tun konnte, als Brads Verletzung mitzufühlen. Als Empath hätte er vielleicht auch ein bisschen mehr tun können, doch Brad wollte zum einen seine Schilde nicht lockern und zum anderen war der Schmerz wenigstens eine Warnung und verhinderte, dass er sich zu viel bewegte. Denn selbst ein Heiler konnte Schwierigkeiten bekommen, wenn ein Bruch zu kompliziert war.

Herr Hoffmann bot sich wieder als Stütze an, während Richard versuchte, ihn mit den aufgenommenen Fotos abzulenken. Was… ein bisschen… half.

"Crawford-san?", drang es schließlich, endlich, durch die leicht demolierte Tür und nachdem Alex für sie geantwortet hatte, bekamen sie gleich darauf Verstärkung und es war ein bekanntes Gesicht darunter.

"Herr Anderson, schön Sie wiederzusehen", begrüßte er den Heiler.

Der verzog flüchtig das Gesicht. "Bitte entschuldigen Sie, aber unter diesen Umständen hätte ich gerne darauf verzichtet." Mit einer angedeuteten Verbeugung.

Er nickte dazu und seine Lippen kurvten in ein schmales Lächeln. "So gesehen kann ich Ihnen nicht unbedingt widersprechen." Nur mit einem halben Ohr hörte er zu, wie der Japaner, der offensichtlich den Heiler hergeführt hatte, auf die anderen Fahrgäste einsprach und sie weiter um Geduld bat. Und nein, sie sollten den Wagen nicht verlassen.

Ein leises Schnauben entkam dem älteren Mann, bevor dieser vor Brad niederkniete. "Wenn ich um Ihren Arm bitten dürfte?"

Richard reagierte ohne zu zögern, genauso wie Alexander, als beide ihn gegen neugierige Blicke abschirmten. Weswegen Brad der Aufforderung ebenso ohne zu zögern nachkam. Und jetzt lockerte er seine Schilde, so sehr es auch seinen Instinkten widersprach.

Herr Anderson runzelte die Stirn, kaum dass die warme Hand seinen Unterarm berührte. "Wie haben Sie das denn nur geschafft…" Kaum mehr als ein Murmeln und eindeutig mehr Selbstgespräch als wirklich Frage.

Er entschied sich, trotzdem darauf zu antworten. "Mein Arm ist über die Kante gebrochen worden. Ich nehme an, dabei kann sich der Knochen auch verschoben haben."

Der Blick des Älteren hob sich zu ihm. "Ja, genau das. Wenn Sie erlauben, werde ich Ihnen etwas spritzen, um Ihre Muskeln vollkommen zu entspannen. Das wirkt besser als mein Talent in solchen Fällen. Und bis auf Müdigkeit wird es keine Nebenwirkungen geben."

"Hm, ich weiß", gab er leise zurück, als sein Talent ihm diese Aussage bestätigte. Und dann stimmte er mit einem knappen Nicken zu. Schließlich hätte Herr Anderson diese Vorgehensweise nicht empfohlen, wenn sie nicht die beste wäre.

Aus einer mitgeführten Tasche wurde daraufhin eine Spritze geholt und Brad musste bei diesem Anblick die unwillkürlich aufsteigenden Erinnerungen zurückdrängen. Das Institut lag lange hinter ihm und es gab keinen Grund, sich mit diesen Bildern auseinanderzusetzen.

Irgendwie schien Richard zu verstehen, was in diesem Moment in ihm vorging und seine andere Hand wurde sanft umschlossen.

Brad konzentrierte sich ganz auf diese Berührung und bekam so gar nicht mit, wie die Nadel unter seine Haut geschoben wurde, ignorierte den Druck, mit dem die Flüssigkeit dann in seinen Körper gepresst wurde.

Was auch immer sich in der Spritze befunden hatte, das Mittel schien sowohl einen Teil der Schmerzen als auch jede Muskelspannung mit sich zu nehmen und dies betraf nicht nur seinen Arm, sondern strahlte auch etwas weiter ab, so dass Brad unwillkürlich noch ein bisschen mehr gegen Herrn Hoffmann sackte.

Der schlang sichernd einen Arm um ihn, sah dann interessiert zu, wie Herr Anderson zuerst die Knochen richtete, um dann das Zellwachstum so sehr zu beschleunigen, dass der Bruch verheilen konnte.

Inzwischen war der Japaner zu ihnen zurückgekehrt, anscheinend ein Bahnangestellter, und teilte ihnen mit, dass es noch eine ganze Weile dauern würde, bis die Stromversorgung wiederhergestellt war. Aber gleichzeitig bot er ihnen an, sie hinauszuführen, ein Angebot, das sie natürlich annahmen. Schließlich gab es jetzt keinen Grund mehr, besondere Vorsicht walten zu lassen.

Das einzige Problem bestand darin, dass es Brad etwas schwerfiel, auf die Beine zu kommen, doch in diesem Fall siegte der Verstand über den Körper, so dass sie sich kurz darauf auf den Weg machen konnten.

Der wahrscheinlich gar nicht so lang war, wie er Brad vorkam, aber er konnte die Erleichterung nicht verleugnen, als sie endlich an die Oberfläche zurückkehrten. Damit war auch Zwielicht wieder vereint und Anders war mindestens genauso froh, dass Brad es bis hierher geschafft hatte.

Um sie herum herrschte Chaos, offensichtlich waren auch die Ampeln ausgefallen und über den Schleier der Müdigkeit hinweg fragte Brad sich, wie sie hier wegkommen sollten. Und wie Herr Anderson überhaupt hergekommen war.

Die Frage wurde beantwortet, als sie nach einem weiteren aber zum Glück kurz ausfallenden Fußmarsch zu einem wartenden Hubschrauber gelangten. Ein Lächeln zog an seinen Mundwinkeln, weniger wegen des Hubschraubers, sondern wegen der Miene von Richard. Dem waren die Gesichtszüge entgleist und grau-grüne Augen starrten ungläubig auf das Fluggerät.

"Das ist nicht so ungewöhnlich, wie Sie vielleicht denken", meinte er belustigt zu dem Älteren. Immerhin wusste er, dass sowohl Herr Takatori als auch Herr Moriyama über private Helikopter verfügten.

Richard fasste sich wieder und schüttelte den Kopf. "Ich weiß selbst nicht, warum ich überrascht war..."

Das ließ sein Lächeln nur noch ausgeprägter werden, doch er sagte nichts dazu, da er von Anders abgelenkt wurde.

"An dieser Stelle trennen sich unsere Wege. In dem Ding ist nicht genug Platz für alle. Ich werde lediglich Dennis sicherheitshalber mitschicken." Weil ein Telekinet bei Schwierigkeiten immer noch die größte Sicherheit versprach, musste nicht ausgesprochen werden.

Brad nickte bestätigend, wandte sich dann Herrn Anderson zu, der jetzt ebenfalls auf ein anderes Fortbewegungsmittel würde warten müssen. "Danke für die schnelle Hilfe."

"Das ist wirklich gern geschehen, Herr Crawford. Bitte schauen Sie aber morgen im Büro bei mir vorbei, damit ich mir noch einmal Ihren Arm ansehen kann."

Er verdrehte _nicht_ die Augen. Natürlich hätte er am liebsten abgelehnt, aber dann würden alle nur so lange auf ihn einreden, bis er 'vernünftig' wurde. "Ich werde da sein", versprach er daher, was Herr Anderson mit einer angedeuteten Verbeugung akzeptierte. Bevor er sich jedoch abwenden konnte, hielt ihm der ältere Mann noch etwas entgegen. Irgendwelche Riegel, wie es aussah. "Die Heilung hat viel Energie gekostet. Bitte essen Sie diese hier, um den Verlust auszugleichen. Ansonsten würde sich das negativ auf Ihr allgemeines Befinden auswirken. Der Notwendigkeit eines ausgiebigen Schlafes werden Sie dennoch nicht entkommen." Letzteres mit einem Anklang von Belustigung und nicht nur an Brad, sondern auch an Herrn Hoffmann gerichtet. Offensichtlich hatte Brad soeben nicht nur Bettruhe verordnet bekommen, sondern auch einen Aufpasser, der die Einhaltung überwachte.

Dann ging es endlich zum Hubschrauber und Brad ließ sich zufrieden gegen Richard fallen, kaum dass sie beide ihren Platz gefunden hatten. Sicherheitshalber griff er noch nach der Hand des Älteren und etwas in ihm wurde prompt ruhiger, ruhig genug, dass ihm trotz des Lärms die Augen zufielen.

Aber ein hartnäckiges Rütteln an seiner Schulter verhinderte, dass er einschlief. Es war Herr Hoffmann, der ihm einen geöffneten Riegel sowie eine Flasche mit Wasser hinhielt. Brad konnte sich nicht erinnern, die Riegel weitergegeben zu haben, doch er verschwendete keinen Gedanken daran, sondern folgte der wortlosen Aufforderung und begann zu essen.

Kaum dass er seine Aufgabe bewältigt hatte, hielt ihm Herr Hoffmann den nächsten Riegel hin, und da mit dem ersten sein Hunger erst wirklich geweckt worden war, verzehrte er ihn ohne Protest ebenfalls, genauso wie anschließend den dritten.

Danach wurde er in Ruhe gelassen, weswegen er noch ein bisschen dösen konnte, bevor sie auch schon ihr Ziel erreichten. Ganz in der Nähe des Hotels hatte der Pilot eine Landefläche gefunden, wofür Brads Körper ausgesprochen dankbar war. Denn der schien nicht mehr besonders große Lust auf Bewegung zu haben, weswegen er Richard nicht freiließ, sondern ihn vielmehr als Stütze benutzte.

Nichtsdestotrotz ließ ihn der zurückgelegte Weg wieder etwas munterer werden, etwas, das von Herrn Hoffmann nicht mit Begeisterung aufgenommen wurde. "Du weißt, was Herr Anderson gesagt hat", wurde er leise ermahnt, als er sich kaum Apartment angekommen auf die Couch sinken ließ.

Unbeeindruckt blinzelte er zu ihm hoch. "Ich ruhe ja schon, nicht wahr?"

Lippen wurden zusammengepresst. "_Bett_ruhe, Brad."

"Dafür ist es noch viel zu früh." Woher sein Widerstand kam, konnte er selbst nicht genau sagen, aber Richard hatte gezwungenermaßen neben ihm Platz genommen und diese Tatsache schenkte ihm weiterhin Ruhe. Dann kam ihm ein Gedanke, der beinahe seine Mundwinkel nach oben kurven ließ. Was er natürlich nicht zuließ, das würde Herrn Hoffmann nur misstrauisch machen. "Außerdem habe ich Hunger", meinte er in einem vollkommen unschuldigen Tonfall.

Blaue Augen musterten ihn, doch der Ältere konnte keine Täuschung finden, nickte schließlich, um sich gleich darauf dem Telefon zuzuwenden.

Nun musste Brad doch lächeln und er ließ seinen Kopf gegen Richards Schulter fallen. "Haben Sie auch Hunger?" Kaum mehr als ein Murmeln.

"Es lässt sich aushalten", wurde ihm leise geantwortet, bevor ihm überraschend ein paar Strähnen aus der Stirn gestrichen wurden und ein suchender Blick ihn traf. "Geht es dir gut?"

Das Lächeln kehrte verstärkt zurück. "Mhm…", brummte er, ließ sich von der Wärme einlullen, die der Körper des Älteren ausstrahlte. "Und Ihnen auch…" Die Zufriedenheit wurde stärker, mischte sich mit der Müdigkeit und die Wärme tat ihr Übriges. Er bekam gar nicht mit, dass er noch mehr Gewicht auf den anderen Mann verlagerte, denn gleichzeitig waren ihm die Augen zugefallen und der Schlaf hieß ihn mit offenen Armen willkommen.
 

Nur widerwillig kehrte er in einen Zustand zurück, den man mit etwas gutem Willen als Bewusstsein bezeichnen konnte, als jemand sanft an seiner Schulter rüttelte. "Brad, lass Reik frei."

Mühsam öffnete er die Augen einen spaltbreit und begegnete lediglich dem Stoff von Richards Hemd, bevor er es schaffte, sich ein wenig zurückzulehnen. Braune Augen trafen auf grau-grüne und in dem Blick des Älteren stand so etwas wie warme Belustigung.

"Ich müsste mal ins Bad, bevor ich schlafen gehe", wurde ihm leise mitgeteilt.

Brad blinzelte nur, doch das schien dem älteren Mann genug an Zustimmung, denn sanft wurde sein Arm gelöst, von dem er bis zu diesem Moment gar nicht bewusst gemerkt hatte, dass er ihn um Richards Bauch geschlungen hatte. Genauso sanft wurde er zurückgeschoben, bis er zur anderen Seite fiel, wo bereits Herr Hoffmann auf ihn wartete und ihn auffing.

Trotzdem fühlte er sich plötzlich kalt und unwillkürlich wollte er sich aufrichten, doch dann strichen Finger besänftigend durch seine Haare und seine Muskeln verweigerten prompt ihren Dienst.

"Er ist ja gleich wieder da…" Es war nicht ganz Amüsement, das in diesen Worten mitschwang, doch Brad war zu müde, um sich damit auseinanderzusetzen. Er wollte nur noch weiterschlafen, doch gleichzeitig wollte er sichergehen, dass es Richard gut ging, weswegen er nicht einfach wieder die Augen schließen konnte. Egal, wie sehr das gleichmäßige Streicheln durch seine Haare dazu einlud.

Irgendwann konnte er hören, wie die Badtür aufging und sofort umfasste eine Hand seine Wange und hob seinen Kopf etwas an, so dass sein Blick auf blaue Augen traf. "Jetzt ist es wirklich Zeit für's Bett, nicht wahr?" Mit einem Lächeln.

Brad hatte ganz sicher nicht vor, dem zu widersprechen, und genauso wenig wehrte er sich, als sein Hemd aufgeknöpft und ihm über die Schultern gestreift wurde. Mit Richards Hilfe, der inzwischen zu ihnen gestoßen war, wurde er auch die Hose schnell los und dann folgte er dem Älteren einfach in dessen Zimmer.

Richard gab nicht einmal vor, überrascht zu sein, warf Herrn Hoffmann auf dessen Grinsen hin lediglich einen schiefen Blick zu. "Lass das, Chris."

"Ah, tu doch nicht so. Es war doch klar, dass er dich heute nicht mehr von sich weg lässt. Er ist gar nicht genug bei sich, um sich davon zu überzeugen, dass du keinen Schutz mehr benötigst."

Er war bereits in das ausgesprochen einladend aussehende Bett gekrochen und sah von dort ein wenig ungeduldig zu, wie sich die beiden Männer noch unterhielten. Und als wäre sein Blick bemerkt worden, sah Herr Hoffmann zu ihm herüber.

"Du solltest ihn nicht länger warten lassen."

"Das klang jetzt…" Richard sprach es nicht aus, schien aber auch so verstanden worden zu sein, denn Zähne blitzten in einem Lächeln auf.

"Schlaf gut." Mit einem Druck von Richards Schulter verabschiedete Herr Hoffman sich und damit gab es endlich keine Verzögerungen mehr.

Brad wusste auch nicht, ob er noch länger durchgehalten hätte, doch nun musste er es nicht mehr herausfinden. Er rutschte an den anderen Mann heran, kaum dass dieser sich hingelegt hatte und schlang dieses Mal bewusst einen Arm um ihn. Niemand würde an Richard heran können, ohne dass er es merkte und mit diesem Gedanken kehrte die Ruhe zurück, die vorher gefehlt hatte, um wieder einschlafen zu können.

Zuletzt schlossen sich seine Finger um den Stoff des Schlafanzugoberteils und er konnte die gleichmäßigen Atemzüge spüren, die die Brust unter seinem Arm hoben und senkten. Er lächelte beruhigt, dann wurde es dunkel um ihn herum.
 

~TBC~
 

Brad wird sich wieder beruhigen… mit ein wenig Abstand ^^#

cya, cu ^-^

"Ich hätte nicht nichts tun können"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 221/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Ein unerwarteter Besucher kommt ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Nun, der Abstand kommt mit der Zeit *grins* Übrigens hast du mit deiner Frage nach Michael einen wirklichen guten Punkt angesprochen ^____^ Sozusagen, als hättest du meine Gedanken gelesen, als ich das aktuelle Kapitel geschrieben habe. Also einfach weiterlesen ^.~
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 221 "Ich hätte nicht nichts tun können"
 

Er erwachte zu einem dunklen Raum und regelmäßigen Atemzügen, was es ihm erschwerte, sich im ersten Moment zu orientieren. Es wäre so einfach gewesen, anzunehmen, dass er zu Hause war, in ihrem Quartier, mit Michael neben sich. Doch ein Teil von Brad wusste nur zu gut, dass jemand anderer neben ihm lag, schickte ihm ein deutliches Bild.

Er atmete tief durch, der Atemzug schien in seiner Brust zu rasseln, bevor er eine Hand ausstreckte und durch weiche Haare strich, um den Schädel darunter zu finden. Aber ihn erwartete kein klebrig-warmes Blut, keine Nachgiebigkeit, wo harter Knochen sein sollte. Die Erinnerung an die Vision war nicht mehr als das – vielleicht sogar weniger, denn es war niemals geschehen.

Mit einem Seufzen rückte er näher an den Älteren, umarmte ihn, um ihn zu sich heranzuziehen.

Richard begann sich zu rühren und ein leises Murmeln driftete zu ihm herüber. "Steffi?"

Er reagierte nicht darauf, strich einfach nur durch die dunkelblonden Haare, nicht wissend, ob er den Anderen oder sich selbst beruhigen wollte.

Er spürte den suchenden Blick, der ihn traf, wie sich der Körper in seiner Umarmung versteifte, als er erkannt wurde. Statt sich von ihm zu befreien, entspannte Richard sich aber wieder und dieses Mal war es der Ältere der seufzte.

Brad erwartete aus irgendeinem Grund, dass Richard etwas sagen würde, wartete darauf, während sich seine Hand unverändert in gleichmäßigen Zügen bewegte. Aber da kam nichts und ehe er es sich versah, war der ältere Mann wieder eingeschlafen.

Ihm selbst gelang das nicht, er war gar nicht mehr müde, weswegen er nach einer Weile aufgab, sich vorsichtig zurückzog und dann aufstand. Seine Beine waren auf Autopilot, als sie ihn ins Bad führten, denn sein weiter erwachender Verstand war anderweitig beschäftigt. Und nein, es ging nicht um Richard, denn nachdem sowohl der Schleier des Medikaments als auch der des Schlafes sich zurückgezogen hatten, verstand er. Gestern wäre beinahe etwas passiert, doch sein Talent hatte es verhindert. Alles war in Ordnung. Damit. Aber in seinem Verstand begann sich etwas Vertrautes zu regen, nichts Alarmierendes, ganz im Gegenteil. Und trotzdem beraubte es ihn seiner Ruhe.

Er stellte die Dusche aus, trocknete sich kaum ab, bevor er ein Handtuch um seine Taille schlang. Ohne darüber nachzudenken, griff er dann nach einem weiteren Handtuch und war einen Augenblick später auch schon aus dem kleinen Raum heraus.

Sein Herz schlug viel zu schnell, als er Fuß ins Wohnzimmer setzte und er war überrascht und gleichzeitig alles andere als das, als er eine vertraute Gestalt erblickte.

Sie musterten sich gegenseitig, stumm, während sich Sekunden zu einer Ewigkeit dehnten. Dann lächelte Brad und mit einem Ausatmen floss jede Anspannung aus ihm heraus. Gleichzeitig trat Michael auf ihn zu, nahm ihm wie selbstverständlich das Handtuch ab und begann seine Haare zu trocknen.

"Zu beschäftigt, um mich anzurufen?"

Er hielt sehr still, als ihm zum ersten Mal bewusst wurde, dass er das tatsächlich nicht getan hatte. Ganz eindeutig war er nicht bei klarem Verstand gewesen, sonst wäre ihm so etwas niemals passiert.

Michael wartete keine Antwort ab. "Zum Glück hatten weder Martin noch Herr Hoffmann dieses Problem…" Das Handtuch sank nach unten, kam über seinen Schultern zu ruhen, während sich ihre Blicke wieder fanden.

Langsam, wie in Zeitlupe, hob er eine Hand und umfasste die Wange des Älteren, der sich sofort in die Berührung hineinlehnte. "Du bist hier…" Als hätte ihn erst der physische Kontakt davon überzeugt, obwohl der psychische so viel überzeugender war.

"Hm, ja. Das bin ich." Mit einem Lächeln.

"Aber, aber warum?" Irgendwie fiel es ihm schon wieder schwer, einen klaren Gedanken zu fassen.

Michael antwortete nicht gleich, aber das Lächeln wurde wärmer, bevor sich der Ältere vorlehnte, so dass sich ihre Nasenspitzen berührten. "Mein Vater hat mich hergeschickt. Ich habe natürlich nicht lange protestiert."

Atem strich über seine Lippen, weckte das Verlangen nach einem Kuss. "Ich hoffe, das hast du gar nicht." Während er das sagte, hatte er sich bewegt und am Ende lagen seine Lippen an Michaels. Nur diese Berührung, mehr nicht.

Ein leises Lachen vibrierte gegen ihn. "Natürlich nicht."

Er gab sich mit dieser Auskunft zufrieden und beschloss, nicht darüber nachzudenken, warum Michael die Genehmigung erhalten hatte. Hauptsache der Ältere war jetzt hier.

Der Beschluss war kaum gefasst, als er plötzlich in einen atemraubenden Kuss verwickelt wurde. Hitze durchströmte ihn, als wäre sie in ihn hineingeatmet worden und die feinen Härchen auf seinen Armen richteten sich auf, als Energie über seine Haut hinwegprickelte. Brad bekam kaum mit, wie er nach hinten stolperte, bis er auf die Couch fiel, zu sehr mit Michael beschäftigt, der seine Sinne voll und ganz beanspruchte.

Nur einmal zögerte der Ältere, als sein Arm getestet und für belastbar befunden wurde, doch danach gab es kein Halten mehr. Hände schienen ihn überall gleichzeitig zu berühren, bis er so empfindlich wurde, dass er sich unter Michael nur noch winden konnte. Ihm war kaum bewusst, dass der Andere immer noch seine Sachen anhatte, aber diese Tatsache erwies sich von Vorteil, als er sich schließlich auf Michaels Schoß wiederfand und auf ihn niedersank. Denn seine Finger konnten sich in das Hemd des Älteren krallen, was ihn erdete, während sich alles um ihn herum aufzulösen schien. Sein Aufstöhnen ging in Michaels Mund unter, dann ließ er seine Stirn gegen dessen Schulter fallen und verlor sich im gemeinsamen Rhythmus, bis der Höhepunkt ihn traf und er nur noch fiel, fiel, fiel… Erst später, als er genug Muße dafür hatte, wurde ihm bewusst, wie tief ihre Verbindung gewesen war und wie sehr Michael sie gebraucht hatte.

Als er wieder einen klaren Gedanken fassen konnte, lag sein Kopf immer noch auf Michaels Schulter und der Ältere hielt ihn in einer engen Umarmung gefangen. Brad schaffte es nach einer Weile, seinen Kopf ein wenig zu wenden, so dass er einen heißen Kuss gegen den Hals des Älteren pressen konnte. "Was war das denn?", murmelte er kaum hörbar. "Dieses Mal hatte es niemand auf mich abgesehen, ich befand mich nie in echter Gefahr…" Warum also war Michael so besorgt gewesen?

Eine Hand fand seinen Nacken, streichelte dort durch verschwitzte Strähnen. "Wie geht es Herrn Walter?", kam statt einer Antwort eine Gegenfrage. Doch vielleicht… vielleicht lag darin ja die Antwort, denn Brad wurde an seine eigenen Reaktionen erinnert .

"Gut… Er schläft wieder…", meinte er schließlich mit einiger Verzögerung.

"Das freut mich zu hören. Dann geht es dir auch gut, ja?"

"Mm, ja…", brummte er. "Mir geht es immer gut, wenn du bei mir bist." Im Anschluss an diese Worte musste er gähnen.

Was Michael mit einem leisen Lachen quittierte. "Willst du vielleicht auch noch mal ins Bett?"

In einer ersten Reaktion wollte er den Kopf schütteln, denn vorhin noch hatte er sich viel zu munter gefühlt. Aber er schien jegliche Energie wieder verloren zu haben, weswegen seine Antwort schließlich ein weiteres Gähnen war.

Er wurde sehr gut verstanden und nach einem erneuten Abstecher unter die Dusche konnte er sich unter der Decke neben Michael zusammenrollen, in seinem Kopf ein Hauch von Richards Bewusstsein, das Michael an ihn weiterleitete. Damit gab es keinerlei Grund für Unruhe mehr und schnell war er wieder eingeschlafen.
 

Dieses Mal war der Raum lichtdurchflutet, als er langsam die Augen öffnete, Grund genug, um das Gesicht gleich wieder gegen Michaels Brust zu vergraben. Der Ältere schien zeitgleich mit ihm aufgewacht zu sein, wie ihm der Arm verriet, der gleich darauf mit noch schlaftrunkener Unkoordiniertheit um ihn geschlungen wurde.

Brad brauchte nicht auf die Uhr zu schauen, um zu wissen, dass der Vormittag schon weit fortgeschritten war und er verzog das Gesicht. "Es ist einfach lächerlich, wie lange ich geschlafen habe…", brummte er ein wenig unzufrieden mit sich selbst.

Zuerst kam gar keine Reaktion, dann lachte Michael leise auf und eine Hand schlich sich in seinen Nacken, um mit den kurzen Haaren dort zu spielen. "Schieb es auf das Medikament oder meinetwegen auch auf mich, wenn du dich dann besser fühlst", wurde ihm vorgeschlagen.

"Sehr witzig." Er zog sich ein Stück zurück, suchte nach dem Blick der eisblauen Augen. "Aber du warst wirklich müde, hm?" Sein Finger zeichnete eine Linie über die Stirn des Älteren, glitt dann weiter, bis er Michaels Lippen erreichte.

Ein kleiner Kuss wurde auf seine Fingerspitze gepresst, bevor Michael… lächelte. Ein wenig unentschlossen vielleicht, aber es war ein Lächeln. "Ich konnte auf dem Flug nicht schlafen." Was der Grund dafür war, musste nicht hinzugefügt werden.

"Ich hätte dich anrufen sollen…" Er biss sich auf die Unterlippe, woraufhin die Hand in seinem Nacken mit dem Streicheln aufhörte und stattdessen sanft zudrückte, bevor er wieder eng an den Älteren gezogen wurde.

"Du warst kaum in der Lage dazu, mein Kleiner. Ich wünschte nur, dass du nicht so häufig das Bedürfnis verspüren würdest, dich als Ritter aufspielen zu müssen."

Sein Stirnrunzeln blieb im Schlafanzugsoberteil verborgen. "Ich hätte nicht nichts tun können. Es ging schließlich nicht um irgendeinen Talentlosen, sondern um Richard."

"Ja, ich weiß…" Mit einem Seufzen, in dem mehr Verständnis zu stecken schien, als Brad nachvollziehen konnte.

Aber sein Magen meldete sich, bevor er darüber nachdenken konnte und das ließ Michael wieder auflachen. "Ich denke, es wird Zeit aufzustehen."

"Anreiz genug habe ich…", gab er mit einem Schnauben zu. Doch gleichzeitig schlossen sich seine Finger wie aus eigenem Antrieb um den Stoff des Schlafanzugs, verrieten so, dass ein Teil von ihm trotz allem lieber hier mit Michael liegenbleiben wollte.

Amüsement trat in die eisblauen Augen, als der Ältere das Problem erkannte und dem ein Ende setzte, indem er sich einfach aufrichtete.

Brad folgte ihm, gezwungenermaßen, doch bevor Michael das Bett verlassen konnte, umarmte er ihn und küsste ihn hart, während er sich gegen ihn drängte.

Anschließend sahen sie sich schwer atmend an und sein Ziel war erreicht, denn im erwidernden Blick stand nur noch Hitze geschrieben.
 

******
 

Er musste zugeben, dass Brads Schachzug jegliche Belustigung aus ihm vertrieben hatte, dennoch brachte er nicht zu Ende, was der Junge eben angefangen hatte. Denn das wäre etwas unvernünftig. Dank Herrn Schumann wusste er, dass es viel zu lang her war, dass Brad etwas in den Magen bekommen hatte und er wollte auch die Nachuntersuchung nicht zu lange hinausschieben. Da war er schon diese Nacht viel zu unvernünftig gewesen…

Brad schien geradewegs seine Gedanken zu lesen und die aufgeflammte Hitze zog sich langsam zurück, als der Jüngere den Kopf schüttelte. Dann lehnte dieser sich vor, ließ seine Stirn an Michaels ruhen. "Das war nicht unvernünftig. Es war gut." So simpel diese Aussage ausfiel, so aufgeladen waren die Emotionen dahinter.

Und Michael verstand das besser als der Jüngere selbst. Brad war bei dem Vorfall gestern nicht so weggetreten wie vor ein paar Wochen, als Herr Müller beinahe Michael erschossen hatte. Das wusste er aus Herrn Schumanns Bericht und inzwischen – sehr viel überzeugender – von Brad selbst. Dennoch hatte der Junge es nicht auf die leichte Schulter genommen und ein Teil von ihm hatte nach einer rein körperlichen Versicherung gesucht, um sich davon zu überzeugen, dass mit Herrn Walter alles in Ordnung war. Michaels Anwesenheit hatte diesen Wunsch nicht nur mehr als überdeckt, er hatte Brad mittels seines Talents auch noch einen direkten Draht zu dem älteren Mann gegeben, sozusagen, der den Jüngeren hatte beruhigt einschlafen lassen. Also so gesehen, ja, es war gut.

Seine Mundwinkel kurvten nach oben, als er das dachte

Jetzt war nur noch Wärme zwischen ihnen, was alles in allem das Aufstehen auch nicht viel leichter machte, doch sie überwanden sich schließlich dazu.

Brad spazierte in die Küche, kaum dass sie angezogen waren, vollkommen zielsicher, wie Michael feststellen konnte. Denn trotz der fortgeschrittenen Stunde befanden sich sowohl Herr Hoffmann als auch Herr Walter dort und schienen noch beim Frühstück zu sein.

Letzterer stand bei der Kaffeemaschine und goss sich gerade eine Tasse ein, was nichts war, wovon Brad sich stören ließ. Der steuerte nämlich geradewegs den älteren Mann an und umarmte ihn von hinten. "Guten Morgen, Richard."

Michael konnte den unausgesprochenen Fluch hören, als der Kaffee beinahe verschüttet wurde, doch äußerlich war nicht mehr als ein kurzes Zögern zu sehen. "Guten Morgen, Brad. Vielleicht solltest du dir abgewöhnen, andere Leute einfach so zu überfallen."

Der Junge grinste nur. "Das brauche ich mir nicht abzugewöhnen, bei anderen Leuten mache ich das nämlich nicht."

Und Herr Hoffmann hatte kein Mitleid mit seinem Freund, sondern lachte auf, als er das hörte. "Sieg nach Punkten für Brad."

Herr Walter drehte sich vorsichtig um, da Brad ihn anscheinend noch nicht loslassen wollte, und dieses Mal erstarrte er. Anders als Herr Hoffmann war er nämlich von Michaels Anwesenheit offensichtlich überrascht.

Grau-grüne Augen wurden geschlossen, als sich der Ältere sichtlich sammelte, dann traf ein vorwurfsvoller Blick Herrn Hoffmann. "Du hättest mir sagen können, dass Herr Schneider kommt."

Der zuckte mit den Schultern, war sich keiner Schuld bewusst. "Ich wusste es nicht. Anders als du habe ich aber gesehen, dass ein Paar Schuhe mehr bei der Tür stehen. Für deine Unaufmerksamkeit kann ich nichts, Reik."

Brad löste sich ein wenig von Herrn Walter, um sich zu Herrn Hoffmann umzudrehen. "Nicht ärgern." Unwillkürlich verstärkte sich die Umarmung und Herr Walter, der gerade einen Schluck von seinem Kaffee genommen hatte, warf Michael einen langen Blick zu, sichtlich mit der Frage, wann er gedachte ihm Brad abzunehmen.

Er schenkte ihm nur ein Lächeln und nahm neben Herrn Hoffmann Platz, der gerade ebenfalls lächelte. "Du hast Reik erst einmal genug beschützt, mein Lieber. Setz dich an den Tisch und iss."

Und Brad… gehorchte nach einem Moment des Zögerns.
 

~TBC~
 

Das nächste Mal gibt es auch einen unerwarteten Besucher – allerdings ist das einer, den Brad noch nicht kennt ^^

cya, cu ^-^

"Er plant kein Attentat"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 222/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Und wieder ist da ein Besucher für Brad…

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Also ich finde, das Verhältnis zwischen Herrn Walter und Michael ist schon eindeutig besser geworden. Was natürlich nicht heißt, dass es nicht noch besser werden kann *grins*

Hm, Brads Talent arbeitet in der Regel sehr nah an der Gegenwart. Nur wenn Gefahr droht oder es um wirklich wichtige Ereignisse geht, sieht er weiter in die Zukunft. Und der heutige Besucher ist zwar unerwartet, aber auch nicht mehr als das ^^
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 222 "Er plant kein Attentat"
 

Als sie mit dem Frühstück fertig waren, hätten sie sofort aufbrechen können, doch Michael konnte sehen, wie Brad zögerte. Und er brauchte nicht die Gedanken des Jungen zu lesen, um zu wissen, was ihm durch den Kopf ging.

Er unterdrückte ein Lächeln ebenso wie ein Kopfschütteln und stellte die Frage, die Brad bisher nicht über die Lippen gekommen war. "Werden Sie uns zum Büro begleiten, Herr Walter?" Natürlich war nicht die Frage an sich das Problem für Brad, sondern die Tatsache, dass er den älteren Mann am liebsten in der Sicherheit des Apartments wissen – und ihn gleichzeitig nicht aus den Augen lassen wollte.

Herr Walter erwiderte seinen Blick etwas überrascht und nur kurz schweiften die grau-grünen Augen zu Brad hin ab. Der Ältere überlegte einen Moment tatsächlich, was Brad wohl zu hören wünschte, entschied sich dann. "Nach gestern klingt ein ruhiger Tag im Büro ganz gut. Ich kann Chris ein bisschen zur Hand gehen."

Michael nickte verstehend, während er gleichzeitig Brads Reaktion verfolgte, der einen Teil seiner inneren Anspannung verlor. Ganz würde das wohl erst in einigen Tagen geschehen, spätestens, wenn sie zurück auf Rosenkreuz waren.

Nachdem dieser Punkt beschlossen war, wandten sich Brads Gedanken einem anderen zu und ein Teil von ihm war amüsiert, dass es tatsächlich mal jemand geschafft hatte, ihn in der Liste der Prioritäten von Platz eins zu verdrängen. Ein anderer Teil… war es weniger.

Braune Augen richteten sich auf ihn und gleich darauf lag eine Hand auf seinem Oberschenkel und die Überlegung löste sich in Wohlgefallen auf. "Du bleibst hier, bis wir zur Schule zurückfliegen." Die Worte gaben nicht einmal vor, eine Frage zu sein.

"Natürlich werde ich das", erwiderte er, legte seine Hand auf die des Jüngeren und drückte sanft zu. "Ansonsten schaffst du es bloß, dich in noch mehr Schwierigkeiten zu bringen."

Brad runzelte flüchtig die Stirn. "Ich war nicht in Schwierigkeiten."

Er hatte nicht vor, sich in diesem Punkt auf eine Diskussion einzulassen. "Einigen wir uns darauf, dass unsere Definitionen etwas auseinander gehen und belassen es dabei." Mit diesen Worten stand er auf und zog dem Jungen den Stuhl zurück, so dass dieser bequem aufstehen konnte. Als Dank dafür erhielt er einen Kuss und jeglicher Widerspruch war vergessen.

Herr Hoffmann gratulierte ihm mit einem wortlosen Blick zu diesem gelungenen Manöver, während Herr Walter seine Belustigung ewas offener zeigte und lächelte.

Kurz darauf waren sie aufbruchbereit und draußen wartete bereits die Limousine auf sie, während sich Zwielicht außer Sichtweite hielt. Er war nicht der einzige, der sich nach ihnen umschaute, Brad suchte sie automatisch ebenfalls, um sie fein säuberlich in seine Umgebung einordnen zu können. Nur damit es ihn nachher nicht zu sehr irritierte, einen Verfolger zu haben. Dass Zwielicht gar nicht zu sehen war, behinderte den Jungen nicht im Geringsten, dessen Talent konnte ausreichend mit den Variablen spielen, um die gewünschte Information zu erhalten.

Wie zu erwarten verlief die Fahrt völlig ruhig, doch leider hielt diese Ruhe nicht länger vor, als sie das Büro betraten.

Die Haltung der Wachleute erweckte nicht zur seine Aufmerksamkeit, sie sahen so aus, als würden sie einer Bedrohung gegenüberstehen, doch alles was Michael erblickte, war ein alter Japaner.

"Was soll das denn werden", murmelte Brad zu sich selbst und beschleunigte seine Schritte.

Was sie alle dazu zwang, es ihm gleichzutun, denn keiner wollte den Jüngeren in einer unklaren Situation außer Reichweite haben.

Brads Annäherung wurde schnell bemerkt und die Wachmänner nahmen unwillkürlich Haltung an. "Crawford-san, Sie sollten besser nicht zu nahe kommen. Der Mann ist bewaffnet."

Der Junge neigte den Kopf ein wenig zur Seite. "Wie überraschend. Schließlich gibt er sich so große Mühe, diesen Umstand zu verbergen", wurde dann mit sanfter Ironie angemerkt. Doch es lag kein Stachel in diesen Worten, weswegen die beiden Männer es ihm nicht übel nahmen. Und da dieser Austausch auf Japanisch erfolgte, wurde er auch von dem alten Mann verstanden.

Der hatte die ganze Zeit ein geduldiges Lächeln nicht verloren und jetzt vertiefte es sich, was Michael sah, bevor sich der Mann verbeugte. "Guten Tag, Crawford-san. Mein Name ist Sato. Mein Besuch gilt Ihnen, aber leider wollte man mir keine Auskunft geben, ob Sie im Hause sind."

"Das können Sie unseren Leuten nicht verdenken, sie sind sehr auf unsere Sicherheit bedacht."

"Natürlich, Crawford-san."

Brad nickte, wandte sich dann an die Wachleute und bemerkte so nicht den neugierigen Blick, mit dem er gemustert wurde. Unwillkürlich vergewisserte sich Michael, dass es tatsächlich nicht mehr als Neugier war, berührte sanft den überraschend disziplinierten Verstand des alten Mannes. Und fand keine bösen Absichten vor. Beruhigt zog er sich wieder zurück und überließ alles weitere Brad, der die anderen Männer zurück auf ihre Posten geschickt hatte. Die zwar ungern gehorcht, es aber dennoch ohne Widerspruch getan hatten.

Anschließend richtete sich Brads Aufmerksamkeit auf Herrn Hoffmann. "Soweit ich weiß, habe ich im Moment keinen Termin, hm?"

Der Andere musste nicht einmal seinen Terminplaner bemühen. "Erst am späten Nachmittag, Herr Crawford. Aber Sie wissen, dass Herr Anderson noch Ihren Besuch ewartet."

Der Junge schaffte es, nicht die Augen zu verdrehen. "Weder Sie noch Michael werden mich das vergessen lassen. Wahrscheinlich würde mir selbst Richard damit in den Ohren liegen…" Mit einem Seufzen legte Brad das Thema ad acta. "Wenn Sie wünschen, können Sie mich mit zu meinem Büro begleiten, Sato-san", wurde dann dem alten Japaner angeboten.

"Vielen Dank, Crawford-san."

Sowohl Herr Walter als auch Herr Hoffmann beäugten misstrauisch die Waffe, die der Mann mit sich führte, doch Michael winkte unauffällig ab, ließ Brad mit dem Japaner vorausgehen. "Er plant kein Attentat", erklärte er den beiden Männern. "Ich habe ihn getestet."

Grau-grüne Augen verfolgten den Weg zum Fahrstuhl, während Herr Walter antwortete. "Ich denke, in diesem Fall bin ich mal ganz dankbar für Ihr Talent." Erst dann wurde sein Blick gesucht. "Dennoch schließe ich mich den Wachleuten an. Auch wenn der Mann harmlos scheint, sollte Brad ihm nicht zu nahe kommen, solange er noch die Waffe hat. Das ist ganz einfach ein unnötiges Risiko."

Ohne die Versicherung seines Talents wäre Michael derselben Ansicht, weswegen er gar nicht erst versuchte, Herrn Walter anders zu überzeugen. Und letztendlich waren bereits Tatsachen geschaffen worden, nicht wahr? "Ich weiß, was Sie meinen. Also werde ich mal auf ihn aufpassen gehen…" Mit einem Lächeln, bevor er sich ebenfalls zum Fahrstuhl begab.

"Als ob das viel besser wäre", konnte er ihn murmeln hören und auch wenn er wusste, dass sich Herr Walter mehr Sorgen um Brads Reaktion machte, falls Michael etwas zustoßen würde, als um Michael selbst, so vertiefte sich sein Lächeln ungesehen.

Natürlich kam keiner der beiden Männer auf die Idee, sich ihnen anzuschließen. Herr Walter nicht, weil Brad zwar wenig auf seine eigene Sicherheit bedacht war, aber dafür umso mehr auf die des Älteren, gerade heute. Und Herr Hoffmann nicht, weil dieser genau wusste, dass Brads Meinung nach jemand ein Auge auf Herrn Walter haben sollte.

Tatsächlich schweifte Brads Blick über die beiden hinweg, nahm die offensichtliche Entscheidung auf, die getroffen worden war und zufrieden damit betrat er erst dann den Fahrstuhl.

Herr Sato beobachtete fast fasziniert, wie schnell die Lichter der verschiedenen Etagen wechselten, sah so nicht, wie Brads Hand kurz die seine streifte.

>Ich hätte nicht gedacht, dass die Geschichte mit Frau Misawa noch ein Nachspiel haben würde…< Natürlich hatte das Talent des Jungen ihm bereits verraten, warum der alte Japaner hier aufgetaucht war. Und damit wusste auch Michael es.

>Hm, ja. Du schaffst es selbst unbeabsichtigt, Leute für dich einzunehmen.<

Ein Grinsen blitzte auf. >Das liegt an meinem guten Charakter.<

In eisblauen Augen blitzte Belustigung auf und er streckte seine Telepathie lange genug aus, um den Japaner von dem Kuss abzulenken, den er auf Brads Lippen drückte. >Ganz bestimmt tut es das<, fügte er anschließend hinzu und dann waren sie auch schon oben angekommen.

Er überließ Brad die Führung, denn auch wenn es kaum zu glauben war, so kannte er gar nicht das Büro des Jüngeren. Damals, als er mit Brad zusammen in Japan gewesen war, war der Junge noch ein Schüler gewesen. Es war seltsam, sich bewusst zu machen, dass es einiges gab, was Brad an Erlebnissen hier mit Herrn Hoffmann und sogar Herrn Walter geteilt hatte, während er selbst stets auf Rosenkreuz zurückgeblieben war.

Wieder berührte eine Hand die seine. >Ich würde dich ja jedes Mal mitnehmen. Nur leider werdet ihr Triumviratsmitglieder dafür viel zu sehr in Watte gepackt…<

Sein Lächeln daraufhin fiel ein wenig schwach aus, doch Brad konnte mit nicht mehr als einem scharfen Blick darauf reagieren, denn er musste sich wieder um seinen Besucher kümmern.

"Treten Sie doch bitte ein." Brad führte Herrn Sato zu der kleinen Sitzecke mit Glastisch, was um einiges weniger förmlich war, als ihm den Platz vor dem Schreibtisch anzubieten.

Michael hingegen trat an die tiefen Fenster heran, um den Ausblick in sich aufzunehmen. Draußen herrschte geschäftiges Treiben und aufgrund der Höhe, in der er sich befand, war es ein wenig, als würde man auf einen Ameisenhaufen herunterblicken.

Von Brad driftete Amüsement zu ihm herüber, als dieser das mitbekam, aber dann konzentrierte sich der Junge auf den alten Mann, so dass Michael mit seinen Gedanken wieder allein war. Obwohl er sie gerne für den Moment aufgab, um auf die sich entwickelnde Unterhaltung zu lauschen.

"Was kann ich für Sie tun, Sato-san?", erkundigte sich Brad mit einem freundlichen Lächeln.

"Zunächst einmal möchte ich Ihnen danken, dass Sie sich Zeit für mich nehmen. Sie haben sicher viel zu tun."

"Hm, ich habe aber auch fleißige Mitarbeiter…" Brads Lächeln vertiefte sich, als der alte Mann auflachte.

"Gut, doch ich möchte Sie trotzdem nicht zu lange für mich beanspruchen." Der Japaner wurde wieder ernst. "Ich hatte ein sehr aufschlussreiches Gespräch mit meiner Enkelin. Da sie bisher immer von ihrer Arbeit geschwärmt hat, war ich sehr überrascht, als sie mir erzählte, dass sie ihre Stelle wechseln wird. Zwar innerhalb Ihres Netzwerks, doch ein Wechsel ist es. Und es hat zwar etwas… Überredungskunst… gekostet, aber sie hat mir erzählt, was dahinter steckt." Für ein paar lange Momente versank Brads Gegenüber in Gedanken, fasste sich dann aber wieder. "Sie hätte mir gleich sagen sollen, dass jemand sie mit der Sicherheit meines Dojos, meiner eigenen Sicherheit, zu erpressen versucht. Ich habe ein paar Freunde, die mir da weitergeholfen hätten."

Brad nickte verstehend. "Misawa-san hätte auch in uns mehr Vertrauen haben sollen. Wir lassen uns solche Versuche, unsere Mitarbeiter zu beeinflussen, nicht gefallen."

"Ja, das haben Sie bewiesen. Und ich danke Ihnen. Nicht nur dafür, sondern auch, dass Sie meiner Enkeltochter die Zusammenhänge erklärt haben. Ich denke, noch einmal wird sie nicht versuchen, mit so etwas allein klarzukommen."

"Ganz wie es beabsichtigt war. Und natürlich hat die Botschaft auch unter den restlichen Mitarbeitern ihre Kreise gezogen."

Michael hatte sich vom Fenster abgewandt, sah so das feine Lächeln, das Brads Lippen umspielte. Natürlich hatte der Junge nicht nur eine Warnung herausgeben wollen, sich nicht auf diese Weise mit dem Büro anzulegen. Sondern auch intern zeigen, dass man niemanden mit solchen – oder ähnlichen – Problemen allein lassen würde.

"Gut, ich wünsche niemandem, dass ihm etwas Ähnliches passiert…" Der Japaner musterte Brad für einen Moment, während sich die Hand ein wenig fester um den Griff der Waffe schloss. "Ich bin nicht nur hier, um mich mit Worten zu bedanken", wurde dann leise gemeint. "Sie haben uns einen großen Dienst erwiesen, weswegen ich Sie bitten möchte, das hier anzunehmen."

Der Junge streckte beide Hände aus und auch wenn Michaels Talent ihm versicherte, dass Herr Sato nichts Böses im Schilde führte, so spannte er sich doch an bis zu dem Moment, da die Waffe von Brads Fingern umschlossen wurde.

Für ein paar Atemzüge geschah gar nichts, erst als der alte Japaner nickte, befreite Brad die Klinge aus ihrer Hülle und kalter Stahl blitzte in der Sonne auf.

Er war unwillkürlich näher getreten und sah so genauso wie der Jüngere, dass die Klinge Gebrauchsspuren zeigte, auch wenn das Schwert zweifellos gut gepflegt war. Es mochte vielleicht nicht _das_ Familienschwert sein, es war ein Katana und kein Wakazashi, doch es war alt und sicher schon lange in Familienbesitz.

Der Junge war vollkommen in die Betrachtung der Waffe versunken, erprobte automatisch den Schwerpunkt. Es war vollkommen anders als bei den Messern, mit denen sie auf Rosenkreuz trainierten, natürlich, und hierfür brachte Brad eindeutig mehr Interesse auf. Und dann näherte sich dessen Daumen ganz langsam der Klinge, so als wollte er sie testen.

Brads Talent arbeitete zuverlässig wie immer, warnte ihn, doch der Jüngere schien nicht gewillt, darauf zu hören.

Michaels Beine trugen ihnen automatisch noch näher und dennoch war es nicht seine Hand, die sich um Brads Handgelenk schloss.

"Es ist für das Blut unserer Feinde gedacht, nicht unser eigenes."

Braune Augen klärten sich, es war ein wenig, als würde Brad erwachen, und dann folgte ein Lächeln, das ein wenig Verlegenheit in sich trug. "Natürlich. Und ich werde es in Ehren halten."

"Daran zweifle ich nicht. Und wenn ich Ihnen irgendwie helfen kann, zögern Sie nicht, sich an mich zu wenden. Und sei es auch nur, um den Umgang mit diesem Schwert zu lernen."

Der Japaner stand bereits, da er Brad aufgehalten hatte, und nun erhob sich auch der Junge, verbeugte sich. "Ich nehme Ihr Angebot gerne an."

Herr Sato verbeugte sich. "Und ich danke Ihnen noch einmal."

Es folgte ein Abschied, in den auch Michael einbezogen wurde und dann wurde der alte Mann noch zur Tür gebracht, wo bereits jemand wartete, um ihn nach draußen zu begleiten.
 

~TBC~
 

Jetzt ist die Story schon so lang wie CD… o.O

cya, cu ^-^

"Sie können einen Ausflug für uns im Kalender eintragen"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 223/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Ein Ausflug wird geplant ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Ich denke, Ran wäre mehr oder weniger hypnotisiert, wenn er das Katana sehen würde ^.~ Übrigens ist Brad ehrlich genug zuzugeben, dass er nicht ohne Weiteres mit dem Schwert kämpfen könnte. Allerdings ist das Training nicht weiter Bestandteil der Geschichte, sondern sollte lediglich ein Verweis auf CD sein, wo er den alten Japaner unter anderen Umständen getroffen hat und tatsächlich bei ihm trainierte ^^

Und ich hätte tatsächlich nicht erwartet, dass RftS solche Umfänge annimmt. Wenigstens bin ich mir sicher, dass es nicht noch eine weitere Schnapszahl zu feiern geben wird o.O
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 223 "Sie können einen Ausflug für uns im Kalender eintragen"
 

"Ein Katana also, wer hätte das gedacht…" Michael beobachtete, wie Brad das Schwert wieder in die Hand nahm, dieses Mal aber, ohne es von seiner Hülle zu befreien.

"Ich zumindest nicht…", wurde mit einem Aufglimmen von Humor erwidert. "Ansonsten hätte ich vielleicht eine Möglichkeit gefunden, etwas mehr Kendo zu lernen als Ran mir bisher gezeigt hat."

Er ließ sich auf die Couch sinken, suchte von dort aus Brads Blick. Doch der war weiterhin auf das Katana gerichtet. "Ich bin etwas überrascht, dass du so viel Interesse dafür aufbringst. Messern konntest du bisher nicht viel abgewinnen."

Der Junge lächelte versunken. "Ich bin mir selbst nicht sicher, was anders ist. Aber vielleicht liegt es daran, dass es näher an unserem waffenlosen Kampfsport ist. Meinst du nicht auch, dass es eine gute Ergänzung wäre?" Jetzt richteten sich die braunen Augen doch noch auf ihn.

Und er lächelte ebenfalls, amüsiert. "Hm, was ich denke, ist hier wohl eher unmaßgeblich. Ein paar Stunden mit Herrn Sato wären aber sicher nicht ausreichend. Vielleicht findest du ja unter den japanischen Instruktoren auf Rosenkreuz jemanden, der dich trainieren kann."

"Einen Versuch ist es wert", wurde ihm zugestimmt, bevor Brad das Schwert vorsichtig wieder auf dem Tisch ablegte, um sich dann neben ihm niederzulassen. Und jetzt erhielt er die volle Aufmerksamkeit des Jüngeren.

Er wurde aufmerksam gemustert, dann hob Brad langsam die Hand, legte sie an seine Wange. Sein Lächeln verlor das Amüsement, wurde dafür wärmer, als er sich in die Berührung hineinlehnte. "Was ist?", fragte er leise.

"Ich hätte auch lieber mehr Erinnerungen mit dir hier in Japan…"

Ah, waren sie zurück bei diesem Thema… "Du weißt, dass das nicht geht."

Brad presste die Lippen zusammen. "Du bist Mitglied des Triumvirats. Du solltest mehr Freiheiten haben."

"Jetzt klingst du wie ein bockiges Kind." Er wandte den Kopf zur Seite und presste einen Kuss auf Brads Handfläche, um den Worten jeden möglichen Stachel zu nehmen.

Die Antwort kam nicht in Worten, stattdessen bewegte sich Brad auf ihn zu, bis Michael dem Gewicht nachgab und sich schließlich in eine liegende Position sinken ließ. "Dann lass uns wenigstens etwas unternehmen. Etwas ganz Neues, das wir bisher nicht getan haben." Beinahe gegen seine Lippen gesprochen, die darunter in Erwartung eines Kusses zu kribbeln begannen.

Er musste auflachen. "Sex fällt also nicht unter die Kategorie, auch wenn du gerade darauf auszusein scheinst."

Brad verpasste ihm einen strafenden Klaps gegen den Oberschenkel. "Mach dich nicht darüber lustig." Dann aber grinste er und statt die Hand zurückzuziehen, wurden die Finger gespreizt, begannen langsam nach innen zu wandern. "Außerdem stehe ich mit diesem Wunsch nicht alleine da, hm?"

Eisblaue Augen fielen beinahe zu, aber er schaffte es, weiterhin Brads Blick zu erwidern. "Übertreib es nicht. Wir sind hier in deinem Büro." Das von Michael würde nicht so schnell jemand ohne hereingebeten zu werden betreten, hier war das etwas anders.

Brad schien von diesem Hinweis nicht besonders beeindruckt, doch als er wirklich geküsst wurde, geschah dies ohne das Drängen, das die Hitze weiter angefacht hätte.

Aber auch so war es schwer genug, dem Wunsch nach mehr Hautkontakt zu widerstehen und er setzte sich schließlich auf, um die Kontrolle zu behalten.

Daraufhin schlang der Junge die Arme um seinen Hals und legte den Kopf auf seine Schulter und sie nahmen sich beide die Zeit, sich wieder zu beruhigen. Es vergingen einige stille Minuten auf diese Weise, bevor wieder Worte die Ruhe störten. "Mein Vorschlag vorhin war ernst gemeint…", wurde gegen sein Hemd gemurmelt.

Er strich Brad über den Rücken, drückte ihm einen sanften Kuss auf die Schläfe. "Ich weiß. Und es wird sich schon etwas finden lassen." Ein Lächeln glitt über seine Lippen, bevor er weitersprach. "Auch wenn ich irgendwie erwartet hatte, dass du wieder zum Strand willst."

"Ah, das…" Das erwidernde Lächeln drang als Wärme über ihre Verbindung zu ihm herüber. "Das können wir sicher auch noch unterbringen."

Es überraschte ihn nicht besonders, das zu hören. Plötzlich grinste Brad gegen seinen Hals. "Was ist los?", fragte er ein wenig misstrauisch.

"Zwielicht hat die ganze Zeit wie eine Klette an mir geklebt. Jetzt haben sie wenigstens jemanden, auf den sie wirklich aufpassen können. Und das Büro muss sich nicht einmal um Bodyguards für dich kümmern. Sehr praktisch, nicht wahr?"

Er stieß ein trockenes Schnauben aus. "Sehr witzig…" Aber natürlich hatte der Jüngere Recht, Martin hätte ihm garantiert ein Team auf den Hals gehetzt, wenn da nicht bereits Zwielicht gewesen wäre. Nur wenn er sich von Brad trennen sollte, gäbe es ein Problem. Und das war… mehr als unwahrscheinlich.

Diese Überlegung ließ seine Mundwinkel zucken, aber er wurde durch Brad abgelenkt, der den Gedanken offensichtlich mitbekommen hatte.

"Mehr als unwahrscheinlich", wurde ihm zugestimmt. Dann wurde er wieder geküsst, mit erneuerter Energie, weil sich der Junge offenbar schon auf ihren Ausflug freute. Und genau dieser Strom machte es schwierig, dem Kuss zu widerstehen. Bevor es aber gefährlich werden konnte, wurden sie von unerwarteter Seite unterbrochen.

"Ich hätte es wissen sollen…"

Michael beendete seine Beschäftigung mit Brad, doch da sich Finger in sandblonde Haare vergraben hatte, war es ein wenig schwierig, den Kopf zu wenden. Dennoch blieb es ihm überlassen zu antworten, da der Junge wieder den Kopf auf seine Schulter gelegt hatte und den Neuankömmling zu ignorieren schien.

"Herr Hoffmann", nickte er ihm mit einem Lächeln zu.

Er erhielt ein schmales Lächeln für seine Mühe. "Sollten Sie nicht alt genug sein, um sich nicht mehr von Brad zu Unfug anstiften zu lassen? Was, wenn jemand anderer hereingekommen wäre?"

"Hm…" Sein Lächeln vertiefte sich. "Wir scheinen abweichende Definitionen von Unfug zu haben", gab er zu bedenken. "Aber davon abgesehen, hätte Brads Talent uns bestimmt vor Unannehmlichkeiten gewarnt."

Herr Hoffmann schien sich gerade so davon abzuhalten, die Augen zu verdrehen, ging stattdessen zum Schreibtisch hinüber, um die mitgebrachten Unterlagen abzulegen. "Ich hoffe du findest die Zeit, dich noch auf deinen Termin heute Nachmittag vorzubereiten." Eindeutig an Brad gerichtet.

In den jetzt wieder etwas Leben kam, als er sich aufrichtete. "Wo ist Richard?"

Der andere Mann seufzte kaum hörbar, lehnte sich in einer ungewohnt nachlässigen Geste gegen den Schreibtisch. "Reik ist in meinem Büro und ich kann dir versichern, dass ihm hier bestimmt nichts passieren wird, bloß weil er mal allein in einem Raum ist." Ein Funken Enttäuschung lag hinter diesen Worten, so schwach, dass selbst Michael ihn kaum wahrnahm. Aber er tat es und musste im Stillen zugeben, dass es ihm ähnlich ging. Wider besseres Wissen hatte auch er gehofft, dass Brad jetzt endlich ausreichend abgelenkt war, doch natürlich ging das nicht so schnell. Nicht einmal mit der Aussicht auf einen Ausflug.

Brad runzelte flüchtig die Stirn. "Das weiß ich. Trotzdem sollte er nicht allein sein. Ich weiß nicht, ob er sich wirklich bewusst gemacht hat, was ihm beinahe passiert wäre. Aber wenn er es tut, kommt er vielleicht auf den Gedanken, wie leicht und unerwartet so etwas wieder passieren könnte. Und dann wäre es besser, wenn er jemanden um sich hat…"

Er zwinkerte überrascht, genauso wie Herr Hoffmann. An diesen Punkt hatten sie beide noch nicht gedacht, aber dem Jungen war er natürlich nicht entgangen. Michael verstärkte seine Umarmung für einen Moment, während Herr Hoffmann Brad jetzt ein warmes Lächeln schenkte.

"Ich werde auf ihn aufpassen, versprochen." Und damit war nicht nur Herrn Walters körperliche Unversehrtheit gemeint.

Zufrieden damit lehnte Brad sich wieder gegen ihn und lächelte nun auch. "Sie können einen Ausflug für uns im Kalender eintragen."

Eine Augenbraue wurde hochgezogen. "Wohin soll es denn gehen?"

Daraufhin zuckte Brad nur mit den Schultern, weswegen Michael es übernahm, zu antworten. "Das steht noch nicht fest. Aber es sollte irgendetwas Neues sein."

"Hm…" Der Blick der blauen Augen wurde abwesend, als Herr Hoffmann über diese Aussage nachdachte, dann kehrte das Lächeln mit verstärkter Kraft zurück. "Da Brad anscheinend Wasser so mag, würde ich einen Besuch im Aquarium vorschlagen. Ich habe gehört, dass das im Ocean-Expo-Park in Okinawa nicht nur das größte in Japan, sondern auch eines der größten der Welt sein soll." Eine bedeutungsschwangere Pause wurde eingelegt, bevor der ältere Mann fortfuhr. "Einen Strand gibt es dort übrigens auch."

Das klang wie für Brad geschaffen, musste er zugeben, weswegen es ihn überraschte, dass der Junge plötzlich auflachte. "Was ist so lustig?", erkundigte er sich.

"Nicht der Vorschlag an sich…" Brad lachte schon wieder. "Ich musste nur daran denken… Okinawa wie in Karate Kid, ja?"

Das hatte Brad damals tatsächlich gerne geguckt, bei seiner Begeisterung für waffenlosen Kampfsport. Auch wenn es auf Rosenkreuz keine Karatestunden gab, so war diese Kampfart auch in das Amalgan eingeflossen, das sie unterrichteten. "Hm, ich denke schon… Also noch ein Grund mehr, dort hinzufahren." Er fuhr ihm belustigt durch die schwarzen Haare.

Herr Hoffmann hatte sich vom Schreibtisch gelöst und war auf dem Rückweg zur Tür, verharrte aber in der Nähe der Couch noch für einen Moment. "Ich werde mich darum kümmern. Aber ein Tag wird dafür nicht ausreichen."

"Dann sollte ich mit meinem Vorgesetzten klären, ob wir etwas länger als vorgesehen in Japan bleiben können." Das Grinsen war aus Brads Worten regelrecht herauszuhören und als sich der Jüngere daraufhin zu ihm umdrehte, konnte Michael es auch sehen. "Was sagst du, Herr Vorgesetzter?"

Seine Lippen zuckten in ein Lächeln. "Nach sorgfältiger Abwägung des Für und Widers werde ich einen Kurzurlaub wohl gestatten."

Obwohl das wenig überraschend kam, erhielt er für diese Auskunft wieder einen Dankeschön-Kuss.

Der ein wenig außer Kontrolle zu geraten schien, bis Herrn Hoffmanns Räuspern sie unterbrach.

"Ich kann wohl froh sein, dass Sie auf Rosenkreuz keine Couch in Ihrem Büro haben", wurde vorgeschlagen, sobald sich der Ältere ihrer Aufmerksamkeit sicher war. Dem schloss sich ein leises Schnauben an, während sie beide gemustert wurden. "Mir bleibt nur zu hoffen, dass die Couch im Apartment nicht eine ähnliche Anziehungskraft ausüben wird…"

Er spürte, wie seine Mundwinkel nach oben kurvten und durch Brad lief ein lautloses Lachen, wie er sehr gut spüren konnte, da der Junge sich gegen ihn gelehnt hatte.

Ihre wortlose Antwort reichte vollkommen und es war wirklich ungewohnt zu sehen, wie Herr Hoffmann erst blass und dann rot wurde. Hastig wurden gleich beide Hände abwehrend gehoben. "Kein Wort. Niemals. Vor allem nicht zu Reik." Wieder räusperte sich der Ältere, dieses Mal aber aus einem anderen Grund. "Apropos, ich werde ihn dann mal nicht länger allein lassen. Und ich denke, Brad sollte sich langsam auf den Weg zu Herrn Anderson machen." Es folgte eine knappe Verbeugung und dann verschwand Herr Hoffmann, bevor sie mit noch weiteren Überraschungen aufwarten konnten.

Nachdem sich die Tür geschlossen hatte, lachte Brad offen, bevor dessen Hände Michaels Gesicht einrahmten. Er konnte in dem Blick des Jüngeren lesen, dass ein weiterer Kuss folgen sollte, doch er stoppte ihn mit der Hand vor der Brust.

"Keine Ablenkungsmanöver mehr. Herr Hoffmann hat in diesem Punkt Recht." Auch wenn er das nicht gerne zugab…

Brad zog tatsächlich einen Flunsch. "Warum bestehst du eigentlich immer darauf, mich sinnloser Weise zu irgendwelchen Ärzten zu schicken, wenn es mir gut geht?"

Er ließ sich davon nicht beeindrucken, lehnte sich vor, aber nicht um den Jüngeren zu küssen, sondern um seine Stirn an Brads ruhen zu lassen. "Weil ich sicher sein will, dass es dir gut geht. Und das weißt du schon längst…"

Dieses Mal war es Brad, der seufzte, doch gleichzeitig wich auch die Anspannung aus ihm, die durch die Erwähnung von Herrn Anderson aufgebaut worden war. In diesem Punkt würde sich der Junge wohl niemals ändern und wenn Michael an die Bilder zurückdachte, die er damals in Brads Erinnerungen gesehen hatte, konnte er das auch zu verstehen. Deswegen würde er niemals ungeduldig werden. Nur besorgt sein, wie immer.

Schwarze Strähnen streiften seine Wange, dann stand Brad auch schon auf, reichte ihm wortlos die Hand, um ihn ebenfalls auf die Beine zu ziehen. Offenbar würde es keinen weiteren Widerspruch geben.

Zufrieden folgte er dem Jungen und innerlich musste er zugeben, dass er ein wenig überrascht war, als Brad genau zu wissen schien, wo sich die Krankenstation befand.

Der warf ihm einen schiefen Blick zu. "Natürlich weiß ich das. Man weiß schließlich nie, wann es mal einen Notfall gibt. Einen echten", konnte er sich nicht verkneifen zu betonen.

Michael lächelte nur. "Das ist beruhigend zu hören."

Braune Augen wurden verdreht. "Du willst mich schon wieder ärgern, nicht wahr?"

"Hm, es ist vielleicht nicht das, was ich gerade am liebsten tun würde, aber als Ersatz ist es nicht so übel…"

Brad stoppte, sah ihn ungläubig an und lachte auf. "Du sollst es nicht auch noch zugeben", beschwerte sich dieser dann.

Eine Ermahnung, die sich Michael natürlich nicht zu Herzen nahm, denn sein Ziel war erreicht und Brads gute Laune hielt sich selbst dann noch, als dieser Herrn Anderson gegenüberstand.

Der Heiler schien erfreut – und ein wenig überrascht – den Jungen zu sehen, machte sich aber rasch an die Arbeit. Wahrscheinlich, bevor Brad Reißaus nehmen konnte.

Der Gedanken brachte ihm von Brad eine herausgestreckte Zunge ein, doch zumindest ließ er geduldig die Untersuchung seines Arms über sich ergehen, wurde für vollkommen geheilt befunden.

"Natürlich bin ich das", stellte der Junge unverdrossen fest. "Sie haben schließlich gute Arbeit geleistet. Und jetzt darf ich sicher gehen." Eine Augenbraue ging in die Höhe.

Der Heiler nickte lächelnd. "Es spricht nichts dagegen, Herr Crawford."
 

~TBC~
 

Das wäre dann tatsächlich der erste richtige Ausflug für Brad und Michael in Japan…

cya, cu ^-^

"Du hast heute wohl auch einen Clown gefrühstückt, was? Und er ist in etwa genauso humorvoll wie der, den Herr Hoffmann hatte"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 224/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Und es geht los ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: *grins* Ich weiß nicht mehr genau, ob ich zuerst an den Film oder die Stadt an sich als Ziel gedacht hatte. Aber als ich gelesen hatte, dasse s dort ein Aquarium gibt, dass ich Brad besuchen lassen kann, stand die Entscheidung schnell fest ^^ Ähm… dein Pessimismus ist nicht völlig unbegründet, aber Brads Talent wird schon dafür sorgen, dass ihnen der Urlaub nicht verdorben wird *zwinka* Was die Zahl der noch verbleibenden Kapitel angeht… ich würde auf die 270er tippen ^^#
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 224 "Du hast heute wohl auch einen Clown gefrühstückt, was? Und er ist in etwa genauso humorvoll wie der, den Herr Hoffmann hatte"
 

Er lehnte sich gegen den Türrahmen und ließ seinen Blick über Michael und Herrn Hoffmann schweifen, die sich bereits in der Küche befanden. Herr Hoffmann bei der Kaffeemaschine, während Michael den Tisch deckte.

Natürlich wurde seine Anwesenheit sofort registriert und eisblaue Augen richteten sich auf ihn. "Na Brad, reisebereit?"

Seine Mundwinkel zogen sich zurück, als er grinste. "Natürlich. Aber zuerst habe ich Hunger."

"Hm, was für ein Glück dann, dass das Frühstück gleich fertig ist. Du könntest Herrn Walter schon mal Bescheid sagen." Damit einher ging ein warmer Strom von Energie, der das Wissen mit sich trug, dass der ältere Mann noch schlief.

Er neigte den Kopf unwillkürlich ein wenig zur Seite, als würde er darauf lauschen, nach außen hin lächelte er. "Das werde ich gerne tun…"

Jetzt wandte sich auch Herr Hoffmann zu ihm um und musterte ihn, aus irgendeinem Grund belustigt. "Ärgere den armen Reik aber nicht wieder. Schließlich hast du ein paar Stunden Reisezeit mit ihm vor dir."

Brad erwiderte den Blick unbeeindruckt, streckte Herrn Hoffmann kurz die Zunge raus. "Ich ärgere ihn nicht. Das tun Sie viel eher." Und ohne dem Anderen die Chance einer Erwiderung zu lassen, stieß er sich vom Türrahmen ab und machte sich auf den Weg zu Richards Zimmer. Leise drückte er die Klinke durch, spähte in den dämmrigen Raum. Die Vorhänge waren zugezogen, bauschten sich in der frischen Luft, die durch das geöffnete Fenster hereinströmte.

Richard schlief tatsächlich noch tief und fest, rührte sich nicht, als Brad nähertrat. Wieder flog ein Lächeln über sein Gesicht und so vorsichtig wie seine Schritte zuvor fielen jetzt seine Bewegungen aus, als er sich ebenfalls auf das Bett sinken ließ. Er war mit der festen Absicht hergekommen, den Älteren einfach aufzuwecken, doch nun lag er nur da, den Kopf auf seinem angewinkelten Arm ruhend, und lauschte auf die gleichmäßigen Atemzüge.

Obwohl inzwischen schon einige Tage seit dem Vorfall vergangen waren, konnte er ab und zu immer noch das Bild aufblitzen sehen, das er niemals mit eigenen Augen gesehen hatte, sondern nur mit seinem Talent. Von daher war es ausgesprochen beruhigend, Richard unverletzt vor sich zu haben. Das Lächeln wurde erneuert und seine rechte Hand bewegte sich wie aus eigenem Willen zum Hinterkopf des Älteren. Ganz einfach, weil eine Berührung noch viel überzeugender war. Und natürlich hatte sich nichts geändert, was er auch schon vorher gewusst hatte, doch der Versuchung hatte er trotzdem nicht widerstehen können – oder wollen. Seine Finger streiften durch dunkelblonde Haare und er konnte es nicht lassen, seine Fingerkuppen wieder über die Stelle wandern zu lassen, wo in einer anderen Realität eine tödliche Wunde gewesen wäre. Dieses Mal war er wach genug, um diese Versicherung wirklich aufzunehmen, tief in sich zu verankern und somit die leise Stimme in sich zum Schweigen zu bringen, die unaufhörlich von ihm verlangt hatte, irgendwie für Richards Sicherheit zu sorgen. Er entspannte sich, zufrieden damit, diese Gelegenheit erhalten und genutzt zu haben und als er jetzt ein paar Strähnen aus der Stirn des Älteren strich, hatte das nichts mehr mit dem Bedürfnis zu tun, sich von Richards Unversehrtheit zu überzeugen.

Augenlider begannen zu flattern, als seine Berührungen Richard ins Bewusstsein zurückriefen und dieses Mal wurde er nicht mit der Freundin des älteren Mannes verwechselt.

Grau-grüne Augen wurden aufgeschlagen, brauchten einen Moment, um sich auf ihn zu fokussieren, da Richard niemanden so nah bei sich erwartet hatte, dann seufzte der Andere. "Brad…"

"Guten Morgen, Richard." Weiße Zähne blitzten auf, bevor er an einer der Strähnen zupfte. "Das Frühstück ist fertig."

"Und das konntest du mir nicht anders mitteilen?", wurde er trocken gefragt.

Er musste auflachen und unwillkürlich rutschte er näher an Richard heran, um ihn kurz zu umarmen, bevor er sich aufsetzte. "Ich wollte es nicht", stellte er anschließend klar und verriet dem Älteren damit nichts Neues.

Richard setzte sich ebenfalls auf und streckte sich, dann richteten sich die grau-grünen Augen wieder auf Brad und musterten ihn mit einer überraschenden Intensität. "Bist du inzwischen wenigstens überzeugt, dass es mir gutgeht, so dass ich in Zukunft nicht mehr befürchten muss, mit dir in meinem Bett aufzuwachen?"

Er verschränkte die Arme vor der Brust, doch trotz dieser Geste blitzte Belustigung in braunen Augen auf. "Was heißt hier befürchten? Haben Sie etwas gegen meine Gesellschaft einzuwenden?"

Dieses Mal war es Richard, der eine Hand ausstreckte und an einer schwarzen Strähne zog. "Stell dich nicht dumm. Du weißt, dass ich nichts gegen deine Gesellschaft habe, solange du den angemessenen Abstand wahrst."

Allein für diese Aussage umarmte er ihn noch einmal, bevor er ihm seine Freiheit und seine Privatsphäre zurückgab, indem er das Zimmer verließ, um in die Küche zurückzukehren.

"Richard kommt gleich", verkündete er, ließ sich dann auf den Stuhl neben Michael sinken. Der Ältere reichte ihm ein bereits belegtes Brötchen, das er gerne annahm. "Und du hast für kein unsanftes Erwachen gesorgt?"

Demonstrativ biss er in das Brötchen, weil diese Frage keine Antwort verdiente.

Herr Hoffmann lachte auf, kam mit der Kaffeekanne zu ihm und goss ihm ein, während die andere Hand durch seine Haare wuschelte. "Ich denke, in der Hinsicht müssen Sie keinerlei Befürchtungen hegen. Wenn es um Richard geht, nutzt Brad lieber die entgegengesetzte Strategie. Nicht wahr, mein Lieber?"

Jetzt wurde er von beiden Seiten aufgezogen und fragte sich innerlich, womit er das verdient hatte. Er wandte den Kopf, um Herrn Hoffmann anzublitzen. "Sie sind überhaupt nicht lustig", stellte er flach fest, widmete sich dann wieder seinem Frühstück.

Dieses Mal lachten beide.

Wenigstens hatten sie sich wieder beruhigt, als sich Richard schließlich zu ihnen gesellte, auch wenn der Anblick des anderen Mannes Herrn Hoffmann grinsen ließ. Richard sah für einen Moment so aus, als wollte er nachhaken, doch nach einem scharfen Blick überlegte er es sich anders und nahm lieber schweigend Platz.

Brad musterte den Älteren und stellte fest, dass er müde aussah. Anscheinend hatte Herr Hoffmann ihn gestern tatsächlich zu dem Filmmarathon überreden können, mit dem Hinweis, dass sie heute nicht arbeiten mussten. Er selbst hatte sich das natürlich nicht angetan. Dafür lag er viel zu gern mit Michael im Bett.

Der Gedanke wurde aufgefangen, genauso wie das begleitende Bild, und gleich darauf hustete Michael in seinen Kaffee. "Brad!", wurde er anschließend vorwurfsvoll angesehen, aber der Ältere konnte nicht die erwidernde Hitze zurückhalten, die als Energie über Brads Haut kribbelte.

Weswegen er Michael nur ein schnelles Lächeln schenkte und ebenso die neugierigen Blicke der anderen ignorierte, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder auf Richard richtete. "Sie können nachher im Flugzeug schlafen", schlug er ihm vor. "Und vielleicht sollten Sie sich von Herrn Hoffmann in Zukunft nicht mehr zu solchen Dummheiten anstiften lassen." Natürlich hatte er diese Formulierung absichtlich gewählt, was keinem der anderen entging.

"Du bist auch nicht besonders lustig", meinte Herr Hoffmann, nachdem sich das Lachen gelegt hatte, klang für diese Aussage aber viel zu amüsiert.

"Das meinen Sie gar nicht so", erwiderte er daher nur lapidar.

Immer noch belustigt lächelte Herr Hoffmann. "Du musst es ja wissen…"
 

******
 

Brad hatte offenbar nicht vor, sich von dem anderen Mann aufziehen zu lassen, sondern widmete sich wieder seinem Frühstück. Nur ab und zu huschte der Blick der braunen Augen zu Herrn Walter hinüber, um sich zu versichern, dass der Ältere ausreichend aß.

Vorsichtig tastete sich Michael etwas weiter vor und zufrieden stellte er fest, dass diese Besorgnis tatsächlich nur auf die Müdigkeit zurückzuführen war, die Herr Walter nicht ganz verbergen konnte. Er konnte zwar nicht sagen, was genau Brads Einstellung geändert hatte, aber offensichtlich hatte sich dessen Verhältnis zu Herrn Walter wieder normalisiert. Womit auch aus Michael ein Rest Anspannung heraussickerte, der ihm gar nicht bewusst gewesen war. Ein Lächeln kurvte seine Mundwinkel nach oben und mit mehr Appetit kümmerte er sich um sein eigenes Frühstück.

Anschließend dauerte es nicht lange, bis sie aufbrechen konnten und er zog eine Augenbraue hoch, als Zwielicht dieses Mal nicht außer Sichtweite blieb. Zumindest nicht ganz. Natürlich war es Brad, der auf den Telekineten zutrat und ihm nur halb im Spaß mit dem Finger gegen die Brust tippte.

"Dennis, was machst du hier?"

"Herr Crawford", wurde der Junge förmlich aber mit einem zurückgehaltenen Lächeln begrüßt. "Mir wurde nahegelegt, als Beifahrer bei Herrn Schneider mitzufahren. Sie kennen doch den Verkehr in Tokio und heute geht es ein Stück weiter als nur bis zum Büro."

"Du meinst, ich habe es Michael zu verdanken, dass Zwielicht mir jetzt noch mehr auf die Pelle rückt?"

Dennis fiel es schwer, darauf etwas zu erwidern, weswegen er ihn erlöste und eine Hand auf Brads Schulter legte. "Wenn du auf meine Anwesenheit verzichtest, bekommst du bestimmt wieder mehr Freiraum…"

Kurz wurde er aus braunen Augen angeblitzt. "Du hast heute wohl auch einen Clown gefrühstückt, was? Und er ist in etwa genauso humorvoll wie der, den Herr Hoffmann hatte."

Letzterer lachte unterdrückt, etwas, dass der Telekinet am liebsten auch getan hätte, er wagte es bloß nicht in Michaels Anwesenheit.

Er lächelte nur und legte eine Hand in Brads Nacken. "Nun, zumindest siehst du ein, dass dein Mosern auch nichts ändert, da du offensichtlich mit mir zusammen verreisen willst."

Brad zog nur die Nase kraus, legte aber keinen Widerspruch ein. Als nächstes schloss sich eine Hand fest um sein Handgelenk und zog ihn hinter dem Jüngeren her zum Wagen.

Er blickte zurück zu Herrn Walter und Herrn Hoffmann, die das Manöver belustigt verfolgten und deutete ein Schulterzucken an. Die eine oder andere Idiosynkrasie musste man Brad zugestehen, schließlich war er sonst erwachsen genug.

Nachdem sie in der Limousine Platz genommen hatten, musterte Michael die abgedunkelte Scheibe, die sie vom Fahrer trennte, lenkte dann Brads Aufmerksamkeit darauf. "Siehst du, es macht gar keinen Unterschied, ob Dennis mitfährt oder nicht."

Brads Kopf landete auf seiner Schulter, als sich der Jüngere gegen ihn lehnte. "Ich weiß. Aber genauso weiß ich, dass er nun einmal da ist."

Hm… >Allmählich gewinne ich den Eindruck, dass du außerhalb von Rosenkreuz immer sehr viel mehr darauf aus bist, mich für dich allein zu haben.<

Eine flache Hand wurde gegen seinen Bauch gepresst, bevor der Junge antwortete. >In der Schule kenne ich es auch nicht anders, aber Draußen…<

Er seufzte lautlos, sagte aber nichts weiter dazu. Und dann wurde Brad sowieso von Herrn Walters Gähnen abgelenkt.

"Es lohnt sich nicht, jetzt einzuschlafen", wurde dem älteren Mann mitgeteilt. "Wir fliegen vom Flughafen Haneda hier in Tokio statt von Narita."

Herr Walter schien belustigt. "Keine Sorge, ich werde schon durchhalten. Warum eigentlich bemutterst du nicht Chris zur Abwechslung? Der hat genauso wenig Schlaf bekommen wie ich."

Bevor Brad gegen die Wortwahl protestieren konnte, erhielt Herr Walter von seinem Freund einen leichten Stoß in die Rippen. "Brad hat eben erkannt, dass ich anders als du daran gewöhnt bin. Also freu dich einfach auf den Flug und die knapp drei Stunden Schlaf und versuch nicht mehr, von dir abzulenken. Das klappt sowieso nicht."

Herr Walter verzog das Gesicht, legte aber keinen Widerspruch ein.

Michael konnte das unhörbare Lachen spüren, das daraufhin durch Brad lief, doch die Belustigung hielt nicht lange vor. Und natürlich war es für ihn nicht weiter schwer, den Grund dafür herauszufinden. "Denk einfach daran, dass der Flug im Vergleich zu dem nach Japan sehr viel kürzer ist. Ganz davon abgesehen wolltest du doch etwas Neues unternehmen, hm? Und jetzt landest du am anderen Ende von Japan. Neuer geht es gar nicht." Und als hätte er es noch mit einem kleinen Jungen zu tun, stupste er ihn mit dem Zeigefinger gegen die Nasenspitze.

Brad war zu perplex, um eingeschnappt zu sein, lachte dann wieder und dieses Mal laut. "Du bist unmöglich, weißt du das?"

Michael nahm dieses Urteil mit einem Schulterzucken hin. "Hauptsache du hast keine schlechte Laune mehr. Schließlich haben wir keine alternative Reisemöglichkeit…"

"Ich weiß", brummte Brad, aber zumindest nicht mürrisch.

Und tatsächlich kamen keine Klagen mehr, ob ausgesprochen oder nicht. Selbst das Auftauchen des Rests von Zwielicht am Flughafen wurde lediglich mit einem etwas schief ausfallenden Blick quittiert. Schließlich konnte Anders' Team nun beim besten Willen keinen unauffälligen Abstand mehr wahren.

Im Flugzeug selbst lenkte sich Brad mit einem Buch ab, das ihm von Herrn Hoffmann gereicht worden war. Ihm selbst wurde ebenfalls eins angeboten, doch Michael lehnte mit einem Lächeln ab. Schließlich reichte es, wenn einer von ihnen las, er musste sich nur zurücklehnen, die Augen schließen und auf die mentale Stimme lauschen, die zuverlässig über ihre Verbindung zu ihm herüberdrang.

Am Rande seines Bewusstseins bekam er mit, dass Herr Walter wirklich die Chance nutzte und kurz nach dem Start einschlief, während Herr Hoffmann es nicht lassen konnte, seinen Palm anzuwerfen, auch wenn es nur um ihre Reisepläne ging. Dennoch sollte auch der ältere Mann mal etwas zur Ruhe kommen, etwas, das er ihm leise auf telepathischem Wege mitteilte.

Zuerst drang daraufhin Überraschung zu ihm vor, doch dann gehorchte Herr Hoffmann mit einem belustigten Lächeln und schaltete das Gerät aus, um anschließend nach einer Zeitschrift zu greifen.

Zufrieden damit konzentrierte Michael sich wieder ganz auf Brads mentale Stimme.
 

~TBC~
 

Und damit beginnt der Trip ^^

cya, cu ^-^

"Ich mag zwar unsere Berge, aber das hier könnte mir auch gefallen"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 225/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Okinawa ist erreicht ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: o.O Das war mir gar nicht bewusst, aber die Story könnte tatsächlich noch fast ein Jahr laufen… Wenn ich bedenke, dass ich sie mal letzten Winter fertighaben wollte, ist das irgendwie seltsam. Aber solange du gerne weiterliest, schreibe ich auch gerne weiter *zwinka*

Hm, du beweist ein gutes Gespür *grins* Dennis wird tatsächlich eine klitzekleine Aufgabe übernehmen ^^ Mal sehen ob du noch daran denkst, wenn es soweit ist ^__^
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 225 "Ich mag zwar unsere Berge, aber das hier könnte mir auch gefallen"
 

Brad schien zufrieden damit, dem Flugzeug entkommen zu sein und streckte sich, dass dessen Gelenke knackten. Dann suchten die braunen Augen seinen Blick. "Jetzt noch eine Autofahrt, hm?"

Er nickte. "Herr Hoffmann meinte, dass es etwa zwei Stunden Fahrt sein werden. Aber dafür können wir morgen dann gleich mit dem Expo-Park starten."

"Ich versuche, mich damit zu trösten", kam es trocken zurück und Michael lächelte.

"Wenn du willst, kann ich dich schlafen schicken. Dann wirst du kaum etwas mitbekommen."

Sein Vorschlag erhielt nur ein Schulterzucken. "Ich hoffe, es wird nicht erforderlich sein. Vom Schlafen im Wagen bekommt so schnell einen steifen Hals…" Dann blitzte aber doch ein schnelles Lächeln auf. "Aber vielleicht bist du ja bequem genug."

Das waren ja ausgezeichnete Aussichten… Doch wenn Michael ehrlich war, war es ihm egal. Dafür, Brad nahe bei sich zu haben, nahm er auch einen eingeschlafenen Arm in Kauf.

Der Jüngere war schon ein paar Schritte vorausgelaufen, drehte sich aber jetzt noch einmal zu ihm um. Und auch wenn er nichts sagte, so war dieses Lächeln sehr viel ausgeprägter. Anschließend richtete sich Brads Aufmerksamkeit allerdings auf Herrn Walter, Zwielicht hingegen, die ihnen unverändert in geringem Abstand folgten, wurden mehr oder weniger ignoriert. Michael fing von Alexander auf, dass dieser nicht allzu erfreut über diese Behandlung war, doch der Empath verstand es gleichzeitig. Ganz davon abgesehen, würde Brads Nähe im Moment bedeuten, dass Michael auch nahe wäre und darauf konnte Alexander gut und gerne verzichten.

Brads Hand umschloss Herrn Walters Handgelenk und zog daran, so dass sich die grau-grünen Augen auf ihn richteten. "Haben Sie gut geschlafen?"

"Wieso, hast du heute noch etwas Anstrengendes vor?", stellte der ältere Mann eine belustigte Gegenfrage.

"Anstrengend? Ganz bestimmt nicht. Vielleicht ein kleiner Ausflug, um die Umgebung etwas zu erkunden."

"Nun, dafür bin ich auf jeden Fall munter genug", wurde Brad daraufhin versichert.

"Hm, gut. Schade, dass Herr Hoffmann keine Unterkunft mit Onsen gefunden hat… dann wäre es fast so wie unser Ausflug letztes Jahr – nur dass Michael es auch miterleben kann. Aber die Pension ist wenigstens im japanischen Stil gehalten."

Herr Walter tauschte kurz einen Blick mit Michael aus, begleitet von einem völlig aufrichtigen Lächeln, konzentrierte sich dann wieder auf den Schwarzhaarigen.

Michael allerdings lauschte nicht weiter auf die Unterhaltung, wandte sich stattdessen Herrn Hoffmann zu. "Japanischer Stil?"

"Ja, ein sogenanntes Ryokan. In einer Herberge dieser Art waren wir von Herrn Moriyama eingeladen worden und Brad hat mich gebeten, danach Ausschau zu halten. Auch wenn es mich ein wenig überrascht hat, wo er doch bei Hotels sonst gerne eine gehobene Ausstattung – natürlich westlicher Natur – bevorzugt." Amüsement blitzte in den blauen Augen auf, als dieser sich an seinen ersten Ausflug mit Brad nach Draußen erinnerte.

Michaels Mundwinkel zuckten nach oben. "In der Hinsicht habe ich ihn wohl verdorben", gestand er ein. "Aber von Hause aus ist der Junge nicht unbedingt an übertriebenen Komfort gewöhnt." Natürlich hatte Brads Wunsch einen anderen Grund, wie ihm sehr wohl bewusst war, weswegen sein Lächeln auch eher warm als belustigt ausfiel. Brad hatte nicht vergessen, was ihm während Satos Besuch durch den Kopf gegangen war und versuchte nun, ihn wenigstens auf diese Weise in die damaligen Erlebnisse einzubeziehen.

Herr Hoffmann bekam von diesen Überlegungen nichts mit. "Das ist wahr. Man kann sich über die Quartiere natürlich nicht beschweren, doch Luxus ist etwas anderes." Er wurde kurz gemustert. "Ich darf also hoffen, dass Sie nichts gegen die Wahl einzuwenden haben?"

Michael stieß ein leises Schnauben aus. "Überhaupt nicht."

Sie erreichten die wartenden Limousinen und teilten sich wie schon in Tokio auf. Aber dieses Mal hatten sie mehr Zeit totzuschlagen, weswegen keiner ablehnte, als Brad ein Kartendeck hervorzog. Herr Hoffmann lachte lediglich über diese Wahl. "Ist dir das nicht viel zu profan?"

Der Jüngere ließ es mit einem Schulterzucken an sich abgleiten. "Ein Schachspiel habe ich schließlich nicht bei. Und in der Schule haben wir häufiger Karten gespielt."

Michael nickte. "Wir wollen die Kinder mit den ganzen modernen Unterhaltungsmedien schließlich nicht vom Lernen ablenken. Von daher müssen sie sich in ihrer Freizeit auf die ganz altmodische Art und Weise beschäftigt halten."

"Eine gute Einstellung", meinte Herr Walter, während dieser seine Karten auffächerte.

"Hm…", brummte Brad. "Aber für Schach interessieren sich dennoch nicht besonders viele…" Absichtlich ohne auch nur einen Seitenblick in Michaels Richtung anzudeuten.

Was Herrn Hoffmann belustigt lächeln ließ, während Herr Walter nur den Kopf schüttelte.

Er selbst verpasste dem Jungen eine nicht ernst gemeinte Kopfnuss. "Nicht frech werden. Und du kannst mir nicht erzählen, dass du nicht genug Schachpartner findest."

Diese Worte brachten ihm ein schnelles Grinsen ein und da Brad tatsächlich keine solche Aussage treffen konnte, begann der Schwarzhaarige lieber damit, die Regeln abzustimmen. Da sie im Wagen naturgemäß kein kompliziertes Spiel auswählen konnten, hatten sie sich auf Mau-Mau geeinigt, etwas, das unterhaltsamer als erwartet geriet, da keiner von ihnen alle Regeln verinnerlicht hatte, die sie am Anfang festgelegt hatten.

Irgendwann kamen sie zur stillen Übereinkunft, dass sie genug gespielt hatten und für eine Weile sah Brad einfach nur aus dem Fenster, auf die vorüberziehende Landschaft. Etwas, dass er selbst vielleicht auch tun sollte, schließlich hatte er viel seltener die Gelegenheit, Draußen zu sein. Doch sein Blick kam immer wieder auf dem Jungen zu ruhen und es dauerte einen Moment, bis er den Grund dafür identifizierte. Es war ganz einfach so, dass sich ein Teil des Jüngeren nach ihm auszustrecken schien, allerdings nur auf mentaler Ebene. Ah… das kannte er doch irgendwoher, nur dass im Moment die physische Komponente fehlte, deswegen hatte er es nicht gleich verstanden.

Vorsichtig schickte er warme Energie über ihre Verbindung und prompt wurde die Landschaft uninteressant. Braune Augen richteten sich auf ihn, als auch Brad verstand und dann rückte der Jüngere auch schon an ihn heran, um sich gegen ihn zu lehnen.

>Besser?<

>Bedeutend. Es ist nur ein wenig unerwartet…<

Michael lächelte in den schwarzen Haarschopf hinein. >Die Macht der Gewohnheit, würde ich sagen. Immerhin _waren_ wir für einige Tage getrennt. Und jetzt bist du nicht mehr durch Herrn Walter abgelenkt.<

Eine Energiespitze ging von Brad aus, ein Widerspruch, der nicht ausgesprochen wurde, da dem Jungen gleichzeitig bewusst wurde, dass Michael Recht hatte. Dem Schweigen folgte eine suchende Hand, denn nachdem Brad sein Bedürfnis nach Nähe ebenfalls erkannt hatte, hatte dieser keine Hemmungen, diesem nachzugeben. Gleichzeitig verstärkte sich ihre Verbindung und er atmete etwas tiefer ein, als ihn die vorher nur schwache Emotion überschwemmte.

>Nicht so hastig…<, murmelte er, als warme Finger nackte Haut fanden, Brad hatte einfach einen Knopf seines Hemds geöffnet. >Das hier ist wirklich nicht der Ort dafür.<

Brad gehorchte – nicht ganz. Zwar versuchte der Jüngere nicht mehr, ihn zu entkleiden, dafür hatte er ihn kurz darauf nahezu auf dem Schoß. Wogegen er normalerweise nichts hätte, allerdings sorgte diese körperliche Nähe in Verbindung mit dem mentalen Einfluss dafür, dass sein Körper zu reagieren begann.

Natürlich entging dies Brad nicht, aber statt sich zurückzuziehen, lachte der Junge lautlos gegen seine Schulter.

Michael verdrehte die Augen, doch er sagte nichts dazu. Und seine Finger begannen langsam durch die schwarzen Strähnen zu streichen, in der Hoffnung, dass Brad – und damit auch er selbst – sich wieder beruhigen würde. Über Brads Kopf hinweg begegnete er Herrn Hoffmanns belustigten Blick und als er sich anschließend auf Herrn Walter konzentrierte, stand in den grau-grünen Augen zu seiner leichten Überraschung keine Missbilligung, sondern ebenfalls Amüsement. Anscheinend war die Wandlung der Einstellung des älteren Mannes doch von dauerhafter Natur gewesen. Er schenkte den beiden ein schmales Lächeln, bevor seine Aufmerksamkeit wieder allein Brad gehörte.

Der Rest der Fahrt ging in der Folge schnell vorüber und es kostete Michael einiges an Überwindung, Brad in die Wirklichkeit zurückzuholen. Der Junge war nämlich tatsächlich ruhiger geworden, sogar weggedöst, und das von ihm ausgehende warme Glühen war sehr angenehm.

"Wir sind da", flüsterte er ihm ins Ohr und ganz langsam begann sich der Jüngere zu regen. Finger krallten sich in sein Hemd, lösten sich wieder, wie bei einer Katze, und er musste sich ein Lächeln verkneifen.

Brad bekam davon gar nichts mit, sondern blickte aus dem Fenster, auf das einzeln dastehende kleine Haus, das bereits von außen einen typisch japanischen Eindruck machte. "Ah, wir haben ein Haus für uns." Die braunen Augen suchten nach seinem Blick. "Bei Herrn Moriyama war die Pension größer, es gab kein separates Haupthaus wie hier." Letzteres war durch die Bäume hindurch bestenfalls zu erahnen. "Dass wir unsere Ruhe haben, gleicht es doch fast aus, dass hier keine heiße Quelle ist, hm?" Mit jedem Wort wurde Brad munterer.

Dieses Mal hielt er sein Lächeln nicht zurück. "Das kann ich schlecht beurteilen, nicht wahr? Von daher vertraue ich ganz auf deine Aussage. Aber jetzt wird es Zeit auszusteigen, bevor Anders sich noch fragt, wo wir geblieben sind."

Brads Augen verengten sich. "Ach ja, Zwielicht. Die werden wir auch nicht direkt am Hals haben." Nun lächelte der Junge ebenfalls. "In Ordnung, damit ist das fehlende Onsen eindeutig ausgeglichen."

Lachend strich er durch die schwarzen Haare. "Du hast das Team aber wirklich auf dem Kieker, was?"

Brad löste sich endgültig von ihm, reagierte dann mit einem Schulterzucken. "Nicht generell, aber so viele Aufpasser sind eindeutig Overkill."

Er schüttelte nur den Kopf, nutzte die Gelegenheit um endlich auszusteigen.

Das Haus erwies sich von der Einrichtung her als sehr minimalistisch, doch da Brad keine Überraschung zeigte, ging er davon aus, dass das eine weitere japanische Eigentümlichkeit war. Im Hauptraum erwartete sie ein Tisch, auf dem heißer Tee dampfte und daneben befanden sich Teller mit Spezialitäten, deren Namen er nicht kannte.

Sie stellten ihr weniges Gepäck ab und nachdem sie sich etwas frisch gemacht hatten, versammelten sie sich um den einladenden Tisch.

Anders als in dem Restaurant damals gab es im Boden keine Aussparungen für die Beine, aber Michael störte sich nicht besonders daran. Sie würden schließlich nicht stundenlang hier herumsitzen.

Brad nutzte die Sitzgegebenheiten, um ein Kissen direkt neben seinem zu platzieren und Michael beobachtete das Manöver mit einem Lächeln. Danach übernahm der Schwarzhaarige es, ihnen allen einzugießen.

Herr Hoffmann verteilte in der Zwischenzeit die Snacks. "Es wird kaum reichen, um uns alle satt zu bekommen, aber ich dachte, wir suchen uns nachher im Ort ein Restaurant. Alternativ kann ich natürlich im Haupthaus etwas fürs Abendessen anfordern."

"Ihre Idee ist vollkommen in Ordnung", meinte Brad zufrieden. "Ich wollte mich sowieso ein bisschen umschauen. Schließlich muss man als Tourist auch Sightseeing betreiben und nicht nur im Hotel hocken."

Herr Hoffmann lachte, nickte dann. "Reik hast du seine Zustimmung ja bereits abgerungen und ich komme natürlich auch gerne mit."

Brad sparte es sich, Michael nach seiner Meinung zu fragen, sie wussten schließlich beide bereits, wie die Antwort lauten würde.

Sie alle genossen die Pause, in der sie sich nicht in irgendeinem Fortbewegungsmittel befanden und es war wirklich angenehm, als sie sich später auf den Weg machten und sich so die Beine vertreten konnten.

Obwohl ihre Unterkunft einen abgeschiedenen Eindruck gemacht hatte, dauerte es nicht lange, bis sich ihnen der Ausblick auf eine kleinere Stadt eröffnete. Rund herum war viel Grün und im Hintergrund schimmerte blau das Meer.

Unwillkürlich verfielen sie in Schweigen, eingenommen von der Aussicht, und Brads Hand schlich sich in seine. Erst nach einer scheinbaren Ewigkeit klang dessen Stimme auf, so leise, dass nur Michael ihn verstehen konnte. "Ich mag zwar unsere Berge, aber das hier könnte mir auch gefallen."

Er spürte die schon tiefstehende Sonne auf seinem Gesicht, die Wärme, wo Brad sich gegen ihn gelehnt hatte, und lächelte. "Ich weiß. Du hast uns schließlich schon oft ans Meer geschleppt."

Statt gegen seine Wortwahl zu protestieren, grinste der Jüngere nur, bevor er sich an Herrn Walter wandte. "Sie sollten ein paar Fotos machen, Richard, dann bekommt Frau Lang etwas mehr von Japan zu sehen als eine geschäftige Großstadt."

Der andere Mann brummte daraufhin nur etwas Unverständliches, zog dann aber tatsächlich den Fotoapparat hervor. Und er folgte auch Brads leisen Anweisungen, der sehr genaue Vorstellungen zu haben schien, welche Einstellungen die schönsten Bilder kreieren würden.

Danach machten sie sich mit leichten Bedauern aber überzeugendem Hunger auf dem Weg nach unten, hatten dabei noch einmal Gelegenheit, die Pflanzenwelt zu bewundern, und ihm wurde jetzt erst wirklich bewusst, dass sie sich in den Tropen befanden. Das war schon etwas anderes als in Tokio und so versunken wie Brad war, ging diesem das wohl auch gerade auf.

Seine Hand wurde für einen Moment etwas fester gedrückt und warme Zufriedenheit strömte auf ihn ein. Brad gefiel es, dass er nicht nur alte Erinnerungen mit Michael teilen konnte, sondern ganz neue schaffen.

>Und wir werden sicher noch mehr Gelegenheit dazu haben<, sprach er lautlos zu ihm.

>Ja, bestimmt.< Dem folgte ein Grinsen, als Brads Magen grummelte und die Stimmung wandelte sich prompt. "Ich glaube, die Snacks haben den Hunger nur noch größer werden lassen, statt wirklich zu helfen."

Herr Hoffmann stieß ein Schnauben aus. "Dann ist es ja gut, dass gleich da vorne ein Restaurant zu sein scheint, mein Lieber."

Sie sahen alle in die Richtung, in die der ältere Mann deutete, und dann war es nicht mehr nur Brads Magen, der sich zu Wort meldete.
 

~TBC~
 

Jetzt ist ein bisschen Erholung angesagt ^^

cya, cu ^-^

"Dieses Mal sind wir wohl diejenigen, die sich einen anderen Platz suchen sollten, hm?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 226/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Dank Zwielicht gibt es mal keinen Zwischenfall ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Na dann viel Erfolg ^.~ Und als Hinweis: ich habe nicht auf die heutige gute Tat von Zwielicht angespielt, Dennis wird noch ganz allein nützlich sein *grins*

Warum denkst du eigentlich nur an Herrn Walters Freundin und nicht an die von Herr Hoffmann? Aber keine Sorge, sie wird sich nicht allzu schnell vernachlässigt fühlen. Herr Walter ist ja nicht häufig weg von Rosenkreuz und hat damit oft genug Gelegenheit, sie zu besuchen. Für das versprochene Mitbringsel hat Herr Walter schon gesorgt, die Fotos werden auch immer mehr – von daher muss er auch kein schlechtes Gewissen entwickeln ^^
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 226 "Dieses Mal sind wir wohl diejenigen, die sich einen anderen Platz suchen sollten, hm?"
 

Brad hatte beide Hände vor seinem Bauch verschränkt und sich zurückgelehnt, wirkte nicht so, als wollte er auch nur noch einen Finger rühren. Amüsement schlich sich bei diesem Anblick in eisblaue Augen und er stupste den Jüngeren neckend an.

"Hast du dich überfressen? Du siehst gerade nicht so aus, als würdest du es noch zurück zu unserer Unterkunft schaffen. Gib mir Bescheid, falls ich ein Taxi rufen soll."

Von Herrn Hoffmann war ein nicht ganz unterdrücktes Auflachen zu hören, doch Brad warf ihm nur einen unbeeindruckten Blick zu. "Dann täuscht der Eindruck eben." Dann wurde der Kopf in gespielter Nachdenklichkeit zur Seite geneigt." Aber vielleicht bist du ja derjenige, der nicht mit mehr laufen will."

Michaels Mundwinkel zuckten nach oben. Nicht schlecht gekonntert, musste er zugeben, auch wenn er es nicht laut aussprach. Anscheinend war der Junge tatsächlich noch munterer als er gerade aussah.

Brad bekam das unausgesprochene Eingeständnis natürlich mit und kurz blitzten weiße Zähne auf, bevor sich der Schwarzhaarige an die anderen beiden Männer wandte. "Sie sind doch sicher auch dafür, den Rückweg für einen Verdauungsspaziergang zu nutzen."

Die beiden tauschen einen kurzen Blick aus, bevor es Herr Hoffmann war, der antwortete. "Davon sind wir ausgegangen, ja."

Damit hatte Michael Brads Aufmerksamkeit zurück. "Auf die beiden kannst du es also auch nicht schieben", wurde ihm fröhlich mitgeteilt.

Etwas, das er lediglich mit einem wenig aussagekräftigen Brummen und einem Kopfschütteln quittierte, woraufhin Brad dieses Mal richtig grinste.

"Ich gebe mich ja schon geschlagen", sprach er es endlich aus, wuschelte zur Strafe aber durch die schwarzen Haare.

Was Brad ohne mit der Wimper über sich ergehen ließ, um anschließend noch einmal nach der Karte zu greifen.

Eine Augenbraue rutschte ihm hoch, als er das sah, er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass einer von ihnen noch etwas essen konnte. Doch das Rätsel fand eine schnelle Lösung, als der Junge lediglich Sake bestellte.

Nachdem sie ihr Menü auf diese Weise abgerundet hatten und der Alkohol sie eher träge als lustig machte, dauerte es nicht mehr lange, bis sie aufbrachen. Draußen war es noch nicht ganz dunkel, die Abendluft angenehm erfrischend. Und zum Glück wusste Michael genau, dass Brad dank seines Talents einen ausgezeichneten Orientiertungssinn hatte. Ansonsten wären ihm vielleicht leichte Zweifel gekommen, ob sie bei den mangelnden Lichtverhältnissen erfolgreich den Rückweg finden würden.

So aber folgten sie einfach der Führung des Jüngeren, der auch keinerlei Probleme zu haben schien. Weswegen es überraschend kam, als Brad abrupt stehenblieb und sich wie suchend umsah.

Herr Hoffmann und Herr Walter waren einfach nur verwirrt, Michael hingegen wusste etwas mehr, trat stirnrunzelnd näher an den Jungen heran. Was dafür sorgte, dass die anderen beiden Männer ebenfalls eine Position einnahmen, um Brad abzuschirmen. Und sie alle waren erleichtert, als Brad sich entspannte, auch wenn sie sich nicht gleich wegbewegten.

"Was ist?", erkundigte er sich.

"Zwielicht haben ihren Job erledigt, womit für uns nichts mehr zu tun bleibt", mit einem leichten Lächeln. "Wir können also weitergehen."

"Wir hätten gerne ein paar mehr Informationen, mein Lieber", weigerte Herr Hoffmann sich weiterhin, sich von der Stelle zu rühren.

Weswegen Brad einfach beide Hände benutzte, um ihn beiseite zu schieben. Doch gleichzeitig antwortete er auch. "Nur ein paar Anwohner, die uns für Amerikaner von einem der Stützpunkte gehalten haben. Anscheinend gab es vor kurzem einen unerfreulichen Zwischenfall und jetzt sind sie nicht mehr gut auf das Militär zu sprechen."

Beides zusammen reichte aus, dass Herr Hoffmann dem Jüngeren wieder ausreichend Freiraum gab, was Brad mit einem zufriedenen Nicken quittierte. "Übrigens sollten Sie sich abgewöhnen, mich in solchen Situationen abschirmen zu wollen, wenn ich viel besser damit umgehen kann als Sie. Sie sind nicht mein Leibwächter."

Das entlockte dem anderen Mann nur ein schmales Lächeln. "So ganz stimmt das nicht, es ist auch meine Aufgabe, auf dich aufzupassen. Obwohl ich zugeben muss, dass meine Reaktion heute hätte Herrn Schneider gelten sollen." Mit einem entschuldigenden Blick in Michaels Richtung.

Er winkte ab. "Ich kann Ihnen schlecht einen Vorwurf machen, wenn ich selbst nicht besser bin…" Dann richteten sich eisblaue Augen auf Btad. "Und du fang gar nicht erst an, Herrn Hoffmann von seinem Job abhalten zu wollen."

Brad schob die Unterlippe ein bisschen vor und selbst Michael konnte nicht beurteilen, ob das Schmollen echt oder gespielt war. Doch zumindest kam kein Widerspruch, stattdessen wurde einfach nur eine Hand in seine geschoben und Brad setzte sich wieder in Bewegung.

Er tauschte noch einen belustigten Blick mit Herrn Hoffmann aus, folgte dann dem einsetzenden Zug.

Den Rest des Weges legten sie ohne weitere Zwischenfälle zurück, nur zum Ende hin mussten sie sich etwas beeilen, da sich der zuvor klare Himmel überraschend schnell bezog. Und tatsächlich, kurz nachdem sie in ihrem Gästehaus angekommen waren, setzte draußen der Regen mit einem deutlichen Rauschen ein.

"Noch einmal Glück gehabt…", murmelte Herr Walter mit einem erleichterten Blick aus dem Fenster, bevor dieser sich Brad zuwandte. "Obwohl du da sicher anderer Ansicht bist, hm?"

Brad sah ebenfalls nach draußen, sein Ausdruck war aber ein ganz anderer. Und nun gesellte sich noch ein Lächeln dazu. "Natürlich, es ist schließlich trotzdem noch warm draußen." Weswegen der Junge gleich darauf die Terrassentür aufschob und so einen Kompromiss fand, mit dem sie alle leben konnten. Dann musterte Brad die bereits vorbereiteten Futons. "Es ist noch ein bisschen früh, um schlafen zu gehen. Was soll es also sein, ein Spiel oder ein Film?"

Herrn Walters Miene geriet etwas vage. "Bitte nichts, wo ich mich heute noch konzentrieren muss. Auch wenn ich gestern mehr als genug ferngesehen habe, bin ich für den Film."

"Nichts dagegen", meinte Herr Hoffmann, drückte kurz die Schulter seines Freundes. "Schließlich will ich mir morgen nicht vorwerfen lassen, dass Reik meinetwegen immer noch zu müde ist, um unseren Ausflug richtig zu genießen."

Michael konnte das amüsierte Lächeln nicht ganz zurückhalten. "Dann haben wir also unseren gemeinsamen Nenner gefunden."

Brad schien mit der Entscheidung ganz zufrieden zu sein und der Grund dafür erschloss sich ihm wenig später, als der Schwarzhaarige die Futons ein bisschen anders ausrichtete, so dass seiner genau neben dem von Brad zu liegen kam. "Da uns die Couch fehlt, ist es so am bequemsten", wurde ihm erklärt.

"Hm…", brummte er. "Das glaube ich dir gerne." Interessanter fand er vielmehr, dass Herrn Walters Futon sehr nah an der anderen Seite von Brads lag, etwas, das Herr Hoffmann sehr lustig zu finden schien.

Anders als er selbst schien Herr Walter sehr wohl zu verstehen, was der Grund dafür war, verdrehte aber lediglich flüchtig die Augen.

Mit einem innerlichen Schulterzucken nahm er es hin, er war nicht unhöflich genug, für so etwas sein Talent einzusetzen. Außerdem wurde er sowieso dadurch abgelenkt, dass Brad seine Hand ergriff und ihn hinter sich her ins Bad zog.

Wenig später waren sie in ihren Schlafanzügen zurück bei den Futons und das war wirklich viel bequemer, weswegen sich die anderen beiden ein Beispiel an ihnen nahmen. Brad nutzte die Zeit, einen Film auszuwählen.

Michael ließ sich neben ihm vor dem Regal auf dem Boden nieder. "Ist denn etwas dabei, das auch Herr Walter versteht?"

Eine Hand fuhr durch schwarze Haare. "Ja, sie sind auch auf ausländische Touristen eingerichtet. Wenn auch nicht unbedingt auf Deutsche. Wahrscheinlich sind sie hier wegen der Militärbasen ein wenig vorbelastet… Was hältst du hiervon? Aktuelle Filme haben sie nicht, aber der klingt ganz interessant."

Michael griff nach der dargebotenen DVD und las sich die Beschreibung auf der Rückseite durch. Rain Man… "In Ordnung." Ein Grinsen huschte über seine Lippen, als ihm ein Gedanke kam. "Und wenn wir beim Ansehen einschlafen sollten, liegen wir wenigstens schon in unseren Betten."

Ein erwiderndes Grinsen blitzte auf, bevor Brad sich gegen ihn lehnte. "Das ist wirklich von Vorteil." Für eine lange Minute teilten sie einfach nur die Wärme zwischen ihren Körpern, dann straffte sich die Gestalt des Jüngeren sichtlich und er begann alles vorzubereiten.

Dann dauerte es nicht mehr lange, bis sie alle auf ihren Futons lagen, Brad dabei mehr auf Michaels als auf seinem eigenen, und sich auf den Film konzentrierten.
 

Er erwachte nur langsam, zu ungewohnten Geräuschen, die sich als Vogelgezwitscher entpuppten. Als nächstes erinnerte sich Michael, wo er sich befand und wunderte sich auch nicht mehr darüber, dass das Bett unter seinem Rücken so hart war.

Brad lag mit unter seiner Decke, hatte sowohl einen Arm als auch ein Bein über ihn geworfen und atmete warm gegen seine bloße Schulter. Mit einem Stirnrunzeln versuchte er sich zu erinnern, wann er sein Schlafanzugoberteil ausgezogen hatte, gab aber schnell wieder auf. Es war ja auch egal, denn immerhin hatte er seine Hose noch an. Er hatte nämlich nicht vor, sich wieder Herrn Walters Missbilligung zuzuziehen, nachdem der endlich seine Abwehr ihm gegenüber aufgegeben hatte. Seine Mundwinkel zuckten unwillkürlich nach oben.

Ganz langsam änderte sich Brads Atmung, als der Jüngere zu erwachen begann, angezogen von Michaels Bewusstsein. Eisblaue Augen richteten sich auf den schwarzen Haarschopf und sein Lächeln vertiefte sich, als er durch die dunklen Strähnen strich.

"Gutem Morgen, mein Kleiner", begrüßte er ihn, sobald Brad wach genug war, um ihn zu verstehen.

Der lachte leise gegen seine Schulter. "Was soll das denn? Erwecke ich den Eindruck, dass ich geschrumpft bin?" Und wie um ihm zu beweisen, dass er das auf keinen Fall war, kam Bewegung in Brad und gleich darauf lag dieser ganz auf ihm.

Sichernd schlang er einen Arm um Brads Taille, lächelte zu ihm hoch. "Alte Gewohnheit", meinte er dann nur, was ihm vielleicht nicht ganz abgenommen wurde, aber der Jüngere hakte auch nicht weiter nach. Langsam ließ er seine Finger die Wirbelsäule entlangwandern und Brad streckte sich mit einem summenden Laut unter dieser Berührung.

Michael hielt ein Auflachen zurück, doch es vibrierte durch seinen Körper und übertrug sich so auf den Jungen, der ihn daraufhin fragend ansah.

"Irgendwie hatte ich befürchtet, dass du heute bei Herrn Walter statt bei mir aufwachen würdest", meinte er ablenkend.

Brad streckte ihm die Zunge raus. "Wir haben doch bereits geklärt, dass mir keine Sorgen mehr um ihn mache." Der Jüngere stoppte sich selbst, neigte den Kopf leicht zur Seite. "Keine unnötigen jedenfalls."

Er wuschelte durch die schwarzen Haare, die sich in bequemer Reichweite befanden, innerlich amüsiert. Diesen Punkt hatte Brad anscheinend immer noch nicht an sich selbst verstanden. "Aha, und warum hast du dann sein Futon so nahe herangezogen?

Dazu zuckte Brad nur mit den Schultern. "Weil ich ihn gerne in meiner Nähe habe."

Das hätte ihn beinahe wieder lachen lassen, aber vielleicht hätte der Jüngere dann auf eine Erklärung bestanden. Also deutete er nur ein Nicken an, ließ die Wanderung seiner Hand in ein Streicheln übergehen.

Was dazu führte, dass Brad sich nicht mehr abstützte und schwer auf ihm zu liegen kam. Die ganze Nähe blieb natürlich nicht ohne Folgen und so wunderte er sich nicht, als Brad begann, sanfte Küsse auf seiner Schulter zu platzieren, sich langsam zu seinem Hals vorarbeitend.

Ihm fielen die Augen zu und gleichzeitig entkam ihm ein leises Seufzen, weil er genau wusste, dass sie das hier nicht weiterführen könnten. Langsam fand er Brads Nacken und drückte leicht zu. "Das hier ist nicht der richtige Ort dafür…", warnte er ihn leise.

Von Brad ging daraufhin eine frustrierte Unterströmung aus, die sich zu Michaels leichter Überraschung aber schnell in Humor wandelte. Gleich darauf ruhte eine warme Stirn an seiner. "Erinnerst du dich noch an meinen ersten Morgen bei dir?" Fast gegen seine Lippen gesprochen. "Dieses Mal sind wir wohl diejenigen, die sich einen anderen Platz suchen sollten, hm?"

Es dauerte einen Moment, bis er wieder wusste, wovon die Rede war, wobei natürlich sein Zugriff auf Brads entsprechende Erinnerung half. Zuerst zwinkerte er nur, dann aber lachte er. Beide Arme um den Jüngeren schlingend, rollte er sie herum, so dass Brad unter ihm zu liegen kam. "Da hat einer meiner Erziehungsversuche also doch mal gefruchtet…"

Brad grinste, verdarb es dann aber wieder, indem er Michael küsste.

Nicht, dass er etwas gegen Brads Küsse einzuwenden hätte, aber gerade eben noch dachte er, der Junge hätte es verstanden. Was wahrscheinlich auch der Fall war, Brad ignorierte seinen Hinweis wahrscheinlich nur… Der Gedanke löste sich in Wohlgefallen auf, als der Kuss hitziger wurde und dann verlor auch er alle guten Vorsätze.

Wie es schon fast Tradition hatte, wurden sie durch ein nachdrückliches Räuspern unterbrochen, auch wenn sie sich nicht gleich davon stören ließen. Dann aber siegte zumindest bei ihm die Vernunft und mit sichtlichem Widerwillen löste er sich von Brad, wandte den Kopf zur Seite.

Herr Hoffmann sagte nicht einmal etwas, schüttelte nur den Kopf. Und in den blauen Augen stand eindeutig Belustigung. Sein Blick fiel als nächstes auf den Futon von Herrn Walter. Der wenigstens schlief noch, so dass die Unterbrechung rechtzeitig gekommen war.

Eine Hand, die sich in sandblonde Strähnen vergraben hatte, zog jetzt an selbigen und seine Aufmerksamkeit so wieder auf Brad.

"Ich denke, mir ist ein anderer Ort eingefallen", meinte Brad ein wenig atemlos, bevor sich ein Lächeln entwickelte. "Wie wäre es mit einer Dusche?"
 

~TBC~
 

So, das nächste Mal geht es ab zum Aquarium ^^

cya, cu ^-^

"Nun dann, willkommen in der Familie"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 227/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Sie schaffen es endlich zum Aquarium ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Stimmt, so gesehen hast du natürlich Recht. ^^ Doch wir können immerhin davon ausgehen, dass Herrn Walters Freundin durch ihre Schwester bereits vorgewarnt war. Und dann hat sie Brad ja vor kurzem bei dem Kinobesuch persönlich erlebt. Ihr ist dabei ganz sicher nicht entgangen, dass Brad einen gewissen Anspruch auf Herrn Walter – und dessen Zeit – erhebt ^.~

Ich habe bereits einen Abend nach ihrer Rückkehr aus Japan geplant, bei denen die Fotos vorgeführt werden ^^
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 227 "Nun dann, willkommen in der Familie"
 

Als sie in den Hauptraum zurückkehrten, war Herr Hoffmann aufgestanden, Herr Walter jedoch schlief noch. Ein Detail, das Brad natürlich nicht entging.

Den Blick unbeirrbar auf den älteren Mann gerichtet, steuerte der Junge unmittelbar dessen Futon an, was dafür sorgte, dass Herr Hoffmann auf seinem Weg ins Bad stoppte.

"Brad…" Die sanfte Ermahnung lag ganz allein im Namen, Herr Hoffmann musste gar nicht mehr sagen.

Brad warf ihm nur einen schnellen Blick und ein ebenso schnelles Lächeln zu, kniete dann am Kopfende nieder.

In diesem Moment wusste er selbst nicht, was genau der Jüngere vorhatte, und als sich lediglich eine Hand in die blonden Haare schlich, empfand er ebenso wie Herr Hoffmann eine gewisse Erleichterung.

Dessen Aufmerksamkeit richtete sich jetzt auf ihn. "Das ist doch mal eine angenehme Art, geweckt zu werden…" Amüsement in den blauen Augen. Ohne eine Reaktion abzuwarten, ging er dann weiter in Richtung Bad.

Michael hörte ein leises Seufzen von Herrn Walter, der durch das Streicheln tatsächlich aufgewacht war, aber Herrn Hoffmanns Meinung nicht ganz zu teilen schien. "Wolltest du das nicht künftig unterlassen?", wurde Brad gefragt. In der rauen Stimme mischte sich Nachsicht mit einer gewissen Schicksalsergebenheit.

Brads Lächeln dieses Mal war ausdrucksvoller. "Ich kann mich an kein solches Versprechen erinnern", wurde Herr Walter fröhlich mitgeteilt. Und bevor der Ältere etwas erwidern konnte, war der Junge auch schon wieder auf den Beinen und auf dem Weg zur Haustür. Anscheinend würde das Frühstück jeden Moment vorbeigebracht werden.

Herr Walter setzte sich auf und sah ihm kurz hinterher, bevor er Michaels Anwesenheit bemerkte. Mit einem schwachen Lächeln strich er seine Haare glatt, nickte dann in die Richtung, in die Brad verschwunden war. "Warum ist er so aufgedreht?"

Seine Mundwinkel zuckten nach oben. "Ich bezweifle irgendwie, dass Sie das wirklich wissen wollen."

Der Ältere stutzte kurz, bevor Verstehen über dessen Gesicht huschte. "Sie haben Recht, vergessen Sie die Frage." Dann erst sah sich Herr Walter bewusst um. "Ich habe schon wieder am längsten geschlafen?"

"So sollte es auch sein, nicht wahr? Es ist immerhin Ihr Urlaub. Ich hoffe, Brad beansprucht Sie mit seinen Plänen nicht zu sehr."

Herr Walter winkte ab. "Alles in allem komme ich so wenigstens etwas herum…" Und in diesen Worten steckte nur ein kleines bisschen Bitterkeit.

Was Brad, der mit einem großen Tablett zurückgekehrt war, trotzdem heraushörte. Braune Augen verengten sich und das Tablett wurde rasch auf dem Tisch abgestellt, bevor der Schwarzhaarige sich wieder neben dem Futon niederließ. "Sie wissen, dass man Ihnen inzwischen mehr Freiheiten gewähren würde, wenn Sie nur fragen?" Eine Hand wurde ergriffen und fest umfasst.

Herr Walter sah für einen Moment auf seine gefangene Hand herunter, bevor dessen Mundwinkel beinahe widerwillig nach oben kurvten. "Du meinst, ihr habt mich inzwischen fest genug in eurem Netz gefangen?" Der Ältere bezog sich nicht nur auf die unternehmerische Seite, sondern auch auf die persönliche.

Etwas, das Brad problemlos zu verstehen schien, denn der Junge lächelte ebenfalls. "Würden Sie denn Herrn Hoffmann niemals wiedersehen wollen? Oder mich?" Kam eine entsprechende Gegenfrage, die Herr Walter gar nicht bejahen konnte, solange er wirklich aufrichtig mit sich selbst war.

Weswegen dieser auch nur ein leises Schnauben ausstieß. "So etwas könnte ich dir ja nicht antun, nicht wahr? Und selbst wenn… du würdest mich rund um die Welt verfolgen…"

Allein der Gedanke schien Brad zu missfallen, auch wenn der Jüngere wusste, wie unwahrscheinlich ein Fluchtversuch war. Und die einzige Antwort blieb, dass sich Brads Hände für einen Augenblick viel zu fest um die des älteren Mannes schlossen. Anschließend wurde Herr Walter freigegeben und Brad stand rasch auf.

"Draußen wartet noch ein weiteres Tablett, ich gehe es schnell holen", wurde ihnen mitgeteilt und dann war Michael für den Moment wieder allein mit Herrn Walter.

"Wollen Sie ihn zurückärgern?", erkundigte er sich leise, denn sein Talent verlieh ihm die Gewissheit, dass der Ältere trotz der Umstände schon eine ganze Weile nicht mehr den Wunsch verspürt hatte, seinem neuen Leben wirklich zu entkommen.

Ein knappes Schulterzucken. "Hat er es nicht verdient?"

"Hm, vielleicht nicht in diesem Punkt." Nachdenklichkeit in eisblauen Augen. "Hat er Sie schon öfter so geweckt?", stellte er dann eine scheinbar irrelevante Frage.

Was ihm eine hochgezogene Augenbraue einbrachte. "Nein, das ist eine neuere Entwicklung."

Er trat näher an den Futon heran und beugte sich etwas zu dem Älteren herunter. "Nun dann, willkommen in der Familie." Er ließ Herrn Walter verwirrt zurück, als er Brad entgegenging, um ihm das Tablett abzunehmen.

Am Frühstückstisch warf ihm Herr Walter ab und zu immer noch fragende Blicke zu, doch Michael hatte nicht vor, ihn in dieser Hinsicht zu erleuchten. Ein wenig Strafe musste schließlich sein, dafür, dass der ältere Mann so Brad umgesprungen war. Und vielleicht war da noch ein sehr kleiner Teil von ihm, der zugab, dass er diese Geste Brads mit niemandem teilen wollte. Und solange Herr Walter ihre Bedeutung nicht wirklich verstand, war das fast genauso gut.

Er schob diesen Gedanken von sich und konzentrierte sich lieber auf sein Essen. Es war für ihn das erste Mal, dass er ein typisch japanisches Frühstück kostete und auch wenn es ungewohnt war, schmeckte es überraschend gut. Und auf jeden Fall würde es genug Energie für ihren Ausflug liefern.

Michael teilte diese Überlegung lautlos mit Brad, der ihm daraufhin ein Grinsen schenkte. >Das ist doch nur gut so, nicht wahr? Dann können wir uns nicht nur das Aquarium ansehen, sondern auch viel vom Park erkunden.<

Er zog eine Augenbraue hoch. >Ich hoffe, unsere Füße halten durch.<

Dafür hatte der Junge nur ein Lachen übrig, das laut in Michaels Kopf erklang und anschließend machten sie sich daran, weitere Energie zu sammeln.
 

Die Fahrt erwies sich nach der ganzen Reisezeit am Vortag als angenehm kurzweilig und dann fanden sie sich auch schon vor einer Statue und damit am Haupteingang des Aquariums wieder.

Sie legten den Kopf in den Nacken, alle ein wenig überwältigt von der unerwarteten Größe.

"Kein Wunder, dass das der größte Fisch ist, den man heutzutage noch findet…", meinte Brad leise.

"Also ich hätte es für einen Wal gehalten, wenn ich nicht genau wüsste, dass dieses Aquarium bekannt ist für die Walhaie, die man hier besichtigen kann", gab Herr Hoffmann zu.

Brad lächelte und in den braunen Augen stand sichtlich Begeisterung. "Und ich wette, drinnen sehen die echten Exemplare noch viel beeindruckender aus als die Statue hier." Dann zupfte der Jüngere an Herrn Walters Ärmel. "Was Sie natürlich nicht davon abhalten sollte, hier schon mit dem Fotografieren anzufangen."

Der andere Mann tat nicht einmal so, als müsste er überredet werden, sondern zückte belustigt die Kamera und kam der Aufforderung ohne zu zögern nach. Und dann war es Brad, der ablehnte, als Herr Walter vorschlug, ein Gruppenfoto zur Erinnerung zu machen.

"Wir bannen die Gesichter unserer Mitarbeiter nicht gerne auf Papier. Und in Dateiform wäre es noch viel leichter, sie zu vervielfältigen."

Herr Walter runzelte die Stirn. "Aber sowohl du als auch Herr Schneider arbeiten doch in der Öffentlichkeit. Warum dann noch besondere Vorsichtsmaßnahmen?"

"Weil es genau solche sind. Und sei es nur, um skrupellosen Konkurrenten weniger Angriffsfläche zu bieten", erklärte Brad bereitwillig.

"Aber-" Der Andere stoppte sich selbst, bevor er einen Widerspruch ausformulieren konnte. "Ich wollte gerade sagen, dass ein Konkurrent einfach jemanden auf euch ansetzen könnte, um Bilder für weiterführende Pläne zu erhalten. Doch das ist gar nicht so einfach, unbemerkt zu tun…"

"Ganz genau." Dieses Mal lachte Brad offen, umfasste dann Herr Walters Handgelenk, während die andere Hand nach dem vom Michael griff. "Und jetzt möchte ich endlich reingehen." Sie wurde beide einfach mitgezogen, was Herr Hoffmann zum Anlass nahm, seinem Freund ein belustigtes Lächeln zuzuwerfen.

"Ich denke, du kannst gerade einen Eindruck gewinnen, wie es wäre, eigene Kinder zu haben…"

Grau-grüne Augen richteten sich auf den anderen Mann. "Sei froh, dass dich Brad gerade zu ignorieren scheint. Ansonsten würde er dir diese Bemerkung sicher heimzahlen."

Herr Hoffmann grinste nur furchtlos, reichte dann in einer sehr bewussten Aktion die Eintrittskarten an Brad weiter. Der wurde dadurch nicht nur von möglichen Racheplänen abgelenkt, sondern Herr Walter erlangte auch seine Freiheit zurück.

Anders als Michael, für den der Junge immer noch eine Hand übrig hatte. Daran änderte sich auch nichts, als sie kurz nach dem Eingang zu einem erhobenen Becken kamen, das nur flach mit Wasser gefüllt war. Interessiert trat Brad näher und Michael folgte ihm bereitwillig.

"Ich habe noch nie einen lebenden Seestern von so nahe gesehen…"

"Du kannst ihn sogar berühren, dafür ist das Becken hier anscheinend da", merkte er an, nachdem er das Treiben der anderen Besucher für einen Moment beobachtet hatte.

Er wurde mit einem wenig beeindruckten Blick bedacht. "Schon möglich, dass man das kann. Aber ich will gar nicht wissen, wie viele Leute das schon getan haben. Da verzichte ich doch dankend."

Michael schüttelte nur belustigt den Kopf, musste innerlich aber zugeben, dass der Junge gar nicht so Unrecht hatte.

Der war gedanklich schon wieder weiter und suchte nach Herrn Walter. "Aber für Fotos ist das Becken auf jeden Fall praktisch."

"Schon verstanden…", meinte der ältere Mann. "Allmählich gewinne ich aber den Eindruck, dass du dir selbst eine Kamera hättest kaufen sollen."

Brad zuckte mit den Schultern. "Es reicht doch völlig aus, wenn einer von uns die Fotos macht. Und Sie müssen es sowieso tun für Frau Lang."

"Die Arbeit bleibt wohl weiterhin an dir hängen, Reik", drückte Herr Hoffmann die Schulter seines Freundes und erhielt dafür einen schiefen Blick.

"Warum eigentlich hat Sabine dir nicht den gleichen Auftrag gegeben?"

Ein ausdrucksvolles Lächeln war die erste Reaktion. "Nun, zum Einen bin ich schließlich zum Arbeiten hier. Und zum Anderen geht sie garantiert ebenfalls davon aus, dass sie von deinen Fotos profitieren kann."

"In diesem Fall werde ich mich wohl besser in mein Schicksal ergeben..."

Herr Hoffmann nickte großmütig. "Das solltest du wohl."

Nachdem ausreichend Fotos geschossen waren – Herr Hoffmann machte sich einen Spaß daraus, seinen Freund auf immer neue Motive hinzuweisen – machten sie sich zum nächsten Abschnitt auf, eine Ausstellung verschiedener Korallen.

Für einen Moment stand Brad sehr still da, ließ die vielen Farben auf sich einwirken. Es war etwas vollkommen Neues für den Jungen und jedes Quäntchen Aufmerksamkeit war daher auf diese Wunderwerke der Natur gerichtet. Selbst Michael war gerade vergessen und seine Hand entglitt dem plötzlich erschlafften Griff von Brads Hand. Mit leichtem Amüsement beobachtete er, wie der Jüngere schließlich ein paar Schritte nach vorne tat, hin zu den Exponaten, um sie besser erkennen zu können.

Seine Umgebung hatte Brad vollkommen ausgeblendet, etwas, das man nur selten erlebte, weswegen der Schwarzhaarige nicht mitbekam, dass sich ihm eine Museumsangestellte näherte. Die junge Japanerin sprach ihn in gebrochenem Englisch an und versuchte ihm, etwas über die Ausstellung zu erzählen. Aber Michael bezweifelte irgendwie, dass Wissensvermittlung ihr wirkliches Ziel war.

Herr Hoffmann, der neben ihn getreten war, seufzte mit einem Unterton der Belustigung. "Sie will seine Aufmerksamkeit gewinnen und er ignoriert es nicht nur einfach, er scheint es nicht einmal zu bemerken." Blaue Augen waren auf den Jungen gerichtet, der höflich auf die Erläuterungen lauschte, aber nicht besonders gefesselt schien.

Michael lachte auf. "Was erwarten Sie denn von ihm? Er hat Mädchen schließlich noch nie in diese Kategorie eingeordnet..." Eine kurze Pause, bevor er mit einem deutlichen Seitenblick zu Herrn Walter fortfuhr. "Nicht einmal wenn es nicht um den weiblichen Teil der Bevölkerung geht, stellt er sich in diesem Punkt besonders helle an."

Herr Walter verdrehte die Augen, enthielt sich aber eines Kommentars, auch, als sein Freund ihm einen Arm um die Schulter schlang und ihn aufzog. "Du kannst dich immerhin damit trösten, dass du einer der wenigen bist, der Brads Zuneigung hat."

Stattdessen deutete der Mann mit einer knappen Bewegung seines Kinns in Brads Richtung. "Es scheint ganz so, als hätte jemand beschlossen, ihn zu retten."

Hm, ja, hatte jemand... Michaels Talent streifte von ganz allein über den sich Brad nähernden Mann hinweg, doch in dessen Gedanken lag keine böse Absicht, was er mit einer versteckten Geste Zwielicht mitteilte.

Auch wenn das Team darauf geachtet hatte, ihnen nicht unter die Augen zu kommen, so waren sie natürlich die ganze Zeit in der Nähe gewesen und wussten jetzt, dass sie weiterhin nicht einschreiten mussten.

"Hanada-kun", wurde die junge Japanerin angesprochen. "Ich denke, das hier ist meine Aufgabe."

Sie sah für einen Moment so aus, als wollte sie protestieren, dann aber verabschiedete sie sich mit einer Verbeugung und wandte sich anderen Besuchern zu, auch wenn sie den einen oder anderen Blick zurück auf Brad nicht verbergen konnte.

"Guten Tag, mein Name ist Furubashi. Ich bin für englischsprachige Touristen verantwortlich.Wenn Sie also Fragen haben, können Sie sich gerne an mich wenden."

Stille Belustigung flammte in dem Jungen auf, bevor dieser die Verbeugung mit geübter Leichtigkeit erwiderte. "Hanada-san lag mit meiner Herkunft nicht ganz richtig", wurde in beinahe akzentfreiem Japanisch angemerkt, bevor Brad ins Deutsche wechselte. "Ich komme aus Deutschland." Und wieder wurde die Sprache gewechselt. "Aber wir können auch gerne Englisch verwenden, wenn Sie weiter üben wollen."

Das Gesicht des Japaners zeigte überraschte Bewunderung, bevor dieser lächelte. "Ich nehme Ihr Angebot gerne an. Und bitte erlauben Sie mir zu sagen, dass Ihr Japanisch ausgezeichnet ist."

Brad reagierte auf das Kompliment mit einem leichten Nicken, begann dann tatsächlich, Fragen zu stellen.
 

~TBC~
 

Zur Hauptattraktion kommen sie nächste Woche ^^

cya, cu ^-^

"Das soll ein Fisch sein?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 228/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Michael nimmt ein bisschen Rache an Herrn Walter für Brad ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: *lach* Du hast Recht - und Brad merkt es nicht mal, wie so oft. ^^ Und nein, dieses Mal wird Brad nichts anstellen, es ist eine ganz echte Touristenattraktion gemeint *zwinka* Was aber nicht heißt, dass es vor Ablauf des Tages nicht doch noch etwas geben wird, dass die Ruhe unserer Touristen ein bisschen stört ^^
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 228 "Das soll ein Fisch sein?"
 

Die Unterhaltung zwischen Brad und dem Angestellten hatte weitere Touristen angelockt, nicht dass der Japaner das wirklich registrierte. Der war voll und ganz auf den Jungen konzentriert, der nicht nur aufmerksam zuhörte, sondern anscheinend auch durchdachte Fragen stellte.

Michael hörte nur mit einem halben Ohr zu, für alles andere wurde er viel zu sehr von dem Glühen mentaler Energie in Brads Verstand abgelenkt, das sich als gebündelte Wärme auf ihn übertrug.

"Herr Schneider?"

Eine Hand legte sich auf seinen Unterarm und mit einem kurzen Zwinkern kehrte ganz in die physische Welt zurück, erwiderte den fragenden Blick von Herrn Hoffmann.

Dessen Miene wechselte jetzt zu einem Ausdruck der Erleichterung. "Sie hatten etwas abwesend gewirkt. Ich hoffe, Sie haben keine Gefahr aufgefangen?"

Unwillkürlich belustigt schüttelte er den Kopf. "Es ist nur Brad…"

Die wenigen Worte schienen als Erklärung schon zu genügen. Blaue Augen richteten sich auf den Jüngeren und ein Lächeln zog an Herrn Hoffmanns Mundwinkeln. "Ich kann mir vorstellen, dass er ein beliebter Schüler gewesen ist mit dieser Wissbegier."

Ihm entkam ein leises Schnauben. "Das war er unbestritten. Obwohl er natürlich auch seine Favoriten hatte."

"Hm… und Sie sind nie eifersüchtig geworden?"

Er sollte eindeutig aufgezogen werden, etwas, das Herr Hoffmann bei ihm nicht häufig versuchte. Nicht, dass er etwas dagegen hatte. Er erlaubte sich ein amüsiertes Lächeln und einen Seitenblick zu Herrn Walter. "Da Brad für keinen Instruktor so viel Begeisterung wie für Herrn Walter gezeigt hatte, bestand kein Grund zur Besorgnis."

Letzterer verzog das Gesicht, während Herr Hoffmann seinem Freund mit einem aufblitzenden Grinsen auf die Schulter klopfte. "Das heißt dann wohl, dass sich Herr Schneider nur deinetwegen Sorgen machen muss."

Normalerweise hätte Herr Walter an dieser Stelle zweifellos protestiert, doch der ältere Mann hatte immer noch nicht Michaels Bemerkung vom Morgen verdaut und blieb deswegen stumm.

Was Herr Hoffmann erst mit Überraschung und dann mit Neugier registrierte. "Gibt es da etwas, das ich wissen sollte?", wanderte eine Augenbraue in die Höhe.

Nun hob Herr Walter doch eine abwehrende Hand und warf Michael einen schiefen Blick zu, als er auflachte. "Es gibt nichts zu wissen."

Das wurde Herrn Walter zwar nicht so ganz abgenommen, doch Herr Hoffmann gab mit einem Schulterzucken nach, mit dem Gedanken, dass ihm letztendlich kaum etwas Wichtiges hätte entgehen können. Unwillkürlich kehrte dessen Blick zu Brad zurück. "Ich glaube, er hat dem armen Mann inzwischen genug Löcher in den Bauch gefragt."

Michael checkte innerlich den Stand der vermittelten Informationen und nickte langsam. "Ich hoffe nur, dass Brad jetzt nicht auf die Idee kommt, unseren Urlaub um einen Tauchlehrgang zu ergänzen, um die Korallen in der freien Natur zu sehen…" Das war nämlich das Thema, mit das Gespräch dem Ende zuging.

Herr Walter dachte noch darüber nach, ob ihn so etwas interessieren würde, während Herr Hoffmann ein Schauder durchlief. "Das hoffe ich auch. Ich möchte nicht darauf warten, dass der Junge irgendwann wieder auftaucht, während ich die ganze Zeit das Meer anstarre." Selbst an einem Tauchgang teilzunehmen, schloss der ältere Mann für sich von vornherein aus.

Die Bemerkung machte Herrn Walter klar, dass auch er Brad lieber nicht in so einer Situation wissen wollte. "Du wirst dir im Notfall schon einen Grund einfallen lassen können, warum das nicht möglich ist. Oder Herr Schneider legt ganz einfach gleich ein Veto ein, Brad könnte ihm sowieso nicht lange böse sein."

Das ließ ihn wieder auflachen, doch er neigte zustimmend den Kopf. So ungern er dem Jungen auch einen Wunsch ausschlug, in diesem Punkt würde er ihm nicht nachgeben.

Brads Aufmerksamkeit war plötzlich bei ihm und natürlich wusste der Jüngere sofort, in welche Richtung seine Gedanken gingen. Trockenes Amüsement strömte daraufhin auf Michael ein. >Bevor ihr anfangt euch Sorgen zu machen, hättet ihr erst mal abwarten können, ob mich Tauchen überhaupt interessiert.<

>Tut es das denn nicht?< Immerhin hatte Brad bisher kaum genug vom Meer bekommen können.

Innerlich schüttelte der Jüngere den Kopf. >Ich möchte lieber nicht von einer Sauerstoffflasche abhängig sein.< Eine kurze Pause folgte. >Ganz davon abgesehen wird es Zeit, wieder nach Hause zu kommen.<

Er zog ihn nicht mit der Tatsache auf, dass ihr Urlaub bisher gerade mal einen Tag gedauert hatte. Dazu liefen seine Emotionen zu sehr in die gleiche Richtung, egal, wie interessant er die neuen Erlebnisse fand. Also schickte er nur Wärme zurück, was auch nach außen hin von einem Lächeln begleitet wurde.

"Ah…", meinte Herr Hoffmann. "Wir werden also keine Probleme mit Brad bekommen…"

"Werden wir nicht", bestätigte er.

Und Brad bewies dies, indem er zu ihnen zurückkehrte und kein Wort über einen möglichen Tauchkurs verlor. Stattdessen war da wieder eine Hand, die sich warm um seine schloss, bevor es – nach einen prüfenden Blick zu Herrn Walter hin, den Brad sich nicht verkneifen konnte – zum nächsten Teil der Ausstellung ging.

Der Anblick, der sich ihnen eröffnete, war wirklich atemberaubend. Sie alle stoppten gleichzeitig, bevor sie sich nach dem ersten Schock weiter dem großen Becken näherten, dessen Dimensionen in dem abgedunkelten Raum nur noch eindrucksvoller wirkten. Erst wenige Meter vor dem Becken blieben sie wieder stehen und es war, als würde man vor einem Haus stehen.

Brad lehnte sich gegen ihn zurück, als er den Kopf in den Nacken legte, in dem Versuch, die gesamte Fläche zu erfassen. "Das ist… unreal…", meinte er schließlich beinahe ehrfürchtig.

Er lächelte in den schwarzen Haarschopf hinein. "Da kann ich dir nur zustimmen. Aber vergiss nicht, dass es nicht so sehr um das Becken geht, als vielmehr um das, was sich darin befindet."

Tatsächlich schien sich Brads Blick erst nach dieser Aufforderung auf die Walhaie zu fokussieren, die gerade in majestetischer Größe an ihnen vorüberzogen. Der atmete scharf ein, doch es war Herr Hoffmann, der etwas sagte und ihnen allen damit aus der Seele sprach.

"Das soll ein Fisch sein?"

Es war wirklich schwer zu glauben und Schweigen legte sich wieder über sie, während sie einfach nur das Treiben der Aquariumsbewohner beobachteten. Es hatte etwas Hypnotisches und Michael konnte sich dem besonders schwer entziehen, da auch Brad vollkommen in den Anblick versunken war. Mantarochen schwebten durch das klare Wasser und Schwärme von silbern glänzenden kleineren Fischen.

Er konnte nicht genau sagen, wie viel Zeit vergangen war, als ihn etwas Neues aus seiner Versunkenheit riss. Anscheinend hatten sie das Glück, eine Fütterung mitzuerleben und gleich kam noch mehr Leben in das Becken. Und gleichzeitig auch in Brad, wie er feststellte. Seine Hände, die er vor dem Bauch des Jüngeren verschränkt hatte, wurden kurz gedrückt, bevor sich Brad aus seiner Umarmung befreite und seine Aufmerksamkeit auf Herrn Walter richtete.

Der so aussah, als würde er gerade aus einem tiefen Schlaf erwachen und deshalb etwas überrascht war, als er plötzlich den Jungen neben sich hatte.

"Fotos", zupfte Brad am Ärmel des Älteren. "Frau Lang will das hier bestimmt sehen."

Herr Walter zwinkerte, nickte dann langsam. "Natürlich." Ein Lächeln folgte. "Sie würde sich bestimmt beschweren, wenn ich ausgerechnet hiervon keine Fotos mache. Shibuya kann damit nicht mithalten."

Brad lächelte ebenfalls, amüsiert. "In dem Punkt will ich mich lieber nicht festlegen, immerhin ist sie eine Frau, da weiß man nie, welche Prioritäten die setzen."

Ein Auflachen kam von Herrn Hoffmann, der diesen Kommentar gehört hatte. "Ich würde jetzt ja gerne sagen, dass du mit deiner mangelnden Erfahrung so etwas natürlich nicht einschätzen kannst. Dummerweise geht es uns aber nicht anders…"

Herr Walter zuckte nur mit den Schultern und nickte dann, was Brads Zähne aufblitzten, bevor dieser des älteren Mann umarmte. "Fotografieren nicht vergessen", wurde Herr Walter aufgefordert.

Der atmete ergeben aus, zog an dem Arm, der um ihn gelegt worden war. Eine Aufforderung, die verstanden und der – wenn auch widerwillig – gefolgt wurde.

Nachdem auch diese Attraktion in Daten umgewandelt worden war, setzten sie den Rundgang weiter fort. Wenig überraschend fand der Angestellte zu Brad zurück, so dass sie auch noch eine private Führung dazu erhielten.

Im Anschluss nahmen sie auch noch einen Teil der Delphinshow mit, gingen aber früher, da Brad sich nicht dafür begeistern konnte. Michael nahm es hin, spürte die zwiespältigen Emotionen, die durch den Jungen rannen. Die anderen beiden hatten jedoch nicht Vorteil seines Talents und während sich Herr Hoffmann mit einem überlegenden Blick begnügte, ergriff Herr Walter zu seiner leichten Überraschung das Wort.

"Warum hat es dir nicht gefallen?"

Braune Augen musterten den Älteren und ein Lächeln, das nicht wirklich eines war, zuckte um Brads Mundwinkel. "Was denken Sie? Die Delphine werden hier in Gefangenschaft gehalten und nur herausgeholt, um die Kunststückchen vorzuführen, die von ihnen verlangt werden…"

Herr Walter hielt inne, hob langsam eine Hand, um dem Jungen schwarze Strähnen aus der Stirn zu streichen. Die stumme Geste war alles an Antwort, doch sie reichte vollkommen aus.

Nach dem Aquarium sahen sie sich einen Teil des Parks an, alles abdecken zu wollen, wäre unmöglich gewesen, aber auch so gab es genug zu entdecken. Insbesondere das als Museum erhaltene ursprüngliche Dorf traf auf Brads Interesse und die Delphinshow war völlig vergessen, als sie schließlich den Strand erreichten.

Sie alle konnten die Pause gebrauchen und inzwischen war es auch höchste Zeit, etwas in den Magen zu bekommen, so dass selbst Brad darauf verzichtete, gleich zum Meer zu stürmen und sich stattdessen mit ihnen um das auf sie wartende Essen versammelte.

Brad lächelte, als Herr Hoffmann ihm auftat, goss sich etwas von dem Orangensaft ein. "Gute Organisation", wurde der Ältere gelobt.

"Ich hoffe, du hast nichts anderes erwartet", wurde belustigt zurückgegeben, dann reichte Herr Hoffmann den Teller weiter.

"Natürlich nicht", grinste Brad, wartete, bis sie alle etwas zu Essen vor sich hatten, um dann zuzulangen.

Sie alle taten es ihm gleich, genossen gleichzeitig die warme Sonne, vor der sie durch einen Sonnenschirm geschützt wurden. Die Luft so nahe am Wasser war angenehm frisch, trug den Geruch von Meer und Salz mit sich und sorgte dafür, dass sie nur noch hungriger wurden.

Zum Glück befanden sie sich in einem wenig belebten Abschnitt, woran Zwielicht wahrscheinlich nicht ganz unschuldig war, doch Michael war nicht neugierig genug, um seine Vermutung zu überprüfen. Lieber konzentrierte er sich auf Brad, der sich gegen ihn gelehnt hatte und nicht so wirkte, als würde er sich bald wieder wegrühren wollen.

Er hob seine linke Hand, ließ einen Finger durch schwarze Strähnen streifen, während er seinen Mund zu Brads Ohr führte. "Heute kein Wettschwimmen?", fragte er leise, nicht, um den Jungen aufzuziehen, sondern einfach nur, um dessen Stimmung zu reflektieren.

Brad schien noch etwas mehr Gewicht auf ihn zu verlagern. "Ich hatte heute genug Bewegung. Was aber nicht heißt, dass ich ganz auf das Meer verzichten werde."

"Natürlich nicht", gab er belustigt zurück. "Es wäre schließlich schade, die Gelegenheit ungenutzt verstreichen zu lassen."

"Ganz genau", nickte Brad mit gespielter Ernsthaftigkeit, bevor sich dessen Blick offenbar auf Herrn Hoffmann fixierte. "Und Sie werden auch mal mitkommen. Ich würde es nur gelten lassen, wenn Sie nicht schwimmen könnten."

Der Ältere lächelte etwas schief. "Und du weißt bereits, dass ich es kann, nicht wahr?"

Der Junge neigte den Kopf zur Seite, mehr auf Herrn Hoffmanns unbewusste Körperhaltung als auf dessen Worte konzentriert. "Sie wollen nicht." Keine Frage. "Was ist passiert?"

Herr Walter sah seinen Freund überrascht an, anscheindend war dieser Punkt bisher nicht zwischen den beiden zur Sprache gekommen.

Der andere Mann machte eine wegwerfende Handbewegung, doch Michael konnte spüren, dass er hinter dieser Fassade nicht so ruhig war. Was er in diesem Fall nicht Brad mitteilte, das wäre eine unnötige Verletzung der Privatsphäre des Älteren gewesen. "Nur eine etwas unangenehme Erfahrung, als ich noch jünger war…"

Anspannung lief durch Brad, als dieser sich vorlehnen und weitere Fragen stellen wollte, doch bevor die Bewegung ausgeführt werden konnte, wurde sie auch schon wieder zurückgenommen. Der Junge respektierte Herrn Hoffmanns unausgesprochenen Wunsch, nicht näher darauf einzugehen. Doch Michael würde es nicht wundern, wenn er später versuchen würde, die Information auf anderem Wege zu erhalten. Jetzt aber lächelte Brad nur und nickte leicht. "Dann passen Sie eben auf unsere Sachen auf." Eine Aufgabe, die natürlich völlig unnötig war, doch der Ältere beschwerte sich nicht darüber.

In Ruhe und wieder gelöster Stimmung beendeten sie ihre Mahlzeit, ruhten dann eine Weile, um dem Magen Zeit zum Verdauen zu geben. Brad war besonders träge, hatte sich neben ihm auf der Decke ausgestreckt und ohne lange zu fragen Herrn Walter neben sich niedergezogen. Irgendwo fing er die schwache Erinnerung daran auf, wie Brad so am Schwimmbecken Zeit mit seinen beiden Freunden verbracht hatte, aber der Gedanke verlor sich schnell wieder, als der Jüngere wegdöste.

Ein warmes Lächeln zog an seinen Mundwinkeln, als er das entspannte Gesicht betrachtete und er widerstand nicht dem Wunsch, über die leicht geöffneten Lippen zu streichen, ein etwas dürftiger Ersatz für den Kuss, den er gerade nicht haben konnte.

Als er wieder aufsah, begegnete er Herrn Walters Blick und sein Lächeln gewann etwas Verschmitztes, als ihm eine Idee kam. Schließlich hatte er nicht vergessen, dass der Ältere heute Morgen versucht hatte, den Jungen zu ärgern. Weswegen er seine Hand nicht zurücknahm, sondern weiter ausstreckte. Weit genug, dass es als nächstes Herrn Walters Lippen waren, die er berührte.

Der Ältere erstarrte und bevor er sich wieder gefasst hatte, lag Michael bereits wieder neben Brad und der Junge war unwillkürlich näher an ihn herangerückt, hatte einen Arm um ihn geschlungen.
 

~TBC~
 

Das Becken im Aquarium würde ich auch gerne mal in Wirklichkeit sehen… Googelt mal danach – Okinawa und Aquarium reichen schon als Suchbegriffe ^^

cya, cu ^-^

"Der arme Reik… Brad schien sich endlich beruhigt zu haben und jetzt passiert so etwas…"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 229/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Der Ausflug findet ein abruptes Ende ^^#

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: *nick* Es muss wirklich überwältigend sein, vor so einem Becken zu stehen. Wenn es nur nicht so weit weg wäre…

Und natürlich lässt Michael so etwas nicht auf sich beruhen. Immerhin hat sich seine Beziehung zu Herrn Walter inzwischen so weit gebessert, dass er Brad zu liebe keine Rücksicht mehr nehmen muss. Also wird der andere Mann auch mal zurück geärgert *grins*
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 229 "Der arme Reik… Brad schien sich endlich beruhigt zu haben und jetzt passiert so etwas…"
 

Er sah Brad hinterher, der Herrn Hoffmanns Handgelenk umfasst hielt und den älteren Mann hinter sich her zum Meer zog. Nicht, um schwimmen zu gehen, so unsensibel war der Junge nicht, aber er hatte Herrn Hoffmann das Zugeständnis abgerungen, wenigstens bis zu den Knöcheln ins Wasser zu kommen.

Herr Walter war mit ihm ein Stück zurückgeblieben und grau-grüne Augen musterten ihn, als versuchte der Andere, seine Gedanken zu lesen. "Was sollte das vorhin?", wurde Michael schließlich gefragt.

Sein Lächeln hatte die gleiche Note wie zuvor. "Was denken Sie denn?"

Die Augen wurden leicht zusammengekniffen. "Dass Sie mich aus dem Gleichgewicht bringen wollten…"

"Mm, der Einschätzung kann ich nicht widersprechen." Sein Lächeln weitete sich, als der Ältere daraufhin einen frustrierten Laut von sich gab, der nicht ganz ein Fluch war.

"Darf ich zumindest davon ausgehen, dass Sie jetzt nicht genauso anfangen wie Brad und-?"

"Ihnen nachstelle?", beendete er den Satz belustigt. "Solange der Junge nicht die Initiative ergreift wohl eher nicht", beruhigte er den anderen Mann dann.

Der nicht allzu beruhigt wirkte, aber lieber keine weiteren Nachfragen stellte und ebenso seinem Blick auswich. Da es ansonsten nicht besonders viele Ziele gab, landete Herrn Walters Aufmerksamkeit bei Brad und der Schwarzhaarige bemerkte dies schnell, winkte ihn näher zu sich und Herrn Hoffmann.

"Aber Sie kommen mit, nicht wahr, Richard?", wurde Herr Walter gefragt, sobald er in bequemer Hörweite war. "Nur ein bisschen rausschwimmen, um sich abzukühlen." Ein Lächeln flog über Brads Gesicht, bevor dieser fortfuhr. "Michael und ich haben bereits beschlossen, dass wir auf ein Wettschwimmen verzichten."

"Nun, ich habe auch nicht vor, dich zu einem herauszufordern. Aber ja, ich komme mit." Herr Walter schien die angebotene Ablenkung willkommen zu heißen.

Brad reichte die positive Antwort und suchte nicht nach den Gründen dafür. Es wurden nur noch ein paar leise Worte mit Herrn Hoffmann gewechselt und dann war es Michael, dessen Handgelenk ergriffen wurde.

Der Jüngere ließ ihm nicht viel Zeit, sich an die Temperatur zu gewöhnen, sondern zog ihn schnell ins tiefere Wasser, wo er abrupt stehen blieb.

Bevor Michael ihn fragen konnte, was los war, wurde er angegrinst und dann regelrecht überfallen. Er stolperte zurück, ließ sich lächelnd nach hinten fallen, als er sich erinnerte. Brads Körper war eng und warm an seinen gespresst und während sie nach unten sanken, küsste Michael ihn.

Es war anders als damals im See, Salzgeschmack mischte sich in ihren Kuss, doch sie ließen sich beide nicht davon stören. Den Sauerstoffmangel konnten sie aber nicht ignorieren und prustend kehrten sie an die Oberfläche zurück, als jedes letzte Molekül verbraucht zu sein schien. Der Auftrieb des Wassers machte es sehr leicht, Brad weiter zu halten, als dieser ihm nasse Strähnen aus dem Gesicht strich, um ihn anschließend wieder zu küssen, dieses Mal aber nur eine flüchtige Berührung weicher Lippen gegen seine. Danach lehnte sich der Jüngere leicht zurück, ohne seine Hände zurückzuziehen und beide Daumen strichen in sanften Zügen über seine Wangen.

"Was ist, hm?" Mit einem Lächeln.

Brad zuckte leicht mit den Schultern. "Ein Zimmer wäre jetzt nicht schlecht."

Er stutzte, lachte dann auf. "Na du bist mir gut. Ein Zimmer haben wir immer für uns. Von dem Meer wirst du dich bald wieder verabschieden müssen."

Nun zuckten auch Brads Mundwinkel. "Ich weiß…" Eine warme Stirn kam an seiner zu ruhen. "Was nichts an dem Wunsch ändert."

Dagegen konnte er naturgemäß nichts sagen, schließlich ging es ihm nicht anders. Trotzdem lösten sie sich voneinander, ein wenig widerwillig vielleicht aber ohne weiteres Zögern, und dann musste Herr Walter nicht mehr länger warten. Ganz im Gegenteil, denn der Ältere war das Ziel von Brads nächstem Überfall.

Herr Walter ließ es mit einem gewissen Gefühl der Ergebenheit mit sich geschehen, schien nicht einmal überrascht. Inzwischen war er solche Aktionen von Brad gewöhnt.

Anschließend aber schwammen sie zu dritt hinaus, allerdings nicht so weit, wie sie es das letzte Mal bei ihrem Wettschwimmen getan hatte. Stattdessen war es Brad, der als erster auf einen Kurs parallel zum Strand einschwenkte und eine flüchtige geistige Berührung verriet Michael, dass der Junge es Herrn Hoffmann zuliebe getan hatte, der sie die ganze Zeit im Auge behielt.

Seine Muskeln waren gerade richtig aufgewärmt und eingespielt, als Brad unverhofft innhielt, wassertretend weiter hinaus aufs Meer starrte. Stirnrunzelnd hielt er ebenfalls inne und Herr Walter, der gut mitgehalten hatte, stoppte neben ihm.

Ein besorgter Blick traf ihn. "Hat er einen Krampf?"

"Das zum Glück nicht, aber sein Talent scheint ihm irgendeine Warnung mitgeteilt zu haben."

Brad war zu einer Entscheidung gelangt und wandte sich zu ihnen um. "Wir sollten zurückkehren."

"Zurück zum Strand?", hakte er nach, mehr für Herrn Walter als für sich selbst.

Was Brad erkannte und mit einem knappen Lächeln quittierte. "Ganz zurück, zu unserer Unterkunft." Der Humor verschwand, als der Junge noch einmal einen Blick über die Schulter zum Horizont warf. "Ein Sturm zieht auf."

Er zwinkerte überrascht, spürte von Herrn Walter ebenfalls Unglauben ausgehen. Denn sie konnten nichts als blauen Himmel sehen. Aber er würde niemals auf die Idee kommen, Brads Talent ernsthaft anzuzweifeln. Also nickte er nur und sie alle zogen das Tempo an, als sie dorthin zurückschwammen, wo Herr Hoffmann bereits ihre Sachen zusammenpackte. Ein kurzer telepathischer Hinweis hatte gereicht und der ältere Mann hatte Fragen auf später verschoben.

Es war seltsam, aber irgendwie fühlte es sich an, als wäre es kühler geworden, als sie das Wasser verließen, obwohl die Sonne immer noch mit voller Kraft auf sie herunterstrahlte. Ihm war klar, dass es nur Einbildung war, aber trotzdem sorgte es dafür, dass seine Schritte länger als gewohnt ausfielen.

Herr Hoffmann hielt ihnen bereits die Handtücher entgegen und Michael, der von Brad einen Anklang von Enttäuschung auffing, beschloss, wenigstens in diesem Punkt ihrer Tradition treu zu bleiben. Also griff er das Handtuch für den Jungen mit und warf es ihm über den Kopf, konnte das Lächeln aufblitzen sehen, das gleich darauf von dem weichen, weißen Stoff verdeckt wurde.

"Ein Sturm also…", murmelte er, während er die schwarzen Haare trockenrieb.

"Ein Taifun, um genau zu sein", spezifizierte der Jüngere.

Ohne seine Betätigung zu unterbrechen, versuchte er sich an den Wetterbericht zu erinnern, den sie am Morgen gesehen hatten. "Sollte der nicht an der Insel vorbeiziehen?"

Brad, wieder vom Handtuch befreit, schenkte ihm ein schiefes Lächeln. "Leider scheint er ein bisschen gedreht zu haben. Hier an der Küste wird es recht heftig werden, aber im Inneren werden wir etwas besser geschützt sein."

"Wir werden es also sicher zurück schaffen", hakte er nach. Denn ansonsten würden sie sich hier irgendwo einquartieren müssen. Er hatte nicht vor, nachher mit dem Wagen von einem umstürzenden Baum oder Ähnlichem getroffen zu werden.

Braune Augen verengten sich, als Brad seinem Gedankengang folgte. "Vor so etwas hätte mich mein Talent auf jeden Fall gewarnt", wurde ihm dann versichert. "Nein, ich sehe nichts mehr, was auf Schwierigkeiten hindeuten würde."

"Gut." Für ein, zwei Sekunden rahmten seine Hände das Gesicht des Jüngeren ein, dann trennte er sich lächelnd von ihm und ohne weitere Verzögerungen machten sie sich daran, sich ganz abzutrocknen und dann anzuziehen.

Zwielicht war in der Zwischenzeit natürlich auch informiert worden und Anders hatte sich darum gekümmert, dass die Wagen vorgefahren waren, als sie den Park verließen, so dass sie gleich aufbrechen konnten.

"Aus unserer Abreise morgen Abend wird wohl nichts…" Brad hatte aus dem Fenster geschaut, den Himmel abgesucht, wo aber nur mit dem Talent des Jungen etwas zu sehen war.

Herr Hoffmann zuckte mit den Schultern. "Ich habe zwar noch keinen Anruf bekommen, dass unser Flug gecancelt worden wäre, aber ich werde unsere Unterkunft trotzdem noch eine Nacht länger buchen. Wenn das reicht?"

Brad starrte für einen Moment ins Leere, dann war er es, der mit den Schultern zuckte. "Der Taifun ist leider zu unberechenbar, um bereits eine feste Auskunft geben zu können…", wurde schließlich zugegeben.

Ein Lächeln zuckte um die Mundwinkel des Älteren. "Nun, du hast keine dringenden Termine auf Rosenkreuz, aber ich weiß nicht, wie es um Herrn Schneider steht."

Michael lächelte ebenfalls. "Man wird mich auch für ein paar Tage länger nicht zu schmerzlich vermissen."

Brad gab einen summenden Laut von sich, als er das hörte, griff nach seiner Hand. "Dann hätten wir ja auch länger Urlaub machen können", wurde festgestellt.

"Du kannst mir glauben, dass ich nichts dagegen hätte. Doch der Rest des Triumvirats wird solche Sitten gar nicht erst einreißen lassen und die anderen auf Rosenkreuz werden sie bei dieser Ansicht unterstützen. Du weißt ja, dass sie uns nicht gerne in die gefährliche Welt hinauslassen."

Herr Walter neigte in einer unbewussten Geste den Kopf, offensichtlich hatte der Ältere bisher nicht wirklich registriert, dass Michael kaum häufiger als er selbst aus der Schule herauskam.

Er nickte dem anderen Mann kaum merklich zu, in Bestätigung dieser Erkenntnis, und erhielt den Eindruck trockener Belustigung zurück, eine Emotion, die zum ersten Mal gezielt an ihn gerichtet war.

Der Austausch blieb Brad verborgen, der jetzt gedankenverloren über seine Handfläche streichelte. Die Berührung kitzelte unerwartet stark und ließ einen Schauer durch ihn laufen, aber natürlich zog er seine Hand nicht zurück, wartete geduldig auf das, was der Junge sagen wollte.

"Ich bin dafür, dass wir morgen nichts Anstrengendes mehr unternehmen." Braune Augen wurden gehoben, musterten ihn flüchtig, bevor der Kontakt zu den anderen beiden Männern gesucht wurde. "Wir könnten ganz einfach die Umgebung noch ein bisschen erkunden, die Stadt, von der wir gestern kaum etwas gesehen haben."

Herr Hoffmann tauschte einen Blick mit Herrn Walter aus, bevor er Brad ein Lächeln schenkte. "Von uns wirst du keinen Widerspruch erhalten. Ein Tag Entspannung bevor wir uns zur langen Heimreise aufmachen klingt gut."

Michael musste nicht laut antworten und Brad lehnte sich zufrieden gegen ihn. "Ausgezeichnet." Ein leises Murmeln, das fast im Stoff seines Hemdes unterging, dann schien alle Muskelspannung aus dem Jungen zu weichen und er versank in ein Nickerchen.

Überrascht betrachtete er für einen Moment noch den schwarzen Haarschopf, tat es dann mit einem innerlichen Schulterzucken ab. Die Arbeit würde früh genug wieder beginnen und bis dahin sollte Brad so viel Energie wie möglich sammeln. Und Michael musste zugeben, dass ihn das feucht-heiße Wetter ebenfalls träge machte.

Stille senkte sich über sie, nur unterbrochen durch die Telefonate, die Herr Hoffmann führte, um ihren restlichen Aufenthalt zu organisieren. Erst als sie fast da waren, rührte sich Brad wieder und dessen erster Blick ging nach draußen.

Dort war der Himmel bleiern und grau geworden, schien auf sie herabzudrücken, als hätte er ein eigenes Gewicht gewonnen. Die gerade herrschende Windstille sorgte für einen surrealen Eindruck, es war wohl im wahrsten Sinne des Wortes die Ruhe vor dem Sturm.

Als sie schließlich ihr Ziel erreichten und ausstiegen, war es mit der Windstille vorbei, sofort umfingen sie heftige Böen, zerrten an ihren Sachen und Haaren.

Zwielicht versuchte nicht einmal, sich unauffällig im Hintergrund zu halten, ganz im Gegenteil. Dennis eilte auf sie zu und dessen Talent streckte sich als Schild vor ihnen aus, sorgte dafür, dass der Wind ihnen nicht mehr versuchte, jeden Atemzug von den Lippen zu reißen.

Brad, den eine gewisse Unruhe gepackt zu haben schien, entspannte sich prompt, der Grund dafür erschloss sich aber erst kurz bevor sie die Sicherheit ihrer Unterkunft erreichten. Denn als wollte der einsetzende Sturm seine letzte Chance nutzen, wirbelte ein abgebrochener Ast auf sie zu und prallte genau vor Herrn Walter gegen den Schild, rutschte ohne Schaden angerichtet zu haben zu Boden.

Sie alle waren unwillkürlich zu Regungslosigkeit erstarrt, doch Brad fasste sich als erster. Braune Augen verengten sich und Michael bildete sich beinahe ein, ein leises Knurren zu hören, bevor der Junge nach der Hand von Herrn Walter langte und ihn ohne jeden Kommentar rasch hinter sich her ins Haus hineinzog.

Nachdem sie beide die Überraschung verdaut hatten, tauschte er einen belustigten Blick mit Herrn Hoffmann aus. "Der arme Reik… Brad schien sich endlich beruhigt zu haben und jetzt passiert so etwas…"

Er hielt das leise Lachen nicht zurück, das in ihm aufstieg. "Ich glaube, da ist es wirklich von Vorteil, dass wir in Kürze nach Rosenkreuz zurückkehren. Spätestens dann hat Herr Walter wieder seine Ruhe."

Herr Hoffmann lächelte, kam aber nicht dazu, etwas zu erwidern, da abrupt ein Platzregen einsetzte. Sie beeilten sich ins Trockene zu kommen und trotzdem klebte sein Hemd an ihm, als er das Wohnzimmer betrat.

Mit einem Seufzen strich er sich durch die nassen Haare und zog damit Brads Aufmerksamkeit auf sich. Der Junge hatte Herrn Walter beim Tisch platziert, offenbar war ihm der Abstand zum Glas von Fenster und Terrassentür groß genug, hatte daher Zeit, sich jetzt um Michael Sorgen zu machen.

"Ich hole dir ein Handtuch und etwas Trockenes zum Anziehen", wurde ihm verkündet und dann war der Jüngere auch schon auf den Beinen.

Was Michael nutzte, um das Sitzkissen neben Herrn Walter zu wählen. "Sie sollten wirklich besser auf sich aufpassen", meinte er leise und nur mit einem Teil Humor. "Brad wird Sie sonst nicht mehr aus Rosenkreuz herauslassen."

"Es ist nun wirklich nicht so, als würde ich mich absichtlich in solche Situationen begeben. Ich mag mir gar nicht ausmalen, was Brad tun würde, wenn mich der Ast tatsächlich getroffen hätte…" Mit einem Kopfschütteln.

"Er hätte sich zweifellos wieder als Krankenpfleger versucht." Der Humor gewann die Oberhand und er lächelte.

Herr Walter gab nur ein leises Schnauben von sich, sagte darauf aber lieber nichts, da Brad mit Michaels Sachen zurückkehrte.
 

~TBC~
 

Mm, Herr Walter hat wirklich etwas Pech auf dieser Reise nach Japan. Aber es ist ja alles noch mal gutgegangen ^^

cya, cu ^-^

"Sieht ganz so aus, als wäre Brad etwas hin- und hergerissen, hm?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 230/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Herr Hoffmann hat eine Überraschung für Brad ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Wir hast du das nur erraten? *lach* Ehrlich gesagt weiß ich auch nicht, warum es ausgerechnet Herrn Walter bei dieser Reise so häufig erwischt, aber die Geschehnisse wollten sich einfach so entwickeln. Und Brad hat ihn ja stets vor dem Schlimmsten bewahrt – bzw. Dennis ^.~
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 230 "Sieht ganz so aus, als wäre Brad etwas hin- und hergerissen, hm?"
 

Trotz des inzwischen mit voller Kraft wütenden Taifuns, schaffte es das Abendbrot bis zu ihrer Tür. Als jedoch Herr Walter aufstehen wollte, um es in Empfang zu nehmen, wurde dieser von Brads Hand auf seiner Schulter zurück zu Boden gedrückt, während der Junge selbst es war, der zur Tür ging.

Herr Hoffmann lachte über seinen Freund. "Keine Chance, Reik. Du wirst dich wohl oder übel damit abfinden müssen, dass er mal wieder auf dich aufpasst."

Der andere Mann verzog das Gesicht und verschränkte die Arme vor der Brust. "Als würde mir auf dem Weg zur Tür etwas zustoßen können…"

Dem antwortete ein belustigtes Grinsen. "Hm… du könntest stolpern und dir den Hals brechen", wurde dann mit gespielter Besorgnis angemerkt. "Oder während du das Essen hereinholtst kommt noch ein Ast angeflogen und trifft dich dieses Mal, weil kein Telekinet da ist, um ihn aufzuhalten."

Brad kam zurück ins Wohnzimmer und dessen Augen verengten sich, als er die letzten Worte hörte. "Das ist nicht lustig, Herrn Hoffmann." Der Schwarzhaarige klang ganz und gar nicht amüsiert.

Während der getadelte Mann sich etwas verlegen den Nacken rieb, wurde das große Tablett auf dem Tisch abgestellt. Dann ließ sich Brad wieder neben Herrn Walter auf das Kissen sinken und auch wenn der Blick brauner Augen flüchtig Michael streifte, war es Herr Walter, dem Brad als erstes auftat.

Der seufzte in einem ergebenen Tonfall. "Du nimmst doch nicht ernsthaft an, dass ich mir nicht einmal mein Essen selbst nehmen kann…"

Der Teller wurde vor dem Älteren abgestellt und ein winziges Lächeln zuckte um Brads Lippen. "Nein, so weit möchte ich nicht gehen."

Herr Walter stutzte bei dieser Antwort, hinter der sich die Einsicht verbarg, dass Brad ein wenig überreagierte, konnte dann nicht anders, als ebenfalls zu lächeln. "In dem Fall, vielen Dank."

Michael wurde als nächster bedient, während Herr Hoffmann in offensichtlicher Bestrafung ignoriert wurde und sich selbst auftun musste.

Was er selbst ebenso wie Herr Walter mit Amüsement quittierte, auch wenn sie es nicht nach außen hin zeigten. Denn trotz aller Selbsterkenntnis würde der Junge ihnen das zweifellos übelnehmen.

Das Essen selbst erwies sich trotz aller widrigen Umstände als fabelhaft und eine lebhaftige Unterhaltung entwickelte sich, als sie den heutigen Ausflug rekapitulierten. Sie alle waren sich einig, dass das Becken mit den Walhaien die größte Attraktion gewesen war, aber nicht, als sie es zum ersten Mal sahen, sondern später, als sie die Gelegenheit hatten, von unten einen Blick darauf zu werfen. Erst in diesem Moment hatte man förmlich die Tonnen von Wasser spüren können, die hinter der transparanten Oberfläche lauerten, was das Erlebnis noch viel eindrucksvoller gemacht hatte.

Sie wurden abgelenkt, als es draußen laut krachte, ein Baum musste umgestürzt sein. Und keine Sekunde später wurde alles dunkel um sie herum, als der Strom ausfiel.

"Ah…" Der leise Laut kam von Brad, genauso wie das flüchtige Trommeln von Fingern gegen festes Holz. "Es sieht ganz so aus, als würde aus einem weiteren Filmabend nichts werden." Dann war da ein leises Rascheln und auch wenn Michael es nicht sah, verriet ihm sein Talent, dass der Junge gerade Herrn Walter umarmt hatte. "Ich hoffe, Ihnen wird es nicht zu langweilig…"

Der Andere schien zu überrascht, um darauf zu antworten und dann hatte Brad auch schon den Tisch umrundet, legte eine Hand auf Michaels Schulter. "Komm, ich möchte den Sturm beobachten."

Er wandte den Kopf um und hob den Blick, hatte sich an die neuen Lichtverhältnisse ausreichend gewöhnt, um einen verschwommenen Schatten auszumachen. "Ich hätte es wissen sollen…" Mit warmer Belustigung. "Aber stört es dich gar nicht, dass Blitz und Donner fehlen?"

Eine Hand zog sanft an sandblonden Strähnen, mehr an Reaktion erhielt er auf seine Frage nicht, dann wurde er auch schon auf die Beine gezogen. Anschließend griff Brad noch nach dem Sitzkisten und ohne Widerstand ließ er sich von dem Jungen hin zur Verandatür ziehen. Zum Glück kam Brad nicht auf die Idee, die Tür öffnen zu wollen, stattdessen landete das Kissen davor und der Schwarzhaarige ließ sich darauf nieder. Natürlich, ohne Michaels Hand loszulassen, so dass er ihm unmittelbar folgte. Er stutzte nur kurz, als Brad ihn vor sich zog, aber es war angenehm, sich in die warme Umarmung hineinlehnen zu können. Mehr noch, als ebenso warme Zufriedenheit auf ihn überging und er unterdrückte ein Seufzen, als er verstand. Natürlich hatte er nichts dagegen, als Ersatz herzuhalten, aber er wünschte trotzdem, dass dieser Rückfall nicht stattgefunden hätte. Der Gedanke löste sich in Wohlgefallen auf, als er sich genauso wie Brad auf den Sturm draußen konzentrierte. Es war so faszinierend wie unheimlich, wie viel Macht die Naturgewalt entwickelte, die Bäume schienen sich teilweise bis zum Boden biegen zu wollen, nur um ihr zu entgehen.

Sie versanken in eine fast meditative Trance, als Ruhe in ihnen Einzug hielt, in starkem Kontrast zu dem Toben vor der Tür. Das leise Murmeln von Herrn Hoffmanns und Herrn Walters Unterhaltung trug noch dazu bei und so kam es, dass Michael anfangs gar nicht registrierte, wie Brad sanft über seine Finger streicheln begann. Nachdem sich der Kontakt aber erst einmal in sein Bewusstsein vorgearbeitet hatte, schien er unmöglich zu ignorieren, im Gegenteil, mehr und mehr konzentrierte sich seine Aufmerksamkeit auf die so simplen, gleichmäßigen Bewegungen.

>Brad…<, murmelte er in den Verstand des Jüngeren hinein, Frage und leise Warnung zugleich.

Doch der Junge hörte nicht darauf, stattdessen waren da jetzt heiße Lippen an seinem Hals, während sich die freie Hand unter sein Hemd schob. Unwillkürlich ließ er den Kopf zurückfallen, atmete in einem harschen Laut aus, als eine Flut von Emotionen plötzlich auf ihn einströmte. Fingerspitzen flatterten über seinen Bauch, bevor die Handfläche flach gegen ihn gepresst wurde und die vertraute Geste war beruhigend, ohne die entfachte Hitze vertreiben zu können. Dann verstärkte sich Brads Umarmung und die Stirn des Jungen landete auf seiner Schulter.

>Du hast es heute wirklich nicht leicht, hm?< Die Worte hätten Humor enthalten können, aber dafür fühlte er im Moment zu sehr mit Brad mit, im wahrsten Sinne des Wortes.

Der Junge stieß ein leises Schnauben aus, und die Hand, die immer noch unter seinem Hemd war, rutschte etwas höher, um über seinem Herzen zur Ruhe zu kommen. >Ich fühle mich, als sollten wir zurück auf Rosenkreuz sein, wo wir uns in unser Quartier verkriechen könnten… Aber du bist hier, in Japan, und wir sind nicht allein.< Letzteres beinahe frustriert.

>Ich weiß<, gab er leise zurück, wandte den Kopf leicht zur Seite, um einen Kuss auf den schwarzen Haarschopf zu drücken. Ihm selbst ging es ja auch nicht viel besser, diese Reaktionen waren zu sehr eingeschliffen, um sich einfach abstellen zu lassen. Stille fiel wieder zwischen sie, während sie der Sturm erneut gefangen nahm. Aber Brads Hand brannte weiterhin auf seiner Brust.
 

Als er an diesem Morgen aufwachte, war da kein vertrautes Gewicht an seiner Seite und als er blinzelnd die Augen aufschlug, konnte er auch den Grund dafür erkennen. Irgendwann in der Nacht war der Junge näher an Herrn Walter herangerückt, der auch diese Nacht wieder hatte neben Brad schlafen müssen.

Lächelnd setzte er sich auf, während er das Bild weiter in sich aufnahm. Brad lag beinahe mit auf dem Futon des älteren Mannes, hatte eine Hand um dessen Handgelenk geschlossen, und schien vollkommen entspannt.

Ein Rascheln lenkte ihn ab und zog seine Aufmerksamkeit auf Herrn Hoffmann, der schon etwas länger wach zu sein schien, jetzt das Buch, in dem er bis eben gelesen hatte, beiseite legte. Begrüßend nickte er ihm zu, erhielt ein amüsiertes Lächeln zurück.

"Sieht ganz so aus, als wäre Brad etwas hin- und hergerissen, hm?"

"Sie meinen, zwischen mir und Herrn Walter?" Er zuckte mit den Schultern. "Eigentlich hatte er sich bereits wieder beruhigt, aber wie wir erwartet hatten, hat das Zwischenspiel gestern die schlechten Erinnerungen wieder wachgerufen…" Der Humor verschwand aus seiner Miene, als ihm ein anderer Gedanke kam. "Aber früher oder später wird er sich auch daran erinnern, dass da Sie betreffend noch eine Frage offen ist."

Ein schiefes Lächeln antwortete ihm darauf. "Nachdem er gestern nicht mehr nachgehakt hat, dachte ich, es hätte sich erledigt."

"So leicht ist das mit Brad nicht. Wenn er sich erst einmal für jemanden interessiert, mag er keine solchen Fragezeichen. Wenn Sie wünschen, dass er nichts erfährt, sorge ich dafür, dass der Vorfall vorübergehend aus ihrem Dossier entfernt wird."

Sein Blick wurde für ein paar lange Atemzüge erwidert, ohne dass der Ältere ihn wirklich sah, doch schließlich zuckte Herr Hoffmann mit den Schultern. "So wichtig ist es nun wirklich nicht… nur eine schlechte Erinnerung…" Absichtlich wurde Michaels Wortwahl wiederholt. Dann konzentrierte sich der andere Mann richtig auf ihn. "Aber sollte Brad nicht schon längst die Gelegenheit gehabt haben, meine Akte zu lesen?"

"Hm ja… seit Sie für ihn arbeiten. Aber da kannte er Sie schon lange genug, dass er sich auf seine Erfahrungen verlassen hat. Schließlich gab es keinen Grund für ihn, besonders neugierig zu sein."

Egal, was Herr Hoffmann dazu noch sagen wollte, er kam nicht mehr dazu, da Brad sich zu rühren begann.

Als erstes schien der Junge verwirrt, doch Michael konnte regelrecht zusehen, wie Erinnerungen erwachten und Gedanken geordnet wurden. Im Anschluss tätschelte Brad sanft Herrn Walters Hand, um ihn so zu wecken, wandte sich dann aber in einem bewussten Willensakt zu Michael um und umarmte ihn. "Guten Morgen…", wurde gegen seinen Hals gemurmelt.

Er erwiderte die Umarmung, strich durch die schwarzen Haare, zufrieden, weil er wieder physischen Kontakt zu dem Jüngeren hatte. Für einen Moment waren sie beide sehr ruhig, aber es dauerte nicht lange, bis Brad ganz erwachte und die damit einhergehende Energie ein weiteres Stillsitzen schwierig machte. Mit einem Lächeln löste er sich von Brad. Es wurde sowieso Zeit fürs Frühstück und dann konnten sie mit der Erkundung der Stadt beginnen.
 

Der Weg in die Stadt erwies sich als beschwerlicher als am Tag ihrer Ankunft, der Taifun hatte seine Spuren hinterlassen und damit einige Hindernisse. Das war ein Punkt, bei dem Dennis sich wieder nützlich machen konnte und innerlich amüsierte er sich über den Widerstreit, den das in Brad auslöste. Denn auch wenn der Junge sich unverändert wünschte, dass sie Zwielicht nicht an sich kleben hätten, so war er ehrlich genug vor sich selbst zuzugeben, dass ihre Anwesenheit auch ihre positiven Seiten hatte.

Braune Augen huschten misstrauisch zu ihm herüber, als der Jüngere sein Amüsement auffing, doch die unwillkürlich erwartete Inquisition blieb aus. Stattdessen wandte sich Brad sehr offensichtlich Herrn Walter zu und begann ihn in eine Unterhaltung zu verwickeln.

Herr Hoffmann ließ sich daraufhin zu ihm zurückfallen, zog eine Augenbraue hoch. "Was haben Sie angestellt, um ignoriert zu werden?"

Er zuckte mit den Schultern, während seine Mundwinkel sich belustigt hoben. "Wie kommen Sie darauf, dass es an mir liegt?", erkundigte er sich dann. "Es ist schließlich nicht weiter ungewöhnlich, dass Brad an Herrn Walter hängt."

Der Ältere schüttelte den Kopf. "Brad hat es selbst für mich als Talentlosen deutlich genug gemacht, das etwas anderes dahinter steckt. Aber Sie müssen es mir natürlich nicht verraten." Damit wandte sich Herr Hoffmann einem anderen Thema zu. "Die Fluggesellschaft hat unsere Flüge für morgen früh bestätigt. Die Aufräumarbeiten werden bis dahin auf jeden Fall erledigt sein, so dass wir keine unnötigen Wartezeiten befürchten müssen."

"Das freut mich zu hören", gab er aufrichtig zurück. "Es ist gut, wieder nach Hause zu kommen."

"Ich denke, da würde Ihnen dieses Mal nicht einmal Reik widersprechen…"

"Stimmt, der arme Mann hat bei diesem Urlaub einige unangenehme Überraschungen erlebt." Eisblaue Augen huschten kurz zu dem Paar hinüber, das immer noch in eine Unterhaltung vertieft war. "So gesehen gönne ich ihm Brads Aufmerksamkeit."

"Nun, es erhöht zumindest die Chancen, dass weitere Überraschungen verhindert werden", erwiderte der Ältere trocken.

Darauf blieb ihm nur, zustimmend den Kopf zu neigen und dann hatten sie auch schon die Stadt erreicht und damit wurde es Zeit, Tourist zu spielen.

Überall in der Stadt konnte man Leute sehen, die an größeren oder kleineren Ausbesserungen arbeiteten, aber niemand schien deswegen missgestimmt, vielmehr wurde es einfach als Lauf der Welt hingenommen. Auch hatte der Taifun niemanden daran gehindert, sich zu einem großen Markt einzufinden und die Zeit verging wie im Fluge, während sie zwischen den einheimischen Kunstwerken und Delikatessen hindurchschlenderten. Natürlich war Brad zurück an seiner Seite, ohne dass man wirklich den Moment mitbekommen hätte, an dem das geschah. Und dort blieb der Jüngere auch, als sie später tiefer in die Stadt vordrangen.

Auf die Einkehr für ein Mittagessen hatten sie einstimmig verzichtet, die Kostproben auf dem Markt waren mehr als genug gewesen, um sie in dieser Hinsicht zufriedenzustellen, und so waren sie zwar nicht hungrig, aber auch nicht zu belastet, als sie ein Ziel erreichten, das Herr Hoffmann nicht hatte verraten wollen. Was – zumindest für Brad – zweifellos von Vorteil sein würde.

"Ich dachte, das könnte dich interessieren", meinte Herr Hoffmann und dessen weitschweifige Geste deutete auf den Eingang zu einem Karate Dojo.
 

~TBC~
 

So, damit wären wir beim letzten Punkt der Reise angekommen ^^ Ich konnte das einfach nicht auslassen *grins*

cya, cu ^-^

"Ich bin mir sicher, dass das, was ich da gesehen habe, gar nicht möglich sein dürfte"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 231/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Brad und Michael bekommen die Gelegenheit, etwas zu trainieren ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Nicht vergessen, Brad kann kein Karate, also muss sich nieman von ihm vorführen lassen… Was aber nicht heißt, dass Brad nicht auch zeigt, was er kann ^.~ Na dann drück ich dir mal die Daumen, dass das WLAN wirklich läuft o.O Und wenn nicht wünsch ich dir möglichst wenige Entzugserscheinungen *grins*
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 231 "Ich bin mir sicher, dass das, was ich da gesehen habe, gar nicht möglich sein dürfte"
 

Brad saß still wie eine Statue auf der niedrigen Bank, leicht vorgebeugt, so dass er die Arme auf seinen Schenkeln abstützen konnte. Die braunen Augen waren fest auf die Trainierenden gerichtet und Michael musste sich innerlich fast abwenden, so hell brannte der Geist des Jüngeren gerade. Offensichtlich wollte Brad die Gelegenheit nutzen und möglichst viel bei diesem Besuch im Karate-Dojo lernen. Und wo jeder andere das Gesehene kaum für sich hätte einsetzen können, spielte Brads Talent alle möglichen Variablen ab, zeigte ihm Realitäten, in denen er gerade selbst gegen einen der Schüler antrat, gegen einen anderen und wieder gegen einen anderen. Und dabei liefen die Kämpfe an sich auch noch in verschiedenen Versionen ab.

Michael war von dieser Fülle an Daten überfordert und würde das auch ohne zu zögern zugeben. Nur dass natürlich keiner auf die Idee kam, ihn zu fragen, warum er gerade ein wenig angespannt wirkte. Um sich selbst abzulenken, wandte er sich schließlich an Herrn Hoffmann, der auf der anderen Seite von ihm saß. "Wie haben Sie es eigentlich hinbekommen, dass wir hier so einfach zusehen dürfen?"

Der Ältere schaffte es, sich von den Kämpfenden loszureißen – anders als Brad versuchte er gar nicht erst, die Bewegungsabläufe wirklich zu begreifen, sondern sah einfach nur fasziniert zu – schenkte ihm ein zufriedenes Lächeln. "Nun, nachdem mir Brads Interesse an diesem Kampfsport bewusst geworden war, habe ich mich einfach an Herrn Sato gewandt. Ich weiß, dass er Kendo unterrichtet, hatte aber gehofft, dass er auch zu anderen Dojos Kontakt hat. Und so war es auch. Er hat sich sehr über die Gelegenheit gefreut, Brad einen Gefallen zu erweisen und hat mich hierher vermittelt."

Der Meister des Dojos hatte sie nicht nur begrüßt, sondern saß ganz in ihrer Nähe, von wo aus er seine Schüler im Auge behielt. Doch als der Name von Herrn Sato fiel, wurde er auf sie aufmerksam und gleich darauf wurde Michael von ihm angesprochen. Anscheinend konnte sich der alte Mann das Thema ihrer Unterhaltung zusammenreimen, auch wenn er kein Deutsch verstand.

"Normalerweise lassen wir keine Touristen herein, die lenken die Schüler zu sehr ab. Aber Sato-san meinte, dass Crawford-san ebenfalls ernsthaft trainiert und da wollte ich ihn dieser Gelegenheit nicht berauben."

Er deutete im Sitzen eine Verbeugung an. "Und wir sind Ihnen sehr dankbar dafür. Er vor allem." Mit einem Lächeln und einem leichten Nicken in Brads Richtung.

Das Lächeln wurde erwidert und in den dunklen Augen hielt eine Mischung aus Belustigung und leiser Bewunderung Einzug. "Crawford-san scheint seinen Besuch hier sehr ernst zu nehmen. Selbst meine Schüler, die schon seit Jahren hier sind, hätten Probleme, sich so vollkommen zu konzentrieren."

"Er trainiert auch seit Kindesbeinen. Bereits als er in unsere Schule kam, kannte er schon die Grundlagen und seitdem hat er sich stetig verbessert. Es gibt kaum jemanden, der noch erfolgreich gegen ihn antreten kann."

Überlegend neigte der Ältere den Kopf ein wenig zur Seite. "Sato-san meinte, dass an Ihrer Schule kein Karate gelehrt wird?" Der Satz wurde zum Ende hin in eine Frage umgewandelt.

Michael nickte. "Wir haben einige Anleihen genommen, aber wir folgen keinem bestimmten Stil. Wir versuchen, alle für uns hilfreichen Aspekte verschiedener Kampfkünste zu verarbeiten."

"Ich weiß nicht, ob ich mit so etwas einverstanden sein kann… aber ich gebe zu, dass es mich neugierig macht… Ob Crawford-san gegen einen meiner Schüler antreten würde?"

"Es gäbe kaum etwas, dass ihn davon abhalten könnte", gab er amüsiert zurück und selbst ohne sein Talent hätte er den Blick gespürt, der sich plötzlich auf ihn gerichtet hatte.

Was auch von dem alten Japaner nicht unbemerkt blieb. Der sich daraufhin Brad zuwandte und ihm einen entsprechenden Vorschlag unterbreitete.

Natürlich dauerte es danach nicht lange, bis Brad sich auf der Matte wiederfand. Der Gegner des Jungen war sich zwar nicht sicher, was er von diesem Gaijin halten sollte, doch er unterschätzte ihn nicht. Sie hatten sich darauf geeinigt, soweit möglich Karate-Regeln anzuwenden, würden aber aus Rücksicht auf Brad nicht zu streng darauf bedacht sein.

Der erste Abtausch war ein vorsichtiges Abtasten, gab Brad die Gelegenheit, das gerade erst Erlernte auszutesten. Doch natürlich reichte das nicht, so dass sich sein Gegner anpasste und ein wenig zurückhielt. Aber wirklich nur ein wenig und je mehr Zeit verging, desto geschmeidiger gelangen Brad die Bewegungsabläufe.

Als die beiden schließlich ganz auseinandertraten, konnte Michael trotzdem noch eine gewisse Frustration von dem Schwarzhaarigen ausgehen spüren. Und so wunderte es ihn gar nicht, dass das Urteil des Jungen so ganz anders ausfiel als das des alten Japaners.

Der hatte sich ihm zugewandt, ein wenig ungläubig. "Er ist schnell", meinte der Mann und dem folgten unmittelbar Brads Worte, der zu ihm zurückgekehrt war.

"Ich war viel zu langsam."

Michael konnte nicht anders, er lachte auf, musste daraufhin dem alten Mann den Grund dafür erklären. Es kam nicht besonders überraschend, dass sie daraufhin zu einer Demonstration aufgefordert wurden.

Natürlich sah er keinen Grund abzulehnen, immerhin hatte ihnen der Japaner auch einen Gefallen getan, so dass er wie Brad zuvor schon seine Schuhe auszog. In Anbetracht ihres Urlaubs hatten sie beide auf Weste und Krawatte verzichtet, so dass er danach bereit für einen Kampf war. Freundlicherweise gestattete ihm der Junge, sich vorher aufzuwärmen und auch als sie sich schließlich gegenüber traten, starteten sie nur langsam, bis er Brad wortlos mitteilte, dass er bereit war.

In den braunen Augen blitzte eine stille Herausforderung auf, während gleichzeitig ein Lächeln über das Gesicht des Jüngeren flog. Es blieb die einzige Vorwarnung, dass Brad sich nicht im Geringsten zurückzuhalten gedachte, dann schien dieser sich auch schon geradewegs vor ihn zu teleportieren. Michael empfing ihn ebenfalls mit einem Lächeln und wehrte den Schlag ab. Er verstand jetzt, warum Brad sich bis zu diesem Moment so geduldig gezeigt hatte. Der Junge wollte beweisen, dass er besser war, als das, was er bei seinem Kampf gegen den Schüler gezeigt hatte und dazu sollten sie beide in bestmöglicher Form sein. Da er nicht vorhatte, Brad einen Strich durch die Rechnung zu machen, schob er alle weiteren Überlegungen von sich, konzentrierte sich nur noch auf ihren Kampf und die Verbindung zwischen ihnen, die voller Energie summte.

Als sie den Kampf schließlich beendeten, in stummer Übereinstimmung ein Unentschieden beschließend, konnten sie nur ihre angestrengten Atemzüge hören, so still war es um sie herum geworden. Mit einem zufriedenen Lächeln verbeugten sie sich voreinander, kehrten dann zu ihren Plätzen zurück, ohne zu erkennen zu geben, dass sie die fassungslosen Beobachter registriert hatten.

Brad griff dankbar nach dem Handtuch und dem Wasser, das Herr Hoffmann ihm hinhielt, wo auch immer der andere Mann das aufgetrieben hatte, während Michael sich an den alten Japaner wandte und sich dieses Mal vor ihm verbeugte. "Vielen Dank für diese Gelegenheit." Mit einem Lächeln, das einen Anklang von Amüsement mit sich trug. "Während des Urlaubs vernachlässigen wir unser Training sonst gezwungenermaßen etwas…"

Dunkle Augen musterten ihn, als versuchte der Ältere, seine Gedanken zu lesen, dann neigte der Mann schließlich erwidernd den Kopf. "Ich bin mir sicher, dass das, was ich da gesehen habe, gar nicht möglich sein dürfte. Auch wenn Sie schon seit Jahren Trainingspartner sind. Aber da Sie mir Ihr Geheimnis kaum verraten werden, muss ich mich wohl damit abfinden, in diesem Punkt auf ewig neugierig zu bleiben."

Dem konnte er nicht widersprechen, also sagte er lieber gar nichts, sondern nahm seinen Abschied, um sich neben Brad auf der Bank niederzulassen. Gleich darauf wurde eine Flasche kühlend gegen seine Stirn gehalten, bevor der Jüngere sie ihm die Hand drückte. "Danke für den Kampf", wurde leise hinzugefügt.

Michael lächelte einfach nur und seine Finger berührten unauffällig die von Brad, bevor er seine Hand mit der Flasche zurückzog.
 

Sie kehrten anschließend zu ihrer Unterkunft zurück, sowohl Brad als auch er selbst wollten sich nach dem Training umziehen, dann aber beschlossen sie, noch einmal aufzubrechen und den Rest des Tages für einen letzten Besuch am Strand zu nutzen. Da sie heute schon genug Training gehabt hatten, verzichteten sie darauf, Schwimmen zu gehen, stattdessen wurde es ein gemächlicher Strandspaziergang, bis sie einen besonders schönen Flecken fanden, den sie sogar für sich allein hatten – und wie er vermutete, ohne dasss Zwielicht dieses Mal eingreifen musste. Brad an seiner Seite war sehr still, beinahe melancholisch, und schließlich zog er ihn an sich heran, schlang beide Arme um ihn, um die Hände vor dem Bauch des Jüngeren zu verschränken.

"Willst jetzt doch noch nicht zurück?", fragte er leise, während sein Blick ebenso wie der von Brad das Spiel der Wellen verfolgte.

Der Kopf wurde gegen seine Schulter zurückgelehnt, doch es dauerte einen Moment, ehe eine weitere Reaktion in Form eines unterdrückten Auflachens kam. "Ich will beides…", wurde zugegeben. "Können wir das Meer nicht mitnehmen?"

Nun richteten sich die braunen Augen auf ihn und in ihnen konnte er lesen, dass die Frage natürlich nur ein Scherz war. Jedenfalls zum größten Teil. Seine Mundwinkel kurvten in ein warmes Lächeln. "Ich würde ja so ziemlich alles für dich tun, aber das ist leider unmöglich."

Augenlider flatterten zu, und Brads Gesicht wurde gegen seinen Hals geborgen. "Dann müssen wir eben häufiger Urlaub machen. Du kannst dir ja einen guten Grund dafür einfallen lassen. Schließlich könnt ihr vom Triumvirat auch nicht immer in der Schule eingesperrt bleiben. Da werdet ihr nur weltfremd."

Dieses Mal war Michael es, der auflachte. "Ich glaube, dieses Argument ist nicht besonders schlagend, wenn man bedenkt, dass genug Leute für uns arbeiten, um einen steten Kontakt nach Draußen zu gewährleisten. Aber ich werde trotzdem mein Bestes geben." Inzwischen war es beinahe unvorstellbar, nicht mehr mit Brad zu verreisen, nachdem sie dieses Jahr so viel unterwegs gewesen waren.

Der Jüngere bekam diesen Gedankengang mit und dessen Emotionen gewannen eine hellere Note, als dieser sich jetzt leichter mit der bevorstehenden Rückkehr abfand. Und als sich die braunen Augen wie zufällig auf Herrn Walter hefteten, war Brad sogar zufrieden mit der Aussicht.

"Ah, du hast dich daran erinnert, dass du ihn in Sicherheit wissen möchtest. Muss ich mir eigentlich Gedanken machen, weil du mit mir nicht so viel Vorsicht walten lassen willst?"

Brad hob eine Hand und zupfte an sandblonden Strähnen. "Sehr witzig… Wenn dir so viele Missgeschicke oder Beinahe-Missgeschicke zustoßen sollten, kannst du darauf wetten, dass ich dich in unserem Quartier einsperre und nicht mehr rauslasse." Die Worte waren ernster gemeint als sie klangen und Michael durchzog in Reaktion darauf ein Strang von Hitze.

Um davon abzulenken, sich selbst mehr als Brad, versuchte er ihrer Unterhaltung eine leichtere Note zu geben. "Zwei, es waren nur zwei Vorfälle", machte er den Jungen aufmerksam. "Und beim zweiten war Herr Walter dank Dennis nicht einmal in Gefahr."

Besonders beeindruckt war Brad von diesem Argument nicht. "Du vergisst das Boxtraining. Und übrigens könntest du da genauso gut sagen, dass er in der U-Bahn nicht Gefahr war, weil ich dabei war." Dann hatte der Jüngere es anscheinend satt, über diesen Punkt weiter zu diskutieren, denn Michaels Hand wurde fest umschlossen und er wurde zu den beiden anderen Männern hinübergezogen.

"Sie haben sicherlich auch Hunger, nicht wahr?", erkundigte Brad sich und erntete ein belustigtes Lächeln von Herrn Hoffmann dafür.

"Du hast es sicherlich nicht nötig, das zu fragen." Die Worte gaben nicht einmal vor, eine Frage zu sein.

Ein Grinsen blitzte auf, doch Brad erwiderte nichts darauf. "Es ist nicht weit bis zu einem guten Restaurant. Wir müssen nur ein Stück weiter den Strand entlang. Von dort aus können wir auch den Sonnenuntergang sehen."

"Hm, gut… Ich dachte schon, du wolltest ihn dir unbedingt mit Herrn Schneider ansehen. Und mir hängt der Magen allmählich in den Kniekehlen."

"Sie hätten auch früher etwas sagen können, Richard." Michaels Hand wurde losgelassen und stattdessen die von Herrn Walter umschlossen, der daraufhin die Augen verdrehte, sich der Geste aber nicht entzog.

Michael tauschte ein amüsiertes Lächeln mit Herrn Hoffmann aus. Irgendwie schien Herr Walter dem Jungen in letzter Zeit recht viele Vorlagen zu liefern, also konnte dieser sich kaum beschweren, wenn Brad entsprechend reagierte.

Grau-grüne Augen musterten die gefangene Hand, während Herr Walter antwortete. "Ich konnte ja kaum eure Unterhaltung unterbrechen, nur weil ich langsam Appetit aufs Abendbrot habe…"

Der Schwarzhaarige runzelte die Stirn, widersprach der Einschätzung aber nicht. Er war ehrlich genug, um vor sich selbst zuzugeben, dass er wirklich nicht gerne unterbrochen worden wäre.

Wärme erfüllte ihn und er teilte sie mit Brad, dessen Körper sich unwillkürlich in seine Richtung wandte. "Lass uns gehen", meinte er mit einem Lächeln. "Bevor uns Herr Walter noch vom Fleisch fällt."

Den schiefen Blick, den er von dem älteren Mann dafür erhielt, ignorierte er mühelos, immerhin hatte er jetzt Brad zurück. Und das zumindest war ein Punkt, für den Herr Walter recht dankbar war. Der schob seine befreite Hand schnell in die Hosentasche und wurde dafür von dessen Freund ausgelacht.

Nach einem Moment grinste Herr Walter ebenfalls, beinahe wider Willen, und wehrte sich nicht, als ein Arm über seine Schultern gelegt wurde.

Die gute Stimmung hielt sich auch während ihres Restaurantbesuchs, der tatsächlich von einem eindrucksvollen Sonnenuntergang untermalt wurde, die Konturen so viel schärfer, nachdem der Sturm die Luft bereinigt hatte, und später auf dem Rückweg. Es war ein perfekter Ausklang für ihren Urlaub.
 

~TBC~
 

So, damit werde ich sie wieder nach Hause schicken ^^

cya, cu ^-^

"Hallo Schuldig, ich hoffe, du hast die Kollision gut überstanden"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 232/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Der arme Herr Walter wird mal wieder aufgezogen und Schuldig stößt auf Brad – im wahrsten Sinne des Wortes ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Nun, schlechtes Netz ist besser als gar keines ^^

Stimmt, für Michael war der Urlaub recht kurz, aber er kann froh sein, überhaupt rauszukommen *ehe* Sein Vater oder Herr Franken sind viel ärmer dran… Und ob du es glaubst oder nicht, der ganze Ausflug für Brad nach Japan hat rund zwanzig Kapitel eingenommen o.O

Brad ist auf jeden Fall froh, zurück zu sein, auch wenn sein erster Gedanke nicht unbedingt dem Essen gilt. Er ist vielmehr froh, dass er sich keine Sorgen mehr um Herrn Walter machen muss. ^^
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 232 "Hallo Schuldig, ich hoffe, du hast die Kollision gut überstanden"
 

Die Umgebung von Rosenkreuz legte sich wie ein vertrauter Mantel über ihn. Brad spürte es mit allen Sinnen, sein Körper entspannte sich und selbst sein Talent wurde ruhiger, als es sich in die engeren und so bekannten Bahnen des Schullebens einordnete. Natürlich verlor es nicht an Faszination, wenn er Draußen war und ein viel umfangreicheres Spektrum sehen konnte, doch es fühlte sich auch stets fremd an.

Er lächelte und fand sein Lächeln nicht nur von Michael, sondern auch von den anderen beiden Männern erwidert. Selbst Richard schien sich zu fühlen, als würde er heimkehren. Und es hatte keine unglücklichen Zwischenfälle in letzter Sekunde gegeben, vor denen der ältere Mann hatte bewahrt werden müssen.

Sein Lächeln wandelte sich bei diesem Gedanken in ein schnelles Grinsen, Ausdruck seiner momentanen Erleichterung. Unwillkürlich beugte er sich vor, umfasste Richards Hand mit seinen. "So, jetzt habe ich Sie wieder in Sicherheit."

Der Ältere verlor sein Lächeln nicht. "Wenn das heißt, dass du mich jetzt nicht mehr mit Adleraugen beobachtest, bin ich darüber nicht minder froh als du."

"Ha…", atmete er aus, ein wenig überrascht, weil er aufgezogen wurde. Dann blitzte Belustigung in den braunen Augen auf. "Soll das heißen, Sie freuen sich nicht schon deshalb, weil Sie Frau Lang wiedersehen können?", konterte er.

Der Andere war erst einmal sprachlos, während Herr Hoffmann auflachte. "Wenn ich das Stefanie erzähle, musst du beim nächsten Besuch auf der Couch schlafen."

Brad rutschten die Augenbrauen hoch, als er das hörte, und ohne es bewusst zu registrieren, ließ er Richards Hand los, um mit der Rechten nach Michaels Hand zu tasten. Warm wurden seine Finger umschlossen, während er sich Herrn Hoffmann zuwandte. "Aber das würden Sie nicht wirklich tun, nicht wahr? Richard hat auch so schon selten genug Sex."

"Oh mein…", kam von diesem ein kaum verständliches Murmeln, das Gesicht wurde in beiden Händen geborgen.

Herr Hoffmann wurde von einem weiteren Lachen geschüttelt, klopfte schließlich seinem Freund auf die Schulter. "Mein Armer, daran habe ich gar nicht gedacht." Es klang verdächtig danach, als würde Herr Hoffmann kichern. "Natürlich werde ich in diesem Fall Stefanie nichts erzählen", wurde Brad dann versichert.

Brad zuckte innerlich mit den Schultern, lehnte sich zufrieden mit dieser Antwort gegen Michael. Sich mit Herrn Hoffmanns Belustigung auseinanderzusetzen lohnte sich nicht, schließlich fuhren sie gerade vor der Schule vor. Stattdessen hob er das Gesicht zu Michael. "Haben wir heute eigentlich noch frei?"

Eisblaue Augen, die deutlich Amüsement verrieten, erwiderten seinen Blick. "Hm, davon will ich mal ausgehen. Immerhin haben wir einen langen Tag hinter uns, auch wenn es hier noch nicht so spät ist."

Ein Lächeln flog über sein Gesicht. "Dann lass uns heute noch trainieren."

"Der Ausflug zum Dojo hat dich wohl auf den Geschmack gebracht, was?"

"Dich etwa nicht? Am besten fragen wir deinen Vater, ob er mitmachen möchte", fügte er dann nach kurzer Überlegung hinzu. Die Wärme, die daraufhin in Michaels Lächeln trat, machte ihn froh, den Vorschlag geäußert zu haben.

"Das können wir gerne tun. Auch wenn er wahrscheinlich den Boden mit uns aufwischen wird, nachdem wir unser reguläres Training vernachlässigt haben." Letzteres mit zuckenden Mundwinkeln. Die Aussicht machte Michael nicht besonders viel aus.

Und Brad auch nicht, so sehr er es auch liebte, zu gewinnen. "Gut, abgemacht." Und weil der Chauffeur inzwischen gehalten und die Tür geöffnet hatte, stieg er als nächstes aus.

Die Anderen folgten ihm und dann ging es nur noch darum, ihr Gepäck auseinander zu sortieren und in ihre Quartiere zu schaffen.

Brad nutzte die Gelegenheit für eine schnelle Dusche, wechselte in seine schwarze Uniform. Bevor Michael seinerseits ins Bad verschwand, stoppte er ihn für einen Moment, indem sich seine Finger um dessen Krawatte schlossen.

Eisblaue Augen richteten sich auf ihn mit einer stummen Frage, doch er lehnte sich zunächst vor, um einen Kuss auf die Lippen des Älteren zu pressen, bevor er etwas sagte.

"Ich werde Bescheid geben, damit alles für das Training vorbereitet werden kann. Ich nehme an, du willst als erstes deinem Vater einen Besuch abstatten gehen…."

Mundwinkel zuckten in ein Lächeln. "Ja, sobald ich mich nicht mehr fühle, als hätte ich in meinen Sachen geschlafen."

"Ausgezeichnet. Ich werde dich schon zu finden wissen, wenn ich zurück bin."

"Zweifellos. Aber du könntest doch einfach einen der Angestellten anrufen und dir den Weg sparen, hm?" Belustigung hatte in den eisblauen Augen Einzug gehalten.

"Vielleicht", zuckte er mit den Schultern. "Aber ich möchte mich ganz einfach umsehen", gab er dann zu."

Dieses Mal war es Michael, der sich vorbeugte, doch es war nicht, um ihn zu küssen. Brad schloss unwillkürlich die Augen, als die Stirn des Älteren an seiner zu ruhen kam, konnte vor seinem inneren Auge aber trotzdem das warme Lächeln sehen, das mit den folgenden Worten einherging. "Dann vergewissere dich mal, dass alles in Ordnung ist. Dass die Schule noch steht, wissen wir immerhin schon."

"Sehr witzig", schnaubte er leise, konnte aber nicht umhin zuzugeben, dass Michael letztendlich vollkommen richtig lag. Er musste sich nur noch ein wenig näher lehnen, dann

berührten sich ihre Lippen ein weiteres Mal, bevor er sich verabschiedete. "Bis nachher…"

"Verlauf dich nicht", rief Michael ihm noch nach, etwas, das Brad zu ignorieren beschloss.

Sein selbstauferlegter Auftrag war schnell erledigt, aber wie er es Michael gesagt hatte, nutzte Brad die Gelegenheit für einen ausführlichen Rundgang. Da der Unterricht noch lief, war er dabei ungestört, und je mehr er von dem vertrauten Gelände abschritt, desto mehr Ruhe legte sich über ihn. Er hatte gedacht, es würde reichen, einfach nur wieder hier zu sein, aber jetzt erst fühlte er sich, als wäre er wirklich angekommen.

Er hatte gar nicht bewusst gemerkt, wie viel Zeit vergangen war, doch als er ins Hauptgebäude zurückkehrte, waren die Schüler gerade in die Pause oder bereits ganz aus dem Unterricht entlassen worden.

Wie gewohnt teilte sich der Strom vor ihm, um sich wieder zu schließen, nachdem er vorbeigegangen war, so dass es ihn überraschte, als jemand in ihn hineinlief. Und statt eine schnelle Entschuldigung auszusprechen und rasch davonzueilen, erstarrte der Schüler.

Eine Reaktion, die erst dafür sorgte, dass er sich wirklich auf den Jüngeren konzentrierte. "Hallo Schuldig, ich hoffe, du hast die Kollision gut überstanden." Zu seiner leichten Belustigung sah der Junge wirklich so aus, als würde er etwas neben sich stehen.

Dementsprechend dauerte es einen Moment, ehe sich die grünen Augen halbwegs auf ihn fokussierten, dann jedoch wurden sie zusammengekniffen und eine dunkle Emotion blitzte in ihnen auf. "Sie… Sie haben mir das also eingebrockt, nicht wahr?" Da war plötzlich eine Hand, die nach ihm griff, Finger schlossen sich eisern um den schwarzen Stoff.

Unbeeindruckt neigte er den Kopf zur Seite und ein kühles Lächeln begann seine Mundwinkel zu kräuseln. "Warst du unartig, Schuldig?"

Wieder funkelten ihn die grünen Augen an. "Tun Sie doch nicht so, woher wüssten Sie es denn sonst, wenn Sie damit nichts zu tun haben! Sie hatten mir ja schon angedroht, dass Sie meinen Einsatz beobachten."

Das Lächeln wurde ausgeprägter, aber nicht freundlicher, als er in einer einzigen flüssigen Bewegung Schuldigs Handgelenk ergriff, ihm den Arm auf den Rücken drehte und ihn gegen die Wand schob. "Erstens, mein Lieber, habe ich dir nicht gedroht. Zweitens war ich zum Zeitpunkt deines Einsatzes in Japan, auch wenn ich dir ganz sicher keine Rechenschaft pflichtig bin. Und drittens solltest du nicht vergessen, wen du vor dir hast. Sonst kannst du deinen Arm wieder in einen Gips legen lassen."

Der Junge erschauderte, versuchte sich aber dennoch in einer unbewussten Geste zurückzulehnen, näher zu ihm, was von Schuldig kommend wirklich ungewöhnlich war.

Er wurde von seiner Beobachtung abgelenkt, als hastige Schritte auf ihn zueilten und gleich darauf klang eine bekannte Stimme auf.

"Es tut mir Leid, Herr Crawford, falls er etwas angestellt hat. Ich sollte auf ihn aufpassen, aber wir hatten eben getrenntes Training."

Brad wandte sich zu Farfarello um, ohne seinen Griff zu lockern. "Und warum hat er es nötig, dass du auf ihn aufpasst? Mehr als sonst, meine ich." Letzteres fügte er mit sanftem Spott hinzu.

Der Ire grinste nur. "Er ist bei seinem Einsatz von einem Auto angefahren worden. Nur eine leichte Gehirnerschütterung, aber das reicht schon."

Insbesondere bei einem Telepathen, fügte er für sich selbst hinzu. Und das erklärte auch, warum der Junge immer noch unerwartet zahm in seinem Griff war. "Darf ich raten, er hatte gerade seinen Telepathiekurs." Auf das Nicken von Farfarello hin ließ er Schuldig schließlich los. Der Orangehaarige litt zweifellos schon aufgrund seiner Verletzung unter Kopfschmerzen und das Training hatte es nur noch verschlimmert. Das machte sein Verhalten zwar nicht besser, aber für dieses Mal zumindest entschuldbar.

Schuldig hatte seine wiedererlangte Freiheit genutzt, um sich zu ihm umzudrehen, aber jetzt war es nur noch leiser Trotz, der in den grünen Augen stand. Der Junge hatte seinen Fehler eingesehen, aber nicht vor, es zuzugeben.

"Das nächste Mal werde ich dir so ein Verhalten nicht durchgehen lassen", warnte er ihn. Nichtsdestotrotz ließ er seine Hand für ein paar flüchtige Sekunden auf der Stirn des Orangehaarigen ruhen, gönnte dem Jungen dadurch zumindest für diese kurze Zeit noch etwas Erleichterung, als seine mentale Ruhe die Kopfschmerzen linderte, weil zumindest keine anderen Stimmen für diesen Moment mehr auf ihn eindrangen. "Ich hoffe, du hattest deinen Einsatz wenigstens vorher erfolgreich abgeschlossen."

"Hat er", wurde ihm von Farfarello versichert, als Schuldig stumm blieb.

Er nahm es mit einem knappen Nicken zur Kenntnis. "Gut, wenigstens etwas. In Zukunft solltest du aber vorsichtiger sein, wir wollen schließlich nicht, dass dein ganzes Training umsonst war, nicht wahr?"

Aus irgendeinem Grund erschauderte Schuldig wieder, aber er ignorierte die Reaktion, verabschiedete sich dann mit einem weiteren Nicken, um seinen Weg fortzusetzen. Der führte ihn zu seinem Büro, noch ehe eine bewusste Entscheidung darüber getroffen war. Ein Lächeln zuckte bei diesem Moment der Selbsterkenntnis über seine Lippen, und es wurde noch ausgeprägter, als er die Tür öffnete und sah, dass ihm jemand zuvorgekommen war.

"Herr Hoffmann, ich hatte erwartet, dass Sie sich in ihrem Quartier ausruhen."

"Hm, ist das so. Und ich habe erwartet, dass du einem Besuch hier nicht widerstehen kannst. Weswegen ich ein wenig Ordnung in die Unterlagen gebracht habe, die sich während unserer Zeit in Japan angesammelt haben." Mit ernster Miene und trockenem Tonfall, eine Verstellung, die nicht lange aufrechterhalten werden konnte.

Sie lachten beide auf, das amüsierte Glitzern hielt sich noch in braunen Augen, als sie sich auf den Schreibtisch richteten. "Und, ist etwas Dringendes dabei?"

"Nein", schüttelte der ältere Mann den Kopf. "Nichts, dass nicht auch Zeit bis morgen hätte."

"Das beruhigt mein Gewissen doch ungemein." Dieses Mal war es sein Tonfall, der eindeutig trocken ausfiel.

Wieder lächelte Herr Hoffmann, schob dann eine Mappe in seine Richtung über den Tisch. "Ich denke, das könnte dich trotzdem interessieren."

Ein paar schnelle Schritte und er konnte die Mappe ergreifen, lehnte sich unwillkürlich gegen die Schreibtischkante, als er sich in die Lektüre vertiefte.

Der andere Mann beendete in der Zwischenzeit seine Tätigkeit, um sich dann leise zu räuspern. "Geht es den beiden gut?", wurde Brad gefragt, nachdem sich der Ältere seiner Aufmerksamkeit gewiss war.

"Ja, sie sind gut ins neue Schuljahr gestartet." Zufriedenheit lag in seiner Stimme, als er das sagte.

"Das freut mich zu hören. Aber warum lässt du dir überhaupt einen Zwischenreport geben?"

Er legte die Mappe aus der Hand und verschränkte die Arme vor der Brust, während er den Anderen ansah, ohne sich ganz auf ihn zu fokussieren. "Wir wollen sie am Ende des Schuljahrs nach Rosenkreuz rüberholen, auch wenn es ein Jahr früher als normalerweise ist. Der Schulstoff stellt nun wirklich kein Hindernis dar, sie sind ihren Altersgenossen weit voraus, aber ihre Talente sind immer noch zu volatil." Jetzt richtete sich seine volle Aufmerksamkeit auf Herr Hoffmann. "Ich will ihr Training dieses Jahr eng begleiten, um zu sehen, ob sie danach stabil genug sind."

"Und mit sehen meinst du dein Talent nicht wahr? Ich verstehe. Und ich werde dafür sorgen, dass du regelmäßig Updates erhältst."

"Vielen Dank." Er deutete eine Verbeugung an, stieß sich dann vom Tisch ab, so dass er wieder aufrecht stand. "Ich werde mich dann mal wieder auf den Weg machen."

"Tu das besser, bevor dich noch die Arbeitswut übermannt", wurde er sanft aufgezogen.

Er schüttelte dazu nur den Kopf. "Gleichfalls", erwiderte er dann und seine begleitende Handbewegung schloss die Unterlagen ein, die jetzt wohlgeordnet auf dem Schreibtisch lagen. "Sie könnten statt noch mehr Arbeit zu finden ja Richard Gesellschaft leisten." Der Humor, der eben noch in seiner Stimme gelegen hatte, verschwand mit seinen nächsten Worten. "Nur um sicherzugehen…"

Und Herr Hoffmann erinnerte sich noch zu gut an die Befürchtungen, die Brad vor wenigen Tagen geäußert hatte, als dass er nachhaken musste, neigte leicht den Kopf. "Das werde ich tun", wurde ihm versprochen.

Er fand zu seinem Lächeln zurück, schließlich war es ja nicht so, als hätte sein Talent eine Warnung ausgesprochen, berührte flüchtig den Unterarm des Älteren. "Dann sehen wir uns morgen wieder." Und jetzt gab es nichts mehr, dass ihn ablenken könnte, so dass er sich zu Michael aufmachte. Er sah ihrem Training bereits mit Erwartung entgegen.
 

~TBC~
 

Schuldig denkt manchmal wirklich, die ganze Welt dreht sich nur um ihn ^^

cya, cu ^-^

"Ich ziehe eben Qualität der Quantität vor"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 233/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Brad erhält eine Einladung ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Jupp, Schuldig schafft es immer wieder, sich in den Vordergrund zu drängen, obwohl seine Rolle in dieser Story eher eine kleine ist ^^ Und ich war auch leicht überrascht, wie lange es gedauert hat, Brad wieder nach Hause zu bringen o.O
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 233 "Ich ziehe eben Qualität der Quantität vor"
 

Eigentlich wollte er bereits auf dem Weg zu Michael sein, doch seine Beine hatten ihn wie aus eigenem Antrieb zur Krankenstation geführt und kurz bevor er sie betrat, hatte er vor sich selbst zugegeben, dass ihn die Begegnung mit Schuldig nicht ganz unbeeinflusst gelassen hatte. Er musste einfach sichergehen, dass der Unfall keinen bleibenden Schaden zurückgelassen hatte. Immerhin brauchte er den Jungen noch. Der letzte Gedanke ging mit einem kühlen Lächeln einher, das wieder verschwunden war, als er schließlich eintrat. Sein Blick erfasste rasch, dass der Arzt gerade nicht mit einem Schüler beschäftigt war, so dass er ihn unmittelbar ansprach.

"Dr. Stephenson, haben Sie ein paar Minuten Zeit für mich?"

Der Mann wandte sich vom Arzneimittelschrank ab, in den er gerade etwas hineingestellt hatte, und schenkte ihm ein begrüßendes Lächeln. "Natürlich, Brad, für dich doch immer." Er wurde in Dr. Stephensons Büro gebeten und setzte sich in den angebotenen Besuchersessel, während der Arzt hinterm Schreibtisch Platz nahm. Aufmerksame braune Augen musterten ihn, dann beugte sich der Ältere vor, das Kinn auf den gefalteten Händen abstützend. "Was kann ich für dich tun? Hast du mal wieder einen Rettungsversuch durchgezogen und dich dabei verletzt?"

Seine Augen verengten sich unwillkürlich, nicht halb so amüsiert, wie der Andere bei dieser Frage wirkte. "Nein, habe ich-" Bevor er die Antwort zu Ende bringen konnte, erinnerte ihn Dr. Stephensons sich vertiefendes Lächeln daran, dass das so nicht stimmte. Also lehnte er sich zurück, verhinderte bewusst, dass er die Arme vor der Brust verschränkte. "Nun, vielleicht. Aber das ist längst durch Herrn Anderson geheilt worden und nicht der Grund, weswegen ich hier bin." Seine Stimme hielt er vollkommen ungerührt.

"Ich verstehe", nickte der Ältere, immer noch still amüsiert. "Und was hat dich dann hergeführt?"

"Schuldig."

Das eine Wort genügte, dass Dr. Stephenson zu seiner Professionalität zurückfand und ihn nicht weiter aufzuziehen versuchte. "Ah ja, der Junge hat eine leichte Gehirnerschütterung. Da können wir nicht viel tun. Und sein Freund hat den Auftrag erhalten, ein Auge auf ihn zu haben." Ohne einen Akte zu Rate ziehen zu müssen.

"Und Sie sind sicher, dass das reicht?"

Dieses Lächeln hatte eine andere Qualität. "Wir lassen ihn hier auf der Krankenstation übernachten und die Instruktoren sind informiert. Sie lassen ihn im Unterricht in Ruhe. Insgesamt setzen wir den Jungen so immer noch weniger Stress aus, als wenn er die ganze Zeit Bettruhe verordnet bekommt. Dafür hat er einfach nicht das richtige Temparament."

Er konnte nicht anders, seine Mundwinkel kurvten nun ebenfalls nach oben, denn in diesem Punkt hatte der Arzt vollkommen Recht.

Dieser nickte jetzt. "Ich hoffe, damit konnte ich deine Befürchtungen zerstreuen. Wir sind nicht darauf aus, unsere Schüler zu schädigen und natürlich sind wir bei Telepathen mit Kopfverletzungen besonders vorsichtig."

"Natürlich…", murmelte er, neigte bestätigend den Kopf. "Vielen Dank für diese Informationen."

"Gerne doch." Doch als Brad aufstehen wollte, hielt ihn eine erhobene Hand zurück. "Würdest mich deinen Arm checken lassen? Ich weiß, dass Herr Anderson dich bereits entlassen hat, aber ich kenne Herrn Schneider. Er wird mich nach meiner Meinung fragen." Das wurde mit absoluter Gewissheit gesagt.

Brad hielt ein Seufzen und eine automatische Ablehnung zurück. Denn letztendlich würde er wahrscheinlich auf Wunsch von Michael tatsächlich wieder hier landen. Der Ältere hatte einfach das meiste Vertrauen in Dr. Stephenson. Also löste er die Knöpfe an seinem Handgelenk, schob den Ärmel hoch und als er seinen Arm schließlich ausstreckte, hatte der Arzt auch schon den Schreibtisch umrundet und war an seiner Seite.

Wärme kribbelte durch seinen Arm, als die Energie eines Heilers durch ihn floss und wie zu erwarten war, zog der Ältere seine Hand kurz darauf zurück. "Nun kann ich Herrn Schneider guten Gewissens bestätigen, dass alles perfekt verheilt ist", wurde ihm mitgeteilt.

"Das ist gut", gab er nur zurück. Schließlich brachte es nicht viel zu sagen, dass das schon vorher klar gewesen war.

Das amüsierte Funkeln in den braunen Augen des Arztes verriet ihm, dass Dr. Stephenson genau wusste, was er gerade dachte, doch zumindest sagte er nichts dazu. "Dann möchte ich dich mal nicht länger aufhalten, ich kann mir vorstellen, dass ihr euch an eurem ersten Tag zurück in der Schule erholen wollt."

Er konnte gar nicht anders als zu lächeln. "Ja, das wollen wir. Aber erst nach unserem Training."

Der Arzt schüttelte nur den Kopf. "Ich hätte es mir denken können… Dann mal los mit dir."

Er stand auf und deutete eine leichte Verbeugung an. "Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag."

Wieder ein Kopfschütteln, begleitet von einer scheuchenden Handbewegung.

Und Brad ließ sich nicht zweimal bitten sondern verließ das Büro. Eine kurze mentale Frage verriet ihm, dass Michael inzwischen zurück in ihrem Quartier war, also schlug er die entsprechende Richtung ein. Und bei jeder anderen Begegnung hätte er sich gefragt, ob jemand darauf aus war, sein Training heute zu verhindern, aber als ihm Richard über den Weg lief, hatte er rein gar nichts dagegen.

"Haben Sie sich entschlossen, heute auch ein wenig zu trainieren, zusammen mit Herrn Hoffmann?"

Der Ältere schien aus irgendeinem Grund amüsiert, antwortete aber positiv. "Ja, Chris hat es vorgeschlagen und meinen Muskeln wird es nach der langen Reise ganz gut tun, sich ein wenig zu bewegen."

Er lächelte zufrieden und seine Hand fand von ganz allein ihren Weg zum Unterarm des Anderen, drückte sanft zu. "Wir werden in Kürze in der Sporthalle sein, dort können Sie zu uns zu stoßen."

"Das werden wir tun." Richard lächelte. "Aber eigentlich war ich aus einem anderen Grund auf dem Weg zu dir."

Fragend neigte er den Kopf, was Aufforderung genug war, um den Älteren weitersprechen zu lassen.

"Ich habe mit Stephanie telefoniert und sie möchte dich zu einem gemeinsamen Abend einladen, zusammen mit Chris und ihrer Schwester. Einfach nur Fotos ansehen und von der Reise erzählen."

"Und da will sie mich dabeihaben? Sollte sie nicht froh sein, Sie zurückzuhaben und sich etwas Privatsphäre wünschen?"

Richard verdrehte die Augen. "Ein Abend wird nichts daran ändern, dass sie mich noch häufig genug allein sehen kann. Und anders als bestimmte andere Personen, die hier nicht erwähnt werden sollen, pflegen die meisten Menschen einen weiteren Kreis an sozialen Kontakten."

Er grinste dazu nur und fühlte sich gar nicht beleidigt. "Ich ziehe eben Qualität der Quantität vor. Hat Frau Lang auch schon einen Tag vorgeschlagen?"

"Hm, dieses Wochenende. Da bestehen die größten Chancen, dass wir alle Zeit haben."

"Bei mir auf jeden Fall", stimmte er zu. " Und ich nehme die Einladung gerne an." Er lehnte sich noch ein bisschen näher und wieder drückte er den Arm des Älteren. "Wir sehen uns dann nachher."

"Gut, bis später." Damit trat der Ältere einen Schritt zurück und brachte so wieder mehr Abstand zwischen sie, wandte sich dann zum Gehen.

Er selbst schaffte es jetzt endlich zurück zu ihrem Quartier, wo Michael es sich auf der Couch bequem gemacht hatte und ihm belustigt entgegensah.

Wärme überflutete ihn und dieses Mal war sein Lächeln ganz anderer Natur. Ein paar schnelle Schritte trugen ihn zu dem Älteren und als würde alle Kraft aus ihm weichen, ließ er sich neben ihn auf die Couch sinken.

Ein Arm wurde um ihn geschlungen. "Du scheinst ja schon arg beschäftigt zu sein, dabei sind wir noch gar nicht richtig angekommen…"

Er lehnte sich für einen Moment in die Hand hinein, die an seiner Wange zu ruhen gekommen war, küsste dann die Handfläche, bevor er sich in die andere Richtung lehnte, gegen Michael. "Vielleicht. Aber dafür konnte ich mich versichern, dass Schuldig in Ordnung ist. Du hast keinen Grund mehr, mich extra zu Dr. Stephenson zu schicken. Und ich habe eine Verabredung für Samstag."

"Hm, ja, das hat sich eindeutig gelohnt." Ein Lachen rumpelte durch den Älteren.

Strafend zog er an sandblonden Strähnen. "Ganz genau. Und ich hoffe, dein Besuch bei Herrn Schneider hat sich ebenso gelohnt."

"Keine Sorge, mein Vater hat Zeit für uns. Und er freut sich schon aufs Training."

"Du meinst, er freut sich darauf, uns auseinander zu nehmen, nachdem wir nicht regelmäßig trainieren konnten", meinte er trocken.

Michael neigte den Kopf, als müsste er darüber nachdenken, dann zuckten dessen Lippen in ein Grinsen. "Gut möglich, dass es wirklich so ist. Aber das sollte uns nicht aufhalten, nicht wahr?"

"Natürlich nicht."
 

Er musste daran zurückdenken, als es am Samstag Zeit wurde aufzubrechen. Sie hatten sich tatsächlich nicht davon aufhalten lassen, auch wenn sie einige Blessuren davontrugen. Denn selbst damit war es einfach ein gutes Gefühl gewesen, sich richtig verausgaben zu können, gefordert zu werden, nicht nur körperlich, sondern auch geistig. Die Nachwirkungen hatte er sogar am nächsten Tag noch gespürt, was heutzutage nur noch sehr selten geschah, aber inzwischen hatte er sich natürlich davon erholt, so dass er dem gemeinsamen Abend mit Richard und Herrn Hoffmann entgegensah.

Michael trat hinter ihn, so dass sich ihre Blicke im Spiegel trafen. "Du übertreibst, Brad", wurde mit leisem Amüsement gesagt, bevor Michael mit beiden Händen um ihn herum griff und den Knoten seiner Krawatte wieder löste, den er gerade erst gebunden hatte. "Wenn ich das richtig verstanden habe, soll es ein ganz zwangloser Abend werden. Da hat die hier nichts zu suchen." Stoff zurrte an Stoff entlang und dann war er seine Krawatte los.

Er ließ den Kopf nach hinten gegen Michaels Schulter fallen. "Das war wohl die Macht der Gewohnheit." Seine Lippen kurvten in ein Lächeln.

"Das dachte ich mir bereits. Und jetzt ab mit dir."

Brad gehorchte nicht gleich. "Ich wünschte, du würdest mitkommen…"

"Nun, das wäre ein bisschen so, als hätten sie ihren Chef mit eingeladen. Und das würde nicht wirklich ein gemütlicher Abend werden, hm?"

"Ich bin auch der Chef von Herrn Hoffmann", wandte er ein, nur aus Freude am Widerspruch, aber beharrte nicht länger darauf. Schließlich wusste er, worauf der Ältere hinaus wollte. Also drehte sich einfach nur um und presste einen flüchtigen Kuss auf Michaels Lippen. "Bis später…"

"Ja, genau." Er erhielt einen Klaps auf den Hintern und setzte sich mit dieser freundlichen Unterstützung in Bewegung.

Herr Hoffmann und Richard warteten beim Haupteingang auf ihn, letzterer mit der Kamera und dem in Japan gekauften Geschenk ausgestattet.

"Sie haben Frau Lang also tatsächlich bis heute warten lassen…", stellte er zur Begrüßung fest und während Herr Hoffmann das aus irgendeinem Grund lustig fand, verzog der andere Mann flüchtig das Gesicht.

"Es hat sich noch nicht die Gelegenheit ergeben. Wir hatten beide zu viel zu arbeiten. Nicht jeder von uns hat den Vorteil, mit seinem Partner zusammen zu wohnen." Letzteres wurde bereits mit einem Kurven der Mundwinkel gesagt, das auf dem besten Wege zu einem Lächeln war.

Also ergriff er einfach die Hand des Älteren und lächelte wirklich. "Dann sollten wir sie nicht noch länger warten lassen, nicht wahr?" Damit zog er Richard hinter sich her zum Wagen, den einer der beiden bereits vorfahren haben musste. Und sein Talent verriet ihm in diesem Moment auch schon, wer es gewesen war. Bevor sich Richard aus seinem Griff befreien konnte, ließ er ihn freiwillig los, griff dafür aber in die Hosentasche des Anderen und angelte den Autoschlüssel hervor.

"Brad", sagte Richard, beinahe empört, aber in diesem Moment hatte er seine Beute bereits in der Hand und umrundete den Wagen.

Lachend klopfte Herr Hoffmann seinem Freund auf die Schulter. "Was denn, ist er dir zu nahe getreten?"

"Ha, ha." Mehr an Antwort hielt Richard diese Frage wohl nicht wert, denn die grau-grünen Augen richteten sich jetzt auf ihn. "Das nächste Mal kannst du auch ganz einfach fragen."

Brad zuckte mit den Schultern. "So ging es schneller. Und Sie sollten langsam einsteigen, sonst kommen wir noch zu spät." Er selbst machte es gleich vor, sah, wie Herr Hoffmann und Richard noch ein paar Worte wechselten, bevor sie ebenfalls einstiegen.

"Dann mal los, Herr Chauffeur." Das kam von Herrn Hoffmann und Brad grinste kurz, bevor er den Wagen startete und der Aufforderung damit Folge leistete.

Sie kamen gut durch, bis sie die Stadt erreichten war der Verkehr sowieso nur spärlich, aber auch im Ortsinneren kam es zu keinen Verzögerungen. Und da Brad die Adresse noch vom letzten Mal kannte, konnte er ohne jede Nachfrage direkt vor der Haustür parken.

"Bekomme ich ein Trinkgeld?", fragte er, nachdem das Brummen des Motors verstummt war.

Herr Hoffmann hatte sich bereits abgeschnallt, beugte sich jetzt vor und wuschelte durch seine Haare. "Und was genau willst du damit anfangen, mein Lieber?"

"Ich kaufe Michael eine Schachtel Pralinen und bringe sie ihm mit." Ohne jede Verzögerung.

Der Andere stockte überrascht, lachte dann auf. "Das könntest du tatsächlich mal tun, hm? Er freut sich bestimmt."

Richard, der ebenfalls aufgehorcht hatte, nickte. "Hier in der Nähe ist sogar ein Laden." Eine kurze Pause. "Wenn du es ernst gemeint hast, heißt das."

Natürlich hatte er das. Wenn er ihn schon alleingelassen hatte, wollte er ihm wenigstens so eine kleine Überraschung bereiten. Und auch wenn seine Entgegung ohne großes Nachdenken erfolgt war, so festigte sich sein Entschluss jetzt.

Er wandte den Kopf um Richards Blick zu erwidern. "Gut, schauen wir vorher dort noch vorbei."
 

~TBC~
 

So, jetzt bekommt Frau Lang endlich hier Mitbringsel ^^

cya, cu ^-^

"Das klang jetzt nicht nach einem ausgezeichneten Charakterzeugnis, hm?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 234/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Ein Abend bei Herrn Walters Freundin ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Nun, ich wollte nicht zu ausführlich beschreiben, wie die zwei sich ihre Blessuren eingefangen haben *grins* Aber du kannst dir sicher sein, dass Michaels Vater sie daran erinnert hat, wie wichtig regelmäßiges Training ist ^.~

Und Brad schafft es dieses Mal, sich mit Kommentaren zurückzuhalten. Mehr oder weniger jedenfalls ^^
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 234 "Das klang jetzt nicht nach einem ausgezeichneten Charakterzeugnis, hm?"
 

"Ah, kommt doch herein." Frau Lang trat beiseite, um ihnen den Weg freizumachen, begrüßte Richard mit einem Kuss auf den Mund und Herrn Hoffmann auf die Wange. Als Brad an der Reihe war, hielt sie überlegend inne, doch dem folgte schnell ein verschmitztes Lächeln, bevor auch er einen Kuss auf die Wange erhielt.

Anschließend wurden sie zum Wohnzimmer geführt. "Sabine müsste auch jeden Moment hier sein, macht es euch schon mal gemütlich. Ich gehe die Getränke holen. Irgendwelche besonderen Wünsche?"

Herr Hoffmann tauschte einen schnellen Blick mit Richard aus. "Für uns beide Bier. Und für den designierten Fahrer Orangensaft."

"Ach, übernimmst du das mal wieder?" Aus irgendeinem Grund schien Frau Lang amüsiert.

Er zuckte mit den Schultern. "Ich fahre ja gerne. Und ohne Michael trinke ich sowieso nichts. Von daher bedeutet es kein großes Opfer."

Sie nickte verstehend, verschwand dann in Richtung Küche.

Herr Hoffmann machte sich daran, den Fotoapparat an den Fernseher anzuschließen. Brad hingegen wartete, bis sich Richard einen Platz ausgesucht hatte, auf der größeren Couch in dem Raum, setzte sich neben ihn. Der Ältere protestierte nicht und schien von seiner Wahl auch nicht besonders überrascht.

Herr Hoffmann jedoch schenkte ihm ein schnelles Lächeln. "Rück Reik aber nicht zu sehr auf die Pelle", wurde er dann ermahnt.

Er lehnte den Kopf gegen Richards Schulter, natürlich mit voller Absicht, und seine Mundwinkel kurvten nach oben. "Ich werde mich zurückzuhalten wissen."

"Das glaube ich, wenn ich es sehe. Aber Steffi ist ja durchsetzungsfähig. Im Notfall wird sie Reik sicher vor dir retten."

Die Frau war in diesem Moment mit einem Tablett zurückgekehrt und hatte die letzte Bemerkung mitbekommen. "Ich werde ihn für heute Abend mit dir teilen", wurde Brad mit einem Zwinkern mitgeteilt. "Immerhin weiß ich ja, dass du ansonsten nur Augen für Herrn Schneider hast."

Er zog unwillkürlich eine Augenbraue hoch, neigte dann aber kommentarlos den Kopf. Erst als Frau Lang wieder verschwunden war, zupfte er an Richards Hemd. "Was genau haben Sie ihr denn erzählt?"

Grau-grüne Augen richteten sich auf ihn und in ihnen stand Belustigung. "Nicht viel. Das war Chris. Und natürlich Sabine, schließlich hatte sie euch beide kennengelernt."

Hm, das stimmte auch wieder. Und er konnte sich kaum darüber beschweren, schließlich schienen sie nicht geflunkert zu haben. Also nahm er es mit einem innerlichen Schulterzucken hin, beugte sich dann vor, um nach dem Bier zu greifen, das bereits auf dem Tablett stand.

"Gieß mir bitte auch was ein", meinte Herr Hoffmann, der auf die Beine gekommen war, um zur Wohnungstür zu gehen. Es hatte eben geklopft und der ältere Mann hatte nicht vor, seine Freundin lange warten zu lassen.

Brad füllte zwei Gläser und stellte sie in Reichweite ab, gleich darauf gesellte sich noch sein Saft hinzu, dann auch das Knabberzeug, das Herrn Hoffmanns Freundin mitgebracht hatte. Die beiden Frauen entschieden sich für Sekt, so dass sie sich kurz darauf zuprosten konnten oder auch anstoßen.

Anschließend machten sie es sich alle wieder bequem, doch bevor Herr Hoffmann die Diashow an der Kamera starten konnte, wandte sich die Gastgeberin an Brad. "Reik meinte, dass du bei der Wahl seines Geschenks geholfen hast. Von daher gebührt ein Teil meines Danks auch dir." Mit einem Lächeln, bevor einen weiteren Kuss auf die Wange erhielt. Zum Glück lehnte sich Frau Lang danach wieder zurück, so dass sich Richard wieder zwischen ihnen befand.

Er sah den Älteren kurz an, der irgendwie belustigt schien, hob dann abwehrend die Hand. "Aber nur ein kleiner Teil, Richard hat schließlich die Vorauswahl getroffen." Und das entsprach auch der vollen Wahrheit.

Frau Langs Lächeln wurde wärmer, als sie sich daraufhin näher an den anderen Mann lehnte und diesmal ihn kurz küsste. Was schon viel besser war. Danach allerdings richtete sich ihre Aufmerksamkeit wieder auf Brad. "Wir erwarten natürlich, dass du die Lücken füllst, die die beiden vielleicht lassen würden. Wir wollen nämlich genau wissen, was ihr so alles erlebt habt."

Er zog eine Augenbraue hoch und ignorierte die Tatsache, dass Richard etwas Farbe im Gesicht verloren zu haben schien. "Aber ich hoffe, das schließt jetzt nicht die Arbeit ein, damit haben wir schließlich die meiste Zeit verbracht."

Herrn Hoffmanns Freundin lachte auf. "Nein, die natürlich nicht."

"Wenn sich einer der beiden aber abgesetzt hat um alleine – oder nicht so alleine – etwas zu unternehmen, wollen wir das allerdings wissen", fügte ihre Schwester hinzu. Das begleitende Zwinkern lag ganz allein im Tonfall.

Seine Mundwinkel zuckten nach oben, als er beschloss, trotzdem darauf zu antworten. "Richard? Der ist absolut nicht der Typ dafür. Aber Herr Hoffmann hat sich auch nicht herumgetrieben."

Letzterer verzog das Gesicht, während es dieses Mal Richard war, der auflachte, etwas, das von den beiden Frauen geechot wurde. "Das klang jetzt nicht nach einem ausgezeichneten Charakterzeugnis, hm?", wurde Herr Hoffmann durch seinen Freund aufgezogen.

"Ja, das war auch mein Gedanke…", murmelte dieser. Dann beugte er sich demonstrativ vor, um endlich die Bilder zu starten.

In der Folge legte sich die Belustigung und selbst Brad sah interessiert zum Fernseher hin. In dieser Größe wirkten die Fotos viel beeindruckender und durch sie fühlte er sich unmittelbar nach Shibuya zurückversetzt.

Herr Hoffmann und Richard wechselten in ihren Kommentaren ab und wie erwartet wurde die Kreuzung mit Lauten des Wiedererkennens begrüßt. Das Shopping Center später rief den Wunsch hervor, selbst einmal dort einkaufen gehen zu können und dann endete der erste Abschnitt mit der Aufnahme der Hundestatue, was dazu führte, dass Herr Hoffmann erst einmal die entsprechende Geschichte erzählen musste.

Richard nutzte die Ablenkung, um ihm einen bittenden Blick zuzuwerfen, doch mit einem kaum merklichen Kopfschütteln lehnte er ab. Er sah gar nicht ein, das Geschehen in der U-Bahn zu verschweigen. Immerhin hatte der ältere Mann bewiesen, dass es manchmal ganz gut war, wenn man auf ihn aufpasste. Und das sollte Frau Lang besser wissen. Mit einem resignierten Seufzen lehnte sich Richard auf diese stumme Antwort hin zurück und verhinderte es nicht, als Brad von dem Beinahe-Unfall berichtete – wenn auch in leicht zensierter Form. Wie aus eigenem Willen hatte sich seine Hand während des Erzählens auf Richard zubewegt und am Ende umfasste sie den Hinterkopf des Älteren, Finger leicht in die dunkelblonden Haare verwoben.

Frau Lang schüttelte den Kopf, als müsste sie ihn klären, rang sich dann ein schwaches Lächeln ab. "Da kann man wirklich nur von Glück reden, dass er gegen deinen Arm gefallen ist, statt mit dem Kopf gegen die Stange. Solche Kopfverletzungen können stark bluten und ihr habt auch noch eine Weile in der Bahn festgesessen…" Nachdem sie den ersten Schrecken überwunden hatte, wurde ihr Lächeln fester. "Dann auch dafür ein Dankeschön, Brad. Ich hoffe, dein Arm ist dabei nicht zu sehr in Mitleidenschaft gezogen worden."

"Es ist schon gar nichts mehr zu sehen", versicherte er ihr und umging damit eine richtige Antwort, ohne dass es auffiel.

Herr Hoffmann schenkte ihm einen amüsierten Blick dafür, natürlich wusste der Ältere, wie diese Worte gemeint waren, lenkte dann pflichtbewusst von weiteren Nachfragen ab, indem er die Aufmerksamkeit der beiden Frauen zurück auf den Fernseher lenkte.

Die Zeit verging, während die Lücken zwischen den Bildern mit Worten gefüllt wurden. Wie erwartet wurden die Fotos des Aquariums mit dem größten Erstaunen aufgenommen und auch wenn seit dem Besuch dort nur wenige Tage vergangen waren, musste Brad innerlich zugeben, dass er von Neuem überrascht war, wie riesig das Hauptbecken wirkte.

Selbst von dem Taifun gab es Fotos, was einen interessanten Kontrast zu den zuvor gebändigten Naturgewalten abgab. Und er beschloss sogar so freundlich zu sein, nicht zu erwähnen, dass Richard es hier auch beinahe geschafft hätte, sich eine Verletzung zuzuziehen.

Wofür ihm der Ältere in einem unbeobachten Augenblick ein Dankeschön zuflüsterte.

Er lehnte sich gegen ihn, sprach dadurch fast in dessen Ohr, als er darauf antwortete. "Ich denke, Frau Lang ist erstmal ausreichend vorgewarnt. Wenn Sie aber weiterhin solche Anziehung auf Unfälle auswirken, werde ich Sie dauerhaft unter Bewachung stellen lassen, damit jemand sie im Notfall heraushauen kann."

Die grau-grünen Augen richteten sich auf ihn, alamiert von dieser Drohung. "Das ist jetzt doch nicht dein Ernst."

Er reagierte mit dem leisesten Schulterzucken darauf. "Auch wenn es nicht so lange her ist, dass die Sicherheitsvorschriften für Sie gelockert wurden und ich auf keinen Fall vorhabe, Ihr Privatleben zu behindern – es ist mir auf jeden Fall lieber, Sie in Sicherheit zu wissen."

Das brachte ihm ein Seufzen ein. "Das in Japan waren doch nur dumme Zufälle, du musst daraus ganz sicher keine Allgemeingültigkeit konstruieren."

Brad blieb unbeeindruckt. "Daher habe ich ja auch gesagt, dass ich es tue, wenn Sie so weitermachen. Wenn Sie Recht haben, wird es sich nicht als erforderlich erweisen." Mit einem schmalen Lächeln.

Und Richard gab es auf, weiter mit ihm zu diskutieren, so dass sie beide sich wieder auf die Unterhaltung konzentrieren konnten.

Herrn Hoffmanns Freundin meinte gerade, dass sie auch gerne Mal so eine Weltausstellung sehen würde, ein Wunsch, dem sich ihre Schwester anschloss.

"Noch ist es nicht zu spät, die Expo hier in Deutschland zu besuchen. Sie läuft bis Ende Oktober", warf er an dieser Stelle ein. Das hatte er im Zusammenhang mit ihren Reiseplänen nach Okinawa aufgeschnappt, Herr Hoffmann war in solchen Dingen immer sehr gründlich und gab ihnen immer auch Informationen, die nur am Rande von Interesse sein könnten.

Ihre Gastgeberin sah ein wenig zweifelnd aus. "Reik ist immer so mit seiner Arbeit eingespannt, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass er so schnell noch einmal Urlaub nehmen kann, nachdem er gerade erst welchen hatte."

Richard warf ihm ebenfalls einen zweifelnden Blick zu, wenn auch aus anderen Gründen, während Herrn Hoffmanns Mundwinkel in ein Lächeln kurvten. "Brad hätte den Vorschlag sicher nicht gemacht, wenn er ihn nicht für umsetzbar hielte…"

Daraufhin musste Richard ebenfalls lächeln, zweifellos erinnerte er sich daran, dass so etwas nicht zum ersten Mal gesagt wurde. "Wir werden sehen, ob es klappt. Ein paar Tage wird man mich sicher entbehren können."

"Sehr gut. Bloß nicht von Anfang an aufgeben." Blaue Augen richteten sich wieder auf Brad. "Und was ist mit mir, mein Lieber? Könntest du dir vorstellen, mir Urlaub zu geben?"

Er neigte den Kopf leicht zur Seite, als müsste er ernsthaft darüber nachdenken, bevor seine Zähne in einem Lächeln aufblitzten. "Natürlich kann ich das. Und so können Sie wenigstens ein bisschen auf Richard aufpassen."

"Na vielen Dank", murmelte dieser, während Herr Hoffmann auflachte.

"Versprochen, das werde ich. Schließlich möchte ich, dass du beruhigt schlafen kannst."

Das Lachen, das daraufhin durch die Runde lief, ging auf Brads Kosten, aber er machte sich nichts daraus. Im Anschluss kam noch das Ende der Reise zur Sprache und dann warf zum ersten Mal jemand einen Blick auf die Uhr.

"Es ist ziemlich spät geworden, wir sollten besser aufbrechen." Herr Hoffmann klang nicht so, als würde er seinem eigenen Vorschlag Folge leisten wollen und auch Richard, der mit der Zeit immer mehr in die Couch zurückgesunken war, zuckte mit keinem Finger.

Belustigung blitzte in braunen Augen auf, blieb den anderen aber verborgen. "Ich kann auch alleine zurückfahren und morgen früh jemanden herunterschicken, der Sie abholt."

Richard wandte den Kopf langsam zur Seite, musterte ihn nachdenklich. Im Blick des Älteren lag die stumme Frage, ob er sich sicher war.

Unwillkürlich hob er eine Hand, strich durch die dunkelblonden Haare. "Wir sehen uns dann morgen, hm?"

Seine Hand wurde umfasst und kurz gedrückt, bevor sie sanft aber nachdrücklich nach unten geführt wurde. "Zweifelllos", erwiderte der ältere Mann dann. Ich werde hier bestimmt in keine dummen Unfälle geraten, blieb dahinter unausgesprochen.

Das reichte ihm, schließlich gab sein Talent auch keine Warnung von sich und allmählich war er zu müde, um sich unnötige Sorgen zu machen.

Nachdem die Entscheidung gefallen war, ging alles ganz schnell und ehe Brad es sich versah, fuhr er schon durch das Tor, über dem sich die vertrauten Schriftzüge wölbten.

Ein Lächeln flog über sein Gesicht, als nach seiner Rückkehr von der Garage Michael am Eingang zum Hauptgebäude auf ihn wartete. Kaum dass er vor ihm stand, wurde er gegen ihn gezogen und dann wurde er mit einem ausdauernden Kuss begrüßt.

"Da bist du ja endlich wieder", ließ Michael erst anschließend Worte folgen.

Brad gab nur ein leises Brummen von sich, was von dem Älteren mit einem ebenso leisen Lachen quittiert wurde.

"Ich bin ein wenig überrascht, dass du es übers Herz bringen konntest, Herrn Walter Draußen zurückzulassen." Finger glitten durch schwarze Strähnen, während Michael das sagte.

"Die Stadt zählt nicht", protestierte er. "Außerdem wird er in der Wohnung von Frau Lang bleiben, wo ihm kaum etwas passieren kann."

Sanftes Amüsement trat in die eisblauen Augen. "Das weiß ich. Ich war mir nur nicht so sicher, ob es dir auch bewusst ist."

"Ha, ha…" Aber seine Mundwinkel zuckten ebenfalls. Seine Finger schlossen sich um den Stoff des Hemdes, Michael hatte es wohl nicht mehr für nötig befunden, um diese Zeit noch seine Weste zu tragen. "Lass uns schlafen gehen."

"Gerne." Wieder mit einem Lächeln. Und dann wurde seine Hand vom Hemd gelöst, stattdessen verschränkten sich ihre Finger und in stummer Übereinstimmung machten sie sich auf den Weg zu ihrem Quartier.
 

~TBC~
 

Ich glaube, Brad hätte auf Frau Langs Dank für die Tasche gut und gerne verzichten können ^.~

cya, cu ^-^

"Er sieht dich an, als wollte er dich ausziehen"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 235/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Ein Besuch im Heim steht an. ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Jupp, ich war damals da, habe aber kaum noch eine Erinnerung daran. Außer, dass es ziemlich warm war… und ein bisschen an die großen Pavillons ^^# Das mit dem Beschreiben wird also leider nichts, ganz davon abgesehen, dass ich RftS nur aus Brads und Michaels POV schreibe – und ganz selten mal aus Schuldigs. Keiner von ihnen ist dabei…

Und Brad muss nichts mit Frauen anfangen können, er kommt auch ganz gut so klar ^.~
 

@Kralle: *winkz*
 

~ Nagi nickte stumm, wartete dann, bis er die Schuhe ausgezogen hatte, um ihn zum Couchtisch zu führen. Darauf lag ein verschmortes schwarzes Etwas, das er nach einiger Überlegung als die Überreste seiner Fernbedienung identifizierte.

„Es tut mir leid.“ Nagi klang geradezu kleinlaut. „Das passiert laufend in meiner Nähe. Dinge verrutschen, zersplittern, verdrehen sich, zerbrechen… oder verschmoren…“ ~
 

(Nagi und Brad, Finding Home, Teil 19)
 

Teil 235 "Er sieht dich an, als wollte er dich ausziehen"
 

"Was ist los, du wirkst so unruhig…" Michael hatte die Gabel beiseite gelegt und musterte ihn jetzt aus eisblauen Augen.

Brad schob ein Stück Kartoffel hin und her, weigerte sich aber, den Blick des Älteren zu erwidern. Eigentlich sollte er sich über die Gelegenheit freuen, zusammen mit Michael zu Mittag essen zu können, aber irgendwie fehlte ihm der richtige Appetit.

Zu dem Blick gesellte sich jetzt eine sanfte mentale Berührung, dann konnte er regelrecht spüren, wie sich die Lippen des Anderen in ein Lächeln kurvten.

"Ah, ich verstehe – und hätte es mir denken können." Auch die Belustigung war sanft. "Aber willst du mir ernsthaft erzählen, dass du dir um Herrn Hoffmann und Herrn Walter Sorgen machst?"

Nun hob er doch den Blick vom Essen und nach einem minimalen Zögern erwiderte er etwas widerwillig das Lächeln. "Ich weiß, dass sie nicht einmal Deutschland verlassen haben. Dennoch weiß ich sie lieber in der Schule, vor allem, wenn ich nicht bei ihnen bin."

Michael schüttelte den Kopf. "Wir haben zwei Leute mitgeschickt, die ein Auge auf sie haben werden. Es ist also völlig unnötig, dass du auf sie aufpasst."

"Damit erzählst du mir nichts Neues." Und es änderte rein gar nichts an seinen Gefühlen in diesem Zusammenhang. Doch alles in allem konnte er froh sein, dass es überhaupt jemanden gab, der im Notfall eingreifen konnte. Natürlich war das offiziell nicht die Hauptaufgabe der Beobachter, die waren in erster Linie dafür da, Herrn Walter aufzuhalten, falls dieser auf dumme Ideen kam. Was aber keiner wirklich erwartete. Das Triumvirat – allen voran Michael – hatte ihm in diesen Punkt auch einen Gefallen tun wollen. Das Bewusstsein darum ließ Wärme in die braunen Augen treten. "Ich bin froh, dass sie bald wieder zurück sind…", meinte er dann leise.

"Das überrascht mich nun wirklich nicht. Und vielleicht springt ja wieder ein Abend mit allen für dich heraus. Dieses Mal kannst du dir dann die Fotos präsentieren lassen."

Seine Stirn legte sich in nachdenkliche Falten, während er über diese Worte nachsann, auch wenn sie halb im Scherz ausgesprochen worden waren. "Ich glaube, das ist ein wenig überflüssig, nicht wahr? Schließlich waren dieses Mal alle vier auf der Expo. Da bietet sich viel mehr an, dass wir uns die Bilder in unserem Quartier ansehen. Und Richard und Herrn Hoffmann laden wir ein, damit sie uns was dazu erzählen."

Michael lachte auf. "Warum nur bin ich nicht selbst auf diese Idee gekommen…"

Er grinste. "Dazu sage ich lieber nichts."

Der Ältere stockte, verpasste ihm dann eine mentale Kopfnuss. "Nicht frech werden, mein Kleiner."

Zu dieser Bezeichnung verdrehte er nur die Augen, bevor er wieder sein Essen musterte.

Der Ältere sah es sich für ein paar schweigsame Augenblicke mit an, bevor er sich räusperte. "Immer noch nicht mehr Appetit?" Die Frage war nur rhetorischer Natur, denn gleich darauf sprach Michael weiter. "Wie wäre es damit: du isst jetzt alles brav auf und ich nehme dich dafür nachher mit zum Heim."

"Du willst zum Heim rüber, warum denn das?"

Michael verweigerte eine Antwort, starrte stattdessen demonstrativ auf Brads Teller.

Eine Geste, die problemlos verstanden wurde und nicht weniger demonstrativ machte sich Brad daran weiterzuessen, warf zwischendrin dem Älteren einen auffordernden Blick zu.

Was Michael natürlich mit einem amüsierten Lächeln quittierte, aber dann erhielt er endlich mehr Informationen. "Ich werde ein bisschen mit André trainieren. Bei der Gelegenheit kannst du seinen Fortschritt – und natürlich Nagis – auch beurteilen."

"Hm, das werde ich gerne tun. Aber wenn du tatsächlich mit ihm übst, strafst du mich ja lügen. Ich habe ihm nämlich mal gesagt, dass ein Triumviratsmitglied nicht dafür da ist, einem Heimkind etwas beizubringen."

Michael wartete, bis Brad einen weiteren Bissen genommen hatte, bevor dieser antwortete. "Nun, normalerweise stimmt das auch. Aber für ihn wird es genauso die eine oder andere Ausnahme geben wir für dich."

Natürlich, weil der Junge ebenfalls das Potenzial hatte, einmal dem Triumvirat anzugehören. Es wurde ständig Nachwuchs herangezogen, weil man nie wusste, wann ein Triumviratsmitglied ausfallen konnte. Wie das Beispiel von Frau Kernen gezeigt hatte, so in etwa jedenfalls… Er erlaubte diesem Gedanken nicht, an die Oberfläche zu dringen, schließlich wollte er Michael nicht die gute Laune mit negativen Erinnerungen verderben. Also neigte er einfach nur den Kopf. "Wir hatten wirklich Glück, dass wir auf ihn gestoßen sind. Telepathen gibt es zwar oft unter den Talenten, aber solche mit einem herausstechenden Talent sind eher selten. Und ihr wollt auf jeden Fall einen im Triumvirat haben, nicht wahr?"

Der Ältere lächelte, bevor er sich vorlehnte und das Kinn auf seiner Hand abstützte. "Hm ja, das ist Tradition."

Das Amüsement kam daher, dass Michael genau wusste, dass Brad nachhaken würde. Und daher weiter essen musste. Was er auch tat, bevor er die nächste Frage stellte. "Warum eigentlich?" Das war ein Punkt, auf den weder Herr Schumann noch Michael bei einer der Lektionen eingegangen waren.

"Das liegt wohl am… Charakter der Talente – wenn man Mal von der offensichtlichen Nützlichkeit absieht. Telepathen sind in der Regel extrovertierter und entscheidungsfreudiger, sie denken eher an das Hier und Jetzt als an die Zukunft. Den Gegenpol dazu bildet der Precog, der normalerweise besonnener ist und eher die Konsequenzen für die Zukunft berücksichtigt."

Brad hatte angefangen zu lächeln, als er das hörte, und zum Schluss zeigte er einen Ausdruck, der schon fast ein Grinsen war. "Und das dritte Mitglied ist das ausgleichende Element, der Vermittler zwischen den beiden. Und die letzte Stimme, wenn sie keine Einigung erzielen können. Dein Vater ist wirklich perfekt dafür geeignet."

Michael lachte auf. "Das hast du gut getroffen. Was auch beweist, dass wir für das dritte Mitglied kein bestimmtes Talent präferieren. Das lässt uns größtmögliche Freiheiten, wenn es um die Wahl des ausgleichenden Elements geht."

Er tippte sich mit dem Zeigefinger gegen die Unterlippe. "Aber es ist gleichzeitig auch die schwierigste Wahl, nicht wahr?" Ernster geworden.

Der Ältere stellte sich unwillkürlich darauf ein. "Ja, das lässt sich kaum bestreiten. Doch ich hoffe, dass wir möglichst lange Zeit haben, bevor diese Entscheidung wieder ansteht…"

Brad langte nach Michaels Hand und drückte sie. Nicht nur als stumme Zustimmung, sondern auch, weil ein Teil von ihm das Gefühl hatte, dass sie sich in diesem Punkt keine Sorgen machen mussten. Eine leise Versicherung seines Talents, ganz ohne Vision.

Es ließ sie beide wieder lächeln und dann leerten sie ihre Teller, damit sie anschließend in Richtung Heim aufbrechen konnten. Brad hatte über ihre Unterhaltung völlig vergessen, dass er ursprünglich keinen Appetit gehabt hatte.
 

"Wirst du jetzt eigentlich regelmäßig mit André trainieren?" Sie hatten ihr Ziel fast erreicht, als er diese Frage stellte.

"Nein, das kann ich mir schon rein zeitmäßig nicht leisten. Auch wenn der Kleine es sicher begrüßen würde." Michael klang belustigt und Brads Mundwinkel zuckten ebenfalls nach oben.

"Dann mach ihm das mal von Anfang an klar, sonst ist die Enttäuschung nacher nur umso größer."

"Hm, das werde ich wohl besser tun."

Er grinste den Älteren kurz an, konzentrierte sich dann aber aufs Parken.

Sie hatten den Wagen kaum verlassen, als die schwere Eingangstür geöffnet wurde und dann stürmte auch schon André heraus, während Nagi um einiges bedächtiger folgte. Genau vor Michael kam der Junge zu einem abrupten Stopp und strahlte ihn regelrecht an. "Da sind Sie ja, Herr Schneider."

"Offensichtlich", gab der Ältere zurück.

Belustigt sah er zu, wie André sich so gar nicht um die sanfte Ironie scherte, sondern seine Hand ausstreckte, um sie Michael zur Begrüßung zu reichen, obwohl ihm das eigentlich gar nicht zustand. Anscheinend reichte es ihm nicht aus, den Älteren nur anstarren zu können. >Er sieht dich an, als wollte er dich ausziehen<, tat Brad wortlos kund. >Wenn auch aus einem anderen Grund als ich.< Bevor Michael darauf reagieren konnte, sprach er gespielt nachdenklich weiter. >Andererseits… würde ich dich gerne mal durch seine Augen nackt sehen. Die Flammen wären sicher beeindruckend.<

Michael hustete, um ein Auflachen zu überspielen, drückte dann halbwegs ernsthaft die Hand des Jungen. Dann erst hatte er sich ausreichend zusammengerissen, um Brad zu ermahnen. >Bitte lass solche Kommentare, wenn wir uns in der Anwesenheit von Kindern befinden.<

>Es war aber ernst gemeint<, beharrte er.

>Das war mir schon klar. Dennoch werde ich mich deswegen nicht vor André ausziehen. Wenn ich Pech habe, werde ich ihn danach gar nicht mehr los.<

Brad konnte nicht anders, er musste lachen und erntete dafür den neugierigen Blick zweier Augenpaare. "Hallo ihr beiden", begrüßte er sie, natürlich ohne auf den Grund für seinen Ausbruch einzugehen.

"Guten Tag, Herr Crawford", antworten sie gleichzeitig, Nagis Gruß wurde allerdings noch von einer leichten Verbeugung begleitet.

Sein Blick fixierte sich auf den Japaner. "Wie wäre es, wenn du mir zeigst, wie weit du mit deinen Übungen bist, während André mit Michael trainiert?"

Die Lippen des Jungen formten unwillkürlich Michaels Namen, als konnte er sich nicht vorstellen, dass jemand ein Triumviratsmitglied mit dem Vornamen ansprechen würde, dann aber überwand er die Überraschung und verbeugte sich ein weiteres Mal. "Das würde ich gerne tun."

Also nickte er Michael zu, verabschiedete sich gleichzeitig mit einer warmen mentalen Berührung. >Auf diese Weise sollte es für dich leichter sein, sie unvoreingenommen zu beurteilen. Die beiden sind ja sonst so viel zusammen, dass man nicht ausschließen kann, dass sie sich gegenseitig beeinflussen. Ich werde dir Nagi rechtzeitig genug vorbeibringen, dass du dir seine Schilde auch anschauen kannst.<

>Gute Idee<, stimmte der Ältere zu. Dann wurde eine Hand auf Andrés Schulter gelegt, der sich mit dieser Aufforderung in Bewegung setzte. Kurz darauf waren die beiden nach drinnen verschwunden.

Brad sah ihnen für einen Moment nach, wandte sich dann aber Nagi zu. "Dann wollen wir mal, hm?" Aber bevor er sich tatsächlich in Bewegung setzte, bückte er sich, um einen Stein aufzuheben. "Tu mir bitte einen Gefallen und lass den hier nicht fallen." Damit warf er den Stein in die Luft und der junge Telekinet reagierte sofort, hielt ihn dort oben.

Auch als sich dunkelblaue Augen neugierig auf ihn richteten, verlor Nagi seine Konzentration nicht. "Wie lange soll er dort bleiben?"

Ein Lächeln zupfte an seinen Mundwinkeln. "Nun, genau dort soll er gar nicht bleiben, du sollst ihn mitnehmen. Und zwar so lange, bis ich dir sage, dass du den Stein fallen lassen kannst."

Das Schulterzucken, mit dem der Junge die Anweisung hinnahm, wurde unterdrückt, bevor die Geste auch nur andeutungsweise zu sehen war, aber sie entging Brads Talent trotzdem nicht. Weswegen sich sein Lächeln kurz vertiefte, bevor er einen Weg einschlug, der sie nicht hinein, sondern vom Gebäude wegführte. In Richtung Sportplatz, um genau zu sein.

Gehorsam folgte Nagi ihm und der Stein schwebte beständig neben ihnen her. Er konnte spüren, dass der Junge eine Frage hatte, also nickte er ihm schließlich in einer stillen Aufforderung zu.

Und der Japaner sah ihn mit ernster Miene an, als er sich die Worte zurechtlegte. "Ist Herr Schneider für André hier? Ich meine, damit er nächstes Jahr nach Rosenkreuz wechseln kann?"

Nagi war eindeutig bewusst, wie außergewöhnlich es war, dass ein Triumviratsmitglied sich für ein Kind im Heim interessierte.

Brad hielt sich nicht mit der Überlegung auf, ob es richtig wäre, hierauf zu antworten. "Ja, das ist er."

Die Miene des Jungen fiel in sich zusammen, als er das hörte. Doch obwohl Nagi in diesem Moment mit Enttäuschung rang und dadurch abgelenkt war, fiel der Stein nur ein paar Millimeter, als auch noch überraschend jemand ihren Weg kreuzte und beinahe in den Telekineten hineingerannt wäre.

Das Mädchen entschuldigte sich hastig, mehr noch, als Brad entdeckt wurde, gab dann schleunigst Fersengeld.

"Du siehst nicht so aus, als würdest du dich darüber freuen", merkte er an, als wären sie nicht unterbrochen worden.

Nagi biss sich auf die Unterlippe, rang sich dann ein Lächeln ab. "Ich freue mich ja – für ihn. Aber ich hatte gehofft, dass wir zusammen wechseln."

Er lächelte schon wieder. "Und was genau lässt dich denken, dass er dich zurücklassen wird?"

Der junge Telekinet stockte mitten im Schritt, sah ihn ungläubig an. "Soll das heißen-?" Er unterbrach sich selbst, setzte neu an. "Ich dachte, mein Talent ist noch zu wild. Erst vor kurzem ist wieder eine Fernbedienung kaputt gegangen…"

"Nun, erstens hast du noch etwas Zeit, bevor das Schuljahr vorbei ist. Und dann hast du doch gerade bewiesen, wie gut deine Kontrolle ist. Auch wenn du gleich auf dem Sportplatz noch mehr Gelegenheit dafür bekommen wirst…" Er ließ sanfte Belustigung in seine Antwort einfließen.

Die dunkelblauen Augen weiteten sich, als Nagi etwas aufging. "Sie haben es gewusst. Dass mich das Mädchen fast umrennt. Deswegen der Stein." Unwillkürlich schweifte der Blick des Jungen ab, dahin, wo der Stein immer noch neben ihm schwebte.

"Natürlich habe ich das", gab er zu. "Und ich hoffe, die Demonstration nimmt dir ein paar deiner Zweifel. Du weißt, dass bei Talenten die Einstellung fast so wichtig ist wie alles andere. Und wegen der Fernbedienung solltest du dir keine Sorgen machen. Solche Ausrutscher passieren auch noch Schülern auf Rosenkreuz."

Jetzt wurde ihm ein echtes Lächeln geschenkt und Nagis Schritt war um einiges forscher, als sie ihren Weg fortsetzten.
 

~TBC~
 

Brad muss sich nicht mehr lange Sorgen um Herrn Hoffmann und Herrn Walter machen, im nächsten Teil kehren sie wieder zurück ^^

cya, cu ^-^

"Ich wäre dir jedenfalls nicht mittendrin weggelaufen, wenn es das ist, worauf du anspielst"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 236/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Herr Walter und Herr Hoffmann kehren zurück ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Stimmt, Nagi und André werden es sich nicht nehmen lassen, sich einen Namen zu machen ^^ Wobei Nagi allein garantiert zurückhaltender wäre *grins* Und du musst nicht mal lange bis zum nächsten Erscheinen der beiden war, nächstes Mal sind sie wieder dabei *nod*
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 236 "Ich wäre dir jedenfalls nicht mittendrin weggelaufen, wenn es das ist, worauf du anspielst"
 

Michael hatte die Augen geschlossen, lag lang ausgestreckt auf der mitgebrachten Decke. Brad hingegen hatte sich im Schneidersitz neben ihm niedergelassen und beobachtete versunken, wie die Sonnenstrahlen über das Gesicht des Älteren spielten, wenn sie durch die vom Wind bewegten Blätter hindurchfielen. In den hellen Flecken konnte man feine Härchen erkennen und Michaels Wimpern warfen Schatten, wenn der Lichteinfall richtig war.

Irgendwann hielt er es nicht mehr aus, begann mit dem Finger die wechelnden Schattenlinien nachzuzeichnen.

Was genug war, um den Älteren lächeln zu lassen. "Was soll das werden, hm?"

Seine eigenen Mundwinkel kurvten ebenfalls nach oben. "Ich bewundere nur deine ausdrucksvollen Gesichtszüge", gab er dann zurück.

Nun öffneten sich Michaels Augen einen Spaltbreit und Eisblau blitzte ihn amüsiert an. "Du bist manchmal so ein Spinner…" Damit wurde eine Hand ausgestreckt, legte sich in seinen Nacken, um ihn zu Michael herunterzuziehen.

Der Kuss fiel sanft aber ausdauernd aus und am Ende lag er auf dem Älteren, ein Arm warm und sichernd um seine Taille geschlungen.

Er langte nach den sandblonden Haaren und strich zufrieden durch die weichen Strähnen, bekam daher im ersten Moment gar nicht mit, dass Michael leise etwas gesagt hatte.

"Hey", wurde an seinem Hemd gezupft. "Ich habe dich gefragt, ob du die Sonne nicht auch ein bisschen ausnutzen möchtest, wir haben es immerhin fast Herbst und die Gelegenheit wird sich nicht mehr häufig ergeben."

Michael war angenehm warm, wo die Sonne ihn aufgeheizt hatte und unwillkürlich schmiegte er sich noch etwas enger an ihn. "Du reichst mir vollkommen aus", murmelte er gegen die nackte Haut.

Ein Lachen rumpelte daraufhin durch den Körper unter ihm, bevor der Ältere wortlos begann, Brads Hemd aus der Hose zu lösen, um es langsam nach oben zu streifen.

"Lass das", beschwerte er sich. "Wir müssen sowieso langsam zusammenpacken."

"Müssen wir das…" Irgendwie klang Michael ausgesprochen unbeeindruckt. "Und was, wenn ich noch nicht zusammenpacken will?" Eine Hand schob sich jetzt zwischen Stoff und nackte Haut, wanderte seine Wirbelsäule entlang nach oben.

Bevor er es verhindern konnte, bog er sich mit einem Seufzen unter der Berührung, erntete ein weiteres Lachen dafür. Im nächsten Moment kam Bewegung in Michael und gleich darauf fand er sich auf dem Rücken liegend wieder, starrte nach oben in die eisblauen Augen.

Die Sonne wirkte jetzt wie ein Heiligenschein, ließ die sandblonden Haare aufleuchten, doch der Blick des Älteren zeigte keine so unschuldigen Absichten.

Unwillkürlich sanken seine Lider auf Halbmast und er vergaß alles andere, als sich mentale Hitze um ihn wickelte. Vielleicht hatten sie wirklich noch ein bisschen Zeit… Er lächelte, ohne es zu merken, streckte dann beide Arme nach Michael aus.
 

"Du weißt, dass ein Schüler hätte vorbeikommen können", stellte er fest, als sie sich später anzogen. "Immerhin befinden wir uns hier noch auf dem Schulgelände."

Michael warf ihm ein unerwartetes Grinsen zu. "Es war aber unwahrscheinlich, schließlich ist der Unterricht noch nicht vorbei. Ganz davon abgesehen hätte dein Talent uns sicher rechtzeitig gewarnt."

Da er das in solchen Situationen schon mehr als einmal behauptet hatte, konnte er jetzt schlecht widersprechen, also gestand er Michael mit einem Neigen des Kopfes diesen Punkt zu. Dann trat er auf den Älteren zu, richtete dessen Krawatte, eine Geste, die Michael gleich darauf erwiderte.

"Jetzt aber schnell", meinte Brad anschließend. "Der Wagen müsste jeden Moment eintreffen."

Michael schüttelte den Kopf. "Ich hätte wissen sollen, dass du das nicht aus den Augen verlierst. Was hättest du eigentlich gemacht, wenn sie früher angekommen wären?"

Er grinste. "Ich wäre dir jedenfalls nicht mittendrin weggelaufen, wenn es das ist, worauf du anspielst." Strafend zog er an einer sandblonden Strähne, legte dann fragend den Kopf zur Seite. "Warum eigentlich musst du mich immer damit aufziehen?"

Nun war es an dem Älteren zu grinsen. "Weil du regelrecht dazu einlädst." Für einen Moment sah es so aus, als würde Michael sich seine Worte neu zurechtlegen, aber dazu war das Zögern zu kurz, bevor der Andere weitersprach. "Du scheinst Herrn Walter schließlich immer noch gerne zu bemuttern, so wie damals schon."

Dafür hatte er nur ein unbeeindrucktes Schnauben übrig, schließlich hatte er sich häufig genug gegen diese Unterstellung verwehrt. Stattdessen zog er noch einmal an der Strähne, ließ sie anschließend zwischen seinen Fingern entlanggleiten, bis er den Kontakt ganz verlor, um dann seine Hand nach unten fallen zu lassen und Michaels Hand zu umfassen.

"Warte", murmelte Michael und griff nach der bereits zusammengerollten Decke, war dann bereit, ihm zu folgen.

Beim Schulgebäude angelangt kam ihnen ein Angestellter entgegen und nahm Michael die Decke ab, woraufhin er ihm einen fragenden Blick zuwarf, der auch ohne Worte richtig interpretiert wurde.

"Ja, ich weiß, dass er auch hätte aufräumen können. Aber ich habe mir nun wirklich keinen Bruch dabei gehoben, die Decke bis hierher mitzunehmen." Amüsement blitzte in den eisblauen Augen auf, als Michael das sagte.

"Du bist wirklich zu freundlich…", konnte er nicht lassen anzumerken.

"Hm, soll das jetzt eine Beschwerde sein?" Ein Lächeln begann sich zu entwickeln. "Warum eigentlich? Schließlich wird wegen solcher kleinen Gesten niemand anfangen, mich mit anderen Augen zu sehen. Ganz davon abgesehen halten die Leute sowieso Abstand zu einem Triumviratsmitglied."

Brad runzelte flüchtig die Stirn, sagte aber nichts dazu. Wenn er nämlich genauer darüber nachdachte, rührte seine Reaktion wahrscheinlich wirklich von daher.

Dieses Stück Selbsterkenntnis entging Michael natürlich nicht, dessen Hand sich hob, um durch schwarze Strähnen zu streichen. "Nicht vergessen, dieses Mal war keiner von uns beiden Draußen. Es gibt also gar keinen Grund, anzufangen zu klammern."

"Außer dem Üblichen…", murmelte er, aber das war kein Widerspruch.

Michael schenkte ihm ein warmes Lächeln, dann wurden sie beide davon abgelenkt, dass ein Wagen vorgefahren kam.
 

*****
 

Im ersten Moment hatte er es nicht verstanden, aber Brads so völlig zusammenhangloser Kommentar hatte es klar gemacht. Und im Geheimen musste er zugeben, dass er unter ähnlichen Reaktionen litt, ansonsten wäre er nicht auf die Idee gekommen, mit ihm zu schlafen, während tatsächlich jemand über sie hätte stolpern können. Wenigstens konnte er sich einreden, dass er einfach nur von Brad angesteckt worden war. Doch wenn er ehrlich war, konnte er das nicht einmal mit Sicherheit sagen.

Zumindestens aber konnte er Brad auf das Problem aufmerksam machen und vielleicht würde es reichen, um weitere Reaktionen dieser Art zu unterbinden. Schließlich hatten sie wirklich keinen Grund dafür, ganz wie er es gesagt hatte.

Brad schien ihm halbwegs zuzustimmen, dann aber richtete sich dessen Aufmerksamkeit auf den Wagen, in dem sie beide Herrn Hoffmann und Herrn Walter wussten. Der Junge wippte unbewusst auf den Fußballen, stoppte erst, als die beiden ausgestiegen waren und er sich mit eigenen Augen davon überzeugen konnte, dass sie es offensichtlich heil zurückgeschafft hatten. Im nächsten Moment hatte sich Brad auch schon in Bewegung gesetzt und begrüßte die Heimkehrer, wobei Herrn Walter eindeutig mehr Aufmerksamkeit zuteil wurde.

Michael tauschte unbemerkt einen belustigten Blick mit Herrn Hoffmann aus, sie hatten beide nichts anderes erwartet. Und da sollte Brad ihn noch einmal fragen, warum er ihn damit aufzog… Obwohl es schon überraschend gewesen war, dass der Junge überhaupt gefragt hatte. Bisher hatte der das nie für nötig befunden. Und das war auch der Grund, warum Michael einen kaum merklichen Moment darüber nachgedacht hatte, tatsächlich darauf zu antworten, statt auszuweichen. Aber dann hatte er es doch nicht über sich gebracht. Schließlich war es nicht nur amüsant, Brads Verhalten zu beobachten, sondern es stellte auch ein Stück Normalität dar. Und das wollte er nicht ohne Not zerstören.

Michael trat jetzt auch auf die beiden Männer zu, um sie zu begrüßen, wandte sich Herrn Hoffmann zu, da Herr Walter unverändert von Brad mit Beschlag belegt wurde. "Ich hoffe, die Reise hat Sie nicht zu sehr erschöpft."

Der Ältere machte eine wegwerfende Handbewegung. "Wir sind ja fortbewegt worden, statt uns selbst fortbewegen zu müssen. Nicht mal das letzte Stück musste einer von uns fahren. Vielen Dank für die Limousine, Herr Schneider. Stefanie und ihre Schwester waren beeindruckt." Eine Verbeugung wurde angedeutet.

"Wie Sie sich sicher denken können, war das Brads Idee", erwiderte er belustigt. "Von daher sollte Ihr Dank ihm gelten."

"Nun, dann werde ich das nachholen. Wenn ich die Chance dazu erhalte." Nicht minder belustigt, wenn auch aus einem anderen Grund.

Ihrer beider Blicke folgten Brad und Herrn Walter, letzterer war von dem Jungen am Handgelenk gepackt worden und wurde jetzt in Richtung Eingang gezogen.

"Das werden Sie", ergriff er wieder das Wort und erhielt so die Aufmerksamkeit des anderen Mannes zurück. "Jedenfalls wenn es nach Brads Wünschen geht."

Eine Augenbraue wurde nach oben gezogen. "Ist etwas Dringendes hochgekommen und ich muss heute noch arbeiten?" Gerade die Neutralität des Tonfalls verriet, dass Herr Hoffmann von dieser Aussicht nicht besonders begeistert war.

Michael lachte auf. "Keine Sorge, Herr Hoffmann. Keine Arbeit – jedenfalls hoffe ich, dass Sie es nicht als welche ansehen. Brad möchte Sie beide lediglich für heute Abend zum Essen einladen, damit Sie anschließend von Ihrer Reise berichten können. Ich habe ihm bereits gesagt, dass er Sie nicht ausgerechnet nach Ihrer Ankunft mit so einer Idee überfallen soll, aber das hat ihn nicht besonders beeindruckt."

Das Seufzen, das dem Älteren daraufhin entkam, war nur zum Teil gespielt. "Wir lassen ihm einfach zu häufig seinen Willen, er ist zu sehr daran gewöhnt…"

Was er nur mit einem Schulterzucken hinnehmen konnte, ein Widerspruch an dieser Stelle wäre völlig unangebracht gewesen. "Auf der anderen Seite will ich ihm aber auch nichts abschlagen. Und damit stehe ich wohl nicht alleine dar."

"Auch wieder wahr…" Herrn Hoffmanns Mundwinkel zuckten in ein Lächeln. "In dem Fall sollte ich wohl Reik retten gehen, damit er sich vor heute Abend noch etwas erholen kann. Ein Glück nur, dass wir die Kamera mitgenommen haben. Die beiden wollten nämlich so schnell wie möglich die Fotos entwickeln lassen."

"Aber Sie wussten, dass Brad sicher nicht so lange würde warten wollen, hm?"

"Nun, ich habe es zumindest vermutet. Wenn ich auch nicht geahnt hatte, dass Brad es so eilig haben würde." Dieses Mal war es an Herrn Hoffmann, mit den Schultern zu zucken, dann war das Lächeln zurück. "Also dann mache ich mich mal besser auf den Weg. Und wenn Brad nicht in Kürze zu Ihnen zurückkehrt, müssen Sie uns beide retten kommen."

"Das werde ich", versprach er.
 

Er musste keine Rettungsaktion starten, Brad kehrte freiwillig zu ihm zurück und brachte schon einmal die Kamera mit. Allerdings wurde sie zunächst einmal beiseite gelegt, anscheinend wollte sich der Junge nicht die Überraschung verderben. Oder er war viel mehr an der Anwesenheit der beiden – oder auch von Herrn Walter – interessiert als an den Bildern…

Der Gedanke ließ seine Mundwinkel noch oben rutschen, weswegen Brad ihm einen schiefen Blick zuwarf, bevor dieser sich neben ihm auf die Couch sinken ließ. Aber er wurde nicht darauf angesprochen. "Richard und Herr Hoffmann ziehen sich um, aber dann kommen sie her."

"Hm, ich bin erleichtert, dass du ihnen wenigstens diese Gelegenheit noch eingeräumt hast. Ich hatte schon befürchtet, du würdest Herrn Walter nicht mehr aus den Augen lassen wollen."

"Sehr witzig… nachdem er sicher zurück ist, ist das ja wohl kaum nötig…" Brad verschränkte die Arme vor der Brust, sprang gleich darauf aber auf, da es an der Tür klopfte. "Das wird unser Essen sein."

Mit einem belustigten Kopfschütteln sah er ihm nach und kurz darauf kam tatsächlich die Küchenfrau herein, die schon immer gerne für Brads leibliches Wohl gesorgt hatte. Sie nickte ihm mit einem höflichen Lächeln zu, begann dann den Tisch zu decken.

Ihre Gäste trafen kurz darauf ein, so dass nichts kalt werden konnte, auch wenn es Brad geradezu darauf anzulegen schien, mit den ganzen Fragen, die er stellte. Er schien jedes Detail wissen zu wollen und letztendlich wurde er auf später vertröstet, wenn sie die Fotos ansehen würden.

"Sag mal, Brad", meinte Herr Hoffmann schließlich, als die Wissbegier des Jungen sich auch später nicht legte. "Ist dir etwa ohne uns so langweilig geworden, dass du jetzt versuchst, die Zeit im Nachhinein zu füllen?"

Während die Miene des Älteren bei dieser Frage überaus ernst blieb, konnte Michael das Grinsen sehen, das über Herrn Walters Gesicht huschte.

Brad zog nur eine Augenbraue hoch. "Sie machen sich über mich lustig, nicht wahr?" Als er das fragte, lehnte er sich zur Seite, als wollte er aus Empörung zurückweichen, stattdessen rutschte er dadurch ganz einfach näher an Herrn Walter heran. Was bewusst oder unterbewusst das Ziel dieser Aktion gewesen war. Ohne das zu zeigen, sprach Brad weiter. "Sie sollten wissen, dass es immer genug zu tun gibt. Wir waren sogar zusammen drüben im Heim."

Herr Hoffmann lächelte jetzt. "Aha. Und, gibt es gute Nachrichten für die beiden Jungs?"

Braune Augen huschten kurz zu ihm hinüber, aber es stand keine Frage in ihnen. Schließlich hatten sie schon längst darüber gesprochen. Weswegen sich Brad gleich wieder Herrn Hoffmann zuwandte. "Es ist natürlich zu früh, um eine endgültige Entscheidung zu treffen. Aber derzeit steht einem Wechsel am Ende dieses Schuljahrs nichts entgegen."

Das Lächeln vertiefte sich. "Nun, André wird zweifellos begeistert sein. Er wird sicher jede Gelegenheit nutzen, Herrn Schneider vor die Füße zu laufen."

"Und beim Rest der Schule Entsetzen damit auslösen." Das kam von Herrn Walter und ließ Herrn Hoffmann auflachen.

Brad lehnte sich jetzt ganz gegen Herrn Walter, ohne eine Entschuldigung dafür zu suchen, lächelte ein sehr freundliches Lächeln. "Wieso denn? Sie haben doch auch eingesehen, dass Michael gar nicht so übel ist. Vielleicht schaffen es die anderen auch noch…"

Der andere Mann behielt dieses Mal das letzte Wort. "Ich bin mir nur nicht so sicher, dass du das wirklich erstrebenswert finden würdest."

In eisblauen Augen blitzte unwillkürlich Amüsement auf, als Herr Walter damit den Nagel auf den Kopf traf.
 

~TBC~
 

So, beim nächsten Mal geht es nach einem kleinen Zeitsprung weiter – André und Nagi kommen nach Rosenkreuz ^^

cya, cu ^-^

"Nun, es sollte nicht nur mir schwerfallen, an Herrn Schneider heranzureichen"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 237/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: André und Nagi kommen nach Rosenkreuz ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: *lach* André wünscht es sich auf jeden Fall, aber auch wenn der Junge künftig ab und zu mit Michael trainieren wird, wird er ihn am ersten Tag kaum treffen. Man kann schließlich nicht ein Triumviratsmitglied auf die Neuen aus dem Heim loslassen, das würde die viel zu sehr verschrecken – André und Nagi natürlich ausgenommen ^.~ Wenn du dich zurückerinnerst, ist noch nie ein Triumviratsmitglied bei diesem "Schulfest" aufgetaucht ^^
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 237 "Nun, es sollte nicht nur mir schwerfallen, an Herrn Schneider heranzureichen"
 

"Die anderen sind wirklich dankbar, dass du dich freiwillig gemeldet hast. Auf diese Weise müssen sie nicht ganz so früh raus." Herrn Schumanns begrüßende Worte wurden von einem Lächeln begleitet.

Brad zuckte mit den Schultern. "Die Fahrt bis zum Heim ist ja nun wirklich nicht lang. Und ich wollte Nagi und André sowieso persönlich abholen."

Das brachte ihm ein Auflachen ein. "Na das fängt ja gut an, gleich am Anfang eine Sonderbehandlung." Der Ältere stieg ein und Brad tat es ihm nach.

"Nun, das weiß ja niemand, nicht wahr?" Seine Mundwinkel kurvten nach oben.

"Von den Schülern zumindest", schränkte Herr Schumann ein. "Bei den Instruktoren wäre ich mir da nicht so sicher. Immerhin hatten sie auch schnell gemerkt, dass Schuldig und Farfarello deine besondere Aufmerksamkeit haben." Der Wagen wurde angelassen und dann befanden sie sich auch schon auf dem Weg zum Heim.

"Hm, aber in diesem Fall geht das Interesse des Triumvirats wohl vor, hm? Deswegen sind doch auch Sie dabei…"

"Erwischt." Herr Schumann lachte wieder. "Eigentlich wäre dieses Jahr jemand anderer dran, aber da ich André in Zukunft häufiger sehen werde, möchte ich die Gelegenheit nutzen, mir jetzt schon ein Bild von ihm zu machen. Ich bin ja gespannt, wie er sich so macht." Blaue Augen huschen kurz zu ihm herüber, bevor sich der Ältere wieder auf die Straße konzentrierte. "Eines ist jedenfalls gewiss, da er dein Interesse bereits auf sich gezogen hat, wird es sicher nicht langweilig mit ihm. Ebenso wenig wie mit Schuldig…"

Brad stieß ein leises Schnauben aus, konnte dieser Einschätzung aber nicht widersprechen und Herr Schumann grinste daraufhin.

"Ich habe ihn vorhin übrigens gesehen, Schuldig meine ich. Er hat dir hinterher spioniert. Anscheinend ist er nicht besonders glücklich darüber, dass er sich noch ein paar Tage gedulden muss, ehe er endlich Rosenkreuz verlassen darf."

Beinahe hätte er ebenfalls gegrinst. "Er wird es schon überstehen. Nur schade für ihn, dass er heute nicht an der Begrüßung der Neuen teilnehmen darf, da er nicht mehr zu den Schülern gehört."

Herrn Schumanns Miene wurde jetzt ernster. "Ich hoffe, er nimmt sich nicht zu viele Freiheiten heraus, nur weil jetzt einige Regeln nicht mehr für ihn gelten."

Dafür hatte er nur eine wegwerfende Handbewegung übrig. "Farfarello hat ein Auge auf ihn und Schuldig weiß, dass ich ihn einfach in eine Zelle stecken lasse, wenn er sich nicht zu benehmen weiß."

Er konnte sehen, wie Herr Schumann eine Augenbraue hochzog. "Die Aussicht auf Strafe hat Schuldig bisher selten von Dummheiten abgehalten."

"Haben Sie etwa etwas von ihm aufgefangen?", fragte er, ein wenig misstrauisch werdend.

"Nein, das hätte ich dir gesagt. Ich kenne ihn ganz einfach. Und es würde mich nicht wundern, wenn er dir eins auswischen will, weil er dir die zusätzliche Wartezeit zu verdanken hat."

"Ich werde vorsichtig sein", versprach er amüsiert. "Nicht, dass er noch so große Dummheiten macht, dass sie ihn zur Strafe ein zusätzliches Jahr hierbehalten." Auch wenn er das im Scherz sagte, so meinte er es überaus ernst. Denn obwohl sein Talent die Vision nie weiter ausgebaut hatte, so wusste er, dass er Schuldig in Japan brauchte. Und sein Gefühl sagte ihm, dass der Zeitpunkt dabei nicht unwesentlich war.

Herr Schumann lächelte. "Nun, es würde ihm nicht schaden, zum Abschied noch einmal die Gerte zu spüren zu bekommen. Auf diese Weise wird Anders vielleicht weniger Probleme mit ihm haben. Ich bin mir übrigens nicht sicher, ob er dir für die neue Zusammensetzung seines Teams dankbar sein wird."

Dieses Mal grinste er wirklich. "Aber er hat mir mal selbst gesagt, dass er gerne einen Telepathen im Team haben möchte. Und er kann gleich seine Fähigkeit beweisen, auch mit etwas schwierigeren Mitarbeitern umgehen zu können."

Der andere Mann schwieg einen Moment dazu, parkte in dieser Zeit vor dem Heim, das sie inzwischen erreicht hatten. Dann richtete sich dessen Blick auf Brad. "Du hast vor, ihn weiter befördern zu lassen, hm?"

Natürlich würde Herrn Schumann das auffallen. Immerhin kannte der Ältere ihr Vorgehen, wenn es um Leute mit besonderem Potenzial ging. Brad neigte den Kopf leicht zur Seite, nicht ganz ein Nicken. "Sie wissen, dass ich es nicht einfach bestätigen kann, selbst wenn ich solche Pläne hätte. Aber ich kann Ihnen sagen, dass wir natürlich unverändert auf der Suche nach einem dritten Leiter für das Büro sind."

"Ha…" Nur ein belustigtes Ausatmen, als der Ältere seine Frage auf diese Weise beantwortet fand.

Sie stiegen beide aus und ihr Blick fiel fast sofort auf die wartende Gruppe. Eine bunte Mischung aus Wechslern und Kindern, die weiter im Heim bleiben würden und sich noch verabschieden wollten. Und so schnell wie er den Jungen erspähte, wurde André seinerseits auf ihn aufmerksam.

Rasch befreite sich der Telepath aus der Gruppe und kam auf ihn zugeeilt. Etwas, das ihm außer Nagi niemand nachtat, dazu hatten sie zu viel Respekt vor den schwarzen Uniformen. "Hallo Herr Crawford!", wurde er mit einem Grinsen begrüßt, bevor die strahlenden Augen unwillkürlich den kleinen Bus nach einer weiteren Person absuchten.

Ein Lächeln kurvte seine Lippen. "Nein, Herr Schneider ist natürlich nicht mitgekommen. Aber dafür Herr Schumann. Vielleicht erinnerst du dich noch an ihn, er war wegen Maria öfter mal hier. Du wirst künftig häufiger mit ihm trainieren."

Herr Schumann nickte dem kleinen Telepathen begrüßend zu, der seine Enttäuschung schnell überwand und jetzt auch dem anderen Instruktor ein Grinsen schenkte. "Guten Tag, Herr Schumann." André zwinkerte. "Wussten Sie schon, dass Sie ein bisschen glühen? Aber es sind keine Flammen wie bei Herrn Schneider."

Der ältere Mann schmunzelte. "Nun, es sollte nicht nur mir schwerfallen, an Herrn Schneider heranzureichen."

Die Aussage wurde mit einem arglosen Nicken aufgenommen, wozu Nagi, der den Austausch mitbekommen hatte, die Augen verdrehte.

Herr Schumann unterdrückte ein Auflachen, erwiderte dann die ernsthafte Begrüßung des Japaners, der sich gleich darauf erbot, die restlichen Wechsler einzusammeln. Eine Aufgabe, der sich auch André anschloss, so dass sie gleich darauf für einen Moment wieder unter sich waren.

"Die beiden sind sehr selbstbewusst, hm? Ich habe es noch nie erlebt, dass einer der Wechsler auf mich zukommt. Die warten sonst immer lieber in der Sicherheit der Gruppe."

"Stimmt, André kennt wirklich keinerlei Scheu. Ist schließlich auch kein Wunder, wenn er sogar schon ein Triumviratsmitglied kennengelernt hat. Ich frage mich immer noch, ob ihm Michaels Position wirklich bewusst ist. Und Nagi… versucht André etwas zu bändigen, was ihn manchmal in Situationen führt, die er sonst lieber gemieden hätte."

Dieses Mal lachte Herr Schumann offen und erschreckte damit gleich die Kinder, die von Nagi und André angespornt inzwischen nähergekommen waren. Der Instruktor nahm es mit einem Kopfschütteln auf, wies die Kinder dann mit einem Winken der rechten Hand an, im Bus Platz zu nehmen.

Brad übernahm es, sie zu Wohlverhalten zu ermahnen, etwas, dass sie sich wie die Gruppe damals zu Herzen nahmen. Und die Vorhersage seines Talents, das keine Schwierigkeiten voraussah, bestätigte sich, als sie ohne jeden Zwischenfall die Schule erreichten.

Die Kinder sahen sich mit großen Augen um, versuchten aber ihre Reaktionen schnell unter Kontrolle zu bringen, als sie die Schüler erspähten, die ihre Ankunft beobachteten.

Brad sah es mit einem amüsierten Lächeln, wandte sich ihnen zu. "Vergesst nicht, was man euch beigebracht hat, dann habt ihr eine Chance. Und wenn ihr auf einen Instruktor stoßt, nutzt die Gelegenheit, euch auszuruhen. Den Schülern ist es untersagt, euch dort einzufangen. Ich wünsche euch viel Erfolg."

Er erhielt überwiegend ein eifriges Nicken, auch wenn einige noch etwas eingeschüchtert wirkten. Und dann machten sie sich auch schon auf Weg, verbreiteten sich wie die Splitter einer Explosion. Nur André und Nagi machten keine Anstalten, sich zu trennen, sondern suchten sich gemeinsam einen Weg.

Interessiert sah er den beiden hinterher und Herr Schumann folgte seinem Blick. "Gar nicht so dumm, diese Idee. Zu zweit können sie sich bestimmt besser wehren", meinte der Ältere nach einem Moment.

"Hm, ja." Sein Lächeln wurde ausgesprägter. "Und sie ergänzen sich auch noch so gut. Andrés Talent kann sie rechtzeitig warnen, wenn sie drohen, in eine Falle zu laufen. Und Nagi kann ihnen Verfolger vom Hals halten. Es ist schließlich gar nicht so einfach, sich gegen einen guten Telekineten zu wehren."

Herr Schumann lachte auf. "Nun, vielleicht schaffen sie es ja, sich in die Gruppe der wenigen Glücklichen einzureihen, die das Willkommensfest völlig unbeschadet überstehen."

"Wenn sie es schaffen, sei es ihnen gegönnt. Aber ich sollte mich langsam auf den Weg machen, damit ich nicht zu spät bei meiner Station ankomme."

"Natürlich Brad, ich werde dich nicht weiter aufhalten."

Sie verabschiedeten sich, aber trotz seiner Worte beeilte er sich nicht besonders. Wie immer war ihm ein abgelegenes Fleckchen zugeteilt worden und es würde etwas dauern, bis sich jemand bis dorthin vorkämpfte. Was ihm gerade noch genug Zeit ließ, um sich ein Buch zu holen.

Die Zufriedenheit, die mit diesem Gedanken einherging, verflüchtigte sich, als er einer Gestalt gewahr wurde, die im Schulgebäude herumlungerte, statt sich draußen an der Begrüßung der Wechsler zu beteiligen. Doch er verstand, sobald er die orangefarbenen Haare erkannte und ein kühles Lächeln begann seine Lippen zu kurven. "Schuldig, ich hoffe, du langweilst dich nicht."

Grüne Augen verengten sich. "Ich habe sowieso keinen Bock, den Kiddies hinterher zu rennen. Sie würden ja bloß wieder einen Weg finden, um ihnen zu helfen."

Brad zog eine Augenbraue hoch. "Du solltest wissen, dass wir Instruktoren nicht aktiv eingreifen. Und wir machen uns auch keinen Spaß daraus, gegen die Regeln zu verstoßen."

Schuldig verzog das Gesicht, als wollte er widersprechen, doch dazu wusste er zu genau, dass Brad nicht log. Also wurde seine Aussage ignoriert und stattdessen eine mürrische Frage gestellt. "Verraten Sie mir, wann wir fliegen werden?"

"Nicht bevor die Neuen von Draußen da sind." Er würde es sich nicht nehmen lassen, seine neue Klasse einzuweisen. Sie sollten sich von Anfang an keine Dummheiten angewöhnen.

"Also mindestens eine Woche…", kam es unwirsch von dem Telepathen, woraufhin sich Brads Lächeln vertiefte.

"Dir wird die Zeit schon nicht zu lang werden. Schließlich wurde dir ein Trainingsprogramm ausgehändigt." Sein Lächeln verschwand, bevor er die nächsten Worte sagte. "Und ich erwarte von dir, dass du es nicht nur einhältst, sondern auch jedem Ärger aus dem Weg gehst. Herr Schumann hat mich vorgewarnt und wenn ich dich dabei erwische, irgendwelchen Unfug zu treiben, wird dir dein neuer Team-Leader das Leben zur Hölle machen." Das war keine Drohung, sondern ein Versprechen, wie sein Tonfall mehr als deutlich machte. Denn Schuldig gehörte offiziell seit seiner Graduierung zum japanischen Büro und fiel damit in seine Verantwortlichkeit. Es wäre ja noch schöner, wenn der Jüngere negativ auffiel, bevor der es überhaupt bis nach Japan geschafft hatte.

Schuldig schluckte unwillkürlich, auch wenn gleichzeitig Trotz in den grünen Augen aufblitzte. Aber Brads Talent konnte regelrecht den Moment spüren, als eine Entscheidung gefällt wurde. Und die lautete, dass Schuldig sich ruhig verhalten würde. Schon aus dem simplen Grund heraus, dass er seinen Weggang aus Rosenkreuz nicht gefährden wollte. Die Schultern sackten nach unten, als Anspannung aus dem Jüngeren wich und dann näherte sich sowieso eine Ablenkung in Form von Farfarello.

Der Ire musterte flüchtig Schuldigs Gestalt, begrüßte anschließend Brad. "Vielen Dank, Herr Crawford. Wie ich sehe, haben Sie Schuldig für mich gefunden."

Seine Mundwinkel zuckten nach oben. "Mir war zwar nicht bewusst, dass du ihn verloren hattest, aber ich freue mich, behilflich gewesen zu sein."

Farfarello grinste flüchtig, deutete eine Verbeugung an. "Er hatte mir einen Trainingskampf versprochen, sich dann aber verdrückt." Der Kopf wurde leicht zur Seite geneigt. "Ich habe das dumme Gefühl, er wollte die Neuen ärgern. Aber das scheint er sich inzwischen anders überlegt zu haben…" Gedehnt.

Diesmal war es Farfarello, der aus grünen Augen angefunkelt wurde, doch der machte sich genauso wenig wie Brad daraus, umfasste das Handgelenk seines Freundes. "Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Tag."

"Hm, ich euch auch", erwiderte er den Abschiedsgruß, setzte anschließend seinen Weg fort.

Ihr Quartier war natürlich leer, auch wenn er aus irgendeinem Grund gehofft hatte, Michael zu begegnen. Doch er verwarf die flüchtige Überlegung, einfach einen Umweg über dessen Büro zu nehmen, schließlich gab es dafür keinen Anlass. Stattdessen machte er sich unmittelbar auf den Weg zu seinem Posten.

Draußen war das Fangenspielen bereits im vollen Gange, aber es schien alles innerhalb der gesteckten Regeln abzulaufen. Ab und zu klang ein Lachen zu ihm herüber und kaltes Wasser schien immer noch ein beliebtes Hilfsmittel zu sein, wie er beobachten konnte. Kurz schweiften seine Gedanken zu Alexander und damit auch zu Stephan ab, doch er bekam sie schnell wieder unter Kontrolle. Trotzdem war er nicht undankbar darüber, einem anderen Instruktor über den Weg zu laufen und sich damit endgültig abzulenken.

"Herr Crawford, sollten Sie nicht ganz woanders sein?"

Er erwiderte Herrn Ruderts Lächeln, winkte mit dem Buch in der Hand in die Richtung, wo die Bäume dichter wurden. "Ja, dort irgendwo. Aber ich weiß, dass ich nicht zu spät eintreffen werde."

"Na Ihnen muss man das wohl glauben." Sein Buch wurde gemustert. "Aber Sie werden das Beste verpassen. Nicht nur, dass Sie so einen abgelegenen Platz erwischt haben, Sie scheinen sich sowieso anderweitig beschäftigen zu wollen."

Brad zuckte mit den Schultern. "Es ist doch sowieso jedes Jahr dasselbe."

Herr Rudert schüttelte lachend den Kopf. "Da wäre ich mir nicht so sicher." Es folgte eine deutende Handbewegung zu zwei Kindern, in denen er Nagi und André erkannte. Die beiden waren sehr erfolgreich dabei, ihren Häschern zu entgehen. "Ich glaube, so etwas wie dieses Zwiegestirn hatten wir bisher noch nicht."

In diesem Moment wussten sie beide noch nicht, dass dieser Spitzname hängenbleiben würde.
 

~TBC~
 

Das nächste Mal bekommt Schuldig seinen Wunsch erfüllt und kann endlich Rosenkreuz endgültig verlassen ^^

cya, cu ^-^

"Herr Crawford hat gesagt, dass er nicht mit uns zusammen fahren will"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 238/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Schuldig kann Rosenkreuz endlich hinter sich lassen ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…

 

@Jemma: Ja, auch wenn es nicht ausdrücklich erwähnt wird, haben die beiden es tatsächlich geschafft, ihren Häschern zu entwischen. ˆˆ Es geschieht nicht häufig, dass Talente so gut wie Nagi und André zusammenarbeiten, daher hatten sie einen klaren Vorteil.

Oh, und Schuldig reißt sich zwar nicht gerne zusammen, aber er tut es, wenn es um etwas geht, das ihm wichtig genug ist *grins* Was aber nicht heißt, dass er nicht versuchen würde, seinen Unmut an anderen auszulassen ˆ.~

 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 238 "Herr Crawford hat gesagt, dass er nicht mit uns zusammen fahren will"
 

"Irgendwie sieht Schuldig immer noch nicht begeistert aus, obwohl sich endlich sein größter Wunsch erfüllt und er Rosenkreuz verlassen kann." Die Beobachtung wurde von einem amüsierten Lächeln begleitet.

Brad folgte dem Blick eisblauer Augen, dorthin, wo der junge Telepath und Farfarello bereits in den Wagen eingestiegen waren. "Nun, er entkommt zwar der Schule, aber noch nicht meiner Anwesenheit, nicht wahr?" Nicht minder belustigt. Aber dann konzentrierte er sich auf den Älteren, zog an dessen Krawatte, so dass sich Michaels Aufmerksamkeit ganz auf ihn richtete. "Kannst du nicht doch mitkommen? Du kannst aufpassen, dass Schuldig keine Dummheiten macht." Er wusste selbst, dass er gerade kindisch klang, doch das war ihm egal.

Eine Hand wurde gehoben, strich durch schwarze Strähnen, dann glitt Michaels Daumen über seine Unterlippe, bevor die Hand wieder gesenkt wurde. Der Ältere hatte sich unwillkürlich vorgelehnt, so dass dessen Worte kaum mehr als ein Flüstern waren, als er schließlich antwortete. "Du willst dich doch gar nicht mit den Bodyguards herumschlagen, die in diesem Fall erforderlich wären, nicht wahr? Außerdem würde der Rest des Triumvirats so kurzfristig niemals zustimmen." Michael stockte. "Es sei denn natürlich, es wäre ein Notfall. Und wage es ja nicht, dich wieder in irgendeinen dummen Unfall verwickeln zu lassen." Es hätte ein Scherz sein können, aber dazu war die mentale Energie viel zu aufgeregt, die sich in diesem Moment um ihn wand.

Dieses Mal war er es, der eine Hand hob, und er legte sie mit einem etwas schwach ausfallenden Lächeln an Michaels Wange. "Ich habe so etwas ganz sicher nicht vor. Und damit du es weißt: für deine Gesellschaft würde ich auch die Bodyguards in Kauf nehmen." Nicht gerne, zugegeben, aber alles war besser, als mindestens eine Woche von dem Älteren getrennt zu sein. Dabei war das lächerlich. Er war nicht einmal mehr ein Teenager, aber statt dass das die Trennung leichter machen würde, schien es nur schlimmer zu werden.

Michael wandte den Kopf, um seine Handfläche zu küssen, bevor dieser leicht den Kopf schüttelte. Und ein Anflug von Belustigung war zurückgekehrt. "Das kommt dir nur so vor, weil es ein Jahr her ist und du dich nicht mehr genau erinnern kannst. Es wird nicht schlimmer – aber besser wird es auch nicht." Bei den letzten Worten verrutschte das Lächeln etwas.

Er atmete mit einem Seuzfen aus, letztendlich hatte Michael sicher Recht und es brachte nichts, nach einem Grund zu suchen, ihren Abschied weiter auszudehnen. Also kam er ihm entgegen, um ihn flüchtig zu küssen, mehr würde er jetzt nicht aushalten. "Ich werde mich beeilen. Wie immer." Trocken. Dann wollte er sich zum Gehen wenden, doch eine Hand schloss sich vorher um sein Handgelenk. Überrascht sah er Michael an und jetzt schien der Ältere es zu sein, der noch etwas Zeit gewinnen wollte.

"Vorhin meintest du, ich könnte auf Schuldig aufpassen. Denkst du, dass du Unterstützung benötigst?"

Brad stieß ein leises Schnauben aus. "Schuldig mag sich manchmal wie ein Idiot aufführen, aber er ist nicht wirklich einer. Was er dadurch bewiesen hat, dass er sich in den letzten Tagen völlig ruhig verhalten hat. Er wird ganz sicher nicht aus der Reihe tanzen, wenn er endlich aus der Schule wegkann." In braunen Augen blitzte Humor auf. "Wobei ich natürlich nicht ausschließen möchte, dass er versucht, mich ein bisschen zu ärgern. Aber wirklich nur ein bisschen."

"Hm…" Michael wollte das anscheinend auch nicht ausschließen, denn der Blick des Älteren kehrte zu Schuldig zurück und Brad wurde von einem verstärkten Strom mentaler Energie gestreift, als der Ältere eine deutliche Wahrnung an Schuldig sandte.

Er zog eine Augenbraue hoch, als er sich Michaels Aufmerksamkeit wieder gewiss war. "War das nicht etwas übertrieben?"

Der Ältere spiegelte seine Geste. "Bei Schuldig? Ganz bestimmt nicht." Dann lachte Michael auf und Brad musste unwillkürlich grinsen.In dieser Stimmung war es viel leichter, sich zu verabschieden, also nutzten sie diesen Moment aus und taten es es einfach, auch wenn sich die Finger nur mit einem gewissen Zögern von seinem Handgelenk lösten.

Ohne einen weiteren Blick zurück ging er zu dem zweiten der Wagen, die bereitstanden. Der, in dem sich nicht Schuldig und Farfarello befanden. Stattdessen sahen ihm Herr Hoffmann und Richard entgegen.

"Konntest du dich endlich von Herrn Schneider losreißen?", begrüßte Ersterer ihn.

"Ha, ha." Er schnallte sich an. "Der Witz wird auch nicht dadurch besser, dass er wiederholt wird." Mit einem schelen Blick in Richtung des älteren Mannes.

Richard lächelte über seine Reaktion. "Aber du musst zugeben, dass die Beschreibung sehr zutreffend war."

Er beschloss, nicht weiter darauf einzugehen, sondern zuckte nur mit den Schultern, woraufhin das Lächeln des Anderen sich vertiefte. Doch zumindest wechselte er bereitwillig das Thema.

"Wie ich sehe, hast du die beiden Jungs in einem separaten Wagen untergebracht. Wenn ich mich richtig erinnere, war das damals anders, als wir schon einmal einen der Abgänger mitgenommen hatten."

Zufrieden ging er darauf ein. "Das war ja auch Alex. Es reicht schon, wenn wir Schuldig nachher an der Backe haben. Der Junge kann recht nervtötend sein, wenn er es darauf anlegt." Er neigte den Kopf etwas zur Seite. "Ganz davon abgesehen wollte ich Ihnen die Gesellschaft nicht antun. Denn ich hätte auf jeden Fall den Beifahrersitz gewählt."

"Das ist ausgesprochen rücksichtsvoll von dir…" Herr Hoffmann mischte sich deutlich amüsiert in ihre Unterhaltung ein.

"Hm, ich weiß." Ein Grinsen blitzte auf, bevor er sich wieder Richard zuwandte. "Freuen Sie sich schon auf Ihren Urlaub?"

"Natürlich." Ohne jede Verstimmtheit. Und der Ältere hatte dieses Mal auch nicht viel Grund, an die alten Zeiten zu denken. "Es ist zwar etwas schade, dass Stefanie nicht gleich mit uns fliegen kann, aber den einen Tag werde ich auch auf sie warten können."

"Stimmt, du kannst dich nun wirklich nicht beschweren. Sabine kann schließlich gar nicht kommen."

Brad beugte sich etwas vor, drückte kurz Herrn Hoffmanns Unterarm. "Sie können Richard und Frau Lang ja trotzdem ab und zu begleiten. Ich werde Ihre Unterstützung nicht die ganze Zeit über benötigen."

Der Andere schüttelte belustigt den Kopf. "Du glaubst nicht, dass die beiden ihre Privatsphäre haben wollen?"

Er zwinkerte, etwas perplex. "Zweifellos wollen sie die haben. Aber Sie sind sein Freund. Also wird Richard einen Teil seines Urlaubs bestimmt auch mit Ihnen verbringen wollen."

Nun war es an Richard, den Kopf zu schütteln. "Ich glaube, du bist viel zu sehr daran gewöhnt, dass du nicht allein mit Herrn Schneider unterwegs sein kannst."

Das… war sehr gut möglich. "Dann werde ich eben etwas mit Herrn Hoffmann unternehmen, wenn Sie ihn nicht dabeihaben wollen", gab er nach.

Die beiden Männer tauschten ein Lächeln aus, bevor es Herr Hoffmann war, der ihm antwortete. "Vielen Dank, mein Lieber."

Irgendwie hatte er das Gefühl, dass sich die beiden über ihn amüsierten, doch er hatte keine Lust, sich weiter damit auseinanderzusetzen und reagierte daher nicht darauf. "Dann suchen Sie sich einfach etwas aus, schließlich haben wir letztes Jahr etwas gemacht, das mir gefallen hat."

Herrn Hoffmanns Lächeln wurde wärmer, als sich das Amüsement zurückzog. "Mir wird sicher etwas einfallen."
 

******
 

"Warum siehst du so beleidigt aus?" Farfarello musterte ihn aus einem Auge neugierig.

Schuldig zog sein Talent zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und seine Stirn legte sich in tiefere Falten. "Ich bin nicht beleidigt…"

Das glaube ich dir nicht, sagte der Gesichtsausdruck des Anderen deutlich, laut ausgesprochen wurde etwas anderes. "Du hast aus dem anderen Wagen etwas aufgefangen, nicht wahr?"

Als er nicht gleich reagierte, zupfte Farfarello nicht gerade sanft an einer orangefarbenen Strähne.

"Lass das", schlug er die Hand weg, antwortete dann lieber, bevor der Ire noch nachdrücklicher werden würde. "Herr Crawford hat gesagt, dass er nicht mit uns zusammen fahren will." Nicht, dass er das von dem Instruktor wusste, doch die beiden Talentlosen, die ihn begleiteten, waren etwas anderes.

Farfarello lachte. "Daraus kannst du ihm keinen Vorwurf machen. Schließlich bist du derjenige, der in Herrn Crawfords Gegenwart gerne Ärger macht."

Er biss sich unwillkürlich auf die Unterlippe, weil er am liebsten widersprochen hätte, es aber nicht wirklich konnte. Und dann wandte er einfach den Kopf ab, um aus dem Fenster zu sehen.

Der Andere versuchte nicht weiter, ihn in eine Unterhaltung zu verwickeln, sondern blickte ebenfalls nach draußen. Er konnte nichts Besonderes von Farfarello empfangen, da war nur das gewohnte graue Rauschen. Farfarello war schon immer sehr selbstgenügsam gewesen, wenn es nicht gerade um sein Training ging. In solchen Situationen lebte er richtig auf.

Ihm wurde etwas langweilig, auch wenn er es nicht wirklich zugeben wollte. Schließlich sollte er doch einfach nur froh sein, endlich von der Schule wegzukommen, nicht wahr? Aber diese Freude wurde immer noch zu sehr davon überschattet, dass er selbst jetzt noch nicht den Instruktor los war. Und irgendwie hatte er ein ungutes Gefühl bei der Tatsache, dass Herr Crawford es sich zur Aufgabe gemacht hatte, ihn persönlich in Japan abzuliefern. Auch wenn der Ältere für das Japanische Büro arbeitete, war das ganz sicher nicht das normale Vorgehen. Schließlich waren auch schon vor ihm Abgänger nach Japan gekommen und die waren ganz normal nach ihrem Abschluss abgereist.

Schuldig zwang seine Hände, die sich ohne sein bewusstes Zutun zu Fäusten geballt hatten, sich wieder zu entspannen. Und frustriert mit sich selbst stieß er mit dem Fuß gegen den Beifahrersitz vor sich.

Ohne sich zu ihm umzuwenden, griff Farfarello nach seinem Unterarm und dessen Finger schlossen sich fest genug darum, dass er den Griff fast bis auf seine Knochen zu spüren glaubte. Und statt ihn zu stören, erdete ihn die Geste. Er atmete tief durch, erinnerte sich dann an etwas, das ihm Herr Schumann mit auf den Weg gegeben hatte. Schuldig war davor gewarnt worden, dass er sich anfangs nicht überschätzen durfte, auch wenn er während seiner Übungseinsätze Draußen gewesen war. Und da er ganz sicher nicht vorhatte, nach einer Woche oder so wegen einer mentalen Überlastung beim Arzt zu landen, versank er in einer Meditationsübung.
 

Der Flughafen war… voll. Schuldig blinzelte gegen ein Leuchten an, das nur auf der mentalen Ebene existierte und wünschte, er wäre etwas erfolgreicher darin, sich abzuschirmen. Seine Übungseinsätze hatten keinen Flug erforderlich gemacht und er war etwas überrascht von dem geschäftigen Treiben. Unruhe erfüllte die Leute, selbst diejenigen, die einfach nur dasaßen und auf ihren Abflug warteten. Und viel schlimmer waren die, die durch die Gegend hasteten. Viel zu viele hatten Kinder im Schlepptau, die mit ihren erratischen Gedanken besonders nervtötend waren.

"Es ist Ferienzeit, da ist hier immer etwas mehr los." Er hatte gar nicht mitgekommen, dass einer der Talentlosen, Herr Hoffmann, neben ihn getreten war. Der ältere Mann lächelte verständnisvoll und Schuldig fragte sich unwillkürlich, warum Herr Hoffmann so freundlich zu ihm war.

Der Andere ließ sich von seinem misstrauischen Blick nicht weiter stören. "Du solltest hier nicht weiter wie angewurzelt herumstehen, die anderen sind schon fast außer Sicht."

Und tatsächlich, als er sich umschaute, konnte er gerade so noch Farfarellos markanten Haarschopf erkennen. Weswegen er sich nicht gegen den sanften Anschub wehrte, der ihn in die entsprechende Richtung lenkte.

Noch einmal passierte es ihm nicht, dass er von seiner Umgebung überwältig wurde, was ihm die Zeit ließ, sich mehr mit den einzelnen Personen zu beschäftigen, die sich um ihn herum befanden. Und er widerstand nicht der Versuchung, sie zu beeinflussen. Immerhin hatte er das bisher bei Talentlosen so gut wie nie probieren können und er war zufrieden mit dem Erfolg, den er hatte. Wenigstens konnte er so die Langeweile vertreiben, die sich eingestellt hatte, da sie in einer Lounge noch auf ihren Abflug warten mussten. Nicht, dass er nicht beeindruckt von der Ausstattung gewesen wäre, was er natürlich nicht nach außen hin zeigte. Bestimmt hatte er nur Herrn Crawfords Begleitung diesen Komfort zu verdanken. Aber aller Komfort sorgte nicht dafür, dass die Zeit schneller verging.

Nachdem sein erstes Opfer mit auffälliger Eile aufgestanden war, um schnellstens einen Spiegel zu finden und sich davon zu überzeugen, dass er nicht wirklich plötzlich an Haarausfall litt, konzentrierten sich grüne Augen auf ein junges Pärchen. Die Frau schmollte aus irgendeinem Grund, während ihr Begleiter nicht so recht wusste, was er dagegen tun sollte. Ein bisschen Rumstöbern verriet ihm, dass der Mann einer Flugbegleiterin zu viel Aufmerksamkeit gewidmet hatte – jedenfalls war seine Freundin dieser Ansicht – und jetzt wurde er mit Nichtachtung gestraft.

Schuldig unterdrückte ein verächtliches Schnauben, schließlich wollte er keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen, und begann zu überlegen, in welche Richtung er die Gedanken dieser beiden lenken konnte. Ein öffentlicher Streit könnte immerhin einen gewissen Unterhaltungswert besitzen und es wäre einfach, das gerade vorhandene Misstrauen zu verstärken.

Ein unfreundliches Lächeln zuckte um seine Mundwinkel, als er sich erneut zu konzentrieren begann, doch die sich aufbauende Konzentration wurde gestört, als jemand vor ihn trat. Die Unterbrechung des Sichtkontakts allein wäre kein Hindernis gewesen, doch Herrn Crawfords Präsenz war es sehr wohl. Unwillig blickte er auf und wurde von einer unbeeindruckten Miene empfangen.

"Lass diese Dummheiten. Du bist kein kleines Kind mehr, das es nötig hat, sich mit solchem Unfug die Zeit zu vertreiben." Mehr nicht, aber irgendwie hatte es der Instruktor geschafft, nicht nur genau zu erfassen, was er tat, sondern auch, warum er es tat.

Schuldig verzog das Gesicht, fügte sich aber.
 

~TBC~
 

Ich wünsche allerseits ein geruhsames Weihnachtsfest ˆˆ

cya, cu ˆ-ˆ

"Deine Bekanntschaft hat anscheinend dafür gesorgt, dass Schuldig kein besonders herzliches Verhältnis zu Precogs hat"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 239/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Schuldig lernt seinen neuen Teamleader kennen ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: *grins* Schuldig ist klug genug, im Flug keine Dummheiten anzustellen. Die anderen Fluggäste sind auch so schon schwer genug zu ertragen. ^.~ Aber das wirst du ja gleich selbst herauslesen können. Das ganze Kapitel ist nämlich aus Schuldigs Sicht geschrieben *Spaß dabei hatte*
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 239 "Deine Bekanntschaft hat anscheinend dafür gesorgt, dass Schuldig kein besonders herzliches Verhältnis zu Precogs hat"
 

Der lange Flug nach Japan ließ ihn erschöpft und gleichzeitig aufgedreht zurück. Er hatte kaum schlafen können, egal, wie oft er sich eingeredet hatte, dass es gar keinen Grund gab, aufgeregt zu sein. Und der Einfluss der Fluggäste, die immer mal wieder in Gedanken einen möglichen Absturz durchspielten, war ebenfalls wenig hilfreich gewesen.

Schuldig streckte sich und gähnte ungeniert, ignorierte den mahnenden Blick, den ihm ausgerechnet Herr Walter zuwarf. Herr Crawford, von dem er so etwas erwartet hatte, sah nicht einmal in seine Richtung. Er runzelte die Stirn, schließlich hatte ihm ein Talentloser gar nichts vorzuschreiben, wandte sich dann Farfarello zu, der ebenfalls etwas aufgedreht schien – allerdings nicht gegen Müdigkeit zu kämpfen hatte.

"Gleich haben wir es geschafft." Dann sind wir Herrn Crawford los. Letzteres sprach er lieber nicht aus, aber der Ire verstand ihn auch so und schüttelte mit einem Grinsen den Kopf.

"Ich habe das Gefühl, dass es etwas länger als geplant dauern wird…"

Er folgte der deutenden Kopfbewegung und als sein Blick dadurch zu Herrn Crawford zurückkehrte, sah er, dass dieser gerade irgendetwas mit Herrn Hoffmann diskutierte. Vorsichtig näherte er sich ihm, denn sein Talent würde ihm hier nicht weiterhelfen. Jedenfalls nicht bei dem Instruktor und da der seinerseits manchmal seine Gedanken zu lesen schien, wollte er es bei Herrn Hoffmann lieber auch nicht ausprobieren.

"Dann werden wir wohl warten müssen, bis sie an dem Stau vorbei sind. Es ist ja nicht so, als könnte ich irgendetwas daran ändern", meinte der Schwarzhaarige, als Schuldig in Hörweite kam.

"Stimmt natürlich. Da hat wohl niemand daran gedacht, die Route vorher durch einen Precog prüfen zu lassen." Herr Hoffmann klang amüsiert und es war irgendwie seltsam zu hören, dass Herr Crawford ein belustigtes Schnauben in Reaktion darauf ausstieß.

"Selbst wenn jemand daran gedacht hätte, wer weiß, ob das Talent des Precogs dafür gut genug gewesen wäre", wurde dann entgegen gehalten.

"Ah ja… du meinst anders als bei dir, hm? Ich habe diese Anfälle von Arroganz beinahe schon vermisst." Das Grinsen war zwar nicht zu sehen, lag aber eindeutig in Stimme und Emotionen des anderen Mannes.

Schuldig klappte beinahe die Kinnlade herunter. Wie sich dieser Mann traute, so etwas überhaupt über die Lippen zu bringen, war ihm völlig unverständlich. Aber noch unverständlicher war, dass der Instruktor nur auflachte. Dann wandte sich Herr Crawford abrupt um und Schuldig tat hastig völlig desinteressiert. Doch zum Glück war nicht er das Ziel von Herrn Crawfords Aufmerksamkeit.

"Richard, kommen Sie, wir suchen uns einen Platz zum Hinsetzen, unsere Wagen stecken im Stau fest." Gleich darauf wurde das Handgelenk des anderen Mannes umschlossen und mit ihm im Schlepptau setzte sich der Instruktor wieder in Bewegung.

"Warum hast du es so eilig, wenn wir so viel Zeit haben?", erkundigte sich Herr Walter gedehnt, aber die beiden waren schon zu weit entfernt, als dass Schuldig noch die Antwort verstanden hätte.

Er wandte sich Farfarello zu. "Da bekommt man ja den Eindruck, er wäre schizo…", murmelte Schuldig mit einem verkniffenen Gesichtsausdruck.

Farfarello verdrehte das Auge. "Du kannst nun wirklich nicht erwarten, dass Herr Crawford sich allen Personen gegenüber gleich benimmt. Und vor allem solltest du sein Verhalten dir gegenüber nicht als Maßstab nehmen. Schließlich hast du dir das selbst zuzuschreiben." Letzteres vollkommen unbeeindruckt, bevor der Jüngere den Männern zu folgen begann.

Schuldig musste sich ihm wohl oder übel anschließen, schließlich wollte er nicht allein hier rumstehen müssen. Das ganze Japanisch, das durch die Luft flirrte, begann ihm bereits auf die Nerven zu gehen, vor allem, weil er weniger verstand als er gehofft hatte.

Herr Crawford und seine beiden Begleiter hatten bereits Platz genommen, als er schließlich aufschloss, und zu seiner Überraschung fand er sich der Aufmerksamkeit des Instruktors ausgesetzt. Er blieb wie angewurzelt stehen, in halbwegs sicherer Entfernung, und erwiderte den musternden Blick misstrauisch.

Der Instruktor neigte den Kopf leicht zur Seite, als seine Reaktion wahrgenommen wurde, bevor ein feines Lächeln dessen Mundwinkel zu kurven begann, in dem anscheinend sogar ein Anklang echten Humors stand. "Du solltest die Zeit nutzen, um deine Sprachkenntnisse zu verbessern. Der richtige Einsatz deiner Fähigkeiten an dieser Stelle kann einen großen Unterschied machen."

Der nützliche Ratschlag erwischte ihn auf dem falschen Fuß, er hatte erwartet, dass Herr Crawford wieder irgendetwas zu Meckern gefunden hatte. Nach einem Moment zwinkerte er und nickte steif, dann suchte er sich lieber einen Platz, in der Hoffnung, damit dem Blick der braunen Augen zu entkommen.

Sein Wunsch erfüllte sich, als Herr Crawford sich wieder seinen Begleitern zuwandte und mit einem erleichterten Seufzen sackte er ein Stückchen in sich zusammen, schloss für einen Moment die Augen. Er sollte wohl dem Rat des Instruktors folgen, ging es ihm müßig durch den Kopf, aber irgendwie lauschte er lieber auf die Unterhaltung, die sich in seiner Nähe entfaltete.

"Dann nutzen wir die Zeit auch für nützliche Dinge, hm?" Das war eindeutig Herr Hoffmann und die Geräusche verrieten ihm, dass der ältere Mann irgendetwas aus der Tasche holte.

"Ah, der berüchtigte Terminkalender. Darf ich wetten: Herr Moriyama hat ihn wieder eingeladen."

"Woher hast du das nur gewusst." Amüsiert. "Natürlich hast du Recht, Reik. Schließlich hat Herr Moriyama einen Narren an unserem Brad gefressen und lässt sich keine Gelegenheit für ein Treffen entgehen. Übrigens sind wir beide auch wieder eingeladen."

Eine kurze Pause folgte, die Schuldig die Gelegenheit gab, das Gehörte zu verdauen. Er beschloss, sich über gar nichts mehr zu wundern, auch nicht darüber, dass Herr Hoffmann so einfach Herrn Crawford beim Vornamen nannte, das würde ihn nur ablenken.

Und in diesem Moment sprach Herr Hoffmann auch schon weiter. "Meinst du, du kannst dich für einen Abend von Stefanie trennen? Oder soll ich dich entschuldigen?"

Dieses Mal war es an Herrn Walter zu schweigen und die nächsten Worte deuteten darauf hin, dass der Ältere wohl irgendeine Reaktion bei Hern Crawford gesucht hatte. "Ich denke, Brad wäre es lieber, wenn ich mitkomme. Ich weiß nur nicht, wie ich das Stefanie beibringen soll."

Herr Hoffmann lachte auf. "Ich empfehle einen Shopping Trip. Im Büro wird sich schon eine Frau finden, die sich auskennt. Pass auf, letzten Endes wird Stefanie denken, es war ganz allein ihre Idee und froh sein, dich abschieben zu können. Außerdem willst du dir doch nicht die Fujimiyas entgehen lassen. Oder besser gesagt Ran, der garantiert wieder nur Augen für Brad haben wird."

Dieses Mal seufzte er nur innerlich. Anscheinend gab es sogar hier Idioten, die Herrn Crawford anhimmelten. Da konzentrierte er sich doch lieber auf sein Talent, bevor ihm noch schlecht wurde. Und es wäre schließlich nur gut für ihn, wenn er besser Japanisch konnte. Er konnte sich lebhaft vorstellen, dass sein neuer Teamleader ihn zu Sprachunterricht verdonnern würde, wenn er mit Schuldigs Leistung nicht zufrieden war. Und er war der Schule gerade erst entkommen, auf Unterricht hatte er ganz sicher keinen Bock.
 

Er musste irgendwann doch noch eingenickt sein, wie auch immer er das geschafft hatte, doch eine Hand auf seiner Schulter holte ihn wirksam ins Bewusstsein zurück. Grüne Augen flogen auf und Schuldig starrte geradewegs in Farfarellos bernsteinfarbenen Blick. Mühsam unterdrückte er ein Zusammenzucken, schob den Jüngeren dann mit einer Hand vor der Brust zurück. "Nicht so nah, du Idiot." Etwas schwerfällig erhob er sich dann, um sich ausführlich zu strecken und so wieder etwas Leben in seine Gliedmaßen zu bringen. "Geht's endlich los", erkundigte er sich anschließend bei Farfarello, der aus irgendeinem seltsamen Grund grinste.

"Sonst hätte ich dich nicht geweckt. Du hast ja so schön geschlafen."

"Ha, ha", gab Schuldig mürrisch zurück, sah sich unter halbgesenkten Lidern um und fand so Herrn Crawford, der tatsächlich gerade im Aufbruch begriffen war. Er warf sich seine Tasche über die Schulter und machte sich auf, den anderen zu folgen. Mit einer gewissen Genugtuung stellte er fest, dass die mentalen Übungen tatsächlich geholfen hatten und er die Japaner in seiner Umgebung jetzt besser verstand. Nicht perfekt, das wäre auch zu viel verlangt gewesen, aber es machte ihm Hoffnungen, dass ein paar mehr dieser Übungen sich als ausreichend erweisen würden.

Seine gehobene Stimmung sackte wieder etwas ab, als er feststellte, dass die Autofahrt etwas länger ausfallen würde, aber dann beschloss er, einfach noch ein bisschen zu dösen und die Zeit so totzuschlagen.

Erst als sie Tokio erreichten, widmete er der vorüberziehenden Umgebung wieder mehr Aufmerksamkeit und wurde beinahe erschlagen von dem Trubel, der ihn erwartete. Kein Wunder, dass sich Kopfschmerzen einzustellen begannen… Hastig zurrte er seine Schilde enger, suchte gleichzeitig den vertrauten Kontakt zu Farfarello, um das restliche Hintergrundrauschen in dessen grauen Störfeld zu ertränken. Oder es zumindest zu versuchen.

So mit sich selbst beschäftigt bekam er kaum mit, dass sie ihr Ziel erreichten, aber irgendetwas weckte seine Aufmerksamkeit. Das Hintergrundrauschen, das er natürlich nicht hatte komplett ausschließen können, hatte sich verändert. Und als er den Büroturm vor sich aufragen sah, verstand er. Die mentale Einstellung der Leute hier ähnelte mehr der, die er von der Schule kannte, was wohl kein Wunder war, wenn man bedachte, dass sicher einige Talente unter ihnen waren.

Schuldig drängte diese Überlegungen zurück, weil jetzt alles auf einmal ganz schnell ging. Der Empfang, wo ihnen Zutrittskarten ausgehändigt wurden, dann die Fahrt mit dem Fahrstuhl, der nicht ein Mal unterwegs stoppte. Sein Herz begann ohne sein Zutun schneller zu schlagen, als er schließlich auf den Gang hinaustrat, der ihn zu seinem künftigen Teamleader führen würde. Er warf einen versteckten Blick in Farfarellos Richtung, doch der Andere schien dieses Problem nicht zu haben, vielmehr sah er so begeistert aus, wie er es generell war, wenn Herr Crawford sich in der Nähe befand.

Er schnitt eine flüchtige Grimasse bei dieser Feststellung, aber dann hatte er keine Gelegenheit mehr, sich über das Verhalten des Jüngeren aufzuregen. Denn mit kaum mehr als einem flüchtigen Klopfen betrat Herr Crawford ein Büro und damit war der große Moment gekommen.

Herr Walter und Herr Hoffmann blieben zurück, als er selbst und Farfarello dem Instruktor folgten, was ihn nach einem kurzen Moment des Nachdenkens nicht weiter wunderte, auch wenn die beiden bis zu diesem Moment nie von Herrn Crawfords Seite gewichen waren.

Grüne Augen erfassten den unpersönlichen Raum mit antrainierter Effizienz, es war eindeutig kein festes Büro, sondern schien wechselnden Talenten bei Bedarf zur Verfügung zu stehen. Die großen Schreibtische waren alle zusammengeschoben worden, um um sie herum etwas Platz zu schaffen, aber viel mehr Eindruck von Freiheit verschaffte der weite Ausblick durch die große Fensterfront.

Auch wenn Raum für vier Personen war, befand sich nur eine Person hier, die anscheiend gerade an einem Laptop gearbeitet hatte, sich aber erhob, als Herr Crawford erkannt wurde.

"Brad, lange nicht gesehen." Eine Hand wurde ausgestreckt und Herr Crawford ergriff sie ohne zu zögern.

"Anders. Wo hast du denn deinen vierten Mann gelassen?"

In den grauen Augen blitzte Belustigung auf. "Gleich wieder geschäftlich, ja? Dennis holt gerade das Begrüßungspaket für die Neuen. Die beiden." Letzteres wurde mit besonderer Sorgfalt betont, nicht nur durch den Tonfall, sondern irgendwie auch durch die Miene des Älteren.

Was den Instruktor zu amüsieren schien. "Was denn, du wirst dich doch nicht etwa überfordert fühlen… Dann hätte ich mich aber stark in dir getäuscht."

"Und das kann dir als Precog natürlich nicht passieren."

Schuldig kam sich allmählich vor, als wäre er in einer seltsamen Parallelwelt gelandet, wo Herr Crawford eine völlig andere Persönlichkeit hatte und die Leute um ihn herum kein Problem hatten, ihn aufzuziehen.

"Und du als Precog solltest von deinem neuen Team lange genug gewusst haben, um jede Überraschung schon verarbeitet zu haben", kam es trocken zurück.

Er unterdrückte ein Aufstöhnen. Das hatte ja passieren müssen.

Zwei Augenpaare richteten sich auf ihn, anscheinend war er nicht leise genug gewesen, und hinter sich konnte er von Farfarello einen Laut hören, der verdächtig nach einem erstickten Kichern klang.

"Ah, deine Bekanntschaft hat anscheinend dafür gesorgt, dass Schuldig kein besonders herzliches Verhältnis zu Precogs hat."

Ein kühles Lächeln kurvte die Lippen des Schwarzhaarigen. "Du wirst schon damit klarkommen. Und jetzt hast du den gewünschten Telepathen für dein Team."

Aus irgendeinem Grund weiteten sich die grauen Augen, als hätte dieser Kommentar den älteren Mann an etwas erinnert, dann schüttelte dieser den Kopf, als wollte er etwas abschütteln. "Das hast… hast du ihn damals gemeint?"

Herr Crawford neigte leicht den Kopf, Zustimmung bekundend.

"Na ausgezeichnet." Nur das sein Teamleader nicht begeistert klang.

Jetzt lachte der andere Precog auf. "Ich habe aber auch eine gute Nachricht. Du bekommst einen festen Job für dein Team. Nachdem du so gute Arbeit bei Alex geleistest hast, bin ich sicher, dass du den Vorteil der Routine nutzen kannst, um auch Zeit für zwei Neulinge zu finden."

Herr Crawford wurde erst gemustert, als wollte sich der Ältere vergewissern, dass der Instruktor es Ernst meinte, dann wurde der Schwarzhaarige mit einem zufriedenen Lächeln bedacht. "Das sind wirklich ausgezeichnete Nachrichten." Und dieses Mal war es aufrichtig gemeint. "Nun dann", richtete sich die Aufmerksamkeit ihres Teamleaders endlich richtig auf sie. "In diesem Fall, willkommen bei Zwielicht. Ihr könnt mich Anders nennen."

Es war als Begrüßung gar nicht mal so schlecht… alles in allem.
 

~TBC~
 

So, damit wäre das Team neu zusammengesetzt. Anders hat den gewünschten Telepathen erhalten (*lach* Erinnert sich noch jemand an Anders' Wunsch, damals bei dem Stromausfall in der U-Bahn?) Und Schuldig kann Rosenkreuz endlich hinter sich lassen ^.~

cya, cu ^-^
 

P.S.
 

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../.\... . . Einen guten Rutsch . . . o o o o o o

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"Ihre Methoden sind für Talentlose, die auf der Seite der "Guten" stehen, teilweise überraschend rabiat"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 240/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Es gibt Hintergrundinfos zu Zwielichts neuem Job. Nun ja, jedenfalls die offizielle Version ^.~

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Nun, ich hatte endlich mal einen Grund, aus Schuldigs Sicht zu schreiben. In der Schule war ja nie allzu viel los. Jetzt wird erstmal wieder ein bisschen Zeit vergehen, bis Zwielicht wieder wichtig wird. Dafür wird es dann aber gleich mehrere Teile aus Schuldigs Sicht geben ^^
 

@Kralle: *winkz*
 


 

Teil 240 "Ihre Methoden sind für Talentlose, die auf der Seite der "Guten" stehen, teilweise überraschend rabiat"
 

"Und, wie hat Anders es aufgenommen?"

Es war Petra, die die Frage stellte. Sie und Martin hatten auf der Couch in seinem Büro Platz genommen und während der Telekinet etwas steif saß, hatte Petra sich bequem zurückgelehnt.

Brad selbst lehnte gegen seinen Schreibtisch und lächelte jetzt auf die Frage hin. "Er hat sich zumindest nicht zu laut beschwert." Er musste zugeben, dass es ungewöhnlich war, jemandem gleich zwei neue Team-Mitglieder aufzuhalsen – genauso ungewöhnlich wie es war, zwei Freunde in ein Team zu stecken. Doch… "Ihr könntet ja andeuten, dass es nicht nur aus einer Laune von mir heraus geschah, sondern dass ihr daran seid, ihn zu testen. Dann wird er sich bestimmt gleich viel besser fühlen." Weiße Zähne blitzten auf, während er die beiden musterte.

Petra lachte offen, aber auch Martins Mundwinkel zuckten, als der sich etwas entspannte und dann antwortete. "Das würde den Sinn der Sache ein bisschen untergraben, nicht wahr? Außerdem ist er ein Precog und dann auch noch einer, der Wahrscheinlichkeitsstränge sieht. Anders sollte nicht allzu viele Probleme haben, herauszufinden, worauf sein Training hinausläuft."

"Und er hat eine Belohnung erhalten, dafür, dass wir ihm die beiden übergeholfen haben. Wir haben nicht sehr viele dauerhafte Jobs zu verteilen." Die Empathin grinste flüchtig, wurde dann aber überraschend ernst. "Natürlich wird er bald merken, dass uns seine neue Aufgabe sehr wichtig ist."

"Mm…", brummte Brad, stieß sich vom Schreibtisch ab, um seinen Weg zum Sessel gegenüber den beiden zu finden und langsam hineinzusinken. "Er hat aber auch ein starkes Team, selbst wenn zwei von ihnen Anfänger sind. Precog, Telepath, Telekinet und… Farfarello für's Grobe." Etwas resonierte in ihm, als er die Zusammenstellung aufzählte und er verschränkte seine Finger vor seinem Bauch, um sie ruhig zu halten. Wie seltsam… aber vielleicht war es ganz einfach das Team, das er gehabt hätte, wenn alles ein bisschen anders gelaufen wäre. Nicht, dass er dieser verlorenen Zukunft nachtrauerte. Mit einem Hauch selbstironischer Belustigung schob er den Gedanken von sich und sprach weiter. "Farfarello ist zwar als Empath kaum zu gebrauchen, aber er kann Schuldig unter Kontrolle halten, auch wenn man es ihm kaum ansieht."

"Ja, er ist ungewöhnlich." Martin legte den Kopf leicht zur Seite, erinnerte sich wahrscheinlich gerade an das Dossier des jungen Iren. "Auch dass er gleich einen Narren an dir gefressen hat." Nun war es der Ältere, der grinste. "Nicht, dass du nicht genug Fans hast, wie wir gehört haben. Aber wenn man die Umstände eurer ersten Begegnung berücksichtigt und die Tatsache, dass du und Herr Schneider vor Farfarellos Augen nicht gerade sanft mit Schuldig umgesprungen seid…"

"Tja, der Junge erkennt eben Klasse." Petra konnte sich so einen Kommentar natürlich nicht verkneifen, aber Brad beschloss ihn zu ignorieren und auf das eigentliche Thema zurückzukommen.

"Habt ihr neue Informationen über Kritiker sammeln können?"

Der Telekinet seufzte leise. "Das geht unverändert zäh voran. Wir sind anscheinend nicht die Einzigen, die jung zu rekrutieren anfangen und wir haben keine Japaner, deren Ausbildung weit genug fortgeschritten ist, um sie einzuschmuggeln. Natürlich nimmt Kritiker keine Gaijin auf…" Mit einem trockenen Lächeln. "Aber wenigstens haben wir den Vorteil unserer Talente." Das Lächeln vertiefte sich. "Kritiker wird überraschenderweise vom Polizeichef von Tokio geleitet. Und es ist nicht so, als hätte er seine Position ausgenutzt, um eine Spezialeinheit zu bilden, sondern es scheint sich um einen Familienjob zu handeln. Schon sein Vater und Großvater vor ihm haben die Aufgabe wahrgenommen, die Stadt vor den… unangenehmeren Elementen der Gesellschaft zu schützen. Auch im eigenen Interesse, doch man kann nicht abstreiten, dass sie einiges für die Allgemeinheit tun."

"Nur ihre Methoden sind für Talentlose, die auf der Seite der "Guten" stehen, teilweise überraschend rabiat." Das kam von Petra.

Brad nickte. "Hm, kein Wunder, dass wir so lange gebraucht haben, um zu erkennen, dass es sich nicht um typische Kriminellenkonflikte handelte." Und noch viel länger hatte es gedauert, um die Person im Hintergrund zu identifizieren, denn der Polizeichef hatte seinen Nebenjob gut verborgen.

"Willst du Anders eigentlich mitteilen, warum sein neuer Einsatz so wichtig ist, oder sollen wir das übernehmen?"

Er erwiderte überlegend den suchenden Blick des Telekineten, lächelte schließlich. "Das werde ich erledigen. Es ist immerhin meine Aufgabe, mich um ihn zu kümmern." Das war er Anders für dessen Eid schuldig.

Martin neigte zustimmend den Kopf. "Ich sehe auf jeden Fall den zukünftigen Berichten entgegen. Immerhin können wir mit Zwielicht gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Nicht nur haben wir sie als Bodyguards beim Bruder des Polizeichefs untergebracht, sondern wir können so auch die Aktivitäten von Creeper besser überwachen."

An dieser Stelle stieß Petra ein unbeeindrucktes Schnauben aus. "Ich frage mich wirklich, was Takatori mit denen will. Die haben keinerlei Finesse."

"Das vielleicht nicht", merkte Martin mit leichter Belustigung an. "Allerdings sorgen die Schlachtfelder, die sie sie häufig genug hinterlassen, für immer mehr Polizeiinteresse. Und das macht auch uns das Leben schwerer. Ganz davon abgesehen, dass sie uns ab und zu bei unseren Plännen in die Quere kommen. Wenn wir künftig mehr – und vor allem früher – über ihre Aufträge erfahren, können wir besser gegensteuern."

"Fehlt nur noch, dass wir hinter ihnen saubermachen müssen…" Die Empathin klang immer noch wenig begeistert.

Brad unterdrückte ein Lächeln. Es war auch kein Wunder, dass Petra so reagierte, bisher war es meistens an ihr hängengeblieben, über die Probleme mit Creeper zu berichten. Und auch wenn ihr niemand die Schuld gab – erstens geschah es nicht häufig genug und zweitens war stets alles getan worden, um solche Probleme zu vermeiden – so fühlte sich Petra in ihrer eigenen Professionalität gestört. Er winkte ab. "Möglicherweise wird es ab und zu darauf hinauslaufen. Aber wir wollen die Sache mal nicht zu sehr aufbauschen, wichtiger bleibt letzendlich Kritiker."

Nun wurde auch Petra ernster, konnte ein Schulterzucken aber nicht unterlassen. "Natürlich sind sie das. Und Kritiker wird nicht nur Anders sondern unverändert auch uns zweifellos noch viel Arbeit machen. Aber wenigstens benehmen die sich nicht wie die Rabauken, sondern gehen etwas professioneller vor."

Jetzt konnte er nicht anders, sondern lachte auf. "Freut mich, dass du die Herausforderung zu schätzen weißt. Halt Michael und mich einfach auf dem Laufenden." Viel mehr konnte man beim derzeitigen Stand der Dinge nicht tun. Und alles in allem liefen die Geschäfte des Büros völlig zufriedenstellend – wie immer. Nur weil sie jetzt den Ursprung einiger Schwierigkeiten kannten, bedeutete das nicht, dass sie mit mehr und mehr davon zu kämpfen hatten. Business as usual, für alle Seiten. Bis das Büro irgendwann für eine endgültige Lösung sorgen würde.

Beide verstanden, ohne dass mehr gesagt werden musste und deuteten im Sitzen eine belustigte Verbeugung an.
 

Anders war weniger amüsiert, als dieser ihm später auf der Couch gegenübersaß und die grauen Augen musterten ihn durchdringend. "Nicht, dass ich mich über das in mich gesetzte Vertrauen beschweren möchte, aber mir ausgerechnet in so einer Situation zwei Anfänger zu geben finde ich ein wenig gewagt."

Er schüttelte leicht den Kopf. "Die Aufgabe klingt im ersten Moment vielleicht etwas überwältigend, aber wenn du Zeit hattest, die Unterlagen zu studieren, wirst du unsere Entscheidung besser verstehen. An Creeper sind wir nur peripher interessiert, wir gehen davon aus, dass sie früher oder später durch Kritiker ausgeschaltet werden. So müssen wir uns nicht die Hände an ihnen schmutzig machen. Und bis dahin reicht uns der Informationsgewinn. Mit einem Telepathen in ständiger Nähe von Takatori wirst du kaum Schwierigkeiten haben, rechtzeitig etwas über wesentliche Aktionen der Gruppe herauszufinden. Und Kritiker selbst…" Brad lehnte sich zurück und ein Lächeln kurvte seine Mundwinkel. "Ich weiß, dass mein Talent damals vor dieser Organisation gewarnt hat, ohne dass wir überhaupt wussten, über wen ich spreche. Aber inzwischen _wissen_ wir mehr. Auch wenn die Informationen nur langsam gesammelt werden, so ist die Ausrichtung von Kritiker verständlicher geworden und unsere… Aufgaben… sollten nicht allzu häufig dazu führen, dass sich unsere Wege kreuzen."

Anders entspannte sich jetzt auch und nickte langsam. "Wir gehen viel zu unauffällig vor, als dass Kritiker uns auf die Spur kommen könnte. Aber nichtsdestotrotz interessierst du dich für sie…"

Er griff die nicht ausgesprochene Frage auf. "Nun, das sollte dich nicht wundern. Wie wir auch haben sie viele Agenten in verschiedenen Positionen. Zusätzlich zu der engen Verbindung zur Polizei über den Leiter von Kritiker haben sie ein unangenehm großes Netzwerk. Du kannst dir vorstellen, dass mir das nicht besonders gefällt."

Eine Augenbraue wanderte in die Höhe. "So gesehen… selbst wenn sie nicht aktiv nach uns suchen, könnten sie zufällig über uns stolpern."

Brad brummte zustimmend. "Also werden wir nicht auf Dauer tatenlos zusehen. Dein Job in diesem Zusammenhang ist zwar wichtig, aber nicht schwierig. Wir wissen nicht, ob Takatori überhaupt ahnt, dass sein Bruder eine Organisation wie Kritiker anführt. Doch selbst wenn er es nicht tut, wird sich Kritiker früher oder später um Takatoris Machenschaften kümmern und das wollen wir ausnutzen, um der Organisation einen Schlag zu versetzen. Hoffentlich einen, der sie für eine Weile beschäftigt halten wird. Du hast die besten Chancen, möglichst frühzeitig ein Interesse von Kritiker an Takatori zu bemerken. Und dann können wir uns um die Details kümmern."

Finger klopften gegen das Polster der Couch, als sich Anders die Erklärung durch den Kopf gehen ließ. "Du willst nicht, dass der Name unseres Büros jemals damit in Verbindung gebracht wird – anders als bei dem Exempel, das du letztes Jahr statuiert hast." Keine Frage, eine Feststellung.

Trotzdem nickte er, woraufhin Anders ein überraschend ausdrucksvolles Lächeln zeigte.

"Nun, ich bin froh, dass das _dein_ Job sein wird. Und du hast Recht, ich werde wohl genug Gelegenheit haben, die beiden zu trainieren, wenn ich nur die Entwicklungen beobachten soll." Jetzt wurde der Tonfall des Älteren trocken. "Allerdings hat mir die heute mit ihm verbrachte Zeit bereits verraten, dass Schuldig eine Handvoll sein wird…"

"Ich habe nie behauptet, dass es zu einfach werden würde." Amüsement blitzte in braunen Augen auf. "Um es dir leichter zu machen, solltest du Schuldig nicht verraten, wie gut du dich mit mir verstehst – und erst Recht nicht, dass ich deinen Eid habe. Der Junge hat mich als seinen Erzfeind auserkoren und würde dir als Proxy das Leben schwermachen, wenn auch nur die geringste Wahrscheinlichkeit bestünde, auch mich dadurch zu treffen."

Anders musterte ihn ungläubig. "Fürchtet er keine Strafe?"

"Leider nicht genug." Seine Mundwinkel zuckten nach oben, aber das Lächeln enthielt nicht viel Freundlichkeit. "Ich denke, er ist der Ansicht, dass ihm das Schlimmste bereits passiert ist."

"Ah…", nachdenklich jetzt. "In dem Fall hatte Herr Schneider wohl seine Finger im Spiel."

"Wie hast du das nur erraten…" Es sollte ihn vielleicht stören, dass gleich Michael verdächtigt worden war, aber so war das nun Mal. Auch wenn die Schüler vor allen Triumviratsmitgliedern Respekt hatten, so wurde Michael wegen seines Talents und dessen Einfluss auf andere am meisten gefürchtet. Also lächelte er wieder und dieses Mal aufrichtiger. "Schuldigs erste Begegnung mit mir und Michael fand statt, als der Junge noch im Heim war. Und er hat genug Ärger gemacht, dass Michael seine Schilde zur Strafe zerbrochen hat."

Anders atmete scharf ein, schüttelte dann den Kopf. "Was für ein kleiner Rebell… Gut, ich werde ihn im Dunkeln über unsere Verbindung lassen und auch Dennis warnen, dass er sich nicht verplappern soll. Und ihn dann so beschäftigt halten, dass er gar nicht erst auf dumme Gedanken kommt. Auf keinen Fall werde ich mir von einem Neuling auf der Nase herumtanzen lassen."

"Natürlich nicht. Ich habe da vollstes Vertrauen in dich. Und unterschätze Farfarello nicht. Ich habe die beiden nicht umsonst zusammen gelassen."

"Hm, ich hatte mich schon gewundert", wurde zugegeben. "Aber dann wiederum sind wir es von dir ja gewohnt, dass du manchmal auch ungewöhnliche Wege gehst."

"Ich nehme das mal als Kompliment." Brad stieß ein leises Schnauben aus. "Jedenfalls mag Schuldig mir gegenüber eher negativ eingestellt sein, dafür aber gehört Farfarello mir. Egal wie sehr er an Schuldig hängt, er wird stets mich vor dem Telepathen wählen. Und da du für mich arbeitest, wird er sein bestes tun, Schuldig weiterhin unter Kontrolle zu halten."

"Das ist… etwas seltsam." Mit einem Stirnrunzeln.

"Das ist Farfarello auch. Du hast seine Akte gelesen, also weißt du, wovon ich rede. Aber es ist nur von Vorteil von uns. Der Ire hat sich unserer Organisations verschrieben, weil wir seiner Meinung nach unseren eigenen Weg gehen, ohne uns von irgendwelchen Konventionen aufhalten zu lassen. Was Farfarellos persönlichem Krieg gegen Gott nur zu Gute kommt. Und jeder Versuch von Schuldig, Dummheiten zu begehen, wird von Farfarello als Gottes Einfluss gewertet, der den Telepathen vom rechten Pfad abbringen will."

Anders zwinkerte, als er sich in diese Logik hineindachte, lachte dann auf. "Was hast du mir da nur eingebrockt…"

"Nicht mehr als du bewältigen kannst. Du schaffst es sicher, aus Schuldig ein nützliches Mitglied unserer Organisation zu machen."

Graue Augen verengten sich. "Aber dir geht es doch um mehr als das, hm?"

Er erlaubte sich ein kaum merkliches Schulterzucken. "Vielleicht. Das wird die Zukunft zeigen."
 

~TBC~
 

Anders hat mit seiner letzten Bemerkung vollkommen Recht. ^^ Das mit Kritiker etc. diente übrigens nur als Hintergrundinfo und hat nur am Rande Einfluss auf die Geschichte. Wichtiger ist das, was damit ermöglicht wird, dass Zwielicht in seiner neuer Zusammensetzung diese Aufgabe übertragen bekommen hat *grins*

cya, cu ^-^

"Ich glaube, er hat dich gerade als Schürzenjäger bezeichnet"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 241/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Nachdem er Schuldig losgeworden ist, hat Brad Zeit für einen entspannten Abend ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: *lach* Von Michael und Brad wird es immer mehr geben ^___^ Sobald Brad zurück in Deutschland ist, heißt das allerdings in diesem Fall.

Hm, und Brad kann gar nicht anders als vage mit seiner Antwort sein, denn er selbst weiß ja nicht, was eigentlich passieren wird. Er folgt einfach nur dem Weg, den sein Talent ihm weist. ^^
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 241 "Ich glaube, er hat dich gerade als Schürzenjäger bezeichnet"
 

"Ich hoffe, Sie haben sich nicht gelangweilt", betrat er das Büro, das Herr Hoffmann während ihres Aufenthalts in Japan immer nutzte und erhielt von beiden Männern ein Lächeln.

"Nun, ich hatte zwar nicht so viel zu tun wie du anscheinend, aber die Zeit ist uns nicht lang geworden." Belustigung blitzte in blauen Augen auf. "Was war los, hattest du Schwierigkeiten, Schuldig loszuwerden?"

Richard wandelte ein Auflachen in ein hohles Husten um, ergriff dann das Wort, bevor Brad antworten konnte. "Das klingt ja so, als wäre der Junge ein Fan von Brad. Dabei trifft hier zur Abwechslung mal eher das Gegenteil zu."

Herr Hoffmann zog eine Augenbraue hoch. "Ich habe das mit dem Loswerden mehr in Richtung _abschieben_ gemeint." Vollkommen ungerührt, auch dann noch, als der andere Mann jetzt wirklich lachte.

"Ah ja, das passt schon besser." Dann richteten sich die grau-grünen Augen auf Brad. "Und, war es schwierig?"

Er verdrehte leicht die Augen, verweigerte aber nicht die Antwort. "Ich gebe zu, dass Anders nicht besonders begeistert war, aber natürlich hat er mir die beiden abgenommen." Nun begann ein Lächeln an seinen Mundwinkeln zu ziehen. "Letztendlich hatte er auch keine andere Wahl, nicht wahr?"

Herrn Hoffmanns Miene verlor die bis zu diesem Moment gewahrte Ernsthaftigkeit und ein Grinsen blitzte auf. "Alles in allem ist Herr Essner alt genug, um auch mit einem etwas widerspenstigen Telepathen klarzukommen. Und wenn er gar nicht mehr weiter weiß, kannst du ihm ja deine Gerte leihen."

Brad spazierte langsam zu dem Sessel hinüber, in dem Richard seinen Platz gefunden und anscheinend in einer Zeitschrift geblättert hatte, konnte so genau sehen, wie dieser flüchtig das Gesicht verzog. "Nicht doch, Richard…" Er setzte sich auf die Armlehne und ließ sich ein wenig gegen den Älteren sinken, so dass er einen Streifen von Körperwärme durch seinen Anzug hindurch spüren konnte. "Sie können das doch nicht ernsthaft ablehnen."

Richard blickte zum Fenster hinaus, statt seinen Blick zu erwidern, wovon sich Brad allerdings nicht stören ließ. Er strich spielerisch über eine dunkelblonde Strähne, noch während der andere Mann antwortete. "Ich glaube nun einmal nicht an die Sinnhaftigkeit körperlicher Züchtigung."

Brads Hand verharrte für einen Moment, bevor er an der Strähne zupfte und als sich der Ältere daraufhin doch noch ihm zuwandte, schien dieser beinahe überrascht darüber, wie nah er ihm war, schreckte aber nicht zurück. "Unsere Arbeit ist in vielen Fällen gefährlich. Ein paar Schmerzen zur richtigen Zeit verhindern da sehr viel Schlimmeres später", meinte er leise und überaus ernst.

Was Richard mit einem Seufzen quittierte. "Vielleicht bin ich ja auch mit eurer Arbeit nicht so ganz einverstanden…"

Das war nichts Neues, also lächelte er nur, lehnte sich für einen Moment noch ein Stück weiter vor, so dass für einen Atemzug seine Stirn an der des Älteren zu ruhen kam. "Wenn wir es nicht tun würden, würde es jemand anderer tun. Und wir arbeiten nicht nur viel sauberer, sondern kümmern uns auch um Talente, die sonst oft genug an ihren eigenen Fähigkeiten zu Grunde gehen würden. Das muss doch für Sie ein bisschen zählen, hm? Ganz davon abgesehen ist ein Großteil unserer Arbeit ausgesprochen legal." Letzteres mit einem Anklang von Humor.

Der Ältere schien nicht besonders beeindruckt, weder von den Worten noch von der Geste, auch wenn da jetzt ein Lächeln an Richards Mundwinkeln hervorlugte. "Warum konzentriert ihr euch nicht einfach ganz darauf?"

Zufrieden genug mit seinem Erfolg glitzerte Belustigung in braunen Augen auf. "Das wäre doch langweilig."

Dafür hatte Richard nur ein trockenes Schnauben übrig, bevor eine Hand gegen seine Brust gelegt wurde und ihn sanft aber nachdrücklich ein Stück zurückschob.

Nicht, dass Brad überhaupt so weit zurückwich, dass er seinen Platz auf der Lehne aufgeben müsste. Er lachte auf, weil der Ältere offensichtlich keine weiteren Argumente hatte und kam dann freiwillig auf die Beine, nur um eine Hand auszustrecken. "Kommen Sie, ich habe Hunger."

Von dem plötzlichen Themenwechsel ein wenig überrascht, musterte der andere Mann für einen Moment einfach nur seine Hand, ergriff sie dann aber mit einem Laut der Ergebenheit und ließ sich in die Senkrechte ziehen. Und er wehrte sich auch nicht, als Brad ihn danach nicht freiließ, sondern weiterhin dessen Hand umschlossen hielt.

Diese Mal war es Herr Hoffmann, der auflachte. "Lass dem armen Reik etwas mehr Freiraum, mein Lieber. Er ist nicht Herr Schneider." Herr Hoffmann hatte Ordnung in die Unterlagen gebracht, mit denen er sich bis eben beschäftigt hatte, stand jetzt ebenfalls auf.

Brad zog nur eine Augenbraue hoch. "Ich weiß, dass er das nicht ist." Wie könnte er auch jemals das Loch in seinem Verstand vergessen, das die Abwesenheit ihrer Verbindung stets hinterließ. "Aber Richard wird ab morgen noch mehr als genug Freiraum haben."

So etwas wie Verstehen trat in die blauen Augen, bevor Herr Hoffmann beinahe sanft lächelte. "Übertreib es trotzdem nicht", wurde Brad dann ebenso sanft ermahnt. "Und wir haben doch bereits besprochen, dass Steffi ihn nicht einmal die ganze Zeit für sich beanspruchen wird."

Ja, das war wenigstens etwas. Natürlich freute er sich für Richard, dass dieser eine neue Freundin gefunden hatte, aber das hieß noch lange nicht, dass er gerne von ihm getrennt war. Und deswegen hatte er sich heute bereits darum gekümmert, dass jemand Frau Lang wie geplant auf einer Shopping-Tour begleiten würde. Was er gleich darauf auch Richard mitteilte, der ganz so aussah, als hätte er nichts anderes erwartet. Dann zog Brad probeweise ein wenig an der Hand des Älteren und als dieser immer noch kein Zeichen der Abwehr zeigte, beschloss Brad, Herrn Hoffmanns Ermahnung zu ignorieren und setzte sich einfach in Bewegung, so dass ihm der ältere Mann wohl oder übel folgen musste.

Herr Hoffmann war mit ein paar schnellen Schritten an der Seite seines Freundes und schüttelte den Kopf. "Du weißt, dass du dir das ganz allein zuzuschreiben hast. Immerhin würde er auf dich hören."

Brad spürte und ignorierte die Blicke zweier Augenpaare, nur innerlich lächelte er. Natürlich hatte Herr Hoffmann Recht, was aber noch lange nicht hieß, dass er wollte, dass Richard diesem Rat folgte. Also lenkte er die beiden ab. "Haben Sie sich schon überlegt, wo wir essen wollen? Es muss ja dieses Mal nicht im Apartmentkomplex sein, schließlich können wir nach dem Essen immer noch zur Unterkunft fahren."

"Hm, das können wir. Und unser Gepäck wartet schon dort, so dass wir uns um den Punkt auch nicht kümmern müssen. Hast du irgendwelche Vorschläge?" Herrn Hoffmanns Frage schien ernst gemeint, trotzdem konnte Brad sich nicht des Eindrucks erwehren, dass der Ältere aus irgendeinem Grund amüsiert war.

Misstrauisch wurden braune Augen zusammengekniffen, doch er kam nicht dahinter, weswegen er mit einem innerlichen Schulterzucken nachgab. Schließlich hatte er wirklich Hunger. Sein Blick richtete sich auf Richard. "Hier in der Nähe gibt es ein gutes japanisches Restaurant. Sie können es heute Abend mit uns ausprobieren und wenn es Ihnen gefällt, können Sie es mit Frau Lang besuchen."

"Das ist ausgesprochen zuvorkommend von dir", meinte der Ältere. "Muss ich jetzt argwöhnisch wegen deiner Motive werden?"

Weiße Zähne blitzten in einem schnellen Grinsen auf. "Das war jetzt nicht nett. Ich habe nur daran gedacht, dass Frau Lang vielleicht auch mal Ihre Arbeitsstätte sehen will und dann ein Restaurant in der Nähe ganz praktisch wäre." Ganz davon abgesehen lag es im Einflussbereich des Büros, so dass dort keine dummen Unfälle passieren konnten.

Es war, als hätte Richard seine Gedanken gelesen, als dieser daraufhin belustigt den Kopf schüttelte. "Natürlich hast du nur daran gedacht… Aber die Idee ist gut."

Weswegen sie auch in die Tat umgesetzt wurde.

Der Weg war so kurz, wie Brad ihn in Erinnerung gehabt hatte und so dauerte es nicht lange, bis sie ihr Ziel erreichten. Seine Begleiter sahen sich überrascht um, selbst Herr Hoffmann war noch nicht hier gewesen, bevor sie sich um den niedrigen Tisch versammelten.

"Das ist beeindruckend, hier ist man wirklich völlig unter sich."

"Ja", stimmte Richard zu, dann richteten sich grau-grüne Augen auf ihn. "Wie hast du es geschafft, so kurzfristig noch einen Platz für uns zu erhalten? Es sah ganz so aus, als wären die meisten Separés bereits belegt."

Er spürte, wie sich seine Lippen in ein Lächeln kurvten. "Das Büro hat hier dauerhaft einen Raum reserviert und er ist mir auf meine Nachfrage hin angeboten worden."

Eine Augenbraue rutschte nach oben. "Das heißt, wir haben hier eventuell jemandem den Platz weggenommen?"

"Danach habe ich nicht gefragt." Sein Lächeln gewann an Ausdruck. "Aber Sie müssen kein schlechtes Gewissen haben, wenn es ein wichtiges Mandantengespräch gewesen wäre, hätte man mich zweifellos darauf hingewiesen."

Herr Hoffmann lachte auf. "Ich denke, Reik hätte selbst dann ein schlechtes Gewissen, wenn ein ganz normaler Angestellter des Büros das Restaurant ganz privat besuchen wollte."

Der andere Mann kniff die Augen leicht zusammen und musterte seinen Freund, nicht besonders amüsiert. "Nun, wir sind schließlich auch nur privat hier."

"Aber Brad ist alles andere als ein gewöhnlicher Angestellter, nicht wahr?"

Richard verschränkte die Arme vor der Brust, doch trotz dieser Geste zuckten jetzt auch dessen Mundwinkel leicht nach oben. "Ich kann nicht gewinnen, was?"

"Gut, dass du es einsiehst." Herr Hoffmann klopfte seinem Freund auf die Schulter, doch bevor er noch etwas hinzufügen konnte, wurde die Tür beiseite geschoben und eine junge Japanerin fragte nach ihren Wünschen.

Es war natürlich Brad, der für sie bestellte, die beiden überließen ihm die Entscheidung schon ganz automatisch und erst als sie wieder unter sich waren, wurde er ein wenig ungläubig gemustert.

"Was?", fragte er unschuldig, obwohl er genau wusste, was der Grund dafür war.

"Würdest du uns bitte mitteilen, wie viele Gäste du noch erwartest?" Es war Richard, der die Frage stellte, doch Herr Hoffmann nickte dazu und schloss sich ihm so an.

"Nun, gar keine, will ich mal hoffen. Aber ich dachte, wir haben genug Zeit, um einiges auszuprobieren. So können Sie sich schon etwas für das Essen mit Frau Lang aussuchen."

Der ältere Mann zwinkerte. "Sag mal, hast du irgendeinen Anschlag auf mich vor? Du bist doch sonst nicht so hilfsbereit."

Brad machte eine wegwerfende Handbewegung. "Sie wollten mich bloß nie helfen lassen. Und da Sie jetzt endlich eine Freundin haben, sollten wir dafür sorgen, dass es dabei bleibt."

Richard wusste sichtlich nicht, was er dazu sagen sollte, während Herr Hoffmann ihn auslachte. "Ich bekomme das Gefühl, dass Brad nicht viel Vertrauen in deine Fähigkeit hat, Steffis Interesse an dir aufrechtzuerhalten."

Das war nun wirklich zu weit hergeholt, weswegen er protestierend den Kopf schüttelte. "Nein, darum geht es nicht. Aber sie ist nun einmal eine Frau und die ändern einfach mal ihre Meinung, ohne dass man weiß, warum eigentlich. Da kann es nicht schaden, ein paar Pluspunkte zu sammeln, wann immer es möglich ist."

Nachdem diese Aussage verdaut worden war, lachte auch Richard auf. "Du bist und bleibst ein Frauenfeind, Brad. Aber vielen Dank für deine Fürsorglichkeit." Die nächsten Worte waren an Herrn Hoffmann gerichtet. "Ist dir eigentlich schon aufgefallen, dass Brad sich über deine Beziehung mit Sabine bedeutend weniger Gedanken macht?"

"Mm ja, jetzt da du es sagst…", wurde gedehnt erwidert, bevor sich ein Paar blauer Augen auf Brad richtete, eine unausgesprochene Frage in ihnen.

Aus irgendeinem Grund musste er grinsen. "Um Sie muss ich mir keine Gedanken machen, anders als Richard hatten Sie sich nie so umständlich angestellt, wenn es darum ging, jemanden kennenzulernen."

Wieder war es Richard, der auflachte. "Ich glaube, er hat dich gerade als Schürzenjäger bezeichnet."

Er umarmte den anderen Mann, bevor Herr Hoffmann ihm darauf antworten konnte. "Sie übertreiben es gleich."

Der Ältere wandte den Kopf zu ihm, unternahm aber keinen Versuch, sich von ihm zu befreien. "Chris hat es verdient, schließlich macht er sich häufig genug über mich lustig. Außerdem höre ich nicht, dass er sich beschweren würde."

Sie beide sahen daraufhin zu Herrn Hoffmann, der belustigt die Hände hob. "Schon gut, ich habe auch nicht vor, mich zu beschweren."

Weiterem Unfug wurde dadurch Einhalt geboten, dass ihre Vorspeisen gebracht wurden. Den Kopf auf Richards Schulter gelegt, beobachtete Brad, wie die Teller, Schalen und Platten rasch verteilt wurden und gleich darauf waren sie wieder allein. Etwas widerwillig löste er sich daraufhin von dem anderen Mann und begann, den Sake einzuschenken, während Herr Hoffmann sich um die anderen Getränke kümmerte.

Das Essen war wirklich gut, aber wie die beiden schon bemerkt hatten, war es auch viel zu viel. Weswegen Brad dazu überging, die besten Stücke herauszupicken und sie nicht nur selbst zu probieren, sondern anschließend auch auf Richards und Herrn Hoffmanns Platte zu platzieren.

Die beiden nahmen sein Tun zunächst mit einer gewissen Belustigung auf, später aber waren sie zu dankbar dafür, wie Brad mit einem heimlichen Lächeln feststellte.

Der Abend verging seiner Meinung nach viel zu schnell und bevor er es sich versah, waren sie in ihrem Quartier. Mit Richard, auch wenn der dieses Mal eine eigene Unterkunft bekommen hatte, da ja morgen Frau Lang hinzukommen würde. Aber für diesen Abend hatte Herr Hoffmann Richard überredet, noch einen Film mit ihnen zu gucken und natürlich hatte Brad den Platz neben dem anderen Mann für sich beansprucht.

Schläfrig von seinem vollen Magen und dem langen Tag ließ er ab und zu Finger durch dunkelblonde Strähnen spielen, aber es war der Ältere, der zuerst wegnickte. Brad lächelte, als er das bemerkte. Ja, der Tag war wirklich lang gewesen, aber so viel war dadurch an die richtige Stelle gerückt worden. Sein Lächeln vertiefte sich.

"Hey, du siehst so zufrieden aus…" Herr Hoffmann musterte ihn aufmerksam.

Er wandte ihm den Kopf zu. "Warum sollte ich es nicht sein? Alle Figuren sind endlich an ihrem Platz." Jetzt konnte die Zukunft beginnen.
 

~TBC~
 

Das nächste Mal steht der obligatorische Besuch bei den Moriyamas an ^^

cya, cu ^-^

"Zieh dir lieber wieder etwas über, bevor du ihn noch ganz aus dem Konzept bringst"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 242/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Und jetzt hat Ran mal wieder einen Auftritt ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Brad weiß zur Abwechslung wirklich nicht mehr, außer natürlich, dass der gewählte Pfad letztendlich zu dem Opfer führen wird, das er vor langer Zeit vorhergesehen hat. ^^ Vielleicht hat er manchmal auch die vage Idee, dass etwas mehr dahinterstecken könnte, aber sein Talent hat ihm nie etwas verraten. Von daher tappt er wie alle anderen im Dunkeln.

Und ja, natürlich wird diesmal auch Ran auftauchen und etwas Training gibt es ebenfalls ^.~
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 242 "Zieh dir lieber wieder etwas über, bevor du ihn noch ganz aus dem Konzept bringst"
 

"So einfach ist das nicht, Ran." Brad lächelte, während die Miene des Jungen in ihrer Konzentration vollkommen ernst blieb.

Finger umfassten das Shinai unwillkürlich fester und in den violetten Augen blitzte ein Funken kaum unterdrückter Energie auf, bevor der Rothaarige den nächsten Angriff startete.

Der Schlagabtausch wurde mit mehr Kraft durchgeführt, als man von einem Jungen in Rans Alter erwartet hätte, doch Brad konnte davon nicht überrascht werden. Geschmeidig wich er aus, seine Bewegungen auf das Notwendigste reduziert. Normalerweise war die Defensive keine Rolle, mit der er sich lange abgab, aber in dieser Situation war es am besten so. Denn auch wenn der Junge so viel mehr Erfahrung in diesem Kampfsport hatte als er selbst, so glich das nicht das Training aus, dem Brad sich seit seiner Kindheit unterzogen hatten. Vor allem jetzt nicht mehr…

Er lächelte wieder bei diesem Gedanken und violette Augen huschten kurz zu diesem Lächeln, bevor neue Entschlossenheit den Jungen erfüllte. Offenbar wollte Ran nicht so einfach aufgeben, auch wenn dieser immer deutlicher sah, dass er letztendlich keine Chance hatte. Nein, um aufzugeben wohnte Ran einfach zu viel Kampfgeist inne und Brad tat ihm gerne den Gefallen, ihn als Gegner ernst genug zu nehmen, dass er ihren Trainingskampf zu keinem abrupten Ende bringen wollte.

Wieder blockte er einen Schlag und dessen Wucht vibrierte durch seinen Körper, während Ran plötzlich grinste und sich absichtlich gehen ließ. Der Jüngere verlor nicht seine Disziplin, doch sein Stil wurde unvorhersehbarer und Brad musste innerlich zugeben, dass die Herausforderung größer wurde.

Letztendlich reichte es nicht aus, um ihn zu schlagen, dennoch war Ran mit sich zufrieden, als sie schließlich stoppten. Der Junge hatte so viel Energie verbraucht, dass er auf die Knie sank, kaum dass sie auseinander getreten waren. Das Shinai wurde sorgsam beiseite gelegt, bevor Ran sich mit beiden Händen abstützte und ganz und gar damit beschäftigt war, zu Atem zu kommen.

Brad tat die wenigen Schritte, die erforderlich waren, ihn zu dem Rothaarigen zu bringen, ließ sich dann neben ihm im Schneidersitz nieder. "Gut gemacht", lobte er ihn vollkommen aufrichtig.

"Ich?" Ran lachte atemlos auf. "Ich sollte das zu Ihnen sagen…"

Bevor noch etwas hinzugefügt werden konnte, kam Aya angelaufen. Das Mädchen sah so aus, als hätte es vor Begeisterung am liebsten in die Hände geklatscht, doch dazu waren sie zu voll. Sowohl ihm als auch Ran wurden ein Handtuch und eine Wasserflasche gereicht, bevor Ran von seiner Schwester mit Lob überschüttet wurde.

Der Junge lief vor Verlegenheit rot an, mehr als von der körperlichen Anstrengung zuvor und war sichtlich erleichtert, als das Mädchen sich schließlich wieder zurückzog.

"Ich kann mich nicht erinnern, dass Sie das letzte Mal auch schon so gut waren. Oder haben Sie sich zurückgehalten?" Sich den Nacken reibend, versuchte Ran von sich abzulenken und mit einem amüsierten Zucken seiner Mundwinkel ließ Brad sich darauf ein.

"Hm, nein. An irgendeiner Form der Zurückhaltung lag das weniger. Ich habe angefangen, ein wenig Kendo zu trainieren. Wenn es meine Zeit erlaubt, was nicht allzu häufig ist." Er hatte damals tatsächlich einen Instruktor gefunden und auch wenn es nur gelegentlich geschah, so hatten sie beide Gefallen an ihren Trainingskämpfen gefunden. Er lenkte seine Gedanken wieder auf die Gegenwart und neigte leicht den Kopf, musterte Ran mit unterschwelliger Belustigung. Denn er konnte dessen Reaktion bereits vorhersehen. "Schließlich besitze ich inzwischen ein Katana, also sollte ich auch ein bisschen damit umgehen können, nicht wahr?"

Violette Augen weiteten sich. "Crawford-san besitzt ein Katana?"

"Ja, seit letztem Sommer. Ich habe jemanden einen Gefallen getan und es war ein Geschenk als Dank dafür." Das mochte stark vereinfacht sein, entsprach aber vollkommen der Wahrheit.

Ran schüttelte den Kopf, nicht ungläubig, aber immer noch ein bisschen fassungslos. "Sensei hat uns mal sein Katana gezeigt, aber selbst in der Hand hatte ich noch nie eins…" Beinahe sehnsüchtig.

"Nun, es ist auf jeden Fall sicherer so. Ein Shinai hat wenigstens keine scharfe Schneide, an der ihr euch beim Training verletzen könntet."

Ran verzog das Gesicht. "Sie machen sich über mich lustig…" Und nachdem der Adrenalinrausch verflogen war, erinnerte sich der Junge an die alte Schüchternheit, die er so häufig in Brads Gegenwart zeigte. Seine Ohrenspitzen schienen zu glühen und er biss sich auf die Unterlippe, wünschte sich sichtlich, seine letzten Worte wieder zurücknehmen zu können.

Er verkniff sich ein weiteres Lächeln, schüttelte den Kopf. "Nein, ich bin nur der Ansicht, dass es ausgesprochen vernünftig ist, euch nicht mit einem echten Schwert trainieren zu lassen."

"Jetzt sollten Sie nur noch auf Ihren eigenen Ratschlag hören und ich wäre zufrieden", klang auf einmal eine Stimme hinter ihm auf und da Herr Hoffmann auf Japanisch gesprochen hatte, verstand auch Ran ihn.

Violette Augen huschten neugierig zwischen ihm und Herrn Hoffmann hin und her, bis Brad mit einem leisen Seufzen nachgab.

"Er spielt darauf an, dass ich ab und zu mit dem Katana ein paar Kata übe. Allerdings", und an dieser Stelle warf er dem älteren Mann einen schiefen Blick zu, "bin ich alt und verantwortungsbewusst genug, um dies zu tun und ich führe es nicht beim Training mit jemand anderen."

Ran zwinkerte nach dieser Erklärung, schien sich innerlich auf seine Seite zu schlagen, auch wenn er es nicht wagte, das laut auszusprechen. Und war daher ganz froh über die Ablenkung, die das von Herrn Hoffmann weitergereichte Handtuch bedeutete, da er so eines Kommentars enthoben wurde.

"Hm, danke", murmelte Brad in den weichen Stoff hinein. Anders als das von Aya gebrachte Handtuch war das hier feucht und er kam auf die Beine, um sich das Hemd auszuziehen und damit abzureiben. Das konnte zwar keine Dusche ersetzen, aber anschließend fühlte er sich eindeutig erfrischt. Er bekam nebenbei mit, dass Ran ebenfalls aufstand und zu seiner Überraschung verabschiedete sich der Junge hastig, um dann ohne einen weiteren Blick zurück den Trainingsraum zu verlassen.

"Was war das denn…", sah er ihm hinterher, während er ohne hinzusehen das Handtuch an Herrn Hoffmann zurückgab und im Austausch dafür wieder seine Wasserflasche erhielt. Er schenkte dem Älteren ein dankbares Lächeln, schraubte die Flasche dann auf, um endlich einen tiefen Schluck zu nehmen.

Herr Hoffmann schüttelte lachend den Kopf. "Ich denke, der arme Junge war etwas überwältigt", wurde ihm erklärt.

Dieses Mal war es an ihm zu zwinkern.

Eine Hand wuschelte ihm durch die Haare, eine Geste, die sich Herr Hoffmann wohl nie abgewöhnen würde. "Komm schon, Brad, Ran hat immer noch ein Faible für dich. Das kann dir kaum entgangen sein." Der Ältere setzte sich in Bewegung und er folgte ihm automatisch. "Und dann hast du nichts Besseres zu tun, als dich vor ihm auszuziehen."

Richard, der von einer Bank aus zugesehen hatte, bekam diese letzten Worte mit und schnaubte belustigt. "Brads Umgangsformen sind immer noch nicht die besten, was?"

Er ließ sich neben dem anderen Mann auf die Bank sinken und nahm einen weiteren Schluck aus seiner Flasche. "Hm, in diesem Fall ist Ran ganz einfach zu empfindlich. Schließlich muss er das bereits aus der Umkleide kennen."

In grau-grünen Augen blitzte Amüsement auf, als sie sich auf ihn richteten, nachdem Richards Blick kurz zu Herrn Hoffmann gewandert war. "Das ist für ihn wohl nicht so ganz vergleichbar. Also zieh dir lieber wieder etwas über, bevor du ihn noch ganz aus dem Konzept bringst."

Er zuckte mit den Schultern, es wäre schließlich nicht besonders ergiebig, sich in diesem Punkt auf Diskussionen einzulassen, streckte die Hand aus. "Na dann, zum Glück haben wir in weiser Voraussicht noch ein Hemd mitgebracht, nicht wahr?"

Eine Augenbraue rutschte nach oben. "Voraussicht hatte zweifellos ihre Finger im Spiel, aber über 'weise' lässt sich wohl streiten."

Überrascht von dieser Antwort lachte er auf, lehnte sich dann vor, um den Älteren zu umarmen. "Das war wirklich gut, Richard", lobte er ihn.

"Ja, genau, Reik.Und was hältst du von deiner Belohnung?" Herr Hoffmann lachte auch, aber eher über Richard als aus Überraschung.

"Sehr witzig…", meinte der Andere in Richtung von Herrn Hoffmann, bevor er sich wieder Brad zuwandte. "Ich denke, ich habe jetzt genug von der Belohnung."

Er grinste, ließ dann aber zu, dass sich Richard aus seiner Umarmung befreite. "Ran ist wirklich gut geworden, was?", lenkte er das Gespräch dann auf ein neues Thema, während er das Hemd überzog und zuknöpfte.

"Du hast gut reden, ich bin vielmehr überrascht, wie sehr du dich verbesserst hast. Schläfst du eigentlich noch irgendwann? Wenn ich bedenke, wie viel Zeit du mit deiner Arbeit und dem normalen Training zubringst, solltest du kaum noch Gelegenheit haben, dich auch noch in diesem Kampfsport zu üben." Richard sah ihn ernsthaft und mit einem Anklang von Missbilligung an.

Etwas, das er leicht interpretieren konnte und prompt lächelte er. "Sie müssen nicht befürchten, dass ich mich überarbeite. Außerdem sehe ich das Kendo-Training als Freizeitbeschäftigung an, schließlich ist es kaum für etwas anderes gut, als ab und zu gegen Ran antreten zu können."

Der Ältere seufzte. "Das geht irgendwie am Punkt vorbei …", wurde dann gemurmelt, aber Richard gab es auf und lächelte schließlich ebenfalls. "Da du jetzt wieder präsentabel bist, sollten wir uns dem Rest der Runde anschließen. Euer Training hat mein Gespräch mit Herrn Moriyama unterbrochen."

Er umschloss das Handgelenk des anderen Mannes und setzte sich in Bewegung. Die anderen beiden schlossen sich ihm an, Richard zwangsweise, Herr Hoffmann freiwillig. "Sie hätten ja nicht mitkommen müssen." Weiße Zähne blitzten auf. "Aber was genau haben Sie eigentlich mit Herrn Moriyama zu besprechen, wollen Sie mir bei meinen Geschäften dazwischenfunken?"

Seine erste Bemerkung befand Richard keiner Antwort wert, doch seine Frage wurde beantwortet. "Wie könnte ich das wagen, ohne es über dich laufen zu lassen." Belustigt. "Nein, Moriyama Industries ist ein Musterbeispiel für organisches Wachstum und Herr Moriyama war so freundlich, mir ein paar Details dazu zu erläutern."

"Das ist wirklich nett von ihm", stimmte er zu. "Jetzt müssen Sie nur noch aufpassen, dass Sie im Austausch dafür nicht selbst zu viel verraten."

Eine Augenbraue rutschte nach oben. "Du glaubst doch nicht, dass mir so ein Fehler unterlaufen würde…"

Er streckte eine Hand aus und zupfte an einer dunkelblonden Strähne, etwas, das sich der Ältere kommentarlos gefallen ließ. "Nein, nicht wirklich", gestand er dann zu.

"Dann kannst du ja beruhigt sein", mit einem leichten Kopfschütteln.

Bevor er auf die sanfte Belustigung in diesen Worten reagieren konnte, hatten sie ihr Ziel erreicht.

Ran befand sich schon im Zimmer, saß zusammen mit den anderen Kindern auf dem Boden und war gerade dabei, Figuren auf dem Schachbrett aufzubauen. Seine Schwester bemerkte Brads Eintreten und tiefblaue Augen richteten sich auf ihn.

"Crawford-san! Onii-chan hat geübt und wird dieses Mal bestimmt viel besser spielen." Voller Stolz auf ihren Bruder.

Was dafür sorgte, dass Ran ihm einen leicht verlegenen Seitenblick zuwarf, dann aber so tat, als wäre er ganz und gar auf seine Betätigung konzentriert.

"Das glaube ich dir gerne", erwiderte er Aya, nickte dann Herrn Moriyama zu, der den Austausch mit einem Lächeln verfolgt hatte. Anders als Herr Fujimiya, dessen Blick wie stets eine gewisse Vorsicht nicht verbergen konnte. "Vielen Dank für die Gelegenheit, den Trainingsraum zu nutzen."

Der Japaner winkte ab. "Ich konnte Ran den Wunsch doch nicht abschlagen. Und es ist ja auch von Vorteil für Ryo, wenn Ran etwas dazu lernt, dann kann mein Sohn sich noch die eine oder andere Sache abgucken."

"Ah, so ist das also. Nun, vielleicht kann Ran ihn ja auch fürs Schachspielen begeistern." Dann wechselte er mit einem Seitenblick zu Richard das Thema. "Und während ich die Kinder beschäftigt halte, freut sich Herr Walter schon darauf, sein Gespräch mit Ihnen fortsetzen zu können." Seine Hand legte sich von ganz allein auf den Oberarm des älteren Mannes, als er dies sagte.

Mit einem amüsierten Nicken wurde ihm zugestimmt, woraufhin er noch kurz Richards Arm drückte, sich dann zu Ran und den anderen beiden Kindern gesellte.

"Und du hast das Schachspielen tatsächlich nicht aufgegeben?", wandte er sich an den Rothaarigen.

Ran rang noch für einen Moment mit seiner Verlegenheit, grinste dann aber überraschend frei. "Ich wusste es gar nicht, aber unsere Schule hat einen Schachclub. Und einer der Spieler hat ab und zu mit mir geübt. Allerdings werde ich Sie trotzdem nicht besiegen können."

Er lachte auf. "Damit haben viele bei uns so ihre Schwierigkeiten, von daher musst du dich von einer Niederlage nicht entmutigen lassen."

"Werde ich nicht", wurde ihm versprochen. Und dann starteten sie das Spiel, wobei Aya und Ryo dem Rothaarigen als Ratgeber beiseite standen. In dieser Funktion waren sie zwar eher eifrig als hilfreich, aber so kam für sie wenigstens keine Langeweile auf.

Nach einer Weile gesellte sich noch Herr Hoffmann zu ihnen und unterstützte den Jungen, was dazu führte, dass sich das Spiel länger als erwartet hinzog. Und in der Folge verabschiedeten sie sich wieder recht spät von ihrem Gastgeber.

"Herr Moriyama hat heute nicht besonders viel von dir gehabt, hm?" Herr Hoffmann fuhr ihm durch die Haare, sobald sie außer Sicht waren.

Er warf dem Älteren einen schiefen Blick zu, während er seine Frisur wieder in Ordnung brachte. "Ihm geht es darum, unsere Beziehungen zu pflegen und das schafft er auch so. Ganz davon abgesehen will er vielleicht tatsächlich Verbindungen mit dem Bereich knüpfen, den Richard verantwortet." Er schenkte dem Älteren ein Lächeln, wurde dann auf einen anderen Gedanken gebracht. "Ist Frau Lang eigentlich schon von ihrem Shopping-Trip zurück?"

Richard schüttelte den Kopf. "Sie wollte mir eine SMS schicken, aber bisher ist keine gekommen. Ihre Ausdauer ist bewundernswert…" Er konnte die Erleichterung nicht ganz verbergen, dass es ihm in diesem Fall erspart geblieben war, seine Freundin zu begleiten.

Brad lachte auf, griff dann nach der Hand des Anderen und zog ihn in Richtung des Wagens, der auf sie wartete. "Gut, dann können Sie ja noch mit zu uns kommen."

Und natürlich erhielt er keinen Widerspruch.
 

~TBC~
 

Jetzt bleibt nur noch ein Teil, bevor es zurück nach Rosenkreuz geht ^^

cya, cu ^-^

"Und du vermisst Zwielicht nicht?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 243/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Abschied von ein paar… Freunden ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: *lach* Ein Gutteil ist einfach nur Bewunderung, immerhin war Brad mal Rans Lebensretter. Auch wenn ich nicht abstreite, dass Ran sich ein bisschen in Brad verguckt hat. Wobei der Junge sich wahrscheinlich noch keine Gedanken über den Grund seiner Reaktionen gemacht hat ^^
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 243 "Und du vermisst Zwielicht nicht?"
 

Brad driftete zwischen Wachsein und Schlaf, barg sein Gesicht gegen den Bauch des Mannes, in dessen Schoß sein Kopf ruhte. Es mochte nicht Michael sein, aber als seine Vertretung war Richard gar nicht so übel.

Es dauerte einen Moment, bis er identifizierte, was einen Teil seines Bewusstseins zurückgerufen hatte, es war ein Klopfen an der Tür gewesen. Und dann lauschte er auf das Geräusch, als Herr Hoffmann sich erhob. Doch der ältere Mann setzte sich nicht gleich in Bewegung, sondern lachte leise.

"Du scheinst ihm mehr Freiheiten zu erlauben, Reik. Und dieses Mal gibt es nicht einmal eine Entschuldigung wie den Unfall in der U-Bahn letztes Jahr."

Er hörte ein Seufzen, das nur von Richard kommen konnte. "Mach dich nicht darüber lustig." Bei den nächsten Worten trat etwas Verschmitztes in den Tonfall des Älteren. "Außerdem hat meine Rettung gerade geklopft. Also werde ich es nicht sein, der diese Nacht das Bett mit ihm teilen muss…"

Herr Hoffmann schnaubte daraufhin nur, ging dann anscheinend aufmachen, während Brad noch dabei war, die Worte zu verarbeiten. Kein so einfaches Unterfangen, da immer noch Schleier der Müdigkeit seine Gedanken einzuwickeln schienen. Aber dann war es so weit und er hob den Kopf ein wenig, mit einem Stirnrunzeln. "Das klang so, als wäre es eine Bürde, mit mir in einem Bett zu schlafen", beschwerte er sich. Dann sackte sein Kopf zurück, weil er irgendwie keine Kraft übrig zu haben schien. Außerdem war er zu schläfrig, um sich weiter aufzuregen, weswegen er es zuließ, dass ihm die Augen wieder zufielen.

Das Lachen einer Frau verriet ihm, dass nicht nur Richard ihn gehört hatte und seine Finger krampften sich unwillkürlich in das Hemd des Mannes, weil das hieß, dass Frau Lang jetzt zurück war und Richard gehen würde.

Eine Hand senkte sich auf seinen Kopf, strich spielerisch durch schwarze Strähnen. "Eine Bürde nicht unbedingt", meinte Richard mit sanfter Belustigung. "Aber du klammerst ziemlich…"

Da Herr Hoffmann ihm das auch schon gesagt hatte, konnte er kaum widersprechen. Also tat er es nicht.

Die Hand verließ seine Haare, begann vorsichtig seinen Griff zu lösen. "Und jetzt nicht wieder einschlafen, jedenfalls nicht, bevor du im Bett bist."

Wieder war ein leises Lachen zu hören. "Weißt du was, ich könnte ihn dir für eine Nacht borgen."

Richard atmete überrascht ein und Brad drehte sich um, blinzelte Frau Lang fragend an. Diese lächelte nur und für einen Moment war er versucht, das Angebot anzunehmen. Aber dann machte er sich bewusst, dass es Richards Urlaub war und er ihn nicht um eine Nacht mit seiner Freundin bringen sollte. Also setzte er sich langsam auf, schüttelte ebenfalls lächelnd den Kopf. "Sie haben ihn mir heute schon lange genug ausgeliehen." Er tätschelte noch kurz Richards Oberschenkel, bevor er mit etwas Mühe auf die Beine kam.

Die beiden verabschiedeten sich daraufhin sehr schnell, als würden sie befürchten, dass Brad es sich anders überlegen würde. Ein Gedanke, den auch Herr Hoffmann hegte und aussprach, nachdem sich die Tür hinter Richard und Frau Lang geschlossen hatte.

Brad verlagerte noch etwas mehr Gewicht gegen den anderen Mann, der sich hilfreich als Stütze angeboten hatte. "Vielleicht tun sie es tatsächlich. Wobei meine Meinung in dieser Hinsicht sowieso egal ist, nicht wahr?" Schließlich konnte er Richard nicht zwingen, bei ihm zu übernachten.

Herr Hoffmann wuschelte ihm durch die Haare. "Bestimmt nicht egal. Wenn du etwas gesagt hättest, hätte Reik es dir zuliebe bestimmt getan."

"Mm…", brummte er, was vielleicht Zustimmung war. Er war sich da selbst nicht so sicher und hatte auch keine Lust, weiter darüber nachzudenken. "Ich will jetzt schlafen gehen", meinte er stattdessen.

Dieses Mal war es mehr ein Streicheln, als die Hand wieder durch schwarze Strähnen fuhr. "Daran hindert dich doch niemand. Und ja, ich werde auch gleich zu Bett gehen, falls du heute nicht alleine schlafen möchtest."

Das wollte er tatsächlich nicht, immerhin war ihm gerade in Erinnerung gerufen worden, wie viel angenehmer es war, wenn er jemanden in seiner Nähe hatte. "Gut", nickte er daher. "Bis gleich."

Herr Hoffmann war von seiner Entscheidung ganz und gar nicht überrascht, lächelte nur amüsiert und erwiderte das Nicken.

Mit dieser Bestätigung zufrieden verschwand er in Richtung Badezimmer, trug anschließend seine Decke in Herrn Hoffmanns Zimmer. Danach musste er sich nur noch kurz gedulden, bis der ältere Mann sich zu ihm gesellte. Als er dann die Augen schloss, konnte er sich beinahe einbilden, dass Michael neben ihm lag.
 

Als ihn die Sonne weckte, ruhte sein Kopf auf Herrn Hoffmanns Brust, während sich seine Finger wenig überraschend in den Stoff von dessen Schlafanzug gekrallt hatten. Brad blinzelte langsam, nachdem er diese Bestandsaufnahme abgeschlossen hatte, rührte sich ansonsten aber nicht weiter, da eine Hand durch seine Haare streichelte und das Gefühl angenehm war.

Trotzdem merkte der Ältere irgendwie, dass er aufgewacht war, und ein unterdrücktes Lachen lief durch den Körper unter ihm. "Ich habe dich zwar länger schlafen lassen, weil es gestern spät geworden ist, aber ewig kannst du auch nicht liegen bleiben."

"Ich kann es zumindest versuchen…", gab er brummend zurück, lachte dann aber ebenfalls, bevor er sich zur Seite rollte, um sich strecken zu können."Ich bin froh, dass wir bald wieder nach Hause fahren."

Herr Hoffmann schwieg für einen Moment, doch als er schließlich antwortete, schwang Verständnis in dessen Stimme mit. "Nachdem du gestern Herrn Moriyamas Familie gesehen hast, möchtest du wieder zu deiner eigenen zurück, hm?"

Er hatte das Gefühl zwar bis zu diesem Augenblick nicht einmal für sich selbst in Worte gefasst, doch Herr Hoffmann traf den Nagel auf den Kopf, weswegen er langsam nickte. Dann wandte er den Blick von der Decke ab und dem Älteren zu. "Sie haben doch sicher auch nichts dagegen, Frau Lang in Kürze wiederzusehen, nicht wahr?"

"Natürlich nicht", kam es amüsiert und gleichzeitig aufrichtig zurück. "Reik hat es da eindeutig besser", wurde dann hinzugefügt.

Brad stützte sich auf einem Ellenbogen hoch. "Dafür haben Sie mehr Abwechslung bei Ihren Reisezielen. Richard war seitdem er bei uns ist nur in Japan und… auf der Expo, wo er nicht einmal aus Deutschland herausgekommen ist."

"Ja…" Gedehnt. "Und wenn wir schon einmal bei diesem Thema sind. Gibt es irgendwelche Hindernisse, ihm mehr Spielraum zu erlauben?"

Braune Augen verengten sich. "Ich habe schon letztes Jahr gesagt, dass es die nicht mehr geben sollte. Hat Richard es probiert und das Triumvirat hat es blockiert?"

Der Andere schüttelte den Kopf. "Nein, nicht dass ich wüsste." Und dann, nach einem kurzen Moment des Überlegens: "Ich denke, Reik hat wohl einfach dieser Aussage nicht so ganz vertraut."

Mit einem Seufzen ließ er seinen Kopf zurück aufs Kissen fallen. "Allmählich sollte er es wirklich gelernt haben…"

Natürlich wusste Herr Hoffmann sofort, worauf er hinauswollte, und dessen Mundwinkel zuckten nach oben. "Es ist wie er einmal gesagt hat, so ganz kann er nicht an dein Talent glauben. Und da ist es egal, wie oft du ihm beweist, wie gut du damit umgehen kannst."

Er seufzte ein weiteres Mal, beschloss dann aber, das Thema vorläufig zu begraben. Schließlich konnten sie jetzt sowieso nichts mehr ändern. Stattdessen rang er sich zum Aufstehen durch. Was Herr Hoffmann dann auch tat und so dauerte es nicht mehr lange, bis sie nach einem eher spärlichen Frühstück im Büro eintrafen.

Er überließ den Älteren dort seiner Arbeit, machte sich dann auf den Weg zu dem Raum, in dem er sich mit Anders verabredet hatte. Vorher wurde er jedoch vom jemandem aufgehalten, mit dem er nicht gerechnet hatte.

"Alex, was machst du denn hier?", begrüßte er den Gleichaltrigen mit einem Lächeln.

Der Blondhaarige sah sich erst um, bevor er statt das Lächeln zu erwidern ihn einfach umarmte. "Wolltest du mir bei diesem Besuch etwa aus dem Weg gehen?", wurde er dann gefragt, als er seine Freiheit zurück hatte.

Er schüttelte den Kopf. "Nicht absichtlich. Aber du musst zugeben, dass ihr letztes Jahr genug an uns geklebt habt. Ich bin schon froh, dass Michael mir dieses Mal nicht wieder ein Team als Babysitter auf den Hals gehetzt hat."

Alexander runzelte die Stirn, bevor dieser ihn in einen freien Raum hineinzog. "Also ich fände es besser, wenn jemand auf dich aufpasst. Du schaffst es für meinen Geschmack viel zu häufig, in seltsame Situationen zu geraten. Wo du dir diese Angewohnheit eingefangen hast, verstehe ich allerdings nicht. Ich kann mich nicht erinnern, dass das auf der Schule auch schon so war."

Ein überraschtes Lachen entkam ihm. "Aber zumindest solltest du wissen, dass mein Talent mich stets auf die Füße fallen lässt", erwiderte er, nachdem er sich wieder unter Kontrolle hatte. Dann nahm er auf einem der Stühle Platz, lehnte sich bequem zurück. "Wie gefällt es dir eigentlich in deinem neuen Team?"

Wenn der Themenwechsel Alexander störte, zeigte er es zumindest nicht. Der Empath setzte sich ebenfalls, grinste ihn dann an. "Ich bin zur rechten Hand aufgestiegen. Es ist wirklich angenehm, nicht mehr der Jüngste im Team zu sein."

"Und du vermisst Zwielicht nicht?"

"Hm, sicher nicht so sehr wie Anders es tut." Nur halb im Scherz. "Dass du ihm Schuldig aufgehalst hast, fand er sicher weniger lustig."

Er zog eine Augenbraue hoch. "Aber er sollte gleichzeitig mit am Besten geeignet sein, mit unserem kleinen Rebellen klarzukommen, nicht wahr?"

Dieses Mal war es Alexander, der lachte. "Natürlich, Mr. Precog." Danach wandte sich das Gespräch von Anders ab, hin zu Alexanders ersten Eindrücken von seinem neuen Team.

Brad ließ ihn gewähren, es kostete ihn immerhin nicht mehr als ein wenig Zeit, doch es kam der Punkt, an dem selbst Alexander nichts weiter mehr einfiel. Und wenn auch widerwillig verabschiedete sich der Empath schließlich von ihm, nicht ohne zum Schluss einen Kuss einzufordern.

Brad verlängerte seine Schritte, als er sich wieder auf den Weg zu seinem eigentlichen Ziel machte und kurz darauf betrat er ein weiteres Büro. "Hallo Anders, ich hoffe, du musstest nicht zu lange warten."

Der Andere winkte ab, lehnte sich zurück. "Was hat dich aufgehalten? Oder um es genauer zu sagen, wer hat es gewagt?" Anders' Mundwinkel kurvten amüsiert nach oben.

Brad stieß ein leises Schnauben aus, ließ sich ebenfalls auf einen Stuhl sinken. "Alexander war es", gab er dann zurück.

"Ah ja, er hat in solchem Fall natürlich keine Hemmungen." Mit einem Lachen. "Aber ich schweife ab. Du hast mich sicher nicht herbestellt, um über mein ehemaliges Teammitglied zu sprechen."

"Stimmt, es geht mir eher um deine neuen." Sein Lächeln verblasste ein wenig, als er sich vorlehnte. "Ich werde in Kürze nach Hause fahren und wollte vorher sichergehen, dass sich die beiden gut eingelebt haben."

Eine Augenbraue rutschte noch oben. "Das klingt nicht so, als hättest du Vertrauen in mich."

Amüsement trat in braune Augen. "Du weißt, dass das nicht der Grund ist. Sagen wir es lieber so: ich habe etwas zu viel Vertrauen in Schuldigs Fähigkeit, Ärger zu machen."

Dieses Mal schnaubte Anders. "Er hat wirklich ein Talent dafür, das kann ich bereits sehen. Aber immerhin gehorcht er, wenn auch in der Regel widerwillig. Ich konnte ihm allerdings nicht den Spitznamen ausreden, den er für unseren Auftraggeber gefunden hat."

Fragend neigte er den Kopf und Anders spannte ihn nicht lange auf die Folter, wohl wissend, dass es sowieso sinnlos wäre.

"Er nennt ihn Koala. Zum Glück nur hinter seinem Rücken."

Unfreiwillig zuckten seine Mundwinkel, aber er konnte das Auflachen zurückhalten. "Typisch für ihn. Aber da wir schon mal bei Takatori sind, ist er zufrieden mit euch?"

Anders schwieg für einen Moment, überlegend, nickte dann langsam. "Es hilft, dass er Schuldig und Farfarello für älter hält als sie sind. Ansonsten hätte er sich wohl nicht ausreichend ernst genommen gefühlt von uns." Der andere Precog verzog kurz das Gesicht. "Er ist kein angenehmer Chef, für meinen Geschmack zu selbstbezogen, ohne sich viel für die Belange seiner Mitarbeiter zu interessieren. Aber er hält uns für gute Bodyguards und da er glaubt uns zu brauchen, sind wir in der Regel mehr Zuschauer und nicht selbst die Leidtragenden."

"Hm, natürlich glaubt er das. Dafür war der vorgebliche Attentatsversuch ja da gewesen." Mit einem kühlen Lächeln. Er lehnte sich wieder zurück. "Übrigens hätte ich nichts dagegen, wenn er dich künftig mehr einbindet. Du weißt, warum."

"Ich werde mich nützlich genug machen", wurde ihm ohne zu zögern versprochen. "Und du kannst wirklich unbesorgt zur Schule zurückkehren. Schuldig ist viel zu froh, endlich frei von Rosenkreuz zu sein, um es mit seiner Aufmüpfigkeit zu übertreiben. Und wenn er es mal vergessen sollte, werde ich ihn wieder daran erinnern."

Das Selbstvertrauen war nicht gespielt, weswegen sich Brad zufrieden zurücklehnte. "Lass dir von Farfarello ruhig helfen. Dafür habe ich ihn schließlich bei Schuldig gelassen."

Der Ältere nickte, dann musterten ihn graue Augen plötzlich eindringlich. "Willst du mir nicht verraten, warum du Schuldig überhaupt hier haben willst?"

"Ach, das ist nur so ein Gefühl." Mit einem feinen Lächeln.

Anders, als Precog, war von dieser Aussage naturgemäß nicht besonders beeindruckt.
 

~TBC~
 

So, damit ist es an der Zeit, nach Rosenkreuz zurückzukehren. Und nicht wundern, es wird einen ganz kleinen Zeitsprung geben ^^

cya, cu ^-^

"Jetzt verlangst du auch noch, dass ich mir ein Dritttalent zulege?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 244/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Der erste Schneefall… ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: *grins* Stimmt, dieses Mal keine Wiedersehensszene, aber ich denke, die beiden haben auch so genug Freude aneinander ^.~ Mm, Brad wird auf jeden Fall wieder gegen Herrn Schneider antreten, aber ich kann nicht versprechen, dass es in nächster Zeit sein wird. Doch einen kurzen Auftritt hat Herr Schneider zumindest schon im heutigen Teil. Aber das mit Herrn Walters Urlaub könnte schwierig werden. Zeit dafür hätten er und Frau Lang nämlich erst im nächsten Sommer dafür und ich weiß nicht, ob die Story noch so lange spielt… o.O
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 244 "Jetzt verlangst du auch noch, dass ich mir ein Dritttalent zulege?"
 

Die Sonne war noch nicht aufgegangen, als er aufwachte, aber trotzdem strömte eine seltsame Helligkeit von draußen herein. Brad rieb sich flüchtig die Augen, setzte sich dann auf, um dem Phänomen auf den Grund zu gehen. Und dann huschte ein Lächeln über seine Lippen, während seine Hand blind nach Michael suchte, der immer noch seelenruhig schlief.

"Es hat geschneit…" Er musste es nicht einmal laut sagen, die Berührung verstärkte das erwachte Leuchten seines Geistes und fachte das gleiche Feuer in dem Älteren an.

Michael streckte sich, suchte blinzelnd nach ihm. Und nachdem Brad gefunden worden war, setzte sich der Ältere ebenfalls auf, folgte seinem Blick zum Fenster hinaus.

"Hm, das kommt etwas unerwartet…"

Er hielt das Grinsen nicht zurück, das hervorbrechen wollte, ließ seinen Kopf gegen Michaels Schulter fallen. "Dieses Jahr scheint der Winter früh kommen zu wollen. Das heißt, wir sollten die Kleinen ins Schwimmbecken scheuchen, bevor es zu spät ist."

Eine Hand wölbte sich um seinen Nacken und Michael lachte unwillkürlich. "Keine Sorge, bisher ist noch kein Jahrgang darum herumgekommen." Im nächsten Moment fand er sich gepackt und ehe er es sich versah, lag er auf dem Rücken und starrte in eisblaue Augen hoch.

"Weil wir es ihnen nicht ersparen wollen, wenn wir selbst ins kalte Wasser mussten." Brads Stimme war fast gleichmäßig, auch wenn es die körperliche Nähe des Älteren zu einem schwierigen Unterfangen machte.

Dieses Mal war es Michael, der grinste, bevor ein Kuss auf seine Stirn gedrückt wurde. "Und deshalb werden wir diese unsinnige Tradition auch nicht abschaffen, nicht wahr?"

Brad erkannte sehr wohl, dass hier seine Worte wiedergegeben wurden, auch wenn es kein Zitat war, und verpasste dem Älteren zur Strafe einen leichten Boxhieb in die Rippen.

Mit einem übertriebenen Ausatmen ließ sich Michael daraufhin auf ihn fallen und presste damit Brad tatsächlich die Luft aus den Lungen.

"Hey, was-" Sein Protest erstarb, als sich Lippen an seinen Hals hefteten und der spielerische Unterton ihres Wortwechsels durch plötzliche Hitze hinweggebrannt wurde. Etwas überrascht von diesem abrupten Wechsel setzten seine Gedanken für einen Moment aus, aber sein Körper war in diesem Fall schneller als sein Verstand und begann bereits zu reagieren. Er vergrub seine Finger in sandblonden Strähnen, leitete den Mund des Älteren zu seinem eigenen und sein Aufstöhnen wurde von Michaels Kuss verschluckt.

Und diese Beschäftigung war wirklich viel besser als sich über die kleinen Quälereien zu unterhalten, mit denen sich die Schüler hier ab und zu herumplagen mussten, weswegen er freudig keinen weiteren Gedanken mehr daran verschwendete.
 

Sie waren trotzdem noch früh dran, als sie schließlich mit dem Frühstück fertig waren und damit standen sie nicht allein da, wie ihm ein Blick aus dem Fenster verriet. "Die Neuigkeiten vom unerwarteten Wintereinbruch haben sich schnell verbreitet", stellte er belustigt fest. Denn trotz der frühen Stunde hatten sich schon überraschend viele Kinder draußen versammelt und waren in eine Schneeballschlacht verwickelt. Ohne darüber nachzudenken, griff er nach Michaels Handgelenk, der gerade neben ihn getreten war, und begann ihn mit sich zu ziehen.

"Komm, wir gehen auch ein bisschen frische Luft schnappen."

Über ihre Verbindung spürte er deutlich Amüsement, trotzdem wurde er abrupt gestoppt, als Michael dem Zug widerstand.

Auf seinen fragenden Blick hin schüttelte der Ältere nachsichtig den Kopf. "Jacken, Brad. Wir werden ganz sicher nicht so raus gehen."

Nach einem Zwinkern sah er ein, dass Michael vollkommen Recht hatte und notgedrungen gab er ihn für einen Moment frei, um die benannten Sachen zu holen, aber dann gab es nichts mehr, was sie noch aufhalten würde.

Außer vielleicht der kleine Umweg, den Brad freiwillig einschlug. Michael schien nicht besonders überrascht, wie ihm das Lächeln verriet, das um die Mundwinkel des Anderen spielte, und genauso wenig wurde er von seinem Vorhaben abgebracht.

Michael übernahm sogar freiwillig die Aufgabe, Herrn Hoffmann Bescheid zu geben, während Brad das Stück weiter zu Richards Tür ging. Und sie nach einem knappen Anklopfen einfach öffnete. Natürlich war nicht abgeschlossen, das waren hier sehr wenige Türen, und Richard, der sich halbwegs vom Stuhl erhoben hatte, ließ sich wieder hineinfallen, sobald Brad erkannt wurde.

"Irgendwann solltest du die typischen Anstandsregeln mal verinnerlichen", wurde er sanft ermahnt, doch der resignierte Gesichtsausdruck des älteren Mannes zeigte, dass dieser nicht wirklich an einen Erfolg dieses Erziehungsversuches glaubte.

Brad lächelte daher nur und war mit ein paar schnellen Schritten bei ihm, umarmte ihn von hinten. "Der erste Schnee ist gefallen. Kommen Sie, bevor er wieder weg ist."

Ihm wurde ein ungläubiger Blick zugeworfen, über die Schulter hinweg, bevor Richard ein leises Schnauben ausstieß. "Er schmilzt sicher nicht so schnell, dass ich mein Frühstück deswegen unterbrechen muss."

Er setzte sein nettestes Lächeln auf. "Bitte, Richard."

Eine überraschte Augenbraue rutschte nach oben. "Das bekommt man von dir nicht oft zu hören." Und mit einem nur zur Hälfte gespielten Seufzen ließ sich der Ältere dann auf die Beine ziehen.

Draußen auf dem Gang trafen sie auf Michael und Herrn Hoffmann, der andere Mann hatte sich anscheinend leichter überzeugen lassen und schenkte seinem Freund aus irgendeinem Grund ein neckendes Lächeln, worauf Richard mit einem mürrischen Gesichtsausdruck reagierte.

Herr Hoffmann lachte daraufhin auf, klopfte dem anderen auf die Schulter, doch es blieb bei diesem stummen Austausch, denn die beiden schienen sich auch ohne Worte zu verstehen.

Er war versucht, Michael um Übersetzung zu bitten, doch letztendlich wollte er nicht noch mehr Zeit verschwenden. Also verstärkte er einfach nur seinen Griff und machte sich auf den Weg, Richard im wahrsten Sinne des Wortes im Schlepptau, während Michael eine amüsierte Präsenz an seiner Seite war.

Die kalte Luft empfing sie klar und frisch, trug einen deutlichen Eindruck des nahenden Winters mit sich. Aber mehr noch tat dies der Schnee, der nicht nur das Gelände bedeckte, sondern auch in großen Flocken vom Himmel fiel.

Brad streckte die freie Hand aus, fing die gewichtlosen Kristalle auf, die sich viel zu schnell von einem kleinen Kunstwerk in Wasser verwandelten. Ein unbewusstes Lächeln schlich sich auf seine Lippen und als er nach Richards Blick suchte, lächelte dieser ebenfalls.

"Willst du einen Schneemann bauen?", wurde er dann sanft aufgezogen.

Natürlich konnte Richard nicht ahnen, dass Michael diese Tradition damals eingeführt hatte und war deshalb etwas überrascht von Brads zustimmendem Nicken.

"Ja, aber erst nachher." Zuerst wollte er die Schneeballschlacht sehen. Denn er hatte von Herrn Schumann gelernt, dass man nicht nur das Spiel darin sehen sollte, sondern eine ausgezeichnete Gelegenheit hatte, mehr über die Schüler zu erfahren.

Die Teilnehmerzahl hatte weiter zugenommen, als sie ihr Ziel erreichten und in sicherer Entfernung stehen blieben. Richard war immer noch ein wenig verwirrt, doch dessen Miene klärte sich, als er einen gewissen Telepathen erspähte.

"Ah, da ist Ihr Fan, Herr Schneider. Und der kleine Japaner."

Michael lachte in sich hinein, während Herr Hoffmann es übernahm, zu antworten. "Ja, und Herr Schneider hat es sogar geschafft, seinen Fan zu behalten, statt ihn an Brad zu verlieren. Es muss schon schwer sein, dem Gruppenzwang zu widerstehen."

Brad verdrehte die Augen und streckte dem Älteren dann auch die Zunge raus. "Sie können diese Witze nicht lassen, was?"

Eine Hand wurde ausgestreckt, wuschelte durch seine vom Schnee bereits leicht feuchten Haare. "Nicht, solange du so darauf reagierst, mein Lieber."

Brad beschloss daraufhin, gar nichts mehr zu sagen, tat lieber so, als wäre er vollauf damit beschäftigt, die Schneeballschlacht zu beobachten. Und nach einem Moment war das Interesse nicht mehr nur vorgetäuscht, als er sah, wie André und Nagi vorgingen. Die beiden schienen außergewöhnlich selten attacktiert zu werden, doch diese Auffälligkeit erklärte sich, als doch ein Ball auf sie zugeflogen kam – und an einem telekinetischen Schild abprallte.

"Ha…", hörte er Richard neben sich ausatmen, der seinem Blick gefolgt war und den fehlgeschlagenen Angriff daher auch gesehen hatte. Brad hingegen wandte sich lächelnd Michael zu. "Siehst du, so hättest du es damals auch machen sollen."

Ein Zeigefinger tippte gegen seine Stirn, während Amüsement in eisblauen Augen aufblitzte. "Jetzt verlangst du auch noch, dass ich mir ein Dritttalent zulege? Anspruchsvoll bist du aber gar nicht…"

Er konnte nicht anders, er ließ Richard frei, um erst Michaels Hand wegzustreichen und dann nach ihm zu greifen, ihn in einen Kuss ziehend. Brad beendete den Kuss mit einem nicht ganz sanften Biss in die Unterlippe des Älteren, lehnte sich dann mit einem weiteren Lächeln zurück, während Michael sich noch sammeln musste. "Möglich, dass ich das bin", gab er bereitwillig zu. "Und ich habe dich ausgesucht", konnte er es nicht lassen, hinzuzufügen.

Dagegen konnte Michael schlecht etwas sagen, also erntete er einfach nur ein Lächeln und ein wortloses Kopfschütteln, bevor es dieses Mal Michael war, der ihn gegen sich zog.

Bereitwillig verlagerte er sein Gewicht auf ihn, lenkte anschließend seine Aufmerksamkeit wieder auf das Geschehen vor ihnen.

"Es ist nicht nur Nagi, nicht wahr?", stellte er nach einiger Beobachtung fest und Michael nickte langsam.

"Ja, das Zwiegestirn macht seinem Namen mal wieder alle Ehre. Nagi kümmert sich um die Abwehr, während André für die Offensive zuständig ist. Als Telepath kann er besser abschätzen, wann sich jemand aus der Deckung herauswagt, um neue Munition zu besorgen oder selbst anzugreifen." Michael schwieg für einen Moment, schien mehr durch die Kinder hindurchzusehen, als sie wirklich wahrzunehmen, und ein Lächeln begann dessen Mundwinkel zu kurven. "Das ist wirklich gut… Nagi bleibt nicht nur in der Defensive, sondern er hilft auch, Andrés Bälle zu lenken."

"Und das als Erstklässler…" Ungläubig.

Er wandte sich dem Sprecher und damit Richard zu. "Es macht eben einen Unterschied, wenn die Kinder schon sehr früh ins Heim kommen. Denn auch wenn man sich im Hinblick auf die Talente dort in erster Linie um ihre Schilde kümmert, so lernen sie doch schon den einen oder anderen Trick." Brad lächelte breit. "Wir können sicher noch einiges von den beiden erwarten."

Darauf erhielt er natürlich keinen Widerspruch und für eine Weile setzte er noch seine Beobachtung fort, nahm die Dynamik zwischen den Schülern auf, die Gruppenbildung und wer sich als Anführer qualifizierte. Schließlich aber hatte er genug gesehen und ganz davon abgesehen wurde es recht kalt, wenn man einfach nur herumstand. Dieser Meinung war nicht nur er selbst, weswegen er ohne Probleme Zustimmung erntete, als er vorschlug, sich wieder auf den Weg zu machen.

"Sie helfen mit dem Schneemann, ja? Immerhin war es Ihre Idee." Er zog an Richards Hand und damit dessen Aufmerksamkeit auf sich. Natürlich verriet er dem Älteren nicht, dass er mit Michael sowieso einen gebaut hätte. Michael hingegen war dieser Punkt vollkommen klar und dieses Wissen war der Grund für das amüsierte Zucken von Michaels Mundwinkeln.

Brad warf ihm einen warnenden Blick zu, darauf achtend, dass Richard nichts davon mitbekam.

Der andere Mann zuckte mit den Schultern. "Da ich bezweifle, dass du mich wirklich ablehnen lassen würdest, versuche ich es gar nicht erst", wurde dann trocken angemerkt.

Brad ließ sich von dieser Aussage nicht ärgern. "Gut so. Und wenn Sie dabei sind, ist es Herr Hoffmann auch. Dann werden wir ohne Problem fertig, bevor es Zeit zum Arbeiten wird."

Herr Hoffmann lachte daraufhin, widersprach aber nicht.

Bald hatten sie eine noch unberührte Fläche erreicht, die auch abseits genug lag, dass ihnen keine Schüler in die Quere kommen sollten. Für die es allmählich sowieso Zeit war, langsam Schluss zu machen, weil sie sonst zu spät zum Frühstück kommen würden. Aber das war etwas, worauf die anderen Instruktoren ein Auge haben würden. Weswegen sich Brad ohne schlechtes Gewissen an die selbstauferlegte Aufgabe machte, einen Schneemann zu bauen.

Mit Unterstützung der anderen beiden Männer ging es tatsächlich schneller als sonst und es machte mindestens genauso viel Spaß. Irgendwann artete das Ganze in eine Schneeballschlacht aus, bei der Brad den ersten Ball warf und ganz sicher nicht den letzten abbekam.

Als Michael ihn als Rache in den Schnee warf, lachte er laut und ließ sich auch nicht von dem Gewicht des Älteren beeindrucken, das ihn unten hielt. "Was Neues fällt dir auch nicht mehr ein, was?", grinste er zu ihm hoch.

"Warum vom Altbewährten abweichen, wenn es sich nun mal bewährt hat?" Amüsement in den eisblauen Augen, das sich noch verstärkte, als er eine große Portion Schnee ins Gesicht gerieben bekam.

Prustend begann er sich doch noch zu wehren und kam rechtzeitig frei, um die Ankunft von Herrn Schneider mitzubekommen. Der ihn als erstes auslachte, bevor ihm geholfen wurde, den Schnee abzustreifen.

"Wie ich sehe, weiß Michael sich immer noch zu wehren."

"Hm, für irgendetwas muss das ganze Training ja gut sein", gab er mit einem Brummen zurück, konnte aber nicht ganz die Belustigung verbergen, die sich in seine Antwort schlich.

Eine warme Hand kam kurz in seinem Nacken zu ruhen, die einzige Reaktion darauf, bevor Herr Schneider ihm endlich überreichte, was dieser die ganze Zeit in der anderen Hand mit sich geführt hatte. "Hier, mein Anteil am Schneemann."

Brad hatte zwar immer noch nicht heraus, wie es Herr Schneider schaffte, jedes Mal genau im richtigen Moment aufzutauchen, aber er hatte es auch aufgegeben, sich darüber zu wundern. Weswegen er sich einfach nur bedankte und dann den Schneemann mit einem Gesicht versah. "So, fertig."

Richard, der von Herrn Schneiders Auftauchen etwas überrascht gewesen war, betrachtete das fertige Werk und befand es für gelungen. "So, nachdem das erledigt wäre, kann ich endlich zu Ende frühstücken gehen?"

"Hat er Sie entführt, Herr Walter?", erkundigte sich Herr Schneider mit vorgeblichem Ernst.

Woraufhin Richard eine leidende Miene aufsetzte, die in etwa genauso echt war. "Genau das. Und nicht einmal zum ersten Mal."

"Hm…" Das Triumviratsmitglied tat so, als müsste er darüber nachdenken, konnte schließlich aber nur mit den Schultern zucken. "Leider ist er schon zu alt, als dass man ihn noch besser erziehen könnte…"

Und dieses Mal lachten alle über Brad.
 

~TBC~
 

Herr Schneider hat es auf den Punkt gebracht, nicht wahr? ^.~

cya, cu ^-^

"Ihr scheucht die Zwölfjährigen also lediglich durch Wasser, das kurz vor dem Gefrieren steht"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 245/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Es wird Zeit für ein kaltes Bad ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Stimmt, hat er. Aber wirklich verzogen ist er nicht, oder? Also scheinen seine Eltern einen ganz guten Job getan zu haben, bevor er im Institut landete… ^.~ War natürlich nicht heißt dass er es nicht weiterhin ausnutzt, wenn ihm die anderen so leicht seinen Willen lassen *grins*
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 245 "Ihr scheucht die Zwölfjährigen also lediglich durch Wasser, das kurz vor dem Gefrieren steht"
 

Nachdem es an dem Schneemann nichts mehr zu verbessern gab, gab es auch keinen Grund mehr, länger draußen zu bleiben. Herr Schneider hatte sich dementsprechend bereits verabschiedet, aber Brad verspürte irgendwie noch nicht den Wunsch, sich jetzt der Arbeit zuzuwenden.

Eisblaue Augen richteten sich auf ihn, kaum dass er diesen Gedanken bewusst ausformuliert hatte und ein Anklang sanfter Belustigung stand in ihnen.

"Herr Hoffmann", wandte sich Michael dann an den anderen Mann. "Wie wäre es mit etwas Heißem zu trinken, bevor wir uns an die Arbeit machen? Natürlich nur zum Aufwärmen."

Der Ältere lachte. "Natürlich, schließlich wollen wir nicht, dass jemand krank wird, nicht wahr?" Nun wurde ein Arm um Richards Schultern geschlungen. "Und damit meine ich auch dich, Reik."

Der hob nur ergeben die Hände und versuchte sich gar nicht erst in einem Widerspruch. Weswegen Brad zufrieden lächelte, dann sowohl nach Michaels als auch Richards Handgelenk griff und die beiden mit sich zog.

Er vertraute darauf, dass Michael sein Ziel gelesen hatte und dass die heiße Schokolade daher zum richtigen Ort gebracht werden würde – nämlich zu Richards Quartier.

Der war leicht überrascht, als er feststellte, wo Brad hinwollte, folgte ihm dann aber nur umso bereitwilliger.

"Du gestattest mir also endlich, zu Ende zu frühstücken?" Grau-grüne Augen musterten ihn beinahe amüsiert.

"Es hat Ihnen ja nicht geschadet, noch ein bisschen damit zu warten", gab er ganz einfach zurück. Was der vollen Wahrheit entsprach, ansonsten hätte er den Älteren nicht mitgenommen.

Was ihm geradewegs vom Gesicht abgelesen wurde und dafür sorgte, dass Richard den Kopf schüttelte, aber nicht widersprach.

Kurz darauf fanden sie sich alle in Richards Quartier wieder und der schien nicht einmal etwas dagegen zu haben, dass auch Michael dabei war. Es gab erst einen schiefen Blick und zwar an Brad gerichtet, als er sich im Wohnzimmer auf die Couch sinken ließ, kaum dass sie ihre Jacken ausgezogen hatten. Und da er danach beide wieder gefangen nahm, bevor sie ihm entwischen konnten, nahmen sie notgedrungen links und rechts von ihm Platz.

Herr Hoffmann hatte das ganze Manöver beobachtet und versuchte, das Zucken seiner Mundwinkel zu verbergen, indem er den Kopf hastig abwandte, sobald Brad seinen Blick bemerkte. Doch als der Ältere feststellte, dass es zu spät war, wurde Brad ein Lächeln geschenkt, das nahe an einem Grinsen entlangschrammte.

"Ich werde dann mal Reiks Essen reinholen, damit er nicht noch vor Hunger von der Couch fällt. Das wäre sicher nicht in deinem Sinne."

Braune Augen wurden zusammengekniffen, doch bevor er etwas erwidern konnte, war Herr Hoffmann auch schon in der kleinen Küche verschwunden. Weswegen Brad sich gegen Richard lehnte und dann beinahe bedächtig eine Hand hob, um an einer dunkelblonden Strähne zu ziehen.

Der Ältere fing sanft seine Hand ein. "Solltest du nicht eher bei Herrn Schneider sitzen, statt mir auf die Pelle zu rücken?"

Er suchte Michaels Blick und lächelte. Und während er antwortete, trennten sich ihre Blicke nicht. "Er ist doch hier." Brad hielt sogar noch Michaels Hand und hob sie leicht, wie zum Beweis.

Wofür Richard nur ein Schnauben übrig hatte, während Michael leise lachte. Aber dann wurde er tatsächlich in Michaels Umarmung gezogen, weil in diesem Moment Herr Hoffmann mit Richards Frühstück zurückkehrte und der andere Mann jetzt seine Freiheit brauchte, um in Ruhe aufzuessen.

Ersatzweise bettete Brad einfach seine Füße auf dessen Schoß, was Richard zwar mit einer hochgezogenen Augenbraue quittierte, ansonsten aber anscheinend beschloss, seinem Magen den Vorrang vor einem möglichen Protest zu geben.

Herr Hoffmann sah ganz so aus, als hätte er Richard gerne aufgezogen, wurde aber durch das Klopfen an der Tür abgelenkt. Was Brad nur Recht so war. Denn so hatte er nicht nur kurz darauf seine heiße Schokolade in der Hand, sondern seine Füße blieben, wo sie waren.

Michael lachte, nur auf der mentalen Ebene, woraufhin er mit einer Hand durch die sandblonden Haare streichelte, während die andere die Tasse zum Mund führte. Ihm fielen unwillkürlich die Augen zu und er verharrte in einem Moment vollkommener Stille, als das reiche Aroma des Kakaos über seine Geschmacksnerven explodierte. Er gab ein fast lautloses zufriedenes Summen von sich, was aus irgendeinem seltsamen Grund dafür sorgte, dass Michael ihn umarmte.

Fragend suchte er den Blick des Älteren, erntete aber lediglich ein leichtes Kopfschütteln und einen Kuss auf die Stirn. Was er mit einem innerlichen Schulterzucken hinnahm und sich dann wieder auf sein Getränk konzentrierte.

Herr Hoffmann hatte jetzt endlich auch Gelegenheit, sich hinzusetzen, lehnte sich mit seiner eigenen Tasse bequem zurück. "Ich muss zugeben, dass deine Idee gar nicht so schlecht war", wurde mit einem Lächeln gesagt, nachdem auch Herr Hoffmann von seiner heißen Schokolade gekostet hatte.

Er lächelte zufrieden zurück. "Besser als nicht so schlecht", gab er zurück, während sich Wärme von seinem Magen aus in seinem ganzen Körper auszubreiten schien. Wozu zugegebenermaßen wahrscheinlich auch Michaels Umarmung beitrug, aber das war an dieser Stelle nicht so wichtig.

Herr Hoffmann lachte auf, nickte aber zustimmend. "Natürlich, mein Lieber." Und danach wurde ein anderes Thema angeschnitten. "Sag mal, Brad. Habt ihr eigentlich wieder vor, die Kinder baden zu schicken?"

Bevor er antworten konnte, meldete sich Richard zu Wort, dessen Stirn sich in nachdenkliche Falten gelegt hatte. "Sollte es dafür nicht noch zu früh sein? Ihr braucht doch sicher wieder eine Eisschicht."

Brads Mundwinkel kurvten in ein weiteres Lächeln. "Hm, richtig. Aber was Sie damals gesehen hatten, war für die Viertklässler. Für die Erstklässler wird es einfacher. Die müssen nur durch unser Schwimmbecken und das ganz ohne Eis." Eine kurze Pause und er neigte leicht den Kopf zur Seite, bevor er weitersprach. "Obwohl die Temperatur des Wassers sie sehr stark an Eis erinnern wird."

Richard brauchte einen Moment, um diese Auskunft zu verarbeiten. "Oh gut…", kam es dann gedehnt. "Ihr scheucht die Zwölfjährigen also lediglich durch Wasser, das kurz vor dem Gefrieren steht. Ja, jetzt bin ich beruhigt…"

Brad lachte auf und am liebsten hätte er den Älteren umarmt. Aber dazu hatte er es gerade viel zu bequem und die Tasse in seiner Hand würde auch nur stören. "Allmählich sollten Sie sich wirklich an unsere Erziehungsmethoden gewöhnt haben. Und genauso sollten Sie wissen, dass wir die Kinder nicht zu Schaden kommen lassen. Doch wenn Sie es früh genug aus dem Bett schaffen, können Sie sich gerne selbst davon überzeugen." Er hätte jedenfalls nichts gegen Richards Anwesenheit einzuwenden.

Der schiefe Blick des anderen Mannes verriet ihm, dass Richard diesen unausgesprochenen Gedanken ebenfalls verstanden hatte. "Du willst wohl, dass ich mich doch noch erkälte, hm?"

"Natürlich nicht", widersprach Brad sofort. "Und, sind Sie interessiert?", hakte er dann nach.

Und auch wenn er nicht beurteilen konnte, ob Richard ihm ganz einfach nur einen Gefallen tun wollte oder tatsächlich zusehen, jedenfalls erhielt er ein knappes Nicken. Was vollkommen ausreichte.
 

Die Vorbereitungen nahmen nicht viel Zeit in Anspruch und schnell war der Tag heran, an dem die Erstklässler etwas früher als gewohnt aus dem Bett geworfen werden würden. Brad selbst war natürlich noch früher wach und mit ihm auch Michael. Anders als Brad musste dieser aber nicht das warme Bett verlassen, was wohl das Grinsen erklärte, mit dem ihn der Ältere gerade bedachte.

Brad, der sich gerade die Krawatte um den Hals geschlungen hatte, ließ sich auf die Bettkante sinken und sah Michael mit einem auffordernden Blick an. Woraufhin der sich zumindest aufsetzen musste, um ihm den Knoten zu binden, was Brad als ausreichende Rache befand.

Kaum hatte der Ältere den Gedanken gelesen, wurde ihm eine sanfte Kopfnuss verpasst. "Für mich gibt es eigentlich nicht einmal einen Grund, überhaupt wach zu sein. Also verlang hier nicht zu viel von mir."

Dieses Mal war er es, der grinste und dann umarmte er Michael. "Das meinst du gar nicht ernst. Außerdem kann ich ja nichts dafür, dass du nicht einfach weitergeschlafen hast."

Der Ältere nutzte ihre Position aus, um ihn zu küssen, biss im Anschluss sanft in seine Unterlippe. "Du weißt sehr genau, was der Grund dafür ist. Es hat also keinen Zweck, sich unschuldig zu stellen." Erst dann beendete Michael seine Aufgabe, richtete zum Abschluss seinen Kragen. "Und jetzt ab mit dir. Lass dich von Herrn Walter weiter unterhalten. Ich versuche, noch etwas Schlaf abzubekommen."

Er vergrub eine Hand in sandblonden Strähnen, die sich ungekämmt um seine Finger wickelten. "Ich brauche keine Unterhaltung, ich muss schließlich aufpassen. Aber ich lasse dich jetzt weiterschlafen." Damit beugte er sich noch einmal vor, um Michael einen Abschiedskuss zu geben, machte sich dann auf den Weg.

Richard sah ein wenig verschlafen aus, als dieser ihm die Tür öffnete und reagierte auf sein amüsiertes Lächeln unwirsch. "Mach dich darüber lustig und ich gehe gleich wieder schlafen."

Er hatte das Handgelenk des Älteren ergriffen, bevor ihm die Reaktion überhaupt bewusst wurde, schüttelte den Kopf. "Werde ich nicht", versprach er. "Außerdem hatte ich schon genug davon, dass Michael sich über mich lustig gemacht hat."

Diese Auskunft schien Richard freundlicher zu stimmen, denn die Tür wurde weiter geöffnet und der andere Mann gesellte sich zu ihm. "Warum eigentlich führt ihr das Ganze zu dieser unsittlichen Zeit durch?"

"Nun, weil es viel mehr Eindruck macht, wenn man erst aus dem Schlaf gerissen und dann in der Dunkelheit durch eiskaltes Wasser gescheucht wird. Am hellichten Tage wäre alles nur halb so schlimm."

Richard warf ihm einen schiefen Blick zu. "Du gibst also zu, dass es nicht viel mit Erziehung sondern eher etwas mit Schikane zu tun hat?"

Seine Mundwinkel zuckten nach oben. "Ich habe schon Ähnliches geäußert, muss ich zugeben. Doch ganz so nutzlos wie sie erscheint, ist die Übung nicht."

Der Ältere schien immer noch unbeeindruckt. "Ja, ich erinnere mich. Sich selbst überwinden und so etwas…"

"Gut gemerkt." Er zog ihn etwas näher an sich heran. "Aber es gibt einen weiteren Aspekt. Neben dem Vertrauen in sich selbst geht es auch um das Vertrauen in uns. Dass wir sie vor keine Aufgaben stellen, die sie nicht bewältigen können."

Ein leises Schnauben war die erste Reaktion darauf. "Du bist wirklich nie um Ausreden verlegen."

"Das ist keine Ausrede", beharrte er und Richard hatte keine Zeit dafür, ihn weiter aufzuziehen, da sie bei den Zimmern der Erstklässler angelangt waren. Am anderen Ende des Flurs winkte ihm Herr Rudert zu, bevor dieser mit dem Wecken begann und Brad machte sich an die gleiche Aufgabe, während Richard sich einfach gegen die Wand lehnte und der Dinge harrte, die da kommen würden.

Nicht ganz zufällig betrat Brad den Schlafsaal als erstes, in dem André und Nagi untergebracht waren. Und während der kleine Telepath Probleme hatte, überhaupt zu begreifen was los war, schien Nagi von einem Moment auf den nächsten hellwach.

"Herr Crawford", wurde er mit einer sitzenden Verbeugung begrüßt.

"Hallo Nagi", gab er mit einem Lächeln zurück. "Alle Erstklässler haben sich draußen zu versammeln. So wie ihr seid, ohne Verzögerungen."

Die anderen hatten den Austausch natürlich mitbekommen und machten sich hastig daran, der Aufforderung nachzukommen. Nagi jedoch verharrte noch für einen Moment und die dunkelblauen Augen verengten sich nachdenklich. "Dürfen wir etwas mitnehmen?"

Und sein Lächeln wurde ausdrucksvoller, während er den Kopf neigte. "Natürlich, solange ihr deswegen nicht zu langsam seid…" Damit wandte er sich ab, um sich zum nächsten Zimmer aufzumachen.

Nagi blieb allerdings der Einzige, der eine entsprechende Frage stellte, etwas, das auch Richard auffiel. "Soll ich jetzt beeindruckt sein, weil zwei der Kinder ihre Sachen dabei haben oder eher an eurer Erziehung zweifeln, weil es nur zwei sind?"

"Beeindruckt, auf jeden Fall." Er schenkte dem Älteren ein schnelles Grinsen. "Michael meinte jedenfalls damals zu mir, dass bisher keiner der Erstklässler an so etwas gedacht hat."

Eine Augenbraue rutschte in die Höhe. "Vielleicht solltet ihr dann wirklich noch an euren Methoden feilen. Anscheinend sind die Kleinen bereits so sehr darauf gedrillt, euch zu gehorchen, dass sie es ohne nachzudenken tun."

"Hm, das ist eher Unsicherheit, weil sie noch nicht lange genug hier sind. Aber Nagi war schon sehr früh ins Heim gekommen und hat außerdem ein helles Köpfchen. Die anderen werden schon noch lernen, ihre Befehle genauer abzuwägen. Wie wollen schließlich keine dummen Drohnen heranziehen."

Nun wirkte Richard nachdenklich, als der sich seine Worte durch den Kopf gehen ließ und schließlich erhielt er ein widerwilliges Lächeln. "Gegen dich werde ich wirklich niemals ankommen, hm?"

Er lachte auf und erntete dafür ein paar neugierige Blicke, doch die Kinder wandten sich hastig wieder ab, sobald er ihren Blick erwiderte. Weswegen sie wieder unter sich waren, als er etwas erwiderte. "Es sollte Ihnen schwerfallen. Aber Herr Hoffmann hatte Sie damals ja vorgewarnt, nicht wahr? Mein Talent habe ich, um es zu nutzen…"

"Und du behältst gerne das letzte Wort…", fügte der Ältere hinzu, belustigt.

Brad hob eine Hand, um sie flüchtig durch dunkelblonde Strähnen gleiten zu lassen. "Es sollte mir schwerfallen, das abzustreiten." Wieder blitzten weiße Zähne auf. "Aber Sie können es gerne weiter probieren."

Richard stutzte, schüttelte dann lächelnd den Kopf. "Das werde ich, mein Lieber. Das werde ich…"
 

~TBC~
 

Ich musste Nagi einfach so reagieren lassen. Er schien mir wirklich die richtige Wahl dafür ^^

cya, cu ^-^

"Sind Sie ins Becken gefallen, Herr Crawford?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 246/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Brad geht baden ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Auch heute macht Brad mal wieder was er will, ohne Rücksicht auf die Anderen ^.~
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 246 "Sind Sie ins Becken gefallen, Herr Crawford?"
 

Er hielt für einen Moment inne, nachdem er nach draußen getreten war. Kalter Wind zerzauste schwarze Haare und zerrte an seiner Jacke. "Es wird wirklich höchste Zeit", stellte er leise fest.

"Du meinst, noch ein bisschen kälter, und die armen Kinder wären erfroren, bevor sie es überhaupt bis ins Wasser geschafft hätten?" Richard hatte unwillkürlich die Arme um sich selbst geschlungen, um ein bisschen Wärme im Körper zu halten und Brad runzelte die Stirn, als er das sah.

"Nein, ich hatte eher an das Becken gedacht", antwortete er automatisch, bevor sich sein Stirnrunzeln vertiefte. "Wenn es Ihnen zu kalt ist, gehen Sie lieber wieder rein", fügte Brad dann an. Denn auch wenn er Richard gerne um sich hatte, so sah der gerade nicht so aus, als würde er sich besonders wohlfühlen.

Die grau-grünen Augen, die dem Weg der Erstklässler gefolgt waren, richteten sich wieder auf ihn und Richard stieß ein trockenes Schnauben aus. "Diese Blöße werde ich mir ganz sicher nicht geben. Immerhin haben die Kinder viel weniger an als ich."

Ein skeptischer Blick war seine einzige Reaktion darauf, schließlich konnte es Richard so ziemlich egal sein, was die anderen dachten. Er kam so gut wie nie mit den Schülern in Kontakt und ganz sicher war er keine Autoritätsperson für sie.

Es war, als würde der Ältere seine Gedanken lesen, denn dessen Mundwinkel kurvten nach oben und dann sagte er etwas, ehe Brad es tun konnte. "Das hat damit nicht allzu viel zu tun. Außerdem ist es mehr die Müdigkeit als die Kälte, die ich gerade spüre. Und wenn du mir jetzt sagst, dass ich lieber zurück ins Bett gehen soll, setzt es was." Schließlich bin ich deinetwegen erst aufgestanden, blieb dahinter unausgesprochen.

Brad konnte nicht anders als aufzulachen, bevor er Richards Hände ergriff und sie zwischen seinen wärmte. "Gut, dann bringen wir es jetzt schnell hinter uns, damit wir heiße Schokolade trinken können."

Eine Augenbraue wurde gehoben. "Ich denke, die Kinder müssen viel mehr hinter sich bringen. Und das mit Schokolade hättest du auch leichter haben können…"

"Ich weiß", erwiderte er beinahe fröhlich, begann Richard hinter sich her zu ziehen. "Aber sie schmeckt auf diese Weise viel besser."

Dazu konnte der ältere Mann nur den Kopf schütteln, aber für den Moment schien er zumindest die niedrige Temperatur vergessen zu haben.

Herr Rudert hatte die Kinder trotz seiner verspäteten Ankunft am Becken fest im Griff, nickte ihm mit einem Lächeln zu, bevor er seine Anweisungen fortsetzte.

Bei den Kindern machte sich eine Mischung aus Aufregung und Besorgnis breit, doch jeder einzelne der Erstklässler gab sich alle Mühe, eine möglichst unbekümmerte Miene aufzusetzen.

Richards Kopfschütteln galt dieses Mal nicht Brad, sondern den Schülern. "Sie beschweren sich nicht einmal…"

"Oh, das tun sie, bloß nicht laut." Braune Augen huschten kurz zu dem Älteren hinüber, bevor er sie wieder auf das Becken richtete, wo das erste Mädchen gerade ins Wasser gesprungen war und zu seiner Seite herübergeschwommen kam.

"Nun, du musst es ja wissen", kam es trocken zurück.

Er lächelte in sich hinein, reichte der Schülerin ein Handtuch und schickte sie dann schleunigst hinein ins Warme. "Mm, ich muss zugeben, dass ich damals auch nicht besonders begeistert war", gestand er ein, aber erst als das Mädchen außer Hörweite war. Und seine Gedanken wanderten für einen Moment zurück zu jener Nacht. Unwillkürlich ballten sich seine Hände zu Fäusten, als wollte er die Reste von Wärme in ihnen gefangen halten. Dann aber streckte er seine Finger bewusst wieder aus und ließ sie von dem kalten Wind umspielen. Inzwischen hatte er oft genug kalte Hände gehabt, dass das Gefühl nichts Neues mehr in sich trug, und doch war da ab und zu noch ein Funke der alten Überraschung in ihm. Er schüttelte die Empfindung ab, um sich wieder auf seine Arbeit zu konzentrieren. Denn so simpel die Aufgabe war, so konnte man nie ausschließen, dass eines der Kinder den Schock des kalten Wasser nicht ohne Nebenwirkungen verkraftete.

Aber einer nach dem anderen absolvierten die Erstklässler die Strecke ohne Zwischenfall, sie schienen es sogar fast gerne zu tun, allein deswegen, weil Brad sie in Empfang nahm.

Was auch Richard nicht verborgen blieb, um dessen Lippen herum sich nach und nach ein amüsiertes Lächeln entwickelte. "Jetzt verstehe ich, warum Chris dich so gerne mit deinem Fanclub aufzieht."

"Ha, ha", gab er nicht halb so amüsiert zurück.

Das Lächeln vertiefte sich. "Komm, sie würden es niemals wagen, dir zu nahe zu treten. Warum also sträubst du dich so?"

Er zog eine Augenbraue hoch. "Weil Instruktoren ganz sicher nicht dafür da sind, um von Schülern angehimmelt zu werden."

Nun lachte der Ältere auf. "Sei nicht so streng. Es tut ihrem Respekt vor dir schließlich keinen Abbruch."

"Alles andere will ich mir auch verbeten haben." Aber trotz dieser Worte schlich sich Belustigung in seinen Tonfall. "Und jetzt hören Sie auf, sich ein schlechtes Beispiel an Herrn Hoffmann zu nehmen."

Richard deutete eine etwas insolent ausfallende Verbeugung an und statt etwas zu sagen, blickte er bedeutungsvoll auf die Schülerin, die gerade aus dem Becken kletterte. Und es kaum schaffte, den Blick von Brad abzuwenden.

Mit einem innerlichen Schnauben gestand er dem anderen Mann den Punkt zu, ohne es laut auszusprechen. Stattdessen hüllte er sich in Schweigen, bis auch die wenigen verbliebenen Erstklässler fertig waren und er schließlich mit Richard allein zurückblieb. Erst dann schenkte er dem Älteren ein Grinsen.

Der ihn daraufhin etwas argwöhnisch beäugte. "Was ist?", wurde er vorsichtig gefragt, doch bevor er antworten konnte, legte sich plötzlich so etwas wie Stille über ihn.

Brad verharrte in Regungslosigkeit, lauschte in sich hinein, auf diesen Moment der Ruhe, der ihn erfüllte. Es war, als wollte ihm sein Talent etwas zuflüstern, doch es waren keine Worte, sondern nur eine stumme Versicherung.

Die Hand auf seiner Schulter kam so unerwartet, als hätte sie ihn aus einem tiefen Schlaf gerissen und er blinzelte ein paar Mal, bevor sich sein Blick auf Richards besorgtes Gesicht fokussierte.

"Ist etwas passiert? Hast du etwas gesehen?" Der Mann hatte nicht lange gebraucht, um sich den wahrscheinlichsten Grund für sein Verhalten zusammenzureimen.

Er bedeckte Richards Hand mit seiner eigenen und lächelte beruhigend. "Keine Sorge. Es zwar möglicherweise etwas passiert, doch ich habe es nicht gesehen. Ich habe nur das Gefühl, dass es etwas Gutes war ."

Kurz wurden grau-grüne Augen geschlossen und Richard seufzte kaum hörbar. "Wenn so etwas in Zukunft wieder geschieht, jag mir bitte nicht so einen Schrecken ein."

"Ah…" Nur dieser Laut, denn einem Teil von ihm war warm geworden, als er die Sorge des Älteren spürte. Er drückte dessen Hand, bevor er sie umschloss und nach unten führte. Und während er noch Richards Hand hielt, kehrte sein Grinsen zurück.

Das mit nicht weniger Misstrauen als zuvor begrüßt wurde. "Wie ich sehe, hast du deine Idee nicht vergessen. Wärst du vielleicht so freundlich, sie mir jetzt zu verraten?"

"Hm, natürlich doch. Ich möchte schließlich, dass Sie meine Sachen für einen Moment halten." Und damit begann er sich auszuziehen. Er war sich selbst nicht sicher, ob es an der vorhin erwachten Erinnerung lag, aber er hatte plötzlich den Wunsch verspürt, nochmal das Becken zu durchqueren.

Grau-grüne Augen weiteten sich und er wurde angesehen, als hätte er den Verstand verloren. "Was ist das denn für eine Schnapsidee?", entfuhr es dem Älteren.

Die Wortwahl ließ ihn auflachen, vor allem, da Richard kurz davor gestanden hatte, etwas härtere Ausdrücke zu verwenden.

"Kommen Sie, ich habe das als Zehnjähriger überstanden, da werde ich es heute erst recht schaffen. Das bisschen Kälte wird mich nicht umbringen."

"Das will ich ja wohl hoffen. Was aber nichts an der Tatsache ändert, dass diese Aktion vollkommen sinnlos ist."

Brad packte seine Hose auf den Stapel, den Richard bereits hielt und schenkte ihm noch ein Lächeln, bevor er sich als letztes von seinem Hemd trennte. "So lohnt sich wenigstens nachher das Aufwärmen", hielt er dem entgegen und ohne einen weiteren Protest abzuwarten, begab er sich zum Beckenrand, um sich kurz mit dem Wasser abzureiben, und dann auf den Startblock. Als Gänsehaut seinen Körper überzog, gestand er sich ein, dass die Idee wirklich etwas aus dem Rahmen fiel für ihn, aber das hielt ihn nicht davon ab, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Weswegen er sprang, kaum dass ihm dieser flüchtige Gedanke durch den Kopf gegangen war.

Schock jagte durch seinen Körper, als ihn das eiskalte Wasser einhüllte, peitschte Adrenalin durch seine Adern. Es tat weh und gleichzeitig fühlte er sich wie betäubt, ein seltsamer Kontrast. Aber noch gehorchten ihm seine Muskeln, weswegen er sich am anderen Ende angelangt abstieß, um die Bahn wieder zurückzuschwimmen.

Er lächelte mit klappernden Zähnen, als Richard ihn empfing, wo er den Älteren zurückgelassen hatte. "Sehen Sie, nichts passiert."

Grau-grüne Augen verengten sich. "Sag das noch mal, wenn du mit einer Lungenentzündung im Bett liegst… Und jetzt trockne dich endlich ab!" Eindeutig im Befehlston.

Sein Lächeln vertiefte sich, aber er gehorchte, denn jetzt wurde ihm wirklich kalt. Und sobald er trocken genug war, half ihm Richard in seine Kleider.

"Sie erinnern sich, dass Sie nicht besonders begeistert waren, wenn Herr Hoffmann solche Jobs übernommen hat…"

Ihm wurde ein schiefer Blick zugeworfen. "Er hat eben schneller als ich gemerkt, dass du manchmal noch einen Babysitter brauchst."

Er schaffte es nicht einmal, sich darüber zu empören, sondern umarmte den älteren Mann einfach nur. "Solange Sie es sind, will ich es mir gefallen lassen." Dann schloss sich seine Hand in einem eisernen Griff um Richards Handgelenk und er zog ihn hinter sich her zum Hauptgebäude.

Drinnen waren immer noch ein paar Erstklässler, die nach dem kalten Bad zu aufgedreht waren, um gleich auf ihre Zimmer zurückzukehren und sich lieber mit dem heißen Tee in der Hand mit ihren Freunden unterhielten. Mitten in einer solcher Grüppchen stand André und gestikulierte lebhaft, während Nagi ihn mehr vom Rande her mit ernsthafter Belustigung beobachtete. Es mochte eine ungewöhnliche Mischung sein, aber genau diesen Eindruck vermittelte die aufrechte Gestalt verbunden mit dem leichten Kurven der Mundwinkel, das Nagi nicht ganz unterdrücken konnte.

Seine Musterung wurde bemerkt oder vielleicht auch nur seine Annäherung, eine Möglichkeit, die man bei einem Telekineten nie außer Acht lassen sollte, und Nagi wandte sich ganz in seine Richtung, deutete eine Verbeugung an. "Crawford-san. Vielen Dank für diese lehrreiche Lektion."

Richard, der sich gezwungenermaßen immer noch an seiner Seite befand, stieß ein belustigtes Schnauben aus. "Und das Schlimmste ist, dass er es auch noch ernst zu meinen scheint…", wurde dann leise angemerkt, nur für Brads Ohren bestimmt.

In Reaktion darauf verstärkte sich sein Griff um das Handgelenk des Älteren flüchtig, während er gleichzeitig Nagi zunickte. "Du brauchst dich bei mir nicht bedanken, ich habe es mir nicht ausgedacht. Dieser nächtliche Ausflug hat schon sehr lange Tradition."

In diesem Moment wurden sie auch von André bemerkt und wie so häufig konnte der Junge es nicht lassen, in seine Richtung zu streben, als würde er von einem Magnet angezogen werden. Auch wenn Brad den Verdacht hegte, dass der kleine Telepath eher unterbewusst hoffte, Michael in seiner Nähe zu finden, als dass er an ihm persönlich interessiert war. Dieses Verhalten setzte sich selbst dann durch, wenn André genau wusste, dass Brad allein war.

Blaue Augen weiteten sich, als seine nassen Haare gesehen wurden und dann grinste der Junge. "Sind Sie ins Becken gefallen, Herr Crawford?"

Völlig furchtlos, so wie immer. Brad musste unwillkürlich lächeln. "Nein, bin ich nicht. Aber nachdem ich euch beobachtet hatte, bekam ich Lust, auch eine Runde zu schwimmen."

"Oh…" Dieses Mal war der Junge klug genug, nicht auszusprechen, was ihm durch den Kopf schoss. Und wie um seine Sprachlosigkeit zu überspielen, streckte André die Hand mit seiner Tasse aus. "Wollen Sie dann vielleicht auch Tee haben?"

Mit einem Auflachen schüttelte er den Kopf. "Lass mal gut sein, ich werde in meinem Quartier etwas trinken." Seine nächsten Worte waren an alle Schüler gerichtet. "Ihr solltet hier nicht mehr zu lange herumstehen. Auch wenn ihr es gerade nicht so sehr merkt, ist es viel zu kalt ohne eure Sachen."

Er erntete eifriges Nicken von allen Seiten und konnte sich damit beruhigt zum Gehen wenden.

Michael öffnete ihm die Tür, immer noch im Schlafanzug aber nicht wirklich verschlafen wirkend. Doch statt ihn zu begrüßen ging der Blick des Älteren an ihm vorbei. "Herr Walter? Wollten Sie Gesellschaft beim Trinken der heißen Schokolade?"

Der andere Mann hob in Antwort nur eine Hand und Brad wurde erst wirklich bewusst, dass er Richard immer noch festhielt, als seine eigene Hand gleichzeitig in die Höhe ging.

Amüsement blitzte in eisblauen Augen auf. "Aha, es sieht eher so aus, als wollte Brad Gesellschaft haben." Und dann trat Michael mit einer einladenden Geste beiseite, um sie beide hereinzulassen.

Brad lächelte, zog dann Richard hinter sich her, bevor der auf die Idee kommen konnte, zu protestieren. "Wolltest du nicht eigentlich wieder schlafen gehen?", erkundigte er sich gleichzeitig.

"Ja, wollte ich. Aber dann hast du einen Schock über unsere Verbindung gejagt und jede Müdigkeit war vergessen…" Die Erwiderung geriet sehr trocken, aber in Michaels Miene lag keinerlei Vorwurf, als dieser ihn in eine Decke wickelte, kaum dass er auf der Couch Platz genommen hatte.

Weswegen Brad ihn einfach nur für einen Moment festhielt und näher zog, so dass seine Stirn kurz an der des Älteren ruhte, ihm dann ein weiteres Lächeln schenkte. "Dafür kannst du jetzt aber auch mit uns heiße Schokolade trinken." Sein Blick ging kurz an Michael vorbei, zum Tisch, wo er ein Tablett mit _drei_ Tassen erspähte. "Und wie ich sehe, hast du bereits vorgesorgt."

"Das war nicht schwer. In manchen Dingen ist dein Verhalten sehr berechenbar", wurde belustigt erwidert.

Und auf seinen verwirrten Blick hin lachten sowohl Michael als auch Richard.
 

~TBC~
 

Was Brad da _nicht_ gesehen hat, wird noch aufgelöst. Aber ein kleines bisschen Geduld ist bis dahin von Nöten ^^#

cya, cu ^-^

"Anscheinend hat es einen Unfall gegeben"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 247/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Wieder ein kleiner Zeitsprung. Und was Brads Beinahe-Vision das letzte Mal angedeutet hat, fängt dieses Mal an sich zu erfüllen…

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Wir nähern uns einer neuen Begegnung mit Schuldig ^^
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 247 "Anscheinend hat es einen Unfall gegeben"
 

Brad verstummte mitten im Wort und der Blick der braunen Augen wurde glasig, als sich seine Aufmerksamkeit von der äußeren Welt abwandte und auf sein Talent konzentrierte. Und als er schließlich blinzelnd in die Realität zurückkehrte, sah ihn Herr Hoffmann vom Besuchersessel her besorgt an, während Michael den Tisch umrundet hatte und direkt neben ihm stand.

"Ist alles in Ordnung?", wurde er leise gefragt, während der Ältere sich schon vorlehnte, gleichzeitig sein Gesicht umfasste, und ihn näher führte.

Bevor er überhaupt antworten konnte, ruhte seine Stirn schon an Michaels und er konnte die inzwischen verarbeiteten Informationen weitergeben, ohne ein Wort darüber verlieren zu müssen. Stattdessen konnte er sich bereits voll und ganz auf das Ergebnis konzentrieren und das ließ ihn lächeln. "Du solltest bald eine Meldung bekommen, was genau passiert ist. Aber mein Talent meint, dass wir in Japan auf dem besten Wege sind, das Opfer zu finden."

"Zu finden, hm…" Michaels Stimme klang ein bisschen flach, abgelenkt, als dieser durch die Informationen stöberte. "Anscheinend war das Finden an sich gar nicht das Problem."

"Nun, das hat sich bereits vorher angedeutet, wenn ich dich daran erinnern dürfte. Schließlich war das der Grund, warum wir diese bestimmte Hilfestellung geleistet hatten." Die Entführung von Fujimiyas und Moriyamas Kindern sprach er nicht offen an, ganz einfach, weil Herr Hoffmann mit ihnen Büro war und von diesem Detail nie erfahren hatte. Und Michael verstand ihn auch so.

Der richtete sich wieder auf, beruhigt und vielleicht ein bisschen aufgeregt, auch wenn Brad letzteres nicht nachvollziehen konnte. Er hatte ja nie erfahren, wofür dieses Opfer gut war. Aber alleine die Tatsache, dass Michael deswegen damals die Verantwortung für das Japanische Büro erhalten hatte, war Hinweis genug, wie wichtig die Sache den Ältesten war.

Der Blick brauner Augen traf auf den eisblauer und jetzt lächelten sie beide. "Es haben sicher keine Zweifel an deiner Vision bestanden, aber es ist gut zu wissen, dass wir der Erfüllung ein Stück näher gerückt sind."

Er nickte dazu nur, wandte sich dann wieder Herrn Hoffmann zu, der geduldig gewartet hatte. "Kein Grund zur Sorge", versicherte er ihm. "Ganz im Gegenteil."

Da war eine gewisse Neugier erkennbar, aber Herr Hoffmann würde in einem solchen Fall niemals nachfragen. Stattdessen wandte sich der ältere Mann wieder den Unterlagen zu, die sie gerade durchgegangen waren, und Brad tat es ihm gleich.
 

Es war erst am nächsten Tag, dass sie eine Nachricht aus dem Japanischen Büro erhielten und wieder waren sie zu dritt, auch wenn sie sich dieses Mal bei Michael trafen.

Brad erkannte auf einen Blick, dass die Neuigkeiten nicht nur etwas Gutes zu bedeuten hatten – für einen Dritten wohlbemerkt. Was normalerweise für sie nicht besonders wichtig war, aber in diesen Fall waren die Fujimayas verwickelt und Brad musste innerlich zugeben, dass ihm diese Familie inzwischen nicht mehr egal war. Trotzdem hatte er natürlich nicht eingetriffen, obwohl er schon lange geahnt hatte, was passieren würde. Denn die Interessen von Rosenkreuz hatten immer Vorrang.

Stumm nahm er Platz, genauso wie Herr Hoffmann, sandte Michael dann einen fragenden Blick.

Der ihm daraufhin ein sehr schmales Lächeln schenkte, das keinen Humor enthielt. "Die Information ist in der Nacht gekommen. Unser Büro hat sie so schnell wie möglich weitergeleitet. Anscheinend hat es einen Unfall gegeben…"

Als Michael nicht gleich weitersprach, neigte er den Kopf etwas zur Seite. "Aya?", stellte er eine einsilbige Nachfrage.

Und Michael nickte langsam. "Liegt im Krankenhaus. Sie war mit ihrer Mutter im Auto unterwegs. Frau Fujimiya hat nicht überlebt."

Er war überrascht und gleichzeitig auch nicht. Denn irgendwie war er bisher davon ausgegangen, dass nur das Mädchen betroffen sein würde. Brad musste unwillkürlich an Ran denken und presste die Lippen zusammen. Dann wurde seine Aufmerksamkeit wieder auf Michael gelenkt, der weitergesprochen hatte.

"Du hast zudem eine Einladung zur Trauerfeier nach der Beerdigung erhalten. Viel Zeit zu überlegen, ob du annehmen möchtest, bleibt dir allerdings nicht. Du müsstest am besten heute noch aufbrechen."

Sein Blick wanderte zu Herrn Hoffmann, der die Neuigkeiten noch nicht ganz verarbeitet hatte, auf seine stumme Frage hin aber leicht nickte. Terminlich war er also nicht gebunden. "Was sagt das Triumvirat?", fragte er daher Michael.

"Unter Berücksichtigung der besonderen Umstände käme es uns entgegen, wenn du nach Japan fliegst."

Ohne Überraschung nahm er diese Entscheidung auf, wandte sich an Herrn Hoffmann. "Wenn Sie sich bitte um die Reisevorbereitungen kümmern würden?"

"Natürlich, Herr Crawford." Der ältere Mann schien die Form der Anrede gar nicht zu registrieren, verabschiedete sich von ihnen, so dass er allein mit Michael zurückblieb.

Prompt lehnte er sich in seinem Sessel etwas mehr zurück, verschränkte die Finger in seinem Schoß. "Du hast ihnen also mitgeteilt, was mein Talent gemeldet hat."

"Natürlich, schließlich ist die Person zum ersten Mal mit einer gewissen Sicherheit identifiziert worden, anders als bei deinen vagen Ahnungen zuvor. Und wir hoffen, dass die räumliche Nähe dir vielleicht noch mehr Einblicke gewähren wird. Da bietet sich diese Einladung an." Michael schwieg für einen Moment, musterte ihn nachdenklich aus eisblauen Augen. "Wir werden die Ältesten erst nach deinem Besuch in Japan informieren. Was natürlich kein Misstrauensvotum darstellen soll, es ist ganz einfach so, dass die Ältesten zu häufig durch einen Fehlalarm enttäuscht worden sind."

Verstehend neigte er den Kopf, schob dann ein Lächeln hinterher. "Keine Sorge, so schnell wird mein Selbstvertrauen nicht angekratzt." Anschließend verschwand das Lächeln aber schnell wieder und mit einem Seufzen schloss er die Augen. "Ich habe überhaupt nicht die richtige Einstellung dazu, dich hier zurückzulassen."

Seine Aussage wurde mit einer Mischung aus Belustigung und… etwas ganz anderem aufgenommen. "Es ist ja nicht anders also sonst, nur dass es etwas überraschend kommt."

"Hm…", brummte er leise, stand dann auf, um zu Michael zu gehen, der in Erwartung seiner nächsten Aktion schon den Sessel zurückgeschoben hatte. Ein flüchtiges Lächeln kurvte seine Mundwinkel, dann nahm auf dem Schoß des Älteren Platz und barg sein Gesicht an dessen Hals. "Hast du nicht Zeit, auch mitzukommen?" Seine Hand schlich sich von ganz allein in sandblonde Haare, so dass seine Finger durch die weichen Strähnen gleiten konnten.

Michael antwortete für eine Weile gar nichts, ließ einfach nur die Berührung und die geteilte Wärme auf sich einwirken. Doch schließlich sah er ein, dass das auch nichts ändern würde. "Du weißt, dass nicht die Zeit das Problem ist", wurde mit leisem Bedauern gesagt.

"Hast du die Leute immer noch nicht davon überzeugt, dass sie dich häufiger rauslassen sollen?", beschwerte er sich.

Und Michael lachte unverhofft auf, ein Vibrieren, das sich auch auf ihn übertrug. "Nein, habe ich leider nicht."

"Das ist nicht lustig." Strafend zog er an einer sandblonden Strähne.

Michael seufzte wieder. "Ich weiß. Aber das ändert sowieso nichts. Wir können uns doch nicht jedes Mal ärgern, weil du allein fahren musst."

Irgendwie war es aber sehr einfach, das zu tun. Was Brad natürlich nicht sagte, denn Michael hatte vollkommen Recht. Er presste einen Kuss genau über die Halsschlagader, spürte den dumpfen Puls gegen seine Lippen pochen. "Gut, ich werde natürlich fahren." Herr Hoffmann war schließlich gerade dabei, sich um ihren Flug zu kümmern. "Aber ich werde nicht lange bleiben. Schließlich ist noch nicht die Zeit für meinen üblichen Besuch gekommen und es gibt keine anderen Termine."

"Anders will ich es gar nicht haben." Eine Hand legte sich in seinen Nacken, übte leichten Druck aus. Dem folgend konnte er Michael gleich darauf richtig küssen.

Dieses Mal hatten sie sich voneinander getrennt, bevor Herr Hoffmann sie unterbrechen konnte, Brad war sogar wieder aufgestanden und seine Unruhe hatte ihn zum Fenster getrieben. Wobei die Aussicht auf das leere Gelände nicht viel zur Ablenkung beitrug, weswegen er sich sofort zur Tür umwandte, sobald Herr Hoffmann eintrat.

Blaue Augen huschten kurz von Michael hin zu ihm und er konnte einen Anflug von Überraschung erkennen, aber gleich darauf war die Miene des älteren Mannes vollkommen professionell. "Ich habe Plätze für heute bekommen und auch für die erste Klasse. Auf Komfort musst du also nicht verzichten, auch wenn ich es dir nicht ersparen kann, wieder für einige Stunden in einer besseren Blechbüchse eingesperrt zu sein."

Von Michael ging Amüsement aus, während Brad braune Augen zusammenkniff. "Sie machen es nicht besser damit, dass Sie mich daran erinnern. Oder sich darüber lustig machen", machte er den Älteren aufmerksam.

Der hob mit gespielter Zerknirschtheit beide Hände, aber das Lächeln, das er nicht verbergen konnte – oder wollte, verriet ihn.

Brad beschloss, es zu ignorieren, kehrte an Michaels Seite zurück. "Ich werde mich noch um meine Vertretung für den Unterricht kümmern und dann wohl besser ans Packen machen."

Die Worte ließen das Amüsement wieder erlöschen, als der Ältere abrupt an ihren bevorstehenden Abschied erinnert wurde. Und so wunderte es ihn nicht, dass er nur ein knappes Nicken erhielt.

Er erwiderte es mit einem sehr schmalen Lächeln, griff im Vorbeigehen nach Herrn Hoffmanns Handgelenk, um ihn hinter sich her aus dem Büro zu ziehen.

"Können wir Richard mitnehmen?" Er wusste selbst nicht, wie ernst er die Frage meinte, aber das hielt ihn nicht davon ab, sie zu stellen.

Herr Hoffmann stoppte und brachte damit auch ihn zum Halten, musterte seine Miene für einen Moment, bevor der Kopf geschüttelt wurde. "Nein, Herr Franken wird ihn kaum so kurzfristig freigeben. Ganz davon abgesehen wäre es für Reik kein besonders großes Vergnügen, sich diesen Stress anzutun. Das willst du ihm sicher nicht zumuten, für diese kurze Reise. Er kann nicht einmal so tun, als wäre es Urlaub…"

Brad rümpfte die Nase, widersprach diesem Urteil aber nicht. Und der Andere nutzte sein Schweigen aus, um selbst eine Frage zu stellen.

"Geht es dir gut?"

Wieder presste er die Lippen zusammen und blickte zu Boden. Denn irgendwie bezweifelte er, dass Herr Hoffmann besonders erfreut wäre, wenn er ihm die Hintergründe erklären würde. Und damit auch, weswegen er von den Neuigkeiten nicht besonders mitgenommen war. Ein Hauch von Amüsement folgte dem letzten Gedanken. Vielleicht hätte er auch ohne diese besonderen Umstände nicht anders reagiert. Diese Möglichkeit konnte er nicht ausschließen, wenn er ehrlich mit sich selbst war. Unter in die Stirn gefallenen Strähnen hervor warf er schließlich einen Blick in Richtung des Älteren. "Ich denke, Ran ist im Moment viel schlechter dran", wich er dann der Frage aus.

Doch es schien Herrn Hoffmann ausreichend abzulenken, dessen Miene sich verdüsterte. "Ja, der arme Junge… ich hoffe, dass es wenigstens Aya bald wieder besser geht."

In diesem Fall konnte Brad ihm keinerlei Hoffnungen machen, weswegen er lieber schwieg. Und dann verstärkte er seinen Griff um Herrn Hoffmanns Handgelenk, warf ihm ein bewusst schwach ausfallendes Lächeln zu. "Wir müssen noch Richard Bescheid sagen gehen. Auch wenn er nicht mitkommen kann."

Der andere Mann neigte den Kopf leicht zur Seite, dann hellte sich auch dessen Gesicht auf. "Ja, tun wir das." Und als nächstes war da auch schon eine Hand, die durch seine schwarzen Haare fuhr.

Sein Lächeln wurde echter, aber als sie schließlich Richards Büro erreichten, war der Gedanke zurück, dass er in den nächsten Tagen nicht nur auf Michael verzichten musste, sondern auch auf den älteren Mann. Und das reichte, damit er schließlich mit einem Stirnrunzeln eintrat, kaum dass er angeklopft hatte.

Richard nahm sein Erscheinen mit einem ergebenen Gesichtsausdruck auf, doch der wandelte sich, sobald auch Herrn Hoffmanns Erscheinen bemerkt wurde. "Chris?"

"Wir wollten uns nur für die nächsten Tage von dir verabschieden…"

Während Richard noch verwirrt seinen Freund musterte, ging Brad bereits auf ihn zu, Herrn Hoffmanns Handgelenk freilassend. Und an seinem Ziel angekommen begann er durch dunkelblonde Strähnen durch streichen.

Zum Glück war Richard zu sehr beschäftigt, Herrn Hoffmann auszufragen, um sich dagegen zu wehren. Und als sich der Ältere ihm schließlich mit aufrichtiger Betroffenheit zuwandte, umarmte Brad ihn. "Wir müssen leider ohne Sie fliegen", teilte er ihm leise mit.

Was dem Anderen ein ungläubiges Auflachen entriss. "Himmel, Brad. Darum geht es doch nun wirklich nicht." Aber trotzdem wurde seine Umarmung erwidert, wie er zufrieden registrierte. "Richte Herrn Fujimiya und Ran bitte mein Beileid aus."

"Natürlich, Richard", bestätigte er, ließ dann – wenn auch widerwillig – zu, dass er sanft zurückgeschoben wurde. Er suchte den Blick der grau-grünen Augen. "Wir werden ganz schnell wieder zurückkommen."

Mundwinkel kurvten kaum merklich nach oben. "Daran hege ich nicht den geringsten Zweifel. Aber jetzt solltest du mich wieder arbeiten lassen, hm? Du hast sicher auch noch genug zu tun, bevor ihr los müsst."

Wie sollte er dem widersprechen? Und trotzdem zupfte er unschlüssig an einer Strähne, bevor er die Arme vor der Brust verschränkte. "Aber Sie kommen uns nachher noch auf Wiedersehen sagen", bestand er dann.

Das Lächeln wurde ausgeprägter. "Nichts wird mich davon abhalten können." Anschließend folgte ein auffordernder Blick in Richtung von Herrn Hoffmann, der sofort verstand und Brads Oberarm umfasste.

"Komm, mein Lieber. Reik hat vollkommen Recht, du hast noch einiges zu erledigen."

Er gehorchte dem einsetzenden Zug, jedenfalls bis sie Richards Büro verlassen und einen Teil des Weges zum Aufenthaltsraum der Instruktoren zurückgelegt hatten. In diesem Moment kam ihm nämlich eine Idee und er stoppte abrupt.

"Brad?" Herr Hoffmann klang nicht ungeduldig – noch nicht.

Und ihm war es sowieso egal. "Denken Sie, Michael könnte wenigstens bis nach München mitkommen?", fragte er unvermittelt.

Herr Hoffmann brauchte einen Moment, um die Frage zu verarbeiten, schüttelte schließlich den Kopf. Nicht verneinend, sondern einfach nur nachsichtig. "Weißt du was, Brad? Das könnte sich sogar einrichten lassen."

Und er konnte nicht verhindern, dass ein Grinsen über sein Gesicht flog.
 

~TBC~
 

Ja, Brad denkt eindeutig mehr an sich selbst als an das, was den Fujimiyas zugestoßen ist…

o.o

cya, cu ^-^

"Ich würde jetzt ja fragen, ob hier nicht der Wunsch der Vater des Gedanken war"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 248/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Eine Vision spielt Brad in die Hände ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Brad bekommt mal wieder seinen Willen. Dieses Mal steckt aber ein ganz legitime Vision dahinter ^.~
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 248 "Ich würde jetzt ja fragen, ob hier nicht der Wunsch der Vater des Gedanken war"
 

Brad schien von einer gewissen Unrast erfüllt, als dieser im Wagen neben ihn rutschte. Was unter Berücksichtigung ihrer bevorstehenden Trennung nicht ungewöhnlich sein sollte, aber… Michael runzelte flüchtig die Stirn. Es fühlte sich ganz einfach anders an als sonst. Fragend tastete sein Talent nach dem Jüngeren, versuchte fast ohne sein Zutun mehr zu erfahren.

Braune Augen richteten sich auf ihn, als die mentale Berührung gespürt wurde und dann erhielt er ein Lächeln, das nicht ganz da war.

Was die Sache nicht wirklich besser machte. Für eine Weile wurde er dadurch abgelenkt, dass auch Herr Hoffmann seinen Platz fand und der Chauffeur schließlich den Wagen startete, doch das hielt nicht lange vor. Zu seiner heimlichen Erleichterung schlich sich eine Hand in seine sandblonden Strähnen, um damit zu spielen, und er lehnte sich bereitwillig in die vertraute Berührung. Er warf einen kurzen Blick in Herrn Hoffmanns Richtung, der sich diskret hinter eine Zeitung zurückgezogen hatte, drückte dann sanft Brads Knie.

"Was beschäftigt dich, hm?", erkundigte er sich leise.

Nun war es Brad, die Stirn zu runzeln. "Ich will wissen, was danach passiert", wurde schließlich erwidert und zu seiner Überraschung klang der Jüngere etwas petulant.

"Danach?" Kaum dass er es ausgesprochen hatte, verstand er. "Sollte es dir nicht reichen, wenn deine Vision sich endlich erfüllt? Warum willst du noch weiter reichen?"

"Ich bin ein Precog." Und alles steckte hinter dieser knappen Aussage.

Es entlockte ihm ein Lächeln und seine Hand hob sich von allein, damit er mit einem Finger gegen Brads Nasenspitze stupsen konnte. "Es werden neue Visionen folgen. Und bis dahin gedulde dich."

"Kannst du mir nicht wenigstens endlich verraten, wozu die Ältesten sie überhaupt brauchen?" Wegen Herrn Hoffmanns Anwesenheit sprach der Junge Ayas Namen nicht aus, denn auch wenn der ältere Mann für Brad arbeitete, so handelte es sich hierbei um eine Sache der Talente.

Michael spürte, wie sein Gesicht für einen Moment jeden Ausdruck verlor. Denn allein der Gedanke daran, gegen den Willen der Ältesten die gewünschte Information weiterzugeben, ließ ihn diesen irrealen Druck wieder spüren und sein Herz schien sich darunter zu verengen. Auf diesen bestimmten Aspekt der Bekanntschaft mit den Ältesten hätte er wirklich verzichten können…

Der sehr reale Druck von Fingern, die sich um seine Hand schlossen, holte ihn in die Gegenwart zurück und Besorgnis lag in Brads Augen, als sich ihre Blicke begegneten. "Schon gut, ich weiß ja, dass du nichts sagen darfst…" Und dann lehnte sich der Junge vor, um ihn zu küssen.

Michael ließ sich auf diese Form der Ablenkung gerne ein, verschränkte ihre Finger, um auch im Anschluss Brad noch nicht ganz freigeben zu müssen. Aber seine Gedanken kehrten wieder zurück zu den Ältesten und dem Grund, warum diese drei den Autounfall und dessen Folgen so willkommen heißen würden. Wenn er ehrlich war, glaubte er immer noch nicht so richtig daran, dass es so eine Möglichkeit geben sollte, das klang viel zu sehr nach Scharlatanerie. Doch auf der anderen Seite würden normale Menschen auch nicht an das glauben, was Talente zu leisten im Stande waren. Weswegen er sich jedes endgültige Urteil aufhob, bis er das Ergebnis mit eigenen Augen sehen konnte. Seine Mundwinkel zuckten, auch wenn diese Reaktion nicht mit viel Humor einherging, und dann zwang er seine Überlegungen regelrecht in eine andere Richtung."Glaubst du, Ran wird das alles überstehen?" Er hatte den Jungen noch nicht getroffen, aber durch Brads Berichte fühlte es sich an, als würde er ihn schon lange kennen. Und nun hatte der Rotschopf nicht nur seine Mutter verloren, sondern würde sich bald auch noch von seiner Schwester trennen müssen. Auch wenn keiner der Fujimiyas das bis jetzt ahnen konnte.

Brad sah für einen Moment so aus, als wollte dieser eine abwiegelnde Antwort geben, doch dann schaltete sich das Talent des Jüngeren ein und gleißende Energie ließ Michael innerlich die Augen abwenden. Dahinter tröpfelten nach und nach Informationen zu ihm durch, nachdem die Bilder der Vision durch Brad verarbeitet worden waren und was er erfuhr, war irgendwie zu nah an Brads Wünschen, als dass er es wirklich glauben konnte.

Er wartete, beinahe ruhig, bis der Junge wieder ganz bei ihm war und reagierte auf den Funken in den braunen Augen mit einem leichten Kopfschütteln. "Ich würde jetzt ja fragen, ob hier nicht der Wunsch der Vater des Gedanken war, aber ich habe die Vision selbst mitbekommen…"

Natürlich hatte Brad nichts Besseres zu tun, als ihn anzugrinsen, eine Reaktion, die er zu gut verstand, um ihm deswegen böse sein zu können. "Und, glaubst du der Vision genug, um auf sie zu hören? Fliegst du mit uns?"

Ein Rascheln verriet ihm, dass Herr Hoffmann die Zeitung gesenkt hatte und sie nun endgültig die volle Aufmerksamkeit des älteren Mannes hatten, der auch schon vorher aufgehorcht hatte.

Eisblaue Augen huschten kurz zu dem Älteren hinüber, dann aber konzentrierte er sich wieder auf Brad und ein Lächeln begann an seinen Mundwinkeln zu ziehen. "Wie könnte ich ihr nicht glauben? Schließlich hat dein Talent dich noch nie getrogen. Ich wünschte nur, du hättest die Vision etwas früher gehabt…"

"Das kann ich mir leider nicht aussuchen." Brad klang nicht so, als würde ihm irgendetwas leidtun. Und dann wandte sich der Junge an Herrn Hoffmann. "Sie müssen noch ein weiteres Ticket kaufen lassen und dafür sorgen, dass ein paar Sachen für Michael nachgeliefert werden. Das ist immer noch weniger umständlich, als wenn er sich die neu kaufen muss."

Herr Hoffmann zwinkerte, griff aber nicht sofort nach dem Handy, sondern richtete zunächst einen fragenden Blick auf Michael.

Auf den er mit einem Schulterzucken reagierte. "Sie werden es genehmigen, sobald sie hören, dass Brad mich dort gesehen hat." An Ayas Krankenbett, weil das Mädchen anscheinend ohne sein Eingreifen nicht ganz den Vorstellungen der Ältesten entsprechen würde. Nicht einmal Michael wusste, warum das Koma so wichtig war, aber er hatte keinen Grund daran zu zweifeln, dass er das gewünschte Ergebnis herbeiführen konnte. Schließlich war sein Erfolg bereits vorhergesehen worden.

"Das klingt wie eine sich selbsterfüllende Prophezeiung und nicht wie ein Argument", meinte Herr Hoffmann etwas verständnislos, lächelte dann jedoch. "Aber Sie müssen es ja wissen."

"Davon möchte ich ausgehen", neigte er zustimmend den Kopf, ebenfalls belustigt.

Herr Hoffmann sah keinen Grund mehr, länger zu zögern und wenige Anrufe später war alles erledigt. "Wir haben sogar problemlos noch ein Ticket für Sie bekommen", wurde ihm berichtet.

"Selbst wenn schon alles voll gewesen wäre, hätte Michael jemanden überzeugt, vom Flug zurückzutreten", mischte sich Brad mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck ein.

"Ja, da ist natürlich das." Herr Hoffmann grinste plötzlich unerwartet. "Jetzt hättest du es nur noch schaffen müssen, Reik in die Vision einzubauen und es wären keine Wünsche mehr offen, was?"

Brad verschränkte die Arme vor der Brust. "Das klingt so, als hätte ich mir die Sache zurechtgebastelt…"

"Was ich natürlich nicht behaupten will. Ich stelle nur genauso wie Herr Schneider fest, dass die Vision dir ausgesprochen gelegen kam."

Der Junge hob daraufhin das Kinn an. "Nun, solche Zufälle gibt es eben auch."

Gutmütig nickte Herr Hoffmann dazu nur und unterließ weitere Versuche, Brad aufzuziehen.

Womit Brads Aufmerksamkeit wieder ganz ihm gehörte. Der Schwarzhaarige sah ihn für einen Moment einfach nur an und Michael konnte regelrecht verfolgen, wie die geänderten Pläne jetzt erst richtig einsanken. Und er selbst verspürte die gleiche Erleichterung darüber, dass sie sich nun doch nicht trennen mussten. Brad lächelte wieder, ließ sich dann gegen ihn sinken, vollkommen entspannt. Jegliche Unruhe war aus ihm gewichen und auch wenn es viel zu früh war, um an ein Nickerchen zu denken, schloss der Junge die Augen.

Der Rest der Fahrt kam ganz ohne weitere Überraschungen aus und am Flughafen angekommen fand Michael seine Hand in einem festen Griff gefangen wieder. Als würde Brad befürchten, dass er doch noch zurückbleiben würde. Eine Befürchtung, die vielleicht lächerlich anmuten mochte, aber Michael hegte nicht den Wunsch, sich darüber lustig zu machen.

Braune Augen richteten sich auf den Chauffeur, der Herrn Hoffmann mit dem Gepäck half und ein Lächeln kurvte die Lippen des Jungen. "Da die Entwicklung so überraschend kam, konnten sie dir keine Wachhunde mitgeben…"

"Sei nicht so frech", schalt er ihn sanft. "Die Leute erledigen auch nur ihre Arbeit."

"Das können sie auch gerne tun, solange sie uns dadurch nicht immer an den Fersen kleben." Natürlich. In diesem Punkt hatte sich Brad noch nie besonders einsichtig gezeigt. Weswegen er weitere Ermahnungen mit einem leisen Seufzen sein ließ.

Brad überhörte das geflissen, verwickelte ihn dann zusammen mit Herrn Hoffmann in eine Unterhaltung über ihren genauen Zeitplan, wenn sie erst einmal ihr Ziel erreicht hatten. Wobei schnell fest stand, dass erst einmal eine Runde Schlaf anstehen würde.
 

Sie landeten mitten in der Nacht in Narita und Brad, der mit Bravour einen Schlafwandler imitierte, wurde ganz schnell munter, als er einer vertrauten Gestalt gewahr wurde. "Du!" Ein anschuldigender Finger begleitete diesen Ausruf.

Alexander warf einen etwas unsicheren Blick in Michaels Richtung, beschloss dann, dass ihm wohl keine unmittelbare Gefahr drohte und grinste Brad an. "Ich melde mich zum Dienst."

"Hm…", stieß Brad ein Schnauben aus. "Und wo hat sich der Rest deines Teams versteckt?"

"Hält sich im Hintergrund. Es hat sich herumgesprochen, dass du keine Babysitter magst."

Ein Mundwinkel zuckte unwillkürlich. "Wirklich mutig von dir, dass du dich trotzdem vorgewagt hast."

"Ich vertraue darauf, dass jahrelange Gewohnheit dich davon abhält, zu sauer zu werden, wenn ich dir unter die Augen gerate…"

Nun lächelte Brad wirklich, was Alexander als Einladung auffasste, die letzte Distanz zwischen ihnen zu schließen und den Precog zu umarmen. "Herr Jansen lässt ausrichten, dass für alles gesorgt ist. Zwielicht wird euch morgen für ein Debriefing zur Verfügung stehen." Ein flüchtiges Stirnrunzeln, bevor Alexander weitersprach. "Und dann meinte er noch, dass auch ein Heiler mit dem erforderlichen Fachwissen bereitstehen wird, falls ihr ihn benötigt." Brad wurde kritisch gemustert. "Ich hoffe das bedeutet nicht, dass ihr etwas Gefährliches vorhabt."

Eine feingeschwungene Augenbraue rutschte in die Höhe. "Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich Michael in etwas hineinziehen würde…"

Wieder ruhte der Blick des Empathen auf ihm, so kurz, dass es beinahe Einbildung hätte sein können, dann schüttelte Alexander mit einem schiefen Lächeln den Kopf. "Nein, nicht wirklich."

"Nun, dann wäre ja alles geklärt." Brad hielt sichtlich ein Gähnen zurück. "Ich will jetzt endlich ins Bett kommen."

Das Lächeln wurde noch schiefer. "Ja, da wäre ich auch gerne." Absichtlich wurde offen gelassen, ob Alexander das eigene Bett meinte oder das von Brad.

Was der Precog zwar registrierte, in der Folge aber ignorierte. Stattdessen hatte Michael ihn gleich darauf zurück an seiner Seite und mit Alexander als Führer setzten sie sich wieder in Bewegung.

Er streckte eine Hand aus, um sie in Brads Nacken zu legen und sanft zuzudrücken. "Soll ich deine Worte eigentlich so verstehen, dass du dich ohne mich in Gefahr begeben würdest?" Grundsätzlich wollte er den Jungen nur aufziehen, aber dafür geriet seine Stimme etwas zu ernst.

Brad neigte leicht den Kopf, so dass ihm schwarze Strähnen in die Stirn fielen. "Du weißt genau, dass ich es nicht ohne Grund tun würde. Und du musst gar nicht erst anfangen, dir Sorgen zu machen, weil ich keinerlei Gefahren voraussehe. Was sollte auf einer Trauerfeier auch passieren…" Die Ausführung endete mit einem Lächeln, das er einfach erwidern musste.

Wieder drückte er leicht zu, bevor er seine Hand sinken ließ. "Dann will ich dir mal glauben."

Belustigung blitzte in den braunen Augen auf. "Was ausgerechnet dir als Telepathen auch nicht schwerfallen sollte."

Er gönnte Brad diesen Punkt, weil er dazu beim besten Willen nichts Gegenteiliges erwidern konnte.

Kurz darauf erreichten sie den wartenden Wagen, verteilten sich hinten auf die Sitze, während Alexander den Beifahrersitz nahm. Wie der Empath versprochen hatte, ließ sich dessen Team tatsächlich nicht blicken und diese Unsichtbarkeit hielt auch noch vor, als sie nach einer guten Stunde Fahrt den Apartmentblock erreichten, den Michael bereits aus dem Jahr zuvor kannte.

Alexander wirkte hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, noch etwas Zeit mit Brad zu verbringen, während er gleichzeitig Michaels Nähe verlassen wollte, besann sich schließlich auf die einzig vernünftige Wahl, wenn man die Zeit bedachte, und verabschiedete sich.

Herr Hoffmann hatte in der Zwischenzeit ihre Schlüssel in Empfang genommen, so dass sie sich ohne weitere Verzögerungen zum Fahrstuhl begeben konnten.

"Wir sind dieses Mal woanders untergebracht", meinte der ältere Mann, als der Fahrstuhl scheinbar nicht stoppen wollte.

"Hm, ich frage mich woran das liegt…" Brads Tonfall geriet ausgesprochen trocken und die Worte wurden von einem gespielt schiefen Blick in Michaels Richtung begleitet.

Was Herrn Hoffmann auflachen ließ. Doch selbst dem älteren Mann verschlug es die Sprache, als dieser schließlich die Tür zu ihrem Quartier aufschloss – oder eher zu ihrer Suite.

Brad stieß ein leises Pfeifen aus. "Du bekommst wirklich eine Sonderbehandlung, Mr. Triumviratsmitglied. Oder ist es eher Mr. Büroleiter?" Diesmal lag in Brads Blick nur Humor.

Er lächelte dazu nur. "Das kann dir doch egal sein, nicht wahr, immerhin hast du genauso viel von der Ausstattung wie ich."

Das brachte ihm ein Grinsen ein. "Wo du Recht hast, hast du Recht." Während er das sagte, war der Junge schon weitergewandert, öffnete eine Tür, hinter der sich ein ausgesprochen geräumiges Schlafzimmer verbarg. "Und vor allem von dem großen Bett werden wir beide etwas haben."

Michael tauschte einen wenig überraschten Blick mit Herrn Hoffmann aus und sie schüttelten beide belustigt den Kopf.
 

~TBC~
 

Das nächste Mal gibt es nicht nur ein Wiedersehen mit Zwielicht, sondern auch mit Ran ^^

cya, cu ^-^

"Auch wenn ich Ran gerne helfe, gibt es ganz einfach Dinge, die wichtiger sind als er"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 249/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Ran bittet den Falschen um Hilfe ^^#

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Diesmal nur ein kleiner Auftritt von Schuldig. Aber wenn du dich noch etwas geduldest, wirst du wieder mehr von ihm lesen können ^^
 

@Kralle: *winkz*
 

~ Eisblaue Augen fanden ihn und er kämpfte mit dem Wunsch, davonzulaufen und sich gleichzeitig Herrn Schneider zu nähern, als seine Instinkte verrückt spielten. Das Einzige, was er schließlich tat, war den Blick zu senken und das gelang nur, weil sich die Aufmerksamkeit des älteren Mannes bereits auf Crawford gerichtet hatte. Sein Herz hämmerte in seiner Brust, als hätte er einen Marathonlauf hinter sich und er musste die Luft regelrecht in seine Lungen zwingen. ~
 

(Rans erste Begegnung mit Schneider, Close Distance, Teil 199))
 

Teil 250 "Auch wenn ich Ran gerne helfe, gibt es ganz einfach Dinge, die wichtiger sind als er"
 

Michael beobachtete, wie Brad durch die Glastür trat, ohne überhaupt zu merken, wie sie vor ihm zurückwich. Das nannte man wohl Vertrauen in die Technik, denn bei einem Stromausfall wäre der Junge geradewegs hineingelaufen. Er grinste flüchtig bei diesem Gedanken, rief sich dann in Erinnerung, dass im Notfall sicher Brads Talent eingegriffen hätte.

Was den Schwarzhaarigen innerlich gerade so beschäftigt hielt, konnte er allerdings nicht sagen, denn das schien nicht einmal Brad selbst bewusst zu sein. Vielleicht war es die Zukunft mit all ihren Unwägbarkeiten, denn auch wenn da keine klare Vision war, so ging von Brads Verstand mehr Hitze aus als sonst.

Bevor er weiter darüber nachdenken konnte, stürmte plötzlich jemand auf Brad zu und ihm blieb nur ein Augenblick sich darüber zu wundern, dass der Precog so gar keine Reaktion zeigte, da reagierte er selbst auch schon. Oder jedenfalls hatte er es vor, bevor ihn ein fester Griff um sein Handgelenk davon abhielt.

"Das ist nicht notwendig", meinte Brad leise und stoppte damit nicht nur ihn, sondern auch Herrn Hoffmann. Und damit hatten sie beide Gelegenheit zu erkennen, was Brad schon längst klar war. Dass dieser jemand nämlich nur ein Junge war und dann auch noch einer, den sie kannten. Auch wenn Michael ihn bisher nur auf Fotos gesehen hatte.

"Crawford-san, Sie sind wirklich hier…" Brad wurde umarmt und der Rotschopf vergrub sein Gesicht in dessen Hemd.

"Hm, ja", erwiderte Brad ruhig. "Aber was machst du hier, Ran?"

"Vater hat mir erzählt, wo Sie arbeiten. Und dass Sie nach Japan kommen würden. Wegen der, wegen der…" An dieser Stelle versagte die Stimme des Jungen und ein Zittern durchlief ihn, auch wenn er es schaffte, nicht zu weinen.

"Also hast du gehofft, mich hier zu finden. Was du getan hast." Brads Stimme klang fast warm, als dieser auf den Jungen herunterlächelte, ohne dass der es sehen konnte.

Michael trat neben ihn und musterte ebenfalls Ran, während sich sein Talent von ganz allein mehr Informationen holte. Und es hatte etwas von einer traurigen Ironie, dass der junge Japaner hier auf Brads Hilfe hoffte, während Brad ganz andere Pläne für dessen Schwester hatte.

Nichts davon zeichnete sich auf seiner Miene ab, als er Brad einen fragenden Blick zuwarf. >Was wirst du jetzt tun?<

>Ihn anhören, denke ich. Vielleicht fühlt er sich dann besser. Allerdings weißt du genauso gut wie ich, dass wir für Aya nichts tun können.< Für einen kleinen Moment sah es so aus, als wollte Brad – oder dessen Talent – noch etwas hinzufügen, doch es blieb bei einem flüchtigen Stirnrunzeln und Schweigen.

Bevor Michael etwas auf diese stumme Feststellung erwidern konnte, betrat eine neue Gruppe das Gebäude und eine vertraute Signatur ließ ihn den Kopf wenden. Eisblaue Augen hefteten sich auf Schuldig, der mitten im Schritt erstarrte, als seine Anwesenheit bemerkt wurde.

Unwillkürlich lächelte er, auch wenn nicht viel Wärme darin steckte. Dazu hatte der junge Telepath während seiner Ausbildung zu viele Dummheiten angestellt. Dann glitt sein Blick weiter zum Anführer des Teams. "Anders", neigte er den Kopf.

"Herr Schneider." Wenn der Precog überrascht war, ihn zu sehen, so zeigte er es zumindest nicht.

Dieses Lächeln war echt. "Brad wird gleich Zeit für euch haben, aber vorher muss er noch eine andere Sache erledigen."

Nicht nur Anders folgte seinem Blick und grüne Augen verengten sich, als dieser nicht nur Brad sah, sondern auch den Rotschopf.

Michaels Aufmerksamkeit kehrte zurück zu Anders, als der etwas sagte. "Ist das nicht der junge Fujimiya?"

"Du kennst ihn?"

"Nun, kennen wäre zu viel gesagt. Wir haben ihn und seine Familie auf einer Veranstaltung getroffen, auf die wir Herrn Takatori begleitet hatten." Der Precog dachte für einen Moment nach. "Das muss im Herbst oder so gewesen sein. Ich kann mich erinnern, dass es schon ziemlich kalt war."

"Hm…", bekundete er, dass er verstanden hatte, während seine Gedanken schon wieder weiter waren. Vielleicht lag ja darin Schuldigs Interesse begründet. Es war kaum zu übersehen, dass der junge Telepath Ran nicht aus den Augen ließ, doch oberflächlich konnte Michael nichts auffangen und um tiefer zu graben hatte er keine wirkliche Veranlassung. "Nun", kam er daher auf das ursprüngliche Thema zurück. "Du solltest dir etwas suchen, um dein Team beschäftigt zu halten, während ihr warten müsst. Alles andere wäre für Schuldig sicher nur eine Einladung, sich Unfug auszudenken."

Ein Lächeln blitzte auf, als Anders belustigt den Kopf schüttelte. "Ich konnte ihm zwar einige schlechte Angewohnheiten austreiben, aber das wirklich nicht, wie ich zugeben muss. Dazu hat er viel zu viel Freude an seiner Widerspenstigkeit. Zum Glück für mich gibt es noch einen Bericht, den ich ihn schreiben lassen kann. Farfarello wird ihm zweifellos Gesellschaft leisten wollen und Dennis benötigt keine entsprechenden Maßnahmen." Damit deutete Anders eine Verbeugung an und verabschiedete sich für den Moment.

Brad hatte es inzwischen geschafft, Ran etwas zu beruhigen und der Junge begleitete ihn gerne zum Fahrstuhl. Michael folgte den beiden zusammen mit Herrn Hoffmann, nutzte den Abstand, um ein paar Worte mit dem Älteren zu wechseln.

"Ran ist zwar von der Schule entschuldigt, doch er sollte eigentlich zu Hause sein und bei den Vorbereitungen für die Trauerfeier helfen. Bitte rufen Sie bei Herrn Fujimiya an und sagen ihm Bescheid, dass wir ihm seinen Sohn in Kürze zurückschicken werden." Es war ihm nicht schwergefallen, diese Informationen aufzufangen, schließlich kämpfte der Junge bereits mit einem schlechten Gewissen deswegen.

Herr Hoffmann neigte mit einem Lächeln den Kopf. "Natürlich, Herr Schneider."

Dann erreichten auch sie den Fahrstuhl und nach einer gewohnt zügigen Fahrt nach oben dauerte es nicht mehr lange, bis sie bei Brads Büro ankamen. Wo sich Herr Hoffmann vorübergehend verabschiedete, so dass es nur Michael war, der nach Brad und Ran das Büro betrat.

Leise schloss er Tür hinter sich, so dass Ran in Ruhe den Anblick des großen Raums mit der beeindruckenden Fensterfront in sich aufnehmen konnte. Doch was den Jungen wirklich anzog, war das Katana, das seinen Stammplatz auf einem Gestell an der Wand gefunden hatte. Denn natürlich trainierte Brad auf Rosenkreuz nicht mit einer scharfen Klinge. Nicht nur, dass Michael sich so etwas verbeten hätte, auch wäre es jedem Instruktor zu riskant gewesen.

Ran ließ eine ehrfurchtsvolle Hand über die Hülle gleiten, wurde aus seiner stillen Andacht herausgerissen, als Brad ihm eine Hand auf die Schulter legte. Und prompt verdüsterten sich die violetten Augen wieder.

"Setzen wir uns für einen Moment hin, ja?", schlug Brad sanft vor und natürlich kam der junge Japaner nicht einmal auf die Idee, zu widersprechen.

Michael beobachtete, wie sie auf der Couch Platz nahmen, Brad vollkommen ruhig, während sich Rans Finger in seinem Schoß ineinander verkrampften, so dass die Knöchel weiß hervorstachen. Ein Klopfen lenkte ihn ab und als er die Tür öffnete, wurde ein Tablett hereingetragen, das offensichtlich Herr Hoffmann für sie bestellt hatte.

Er folgte der Sekretärin, die das Tablett mit einem geübten Lächeln auf dem Tisch abstellte, dann einen geordneten Rückzug antrat. Und jetzt erst schien Ran seine Anwesenheit überhaupt bewusst zu werden.

"Ran, das ist Michael Schneider." Ohne jede weitere Erklärung, aber die Wärme in Brads Stimme ließ sich nicht verleugnen.

Und fiel auch dem Jungen auf, der den Kopf zur Seite neigte und ihn intensiv musterte. Dann fiel der Blick violetter Augen auf seinen Ring und sie mussten sich nicht erst rückvergewissern, um zu erkennen, dass der Ring zu dem von Brad passte. Sobald diese Erkenntnis durchgedrungen war, schien Rans Herzschlag für einen Moment auszusetzen, um danach umso schneller loszurasen. In dem Versuch, die Reaktion zu verbergen, verneigte sich der Junge tief im Sitzen, denn im Moment vertraute er seinen Beinen nicht genug, um aufzustehen. "Guten Tag, Schneider-san. Es freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen."

"Hallo, Ran-kun. Ich habe schon einiges über dich gehört. Schön, dass wir uns auch mal persönlich begegnen."

Der Kopf war wieder hochgeruckt. Haben Sie?, hätte der Junge beinahe gefragt, hielt sich aber gerade noch davon ab.

Michael lächelte und versuchte Ran so einen Teil der sich jetzt deutlicher bemerkbar machenden Nervosität zu nehmen. "Willst du Brad nicht erzählen, warum du hergekommen bist?" Er begann, sich selbst Kaffee einzuschenken, für die anderen beiden war Orangensaft gebracht worden, so dass er einfach nur die Gläser in ihre Reichweite schob.

Ran nickte, wandte dann mit einiger Mühe den Blick von ihm ab und stattdessen Brad zu. "Es geht um Aya. Ich war heute Morgen im Krankenhaus und sie ist immer noch nicht aufgewacht. Und ich habe gehört, wie sich der Arzt mit einer Krankenschwester unterhalten hat. Sie wissen nicht, was mit ihr los ist und warum sie noch schläft." Wieder war da ein Zittern in der Stimme, doch unverändert weigerte sich Ran, mehr an Emotionen zu zeigen.

Ungeachtet der Tatsache, dass er nichts Neues erzählt bekam, hatte Brad aufmerksam zugehört. "Aber du weißt, dass ich kein Arzt bin, hm?"

"Natürlich. Doch… Sie kennen bestimmt einen, nicht wahr?" Hinter diesen Worten unausgesprochen lag das unbedingte Vertrauen, dass Brad immer einen Weg finden würde.

Michael verbarg ein Lächeln hinter seiner Tasse, während der Schwarzhaarige sich innerlich zufrieden zurücklehnte, weil ihm Ran geradewegs in die Hände spielte.

"Ich werde sehen, was ich für dich tun kann." Brad wurde jetzt sehr ernst. "Aber du musst verstehen, dass auch dieser Arzt vielleicht überhaupt nichts tun kann, um Aya zu helfen."

Der Junge biss sich auf die Unterlippe und nickte stumm. Denn er verstand, auch wenn er es nicht wollte. Und zwei Hände ballten sich zu Fäusten. "Das hätte nicht passieren sollen…"

Hierauf antwortete Brad nicht, denn eine Zustimmung an dieser Stelle hätte eine klare Lüge dargestellt. Daher tätschelte er lediglich Rans Hände, die sich darunter wieder entspannten.

Anschließend dauerte es nicht mehr lange, bis sich der Junge an seine Pflichten erinnerte und den Worten des Danks folgte ein hastiger Abschied. Und benachrichtigt von Michael wartete Herr Hoffmann, um Ran nach draußen zu begleiten, wo bereits ein Wagen bereitstand, um ihn nach Hause zu fahren.

Michael lehnte sich zurück und musterte Brad, sobald sie unter sich waren. "Wirst du kein schlechtes Gewissen entwickeln? Es ist offensichtlich, dass der Junge viel für dich übrig hat…"

Eine braune Strähne wurde aus der Stirn gestrichen, dann zeigte Brad ihm ein schmales Lächeln. "Nein, werde ich nicht. Denn auch wenn ich Ran gerne helfe, gibt es ganz einfach Dinge, die wichtiger sind als er."

Und das war in diesem Fall Michael, auch wenn der Schwarzhaarige es nicht aussprach. Diese bestimmte Vision von Brad war es gewesen, die alles in Bewegung gesetzt hatte. Und natürlich wollte Brad sie zu einem ordentlichen Abschluss bringen, um zu beweisen, dass Michael seinen Job zu Recht erhalten hatte.

Er neigte kaum merklich den Kopf, bekundete so sein Verstehen, und Brads Lächeln vertiefte sich daraufhin. Bevor der Junge aber noch etwas sagen konnte, klopfte es an der Tür.

"Komm rein, Anders."

Dem Precog folgte der Rest seines Teams und alle vier standen sehr gerade, als sie dieses Mal offiziell Michael begrüßten.

"Zwielicht", nickte er und sein Blick konzentrierte sich kurz auf Schuldig, der ihn innerlich so gut es ging zu ignorieren versuchte. "Wir hätten gerne eine kurze Zusammenfassung, wie es zu dem Unfall der Fujimiyas gekommen ist."

"Wenn Sie erlauben, werde ich das übernehmen. Die anderen können meine Ausführungen ergänzen, wenn es erforderlich wird." Anders vergewisserte sich, dass er keine Einwände hatte, fuhr dann fort. "Herr Takatori befand sich auf einer Feierlichkeit und nach dem, was vor nicht allzu langer Zeit in solchem Rahmen passiert ist, wollte er wie schon häufiger zuvor uns alle dabeihaben. Es ergaben sich keine Zwischenfälle, aber als es Zeit für den Aufbruch wurde, mussten wir… etwas auf Schuldig warten." An dieser Stelle blieb deutlich etwas unausgesprochen und Michael erhielt wortlos die Information, dass der junge Telepath bereits bestraft worden war und Anders daher keinen Grund sah, dessen Fehlverhalten weiterzumelden. "In der Folge war Herr Takatori ungeduldig und hat den Fahrer zu besonderer Eile angetrieben. Der daraufhin einem Wagen die Vorfahrt nahm. Da die Limousine gepanzert ist, hat sie beim Zusammenstoß so große Schäden hervorgerufen, dass wir nichts mehr tun konnten, um den Insassen zu helfen. Selbst mit Dennis' Hilfe war da nichts mehr zu machen. Deswegen habe ich ihn mit Farfarello weggeschickt." Schließlich wollten sie nicht das Risiko eingehen, dass der Ire sich etwas zu sehr für die Opfer interessieren würde. Das hätte nur zu Schwierigkeiten geführt. Wieder etwas, das nicht laut ausgesprochen wurde. "Schuldig hat sich unauffällig um die Zeugen gekümmert, während ich die Formalitäten übernommen habe, sobald die Polizei heran war. Die offizielle Version ist jetzt, dass Frau Fujimiya die rote Ampel übersehen haben muss und die Akte wurde damit geschlossen. Selbst Herrn Takatori und dem Fahrer ist nicht bewusst, was wirklich geschehen ist. Schließlich wissen sie nichts von unseren Talenten und es wäre etwas seltsam gewesen, wenn ihr eigenes Erleben und das der Zeugen so sehr auseinander geklafft hätte."

"Gut gemacht", lobte er in Schuldigs Richtung, der davon vollkommen überrascht wurde, auch wenn er es nicht zeigen wollte. "Vielleicht solltest du dein Talent häufiger auf diese Weise einsetzen, statt zu versuchen, anderweitig für Ablenkung zu sorgen."

Der Nachsatz sorgte dafür, dass etwas in den grünen Augen aufblitzte und Michael war sich sicher, dass dieser Ratschlag ignoriert werden würde.

Was sein feines Lächeln zeigte, doch er sparte sich weitere Ermahnungen. "Gibt es von eurer Seite noch etwas Wichtiges hinzuzufügen?", fragte er stattdessen und war nicht weiter überrascht, eine Verneinung zu hören.

Weswegen er die drei entließ, so dass Anders seine Berichterstattung ausweiten konnte, hin zu Bereichen, in die sein Team nicht eingeweiht war.
 

~TBC~
 

Und damit hat Ran ihnen die perfekte Entschuldigung für einen Besuch bei Aya geliefert. Nicht, dass sie sich ansonsten hätten aufhalten lassen…

cya, cu ^-^

"Natürlich geht er davon aus, dass du ihm ein weiteres Wunder bescheren kannst"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 250/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Ayas Schicksal wird besiegelt…

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: *knuffz* Ich hoffe, du meldest dich mal wieder ^^
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 250 "Natürlich geht er davon aus, dass du ihm ein weiteres Wunder bescheren kannst"
 

"Sie sieht aus, als würde sie einfach nur schlafen…", sinnierte Brad, der ruhig an seiner Seite stand.

Und wie auch im Gespräch mit Ran, das Michael hatte beobachten können, wies der Schwarzhaarige nicht den geringsten Anklang eines inneren Zwiespalts auf. Was ihn nicht wundern sollte, schließlich war Brad viel zu zielstrebig, um sich Zweifel an seinen Methoden zu erlauben. Er selbst… verspürte ein gewisses Bedauern. Denn immerhin wusste er, wofür das Opfer verwendet werden sollte und war sich nicht sicher, ob es das wert war. Die Ältesten waren wichtig, zugegeben, aber sie waren ganz sicher nicht unersetzlich. Eisblaue Augen zwinkerten, als er sich bei diesem beinahe häretischen Gedanken ertappte und mit einem selbstironischen Lächeln ließ er davon ab.

Diesen Moment wählte Brad, um seinen Blick zu suchen, anscheinend hatte er zu lange geschwiegen und so blieb das Lächeln nicht unentdeckt. Der Schwarzhaarige neigte überlegend den Kopf zur Seite und unwillkürlich streckte er eine Hand aus, um eine widerspenstige Strähne zurückzustreichen. Der Junge ließ sich davon nicht ablenken, lächelte aber ebenfalls, wenn auch ohne die Untertöne. "Ich bin mir fast sicher, dass sie dir auch ohne den Beweis das Büro nicht wegnehmen würden, schließlich kann niemand bestreiten, wie gute Arbeit du leistest. Und dafür mag der Preis etwas hoch erscheinen, den Ran und seine Familie zu zahlen haben. Das verstehe ich."

Michael neigte den Kopf, nicht verwundert darüber, wie sein Schweigen aufgefasst worden war. "Aber?", fügte er dann an, was deutlich in Brads Aussage mitgeschwungen hatte.

Das Lächeln vertiefte sich. "Aber es geht hier nicht nur um die Ältesten. Du bist ein Triumviratsmitglied und auch wenn diese Laufbahn schon für dich vorgesehen war, bevor du mich gefunden hast, weißt du genauso gut wie ich, dass der Weg über mich geführt hat. Was auch andere wissen. Also werde ich alles tun, um zu verhindern, dass mir etwas als Schwäche ausgelegt werden kann. Und im weiteren Sinne auch dir."

"Ah", murmelte er und jetzt ließ er seine Finger direkt in die schwarzen Strähnen gleiten. "Stets so sehr auf meinen Ruf bedacht…"

"Immer." Brad lehnte sich erst in seine Berührung, dann zu ihm herüber, um einen Kuss auf seinen Mundwinkel zu drücken. Im nächsten Augenblick stand der Junge wieder bei Ayas Bett und tat so, als wäre er ganz in die Betrachtung des Mädchens versunken, als sich in ihrem Rücken die Tür öffnete.

Ein Arzt trat ein, ein Heiler, wie Michaels Talent gleich darauf hinzufügte. "Herr Schneider, Herr Crawford", erhielten sie beide eine Verbeugung. "Bitte entschuldigen Sie meine Verspätung."

"Wir waren zu früh", meinte er dazu nur und nickte in Richtung des Bettes. "Hatten Sie bereits Gelegenheit, sie zu untersuchen?"

"Ja, auf Rans Bitte hin hat sein Vater mich Aya untersuchen lassen. Natürlich in dem Verständnis, dass ich nur Herrn Crawfords Arzt bin und kein Spezialist. Im Prinzip war es von seiner Warte aus nicht mehr als eine Show, um den Jungen etwas zu beruhigen."

"Nun, dieser Teil ist doch nicht einmal gelogen, Herr Anderson", meinte Brad mit mehr Wärme, als dieser sonst einem gewissen Berufsstand zukommen ließ. "Auch wenn mir zugegeben nicht bewusst war, dass Sie auch Arzt sind."

"Das sind Heiler auch nicht so häufig", gab der andere Mann zu. "Schließlich ist es nicht unbedingt erforderlich für unsere Aufgaben. Doch wer dafür eine gewisse Affinität in der Schule zeigt, geht studieren, bevor er weiteren Aufgaben zugeteilt wird."

"Und Sie gehörten zu den Auserwählten", nickte Brad verstehend und mit einem Anflug von Humor.

"Hm, das lässt sich nicht bestreiten. Auch wenn ich die Arbeit mit meinem Field-Team bevorzuge." Herr Anderson schien ebenfalls amüsiert.

"Gut, dann wollen wir Sie mal nicht länger als erforderlich davon abhalten."

Die in den Worten liegende Aufforderung wurde verstanden und der Heiler nickte bestätigend. "Fujimiya Aya liegt zweifellos im Koma, sie reagiert auf keine Schmerzreize." Während Herr Anderson sprach, war er näher an das Bett herangetreten, streckte nun eine Hand aus, um sie auf Ayas Stirn ruhen zu lassen.

Michael spürte das Anschwellen von Energie, als sich der Heiler auf sein Talent konzentrierte und beinahe konnte er sehen, wie sie den Körper des Mädchens durchdrang. Er teilte diese Beobachtung mit Brad, der wie immer interessiert daran war, Michaels Talent beim Einsatz zu erleben, und so waren sie beide etwas abgelenkt, als der andere Mann weitersprach.

"Die Ärzte haben keine Verletzungen gefunden, die das Koma erklären würden." Nun richtete sich Herrn Andersons Blick auf sie, während der Heiler gleichzeitig sein Talent wieder zurückgezog. "Was den Fall für uns besonders interessant macht. Ganz wie es zu erwarten war, da Herr Crawford so etwas bereits angedeutet hat." Mit einem Nicken in Brads Richtung. "Ich habe natürlich die Skala abgeprüft, die wir für solche Fälle haben und", hier stoppte Herr Anderson und runzelte die Stirn, setzte dann neu an. "Das Ergebnis ist nicht eindeutig." Das Stirnrunzeln vertiefte sich, als der Andere sichtlich überlegte, wie er seinen Befund erklären konnte. "Ich habe fast den Eindruck, als würde ein Teil von ihr nach draußen greifen und etwas suchen, auch wenn ich keine entsprechende geistige Aktivität feststellen kann. Doch der Energieverbrauch ist eindeutig da. Und das ist etwas, was nicht sein darf, wenn sie für unsere Zwecke verwendbar sein soll."

Michael konnte genau die Neugier spüren, die von Brad ausging, da der Junge nicht die Details hinter diesen Anforderungen kannte, aber es kam keine Nachfrage. Brad hatte sich inzwischen damit abgefunden, dass er in dieser Hinsicht nicht so schnell Antworten erhalten würde. Kurz drückte er Brads Hand, antwortete dann Herrn Anderson. "Deswegen bin ich hier. Jedenfalls ist Brad der Meinung, dass ich weiterhelfen kann." Seine Mundwinkel zuckten nach oben.

"Ich verstehe, Herr Schneider." Und das tat er tatsächlich. "Soweit ich weiß, ist es noch nie ausprobiert worden, aber ein Telepath könnte wirklich den Unterschied bedeuten. Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich den Versuch gerne überwachen."

Er zog eine Augenbraue hoch. "Ich bitte darum. Schließlich möchte ich unsere Chance nicht verschwenden." Anschließend war es seine Hand, die Ayas Stirn fand. Er konzentrierte sich, bekam nur am Rande seiner Wahrnehmung mit, dass Herr Anderson – und auch Brad – es ihm gleichtaten. Dann war da nur noch Aya und der Strom von… nein, nicht Bewusstsein… aber sehr wohl Energie, ganz wie Herr Anderson es gesagt hatte. Für eine Weile blieb er ein stiller Beobachter, bis er sich sicher war, dass er keinen Schaden anrichten würde – oder vielmehr keinen unbeabsichtigten. Der Gedanke verschwand so schnell er gedacht wurde, als er vorsichtig nach der Energie griff, sie mit seinem Talent bedeckte, als würde er eine Hülle darüberstreifen. Und anschließend lenkte er sie um. Weg von der nach draußen gerichteten Suche, denn dort würde sie nur ungenutzt verloren gehen. Er zögerte minimal. Oder vielleicht auch nicht ganz verloren, denn für einen Sekundenbruchteil glaubte er Rans Anwesenheit zu spüren, aber sie wäre auf jeden Fall für ihre Zwecke verloren. Und das war, was zählte. Kaum merklich anfangs, dann immer stärker, beugte sich die Energie seinem Willen und in gleichem Maße verlor sie an dem, was er als Ayas Signatur bezeichnet hätte. Wovon er sich natürlich nicht aufhalten ließ. Der Strom wurde zu einem Kreislauf, den er mehr und mehr komprimierte und zu guter Letzt in einen Kokon hüllte. Bis der sich aufgelöst hatte, sollte sich die Neuausrichtung stabilisiert haben. Erst nachdem er sich mit einem letzten sanften Stoß mentaler Energie davon überzeugt hatte, dass sein Werk keine offensichtlichen Lücken aufwies, zog er sich langsam zurück und zeigte dabei genauso viel Geduld wie schon die ganze Zeit über.

Nachdem er sich schließlich ganz von Aya gelöst hatte, atmete er ein paar Mal tief durch, um sich zu sammeln. Immer wenn er sein Talent für solche konzentrierte Feinarbeit einsetzte, war es ein bisschen, als würde er einen Teil seiner selbst verlieren. Doch bevor dieses Gefühl wirklich unangenehm werden konnte, war Brads vertraute Präsenz zurück und die sorgte dafür, dass alles wieder an die richtige Stelle rutschte. Schließlich kannte ihn der Junge fast so gut wie er sich selbst und half damit, Michaels Identität klar zu umreißen, ohne sich dessen überhaupt bewusst zu sein.

Er wandte sich Brad mit einem Lächeln zu. "Ich bin fertig. Und ich denke, es haben sich keine Komplikationen ergeben." Letzteres bereits an Herrn Anderson gerichtet, der schon wieder an Ayas Seite war und nach einem Moment bestätigend nickte.

"Ja, es scheint alles in Ordnung zu sein. Und vor allem kann ich jetzt keine Abnormaliäten mehr feststellen." Herr Anderson stoppte kurz, lächelte dann. "Nun, abgesehen von denen, nach denen wir suchen natürlich."

"Reicht es schon, um die Information weiterzugeben?" Michael war sich selbst nicht sicher, ob er eine positive Antwort hören wollte und gleichzeitig konnte er sich nicht erklären, warum er etwas dagegen haben könnte.

Herr Anderson dachte über seine Frage nach und Brad nutzte die Gelegenheit, um eine Hand in seine zu schieben. >Dann ist es endgültig vorbei für sie, deswegen<, wurde in seinen Verstand hinein gesprochen. >Sonst würden wir sie ja nicht als Opfer bezeichnen, nicht wahr?< Braune Augen suchten nach seinem Blick und ein schmales Lächeln umspielte Brads Lippen. >Du möchtest eben Ran nicht seine Schwester nehmen…<

Natürlich wollte er das nicht, gestand Michael sich ein, doch ebenso wenig wie Brad würde er auf die Idee kommen, ihr Schicksal abzuwenden zu versuchen. Mit einem genauso schmalen Lächeln gestand er Brad den Punkt zu, wurde dann von Herrn Andersons Worten abgelenkt. Anscheinend hatte der Heiler eine Entscheidung getroffen.

"Normalerweise würde ich noch mehr Beobachtungszeit verstreichen lassen, wie bei jedem anderen Fall. Aber das hier ist ja nicht wie jeder andere Fall, nicht wahr?" Mit einem bedeutungsvollen Blick in Brads Richtung. "Von daher werde ich den nächsten Schritt einleiten. Trotzdem wird es noch eine Weile dauern, bis alle Instanzen durchlaufen sind. Und dann…"

Dann lag die Entscheidung bei den Ältesten, vervollständigte Michael für sich. Unwillkürlich schloss sich seine Hand etwas fester um die von Brad, der den Druck ohne zu zögern erwiderte. Gegenüber Herrn Anderson zeigte er jedoch keine Regung. "Gut. Dann halten Sie uns bitte auf dem Laufenden."

Der andere Mann deutete eine Verbeugung an. "Natürlich, Herr Schneider. Ganz davon abgesehen gehen Ihnen als Leiter des Büros sowieso alle maßgeblichen Informationen zu." Letzteres mit einem Lächeln.

Michael gestand ihm diesen Punkt mit einem Neigen des Kopfes zu, lächelte ebenfalls. "Für uns wird es Zeit, Abschied zu nehmen. Die Trauerfeierlichkeiten beginnen bald. Passen Sie gut auf das Mädchen auf."

"Das werde ich. Wir waren schließlich alle schon lange genug auf der Suche." Und das nicht nur hier in Japan, musste nicht ausgesprochen werden.

Sie tauschten ein weiteres Lächeln aus, das dieses Mal sehr schmal ausfiel. Anschließend warf er einen letzten Blick auf Aya, ertappte Brad dabei, dasselbe zu tun. Vielleicht hatten sie kein schlechtes Gewissen, aber keiner von ihnen konnte verleugnen, ein gewisses Maß an Mitleid mit Ran zu haben.

Herr Anderson blieb zurück, als sie aufbrachen, für eine Weile würde er noch überwachen, ob Michaels Eingriff zu keinen unerwünschten Schäden geführt hatte.

Sobald sie unter sich waren, schüttelte Brad den Kopf. "Langsam nervt diese Geheimnistuerei wirklich, weißt du das?"

"Mir ist nicht entgangen, dass du immer neugieriger wirst." Er grinste, doch das verblasste schnell wieder, als er sanft ein paar schwarze Strähnen zurückstrich. "Ich hoffe, dass ich dir alles erzählen kann, wenn es vorbei ist… Zumindest der Effekt dürfte kaum zu übersehen sein." Letzteres war nur noch ein Murmeln, mehr zu sich selbst als für Brad bestimmt. Und der Jüngere schien das zu verstehen, jedenfalls kam keine Nachfrage.

"Ran wird enttäuscht sein", wechselte Brad das Thema und sprach damit keine Vermutung aus.

"Hm", brummte er zustimmend. "Das ist nicht weiter verwunderlich. Du warst schließlich schon ein echter Lebensretter für ihn. Natürlich geht er davon aus, dass du ihm ein weiteres Wunder bescheren kannst." Und wenn Michael näher darüber nachdachte, würde Brad das tatsächlich tun. Nur dass dieses Wunder nicht für Ran gedacht war. Mit einem flüchtigen Stirnrunzeln schob er diese Überlegung beiseite, bevor Brad etwas davon auffangen konnte.

"Und wenn er merkt, dass es dieses Mal keines gibt, wird er vielleicht Dummheiten machen…"

Er zog eine Augenbraue hoch. "Sollte dir das nicht egal sein?"

Brad blickte weiter geradeaus oder vielleicht auch geradewegs ins Nichts, zuckte schließlich mit den Schultern. "Wahrscheinlich. Mein Talent zumindest sagt nicht, dass ich irgendwie eingreifen muss."

Michael entkam ein leises Schnauben. "Warum nur bin ich nicht überrascht… immerhin hat es dich ans Ziel geführt und es geht jetzt weder um dich noch um mich. Oder auch Herrn Hoffmann beziehungsweise Herrn Walter, wenn ich mal großzügig bin…"

Jetzt richteten sich braune Augen auf ihn, verengten sich. "Du hast heute mal wieder deine witzige Ader, was?"

Dafür hatte er nur ein Lächeln übrig, schließlich konnte Brad ihm gegenüber nur sehr schwer vorgeben, ernsthaft sauer zu sein. Er tippte ihm gegen die Nasenspitze. "Du kannst nicht bestreiten, dass ich Recht habe."

"Pah", kam es darauf von dem Jungen, dann aber lachte er auf. "Vielleicht…", wurde schließlich zugegeben.
 

~TBC~
 

So langsam fügt sich alles zusammen ^^

cya, cu ^-^

"Die Wirklichkeit schert sich selten um das, was wir wollen"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 251/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Ran erhält schlechte Nachrichten…

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Brad versucht sich in zwischenmenschlicher Interaktion. Und hat sogar ein bisschen Erfolg damit. Aber ich bin mir nicht ganz sicher, ob es zählt, da es mit Ran ist ^.~
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 251 "Die Wirklichkeit schert sich selten um das, was wir wollen"
 

Wortlos sah er zu, wie Michael den Umschlag überreichte, so wie es auch die Neuankömmlinge vor ihnen getan hatten, aber seine Gedanken waren ganz woanders. Brad musste zugeben, dass er ganz froh darüber war, nicht allein hier zu sein. Die Stimmung war seltsam und sie gefiel ihm nicht besonders. Trotzdem sprach er sein Beileid aus, ohne dass ihm seine Meinung anzusehen war, nutzte dann aber die Gelegenheit, um möglichst schnell beiseite zu treten.

Michael schloss sich ihm rasch an und kurz spürte er die Hand des Älteren in seinem Kreuz. "Es ist eine Beerdigung, kein Wunder, dass die Stimmung gedrückt ist. Vor allem, da Frau Fujimiya noch so jung war. Und dann ist da noch die Sorge um Aya…"

Er nahm die Erklärung mit einem leichten Nicken hin, was immer noch nicht hieß, dass es ihm besser gefiel. Weswegen er nicht unglücklich darüber war, von Herrn Moriyama erspäht zu werden.

"Crawford-san", verbeugte sich der Ältere, eine Geste, die Brad sofort erwiderte. "Ich bedaure den Anlass unserer Begegnung, freue mich aber, Sie wiederzusehen."

"Ich freue mich ebenso, Sie wiederzusehen. Und ich kann Ihnen endlich Herrn Schneider vorstellen." Ohne es zu merken, gewann sein Lächeln an Wärme, als er das sagte.

Aber Herrn Moriyama fiel es auf, weswegen die dunklen Augen Michael intensiver musterten, als vielleicht höflich war. Dem das natürlich nichts ausmachte und so wurde der Blick geduldig erwidert. Schließlich verbeugte sich der Japaner ein weiteres Mal. "Es freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen, Schneider-san. Ich gebe zu, ich war neugierig darauf, Ihnen zu begegnen. Crawford-san hat sich nicht viel über Sie entlocken lassen."

Eisblaue Augen richteten sich für einen Moment auf ihn und Brad konnte nur innerlich mit den Schultern zucken. Denn er musste zugeben, dass Herr Moriyama Recht hatte, auch wenn er nicht wirklich den Grund dafür nennen konnte.

Michaels Mundwinkel zuckten leicht nach oben, bevor er eine ebenso exakte Verbeugung exekutierte wie der Japaner zuvor. "In dem Fall kenne ich Sie wohl schon besser, Moriyama-san. Und nehmen Sie es Brad nicht übel, er hat mich noch nie gerne geteilt."

Sein Vorname war mit voller Absicht und nicht aus Unwissenheit gewählt, was der andere Mann aus der Betonung des Namens heraushören konnte, während er selbst es wusste, weil er Michael so gut kannte. Und vielleicht auch, weil der Ältere ihn darauf aufmerksam gemacht hatte, dass Herr Moriyama sich an eine ihrer ersten Begegnungen erinnert hatte und nun endlich eine Frage beantwortet fand, die niemals ausgesprochen worden war. Und Michael hatte leicht herausfinden können, dass der Japaner keine Vorurteile hegte, weshalb er ihn nicht länger im Unklaren gelassen hatte.

Brad musste innerlich lächeln, als er eine andere Erkenntnis hatte. Nämlich, dass Michael auch nicht viel besser war, denn der Ältere hatte eindeutig seinen Besitzanspruch angemeldet, ob es nun Absicht war oder nicht.

Herr Moriyama wirkte von Michaels Offenheit leicht überrascht, fasste sich aber schnell wieder. "Natürlich nicht, Schneider-san. Mir ist schon lange klar, dass Crawford-san seine Familie sehr wichtig ist."

Nun lächelten beide und Brad wurde das dumme Gefühl nicht los, dass es zumindest ein bisschen auf seine Kosten war.

Bevor er diesem Gefühl jedoch Worte verleihen konnte, war da wieder für einen Augenblick ein warmer Druck in seinem Kreuz, weswegen er beschloss, Michael zu verzeihen. Und dann verabschiedete sich Herr Moriyama für den Moment auch schon wieder von ihnen. Anscheinend hatte der Japaner die Aufgabe übernommen, sich um die Gäste zu kümmern. Eigentlich sollte Herr Fujimiya das tun, doch der sah gerade nicht so aus, als würde er seine Umwelt wirklich registrieren.

Brad runzelte die Stirn, als ihm auffiel, dass er Ran gar nicht sehen konnte.

Sein suchender Blick wurde bemerkt und gleich darauf streifte ihn eine Ahnung von Energie, als Michael seinerseits Ausschau hielt, unterstützt von dessen Talent. "Wie es aussieht, hat er sich auf sein Zimmer zurückgezogen", wurde ihm nach einer kaum merklichen Pause mitgeteilt. Die eisblauen Augen verdüsterten sich. "Er hat das Geschehene natürlich noch nicht verarbeitet und die Trauerfeierlichkeiten zwingen ihn geradezu dazu, sich damit auseinanderzusetzen."

Brad konnte dem Jungen das nicht einmal als Schwäche auslegen, er hätte die Wirklichkeit wahrscheinlich auch nicht wahrhaben wollen. Allerdings – und an dieser Stelle lächelte er kühl – hatte er nicht vor, jemals in eine solche Situation zu geraten.

Von Michael erhielt er für so einen Gedanken nur ein belustigtes Kopfschütteln und anschließend einen leichten Schubs. "Geh zu ihm, du musst sowieso noch mit ihm reden, nicht wahr?"

Für einen Moment sperrte er sich gegen diese Aufforderung, sowohl innerlich als auch körperlich. "Und was ist mit dir?"

Eine Augenbraue rutschte nach oben. "Du nimmst doch nicht ernsthaft an, dass mir hier irgendeine Gefahr droht. Und ganz davon abgesehen ist nicht nur Herr Hoffmann hier, sondern auch Karmin draußen."

Was er nicht wirklich vergessen hatte, doch Herr Hoffmann war kein Bodyguard und Alexanders Team war… eben draußen. Bevor er aber etwas in dieser Richtung sagte, rief er sich selbst zu Ordnung und setzte sein Talent sein. Das sich anders als er selbst nicht von seinen Gefühlen leiten ließ und ihm versicherte, dass rein gar nichts passieren würde. Das war ihm eigentlich auch schon vorher klar gewesen, doch er hatte nicht vor, das offen zuzugeben. Also schenkte er Michael nur ein knappes Nicken, warf dann Herrn Hoffmann einen auffordernden Blick zu, der sich wie stets in ihrer Nähe bereit gehalten hatte.

Der ältere Mann lächelte und trat an Michaels Seite. "Wenn du Herrn Schneider in Sicherheit wissen willst, hättest du ihn zu Hause lassen sollen."

Auf diese Aussage hin erntete Herr Hoffmann von ihnen beiden einen schiefen Blick, dem sich vertiefenden Lächeln nach zu urteilen machte er sich aber nicht besonders viel daraus.

Brad verkniff es sich, ihm die Zunge herauszustrecken, hatte aber trotzdem den Eindruck, dass der andere Mann die zurückgehaltene Reaktion erriet. Denn scheinbar ohne Grund lachte Herr Hoffmann leise auf, trotz allem auf ihre Umgebung bedacht.

Bevor sich Herr Hoffmann noch weiter auf seine Kosten amüsieren konnte, machte er sich auf den Weg zur Treppe. Und je mehr er sich seinem Ziel näherte, desto weiter ließ er die Stimmen der Gäste hinter sich zurück, bis man sich beinahe einbilden konnte, dass sonst keiner da war.

Kein Wunder, dass Ran diesen Rückzugsort gewählt hatte. Er klopfte an die Tür, hinter der Rans Zimmer lag, erhielt aber keine Antwort. Wovon er sich nicht aufhalten ließ. Leise trat er ein, erfasste sofort den roten Haarschopf. Der Rest des Jungen war unter der Decke verborgen.Wortlos setzte er sich zu ihm und wartete darauf, dass seine Anwesenheit zur Kenntnis genommen wurde. Denn Brad war gehört worden, auch wenn Ran noch nicht klar war, wer er war und deshalb beschlossen hatte, ihn zu ignorieren.

Als sein Besucher keine Anstalten machte, etwas zu sagen, hielt es Ran irgendwann nicht mehr aus und kurz darauf lugten violette Augen unter der Decke hervor.

Brad spürte, wie seine Mundwinkel zuckten und beschloss, das amüsierte Lächeln nicht zurückzuhalten. Vielleicht würde sich der Junge ja besser fühlen, wenn er nicht laufend daran erinnert wurde, dass es eine Zeit der Trauer war.

Die violetten Augen weiteten sich, als Brad erkannt wurde. Und für eine Sekunde war Ran so unentschieden über seine Reaktion, dass nicht einmal Brads Talent sich entscheiden konnte, was wahrscheinlicher war. Weswegen er fast gleichzeitig den Rothaarigen wieder unter der Decke verschwinden sah und wie diese hastig beiseite geschlagen wurde.

Er blinzelte, dann holte die Realität seine Visionen ein und Ran befreite sich nicht nur von der Decke, sondern umarmte ihn. Und das, ganz ohne das Vorbild seiner Schwester zu haben… Der in dieser Situation etwas makabre Gedanken schoss ihm durch den Kopf, während er die Umarmung ein wenig steif erwiderte. Denn jetzt musste er daran denken, wie ihn Richard und Herr Hoffmann damals aufgezogen hatten und ganz sicher wollte er Ran nicht auf falsche Ideen bringen.

Er blickte auf den roten Haarschopf herunter, schüttelte innerlich den Kopf über sich selbst. Nein, der Junge brauchte nur etwas Trost und das konnte er ihm kaum verwehren, nachdem Ran so teuer für ihre Ziele bezahlt hatte. Also hob er eine Hand und strich sanft durch die roten Strähnen.

Ein Schauer lief durch den Jüngeren, aber zu seinem Glück begann Ran nicht zu weinen. Nein, vielmehr schaffte es der Junge sogar überraschend schnell, sich wieder zu sammeln, setzte sich auf und löste sich dabei gleichzeitig von Brad. Fast jedenfalls, denn eine Hand hielt weiterhin seine Weste umschlossen. Und war das nicht eine Erinnerung an seine eigenen Angewohnheiten… Beinahe hätte ein Lächeln seine Mundwinkel nach oben gezogen, doch Brad hielt sie unter Kontrolle. Herr Hoffmann und Richard würden mit ihrer Vermutung wohl Recht behalten.

Violette Augen musterten ihn intensiv und ohne die gewohnte Schüchternheit, ohne seine Gedanken erahnen zu können. Und Ran war sowieso auf der Suche nach etwas völlig anderem. "Sie waren bereits im Krankenhaus, nicht wahr?", erkundigte sich schließlich eine leise Stimme. So leise, dass sie kaum als die von Ran zu erkennen war.

Brad nickte knapp und seine Miene wurde etwas weicher, ohne dem Jungen Hoffnungen zu machen.

Und Ran, der ihn gar nicht so gut kennen sollte, las die stumme Antwort dennoch bis zum letzten Punkt. Die Versuchung war groß, sich der Wahrheit zu verweigern, Brad konnte den Kampf in den ausdrucksvollen Augen lesen, bevor sich eine Schicht aus Frost über sie zu legen schien und die Emotionen einfror. Rans Ausatmen geriet flach und die Finger verkrampften sich um den Stoff seiner Weste zu einer Faust.

"Wissen Sie, ob sie wieder aufwachen wird?" Nach der Meinung des Arztes fragte der Rothaarige gar nicht erst, die hatte er schon aus Brads Nichtantwort zuvor herausgelesen. Aber irgendwie hatte Ran es sich in den Kopf gesetzt, dass Brad trotz allem helfen konnte.

Er überlegte ernsthaft, ob er in diesem Fall lügen sollte, aber bevor er einen entsprechenden Entschluss fassen konnte, schaltete sich sein Talent ein. Er zwinkerte, überrascht davon. Anscheinend hatte sein Talent noch nicht mit dem Jungen abgeschlossen… Aber sie hatten Aya doch gefunden, damit sollte alles erledigt sein. Ein seltsames Gefühl breitete sich bei diesem Gedanken in ihm aus. Nicht ganz Wissen, aber der deutliche Eindruck, dass er irgendetwas übersehen hatte. Wenn er es gekonnt hätte, hätte er sein Talent gezwungen, ihm mehr zu verraten, aber so blieb ihm nur übrig, sich einmal mehr zu gedulden. Doch eines zumindest war ihm mitgeteilt worden, nämlich, welche Antwort er geben musste.

"Es tut mir Leid, Ran. Aber ich glaube nicht, dass Aya wieder aufwachen wird."

Der nächste Atemnzug blieb Ran regelrecht im Hals stecken, während er aus geweiteten Augen angestarrt wurde. Für einige lange Sekunden erstarrte der Jüngere in vollkommener Regungslosigkeit. Der Frost wurde zu Eis und das Violett dahinter trübe. Und dann sackte Ran in sich zusammen wie eine Marionette, deren Schnüre gekappt worden waren.

Er fing ihn auf, verpasste ihm dann eine leichte Ohrfeige, um ihn so zurückzuholen. Und das reichte auch schon. Ein tiefer Atemzug brachte Sauerstoff in die Lungen des Jungen, der es dann gleich übertrieb und viel zu hastig weiteratmete, kurz vor dem Hyperventilieren.

"Ruhig, Ran", murmelte er. "Ganz einfach nur einatmen und ausatmen." Er wiederholte die Worte, taktete sie so, dass die Abstände immer größer wurden, bis Ran zu einem normalen Rhythmus zurückkehrte. "Besser?", erkundigte er sich schließlich und erntete ein abgehacktes Nicken.

"Ich will… ich will, dass sie wieder zurückkommt", flüsterte Ran schließlich, klang dabei aber seltsam distanziert.

"Ich weiß, aber die Wirklichkeit schert sich selten um das, was wir wollen."

Der Junge schluckte, suchte dann wieder seinen Blick und immer noch wirkte er, als wäre er nicht ganz da. "Aber Sie…" Er sprach nicht weiter, doch Brad wusste trotzdem, was Ran sagen wollte.

"Auch ich kann nicht alles verhindern oder wieder gut machen." Wobei er in diesem Fall zugeben musste, dass er es gar nicht wollte, was er Ran natürlich niemals verraten würde.

Die Augenbrauen zogen sich zusammen, als Ran die Stirn runzelte. "Aber ich kann doch nicht einfach nur zusehen!", brach es dann aus ihm heraus. Das 'während sie stirbt' musste nicht in Worte gefasst werden und wahrscheinlich konnte es der Junge auch gar nicht. Als Brad daraufhin stumm blieb, schien aller Kampf aus Ran zu weichen, doch dessen Blick erzählte eine ganz andere Geschichte. Die Saat, die er vor Jahren gepflanzt hatte, begann zu sprießen und er wusste, dass Ran das Geschehene nicht auf sich beruhen lassen würde. Und was auch immer geschehen würde, sollte geschehen. Weswegen er auch an dieser Stelle nichts sagte, sondern ruhig abwartete, während der Junge fast verzweifelt nach einem anderen Thema suchte. Und es schließlich auch fand.

"Ist Schneider-san auch hier?"

Er ließ sich einen Moment Zeit mit der Antwort, tat es dann aber mit einem leichten Lächeln. "Ja, Michael ist hier. Wo sollte er auch sonst sein?"

Wieder wurde er gemustert, dieses Mal aber aus einem ganz anderen Grund, bevor Ran langsam nickte. "Nur bei Ihnen, nicht wahr?" Der Junge verstand wirklich. Und dann war es nicht länger eine Ablenkung, sondern echte Wissbegier, während gleichzeitig ein Hauch von Röte Einzug in Rans Wangen hielt. "Wie lange kennen Sie ihn schon?"

Brad lächelte wieder, froh darüber, dass Ran für den Moment auf andere Gedanken gekommen war.
 

~TBC~
 

Ja, Ran hat immer noch eine Rolle zu spielen ^^#

cya, cu ^-^

"Hier kommt es mehr auf die Qualität eurer Begegnungen an als auf die Quantität"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 252/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Es wird wieder Zeit, Abschied von Japan zu nehmen…

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@Jemma: Schöne Ostern! ^-^
 

@Kralle: *winkz*
 

Teil 252 "Hier kommt es mehr auf die Qualität eurer Begegnungen an als auf die Quantität"
 

"Du konntest ihn nicht davon überzeugen, runterzukommen?"

Natürlich hatte Michael seine Rückkehr sofort bemerkt und sprach bereits, bevor er sich ganz zu dem Älteren und Herrn Hoffmann gesellen konnte.

Herr Hoffmann musterte ihn neugierig, als er diese Worte hörte, brauchte aber nicht lange, um sich alles zusammenzureimen. "Ran möchte keine Gesellschaft haben?", schloss sich gleich darauf eine Frage an die von Michael an. Mitleid färbte merklich die Stimme des anderen Mannes.

Brad zeigte ein schmales Lächeln und antwortete zuerst Herrn Hoffmann. "Ich denke, es kommt auf die Gesellschaft an." Mit einem Funken Humor, der etwas deplaziert sein mochte, aber nichtsdestotrotz echt war. "Mich hätte er gerne noch länger bei sich gehabt. Aber-", und damit wandte er sich an Michael, "Ich konnte ihn dazu überreden, sich wieder seiner Pflichten anzunehmen."

Es war Herr Hoffmann, der daraufhin die Stirn runzelte. "Sie sollten nicht so streng mit ihm sein. Wenn er sich zurückziehen möchte, sollte man es ihm erlauben. Ran ist schließlich noch ein Kind." Ohne es zu merken, war der Ältere in die höfliche Anrede gefallen, was daran liegen konnte, dass hier unten ein recht großes Gedränge herrschte.

"Unterschätzen Sie ihn nicht. Und ich denke, man sollte ihm nicht zu viel Gelegenheit geben, vor sich hin zu brüten."

Michaels Blick schweifte nach oben, als könnte er den jungen Japaner durch die Decke hindurch sehen. Und auf einer bestimmten Ebene tat er das auch. "Ablenkung wird ihm gut tun", urteilte der Telepath schließlich.

Herr Hoffmann deutete lächelnd eine Verbeugung an. "Ihnen kann ich da kaum widersprechen", wurde eingestanden. Dann wurde Herrn Hoffmanns Miene wieder ernster, als die blauen Augen die schmale Gestalt erfassten, die jetzt die Treppe herunterkam. "Er sieht so aus, als könnte ihn ein Windstoß umwerfen."

Brad zog eine Augenbraue hoch, als er das hörte, verstand dann aber. Natürlich hatte Herr Hoffmann den Jungen inzwischen etwas ins Herz geschlossen, er kannte ihn schließlich schon seit Jahren. Und vielleicht spielte auch die Tatsache hinein, dass der Mann daran gewöhnt war, sich um einen anderen Jungen Sorgen zu machen. Er hielt das schiefe Lächeln zurück, das sich bei diesem Gedanken auf seine Lippen schleichen wollte, nickte stattdessen ernsthaft. "Ran hat weder geschlafen noch gegessen. Ich hoffe, dass er sich wenigstens von letzterem überzeugen lässt. Dem Schlaf kann er früher oder später sowieso nicht mehr entkommen."

"Jetzt verstehe ich die Notwendigkeit von Ablenkung. Wenn er mit uns zusammen ist, wird er vielleicht wirklich was in den Magen bekommen." Bei anderer Gelegenheit hätte ihn Herr Hoffmann sicher aufgezogen, doch daran war im Moment nicht zu denken.

Ran näherte sich ihnen zielstrebig, unterband damit eine weitere Unterhaltung über ihn, und Michael übernahm es, ihn willkommen zu heißen.

"Hallo Ran-kun. Ich freue mich, dass du etwas Zeit für uns hast." Michael ließ es klingen, als würde der Junge ihnen einen Gefallen tun, woraufhin etwas Farbe in Rans Wangen Einzug hielt und sich dessen Gestalt straffte.

"Schneider-san, Hoffmann-san." Eine Verbeugung folgte. "Wilkommen in unserem Haus." Dann richteten sich die violetten Augen auf Brad und gleich darauf hatte er den Jungen an seiner Seite. Von dort aus wurde Michael ein vorsichtiger Blick zugeworfen, doch als der nur lächelte, entspannte Ran sich wieder.
 

In ihrer Gesellschaft hatte Ran tatsächlich etwas gegessen und ihr Beispiel hatte völlig genügt, es hatte nicht einmal einer besonderen Ermutigung bedurft. Wahrscheinlich hatte Ran nicht einmal mitbekommen, was er da tat, bis sein Magen sich endlich nicht mehr wie ein tiefes Loch anfühlte.

Der Abschied war ihm sichtlich schwergefallen und Brad glaubte immer noch den Griff um sein Handgelenk zu spüren, als sie auf dem Weg zu ihrem Wagen waren.

"Er hätte dich am liebsten nicht mehr losgelassen", beobachtete Herr Hoffmann und erntete dafür ein schiefes Lächeln.

"Das ist mir auch aufgefallen. Ich hatte so etwas ehrlich nicht erwartet. So gut kennt er mich schließlich gar nicht."

Er konnte sehen, wie Michael stumm den Kopf schüttelte, während es Herr Hoffmann war, der darauf antwortete. "Ich denke, hier kommt es mehr auf die Qualität eurer Begegnungen an als auf die Quantität. Und einem Talentlosen sollte es schwerfallen, mit dir mitzuhalten."

Das ließ sein Lächeln echter ausfallen. "Das klingt, als könnten Sie Recht haben."

"Mm, dein Selbstbewusstsein ist auch schwer zu schlagen", brummte Michael und bevor er ausweichen konnte, wuschelte eine Hand durch seine Haare.

Er griff danach und verschränkte ihre Finger, um den Älteren so zu stoppen, grinste dann flüchtig. "Ich habe auch allen Grund dafür, nicht wahr?"

Das brachte ihm von beiden ein Auflachen ein und nicht nur er fühlte sich danach besser.

Der Chauffeur erwartete sie bereits, öffnete ihnen die Wagentür und beim Einsteigen musste Brad Michaels Hand wieder freigeben. Was aber nicht lange vorhielt, denn kaum dass sie beide saßen, griff er in einer völlig unbewussten Geste wieder danach.

"Wann können wir zurückfliegen?", fragte er unvermittelt, beugte sich etwas vor, Herrn Hoffmann entgegen.

Der war etwas verblüfft, verarbeitete den Themenwechsel aber schnell. "Das kommt ganz darauf an, was es eventuell noch im Büro zu erledigen gibt." Der fragende Blick wanderte von ihm weiter zu Michael.

"Es war sowieso kein Besuch geplant, also kann es gar nichts Wichtiges zu tun geben", warf Brad ein, bevor Michael antworten konnte.

Woraufhin ihn warme Belustigung streifte, begleitet von einem nicht minder warmen Lächeln. "Brad hat das Glück, dass hier nicht nur der Wunsch Vater des Gedanken war. Denn unsere werten Mitarbeiter hatten zwar etwas gefunden, was ich mir ansehen sollte, aber das habe ich gestern bereits erledigt."

Die beiden tauschten ein amüsiertes Lächeln aus, dann richteten sich die blauen Augen wieder auf ihn. "Und du möchtest die Chance auch nicht für einen Kurzurlaub nutzen? Immerhin hast du Herrn Schneider schon mal Draußen."

Herr Hoffmann kannte ihn einfach zu gut, stellte Brad innerlich fest, sprang zu seiner heimlichen Verwunderung aber nicht gleich auf den Vorschlag an. Er runzelte die Stirn und lauschte in sich hinein, konnte aber den Grund dafür nicht finden. Er war sich unschlüssig genug, dass es Michaels Aufmerksamkeit auf sich zog.

Seine Hand wurde gedrückt. "Heißt das, du willst wirklich zurück zur Schule?"

Brad lehnte sich zurück und musterte die Wagendecke, während er sein Talent befragte. Das sich als frustrierend ungesprächig erwies. Schließlich gab er mit einem Schulterzucken auf, ließ seinen Blick stattdessen nach draußen schweifen, wo ihn das unentschlossene Grau eines regnerischen Frühlingstages erwartete. "Ich weiß nicht. Das Wetter lädt jedenfalls nicht dazu ein, hier zu bleiben." Was nicht der wirkliche Grund war, das war ihm bewusst, doch es war besser als gar keiner.

Natürlich konnte er keinen der beiden damit überzeugen, aber Michael war ja sowieso noch nie jemand, der sich viel Gedanken um Urlaub gemacht hatte und hakte daher nicht weiter nach.

Anders als Herr Hoffmann, der sich nachdenklich gegen das Kinn tippte. "Es mag im Moment vielleicht nicht danach aussehen, aber morgen soll das Wetter sehr viel besser sein. Und du solltest ausnutzen, dass wir mal um diese Jahreszeit hier sind. In der Nähe vom Flughafen ist eine berühmte Tempelanlage und zur Zeit der Baumblüte muss man das gesehen haben."

Er horchte unwillkürlich auf, denn ein Abstecher dorthin würde ihre Abreise nicht verzögern. Und so wenig mitteilsam sein Talent war, so deutlich hatte es doch die Ansicht kundgetan, dass sie nicht länger in Japan bleiben sollten.

Sein Interesse wurde bemerkt und mit einem Lächeln begrüßt. "Ich kann dafür sorgen, dass wir ein Picknick machen können. Und mit vollem Magen kannst du auf dem Flug sicher viel besser schlafen."

Michael lachte leise und wieder wurde seine Hand gedrückt. "Sie müssen sich keine weitere Mühe mehr geben, Sie haben ihn bereits überzeugt."

Und weil das stimmte, nickte er nur, woraufhin Herr Hoffmann sich zufrieden zurücklehnte.

Sobald sie den Apartmentblock erreichten, war es eigentlich an der Zeit für Karmin, sich aus dem Staub zu machen, doch Brad hatte das sehr bestimmte Gefühl, dass sie noch nicht unter sich waren.

Michael warf ihm einen fragenden Blick zu, als er ihnen nicht nach drinnen folgte, verstand dann aber schon. "Sein Team ist auch weg", wurde ihm mitgeteilt, "nur Alexander ist es noch nicht. Ich nehme an, er will noch ein paar Worte mit dir wechseln." Der Ältere nickte Herrn Hoffmann zu. "Kommen Sie, wir gehen schon mal rein. Solange ich hier bin, traut er sich anscheinend nicht hervor."

Der andere Mann lächelte belustigt. "Wie Sie wünschen, Herr Schneider."

Tatsächlich wartete der Empath, bis die beiden außer Sicht waren, war dann aber umso schneller an seiner Seite.

"Alex?" Begrüßung und Frage in einem.

Der Blondhaarige nutzte erst einmal die Gelegenheit, einen Arm um ihn zu schlingen und ihn eng an sich zu ziehen, dann aber erhielt er seine Antwort. "Ich habe gehofft, dass wir etwas unternehmen können, bevor du wieder wegmusst. Heute ist natürlich nicht der beste Tag dafür, aber wie wäre es mit morgen Abend?" Erwartungsvoll wurde er angesehen.

Brad schüttelte den Kopf und es steckte sogar ein Anflug von Bedauern in dieser Geste. "Wir fliegen morgen bereits wieder zurück, schließlich war das Ganze nie als längerer Aufenthalt geplant. Du wirst dich bis zu meinem Besuch im Sommer gedulden müssen."

Alexander verzog das Gesicht. "Das dauert ja noch eine halbe Ewigkeit."

"Du übertreibst, es sind nur noch ein paar Monate."

Wirklich überzeugt sah der Andere immer noch nicht aus, aber er sah ein, dass kein Argument helfen würde. Und als nächstes wurde Brad gegen die Wand gedrängt.

Mit einer Hand gegen die Brust stoppte er Alexander, zog fragend eine Augenbraue hoch.

Der Empath hatte nichts Besseres zu tun als zu grinsen, nur dass es nicht ganz echt wirkte. "Wenigstens einen Kuss will ich haben."

Die Augenbraue senkte sich wieder, während ein Lächeln seine Lippen zu kurven begann. "Sag mal, ist dir eigentlich schon in den Sinn gekommen, dass Michael von solchen Aktionen weniger begeistert sein könnte?", erkundigte er sich gedehnt.

Braune Augen erwiderten unbeeindruckt seinen Blick. "Herr Schneider hat noch nie etwas unternommen, wenn du mit uns zusammen warst. Solange ich also nicht richtig mit dir ins Bett gehe, nehme ich das Risiko in Kauf."

Sein Lächeln wurde ausgeprägter. "Und warum bist du dann erst gekommen, nachdem er weg war?"

Dieses Mal war es Alexander, der eine Augenbraue hochzog. "Man muss es schließlich nicht gleich übertreiben. Und ich bin nicht exhibitionistisch veranlagt." Mit einem erwidernden Lächeln, das allerdings etwas krumm ausfiel. Und dann verlor der Empath anscheinend die Geduld, denn im nächsten Moment wurde Brad geküsst.

Mit einem innerlichen Schulterzucken ließ er sich darauf ein, schließlich war Alex wirklich kein schlechter Küsser, aber als sich der Gleichaltrige gegen ihn zu drängen begann, schob er ihn schließlich zurück.

"Nicht gleich übertreiben", ermahnte er ihn, woraufhin Alexander mit wenig Humor auflachte.

"Ab und zu brauche ich die Erinnerung", wurde dann etwas dumpf gesagt und der Empath blickte geradewegs durch ihn hindurch, in die Vergangenheit, wie Brad vermutete. Und das war auch der Grund, warum er so etwas immer noch gestattete. Stephan und Alexander waren zu lange seine Freunde gewesen. Und dann war da immer noch die Tatsache, dass er Alexanders Eid hatte.

Mit dieser Überlegung lehnte er sich vor, um noch einmal in einem flüchtigen Kuss die Lippen des Anderen zu berühren, eine Geste, die problemlos verstanden wurde.

"Ist gut, ich gehe ja schon." Die braunen Augen verengten sich minimal. "Aber ich werde nicht vergessen, dich im Sommer noch einmal zu fragen." Dann machte Alexander auf der Ferse kehrt und ging ohne einen weiteren Blick zurück.

Brad lächelte ein stilles Lächeln, wandte sich anschließend ebenfalls zum Gehen.

Oben wurde er bereits erwartet und Michaels Lächeln verbreiterte sich, als er ihm auf dessen amüsierten Blick hin die Zunge rausstreckte. "Ja, er hat mich wieder gehen lassen, wie du siehst", kam er einen entsprechenden Kommentar zuvor.

Jetzt war es schon ein Grinsen und im nächsten Moment wurde er an seiner Weste gepackt und vorwärts gezogen, gegen den Älteren. "Muss ich Alexander klar machen, dass du mir gehörst?"

Er blickte in Michaels eisblaue Augen und erwiderte dessen Blick mit einem hitzigen Lächeln. "Ich glaube nicht, dass er das jemals vergessen wird."

Und dann wurde er wieder geküsst, nur dass es dieses Mal keinen Grund gab, den Anderen abzuwehren.

Nachdem sich Michael für dessen Geschmack ausreichend in Erinnerung gerufen hatte, verschwand der Ältere in die Küche, während Brad für ein paar lange Sekunden einfach nur dastand, sich schließlich mit einem innerlichen Kopfschütteln fasste und auf die Couch sinken ließ.

Wo Herr Hoffmann bereits saß und ihn belustigt begrüßte. "Versuchst du eigentlich, Herrn Schneider eifersüchtig zu machen?"

Er lehnte sich zurück, neigte lächelnd den Kopf zur Seite. "Das wäre ein völlig sinnloses Unterfangen. Er weiß schließlich, dass es niemals einen Grund für Eifersucht geben könnte."

"Hm", brummte der Ältere, nachdenklich werdend. "Das muss angenehm sein."

"Ich habe nie etwas anderes behauptet." Sein Lächeln löste sich langsam aber unaufhaltsam auf, als sich seine Gedanken unwillkürlich wieder dem Grund ihres Hierseins zuwandten. Und wieder wünschte er, besser zu verstehen, worauf sein Talent jetzt noch aus war. Aber in diesem Fall würde ihm wohl nur die Zeit weiterhelfen.

Plötzlich wurde ein Arm um ihn geschlungen und mit der freien Hand wuschelte Herr Hoffmann ihm durch die Haare. "Du wirkst ein wenig frustriert, mein Lieber", wurde festgestellt.

Ohne zu zögern legte er den Kopf auf die Schulter des Älteren. "Vielleicht bin ich das ja auch…"

Das Lachen lag ganz in Herrn Hoffmanns Stimme. "Soll ich dich wieder irgendwohin einladen, um dich abzulenken?"

"Kino?", hakte er nach, sich an das letzte Mal erinnernd, auch wenn er die damaligen Umstände lieber von sich schob.

"Mm, vielleicht. Oder auch mal was anderes. Lass mich darüber nachdenken." Wieder glitt die Hand durch seine Haare, dieses Mal aber nur, um ihm ein paar Strähnen aus der Stirn zu streichen.

Und Brad lächelte wieder, auch, weil in diesem Moment Michael zurückkehrte.
 

~TBC~
 

Wünsche allerseits noch einen schönen Feiertag ^___^
 

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oO0Oo,,,,,,(")_("),,,,,,,,,oO0Oo ,,,,

\____/ Schöne Ostern! \___/,,,,,,,
 

cya, cu ^-^

"Es wundert mich nun wirklich nicht mehr, dass Herr Hoffmann nicht allzu viel vom Meer hält"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 253/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Noch ein bisschen Sightseeing ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Teil 253 "Es wundert mich nun wirklich nicht mehr, dass Herr Hoffmann nicht allzu viel vom Meer hält"
 

"Ha, Sie haben Recht behalten!" Mit einem zufriedenen Lächeln wandte er sich vom Fenster ab und Herrn Hoffmann zu, der zusammen mit Michael am Küchentisch saß und in aller Ruhe seinen Kaffee trank.

Nun allerdings richteten sich die blauen Augen auf ihn und in ihnen konnte er eindeutig Belustigung lesen. "Der Wetterbericht war es eher, mein Lieber. Außerdem müsstest du es doch schon gestern gewusst haben, hm? Oder arbeitet dein Talent nicht, wenn es um die Wettervorhersage geht?"

Er konnte nicht anders als ein amüsiertes Lächeln mit Michael auszutauschen, bevor er sich zu seinem Platz neben dem Älteren begab und sich auf den Stuhl sinken ließ. Erst dann beschloss er, Herrn Hoffmann zu antworten. "Es würde nicht für die Vorhersage allein funktionieren. Ich könnte nur aus den Umständen auf das Wetter schließen."

Überlegend neigte der ältere Mann den Kopf. "Also wenn du eine Vision von etwas hast, das morgen passiert, und dabei im Regen stehst-"

"Weiß ich, dass es regnen wird", beendete er den Satz zustimmend. Anschließend nahm er dankend die Brötchenhälfte entgegen, die Michael ihm bereits geschmiert hatte.

"Aber was ist dann mit dem Taifun als wir letzten Sommer auf Okinawa waren?" Natürlich konnte Herr Hoffmann so etwas nicht entgehen.

Brad schenkte ihm zur Belohnung ein weiteres Lächeln. "Das ist etwas anderes, schließlich drohte mir Gefahr aufgrund des Unwetters." Hungrig biss er in sein Brötchen, während sich seine Hand nach dem Glas mit dem Orangensaft ausstreckte, das Michael ihm hinhielt. Das Ganze funktionierte, ohne dass er dafür den Blickkontakt mit Herrn Hoffmann unterbrechen musste.

Der schien von dem Manöver amüsiert, kommentierte es aber nicht. Stattdessen blieb er beim Thema. "Ich kann also Naturkatastrophen mit auf die Liste der Dinge setzen, vor denen dich dein Talent warnen würde, ja?"

Seine Mundwinkel zuckten, bevor er einen Ellenbogen auf dem Tisch aufstützte und sein Kinn auf die Hand legte. "Sie sollten inzwischen wissen, dass mich mein Talent vor _allem_ warnt, was mir gefährlich werden könnte. Das schließt natürlich Taifune, Erdbeben und ähnliche Widrigkeiten mit ein."

Und als Michael neben ihm leise lachte, schloss sich Herr Hoffmann dem mit einem Kopfschütteln an. "Manchmal wünschte ich mir fast, du würdest mit diesem Selbstvertrauen auf die Nase fallen, nur damit du etwas Bescheidenheit lernst…"

"Aber auch nur manchmal und fast, nicht wahr? Schließlich wollen Sie nicht wirklich, dass mir etwas zustößt."

Mit einem Seufzen gab sich Herr Hoffmann geschlagen und dann setzten sie alle ihr Frühstück fort. Obwohl das etwas zu viel gesagt war, schließlich sollte das Essen nur vorhalten, bis sie sich beim Schrein beim Picknick richtig satt essen konnten.

Anschließend gab es nichts mehr, was sie noch in Tokio gehalten hätte, sie hatten aufgrund ihres neuen Ziels nicht einmal einen Grund, hier noch etwas Zeit totzuschlagen. Deswegen fanden sie sich kurz darauf vor dem Apartmentblock wieder, wo ihr Gepäck in einen separaten Wagen verladen wurde, während sie selbst in der Limousine Platz nahmen.

"Langsam wird das lächerlich", befand Brad, als sein Talent Karmin auf die Spur kam, die in einiger Entfernung in ihrem eigenen Wagen warteten. "Wenn wir so weitermachen, bilden wir noch eine richtige Kolonne."

Michaels Hand fand seinen Nacken und drückte sanft zu. "Fang nicht wieder an, dich zu beschweren, dieses Thema haben wir schließlich zu Genüge besprochen." Dann funkelte Amüsement in den eisblauen Augen auf. "Außerdem kannst du Alexander doch noch etwas Zeit in deiner Nähe gönnen, nicht wahr?"

"Ha, ha", ignorierte er Michael genauso wie die Belustigung, die von Herrn Hoffmann ausstrahlte und trat die Flucht nach vorn an, indem er ein völlig neues Thema anschnitt. "Haben Sie inzwischen genug darüber nachgedacht?", lehnte Brad sich vor und fixierte den älteren Mann.

Herr Hoffmann zwinkerte zunächst überrascht und vergaß darüber seine Belustigung, wie Brad zufrieden registrierte. Dann erinnerte sich der Andere an ihre Unterhaltung vom Abend zuvor und lächelte. "Hm, habe ich. Und ich habe eine Idee. Oder besser gesagt, Sabine hatte sie. Sie wollte sich längst irgend so ein Theaterstück ansehen. Ich muss zugeben, dass ich nicht der größte Fan von so etwas bin und hatte Reik bereits überredet, mit Steffi mitzukommen."

Er zog eine Augenbraue hoch und warf etwas ein, bevor Herr Hoffmann weitersprechen konnte. "Und jetzt wollen Sie das Elend noch weiter verbreiten?"

Von Michael kam ein Schnauben, das in ein unterdrücktes Lachen überging, während Herr Hoffmann standhaft seine zuckenden Mundwinkel unter Kontrolle behielt."Nein, eher wollte ich etwas Kultur verbreiten."

Brad grinste unwillkürlich, wandte sich im nächsten Moment Michael zu und zog an einer sandblonden Strähne. "Lach du mal nicht zu laut. Ich werde dich nämlich mitnehmen." Erst anschließend suchte er Herrn Hoffmanns Blick. "Sie haben doch sicher nichts dagegen?"

Der hob beide Hände. "Aber nicht doch, ich bin mir sicher, Steffi möchte Herrn Schneider auch mal kennenlernen."

"Damit wäre das entschieden." Er tippte sich gegen die Unterlippe. "Aber ist Theater wirklich so schrecklich? Ich fand unseren Ausflug damals nicht so übel." Auch wenn er zugeben musste, dass seine Gedanken mehr bei seinem Auftrag als bei dem Stück gewesen waren und er sich daher kaum noch daran erinnern konnte.

Er erntete lediglich ein belustigtes Schulterzucken. "Das muss jeder für sich selbst beantworten. Ich jedenfalls bin mehr ein Kinofan. Während Reik die Aussichten rein gar nichts auszumachen schienen."

"Wird an seiner Erziehung liegen", gab Brad unbeeindruckt zurück und entlockte Herrn Hoffmann damit ein flüchtiges Grinsen.

"Du meinst, weil man uns als Kinder nicht ins Theater oder die Oper geschleift hat, kann man jetzt nicht von uns verlangen, dass wir so etwas mögen?"

"Ganz genau." Brad wandte sich an Michael, der bereits den Kopf schüttelte, bevor er die entsprechende Frage stellen konnte.

"Mich kannst du auch unter die Kulturbanausen zählen." Eine Hand wurde gehoben und wuschelte durch seine Haare. "Wie du selbst erlebt hast, hat man als Schüler kaum die Gelegenheit, nach Draußen zu kommen. Und so etwas wie Theaterkurse bieten wir auf Rosenkreuz nicht an."

Allein bei der Vorstellung erschauerte er. "Und dabei wird es hoffentlich auch bleiben."

Dieses Mal war es an Herrn Hoffmann, eine Augenbraue hochzuziehen. "Na ich weiß ja nicht. Du zum Beispiel scheinst mir ein gar nicht mal so schlechter Schauspieler zu sein…"

Das lockte ein Lächeln hervor, das sich etwas seltsam anfühlte und aus irgendeinem Grund dazu führte, dass Herr Hoffmann ein wenig unbehaglich dreinschaute. Und als Brad sich zu ihm vorlehnte, hielt der ältere Mann sehr still. "Irgendwie muss ich ja meine 'soziopathischen Tendenzen' überspielen, nicht wahr?" Dann wurde sein Lächeln ausdrucksvoller und Herr Hoffmann schien gleich entspannter. "Ich hoffe, Sie gehen nicht davon aus, dass ich _Ihnen_ nur etwas vorspiele."

Und Herr Hoffmann lachte auf. "Nein, das nun wirklich nicht, mein Lieber."

Brad lehnte sich wieder zurück und dann gegen Michael, allerdings ohne den älteren Mann aus den Augen zu lassen. "Da wir noch etwas Zeit haben, bis wir da sind, können wir schon mal durchgehen, was mich als erstes nach meiner Rückkehr erwartet."

Herr Hoffmann schüttelte den Kopf, allerdings nicht in Ablehnung. "Du bist manchmal ein richtiger Workaholic, weißt du das?"

"Ich denke, das haben Sie schon häufiger durchklingen lassen."
 

Da sie früh aufgebrochen waren, trafen sie nicht auf allzu viele Touristen, als sie schließlich vor dem Eingang zur Tempelanlage standen.

Brad legte den Kopf in den Nacken. "Das ist größer, als ich erwartet hatte…"

"Du hast bisher kaum etwas gesehen, auch wenn ich zugeben muss, dass der Eingang schon etwas hergibt. Die ganze Anlage ist mehr als hunderfünzigtausend Quadratmeter groß." Herr Hoffmann klang etwas abgelenkt, als er das sagte, versunken in die handwerkliche Kunst, die in den Eingangsbereich eingeflossen war.

Brad zwinkerte, als er die Größenangabe zu verarbeiten versuchte, aber innerlich musste er zugeben, dass er damit nicht besonders erfolgreich war. Weswegen er sich einfach in Bewegung setzte, um möglichst viel mit seinen Augen aufzunehmen.

Ruhe legte sich über sie, je weiter sie kamen, denn die Parkanlage lud direkt zum Meditieren ein. Noch eindrucksvoller wurde es, als die Sonne sich durch den morgendlichen Dunst gearbeitet hatte und über die Wasserflächen hinwegglitzerte.

Sie waren ein gutes Stück vorangekommen, als Brad lächelte, ohne es überhaupt zu merken, nach Michaels Hand und Herrn Hoffmanns Handgelenk griff. "Kommen Sie", meinte er leise und strebte geradewegs auf ein paar große Steinbrocken an einem der Teiche zu, die er gerade erspäht hatte.

Wie vermutet, waren die Steine bereits etwas aufgewärmt und ohne lange zu zögern ließ er sich darauf nieder, wartete darauf, dass sich seine Begleiter zu ihm gesellten. Und damit hatte er auch gleich seine menschliche Lehne.

Eine Windböe streifte sie und die Äste der Bäume, wirbelte zart-rosa Blüten mit sich, die dann wie Schneeflocken auf das Wasser heruntertanzten.

Wärme wickelte sich um ihn, dieses Mal nicht von der Sonne, sondern von Michael ausgehend, als der bemerkte, welche Bahnen seine Gedanken einschlugen.

"Du kannst manchmal richtig romatisch sein…", wurde ihm ins Ohr geflüstert. Gleichzeitig schlang Michael einen Arm um ihn, so dass dessen Fingerspitzen durch schwarze Strähnen streichen konnten.

Ein unterdrücktes Lachen vibrierte durch ihn, übertrug sich auch auf den Älteren. "Du weißt doch, dass ich die Natur mag. Nichts vermittelt besser ein Bild von echtem Freiraum."

"Hm", brummte Michael zustimmend. "Und jetzt möchtest du am liebsten neben dem Meer auch noch so eine Parkanlage bei unserer Schule haben, nicht wahr?"

Er wandte den Kopf etwas, um sanft in Michaels Hals zu beißen. Zur Strafe eigentlich, doch der Ältere lehnte sich erschaudernd in die Berührung und untergrub damit seine Absicht.

"Hör auf, dich über mich lustig zu machen", beschwerte er sich daher, auch wenn er wusste, dass er damit wenig Aussicht auf Erfolg haben würde.

Tatsächlich lächelte Michael nur, zeichnete mit dem Daumen seine Unterlippe nach, worauf Brad völlig vergaß, worüber er sich eben noch beschwert hatte. Denn er war viel zu sehr damit beschäftigt, Michael näher an sich heranzuziehen und ihn dann zu küssen.

Anschließend fiel es ihm schwer, die Finger von dem Älteren zu lassen, aber Herrn Hoffmanns leises Räuspern erinnerte ihn daran, dass ihre Privatsphäre hier eher… eingeschränkter Natur war. Also lehnte er sich einfach nur wieder gegen Michael, auch wenn er es nicht lassen konnte, eine Hand unter dessen Hemd zu schieben.

Die Sonne schien ihm ins Gesicht, sorgte zusammen mit dem Gleißen des Wassers dafür, dass er die Augen schloss. Er hätte fast einschlafen können, so angenehm war es, einfach nur hier zu sitzen, aber allmählich begann sich sein Magen zu melden, der der Meinung war, heute Morgen nicht ausreichend Arbeit bekommen zu haben. Bevor er etwas sagen konnte, hörte er, dass Herr Hoffmann aufstand und sich entfernte. Ob auf einen entsprechenden Hinweis von Michael hin, konnte Brad nicht sagen, aber das war ihm egal, solange das Ergebnis stimmte. Und das hatte ihm sein Talent bereits verraten.

Er lächelte in sich hinein, zupfte dann an einer sandblonden Strähne. "Bezahlen wir Herrn Hoffmann eigentlich genug?", fragte er, scheinbar aus dem Blauen heraus.

Michael stutzte, lachte dann leise. "Nun, zumindest hat er sich bisher nicht beschwert. Außerdem sollte man nicht unterschätzen, wie viel kostenlose Kost und Logis ausmachen."

"Hm, auch wenn es ein wenig spartanisch ist…", brummte er. "Ich bin wirklich froh, dass wir ihn damals rekrutieren konnten." Seine Gedanken schweiften weiter. "Dieser Unfall seines Bruders ist uns sehr gelegen gekommen."

"Du hast es inzwischen also nachgelesen." Michael klang nicht wirklich überrascht.

Er richtete sich auf, so dass er dem Blick eisblauer Augen begegnen konnte und erlaubte sich ein schmales Lächeln, das dieses Mal nicht viel mit Belustigung zu tun hatte. "Natürlich habe ich das. Euch war doch klar, dass ich das nicht auf sich beruhen lassen konnte. Und es wundert mich nun wirklich nicht mehr, dass Herr Hoffmann nicht allzu viel vom Meer hält."

"Nun, es hätte schlimmer ausgehen können. Wenn sein Bruder zum Beispiel einen dauerhaften Schaden davongetragen hätte. Und für uns bot es den perfekten Ansatz. Es hätte für ihn sonst keinen Grund gegeben, unser Angebot anzunehmen, er war gut genug auf der Uni, dass er nach seinem Abschluss hätte wählen können, wo er anfangen will. Aber so konnten wir die Behandlungskosten übernehmen und die benötigten Spezialisten besorgen. Der Erfolg hat uns seine unumstößliche Loyalität eingebracht."

Brad nickte verstehend. "Aber warum hatten wir ihn überhaupt im Auge?" Er musste zugeben, dass er sich mit den Rekrutierungsgewohnheiten bisher nicht auseinandergesetzt hatte.

Eine Hand wuschelte durch seine Haare und Michael schien deutlich belustigt. "Mich wundert es nicht, dass du dafür bisher kein Interesse aufgebracht hast. Es sind ja nur Talentlose." Mit einem schnell aufblitzenden Grinsen. "Doch um deine Neugier zu befriedigen: Wir rekrutieren in der Regel junge Leute, frisch von der Uni. Die Leistungen, die sie dort zeigen, sind natürlich von Interesse. Dann ihre sonstigen Erfahrungen und ihr Umfeld, die passen müssen. Je nach Art der Aufgaben ist es wünschenswert, wenn der Familienkreis möglichst klein ist. Etwas, das Herr Hoffmann in allen Punkten erfüllt hat. Wobei der Kreis solcher Leute immer noch groß genug ist, dass wir dann sehen, ob es etwas gibt, womit wir den potenziellen Kanditaten fest in die Hand bekommen können."

Er gab ein Brummen von sich, als ihm ein – gar nicht so unwahrscheinlicher – Gedanke kam. "Wenn jemand unser Interesse errungen hat und es gibt solchen Angriffspunkt nicht, arrangieren wir ihn?"

Michaels Augen verengten sich, während dessen Mundwinkel kaum merklich nach oben kurvten. "Natürlich tun wir das", wurde ohne zu zögern zugeben. "Ich kann dir aber versichern, dass das in Herrn Hoffmanns Fall nicht erfordlich war."

Und irgendwie beruhigte ihn diese Auskunft, was sich in seinem Lächeln widerspiegelte.

Michael sah ihn für einen Moment einfach nur an, erwiderte das Lächeln dann. "Hm, Herr Hoffmann ist dir tatsächlich nicht egal…"

Dazu musste er nun wirklich nichts weiter sagen, was auch ganz gut so war, da der Mittelpunkt ihrer Unterhaltung in diesem Moment mit einem gut gefüllten Korb zurückkehrte.

Und das Ganze, ohne dass sich jemand von ihren Aufpassern hatte blicken lassen.
 

~TBC~
 

Ich wünschte, das Wetter hier würde auch so mitspielen o.O

cya, cu ^-^

"Wenn du so weitermachst, wird er dir irgendwann noch Hausverbot erteilen"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 254/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Nach seiner Rückkehr kennt Brad natürlich nur ein Ziel ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@MyladyPhoenix: Da dein Commi von der Länge her doch etwas aus dem Rahmen fällt, werde ich dir an anderer Stelle darauf antworten. Daher hier nur ein Danke für die interessanten Fragen, die du aufgeworfen hast und hoffentlich viel Spaß beim Weiterlesen (und ja, ich weiß genau, was du meinst im Vergleich zu den anderen FFs). ^^
 

Teil 254 "Wenn du so weitermachst, wird er dir irgendwann noch Hausverbot erteilen"
 

Herr Hoffmann stellte den Korb neben ihm ab und musterte ihn intensiv, bevor dessen Mundwinkel nach oben zu kurven begannen. "Du hast schon wieder schlechte Gedanken über das Team, das uns im Auge behalten soll, nicht wahr?"

Brad zwinkerte, denn er war nicht davon ausgegangen, dass man ihm seine Überlegungen an der Nasenspitze ablesen konnte. Dann aber schob er es darauf, dass Herr Hoffmann ihn einfach schon zu lange kannte und beschloss, sich keine Sorgen darüber zu machen. Stattdessen erwiderte er das Lächeln. "Schlecht ist übertrieben…"

"Hm, das glaube ich dir, wenn ich ein Telepath bin und mich selbst davon überzeugen kann." Mit einem nicht zu übersehenden Seitenblick zu Michael, der belustigt eine Augenbraue hob. "Kein Kommentar, Herr Hoffmann."

Brad überhörte das Lachen der beiden und machte sich lieber daran, ihr Essen auszupacken. Und auszupacken. Und auszupacken. Woraufhin auch Michael aufmerksam wurde.

"Irgendwie habe ich den Eindruck, dass deine Manja hier am Werk war. Auch wenn das absolut unmöglich ist."

Ein Grinsen flog über sein Gesicht. "Ja, es sieht so aus, als sollte mal wieder eine ganze Fußballmannschaft versorgt werden…" Er tat so, als müsste er einen Moment nachdenken. "Vielleicht erwecken wir ja den Eindruck, als würden wir nicht genug zu Essen bekommen."

Michael wurde unvermittelt ernst. "Ich bin wirklich froh, dass man das von dir wirklich nicht mehr behaupten kann."

Herr Hoffmann nickte dazu, konnte sich anscheinend schnell zusammenreimen, wovon Michael sprach, auch wenn der ältere Mann bei seiner Ankunft auf Rosenkreuz noch nicht zu ihnen gehört hatte.

Er warf Michael einen warmen Blick zu, begleitet von der entsprechenden mentalen Berührung. "Ich werde versuchen daran zu denken, darüber keine Scherze mehr zu machen", versprach er, woraufhin Michael ihm durch die Haare wuschelte.

Natürlich konnte er nicht ausweichen, dann wäre vielleicht noch etwas vom dem Essen heruntergefallen. Aber er wollte es auch gar nicht.

Herr Hoffmann griff ein und half mit den Getränken, die es sowohl in warmer als auch kalter Ausführung gab. Sobald der Ältere sah, dass Brad für sich Sushi wählte, bekam er Tee statt Orangensaft eingeschenkt, was er mit einem dankenden Nicken akzeptierte.

Nachdem sie alle richtig satt waren, hatte Brad die Wahl zwischen einem Nickerchen in der Sonne und noch etwas Tourist zu spielen. Und auch wenn ersteres verlockend gewesen wäre, hob er sich den Schlaf lieber für das Flugzeug auf. Weswegen sie sich wenig später in einem Kalligrafie-Museum wiederfanden, das zu dem Tempel gehörte.

Während sie die Ausstellungsstücke betrachteten, wandte er sich auf einen ihm plötzlich durch den Kopf schießenden Gedanken hin Michael zu, zog an einer sandblonden Strähne, um dessen Aufmerksamkeit zu erhalten. "Siehst du, wir sind doch keine Kulturbanausen."

Sie lachten beide, kümmerten sich dann wieder um die Kultur.
 

Die gute Laune half ihm, auch den Flug zu überstehen, ohne sich bei Michael darüber zu beschweren, dass er viel zu lang dauerte – er tat es nicht einmal auf der mentalen Ebene. Dennoch war er froh, als sich die Tore von Rosenkreuz hinter ihnen schlossen und sie endlich wieder zu Hause waren. Und als sie vor dem Haupteingang hielten, ließ alleine diese Tatsache ein Lächeln über sein Gesicht fliegen.

>Es waren dieses Mal doch wirklich nur ein paar Tage. Und ich war sogar dabei. So schlimm kann es also gar nicht gewesen sein.< Michael lächelte, während ihm eine Hand hingehalten wurde, um ihm beim Aussteigen zu helfen.

Brad schüttelte zwar den Kopf, nahm die Hilfe aber an, während er genauso stumm antwortete. >Nicht so schlimm, wie ohne dich zu reisen, da hast du vollkommen Recht.< Amüsement funkelte in braunen Augen auf. >Aber hier zu sein ist trotzdem am Besten.<

Statt seine Hand wieder freizulassen, übte Michael noch etwas mehr Zug aus, so dass sie gleich darauf Brust an Brust dastanden.

"Hm, da kann ich dir kaum widersprechen… Also willkommen zu Hause." Und dann wurde er geküsst.

Als sie sich schließlich trennten, lächelte Brad wieder. "Ich schau mal bei Richard vorbei und dann können wir zu Abend essen. Was sagst du?"

"Hm, verbieten werde ich es dir jedenfalls nicht", kam es amüsiert zurück.

Strafend zog er an Michaels Krawatte. "Ich habe mich auf das Essen bezogen und das weißt du ganz genau!"

Dafür erntete er ein Auflachen und eine Hand in seinen Haaren, die mal wieder seine Frisur durcheinander brachte. "Gut, ich werde Manja Bescheid geben. Unser Picknick scheint schließlich schon wieder eine halbe Ewigkeit her zu sein."

"Und das Essen im Flugzeug zählt nicht wirklich", stimmte er zu. Bevor er sich zum Gehen wandte, suchte er noch nach Herrn Hoffmann, der zusammen mit dem Chauffeur das wenige an Gepäck ausgeladen hatte, das sie mitgeführt hatten. "Und Sie fragen Frau Lang wegen des Theaterbesuchs?"

Der ältere Mann deutete eine Verbeugung an. "Natürlich. Ich werde das so schnell wie möglich erledigen."

Brad schüttelte belustigt den Kopf, machte sich dann auf den Weg. Um diese Zeit würde Richard nicht mehr im Büro sein, eine Vermutung, die sein Talent ihm bestätigte, so dass er kurz darauf vor dem Quartier des Älteren stand. Er klopfte kaum an, bevor er auch schon die Tür öffnete und geradewegs in die Küche spazierte. Der Anblick, der ihn dort erwartete, stoppte ihn dann aber doch. "Sie kochen?", entkam es ihm überrascht.

Da Richard durch sein Klopfen bereits vorgewarnt war, zuckte dieser nicht zusammen, sondern drehte sich einfach nur langsam zu Brad um. "Guten Abend", wurde er dann an seine Manieren erinnert.

Er grinste unwillkürlich. "Guten Abend, Richard", holte er die Begrüßung nach und als Zugabe umarmte er den anderen Mann noch.

Der es gelassen über sich ergehen ließ und die Umarmung sogar erwiderte, wenn auch nur kurz. Dann wurden beide Hände auf seine Schultern gelegt und schoben ihn sanft zurück.

"Mein Steak brät an", wurde ihm erklärt, während sich der Ältere wieder dem Herd zuwandte. "Und nein, kochen würde ich das nicht nennen. Ich hatte aber Appetit auf ein ordentliches Steak, was ich noch alleine hinbekomme."

"Sie hätten auch Manja fragen können…"

Das brachte ihm ein belustigtes Lächeln ein. "Du wirst lachen, aber sie hat mir tatsächlich das Fleisch zur Verfügung gestellt und einen Salat vorbereitet. Das Braten geht schnell und ich habe es heiß auf dem Tisch."

Brad nickte. "Das ist natürlich ein Argument." Dann geduldete er sich, bis Richards Essen tatsächlich auf dem Tisch stand, setzte sich für einen Moment zu ihm.

"Ist die Reise gut gelaufen?", wurde er gefragt, während das erste Stück vom Steak abgeschnitten wurde.

"Hm, alles wie geplant. Betreffs Rans Schwester gibt es allerdings keine guten Neuigkeiten. Sie liegt im Koma und es ist fraglich, ob sie wieder aufwacht…"

Richard verzog flüchtig das Gesicht, aß aber weiter, mit der festen Absicht, sich nicht den Appetit verderben zu lassen. "Wie geht es Ran?", erkundigte er sich dann.

Brad lehnte sich zurück und seufzte fast. Wenn das so weiter ging, würde er doch noch ein schlechtes Gewissen entwickeln… "Den Umständen entsprechend, könnte mal wohl sagen", erwiderte er schließlich.

"Ein bisschen besser, nachdem er dich gesehen hat, nehme ich an?"

Er musterte Richard, doch erkannte kein Anzeichen dafür, dass er aufgezogen werden sollte. Weswegen er mit einem kleinen Lächeln mit den Schultern zuckte. "Ja, ein bisschen vielleicht", gestand er dann zu.

Richard lächelte ebenfalls. "Und wie ich sehe, hast du es nicht lange in Japan ausgehalten, hm?"

"Nun, es bestand schließlich kein Grund dafür." Er kramte in der Tasche seines Jacketts und holte etwas hervor. "Trotzdem haben wir vor dem Abflug noch kurz Tourist spielen können und ich habe Ihnen ein Andenken mitgebracht." Das kleine Beutelchen wurde auf den Tisch gelegt. "Das ist ein O-Mamori, ein Talisman. Dieser spezielle ist für Erfolg im Geschäftsleben bestimmt."

Richard stutzte, lachte dann auf. "Das ist ja mal wieder typisch für dich… Immerhin bedeutet mein Erfolg gleichzeitig auch einen Erfolg für Rosenkreuz. Aber das ist dir dabei ganz und gar nicht in den Sinn gekommen, nicht wahr?" Dieses Mal wurde er eindeutig aufgezogen.

Weiße Zähne blitzten auf und er lehnte sich vor und zupfte an einer dunkelblonden Strähne. "Natürlich nicht", bestätigte er belustigt. Beide Ellenbogen auf dem Tisch abstützend, bettete er dann sein Kinn auf den gefalteten Händen und wechselte das Thema. "Nur damit Sie Bescheid wissen: Herr Hoffmann hat vor, Michael und mich bei dem geplanten Theaterbesuch mitzunehmen. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen?"

"Warum sollte ich?", zuckte Richard mit den Schultern, bevor dessen Mundwinkel nach oben kurvten. "Einen Abend mit Herrn Schneider werde ich schon überstehen."

Er erwiderte das Lächeln. "Mir können Sie nichts vormachen. Sie haben inzwischen gar nichts mehr gegen Michael."

Der Andere stieß ein Schnauben aus. "Du scheinst dir dessen ja ziemlich sicher zu sein." Grau-grüne Augen richteten sich kurz auf ihn, bevor Richard sich wieder auf sein Essen konzentrierte.

Sein Lächeln wurde ausdrucksvoller. "Hm, das bin ich mir doch immer, nicht wahr?"

Richard verdrehte die Augen, enthielt sich aber jeden Kommentars.

Er sah voraus, dass der Ältere sich zum Thema Michael nicht weiter äußern würde. Und da Brads Magen den Geruch des Steaks als sehr ansprechend empfand und Hungergefühle anmeldete, sprang Brad auf. "Ich werde Sie wieder verlassen müssen, auf mich wartet nämlich auch das Abendbrot."

Von Richard ging deutliche Belustigung aus, während dieser gleichzeitig scheinbar nüchtern nickte. "Ich werde wohl irgendwie ohne dich klarkommen müssen…"

"Nicht über mich lustig machen", verbat er dem Älteren, umarmte ihn dann zum Abschied noch einmal und nutzte gleich die Gelegenheit, um durch die dunkelblonden Haare zu streichen. "Denken Sie daran mit Herrn Hoffmann abzusprechen, wann genau wir ins Theater gehen, ja?", erinnerte er zum Schluss noch, nur damit ausgerechnet der etwas einwerfen konnte.

"Genau deswegen bin ich hergekommen, mein Lieber." Herr Hoffmann stand gegen den Türrahmen gelehnt und musterte sie beide amüsiert. "Belästigst du mal wieder den armen Reik? Wenn du so weitermachst, wird er dir irgendwann noch Hausverbot erteilen."

Unwillkürlich verengten sich braune Augen, genauso wie seine Umarmung. "Das würde Richard nicht tun!", hielt er dann entgegen, was aus irgendeinem Grund die beiden anderen Männer auflachen ließ.

Richard löste sich sanft aber nachdrücklich aus seiner Umarmung. "Natürlich würde ich das nicht wagen", wurde ihm zugestimmt.

Was bei dieser Aussage fehlte, entging Brad natürlich nicht. "Und ich belästige Sie gar nicht."

Als Richard dazu nichts sagte, verpasste er ihm einen auffordernden Knuff gegen den Oberarm, der natürlich nicht mehr als eine leichte Berührung war.

Überraschenderweise grinste Richard daraufhin plötzlich und wuschelte ihm durch die Haare.

Er war zu perplex, um dem auszuweichen, lächelte schließlich einfach. Und warf anschließend Herrn Hoffmann einen siegesgewissen Blick zu.

Der andere Mann hatte dafür nur ein Kopfschütteln übrig, kam dann endlich ganz herein und zog sich einen Stuhl zurück. Anschließend folgte eine scheuchende Handbewegung. "Wolltest du nicht gehen, Brad?"

Er zog eine Augenbraue hoch, verbuchte nach einem Moment der Überlegung den Punkt für sich. Und da er tatsächlich keinen Grund hatte, noch länger zu bleiben, verabschiedete er sich dieses Mal endgültig.

Michael hatte bereits geduscht und sich umgezogen, als er in ihr Quartier zurückkehrte, saß lesend auf der Couch. Doch sobald er eintrat, hoben sich die eisblauen Augen vom Buch und musterten ihn amüsiert. "Ich dachte schon, du würdest gar nicht mehr kommen."

"So lange hat es nun auch wieder nicht gedauert", ließ er sich neben dem Älteren auf die Couch fallen, lehnte dann mit einem Seufzen den Kopf zurück. "Noch nicht einmal das Essen ist da, wie es aussieht."

Michael lachte leise. "Nun, belegte Brote hättest du gleich haben können, aber irgendetwas hat mir verraten, dass dir das nicht reichen würde."

"Hast du etwa gelauscht?" Er warf Michael einen schiefen Blick zu, doch seine zuckenden Mundwinkel verrieten ihn.

Von dem Älteren kam ein volles Lächeln. "Nein, dein Magen war aber zu laut, um ihn zu überhören. Beziehungsweise die damit einhergehenden Gedanken."

"Ha, du willst dich auch über mich lustig machen", beschwerte er sich.

"Ich sage nur die reine Wahrheit", verwehrte sich Michael gegen diese Unterstellung, griff dann nach ihm. Das Buch war schon längst auf dem Couchtisch gelegt worden und obenauf endete jetzt Brads Brille, bevor er geküsst wurde.

Zufrieden summte er beinahe in den Kuss hinein, langte mit einer Hand nach den noch feuchten Strähnen, um seine Finger darin zu vergraben. Und sie beendeten den Kuss erst, als der Sauerstoffbedarf zu groß wurde.

"Hm, auf diese Weise könnte ich fast vergessen, dass ich hungrig bin…"

Michael lächelte, strich mit dem Daumen über seine Unterlippe. "Alles andere würde mich auch zweifeln lassen", wurde dann gemeint.

"Das musst du nun wirklich nicht." Seine Lider sanken nach unten, ebenso wie seine Hand. Und durch sie beide lief ein Schauer, als er Hitze fand.

"Tu mir das bitte nicht an. Du weißt doch genau, dass Manja jeden Moment auftauchen wird."

Er zögerte nur einen Moment, bevor er die Hand zurückzog, stattdessen gab er Michael noch einen Kuss. "Nachher", meinte er dann knapp und erhielt ein ebenso knappes Nicken zurück, während Michael sichtlich gegen den Wunsch seines Körpers kämpfte, sich wieder zu ihm vorzulehnen.

Was Brad lächeln ließ, bevor er ein anderes Thema anschnitt, um sie beide abzulenken. "Hat Herr Hoffmann auch schon mit dir und deinem Assistenten wegen des genauen Termins für den Theaterbesuch gesprochen? Meinen Kalender kennt er ja besser als ich…"

Michael zwinkerte, stellte sich dann aber schnell um. Auch wenn dessen Blick mehr an Brads Lippen hing als an seinen Augen. "Hat er, du kennst doch seine Effizienz. Und bei mir steht die nächsten beiden Wochenenden nichts an. Wenn es den anderen auch passt, kannst du also in Kürze deinen ersten richtigen Theaterbesuch erleben."

"Und du deinen ersten überhaupt", fügte er hinzu.

Michael nickte wieder, mit einem Lächeln um die Mundwinkel herum.
 

~TBC~
 

So, damit hätte ich die drei wieder sicher nach Rosenkreuz zurückgebracht ^^

cya, cu ^-^

"Vielleicht sollten wir uns ein paar Ihrer Methoden abschauen"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 255/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Auf geht's ins Theater ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Teil 255 "Vielleicht sollten wir uns ein paar Ihrer Methoden abschauen"
 

"Ich gehe davon aus, dass du wieder fahren willst." Michael warf ihm die Schlüssel zu, die der Ältere gerade von einem Angestellten erhalten hatte.

Brad fing sie ohne hinzusehen auf. "Meine Antwort scheinst du ja schon zu kennen", erwiderte er, während sein Blick auf den anderen Wagen konzentriert war.

"Hey, ich bin hier", forderte Michael seine Aufmerksamkeit ein. "Und du wirst dich damit abfinden müssen, dass Herr Hoffmann und Herr Walter nicht bei uns mitfahren, weil sie ihre Begleitung abholen."

Braune Augen trafen letztlich auf eisblaue und Brad runzelte die Stirn. "Das weiß ich…"

Er erhielt ein belustigtes Schnauben. "Das heißt noch lange nicht, dass es dir gefällt, wie ich sehe." Michael neigte den Kopf leicht zur Seite und musterte ihn intensiv, jetzt ernster werdend. "Oder gibt es einen Grund zur Besorgnis?"

Allein bei der Vorstellung rieb seine Hand in einer unbewussten nervösen Geste gegen sein Hosenbein. "Natürlich nicht. Sonst hätte ich längst etwas gesagt", musste Brad schließlich zugeben.

Dieses Mal lächelte Michael und legte eine Hand in seinen Nacken, lehnte sich gleichzeitig näher zu ihm heran. "In diesem Fall lass für heute Abend mal von Herrn Walter ab. Er hat schließlich eine Verabredung mit Frau Lang. Und dieses Mal hast du nicht einmal die Ausrede, dass du ohne Begleitung bist."

Brad ließ in einem Seufzen langsam den Atem entweichen, lächelte dann ebenfalls. "In diesem Punkt musst du dir keine Sorgen machen. Immerhin sind wir dann wieder zusammen, von daher kann keinem der beiden etwas zustoßen."

Der Ältere sah so aus, als würde er irgendetwas an dieser Antwort ausgesprochen amüsant finden, schüttelte dann den Kopf. "Gut, dann machen wir uns besser so schnell wie möglich auf den Weg, nicht wahr?"

Da konnte er nun wirklich nicht widersprechen.

Die Fahrt verging wie im Fluge, was vielleicht zu einem kleinen Teil daran lag, dass er schneller fuhr, als eigentlich erlaubt war. Doch Michael beschwerte sich nicht und Brad wusste mit absoluter Gewissheit, dass er in keine Radarfalle oder Polizeikontrolle geraten würde. Und mit derselben Gewissheit wusste er, wo er einen Parkplatz finden würde, als sie beim Theater angekommen waren.

Michael schien kurz zu grinsen, als dieser sich abschnallte. "Jetzt können wir nur hoffen, dass Herr Hoffmann genauso erfolgreich ist. Sonst müssen wir uns wohl auf eine längere Wartezeit einrichten."

"Und was genau ist daran so lustig?", verpasste er dem Älteren einen leichten Rippenstoß. Denn ihm gefielen solche Aussichten nicht besonders.

Was Michael nur noch mehr zu belustigen schien. "Na deine Reaktion natürlich." Begleitet von einem Stups gegen seine Nasenspitze.

Er fing die Hand ein, bevor sie zurückgezogen werden konnte. "Das finde ich gar nicht", stellte er dann trocken fest.

"Ach, Brad…" Nach dieser wenig aussagekräftigen Reaktion bekam er einen Kuss, bevor Michael sich kurz konzentrierte. Und ein Mann, der in ihrer Nähe gerade hatte einparken wollen, überlegte es sich plötzlich anders.

Das gefiel ihm schon sehr viel besser. Und da er genau wusste, dass Michael ihren Standort nicht Herrn Hoffmann mitteilen konnte, da dieser als Fahrer dadurch abgelenkt werden könnte, holte er sein Handy heraus.

"Hallo Richard", begrüßte er den anderen Mann, kaum dass der abgenommen hatte. Theoretisch hätte Michael eine mentale Botschaft natürlich auch an Richard richten können, doch das war wirklich nur eine Theorie, die lediglich im Notfall in die Praxis umgesetzt werden würde. Schließlich hatte der ältere Mann nie einen Hehl daraus gemacht, wie schlecht er Michaels Talent vertrug – und wie wenig er davon hielt. Wobei letzteres eine sehr verständliche Reaktion war.

"Brad, was gibt es so Eiliges, dass es nicht bis zu unserem Treffen in wenigen Minuten Zeit hat?"

Im Hintergrund war ein Lachen zu hören, doch Brad ignorierte es. "Nun, da besagtes Treffen tatsächlich in wenigen Minuten stattfinden soll, dachte ich, Sie würden an einem Parkplatz interessiert sein."

Nun horchte Richard auf und als der Ältere antwortete, schien ein belustigtes Lächeln in dessen Stimme zu liegen. "Hm, das klingt wirklich nach einem vernünftigen Grund für diesen Anruf."

Im Gegensatz zu einem unvernünftigen? Diesen Gedanken sprach er nicht laut aus, aber Michael bekam ihn mit und wuschelte ihm amüsiert durch die Haare. Einhändig richtete er seine Frisur wieder, nachdem er dem Telepathen einen unamüsierten Blick zugeworfen hatte, konzentrierte sich dann wieder auf das Gespräch, denn Richard redete auch schon weiter.

"Und wo können wir diesen Parkplatz finden?"

Brad erklärte es ihm kurz und legte dann ohne größeres Bedauern auf. Schließlich würden sie bald Gelegenheit haben, sich wieder von Angesicht zu Angesicht zu unterhalten.

Sie stiegen schon einmal aus, denn der Abend war angenehm mild, sie brauchten nicht einmal ihre Jacken. Mit einem prüfenden Blick checkte er Michaels Aussehen, der es amüsiert über sich ergehen ließ, richtete schließlich dessen Krawatte, damit sie perfekt saß.

"Willst du mit mir angeben?", erkundigte sich der Ältere, während der Dienst erwidert wurde.

Er zog eine Augenbraue hoch. "Was hat das damit zu tun? Ich will immer, dass du ordentlich aussiehst."

"Kleiner Perfektionist", schüttelte Michael den Kopf, was er mit einem schiefen Blick quittierte.

"Ich bin nun wirklich nicht mehr klein", merkte er dann an.

"Wie konnte ich das nur übersehen…"

Brad wurde eindeutig aufzogen, beschloss aber, es zu ignorieren. Ansonsten würde Michael nur etwas Neues finden. Er hatte nämlich den unbestimmten Eindruck, dass der Ältere es regelrecht darauf anlegte, ihn ein bisschen zu ärgern. Die einfachste Lösung war, einfach nicht darauf einzugehen.

Natürlich hatte Michael diesen Gedankengang verfolgt und lächelte jetzt belustigt. "Ich wollte uns nur die Zeit etwas vertreiben."

Das konnte er ihm glauben oder nicht, aber als Ausrede war es gar nicht so schlecht. "Na dann ist ja gut, dass das nicht länger nötig ist", erwiderte er trocken. Denn sein Talent hatte den Wagen bereits erfasst und kurz darauf sah er ihn mit eigenen Augen näherkommen. Brad nickte in die entsprechende Richtung.

Eisblaue Augen folgten seinem Blick und in gespielter Enttäuschung ließ Michael die Schultern etwas nach unten sacken. "Schade. Und ich hatte mich schon auf die Herausforderung gefreut, dich weiter aufzuziehen…"

Für so etwas hatte er wirklich nur einen Stoß in die Rippen übrig, um sich dann in Richtung des anderen Wagens in Bewegung zu setzten, der gerade eingeparkt wurde.

Michael folgte ihm mit einem Lachen und schien den Punkt für sich zu verbuchen.

Richard war bereits ausgestiegen, als er den Wagen erreichte und half seiner Freundin beim Aussteigen. Frau Lang erspähte ihn gleich und nickte ihm mit einem Lächeln zu. "Hallo Brad, schön, dich endlich mal wieder zu treffen."

Er deutete eine Verbeugung an, drehte seinen Körper dann leicht, so dass er jetzt auch Michael im Auge hatte. "Guten Abend, Frau Lang. Ich freue mich schon auf den Theaterbesuch. Und ich kann Ihnen heute endlich Herrn Schneider vorstellen."

Frau Lang musterte Michael interessiert aber nicht zu auffällig und dann erhielt auch der Ältere ein Lächeln. "Es freut mich, Sie kennenzulernen. Wie gut, dass Sie sich uns heute Abend anschließend konnten."

"Die Freude ist ganz auf meiner Seite", erwiderte Michael übertrieben förmlich und Brad konnte sich für einen Moment nicht erklären, woher der Eindruck kam, dass der Ältere irgendetwas vorhatte. Dann aber sah er es. Denn statt die angebotene Hand richtig zu ergreifen, beugte sich Michael darüber und gab Frau Lang einen Handkuss.

Erst als Richard auflachte, glättete Brad rasch seine Miene. Und als nächstes merkte er, dass er irgendwann Michaels Handgelenk ergriffen und den Älteren zurück an seine Seite gezogen hatte. Er zwinkerte, beschloss aber, Michael noch nicht loszulassen. Sicherheitshalber. Wer wusste schon, auf was für komische Ideen der Ältere sonst noch kam.

Frau Lang versuchte sichtlich, ein Kichern unter Kontrolle zu behalten, wobei ihre Schwester ihr zur Hilfe kam. "Weißt du was, Stefanie? Ich bin nicht so begrüßt worden."

Richards Freundin hatte sich wieder gefasst und sah jetzt einfach nur noch belustigt aus. "Was daran liegen könnte, dass du damals sicherlich dicke Handschuhe getragen hast…"

"Mm, das klingt, als könntest du Recht haben."

Und dann war Herr Hoffmann auch schon neben ihr und ergriff ihre Hand, um einen Kuss darauf zu drücken. "Zufrieden?"

"Ja, danke sehr." Sie lachte leise, lehnte sich vor, um Herrn Hoffmann auf die Wange zu küssen.

Zufrieden damit, dass er Michael endgültig für sich hatte und nicht die Gefahr bestand, dass der Ältere bei Herrn Hoffmanns Freundin den Handkuss nacholen würde, verschränkte er seine Finger mit denen Michaels.

Eisblaue Augen richteten sich daraufhin auf ihn und neben den Resten von Amüsement stand auch Wärme in ihnen.

Gemeinsam machten sie sich auf den Weg ins Theater und da sie ohne viel Vorlaufzeit gekommen waren, konnten sie auch gleich in den Saal hinein und ihre Sitze aufsuchen. Die sich gleich in der ersten Reihe befanden.

"Sie haben gute Plätze bekommen, Herr Hoffmann", lobte er den älteren Mann, "und das auch noch so kurzfristig."

Belustigt deutete der Andere eine Verbeugung an. "Ich konnte dein Erlebnis doch nicht durch Köpfe der vor dir sitzenden Personen stören lassen, nicht wahr? Aber ich muss eingestehen erwähnt zu haben, dass wir von der Schule sind."

Brad musste lächeln. "Sie sollten sich nicht dafür entschuldigen, dass Sie alle Ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen genutzt haben. So gehört sich das schließlich."

Herr Hoffmann lächelte zurück. "Ich hätte mir denken sollen, dass du so etwas sagst."

Dieses Mal war es an ihm, eine Verbeugung anzudeuten und dann hatten sie nicht mehr viel Gelegenheit, sich zu unterhalten, da das Stück begann. Und Brad fand sich schnell in die Handlung hineingezogen.

Der Vorhang fiel nach dem ersten Akt für die Pause und die Zuschauer strömten in das große Foyer. Dank Michael wurde es um sie herum nicht zu eng und der Telepath besorgte ihnen sogar einen der eher rar gesäten Tische, die mit Sitzgelegenheiten einherkamen.

"Endlich wieder sitzen", ließ sich Richard in einen der Sessel sinken, natürlich erst, nachdem Frau Lang ihren Platz gefunden hatte.

Brad grinste, setzte sich ebenfalls. "Stimmt, die paar Schritte bis hierher waren wirklich eine Tortur…"

Die beiden Frauen schüttelten darüber nur den Kopf, während Herr Hoffmann lächelte. "Ich kümmere mich um Getränke", wurde dann angeboten.

Michael drückte kurz Brads Schulter, nickte dann in Richtung des älteren Mannes. "Ich werde Ihnen helfen."

Im ersten Moment wollte Herr Hoffmann ablehnen, aber dann verstand er, warum ausgerechnet Michaels Hilfe in diesem Fall am nützlichsten sein würde. Denn man musste nur einen kurzen Blick zur Bar werfen, um zu sehen, wie groß der Andrang dort bereits war.

Der Blick von Herrn Hoffmanns Freundin folgte den beiden für einen Moment, bevor sich Brad ihrer Aufmerksamkeit ausgesetzt fand. Und ihr Gesichtsausdruck enthielt etwas… Schelmisches. Fragend neigte er den Kopf zur Seite, was Frau Lang vollkommen genügte.

"Ich muss sagen, wenn ich ein wenig jünger wäre, würde ich versuchen, mich für den Kuss zu revangieren."

Zuerst dachte er, Frau Lang würde von dem Handkuss reden, den sie nicht erhalten hatte, aber das wäre unlogisch. Dann aber fiel ihm das Lächeln ihrer Schwester auf und er verstand. Es ging um den Kinobesuch damals, bei dem er Herrn Hoffmann geküsst hatte. Seine Mundwinkel kurvten nach oben. "Michael beurteilt Personen nicht nach ihrem Alter, von daher sollte dieser Punkt kein Hindernis darstellen", erwiderte er dann liebenswürdig.

Frau Lang lachte leise auf. "Du klingst nicht so, als würdest du dir über solchen Versuch Sorgen machen."

"Mm, richtig", nickte er. "Muss ich auch nicht. Und das liegt nicht an Ihnen", versicherte er ihr von sich aus, dazu hätte es nicht des warnenden Blicks von Richard bedurft. "Ich weiß ganz einfach, dass mir niemand Michael ausspannen kann."

Richard verdrehte die Augen, als er das hörte. "Ich wünschte, ich könnte dir da widersprechen. So viel Selbstbewusstsein kann gar nicht gesund sein."

Er konnte gar nicht anders, als aufzulachen. "Es lebt sich ganz gut damit", gab er dann zurück.

Was Richard mit einem Seufzen quittierte, während die beiden Frauen lachten.

Und da alle einsahen, dass sie hier nicht gewinnen konnten, wandten sie sich einem anderen Thema zu, wobei Frau Langs Schwester das Wort ergriff.

"Wie gefällt dir eigentlich das Stück? Richard hat mir erzählt, dass es für dich erst der zweite Theaterbesuch ist."

Brad lehnte sich zurück. "Ich finde das Buch generell gut umgesetzt, aber wenn man das Thema bedenkt, ist es vielleicht ein wenig zu leichtherzig gespielt." Er tippte sich gegen die Unterlippe. "Es kann natürlich sein, dass sie die Zäsur zum zweiten Akt dadurch deutlicher herausarbeiten wollen, von daher kann ich noch kein endgültiges Urteil fällen."

Die nächste Frage kam wieder von Herrn Hoffmanns Freundin, was wohl nicht verwunderlich war bei ihrem Beruf. "Habt ihr 'Die Physiker' im Unterricht gelesen?"

Bevor er antworten konnte, legte sich wieder eine Hand auf seine Schulter und gleich darauf wurde ihm ein Glas mit Rotwein gereicht, bevor sich die eisblauen Augen auf die Lehrerin richteten. "Nein, das Buch hat er vor einigen Jahren aus Interesse in seiner Freizeit gelesen."

Die weiteren Gläser wurden verteilt und erst als sie angestoßen hatten, ergriff Frau Lang wieder das Wort. "So etwas hört man nicht häufig."

Michael, der sich jetzt auf die Armlehne seines Sessels gesetzt hatte, antwortete wieder für ihn. "Brads Geschmack in Sachen Literatur ist sehr vielfältig. Liegt wohl daran, dass er viel Zeit mit Lesen verbringt."

"Ich wünschte, ich könnte das von meinen Schülern behaupten… Vielleicht sollten wir uns ein paar Ihrer Methoden abschauen."

Frau Lang konnte sich absolut nicht erklären, woher plötzlich das Amüsement kam, das in Michaels Lächeln lag, während Richard so aussah, als hätte er am liebsten lauthals protestiert. Herr Hoffmann hingegen lachte nur.
 

~TBC~
 

Ja, die beiden Schwestern haben der Gelegenheit entgegen gesehen, Michael (wieder) zu treffen ^^

cya, cu ^-^

"Ohne diesen Drang wären wir immer noch in Höhlen und könnten froh sein, wenn wir ein Feuer hätten"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 256/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Frau Langs Pläne gehen nicht auf ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Teil 256 "Ohne diesen Drang wären wir immer noch in Höhlen und könnten froh sein, wenn wir ein Feuer hätten"
 

"Natürlich wirft er eine interessante Frage auf, sogar mehr als eine", gestand Brad zu, bevor er einen Schluck von seinem Wein nahm. Dieser hier schmeckte besser als der im Theater, was allerdings daran liegen könnte, dass er ein ausgezeichnetes Steak begleitete. "Und es wäre begrüßenswert, wenn sich mehr Menschen der Verantwortung eines jeden Einzelnen bewusst sind – egal, ob es nun Wissenschaft betrifft oder andere Themen. Doch Sie müssen zugeben, dass jegliches Bemühen in dieser Richtung letztendlich vergebens sein wird."

Frau Lang, die sich für Pasta entschieden hatte, schüttelte den Kopf. "Aber vielleicht wäre etwas mehr Vorsicht – gerade bei der Wissenschaft – angebracht. Auch wenn für die Atomkraft der Zug bereits abgefahren ist, so tun sich immer wieder neue Bereiche auf, die unser Leben nicht weniger einschneidend ändern – und gefährden können."

Für einen Moment genoss er das Stück Steak, das fast wie Butter auf seiner Zunge zu zergehen schien. Dann aber richteten sich braune Augen wieder auf seine Gesprächspartnerin und sie schien beinahe zurückzuzucken. "Nun, aber das liegt in der Natur der Sache, nicht wahr?" Er wartete auf keine Antwort auf diese rhethorisch gemeinte Frage. "Menschen sind neugierig. Sie erforschen ihre Umwelt ohne Rücksicht auf die Konsequenzen. Deswegen sitzen wir hier in einem Restaurant und essen Fleisch, das um die halbe Welt geflogen wurde, um auf unserem Teller zu landen. Ohne diesen Drang wären wir immer noch in Höhlen und könnten froh sein, wenn wir ein Feuer hätten." Er neigte leicht den Kopf zur Seite. "Sie meinten doch vorhin noch, dass Sie gerne Schüler hätten, die aus eigenem Antrieb ein Buch in die Hand nehmen würden. Das ist vielleicht ein winzigkleiner Ausschnitt, völlig irrelevant nur für sich betrachtet, doch letztendlich wäre es auch ein Ausdruck von Neugier. Sie können dies nicht fordern und gleichzeitig verdammen. Und auch niemand anderer." Wieder nahm er einen Schluck von seinem Wein. "Oder vielleicht sollte ich sagen, dass die Leute das sehr wohl können, sie tun es schließlich häufig und laut genug. Doch es wird nichts ändern. Wir werden uns stetig weiterentwickeln und können nur hoffen, dass die Vernunft die Oberhand behält. Oder auch das Glück unserer Spezies." Mit einem amüsierten Lächeln. "Es lässt sich nicht stoppen. Wir wollen immer zu Ende führen, was wir angefangen haben."

Brad wurde intensiv gemustert, als er seine Ausführungen beendet hatte und schließlich lächelte Frau Lang schwach. "Ich wünschte, mir würde jetzt auf die Schnelle etwas einfallen, das ich dem entgegenhalten kann. Aber es gelingt mir einfach nicht."

"Glaub mir, damit stehst du nicht alleine da. So geht es den meisten Leuten, die mit Brad reden", kam es trocken von Herrn Hoffmann.

Brads Blick suchte unwillkürlich nach Richard, doch der andere Mann hatte keinen Kommentar bereit, verzog lediglich das Gesicht.

Was Frau Lang auch auffiel und ihr Lächeln gewann an Ausdruck. "Dann bin ich ja beruhigt."

Die beiden lachten, worum sich Brad nicht weiter kümmerte, da Michael gleichzeitig ein Bein gegen seins presste und damit seine Aufmerksamkeit einforderte. Sie tauschten ein wortloses Lächeln aus, das von einem Strom purer mentaler Wärme begleitete wurde.

>Du bist heute so gesprächig<, merkte Michael an, als sie sich beide wieder ihrem Essen zuwandten.

>Das liegt nur an meiner Freude am Widerspruch, denkst du nicht auch?<

Der Ältere verschluckte sich beinahe, konnte es aber zu einem Räuspern herunterhandeln. >Stimmt, wie konnte ich das nur übersehen<, kam es dann belustigt zurück. Eine Hand berührte so flüchtig seinen Nacken, dass es beinahe nur Einbildung war, und dennoch schien sich die Wärme der Berührung noch für eine ganze Weile danach zu halten.

Ihre private Unterhaltung beendet wandten sie sich wieder dem allgemeinen Tischgespräch zu, das inzwischen vom Theaterstück weggewandert war. Stattdessen berichtete Herr Hoffmann von ihrem Ausflug zum Tempel Narita-san. Anscheinend hatte Richards Freundin bisher noch nichts darüber gehört.

Als es zu einer kurzen Pause kam, nutzte Brad seine Chance und holte aus seinem Jackett zwei kleine Beutel. "Richard habe ich seins schon gegeben, aber für Sie habe ich auch ein Andenken mitgebraucht. Einen Talisman."

Die Frauen nahmen die O-Mamori dankend entgegen und Herrn Hoffmanns Freundin fragte zuerst, was die Schriftzeichen bedeuteten.

"Das hier steht für Gesundheit", antwortete Herr Hoffmann ihr bereitwillig, wandte sich dann auch schon ihrer Schwester zu, bevor eine entsprechende Frage gestellt werden musste. Die Mundwinkel des Älteren zuckten nach oben und es folgte ein rascher Seitenblick zu Richard. "Und deins bedeutet Liebe", wurde dann erklärt.

Richard barg sein Gesicht mit einem Aufstöhnen hinter seiner Hand und murmelte etwas, das verdächtig nach 'das musste jetzt ja kommen' klang.

"Was hast du denn?", wandte sich seine Freundin an ihn. "Ich finde es sehr süß."

Herr Hoffmann lachte auf. "Ja, es ist ja auch nicht deine Beziehungsfähigkeit, die hier angezweifelt wird."

Die zweite Hand folgte der ersten und Richard weigerte sich, etwas zu sagen. Brad hingegen runzelte die Stirn. "Hören Sie auf, ihn zu ärgern", forderte er, was nur dafür sorgte, dass Richard noch etwas mehr in sich zusammensank.

Und jetzt lachten alle anderen, während Brad sich fragte, was daran so lustig war. Er zupte an einer dunkelblonden Strähne und erhielt schließlich die Aufmerksamkeit grau-grüner Augen. "Sie können das nächste Mal mitkommen und einen Talisman aussuchen, der Ihnen besser gefällt", schlug er Richard vor.

Es sah ganz so aus, als könnte sich der Ältere nicht zwischen Belustigung und einem resignierten Kopfschütteln entscheiden. "Du suchst doch nur nach einem Grund, um mich wieder mitzunehmen, hm?", wurde schließlich gesagt.

Brad erwiderte für ein paar lange Sekunden einfach nur Richards Blick, begann dann langsam zu lächeln. "Einen Anreiz für Sie, ja zu sagen, vielleicht. Ich selbst brauche keinen Grund", berichtigte er.

Jetzt lächelte auch der andere Mann. "Natürlich, ich hätte es wissen sollen…"

Wie ihm auffiel, war das keine Antwort auf seine ursprüngliche Frage und braune Augen verengten sich, während sein Blick auffordernd wurde.

Woraufhin Richard ergeben seufzte, sich dann seiner Freundin zuwandte, die ihr Lächeln hinter ihrem Weinglas verborgen hatte. Frau Lang verstand die stumme Frage, zuckte mit den Schultern.

"Ich kann noch nicht sagen, ob ich dann auch frei nehmen kann. Aber nichts hält dich davon ab, gegebenenfalls ohne mich zu fahren."

Brad legte eine Hand auf Richards, so dass er dessen Aufmerksamkeit zurückerhielt. "Oder haben Sie inzwischen genug von Japan?" Vielleicht wollte Richard ja ganz einfach nicht mehr dorthin fahren und lieber woanders Urlaub machen. Sein Stirnrunzeln verschwand so schnell wie es aufgetaucht war. Das wäre auch kein Hindernis, der Ältere könnte notfalls ja beides machen.

Es war, als würde Richard irgendwie seine Gedanken lesen, als der die eigene Hand umdrehte, so dass er Brads drücken konnte. "Keine Sorge, das Land ist interessant genug, um wiederholte Besuche wert zu sein. Du musst also nur mit Herrn Franken klären, ob er mich entbehren kann." Eine kurze Pause folgte. "Was er bisher immer konnte…" Plötzlich lachte Richard auf. "Ach Brad, du machst dir doch nicht ernsthaft Gedanken darum, oder? Es kommt doch in der Regel immer so, wie du es willst."

"Gut, dass du es einsiehst, Reik", warf Herr Hoffmann in diesem Moment ein. "Das spart dir einiges an Energie." Die beiden tauschten ein Lächeln aus.

Brad lauschte für einen Moment noch den Worten nach, auf das, was vielleicht dahinter verborgen war. Und es war auf gar keinen Fall Widerwillen, Richard sagte nicht nur zu, um ihm einen Gefallen zu tun, sondern hatte selbst Spaß an diesen Ausflügen nach Japan.

Eine Feststellung, die von einem sehr amüsierten Michael wortlos bestätigt wurde.

Er lächelte in sich hinein und wandte sich seinem Nachtisch zu, einem Schokoladenmousse, das keine Wünsche offen ließ.

Auch die anderen kümmerten sich wieder um ihr Dessert – das hieß alle bis auf Richard. "Brad, du magst einhändig gut essen können, doch du hast auch die Rechte frei. Bitte gib mir meine Hand zurück."

Er tat es nicht gern, sah aber ein, dass der Wunsch des Älteren nicht unberechtigt war. Und unter dem belustigten Blick von Frau Lang zog er seine Hand zurück. Wonach Richards Freundin sich Michael zuwandte und ihm noch einige Fragen über Narita-san stellte.

Der Abend näherte sich allmählich seinem Ende, die Teller und Gläser waren geleert. Und aus irgendeinem Grund unterhielt sich Frau Lang immer noch mit Michael, inzwischen waren sie allerdings vom Urlaub über verschiedene Zwischenschritte zum Thema Wirtschaft weitergewandert.

Brad war nicht einmal versucht, sich einzumischen, hörte lediglich interessiert zu. Denn Frau Lang wusste wirklich, wovon sie redete. Richard hatte sich eine gute Freundin ausgesucht. Erst ein leises Kichern riss ihn aus seiner Konzentration und als er nach der Quelle suchte, fand er sie in Herrn Hoffmanns Freundin.

Fast im gleichen Moment hob ihre Schwester beide Hände. "In Ordnung, ich gebe auf", meinte sie in Richtung von Frau Lang, bevor sie sich wieder Michael zuwandte. "Wenn die Herren mich für einen Moment entschuldigen würden, ich bin gleich wieder zurück."

"Warte, ich komme mit."

Und damit erhoben sich die beiden Schwestern und verschwanden in Richtung Toilette.

Brad sah ihnen verwundert nach. "Was gibt sie auf? Ihr hattet doch gerade gar nicht über irgendetwas diskutiert…"

Die drei Männer sahen sich an und lachten dann gleich darauf gleichzeitig auf. Was Brad mit einer gewissen Ungeduld erfüllte, wie er zugeben musste. Und diesem Gefühl machte er Luft, indem er auffordernd gegen Michaels Bein trat.

Der grinste ihn daraufhin an. "Frau Lang hatte es auf eine Reaktion von dir abgesehen", wurde ihm dann erklärt, ohne dass das wirklich viel erklärte.

Auf seinen verständnislosen Blick hin unternahm Herr Hoffmann den nächsten Versuch. "Sag mal, Brad. Was hast du gedacht, während Frau Lang die ganze Zeit Herrn Schneiders Aufmerksamkeit für sich beansprucht hat?"

Er antwortete nicht gleich, weil er einfach nicht den Sinn hinter dieser Frage verstand, weswegen Michael ihm zuvorkam. "Nun, im Wesentlichen hat er innerlich Herrn Walter zur Wahl seiner Freundin gratuliert, weil sie so viel Verstand bewies."

Da das absolut der Wahrheit entsprach, nickte Brad nur, woraufhin Herr Hoffmann wieder lachte, während Richard nichts Besseres zu tun hatte, als mit einem Aufstöhnen das Gesicht in beiden Händen zu bergen. Irgendwie schien diese Reaktion heute sehr beliebt bei dem Älteren zu sein.

"Du bist einfach unmöglich, Brad", urteilte Herr Hoffmann, nachdem der sich wieder gefasst hatte.

Eine Hand legte sich in seinen Nacken, bevor er auch nur auf die Idee kommen konnte, sauer zu werden und Michaels warmes Amüsement schwappte durch ihn. "Sie hätte es schon nach dem Versuch ihrer Schwester heute wissen sollen. Brad war noch nie wirklich eifersüchtig, nur ausgesprochen besitzergreifend."

Das ließ jetzt auch Richard lächeln, was Brad aber nur am Rande mitbekam, weil er jetzt endlich wusste, was hier eigentlich los war. Und er runzelte die Stirn. "Warum sollte sie überhaupt so einen Versuch starten?"

Herr Hoffmann zog eine Augenbraue hoch. "Weil du häufig genug Reik für dich beanspruchst, mein Lieber. Und dann vielleicht auch, weil sie probieren wollte, ob sie mehr Erfolg als ihre Schwester hat."

Brad hatte dafür nur ein trockenes Schnauben übrig, griff dann nach der Hand in seinem Nacken, um seine Finger mit denen von Michael zu verschränken. "Nun, wenn sie Spaß daran hat, damit ihre Zeit zu verschwenden, soll sie es tun. Immerhin versprechen die Gespräche interessant zu sein." Nachdem er das gesagt hatte, hob er Michaels Hand zu seinem Mund, um den Ring zu küssen, den der Ältere trug.

"Irgendwie wusste ich, dass du so etwas sagen würdest", schüttelte Herr Hoffmann den Kopf, während Richard ihn einfach nur musterte.

Und jetzt sah Brad das Lächeln des anderen Mannes genau. Er lächelte zurück und war nur leicht überrascht, als Richards Hand ihm daraufhin durch die Haare fuhr.

Diesen Moment wählten die beiden Frauen, um zurückzukehren und Herrn Hoffmanns Freundin kicherte wieder. "Also Brad ist eindeutig erfolgreicher als du – und das ganz ohne sich darum bemühen zu müssen."

Wieder lief ein Lachen durch die Runde, zu dem Richard das Gesicht verzog, während Brad sein Lächeln beibehielt.

Anschließend setzte allgemeines Stühlescharren ein, als sie sich zum Gehen bereitmachten und Brad wurde schnell klar, dass Herr Hoffmann und Richard vorhatten, über Nacht in der Stadt zu bleiben. Was ihn nicht wirklich überraschen sollte, aber trotzdem…

Herr Hoffmann schien irgendetwas in seiner Miene zu lesen, trat neben ihn und schlang einen Arm um seine Schultern. "Willst du uns einfach nur in der Schule wissen oder gibt es einen echten Grund, auf die Nacht hier unten zu verzichten?", wurde er dann leise gefragt.

Und so gerne Brad letzteres bestätigt hätte, so war er zu ehrlich dazu. "Ich wünsche Ihnen beiden noch viel Spaß", meinte er daher nur und beantwortete damit gleichzeitig die Frage des älteren Mannes.

Es folgte der Abschied von den beiden Schwestern und als er zum Schluss vor Richard stand, umarmte er ihn – und ließ ihn nicht gleich wieder los.

"Willst du ihm noch einen Gute-Nacht-Kuss geben?" Das kam von Herrn Hoffmann, der immer noch neben ihm stand.

Brad musste unwillkürlich lächeln, als er sich an einen ähnlichen Kommentar erinnerte. Und Richard tat es auch, wie ihm dessen sich versteifende Gestalt verriet – oder vielmehr erinnerte der Ältere sich eher an die Folgen. Daher wunderte es ihn nicht, dass Richard misstrauisch wurde, als er seine Hände nach oben führte und das Gesicht des anderen Mannes einrahmte. Doch als Brad sich lediglich vorlehnte, bis seine Stirn die von Richard berührte, entspannte sich der Ältere wieder. Anschließend trat er einen Schritt zurück und musterte Herrn Hoffmann tadelnd. "Sie sollen ihn doch nicht ärgern."

Der Andere zeigte ein belustigtes Lächeln, deutete dann eine Verbeugung an. "Schon gut, du hast gewonnen."

Und als Richard daraufhin lachte, war Brad vollkommen zufrieden.
 

~TBC~
 

Brad hat die Schwestern viel zu sehr als Freundinnen von Herrn Walter und Herrn Hoffmann eingeordnet, um auch nur in Erwägung zu ziehen, dass sich eine von ihnen für Michael interessieren könnte. Ganz davon abgesehen unterschätzt Frau Lang Brads Fähigkeit zu erkennen, wann jemand Michael wirklich an die Wäsche will. Das konnte dieser schließlich schon als er sehr viel jünger war *grins*

cya, cu ^-^

"Ich will doch hoffen, dass du nicht Herrn Crawford geküsst hast"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 257/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Und jetzt kommen wir zu Schuldigs Seite der Geschichte um den Unfall von Rans Mutter, was zunächst einmal einen Sprung zurück in der Zeit bedeutet. Zum Herbst ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Teil 257 "Ich will doch hoffen, dass du nicht Herrn Crawford geküsst hast"
 

"Das kann doch nicht dein Ernst sein, Schuldig…"

Die Stimme wand sich in seinen Kopf, wie nervige kleine Würmer, die sich in ihn hineinbohrten. Und sie waren ausgesprochen hartnäckig. Als noch hinzukam, dass ihn jemand hinten am Gürtel packte und regelrecht aus dem Bett heraushob, wurde er endgültig wach. Nachdem er es schließlich geschafft hatte, seine Augen aufzubekommen, begegnete er dem unamüsierten Blick von Anders.

"Du warst gestern in einem Club, nicht wahr?" Der Precog formulierte es zwar als Frage, war sich seiner Antwort aber bereits sicher. Und verzog daher kaum das Gesicht, als Schuldig nickte.

"Ich habe aber nur ein Glas getrunken, wie abgemacht, wenn der nächste Tag ein Arbeitstag ist."

Die grauen Augen verengten sich. "Das will ich für dich hoffen. Ansonsten bekommst du die nächste Woche Hausarrest." Ein kaltes Lächeln folgte. "Ganz abgesehen davon erwartet dich heute ein langer Tag, den du ohne Kater zweifellos besser überstehst." Ohne ihn loszulassen, setzte sich Anders in Bewegung und bugsierte ihn ins Bad, wo er vor der Dusche endlich heruntergelassen wurde. "Beeil dich, wir müssen gleich ins Büro. Und gewöhn dir an, nicht in deinen Sachen zu schlafen", wurde er dann noch ermahnt und anschließend allein gelassen.

Für einen Moment blieb er noch sitzen und sinnierte über Anders Drohung. Hausarrest mochte im ersten Moment nicht so schlimm klingen, doch der Ältere hatte sich in seiner Zeit als Komiteemitglied einige sadistische Spielchen abgeschaut. Hausarrest würde wahrscheinlich bedeuten, dass er seine Zeit gefesselt in einem leeren Kellerraum verbringen konnte, damit ihm die Zeit ja schön lang werden würde. Mit einem Kopfschütteln kam er auf die Beine und begann sich mühsam aus seinen Sachen zu schälen, die regelrecht an ihm zu kleben schienen. In diesem Punkt zumindest hatte Anders Recht. Aber manchmal war er einfach zu müde, um sich mit dem Ausziehen aufzuhalten und so war er auch letzte Nacht wie er war einfach auf sein Bett gefallen. Mit einem innerlichen Schulterzucken hakte er das Thema vorläufig ab und genoss kurz darauf das heiße Wasser, das auf ihn herunterprasselte. Seine Muskeln dankten es ihm ebenfalls, trotzdem ließ er sich nicht zu viel Zeit. Denn sonst konnte er sich sein Frühstück abschminken. Anders war es natürlich wichtig, dass sie pünktlich beim Koala aufschlugen. Den Bodyguard für den Alten zu mimen, war in der Regel ein ruhiger Job. Der Typ ließ zwar gerne den Boss raushängen, hielt sich ihnen gegenüber aber in der Regel zurück. Umso angenehmer war es zu beobachten, wie sich die anderen vor ihm wanden. Ein Grinsen flog über sein Gesicht, dann stellte er die Dusche ab und griff nach einem Handtuch, um sich rasch abzutrocknen. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er keine Sachen zum Wechseln da hatte, weswegen er sich das Handtuch als nächstes um die Taille schlang und in sein Zimmer zurückspazierte.

Wenig später fand er sich in frischen Klamotten in der Küche ein, wo Anders und Dennis saßen. Von Farfarello war allerdings keine Spur zu sehen.

Dennis bemerkte seinen suchenden Blick und deutete mit den Daumen nach unten. "Er trainiert bereits. Keine Ahnung, wann er aufgestanden ist, aber als ich runterkam, hatte er bereits gegessen."

Anders trennte sich für einen Moment von den Unterlagen, die er gerade las, zweifellos schon in Vorbereitung auf die Arbeit, hielt ihn mit einem scharfen Blick gefangen. "Du solltest dir mal ein Beispiel an ihm nehmen."

Abwehrend hob er beide Hände, begab sich zur Kaffeemaschine. Ein Vorteil des späteren Aufstehens war, dass irgendjemand immer schon den Kaffee aufgesetzt hatte. "Danke, aber den Messern bleib ich lieber fern."

Anders' Blick brannte sich jetzt in seinen Rücken. "Nicht auf Dauer, das wirst du nicht." Eine kurze Pause und jetzt klang der Ältere belustigt. "Aber ich gestehe dir zu, dass du es nicht so weit treiben musst wie er."

Er fühlte sich plötzlich besser und als er sich umdrehte, war Anders' Aufmerksamkeit tatsächlich zu Dennis weitergewandert. "Gib mir Bescheid, falls er sein Training vernachlässigen sollte. Ich habe besseres zu tun, als ständig auf ihn aufzupassen."

"Natürlich, Chef. Ich muss schließlich auch in Form bleiben." Der Telekinet wandte sich ihm zu. "Wie wäre es mit einer Runde heute Abend, bevor wir los müssen?"

Schuldig zuckte mit den Schultern, während er sich Milch in die Tasse goss. "Können wir gerne machen." Hauptsache, er musste nicht mit Farf trainieren. Oder mit Anders. Mit einem innerlichen Schauer erinnerte er sich an eine Session, die ganz anders gelaufen war als geplant. Eigentlich hatte er damals gehofft, dem Älteren mal eins auf die Nase geben zu können, aber gegen das Talent des Precogs hatten ihm seine üblichen Tricks nicht viel geholfen. Bei Dennis hatte er da mehr Chancen.

Ein paar Schlucke später setzte er sich und begann sich ein Brötchen zu schmieren. "Was steht heute Abend eigentlich an?"

Dennis grinste, als Anders ihm nicht antwortete. "Du hast mal wieder nicht zugehört, was?"

Und Anders hatte ihn schon vor einer Weile gewarnt, dass dieser sich nicht wiederholen würde. Sollte Schuldig aufgrund mangelnder Informationen Mist bauen, würde er schon sehen, was passiert. Bisher war er zum Glück nicht in die Verlegenheit geraten und so gerne er sonst Risiken einging, mit Anders war nicht zu spaßen. Doch aller Respekt sorgte noch nicht dafür, dass er sich jedes langweilige Gelaber anhörte. Grüne Augen warfen einen bitterbösen Blick in Richtung ihres Anführers, dann wurden sie auf Dennis gerichtet. "Sagst du es mir oder nicht?", weigerte er sich, dessen Frage zu beantworten.

Der Telekinet überlegte einen Moment, zuckte dann mit den Schultern. "Warum nicht. Dann hast du mehr was von der Vorfreude."

Die Worte sowie der schadenfrohe Blick versprachen nichts Gutes. Leider würde es nichts helfen, sich die Ohren zuzuhalten, also biss er einfach nur die Zähne zusammen – nachdem er rasch sein Brötchen dazwischen geschoben hatte, natürlich – und harrte der Dinge, die da kommen würden.

"Es ist eine dieser Abendveranstaltungen, bei denen sich ein paar wichtige Leute treffen und einen netten Abend miteinander verbringen. Familie eingeschlossen."

Schuldig verdrehte die Augen. So etwas liebte er doch. Anders hatte ihm verboten, bei solchen Veranstaltungen in den Köpfen der Leute herumzupfuschen. Und sie einfach nur zu belauschen brachte in etwa so viel Spaß, wie eine Schlaftablette zu schlucken. Die stolzen Väter hatten nichts besseres zu tun, als sich über Geschäfte, Geschäfte und vielleicht noch die neueste teure Errungengeschaft zu unterhalten, während sich die Hausfrauen… nun ja, über den Haushalt ausließen. Und ihre Kinder. Bleh. Genau diese Gören wuselten natürlich durch die Menge und wurden von allen behandelt, als wären sie die Krönung der Schöpfung. Die hätten keinen Tag in Schuldigs Leben vor Rosenkreuz überstanden. Und auf der Schule wahrscheinlich auch nicht.

"Was haben sie dieses Mal für einen Anlass gefunden?", erkundigte er sich gedehnt.

Der Ältere versuchte sich sichtlich an etwas zu erinnern, gab es aber schnell wieder auf. "Dieses komische Fest mit den drei Zahlen, das sich auf das Alter von Kindern bezieht. Daher ist es ja auch als Familienveranstaltung geplant."

Er spürte regelrecht, wie ihm seine Miene entglitt. Nicht genug, dass sie die Kiddies mitschleppten, die würden auch noch im Mittelpunkt stehen.

Dennis lachte über seinen Gesichtsausdruck. "So schlimm wird es schon nicht werden."

"Nee, schlimmer. Ich weiß gar nicht, worüber du dich so sehr freust, schließlich bist du auch dabei."

Dennis winkte ab. "Im Gegensatz zu dir finde ich es interessant, die Leute zu beobachten und einfach dazuzulernen. Ich muss nicht mit ihnen spielen."

>Langweiler<, sandte er an ihn, streckte ihm gleichzeitig die Zunge raus. Etwas, das der Telekinet ihn bereuen ließ, als dieser ihn mittels seines Talents kräftig in selbige zwickte.

Ohne dass er es verhindern konnte, traten ihm die Tränen in die Augen, dazu war der Schmerz zu unerwartet gekommen.

Dennis hob einen warnenden Finger. "Erinnere dich an deine Manieren." Mehr nicht.

Und Anders griff natürlich nicht ein, schließlich hatte Dennis als Ranghöherer jedes Recht dazu, Schuldig zu disziplinieren, nicht wahr? Grimmig konzentrierte er sich wieder auf sein Frühstück. Sich jetzt auf einen Streit einzulassen, wäre einfach nur dumm gewesen. Ihr Teamleader gestattete keine Kabbeleien, wenn sie dadurch unpünktlich sein würden. Nun, bei anderen Gelegenheiten war er dagegen großzügiger. Und die Gelegenheit war ihm bereits angeboten worden, nicht wahr? Schuldig begann dem heutigen Training mit mehr Interessse entgegenzusehen.
 

Der Tag des Koalas hatte aus einer Konferenz nach der anderen bestanden, was Schuldig viel Freizeit gegeben hatte – oder wenigstens die Freiheit von der Person des älteren Japaners. Denn auch wenn er nicht in die Konferenzräume hineindurfte, hatte er natürlich auch nicht einfach gehen dürfen. Weswegen es jetzt noch einen Grund mehr gab, sich auf das Training zu freuen. Grüne Augen musterten sein Gegenüber, während seine Hände sich unbewusst wiederholt zu Fäusten ballten und wieder entspannten. Dennis hatte in ein schwarzes Muskelshirt und bequeme Trainungshosen gewechselt, lieferte einen ganz anderen Anblick als in seinem Anzug. Und wie Schuldig auch war der Telekinet barfuß. Auf jeden Fall erlaubte ihm der Aufzug zu beurteilen, dass der Andere sein Training eindeutig nicht vernachlässigt hatte.

Dennis erwiderte seine Musterung unbekümmert, neigte schließlich belustigt den Kopf. "Zu viel Energie übrig, was?"

Er folgte dem Blick des Älteren und merkte jetzt erst, dass er auf seinen Fußballen wippte. Natürlich stoppte er es nicht, das wäre nur ein Eingeständnis von Schwäche gewesen. "Willst du etwa behaupten, dass es dir anders geht?", konterte er stattdessen.

Ein Auflachen antwortete ihm. "Nein, nicht wirklich." Und dann verschwand die Belustigung abrupt, als sich der Telekinet konzentrierte. "Bereit?"

"Schon die ganze Zeit", weiteten sich seine Mundwinkel.

"Hm, vergiss aber nicht, dass du deine telepathischen Tricks stecken lassen kannst. Ansonsten setzte ich auch mein Talent ein und du kannst gleich aufgeben."

Ein grimmiger Funken trat in die grünen Augen, doch Schuldig konnte nicht umhin zuzugeben, dass Dennis in diesem Punkt Recht hatte. Also nickte er nur knapp und startete dann unvermittelt seinen ersten Angriff.

Dennis war ganz und gar nicht überrascht. Als hätte der seine Bewegung vorausgeahnt, klatschte seine Faust in die Handfläche des Älteren und die Energie wurde abgelenkt, so dass er an Dennis vorbeirauschte. Gleichzeitig war da ein Fuß in seiner Kniekehle und er knickte ein, fand sich gleich darauf am Boden wieder.

Von dieser Entwicklung zugegeben etwas überwältigt, zwinkerte er die Funken weg, die vor seinen Augen tanzten. Dann aber nahm er die Hand wahr, die ihm helfend hingehalten wurde und schluckte seinen Stolz herunter, ergriff sie.

Es brachte ihm ein beinahe anerkennendes Nicken ein, als sie sich kurz darauf wieder gegenüber standen, dann starteten sie auch schon in die zweite Runde. Die dauerte dieses Mal etwas länger, aber wieder war es am Ende Schuldig, der in die Matte biss, wortwörtlich. Es spornte ihn nur an, er hatte noch nie gerne verloren. Also versuchte er es wieder und wieder, bis ihm das T-Shirt am Oberkörper klebte, so durchgeschwitzt war er.

"Komm Schuldig", lockte Dennis, aber es war kein Spott, der Ältere atmete ebenso schwer wie er selbst. Sie tauschten ein Grinsen aus, bevor er der Einladung folgte und er wusste nicht, ob es Erschöpfung war, die Dennis einen Fehler begehen ließ, jedenfalls nutzte er den Moment der fehlenden Balance aus und endlich, endlich brachte er den Älteren zu Fall, ohne dass der sich im letzten Moment abfangen konnte. Da war es beinahe egal, dass Schuldig ihm unmittelbar folgte. Und keine Kraft mehr hatte, sich wieder zu erheben.

Dennis machte ebenfalls keine Anstalten, aufzustehen, breitete nur die Arme aus, als wären es Flügel, stieß ein atemloses Lachen aus. "Himmel, bin ich k.o…"

Ihm ging es auch nicht besser, doch er beschloss, das nicht laut zu äußern. Schuldig schloss für einen Moment die Augen, spürte dem Pochen seines Blutes nach. In seinen Ohren, seinen Gliedmaßen und… seine Augen flogen wieder auf. Nun, das war etwas unerwartet. Seine Mundwinkel zuckten nach oben, während er gleichzeitig die Beine etwas anzog, um eine gewisse Beule in seiner Hose zu verbergen.

Dennis sah die Bewegung aus den Augenwinkeln und wandte den Kopf zu ihm. Und schien ihn sofort zu durchschauen. Der Telekinet lächelte eine eindeutige Einladung, anscheinend hatte das Adrenalin bei dem Älteren zur gleichen Reaktion geführt.

Schuldig musste nicht lange überlegen, er kannte Dennis inzwischen lange genug, um zu wissen, dass der sich nichts darauf einbilden würde. Also rollte er sich auf die Seite und gleich darauf auf den Älteren. Ihnen beiden fielen die Augen zu, als ihre Erektionen miteinander in Kontakt kamen und Schuldig atmete etwas zu laut aus.

Dennis Hand landete darauf an seinem Hinterkopf und Finger woben sich in orangefarbene Strähnen. Schuldig folgte dem Zug bereitwillig, doch kurz bevor sich ihre Lippen berührten, stoppte er und grüne Augen verengten sich. Ihm war nämlich gerade eingefallen, dass der Ältere zusammen mit einem gewissen Instruktor auf Rosenkreuz gewesen war. "Eins noch… Ich will doch hoffen, dass du nicht Herrn Crawford geküsst hast."

Dennis war sichtlich verblüfft, doch dann trat ein seltsamer Funken in die blauen Augen. "Brad? Nein, das habe ich bestimmt nicht."

Er hatte das dumme Gefühl, dass irgendetwas unausgesprochen blieb, doch ehe er nachhaken konnte, schloss Dennis die Distanz zwischen ihnen und küsste ihn hart, hob gleichzeitig das Becken. Und ja, das beendete weitere Diskussionen.
 

~TBC~
 

Hm, Dennis lässt tatsächlich etwas unausgesprochen *grins*

cya, cu ^-^

"Alles, was ich über ihn erfahren kann, könnte mal nützlich sein"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 258/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Weiter geht's bei Schuldig ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Teil 258 "Alles, was ich über ihn erfahren kann, könnte mal nützlich sein"
 

"Ich glaub ich werde blind…" Schuldigs nicht gerade leiser Kommentar, als sie den Saal betraten, wurde mit einem warnenden Blick von Anders geahndet – aber mehr auch nicht, da er auf Deutsch gesprochen hatte und damit von niemandem außerhalb ihrer Gruppe verstanden worden war.

Farfs Blick enthielt keine Warnung, der Jüngere schien nur neugierig. "Was stört dich?"

"Du bist wohl schon blind", gab er zurück. "Guck dir doch mal die ganzen Kiddies an, die hier in diesen bunten Kostümen rumwuseln."

Farfarello grinste ein Grinsen, das nicht besonders vertrauenserweckend ausfiel. "Wenn dann halbblind, nicht wahr?" Ein Kommentar, den Schuldig nicht gewagt hatte anzubringen, der Ire hatte jedoch keine Probleme damit, rückte sogar noch seine Sonnenbrille zurecht, so dass kurz das Pflaster zu sehen war, das über einem Auge klebte. "Und wenn dich die Farben stören, schau einfach nicht hin. Du musst es Ihm ja nicht leicht machen, dich zu quälen."

Natürlich musste Farf es gleich wieder übertreiben, aber gegen diese Macke diskutierte Schuldig lieber nicht an. Da konnte er sowieso nicht gewinnen. Also führte er seine Beschwerde einfach fort. "Und die füttern die Nervensägen auch noch mit Süßigkeiten… Als wäre es nicht schlimm genug, dass die Kids so lange aufbleiben dürfen, jetzt überdrehen sie auch noch total."

Während Farfarello unbeeindruckt blieb, war Dennis belustigt. "Du bist nicht als Babysitter hier, vergiss das nicht. Und jetzt hör besser auf, dich zu beschweren, bevor dir Anders wirklich einen Grund zu jammern gibt."

Grüne Augen huschten kurz zu ihrem Anführer hinüber, der ihm ein kühles Lächeln schenkte. Schuldig verzog das Gesicht. Viel zu oft erinnerte Anders ihn an Herrn Crawford…

Als hätte der Ältere seine Gedanken gelesen, verbreiterte sich das Lächeln für einen Moment, bevor Anders eine scheuchende Handbewegung machte. "Verteilt euch, ihr kennt eure Positionen. Und auch wenn ihr unauffällig sein sollt, sorgt dafür, dass Herr Takatori euch regelmäßig sehen kann. Schließlich verdanken wir es einem Zwischenfall auf einer ganz ähnlichen Veranstaltung, dass wir überhaupt unseren Job haben. Wir wollen ihm keinen Grund geben, sich nach etwas Besserem umzusehen."

Zwischenfall mein Arsch, dachte Schuldig bei sich, als er den Funken in den grauen Augen wahrnahm. Er würde seine Schuhe essen, wenn ihr Verein nicht erst dafür gesorgt hatte, dass sich die Jobgelegenheit ergab. Er verbarg den Gedanken hinter halb gesenkten Lidern, denn in der Hinsicht wollte er sich nun wirklich keinen Ärger einhandeln. Schließlich konnte es ihm herzlich egal sein, wie sie mit Taktori umsprangen. Der Koala hatte es zweifellos verdient. Dessen Weste war schon so schwarz, dass man gar keine weiteren Flecken mehr darauf sehen konnte.

Anders wandte sich zum Abschluss an Farfarello. "Letzteres gilt insbesondere für dich. Takatori ist dein Target, nicht Schuldig." Eine Augenbraue wurde gehoben, bis der Ire nickte.

Die Ermahnung wunderte ihn nicht, schließlich hatte Farfarello unverändert viel Freude daran, Schuldigs persönlichen Stalker zu spielen, aber irgendwie bezweifelte er, dass sie viel bringen würde. Natürlich würde Farf seinen Job machen, der kleine Streber wollte nicht, dass ein negativer Report an Herrn Crawford ging. Aber das hatte den Jüngeren noch nie davon abgehalten, auch Schuldig im Auge zu behalten. Er hatte bis heute nicht raus, was Farf so interessant an ihm fand. Innerlich zuckte er mit den Schultern. Vielleicht gefiel dem Jüngeren ja ganz einfach seine Haarfarbe. Der Gedanke ging mit einem Grinsen einher.

Nachdem Anders sich abgewandt hatte, setzten sie sich alle in Bewegung, Schuldig in Richtung Fenster. Und während die Hälfte seiner Aufmerksamkeit auf den Koala gerichtet blieb, behielt er mit der anderen Hälfte die Welt draußen im Auge. Die ausgesprochen ungemütlich aussah. Trotz der lauten Kinder war es vielleicht gar nicht so übel hier drin… Regentropfen rannen die Scheiben herunter, in wirren Mustern, immer, wenn sie von Windböen umgelenkt wurden. Nichts da mit einem goldenen Herbst, das hier war einfach nur ein Schmuddelwetter, dem sich niemand freiwillig aussetzte. Hm, apropos Herbst… auf Rosenkreuz stand den Ersties wahrscheinlich ihr erstes kaltes Bad bevor. Er war wirklich froh, dass er diesen sadistischen Spielchen nicht mehr ausgesetzt wurde.

Sein Fokus richtete sich wieder auf Takatori, als sich dessen Körperhaltung minimal änderte. Es sah wie Anspannung aus. Er runzelte die Stirn und klopfte bei Anders an. >Weißt du, wer der Japaner ist, der gerade zu Herrn Takatori getreten ist?<

>Keine Gefahr<, gab der Precog unmittelbar zurück. >Nur gesunde Konkurrenz. Herr Moriyama ist tatsächlich ein ehrlicher Geschäftsmann.<

>Anders als unser Boss, was?<, konnte er es nicht lassen, zurückzusenden. >Aber solange du dir sicher bist…<

>Das bin ich. Unser Büro unterhält schon seit Jahren Beziehungen zu Herrn Moriyama.< Damit kappte der Ältere die Verbindung, aber nicht bevor Schuldig einen Hauch von Hintergrundinformationen auffangen konnte. Er entblößte seine Zähne, ohne dass die Geste etwas mit einem Lächeln zu tun hatte. Anscheinend war der Japaner nicht nur ein Geschäftspartner ihres Büros, sondern von Herrn Crawford im Speziellen. Vielleicht lohnte es sich, auch auf ihn ein Auge zu haben. Die Überlegung wurde für gut befunden und Schuldig hängte Moriyama einen mentalen Marker an. Prompt gesellte sich zu dem allgemeinen Hintergrundsummen eine etwas lautere Stimme. Es mochte etwas nervtötend sein, dafür aber konnte er seinem Unterbewusstsein die meiste Arbeit überlassen und sich bis dahin auf seinen eigentlichen Job konzentrieren.

Erst ein bekannter Name ließ ihn aufhorchen, insbesondere, da er von einer unerwarteten Quelle kam. Nicht von Moriyama, sondern von einem Kind. Rasch holte er sich den Anfang der Konversation aus dem Gedächtnis des Japaners, während grüne Augen gleichzeitig nach den Gesprächspartnern suchten.

"Hallo Ran-kun, wo hast du denn deinen Vater gelassen?"

"Moriyama-san, guten Abend. Mein Vater hilft gerade einem kleinen Mädchen, das seine Eltern in der Menge verloren hat. Ich habe ihm versprochen, solange auf Aya aufzupassen."

"Ich verstehe. Und wie gefällt dir die Feier?"

Ein kurzes Zögern, bevor der Junge sich die roten Haare strich. "Ich wünschte, Crawford-san wäre auch wieder hier."

Moriyama lachte auf. "So lange ist es doch gar nicht her, dass du ihn gesehen hast."

Ein Anflug von Trotz trat in die violetten Augen, etwas, das bei Ran anscheinend ungewöhnlich war, denn dem Japaner fiel es sofort auf. "Ich möchte wieder mit ihm trainieren." Aufgeregte Röte färbte die Wangen des Jungen und er sprach mit sichtlicher Begeisterung weiter. "Er ist richtig gut im Kendo und ich war der erste, der es ihm gezeigt hat."

Ah, da waren sie. Ohne die Vertrautheit mit dem Jungen, die Moriyamas Gedanken färbte, sah Ran irgendwie jünger aus. Nicht wie die dreizehn Jahre, die er als Hintergrundwissen aufgefangen hatte. Schuldig war nicht ganz klar, wieso Herr Crawford überhaupt Kontakt zu dem Jungen hatte und wie es aussah wiederholten. Dass der Instruktor sich einen weiteren Fanboy zugelegt hatte wunderte ihn jedoch nicht, auch wenn er es persönlich nicht nachvollziehen konnte. Herr Crawford zog diese Idioten wie ein Rattenfänger an… Verachtung streifte seine Züge, verweilte aber nicht lange dort, bevor er sich daran erinnerte, wieder eine professionelle Miene aufzusetzen. Wer wusste schon, wann Anders auf die Idee kam, ihn zu kontrollieren.

Grüne Augen verengten sich, als er sah, wie Moriyama Rans Schulter tätschelte, dann seinen Weg fortsetzte. Während seiner momentanen geistigen Abwesenheit waren keine weiteren interessanten Informationen ausgetauscht worden, es sei denn man zählte die Aufmunterung des japanischen Mannes, dass Ran Herrn Crawford im Sommer sicher wiedersehen würde.

Dieses Mal verzog er das Gesicht nicht, auch wenn die von Ran ausgehende Vorfreude das etwas schwierig machte.

Ein Körper presste sich plötzlich gegen ihn und wenn das geistige Flackern nicht so vertraut gewesen wäre, hätte er vielleicht eher etwas von der Annäherung des Anderen gemerkt. So aber zuckte er zusammen, starrte Farfarello dann sauer an. "Was machst du hier? Hat Anders dir nicht extra gesagt, dass du mir nicht hinterher schleichen sollst?"

Der Ire schien sich keiner Schuld bewusst, grinste ihn einfach an. "Takatori ist gerade in Richtung Toilette verschwunden, was du eigentlich wissen solltest, wenn du richtig aufgepasst hättest. Ich habe also ein paar Minuten Zeit." Farf lehnte sich irgendwie noch näher an ihn heran, so dass sich fast ihre Nasenspitzen berührten. "Also, was hat dich so beschäftigt gehalten, dass _du_ nicht Anders' Anweisungen befolgt hast?"

Er lehnte sich zurück und versuchte es so aussehen zu lassen, als würde er nicht zurückweichen, presste gleichzeitig eine Hand gegen die Brust des Jüngeren, damit der ihm nicht folgen konnte. Und um ihn von sich abzulenken, beschloss er, ehrlich zu antworten. "Ich hab nur auf eine Unterhaltung gelauscht. Siehst du den Jungen mit den roten Haaren dort, neben dem jüngeren Mädchen?" Mit dem Kinn deutete er in die entsprechende Richtung und endlich fand das bernsteinfarbene Auge ein neues Ziel. Er sprach rasch weiter. "Irgendwie scheint der Junge Herrn Crawford zu kennen – und sogar Kendo mit ihm zu trainieren."

Auch wenn er es nicht sah, wusste er, dass Farf schon wieder grinste. "Warum eigentlich bist du anscheinend an jeder Verbindung zu Herrn Crawford interessiert, wenn du gleichzeitig behauptest, dass du ihn nicht ausstehen kannst?"

Etwas verschlug ihm den Atem und er wusste nicht, ob es die Frage war oder der Blick, der ihn wieder gefangen hielt. Manchmal konnte Farfarello verdammt scharfsinnig sein. Und Schuldig hatte ganz sicher keine Lust, diese Frage zu beantworten. Schließlich konnte er dem Jüngeren kaum auf die Nase binden, dass er unverändert nach einem Weg suchte, Herrn Crawford eins auszuwischen. Also schlug er mit vorgeblicher Langeweile den Blick nieder, um dann so zu tun, als wäre der Regen draußen unglaublich faszinierend. "Er ist unser Oberboss. Alles, was ich über ihn erfahren kann, könnte mal nützlich sein." Bewusst sagte er nicht, wofür es nützlich sein sollte.

"Mm…" Farfarello gab ein überlegendes Brummen von sich, drang aber nichr weiter auf ihn ein. Dann ruckte der Kopf des Jüngeren herum und er schien auf etwas zu lauschen, das niemand außer ihm hören konnte. "Ich muss dann mal wieder."

Da Schuldig sich ihm wieder zugewandt hatte, angezogen von der plötzlichen Bewegung, fand er sich gleich darauf wieder dem bernsteinfarbenen Blick ausgesetzt, wenn auch nur für die Länge eines Atemzuges. Und dann war Farfarello auch schon verschwunden, wand sich durch die Menge, als wäre er mehr Geist als Mensch.

Sein Herz schlug viel zu schnell, als er sich gegen die Wand lehnte. Manchmal fiel es ihm wirklich schwer, den Iren zu verstehen. Das gerade eben war so ein Moment gewesen. Etwas war von dem Jüngeren ausgegangen, eine stumme Drohung vielleicht, doch er konnte sich dessen nicht ganz sicher sein. Denn Farfs Drohungen waren normalerweise nicht stumm, der Ire explodierte gerne in plötzliche Gewalt, mochte den Geruch und Geschmack von Blut. Und dass sie beide Mitglieder desselben Teams waren, war für den Jüngeren nicht zwangsweise ein Hinderungsgrund. Er blinzelte langsam, während ein Teil von ihm nach Takatori tastete, ihn fand und für ungefährdet befand, so dass er sich wieder mit seinen eigenen Angelegenheiten beschäftigen konnte. Vielleicht war es nur eine Warnung, weil der Teilzeit-Empath seine Emotionen Herrn Crawford betreffend aufgefangen hatte und heute nicht in der Stimmung war, sie völlig zu ignorieren… Oder es war nur Einbildung gewesen. Mit einem innerlichen Schnauben beschloss er, den Zwischenfall zu ignorieren. Wenn Farf etwas nicht gefiel, sollte er es deutlich sagen. Und dann war es immer noch Schuldigs Sache, ob er darauf hörte. Schließlich predigte der Jüngere häufig genug etwas von freiem Willen, nicht wahr? Dieser Gedanke ging mit einem Grinsen einher, das scharf sein Gesicht zerschnitt. Oh ja, das war etwas, worauf er sich immer verlassen konnte. Seine Gestalt richtete sich wieder auf, gewann an Spannung, als er sich wieder voll auf seine Arbeit konzentrierte. Oder wenigstens fast vollständig, denn wenn er ehrlich war, lauschte er auch auf Moriyama und diesen Ran. Doch leider fiel kein weiteres Mal der Name von Herrn Crawford. Aber trotz dieses Misserfolgs hatte er nicht einmal schlechte Laune, als die Veranstaltung schließlich zu Ende ging und sie sich endlich auf den Weg nach Hause machen konnten. Denn seine Nebenbeschäftigung hatte ihn nicht nur von den Gören abgelenkt, sondern auch noch dafür gesorgt, dass keine Langeweile aufkam. Alles in allem hätte der Abend also um einiges schlimmer ausfallen können.

Farf war der erste, der ins Haus verschwand, gefolgt von Dennis, der sich einen prüfenden Blick zurück nicht verkneifen konnte. Schuldig blieb nicht viel Gelegenheit, sich darüber zu wundern, denn in diesem Moment legte sich auch schon Anders' Hand auf seine Schulter. Langsam drehte er sich zu ihm um, automatisch eine Unschuldsmiene aufsetzend. Die dieses Mal sogar angebracht war, da er sich nicht erinnern konnte, irgendetwas angestellt zu haben, dass die Aufmerksamkeit ihres Anführers erforderlich machen könnte.

Graue Augen musterten ihn im dämmrigen Licht der Garagenbeleuchtung. "Hattest du Streit mit Farfarello, Schuldig?"

Oh… also keine Einbildung. Daher also auch Dennis' seltsamer Blick. Wenn beiden etwas aufgefallen war, dann war Farf wohl doch leicht angesäuert. Nach außen ließ er sich nichts anmerken, zuckte unbefangen mit den Schultern. "Auf der Party vorhin habe ich wohl ein bisschen den Oberlehrer raushängen lassen, als Farf mich zwischendurch besuchen kam – was er nicht hätte tun dürfen, wenn er sich an deine Anweisungen gehalten hätte. Ich habe ihn nur auf diese Tatsache aufmerksam gemacht."

Der Precog sah aus, als konnte er sich nicht ganz entscheiden, ob er ihm glauben wollte, ließ das Thema dann aber fallen. "Spar dir so etwas in Zukunft. Ihr seid gleichberechtigte Mitglieder. Wenn Disziplinarmaßnahmen nötig sind, werde ich das übernehmen."

Wieder zuckte er mit den Schultern, hängte noch ein Grinsen ran. "Sicher doch, Chef." Mit einem angedeuteten Salut ging er dann ebenfalls in Richtung Haus.
 

~TBC~
 

Schuldig hatte mit seiner Vermutung ganz Recht, dass es Zeit für die Begegnung der Erstklässler mit dem Schwimmbecken war. ^^ Diese "Begegnung" von Schuldig und Ran hier war Grund für die Meldung von Brads Talent in Teil 246, als Brad die Kinder beim Becken überwachte ^.~

cya, cu ^-^

"Um ein Haar wärst du mit dem Mädel mit heruntergelassenen Hosen erwischt worden"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 259/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Der Unfall aus Schuldigs Sicht… o.o

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Teil 259 "Um ein Haar wärst du mit dem Mädel mit heruntergelassenen Hosen erwischt worden"
 

Schon wieder so eine blöde Party… Schuldig verzog innerlich das Gesicht. Da Anders ihn in diesem Moment beobachtete, als könnte der Precog seine etwas unhöflich ausfallenden Gedanken lesen, erlaubte er sich keine äußere Reaktion.

Grüne Augen verengten sich kaum merklich, als sein Blick ihren Auftraggeber verfolgte. Takatori war mal wieder dabei, sich wichtig zu machen und die Speichellecker um ihn herum bestärkten ihn auch noch darin. Kein Wunder, dass sich Takatori da so aufplusterte. Wenn der Japaner wenigstens nur ein Politiker wäre, hätte Schuldig ihn sogar voller Inbrust verachten können. Doch so leicht wurde es ihm nicht gemacht. Denn die Takatoris besaßen auch ein nicht so kleines Wirtschaftsimperium, das Takatori nur mit Hilfe seines älteren Sohnes eisern beherrschte. Und auch wenn Schuldig sich nicht für Wirtschaft interessierte, hatte er auf Rosenkreuz genug gelernt, um beurteilen zu können, dass der Koala seine Sache ganz gut machte. Weswegen er aber noch lange nicht auf die Idee kam, ihn zu respektieren. Das aus einem Grund, der ihm ganz und gar nicht bewusst war: Rosenkreuz hatte auch seine Erwartungen an Autorität geprägt und die passten so gar nicht mit der Tatsache von Takatoris Auftreten zusammen.

Anders' Blick verließ ihn und unwillkürlich entspannte er sich etwas, schob eine Hand in seine Hosentasche. Es versprach ein langweiliger Abend zu werden und es war keine Ablenkung in Sicht. So wie damals, als er zufällig auf ein paar Informationen Herrn Crawford betreffend gestoßen war. Seitdem hatte er seine Ohren und sein Talent bei ähnlichen Gelegenheiten stets offen gehalten, allerdings ohne für seine Mühe belohnt zu werden. Und auch heute schien ihm kein Erfolg vergönnt zu sein. Das folgende Seufzen kam ihm über die Lippen, da niemand es mitbekommen würde. Und dann lehnte er sich innerlich zurück, tat seinen Job, während er gleichzeitig überlegte, wie er für etwas Unterhaltung sorgen könnte. Wenigstens für sich selbst.
 

"Was hast du dir dabei gedacht?", zischte Dennis, während ihn der Ältere hinter sich her schleifte. "Nicht nur hast du deinen Job vernachlässigt, sondern um ein Haar wärst du mit dem Mädel mit heruntergelassenen Hosen erwischt worden. Im wahrsten Sinne des Wortes."

Schuldig wehrte sich nicht, da er zu viel Angst um die Unversehrtheit seiner Gliedmaßen hatte, solange der Telekinet ihn so im Griff seines Talents hielt. "Was sollte ich machen. Herr Takatori hat uns doch selbst belehrt, dass wir die anderen Gäste stets zuvorkommend behandeln sollen. Und die junge Dame war sehr hartnäckig."

Dennis stieß nur ein Schnauben aus, ganz und gar nicht amüsiert. "Erzähl diese Geschichte Anders, dann wirst du ja sehen, was der davon hält. Ich jedenfalls möchte nicht in deiner Haut stecken."

Wollte Schuldig im Moment auch nicht, doch nach außen hin blieb er unbeeindruckt. "Was ist eigentlich los, wohin so eilig?"

"Dreimal darfst du raten. Herr Takatori möchte nach Hause. Und du kannst von Glück reden, dass er Anders die Ausrede abgenommen hat. Vergiss sie nicht: du warst dabei, eine verdächtige Person zu checken und konntest daher nicht gleich kommen." Dann wurde er abrupt losgelassen, da sie gleich in Sichtweite des Japaners geraten würden.

Mit nur einem Stolpern gewann er sein Gleichgewicht zurück. "Ist abgespeichert, Vize-Chef", gab er dann mit einem sorglosen Grinsen zurück.

Dennis verpasste ihm dafür einen Schlag gegen den Hinterkopf, musste weitere Gewalttätigkeiten aber lassen, da sie jetzt unter Zeugen waren.

Anders empfing ihn mit einem bitterbösen Blick und nachdem sich der Ältere davon überzeugt hatte, dass Takatori bereits seine Limousine bestiegen hatte und daher nicht in ihre Richtung sah, wurde Schuldig abrupt gegen ihren eigenen Wagen geschoben.

Sein Rücken protestierte unter dieser Behandlung, doch er bekam es kaum mit. Grüne Augen weiteten sich, während er darum kämpfte, die Hand zu lösen, die sich mit einem ehernen Griff um seinen Hals geschlossen hatte.

Anders gab rein gar nichts um seinen Widerstand, trat viel zu nahe an ihn heran. "Wie oft muss ich dir eigentlich noch sagen, dass du dir solche Dummheiten abgewöhnen sollst? Du bist nicht mehr in der Schule, wo sich dein Verhalten nur auf dich selbst auswirkt." Die Hand drückte noch etwas fester zu, begann ernsthaft seine Luftzufuhr abzuschnüren. "Ich werde mich heute Abend noch um dich kümmern. Komm in den Trainingsraum. Da du genug Energie für dumme Streiche übrig hast, werde ich sehen, ob ich dich nicht besser auslasten kann." Damit wurde er abrupt losgelassen und ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, nahm Anders seinen Platz auf dem Fahrersitz ein.

Dennis' Miene fiel eindeutig schadenfroh aus, als dieser ihn hinten in den Wagen schob. "Ich habe es dir ja gesagt." Die Tür wurde hinter ihm zugeschlagen und nachdem sich der Telekinet auf dem Beifahrersitz niedergelassen hatte, startete Anders und fuhr scharf an, ohne sich darum zu scheren, dass Schuldig dabei herumgeworfen wurde. Wenigstens erwies sich Farf als hilfsbereit und zerrte ihn auf den Sitz, wo er sich hastig anschnallte.

Das bernsteinfarbene Auge musterte ihn undurchdringlich, dann wandte sich der Ire von ihm ab und ignorierte ihn.

Schuldig verschränkte die Arme vor der Brust und ignorierte seinerseits Farf. Wäre ja noch schöner, wenn er sich davon beeindrucken ließ, dass der Jüngere irgendwie enttäuscht von ihm war.

Gleich darauf war er ausgesprochen dankbar, dass er sich bereits angeschnallt hatte, denn Anders fuhr, als wäre ein Hornissenschwarm hinter ihm her. "Was soll das?", beschwerte er sich, nachdem er sich von dem ersten Schock erholt hatte. Denn Anders war normalerweise wirklich nicht der Typ für solchen Unfug.

Dennis drehte sich zu ihm um und funkelte ihn sauer an. Anscheinend war der Ältere von diesem Fahrstil genauso wenig angetan wie er selbst, allerdings war nicht Anders Ziel von dessen Unmut. "Wir müssen wohl oder übel an Herrn Takatori dranbleiben. Und dank _dir_ treibt der seinen Fahrer zu Höchstleistungen an."

Damit wandte sich Dennis wieder nach vorne und blickte starr durch die Frontscheibe. Es würde ihn nicht wundern, wenn der Andere sein Talent für den Notfall bereithielt.

Was nicht viel half, als es nicht ihr Wagen war, der einen anderen rammte, sondern der von Takatori.

Anders zerbiss einen Fluch zwischen den Zähnen, während Dennis schon handelte. Zu spät, um noch etwas für den anderen Unfallwagen zu tun, doch die Insassen in der Limousine des Koalas erhielten so viel Schutz, wie der Telekinet ihnen geben konnte. Obwohl ausgerechnet die ihn kaum nötig hatten, schließlich war ihr Wagen gepanzert.

Ihr Teamleader hatte sich abgeschnalllt und stürmte auf die Unfallstelle zu, dicht gefolgt von… Farfarello. Schuldig zwinkerte. Wann hatte der es denn nach draußen geschafft? Mit einem innerlichen Schulterzucken folgte er ihm, allerdings bedeutend langsamer.

Wie zu erwarten hatte ihr ausgesprochen effizienter Anführer es bereits geschafft, sich einen Überblick zu verschaffen und sich von Dennis die Meldung abgeholt, dass dieser für die Frau in dem anderen Wagen nichts mehr tun konnte. Und als ihn der Blick grauer Augen traf, nickte Schuldig bestätigend. "Keine mentale Aktivität mehr. Aber das Mädchen lebt noch." Er nickte in Richtung des Rücksitzes und wieder war Farfarello dort, ohne dass er eine entsprechende Bewegung wahrgenommen hatte, spähte durch das zersplitterte Fenster hinein. Und schien dann die Absicht zu haben, nach dem Mädchen zu greifen.

Ein scharfer Befehl von Anders hielt ihn davon ab, auch wenn der Ire daraufhin ausgesprochen mürrisch dreinsah. Anders blieb natürlich völlig unbeeindruckt. "Dennis, schnapp ihn dir und verschwinde von hier, bevor er noch auf dumme Gedanken kommt." Das Nicken des Anderen wurde kaum abgewartet. "Und du, Schuldig, kümmerst dich um die Zeugen. Vergiss mir dabei Herrn Takatori und den Fahrer nicht."

"Kein Problem", grinste er. Die beiden hatte er schließlich bereits fest im Griff. Etwas, das ganz sicher nicht in seiner offiziellen Jobbeschreibung stand, dafür aber in seiner inoffiziellen. Wäre ja noch schöner, wenn Takatori Ärger mit der Polizei bekam und den dann an Zwielicht auslassen würde. Also durfte sich keiner der Zeugen an den wahren Hergang erinnern, genauso wenig wie Takatori selbst.

Während Anders den Rettungsdienst rief und mit Hilfe eines Passanten das Mädchen aus dem Auto befreite, zog Schuldig sich zurück. Und es war wirklich gar nicht so schwer, die Erinnerungen zu manipulieren. Zeugen waren von Natur aus unzuverlässig und selbst ohne einen Telepathen würden sie ihre Meinung ändern, wenn jemand, den sie als Autoritätsperson ansahen, eine andere Geschichte erzählte. Derjenige musste nur überzeugend sein. Also schnappte er sich einen Typen in Anzug und Krawatte und schraubte an dessen Erinnerungen herum. Er musste nur ein paar Sekunden austauschen und die Kanten glätten. Dann gab er ihm einen leichten Anstoß und schon war die Unterhaltung mit den anderen im Gange. Jetzt setzte er sein Talent noch dazu ein, die anderen etwas empfänglicher zu machen und schon passten sich deren Erinnerungen fast von allein an. Erst zum Schluss kümmerte er sich um Takatori und den Fahrer, die er bis zu diesem Moment ruhiggestellt hatte.

Natürlich war er fertig, bevor die Polizei endlich antanzte und als Anders ihm zufrieden zunickte, hoffte er, wenigstens einen Bonuspunkt gesammelt zu haben. Er verbarg seine Langeweile geschickt, als er befragt wurde, gab sich geflissen hilfreich und vor allem höflich. Nicht, dass ihm das besonders viel Spaß machte, aber je mehr Anders abkühlte, bevor sie nach Hause fuhren, umso besser. Er horchte erst auf, als der Name der Frau fiel, runzelte die Stirn. Fujimiya? Das hatte er doch schon einmal gehört… Und dann erinnerte er sich und grüne Augen weiteten sich, bevor sich ganz langsam ein schnell wieder verborgenes Lächeln auf seine Lippen schlich. Na das war doch mal ein glücklicher Zufall. Wenn das tatsächlich die Familie von diesem Ran war, dann würde er vielleicht eine Gelegenheit erhalten, Herrn Craword eins auszuwischen. Schuldig hatte zwar keine Ahnung wie, aber in solchen Dingen konnte er zur Abwechslung auch mal Geduld aufbringen.

Die Vorfreude verging ihm, als sie schließlich entlassen waren und Anders' Blick ihn regelrecht an Ort und Stelle festnagelte, kaum dass er ausgestiegen war. "Vergiss nicht, dass wir heute noch eine Verabredung haben." Das damit einhergehende Lächeln gefiel ihm ganz und gar nicht, weswegen er lediglich abrupt nickte, bevor er die Garage verließ und sich zum Haus aufmachte. Mist, er hätte sich keine Hoffnungen machen sollen, natürlich würde ihn ihr Anführer nicht so einfach vom Haken lassen. Da half nur noch, es so schnell wie möglich hinter sich zu bringen.

Er schnitt eine Grimasse, die von Dennis gesehen wurde, als er in die Küche abbog. Der Ältere hatte sich gerade eine Cola aus dem Kühlschrank geholt, zog jetzt eine Augenbraue hoch.

"Du hast dir das selbst eingebrockt", wurden anscheinend seine Gedanken gelesen. Den Worten schloss sich ein Grinsen an. "Wenn du ihn anschließend lieb bittest, darfst du vielleicht zu einem Heiler gehen." Damit wurde die Dose in einem stummen Gruß gehoben und der Telekinet verschwand.

Schuldig knirschte mit den Zähnen, sparte sich aber eine Erwiderung. Sich jetzt auch noch mit Dennis anzulegen wäre keine gute Idee. Anders würde ihm nur alles in die Schuhe schieben und noch mehr bestrafen. Er schnappte sich eine Wasserflasche, ging dann weiter ins Bad, ohne zu registrieren, wie sich der Kunststoff in seinem Griff verformte. Nachdem er noch ein Handtuch eingesammelt hatte, machte er sich nach einem weiteren Abstecher in sein Zimmer auf den Weg in den Trainingsraum im Keller. Normalerweise wäre um diese Zeit wahrscheinlich Farf dort gewesen, doch der Ire wusste, dass er jetzt nur stören würde. Zum Glück, denn Schuldig wollte ganz sicher keine Zeugen haben.

Er begann sich aufzuwärmen, solange er noch die Gelegenheit hatte. Wenigstens waren die Matten noch ausgelegt, so dass er daran keine Zeit verschwenden musste.

Und bevor er es sich versah, war Anders auch schon da. Wie er selbst hatte sich der Ältere vorher umgezogen, mehr an Verzögerung wurde Schuldig aber nicht gegönnt.

"Keine Waffen", stieß der Precog barsch hervor, nahm dann eine äußerst angriffslustige Grundhaltung ein.

Schuldig folgte ihm vorsichtig auf die Matte. Keine Waffen mochte vielleicht ein Trost sein, aber kein besonders großer. Denn das bedeutete, dass ansonsten alles erlaubt war. Eine ordentliche Prügelei mochte ja ganz entspannend sein, aber nicht, wenn der Gegner besser trainiert war als man selbst. Ihm blieb keine Zeit, sich weiter Sorgen zu machen, denn im nächsten Moment war er zu sehr damit beschäftigt, die Schläge abzuwehren. Auch zu beschäftigt, um auch nur an einen eigenen Angriff zu denken.

Verflucht, er musste Anders wirklich mehr verärgert haben, als er angenommen hatte. Das war das Mädel echt nicht wert, vor allem, da er sowieso nicht zum Zug gekommen war. Er krümmte sich um einen Boxschlag in seinen Magen, als nächstes verlor er wortwörtlich den Boden unter den Füßen. Ihm wurde keine Gelegenheit gegeben, sich wieder aufzurappeln, so wie sonst beim Training. Die Schläge hagelten weiter auf ihn ein und als er ein Muster zu erkennen begann, gab er es auf, sein Gesicht schützen zu wollen. Denn darauf hatte es Anders gar nicht abgesehen. Um genau zu sein, wurde er nirgends getroffen, wo man es später sehen würde.

Endlich gelang es ihm, Anders' Faust abzufangen und hastig stieß er ihn zurück, rollte sich gleichzeitig zur Seite. Und als der Ältere ihm nicht gleich nachsetzte, erlaubte er sich, ein wenig Erleichterung zu empfinden.

Graue Augen verengten sich, während sie ihn musterten, dann stand Anders langsam auf, nahm erneut eine Grundhaltung ein. "Jetzt zum Training. Form drei."

Er brauchte eine scheinbare Ewigkeit, um auf die Beine zu kommen, und alle Gliedmaßen schienen schmerzhaft zu pochen. Aber kein Wort des Protests kam ihm über die Lippen. Das wäre nur die Einladung zu einer weiteren Runde gewesen. Schuldig glitt in die geforderte Position und stellte sich auf eine lange Nacht ein.
 

~TBC~
 

So, damit wäre die Frage geklärt, wie genau Schuldig am Unfall der Fujimiyas schuld war…

cya, cu ^-^

"Wenn es dir Spaß macht, deine masochistische Ader auszuleben, werde ich dich nicht daran hindern"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 260/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Und der Kreis schließt sich… das letzte Kapitel aus Schuldigs Blickwinkel endet im Japanischen Büro, wo er Brad und Michael begegnet ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Teil 260 "Wenn es dir Spaß macht, deine masochistische Ader auszuleben, werde ich dich nicht daran hindern"
 

Dennis stand am Waschbecken, als Schuldig die Dusche verließ und im Spiegel konnte er sehen, wie der Ältere eine Augenbraue hochzog.

"Du siehst ja farbenfroh aus", wurde mit einem Grinsen festgestellt.

Schuldig schlug mit dem Handtuch nach ihm, begann sich dann abzutrocknen. "Tu nicht so, als würde dich das überraschen."

Ein weiteres Grinsen antwortete darauf. "Hm, stimmt. Es war zu erwarten gewesen. Ich hoffe die Lektion hat auch gewirkt."

"Das wird sich zeigen…", murmelte er dazu kaum hörbar, aber irgendwie wurde er trotzdem verstanden.

"Du kannst mir nicht erzählen, dass du dir gerne die Strafen von Anders einfängst. Als Komiteemitglied hat er für meinen Geschmack viel zu viel Erfahrung damit, sich welche auszudenken. Vergiss nicht, ich spreche da aus Erfahrung. Und wenn du so weitermachst, wird er noch richtig kreativ, statt dir nur eine Tracht Prügel zu verpassen."

Grüne Augen funkelten den Älteren an, aber er konnte dieser Einschätzung kaum widersprechen. "Das ist immer noch meine Sache", gab er daher nur unwirsch zurück.

Dennis zuckte mit den Schultern, spülte sich den Rasierschaum vom Gesicht. "Wenn es dir Spaß macht, deine masochistische Ader auszuleben, werde ich dich nicht daran hindern." Der nächste Blick traf ihn direkt und der Ausdruck in den blauen Augen geriet ungewohnt kalt. "Wenn du es aber während der Arbeit tust, kannst du dich darauf verlassen, dass ich ebenfalls Mittel finden werde, dir das Leben schwer zu machen." Damit verließ der Andere das Bad, nicht ohne vorher Schuldigs Sachen zur Decke fliegen und dort kleben zu lassen.

"Fuck!", stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, beruhigte sich aber schnell mit dem Gedanken, dass er nur den kurzen Weg in sein Zimmer gehen musste, um diesen kindischen Streich an sich abgleiten zu lassen. Also schlang er sich das Handtuch um die Hüften und und machte sich auf den Weg. Nur um gleich darauf von Farfarello abgefangen zu werden. Und ehe er es sich versah, fand er sich gegen die Wand gedrückt wieder, während der Ire ihn eingehend musterte. Eine Hand folgte dem Blick des bernsteinfarbenen Auges, die andere schaffte es ohne große Mühe, ihn weiter gefangen zu halten.

"Was soll das werden?", fragte er mürrisch, rührte sich nach einem austastenden Rucken nicht weiter, da er prompt warnend angesehen wurde. Wenn sich Farf in so einer Stimmung befand, war es klüger, sich nicht mit ihm anzulegen. Schließlich trug er schon genug Blessuren mit sich herum.

Natürlich wurde seine Frage ignoriert, erst nach einer guten Minute neigte der Andere den Kopf leicht zur Seite. "Er hat aufgepasst. Es wird zwar eine Weile wehtun, aber einen Heiler brauchst du nicht." Während das gesagt wurde, presste eine flache Hand gegen einen besonders tiefblauen Fleck.

Schuldig atmete zischend aus, schlug dann die Hand weg. Was zu viel war, war zu viel. Aber zumindest wusste er, dass er sich auf das Urteil des Iren verlassen konnte. Da Farf keinen Schmerz fühlte, hatten sie ihm auf Rosenkreuz beigebracht, wie er gefährliche Verletzungen erkennen konnte.

"Freut mich zu hören", gab er sarkastisch zurück, wehrte gleichzeitig die nächste Hand ab.

Und dann wurde Farf zum Glück abgelenkt, als eine Stimme hinter ihm aufklang. "Sucht euch ein Zimmer dafür", merkte Anders an und in den grauen Augen schien der Anklang von Belustigung zu stehen.

Schuldig schob Farfarello zurück, unter den Augen ihres Anführers würde der Ire nichts dagegen tun, blitzte den Älteren dann an. "Lass diese Witze, die sind kein bisschen lustig." Allein die Vorstellung, mit Farf ins Bett zu gehen, ließ eine Gänsehaut seinen Rücken herunterrieseln. Egal, was Dennis vorhin gesagt hatte, er war nicht masochistisch veranlagt.

Anders schenkte ihm ein kühles Lächeln, schien geradewegs seine Gedanken zu lesen. Noch so etwas, was der Precog mit Herrn Crawford gemeinsam hatte.

Und als hätte er auch diese Überlegung mitbekommen, verbreiterte sich das Lächeln, etwas, das Schuldig ganz und gar nicht gefiel.

"Ich werde noch den aktuellen Stand vom Krankenhaus abwarten, dann geht mein Bericht raus. Und du kannst dir sicher sein, dass Herr Crawford ihn in Kürze in den Händen halten wird. Du weißt warum."

Er warf Farf einen unerfreuten Blick zu. Anscheinend hatte der Ire damals gequatscht, was für ein Mist. Aber wenigstens hatte er jetzt die Gewissheit, dass es keine zufällige Namensgleichheit gewesen war. Als nächstes verengten sich grüne Augen und sein Blick richtete sich wieder auf Anders. "Soll das heißen, Herr Crawford kommt her?"

Ein schmales Lächeln antwortete ihm. "Du klingst so, als würdest du dir das wünschen. Wie ungewöhnlich. Vor allem wenn man bedenkt, dass du zumindest Mitschuld an dem Unfall trägst und Herr Crawford sich für diese Familie interessiert."

Er spürte, wie ihm das Blut aus dem Gesicht wich. Das hatte er tatsächlich nicht bedacht und es dauerte einen Moment, bevor er sich ein scheinbar unbeindrucktes Schulterzucken abringen konnte. "Mir doch egal", stieß er dazu hervor, schob sich dann an den beiden vorbei, um endlich in sein Zimmer zu gelangen.
 

Aber es war ihm nicht egal, nicht wirklich. Vor allem nicht, als sie kurz davor standen, das Büro zu betreten, um Herrn Crawford Bericht zu erstatten. Der tatsächlich nach Japan gekommen war. Schuldig war sich bloß nicht mehr so sicher, ob das wirklich so wünschenswert war. Wünschenswert wäre auf jeden Fall gewesen, dass er nicht hätte mitkommen müssen. Seiner Meinung war das auch völlig unnötig, aber Anders konnte es nicht lassen, ihn noch etwas mehr zu bestrafen.

Er atmete unwillkürlich tief durch, bevor er nach Anders und Dennis durch die Tür trat, nachgeholfen von einem Schub in seinem Rücken, der nur von Farf kommen konnte. Bevor er Gelegenheit hatte, sich darüber zu beschweren, sah er, wer sich außer ihnen im Empfangsbereich befand und er erstarrte, vergaß sogar zu atmen.

Eisblaue Augen richteten sich auf ihn und der Blick war spürbar wie eiskalte Fingerspitzen, die über ihn glitten. Das begleitende Lächeln des Triumviratsmitglieds brachte noch mehr Kälte mit sich, aber zum Glück schweifte der Blick dann weiter zu Anders, so dass Schuldig mit einem Erschauern nach Luft schnappen konnte. Verflucht, so viel Pech konnte nur er haben. Als wäre es nicht genug, dass Herr Crawford hier war, nein, Herr Schneider war es auch. Er bekam über diesen Gedanken kaum mit, wie sich die anderen begrüßten, doch als Herrn Crawfords Name fiel, wurde er wieder aufmerksam und er folgte Herrn Schneiders Blick zu dem Instruktor – in dessen Armen der Rotschopf stand. Er schluckte trocken. Jetzt gab es keinerlei Zweifel mehr daran, dass sich Herr Crawford für die Fujimiyas interessierte und ihm wurde noch ein bisschen kälter, während seine Überlegungen in einem Anflug von Panik zum Stillstand kamen.

Was im Nachhinein wahrscheinlich das Beste gewesen war, was ihm passieren konnte, denn er glaubte, die unangenehme Berührung von Herrn Schneiders Talent zu spüren. Sein Wunsch, davor zu fliehen, ging mit einem schmerzhaften Ziehen einher, das über seinen Rücken bis tief in seine Haut hinein hinwegbrannte. Doch eisern hielt er seine Reaktionen unter Kontrolle und seinen Blick auf Ran gerichtet und die Berührung verschwand so schnell wieder, dass sie auch Einbildung gewesen sein konnte.

Schuldig schüttelte die Erstarrung endgültig ab, bekam jetzt erst mit, dass das Triumviratsmitglied und Herr Crawford zusammen mit dem Jungen gerade den Fahrstuhl betraten und nachdem sich die Türen hinter ihnen geschlossen hatte, fühlte er sich gleich um einiges besser.

"Was jetzt, Chef?" Offensichtlich musste das Treffen mit Herrn Crawford noch warten, nicht, dass er etwas dagegen hatte…

Anders sah ihn mit leisem Spott an. "Hast du nicht zugehört? Du bist mir noch einen Bericht schuldig. Lass dir von Farfarello helfen. Ich gebe euch Bescheid, wenn wir zu Herrn Crawfords Büro müssen."

Damit wurde er stehen gelassen und brauchte einen Moment, um sich zu erinnern, dass es da tatsächlich noch einen ausstehenden Einsatzbericht gab. Nur eine Kleinigkeit, die er für Anders hatte herausfinden sollen und er hatte irgendwie gehofft, dass ihm der Papierkram erspart bleiben würde. Und so hatte er es auf die lange Bank geschoben. Doch Anders war natürlich viel zu korrekt, um ihm so etwas durchgehen zu lassen. Dann erst verarbeitete er auch den Rest von Anders' Aussage und grüne Augen wurden zusammengekniffen, während er zu Farfarello herumfuhr. "Wofür bitte sehr brauche ich deine Hilfe dabei?"

Der Ire zeigte ihm zwei Reihen weißer Zähne. Und dann hatte der Jüngere die Frechheit, ihn auszulachen. "Du hast wirklich nicht zugehört, was? In dem Fall hast du wohl Pech gehabt." Eine Hand vergrub sich unerwartet in orangefarbene Strähnen, bevor sich Farf in Bewegung setzte. "Und jetzt komm, du willst dir doch wegen so einer Lapalie nicht noch mehr Ärger einhandeln."

Das wollte er wirklich nicht und das war auch der einzige Grund, warum er dem Anderen ohne größeren Widerstand folgte.

Den Bericht tippte er ohne größere Sorgfalt herunter, während Farfarello im Hintergrund herumlungerte. Natürlich hätte er nur zu gerne gewusst, was mit diesem Ran in Herrn Crawfords Büro ablief, aber er war nicht so wahnsinnig etwas zu versuchen, während auch Herr Schneider dort war. Warum bitte sehr war der eigentlich auch nach Japan gekommen? Herr Crawford war schließlich schon mehr als genug, um ihm den Tag zu verderben. Er schüttelte diesen Gedanken ab. Musste eben Farf für seine Neugier herhalten. Vielleicht bekam er wenigstens heraus, was genau unten in der Empfangshalle gesagt worden war, als er zu… abgelenkt… gewesen war, um zuzuhören. Doch auch hier war ihm kein Erfolg beschieden, das graue Rauschen war heute mal wieder undurchdringbar.

Mit einem Schnauben gab er schließlich auf, konzentrierte sich darauf, die letzten Sätze zu Papier oder auch in den Computer zu bringen und war fertig, bevor Anders sich mit Dennis im Schlepptau blicken ließ.

"Kommt, ihr beiden. Wir werden erwartet."

Natürlich wurden sie dass. Schuldig stützte sich hoch, kam auf die Beine und schob dann beide Hände in die Hosentaschen.

Anders musterte seine Haltung mit wenig Begeisterung, enthielt sich aber jeden Kommentars, am Ende zuckte da sogar ein Mundwinkel nach oben, bevor sich der Ältere abwandte und die Führung übernahm.

Und Schuldig konnte sich auch ohne sein Talent denken, was dem Precog durch den Kopf geschossen war: nämlich dass er es in Herrn Schneiders Gegenwart sowieso nicht wagen würde, sich so gehen zu lassen. Womit Anders leider vollkommen Recht hatte, denn wenig später stand er genauso stramm wie die anderen drei, während der Blick der eisblauen Augen über sie hinwegschweifte.

Und wie er es erwartet hatte, übernahm es natürlich Anders, alles genau zu berichten, einschließlich der Tatsache, dass es Schuldig zu verdanken war, dass Takatoris Wagen viel zu schnell unterwegs gewesen war. Unwillkürlich wollte sein Körper an dieser Stelle wieder das Atmen vergessen, aber nochmal wollte er sich diese Blöße nicht geben. Und zu seiner nicht geringen Überraschung ging Herr Schneider über diese Information völlig hinweg. Erst im zweiten Anlauf merkte er, dass dafür Herrn Crawfords Blick auf ihm ruhte, schwer genug, um blaue Flecken zu hinterlassen. Zusätzlich zu denen, die er schon hatte. Sein Mund wurde trocken, aber ein paar Sekunden später schien es, als würde der Instruktor das Interesse verlieren. Er sackte kaum merklich in sich zusammen, als sich Herrn Crawfords Aufmerksamkeit zurück auf Anders richtete, erleichtert, doch im nächsten Moment musste er ein Stirnrunzeln zurückhalten. Was sollte das jetzt bedeuten? Wollte ihn der Instruktor eine Weile zappeln lassen? Denn Rans Familie war ihm eindeutig nicht egal, das hatte er vorhin mit eigenen Augen gesehen. Grüne Augen verengten sich. Er würde schon noch herausbekommen, was hier gespielt wurde.

Sein Pläneschmieden wurde dadurch unterbrochen, dass Anders schon wieder seinen Namen erwähnte, aber wenigstens konnte ihm dieses Mal kein Strick daraus gedreht werden. Was aber nicht hieß, dass er ein Lob von Herrn Schneider für seine Arbeit erwartet hätte. Und von einem Telepathen kommend bedeutete es sogar etwas. Bevor er sich jedoch darüber freuen konnte, konnte es das Triumviratsmitglied natürlich nicht lassen, weiterzusprechen.

"Vielleicht solltest du dein Talent häufiger auf diese Weise einsetzen, statt zu versuchen, anderweitig für Ablenkung zu sorgen."

Er biss die Zähne zusammen und blitzte den älteren Mann an, während er seine Schilde so dicht wie möglich wob, damit der Telepath nicht mitbekam, wohin sich der diesen Ratschlag seiner Meinung nach stecken konnte.

Doch Herr Schneider schien zumindest die Richtung seiner Gedanken zu erahnen, was dessen spöttisches Lächeln zeigte. Natürlich hatte der gut Lachen, schließlich musste Schuldig wie immer die Klappe in seiner Gegenwart halten.

Mental machte er drei Kreuze, als sie das Büro anschließend verlassen konnten, nur um anschließend Anders anzufunkeln. "Vielen Dank, dass du uns vollkommen unnötig mitgeschleppt hast."

"Immer wieder gerne." Das Lächeln des Precogs fiel mindestens genauso spöttisch aus wie das des Triumviratsmitglieds zuvor.

Und als Dennis auch noch lachte, reichte es ihm endgültig. "Der Bericht ist in deinem Postfach", stieß er heraus, wandte sich anschließend ohne Abschiedsworte zum Gehen. Immerhin stand für heute kein Auftrag an und er brauchte dringend etwas Abstand von den Anderen. Ganz davon abgesehen, dass er mal bei den Fujimiyas vorbeischauen wollte.
 

~TBC~
 

So, damit wäre es an der Zeit, in die Gegenwart und zu Brad zurückzukehren ^^

cya, cu ^-^

"Gib Schuldig mehr Arbeit, damit er weniger Gelegenheit hat, sich um sein Privatvergnügen zu kümmern"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 261/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Ein bisschen Zeit für Brad und Michael ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Teil 261 "Gib Schuldig mehr Arbeit, damit er weniger Gelegenheit hat, sich um sein Privatvergnügen zu kümmern"
 

Sein leises "Herein" genügte, um Herrn Hoffmann eintreten zu lassen, was nicht so sehr an dem guten Gehör des Älteren lag als vielmehr an der damit einhergehenden mentalen Berührung. Begrüßend sah er von seiner Arbeit auf, nickte dem anderen Mann mit einem Lächeln zu.

"Bitte entschuldigen Sie die Störung, Herr Schneider. Wissen Sie zufälligerweise, wo Brad ist?" Natürlich wurde sein Lächeln erwidert.

"Hm, der Zufall hätte nicht viel damit zu tun", gab er amüsiert zurück, dank seines Talents würde er den Jungen schließlich ohne Probleme finden. "Aber in diesem Fall habe ich es besonders einfach." Damit deutete er neben sich.

Herr Hoffmann verstand nicht gleich, trat fragend näher, um seiner Geste zu folgen. Und dann weiteten sich blaue Augen. Der Mund wurde geöffnet und dann wieder geschlossen, als dem Älteren auffiel, dass Brad schlief. Während dieser auf dem Boden saß, gegen Michaels Bein gelehnt.

Michael ließ seine Finger durch die schwarzen Haare gleiten und seine Mundwinkel zuckten wieder nach oben. "Keine Sorge, so schnell wacht er nicht auf."

Auf Herrn Hoffmanns Miene zeichnete sich Besorgnis ab. "Ist er krank?"

Mit einem Kopfschütteln beruhigte er den anderen Mann. "Nein, gewiss nicht. Er hat gestern Nacht einfach zu viel trainiert und der volle Magen nach dem Mittagessen hat ihn dann wegsacken lassen." Er gab sich nicht viel Mühe, seine Belustigung zu verbergen.

Und Herr Hoffmann lachte leise auf. "So etwas hätte ich nun wirklich nicht von ihm erwartet. Inzwischen müsste er doch seine Kräfte einzuschätzen wissen." Über den Platz, den sich Brad für sein Nickerchen gesucht hatte, schien sich der Ältere hingegen nicht zu wundern.

Michael zuckte mit den Schultern. "Vielleicht war ihm das Resultat auch ganz einfach egal." Danach wurde er ernster. "Suchten Sie ihn wegen etwas Wichtigem?"

"Das kann ich nicht einschätzen, aber Herr Essner klang nicht so, als wäre es besonders dringend. Schuldig scheint mal wieder etwas Ärger zu machen." Dieses Mal war es an dem Älteren, mit den Schultern zu zucken.

"Mm", gab er einen überlegenden Laut von sich. Anders würde sicher nicht anrufen, nur weil Schuldig diszipliniert werden musste, das konnte der Precog sehr gut selbst erledigen. Auf der anderen Seite hätte es Anders deutlich gesagt, wenn er Brad sofort sprechen musste. Schließlich neigte er mit einem Lächeln den Kopf. "Danke für die Information. Ich werde Brad Bescheid geben, wenn er wieder ansprechbar ist."

"Natürlich, Herr Schneider." Der ältere Mann deutete eine Verbeugung an, verabschiedete sich anschließend.

Michael sah für einen Moment zu Brad herunter, strich noch einmal durch die schwarzen Haare und konzentrierte sich dann wieder auf die Arbeit. Was gar nicht so einfach war, da die von Brad ausgehende Ruhe ausgesprochen verlockend war.
 

Irgendwann begann sich der Junge rühren, gleichzeitig verstärkte sich das geistige Leuchten. Michael legte sofort seinen Stift aus der Hand, legte eine Hand auf Brads Schulter, um ihn zu stützen, bis sich der Schwarzhaarige orientiert hatte.

"Meinst du nicht, dass das Bett bequemer gewesen wäre", begrüßte er ihn, nachdem Brad sich gestreckt hatte, was von einem verdächtigen Knacken begleitet wurde.

Gleich darauf richteten sich braune Augen auf ihn und Brad grinste unerwartet. "Das ganz bestimmt. Allerdings wärst du nicht dort gewesen."

Er zog eine Augenbraue hoch. "Wenn du gearbeitet hättest, wäre ich auch nicht dabei gewesen", machte er ihn aufmerksam.

Eine Hand schloss sich um den Stoff seiner Hose und zog strafend daran. "Das kannst du nicht vergleichen. Wenn ich schlafe, bist du normalerweise da, falls dir das noch nicht aufgefallen ist."

Und wenn er es nicht war, schlief der Jüngere nicht so gut. Ihm blieb nur, Brad den Punkt zuzugestehen, alles andere wäre auch absurd gewesen. Also lächelte er nur und wuschelte durch den schwarzen Haarschopf, der aufgrund der bequemen Reichweite geradezu dazu einlud.

Brad wich nicht aus, griff aber nach seiner Hand und drückte einen Kuss auf seinen Ring. "Habe ich etwas verpasst?", wurde er dann gefragt.

Michael war zu sehr damit beschäftigt, den Schauer zu überwinden, der ihn bei dieser Geste überlief, um gleich darauf zu antworten. Lieber zog er Brad nach oben und auf seinen Schoß, umarmte ihn fest.

Was ihm ein leises Lachen einbrachte, während sich der Junge gleichzeitig gegen ihn lehnte, das Gesicht an seinem Hals bergend. "Langsam bin ich wirklich zu alt für so etwas, oder?", wurde dann mit warmem Atem gegen seine Haut gemurmelt.

"Das wirst du niemals sein", gab er zurück, um dann Brads Gesicht anzuheben und ihn zu küssen. Erst anschließend dachte er daran, dass da noch eine Antwort ausstand. "Anders hat angerufen. Es scheint um Schuldig zu gehen."

Brad brauchte einen Moment, um sich nach dem Kuss wieder auf die Arbeit einzustellen, dann aber gingen ihm die gleichen Überlegungen wie zuvor schon Michael durch den Kopf. "Gut, dass du mich dafür nicht geweckt hast." Mit einem verschmitzten Lächeln.

"Hm, wir war schon klar, dass du so denken würdest." Michael wuschelte wieder durch schwarze Haare, griff dann nach dem Telefon, um es an Brad weiterzureichen. Denn es gab keinen Grund mehr, das Telefonat weiter zu verschieben.

Der Jüngere nahm es ohne zu zögern, lehnte sich bequem gegen ihn, während er die Nummer aus dem Kopf wählte, das Telefon dann auf Lautsprecher stellte.

Michael wurde dadurch wirksam am Weiterarbeiten gehindert, aber er musste zugeben, dass er gegen diese Pause nichts einzuwenden hatte.

"Du wolltest mich sprechen, Anders?", meldete Brad sich, ohne jede Begrüßung oder auch nur seinen Namen zu nennen.

Was den anderen Precog nicht weiter zu stören schien. "Hm, ja. Wie dir Herr Hoffmann sicher schon ausgerichtet hat, geht es um Schuldig. Er scheint langsam Stalker-Qualitäten zu entwickeln. Anfangs hat es mich nicht weiter gewundert, dass er Ran Fujimiya ein wenig nachspioniert hat, aber sein Interesse hat sich immer noch nicht gelegt."

Michael konnte einen Anflug von Belustigung spüren, weil Brad ebenso wenig überrascht war wie Anders und es schon immer amüsant gefunden hatte, wenn Schuldig versuchte, ihm eins auszuwischen. Denn in der Regel ging dies nach hinten los. Der Belustigung folgte etwas anderes, Dunkleres, als der Junge sich daran erinnerte, dass allerdings andere Talente unter Schuldigs Streichen schon hatten leiden müssen.

"Ich verstehe", wurde schließlich erwidert, bevor Brad überlegend den Kopf neigte. "Ich nehme an, du kannst mir auch verraten, ob Schuldig mehr tut, als ihn zu beobachten." Es war nicht wirklich eine Frage, denn Anders würde sich so schnell nicht auf dem falschen Fuß erwischen lassen.

Anders klang unerwartet ernst, als dieser antwortete. "Ran scheint die offizielle Geschichte nicht zu glauben und hat sich auf Herrn Takatori als Schuldigen eingeschossen. Etwas, das nicht zu ungewöhnlich ist. Aber Schuldig bestärkt ihn in dieser Annahme und scheint auch seine weiteren Reaktionen zu verstärken. Vor allem den Wunsch, sich zu rächen."

Ihm rutschte eine Augenbraue hoch, das hätte er dem kleinen Japaner nicht unbedingt zugetraut, doch Brad war weniger überrascht. Im Gegenteil, da war eine gewisse Anspannung, als würde die Information eine Saite in ihm zum Schwingen zu bringen, ohne dass Brad genau identifizieren konnte, woran das lag.

"Das klingt, als hätte er Ran als neues Spielzeug auserkoren." Brads kühle Stimme zeigte nichts von dieser Reaktion.

Anders stieß einen Laut aus, der nicht ganz Belustigung war. "Ja, ich befürchte es. Und du weißt, dass es für den Jungen nicht besonders sicher ist, sich in Herrn Takatoris Umfeld herumzutreiben. Nicht nur wegen der Beziehungen unseres werten Auftraggebers, sondern auch, weil sich andere Leute für ihn interessieren. Und man weiß nie, wie dumm es kommen kann. Ran könnte einer dieser Parteien über den Weg laufen, wenn er weiterhin seinem Plan folgt, einen Angriffspunkt zu finden."

Brad suchte für einen Moment Michaels Blick und schenkte ihm ein schiefes Lächeln, seufzte dann. "Gib Schuldig mehr Arbeit, damit er weniger Gelegenheit hat, sich um sein Privatvergnügen zu kümmern", wurde dann entschieden.

Vor seinem inneren Auge konnte er Anders nicken sehen, in der kurzen Pause, ehe der andere Precog nachhakte. "Und was ist mit Ran?"

Es wäre sehr einfach, einen anderen Telepathen zu ihm zu schicken, der dem Rotschopf den Kopf zurechtrücken könnte, ohne dass Ran es jemals erfahren würde. Aber Brad griff nicht zu diesem simplen Ausweg. "Hab weiterhin ein Auge auf ihn. Aber greife nur im Notfall ein."

Die darauf folgende Pause trug deutlich eine verwunderte Frage in sich, doch Anders stellte sie niemals laut. "Natürlich, Brad", wurde stattdessen bestätigt.

Brad lächelte wieder. "Gut. Danke für die Information."

"Ich werde dich weiterhin auf dem Laufenden halten", versprach Anders ohne jede Verzögerung. "Bis dann."

Brad nickte knapp, auch wenn der Andere das nicht sehen konnte, legte dann auf. Für eine Weile danach wurde das Telefon noch nachdenklich betrachtet, bevor Michael es zurückerhielt und auf die Station legen konnte.

Er ließ seine Finger durch schwarze Strähnen gleiten, wartete in aller Ruhe ab, bis er Brads Aufmerksamkeit erhielt. Und dann reichte ein fragender Blick.

Auf den der Jüngere mit einem Schulterzucken reagierte. "Ich weiß…", wurde ihm mitgeteilt. "Aber ich kann das Gefühl nicht abschütteln, dass ich Ran gewähren lassen sollte."

"Wie du meinst. Immerhin wird er Zwielicht kaum Mehrarbeit einbringen." Sie tauschten ein amüsiertes Lächeln aus, bevor Michael ernster wurde. "Aber wie Anders gesagt hat, du riskierst, dass ihm auf diese Weise etwas zustoßen kann." Brad kümmerte sich selten um die Schicksale von Talentlosen, doch es gab einige wenige Ausnahmen. Und dieses Mal gab es keine Vision, die erfüllt werden musste. Er stoppte innerlich. Nun, außer dieser Nicht-Vision, nicht wahr? Und bisher hatten sich solche Eingebungen nicht als falsch erwiesen.

"Genau das ist der Punkt, wie gesagt", bestätigte Brad.

Er gab ein zustimmendes Brummen von sich. "Ich wette, du würdest Herrn Hoffmann oder Herrn Walter nicht auf diese Weise riskieren", merkte er dennoch an. Mehr aus dem Wunsch heraus, Brad ein wenig aufzuziehen, als um ernsthafte Bedenken anzumelden.

Der zog strafend an einer sandblonden Strähne, seine Absichten genau durchschauend. "Herr Hoffmann würde solche Dummheiten gar nicht erst versuchen. Und Richards Fähigkeiten würden ihm eine echte Chance geben", wurde Michael dann noch aufmerksam gemacht.

Ihm entkam ein Grinsen. "Hm, du hattest noch nie viel für Dummköpfe übrig." Und dann küsste er Brad, bevor der Gelegenheit zu weiteren Unmutsbekundungen hatte.

Anschließend war der Junge völlig entspannt in seinen Armen, mehr von ihm gehalten, als dass er aus eigener Kraft saß.

"Hey, willst du weiterschlafen?", fragte er leise und verstärkte seine Umarmung für einen Moment. Auf die Idee zu protestieren kam er gar nicht erst, denn Brad war in letzter Zeit von einer ungewohnten Unrast erfüllt, was auch zu dem gestrigen Anfall von Trainingswut geführt hatte.

Der Jüngere gab ein ebenso leises Schnauben von sich. "Du behandelst mich wie ein kleines Kind."

Sein Lächeln wurde in schwarzen Haaren versteckt. "Das bildest du dir nur ein, mein Kleiner." Das Lachen unterdrückte er, jedenfalls fast, es lief nur stumm durch seinen Körper. Als Dank dafür erhielt er einen Stoß in die Rippen.

"Du wirst gerne brutal, wenn dir die Argumente ausgehen, was?", beschwerte er sich spielerisch und rieb sich über seine lädierte Seite.

"Du hast angefangen", gab Brad in bester Kleinkind-Manier zurück, nicht weniger amüsiert als er selbst. Dann aber wandelte sich dessen Stimmung etwas und der Jüngere begann, nachdenklich mit seinen sandblonden Strähnen zu spielen. "Können wir heute früh Schluss machen?", wurde er schließlich gefragt.

Michael zog eine Augenbraue hoch. "Du kannst es offensichtlich, schließlich bist du schon seit der Mittagspause hier statt hinter deinem Schreibtisch." Bevor er sich einen bösen Blick einhandeln konnte, sprach er schnell weiter. "Aber ja, ich habe nichts Dringendes zu erledigen. Du kannst meine Zeit gerne in Anspruch nehmen."

"Gut", kommentierte Brad, sagte aber nichts weiter.

Weswegen es dieses Mal Michael war, der an einer Strähne zupfte. "Verrätst du mir auch, warum du früher Schluss machen willst?"

Brad brachte genug Spannung in seine Muskeln zurück, um sich leicht aufzurichten und den Kopf in Richtung Fenster zu wenden. "Es ist schön warm heute", wurde dann scheinbar zusammenhangslos und ohne auf seine Frage zu reagieren angemerkt.

Aber Michael brauchte nur einen Moment, um dem Gedankengang zu folgen. "Du möchtest draußen essen? Gute Idee."

"Ich weiß", kam es dieses Mal in typischer Brad-Manier zurück. "Es war schließlich meine."

"Natürlich", stimmte er gutmütig zu und dann konnte er einfach nicht anders, als Brad in einen weiteren Kuss zu ziehen. Irgendwie hatte plötzlich überhaupt keine Lust mehr zu arbeiten, obwohl es noch zu früh war, um ans Abendessen zu denken. Selbst wenn es ein ausgedehntes Picknick werden sollte.

Brad wurde von seiner Stimmung angesteckt und vertiefte prompt den Kuss, der vorher sehr viel unschuldiger ausgefallen war. Gleichzeitig positionierte sich der Jüngere anders, so dass dessen Schenkel links und rechts gegen Michaels pressten. Und in dieser stabilen Position hatte Brad jetzt auch uneingeschränkte Freiheit, seine Hände so zu platzieren, wie es ihm gefiel. Was er gleich darauf zu spüren bekam, da sich eine Hand zwar in einer gewohnten Geste in sandblonden Strähnen vergrub, die andere allerdings…

Sein Aufstöhnen ging in Brads Mund unter und bevor seine Kontrolle ganz verlieren konnte, gab er seinem Assistenten mit einem scharfen Impuls Bescheid, dass er bis auf Weiteres keine Störung wünschte.
 

~TBC~
 

Brad hat sehr gute Gründe, nicht härter bei Schuldig durchzugreifen. Auch wenn sie ihm nicht bewusst sind ^.~

cya, cu ^-^

"Habt ihr wirklich angenommen, dass ihr euch heranschleichen könnt?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 262/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Und dieses Mal kommen Herr Walter und Herr Hoffmann noch hinzu ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Teil 262 "Habt ihr wirklich angenommen, dass ihr euch heranschleichen könnt?"
 

Er trat lautlos hinter Richards Bürosessel, um dem Älteren dann mit einem stillen Lächeln die Augen zuzuhalten.

Was mit einem unbeeindruckten Schnauben quittiert wurde. "Glaubst du wirklich, dass ich bereits vergessen habe, wie du eben hereingekommen bist und mein Büro durchquert hast, Brad?"

Ein leises Lachen entkam ihm. "Ich habe nicht gesagt, dass Sie meinen Namen erraten sollen", machte er den Älteren dann aufmerksam.

Unter seiner Hand fühlte er, wie eine Augenbraue hochgezogen wurde. "Und was soll die Aktion dann?"

Seine Mundwinkel zuckten nach oben und auch wenn Richard es nicht sehen konnte, hörte dieser die Reaktion garantiert aus seinen nächsten Worten heraus. "Hm, ich wollte Sie von Ihrer Arbeit erlösen."

Nun wurde eine Hand gehoben, umfasste sein Handgelenk und übte einen sanften Zug aus. Gleich darauf suchten grau-grüne Augen nach seinem Blick. "Nur weil ich meine Unterlagen nicht mehr sehe, heißt das nicht, dass die Arbeit verschwunden ist."

"Aber Sie können sie für den Rest des heutigen Tages ignorieren", gab er unverdrossen zurück, begann unbewusst, den Kragen des Älteren etwas zu richten.

Wieder wurden seine Hände eingefangen und dieses Mal hatte Richard dazugelernt und gab sie nicht gleich wieder frei. "Was für einen Anschlag hast du denn auf mich vor?", wurde dann misstrauisch gefragt.

Er konnte nicht so ganz entscheiden, ob das Misstrauen gespielt oder ernst gemeint war, beschloss aber, sich nicht beleidigt zu fühlen. Im Gegenteil. Und sein folgendes Lächeln konnte Richard dieses Mal sehen. "Kein Anschlag. Sie sollen nur mit uns essen."

Nun kurvten auch die Lippen des Älteren in ein Lächeln. "Mit 'uns' meinst du Chris und Herrn Schneider?"

Brad nickte, nutzte dann die Tatsache, dass Richard ihn immer noch festhielt, um dieses Mal seinerseits Zug auszuüben, damit der Andere auf die Beine kam. "Wir haben bei Manja ein Picknick bestellt", fügte er seiner Bestätigung dann noch hinzu.

Richard, der nicht viel Widerstand geleistet hatte, tat es auch nach dieser Auskunft nicht, hielt ihn aber auf, als Brad ihn in Richtung Tür ziehen wollte. "Lass mich vorher noch den Computer herunterfahren und ein wenig Ordnung schaffen. Anders als du habe ich niemanden, der hinter mir aufräumt."

Ein wenig widerwillig gab er den Älteren frei, der sich sofort an genannte Aufgabe machte. "Nur damit Sie es wissen, in der Regel räume ich allein auf."

Richard sah von seinem Tun auf, im ersten Moment überrascht, doch nach einer kurzen Musterung wich die Überraschung einem Anklang von Belustigung. "Sag bloß, Chris ist dir nicht ordentlich genug."

Nun, er hatte noch nie so genau darüber nachgedacht, konnte sich aber noch sehr gut an Herrn Schumanns Kommentare damals erinnert. Weswegen er jetzt mit den Schultern zuckte. "Vielleicht. Wenn ich es mache, ist es wenigstens genau so, wie ich es haben will."

Aus irgendeinem Grund schien Richard eine Weile über die Aussage nachzudenken, obwohl sie nun wirklich nicht besonders interessant war und als der Ältere wieder an seine Seite zurückkehrte, wurde er davon überrascht, dass Richard ihm ein paar Strähnen zurückstrich.

"Solange es nicht zwanghaft wird…", wurde dann gemeint, bevor der Andere sich zum Gehen wandte.

Brad folgte ihm mit einem Stirnrunzeln. Er brauchte nicht lange, um zu begreifen, dass Richard damit eine zwanghafte Persönlichkeitsstörung meinte. Warum der Ältere an so etwas dachte, verstand er aber erst etwas später, als sie sich bereits auf dem Weg nach draußen befanden. Und ein Lächeln glitt über seine Lippen. Gleich darauf streckte er eine Hand aus und zupfte an Richards Ärmel, gewann so dessen Aufmerksamkeit. "Es ist nicht zwanghaft, jedenfalls nicht so, wie man es normalerweise versteht. Es ist einfach eine Auswirkung meines Talents", erkärte Brad ihm. "Routine – und dazu gehört auch Ordnung nach gleichbleibenden Maßstäben – reduziert die Möglichkeiten, die mein Talent durchläuft. Was wiederum mehr Raum für mein ganz normales Denken lässt."

Richard zwinkerte, schüttelte dann den Kopf. "Haben alle Precogs dieses Problem?"

Zähne blitzten in einem Grinsen auf. "Ich würde es nicht als Problem bezeichnen, schließlich ist Ordnung immer von Vorteil. Aber nein, die wenigstens Precogs haben so wie ich einen ständigen Draht zu ihrem Talent. Unabhängig davon bin ich unverändert der Meinung, dass sich auch die anderen Leute etwas mehr Ordnung angewöhnen sollten."

"Ja, ja, du kleiner Perfektionist. Was anderes war von dir auch nicht zu erwarten."

Für diesen Kommentar schenkte er dem Älteren einen unbeeindruckten Blick, umfasste dann dessen Handgelenk in einem unnachgiebigen Griff. Und da es keinen Grund gab, ihn wieder loszulassen, hielt er ihn immer noch fest, als er schließlich die bereits ausgebreitete Decke erreichte.

Herr Hoffmann war gerade dabei, die vom Küchenpersonal vorbereiteten Leckereien auszupacken. Michael hatte ihre Annäherung natürlich bemerkt und war aufgestanden, um ihnen entgegen zu sehen.

"Ich denke, Herr Walter hätte es auch ohne deine freundliche Unterstützung hierher geschafft", wurde Brad empfangen, Amüsement in den eisblauen Augen, die sich anschließend auf Richard richteten. "Sie sind zu nachgiebig ihm gegenüber."

Was dafür sorgte, dass Brad die Stirn runzelte. "Ist er nicht." Michael sollte diese Scherze wirklich mal lassen.

Richard zog nur eine Augenbraue hoch, sagte aber nichts und ließ sich auf Brads sanften Druck hin auf der Decke nieder.

Anschließend hatte er beide Hände frei für Michael, die er in sandblonde Haare vergrub, kaum dass er vor dem Älteren stand. "Warum musst du immer so etwas sagen?", beschwerte er sich.

Michael hatte dafür nur ein belustigtes Lächeln übrig. "Hm, es könnte daran liegen, dass du Herrn Walter häufiger hinter dir herschleifst. Ansonsten hätte ich ja keine Gelegenheit für solche Kommentare, nicht wahr?"

Dahinter verbarg sich die logische Schlussfolgerung, dass Brad einfach aufhören könnte, wenn ihn Michaels Reaktion störte. Aber das wollte er nicht. Braune Augen verengten sich für einen Moment, dann zog er den Älteren in einen Kuss, an dessen Ende er ihm in die Unterlippe biss.

Michael starrte ihn anschließend überrascht an, schüttelte schließlich mit einem leisen Auflachen den Kopf. "Ich bin mir nicht sicher, ob du mich auf diese Weise überzeugen kannst, weißt du?"

Das war ihm keine Erwiderung wert, stattdessen zog er Michael mit sich auf die Decke, so dass er am Ende zwischen ihm und Richard saß.

Herr Hoffmann schien irgendwie belustigt, als dieser ihm ein Glas reichte, das bereits mit Orangensaft gefüllt war. "Solltest du aus diesem Verhalten nicht inzwischen herausgewachsen sein?"

Er neigte den Kopf leicht zur Seite. "Warum genau _sollte_ ich?" Er sah nun wirklich keinen Anlass, etwas zu ändern. Ihm gefiel es und es hatte sich noch keiner ernsthaft darüber beschwert. Als nächstes lehnte er sich gegen Michael, ließ den Älteren sein Gewicht tragen, während er von dem frisch gepressten Saft einen ersten Schluck nahm.

Herr Hoffmann musterte ihn für einen Moment, bevor dessen Mundwinkel zuckten. "Stimmt, warum solltest du. Ich vergesse manchmal, dass dir eine gewisse Sozialisation fehlt."

"Ich vermisse nichts", gab er zurück, während Richard gleichzeitig auflachte.

Neugierig wandte er den Kopf zu dem älteren Mann, sah das Funkeln in grau-grünen Augen. Es dauerte ein paar Sekunden, bis Richard auf seine stumme Frage antworten konnte.

"Es ist nur, dass ich noch nie so darüber nachgedacht habe. Aber Chris hat es wirklich auf den Punkt gebracht", wurde ihm schließlich erklärt.

Er schenkte dem Älteren ein sehr liebenswürdiges Lächeln. "Ich kann nichts dafür, dass Sie beide Draußen aufgewachsen sind. Hier befinden Sie sich allerdings auf meinem Terrain."

Natürlich hatte Richard nichts Besseres zu tun, als wieder mit einem trockenen Schnauben auf seine Worte zu reagieren. "Ich denke, dir ist es so ziemlich egal, auf wessen Terrain du dich befindest. Du verhältst dich sowieso, wie es dir passt. Es sei denn du hast einen sehr guten Grund, dich anzupassen."

Das war… eine passable Einschätzung. Also nickte er nur zustimmend, woraufhin dieses Mal Herr Hoffmann und Michael auflachten, während Richard das Gesicht in beiden Händen barg. Und da Michael seine nächste Reaktion vorausahnte, wurde ihm freundlicherweise das Glas abgenommen, so dass er Richard ungehindert umarmen konnte.

"Du musst es mir nicht auch noch beweisen, ich glaube es bereits", wurde ihm zugemurmelt, aber trotz dieses verbalen Protests, versteifte sich der Ältere für keine Sekunde.

"Ich wollte nur sichergehen", gab er verschmitzt zurück, ließ seine Fingerspitzen noch durch dunkelblonde Strähnen gleiten, bevor er den Älteren wieder freigab.

Michael schlang einen Arm um ihn, kaum dass dieser ihn zurückhatte, gab ihm dann sein Glas zurück. Zufrieden nahm er weiteren Schluck, beobachtete dabei, wie Herr Hoffmann das restliche Essen verteilte.

Gleich darauf fand er sich mit einem Teller mit Nudelsalat und zwei Bouletten wieder, letztere waren sogar noch warm. Michael hingegen startete mit frisch aufgeschnittenem Obst und ab und zu bekam Brad ein Stück davon in den Mund gesteckt. Und richtig zufrieden war er, als Herr Hoffmann eine Thermoskanne hervorzauberte und ihm heiße Schokolade eingoss.

"Ist es nicht ein bisschen zu warm dafür?", fragte Richard ihn.

"Darf ich Sie daran erinnern, dass Sie mir sogar schon im Sommer welche besorgt haben?" Er pustete über das heiße Getränk hinweg, um die Schokolade etwas abzukühlen, und das reiche Aroma stieg ihm in die Nase, ließ ihn für einen Moment die Augen schließen.

"Ah ja, wie konnte ich das vergessen…"

"Keine Ahnung." Er grinste, wandte dann aber seine ganze Konzentration für sein Heißgetränk auf.

Nur noch ein paar Milimeter bedeckten den Boden der Tasse, als ihn eine belustigte mentale Berührung aufhorchen ließ. Neugierig hob er den Blick zu Michael, der den Kopf leicht neigte. Er folgte dem Blick des Älteren, über die leere Wiese hinweg – mit der Anwesenheit eines Triumviratmitglieds hier war kein Schüler an einem Besuch beim Schwimmbecken interessiert – zu den Bäumen hin, bis auch er sah, was Michael aufgefallen war. Na das war ja mal wieder typisch für die – nein, nicht die beiden. Eher war die Idee allein auf Andrés Mist gewachsen. Ein Lächeln zog an seinen Mundwinkeln. "Kommt heraus, ihr beiden. Ihr seid entdeckt worden."

Nun wurden auch Richard und Herr Hoffmann aufmerksam, sahen in die gleiche Richtung wie Brad. Und es dauerte nur ein paar Sekunden, bis zwei Erstklässler aus ihrem Versteck hervortraten. André mit einem unverlegenen Grinsen, während Nagis Miene mehr Vorsicht zeigte.

Er krümmte einen Finger und die Geste war der letzte Anstoß, ließ die beiden auf sie zukommen. "André, Nagi", begrüßte er sie. "Habt ihr wirklich angenommen, dass ihr euch heranschleichen könnt?"

Der kleine Telepath zuckte unbekümmert mit den Schultern, während die blauen Augen schon nach Michael suchten. Trotz dieser Ablenkung bekam Brad aber immerhin seine Antwort. "Ich wollte es mal versuchen", wurde mit einem zufriedenen Grinsen zugegeben.

Zufrieden deswegen, weil es der Junge auf jeden Fall geschafft hatte, bis zu Michael vorzudringen, verstand Brad. Und wieder kurvten seine Mundwinkel in ein belustigtes Lächeln. Nach fast einem Jahr hier hätte man annehmen sollen, dass André die für alle Schüler typische Ehrfurcht gegenüber den Triumviratsmitgliedern zeigen würde, doch Michael schien für ihn unverändert in eine ganz eigene Kategorie zu fallen. Da der Junge nur noch Augen für Michael hatte, wandte er sich nun an Nagi. "Und du, wolltest du es auch ausprobieren?", erkundigte er sich.

Dieses Schulterzucken war nur andeutungsweise vorhanden und vermittelte eine ganz andere Botschaft. "Ich konnte ihn schließlich nicht allein lassen."

"Ich verstehe", gab er ernsthaft zurück. Nagi tat wie stets sein Bestes und irgendwie wurde er an Schuldig und Farfarello erinnern. Aber André war gerne hier und seine Streiche rührten nur vom Übermut her, nicht von Böswilligkeit. Sein Blick wurde von einer Bewegung angezogen, André, der zögernd näher an Michael herantrat, sich aber erst auf dessen einladende Geste hin im Schneidersitz hinsetzte.

"Wie läuft dein Training denn?", fragte Michael mit einem Lächeln, amüsiert von der Hand, die sich weiter in seine Richtung schlich, um nach unsichtbaren Flammen zu haschen.

"Großartig", erhielt der Ältere ein strahlendes Lächeln zurück. "Meine Schilde sind noch viel besser geworden. Ich kann die Flammen jetzt blasser machen, wenn ich will, bis sie fast weg sind." Nur dass André im Moment nicht so aussah, als würde er das tun wollen, eher im Gegenteil. "Und ich kann schon richtig gut spionieren."

Kein Wunder, dass es André hier so gefiel, er schien vieles immer noch als ein Spiel aufzufassen. Amüsiert teilte er den Gedanken mit Michael, dessen Hand inzwischen in den Händen von André ruhte und von dem Kleinen unverändert fasziniert bestaunt wurde. Eisblau richtete sich daraufhin auf ihn und ein Lachen stand in den Augen des Älteren.

Sie wurden beide von dem Stoßseufzer abgelenkt, den der junge Telepath ausstieß. "Ich möchte endlich wieder mit Ihnen trainieren", wurde überraschend leise gemeint.

"Du weißt doch, dass die Instruktoren für das Training verantwortlich sind. Die Triumviratsmitglieder haben viel zu viel zu tun, um sich darum zu kümmern." Brads ebenso leise Ermahnung fiel freundlich aber bestimmt aus. Denn er würde dem Jungen ganz bestimmt nicht verraten, warum es für ihn die eine oder andere Ausnahme geben würde.

André zog die Nase kraus, setzte sich jedoch unwillkürlich sehr aufrecht hin. Und hielt sehr still, als Michael seine befreite Hand ausstreckte und ihm auf die Stirn legte. Ein paar Sekunden schien rein gar nichts zu passieren, doch Brad konnte die Energie spüren, die auf den Jungen überging.

"So, beschäftigte dich damit, ja? Das ist auch Training", meinte Michael schließlich und André zwinkerte ein paar Mal rasch, schien dann auf etwas starren, das nur er sehen konnte.

Erst als Herr Hoffmann sich räusperte, schreckte der Junge aus seiner Versunkenheit auf. "Die Ausgangssperre für die Erstklässler beginnt gleich, ihr solltet bis dahin besser drin sein."

Die Erinnerung sorgte für einen ausgesprochen hastigen Abschied und bevor die beiden verschwanden, steckte Herr Hoffmann beiden noch je eine Wiener zu, sah ihnen dann lächelnd nach. Erst als sie außer Hörweite waren, wandte sich der Ältere interessiert an Michael. "Was war das eben?"

"Ich habe ihm ein mentales Konstrukt gegeben. Er wird eine Weile brauchen, um es auseinander zu nehmen. Und noch länger, um es wieder zusammenzusetzen." Begleitet von einem mentalen Bild, das auch Brad empfing. Und nach einen zustimmenden Nicken sogar Richard.

Brad nahm sich vor, sich das bei anderer Gelegenheit näher anzusehen, auch wenn er das nur mit Michaels Unterstützung konnte. Jetzt wollte er eine Runde schwimmen gehen. Und vielleicht ließ sich einer von den anderen dazu überreden, mitzumachen.
 

~TBC~
 

Ich musste die Gelegenheit einfach nutzen, um André mal wieder auftreten zu lassen ^^

cya, cu ^-^

"Du meinst, Herr Schneider ist viel zu gut für sie, ja?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 263/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Brad spielt ein bisschen mit Herrn Walter ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Teil 263 "Du meinst, Herr Schneider ist viel zu gut für sie, ja?"
 

"Kommt jemand mit schwimmen?", fragte Brad in die Runde, während dieser sich aufrichtete und streckte.

Michael schüttelte nur stumm den Kopf, nicht besonders überrascht, Herr Walter hingegen musterte den Jungen, als wollte er herausfinden, ob Brad gerade einen Scherz gemacht hatte. "Es ist schon etwas zu kühl dafür, meinst du nicht auch?", wurde Brad schließlich gefragt.

Der lächelte belustigt. "Die Sonne sollte das Wasser ausreichend erwärmt haben. Und so schnell wird man nicht zu einem Eiszapfen."

Plötzlich blitzte Verstehen in den grau-grünen Augen auf. "Deswegen sind wir hier statt am See, was?"

"Hm, dort wäre es tatsächlich kälter gewesen. Was man ohne Not ja nicht auf sich nehmen muss." Brad sprach in den Stoff seines Hemdes hinein, das er sich gerade über den Kopf zog. Das ging anscheinend schneller, als es völlig aufzuknöpfen. Michael wusste nur nicht so recht, warum der Junge es so eilig hatte. Dann wiederum… schien er ganz einfach nur Herrn Walter aufziehen zu wollen. Er hielt ein belustigtes Zucken seiner Mundwinkel zurück, während er den anderen Mann unauffällig musterte. Der bekam tatsächlich nicht mit, dass Brad sein Verhalten ganz darauf ausrichtete, ihn aus der Bahn zu werfen.

Erst als das Hemd auf Michaels Schoß gelandet war, sprach Brad weiter. "Nun, kommen Sie mit?" Die Hose folgte dem Hemd, dann musste Brad nur noch seine Socken abstreifen.

Herr Walter hob abwehrend beide Hände. "Nein, danke. Nur weil du auf eine Sommergrippe aus bist, bevor der Sommer überhaupt begonnen hat, werde ich mir dir sicher nicht anschließen."

Unbeeindruckt zog der Junge eine Augenbraue hoch. "Wann haben Sie mich jemals von kaltem Wasser krank werden sehen, hm?"

Was den Älteren an das winterliche Bad denken ließ, das Brad genommen hatte und auch noch freiwillig. Noch während Herr Walter bei dieser Erinnerung erschauerte, grinste Brad und machte sich auf zum Becken.

Erst als er ins Wasser gesprungen war, lachte Herr Hoffmann und klopfte seinem Freund auf die Schulter. "Jetzt kannst du ihm wirklich folgen, kälter werden kann dir ja kaum noch, was?"

Herr Walter blickte den Anderen zunächst verständnislos an, blinzelte dann ganz langsam. "Oh, dieser…" Der Ältere stoppte sich selbst, bevor er weitersprechen konnte.

Was Michael beinahe Grinsen ließ. "Sagen Sie es nur, es ist ja nur die Wahrheit. Sie sollten nie vergessen, dass der Junge kein Problem damit hat, auf die Schnelle ein bisschen Psychologie anzuwenden, nur um Sie aufzuziehen."

Das ließ Herrn Walter seufzen. "Und womit habe ich diese Ehre verdient?"

"Ganz simpel, er mag es, wenn Sie sich mit ihm beschäftigen. Dass Sie ablehnen würden, mit ihm schwimmen zu gehen, wusste er schon vorher. Und das war Ihre Strafe." Jetzt grinste er wirklich und Herr Hoffmann lachte über den Gesichtsausdruck seines Freundes.

"Komm schon, so schlimm war es nun auch wieder nicht", wurde Herr Walter getröstet. "Auch wenn ich sagen muss, dass er deinen Gedankengang geschickt gelenkt hat, es war ja nur eine Erinnerung an Brads Ausflug ins kalte Nass."

Herr Walter schüttelte den Kopf. "Darum geht es gar nicht. Ich bin nur… verblüfft, dass er überhaupt auf die Idee gekommen ist, so etwas zu tun."

"Weil er es kann, würde ich sagen", meinte Herr Hoffmann mit einem Schulterzucken. "Und wie Herr Schneider schon gesagt hat, er wollte dich ärgern, weil du nicht mitgegangen bist."

"Na prima. Wenn ich ihm nachgebe, bekomme ich deinen Spott und wenn nicht, denkt er sich Dummheiten aus…" Auch wenn es anders klang, konnte Michael Amüsement spüren, das von dem Älteren ausstrahlte.

Und Herr Hoffmann lächelte. "Das nennt man dann wohl Zwickmühle, was?"

Nun erhielt der Andere ein Funkeln aus grau-grünen Augen. "Die sich ganz einfach auflöst, wenn du deine Scherze lassen würdest."

Das Lächeln wurde breiter. "Na, na. Heißt das, du willst Brad noch häufiger seinen Willen lassen?" Ein Arm wurde um Herrn Walters Schultern geschlungen. "Dann kannst du ja wirklich schwimmen gehen. Ich hole auch für dich ein Handtuch mit."

Der Andere weigerte sich, auf die erste Bemerkung einzugehen, wie Michael im Stillen belustigt feststellte. Aber der andere Punkt weckte dessen Aufmerksamkeit. "Willst du tatsächlich schon wieder den Butler für Brad spielen?"

"Ich bin eben auch um seine Gesundheit besorgt. Anders als du weiß ich aber, wann ich ihm seine Ideen nicht ausreden kann und sorge dann für Schadensbegrenzung." Damit stand der Ältere auf, deutete eine knappe Verbeugung in Michaels Richtung an. "Wenn Sie mich für einen Moment entschuldigen würden."

"Danke sehr, Herr Hoffmann. Ich hätte mir denken sollen, dass Brad dem Wasser nicht widerstehen kann und gleich Handtücher mitbringen…"

"Kein Problem", erhielt er ein Lächeln, dann machte sich der andere Mann in Richtung Hauptgebäude auf.

Für eine Weile fiel Schweigen über sie und als sich seine Aufmerksamkeit schließlich wieder auf Herrn Walter richtete, bekam der ältere Mann nichts davon mit. Denn dieser beobachtete Brad, der im Becken unbeirrbar seine Bahnen zog. "Bekommen Sie jetzt doch noch Lust?", fragte er leise genug, um ihn nicht aufzuschrecken.

Und tatsächlich blieben die grau-grünen Augen auf das Wasser gerichtet. "Ich hätte nichts gegen das Training", wurde genauso leise zurückgegeben. "Allerdings bleibt es dabei, dass ich es vorher noch ein paar Grad wärmer haben möchte." Eine kurze Pause folgte und bei den nächsten Worten schwang eindeutig Amüsement mit. "Ich werde Brad einfach vorschlagen, dass er sich in ein paar Wochen meinem morgendlichen Schwimmtraining anschließen kann. Dann kann er so häufig gegen mich antreten, wie er will. Und wird es vielleicht unterlassen, mich mit solchen Scherzen zu ärgern." Wieder drifteten die Gedanken des Älteren zu dem herbstlichen Becken ab, bevor dieser sich regelrecht dazu zwang, das Bild zu unterdrücken.

Michael nickte ungesehen. "Sie können froh sein, dass er kein Telepath ist. Sonst könnte er Sie mit wirklich bösen Tricks davon überzeugen, lieber seinem Willen zu folgen."

Nun erhielt er doch die volle Aufmerksamkeit des anderen Mannes, doch die Belustigung verschwand nicht. "Ich bin lieber froh, dass Sie ihm nicht zur Hilfe kommen in solchen Dingen. Denn das wäre immerhin möglich." Herrn Walters Einstellung zu seinem Talent besserte sich. In winzigkleinen Schritten vielleicht, aber der kumulative Effekt begann sich langsam bemerkbar zu machen.

Er zog amüsiert eine Augenbraue hoch, gestand dem Älteren den Punkt dann mit einem leichten Nickten zu. Und ohne es zu merken gewann sein Lächeln eine weitere Nuance, als er unwillkürlich dachte, dass er Brads Faible für den anderen Mann immer besser nachvollziehen konnte.

In Herrn Walters Blick trat plötzlich ein seltsamer Ausdruck, doch Michael wurde von der zufriedenen Wärme abgelenkt, die sich auf der mentalen Ebene um ihn wand. Und gleich darauf machte sich Brad auch in der realen Welt bemerkbar, als dieser zur Decke zurückkehrte.

Herr Walter sah ihm etwas alarmiert entgegen, als der Junge ihn ansteuerte, ließ die feuchte Umarmung dann aber über sich ergehen, statt ihr auszuweichen. "Das Wasser war angenehm frisch und ganz und gar nicht zu kalt", wurde Herrn Walter versichert, bevor Brad sich von ihm löste und stattdessen Michael regelrecht in die Arme fiel.

Und obwohl der Jüngere immer noch nicht viel trockener war, zog ihn eng an sich heran, auf seinen Schoß, so dass er bequem die Arme um ihn schlingen konnte.

Brad bettete den Kopf auf seine Schulter und lachte. "Du hättest auch schwimmen gehen sollen, wenn du nass werden willst."

"Du musst gleich wieder übertreiben", meinte er dazu nur, angelte nach dem Teller mit dem Kuchenstück, das bisher als Nachtisch darauf gewartet hatte, noch verspeist zu werden. "Hier, du brauchst sicher neue Energie."

"Ha", stieß der Jüngere aus, war für einen Widerspruch aber zu sehr damit beschäftigt, von dem Kuchen zu probieren.

Michael lächelte und fing die gleiche Reaktion von Herrn Walter auf, der sich ebenfalls ein Stück auftat und dabei weder Michael noch Herrn Hoffmann vergaß.

Letzterer kam gerade mit Handtüchern in einer und einer Thermoskanne in der anderen Hand auf sie zu, stockte erstmal als er sah, wo genau Brad saß. Nach einem Kopfschütteln schloss Herr Hoffmann dann ganz zu ihnen auf. "Das musste jetzt doch nicht sein, oder?", wurde in Brads Richtung bemerkt, während der Ältere die mitgebrachten Sachen ablegte.

Brad hatte dafür nur einen unschuldigen Augenaufschlag übrig. "Wie Sie zweifellos sehen, ist Michael genauso sehr daran schuld wie ich, also müssen Sie auch mit ihm schimpfen."

Herr Hoffmann schüttelte wieder den Kopf, ließ nonchalant ein Handtuch über Brads Kopf fallen. "Zieh die nassen Shorts aus. Abtrocknen und richtig anziehen, danach kannst du weiteressen. Und ich habe noch heißen Tee mitgebracht."

Der Kommandoton kam dem älteren Mann ohne Probleme über die Lippen und Michaels Mundwinkel zuckten, als er dem für den Moment blinden Brad den Teller abnahm, um dann dessen Haare trockenzurubbeln. Und anschließend gehorchte der Junge tatsächlich, was bei Herrn Walter für Belustigung sorgte.

"Sieht ganz so aus, als würdest du ab und zu doch einen Babysitter benötigen, hm?", zog er Brad auf.

Der ihm daraufhin die Zunge rausstreckte und damit sehr deutlich seine Meinung kundtat, ohne wirklich zu antworten.

Woraufhin Michael gar nicht anders konnte, als ihn wieder zu sich herunter zu ziehen. Manchmal konnte sich Brad wirklich wie ein kleines Kind benehmen, aber er hatte nichts dagegen. Rasch knöpfte er ihm das Hemd zu, gab ihm dann seinen Teller zurück. Und von Herrn Hoffmann kam der bereits angesprochene Tee dazu. Von dem genug für sie alle da war und für eine Weile genossen sie alle den frisch gebackenen Kuchen.

Es war Herr Walter, der schließlich als Erster das Schweigen mit einem zufriedenen Seufzen brach. "Das könnten wir demnächst wieder tun."

Michael konnte von einem Moment zum nächsten spüren, wie von Brad Missmut auszustrahlen begann und Herr Hoffmann schien irgendetwas in dessen Miene aufzufangen, verzog leicht das Gesicht, bevor er seinem Freund antwortete.

"Grundsätzlich ist das eine gute Idee. Wir werden uns allerdings etwas gedulden müssen, da Herr Schneider in Kürze zu einem Kongress muss." Damit traf der Ältere natürlich genau den Grund für Brads geänderte Stimmung. Bisher hatte der Junge die Tatsache seiner bevorstehenden Abreise mehr oder weniger erfolgreich verdrängt, doch nun drängte sie sich wieder auf.

Brads Hand schob sich unter sein Hemd, suchte Hautkontakt, während das Gesicht gegen seinen Hals gepresst wurde und so Herrn Walters suchendem Blick auswich. Michael schenkte dem anderen Mann ein etwas schief ausfallendes Lächeln, als er dessen plötzliches Verstehen auffing. Doch weder bekundete Herr Walter es offen, noch wurden aus Rücksicht auf Brad Fragen gestellt, obwohl der Andere neugierig war. Schließlich geschah es nicht häufig, dass Michael Rosenkreuz verließ.

Er ließ eine Hand durch schwarze Haare gleiten und kämpfte mit dem Zwiespalt, dass er auf der einen Seite Brad nicht allein lassen wollte, auf der anderen Seite aber dem Kongress entgegen sah. Er war wichtig genug, dass für diesen Anlass ein Triumviratsmitglied teilnehmen sollte und da die wirtschaftliche Entwicklung Asiens das Thema war, fiel es in seinen Verantwortungsbereich.

Brad setzte sich jetzt auf, suchte kurz seinen Blick, bevor der Jüngere sich umdrehte, ohne seine Umarmung zu verlassen. "Es werden einige interessante Leute dort sein", wurde Herrn Walter auf die unausgesprochene Frage hin erklärt. "Eine passende Gelegenheit, um unser Netzwerk zu erweitern. Und entsprechend der Ebene der anderen Gäste müssen wir Michael schicken, damit sich die Leute dort ausreichend ernstgenommen fühlen." Letzteres mit einem Unterton, der Brads Meinung dazu deutlich genug machte.

"Du meinst, Herr Schneider ist viel zu gut für sie, ja?", verstand Herr Walter unmittelbar und schien belustigt.

"Vielleicht nicht für alle", gestand Brad zu. "Aber generell will ich Ihnen nicht widersprechen."

Herr Hoffmann lachte auf, als dessen Freund resigniert den Kopf schüttelte. "Ich habe mich stets damit getröstet, dass ich zu dem illustren Kreis gehöre, der Brads Ansprüchen genügt", wurde Herrn Walter mitgeteilt. "Du kannst es ganz einfach genauso halten."

Sein Talent vermeldete ihm, dass Brads Emotionen sich wieder in einem positiveren Bereich bewegten, weswegen er Herrn Hoffmann dankend zunickte, während er den Jüngeren gleichzeitig freigab.

Denn der war schon dabei, sich in Richtung von Herrn Walter zu bewegen, um ihn wieder zu umarmen. "Das können Sie wirklich", wurde dann Herrn Hoffmanns Aussage bestärkt, was Herrn Walter ein Lächeln entlockte, bevor der durch Brads Haare wuschelte.

"Dein Selbstbewusstsein ist wie immer erstaunlich. Du gehst also einfach davon aus, dass deine Meinung so wichtig ist, ja?"

"Natürlich", gab Brad gelassen zurück. Und gleich darauf wurde noch etwas hinzugefügt. "Die anderen Leute hören schließlich viel zu häufig auf meine Meinung, um anderer Ansicht zu sein."

Was den anderen Mann trocken schnauben ließ. "Natürlich", wurde Brad dann geechot. "Du passt Draußen ja auf, was du sagst. Und hier…"

Herr Walter brauchte nicht zu Ende zu sprechen, Brad grinste bereits, weil er gewonnen hatte.

Die gute Laune des Jungen hielt sich noch, als sie zurück in ihrem Quartier waren, aber als sie sich im Wohnzimmer auf der Couch niederließen, seufzte Brad leise, bevor sich die braunen Augen abrupt auf Michael richteten. "Du wirst sofort zurückkommen, wenn der Kongress vorbei ist und keinen Tag länger dort bleiben."

Abwehrend hob er beide Hände. "Ich käme niemals auf die Idee, dich warten zu lassen." Und dann griff er nach Brad, hatte ihn gleich darauf unter sich. "Und ich werde viele Notizen über die wichtigsten Leute anfertigen und dir mitbringen." Was von einem Telepathen kommend natürlich besonders interessant war.

Brads Augen leuchteten regelrecht auf, dann wurde er in einen Kuss gezogen.
 

~TBC~
 

Das nächste Mal gibt es Neuigkeiten aus Japan ^^

cya, cu ^-^

"Dann könnte Schwarz gegen Weiß antreten"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 264/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Brad muss ein paar Tage ohne Michael klarkommen ^^#

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Teil 264 "Dann könnte Schwarz gegen Weiß antreten"
 

"Guten Abend, Brad", klang es durch das Telefon und er lächelte flüchtig, als sein Blick auf die Streifen aus Licht fiel, die durch die Jalousie auf den Tisch durchgelassen wurden.

"Bei dir vielleicht, Anders", gab er zurück. "Oder besser gesagt Nacht, nicht wahr? Warum rufst du um diese Zeit noch an?"

Vom anderen Ende der Leitung drang ein Schnauben zu ihm herüber. "Das könnte daran liegen, dass ich gerade erst zurückgekommen bin. Ein Auge auf Schuldig zu haben erweist sich als ausgesprochen anstrengend…"

Ihm rutschte eine Augenbraue hoch. "Aber?" Denn das hatte in der Stimme des Älteren deutlich durchgeklungen. Und als Anders antwortete, konnte er vor seinem inneren Auge regelrecht Anders' Lächeln sehen.

"Es hat sich gelohnt, jedenfalls für mich." Ein Lachen, bevor Anders weiter ausholte. "Schuldig ist mal wieder seinem neuen Hobby als Stalker nachgegangen, da es aber spät wurde und wir morgen Wachhund für Takatori spielen müssen, habe ich mich aufgemacht, um ihn zu holen. Da ich einen echten Grund hatte, mich blicken zu lassen, war unser lieber Telepath auch nicht besonders überrascht von meinem Auftauchen. Er wollte gerade verschwinden, als die Neuankömmlinge auftauchten."

"Neuankömmlinge", wiederholte er, denn das war hier offensichtlich der springende Punkt.

"Mm. Es sieht so aus, als hätte Takatori es irgendwo übertrieben und Kritiker hat ein Team auf ihn angesetzt."

Er blieb für einen Moment stumm, lächelte dann. "Also hat mich mein Gefühl nicht getrogen, es war ganz gut, dass wir Ran haben gewähren lassen. Wir möchten schließlich nicht, dass Kritiker mit diesem Vorhaben Erfolg hat."

"Ganz genau. Und das ist der Grund, warum ich nie an deinem Talent zweifle."

Er ging über die Aussage hinweg. "Und, haben sie etwas versucht?" Brad glaubte es nicht wirklich, das hätte Anders sicher als erstes erwähnt, aber seine Frage brachte den Älteren auf den richtigen Pfad zurück.

"Nein, sie waren laut Schuldig nur zur Erkundung dort. Und als sie Ran entdeckten, war es auch damit vorbei."

Dieses Mal sprach er die Frage nicht aus, Anders verstand auch so, was er wissen wollte.

"Sie haben ihn in Ruhe gelassen. Aber bevor Weiß verschwunden sind, hat Schuldig die Absicht aufgefangen, sich den Jungen und dessen Absichten näher zu betrachten."

"Weiß." Heute schien ein Tag für Wiederholungen zu sein.

Und Anders lachte wieder auf. "Ja, ganz mein Gedanke. Überleg mal, wir hätten eine andere Designation bekommen. Dann könnte Schwarz gegen Weiß antreten."

Brad verdrehte die Augen, konnte aber nicht verhindern, dass seine Mundwinkel nach oben zuckten. "Das wäre ein unfairer Kampf. Würde aber sicher Kritiker gefallen. So ein Beigeschmack von Gut gegen Böse, nicht wahr?" Amüsiert, bevor er ernster wurde. "Gut, ich werde morgen mit Petra und Martin reden. Da ihr mit eurer normalen Arbeit genug zu tun habt, sollen sie ein anderes Team auf unsere Neuentdeckung ansetzen. Jetzt werden wir genug Gelegenheit haben, die Methoden von einem Kritiker-Team zu beobachten." Er dachte einen Moment nach. "Und sag Schuldig, dass er sein Hobby aufgeben muss. Er hat seine Schuldigkeit getan."

"Ha, gute Wortwahl." Die Belustigung verblasste wieder und Anders schien mit den Schultern zu zucken. "Es wird ihm nicht gefallen, aber er sollte einsehen, dass er seine Stalkertendenzen sicher nicht der Büroleitung zur Kenntnis gebracht haben will…" Eine kurze Pause. "Er wird sich wohl was Neues ausdenken müssen, um dir eins auszuwischen."

Dieses Mal war Brad es, der schnaubte. "Irgendwann wird ihm hoffentlich auffallen, was für eine Energieverschwendung seine Versuche darstellen. Aber solange er seine Arbeit erledigt, soll es mir egal sein."

"Keine Sorge, das tut er." Dann wurde etwas anderes angesprochen. "Willst du Ran immer noch seinen Racheplänen nachlaufen lassen? Vielleicht hört er von selbst auf, wenn er nicht mehr durch Schuldig angespornt wird, aber wir haben keine Garantie dafür."

Brad dachte für einen Moment darüber nach, ließ sich von seinem Gefühl leiten. "Ich möchte nicht, dass ihm noch jemand im Kopf herumpfuscht, wenn es nicht sein muss. Warten wir etwas ab. Ich werde auch mit ihm reden. Erst wenn das nicht reicht, werden wir zu anderen Mitteln greifen. Weiß wird ihm bestimmt nicht gefährlich werden, sie sind schließlich die Guten, nicht wahr?"

"Ja, den Eindruck hatte ich von ihnen", stimmte Anders ihm zu. "Und wer weiß, vielleicht werden sie sogar mit Ran reden und ihn zur Vernunft bringen. Es ist schon Seltsameres passiert."

Womit der andere Precog zweifellos Recht hatte. "Gut. Melde dich, wenn es neue Entwicklungen bei Takatori gibt. Ich sorge dafür, dass du in Sachen Weiß auf dem Laufenden gehalten wirst."

"Natürlich, Brad." Und jetzt schien sich die späte Stunde bemerkbar zu machen, denn Anders gähnte hörbar.

"Geh schlafen", forderte ihn daher auf und wartete nur den kurzen Abschiedsgruß ab, bevor er auflegte. Anschließend lehnte er sich zurück, faltete die Finger unter seinem Kinn. Wie es aussah, lief in Japan alles ohne Probleme. Es fehlte nur noch, dass die Ältesten ihre Pläne mit Aya zu einem Abschluss brachten und dann konnte endgültig Alltag einkehren. Brad lächelte, beschloss erst dann, Herrn Hoffmann offiziell zur Kenntnis zur nehmen, der zum Ende des Telefonats hin sein Büro betreten hatte.

Die blauen Augen musterten sein Lächeln, dann ihn im Allgemeinen, bevor der Ältere etwas sagte. "Das solltest du auch tun, Btad."

"Was, schlafen gehen? Dazu ist es wirklich noch zu früh."

"Aber so besteht wenigstens die Chance, dass du insgesamt genug Schlaf bekommst." Der Ältere neigte leicht den Kopf. "Glaubst du, ich hätte nicht bemerkt, dass du heute schon vor dem Frühstück im Büro warst?"

Brad verzog das Gesicht, sagte aber nichts dazu, weil Herr Hoffmann Recht hatte. Doch er wollte nicht früh Schluss machen, was sollte er schließlich mit der Freizeit anfangen, wenn Michael nicht da war. Und genauso wenig hatte er Lust, im Bett zu liegen und in seinem Geist nach dem Loch zu tasten, wo eigentlich die Verbindung zu dem Älteren sein sollte.

Herr Hoffmann stand auf einmal neben ihm, als er von seinen ineinander gekrampften Händen aufsah und gleich darauf strich dessen Hand durch seine Haare. "Du machst jetzt Schluss und kommst zu meinem Quartier, ja?" Das Lächeln des anderen Mannes fiel irgendwie schief aus und war schnell wieder verschwunden. Genauso wie Herr Hoffmann selbst, der seine Reaktion nicht abgewartet hatte, sondern gleich wieder gegangen war.

Brad zwinkerte, als er feststellte, dass Herr Hoffmann gar keine Unterlagen gebracht oder mitgenommen hatte, bevor auch über seine Lippen ein Lächeln glitt. Anscheinend war der Ältere mit dem einzigen Ziel hereingekommen, ihn vom Schreibtisch wegzubekommen. Das war wohl Grund genug, die Einladung anzunehmen, nicht wahr? Er ließ den Computer herunterfahren, schaffte gleichzeitig Ordnung. Es gab heute sowieso nichts Wichtiges mehr zu tun, wie er zugeben musste. Und in Japan anzurufen... wäre zwar möglich, aber nicht besonders freundlich. Vor allem, da es keinen Grund zur Eile gab. Wenn Weiß es tatsächlich auf Takatori abgesehen hatte, war Zwielicht mehr als genug, um sich ihnen entgegen zu stellen. Wobei er bezweifelte, dass sie allzu schnell zuschlagen konnten, wenn sie sich derzeit noch in der Auskundschaftungsphase befanden. Mehr als genug Zeit also, um ein neues Team auf sie anzusetzen. Vielleicht fanden sie so einen Weg tiefer in die Organisation von Kritiker hinein... Brad merkte, dass sein Gehirn auf dem besten Wege war, ihn ablenken zu wollen, obwohl das im Moment gar nicht erforderlich war, schüttelte über sich selbst den Kopf, bevor er sich erhob. Vielleicht war es ganz gut, dass Herr Hoffmann eingegriffen hatte. Sich von dem Älteren ablenken zu lassen, war zweifellos gesünder als zu viel Zeit mit seiner Arbeit zuzubringen.

Mit einem schmalen Lächeln ließ er das Büro hinter sich zurück, ging einer Eingebung folgend an dem von Richard vorbei. Und tatsächlich war das auch schon leer. Mit einem jetzt echter wirkenden Lächeln setzte er seinen Weg fort, zu seinem Quartier, wo er eine schnelle Dusche nahm. Das Wasser vertrieb einen Teil der Erschöpfung, die hartnäckig an ihm hing, womit sein Ziel erreicht war. Er mied seinen eigenen Blick im Spiegel, während er sich die Haare abtrocknete, zog sich anschließend rasch an. Es war besser, schnell aus dem Quartier herauszukommen, wo ihn jeder Quadratmeter an Michael erinnerte... Braune Augen verengten sich, als er daran dachte, wie lächerlich sein Verhalten war. Michael war schließlich gerade mal zwei Tage weg, doch er kam einfach nicht dagegen an. Wenn er selbst Draußen war, war es nicht ganz so schlimm, aber auf Rosenkreuz zu sein, ohne dass Michael da war, war irgendwie viel schwerer zu ertragen.

"Nicht so düster", wurde er leise aufgefordert und merkte da erst, dass er vor Herrn Hoffmanns Quartier angekommen war und der Ältere bereits die Tür geöffnet hatte. Als sich der andere Mann seiner Aufmerksamkeit sicher war, sprach er weiter. "Ich könnte noch auf die Idee kommen, dass du gar nicht hier sein willst, wenn du so dreinschaust."

Brad rang sich ein Lächeln ab. "Keine Sorge, das ist nur insoweit richtig, dass ich am liebsten dort wäre, wo Michael ist..."

Das Lächeln wurde erwidert, bevor wieder eine Hand durch seine Haare wuschelte. "Er kommt doch übermorgen zurück, bis dahin hältst du durch."

"Natürlich." Nicht gerne und mit zu wenig Schlaf, aber natürlich würde er durchhalten. Brad griff nach Herrn Hoffmanns Handgelenk, einfach, weil er sich durch diesen Kontakt besser fühlte und betrat an ihm vorbei das Quartier, so dass er den Älteren anschließend hinter sich her ziehen konnte.

Herr Hoffmann war nur einen Moment von der Aktion überrascht, folgte ihm dann mit einem leisen Lachen.

Wie Brad es erwartet hatte, war Richard schon da, sah ihm von der Couch her entgegen. Und wieder fand er sich einer intensiven Musterung ausgesetzt. "Du solltest mehr schlafen", bekam er nach einer stillen Minute zu hören.

"Das habe ich ihm auch schon gesagt", kam es von hinter ihm, wo sich Herr Hoffmann, befreit aus seinem Griff, gegen den Türrahmen gelehnt hatte. "Ich hoffe, dass ein bisschen Ablenkung hilft", wurde dann offen zugegeben. Anschließend schloss der Ältere zu ihm auf, leitete ihn mit einer Hand auf der Schulter ebenfalls zur Couch.

Er zog eine Augenbraue hoch, ließ sich aber ohne Widerstand neben Richard nieder, der ihn schon wieder ansah, als würde ihm sein Gesicht irgendetwas Wichtiges verraten.

"Das nächste Mal kommst du gleich zu uns", wurde er leise ermahnt und das war etwas, das ihn lächeln ließ.

Brad lehnte sich näher an den Älteren heran, streckte unwillkürlich eine Hand aus, um eine dunkelblonde Strähne einzufangen. "Wenn ich nicht störe, werde ich das gerne tun."

Richard schüttelte den Kopf und dessen Mundwinkel kurvten ebenfalls nach oben. "Seit wann nimmst du denn auf so etwas Rücksicht, mein Lieber..." Damit befreite sich der andere Mann, allerdings nicht ohne die Geste zu erwidern und durch schwarze Haare zu streichen, als sollte er beruhigt werden.

Brad überlegte für einen Moment, ob er sich beleidigt fühlen sollte, aber alles in allem war es gar nicht so schlimm. Und so vertiefte sich sein Lächeln kurz, bevor sein Blick nach Herrn Hoffmann suchte. Braune Augen leuchteten auf, als er das Schachbrett in dessen Händen entdeckte, was den Anderen auflachen ließ.

"Ich dachte mir, wir sollten die Chance nutzen, hm?"

"Ausgezeichnet", urteilte er, wartete dann fast ungeduldig darauf, dass alles aufgebaut wurde. "Ich spiele als erstes gegen Sie", wandte er sich an Richard und es war keine Bitte, sondern eine Aufforderung.

Grau-grüne Augen wurden verdreht, aber der Ältere nickte anschließend. "Du weißt, dass ich immer noch keine Chance gegen dich habe, ja?", wurde er dann aufmerksam gemacht.

"Das ist egal", tat er es mit einem Schulterzucken ab. Er war es schließlich gewöhnt zu gewinnen.

Richard schien ihm diesen Gedanken vom Gesicht abzulesen, beschloss aber, ihn nicht zu kommentieren. Und dann war Herr Hoffmann endlich fertig und sie konnten beginnen.

Sie befanden sich in ihrem zweiten Spiel, als es an der Tür klopfte und das Essen gebracht wurde. Brad begrüßte Manja natürlich, die aber Verständnis hatte, dass er sich gleich darauf wieder auf das Spiel konzentrierte. Und auch Richard ließ sich zum Glück nicht ablenken, so dass es noch eine Weile dauerte, bevor er dessen König schachmatt setzte. Er lehnte sich zurück und lächelte den Anderen zufrieden an. "Sie sind viel besser geworden. Bestimmt haben Sie häufig mit Herrn Hoffmann geübt."

Richard schien belustigt. "Zweifellos häufiger als du mit Herrn Schneider gespielt hast..."

"Das ist nun wirklich nicht schwierig", verzog er das Gesicht, wandte sich abrupt an Herrn Hoffmann. "Dann sind Sie auch besser. Ich hätte in letzter Zeit die Spiele nicht so schleifen lassen sollen..."

Herr Hoffmann stellte einen gefüllten Teller vor ihn und ein Glas daneben. "Du hattest mehr als sonst mit Japan zu tun. Und die Spiele laufen uns ja nicht weg. Jetzt allerdings ist erstmal das Abendbrot dran."

"Danach?", hakte er sofort nach und erhielt ein Lächeln, das an einem Grinsen entlangschrammte.

"Du würdest sonst sowieso keine Ruhe geben."

Gar nicht beleidigt wandte er sich seinen Teller zu, denn zu seiner leichten Überraschung hatte er tatsächlich Appetit, was bei den letzten Mahlzeiten kaum der Fall gewesen war. Das marinierte Hähnchen war perfekt gewürzt und der Salat so frisch, als hätte Manja ihn gerade erst gepflückt. Den Rotwein hätte er für einen Moment beinahe stehen gelassen, abrupt an Michael erinnert, doch er wusste bereits, wie gut der Wein zu dem Essen passen würde.

Und dann war es Richard, der ihn in eine leise Unterhaltung über eines seiner Projekte verwickelte und ihn damit völlig von diesen Gedanken ablenkte.

Als ihre Teller schließlich leer waren, fühlte er sich warm und entspannt, lächelte Herrn Hoffmann an, als der ihm noch ein Schälchen mit Schokoladenpudding reichte. "Sie wollen mich ja nur so träge machen, dass ich nicht mehr denken kann", beschuldigte er ihn.

"Und, wirkt es?", wurde er scherzhaft gefragt, nachdem er den ersten Löffel zum Mund geführt hatte.

Was ihn auflachen ließ, bevor er langsam nickte. "Ein bisschen vielleicht. Aber ich werde mich trotzdem nicht von Ihnen schlagen lassen." Was er im Anschluss auch bewies.

Herr Hoffmann saß nicht mehr wirklich aufrecht in dessen Sessel, als dieser seinen König umkippte. "Gegen dich komme ich einfach nicht an..."

Er lächelte nur zurück, von dort, wo er gegen Richard gelehnt saß, musste dann ein Gähnen unterdrücken. Was dafür sorgte, dass Richard wieder durch seine Haare strich.

"Bist du jetzt endlich bereit, ins Bett zu gehen?"

Seine Antwort bestand darin, dass er beide Arme um den Älteren schlang.

Von Herrn Hoffmann war daraufhin ein leises Lachen zu hören. "Solange es deins ist, wird das wohl ein Ja sein, Reik."

Und zufrieden stellte Brad fest, dass Richard offensichtlich nicht vorhatte, ihn wegzuschicken.
 

~TBC~
 

In Japan ist ein weiterer Dominostein in die richtige Richtung gefallen. Womit das Ende der Story in greifbare Nähe gerückt ist ^^

cya, cu ^-^

"Etwas ist schiefgelaufen"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 265/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Brad erhält eine unerwartete Nachricht ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Teil 265 "Etwas ist schiefgelaufen"
 

Brad warf einen Stein, der unmittelbar im Wasser versank und seichte sich ausbreitende Wellen hinterließ. Seine Mundwinkel zuckten, bevor er sich nach hinten in das weiche Gras sinken ließ, um zum blauen Himmel hinaufzustarren. Ihm war… nicht wirklich langweilig, aber gleichzeitig wusste er nicht, was er mit seiner freien Zeit anfangen sollte.

Plötzlich schob sich ein vertrautes Gesicht in sein Blickfeld und unwillkürlich erwiderte er das Lächeln. "Hallo Herr Schneider." Brad setzte sich auf, beobachtete mit leichter Überraschung, wie sich der ältere Mann ihm gegenüber niederließ.

"Hallo Brad." Die blauen Augen schienen sein Gesicht regelrecht abzutasten, bevor sich das Lächeln des Anderen vertiefte. "Morgen ist Michael wieder zurück", wurde er getröstet. "Ich hätte gedacht, dass du noch hinterm Schreibtisch sitzt", wurde dann scheinbar zusammenhanglos hinzugefügt, dabei verstanden sie beide den Zusammenhang zwischen den beiden Bemerkungen problemlos.

"Herr Hoffmann hat mich rausgeworfen." Und dann verschränkte er die Arme vor der Brust, bevor er es verhindern konnte. "Aber er selbst hatte noch was zu erledigen."

"Aha, daher bist du hier ganz allein." Eine Hand wurde ausgestreckt und Herr Schneider zupfte an einer schwarzen Strähne.

Er neigte den Kopf leicht zur Seite, den Älteren beobachtend. Es war ihm nicht gleich aufgefallen, aber irgendetwas war seltsam an Herrn Schneiders Gesichtsausdruck. Oder lag es allein an den Augen? Als würde sich ein Schatten in dem Blau verbergen… Nur dass der nicht mit Dunkelheit einherging, eher im Gegenteil. Wie seltsam…Unwillkürlich lehnte er sich ihm entgegen. "Ist etwas passiert?" Nicht mit Michael, flüsterte sein Talent im Hintergrund, eine Versicherung, die verhinderte, dass er in Panik geraten würde.

Für ein paar sich in die Länge ziehende Sekunden erwiderte Herr Schneider nichts, dann erhielt er ein weiteres Lächeln, das in einem seltsamen Kontrast zur folgenden Antwort stand. "Ja, ist es."

Und wieder schien ihm sein Talent etwas zuflüstern zu wollen, etwas Wichtiges, was sein Herz schneller schlagen ließ. Er legte eine Hand darüber, ohne es wirklich zu registrieren, versuchte sich gleichzeitig auf sein Talent zu konzentrieren. Aber aus irgendeinem Grund gelang es ihm nicht. Und so konnte er sich nur an der Versicherung von zuvor festklammern, während er Herrn Schneider in einer stummen Frage ansah.

"Die Ältesten hatten letzte Woche ihre Entscheidung getroffen nach Japan zu reisen. Aya hat alle Tests bestanden, weswegen es keinen Grund mehr gab, länger zu warten. Und transportieren konnten sie sie nicht, da die Gefahr bestand, dass sie es nicht überleben würde."

Er nickte langsam. Ihm war nicht bekannt gewesen, dass es schon soweit war, doch alles in allem anderen wunderte ihn das nicht. Schließlich war die ganze Zeit ein großes Geheimnis um dieses Opfer gemacht worden und warum sollte sich ausgerechnet zum Schluss etwas daran ändern… "Und, hatten sie Erfolg?" Erfahre ich jetzt endlich, wofür sie Aya benötigt haben?, verbarg sich dahinter.

Herrn Schneiders Miene wurde sehr starr, bevor so etwas wie Ironie in die blauen Augen trat. "Wie man es sieht", wurde nur auf seine laut gestellte Frage geantwortet und dann war es nicht einmal eine richtige Antwort.

Mit sehr viel Mühe verhinderte er, dass sich seine Augenbrauen zusammenzogen. Seine Hände falteten sich in seinem Schoß und er merkte jetzt erst, dass sie zitterten. Verständnislos musterte er sie. Was war hier nur los? Und dann musste er ein Zusammenzucken verbergen, weil Herrn Schneiders Hände sich auf einmal um seine schlossen. Er hob wieder den Blick und sein Mund wurde trocken, als der Ältere weitersprach.

"Wir haben den Beweis, dass Aya als Opfer geeignet war. Aber etwas ist schiefgelaufen und die Ältesten haben es nicht überlebt."

Da war ein Rauschen in seinen Ohren und dann zitterten nicht mehr nur seine Hände. Was war nur los mit ihm? Er kannte die Ältesten doch kaum und er wusste, dass ihr Verlust zwar für kurze Zeit die Abläufe stören würde, sie aber ersetzbar waren. Erst als ihn Wärme umfing, erwachte Brad aus seiner Erstarrung, um sich in Herrn Schneiders Umarmung wiederzufinden. Und auch wenn er keine Ahnung hatte, wie er auf dessen Schoß gelandet war, lohnte es sich nicht, sich darüber den Kopf zu zerbrechen.

"Michael sollte hier sein", murmelte er stattdessen, bevor er wusste, dass er so etwas sagen wollte, drückte sich gleichzeitig näher an den Älteren. Denn egal wie unsinning seine Bemerkung klang, so ehrlich war sie gemeint.

Herrn Schneiders Hand kam in seinem Nacken zu ruhen und der stummen Aufforderung folgend hob er den Kopf von dessen Schulter, fand sich einem suchenden Blick ausgesetzt. Und schließlich seufzte der Ältere, ob aus Enttäuschung oder nicht, konnte er nicht beurteilen. "Dass Michael ausgerechnet jetzt an einem Kongress teilnehmen würde, konnte nun wirklich niemand voraussehen", wurde ihm dann leise mitgeteilt. Und er kam einfach nicht dahinter, warum sich diese Worte so schwerwiegend anfühlten. Und seltsam, schon wieder seltsam…

Erst als Herrn Schneiders Hand sein Kinn anhob, damit sich ihre Blicke wieder begegneten, merkte er, dass er begonnen hatte, ins Nichts zu starren. Auf der Suche nach Antworten, die ihm sein Talent anscheinend nicht geben wollte. Jetzt aber atmete er tief durch und versuchte sich in einem Lächeln, das schnell wieder verblasste, als der Ältere ernst blieb.

"Wir wollen, dass du nach Japan fliegst. Jemand muss sich um…" Lippen wurden zusammengepresst, dann aber sprach Herr Schneider weiter. "Du musst dich um das kümmern, was übrig geblieben ist. Und untersuchen, ob alles mit rechten Dingen zugegangen ist."

Brad schüttelte den Kopf, noch bevor der Satz beendet war und der stumme Protest führte dazu, dass Herr Schneider die Stirn runzelte.

"Das ist keine Bitte, Brad", wurde er streng ermahnt.

Der Tonfall ließ ihn beinahe zusammenzucken, doch mehr beschäftigte ihn die Tatsache, dass er weggeschickt werden sollte. Ohne dass er Michael vorher sehen würde.

Die Hand, die immer noch in seinem Nacken ruhte, übte sanften Druck aus. "Sei nicht so störrisch. Du warst schon länger von Michael getrennt."

Das war ihm selbst klar, aber da war er darauf vorbereitet. Und das schien den Unterschied zu bedeuten. "Er kann doch auch nach Japan kommen", schlug er leise vor.

Dieses Mal lächelte Herr Schneider, aber bevor er Hoffnung schöpfen konnte, folgte ein Kopfschütteln. "Das Triumvirat muss beratschlagen, wie genau wir jetzt weiter verfahren wollen. Wir… und die Anderen." Dann schien so etwas wie Humor in den Blick des Älteren zu treten. "Ganz davon abgesehen – kannst du dir vorstellen, wie paranoid jetzt alle sind? Sie würden Michael Draußen keinen Schritt tun lassen, ohne ihn mit Leibwächtern zu umringen. Das wäre nur hinderlich. Besser, du bringst die Sache schnell hinter dich und bist in wenigen Tagen wieder zurück."

Der Logik in den Worten konnte er nichts entgegen halten und während das Loch in seinem Kopf zu schmerzen schien, ließ er sich wieder gegen Herrn Schneider sinken, schlang beide Arme um dessen Hals. Herr Schneider war Michael so ähnlich und doch reichte dieser Ersatz nicht, selbst dann nicht, als er die Umarmung verstärkte. Er hatte noch nie so sehr gewünscht, gegen seine Befehle zu rebellieren wie in diesem Moment. Nicht einmal damals, als Frau Kernen ihm diese unmöglichen Aufträge gegeben hatte. Und das Wissen, dass sie ihn letztendlich nicht zwingen konnten, machte die Verlockung nur noch größer, seinen eigenen Wünschen nachzugeben .

Es war, als könnte Herr Schneider seine Gedanken lesen. "Jetzt werde nicht albern. Ich habe nicht vor, dir zu drohen, doch du kannst gewiss sein, dass ich die Strafe für Insubordination anpassen würde. Und das hieße, dass es noch länger dauern würde, bis du Michael wiedersiehst."

Alle Kraft wollte aus ihm weichen, aber dann schien sich sein Verstand endlich wieder einzuschalten. Sehr langsam löste er die Umarmung und rückte zurück, gleichzeitig straffte sich seine Gestalt. "Bitte entschuldigen Sie. Natürlich werde ich sofort aufbrechen."

Herr Schneider sah nicht wütend aus, nur verständnisvoll. "Es ist in Ordnung." Eine Hand strich über seine Wange und ohne darüber nachzudenken, lehnte Brad sich in die Berührung. Gleichzeitig legte sich Herrn Schneiders Talent über ihn und in dieser Situation brachte das Verstummen seines eigenen Talents eine tiefe Ruhe mit sich. Es half ihm, endgültig seine Fassung zurückzugewinnen, weswegen es gar nicht so schwer war, aufzustehen, als auch der Ältere es tat.

"Herr Hoffmann kümmert sich bereits um euer Gepäck und ich habe meinem Fahrer Bescheid gegeben, dass er euch zum Flughafen bringen soll."

Er spürte nicht einmal im Ansatz Enttäuschung, dass er nicht selbst fahren konnte und das mehr als alles andere verriet ihm, wie klug Herrn Schneiders Entscheidung gewesen war. Weswegen er nur stumm nickte.

Herr Schneider lächelte wieder, warm, und dann spürte er zu seiner Überrachung, wie ebenso warme Lippen seine Stirn berührten. "Nur noch ein paar Tage, Brad. Das wirst du auch noch überstehen."

Irgendwie hatte er das Gefühl, dass der Ältere damit mehr als das Offensichtliche meinte, aber trotzdem nickte er wieder, ohne die Worte zu hinterfragen. Denn dafür hatte er keine Energie mehr übrig.

Herrn Schneiders Hand war zurück in seinem Nacken, während sie sich auf den Weg zum Hauptgebäude machten. Ein bisschen fühlte er sich wie ein Schlafwandler, aber er kam nicht dahinter, warum das so war. Vielleicht – und er würde es ganz sicher nicht laut zugeben – war er ein bisschen geschockt. Denn auch wenn sie kaum Berührungspunkte mit den Ältesten hatten, so waren die stets eine Konstante im Hintergrund gewesen. Und dass sie plötzlich weg sein sollten, alle auf einmal, war unfassbar. Und gleichzeitig… Er versuchte danach zu greifen, doch der Gedanke entglitt ihm mit unbarmherziger Leichtigkeit.

Erst als sie stoppten, kämpfte er sich aus der Benommenheit empor, richtete den Blick fragend auf seinen Begleiter.

"Wie es scheint, war Herr Hoffmann sehr flink. Ihr könnt unmittelbar aufbrechen."

Brad folgte der Handbewegung und sah, dass Herr Hoffmann tatsächlich schon bei der Limousine stand, offensichtlich nur noch auf ihn wartend. Der Anblick rief ihm in Erinnerung, dass er Michael morgen _nicht_ wiedersehen würde und seine Kieferknochen traten hervor, als er daraufhin die Zähne zusammenbiss.

Herr Schneider schüttelte stumm den Kopf, tätschelte seine Wange, bevor er in Richtung Wagen geschoben wurde.

Und er folgte, nicht gerne, aber was sollte er sonst tun? Und letztendlich hatte Herr Schneider Recht, es würden nur ein paar Tage sein.

Herr Hoffmann hielt ihm die Tür auf, stieg nach ihm ein. Und kaum dass sie beide angeschnallt waren, startete der Chauffeur auch schon den Motor. Es ging alles so schnell, dass es surreal war.

Brad ließ den Kopf gegen die Lehne fallen und schloss die Augen, hörte gleich darauf einen besorgten Laut von Herrn Hoffmann. Weswegen er sich ein schwaches Lächeln abrang, auch wenn seine Augen geschlossen blieben. "Es ist alles in Ordnung. Ich bin bloß nicht begeistert von der Aussicht, dass ich jetzt noch länger auf Michael warten muss."

"Deswegen sind wir auch jetzt schon aufgebrochen. Es gab zwar keinen Direktflug, aber etwas Zeit sparen wir dadurch. Jetzt musst du nur noch deine Arbeit zügig erledigen und dann kannst du unmittelbar zu Herrn Schneider zurück."

"Gut", seufzte er, dann gewann sein Lächeln an Aufrichtigkeit. "Wie gering waren die Chancen, dass so etwas passiert, hm?" Und jetzt suchte er den Blickkontakt zu dem Älteren.

"Oh, einige Stellen hinter dem Komma zweifellos", wurde zurückgegeben. "Ehrlich gesagt kann ich es immer noch nicht fassen…"

"Sie wissen Bescheid?" Brad konnte sich gut vorstellen, dass der Tod der Ältesten vorerst geheim gehalten wurde – wenn die Umstände es überhaupt erlaubten. Er musste zugeben, dass er noch gar nicht wusste, was genau passiert war.

Als hätte Herr Hoffmann seine Gedanken gelesen, wurden aus einer dunklen Hülle ein paar Blatt Papier gereicht, die sich nicht nur irgendwie brüchig anfühlten, sondern es auch waren. Sie würden in Kürze von selbst zerfallen. Womit Brad seine Vermutung bestätigt fand, noch bevor die Erkärung des anderen Mannes folgte.

"Herr Schneider hat mich eingeweiht, damit ich dich besser unterstützen kann. Ansonsten wissen bis zur offiziellen Verlautbarung nur die unmittelbar Beteiligten Bescheid sowie die Leiter des Japan-Büros."

Er nickte, während er schon dabei war, die wenigen Seiten zu lesen, die in knappen Worten beschrieben, was vorgefallen war. Und zwinkerte. Anscheinend war sich niemand sicher, was genau schiefgegangen war. Brad kaute auf seiner Unterlippe, musste dann die Entscheidung des Triumvirats anerkennen. Neben Michael kannte er die Zustände in Japan am Besten, natürlich würden sie ihn schicken. Denn ganz sicher würden sie diese Aufgabe nicht Eszett überlassen. Auch wenn die Organisaton auf Talentlosen aufbaute, gehörte die Leitung ihnen. Sie würden das Erbe antreten und verhindern, dass so ein Vorfall noch einmal vorkam. Und ganz weit hinten in seinen Gedanken begann er sich damit zu beschäftigten, wer genau jetzt wohl die Aufgaben der Ältesten wahrnehmen würde.

Er zwinkerte ein weiteres Mal, als sich das Papier in seinen Händen in feine Flocken auflöste. Sicherer zerstört als in einem Reißwolf und sehr viel zuverlässiger, weil man die Aufgabe keinem Menschen überlassen musste. Der Sauerstoff in der Luft hatte völlig ausgereicht.

Es war Herrn Hoffmanns Stimme, die ihn aus diesen Überlegungen riss. "Vielleicht möchtest du Herrn Schneider anrufen", wurde ihm leise vorgeschlagen.

Und natürlich wusste Michael schon, dass sich Brad auf dem Weg nach Japan befand, aber das war kein Grund, auf einen Anruf zu verzichten. Er lächelte unwillkürlich, einer weiteren Antwort bedurfte es nicht.

Und Herr Hoffmann lächelte ebenfalls, als dieser ihm sein Handy reichte.
 

~TBC~
 

Ich hoffe, diese Neuigkeit hat keiner kommen sehen. ^.~ Und ja, Brads widerspenstiges Talent bedeutet, dass er sich noch auf weitere Überraschungen freuen darf ^^#

cya, cu ^-^

"Sie haben etwas gefunden, das sie nicht einmal uns verraten haben"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 266/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Fast, aber noch nicht ganz ^.~

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Teil 266 "Sie haben etwas gefunden, das sie nicht einmal uns verraten haben"
 

Brad war versucht, seinen Kopf einfach unter den Wasserhahn zu halten, schlussendlich begnügte er sich aber damit, das kalte Wasser in seinen hohlen Händen zu sammeln und dann sein Gesicht damit abzureiben. Der Versuch, damit die Spinnweben zu vertreiben, die sich als Schleier in seinem Kopf niedergelassen hatten und seine Gedanken langsam und träge machten, war nicht besonders erfolgreich. Und mit einem Seufzen gab er es schließlich auf, griff blind nach dem Papiertuch, das Herr Hoffmann ihm reichte.

Nachdem er wieder sehen konnte, begegnete er dem Blick des Älteren im Spiegel und kam nicht umhin, den Anklang von Besorgnis in den blauen Augen wahrzunehmen. Brad rang sich ein schmales Lächeln ab, das anscheinend nicht besonders überzeugend geriet.

"Sie hätten im Flugzeug schlafen sollen", schalt Herr Hoffmann ihn leise. "Sie haben heute noch einen langen Tag vor sich, wenn ich mich nicht stark irre."

"Wir können das Beste hoffen, nicht wahr?" Seine Hände bewegten sich von ganz allein, als sie die Krawatte des Älteren richteten. Wie bei ihm auch hatte der lange Flug Spuren bei Herrn Hoffmann hinterlassen und Brad wünschte sich, sie könnten zuerst einmal ihr Quartier aufsuchen. Das Bett würde noch eine Weile warten müssen, aber allein eine Dusche klang schon verlockend.

Herr Hoffmann griff nach seiner Hand und drückte sie flüchtig, bevor er sie zurück an seine Seite fallen lassen konnte. "Hoffnungen sind selten etwas, womit du dich aufhältst, mein Lieber." Sie wandten sich zum Gehen und da sie für den Moment wieder unter sich waren, verlor Herr Hoffmann die höfliche Anrede.

Er schenkte dem anderen Mann ein weiteres Lächeln und hoffte, dass es weniger erschöpft ausfiel als er sich gerade fühlte. "Mein Talent scheint bereits schlafen gegangen zu sein", gab er zu. Was ihm vielleicht Sorgen machen sollte, aber alles in allem hatte er nicht das Gefühl, dass das erforderlich war.

Die Mundwinkel des Älteren zuckten widerwillig nach oben. "Es freut mich zu hören, dass wenigstens ein Teil von dir vernünftig zu sein scheint."

Die Antwort ließ ihn leise schnauben, aber dabei beließ er es auch. Da war sowieso schon der Chauffeur, der auf sie gewartet hatte und sie nach einer Verbeugung zur Limousine führte, die schwarz im Licht des neuen Tages glänzte.

Brad erlebte einen Moment der Irrealität, weil es für seinen Körper ganz einfach die falsche Tageszeit war, doch das geschah nicht zum ersten Mal und war schnell wieder verdrängt.

Er nahm in einem der breiten Ledersitze Platz und entspannte sich unwillkürlich, weil er damit das Flugzeug endgültig hinter sich gelassen hatte.

Der Motor lief leise an, während Herr Hoffmann noch sein Jackett auszog und es zu seiner Überraschung über ihm ausbreitete. Was natürlich nicht notwendig gewesen wäre, denn das Wageninnere war perfekt temperiert. Als er also eine fragende Augenbraue in Richtung des Älteren hob, erhielt er einen auffordernden Blick zurück.

"Bild dir einfach ein, dass es eine Decke ist. Vielleicht hilft es ja."

Brad blinzelte, unwillkürlich belustigt, aber die Emotion verschwand viel zu schnell wieder, als er sich daran erinnerte, dass sonst Michael bei ihm gewesen war, wenn er während einer Fahrt geschlafen hatte. Braun verdüsterte sich, ohne dass er es merkte, aber bevor seine Stimmung weiter kippen konnte, griff der Ältere ein.

Eine Hand legte sich auf einmal vor seine Augen und zwei-, dreimal blinzelte er gegen die plötzliche Dunkelheit an, dann aber folgte er der stummen Aufforderung und schloss seine Augen. Doch das genügte Herrn Hoffmann noch nicht, er wurde näher gezogen und dann ließ er sich fallen, bis er nicht mehr saß, sondern über die Länge der Rückbank lag, sein Kopf auf dem Schoß des anderen Manens gebettet. Als dann auch noch eine Hand begann, durch schwarze Haare zu streichen, war das einfach zu viel, um noch länger zu widerstehen. Seine Gedanken verlangsamten sich immer weiter, bis er gar nicht mehr dachte und schließlich wurde es wirklich dunkel um ihn herum, als er einschlief.

Das Aufwachen gestaltete sich dagegen viel schwieriger, denn für ein paar viel zu lange Sekunden glaubte er tatsächlich, Michael wäre bei ihm. Und dann an die Wahrheit erinnert zu werden ließ die Stelle in seinem Kopf, wo sonst die Verbindung zu dem Älteren ruhte, regelrecht schmerzen. Weswegen er sich davon abschottete, noch während er dabei war, sich richtig aufzusetzen, geleitet von Herrn Hoffmanns helfenden Händen.

Bevor er aussteigen konnte, umrahmten die warmen Hände sein Gesicht und Herr Hoffmann musterte ihn, schien aus irgendeinem Grund besorgt. "Ist alles in Ordnung mit dir?"

"Natürlich", gab er zurück, "warum sollte es das nicht sein?" Damit umfasste er die Handgelenke des Älteren und befreite sich sanft aber unnachgiebig. Anschließend hielt ihn nichts mehr auf und rasch durchschritt er die Lobby, während hinter ihm Herr Hoffmann damit beschäftigt war, sich darum zu kümmern, dass man ihr Gepäck schon einmal zu ihrem Quartier bringen würde.

Ihre Ausweise wurden ihm schnell ausgehändigt und als der Fahrstuhl ankam, hatte Herr Hoffmann wieder zu ihm aufgeschlossen. Was hieß, dass er sich wieder dessen Musterung ausgesetzt fand, als sie unter sich in der Kabine waren.

Brad ignorierte ihn mehr oder weniger, für ihn war jetzt seine Aufgabe von Interesse – und natürlich das Ziel, sie so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. Was Herr Hoffmann zu begreifen schien, denn mit einem Seufzen gab der Ältere auf und verabschiedete sich kurz darauf von ihm.

Wie es ihm am Empfang gesagt worden war, warteten Petra und Martin im Büro des Telekineten auf ihn und er war dankbar für den Kaffee, der bereitstand.

Petra musterte ihn einmal von oben bis unten, während Martin ihnen einschenkte, zeigte dann ein schwaches Lächeln. "Es ist irgendwie seltsam, dich in der Uniform eines Instruktors zu sehen", meinte sie schließlich und verriet ihm damit den Grund für die Aufmerksamkeit.

Er ließ sich in den Sessel sinken, nahm einen tiefen Schluck von der fast schwarzen Flüssigkeit, bevor er das Lächeln erwiderte. "Du wirst dich nicht daran gewöhnen müssen. Sobald ich die Gelegenheit habe, werde ich in einen Anzug wechseln."

"Ah, es steht dir auf jeden Fall", meinte sie betont fröhlich dazu, dann aber wurden sie alle ernst und für einen Moment fiel Schweigen zwischen sie, als sie sich bewusst machen, warum sie sich hier zusammengefunden hatten. Und es immer noch nicht richtig glauben konnten.

"Wie ist der Stand der Dinge?", erkundigte er sich schließlich und durchbrach damit die Stille, während er langsam seinen Kaffee umrührte, in stetigen unwandelbaren Kreisen.

Es war Martin, der ihm antwortete. "Das Team ist immer noch im Krankenhaus. Da wir dort eigene Räumlichkeiten reserviert haben, gab es damit keine Schwierigkeiten. Und niemand ist neugierig, dafür zahlen wir zu gut." Martin fuhr sich durch die Haare, schüttelte dann den Kopf. "Wir können wirklich froh sein, dass ein Mitglied von Weiß gestern beim Krankenhaus herumgeschnüffelt hat, schließlich waren wir in den Zeitplan der Ältesten nicht eingeweiht. So aber war das Team vor Ort, um Weiß im Auge zu behalten und hat den Schock auf der mentalen Ebene bemerkt. Für die Ältesten konnten sie nichts mehr tun, aber…" Braune Augen richteten sich auf ihn, intensiv, huschten dann wieder weg, bevor der Ältere weitersprach. "Sie haben etwas gefunden, das sie nicht einmal uns verraten haben. Nur dem Triumvirat."

Eine stille Frage verbarg sich dahinter, doch Brad konnte sie nicht beantworten, selbst wenn er es gewollt hätte. "Ich weiß auch nicht viel mehr als ihr. Und wenn ich es tue…"

"…wirst auch du es geheim halten müssen, schon klar." Petra streckte sich, schenkte ihm ein nicht ganz echt wirkendes Grinsen.

Er neigte zustimmend den Kopf, setzte sich dann etwas aufrechter hin. "Da wir schon einmal bei dem Thema sind: Meine Anweisungen lauten, euch aus allem herauszuhalten. Ich bin nur vorbeigekommen, um nachdrücklich darauf hinzuweisen, dass die Sache keine weiteren Kreise ziehen darf. Wir können nichts mehr daran ändern, dass Bann vom Tod der Ältesten weiß, das Team hat sie schließlich gefunden. Aber ansonsten liegen jetzt alle Entscheidungen über den Informationsfluss beim Triumvirat." Während er das sagte, musterte er die beiden, vergewisserte sich, dass die Anweisungen verinnerlicht wurden. Zufrieden damit nickte er innerlich zu sich selbst, erlaubte sich dann, sich wieder in den Sessel zu entspannen.

Was auch Petra und Martin an Anspannung verlieren ließ, aber selbst bei der Empathin war an ein Grinsen nicht mehr zu denken.

"Es wird keine Probleme geben und im Zweifelsfall werden wir uns an dich wenden", versprach Martin laut, was die nonverbale Kommunikation bereits vorweggenommen hat, zögerte dann kurz, bevor er weitersprach. "Bann hat natürlich bereits aufgeräumt, was das Mädchen angeht. Ich hoffe, das war in eurem Sinne."

Seine Tasse war inzwischen geleert, so dass er sie beiseite stellte, bevor seine Hände ein Zelt unter seinem Kinn bildeten. "Ich sehe nicht, wie man anders hätte handeln sollen. Wenn sie verschwunden wäre, hätte das nur Komplikationen mit sich gebracht."

Die Erleichterung lag ganz in dem Lockern der Muskulatur. "Ich nehme an, dass du jetzt gleich wieder los willst. Wenn wir dich noch irgendwie unterstützen können, gib uns einfach Bescheid."

Brad erlaubte sich ein flüchtiges Lächeln. "Danke sehr, ich werde mich bei Bedarf melden. Alles in allem hoffe ich aber, dass jetzt alles unkompliziert durchläuft und ich euch dann nicht weiter zur Last falle."

Das brachte Petras Munterkeit zurück. "Was natürlich nur ein Nebeneffekt wäre, wenn du ehrlich bist."

Martins knappe Geste hielt sie von weiteren Versuchen ab, ihn aufzuziehen, wofür Brad nicht undankbar war. Er erhob sich, hielt aber noch einmal inne, bevor er sich verabschiedete. "Ich hatte mit dem Team noch nichts zu tun. Könnt ihr mir etwas erzählen?"

"Hm…" Martin blickte kurz ins Leere, als er seine Gedanken sammelte. "Bann ist unauffällig, nicht einer von ihnen hat bisher Ärger gemacht. Sehr zuverlässig und erfahren. Und der Leader ist ein exzellenter Telepath, daher haben sie auch den Auftrag bekommen, Weiß zu beobachten. Immerhin handelt es sich bei ihnen um erfahrene Killer, auch wenn es nur Talentlose sind."

"Sie stammen noch aus unseren Anfangstagen hier, als wir noch nicht viele erfahrene Talente hatten, die Japanisch konnten", setzte Petra die Erläuterungen fort.

"Ja, ich erinnere mich. Um nicht nur mit Neulingen arbeiten zu müssen, habt ihr euch überall umgesehen, nicht wahr?" Michael hatte ihm damals von den Anlaufschwierigkeiten erzählt. "Und woher kommt Bann?"

"Es ist eines der wenigen Teams, die von der amerikanischen Schule stammen. Welchem Büro sie drüben zugeordnet waren, kann ich jetzt gar nicht aus dem Kopf sagen."

"Schon gut, Martin", winkte er ab. "Das reicht schon. Und ich werde mir in Kürze ja einen persönlichen Eindruck verschaffen können."

Damit war nun wirklich die Zeit gekommen, sich zu verabschieden und die beiden hielten ihn nicht auf. Brad schaute bei Herrn Hoffmann vorbei, der es in der kurzen Zeit geschafft hatte, Arbeit zu finden. Nicht, dass er über diese Tatsache besonders überrascht gewesen wäre…

Blaue Augen richteten sich auf ihn, als er sanft gegen den Türrahmen klopfte und so die Aufmerksamkeit des Älteren auf sich zog. Und er erhielt sie ungeteilt.

"Komm rein, Brad." Er wurde nähergewunken und folgte der Geste, als würde er für Herrn Hoffmann arbeiten und nicht umgekehrt. Neben dem Sessel des anderen Mannes blieb er stehen und wurde angesehen, als versuchte Herr Hoffmann seine Gedanken zu lesen. Und er schien irgendetwas zu erkennen, denn der Körper des Älteren entspannte sich kaum merklich.

Was er mit einem kaum merklichen Lächeln quittierte. "Ich will jetzt zu unserem Quartier, bevor ich weiter ins Krankenhaus fahre. Kommen Sie mit? Natürlich nur zur ersten Station."

Herr Hoffmann lächelte zurück. "Natürlich komme ich mit, ich werde nach dem langen Flug sicher nicht die Möglichkeit einer Dusche und frischer Sachen ausschlagen." Damit erhob sich der Andere und aus einem Impuls heraus ergriff Brad dessen Handgelenk, umschloss es fest.

Was ihm eine hochgezogene Augenbraue, aber keinen Kommentar einbrachte. Nur ein weiteres Lächeln. Und dann folgte ihm Herr Hoffmann ohne auch nur einmal den Versuch zu unternehmen, sich aus seinem Griff zu befreien.

"Sie sollten den Rest des Tages frei nehmen", meinte er, als sie in den bereits wartenden Wagen einstiegen. Um den musste sich Martin gekümmert haben, denn Herr Hoffmann hatte gar keine Gelegenheit dazu gehabt.

Wieder suchte Herr Hoffmann seinen Blick. "Woher kam das denn so plötzlich?"

"Vielleicht liegt das daran, dass ich es auch gerne tun würde…", gestand er ein und erntete ein leises Auflachen dafür.

"Hm, ich verstehe. Aber ich habe nichts, was mich wachhalten würde. Schließlich kann ich schlecht mit dir trainieren, wenn du nicht da bist. Und wenn ich mich jetzt schlafen lege, werde ich morgen auch nicht zu sehr viel zu gebrauchen sein, weil ich viel zu früh aufwachen werde."

Das macht nichts, wollte er gerade sagen, denn sie waren nicht hier, damit Herr Hoffmann arbeitete. Brad sollte sich nur um diese eine Sache kümmern und dann konnten sie zurückfliegen. Aber da war ja noch die Sache mit Aya, nicht wahr? Und er war es Ran schuldig, wie er fand. Mit einem Seufzen schüttelte er den Kopf. "Gut, dann lassen Sie sich zurück zum Büro bringen, wenn ich beim Krankenhaus abgesetzt wurde."

Herr Hoffmann schien amüsiert. "Wie Sie wünschen, Herr Crawford." Und dieses Mal sollte er aufgezogen werden.
 

~TBC~
 

Nächste Woche wird das Geheimnis gelüftet, was genau das Team entdeckt hat ^^

cya, cu ^-^

"Wer genau hat dieses Experiment überstanden, wenn es nicht die Ältesten waren und auch nicht Aya?"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 267/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Fast, aber noch nicht ganz ^.~

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

@MyladyPhoenix: Danke für das Lese-Lebenszeichen. *zwinka* Und ich habe mir extra die Mühe gemacht, heute pünktlich vom Pad aus hochzuladen, obwohl ich das Tippen darauf nicht besonders mag. Mehr von mir hörst du voraussichtlich nächstes Wochenende, wenn ich zurück am Laptop bin. Hab die viele Arbeit nämlich erstmal für ne Weile überstanden und jetzt Urlaub, wobei ich für diese Woche den Laptop nicht mitschleppe. ˆˆ

Übrigens gut, dass du dich noch an das amerikanische Team erinnerst, auch wenn man die ganzen Zusammenhänge in diesem Kapitel noch nicht erfährt ^^
 

Teil 267 "Wer genau hat dieses Experiment überstanden, wenn es nicht die Ältesten waren und auch nicht Aya?"
 

Er zog seine Karte durch den entsprechenden Kartenleser, betrat den für sie reservierten Bereich dahinter. Und prompt schien es noch etwas stiller zu werden, als würde er sich in einer ganz anderen Welt befinden.

Seine Schritte waren lautlos, als sie ihn vorwärts trugen, aber seine Ankunft wurde trotzdem bemerkt.

"Ihr wartet hier", hörte er eine Stimme aufklingen, weswegen auch er selbst verharrte, bis der Sprecher den Raum verlassen hatte.

Der Mann war hochgewachsen, bestimmt so groß wie Michael und sogar im gleichen Alter. Aber wo Michael hell war, war der Andere dunkel. Seine Bräune rührte nicht von der Sonne her und die dunkelbraunen Augen lugten unter Strähnen derselben Farbe hervor.

"Willkommen, Sie wurden uns bereits angekündigt, Herr-" Der Andere stockte, als er seiner wirklich gewahr wurde, fing sich aber schnell wieder. "Herr Crawford", wurde dann mit einem Nicken fortgefahren, aber in den dunklen Augen verblieb ein seltsames Flackern, wie Brad neugierig bemerkte. "Mein Name ist Luíz Peres, ich bin der Anführer von Bann." Das Deutsch des Telepathen war nahezu akzentfrei.

Brad lächelte und streckte eine Hand aus. "Es freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen."

Herr Peres ergriff seine Hand mit einem kaum merklichen Zögern, was zu den seltsamen Reaktionen des Anderen addierte. Aber er beschloss, ihn nicht darauf anzusprechen. Vielleicht lag es ganz einfach an seinem Alter. Auch wenn das inzwischen bekannt sein sollte, war er auch nach all diesen Jahren immer noch ab und zu auf Überraschung gestoßen.

Und als der Ältere etwas sagte, war ihm schon nichts mehr anzumerken. "Es freut mich ebenfalls. Ich wünschte nur, die Umstände wären etwas anders."

Sein Lächeln vertiefte sich für einen Moment. "Das kann ich Ihnen nicht verdenken. Allerdings konnten Sie das hier kaum verhindern. Niemand von uns war über die genauen Pläne der Ältesten informiert. Sie wollten unter sich bleiben und hatten damit auch das Risiko zu tragen."

Herr Peres nickte langsam und lächelte schließlich auch. "Wenn Sie das sagen, kann ich wenigstens hoffen, dass die Meinung des Triumvirats nicht allzu sehr davon abweichen wird."

Die Aussage erfüllte ihn mit Belustigung, auch wenn er das nicht nach außen hin zeigte. Im Gegenteil, sein Lächeln verlor sich, als er auf den etwas geheimnisvoll gebliebenen Punkt im Bericht zu sprechen kam. "Wer genau hat dieses Experiment überstanden, wenn es nicht die Ältesten waren und auch nicht Aya?"

Der Ältere wurde für einen Moment sehr still, machte dann eine einladende Geste. "Wenn Sie mir bitte folgen wollen, Herr Crawford."

Der Weg war natürlich nicht weit, trotzdem fand sich Brad ungewohnt ungeduldig wieder, als sie vor einer verschlossenen Tür endeten. "Eingesperrt?", erkundigte er sich, was ihm ein Schulterzucken einbrachte.

"Es ist nur zu seinem Schutz. Er ist nach dem Vorfall noch nicht ganz bei sich." Mit diesen wenig erklärenden Worten wurde die Tür aufgeschlossen und für ihn aufgehalten.

Brad trat langsam ein, sein Talent vermeldete keine Gefahr, also hielt er sich nur zurück, um den anderen nicht zu erschrecken. Das Zimmer war in Halbdunkel gehüllt, weswegen es ein paar Sekunden dauerte, bis er die Gestalt erspähte, die einen Platz in der Ecke gefunden hatte.

Ein Kind? Aber nein, nicht ganz so jung, ein Teenager. Auch wenn dieser sich sehr, sehr klein zu machen schien.

"Die starke Verjüngung scheint ihn geschockt zu haben, ansonsten konnte ich aber keine negativen Folgen feststellen. Wenn er sich erholt hat, sollte er wieder völlig normal sein."

Verjüngung? Seine Gedanken rasten los, setzten die Puzzleteile zusammen. Er hielt sich nicht damit auf, es für unmöglich zu befinden, schließlich war es geschehen. Und die Ältesten hätten sich nicht mit irgendwelchen Fantasien aufgehalten. Kein Wunder, dass man ihm diese Informationen nicht vorher gegeben hatte, dass nur das Triumvirat eingeweiht gewesen war. Denn das Wissen um diese Möglichkeit hätte einige zu Dummheiten verleiten können. Und Herr Peres… hatte natürlich als Telepath aus dem Kopf des Teenagers erfahren, was passiert war. >Und was bedeutet in seinem Fall normal?<, erkundigte er sich, nachdem er seine Überlegungen zu einem vorläufigen Ende geführt hatte. Und wenn sich der Ältere über den Wechsel der Kommunikationsform wunderte, so zeigte dieser es zumindest nicht.

>Nach dem was ich erkennen konnte, ist er eigentlich älter als die Ältesten. Er sollte sich also auf keinen Fall so verhalten.< Mit einer kaum merklichen Bewegung in Richtung des Teenagers. >Jedenfalls deuten die Fetzen darauf hin, die ich aufgefangen habe. Allerdings scheint selbst sein Normalzustand nicht an das heranzureichen, was wir sonst gewohnt sind.<

Brad zwinkerte, als er beide Informationen verarbeitete. Das Talent des Anderen war wirklich außergewöhnlich. Ebenso wie die Tatsache, dass er… geistig etwas zurückgeblieben war, wenn er Herrn Peres' Worte richtig interpretierte. Denn so etwas kam eigentlich nie vor. Als gäbe es einen Schutzmechanismus in den Genen, der das ausschloss.

Ohne über seine Absichten weiter nachzudenken, näherte er sich der Gestalt, scheinbar noch ein halbes Kind. Doch hier trog der Schein eindeutig. Ohne hastige Bewegungen ging er vor dem Teenager in die Knie und wartete geduldig darauf, dass seine Anwesenheit registriert wurde. Und nach einer Weile wurde seine Geduld belohnt.

Umwölkte Augen richteten sich auf ihn, ihre Farbe ungewiss in dem abgedunkelten Zimmer. Aus irgendeinem Grund schien ihm der Atem zu stocken, als sich ihre Blicke begegneten und er war froh über die mentale Berührung des Telepathen, die ihn aus seiner Erstarrung zurückholte. Ohne sich zu ihm umzuwenden, schickte er einen stummen Dank zurück, vergrub die seltsame Empfindung in sich, die mit der Berührung einhergegangen war. Denn er hatte keine Zeit darüber nachzudenken, dass ihr etwas seltsam Vertrautes innegewohnt hatte. Vielmehr wurde seine Aufmerksamkeit von der Hand eingefangen, die sich langsam nach ihm ausstreckte.

Brad spiegelte die Geste und dann berührten sich ihre Fingerspitzen. Was ein Prickeln von Energie in ihn hineinsandte. Sie suchte und fand die Verspannungen, die der lange Flug hinterlassen hatte, wärmte und verscheuchte sie. Und wahrscheinlich tat sie noch mehr, weniger Offensichtliches. Anscheinend hatte der Jüngere immer noch zu viel Energie übrig, wollte sie bloß nicht weiter nach innen wirken lassen. Was die seltsame Frage aufploppen ließ, ob es theoretisch möglich war, dass der Andere sich bis hin zu einem Baby verjüngte – oder noch weiter – doch er schüttelte den Gedanken schnell wieder ab.

>Er scheint eine gewisse Balance gefunden zu haben, genug, um die Energie gerade so im Zaum zu halten. Aber ich bin mir nicht sicher, wie lange er das noch durchhält.< Ein krummes Lächeln zuckte über seine Lippen. >Wie steht es um Sie, möchten Sie ein wenig jünger werden?< Es war nicht ernst gemeint und Herr Peres nahm seinen Job viel zu ernst, um es auch nur in Erwägung zu ziehen.

>Und riskieren, dass man es mir ansieht? Das werde ich kaum riskieren<, kam es dementsprechend zurück, was Brad mit einem Schulterzucken quittierte.

Und da er immer noch spürte, wie das Talent des Teenagers arbeiten wollte, beschloss er, eine sehr einfache Lösung zu wählen. >Kümmern Sie sich darum, dass er einen Schwerkranken heilt. Oder wenn es sein muss, eben auch mehr. Sie werden ja keine Probleme haben, die Talentlosen ausreichend abzulenken. Und das eine oder andere Wunder hat es schon immer gegeben.<

Als Zustimmung zurückgesandt wurde, konzentrierte er sich wieder auf den… Heiler… vor sich und nickte ihm zu. "Was hältst du davon, ein wenig zu helfen? Wir sind immerhin in einem Krankenhaus." Sein Tonfall geriet sehr ruhig und seine Wortwahl simpel genug, dass auch ein junges Kind ihn verstanden hätte. Und es fühlte sich richtig an, egal, wie alt der Andere eigentlich schon sein sollte.

Der Jüngere schien ihn eine halbe Ewigkeit zu mustern, bevor dieser nickte. Und irgendwie wurde dessen Blick schärfer, als würde ihm der Austausch helfen, weiter zu sich zurückfinden.

Die Hand wurde zurückgezogen und dann deutete der Teenager mit einem Zeigefinger auf sich selbst. "Amar." Die Stimme klang rau von fehlender Nutzung, aber auch so jung, wie sein Gegenüber aussah. Brad musste zugeben, dass er insgeheim etwas anderes erwartet hatte, dass sich das Äußere an irgendeinem Punkt als bloße Hülle, eine Verkleidung, entpuppen würde. Was alles in allem recht widersinnig war, aber er kam nicht dagegen an. Er schob den Gedanken beiseite, stellte sich dann ebenfalls vor, mit der gleichen Geste. "Brad." Und da sich seine Augen jetzt besser an die ungewissen Lichtverhältnisse gewöhnt hatten, konnte er jetzt besser die Züge des Anderen erkennen. Die ganz sicher nicht fremdländisch waren. "Hast du schon immer so geheißen?", gab er daher seiner Neugier nach, auch, weil er den Teenager weiter zum Sprechen anhalten wollte.

Als nicht gleich eine Antwort kam, dachte er, der Heiler wäre wieder weggetreten, doch er musste nur ein bisschen Geduld aufbringen. Denn ein weiteres Stück Bewusstsein, Selbsterkenntnis, rastete ein. "Sehr lange. Nicht immer", wurde ihm dann in knappen Worten erklärt.

Sie hatten ihm also so etwas wie einen Codenamen gegeben. Zweifellos irgendetwas Cleveres, das das Talent des Anderen widerspiegelte. Es war etwas, das Brad mit Widerwillen erfüllte. Vielleicht lag es daran, dass sein Name das Einzige war, was ihm von seiner ursprünglichen Identität geblieben war. Er wollte sich nicht mit den Gründen befassen. Aber das hinderte ihn nicht daran, etwas anderes zu tun. "Erinnerst du dich noch an deinen wirklichen Namen? Bevor?"

Mehr musste er nicht erklären, die Hand krampfte sich um das Hemd, wo sie immer noch geruht hatte, bevor 'Amar' sehr ruhig wurde. "Johann." Und zum ersten Mal sah er ein Lächeln.

"Gut, Johann." Er erwiderte das Lächeln. "Herr Peres wird dir jetzt dabei helfen, die überschüssige Energie loszuwerden. Danach geht es dir sicher besser."

Das Nicken, das er darauf erhielt, schien den Jüngeren einiges an Konzentration zu kosten, aber es bewies ihm, dass Johann ausreichend bei sich war, um sich auf die bevorstehende Aufgabe zu konzentrieren. Im Stillen fragte er sich, ob der Verstand des Heilers anschließend zu mehr Balance finden würde, aber sein Talent schwieg sich zu diesem Punkt aus.

Herr Peres deutete eine Verbeugung an, nahm seine Bemerkung zu dem Jungen als den Befehl, sich umgehend der Sache anzunehmen. Als nächstes trat der Telepath auf Johann zu, verfolgt von dem aufmerksamen Blick des Jüngeren. Und auch wenn eine ruhige Minute verging, ehe sich der Andere aufrappelte, hatte der offensichtlich genug Vertrauen in sie gefasst, um sich aus dem abgedunkelten Raum herauszuwagen.

Brad verfolgte die Fortschritte der beiden, bis den Gang verlassen hatten, den Teil des Krankenhauses betretend, der nicht für sie reserviert war. Womit es für ihn selbst keinen Grund mehr gab, viel länger hier zu verweilen. Bevor er jedoch ebenfalls ging, schaute er bei dem Rest von Bann vorbei.

Hier gab es keine Reaktion wie die von Herrn Peres, nur Respekt und vielleicht ein Hauch von Neugier. Er teilte ihnen mit, dass ihr Anführer eine Kleinigkeit zu erledigen hatte und sie solange hier warten sollten, was ohne Nachfragen hingenommen wurde. Sie waren wirklich gut erzogen, ein Team, auf das Herr Peres stolz sein konnte. Brad nutzte noch die Gelegenheit, die drei nach ihrer Version der Ereignisse zu befragen, doch es ergaben sich wie schon erwartet keine neuen Erkenntnisse daraus.

Es würde wohl dabei bleiben: Talente waren nie die sichersten aller Spielzeuge und diese Lektion hatten die Ältesten mit ihrem Leben bezahlt.

Mit diesem kühlen Gedanken verabschiedete er sich und seine Füße trugen ihn zielsicher zu dem Raum, in dem Aya bei seinem letzten Besuch untergebracht gewesen war.

Natürlich war das Mädchen nicht im Bett, das Zimmer machte einen verlassenen Eindruck, ohne jegliche Spur der früheren Bewohnerin. Und der Rotschopf, der auf dem Besucherstuhl saß, war so weggetreten, dass auch dessen Anwesenheit nichts an der Atmosphäre änderte.

Brad blieb im Türrahmen stehen, ließ schließlich seine Knöchel gegen das Holz fallen, um Ran in die Wirklichkeit zurückzuholen.

"Es ist, als wäre sie nie hiergewesen…", wurde mit erstickter Stimme gesagt, ohne dass sich der Junge zu ihm umgedreht hätte. Erst als keine Reaktion kam, wandte Ran sich um und die violetten Augen weiteten sich, als er erkannt wurde. "Crawford-san…" Beinahe tonlos, als würde der Junge daran zweifeln, dass er wirklich hier war. Dann kam blitzartig Bewegung in den Jungen und im nächsten Moment kollidierte Ran mit ihm, beide Arme um ihn schlingend.

Brad balancierte die Wucht problemlos aus, tätschelte sanft Rans Rücken. Und als würde ein Damm brechen, begannen Tränen sein Jackett zu nässen.

Er ließ ihn weinen, denn zu trauern war das Beste für den Jungen. Es gab keinen Grund mehr, ihn den Racheengel spielen zu lassen, ihr Ziel war längst erreicht und mit Schuldigs unfreiwilliger Hilfe sogar leichter als erwartet.

Zeit verstrich, scheinbar bedeutungslos, aber sie würde helfen. Nur ein bisschen am Anfang, aber irgendwann würde es reichen, um Ran ganz normal weiterleben zu lassen.

Braune Augen richteten sich von dem roten Haarschopf auf, als er die Annäherung einer Person bemerkte und kurz darauf begegnete er Herrn Fujimiyas Blick.

Die dunkelblauen Augen trugen nur Erschöpfung in sich, es reichte nicht einmal für die übliche Vorsicht. Und vielleicht war da sogar ein Funken Erleichterung, als Rans Tränen gesehen wurden.

"Crawford-san, Sie wissen bereits, was passiert ist?" Leise genug, dass Ran es nicht mitbekam.

Er neigte den Kopf. "Ich war wegen einer anderen Sache hier. Und als ich bei Ayas Zimmer vorbeischaute…" Seine Worte versandeten, als der ältere Mann das verstand, was er verstehen sollte.

Und Herrn Fujimiyas Gesichtsausdruck wurde sehr förmlich. "Ich musste noch ein paar Formalitäten erledigen. Aber jetzt steht fest, dass die Beerdigung morgen stattfinden kann. Ich würde mich über Ihre Anwesenheit sehr freuen." Mit einer Verbeugung, an deren Ende Herrn Fujimiyas Blick auf seinem Sohn ruhte.

Und Brad glaubte ihm das.
 

~TBC~
 

Ich wollte der Suche der Ältesten mal eine etwas andere Zielrichtung geben. Und dieses Mal sind sie ihrem Ziel näher gekommen als jemals zuvor in meinen Storys ˆ.~

cya, cu ˆ-ˆ

"Es gibt da noch einen Gefallen, den Sie mir tun können"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 268/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Der letzte Teil, der vollständig in Japan spielt ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Teil 268 "Es gibt da noch einen Gefallen, den Sie mir tun können"
 

Ran hatte ihn nur widerwillig gehen gelassen, aber zu seiner leichten Überraschung hatte Herr Fujimiya den Jungen in die Arme genommen und ihn so beruhigt. Die Lektion mochte brutal gewesen sein, doch der ältere Mann hatte eindeutig daraus gelernt. Es würde im Moment kein großer Trost für Ran sein, doch vielleicht würde dieser es in Zukunft zu schätzen lernen.

Brad konzentrierte sich wieder auf die Gegenwart, als er erneut den abgesonderten Bereich erreichte und wie er bereits wusste, war Herr Peres mit Johann zurück. Zurück in dem Zimmer, aber jetzt war es nicht mehr abgedunkelt.

"Es geht dir besser", wandte er sich an Johann, nicht wirklich eine Frage.

Er erhielt trotzdem ein Nicken, bevor der Heiler ihn mit mehr Fokus musterte als dieser bisher gezeigt hatte. "Was wird als nächstes passieren? Ich werde kaum zurückkehren, jetzt, da sie tot sind, oder?"

Brad wusste zwar nicht, wo die Ältesten den Heiler versteckt gehalten hatten, aber ungeachtet dessen war er sich sicher, dass das Triumvirat Johann wirklich nicht dorthin zurückschicken würde. "Die Entscheidung ist noch nicht getroffen worden, aber höchstwahrscheinlich nicht", antwortete er daher. "Ich werde dich erst einmal nach Deutschland mitnehmen, wenn ich morgen Abend zurückfliege. Bis dahin wirst du bei Bann bleiben." Denn er wollte nicht, dass noch mehr Leute hineingezogen wurden. Seine Aufmerksamkeit richtete sich als nächstes auf Herrn Peres, der bereits nickte. Was anderes blieb dem Älteren auch kaum übrig. "Gut. Haben Sie bereits die Dokumente von Johann gefunden?"

"Ja, Herr Crawford. Sie werden Ihnen bei der Ausreise allerdings nicht viel nützen."

Er stieß ein Schnauben aus. "Natürlich. Ich werde sie trotzdem mitnehmen müssen." Sie wollten schließlich keine Spuren hinterlassen, die irgendwann dem Falschen in die Hände fallen konnten. Der Gedanke zeichnete sich nicht auf seinem Gesicht ab und die Verzögerung war kaum merklich, bevor er weitersprach. "Und Herr Jansen wird sich um einen neuen Reisepass für Johann kümmern. Ihre einzige Aufgabe bleibt, Johann morgen rechtzeitig zu uns zu bringen. Herr Hoffmann wird Ihnen noch rechtzeitig Zeit und Ort mitteilen."

"Jawohl, Herr Crawford", bestätigte der Teamleader. "Sollen wir noch länger hier bleiben?"

"Ein wenig noch. In Kürze sollte jemand eintreffen, der sich um die Ältesten kümmert. Sorgen Sie dafür, dass Johann nicht gesehen wird. Danach haben Sie erstmal frei." Seine Mundwinkel zuckten. "Abgesehen davon, dass ich noch Ihren Bericht benötige. Der wird nur an mich gehen. Nicht an Herrn Jansen oder Frau Bremer und auch nicht ans Archiv."

Die dunklen Augen weiteten sich kurz, aber mehr ließ sich Herr Peres nicht anmerken. "Verstanden."

Dieses Mal war er es, der nickte, bevor er den Kopf ein wenig zur Seite neigte. "Es gibt da noch einen Gefallen, den Sie mir tun können."

"Natürlich." Ohne jedes Zögern.

"Im Zimmer, in dem Aya Fujimiya lag, sollte sich noch ihr Bruder Ran aufhalten. Bitte überprüfen Sie, ob sich die Folgen von Schuldigs Einflussnahme inzwischen völlig gelegt haben." Die Reaktion des Jungen vorhin hatte darauf hingedeutet, aber Brad wollte sichergehen. Und wenn schon mal ein Telepath in greifbarer Nähe war, wollte er das gleich ausnutzen.

Herr Peres musste sich nicht die Mühe machen, das Zimmer zu verlassen, er setzte sich lediglich hin und schloss die Augen, beobachtet von Brad und einem interessierten Johann.

Hm… Brad beschloss, den Jüngeren etwas abzulenken. Schließlich wusste er, dass zu viel Aufmerksamkeit den Telepathen von seiner Arbeit ablenken konnte. "Bist du zufrieden damit?", erkundigte er sich. Und auf den verwirrten Blick des Heilers hin, führte er weiter aus. "Mit der Aussicht, nach Deutschland zu kommen."

Johann zuckte mit den Schultern. "Ich kann mich kaum noch daran erinnern…."

Der Andere klang so, als hätte er sich schon vor sehr langer Zeit in sein Schicksal ergeben.

"Nun, dann freu dich doch einfach darauf", schlug er mit einem Lächeln vor.

Und nachdem Johann ernsthaft darüber nachgedacht hatte, erhielt er ein bedächtiges Nicken.

Brad begann ihm leise von Rosenkreuz zu erzählen, konnte direkt sehen, wie Erinnerungen in den viel zu jung wirkenden Augen erwachten. Es war mehr als genug, um den Heiler abzulenken, bis Herr Peres aus seiner Konzentrationsstarre erwachte.

Die dunklen Augen richteten sich auf ihn und was er in ihnen las, erleichterte ihn, noch bevor der Ältere etwas sagte.

"Ich konnte keine Nachwirkungen einer Einflussnahme wahrnehmen. Insbesondere scheint er von der Idee abgelassen zu haben, seine Mutter rächen zu wollen."

"Vielen Dank für Ihre Hilfe. In dem Fall werde ich mich jetzt auf den Weg ins Büro machen. Sollte sich irgendetwas ergeben, rufen Sie mich einfach an."

Herr Peres stand auf, um sich dann zu verbeugen. "Das werde ich, Herr Crawford. Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Tag."

Er verabschiedete sich noch von Johann, dann gab es keinen Grund mehr, länger zu verweilen und mit ausgreifenden Schritten machte er sich auf den Weg ins Parkhaus unter dem Krankenhaus, wo inzwischen ein Wagen auf ihn wartete. Die Fahrt zog sich hin, um diese Zeit war der Verkehr stärker, als er es sonst gewohnt war. Was ihm viel zu viel Gelegenheit gab, Michael zu vermissen. Er schalt sich innerlich selbst, schließlich waren sie schon viel länger getrennt gewesen, also gab es gar keinen Grund so zu reagieren. Aber in diesem Punkt war er wohl Opfer seiner selbst, gestand er sich schließlich ein. Nicht die Dauer der Trennung an sich war das Problem, sondern, dass sie sich ungeplant verlängert hatte. Brad mochte es, wenn alles in geregelten Bahnen und ganz nach Plan verlief…

Mit dieser Erkenntnis entspannte er sich etwas mehr in seinen Sitz hinein und griff schließlich nach der bereitliegenden Zeitung, um den Rest der Fahrt halbwegs sinnvoll zu gestalten.

An seinem Ziel angekommen machte er sich auf den Weg zu seinem Büro, bog aber vorher bei Herrn Hoffmann ab.

Tatsächlich hatte der ältere Mann es dank seiner Arbeit geschafft, sich wach zu halten, konnte aber vor Brad nicht verbergen, dass sich hinter dem äußerlichen Eindruck von Geschäftigkeit Erschöpfung verbarg.

Blaue Augen musterten ihn eindringlich, als sein Eintreffen bemerkt wurde, und irgendetwas sorgte dafür, dass Herr Hoffmann die Stirn runzelte. "Was ist, gab es Probleme bei deinem Auftrag?"

"Nein", schüttelte er den Kopf. "Aber wir können trotzdem erst morgen Abend zurückfliegen." Er ließ sich seufzend in den Besuchersessel fallen, sprach auf die fragend gehobene Augenbraue hin weiter. "Ich bin im Krankenhaus den Fujimiyas begegnet. Aya hat nicht länger durchgehalten."

Der Ältere schloss für einen Moment die Augen und sah für ein paar Sekunden sehr, sehr müde aus. "Der arme Junge… ihm bleibt wirklich nichts erspart." Dann riss sich Herr Hoffmann sichtlich zusammen und suchte wieder seinen Blick. "Das Timing ist mindestens so unwahrscheinlich, wie die Möglichkeit, dass du durch deinen Einsatz Herrn Schneiders Rückkehr verpassen würdest… Du bist doch wieder zur Trauerfeier eingeladen, nicht wahr?"

"Ja, und ich konnte die Einladung schlecht ausschlagen." Immerhin war er Ran einen gewissen Dank schuldig.

Herr Hoffmann nickte verstehend, auch wenn Brad bezweifelte, dass der Ältere den wahren Grund erfasst hatte. Immerhin hatte dieser keine Ahnung, warum Aya gestorben war.

Er wurde von diesem Gedanken abgelenkt, als Herr Hoffmann ihm ein paar Unterlagen zuschob. "Sie haben die Gelegenheit deiner ungeplanten Anwesenheit genutzt und wollen ein paar Unterschriften von dir haben…"

Brad blickte von den Unterlagen zu dem Älteren, überwand seine Überraschung über den plötzlichen Themenwechsel aber schnell. Denn es war ganz offensichtlich, dass der Ältere sich nicht länger mit dem Schicksal der Fujimiyas auseinandersetzen wollte und daher nach einer Ablenkung suchte. Er… konnte das verstehen. Weswegen er sich als nächstes in die Papiere vertiefte. Herr Hoffmann hatte wie immer die wichtigen Stellen mit kleinen Klebezetteln markiert, so dass nicht mehr als eine Stunde verging, ehe die letzte Unterschrift geleistet war.

Brad lehnte sich die Augen schließend zurück, ließ die Stille auf sich einwirken, die in dem Büro herrschte. Nicht einmal das Surren des Computers störte die Ruhe, Herr Hoffmann arbeitete allein mit den Akten und die Pausen, die zwischen dem Umblättern von Seiten lagen, wurden immer länger.

Er schreckte auf, als sich eine Hand auf seine legte und nachdem er den ersten Schrecken überwunden hatte, stellte er fest, dass er weggenickt sein musste. Das war ihm auf Arbeit noch nie passiert… Unwillkürlich lachte er über sich selbst, sah dann zu Herrn Hoffmann auf, der im Gegensatz zu ihm selbst ganz und gar nicht amüsiert wirkte.

"Wir werden jetzt Schluss machen." Das Ganze gab nicht einmal vor, nur ein Vorschlag zu sein und Herrn Hoffmanns Hand rutschte bereits weiter, um Brads zu umfassen und ihn dann auf die Beine zu ziehen.

Hm… Brad lächelte und leistete keinerlei Widerstand, was ihn aber nicht davon abhielt, den Älteren auf etwas hinzuweisen. "Aber Sie wissen, dass wir nur ins Bett fallen würden, wenn wir jetzt in unser Apartment zurückkehren?"

Das Argument beeindruckte nicht. "Ich habe nichts davon gesagt, dass wir zurückfahren."

Hatte er tatsächlich nicht. Weswegen Brad den Mund hielt und ihm weiter folgte. Und auch als sie der Chauffeur eindeutig in Richtung Apartmentkomplex fuhr, sagte er nichts weiter. Was sich als die richtige Entscheidung erwies, denn tatsächlich endeten sie zwar ganz in der Nähe, aber ihr Ziel war ein Park, den sie beide schon kannten.

Brad hielt sein Gesicht der Sonne entgegen, als sie den Wagen verlassen hatten, packte dann Herrn Hoffmanns Handgelenk, bevor dieser sich dem Eingang zuwenden konnte. Denn es gab da etwas, das sie vorher noch zu erledigen hatten.

Mit einem Eis in der Hand betraten sie kurz darauf den Park. Der Laden, den er damals das erste Mal mit Michael zusammen besucht hatte, existierte immer noch. Wie auch nicht anders zu erwarten gewesen war, bei dem ausgezeichneten Eis, das dort verkauft wurde.

Und obwohl Schokoladeneis vom Geschmack her gar nicht so verschieden sein konnte und er es inzwischen schon so oft gegessen hatte, wurde genau diese Erinnerung an ihren Besuch hier im Park hervorgerufen. Er bekam nicht mit, wie seine Miene in sich zusammenfiel, aber Herr Hoffmann sah es sehr wohl und es rief erneut einen besorgten Funken in die blauen Augen.

Sie suchten sich Wege abseits der Erholungssuchenden und Touristen, die ansonsten den Park bevölkerten, in ein Schweigen versunken, das nicht unangenehm war. Es half ihm bloß nicht dabei, die Gedanken an Michael zu vertreiben.

Irgendwann, das Eis war bereits nur noch eine vage Erinnerung, schloss sich eine Hand um seinen Oberarm und Herr Hoffmann verließ den Weg, auf dem sie sich befanden. Er zwinkerte, ein wenig überrascht, folgte ihm jedoch ohne Widerstand. Hin zu einer Gruppe von Bäumen, die selbst dann noch Sichtschutz bieten würden, wenn sich noch jemand anderer hierher verirren sollte.

Herr Hoffmann warf ihm ein Lächeln zu, als der seine Aufmerksamkeit bemerkte, gab sich aber nicht weiter mit Erklärungen ab. Stattdessen setzte sich der älteren Mann in das hohe Gras, gegen einen Stamm gelehnt, und zog Brad erst mit nach unten und dann gegen sich.

Als beide Arme um ihn geschlungen wurden, entspannte er sich umwillkürlich gegen den Älteren. Und als Krönung tätschelte Herr Hoffmann auch noch seinen Kopf, als wäre er ein kleines Kind.

Brad atmete tief ein und dann ganz langsam aus, während sich seine Hand um den Stoff des Hemds schloss, wo es nicht von der Weste verdeckt wurde.

"Besser?", wurde er leise gefragt, kaum mehr als ein Murmeln neben seinem Ohr.

Brads Antwort darauf fiel wortlos aus, als er die Augen schloss und sich noch ein bisschen mehr entspannte. Das hier war anders genug, um ihn nicht unmittelbar an Michael denken zu lassen, aber die Nähe war gleichzeitig vertraut, beruhigend.

Er schlief nicht ein, das würde er nicht tun, während er sich Draußen befand, aber es reichte nahe heran.

Schließlich war es spät genug, um ans Abendessen zu denken und sie beide hießen die letzte Etappe für diesen Tag willkommen. Herr Hoffmann musste bereits vorher für sie in einem naheliegenden Restaurant reserviert haben, jedenfalls hatten sie keine Probleme damit, Plätze zu bekommen, obwohl das Restaurant gut besucht war. Und Brad gefiel die Wahl, schließlich hatte er seit einer Weile keine Gelegenheit gehabt, Japanisch essen zu gehen.

Mit vollem Magen und noch müder als zuvor traten sie später wieder nach draußen und wurden von Regen empfangen. Kein Guss, nein dieser Regen war so fein und leicht, dass er zu schweben schien und die Tropfen reflektierten die Lichter der Stadt.

Herr Hoffmann warf ihm einen langen Blick zu, begleitet von einem Lächeln. "Ich weiß ja, dass du Sommerregen magst. Trotzdem hoffe ich, dass wir uns jetzt schleunigst auf den Weg zurück zum Apartment machen können."

Seine Mundwinkel zuckten ebenfalls nach oben. "Natürlich können wir das. So unvernünftig bin ich schließlich nicht. Außerdem werden wir doch laufen, nicht wahr? Die Strecke ist kurz genug von hier aus."

Eine Hand wurde ausgestreckt, wortlos, wuschelte ihm durch die Haare. "Gut, Deal. Ich rufe uns keinen Wagen und du bummelst dafür nicht." Mit deutlichem Amüsement.

Mit einem Nicken bekundete Brad sein Einverständnis, umfasste dann das Handgelenk des Älteren, als der sich in Bewegung setzte. So konnte sich der Andere um ihren Heimweg kümmern. Er selbst beobachtete lieber den Regen.
 

~TBC~
 

So, das nächste Mal sind sie zurück auf Rosenkreuz, womit das Ende der Story fast erreicht ist ^^

cya, cu ^-^

"Und ich möchte ihren Mann kennenlernen"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 269/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Ein kleiner Cliffhanger dieses Mal ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Teil 269 "Und ich möchte ihren Mann kennenlernen"
 

Brad konnte es kaum erwarten, endlich auszusteigen. Denn auch wenn ihn Michaels Talent schon längst begrüßt hatte, so reichte das heute einfach nicht. Weswegen er seinen Gurt löste, noch bevor der Wagen richtig gestoppt hatte und Johann zusammen mit Herrn Hoffmann im Wagen zurückließ.

Michael erwartete ihn bereits, reflektierte seine Ungeduld oder empfand sie ganz einfach ebenso. Es war ihm herzlich egal und der Gedanke vergessen, als sich zusätzlich zu der mentalen Energie auch noch Michaels Arme um ihn schlangen.

"Mach das nicht noch einmal", murmelte Brad schließlich nach einer gefühlten Ewigkeit und erntete ein harsches Auflachen dafür.

"Du tust so, als hätte ich eine Wahl gehabt. Außerdem waren es trotz allem nur ein paar Tage, dass wir uns nicht gesehen haben."

"Das ist mir egal", gab er störrisch zurück. Denn es hatte sich anders angefühlt und das war in diesem Moment alles, was zählte. Mit einem innerlichen Seufzen ließ er seine Schilde fallen, soweit sein Talent es ihm erlaubte, geschützt von Michael. Er erinnerte sich noch vage an damals, seinen ersten Ausflug nach Japan und wie schwer er sich damit getan hatte, in die Realität der Schule zurückzufinden. Das würde ihm dieses Mal nicht passieren, er wollte nicht einmal für eine Sekunde die Verbindung zu dem Älteren trennen, wenn es nicht absolut nötig war. Kein plötzliches Aufwachen in der Nacht, weil da plötzlich Stille in seinem Kopf herrschte, wo es keine geben sollte. Er schloss die Augen und sie beide schwiegen, während sein Unterbewusstsein erfasste, dass alles wieder so war, wie es sein sollte. Dass alles in Ordnung war, auch wenn sein Talent es nicht für nötig befunden hatte, ihn vor diesem einschneidenden Ereignis zu warnen, das der Tod der Ältesten darstellte.

Eine Hand rutschte in seinen Nacken, dann etwas höher, so dass Finger um seinen Hinterkopf kurvten. "Besser?", wurde er anschließend leise gefragt, ein Echo der Frage, die Herr Hoffmann vor so kurzer Zeit erst gestellt hatte.

"Viel besser", antwortete er dieses Mal, vollkommen aufrichtig.

Und Michaels Lächeln darauf war ebenso auf der mentalen Ebene zu spüren, wie er es aus dessen nächsten Worten heraushören konnte. "Weißt du, dass du mit deiner Rückkehr sogar das andere Triumvirat geschlagen hast?"

"Habe ich das…" Irgendwie war er davon ausgegangen, dass sie bereits hier sein würden, wobei – "Werden wirklich alle drei kommen?"

Michael löste sich ein wenig von ihm, als der Ältere spürte, dass Brads Gedanken sich jetzt wieder in gewohnten Bahnen bewegten. Und so trafen sich ihre Blicke, als Michael antwortete. "Nun, wahrscheinlich nicht, wenn ich ehrlich sein soll. Die Leute dort werden ihre Triumviratsmitglieder wohl ebenso ungern aus den Augen lassen, wie es unsere hier tun."

"Du weißt es nicht?"

Ein Kopfschütteln antwortete ihm darauf. "Aus Sicherheitsgründen sind die exakten Pläne nicht kommuniziert worden. Sie werden hier sein, wenn sie vorfahren."

Aus irgendeinem Grund ließ ihn das lachen, aber Brad hielt sich nicht lange damit auf. "Ich würde mich freuen, Frau Kingston wiederzusehen", gab er dann zu.

"Und ich möchte ihren Mann kennenlernen." Mit einem Funken in den eisblauen Augen, den er sich nicht ganz erklären konnte. Doch bevor er nachhaken konnte, näherten sich ihnen Schritte, was ihm in Erinnerung rief, dass da ja noch jemand war.

"Johann", wandte er sich zu dem Heiler um, der mit Herrn Hoffmann nähergetreten war. "Darf ich dir Herrn Schneider vorstellen? Er ist Mitglied des Triumvirats."

Der Andere erinnerte sich offensichtlich, denn Michael wurde mit einer Verbeugung begrüßt. "Es ist mir eine Ehre, Sie kennenzulernen."

Michaels Miene wurde ernst. "Herr König. Ich freue mich, Sie in Ihrer Heimat begrüßen zu dürfen."

Und Johann erstarrte, als er den Namen hörte, bestätigte damit, dass die Nachforschungen zum richtigen Ergebnis geführt hatten. Dann atmete der Heiler tief durch und lächelte ein echtes Lächeln, während gleichzeitig Jahre in dessen Blick Einzug zu halten schienen. "Ich habe schon so lange nicht mehr daran gedacht, wer ich damals war. Nur ein Schüler…"

Michael neigte den Kopf leicht zur Seite, nachdenklich. "Sie könnten es wieder sein, wenn Sie es wünschen. Es gibt bestimmt viel, das sich seitdem verändert hat, viel Neues zu lernen."

Brad war von dem Vorschlag genauso überrascht wie Johann, doch nach einem Moment konnte er sehen, wie vorteilhaft es wäre. Sie würden den guten Willen des Heilers gewinnen, hätten ihn hier in Sicherheit und in Reichweite. Und er würde anschließend nützliche Arbeit leisten können, als Instruktor zweifellos. Brad wusste nicht, was die Ältesten mit ihm gemacht hatten, doch er bezweifelte, dass es für Johann ein gutes Leben gewesen war…

"Ist das wirklich möglich?", sinnend, während der Blick des Heilers ins Leere ging.

Aber nicht leer war, das sollte man nicht verwechseln. Es war erstaunlich, wie sehr sich Johanns geistige Verfassung seit ihrem ersten Zusammentreffen gebessert hatte. Nun lächelte auch Brad. "Michael wird es möglich machen", versicherte er ihm. Und sein Talent widersprach ihm nicht. Warum auch, Michael würde nicht viel Überzeugungsarbeit leisten müssen, wenn das so offensichtlich die beste aller Lösungen war.

"Ich werde heute noch mit dem Rest des Triumvirats darüber sprechen", versprach Michael. "Und bis zur endgültigen Klärung wird sich Dr. Stephenson um Sie kümmern. Er kann Sie auch gleich durchchecken, um sicherzugehen, dass der Zwischenfall keine negativen Folgen für Sie hatte."

Johann nickte bereitwillig und Michael winkte einen Angestellten herbei, der sich die ganze Zeit im Hintergrund gehalten hatte. Kurz darauf verschwanden die beiden nach drinnen, so dass sie jetzt allein mit Herrn Hoffmann waren.

"Danke, dass Sie Brad so schnell wieder zurückgebracht haben", wandte sich Michael mit leisem Humor an den älteren Mann, der belustigt den Kopf schüttelte.

"Es war nun wirklich nicht so, als ob ich ihn dazu hätte drängen müssen. Im Gegenteil."

Irgendwie hatte Brad trotz der offensichtlichen Leichtigkeit der Worte den Eindruck, dass darunter auch etwas anderes ausgetauscht wurde. Doch alles in allem war es ihm nicht wichtig genug, um Zeit daran zu verschwenden, darüber nachzudenken. Denn nachdem er Michael zurück hatte, gab es noch jemanden, den er sehen wollte. "Wo ist Richard?", erkundigte er sich.

Amüsement blitzte in den eisblauen Augen auf, die sich jetzt wieder auf ihn richteten. "Um diese Zeit? Garantiert in seinem Büro. Und er wäre bestimmt nicht traurig, wenn du dir den Besuch bis später aufhebst, statt ihn bei der Arbeit zu stören."

Herr Hoffmann lachte auf, während Brad flüchtig das Gesicht verzog. "Ja, sehr witzig", gab er wenig beeindruckt zurück. Dann trat er ein weiteres Mal an den Älteren heran, so dass seine Hände mühelos Michaels Gesicht einrahmen und näher zu ihm führen konnten. Erst als eine warme Stirn an seiner ruhte, war er zufrieden und er griff nach der Energie, um ihre Verbindung noch etwas enger zu weben. Nachdem ihm das Ergebnis genügte, trennte er sich wieder von Michael und warf Herrn Hoffmann einen prüfenden Blick zu. "Hätten Sie Lust, heute noch ein bisschen zu trainieren?", erkundigte er sich.

Der andere Mann verstand schnell, worauf er hinaus wollte und lächelte. "Ich hätte nichts dagegen, solange du jemanden auftreibst, der mitmacht. Ich kann schließlich schlecht gegen dich oder Herrn Schneider antreten."

Brad ließ ein Grinsen aufblitzen. "Kein Problem, ich werde Richard fragen." Sein Blick wanderte zurück zu Michael. "Und du fragst Herrn Schneider." Es gab nicht einmal vor, eine Frage zu sein.

Und der Ältere nickte nur ergeben, bevor eine Hand an einer schwarzen Strähne zupfte. "Ich kann dir aber nicht versprechen, dass mein Vater auch Zeit hat, das weißt du hoffentlich."

Das mochte wahr sein, doch Brad hatte nicht vor, sich mit solchen Unwägbarkeiten aufzuhalten, auch wenn nicht einmal sein Talent ihm eine Garantie geben wollte. Er würde es mit Optimismus versuchen, solange er keine Absage hörte.

Michaels Augenbraue rutschte hoch, als der seine Überlegungen verfolgte, dann blühte ein amüsiertes Lächeln auf. "Gut, es wird schon klappen", schloss sich der Ältere ihm an.

Wieder blitzten seine Zähne auf und er griff nach Michaels Krawatte, um ihn in einen Abschiedskuss zu ziehen. "Ich komme dann zu unserem Quartier", verabschiedete er sich anschließend und beruhigt durch die Verbindung zwischen ihnen, die auch mit zunehmender Entfernung nicht an Intensität verlor, machte er sich auf den Weg.

Richard arbeitete tatsächlich noch, blickte aber auf, kaum dass er die Tür geöffnet hatte. "Da bist du ja wieder", wurde er willkommen geheißen, mit einem aufrichtigen Lächeln.

"Ja, endlich ist wieder jeder dort, wo er sein soll", stellte Brad fest, während ihn seine Füße schon weiter ins Zimmer trugen. Erst neben dem Älteren angekommen blieb er stehen, sah ihn auffordernd an.

Grau-grüne Augen erwiderten seinen Blick, nicht gleich verstehend, was er wollte. Dann aber schien es Klick zu machen und das begleitende Mienenspiel schien ihn sichtlich zu fragen, ob das sein Ernst war, ohne dass die Worte ausgesprochen werden mussten.

Brad beharrte ebenso stumm und ausdrucksvoll auf seinem Wunsch, so dass Richard schließlich mit einem Seufzen aufstand. Womit er ihn endlich richtig umarmen konnte, was er mit großer Zufriedenheit auch unmittelbar tat.

"Also wirklich. Es waren doch nur drei Tage. In der kurzen Zeit kannst du mich doch gar nicht so sehr vermisst haben", stellte der ältere Mann trocken fest.

Brad war da anderer Meinung, was er dadurch betonte, dass er ihn gleich noch etwa fester umarmte, bevor er ihn wieder freiließ. Nun, fast jedenfalls, denn auch wenn er einen kleinen Schritt zurücktrat, ließ er seine rechte Hand am Handgelenk des Anderen ruhen, während er ihm ein Lächeln schenkte. "Wir haben beschlossen, heute Abend etwas zu trainieren. Herr Hoffmann hätte Sie gerne als Trainingspartner." In einer unschuldigen Geste neigte er den Kopf. "Sie kommen doch sicherlich, nicht wahr?"

Richard setzte zu einer Antwort an, stockte, sagte dann wirklich etwas, während dessen Mundwinkel nach oben zuckten. "Ich bin nicht dumm genug, abzulehnen."

"Sie tun so, als würde ich Sie sonst zwingen", erwiderte er mit einem schiefen Blick.

"Nun, direkt vielleicht nicht, aber…" Die Worte versickerten irgendwo auf dem kurzen Weg zwischen ihnen, aber der Ausdruck in den grau-grünen Augen sprach Bände.

Brad beschloss, seinen eigenen Ratschlag zu befolgen und sich nicht ärgern zu lassen, gab daher einfach ein Grinsen zurück. "Wir sehen uns dann nachher. Und nicht vergessen!" Dann nutzte er ein weiteres Mal die Gelegenheit, den Älteren zu umarmen, um sich dann vorläufig zu verabschieden. Denn so gerne er Richard hatte wiedersehen wollen, viel mehr wollte er jetzt bei Michael sein.

Und der wartete natürlich in ihrem Quartier auf ihn, so wie Brad es sich gewünscht hatte. Er schenkte ihm ein zufriedenes Lächeln, als er sich direkt auf Michaels Schoß sinken ließ, statt den Platz neben ihm auf der Couch zu wählen.

Sein Lächeln wurde ohne zu zögern erwidert und dann hob sich eine Hand, wuschelte durch schwarze Haare. "Da ich nicht risikieren wollte, dass uns Herr Hoffmann wieder im Büro unterbricht, blieb mir nichts anderes übrig, als hierher zu kommen." Die Belustigung war nicht zu überhören.

Brad hob in einer arroganten Geste das Kinn. "Soll das heißen, du würdest deine Arbeit mir vorziehen?"

In den eisblauen Augen blitzte ein Funken auf, der nicht schwer zu interpretieren war und gleich darauf fand sich Brad auf seinem Rücken wieder, ohne sich zu erinnern, wie er in diese Position geraten war. "Die Frage war den Atem nicht wert, den du daran verschwendet hast, hm?" Michael wartete keine Reaktion ab und der Kuss ließ Brad alles Interesse an einer verlieren. Außer natürlich an der, die Arme um den Hals des Älteren zu schlingen und ihn noch etwas enger an sich zu ziehen.
 

Erst später, nach einer Dusche und bereits in seinen Trainingssachen, erinnerte er sich daran, dass ein Punkt hinsichtlich ihrer Pläne noch gar nicht geklärt war. Weswegen er abrupt innehielt, bevor sich seine Hand auf die Türklinke legte. "Hat dein Vater eigentlich zugesagt?", wandte er sich zu Michael um.

Der amüsiert nickte. "Ja, hat er. Du kannst dich also austoben. Du scheinst es nötig zu haben." Eine kurze Pause. "Immer noch." Mit einer hochgezogenen Augenbraue, während eisblaue verfolgten, wie er ungeduldig auf seinen Fußballen wippte.

Brad stoppte die Geste, sobald sie ihm bewusst wurde, grinste dann. "Keine Sorge, ich habe keinerlei Grund mich zu beschweren."

Ein Kopfschütteln, dann stand Michael auch schon neben ihm und eine Hand fiel schwer auf seine Schulter. "Du bist mal wieder wie ein kleines Kind mit einem Zucker-High. Und das nur, weil du zurück auf Rosenkreuz bist."

"Lass mich doch", gab er unbeleidigt zurück, griff nach der Hand auf seiner Schulter und ließ sie nicht los, bis sie die Sporthalle erreichten.

Und tatsächlich war Herr Schneider da. Brad hielt sich nicht lange mit einer Begrüßung auf und hatte gleich darauf die Zustimmung des älteren Mannes, als erstes gegen ihn anzutreten.

Was ihm sehr viel Gelegenheit gab, Energie abzubauen. Und auch wenn es nicht reichte, um Herrn Schneider zu besiegen, so einigten sie sich schließlich auf ein Unentschieden.

Für eine Weile sah Brad dann zu, wie Michael mit dessen Vater trainierte, denn egal wie oft er es tat, er lernte immer noch etwas Neues. Doch irgendwann fing der Kampf zwischen Herrn Hoffmann und Richard seine Aufmerksamkeit ein. Er stand auf, als er sah, dass Richard gewinnen würde. Eine neue Herausforderung konnte schließlich nicht schaden. Eher im Gegenteil.

Ein Lächeln flog über sein Gesicht, als er sich eine Vorwarnung sparte und beide Arme von hinten um Richard schlang, als der sich gerade herunterbeugte, um Herrn Hoffmann aufzuhelfen.

Der andere Mann verlor dabei das Gleichgewicht und landete gleich darauf mit einem überraschten Ausruf auf dem Boden, mit Brad auf ihm.

Belustigung blitzte in braunen Augen auf und er lachte auf, da er genau den Fluch hören konnte, der Richard herausgerutscht war.

Was seltsam war, war aber, dass beim Eingang zur Sporthalle ebenfalls ein Lachen aufklang, das irgendwie… vertraut… war. "Also wirklich, Brad. So hat man dir das bestimmt nicht beigebracht."
 

~TBC~
 

Das nächste Mal gibt es eine Überraschung für alle. Nun, ausgenommen eine Person vielleicht ^^

cya, cu ^-^

"Und ich dachte die ganze Zeit, ich hätte es mit einer älteren Version von Brad zu tun"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 270/x

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Der Name des geheimnisvollen Besuchers wird enthüllt ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Teil 270 "Und ich dachte die ganze Zeit, ich hätte es mit einer älteren Version von Brad zu tun"
 

Michael sah Brad hinterher, als der zufrieden zur Wand spazierte und sich dort mit einer Flasche Wasser und einem Handtuch niederließ. Erst als der Junge seinen Platz gefunden hatte, richteten sich eisblaue Augen auf seinen Vater. Und er lächelte unwillkürlich. "Er hat sich heute wirklich gut gemacht, was?"

Sein Vater erwiderte das Lächeln, strich sich verschwitzte Haare aus der Stirn. "Das kann ich kaum abstreiten. Wie ich feststellen durfte, hat er mal wieder viel zu viel Energie übrig." Eine kurze Pause und ein Mundwinkel zuckte. "Dein Versuch sie abzubauen war wohl nicht ausreichend…"

Michael beschloss diesen Kommentar zu ignorieren, reichte lieber eine Flasche Wasser weiter, die dankbar angenommen wurde. "Bist du dir sicher, dass du noch gegen mich antreten willst?"

Nachdem sein Vater ein paar tiefe Schlucke genommen hatte, wurde ihm mit einem Schulterzucken geantwortet. "Es ist gutes Training. Aber ich werde darauf verzichten, dein Talent auszuschalten. Gegen mich hilft es dir sowieso nicht. Eher kann ich noch darauf hoffen, dass du durch irgendetwas abgelenkt wirst, das du von den anderen auffängst."

Amüsement trat in eisblaue Augen. "Darauf hoffen kannst du natürlich. Aber ich glaube nicht, dass du das wirklich nötig hast." Er fing die Flasche auf, die ihm zugeworfen wurde und stellte sie weg, bevor er sich zu seinem Vater gesellte. Und dann machte sich der ältere Mann daran ihm zu beweisen, dass Michael auch heute kein leichtes Spiel haben würde.

Er war so auf den Kampf konzentriert, dass er gar nicht mitbekam, wie Brad seinen Überfall auf Herrn Walter plante, aber das unvertraute Lachen und die darauf folgenden Worte stoppten ihn sehr wohl. Ebenso wie seinen Vater.

Sein Blick suchte und fand die Gestalt, die in der Tür zur inneren Halle stand und sein Verstand verarbeitete unmittelbar die selbstbewusste Haltung, die sogar im Halbschatten klar das Training verriet, dem sich der Andere regelmäßig unterziehen musste. Er kannte das von den Talenten, die Rosenkreuz durchlaufen hatten. Also hatte er auch hier eins vor sich. Die Schlussfolgerung kam so automatisch wie er telepathisch nach dem Anderen tastete, der so unverhofft hier aufgetaucht war. Ein Vorstoß, der hart durch unglaublich solide Schilde gestoppt wurde. Bevor der Mann ins Licht trat, wusste er damit, dass dieser ihm unbekannt war. Unwillkürlich wollte er zu Brad, doch er rang die Reaktion nieder, weil in diesem Moment das andere Triumviratsmitglied – sein Vater – Vorrang hatte. Seine Vorsicht an dieser Stelle sollte lächerlich sein, wie konnte von einem anderen Talent auch Gefahr drohen, doch gleichzeitig hätte er ihn dann kennen müssen. Nur kurz huschte sein Blick zu seinem Vater, vermittelte eine stumme Frage, die unbeantwortet blieb. Denn sein Vater blieb ganz und gar auf die andere Gestalt konzentriert – und dachte weiterhin nicht daran, sicherheitshalber das Zerofeld auszudehnen.

Und Brad, der sonst so schnell reagierte, schien ebenfalls wie erstarrt. Michael hätte am liebsten frustriert aufgeschrien, aber dann wurde er abgelenkt, als schließlich Bewegung in den Unbekannten kam. Der Schatten fiel zurück, enthüllte die Gesichtszüge des Anderen und auf einmal schien dieser gar nicht mehr so unbekannt. Gleichzeitig begann in Brads Geist Energie aufzubrennen, so hell und heiß, dass Michael sich von ihrer Verbindung abschirmen musste. Nur dass es ihm nicht völlig gelang.

"Was…?", entkam es ihm in einem atemlosen Laut und mehr als fassungslos. Denn was ihm seine Augen sagten, konnte unmöglich sein. Und genauso wenig konnte er glauben, was für Erinnerungen in seinem Kopf aufgetaucht waren. Nicht, weil er selbst Zugriff darauf hatte, sondern weil sie von Brad auf ihn herüberdrangen.

Eine Hand schloss sich um seinen Unterarm, erdete ihn. Und ließ ihn die leisen Worte der Beruhigung hören, die daraufhin zu ihm gesprochen wurden. "Keine Sorge, Michael. Es ist alles in Ordnung."

Während er noch versuchte, die Aussage zu verarbeiten, wandte sich sein Vater an Herrn Walter und Herrn Hoffmann und schickte die beiden unter irgendeinem Vorwand weg. Sie gingen ohne Verdacht zu schöpfen, Herr Hoffmann wuschelte Brad zum Abschied sogar noch durch die Haare.

Als sie schließlich unter sich waren, legte sich für ein paar endlose Sekunden die Stille von Regungslosigkeit über sie, dann atmete Michael tief durch, als das Feuer in Brads Verstand so abrupt erlosch, wie es zuvor aufgeflammt war. Und dann war es etwas ganz anderes, das ihn erstarren ließ.

Brad erhob sich langsam, Unglauben zeichnete sich auf dessen Miene ab, fast augenblicklich abgelöst durch ein strahlendes Lächeln. "Dad!" Das Wort schnitt geradewegs durch seinen Verstand, so unmöglich schien es, doch es passte einfach zu gut. Denn Brad war dem älteren Mann wie aus dem Gesicht geschnitten.

Der Andere schien nicht überrascht, weder von dem Ausruf noch von dem Ansturm, als Brad von einer Sekunde auf die nächste auf ihn zulief. Nein, da war lediglich ein erwiderndes Lächeln und Brad wurde in eine feste Umarmung gezogen.

Michael konnte gar nicht anders als einen weiteren Versuch zu starten, doch wieder scheiterte er an den Schilden, die der Unbekannte aufgebaut hatte. Weswegen er sich den beiden auf der physischen Ebene zu nähern begann. Und dieses Mal hielt ihn sein Vater nicht auf, weswegen er kurz darauf hören konnte, wie Brad leise auf den Anderen einsprach, scheinbar ohne Punkt und Komma – und auf Englisch. Da gab es nicht einmal einen Hauch von Ressentiment, keine Frage, warum er so lange allein gelassen worden war. Gar nichts in dieser Richtung.

Er stoppte wieder und suchte etwas hilflos nach dem Blick seines Vaters. "Was ist hier eigentlich los?"

Ihm wurde ein schmales Lächeln geschenkt und eine warme Hand legte sich in seinen Nacken, eine Geste, mit der gleichzeitig Ruhe auf ihn überging. "Darf ich dir vorstellen, das ist Herr Kingston."

Und was sagte es über ihn, dass ihm als erstes der Gedanke durch den Kopf schoss, dass endlich der Vertreter der amerikanischen Schule eingetroffen war? Gleich darauf folgte aber ein ganz anderer. "Herr Kingston… und ich dachte die ganze Zeit, ich hätte es mit einer älteren Version von Brad zu tun…" Ihm stieg das Blut in die Wangen.

Er wusste nicht, wie er es hatte vergessen können, aber dass er sich jetzt wieder an die Begegnungen mit dem älteren Mann in Brads Verstand erinnern konnte, musste damit zu tun haben, dass auch Brad wieder Zugriff auf seine eigenen Erinnerungen hatte.

Herr Kingston hatte ihn gehört und sah ihn amüsiert an, Brad weiterhin eng an seine Seite gepresst. "Keine Sorge, Michael. Ich hatte zwar einen Splitter von mir in Brad zurückgelassen, um ihn zu stabilisieren, aber es war nicht mehr als das. Die Persönlichkeit, die du getroffen hast, war ein Amalgan daraus und etwas, das ganz Brad war. Nur nicht seine Zukunft, sondern seine Vergangenheit."

Er verstand es nicht ganz und alles in allem war es kein großer Trost, doch es war besser als gar nichts. Aber etwas anderes ließ ihn aufhorchen. "Stabilisieren?" Eisblaue Augen suchten nach Brad und in ihnen stand Besorgnis.

Die Hand, die Brad bisher gehalten hatte, wanderte nach oben und strich durch die schwarzen Haare, während die Miene des Älteren zu Nachdenklichkeit wechselte. "Es war der Grund, warum ich dafür gesorgt habe, dass Brad hierher kommt. Er brauchte die Verbindung zu einem Telepathen, damit ihn sein Talent nicht zerstörte. Ich konnte ihn nicht ewig an mich ketten und die Alternative wäre gewesen, ihn dauerhaft abzuschirmen. Was bedeutet hätte, ihm sein Talent zu nehmen." Ein Schulterzucken wurde angedeutet. "Wie hätte ich das tun können?"

Michael erschauerte unwillkürlich bei der Vorstellung, denn Brad ohne sein Talent war undenkbar.

Seine Reaktion wurde mit einem Zucken der Mundwinkel aufgenommen, das nicht viel mit Humor zu tun hatte, dann sprach Herr Kingston weiter. "Natürlich wusste ich von dir und was für ein starker Telepath du bist, besser als jeder, den ich bei uns zur Wahl gehabt hätte. Also mussten wir nur noch einen Weg finden, Brad hierher zu bringen, ohne dass jemand wusste, wer er war." Jetzt gab es wieder ein Lächeln, auch wenn es nicht sehr ausgesprägt war. "Es war vielleicht mühsam, aber die Mühe wert, nicht wahr?"

Er konnte nicht anders als zu nicken und er musste gar nicht erst fragen, was die Geheimnistuerei sollte. Denn so misstrauisch wie die Ältesten Herrn Kingston gegenüber gewesen waren, hätten sie einen offiziellen Wechsel garantiert nicht genehmigt. Stattdessen richtete sich sein Blick wieder auf Brad, der so teuer hatte bezahlen müssen. Seine Familie nicht nur zurücklassen zu müssen, sondern sie sogar zu vergessen… Es war unglaublich, dass ein Junge in diesem Alter so etwas auf sich genommen hatte. Und im nächsten Moment wurde ihm etwas anderes klar. Frau Kingston, sie war hier gewesen und hatte nicht einmal mit der kleinsten Geste verraten, was Brad für sie bedeutete. Er stellte die offensichtliche Frage. "Ist Frau Kingston auch mitgekommen?"

Brads Hand verkrampte sich in das Hemd des älteren Mann, als dessen Talent die Antwort bereits kannte, bevor Herr Kingston sie laut aussprechen konnte.

"Nein, Anna ist zu Hause geblieben. Wie du dir vorstellen kannst, lassen sie uns Triumviratsmitglieder nicht gerne nach Draußen. Und ich habe die Seniorität auf meiner Seite. Damit bin ich am besten geeignet, für unsere Seite die notwendigen Entscheidungen zu treffen." Die braunen Augen huschten kurz zu einem Vater hinüber, kamen dann wieder auf Michael zu ruhen. "Aber nicht mehr heute. Für ein offizielles Treffen ist morgen noch genug Zeit."

Damit galt alle Aufmerksamkeit für einen Moment Brad, dessen Gesicht von zwei Händen umrahmt wurde, bevor sich Herr Kingston in einer sehr vertrauten Geste vorlehnte, bis sie Stirn an Stirn dastanden. Ein wortloser Austausch erfolgte zwischen den beiden, blendend in seiner Intensität, und immer noch stumm löste sich der Junge anschließend von dessen Vater und kam auf Michael zu.

Er zog ihn als erstes in eine Umarmung, ganz einfach, weil er den Kontakt benötigte. Dann hörte er auf das, was nicht deutlich ausgesprochen worden war und verabschiedete sich ohne weiter zu zögern. Und auch wenn ein Teil von ihm unbedingt hierbleiben, mehr über Herrn Kingston – Brads Vater! – erfahren wollte, so ließ sich die leise Stimme nicht ganz verleugnen, die etwas ganz anderes sagte. Nämlich, dass er Brad so schnell wie möglich von hier wegschaffen sollte, bevor noch jemand auf die Idee kam, ihm den Jungen wegzunehmen.

Kaum das sie nach draußen getreten waren, in die abgekühlte Nachtluft, die sie willkommen hieß, schien sich sein Kopf etwas zu klären – und der von Brad wohl ebenso.

Denn der Jüngere lachte plötzlich auf und griff nach seiner Hand. "So ein Unfug, Michael. Du hast Dad doch gehört. Ich bin deinetwegen hier. Und nachdem er sich so viel Mühe gegeben hat, mich hierher zu bekommen, wird er es sich nicht plötzlich anders überlegen."

Seine Mundwinkel bogen sich von ganz allein nach oben, aber seine folgende Frage klang im Kontrast dazu seltsam flach. "Und was ist mit dir? Nachdem du endlich weißt, wer du bist – willst du da nicht zurück?"

Brads nächster Schritt geriet ein wenig zu kurz, doch er fing sich schnell wieder. "Ich werde meine Eltern jetzt natürlich umso mehr vermissen, da ich mich an sie erinnere. Doch ich habe auch hier Familie, nicht wahr?" Wieder ein Lächeln und dieses erwiderte Michael deutlich leichteren Herzens. Brad sah es und dessen Lächeln gewann etwas Verschmitztes. "Außerdem können wir sie besuchen gehen."

"Das können wir", stimmte er zu und es war ihm egal, dass ein paar Leute damit nicht glücklich sein würden. Er hatte einen der besten Precogs an seiner Seite, ihm würde schon nichts passieren, nur weil er mal Rosenkreuz verließ.

Der Jüngere lachte erneut, offensichtlich ein bisschen High von den Geschehnissen. "Jetzt ist alles perfekt, findest du nicht auch?"

"Alles in allem war ich vorher schon ganz zufrieden", gab Michael zu. "Aber ich freue mich natürlich für dich." Damit wuschelte er durch die schwarzen Haare.

Brad unternahm nicht einmal den Versuch, auszuweichen, sondern seufzte nur zufrieden. Und ließ sich folgsam in Richtung Quartier leiten. Etwas, das Michael erst seltsam vorkam, als sie bereits dort waren.

"Sag mal, warum bestehst du eigentlich nicht darauf, Herrn Walter zu erzählen, wer genau uns dort in der Sporthalle besucht hat?"

"Weil ich ihn dann auch meinen Vater vorstellen will. Und wenigstens heute noch will ich ihm die Kopfschmerzen ersparen. Du weißt doch, dass er das Talent eines Telepathen nicht so gut verträgt und Dad hat die Angewohnheit, ständig ein Störfeld um sich zu verbreiten." Das war jetzt eindeutig ein Grinsen. "Ich fand es immer sehr lustig, wenn sie ihn nicht wiedererkannten. Es war immer nur für einen Moment, in dem sie dachten, sie würden einem Fremden gegenüber stehen. Dann tat er irgendetwas, damit für die Dauer ihrer Unterhaltung alles normal war und anschließend brachte er alles wieder durcheinander."

Der Junge zeigte die Begeisterung eines Kindes, als er das erzählte, was wohl kein Wunder war, wenn man näher darüber nachdachte. Und Michael ließ sich davon anstecken, grinste ebenfalls. "Ich wette, dir ist so etwas nicht passiert."

Warme Belustigung floss über ihre Verbindung zu ihm über, eine Antwort, die ganz ohne Worte auskam. Dahinter lag jedoch etwas anderes und vielleicht war das auch ein Grund für Brads Rücksichtnahme auf Herrn Walter. Der Junge war nicht müde, sondern regelrecht erschöpft, jetzt, da die Aufgedrehtheit langsam aus ihm herausfloss. Und das war auch kein Wunder, nicht wahr? Michael hatte selbst miterlebt, wie der Verstand des Jüngeren auf Hochtouren hatte arbeiten müssen, um alle Erinnerungen dem Schleier des Vergessens zu entreißen. Erinnerungen… natürlich, das war es damals gewesen. Brad hatte nicht einfach gelernt, wenn dessen Verstand so besonders hell geleuchtet hatte. Er hatte sich an etwas erinnert, was er bereits einmal gewusst hatte.

Doch diese Erkenntnis änderte nichts an Brads Erschöpfung, also gab er sich mit dem zufrieden, was er bisher erfahren hatte, schob Brad stumm ins Bad, der der wortlosen Aufforderung unmittelbar nachkam.

Und kurz darauf hatte er ihn neben sich im Bett, strich langsam durch die schwarzen Haare, während Brad mit einem zufriedenen Lächeln einschlief.
 

~TBC~
 

Und, hat es jemand geahnt? ^.~

cya, cu ^-^

"Es ist eine Ausnahmesituation, wie Sie in Kürze sehen werden"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 271/273

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Nun muss alles nur noch zu seinem Schluss geführt werden ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Teil 271 "Es ist eine Ausnahmesituation, wie Sie in Kürze sehen werden"
 

Michael erwachte davon, dass jemand zu ihm ins Bett kroch und kalte Füße gegen ihn presste. Und es war nur die vertraute mentale Präsenz, die ihn davon abhielt, den Eindringling postwendend wieder aus dem Bett zu werfen. Stattdessen rieb er sich über die Augen, blinzelte Brad dann unter schweren Lidern an. "Wo kommst du denn her?"

Der Jüngere grinste, öffnete den Mund, um ihm zu antworten, aber in diesem Moment brach über Michael auch schon die Erinnerung an den gestrigen Abend herein.

Er zwinkerte, schüttelte schließlich den Kopf, wie um ihn zu klären. Und schenkte dann Brad ein Lächeln, der ob der ganzen mentalen Energie innegehalten hatte. "Schon gut, du warst bei deinem Vater, nicht wahr? War der überhaupt schon wach?"

"Nun, als ich zu ihm reinkam, war er es zumindest", wurde unbekümmert zurückgegeben.

Was natürlich hieß, dass Brad Herrn Kingston aufgeweckt hatte. Der arme Mann… Seine Mundwinkel zuckten nach oben, während er nach Brad griff und sie beide herumrollte. "Ist das denn die richtige Art, deinen Vater willkommen zu heißen?"

Brad sah unschuldig zu ihm hoch. "Natürlich ist es das. Nachdem ich ihn endlich wiederhabe, soll er sich schließlich nicht vernachlässigt fühlen."

Was sollte er dazu noch sagen… Also sparte er sich die Worte und küsste den Jüngeren stattdessen als Guten-Morgen-Gruß.

Was sich Brad gerne gefallen ließ, nur um danach unter ihm hervorzurutschen und sich aufzusetzen. "Frühstück!", wurde ihm dann mitgeteilt.

Michael erwischte sich dabei, schon wieder zu zwinkern. "Ja, natürlich… aber jetzt sofort?"

"Wir essen nicht allein."

"Das war also der Grund für den morgendlichen Überfall auf deinen Vater", verstand er endlich und lachte.

Brad neigte den Kopf kurz zur Seite, kam anschließend auf die Beine. "Einer der Gründe", wurde klargestellt. "Und jetzt nicht so langsam. Wir essen bei Herrn Schneider und du willst sicher keinen der beiden warten lassen."

Das wollte er wirklich nicht, weswegen er sich aus dem Bett quälte, beobachtet von Brads amüsiertem Blick, und dem Jungen dann ins Bad folgte.

Als er schließlich die schwarzen Haare abtrocknete, konnte Brad kaum stillsitzen. "Sag mal, wie lange bist du eigentlich schon auf den Beinen?" In ihm wurde allmählich der Verdacht wach, dass Brad sich schon seit einiger Zeit herumtrieb.

Der Kopf wurde zu ihm umgewandt und weiße Zähne blitzten auf. "Nicht zu lange. Ich habe einen Bonus für Schuldig anweisen lassen."

"Hast du?", zog er eine Augenbraue hoch.

"Nun, dank ihm konnten wir wenigstens Johann retten, wenn schon nicht die Ältesten, nicht wahr? Auch wenn er es niemals beabsichtigt hat, kann man das Ergebnis nicht anzweifeln."

Mit einem Schmunzeln nahm er die Erklärung auf. Denn selbst wenn der Jüngere das als offiziellen Grund anführen würde, war Brad ein anderer Punkt sehr viel wichtiger. Er wollte Schuldig deutlich zeigen, dass der Telepath einfach nicht gegen sie ankam. Denn Schuldig würde zweifellos annehmen, dass er nur getan hatte, was Brad wollte.

Es war diese Überlegung, auf die sich seine nächste Frage bezog und Brad konnte dem Gedankengang mühelos folgen. "Und du meinst, das wird in Zukunft seine rebellischen Tendenzen zügeln?"

Ein Schulterzucken antwortete ihm darauf. "Die Hoffnung stirbt zuletzt, nicht wahr? Es sollte ihn zumindest zweimal überlegen lassen, bevor er wieder versucht, mir eins auszuwischen."

Michael lachte auf. "Der Junge kann einem beinahe leidtun. Aber er muss wirklich lernen, dass wir für ihn keine Extrawürste braten und er sich einzufügen hat."

Brad nickte dazu, sprang dann auf. Anscheinend hatte er es eilig, zum Frühstück zu kommen. Und Michael auch, wenn er ehrlich war.

Trotzdem hatten die anderen beiden sie geschlagen, wobei sein Vater natürlich den Heimvorteil hatte. Aber auch Herr Kingston war schon da und im ersten Moment ließ ihn der Anblick stocken. Denn der Amerikaner stand viel zu nahe bei seinem Vater in der Küche, während die beiden das Geschirr zusammensuchten, leise Worte austauschend.

Obwohl sie sich seit Ewigkeiten nicht gesehen hatten, hing eine gewisse Vertrautheit zwischen ihnen und Michael konnte gar nicht anders als die gleiche Verbindung herzustellen, die ihn schon beim Anblick von Frau Kingston zusammen mit seinem Vater überfallen hatte. Wobei er nicht sagen konnte, was schlimmer war: dass das hier ihr Ehemann war, Brads Vater oder dass er bereits wusste, wie sehr sich sein Vater damals für Herrn Kingston interessiert hatte.

Die beiden drehten sich auf einmal zu ihm um, als hätten sie sich abgesprochen und ihre Miene zeigte den gleichen amüsierten Ausdruck, als Michaels Reaktion wahrgenommen wurde.

Gerettet wurde er durch Brad, der keinerlei Überraschung zeigte und geradewegs auf seinen Vater zuspazierte. Womit die braunen Augen Michael verließen, als der Precog in einer selbstverständlichen Geste an die Seite des älteren Mannes gezogen wurde. Und nun waren es die beiden, die sich leise austauschten, wieder ins Englische fallend.

Michael wurde durch die Hand abgelenkt, die sich warm in seinen Nacken legte. "Für eine Weile wirst du Brad wohl teilen müssen", wurde belustigt angemerkt.

Er war ganz einfach froh, dass er nicht mit einem anderen Thema aufgezogen wurde und lächelte daher nur. "Ich werde es verkraften. Und es hat Brad seine Erinnerungen zurückgebracht. Er ist jetzt… mehr in sich selbst ruhend." Brad hatte immer nach etwas gestrebt, immer diese gewisse Unruhe in sich getragen. Doch jetzt war diese Rastlosigkeit verschwunden. Als hätte der Junge nach den Sternen gegriffen und sie endlich erreicht.

Wärme trat in den Blick seines Vaters, der nicht nur seine Worte zu verstehen schien, sondern auch, was unausgesprochen blieb. "Gut", war dann die einzige Antwort, auch auf beides, wie er vermutete.

Und der Moment zerbrach, sie alle strebten in Richtung Tisch, der mit ein paar schnellen Handgriffen zu Ende gedeckt war. Das Frühstück war bereits gebracht worden und eisblaue Augen erspähten sofort etwas, das um diese Zeit eigentlich nichts auf dem Tisch zu suchen hatte.

Brad sah es gleichzeitig und grinste, zog das Schälchen sofort zu sich herüber. "Das ist meiner!"

Herr Kingston wuschelte durch schwarze Haare. "Keiner wird dir den Schokoladenpudding abspenstig machen, Brad."

"Er hat den schon immer gemocht?", entkam es ihm und der Amerikaner schenkte ihm ein Lächeln.

"Von kleinauf verrückt danach", wurde ihm bestätigt. "Ich bin nicht überrascht zu hören, dass sich diese Leidenschaft gehalten hat."

Brad merkte zwar, dass er aufgezogen werden sollte, kümmerte sich aber herzlich wenig darum. Stattdessen war da plötzlich eine Hand, die sich wie eine Schraubzwinge um Herrn Kingstons Handgelenk schloss. "Wie lange bleibst du hier?"

Und der ältere Mann wurde ernst. "Nur ein paar Tage. Ich kann die anderen drüben nicht zu lange allein lassen." Herr Kingston lehnte sich vor, bis dessen Stirn an Brads ruhte und ein mentales Feuer flammte zwischen den beiden auf, als sich Energie von dem Telepathen ausgehend um Brad wand, die beiden für einen Moment verband.

Michael konnte es über seine eigene Verbindung zu Brad spüren, die Wärme, die ausgetauscht wurde und die wortlose Versicherung. Völlig ungehindert von irgendwelchen Schilden. Wenn Brad das von Kindesbeinen an so gekannt hatte, war es kein Wunder, dass er sich niemals von Michaels Talent hatte stören lassen – im Gegenteil.

Herr Kingston sprach schließlich weiter. "Aber du kannst uns anrufen, so oft du möchtest. Und uns natürlich besuchen kommen." Der Amerikaner richtete sich wieder auf, ordnete jetzt die schwarzen Strähnen. "Du bist doch alt genug, um nicht mehr bei den Eltern zu wohnen, nicht wahr?"

Brad, der für einen Moment enttäuscht ausgesehen hatte, egal, wie gleichmütig er gestern Abend noch über die Trennung gesprochen hatte, lächelte nun. "Hm, bin ich." Aber trotz allem wurde Brads Vater nicht losgelassen und der Junge aß einhändig.

Herr Kingston ließ sich davon nicht stören und Michael konnte beinahe die Geste sehen, mit der Brad auf den Schoß seines Vaters gezogen worden war, als er noch klein genug dafür gewesen war.

"Das Triumvirat wird sich nachher zusammenfinden", war es sein eigener Vater, der das Bild verscheuchte. "Ganz davon abgesehen, dass wir uns Gedanken um die Zukunft machen müssen, gibt es noch unmittelbar etwas zu erledigen, bevor die Frist abläuft."

Michael brauchte einen Moment, um seine Gedanken zu sammeln, dann aber verstand er. Und musste an den Code denken, den er mit seiner Ernennung zum Triumviratsmitglied erhalten hatte. Ihm war gesagt worden, dass jedes Mitglied – sowohl in Deutschland als auch in der amerikanischen Schule – so einen erhalten hatte. Und nur alle zusammen würden die Datenbanken freischalten, die alle wichtigen Informationen und Kontakte enthielten, die die Ältesten im Laufe ihres langen Lebens angesammelt hatten. Ohne sie konnten sie Eszett zwar am Laufen halten, aber nur auf der absolut legalen Ebene. Was so wäre, als hätten sie der Organisation gleichzeitig Arme und Beine amputiert. Die Überlegung wollte für einen Augenblick weitergeführt werden, doch sein mentaler Block verhinderte, dass er an den Namen des Stellvertreters dachte, dem er seinen Teil des Codes mitgeteilt hatte, für den Fall, dass ihm etwas zustoßen sollte. Stattdessen traf ihn die Ironie der Situation. Denn auch wenn keiner von ihnen die Finger im Spiel gehabt hatte, so war auch keines der Triumviratsmitglieder besonders traurig über den Vorfall gewesen. Und sie würden zusammenarbeiten, zweifellos mit Herrn Kingston als Erster unter Gleichen. Was die Ältesten stets gefürchtet hatten…

Braune Augen hatten sich auf ihn gerichtet, fingen das Kurven seiner Mundwinkel ein, und der ältere Telepath erlaubte ebenfalls einem Anflug von Amüsement in dessen Blick zu treten.

Nur dass Michael das dumme Gefühl hatte, dass etwas mehr dahinter steckte als bei ihm selbst.
 

Michael war leicht verdutzt, als er selbst es später war, der sich auf den Weg zu Herrn Hoffmanns Büro machte, aber schließlich schüttelte er das Gefühl mit einem innerlichen Schulterzucken ab. Bloß um wieder daran erinnert zu werden, als er sein Ziel erreichte und dem überraschten Blick des älteren Mannes begegnete.

Er winkte ab, noch bevor Herr Hoffmann etwas sagen konnte und ein Lächeln zuckte über sein Gesicht. "Ja, Brad hat gerade tatsächlich etwas Besseres zu tun. Aber da er Sie zu sehen wünscht, hat er mich losgeschickt."

Der Andere wusste zwar nicht, was los war, erhob sich aber mit einem belustigten Gesichtsausdruck. "Sie wissen, dass irgendetwas an dem Bild nicht stimmt, wenn ein Instruktor ein Triumviratsmitglied auf einen Botengang schickt, hm?"

Michael lachte auf, den Kopf schüttelnd. "Es ist eine Ausnahmesituation, wie Sie in Kürze sehen werden."

Eine Augenbraue rutschte nach oben. "Jetzt bin ich neugierig", wurde scherzhaft zurückgegeben, doch Michael musste kein Telepath sein, um zu wissen, wie ernst das gemeint war.

Also machte er nur eine einladende Geste, ließ Herrn Hoffmann auf dem Weg aus dem Büro den Vortritt. "Wir müssen auch noch Herrn Walter abholen", erklärte er ihm dann.

Der Ältere stockte nur kurz. "Ich bin nicht wirklich überrascht. Aber noch neugieriger…"

Herr Walter begrüßte ihr Erscheinen vielleicht nicht mit Misstrauen, aber eine gewisse Vorsicht konnte der Andere nicht ganz verbergen. Was noch deutlicher wurde, sobald offenbar wurde, dass es um Brad ging. Weswegen Herr Walter nicht im Geringsten zögerte, sich ihnen anzuschließen.

Es war Herr Hoffmann, der erkannte, wohin ihr Weg sie führte und dieses Mal blieb der ältere Mann tatsächlich stehen, brachte damit sie alle zum Stopp. "Gehen wir wirklich zum Triumviratszimmer?"

Michael erlaubte sich ein Lächeln und nickte langsam. "Hm, noch so eine Ausnahme. Sie werden verstehen."

Blaue Augen musterten ihn durchdringend, doch Herr Hoffmann verzichtete darauf, etwas zu sagen und der Rest des Weges wurde stumm zurückgelegt, auch wenn Herr Walter sich den einen oder anderen Seitenblick nicht verkneifen konnte.

Michael öffnete die schwere Holztür, die den Blick in den inzwischen vertrauten Raum freigab und die warmen Brauntöne brachten wie immer Ruhe mit sich. Herr Franken war inzwischen gegangen, aber dafür hatte es sich Brad auf der Couch bequem gemacht, in die Seite seines Vaters gelehnt. Michaels Blick wanderte weiter, musterte Herrn Kingston und seinen eigenen Vater, die wieder in eine leise Unterhaltung vertieft waren. Kurz fühlte er einen Anflug von Irrealität, als ihm der Gedanke durch den Kopf schoss, dass es fast so war, als würde er sich selbst mit Brad sehen.

Und er schien nicht der Einzige mit dieser Erkenntnis zu sein, wie ihm Herrn Walters scharfes Einatmen an seiner Seite verriet.

Was endlich Brads Aufmerksamkeit weckte, der bis zu diesem Moment fast gedöst zu haben schien, eingehüllt von dem Talent seines Vaters. Der Precog setzte sich abrupt auf und lächelte den anderen Mann an. "Richard, kommen Sie herein!" Dann war der Jüngere auch schon auf den Beinen und hing gleich darauf an Herrn Walters Arm.

"Richard, Herr Hoffmann, ich möchte Ihnen meinen Vater vorstellen. Sie haben ihn zwar gestern Abend schon getroffen, aber da haben Sie gar nicht mitbekommen, wer er ist, nicht wahr?"

Die beiden Männer schienen wie erstarrt, während Brad munter weiterredete, beinahe aufgedreht. Und Michael hätte beinahe aufgelacht, als er das Verhalten verstand. Brad war wie ein kleines Kind, stolz darauf, den anderen seine Eltern zu präsentieren, die einfach das Beste waren, was es auf der Welt gab.
 

~TBC~
 

Noch ein Kapitel als Ausklang, dann ist es geschafft. Einen kurzen Einblick in Herrn Kingstons Handeln gibt es dann im Epilog ^^

cya, cu ^-^

"Ich würde immer dich wählen"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 272/273

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Nun sind wir am Ende angelangt ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Teil 272 "Ich würde immer dich wählen"
 

Herr Walter erholte sich als Erster von der Überraschung. Was nicht verwunderlich war, schließlich war hier die mentale Hürde nicht so groß wie bei Herrn Hoffmann, dem sehr viel bewusster war, dass es ein Ding der Unmöglichkeit sein sollte, plötzlich den Elternteil eines Talents auf Rosenkreuz zu sehen. In einer unwillkürlichen Geste fuhr eine Hand durch schwarze Haare, bevor sie Brads Vater entgegengestreckt wurde. "Es freut mich, Sie kennenzulernen, Herr Crawford."

Herrn Kingstons Mundwinkel zuckten nach oben, als der Herrn Walters Hand ergriff. "Kingston", wurde der andere Mann dann berichtigt. "Und ich freue mich ebenfalls, Ihre Bekanntschaft zu machen.

Michael bekam Schwierigkeiten, die Reaktionen zu verfolgen. Denn Herrn Kingston war natürlich aufgefallen, dass er in Herrn Walter mehr als einen bloßen Mitarbeiter von Brad vor sich hatte. Weswegen der Telepath etwas tiefer grub, so sanft, dass Herr Walter es trotz seiner sonst gezeigten Empfindlichkeit nicht zu bemerken schien. Dieser war vielleicht auch ganz einfach viel zu verwirrt dazu. Selbst wenn es sich nach außen nur in einem kaum merklichen Stirnrunzeln äußerte, rasten hinter der Stirn regelrecht die Fragen. Und dann war da noch Herr Hoffmann, der den Namen wiedererkannt hatte und eisern bemüht war, seinen Schock unter Kontrolle zu halten.

"Sie hatten im Institut nicht Brads korrekten Namen in den Akten", erbarmte sich Herr Kingston und beantwortete eine von Herrn Walters unausgesprochenen Fragen. Dann schien das andere Triumviratsmitglied einen Entschluss zu fassen, der wahrscheinlich nicht wenig in Brads Beziehung zu Herrn Walter – und Herrn Hoffmann – begründet lag. "Ich kann Ihnen gerne mehr erläutern, allerdings unterliegen die Informationen der Geheimhaltung. Sie müssten sich also mit einem mentalen Block einverstanden erklären, der verhindert, dass jemand darauf zugreifen kann." Die braunen Augen schlossen auch Herrn Hoffmann ein, der dieses Mal schneller reagierte als Herr Walter und nickte.

Dem anderen Mann schwante jetzt, dass er es nicht nur mit einem Talent, sondern auch noch mit einem Telepathen zu tun hatte und in ihm rang erlerntes Misstrauen mit Neugier.

Brad, der das Zögern natürlich bemerkte, ließ Herrn Walters Arm frei, um ihn stattdessen richtig zu umarmen. Und das rief Herrn Walter in Erinnerung, wie er den Jungen eben noch neben dessen Vater gesehen hatte. Hinzu kam, dass Herr Kingston es mühelos schaffte, vertrauenserweckend zu wirken, weswegen schließlich auch Herr Walter nickte.

Das Lächeln des Amerikaners vertiefte sich daraufhin. "Sie müssen keine Nebenwirkungen befürchten, ich verstehe mein Handwerk", wurde dann noch versichert, bevor sich Brad im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit seines Vaters wiederfand. "Du wirst ihn solange allerdings freigeben müssen."

Herr Walter war unwillkürlich belustigt von dem Flunsch, den der Junge daraufhin zog und vergaß darüber die letzte Unsicherheit. Ein Resultat, das zweifellos beabsichtigt gewesen war. Denn als nächstes grinste Brad, verstärkte die Umarmung für einen Herzschlag, trat dann ohne weiteres Murren zurück.

Was die positive Nebenwirkung hatte, dass Michael ihn als nächstes für sich hatte. Er schlang einen Arm um Brad, bevor der Junge ihm verloren gehen konnte und zog ihn in einen der freien Sessel. Die waren breit genug für zwei Personen, wenn man sich gut genug verstand.

Der Jüngere landete nicht ganz zufällig halbwegs auf seinem Schoß, legte den Kopf auf seine Schulter und beobachtete unter halbgeschlossenen Lidern hervor das weitere Vorgehen von Herrn Kingston.

Dieser hatte in weiser Voraussicht zuerst Herrn Walter gebeten, auf der Couch Platz zu nehmen, schließlich bestand bei ihm eher die Gefahr, dass er es sich anders überlegen würde als bei Herrn Hoffmann. Letzterer ließ es sich natürlich nicht nehmen, alles genau zu beobachten, doch Michael konnte keine Unsicherheit wahrnehmen. Brads Wunsch würde also in Erfüllung gehen. Eisblaue Augen huschten kurz zu seinem Vater hinüber, der den Platz auf der Couch geräumt hatte und ans Fenster getreten war.

Und als hätte dieser seine Gedanken gelesen, erhielt er ein Lächeln und ein Nicken. >Jetzt hat sich seine Familie endlich vergrößert. Und er muss vor niemandem Geheimnisse haben.<

Michaels Mundwinkel kurvten ebenfalls nach oben und unwillkürlich schlang sich sein Arm noch etwas enger um Brad, der ein zufriedenes Brummen von sich gab.

Energie, wie ein elektrisches Hintergrundsummen, zog seine Aufmerksamkeit zurück auf den anderen Telepathen. Der hatte es irgendwie geschafft, dass Herr Walter vollkommen entspannt dasaß, berührte nur mit den Fingerspitzen die linke Schläfe des anderen Mannes. Und Michael war wahrscheinlich der Einzige, der beurteilen konnte, wie nachrangig diese Geste für die Arbeit von Herrn Kingston war. Denn der arbeitete so präzise, so mühelos, dass es der Berührung gar nicht bedurft hätte. Vielmehr gab sie Herrn Walter etwas, worauf dieser sich konzentrieren konnte, statt nach einer mentalen Berührung zu suchen, die sowieso nicht zu spüren war.

Da konnte man direkt neidisch werden… Mit einem innerlichen Seufzen wünschte er sich, eine ähnliche Kontrolle über sein Talent zu besitzen, ein Gedanke, der von Brad registriert wurde.

Und gleich darauf zog der Jüngere vorwurfsvoll an einer sandblonden Strähne. >Es ist gut, so wie es ist<, wurde ihm wortlos aber nachdrücklich mitgeteilt. >Ich möchte dich für mich allein haben.<

Ah ja, damit wurde dieser Wunsch verständlich. Amüsement trat in eisblaue Augen und er lehnte sich in einen Kuss. >Ich hätten wissen sollen, dass du mal wieder nur an dich denkst<, neckte er Brad dann.

Der sich nicht wirklich davon beeindrucken ließ. >Willst du dich ernsthaft beschweren?< Die Frage wurde von einer hochgezogenen Augenbraue begleitet.

Und Michael lachte stumm auf. >Nein, natürlich nicht<, gab er zurück, mit einem weiteren Kuss.

Anschließend beobachteten sie weiter Brads Vater, wobei der Jüngere sich einen Teil seines Talents ausborgte, um sich nicht nur auf dessen Augen verlassen zu müssen. Erst als Herr Kingston auch mit Herrn Hoffmann fertig war, lockerte Michael ihre Verbindung wieder etwas – aber nicht zu sehr. Er mochte es, Brads geistiges Leuchten so nah zu haben.

"Wessen Namen trägst du eigentlich?", erkundigte er sich leise, als Herr Kingston den anderen beiden Männern zu erzählen begann, was er schon wusste.

Brad wandte ihm das Gesicht zu und lächelte. "Wir sind in der Familie geblieben", wurde ihm dann erklärt. "Es war der Name von Dads Mutter, bevor sie zum zweiten Mal geheiratet hat." Der Jüngere lehnte sich noch näher, soweit das überhaupt möglich war, als wollte er Michael etwas Vertrauliches mitteilen. Schwarze Strähnen kitzelten ihn, als die Worte genau neben seinem Ohr gesprochen wurden. "Als Dad klein war, hieß er auch Crawford." Zufriedenheit unterlegte diese Worte wie eine Vibration, nur auf der mentalen Ebene spürbar.

Wenigstens eine Verbindung, die dem Jungen geblieben war während seiner Zeit der Unwissenheit, auch wenn es diesem nicht bewusst gewesen war. Es war wenig genug, doch besser als gar nichts.

Ein Teil dieser Überlegung teilte sich Brad mit, der daraufhin nach seinen Haaren langte und Finger durch sandblonde Strähnen gleiten ließ. >Ich habe mich dafür entschieden.< Und damit war einfach alles gemeint, wie Michael dahinter ahnen konnte.

Das hätte reichen sollen, aber eine ähnliche Emotion echote von irgendwoher, beeinflusste ihn. Unwillkürlich suchte er nach der Quelle und fand Herrn Walter, der eben erfahren hatte, dass sie Brad ausgesetzt hatten. Nicht seine Wortwahl, sondern die des älteren Mannes, dessen Gedanken.

Braune Augen folgten seinem Blick und ehe er es sich versah, sprang der Jüngere plötzlich auf, schien sich regelrecht neben Herrn Walter zu teleportieren. Die Geste, mit der sich Brads rechte Hand dann auf die Schulter des Älteren legte, wirkte im Vergleich zu der abrupten Bewegung zuvor sehr sanft. Doch sie schaffte es, den sich zuvor immer weiter verstärkenden Wirbel zu durchbrechen, der sich in Herrn Walter aufgebaut hatte.

"Sie müssen nicht meinetwegen empört sein. Inzwischen sollten Sie doch wissen, dass mir Michael viel wert ist."

Anspannung wich aus dem anderen Mann, wie Luft aus einem defekten Ballon, bevor Brad intensiv gemustert wurde. "Aber du warst damals viel zu jung, um so eine Entscheidung wirklich treffen zu können", wurde schließlich leise erwidert. So leise, dass Michael es nur dank seines Talents hören konnte.

Brad lehnte sich zu Herrn Walter herunter, so dass dessen Stirn die des anderen Mannes berühren konnte. "Fallen Sie nicht in alte Gewohnheiten zurück", wurde Herr Walter dann sanft ermahnt.

So unverständlich er für Dritte war, so leicht schien der Ältere Brads Kommentar zu verstehen. Und ein schiefes Lächeln war die Reaktion darauf.

Was den Jungen auch wieder lächeln ließ, bevor der ihre Nähe für eine Umarmung nutzte. "Sehen Sie, alles wieder in Ordnung." Danach war es Herrn Kingston, der der guten Ordnung halber auch eine Umarmung erhielt. Diese wurde lachend erwidert, während eine Hand Brads Frisur durcheinander brachte.

Dieser wehrte sich nicht dagegen, verzog aber das Gesicht und strich sich die Haare glatt, sobald er sich wieder aufgerichtet hatte. Doch statt dann endlich zu Michael zurückzukehren, suchte der Blick des Jüngeren nach Herrn Hoffmann, der die ganze Aktion belustigt beobachtet hatte. Und von den Neuigkeiten nicht halb so beeinflusst worden war wie Herr Walter. "Muss ich befürchten, dass Sie auch den Wunsch verspüren, Ihre Boxkünste an Dad auszuprobieren?"

Der Angesprochene versuchte sich in einem unbewegten Gesichtsausdruck, bevor er das Grinsen zumindest für einen Moment nicht mehr zurückhalten konnte. "Keine Sorge, weder bin ich so empfindlich wie Reik noch bin ich lebensmüde."

Amüsement blitzte in Brads Augen auf. "Weise Entscheidung." Und damit wurde Herr Kingston wieder seinen Ausführungen überlassen, während ein vertrautes Gewicht an Michaels Seite zurückkehrte.

Nachdem die beiden Männer eingeweiht waren und Herr Kingston den Block zu dessen Zufriedenheit getestet hatte, verabschiedeten sich Herr Walter und Herr Hoffmann.

Michael konnte in Brad den Zwiespalt spüren, weil der es gerade sehr bequem bei ihm fand und auch noch mehr Zeit mit dessen Vater verbringen wollte. Auf der anderen Seite wollte Brad jedoch auch sicherstellen, dass Herr Walter alles gut verarbeitet hatte. Mit einem innerlichen Kopfschütteln zupfte er also an einer schwarzen Strähne und erhielt so Brads Aufmerksamkeit. "Geh ihm hinterher", schlug er ihm vor. "Aber belästige ihn nicht zu lange."

Brad verschluckte einen ersten Protest, dann gruben sich dessen Finger in seine Haare und er wurde geküsst, bevor der Jüngere auf die Beine kam. Was eine Antwort war, die ganz ohne Worte auskam.

Als sein Blick, der dem Jungen gefolgt war, sich auf die im Raum verbliebenen Männer richtete, stand beiden das gleiche Amüsement ins Gesicht geschrieben und in Michael erwachte der dumme Verdacht, dass Herr Kingston telepathisch mit seinem Vater kommuniziert hatte.

"Was?", fragte er daher misstrauisch, woraufhin Brads Vater lächelte.

"Ich freue mich nur, dass sich einige von Brads Gewohnheiten gehalten haben, auch wenn er sich nicht daran erinnern konnte."

Diese Antwort war nicht das, was er erwartet hatte und sie war auch nicht besonders erhellend. Weswegen er den Kopf in einer stummen Frage leicht zur Seite neigte.

Das verlieh dem Lächeln des anderen Mannes mehr Ausdruck, bevor dieser weitersprach. "Du hast doch meine Frau kennengelernt, nicht wahr?" Nach Michaels Nicken fuhr Herr Kingston fort. "Sie hatte schon immer lange Haare und Brad war von kleinauf davon fasziniert."

Irgendetwas musste sich in seiner Miene gezeigt haben, denn sein Vater stieß plötzlich ein Schnauben aus, bevor dieser neben ihn trat und eine warme Hand in seinen Nacken legte. "Bitte nimm das jetzt aber nicht zum Anlass, dir die Haare länger wachsen zu lassen", wurde er dann aufgezogen.

Michael verdrehte mit einem Auflachen die Augen. "Keine Sorge, ich habe nicht vor, mit Brads Mutter zu konkurieren."

"Mm, stimmt." Jetzt grinste Herr Kingston und es sah so sehr wie Brads aus, dass Michaels Herzschlag für einen Moment ins Stolpern zu geraten schien. "Du konkurrierst eher mit Herrn Walter, was?"

Das war nicht ganz so lustig, aber seine Mundwinkel zuckten trotzdem, nachdem er die erste Überraschung überwunden hatte. Und es gab ja nicht einmal einen Grund, überrascht zu sein, nicht wahr? Brads Verhalten war nun wirklich nicht das, was man dezent nennen konnte. "Ich glaube nicht, dass ich mir da besonders große Mühe geben muss. Brad hat sich schließlich von Anfang an in Herrn Walter verguckt und es bis heute nicht bemerkt."

Die braunen Augen wurden ernster, während sie ihn musterten. "Ich verstehe." Dann folgte ein weiteres Lächeln. "Immerhin hat er sich schon sehr viel früher für dich entschieden. Deswegen verschwendet er keinen weiteren Gedanken daran."

Michael stand auf und deutete eine belustigte Verbeugung an, bevor er sich ebenfalls verabschiedete. Um den anderen beiden etwas Zeit für sich zu geben, aber auch, weil er trotz seiner leichtfertigen Worte soeben nicht ganz umhin konnte, eine gewisse Versicherung haben zu wollen.

Noch bevor er sich das selbst eingestanden hatte, griff sein Talent auch schon nach draußen und suchte nach dem Jungen. Und es dauerte natürlich nicht lange, bis er ihn nicht nur fand, sondern seine geistige Berührung erwidert wurde.

Was vorläufig reichte, aber seine Gedanken drehten sich jetzt aus irgendeinem Grund um genau diese Verbindung zwischen ihnen. Als er schließlich ihr Quartier erreichte, fiel ihm endlich ein, was so an ihm genagt hatte: Er trat ein und bekam kaum mit, dass Brad plötzlich auch da war, ihm unmittelbar folgte.

Nein, Michael beschäftigte das Bild von Brad neben dessen Vater – und die Verbindung zwischen den beiden. Kein Wunder, dass der Junge sein Talent so gut vertrug, wenn dieser früher offenbar eine ähnliche Verbindung zu dessen Vater gehabt hatte.

Er zwinkerte, als er den Gedanken weiterverfolgte. Umso schlimmer musste es für Brad in dem Alter gewesen sein, diese Verbindung aufzugeben. Je mehr er begriff, umso dankbarer war er. Aber wie konnte er Brads Beruhigung wirklich glauben, wenn der Preis so hoch erschien?

"Jetzt fängst du auch noch so an…"

Die Worte riefen ihm abrupt Brads Anwesenheit ins Bewusstsein. Und dann baute sich der Jüngere vor ihm auf, griff nach seinen Händen und schickte ihm eine Erinnerung, kommentierte sie leise. "Es war eine Vision, die meine Mutter von dir hatte. Sie hat sie mir gezeigt und ich wusste, dass ich zu dir wollte. Auch wenn ich ein Jahr im Institut dafür auf mich nehmen musste und meine Vergangenheit vergessen. Ich würde dich haben. Und Dad hat mir versprochen, dass meine Erinnerungen nicht für immer weg sein würden. Das reichte." Dieses Lächeln schien wie die Sonne auf der mentalen Ebene.

Michael lehnte sich vor, wie von der Schwerkraft angezogen, bis Brad nur noch einen kurzen Satz sagen konnte, bevor sich ihre Lippen trafen.

"Ich würde immer dich wählen."
 

~Ende~
 

So, jetzt fehlt nur noch der Epilog ^^

cya, cu ^-^

"Sein Talent hatte ihn bis hierher geführt"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 273/273 (Teil 1)

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Ein paar kleine Ausblicke auf die Zukunft ^^ Teil 2 des Epilogs macht hingegen noch mal einen kleinen Sprung in die Vergangenheit, kurz nach Herrn Kingstons Eintreffen auf Rosenkreuz *grins*

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Epilog I "Sein Talent hatte ihn bis hierher geführt"
 

"Du regst dich auf, weil du Geld bekommen hast?" Farfarellos bernsteinfarbenes Auge sah ihn in einer Mischung aus Neugier und Belustigung an.

Was Schuldig nur mit den Zähnen knirschen ließ. Der Precog wollte ihn eindeutig verspotten und um ein Haar hätte er Anders einfach gesagt, er könne sich das Geld sonst wohin stecken. Dann aber meldete sich sein gesunder Menschenverstand zu Wort. Er konnte nichts mehr daran ändern, dass er Herrn Crawford in die Hände gespielt hatte. Also sollte er sich wenigstens etwas für die Mühe kaufen. Es gab da eine Musikanlage, die er schon eine Weile im Auge gehabt hatte. Und wenn er schon nicht den Instruktor nerven konnte, dann zumindest Anders, der ihm die Nachricht mit einem spöttischen Blick überbracht hatte.

Ein selbstzufriedenes Grinsen huschte bei diesem Gedanken über sein Gesicht, was Farfarello nicht entging.

Aber der Jüngere sagte nichts dazu, sondern stieß nur ein unbeeindrucktes Schnauben aus. "Manchmal frage ich mich wirklich, ob nicht Er dich zu uns geschickt hat, um uns das Leben schwer zu machen.
 

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

"Ich hoffe, du wirst die Arbeit mit deinem Team nicht zu sehr vermissen."

Anders lehnte sich zurück und warf ihm einen überraschten Blick zu. "Also so ernst habe ich meine Klagen über Schuldig nun auch wieder nicht gemeint."

Das Missverständnis ließ Brad auflachen. "Heißt das, du hast seine Musikanlage immer noch nicht verschrottet?"

In den grauen Augen seines Gegenübers funkelte Belustigung auf. "Dazu habe ich zu viel Spaß damit, seine CDs auszutauschen. Du hättest ihn mal fluchen hören sollen, als ich das zum ersten Mal gemacht hatte und durch das ganze Haus "Alle meine Entchen" schallte. Dennis war freundlich genug, die Lautstärke anschließend herunterzuregulieren und hatte dann Schuldig in dessen Zimmer eingesperrt – mit einer telekinetischen Blase um die Anlage, damit Schuldig sie nicht ausschalten konnte."

Ihm war unwillkürlich eine Augenbraue hochgerutscht. "Und trotzdem hat er danach noch versucht, euch mit lauter Musik zu nerven?"

Anders zuckte mit den Schultern. "Du kennst doch Schuldig. In solchen Sachen hat er sich schon häufiger verrannt."

Dem konnte er kaum widersprechen und sein Lächeln sagte genau das aus. Dann aber wurde seine Miene wieder ernster und er kehrte zum ursprünglichen Thema zurück. "Wie auch immer, du musst dich in Zukunft nicht mehr mit ihm herumärgern. Oder jedenfalls nicht auf dieser Ebene. Du wirst nämlich jetzt Frau Bremer und Herrn Jansen zur Seite gestellt."

Für ein paar lange Sekunden saß Anders einfach nur da, ohne jede Regung. Dann aber breitete sich ein ungläubiger Ausdruck auf dessen Gesicht aus. "Ist das dein Ernst?"

"Nun, sonst hätte ich es nicht gesagt, nicht wahr?"

Anders grinste und war im nächsten Moment auf den Beinen um vor ihm auf die Knie zu fallen. "In Ordnung, das habe ich wirklich nicht erwartet, als ich dir meinen Eid gegeben hatte."

Mit einem Kopfschütteln sah er auf den Älteren herunter. "Du hast es deinen Fähigkeiten zu verdanken und nicht dem Eid. Immerhin konnte dank deiner Informationen der Angriff von Kritiker auf Takatori aufgehalten werden." Eine Situation, die sie dazu genutzt hatten, die Organisation auch anderweitig zu schwächen. Perser war ausgeschaltet worden und wer auch immer jetzt dessen Nachfolge antreten würde, hatte nicht mehr die enge Verbindung zur Polizei und damit auch nicht deren Ressourcen. Eine zufriedene innerliche Festellung, bevor er sich wieder ganz auf Anders konzentrierte. "Und würdest du bitte wieder aufstehen, bevor Herr Hoffmann noch hereinkommt und die Situation falsch interpretiert?"

Der andere Precog verlor das Grinsen, aber in dessen Blick schien immer noch der Schalk zu stehen, als eine Hand auf sein Knie gelegt wurde. "Aber es wäre keine Fehlinterpretation. Das Angebot ist ehrlich gemeint."

Er gab ihm einen Klaps auf die Hand. Nur weil er für seine Zeit in Japan ohne Michael auskommen musste, hatte er nicht vor, darauf einzugehen. "Muss ich nochmal darüber nachdenken, ob du wirklich den notwendigen Ernst für deine neue Aufgabe mitbringst?"

Das ließ Anders endlich wieder auf die Beine kommen, doch der Ältere konnte es nicht lassen, sich über ihn zu beugen und ihn zu küssen. "Einen Versuch war es wert. Du bist um einiges entspannter als früher."
 

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

"Er hat es bis zum Ministerpräsidenten geschafft?" Herr Hoffmann setzte sich zu ihm auf die Couch, so dass er sich gegen den älteren Mann lehnen konnte.

"Hm, das Potenzial dazu hat mein Talent schon sehr früh erkannt. Das war auch mit ein Grund, warum Herr Kotegawa ausgewählt wurde, nach außen hin als Leiter unseres Büros hier aufzutreten. Über ihn sind wir an Takatori herangekommen. Und dank der guten Arbeit von Zwielicht haben wir unverändert ausgezeichnete Beziehungen zu ihm." Sie hatten es sich natürlich nicht nehmen lassen, Takatori darauf hinzuweisen, wer genau ihm die Haut gerettet hatte, als Kritiker hinter ihm her war.

Eine Hand fuhr durch Brads Haare. "Wenn ich nicht schon vor einer Weile gelernt hätte, wozu dein Talent fähig ist, würde ich dir das jetzt nicht abnehmen."

Brad neigte den Kopf etwas und grinste zu Herrn Hoffmann hoch. "Sie sind aber nicht Richard."

Ein Lachen lief durch den Körper, gegen den er lehnte. "Sei nicht so, Reik hat sich inzwischen auch daran gewöhnt."

"Vielleicht…", gestand er zu, seufzte dann leise.

Woraufhin sich wieder eine Hand in seine Haare verirrte, doch dieses Mal blieb sie dort. "Was ist los? Willst du schon wieder zurück zu Herrn Schneider? Wir sind doch erst ein paar Tage hier."

Er gab lediglich ein leises Brummen von sich. Schließlich vermisste er Michael immer, wenn er von ihm getrennt war. Da reichten schon ein paar Stunden. Nur… "Ich wünschte, Richard wäre mitbekommen."

"Nun, das war schlecht möglich, schließlich ist er mit Steffi verreist."

Der Gedanke rief ein Lächeln auf sein Gesicht. "Es wurde ja auch mal langsam Zeit, nicht wahr?"

"Wobei zweifellos die Tatsache geholfen hat, dass du einfach die Reise gebucht hast. Und die Tatsache ausgenutzt, dass Steffi sich bereits für diese Zeit ihren Urlaub vorgemerkt hatte, da sie dachte, sie würde Reik wieder nach Japan begleiten." Letzteres mit einem Kopfschütteln. "Ich bin froh, dass du auf unserer Seite bist", wurde dann unverhofft angefügt.

"Sie übertreiben."

"Das ist deine Meinung." Herr Hoffmann lächelte. "Und willst du jetzt nicht lieber schlafen gehen? Immerhin wird es morgen ein langer Tag. Nach dem Büro erwartet Ran, dass du bei seinem Wettkampf auftauchst. Und soweit ich weiß, ist Herr Moriyama wegen dessen Sohn auch da. Das heißt, du wirst anschließend nicht so schnell entkommen."

Brad ließ sich noch etwas mehr gegen den Älteren sacken, da sein Talent ihm in diesem Moment bestätigte, wie Recht Herr Hoffmann mit dessen Worten hatte. Nichtsdestotrotz war er auch ganz zufrieden damit. Immerhin war es ein Beweis dafür, dass Ran sich wieder gefangen hatte. "Sie sollten schon mal Plätze in einem netten Restaurant für die Siegesfeier reservieren."

"Tatsächlich?" Herr Hoffmann zog eine Augenbraue hoch. "Nun, du musst es ja wissen." Amüsiert.

"Natürlich", erwiderte das Lächeln. Sein Talent hatte ihn bis hierher geführt. Und es würde ihn auch in Zukunft nicht fehlleiten.
 

~Ende Epilog I~
 

Den zweiten Teil findet ihr als separates Kapitel, ich habe es gleichzeitig hochgeladen ^^

cya, cu ^-^

"Jetzt beginnt der Rest unseres Lebens"

Titel: Reaching for the Stars

Teil: 273/273 (Teil 2)

Autor: cu123

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Dieser Epilog ist aus Herrn Schneiders Sicht, nachdem Brad und Michael die Sporthalle verlassen haben und er allein mit Herrn Kingston zurückbleibt ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Epilog II "Jetzt beginnt der Rest unseres Lebens"
 

Brad und Michael waren verschwunden und die beiden Männer allein in der Halle, für diesen Moment vollkommen regungslos und stumm.

Bis er selbst es war, der langsam lächelte, bevor er den Kopf schüttelte. "Ich hatte gehofft, dass du es sein würdest, der herkommt."

James neigte den Kopf leicht zur Seite und schmunzelte. "Das haben wir beide uns schon gedacht", wurde ihm dann erwidert.

Was Manuel ein leises Schnauben ausstoßen ließ, bevor er näher an den anderen Mann herantrat, bis er genau vor ihm stand. "In dem Fall sollte dich das hier auch nicht überraschen…" Und bevor James reagieren konnte, hatte er ihn schon bei der Krawatte gepackt und zu sich herangezogen, so dass er ihn küssen konnte. Der Telepath wehrte ihn nicht ab, im Gegenteil. Er konnte spüren, wie sich eine Hand in seine Haare vergrub und ehe er es sich versah, hatte James die Kontrolle über den Kuss übernommen.

Sie stoppten erst, als sie der Sauerstoffmangel dazu zwang und Manuel ließ ganz einfach seine Stirn gegen die Schulter des Anderen fallen. So dass er genau mitbekam, wie ein unterdrücktes Lachen durch James durchlief.

Seine stumme Nachfrage wurde beantwortet, nachdem der Telepath wieder beruhigt hatte. "Ich musste nur gerade daran denken, dass Michael das auch schon versucht hat… Nur nicht mit ganz so viel Nachdruck."

Zuerst verstand er nicht, dann aber erinnerte er sich an die Bemerkung seines Sohnes und nun musste auch er lachen. "Mein armer Junge. Kein Wunder, dass er plötzlich so verlegen war. Und es wird sicher nur schlimmer, sobald ihm einfällt, was ich ihm erzählt habe…"

"Hm…", brummte der andere Mann, Amüsement in den braunen Augen. "Weiß er auch, dass du dein Ziel nie erreicht hast?"

"Bis heute", stellte er gleich klar, schüttelte dann den Kopf. "Und nein, er weiß es nicht. Das Thema war ihm viel zu unangenehm." Er setzte sich in Bewegung, in der Erwartung, dass James ihm folgen würde.

Was dieser auch tat. "Brad wird dieses Problem kaum haben. Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob er jemals erfahren sollte, dass du mich heute geküsst hast."

"Anna wird es mir verzeihen", gab er lapidar zurück. Wenn nicht, hätte James es schließlich gar nicht erst zugelassen.

Der Andere zuckte mit den Schultern. "Gewiss. Aber mein Sohn vielleicht nicht. Familie ist ihm wichtig."

Sein Schritt stockte nicht einmal andeutungsweise. "Dann habe ich ja Glück, dass ich über Michael dazu gehöre, nicht wahr?"

James' Lachen klang warm auf und seine Schulter wurde gedrückt. "So gesehen könntest du Recht haben."

Er lächelte und der Gedanke an Brad ließ ihn etwas sagen, bevor er überhaupt wusste, was genau ihm über die Lippen kommen würde. "Ich wüsste gerne, wie Brad damals war."

James bedachte ihn mit einem etwas seltsamen Blick. "Nein, ich denke nicht, dass du das wirklich willst."

Anschließend fiel Schweigen zwischen sie, bis sie sein Quartier erreicht hatten. Wo Manuel unmittelbar sein Talent ausstreckte, bis es alle Räume ausfüllte. Und als er sich anschließend wieder James zuwandte, der sich auf der Couch niedergelassen hatte, ohne eine Einladung zu benötigen, waren ihrer beider Mienen ernst.

"Wie lange hast du es gewusst?", verlangte James zu wissen, während er intensiv gemustert wurde.

"Gewusst?", gab er gedehnt und mit einem leichten Kurven der Mundwinkel zurück. "Wirklich gewusst habe ich es erst, seit Anna es mir indirekt bestätigt hat. Aber geahnt schon viel länger." Er ließ sich neben dem Anderen nieder, ganz einfach, weil er sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen wollte. Und dann hob er eine Hand, zeichnete James' Züge nach, bevor er weitersprach. "Brad sieht dir einfach zu ähnlich. Als er zu uns kam, war er zu jung, als dass ich hätte Verdacht schöpfen können, aber je älter er wurde, desto mehr hat er mich an dich erinnert." Ein paar Mal hätte er deswegen beinahe die Kontrolle verloren, zu viel von James in Brad gesehen. Doch das gab er nicht laut zu. Sein Lächeln wurde nachdenklich. "Weißt du, ich hatte befürchtet, dass Brad dir in deine Pläne pfuscht mit seiner Beziehung zu Michael. Dass Michael am Ende allein dastehen würde…"

James' Blick wurde durchdringend. "Aber du hast nichts unternommen?" Dahinter verbarg sich eine andere Frage, die weniger unschuldig war. Und innerlich musste Manuel sich eingestehen, dass er selbst heute nicht wusste, wie er sich entschieden hätte.

Es wurde ihm vom Gesicht abgelesen und der andere Mann seufzte leise. "Ich wollte dir solche Zweifel nicht aufhalsen." Die Züge des Anderen verhärteten sich. "Aber ich konnte die Chance nicht ungenutzt verstreichen lassen." Es dauerte einen Moment, doch dann kehrte das Lächeln zurück. "Ich bin froh, dass du irgendwie die Überzeugung gefunden hast, dass euch durch meine Pläne keine Gefahr droht."

Sein Lächeln fühlte sich eindeutig steif an. "Ich habe mich daran festgehalten, dass Brad Michael gesehen hatte, bevor er ihn das erste Mal traf. Und das, obwohl sein Talent im Institut nicht richtig gearbeitet hat. Von daher schien Michael eine Variable zu sein, die dir bekannt war."

"Oh ja… und mehr als das, wie du inzwischen weißt…" James schien durch ihn hindurchzusehen, bevor dieser sich plötzlich sehr nah an ihn heranlehnte, seine Schläfe berührte. "Du musst mir einen Moment ohne dein Störfeld erlauben. Ich verspreche dir, anschließend alles wieder in Ordnung zu bringen. Nur auf diese Unterhaltung wird niemand Zugriff haben."

Wenn noch Zweifel in ihm gewesen wären, hätte er vielleicht abgelehnt. So aber ließ er los, erlaubte dem Talent des Anderen nach ihm zu greifen. Es war warm, ein Prickeln von Energie und er atmete unter der Berührung scharf ein. Ihr Talent hatte sich früher ganz anders angefühlt, doch den Gedanken an sie schob er schnell beiseite, konzentrierte sich lieber wieder auf den anderen Mann.

Der anscheinend mit seiner Arbeit fertig war und fortfuhr, sobald das das Zerofeld ihr Gespräch wieder vor allen anderen abschirmte. "Anna hat früh gesehen, dass sein Talent Brad einmal viel kosten könnte." Der Blick des Telepathen wurde abwesend. "Wie ich vorhin sagte, du hättest ihn damals nicht wirklich treffen wollen. Solange es nicht um uns ging, war er sehr… losgelöst… von seiner Umwelt – während sein Talent noch nicht einmal voll entwickelt war. Und so haben wir lange nach einem Ausweg gesucht. Als die Vision schließlich kam, hätte sie Anna beinahe ausgebrannt, so intensiv war sie." James stockte kurz, schüttelte dann aber die Pause ab und sprach mit Überzeugung weiter. "Aber sie war es wert." Der Ausdruck, der kurz über das Gesicht des anderen Mannes huschte, hatte etwas Raubtierhaftes.

Er entspannte sich gegen die Lehne der Couch, ohne James aus den Augen zu lassen. "Das will ich nicht bezweifeln, bei diesem Ergebnis." Eine weitschweifende Geste begleitete diese Aussage, schloss Rosenkreuz und so viel mehr mit ein. "Es ist doch das, was ihr erreichen wolltet, nicht wahr?" Die Ältesten tot und damit automatisch die Aufhebung von James' Exil. Der Heiler mit diesen ungewöhnlichen Fähigkeiten in ihrer Hand, ebenso wie Eszett. Und nicht zu vergessen: Michael für Brad. Nichts davon musste ausgesprochen werden. "Verrat es mir", forderte Manuel. "Ich werde auch niemals wieder fragen."

James grinste unerwartet, sah für diesen Moment selbstzufrieden wie ein kleiner Junge aus, der gerade seinen Willen bekommen hatte. "Ja, alles ist wie geplant gelaufen."

"Und das alles, ohne dass Brad überhaupt wusste, was geschehen sollte?"

"Das war nicht erforderlich und wäre außerdem gefährlich gewesen. Ein Teil von mir war immer bei ihm. Und Anna hatte genug gesehen, um zu wissen, wie wichtig Japan sein würde. Also haben wir dafür gesorgt, dass wir euch Leute zur Verfügung stellen konnten, als ihr das Büro dort aufgebaut habt. Bann war nicht zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort."

Natürlich nicht, er hätte es sich denken können. "Gibt es irgendetwas, das noch ein Hindernis für dich ist?", fragte er, beinahe rhetorisch. "Was ist mit dem Heiler? Die Ältesten haben Ewigkeiten gebraucht, um jemanden wie Aya für ihn zu finden."

Dieses Lächeln fiel schmal aus. "Du erinnerst dich an den Flugzeugabsturz damals, der für uns Talente rund um die Welt spürbar war?" Sein Nicken wurde nicht abgewartet. "Meine Leute haben sich näher damit auseinandergesetzt. Immerhin wurden dort auch Talentlose mit viel Erfolg als Verstärker eingesetzt. Sie denken, dass uns das helfen könnte, künftig Herrn Königs Talent besser zu verstehen und damit unser Suchmuster zu verfeinern. Natürlich gibt es da noch eine andere Theorie, wonach es weniger um die erforderliche Energie für den Prozess geht. Dieses Team ist der Ansicht, dass Herr König für seine Arbeit eine Matrize benötigt, aber nicht jeder Mensch dafür geeignet ist. Erschwert wird das Ganze dadurch, dass nur Komapatienten ihm einen ausreichend tiefen Zugriff erlauben, um sie sozusagen auszulesen." James sah auf einmal belustigt aus. "Ich denke, nachdem sie jetzt auf Herrn König direkt Zugriff haben, werden sich einige Reibereien endlich legen. Doch egal, was letztendlich dabei herauskommt. Mit zwei Precogs wie Brad und Anna auf unserer Seite zweifle ich nicht an unserem Erfolg."

Er konnte nicht anders als den Kopf zu schütteln. "Du hast also alle deine Ziele erreicht. Und jetzt?"

"Jetzt beginnt der Rest unseres Lebens", wurde Manuel mit einem Lächeln geantwortet.

Und der konnte sehr lang ausfallen.
 

~Ende Epilog II~
 

So, damit hat RftS endgültig sein Ende gefunden. Ich hoffe, ihr hattet beim Lesen so viel Spaß wie ich beim Schreiben und danke allen, die einen Kommentar hinterlassen haben. Ein Sequel hierzu wird es nicht geben, aber dafür könnt ihr ab nächster Woche gerne bei dem Sequel zu Close Distance vorbeischauen. Es startet unter dem Titel Family Bonds.

cya, cu ^-^



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Von:  MyladyPhoenix
2013-07-29T13:36:30+00:00 29.07.2013 15:36
Hola, there,
ich mal wieder. Weißt du, was nett ist? Ich bin neugierig, wie's enden wird, was im Effekt bedeutet, dass ich mich immer eine Woche im Voraus auf's neue Kapitel freuen kann, und da ich davon ausgehe, dass da noch ca. ein halbes Dutzend kommen wird, wird mich deine FF somit von Woche zu Woche durch den Sommer (und die Hausarbeiten - *schluchz*) bringen. Nett. :-)
Und ich bin wirklich gespannt, wie dieser Besuch ablaufen wird, und wer da in der Tür steht. Ich würde spontan auf Frau Kingston tippen, bin mir aber zugleich unsicher, was das angeht. Eine Woche neugieriges Warten, schätze ich. Und zwei Fragen hätte ich auch noch, die mir, da ich durch ein paar Kapitel am Wochenende noch einmal durchgesprungen bin, hängen geblieben sind: 1. Wenn ich richtig verstanden habe, ist Maria als Precog zumindest potentiell mindestens so stark wie Brad, wenn nicht schon stärker, zumal da ihr Talent in dieser FF ja einen Sprung machen konnte, ohne sie dabei zu zerstören. Wie kommt es also, dass sie ein auch für ihr weiteres Leben so elementares Ereignis wie den Tod der Ältesten nicht gesehen hat - oder zumindest das schwarze Loch / die Nicht-Wahrnehmung gespürt hat, das in ihrer Wahrnehmung der Zukunft an dieser Stelle liegen muss? Denn wenn ich Brads Intuition richtig verstehe, scheint er ja zumindest unterschwellig zu merken, wenn er etwas sehen _sollte_, es aber nicht da ist. 2. Was ist eigentlich mit der "anderen" Version von Brad Crawford, der Michael ja manchmal in dessen Kopf begegnet, und was hat es mit "Zerstörung seiner mentalen Integrität" (so oder ähnlich hast du es, glaube ich, mal ausgedrückt) genau auf sich? Ungefähr kann ich mir zwar denken, wer das sein könnte (zwei mögliche Theorien: a) eine potentielle, andere Version von Brad Crawford, die in einer anderen Zukunft, wie du sie ja schon geschrieben hast, in Kraft getreten wäre; b) Personifikation des Talents (und damit vermutlich aller möglichen Entwicklungen, die sein Charakter hätte nehmen können) selbst) und was du mit dieser Erklärung meinst, ich wüsste aber trotzdem gern genau, wie das funktionieren soll.
Soweit von mir - mal schauen, welche Spekulationen das nächste Kapitel auslöst.
Bis dahin,

Mylady Phoenix
Von:  MyladyPhoenix
2013-07-10T17:21:26+00:00 10.07.2013 19:21
Hola, there,
long time no see. Doch nachdem sich meine Brauen schon beim letzten Kapitel unwillkürlich gehoben haben, und sich jetzt weiter in die Höhe arbeiten, dachte ich mir, du solltest zumindest wissen, dass ich noch immer mitlese - nicht, dass du auf die Idee kommst, dich aus irgendeinem Grund nächste Woche zu verspäten, sodass ich weiter rätseln muss, was denn nun passiert ist - und wer dahinter steckt. Ich habe da so zwei, drei Theorien, zumal da du ein Team der amerikanischen Schule erwähntest. We shall see, I guess...
In jedem Fall viel Freude beim langsamen Beenden dieser FF - ich habe noch immer Freude daran, sie zu lesen, zumal da die Dinge ja nun endlich Fahrt aufnehmen.
Alles Gute,

mylady phoenix
Von:  MyladyPhoenix
2013-04-10T11:46:21+00:00 10.04.2013 13:46
Hola, there,
ich muss mich wohl auch eher zu den Kulturbanausen zählen. Obwohl ich doch eher sagen würde, dass ich bemüht bin, die cinematische gegenüber der dramatischen Ausdrucksform zu verteidigen und aufzuwerten - nichts gegen Kinofilme als Wissenschaft für sich, kann man tolle Hausarbeiten zu schreiben. ;-P Aber darum geht es jetzt nicht...
Eigentlich wollte ich dir schon längst einmal einen Kommentar (oder auch mehr als einen) geschrieben haben, zumal da ich unlängst (zum ca. dritten Mal) CD, CotM und FH gelesen habe, doch irgendwie fehlte immer die Zeit. Doch nun habe ich sie nach all den Klausuren endlich und kann zunächst einmal die Frage stellen, die mich brennend interessiert: Wenn man RftS so verfolgt, nähert sich die FF ja langsam, aber stetig dem Ende. Hast du schon Pläne, ob und was du danach schreiben wirst? Die angedeutete Fortsetzung zu CD, eine weitere FF in diesem Universum, oder etwas ganz Anderes? Persönlich würde mich ja mal interessieren, wie es wohl ausgehen würde, wenn Brad und Michael auf entgegengesetzten Seiten ständen - der eine verschend, die Ältesten zu töten bzw. Rosenkreuz und SZ nach seinen Plänen zu ändern, der andere auf den Spuren dieser Pläne und eigentlich geschickt, sie zu verhindern. Wäre mal interessant zu sehen, wer sich da für welche Seite entscheidet und wie das ausgeht. Nur so ein Gedankenspiel... :-)
Zu RftS: Ich mag die FF, wenn auch nicht so gern wie CD, CotM und FH - im Vergleich zu diesen ist sie mir zu, mhm, stagnierend, sowohl in der Charakterentwicklung als auch in den Geschehnissen, insbesondere in der zweiten Hälfte. Zu sehr wie eine Seifenblase, schön anzusehen und zu lesen, aber zu schillernd, zu unwirklich, und zu sehr von den harschen, vielschichtigen Charakteren entfernt, die du in den anderen FFs geschrieben hast. Mir fehlen sozusagen die Probleme, die Brüche, so fies das auch klingt. Und ich muss gestehen, dass ich mich manchmal wundere, insbesondere was Brad und seine Interaktion mit Michael, Herrn Hoffmann etc. angeht - wenn ich mich nicht irre, müsste er an diesem Punkt der Geschichte ca. 21 sein, und obwohl er einerseits sehr, sehr ernst und erwachsen sein kann, erscheint er mir in vielerlei Hinsicht auch noch immer wie ein Kind, dass sich nicht selbst die Schnürsenkel binden kann. Die Vorstellung, dass Brad in diesem Alter vermutlich ein selbstorganisiertes Studentenleben führen würde, ist da zuweilen ein recht komischer Vergleich, da ich mich manchmal frage, ob er das hinbekommen würde. Von daher wirkt er für ich in dieser FF oft zu kindlich, zu wenig erwachsen, und wird von seiner älteren Umgebung auch zu sehr so behandelt.
Beim Lesen des Kapitels ist noch eine weitere Frage aufgekommen, als es um Schauspielunterricht, Theater etc. ging: Michael sagt selbst, dass kulturelle Bildung (und auch sonstige gesellschaftliche Konventionen bzw. Höflichkeitsregeln, wenn man sich einige andere Kapitel anschaut) auf Rosenkreuz nicht gerade die Hauptrolle spielen, was ja auch verständlich ist. Dennoch wundert mich das, da ich mir nicht vorstellen kann, wie sich die Absolventen nahtlos in die deutsche - oder noch schwieriger, "fremde" - Gesellschaften einfinden sollen, wenn sie vorher so isoliert aufwachsen, zumal da einige von ihnen in oder als Assistenten von hohen Positionen in Wirtschaftsunternehmen arbeiten. Da frage ich mich, ob und wie das wirklich so reibungslos funktioniert, wenn sie sozusagen nicht das Fischmesser vom Steakmesser unterscheiden können (und wo ist dieses Beispiel nur hergekommen?). In der Quintessenz lautet also meine Frage, ob es nicht sinnvoll wäre, eine Art grundsätzlichen Gesellschafts- und Etikettenunterricht auf Rosenkreuz einzuführen (ich erinnere mich gerade mit Schaudern an meinen Tanzkurs in der 9. Klasse, also ist es vielleicht doch keine so gute Idee :-P).
So, genug geredet, nur eine Frage/Anmerkung noch: Kann es sein, dass du sehr viel Englisch liest/schreibst/sprichst? In deinen FFs finden sich zuweilen Worte wie "hypokritisch" oder "petulant", die schlicht Englisch sind und im Deutschen nicht existieren. Sorgt bei mir immer für ein Schmunzeln, wenn ich es sehe, daher die Frage.
Und nun freue ich mich auf das Kapitel nächste Woche und wünsche viel Spaß beim Beenden der FF.
Alles Liebe,

Mylady Phoenix
Von:  Allmacht
2013-02-08T10:27:26+00:00 08.02.2013 11:27
Hi,

ja, das Erziehen kann man sich jetzt sparen. Andererseits hat das bei Brad doch nie gut funktioniert, weil er fast immer bekommen hat, was er wollte. *grins*.

lg
Von:  Allmacht
2013-01-28T05:51:28+00:00 28.01.2013 06:51
Hi,

ein Zeitsprung? Also keine Wiedersehensfreude bei Michael und Brad? Schade, planst du eigentlich wieder einmal einen Kampf zwischen Brad und Herrn Schneider? V.a. bekommt Richard endlich seinen weiteren Auslauf. Sorry, so viele Fragen dieses Mal.

lg
Von:  Allmacht
2013-01-21T04:50:15+00:00 21.01.2013 05:50
Hi,

oh, da tut mir Ran wirklich leid. *grins* Aber es stimmt, dass er schon ewig Ran hinterherhechelt.
lg
Von:  Allmacht
2013-01-14T17:17:02+00:00 14.01.2013 18:17
Hi,

hm, Brad scheint doch mehr zu wissen, als er zugibt. *grins* Doch typisch für ihn, dass der die Leute wie Schachfiguren ansieht. Auf den Besuch bei Ran freue ich mich schon sehr, zumindest gehe ich davon aus, dass Ran auch dabei sein wird. Wäre doch wieder schön, mal wieder etwas Kendo zu sehen.

lg
Von:  Allmacht
2013-01-08T04:48:13+00:00 08.01.2013 05:48
Hi,

hm, die Zukunft wird es zeigen. Hört sich bei einem Precog schon sehr vage an. Schade, dass Schuldig und Farf jetzt eine Weile nicht auftauchen, aber dafür gibt es sicher wieder mehr von Brad und Michael. *grins*

lg
Von:  Allmacht
2013-01-01T08:40:06+00:00 01.01.2013 09:40
Guten Morgen,

dir natürlich auch noch einen guten Rutsch ins neue Jahr, wenn auch ein paar Stunden zu spät. *grins*
Dieses Kapitel habe ich regelrecht verschlungen. Meist sind ja die Kapitel sehr Brad-seitig, doch auch mal wieder was aus Schuldigs Sicht zu sehen... *wow*
Anders wird dennoch noch einige Arbeit mit den beiden haben.

lg
Von:  Allmacht
2012-12-25T18:45:18+00:00 25.12.2012 19:45
Hi,

war doch klar, dass Schuldig Unfung macht. *lach* Naja, bin aber gespannt, wie ihm das auf dem Flug gelingen wird.

Dir auch noch schöne Weihnachtstage.

lg


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