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The dark Kid

So missverständlich kann eine Freundschaft sein... Freundschaft? Erzählt das wem, der euch glaubt!!!
von

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In der Armee

Die Pritsche auf der sie lag war hart und rau und nicht sehr breit, wie alles in diesem Raum. Sie hatte gerade genug Platz sich anzuziehen. Nur ihr Hemd, ihre Hose und sie Lederrüstung. Was ist schief gegangen? Noch vor vier Jahren hatte sie auf einem Markt ihre Waren angeboten und sie zugegeben mit eindrucksvollem Geschick vorgeführt. Doch nun war sie in der Eliteeinheit des Königs und sollte an vorderster Front mit in die Schlacht ziehen. An der Front eines Heeres, welches einem Tyrannen diente. Sie hasste es! Sie hasste ihn- den Tyrannen. Andererseits… in ihrem alten Beruf hätte sie Jahre schuften müssen, um das Geld zu verdienen, was sie hier als Sold ausbezahlt bekam. Ein schwacher Trost. Verärgert stapfte sie die Treppe hoch ins Erdgeschoss.

Ihre Zelle lag neben dem Kerker und sie schwörte darauf, dass neben ihr die Gefangenen gefoltert wurden. Schon vom weiten hörte sie das Gebrüll grobschlächtiger, blutrünstiger Männer und Urgals. Sie feierten jetzt schon einen Sieg. Sie schnaubte verächtlich. Ein alter, ausgedienter Soldat wank sie zu sich. Er war nur einer der vielen militärischen Ratgebern des Königs, der eigentlich ganz gut ohne sie zu Recht kam.

„Ivan hat mir gestern sagt, dass er deine Rüstung fertig hat.“, erklärte er.

„Gut. Dann gehe ich zu ihm. Habt dank.“ Sie wollte weiter. /Hirnloser, alter Mann./

„Ein Jammer! Statt dich in eine Rüstung zu stecken und in den Krieg zu schicken, sollte der König dich halbnackt in sein Schlafzimmer rufen. Ich zumindest würde es tun.“

„Ihr vergesst da was. Ich bin eine der Mortem. Für solche Bemerkungen könnte ich den König bitten euch zu exekutieren.“, erklärte sie mit einem kleinen, boshaften, kalten Lächeln.

Der Alte schnappte nach Luft. Diese Erklärung hatte ihn drei Jahre seines Lebens gekostet. Sie wandte sich ab und eilte über die Dienstbotenwege zur Schmiede. Hier hatte sich seit ihrer Ausbildung vor sechzehn Jahren nichts verändert, bis auf die Tatsache, dass es neue, fremde Gesichter gab und alte, vertraute nicht mehr. Die Schmiede unterbrachen ihre Arbeit kurz, als sie ihren Besucher bemerkten und nickten ihr zum Gruß zu. Einer der Lehrlinge wurde losgeschickt, den ranghöchsten Meister holen.

Sie begutachtete derweil einige Werkstücke und versuchte der Versuchung, nach dem Schmiedehammer zu greifen, zu widerstehen. Wenn es jemals einen Ort in der ganzen Stadt gab, der immer warm war, war es dieser. Dafür sorgte der König. Ivan, der ihr alter Lehrer, Meister und so was wie ein Vater war, begrüßte sie in dem kühlen- oder eher kühlerem Pausenraum. Sollte man Ivan mit einem Tier vergleichen, war ein ausgewachsener Bär das Passende. Er war bereits Ende dreißig und sie wusste, dass ihm die Arbeit bereits jetzt deutlich schwerer fiel, als in ihrer Ausbildung hier.

„Draco.“, begrüßte er sie und legte seine Pranken auf ihre Schultern. Es gab erwachsene Männer- Soldaten, die seiner Kraft unterlegen waren, aber nicht Draco. Sie sah ihn, mit der Andeutung eines Lächelns, in die Augen.

„Hallo Ivan, wie geht’s?“, fragte sie.

„Es geht.“, antwortete er.

„Die Arbeit?“

„Auch. Du ziehst mit gegen die Varden?“

„Ja.“

Er seufzte. „Ich wünschte du würdest es nicht tun.“

„Es gibt keinen anderen Weg.“

„Doch! Du könntest wieder hier arbeiten und dir einen der Jüngeren anlachen.“ „Galbatorix würde mich nie gehen lassen. Ich bin eine seiner besten Leute.“

„Ja, ja ich weiß. Die Mortem! Die stärkste Einheit nach den Drachenreitern. Pah! Eine Einmanneinheit! Nicht mal! Eine Einfraueinheit.“

„Reg dich nicht auf! Sonst muss ich nachher noch ins Exil gehen, weil Eria mich jagt.“

„Das könnte sein. Wie auch immer! Gegen deinen Dickkopf komme ich nicht mehr an, seit du deinen ersten Milchzahn verloren hast.“

„Gut erkannt!“

„Du bist wegen deiner Rüstung hier?“

„Genau.“ Ivan hob die Einzelteile einer Rüstung aus einer Truhe und half Draco noch beim festschnallen. Sie war leichter, als andere Rüstungen. Draco sah Ivan abschätzend an. Der alte Schmied wich dem Blick traurig aus. „Sag mal steht die Einladung zum Abendessen noch?“, fragte sie unschuldig.

„Die zu deiner Aufnahme in die Masse der Mortem?“, fragte er.

„Werde doch nicht gleich sarkastisch! Ich habe es im Gegensatz zu den Männern geschafft.“

„Deswegen bin ich doch sarkastisch. Aber, ja, sie steht noch.“

„Na toll! Dann sag Eria, dass sie für meine Rückkehr mein Lieblingsessen kochen soll, ja.“

Ivan grinste. „Mach ich. Pass auf dich auf.“

„Keine Sorge.“ Draco klopfte sich gegen die Brustplatte und trat aus dem Raum.

„Achtung! Salutiert!“, rief einer der Gesellen, als sie in die Schmiede kam. Sie grinste. Jeder Schmied stand da und salutierte vor ihr. „Jungs! Lasst den Quatsch!“

„Wir üben nur. Wenn du das nächste Mal kommst bist du eine Kriegsheldin.“

„Bestimmt nicht. Aber ich muss wieder.“ Sie rannte beinah über die Höfe zu den Stallungen, schwank sich vorsichtig auf ihr Pferd und stand rechtzeitig an ihrem Platz, bevor man ihre Anwesenheit kontrollierte.

Draco hielt sich etwas abseits von den Lagern und den einfachen Soldaten. Mit einigen der Generaele verstand sie sich gut, jedoch ärgerte sie die Blindheit der Männer. Die Reise war nur einige Tage lang, aber ihr kam es auf dem Rücken ihres Pferdes wie eine Ewigkeit vor. Während dieser Zeit, wanderte ihren Gedanken zurück zu den Legenden der Drachen und Drachenreiter, die ihr Eria und Ivan immer erzählt hatten, wenn sie krank war.

/Auf einem Drachen zu reiten oder zu fliegen ist sicherlich angenehmer, als auf so einem Gaul!/

Mit dieser Überzeugung starrte sie in die Ferne. Bis plötzlich ein Schatten über sie huschte. Draco sah auf und ihr Blick hielt wie von selbst an der Kreatur, die auf den Horizont zu hielt. Ein Drache! So rot wie Wein und mindestens doppelt so groß wie ihr Pferd. Staunend und neidisch sah sie zu der kleinen Figur auf seinem Rücken, seinem Reiter- der einzige Reiter neben dem König und Schattentöter. Nun hellte sich ihre Stimmung auf. Vielleicht ergab sich ja eine günstige Gelegenheit sich den Drachen näher anzusehen…

Doch nach ihrer Ankunft musste sie zu den langweiligen Besprechungen mit den Generälen. Leise knurrend verließ sie nach Anbruch der Nacht das Kabinettzelt. Wieder ein Grund warum sie ihre Position hasste. Der Reiter brauchte hier nicht zu erscheinen. Er erhielt den Befehl direkt vom König. Wenigstens war Ruhe im Lager eingekehrt.

Auf dem Weg zu ihrem Zelt beschloss Draco einen Umweg über die Stallungen zu nehmen. Leise schlich sie durch die Gänge bis ganz nach hinten durch und da lag er. Die roten Schuppen erhielten einen silbrigen Glanz durch das Mondlicht. Ehrfürchtig hielt Draco die Luft an uns setzte sich an die Wand einer Box. Der Drache schlief anscheinend. Die Legenden sind wahr… Sie wusste nicht wie lang sie da saß, nur das es eine ganze Weile war, als der Drache den Kopf hob und sie ansah. Der Ausdruck in den rubinroten Augen schien belustigt und ruhte nicht ganz auf ihr. Ihre Augen wanderten ein wenig nach rechts und fanden Hosen.

Hoppla! Verwirrt und verlegen sah sie auf. Ein junger Mann, etwa ihr Alter, musterte sie. Sein Blick war alles von überrascht bis argwöhnisch. Kurz fiel sein Blick noch einmal auf seinen Drachen, dann wieder auf Draco, die nun vor ihm stand. Sie spürte den Blick der kalten, dunklen Augen als sie den Stall verließ und dann hastig in ihr Zelt eilte.

/Das kann noch Ärger geben…/

Tronjheim

Verschlafen hing Draco, nur wenige Stunden nach ihrer kleinen Flucht, im Sattel ihres Pferdes. Wie vermutet stand sie in der ersten Reihe mit gutem Ausblick auf die kleine aber entschlossene Armee der Varden. Ein leises Fluggeräusch lenkte sie kurz ab uns sie sah zu dem Drachen, dessen Blick auf ihr lag. Draco spürte wie der Drache sie auslachte.

/Da vorne ist dein Ziel!/

Knurrte eine Stimme in ihrem Kopf. Es schien Stunden zu dauern bis das Signal zum Angriff ertönte und sie mit Kampfgeschrei los stürmten. Nachdem Draco einige Menschen und Urgals bewusstlos geschlagen hatte, hätte sie beinah laut aufgelacht, als sie den saphirblauen Drachen in den Reihen der Varden entdeckte.

Der Drache von Eragon dem Schattentöter.

Einen Augenblick lang wollte sie losrennen. Den Reiter suchen und ihr herausfordern. Doch da schoss ein rötlicher Blitz aus dem Himmel und wenige Minuten später erhob sich der blaue Drache samt seinem Reiter. Wütend über die erneute, verpasste Gelegenheit sich zu beweisen, bahnte sich Draco ihren Weg durch die Massen. Sie stand auf einem Mal vier Kull gegenüber.

/Wo bin ich mit meinen Gedanken?/

Doch sie war entschlossen weiter zu gehen- durch die Kull. Aber die vier Monster waren zu stark für sie. Einer von ihnen erwischte sie mit einer Keule an der Stirn und sie fiel zu Boden. Draco erwartete den Gnadenstoß, als eine Frau rief: „Nicht Nar Garzvogh!“

„Warum?“, ertönte die tiefe Stimme eines Urgals.

„Wir brauchen sie noch.“

„Was hast du gesehen, Angela?“

„Das werde ich dir und dem hohen Rat noch früh genug mitteilen. Bring sie in eine Zelle und sorg dafür, dass sie entwaffnet, versorgt und in Einzelhaft kommt.“

„Na gut. Ich hoffe…“

Mehr verstand Draco nicht. Um sie herum verschwamm der Lärm.

/Kopfschmerzen!... Uh!... So muss sich ein frischgeschmiedetes Schwert fühlen…/

Langsam machte Draco die Augen auf. Es war dunkel, aber sogar das schwache Licht brannte in ihren Augen. Stöhnend versuchte sie sich aufzusetzen, aber ihr wurde recht bald schwindelig und sie ließ sich wieder zurück fallen. Sie lag auf dem Heu und versuchte den Schmerz über ihrem rechten Augen zu verdrängen. Mehrere Schritte hallten in der Dunkelheit wie, als würde sie direkt neben einer Glocke stehen, die im Moment geläutet wurde. Bei dem lauten Quietschen der Tür zu ihrer Zelle verkrampftet sie sich und hielt sich die Ohren zu. Jemand kicherte leise und trat zu ihr.

„Arya, Eragon? Könnt ihr sie heilen, damit wir mit ihr reden können?“, fragte eine Frau.

„Nicht so laut!“, flehte Draco. Wieder Schritte. /Macht, dass es aufhört!/

Ein Schauer durch fuhr sie.

„Geht’s besser?“, fragte eine melodische Frauenstimme.

„Ja… danke.“, murmelte Draco und setzt sich auf. Der Schwindel blieb aus. Sie sah sich genauer um und musterte sie Personen in und vor ihrer Zelle. Drei. Eine Frau, etwa so alt wie sie selbst, eine Elfe und ein Junge, der aussah wie ein Halbelf. Draco wusste, dass Drachenreiter mit der Zeit immer mehr wie Elfen aussahen- so viel verrieten die Legenden. Das konnte also nur Eragon sein.

„Wer bist du?“, fragte die Frau.

„Mein Name ist Draco.“, meinte sie. Skeptisch zog die Frau die Augenbrauen hoch. „Draco? Ein Männername aus alten Zeiten?“

„Na gut! Draconigena- ein Frauenname aus alten Zeiten.“, knurrte Draco leise.

„Das ist ein sehr mächtiger Name.“, säuselte die Elfe.

„Kann sein.“

„Du dienst Galbatorix?“, fragte die Frau weiter.

„Wie man es nimmt.“

„Drück dich klarer aus.“

„Ich diene ihm nur so weit freiwillig, wie es mein Gehalt zulässt. Ich verabscheue alle seine Pläne und Taten, aber er bezahlt mich. Kontrolliert und fragt eure Männer. Ich habe keinen von euch getötet.“, erklärte sie.

„Verstehe… Wirst du uns deine Gedanken lesen lassen?“

„Nein!“

„Nur so können wir feststellen, ob wir dir trauen können.“

„Nein! Tötet mich oder glaubt mir, aber ihr bekommt nicht meine Gedanken!“, knurrte Draco, wie ein in die Ecke getriebener Wolf.

„Lasst mich mit ihr reden, Nasuada.“, meinte Eragon.

„Gut. Ich glaube hiermit hast du mehr Erfahrung als ich.“, gestand Nasuada und sie und die Elfe verließen den Raum. Wachsam beobachtete Draco Eragon. Er lehnte sich mit dem Rücken an die Tür und setzte sich.
 

„Also. Es gibt zwei Möglichkeiten.“, murmelte er.

„Nein bleibt nein!“, erklärte Draco.

„Das meine ich nicht. Entweder ist etwas in deinem Kopf, was wir nicht wissen

sollen“ Draco blieb unbeeindruckt. „oder etwas, was du nicht wissen willst.“ Ein kurzes Zucken flog über ihr Gesicht.

"Vorschlag. Du sagst mir bis zu welchem Lebensjahr ich in deinen Geist sehen darf und ich halte mich an diese Grenze.“ Sie lächelte unbeeindruckt und spöttisch. „Andernfalls wirst du wohl nie wieder hier raus kommen… Schade eigentlich. Nachdem was Angela gesagt hat…“

„Was hat die Frau gesagt?“ Eragon grinste.

„Frag sie doch. Sie wartet oben auf dich.“ Draco knurrte laut.

„Du machst mir keine angst.“, stellte sie klar.

„Das will ich auch nicht. Ich appelliere nur an deinen Verstand.“ Ihr Stolz rang mit ihrer Neugier. Und wie in den meisten Fällen siegte die Neugier.

„Bis zum Vierten und keinen Tag weiter.“, grummelte sie. Eragon nickte und legte ihr die Hand an die Schläfe. Etwas drang in ihren Geist ein und blieb da eine Weile. Dann zog es sich zurück.

„Danke.“, meinte Eragon.

„Bitte. Kann ich jetzt hier raus?“, fragte Draco gereizt.

„Gleich sage nur noch den anderen was ich gesehen habe. Ich habe nur eine Frage.“

„Die wäre?“

„Das was ich nicht sehen sollte, war das der Tod deiner Eltern?“

Draco stutzte. „Nein, war es nicht. Es war schlimmer.“

„Mein Beileid.“, murmelte er und ging raus.
 

Wenig später saß sie in einer unterirdischen Taverne und machte sich mit Heißhunger über ihr Essen her. Draco saß allein an dem Tisch und lauschte den Gesprächen. Da knallte plötzlich eine Faust auf die Tischplatte. Für einen Augenblick war sie erschrocken, aber nur für diesen Augenblick.

„Du sitzt an unserem Platz, Menschenfrau.“, knurrte ein Urgal. Seine Kumpane standen hinter ihm.

„Es sind genügend Tische und Stühle frei.“, bemerkte Draco kühl. Die Pranke des Kull schloss sich um ihren rechten Arm.

„Ich kann deinen Arm ganz leicht zerquetschen.“

„Dann werde ich ganz vorsichtig deinen Kopf von deinen Schultern trennen.“

Der Kull lachte und drückte zu. Draco ließ sich den Schmerz nicht anmerken und hielt dem Blick des Kulls stand.

„Lass das, Krieger.“, meinte ein Kull, der noch größer war als Dracos Freund.

„Sie sitzt an unserem Tisch.“, erklärte er Kleinere.

„Es sind genügend Tische frei. Lass sie los. Sie mag zwar nicht so aussehen, aber sie ist eine Kull unter den Menschen.“ Der Kleinere ließ sie los und zog mit seinen Freunden zu einem entfernten Tisch.

„Danke.“, murmelte Draco.

„Ist schon gut. Angela meinte ich solle ein wenig auf dich und deine

Furchtlosigkeit achten. Ich bin Nar Garzvogh, der Anführer eines Urgalstammes.“, erklärte er.

"Ich bin Draco, Mitglied der Mortem. Du warst es, der mich mit der Keule erwischt hat, oder?“, fragte Draco beiläufig.

„Ja. Ich wunderte mich wie du dich nach dem Schlag noch bewegen konntest.“

„Wahrscheinlich hast du mich nicht richtig erwischt.“

„Wahrscheinlich.“

„Wer ist diese Angela überhaupt?“

„Eine Kräuterheilerin und Wahrsagerin. Sie hat mich davor bewart dich umzubringen.“

„Ich weiß… warum?“

„Du warst mein Feind.“

„Das meine ich nicht. Warum hat sie das getan?“

„Das wird sie dir selber sagen. Wenn du fertig bist, bringe ich dir zu ihr.“ Hastig aß Draco auf. Der Kull führte sie die Treppen hoch zu einer Tür und verabschiedete sich. Sie klopfte.

„Herein.“, sagte eine Jungenstimme. Draco trat ein. Im Zimmer war es dunkel, bis auf zwei glühende, gelbe Augen, die sie anstarrten. Ein Schauer lief ihr über den Rücken.

„Ich suche Angela.“, erklärte sie. Ihre Stimme hatte nicht versagt- den Göttern sei dank.

„Sie ist kurz weg.“, erklärte der Junge.

„Wer bist du?“

„Ich bin Solembum, kleine Draconigena.“

„Du weißt wer ich bin?“

„Sicher. Du bist eine besondere Laune der Natur. Du hast eine interessante, dramatische Geschichte hinter dir und eine aufregende, märchenhafte vor dir.“

„Sicher! Was kommt als nächstes?"

„Du glaubst mir nicht?“

„Nein.“

„Du sagst so schnell nein… Aber du glaubst an Wunder und Legenden.“Draco schluckte. „Ah! Ich hatte Recht. Diese Wunder und Legenden, an die du glaubst, halten dich am Leben. Sie lassen dich vergessen und hoffen, nicht wahr?“

„Schluss damit!“

„Nein, kleine Draconigena, ich kann es nicht beenden. Aber ich weiß den Weg. Willst du ihn wissen?“ „Was soll ich denn dafür tun?“

„Bitte?“, fragte Solembum entrüstet.

„Ach kommt! Ich weiß, dass im Leben nichts um sonst ist.“

„Stimmt! Da hast du Recht… oder? Vielleicht…“

„Solembum!“, rief eine Frau und entzündete wütend einige Kerzen. Draco hatte sich sehr erschrocken und atmete tief, als der Blick der Frau auf sie fiel. „Du bist schon hier?“, fragte sie freundlich.

„Ja… Ich bi…“

„Ich weiß wer du bist und das wahrscheinlich besser, als du selbst. Mein Name ist Angela.“

„Ich schulde euch mein Leben.“, erinnerte Draco.

„Ach! Paperlapap!“ Angela machte eine wegwerfende Handbewegung. „Du schuldest mir nichts. Es war mein Schicksal.“

„Schicksal?“

„Ja. Du wirst schon noch sehen. Hmm… Hm, hm, hm… Hm…“

Angela musterte sie und ging einmal um sie herum.

„Was ist?“, fragte Draco unsicher.

„Ohne Frage!“, meinte Angela.

„Was ist ohne Frage?“

„Noch nicht wichtig.“

„Warum verwirrt ihr mich dann?“

„Weil es mein Schicksal ist. Ja! Schon gut! Ich weiß auch, dass du nicht an das Schicksal glaubst, aber das hier hat alles einen Sinn- irgendwann versteht sich. So und nun zum unangenehmen Teil.“

Oje… Was konnte das nur sein?

„Ich muss dich bitten zurück nach Uru Baen zu gehen.“

„Was? Warum? OH! Lasst mich raten: Es ist mein Schicksal.“

„Alles ist Schicksal. Aber nein! Darum geht es nicht.“

„Worum dann?“

„Du bist doch eine geschickte Diebin, oder?“

„Kommt darauf an.“„Könntest du etwas vom König stehlen und zu den Elfen bringen?“

„Ja, natürlich! Sobald ich bereit bin zu sterben.“

„Noch scheint dir diese Aufgabe zu groß, aber du wirst sie meistern. Außerdem bist du nicht allein bei deiner nun ja sagen wir Reifeprüfung. Und an der Belohnung soll es auch nicht liegen, aber die ist eine Überraschung des Schicksals an dich. So! Geh jetzt schlafen. Der Weg zurück ist lang.“

Damit schob sie die völlig verwirrte Draco aus der Tür. Dann stand sie auch schon auf dem kühlen Gang. Wütend stapfte sie die Treppen runter und erkundigte sich bei einem Mann nach dem Weg nach draußen. Sie hatte genug von dieser Stadt und den Leuten hier. Nur wo sollte sie hin? Zurück nach Uru Baen? Zum König? Zu ihrem ach so unvermeidlichem Schicksal? Nein! Sie hatte noch eine Verabredung zum Abendessen bei Ivan und Eria.

Der Reiter

Es war still in Hof des Königs. Draco hätte gerne gelacht. Wo war das voreilige, laute Siegesgebrüll von vor der Schlacht geblieben? Doch das war nur Nebensache. Sie musste sich auf ihre Schritte und auf ihre Atmung konzentrieren.

Es war entweder früh am Morgen oder spät in der Nacht. Man hörte nur ihre Schritte und das gleichmäßige Schlagen ihres Stockes auf den Steinen. Draco war völlig am Ende ihrer Kräfte. Unendliche Male hatte sie sich für ihr überstürztes Aufbrechen verflucht. Sie hatte kein Proviant und kein Wasser gehabt. Warum sie noch lebte und wie sie das gemacht hatte, wusste sie nicht. Endlich kam eine Wache auf sie zu.

„Verschwinde, Bettlerin!“, rief er.

„Ich bin keine Bettlerin!“, knurrte Draco erschöpft. Der Mann hob seine Fackel und leuchtete ihr ins Gesicht.

„Ihr seid…“

„Die Mortem, genau.“

„Verzeiht Herrin, ich…“

„Wer ist das?“, fragte ein Mann vom Weiten.

„Das ist die Mortem, Herr.“

„Bringt sie in ein Zimmer und holt einen Heiler.“

„Ja, Herr.“ Die Wache packte Draco unter die Arme und stützte sie. Um ihre Augen wurde alles neblig…

//Was ist nun wieder passiert?/ Sie war zu müde, um die Augen auf zu machen, aber zu wach, um liegen zu bleiben.

/„Herrin?“, fragte eine Frau. Verwirrt machte Draco die Augen auf.

„Verzeiht, wenn ich euch geweckt habe.“, entschuldigte sich die junge Frau.

„Schon gut. … Äh… Wo bin ich und was machen sie hier?“, fragte sie, als sie sich verwirrt im Raum umsah.

„Ihr seid zu Hause- im Schloss des Königs.“

„Das ist mir klar, aber wo ist meine Zelle?“

„Zelle? Für eine Mortem? Nein! Ihre Majestät hielt es für angebracht euch ein richtiges Gemach zu geben.“

Wofür wohl als Gegenleistung?, dachte Draco verbittert.

„Mein Name ist Isa. Ich bin eine eurer Kammerdienerinnen.“

„Aha! … Moment? Eine? Heißt das, ich habe mehrere?“

„Aber natürlich.“, meinte Isa amüsiert.

„Ich schlafe wohl noch…“, murmelte Draco leise.

„Nein Herrin, ihr seid wach. Wollt ihr euch waschen und anziehen?“

„Ja… gerne…“ Isa führte sie in einen kleinen- er war größer, als ihre Zelle, aber Isa meinte er wäre klein- Waschraum für sich allein. Dort stand auch schon ein Holzbottich, der mit dampfendem Wasser gefüllt war. Als Draco ins Wasser glitt, ließ sie vor Überraschung einen Schrei los. „Was habt ihr, Herrin?“, fragte Isa erschrocken.

„Das… das Wasser ist warm.“, brabbelte Draco.

„Ja, natürlich Herrin.“ Sie sah Isa an, dass sie ihr Benehmen äußerst komisch fand. Aber Draco war mit diesem Luxus einfach nicht vertraut. Nach dem Bad kam Isa mit einem Kleid zu ihr.

„W… was soll das werden?“, fragte Draco ängstlich.

„Der König hat euch eingeladen mit ihm zu speisen.“, erklärte Isa.

//Natürlich! Nun muss ich für das alles hier bezahlen…//

„Aber er hat nicht verlangt, dass ich das da trage, oder?“

„Nein. Aber wie wollt ihr dann gehen?“

„Das siehst du dann.“
 

//Hmpf! Man hat mir ein eigenes Gemach gegeben und sogar ein warmes Bad, aber keinen Lageplan für diesen verdammten Speisesaal!//

Vor Verzweiflung wütend öffnete Draco alle Türen in dem Stockwerk, in dem auch irgendwo angeblich der Raum sein sollte, in den sie geladen worden ist.

//Wörtlich! Ich bin nicht für die oberen Schichten gemacht. Ah! Hab ich dich doch!//
 

Sie ging in einen Raum mit einer langen Tafel, auf der einiges an Essen stand, von dem sie nur geträumt hatte- bis jetzt. Noch was fiel ihr auf. Die ungewöhnliche Anordnung der Speisen und Gestecke. Eines lag schon fast wieder im Schatten am Kopfende, so weit entfernt von den beiden in der Mitte wie es nur ging, aber nicht so, dass nicht fehlen würde. In der Mitte stand auch das meiste Essen. Draco schnaubte verächtlich. Der hintere Platz war nur so was wie eine Attrappe, wahrscheinlich um sie in Sicherheit zu wiegen. Gerade als sie leise knurren wollte, öffnete sich die Tür und ein junger Mann trat ein. Im spärlichen Kerzen und Fackelschein erkannte überrascht Draco den Reiter. Er schien nicht weniger überrascht, als sie.

„Ich hätte nicht erwartet euch noch mal zu sehen.“, erklärte er.

„Ich bin schwer klein zu kriegen.“, gestand Draco mit einem Schulterzucken.

„Kann ich mir gut vorstellen.“ Auch sein Blick huschte über die Tafel und er musste grinsen.

„Was ist mit euch passiert?“, fragte er ohne den Blick von der Tafel abzuwenden.

„Was meint ihr?“, fragte Draco, die sich nicht sicher war was er meinte.

„Welchem Mann ist es denn gelungen euch zu besiegen?“

„Einem Kull.“

„Ach so! Ich dachte schon fast, ich hätte einen neuen Lehrer gefunden.“

„Dann wäre ich aber enttäuscht.“

„Wieso?“

„Weil ihr, als Reiter doch im Kampf besser sein solltet, als ich.“

Er lachte leise. „Nein, die Mortem sind potenzielle Anwärter für den Rang des Drachenreiters. Im Kampf werden wir in etwa gleich stark sein. Der Unterschied liegt nur darin, dass ich bereits einen Drachen habe und dadurch magische Fähigkeiten besitze.“, erklärte er.

„Verstehe…“, murmelte Draco. Ein Diener kam ins Zimmer gerannt und verkündete:

„Seine Majestät schafft es nicht rechtzeitig zum Abendessen. Die Herrschaften sollen ohne ihn anfangen zu Speisen.“

„Danke, du darfst gehen.“, meinte der Reiter und deutete auf die Tür. Etwas verwirrt sah Draco ihm nach.

//Wie meinte er das jetzt?//

„Wollt ihr euch nicht setzen?“, fragte der Reiter.

Sie bemerkte, dass er ihren Stuhl nach hinten gezogen hatte, sodass sie sich direkt setzen konnte. Verlegen nahm sie Platz und er schob den Stuhl vorsichtig nach vorne zurück.

„Danke.“, murmelte Draco leise.

„Gern geschehen. Aber ich fürchte, dass ich euch heute Abend noch öfter in Verlegenheit bringen muss.“, erklärte er kaum hörbar. Sie nickte.

//Wenn der König schon nicht am Essen selber teilnimmt, wird uns sicher beobachten lassen. Grrr!//

„Nun, wie seid ihr den Varden entkommen?“, fragte der Reiter.

„Ihre Gefängnisse sind nicht sehr kompliziert.“, erklärte sie.

„Dann wart ihr nicht in Tronjheim. Wein?“

Er hob eine Karaffe.

„Gerne. Ich weiß nicht wie die Stadt hieß, in die sie mich bringen sollten, nur, dass ich die letzte war.“

„Warum habt ihr nicht noch andere Männer befreit.“

„Dazu wäre ich nicht in der Lage gewesen. Weder kräftemäßig, noch sonst wie.“, erklärte sie kühl.

„Da könntet ihr Recht haben. Es hätte sehr ungesund werden können.“

„Och! Nicht viel schlimmer als eine Erkältung.“

Sie grinsten.

„Und euer Vater akzeptiert eure Berufswahl?“, fragte er zweifelnd.

„Ich habe keine Ahnung- muss er wohl.“

„Wie darf ich das verstehen?“

„Ich kenne meinen Vater nicht. Wenn er sich beschweren will, bin ich zu erst dran.“

„Der arme Mann… Dann sorgt ihr für eure Mutter?“

„Von meiner Mutter weiß ich eben so viel, wie von meinem Vater.“

„Oh… das tut mir leid. Andererseits… wenn ihr keine Heiligen als Eltern habt, kann es euch nur zu Gute kommen.“

„Das ist wahr. Ihr sprecht aus Erfahrung.“

„Mein Vater war kein sehr angenehmer Mensch und meine Mutter schwach und naiv.“

„Das tut mir leid.“

„Danke. Würdet ihr eure Eltern gerne sehen?“

„Kommt darauf an.“

„Worauf?“

„Auf den Umstand unter denen sie mich weggegeben haben.“

„Was wäre ein berechtigter Umstand?“

„Puh… Das wäre wenn, sie zum Beispiel bei einem Überfall ums Leben gekommen wären oder ich entführt worden wäre.“

„Also wenn sie eigentlich nichts dafür könnten.“

„Genau.“

„Die unschuldigen Schuldigen stehen vor dem Richter…“

„Der sie finster anblickt, auf das sie ihre Strafe in seinen Augen zu lesen vermochten.“, endete Draco gedankenverloren. Angenehm überrascht sah der Reiter sie an.

„Ihr kennt die Legende vom schwarzen Auge?“, fragte er.

„Sicher! Ich kenne so ziemlich alle Legenden der Drachenreiter.“, erklärte Draco.

„Nun, das erklärt einiges.“

„Und was?“

„Zum Beispiel die Sache mit meinem Drachen neulich Nacht.“

„Ähm… das stimmt. Aber ich konnte nicht anders.“

„Das dachte ich mir. Als ich das erste Mal einen Drachen sah, musste der König seine Frage drei Mal wiederholen, weil ich so abgelenkt war. Ihr wart da wesentlich schneller.“

„Ihr habt einen anderen Drachen vor eurem gesehen?“

„Ja, den des Königs.“

„War euer Vater denn ein Edelmann, dass ihr ihn sehen konntet?“

Der Reiter nahm tief Luft und überlegte sich kurz eine Antwort. „Kann man so sagen… Aber ich habe den Drachen erst gesehen, nachdem meine Eltern verstorben waren.“, meinte er zögerlich.

„Ihr habt euer ganzes Leben hier verbracht?“

„Das meiste. Von dem an das ich mich erinnern kann, ja. Allerdings, “ seine Mundwinkel zogen sich zu einem verschmitzten Grinsen hoch. „bin ich vor etwa zwei Jahren abgehauen. Natürlich hat das ganze Imperium auf mich jagt gemacht.“

„Und euer Drache?“

„Ich habe Dorn erst danach… er hat mich auserwählt, als ich wieder hier war. Und ihr? Wart ihr euer ganzes Leben in Uru Baen?“

Nun zögerte Draco und suchte nach den richtigen Worten. „Nein. Ich war vier… ähm noch nicht ganz… als ich hier her kam… Ich wurde an den Hof gebracht, weil ich Ärger mit einigen Wachen hatte.“

„Was für Ärger?“

„Ich hatte einem, bei meiner Festnahme, den Arm gebrochen…“ Draco lächelte unschuldig, als sie seine verdutzte Miene sah.

„Wie bitte?“

„Ich hatte halt Angst… Ich habe mich beim Brotklauen erwischen lassen… tja, dumm gelaufen. Man brachte mich in die Schmiede. Hier konnten meine Kräfte ein nützliches Werk tun.“

„Moment! Versteh ich das richtig: Ihr seit nach dem Tod eurer Eltern hierher gekommen? Allein?“

„Ja… ich hatte kein Geld, kein Dach über dem Kopf und der Winter stand vor der Tür- ein Bild des Elends.“

„Seit ihr wenigstens aus einem Dorf der näheren Umgebung?“

„Nein… Ich war ein paar Monate unterwegs, bevor ich hier ankam.“ Ungläubig fiel der Reiter zurück in seinen Stuhl und verschränkte die Arme vor seiner Brust.

„Was veranlasst ein kleines Mädchen allein durch ganz Alagaesia zu reisen?“, fragte er.

„Was veranlasst ein ganzes Do… nein! Vergesst es! Ihr glaubt mir nicht. Ich kann es euch auch nur schwer verübeln, aber es ist die Wahrheit.“, erklärte Draco.

„Ihr redet nicht gern über eure Vergangenheit.“, stellte der Reiter fest.

„Nein.“

//Ich habe an diesem Abend mehr geredet, als in einer Woche in der ich in Plapperstimmung bin…//
 

Beklommen schwiegen sie eine Weile oder den Rest des Essens. Plötzlich fing der Reiter an zu kichern. Verwirrt sah Draco ihn an. Er bekam sich vor Lachen beinah nicht mehr ein!

„Was habt ihr?“, fragte Draco.

„Nichts! Nichts, schon gut. Mir ist nur aufgefallen, das ich euch heute Abend die ganze Zeit unnützes Zeug gefragt habe und das Wichtigste nicht.“, erklärte er schmunzelnd und brach erneut in Gelächter aus, als er Dracos dummes Gesicht sah.

„Euer Name?“, erklärte er.

Draco schwieg, legte den Kopf schief, ließ den Blick durch den Raum schweifen und dachte kurz nach. Der Reiter musterte sie. Dann sah sie ihn an und gestand trocken: „Ich auch…“

Sie sahen sich kurz an und brachen dann gemeinsam in Gelächter aus.

„Also, Lady, wie lautet euer Name?“, fragte der Reiter schließlich.

„Draco…nigena.“, sagte Draco.

„Ein seltener Name…“, sinnierte er.

„Ich habe ihn von einem Gesichtenerzähler aus einem Dorf im Norden.“, erklärte Draco.

„Erinnert ihr euch an den Namen des Dorfes?“

„Krawall… oder so ähnlich…“

„Carvahall?“, fragte er neugierig.

„Kann sein… ich bin mir nicht sicher… Aber ihr seid dran.“

„Oh! Ja, stimmt! Verzeiht. Ich bin Murtagh.“ Draco überlegte kurz und schüttelte dann den Kopf. „Nein. Zu dem Namen fällt mir nichts ein.“, gestand sie.

„Hätte mich auch gewundert. Mir nämlich auch nicht.“, gestand er.

„Aber hätte ja…“, Draco gähnte herzhaft. „Verzeihung…“

Murtagh grinste. „Wann seid ihr eigentlich erwacht?“, fragte er.

„Vor ein paar Stunden… Da sollte ich noch nicht müde sein…“

Doch sie war es. Sie hätte auf der Stelle einschlafen können.

„Nicht? Ihr habt eine lange Reise, eine Gefangenschaft und einen Krieg hinter euch. Da denke ich, es wäre durch aus angebracht, wenn ich euch jetzt zu eurem Gemach bringe.“, schlug er vor.

„Das ist nett von euch, aber ich denke ich komme auch allein an.“

Sie gähnte wieder.

„Sicher! Und auf der Treppe schlaft ihr dann ein im Gehen und ihr wundert euch dann, warum ihr Flügel habt und von Wolke zu Wolke hüpft.“, erklärte er.

„Das ist übertrieben!“

„Sehe ich nicht so.“ Er stand auf, ging um den Tisch und zog Dracos Stuhl zurück.

Sie knurrte leise. „Macht nur, ich habe keine Angst. Wollen wir?“

Er bot ihr seinen Arm an.

„Ihr lasst euch nicht abschütteln?“, fragte Draco.

„Nein.“ Seufzend glitt ihr Arm unter seinen. Ob der König uns immer noch beobachten lässt? , fragte sich Draco, als sie den Saal verließen.

//Mit Sicherheit.// Erklang Murtaghs in ihrem Kopf.

//Nicht reden! Tut so als hätte ich nichts gesagt. Wenn ich eure Haut berühre kann ich eure Gedanken lesen.// Erklärte er.

//Ah! Dann werde ich nicht verrückt?//

//Nein.//

//Sehr gut. Ist das Magie? ... Blöde Frage!/

//Stimmt, sehr blöde Frage. Ihr seid noch viel erschöpfter als ich dachte…/

//Was macht ihr da?/

//Verzeihung, aber wie könnt ihr euch in dem Zustand bewegen?/

//Was soll das heißen?/

//Jeder normale Mensch wäre schon längst bewusstlos oder eher im Kampf mit dem Tod verstrickt. Habt ihr Elfen- oder Zwerge… wohl dann doch eher Elfenblut in euch?/

/Nein… nicht das ich wüsste…/

/Soll ich nachsehen?/

/Wie bitte?/

/Noch mal Verzeihung, aber es ist schwer in Gedanken zu lügen oder etwas zu verbergen…/

/Aha…/

/Ihr scheint das gut zu können, aber wenn man mit euch redet, seid ihr ein offenes Buch./

/Ich weiß./

/Ihr seid sehr knapp angebunden./

/Nun bitte ich euch um Verzeihung, aber das hier ist meine erste Unterhaltung auf geistiger Ebene. Es ist unheimlich…/

/Nun übertreibt nicht! Der König ist gruseliger./

/Vorsicht! Er wird euch hören./

/Nein, nicht bei Hautkontakt. Das schafft niemand. Wir sind da./

/Was? Oh! Verdammt! Ich war abgelenkt und habe mir den Weg nicht gemerkt!/

/Keine Sorge. Das nächste Mal, wenn der König so ein schlecht geplantes Abendessen mit Hintergedanken für uns ansetzt, hole ich euch persönlich ab./

/Danke… oder gebt mir einfach einen Bau oder Lageplan./

/So schwer ist es nicht./

„Ich würde euch Morgen gerne einem guten Freund vorstellen.“, sagte er. Draco brauchte einen Moment um sich umzustellen.

„Äh… gerne, aber ich habe Morgen Training… und bin abends nicht da.“, erklärte sie.

„Ihr wollt in eurem Zustand trainieren? Nein, der König hat euch bis zu eurer vollständigen Genesung frei gegeben.“

„Oh…“

„Ich hole euch ab. Es war ein angenehmer Abend, Lady Draco. Ich wünsche eine gute Nacht.“

„Ich… hä?“ Er war mit einer Verbeugung verschwunden. Gleichgültig zuckte Draco die Schultern und steuerte geradewegs auf ihr Bett zu.

Ungewöhnliche Orte

Grummelnd rieb Draco sich beim Aufwachen morgens die Augen. „Guten Morgen, Herrin.“, begrüßte sie eine großmütterliche Frau.

„Isa? Das bist doch nicht du, oder?“, fragte sie verwirrt.

„Nein, nein, Herrin. Ich bin Siba.“, erklärte die Frau.

„Aha…“, meinte Draco skeptisch. /Noch ein Name… Ich sollte mir die Leute alle aufschreiben…/

„Was wollt ihr heute unternehmen?“, fragte Siba, als sie Draco eine Waschschüssel füllte.

„Der Reiter wollte mich heute treffen. … Warmes Wasser…“, knurrte sie.

„Mögt ihr kein warmes Wasser?“

„Es ist sehr ungewohnt… wo sind denn meine Sachen?“ Draco sah unter dem Bett nach.

„Hier bitte.“ Siba reichte ihr ihre Sachen.

„Danke, du hast sie waschen lassen? Ich hatte sie erst einmal an.“

„Sicher doch. Ihr könnt nun nicht mehr rumlaufen wie eine Bäuerin.“

/Was ist das denn für eine? Isa hatte ja noch Humor, aber die führt sich ja auf wie die Mutter des Königs! Wah!/

„Was soll das heißen?“, fragte Draco gelangweilt.

„Das ich euer Benehmen überwachen werde. Ich werde euch das Straßenkind schon noch austreiben. …“ Während Siba noch weitere patriotische Reden schwing, zog sich Draco an und ging zur Tür.

„Da!“, rief Siba.

„Was?“, fragte Draco erschrocken.

„Erstens heißt es wie bitte. Zweitens ihr geht wie ein Mann!“

„Ja und? Ich sehe in der Gangart eines Mannes und dem einer Frau keinen Unterschied.“

„Oje, da haben wir noch viel Arbeit vor uns.“

„Wir? Uns?“

„Ja sicher! Ihr müsst euch doch in der Welt des Adels beweisen.“

„Siba! Ich bin nicht adelig!“

„Das sehe ich, aber keine Sorge ich helfe euch.“ So begann Siba wieder mit ihren Reden und Hymen auf die obere Gesellschaft. Gelangweilt und verzweifelt stützte Draco den Kopf auf die Hand und den Ellebogen auf das Knie.

„Wie ihr da sitzt! So sitzt keine Lady!“, beschwerte sich Siba.

/Ich bin eine Kriegerin! Eine Schmiedin! Keine Prinzessin! Kein Burgfräulein! Wo bleibt nur dieser Kerl?/

„Ich schon!“, knurrte Draco.

„Und dieser Ton! Das… Oh!“ Ein Klopfen hatte sie unterbrochen.

„Momentchen noch!“, säuselte Siba und wandte sich dann an Draco. „So! Ihr werdet jetzt aufstehen, freundlich lächeln und ihn mit einem Knicks begrüßen.“

/Die ist ja völlig irre!/

„Herein!“, rief Siba. Murtagh trat ein. Na wenigstens etwas… Draco stand auf- so weit so gut- und grinste rebellisch.

„Morgen. Ihr wart gestern Abend sehr schnell weg.“, bemerkte sie frech. Siba machte ein Geräusch und das Gesicht, als würde sie gerade einen Herzinfarkt kriegen.

„Ich habe an eure Gesundheit gedacht.“, erklärte er. „Ach so! Nun, wollen wir?“

„Gerne.“

Sie ließen Siba stehen. „Ihr solltet freundlicher sein zu der Alten.“, bemerkte Murtagh.

„Sicher! Sobald sie merkt, dass ich kein Burgfräulein bin. Das war übrigens Rettung in letzter Sekunde.“

„Das stimmt. Es sah so aus, als hätte Siba nur noch wenige Minuten gehabt.“

„Sekunden!“

„Ich habe ihr mal einen Frosch unter die Nase gehalten…“

„Aber ich soll brav sein?“

Er lachte: „Keine Angst! Nachdem was ihr da gerade getan habt, rennt sie heulend zu Galbatorix und fleht ihn an sie zu ersetzen. War nach meiner Sache mit dem Frosch das Gleiche.“

„Wie lang hat sie euch gequält?“

„Zwei Wochen und ich war erst fünf!“

„Mein Beileid.“ „Danke. Ihr solltet euch die Wege merken.“

„Bin dabei.“ Sie gingen in einen Hof.

„Ähm… wo wollen wir hin?“, fragte Draco, als sie in einen Keller stiegen.

„Na ratet doch mal.“, kicherte er. Sie schwieg. Murtagh nahm eine Fackel aus der Halterung an der Wand, murmelte ein Wort, das sie nicht verstand und die Fackel entflammte. Sie sah ihn skeptisch an.

„Folgt mir und passt auf der Weg ist rutschig.“

/Wohin führt der mich? In die geheime Schatzkammer des Königs?/

„Na habt ihr es schon erraten?“, fragte er.

„Eine Schatzkammer?“

„Das wäre doch langweilig! Es ist viel leichter.“

„Hmpf! Sicher! Ich wette ihr fliegt sonst immer mit eurem Drachen dort hin!“, knurrte Draco mürrisch. Er drehte sich um und lächelte sie an. Draco stutzte.

„Nein!“, meinte sie auf seine stumme Erklärung. Er nickte nur. Sie rannte los und riss ihm die Fackel aus der Hand.

„Hey! Wartet!“, rief er ihr nach. Doch Draco rannte immer weiter. Irgendwann erschien ein Licht. Das Licht wurde größer und dann stand sie auf einer Wiese. Keuchend sah sie sich um. Plötzlich schlug ihr eine Hand gegen den Hinterkopf.

„Au!“

„Das hat euch nicht wehgetan!“, knurrte Murtagh, der ebenfalls außer Atem war. Draco rieb sich die Stelle am Kopf und fluchte innerlich. „Ihr sollt euch schonen! Wenn ihr noch mal rennt, verpasse ich euch eine Ganzkörperklammer!“, drohte er.

„Ist ja gut!“ Er führte sie sie noch ein Stück bis sie vor einer Fels wand standen.

„Hier geht’s nicht weiter“, stellte Draco fest.

„Muss es ja auch nicht.“, erklärte er.

„Hä?“ Er pfiff durch zwei Finger und dann kratzte etwas auf dem Stein. Etwa fünf Meter über ihnen glitt der rote Drache aus der Wand und landete neben ihnen. Murtagh ging zu seinem Drachen und tätschelte sein Maul. Der Drache stupste ihn kurz spielerisch an. Draco konnte nicht anders als dumm gucken.

„Na was denn? Sind euch die Sprüche ausgegangen?“, fragte Murtagh höhnisch.

„Nein… nur… ich bin … Moment!“, stammelte sie.

Er lachte: „So ging es mir auch!“ Noch einmal stupste der Drache ihn an. Er nickte.

„Draco darf ich euch Dorn vorstellen? Dorn das ist Draco.“, machte er die beiden bekannt. Draco stand belämmert da und hatte keine Vorstellung was sie jetzt eigentlich tun sollte. Dorn kam langsam auf sie zu und senkte den Kopf. Vorsichtig und ängstlich legte sie ihre Hand auf seinen Kopf.

„Eine Schatzkammer wäre doch langweilig, oder?“, fragte Murtagh.

Den ganze Vormittag blieben sie bei Dorn.

Auf dem Rückweg fragte Draco: „Warum lebt Dorn nicht auch im Schloss?“

„Weil es der König nicht will. Dorn ist wild und noch sehr verspielt. Vermutlich auch stärker als Shurrikan.“, erklärte er.

„Aber hat der König sich dann nicht damit selber einen Feind geschaffen? Vor allem wenn er euch noch ausbildet?“

„Sicher, aber er hat auch genug- mehr als genug in der Hand, um mich und damit Dorn zu erpressen.“

„Hm… Soll es nicht noch ein drittes Ei geben?“

„Ja, das mit eurem Drachen. Fragt ihr das ohne Grund?“ Er packte ihre Hand.

/Die Varden?/Fragte er.

/Schwört mir bei allem was euch heilig ist, dass ihr es nicht verratet!/ Befahl Draco.

/Ist gut. Also?/

/Ja, die Varden. Sie wollen, dass ich das Ei stehle./

/Na dann viel Spaß! Das ist unmöglich! Der König würde es sofort merken, wenn das Ei verschwunden wäre. Einmal in der Woche muss ich nachsehen, ob auch alles in Ordnung ist./

/Und wann?/

/Vergesst es! Ich nehme euch nicht mit! Ich musste auch Galbatorix schwören./

/Schon gut. Ihr sollt mich ja gar nicht mitnehmen. Aber was ist wenn das Ei nicht da ist wenn es gestohlen wird?/

/Ich kann euch nicht folgen…/

/Angenommen: Ein Dieb will das Ei stehlen. Es ist aber nur ein Stein- eine Attrappe. Jemand der, der das Ei hat verschafft ihm einen Vorsprung von ein paar Stunden und verfolgt ihn dann mit einigen Männern. Nach Einbruch der Dunkelheit schickt er die müden Männer heim und flieht dann mit dem Ei./

/Gut durchdacht. Aber die Sache hat einen Haken. Wie hält er das Ei die ganze Zeit versteckt und nimmt unauffällig Proviant mit?/

/Er bräuchte einen Komplizen mit magischen Kräften, der den Stein formt und das Ei und den Proviant nimmt./

/Moment! Ich soll da mitmachen?/

/Ich bitte euch! Ich kenne keinen anderen Magier./

/Die Varden hassen mich! Sie halten mich für einen Verräter. In der letzten Schlacht habe ich einen ihrer Anführer umgebracht!/

/Wieso glaubt ihr, dass ich euch mit zu den Elfen nehmen würde?/

/Zu den Elfen?/

/Ich habe zuerst gefragt!/

/Der König würde sofort mich und Dorn umbringen, dann euch verfolgen und beseitigen und dann gegen die Varden ziehen./

/Der letzte Teil wäre unklug./

/Nein. Ihr wisst nicht was er plant./

/Aber ihr! Ihr könntet die Informationen doch gegen eure Freiheit eintauschen./

/Nein… Es bräuchte einen Narren, der seine Hand für mich ins Feuer hält./

/Gut! Dann ziehe ich mir eine alberne Kappe über und übe ein paar Possen ein, wenn ihr mir dann helft./

/Ihr würdet für mich bei den Elfen und Varden für mich bürgen? Ihr kennt mich gar nicht!/

/Da habt ihr Recht, aber ich glaube jetzt einfach mal daran, dass ihr mir im Moment nichts vormacht und tatsächlich einen guten Kern habt. Helft ihr mir nun?/

/Na gut. Ich will schließlich nicht ewig Galbatorix Schoßhund sein. Wann geht’s los?/

/In einer Woche. Dann müssten wir mit den Vorbereitungen fertig sein.

Er ließ ihre Hand los. „So ein Mist! Wir haben das Mittagessen verpasst!“, knurrte Murtagh.

„Ja und? Ich dachte wir könnten uns einfach so was holen lassen.“, meinte Draco.

„Pah! Schön wäre es! Da Chef in der Küche ist schrecklich pingelig. Das Essen gibt es zu festen Zeiten, basta!“

„Toll!“

„Wenn ich euch den Weg zur Küche zeige, stibitzt ihr dann etwas für uns?“

Draco sah ihn ungläubig an. Er lächelte unschuldig.

„Sicher, kein Problem.“ Wenig später saßen sie, bepackt mit Essen, auf dem Dach der Schmiede.

„Hier kommt der nicht hoch!“, erklärte Draco und meinte den Chefkoch.

„Bestimmt nicht.“, stimmte ihr Murtagh zu. Er bekam den Löwenanteil.

„Hey! Was soll das? Wir teilen das gerecht!“, protestierte er.

„Nein. Ich kriege heute Abend mein Leibgericht serviert.“, kicherte Draco.

„Was wird es denn heute Abend für uns geben, was mir nicht schmecken soll?“

„Weiß ich nicht, aber ich essen heute bei meinem alten Meister.“

„Aha! Und was gibt es da?“

„Eintopf mit extra vielen Mettwurst für mich!“

„Ihr seid leicht zufrieden zu stellen.“

„Das wird auch immer häufiger bewusst…“

„Worüber hat Siba sich denn bei euch aufgeregt?“

„Mein Benehmen und … eigentlich alles… Ich gehe sogar falsch!“

„Wirklich? Ist mir nicht aufgefallen.“

„Mir auch nicht. Ich gehe wie ein Mann, pah!“

Murtagh lachte. „Das einzige was bei euch für eine Frau ungewöhnlich ist, sind eure Berufswahl und eure Haarlänge!“

„Beim ersten Punkt gebe ich euch Recht, aber der zweite?“

„Seht mal: Selbst ich habe längere Haare als ihr. Gut, während meiner Reise sind die gewachsen, aber ihr?“

„In einer Schmiede mit langen Haaren zu arbeiten ist sehr gefährlich! Und danach war es halt die Gewohnheit…“

„Um was wetten wir?“

„Hä?“

„Ich wette mit euch, dass ihr es nicht schafft eure Haare über Schulterlänge wachsen zu lassen.“

„Hmpf! Das ist doch leicht.“

„Eben! Nehmt ihr an?“

„Was, wenn ich gewinne?“

„Dann halte ich Siba eine Schlange unter die Nase und nehme die Schuld auf mich.“

„Und wenn ich verliere?“

„Schiebe ich euch die Schuld in die Schuhe.“

Draco lachte. „Und wie soll ich das bitte schön angestellt haben?“

„Ich sage, ihr habt mich dazu verführt.“

„Oh! Mann das wird ja immer besser!“

„Ach kommt! Als ob ihr noch nie einen Mann verführt hättet!“

„Hab ich auch noch nie!“

„Dann zähle ich in euren Augen noch nicht als Mann?“

„Wann habe ich euch denn verführt?“

„Eben erst.“

Draco schluckte erst, dann grinste sie finster. „Dann seid ihr ein hoffnungslos hilfloses Opfer.“

„Oder ihr besser als ihr denkt. Aber eure Theorie ist glaubwürdiger.“ „Na vielen Dank auch!“ „Das war meine Rache.“

„Wofür?“

„Ihr seht mich noch als Jungen. Das verletzt mich.“

„Ohhh! Es tut mir schrecklich leid!“

„Eria freut sich, dass du zum Essen kommst. Ich hoffe du hast Hunger.“ Draco stand an der Schmiede und gerade kam Ivan zu ihr.

„Sicher.“, sagte sie.

„Was hast du denn heute gemacht? Ich habe gehört der König hat dir freigegeben.“

„Ja, es scheint so als käme meine Stärke nicht nur von meinen Muskeln. Ich soll mich schonen und mein persönlicher Aufpasser ist der Drachenreiter.“

„Hui! Dann sag ihm doch bitte von mir, dass er seinen Drachen vor dir verstecken soll. Sonst ist der bald weg.“

„Ist ja gar nicht wahr! Außerdem war ich heute bei Dorn.“

„Wirklich? Passt der Drache denn in deine Tasche?“

„Sehr witzig!“ Ivan lebte mit Eria in einem der vielen Bedienstetenhäuser, die so was wie eine Mauer um das Schloss bildeten. Draco schnupperte und leckte sich hungrig die Lippen.

„Damit das klar ist, Draco! Du lässt mir was übrig!“, mahnte Ivan und machte die Tür auf.

„Ich kann dir nichts versprechen.“, erklärte Draco unschuldig.

„Eria! Ich hoffe du hast den großen Kessel benutzt!“, rief Ivan, als sie in die Stube traten.

„Was denkst du denn? Allein für dich muss ich mindestens zwei Portionen berechen. Für Draco, wenn sie Hunger hat im Durchschnitt drei und für mich maximal zwei. Was denkt ihr von mir?“, beschwerte sich Eria.

„Ich wollte nur sicher gehen, dass ich nicht wieder mit Draco um das Essen kämpfen muss.“, verteidigte sich Ivan.

„Da hast du schon verloren, oder Draco? Grüß dich mein Kleines.“

„Kleines?“, fragte Draco entrüstet. Sie war fast einen Kopf größer als Eria und einen kleiner als Ivan. Eria arbeitete in der Schlossküche.

„Ich weiß noch, als Ivan dich halbtot herbrachte.“, meinte sie.

„Das ist Vergangenheit.“, erklärte Draco.

„Offenbar nicht. Das ganze Schloss redet über dich. Alle sagen, dass die Varden dich so gefoltert haben und du deswegen jetzt suspendiert bist.“

„Wirklich?“

„Ja, alle außer die Schmiede. Ha! Diese Deppen! Jeder, der dich kennt, weiß, dass selbst der größte Folterknecht bei dir versagen würde.“, erklärte Ivan.

„Stimmt. Aber so ein bisschen Freizeit ist auch mal angenehm.“

„Wo du recht hast. Ivan, hol mal den Kessel.“

„Warum ich?“ „Weil Draco Gast hier ist und jetzt beweg deinen Hintern.“

„Ich mach ja schon. Draco, heirate nie!“

„Warum? Ich würde dich den Kessel holen lassen.“

„Äh… Noch so eine…“ Ivan trabte müde aus dem Raum und Eria begann den Tisch zu decken.

„Brauchst du Hilfe?“, fragte Draco.

„Wie gesagt, du bist Gast und das ist deine Feier. Also setz dich und leg die Füße hoch.“ Sie wusste, dass es sinnlos war zu widersprechen. Während dem Essen erzählte Draco von der Schlacht und den Varden.

„Wer hätte das gedacht, als wir beschlossen hatten dir das Kämpfen beizubringen. Eigentlich solltest du dich nur verteidigen…“, murmelte Ivan.

„Tja, da ist wohl was schief gegangen.“, stellte Draco fest.

„Sieht so aus. Sag mal hast du alles allein gegessen?“, fragte Eria.

„Wovon redest du?“, fragte Draco.

„Von dem Essen, das du heute Mittag hast mitgehen lassen oder war davon auch etwas für den jungen Mann, der vor der Tür stand?“

„Welcher junge Mann?“, fragte Ivan skeptisch.

„Ach so! Für den war das meiste.“, erklärte Draco.

„Welcher junge Mann?“, wiederholte sich Ivan mit Nachdruck.

„Der Reiter.“, erklärte Draco.

„Das war der Reiter? Der ist aber jung…“, meinte Eria.

„Schattentöter soll jünger sein.“

„Moment! Sagtest du dich der Reiter wäre so was wie dein Aufpasser?“, fragte Ivan.

„Inoffiziell.“, erklärte Draco.

„Ich brauch einen Schnaps!“ Er stand auf und taumelte in die Küche. Draco sah ihm nach.

„Was hat der?“, fragte sie.

„Nichts Ernstes. Es ist nur wieder in der Realität.“, erklärte Eria.

Diebesglück

In der nächsten Nacht schlich Draco durch einige Geheimgänge in das Hauptquartier der Diebe. Hier war sie als erstes gelandet, als sie in die Stadt kam. Ein alter Freund und ehemaliger Geliebter hatte hier das Sagen. Senju war im selben Jahr den Dieben beigetreten wie Draco. Nur das er diese Berufung ungestört aus leben konnte. Sie klopfte an eine Tür und trat ein. Senju wirkte überrascht, als er sie sah und zugleich traurig. Die Sache damals zwischen den beiden hatte kein gutes Ende genommen. Für Draco war Senju ein Bruder, ein guter Freund. Sie war aber seine große Liebe.

„Draco.“, sagte er und ging schnellen Schrittes auf sie zu.

„Senju, wie geht es?“, fragte sie, nachdem sie ihre Kapuze abgenommen hatte.

„Im Moment oder bis jetzt?“, fragte er.

„Bis jetzt.“

„Betrübt. Und dir?“

„Ganz gut. Aber ich bin geschäftlich hier.“

„Schade. Wein?“ „Mit Mittelchen oder ohne?“

„Ohne versprochen.“

„Dann gerne.“

„Setz dich. Dann verhandelt es sich besser.“ Senju reichte ihr den Becher und sie saßen sich gegenüber.

„Worum geht’s?“, fragte er.

„Senju, was ich dir jetzt sage muss unter uns bleiben. Ansonsten guckt mich bald mein eigner Kopf an.“

„Verstehe. Du hast mein Wort. Also?“

„Ich habe es satt Galbatorix zu dienen.“, erklärte sie.

„Willst du zurück?“, fragte er hoffungsvoll.

„Nein… Ich will zu den Varden.“

„Das ist Selbstmord! Du bist die Mortem.“

„Ich weiß. Lass mich ausreden, ja? Ich habe vor mir meine Freiheit zu erkaufen.“

„Und wie?“

„Mit einem Gegenstand in Galbatorix Besitz. Hast du zufällig einen Mann, den du entbehren kannst?“, sie fragte unschuldig und ließ ihren kleinen Finger auf dem Becherrand kreisen.

„Ich bin ein Dieb! Ich habe mehr Feinde als Freunde.“, erklärte Senju.

„Dann ist ja gut. Steht davon auch einer auf der Liste?“

„Mehr als nur einer. Wozu brauchst du ihn?“

„Er soll mir den Gegenstand holen und verstecken.“

„Nur das? Warum holst du dir den Gegenstand nicht selber?“

„Weil ich einen Aufpasser habe. Die letzte Schlacht hat mich etwas zu viel Kraft gekostet. Seine Hoheit will, dass ich mich schone.“

„Ich könnte eine Assasine auf ihn ansetzen.“

„Nein lass. Er ist ein braver Kerl. Den wimmele ich schon rechtzeitig ab.“, erklärte Draco.

„Na wenn du meinst…“

„Das meine ich. Der Kerl soll um Mitternacht bei mir sein, um sich die Informationen zu holen die er braucht und kurz vor Sonnenaufgang losschlagen.“

„Verstehe. Und welcher Tag?“

„Übermorgen.“

„Das passt mir. Kommen wir zu der Bezahlung.“ Senju rieb sich die Hände. Draco lehnte sich entspannt zurück und legte die Füße hoch. Mit einem spöttischem Lächeln erklärte sie ihm: „Senju! Erinnerst du dich daran, wie ich dich vor einem Jahr aus dem Gefängnis geholt habe?“

„Wie könnte ich diese Nacht vergessen?“ Draco wusste worauf er anspielte.

„Ich dachte ich hätte meine Schuld dafür bei dir beglichen.“, meinte er. Sie lachte leise.

„Senju, Senju! Du solltest mich besser kennen. Du weißt, dass das für mich keine Bezahlung war.“

„Was war es dann?“, fragte er wütend.

„Das was es war und nicht mehr.“, entgegnete sie ihm kühl.

„Verstehe… Du weißt, dass ich dich damit vernichten kann?“

„Sicher, aber ich vertraue dir.“

„Wie war das Treffen mit eurem alten Freund gestern?“, fragte Murtagh, als Draco am nächsten Morgen zu Dorn kam.

„Er hilft uns.“, erklärte sie.

„Wie viel wird es uns kosten?“

„Nichts. Ich habe noch einige Asse im Ärmel. Aber ihr solltet bis Morgen auf euch Acht geben.“

„Warum?“

„Er wollte euch eine Assasine auf den Hals hetzen. Aber ich glaube ich konnte ihn davon abhalten.“

„Ihr habt mich erwähnt?“

„Indirekt. Weder euren Namen noch euren Titel. Nur das ihr so was wie mein Aufpasser seid.“

„Ach so!“

„Und wie läuft es mit dem Ei?“

„Das ist fertig. Größe, Gewicht, Farbe alles identisch. Vielleicht habe ich ja auch das Zeug zum Dieb.“

„Das würde ich nicht bestreiten. Ist Dorn auch bereit?“

„Sicher. Er brennt schon richtig.“ Wie auf das Stichwort landete Dorn neben Draco und begrüßte sie freudig.

„Er findet es schade, dass ihr kein Drache seid.“, erklärte Murtagh. Draco lachte und tätschelte Dorns Schnauze.

/Mitternacht./ Sie saß auf dem Bett und wartete auf den Dieb. Draco und Murtagh hatten alles genau geplant. Er hatte ihr den sichersten Weg in die Kammer des Eis aufgemalt und sie verwarte es an einem sicheren Platz auf. Beide waren früh ins Bett gegangen, nachdem sie den ganzen Tag im Schlosshof rumgestromert sind. Immer wenn einer von ihnen einen von Galbatorix Männern gesehen hatte, gab er dem anderen ein Zeichen. Jemand klopfte. Das wird er sein. Draco öffnete und ein Mann in Dienerkleidung kam rein. Sie sah auf den ersten Blick, dass er hinterhältig und berechenbar war.

„Schick, schick! Davon hat mir Senju nichts erzählt.“, flüsterte er.

„Auch dein Chef kann nicht in die Zukunft sehen.“, erinnerte ihn Draco.

„Da mögt ihr Recht haben. Also? Wo ist der Plan?“ Draco lächelte und zog das gefaltete Blatt Pergament hervor. Die Augen des Diebes schienen heraus zufallen, als er sie beobachtete.

„Lass dich nicht erwischen. Einen Dreistundenritt in Richtung Norden ist ein Bach an dem viele Kaninchenbauten sind versteck es da und komm zurück. Ich erwarte dich außerhalb der Stadt. Da bekommst du deinen Lohn.“

„Sehr schön. Ich freue mich euch wieder zu sehen. Kurz vor der ersten Wachablösung?“

„Natürlich.“

„Herrin! Aufwachen!“ Isa rüttelte an Dracos Schulter. Die Mortem zog sich verschlafen die Decke über den Kopf.

„Also wirklich! Was habt ihr gestern gemacht, dass ihr noch schlaft?“ Verschlafen und mit verstrupeltem Haar sah Draco sie an. Isa lachte.

„Der Reiter hat mir gestern Nachmittag eine Schlange unter die Nase gehalten.“, erklärte sie.

„Ja und?“

„Ich habe Angst vor Schlangen.“ Das war natürlich gelogen, aber das wusste Isa ja nicht. Sie lachte nur noch lauter.

„Ist gut jetzt!“, beschloss Draco und klaubte ihre Sachen zusammen.

„Ihr habt eine Audienz beim König?“, fragte Isa.

„Ja. In einer Stunde, oder hast du mich nicht wach gekriegt?“

„Doch, doch! Wollt ihr später frühstücken?“

/Wann später?/

„Nein, jetzt. Ich glaube ich sterbe gleich vor Hunger.“ Draco ging nach dem Essen in den Thronsaal und redete mit dem König. Er fragte sie allerlei Sachen: Ob sie zu frieden mit dem Zimmer sei. Wie es ihr ginge. Ob sie noch einen Wunsch hätte. Wie es ihr bei den Varden ergangen war und so weiter. Er fragte das alles so freundlich, dass man meinen könnte er wäre ein anständiger Kerl. Draco zählte die Sekunden, blieb aber aufmerksam und höflich. Das Gespräch neigte sich dem Ende zu, als ein völlig aufgebrachter Murtagh unangekündigt in den Saal kam.

/Endlich/

„Murtagh! Was soll das?“, rief Galbatorix.

„Verzeiht, Herr. Es ist ein Notfall. Das Ei ist weg!“, erklärte er.

„WAS???“, polterte Galbatorix. Er sprang auf und schlug ihm ins Gesicht. Draco zuckte zusammen, als hätte sie den Schlag bekommen.

„Du verdammter Idiot! Wie konnte das passieren?“

„Ich weiß es nicht! Gestern Abend war es noch da und als ich es gerade bringen wollte nicht mehr.“, verteidigte er sich. Mit wachsenden Schuldgefühlen sah Draco wie Blut über sein Gesicht lief und die Haut seiner linken Gesichtshälfte blau wurde.

„Die Varden!“, zischte der König.

„Was?“, fragte Draco.

„Sie haben mit Folter deinen Geist geschwächt und dann herausgefunden was du bist- was ich mit dir vorhatte. Doch das konnten diese Schwachköpfe ja nicht zu lassen!“

„Ich … ich sollte heute ein Drachenreiter werden?“, fragte Draco. Sie wusste, dass ihre Augen strahlten vor Begeisterung. Galbatorix nickte stumm.

„Herr? Ich bitte um die Erlaubnis mit einigen Männern den Dieb zu jagen.“, erklärte Murtagh.

„Das übernehme ich- der Drache ist für mich bestimmt!“, erklärte Draco. Sie funkelten sich böse an.

„Geht beide!“, entschied der König. Sie nickten widerwillig.

„Und Murtagh?“, meinte der König.

„Ja?“

„Ich glaube nicht, dass er schon so weit ist. Nimm noch ein Pferd für dich mit.“

„Ja, Herr.“

Draco suchte am Boden mit einigen Männern, die sie in alle Himmelsrichtungen geschickt hatte. Sie selbst war mit einem verkaterten Soldaten in den Norden geritten.

/Das hätte ja gar nicht besser laufen können!/ Sie bemerkte die Sturmwolken und grinste.

/Na wenn ich heute nicht Glück habe…/

„Du stinkst, Soldat.“, meinte Draco.

„Verzeiht, Herrin.“, murmelte der Soldat.

„Bah! Mach den Mund zu! Was ist dir passiert? Ist dir die Frau abgehauen?“

„Im Gegenteil, ich wurde Vater!“

„Mein Glückwunsch. Warum bist du dann hier?“

„Weil wir nun mehr Geld brauchen…“

„Verstehe. Wenn wir den Kerl nicht bis Mittag haben, schicke ich dich Heim.“

„Warum?“

„Ein Sturm kommt auf. Ich will nicht dafür verantwortlich sein, dass dein Kind ohne Vater aufwächst.“

„Wie kann ich euch…?“

„Ehrensache. So und jetzt hilf mir suchen.“ Der Sturm kam näher.

/Oh! Das wird heftig werden!/

„Geh nach… Warte!“ Etwas bewegte sich in der Ferne. Ein roter Blitz schoss aus dem Himmel und Dorn landete. Draco trieb ihr Pferd zum Galopp und erreichte in wenigen Minuten Murtagh und den Dieb.

„Wo ist das Ei, Mann?“, fragte der Reiter und schüttelte den Dieb.

„Ich habe es verkauft.“, erklärte er.

„An wen?“, fragte Draco.

„An einen Händler.“

„Wo ist dieser Händler?“ Der Dieb schwieg. Murtagh rammte ihm seine Faust in den Magen.

„Wo ist der Händler?“

„Etwa vier Stunden von hier in den Westen.“, keuchte der Mann.

„Ich hol es zurück.“, bestimmte Draco und wendete ihr Pferd.

„Seid ihr von Sinnen? Habt den Sturm nicht bemerkt?“, fragte Murtagh.

„Natürlich habe ich ihn bemerkt. Aber ich hole mir jetzt meinen Drachen!“ Der Reiter seufzte.

„Du, Soldat! Nimm den Dieb hier mit und bring ihm zum König. Sag ihm, dass wir beide noch weiter nach dem Ei suchen. Die anderen Soldaten sind auch auf dem Rückweg.“

„Ja, Herr. Viel Glück.“ Der Soldat lud den Dieb auf sein Pferd und ritt mit ihm davon. Murtagh schwank sich schweigend auf sein Pferd und ritt neben Draco her. Dorn erhob sich wieder in die Lüfte. Sie mussten in den Sturm reiten, weil der aus dem Norden kam. Als sie über einer Schlucht ritten warfen sie jeder einen Umhang von sich in die Fluten des Stromes und in sichere Entfernung verursachte Murtagh mit einem Zauber einen Erdrutsch. Es war dunkel, windig und kalt. Blitze erhellten den Himmel und Donner grollten. Die Pferde warfen sie ab und flohen. Dorn flog über den Sturmwolken. Er trug das Ei in einer Tasche unter seinen Schwingen. Dann endlich fanden sie irgendwann nachmittags eine kleine Höhle.

Ehrlichkeit

Draco gähnte und streckte sich. Murtagh warf kleine Holzstücke ins Feuer.

„Gleich saufen wir ab.“, murmelte er.

„Sieht so aus.“, stimmte Draco zu.

„Ehrlich gesagt dachte ich du würdest jammern.“

„Warum sollte ich jammern?“

„Ich bin schon bei so einem Wetter durch die Gegend gezogen- mit den Soldaten des Königs im Nacken.“

„Pah! Ich war noch nicht vier und bin quer durch das Land gereist. Und von den Soldaten des Königs wurde ich mehr als einmal verfolgt!“, protestierte Draco.

„Warum denn das?“

„Wo glaubt ihr landet man als Waisenkind in Uru Baen als erstes?“ Er zuckte die Schultern und schüttelte den Kopf.

„Bei den Dieben und ist man erst einmal da, kommt man auch nicht mehr weg.“ „Daher auch euer guter Kontakt.“

„Genau.“

„Ich nehme an ihr wart auf der Liste.“

„Ich bin sogar noch drauf!“, erklärte Draco stolz.

„OH! Götter!“, stöhnte Murtagh.

„Ich reise mit einer eingefleischten Diebin!“

„Na das sind die Götter nicht Schuld. Im Übrigen hättet ihr euch auch das denken können.“

„Vielleicht… Aber dann seid ihr bestimmt nicht so unschuldig wie ihr gesagt habt!“

„Mit Sicherheit nicht! Aber es ist einfacher einen… Mann das glauben zu lassen, wenn man seine Hilfe braucht.“

„Was sollte denn die Pause?“

„Welche Pause?“

„Vor dem Mann!“

„Ach so die… Tut mir leid, aber in meinen Augen seid ihr im Moment das genaue Mittelteil von Junge und Mann.“

„Danke!“

„Bitte.“

„Dann habt ihr mich doch verführt!“, beharrte er wütend.

„Ja.“, sagte Draco und fügte noch: „Aber auf eine harmlose Art.“ hinzu.

„Harmlos?“

„Sicher! Ich hätte auch mit euch ins Bett gehen können. Ha, Ha! Bei den Dieben sind Frau die euch dazu gekriegt hätten Galbatorix sofort umbringen zu wollen.“

„Und ihr gehört nicht dazu?“

„Nein… Wenn der König mich nicht zurück an den Hof gezerrt hätte, hätte ich mir ihre Tricks abgeguckt.“

„Ihr seid verschlagen!“

„Danke.“

„Das war kein Kompliment!“

„Mal sehen… es kam aus dem Mund eines Drachenreiters… jemand der Galbatorix und den Varden entkommen ist… ich fasse es als Kompliment auf.“

„Dachte ich mir. Ich bin den Varden nicht entkommen… ich wurde verraten und entführt.“

„Warum?“

„Weil das Blut in meinen Adern wichtig für den König ist. Das hat mit meinem Vater zu tun.“ „Wie seid ihr überhaupt zu den Varden gekommen?“

„Wie gesagt ich war unterwegs und habe die Raz`zac verfolgt. Den Raz`zac laufen wir noch früh genug über den Weg. Einmal hatten sie einen Jungen, einem alten Mann und einen Drachen gefangen. Ich befreite sie, doch der Alte starb. Der Junge war Eragon Schattentöter. Zusammen mit einer halbtoten Elfe und seinem Drachen wollte er zu den Varden. Oh! Er war so naiv, unselbstständig und tollpatschig, dass ich nicht einmal mich im Streit von ihm trennen konnte ohne zu wissen, dass ich in spätestens einer Stunde nach ihm sehen müsste. Doch auf Grund meines Erbes wollte ich nicht zu den Varden- bis ich vor der Entscheidung Tod oder Varden stand. Das war dann doch ziemlich klar…“ „Ihr kennt wirklich Schattentöter?“

„Ja… Zwei Magier der Varden haben mich mit einem Zauber verwirrt und zurück gebracht… In meinen Gedanken fanden sie ein ultimatives Druckmittel gegen mich, aber erst jetzt, denn als ich bei den Varden war, hatte ich mich geweigert sie in meine Gedanken sehen zu lassen.“

„Das habe ich auch. Aber einer von ihnen hatte offensichtlich Erfahrung mit solchen Problemfällen wir mir“, sie warf ihm einen wissenden Blick zu, den er nicht verstand. „und machte mir ein Angebot. Der Junge, der meine Gedanken gelesen hat war Eragon.“

Murtagh schwieg und starrte in den Regen. Draco seufzte.

„Bevor ihr mir vorwerft euch hintergangen oder wieder einmal verführt zu haben, bemerke ich, dass die Ähnlichkeit von euch und eurem Bruder nicht sehr groß ist.“ Er zuckte zusammen und starrte sie entsetzt an.

„Woher? Wie?“, stammelte er.

„Zum Teil war es wie Eragon mich ansah und die Sicherheit mit der er seine Fragen stellte. Dann Dinge, die ihr gesagt habt. Aber vor allem die Beschreibung eures Verhältnisses zu ihm. Das ließ mir nur zwei Möglichkeiten. Entweder Brüder oder Geliebte.“

„Geliebte?“

„Sicher! Ihr wisst nicht was in der Stadt vor sich geht, aber das macht nichts der König ja auch nicht.“

„Ich muss schon sagen, dass ihr sehr aufmerksam seid. Ich musste die Varden verraten und den Bösen spielen. Nur so konnte ich mir Galbatorix Stillschweigen sichern. Ihr müsst verstehen. Mein Bruder gibt dem Volk Hoffung. Aber ein Wort über sein Erbe und alles wäre vorbei…“ Draco sah bedrückt ins Feuer. „Und ich locke euch vom Hof weg und veranlasse Galbatorix sein Versprechen zu brechen…“

„So sieht es aus. Aber ich habe es satt der Sohn meines Vaters zu sein! Ich kann mich für ihn nur entschuldigen! Ich kann nur zurückgeben, was er dem Volk genommen hat- Friede, Hoffung, Zukunft. Und vielleicht werden sie dann irgendwann darüber hinwegsehen, dass ich der Sohn eines Abtrünnigen bin!“

Sie zuckte zusammen und sah ihn entsetzt an. Er war verwirrt.

/Sie es noch nicht gewusst?/

„Was guckt ihr denn so?“, fragte er perplex.

„Verstehe ich das richtig? Ich reise mit dem Sohn eines Abtrünnigen zusammen zu den Varden?“, fragte sie entgeistert.

„Ja.“

„Uff!“ Draco ließ sich gegen die Wand fallen.

„Jetzt tut nicht so! Das hätte ihr euch auch denken können.“

„Götter! So weit war ich noch nicht! Kein Wunder, dass ich meine Hand für euch ins Feuer legen soll…“

„Das habt ihr euch eingebrockt!“

„Ja, ja, ich weiß! Und? Wessen Hoffnungsträger seid ihr?“

„Hoffnungsträger? Mein Bruder und ich haben es dem Zufall zu verdanken, dass wir leben.“

„Ihr weicht aus.“

„Ich weiß! … Morzan…“

„Auch noch der Schlimmste von allen!“, stöhnte Draco auf.

„Danke! Das war mir entgangen!“, zischte Murtagh.

„Verzeihung… Na da habe ich mir ja einen dicken Fisch geangelt- meine Güte!“ Draco musste kichern.

„Ich glaube ich habe den Witz verpasst.“, stellte er fest.

„Nun bei den Varden sagte man mir, dies hier sei eine Reifeprüfung für mich. Und so langsam muss ich feststellen, dass einige meiner Überzeugungen den Bach runter gehen.“

„Aha. Und was für welche?“

„Nein. Das sage ich euch nicht. Es sind die typischen rebellischen Ideale, die ein Straßenkind in Tyrannei entwickelt.“

„Verstehe. Sieht so aus, als würde sich der Sturm legen. Sollen wir noch weiter heute?“

„Je schneller wir im Wald du Wendel Varden sind, desto schneller sind wir in Sicherheit.“ Sie rappelten sich auf und streckten sich, bevor sie weiter marschierten. Dorn zeigte sich ihnen kurz am Himmel.

„Er fragt, warum wir laufen.“, berichtete Murtagh.

„Ihr könnt vielleicht fliegen, aber ich nicht.“, erinnerte Draco.

„Er ist stark genug um uns beide zu tragen.“

„Ihr kennt doch auch die Legenden. Der erste Drache auf dem ein Reiter fliegt ist sein eigener.“ Murtagh lächelte und nickte. Wenn Eragon damals gefragt hätte, ob er mal auf Saphira, Eragons Drachen, hätte reiten oder gar fliegen wollen, ohne einen driftigen Grund, hätte er auch abgelehnt- aus dem selben Grund wie Draco.

„Ihr müsstet nicht fliegen.“

„Jetzt bin ich verwirrt.“

„Das haben wir mit der Elfe gemacht. Wir schnallen euch an eine Trage und binden euch an Dorns Brust!“

„Gute Idee! Nur, wo finden wir die Materialien? Wir haben weder Holz, noch Seile, noch sonst was.“

„Stimmt… Mist! Das wird Ewigkeiten dauern, bis wir da sind!“

„Und dann müssen wir noch durch den Wald.“

„Worauf habe ich mich da nur eingelassen?“

„Was fragt ihr mich? Ich hatte eine Gehirnerschütterung oder so was in der Art und ein kleiner Kerl und eine Wahrsagerin reden mir irgendwas vom Schicksal ein! Ich solle wieder nach Uru Baen zurückgehen – es sei mein Schicksal. Natürlich war es das! Ich habe keine andere Möglichkeit gehabt!“

„Ich sehe schon. Die Varden werden uns mit Freuden begrüßen…“

Tagelang stiefelten sie über die Grasssteppe. Die meiste Zeit schwiegen sie oder sie redeten nicht miteinander. Denn Murtagh murmelte oft irgendwelche Worte vor sich hin, die Draco nicht verstand. Als er gerade wieder sehr leise war, beschwerte sich Draco:

„Bitte etwas lauter und deutlicher! Ich verstehe sonst nichts!“ Er war überrascht und sah sie grinsend an.

„Wenn du nicht in alt elfischer Sprache unterrichtet wurdest, wird es dir auch nichts bringen, wenn ich deutlicher bin.“, erklärte er.

„Dann bring es mir doch bei. Es sei denn du willst die Elfen für mich übersetzen.“

„Nein danke, kein Interesse. Aber was bekomme ich dafür?“

„Was willst du denn?“

„Hmm… Wie wäre es wenn, du mir die Kunst des Verführen beibringst?“

Draco lachte. „Ich habe dir gesagt, dass ich nur ein Laie bin!“

„Na und? Ich bin dir auf den Leim gegangen.“

„Mist! Na gut… Aber ich muss dich warnen. Ich werde dich unterrichten, wenn du es nicht erwartest.“

„Ich denke, dass ich das merke, wenn du plötzlich sehr freundlich bist oder sehr frech.“

„Abwarten.“

Andere Völker, andere Sitten

Insgesamt wanderten sie drei Wochen, bis sie vor dem Wald standen. Dorn landete vor ihnen.

„So! Wo müssen wir lang?“, fragte Murtagh.

„Ähm… Das haben sie mir nicht gesagt.“, erkannte Draco.

„Was?“ „Sie sagten bring das Ei nach Ellesmera. Mehr nicht!“

„Na toll!“ Er rollte mit den Augen, dann wandte er sich an Dorn und kurz darauf hob der Drache ab.

„Er fliegt voraus und sagt wo wir lang müssen.“, meinte Murtagh. Draco brummte leise. Dank Dorns Führung brauchten sie noch eine Woche, bis sie in der Elfenhauptstadt standen. Auf den Straßen zogen sie sämtliche Blicke auf sich. Murtagh hatte vorsichtshalber seine Kapuze übergezogen und spielte Dracos Leibwächter, was sie sehr komisch fand. Dorn hielt sich weit von der Stadt im Wald versteckt. Die Menschen suchten den Palast. Bäume! Nichts als Bäume!

„Lady Draco!“, rief jemand hinter ihnen. Draco drehte sich um. Die Elfe aus dem Gefängnis kam auf sie zu.

„Oh! Ihr seid es. Schön euch wieder zu sehen.“, stellte Draco fest.

„Danke. Das kann ich auch nur zurückgeben. Habt ihr etwa schon euren Auftrag erfüllt?“

„Aber sicher.“

„Und wer ist das?“ Sie deutet auf Murtagh.

„Das ist ein Freund und Gefährte von mir.“, erklärte Draco.

„Warum tragt ihr eine Kapuze?“

„Das ist eine komplizierte Geschichte.“, antwortete Draco für ihn.

„Aha… Kommt meine Mutter erwartet euch.“ „Sicher.“ Sie folgten Arya.

/Danke./

/Dankt mir noch nicht zu früh. Noch seid ihr in Gefahr./

/Ich weiß./

Der Palast in den Arya sie führte unterschied sich völlig von dem in den die beiden aufgewachsen waren. Murtagh konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen, als Dracos Kinnladen sich selbstständig machte. Sie bemerkte es offensichtlich nicht, sodass es an ihm war sie wieder hochzuklappen. Nun sah Draco ihn verwirrt an und er lachte lauter. Arya drehte sich verwirrt rum.

„Was hat er?“, fragte sie.

„Ich weiß es nicht. Ich glaube ich war unfreiwillig komisch.“, murmelte sie. Arya musterte ihn argwöhnisch. Er verstummte augenblicklich und schob Draco etwas vor. Wenn Draco nicht schon vorher überrascht war, war sie es jetzt. Der Thronsaal war eine Lichtung mit einem Dach aus Ästen. Vor ihnen stand vor dem Thron Eragon und nickte freundlich zur Begrüßung. Sofort versteifte Murtagh und Draco konnte sein Unbehagen spüren. Die Elfenkönigen Islanzadi saß auf einem Thron aus weißen, gewundenen Wurzeln. Respektvoll knieten die Menschen nieder.

„Euer Hoheit. Es ist mir und meinem schweigsamen Freund eine Ehre euch kennen zu lernen.“, grüßte Draco. Islanzadi musterte sie überrascht.

„Das hätte ich nicht erwartet.“, stellte sie fest.

„Wie meinen?“, fragte Draco.

„Oh! Verzeiht. Ich war in Gedanken. Ihr habt mich überrascht.“ Draco sah sie immer noch fragend an.

„Das werdet ihr noch früh genug erfahren. Ihr seid jung. Ich dachte meine Tochter wollte einen Scherz mit mir treiben, als sie mir von euch berichtete.“

„Vielleicht bin ich meinem Alter voraus.“

„Davon bin ich überzeugt. Angela sagte mir ihr bringt einen Schatz mit.“

„Ja.“ Draco zog das Drachenei aus ihrem Rucksack und legte es zu Füßen der Königin. Diese war nun noch überraschter.

„Das ist… Ist das?“, fragte sie.

„Ja- das letzte Drachenei.“, bestätigte Draco.

„Wie habt ihr?“

„Mit der Hilfe meines Freundes hier und einer ungehörigen Portion Glück.“, gestand sie.

„Wisst ihr was ihr uns für einen großen Dienst erwiesen habt?“

„Ich glaube ich kann es mir denken.“

„Über euch sollen Legenden schrieben werden. Was wollt ihr als Belohnung?“

„Nun“, Draco war nun sehr ernst. „Mein Freund und ich sind Flüchtlinge mit schlechtem Ruf und die Varden werden uns nicht aufnehmen wollen- mit Recht. Ich bitte also um Asyl und für meinem Freund und mich Unterricht. Mein Gefährte ist aber noch schlechter dran als ich. Aber ich bürge für ihn. Er wird nichts tun. Er hat mir sein Loyalität mehr als einmal bewiesen.“

Islanzadi musterte den jungen Mann und sah dann zurück auf Draco, die nun vor ihr stand und ihrem Blick standhielt.

„Wir gewähren euch eure Bedingungen. Alle, wenn der Recke sein Gesicht enthüllt.“

„Ich bin mir sicher, dass er das tun wird sofern ihr ihn nicht sofort einsperren lasst.“

„Ich gebe euch mein Wort.“

Draco wandte sich an Murtagh und nickte ihm ermutigend zu. Jeder konnte nun seine Anspannung spüren. Doch schließlich hob er die Hand schlug die Kapuze zurück. Alle zogen scharf Luft ein. Unsicher sah Murtagh von Islanzadi zu Draco, die die Elfenkönigin immer noch mit festem Blick ansah.

„Ich werde mein Versprechen halten. Man sagte mir bereits, dass du kommen würdest. Aber schon so bald?“

„Draco bat mich ihr zu helfen und ich nahm an. Wir können beide nicht zurück. Ich weiß, was ich getan habe war falsch und ich will versuchen es wieder gut zu machen…“, erklärte er.

„Pah!“, rief Eragon und funkelte ihn böse an. „Du hast einen Anführer der Varden umgebracht!“

„Und du dutzende von Soldaten, die Familie hatten und zwangsrekrutiert wurden!“, erinnerte Murtagh seinen Bruder, der nun schwieg.

„Gott sei dank bin ich Einzelkind.“, murmelte Draco leise, aber nicht leise genug.

Eragon hörte es. „Sie weiß es?“, fragte er.

„Ja- aber nicht von mir. Sie hat es allein herausgekriegt.“, erklärte Murtagh.

„Wie auch immer. Ihr werdet euch von euerer Reise erholen und erst dann wird euer Unterricht beginnen.“, beschloss die Königin.

„Lady Draco? Meine Tochter wird dafür sorgen, dass ihr euer eigenes Reich bekommt. Schattentöter führt euren Bruder bitte zu seinem Quartier.“

„Ja, Hoheit.“

„Ja, Mutter.“ Dann schnappten sie sich die Neuankömmlinge und führten sie in verschiedene Richtungen.

„Ihr habt mich überrascht.“, gestand Arya.

„Ach wirklich?“, fragte Draco.

„Sicher. Ihr scheint nicht zu wissen mit wem ihr reist.“

„Mit Morzans Sohn.“

„Ihr wisst es doch?“

„Er hat es mir zu Beginn unserer Reise erzählt.“

„Warum?“

„Er hat sich verplappert.“ Draco zuckte die Achseln.

„Wo gehen wir eigentlich hin?“, fragte sie.

„Wir suchen einen Baum für euer Haus.“

„Ah!“ /Gut, daran muss man sich gewöhnen…/

„Sagt mal.“, begann Arya.

„Hm?“

„Wie habt ihr es geschafft, dass er euch hilft?“

Draco lachte leise. „Das war nicht schwer. Es ist leicht jemanden zu befreien, der an seiner Kette zieht.“

„Hat er gezogen?“

„Ja, sogar noch stärker als ich. Er hat keine weiße Weste, die hat keiner von uns beiden, aber er ist ein anständiger Kerl.“

„Verzeiht ihr mir, wenn ich ihn skeptischer messe?“

„Natürlich. Suche ich mir den Baum aus oder ungekehrt?“

„Was für eine Frage!“, lachte Arya.
 

Die Brüder gingen durch die Stadt, schweigend. „Schwarze Magie?“, fragte Eragon.

„Wie bitte?“, fragte Murtagh.

„Ob du schwarze Magie benutzt hast, um Draco zu manipulieren.“

„Nein. Wenn hat sie mich manipuliert.“

„Ja und wie soll sie das gemacht haben?“

„Mal überlegen? Draco, eine Frau, soll mich manipulieren? Hm… Ich habe keine Ahnung.“

„Also?“

„Meine Güte, Eragon! Denk doch mal nach!“

„Mache ich, aber ich kann nicht glauben, dass du auf eine Frau reinfällst.“

„Bin ich aber! ... Na gut, ich bin absichtlich reingefallen.“

„Klingt ja fast so, als wolltest du gegen deinen König rebellieren.“

„Du hast keine Ahnung!“

„Ach? Habe ich nicht? Wer hat uns denn verraten?“

„Du weißt nicht wovon du redest!“

„Du bleibst also dabei?“

„Eragon! Bitte! Du würdest mir nicht glauben.“

„Du kannst hier schlafen. Fünfzig Meter in dieser Richtung ist ein See. Wenn du dich erholt hast, nehme ich dich mit zu Oromis.“, erklärte Eragon und stieg die Treppen höher. Murtagh seufzte und sah sich in der Wohnung um. Sie sah in etwa so aus wie sein altes Zimmer- nur aus Holz. Dorn landete vor seinem Fenster.

/Oje, was ist passiert?/ Fragte er.

/Ich habe es satt den Bösen zu spielen!/

/Du spielst nicht den Bösen./

/Stimmt! Ich bin der geborene Bösewicht! Dorn? Was habe ich falsch gemacht?/

/Nichts, Krieger. Nur noch ist nicht die Zeit für manche Dinge./
 

„Sieht so aus als wäre obdachlos.“, stellte Draco nach einer Weile amüsiert fest.

„Nein. Es gibt sicher einen Baum, der euch leiden kann.“, munterte Arya sie auf.

„Na wenn ihr meint.“

„Natürlich. Seht mal wer da kommt.“ Sie nickte in eine Richtung. Murtagh und Dorn kamen angeschlendert.

„Hallo. Wir wollten uns mal deinen Baum ansehen.“, erklärte Murtagh.

„So ein Pech! Bis jetzt hat sich keiner erbarmt.“, antwortete Draco kühl.

„Das ist wirklich frustrierend. Ich hoffe hast bis zur Feier heute Abend einen- sonst musst im Moos schlafen.“

„Moos ist sicher… Feier? Heute Abend?“, japste Draco.

„Hattet ihr es nicht erwähnt?“, fragte er Arya.

„Ich bin mir nicht sicher, ob sie das schon verkraftet hätte. Wenn ich sie mir jetzt so an sehe, dann bezweifele ich das.“

„Ach! Draco ist hart im Nehmen. Man muss sie nur manchmal zum Glück zwingen.“

„Na wenn das so ist. Draco kommt ihr… Draco?“

Die zwei sahen sich um. Draco war verschwunden. Aber nicht ganz sie war auf den Baum geflüchtet, wo Arya sie gerade entdeckte.

„Was macht ihr da oben?“, fragte sie.

„Mich verstecken.“, erklärte Draco.

„Wovor?“, fragte Murtagh.

„Der Feier.“

„Du bist ja ein Feigling!“

„Bin ich nicht! Seid wann duzt ihr mich?“

„Stört es dich?“

„Nein.“

„Sehr gut. Also?“

„Also, was?“

„Wovor hast du Angst?“

„Ich habe keine Angst!“

„Sicher! Deswegen versteckt ihr euch auch auf dem Baum.“

„Der übrigens euer Haus werden will.“, warf Arya ein.

„Sehr gut! Dann bleibe ich heute in meinem neuen zu Hause!“

„Das ist doch nicht wahr! Du willst mal Drachenreiter werden?“

„Na und? Ich bin nicht gerne unter so vielen Fremden… Wesen.“

„Hey!“, rief Arya.

„Verzeihung.“

„Jetzt reichst. Dorn!“ Dorn schlug mit seinem Schwanz gegen den Baum, sodass Draco herunterfiel wie Fallobst.

„Wahh!“ Doch der rote Drache fing sie geschickt auf und Draco baumelte an seiner Schnauze. Er hielt sie mit den Zähnen am Kragen gepackt. Sie zappelte und versuchte sich zu befreien.

/Mit der wird es nie langweilig werden!/ Stellte Dorn schmunzelnd fest.

/Da gebe ich dir Recht mein Freund./

„Was meint ihr, Arya? Könnt ihr aus diesem Wildfang etwas zaubern?“, fragte Murtagh mit einem fiesem Grinsen.

„Oh! Sicherlich. Das dürfte keine große Herausforderung geben.“, erklärte Arya. Draco schluckte und begann noch heftiger sich zu befreien.

„Na ich wünsche euch viel Spaß.“, meinte er.

„Dorn wird sie dahin tragen, wohin ihr sie braucht.“

„Das wird mein Zimmer sein.“

Gaben und Geschenke

Aryas Zimmer sah aus wie eine kleinere Ausgabe des Thronsaals. Draco sah sich um. Fliehen konnte sie nicht, denn Arya hatte sie fest gezaubert. Die Elfe war kurz verschwunden. Als sie wieder kam, grinste sie.

„Ich habe einige Elfen gebeten dein Haus zu formen.“, erklärte sie und setzte sich vor Draco, die sie mit Blicken durchbohrte.

„Hmm…“, machte Arya.

„Was ist?“

„Warum habt ihr nur so kurzes Haar?“, fragte die Elfe verzweifelt.

Draco stutzte: „Bitte?“

„Du hast so schönes Haar. Es ist eine Schande, dass es so kurz ist.“

„Es ist dunkel und unbesiegbar!“

„Da bin ich mir nicht sicher. Was ist das?“

„Was ist was?“

"Das da!“ Arya zeigte auf Dracos linkes Ohr.

„Ach das… Das ist ein Ohrloch.“

„Ihr tragt Ohrringe. Nur am linken. Zur Tarnung.“

„Tarnung?“

„Es geht sehr rau auf den Straßen von Uru Baen zu. Ich habe mich zum Schutz für drei Jahre als mein eigener Bruder ausgegeben.“

„Verstehe… Mal sehen ob ich etwas Passendes finde.“

„Kann ich mich erstmal waschen?“

„Aber sicher.“ Arya füllte ihr eine Wanne. Langsam war Draco an das warme Wasser gewöhnt. Arya reichte ihr Seifen und Öle, dann schnappte sie plötzlich nach Luft.

„Arya? Alles in Ordnung mit euch?“, fragte Draco.

„Ihr… Eure Schulter!“

„Was ist mit meiner Schulter?“

„Da ist … ihr habt ein…“

„Was denn?“

„Ein Drachenmal! Ihr seid von einem Drachen gesegnet!“

„Was?“ Draco versuchte das Mal zu sehen, blieb aber erfolglos.

„Ihr wusstet es nicht?“, fragte Arya ungläubig.

„Ich hatte keine Ahnung! Was heißt das?“

„Ihr müsst eine besondere Stärke haben.“

„Ja, meine Kraft.“

„Wisst ihr woher ihr es… dumme Frage! Ihr wusstet ja noch nicht einmal davon! Ihr solltet mit Oromis reden, der weiß sicher Rat.“

„Wer ist das?“

„Ein alter Drachenreiter.“ Dracos Augen leuchteten auf.

„Ich sehe ihr brennt darauf ihn zu treffen.“

„Aber sicher doch! Kommt er heute Abend?“

„Nein. Ihr werdet einen der Brüder fragen müssen, ob sie euch mitnehmen.“

„Ich frage Eragon!“ Arya lachte.

„Wenn ihr euch an Murtagh rächen wollt, dann sollte ihr ihn dazu bringen, dass er sich wie ein Idiot aufführt.“

„Sehr gut! An was habt ihr gedacht?“

Die Elfe lachte. „Vor wenigen Stunden habt ihr meine Mutter beschworen Gnade vor Recht ergehen zu lassen. Und jetzt?“

„Prinzessin. Eine kleine Kabbelei unter Freunden oder Gefährten ist bei Menschen üblich.“

„Ich weiß. Aber nennt mich nicht Prinzessin, ich warne euch Lady Draco.“

„Dann nennt ihr mich nicht Lady. Ich bin nicht adelig.“

„Nicht?“

„Nein, es war alles Zufall.“

„Aus was für einer Familie kommt ihr?“

„Ich bin Waise. Ich habe mich hochgearbeitet. Erst in der Hofschmiede, dann in der Stadt und zum Schluss in der Armee.“

„Ihr hattet kein leichtes Leben.“

„Nein… aber es war nicht so hart wie es sich anhört. Mein Meister und seine Frau haben mich aufgezogen.“

„Wisst ihr was mit euren Eltern ist?“

„Nein. Ich weiß nicht einmal ob ich etwas von ihnen wissen will.“

„Verstehe. Es tut mir leid.“

„Braucht es nicht. Ich habe Eltern. Sie sind in Uru Baen und machen sich bestimmt Sorgen- mindestens Eria.“

„Ihr seid sehr tapfer.“

„Ich habe einen guten Panzer.“

„Ich bin mir sicher, dass euer Traum wahr wird.“

„Das glaube ich auch.“ Draco lachte.

„Nun“, Arya stand auf und ging zur Tür. „Ich hole euch was zum Anziehen.“

„Danke.“ Dracos Blick fiel auf ihre zerrissene Kleidung. Sie versank in Gedanken und merkte gar nicht wie die Zeit verging. Als Arya wieder kam hatte sie ungewöhnlich dunkle Kleidung über ihrem Arm. Die Mortem sah verwirrt auf.

„Ich dachte mir etwas allzu helles würde euch weder gefallen noch stehen.“

„Sehr richtig, danke.“ Nachdem Draco sich angezogen hatte, es waren quasi dieselben Kleidungsstücke wie immer nur aus teurerem Stoff und etwas anders, figurbetonter geschnitten, reichte Arya ihr einen silbernen Ohrring mit einem roten Stein.

„Das kann ich nicht annehmen!“, protestierte sie.

„Doch könnt ihr. Nehmt schon oder soll ich ihn anstecken?“

„Ihr lasst euch nicht abbringen. Was ist das für ein Stein?“

„Ein… Rubin.“ Es war kein Rubin, aber das sollte niemand wissen. Arya war sich sicher, dass sie den Ring noch brauchen würde. Die Elfe musterte den Mensch mit etwas Abstand.

„Das sieht doch schon gut aus. Eure Haare fehlen noch.“

„Na dann viel Glück!“ So viel Glück hatte aber nicht einmal Arya.

„Jetzt bin ich aber enttäuscht!“, beklagte sich Murtagh trotzig.

„Tja! Ich bin halt ein hoffnungsloser Fall.“, stellte Draco zufrieden grinsend fest.

„Vorsicht, Draco. Ihr weckt meinen Ehrgeiz.“, warnte Arya. Draco versteifte und Murtagh begann zu lachen.

„Was ist denn so komisch?“, fragte Eragon, der gerade um die Ecke kam.

„Der Kampf der Titaninnen.“, erklärte Murtagh.

„Aha… Wir sollten rein gehen. Sonst beginnt die Feier ohne ihren Ehrengast.“
 

Auf der Feier lernte Draco Dalaii, einen Paladin kennen. Dalaii war ein richtiger Herzensbrecher, selbst unter den Elfen, aber wie es nun einmal war lebte er im Zölibat. Sie nahm es mit Humor und verstand sich gut mit ihm. Er bot ihr an mal mit ihr zu trainieren, wenn er mal wieder in der Stadt war.

Nun war der nächste Morgen und sie sah sich ihr Haus an. Ein großer Baum hatte sich für sie entschieden, dachte sie. Es hatte drei Etagen, unten ein kleiner Empfangsraum, dann ein Arbeits- und Wohnraum und oben ein Schlaf- und Badezimmer. Eine Wendeltreppe verband die Stockwerke innen und draußen eine spiralförmige Balkontreppe. Draco nickte anerkennend und untersuchte Schränke und Kommoden. Als sie gerade den Kopf in einen Schrank steckte, begrüßte sie eine bekannte Stimme:

„Morgen! Sag mal, kann ich bei dir einziehen?“ Draco knallte mit dem Hinterkopf vor Schreck gegen das Schrankdach.

„Autsch!“ Sie reib sich die Stelle und durch bohrte den Besucher mit finsteren Blicken. Murtagh verkniff sich ein Lachen, was Draco nur noch böser machte.

„Hör auf so zu gucken, oder ich sterbe vor lachen!“, keuchte er.

„Wenn nicht bald mit dem Lachen auf hörst, stirbst du wirklich, aber nicht weil du erstickst!“, erklärte Draco.

„Tut mir leid, aber ich konnte nicht widerstehen.“

„Du hast einen schwachen Willen.“

„Nur bei deinen Verführungskünsten.“

„Ich habe gar nichts gemacht! Wie kommst du überhaupt rein? Was willst du hier?“

„Durch die Tür. Dir mit der Sprache der Elfen helfen. … Das reimt sich!“, kicherte er.

„Sag mal, haben dir die Elfen was ins Essen gemischt?“

„Nein, du guckst nur noch immer so lustig.“

/Ignorier ihn einfach!/

Draco machte sich weiter daran ihr Haus zu erkunden. Frustriert stellte sie fest, dass ihr Kleiderschrank leer war.

/Arya!/

„Ist was? Du hast angehalten.“, stellte Murtagh fest.

„Ich fürchte, du musst heute auf mich verzichten. Arya wird mich gleich entführen.“

„Ob ich mitkommen darf?“

„Das willst du nicht!“

„Oh, doch! Ich kann mir nichts Lustigeres vorstellen, als das.“

„Gut, ich korrigiere mich: Du hast nicht zu wollen!“

„Sag bloß du willst mich nicht dabei haben!“

„Genau! … Sieh mich nicht so an!“ Er schaute sie mit großen Hundeaugen aus den Wimpern an. /Das ist so was von unfair! Der sollte mich unterrichten!/

„Bitte!“, flehte er.

„Ah!“

„Oh! Stör ich?“, fragte Arya, die plötzlich im Raum stand.

„Nein, gar nicht. Wie lange stehst du schon da?“, fragte Draco- dankbar für die Ablenkung.

„Lange genug. Also von mir aus darf er mit.“

„Gut dann geht er für mich und ich gehe zu diesem Oromis!“, schlug Draco mit einem verzweifelten Lächeln vor.

„Vergiss es! Du kommst mit!“

„Ich will aber nicht!“

„Soll Dorn dich wieder tragen?“, fragte Murtagh.

„Wenn dein Drache das riskieren will.“

Es half alles nichts. Die drei schleiften Draco von einer Schneiderei zur anderen.

/Heute Nacht habe Alpträume von Nadeln, Stoffballen und Garn!/ Es war schon fast Mittag, als zum scheinbar hundertsten Mal an einer Koppel vorbei kamen. Zwei Elfen- zwei kräftige Elfen- kämpften mit einem schwarzen Pferd.

„Er ist zu wild.“, sagte einer.

„Schade. Er ist ein Prachtkerl. So einer wäre ein prima Zuchthengst.“

„Noch mehr von der Sorte? Nein danke! Aber ich kann ihn auch nicht erreichen.“

„Ich glaube du machst was falsch.“

„Und was bitte schön?“

„Entschuldigung?“ Draco hatte sich eingemischt.

„Ja, Mensch?“

„Darf ich es mal versuchen?“

„Was denn?“

„Das Pferd zu zähmen.“ Die Elfen lachten laut.

„Ich bezweifle, dass ihr Erfolg habt. Aber wenn ihr unbedingt wollt.“ Draco kletterte über den Zaun und ging langsam auf den Hengst zu. Die Elfen stauten nicht schlecht, als Draco ihn erst streichelte und sich dann auf seinen Rücken zog.

„Seht ihr! Ist ganz leicht.“, lachte sie. Das Pferd bäumte sich auf und wieherte.

„Hat er schon einen Namen?“, fragte sie.

„Ja… er heißt Alagosmorn - der schwarze Sturm.“, erklärte einer. „Schwarzer Sturm, wie? Wollen doch mal sehen, ob du deinem Namen gerecht wirst.“ Wie auf Kommando lief Alagosmorn los. Draco sah nur noch grün und schlang die Arme um den Hals des Hengstes. Nach einer Weile meinte sie:

„Ist ja gut, mein Freund. Lass uns nach Hause gehen- aber bitte was langsamer.“

„Ihr habt sie mit Alagosmorn reiten lassen?“, fragte Arya entsetzt.

„Immerhin konnte sie aufsteigen!“, verteidigte sich einer der Elfen.

„Was ist dieser Alagosmorn?“, fragte Murtagh.

„Ein Hengst, der unbezähmbar ist. Und die hier haben Draco auf ihn losgelassen. Das kann nicht gut gehen.“

„Also so sehe ich das nicht.“

„Was?“

„Schaut mal!“ Er zeigte auf den Waldrand, wo Alagosmorn und Draco angeritten kamen. Draco war vielleicht etwas blass, aber grinste.

„Du lebst noch?“, fragte Arya, als sie abstieg.

„Ja. War lustig. Ich gebe zu er hat seinen Namen redlich verdient. Woah!“

„Aber…“ Arya und die beiden Elfen sahen perplex zu wie Draco sich um das Pferd kümmerte und Alagosmorn ganz zahm schien.

„Das wird eure Mutter freuen.“, meinte ein Elf zu Arya.

„Mit Sicherheit!“, stimmte sie zu.

„Was für ein Tag!“ Murtagh ließ sich auf Dracos Bett fallen.

„Du fühlst dich schon ganz wie zu Hause, was?“, fragte Draco, die gerade erste Kleidungsstücke einräumte.

„Ja! Darf ich hier wohnen?“

„Im Tausch gegen deinen Drachen?“

„Vergiss es!“

„Schade… Raus aus meinem Bett!“

„Warum?“

„Weil ich jetzt darauf liegen will!“

„Hier ist Platz für zwei.“

„Auch wieder wahr. Rutsch ein Stück!“

„Bitte.“

„Danke.“

„Ich bin müde…“

„Wehe du pennst hier ein!“

„Was ist wenn?“

„Dann gibst Ärger!“

„Damit kann ich leben.“

„Du Blödmann!“

„Das fasse ich als Kompliment auf.“

„Ach! Mach doch was du willst!“

„Keine Sorge.“

„Ach hier seid ihr! Warum habe ich immer das Gefühl, dass ich störe wenn ich komme?“, fragte Arya mit zwei Portionen Abendessen in den Händen.

„Ich habe keine Ahnung.“, murmelte Murtagh. Draco lachte.

„Nein, natürlich nicht. Ich habe Neuigkeiten.“

„Ach ja?“ „Ja. Einige Flüchtlinge- ganz Carvahall kommt her und Nasuada. Sie kommen im Herbst und Draco soll sie vom Waldrand herführen.“

„Und was mache ich bis zum Herbst?“

„Oromis wartet auf dich und hat sich dazu bereit erklärt dich zu unterrichten. Euch beide. Er freut sich auf dich, Murtagh. Dein Vater war schon sein Schüler, wenn jemand alle Zweifel um dich beseitigen kann, dann er.“ Murtagh nickte stumm.

„Und wie komme ich zu Oromis?“, fragte Draco.

„Na mit deinem Pferd.“, erklärte Arya. Draco sah sie fragend an.

Der Meister aus alten Zeiten

Das Pferd war Alagosmorn. „Hättet ihr nicht einen noch längeren Namen für ihn finden können?“, fragte Draco, die sich verschlafen auf das Pferd setzte.

„Hätten wir, haben wir aber nicht. Bist du müde?“, fragte Arya.

„Nein, wie kommst du darauf?“

„Och nur so. Wie lange war Murtagh gestern Abend denn noch da?“

„Etwa bis Mitternacht… glaub ich. Warum habt ihr so eine schwer zu lernende Sprache?“

„Es war für mich auch nicht leicht deine Sprache zu lernen!“

„Ist ja gut! Ich bin müde, dann mosere ich immer.“

„Ja. Und? Was habt ihr gestern noch gemacht?“

„Gelernt, was sonst?“

„Was sonst? Mal überlegen…“

„Arya! Was denkst du von mir?“

„Ich finde das ist gar nicht so abwegig.“

„Er hat mir mal von einer erzählt. Die Anführerin der Varden.“

„Nasuada? Das wird nichts mit denen.“

„Sag niemals nie. Wo wollen wir hin?“

„Zu Oromis.“

„Ach ne!“

„Folg mir einfach.“ Das machte Draco auch, obwohl sie und Alagosmorn sich die ganze Zeit bremsen mussten.

„Es tut mir leid, aber meine Glossmeril ist eben ruhiger als dein Alagosmorn und wenn er den Weg einmal kennt muss ich dich eh nicht mehr begleiten. Morgen kannst du schneller reiten.“

„Heißt das ich kann länger schlafen?“ Arya knurrte leise.

Auf einer Lichtung stand eine kleine Hütte.

„Nettes Plätzchen.“, bemerkte Draco und stieg ab.

„Das stimmt. Meister Oromis?“, rief Arya. Ein alter Elf taumelte aus der Tür. Oh Gott! Der kann ja kaum laufen! Draco ging auf ihn zu und stützte ihn.

„Ich habe nicht gesagt, dass Hilfe brauche.“, meinte der Elf verwundert.

„Manche Dinge sind selbstverständlich.“, erklärte Draco.

„So was denn?“

„Grundlegende Dinge.“

„Zum Bespiel?“

„Das ist bei jedem verschieden.“

„Also wenn du jemanden siehst, der Hilfe braucht hilfst du?“

„Ich weiß nicht.“

„Wem würdest du nicht helfen?“

„Puh… Galbatorix?“

Die Augen des Elfs verengten sich. „Was ist mit deinen Eltern?“ Draco funkelte ihn böse an.

„Ich weiß es nicht. Ich würde den Leuten helfen, die mich aufgezogen haben- ja. Meine Erzeuger- vielleicht.“

„Hilfst du ihnen, wenn du einfach verschwindest?“

„Nein. Aber ich suche im Moment meinen eigenen Weg. Sie wissen das und ich werde zurückkehren.“ „Du sagtest du suchst deinen Weg. Wie soll der aussehen?“

„Wenn ich das wüsste, müsste ich ihn nicht suchen.“

„Warum nimmst du nicht den Standardweg? Heirate, gründe eine Familie?“

„Weil ich nicht Standard bin. Man hat mir mal gesagt ich sei eine Laune der Natur und selbst dafür ungewöhnlich.“

Der Elf lachte. „Damit hatte er Recht!“

„Danke.“

„Oh! Das ist gut. Nur ungewöhnliche Wesen verbringen Ungewöhnliches. Mein Name ist Oromis.“

„Ich bin Draconigena- Draco.“

„Das dachte ich mir. Du willst Drachenreiter werden?“

„Der Weg würde mir gefallen.“

„Verstehe. Du hast ein Drachenmal?“

„Ja, aber ich habe es nie gesehen.“

„Du bist eine der besten aus Galbatorix Armee?“

„Angeblich.“

„Du sprichst diese Sprache noch nicht lange.“

„Erst seit einigen Wochen. Ich lerne noch.“

„Hmm… Eine dunkle Aura umgibt dich. Du hast eine große Wut in dir.“

„So was in der Art war mir bewusst.“

„Was soll ich dir beibringen? Magie? Dazu hast du keine große Veranlagung. Philosophie? So stur wie du bist macht das theoretisch keinen Sinn. Außerdem hast du dazu zu viele schwerwiegende Erlebnisse hinter dir. Bleibt nur noch die alte Sprache und das Kämpfen- eine gute Vorraussetzung, wenn du einmal ein Reiter werden solltest.“

„Ich werde ein Reiter werden!“, zischte Draco. Ein goldener Drache landete. Draco staunte. /Hilfe ist der riesig!/

„Ich habe noch ein Fach für dich: Drachenkunde.“, lachte Oromis.

„Das ist Glaeder. Glaeder das ist einer unser neuer Schüler, Draconigena.“ Glaeder nickte ihr zu, sie verneigte sich.

„Wo ist denn Morzans Sohn?“

„Welcher?“

„Der Ältere.“

„Der schläft wohl noch. Er hat mir bis spät in die Nacht die alte Sprache beigebracht.“

„Sehr gut, dann mach da gleich weiter.“ Draco und Arya verbrachten den ganzen Vormittag damit zu lesen und schreiben, bis Oromis anwies sich um Glaeder zu kümmern.

„Und wie?“, fragte Draco.

„Das siehst du schon.“, antwortete Oromis. Sie versuchte es mit fragen, aber der Drache beobachtete sie nur amüsiert. Etwa eine halbe Stunde dauerte bis Draco Glaeder böse anfunkelte.

„Du musst mir schon sagen, was du willst oder soll ich deine Gedanken lesen?“

/Das wäre schon mal ein Schritt in die richtige Richtung./ Erklang eine Stimme. Sie sah sich verwirrt um.

„Wer war das?“, fragte sie sich.

/Na ich./ Sie sah zu dem Drachen. „Ihr? Aber wie?“

/Das ist Magie. Aber normale Menschen können nicht unsere Gedanken hören. Ihr habt ein Drachenmal, das ist der Grund./

„Aha. Ich nehme an, dass ich das irgendwann verstehen werde?“

/Sicher, aber diese irgendwann ist näher als ihr denkt./

„Gut, dass ich das weiß. Nun wie kann ich euch dienen?“

/Ich habe Hunger und etwas pickst in meiner Klaue./

„Verstehe.“

Mit Hilfe ihrer neuen Fähigkeit war es wesentlich leichter sich um Glaeder zu kümmern. Pünktlich zum Mittagessen erschienen auch die Brüder.

„Freut mich, dass ihr auch kommen konntet.“, begrüßte sie Oromis.

„Ähm, ja. Tut mir leid. Ich hatte verschlafen.“, gestand Murtagh.

„Du bist entschuldigt worden, Junge.“ Draco verkniff sich ein Lachen und konzentrierte sich darauf die Karotten Alagosmorn zu geben, die sie in ihrem Essen fand.

„Hat dein Bruder dich nicht geweckt?“

„Ich bin nicht sein Aufpasser und das wir verwandt sind ist keine Entschuldigung!“, knurrte Eragon.

„Eragon ich habe dich für klüger gehalten.“, gestand Oromis und wandte sich dann an Draco.

„Nach dem Essen kümmerst du dich um Saphira und…?“

„Dorn.“, sagte Murtagh. Draco nickte nur, da sie gerade den Mund voll hatte. Der alte Elf musterte Murtagh nun genau und um rundete ihn. Eragon sah zu und grinste, als er die verwirrte Miene seines Bruders sah. Dann schob Oromis die Brüder nebeneinander.

„Was macht der da?“, fragte Draco Arya.

„Ich habe keine Ahnung!“, gestand die Elfe.

„Nun Murtagh hat ohne Frage mehr von eurem Vater abbekommen, aber seine Haare sind zu dunkel. Die passende Farbe hat Eragon. Ich hoffe du bist wissbegieriger als dein alter Herr.“, mahnte Oromis.

„Ich glaube schon…“, murmelte Murtagh.

„Im Übrigen glaube ich hast du gesehen, wie man sich als Reiter oder Mensch nicht verhalten sollte. Dafür war er wenigstens gut. Dein Vater war mein Schüler.“

„Das hat Arya mir gesagt.“

„Nun während Draco sich gleich um die Drachen kümmert, werde ich sehen wo wir bei dir ansetzen müssen. Aber iss erstmal was.“

„Danke.“

„Du auch Eragon.“

„Ja, Meister.“ Die Jungs setzten sich mit Schüsseln bewaffnet zu den andern.

„Hallo.“, meinte Eragon.

„Hallo, und gut geschlafen?“, fragte Draco grinsend.

„Haha, aber ich einen schönen Traum gehabt.“, spöttelte Murtagh.

„So genau will ich das nicht wissen!“, erklärte Arya.

„Magst du keine Karotten?“, fragte Eragon.

„Nein.“

„Darf ich sie haben?“

„Nein- die sind für Alagosmorn.“

„Du kannst auch mit einem von uns fliegen, oder Murtagh?“

„Sicher, aber das wird sie nicht wollen, oder?“

„Nein ich kann warten.“

„Siehst du Kleiner.“

„Nenn mich nicht Kleiner!“

„Ihr Menschen seid komisch!“

Oromis ließ Draco früher gehen, da er sie noch nicht so unterrichten konnte wie die Jungs. Arya begleitete sie.

„Wir können gleich einige deiner Sachen abholen und deine Wohnung noch was dekorieren.“, schlug sie vor.

„Ich wollte noch was trainieren.“, gestand Draco.

„Na gut. Soll ich mit dir trainieren? Ich glaube kaum, dass sich einer der stolzen Krieger sich dazu herablassen würde.“

„Wieso nicht? Gerne.“ Doch obwohl sich Draco gut hielt, war sie nach einer halben Stunde erschöpft. Sie holten noch einige Sachen aus den unzähligen Schneidereien und dann ließ sie sich auf das Moossofa fallen.

„Du siehst müde aus.“, bemerkte Arya grinsend.

„Wirklich? Woher das nur kommt?“, knurrte Draco.

„Ich glaube ich hole dir mal was zu essen.“

„Danke, aber das musst du nicht.“

„Schon gut.“ Sie schloss die Augen und döste ein wenig, bis jemand die Arme um ihre Hüfte legte und sie hochheben wollte. Aus Reflex verpasste sie ihm eine Ohrfeige mit der Faust.

„AU! Sag doch das du wach bist!“, knurrte Murtagh.

Draco riss die Augen auf. „Hoppla!“

„Hoppla?“, brüllte er.

„Tut mir leid. Ich dachte, du wolltest mich verschleppen. Zeig mal her.“ Zögerlich machte er einen Schritt auf sie zu und setzte sich neben sie. Seine Lippe war aufgeplatzt. Vorsichtig drückte sie an seinem Kiefer entlang.

„Lass mal sehen, ob ich dir einen Zahn ausgeschlagen habe.“

„Das wäre ja die Krönung!“ Er machte den Mund auf.

„Nein, alles in Ordnung. Habe wohl doch nicht so fest zugeschlagen.“

„Fest genug!“ Draco grinste, machte ein Tuch nass und reichte es ihm. Murtagh machte aber keine Anstalten es zu nehmen und verschränkte die Arme.

„Wenn du mich schon zusammenschlägst, dann darfst du mich auch pflegen.“, erklärte er.

„Meine Güte! Bist du empfindlich!“

„Nein, du schlägst nur zu wie ein Kull!“

„Dafür kann ich nichts. Das ist das Drachenmal schuld.“ Nun war er hellhörig.

„Du hast ein Drachenmal? Aua! Nicht so grob! Oh! Der Kerl der dich abkriegt muss lebensmüde sein!“

„Da stimme ich dir zu. So besser?“

„Ja, danke. Also?“ „Ja ich habe ein Drachenmal. Frag mich aber nicht woher!“

„Gut, dann mache ich es nicht. Das macht dich so stark?“

„Hmhm. Halt mal still. Dadurch kann ich auch die Gedanken von den Drachen hören- wie ein richtiger Drachenreiter!“

„Das freut dich, wie?“

„Ja.“

„Also Dorn steht dir zum Üben zur Verfügung.“

„Danke. Du sollst so was nicht einmal versuchen.“

„Keine Sorge, ich mache nie eine Dummheit zweimal.“

„Natürlich nicht.“

„Sie glaubt mir nicht!“

„Macht ihr das mit Absicht?“, fragte Arya verzweifelt. Die Menschen lachten.

„Aber sicher! Das ist alles bis in kleinste Detail geplant!“, kicherte Draco.

„Sei vorsichtig sonst entschließe ich mich noch einmal mit dir loszuziehen.“

„Erbahmen!“

„Seid ihr hier?“, fragte Eragon unten.

„Nein! Wir sind zwei Bäume weiter!“, rief Murtagh und er Draco lachten immer noch.

„Arya was haben die?“

„Ich habe keine Ahnung, aber ich bin auch zwei Bäume weiter.“, lachte die Elfe. Eragon starrte die drei verdattert an. „Ich habe das Gefühl etwas verpasst zu haben.“

„Ach was! Komm setzt dich.“

„Murtagh, was ist mit deiner Lippe passiert?“

„Ich wollte einmal ritterlich sein.“, gestand er.

„Das war der Grund, weshalb ich dich nicht erkannt habe.“, erklärte Draco.

„Du warst das?“, fragte Arya.

„Ja und sie wollte einen Zahn von mir als Trophäe!“

„Ist ja gar nicht wahr!“

Carvahall

Der Sommer neigte sich dem Ende und die vier Freunde- Eragon hatte mit seinem Bruder Frieden geschlossen, bereiteten sich auf die Ankunft der Flüchtlinge vor.

„Wenn Nasuada kommt, kannst du deine neuen Künste erproben.“, meinte Draco.

„Was meinst du, was ich vorhabe? Wenn sie mit mir redet…“, murmelte Murtagh.

„Das wird schon. Ist Eragon da? Von dem wollte ich mich auch verabschieden.“

„Ja der ist oben.“

Danke.“ Sie rannte hoch und stieß auf der Treppe beinah mit ihm zusammen.

„Zu dir wollte ich.“, gestand Draco.

„Gleichfalls. Viel Glück!“

„Danke. Dir auch mit Arya.“

„Werde ich brauchen.“

/Von mir auch./ Wünschte Saphira.

„Danke, Große.“

/Bring sie heil her./

„Das mache ich.“

/Und das du mir auch heil bleibst./

„Ja, Mama!“

/Freche Göre!/

Arya und Draco trennten sich am Stadtrand.

„Mit Alagosmorn bist du Morgen am Treffpunkt.“, überlegte die Elfe laut.

„Der Rückweg wird länger dauern.“

„Mit Sicherheit. Pass auf dich auf.“

„Du auch und achte darauf, dass die Jungs sich nicht zerfleischen.“

„Mach ich. Bis Bald.“

„Bis Bald.“ Alagosmorn genoss es so lange rennen zu können. Er galoppierte den ganzen Tag durch und kurz nach Mondaufgang waren sie am Waldrand. Zitternd stieg Draco ab.

„Also, mein Guter, mach das nächste Mal was langsamer. Ich bin glaube ich noch in Ellesmera.“ Alagosmorn wieherte amüsiert.

„Lachst du mich etwa aus? Gut, dann gebe ich dir keinen Apfel.“ Das mochte er gar nicht und stupste sie an.

„Na gut, hast mich überzeugt, du Schmeichler.“ Sie gab ihm einen Apfel und aß selber Reisebrot. Anschließend lehnte sie sich an seine weiche Seite und schlief ein.
 

„Ist sie das?“, fragte ein Mann.

„Das ist sie. Lady Draco, seid ihr wach?“, fragte eine Frau.

„Noch nicht ganz. Uh! Morgen.“, nuschelte Draco.

„Guten Morgen. Wartet ihr schon lange?“

„Nein, ich bin gestern Abend bin ich gleich eingeschlafen. Ich nehme an, ihr seid Nasuada?“

„Richtig. Wir kennen uns aus Tronjheim.“

„Stimmt, ihr habt mir die Fragen gestellt. Und das ist also die Bevölkerung Carvahalls?“

„Ja, ich bin Roran.“, sagte der junge Mann.

„Eragons Vetter?“

„Genau der.“

„Ihr könntet doch mit Sicherheit eine Pause brauchen, oder?“

„Eine Pause wäre willkommen.“, grummelte ein Zwerg.

„Ein Zwerg?“

„Nein, ich bin ein Riese! Was denn sonst?“

„Verzeiht, ich habe nur noch nie einen Zwerg gesehen.“

„Dann sei euch verziehen. Ich bin Orik.“

„Auch von euch habe ich schon gehört. Ihr wollt noch einmal freiwillig zu den Elfen?“

„Naja… mir fehlt dieser schusseliger Reiter.“

„Welcher?“

„Eragon, nicht den Verräter den ihr vermutlich aus Uru Baen kennt.“

„Ah, aber die komische Hexe ist nicht bei euch, oder?“

„Meinst du Angela?“, fragte Nasuada.

„Ja die.“

„Nein, die ist spurlos verschwunden.“

„Puh! Na dann kommt. Wir sollten noch ein wenig vom Rand weg.“

Die Flüchtlinge waren alle müde. Draco versuchte sie ein wenig aufzuheitern. Mit einem Mann namens Horst, dem Dorfschmied, seinen Söhnen und Roran verstand sie sich besonders gut. Orik war ein lustiger Zwerg, der abends immer Geschichten erzählte. Eines Abends bemerkte Draco, dass Nasuada fehlte. Als sie sie gefunden hatte, riet sie ihr: „Du solltest nicht soweit vom Lager sein.“

„Ich weiß, aber mir geht etwas, was du gesagt hast nicht mehr aus dem Kopf.“

„Und was?“

„Welchen schusseligen Reiter hast du wirklich gemeint?“

Draco lachte leise und sah dann in den Wald.

„Beide und er freut sich schon auf dich.“

„Aber… er hat uns verraten!“

„Weißt du Nasuada manche Dinge machen erst später einen Sinn.“

„Du klingst wie mein Vater. Was heißt diese Weisheit?“

„Wenn ein Mann einen Obstbaum pflanzt bringt es ihm nichts, aber seine Nachfahren haben etwas davon und können dankbar zurück sehen. Verstehst du?“

„Ich denke schon… du warst zu lange bei den Elfen!“

„Wie du meinst. Komm mit. Ich habe keine Lust dich noch mal zu suchen oder so.“ Die Bemerkung gefiel Nasuada gar nicht.
 

„Alles in Ordnung, Kleines?“, fragte Draco, als sie ein blondes Mädchen von Alagosmorn hob.

„Ja! Darf ich später noch mal auf ihm reiten?“

„Aber nur wenn ich dabei bin.“

„JA!“ Sie rannte zu den andern Kindern. Lachend schüttelte Draco den Kopf.

„Lady Draco.“, begrüßte sie Königin Islanzadi.

„Hoheit, ich wollte gerade zu euch.“

„Ich war gerade spazieren, als mich die Nachricht eurer Rückkehr ereilte. Wie war die Reise?“

„Anstrengend, aber es gab nichts Ungewöhnliches.“

„Das freut mich zu hören. Ich werde mit Nasuada und dem Sprecher des Dorfs unterhalten. Euer Auftrag ist beendet, um den Rest kümmern wir uns. Geht und ruht euch aus, damit ihr heute Abend auf dem Fest nicht einschlaft.“

„Danke Hoheit. Ich bringe nur noch Alagosmorn in den…“

„Das macht mein Stallmeister. Nun geh schon. Ich bin mir sicher, das Arya dich bald suchen wird.“

„Sobald Oromis sie gehen lassen wird.“, lachte Draco. „Noch einmal, danke.“
 

Das Moossofa war viel einladender und näher, als ihr Bett und so lag Draco auf ihm, als eine leise Stimme fragte: „Schläft sie?“

„Woher soll ich das wissen?“

„Weck sie doch.“

„Bestimmt nicht! So lebensmüde bin ich nicht!“

„Wenn ihr nichts zu essen dabei habt, schmeiße ich euch raus!“, knurrte Draco und zwinkerte.

„Wie freundlich du doch wieder bist!“, bemerkte Eragon.

„Ich bin müde!“, verteidigte sich Draco.

„Wie war es denn?“, fragte Arya.

„Anstrengend! Immer wieder ein paar Kinder die Fangen spielen und zu weit vom Pfad abkommen. Also habt ihr was zu essen für mich?“

„Ich geh schon.“, seufzte Eragon und stand auf. Als er aus Hörweite war meinte Draco: „Den hast du aber gut erzogen.“

„Ach, der sieht nach seinem Vetter. War sie dabei?“

„Nasuada? Ja, die ist bei deiner Mutter.“

„Und?“

„Und, was?“

„Mensch, Draco! Was hältst du davon, dass sie hier ist?“

„Was soll ich davon halten?“

„Ich würde sie nicht an ihn ran lassen.“

„Ach so! Nein, nein. Ich habe kein Interesse in dieser Art an ihm.“

„He?“

„Jetzt guck nicht so! Himmel! Er ist so was wie ein Bruder für mich!“

Arya glaubte ihr zwar nicht, aber schwieg.
 

Später am Abend standen die drei Freunde im Thronsaal und unterhielten sich mit den Flüchtlingen. Draco wurde von manchen so oft gelobt, dass sie rot wurde und alles verlegen abstritt.

„Du bist der Held des Abends!“, stellte eine Stimme hinter ihr fest.

„Ach was!“, nuschelte Draco.

„Für mich klingt das anders.“, bohrte Murtagh weiter.

„War ja klar. Und was machen Oromis, Dorn und Glaeder?“

„Denen geht’s gut. Oromis hat mich gestern entlassen. Alles was ich jetzt mache ist freiwillig. Dorn kann es kaum erwarten dich wieder zu sehen.“

„Wirklich?“

„Keiner kann ihn so gut verwöhnen wie du!“

„Gelernt ist gelernt. Und sonst?“

„So lang warst du nicht weg.“

„Hilfe! Gut, dann frag ich direkt: Wie läuft es mit dir und Nasuada?“

„Gut. Ich glaube sie hat mir vergeben.“

„Na bitte!“

„Aber…“

„Aber was?“

„Sie kann dich nicht leiden. Als ich ihr erzählt habe, dass wir befreundet sind wurde sie komisch… Glaubst du sie, sie war eifersüchtig?“

„Kann sein… aber sie hat doch keinen Grund!“

„Das habe ich ihr auch gesagt. Ich glaube das mit uns wird eine geheime Freundschaft.“

„Du willst dich gegen deine Zukünftige verschwören?“

„So… so weit sind wir noch nicht- ganz und gar nicht!“

Draco lachte. „Wie auch immer. Ich muss nach hause. Oromis hat immer noch einen Schüler, der nicht zu spät kommen will.“

„Verstehe. Gute Nacht.“

„Danke, viel Spaß noch.“

Ein unbesiegbares Gespann?

Oromis saß auf der Bank vor seinem Haus und war überrascht, als er Draco sah, die gerade auf Alagosmorn an geritten kam.

„Guten Morgen, Meister.“, grüßte sie ihn.

„Draco! Dich hätte ich heute noch nicht erwartet.“, gestand er.

„Ich bin ehrgeizig. Machen wir heute schon weiter?“

„Nicht so hastig, Kleines. Du solltest dich mal einen Tag ausruhen.“, lachte der Elf.

„Das heißt wohl nein.“

„Na komm. Hast du schon gefrühstückt?“ Widerstand war zwecklos und so lag Draco den ganzen Vormittag im Gras und las.

„Hast du Hunger?“, fragte Oromis.

„Ein wenig. Was gibst es denn?“

„Erbsen. Warum bist du hier?“

„Was meint ihr?“

„Nun in der Stadt sind jetzt viele Menschen und sitzt bei einem alten kranken Elf, der dich mit Fragen nach dem Sinn des Lebens foltert.“

„Vielleicht, aber die Fragen kommen früher oder später noch auf mich zu. Außerdem bin ich nicht so gerne unter Leuten.“

„Ungewöhnlich.“

„Wie gesagt, ich bin eine Laune der Natur.“

„Das ist deine Ausrede für alles. Guck mal wer da kommt!“

„Hm? Oh!“ Am Himmel waren ein roter und ein blauer Punkt, die schnell größer wurden.

„Dorn! Saphira! Was macht ihr denn hier?“

/Weißt du wie langweilig es in Ellesmera ist? Und wir haben dich vermisst!/ Erklärte Dorn und rieb seine Schnauze an ihr.

„Sieht so aus als hätte er dich adoptiert.“, lachte Oromis.

„Solange ich keinen Ärger deswegen mit seinem Reiter kriege.“, murmelte Draco verschwörerisch.

/Keine Sorge! Im Moment würde er nicht einmal merken, wenn die Welt untergehen würde./

„So ein Blödmann!“

/Ja, aber was soll es? Er wird irgendwann aufwachen./

„Bestimmt und was machst du hier Saphira?“

/Ich wollte fragen, ob mich noch einmal untersuchen könntest?/

„Sie soll sich eigentlich ausruhen.“, erklärte Oromis.

„Ach, das ist keine große Sache. Komm! Hä?“ Dorn und Glaeder reihten sich auch mit ein.

/Eine für alle./ Kicherte Dorn. Draco lachte. Der Nachmittag verging schnell und als sie sich auf Alagosmorn schwiegen wollte, packte Dorn sie mit der Schnauze am Kragen.

„Dorn! Was wird das?“

/Kleines Dankeschön und jetzt halt still!/

„Lass mich runter! Was wird mit Alagosmorn?“

/Der läuft zurück. Guck./

„Verräter. Wahh!“

Dorn war abgehoben und alles was Draco vor dem freien Fall bewahrte war ein Fetzen Stoff zwischen Dorns dolchartigen Zähnen. Sie konnte spüren wie sie immer blasser wurde und ihr Mittagessen im Magen rumorte.

/Sieh nicht nach unten. Guck auf den Horizont./ Riet ihr Dorn. Das machte es ein wenig erträglicher.

/Wie gefällt es dir?/

„Gut, solange du nichts Verrücktes machst.“

/Traust du mir das zu?/

„Was traue ich dir nicht zu?“

/Hey! Na warte!/ Er machte einen Salto.

„Wahhhhhhh!“, schrie Draco und krallte sich so gut es ging an Dorn fest.

/Das war wohl doch nicht so gut…/ Stellte Dorn zerknirscht fest.

„Das habe ich dir vorausgesagt! Jetzt ist mir schlecht!“

/Tut mir leid. So was mache ich nicht mehr. Versprochen./

„Gut, sonst kannst du mich bald auf einem Friedhof absetzen.“

/Das will ich nicht riskieren. Bist du mir auch nicht mehr böse?/

„Wie könnte ich dir noch böse sein, wenn du dich so lieb bei mir entschuldigst?“

/Ich mache es wieder gut!/

„Brauchst du nicht.“

Dorn flog den Rest der Strecke langsam und ruhig, bevor er Draco vor ihrem Baum absetzte. Doch Dracos Beine konnten sie noch tragen, sodass sie und den Hintern fiel.

/Draco! Was hast du?/

„Nichts. Mir ist nur noch etwas zitterig vom Fliegen. Das geht gleich vorbei.“ Dorn sah sie bedrückt und unschuldig an. Minuten später lag sie auf ihrem Bett. Dorn lag dann vor ihrem Baum und schlummerte.

„Hast du Hunger?“, fragte eine Stimme neben Draco.

„Hä? Was machst du hier?“, fragte Draco verschlafen.

„Ich habe keine Ahnung. Ich will dich immer noch überzeugen, dass ich hier wohnen darf.“

„Was ist mit Nasuada?“

„Die hat mich heute in den Wahnsinn getrieben und ist im Moment dabei das Selbe bei Eragon und Arya zu versuchen. Und was hast du heute gemacht?“

„Mich in alter Sprache und Drachenpflege geübt. Und mich von deinem Drachen foltern lassen.“

„Davon habe ich schon gehört. Da mein Drache dir ein Teil seines Besitzrechtes gegeben hat, darf ich mich auch hier aufhalten.“

„Das hast auch schon vorher gemacht.“

„Stimmt. Hm… Dein Bett ist viel bequemer als meins.“

„Das war jetzt aber zweideutig.“

„Na und? Wir sind zwielichtige Gestalten.“

„Da hast du Recht. Hast du was zu essen dabei?“

„Sicher! Sonst hättest du mich doch gleich wieder rausgeworfen.“

„So was würde ich doch nie tun!“

„Natürlich nicht. Wie komme ich nur auf so abwegige Gedanken?“

„Woher soll ich das wissen?“ Er gab ihr eine große Schüssel Pudding.

„Wow! Wie bist du denn daran gekommen?“, fragte Draco beeindruckt.

„Ich habe von der Meisterin gelernt.“

„Und gleich die Kronjuwelen aus der Küche mit gehen lassen. Ich bin beeindruckt.“

„Das darf ich aber als Kompliment auffassen, oder?“

„Nein… Hey!“

Murtagh hatte ihr einen Löffel Pudding ins Gesicht geschleudert und begann zu lachen, als sie sich den Pudding aus dem Auge wischte. Draco wischte ihre Hände an seinem Gesicht ab, sodass er nachher eine dunkle Gesichtsfarbe hatte.

„Du Hexe!“, knurrte er und ging spielerisch auf sie los.

„Na komm doch her!“ Die Kabbelei ging damit zu Ende, dass Draco auf dem Boden lag und um Gnade flehte, weil Murtagh sie durch kitzelte.

„Erbahmen! Ich gebe auf!“, lachte sie.

„Sag es!“, forderte er.

„Was denn?“

„Das ich ein geschickter Dieb bin.“

„Ich gebe es zu! Ich gebe es zu! Bitte!“

Er ließ von ihr ab. Sie richtete sich auf. Ihr Gesicht war rot.

„Geht doch!“, grinste er.

„Ja, ja! Wo ist mein Pudding? Ah! Da!“

„Wir sollten vielleicht nach unten gehen. Wenn die anderen uns hier so antreffen…“

„Das könnte unangenehm werden und du solltest dich waschen.“

„Ja das könnte nicht schaden.“

Als die anderen kamen saßen sie gesittet unten und versteckten die leeren Puddingschüsseln.

„Hallo!“, rief Arya.

„Hallo!“, riefen die zwei.

„Du bist schon hier?“, fragte Eragon seinen Bruder.

„Sicher und ihr lebt noch?“

„Hmhm… Habt ihr Hunger? Der Koch hat Pudding gemacht und… was habt ihr?“

Sie hatten anfangen zu lachen.

„Ihr habt doch nicht…!“, mahnte Arya.

„Doch haben wir. Beziehungsweise ich. Draco ist heute zu nichts mehr zu gebrauchen.“, stellte Murtagh klar.

„Ist ja gar nicht wahr!“

„Und wieso hast du dann eben aufgegeben?“

„Weil du mit unfairen Mitteln gekämpft hast!“

„Ist ja gar nicht wahr! Ich habe nur eine Schwachstelle von dir ausgenutzt, die nur wir beide kennen.“

„Wovon redet ihr?“, fragte Eragon skeptisch.

„Nicht so wichtig. Das geht nur uns was an!“, beschloss Murtagh.

„Ah ja!“, dehnte Arya und warf einen flüchtigen Blick zu Draco, die unschuldig Löcher in die Luft guckte.

„Und was stellen wir heute noch an?“, fragte sie.

„Eine gute Frage…“

„Hallo seid ihr da?“, fragte Roran.

„Nein. Wir sind drei Bäume weiter!“, rief Eragon.

„Wow, mein Baum hat Wanderwurzeln…“, stellte Draco fest.

„Ich wusste nicht, dass so viel Platz in einem Baum ist…“, murmelte Roran. Dann fiel sein Blick auf Murtagh.

„Ah ja… Roran, das ist Murtagh.“, erklärte Eragon.

„Der Verräter?“, fragte der Bauer. Der ältere Bruder blies die Backen auf.

„Ja, der. Aber ich denke er kann dir eine Hilfe sein.“

„Wobei?“, fragten die Vettern.

„Katrina befreien. Du hast dich schon an Durza vorbei geschlichen und mich und Arya aus Gilead geholt.“

„Stimmt.“

„Wo du schon auf unserer Seite bist, muss ich nur noch dich überzeugen Draco.“

„Na dann leg los.“

„Wir brauchen die Schüssel und den einen oder anderen Geheimweg.“

„Alles klar. Das ist leicht. Wann geht’s los?“

„So bald es geht.“

Draco sprang auf. „Wo muss ich hin?“

Roran starrte sie überrascht an. „Dras Leona… zum Hellgrind.“, stammelte er. Draco grinste finster.

„Sehr schön eine Herausforderung!“ Sie stieg die Treppen runter.

„Hey! Wo willst du hin?“, fragte Arya.

„Nach Dras Leona, wohin sonst?“

„Moment! Es hieß zwar so schnell es geht, aber nicht Hals über Kopf!“

„Überlegt doch mal! Ich muss eh vorher da sein, um alles zusammen zu suchen.“

„Du hast keine Vorräte und nichts!“

Draco holte einen kleinen Geldbeutel und einen dunklen Reiseumhang aus einem Versteck, sowie einen Rucksack, einige Schläuche und ihr Schwert. Dann grinste sie die vier an.

„Ich werde der Küche noch einen kleinen Besuch abstatten. Kommt mir in einer Woche nach, ja?“

Mit der Ausrede eine Woche in den Wäldern wandern zu wollen erschwindelte sie sich etwas zu essen und genug Wein und Wasser. Alagosmorn war in seiner Box und sah ungläubig zu, als Draco mit Zaunzeug ankam.

„Wir machen eine längere Reise, mein Freund.“, erklärte sie ihm und führte ihn raus.

„Können wir los?“, fragte Murtagh hinter ihr.

„Was machst du hier?“, zischte sie.

„Meinst du ich lasse dich da alleine hin?“

„So hatte ich das geplant.“

„Du warst noch nie in Dras Leona, oder?“

„Nein, wie auch.“

„Naja… wenn du als weibliches Wesen“, er grinste, weil Draco ihn mit ihren Blicken zu erdolchen drohte. „da alleine hingehst, bist du schneller verheiratet oder im Horizontalgewerbe als du blinzeln kannst.“

Sie schluckte. „Und welche Rolle willst du spielen?“, fragte sie.

„Den Aufpasser, wen sonst?“

„Na gut… komm mit, dann kannst du noch was lernen.“

„Hört, hört!“

Leise schlichen sie mit den Pferden in den Wald- außerhalb menschlicher Reichweite.

„Warum fliegst du nicht mit Dorn?“, fragte Draco.

„Also ich glaube das ein großes, rotes etwas nicht unbedingt unauffällig ist und wie sollte ich dich mitnehmen? Du würdest nie freiwillig auf seinen Rücken steigen und dich noch einmal mit der Schnauze packen will er nicht…“

„Oh! Verstehe… Was hast du Nasuada erzählt?“

Er versteifte. „Oh, Schreck! Die habe ich total vergessen…“

„Was? Erst schwärmst du mir die Ohren voll und dann vergisst du sie einfach? Wie machst du das?“

„Ich war einfach besorgt um dich…“

Jetzt zuckten beide zusammen. Draco warf ihm einen ungläubigen Blick zu.

„Du hast SIE vergessen, weil du um MICH besorgt warst? Lass sie das ja nicht hören! Sonst musst du bald wirklich um mich besorgt sein!“

„Glaubst du?“

„Wahrscheinlich, oder?“

„Hmhm… Aber das hier ist wichtiger. Die Verlobte meines Vetters und du- wie sollte ich mir da noch mein Spiegelbild ansehen können?“

„Seid wann bist du so ritterlich?“

„Ist bestimmt nur so eine Phase.“

Die schwarzen Heiligen

Im Gasthof `zum fröhlichen Semmel` stiegen die beiden ab. Der Besitzer war ein freundlicher, rundlicher Mann in Lederhosen namens Bertram. „Mei! Zimmer foar Zwoa?“, fragte er.

„Nein… zwei Einzelzimmer.“, bat Draco.

„Schau ma mal … Na. Tut moa leid, aba do hom moa nix mehr frei.“

Sie seufzte. „Wenn ich schon in die Hölle komme… Na gut wir nehmen das Zimmer.“

„Bitt schön. Und seits artig, ja? Net e so laut, junger Mann!“

„Das ist mein Vetter.“

„Und?“

„Unsere Väter waren Zwillinge- wir sind praktisch Halbgeschwister.“

Bertram schien das nicht ganz zu glauben, aber beließ es dabei. „Wollts ihr später a Supperl?“

„Gerne.“ Sie stiegen die Treppe hoch.

„Droa Einmannzimmer? Hamm mir!“, bestätigte Bertram einigen Leuten. Murtagh und Draco drehten sich ungläubig um. Bertram spürte ihre Blicke und lächelte sie entschuldigend an. „I moans gut mit euch!“, versicherte er.

„Gibt es noch Einzelzimmer?“, fragte Murtagh.

„Nun nimmer.“ Knurrend stiegen sie weiter hoch und suchten ihr Zimmer.

„Der Alte hat uns gelinkt!“, brummte er.

„Hoffen wir, dass es wenigstens zwei Betten gibt.“, murmelte Draco. „BITTE!!!“ Vorsichtig lugten sie in ihr Zimmer. „Ein Bett und… das zweite!“ Beide atmeten erleichtert auf.

„Das hätten wir Nasuada echt schwer erklären können.“, dachte sie laut.

„Hmhm… Unsere Väter waren Zwillinge? Du hättest doch auch gleich sagen können wir sind Geschwister!“

„Dummkopf! Dann wäre das mit dem Zweimannzimmer doch kein Problem gewesen, oder?“

„Auch wieder wahr… und wäre ich wirklich dein Vetter…“

„Wäre nichts Anrüchiges dabei.“

„Verdammt! Diese Dickerchen ist ganz schön schlau!“

„Ja. Sollen wir noch heute mit Ferra Kontakt aufnehmen?“

„Wäre doch sicher besser, oder?“

„Na dann komm.“

„Schon unterwegs!“

Bevor sie raus gingen warfen sie Bertram einen vernichtenden Blick zu, den schien das aber nur zu amüsieren. Draco zog mit Murtagh in die dunklen Gassen der Stadt.
 

„Die Stadt ist wirklich unheimlich…“, bekannte sie.

„Und für dich noch um ein vielfaches gefährlicher als für mich.“, erinnerte

Murtagh schmunzelnd.

„Du hast deine gute Laune wieder?“

„Ja, das ist aber nur Galgenhumor.“

„Verstehe.“

Ihr Blick fiel auf einen Jungen, der die Menge aufmerksam beobachtete. Sie lächelte und nahm ihn beiseite.

„Was wollt ihr?“, fragte er.

„Ich nehme an, dass du heute noch nicht viel erbeutet hast.“, bemerkte sie.

„Was geht euch das an?“

„Nichts. Ich bin eine freie Diebin aus Uru Baen. Mein Freund hier und ich wollen mit Ferra reden.“

„Ich weiß nicht ob sie euch empfangen wird…“

„Sag ihr ich bin eine Freundin ihres Vetters Senju.“

„Ist gut, aber was habe ich davon?“ Draco griff in ihre Tasche und drückte ihm einige Münzen in die Hand.

„Ihr kennt angemessne Preise, Herrin.“

„Ich weiß. Du solltest dir ein besseres Messer beschaffen. Deins ist nicht scharf genug, um Leder durch zu schneiden. In Lederbeuteln ist mehr drin.“

„Morgen wieder hier.“ Sie nickte.
 

„Du gibst einem Dieb einen Ratschlag?“, fragte Murtagh ungläubig im Gasthof.

„Das war noch ein Anfänger! Außerdem zeigt es meinen guten Willen.“, verteidigte sich Draco.

„Verstehe. Glaubst du sie wird uns sehen wollen?“

„Die Wahrscheinlichkeit ist groß, weil ich Senju mit ins Spiel gebracht habe.“ „Was hat der denn damit zu tun?“

„Nun entweder sie hasst mich oder sie freut sich mich zu sehen.“

„Und warum?“

„Weil ich Senjus große Liebe bin und er nur mein Freund ist.“

„Hattest du mal was mit ihm?“

„Ja- immer mal wieder. Nie was Ernstes.“

„Aha… Also bin ich nicht der einzige, der nicht weiß was er will.“

„Wer weiß das schon.“
 

Am nächsten Morgen in der unheimlichen Gasse, trafen sie den Jungen.

„Ferra ist außer sich vor Freude euch zu treffen.“, erklärte er.

„Sehr gut, und wann?“, fragte Draco.

„Sofort, das heißt wenn ihr nichts dagegen habt…“

„Nein.“ Der Junge führte sie tiefer in die Gasse zu einem Lagerhaus und dort in den Keller. In dem Keller saßen viele Kinder und Jugendliche, die alle samt harte Gesichter hatten, verdreckt waren und hungerten.

„Das ist schrecklich.“, flüsterte Murtagh leise.

„So sieht es auch in Uru Baen aus- schlimmer noch. Wir müssen da noch mehr aufpassen. Ja, ja man hat es nicht leicht. Da hätte ich auch einen Dämon als Vater akzeptiert.“, murmelte Draco.

Er schwieg. Das war das Klügste, was er tun konnte. Ferra erwartete sie in einem separaten Raum. Neben ihr waren noch vier andere Frauen im Raum.

„Muss ich draußen bleiben?“, fragte Murtagh Draco leise.

„Das ist nicht nötig.“, erklärte eine Frau, die einige Flüssigkeiten miteinander vermischte.

„Warum?“, fragte eine, die über einer komplizierten Zahlentabelle grübelte.

„Würdet ihr bitte still sein! Das ist noch meine Gilde.“, stellte Ferra klar. Sie wank die zwei Krieger zu sich.

„Wein?“, fragte sie.

„Danke, nein.“, entschied Draco.

„Schade… Also Draconigena, nehme ich an?“

„Richtig.“

„Ich freue mich euch zu treffen. Senju und ich sind nicht die besten Freunde. Blut ist eben nicht immer dicker als Wasser.“

„Ich weiß was ihr meint. Ihr kennt meine Beziehung zu ihm?“

„Ja, deswegen seid ihr mir so sympathisch. Er hatte es im Leben, für einen von uns, zu leicht. Ich genieße es, dass ihr ihn so zappeln lasst. Obwohl euer Geschmack in eine andere Richtung geht…“ Sie musterte Murtagh eindringlich.

„Er ist mein Leibwächter in dieser Stadt.“

„Und außerhalb?“

„Mein Lehrer.“

„Wirklich? Wo lernst du denn?“

„Ich denke das tut nichts zur Sache. Wir brauchen eure Hilfe.“

„Ich bin ganz Ohr.“

„Sein Vetter“, sie nickte in Murtaghs Richtung. „hat eine Verlobte, die von den Raz`zac entführt wurde. Nun ist es eine Selbstverständlichkeit in dieser Familie, dass alle sich zusammenschließen, um das künftige Mitglied zu retten. Und wo findet man die Raz`zac am Ehesten, als im Schatten des Hellgrind? Ich bitte, um Handlungsfreiheit und, wenn es etwas in der Art gibt, eine Karte des Hellgrind.“

Ferra lachte. „Ich wollte mal eben in den Hellgrind spazieren und den Raz`zac ihr Spielzeug klauen?“

„Ja, aber nicht allein.“

„Wollt ihr noch Leute von mir für diesen Schwachsinn?“

„Nein, die haben wir, wir wollen die nötigen Informationen.“, erklärte Draco kühl.

„Ich fasse es nicht! Die meint das ernst!“, rief die Kleinste im Raum.

„Todernst.“

„Euch liegt nichts am Leben, oder?“, fragte Ferra.

„Wir haben noch einige Schulden zu begleichen.“

„Verstehe. Was bietet ihr mir?“ „Was könnte ich euch geben?“

„Ebenfalls Informationen?“

„Worüber?“

„Meinen lieben Vetter. Wisst ihr, wenn man ihn auf euch anspricht, reagiert er… gereizt. Ich wüsste gerne was ich sagen kann ohne ihn zu verletzen. Wie wäre es, wenn wir heute gemeinsam zu Abendessen?“

„Das wäre mir Recht.“

„Und eurem nettern Begleiter?“

„Dem auch.“, meinte Murtagh.

„Sehr schön! Ich schicke den Kleinen zu euch. Und zieht bitte etwas Feines an.“

„Ich fürchte auf Derartiges waren wir nicht vorbereitet.“

„Oh! Ich finde etwas Passendes für euch. Geht nun.“

„Vielen Dank.“
 

Draco fiel auf ihr Bett. „Puh! Das wäre geschafft!“, murmelte sie schläfrig.

„Bist du müde? Wollen wir das heute Abend verschieben?“, fragte Murtagh besorgt und setzte sich neben sie.

„Nein, man versetzt einen Fürst der Diebe nicht ungestraft.“

„Dann ruh dich aus. Du hast letzte Nacht kaum geschlafen.“

„Das hast du gemerkt?“

„Du schläfst nie sonderlich gut, aber gestern war es extrem.“

Draco sah ihn verblüfft an. „Na gut… jetzt haben wir ja den schwierigsten Teil hinter uns… Weck mich aber, wenn der Junge kommt.“

„Keine Sorge. Ich sage Bertram bescheid.“

„Hä?“

„Ich bin auch müde.“, erklärte er empört. Sie lächelte und streckte sich auf dem Bett aus. Draco hörte noch die Tür und seines Schritte verhallen, die sie gleichmäßig in den Schlaf lullten.
 

„Madel! Madel! Wach uf! Die Sonn` scheent!“, flüsterte ihr jemand ins Ohr.

„Bertram? Ist es so weit?“, fragte sie verschlafen.

„Jo! Der Bua hat die Kleider gebrocht. Damm ich! Sein die teuer.“

„Sehr gut. Hast du meinen Vetter auch geweckt?“

„Nee. Der pennt wie ein Toter!“

„Dann bleibt das an mir hängen… Danke.“

Bertram verließ den Raum. Draco rappelte sich auf und taumelte zu ihrem Gefährten rüber.

„Hey! Aufwachen!“ Sie rüttelte an ihm.

„Hmm!“, brummte er leise und drehte sich.

„Murtagh, steh auf! Wir müssen los.“

„HMM!“ //Das gibt es doch nicht!//

„Murtagh, Nasuada wurde entführt!“

... … … „Hmm.“

Ungläubig sah sie ihn an. //Hmm… was mache ich jetzt?//

Sie schlich sich raus und besorgte sich einen Eimer Wasser, dessen Inhalt bald in Murtaghs Geicht landete.

„WAHH!“, schrie er und sah sie finster an.

„Es tut mir leid, aber anders habe ich dich wach gekriegt. Nicht mal mit… es tut mir leid.“, sagte sie und versuchte sich mit einem unschuldigen Lächeln, ohne los zu prusten vor lachen.

Er knurrte: „Sei froh, dass ich ohne Hemd geschlafen habe!“

„Ich hätte dir eins von meinem geliehen.“

„Die sind mir zu klein.“

„Wir müssen los. Betrachte es mal von der guten Seite: Du musst dich nicht mehr waschen, dass habe ich für dich erledigt.“

„Grrr!“ Sie lächelte ihn beschwichtigend an. Draco warf ihm noch einem verstohlenen Blick über die Schulter zu. Wie bei ihr hatte das viele Kampftraining Spuren hinterlassen. Nur das man seine Muskeln deutlicher sah. Dafür aber auch seine Narben.

„Soll ich dich waschen oder rausgehen?“, fragte er.

„Mach was du willst.“

„Schade, das du nicht gesagt hast mach wonach dir Sinn steht. Ich bin gerade in Rachestimmung.“

Draco rollte mit den Augen. „Gut, tu wonach dir der Sinn steht. So ein bisschen Wasser macht mir nichts.“

Er grinste, nahm den Eimer und verschwand. Kurz darauf kam er wieder- den Eimer bis zum Anschlag gefüllt.

„Hey! Ich hatte nicht so viel“, In dem Moment landete die kalte Flüssigkeit auf ihrer Haut. „Wasser. … Zufrieden?“

„Ja. Ich glaube ich gehe mal unsere Sachen holen.“

Als er diesmal wiederkam, war Draco schon fast fertig und wartete. Er reichte ihr einen der zwei Säcke.

„Du grinst! Hast du rein gesehen?“

„Nein, aber Bertram und der meinte, ich würde mich daran erfreuen.“

„Oho!“ Sie griff in den Sack und zog einen schwarzen Umhang heraus. „So weit so gut…“ Aber der nächste Fund ließ sie erbleichen- ein weinrotes Kleid, ein verdammt teueres weinrotes Kleid. „Götter!“, keuchte sie.

„Hui! Bertram hat eine gute Menschenkenntnis!“, stellte Murtagh fest.

„Das zieh ich nicht an!“

„Oh, doch! Denk daran, was ihr auf dem Spiel steht!“

„Aber… ach, verdammt!“ Sie wandte sich trotzig ab und wollte sich umziehen.

„Hast du nichts Besseres zu tun?“, fragte sie gereizt, als er sie immer noch beobachtete.

„Äh… doch!“, sagte er und ging zu seinem Sack. „Den Abend vergesse ich nie!“, flüsterte er wie ein Kobold.

„Solange du hier von nichts ausplauderst!“, mahnte ihn Draco.

„Mist! Das solltest du nicht hören.“

„Ich weiß.“

Sie schwiegen, was sollten sie auch anderes tun? Draco kämpfte mit dem Verschluss ihres Kleides auf dem Rücken.

„Brauchst du Hilfe?“, fragte Murtagh.

„Sehe ich so aus?“, fragte Draco entnervt.

„Um ehrlich zu sein nicht, aber ich muss ja ohnehin heute Abend den Kavalier spielen, da kann ich dir auch helfen.“

„Wie reizend von dir!“

Er lachte leise und verschloss das Kleid. Sie drehte sich um und sah ihn sich genau an. Schwarze Hose, weißes Hemd und ein schwarz roter Umhang, der an der linken Schulter mit einer silbernen Schnalle gehalten wurde.

„Respekt!“, meinte Draco.

„Danke, du aber auch. Zieh noch deinen Umhang an, es ist kalt draußen.“

„Ja, Vater.“ Sie griff nach dem Umhang, den sich vorne schloss.

„Wollen wir?“, fragte er grinsend und hielt ihr den Arm hin.

„Sehr gern.“ Sie hakte sich unter. Als sie die Treppe runter gingen, bemerkten sie Bertrams Blick.

„Bei den Heiligen! Schauts ihr guat aus! I werd noch narrisch.“

„Danke Bertram.“, sagte Draco und lächelte.

Der Wirt errötete und murmelte: „Eure Kutsche wartet.“ //Kutsche?//
 

„Das war nicht nett!“, beschwerte sich Murtagh kichernd, als er ihr in die Kutsche half.

„Er hat uns gelingt! Hör lieber auf mich zu behandeln, als sei ich aus Glas!“, knurrte sie.

„Heute Abend bist du das und jetzt tu doch bitte wenigstens so, als ob du dich freust.“ //Warum ich?// Sie zwang sich zu einem Lächeln.

„Das wird noch ein langer Abend werden!“, stöhnte er.
 

Die Diebe erwarteten sie in einem teuren Gasthof im Stadtinneren. Er war überfüllt mit Adligen und reichen Kaufleuten. Draco zog den Kopf ein und schluckte.

„Was ist?“, fragte Murtagh.

„Ich werde mich bis auf die Knochen blamieren.“, flüsterte sie ängstlich.

„Blödsinn!“

„Doch! Schon vergessen, ich habe die gute Schule nie genossen! Es wundert mich, das ich Lesen und Schreiben kann.“

„Ich habe schon mit dir gegessen und habe es überlebt. Und die Elfen haben dich auch noch nicht verbannt. So schlecht hast du dich also nicht benommen.“

Sie wimmerte. „Draco, was du hier machst ist lächerlich!“

„Ich weiß!“

„Na also! Benimm dich nicht wie eine Debütantin, sondern wie immer, dann klappt alles.“

Er schob sie unsicher durch den Raum. „Lady Draco, hier her!“, rief Ferra und wank sie zu sich.

„Lächeln.“, flüsterte Murtagh noch einmal.

„Du hast gut reden!“, zischte sie. Er gluckste leise.

„Haben sie doch noch zu uns gefunden?“, fragte eine der Diebinnen.

„Haben sie. Guten Abend.“, begrüßte sie Ferra.

„Guten Abend.“, murmelte Draco verlegen. Ferra lachte.

„Verzeiht mir bitte, aber ich konnte nicht widerstehen. Mein armer Vetter jammert stets, dass er euch gerne einmal so sehen würde wie ihr jetzt seid.“

„Zweifellos eine wichtige Information.“

„Exakt! Kommt setzt euch. Habe ich euch bereits meinen Rat vorgestellt? Das sind Nuri, Peata, Dashai und Faemele. Erfahren wir auch den Namen eures Begleiters?“

„Ähm… ja…. Das ist Dalaii.“, log Draco. Murtagh sah sie verwirrt an.

„Dalaii? klingt ungewöhnlich…“

„Ja… meine Mutter mochte die Geschichten der Elfen. Irgendwann ist sie dann auf diesen Namen gestoßen.“, erklärte er lächelnd mit einem Schulter zucken.

„Ach so. Wir waren so frei schon zu bestellen. Götter! Ich sollte Berater für Debütantinnen werden!“, bemerkte Ferra.

„Warum?“, fragte Nuri.

„Weil ich begnadet bin!“

„Wer sagt das?“, fragte Dashai.

„Das sieht man doch oder? Oh! Mein Vetter wird sich noch im Grab winden!“

„Das wird er. Er versucht das schon seit vier Jahren.“, erklärte Draco.

„Wie lange kennt ihr ihn denn?“ „

Seid ich nach Uru Baen gekommen bin, da war ich fast vier. Hab ihn vor einer ordentlichen Tracht Prügel bewart…“
 

Während dem Essen erzählte Draco munter Geschichten aus ihrer Kindheit bei denen Senju sich oft genug zum Deppen gemacht hat. Ferra war begeistert, dass Draco ihren Vetter so gut kannte und sich an so viel erinnerte. Dann kam sie zu dem Teil ihrer Geschichte indem sich der Dieb verändert hatte und er nicht mehr von ihr lassen wollte. Im Allgemeinen wurde viel gelacht und getrunken.

„Warum seid ihr aus Uru Baen weg gegangen?“, fragte Ferra schließlich.

„Ich habe das Stadtleben satt und genügend Ersparnisse, um mir etwas auf dem Land aufzubauen.“, erklärte Draco.

„Ihr wollt Bauer werden?“

„Aber nein! Ich bin Schmiedin, schon vergessen? Ich will wieder in den Norden, wo ich herkomme.“

„Schade, ich würde euch gerne hier aufnehmen.“

„Wenn es mit dem Landleben nicht klappt komme ich auf euer Angebot gerne zu sprechen.“

„Und was macht der junge Mann, wenn ihr euch entschließt selbstständig zu werden?“

Murtagh war überrascht, da er den ganzen Abend nur sehr wenig gesagt, aber oft gelacht hatte.

„Hm? Ach so! Nun was soll ich schon groß tun? Es wäre mir zu langweilig einen neuen Schüler zu suchen, also gedenke ich Draco noch ein paar Jahre auf die Nerven zu fallen. Und sie natürlich ausreichend dafür zu entschädigen!“, erklärte er.

„Wie bitte?“, fragte Draco.

„Ja, was soll ich denn ohne dich machen? Du wirst mich doch nicht wegschicken oder?“

„Ähm….“

Er sah sie wieder mit großen Augen an. Draco griff nach ihrem Glas und trank in großen Zügen. Ferra lachte wieder.

„Ich sehe schon, dass noch ein Kampf auf euch zukommt, Dalaii.“

„Och, das glaube ich nicht. Manchmal kann Draco auch richtig weichherzig und sanftmütig sein.“, erklärte er.

Nun hatte er es geschafft! Draco wurde rot und beobachtete verlegen die Spinne in der Ecke. Nun strich er ihr auch noch eine Strähne aus dem Gesicht.

„Was? Ist dir das unangenehm?“, fragte er.

„Ach! Halt die Klappe!“

Sein Lächeln wurde breiter. Ferra beobachtete die beiden verwirrt. Die Draconigena, die ihr von Senju beschrieben wurde, war schlagfertig, schalkhaft und kampflustig. Also entweder kannte Dalaii sie besser, was sie schon fast für sicher hielt oder hier lief irgendwas schief.
 

Als der Wirt seinen Laden schließen wollte, regnete es. Ferra stellte ihren Gästen wieder eine Kutsche zur Verfügung und erklärte noch: „Ihr erhaltet morgen die Karte. Es hat mich gefreut mit euch Geschäfte zu machen.“

„Danke, ganz unsererseits. Dann geben wir dem Jungen morgen die Sachen mit.“

„Nehmt sie als Geschenk! Wer von uns könnte sie denn schon tragen?“

„Aber ich stehe nicht gerne in…“

„Draco, versteht: Die Karte kann ich euch nicht überlassen, aber Kleidung mit der ihr weniger auffallt.“

„Danke. Ich wünsche eine gute Nacht.“

„Wir euch auch.“
 

In der Kutsche seufzte Draco erleichtert. Murtagh saß ihr gegenüber und grinste.

„Na gut, ich gebe zu, es war halb so schlimm!“, gestand sie. Er zog nur die Augenbrauen hoch.

„Was ist? Hat es dir die Sprache verschlagen?“ Er setzte sich neben sie und nahm ihr Hand.

//Ich sollt doch die Klappe halten.//

Sie lachte. „Oh! Schon gut war nicht so gemeint.“

„Ach? Wirklich?“, fragte er.

„Hey! Du hast mich eben in eine unmögliche Situation gebracht!“

Er lachte. „Das habe ich gemerkt! Ich hätte nicht gedacht, dass ich es schaffe, dass du rot wirst!“

„Das warst nicht nur du.“

„Nein?“

„Nein, das war auch der Wein. Hmm… der war lecker!“

„Das habe ich gemerkt! Du hast ordentlich zugelangt.“

„Das merke ich jetzt auch.“, kicherte sie.

„Du bist immer noch rot.“, bemerkte er und strich über ihre Wange.

„Was machst du da?“, fragte sie.

„Ich habe auch zu viel Wein gehabt.“, stellte er fest.

„Das ist kein Grund mit meinem Leben zu spielen!“

„Du meinst Nasuada? Ich verspreche nichts zu tun, was dich in Gefahr bringt!“ Er setzte eine feierliche Miene auf. Draco sah ihn verwirrt an. Dann prusteten beide los vor lachen. Sie stolperten in `den fröhlichen Semmel`, wo Bertram noch auf sie wartete. Kichernd standen sie da. Murtagh stützte Draco.

„Hattest en scheinen Abend?“, fragte der Wirt.

„War er schön?“, fragte Murtagh Draco.

„Hmhm!“, schmunzelte sie vielsagend.

„Verstehe… Wollst ihr noch was, oder kann ich gehen?“

„Ähm… Hast du noch einen Roten?“, fragte Draco.

„Wie willst du noch mehr trinken?“

„Wieso nicht? Der Rest wird ein Kinderspiel.“

„Einen Roten noch, Bertram!“

„Sofort!“ Als der wird wieder kam, sagte er: „Bitt schön! I moch euch für morgen a Katzenessen.“

„Danke aber ich esse keine Haustiere.“

„Mei! Geht’s ins Bett!“

Die beiden stolperten nach oben in ihr Zimmer. Lachend fielen sie auf eines der Betten.

„So das wäre geschafft!“, murmelte Draco schläfrig.

„Hmhm…“ Murtagh ließ wieder seine Hände wandern.

„Du bist wirklich betrunken!“

„Nur ein bisschen.“, gestand er.

„Genug, um eine Dummheit zu begehen für die ich bezahlen muss.“

„Ah… Die habe ich vergessen. Der Abend hat mir zu gut gefallen.“

„Wir hatten einen Auftrag.“

„Wenn alle Aufträge so sind, dann nehmen ich jeden an.“

Er zog sie zu sich. „Guter Wein, gutes Essen, eine nette Begleitung in einem Kleid und einen Grund mit sich zu frieden zu sein. Was will ein Mann mehr?“

„Stimmt!“

„Und wie hat dir der Abend gefallen?“ „Was soll ich sagen? Du hast schon alles gesagt. Nur bei der Sache mit dem Kleid muss dich korrigieren.“

Sie lachten noch eine Weile und tranken den Wein.

Im Hellgrind

Ist Murtagh schon wach?, fragte sich Draco am nächsten Morgen. Das Bett ihr gegenüber war leer. Genau wie die Weinflasche, nach der sie griff. Ein leises Brummeln und der Arm um ihre Taille machten sie stutzig. //Hä? Was ist hier passiert? Moment: Abendessen mit Ferra, ein voller Erfolg… Und danach?// Sie richtete sich auf. // Götter sie dank! Mein Kleid! … Ich hätte nie gedacht, dass ich mich mal so freuen würde ein Kleid zu tragen… Was soll es? Was macht der in meinem Bett?//

„Hey, du!“ Sie stupste ihn an.

Sein Brummeln wurde lauter, bis er sich zu einem verschlafenen: „Waschen losch?“ durchrang.

„Nichts! Aber was machst du hier?“, fragte Draco.

„Was mache ich wo? Hihi! Du hast immer noch dein Kleid an.“

„Und du bist immer noch betrunken.“

„Nein, aber ich werde mir deinen Anblick sehr gut merken und dich solange damit erpressen, bis ich bei dir wohnen darf.“, erklärte er.

„Toller Plan! Der kann sogar funktionieren. Aber wo soll ich dann wohnen?“

„Wer sagt, dass du ausziehst?“

„Drei Menschen und ein Drache? Ob meine arme alte Eiche das aushält?“

„Hä? Wieso drei? Ich glaube du bist betrunken oder hast du das zählen verlernt?“

„Du, Nasuada und ich? Wahh! Daran will ich nicht denken.“

„Vergiss doch mal Nasuada.“

„Wie war das?“

„Habe ich das gerade laut gesagt?“

„Ja.“

„Ich brauche Urlaub!“

„Dazu wird es heute nicht kommen. Wir haben noch was vor.“

„Können wir nicht noch ein wenig liegen bleiben?“

„Weißt du, dass du mir wirklich komisch vorkommst, seid die Flüchtlinge in Ellesmera ankamen?“

„Nein, aber nett, dass du es mir gesagt hast.“

„Ich gebe es auf!“

„Servus! I hät net g`dacht, dass ihr noch lofe künnt!“, gestand Bertram, als die beiden in Zivil unten in der Schänke saßen und sich gerade ihr Frühstück bestellt hatten.

„Also so blau waren wir gestern nicht!“, beschwerte sich Draco mit gespieltem Entsetzen.

„Des hob i net g`meint.“, kicherte der Wirt.

„Wieso bei den Göttern glauben alle wir hätten was miteinander?“, fragte sie sich laut.

„Weil es für alle so aus sieht. Wir verstehen uns zu gut.“, erklärte Murtagh.

„Wir sollten uns öfters streiten!“

„Klasse Idee! Und worüber?“

„Ähm…“

„Außerdem wenn wir es täten, könnte ich nicht lange auf dich böse sein.“

„Womit habe ich denn das verdient?“

„Du hast dich noch nie gesehen, wenn du schläfst, oder?“

„Nein, wie auch?“

„Eben! Selten so was Unschuldiges und Friedvolles gesehen.“

„Willst du, dass ich wieder rot werde?“

„Au ja! Mach mal!“

„Du hast sie doch nicht mehr alle!“

„So zwo mol Haferbrei, bitt scheen.“

„Danke Bertram!“, sagten sie im Chor. Draco gab sich ganz ihrem Brei hin, während Murtagh weiter hin versuchte sie in ein Gespräch zu verwickeln. Er musste grinsen, als er sah wie sie sich sträubte.

„Schmeckt es?“, fragte der kleine Botenjunge.

„Ferra schickt dich?“, fragte Draco.

„Ja. Hier ist sie. Ihr könnt sie heute abzeichnen. Morgen hole ich sie ab.“, erklärte er und gab ihr die Papprolle.

„Sehr gut, bis morgen.“

„Ach, übrigens“, meinte der Junge beim Rausgehen. „Ich habe ein neues Messer. Meine Einnahmen haben sich verdoppelt.“

„Siehst du. Bis dann.“ Murtagh sah sie skeptisch an.

„Was ist? Das war nur ein gut gemeinter Rat.“, verteidigte sich Draco.

„Ja, ja. Kopierst du die Karte?“

„Sicher oder willst du das übernehmen?“

„Wolltest du die Karte nachher noch lesen?“

„Na du bist mir ja eine schöne Hilfe.“

„Wer weiß wo du wärst, wenn ich nicht bei dir wär!“

„Jetzt sei nicht beleidigt. Ich bin dir ja dankbar… irgendwie…“

„Danke. Fällt dir nichts ein was tun könnte?“

„Sicher fällt mir da was ein! Einer von uns muss doch heute in den Hellgrind um auszukundschaften, wie wir nicht auffallen. Kriegst du das hin?“

„Jetzt bin ich wirklich beleidigt!“

„Macht mir nichts. Mehr als einmal pro Tag entschuldige ich mich nicht.“

„Du bist gemein!“

Sie lachte. „Wenn ich mich gleich dran setzte…“

„Und wie willst du das machen?“

„Was meinst du?“

„Pergament? Tinte? Feder? Hast du so was?“

„Nein… Spielst du noch mal den Leibwächter?“

„Wozu bin ich denn hier?“ //Das frage ich mich auch…//
 

Der Tag war endlos lang. Draco saß, nach dem sie sich mit Materialien eingedeckt hatte, den ganzen Tag in einer ruhigen Ecke in der Schänke und zeichnete die Karte ab. Immer wieder verkrampften ihre Finger, als sie das feine Netzt malte. Je fieser das Regime, desto komplizierter dir Karten. Murtagh kam abends wieder. Er war blass und wirkte abwesend.

„Was ist mit dir?“, fragte Draco.

„Stell dir mal das Schlafzimmer des Königs vor.“, sagte er.

„Gut, hab ich. Und jetzt?“

„Du bist noch nicht einmal nah dran!“

„So schlimm?“

„Ich gehe da nicht noch einmal hin!“

„Na toll! Und wenn ich mitkomme?“

„Das hoffe ich doch. Es war furchtbar. Da war so eine dicke alte Hexe, die wollte … wollte…“

„Was denn?“

„Mich!“

Draco versuchte sich ein Lachen zu verkneifen und eine mitfühlende Miene aufzusetzen. „Du Armer! Hat es sich denn gelohnt?“

„Oh ja! Morgen müssen wir zu einer Schneiderei.“

„Ich habe gehofft, dass wir darum kommen…“

„Und, Schatz, wie war dein Tag?“, fragte er süffisant.

„Dir scheint es ja wieder gut zu gehen.“, stellte sie fest.

„Wundert dich das?“

„Ein wenig. Anstrengend. Meine Hände und meinen Kopf kann ich dir ohne bedenken leihen.“

„Ich sehe du warst genauso tapfer wie ich.“

„Wundert dich das?“ Er lachte.
 

Nach dem Besuch bei der Schneiderei, die zu Dracos Freude passendes auf Lager hatten, suchten sie einen mit der Karte im Heiligtum nach Rorans Verlobter. Gang für Gang konnten sie streichen, bis nur noch eine handvoll übrig war. Etwa eine Woche nach ihrer Ankunft saß Draco vor Murtagh auf dem Boden und malte ihn Ornamente auf seine Wange. Er trug schwarze Kleidung und ein weiter schwarzer Kapuzenumhang hing über seinem Bettpfosten.

„Halt still!“, kicherte Draco.

„Du kitzelst mich!“, beschwerte er sich. Sie lachte leise. Draco trug ein ziemlich freizügiges Kleid in blutrot.

„So fertig! Du siehst richtig schaurig aus!“

„Hmhm, aber mir fällt es schwer die Finger von dir zu lassen.“

„Was hat er gesagt?“, fragte eine Stimme auf dem Gang.

„Dritte Tür rechts. Die neben dir.“, sagte eine andere Stimme. Es folgte ein Klopfen.

„Herein.“ Eragon, Roran und Arya kamen rein.

„OH Götter!“, rief Arya. „Wie seht ihr denn aus?“

„Wieso? Gefällt es dir nicht?“, fragte Murtagh unschuldig. Die Elfe umrundete Draco verstört. Eragon war rot geworden und Roran versuchte darüber nicht zu lachen.

„Ich fasse es nicht!“, gestand Arya schließlich.

„Arya, das ist nur Tarnung, versprochen.“, erklärte Draco.

„Schade…“, murmelte Murtagh.

„Ach, halt die…“, sie unterbrach sich selbst.

„Wo wollt ihr denn so hin gehen?“, fragte Eragon schließlich.

„In den Hellgrind.“

„Was? So?“

„Weißt du wie oft Draco in den letzten vier Tagen als prüde bezeichnet wurde?“

„Wie rennen die Frauen da rum?“

„Das ist noch harmlos!“ Murtagh deutete auf Draco.

„Ach du Schande! Was haben die dann mit Katrina gemacht?“, fragte Roran.

„So weit wir wissen kümmert sie sich ausschließlich um die Raz`zac.“, erklärte Draco. „Was noch zu ertragen ist.“, bemerkte Murtagh. Roran maß die beiden skeptisch.

„Glaub mir, Roran, es stimmt. Mir tun die Dienerinnen der Hohenpriester leid.“

„Und ihr seid euch sicher, dass sie nicht bei denen ist?“

„Ja, die sind mehr an unserem Format interessiert.“

„Oh die Leute leiden wohl an Geschmacksverirrung!“, grinste Eragon.

„Was meinst du? Nehmen wir meinen kleinen Bruder mir, Schatz?“, fragte Murtagh Draco.

„Haben wir da was verpasst?“, fragte Arya neugierig.

Er lachte. „Nein, nein. Aber alle Leute in der Stadt glauben das, was ihr dachtet. Also spielen wir mit.“

„Wir müssen langsam los.“, meinte Draco.

„Ja. Ihr könnt schon mal Vorräte besorgen und euch um die Pferde kümmern.“

„Wir sind gerade erst angekommen!“, protestierte Eragon.

„Willst du ernsthaft noch hier bleiben, wenn wir Katrina gefunden haben?“, fragte Draco.

„Wo sollen wir warten?“, fragte Arya.

„Westlich vom Hellgrind. Bezahlt ihr noch den Wirt?“

„Sicher.“
 

Der Hellgrind war im Innern mit Gängen durchzogen, in denen die Kammern der Priester und ihrer Bediensteten waren. Wer ihr geboren wurde, kam auch nicht mehr raus. Es ging dort zu wie in einem Freudenhaus. So war es nicht selten, dass nackte Leute einem über den Weg liefen. Fackeln erhellten spärlich die rutschigen, unebenen Gänge. Zielstrebig durchsuchten die beiden Freunde die letzten verbliebenen Gänge, vergeblich.

„Verdammt!“, zischte Draco und schlug mit der Faust gegen die Wand.

„Reg dich ab! So kommen wir nicht weiter!“, knurrte Murtagh.

„Ich weiß! Was sagte Eragon einmal? Die Raz`zac seien das Gegenstück zu den Drachen, wenn sie ausgewachsen sind?“

„Das stimmt. Aber was… OH!“ Er sah an die Decke und lachte.

„Was ist was?“, fragte Draco.

„Hör zu: Der Berg ist in etwa so hoch wie Farthen Dur!“

„Und?“

„Im Farthen Dur ist die Stadt Tronjheim. Die Zwerge haben den Drachen einen Hort in der Nähe der Spitze gebaut!“

Draco stutzte. „Das hätte dir auch etwas früher einfallen können, oder?“

„Vielleicht, aber wie kommen wir an sie Spitze?“

„Lass mich das machen.“ Gerade kam ein Priester vorbei, den Draco aufhielt und ansprach. Murtagh hörte zwar nicht was sie sagten, aber ihn beunruhigte die Art wie sie an die Informationen kam. //Die flirtet mir ein wenig zu heftig. Das kann ganz leicht nach hinten losgehen.// Der Priester biss an und ließ nicht mehr von ihr ab. //Hmpf! Ich weiß wovon der heute Nacht träumt.// Als der auch noch anfing Draco anzufassen, hielt es den Drachenreiter nicht mehr an seinem Platz.

„Herrin?“, fragte er.

„Ah, Dalaii. Wo warst du?“, fragte Draco.

„Verzeiht, es ist hier nicht sehr hell. Ich habe mich verlaufen. Kommt!“

„Ich wollte mich noch…“

„Euer Vater hat mir…“

„Schon gut, schon gut! Ich komme ja! Es war angenehm.“, sagte sie zu dem Priester.

„Ganz meinerseits.“, raunte er mit rauer Stimme. Murtagh packte sie am Arm und zog sie mit sich. Nach einer Weile konnte Draco ein Kichern nicht mehr zurückhalten.

„Weißt du, dass du gerade sehr gut warst? Ich habe es dir sogar abgekauft.“, gestand sie.

„Mach das nicht noch mal!“, zischte er.

„Was ist denn mit dir?“

„Ich bin mitgekommen, damit dir nichts passiert- nicht so was passiert!“

„Ich kann auf mich aufpassen!“

„Ach ja? Wo ist denn dein Schwert? Oder Dolch?“

„Ich hätte einfach die Kraft des Drachenmals genutzt!“

„Das wäre zu auffällig gewesen! Ein zartes Geschöpf bricht einem Mann mit einem Schlag die Rippen. Glaubst du, die hätten dich gehen lassen?“

„Glaubst ich hätte mich fangen lassen?“ Wütend drückte er sie mit dem Rücken gegen die Wand. „Glaubst du ich hätte das zugelassen? Glaubst du ich schaffe das hier ohne dich? Weißt du nicht, dass die dich direkt zurück zu Galbatorix zurück gebracht hätten? Glaubst du ich hätte dann noch eine ruhige Minute gehabt?“
 

Er meinte ernst, was er sagte. Das konnte man an der Wut in seinen Augen sehen. Draco schwieg, aber nicht weil ihr nichts einfiel, sondern weil sie überrascht war. Doch trotz seiner Überzeugungskraft sah sie ihn finster an. Schritte hallten aus der Richtung aus der sie gekommen waren. Sie dachten das Gleiche. //Der Priester! Verdammt!// Was nun kam war für Draco alles zu schnell. Murtagh packte ihre Hände, drückte sich eng an sie und küsste ihren Hals. Sie stöhnte leise und presste sich noch enger an ihn. Die Schritte wurde lauter. Er ließ ihre Hände los, sodass sie ihm durch die Haare und über den Rücken fuhr. Ein wütendes Fauchen erklang und hastige Schritte verhallten. Als sie nicht mehr zu hören waren, sprangen die beiden keuchend auseinander. Sie waren rot geworden und sahen sich unsicher an.

„Gut reagiert.“, lobte Draco ihn leise.

„Äh… danke. Wo müssen wir hin?“, fragte er.

„Komm mit.“ Er nickte. Das Schweigen hatte nun was Beklemmendes. Draco führte sie zurück bis beinah zum Eingang und dann eine schmale, versteckte Treppe hoch. Auf den Stufen hatte sich ein rutschiger Schleim gebildet, sodass es öfters vorkam, dass sie ausrutschten.

„Verdammt! Wann sind wir denn oben?“, fragte Murtagh nach einer guten Stunde.

„Weiß ich nicht. Da ist Licht!“ Sie huschten in den Schatten eines Felsvorsprungs und beobachteten alles. Eine rothaarige Frau brachte den, nach der Beschreibung zu urteilen, Raz`zac eimerweise Futter.

„Was ist das?“, fragte Draco leise.

„Menschenblut.“, flüsterte er ihr ins Ohr.

„Wie kriegen wir diese Monster von hier weg?“

„Ich weiß nicht. Vorsicht! Der Schleim!“

„Sag mal, haben die nicht was gegen Wasser?“

„Doch. Verstehe! Wenn ich dem Schleim das Wasser entziehe und gegen die Monster richte… Aber wie kommen wir schneller hier raus, als die Raz`zac und auch noch ohne uns die Knochen zu brechen?“

Sie sahen sich um. Ihr Blick fiel auf einen Haufen Rüstungen.

„Wollen wir rodeln?“, fragte er neckisch.

„Ich suche Schilde und du den Zauber.“ Draco schlich zu dem Berg und kramte drei robuste Schilde und ein Schwert hervor. Murtagh murmelte etwas und ein Panzer aus Wasser bildete sich um ihn. Selbstbewusst schlenderte er dann auf die Kreaturen zu.

„Shurtugal!“, zischten sie mit rasselnder Stimme.

„Ganz recht.“ Wie Peitschen formte er das Wasser und schlug auf sie ein. Mit einem Schlag traf er einen. Dieser schrie und hinter den Rüstungen grollte etwas. Draco erstarrte, als die Rüstungen ihr um die Ohren flogen. Zwei nackte verstümmelte Drachen kamen auf sie zu. Ein Schrei löste sich aus ihrem Mund.

„Draco! Verteidige dich!“, schrie Murtagh und riss sie aus ihrer Starre. Doch schon traf sie ein Drache mit einer Klaue an der rechten Seite und am Arm.

„Beeil dich!“, schrie sie und wehrte nun alles mit links ab. Mit der Wasser Peitsche zerschlug er Katrinas Kette, die ihre Füße fesselten.

„Los! Wir bringen dich hier raus!“, rief er ihr zu. Katrina rannte zur Tür. Draco warf ihr ein Schild zu.

„Was soll ich damit?“, fragte sie.

„Rodeln!“, erklärte Draco. Nun verstand sie und rutschte die Treppe runter. Wenig später folgte dann Draco und zum Schluss Murtagh. Der Schwung reichte aus, um bis vor die Tür zu schliddern. Draußen sprangen sie auf und rannten in die vereinbarte Richtung.

„Wer seid ihr überhaupt?“, fragte Katrina.

„Später! Keine Zeit!“, erklärte Draco. Es dauerte nicht lange bis zwei, nein drei Pferde angerannt kamen. Alagosmorn! Noch im Lauf schwang Draco sich auf ihn und atmete erleichtert durch, als nun der schwarze Hengst das Fliehen für sie übernahm. Wo bleiben die Raz`zac? Sie drehte sich um. Nichts! Draco lehnte sich an den warmen Pferdehals.

„Du glaubst gar nicht wie ich mich freue dich wieder zu sehen, mein Freund.“ Auf einer Anhöhe standen drei weitere Reiter.

„Katrina!“, rief Roran.

„Roran!“, rief Katrina. Er ritt ihr entgegen. Die Wiedersehensfreude war groß. Es flossen Tränen aus Erleichterung und Freude und Angst.

„Noch sind wir nicht außer Gefahr!“, mahnte Murtagh die beiden.

„Sicher.“ Roran ritt neben seiner Verlobten her.

„Eragon?“, fragte Katrina ungläubig.

„Hallo. Na überrascht?“, fragte der Junge grinsend.

„Ja, was machst du hier?“

„Ich wollte dich retten, aber mein Bruder und seine Kumpanin waren zu schnell.“

„Dein Bruder?“

„Ja, ich.“, erklärte Murtagh hinter ihr. Sie drehte sich um und starrte ihn an.

„Mein Name ist Murtagh. Ich bin Eragons älterer Bruder.“

„Aha… Danke.“

„Schon gut. Ihr gehört doch schon fast zur Familie.“

„Murtagh!“, zischte Roran.

„Stimmt doch!“, verteidigte sich der Reiter. Nun entdeckte Katrina Arya.

„Eine Elfe?“, fragte sie.

„Ja, das bin ich. Ich bin Arya, Prinzessin von Ellesmera.“

Katrina stutzte. „Woher kennst du eine Elfenprinzessin?“

„Ich? Nein, mein kleiner Vetter kannte die.“, erklärte Roran.

„Hey!“, beschwerte sich Eragon. Sie kicherten.

„Und die da vorne?“ Sie zeigte auf Draco, die gerade aus dem Sattel fiel.

Gegen die Zeit

Arya stand als erste neben ihr. „Draco was ist?“

„Es brennt!“, murmelte Draco. Schweißperlen standen auf ihrer Stirn und sie biss sich verkrampft auf die Lippe, um nicht zu schreien, als Arya ihre Hand auf ihren Bauch legte.

„Was hast du?“, fragte sie noch einmal.

„A… Arya deine Hand!“, stammelte Katrina.

„Was? OH!“

Ihre Handfläche war blutgetränkt und dann fiel ihr Blick auf die drei parallelen Schnittwunden, die bereits eiterten.

„Was hat solche Wunden verursacht?“, fragte Murtagh.

„Die Letherblaka, die Eltern der Raz`zac.“, erklärte Eragon.

„Sie muss sofort zu einem Heiler, am besten nach Ellesmera.“, entschied Arya.

„So kann sie nicht reiten! Sie kann nirgendwo hin!“, erklärte Katrina.

„Könnt ihr sie nicht heilen?“, fragte Roran.

„Nein, dazu sind die Wunden zu entzündet.“, murmelte Eragon.

„Eragon! Wir brauchen eine Trage!“, rief Murtagh.

„Was? Wozu?“

„Um sie zu tragen, Hohlkopf!“

„Und wie?“

„Ich habe Dorn gerufen.“

„Verstehe. Bis gleich.“ Eragon ritt zu einem nahen Wäldchen.

„Hat einer von euch Wein dabei?“, fragte Arya.

„Ja, ich.“ Roran reichte ihr einen Schlauch. Sie goss den Wein über Dracos Wunden. Die wand sich vor Schmerz und presste den Kiefer zusammen, um nicht zu schreien, aber sie keuchte als der Schmerz verebbte.

„Alles in Ordnung.“, erklärte Arya und strich ihr über die Stirn.

„Wenn wir hier erwischt werden…“, murmelte Draco.

„Werden wir nicht. Dorn holt dich ab.“, beruhigte Murtagh sie.

„Nein! Ich fliege nicht auf dem Drachen!“, protestierte sie.

„Dickschädel! Willst du sterben?“

„Natürlich nicht! Aber ich kann weiter reiten, wenn ihr mir einen Verband anlegt.“

„Wie viele Finger zeige ich?“

„Äh… acht?“ Draco sah nur noch verschwommen und mehrfach, denn das Blut sprudelte nur so aus der Wunde.

„Dorn! Beeil dich!“, rief Murtagh seinem Drachen entgegen. Er hatte nur zwei Finger zeigt. Arya versuchte die Blutung zu stoppen. Eragon und Roran bastelten aus Murtaghs Umhang und einigen Lederbändern die Trage. //Müde…// Dracos Augenlider wurden schwer.

„Nein! Nein, Draco! Mach die Augen auf! Wie willst du dich an Dorn festhalten, wenn du bewusstlos bist?“, log Murtagh verzweifelt.

„Ich werde nicht auf Dorn fliegen…“, murmelte Draco.

„Doch! Wenn du stirbst, kannst du nicht mehr Drachenreiter werden, weißt du?“

„Ach ne! Aber ich bin gleich wieder da, wenn ich ein bisschen geschlafen habe…“

„Du wirst gefälligst nicht schlafen!“

„Aber ich bin so müde.“

„Nein, bist du nicht! Du verblutest, aber nicht müde! Und wenn du jetzt einschläfst, dann… dann…“

„Dann werde ich irgendwann ein Reiter!“

„Nein! Dann wirst du gar nichts mehr! Dann ist alles vorbei! Lass gefälligst die Augen auf!“

„Murtagh.“, flüsterte Arya. Er sah auf. „Die Blutung ist gestoppt, aber die Entzündung…“ Er nickte stumm.

„Die Trage ist fertig.“, erklärte Eragon.

„Wie sieht es aus?“, fragte Katrina.

„Nicht gut. Ohne Hilfe hält sie vielleicht noch einen Tag durch, mit Glück auch zwei.“, flüsterte Arya. Sie schluckte trocken. Es wurde ein endloser Nachmittag. Roran und Eragon suchten Holz für das Lagerfeuer zusammen.

„Wollt ihr uns verraten?“, fragte Murtagh, dessen Blick in den letzten Stunden immer wieder zum Horizont wanderte.

„Nein, aber bis Dorn kommt, können wir es warm machen. Das wird ihr auch gut tun.“, meinte Roran und zeigte auf Draco. Ihr Fieber war gestiegen, aber wenigstens war die Wunde nicht aufgegangen.

„Dann haut ab, so bald wir weg sind.“, brummte der Reiter.

„Sicher. Was glaubst du, wir würden das nicht wissen?“ Schnaubend blickte Murtagh wieder auf den Horizont. Er kniff die Augen zusammen, als er einen dunklen Punkt auf sie zu kommen sah.

„Da kommt was.“, verkündete er und zog sein Schwert.

„Was denn?“, fragte Katrina.

„Letherblaka? Der Drache des Königs? Keine Ahnung!“

Kampfbereit stand die Truppe da. Katrina und Draco lagen in einer Senke versteckt. Beinah hätten sie gelacht, als Dorn vor ihnen landete.

//Darf ich fragen, was das werden soll?//, fragte der Drache amüsiert.

„Ach du bist es! Warum hast du dich nicht gemeldet?“, fragte Murtagh.

//Habe ich! Aber du hast deinen Geist so abgeschirmt, dass ich nicht durch kam!//

„Na gut das du da bist. Können wir gleich wieder los?“

//Sicher, aber was ist denn los?//

„Draco wurde von den Letherblaka verwundet.“ //Schande! Wo ist die Kleine?//

„Da.“

Roran und Eragon trugen Draco zu dem Drachen und die drei schnallten sie dann auf Dorns Brust fest.

„Passt auf euch auf.“, bat Murtagh, als er sich aufschwang.

„Aber sicher.“, meinte Arya.

„Und bringt ja Alagosmorn mit. Sonst haben wir ein Problem.“

„Jetzt macht schon!“
 

Während des Fluges kauerte Murtagh sich auf Dorns Rücken zu einer Schwarzen Kugel zusammen. Sein Drache flog so schnell, dass der kalte Wind das Wasser im Schlauch gefrieren ließ. Dafür kamen sie auch am späten Vormittag in Ellesmera an.

//Kannst du noch Oromis abholen? Ich kann sie nicht heilen.//, erklärte Murtagh, nachdem er Draco auf ihr Bett gelegt hatte. Dorn nickte und flog sofort weiter. Der Reiter untersuchte Draco unterdessen und, um den alten Meister nicht zu schockieren, wechselte er ihre Kleidung. Besorgt fiel sein Blick auf die notdürftigen Verbände, das Blut hatte sie durch weicht. Vorsichtig tupfte er ihre Stirn ab. Als Murtagh wieder gleichmäßiges Flügelschlagen hörte, sprang er auf den Balkon. Am Himmel glitzerten der rote und der goldene Drache. Gleader ließ seinen Reiter gleich an der oberen Tür raus.

„Meister!“, rief Murtagh erleichtert.

„Wo ist sie?“, fragte Oromis.

„Drinnen.“ Der Elf eilte hinein und legte eine Hand auf ihren Arm. Besorgt verzog er das Gesicht.

„Sie ist sehr schwach. Das Fieber ist hoch und sie hat viel Blut verloren.“

„Das weiß ich alles schon! Aber könnt ihr sie heilen?“

„Nein.“

„WAS?“

„Ich bin dafür zu schwach.“ Murtagh ließ einen wütenden Schrei los.

„Aber du.“, erklärte Oromis. Er sah auf.

„Was?“, fragte er perplex.

„Leg eine Hand auf ihren Kopf und berühr mit der anderen die Wunden.“ Zögerlich und ängstlich befolgte er den Befehl.

„Konzentrier dich. Du musst gleichzeitig ihr Blut erneuern und die Wunde reinigen.“, erklärte Oromis. Sein Schüler schloss die Augen versuchte es. Langsam und Stück für Stück erledigte er sie Bakterien, bis sie alle erledigt waren.

„Das war es.“, murmelte er müde.

„Sehr gut. Sicher bekämen wir Ärger, wenn wir nichts getan hätten.“, meinte Oromis.

„Und mit wem?“

„Das ist unwichtig. Du solltest dich ausruhen.“

„Ja, da habt ihr recht. Unten ist ein Sofa, dass…“, er gähnte.

„Wasch dich vorher noch. Bis dahin habe ich das alles geregelt.“

„Was denn?“

„Tu was ich sage.“ Brummelnd beugte sich Murtagh über die Waschschüssel und wusch sich die Tinte aus dem Gesicht. Oromis wusch unterdessen Draco und schrubbte immer wieder über einen Fleck an ihrem Hals. Dann dämmerte ihm was die bläuliche Verfärbung war.

„Murtagh?“

„Hm?“

„Du hast doch auf Draco aufgepasst, oder?“

„Ja.“

„Hat sie einen Mann kennen gelernt?“ //Wie kommt der denn da drauf?//

„Nicht das ich wüsste, warum?“

„Nun sie hat hier ein Hämatom am Hals.“

„Hä?“ //Oh! Nein! Bitte nicht!//

„Ja, komm mal her.“ Nervös ging der junge Reiter zum Krankenbett und sah sich den Fleck an. Oromis sah auf. Seinem Schüler war das Blut in den Kopf geschossen. Der Elf grinste heimlich, während Murtagh am liebsten im Erdboden versunken wäre. //Nein! Mist! Ich dachte ich hätte nur… verdammt!//

„Und?“, fragte Oromis. „Kannst du mir etwas dazu sagen?“

„Nun… ich… ähm…“, stammelte er.

„Gehe ich recht in der Annahme, dass du das warst?“, fragte Oromis streng. Der Recke zog den Kopf ein und nickte. „Warum?“

„Nun… also wir hatten alles abgesucht und Katrina nicht gefunden. Da ist uns etwas eingefallen- wir mussten ja nur die Raz`zac finden, um Katrina zu finden. Draco hat sich dann mit einem Priester …. unterhalten. Nun wurde sie aber zu überzeugend in ihren Argumenten und er war sehr angetan von ihr. Ich habe der Sache ein Ende gemacht. Ich hatte eine kurze Auseinandersetzung mit ihr. Der Priester kam uns nach und irgendwie ist es dann einfach so gekommen…“, erklärte Murtagh leise. Oromis schwieg, während Murtagh auf die Antwort wartend auf seine Stiefel sah.

„Fühle dich geschlagen.“, bemerkte Oromis.

„Bitte?“

„Ich kann nicht sagen, dass es falsch war was du getan hast, aber du scheinst selber nicht überzeugt zu sein, dass es so gut war.“

„Das kann sein…“

„Und warum ist das so? Nein, das brauchst du mir nicht zu sagen. Dein Sofa ist fertig.“ Der Elf zeigte auf das Moossofa in der Ecke. „Leg dich hin und schlaf.“ Nun schob Oromis seinen Schüler sanft in Richtung Sofa.

„Danke.“, murmelte Murtagh und zog sein Hemd aus.

„Was wird sie sagen wenn sie wach wird?“, fragte der Elf.

„Nichts. Sie hat mich schon oft so gesehen.“, erklärte er.

„Na gut. Schick Dorn zu mir, wenn es ihr schlechter geht.“

„Wollen wir es nicht hoffen.“

„Sicher. Gute Nacht.“

„Danke.“ Oromis stieg draußen auf Glaeder und flog davon.

//Dorn?//

//Ja?//

//Danke.//

//Schon gut. Es war reiner Eigennutz.//

//Ach ja?//

//Sicher! Sie ist im Umgang mit Drachen geschickter als ihr.//

//Wir haben es ja auch nicht gelernt.//

//Dann solltest du sie fragen ob sie es denn mal tut. Ansonsten… nein lass ist schon gut.//

//Was ist schon gut?//

//Na hör mal wenn du die Wahl hättest dir von Eragon oder Draco den Rücken waschen zu lassen, wer wäre es?//

//Verstehe…//

//Nun schlaf endlich!//

//Ist ja gut.//

Freunde und mehr

Draco blinzelte und versuchte sich aufzusetzen.

„Au!“, stöhnte sie. Sie hatte das Gefühl, man hätte ihren Bauch mit Schwertern durchbohrt oder ähnlichen. Der Versuch langsam zu atmen half ein wenig, während sie auf dem Rücken lag und versuchte sich zu entspannen. Ihr Hals war trocken und ihre Zunge fühlte sich pelzig an, als hätte sie lange nichts getrunken. Zu dem war ihr schwindelig und kalt. Als sie versuchte die rechte Hand zu bewegen, brannte diese fürchterlich.

„Draco? Seid ihr wach?“, fragte eine Frau mit rotem Haar. Sie nickte. „Kann ich euch etwas bringen?“

„Wasser!“, flüsterte Draco heiser. Augenblicke später hob die Frau ihren Kopf an und Draco würgte das Wasser runter.

„Danke.“, sagte sie nun kräftiger.

„Ich habe euch zu danken.“, erklärte die Frau.

„Katrina?“

„Genau, aber sprecht nicht so viel.“

„Was war denn los?“

„Die Letherblaka, einer von ihnen hat euch verwundet und ihr habt viel Blut verloren.“

„Aha… wie bin ich hier her gekommen?“

„Ihr seid geflogen.“

„WAS? Mit welchem Drachen?“

„Dorn…“

„Ich bringe ihn um!“, brüllte Draco und sprang aus dem Bett, aber Katrina schubste sie wieder zurück.

„Liegen bleiben! Werdet erst mal gesund, bevor ihr euch mit einem Drachen anlegt.“

„Wer redet denn von einem Drachen? Ich rede von seinem verdammten Reiter!“, knurrte Draco.

„Ich höre Lobpreisungen über mich.“, bemerkte eine Stimme aus Richtung der Treppe.

„Ich bring dich um!“, zischte Draco.

„Wieso musstet du ausgerechnet aufwachen, wenn ich nicht da bin?“, fragte er anklagend.

„Geschieht dir recht!“

„Ich glaube ich geh dann mal…“, murmelte Katrina und schlich sich raus.

„Du hast ihr Angst gemacht.“, tadelte sie Murtagh.

„Ist doch Quatsch! Wie geht es ihr?“

„Den Umständen entsprechend sehr gut. Und dir?“

„Ich hege Mordgedanken.“

„Ich weiß. Gegen mich?“

„Sicher! Das habe ich dir gerade an den Kopf geworfen, oder?“

„Ich dachte das nur eine Benommenheit nach deiner längeren Bewusstlosigkeit… Was habe ich denn getan?“

„Dorn hat mich hier her gebracht?“

„Ach, darum geht’s! Hör zu: Du warst bewusstlos an einer Trage an Dorns Bauch geschnallt.“

„Also wurde ich nur transportiert?“

„Ja.“

„Dein Glück!“

„Ich weiß.“

„Wie lange war ich bewusstlos?“

„Fast eine Woche.“

„Was?“

„Und da du jetzt wach bist, hast du noch einen Monat Schonzeit.“

„Das ist nicht dein Ernst!“

„Doch.“

„Was bildet sich der alte Elf ein?“

„Der hat nichts damit zu tun.“

„Ach nein?“

„Nein, nur der behandelnde Heiler.“

„Dann bring mir den Kerl, damit ich ihn in Stücke reisen kann, um ihn zu zeigen, dass ich wieder völlig genesen bin!“

„Sicher, sobald du wieder bei Kräften bist, kämpfe ich mit dir.“

„Was will ich denn mit dir?“

„Da siehst du, dass du noch lange nicht so fit bist, wie du denkst. Ich bin der leitende Heiler.“

„Jetzt habe ich einen Grund dich umzubringen!“

„Glaubst wirklich, dass ich Angst vor dem Tod habe?“

„Weißt du, dass mich das nicht interessiert?“

„Warum bist du nur so unheimlich stur, wenn du wach bist?“

„Du provozierst mich doch!“

„Womit denn? Ich mache mir nur Sorgen! Soll ich dich mit einem so geschundenen Körper rumlaufen lassen? Du merkst es vielleicht nicht, aber du hast einige Schäden von deiner Arbeit in dir.“

„Mir geht’s gut!“

„Natürlich! Ich werde mal die Kraft des Drachenmals für ein paar Minuten unterbrechen. Pass auf.“

Er berührte ganz leicht ihre Schulter. Erst fühlte Draco nichts, dann verkrampften sich alle ihre Muskeln und ihre Gelenke brannte. Das Blut brannte in ihren Adern. Ihre Knochen schienen ihre Eingeweide durchbohren zu wollen. Dann ebbte der Schmerz ab. Keuchend lag Draco wieder auf dem Rücken. Ihr Gesicht war noch schmerz verzerrt und Schmeiß stand ihr auf der Stirn. Vorsichtig tupfte Murtagh ihn ihr ab.

„Das ist kein Segen, das ist ein Fluch!“, keuchte sie.

„Wahrscheinlich war es gut gemeint. Lässt du dir jetzt helfen?“, fragte er.

„Ja… aber was soll ich in dem Monat denn machen?“

„Du kannst dich doch in der Elfensprache üben oder schwimmen.“

„Schwimmen? Ich soll mich doch erholen!“

„Ich habe darüber gelesen, dass schwimmen deinen verschlissen Gelenken helfen kann.“

„Seit wann bist du denn so ins Heilen vernarrt?“

„Seit dem du beinah vor meinen Augen gestorben wärst.“, erklärte er ernst. Draco schluckte. Mit so einem ernsten Blick wirkte er um ein Jahrzehnt älter.

„Ich kann gar nicht schwimmen…“, gestand sie kleinlaut. Er lachte.

„Herrlich! Es gibt noch etwas, was du nicht kannst!“

„Das scheint dich ja mächtig zu freuen.“

„Du glaubst gar nicht wie sehr. So! Heute und Morgen bleibst du noch im Bett. Ich sehe später noch mal nach dir.“

Sie sah ihn verwirrt an.

„Schlaf, das ist das Beste was du tun kannst.“

„Ich habe fast eine Woche nur geschlafen. Wie soll ich da mü…“ Sie gähnte. //So ein Mist! Warum jetzt?//

„Nein, du bist nicht müde. Wie kommen ich nur immer auf so abwegige Gedanken?“, schmunzelte er. „Und jetzt sei ein liebes kleines Mädchen, dann bringe ich dir auf später eine Überraschung mit.“

„Was denn?“

„Das sage ich dir nicht.“
 

Heilerdokumente waren eine äußerst komplexe Sache. Murtagh rieb sich mit Daumen und Zeigefinger seine müden Augen.

„Mach mal eine Pause.“, riet ihm Oromis und reichte ihm einen Tee.

„Danke.“, meinte sein Schüler.

„Hm… Ich hätte das hier nicht von dir erwartet.“, gestand der Elf.

„Was meint ihr?“

„Nun ich hätte erwartet, dass du dich mehr auf das Kämpfen spezialisierst. Das war doch immer deine Stärke.“

„Ich weiß, aber dazu habe ich später noch Zeit.“

„Du willst noch mehr lernen?“

„Sicher.“

Oromis lächelte und schüttelte den Kopf.

„Deine Mutter hatte wohl einen großen Einfluss auf dich.“

„Ich habe sie kaum gesehen.“, erwiderte der Recke kühl.

„Aber das muss gereicht haben.“

„Ich weiß es nicht. Könnt ihr mir das Buch da geben?“ Den Tag über arbeitete er an einem Plan Draco erfolgreich wieder herzustellen.

„Sag mal, willst du den ganzen Tag hier bleiben? Nicht das ich dich loswerden wollte, aber du sollst für es für heute bleiben lassen.“, erklärte Oromis.

„Ich bin eh fertig.“, erklärte Murtagh und stellte die dicken Medizinbücher zurück.

„Hast du was dagegen, wenn ich mir das her ausleihe?“

„Ein Märchenbuch?“, fragte Oromis.

„Ich muss meinem Patienten doch etwas zu tun geben solange er ans Bett gefesselt ist.“

„Behandelst du alle deine Patienten so fürsorglich?“

„Wollt ihr mich necken?“

„Ihr halbstarken Menschen habt keinen guten Einfluss auf mich.“ Murtagh lachte.

„Ich habe nur diese Patientin. Das wisst ihr.“

„Natürlich. Bis Morgen.“

„Bis Morgen.“

//Und was hast du herausgefunden?//, fragte Dorn.

//Einiges, aber es wird noch ein großes Stück Arbeit werden sie von alle dem zu überzeigen.//

//Sie wird es einsehen. Sie ist ja nicht dumm.//

//Nein, nur unheimlich stur!//

//Das ist sie. Wann triffst du dich eigentlich morgen mit Nasuada?//

//Ich treffe mich mit ihr?//

//Hast du das vergessen?//

//Entschuldige, wenn ich mit meinen Gedanken wo anders bin!//

//Du bist oft mit deinen Gedanken woanders, aber nicht bei deiner Angebeteten oder zu mindest nicht bei Nasuada.//

//Was meinst du damit?//

//Gar nichts. Es tut mir leid.//

//Dorn!//

//Ist schon gut. Ich helfe dir bestimmt nicht aus deiner Situation.//

//Wovon redest du?//

//Unwichtig.//

//Mir ist langweilig! So was von langweilig!// Draco hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt und starrte an die Decke. Wie ein Wächter saß Eragon an der Treppe und achtete darauf, dass sie ja nicht aufstand. Doch das hatte Draco am aller wenigsten vor. Sie war viel zu sehr auf ihre Belohnung gespannt, als das sie etwas Dummes tun wollte. //Was es wohl ist? … Götter! Ich benehme mich wie ein kleines Gör!// Sie lauschte auf. Gleichmäßiges Hufgetrappel kam näher und dann stand Alagosmorn in ihrem Schlafzimmer.

„Ich glaub mich tritt ein Pferd!“, sagte Eragon überrascht. Draco grinste. Der schwarze Hengst ging auf das Krankenbett zu und rieb seine Schnauze an der Wange seiner Reiterin.

„Was für ein schlaues Kerlchen du doch bist. Hallo mein Süßer!“, begrüßte sie das Pferd, jedoch meinte sie mit dem ersten Teil des Satzes jemand anderes.

„Was zum Kuckuck macht das Pferd hier?“, fragte Murtagh entsetzt. Eragon stand auf und führte seinen Bruder, der voll mit Essen belanden war runter.

„Wirklich schlau von dir.“, gestand Eragon.

„Was denn?“, fragte Murtagh.

„Alagosmorn her zu bringen.“

„Das war ich nicht. Der muss sich selbst befreit haben! Der Stallmeister sucht nach ihm.“

„Wirklich?“

„Wirklich! So! Und ich muss jetzt nach oben, sonst darf ich bald Draco suchen.“

„Viel Spaß.“

Draco knuddelte Alagosmorn, als der Reiter wieder hoch kam.

„Du bist der Beste, weißt du das?“, fragte sie ihn.

„Danke, aber ich war das nicht. Er ist von ganz allein hergekommen.“, erklärte er leise.

„Was?“ Er nickte nur und reichte ihr dir Schüssel. „Ich glaube ihm war langweilig. Kannst du mir einen Gefallen tun?“, bat sie ihn.

„Was genau?“ „Kannst du ab und zu mit ihm ausreiten?“

„Wenn es weiter nichts ist.“

"Du bist wirklich der Beste! Ich würde dir ja gerne um den Hals fallen, aber du hast mir ja verboten auf zu stehen.“

„Das will ich mir nun nicht entgehen lassen.“, meinte er und setzte sich neben sie auf ihr Bett. Freudig umarmte sie ihn.

„Hmm? Hast du wieder Fieber?“, fragte er und fühlte ihre Stirn. Sie glühte.

„Scheint so, sonst wäre ich nicht so gut drauf!“, erklärte Draco.

„Gibt es noch einige Anomalien, die ich kennen sollte?“, fragte er.

„Was meinst du?“

„Normal sind Leute, die Fieber haben, missmutig, müde und schlapp. Aber du? … was machst du da?“

„Du hast da ein graues Haar. Darf ich es ausreißen?“

„Haben sie dir heute- Au!“

„Guck mal!“ Sie hielt ihm sein Haar vor die Nase. Wir müssen das Fieber runter kriegen!

„Draco, iss.“, befahl er.

„Und was ist mit meiner Überraschung?“, quengelte sie.

„Wenn ich dich untersucht habe. Versprochen!“ Grinsend schlürfte sie ihre Suppe.

„Hat einer deine Verbände gewechselt?“, fragte er.

„Ja, Arya. In den Genuss wollten sie dich nicht kommen lassen.“

„Schade… Es ist nur wieder Fieber. Dann müssen wir die Bettruhe noch erweitern.“

„Bitte nicht!“

„Tut mir leid, aber wenn du Fieber hast lasse ich dich nicht rumlaufen.“

„Morgen habe ich kein Fieber, wirst du schon sehen.“

„Sicher!“

„Grrr!“

„Du bist niedlich, wenn du versuchst bedrohlich zu sein.“

„Pah!“

„Wenn du frech bist, bekommst du deine Überraschung nicht.“

„Das ist gemein! Du hast es versprochen!“

Er lachte leise und zog das Buch hervor. Dracos Augen wurden groß und als sie nach dem Buch greifen wollte, warf sie ihn mit um.

„Ah! Ah! Draco! Zurück!“

Blitzschnell huschte sie zurück auf ihren Platz und schlug das Buch auf.

„Das ist blöd! Das Fieber lässt die Buchstaben tanzen!“, stellte sie angesäuert fest. Er lächelte und nahm ihr das Buch ab.

„Lass mich dir vorlesen, einverstanden?“

„Ist gut.“ Sie legte ihren Kopf an seine Seite, während er anfing vorzulesen.

Wiederaufbau

Am Ende des Monats war Draco wieder hergestellt und kampfbereit. Mit einer Unmenge Geduld und Magie war es Murtagh möglich sie zu heilen. Sie musste lernen sich langsam zu bewegen und die Kraft gleichmäßig auf ihre Muskeln zu verteilen. Oft saßen die vier Freunde zusammen und alberten rum, auch um Draco abzulenken.

Morgens wurde mit den Worten: „Wie geht’s dir denn, Kleines?“ begrüßt.

Ihre Antwort war: „Hast du schon wieder hier geschlafen?“

Murtagh war nun inoffiziell in Dracos Baum gezogen. Dorn lag vor der Eiche wie ein Wachhund und war Dracos stetiger Wächter.
 

Sie lag im Schatten eines Baumes neben Oromis Hütte und döste.

„Kommen die anderen noch?“, fragte Oromis.

„Frühestens nach Mittag.“, erklärte Draco.

„Und was willst du als nächstes lernen?“

„Bin ich nicht noch krankgeschrieben?“

„Murtagh meinte, du seiest wieder völlig hergestellt. Also? Aber nicht mit kämpfen. Wir wollen es doch nicht übertreiben.“

„Ver…!“

„Draco!“

„Ärgernis! Na gut. Dann begebe ich mich an das Heilen.“

„Sehr gute Wahl!“

„Wieso war mir klar, dass ihr das sagt?“

Oromis grinste. „Ich habe schon zu deinem Meister gesagt, dass ihr mir nicht gut tut.“

„Führt ihr Selbstgespräche?“

„Nicht so frech, kleiner Mensch! Dann nennen wir ihn deinen… Kommilitonen oder Mitbewohner.“

„Ah! Den meint ihr! Nun ich denke, dass heilen einer sehr nützliche Fähigkeit ist. Zur Verteidigung wie zum Angriff.“

„Ich verstehe…“

So studierte Draco die ersten Kapitel Medizin, als die Drachen der Brüder landeten.

„Ich sehe einen rauchenden Kopf.“, scherzte Eragon.

„Dir auch einen schönen Tag.“, knurrte Draco.

„Na, was lernst du denn schönes?“

„Medizin.“

„Hilfe! Warum denn das?“

„Weil es nützlich ist.“ Der Jüngere zog sich mit eingezogenem Kopf zurück.

„Hallo.“, meinte Murtagh, als er sich neben sie saß und in das Buch guckte.

„Hallo.“, nuschelte sie.

„Und? Wie geht’s?“

„Ich bin sauer.“

„Weshalb?“

„Ich verstehe kein Wort hiervon!“

„So schwer ist das nicht.“

„Du bist mir ja auch so weit voraus.“

„Nein, ich war motivierter. Komm ich helfe dir.“ Eigentlich war das alles nicht so schwer.

„Ich komme mir dämlich vor!“, erklärte Draco.

„Musst du nicht. Ich…“ Er wurde von einer Stimme unterbrochen, die Draco bekannt war, aber deren Ton alles andere als freundlich war. Sie blinzelte mit einem Auge hoch. Nasuada. Na das kann ja heiter werden.

„Nasuada. Wie geht es dir?“, fragte Draco.

„Gut, danke.“, sagte sie kühl und warf ihr einen vernichtenden Blick zu. Die Kriegerin schluckte.

„Ich sollte zu Hause weiterarbeiten. Oromis? Kann ich dich Bücher mitnehmen?“, rief sie.

„Sicher! Frohes Schaffen!“, antwortete der Elf.

So schnell es ging ritt Draco zurück in die Stadt. Doch anstatt zu lernen, überlegte sie, was sie tun sollte. Murtagh mochte Nasuada- so viel stand fest. Aber sie lenkte ihn ab, wie auch immer. Nasuada gefiel das gar nicht. Ich kann mich doch nicht in Luft auflösen! Um nichts in der Welt wollte aus Ellesmera weg. Hier war sie näher an ihrem Traum als irgendwo sonst. Aber es war nicht richtig. Das wusste sie schon seit Wochen. Ihr Platz war nicht bei den Elfen. Dann habe ich nur noch eine Wahl… Betrübt packte sie einige Sachen zusammen und steckte sich den Rubinohrring als Glücksbringer an. Sie entschied endlich herausfinden zu wollen woher sie kam und führte Alagosmorn in den Nordwesten.
 

Gut gelaunt und mit zwei Schüsseln voller Pilzen und Brot schlenderte Murtagh in den zweiten Stock des Baumes.

„Draco! Mach eine Pause! Abendessen!“, rief er, als er um die Ecke kam. Verwirrt sah er sich um Raum um. Die Bücher lagen offen auf dem Tisch.

„Draco? Bist du oben?“, fragte er und stellte die Schüsseln ab. Keine Antwort. Skeptisch stieg er in die nächste Etage. Nichts. Sie war nicht da.

„Was soll das schon wieder?“ Wütend stapfte er zu Arya. Vielleicht war sie ja da. Die Wachen sahen ihn nicht mehr skeptisch an, wenn er in den Palast wollte. Doch sein Wut verzerrtes Gesicht mahnten sie zur Vorsicht.

„Wo hin so eilig, Mensch?“, fragte einer.

„Ich muss Arya etwas fragen.“, erklärte er.

„Die ist eben weggegangen.“

„Verdammt! Ahrgh! War Lady Draco hier?“

„Draco? Nein, die war schon seit Tagen nicht mehr hier.“

„Danke.“

„Schon gut.“

Er suchte in der Schmiede und am Trainingsplatz, aber sie blieb verschwunden.

„Murtagh?“, fragte Arya, als er wieder vor Dracos Baum stand.

„Arya! Hast du Draco gesehen?“

„Nein. Ist sie nicht zu Hause?“

„Würde ich sie sonst suchen?“

„Vielleicht ist sie ja nur spazieren.“

„Das glaube ich nicht. Da stimmt was nicht.“

„Du machst dir wirklich Sorgen!“

„Natürlich!“

„Wie kommst du darauf?“

„Instinkt.“ Er stürmte ins Haus und suchte etwas.

„Was machst du jetzt schon wieder.“

„Sie fehlen.“, murmelte er.

„Wer fehlt?“

„Ihr Schwert, der Rucksack und ein paar andere Reisesachen.“

„Warum sollte sie weglaufen? Hast du was Falsches gesagt?“

„Nicht das ich wüsste. Verdammt! Wo sollen wir anfangen zu suchen?“

Arya ging ein Licht auf. „Ist ihr Ohrring hier?“, fragte sie.

„Wozu sollte sie ihn mitnehmen?“

„Ist er hier?“

Verwirrt überprüfte Murtagh das Fach in dem der Ohrring sonst lag. „Nein, er ist weg.“, stellte er fest.

„Dann haben wir eine Chance.“, rief Arya.

„Aha?“

„Hör zu! Als ihr hier ankamt, war mir klar, dass Draco nicht so lange wie ihr bleiben würdet. Also bat ich Dorn, ihr Wächter zu werden. Das war früher üblich. Potenzielle adelige Reiteranwärter wurden oft unter Schutz eines Drachen gestellt. In dem Ohrring ist eine von Dorns Schuppen, die ich mit einem Zauber belegt habe. Er kann ihr ganz leicht folgen.“

Er atmete erleichtert auf.

„Hey! Was ist denn hier los?“, fragte Eragon, der zusammen mit Roran und Katrina rein kam.

„Draco ist weg.“, erklärte Arya.

„Wie weg?“, fragte Eragon.

„Abgehauen.“

„Was? Warum? Wohin?“

„Keine Ahnung! Aber ich bin auf die Antwort gespannt.“, knurrte Murtagh.

//Dorn!//

//Ja?//

//Weißt du wo sie ist?//

//Draco? Ja. Sie ist schon fast am Waldrand.//

„Das bereust du noch!“, drohte er ihr.

„Murtagh, du solltest nicht allein fliegen.“, meinte Katrina beruhigend.

„Da hat sie Recht. Wir kommen mit.“, bestand Roran.

„Ich schaffe das auch allein!“

„Sicher, aber wir wollen Draco an einem Stück zurück.“

„Vielleicht habt ihr Recht… Aber Dorn und Saphira können uns nicht alle tragen.“

„Katrina und ich reiten euch nach."

Murtagh nickte noch einmal und eilte dann aus dem Raum. //Gnaden dir die Götter, Draco!//
 

Am Waldrand war es kalt. Beinah hätte Draco den Wechsel der Jahreszeiten vergessen. Der Winter. Mehr als einmal hat der Winter ihr Leben verändert. Sie zog ihren Umhang weiter zu und lehnte sich an Alagosmorn. Langsam glitt sie in den Schlaf, als plötzlich jemand sie bei den Schultern packte und heftig

schüttelte.

„Bist du von allen guten Geistern verlassen?“, brüllte Murtagh wütend.

„Wie? Was? Wo kommst du denn her?“, fragte Draco verschreckt.

„Antworte mir!“

„Nein, verdammt! Ich habe gute Gründe gehabt!“

„Offensichtlich nichts Gutes, sonst hättest du dich verabschieden können, oder?“

„Als du das letzte Mal hier bleiben solltest, hast du es auch nicht getan!“

„Ich war dir ja auch nur im Weg!“

„Das habe ich nie gesagt! Aber ich ein Unglücksbringer für dich!“

Nun war er verwirrt. „Wie meinst du das?“

„Wenn ich nicht wäre, wärst du schon lange mit Nasuada zusammen. Aber ich wecke wohl bei dir so eine Art Beschützerinstinkt, was sowohl eigenartig, als auch eine Behinderung für dich ist.“

„Du machst dir Vorwürfe?“

„Das und die Tatsache, dass ich wissen will wer ich bin.“

„Auf einmal?“

„Ich habe mich überwunden. Wer weiß? Wenn ich weiß was war, kann ich vielleicht meinen Weg finden?“

„Und da ist kein Platz für uns?“

„Doch sicher, aber… Was machst du hier? Weiß sie, das du hier bist?“

„Nein! Es reicht mir schon, dass ich mich mit dir streiten muss. Da muss ich mir nicht auch noch ihre Eifersuchtszenen antun, oder?“

„Das erklärt nicht, dass du mich gesucht hast.“

„Hat Senju sich nie Sorgen um dich gemacht? Oder Ivan?“

„Ivan schon, aber nicht Senju.“

„Warum?“

„Wir waren Diebe, wir mussten oft untertauchen oft für mehrere Tage.“

„Hast du ihn je danach gefragt?“

„Nein. Später erst vor … hm… doch. Kurz nachdem ich die Mortem wurde, als ich ihn endgültig abwies, schien ihn es zu freuen, wenn ich ihn besuchte.“

„So ein Idiot.“

„Was meinst du?“

„Ich mache mir Sorgen um dich! Alle sorgen sich um dich. Wir wissen nicht wie lange du noch unter dem Segen des Drachen stehst. Was wenn du dich in einem Kampf befindest, wenn du deine Kräfte verlierst?“

„Die… die Kraft hält nicht ewig?“

„Nein. Wir wissen nicht wie lange der Drache noch lebt, der dich gesegnet hat und selbst dann ist es nicht sicher, dass dich deine Kraft verlässt.“

„Als wäre mein Leben nicht schon kompliziert genug…“

Erschöpft ließ Murtagh sich ins Gras sinken.

„Vielleicht sollte ich dir bewusst machen, dass es nun Menschen gibt, die dir helfen wollen.“, erklärte er. Dorn kratze auf dem Boden herum. „Oh! Und Drachen, selbstverständlich.“ Draco lachte. Saphira landete neben Dorn.

„Sie lebt noch!“, erkannte Eragon.

„Nicht mehr lange!“, prophezeite Arya und stürmte auf den Mensch zu.

„Was hast du dir dabei gedacht einfach abzuhauen?“

„Himmel! Du auch?“, fragte Draco.

„Wie ich auch? Natürlich! … Was meinst du?“

„Schon gut. Aber ihr müsst verstehen, dass ich das allein machen muss.“

„Und du musst verstehen, dass wir dich nicht das allein durchziehen lassen.“, erklärte Murtagh.

„Genau! Arya wovon reden die?“, fragte Eragon.

„Woher soll ich das wissen?“, fragte Arya.

„Sie will nach ihren Wurzeln suchen.“

„Da kommen wir mit.“

„Warum zum Henker?“

„Weil es sicherer ist!“

„Ich reise allein!“

„Dann verfolgen wir dich!“

„Das werdet ihr nicht machen.“

„Und ob!“

Eragon und Arya saßen verdutzt im Gras und verfolgten die Diskussion unparteiisch.

„Dann schlag ich dich bewusstlos und schlepp dich mit!“, schrie Murtagh.

„Und du weißt auch in welche Richtung ich will?“

„Nach Carvahall!“

„Natürlich, weißt du das. Ich kenne die Richtung selber nicht!“

„Nach der Beschreibung, die du mir gegeben hast, kannst du nur Carvahall meinen.“

Stöhnend rieb sich Draco die Augen. „Ich kann euch nicht umstimmen?“, fragte sie mit einem geschlagenen Lächeln.

„Nein. Außerdem macht es mehr Spaß mit vielen zu reisen.“, stimmte Eragon zu.

„Na gut ich gebe auf.“

„Na endlich.“, lachte Murtagh.

Draco grummelte und kauerte sich enger an den Rappen. „Ihr solltet schlafen. Ich reise früh ab.“, erklärte sie.
 

Sie schlich am nächsten Morgen durch das Gras, damit sie die anderen nicht weckte.

„Das bringt nichts.“, bemerkte Arya. Draco zuckte zusammen und drehte sich wütend um.

„Du bist schon wach?“, fragte die Mortem.

„Sicher. Glaubst du wir lassen dich einfach so aus den Augen?“

„Die Hoffung stirbt zuletzt. Warst du die ganze Nacht wach?“

„Ich nicht. Aber er. Ich musste ihn schon fast anschreien, damit er schläft.“

„So ein Idiot! Er soll sein Leben auf die Reihe kriegen.“

„Das versucht er oder warum glaubst du folgt er dir auf Schritt und Tritt?“

„Arya! Das ist Blödsinn!“

„Wer weiß? Du willst Alagosmorn weiter mitnehmen?“

„Ich will nicht laufen, wenn ich mein Pferd dabei habe.“

„Das wird zu lange dauern. Schick ihn zurück und flieg mit Dorn.“

„Das werde ich mit Sicherheit nicht tun! Ich fliege mit keinem Drachen, verstanden?“

„Wie kann man nur so stur sein?“

„Übung. Weckst du die Jungs?“

Arya rollte mit den Augen und schritt zu den Schlafenden. Draco ritt schon einmal voraus. Die Drachen würden sie schon bald wieder einholen.
 

Zwei Tage dauerte der Ritt nur und dann standen sie in den traurigen Überresten von Carvahall. Die Lage kam Draco bekannt vor. Eragon standen Tränen in den Augen. Sein Heimatdorf war eine Ruine.

„Das werden sie mir büßen!“, zischte er.

„Eragon.“, sagte Arya.

„Das war ein Schlag zu viel! Ich bringe ihn eigenhändig um!“, fuhr er unbeirrt weiter. Murtagh sah sich die Fundamente an.

„Was denkst du?“, fragte Draco.

„Das er funktionieren könnte.“

„Etwas genauer bitte.“

„Wir könnten das Dorf wieder aufbauen.“

„Was geht dich dieses Dorf an?“

„Es ist die Heimat meines Bruders und meines Vetters und wahrscheinlich auch das meiner Mu…“, er unterbrach sich selbst.

„Schön es interessiert dich, aber wie willst du das anstellen? Wir haben weder Material noch Werkzeug.“

„Doch haben wir.“ Er hob seine Hände, wackelte mit den Fingern und zeigte dann auf den Wald und die Felsen unterhalb des Wasserfalls.

„Es könnte klappen…“, stimmte sie zu.

„Sehr gut!“ Er strahlte.

„Komm!“

„Wohin?“, fragte sie.

„Wir müssen wor dem ersten Schnee fertig sein.“

„Was? Das kann schon morgen sein!“

„Ich dachte du magst Herausforderungen?“

„Komm mir nicht auf die Tour! Ich bin dabei.“

„Dann hilf mir die Trümmer wegzuschaffen.“

Sie trugen die Überresten auf einen Haufen.

„Die Steine können wir noch brauchen.“, erklärte Draco.

„Was macht ihr da?“, fragte Eragon.

„Wir bauen dein Dorf wieder auf. Wobei du und wirklich helfen könntest!“, erklärte Murtagh.

„Was? Sicher! Klar! Warum bin ich da nicht selbst drauf gekommen?“

Draco warf Murtagh einen Fragt-der-uns-das-wirklich? -Blick zu und der Reiter zuckte grinsend die Achseln.
 

Von da an arbeiteten sie von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang. Sie schleppten Steine, Balken, fällten Bäume, mauerten, zimmerten, deckten Dächer und schreinerten. Arya ritt, als das Dorf wieder Gestalt annahm, zurück nach Ellesmera, um die alten neuen Dorfbewohner zu holen. Eragon und Murtagh zogen los, um Vorräte und das Nötigste zu kaufen. Zur Tarnung nahmen sie Alagosmorn mit. Draco ging in den Buckel jagen und kam mit reicher Beute zurück. Sie brachte in jedes Haus Fleisch, bis sie dann mit einer mittleren Portion Fleisch zu Rorans Hof aufbrach. In der letzten Nacht hatte es zu schneien begonnen und bis dahin nicht aufgehört. Dracos Zähne klapperten und sie freute sich auf ein warmes Feuer. Etwas flog auf sie zu. Sie wich ihm gerade noch rechtzeitig aus. Es war eine Mistgabel gewesen, die ihr Hemd zerrissen hatte.

„Was zum…? WOHH“ Etwas anders, nichts materielles, traf sie und schleuderte sie durch die Luft in eine Schneewehe. Draco versank im weißen Nass. //Was zum Henker war das? Was sollte das?//

„Hast du ihn erwischt?“, fragte ein Mann.

„Sicher. Er ist da drüben gelandet.“, sagte ein andere.

Draco setzte sich auf. Vor dem Haus stand eine Reihe von Leuten.

Familientreffen

„Wer bist du?“, fragte ein Mann.

„Das könnte ich euch auch fragen!“, stellte Draco klar.

„Garrow?“, fragte eine Frau am Waldrand.

„Selena?“, fragte der Mann. Draco sah mit offenem Mund zu, wie sich Bruder und Schwester in die Arme fielen.

„Selena! Wer ist das?“, fragte ein Mann. Er sah aus wie eine Mischung aus Murtagh und Dalaii.

„Morzan! Das ist mein Bruder- Garrow. Garrow das ist Morzan.“, erklärte Selena.

//Morzan? Morzan? Das darf nicht wahr sein! Ach du Scheiße!// Draco wusste, dass sie so weiß war wie der Schnee.

„Aha.“, brummte Garrow.

„Garrow!“, brüllte ein anderer Mann.

„Sloan!“ Sloan packte Garrow am Kragen.

„Was hast du deinem Bastard von Sohn beigebracht? ...“, er schimpfte weiter auf den Bauern ein. Selena versuchte Morzan dazu zu bewegen sie zu trennen. Doch der Abtrünnige rührte sich nicht. Draco ging am Ende dazwischen.

„Sloan! Ihr seid ein Trottel! Garrow war schon tot, falls ihr das vergessen habt!“, erinnerte sie ihn.

„Tot?“, japsten die Fremden.

„Ja… Ihr seid alle tot… Und wir haben Katrina befreit, nachdem sie nach eurem Tod von den Raz`zac entführt wurde. So und wer hat die Mistgabel nach mir geworfen?“ Garrow hob zögerlich die Hand.

„Und wer war das mit der Kraftwelle?“ Morzan hob die Hand.

„Verzeiht?“, der letzte, ein alter Mann, meldete sich.

„Ja?“

„Vielleicht solltet ihr uns das mal erklären- im Haus.“

Sie nickte einverstanden. Draco hob das halbgefrorene Fleisch auf und folgte den Toten ins Haus.

„Ihr friert. Wir sollten ein Feuer machen.“, schlug Selena vor.

„Sehr gut. Mist! Das war mein letztes.“, fluchte Draco. //Er wird mir nicht böse sein.// Sie zog sich in einem Stauraum um. Ihre Sachen waren nass und Murtaghs Kleidung war so groß, dass sie sie umschlagen musste. Ein Feuer brannte im Kamin und sie hing ihre Sachen auf.

„Also was wollt ihr wissen?“, fragte sie mit dem Rücken zur Feuerstelle. Die Auferstandenen saßen am Tisch.

„Fang mit deinem Namen an.“, bat Garrow.

„Ich bin Draconigena.“ Der alte Mann sprang auf und zog Kragen ihres Hemdes runter, sodass er ihre rechte Schulter sehen konnte- das Drachenmal.

„Das ist nicht wahr…“ Er schüttelte sich kurz und lächelte dann.

„Draco? Du bist aber groß geworden!“

„Brom, kennst du sie?“, fragte Garrow.

„Brom?“, fragte Morzan ungläubig.

„Ja, ich bin es und ja ich kenne sie. Garrow, du kennst sie auch. Die Kleine, die ich damals gefunden habe.“

„Was? Das ist sie?“

„Ja, sieh hier. Ihre Schulter verrät sie.“

„Dann war ich schon mal hier?“, fragte Draco.

„Ja, du warst aber noch klein.“, erklärte Brom.

„Mist! Warum hatte er recht?“

„Wer hatte Recht?“

„Ein Freund von mir.“

„Können wir auf das Thema zurückkommen?“, fragte Morzan gereizt. „Was meinst du damit, dass wir tot sind?“

„Genau das was ist. Und ihr seid sogar der erste mit Selena, dann Garrow, Brom und als letzter Sloan.“

„Aber was machen wir hier?“

„Woher soll ich das wissen?“

„Wie kommt es, dass wir wieder leben?“

„Muss ich darauf antworten?“

„Was bist du eigentlich?“

„Schmiedin, Diebin, Mortem.“

Morzan starrte sie ungläubig an. „Du sollst ein Drachenreiter werden?“

„Ja.“, Sie lächelte kalt und provozierend. „Und ich werde meine Aufgaben besser machen, als ihr.“

„Wenn du nicht noch ein halbes Kind wärst…“

„Ich weiß, dass ihr davor nicht zurück schreckt.“

„Ach, wirklich? Bin ich etwa so ein Monster?“

„Natürlich. Ihr macht nicht einmal vor eurem eigenen Fleisch und Blut halt. Euer Sohn war erst vier, nicht wahr?“

Morzan sog scharf Luft ein.

„Kennt ihr meinen Jungen?“, fragte Selena.

„Ja, er hatte vermutet, dass ich schon einmal hier war.“

„Wenn ihr Eragon kennt, dann wisst ihr doch auch sicher von Roran!“, vermutete Garrow.

„Wieso Eragon? Der Junge heißt Murtagh.“, stellte Morzan klar.

„Eragon ist Morzans Sohn?“, fragte Brom.

„Ist der da Eragons Vater?“, fragte Garrow wütend.

„Ich habe noch einen Sohn?“, fragte Morzan zornesrot. Selena versank gerade zu und war den Tränen nah.

„Ja.“, antwortete Draco für sie und stellte sich zwischen die beiden.

„Eragon ist dein Sohn. Als Selena sah, was du Murtagh angetan hast, floh sie zu ihrem Bruder. Denn Eragon war schon nachweisbar. Garrow nahm sie hier auf. Sie flehte ihn an den Kleinen aufzuziehen, denn er sollte nicht dasselbe Schicksal erleiden wie sein älterer Bruder. Doch sie musste zurück, denn der war dir ja noch ausgeliefert. Nach eurem Tod kam er dann an den Hof. Bis er schließlich ausriss und Eragon traf- kurz nach Broms Tod.“

„Nicht ganz. Ich lag im Sterben. Murtagh hat uns aus den Händen der Raz`zac geholt.“, erklärte Brom.

„Doch Murtagh wurde verraten und zu Galbartorix zurückgebracht. In einer Schlacht dann erklärte er Eragon dann alles. Er musste seinen Bruder verraten, damit niemand etwas von Eragons Erbe erfährt. Es gibt nur einen Sohn von Morzan.“

„Warum? Warum tut er das?“, fragte Selena.

„Weil Eragon Alagaesias Hoffung ist. Er ist Schattentöter- der erste freie Reiter. Ein Held der Varden.“ Freude und Trauer zogen gleichzeitig über Selenas Gesicht.

„Mein Sohn ist ein Drachenreiter?“, fragte Garrow.

„Dein Sohn, Bauer?“, fragte Morzan.

„Ich habe ihn aufgezogen. Du wusstest nicht einmal dass es ihn gibt! Selena, warum hast du deinen älteren Sohn nicht auch hergebracht?“

„Wie sollte sie einen schwerletzten Jungen in den Norden bringen. Seine Wunde überzog seinen ganzen Rücken.“

„Was hast du mit meinem Neffen gemacht?“, fragte Garrow Morzan.

„Nichts Weltbewegendes.“

„ Garrow, lasst ihn. Er erhält seine Strafe, wenn sein König fällt.“

„Was soll das heißen?“

„Die Varden sind noch nicht am Ziel.“

„Ich würde meine Jungs gerne einmal sehn…“, murmelte Selena. Dracos Lächeln wurde warm.

„Das wird eher kommen, als ihr denkt.“, erklärte sie.

„Woher kennst du die Brüder?“, fragte Brom.

„Durch einen Auftrag der Varden.“

„Aber du bist eine Mortem!“, postierte Morzan.

„Na und? Ich habe mein Ziel und das und nur das verfolge ich. Außerdem kann ich den König nicht leiden.“

Draußen erklangen Stimmen. Die Tür ging auf.

„Es sieht aus wie früher!“, rief Roran mit strahlenden Augen. Dann fiel sein Blick auf Garrow. „Va… Vater?“

„Roran!“

„Vater!“

Vater und Sohn umarmten sich. Eragon stolperte als nächster rein.

„Onkel?“

„Eragon.“, sagte Brom.

„Brom?“ Der Alte nickte.

„Oh! Brom!“

„Hallo, Junge.“

Überschwänglich fiel Eragon Brom in die Arme und dann Garrow. Katrina war zwar erst vor Sloan zurück gewichen, aber dann siegten die Familienbande doch. Murtagh lehnte in der Tür und sah sich die Glückseligen an. Dann sah er zu Draco, die mit ihrem Blick auf seine Eltern zeigte. Seine Miene verfinsterte sich zu einer kalten Maske.

„Murtagh, komm her! Das ist Garrow.“, stellte Eragon ihren Onkel vor.

„Hallo, freut mich dich kennen zu lernen.“, erklärte Garrow.

„Mich auch. Eragon hat mir einiges von euch erzählt.“

„Lass die Förmlichkeiten. Du bist mein Neffe! Lass dich ansehen. … Du bist kräftig. Man sieht, dass du viel trainierst.“

„Ähm… ja … woher? … Draco!“

Die Mortem lächelte entschuldigend.

„Lass sie. Wir haben sie gezwungen.“, erklärte Brom.

„Wie habt ihr das gemacht?“

„Murtagh?“, fragte Selena mit schwacher Stimme. Er warf ihr einen kurzen finsteren Blick zu, sodass sie zurückschrak und wandte sich an Draco.

„Warum trägst du meine Sachen?“

„Weil ich unglücklich in einer Schneewehe gelandet bin und weil ich mit einer Mistgabel beworfen wurde.“, erklärte sie mit der Stimme eines Märtyrers.

„Was hast du schon wieder angestellt?“

„Nichts! Ich war völlig unschuldig!“

„Sicher! Also?“

„Pah! Glaub doch was du willst!“

„Sie hat wirklich keine Schuld. Sie wollte nur ins Warme.“, erklärte Sloan.

„Dann entschuldige ich mich. Du musst morgen mit ins Dorf kommen, sonst kommen sie und holen dich.“, erklärte er.

„Da komme ich wohl nicht drum rum…“ Ihr Magen knurrte. „Verdammt!“

„Na dann koch ich was.“, erklärte Katrina und schnappte sich das Fleisch.

„Warte ich helfe dir.“

„Nix da! Du legst die Füße hoch. Denk dran du bist nicht so stark wie du dich fühlst.“

„Erinnere mich nicht dran.“

Selena fasste sich nun ein Herz und sprach Eragon an. „Eragon?“

„Ja.“

„Ich… du…“

„Eragon, das ist Selena, meine Schwester- deine Mutter.“, erklärte Garrow. Eragon starrte Selena verblüfft an und ihm stiegen die Tränen in die Augen. Dann schluchzte er in ihren Armen.

//Was ist mit dir?// fragte Draco Murtagh, nachdem sie seine Hand gegriffen hatte.

//Nein. Ich will nicht mit ihr reden.//

//Sei nicht so stur! Sie ist deine Mutter. Bei deinem Erzeuger verstehe ich dich vollkommen. Aber…//

//Vielleicht später, aber nicht jetzt. Bitte.//

//Schon gut.//

Er setzte sich auf eine Stufe und zog sie zu sich in die Arme. Sie sahen schweigend ins Feuer. Arya kam rein.

„Wo bist du gewesen?“, fragte Eragon.

„Horst` kleine Tochter ist erkältet. Ich habe mir sie mal angesehen.“, erklärte sie.

„Du kommst richtig. Der Eintopf ist gleich fertig.“

„Ihr Menschen seid schnell mit dem Kochen.“

„Normal nicht, aber Draco verhungert gleich.“

„Brom?“

„Hallo Arya. Überrascht?“

„Allerdings… Eragon?“

„Soll ich, Murtagh?“

Sein Bruder antwortete nicht. Eragon zuckte mit den Schultern.

„Junge bring mir was zu trinken!“, rief Morzan.

„Es gibt nichts für dich.“, erklärte Draco.

„Mit einem Drachenreiter im Rücken fühlst du dich stark, Kleines?“ Er zog sie auf die Beine. „Nun mein Sohn hat einen guten Geschmack. Du bist ungewöhnlich. Eine wilde Schönheit.“

„Normal würde ich mich über so ein Kompliment freuen, aber nicht jetzt. Lassen sie mich los.“

„Warum? Gefalle ich dir denn nicht? Jetzt dich Junge.“

Murtagh knurrte leise. Draco zwinkerte ihm verschwörerisch zu und er hielt inne.

„So wo waren wir?“, fragte Morzan und beugte sich zu ihr runter.

//Die Mutter seiner Söhne, die Frau die ihn liebt, sieht zu! Seine Söhne sehen zu! Dieser Mistkerl!// Draco holte aus und schlug mit aller Kraft zu. Ein hässliches Krachen gab Morzans Kiefer von sich, als er auf die Faust traf. Der Abtrünnige schrie, spuckte Blut und fiel zu Boden. Alle schwiegen, bis Murtagh zu lachen begann.

Draco zuckte gleichgültig die Schultern und meinte noch: „Probier das noch einmal und schlag feste zu.“

Morzan sah verwundert auf. Als sie sich setzte zog Murtagh sie wieder in seine Arme.

//Ich bewundere und verehre dich, Draco.//

//Danke, aber das war doch keine große Sache.//

//Für mich schon. Danke.//

„Essen ist fertig!“, rief Katrina ungerührt von den Ereignissen.

„Sag mal, Eragon, läuft da was zwischen den beiden?“, fragte Selena.

„Ich weiß nicht genau, aber ich hoffe es. Draco ist wirklich ungewöhnlich und ich will sie als Schwägerin.“

„Also meinen Segen haben sie!“

„Meinen auch.“, meinte Brom.

„Sehr gut! Dann könnt ihr euch ja unserem Gebetszirkel anschließen!“, schlug Arya vor.

„Wer sind ihre Eltern?“

„Sie ist eine Waise. Sie redet nicht über ihre Vergangenheit. Darin sind sie sich sehr ähnlich.“

„Hey! Das Essen wir kalt.“, erinnerte Katrina.
 

Während und nach dem Essen wurden die Geschichten erzählt, die sich um die Freunde drehten und Sloan bestand darauf, dass seine Enkel nach den Befreiern seiner Tochter benannt werden sollten. Er schloss Waffenstillstand mit Roran. Garrow und Brom staunten über Eragons Werdegang. Selena sah ihren Jüngeren stolz und ihren Älteren schuldbewusst an. Morzan schwieg gedemütigt. Draco und Murtagh saßen am Kamin und hörten den anderen schweigend zu. Immer wieder nickte Draco ein.

„Sollen wir schlafen gehen“, fragte Murtagh.

„Du kannst noch etwas aufbleiben, wenn du magst, aber ich kann nicht mehr.“, erklärte Draco.

„Ich lege mich auch hin. Macht es dir was aus neben mir zu schlafen?“

„Das fragst du mich erst jetzt, wo ich das schon oft genug getan habe? Woher diese Schüchternheit?“

„Ich will mir nicht auch so einen Schlag einfangen. Außerdem wird es sehr eng werden hier unten.“

„Dann schlafen wir eben oben auf den Stauräumen. Da wird es wenigstens warm werden.“

„Das war zweideutig.“

„Na und? Meinst du das kümmert mich?“

„Nasuada wird dich umbringen.“

„Ich hoffe, dass du mich beschützen wirst.“

„Wirst du dich beschützen lassen?“

„Mit Sicherheit nicht! Ich habe immerhin einen Ruf zu verlieren!“

„Dann wird es wenigstens echt wirken…“

„Hmhm…“

„So! Ab ins Bett.“

Er zog sie mit sich auf und trug sie eine Leiter hoch.

„Was machst du?“, fragte Brom.

„Sie schläft.“, erklärte er.

„Ist gar nicht wahr!“, protestierte Draco schläfrig.

„Ach? Dann bist du eben nicht immer wieder eingeschlafen?“

„Pah!“

„Wollt ihr da oben schlafen?“, fragte Roran.

„Die schlafen zusammen?“, fragte Sloan und sämtliche Blicke der Toten wurden skeptisch.

„Sicher. Die sind unzertrennlich.“, erklärte Eragon. Broms Augen wurden schmal.

„Eragon wenn ich auch sterben soll, dann ramm mir bitte ein Schwert in die Brust. Aber tu es nicht auf so eine hinterhältige Weise, ja?“, bat Murtagh.

„Ich komm darauf zurück.“, warnte Eragon.

„Eragon!“, rief Selena.

„Schon gut, Mutter. Draco wird deinen Erstgeborenen nicht verführen. Er wird seine Unschuld waren.“

„Eragon! Weißt du was du da sagst?“, fragte Murtagh.

„Ich hoffe doch die Wahrheit.“

„Dann hoff mal schön weiter.“

„Was? In welchem der beiden Punkte irre ich mich?“

Murtagh grinste und trug die tiefschlafende Draco weiter hoch. Er deckte sie mit seinem Umhang zu und schlief dann selber an.
 

Nachdem er sich von seinem ersten Schock erholt hatte, kicherte Eragon.

„Eragon! Das ist nicht witzig!“, erklärte Brom.

„Nein sicher nicht, aber vielleicht ist auch deswegen alles so leicht.“

Helden und Schurken

Jemand rüttelte an ihrer Schulter- ganz leicht, aber bestimmend. Draco murrte leise und kuschelte sich näher an den warmen Körper.

„Nicht wieder einschlafen!“, schmunzelte eine Stimme.

„Will noch nicht aufstehen!“, brummte Draco.

„Bin ich so bequem?“

„Ja.“

„Dann darf ich bei dir einziehen?“

„Du bist schon eingezogen- auch ohne meine Erlaubnis!“

„Ja, aber mit deiner Erlaubnis darf ich auch in deinem Bett schlafen.“

„Wenn ich darin liege oder nicht?“

„Ganz wie du willst.“

„Weißt du das ganze hier klingt wie ein Heiratsantrag.“

„Sei nicht böse, aber ich übe für Nasuada.“

„Sehr gut. Ich habe mir schon einen Fluchtplan ausgedacht.“

„Ich muss wirklich ein Monster sein…“

„Natürlich! Ein liebenswerter kleiner Dämon.“

„Du bist definitiv wach.“ „Ganz im Gegensatz zu den anderen.“

„Ja, die haben auch noch ordentlich gefeiert.“ Draco setzte sich auf.

„Hey! Ich habe mich gerade mit der Idee angefreundet liegen zu bleiben, da stehst du auf!“

„Ich bin hellwach. Ich brauche Bewegung.“

„Du gehst raus?“

„Hier ist nicht genug Platz.“

„Warte ich komme mit.“ Sie zogen sich schnell an. „Sollen wir eine Nachricht für deine Eltern hinterlassen?“

„Meinst du es kümmert sie was mit mir ist?“

„Murtagh!“

„Nein.“ Draco ließ das Thema auf sich beruhen und kletterte die Leiter runter. Sie huschten raus. Nach wenigen Metern begann sie zu rennen.

„Warte!“, rief er hinter ihr.

Sie stolperten, schlidderten, fielen hin und lachten. Ein Schneeball traf Murtagh am Kopf.

„Du Hexe!“, knurrte er und warf selber ein Geschoss.
 

Es war später Vormittag als sie wieder in Rorans Haus standen, durchnässt, durchgefroren, mit roten Wange und durchweg lachend und neckend.

„Wir haben uns Sorgen gemacht!“, sagte Arya.

„Tut uns leid, aber das musste sein.“, entschuldigte sich Murtagh, während er Draco ihr trockenes Hemd zu warf.

„Was habt ihr denn gemacht? Wart ihr schwimmen?“

„Schwimmen? Bei dem Wetter? Bist du von Sinnen?“

„Verzeihung. Euer Frühstück steht auf dem Tisch.“

„Danke. So du bist dran.“, erklärte Draco und schwang sich runter.

„Vielen Dank, Lady.“ Er kletterte hoch, während sich Draco über ihre Mahlzeit hermachte. Selena gesellte sich zu ihr.

„Kann ich mit euch reden?“, fragte sie.

„Sicher.“

„Ihr versteht euch gut mit meinem Sohn.“

„Ja.“

„Ihr müsst wissen, dass ich ihn nicht dieser Gefahr aussetzen wollte. Ich habe es zu spät erkannt.“

„Ich weiß.“

„Dann versteht ihr mich?“

„Nur teilweise. Seht: Ich bin eine Waise. Ich kann es nicht mit ansehen, wenn es so viele Wunden in einer Familie gibt- oder bei einem von ihnen.“ „Es war nicht meine Absicht…“

„Ich weiß, aber das ist daraus geworden. Ich mache euch keine Vorwürfe- Götter bewahrt mich!“

„Danke. Das ihr seine Wunden heilt.“ Ihr Blick wurde merkwürdig sanft.

„Ich bin das nicht. Das ist eine andere.“, erklärte Draco.

„Sicher!“

//Warum glaubt mir keiner?//

„Wir sind Weggefährten. Wenn es an der Zeit ist, werden sich unsere Wege trennen.“

„Merk euch meine Worte: Man sieht sich immer zweimal im Leben.“ Damit stand sie auf und ging.

//Was meint sie damit? War das gerade?//

Eragon setzte sich neben sie.

„Das war die Lizenz meinen lieben Bruder vor den Altar zu zerren.“, erklärte er. Draco wurde blass. „Ich mache das bestimmt nicht! Man müsste mich dorthin zerren.“

„Dann freue ich mich auf die Zukunft.“

„Diese Familie ist ein Kreuz!“

„Pass auf! Wenn Murtagh erst einmal Ivan überzeugt hat…“

„Vergiss es!“

Er lachte.

„Habe ich einen Witz verpasst?“, fragte Murtagh und zog seine Schüssel zu sich.

„Nein. Deine Familie leidet nur an Wahnvorstellungen.“, erklärte Draco und warf Eragon einen vernichtenden Blick zu.

„Götter sei dank, dass ich Einzel… Waise bin!“

„Woher der Sinneswandel?“

„Das ist in dieser Situation so ziemlich der einzige Vorteil.“

„Verstehe. Kommst gleich mit ins Dorf?“

„Werde ich trocken ankommen?“

Er lachte.

„Das kann ich nicht versprechen.“

„Ich gehe! Mir wird es hier zu warm!“, verkündete Eragon und sprang auf.

„Das meintest du mit Wahnvorstellungen!“

„Ja. Arya hat sie angesteckt!“

„Sie muss sich in Dras Leona angesteckt haben…“
 

„Da kommen sie!“, rief ein Junge aus dem Dorf, als die vier Freunde auf der Hauptstraße ins Dorf gingen. Schneller als erwartet strömten die Bewohner aus ihren neuen Häusern. Anerkennung und Dankbarkeit waren fast greifbar. Sie wurden ins Morns neue Schenke getrieben. Horst kleine Tochter unterhielt sich prächtig mit Murtagh, worüber sich Eragon lustig machte. Horst versuchte Draco einen seiner Söhne schmackhaft zu machen. Arya kümmerte sich um kleinere Gebrechen. Die jüngste Dorfbewohnerin begann zu wimmern.

„Was hast du?“, fragte Murtagh verzweifelt.

„Ich glaube sie hat Hunger.“, murmelte Draco und nahm die Kleine und brachte sie zu ihrer Mutter.

„Warum hast du sie weggebracht?“, fragte Murtagh anklagend.

„Du bist ein wirklich komisches männliches Wesen, wenn du ein Baby stillen kannst.“, erklärte Draco.

„Oh…“

Sie lachten.

„HEY!“, rief Horst und das Dorf verstummte. „Also ich möchte euch in Namen des ganzen Dorf danken. Ihr hatten schon alle Hoffung aufgeben wieder nach Hause zu kommen. Danke.“

Das Dorf stimmte ihm zu.

„Aber ich muss noch zwei, nein drei Dinge los werden. Erstens: Leute Ich möchte euch Selenas älteren Sohn vorstellen! Steh auf Mann!“

„Tu ihnen den Gefallen.“, flüsterte Draco und schubste ihn. Er stand auf und kletterte auf seinen Stuhl.

„Der gehört zu Selena?“, fragte einer.

„Ja. Nun Recke! Du musst eins Wissen: Jeder junge Mann warb zu seiner Zeit um deine Mutter. Dein Vater muss ein glücklicher Mann sein.“

„Ja…“, murmelte Murtagh und zwang sich zu einem gequälten Lächeln.

„So komme ich zum Zweiten Punkt: Ihr seid Helden- Heilige für uns. Wir sollten euch warnen. Ich schlage vor jedes Jahr um diese Zeit ein Fest zu euren Ehren zu halten. Wer ist dafür?“

Ein zustimmendes Brüllen ertönte. „So viel dazu… Aber ich habe noch eine Bitte. Wir wissen, dass für euch nichts unmöglich ist. Daher bitte ich euch befreit das Land von Galbartorix.“

„Darum braucht ihr uns nicht zu bitten. Das haben wir auch so vor.“, erklärte Eragon.

„Na dann ist ja alles klar! So und jetzt wird gefeiert.“ Zwar gab es nicht so viel Bier oder zu Essen, was die Stimmung jedoch nicht dämpfte.

„Wo stecken eigentlich Roran und Katrina?“, fragte Morn.

„Die weihen ihr neues Haus ein.“, erklärte Eragon und zog eine Grimasse. Eigentlich sind sie zu Hause geblieben, um die lebenden Toten zu hüten.

„Mach nicht so ein Gesicht, Junge!“

„Junge? Ich bin mittlerweile erwachsen!“ „Du wirkst nicht so erwachsen. Du bist ein Milchgesicht.“

„Danke! Weißt wie frustrierend das für mich ist?“

„Mach dir nichts draus. Ich war bis ich 25 war so wie du.“

„Du meinst das hält nicht ewig?“

„Nein. Und die Frauen schreckt es auch nicht ab.“

„Das glaub ich nicht.“ Er warf einen sehnsüchtigen Blick zu Arya.

„Mein Gott! Eragon! Fang doch nicht mit einem so hohen Ziel an!“

„Aber… Es ist zum verrückt werden.“

„Willst du meinen Rat?“

„Ich will jeden Rat!“

„Gut. Such dir ein anderes Mädchen. Warte! Lass mich ausreden! Weiß sie das du auf sie aufmerksam bist?“

„Ja.“

„Dann wird sie sich doch wundern, warum du dich auf einmal jemand anders zuwendest.“

„Du meinst ich soll sie eifersüchtig machen?“

„Gscht! Das klingt so negativ. Aber das Prinzip hast du verstanden.“

„Danke, dann brauch ich noch ein nettes Mädchen.“

„Frag doch mal deinen Bruder ob er eins kennt.“

„Morn!“

„Oder Draco.“

„Schon besser…“

Der Reiter ging zu Draco, die einigen Kindern gerade Geschichten erzählte. Er wartete bis die Geschichte zu Ende war.

„Draco kann ich mal kurz unter vier Augen mit dir reden?“, fragte er nervös.

„Sicher. Ich komme gleich wieder.“

Sie gingen raus. „Also?“

„Hör zu! Also… ähm … wenn das hier alles vorbei ist, dann brauche ich deine Hilfe. Ich will ein Mädchen eifersüchtig machen.“

„Und du willst, dass ich dir helfe? Vergiss es!“

„Aber ich brauch dich!“

„Ja und mit ein bisschen Glück bin ich dann das nächste Objekt deiner Pläne.“

„Was? Nein! Aber du sollst mich einem netten Mädchen vorstellen.“

„Puh! Ich dachte schon!“

„Das habe ich gemerkt. Und?“

„Ich bin dabei.“

„Sehr gut! Dann müssen wir nur noch Galbartorix ausschalten.“

„Und das wird noch der einfache Teil sein?“, fragte Draco skeptisch.

„Das hoffe ich doch…“

„In was für einer Traumwelt lebst du?“

„Als ob du niemals rum spinnen würdest.“

„Schuldig.“

„Wo wir schon beim Thema sind… Hast du mit meinem Bruder geschlafen?“

„Nein.“

„Aber was hat er dann gestern Abend dann gemeint?“

„Sicher nicht das.“
 

„Ich komme mir vor wie ein Held.“, erkannte Murtagh auf dem Heimweg.

„So wurdest du auch nur eine Millionen Male heute genannt!“, erinnerte Draco ihn grinsend.

„Das ist so ungewohnt für mich.“

„Für mich auch.“

„Du bist noch nicht einmal Drachenreiter und schon so berühmt wie ich!“

„Da bin ich mir nicht so sicher. Deine schlechten Kunden kennt jeder.“

„Nicht heute, bitte.“

„Na gut. Und was machen wir als nächstes?“

„Was meinst du?“

„Wir haben eine Jungfrau gerettet. Eine selbstlose Tat begannen. Uns gehen die Möglichkeiten aus.“

„Hm… Wir haben doch noch einen Tyrannen den wir erledigen müssen.“

„Dann steht der ganz oben auf unserer Liste?“

„Stand der jemals auf dem zweiten Platz?“

„Wir hatten zwischen durch andere Prioritäten.“

„Das ist wahr. Du bist übrigens mein Held.“

„Danke, aber das ist eine schlechte Wahl.“

„Warum denn das?“

„Weil du es warst, der mich vor dem Priester bewart hat, der das Ei geformt hat und der die Idee hatte das Dorf auf zu bauen. Ich habe immer nur mitgemacht.“

„Erstens stimmt das nicht und zweitens, wäre ich ohne dich immer noch in Uru Baen. Ich kenne keinen, der mir so blind vertraut hätte wie du. Du hast Islanzadi von mir überzeugt und bist ohne mit der Wimper zu zucken nach Dras Leona gegangen. Außerdem ist es bewundernswert wie du an deinem Traum festhältst.“

„Du willst das ich wieder rot werde, oder?“

„Nein. Ich meine es ernst.“

„Danke…“, murmelte Draco leise.

„Bitte. Das musste mal raus.“

„Und es klang auch wieder wie eine Liebeserklärung.“

„Wirklich?“

„Ja.“

„Hoppla. Das wollte ich nicht. Kein Wunder das du gezweifelt hast.“

„Danke.“

Sie schwiegen, bis sie Kampflärm aus Rorans Haus hörten.

„Was…?“, fragte Draco.

„Morzan!“, zischte Murtagh wütend und rannte los. Draco folgte ihm. Er lag richtig. Morzan wurde erfolglos von Roran, Brom und Sloan zurückgehalten auf Selena loszugehen, vor der Garrow schützend stand. Aber die vier Männer waren nicht stark genug. Der Abtrünnige packte sie an der Kehle und schlug ihr ins Gesicht. Selena schrie zwar nicht, aber stumme Tränen rannen über ihre Wangen. Das riss alte Wunden bei Murtagh auf. Damals als so etwas geschah war er schwach und machtlos gewesen. Doch nun konnte er es mit seinem Erzeuger aufnehmen.

„Lass sie sofort in Ruhe.“, warnte er ihn.

„Hört! Der Junge redet mit mir. Warte du bist auch noch dran.“

Morzan wandte sich wieder Selena zu und holte aus. Murtagh fing den Schlag ab.

„Ich bin kein Junge mehr und ich sagte dir du sollst die Finger von ihr lassen!“

„Was wenn ich es nicht tue? Kommt dann die böse Mortem und haut mich?“

„Das überlasse ich Draco. Aber ich habe ältere Schulden zu begleichen.“

„Wenn du mir für dein Leben danken willst, dann sei brav, hol mir noch ein Bier und warte bis du an der Reihe bist.“

„Du bist ein widerlicher, arroganter Schänder!“

„Sprich nicht in so einem Ton mit mir Junge! Ich bin immer noch dein Vater!“

„Und wovon träumst du nachts? Glaubst du ich würde jemanden wie dich akzeptieren? Ganz ehrlich? Ich schäme mich für dich und ich pfeife auf dein Blut in meinen Adern. Ich wäre lieber tot, als akzeptieren zu müssen dein Sohn zu sein. Und jetzt lass sie los.“

„Ach! Deine herzlose Mutter, die dich in meiner Obhut ließ, verteidigst du? Sie war nicht da um dir zu helfen. Sie musste deinen kleinen Bruder in Sicherheit bringen. Dich hat sie im Stich gelassen. Sie ist nicht besser als ich, oder?“

„Murtagh, das stimmt nicht!“, wimmerte Selena.

„Was bist du nur für eine Mutter. Ziehst ein Kind dem anderen vor und lässt zu das es in meiner Gegenwart bleibt. Dann wurdest du dich, dass er dich hasst.“, höhnte Morzan.

„Ich tue das nicht für sie.“, erklärte Murtagh kühl.

„Dann bist du doch nicht so dumm wie ich dachte. Aber du bist ein Schwächling. Von den Elfen verweichlicht. Ein richtiger Mann würde nicht so viel reden.“

„Ich soll mich mit einem Betrunkenen schlagen?“

„Wenn du nicht den Anfand machen willst…“ Morzan holte aus, aber traf nur einen Balken. Er war so verwirrt, dass Murtagh ungehindert einige Schläge verteilen konnte, bis sein gegenüber am Boden lag. Als der Recke noch weiter auf ihn einschlagen wollte, warf Selena sich da zwischen. Er bremste sich rechtzeitig.

„Nein, bitte. Er hat doch genug.“, flehte sie. Er knurrte und wischte sich das Blut ab, das seit einem von Morzans Schlägen aus seinem Mundwinkel lief.

„Warte. Lass mich das machen.“, erbot sich Selena.

„Fass mich nicht an!“, mahnte er.

„Es tut mir leid. Murtagh bitte! Lass es mich erklären.“ Sie wollte ihm die Hand auf den Oberarm legen, doch er zog ihn wütend weg.

„Ich sagte: Fass mich nicht an. Kümmere dich um deinen Sohn. Ich bin fertig mit euch.“

Damit stapfte er wütend raus und verriegelte seinen Geist vor allem. Selena wollte ihm nach rennen, doch Draco hielt sie zurück.

„Lasst ihn. Er braucht nun ein wenig Zeit.“, erklärte sie. Hilflos schluchzte sie an ihrer Schulter.

„Er hasst mich! Mein Junge, mein Kleiner. Ich kenne ihn nicht einmal.“

„Ich bin mir sicher er hasst euch nicht. Er ist nur so stur wie ich und sehr verletzt.“

„Ich wollte, aber konnte ihn nicht mitnehmen. Die Wunde war tief. Er hätte sterben können! Ich wollte wiederkommen- auch ihn in Sicherheit bringen, aber…“

„Ich weiß. So etwas in der Art konnte ich mir denken. Hört, er mag vielleicht stur sein, aber er hat ein gutes Herz.“

„Ihr kennt ihn gut.“

„Wir einige ähnliche Dinge durchgemacht. Macht euch keine Sorgen, wenn er nicht kommt suche ich nach ihm, sobald es dunkel wird.“

„Danke. Ich kenne euch noch weniger als ihn, aber passt gut auf meinen kleinen Jungen auf… auch wenn er es nicht mehr ist.“

„Doch das ist er und wird er immer bleiben.“

Selena erzählte ihr von den einigen Malen, als Morzan sie zu Murtagh gelassen hatte. Es wunderte Draco nicht im Geringsten, dass sie sich an jede Kleinigkeit erinnerte. Die Männer hatten den bewusstlosen Morzan in einen Raum gesperrt in dem er ausnüchtern konnte. Gegen Sonnenuntergang, als Eragon und Arya wiederkamen und der Schneesturm stärker wurde, schlief Selena erschöpft ein. Draco saß angespannt am Tisch. Ihr Rucksack lehnte gepackt an der Wand. Schließlich, als man die Hand nicht mehr vor Augen sah und die Luft tödlich kalt war, packte sie ihn und steckte sich ihren Ohrring an.

„Was hast du vor?“, fragte Brom.

„Ich werde mein Versprechen halten.“, erklärte sie.

„Du bist wahnsinnig! Es reicht, wenn einer da draußen stirbt.“

„Ich werde gehen. Was habe ich schon zu verlieren- außer mein Leben?“

„Reicht das nicht?“

„Pass gut auf sie auf, Brom.“

„Draco! Warte!“

Zu spät. Sie rannte raus. Ihre Gestalt verschmolz mit der Dunkelheit und das Geräusch ihrer Schritte verklang im Sturmwind.

//Dorn!//

//Draco? Was ist bei euch los?// Die Drachen hatten sich im Buckel versteckt.

//Murtagh ist weg.//

//Was? Bei dem Wetter?//

//Seine Eltern.//

//Wie… Egal! Wo bist du?//

Sie sandte ihm ein Bild zu.

//Menschen! Wie willst du ihn in der Dunkelheit finden?//

//Was meinst du, warum ich dich rufe?//

//Er ist in der Nähe der Wasserfälle. Wir treffen uns da.//

//Bis gleich.//

Ihr Atem schmerzte vor Kälte und dauerte lange bis sie die Wasserfälle hörte. Dort war alles vereist, sodass sie ausrutschte und sich wehtat. Warmes Blut lief über ihre Knie. //Wenigstens bin ich noch nicht erfroren…// Auf allen vieren und ihrem Dolch und Schwert als Krallen krabbelte sie über den Boden. //Dafür ist er mir was schuldig!//

//Da bist du ja! Schnell! Er bewegt sich nicht mehr!//

//Ein schlechtes Zeichen.//

//Ach! Was du nicht sagst!//

//Ist hier ein Unterschlupf in der Nähe?//

//Ja, da vorne. Etwa fünfzehn Meter rechts von dir.//

Draco schulterte den leblosen Körper und krabbelte weiter in die Höhle, die groß genug war, das Dorn mit rein passte.

//Dorn, entzünde bitte diese Fackel, ja?//

Die Fackel war in ihrem Rucksack gewesen. Vorsichtig nutzte Dorn sein Feuer und die Fackel brannte. Sie rammte sie in den Boden und untersuchte den Reiter. Außer einer Platzwunde am Kopf und einer lebensgefährlichen Unterkühlung schien ihm nichts zu fehlen.

„Warum immer ich?“, fragte sich Draco, als sie ihm die steif gefrorenen Sachen auszog.

//Weil du sein Schutzengel bist!//

„Habe ich irgendwo was unterschrieben?“

//Ich wollte dich nur aufmuntern. Was soll das?// Sie legte den Reiter an den warmen Bauch seines Drachens.

„Du bist wärmer als ich.“, erklärte sie. Dorn schnaubte und flog davon.

„Hey! Du kannst mich doch nicht so hängen lassen!“ Doch das konnte er und tat es auch.

„Na toll! Das ist eine Verschwörung!“

Sie schleifte Murtagh tiefer in die Höhle, weg vom Eingang und machte ein Feuer. Das Holz hatte sie mitgenommen. Dann wickelte sie ihn in eine Decke. //Witzlos. Arghr! Wenn ich es nicht tue, stirbt er. Wenn ich es tue, bringt mich Nasuada um. Hmm.. Als Geist könnte ich ihn heimsuchen… Oh Götter! Das wird mir noch Leid tun.// Sie zog sich aus, schmiegte sich an ihn und deckte sie beide zu. Bevor sie schlief, dachte sie sich alle Gemeinheiten aus, die sie ihm nach ihrem Ableben antun wollte.
 

Als sie schlief, kehrte Dorn zurück. Triumphierend zog er die beiden an seinen Bauch und legte seine großen Flügel schützend um sie.
 

In dieser Nacht rief der König seine dreizehn wiedererweckten Diener und den Schatten Durza im Schlaf an. //Bringt mir meinen Erben!// Befahl er. Er sandte ihnen das Bild einer jungen Frau in einer Rüstung.
 

In Carvahall schreckte Morzan aus dem Schlaf. Er hatte sie erkannt. //Ich bringe sie euch//, mein König. Ein böswilliges Lächeln verzerrte das trügerisch schöne Gesicht.

Streit, Reue und Rache

Geduldig lag Draco unter Dorns Flügel. Wann würde er endlich aufwachen? Sie hatte nicht verhindern können, dass sie direkt nach dem Aufwachen rot geworden war. Unwillig drehte sie den Kopf, um ihn anzusehen. Blass und kühl war er immer noch und seine Lippen waren bläulich. //Das kann noch dauern…// Wenigstens verbarg Dorn neugierige Blicke vor ihnen.

Gegen Mittag rührte er sich zum ersten Mal. Schnell griff Draco nach ihrem Hemd und zog es sich über. Dann zog sie ihm seine Hose an. Sie vermied es unter dem Flügel heraus zu gehen, denn da war es ihr zu kalt. Draco spielte mit einigen Steinen, als Murtagh aufwachte.

„Wo bin ich?“, fragte er.

„Du bist von einer Lebensgefahr in die andere geraten.“ Draco warf ihm einen kühlen Blick zu. „Was macht dein Kopf?“, fragte sie.

„Tut weh.“

„Ausgleichende Gerechtigkeit.“

„Warum hast du kaum was an?“

„Weil so ein Trottel gestern beinah erfroren wäre.“

„Moment! Heißt das du hast die ganze Nacht so neben mir verbracht?“

„Nein!“

„Götter sei dank!“

„Wir waren nackt und ich lag auf dir.“ //Das musste einfach sein!// Murtagh erstarrte. „Hm… Das ist ein lustiges Bild. Dunkle Haare und Augen, blaue Lippen und knallrotes Gesicht.“

„Du… hast das nicht wirklich getan, oder?“

„Lebst du noch?“

„Ja?“

„Dann habe ich es getan.“

„Oh…“

„Keine Sorge. Es war zu kalt.“

Er lachte freudlos. „Haben noch andere nach mir gesucht?“

„Nicht das ich wüsste. Aber kommen wir zum unangenehmen Teil.“

„Ich dachten den hatten wir schon.“

„Nein! Der kommt jetzt. Also: Du musst mit jemanden reden.“

„Mit Selena?“

„Ja. Guck nicht so als hättest du saure Milch getrunken! Sie ist deine Mutter!“

„Schöne Mutter! Keine Menschenkenntnis und lässt ihr Kind im Stich.“

„Weißt du noch in was für einem Zustand du warst?“

„Wie könnte ich das vergessen!“

„Hast du schon mal daran gedacht, dass sie zurückgekommen ist, um dich zu retten?“

„Selbst wenn! Wohin hätte sie mich bringen sollen? Falls du es nicht bemerkt haben solltest: Ich sehe meinem Erzeuger sehr ähnlich!“

„Meine Güte! Bist du verbittert!“

„Pah! Was weißt du schon?“

„Genau, was weiß ich schon?“ Draco rollte sich unter den Flügel und packte ihre Sachen. Sie schlüpfte in Hose und Stiefel und stopfte den Rest in den Rucksack.

„Wenn du willst, können wir tauschen.“, schlug Murtagh bissig vor.

„Nur zu gerne!“, rief Draco wütend. „Weißt du, dass ich dich beneide? Du hast etwas, was mir fehlt, eine Antwort, die ich mein Leben gesucht habe und von der ich nicht weiß wann ich sie finde! Deine Mutter weint sich vor Schuld die Augen aus und du spielst den widerlichen, arroganten Schänder!“

Bewusst hatte sie dieselben Worte gewählt wie er, um Morzan zu beschreiben. Er nahm tief Luft.

„Bestimmt! Morzan als Erzeuger zu haben, wäre etwas, was auch ich nicht jedem auf die Nase binden würde. Aber… aber… Ach! Verdammt! Mach doch was du willst! Du bist alt genug. Lass dir nur noch eins gesagt sein: Je mieser du Selena behandelst, desto offenkundiger wir deine Verwandtschaft zu ihm.“

Zornig stapfte sie aus der Höhle.

Ebenso wütend und auch etwas verwirrt saß Murtagh noch auf dem Boden und starrte Löcher in die Luft. Dann gab es einen Knall und Draco schrie leise auf.

„Draco!“, rief er und eilte zum Höhleneingang. Morzan und Selena standen da. Der Abtrünnige packte Draco am Kragen. Sie wehrte sich nicht. Blut floss ihren Nacken hinab.

„Nein!“, keuchte Murtagh leise.

„Komm schon!“, befahl Morzan Selena. Sie zuckte zusammen und packte seinen Arm.

„Nein! Lasst sie hier! Was habt ihr vor!“, schrie der Reiter.

„Wir nichts! Der König wird sich ihrer annehmen. Bis bald, mein Sohn!“

Morzan murmelte noch etwas auf alt elfisch und dann verschwanden die drei in einem Blitz aus reinem Licht.

„NEEEIIINNN!!!!“, schrie Murtagh. Wut, Verzweiflung, Schuld, Reue und das vertraute Gefühl der Machtlosigkeit brachen auf ihn ein. Er stürmte aus der Höhle und fiel mehr, als das er lief den Berg hinab ins Dorf. Die Dorfbewohner beachtete er nicht. Ebenso wenig, wie die Kälte, die ihn umgab. Eragon und Arya waren sein Ziel- ihre Hilfe. Dorn flog über ihm und versuchte ihn vergebens zu erreichen. Etwas Warmes lief über sein Gesicht und die nackte Brust. Genau wie an seinen Händen, Knien und Ellebogen. Nicht einmal Stiefel trug er. Er fiel in die Stube und hielt sich gerade so am Türrahmen fest. Murtagh keuchte und schnappte nach Luft, während er versuchte zu erklären was passiert war. Nasuada, die ihn verwirrt ansah, bemerkte er nicht.

„Ruhig! Setz dich.“, schlug Brom vor. Er schüttelte den Kopf. Der Alte drückte ihn mit sanfter Gewalt auf einen Stuhl.

„Eragon, Arya!“ Die beiden begannen seine Wunden zu heilen.

„So! Was wolltest du uns sagen?“, fragte Brom.

„Morzan bringt Draco zum König!“, erklärte er.

„Warum sollte Galbartorix Nutzen für eine Verräterin haben?“, fragte Nasuada. Murtagh sah auf.

„Seid wann bist du denn hier?“

„Schon seit einer Stunde und du?“

„Das ist doch egal! Vermutlich hat er raus gekriegt, dass sie das mit dem Ei war.“

„Genau wie du!“, erinnerte ihn Arya.

„Ja, aber ich habe mehr zu verlieren, deshalb traut er mir so eine Dummheit nicht zu!“

„Das klingt nach einem Geschäft bei dem du nicht verlieren konntest, als sie dich um Hilfe bat.“

„Er wird sie bestenfalls kurz und schmerzlos beseitigen. Wir müssen nach Uru Baen!“

„Sicher! Sobald du Leute findest, die freiwillig mit dir ziehen.“

„Was ist mit den Varden? Mit einem direkten Angriff rechnet Galbartorix am wenigsten.“

„Wir sind zu wenige und die Stadt ist ein Labyrinth. Es heißt unter ihr sei ein Netzwerk von Tunneln und Schächten. Es gibt niemanden, der sich da auskennt. Außer vielleicht Draco.“

„Mist! Warum kann der König nicht in Dras Leona… Senju! Ferra! Na klar!“

„Bedeckt eure Augen! Ihm geht ein Licht auf!“

„Senju ist ein alter Freund von Draco- er liebt sie abgöttisch! Er würde alles für sie tun. Und das Beste er ist der Fürst der Diebe von Uru Baen.“

„Du willst einen Dieb um Hilfe bitten? Hast du keine Ehre?“

„Nein, die habe ich schon lange verloren. Ich versuche nur zu retten was zu retten ist.“

„Wie du meinst! Wer ist diese Ferra?“

„Die Fürstin der Diebe von Dras Leona. Sieh hat sehr schlaue Leute ihn ihrem Rat und auch sie würde uns sicher helfen.“

„Du meinst dir und Draco!“, zischte Nasuada wütend.

„Nein! Das heißt ich mache das auch alleine, aber wie würde es denn um dich stehen, wenn nicht die Varden sondern eine dahergelaufene Bande von Straßenkindern und ähnlichem Pack den König stürzt?“

Nasuada zog eine Grimasse.

„Schon gut, Bruder. Ich helfe dir.“, sagte Eragon und drückte seine Schulter.

„Ich auch.“, erklärte Arya.

Murtagh lächelte und nickte. Sein Blick wanderte zu Nasuada, die die Zähne zusammenbiss.

„Na schön! Wenn du es schaffst, dass wir in die Stadt kommen ohne gesehen zu werden, dann sind wir da.“

„Geht doch!“ Er schauderte.

Dorn warf seinen Umhang, Stiefel und sein Schwert durch die offene Tür.

//Wo ist denn mein Hemd?//

//Ich weiß nicht? Hattest du eins an?//

//Glaubst du ich renne halbnackt durch die Gegend, im Winter?//

//Ich habe sogar einen Beweis dafür!//

„Wo ist mein Hemd?“

Der Segen der Unwissenheit

Tropf! Tropf! Tropf!

//Arghr! Warum tut mein Kopf so weh?// Draco versuchte blinzelnd die Augen auf zu machen. Sofort schloss sie sie wieder. Rund um sie war es dunkel. Irgendwo tropfte Wasser, was in ihren Ohren wie ein Gong schallte. Ihr war schlecht und sie übergab sich, aber das half nicht. //Was ist passiert? Wo bin ich? Die Höhle… ich bin raus und dann?//

Schritte von mehr als vier Personen. Eine Tür wurde aufgeschlossen.

„Heil sie!“, befahl eine Stimme.

„Ja Herr.“, sagte ein Mann. Man drehte sie auf den Rücken und legte etwas auf ihren Hinterkopf. Ein warmer Schauer durchlief sie, die Stelle juckte und der Schmerz verebbte.

„Lady Draco?“, fragte eine Frau.

„Selena?“, fragte Draco. Langsam machte sie die Augen auf. Morzan kniete neben ihr. Selena stand hinter ihm. Noch ein Mann mit blasser Haut, blutroten Haaren und gelben Augen stand in der Tür.

„Was ist passiert? Wo bin ich?“, fragte Draco und wich bis an die Wand zurück.

„Ihr seid in Uru Baen. Der König will euch sehen.“, erklärte der Mann.

//Ich bin tot!//

„Na gut! Bringen wir es hinter uns.“

Sie stand auf und ging zur Tür.

„Ihr müsst mich führen. Ich weiß nicht wo ich hin muss.“

Der Rothaarige ging voraus, dann Draco, Morzan und Selena. Sie waren wieder im Kerker gewesen und gingen in den Thronsaal. Selena blieb draußen. Zwölf Leute standen im Raum- Männer und Frauen. Auf seinem Thron saß Galbartorix. Morzan schubste Draco immer weiter nach vorne, bis vor die Füße des Königs. Sie knurrte leise.

„Knie nieder!“, befahl eine Frau.

„Nein!“, erklärte Draco.

Die Frau warf Morzan einen Blick zu, der machte sich daran sie auf den Boden zu drücken. Doch bevor er sie auch nur berühren konnte, sagte Galbartorix freundlich: „Wenn du, mein lieber Freund, ihr auch nur ein Haar krümmst, wirst du es lebenslang bereuen.“

Alle Anwesenden, auch Draco, schluckten.

//Oh! OH!//

Er lächelte sie freundlich an.

„Dreh dich, Kind.“

Sie sah ihn skeptisch an.

„Ich will dich anschauen.“, erklärte er.

//Warum will er mich ansehen? Was will er von mir? Draco breitete die Arme aus und drehte sich um ihre eigene Achse.//

„Herr, was ist mit dem Kind?“, fragte ein Mann.

Das interessierte auch Draco.

„Nun ganz einfach: Sie ist meine Tochter.“

Alle erstarrten. „Was?“, fragte der Mann. „Eure Tochter?“, fragte ein andere.

„Wie alt ist sie?“

„Zwanzig, oder Draco?“

„Ja…“, murmelte Draco. Ihr wurde schlecht, noch schlechter als vorhin.

„Bringt ihr einen Stuhl.“, rief ein Abtrünniger. So schnell es ging brachte man ihr den Stuhl und sie fiel hinein.

„Herr, warum habt ihr uns nie davon erzählt?“, fragte Morzan.

„Dafür gibt es viele Gründe. Unter anderem dein Geheimnis.“, erklärte der König.

„Was hat denn …das damit zu tun?“, fragte Draco. Was hat Murtagh mit ihrer Vergangenheit zu tun?

„Nun, Morzan, ich denke es wird Zeit, dass die anderen es erfahren.“

Morzan nickte zögerlich.

„Morzans Gefährtin gebar ihm vor fast 22 Jahren einen Sohn.“, verkündete Galbartorix. Die Abtrünnigen tuschelten.

„Was hat sein Sohn mit mir zu tun?“, fragte Draco.

„Ich bemerke schon seit Jahren einen Rückgang meiner Kräfte. Anscheinend ist das Band, was Shurrikan und mich verbindet, nicht von Dauer. Dann kam Morzan mit dieser Botschaft und ich wurde besorgt. Nach meinem Tod würde der nächst höherem Amtsträger meinen Platz einnehmen- Morzan, aber noch davor habe ich erfahren wann er sterben würde. Nun das! Ein Erbe und mein Thron war frei. Ich bestellte mir eine Frau her, eine die einen gesunden Eindruck machte. Ein Erbe musste her- mein Erbe! Nach fast einem Monat ging die Frau wieder ihrem Beruf nach. Drei Tage später fand man sie schwer verletzt. Sie hatte versucht sich umzubringen. Nicht unüblich in ihrem Beruf.“

„Sie ist das Kind einer Hure?“, fragte der Mann mit dem blutroten Haar.

„Ja, Durza, das ist sie. Ich brachte sie zurück in den Palast, wo sie versuchte dich zu vergiften, Draco. Darauf ihn ließ ich sie anketten bis zu deiner Geburt. Ein Mädchen! Schwach und zierlich. Ich konnte dich nicht brauchen, aber ich konnte dich nicht umbringen lassen. Shurrikan brachte dich in den Norden.“

„Dann habe ich von ihm das Mal?“

„Ein Mal? Ein Segen?“

„Ja.“

„Ich werde ihn fragen.“

„Was ist mit meiner Mutter?“

„Was soll mit ihr sein?“

„Ich würde sie gerne sehen.“

„Das ist nur schwerlich möglich.“

„Weshalb?“

„Ich soll dich zu einer Frau lassen, die erst sich selbst und dann dich lieber umgebracht hätte, als dich auszutragen? Außerdem habe ich sie nach deiner Geburt geköpft.“

Draco schwieg. Das wollte sie nicht wissen! Das konnte nicht sein!

„Das ist nicht wahr!“, nuschelte sie.

„Wie meinen?“, fragte ihr Vater.

„Nichts!“

„Mein König, warum habt ihr uns erweckt und warum habt ihr uns dies alles mitgeteilt?“, fragte Durza.

„Auch das hat seinen Grund. Mein Ende naht und ich hatte keinen neuen Erben zeugen können. Ich suchte nach Draco. Einer meiner Wahrsager sah wie das Kind, das ich damals weggab zu der Mortem wurde, der Titel mit dem sie sich schmückte. Dann rief ich euch sie herzubringen. Ihr seid meine 14 stärksten und loyalsten Diener. Ab jetzt seid ihr meiner Tochter Draconigena verpflichtet. Ich habe nur noch einen Befehl: Außerhalb wird Draco immer von einem von euch begleitet. Morzan, du wirst mit ihr das Kämpfen trainieren. Durza, wird sie Magie und alles Wichtige lehren.“

„Ja, mein König.“, sagten Morzan und Durza mit einer Verbeugung.

„Und du, Kind? Bist du zufrieden mit deinen neuen Lehrern?“

„Sicher…“

Draco schüttelte den Kopf.

//Zeig ihm ja nicht wie getroffen du bist. Spiel mit.//

Sie sah dem König direkt in die Augen und grinste provozierend.

„Solange ihr mir nur nicht wieder Siba an den Hals hängst!“, mahnte sie ihn. Galbatorix lachte. „Nein das wird nicht nötig sein. Deine Umgangsformen sind ausgezeichnet. Aber ich denke, ich sollte noch etwas von deinem Leben erfahren. Du wirst jeden Abend mit mir zu Abend essen.“

„In Ordnung. Ich bin müde. Darf ich gehen?“

„Natürlich. Morzan!“

Die beiden verließen den Saal. Selena wartete noch draußen und sprang auf, als sie sie sah. Der Abtrünnige schüttelte den Kopf. Er brachte Draco zu ihrem Zimmer.

„Ihr solltet schlafen.“, sagte er.

„Ich weiß. Wo ist mein Rucksack?“

„Er müsste da drin sein. … Herrin?“

„Hilfe! Nenn mich bloß nicht so!“

„Das werde ich wohl müssen. Ich wollte mich entschuldigen.“

„Wo willst du anfangen?“

„Für das was ich versucht habe.“

„Ach, das! Entschuldigt euch nicht bei mir, sondern bei jemand anders.“

„Selena?“

„Ja.“

//Gruselig! Das kommt mir so bekannt vor.//

„Ich bin ihr nicht verpflichtet!“

„Doch! In zwei Dingen schon! Und diesen Dingen auch!“

„Ich wollte sie nicht!“

„Ihr seid grausam!“

„Ihr seid nicht die erste, die mir das sagt. Selena würde mich nie verlassen.“

„Wir werden sehen.“

//Diese Arroganz! Schrecklich!//

Sie verschwand in ihrem Zimmer. Sie schwankte und ließ sich auf ihr Bett fallen. Tränen liefen über ihr Gesicht. Ihr Körper zuckte krampfhaft. Wut, Enttäuschung, Trauer, Verzweifelung, Angst und Schuld rissen an ihrer Seele. Das unerklärliche Bedürfnis Buße zu tun hatte plötzlich einen Grund. An ihren Händen klebte das Blut von unendlichen Opfern ihres Vaters. Der Mann, den sie ihr Leben lang hasste, hatte sie in die Welt gesetzt und weggeben. Draco stand auf, ging ans Fenster und starrte auf die Schmiede.

//Ich schwöre, dass ich niemanden hindern werde, meinen Vater zu stürzen. Und ich schwöre alles ungeschehen zu machen, was er getan hat.//

„Herrin?“, fragte eine bekannte Stimme.

„Isa?“, fragte Draco und drehte sich um.

„Ihr erinnert euch an meinem Namen?“

„Warum sollte ich das nicht tun?“

„Weil ich euch nicht solange gedient habe. Ich freue mich euch wieder zusehen.“

„Danke.“

„Ihr habt Glück, dass ihr von Lord Morzan gefunden wurdet.“

„Ja, wahrscheinlich.“

„Herrin?“

„Ja?“

„Wisst ihr wer die Frau an seiner Seite ist?“

„Isa! Der Mann ist nichts für dich!“

„Ich habe ihn mir nur angesehen!“

„Schlag ihn dir aus dem Kopf. Er ist der Frau verpflichtet.“

„Schade.“

„Wie kommst du nur auf diesen Kerl. Ich habe dich für klüger gehalten.“

„Er sieht gut aus.“

„Such dir lieber einen netten Mann. Aussehen ist nur ein Bonus.“

„Sag die Frau, nach der sich jeder Mann in der Stadt umdreht!“

„Isa!“

„Entschuldigt.“

„Schon gut.“

„Ihr seid mit dem König zum Abend essen verabredet?“

„Ja. Ich würde vorher gerne baden.“

„Gewiss. Soll ich eure Sachen waschen? Obwohl euer Hemd nicht mehr zu retten ist…“

Dracos Hemd war zerrissen und blutverschmiert.

„Habe ich noch ein Hemd hier?“

„Nein…“

Draco seufzte und wühlte in ihrer Tasche.

//Vielleicht habe ich hier noch eins drin… Ah!// Sie zog ein Hemd raus- ein schwarzes Hemd.

//Wo kommt das denn her? Habe ich nicht noch eins? Nein? Mist!//

„Hier Isa!“ Sie warf ihr das Hemd zu. "Das kannst du für mich auch waschen. Und wenn du mir neue Sachen bestellst, bitte in der Farbe.“

„Ja, Herrin.“

Draco trug nun komplett schwarz, als sie Galbartorix gegenüber saß.

„Shurrikan meinte, er habe dich im Norden ausgesetzt.“

„Das stimmt.“

„Wie kommst du dann nach Hause?“

„Ich… hatte mich verlaufen und irgendwann war ich hier.“

„Soll er dich in den Norden bringen, damit du deinen Zieheltern unter die Augen treten kannst?“

„Ich erinnere mich nicht mehr an sie.“

„Wie alt warst du denn?“

„Ich war noch nicht vier, als ich hier ankam.“

„So jung noch?“

„Ja.“

„Wie hast du überlebt?“

„Ich habe mich den Dieben angeschlossen. Bis ich erwischt wurde und an den Hof gebracht wurde- mit vier.“

„Ich hatte dich solange vor meinen Augen und habe dich doch nicht gesehen.“

„Immerhin hast du mich rechtzeitig gefunden. Besser spät als nie. Was gibt es eigentlich zu essen?“

„Ich habe einer Frau in der Küche gesagt, sie solle etwas kochen, was dir schmeckt.“

„Und was hat sie gesagt?“

Galbartorix verzog verwirrt das Gesicht. „Das du und ihr Mann das gleiche Leibgericht hätten.“

„Eria.“, flüsterte Draco und ihr Blick wurde entwaffnet. Ihr Vater versuchte zu erahnen was los war. Warum sie lächelte. Dann brachten Diener tiefe Teller mit Eintopf und Mett. Dracos Augen wurden feucht und sie versuchte gegen die Tränen anzukämpfen. Der König verstand nun gar nichts mehr.

„Kompliment an die Küche und an die Köchin.“, sagte sie.

„Du hast es noch nicht einmal probiert.“, erinnerte er sie.

„Ich weiß, dass es mir schmecken wird.“ Das tat es auch. Sie verlangte noch drei Portionen. Galbartorix sah nur ungläubig zu.

„Wo steckst du das alles hin?“, fragte er.

„Davon könnte ich Kessel essen.“, gestand Draco.

„Seid wann trägst du schwarz?“

„Noch nicht lange.“

„Ah! Draco! Ich versuche dich kennen zu lernen. Sag mir bitte was in dir vorgeht!“

„Gut.“ Sie schob den Teller weg und lehnte sich zurück. „Wenn du glaubst, dass ich dir gleich um den Hals falle, bist du auf dem Holzpfad. Ich habe gesehen, wie es auf den Straßen da draußen aussieht und ich werde es nicht vergessen. Sollte ich wirklich irgendwann deinen Platz einnehmen müssen, solltest du wissen, dass ich mich bemühen werde deine Herrschaft ungeschehen zu machen.“

„So etwas hatte ich erwartet. Aber schon bald wirst du wissen, warum ich dies alles tue.“

„Was noch nicht heißt, dass ich dir zustimmen werde.“

„Das wirst du. Und nun zu einem wichtigen Thema. Woher wusste die Köchin, dass du das Essen mögen würdest?“

„Ganz einfach. Sie ist meine Ziehmutter.“

„Ich dachte du erinnerst dich nicht mehr?“

„Nein. Ich sagte ich erinnere mich nicht mehr an meine Mutter aus dem Norden. Du wirst ihnen nichts tun!“

„Natürlich nicht, wenn sie dir wichtig sind.“

„Sehr gut. Darf ich sie sehen?“

„Selbstverständlich!“

„Einmal die Woche zum Abendessen? Ohne Anstandsdame?“

Der König lachte. „Du hast so eine Furchtlosigkeit an dir, die an Lebensmüdigkeit grenzt!“

„Wieso?“

„Keiner meiner Männer…“

„Meiner Männer!“

„Deiner Männer! Nun sie schätzen es nicht als Anstandsdamen bezeichnet zu werden. Da fällt mir ein, ich habe ein Geschenk für dich.“

„Versuchst du dir meine Zuneigung zu erkaufen?“

„Aber natürlich nicht! Ich bin dein Vater so etwas habe ich nicht nötig.“ Er schob ihr ein Päckchen zu. Skeptisch, aber lächelnd öffnete sie es. Es war ein Armreif aus Eisen mit Onyxen und einem Rubin. Sie überprüfte das Schmuckstück.

„Was tust du?“

„Das ist ein Meisterwerk. Gut Machart, wenig Verunreinigungen.“

„Du machst mich wahnsinnig, Kind! Sie es als Schmuckstück, dass ein Vater seiner Tochter zu Geschenk gemacht hat und nicht als Werkstück, das über eine Erhöhung eines Schmiedes bestimmt!“

„Verzeihung, Berufskrankheit. Danke, er ist sehr schön. Damit kann ich meine Diener rufen, oder?“

„Wie hast du das denn nun herausgefunden?“

„Ich kann zählen. Es sind dreizehn Onyxe und ein Rubin. Dreizehn Abtrünnige und ein Schatten.“

„Verdammt! Musstest du meine Intelligenz erben?“

„Es hat mir noch nicht geschadet- bis jetzt.“

„Nun es ist schon spät. Du hast ab morgen Unterricht. Wann willst du beginnen?“

„Bei Sonnenaufgang.“

„Sehr gut. Ich wünsche dir eine gute Nacht.“

„Danke, die wünsche ich dir auch.“

In den folgenden Tagen gewöhnte sie sich an die Leibwache, den Unterricht, aber nicht an die Tatsache wer sie war. Die einzigen, die ihr ein wenig Trost spendeten waren Ivan, Eria und Selena. Draco setzte alle ihre Hoffungen auf die Varden und ihre Freunde da draußen.

Pakt der Teufel

So hatte Murtagh sich das nun wirklich nicht vorgestellt! Als er einen Jungen ansprach, ob er ihm zum Fürst der Diebe bringen könnte, waren zwei Größere erschienen, die ihn gefangen nahmen.

//Es kann nur noch besser werden!// Es war nun eine Woche her, seit Draco vor seinen Augen entführt wurde. Er war fast sofort von Carvahall nach Dras Leona geflogen und mit Alagosmorn in die Stadt geritten. Ferra und die schwarzen Heiligen hatten ihm sofort zugesagt und als sie nun erfuhren, dass er ein Drachenreiter war, waren die Frauen von Begeisterung gepackt. Nun in Uru Baen schien es nicht so leicht zu laufen. Die Riesen schubsten ihn die Treppen hinunter in einen unterirdischen Raum. Wieder durchzuckte ihn Mitgefühl, als er die Straßenkinder sah.

„Weiter, Mann!“, sagte der hinter ihm.

„Ja, ja.“, knurrte er.

„Chef? Hier will jemand mit dir reden.“, sagte einer.

„Ich will mit niemanden reden! Sagt ihm er soll gehen!“, sagte ein junger Mann. Er hatte hellbraune Locken und graue, trübe Augen, wie jemand, der lange gelitten hat.

„Ich komme wegen Draco!“, erklärte Murtagh.

Der junge Mann sah auf- direkt in seine Augen.

„Ich weiß wo sie ist und wo sie war. Ich brauche deine Hilfe.“, sagte er.

„Warum sollte ich dir helfen?“, fragte Senju.

„Weil es um sie geht. Hörst du mich an?“

Senju deutete ihn rein zukommen.

„Bringt uns etwas zu Essen und zu trinken.“, befahl Senju.

Murtagh setzte sich in einen Sessel und streckte, die müden steifen Knochen.

„Hier.“, sagte Senju und reichte ihm einen Becher.

„Danke.“

„So und wer seid ihr? Woher kennt ihr sie? Wo ist sie?“

„Wahrscheinlich hier in der Stadt.“

„Unmöglich! Das hätte ich mitbekommen!“

„Es seiden sie wäre mit schwarzer Magier hergebracht worden.“

„Das kann sein. Wo genau?“

„Beim König.“

Senju sog scharf Luft ein.

„Sie wurde von seinen Leuten gesucht und verschleppt.“

„Wart ihr bei ihr?“

„Ja.“, gab er geknickt zu.

„Ihr konntet sie nicht beschützen?“

„Ich wollte es, aber es war aussichtslos.“

„Ich weiß nicht wer ihr seid, aber ihr habt wohl kaum die Chance gegen einen ganzen Trupp Soldaten.“

Murtagh zog eine Grimasse.

„Woher kennt ihr sie?“

„Ich bin ihr Wächter.“

„Dann habt ihr versagt.“

„Danke für die Erinnerung.“

„Wer hat euch ernannt?“

„Der König.“

„WAS? Ihr seid der Kerl, den Draco loswerden wollte?“

„Das wusste ich nicht! Das hat sie nicht versucht.“

„Wart ihr seid ihrem Verschwinden bei ihr?“

„Ja.“

„Warum hat sie mich belogen?“

„Weil sie mir versprochen hatte mich mitzunehmen und weil sie mich brauchte.“

„Wer zum Henker seid ihr? Und was wollt ihr von meiner Draco?“

„Ich bin der schwarze Wächter, Murtagh der Drachenreiter.“

„Den Titel verdient ihr weiß Gott nicht!“

„Kritisiert mich nicht! Ich bin noch lange nicht am Ende meiner Ausbildung und kann mit einem Abtrünnigen nicht mithalten!“

„Einem Abtrünnigen?“

„Morzan, der Schlächter, hat Draco entführt!“

„Morzan ist tot!“

„Ich wünschte es wäre so.“

„Ihr meint es ernst?“

„Ich wünschte, ich müsste lügen.“

„Was könnte der König von ihr wollen?“

„Draco ist eine der stärksten Krieger des Landes. Der König muss damit rechnen, dass er eins Tages gestürzt wird und sein Thron wäre dann ungeschützt.“

„Ihr meint doch nicht etwa…“

„Doch! Draco wird seinen Erben zur Welt bringen.“

„DAS WERDE ICH NIE ZULASSEN!!!!“

„Ich auch nicht. Kann ich mit eurer Hilfe rechnen?“

„Selbstverständlich! Dieses Schwein rührt sie nicht an.“

„Wir müssen noch auf eure Cousine und ihre Leute und die Varden warten.“

„Ihr habt gute Verbindungen.“

„Danke.“

„Wie ging es ihr?“

„Als ich sie das letzte Mal sah. War sie wütend auf mich und ich auf sie.“

„Sie kann nicht lange zornig bleiben.“

„Ich auch nicht.“ Er stützte den Kopf in die Hände und verbarg seine Augen. „Wenn ich doch nur nachgeben hätte, dann wäre das alles nichts passiert!“

„Wie gut kennt ihr sie?“

„Sehr gut. Ich würde ihr blind mein Leben anvertrauen.“ //Was ich schon getan habe…//

„Wo habt ihr euch versteckt?“

„Wir waren bei den Elfen und haben trainiert.“

„Woher kennt ihr meine Cousine?“

„Draco und ich hatten einen Auftrag in Dras Leona und wir wandten uns an sie.“

„Ich höre ihr redet von mir!“, sagte Ferra und sie und ihr Rat traten ein.

„Ferra! Ich freue mich dich zu sehen!“, sagte Senju mit feierlichem Ernst.

„Danke. Lord Murtagh, schön euch zu sehen. Hilft er uns?“

„Aber war sofort dabei.“

„Sehr schön. Sonst, mein lieber Vetter, wäre ich sehr ungemütlich geworden.“

„Ich sagte doch, dass du Draco mögen würdest.“

„Ja sie ist ein angenehmer Mensch. … Und ihr stehen weinrote Kleider.“

„Bitte?“

„Sie trug einen Abend ein Kleid.“

„Das glaube ich nicht!“

„Das kannst du aber. Ich lüge nicht, nicht wahr Mylord? Sie sah doch umwerfend aus.“

„Ja, das war sie. Ähem!“ Er sah Senju mit einem beschwichtigend an. „Wenn wir uns Dracos Zorn nicht sichern wollen, dann sollten wir ihr Pferd in Sicherheit bringen- sie liebt dieses Tier.“

„Gut, wo ist es?“

„Im Stall des Gasthofes `schwarzer Hut`. Ein prächtiger Rappe.“

„Ich schicke gleich jemanden. Wie hast sie in das Kleid gekriegt, Ferra?“

„Ich bat um ein förmliches Abendessen im teureren Teil der Stadt. Leider hatten meine Gäste keine angemessene Kleidung dabei.“

„Ihr hättet ihr Gesicht sehen sollen, als sie das Kleid gesehen hat.“, murmelte Murtagh unverständlich.

„Wie meinen?“

„Bitte? Äh… schon gut.“ Senju sah ihn kühl an.

//Er sieht mich als Rivale…//

Murtagh räusperte sich. „Wir sollten ihr zu verstehen geben, dass wir hier sind. Sonst könnte sie auf dumme Gedanken kommen und uns dazwischen funken.“

„Sollen wir ihr einen Boten schicken?“, fragte Senju.

„Dann könnten wir unseren Plan auch auf dem Marktplatz raus schreien.“, erklärte Peata.

„Damit würden sie nicht rechnen.“, murmelte Nuri.

„Auf zum Marktplatz!“, rief Dashai und wollte rausstürmen. Ferra packte sie am Kragen und zog sie zurück.

„Nein!“

„Warum?“, fragte Iona.

„Weil es zu riskant ist.“

„Das ist wahr.“, murmelte Senju.

„Vielleicht auf nicht…“, flüsterte Murtagh.
 

Die Straßen waren überfüllt. Bettler und Krüppel baten um Almosen. Händler verkauften ihre Waren. Die Straßenkinder suchten ihre nächsten Opfer. Es hatte geschneit und der Schneematsch war zu einer braunen, eisigen Pampe auf der Straße geworden. Murtagh saß auf dem Rücken von Alagosmorn. Er trug einen schwarzen, warmen Umhang, feste, gefütterte Stiefel und Handschuhe. Je weiter er zum Schloss kam, desto leerer wurden die Straßen und nur noch Dienstboten huschten in den Gassen umher. In einer Gasse gab es einen Stufen ähnlichen Aufbau, sodass Alagosmorn auf Höhe des äußeren Walls klettern konnte. Zwei Frauen und ein Mann gingen über die Mauer. Er erkannte den Mann und zwei der Frauen. Morzan, Selena und Draco. Sein Herz machte einen Freudensprung. Wind kam auf und trug Dracos Geruch zu Alagosmorn. Der Hengst wieherte und bäumte sich auf. Draco erkannte das Geräusch und wandte sich um. Murtagh hatte sein Gesicht unter einer Kapuze verborgen. Er nickte und wandte das Pferd, um weg zu reiten. //So weit dazu!//

„Haben sich die Varden gemeldet?“, fragte Murtagh, als er im unterirdischen Stall der Diebe von Alagosmorn stieg.

„Sie sind morgen hier. Wir werden anmelden müssen.“, lachte Ferra.

„Wenn die Elfen noch nicht dabei sind, bestimmt.“, stimmte er zu.

„Die Elfen?“

„Ja. Draco ist so etwas wie die Schwester von Arya, der Elfenprinzessin.“

„Ihr habt besser Beziehungen, als ein Dieb.“

Er lachte, aber wurde schnell wieder ernst. Etwas war in Dracos Gesicht, hatte es verändert. Sie sah geschlagen aus, gebrochen.

//Wenn der König schon Hand an sie gelegt hat, dann schneide ich sie ihm in Scheiben und verfüttere sie an die Abtrünnigen.//

Silberstreif und Kraftbündnis

Hoffnung ist nur eine Illusion! Das hatte Oromis gesagt.

//Ich bin so verzweifelt, dass ich nur noch meine Illusionen habe.//

Draco saß auf ihrem Bett und sah aus dem Fenster. Ihre Gedanken gingen zurück zu Alagosmorn und dem Reiter. Als sie die beiden heute Morgen gesehen hatte, hatte sie nur mit Mühe die Freudentränen zurückzuhalten.

//Die Reiter!//

Sie waren in der Stadt! Sie konnte leichter atmen. Da war ein Licht am Ende des Tunnels. Jemand klopfte.

„Ja, bitte.“, sagte sie. Ihre Stimme klang kräftig wie immer. Niemand ihre Verzweiflung gemerkt. Außer vielleicht Selena, die gerade eintrat.

„Du solltest etwas essen.“, sagte sie besorgt. Wenn sie unter sich waren, verzichteten sie auf die Förmlichkeiten.

„Ich denke du hast Recht. Schon bald werde ich meine Kräfte brauchen.“

Draco sagte Isa bescheid, die sofort losging.

„Woher dein Sinneswandel?“, fragte Selena.

„Ich hatte eine Erleuchtung.“, gestand Draco. Ihr Tonfall war neckend- fast wie vor ihrer Entführung.

//Himmel, war das erst drei Wochen her?//

„Ich nehme mal an, das hat nichts mit dem Vorfall von heute Morgen zutun?“

„Wie kommst du darauf?“

„Draco! Für einen Moment hat sich dein Gesicht komplett verändert oder wiederhergestellt.“

„Du hast es gemerkt.“

„Ja. Was hatte das zu bedeuten?“

„Das wir bald frei sind.“

„Ein Kampf steht bevor?“

„Ja… der letzte nehme ich an.“

„Nun ich hoffe es. Meine gesamte Familie ist in diesen Kampf verstrickt. In beiden Parteien.“

„Aber nur eine wird gewinnen.“

„Wem schließt du dich an?“

„Das ist doch klar, oder?“

„Ich werde tausend Tode sterben!“

„Selena, willst du deine Söhne noch einmal sehen?“

„Woher willst du wissen, wo sie sind?“

„Weißt du denn nicht wer der Reiter heute war?“

„Glaubst du…?“

Draco schüttelte den Kopf. „Nein. Ich weiß es! Willst du?“

„Aber natürlich!“

Draco setzte sich an den Schreibtisch und begann einen Brief zu schreiben. Isa stellte den Teller ab. Es dauerte eine halbe Stunde, bis Draco fertig war. Dann aß sie.

„Isa, was du jetzt siehst und hörst, darfst du niemanden sagen.“, erklärte sie.

„Ich verstehe.“, sagte Isa und nickte.

„Selena, du musst darauf bestehen zu Senju gebracht zu werden und nur zu ihm! Gib ihm diesen Brief und sage ihm, dass du unter meinem Schutz stehst und das er Hilfe brauchen wird den Brief zu lesen.“

„Ja, ich habe verstanden.“

„Sehr gut. Dann komm.“ Draco führte Selena in den Keller, in ihre alte Zelle. Da verschob sie einige Steine in der Wand, sodass ein Tunnel entstand. Selena staunte und Draco grinste.

„Überrascht?“, fragte sie.

„Bald nicht mehr.“, gestand Selena.

Die Mortem zog eine Fackel, entzündete sie und reichte sie ihr.

„Geh! Und kehr nicht um! Der Tunnel bringt dich aus der Schusslinie.“

„Was wirst du Morzan sagen?“

„Das ich dich nach Carvahall geschickt habe.“

„Er wird mich verfolgen wollen.“

„Das werde ich ihm verbieten.“

„Nur der König…“

„Selena, vertrau mir und jetzt geh!“

Unsicher huschte Selena in den Tunnel. Draco verbaute wieder den Eingang und eilte in ihr Zimmer zurück. Zum Glück hatte man sie nicht vermisst.
 

Der Tunnel war schmal und dunkel. Er hatte ein leichtes Gefälle. Selena ging nur sehr langsam. Immer wieder kam ihr der Gedanke um zu kehren, aber das hatte ihr Draco ausdrücklich verboten.

//War das richtig?//

Sie musste weiter gehen. Sie hatte den Brief, in dem sicher wichtige Informationen standen. Hinter einer Biegung erschien ein Licht. Sie stand in einem Raum voller Kinder und Jugendlichen. Sie polierten Waffen und nahmen Maß für Rüstungen.

„Was wollt ihr, Lady?“, fragte ein Junge von etwa zwölf Jahren.

„Ich… ich such einen Mann namens Senju…“, sagte sie. „Ich habe Informationen.“ Der Kleine nickte und sie folgte ihm.

„Chef?“, fragte er, als sie in einem separaten Raum ankamen. Ein Feuer brannte im Kamin. Um einen Tisch standen einige Halbstarke.

„Was ist?“, fragte einer von ihnen.

„Diese Lady will euch sprechen.“ Der junge Mann schickte den Jungen weg.

„Woher kommt ihr?“, fragte er in einem eisigen Ton.

„Aus… aus dem Schloss.“, stammelte.

„Sie ist eine Spionin!“, rief eine Frau.

„Wachen!“, rief der Dieb.

„NEIN!“, rief eine bekannte Stimme. Ein junger Mann löste sich aus einem Sessel im Schatten.

„Murtagh!“, keuchte sie.

„Lasst sie in Ruhe!“, mahnte er sie.

„Vorsicht, Reiter! Nur weil du vielleicht mir meine Draco zurückbringst, lass ich nicht alles mit mir machen!“, drohte Senju.

„Das habe ich nicht vor, aber die Frau da ist meine Mutter.“

Die Augen des Diebes weiteten sich, als Murtagh seine Mutter zum Feuer führte und sie in einen Stuhl setzte.

„Wer schickt dich?“, fragte er leise. Selena sah ihn an. Sein Blick war immer noch kalt, aber seine Stimme war versöhnlich.

„Draco wollte mich in Sicherheit bringen.“, erklärte sie.

„Warum ist sie dir nicht gefolgt, Frau?“, fragte Senju.

„Sie wird kämpfen wollen- auf eurer Seite.“

„Verrückt!“

„Ich habe einen Brief an einen Senju dabei.“

„Das bin ich.“, erklärte Senju. Sie reichte ihm den Brief. Senjus Miene war wutverzerrt, als er die Schriftzeichen nicht lesen konnte.

„Darf ich?“, fragte Murtagh und nahm ihm den Brief ab.

„Er ist doppelt codiert.“, stellte er fest und übersetzte die elfischen Schriftzeichen. Dann gab er Senju das Blatt und setzte sich neben Selena.

„Wie geht es dir?“, fragte sie.

„Ich stehe unter Stress.“, gestand er.

„Ja, du trägst viel Verantwortung.“

„Was will der König von Draco?“

„Ich weiß es nicht. Oft ruft er sie allein zu sich. Sie hat immer einen Leibwächter bei sich. Deinen Vater, einen Schatten oder einen der anderen dreizehn.“

„Alle dreizehn sind wieder da?“

„Ja. Der König hat sie zurückgeholt.“

„Der König bereitet sich auch auf die Schlacht vor.“

„Musst du mit kämpfen?“

„Ja, ich würde es auch nicht anders wollen.“

„Warum musstet ihr das nur von ihm erben?“, fragte sie verzweifelt.

„Das ist es nicht. Ich will mir seine Schuld von den Händen waschen und meinen Freund retten.“

„Was bist du geworden? Ich sehe immer noch den kleinen, braven Jungen mit seinem Holzpferd.“

„Ich musste sehr schnell erwachsen werde, genau wie Draco. Das verbindet uns.“

„Ich verstehe nicht…“

„Egal. Gehst du zurück?“

„Nein.“

„Dann gebe ich dir mein Zimmer.“

„Nein, warte! Das musst du nun wirklich nicht.“

„Nicht?“

„Nein, Draco hat mich auf eine Idee gebracht.“

„Und auf welche?“

„Ich gehe nach Carvahall.“

„Sofort?“

„Ja. Ich könnte es nicht ertragen, wenn der Kampf losgeht.“

„Ich verspreche dir, dass es der letzte sein wird.“

„Wird Eragon auch mitkämpfen?“

„Ja. Er bringt die Varden her und die Elfen werden auch mitmachen.“

„Da muss mich mir ja fast keine Sorgen machen.“

„Schön wäre es. Der König besitzt immer noch eine enorme Kraft.“

„Vielleicht Magie, aber es ist fast jeden Tag ein Arzt bei ihm.“

„Du meinst er ist krank?“

„Es sieht so aus.“

Murtaghs Miene wurde finster und ein tiefes Knurren entrann ihm.

„Was hast du?“, fragte Selena.

„So weit es bekannt ist hat der König keine Nachkommen. Wenn wir ihn in der Schlacht töten und er Wind davon kriegt, wird er noch ein Kind zeugen. Dafür wird er sich die besten Erbanlagen sicheren. Das ist der Grund wozu er Draco braucht.“

„Du meinst sie soll sein Kind kriegen?“

„Ja…“

„Das darf nicht sein. Was kann ich tun? Ich meine…“

„Geh nach Carvahall. Wenn du hier bist, kann ich mich nicht konzentrieren.“

„Aber…“

„Reiter!“, rief Ferra.

Murtagh stand auf und sah sich den Brief an. „Das ist eine Karte!“, rief er.

„Zu dumm das wir keine Vergleichskarte haben!“, knurrte Ferra.

„Aber denn Satz kann ich nicht zuordnen.“ Er sah sich den Satz an.

//Ich hoffe es sind die richtigen Wege- ich verlaufe mich da doch immer!//

„Das Schloss!“

„Was?“

„Die beschriebenen Punkte sind Punkte im Schloss.“

„Woher?“

„Als Draco die ersten Tage im Herrschaftsteil des Schlosses war, hat sie sich ständig verlaufen. Senju, ihr habt doch sicher eine Karte von dem Schloss!“ Senju suchte eine Rolle in einem Regal. Schließlich zog er eine hervor.

„Hier!“

Er rollte sie aus. Murtagh markierte die Punkte. Alle befanden sich im Schlossinneren.

„Das ist…“, Senju schüttelte den Kopf.

„Brillant!“, rief Murtagh.

„Selbstmord, aber wenn ihr das anders seht…“, grummelte Senju.

„Na guckt doch mal! Wenn wir von diesen Punkten etwa zehn Minuten später angreifen, dann konzentrieren sich alle auf den Frontalangriff.“

Senju blinzelte verwirrt.

„Meint ihr, dass sie das beabsichtigt?“, fragte Ferra.

„Ich glaube fast, sie glaubt, dass wir zu langsam sind oder noch keinen Plan haben. Tja, das ist Draco.“, schmunzelte er.
 

Gegen Abend kamen die Varden in das Versteck. Eragon, Nasuada und Arya hörten sich die Lage an und halfen bei der Verteilung der Leute.

„Haben wir auf genug Waffen für alle?“, fragte Arya.

„Also seid wir vor zwei Wochen beschlossen haben in den Kampf zu ziehen, sind die Diebe fleißig am Schmieden und Gerben.“, erklärte Murtagh.

„Du scheinst die Lage ja gut im Griff zu haben.“, stellte Nasuada fest.

„Ich bin eine Autoritätsperson! Aber sie waren alle sofort Feuer und Flamme. Der König hat eine von ihnen- das bedeutet Krieg!“

„Sie scheinen dich angesteckt zu haben.“, kicherte Eragon.

„Ein wenig… Mutter will dich sehen.“

„Sie ist hier?“

„Ja. Sie reist morgen ab nach Carvahall.“

„Sie wird bei Garrow wohnen.“

„Na klar. Selbst wenn wir siegen, haben wir hier noch genug zu tun.“

„Du hast Recht.“

„Ich hoffe, dass du darauf vorbereitet bist, Nasuada.“

„Wir müssen erst einmal gewinnen- dann sehe ich weiter. Der Plan ist sehr riskant.“

„Er wird funktionieren.“

„Und wann soll es losgehen?“

„Morgen Abend.“

„So früh schon?“

„Ja, es wird sehr schwer werden so viele Leute zu versorgen.“

„Willst du damit sagen, dass du in zwei Wochen eine vollständige Schlacht geplant hast?“

„Ist das so unwahrscheinlich?“

„Es ist beeindruckend.“ Nasuada lächelte ihn an. Seine Mundwinkel zuckten kurz.

Feinde schmiedet man sich selbst

Eragon klopfte an Selenas Tür. Lächelnd steckte er den Kopf ins Zimmer.

„Hallo.“, sagte er.

Selena drehte sich um. „Eragon!“

Sie stand auf und nahm in die Arme.

„Mutter!“

„Mein Kleiner!“

„Wie geht es dir?“

„Wie soll es mir gehen? Meine Söhne und ihr Vater ziehen gegeneinander in den Krieg.“

„Aber das ist der letzte.“

„Das sagt dein Bruder auch.“

„Es ist unsere Pflicht- unserer Heimat gegenüber.“

„Ich weiß. Murtagh scheint da anders zu denken.“

„Ach ja?“

„Er … scheint … nun… glaubst du er will vielleicht für eine Person ein Held sein?“

„Also wenn du ihn fragen würdest, wäre die Antwort Nein oder wenn für Nasuada.“

„Aber?“

„Mutter! Was willst du genau wissen?“

„Wie sehr mag er Draco?“

„Ich glaube mehr als Nasuada.“

„Glaubst du es?“

„Ich bin mir sicher. Er schont Nasuada mehr, verheimlicht Dinge und verkrampft sich ein wenig.“

„Gibt es auch irgendwelche greifbare Anhaltspunkte?“

„Nein. Es sind nur Kleinigkeiten. Du hast sie doch gesehen.“

Selena sah ihn verwirrt an. Jemand klopfte.

„Ja?“

Murtagh trat ein. Wie immer war sein Blick skeptisch.

„Dein Pferd steht bereit.“, erklärte er seiner Mutter.

„Danke.“, sagte sie und stand auf.

„Mach es gut, mein Kleiner.“ Sie nahm ihren jüngeren Sohn noch einmal in die Arme.

„Mach es gut.“, sagte der Junge.

„Um dich mache ich mir mehr Sorgen.“, seufzte Selena.

Dann wandte sie sich an Murtagh. Er stand wartend in der Tür.

„Pass auf dich auf.“, bat sie ihn.

„Keine Sorge. Ich lasse mich nicht umbringen. Schließlich haben wir was zu besprechen.“, erklärte er und verschwand wieder im Schatten.
 

Draco lief durch die Gänge. Sie war spät dran. Im Speisesaal warteten ihre Wächter. Ein Abtrünniger keuchte hinter ihr.

//Waschlappen!//

„Warum sind alle hier?“, fragte sie Morzan.

„Der König hat uns rufen lassen.“, erklärte er.

Draco runzelte die Stirn. Als Galbartorix auch kam, begann das Essen. Alle schwiegen. Draco legte ihr Besteck weg.

„Also! Was ist hier los?“, fragte sie fordernd. Der Tyrann schob ihr einen Brief zu: "An den Tyrannen Galbartorix, ich freue mich euch mitteilen zu können, dass sie bald keine Sorgen mehr haben werden. Bereits in zwei Tagen werden sie gestürzt. Mit freundlichen Grüssen: Der Fürst der Diebe von Uru Baen, Die schwarzen Heiligen, Schattentöter, Der schwarze Wächter."

„Oh!“, sagte Draco.

„Was oh?“, fragte eine Abtrünnige.

„Wir werden angegriffen.“, erklärte sie.

„Und da bleibt ihr so ruhig?“

„Warum nicht?“

„Verrückt!“

Draco lachte leise.

„Draco! Die Sache ist ernst!“, erinnerte sie ihr Erzeuger.

„Verzeihung!“

„Wir wissen nicht wo sie uns angreifen wollen.“

//Oh doch!//

„Und wir wissen nicht wie viele es sind.“

„Dann lass die Waffen verteilen und stell mehr Leute auf. Solltest du Angst haben, dann kann ich dir auch ein paar meiner Leute zur Seite stellen. Die wären mir eh nur im Weg.“

„Was willst du damit sagen?“

„Was soll die Frage?“

„Glaubst du ich lasse dich kämpfen, Mädchen?“

„Als ich nur die Schmiedin war, hat dich das nicht interessiert. Darf ich dich erinnern, dass du es warst, der mich ausbilden ließ?“

„Du wirst nicht kämpfen!“

„Du wirst es nicht verhindern können.“

„Draconigena! Du wirst aus der Stadt evakuiert. Ich lasse nicht zu, dass mein einziger Erbe in Lebensgefahr gerät!“

Draco lachte. „Weißt du wie egal mir das ist, was du denkst?“

„Ich bin immer noch dein Vater!“

„Falsch! Du bist mein Erzeuger und nicht mehr. Ich brauche deine Hilfe nicht und ich werde kämpfen. Wenn es sein muss geben ich den Anwesenden den Befehl jeden zu töten, der mich daran hindern will.“

„Das wagst du nicht!“

„Ach nein? Wollen wir wetten?“

Galbartorix schnaubte. Sie hatte ihn in der Hand. „Na schön du darfst kämpfen. Unter einer Bedingung!“

„Die wäre?“

„Du wirst keine Rüstung tragen.“

Kein Mensch war so dumm darauf einzugehen.

„Abgemacht!“

Außer Draco! Der König lachte.

„Nun zu einem anderen Thema.“, sagte er und sah sich die Männer am Tisch genau an.

„Wer von euch wird meine Tochter heiraten?“, fragte er sich laut.

Die Männer nahmen tief Luft. Draco verschluckte sich am Wein und Morzan am Braten.

„Was soll der Unsinn?“, fragte Draco.

„Ich will nur dein Bestes.“

„Von denen könnte jeder mein Vater sein.“

„Ja und?“

„Reden wir nach der Schlacht darüber.“

Draco war nun wild entschlossen zu siegen. In ihrem Zimmer rief sie nach Isa. Ihre Dienerin sollte ihr vier Baumwoll- und Lederhemden und drei große Kettenhemde mit Kappe besorgen und ein Schwert.
 

Der nächste Tag kroch langsam dahin. Murtagh lag auf seiner Pritsche und sah an die Decke. Draußen stiegen die Rebellen in ihre Rüstungen.

„Wie geht es dir?“, fragte Nasuada.

„Gut.“, sagte er.

„Lügst du mich an?“

„Nein.“

Das tat er wirklich nicht. Eine Freund befreien und ein Land? Das war nichts Unehrenhaftes.

„Mach mir nichts vor.“, bat sie ihn. Er stöhnte und griff nach seinen Sachen. Fertig für die Schlacht ging er durch die Gänge zu seiner Truppe.

//Der Tag, der Abrechnung.//
 

Ein Windstoß zerzauste Dracos Haar, als sie auf den Horizont starrte.

„Haben sie gelogen?“, fragte sich Durza laut.

„Ich weiß es nicht.“, erinnerte Draco.

Sie Trug ebenfalls ihre Panzerung und ihr Schwert.

„Ehrlich gesagt, ich will gar nicht kämpfen.“, gestand Morzan leise.

Der Schatten lachte.

„Lass ihn. Ich denke sein Sohn ist bei den Varden.“

„Morzan und väterliche Gefühle?“

„Durza!“

„Verzeiht Herrin.“

„Wir sollten gehen.“

„Seht!“

Morzan zeigte auf die Gassen. Gestalten huschten in den Schatten umher. Die Sonne war lange untergegangen. Im Mondlicht schimmerte Metall.

„Das sind sie. Holt die anderen!“

Die Wächter, ihren Herrin und der König trafen sich im Innenhof.

„Du willst wirklich kämpfen?“, fragte Galbartorix.

„Du kannst es mir nicht ausreden.“, erklärte sie.

Er musterte sie. Keine Rüstung, wie vereinbart. Aber er trug eine volle Montur. Draco und die Wächter standen im vorderen Teil des Innenhofs.

„Her gehört!“, befahl sie.

„Ihr werdet keinen Finger krümmen um den Angriff aufzuhalten, verstanden? Ihr bleibt einfach stehen.“

„Das ist Wahnsinn!“, erklärte einer.

„Nein. Das ist meine Rache.“

„Er ist euer Vater.“

„Blut ist nicht immer dicker als Wasser. Ich bin nicht das einzige Kind, das gegen seinen Vater kämpft.“

Im Augenwinkel sah sie wie Morzan das Gesicht verzog.

„Wir sollen abwarten und sterben?“

„Nein. Sobald hier genügend Trubel ist werdet ihr verschwinden. Wohin ihr wollt, aber wehe euch ihr tyrannisiert weiter hin. Das hier ist eure zweite Chance, also bleibt ruhig. Hm… wartet! Durza, du wirst in den Hellgrind gehen und dort für mich aufpassen und Morzan geht in den Buckel um Carvahall, aber darf den Wald nicht verlassen.“

Die Abtrünnigen nickten widerstrebend. Befehl ist Befehl!

//Tag der Rache.//
 

Langsam und leise huschten die Rebellen durch die Schatten. Im nachtschlafenden Schloss war alles still. Ein Späher kam zurück.

„Sie sind alle in einem Innenhof.“, berichtete er.

Der Reiter nickte und wank seine Truppen zusammen. Als sie sich um den Innenhof positionierten, waren sie nicht die einzigen. Die anderen verbargen sich ebenfalls. Galbartorix hob die Hand etwa die Hälfte der Bogenschützen drehte sich um und zielte auf die Personen unter ihnen.

„Was sollen wir jetzt tun?“, fragte einer. Galbartorix lachte.

„Sehr gut! Ich muss sagen ihr seid weiter gekommen, als alle eure Vorgänger. Aber das war es auch.“

Eine Figur löste sich aus der Gruppe vor dem Tyrann. Sie trug ein Lederhemd uns eine Panzerkappe. Ruhig, als wäre es das Normalste auf der Welt, schlenderte sie auf einen `verbündeten` Soldaten zu und schlug ihn nieder.

Ein anderer Soldat schrie: „Verrat!“ und rammte den ihn gegenüber das Schwert in den Magen.

Durch die Wucht des Schlages rutschte die Kappe zurück und enthüllte das pechschwarze Haar. Murtaghs Herz setzte vor Schreck einen Schlag aus. Er war zu spät. Er hatte versagt. Nun konnte er nur noch mit ansehen wie Draco zuckte und zu Boden fiel. Ebenso erstarrt wie er, war der König.

Ein leises Geräusch erklang. Es wurde lauter und das Gesicht des Soldaten verzog sich zu einer verdutzten Miene. Draco lachte! Das Schwert war nicht zu ihr durchgedrungen, sondern hatte nur ihr Lederhemd aufgerissen. Erleichtert atmeten sie auf.

„Du bist voller Überraschungen!“, erkannte der König.

„Ich weiß.“, bestätigte Draco. „Und hier ist noch eine: Lang lebe der König!“

In ihrer rechten Hand leuchtete etwas auf. Durzas hatte Früchte getragen. Sie konnte die Kraft des Mals nun nicht nur physisch sondern auch magisch um. Der Funken schwoll zu einer Kugel an. Dann warf sie die Kugel auf das große Schlosstor. Mit einem Knall und einer Lawine aus Schutt und Staub verschwand es. Nach einigen Momenten der Stille erklang das motivierte Kampfgeschrei der Varden, Elfen und Diebe. Sie strömten aus allen Löchern in den Hof. Schon war der Platz gefüllt. Kämpfte Draco auf den Zinnen. Die Wasserspeier spuckten das Blut der Gefallenen. Knochensplitter und Gehirnmasse spritzten durch die Luft. Knochen wurden gebrochen, Schädel gespalten, Brustkörbe eingetreten und Kehlen aufgeschlitzt. Es roch nach Blut und Eingeweiden.
 

Galbartorix erkannte seine Lage und floh in das Schloss. Panisch rannte er durch die spärlich beleuchteten Gänge in seinen Thronsaal. Shurrikan lag auf dem Boden.

„Steh auf!“, brüllte er.

Der Drache rührte sich nicht. Er war tot. Die schwarze Magie, die ihn einst geweckt hatte, hatte ihn nun getötet. Galbartorix schrie. All seine Magie verebbte. Er wirbelte herum, als er einen metallischen Schlag hörte. Noch einer! Diesmal lauter. Sie wurden immer lauter. Der König zog sein Schwert. Die Türen flogen auf.

„DU?“, rief er ungläubig.

Der Anfang vom Ende

Eragon rannte blutverschmiert und freudestrahlend durch das Schloss. Er bog um eine Ecke und stieß mit seinem Bruder zusammen.

„Wir haben gewonnen!“, rief er.

Murtagh lächelte schwach.

„Was ist mit dir? Bist du verletzt?“

„Keine Sorge nur ein Kratzer, aber er tut verdammt weh!“, erklärte der Ältere. „Könntest du bitte mein Schwert nehmen?“

Eragon nahm es. „Soll ich dich auf ein Zimmer bringen?“, fragte er.

„Nein, nein. Ich will erst noch meinem Schützling den Kopf waschen.“

„Arme Draco.“
 

Auf dem Hof feierten die Varden den Sieg. Draco lehnte über einer Zinne und sah in den Osten. Die Sonne ging auf. Ein schwacher Schimmer überzog de Horizont. Eine neue Ära sollte beginnen. Sie lächelte und versuchte Freudentränen wegzublinzeln.

„Ich sollte dir das Fell über die Ohren ziehen!“, erklärte jemand hinter ihr.

„Warum das?“, fragte sie unschuldig. Die Brüder lachten.

„Mit dem Auftritt gehst du in die Geschichte ein!“, prophezeite Eragon.

„Das habe ich mir ja wohl auch verdient, oder?“

Das Gebrüll wurde lauter. Eine Fahne der Varden flatterte im Wind.

„Es ist vorbei!“, stellte Murtagh fest.

„Das ist es.“

„Was machen wir jetzt?“

„Ich werde meine Eltern suchen. Und ihr?“

„Och ich weiß nicht… Vielleicht den Orden wieder aufbauen und deinen Stundenplan entwerfen.“

„Ich soll euch als meine Lehrer akzeptieren?“

„Sonst wirst du nie ein Drachenreiter werden!“

Sie grinste. Übermütig fielen sich und Eragon sich in die Arme.

„Wir haben gewonnen!“, rief Eragon.

„Allerdings.“, pflichtete Draco bei. Als sie dann den Älteren in die Arme schließen wollte, zuckte dieser nach einigen Sekunden zusammen und zischte leise.

„Alles in Ordnung?“, fragte sie besorgt.

„Sicher. Ich sterbe nur gleich an Blutverlust.“, neckte Murtagh.

„Eragon, halt mir doch bitte einen Krug frei. Ich bringe deinen Bruder auf die Krankenstation.“

„Mir geht’s gut!“, protestierte der Verletzte.

„Nicht wenn du gleich an Blutverlust stirbst.“

„Ich will aber mit feiern!“

„Das geht nicht, du musst dich ausruhen.“

Er knurrte und verfluchte sich für sein vorlautes Mundwerk. Draco merkte, dass er ein wenig schwankte und stützte ihn. Im Schloss hielt sie plötzlich an und sah sich um.

„Ähm…“

„Was ist?“, fragte er.

„Wo geht’s noch mal lang?“

Er lachte. „Weißt du, dass deine Botschaft narrensicher war?“

„Das war so geplant.“

„Sagst du das bitte auch deinem Dieb? Der glaubt nämlich ich hätte den Verstand verloren. Du würdest niemals so einen riskanten Plan vorschlagen.“

„Hat er das wirklich gesagt?“

„Naja… Nicht wörtlich. Selbstmord hat er es genannt. Er scheint dich wohl nicht so gut zu kennen.“

„Senju hofft immer noch, dass ich irgendwann ruhiger werde und mich ….der Erwartung entsprechend verhalte.“

„Was für einer Erwartung?“

„Na der konservativen. Ich bin längst überfällig und müsste schon mindestens ein Kind haben.“

„Wie jetzt? Du und heiraten?“

„Hey! Was ist daran so abwegig? Glaubst du ich kriege keinen ab?“

„Das nicht, aber… Götter der Kerl tut mir leid!“

„Blödmann! Aber zurück zum Thema!“

„Welchem Thema?“

„Was du getan hast war auch nicht ungefährlich.“

„Du meinst, dass ich auf Alagosmorn geritten bin?“

„Das und die Tatsache, dass du so nah ans Schloss gekommen bist. War dir nicht klar, dass du gesehen werde konntest?“

„Genau das war meine Absicht!“

„Oho!“

„Ich wusste ja nicht in was für einem Zustand du bist. Wenn du einen Anschlag geplant hättest, wollte ich dich so davon abhalten. Wärst du mit den Nerven am Ende gewesen, wollte ich dir zeigen, dass wir da sind. … Das klang schon wieder falsch.“

„Ja.“

„Sag mal, was wollte der König von dir?“

„Was glaubst du denn?“ Beschämt verbarg sie ihr Gesicht.

„Nun ich … ähm… Seinkind?“

„Was?“

„Wollte er, dass du seinen Erben zur Welt bringst?“ Sein Gesicht war todernst und er sah sie fest an. Draco starrte verwirrt zurück und blinzelte. Sie fiel ihm um den Hals und verbarg dort ihr Gesicht. Ihre Schultern bebten. //Also doch!//

„Sch! Draco…. Ist ja gut. Es ist vorbei. Er wird dir nichts mehr tun.“ Dann geschah etwas, was er absolut nicht erwartet hatte. Draco küsste ihn auf die Wange und grinste. Tränen standen in ihre Augen.

„Du bist süß, kleiner Dämon.“, sagte sie. Fassungslos stand er da und wusste nicht … verstand nichts mehr.

„Ich verstehe… Heißt das du musstest nicht mit ihm…?“

„Nein! Er wollte mich… zur Verstärkung in der Armee.“

„Wie hat er erfahren, dass du noch lebst?“

„Der Priester aus dem Hellgrind. Er glaubte, du hättest mich mit einem Bann belegt.“

„Er hat dir verziehen?“

„Nein. Ich stand unter Beobachtung. Es war immer ein Abtrünniger da.“
 

In seinem Zimmer befreite Draco ihn vorsichtig aus seiner Rüstung. Er keuchte und setzte sich langsam auf das Bett.

„Hemd aus!“, befahl sie. Er versuchte es, aber der Schmerz in seiner rechten Seite war zu groß.

„Männer!“, knurrte Draco.

Murtagh lachte.

„Was habe ich denn nun schon wieder getan?“, fragte sie beleidigt.

„Du hast mich ohne zu zögern einen Mann genannt.“

„Was ist daran denn so besonders?“

„Hast du das vergessen?“ Er sah sie vorwurfsvoll an. Verlegen dachte sie nach. //Was meint er?//

„Unsere erste Diskussion war, ob ich ein Mann oder ein Junge bin.“, erinnerte er sie geknickt.

„Stimmt. Zeig mal.“

Murtagh drehte sich, so dass sie seine Wunde sehen konnte.

„Ein glatter Schnitt. Nur halb so schlimm wie es sich anfühlt, aber er muss genäht werden.“

„Warum hat mein Bruder mich eben nicht geheilt?“, murrte er. Dracos Diagnose verhieß für ihn eine Siegesfeier ohne Alkohol.

„Weil dein kleiner Bruder sehr viel Narrenweisheit besitzt. Wenn er dich geheilt hätte, könnte ich nicht Nasuada rufen lassen, die sich um deine Wunde kümmert.“

„Aha! Und du glaubst, dass mein kleiner Bruder so weit denkt?“

„Wir reden hier von Instinkt nicht von geistiger Arbeit.“

„Wie hast du eigentlich das Tor zerstört?“

„Mit Magie.“

„Wirklich? Das hätte ich nicht gedacht!“, rief er gespielt ungläubig.

Draco lachte.

„Durza hat mich unterrichtet und Morzan mit mir trainiert.“, erklärte sie.

„Also mir hat immer ein Abtrünniger gereicht!“, sagte er.

„Ich war meistens mit Morzan und Selena zusammen. Die haben mich noch normal behandelt.“

„Danke.“

„Wofür?“

„Dass du sie aus der Schusslinie gebracht hast.“

„Keine Ursache.“

Draco säuberte die Wunde und legte ihm einen Verband an.

„Ruh dich aus. Ich schicke sie zu dir.“, versprach sie.

„Und was hast du vor?“, fragte er.

„Erst mal kleinere Reibereien austreiben, dann ausruhen und dann feiern.“

„Viel Spaß.“

„Dir auch.“
 

Mittags fiel Draco müde ins Bett. Die Adeligen und Bediensteten hatten sich gewundert, wo für Nacht all das Blut und die Leichen herkamen. Der Adel hatte aus Angst und Empörung den Varden gedroht. Die Mortem aber war sich sicher, dass sie sich bald beruhigt hatten. Sie schlief traumlos, bis jemand sich neben sie legte.

„Murtagh, wenn du das bist! Du hast ein einiges Zimmer. Geh da schlafen!“, murrte sie im Halbschlaf.

„Ihr habt in einem Bett geschlafen?“, fragte ein Mann und es war nicht Murtagh.

„Senju?“

„Draco! Warum hast du das getan?“

„Wovon redest du jetzt genau?“

Sie setzte sich auf. Der Dieb trug nur eine Hose und funkelte sie böse an.

„Hast du was mit dem Kerl?“

„Nein. Und ich will auch nichts von ihm. Er hat eine andere in Aussicht.“

„Sein Glück!“

„Dein Glück, wenn dem nicht so wäre, hättest du nichts zu lachen.“

„Du unterschätzt mich.“

„Du unterschätzt ihn.“

„Du hältst viel von ihm.“

„Das tue ich.“

Er knurrte.

„Ach, Senju! Wieso kannst du dich nicht damit abfinden?“

„Weil ich nicht kann!“

Draco seufzte. //Straßenkinder! Alle Dickschädel.//

„Wie spät ist es?“, fragte sie.

„Die Sonne geht bald unter.“, erklärte er.

„Ist noch irgendetwas Großartiges passiert?“

„Überraschender Weise nicht.“

„Komm schon! Gehen wir feiern!“
 

Es flossen Met, Bier, Schnaps und Wein. Das Grölen und Lachen schien nie ausgelassner zu sein. Draco lehnte an der Wand und sah sich um. Senju hatte sie in der Menge verloren. Niemand beachtete sie. Mit einem Lächeln erkannte sie, dass ein vertrautes Gefühl, der Einsamkeit und Trauer, in ihr aufstieg. Wie oft war es ihr als Kind so ergangen. Das Sehen in diese Gruppe gehen zu können ohne jemanden auseinander zu drängen. Nicht das Gefühl zu haben Fehl am Platz zu sein. Aber so würde es kommen. Genauso wie es immer kam. Es würde sich ein Kreis bilden aus Freunde, Verwandtschaft und der eigenen Familie. Aber sie würde wieder am Rand stehen und mit hängenden Schultern zu sehen. Ihre Freunde waren unsterblich- sie nicht. Bald schon hatte jeder wieder jemanden. Eragon hatte dann Arya und Saphira. Murtagh hatte Nasuada und Dorn. Roran hatte Katrina und Garrow. Brom würde auch bei ihnen leben, damit waren sie ausgelastet. Der Krieg war vorbei. Also hatte sie weder eine Heimat, noch eine direkte Aufgabe.

//Ich könnte zu Senju gehen… Nein, das wäre nicht gerecht ihm gegenüber.//

Draco fasste einen Entschluss. Sie verließ die Halle, bevor es noch mehr wehtun würde. Wieder schulterte sie ihren Rucksack und schlich sie in den Stall, um Alagosmorn zu holen.

„Hallo, mein Schöner.“

Er stupste sie an.

„Wir müssen weiter.“, sagte sie und führte ihn raus. Seit über achtzehn Jahren kann ich nicht still halten. Soll das ewig so weiter gehen? Außerhalb der Schlossmauer schwang sie sich auf den Pferderücken und verschwamm in der Dunkelheit. Auf einem Hügel wartete ein Reiter. Draco erstaunte, als sie ihn erkannte.

„Draconigena Tinnumir, was machst du hier?“, fragte Arya überrascht.

„Dasselbe könnte ich dich fragen. Ich will nicht in der Stadt bleiben.“

„Dann komm mit mir. Du kannst in Ellesmera wohnen.“

„Stimmt! Tinnumir? Zwielichtstern? Habt ihr auch Namen, die Sinn ergeben?“

„Nein, wenn sie keinen Sinn haben dann klingen sie besser.“
 

Mit den Elfenpferden erreichten sie Ellesmera nach einer vergleichbar kurzen Zeit. Sofort wurden sie zur Königin beordert. Arya schilderte ihrer Mutter die vergangenen Monate. Königin Islanzadi hörte schweigsam zu und nickte ab und an.

„Das klingt alles sehr aufregend.“, sagte sie. „Aber ich fürchte, dass du schon bald wieder nach Uru Baen zurückgehen wirst, Arya.“

Die Prinzessin war verwirrt. Islanzadi winkte einen Diener herein. Er trug das grüne Drachenei und legte es vor Aryas Füße. Es zuckte, ruckte und wackelte. Risse bildeten sich und überzogen die Oberfläche. Dann saß ein kleines, feuchtes Drachenjunges dort. Es musterte Arya und stolperte auf es zu.

Menelnaru

Seit einem Monat sprach Draco mit niemand. Ihre Welt war ein Scherbenhaufen. Ihr Traum war geplatzt wie eine Seifenblase. Ein Traum, an den sie sich geklammert hatte seit sie Carvahall verlassen hatte. Seit Jahren war es ihr Ziel gewesen Drachenreiter zu werden. Sie war doch dazu ausgebildet worden!

Aber… Der letzte Drache hatte sie nicht erwählt. Nie würde sie das werden was sie wollte. Es hätte nicht mehr schlimmer kommen können. Kein Ziel, kein Wegbegleiter, kein Traum. Doch jeder Tag war ein Alptraum. Einen Tag zu überstehen kostete Kraft.

Jede Nacht war genauso. Sie träumte von dem Blut an ihren Händen, von Dingen aus ihrer Kindheit und von Tatsachen, die sie immer verdrängt hatte. Wenn einer ihrer Freunde sie so gesehen hätte, hätte er sie nicht wieder erkennen können.
 

Draco war gebrochen. Mit hängenden Schultern, toten Augen und Augenringen glich sie einem Geist. Jeden Tag verbrachte sie schweigsame Stunden mit Alagosmorn. Arya war zurück nach Uru Baen gegangen, um da zu lernen. Alle wussten, dass Draco es nicht aushalten würde. Immer tiefer versank die Mortem. Beinah täglich bat ein Bote sie an den Hof. Sie ging nie hin.

Nach etwa anderthalb Monaten hatte sie einen unerwarteten Besucher. Königin Islanzadi stand in ihrem Baum.

„Nett hast du es hier, Draco.“, sagte sie.

Draco schwieg.

„Ihr Menschen seid so einfältig und fallt blind auf jede Hoffung rein, die es gibt.“

Draco zuckte zusammen. Dummheit sollte also auch noch dazu kommen, wie tröstlich!

„Und dennoch. Vermag euer Wille Berge zu versetzen und Unmögliches möglich zu machen. Draco, du musst in die Zukunft sehen. Dein Volk braucht dich. Du bist zu seinem Symbol geworden.“

//Ja, zu einer Witzfigur. Einem Träumer, einem Narren!//

„Du bist der Beweis, dass man sich von ganz unten bis ganz oben hocharbeiten kann und das mit nichts weiter als einem Traum.“

„Einem Trugbild.“, flüsterte Draco.

„Das ist nicht wahr. Ich muss dir etwas beichten. Als Galbartorix die Macht ergriff, tat ich etwas, um einen Retter aus den Elfen hervor gehen zu lassen. Ich versteckte ein weiteres Drachenei. Es sollte bei einem Elfen schlüpfen, bei dem Befreier Alagaesias. Aber dann … kamen die ungleichen Brüder, dann meine Tochter. Das Ei reagierte nicht, bis…“

Sie legte ein flammendrotes Ei auf dem Tisch. Wie bei Arya bewegte es sich. Ein kleiner roter Drache befreite sich aus der Schale. Glucksend sah er sich um. Draco war wie erstarrt. Langsam streckte sie, wie von einer fremden Macht gesteuert, die rechte Hand aus und berührte ihn. Schmerz schoss durch all ihre Glieder und ließ sie zusammensinken. Ihre Handfläche! Sie schimmerte! Und der Schmerz? Nein, das war kein Traum! Sie war…

„Ich bin… ein Drachenreiter?“, fragte sie.

„Sieht verdächtig danach aus.“, erklärte die Königin.

Draco schwieg.

„Ich werde Oromis sagen, dass er eine neue Schülerin hat. Morgen kannst du wohl mit dem Unterricht beginnen.“

Anmutig schwebend verließ sie den Baum. Die Reiterin saß immer noch auf dem Boden und sah sich perplex um. Der kleine Drache untersuchte den Raum. Er öffnete Schränke und spielte mit einem Pinienzapfen. Als er auf sie zu kam nieste er.

„Bist du krank?“, fragte sie.

Er schüttelte den Kopf, flog auf den Tisch und kippte eine Schale Wasser auf sie.

„War das Absicht? … Ich könnte wirklich mal baden…“

So kletterten sie hoch zu der Wanne. Der Drache saß auf dem Beckenrand und kämpfte mit den Seifenblasen. Draco lachte. Bei einem übermütigen Sprung landete er auch im Wasser.

„Du brauchst einen Namen.“, stellte sie fest, als sie aßen. Die Sonne ging unter und der Himmel nahm dasselbe rot an wie die Schuppen des Drachen.

„Menelnaru, der feuerrote Himmel. Wie gefällt er dir kleiner?“ Sie spürte die Zustimmung des Kleinen.
 

Am nächsten Morgen ritten sie zu Oromis. Der Elf lachte als er hörte, dass Draco glaubte ihr Drache sei männlich.

„Aber der Name passt auch zu einem Mädchen.“, beschwichtige er sie.

Oromis hatte mit ihr wenig zu tun. Die Ausbildung zur Mortem hatte sie gut vorbereitet.

„Magie ist alles was du zu beherrschen lernen musst. Und vielleicht ein wenig physisches Training.“

„Ist das alles?“

„Ja.“

Doch es erwies sich schwieriger als erwartet. Die Elfenkrieger weigerten sich mit ihr zu kämpfen. Wütend hielt sie sich anders fit.

„Ich grüße euch, Lady Draco.“, sagte eines Abends eine sanfte Stimme.

Draco drehte sich um. Ein Elf mit platinblonden Haaren und mitternachtsblauen Augen stand da.

„Ich grüße euch auch Paladin Dalaii.“, sagte sie.

„Wie ich höre seit ihr nun auch ein Reiter.“

„Richtig. Was macht ihr in der Stadt?“

„Oromis hat mich gerufen. Ich hörte ihr habt ein paar Probleme mit euren Trainingspartnern.“

„Da hört ihr richtig. Wollt ihr dem Abhilfe verschaffen?“

„Dazu bin ich hier.“

Zeit heilt alle Wunden?

Der Herbst verließ das Land. Murtagh saß in seinem alten Studierzimmer. Er starrte aus dem Fenster und seufzte mit seiner Konzentration war es vorbei. Ein Jahr war es her, seit Draco und Arya nach Ellesmera aufgebrochen waren. Arya war zurückgekehrt, mit einem Drachen. Am liebsten wäre er nach Ellesmera geflogen, um Draco zu helfen. Doch er musste Arya unterrichten. Außerdem war da Nasuada gewesen. Irgendwie hatten die beiden nie zueinander gefunden. Nun war sie mit dem König von Surda verlobt.

Murtagh und Dorn hatten beschlossen bald nach Ellesmera zu fliegen und Draco mit nach Carvahall zu holen. Er verließ den Raum. Ivan erwartete ihn zum Abendessen. Er hatte im vergangen Jahr oft bei dem Schmied und seiner Frau gegessen.

„Hallo, ich hoffe ihr habt Hunger.“, begrüßte ihn Eria.

„Und wie.“, sagte er.

„Ivan wird gleich kommen. Ich hörte ihr plant eine Reise.“

„Das ist richtig. Ich wollte erst nach Ellesmera und dann nach Carvahall.“

„Das ist…“

„Eria? Ist er schon da? …Oh!“ Ivan lächelte verlegen über sein Gebrüll.

„Guten Abend, Ivan. Ja, er ist da und so wie ich taub.“, erklärte Eria.

„Tut mir leid, Mylord.“

„Schon gut.“ Murtagh lachte.
 

Um Mitternacht kletterte er in Dorns Sattel.

„Wir sehen uns in Carvahall?“, fragte Eragon.

„Sicher.“, rief er.

Während des Fluges stellte Murtagh fest, dass Dorn bald einen größeren Sattel brauchte. Er war nun größer als Saphira, wenn auch nicht viel. Die Drachendame war verärgert, dass nicht nur der jüngere Dorn, sondern auch das Nesthäkchen Mellondinen, Aryas Drache, größer als sie werden würde.

„Du geniest, dass richtig oder?“, fragte Murtagh.

„Was meinst du genau? Das Fliegen oder meinen Wachstum?“, fragte Dorn.

„Das Fliegen.“

„Also, Reiter! Ich bin ein Drache! Das Fliegen zu lieben liegt mir im Blut. Außerdem bin ich seit wir in dieser verdammten Stadt leben nicht viel raus gekommen. Ich sehe bestimmt schrecklich aus.“

„Du bist ein Drache, normale Menschen haben Angst vor dir.“

„Ich sehe, dass wird eine lange Reise.“

„Wenn wir es bis zum Sonnenaufgang schaffen, bekommst zehn Schweine!“

„Fünfzehn!“

„Na gut, fünfzehn.“

Dorn beschleunigte, sodass Murtagh sich in den Sattel krallen musste, um nicht vom Winde verweht zu werden. Eine lange Reise. Als er sich jedoch an das wahnwitzige Tempo gewöhnt hatte, schlief er ein.
 

„Hey, Kleiner! Aufwachen!“, rief Dorn. Der Drache senkte sich zu einem Sturzflug.

„WAAAAHHHH!!!“, schrie der verschlafene Reiter.

„Bist du wach?“, fragte der Drache unschuldig.

„Nein! Ich bin tot!“

„Das kann nicht sein.“

„Na gut, aber ich war nah dran.“

„Hast du dir in die Hosen gemacht?“

„So nah nun auch wieder nicht.“

„Schade.“

„Sind wir da?“

„Nein. Sie war nicht in Ellesmera.“

„Wo fliegst du dann hin?“

„Zu Oromis.“

„Das ist eine Möglichkeit.“

Wenige Minuten später landete der Drache vor der kleinen Hütte.

„Meister, seid ihr da?“, rief Murtagh. Keine Antwort. Im Haus war niemand. Auch nicht an dem alten Baumstumpf auf dem sie meditierten.

//Verdammt! Wo sind die alle?//

„Das war wohl ein Reinfall!“, meinte Dorn und legte sich schlafen.

Murtagh stäunerte durch die nördlichen Wälder. Ein Schatten huschte über ihn. Er sah auf.

//Dorn?//

Von einem Plateau, neben dem er ging, sprang eine Person. Dorn fing sie auf. Verwirrt rannte er zu seinem Drachen.

„Dorn! Was machst du hier?“, fragte er.

„Das gleiche könnte ich dich fragen.“, sagte die Person und schwang sich vom Rücken des Drachen. Es war eine Frau. Sie trug eine schwarze Hose und Tunika. An ihrer linken Seite hing ein Langschwert und an einem Ohr trug sie einen silbernen Ohrring mit einem Rubin. Das lange blauschwarze Haar fiel, durch einen Silberreif auf ihren Rücken. Ihre schwarzen Augen glitzerten schalkhaft und provozierend.

//Ein Mensch?//

„Wer bist du?“, fragte er.

Sie lachte.

„Habe ich mich so sehr verändert?“, fragte sie.

„Du redest, als kannten wir uns.“

„Oh! Vielleicht fällt es dir wieder ein, wenn ich mein Haar abschneide. Aber du musstest es sehen, damit ich die Wette gewinnen konnte.“

„Was für eine… Draco?“ Murtagh blinzelte ungläubig.

„Du hast lange gebraucht, Dämon.“

Sie lachte. Der Drache fauchte hinter ihr.

„Das ist aber peinlich…“, stellte er fest.

„Das sollte dir auch peinlich sein.“, mahnte sie ihn.

Nun lachte er auch.

„Ich freue mich dich zu sehen. Beinah hätte ich geglaubt, dass ihr mich vergesst.“

„Wir? Dich vergessen? Willst du mich beleidigen?“

„Wenn du schon so fragst…“

„Wage es dich Mädchen!“

„Mädchen?“

„Wenn ich ein Junge bin?“ Er grinste wölfisch.

„Sieht so aus als müsste ich dir Manieren beibringen, Junge!“

Sie zog ihr Schwert.

„Dann zeig mal was du kannst, Mädchen.“

Der Drache legte sich in den Schatten und sah den lauernden Kämpfern zu. Nach dem ersten kurzen Schlagabtausch, folgte ein Wirbel aus Angriffen, Paraden, Finten und dem Schlagen von Metall auf Metall. Jeder Schlag traf die Gegner bis in die Knochen, bis irgendwann Murtagh einen Sprung zurück machte und das Schwert wegsteckte.

„Du hast dich gemacht.“, erkannte er an.

„Du auch. Du bist schneller geworden.“, stellte sie fest.

„Das ist die Magie der Drachen. Sieh sich doch mal an. Bei dir geht es auch schon los.“

„Was?“

„Deine Ohren.“

Draco tastete nach ihrem Ohr. „WAH! Ich kriege ja Elfenohren!“, schrie sie.

//Das hat sie noch nicht gewusst.//

„Ach, Mir. Ist doch nicht so schlimm.“

Er zog sie in seine Arme. „Ich habe dich vermisst.“

Der Drache sah auf.

„Ich dich auch, aber kein Grund gleich so sentimental zu werden.“

„Ich bin nicht sentimental, sondern ehrlich. Nur ein paar Minuten, bitte.“

Das wurde dem Drachen nun dann doch suspekt und er packte den Recken am Kragen.

„HEY!“, rief er, als er über dem Boden schwebte.

„Menelnaru! Lass ihn runter. Das ist Murtagh.“

Der Drache schielte auf den zappelnden Menschen.

„Echt?“, fragte sie und ließ ihn runter.

„Das… war… mal… was…“ Er rieb sich den Hals.

„Komm schon! Dorn hat das ständig mit mir gemacht.“, erinnerte ihn Draco.

„Das ist deiner?“, fragte Murtagh überrascht.

„Meine. Frag nicht es war eine Verschwörung.“

„Na gut. Also Menelnaru es freut mich dich kennen zu lernen.“ Gab er zu und verbeugte sich.

„Ganz meinerseits.“, sagte Menelnaru.

„Seit wann bist du so freundli… Hey! Wo willst du hin?“

„Dorn ist doch bestimmt in der Nähe!“

Draco seufzte.

„Mach dir keinen Vorwurf. Drachen sind auch nur Menschen.“, sagte er.

„Ich weiß, aber Menschen sind in diesem Altern auch nicht viel besser.“

„Wie alt ist sie?“

„Bald ein Jahr. Wie geht es den anderen? Wie heißt Aryas Drache? Ist sie sauer auf mich?“

„Langsam! Denen geht’s gut. Der Kleine heißt Mellondinen. Nein, sie hat Angst, dass du sauer auf sie bist.“

„Warum denn das?“

„Da habe ich nie richtig zugehört.“

„Und? Wie läuft es bei dir?“

„Och… Ich habe mich meinem Studium und dem Aufbau des Ordens gewidmet.“

„Du weißt was ich meine!“

„Nasuada hat den Heiratsantrag des surdischen Königs angenommen.“

„Das tut mir leid.“

„Es stört mich nicht.“

„Aha.“

„Glaubst du mir?“

„Ich denke schon.“

„Und wie war dein Jahr?“

„Ich habe den letzten Teil meiner Ausbildung hinter mich gebracht und bin jetzt endlich ein Reiter.“ Sie strahlte.

„Ich freue mich für dich. Darf ich deine Hand sehen?“

„Warum?“

„Nur so.“

Draco löste den Handschuh von ihrer rechten Hand und reichte sie ihm. Zuerst sah er die silberne Fläche skeptisch an. Dann fuhr er schließlich mit den Fingerspitzen darüber. Bis er mit einem schelmischen Grinsen ihr Hand packte und sie mit zog. Erschreckt fiel sie beinah hin.

„Was hast du vor?“, fragte sie.

„Nur ein wenig Händchenhalten, warum?“

„Seid wann bist du so zuneigungsbessen?“

Das war eine gute Frage. Er beließ es dabei.

„Warum bist du hier?“, fragte sie. „Um dich abzuholen.“, sagte er.

Sie strahlte. „Ach?“

„Mell! In Carvahall ist doch bald unser Ehrenfest!“

„Nenn mich nicht so! Weder Mell noch Mir!“

„Hm… fällt mir noch ein anderer schöner Name für dich ein?“

„Lass es lieber!“

„Na gut.“ Er wirkte ehrlich gekränkt.

„Also gut, aber bitte etwas harmloses.“

„Ich lass mir was einfallen.“

„Genau das habe ich befürchtet.“

Vor Oromis Hütte stand ein Prachtexemplar von einem Elf.

„Dalaii!“, rief Draco und wank ihm.

„Dalaii?“, fragte Murtagh leise und lächelte.

Draco grinste.

„Draco, wie geht es dir?“, fragte der Elf.

„Sehr gut. Darf ich Murtagh vorstellen?“

„Morzans Bastard?“

Murtagh knurrte leise und auch Dracos Miene verdüsterte sich.

„Man kann sich seine Familie nicht aussuchen, Dalaii.“, sagte Oromis schwache Stimme. Auf der Bank saß er und lächelte seine Schüler frech an.

„Ich freue mich dich wieder zu sehen.“, sagte er zu dem Reiter.

„Ich freue mich auch.“, erklärte Murtagh.

//Hast du sie gesehen?//

//Wen?//

//Menelnaru?//

//Ja.//

//Ein süßer kleiner Drache…//

Murtagh drehte sich zu seinem Drachen und sah ihn prüfend an. //Ich werde dich anleinen.//

Dorn knurrte.

„Nun sag schon was in der Welt da draußen vor sich geht.“, bat Oromis.

Seine Schüler setzten sich ins Gras, während Murtagh erzählte. Immer wieder warf er mahnende Blicke zu Dorn, aber er bemerkte nicht die Blicke von Dalaii. Draco wunderte sich, warum Oromis und Glaeder schmunzelten.

Als Murtagh mit seinem Bericht zu Ende war, meinte er: „Und dann wollte ich Draco mit nach Carvahall nehmen.“

„Das dürfte gehen. Menelnaru ist stark genug für diesen Flug.“, erlaubte Oromis. Dann sah der Elf hoch und meinte: „Wenn ihr noch vor Sonnenuntergang in der Stadt sein wollt, dann solltet ihr euch beeilen.“

„Danke Meister, braucht ihr noch was?“

„Ja. Du Kannst Morgen Beeren sammeln gehen.“

Draco lachte.

„Du brauchst nicht zu lachen. Du kannst ihm helfen.“

Sie nickte.

„Und Dalaii, komm du etwas später, ja. Ich brauche Schlaf.“

Der Elf schaute säuerlich in den Wald.

Die Reiter sattelten die Drachen, als er zu Draco ging und flüsterte: „Mir gefällt es nicht.“

„Was?“

„Das er in deiner Nähe ist. Er ist der Sohn eines Abtrünnigen!“

//Ja, und ich bin die Tochter von Galbartorix.//

„Du kannst ihn nicht für die Taten seines Vaters belangen.“

„Ich traue ihm nicht!“

„Aber ich! Hör zu, es gab schon etliche Gelegenheiten in denen er mir etwas antun konnte, aber es nicht getan hat.“

„Pass auf dich auf.“

„Ich ziehe nicht in den Krieg, sondern beherberge einen Freund.“

Er schluckte. Draco zog sich in den Sattel und flog los.

//Dummer, arroganter Elf!//

„Wollen wir wetten, dass Dorn schneller ist?“, fragte Murtagh.

„Wie witzig! Dorn ist fast doppelt so groß wie Menelnaru.“

„Och, komm schon.“

„Was ist denn mit dir passiert?“

„Biiiitteee!“

„Ich sagte…WAAAHHH!!!“

Das Drachenmädchen flog los und ließ die Herausforderer zurück.

//Was für ein Weibsbild!//, rief Dorn begeistert und flog ihr nach.

//Meine Warnung gilt noch!//, erinnerte Murtagh.

Doch sein Drache war mit den Gedanken wo anders. Natürlich war Dorn schneller und auch wenn Murtagh von dem wahnwitzigem Tempo schlecht war, grinste er triumphierend.

„Du schwankst ja.“, bemerkte Draco.

„Das ist kein Erdbeben?“, fragte er.

„Bestimmt nicht. Hast du Hunger?“

„Das fragst du mich jetzt?“

„Na klar! Dann habe ich mehr.“

„Miststück!“

„Ich habe ich dich auch furchtbar lieb!“, sagte sie und legte ihm den Arm um die Taille.

„Wer ist hier zuneigungsbessen?“

„Du hast mich angesteckt.“

„War ja klar! Ich bin wieder schuld.“

„Ich sage dir doch immer, dass du ein Dämon bist.“

Er schwieg eingeschnappt.

„Och, komm schon.“, schnurrte sie.

Murtagh sah sie ungläubig an. „Seid wann kannst du das denn?“

„Was?“

„Äh… schon gut.“

Draco zuckte die Schultern und trat in den Raum. Genüsslich warf Murtagh sich auf das Moossofa und streckte sich.

„Pah! Hey du!“ Sie warf einen nassen Lappen nach ihm.

„Hm?“ Er öffnete ein Auge.

„Geh dich waschen.“, befahl sie.

„Isch bin aba müde!“, sagte er.

„Na gut, dann gibt es kein Pilzbrot für dich.“

Nach dem er reichlich das Für und Wider abgewogen hatte krabbelte er vom Sofa runter bis unters Dach in Dracos Wanne. Nach dem Bad und wieder halbwegs wach, schlenderte er zurück in den Hauptraum. Draco stand auf dem Balkon und vor ihr Dalaii. Der Elf reichte ihr einen Becher. Misstrauisch maß er den Elf. Dalaii strich Draco etwas aus dem Gesicht.

„Ist das Essen schon fertig?“, fragte er und zog Draco mit sich. Diese Geste war in etwa so missverständlich wie ein großes mit der Aufschrift: „Meine!!!“ drauf.

„Ja ist es. Jetzt hast du wohl Hunger.“

Er hätte auch gesagt, dass er ein Kind kriegen würde. Hauptsache sie ist von dem Elf weg.

„Ja, und wie!“

Sie stellte den Becher ab, um zwei Schalen aus dem Schrank zu holen. Er beäugte mit gerümpfter Nase den Inhalt des Bechers. Er war grau, schleimig, etwas klumpig und er schwörte er würde blubbern.

//Aus welchem Abfluss hat der denn das geholt?//

Murtagh erzählte ihr, während dem Essen von Ivan, Eria und Senju. Zusammen gingen sie nach oben und mit vor Schreck geweiteten Augen sah Murtagh zu wie Draco den Becher Schlick leer trank. Sie schüttelte sich.

„Uwäh! Schade das es das Zeug nur in einer Geschmacksrichtung gibt… obwohl….“, murmelte Draco leise und schlüpfte in einem Hemd bekleidet unter die Bettdecke. Murtagh zog eine alte Hose an und legte sich auf das Sofa.

„Gut Nacht.“, wünschte Draco.

„Dir auch.“
 

Murtagh wusste nicht was ihn geweckt hatte. Das einzige, was er wusste was, dass er noch nicht lange geschlafen hatte. Ein leises Knurren kam aus der Dunkelheit. Er machte die Augen auf. Außer ihm und Draco, die sich unruhig hin und her warf. Ihre Lippen bewegten sich im Schlaf. Sie knurrte und murmelte. Ihre Stirn war zerfurcht und ihr Ton hatte etwas Flehendes.

„...War das nicht… nicht hauen… glaubt mir… nein… lasst mich nicht allein… ich habe das nicht gewusst… was ist das für Blut?“

Verwirrt saß er neben ihr auf dem Bett. Das war bestimmt das Ausgusszeug!

Falsche Richtung

Draco schlief die ganze Nacht so. Murtagh rang mit sich nicht einfach in ihren Geist zu sehen, um zu wissen, was da vorging. Dann dachte er an den Alptraum, den sie ihm bereiten würde, wenn sie es erfährt. Ihr Traum hatte sicher etwas mit dem Matsch zu tun, den sie getrunken hatte. Der Schlaf übermannte ihn.
 

„Uwaaahhh!“ Draco gähnte und reckte sich. Noch ganz verschlafen konnte sie sich nicht den warmen Oberkörper erklären, der vor ihr lag.

//Wo kommt denn der her? Hmm… also zu einem Elf gehört der nicht…//

Sie sah hoch. Murtaghs dunkles Haar war verstrubbelt. Sein Mund stand ein wenig auf. Sie ärgerte sich nicht. Auf ihrer Reise hatte sie oft so geschlafen. Aber nach dem sie sich ein Jahr nicht gesehen hatten, war es doch überraschend. Die Sonne schob sich bereits über den Horizont und sie verspürte nicht das geringste Verlangen sich aus dem Bett zu bewegen.

Draco blickte auf ihren Arm. Da war eine Gänsehaut, die nicht von der kühlen Morgenluft stammte. Ohne den Trank würde sie nachts in der ganzen Stadt zu hören sein. Selbst nach dem Schlüpfen von Menelnaru hatten die Heimsuchungen ihrer inneren Dämonen nicht aufgehört. Im Gegenteil- sie waren schlimmer geworden. Zeitweise wollte sie sich das Schlafen abgewöhnen. Sie sah den Schlafenden an. Für ein paar Minuten konnte sie ihren Fluch vergessen. Dann wachte er auf.

„Schläfst du noch?“, fragte er.

„Nein.“, sagte sie und machte keine Anstalten ihren Kopf von seinem Arm zu heben.

„Wovon hast du geträumt?“

Draco spannte alle Muskeln an.

//Natürlich, ich habe ihn geweckt.//

„Nichts. Das heißt ich weiß es nicht mehr.“, log sie.

„Draco!“

„Ich weiß es nicht mehr.“

„Na gut.“

Murtagh war sich sicher, dass es mit dem Gebräu des Elfen zu tun hatte. Er wollte sich aufrichten, doch Draco knurrte.

„Ich hatte ja gehofft mit der Zeit unbequemer geworden zu sein.“

„Weit verfehlt! Ich heuer dich als mein Kissen an.“

„So tust du das?“

„Hmhm.“ Sie kuschelte sich noch näher an ihn.

„Gut, aber nur ein paar Minuten!“
 

Nicht viel später saß Draco im Sattel von Menelnaru und döste.

„Wieder ein Alptraum?“, fragte das Drachenmädchen.

„Das fragst du jeden Morgen.“

„Ich warte auf eine Veränderung deiner Lage.“

„Ich weiß.“

„Hilft Dalaiis neuster Trank?“

„Etwas, aber Murtagh habe ich trotzdem geweckt.“

„Nicht nur ihn. Uns auch.“

„Tut mir leid.“

„Warum sagst du mir nicht, was an dir nagt?“

„Weil ich mich dafür schäme und weil es mich in ein anderes Licht rückt.“

„Jepp, keine Veränderung.“

„Genau.“

„Wirst du es ihm sagen?“

„Warum sollte ich?“

„Ich frage nur.“

„Nein.“

„Draco!“

„Jetzt klingst du schon wie er.“
 

Vor Oromis Hütte standen zwei große Körbe.

„Der hat das gestern ernst gemeint!“, stellte Murtagh fest.

„Hast du etwas anderes erwartet?“, fragte Draco.

„Ehrlich gesagt- ja. Ich meine, wie sollen wir die Dinger voll kriegen?“

„Komm mit.“

Sie schnappte sich einen Korb und stiefelte in den Wald. Murtagh folgte ihr skeptisch. Die Drachen blieben im Unterricht.

„Was hast du eigentlich studiert?“, fragte Murtagh.

„Medizin und Kriegsmagie. Momentan bin ich bei Drachenkunde.“, berichtet Draco unbekümmert.

„Hast du noch etwas anderes im letzten Jahr gemacht, als lernen?“

„Ja, ich habe eine vergessene Obstplantage gefunden.“

„Sind wir dahin unterwegs?“

„Richtig. In einer Stunde sind wir da.“

„Was? Du hast mir nicht gesagt, dass wir zum Ende der Welt marschieren!“

„Tun wir auch nicht- nicht ganz ans Ende.“

„Wie schön!“

Draco lachte. Murtagh grummelte noch weiter, doch hauptsächlich gespielt.

Nach etwa einer Stunde blieb Draco stehen.

„Was ist? Sind wir da?“, fragte Murtagh.

„So gut wie.“, erklärte Draco.

„Was heißt das schon wieder?“

Sie kletterte einen Abhang hinunter, der von dem dichten Bäumen nicht zu sehen war. Unten stand sie in einem Tal und wank ihm. Er kletterte auch runter. Der Boden des Tals war entweder mit dunklen Sträuchern oder hohen Gras bedeckt. Vereinzelt standen auch knorrige Obstbäume da.

„Du sagst, die Elfen haben das hier vergessen?“, fragte er.

„Ich glauben fast, sie haben es nie gewusst.“, erklärte sie, während sie über einen Bach sprang.

„Wie kommst du darauf?“

„Ich zeige es dir, wenn du mich kriegst.“

Sie rannte los.

„Na warte!“

Er folgte ihr. Hinter einer Hecke musste er ruckartig stehen bleiben. Draco verschwand in einer Ruine.

„Draco?“

„Komm schon!“

Murtagh folgte ihr. Die Ruine war aus Stein. Im Innern hatten sich Wurzeln und Äste durch Boden, Fenster und Wände gedrückt. Laub und Stroh lagen auf dem Boden. Ein großer Tisch und einige Stühle lagen herum, ebenso wie einige Kessel. Durch die Löcher in der Decke fiel Sonnenlicht und tauchte alles in etwas Unwirkliches. Auf dem Kaminsims war das Symbol der Drachenreiter eingemeißelt darunter ein Schwert.

„Was ist das?“, flüsterte er.

Eine seltsame ehrfürchtige Stimmung hatte ihn überkommen.

„Ich vermute ein Heim für ausgediente Diener.“, sagte Draco.

Er zuckte zusammen.

„Oder ein Hospiz.“

„Aber warum sollten die Elfen davon nichts wissen?“

„Ich weiß nicht.“

Er hörte Schwermut aus ihrer Stimme. „Vielleicht sollten wir langsam mal anfangen.“, schlug er vor.

„Du hast Recht.“

Langsam und schweigsam gingen sie zurück. Diese Ruine hatte etwas Unheimliches.
 

Wieder in der Sonne verflog die düstere Stimmung schnell.

„Wie hast du das hier gefunden?“, fragte Murtagh.

„Ich bin drüber geflogen. Auf meinem ersten Flug mit Menelnaru.“, erklärte Draco.

„Das war Glück.“

„Das war es. Siehst du den Baum da drüben?“

„Der ist wohl kaum zu übersehen.“

„Immer Sommer trägt der die größten Kirschen.“

„Dann musst du mich im nächsten Sommer anbinden, sonst futtere ich sie dir weg.“

„Danke für die Warnung.“

Unbemerkt schlich er sich davon und kehrte kurz darauf mit einem schelmischen Grinsen zurück. Er stellte sich hinter sie.

„Draco guck mal.“

Sie drehte sich um. Er hielt ihr einen Frosch unter die Nase, der just in diesem Moment quakte und in die Richtung ihres Gesichts sprang.

„Wahh!“

Draco erschreckte sich und fiel nach hinten, als sie versuchte dem Monster aus zu weichen. Murtagh brüllte vor lachen. Nachdem Draco sich gefangen hatte, funkelte sie ihn finster an, was ihn nur noch mehr erheiterte.

„Du….Du… Na warte!“

Sie sprang auf und warf ihn auf den Rücken. Er lachte einfach weiter und versuchte sie auf den Rücken zu rollen. Draco musste eingestehen, dass er nicht nur über Büchern gehangen haben musste, sondern auch trainiert hatte, denn sein Vorhaben gelang ihm.

„Lass mich los!“, knurrte sie.

„Nein!“, feixte er.

Draco wehrte sich.

„Das ist deine Schuld. Du hast mich angegriffen.“

„Weil du mich erschreckt hast.“

„Nur ein wenig. Ich hätte nie gedacht, dass du so schreien kannst. Du bist wohl doch ein Mädchen.“

Draco riss die Augen auf und verengte sie dann zu Schlitzen. „So, bin ich das anscheinend wirklich.“

Murtagh erkannte die Gefahr nicht. Draco schnellte hoch und küsste ihn. Das überraschte ihn maßlos. Noch mehr überraschte es ihn, als er nach kurzer Zeit flach auf den Boden fiel.

//Was war das?//

Draco pflügte bereits weiter Beeren. Unbekümmert machte sie weiter, während er sich verwirrt aufsetzte.

„Das war unfair!“, beschwerte er sich.

„Das ist das Leben.“, sagte sie.

„Pah!“

„Also ich fand meine Rache angemessen.“

„Ich nicht!“

„So sollte es sein.“

Grummelnd machte er sich daran seinen Korb zu füllen. Doch seine Gedanken schweiften immer wieder ab und mehr als einmal huschte sein Blick zu Draco.

//Verdammt! Es war nur ein Rachekuss! Warum stell ich mich so an?//

Wütend zerdrückte er den Ast in seiner Hand, aber er hatte die spitzen Dornen vergessen.

„Aaahh! Verdammt!“, rief er.

„Was hast du?“, fragte Draco.

„Nichts, schon gut!“

„Zeig mal her. Wieso hast du das gemacht?“

„Ich bin Masochist.“

„Ach so, das erklärt einiges. Sieh mich nicht schon wieder so böse an. Komm, du kannst sie am Bach kühlen.“

„Ich kann mich auch heilen.“

„Das ist hier überflüssig, wie du weißt.“

Nur widerwillig ließ er sich von ihr mitziehen. Blut tropfte von der ungeschützten linken Hand. Draco machte ein Tuch nass und wischte das Blut ab. Eben noch ein Rachengel und jetzt die Fürsorge in Person.

//Versteh einer die Frauen!//

„Du kannst mich noch so böse ansehen, aber ich falle trotzdem nicht um.“, bemerkte sie.

Er schnaubte. Sie riss das Tuch in Streifen und verband die Hand, die plötzlich angefangen hatte zu kribbeln.

//OH! Mist! Das darf nicht wahr sein!//

Verzweifelt versuchte er es zu ignorieren.

„Ahrgh!“, zischte er.

„Hoppla! Habe ich dir wehgetan? Das tut mir leid.“

Sie strich nun vorsichtiger über die Hand.

//Erbarmen! Es ist alles in Ordnung. Es ist alles in Ordnung. La- l-la!//

Er zuckte wieder zusammen.

„Was habe ich denn jetzt gemacht?“, fragte Draco zweifelnd.

„Gar nichts! Ich habe da wohl einen Nervenpunkt.“, antwortete Murtagh rasch.

„So, so! Wie auch immer. Wenn du noch einmal zuckst oder ähnliches machst, schlag ich dich k.o. .“

„Gut zu wissen.“

Draco lachte leise.
 

Am Abend brachten sie die Körbe zu Oromis.

„Hilfe! Wie soll ich die denn alle essen?“, fragte der Meister.

Die Körbe waren hoch voll. „Gibt es eigentlich noch Beeren im Wald oder sind das alle?“

„Wenn ihr noch mehr wollt, können wir morgen noch mal los.“, neckte Draco ihn.

„Bloß nicht! Ihr könnt die Hälfte mitnehmen.“

„Sehr gut! Draco, machst du mir Pudding mit Beerensoße?“, fragte Murtagh.

„Natürlich werde ich das machen… aber du wirst nichts abkriegen!“

„Das werden wir ja noch sehen.“

In dem Moment knurrten ihre Mägen. Oromis und Glaeder lachten laut.

„Ihr solltet endlich etwas essen, sonst muss ich doch noch die ganzen Früchte essen.“

„Meister, das habe ich vor!“ Murtagh schnappte sich Draco und warf sie sich über die Schulter.

„LASS MICH RUNTER!“, schrie sie.

„So bald wir zu Hause sind. Bis Morgen, Meister.“

Oromis lachte erstaunt, als der Recke das widerspenstige Mädchen verschleppte.

„Willst unbedingt sterben?“, fragte Dorn, als er sie sah.

Menelnaru rollte auf dem Boden vor Lachen.

„Nein, aber ich werde zwangsläufig sterben, wenn sie mir das Abendessen wegschnappt.“

„Menelnaru, kannst du bei Oromis einen der Beerenkörbe holen und mitnehmen? Ich denke Draco fliegt mit mir.“

„DAS WERDE ICH NICHT! LASS MICH RUNTER!“

„Ich bin schon unterwegs!“ Menelnaru nahm den Korb vorsichtig in die Schnauze und flog davon.

Murtagh kämpfte mit Draco und der Schwerkraft. Zwei Schritte vor, einer zurück. Dorn half ihm, indem er ihn am Kragen packte.

„Dorn! Warum hilfst du ihm?“, klagte Draco.

„Weil du schon so lange nicht mehr mit mir geflogen bist.“, erklärte der Drache traurig.

„Ich bin nie mit dir geflogen.“

„Ich weiß, deswegen.“

Er war inzwischen abgehoben und glitt durch die Lüfte. Draco saß vor Murtagh im Sattel. Man spürte Dorns Flügelschläge kaum.

„Bist mir noch böse?“, fragte Murtagh.

„Ja!“

„Wirst mich wieder küssen, um dich zu rächen?“

„Diente die Aktion allein dem Grund?“

„Ursprünglich wollte ich nur mein Abendessen verteidigen… Aber dagegen hätte ich auch nichts.“

„Männer!“

„Dankeschön.“

„Ich meinte nicht dich, sondern alle.“

„Oh… Dorn, flieg doch mal bitte einen Salto.“

„Nein! Wäre es dir lieber, wenn ich nur dich verfluchen würde?“

„Ja.“

„Hast du an ein paar Fröschen gelutscht oder habe ich dir gestern die falschen Pilze zu essen gegeben?“

„Nein, das ist nur ein sich entwickelnder Besitzer und Beschützerinstinkt.“ Draco sah ihn verwundert an. „Wie komme ich denn zu der zweifelhaften Ehre?“

„Tja, das hast du dir eingebrockt.“

„Mist!“

„Also mir gefällst.“

„Das dachte ich mir…“

„Meine kleine Sell.“

„Den kann ich akzeptieren.“

„Das freut mich.“
 

In Ellesmera half er ihr beim Absteigen.

„Zu gütig.“, sagte sie.

„Immer wieder gern.“, erwiderte er.

Während Draco in die Wanne sprang und Murtagh Beeren wusch, kam Dalaii mit einem Becher Matsch.

„Wo ist Draco?“, fragte der Elf.

„In der Wanne.“, antwortete Murtagh. „Du kannst das Zeug stehen lassen. Ich sage ihr, dass du hier warst.“

„Danke ich gebe es ihr lieber selb…“

Eine Elfe rief ihn. Knurrend gab er ihm den Becher.

„Ich wünsche dir viel Erfolg.“, sagte Murtagh.

Dalaii stapfte davon.

//Das passt doch eher zu einem Zwerg, also zu einem eleganten Elf.//

Er sah auf den Becher. Dann landete der Inhalt im Ausguss. Murtagh füllte ihn mit Wasser und formte mit Magie zu der Brühe.

„Oh! Dalaii war schon hier.“, sagte Draco.

„Ja, das hier soll ich dir geben.“

„Danke.“

„Du willst das nicht wirklich trinken, oder?“

„Zwischen wollen und müssen besteht ein Unterschied.“

„Also ich würde eher sterben, als das Zeug zu trinken.“

„Man gewöhnt sich dran.“

„Trotzdem…“

„Du musst es ja auch nicht trinken und ich wünsch es dir auch nicht.“

Sie griff einen Topf und begann den Pudding und die Beeren zu kochen. Nach dem Essen trank Draco Dalaiis Becher leer und sie gingen ins Bett. Schon bald war sie eingeschlafen.

Murtagh döste selbstzufrieden. Sie schlief ruhig. Dann schrie sie laut. Er schreckte auf. War sie aufgewacht? Nein, sie warf sich nur von einer Seite auf die andere und schrie: „Ich war das nicht! Ich habe das nicht gewusst! Lasst mich nicht allein! Mir ist kalt! Warum ist es so dunkel? Nein! Bleib weg! Das kann nicht wahr sein! Nicht schlagen bitte! Wo kommt das Blut her?“

Murtagh stand hilflos daneben.

//Das war ein Beruhigungstrank? Oh nein!//

Er packte sie bei den Schultern und rüttelte sie wach.

„Draco wach auf! Du träumst! Bitte wach doch auf!“

Es dauerte bestimmt eine halbe Stunde bis sie wach war. Draco zitterte am ganzen Leib und aus ihren verstörten Augen flossen Tränen. Immer noch schrie sie. Murtagh nahm ihren Kopf zwischen die Hände und zwang sie ihn anzusehen.

„Draco, es ist gut. Es war nur ein Alptraum. Es ist vorbei.“

Er flüsterte ihr diese Worte solange zu bis sie sich beruhigte. Er hielt sie schulbewusst in den Armen. Draco weinte immer noch leise. Sie verbarg ihr Gesicht an seiner Brust und hatte die Beine angezogen, um sich möglichst klein zu machen. Er streichelte ihr Haar und redete immer noch beruhigend auf sie ein.

„Es tut mir leid.“, sagte er.

„Was denn?“, wimmerte sie.

„Ich dachte das Zeug von Dalaii sei der Grund für deine Alpträume. Also habe ich ihn gegen Wasser ausgetauscht. Es tut mir leid.“

Draco sah ihn verstört an. Ihr Anblick vergrößerte die Schuld um ein Vielfaches. Er hielt es nicht mehr aus, zog sie sich und verbarg sein Gesicht in ihrem Nacken.

„Es tut mir leid, bitte verzeih mir.“

Draco war wie vom Donner gerührt. Dann spürte sie etwas Nasses an ihrem Nacken.

//Tränen? Weint er? Es muss ihm wirklich leid tun…//

„Na toll! Jetzt heulen wir beide.“, stellte sie fest und lachte leise. „Jetzt hör schon auf! Ich vergebe dir ja.“

Er sah auf. „Wirklich?“

„Ja.“

Sie lehnte sich wieder an ihn. Immer noch zitterte sie wie Ebsenlaub.

„Erzählst du mir, was dich verfolgt?“, fragte er.

„Ich … ich weiß nicht...“

„Warum?“

„Ich habe Angst.“

„Wovor?“

„Was du von mir denkst, wenn ich es dir erzählt habe.“

„Ist dir meine Meinung denn so wichtig?“

„Deine Meinung nicht, aber… du bist es, der mir wichtig ist. … Hilfe, das klang wieder wie ein Liebesgeständnis.“

„Also mich stört das nicht. Du brauchst keine Angst zu haben. Wofür soll ich denn verurteilen? Ich bin der Sohn eines Abtrünnigen. Ich habe gemordet, gestohlen, gelogen und ein Verräter bin ich auch.“

„Ich will auch kein Mitleid!“

„Kriegst du nicht, keine Angst.“

Dunkelheit und Dämmerung

„Ich habe in einem Dorf nördlich von Carvahall gelebt.“, begann sie. „Die Dorfbewohner ließen mir die Scheune als Schlafstelle. Alle zwei Tage kam jemand mit Essen. Ich trug Lumpen und wuchs schneller, als normale Kinder. Ich lernte schneller laufen und sprechen. Den Dorfbewohnern war ich ein Dorn im Auge, aber ich weiß nicht warum. Kaum merkten sie, dass ich stärker war als ein erwachsener Mann. Musste ich mir meinen Unterhalt verdienen- mit Holzfällen. Beinah jeden Abend kamen betrunkene Männer in die Scheune und prügelten mich. Bis eines Abends ein Soldat zu mir kam. Oh! Und der war sehr nett zu mir. Der brachte mir Süßigkeiten mit und dann sollte ich nett zu ihm sein.“

„Wie nett?“

„Der Kerl hatte wohl schon viele kleine Kinder ganz doll lieb.“ Sie zitterte stärker. „Ich wusste nicht was ich tun sollte. In Panik schlug ich auf den Soldaten ein. Bis er sich nicht mehr bewegte. Einige Dorfbewohner kamen. Mitten in der Nacht jagten sie mich aus dem Dorf. Es war tiefster Winter. Einige Tage und Nächte schlug ich mich durch die Wälder. Dann rutschte ich aus und fiel. Meine Körpertemperatur war so niedrig, dass mir das Wasser warm vorkam.

Das nächste an das ich mich erinnere, ist wie ich in einem Bett liege und mir ein alter Mann Tee einflößt und Suppe! Mein erstes warmes Essen. Ich muss wohl ziemlich krank gewesen sein. Der alte erzählte mir Gesichten, hauptsächlich alte Drachenreitergeschichten. Da beschloss ich auch ein Drachenreiter zu werden. Ich merkte, dass ich wieder in einem Dorf war. Weil ich nicht wollte, dass der Alte meinetwegen Ärger bekam, reiste ich wieder ab.

Im Herbst stand ich in Uru Baen. Ein Soldat züchtigte einen Jungen. Ich ging dazwischen. Der Junge nahm mich mit zu den Dieben. Wir gingen von dahin immer gemeinsam auf die Jagd. Doch dann wurde ich beim Brotklauen erwischt. Ich brach den Soldaten den Arm und sie brachten mich in die Hofschmiede. Man wies mir eine kleine Zelle zu unten im Kerker neben der Folterkammer. Morgens war der Boden vereist. So lange wie möglich blieb ich abends in der Schmiede. Eines Nachts kam ein Geselle zurück. Er hatte etwas vergessen. Als er mich fragte, was ich hier machte, wollte ich ihm antworten, aber ich hatte keine Stimme mehr. Panisch nahm er mich auf die Arme und brachte mich zu seiner Frau. Die beiden kümmerten sich von da an um mich.

Bis ich dreizehn war arbeitete ich in der Schmiede.

Mit sieben brachten sie mir das Kämpfen bei.

In der Stadt suchte ich mir eine kleine Wohnwerkstadt, die ich dank meiner Freunde bei den Dieben fast umsonst bekam. Ich hielt mein Haar kurz und verkleidete mich als Junge, der auf dem Markt seine Waren anbot. In der Zeit wurde Senju auf mich aufmerksam. Ich wurde auch wieder als freier Dieb aktiv und holte ich ihn einige Male aus brenzligen Situationen.

Mit sechzehn sprach mich ein Gesandter oder Talentsucher des Königs an, ob ich nicht einmal mein Geschick dem König zeigen wollte. Da ich nichts zu verlieren hatte und knapp bei Kasse war, nahm ich an. Neben mir waren noch etwa fünfzehn junger Männer da, aber ich setzte mich gegen sie durch.

„Seht ihr, Hoheit? Dieser Junge ich eine Fundgrube.“, erklärte mein Finder. Der König lachte: „Ja, das ist sie.“

Ich wurde da behalten und zur Mortem ausgebildet. Zwanzig war ich, als ich eines Nachts mich in einen Stall schlich, um einen Drachen zu beobachten. Doch leider wurde ich erwischt- der Reiter kam. Am nächsten Tag wurde ich in der Schlacht besiegt und verschleppt. In Tronjheim baten mich eine junge Frau, eine Elfe und ein Halbelf mich sie in meinen Geist zu lassen. Ich kam frei und ging zurück nach Uru Baen mit einem Auftrag. Aber für den brauchte ich Hilfe. Den Rest der Geschichte kennst du. Bis…“

„Bis was?“

„Man brachte mich wieder nach Uru Baen. Es war der Abtrünnige Morzan. Er, seine Gefährtin und der Schatten Durza holten mich aus der Zelle, in der ich lag und brachten mich in den Thronsaal. Da war der Rest der Dreizehn Diener. Sie waren verwirrt. Was wollte der König von mir? Er sagte… er sagte…“ Draco brach ab und weinte wieder.

„Was? Was sagte er? Es kann doch nicht so schlimm sein.“

„Doch! Er … er ist… nein!“

„Draco! Bitte sag mir doch, was es ist.“

„Du darfst mich nicht verurteilen.“

„Das werde ich nicht.“

Sie versteckte sich noch mehr und nuschelte etwas.

„Bitte?“, fragte er.

„Er ist mein Vater.“

„Erzeuger!“, korrigierte Murtagh.

„Er erzählte warum, ich gebraucht wurde. Es war deine Schuld. Er fühlte sich von dir bedroht und brauchte einen leiblichen Nachfolger. Er bestellte sich eine Hure ins Schloss, die als sie schwanger war mich und sich umbringen wollte. Als ich geboren wurde, konnte er mich nicht gebrauchen. Shurrikan sollte mich aussetzen. Der Drache segnete mich und brachte mich in das Dorf. Galbartorix gelang es nicht noch ein Kind zu zeugen und als er immer schwächer wurde, schickte er die dreizehn aus. Er machte sie mir auch zum Geschenk, was sein Untergang war. Nach der Siegesfeier kam ich hier her zurück und Arya bekam den letzten Drachen- mein Leben war vorbei. Doch Islanzadi brachte mir Menelnarus Ei.“

„Also foltern dich diese Träume schon ein Jahr?“

„Vorher auch schon, aber nicht so schlimm. Er hat meiner Mutter den Kopf abgeschlagen, weil ich kein Junge war. An seinen Händen klebte so viel Blut, das nun an meinen klebt.“

„Deswegen rufst du auf immer: Wo kommt das Blut her?“

„Wahrscheinlich…“

„Draco?“

„Was?“

„Du bist nicht so böse, wie du glaubst. Im Gegenteil!“

„Oje…“

„Ich meine ja nur.“

„Ich kann aber jede Zeit so werden.“

„Das glaube ich nicht. Dafür hast du zu viel durch gemacht. Ich glaube nicht, dass jemanden ernsthaften Schaden zufügen kannst.“

„Danke.“

„Weißt du noch, was du zu mir gesagt, hast, als ich sagte, nur ein Narr würde mir vertrauen?“

„Ich setze mir eine Kappe auf und übe ein paar Possen ein?“

„Ja und ich glaube einfach an einen guten Kern in dir. Ich brauche nicht an einen guten Kern in dir zu glauben. Ich weiß, dass er da ist, Mell.“

„Nenn mich nicht so!“

„Mir scheint du bist wieder die Alte.“

„Aber du darfst es niemanden erzählen!“

„Ich schwöre es!“ Er legte sich die Hand auf das Herz. „Dann lag ich gar nicht so verkehrt…“, murmelte er.

„Wobei?“

„Ich dachte mir, dass er dich verschleppt hätte, weil er noch einen Erben brauchte. Dabei warst du… Deswegen hast du auch so gelacht!“

„Ja. Ich war so erleichtert. Du hast mir die perfekte Lüge präsentiert und ich konnte alles so übernehmen.“

„Ich bin gut!“

„Das war Instinkt.“

„Na immer hin. Willst du an der Geschichte festhalten?“

„Das wäre das Beste.“

„Also ich denke, dass Beste wäre es, wenn wir was schlafen würden.“

„Zu spät.“

„Was?“

„Die Sonne geht schon auf.“

Er sah auf. Ein rötlicher Schimmer überzog den Horizont.

„Mist!“

„Wir sollten aufstehen.“

„Ich will nicht!“

„Ich auch nicht, aber es muss sein.“

Widerwillig krabbelten sie aus den Federn in ihre Kleidung. Die Drachen stellten keine Fragen. Sie hatten alles gehört.

Dalaii stand mit Oromis vor der Hütte, als sie ankamen.

„Habt ihr letzte Nacht geschlafen?“, fragte Oromis.

„Nein.“, gähnte Draco.

„Es war meine Schuld. Ich habe ihren Beruhigungstrank … vertauscht.“, gestand Murtagh.

„Ich wusste, dass man dir nicht trauen kann!“, zischte Dalaii.

„Das beruht auf Gegenseitigkeit.“, erklärte Draco Oromis schnell.

Murtagh und Dalaii funkelten sich finster an.

„Verstehe. Dann werdet ihr heute lernen müssen miteinander zu arbeiten, Jungs.“

„Was?“, fragten sie im Chor.

„Ja… Meine Hütte ist undicht und der Winter naht. Ihr kriegt das schon hin. Draco du kannst den Schlaf nachholen den du versäumt hast. Kommt, Jungs. Ich zeig euch wo ihr Werkzeug findet.“

Ungläubig schlurften Reiter und Elf dem Meister nach. Draco kicherte leise und legte sich unter einen Baum von dem aus sie einen guten Blick auf das Geschehen hatte. Doch sie schlief schnell ein und wachte erst mittags wieder auf.

Es war ein richtig warmer Spätsommertag. Oromis meditierte im Schatten. Dalaii und Murtagh knieten auf dem Dach und erneuerten immer noch die Schindeln.

//Das muss anstrengend sein.//

Draco grinste. Sie lehnte an den Stamm und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Murtagh war müde und bewegte sich langsamer. Sein Hemd und das von Dalaii lagen im Gras. Den Elfen zu beobachten war langweilig. An den dünnen Ärmchen bewegten sich kaum Muskeln und er war schneeweiß. Der Mensch hingegen war goldbraun und seine Muskeln spielten an den Armen, Rücken und Brust. So betrachtet gefiel er Draco besser. Bei dieser Erkenntnis wurde sie ein wenig rot.

„Gefällt dir was du siehst?“, fragte Oromis, der sich neben sie setzte.

„Ja und zwar gut.“, antwortete Draco.

„Und das gibst du schamlos zu?“

„Ich bin Schmiedin! Weißt du wie viele nackte Oberkörper ich schon gesehen habe? Glaube mir ich habe Ahnung und Vorlieben.“

„Jetzt bin ich aber neugierig!“

Draco sah ihn entsetzt an. „Meister!“

„Was denn? Selbst junge Reiterinnen waren in deinem Alter schon lange verheiratet. Ich muss doch wissen was dir gefällt, wenn ich dir einen netten… Mann, Elf oder Zwerg?“

„Meister!“

„Na einen Urgal willst du bestimmt nicht, oder? Keine Angst! Als Meister darf ich niemanden Auskunft über meine Schüler geben- nicht einmal einen anderen.“

„Und das denkt ihr euch nicht aus?“

„Nein!“

Skeptisch war sie immer noch. „Ein Mensch.“

„Die sterben aber sehr früh.“

„Ich weiß.“

„Ein Mensch oder ein auf menschlicher Basis ernannter Reiter?“

„Das wäre der Hauptgewinn, aber von denen gibt es nicht so viele.“

„Also einer passt in dein Beuteschema rein.“

„Das stimmt.“ Sie überlegte einen Moment. „Meister! Kommt ja nicht auf dumme Gedanken!“

„Zu spät.“

„Das dachte ich mir.“, seufzte Draco. Oromis grinste scheinheilig. Draco zwang sich Blattläuse zu zählen.

„Siehst du nicht mehr auf?“, fragte der Elf unschuldig.

„Nein!“, erklärte sie trotzig.

„Und wieso?“ „Weil ihr mir gleich wieder einen Strick daraus drehen werdet!“

„Ist doch gar nicht wahr! Ich freue mich für dich.“

„Ihr habt keinen Grund euch zu freuen! Da läuft nix und gucken ist zumindest bei Menschen erlaubt!“

„Ich weiß, aber kennst du dich mit menschlichen Verhaltensweisen aus?“

„Nein! … Und das will ich auch nicht!“

„Sicher?“

„Ja! Warum provoziert ihr mich?“

„Warum fühlst du dich provoziert?“

„Ist das wieder eine Grundsatzdiskussion?“

„Nein, ich versuche dir zu helfen.“

„Danke, aber das ist nicht nötig!“

„Und ob es das ist! Außerdem wird man euch eine Affäre anhängen.“

„Damit kann ich leben!“ Draco überlegte sich ernsthaft ob sie nicht lieber fliehen sollte, ehe Oromis noch weitermachte. Aber dann kam ihr ein Einfall.

„Meister, ihr dürft nicht auf das hören was ich sage.“

„Ach?“

„Ja, wenn ich müde bin rede ich immer dummes Zeug.“

„Ist das so? Nun für mich hört sich das schwer nach einer Ausrede an. Du würdest mich doch nicht anlügen, oder Draco?“

„Ich? Nein, Meister! Ich kann gar nicht lügen.“

„LÜGNER!“, rief Murtagh vom Dach.

„HALT DIE KLAPPE!“, rief sie zurück.

Oromis seufzte: „Naja… Kommt Zeit kommt Rat. Aber ich hoffe ihr heiratet bevor ich sterbe!“

„Die Hoffung stirbt zu letzt, Meister.“

„Das werden wir sehen!“

//Ich fühle mich seltsam bedroht…// Als sie merkte, dass es wenig Sinn machte das Ungeziefer zu zählen, machte sie sich wieder daran größere Primaten und … primatenähnlichen Wesen. Unweigerlich schlich sich wieder ein genüssliches Lächeln auf ihr Gesicht.

Der Abend kam. Immer noch müde lang Draco dösend in Menelnarus Sattel. Vor dem Baumhaus sprang sie dann ab. Dorn landete neben ihr.

//Könntest du mir mal helfen?// fragte er.

„Klar! Worum geht’s?“, sagte sie.

//Um den Stein auf meinem Rücken.//

Draco kletterte in den Sattel. Murtagh lag da und schlief wie ein Toter. Draco grinste.

//Ich habe ihn nicht wach bekommen!//

„Na komm, mein Großer!“ Draco zog seinen Arm über ihre Schulter und zog ihn mit sich. Murtagh brummelte im Schlaf.

//Uwäh! Der stinkt!//

Der Tag harte Handwerksarbeit hatte Spuren hinterlassen. Sie trug ihn rauf und stand unentschlossen zwischen seinem Sofa und ihrem Bett. Die Wahl war nicht schwer. Wegen guter Führung ließ sie ihn vorsichtig auf ihr Bett gleiten. Dann wusch sie ihm den Schweiß und Staub ab. Oromis Worte kamen ihr wieder in Erinnerung. Draco zog die Hand zurück und lief rot an.

//Verfluchter alter Narr!//

In Gedanken schimpfte sie weiter ihren Meister aus, um sich nicht zu sehr auf ihre Aufgabe zu konzentrieren. So wie er schlief, sah Murtagh wirklich wie ein Junge aus. Draco widerstand zwar der Versuchung ihm Schleifen ins Haar zu binden (sie hätte es wahrscheinlich getan, wenn sie sich dann nicht welche hätte ausleihen müssen), aber das sie sein Abbild fest hielt ließ sich nicht vermeiden.

Nachdem sie gekocht und gegessen hatte, legte sie sich ins Bett und schlief. Dalaii war wohl ebenso müde wie sie und der Krieger, der oben in ihrem Bett schlief. Allerdings war Draco zu faul, um sich in sein oder ihn in sein Bett zu schleppen. So schlief Draco neben ihrem Mitstreiter.

Murtagh erwachte einige Stunden später, weil sein Magen knurrte. Halbverschlafen stolperte er in die Küche. Als er die Schüssel mit Reis und Gemüse bemerkte, lächelte er. Es war zwar kalt, aber das war egal. Kauend fiel sein Blick auf die kleine Tontafel. Das war er, schlafend. Unten rechts war eine kleine Karikatur von Draco. Er lachte leise.

Heim

Draco jauchzte vor Freude. Ihr Kopf lehnte an Alagosmorns Hals. Der Hengst galoppierte durch das Unterholz und das in seinem üblichen Tempo. An einem Bach hielt er und Draco ließ sich ins Moos fallen. Sie lachte atemlos. Dorn landete auf der anderen Bachseite. Menelnaru neben ihm.

„Wie es aussieht hast du gewonnen.“, stellte Menelnaru fest.

„Es gibt kein besseres Pferd, als Alagosmorn. Da kann seins nie mithalten.“

„Also ich finde Pferde ja langsam.“

„Das ist mir klar, aber nicht jeder kann so schnell sein, wie ein Drache.“

„Das stimmt. Wo bleibt die lahme Ente?“

„Ich weiß nicht…“

„Ob er sich verlaufen hat?“

„So blöd ist der nicht.“

„Das sagst du!“

Draco lachte. Sie waren auf dem Weg nach Carvahall. Draco wollte lieber mit Alagosmorn auftauchen- als Überraschung für Arya und Brom. Murtagh hatte sich ein Pferd geliehen und nach diesem Wettrennen lag er wohl noch Kilometer zurück. Als er endlich eine halbe Stunde später zu Fuß am Bach ankam, versuchte Draco nicht zu lachen.

„Was hast du denn gemacht?“, fragte sie.

„Ich? Gar nichts! Aber dieser verdammte Gaul… Dalaii hat da garantiert seine Finger im Spiel!“, tobte er.

Sie kicherte leise. „Bestimmt nicht. Setz dich und ruh dich aus.“

„Gerne, aber ich weiß nicht wie wieder hoch kommen sollte. Ich bin auf den Rücken gefallen. Ich komme mir vor wie achtzig.“

„Oh! Armer Opa Murtagh. Du hast dich aber noch gut gehalten.“

„Danke.“

„Komm schon setz dich und zieh mal deine Tunika aus.“

„Was hast du vor?“

„Ich werde dich massieren.“

Er lächelte skeptisch. „Hältst du das für eine gute Idee?“

„Ja.“

Draco wusste was er meinte. Sie zog ihn auf das Moos und er erkannte, dass es keinen Ausweg gab. Seine Tunika lag neben ihm. Draco saß hinter ihm und drückte die verspannten Muskeln. Die weiße Narbe stach stark hervor. Murtagh hatte die Augen geschlossen und das Kinn auf die Brust gesengt. Er konnte einfach nicht anders! Er genoss ihre Berührungen. Als sie plötzlich aufhörte, sah er sich um. Mit den Fingern der rechten Hand vor sie schweigend die knotige Narbe entlang. Sie merkte nicht, dass er sie beobachtete.

„Du hast dir ein paar Wirbel geprellt.“, erklärte sie leise und machte weiter. Murtagh seufzte leise. Schmerzlich wurde ihm bewusst, dass er sich wünschte, sie würde ihre Hände nach vorne gleiten lassen. Sein Puls ging schneller und er wurde rot.

//Das ist mein Untergang.//

„Das müsste reichen.“, sagte sie und stand auf.

„Danke.“ Schnell zog er sich wieder an.

„Ich wollte dich nicht unnötig strapazieren.“

„Vielen Dank.“ Bis jetzt hatte er sie nicht angesehen, sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt.

„Keine Ursache.“ Draco schwank sich auf das Pferd.

„Wie ungerecht!“, rief Murtagh.

„Was denn?“, fragte Draco.

„Das mit den Wettrennen können wir vergessen und du kannst nicht mehr gewinnen.“

„Wieso ich? Du! Ich war zu erst hier!“

„Wollen wir Dorn gegen Alagosmorn antreten lassen?“

Draco knurrte leise.

„Da hast du es!“

Er grinste breit. Dorn wollte den arroganten Kerl eins auswischen und hob mit Menelnaru ab.

„Das kannst du nicht machen!“, brüllte Murtagh ihm nach.

Draco lachte.

//Rechne niemals mit der Hilfe deines Drachen.//

Murtagh fauchte und trat wütend einige Steine ins Wasser.

„Wenn du willst nehme ich dich mit.“, bot sie an.

„Hä?“

„Du mit mir reiten.“, erklärte sie für Idioten.

„Ich habe dich verstanden. Ich will nur sicher gehen, dass du mich nicht vor Peinlichkeit sterben lassen willst.“

„Du wirst dich ja wohl unter Kontrolle haben.“

„Darauf nicht.“

„Dann lernst du es.“

„Was?“

„Was soll ich sagen? Für mich ist es mehr so was wie ein Kompliment.“

Sie lächelte provozierend. Hin und her gerissen stand er da. Draco dauerte das zu lange und ergriff seine Hand. Mit Schwung zog sie ihn hinter sich auf das Pferd.

„Uff!“, keuchte er.

„Stell dich nicht so an.“

Alagosmorn trabte los.

„Wahh!“ Murtagh ruderte mit den Armen.

„Du solltest dich festhalten.“, schlug Draco vor.

„Ach? Und wo?“

„Wie viele Möglichkeiten hast du?“

Nicht viele- eine um genau zu sein. Zögerlich legte er den Arm um ihre Taille. Wie um ihn zu provozieren lehnte sie sich zurück. Er wünschte, er hätte unbemerkt mit den Zähnen knirschen können. Als er sich nach einer Weile entspannt hatte, begannen sie sich wieder zu unterhalten.

„Kann ich auch mal alleine mit ihm reiten?“, fragte Murtagh.

„Wieso?“, fragte Draco.

„Ich würde gerne wissen, wie schnell er ist.“

„Wenn es nur das ist.“

Sie drückte die Beine gegen die Flaken des Pferdes und das Tier raste los.

//Oh! Das ist nicht gut!//

Murtagh musste sich fester klammern und mit ihr vorbeugen.

Sofort als Alagosmorn stoppte, wollte er vom Pferd springen, doch Draco hielt ihn fest. Ihre Augen glänzten. Was passiert wäre ist gewiss. Wenn nicht Dalaii aus dem Gebüsch geritten käme, der zwei Pferde führte.

„Störe ich?“, fragte der Elf.

„Nein!“, antwortete Murtagh schnell.

Dalaiis Blick erdolchte ihn fast.

„Hast du was verloren?“, fragte der Paladine.

„Nichts wofür ich nicht bereits ausreichend entschädigt worden wäre.“, erklärte der Reiter und machte keine Anstalten von dem Rappen zu steigen.

„Nun dann. Ich wollte euch nach Carvahall begleiten.“

„Warum?“

„Die Königin hat eine Nachricht für ihre Tochter.“

„Wieso hat sie uns die nicht mitgegeben?“

„Ihr wart schon weg.“

„Verstehe, dann begleitet uns doch. … Oder hast du was dagegen, Draco?“

„Nein.“, sagte sie.
 

Kurz vor dem Dorf hielten die drei an.

„In der Stadt ist ein Gasthaus. Da kommst du unter.“, erklärte Draco Dalaii.

„Und ihr?“, fragte er.

„Wir wohnen bei meinen Verwandten.“, sagte Murtagh.

„Aha. Wir sehen uns dann morgen.“

Der Elf ritt weiter. Murtagh atmete tief durch. Draco rollte mit den Augen und trieb Alagosmorn den Pfad runter.

„Warum wolltest du schon so früh hier sein.“, fragte Murtagh sie.

„Ich habe noch etwas zu erledigen.“, meinte sie nur.

„Und was?“

„Das ist eine Überraschung.“

„Sag schon!“

„Nein.“

Er lachte leise.
 

Bald sahen sie das Dach und den qualmenden Schornstein.

„Wenigstens wird es warm sein.“, murmelte sie.

Auf dem Hof wollte Murtagh von seinem Pferd springen, als…

„Murtagh, nicht!“, jemand rief.

Der Reiter hielt sich im letzen Moment fest den Beinen am Pferd fest und hing im rechten Winkel zum Sattel. Er ruderte mit den Armen und Draco fiel vom Pferd vor lachen. Katrina eilte auf den Hof mit einem kleinen Kind auf dem Arm.

„OH! Sag mal was machst du da?“, fragte sie Murtagh. Draco schob ihn zurück in den Sattel.

„Hallo Katrina.“, keuchte er.

„Hallo ihr zwei.“

„Wer ist das denn?“, fragte Draco und beugte sich zu dem Kind. Katrina drückte ihm ihr in die Arme, als das Kleine seine Ärmchen nach ihr ausstreckte.

„Hm… das muss am Namen liegen.“, murmelte Katrina.

„Hallo? Darf ich jetzt absteigen?“, fragte Murtagh.

„Sicher. Warum nicht?“, fragte Katrina.

„Als ich gerade absteigen wollte, hat jemand: „Murtagh, Nicht!“ gerufen." Katrina lachte.

„Was ist denn jetzt?“, fragte er.

„Damit warst nicht du gemeint.“

„Ach nein?“

Draco spielte unterdessen mit dem Kleinen.

„Der Kleine hier war gemeint.“, erklärte sie.

Der Junge hatte rotblondes Haar und braune Augen. Katrina nickte.

„Glückwunsch.“, meinte Draco.

Katrina wollte ihren Sohn wieder nehmen, aber er begann zu schreien.

„Genau wie der Große!“, stellte sie fest und warf einen Blick auf Murtagh, dem gerade ein Licht aufging.

„Ach so!“, rief er.

„Der hat ja ganz schön lang gebraucht.“

„Sei nicht böse mit ihm. Er ist während der Reise vom Pferd gefallen.“, erklärte Draco.

„Das erklärt einiges. Draco bring doch bitte die Jungs ins Haus und Murtagh ins Bett.“

Der große Murtagh schüttelte den Kopf. „Wisst ihr dass, das sehr irritierend ist?“, fragte er.

„Finde ich nicht. Ich bringe dich bestimmt nicht ins Bett.“

„Schade…“

„Wie ich sehe hat sich zwischen euch nichts geändert.“, lachte Katrina.
 

Im Haus saßen Selena uns Brom am Tisch und bereiteten das Abendessen vor.

„Ich hoffe doch ihr macht genug.“, meinte Draco, als sie den Raum betraten. Die zwei sahen auf.

„Ihr seid schon hier?“, fragte Selena.

„Also wir können auch noch einmal gehen.“

„Untersteht euch!“

Brom umarmte die beiden und Selena legte den Kleinen in seine Wiege.

„Habt ihr Hunger?“, fragte Brom.

„Und wie!“, grinste Murtagh.

„Sieh mal einer an! Mein verfressener Vetter!“, rief Roran.

„Ich bin nicht verfressen… ich habe nur immer Hunger.“

„Das heißt ja wohl, dass Draco nicht kochen kann.“

„Kann ich wohl!“

„Komm, Roran, lass die zwei.“, bat Katrina.

„Aber ich mache doch nur Spaß. Ich bin immerhin nicht an Dracos Essen gestorben.“, verteidigte sich Roran.

„Nun ihr müsst noch für mindestens eine Person mehr kochen.“, erklärte Draco.

„Sag nicht, dass der Elf zum Abendessen kommt.“, flehte Murtagh.

„Höchstens als Suppeneinlage. Nein, das hat was mit meiner Überraschung zu tun.“

Beim Rausgehen stieß sie mit Arya zusammen. Die Elfe holte tief Luft und ging ihr aus dem Weg.

„Ich nehme Menelnaru mit.“, rief sie noch. Draco pfiff lange. Dann ertönte ein Brüllen und sie rannte los. Menelnaru nahm sie im Flug auf. Murtagh lachte über Aryas Gesicht.
 

Am Rand des Buckels landeten die beiden wieder.

„Morzan?“, rief Draco einige Male. Dann löste sich ein Schatten aus dem Unterholz.

„Lady Draco?“, fragte eine heisere Stimme.

„Ja ich bin es.“

Morzan stand vor ihr, ganz offensichtlich krank.

„Du siehst schrecklich aus.“

„Danke, ihr nicht.“

„Vielen Dank. Kommt ich nehme dich mit ins Warme.“

„Ist das ein Trick?“

„Nein. Das ist eine Belohnung für ein Jahr gut Führung.“

„Wirklich?“

„Sicher ich habe euch immer im Auge. Komm jetzt ich habe Hunger.“

Sie ging zurück zu Menelnaru.

„Eurer?“, fragte Morzan.

„Ja.“

„Er hat dieselbe Farbe wie meiner…“

Der Drache packte ihn am Kragen, als Draco wieder im Sattel saß und flog wieder Richtung Carvahall.

„Das war ein Teufelsritt!“, keuchte Morzan.

Draco ignorierte ihn und kümmerte sich um ihren Drachen, bis jener fertig versorgt war.

„Warum seid ihr noch nicht rein gegangen?“, fragte Draco und öffnete die Tür.

„DU BLÖDE KUH!!!“, schrie Arya und ging auf sie los. Sie warf Draco um, diese lachte nur und war somit kampfunfähig.

„Arya! Um der Götter Willen lass sie am Leben!“, rief Katrina.

Die Elfe ließ von ihr ab, aber Draco lachte weiter.

„Ich glaube, sie hat den Verstand verloren.“, Eragon legte den Kopf schief und verschränkte die Arme. Draco setzte sich auf und wischte sich die Tränen aus den Augen.

„Warum hast du nicht gesagt, dass du ein Reiter bist?“, fragte Brom anklagend.

„Weil ich zu gerne Aryas Reaktion gesehen hätte. Nichts für ungut, aber…“

Sie lachte wieder.

„Hast du eigentlich eine Ahnung was für Schuldgefühle ich wegen dir hatte?“, tobte Arya.

„Nein.“, Draco konnte niemand ihre nehmen.

Hinter ihr hustete jemand sich die schwarze Seele aus dem Leib.

„Hoppla! Dich habe ich ja vergessen!“

Sie schob Morzan auf einen Stuhl. Wirklich! Er war ein Bild des Jammers. Seine Nase war dick und rot vom Schnupfen, die tiefe Stimme war einem heiseren Krächzen gewichen. Er war blass und hatte dunkle Ränder unter den Augen.

„Wo hast du den denn ausgegraben?“, fragte Brom. Er musterte seinen alten Mitschüler.

„Ich wusste wo er war.“, sagte sie knapp. Ihren Umhang warf sie nach oben in den Stauraum und taumelte dann zum Feuer. Selena schnappte sich Morzan und versorgte ihn.

„Weißt du was du da tust?“, fragte Murtagh ernst.

„Ob du es glaubst oder nicht- ich tu es wirklich. Er hat ein Jahr unter Bedingungen im Buckel gelebt. Jeden Tag hat er sie gesehen und den Wald doch nicht verlassen. Als Belohnung dafür, darf er, unter Bedingungen, sich hier auskurieren.“

Murtagh wirkte nicht sehr überzeugt, nahm es aber hin. Katrina und Arya deckten den Tisch, als der kleine Murtagh zu schreien begann.

„Roran geh mal nachsehen.“, bat sie ihren Mann, der stand auf und ging zur Wiege.

„Ich weiß nicht was er hat. Vielleicht schlecht geträumt?“, er hielt den schreienden Jungen immer noch auf dem Arm. „Gib ihn mir mal.“ Katrina war besorgt. Tat dem Kleinen etwas weh? War er krank? Wo sollten sie jetzt einen Heiler finden. Aber zufällig saß ja einer im Raum.

„Murtagh, untersuchst du ihn mal?“, fragte sie. Der Reiter streckte nur die Arme aus. Es dauerte einige Minuten, dann wies er Draco an einen Tee zu kochen.

„Hat er was?“, fragte Katrina besorgt.

„Ja, es ist nicht so schlimm, aber sehr unangenehm, oder hast du gerne Halsschmerzen?“

Die Mutter atmete auf. Draco füllte den Tee in eine Flasche und gab sie Katrina.

Der Traum

Der Junge spielte mit einem violetten Drachen, der so groß war wie er selbst. Ein riesiger roter bewachte die Kleinen.

Plötzlich sah der Junge auf. Er lachte und rannte los. Sein Drache flog ihm nach. Der Knabe sprang einer Frau in die Arme. Sie lachten. Die Frau wirbelte ihn herum. Dann packte sie ihn bei der Hand und führte ihn auf einen Hügel. Drei junge Männer kamen mit. Sie blieben auf dem Hügel einige Zeit stehen und unterhielten sich.

Der Junge wurde ganz aufgeregt und zeigte auf den Horizont. Ein roter Punkt wurde immer größer. Er entpuppte sich als gewaltiger roter Drache. Von seinem Rücken sprang ein Mann. Der Junge sprang auf ihn zu. Der Reiter ließ sich auf den Rücken fallen und rangelte mit ihm. Bis der Junge auf den Rücken des großen Drachen kletterte und da spielte. Die jungen Männer umarmten ihn. Einem , dem Jüngsten, verwuschelte er das Haar.

Dann fiel sein Blick auf die Frau. Sie hatte die Arme verschränkt und lächelte geduldig. Sie war gewiss keine sanfte Hofdame. Nein! Sie war kriegerisch und ein Langschwert hing an ihrer linken Seite. Auch er lächelte und sagte etwas. Sie antwortete. Er lachte und küsste sie.

„Ich habe dich auch vermisst.“, sagte sie.
 

Murtagh verwachte aus dem Traum. Er setzte sich auf und legte die Stirn in die Hände. Sein Atem war schwer. Die Personen aus seinem Traum kannte er… zu mindest die meisten. Da war Eragon, einer der Männer, die ihn begrüßt hatten, als er nach Hause kam. Er selbst war der Reiter gewesen, der mit Dorn auf den Hügel erwartet wurde. Draco… sie stand etwas abseits und hatte gewartet. Hatte sie wirklich gesagt, dass sie ihn vermisst hatte? Nun das hatte sie schon einmal gesagt, aber irgendetwas war anders gewesen.

Er sah zu ihr sie schlief noch tief und fest. Keine Alpträume plagten sie mehr. Murtagh zitterte und schwitze zu gleich. Verprügelt und krank fühlte er sich. Kichern drang aus der anderen Seite des Raumes.

„Nein… nicht…da bin ich kitzlig!“, kicherte seine Mutter.

„Ich weiß.“, antwortete sein Vater.

„Du sollst liegen bleiben! Du hast kaum geschlafen!“

„Und wer ist daran schuld?“

„Morzan, ich hol doch nur Wasser.“

„Na gut, aber versprich mir, dass du wieder kommst.“

„Ich sollte Draco bitten dich öfter auf Entzug zu schicken.“

„Nein, bitte nicht.“

Selena stolperte kichernd aus der Tür.

Er verhielt sich ruhig. Seine Mutter verschwand kurz und kehrte dann mit Wasser wieder. Als sie wieder in der Tür verschwand, seufzte er. Leise schlich er sich nach draußen. Der Schnee knarrte unter seinen Füßen. Auf den Weg achtete er nicht.
 

„Autsch!“ Draco steckte sich den Finger in den Mund und fluchte leise.

„Hast du dir schon wieder in den Finger gestochen?“, fragte Arya.

Draco knurrte: „Erbahmen! Ich will den Mist nicht lernen!“

„Draco wird von Nadel und Faden besiegt!“, lachte Katrina.

„Kein Mann kann ihr das Wasser reichen! Aber vor Hausfrauenarbeit läuft sie davon!“

„Ach! Lasst mich doch in Ruhe!“

Sie verschränkte die Arme und starrte mürrisch auf den Nähreif.

„Sie gibt auf!“

„Von wegen!“ Selena drückte ihr den Reif wieder in die Hand. „Übe!“ Widerstrebend nahm Draco die Arbeit wieder auf.

Keine zwei Minuten später: „Autsch! Verdammt noch mal!“

Wieder nuckelte sie an ihrem Finger.

//Ich habe mir bestimmt fünf Mal in dieselbe Stelle gestochen!//

Die Tür flog auf und ein eisiger Windstoß fuhr ein. Dracos Hand fuhr sofort zum Schwertgriff.

„Woah! Ganz schön kalt draußen.“, bemerkte die Figur im schwarzen Umhang. Sie schüttelte sich den Schnee vom Leib und nahm die Kapuze ab.

Zum ersten Mal bemerkte Draco die Veränderung der Menschen zum elfenähnlichen Wesen und das lag nicht nur an Murtaghs Elfenohren, die sie kurzzeitig sehen konnte. Für einen Elfen war er definitiv zu breit und kräftig, aber einige kantige Züge wurden filigraner, weicher.

//Der arme, arme Kerl!//

Draco kicherte leise.

„Wo warst du?“, fragte Selena besorgt.

„Ich war draußen.“, antwortete er.

„Wann bist du denn los?“

„Kurz nach dem du Wasser holen warst. Ist noch was Frühstück da?“

Er setzte sich so weit wie möglich von Draco weg. Selena wollte ihrem Sohn gerade einen Vortrag halten, als Draco meinte: „Lass ihn, Selena, er hatte letzte Nacht einen Alptraum.“

„Ach?“, fragte Selena.

„Ich habe einige blaue Flecke. Hast du vom Krieg geträumt?“

Murtagh sah auf und wurde ein wenig rot. „Nein, aber es war… ziemlich verwirrend.“ Ja, das war das passende Wort.

„Warum nuckelst du am Finger?“, fragte er.

„Weil deine Mutter mich foltert!“, beschwerte sie sich.

„Mutter! Also wirklich! Hast du mir wenigstens Notizen gemacht?“

„Das wirst du noch früh genug erfahren!“, erklärte Selena.
 

„Hast du wirklich blaue Flecke?“, fragte Murtagh, als sie hoch zum Dorf gingen.

„Blaue Flecke?“, fragte Eragon.

„Nur ein paar.“, beruhigte ihn Draco.

„Tut mir leid.“, sagte er zerknirscht.

„Ich bin nicht aus Glas!“

Er seufzte. „Ich weiß, aber…“ Schnell entschloss er sich zu schweigen.

„Aber was?“ Draco stellte sich ihn in den Weg.

Arya und Eragon gingen weiter.

„Bemerken die uns überhaupt?“, fragte Eragon Arya.

„Was?“, fragte die Elfe.

„Schon gut.“

Die drei lachten. Morns Schankstube war zum Bersten voll. Auf dem Dorfplatz war ein Lagerfeuer aufgebaut. Stürmisch wurden die vier Freunde begrüßt und sofort wurden ihnen Bierkrüge in die Hand gedrückt. Einige Leute spielten Musik, andere tanzten. Draco saß auf Murtaghs Schoss. Sie sangen mit. Draco lehnte ihren Kopf an seine Schulter.

„Wovon hast du geträumt?“, fragte sie leise.

„Es war nichts Schlimmes. Es war verwirrend. Das mein Hirn solche Sachen sich ausdenkt.“

„Hast du die falschen Leute umgebracht?“

„Es hatte nichts mit dem Tod zu tun. … Es ging um meine Familie.“

„Ein friedliches Bild von dir mit Morzan an einem Tisch… ja doch das verwirrt mich auch.“

„Nein! Nicht die Familie! … Die Familie die ich gründen werde… wenn ich meinen Traum richtig deute…“

„Ist das so unheimlich?“

„Wenn ich die meisten Leute kenne?“

„Aha!“

„Draco?“

„Hm?“ „Hast du in letzter Zeit von einem schwarzhaarigen Jungen geträumt?“

„Ich habe genug von dir wenn ich wach bin.“

„Wie freundlich du wieder bist! Ich meinte nicht mich! Der Junge war noch keine zehn Jahre alt!“

„Nein, war ich in deinem Traum?“

Er lief rot an. Warum hatte er seine Klappe nicht halten? Draco sah ihn überrascht an.

„Ich deute das mal als ja.“, sagte sie langsam. Einige Minuten schwiegen sie.

„Dann habe ich wohl auch einen Ziehsohn…“, murmelte Draco.

„Sah verdächtig danach aus!“, bestätigte Murtagh.

Es gibt viele Kinder mit schwarzen Haaren- auch in der Zukunft, wenn es denn eine Vision war. Er lachte, er Dalaii sah, der gerade versuchte sich einige Mädchen vom Hals zu halten.

Ruhm, Ehre, Pflicht und Qual

Von oben sah Uru Baen klein aus, aber Draco wusste es besser. Vieles wirkte von Menelnarus Rücken winzig.

Der Winterwind war hier oben noch beißender. Sie zog ihren Umhang fester um sich. Die Brüder lagen übertrieben lässig auf ihren Drachen. Sie und Arya aber bibberten im Flugwind. Da flatterte etwas Schwarzes, flog ihr ins Gesicht und nahm ihr die Sicht.

//Was ist das?//

Ein Umhang- wie sich herausstellte. Murtagh lachte und wank ihr. An seiner Kleidung bildeten sich Eiskristalle.

„Der will wohl sterben!“, stellte Draco fest.

„Deine Zähne klappern so laut, dass man es wohl schon unten in der Stadt hört!“, erklärte Menelnaru.

„Oh!“ Draco zog sich noch den zweiten Umhang über.

Ob es nun der Umhang war oder ihre Verlegenheit über ihre Schwäche wusste sie nicht aber Draco wurde es sehr warm.
 

Es war nach der Dämmerung, als die vier Drachen den Hof erreichten. Fanfaren begrüßten sie. Draco wurde nur noch verlegener. Isa erwartete sie auf ihrem Zimmer.

„Lady Draco, ich freue mich euch zu sehen. Wie war die Reise?“

„Sehr gut, danke. Machst du mir ein Bad? Und schicke bitte jemanden zu Menelnaru, ja?“

„Natürlich.“

Bald schon saß Draco in einem Zuber, der mit warmem Wasser gefüllt war, das ihr bis an die Schulter reichte. Sie zuckte zusammen, als eine eiskalte Hand ihr über den Rücken strich.

„Dir dürfte eigentlich nicht kalt sein.“, vermutete Murtagh.

„Hilfe! Musst du mich so erschrecken?“, fragte sie.

„Nein, das mache ich nur zum Spaß.“ Er lächelte. Seine Lippen waren bläulich.

„Du frierst.“

„Ja.“

„Was willst du?“

„Eine Schuld einfordern.“

„Ich schulde dir was für den Umhang?“

„Nur eine Kleinigkeit.“

„Red nicht um den heißen Brei herum!“

„Verwöhnst du mich heute Abend?“

„Was?“

„Du hast schon richtig gehört.“

„Wie weit müsste ich gehen?“

„Nicht weiter als bis jetzt.“ Er grinste schalkhaft.

//Männer!//

„Darf ich mich noch anziehen?“

„Später. Ich glaube ich wasche dir erstmal den Rücken.“

„Ja! Sicher! Was hast du vor? WAHH! Hast du kalte Hände!“

Die Tür ging auf.

„OH! Verzeiht, Mylady.“, Isa wollte wieder aus dem Raum gehen.

„Nein! Isa, richtig? Könnten sie noch ein Bad bringen lassen?“, fragte Murtagh.

„Aber, Mylady…“

„Es ist nicht für sie.“

„Aha, sofort.“

Die Dienerin grinste und verließ den Raum.

„Was hast du vor?“, fragte Draco skeptisch.

„Ich will mich nur entspannen und von einer Frau verwöhnen lassen.“

„Darf ich denn jetzt aufstehen und mich anziehen?“

„Aber sicher doch.“

Er machte einen Diener. Sie sah ihn finster an.

„Dreh dich um!“, knurrte sie. Murtagh grinste und drehte sich um.
 

Bald schon saß er im Zuber und Draco saß an dessen Rand. Sie spielte mit den Fingern im Wasser.

„Mein Rücken.“, sagte er. Murtagh schloss die Augen, als sie ihm den Rücken wusch.

„Schön…“, seufzte er.

„Vielen Dank.“, flüsterte sie. Draco lachte leise.

„Ehre wem Ehre gebührt.“ Sie drückte ihm einen Kuss in den Nacken.

„Wenn alle meine Komplimente so gut ankommen, mache ich dir öfter welche.“

„Einen Versuch ist es Wert.“

„Ich bekomme Hunger.“

„Aber natürlich. Isa!“

„Ja, Mylady?“, fragte Isa.

„Bring bitte was zu essen.“, bat Draco.

„Für zwei!“, ergänzte Murtagh.

Isa fand das ganze sehr komisch. Draco hingegen war langsam verärgert.

„Rutsch bitte etwas weiter zum Rand.“, murrte sie.

„Sehr gern.“

Seine gute Laune war schlichtweg nicht zu ertragen.

„Ich dachte ich sollte eine Schuld abarbeiten.“

„Schon, aber wie bekomme ich dich dazu noch mehr Schulden einzugehen, wenn ich dich nicht gut behandele?“

Das sagte er in so einem Unschuldston, dass sie ihn am liebsten gezwickt hätte. Draco wollte der Versuchung nachgeben. Aber ehe sie sich versah, lag sie im Wasser. Ihr Rücken auf seinem Schoß und ihre Beine hingen über dem Wannenrand. Im ersten Moment war Draco verdutzt, im zweiten kochte sie vor Wut.

„WAS SOLL DAS?“, brüllte sie.

Murtagh besaß die Unverschämtheit zu lachen. Kein hämisches Lachen, sondern ein amüsiertes und auf keinen Fall bösartiges. Dracos Blicke durchbohrten ihn.

„Ich dachte mir, weil ich dich aus der Wanne gejagt habe, darf ich dich auch wieder einholen.“

„Du! Du! …!!!“

„Das sieht reichlich unbequem aus.“

Er rückte sie zurecht, sodass sie vor ihn saß. Wie ein kleiner Junge spielte er im Wasser. Draco rutschte an den äußersten Rand des Zubers.

//Ihm muss das Gehirn eingefroren sein!//

„Geht es dir gut… soweit?“, fragte sie.

„Hmhm!“

„Keine Sehstörungen oder unkontrollierbaren Zuckungen?“

„Nein. Guck mal!“

Er machte eine große Seifenblase. Die schwebte dann durch die Luft. Murtagh strahlte von einem Ohr zum anderen und wartete auf ein Lob. Sie lachte und schubste ihm etwas Wasser zu.

„Ich wollte… huch!“ Isa starrte sie verwirrt an.

„Ja, Isa?“, fragte Draco. Ihre Dienerin hatte nicht leicht mir ihr und in dieser Situation erst recht.

„Sagen, dass das Essen da ist.“, beendete Isa.

„Wir kommen gleich.“ Murtagh bekam einen Lachanfall.

„Hey! Das ist nicht witzig!“, rief Draco.

„Tut mir leid!“, kicherte er.

Es tat ihm nicht leid, nicht im Geringsten!

„Nun wir sollten rausgehen.“, schlug sie vor.

„Das sollten wir.“, bestätigte er. Aber er machte keine Anstalten aufzustehen.

„Was ist?“, fragte sie.

„Ich bin nackt, du nicht.“, erinnerte er sie.

„Ich habe aber keine trockenen Sachen hier.“

„Zieh doch mein Hemd an.“

„Das hast du von Anfang an geplant, oder?“

„Nur ein wenig.“, gab er lächelnd zu.

Draco kletterte aus dem Zuber. Das Nachthemd und Haar klebten an ihr. Murtagh verschränkte die Arme auf dem Zuberrand und legte das Kinn darauf. Er ließ sie nicht auch nur einen Moment aus den Augen und grinste schief, als sie wieder hervor kam. Sein Hemd war alles was sie trug, was sein Grinsen breiter werden ließ.

„Soll ich rausgehen?“, fragte sie.

„Gerne.“
 

Draco verfluchte ihn einige Male, als sie allein in ihrem Zimmer war. Isa hatte Feuer im Kamin gemacht und Kerzen aufgestellt.

//Was denkt die sich?//

„Isa ist sehr zuvorkommend.“, meinte Murtagh und ließ sich mit ihr auf das Bett fallen.

„Was hast du vor?“, fragte Draco.

„Meine Absichten sind absolut ehrenhaft!“, versicherte er ihr.

„Das glaube ich dir aufs Wort.“

„Ach, Draco!“

„Was, Draco?“, wollte sie fragen, aber er steckte ihr etwas in den Mund. Mit zusammengekniffenen Augen kaute sie. Auch er nahm sich etwas Brot. Dann ließ er sich auf den Rücken fallen und sperrte den Mund auf wie ein Vögelchen.

„Ich soll dich füttern?“, fragte sie ungläubig.

Er nickte. So musste Draco ihn mit Brot, Käse und Gemüse füttern.

„Wein!“, krächzte er.

//Despot!//

Um ihn den Wein einzuflössen, hob sie seinen Kopf an, den er anschließend in ihrem Schoss bettete.

„Hast du keinen Hunger?“, fragte er.

„Du lässt mir ja keine Zeit!“, beschwerte sich Draco.

„Das tut mir leid. Leg dich hin, jetzt bist du dran.“

„Ich kann auch alleine essen.“

Er rollte sich auf sie und sah sie mit großen Augen an.

„Draco, bitte.“

Diesem Blick hatte sie noch nie widerstehen können. Ein Stückchen Brot schwebte vor ihrem Mund und verschwand blitzschnell darin. Der Recke grinste. Murtagh ließ sie erst aufstehen, nachdem sie ihre Portion aufgegessen hatte. Schläfrig lagen sie auf dem Bett. Draco spielte mit dem wenigen Haar auf seinem Bauch.

„Du kitzelst mich.“, gähnte er.

„Ich warte.“, sagte sie.

„Ach, ja? Worauf denn?“

„Meine nächste Aufgabe.“

„Hm… ich wüsste da was…“

„Na dann, raus damit!“

„Nein, das ist mir peinlich.“

„Warum?“ „Willst du es hören?“

„Ja.“

„Massier mich bitte noch mal.“

Draco atmete tief durch. „Ich hatte Schlimmeres erwartet.“, gestand sie.

„War das ein Ja?“

„Dreh dich schon auf den Rücken.“

Eilig drehte er sich. Sein Kopf lag auf den Unterarmen. Draco saß auf seinen Oberschenkel und begann ihn durch zu kneten. Nach einer Zeit fuhren ihre Hände auch über die Narbe. Draco hörte ihn seufzen.

„Dir gefällt das.“, stellte sie fest.

„Ja.“, keuchte er.

Es gefiel ihm gut- sehr gut. Zum Glück lag er auf dem Bauch und sein Gesicht in den Armen versteckt. Manche Dinge konnte er aber nicht verbergen, seinen Atem oder die Temperatur seiner Haut.

//Das ignorier ich einfach!//

Draco grinste und drückte fester. Sie unterdrückte den Hang zu kichern, als er zu zittern begann. Plötzlich lag er ganz still. Es ist vorbei.

„Gehst wieder?“, fragte Draco.

„Ja… danke.“ Sie rollte sich neben ihn. Minuten später lag er auch wieder auf dem Rücken und starrte an die Decke.

„Draco…?“

„Schon gut, ich sag es keinem.“

„Danke.“

„Wolltest du dich testen?“

„Ein wenig… in manchen Punkten sind wir alle gleich.“

„Ich wüsste eine Möglichkeit.“

„Welche denn?“

Sie ließ bis auf Mittel- und Zeigfinger alle andern zu einer Faust verschwinden und machte die Bewegung einer Schere nach.

„Danke, aber so … will ich das dann doch nicht.“, erklärte er verängstigt.

„Na dann. Es muss keine Schere sein. Es könnte auch ein Schwert, eine Axt oder eine Lanze sein.“

„DRACO!“

Sie lachte.

„Du Biest!“

Murtagh begann sie zu kitzeln. Da half Draco kein Erbahmen, aber irgendwann in dem Gerangel gelang es Draco sich auf seinen Schoss zu setzen und in nach unten zu drücken. Sie atmeten beide schwer und grinsten finster. Auch die roten Gesichter halfen nicht, als plötzlich die Tür aufging und Senju im Raum stand.

„Draco! Geh... von… dem... Kerl… weg!“, presste er hervor.

„Nein.“, sagte Draco.

„Ich bring ihn um.“ Senjus Ruhe täuschte.

„Das tust du nicht!“

„Warum nicht? Liebst den da etwa?“

„Quatsch!“

//Hey!//

„Für mich sieht das anders aus.“

„Das sieht für jeden anders aus, aber der Schein trüg.“

„Schwörst du es?“

„Ja, ich schwöre es. Würdest du jetzt bitte gehen?“

Draco konnte das stumme versprechen: „Ich behalte dich im Auge, Reiter!“ förmlich hören, als der Dieb das Zimmer verließ. Seufzend ließ Draco ihren Kopf auf Murtaghs Brust fallen, dieser verdrehte die Augen.

„Draco?“

„Hm?“

„Würdest du bitte deinen Kopf heben?“

Sie gab etwas von sich, was verdächtig nach warum klang.

„Weil du deinen Schwur brechen würdest.“

„Ich habe nur geschworen, dass ich dich lieben würde, nicht das ich nicht mit schlafen würde. … Jetzt wirst du rot!!!“ Sie lachte.

„Begraben wir das Thema für die nächsten fünfzig Jahre.“

„Gut, aber nur wenn ich hier oben schlafen darf!“

„Warum sollte ich das zu lassen?“

„Ich würde dir wieder etwas schulden und du würdest mir eine Freude machen.“ Sie sah ihn mit Engelsaugen an.

„Na schön… ich muss wirklich bequem sein…“

„Oh, ja!“ Katzengleich rieb sie die an seiner Brust.

„Draco!“, zischte er.

„Tut mir Leid, hach!“
 

Draco reckte sich am nächsten Morgen genüsslich und gähnte herzhaft.

//Selten so gut geschlafen!//

Auch ihre Matratze schien es überlebt zu haben und grinste sie an.

„Guten Morgen.“, lächelte er.

„Guten Morgen.“

Sie musste auch lächeln. Er sah noch etwas verschlafen aus und sein Haar war verwuschelt.

„War ich dir nicht zu schwer?“, fragte Draco leise.

„Nein, ein solcher Schwächling bin ich dann doch nicht.“

„Nein. Das bist du nicht.“

Mit einer Hand streichelte sie seinen Oberarm bis zum Hals und seine Brust. Als sein Lächeln Breiter wurde, funkelten Dracos Augen auf. Eine seiner Hände legte sich in seinen Nacken und zog sie zu sich. Gerade als sein Atem sie berührte, klopfte jemand.

„Draco? Bist du schon wach?“, fragte die Stimme.

Murtagh und Draco schreckten auseinander. Vor der Tür stand Oromis.

//Was macht der hier? Der soll zurück in seinen Wald!//

Murtagh erinnerte sich mit Schrecken an die Sache mit dem Hämatom an Dracos Hals und die reservierte Haltung seines Meisters. Was würde erst passieren, wenn er das hier sehen würde?

Erschrocken sah er sich um. Ein Kleiderschrank! Ein Klassiker, nicht sehr originell, aber seine einzige Chance. Schnell und leise schlich er in den Schrank. Draco rollte sich unter die Decke und machte einen verschlafenen Eindruck.

„So halb!“, rief sie. Oromis kam rein, den Blick demonstrativ auf die Wand gerichtet.

„Was führt euch nach Uru Baen?“, fragte sie und zog sittsam die Decke höher.

„Ich wollte mir den großen Triumphumzug ansehen. Schließlich feiert man meine Schüler und damit indirekt auch mich.“

„Gut, das macht Sinn. Ist es schon so spät, dass ihr mich wecken kommt?“

„Das und ich wollte euch fragen, ob ihr mit Arya zum Schneider geht.“

„Warum soll ich dahin?“

„Dann hast du ein Ballkleid?“

„Nein? Brauche ich eins?“

„Ja, heute Abend ist ein Jahresball. Das ist eine Pflicht dich.“

„NEIN!!!“

„Doch. So und nun steh auf. Arya!“

Die Elfe tänzelte gut gelaunt herein.

„Ich geh dann mal…“

Der Elfenmeister eilte raus und schloss die Tür. Auch Arya schien auf den großen Knall zu warten und zog den Kopf ein. Als nach drei Minuten die Möbel noch ganz waren, ging sie geräuschlos zum Schrank und…

„WAHHH!!!“, schrieen die beiden.

„MURTAGH!!! WAS MACHST DU IM SCHRANK???“, brüllte Arya.

„Psssst!“, machten Draco und Murtagh.

„Wenn du zu laut bist, hört Oromis dich und ich verliere meine Matratze!“, erklärte Draco.

„Hä?“, fragte Arya.

„Danke für die Bezeichnung Matratze! Ich komme mir vor wie ein Stricher!“, knurrte er.

„Nicht böse sein.“, bat Draco.

Arya räusperte sich. „Murtagh du solltest gehen.“

„Oh ja, stimmt!“

Er eilte verlegen aus dem Raum. Die Elfe Schloss die Tür und sah Draco skeptisch an.

„So! Und zwischen euch läuft nichts?“, fragte sie.

„Nein.“

„Draco!“

„Hand aufs Herz! Da ist nichts.“

„Wer das glaubt!“

„Du glaubst das!“

„Tu ich nicht!“

„Arya, warum denn?“

„Ihr liegt jede Nacht neben einander. Verzeiht aber so viel Selbstbeherrschung besitzen nicht einmal Elfen.“

„Moment mal! Elfen sind nicht viel besser als Menschen.“

„Nein, aber beherrschter. So! Und jetzt zieh dich an wir, müssen los.“
 

Sie spazierten über den Schlosshof. In der Ferne hörte Draco ein Geräusch, welches ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ. Einige Hofdamen kamen kichernd auf sie zu. Mit Grauen erinnerte sich Draco an ihre saure Gurkenzeit, in der sie diese Monster und ihre gleichen als Leibwächter zum Einkaufen begeleitet hatte. Sie schauderte.

„Was hast du?“, fragte Arya.

„Nichts, aber lass uns…“

„Lady Draco!“

„Verflucht!“

Sie hatten sie entdeckt. Flucht war unmöglich. Die Hofdamen würden sie finden. Also machte Draco eine höfliche Miene und begrüßte die Damen: „Guten Tag.“

„Guten Tag. Ihr seid wieder in der Stadt?“

„Wie ihr seht ja.“

„Wie war es bei den Elfen?“

„Lehrreich.“

„Nun, meine Freundinnen und ich fragten uns, ob ihr uns nicht zum Einkaufen begleiten wollt- um der alten Zeiten Willen.“

//Nur über meine Leiche!//

„Sehr gerne. Lady Arya und ich waren ohnehin auf dem Weg.“

„Entzückend! Lady Arya.“

„Myladies.“

Draco wollte heulen! Den Tränen nahe schlurfte sie hinter den aufgeregt schnatternden Damen her und wünschte sich zurück in ihren Baum. In der Schneiderei war es noch schlimmer! Da waren auch noch hektische Schneider, die herumwuselten.

//ICH WILL HIER WEG!!!//

Sie zog sich in die hinterste dunkle Ecke zurück, die sie fand. Ewigkeiten versteckte sie sich, bis eine hohe Stimme meinte: „Nun fehlt nur noch Lady Draco.“

Draco wünschte sich ein Geist zu sein und durch Wände gehen zu können. Zwei dünne, zarte Arme packten sie und zerrten sie ins Licht. Kaum konnten sie ihre Haar- und Hautfarbe sehen, hielten sie ihr Stoffe an den Körper. Immer weiter drängten sie sie an ein Regal zurück. Beim Aufprall fielen einige Ballen hinunter. Einer nahm ihr die Sicht.

„Das ist es!“, rief ein Schneider.
 

Zornesrot stapfte Draco durch die Gänge in ihr Zimmer. Es war später Nachmittag. Den ganzen Tag hatte sie in dieser verdammten Schneiderei gehangen. Stundenlang hatten alle über Stellen an ihrem Körper diskutiert, die das Kleid betonen sollte. Sie knallte die Tür ihres Zimmers und ließ sich auf das Bett fallen. Mit geschlossenen Augen zählte sie langsam bis zehn, aber ihre Wut verrauchte nicht.

„Herrin? Ich habe mir erlaubt Schmuck für euch heute Abend auszuleihen.“, meinte Isa.

„Was?“, rief Draco. Die Reiterin fluchte und brüllte, bis Isa schließlich das Weite suchte.

„Draco?“, fragte eine bekannte Stimme. Sie setzte sich auf.

„Selena?“

Selena stand lächelnd in der Tür.

„Was machst du hier?“, fragte Draco.

„Nichts Besonderes. Brauchst du Hilfe?“

„Wenn du mit Hilfe eine Ausrede meinst, dann ja.“

„Nein, meine ich nicht. Komm her.“

Sie zeigte auf den Stuhl vor ihr. Geschlagen rutschte auf den kleinen Stuhl. Selena griff nach einer Bürste und kämmte Draco die schweren schwarzen Locken. Es dauerte zwar Zeit und Nerven, aber irgendwann glänzten die Haare. Menelnaru sprach ihr Mut zu. Nachdem sie in das gebrachte Kleid geschlüpft war, webte Selena ihr auf hochglanzpolierte, kleine Silberperlen ins Haar.
 

Murtagh nahm einen Dienstbotengang, weil er schon spät dran war. Ein Diener erschreckte sich maßlos, als er um eine Ecke bog. Im Schatten war er auch nur schwer zu erkennen. Einzig und allein seine Haut und die silbernen Ornamente an Ärmeln und Kragen seiner schwarzen Tunika reflektierten ein wenig des spärlichen Fackelscheins.

Da sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, blendete ihn der strahlend hell erleuchtete Ballsaal. Noch ehe sich die Augen umgestellt hatten, stand ein Vater vor ihm und präsentierte ihm seine Tochter, ein Mädchen von vielleicht vierzehn Jahren. Murtagh kam es vor wie auf einem Markt, wo ihm ein Händler seine Waren anbietet. Kaum hatte er sich von einem losgerissen, tauchte der nächste auf. So ging es stundelang.

Murtagh wurde zunehmend gereizter und mahnte die letzten mit bedrohlicher Stimme ihn in Ruhe zu lassen. Entnervt griff er nach einem Becher Wein. Der Saal hatte sich gefüllt und die Musik spielte schon eine Weile. Gerade klang das Stück aus und mehrere Männer und Jungen eilten zu einer Frau.

Murtagh verschluckte sich, als er die Frau erkannte. Er erstarrte. Erst als ihm schwindelig wurde, bemerkte er, dass er das Atmen vergessen hatte. Draco trug ein schlichtes Kleid in der Farbe von Dorns Schuppen. Ihr Haar glitzerte. Halt suchend stütze er sich auf den Tisch hinter sich. Verwirrt von diesem Moment der Schwäche schüttelte er den Kopf. Dann merkte er die Blicke der anderen Männer und tiefes Grollen drang aus seiner Kehle.

„Ich glaube ich komme später wieder.“, meinte Eragon und wollte kehrt machen.

„Nein! Bleib!“, fauchte sein Bruder.
 

Ängstlich schaute Eragon auf und zuckte zusammen, obwohl Murtagh ihn nicht ansah. Die dunklen Augen seines großen Bruders schleuderten wilde Blitze durch den Raum. Lächelnd erkannte er, dass sein Bruder nicht auf ihn wütend war. Genau genommen war er nicht einmal wütend, nur eifersüchtig. Überrascht lächelte er und lehnte sich entspannt. Murtagh sah einmal kurz zu ihm und wirkte verwirrt.

„Du wurdest eben belagert?“, fragte Eragon beiläufig und schenkte dem Älteren nach.

//Er wird es brauchen!//
 

„Ein wenig.“, antwortete Murtagh knapp.

Er ließ Draco nicht einen Moment aus den Augen.

„Du kommst heute Abend nicht an sich ran.“

Murtagh knurrte erneut.

„Aber sieh es mal so: Jeder der Kerle da tanzt einmal im Leben mit ihr, aber von ihnen wurde jemals in ihrem Schrank gefunden?“

„WAS HAT ARYA ERZÄHLT?“

Murtagh ignorierte die überraschten Blicke der umherstehenden Menschen. Eragon trank gelassen seinen Wein und ließ seinen Bruder zappeln.

„Jetzt sag schon!“

„Sie hat nur gesagt, wo sie dich gefunden hat. Halb so wild!“
 

Weit nach Mitternacht floh Draco mit schmerzenden Füßen nach draußen in den Garten. Sie setzte sich auf eine versteckte Bank und genoss die kalte Nachtluft. Verschwitzt und überhitzt würde sie sicher eine Erkältung bekommen. Langsam übermannte sie der Schlaf. Kühles Metall berührte sie an der Schulter.

//Es ist keine Klinge!//

Es war ein Becher.

„Wein!“, krächzte sie und griff gierig danach.

„Meiner!“, meinte Murtagh und zog ihn zurück.

Verzweifelt schaute Draco auf. Er grinste nur.

„Da nimm.“ Sie strahlte und trank langsam den süßen Wein, der genau ihr Geschmack war. Sein Blick war streng.

„Habe ich was angestellt?“, fragte sie.

„Nein. … Hat dir der Abend gefallen?“, fragte er.

„Er war anstrengend! Ich kann keinen Schritt mehr gehen.“ Sie lächelte müde.

„Geschieht dir recht!“

„Was ist dir für eine Laus über die Leber gelaufen?“

„Keine! Ich bin nur beleidigt!“

„Warum denn das?“

„Ich habe nicht getanzt!“

„Das kann an den Damen nicht gelegen haben, sowie die angeschmachtet haben. Du bist der begehrteste Junggeselle der Nacht.“

Er schnaubte. „Offenbar nicht!“

„Was? Wer hat denn deinen Stolz verletzt?“ Sie streichelte ihm über die Wange.

„Lass das! Sonst kann ich nicht mehr böse auf dich sein!“

„Moment! Ich habe dich gekränkt?“

„Du und die ganzen Kerle mit denen du getanzt hast.“

„Klingt als wärest du eifersüchtig.“

„Bin ich auch … ein wenig.“ Er errötete ein wenig.

„Ich hätte gern mit dir getanzt, aber du hast mich nicht aufgefordert.“

Das traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht. „Ich bin so ein Trottel.“, seufzte er.

„Hmhm…“ Draco nickte immer mehr ein.

„Also hier draußen kannst du nicht schlafen.“

„Kann ich doch!“

„Jetzt geht das schon wieder los! Komm ich trag dich.“

„Isch bin schu schwer…“

„Ach was!“

Er hob sie auf die Arme und trug sie über die Dienstbotenwege in ihr Zimmer. Er legte sie auf ihr Bett und als er sich wieder aufrichten wollte, hielt sie ihn im Tiefschlaf fest. Erst da merkte er wie sehr ihn seine Eifersucht erschöpft hatte. Er legte sich so, dass beide bequem lagen.

Dracos Heimat

Jemand, und es konnte nur eine Person sein, zog ihr etwas aus den Haaren. Draco spürte die Bettdecke und die muskulöse Wand neben sich. Sie erkannte den Geruch und kuschelte sich näher an ihn.

„Draco?“, fragte er leise.

„Hm…?“

„Bist du wach?“

„Nein.“

Sie öffnete ein Auge und grinste. Murtagh lächelte. In einer kleinen Schale sammelten sich Silberperlen. Er musste ihr ein Schlafhemd angezogen haben, denn ihr Kleid hing über dem Stuhl. Selber hatte er so geschlafen, wie Draco es am liebsten mochte- nur in einer Hose. Während er ihr weiter Perlen aus dem Haar zog, fuhr sie einige verblassende Narben. Davon hatte er einige. Er war so angenehm warm. Sie rutschte noch näher an ihn. Draco musste grinsen, als sie merkte, dass sein Geruch ihr Gehirn vernebelte. Nicht mehr ganz Herrin ihrer Sinne küsste sie die Narbe an seiner rechten Schulter. Murtagh atmete geräuschvoll ein. Narbe für Narbe wurde von Draco geküsst. Wenn er schon so gut roch, wie gut schmeckte er dann? Sie schob die Zunge durch die Lippen auf seine Haut.

//Köstlich!//

Nun ging sie hungriger ans Werk und widmete nicht nur den hellen Hautstellen ihre Aufmerksamkeit, sondern auch seinem Nabel und den Brustwarzen. Er stöhnte leise und zog sie noch etwas fester an sich. Dracos Hände glitten unterdessen über seine Arme, den Nacken und durch seine Haare. Aber auch seine Hände untersuchten sie eindringlich. Sie spielten in ihren Haaren, streichelte ihren Rücken und Po. Besonders verführerisch fand sie eine Narbe, die in seinem Hosenbund verschwand. Sie glitt tiefer und drückte ihre Lippen darauf.

Es klopfte. Erschrocken fuhr sie hoch und rückwärts aus dem Bett. Murtagh vergrub sich unter Decken und zog sie hoch bis unter den Hals. Beschämt bemerkte er, dass es nicht fiel half und huschte in Dracos Waschraum. Der Beule in seiner Hose nach zu deuten, hatte sie es gut gemacht. Stolz erfüllte sie. Es klopfte wieder.

„Herein.“, rief sie.

„Habe ich dich geweckt?“, fragte Senju.

//Gut das der nicht einfach so reingeplatzt ist!//

„Nein, ich was nur so am dösen. Was willst so früh am Morgen?“

„Ich wollte fragen, ob du am späten Nachmittag mit mir triffst?“

„Warum nicht? Gehst du bitte? Ich muss mich für die Parade fertig machen.“

„Sicher. Wir sehen uns später. Und zieh dir was Wärmeres an.“

Senju schloss die Tür hinter sich. Warum denn das? Sie sah an sich runter. Anscheinend war sie eben auch nicht unbeteiligt dabei gewesen. Unter dem Hemd sah man ihre Brustspitzen. Draco wurde rot.

//Verdammt!//

Langsam ging sie zur Tür.

„Murtagh? Bist du fertig?“

„Nein!“, keuchte er.

//Dann will ich lieber nicht stören…//

Sie nahm ihre Sachen aus dem Schrank und versuchte ihren Körper wieder in den normalen Zustand zu bewegen. Als alles nicht half, griff sie zu heilender Magie.

//Endlich!//

Murtagh kam aus dem Badezimmer.

„Und wer war da?“, fragte er.

„Senju.“

„Gut, das ich geflohen bin.“

„Ja. War ich das?“

Einige rote Flecken zierten seinen Oberkörper. „Ja…“

„Tut mir fast leid.“

„Solange es nur fast ist, hoffe ich auf eine Wiederholung.“

„Lustmolch!“

„Ach! Und wer ist schuld daran?“

Er stemmte mit gespielter Strenge die Hände in die Hüften. Draco grinste unschuldig.
 

Die Menschen jubelten ihnen zu. Draco saß auf Menelnaru und wank den Bürgern des reichen Viertels. Straßenkinder und Leute aus den niederen Teilen der Stadt schielten bewundernd aus Gassen und von Dächern.

Traurig ließ sie kurz den Kopf hängen. Manche von diesen Leuten waren Engel, aber es war ja schon immer eine Sache der Herkunft. Sie warfen ihnen Rosen und andere teure Blumen zu. In einer Gasse war ein kleines, schmutziges Mädchen, das ein Gänseblümchen in der Hand hielt. Sie wollte es ihr reichen, aber sie kam nicht durch die Menge. Draco warf dem Mädchen eine Rose zu und lächelte. Die Kleine strahlte. Der Umzug führte nur durch das Reichenviertel. Kaum war Draco von Menelnarus Rücken gesprungen, kam Dalaii.

„Was ist? Wollen wir uns amüsieren?“, fragte er.

Sie musterte ihn skeptisch. Menschenkleidung stand ihm überhaupt nicht! „Äh… sicher doch…“

Ihr Ziel waren die niederen Stadtviertel, dann da, das wusste sie, waren solche Feste am schönsten und lustigsten. Da wurde miteinander gefeiert und gelacht. Hier oben waren auch diese Feste nur Macht und Reichtumsdemonstrationen.

Dalaii verglich die meiste Zeit zwischen Menschen und Elfenfesten. Draco fiel auf, dass jede Familie ihre eigenen Buden hatte und die Leute prahlten und lästerten.

„So etwas gibt es bei den Elfen nicht!“, meinte Dalaii.
 

Sie seufzte.

//Es kann doch nur noch besser werden!//

Draco wartete im Hof auf Senju. Sie trug nun Alltagskleidung. Mit Freuden sah sie auf die nächsten Stunden. Senju und sie waren schon immer über die Jahrmärkte gezogen. Als er kam, trug er dieselbe Seidentunika, wie bei der Parade. Sie würden also auch nicht in die Stadt gehen.

Draco dachte nach. Senju hatte von Galbatorix Fall am meisten profitiert. Der Fürst der Diebe konnte nun den Dieb in seinem Titel streichen. Er regierte über ein kleines Reich südwestlich der Stadt und er besaß eine Stimme im Hohen Rat. Die Varden hatten diesen Rat gegründet. Alagaesia war in Fürstentümer unterteilt worden. Das Generalfürstentum war immer noch Uru Baen. Dort wurden Gesetze beschlossen, was Steuern, Zölle und so weiter anging. Aber da sich die Fürsten untereinander nie einig waren, hatte Großfürstin Nasuada beschlossen das Land noch einmal in fünf Provinzen einzuteilen, eigentlich sechs, aber Vroengard konnte noch nicht wiedererrichtet werden.

Die bedeutendsten Fürstentümer waren: Surda, Beor-Gebirge, Ellesmera und Treim. Die Provinzen waren in Nordprovinz, Küstenprovinz, Südprovinz, Du Wendel Varden und urubaeische Provinz unterteilt. Das erklärte Senju Draco alles, während sie in einem Gasthof saßen und etwas tranken.

„Und das hat alles so reibungslos geklappt?“, fragte Draco ungläubig.

„Nein. Nur die fähigsten Verwalter und Wirschafter wurden Fürsten.“, erklärte Senju.

„Die Provinzen sollen die Fürsten überwachen und alle verwalten? Auch die Bauern?“

„Gerade die!“

„Na dann… viel Spaß!“

„Viel Glück, wohl eher. Die Konkurrenz ist groß.“

„Aber es können doch nur Fürsten sein, oder?“

„Fürsten oder Drachenreiter. Und auf einen trifft beides zu.“

„Ja, Arya zu wählen wäre klug. Sie ist Prinzessin von Ellesmera. Da wäre es nur logisch sie auch zur Provinzverwalterin von Du Wendel Varden zu machen.“

Senju stöhnte. „Dann sind schon zwei Provinzen weg!“

„Warum zwei?“

„Nun, dein Freund Lord Murtagh ist von Geburtswegen her ein Fürst.“

„Was?“

„Das wusstest du nicht?“

„Nein. Wo?“

„Unten, in der Nähe von Surda und dem Beor-Gebirge. Eine schöne Ecke.“

Es war nicht anderer zu erwarten. Morzan war der hochrangigste Abtrünnige. Das er da auch Fürst war ist nur verständlich und diese Würde fällt nach seinem Tod dann dem ältesten Sohn oder Schwiegersohn zu.
 

Nach Sonnenuntergang verabschiedete sich Senju, aber er musste noch mit einem Großkaufmann verhandeln- zum ersten Mal legal! Draco musste lächeln. Wie weit hatten sie und Senju es gebracht! Von zwei Straßenkindern und Taschendieben zu Helden der Revolution. Dennoch ärgerte sie sich!

//Na gut!//

Dann ging sie eben allein auf das Fest. In den Hauptstraßen brannten Fackeln und Schneefall hatte eingesetzt.

„Genau wie letztes Jahr.“, sagte eine Stimme und ein Schatten löste sich aus einer Ecke.

„Wirklich?“, fragte Draco.

„Ja, weißt du nicht mehr? Am Abend der Siegesfeier hat es geschneit.“

Nun erkannte Draco auch endlich das Gesicht zu der Stimme. Murtagh trug schlichte Kleidung, wenn man von dem gefütterten Umhang mal absah.

„Ich bin nicht mehr lange in der Stadt geblieben.“, erklärte sie.

Er zog seinen Umhang aus und gab ihn ihr. „Du frierst.“

„Nur ein wenig.“

„Wenn du es noch ein Stückchen Weg aushältst, zeige ich dir eine Kneipe mit dem besten warmen Wein der Stadt.“

„Wunder du dich nicht, wenn ich den Laden schon kenne.“

Murtagh führte sie in eine Schankstube im unteren Drittel der Stadt. Allein dafür beschloss sie ihn später zu belohnen, auch wenn sie die Stube und den Wirt schon gut kannte. Aus Murtagh sprudelte es nur heraus, was er heute alles gesehen hatte. Auch er war der Meinung, dass hier unten die Feste besser waren. Stundenlang erzählten und verglichen sie die Jahrmarktsbesuche ihrer Kindheit.

„Ich gebe auf! Du hast gewonnen.“, meinte Murtagh.

„Ich weiß.“

Vor Mitternacht leerte sich der Saal, denn um Mitternacht gab es ein großes Feuerwerk.

„Wir schaffen es nie rechtzeitig zum Palast.“

„Glaubst du das?“, fragte Draco und packte seine Hand.

Sie zog ihn durch die Straßen und über Hinterhöfe. Plötzlich war alles schwarz und ihre Schritte hallten nach.

„Wo sind wir?“, fragte er und ein Echo erklang.

„In meinem zu Hause.“, erklärte Draco.

„Geht das auch genauer?“

„Hast du Angst?“

„Nein.“

„In einem Schacht der Diebe. Das hier ist eine Abkürzung.“

Das war es wirklich. Draco führte ihn so sicher von einem Gang in den nächsten, als hätte sie nie etwas anderes getan. Zwischendurch sah er den Sternenhimmel, dann wieder nur Dunkelheit. Murtagh war von den vielen Richtungswechseln schwindelig. Dann standen sie in einer kleinen schmalen Zelle, deren Boden vereist war.

„Wo sind wir?“, fragte er wieder.

„Im Schloss. Im Kerker um genau zu sein.“, antwortete Draco. Sie rutschte über das Eis und schlug gegen die Tür, die langsam aufschwang. Er folgte ihr, aber schlidderte unkontrolliert.

„Vorsicht.“, sagte sie und fing ihn auf.

„Danke, lass und hoch gehen.“

Von da an führte Murtagh.
 

Den Teil des Schlosses kannte sie noch nicht und das Zimmer kannte sie auch nicht. Es sah bewohnter aus. Auf einen Regal standen kleine geschnitzte Figuren. Karten und Bilder hingen an den Wänden. Pergamentrollen, Tintenfässer und Zeichenstifte lagen auf dem Schreibtisch. Überall lagen Bücher und einige kleinere Waffen. Draco untersuchte eine der kleinen Holzfiguren.

„Das ist dein Zimmer?“, fragte sie.

„Ja… es ist ein wenig unordentlich.“, sagte er.

Dann entdeckte sie ein vergriffenes Bilderbuch und einen alten Stoffbären. „Wohnst du schon immer hier?“

„Nein, erst seit dem ich hier im Schloss wohne.“

„Kannst du dich an dein altes Zimmer erinnern?“

„Nein, mein Vater hatte eine Überraschung für mich, als meine Mutter starb. Leute haben in meinem Zimmer gearbeitet.“

„Morzan war ein Fürst.“

„Ja… Wer hat es dir erzählt?“

„Senju.“

„Aha! Ich wusste nicht, dass die Ländereien und den Titel geerbt hatte.“

„Wieso solltest du nicht?“

„Ich dachte immer alles wäre zurück an den König gefallen. Ich war noch nicht vier.“

„Du erwartest jetzt aber nicht, dass ich dich Mylord nenne, oder?“

„Nur wenn ich dich Prinzessin nennen darf.“

„Untersteh dich!“

Er lachte. Sie wandte sich wieder an die Figuren. Bei einer wurde sie stutzig.

„Das bin ja ich!“, rief sie.

„Ja. Mir war langweilig im letzten Jahr.“

„Die sind schön.“

„Danke.“

Draco untersuchte weiter. Da war neben ihr, noch Arya, Eragon, Dorn, Saphira, Mellondinen, Roran, Katrina, Alagosmorn und ein Unbekannter.

„Wer ist das?“

„Das ist Tornac.“

„Dein Lehrer.“

„Naja, Tornac ist für mich so jemand wie Ivan für dich.“

„Da fehlt aber jemand.“

„Menelnaru ist in Arbeit, versprochen.“

„Bekomme ich auch eine?“

„Wenn du willst.“

Draußen begann die Menge zu toben.

„Es geht los.“

Sie gingen zum Fenster. Ihre Drachen entzündeten gerade jeder ein Feuer. Von denen wurden die Feuerwerkskörper gezündet.

„Achte mal auf das Tor.“, flüsterte Murtagh ihr ins Ohr.

Draco sah auf das Tor. Plötzlich gingen viele kleine, rauchende Knaller hoch und dann brach ein Inferno an Knallen, Krachen, Blitzen und Rauch aus. Die Feuerwerkskörper spielten die Schlacht nach. Die Drachen symbolisierten sie. Am Ende standen drei auf den östlichen Zinnen und spieen ihr Feuer. Nun hörte man auch wieder die Leute.

„Hat es euch gefallen?“, fragte Dorn.

„Es war toll!“, meinte Murtagh.

„Du wirkst überrascht.“, fand Menelnaru.

„Bin ich auch.“, erklärte Draco.

„So imposant, wie du das Tor geöffnet hast, kannst du nicht erwarten verschont zu bleiben.“

Der Rest des Satzes verwandelte sich in ein Tosen.

„Außerdem giltst du als Auslöser für den Kampf.“, Dorns Schmunzeln war nicht zu überhören.

„Mach dich nicht über mich lustig, Drache!“

„Würde er doch nie tun, oder?“, fragte Menelnaru.

„Ich doch nicht! Hmm… ich habe Hunger. Was ist? Essen wir noch was?“

„Warum nicht? Bis Morgen.“

„Sicher.“, Draco und Murtagh wanken ihnen noch nach, bevor sie auf das Bett fielen.

„Mir gefällt dein Zimmer.“, gestand Draco.

„Danke. Ahrgh!!“

„Was hast du?“

„Ach! Diese blöde Abstimmung Morgen!“

„Hm… Dreh dich mal auf den Bauch.“

„Warum?“

„Und zieh dein Hemd aus.“

„Was hast du vor?“

„Ich werde dich massieren.“

„Danke, aber…“

„Kein aber! Danach geht es dir besser, versprochen.“

Sie piekte ihn so lange in die Seite, bis er so war wie sie ihn haben wollte. Draco saß auf ihm und knetete ihn durch. Dann beugte sie sich vor und glitt mit den Lippen über die Narbe auf seinem Rücken.

„Was machst du da?“, fragte er skeptisch.

„Nichts.“

Ihre Hände lagen auf seiner Hüfte, während sie kleine Küsse auf seinen Rücken pflanzte.

„Draco!“

„Hmhm?“

„Würdest du bitte…“

Der Rest des Satzes verwandelte sich in ein Stöhnen. Sie war an seinem Nacken angekommen, an dem sie jetzt rumknabberte.

„Was wolltest du sagen?“, fragte sie.

Ihr Atem kitzelte ihn da, wo gerade noch ihre Lippen gewesen waren. Sie streichelte seine Schulter und seinen Arm. Was wollte er noch mal sagen? Auf der Suche nach der Antwort zu dieser Frage, schien er durch dichten Nebel zu tappen. Draco aber küsste nun sein Schüsselbein und der Nebel wurde dicker.

//Verdammt noch mal!//

Es hatte keinen Sinn! Wie von Geisterhand drehte er sich um. Er sah Dracos verschmitztes Grinsen. Nun saß sie auf seinem Schoss und spürte etwas Hartes in seiner Leistengegend. Ihr Grinsen wurde breiter.

„Wer von uns ist ein Dämon?“, fragte er.

„Ich kann auch aufhören, wenn du willst.“, schlug sie vor.

Da sie mit einer Hand seine Brust streichelte spürte sie sein Knurren, bevor sie es hörte.

„Wenn es so ist.“ Sie begann seinen Hals zu küssen und spielte mit den Fingern auf seiner Haut. Murtagh drückte mit einem Fuß so gegen ihr Knie, dass Draco auf ihn fiel. Sie lachte leise, als er sie auf den Rücken drehte.

„Dein Hemd kratzt.“, sagte er.

Seine Finger bebten und es fiel ihm schwer die Knöpfe zu öffnen. Sie wand sich langsam und rieb sich so an ihm.

„Brauchst du Hilfe?“, fragte sie mit schnurrender Stimme.

„Nein.“

Endlich der letzte Knopf! Rasch schob er das Hemd bei Seite. Er schob sich hoch, bis er ihr in die Augen sehen konnte.

„Koste doch mal deine eigene Medizin.“, schlug er vor.

Auf ihre Antwort wartete er nicht, sondern begann unter ihrem Ohre an der Haut zu saugen. Genauso langsam wie sie eben bewegte er sich. Sie rieb ein Bein an der Beule weiter unten an ihm. Sein Keuchen liebkoste eine ihrer Brüste, an der nun zu saugen anfing. Neckisch leckte er an der Spitze, die sich ihm hart entgegen reckte. Kleine Laute schlichen sich aus Dracos Kehle und ließen darauf schließen, dass es ihr durchaus gefiel. Ihrer Hände fuhren fiebrig über seinen Rücken oder bohrten sich, wenn er eine empfindliche Stelle gefunden hatte, in seine Schultern. Seine Hand fuhr gerade über ihre Hüfte auf den Bauch und zupfte an dem Knoten ihrer Hose. Draco rollte ihn zurück auf den Rücken. Zufrieden sah er, wie sie langsam die Hose über die Hüften schob.

Es zog jetzt beinahe schmerzhaft in seinen Lenden. Er schnappte nach Luft, als er sie nackt sah. Den Anblick würde er wohl nie wieder loswerden. Sie drückte ich zurück in seine Matratze. Als sie ihn wieder küsste, tastet er sich knurrend mit einer Hand zwischen ihre Beine vor. Beide stöhnten auf, als er die feuchte Stelle berührte. Seine Finger spielten da unten. Draco wurde nass und nasser. Ihr Stöhnen lauter und ihre Bewegungen rastloser. Dann nach einem Aufschrei, sank sie auf seine Brust.

Ihr schwerer Atem kitzelte ihn, als er seinen Finger abwischte. Einige Momente verharrten sie so, dann fuhr Draco mit ihren Liebkosungen fort und zupfte nun ihrerseits an seinem Hosenbund. Auch seine Hose landete auf dem Boden. Draco glitt immer weiter an ihm herab. Murtagh sah ihr Grinsen und spürte ihre Zunge an ihm. Er krallte sich in die Laken und warf den Kopf in den Nacken. Sie neckte ihn noch mit Küssen und ihrer Zunge. Schließlich umschloss sie ihn ganz und er kam sofort.

Erschöpfte blinzelte er unter seinen schweren Lidern hervor. Draco kroch neben ihn. Sie legte den Kopf auf sein Schüsselbein und döste wie er.

„Danke.“, flüsterte er.

„Das hast du dir verdient.“, sagte sie.

„Wofür?“

„Das brauchst du nicht zu wissen.“

Die Provinzen

Entspannt räkelte er sich am nächsten Morgen. Draco brummelte leise und kuschelte sich näher an ihn. Seine Hand glitt unter das Hemd und streichelte ihren Rücken. Ihr Brummeln wurde lauter. Erschöpfte blinzelte er unter seinen schweren Lidern hervor. Draco kroch neben ihn. Sie legte den Kopf auf sein Schüsselbein und döste wie er.

„Danke.“, flüsterte er.

„Das hast du dir verdient.“, sagte sie.

„Wofür?“

„Das brauchst du nicht zu wissen.“
 

Sie waren nicht die einzigen, die verschlafen hatten. Im Thronsaal lehnten verschlafene, verkaterte Fürsten.

Auch Nasuada sah nicht sonderlich ausgeruht aus: „Ich mache er kurz, damit die neuen Verwalter schnell aufbrechen können. Du Wendelvarden, Prinzessin Arya.“ Arya ging nach vorne und nahm eine Pergamentrolle entgegen.

„Südprovinz, Lord Murtagh.“

Auch Murtagh nahm eine Pergamentrolle.

„Küstenprovinz, Lord Eragon.“

Die Fürsten tuschelten, als der dritte Reiter seinen Amtsbrief entgegen nahm.

„Nordprovinz, Lady Draconigena.“

Zögerlich nahm Draco ihre Rolle entgegen.
 

Draco machte Menelnarus Sattel fest, als etwas Kaltes, Hartes in ihrem Ausschnitt glitt. Eine Kette aus Gold. Sie drehte sich um. Dalaii sah sie traurig an.

„Ich wollte sie euch schon lange geben.“, sagte er.

„Vielen Dank.“, sagte sie.

„Ich komme dich mal besuchen.“

„Du musst Arya helfen. Sie sagte etwas von Gesandter.“

„Dann werde ich jeden Auftrag in die Nordprovinz annehmen.“

„Ich nehme dich beim Wort.“

Eragon und Saphira kamen hinzu.

„Wir werden uns noch sprechen und wehe dir du machst deine Sache nicht gut!“, drohte Eragon.

„Sicher sprechen wir uns noch, ich brauche bestimmt Hilfsgüter.“, meinte Draco unbeeindruckt.

„Pass auf dich auf…Nein! Menelnaru pass du lieber auf sie auf.“

„Danke!“

//Das werde ich. Saphira, versprich mir, dass du ihn einige male für mich ins Hafenbecken schubst.// bat Menelnaru.

//Ich denke das werde ich.// sagte Saphira.

„Ich hoffe du kannst schwimmen.“, meinte Draco.

„Genug.“ Eragon grinste.

Arya und Mellondienen kamen zu ihnen.

„Kaum waren wir wieder alle zusammen, da trennen wir uns wieder.“, seufzte sie.

„Das war doch klar, oder?“, fragte Draco.

„Stimmt, aber ich habe gehofft.“

„Das haben wir auch.“, sagte Eragon.

Sie lächelte traurig.

„Seht es mal von der Seite: Irgendeiner von uns muss doch irgendwann Vroengard verwalten, der kann jetzt üben.“

„Dann wünsche ich Murtagh viel Spaß beim Üben.“, lachte Draco.

„Was soll ich üben?“, fragte er hinter ihr.

„Wie man ein guter Verwalter ist.“

„Warum ich?“

„Weil wir beschlossen haben, dass es dir zu Ehren fällt Vroengard zu verwalten!“, verkündete Eragon.

„Was? Nein! Ohne mich!“

„Das werden wir ja sehen. Dalaii, komm wir werden erwartet.“, sagte Arya.

„Ja, auf Wiedersehen.“

Er folgte Arya auf einem Pferd.

„Nun, ich muss auch. Jeod hat sich um den Besitz des neuen Provinzverwalters gekümmert. Ich schon richtig neugierig. Wann treffen wir uns?“,fragte Eragon

„Sollen wir uns noch mal treffen?“, fragte Murtagh.

„Sicher! Ich will euch doch noch mal wieder sehen!“

„Dieses Jahr wird schlecht, bis wir uns in alles eingearbeitet haben. In zwei Jahren in Carvahall zum Fest?“

Draco und Eragon nickten.

„So ich werde auch los fliegen.“, meinte Eragon und kletterte in Saphiras Sattel.

„Wir sehen uns in zwei Jahren!“

„Mit mir kannst du rechnen. Macht mir keine Schande!“

„Wir doch nicht!“

Eragon lachte und Saphira stieß sich ab. Das Schlagen ihrer Flügel wirbelte den Schnee auf. Dann verschwand sie in der Ferne.

„Da waren es nur noch zwei.“, meinte Murtagh.

„Sieht so aus.“, meinte Draco.

„Wirst du auf deiner Burg wohnen?“

„Das ist das einfachste. Die Angestellten haben sich um sie gekümmert.“

„Dein Glück.“

„Du kannst sicher bei Roran wohnen fürs erste.“

„Toll! Ihr lebt in Saus und Braus und ich liege im Heu.“

„Also erstens: Meine Matratze ist mit Heu gefüllt! Zweitens: kannst du dir einen Palast bauen lassen, wenn du willst. Drittens: Dir gehört rechtlich gesehen ein Palast. Und Viertens: Es wäre zwar umständlich, aber du kannst auch bei mir wohnen.“

„Das wäre in der Tat umständlich… Aber danke.“

„Es war einen Versuch wert.“

„Nun wir werden uns früher oder später trennen müssen. Viel Glück bei den Zwergen.“

„Viel Glück bei den Bauern.“

„Die gibt es doch überall!“

„Na und?“

Er grinste. Draco klopfte gegen seinen Arm.

„Wir sehen uns wieder, mach es einfach nur gut.“

„Du auch.“

Draco zog sich auf Menelnarus Rücken und flog davon.
 

Arya war schockiert, wie ihr Volk mit dem Umgang der Steuerlisten umging. So standen noch Elfen in der Liste, die schon seit Jahrhunderten tot waren und andere wussten nicht einmal, dass es so etwas wie Steuern gibt. Sie schickte Dalaii zu einer ungefähren Volkszählung.

Denn wer weiß wo sich alle Elfen rum treiben.

Oromis stellte seine Bücher zur Verfügung, damit daraus Schulbücher und Kopien gemacht werden konnten. Überall kratzte sie Informationen zusammen, die wichtig sein konnten.
 

Jeod begrüßte Eragon herzlich. Erst nach einem königlichen Abendessen brachte er ihn in sein neues Heim.

„Es ist nur ein kleines Haus.“, sagte Jeod. „Fünfundzwanzig Zimmer, Ställe für zehn Pferde und fünf Knutschen, so wie ein kleiner Garten.“

„Hilfe! Das nennst du klein?“

„Warum nicht? Mein Haus ist dreimal so groß.“

„Hast du auch einen Lageplan für mich?“

„Du hast genug Diener, die dir helfen können.“

„Werde ich mich erschrecken, wenn du mir die Zahl nennst?“

„Nein. Die Gesamtzahl beläuft sich auf dreißig.“

„WAS? Und wie soll ich die alle bezahlen?“

„Die Angestellten der Provinzverwalter werden aus der Staatskasse bezahlt.“

„Oh… gut. Kommst du morgen mit zu den Buchhaltern der Stadt?“

Jeod lachte. „Junge! Du solltest dir noch einen Sekretär und eigene Buchhalter anschaffen!“

Eragon lächelte gequält.
 

Draco klapperte alle Dörfer und Siedlungen ab. Dabei beschloss sie als erstes für bessere Verkehrswege zu sorgen- sobald der Schnee weg war. Auf Grund seines Rufes eine Stadt der Reiter zu sein, zog es immer mehr Menschen nach Carvahall. Schon bald war das Dorf überfüllt.

Bis zu einer Stelle etwas weiter südlich, wo der Fluss schmaler war, wurden die Bäume gefällt und zu Balken geschlagen. Dort sollte, nach dem Schnee eine Brücke gebaut werden. Draco steckte eine Straße ab an der links und rechts Baugrundstücke gekauft werden konnten.

Meistens schlief sie abends, nach dem Papierkram beim Essen ein.

Horst hatte mit seinen Söhnen und den Männer aus dem Dorf angefangen Dracos Haus zu bauen.
 

Die Burg war ihm früher unheimlicher gewesen. Murtagh sprang aus Dorns Sattel auf den Hof. Ein alter kahler Mann begrüßte ihn.

„Willkommen zu Hause, Mylord.“

„Danke…“ Ihm fiel der Name nicht mehr ein.

Der Alte, Petolt, nahm es ihm nicht übel.

„Mylord haben noch Milchzähne gehabt, als er mich zu letzt sah.“

Erleichtert, dass er nicht alles vergessen hatte, ging Murtagh durch die Gänge.

„Schickt Nachrichten an die Fürsten und den Zwergenkönig.“, sagte er.

Dann hielt er an einer Tür an der eine Schleife hing. Es war die Tür zu seinem alten Zimmer.

„Es ist am Tag eurer Flucht fertig gestellt worden. Wollen Mylord es sehen?“

Der Reiter entfernte die Schleife und betrat sein Kinderzimmer. Petolt öffnete das Balkonfenster. Glas verzierte die Decke zu einem Sternenhimmel.

„Das, Mylord, ist noch nicht alles.“ Er hielt ihm eine Kerze ihn. „Entzündet sie mit Magie.“

„Brisingir.“, sagte Murtagh und der Docht fing Feuer.

Der Diener stellte die Kerze in ein kleines Fach an der Tür und verdunkelte den Raum. Die Decke leuchtete und es schimmerten neben den Sternen auch Drachen und Märchengestalten hervor. Eine Stimme begann eine Geschichte zu erzählen.

„Es sollte euch in den Schlaf wiegen, Mylord. Euer Vater hatte es selbst entworfen.“

„Was?“

Selenas Botschaft

Draco streckte sich genüsslich.

Auch wenn ihr Haus noch leer war, fand sie es toll! Es war zweistöckig. Unten waren ihre Arbeitsräume und die Küche mit dem Ofen. Direkt über dem Ofen war ihr Schlafzimmer. In dem Stockwerk waren auch der Waschraum und ein Gästezimmer. Der Frühling nahte und nur noch an wenigen Stellen lange der Schnee so hoch. Die Männer, die nicht Bauern waren, bauten die Mauer und die Brücke fertig. Draco selbst packte mit an. In der ganzen Region nannte man sie nur noch Lady. Warum wusste sie nicht, aber es wurde ihr klar, als einige Eltern ihre Kinder Draco riefen- egal ob Junge oder Mädchen.

Einmal die Woche mindestens ging Draco zum Abendessen zu Katrina und Roran. Ihr kleiner Sohn ließ Draco nie aus den Augen.

„Das muss am Namen liegen.“, meinte Selena immer wieder.

Der kleine Murtagh sah seinem Vater ähnlicher und krabbelte brabbelnd durch die Gegend. An den Händen der Erwachsenen lief er erste Schritte.

Draco schwang sich aus dem Heu ihrer Matratze und zog sich an. Heute an ihrem freien Tag, wollte sie in den Buckel gehen. Selena hatte sie oft in letzter Zeit gebeten, Morzan noch einmal kurz zu holen. Als in den letzten Tagen, sie stand nun fast jede Nacht vor ihrer Tür in der Eiseskälte, besonders eindringlich gefleht hatte, hatte Draco nachgegeben.

Sie zog Eisensohlen mit Stacheln über ihre Stiefel und marschierte los. Sie hätte auch fliegen können oder reiten, aber Menelnaru war es zu kalt hier oben und hielt in Gil`lead wache und Alagosmorn war krank. So ging sie zu Fuß.

Sie fand den Abtrünnigen in einer Höhle an einem Feuer.

„Hallo.“, sagte sie. Er sah auf.

„Hallo, was wollt ihr von mir?“, fragte er.

„Ich? Gar nichts. Selena will dich sprechen. Sie ist irgendwie seltsam…“

„Ach ja?“

„Komm mit oder willst du weiter frieren?“

Widerwillig stand er auf und folgte ihr.

„Warum seid ihr zu Fuß hier?“

„Weil mein Drache eine Frostbeule ist.“

„Oh.“ Er lachte.

Sie hätte wirklich verärgert sein müssen, aber sie lachte mit.

„Mein Sohn wird nicht erfreut sein, dass ich wieder in der Stadt bin…“

„Er ist nicht hier. Was er nicht weiß…“ Sie grinste.
 

Es dämmerte wieder als sie in der Stadt waren.

„Meine ich das nur oder ist das Dorf wirklich größer geworden?“, fragte Morzan.

„Nein, nein. Ihr bildet euch nichts ein.“

„Die Varden scheinen ihre Sache gut zu machen…“

„Na klar!“

Morzan zog sich die Kapuze des verschlissenen Umhangs ins Gesicht. Die Leute begrüßten sie freundlich. Das Erstaunen des Reiters war schon fast greifbar.

„Nun verstehe ich, warum ihr nicht wollt, dass jemand euer Geheimnis preisgibt.“

„Erst jetzt?“

„Ich war noch nie so schnell!“

Er schwieg einige Minuten und knurrte dann. Draco lachte leise.

Endlich sahen sie den Hof. Draco klopfte und Katrina öffnete die Tür. Murtagh auf ihrem Armen streckte seine Ärmchen sofort nach der Reiterin aus.

„Das ist wirklich unheimlich…“, meinte Katrina.

Draco und Morzan schlotterten und klapperten mit den Zähnen.

„Himmel! Kommt schon rein!“

Sie setzten sich vor den Kamin. Katrina reichte ihnen Suppe. Dann holte sie Selena. Nervös stand sie da. Den Blick auf den Boden gerichtet.

„Vielleicht solltet ihr das alleine besprechen.“, schlug Brom vor, der mit Roran und Garrow Holz rein brachte.

„Das wäre gut.“, meinte Selena.

Etwas ratlos folgte Morzan ihr in einen Raum.

„Und, Kleine, hast du es noch nicht leid?“, fragte Brom.

„Nein, aber wenn ich nicht bald einen Gehilfen bekomme werde ich noch wahnsinnig!“

„Wir würden dir gerne helfen, aber wir sind tot.“

Da ertönte ein Freudenschrei von neben an. So laut, dass der Kleine ängstlich zu wimmern begann und sich bei seinem Vater versteckte.

Morzan stürmte in dem Raum und fiel dabei beinah die Treppe runter. Draco und die anderen saßen ängstlich in der Stube. Der Abtrünnige zog sie auf und drückte sie an sich. Sie hatte Angst von ihm zerquetscht zu werden. Er überschüttete sie mit Dank, während sie langsam keine Luft mehr bekam. Ihre Fäuste trommelten auf ihn ein, bis er sie runter ließ. Noch nie hatte sie ihn so lachen sehen und Brom auch nicht. In seinen Augen glitzerten Freudentränen. Langsam kroch Panik in Draco hoch. Als wollte er sie fertig machen küsste er sie auf die Stirn.

„Was ist denn in dich gefahren?“, fragte Brom.

„Ich werde Vater!“, verkündete Morzan stolz.

Damit kehrte Stille in die Stube.

„Wie denn das? Ihr seid doch tot.“, meinte Roran.

„Ja, wir sind totgesagt, aber der König…“, Morzan wurde unterbrochen- von Draco.

„Es gibt keinen König.“

„Ja, ich weiß. Aber er uns physisch völlig wiederhergestellt. Also konnte ich auch meine Tochter zeugen.“

„Tochter?“

„Ja, nach zwei Söhnen kann Selena ihre Tochter bekommen.“

Draco war wirklich von seinem Strahlen irritiert. War das Morzan der Schlächter? Der Verräter?

„Ich brauche einen Schnaps!“, sagte sie.

„Ich auch.“, stimmte Brom mit ein.

„Den brauchen wir alle.“, sagte Garrow und suchte Gläser zusammen.

„Was brauchen wir alle?“, fragte Sloan mit Brennholz auf den Armen.

„Einen Schnaps.“

„Warum denn?“

„Ich werde Vater!“, wiederholte Morzan.

„Ach du Scheiße!“, rief Sloan und ließ vor Schreck das Holz fallen. „Aua!“

„Was soll das heißen?“, knurrte Morzan.

„Ich zerstöre deine Illusionen nur ungern, aber deine zwei Söhne sind nicht gut auf dich zu sprechen, besonders dein Erstgeborener. Als Vater hast du bis jetzt versagt und jeder hier, außer Draco vielleicht, fürchtet deinen nächsten Ausbruch. Wirst du wieder mit deinem Schwert werfen?“

Das spülte Morzan Wut und Freude aus dem Gesicht, sodass nur Angst zurück blieb.

„Morzan?“, fragte Selena leise.

Er sah zur ihr und seine Furcht steigerte sich zu Panik. „Nein!“

Er sprang auf.

„Was hast du?“

„Komm mir nicht zu nahe!“

„Was?“ Sie machte noch einen Schritt auf ihn zu.

„Nein! Bleib weg!“ Er rannte hinaus.

Sloan zog alle Blick auf sich. „Was?“, fragte er unschuldig.

„Was hast du getan?“, kreischte Selena.

„Beruhig dich, Selena. Er hat nur das ausgesprochen, was wir alle dachten.“, erklärte Draco und drückte sie auf ihren Platz.

Dann griff sie nach ihrem Umhang und den Stahlsohlen.

„Du holst ihn zurück?“

„Ja. Roran kann er hier bleiben? Ich schwöre dir, dass ich ihn nicht aus den Augen lasse.“ Roran sah zu seiner Tante und dann auf Katrina und Murtagh.

„Nur ein Ausrutscher, auch wenn noch so klein ist!“, erklärte Roran.

Draco nickte und folgte dem Abtrünnigen. Die sind mir noch was schuldig.

//Ich bin doch kein Aufpasser für schwererziehbare Soldaten!//

In der Dämmerung erkannte man Morzans Schuhabdrücke nur schwer und das abnehmende Sonnenlicht war nicht hilfreich. Wütend beschwört sie eine Lichtkugel. Den Schritten nach zu urteilen, war er wieder in den Buckel gelaufen.

//Na toll! Das kann Stunden dauern! Wenn ich mir den Hals breche, komme ich auch zurück und dann suche ich sie heim. Bei den Göttern! Ich brauche keine Nekromantie um zurückzukommen! Das schwöre ich!//

Sie rauschte durch den dunklen Wald. Da hörte sie ein Geräusch, was sie nie erwartet hatte- ein Schluchzen. Hinter einigen Hecken lag ein Schatten im Schnee. Im Schein der Kugel erkannte sie Morzan, der schluchzte.

//Er tut mir Leid … … Hilfe! Ich war zu lange in der Kälte! Mein Verstand ist gelähmt!//

„Morzan?“, fragte sie vorsichtig.

„Geh weg!“, befahl er mit erstickter Stimme.

„Ich denke nicht dran!“

„Verschwinde! Bevor ich mich vergesse.“

„Damit komme ich klar.“

„Ich bin ein Monster oder hast du eben nicht das gleiche dacht? Hast du nicht auch gedacht, das arme Kind? Hast du nicht daran gedacht, was ich meiner Familie alles angetan habe? Sei ehrlich!“

Draco schluckte. „Du hast Recht. Das habe ich.“

„Na bitte! Da hast du es! Um allen, und vor allem meiner Tochter einen Gefallen zu tun, bleibe ich hier.“

„Feigling!“

„Was ist daran bitte schön feige? Es ist die beste Lösung!“

„Es ist die leichteste! Du bist ein Feigling, Morzan Hasenfuß!“

„Willst du mich provozieren, Kind?“

//Vorsicht, Draco! Mach ihn nicht wütend.//

„Nein, hör zu: Du hast aller Welt gezeigt, was für ein Idiot du bist.“

„Danke für die Aufmunterung!“

„Bitte. Aber wenn du jetzt kneifst und Selena im Stich lässt, gewinnst du werde deine Ehre wieder noch die Anerkennung deiner Söhne.“ //Wie bizarr! Normal ist es immer umgekehrt!// „Zeig der Welt, dass du ein Vater sein kannst und willst! Bei dem Orden der Drachenreiter, der gegründet wird, wo ist die Ehre geblieben, Mann?“

Morzan saß unschlüssig im Schnee. „Und wenn ich versage? Wenn ich ausraste?“

„Ich bin ja auch noch da.“ Endlich huschte der Ansatz eines Lächelns über sein Gesicht.

„Na komm.“ Draco reichte ihm die Hand.

„Du musst ein Narr sein mir zu vertrauen.“

Sie zog ihn auf. „Ob du es glaubst oder nicht, du bist nicht der erste, der mir das vorwirft.“
 

Als Draco diesmal klopfte, fror sie erbärmlich und auch Morzan sah nicht erbaut aus. Nervös trat er auf der Stelle. Roran öffnete.

„Hast du ihn?“, fragte er.

„Ja und wenn er noch mal wegläuft, dann kommt er nicht mehr zurück!“, drohte sie.

„Draco!“, rief Selena.

Die Reiterin streckte die Zunge raus und kratzte sich am Hinterkopf. Brom packte sie bei den Schultern und schob sie an den Kamin. Dan drückte er ihr eine Schüssel Eintopf in die Hand und befahl: „Iss!“

Morzan stand verlegen in der Gegend rum. Dracos Augen wurden schwerer und schwerer. Wie bequem auf einmal die Tischplatte war.

Das Eisendorf

Um den Abtrünnigen im Auge zu behalten, half Morzan Draco bei der Arbeit. In den letzten Tagen hatten sich die Anfragen nach Baugrundstücken verdoppelt und die Schmiede klagten über fehlendes Material für den Bau des Brückengeländers. So fürchtete Draco nicht Morzans, sondern er ihre Wutausbrüche. Sie erkannte, dass Murtagh sein Talent des Schnitzens auch von seinem Vater geerbt hatte. Morzan arbeitete an einer Holzente für seinen jüngsten Spross. Dieser wuchs übrigens schnell. Selena beschwerte sich in keiner Schwangerschaft so dick gewesen zu sein. Sie und Katrina, die nun auch wieder schwanger war, unter hielten sich den ganzen Tag über nichts anderes, sodass Draco und die Männer schnell das Weite suchten.

„Wäre es nicht für meine Enkel von Vorteil, wenn du hier bleibst und dir Notizen machst?“, fragte Morzan einmal.

Draco knurrte zur Antwort. Sie untersuchte nicht nur Selena und Katrina regelmäßig, nein, in der ganzen Provinz schienen alle Frauen schwanger zu sein, sodass sie gezwungen war auch Medizinerin zu sein.

„Ob Kugelbäuche nun Mode sind?“, hatte sie Menelnaru gefragt, die aus dem Süden zurück war.

Gerade wollte sie Feierabend machen. Es war schon nach Mitternacht, als Horst reinplatzte.

„Lady!“, rief er.

„Hier!“, meinte sie und hob eine Hand, aber sie ließ den Kopf auf der Tischplatte.

„Nun haben wir wirklich kein Erz mehr! Was sollen wir tun? Bis die Händler aus der Südprovinz das sind, bin ich nur noch grauer!“

„Ruhig, ruhig.“ Sie nahm eine Karte hervor und ließ den Blick suchend darüber schweifen.

„Da!“, sagte sie und zeigte mit dem Finger noch ein Stück weiter nördlich als Carvahall.

„Was ist da?“

„Ein Dorf, in dem Eisen abgebaut wird.“

„Hmpf! Die Bewohner des Dorfs sind aber elende Schleimer. Sie verkaufen sie an die meist bietenden.“

„Klingt ganz nach Huren. Mit solchen Leuten bin ich schon früher fertig geworden.“

Horst sah sie geschockt an. „Kind, wo bist du auf gewachsen?“

„In den Straßen von Uru Baen. Ich will ja nicht unhöflich sein, aber würdest du bitte gehen. Meine drei Stunden Schlaf pro Nacht will ich nicht auch noch verlieren.“

„Oh! Ich wünsche eine gute Nacht, Lady.“
 

Beinah pünktlich drei Stunden später trommelten zwei Fäuste gegen das Holz ihrer Tür.

//Ich sollte ihm einen Schüssel geben!//

Im Schlaf zog sie sich an und taumelte runter zur Tür. Sie schob den Holzriegel beiseite und als sie Morzans gut gelauntes, waches Grinsen sah, schlug sie ihm die Tür vor der Nase zu.

//Schlechte Idee.//

Verwirrt grinste er, nachdem sie die Tür erneut geöffnet hatte.

„Guten Morgen!“, trällerte er fröhlich.

„Morgen.“, murrte sie.

„Du hast schon wieder so lange gearbeitet!“

„Nein! Ich wurde gestern noch zu zwei Geburten gerufen und dann kam Horst und ich…. Verdammt!“

„Oje! Was kommt jetzt?“

„Ich sollte schon längst unterwegs sein!“

Draco flog die Treppe hoch. Morzan hörte nur Geklappert und Gepolter. Unbekümmert schnitt er etwas Brot ab und stopfte es ihr in den Mund, als sie am ihm vorbei zur Tür rauschte.

„Stelle den Postkasten raus und tu so als wäre niemand hier. Ich bin spätestens heute Nachmittag wieder da.“, sagte sie mit vollem Mund, während sie ihre Stiefel anzog.

„Ja, Mami. Ist gut, Mami. Mach ich, Mami. Wo geht deine Tagesreise denn hin?“

„Ins Eisendorf.“

„Dann viel Spaß!“

Sie warf ihm noch einen vernichtenden Blick zu und verschwand.
 

„Es ist so kalt!“, jammerte Menelnaru.

„Krieg dich wieder ein. Du bist ein Drache!“

„Na und? Menschen jammern aus geringfügigeren Gründen.“

„Menschen sind ja auch zerbrechlicher, als Drachen.“

„Also wenn man mir das Herz durchbohrt, sterbe ich auch.“

„Das meinte ich nicht! Wir sind seelisch viel labiler.“

„Warum glaubst du sterben wir, wenn ihr sterbt?“

„Musst du alle meine Argumente entkräften?“

„Wenn sie so schwach sind?“

Sie setzte zur Landung an. Draco sprang aus dem Sattel auf den noch schneebedeckten Boden. Ein tiefes Grollen schlich sich aus ihrer Kehle. Dieses Dorf war das Dorf in das sie Shurrikan gebracht hatte. Denk das den Grund deines Kommens. Bis jetzt war sie noch nicht hier gewesen, nach ihrer Ernennung.

„Wer seit ihr?“, fragte ein Mann, ein dicker, schmieriger Soldat.

„Ich bin Lady Draconigena, Verwalterin der nördlichen Provinz. Ich will mit den Mienenbesitzern sprechen.“, antwortete sie.

„Der König hätte mir eine Nachricht zu kommen lassen, was euer Erscheinen betrifft.“

„Der König wurde vor einem Jahr gestürzt und ermordet.“

„Niemand kann das!“

„Niemand außer Eragon Schattentöter meint ihr.“

Ein Zucken huschte über sein Gesicht.

„Ich sehe ihr wisst, von wem ich spreche.“

„Ihr lügt!“

„Warum sollte ich? Ich kann euch mitnehmen, nach Uru Baen, wo ihr nicht nur erfahrt, dass es Galbatorix nicht mehr gibt, sondern wo ihr auch einsitzen werdet.“

„Pah! Warum sollte man mich verhaften?“

„Wegen versuchtem Missbrauch von Kindern in mindestens einem Fall.“

„Wie wollt ihr das beweisen? Habt ihr zeugen?“

Draco grinste, drehte sich um und schob ihr Hemd so weit hoch, dass er das Drachenmal sehen konnte. Als sie ihn wieder ansah, hatte sein Gesicht eine ungesunde Farbe.

„Das ist nicht möglich!“, flüsterte er.

„Wie ihr seht, ist das eben nicht.“

Dann rief sie dem ganzen Dorf zu: „Mein Name ist Draconigena, Drachenreiterin und Verwalterin der Nordprovinz! Einst lebte ich in diesem Dorf! Mit drei Jahren verjagte man mich, weil ich diesem Mann einige Rippen brach! Nun bin ich zurück und fordere mit den Mienen- und Eisenhüttenbesitzern zu sprechen.“

Alles war still, nur der Wind pfiff. Ein junger Mann trat aus einer Gasse. Er machte einen verwahrlosten Eindruck.

„Wer bist du?“, fragte Draco.

„Mein Name ist Kai der Lügner.“, sagte er.

„Warum nennt man dich so?“

„Sie sagen, ich lüge, wenn ich sage, dass der Hauptmann mich vergewaltigt.“ Dracos Miene wurde weich. „Wie lange geht das schon?“

„Seit dem ich fünf bin.“

„Und wie alt bist du jetzt?“

„Ich zähle bald zwanzig Jahre.“

„Warte hier bei Menelnaru, bis ich hier fertig bin. Ich nehme dich mit, wenn du willst.“

Der Junge nickte und ging zu dem Drachen.

„Ich warte immer noch.“, rief Draco. Da erst kamen ein paar alte Männer aus den Häusern.

„Wir stehen euch zu Diensten, Herrin.“, sagte einer und sie verbeugten sich.

„Vielleicht wollen, Mylady, erst mal ins Warme?“

„Gerne.“ Sie folgte den Männern in eine Wohnstube.

„Die Sache von damals tut uns schrecklich leid!“

//Ja, sicher!//

„Ich bin geschäftlich hier, nicht um die Sachen von damals zu wiederholen.“, stellte Draco klar.

„Nun wie können wir Mylady denn helfen?“

„Ich brauche Eisen.“

„Für ein Schwert, eine Rüstung, ein Schmuckstück?“

„Für das Geländer einer Brücke.“

„Oh… Wann?“

„So schnell es geht.“

„Aber wie wollt ihr bezahlen?“

„Ich habe Geld, macht euch keine Sorgen.“
 

Draco und Kai atmeten auf, als das Dorf endlich hinter einer Biegung verschwand.

„Warst du jemals außerhalb des Dorfes?“, fragte Draco.

„Nein.“, sagte Kai.

„Hast du ein Handwerk gelernt?“

„Ich bin Sohn eines Buchhalters.“

„Dann schickt dich der Himmel!“

„Warum denn?“

„Ich habe keine Ahnung wie ich meine Arbeit allein bewerkstelligen soll. Du kannst mir doch helfen, wenn du willst. Du kannst bei mir wohnen.“

„Wirklich?“

„Es spricht nichts dagegen.“

„Gerne, aber was wird euer Mann dazu sagen?“

„Ich bin nicht verheiratet.“

„Oh… Dann erwartet uns kein Mann bei euch?“

„Nein. Ich lebe allein.“
 

Kai erzählte ihr von seinem Leben und Draco von ihrem. Es dämmerte als sie vor ihrem Haus standen. Sie öffnete die Tür und ging rein. Als Kai ihr folgte ließ er einen Schrei los. Morzan hatte nichts gemacht. Er saß ganz brav am Tisch und arbeitete.

„Ihr habt gesagt…“, rief Kai.

„Der da? Der wohnt nicht hier. Er arbeitet nur für mich und er mag eher Frauen. Ich sollte mich fürchten nicht du.“, erklärte Draco.

„Lady Draco, das ist Morzan der Schlächter.“

„Ich weiß.“

Er sah sie ungläubig an. Morzan grinste.

Einsam und Verlassen

Kai ging Morzan die ganze Zeit aus dem Weg, aber er gewöhnte sich an das Leben mit Draco unter einem Dach. Er war schlau und schnell und Buchhaltung schien sein Leben zu sein. Als der Sommer begann traf er sich mit einem Mädchen namens Marijanne. Die beiden Reiter nahmen ihm seine Abwesenheit nicht übel.

Morzan leistete Draco Hilfe bei der Verteilung der Soldaten und Wachen und der Anlegung des Wegenetzes.

Carvahall war nun eine Stadt, die sich nicht nur von Feldwirtschaft ernährte, sondern auch von Handwerk, Handel und Besuchern, so wie Medizin. Draco bildete nun Mediziner aus, die ihr unter dir Arme greifen sollten. Zum Glück hatte sie letzten Monat ein Packet aus Ellesmera mit Büchern erhalten. Da Morzan und Kai ihr einen Teil der Arbeit abnahmen, schlief sie nun etwa fünf Stunden am Tag.
 

Doch das sollte sich Anfang Herbst wieder alles ändern. Selena erwartete nun jeden Tag auf die Geburt ihres dritten Kindes und es gab nur einen Mensch auf der Welt, der nervöser war als sie- Morzan selbst. Draco gab ihm noch Holz und Dinge, die ruhig kaputt gehen konnten. So sehr zitterte er. In diesen Tagen verlor Kai jede Angst vor dem Abtrünnigen.

Eines Abends hämmerte jemand an die Tür. Morzan flog zu ihr und riss sie auf. Roran stand da, völlig außer Atem.

„Und?“, fragte Morzan.

Roran nickte, da er noch nicht genug Luft hatte. Morzan schrie. Dann rannte er in den ersten Stock, wo Draco gerade ihren Umhang ablegte und packte diese am Arm. So schnell er konnte, rannte er zu Rorans Hof und dort hielt er nur Zentimeter vor Selenas Zimmertür.

Draco war noch ganz wackelig auf den Beinen und ernsthaft verwirrt.

//Wo? Was? Wer? Wie? Hä? Morzan!!! … Selena! Oh!//

„Wir haben angehalten. Warum haben wir angehalten?“, fragte sie.

„Ich kann da nicht rein!“, sagte er.

„Gut, dann warte hier.“

„Was soll ich tun?“

„Was weiß ich?“

Sie ging in das Zimmer. Morzan setzte sich an den großen Tisch in der Stube und griff nach einem Becher. Seine Hand glitt durch ihn durch als wäre er ein Geist.
 

In dem Zimmer war es warm. Selena lag auf dem Bett. Katrina saß neben ihr und hielt ihre Hand.

„Wie geht es dir?“, fragte Draco Selena, als sie sie untersuchte.

„Wie soll es mir schon gehen? Ist alles in Ordnung?“

„Ja, es ist gesund und ihr dürfte es beide gut überstehen.“

Selena und Katrina lächelten freudig. Doch dann wurde Selenas Miene schmerzverzerrt. Katrina schien mit ihr zu leide. Draco bekam Angst, was für Auswirkungen das haben konnte.

„Katrina, geh bitte raus. Ich mach das schon.“

Nur widerstrebend verließ sie den Raum.
 

Stunden vergingen. Morzan saß mit hängendem Kopf vor dem Kamin und wartete und betete. Keiner der Männer traute sich ihn anzusprechen. Jede Faser seines Körpers war angespannt und er spielte unbewusst mit einem Messer.

Dann endlich! Die Tür ging auf!

Draco kam raus. In ihren Armen hatte sie ein Bündel. Er stand auf. Alle Blicke waren auf Draco gerichtet.

„Tja, Morzan… die gute oder die schlechte Nachricht?“, fragte sie.

Morzan schüttelte den Kopf.

„Gut, also. Er ist gesund.“

„Er?“, wiederholte er.

„Ja. Ich weiß du wolltest eine Tochter, aber… war wohl nix. Nun musst du mit dem Gedanken abfinden noch einen Sohn zu haben.“

Sie wollte ihm den Jungen geben.

„Nein, ich kann nicht. Ich würde ihn fallen lassen.“

„Willst du zu ihr?“

„Gerne.“

Selena war erschöpft, aber lächelte als erst Morzan und dann Draco hereinkamen. Sie streckte die Arme aus. Als Draco ihr ihren Sohn geben wollte, meinte Morzan: „Nein, das wäre nicht gut.“

„Was?“

„Draco, schau.“ Seine Hand glitt durch den Bettpfosten.

„Nein!“, rief Draco und sie sah wie Morzan und Selena verschwammen und unsichtbar wurden.

„Galbatorix Bann lässt nach.“, erklärte der Abtrünnige.

„Nein! Moment! Das geht doch nicht! Was ist mit dem Kleinen hier?“

Morzan sah Selena an, diese nickte. „Nimm du ihn.“

„Was?“

„Bis sein Bruder kommt.“

„Das ist in mehr als einem Jahr!“

„Ich hinterlasse Murtagh einen Brief, indem alles steht. Bitte, Draco.“

„Ich habe schon wer weiß wie viel für euch getan!“

„Ich weiß, aber ich flehe dich an ihn zu nehmen.“

Ein Licht blitzte auf und als sie wieder sehen konnte, schwebte ein Brief zu Boden.
 

„Draco!“, rief Roran. „Sie sind weg!“

„Ich weiß…“, flüsterte Draco.

Roran nahm den Brief und führte Draco zurück in die Stube. Der Kleine quengelte.

„Was hat er?“, fragte sie.

„Er wird Hunger haben.“, meinte Katrina.

„Toll! Und jetzt? Ich brauche eine Amme!“

„Warum? Wir können ihn doch nehmen.“

„Danke, aber die beiden haben darauf bestanden, dass ich ihn nehme.“

„Du?“

„Frag mich nicht, was sie sich dabei gedacht haben!“

Der Kleine quengelte lauter.

„Äh…! Was mach ich? Es wird lauter!“

Draco geriet ein wenig in Panik. Katrina gab ihr ein Fläschchen lauwarme Milch.

„So, Mama, dann zeig mal was du kannst.“

„Ich hoffe ich mache es nicht kaputt.“

„Es ist ein er! Und er braucht einen Namen.“

„Hatten Selena und Morzan keinen?“

„Nein.“

„Gut. … ähm… ähm… äh…“

Während Draco fleißig nach dachte, trank der Kleine die Flasche leer. Katrina zeigte Draco alles was sie wissen musste.

//Ich hätte da bleiben sollen und mir Notizen gemacht haben sollen!//

„Katrina, ich habe keine Ahnung, was ich tun soll?“

„Gib ihm erst mal seinen Namen.“

„Gut, … Gilard.“

„Gilard?“

„Ja, warum nicht?“

„Du willst dir eine Amme besorgen?“

„Ja, wie soll ich mich denn um ihn kümmern?“

„Du könntest deinen Beruf aufgeben.“

„Ganz bestimmt nicht! Es ist mein Traum!“ „Nun hast du Familie.“

„Ich habe einen Ziehsohn auf Zeit.“

„Das zählt.“

„Bestimmt nicht. Katrina, noch ein Wort und ich werde sauer. … Ich sollte gehen. Kann ich das Fläschchen mitnehmen?“

„Klar…“, seufzte Katrina.

„Ich schicke Kai morgen Gilards Sachen holen.“

Dann marschierte Draco durch den Wald zu ihrem Haus.
 

In der Stube saß Kai und wartete. Als er sie sah, sprang er auf.

„Und? Was ist es? … Was habt ihr da?“

„Morzans Sohn.“

„Was? Warum habt ihr seinen Bastrad?“

„Wenn ich noch einmal höre, dass ihn oder irgendwen einen Bastard nennst, dann renn und versteck dich, aber ich werde dich finden!“

Kai wurde ein wenig blass. „Tut mir Leid…“

Draco setzte sich vor den Kamin und zog Gilard die Kapuze vom Kopf. Fast schon weißes Haar stand von seinem Kopf ab und seine zwei großen blauen Augen sahen sie an. Die stämmigen kleinen Ärmchen boxten ziellos in die Luft.

„Hol mir doch bitte etwas Milch.“, bat Draco Kai.
 

Ab dieser Nacht wurde Draco mindestens viermal von Gilards Weinen geweckt. Tagsüber kümmerte sich eine Amme um ihn. Kai befasste sich nur, wenn äußerst nötig mit ihm. Draco wunderte sich wie schnell der Kleine wuchs und geriet fast in Panik, als er einmal krank wurde.

Im nächsten Frühjahr brach ein kleiner Machtkampf aus, der Kai amüsierte. Gilard wurde von Draco gefüttert, wobei nicht selten der Satz fiel: „Ich wünsche dir einen Sohn, der genauso ist wie du!“

Katrina hatte ihre Zweifel eingeräumt und sie kam oft mit Murtagh und der kleinen rotlockigen Draconigena, die aber nur Gena genannt wurde, vorbei. Kai hatte sich ein eigenes Haus gekauft und Gilard hatte nun sein Zimmer. Er maß nun fast einen Meter und sein weißes Haar hatte sich zu einem goldbraun verdunkelt, aber seine viel zu blauen Augen waren geblieben.

Gilard war ein furchtloser Knirps, der an Menelnaru rum kletterte wie an einem Fels. Bewaffnet mit einem Holzmesser jagte er Schnecken und quietschte vor Freude, wenn diese vor ihm weg krochen.

Abends saß er mit großen Augen in seinem Bett und wartete darauf, dass Draco ihm Geschichten erzählte. Zu seinem ersten Geburtstag bekam er ein kleines Holzschwert.

„Akko! Akko!“, rief er, wenn er mit Draco üben wollte. Das erste Wort, das er fehlerfrei aussprach war Kai.

Nachlass und Zufall

Murtagh trat auf den Burghof und sah sich um. Der junge Burgherr sah freudig das viel Laub auf dem Boden.

„Der Winter naht.“, meinte Dorn.

„Der zweite nach der Trennung.“, jubelte Murtagh und ließ sich in das Laub fallen.

„Du freust dich doch auch, oder Dorn?“

„Natürlich! Seit Sommerbeginn kann ich an nichts anderes mehr denken.“

„Geht mir genauso… Ich muss an die Arbeit. Heute kommt…“

„Huch! Was machst du da?“, fragte Otik. Der Zwerg grinste.

Murtagh fragte sich immer noch, wie er das Vertrauen und die Vergebung der Zwerge gewonnen hatte. Otik war sein Freund und Berater und zog ihn nun mit Schwung auf die Füße.

„Fällst du häufiger in den Dreck?“, fragte der Zwerg.

„Nur noch ein paar Wochen, mein Freund.“, erinnerte Murtagh.

„Ach ja! Ich fällt mir ein, nimmst du mich mit?“

„Hast du keine Flugangst?“

„Nein.“

„Dann wird es mir eine Freude dich mit zu nehmen, Otik.“

Sie gingen ins Haus und bearbeiteten einige Dinge.
 

Mittags ging Otik durch die Gänge und fand einen kindgerecht eingerichteten Raum.

„Otik? Ah! Hier bist du.“ Murtagh kam in sein Zimmer.

„Nett hast du es ja gehabt.“, bemerkte Otik.

„Ja, nicht?“

Der Reiter setzte sich auf das Bett und spielte mit dem Knauf des Bettpfostens. Etwas klickte und das Geräusch vom Kratzen von Stein auf Stein erklang.

„Was hast gemacht, Junge?“, fragte Otik.

„Ich weiß nicht…“

Ein Bild an der Wand hatte sich herausgedrückt. Bei einer leichten Berührung schwank es auf.

„Was hat dein Vater hier versteckt?“, fragte der Zwerg, als Murtagh eine Pergamentrolle in der Hand hielt.

„Ich weiß nicht. Komm mit.“

In der Halle rollten sie die Rolle aus.

„Eine Karte?“, fragte Murtagh.

„Wozu sind die Kreuze da?“, fragte Otik.

Vor ihnen ausgebreitet lag Alagaesia und einige Kreuze waren quer über den Kontinent verteilt.

„Was steht da unten?“

„Parf Aran.“

„Und was heißt das?“

„Buch und König…“

„Ich versteh immer noch nicht.“
 

Vor ihrer Reise nach Carvahall mussten die zwei noch einmal nach Uru Baen. Nasuada hatte eine Vorladung geschickt.

„Hast du eine Ahnung, was sie will?“, fragte Otik.

„Nein!“ Murtagh kämpfte mit dem Kragen. „Geht das so?“

Er drehte sich zu Otik um. „Ja…“

Murtagh verließ sein Zimmer und ging in den ehemaligen Thronsaal.

„Murtagh!“, rief Nasuada und kam auf ihn zu.

Er bemerkte, wie sie nun musterte. Seine Verwandlung war abgeschlossen und er kannte sein äußeres und dessen Wirkung. Murtagh war nun zwischen einemmeterachtzig und einemmeterneunzig groß, schlank, muskulös, aber für einen Elfen vom Umfang her zu breit. Die Südsonne hatte seine Hautgebräunt. Das dunkle Haar trug er nun kürzer und die dunklen Augen funkelten immer noch rebellisch. Seine tiefe sanfte Stimme hatte nun einen noch melodischeren Klang.

„Hallo, Nasuada.“, sagte er grinsend.

Die Anführerin der Varden schien ganz und gar abgelenkt.

„Du hast mich rufen lassen?“, fragte er.

„Äh… ja!“, meinte sie. Er machte eine erwartungsvolle Geste.

„Vergiss es, Junge. Die hört dich nicht mehr.“, meinte Otik, den Nasuada nicht bemerkt hatte.

„Oh! Otik, du bist ja auch da!“, bemerkte sie.

„Ja! Ich freue mich auch.“, grummelte der Zwerg in seine langen, roten Bart. Nasuada stand verlegen da.

„Nun sag schon, warum du ihn gerufen hast.“, bat Otik. Murtagh sah Nasuada erwartungsvoll an.

„Ich habe was gefunden, was du dir vielleicht ansehen könntest.“

„Gerne.“

Sie zeigte auf ein Buch, das auf dem Tisch lag. Er zog sich einen Stuhl heran und schlug das Buch auf. Es waren Aufzeichnungen von Schlachten und Intrigen. Dann kam eine Aufzählung von Orten einer Karte des Dieners.

//Karte des Dieners?//

Eine Hand legte sie erst auf seine Schulter und begann dann seinen Nacken zu streicheln.

„Ist das so interessant?“, fragte Nasuada.

„Hast du es noch nicht gelesen?“, fragte er ohne aufzuschauen.

„Ich kann keine elfischen Schriftzeichen lesen.“

Murtagh grinste. Für ihn machte das keinen Unterschied mehr. Er blätterte weiter. Dann erschrak er.: Morzan brachte sie zurück zu mir. Erhobenen Hauptes kam sie herein, doch Angst stand in ihren Augen. Das war also Draconigena, meine kleine Tochter...

Murtagh blätterte zurück und riss die Seiten über die Karte heraus.

„Was machst du da?“, rief Nasuada.

Er stand auf und warf das Buch in den Kamin.

„Brisingir!“, knurrte er, damit es schneller brannte.

„Bist du wahnsinnig?“, fragte Nasuada.

„Glaube mir es war das Richtige.“, sagte er nur.

„Was war denn so falsch? Was hat er über dich aufgeschrieben?“

„Bestimmt einiges, aber es war nicht meinetwegen.“

„Was war es dann?“

„Komm, Otik. Wir sind hier fertig.“

„Murtagh!“

Er drehte sich um.

„Wer war es?“

„Nein, genau deshalb habe ich es verbrannt. Auf Wiedersehen, Nasuada.“

Dann eilte er großen Schrittes zurück zu Dorn. Otik musste rennen, um Schritt halten zu können.

„Junge! Junge warte!“, keuchte er.

Murtagh sah auf. „Oh! Entschuldige, ich war in Gedanken.“

„Darauf wäre ich niemals gekommen! Sag mal, was sollte das gerade?“

„Ich habe einen Freund vor dem Ruin bewahrt.“

„Und warum hast du das nicht gesagt?“

„Nasuada kann die Person nicht leiden. Außerdem wäre es militärisch gut zu wissen, wer einen Racheakt planen könnte.“

„Moment! Du hast einem Feind geholfen?“

„Nein, er könnte, aber er wird nicht.“

„Er? Eragon?“

„Nein.“

„Hmm…“
 

Dorn landete vor Rorans Haus. Eragon war schon da. Sein Bruder trug feinste Stoffe, genau wie Arya neben ihm. Murtagh trug ebenfalls treure Kleidung.

„Wo ist Carvahall?“, fragte Eragon.

„Ich weiß nicht.“, meinte Murtagh.

Otik plumpste auf den Boden.

„Ich dachte wir wollten in ein Dorf?“, fragte der Zwerg.

„Ich höre bekannte Stimmen.“, meinte Roran und öffnete die Tür.

Zwei Kinder rannten raus. Ein Junge und ein Mädchen.

„Hallo!“, sagte Katrina.

„Schau mal, Gena! Die sind noch größer als Menelnaru!“, rief der Junge und rannte auf Dorn zu. Gena stolperte zu Saphira.

„Na los, kommt schon ins Haus.“, wank Roran.

Die Reiter nahmen den Drachen noch die Sattel ab und gingen dann auch rein. Nach einer herzlichen Begrüßung nahm Roran seinen ältesten Vetter bei Seite.

„Wo sind die Geister?“, fragte Eragon.

„Sie sind gestorben.“, erklärte Katrina und warf ihrem Mann einen flüchtigen Blick zu. Der nickte nur und nahm eine Schriftrolle aus dem Regal.

„Lies das.“, sagte er und reichte sie Murtagh.

Zuerst war sein Gesicht verwirrt und dann beinah maßlos erschrocken. Den Brief ließ er fallen und rannte raus in die Stadt.
 

Mit Magie suchte er sich den Weg zu Dracos Hütte. Er übersprang die Stufen und schlug die Tür auf.

Ein kleiner Junge, fast noch ein Baby, sah ihn erschrocken an. Dann packte er das kleine Holzschwert an seinem Gürtel und kam auf ihn zu. Murtagh musterte den Jungen.

Nein, das war bestimmt nicht Dracos Kind. Schritte kamen die Treppe runter und Draco stand da. Sie war ganz nass. Ihre Hose war nur locker gebunden und das Hemd nur halb zu geschnürt. Die schwarzen Augen schleuderten Blitze auf den Eindringling. Sie nahm den Jungen auf den Arm, der ihn keine Sekunde aus den Augen ließ.

Murtagh stand da und musterte Draco. Sie hatte nun elfengleiche Züge und menschliche. Unbewusst machte er einige Schritte und stand dann vor ihr. Er packte ihre Arme und wollte sie küssen, aber etwas bohrte sich in seinen Arm. Es tat zwar nicht weh, aber war nicht angenehm.

Murtagh öffnete ein Auge. Der Junge hatte ihm sein Holzschwert in die Schulter gebohrt. Er musste leise lachen, als er den bösen Blick sah.

„Hallo, Draco. Hallo, kleiner Bruder.“, sagte er.

„Schau mal! Er kann sich auch zivilisiert benehmen.“, flüsterte Draco dem Jungen zu.

„Du kannst aufhören so böse zu gucken. Er ist zwar ein Dämon, aber liebenswert.“

„Wie heißt er?“, fragte Murtagh.

„Gilard- wehe du meckerst!“

„Ich werde mich hüten! Hallo, Gilard.“

Er reichte ihm die Hand mit feierlichem Ernst. Skeptisch beäugte Gilard die Hand, aber dann steckte er fachmännisch das Schwert weg und um griff die Hand. Freudig quietschte er. Draco ließ ihn auf den Boden.

„Wie alt ist er?“, fragte Murtagh.

„Ein Jahr und vier Monate.“

„Erzähl mir was passiert ist, bitte.“

Draco deutete ihm sich zu setzen und begann zu erzählen. Murtagh hörte schweigend zu und beobachtete seinen kleinen Bruder.

„Schau einer an! Aus der Mortem wurde eine Mutter.“, neckte Murtagh sie.

„Vorsicht! Ich trainiere immer noch und ich habe einen fähigen Gehilfen, der mein Amt hier bald übernehmen wird.“, mahnte ihn Draco.

„Wie bald?“

„Ich erwarte jeden Tag einen Brief aus Uru Baen.“

„Was willst du danach machen?“

„Ich werde mich um Vroengard kümmern und Gilard ausbilden.“

„Das geht leider nicht.“

„Warum nicht?“

„Weil ich Gilard mitnehmen werde.“

„Was?“

„Mein Vater hat mich zu seinem Vormund erklärt.“

„Dein Vater ist tot.“

„Das stand in dem Brief.“

Dracos Augen weiteten sich, sie wusste wovon er sprach. „Das wirst du nicht! Ich habe mich bis jetzt um ihn gekümmert! Du nimmst ihn mir jetzt nicht weg!“, das brüllte sie so laut, dass Gilard zu wimmern begann.

„Jetzt weint er!“, schimpfte Murtagh und nahm ihn auf den Schoß. „Ich werde ihn mitnehmen und du kommst einfach mit.“, beschloss er.

„Was?“, fragte Draco perplex.

„Das ist die Lösung, oder Gilard?“ Er stellte den Jungen auf seine Oberschenkel und drehte ihn zu sich. „Wir nehmen sie einfach mit und wenn sie nicht will, entführen wir sie. Was sagst du?“

„Akko mit!“, stimmte der Kleine zu.

Draco saß nur stutzig da.

„Siehst du, einstimmig beschlossen.“, sagte Murtagh.

Draco musste lachen.
 

Auf dem Weg zu Rorans Hof jagte Gilard wieder die armen Schnecken.

„Huch! Wo kommt denn das Kind her?“, fragte Otik.

Gilard fand den roten Bart des Zwerges bewundernswert und zog ordentlich an ihm.

„WAHAHAHAH!!!“, rief Otik überrascht.

„GILARD!!!“, rief Murtagh und befreite Otiks Bart.

Beide lachten. „Lass nur. Dein Junge ist ein starker kleiner Bursche.“

„Er ist nicht mein Sohn!“ Murtagh wurde rot.

„Nun er sieht sicher seiner Mutter ähnlich. Ist sie das?“

Er deutete auf Draco.

„Nein! Sie hat Gilard nur bei sich aufgenommen, weil unsere Eltern tot sind! Er ist mein Bruder.“

„Bruder? Murtagh! Deine Eltern sind seit zwanzig Jahren tot und der Knabe ist garantiert nicht so alt.“

„Nekromantie ist der Schlüssel.“

„Das wären aber viele Zufälle.“

„Ich bin ein Drachenreiter. Zufall ist mein zweiter Vorname.“

„Natürlich. Lass mich mal den Jungen sehen. Mylady Draco! Ihr habt gute Arbeit geleistet.“

„Otik! Das ist nicht Gilards Mutter!“

„Sicher!“

„Er hat Recht, Meister Zwerg.“, erklärte Roran.

„Was?“

„Gilrad und Murtagh sind Brüder, auch wenn sie Vater und Sohn sein könnten.“ Otik sah den Drachenreiter verdutzt an.

„Heiliger! Wie viele Bastarde hat der Schlächter denn noch in die Welt gesetzt?“ Im Hintergrund zersprang ein Tonkrug.

„Nur uns beide.“, sagte Murtagh.

Der Junge zappelte auf seinem Arm, sodass er ihn schließlich losließ. Gilard rannte zu Dorn und Mellondinen.

„Schau mal einer an. Ein kleiner Reiter.“, kicherte Dorn, als Gilard auf seinen Rücken kletterte, wobei er die Schwanzstacheln gekonnt als Leiter benutzte.

„Was erwartest du? Er ist mein Bruder!“, fragte Murtagh.

„Es würde mich nicht wundern, wenn er eines Tages als der Furchtlose in die Geschichte eingeht.“

„Mich auch nicht. Was sollen wir auch erwarten, wenn Draco ihn aufzieht?“

„Und du, mein Freund.“

„Stimmt.“

„Was habe ich vernommen? Wir nehmen die drei mit in den Süden?“

„Drei?“

„Na! Draco, Menelnaru und Gilard.“

„Ach so! Dann sind es drei.“

„Wen hast du vergessen?“

„Ich zähle Gilard als halbe Portion.“

„So, so! Dann nimm mal die halbe Portion von meinem Rücken. Sie kommt nämlich nicht mehr runter.“

Lachend kletterte der Reiter auf den Drachen und fand seinen verzweifelten Bruder.

„Was ist? Hast du dich verlaufen?“, fragte der Große.

Gilard wimmerte leise.

„Dorn, senk mal den Kopf bis auf den Boden.“, bat Murtagh.

„So?“

Dorn senkte seinen Kopf.

„Genauso. Nicht erschrecken.“

Murtagh rutschte über Nacken und Kopf auf den Boden. Spielend leicht stand er dann auch wieder auf den Füßen.

„Komm schon.“, rief er den Kleinen und wank ihm zu sich.

Zögerlich trat Gilard an den Nacken des Drachen, aber er rutschte aus und landete vor den Füßen seines Bruders im Schnee.

Nun weinte er richtig.

„Sch! Sch! Ist ja gut.“

Der Reiter nahm ihn hoch. „Was meinst du? Sollen wir rein gehen?“

Gilard nickte.

Im Haus erwartete den Jungen schon ein Becher warme Milch.

„Was hast du mit ihm gemacht?“, fragte Draco vorwurfsvoll.

„Ich habe ihm einen Weg von Dorns Rücken gezeigt und er ist im Schnee gelandet.“, verteidigte sich Murtagh.

„Murtagh, hast du ihn runter geworfen?“

„WAS? Nein!“ Sie sah ihn finster an.

„Akko! Nass!“, meinte Gilard und zeigte seinen Umhang.

„Was habt ihr zwei denn gemacht?“, fragte Draco sanft und zog ihm den Umhang aus.

„Dache! Troßer Dache!“, erklärte Gilard.

„Und was hat der Drache gemacht?“

Mit der Frage war Gilards Wortschatz noch überfordert und er rannte zu seinem Vetter.
 

Bald rief Katrina zum Essen. Sie erkannten, dass sich seit ihrem letzten Zusammentreffen ihre Zahl nicht verringert hatte. Als Arya, Eragon und Murtagh von ihren Reichtümern erzählten, senkte das Dracos Stimmung. Sie sah auf ihren Umhang aus Schaafspelz. Dann war sie dran mir erzählen.

Jemand klopfte an der Tür. Kai stand da und hielt eine Rolle Pergament hoch.

„Ihr hättet mir wenigstens eine Warnung geben können!“, warf er Draco vor.

Diese lächelte nur unschuldig.

„Ihr könnt doch nicht weggehen.“

„Ich werde die nächste Provinz in Angriff nehmen.“

„Naja… hier oben gibt es auch nicht viel… Die anderen Verwalter habe sicher sich schon massig Geld unter den Nagel gerissen.“

„Kai, sie sind hier.“

„Was?“

Draco zeigte auf die drei anderen, die den neuen Verwalter böse anfunkelten.

„Ups! Des woar net gut. Tut mir Leid.“

„Schon gut. Du bist Dracos Nachfolger?“, fragte Arya.

„Ja, Mylady.“

„Was wirst du denn tun?“

„Hauptsachlich ihre Art der Wirtschaft fortführen.“

„Das heißt?“

Draco machte einige Grimassen, die ihm sagen sollten, dass er aufhören sollte. Aber Kai begann zu erzählen und kam dabei auch auf einige kleine Abenteuer. Roran folgte seinem Beispiel und schilderte Dracos erste Monate in Carvahall. Katrina korrigierte ihn oft und Draco versuchte zu retten, was zu retten war. Nach einer Weile gab sie auf und lachte mit.
 

Dieser Abend war nicht so spät wie seine Vorgänger. Denn schon bald gähnte die Fraktion der Kleinsten. Murtagh hielt zwar noch tapfer die Augen auf, aber Gilard und Gena schliefen bereits. Otik verkündete, dass er am nächsten Tag kochen würde.

„Ich dachte, der wäre König und nicht Koch.“, flüsterte Draco Murtagh zu, der Gilard gerade unter seinem Umhang versteckte.

„Nein. Der König heißt Orik. Otik ist wirklich ein Koch.“

„Orik, Otik! Haben Zwerge nur solche Namen?“

„Die meisten.“, grinste er.

Dann stapften sie durch den Schnee zu Dracos Hütte.

„Darf ich noch mit rein kommen?“, fragte er.

„Du bittest mich um Erlaubnis? Hast einen Schlag auf den Kopf bekommen?“

„Nein. Ich wollte dir nur keinen Anlass liefern wütend auf mich zu sein.“

„Na komm rein.“

Normale Menschen hätten es seltsam gefunden, aber im Kamin brannte noch ein Feuer. Draco warf erst einige Scheite ins Feuer und meinte dann: „Gib ihn mir.“

„Warum?“

„Ich bringe ihn ins Bett.“

„Oh…“

Murtagh reichte ihr seinen schlafenden Bruder und folgte Draco dann hoch in sein Zimmer. Sie zog den Kleinen aus und legte ihn in sein Bett. Murtagh sah die Spielsachen und das Windspiel.

„Hast du ein Zimmer für ihn?“, fragte Draco plötzlich.

„Ja. Mein Altes.“

„Und? Was war die Überraschung?“

„Sag ich nicht.“

„Warum nicht?“

„Sonst wäre es doch keine Überraschung mehr.“

„Du bist immer noch ein Dämon.“

„Ich habe dich auch schrecklich vermisst.“

Draco lachte. „Ich finde das nicht lustig!“, beschwerte er sich.

„Entschuldige.“

Sie schob ihn aus dem Zimmer.

„Nett hast du es hier.“, bemerkte er.

„Danke. Willst was trinken?“

„Bitte.“

Sie nahm zwei Becher vom Regal. Murtagh sah sie fordernd an.

„Was ist?“

„Ich warte.“

„Worauf denn?“

„Ich weiß nicht.“

„Aha… Aber sonst geht es dir gut?“

Er knurrte leise. Unbeeindruckt drückte Draco ihm einen Becher in die Hand und küsste ihn auf die Wange.

„Ich habe dich auch vermisst.“

„Jetzt geht’s mir besser!“, lachte er.

„Du bist so was von berechenbar.“

„Das stimmt nicht.“

„Doch.“ „Nein!“

„Wollen wir wetten?“

„Gut! Worum?“

„Such dir was aus.“

„Da du bei einem Sieg mich demütigst, wäre ich mit einem netten Abend zu frieden.“

„Ah! Das heißt du spielst wieder den Despoten?“

Er grinste breit und nickte.

„Na gut. Schlag ein.“

Draco streckte ihm die Hand aus. Er griff nach ihrer Hand und zog sie zu sich. Dann legte er einen Arm um ihre Taille. Draco stand etwas perplex da und lächelte. Er aber war ernst und sah sie streng an. Will er mich umbringen? Nein. Das wollte er nicht. Er küsste sie lieber stürmisch. Draco fragte sich im ersten Moment was eigentlich passiert war. Ihre freie Hand glitt in seinen Nacken und zog ihn zu sich. Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Erst wurde der Kuss sanfter, dann lösten sie sich.

„Ich nehme an ich habe die Wette gewonnen?“, flüsterte er.

„Sieht so aus…“

Er grinste und wollte sich noch mal runter beugen, als ein leises Wimmern erklang.

Gilard stand weinend auf der Treppe. Draco ließ Murtagh stehen und ging zu seinem Bruder. Sie nahm ihn auf den Arm und wiegte ihn leicht.

„Was ist denn, mein kleiner Schatz?“, fragte sie und drückte dem Jungen einen Kuss auf die Wange.

„Da werde ich noch eifersüchtig.“, knurrte Murtagh.

Draco grinste. „Sei nicht eifersüchtig, ja? Du bist doch mein liebenswerter Dämon.“

„Mein kleiner Schatz klingt aber viel schöner.“

„Aber deiner hat Persönlichkeit.“

Murtagh schnaubte eingeschnappt. Als er einen Schritt zurück machte, stolperte er über seine Tasche.

//Habe ich die hier abgelegt?//

„Was ist das?“, fragte Draco und hob einige Seiten Papier auf.

„Die gehören, glaube ich zu einer Karte, die ich gefunden habe.“

„Was für eine Karte?“

„Mein Vater musste sie versteckt haben- in meinem Kinderzimmer. Aber man kann sie ohne die Seiten aus dem Tagebuch des Königs nicht lesen.“

„Tagebuch…des…Königs?“, fragte Draco atemlos.

„Keine Angst. Ich habe die Seiten rausgerissen und es dann ins Feuer geworfen. Niemand wird erfahren wer du bist.“

Sie nickte stumm. „Hast du die Karte dabei?“

„Sicher…“, seufzte er.

Dann rollte er die Karte aus. Draco setzte Gilard auf die Bank und las die Seiten. Der Junge sah die Karte ernst an. Murtagh stupste sie an und nickte dann zu seinem Bruder. Draco grinste als sie sein Gesicht sah.

„Also, Brüderchen! Wo willst du denn hin?“, fragte Murtagh ernst.

Gilard lachte laut und schlug auf die Karte. Seine kleine Hand blieb bei Vroengard liegen.

Murtagh lachte und hob den Kleinen hoch.

„Du bist schwer in Ordnung, Gil. Aber du musst auf hören so mit Draco zu flirten.“

„Nay!“

„Ach ja? Und wem soll ich dann flirten? Suchst du mir ein anderes Mädchen?“

„Nay!“

„Na toll! Bist mir ja ein schöner Bruder.“

Gilard quietschte und klatschte in die Hände. Murtagh lachte und knuddelte ihn. Draco lächelte. Gilard kletterte übermütig an seinem großen Bruder herum.

„Kaum zu glauben, dass ihr euch erst einen Tag lang kennt. Blut ist eben dicker als Wasser.“, meinte Draco.

„Nicht immer, aber manchmal.“

Sie lächelte und machte Kreuzchen in der Karte.

„Was machst du da?“, fragte Murtagh nach einer Weile.

„Ich übertrage die Koordinaten.“

„Soll ich dir helfen?“

„Du hast familiäre Pflichten deinem kleinen Bruder gegenüber.“

„Der schläft.“

„Oje.“

„Was oje?“

„Wenn er schläft, dann ist manchmal ziemlich gefährlich.“

„Wie soll der kleine Racker denn gefährlich sein.“

„Nun er hat…“

Murtagh stöhnte auf. Gilard hatte gerade seinen kleinen Fuß in einen Bereichs seines großen Bruders gerammt, den dieser noch zu benutzen gedacht hatte.

„Bärenkräfte für so einen kleinen Kerl. Ich sollte ihn ins Bett bringen.“

Sie nahm den schlafenden Jungen, um ins Bett bringen. Murtagh keuchte und wunderte sich über die Stärke des Kleinen.

Als Draco wieder kam, war sein Ausdruck immer noch verzerrt.

„So schlimm?“, fragte sie und streichelte seinen Arm.

„Der ist ja brutal!“, knurrte Murtagh.

„Nein, nur klein, süß und unschuldig.“

„Warte noch ein paar Jahre und es wird nicht mehr so sein.“

„Stimmt dann ist er wie du.“

„Was soll das heißen?“

„Nichts.“

„Draco!“

Sie grinste. Es war einfach zu schön, wenn er sich so aufregte.

„Ich habe nicht gesagt, dass du nicht auch süß bist.“ Sie nagte an seinem Nacken. „Hm.., lecker.“

„Du bist unfair.“

„Ich weiß, aber die einzigen Männer hier waren nicht mein Geschmack oder zu jung.“

„War das jetzt ein Kompliment?“

„Nein, aber ich habe noch Wettschulden zu begleichen. Hilfe! Bist du verspannt.“ Murtagh wusste was jetzt kam und grinste. Draco tat es ihm gleich, nahm ihn bei der Hand und führte ihn nach oben. Sie zupfte an seinem Hemd, das schnell auf dem Boden landete. Dann legte er sich bäuchlings auf Dracos Bett.

„Aber keine fiesen Tricks dieses Mal.“, mahnte er.

„Das meinst du nicht so.“, hauchte Draco.

Er lachte. Da hatte sie Recht. Um ehrlich zu sein um ihn herum hätte die Welt in Chaos versinken können und er hätte sich niemals freiwillig erhoben.

„Hey! Was machst du denn für Geräusche?“, fragte Draco leise.

„Ich mache Geräusche? Was für welche?“

„Du klingst wie ein Stubenkater vor einem warmen Kamin.“

„Nein.“

„Nein?“

„Ich klinge wie ein Stubenkater, der von einem hübschen Mädchen vor einem warmen Kamin gestreichelt wird.“

„Ist das so?“

„Hmhm… ein Stückchen weiter rechts… Genau da! Nun habe ich einen Grund mehr, dich mit zu nehmen.“

„Dann werde ich wie eine Magd behandelt?“

Sie drückte eine Stelle fester. Er drehte sich um. „Nicht so lange du dich benimmst.“

„Oh ho! Was heißt das denn?“

„Du kannst ruhig weiter machen.“

„Nicht bevor ich nicht eine Antwort habe.“

„Ich meine: Solange du mir mit Gil hilfst und mich auch weiterhin so behandelst, werde ich dir keinen Wunsch abschlagen.“

„Hmm… Das klingt wieder…“

„Schwer nach einem Heiratsantrag? Na und? Mich stört das nicht.“

„Oh!“

Mehr fiel ihr im Moment nicht ein.

„Mach doch bitte weiter.“

So knetete Draco seine Brust und den Bauch. Sein Atem wurde heftiger.

Das Geheimnis einer Elfe

Als Draco am nächsten Morgen erwachte, war Murtagh schon weg. Neben ihr lag ein Zettel: Guten Morgen Mir,

ich hoffe du hast besser geschlafen als ich. Hattest du wieder einen Alptraum? Ruh dich aus. Gil und ich sind draußen rodeln. Wir hoffen, dass du heute Mittag wach bist. Murtagh und …

Daneben stand in einer krakeligen Schrift Gilard.

Sie brauchte ungewöhnlich lange, um Buchstaben und Worte in die richtige Reihenfolge zu bringen. Ihr Kopf dröhnte wie nach einem Kater. Der Raum drehte sich und ihr war schlecht. Wankend wie ein Schiff bei Sturm ging sie in ihren Waschraum. Dort übergab sie sich in einen Eimer.

„Ohhh!! Mir geht es gar nicht gut.“, stöhnte sie.

Mit einem anderen Eimer bewaffnet schleppte sie sich zurück. Dann hörte sie aufgeregte Schritte.

„Draco!“, rief Arya.

„Was?“, fragte Draco.

„Ich bin krank!“

//Da sind wir schon zwei!//

„Hast du was zu essen?“

//Was die muss das Gegenteil zu meiner Krankheit sein...//

„Sicher, bedien dich an der Vorratskammer.“

Die Elfe polterte, so kam es Draco vor, aus dem Zimmer, die Treppe runter und stand dann voll beladen in ihrem Zimmer.

Draco sah auf. Was hat die sich da alles geholt? Arya hatte nicht nur Brot, Käse oder Dörrfleisch dabei, sondern auch eingelegtes Gemüse, Marmelade, Sahne, eingelegter Fisch und Kuchen. Das alles stopfte sie sich durcheinander in sich. Dracos Magen rebellierte schon wieder an den Gedanken.

//Die ist doch nicht mehr ganz dicht!//

Dann stiegen ihr die Gerüche in die Nase, wovon allein der Fisch aus gereicht hätte, um sie dauerhaft über dem Eimer hängen zu lassen.

//Das wird noch ein langer Tag…//
 

Gilard lag unter Murtaghs Umhang und schlief. Der Junge war den Hang, auf dem sie rodeln waren, rauf und runter gerannt und war nun völlig erschlagen. Murtagh hörte hastiges Stolpern durch den Schnee hinter ihm. Er schloss genervt die Augen und streckte ein Bein aus. Da lag Eragon auf einmal neben ihm im Schnee.

„Pah! Pah! Pah!“, spuckte Eragon den Schnee aus.

„Warum so eilig, Bruder?“, fragte Murtagh neugierig. „Was machst du überhaupt da unten?“

„Hä? … Oh!“

Eragon sprang auf. „Ich muss ganz schnell los!“

Schon war er weg.

„Was haben sie dem denn unters Essen gemischt?“, fragte sich Murtagh leise.

Dann zog er den Schlitten und Gil zurück ins Dorf. Doch vor dem Dorf stand sein jüngerer Bruder und sah sich hilflos um.

„Ähm… Ähm…?“

„Was ist mit dir?“, fragte Murtagh nun ernsthaft besorgt.

„Ich suche Arya. Sie ist bei Draco. Weißt wo Draco wohnt?“

Eragon war so neben der Spur, dass es Murtagh schon richtig Angst machte.

„Klar, komm.“
 

„AAARRYYYAAA!!!“, brüllte Eragon unten.

„Hier!“, schmatzte Arya, während sie Draco den ausgeleerten Eimer hin stellte.

„Hast du was Falsches gegessen?“, fragte die Elfe.

„Verschone mich!“, würgte Draco es in den Eimer.

Wie ein Gong schallte es in ihren Ohren und Kopf, als Eragon die Tür aufschlug.

„Wahh!“, jammerte sie.

„Eragon! Was soll das?“, fragte Arya.

„Das frage ich mich auch!“, erklärte Murtagh mit Gil auf dem Arm.

„Arya! Du bist nicht krank! Du bist schwanger!“, rief Eragon.

„WAS???“, brüllten Arya und Murtagh.

Gilard erwachte mürrisch und Draco murmelte zwischen zwei Würgereizen: „War ja klar!“

„Herzlichen Glückwunsch.“, gratulierte Murtagh hilflos.

„Danke… und ich dachte schon Draco und ich hätten schon das gleiche, weil ich eben auch…“, meinte Arya.

Die Miene des ältesten Bruders verfinsterte sich bedrohlich. Dann wanderten seine Augen zu der kranken Reiterin.

„Keine Angst! Ich sterbe nur.“, beruhigte sie ihn.

„Dein Glück!“, drohte er ihr, bevor er sich wieder an Arya wandte.

„Und? Wer ist der Vater?“

Ihre Augen wanderten zu Eragon.

„WAS???!!!???“, Murtagh brüllte so laut, dass es selbst die Toten gehört hätten. Gilard weinte und versteckte sich schnell bei Draco.

Eragon versuchte mit einem Lachen die Situation zu lockern, aber Draco hatte es sogar das Kotzen verschlagen.

„Ja… ähm… also… ich wir… Arya und ich sind seit fast einem Jahr zusammen. Wir haben es einfach nicht mehr getrennt ausgehalten und uns heimlich getroffen.“ Eragon konnte man ansehen, dass er nun ein Gewitter erwartete, ebenso wie Draco und Arya. Aber Murtagh lachte nur. Arya ging ein Licht auf.

„Draco! Aber dann bist du wirklich krank!“, erkannte sie.

„Dir sei verziehen.“, hustete Draco.

„Mit meinen kulinarischen…“

„Foltermethoden hast du es geschafft, dass ich nun fünf Kilo leichter bin, ja.“ Draco grinste kurz.

„Eragon, wir sollten gehen…“

„Lasst euch Zeit.“

„Du hast recht… Bis heute Abend.“

//Das Fest! Wie gemein!//

„Vielleicht…“, meinte Murtagh.

„Akko?“, fragte Gilard und lugte über ihre Schulter. Seine kleine Hand klatschte gegen ihre Stirn.

„Akko warm!“

„Wirklich?“, fragte Murtagh und legte seine Hand an Dracos Schläfe.

„Ja, du hast Fieber.“

„Ach, wie schön…“

„Und du hast eine weiß, grau, grünliche Färbung im Gesicht.“

Draco murrte leise und zog sich die über den Kopf.

„Komm, Gil. Lassen wir sie schlafen.“, meinte Murtagh und streckte die Hand aus.

„Nay!“

„Bitte, Gil.“

„Nay!“

„Warum nicht?“

„Aufpasse!“

Murtagh seufzte und überlegte.

„Also Gil, wenn ich weg muss, dann lasse ich immer meine besten Männer auf die Burg aufpassen. Hol du deine Männer und lass sie Draco bewachen.“

„Ja, Murragh.“

Gilard rannte aus dem Raum und kam so schnell er konnte mit einem Stoffbären und seiner Holzente zurück. Dann setzte er die Spielsachen auf das Bett neben Draco und sah sie streng an.

„Aufpasse!“, befahl er völlig ernst.

Murtagh lächelte als der Kleine stolz auf ihn zukam.

„Wollen wir was essen gehen?“, fragte Murtagh als sie außer Hörweite waren. „Es macht doch bestimmt hungrig so viele tapfere Männer zu befehlen.“

„Ja! Troßer Hunger. Murragh?“

„Ja?“

„Auch Kuchen?“

„Aber erst zum Nachtisch.“

„Jaaa!“

Risiken und Nebenwirkungen

Gilard war begeistert von den bunten Buden und den vielen Leuten. Murtagh kam nicht drum rum an jedem Spielestand halt zu machen. Als er an einem Kräuterstand vorbei kam, pfiff er Gilard zurück.

„Nun junger Mann? Ach, der ist aber niedlich!“

Gilard hatte einen Zeigefinger im Mundwinkel, lächelte frech und drehte sich ein wenig hin und her.

„Nimm dir ein paar Bonbons. Das heißt wenn dein Vater es erlaubt.“

Murtagh brauchte einen Augenblick um zu begreifen, dass er gemeint war.

„Oh! Ich bin nicht sein Vater, aber sein Vormund.“, erklärte er.

„Ach! Das ist doch dasselbe. Darf der Süße nun was zu Naschen?“

„Murragh! Bitte!“

„Ahrgh! … Na gut!“

Gilard quietschte vor Freude und nahm sich einige Bonbons. Dann kaufte der Ältere noch einen kleinen Beutel Tee.

„Murragh?“ Etwas zupfte an seinem Umhang und zwei vertraute blaue Kinderaugen sahen zu ihm auf.

„Was ist, Kleiner?“

„Hunger!“, maulte Gilard.

„Das sollte wir ändern.“

An der Hand führte Murtagh seinen kleinen Bruder zu Morns Schenke. Dort aßen sie umsonst.

„Ihr habt Sonderstatus.“, meinte Morn.

Ein Barde und ein Narr spielten ein wenig. Gilard schlief auf Murtaghs Schoss ein. Ein Daumen im Mund. Das war der Zeitpunkt, als Murtagh beschloss nach Hause zu gehen.
 

Draco hatte den Nachmittag über geschlafen und wurde von Schritten auf dem Flur geweckt. Sie versuchte aufzustehen.

„Liegen bleiben, Reiter.“, sagte jemand im toten Winkel, der erstaunlich groß war, wenn man die Augen zu hat.

„Wer ist da?“, fragte sie mit schwerer Zunge.

„Ich bin es.“, sagte die Stimme.

„Wer? In meinem Kopf klingt alles verzerrt.“

„Ich bin Murtagh.“

„Ach so! Sag das doch gleich.“

„Habe ich.“

„Nein, hast du nicht.“

„Wie auch immer. Trink das hier.“

Ein kühler Becherrand berührte ihre Lippen. Der Geruch von Schnaps gemischt mit Tee stieg ihr in die Nase.

„Ich habe heute nichts gegessen und ich bezweifele das es drin geblieben wäre. Da willst du mir Schnaps andrehen?“

„Der Schnaps ist damit du schläfst.“

„Ich glaube kaum, dass der Tee bleibt wo er soll.“

„Das wird er. Er wird deinen Magen beruhigen. Ich habe seine Wirkung verstärkt. Trink jetzt.“

Draco würgte einige Tropfen runter.

„Den Becher lasse ich da stehen. Mal sehen was Gilard unten am Herd macht.“

„Er ist allein am Herd?!?“

Murtagh grinste. „Er bewacht das Wasser, wenn es blubbert soll er rufen.“, erklärte er.

„Warum? Ich denke ihr habt gegessen.“

„Wir schon, du nicht.“

„Ich würde auch lieber verzichten. Au! Was ist das?“

Sie zog die Holzente hervor.

„Das ist einer von Gilards Wachen.“

„Und was die bei mir zu suchen?“

„Na überleg doch mal. Sie sollten auf dich aufpassen, als wir weg waren.“

„MURRAGH!!!“, brüllte Gilard unten.

„Ich muss mal kurz runter. Deine Suppe kocht.“

„Ich will nichts essen.“

„Tu ihm doch den Gefallen. Jetzt , wo er so brav aufgepasst hat und gar nicht von dir weg wollte und dich pflegen wollte. Wie kannst du ihn da abweisen?“

„Ah! Ihr seid ja schrecklich! Gut, aber sie wird nicht lange in meinem Magen bleiben.“

„Das werden wir sehen.“

Sie hörte seine Schritte verhallen. Langsam und vorsichtig blinzelte sie, damit ihre Augen sich wieder an das Licht gewöhnen konnten. Weil sie so unbequem lag, tastete sie unter sich und zog einen Stoffbären hervor.

„Ich habe meine eigene Leibgarde.“, murmelte sie.

Die Tür ging auf. Hoch konzentriert, langsam und vorsichtig trug Gilard ein Tablett auf dem eine Schale stand herein. Nachdem er es ohne etwas zu verschütten abgestellt hatte, sah er sich stolz zu Murtagh um, der im Türrahmen lehnte und nickte.

„Akko iss!“, befahl der Kleine.

„Du wirst mal General.“, murrte Draco.

„Nay! Ich werde Drachenfliege!“

„Was will er werden?“, fragte Murtagh.

„Drachenflieger, also Drachenreiter will er werden.“, erklärte Draco.

„Akko! Essen!“

Gilard nahm den Löffel und wollte Draco nun ernsthaft füttern. Sie entschloss sich aber dann aus eigener Kraft zu essen. Während Gilard mit seine Männern sprach.

„Gut demacht!“, lobte der Zwerg seine Armee. Sie schmunzelten, als sie die ernste Miene des Jungen sahen. Dann krabbelte er auf das Bett und gab ihnen weitere Anweisungen. Murtagh machte für Gilard ein Bad fertig, damit Draco in Ruhe essen konnte. Erstaunlicher Weise schien sein Tee zu helfen.
 

Als sie sich wieder auf dem Rücken ausgestreckt hatte, sah sie wie Murtagh pitschnass einen halbschlafenden Gilard durch den Flur trug. Dann stand er in ihrem Zimmer.

„Ich glaube nicht, dass er noch mal heute Nacht aufsteht.“, meinte er.

„Da stimme ich dir zu. Wie auch bei dem Programm?“, sagte Draco und trank langsam ihren Becher leer. Der Schnaps sandte Wärme in ihre Glieder und ihr wurde leichter zu Mute.

„Wie geht es dir?“, fragte er und setzte sich neben sie.

„Besser. Dein komisches Zeug scheit zu helfen.“

„Danke.“

„Du hast ihn gut ihm Griff.“

„Gil ist ja auch sehr umgänglich und schlau. Genau wie sein ältester Bruder!“ Er lachte.

„Da hast Recht.“

„Wie bitte?“, fragte er.

Das Funkeln in ihren Augen ließ einen Schauer über den Rücken fließen.

„Gilard ist umgänglich und schlau, genau wie du, wenn man dich gezähmt hat.“

Er knurrte. Sie räkelte und lächelte.

„Das klingt richtig gut, wenn du so knurrst. Machst du das noch mal für mich?“ Verwirrt sah er sie an. „Draco? Geht es dir gut? Lass mal fühlen, ob du Fieber hast.“

Sie kicherte und rieb sich langsam an seiner Hand.

„Himmel! Du glühst ja!“, rief er.

„Ja. Bitte knurre noch mal für mich!“

Sie war zu ihm gekrabbelt und knabberte an dem Stück seiner Brust, was sein Hemd freigab.

„Draco, leg dich wieder hin. Du hast hohes…“ Er keuchte.

„Ich weiß, dass du an dieser Stelle empfindlich bist. Nur noch einmal, bitte.“

„Nein! Leg dich hin.“

„Ich will nicht! Ich will spielen und du auch.“

„Nein.“

„Nein? Nun dann muss ich dich dazu bringen.“

Sie zog ihr Schlafhemd über den Kopf und schmiegte sich an ihn. Seine Hände legte sie auf ihren Po. Langsam reib sie sich an ihm und fuhr mit einem Finger über sein Gesicht. Er versuchte sie weg zu schieben, aber Draco spielte unfair. Hemmungslos küsste sie ihn und schob die Zunge zwischen seine Lippen. Die Arme verschränkte sie in seinem Nacken, sodass er sie nur schlecht lösen konnte.

//Verdammt! Warum ist sie keine scheue Jungfrau? Das ist wirklich nicht mehr fair!//

„Murtagh, spiel mit mir.“, flüsterte Draco und zupfte an seinem Hemd.

„Du musst schlafen. Du bist krank. Nein! Nicht!“

Es würde noch schwerer für ihn werden, wenn sie sich seines Hemdes entledigt hätte und er ihre Haut spüren würde. Hastig sprang er auf, wobei sein Hemd zerriss und in ihren Händen zurückblieb. Murtagh hastete zum Fenster und stützte sich auf das schmale Fensterbrett. Mit etwas Ähnlichem wie eisernerer Selbstbeherrschung, versuchte er nicht daran zu denken. Zwei Hände schoben sich um seinen Oberkörper und er spürte erhitzte Haut auf seinem Rücken.

„Bitte.“, hauchte sie ihm ins Ohr, bevor daran knabberte. Gleichzeitig spielte sie auf seiner Brust an seinen Brustwarzen. Murtagh ließ den Kopf sinken. Eine ihrer Hände glitt tiefer unter den Bund seiner Hose und umschloss ihn.

„Willst du nicht mit mir spielen?“

Langsam glitten ihre Finger auf und ab. Sein Atem kam Stoßweise.

//Vergiss die Moral!//

Blitzschnell drehte er sich um.

„Na schön du hast mich so weit, aber nimm deine Hand da weg!“, knurrte er.

„Dann musst du für mich knurren.“

Sie bewegte die Hand schneller. Murtagh stöhnte.

„Nein! Du sollst knurren.“

„Nimm deine Hand da weg!“

„Knurre!“

So tief es ihm gelang knurrte Murtagh und hob sie dabei hoch. Draco schlang die Beine um ihn.

„Noch mal!“, keuchte sie.

„Nein, jetzt bin ich dran!“

Ungeduldig trug er sie auf ihr Bett.

„Ich hoffe nur ich werde es nicht bereuen.“, murmelte er, als seine Lippen einen Pfad zu ihrer Brust zeichneten. Ihre Finger bohrten sich in seine Seiten oder kratzten ihn, wenn er über Brustwaren leckte. Kleine Schreie fanden den Weg aus ihrer Kehle und sie bog sich ihm entgegen. Doch noch war sein Rachdurst gestillt. Nun rieb er sich langsam an ihr, nachdem er sich von seiner Hose befreit hat.

„Weißt du, ich sollte dich deine eigene Medizin kosten lassen.“, meinte er. Draco wimmerte. Murtagh presste seine Mund auf ihren. Seine Zunge zwängte ihre Lippen auseinander und erforschte ihren Mund. Sie stöhnte und erwiderte den Kuss. Vorsichtig stieß er gegen sie, bis sie wieder stöhnte. Dann war er plötzlich zwischen ihren Beinen und führte dort sein Werk aus. Draco bewegte ihre Hüften heftiger und fuhr mit den Händen rastlos über ihren Körper. Halbwahnsinnig riss er sich von ihrem Geschmack los und drang in sie ein. Schnell und hart bewegte er sich. Dracos stöhnen wurde lauter und sie klammerte sich an seinen Nacken. Dann verschwand er kurz aus ihr und eine Flüssigkeit breitet sich auf dem Bettlacken aus, als er nochmals knurrte, was Draco wie Engelsgesang vorkam. Denn letzten Rest erledigten seine Finger und bald schrie Draco auf und sank dann zurück in die Kissen.

„Ich hoffe du bist zufrieden.“, mahnte er sie, als er sich neben sie legte.

„Hmhm…“

Sie legte ihren Kopf auf seine Brust. „So schlafe ich am liebsten. Wenn du dann knurrst, dann vibriert hier alles.“ Ihre Hand streichelte ihn.

„Wenn du so weiter machst!“, drohte er. Aber Draco schlief bereits.

Die Südprovinz

Draco erwachte mit Kopfschmerzen und einem trockenen Hals. Ihre Bettdecke war kühl auf ihrer Haut.

//Wo ist mein Hemd? Und warum bewegt sich mein Kissen?//

„Draco?“

//Huch! Mein Kissen kann ja sprechen!//

„Warum hast du nicht schon früher mit mir geredet?“, fragte sie.

„Weil du geschlafen hast?“

„Ich schlafe jetzt schon seit zwei Jahren mit dir und du hast noch nie mit mir geredet!“

„Ähm, Draco? Wovon redest du? Ich bin erst seit zwei Tagen hier.“

… … … „Ach so!!!“

„Na das hat aber gedauert.“

„Entschuldige ich bin noch nicht wach.“ Sie sah zu Murtagh auf.

„Dir sei verziehen.“

Er lächelte und streichelte ihr Bein.

„Ähm… was wird das?“

„Was?“

Seine Hand wanderte etwas höher. „Das?“, fragte er.

„Ja, das!“

„Gesten Nacht hat es dir gefallen.“

„WAS?“

„Erinnerst du dich nicht mehr?“

„An was denn?“

„Wir haben miteinander geschlafen, Draco.“

„WAS?!? Das hast du geträumt, du Lustmolch!“

„Das habe ich nicht! Du hast mich verführt und das nach allen Regeln der Kunst!“

„Du hast geträumt!“

„Habe ich nicht!“, knurrte er und sah mit Befriedigung, wie Draco eine Gänsehaut bekam.

„Das gefällt dir.“, meinte er.

„Vielleicht?“, konterte sie.

„Vielleicht? Du hast mich angebettelt zu knurren, weil es dich erregt.“

Sie schnappte nach Luft.

„Das ist nicht wahr!“

„Aber du hattest Fieber, ich wollte dich schonen. Aber du! Du hättest letzte Nacht einen strengen Hohepriester verführen können.“

„Das hätte ich nicht!“

„Scheint mir, als hätte ich früher kommen sollen.“

Nun war er arrogant- zu arrogant. Als er Dracos bösen Blick sah, regte sich etwas in ihm.

„Mistkerl!“

„Na, na! Ich meinte es nicht böse.“

Er richtete sich auf und küsste ihren Hals.

„Hör auf damit!“, zischte sie.

„Nein, keine Lust.“

„Du!“

„Akko? Murragh? “

Gilard stand verängstigt da und hatte seine Ente und eine Decke dabei.

„Was ist, Gil?“

Der Kleine krabbelte zwischen die beiden, schlüpfte unter die Decke und versteckte sich bei Draco.

„Was hast du?“, fragte Draco und streichelte ihm durch das Haar. „Hast schlecht geträumt?“

Er nickte. Gerührt von der Szene schwieg Murtagh.

„Wovon hast du denn geträumt?“, fragte Draco sanft.

„Da waren Undedeuer! Die haben druselidiede Dedäusche demacht!“, schluchzte er. Draco wurde rot und sah erschrocken zu Murtagh. Der lächelte nur unschuldig.
 

Wenige Tage später landete Menelnaru vor Murtaghs Burg.

„Schick.“, meinte sie.

„Ich mag Burgen nicht.“, bemerkte Draco.

„Du magst keine Schlösser. Außerdem waren wir auch schon lange nicht mehr in Ellesmera.“

„Was willst du denn in Ellesmera? Du hast dich nie mit Mellondinen nie verstanden.“

„Der redet ja auch nie!“

„Dann vermist du Glaeder?“

„Warum provozierst du mich?“

„Zum Spaß.“

„Lass es!“

„Niemals!“
 

Murtagh schwang sich aus dem Sattel und löste Gilard aus seinem Sitz. Skeptisch beäugte der Junge das Bauwerk.

„Bist du sicher, dass du das kannst?“, fragte Dorn.

„Was genau meinst du?“

„Nun du hast nun großer Verantwortung übernommen.“

„Dessen bin ich mir bewusst.“

„Das hoffe ich für dich.“
 

„Öffnet das Tor! Der Herr ist zurück!“, rief jemand.

Draco zog die Brauen hoch. Murtagh sah sie beschwichtigend an. Gilard versteckte sich hinter seinem Bruder. Als sich das Tor öffnete, sahen sie einen Burghof, der ungewöhnlich sauber war. Ein älterer Mann kam auf sie zu.

„Willkommen zu Hause, Mylord.“, sagte er.

„Danke, Petolt. Darf ich vorstellen? Das ist mein Halbbruder Gilard. Sag schon Hallo.“

Schüchtern reichte der Junge ihm die Hand.

„Seid gegrüßt, kleiner Lord.“, meinte Petolt. Dann sah er auf zu Draco. „Einen prächtigen Jungen habt ihr da, Weib.“

„Oh! Das ist Lady Draconigena. Sie hat sich bis jetzt um Gil gekümmert und kann sich nun nicht mehr von ihm trennen.“, erklärte Murtagh. Draco knuffte ihn in die Rippen.

„OH! Es tut mir Leid, Mylady! Ich hatte je keine Ahnung!“, entschuldigte sich Petolt.

„Schon gut. Es freut mich euch kennen zu lernen.“, sagte Draco.

„Die Freude ist ganz meinerseits. Mylord haben viel von euch erzählt.“

„Glauben sie nicht die Hälfte, was er ihnen gesagt hat.“

„Schade. Ich habe da noch einen Neffen, der nicht vergeben ist.“

„Vergiss es, alter Mann. Draco hat sich in den nächsten Jahren nur um einen Mann zu kümmern- Gilard.“, erklärte Murtagh und zog Draco zu sich.

„Natürlich. Ich lasse dann für Lord Gilard euer altes Zimmer fertig machen und für euch und die Lady mache lasse ich das große Schlafzimmer herrichten.“

„Du bist ein bösartiger alter Mann.“

„Und du ein Dämon.“, meinte Draco. Murtagh sah sie böse an. Petolt kicherte.

„Ihr braucht nicht so böse zu gucken, Mylord. Es ist ein tiefgründiger Kosename.“

„Ach ja?“

„Ein Dämon verführt zu Dingen, die man sonst nicht tut.“ Der Alte grinste. Murtagh sah Draco überrascht an, die grinste.

„Oh!“, meinte er.

Ein Ball rollte hinter einer Hausecke hervor. Ein Junge mit pechschwarzem Haar rannte ihm nach. Er war etwa so alt wie Gilard und genauso groß.

„Temaz.“, meinte Petolt. Die Jungen musterten sich. Gilard ging auf den Jungen zu.

„Hallo.“, sagte er.

„Hallo.“, sagte Temaz. Und schon waren sie verschwunden.

„Ich nehme an Mylord wollen der Lady ihr neues Heim zeigen?“, fragte Petolt.

„Sicher. Achte bitte ein bisschen auf die beiden Rabauken.“, bat Murtagh.

„Aber natürlich. Viel Spaß.“
 

Die Burg war nicht so groß, wie angenommen.

„Und Otik wollte wirklich im Norden bleiben?“, fragte Draco.

„Ja, er meinte, dass er ins Eisendorf geht und da aufpasst.“, erklärte Murtagh.

„Wenn es ihm gefällt.“ Sie kamen in die Halle.

„Eine klassische Burg.“, bemerkte Draco.

„Was hast du erwartet?“, fragte Murtagh. Sie grinste. „Willst du vielleicht Gilards Zimmer sehen?“

„Aber sicher.“

Er führte sie durch die Gänge zu einer weiteren Tür. In dem Raum dahinter standen einige alte, kaum benutzte Spielsachen in den Regalen. Draco erkannte die Schnitzereien. Da lag auch ein kleines Messer. Murtagh verdunkelte den Raum.

„Brisingir.“, raunte er und die Decke leuchtete. Dann erklang eine Stimme. Sie sah ihn verwirrt an.

„Meine Mutter hat mir oft Geschichten erzählt. Ich schätze mein Vater hat es bauen lassen, damit ich sie auch weiterhin hören konnte. Er hat ihr selber gerne zu gehört. Manchmal stand er in der Tür und machte ein Zeichen, damit ich ihn nicht verrate.“ Sein Blick war in die Ferne gerückt.

„Sei froh über diese Erinnerung.“, murmelte Draco.

„Du hast ja Recht. Gehen wir weiter?“

„Was ist mit dem Feuer?“

Er grinste und schloss die Faust um den Docht. Die Flamme erstickte. Auf seiner Hand war eine kleine Brandwunde.

„Warum hast du das gemacht?“, fragte Draco.

„Ich habe mich immer gefragt, warum…“, mehr verstand sie nicht.

Ihr gefiel der Ausdruck auf seinem Gesicht nicht und so schob sie ihn eilig raus.

„Zeig mal deine Hand.“, bat sie.

„Gleich.“, meinte er, bevor er den Gang entlang hastete. Draco folgte ihm. In einem großen Raum blieb er stehen und drehte sich um. An einer Wand waren viele Fenster und eine Tür führte auf einen Balkon. Die Fensterwand war nach Süden ausgerichtet.

„Wie gefällt es dir?“, fragte er.

„Gut.“ Dann bemerkte sie das große Bett und die Kommode. „Das ist mein Zimmer?“, fragte sie.

„Unseres.“, verbesserte er sie und setzte sich auf das Bett.

„Zeigst du mir jetzt deine Hand?“ Er hob die linke Hand und grinste. Sie war verheilt.
 

Mit dem Abend kam auch Gilard zurück. Von oben bis unten verdreckt, hungrig und tot müde saß er am Tisch. Draco wusch ihn und brachte ihn ins Bett.

„Brisingir.“, flüsterte sie und der Docht der Kerze fing Feuer ohne zu verbrennen. Dann ging sie zurück in die Halle.

„Ich hätte nicht erwartet hier Kinder zu sehen.“, erklärte sie.

„Oh! Hier gibt es einige. Aber nur Temaz ist in Gilards Alter.“, meinte Murtagh.

„Hast du die seltsame Aura gespürt, die der Junge hatte?“

„Die ist nicht seltsam.“

„Ach, nein? Das war das erste Mal, dass ich so eine Aura spüre.“

„Bei mir nicht. Du hattest sie auch und Gil hat sie ebenfalls. Bei ihm ist die Wahrscheinlichkeit hoch ein Reiter zu werden.“

„Was?“

„Der König hat dich nicht ohne Grund zurückgeholt. Auf dem Markt hat er dich gespürt und gesucht.“

„Wirklich?“

Ihr Blick wurde zornig und sie ballte die Hand zur Faust.

„Draco?“

Sie sah ihn an.

„Du kannst nichts dafür. Dich trifft keine Schuld an seinen Taten.“, erklärte er.

„Seit ich denken kann, habe ich versucht eine Schuld ab zu arbeiten. Ich wusste nie warum. Bis…“

„Niemand wird es je erfahren. Alle die es außer uns wissen sind tot und das Buch habe ich vernichtet.“

Königsblut

„Das darf nicht wahr sein!“, polterte Draco und knallte die Faust auf den Tisch.

„Akko! Tisch ganz lasse!“, meinte Gilard streng, aber Draco war zu sehr in Rage. Es war erst früher Morgen und Gilard war noch am frühstücken.

„Was hast du denn, Mir?“, fragte Murtagh und küsste sie auf die Wange.

„Ich habe Antwort aus Uru Baen.“

„Und?“

„Auf Grund der geringen Anzahl von Drachenreitern sehen wir es nicht als nötig Geld für den Aufbau von Vroengard auszugeben!“, zitierte sie und warf den Brief in den Kamin.

„Nun, das ist allerdings wahr…“, meinte er.

„Ich weiß, aber es ist so… argh!“

Er zog sie auf seinen Schoß, bis sie sich beruhigte.

„Es kann noch Jahre dauern bis es neue Eier gibt.“, murmelte sie.

„Ich weiß. Solange musst du dich gedulden.“

„Ich versuche es.“

„Braves Mädchen. Aua!“

Sie hatte ihn gezwickt.

„Glaube mir dafür werde ich mich rächen.“, flüsterte er.

Gilard sah den beiden interessiert zu.

„Da deine Laune nicht noch tiefer sein kann, kann ich dir ja sagen, dass Eragon und Arya heute kommen.“

„Was? Wie lange weißt du das?“

„Eine Weile.“

„Und warum hast du nichts gesagt?“

„Weil ich Burgherr bin und du mein Gast.“

„Aha… Hm… Das hat doch etwas Positives.“

„Nicht war? Wir wollen die Karte weiter untersuchen.“

„Mit den Angaben aus dem Buch des Königs sind wir nicht weit gekommen.“

„Eben deswegen setzte ich auf sein Glück.“

„Ich verstehe. Ganz schön schlau und riskant.“ Sie grinsten.
 

Gilard entdeckte Temaz in der Tür und rannte zu ihm. Der schwarzhaarige Junge wirkte verwirrt.

„Was ist los?“, fragte er.

„Murragh und Akko sind balabala!“, erklärte Gilard. „Vollkommen Überdeschnappt!“ Dann tippte er Temaz an den Arm. „Du fängst!“, rief er und rannte weg.

„Das gildet nischt!“, rief Temaz und verfolgte ihn.
 

„Mylord?“, fragte ein Diener.

Murtagh sah auf.

„Es sind Neuigkeiten aus Tronjheim und Kleinsubur eingetroffen.“

„Sehr gut, danke.“

Der Diener verschwand. Dann wandte sich Murtagh an Draco.

„Die Pflicht ruft.“, meinte er.

„Geh schon. Ich sehe dir gerne bei der Arbeit zu.“, neckte sie ihn.

„Du Biest.“

„Das meine ich ernst.“

„Das war mir klar.“

Er stand widerwillig auf. „Sag mir bescheid, wenn Eragon kommt.“

„Aber sicher doch.“
 

Draco ging auf den Hof. Ein Stallbursche schob Temaz und Gilard in einer Karre durch die Gegend.

„Guten Morgen, Mylady.“, grüßte Petolt.

„Guten Morgen. Habt ihr Menelnaru gesehen?“

„Sie ist mit Dorn schon seit Sonnenaufgang weg. Wenn ihr mich fragt wird es auch noch eine Weile dauern bis sie wiederkommen.“

„Dann ist gut.“

„Ist Mylady auf den Weg in das Turmzimmer?“

„Ja, bin ich. Wie geht es deiner Nichte?“

„Besser. Der Ausschlag ist weg.“

„Das freut mich.“

„Die Leute hier sind dankbar für eure Dienste.“

„Murtagh beherrscht auf die Kunst des Heilens.“

„Aber der Lord hatte zu viel mit den Zwergen und Surdanern zu tun.“

„Im Norden habe ich Freiwillige zu Heilern ausgebildet.“

„Würdet ihr das hier auch machen?“

„Sicher, wenn es genug Leute gibt.“

„Die gibt es bestimmt.“

„REEEIIIITEEER!!!“, rief ein Wachposten.

„Das wird Eragon sein.“, murmelte Draco.

„Eragon Schattentöter?“, fragte Petolt.

„Ja. Er wollte heute mit mir und Murtagh an der Karte arbeiten.“

„Ach so.“
 

Eragon sprang von Saphira ab und sah sich die Burg an. Das Tor war geöffnet. Kaum betrat er den Hof stolperte er über Gilard, der Hühner jagte.

„Vorsicht, Kleiner.“

„Eradon!“, quietschte er und drückte ihn.

„Hallo, du Zwerg.“ Er nahm den Jungen hoch und warf ihn ein wenig hoch, sodass er ihn wieder auffangen konnte. Gilard lachte.

„Ich sehe, du übst fleißig.“, bemerkte Draco.

„Aber sicher.“, bestätigte Eragon.

„Haben die Elfen Terz gemacht?“

„Nein, ich bin ja ein Drachenreiter!“

„Ach ja! Das hatte ich vergessen!“

„Was findet der eigentlich an dir?“

„Meine Manieren bestimmt nicht.“

„Da hast du Recht, aber ich freue mich dich zu sehen.“

„Deine Anwesenheit stört mich auch nicht.“

„Dann tun wir gleich wieder so als wäre das Gegenteil der Fall und ärgern Murtagh?“

„Aber klar! Gilard, du darfst das nicht verraten.“

Gilard sah sie nur verwirrt an. //Die Droßen sind balabala!//

„Wie geht es Arya?“, fragte Draco.

„Der geht es… den Umständen entsprechend.“

Er entließ Gilard, denn Temaz wank mit einem Ball unter dem Arm.

„So! Wie vertreiben uns jetzt die Zeit?“, fragte Eragon.

„Der Vorstand erwartet uns im Turmzimmer.“, erklärte Draco.

„So! So! Dann lassen wir die Spiele beginnen.“
 

Im Turmzimmer stand Murtagh über die Karte gebeugt und fluchte innerlich. Etwas berührte seinen Nacken.

„Guck nicht so böse.“, flüsterte Draco.

„Du bist heute sehr zutraulich. Hast du schlecht geschlafen?“, fragte er. Jemand räusperte sich.

„Ich will ja ungern stören…“, begann Eragon.

„Aber warum bist du dann hier?“, fragte sie. Eragon warf ihr einen feindseligen blick zu, den Draco arrogant erwiderte.

Murtagh seufzte: „Warum könnt ihr euch nicht vertragen?“

Wenn der wüsste! Innerlich lachten sie ihn aus. Stundenlang diskutierten sie, vor allem Draco und Eragon, wie sie mit der Karte umgehen sollten. Dabei flogen heftige Schimpfwörter und einige Drohungen.

„Nein! Verdamm!“, schrie Draco und schlug mit der Hand auf den Tisch. Sie bemerkte nicht, dass sich eine Feder durch ihre Hand bohrte.

„Säuretinte haben wir schon ausprobie… Was ist den mit euch los?“, fragte sie. Sie hatte heftig gestikuliert, sodass nun Bluttropfen die Karte zierten. Eragon war kreidebleich. Murtagh drückte sie sanft aber bestimmend auf einen Hocker und schnitt den Federkiel so ab, dass er den Rest rausziehen konnte.

„Also! Ich hatte wirklich ernsthaft befürchtet, dass Blut fließen würde, aber an Selbstverstümmelung habe ich nicht gedacht.“, erklärte er traurig und heilte ihre Hand.

„Ähm… Leute!“, rief Eragon und zeigte auf die Karte.

Sie sahen, wie die Blutstropfen in Richtung Surda krabbelten und dort eine feine Linie und eine Schrift bildeten.

„Der alte Ehrekodex?“, fragte Eragon.

„Sieht so aus…“, murmelte Draco.

„Die Starken geben ihr Leben für die Schwachen. Sie wenden alles Unheil ab und tragen unser Land mit Stolz. … Daran haben sich alle gehalten.“

„Wirklich alle?“, fragte Murtagh.

„Naja… bis auf vierzehn uns Bekannte.“

„Hm… Warum steht das da?“

„Ich weiß es nicht…“

Eragon stach sich in den Finger- nichts passierte.

„Murtagh, probier du es mal.“

Aber auch Murtaghs Blut half nicht. Draco begann zu zittern.

„Hm… Draco, du musst wohl noch einmal ran.“

Diesmal wurde ihr Blut zu: Königliches Blut enthüllt diese Schrift.

„Wow! Draco, du bist adelig?“, fragte Eragon.

„Scheint so.“, meinte sie, so überrascht wie möglich.

„Du bist wohl ein Erbe der alten Königsfamilie.“

„Möglich.“

„Schau mal, ob da noch was ist!“

Eragon war richtig aufgeregt, aber Draco wurde immer nervöser. Das Zittern ihrer Hand war kaum noch zu verbergen. Nun floss das Blut zu einer Stelle mitten auf der Karte.

„Was ist da?“, fragte Eragon.

„Nichts.“

Murtagh verglich den Punkt mit einer anderen Karte. Es war mitten im Irgendwo. Draco fühlte sich währenddessen, als hätte man sie in Eiswasser getaucht.

„Ob da noch mehr steht?“, fragte Murtagh leise. Sie versteifte sich augenblicklich.

„Was ist Draco? Kannst du kein Blut sehen?“, spottete Eragon.

„Das hat nichts mit Blut zu tun!“

Eragon konnte die Alarmglocken in Murtaghs Stimme förmlich hören und machte ihm den Weg frei. Draco schwankte unterdessen ein wenig. Murtagh drückte sie in den Sessel und beruhigte sie.

„Was hat sie?“, fragte Eragon.

„Panik.“, antwortete Murtagh knapp.

„Wovor?“

„Vor einer falschen Antwort.“

„Was für einer Antwort.“

„Ein Geheimnis.“

„Worüber? Ihre Vergangenheit?“

„Ja.“

„Und du kennst es?“

„Ja.“

„Aber du wirst es mir nicht verraten.“

„Ganz genau.“

„Dann lass ich euch allein und erzähle Arya, was wir wissen.“

Leise verließ er den Raum.

„Ich habe Angst.“, flüsterte Draco leise.

„Ich weiß.“, meinte er.
 

„Warum mussten wir so früh aufstehen? Hat der Punkt sich bewegt?“, knurrte Eragon.

„Nein.“, knurrte Draco zurück.

//Immer das Gleiche!// Murtagh seufzte.

Da bemerkte er eine Bewegung in einer von Dorns Satteltaschen. Eine Katze? Nein, es war Gilard, der sich dort versteckt hatte.

„Was in aller Welt treibst du hier?“, fragte Murtagh verärgert.

„Murtagh, was machst du da?“, fragte Eragon. Murtagh zog Gilard aus der Tasche und setzte ihn vor sich.

„Hallo!“, rief der Kleine und wank.

„Was macht der hier?“, fragte Draco.

„Ich habe keine Ahnung!“, erklärte der Älteste.

„Ich mit!“, erklärte Gil.

„Du solltest zu Hause sein! Das hier ist nichts für so einen Krümel wie dich.“

„Ich bin tein Trümel! Ich bin Drachenfliege!“

„Ach du großer Gott!“, stöhnte Eragon.

„Und was machen wir jetzt?“, fragte Draco.

„Wir sind gleich da. Umkehren wäre eine reine Zeitverschwendung.“

„Dann nehmen wir ihn mit. Auch wenn es mir selber nicht passt!“
 

Unten vor einer Felsformation standen Arya und Mellondinen.

„Hallo!“, sagte sie strahlend. Eragon sprang schon ab, bevor Saphira richtig stand.

„So ein Narr!“

Aber den jungen Reiter kümmerte nur noch die Wiedersehensfreude.

„Ihr habt ja auch Gilard mit - gebracht!“, rief sie und knuddelte den Kleinen.

„Hier ist nichts, außer Grass, Steine, und ein paar Kaninchen.“, erkannte Dorn. Menelnaru starrte auf die Felsen.

„Du, Draco?“

„Ja?“

„Schmier mal was von deinem Blut auf die Felsen da.“

Draco murrte zwar, aber schon bald verunstaltete ein roter Streifen den Fels. Das Blut sickerte ein, dann wurde der Fels durchscheinend und eine Treppe wurde sichtbar.

„Wie hast du denn das gemacht?“, fragte Arya.

„Mein Blut ist magisch.“

„MURRAGH!!! Akko hat Stein putt demacht!“, rief Gilard schockiert.

„Nein, Draco hat den Stein nicht kaputt gemacht!“, erklärte Murtagh immer noch böse, weil sich der Kleine mit geschlichen hatte.

„Akko Stein wohl putt demacht! Putt, putt!“

„Nun wir können noch ewig hier stehen bleiben oder endlich reingehen.“, meinte Arya und machte einen Schritt auf den Eingang zu. Sie knallte aber gegen eine unsichtbare Wand.

„Autsch!“, meinte sie und reib sich die Nase. „Da geht es nicht weiter.“

„Draco, probier es noch mal mit dem Blut.“, schlug Eragon vor.

„Ich danke ja gar nicht dran!“, protestierte Draco verschrägte die Arme und lehnte sich trotzig gegen die Barriere. Dann riss sie die Augen auf und ruderte mit den Armen.

„WAAAAHHHH!!!“, rief sie und polterte die steinernen Stufen hinab. „Au!“, hauchte sie, als sie unten ankam.
 

„Wie hat sie das gemacht?“, fragte Arya.

„Murragh! Akko aua! Murragh komm!“, Gilard zog an Murtaghs Hose. Sein Bruder stand noch mir offenem Mund.

„MURRAGH!!!“, schrie Gilard und trat ihm gegen das Schienbein.

„Wir sollten nach sehen wie es ihr geht…“, murmelte Eragon. „wenn wir durch kommen.“

Das schien Gilard gar nicht zu gefallen und er rannte die Stufen hinab.

„Hey! Wie hat der das gemacht?“, fragte Arya.

„Der Junge ist der Nagel zu meinem Sarg!“, knurrte Murtagh und rannte ihm nach.

„Wartet!“, rief Eragon und folgte ihnen.

Arya stand einsam und verlassen oben unter der Sonne.

„Toll! Und was mache ich jetzt?“
 

//Ich bewege mich nicht! Ich rühre mich nicht! Ich bleibe hier liegen und sterbe!//

„Uff!“, japste eine Stimme und etwas von dem Gewicht von zehn bis fünfzehn Kilo landete auf ihren Rippen.

Draco hatte allen Grund sich nicht bewegen zu wollten. Ihr tat jeder Knochen weh. Stumm schrie sie auf.

„Akko? Du aua?“, fragte Gilard und tröstete Draco, indem er die Arme um ihren Nacken legte und sie umarmte.

„Wowhohoho!!!“

Abrupt blieb Murtagh stehen und versuchte nicht nach vorne über zu fallen.

„Warum liegt ihr hier in der Gegend rum?“, fragte er.

„Aus Spaß.“, erklärte Draco.

„Ach so! Ich dachte…“

„WAAAHHH!!!“

„AUA!!!“

„`tschuldigung!“

Eragon war in Murtagh rein gekracht und hatte ihn aus dem Gleichgewicht und auf den Boden geschleudert.

„Das nächste Mal sollten wir das ganze Koordinierte angehen.“, stellte Draco trocken fest.

„Jaaa!!“, jammerte Murtagh. „Eragon! Beweg dein Knie aus meiner Niere!“

„Was? Da sitzt die Niere? Ich dachte…“

„ERAGON!!!“

„Ist ja gut! Warum stehst du auch hinter einer Kurve?“

Murtaghs Blick verhieß pure Mordlust und Eragon wisch vorsichtshalber zurück. Langsam richtete sich der Älteste Bruder auf und renkte seine Knochen ein. Draco aber blieb liegen.

„Murragh! Akko aua.“, erinnerte Gilard.

„Stimmt!“, murrte Murtagh und untersuchte Draco.

„Ähm… nichts Ernstes. Für dich zumindest.“

„Was heißt für dich zu mindest?“, fragte Draco.

„Deine Schlüsselbeine sind geprellte und der Rest deiner Gelenke ist entweder das oder verstaucht. Nichts Ernstes.“

Eragon sah die beiden verstört an. Als dann Draco auch noch aufstand und sich unbekümmert den Staub von der Kleidung klopfte, dachte er, er sähe nicht richtig.

„Ich dachte, ich habe innere Blutungen.“, sagte sie unbekümmert.

„Deswegen lagst du auch auf dem Boden!“, lachte Murtagh und klopfte ihr gegen die Schulter. Sie grinste.

„Bist du wahnsinnig?“, fragte Eragon. „Ihre Schulter ist geprellt!“

„Na und? Sie schreit doch nicht.“, Murtaghs Unschuld Miene trieb ihn in den Wahnsinn.

„Jungs? Wollen wir nicht mal weiter gehen?“, fragte Draco und nahm Gilard bei der Hand.
 

Sie folgten einem erstaunlich trockenen Tunnel.

„Ich trau dem Frieden nicht.“, murmelte Eragon.

„Beschwör kein Unheil herauf!“, mahnte Murtagh. Metall kratzte auf Stein.

„Wo kam das her?“, fragte Eragon.

„Tunnel.“, sagte Gilard.

Schrille Stimmen quietschten und schallten durch den Gang.

„Oh nein!“, meinte Draco.

„Ich fürchte doch.“, schluckte Murtagh.

„Pass auf Gil auf!“ Sie zogen die Schwerter und Draco nahm Gilard huckepack. Raz`zac kamen auf sie zu und zwar einige.

„Wie viele sind es?“, fragte Eragon.

„Ich weiß nicht… Fünf oder Sechs?“

„Wir sind bis jetzt nicht mal mit zwei fertig geworden!“

„Eragon! Für pessimistische Statistiken haben wir jetzt keine Zeit!“, rief Draco.

Da kamen die schnabelgesichtigen Monster schon um die Ecke.

„Vögelchen!“, rief Gilard.

„Wie kommt der Junge nur immer auf solche Gedanken?“, fragte Murtagh, als er von zwei Raz`zac umstellt war. Es gelang ihnen nicht die Oberhand zu gewinnen.

„Jungs! Ich hab ein Idee!“, rief Draco.

„Dann raus damit!“, rief Eragon.

„Legt euch flach auf den Boden!“

Augenblicklich ließen sich die zwei fallen. Draco wandte denselben Trick wie bei dem Tor an und kegelte die Raz`zac mit einer Energiekugel aus der Bahn.

„Ihr könnt wieder aufstehen.“, meinte sie und rammte dem ersten benommenen Raz`zac das Schwert in die Kehle.

„Vögelchen?“, fragte Gilard.

„Das schläft nur.“, meinte sie.

Gilard sah sich den Raz`zac genauer an. „Hässliche Vögelchen!“, befand er. Verdutzt sah Murtagh ihn an. „Ah… ich sag nichts mehr!“

Nachdem sie die restlichen Raz`zac 'schlafen' geschickt hatten, schlichen sie weiter. Stundenlang und der Weg schien nicht enden zu wollen.
 

„Akko?“

„Ja?“

„Hunger!“

„Ich weiß. Wir sind hier bald raus.“

Murtagh, der voran ging blieb plötzlich stehen. Eragon knallte wieder gegen ihn.

„Gib gefälligst laut, wenn du hältst!“, beschwerte er sich. „Was ist da?“

„Eine Brücke.“, murmelte Murtagh.

Genauer gesagt ein schmaler, brüchiger Streifen verwitterndes Gesteins, der keinen Mensch aus zuhalten schien.

„Draco, Gilard. Ihr bleibt hier.“, beschloss Murtagh.

„Ich denke nicht daran.“, zischte Draco.

„Das ist zu gefährlich für Gil und alleine kann er nicht hier bleiben.“

„Dann bleib du doch! Es ist mein Blut, dass uns den Ort und den Weg gezeigt hat!“

„Ich werde nicht hier bleiben.“

„Gut! Dann gehen wir alle.“, beschloss Eragon.

„Hast du sie nicht mehr alle?“, fragte Murtagh.

„Nein. Gilard winkt uns von der anderen Seite.“ Er deutete auf den Jungen, der breit grinsend am anderen Ende der Brücke stand.

Verwirrt wanken sie zurück, aber er winkte immer weiter.

„Gilard! Wem winkst du?“, rief Murtagh.

„Vögelchen!“, antwortete Gilard.

„VÖGELCHEN???“, brüllten die drei Reiter. Erst dann drehten sie sich langsam um. Auf einem Felsvorsprung drei Meter über ihnen standen drei Raz`zac.

„Wir sollten verschwinden.“, flüsterte Eragon.

„SHUUUUUURRRRRRRTUUUUUUUUGALLLLL!!!!!!“, rasselten die Raz`zac.

„Ich glaube nicht, dass das was bringt!“, rief Draco.

Denn schon standen die drei Monster vor ihnen. Die Reiter weichten zurück.

„Draco? Hast du noch einen Energieball im Ärmel?“, fragte Murtagh.

„Nein, leider nicht.“

„Dann müssen wir es wohl so versuchen…“

„Was uns nicht umbringt, macht uns nur stärker!“, motivierte Eragon verzweifelt.

„Im Augenblick ist das Umbringen nur wahrscheinlicher!!!“, erklärte Murtagh, als er einen Raz`zac abwehrte.

Auch die anderen beiden kämpften heftig. Die Raz`zac hatten einen zusätzlichen Vorteil. Sie haben sich so an die Umgebung gewöhnt, dass sie beinah aus allen Winkel angreifen konnten. Wütend schlug Draco mit der Faust nach einem, aber sie traf nur die Wand in der sie stecken blieb.

//Scheiße!// Sie zog und zerrte. Der Raz`zac kam immer näher.

//Verdammt! Das ist doch nicht wahr!// Langsam hob das Monster die rostige Eisenklinge. Nun zerrte Draco panischer und stemmte die Beine gegen die Wand. Mit einem Ruck landete sie auf dem Rücken und wäre beinah ertrunken. Wasser strömte aus dem Loch ihrer Faust.

//HILFE!!// Nach einem kurzen Moment des Schocks befreite sich Draco aus den Fluten und rutschte noch einmal aus. Die Raz`zac wischen nun zurück, da die Junges mit Wasserpeitschen auf sie eindreschten, bis sie in den Abgrund fielen. Erschöpft ließen sie sich fallen.

„Das war eine gute Idee mit dem Wasser.“, meinte Eragon und klopfte Draco auf die Schulter.

„Das war zwar ein Zufall, aber egal.“, meinte Draco.

„Dann sollten wir uns mal langsam zu unserem Vogelfreund da drüben aufmachen.“, schlug Murtagh vor.
 

Gilard saß mit großen Augen da. Langsam rappelten sich die müden Krieger auf und schlurfte über die Brücke.

„Es kann nur noch schlimmer werden.“, murmelte Draco.

„Wie das?“, fragte Eragon.

„Ach! Sei still, Eragon.“, knurrte Murtagh.

Gilard legte den Kopf schief und sah sie fragend an, als sie bei ihm waren.

„Vögelchen aua?“, fragte er.

Resigniert schüttelte Murtagh den Kopf. „Was du brauchst, Kleiner, ist eine großzügige Portion Angst.“

„Da gebe ich dir Recht.“, meinte Draco.

„Leute! Hier ist ein Pfad.“, rief Eragon.

Gilard sprang auf und rief: „Vögelchen!!!“

Verdutzt standen die drei Reiter da.

„Wir haben irgendwas falsch gemacht…“, meinte Draco.

„Meint ihr das legt sich mit der Zeit?“, fragte Eragon.

„Ich hoffe es doch.“, sagte Murtagh.

„Damit eins klar ist! Ich lasse mein Kind nicht zu einem Raz`zac bis ich sicher bin, dass es keine mehr gibt!“, erklärte Eragon, als sie dem übermotivierten Kind nach eilten.
 

In dem Tunnel war kein Licht und nachdem der letzte Raz`zac Angriff ihre Fackeln gekostet hatte, tappten sie nun im Dunklen.

„Hab keine Angst.“, meinte Murtagh leise.

„Ich habe keine Angst im Dunklen.“, erklärte Draco.

„Ich meine auch Eragon.“, stellte er klar.

„Vorsicht, Bruder! Ich gehe direkt hinter dir.“, erinnerte Eragon.

„Erinnere mich bitte, dass ich anfange zu zittern.“

„Du…!!!“ Sie lachten.

Verdammte Dunkelheit, dachte Murtagh. Da stieß sein Bein gegen etwas.

„Au! … Vögelchen?“, fragte eine Stimme.

„Gilard!“, zischte er und packte den Kleinen am Kragen.

„Haben wir ihn?“, fragte Draco.

„Ja.“

„Murragh! Bunte Steine!“, erklärte Gilard aufgeregt.

„Bunte Steine? Edelsteine?“, fragte Eragon Murtagh.

„Was fragst du mich?“, antwortete der Bruder gereizt.

„Hilfe! Friss mich nicht!“

Murtagh schnaubte. „Wo geht es zu den bunten Steinen?“, fragte er Gilard, der sich hervorragend in der Dunkelheit auskannte.

„Draco?“, flüsterte Eragon.

„Hm?“

„Kannst du dich heute Abend um Murtagh kümmern?“

„Wie meinst du das?“

„Das weißt du besser als ich!“

„Woher willst du das wissen?“

„Ich habe da so einen Verdacht.“

„Ich verdächtige dich auch schwachsinnig zu sein.“

„Gut, dass ich das weiß. Aber zurück zum Thema.“

„Nein!“

„Dann wird er noch lange so mies gelaunt sein…“

„Das Risiko geh ich ein.“

„Was beredet ihr zwei da?“, fragte Murtagh.

„Eragon will, dass ich heute Nacht nett zu dir bin.“, erklärte Draco.

„Petze!“, zischte Eragon.

Murtagh schwieg eine Weile. „Das würde mir gut gefallen.“, meinte er schließlich.

„Pah!“

„Ich glaube sie ist sauer…“, murmelte Eragon.

„Ach, das legt sich wieder.“
 

Sie kamen in einen Raum, in dem, wenn auch nur spärlich, Licht war und in diesem schwachen Licht schimmerten dutzende Dracheneier. Sprachlos standen sie da. Murtagh begann zu lachen und warf Gilard hoch.

„Du bist Gold wert!“, rief er.

„Aber hallo!“, hauchte Eragon tonlos.

Draco stand immer noch benommen da.

„Jetzt wird Nasuada wohl oder übel bald Geld schicken müssen!“, erinnerte Murtagh.
 

Sie verkleinerten die Eier und verstaunten sie in einem Beutel.

Oben am Tageslicht wartete Arya. Die Sonne ging unter. Völlig am Ende, aber mit sich und der Welt zufrieden kamen die Reiter zurück ins Licht. Der Held des Tages schlief auf Murtaghs Rücken.

„Mein Baum! Was ist denn mit euch passiert?“, rief sie.

„Wieso? Das ist die neuste Mode da unten.“, erklärte Draco.

„Wirklich? Dann bin ich froh, dass ihr wieder hier seid.“

„Arya, sei nicht böse, aber wir wollen nur noch nach Hause.“

Blutschuld

Die vier schliefen lange bis in den nächsten Tag hinein. Auf dem Hof herrschte der Alltag.

Temaz wartete ungeduldig auf Gilard. Er spazierte hoch zu einem Wachturm, wo sein Großvater arbeitete. Temaz Eltern waren fahrende Händler und nur selten zu Hause. Der Junge sah durch ein Fernrohr etwas am Horizont aufblitzen.

„Opa, guck!“, sagte er und reichte es weiter. Der Mann nahm es und stutzte. Einige Sekunden schwieg er, dann: „REEEIIITERR!!!“

Jeder auf dem Hof hielt für einen Augenblick inne, dann brach Hektik aus.

„Öffnet die Tore!“, rief Petolt unten. Heftige Windstöße wehten ihnen die Mützen vom Kopf und die Wäsche von der Leine.

Als Temaz wieder hinsah, sah er den größten Drachen, den er je gesehen hatte. Ein so gewaltiges goldenes Geschöpf, dass der Reiter nicht auf dem Rücken saß.

„Wer seid ihr, Herr?“, fragte Petolt.

„Mein Name, Mensch, ist Oromis. Ich bin hier um deinen Herren zu sprechen.“, erklärte Oromis.

„Die Herren sind noch nicht aufgestanden Das ist aber ungewöhnlich.“

„Sie waren noch nicht so weit…“

„Wie meinen?“

„Nichts. Geh sie bitte wecken. Es ist wichtig.“

„Natürlich.“
 

„Wacht auf Mylord!“, rief Petolt laut. Murtagh und Draco saßen darauf senkrecht im Bett. Es schwindelte ihnen und sie ließen sich zurück fallen.

„Petolt! Einen schönen guten Morgen! Wo brennt es denn?“, grollte Murtagh.

„Ein Reiter ist hier!“, erklärte der Alte. „Er sagt, sein Name ist Oromis und es sei wichtig.“

„Na wenn Oromis das sagt… Wir sind gleich da.“

Der Kammerdiener nickte und eilte weiter.

„Müssen wir schon aufstehen?“, fragte Draco verschlafen.

„Hmhm… Oh, oh! Mir tun die Arme weh. Verdammt haben die Vögelchen eine Schlagkraft!“, jammerte Murtagh.

Draco lachte und küsste ihn auf die Wange. „Armer, armer liebenswerter Dämon.“

„Du gefällst mir sehr gut, wenn du nicht völlig zurechtungsfähig bist.“

„Danke. Muss ich dir helfen oder kannst du dich auch alleine anziehen?“

„Ich gebe laut, wenn es nicht mehr geht.“

„Braver Junge.“

„Ich komme mir vor wie ein Hund.“
 

Oromis wartete in der Halle, als er die erschöpften und verkratzten Gesichter seiner Schüler entdeckte.

„So sehen Helden aus!“, spottete der Elf. Dann sah er sie streng an.

„Einer fehlt…“, erkannte er. „Wo ist Arya?“

„Die Lady ist heute Morgen ausgeflogen.“, erklärte Petolt.

„War sie auch in der Höhle?“, fragte Oromis die Reiter.

„Nein. Da war eine Barriere, die nicht durchdringen konnte.“, erklärte Eragon. Oromis atmete auf. „Und wie geht es dir?“

„Wie soll es mir gehen?“, fragte Eragon.

„Ist dir schlecht oder so?“

„Ich habe Muskelkater. Das ist alles.“

„Wo ist der Vierte?“

Draco riss die Augen auf. „Gilard!“

Sie rannte los.

„Wer?“, fragte Oromis.

„Mein Bruder.“, erklärte Murtagh.

„Bruder?“

„Lange Geschichte, aber wir sind unschuldig!“

„Ausnahmsweise oder wie?“
 

Draco knallte die Tür auf. Gilard wälzte sich unruhig hin und her. Als sie ihn wecken wollte, merkte sie, dass er vor Fieber glühte.

„Gilard!“, rief sie, doch der Junge schlief fest in Alpträumen verstrickt. Besorgt las sie seinen Geist. Blitzartig zuckten Bilder vorbei oft nur für zehntel Sekunden.

„Draco!“, rief Oromis.

„Das sind Bilder in seinem Geist.“, erklärte sie abwesend. Oromis legte seine Hand auf die Stirn des Jungen. Nach einigen Augenblicken hatte er sich beruhigt und schlief friedlich.

„Kommt!“, blaffte Oromis und stapfte aus dem Raum. Sie waren gerade außer Hörweite, als er schon los polterte: „Seid ihr wahnsinnig geworden? Wisst ihr was ihr angestellt habt?“

„Wovon redet ihr?“, fragte Murtagh.

„Ihr seid in eine Bluthöhle gegangen, nicht wahr? Eine Höhle die man nur mit königlichem Blut öffnen kann.“

„Ja, warum?“

„WARUM??? In diese Höhlen wurden verfluchte, gefährliche Dinge gesperrt, bis Höhlen selbst verflucht waren. Kein Sterblicher, egal ob Mensch oder Elf wagte sich dort hinein. In meiner Ausbildung wurde die Höhle versiegelt. Galbartorix hat die Höhlen mit einem Zusatzbann belegt, nachdem er und Morzan sich daran zu schaffen machten. Niemand kann die Höhle öffnen.“

„Es seiden man hat wie Draco königliches Blut in den Adern.“, ergänzte Eragon.

„Und eine Blutschuld begannen oder geerbt.“, machte Oromis ihm nach.

„Eine Blutschuld?“, fragte Draco.

„Ja, wenn Blut fließt und der Täter nie zu Rechenschaft gezogen wurde, entsteht eine Schuld, die von einer Generation zur nächsten weitergegeben wird. Morzan tötete hunderte von Menschen und ihr beide habt seine Schulden geerbt.“

„Na toll!“, meinte Eragon.

„Aber was ist mit Gilard?“, fragte Murtagh.

„Gilard ist der dritte Sohn, oder?“

„Ja.“

„Dann hat er die geringste Schuld. Dann kommt Eragon und du hast als Erstgeborener die Größte.“

Er nickte. Oromis sah Draco an. „Nur ein unehrenhafter Drachenreiter kann die Höhlen betreten, Draco. Was hast du getan? Du sagtest, du hättest nie getötet.“

„Ich… ich muss die Schulden meines Vaters begleichen.“

Ihr Blick war auf den Boden gerichtet.

„Hast du deine Familie getroffen?“, fragte Eragon.

„Nein, nur meinen Vater.“

„Wer ist es?“, fragte Oromis.

Sie deutete ihnen, dass sie ihr folgen sollten bis ins Turmzimmer. Dort schloss sie vorsorglich die Tür.

„Was ich euch nun sage, darf niemand wissen. Ihr müsst es mir schwören.“, forderte sie.

Oromis und Eragon sahen sich kurz an, dann nickten sie ihr zu. Draco atmete tief durch.

„Du musst das nicht tun.“, sagte Murtagh.

„Ist ja klar, dass du es weißt!“, knurrte Eragon.

Murtagh antwortete nicht. Er fand es war eine rhetorische Situation.

„Doch! Ich muss es tun!“, sie atmete noch einmal durch. „Also! Ich… mein… Verdammt! … … … Mein Vater war Galbatorix!“

Sie kniff die Augen zusammen und senkte den Kopf. Minuten verstrichen ohne, dass sich jemand regte.

Dann musste Murtagh niesen, weil der Wind, der durch ein offnes Fenster rein kam, Staub aufwirbelte. Die anderen zuckten zusammen

„Was für ein herzlicher Mensch…“

„Och! Ich weiß nicht… Meiner Mutter hat er nach meiner Geburt den Kopf abgeschlagen, weil ich kein Junge war und sie zwei Mal versucht hat mich ungeboren umzubringen.“

„Aha… Also ich würde an deiner Stelle niemals auf ein Familienfest gehen…. Oder zumindest nicht ohne Rüstung und Waffen!“

„Na der Kelch geht, den Göttern sei Dank, an mir vorüber.“

Sie mussten lachen.

„Wenigstens werde ich nicht gemieden.“, murmelte sie.

„Aber Draculi!“, meinte Oromis und legte seinen Arm um ihre Schulter. „Du bist wer du bist. Es ist völlig egal wer deine Eltern sind und du bist ja brav und willst das Gebirge von Blutschulden abarbeiten.“

„Draculi?“, kicherte Eragon. „Drachilein!“

„Nenn mich nicht so!“, fauchte Draco.

„Ich finde das so süß!“, lachte der Junge.

„Du…!“

„Mir, lass gut sein.“, beschwichtigte sie Murtagh.

Aber Eragon war in Höchstform. „Murtispatzi!“, prustete er.

„Gut! Das fordert deinen Kopf!“ Murtagh zückte sein Schwert.

„Nein! Kein Blut oder sonstige Körperflüssigkeiten!“, mahnte Oromis.

„Oribori!“ Eragon lag lachend am Boden.

„Ok! Das verlangt Rache!“, beschloss der Elf. Draco und Murtagh griffen nach ihren Waffen.

„Nein, wir machen das wie die Frauen.“, erklärte der Meister.

Murtagh sog scharf Luft ein und Draco grinste. Oromis machte einen Diener und sie begann.

„Eriberi!“

„Gänseblümchen!“

„Schnuckiputzi!“

„Engelchen!“

„Goldspätzchen!“

„Zuckermäulchen!“ „

Teddybär!“

„Was ist denn hier los?“, fragte Arya.

„Ähm… Erwischt!“, meinte Oromis verlegen.

„Meister! Ich hätte nie gedacht, das ihr bei so etwas mitmacht!“

„Ich… ähm… das waren die!“ Er zeigte auf Draco und Murtagh.

„WAS?“, fragten die drei.

Dann baute Arya sich bedrohlich vor ihnen auf. „Wenn ihr so etwas noch einmal macht“, donnerte sie. „Dann sagt mir gefälligst bescheid, damit ich mitmachen kann!“

Verdutzt sahen sich Draco und Murtagh an. Oromis klappte die Kinnlade runter. Die beiden Menschen brachen in schallendes Gelächter aus.

„So unfair!“, murrte Oromis trotzig.

„Hey! Ihr zwei das reicht jetzt!“, meinte Eragon. „Wir sind wegen einer ernsten Sache hier!“

„Das glaube ich dir sofort.“, meinte Arya trocken.

„Pah!“

„Nein, Arya. Die Angelegenheit war ernst- zu ernst!“, erklärte Murtagh.

„Mein Moossofa! Um was ging es denn?“

„Um mich und Galbatorix!“, sagte Draco.

„DAS SCHWEIN!!!!“, brüllte Arya.

Die anderen zuckten zusammen.

„Du hast doch gesagt, dass du nicht in sein Bett musstest!“

„War ich auch nicht!“, murmelte Draco. „Das wäre Inzest gewesen.“

„Ach so! … … … … … … … … WAS?!?!“

„Arya! Jetzt hat das ganze Schloss einen Hörschaden!“, beklagte sich Murtagh.

„Aber! Die! Das! Schnaps!“, japste Arya.

„Kein Schnaps! Du bist schwanger.“, erinnerte Draco.

„Und du glaubst das war besser?“

„Nein, aber das war kurz und schmerzlos.“, Draco grinste.

Vulkan und See

Zwei Tage später erwachte Gilard putzmunter. Doch verstört betrachtete er seinen Griesbrei, den er sonst immer mit Heißhunger verschlang.

„Gilard, was hast du.“, fragte Murtagh.

„Mann und Frau machen Pfui! Igitt, igitt!“

Murtagh erstarrte und sah ihn verwirrt an.

„Murragh! Angst! Mach weg! Mach weg!“

Hilflos sah sich Murtagh um. „Ähm… ähm…. Ähm…“

„Morgen!“, gähnte Oromis und räkelte sich genüsslich.

„Meister! Gilard sieht… Bilder, die nicht für sein Alter nicht geeignet sind!“

„Was? Das kann nur Morzans Sohn sein! Na komm mal her.“

Er legte dem Kind die Finger an die Schläfe.

„So das müsste reichen. Er wird nur noch jugendfreie Dinge sehen, bis er alt genug ist.“

„Ist das seine Gabe der Blutschuld? Er kann Dinge sehen?“

„Ja, er kann alles sehen, was gerade jetzt passiert. Ich habe seinen Kräften Schranken auferlegt.“

„Sehr gut.“

„Nun können du und Draco in Seelenruhe tun, wozu ihr Lust habt.“

„Meister, ich habe nichts mit Draco.“

„Sicher und ich bin der Bruder von Nar Garzvogh.“

„Jetzt wo ihr es sagt, ich sehe da wirklich eine Ähnlichkeit.“

„Nicht so frech! Na dann sollte ich dir wohl nicht sagen, dass…“

„Was das?“

„Nichts!“

„Meister!“

„Schüler!“

„Bitte.“

„Nein.“

„Warum nicht?“

„Du hast doch kein Interesse an ihr.“

„Das habe ich nicht ge… verdammt!“

„AHA! Habe ich es doch gewusst!“

„Murragh? Warum dein Kopf rot?“, fragte Gilard.

„Ach! Seid doch beide still!“

Er stapfte raus. Einige Diener weichten seiner wutverzerrten Miene. Nachdem er sämtliche Treppen und Gänge in der Burg getestet hatte, ließ er sich seufzend auf einer breiten Fensterbank nieder. Murtagh ließ seine Stirn gegen das kühle Glas sinken. Die Brandlöcher an seinen Fingerspitzen bemerkte er nicht.

Mit geschlossenen Augen zählte er bis zehn.

//Warum rege ich mich eigentlich so auf?//

Er fluchte, weil das Licht in seinen Augen brannte, als er diese öffnete. Aber nach einigen Momenten klärte sich sein Blick, obwohl es besser gewesen wäre, wenn er sie zugelassen hätte.

Unten auf dem Hof unterhielt sich Draco mit einem Mann. Sie lachte und grinste frech. In Murtagh löste sich unbemerkt ein Grollen, das wohl im ganzen Teil der Burg zu hören war. Kurz davor einen Fluch auszusprechen, bemerkte er, dass sich das Metall in seiner Kleidung unerträglich erhitzt hatte.

„Au!“, knurrte er und rieb sich die Fingerknöchel.

„Ich sehe du schäumst über vor guter Laune und Eifersucht, Bruder.“, trällerte Eragon und hüpfte durch den Gang.

„Lass mich in Frieden!“, fauchte Murtagh.

„Nein! Ich muss dich doch aufmuntern! Ist das nicht ein schöner Tag?“

„Hat Arya dir heute Morgen was ins Essen gemischt?“

„Nein! Ich habe gefühlt, dass das Kind sich bewegt hat!“

„Aha!“

Er wandte sich wieder dem Geschehen im Hof zu.

„Bist du sicher, dass Draco ihn lieber hat als dich? Ich finde ja deine Eifersucht ist unbegründet.“

„ICH BIN NICHT EIFERSÜCHTIG!!!!!!!“

„Klar! Und ich bin ein Zwerg.“

„Du bist nicht so groß…“

„Lass deine Wut nicht an mir aus. Ich kann nix dafür.“

„Lass mich einfach in Ruhe.“

„Um deiner selbst Willen mache ich das nicht. Draco hat meine Bitte anscheinend nicht erfüllt.“

„Welche Bitte?“

„Na, das sie mal ganz nett zu dir ist. Das könnte dir nicht schaden. Du läufst nämlich schon über.“

„WIE BITTE?!?!?“

Eragon blinzelte unbeeindruckt. „Ich meine damit“, erklärte er es ihm wie einem Kleinkind. „Das du und Draco mal schleunigst mal miteinander schlafen solltet!“

„Bist du noch zu retten?“, fragte Murtagh tonlos.

Eragon strahlte.

„WAS GLAUBST DU EIGENTLICH WER DU BIST?“

„Dein dich liebender Bruder, der nur dein Bestes will.“

„Dann lass mich in Frieden!“

„Erst wenn Draco kommt.“

„DU!!!!“

„Ach komm! Als hättest du noch nie daran gedacht, was mit Draco anzufangen!“

„Irrtum, Bruder! Das habe ich nicht, aber was die Bettgeschichte angeht, die waren bis jetzt alle hervorragend!“

Damit stapfte Murtagh weiter.
 

In den folgenden Tagen besserte sich Murtaghs Laune kaum und erst recht nicht, als er merkte, dass Eragons Behauptungen und Oromis Unterstellungen war wurden. Jede noch so unschuldige Kleinigkeit von Draco brachte ihn zu unanständigen Gedanken. Nicht selten war er versucht mit ihr in einen leeren Raum zu verschwinden. Wenn er allein war schlich er wie ein unruhiges gereiztes Tier durch die Gegend oder fauchte die Diener an, die alle heimlich grinsten.

„Ja, ja… unser Herr….“, hieß es dann.

Daher war er schon beinah erleichtert, als er sah, wie Draco mit der Karte des Dieners ankam.

„Wir haben eine neue Höhle!“, rief sie.

„Sehr gut! Auf geht’s!“, knurrte er.
 

„EEEEEERRRRRRRRRRAAAAAAAAGOOOOOOOONNNN!!!!!!!!!“, donnerte er.

„Etwas flüstert so zart wie der Wind…“, meinte Eragon draußen bei den Drachen.

„Wenn du den Sturm meinst, der sich als dein Bruder ausgibt, dann ja.“, stimmte Draco zu.

Murtagh warf ihr einen bösen Blick zu.

„Nicht böse sein.“, hauchte sie und strich ihm über die Wange. Murtagh spannte sofort alle Muskeln an und Eragon kicherte.

„Wir sollten los.“, erinnerte Eragon dann endlich.

„Du hast Recht.“
 

„Deine Selbstbeherrschung bröckelt.“, erkannte Dorn, als sie in der Luft waren.

„Ich hätte mir niemals erlauben dürfen von dem Kuchen zu naschen, wenn ich versuchen will mich zu stählen.“, seufzte Murtagh.

„Ja, ja… zum Teufel mit dem Süßkram!“, kicherte der Drache.

„Worauf willst du hinaus?“

„Gar nichts!“

„Ach so! Und das soll ich dir glauben?“

„Du weißt, was ich meine.“

„Dorn! Das geht nicht.“

„Warum nicht?“

„Weil… nun… ach! Ist doch auch egal!“

„Du weichst aus! Probier es mal mit einer Ausrede.“

„Ist nicht sinnlos eine Ausrede zu suchen, nachdem du mich darauf hingewiesen hast?“

„Ein Ratschlag für das nächste Mal, wenn du unter die Mönche gehen willst! … Warum willst du das eigentlich? Du bist Drachenreiter! Und davon gibt es nur noch fünf! Du solltest, nein! Du hast die Verpflichtung für Nachwuchs zu sorgen!“

„DORN!“

„Also wenn wir wieder zu Hause sind, will ich, dass du alles in deiner Machtstehende tust, um mit Draco mindest ein Kind zu zeugen!“

„WAS?“

„Genau das!“

„Bist du wahnsinnig?“

„Nun tu nicht als wäre es dein Todesurteil!“

„Aber das wäre es.“

„Ach, das glaube ich nicht.“

Murtagh lachte freudlos. Dorn war den anderen gefolgt und sie flogen gerade durch den Wasserfall, der der Eingang von Tronjheim war.

„Ich hoffe dir tut das Wasser gut.“, lachte Dorn.

Sein Reiter war klitschnass, da er als einziger vergessen hatte einen Schild aufzubauen. Grollten sprang er aus dem Sattel und verdrehte sich beim Aufkommen auf den Höhlenboden den Fuß.

„KANN ES NOCH BESSER WERDEN???“, brüllte er.
 

König Orik, der sie begrüßen wollte, machte ein überraschtes Gesicht.

„Eragon, was hat der?“, flüsterte der Zwerg.

„Er will wissen, wie lange er keusch bleiben kann.“, erklärte Eragon.

„Was? War das eine Wette?“

„Nein! Der macht das freiwillig!“

„NEIN?!?“

„Doch!“

Orik schüttelte den Kopf. „So ein Trottel!“

„Das Beste kennst du noch nicht.“

„Dann rück schon raus damit.“

„Es gibt da eine mit der nichts lieber tun würde, als seinen Schwur zu brechen.“ Orik lachte.

Draco drehte sich fragend um.

„Mit der Kleinen da?“, gluckste der Zwerg.

„Ja, das ist meine zukünftige Schwägerin. Natürlich ist die Sache noch nicht offiziell.“

„Verstehe… also wir haben da noch ein paar kuschelige Höhlen in eurer Größe frei.“

„Sag das denen.“
 

„Ich sollte mal etwas gegen seine schlechte Laune unternehmen…“, murmelte Draco.

„Ich bitte darum.“, meinte Eragon.

„Aber erst…“, sie grinste teuflisch. „will ich spielen.“

Sie ging zu Murtagh.

„Dein Bruder tut mir Leid.“, flüsterte Orik.
 

„Was hast du?“, fragte Draco und streichelte seine Wange.

„Fuß verdreht…“, murmelte Murtagh.

„Das wird gleich besser.“, hauchte sie und küsste ihn auf die Wange.

„Ist es jetzt besser?“

Stimmlos nickte er.

„Tapferer Junge.“, lobte sie ihn und nahm ihn bei der Hand. Sie gingen voran.
 

„Zehn Stunden.“, bot Orik leise.

„Fünfzehn, du vergisst warum wir hier sind.“, erinnerte Eragon.

„Die werden doch wohl eine ruhige Ecke finden!“

„Also die letzte Höhle war voller Raz`zac…“

„Oh…“
 

Die Zwerge führten sie zu einer Wand.

„Da wären wir.“, verkündete Orik stolz.

„Danke, Hoheit.“, sagte Murtagh artig.

Draco lächelte und beschmierte die Wand mit ihrem Blut, die daraufhin durchsichtig wurde. Die Reiter verschwanden in der tiefe der Höhle. Die Stufen waren flach und lang. Eragon spürte wie Draco immer erschöpfter wurde, was Murtagh nicht auf zu fallen schien.

Von der brütenden Hitze um sie herum schien der älteste Reiter nichts zu merken, während sie anderen beiden schnaubten und keuchten.

„Um Himmels Willen! Was ist denn mit euch los?“, fragte Murtagh, als er bemerkte, dass sie hinter ihn herschlurften.

„Es ist so heiß!“, keuchte Eragon.

„Wo denn?“, fragte Murtagh, aber die Frage beantwortete sich nach wenigen Metern, als sie am Ufer eines Lavasees standen.

„Ach so!“, rief Murtagh. Draco und Eragon lachten freudlos.

„Wie sollen wir darüber kommen?“, fragte Eragon.

„Unser Problem ist erst Mal mit dieser verdammten Hitze klar zu kommen!“, knurrte Draco. Verwirrt beobachteten sie wie Murtagh völlig ungerührt sich über den See schob und ihn fragend ansah. Immer weiter lehnte er sich vor, bis… „Platsch!“

„NNNEEEEEEIIIIIINNNNN!!!!“, schrieen die zwei und stürzten zum Ufer.

Tränen und Schweiß verdunsteten, so dass nur eine klebrige Schicht zurück blieb an der Ruß hängen blieb. Brüllend und weinend hingen sie da, als irgendwo mitten im See etwas Rundes, Schwarzes auftauchte und ihnen wank. Ihnen klappten die Kinnladen runter.

Da schwamm Murtagh in einem See als hätte er vergessen, dass es nicht Wasser sondern Lava war, die ihn umspülte.

„Um was wollen wir wetten, dass seine Blutschuld was mit Feuer zu tun hat?“, fragte Eragon trocken.

„Willst wirklich darauf wetten?“, fragte Draco.

Sie sahen zu wie er wie ein Fisch durch die Lava schwamm. „Nein, ich denke es ist offensichtlich.“
 

Murtagh war unterdessen am andern Ufer angekommen und lachte. Im ersten Moment als er in die Lava gefallen war, hatte ihn Panik ergriffen und er wusste, dass er sterben würde. Doch als nach einigen Minuten nichts passiert war, hatte er die Augen geöffnet und sich umgesehen. Ohne Frage war er nicht mehr am Ufer. Aber er war nicht verbrannt und er konnte sogar atmen hier unten. Mit einigen Schwimmzügen bewegte er sich voran und tauchte bald wieder auf. Am Ufer sah er Eragon und Draco hilflos auf die Lava starren sie riefen seinen Namen. Er wank ihnen und schwamm dann ans Ufer. Mit scheinbar unerschöpflicher Energie sprang er auf.

//Ob ich die anderen rüber tragen kann?//

Dann sah er einen Griff in der Wand und zog daran. Mit ohrenbetäubendem Lärm erhob sich eine Brücke aus dem See- aus Diamant. Eragon machte einen Schritt auf der Brücke und sprang sofort zurück.

//Anscheinend ist die Brücke heiß…//

Also ging er pfeifend zu ihnen.

„Hallo.“, sagte er lächelnd.

Eragon umrundete ihn und untersuchte ihn nach Verbrennungen. Nichts! Nicht einmal eine Brandblase.

„Wenn wir weiter wollen, sollte ich euch wohl tragen.“, grinste er. Zuerst nahm er Eragon mit sich, da Draco keine Anstalten machte sich zu bewegen. Eragon keuchte.

„Jetzt stell dich nicht so an!“, knurrte Murtagh.

„Du hast gut reden.“, fauchte Eragon zurück.

„Ich habe mich mindestens so erschrocken wie ihr!“

„Schon, aber du wärst nur tot und wir müssten damit leben.“

„Das ist zwar verwirrend, aber ich glaube ich verstehe es.“

„Außerdem, was hätten wir Gilard sagen sollen?“

„Ähm…“

„Du verstehst.“

„Ja ich glaube schon. So! Und du bleibst hier stehen und rührst dich nicht.“ Eragon schnitt eine Grimasse. „Nein, ich mache einen Kopfsprung in die Lava.“

„Von mir aus.“ Murtagh zuckte die Schultern.
 

Als er bei Draco war sie immer noch trotzig.

„Was ist denn?“, fragte er.

„Hmpf!“

„Soll ich mich entschuldigen, dafür dass ich es nicht wusste?“

„Ja.“, maulte sie.

Er rollte die Augen. „Komm jetzt!“

„Nein!“

„Warum?“

„Weil ich nicht über den See gehe.“

„Musst du ja auch nicht. Ich trage dich.“

„Du weißt, was ich meine.“

„Du bist Schmiedin. Du hast sicher keine Angst vor dem Feuer.“

„Das ist richtig. Ich spiele sogar gern mit dem Feuer.“

Murtagh grinste.

„Sehr witzig!“, knurrte Draco. Er fing an zu kichern.

„Was ist?“

„Du bist so niedlich, wenn dich knurrst.“

„Hä?“ Sie weichte zurück. „Sag mal, ist dir die Hitze doch zu Kopf gestiegen?“

„Nein. … Aber du bist ganz rot.“, raunte er und streichelte ihre Wange. „Was für ein verführerisches Rot.“

Er beugte sich runter, um sie zu küssen, aber dann hörte er Eragons Stimme in seinem Kopf.

//Na toll! Jetzt wollen die noch ewig rum knutschen! Ätzend! Komm Draco, knall ihm eine und der geile Lüstling bekommt wieder einen klaren Kopf.//

Murtagh weichte zurück und sah Draco überrascht an. „Hast du das auch gehört?“, fragte er.

„Was?“, fragte sie verwirrt.

„Eragon hat doch gerufen.“

„Was?“

„Also willst du mir sagen, dass du nicht gehört hast, wie Eragon mich einen geilen Lüstling nannte?“

Draco lachte. „Glaube mir! So vernebelt kann ich nicht sein, als das ich das nicht hören würde!“

„Das glaubst du! Komm ich nehme dich Huckepack.“

Draco grinste immer noch.

„Das findest du sehr komisch, was?“

„Und wie!“

Auch er musste leise lachen. Langsamer als mit seinem Bruder ging Murtagh über die Brücke. In seinem Kopf geißelte er sich bereits dafür. Aber was konnte er schon dafür, dass seine Hände ihren Po genossen und sie ihren überhitzten Körper an seinen schmiegte, der im Vergleich eiskalt war. Nichts! Ein Seufzer entrann ihm.

„Was hast du?“, fragte Draco und küsste ihm unter dem Ohr.

„Gar nichts.“, antwortete er schnell und versuchte sie zu ignorieren. Eragon stand unterdessen am Ufer und trommelte mit den Fingern auf seinen Unterarm.

„Schön das ihr auch noch kommt.“, sagte er. Murtagh setzte Draco ab und funkelte ihn böse an.

„W… was?“, fragte Eragon ängstlich.

„Du hast mich einen geilen Lüstling genannt.“, erinnerte Murtagh.

„Oh!“, rief Eragon. „Habe ich das laut ausgesprochen?“

„Also ich habe nichts gehört.“, meinte Draco.

Murtagh grollte und baute sich zur Übergröße auf, während Eragon zu schrumpfen schien.

„Jungs! Jetzt ist aber gut!“, rief Draco.

„Genau!“, stimmte Eragon ihr zu und versteckte sich hinter ihr.

„Feigling!“, fauchte Murtagh.

„Und du bist ein Holzkopf.“, erklärte Draco und tippte ihn gegen die Brust.

„Du … du… Dämonin! … Ups!“

Draco lachte. Murtagh trat wütend in die Luft.

„Was ist los?“, fragte Eragon.

„Nix. Kommt schon.“, befahl Murtagh und ließ es sich nicht nehmen Draco bei der Hand zu fassen und mit sich zu ziehen.

//Schau an! Er wird schwächer!//

„Würdest du die Klappe halten?“, brüllte Murtagh.

„Ähm… er hat nichts gesagt.“, meinte Draco.

„Wie jetzt?“

„Er hat nichts gesagt.“

„Genau! Kein Sterbenswörtchen! Keine Silbe! Nicht mal einen Ton!“, erklärte Eragon eingeschüchtert.

Murtagh sah sie verwirrt an. „Werde ich jetzt verrückt?“, fragte er.

„Ja!“, rief Draco.

„Oh! … Na dann.“

Sie gingen weiter.
 

Draco atmete auf als es kühler wurde. Dann wurde es kalt. Schließlich schlidderten sie auf einer dünnen Eissicht die Treppen runter. Draco klammerte sich an Murtaghs Arm, der nun zu glühen schien.

//Das ist ja so unfair! Nur weil sie eine Frau ist! Dieser verliebte Narr!//

„Eragon!“, mahnte Murtagh.

„Was ist? Hörst du wieder Stimmen?“, fragte Eragon motzig.

„Nein, ich wollte nur fragen, ob du nicht mit meinem anderen Arm kuscheln willst? Ich meine, wenn du schon sonst immer wie ein Waschweib rum jammerst…“, neckte der Ältere.

Draco verbarg ihr grinsen an seinem Arm. Eragon wurde rot. „Nein, danke! Ich bin Manns genug, um mit der Kälte fertig zu werden.“

„Ich bin stolz auf dich, Bruder.“

Draco lachte leise. Der Sarkasmus in diesem Satz war nicht zu überhören.

//Und er hat mich doch gehört!//

„Na klar!“, lachte Murtagh.

Die Kabbelei mit ihm lenkte ihn von Dracos Körperwärme ab. Nach Stunden Fußmarsch standen sie an noch einem See. Er war ruhig und klar.

„Wasser!“, rief Eragon und sprang auf das kühle Nass zu. Murtagh und Draco hielten ihn zurück.

„Was ist?“

„Eragon, wenn du erfrieren willst, dann spring darein.“, meinte Murtagh.

„Oh! Ja, stimmt. Murtagh schwimm mal eben auf die andere Seite und betätige den nächsten Schalter.“

„Und wenn ich nicht will?“

„Dann werden wir wohl hier übernachten müssen.“

Murtagh stand auf und steckte eine Stiefelspitze ins Wasser. Ein leises Zischen erklang und Murtagh sprang zurück.

„Das ist kein Wasser!“, rief er.

„Ach ne! Wir sind hier in einem Vulkan! In einem Vulkan gibt es sehr viel Schwefel, der als Schwefelgas mit Wasser zu Schwefelsäure reagiert!“, erklärte Draco.

„Woher weißt du das?“, fragte Eragon.

„Och… Oromis hatte auch ein Alchemiebuch.“

„Das hättest du auch etwas früher sagen können!“, brüllte Murtagh.

„Ich darf euch wohl keine Intelligenz anrechnen, was?“

„Pah! … Wie kommen wir jetzt darüber?“

Eragon kratzte sich im Ohr. „Hast du Flöhe?“, fragte Murtagh motzig.

„Nein! Du hast mich angesteckt!“

„Womit?“

„Ich höre Stimmen.“

„Nicht noch einer!“, stöhnte Draco. Murtagh kniff ihr in die Wade. „Au!“

„Was zum Henker ist das?“, fragte Eragon und starrte mit zusammengekniffenen Augen auf den See.

„Was ist was?“, fragte Murtagh und sah sich seine Zehenspitzen an.

„Diese Schatten!“, erklärte Eragon.

„Schatten? Murtagh, deinem Bruder ist die Hitze nicht bekommen.“, meinte Draco.

„Mir geht es gut!“, beteuerte Eragon.

„Reiter.“

„Was?“

„Reiter.“

Immer mehr Schatten erhoben sich aus der Tiefe.

„Reiter.“

„Wo bist du? Zeig dich!“

„Wir sind hier.“

Eragon starrte auf den See.

„Wer seid ihr?“

„Rastlose Seelen.“

„Von den alten Reitern hier verbannt.“

„Von dem Blutkronentragenden verflucht zu wachen.“

„Zu wachen? Über was?“

„Du kannst es nicht sehen und doch siehst du ihre Schatten.“

„Geister?“ „Phantome.“ „Schatten.“ „Und doch…“

„… sind sie da.“

„Du hast sie gesehen.“ „Du hast sie gestört.“ „Das ist nicht erlaubt.“ „Du darfst nicht erklären.“ „Darfst nichts verraten.“ „Darfst nur deuten den Pfad.“

„Welchen Pfad?“

„Blutschuld.“

„Also bin ich der nächste?“

„Du bist schon dabei.“ „Siehe dich um.“

Eragon tat es. Er stand mitten auf dem See und ging nicht unter. Die Seelen trugen ihn. Während er ihnen zu gehört hatte, hatten ihn Trauer und Neugier übermannt. Er drehte sich um. Murtagh wurde von Draco festgehalten. Angst über kam ihn, aber es war nicht seine Angst. Auf ihn bezog sie sich nur. Es war…

„Du spürst es.“ „Du weißt es.“ „Du siehst es ganz.“

„Ja.“, sagte er tonlos. „Ich fühle die Gefühle anderer.“

„Nicht nur fühlen.“

„Verändern.“ „Beeinflussen.“ „Verfälschen.“ „Zerstören.“

„Deshalb darf ich nur deuten. Ein falsches Wort und…“

„Wir tragen dich weiter, zweiter Erbe des Blutschwertes.“
 

Als Eragon sicheren Fußes auf dem Ufer stand, riefen die Seelen noch einmal: „Nichts verraten.“ „Nichts erklären.“ „Ob König oder Bettler.“

Dann verschwanden die Seelen. Traumwandlerisch zog Eragon an dem Schalter und diesmal senkte sich die Brücke aus der Decke. Sie war noch nicht ganz unten, als Murtagh schon auf ihr zu ihm rannte.

„Hast du eigentlich eine Ahnung, was für eine verdammte Angst ich um dich hatte?“, fragte er.

„Ob du es glaubst oder nicht, ich weiß es wirklich.“, antwortete Eragon.

„Das kannst du gar nicht!“

„Doch. Ich bin ein Empath.“

„Ein was?“

„Ich kann fühlen, was ihr fühlt. Draco, zum Beispiel.“

„Was fühlt sie.“

„Nein, Bruder. Ich darf nichts verraten.“

„Warum nicht.“

„Wenn ich dir die Wahrheit sagen würde, wäre es genauso falsch wie eine Lüge. Sie können beide das Glashaus deiner Gefühle zerbrechen.“

„Ich verstehe.“ Eragon nickte.

„Und, Eragon? Bist du immun gegen Säuren?“, fragte Draco.

„Nein. Ich habe gelernt zu zuhören.“

„Herzlichen Glückwunsch.“

„Danke.“

Von Glashäusern und Steinen

Sie stolperten die letzten Stufen hoch. Oben hinter der Tür standen Arya, Gilard und Orik. Nach vorne gebeugt und mit hängenden Schultern schlurften sie.

„Eragon!“, rief Arya und stützte den Reiter.

„Murragh! Akko!“, rief Gilard und wollte auf den Arm genommen werden.

„Hallo, Gil.“, murmelte Draco.

„Putt?“

„Ja, Gil. Ganz doll putt.“

Gilard musterte sie. „Akko, Murragh! Baden und Heija!“

„Gute Idee, Kleiner.“, meinte Murtagh und zerwuschelte ihm das Haar.

„Du selber klein! Los! Baden!“

Er packte sie auf Hüfthöhe und zog sie mit sich. Beim ersten Ruck fiel Draco der Länge nach auf den Boden. Vor Schreck ließ Gilard auch Murtagh los.

„Akko? Du wach?“

„Lass mal, junger Krieger. Ich lasse sie tragen.“, erklärte Orik dem Kind. Dann pfiff er drei mal zwei Zwergenkrieger heran, die die Menschen trugen.

„Sie putt?“, fragte Gilard ernst und ging neben dem König her.

„Ich würde sagen… ja!“

„In Heija bringen.“
 

Am nächsten Morgen glitt Draco in eine steinerne Wanne. Die Zwerge hatten sie einfach so in die Betten gelegt. Knurrend heilte sie ihre angesengten Fußsohlen, damit sie wieder vernünftig laufen konnte. Eine Frau brachte ihn eine Art Bademantel und eine weite Hose.

„Sind die anderen Reiter schon wach?“, fragte sie.

„Nein. Die schlafen wie Tote.“, erklärte die Frau.

„Bringt mir dann doch bitte eine Schüssel und einen Waschlappen, ja?“

„Ich bin gleich da.“

Während die Frau die Sachen suchte, kämpfte Draco mit dem langen schweren nassen Haar. „KRACK!!!“, machte es.

„Scheiße!“, fluchte sie und starrte auf den Bürstengriff in ihrer Hand.

„Herrin?“, fragte eine Stimme.

„Es ist nichts, aber könnt ihr vielleicht den Bürstenkopf aus meinem Haar fischen? Der hängt da irgendwo…“

Die Dienerin stellte die Schüssel ab und zog ihr mit sanfter Gewalt den falschen Haarschmuck heraus. „Ich suche euch eine Stahlbürste.“, meinte die Frau.

Draco lächelte nur gequält. Nachdem sie irgendwann doch den Kampf gegen ihre widerspenstige Mähne gewonnen hatte, traf sie Arya auf dem Gang. Die Elfe grinste.

„Sie stinken einfach abscheulich.“, stimmte die Elfe ihr zu.
 

Draco war immer noch überrascht keine einzige Brandnarbe an Murtagh vorzufinden, als sie ihn wusch. Aber dafür wurde sie mit einer millimeterdicken Schicht Asche und Dreck, die mit Schweiß verklebt waren belohnt.

„Warum müssen sich Jungs immer im Dreck wälzen?“, fragte sie sich leise.

„Etwas weiter links.“, meinte Murtagh schläfrig.

„Da?“, fragte Draco amüsiert.

„Hmhm… WAS MACHST DU HIER???“

„Du bist ja doch wach.“

„Beantworte meine Frage!“

//So etwas Undankbares!// „Ich wasche dich und es scheint dir ja zu gefallen.“

„Willst du mich in den Wahnsinn treiben?“

Draco lachte und beugte sich weit über ihn. Ihre Gesichter waren nur wenige Zentimeter von einander getrennt und sie sah ihm so direkt in die Augen, dass es direkter nicht mehr ging. „Und wenn es so wäre?“, neckte sie ihn.

„Warum tust du das?“, fragte er in einem jammernden Ton.

„Nur so.“ Sie kam noch ein Stück näher.

„Du Miststück!“, fauchte er. Sie lachte. „Was hast da überhaupt an?“, fragte er.

„In meinen alten Sachen waren viele Brand- und Säurelöcher. Sie waren hier… hier… hier… hier… hier“ Für jedes hier berührte sie ihn an einer Stelle.

„Hör auf, verdammt noch mal!“

„Nein.“

Sie küsste ihn flüchtig. Dann stand sie auf und ging. „Da du ja wach bist, bekommst du den Rest auch ohne mich hin.“

Als sie draußen war legte Murtagh die Arme über die Augen. „Was habe ich getan?“
 

Nach einer herzlichen Verabschiedung und einem zweistündigen Flug standen sie wieder in dem Hof von Murtaghs Burg.

„Gilard!“, rief Temaz und rannte auf ihn zu.

„Temaz! Alle putt! Nicht mehr laufen!“, erklärte Gilard.

„Nay! Was passiert?“

„… Weiß nischt.“ „Gilard du Dummie!“

Sie Erwachsenen grinsten.

„Herr? Die endgültigen Saatlisten sind da.“, erklärte Petolt.

„Die Pflicht ruft.“, seufzte Murtagh.

„Viel Spaß!“, rief Draco ihm nach.

„Und was macht ihr?“, fragte sie Arya und Eragon.

„Wir überlegen uns einen Namen für das Kind.“, erklärte Arya.

„Aha.“
 

Wie langweilig doch diese Zahlen waren… Murtagh stützte das Kinn in eine Hand und sah aus dem Fenster, wie ein Schüler, wenn draußen schönes Wetter war. Er seufzte und spielte mit der Feder. Seit nun einer Stunde überlegte er, wie er jemand anderes seine Arbeit anhängen konnte, um irgendwas anderes zu tun. Vorzugsweise etwas Spaßiges.

„Konzentrier dich.“, mahnte Dorn ihn.

„Geht nicht.“, jammerte Murtagh.

„Was hast du nur wieder für schreckliche Bilder im Kopf?“, fragte der Drache.

„Ich???“

„Ne, die Spinne da in der Ecke!“

„Jetzt lass mich in Ruhe, dann bin ich gleich fertig.“

„Sicher! Deswegen sitzt du auch schon seit zwei Stunden hier. Sonst schaffst du das doch in der Hälfte der Zeit. Aber bei den Bildern in deinem Kopf… da wundert mich gar nichts.“

„Ich habe an Zahlen gedacht!!!“

„Aber nicht in deinem Unterbewusstsein.“

„Was soll das heißen?“

„Das mir ganz warm ist.“

Murtagh verschluckte sich. „Dorn!“

„Was denn? Es sind deine Phantasien! Ich wusste gar nicht das ein See in der Nähe ist.“

„Ein See? Was für ein See?“

„Na, der See an dem du Draco beim Baden beobachten willst.“

„DAS WILL ICH NICHT!!!“

„Oh doch! Du willst sehen wie sich langsam auszieht…“

„Dorn.“

„Du willst sehen wie das Wasser sie umspielt und vor Vergnügung sinnlich lacht…“

„Dorn!“

„Du willst sehen wie sie langsam einseift.“

„DORN.“

„Dann soll sie sich in die Sonne legen und mit sich selbst spielen.“

„DORN!!!“

„Was ist?“

Murtagh saß da mit hochrotem Kopf und umklammerte die Lehen. Vergeblich versuchte er seinen Blutdruck unter Kontrolle zu kriegen.

„Bist wohl leicht erregbar, was? Vor allem in letzter Zeit.“, erkannte Dorn.

„Aber es ist nötig. Dorn?“

„Ja?“

„Kannst du mir noch mehr erzählen?“

„Murtagh! Für wie verdorben hältst du mich? Das war mit Abstand der Harmlosteste deiner Träume.“

„Was wird nur aus mir?“

„Woher soll ich das wissen?“

Murtagh ging zum Fenster und lehnte sich gegen das kühle Glas. Gedankenverloren öffnete er es. Als die Anspannung in ihm langsam weichte, hörte er ein leises Lachen- genauso eins, wie er sich es eben vorgestellt hatte. Ihm ging es wie Hönig runter und er lächelte. Wenn er jetzt auf den Hof sah, würde er Draco sehen, die mit Gilard und Temaz spielte.

Doch leider sah die Realität anders aus. Draco war zwar da unten, aber Gilard war nicht da und von Temaz war auch nix zu sehen. Aber dafür war da ein junger Mann- ein gut aussehender junger Mann- ein gut aussehender junger Mann mit dem sich Draco gut verstand und lachte. Das Grollen, das sich aus seiner Kehle schlich, hörte er nicht. Er bemerkte auch nicht, wie er durch die Gänge eilte und er hörte auch nicht Dorn, der ihm riet: „Murtagh! Tu nichts, was du später bereust!“
 

Draco stand in der warmen Frühlingssonne und unterhielt mit dem Stallburschen. Er mochte die Geschichten von Alagosmorn. Draco hörte Schritte und sah in den dunklen Flur. Ein Schatten löste sich aus der Dunkelheit und nahm schnell Form an.

„Schau an. Auch schon fertig mit den Saatlisten?“, fragte sie.

Doch er rauschte an ihr vorbei. Dann ging alles sehr schnell. Der Stallbursche lag am Boden und Murtagh schrie wütend Unzusammenhängendes Zeug. Immer wieder sausten seine Fäuste zu Boden. Als Draco merkte, was da passierte, trat sie dem Reiter in die Seite. Er stöhnte und ließ sich auf die Seite fallen.

„Ich denke es ist besser ich heile dich und du gehst dann.“, erklärte sie dem Bediensteten. Sobald der konnte, suchte er das Weite.

„Du … billiges … Miststück!“, grollte Murtagh.

„Wie meinen?“, fragte sie kühl und sah ihn ebenso an.

„Schmeißt dich an jeden ran.“ „Natürlich. Das hast du jetzt erst bemerkt?“ Er sprang auf, packte sie und zog sie an sich. Ihren Kopf drückte er in ihren Nacken.

„Reiz mich nicht noch mehr, Draco.“, knurrte er und küsste sie verlangend. Doch das ließ Draco nicht auf sich sitzen. Sie stieß ihn zurück.

„Fass mich nicht an!“, fauchte sie.

„Warum? Ich kann meine Hände auch in Pferdemist wälzen, wenn du darauf stehst.“

„Du benimmst dich lächerlich.“

„Ich benehme mich lächerlich? Heute Morgen wolltest du mich. Du hast mich heiß gemacht und bist dann gegangen. Jetzt schmeißt du dich an den da ran! Bevor du dir einen anderen suchst, löst du die Versprechen ein, die du mir ständig machst!“

„Also ich such mir meine Männer aus. Dann verspreche ich dir gar nichts. Du bist nur so geil, dass du alles so siehst. Und zum Schluss: Das hier war überflüssig!“

„Der hat dich mit seinen Griffeln nicht anzurühren.“

„Das hat er auch nicht! Du verdammter Idiot! Weißt du was? Wir reden weiter, wenn du dich abgekühlt hast!“

Sie drehte sich um und ging, oder wollte es.
 

„Was ist denn hier los?“, fragte Arya.

„Gar nichts.“, knurrte Murtagh. Draco lachte.

„Hat sie dich wieder geärgert?“, fragte Arya.

„Er ist nur eifersüchtig.“, spottete Draco, die das alles auf einmal sehr komisch fand. Arya stutzte und Murtagh grollte.

„Eifersüchtig? … Das war ja nur eine Frage der Zeit.“

„Wer ist eifersüchtig?“, fragte Eragon, der von Gilard und Temaz als Klettergerüst missbraucht wurde.

„Dein Bruder.“, erklärte die Elfe.

„Was? Warum?“

„Ja, Draco, warum?“

„Weil ich mich mit dem Stalljungen unterhalten habe.“

„Pah! Unterhalten!“, brummelte Murtagh. Draco warf ihm einen bösen Blick zu. Eragon sah verwirrt zwischen ihnen hin und her. „Vielleicht kann ich ja vermitteln. Schließlich bin ich ein Empath.“

Draco und Murtagh sahen ihn skeptisch an.

„Hast du deine Fähigkeit schon so gut im Griff?“, fragte Murtagh.

„Ich weiß nicht. Ich habe sie noch nicht ausprobiert.“

„Ähm… nein!“, rief Draco und machte einen Schritt zurück.

„Warum nicht?“

„Weil ich mir sicher bin, dass wenn dein Bruder erst mal wieder zur Vernunft gekommen ist, dass er mir dann zustimmen wird.“

„Oder, dass Draco mir versprechen wird nicht mehr mit anderen Männern zureden.“, schloss Murtagh.

„Das werde ich nicht! Du musst deine Eifersucht in den Griff bekommen!“

„Ich bin nicht eifersüchtig!“

„Natürlich!“

Als sie nun doch wieder in einem Streit geraten waren, packte Eragon ihre Gefühle und wollte sie nur vertauschen, aber gerade störten Arya und Gilard seine Konzentration. Eragon merkte seinen Fehler, als Draco und Murtagh lachten und Arya und Gilard sich angifteten.

„Ähm… da ist was falsch!“

Ein neuer Versuch, doch nun war er eifersüchtig. Das weichte aber schnell Verwirrung und dann Verzweifelung. Er versuchte alles wieder in Ordnung zu bringen, aber das führte nur zu einem einzigen Gefühlschaos. Zwischen durch griffen noch zwei Raz`zac an, die aber schnell wieder das Weite suchten, als einer: „Vögelchen!“ rief.
 

Oromis räkelte sich und trat auf den Hof. Wie gut tat doch Mittagsschlaf. Der Lärm bei den Ställen verwirrte ihn und er ging nachsehen. Was er dort sah verwirrte ihn noch mehr. Trotz Lachen oder weinen bewarfen Arya, Draco und Murtagh Eragon mit allem, was sie fanden.

„Was ist hier los?“, rief Oromis.

„Ich… ich…“, stammelte Eragon.

„Er wollte nur helfen!“, knurrte Arya.

„Aber nun ist alles durcheinander!“, heulte Murtagh.

„Und wir haben ihm noch gesagt, dass er es lassen soll.“, lachte Draco.

„Ah ja! Eragon! Du tust jetzt was ich dir sage!“, erklärte Oromis. Er sah wie Gilard Draco mit seinem Holzschwert vor Murtagh verteidigte. „Nur das was ich dir sage!!!“

Dank der Hilfe des Meisters waren bald alle wieder wie sie gehörten.

„Du!“, er zeigte auf Eragon. „In den Thronsaal. Du!“, jetzt war es Arya. „Pass mal auf Gilard auf. Du!“, nun war Murtagh an der Reihe. „Warte auf den Zinnen auf mich. Und du!“, Draco sah auf. „Redest jetzt mit mir. Alle anderen sind weg!“
 

Nachdem sich die anderen verkrochen hatten, setzten sich Draco und Oromis auf die Treppe.

„Also! Was ist denn nun passiert?“, fragte Oromis.

„Ich habe mich mit dem Stalljungen unterhalten, als Murtagh plötzlich da war und den Jungen verprügelte. Ich trennte die beiden und schickte den Stalljungen weg. Murtagh und ich stritten, das gebe ich zu. Dann kam Eragon und wollte uns helfen. Ihr habt ja gesehen, wie das geendet hat.“

„Er hat den Jungen verprügelt. Ungewöhnlich. Ich meinte gemerkt zu haben, dass er versucht sich im Zaum zu halten. Nur unterhalten?“

„Das schwöre ich!“

„Ach so… nun das war alles. Sag mal waren nicht eben noch Raz`zac hier?“

„Ähm… ich glaube schon… ich war abgelenkt…“

„Na dann flieg mal hinter her.“

„Ist gut.“
 

Eragon saß am Tisch und betete. Oromis saß ihn böse an.

„Ich habe es nur gut gemeint!“, erklärte er.

„Ich weiß. Aber du kannst deine Kräfte noch nicht richtig einsetzen und eigentlich weißt du nichts über sie.“

„Da liegt ihr richtig.“

„Warum hast es dann wirklich gemacht?“

„Ich wollte nur helfen!“

„Wirklich?“

Eragon öffnete den Mund. Oromis wank ab. „Mal was anderes. Was hast du erfahren?“

„Nichts, was ich nicht schon wusste.“

„Und das wäre?“

„Ihr wisst es auch oder nicht.“

Lachend lehnte Oromis sich zurück.
 

Murtagh hatte Draco und Menelnaru wegfliegen sehen. Er sah ihnen lange nach.

„Ist da was am Horizont?“

Er zuckte zusammen. „Meister!“

Oromis lachte, dann wurde er ernst.

„Was ist mit dir?“

„Was soll mit mir sein?“

„Murtagh. Dein übermäßiger Hang zur Selbstkontrolle, was soll das?“

„Ich versuche mich nur zu mäßigen und zu stählen.“

„Davon merke ich nichts.“

„Wenn ihr wüsstet…“

„Ich weiß es. Du arbeitest gegen deine Natur und dann kann zu solchen Ausbrüchen, wie deiner Eifersucht eben führen.“

„Ich war nicht eifersüchtig!“

„Nein? Also ich wäre es ja an deiner Stelle.“

„Was?“

„Ja, schau mal. Wie lange sind du und Draco nun ein Paar… ähm Gespann?“

„Sechs Jahre.“

„Wirklich schon so lange? Da fällt mir ein, dass du mir nie erzählt hast, wie ihr euch kennen gelernt habt.“

„Das war so. In der Nacht vor der Schlacht damals ging ich noch einmal zu Dorn. Da saß aber jemand. Dorn fand es angenehm so angesehen zu werden, wie das die Frau tat. Ich beobachtete sie eine Weile. Sie bemerkte mich nicht. Als Dorn auf sah, wurde ihr erst meine Gegenwart bewusst. Verlegen stand sie auf und ging. Einige Wochen später sollte ich mit Galbartorix zu Abend essen. Er war aber nicht da, nur die Mortem. Wir unterhielten uns den gesamten Abend ohne uns vorgestellt zu haben.“

Murtagh hielt inne. Wie ungewöhnlich… Er sah ins die Weite. Wo lag der Grund für all das? In Gedanken ging er verschiedene Erinnerungen durch.

Oromis ließ ihn allein mit seinen Gedanken.

Anfängerfehler

Draco hatte die Raz`zac bis nach Dras Leona verfolgt.

„Sie werden im Hellgrind sein.“, sagte Menelnaru.

„Stimmt! Da muss es einen Eingang geben. Kannst du ihn sehen?“, fragte Draco.

„Noch nicht.“

Sie flogen näher ran und fanden auf etwa dreiviertel der Gesamthöhe ein Vorsprung und einen Eingang, der für Menelnaru groß genug war.

„Darein?“

„Ja.“

Menelnaru flog in einen dunklen Tunnel. „Da stellen sich einem ja die Schuppen auf.“, flüsterte der Drache.

„Da gebe ich dir Recht. Wenn wir sie nicht finden ist auch nicht schlimm.“

„Sollen wir umkehren?“

In dem Moment schlug hinter ihnen ein Fallgitter nieder. „Das hat sich wohl erledigt…“

Sie hörten Schritte und schrilles Gelächter.

„Draco? Das gefällt mir nicht.“

„Bleib ruhig. Es sind nur zwei Große und zwei Kleine. Geh weiter.“ Draco war nur halb so selbstsicher wie sie klang. Schließlich war sie bei dem letzten Kampf mit den Raz`zac beinah gestorben. Endlich kamen sie in eine spärlich beleuchtete Höhle mit hohen Wänden.

„Draco? Lass uns gehen!“, flehte Menelnaru.

„Du hast Recht. Komm.“

„SSSShhhuuuuuurrrrrtttuuuuuuggaaaaaaalllllllllll!!!!!!!“, riefen rasselnde Stimmen.

„Verdammt!“, zischte Draco.

„Draco?“

„Keine Angst. Wir kommen wieder hier raus.“

Langsam wurden sie von einer Unmenge Raz`zac eingekreist und eine weitere Menge Letherblaka blockierte den Weg über ihnen. Knurrend griff Draco nach ihrem Schwert.

„Das ist eine schlechte Idee, meine Schöne.“, erklärte eine menschliche Stimme. Da stand zwischen den Raz`zac ein Mann in einer schwarzen Robe. Ihm fehlte ein Auge, eine Hand und sein Schädel war kahl geschoren und poliert. Eingeritzte Runen und Narben verunstalteten seine bleiche Haut. Irgendwie kam Draco der Anblick bekannt vor.

„Ich sehe ihr erinnert euch nicht. Ich gebe zu, wir haben uns nur kurz unterhalten.“, räumte er ein. Draco sah ihn unwirsch an.

„Wie geht es eurem Leibwächter? Nach dem Vorfall mit ihm hat euer Vater ihn doch sicher raus geworfen.“

Nun dämmerte es ihr. „Was wollt ihr?“, fragte Draco.

„Nichts Besonderes. Um genau zu sein habe ich es bereits.“

Sie riss die Augen auf.

„Schnappt sie euch. Aber tötet sie nicht. Macht mit dem Drachen was ihr wollt.“ Menelnaru knurrte und die Raz`zac stürzten sich auf sie. Draco und ihr Drache kämpften, aber bald drückten fünf Ungeheuer Draco auf den Boden. Sie wehrte sich hartnäckig, doch sie ließen nicht locker. Der Hohepriester grinste sie an.

„Bringt sie in eine Zelle und stellt Wachen auf.“

Die Raz`zac rissen sie hoch und verschleppten sie, aber vorher schmierte der Priester noch etwas auf Dracos Gwend Ignasias. Dann traf sie etwas am Kopf und sie wurde bewusstlos.
 

Murtagh ging durch die Burg und klopfte bei Arya.

„Herein.“, rief die Elfe. Er trat ein.

„Murtagh?“

„Ja, hast du Draco gesehen?“, fragte er.

„Seit Eragons Rettung nicht mehr, warum?“

„Sie ist weg. Ich wollte sie wegen der Karte was fragen.“

„Also ich habe sie nicht gesehen. Vielleicht trainiert sie mit Eragon.“

„Gut, dann frage ich den.“

Er suchte Eragon, aber auch der wusste nicht wo Draco war. „Vielleicht ist sie bei Oromis und Gil.“, meinte der nur.

Also tappte Murtagh zu Oromis und Gilard. Der Elf erzählte dem Jungen gerade Geschichten, als Murtagh klopfte.

„Ja?“, fragte Oromis.

„Hallo. Habt ihr Draco gesehen?“, fragte Murtagh.

„Ähm… ist sie noch nicht zurück?“

„Zurück? Wo ist die denn hin?“

„Den Raz`zac nach.“

„Den Raz`zac nach?“

„Ja.“

„Welchen Raz`zac?“

„Die von heute Nachmittag.“

„Da waren welche hier?“

„Ja.“

„Oh… wann war das?“

„Was?“

„Wann ist sie los geflogen?“

„Hast du sie nicht gesehen? So ein großer roter Drache ist nicht so leicht zu übersehen.“

„Meister!“

„Nach eurem Streit oder Kleinkrieg oder so.“

„Warum ist sie dann noch nicht zurück?“

„Murtagh, Das ist erst drei Stunden her. Leidest du schon unter Entzug?“

Gilard sah Murtagh besorgt an.

„Murragh krank?“, fragte er und legte den Kopf schief.

„Ja.“

Gilard stand auf und zwang seinen Bruder sich hinzulegen.

„Murragh schlafen!“

Murtagh grinste. Dann suchte der Junge ein paar Spielsachen zusammen und positionierte sie.

„Ihr aufpasse! Ich Heile-Heile-Suppe koche!“

Er verließ den Raum. Oromis sah Murtagh verdutzt an.

„Meint der das ernst?“

„Ja, ihr solltet ihn einfangen.“

„Er ist dein Bruder!“

„Aber ich bin ja krank. Also?“

Oromis ging grummelnd hinter dem Kleinen her.
 

Draco lag auf dem Rücken. Die Arme waren ihr über dem Kopf an der Wand gefesselt. Sie war nicht lange ohne Bewusstsein gewesen. Folterknechte hatten sie schnell geweckt. Ihr Rücken brannte wie Feuer. Die Peitschen hatten ihr die Haut von den Knochen gezogen. Nicht einmal heilen konnte sie sich. Draco zog und zerrte an den Ketten, bis die Tür geöffnet wurde und der Priester rein kam. Er grinste.

//Na warte! Wenn ich dich in die Finger bekomme!!!//

„Sind die Ketten bequem?“, fragte der Priester freundlich.

„Sie kratzen ein wenig, aber im Übrigen habe ich nichts gegen sie.“, antwortete Draco.

„Was für ein Jammer, dass ich euch bald andere Fesseln anlegen.“

„Andere Fesseln?“

„Nun, meine Liebe, ihr werdet heiraten.“

„WAS? Vergesst es! Bevor ich euch heirate… Das überlebt ihr nicht!“

„Aber nicht doch Kind! Nicht mich.“

„Ach so.“

„Ihr werdet noch heute versteigert.“

„VERSTEIGERT?!?!“

„Natürlich, wie alle anderen Sklaven und Huren.“

„SKLAVEN??? HUREN??? IHR HABT SIE DOCH NICHT MEHR ALLE!!!“

„Nun ich lasse euch lieber allein. Ich scheint mir nervös zu sein.“

Feuer und Flamme

Murtagh hörte Oromis bei den Geschichten zu. Gilard saß auf seinem Schoß. Jemand klopfte.

„Komm rein.“, rief Murtagh. Eragon kam mit zerknirschter Miene rein. „Oje, was ist los?“, fragte Murtagh.

„Du hast doch eben Draco gesucht oder?“, fragte Eragon vorsichtig.

„Ja?“

„Du hast dir Sorgen gemacht?“

„Würde ich sie sonst suchen?“

„Was weiß ich?“

„Worum geht es denn?“

„Ich glaube Draco steckt in Schwierigkeiten…“

„WAS?!?“

Murtagh sprang auf und Gilard klammerte sich an ihm fest. „Wie kommst du darauf?“

„Murtagh, ich bin ein Empath. Ich habe für nichts einen Grund.“

Murtagh knurrte.

„Ist ja gut! Ich habe eine wahnsinnige Wut spürt, die Dracos ähnlich war. Allerdings war sie weit weg.“

„WO WAR SIE???“

„Ich weiß es nicht.“

Murtagh tobte.

„Bei allen albernen Alraunen! Beruhige dich!“, riet Oromis und versuchte ihn sich zum setzen zu zwingen.

„ICH WERDE MICH NICHT BERUHIGEN!!!“

Oromis schnippte ihn gegen die Stirn, die kochend heiß war. „Doch! Setzen!“ Trotzig setzte sich Murtagh.

„Wir müssen alle unsere Kräfte nutzen.“, erklärte der Elf.

„Ach! Wir haben einen Spürhund?“, fragte Murtagh.

Sein Meister sah ihn genervt an.

„Manchmal bist du unausstehlich.“

„Ihr müsst nachsichtig sein, Meister. Es geht immerhin um meine zukünftige Schwägerin.“, erinnerte Eragon.

„Stimmt ich vergas.“

„Könnten wir auf das Thema zurückkommen und mein Liebesleben außer Acht lassen??“

„Aber natürlich. Nein, Murtagh wir haben etwas noch besseres als einen Spürhund.“, meinte Oromis.

„Oh! Da bin ich aber neugierig!“

„Das ist ja nicht mehr zum Aushalten! Warum heiratest du Draco nicht endlich?“

„Heiraten? Ich? Draco? Seid ihr wahnsinnig?“

„Also ich finde die Idee nicht so abwegig…“

„Eragon! Nicht jetzt! Also Meister, was ist das für ein Kerl, der mei…. Draco suchen kann?“

„Suchen musst du sie selber, aber du könntest deinen Bruder fragen.“

„Eragon weiß doch nichts.“

„Mach mir ja keinen Vorwurf!“

„Wer redet denn von Eragon, der ist doch nutzlos.“

„Danke!“

„Naja ab jetzt in diesem speziellen Fall. Ich rede von Gilard.“

„Gilard?“

„Ja, Gilard.“

„Sie ist verloren.“

„Sei dir nicht so sicher. Er kann immer hin alles und jeden sehen.“

Murtagh sah zu Gilard, der sich unbemerkt hinter Oromis verkrochen hatte.

„Murragh nicht mehr schreit?“, fragte er.

„Nein, ich schreie nicht mehr.“

Er kroch wieder zu seinem großen Bruder.

„Wie kann er helfen?“

„Er muss nur nach Draco suchen.“

„Akko suchen, Murragh?“, der Kleine sah ihn aus großen fragenden Augen an.

„Ja. Kannst du das?“

„Ist leicht.“

Eine Weile schwiegen sie.

„Akko!“

Murtagh richtete sich auf. „Wo ist sie Gil. Weißt du das?“

„Nay…Aba da ist Mann!“

„Was für ein Mann?“, er hatte es zwar nicht beabsichtigt, aber Murtaghs Stimme grollte schon wieder, wie ein nahendes Gewitter.

„Murragh! Ich Angst.“

„Tut mir leid, Kleiner.“ Er küsste den Jungen auf den Scheitel. „Was ist für ein Mann bei Draco?“

„Ein putter Mann.“

„Ein kaputter Mann?“

„Ja! Mit ohne Hand. Mit ohne Bein. Mit ohne Auge. Mit ohne Haare. Aber mit viel Farbe in Gesicht. Oh! Und Akko hat aua! Ganz doll aua! Murragh! Akko nicht aua haben soll!“

Der Junge funkelte genauso böse wie sein Bruder und ein erstes leises babyhaftes Knurren kam aus seiner Kehle. Oromis lächelte und sagte er: „Für mich klingt das nach dem Hellgrind.“

„Für mich auch.“, stimmte Murtagh zu.

„Ich nehme an du willst gleich Hals über Kopf los stürmen?“

„Ja, das habe ich vor.“

„Dann muss ich dich warnen. Der Hellgrind ist eine einzige Bluthöhle. Deine Kräfte können dort jede Zeit zum ersten Mal ausbrechen.“

„Ich kenne meine Kräfte bereits.“

„Vielleicht, aber du kannst noch nicht Feuerbälle werfen oder spucken, nicht wahr?“

„Nein, danke für den Hinweis.“

Er stand auf und wollte los.

„Murragh! Ich mit!“, rief Gilard und stolperte müde hinter ihm her.

„Nein, Gil. Das ist zu gefährlich.“

„Aber ich Drachenflieger, ich keine Angst.“

Murtagh kniete sich vor seinen kleinen Bruder. „Ich weiß, aber du bist noch zu klein. Außerdem sind da Vögelchen.“

„Vögelchen hässlich und nicht fliegen!“
 

Murtagh und Dorn flogen im Eiltempo nach Dras Leona.

„Wenn sie Menelnaru auch nur eine Schuppe gekrümmt haben!“, drohte Dorn.

„Ganz deiner Meinung! Such du Menelnaru und ich kümmere mich um Draco.“

„Murtagh?“

„Ja?“

„Niemand raubt uns unsere Frauen und überlebt das!“

„Du sprichst mir aus der Seele, mein Freund.“

Dorn setzte Murtagh in sicherer Entfernung ab. Der über fiel eine Wache und lieh sich dessen Uniform, sodass er unerkannt in das Heiligtum kam. Hier hatte sich nichts verändert. Leise murmelte er einen Suchzauber, um Draco zu finden. Die Magie lenkte ihn in einen heruntergekommenen entlegenen Teil des Berges. Die Spur endete vor einer mit drei Schlössern versiegelten Tür.

„Öffnet euch!“, knurrte er in der Sprache der Elfen und klickend gingen die Schlösser auf.

Er stürmte ohne zu zögern in den kleinen Raum und stolperte fast über ein Paar Füße.

„Murtagh!“, rief Draco. Er stand schweigend da und sah sie an. Wut brodelte in ihm wie Lava. Dracos Kleidung war zerrissen und blutverschmiert. Ihre Haut war verdreckt und zerkratzt. An den Handgelenken lief Blut die Arme herab und auch ihr Haar war an einer Stelle blutverkrustet.

„Was haben sie dir angetan?“, fragte er.

„Mir geht es gut!“, erklärte sie.

„Das werden sie bereuen. Das schwöre ich dir!“

Er befreite sie von den Ketten und heilte die größten Wunden. Dann zog er sie an sich.

„Niemand darf dir wehtun, hast du gehört?“, fragte er.

„Sie haben mich nicht gebeten.“

„Das sollten sie aber.“

„Du redest wirren Zeugs.“

„Kann sein. Was ist überhaupt passiert?“

„Hier wimmelt es von Raz`zac und Letherblaka. Es waren zu viele.“

„Ein Glück, dass ich Gilard nicht mitgenommen habe.“

„JA, dein Glück!“

„Der wollte es schon mit dem Folterknecht aufnehmen.“

Draco lachte bekümmert.

„Was hast du?“, fragte Murtagh und zwang sie ihm in die Augen zu sehen.

„Man hat mir mal gesagt, dass selbst der größte Folterknecht bei mir aufgeben würde… Da bin ich mir nicht mehr so sicher…“

Murtagh lachte. „Der arme, arme Folterknecht! … Hast du geschrieen?“

„Natürlich nicht! Wo denkst du hin?“, rief sie empört.

„Dann kann ich mir gut vorstellen wer jetzt über einem großen Bierkrug sitzt und ernsthaft über einen Berufswechsel nachdenkt.“

„Ich wurde gefolterte und der Folterknecht tut dir leid?“

„Ja, warum denn nicht?“

Draco warf ihn auf den Rücken. Er musste lachen.

//Sie ist einfach herrlich.//

Mit einem Trick rollte er sie auf den Rücken.

„Ich will ja nichts sagen, aber wir sollten vielleicht verschwinden. Du kannst mir später noch gebührend danken.“, schlug er vor.

Draco sah ihn ungläubig an. Dann änderte sich ihre Meinung.

„Du hast Recht. Verschwinden wir. Bevor mich der Priester vor den Traualtar schleift.“

„Das soll er wagen!“

„Du bist sehr Besitzt ergreifend.“

Murtagh ignorierte den Kommentar und half ihr auf die Beine.

„Die treuen Liebhaber sind die besten, nicht wahr Mylady?“, fragte ein Mann, der auf Gilards Beschreibung passte. Der Hohepriester musterte ihn.

„Ihr werdet etwas Besseres bekommen, als das da.“, lachte der Kleriker ihn aus. Murtaghs Knurren hatte eine neue Stufe erreicht, was seine Gefährlichkeit verhieß. Um ehrlich zu sein, nur ein Mann der sich seiner so sicher wie der Priester war, konnte ihn verspotten, denn in den Augen des Drachenreiters lag ein Ausdruck, der Blut fließen sehen wollte. Draco lief es kalt den Rücken runter.

„Das war ja nett. Aber nun müsst ihr mich und die Lady entschuldigen. Ihr Mann wartet.“, erklärte der Priester.

„Hier wird niemand heiraten.“, grollte Murtagh.

„Ich fürchte da irrt ihr oder könnt ihr euch bewegen?“

Murtagh war überrascht. Sicher konnte er sich… Verdammt! Er wollte nur mit den Fingerspitzen wackeln, aber seine Muskeln verweigerten ihren Dienst.

„Dacht ich es mir doch.“, spottete der Priester.

Zwei Wachen und zwei Raz`zac kamen in die Zelle. Die Männer packten ihn. Die Monster griffen nach der sich heftig wehrenden Draco. Etwas Nasses klebte an seiner rechten Handfläche. Er beschwörte jeden Fluch herauf den er kannte, aber sie nahmen Draco trotzdem mit. Lässig sah der Hohepriester ihnen nach.

„Tja, manchmal sind die Wege der Götter unergründlich.“, lachte wieder. Murtagh wollte sich wehren. „Er soll sich wünschen, dass er nie geboren worden wäre.“
 

Draco wurde auf einen Steg gezerrt. Unter ihr standen dutzende schwarz gewandeter Männer, deren Anatomie nur noch teilweise vorhanden war.

„Seht her, Brüder. Eine Drachenreiterin! Ein schönes Gesicht. … Wer will sie?“, fragte der Hohepriester hinter ihr.

Dracos Wut übernahm die Oberhand. Sie fluchte und kämpfte, aber die Raz`zac lächelten nur.
 

Murtagh keuchte wie ein Hund und sah wütend hoch zu dem angetrunkenen Folterknecht.

//Was ist? Ist dein stolz verletzt, dass eine wehrlose Frau nicht geschrieen hat?//

Man hatte ihm Ketten um Hand und Fußgelenke und den Hals gelegt. Sein Hemd hing zerfetzt an seiner Hüfte. Die Lederrüstung hatten sie über einen Schemel geworfen.

Der Folterknecht holte wieder aus und ließ eine neunschwänzige Katze über seinen Rücken streichen. Murtagh bog sich zwar durch, schrie aber nicht. Das Blut schien in Strömen aus seinem Rücken zu fließen. Der Folterknecht lachte und kippte etwas, wahrscheinlich war es hochprozentiger Alkohol, über seinen Rücken.

//Schrei ja nicht!//

Er schnaubte. Nun griff der Folterknecht nach einem Messer mit rostiger Klinge. Murtagh spürte kaltes Metall auf seiner Haut und dann einen schier unerträglichen Schmerz. Langsam, ganz langsam zog der Knecht das Messer tiefer und mit ihm einen breiten Streifen von Murtaghs Haut mit sich. Der Drachenreiter biss sich fest in die Lippe und schloss die tränenden Augen. Kaltes Blut tropfte von seinen Fingerspitzen und der arme Folterknecht schien nun richtig wütend. Er griff nach einer stacheligen Keule, die dann gegen Murtaghs Rippen prallte.

//Das überlebe ich nicht mehr lange.//

„Hey! Was ist da drinnen los? Ich höre niemanden schreien.“, sagte ein Mann.

„Der ist genauso zäh wie seine kleine Hure.“, jammerte der Folterknecht.

„Was… hast … du … da … gesagt?“, Murtaghs Stimme war so leise, dass sie selbst kaum verstand.

„Was echt? Die Süße ist schon in der Halle. Wenn sie nicht so widerspenstig wäre, würde ich sie mir ja holen. Vielleicht mache ich das ja auch noch. Aber dann wirst du in der ersten Zeit mehr von ihr haben, als ich.“

„Ich werde diese Schlampe schon zu recht biegen.“

Sie lachten. Im seinem ganzen Leben hatte Murtagh noch nie so einen Zorn verspürt. Es schien ihn regelrecht zu verbrennen. Ihm war schlecht. Das wenige in seinem Körper verbliebene Blut raste durch seine Adern. Er zerrte an seinen Ketten, aber die gebrochenen Rippen und die Halsfessel raubten ihm schnell den Atem.

„Schau mal an! Der Wurm windet sich.“, lachte die Wache.

„Warte ich glaube ich weiß jetzt wie ich ihn treffen kann! … Nein, die kleine Dirne kann es nicht sein, oder? Was will mit ein Drachenreiter mit so einer Gossengöre?“

„Hör auf sie zu beleidigen!“, knurrte Murtagh. Es klang jämmerlich. Sie lachten ihn aus. Verspotteten Draco, beschimpften sie und schürten seinen Zorn immer mehr.

„Ich frage mich, wie deine kleine Hure in meinen Bett aussieht, oh edler Reiter. Oder was sie für Geräusche sie machen wird. Sie wird eine willige Gefährtin sein, wenn ich ihren Willen… Was zum schwarzen Prinzen geht da vor sich???“

Die Luft um Murtagh flimmerte. Der Reiter sah auf. In seinen Augen tanzten Zorn und Blutlust wie Flammen. Dann War der Raum für einige Sekunden mit Feuer gefüllt. Die Schreie des Folterknecht und der Wache gingen in einem gewaltigen Brüllen des Drachenreiters unter.

Als sie das Feuer verzogen hatte, lagen zwei verkohlte Gestalten auf dem Boden.

„Ich habe euch gesagt, ihr sollt sie nicht beleidigen.“, sagte er und wischte sich flüssiges Metall von den Gelenken. Sein Zorn war noch nicht verraucht, nur für den ersten Moment gesättigt. Er ging auf den Gang.

„Was ist hier passiert?“, fragte ihn eine Wache.

Murtagh sah ihn an. Alle Farbe weichte aus dem Gesicht des Mannes. Niemals zu vor war er so sehr der Sohn eines Abtrünnigen gewesen wie jetzt. Mit einem Schnitt war die Kehle des Mannes durch trennt. Noch bevor all zu viel Blut auf sie fließen konnte, zog Murtagh die Kleidung über.
 

Die Männer in der Halle waren all am Rufen und Pfeifen, als die Raz`zac Draco Auf den Boden gedrückt hatten. Eine ihrer Schultern knackte und war ausgekugelt. Auch hier verkniff sie es sich zu schreien.

„So da wir nun ihr beachtliches Temperament gesehen haben, frage ich mich, wer sie haben will.“, rief der Hohepriester. Die Männer flüsterten.

„Ich nehme sie!“, rief eine tiefe, eisige Stimme und ein Wachmann kam auf den Steg. Die Männer klatschen Beifall. So viel Mut gehörte belohnt.

„Sehr gut, mein Sohn. Folge mir, damit wir alles klären können.“

Die Wache nickte. Draco wollte ihm in das von der Kapuze verborgene Gesicht spucken, stattdessen beschimpfte sie ihn wüst. Er holte aus und gab ihr eine Ohrfeige. Keine feste, als wollte er ihr nicht wehtun.

„Sprich nie wieder so mit mir, Weib!“, mahnte der Mann. Draco schluckte.
 

Der Priester verzog die Hochzeit schnell und Draco war zum Heulen zu mute.

„Nun habt ihr den Segen der Götter. Mein Sohn ich gratuliere dir zu deiner Braut.“, sagte der Priester abschließend, nachdem sie die Ringe angesteckt hatten.

„Danke.“

Seine Stimme hatte sich verändert. Draco sah auf. Ihr plötzlicher Stimmungswandel verwirrte den Priester.

„Manchmal sind die Wege der Götter unergründlich.“

Der Priester hatte keine Zeit mehr zu reagieren. Er verwandelte sich in einen Feuerball. Nun waren die Raz`zac dran.
 

„Bratvögelchen.“, lachte Murtagh, als sie in Flammen aufgingen. Dann stützte er seine Stirn mit der Hand.

„Murtagh?“, fragte Draco.

Er sah überrascht auf.

„Alles in Ordnung?“, fragte sie.

„Jetzt ja. Komm mit.“ Er packte ihre Hand.

„Au!“, rief sie.

„Was ist?“

Auf ihrer Hand waren Brandblasen. Er schluckte. „Draco… das tut mir leid! Das wollte ich nicht.“

„Ach schon gut. Ich bin Schmiedin. Weißt du wie oft ich mich verbrannt habe? Aber kühl dich bitte erst mal ab.“

„Oh…“

Er schloss die Augen und versuchte die Wärme oder eher das Feuer ein zu dämmen.

//Du arbeitest gegen deine Natur.//

Langsam begann er erneut einen Versuch sich zu kontrollieren. Also ließ er langsam die Hitze abgleiten. Mit ihr schwand auch sein Zorn.

//Ach so funktioniert das!//

„Kannst du dich heilen?“, fragte Draco.

Er sah auf. „Ähm… ich habe noch nicht probiert.“, gestand er.

Die schwarze Flüssigkeit war getrocknet und abgebröckelt, während Dracos noch nass und klebrig war. Murtagh nahm ihre Hand und heilte diese. Draco wischte das Zeug an der Wand ab.

„Bäh!“, sagte sie, als die Flüssigkeit Fäden zog.

„Komm schon, sonst muss ich gleich noch einen Folterknecht rösten.“, drängte Murtagh. Sie gingen zügig.

„Du hast den Folterknecht geröstet?“, fragte Draco ungläubig. Er nickte knapp.

„Wie hat der denn das geschafft?“, hakte sie nach.

„Er hat… einen wunden Punkt gefunden.“

„Aha.“

Schrille Pfeifen riefen zu Messen, sodass sie unbemerkt durch das Heiligtum kamen.
 

Draußen hinter einer Hügelgruppe, die in den letzten Stunden verdächtig gewachsen war, versteckten sie sich.

„Draco!“, rief Menelnaru, als sie in Sicherheit waren. Der Drache stupste seine Reiterin mit der Schnauze an.

„Wo wart ihr? Wir warten schon seit Stunden!“, knurrte Dorn.

„Tut mir leid. Aber wir mussten noch ein paar Hindernisse überwinden.“, entschuldigte sich Draco.

„Was für Hindernisse?“

„Als ob ihr das nicht wüsstet!“, gähnte Murtagh.

Dracos Blick fiel auch das Stück Metall an seinem Finger, das wie ein Stück Rohr aussah. An ihrer Hand fand sie ein ähnliches Stück. Die Drachen richteten sich auf und ihre Mundwinkel verzogen sich nach oben.

„Sollen wir nun gratulieren oder nicht?“, fragte Dorn neckend.

„Könnt ihr. Aber kein Wort zu niemand. Das war nicht geplant und muss noch ausdiskutiert werden.“, erklärte Murtagh und lehnte sich erschöpft an Dorns Seite.

„Wir sollten aufbrechen.“, meinte er und Draco nickte. Langsam drehte er sich um. Beinah wäre er hingefallen. Draco stützte ihn noch rechtzeitig.

„Dorn, ich fliege mit euch. Dein Reiter glüht.“, erklärte sie.

„Nein, ist schon gut.“, meinte Murtagh.

„Keine Widerrede. Komm in den Sattel mit dir.“

Müde und erschöpft kletterte er in den Sattel und Draco folgte ihm. Mit den Lederriemen band ihn fest, damit er nicht runter fiel. Um ehrlich zu sein, war das auch nötig. Murtagh war schwindelig und er glühte wie eine Esse. Dadurch dass er viel Blut verloren hatte, verstärkte sich durch diesen Umstand. Draco störte sich nicht an der Hitze, die von ihm ausging und Sorgen machte sie sich auch nicht. Er war doch in einen Lavasee gefallen ohne, dass er sich verbrannt hatte, da würde ihm ein Fieber nichts ausmachen. Ebenfalls müde lehnte sie sich an ihn.

Ein Schritt nach Nirgendwo

Sie waren während des Fluges eingeschlafen. Menelnaru weckte sie. Verschlafen blinzelte Draco und löste die Knoten in den Liederriemen. Murtagh war im Halbschlaf nicht hilfreich. Das Fieber hatte nach gelassen. Es war nur noch so hoch wie bei einer Grippe, aber schwankte immer noch. Draco stützte ihn weiter. In der Burg schliefen schon alle, obwohl noch genauer, denn am Horizont schimmerte die aufgehende Sonne. Beide stolperten durch die Gänge. Murtagh fiel wie tot auf das Bett. Draco lächelte und füllte eine Schale mit Wasser. Sie wusch sich Schmutzt und Blut ab. Sie sprang in den Zuber mit eisigem Wasser, damit sie auch das Blut aus dem Haar bekam. Mit frischem Wasser und in Schlafkleidung ging sie zurück zum Bett. Murtagh sah nur noch durch schmalen Lidern zu ihr.

„Kannst du dich aufrichten?“, fragte Draco.

„Ich bin nur müde.“, murrte er und schob sich hoch. Sie half ihm mit seinem Hemd.

„Was haben sie denn mit dir gemacht?“, fragte Draco, als sie das ganze getrocknete Blut sah.

„Ich glaube der Folterknecht war ziemlich frustriert, weil ich nicht geschrieen habe.“, sagte er und lächelte unschuldig.

„Nachmacher.“, murmelte sie und wusch ihm das Blut ab.

„Ist das Wasser kalt!“, fluchte er.

„Das wunderte mich nicht. Ich wäre bei deinem Fieber schon lange tot.“

„Hast du keine Angst vor mir?“

„Nein“, sie grinste. „Ich habe schon immer gerne mit Feuer gespielt.“

Er lachte leise. „Dann bist nur noch du übrig.“, erkannte er.

„Hmhm… Aber wenn du schon Feuer beherrschst, was habe ich dann zu befürchten?“

„Machst du dir Sorgen?“

„Ja.“

„Das musst du nicht. Es ist nur halb so schlimm. Du ahhhhhhhhh!“

Murtagh gähnte. Draco legte den Lappen weg und rutschte unter die Decke.
 

Der Nachmittag war schon angebrochen, als Draco die Augen aufmachte. Ein Büschel goldener Haare kitzelte ihr in der Nase. Gilard hatte sich zu ihnen zu seinem Mittagsschlaf gelegt. Das machte er oft. Eine Hand strich über ihr Haar.

„Du bist schon wach?“, fragte sie.

Murtagh grinste schläfrig. „Ich konnte kaum schlafen.“, erklärte er.

„Warum?“

„Fieberträume.“

Sie legte ihm eine Hand auf die Stirn. Das Fieber war weg.

„Du bist blass.“, beklagte sie sich.

„Ich habe viel Blut verloren.“ Seine Miene wurde ernst. „Wir haben etwas zu bereden.“, sagte er.

Draco nickte.

„Ich denke wie müssen niemanden davon erzählen, oder?“, fragte er.

„Da gebe ich dir Recht.“

„Außerdem müssen wir bedenken, dass wir überdurchschnittlich alt werden, in ein paar Jahrzehnten werden uns vielleicht auf die Nerven gehen.“

„Auch wahr.“

„Also ich schlage vor, dass wir erst mal niemanden etwas sagen und so tun, als wäre nichts passiert. In einigen Jahren haben wir womöglich … andere Freunde und da wäre unsere Zweckehe nur hinderlich.“ Bei diesen Worten bildete sich ein bitterer Geschmack in seinem Mund.

„Gut.“

Er nickte.
 

Murtagh ging zu Oromis, der außerhalb der Burg auf einem Hügel saß. Als der Elf seinen ehemaligen Schüler sah, grinste er und wank: „Sei gegrüßt, Murtagh Naursagar.“

Murtagh lächelte. „Naursagar… Feuerblut.“, sinnierte er.

„Ich denke der Name passt zu dir.“

„Könnt ihr mich unterrichten?“

„Unterrichten? Nein, das kann ich nicht. Ich kann dich überwachen, aber du musst schon selber deine Kräfte zu erkunden. Sie sind kaum erforscht.“

Murtagh seufzte.

„Was ist los mit dir?“, fragte Oromis und musterte ihn.

„Ich bin müde und wurde letzte Nachte schwer verwundet.“

„Du weißt, dass ich nicht das meine. Aber ich weiß, dass du mir nichts sagen wirst.“

„Das ist richtig.“

Oromis nickte. „Aber um auf deine Bitte zurück zu kommen, du solltest dir einen abgelegenen Übungsplatz suchen, um niemanden zu schaden.“
 

Schüler und Lehrer kamen einige Stunden vor Sonnenuntergang zurück. Draco sattelte Menelnaru.

„Wo willst du hin?“, fragte Murtagh. Aber er kannte die Antwort bereits.

„Ich habe meine Bluthöhle gefunden.“, erklärte Draco. Murtagh sah sich hilflos um. Oromis machte eine Kopfbewegung zu Draco.

„Ich komme mit.“, entschied Murtagh.

„Ach, nicht nötig. Ich komme schon zurecht.“

„Belüg mich nicht!“, mahnte er sie. Oromis zog die Augenbrauen hoch.

„Ich habe wohl keine Wahl… Na dann komm mit.“

Dorn war bereits fertig gesattelt. Als Draco sich in den Sattel schwang, kam Oromis auf sie zu.

„Meister?“, fragte sie.

Oromis sah sie traurig an, als wüsste er etwas. „Du musst vorsichtig sein. Du hast keine Unterstützung.“

„Das weiß ich.“

Nun war der Gesichtausdruck des Elfen schon fast schmerzverzerrt. Angst überkam Draco.

„Nimm das hier mit.“ Er reichte ihr eine Pergamentrolle.

„Was ist das?“, fragte sie.

„Es wird dich schützen. So weit ich weiß, musst du es dem Höchsten geben. Was auch immer das heißt.“

„Mache ich, danke.“

„Draco, welchen Namen haben dir die Elfen gegeben?“

Draco sah ihn verwirrt an. „Was meint ihr?“

„Einen Namen in der alten Sprache.“

„Arya hat mich einmal Tinnumir genannt.“

Oromis lächelte ein wenig. „Dann lag ich richtig. Nun geht. Viel Glück und … lebe wohl.“

Er wandte sich ab und ging.

//Lebe wohl?//

„Meister?“, fragte sie, aber Oromis drehte sich nicht mehr um.

„Draco! Warte!“, rief Eragon und rannte zu ihr.

„Um Himmels Willen ich bin doch morgen Abend wieder da!“, stöhnte Draco.

Auch Eragon war sichtlich besorgt. „Hier nimm das.“, bat er sie und reichte ihr eine Kette. Auf den ersten Blick schien sie aus Metall zu sein, aber als sie sie in die Sonne hielt schimmerte sie in verschiedenen Farben.

„Wir stehen alle hinter ihr.“, sagte er noch.
 

Schweigsam flogen sie zur Küste. Draco überlegte, was das alles zu bedeuten hatte. Etwas traf sie an der Seite. Sie sah auf.

„Bist du eingeschlafen?“, fragte Murtagh. Sie waren gelandet.

„Nein… ich war nur in Gedanken…“

Vor ihnen ragten Klippen aus dem Meer und dem Boden. Die Drachen konnten hier nicht mehr weiter. Draco verabschiedete sich von Menelnaru und Dorn.

„Pass ja gut auf dich auf!“

Sie nickte. Murtagh folgte ihr zwischen den Felsen durch. Sie sprach kein Wort und sie wurde immer langsamer.

„Hab keine Angst.“, sagte Murtagh hinter ihr und drückte sie vorwärts. Vor einem großen Felsen blieben sie stehen.

„Hier ist es?“, fragte Murtagh.

„Ja.“, murmelte sie.

Dann tröpfelte sie ihr Blut auf ihn. Jeder Tropfen donnerte in ihren Ohren. Im ersten Moment geschah nichts, dann brach gleißendes Licht aus dem Felsen.

„Was ist das?“, fragte Murtagh.

„Ich habe keine Ahnung.“, antwortete Draco. Sie atmete noch einmal tief durch und machte einen Schritt auf die Tür zu. Eine Hand legte sich auf ihre Schulter. Mit einem Ruck zog Murtagh sie an sich.

„Pass auf dich auf und komm bald wieder.“, sagte er.

„Ich bin in ein paar Stunden wieder da.“, versprach sie.

Er ließ sie los und Draco verschwand in dem Licht. Murtagh setzte sich auf den Boden und lehnte sich an eine Klippe.

Einige Zeit geschah nichts, dann meinte er, dass das Licht schwand.

//Ich bin müde.//

Er rieb sich die Augen. Als er wieder auf sah, war es ein deutlich. Das Licht wurde schwächer.

„NEIN!!!“, rief er.

Er sprach jeden Zauber, den er kannte, aber nichts hielt es auf. Das letzte Fünkchen Licht war verschwunden.

„NEIN!“, schrie er und fiel vor dem Felsen auf den Boden und weinte. Immer wieder rief er: „Nein!“ oder „Das darf nicht sein!“

Die Flut krabbelte den Boden hinauf und nässte seine Hose und Wams.

„Murtagh.“, rief jemand hinter ihm. Eine Hand lag auf seiner Schulter. „Wir müssen weg von hier!“

Der Reiter schüttelte den Kopf.

„Oh! Doch!“

Die Hand packte ihn fester und schleifte ihn mit sich.
 

Das nächste, was Murtagh merkte war trockenes Gras auf dem er lag. Nach einer Weile setzte sich auf. Oromis saß ihm gegenüber an einem Lagerfeuer.

„Geht es dir besser?“, fragte er.

Murtagh nickte. Betrübt setzte er sich ans Feuer, aber spürte seine Wärme kaum.

„Wird sie wieder kommen?“, fragte er.

„Ich weiß es nicht.“, gestand Oromis.

„Was ist das für eine Prüfung?“

„Ich weiß es nicht genau.“

„Was heißt das?“, fragte er barsch.

„Ich weiß nichts genaues, aber Draco wird wohl einige Zeit nicht zurückkommen.“

„Wie lange?“

„Zeit spielt keine Rolle. Allein Dracos Fähigkeit zu lernen wird das Ende ihrer Prüfung einläuten.“

Murtagh sah ihn die Flammen, diese begannen stärker zu flackern.

„Murtagh.“, sagte Menelnaru. „Sie kommt zurück. Vertraue mir.“
 

Zurück auf seiner Burg wollte er im Saal zu Abend essen. Arya, Eragon und Gilard saßen bereits dort. Eragon vermied seinen Blick. Er wusste, dass sein Bruder es an Oromis Gefühlen gemerkt hatte. Arya sah ihn mitfühlend an. Gilard sah sich unsicher um.

„Murragh, wo ist Akko?“, fragte er.

„Sie ist … weg.“, antwortete er und spürte den Kloß in seinem Hals.

Die Drachenreiter

Draco fühlte sich wie zusammengeschlagen. Obwohl sie nicht selber ging, bewegte sie sich. Ab und zu hörte sie ein Stöhnen und Ächzen. Irgendwann stoppten sie.

„Ich habe zwar gesagt, dass du ein Mädchen abschleppen sollst, aber das habe ich nicht derart wörtlich gemeint.“, sagte ein Mann, dessen Klang seiner Stimme ihr vertraut vor.

„Ich habe sie im Wald bewusstlos gefunden.“, erklärte ein Junge.

„Was denn? Lagen da noch mehr? Lass mal sehen.“, sagte der Mann.

„Ich will sie zum Meister bringen.“

„DU?“, er lachte.

„Ja, ich!“

„Sei doch nicht böse! Ich meine nur, dass du schon fast zusammen brichst.“

„Na gut, dann trage du sie.“

Sie wurde hoch gehoben. Der Mann schien sie mit Leichtigkeit zu tragen.
 

„Meister! Meister!“, rief der Junge in der Ferne.

„Was ist denn los, Junge?“, fragte eine melodische Stimme.

//Ein Elf//

„Ich habe das Mädchen im Wald gefunden.“, erklärte der Junge aufgeregt.

„Das ist kein Mädchen! Das ist eindeutig eine Frau.“, verbesserte der Mann ihn.

„So, so! Leg sie mal ab.“

Gras kitzelte in ihrem Nacken. „Wer bist du?“, fragte der Elf.

„Sie ist eine Reiterin!“, rief der Junge.

„Wirklich? Nun dann… verletzt ist sie nicht, nur sehr erschöpft, aber ich glaube sie hat jedes unserer Worte gehört.“

Der Elf murmelte einen Zauber und langsam kehrten ihre Kräfte zurück. Sie öffnete die Augen. Das Licht blendete sie. Erst als sie sich an daran gewöhnt hatten, konnte sie die drei Gestalten erkennen. Wie ich es mir dachte. Ein Junge, ein junger Mann und einem Elf. Draco erkannte den Elf und den Mann. Sie verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. Das kann doch nicht wahr sein.

„Wer bist du?“, fragte der Elf, Oromis. Der Elf war jünger. Er sah unbekümmert aus und seine Augen waren kühl, wie der anderer Elfen.

„Mein Name ist Draconigena Tinnumir.“, erklärte sie. Oromis sah sie überrascht an.

„Tinnumir?“, fragte der Junge.

„Ja, es heißt Zwielichtstern.“

„Du sprichst die alte Sprache fließend.“, stellte Oromis fest.

„Ja… ich wurde schon einige Jahre unterrichtet.“

„Wie lange? Woher kommst du?“

„Etwa fünf Jahre. Ich komme aus dem Eisendorf im Norden des Palancar Tal.“

Der Junge lachte und der junge Mann, der Morzan zu sein schien, schnaubte verächtlich.

„Was ist? Habe ich etwas Komisches gesagt?“

„Nein, nein. Ich hoffe nur, dass mein fauler Schüler sich ein Beispiel an dir nimmt.“, erklärte Oromis lächelnd.

„Wer seid ihr?“, sie musste den Schein waren.

„Wo bin ich? Wie lange war ich bewusstlos?“

„Mein Name ist Oromis. Das sind meine Schüler, Morzan und Brom.“

„Hallo, freut mich dich kennen zu lernen.“, sagte Brom. Draco sah ihn verwirrt an. Der Junge war Dreizehn oder Vierzehn.

//Das ist also klein Brom.// Draco musste unwillkürlich grinsen. Morzan war wohl so alt wie sie. Er ähnelte von Größe und Gesicht Murtagh sehr. Sie würde sich oft auf die Zunge beißen müssen.

„Brom hat dich im Wald gefunden. Wer ist dein Meister?“

„Ich habe noch keinen.“

„Du bist doch schon länger ein Reiter, oder?“

„Ja und nein… Mein Drache ist seit einem Jahr tot.“

„Und trotzdem lernst du weiter?“

„Ja, ich habe mich nicht abschütteln lassen.“ Sie grinste.

„Woran ist dein Drache gestorben?“

„Ein Überfall.“

„Mein Beileid.“

Draco nickte. Ihr Magen knurrte.

„Vielleicht sollten wir etwas Essen.“, meinte der Elf.

„Wo sind wir?“, fragte Draco noch einmal.

„Weißt du das wirklich nicht?“, fragte Morzan skeptisch.

„Nein!“, fauchte Draco.

„Wir sind in Azuragh, auf Vroengard.“, erklärte er. Sie nickte.

„Wer bist du?“, fragte Oromis noch einmal. Draco schüttelte den Kopf. „Na gut, wenn ihr wollt. Ich bin ein Drachenreiter und mein Drache lebt. Aber nicht hier. Es sind mindestens ein Jahrhundert bis zu meiner Geburt.“

Oromis sah sie ungläubig an. „Das ist nicht möglich!“, flüsterte er.

„Kennt ihr die verbotenen Höhlen?“, fragte Draco.
 

Oromis und Draco gingen am nächsten Morgen in die große Festung der Insel.

„Wer wird mit uns reden?“, fragte sie.

„Ich bringe dich zu dem Hohen Rat.“ Sie nickte. In der Ferne schimmerte etwas. Gläserne Dächer!

„Das ist die Universität, oder?“, fragte sie.

„Ja.“

Draco sah die anderen Reiter. Sie trugen Lederrüstungen oder Roben, wenige trugen einen Wams und eine Hose. Alle waren schön und schienen stark. Kaum einer schien älter als Dreißig. Das Gebäude war beeindruckend! Überall waren Verziehrungen. Sie durchschritten ein großes Tor und traten in eine Halle, in der geschäftiges Treiben herrschte. Lehrer führten Schüler, Boten liefen hektisch durch die Gänge, Studenten unterhielten sich.

Ein Mann stieß sie an. Er hatte dasselbe schwarze Haar wie sie und auch ihre Augen hatten dieselbe Farbe. Er war ein Stück größer, als sie. Seine Rüstung war noch neu.

„Verzeiht mir, Lady.“, sagte er und verneigte sich leicht.

„Ähm… ja…schon gut.“, murmelte sie.

„Komm, der Rat erwartet uns.“, mahnte Oromis.
 

Oromis führte sie weiter Treppen hinauf. Unter einem Dach stand eine Tafel an der fünf Männer saßen. Draco verbeugte sich, da sie nicht wusste was sie tun sollte.

„Du bist also Draconigena Tinnumir.“, sagte der Mittlere.

„Ja, Meister, die bin ich.“, sagte Draco.

„Oromis sagte mir, du behauptest aus der Zukunft zu sein.“

„Das ist richtig.“

„Hast du einen Beweis?“

„Ich glaube schon…“

Sie gab ihm die Rolle Pergament. Der Meister sah sie sich genau an, erst dann las er sie. Überrascht reichte er die Rolle weiter.

„Oromis, ihr könnt gehen. Draconigena wird hier bleiben.“

Oromis nickte und verließ den Raum.

„Mein Name ist Varel, ich bin der oberste des Hohen Rates.“, stellte sich der letzte Held der Drachenreiter vor.

„Ich habe von euch gehört.“, sagte Draco.

„Ihr habt die Wahrheit gesprochen.“

„Das habe ich.“

„Euer Meister hat mir in diesem Brief alles über euer Hier sein erklärt.“

„Wie lange werde ich bleiben?“

„Ich weiß es nicht. Das weiß wohl niemand.“

Draco nickte stumm.

„Oromis, also den, den du deinen Meister nennst, schreibt, dass es nur noch vier Drachenreiter gibt und das vier verbotene Höhlen geöffnet wurden.“

„Das ist richtig.“

„Was ist passiert?“

„Ein Reiter begann eine blutige Revolution, bei der fast alle Reiter getötet wurden. Meine Freunde und ich sind noch keine zehn Jahre Reiter.“

„Wie lange dann?“

„Der längste vielleicht sechs oder sieben Jahre. Ich selber etwa fünf.“

„Oromis hat euch unterrichtet?“

„Ja.“

„Er nennt die verbotene Höhlen Bluthöhlen.“

„Das liegt an einer vererbten Schuld, die zwei andere Reiter, einen kleinen Jungen, sie sind Brüder und ich innehaben.“

„Eure Brüder?“

„Nein, ich habe keine Geschwister.“

„Und sie haben die verborgenen Kräfte bereits?“

„Ja.“

„Nun ein anderes Thema. Was wollt ihr bei uns?“

„Ich bin hier gelandet, ich weiß nicht warum. … Ich habe gehofft hier studieren zu dürfen. Euer Wissen ist bei uns nur noch bruchstückhaft.“

„Studieren? Wollt ihr nicht erst einmal langsam anfangen?“

„Ich bin bereits ein Student. Vor vier Jahren habe ich meine Ausbildung beendet.“

„Ihr werdet in einem Monat, wenn ihr wollt einen Test schreiben, damit wir wissen wo wir dich einstufen können.“

„Danke, ich fühle mich geehrt.“

„Ich werde dir den Jahrgangs Besten zum Lernen zur Seite stellen. Du wirst Hilfe brauchen.“

„Vielen Dank. Darf ich gehen?“

„Aber natürlich. Wir werden uns melden.“

Draco verneigte sich noch einmal und ging dann hinaus. Oromis stand da und wartete auf sie.

„Wie hat der Rat entschieden?“, fragte er.

„Ich darf bleiben und darf studieren, sofern ich einen Test bestehe.“, erklärte Draco. Unten an der Treppe wartete der junge Mann von vorhin.

„Ihr seid also Lady Draconigena Tinnumir.“, sagte er und lächelte.

„Die bin ich. Seid ihr meine Lernhilfe?“, fragte sie.

„Die bin ich. Mein Name ist Galbatorix.“, stellte er sich vor.

Draco bemühte sich nicht zu schreien, aber konnte ihr Erschrecken nicht verbergen.

„Alles in Ordnung?“, fragte Oromis.

„Ja, sicher. Ich bin nur etwas verwirrt.“

„Ihr habt sicher Hunger. Meister, habt ihr etwas dagegen, wenn ich euren Schützling mit in die Universität nehme?“, fragte Galbartorix.

„Nein, kannst du mit ihr auf ein Zimmer suchen und ihr alles zeigen?“

„Mit Freuden. Lady Draco, wollt ihr mir folgen?“

„Gerne.“
 

Draco schwieg während sie ein Stück weiter nach Norden gingen.

„Ihr redet wohl nicht viel.“, stellte der Student fest. Sie schreckte auf.

„Verzeiht, ich war in Gedanken.“

„Das habe ich gemerkt.“, stellte er amüsiert fest.

„Die Universität ist weit weg. Zu mindest von Oromis Haus.“

„Ja. Er hat doch noch zwei weitere Schüler, oder?“

„Ja, Morzan und Brom. Laufen sie jeden Tag diese Strecke?“

„Nein, heute ist für die Schüler der erste Schultag.“

„Und für Studenten?“

„Wir arbeiten das ganze Jahr. Wo ist euer Drache?“

„Tot.“

„Mein Beileid. Das muss schrecklich sein. Ich könnte es nicht ertragen, wenn Menelnaru sterben würde.“

„Wie war der Name?“

„Menelnaru, warum?“

„Nichts… ich habe den Namen nur in Erwägung für meinen Drachen gezogen…“

„Dann war er wohl noch sehr klein.“

„Ja… keinen Monat.“

„Lasst uns das Thema wechseln.“

„Gerne. Morzan ist noch ein Schüler?“

„Ja, er ist einige Male hängen geblieben … eigentlich fast immer. Er ist nur noch ein Jahr über Broms Jahrgang.“

„Ihr kennt viele Leute.“

„Brom war letztes Jahr Jahrgangs Bester und Morzan habe ich einige Male trainiert.“

„Na dann muss ich mich wohl aus ihrem Schatten hervor arbeiten.“

„Ich wünsche euch Glück dafür.“

Ein Stück weiter zeigte Galbartorix auf den Horizont. „Da ist die Universität!“ Er sah sie fragend an. „Ihr seid nicht erschöpft.“, stellte er fest.

„Nein, warum?“

„Ich hätte erwartet, dass ihr müde seid.“

„Ich bin robuster als man annimmt, oder.“

„Offensichtlich.“ Sie grinsten und gingen weiter.

„Galbartorix! Galbatorix!“, rief ein Mädchen aus dem Wald. Er blieb stehen und lächelte. Das Mädchen fiel ihn um den Hals und warf ihn um. Sie lachten.

//Jetzt wird es gruselig!//

Draco sah diskret auf das Meer unter ihnen.

„Wer ist das?“, fragte das Mädchen. Draco drehte sich um.

„Das ist Draconigena Tinnumir.“, erklärte Galbatorix. Draco musterte das Mädchen. Sie hatten ähnliche Gesichtszüge. „Lady Draconigena, das ist Brenna Lidenmiw.“

„Es freut mich, Brenna Lidenmiw.“, sagte Draco freundlich und verneigte sich leicht. Brenna nickte. Sie war Achtzehn vielleicht Neunzehn, hatte braunes Haar und blaue Augen.

//Sie ist hübsch.// Draco schwieg den Rest des Weges und hörte Brenna und Galbartorix zu. //Ich beobachte meinen Vater, der mit einem Mädchen turtelt.// Sie schüttelte grinsend den Kopf.
 

Die Universität lag auf einem Hügel. Ihr Gelände war größer als die Festung. Weite Parkanlagen umringten die großen Steingebäude. Einige waren Gärten andere Trainingsplätze.

„Lady Draconigena!“, rief Brenna. Draco zuckte zusammen. Das Mädchen lächelte. „Soll ich euch den Campus zeigen?“, fragte sie.

„Äh… ja, gerne.“

Galbartorix verabschiedete sich und verschwand in der Universität.

„Er hat Unterricht.“, erklärte Brenna. Draco nickte. „Dort sind die Unterkünfte der Schüler. Bis wir Studenten sind leben wir mit mehreren Leuten zusammen. Die Studentenwohnheime liegen etwas weiter abseits. Dort ist die Mensa. Kommt, ich zeige euch die Hörsäle.“

Draco staunte in der Universität genauso wie in der Festung. „Da ist die Laboratorien. Und dort die Krankenzimmer.“ Von einem Balkon aus zeigte sie ihr die Felder der Bogenschützen und die Sandplätze der Schwertkämpfer.
 

„Was für Fächer wollt ihr belegen?“, fragte Brenna beim Mittagessen.

//Das ist eine gute Frage…//

„Ich denke Medizin als Erstfach und Kampftechniken als Zweitfach.“, sagte sie leise.

„Wirklich? Medizin?“

„Ja, was ist daran so seltsam?“

„Ich hätte nie erwartet, dass ihr Medizin studieren wollt. Um ehrlich zu sein, hätte ich Stein und Bein darauf geschworen, dass ihr Kampftechniken auf Armeebasis studieren wollt.“

„Wie kommt ihr auf den Gedanken?“

„Ich weiß nicht, vielleicht…“

„Vielleicht was?“

„Es ist albern.“

„Nun sagt schon. Ich lache auch nicht.“

„Schwört es.“

„Ich schwöre es.“, sagte Draco mit feierlichen Miene.

„Es sind eure Augen. Sie sind wie seine.“ Brenna wurde rot und schaute verlegen auf den Teller.

„Ihr seid also wirklich in Galbartorix verliebt! Moment… die Augen?“

„Ja…“

„Was ja?“

„Ja, eure Augen. Und ja ich mag ihn.“

//Das wird ja immer verrückter!//

„Es sind nicht nur eure Augen.“, erklärte Brenna hastig. Draco schaute verwirrt auf.

„Wie bitte?“, fragte sie verdutzt.

„Es ist eure ganze Ausstrahlung und die Tatsache wie ihr reagiert.“

„Oh ha!“

„Schau mal, Morzan! Das ist doch Draconigena!“, rief Brom.

„Brüll doch noch lauter!“, fauchte der junge Mann.

„Oh je!“, Brenna grinste.

„Was ist?“, fragte Draco.

„Morzan war vor drei Jahren … nein vier Jahren in meinem Jahrgang.“

„So etwas habe ich schon gehört.“

„Brenna! Dich habe ich schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr gesehen.“, meinte Morzan, als sie sich zu ihnen setzte. „Und Draconigena..“

„Draco, das ist besser.“, erklärte Draco.

„Vor allem kürzer.“, sagte eine Stimme. Brenna sah auf und lächelte. Galbartorix lächelte ebenfalls. Sein Haar war nass und sein Tablett hoch beladen.

„Nanu! Wird hier auch schwimmen angeboten?“, fragte Draco. Morzan lachte.

„Nein.“, erklärte Galbartorix. „Ich habe Kampftechniken auf Armeebasis als Studienfach.“

„Wirklich? Ihr seht aber eher schmächtig aus.“, Draco flunkerte. Brenna war schon verlegen genug.

„Ach komm Draco! Wir wissen das Brenna mit Sicherheit, das Brenna von unserem Streber geschwärmt hat.“, kicherte Morzan.

Brenna war nun purpurn im Gesicht und konzentrierte sich auf ihre Karotten. Auch Galbartorix sah verlegen aus.

Eine wichtige Aufgabe

Eragon ging an dem Zimmer seines Bruders vorbei und seufzte. Selbst ohne seine Kräfte wäre es ihm aufgefallen. Murtagh schlief in den letzten Wochen länger, viel länger. Er aß weniger, war verschwiegener und wirkte stets abwesend. Oft sah er stundenlang zum Horizont. Eragon wurde von einer, seiner eigenen, unglaublichen Wut gepackt. Er riss die Tür zu Murtaghs Zimmer auf. Sein Bruder sah mit leerem Blick aus dem Fenster.

„Jetzt reicht es!“, brüllte er.

Murtagh reagierte nicht.

„Du kannst dich nicht ewig verkriechen! Tu doch was! Bring Gilard das Fischen bei! Philosophiere mit Oromis! Spiel Schach! Jage Raz`zac! Es ist doch egal! Solange du etwas machst!“

„Keine Lust.“

„Darauf wäre ich ja nicht gekommen! Steh auf.“

„Nein.“

„Und ob du das tun wirst.“

„Nein.“

Eragon ließ einen Schrei los. Dann packte er Murtagh am Kragen und schleifte ihn wie einen nassen Sack mit sich runter in den Hof und warf ihn in den Brunnen. Murtagh ging unter. Eragon wartete einige Minuten, dann tauchte Murtagh in einer Flammenwolke auf.

„HAST DU DEN VERSTAND VERLOREN?!?!“, fuhr Murtagh ihn an.

„Willkommen unter den Lebenden.“, erwiderte Eragon kühl. Murtagh grummelte. „Und was machen wir heute, großer Bruder?“

„Ich weiß nicht was du machst, aber…“

Er überlegte. Eragon wartete geduldig.

„Boah! Du warst doch auch schon einmal schlagkräftiger!“

„Las mich in Ruhe!“

„Oh! Nein!“

„Eragon, provozier mich nicht.“

„Das würde ich doch nie tun.“

„Was willst du eigentlich?“

„Das du weiterlebst!“

„Warum sollte ich?“

„Weil du Verantwortung trägst.“

„Na und?“

„Willst du unseren Bruder verkommen lassen?“

„Nimm du ihn doch!“

„Und was willst du Draco sagen, wenn sie wieder kommt? Oh, der! Den habe ich aus Liebeskummer nach dir vergessen?“

Murtaghs Rücken stand in Flammen.

„Das will sie sicher nicht hören.“, meinte Eragon.

„Das werden wir bestimmt nicht mehr erfahren.“, fauchte Murtagh.

„Woher willst du das wissen?“

„Ich weiß es einfach… Wer weiß ob sie überhaupt zurück kommt…“

„Menelnaru? Dorn? Gilard? Arya? Oromis? Ich? Der einzige, der nicht daran glaubt bist du! Weißt du noch als Arya mit Mellondinen zu uns kam? Sie sagte, dass Draco am Boden zerstört war und trotzdem hat sie nun Menelnaru, die auf sie wartet. Sie hat die Hoffnung nie aufgegeben.“

Murtagh knurrte.

„Und eigentlich…“, meinte Eragon leise. „glaubst du ja auch nicht, dass sie nie wieder kommt. Du hast du nur eine panische Angst davor.“

Murtagh ließ die Schultern hängen und nickte.
 

Apathisch saß er in seinem Arbeitszimmer und sah aus dem Fenster. Rauch stieg in seine Nase. Er sah auf seine Hand. Die Feder hatte Feuer gefangen.

„AH! Verdammt!“, rief er und warf die Feder in den Kamin.

//Ich bin überhitzt.//

Er ging auf den Hof und rief Dorn. Sie flogen zur Küste.

„Hier kannst du wenigstens nichts in Brand stecken.“, erklärte Dorn. Murtagh grinste und zog sich das Wams aus. Dann stellte er sich in das seichte Wasser und begann mit dem Training. Er versuchte die Energie kontrolliert frei zu setzten, aber als eine große Welle kam und ihn überrollte, ging er, weil er vom kalte Wasser erschreckte in Flammen auf.

„Ist das kalt!“, japste er und schlank die Arme um sich. Dorn grinste. Er setzte das Training fort, nun gewappnet vor den eisigen Fluten.

„Du könntest auch einfach das Wasser erwärmen.“, schlug Dorn vor.

„Aber das würde mir nichts bringen.“

„Wie du meinst. Ach, übrigens. Nasuada wollte heute Abend vorbei kommen.“

„Was? Warum hat mir das keiner gesagt?“

„Das haben wir! Genau 453 Mal, aber du warst ja taub und wenn du nicht auch noch zu spät sein willst, sollten wir langsam mal los.“

Murtagh spurtete aus dem Wasser und sprang auf Dorns Rücken.

„Dein Wams?“

„Oh ja!“

„Mensch!“
 

Dorn flog im Eiltempo zurück zur Burg. Murtagh fror zwar nicht, weil er klitschnass flog, aber das Salz juckte auf seiner Haut.

„Selbst Schuld!“, meinte Dorn.

„Ich muss in den Zuber.“, murmelte Murtagh und sprang von seinem Rücken.

„Alissa! Mach mir ein Bad fertig!“, rief er einer blonden Magd im Lauf zu. Da er noch Dorn absatteln musste, hatte sie Zeit. Dann rannte er zwei Stufen auf einmal nehmend die Treppen hoch. Murtagh riss sich die Kleidung vom Leib. Die Magd wurde rot, als er ohne auf sie zu achten in den Zuber sprang.

„Seife? Seife? Seife!“, suchend tastete er den Boden ab und zog seinen Fuß hervor. //Keine Seife!//

Etwas berührte seinen Rücken. Er wirbelte herum. Alissa wusch ihm den Rücken. Sie war errötet und senkte den Blick. Vorsichtig nahm Murtagh ihr die Seife ab.

„Lege mir doch bitte ein paar gute Sachen raus.“, bat er.

Sie nickte. Hastig wusch er sich und trocknete sich ab. Er schlüpfte in die Hose. Alissa stand noch da.

„Ihr seid schon fertig?“, fragte sie.

„Ja, wo sind meine Sachen?“ Sie zeigte auf sein Bett, wo ein Hemd, eine Jacke und ein Halstuch lagen. „Danke, du kannst gehen.“ Rasch zog er sich an.

Kaum hatte er sich das Haar gekämmt, rief einer der Wachposten: „Die Varden kommen!“

„Passt!“, schmunzelte Murtagh.

Auf dem Hof standen Arya, Eragon und Gilard, der sich mit Temaz kabbelte. Gilard sah viel zu brav aus mit dem glatt zurück gekämmten Haar, was Temaz urkomisch fand. Murtagh ging zu seinem Bruder und verstrubbelte ihm die goldene Mähne. Seine Haare vielen ihm auch wieder in die Stirn. Die Tore gingen auf und Nasuada und ihr Gefolge trafen ein.

„Hoheit.“, sagte Murtagh und verneigte sich. Nasuada lachte leise. Murtagh sah verwirrt auf.

„Was ist?“

„Du hast doch noch nie so einen Blödsinn gemacht.“

„Blödsinn? Ich wollte nur den Schein wahren.“
 

Während des Essens befand Nasuada, dass ein neuer Koch in die Burg musste. Außerdem glaubte sie Murtagh nicht, das Gilard sein Bruder ist, was Murtagh nur ein müdes Lächeln kostete.

„Und was verschafft uns die Ehre?“, fragte Murtagh.

„Nun, ich wollte Draco sagen, dass sie mit dem Wiederaufbau von Vroengard anfangen kann.“, erklärte Nasuada.

„Wo steckt die überhaupt? Ist die noch im Norden?“

„Nein.“, Murtaghs Laune war deutlich abgekühlt. „Sie ist auf unbestimmte Zeit verschollen.“

„Oh…“

Nasuada sah auf den Teller vor ihr. Eragon grinste: „An sich ist das nicht schlimm.“

Murtagh funkelte ihn böse an und die Kerzenflammen zuckten nach oben.

„Jetzt beruhig dich! Ich meine damit, dass du Draco damit unglaublich überraschen könntest.“

Murtagh überlegte und sah in den Kamin.

Freiheit und Pflicht

Draco und Galbartorix ließen sich in das satte Gras fallen. Erschöpft und zufrieden.

„Endlich ist es vorbei!“, stöhnte Galbartorix.

„Das kannst du laut sagen.“

Es war nun dreieinhalb Jahre her, seit Brom Draco im Wald gefunden hatte. Nun hatte sie alle theoretischen Prüfungen hinter sich und war nun ein Gehilfe der Drachenreiter. Galbartorix hatte auch gestern seine letzte Prüfung geschrieben.

„Wie lange müssen wir auf die Ergebnisse warten?“, fragte Draco.

„Hoffentlich lange, ich glaube ich habe Ballistik versaut.“, gestand Galbartorix.

„Wenn es nur das ist… Was machen wir denn so lange?“

„Hm… wir könnten deine Kriegerfähigkeiten ausbauen.“, schlug er vor.

„Ja! Und wenn ich dich zusammen flicke, wiederhole ich auch noch Medizin!“

„Du wirst mich nicht zusammen flicken!“

Draco lachte. Da hatte er Recht. Sie waren einander immer ebenbürtig gewesen.

„Schau mal, was da drüben unter dem Baum liegt! Fallobst!“, rief Morzan. Brom und Brenna kicherten.

„Sehr witzig!“, knurrte Draco.

„Wie faul die sind!“, lachte Brom.

„Stimmt, dabei hängt in der Halle die Notenliste aus.“, murmelte Brenna.

„WAS???“, riefen Draco und Galbartorix. Sie setzten sich auf.

„Das kann nicht sein. Wir haben gerade gerstern die letzte Prüfung gehabt.“, meinte Draco. Die drei grinsten.

„Oh, verdammt!“

Galbartorix und Draco sprangen auf und rannten die Wege entlang in die Halle der Universität. Dort stand eine Menge anderer Stundenten und tuschelte. Sie drängten sich nach vorne.

„Entschuldigung. Verzeihung. Kann ich mal durch?“ Das sie in ihren Kursen die Besten waren wussten sie. Aber wer war der Jahrgangsbeste?

„Das gibt es doch nicht!!!“, rief Galbartorix verärgert. Draco kicherte.

Da stand auf dem Pergament: Bester Jahresdurchschnitt:

1,2 Draconigena Tinnumir

1,2 Galbartorix, Sohn des Urus
 

Ihre Kommilitonen lachten über das Ergebnis, tauschten Wetteinsetzte aus oder beschimpften sie. Draco lachte und klopfte Galbartorix auf den Rücken. Er grinste verschmitzt.

„Kommt! Jetzt wird gefeiert!“, rief Morzan hinter ihnen.

„MOMENT!!!“, rief der Direktor. Eingeschüchtert drehte sich der Abschluss um.

„Also erstmal bekommt ihr eure Zeugnisse und dann“, er grinste. „Steuere ich ein Fass Bier dazu.“ Die Studenten stutzten.

„Na gut, dann warten wir.“, sagte Morzan und verschränkte die Arme. Die Stundeten eilten in ihre Kammern und kramten die schwarzen Roben und Kappen heraus. Dann versammelten sich alle auf dem Hügel vor der Universität und hörten die Reden der Lehrer und des Direktors.

Schließlich mussten alle nach vorne ihre Zeugnisse abholen. Draco und Galbartorix hängten sich die Stola um den Hals und gingen nebeneinander auf das Podium.

Der Direktor gluckste: „Also das habe ich auch noch nicht gesehen.“

Sie bekamen ihre Zeugnisse. Als alle Mentoren da waren, warfen die Studenten ihre Kappen hoch und jauchzten.

„Hey! Ihr zwei guckt mal!“, rief Brenna. Sie drehten sich um. Ihre Kappen hingen schief auf ihren Köpfen. Sie schnitten Grimassen und lachten. Brenna sah auf die kleine Tontafel auf der das Bild erschien.

„Das hast du sehr gut gemacht.“, sagte Oromis und klopfte auf die Schulter. Draco sah ihn an. Oromis hatte die typische elfische Haltung. Ein eigenartiger Schmerz durch zuckte sie und sie sah sich um. Wo waren sie? Draco ließ die Schultern hängen.

„Draco?“, fragte Brom. Sie sah auf. Zwei Gesichter verschwammen zu einem. Eragon? Sie schüttelte den Kopf. Nein, Brom…

Die Feier zog sich über Stunden. Draco hielt sich am Rand der Feier, bis sie sich zu den Klippen verzog und dort niederließ.

//Eragon… Arya…. Oromis… Dorn… Gilard… Murtagh… Menelnaru…// Eine Träne rann über ihre Wange.

„Draco?“ Sie drehte sich um. Morzan stand da mit zwei Stücken Kuchen und sah sie fragend an. „Weinst du?“, fragte er.

„Nein!“, sie wischte sich schnell die Träne weg.

„Ah ja! Hier Kuchen.“

„Danke…“ Er setze sich neben sie.

„Ist es wegen deinem Drachen?“ Draco sah auf den Kuchen.

„Auch…“

„Nun sag schon.“

Sie atmete tief durch. „Ich habe doch gesagt, dass ich aus der Zukunft komme.“

„Ja?“

„Ich vermisse sie.“

„Die Zukunft?“

„Argh! Nein! Meine Freunde!“

„Ach so! Wen denn?“

„Meinen Drachen. Wie groß sie wohl ist? Ob sie schon Mutter ist? Mutter! Arya! Ich sollte doch ihr Kind auf die Welt holen. Ha! Das kann ich wohl vergessen! Und dann ist da Eragon! Ich hoffe, dass Murtagh bei dem Versuch auf ihn aufzupassen noch nicht den Verstand verloren hat. Und dann ist da noch Gilard. Der verliert sicher bald die ersten Zähne. Aber das Schlimmste ist, dass ich Murtagh versprochen habe nur ein paar Stunden weg zu sein.“

Dracos Hände zitterten und kleine Blitze blitzten zwischen ihren Finger auf. Morzan sah sie verwundert an. „Du hast Heimweh?“

„Ja…“

„Warum gehst du nicht nach Hause?“

„Ich kann nicht. Ich muss hier was erledigen.“

„Und was?“

„Wenn ich das wüsste.“

„Das ist ja bescheuert!“

„Kannst du laut sagen.“

„DAS IST JA BESCHEUERT!!!“

Draco lachte. „GENAU!!!!“

Sie schrieen in die Brandung. Heiser fielen sie auf die Wiese.

„Weißt du, Draco, für einen Streber bist, bist du schwer in Ordnung.“

„Vielen Dank.“

„Sag mal…“

„Hm?“

„Kannst du mir sagen, was uns mir wird?“

„Könnte ich, werde ich aber nicht.“

„Warum nicht?“

„Wo bliebe denn da der Spaß?“

„Stimmt. Weißt du, ich glaube du kommst schon bald nach Hause.“

„Danke. Wie ist eigentlich deine Alchemieklausur gelaufen?“

„Ich habe eine drei.“

„Super!“

„Ich werde übrigens meine Tochter nach dir benennen… Du bist doch nicht meine Tochter, oder?“

„Nein! Nein, bin ich nicht. Aber mein Vater ist auch in dieser Zeit.“

„Puh… ein Glück. Was ist? Wollen wir zurück auf die Feier, schließlich bist du einer der Oberstreber.“

Sie grinsten.

Frühling in Uru Baen

Murtagh saß auf einem der wenigen Rasenstücke innerhalb der Schlossmauer. Nasuada hatte ihn versetzt. Er atmete tief durch und beruhigte sich. Die Flammen auf der hochentzündlichen Flüssigkeit wurden kleiner. Als sie verloschen waren, griff er nach einer kleinen Blume und spielte mit ihr. Solche Blumen wurden in diesen Tagen in Uru Baen oft verschenkt. Junge Männer verschenkten sie an Mädchen.

„Schau mal an wer da sitzt!“, rief eine bekannte Stimme.

Murtagh drehte sich um. Hinter ihm stand ein hoch gewachsner Mann mit rotbraunem Schnauzbart.

„Gorgi?“, fragte Murtagh.

„Ja.“, sagte der Mann, der kostbare Kleidung wie ein erfolgreicher Kaufmann trug. Lachfalten zierten sein Gesicht.

„Ich sehe, du hast das Geschäft deines Vaters übernommen.“, sagte Murtagh.

„Du willst nicht ernsthaft mit mir über mein Geschäft reden, wo wir uns zehn Jahre nicht gesehen haben, oder mein Freund?“, fragte Gorgi amüsiert.

„Nein.“, lachte Murtagh.

„Dein Glück!“, lachte Gorgi und zog seinen alten Freund auf die Füße.

„Du hast es aber auf zu was gebracht. Mein Sohn ist verrückt nach den Geschichten der vier neuen Reiter.“

„Du hast einen Sohn?“

„Ja… noch ist er der jüngste. Mira ist zwölf und Joschi acht. Da hinten sind sie.“

Murtagh bemerkte, dass der Junge ihn ungläubig anstarrte und das Mädchen ihn verstohlen aus den Augenwinkeln ansah. Joschi rannte zu ihnen.

„Seid ihr Lord Murtagh?“, fragte er außer Atem.

„Ja, der bin ich.“

„Ich will auch ein Drachenreiter werden.“

„Nun, dann sollten du und dein Vater in ein paar Jahren zu mir kommen.“

„Au ja! Papa, das machen wir, ja?“

„Sicher, Joschi.“

„Und dann kann Mia ihn heiraten.“

„JOSCHI!!!“, rief eine gutmütig aussehende Frau mit einem dicken Bauch.

„Mutter…“

„Das ist nicht nett von dir. Geh zu Mira und entschuldige dich.“

„Ja…“

Gorgi nahm die Frau in den Arm. „Murtagh, das ist Milia meine liebe Frau.“, er erklärte er.

„Freut mich.“, sagte Murtagh und lächelte.

„Mich auch. Gorgi hat uns viel von euch erzählt. Ich hätte gedacht, er hätte eure Freundschaft erfunden um Joschi zu beeindrucken.“

„Nein, das hat er nicht. Euer Mann und ich kennen uns schon lange.“

Sie zwickte Gorgi. „Seine Manieren sind besser als deine.“

„Er ist ja auch nüchtern.“

„Aber bestimmt nicht mehr lange, nicht wahr?“

„Nein, oder hast du noch einen Termin?“

„Nein, habe ich nicht.“

Gorgi grinste.

„Dann sehe ich dich morgenfrüh.“, sagte sie und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Als sie gehen wollte, hielt Murtagh sie einen Moment zurück und murmelte einen Segen.

„Du hast eine nette Familie.“, sagte Murtagh, als er und Gorgi allein waren.

„Ja, ich bin ein richtiger Glückspilz! Und du?“

„Ich kümmere mich um meinen kleinen Bruder, einen Haufen Schüler und eine Baustelle. Ich kann mich nicht beklagen.“

„Keine eigene Familie?“

„Nein, schätze dafür bin ich nicht vorgesehen.“ Er zuckte die Schulter.

Gorgi schüttelte den Kopf. „Dir entgeht was.“

„Ach ja? Ich nehme an Miras Alter bereitet dir Kopf und Bauchschmerzen.“

„Oh! Du weißt nicht wie! Ich verstehe nun, warum uns die Väter immer wegjagten, wenn wir uns an ihre Töchter ranmachten. Das lag aber auch teilweise an unserem Ruf.“

Murtagh lachte. „Schade, dass Zaro und Raim nicht hier sind.“

„Du weißt es nicht? Ach! Du warst ja schon weg, als sie es bekannt gaben.“

„Was?“, fragte Murtagh.

„Nun… ein paar Jahre nach Mutprobe haben sie mir gesagt, dass sie an Frauen keinen Gefallen finden und die Zeit in der sie sich so gestritten haben, waren sie in denselben Kerl verliebt.“

„Oh!“

„Na ja… wie auch immer. Weißt du noch jemanden, der mit uns kommen könnte?“

„Vielleicht…“

„Raim, sehe mal wer da ist!“, rief ein Mann mit braunen Locken. Neben ihm stand ein blonder Mann mit knabenhaftem Aussehen.

„Raim! Zaro! Wir haben gerade noch von euch gesprochen!“, rief Murtagh.

„Wirklich? Ja, ja… Teufel kommen immer nur wenn man sie ruft.“, grinste Zaro.

„Wir wollten gerade einen Trinken gehen.“, erklärte Gorgi.

„Na da kommen wir doch mit, wenn wir dürfen.“, meinte Raim.

„Na klar.“

„Murtagh!“, rief Eragon und fiel beinah die Stufen in den Hof runter.

„Wer ist denn das?“, fragte Zaro.

„Das ist der Verwalter der Küstenprovinzen, Lord Eragon.“, erklärte Gorgi.

„Das ist ein Drachenreiter?“, fragte Raim.

„Ja und ich auch.“, grinste Murtagh und half Eragon auf die Füße. „Was ist denn so eilig?“

„Ich wollte nur mit.“, erklärte Eragon.

„Na klar. Lord Eragon hat euch unser gemeinsamer Freund hier schon erzählt, was unser größtes Abenteuer war?“, fragte Gorgi.

„Nein.“, antwortete Eragon.

„Du bist wohl immer noch der Alte, was?“, fragte Zaro und klopfte Murtagh auf den Rücken.
 

Murtagh führte sie in eine Schänke im mittleren Teil der Stadt.

„Woher kennst du denn den Laden?“, fragte Raim und sah sich um.

„Von Draco, oder?“, fragte Eragon.

„Ja, von wem sonst?“, fragte Murtagh.

„Draco?“, fragte Zaro.

„Draconigena ist ihr Name.“, erklärte Eragon.

„So wer ist denn diese Draco?“, fragte Gorgi.

„Dein Sohn kennt sie.“, meinte Murtagh.

Gorgi pfiff durch die Zähne. „Die Draco!“

„Genau.“ Murtaghs Miene verfinsterte sich kurz, dann schüttelte er den Kopf und setzte sich.

„Er ist nicht gut auf sie zu sprechen, oder?“, fragte Raim Eragon leise.

„Liebeskummer.“, meinte Eragon leise.

„Nein!“

„Doch.“

„Hat es ihn also doch noch erwischt.“

„Raim! Lord Eragon! Was wollt ihr trinken.“

„Bier.“

„Für mich auch.“ Als sie angestoßen hatten, lehnte sich Gorgi zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.

„So Mylord“, sagte er.

„Unser größtes Abenteuer ist eine peinliche Sache, die äußerst Lehrreich war. Mein kleiner Joschi wird es auch tun müssen.“

„Was denn?“, fragte Eragon. Mit feierlichem Ernst begann Gorgi die Geschichte. Murtagh versank in seinen Erinnerungen.
 

^.^
 

Murtagh rieb sich die Augen und sah kurz aus dem Fenster. Die ersten Sonnenstrahlen krochen über die Burgmauern. Die Glocken der Kappelle läuteten.

„Oh! Verdammt!“

Er schwang sich vom Tisch weg und griff nach dem Umhang. Was schadet göttlicher Beistand bei einem schwierigen Test? Es gab drei Messen im Schloss. Die erste für Adelige, das war ein Privileg. Die zweite für die Handwerker, die mussten früh wieder an die Arbeit. Zum Schluss die Kaufmänner und Bürger. Murtagh rannte über den Burghof. Für einen dreizehnjährigen war er normalgroß, aber sehr flink und schlau.

Er hörte Kampflärm und Geschimpfe. Gorgi, Raim und Zaro prügelten sich mit einem Jungen, dessen einfache Kleidung auf einen Lehrling schließen ließ. Seine Freunde konnten sich keinen Vorteil gegenüber dem schmächtigen Jungen verschaffen. Er war zäh. Murtagh beschloss seinen Freunden zu helfen, doch er fing sich nach einem Augenblick einen heftigen Tritt in den Magen ein. Er taumelte und fiel zu Boden. Endlich war es den drei gelungen die Arme des Jungen auf den Rücken zu drehen und ihn auf die Knie zu drücken.

Murtagh blieb die Luft weg, als er in die blitzenden Augen des Jungen sah und der Schmerz in seinem Magen verwandelte sich in ein schweres Gewicht.

„Was macht ihr da?“, rief ein Ritter. Die Jungen sprangen zurück, bis auf den Besiegten.

„Gar nichts!“, sagte Zaro.

„So, so! Gar nichts.“ Er sah an ihnen vorbei zu dem Jungen, der sich das Blut aus dem Mundwinkel wischte. „Ich denke du gehst besser, Bursche.“

„Ja, Herr.“, sagte der Junge.

Seine Worte hallten in Murtaghs Ohren nach. Dann ging er und verschwand hinter der nächsten Biegung. Eine andere Glocke läutete. Murtagh rappelte sich auf. Der Unterricht begann. Er wollte los, aber Zaro packte ihn am Arm. „Wir reden nach her.“

Murtagh eilte verwirrt zu seinem Studienzimmer. Sein Lehrer hatte seinen Beruf nicht verfehlt. Er sah sogar aus wie ein Lehrer.

„Guten Morgen.“, sagte er.

„Guten Morgen.“, Murtagh rutsche auf die Bank.

„Habt ihr euch gut vorbereitet für den Test?“, fragte sein Lehrer. Murtagh erstarrte.

//Test? Was für ein Test?//

„Sicher. Ich habe alle Übungsaufgaben noch einmal durchgerechnet.“, schwindelte er.

„Rechen? Nein, ich werde euch in Geschichte prüfen.“

Puh! Noch einmal Glück gehabt. Murtagh lächelte. Geschichte, das war sein bestes Fach. Doch als das Blatt vor ihm lag und er die Aufgaben las, wurde er bleich. Gähnende Leere war in seinem Kopf. Vorsichtshalber schrieb er seinen Namen oben in eine Ecke.

Der Lehrer hatte sich gesetzt. Eine halbe Stunde starrte Murtagh auf das Blatt.

„Wie weit bist du?“, fragte der Lehrer.

„Ähm… haben wir das schon im Unterricht besprochen?“, fragte Murtagh.

„Was?“

„Ich kann mich an nichts erinnern.“

„Willst du mich veralbern?“

„Nein!“

„Du hast mit mir gestern noch darüber diskutiert.“

Der Lehrer nahm das Blatt. „Ähm… was soll das denn?“ Er drehte das Blatt. Murtagh stutzte. Wie kam den das Auge da drauf? Der Lehrer sah es sich wieder an.

„Gute Strichführung. Es sieht sehr gut aus. Aber das war nicht deine Aufgabe. Sollen wir den Test verschieben?“

„Äh.. ja.“

„Gut. Dann bis morgen und leg dich ins Bett.“

„Was?“

„Du siehst krank aus.“
 

Murtagh ließ sich in sein Bett fallen. Er fühlte sich erschlagen und müde. In seinem Kopf drehte sich alles und seine Bauchschmerzen waren noch nicht verschwunden. Er verkroch sich unter die Decke. Jemand klopfte.

„Herein.“, murrte er.

Ein hoch gewachsener Mann mit silbernen Haar und eisblauen Augen kam rein.

„Alles in Ordnung?“, fragte er.

„Nein.“, antwortete Murtagh.

Er setzte sich auf das Bett. „Ich habe gehört, dass du dich heute Morgen geprügelt hast.“

„Ich wollte nur meinen Freunden helfen!“

„Die waren doch schon zu dritt. Da hättest du doch besser dem Schmiedelehrling geholfen.“

Murtagh fuhr hoch. „Tornac! Das waren meine Freunde und der Kerl kam allein ganz gut zu recht.“

„Na wenn du meinst… Ich habe mich auch mit deinem Lehrer unterhalten.“

„Oh nein.“

„Er sagte, dir ging es nicht gut.“

„Ich habe Bauchweh und mir ist schwindelig.“

„Vielleicht musst du nur was essen und danach gehen wir runter.“

„Gut.“
 

Abends schlich Murtagh sich in einen abgelegenen Teil des Stalls. Da warteten auch schon Raim, Gorgi und Zaro.

„Da ist ja der Verräter!“, rief Raim und sprang von einem Balken.

„Ich habe euch nicht verraten! Ich wollte euch helfen!“, knurrte Murtagh.

„Und warum hast du es nicht?“, fragte Zaro.

„Weil der Kerl mir so eine verpasst hat, dass ich keine Luft mehr bekam.“

„Ach, hör doch auf! Tornac schlägt mindestens doppelt so hart zu und bei dem jammerst du auch nicht!“

„Er hat mich halt gut erwischt! Und ihr seid zu dritt nicht mit ihm klar gekommen!“ Zaro wurde knallrot.

„Wisst ihr, was das schlimmste ist?“, fragte Gorgi leise.

„Noch schlimmer?“, fragte Raim. Gorgi nickte.

„Was denn?“

„Wir hätten fast gegen ein Mädchen verloren.“, flüsterte er.

„WAS?!?!“, fragten die anderen.

„Woher willst du das wissen?“, fragte Murtagh.

„Naja…“ Gorgi wurde rot und grinste verschmitzt. „Während des Kampfes habe ich einmal aus Versehen auf ihre Brust gefasst.“

Murtagh erstarrte und versuchte den Wunsch zu unterdrücken auf seinen Freund loszugehen.

„Na toll!“, stöhnte Raim.

Zaro warf hilflos die Arme in die Luft. „Ein Mädchen! Wir haben uns mit einem Mädchen geprügelt und fast verloren!“

Gorgi lachte. „Na wenigstens hat sie uns nicht besiegt, oder Murtagh?“ Murtagh war zinnoberrot geworden. Verärgert ließ er sich ins das Heu fallen.

„Ach, lasst mich doch in Ruhe!“, maulte er. Was für ein schwarzer Tag.
 

Doch der nächste Tag sollte nicht besser werden. Sein Lehrer hatte ihn wieder nicht unterrichtet und er ging beim Training auf Tornac los. Tornac packte ihn und warf ihn in einen Pferdetrog. Murtagh brüllte und fluchte.

„Kannst du mir mal sagen was mit dir los ist?“, forderte Tornac.

„Das ist alles diese blöde Kuh schuld!“, maulte Murtagh und kletterte aus dem Wasserbecken.

„Was für eine blöde Kuh?“

„Das Schmiedemädchen!“

„Moment! Schmiedemädchen? Ich dachte sie wäre ein Junge.“

„Das dachten wir auch, aber Gorgis Hände fühlten den Beweis. Ich könnte ihn umbringen.“

„Das erklärt aber nicht deine gute Laune.“

„Doch das tut es! Die hat mir gestern so fest in den Magen getreten, dass er sich heute noch bleischwer an fühlt.“

Tornac zog die Augenbrauen hoch. Murtagh wrang sein Hemd aus.

„So! Du hast also Bauchschmerzen.“

„Ja und ich glaube den Kopf habe ich mir auch angeschlagen. Ich kann mich nicht mehr konzentrieren.“

Tornac grinste. „Dann sollten wir schnell in die Schmiede gehen und das Mädchen bitten sich zu entschuldigen. Komm.“

„Au ja!“ Begeistert sprang Murtagh hinter Tornac her.

„Damit das klar ist du redest mit ihr.“, erklärte Tornac. Murtagh blieb abrupt stehen.

„Was?“

„Du hast mich verstanden, oder?“

„Ja… sicher.“

Nun war seine Begeisterung weg und er schlurfte nur noch hinter Tornac her. Das Mädchen und ein Hüne trainierten mit Holzschwertern hinter der Schmiede. Sie hielten inne als sie sie sahen.

„Nun geh schon.“, flüsterte Tornac ihm zu und schubste ihn nach vorne. Murtaghs Bauch tat noch mehr weh. Sein Mund fühlte sich trocken an und er bekam keine Luft mehr.

Das Mädchen sah ihn grimmig an. Offenbar war sie immer noch wütend. Ihre Augen funkelten angriffslustig unter den dunklen Strähnen ihres Haars hervor.

//Sie ist wunderschön…//

Murtagh wurde dunkelrot.

„Nun, Herr, was wollt ihr?“, fragte der Hüne.

„Ich denke das hat sich erledigt, oder?“, fragte Tornac. Er legte Murtagh die Hand auf die Schulter und zog ihn mit sich.

„Wie es aussieht muss ich nun noch besser auf dich aufpassen.“, hörte er den Hünen sagen, als sie einige Schritte gegangen waren.
 

„Ich glaube, das Beste wäre es, wenn du dich etwas ausruhst. Wie reden später.“, meinte Tornac. Murtagh nickte.

In seinem Zimmer legte er sich auf sein Bett und verschränkte die Arme vor dem Gesicht. Langsam zählte er bis zehn, aber er konnte sich nicht beruhigen. Er ging verschiedene Möglichkeiten durch.

//Ich könnte mich von ihr fern halten.//

Den Gedanken verwarf er schnell wieder. Irgendwie passte hier nichts zusammen. Alles widersprach sich. Verwirrt schlief er ein. Tornac weckte ihn, als die Sonne unter ging. Er hatte zwei große Schalen Pudding mitgebracht.

//Oh, oh!//

Tornac gab ihn eine Portion. „Hier nimm.“, sagte er.

„Danke.“, antwortete Murtagh unsicher und steckte sich einen Löffel voll in den Mund.

Tornac saß angespannt auf einem Stuhl. „Hör zu, wir müssen uns unterhalten- von Mann zu jemand auf dem Weg zum Mann.“

„Ich nehme an der zweite bin ich.“ Murtagh versuchte die Stimmung zu lockern.

„Mach keine Witze. Das hier ist ernst und unangenehm.“

Der Junge stellte die Schüssel bei Seite.

„Also“, Tornac nahm tief Luft. „Du kommst jetzt in ein Alter, ab dem man Mädchen nicht mehr mit Steinen bewirft, sondern ihnen Blumen schenkt.“

„WAS?!?!“

„Lass mich weiterreden! Deine Bauchschmerzen und die Verwirrung das … du… Argh! Verdammt! Ich wusste warum ich nie Kinder wollte!“ Murtagh sah ihn fragend an. „Das sind Zeichen, die erfahrene Männer leicht zu deuten wissen. Sie wissen, meistens, wenn sie verliebt sind.“ Tornac machte eine Pause.

„Du irrst dich.“, sagte Murtagh.

„So? Tu ich das? Warum hast du dann eben nicht mit dem Mädchen geredet?“

„Das war… weil… also… Du bist unfair.“

Tornac lachte. Murtagh sah wütend und verlegen zu Boden. Aber damit war noch nicht genug, Tornac erklärte ihm alles, was er zu diesem Thema wissen musste, sodass Murtagh am Ende im selbem Maß erschrocken, verlegen und neugierig war.

„Und den Rest lernst du von ganz allein.“, meinte Tornac abschließend.

„Was es gibt noch mehr?“, fragte Murtagh.

„Klar.“ Tornac zwinkerte, dann sah er aus dem Fenster. „Triffst du dich heute Abend wieder mit deinen Freunden?“

Murtagh schlang den Pudding herunter. „Nein“, sagte er.

„Warum nicht?“

„Weil sie mich auslachen werden.“

„Auslachen? Nur weil du Pech oder Glück hattest der Erste zu sein?“

„Ich habe einen Eid gebrochen.“

„Ach so! Den Eid. Glaub mir das werden sie auch.“
 

Nach vielem Mut machen von Tornac ging Murtagh am Abend doch in den Stall. Seine drei Freunde erwarteten ihn schweigend. Endlich nahm Zaro tief Luft.

„Als wir gestern unseren Eltern von dir und der Schmiedin erzählt haben, musste sich jeder einen Vortrag anhören.“, sagte er.

„Ich weiß, ich auch.“, gestand Murtagh.

„Also wird ab jetzt nichts mehr so sein wie früher?“, fragte Raim ängstlich.

„Ach! So schlimm ist es nicht.“, meinte Murtagh.

„WAS?!?!?! Das gefällt dir?“, fragte Zaro ungläubig.

„Hmhm…“

„Es ist auch nicht so schlimm.“, meinte Gorgi. Raim und Zaro drehten sich um.

„Wie? Du auch?“

„Ja… sie arbeitet in der Küche und…“ Er wurde rot.

Murtagh lächelte erleichtert. Raim und Zaro nickten sich an.
 

Eine Wand hatte die vier Freunde getrennt. Sie war nicht greifbar, aber fühlbar. Raim und Zaro gingen Gorgi und Murtagh aus dem Weg, was sie bedauerten. Es war ja nicht so als würden sie sich groß anders verhalten. Bis auf die Tatsache, dass sie sich anstupsten, wenn eines der beiden Mädchen vorbei kam.

Gorgi hatte bald einen blauen Fleck in der Seite von Murtaghs Ellenbogen. Aber von der Schmiedin sah man nichts. Betrübt ging er abends zu Bett.

Oft überlegte er sich einfach zu der Schmiede zu gehen, aber er kam nie mehr als fünfzehn Schritte an das Gebäude.

//Ich bin ein Feigling.//

Das Frühjahrsfest rückte näher und die Junggesellen in der Stadt verschenkten Blumen an Mädchen mit denen sie feiern wollten. Tornac stand an einem Morgen vor Gorgi und Murtagh und gab jedem eine schöne Blume.

„Jetzt, Jungs, müsst ihr Mut zeigen.“, sagte er. Unsicher lächelten sie.

Gorgi ging zu dem Mädchen. Murtagh begleitete ihn zur Unterstützung. Er richtete seine Kleidung.

„Und? Wie sehe ich aus?“, fragte er Murtagh.

„Ähm… was soll ich jetzt sagen?“, fragte Murtagh.

„Woher soll ich das wissen?“

Er ging in die Küche.

Murtagh wartete eine Weile bis er wieder raus kam. Gorgi sah geknickt aus.

„Was ist passiert?“, fragte Murtagh.

„Naja… Also sie fand mich nett und so, aber zu jung…“, erklärte Gorgi. Das Mädchen war fünfzehn.

„Das tut mir leid.“

„Aber!“, Er strahlte. „Sie hat mich geküsst!“

„WOW!!! Gratuliere! Auf den Mund?“

„Nein, auf die Wange, aber hey das musst du erst mal schaffen!“

Murtagh schluckte.
 

Er wartete bis zum Abend, wenn die Werkstädten zu machten und Gorgi beim Abendessen war, bis er sich der Schmiede näherte. Die Schmiede verließen die ihre Arbeitsstädte. Als letzte kamen der Hüne und das Mädchen. Murtagh stolperte auf den Weg.

„Ich geh schon mal vor.“, sagte der Hüne.

Das Mädchen blieb stehen und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie sah ihn immer noch böse an. „Was wollt ihr?“, fragte sie. Murtagh suchte verzweifelt seine Stimme.

„Ähm… also…“ Er wurde rot und starrte auf seine Stiefelspitzen.

„Wisst ihr, ich habe Hunger. Könnten wir das also hinter und bringen?“

//Sicher! Aber ich weiß nicht mal wie ich anfangen soll….//

Mit einer mechanischen Bewegung hob er den Arm, in dessen Hand er verkrampft die Blume hielt. Sie sah ihn verwirrt an.

„Und was soll mir das sagen?“, fragte sie.

Er schluckte. „Ich… ich… Würdest du vielleicht zusammen mit mir zum Frühlingsfest gehen?“, fragte er kaum hörbar.

Er schielte hoch und sah, dass sie ihn verwirrt an sah und auch ein wenig rot geworden war. Sie nahm die Blume und sah immer noch zu Boden, während Murtagh ein scheues Lächeln aufsetzte.

„Also ich würde ja gerne, aber ich ziehe bald um. Ich glaube nicht, dass ihr mich finden werdet.“, erklärte sie.

„Oh… das ist schade.“ Ihm war zu heulen zu Mute.

„Ja… Aber ich komme bestimmt noch ein paar Mal hier her, vielleicht sehe ich euch dann.“

„Ja, vielleicht.“

Sie schwiegen eine Weile.

„Seid ihr der einzige Schüler von Meister Tornac?“, fragte sie.

„Ja, warum?“

Sie lachte und rannte zurück in die Schmiede. Dann war sie wieder mit einem Dolch zurück.

„Hier der ist für euch.“, sagte sie und gab ihm die Waffe.

„Danke…“, sagte er und band ihn an seinen Gürtel.

Ein Pfiff hallte über den Hof und der Hüne wank ihnen zu.

„Ich muss los. Vielen Dank für die Blume.“

„Gern ge…“ Sie küsste ihn auf die Wange und er verstummte. Dann war sie weg…
 

^.^
 

Murtagh leerte gerade sein drittes Bier, als Gorgi die Geschichte abschloss. Eragon grinste.

„Was wohl aus dem Schmiedemädchen geworden ist?“, fragte Raim. Murtagh schaute auf.

„Sie ist eine Drachenreiterin.“, antwortete Eragon.

„WAS???“, fragte Zaro ungläubig.

„Ja, unglaublich nicht wahr?“, grinste der junge Mann.

„Stimmt das?“, fragte Gorgi Murtagh.

Murtagh überlegte kurz. Ivan hatte ihm einmal erzählt, dass nur drei Mädchen in der Schmiede gearbeitete hatten und nur einer den Meister geschafft hatte.

„Das ist wahr.“, bestätigte er. Zaro pfiff laut.

„Da brat mir doch einer… Das nenne ich eine steile Karriere.“

„Sie kommt aus der Gosse und ist nun eine Drachenreiterin.“

Die Wette

Draco sah auf das Meer. Ein schmaler Streifen Küste schimmerte am Horizont. Seid zwei Jahren war sie nun ständig unterwegs zwischen dem Festland und Vroengard.

„Hätte nicht gedacht, dass wir den Sturm überleben.“, murrte ein Matrose.

Draco lachte. Am Strand warteten Brenna, Morzan und Brom.

„Willkommen zu Hause!“, rief Brom freudig.

Morzan schlug ihn auf den Rücken. In den letzten paar Monaten war Dracos Heimweh unerträglich geworden. Oft verwechselte sie Morzan und Murtagh oder Eragon und Brom.

„Ist schon gut, danke.“, lächelte sie traurig.

Auf dem Weg zur Universität, wo Draco ihren Bericht abgab, erzählte sie von ihrer Reise. Nachmittags ließ Brenna plötzlich einen erschrockenen Schrei los. Hinter ihr lachte Galbartorix schalkhaft.

„Oh! Du blöder Kerl!“, schimpfte sie und schlug ihm in den Bauch. Die anderen lachten, als der Krieger um Gnade flehte.

„Und wie war es?“, fragte Morzan.

„Wie immer. Draco, hast du es schon gehört?“

„Nein. Was denn?“

„Du sollst mal dringend zu Lord Varel, wegen der Abschlussfeier.“

Draco stand auf.

„Na dann los.“
 

Galbartorix wurde an diesem Tag von einer Schwert schwingenden Draco quer über die Insel gejagt. Er hatte es geschafft, dass Lord Varel Dracos Abschlusszeremonie vorzog, damit sie nach Hause konnte.

„DAS HÄTTEST DU MIR AUCH GLEICH SAGEN KÖNNEN!!! ICH DACHTE SCHON ICH WÜRDE DURCHFALLEN!!!“, brüllte sie ihm nach.

Morzan hielt sie schließlich zurück. Draco lachte.

//Eigentlich sind sie ja ganz in Ordnung.//

Mit dieser Erkenntnis rauschte ein Schmerz durch ihren Körper, der ihr sämtliche Kräfte raubte.

„Was hast du?“, fragte Brenna.

„Nichts…“, keuchte Draco. „Das … war… meine… Erlaubnis… nach…. Hause… zu … kommen…“

„Brom! Führ uns zu den Felsen, damit wir sie endlich los sind.“, rief Morzan und schulterte Draco.

„Ist gut!“, rief Brom. Vor einer Felsformation blieben sie stehen. „So da wären wir.“ Draco kletterte von Morzans Rücken. Ihr schwindelte. „Wohohho!“

Sie suchte ihr Gleichgewicht. Ein paar Minuten brauchte sie bis sie frei stehen konnte.

„Nun“, sagte sie verlegen. „Das war es wohl. Ihr werdet mir fehlen.“

„Du uns auch.“, sagte Brom.

„Das heißt wohl lebe wohl, oder?“, fragte Morzan.

„Ach was! Wir sehen uns bestimmt noch.“

„Ich glaube nicht. Ich habe vor in der Revolution ehrenvoll zu sterben.“

„Wollen wir wetten?“

„Klar, um das Übliche?“

„Um das Übliche.“ Morzan und Draco schlugen ein.

Brenna gab ihr zum Abschied einen silbernen Armreif. „Vergiss uns ja nicht!“, drohte sie.

„Wie denn?“, lachte Draco.

Galbartorix und Draco grinsten und nickten einander zu zum Abschied. Dann tröpfelte sie ihr Blut auf den Stein und verschwand, nachdem sie sich noch einmal umgedreht hatte, in dem gleißenden Licht.
 

Es war ein richtiges Chaos gewesen, als Morzan, Selena, Galbartorix, Brenna, Brom und Tornac sich wieder in der Welt der Lebenden fanden.

„Was haben wir nur verbrochen, dass wir wieder hier sind?“ fragte Galbartorix.

„Willst du das wirklich alles wissen oder reicht eine grobe Zusammenfassung?“, fragte Brenna kalt. Brenna war älter geworden, das sah man ihr an.

„Ich will ja nichts sagen, aber“, meinte Tornac und zeigte zum Horizont. „da kommt ein Sturm.“

Selena sah zum Horizont. Eine große schwarze Wolkenfront kam auf sie zu. Der Wind trieb sie voran.

„Wir sollten hier weg. Ich will nicht noch einmal sterben!“, rief Morzan.

Da sie schlecht durch die Dörfer an der Küste laufen konnten (Da ist der König! Tötet ihn!), rannten sie am Stand entlang. Das Wasser kam gerade von der Flut und schlug in hohen Wellen gegen die Klippen.

„Seht mal!“, rief Brenna und zeigte auf einen großen Stofffesten, der zwischen den Klippen hin und her geschleudert wurde. Morzan kniff die Augen zusammen und ließ einen Schrei los. Dann eilte er los und zog einen leblosen Körper zwischen den Felsen hervor.

„Draco!“, rief Selena. Dracos Haut war leichenblass, ihre Lippen blau und sie klapperte mit den Zähnen.

„Brenna, kannst du sie nicht heilen?“, fragte Galbartorix. Brenna beugte sich über sie. Doch ihre Magie war versiegt.

„Was sollen wir tun? Sie wird sterben!“, reif Tornac gegen den Sturm.

„Ich habe ein Gut hier in der Nähe.“, sagte Morzan.

„Dann bringen wir sie dahin.“

Ein fast perfekter Geburtstag

Murtagh saß an seinem Schreibtisch. Die Arbeit stapelte sich seit Tagen. Seufzend las er die Briefe, Bitschriften und Anfragen. Als er sich endlich konzentrieren konnte, störte ihn ein Mark durchbohrender Schrei. Ruckartig schoss er hoch.

//Gilard!//

Es dauerte einige Minuten bis Petolt in das Arbeitszimmer kam.

„Soll ich eine neue Anzeige ansetzen?“, fragte er und stellte den Tee ab.

„Glaubst du das bringt was?“, fragte Murtagh.

Sie sahen sich kurz an.

„Was habe ich bei dem Jungen falsch gemacht?“, fragte sich der Reiter.

„Nichts. Er ist einfach so.“, erklärte der Diener.

„Danke. Mach nur.“

„Also Mylord! Lachen! Man hat nicht alle Tage Geburtstag!“

Murtagh zwang sich zu einem Lächeln. Petolt seufzte. „So werdet ihr eure Gäste vergraulen.“

„Mir ist nicht nach feiern zu Mute.“

„Wirklich? Das habe ich nicht gemerkt. Ich gehe jetzt euren Bruder einfangen.“

„Das ist nicht nötig, Petolt. Ich bin schon hier.“, meinte Gilard und lehnte lässig im Türrahmen. Für seine sieben Jahre war er groß und viel zu frech. Zusammen mit seinem Freund Temaz hatte er in den letzten zwei Jahren zwei Dutzend Kindermädchen in die Flucht geschlagen.

Murtagh konnte es ihnen nicht verübeln. Entweder kamen sie, meistens die jungen, wegen ihm oder, so ziemlich alle alten, waren schlimmere Drachen, als die Kreaturen, die unter seinem Schutz standen.

„Sie ist weg.“, erklärte Gilard grinsend.

„Das habe ich gehört.“, sagte Murtagh und nippte an seinem Tee.

„Woran denkst du?“

„Ich weiß nicht, ob ich dich belohnen oder bestrafen soll…“

„Du hast mich schon bestraft.“

„Ach ja?“

„Petolt sucht wieder eine Neue, oder?“

„Natürlich.“

Gilard ließ einen leisen Schrei los. „Warum lässt du das zu?“

„Weil ich es für das Richtige halte. Irgendjemand muss sich doch um dich und Temaz kümmern.“

„Du kannst uns auch mit nach Vroengard nehmen.“

„Nein, erst wenn ihr alt genug seid.“

„Das dauert noch lange.“

„Nur drei Jahre.“

„Mutter wäre nicht so gemein!“

Murtagh sah ihn wütend an. „Selena ist tot!“

„Ich weiß! Ich rede von…“

Temaz wurde ins Zimmer geschoben. An seiner rechten Wange verlief eine tiefe Schnittwunde, die er sich vor einigen Tagen zu gezogen hatte. Sein Großvater war vor einem Jahr gestorben und Murtagh hatte ihn aufgenommen. Der Junge zeigte großes Interesse an Nautik und war so groß wie Gilard.

„Hast du es geschafft?“, fragte er. Gilard nickte.

„Aber freu dich nicht zu früh! Es ist schon die nächste unterwegs.“

Temaz stöhnte leise. „Wann kommt die Lady zurück?“

„Jetzt weiß ich es!“, rief Murtagh. „Burgarrest!“

„WAS?!?!?“, riefen die Jungen.

„Und zwar einen Monat!“

„Das ist nicht fair!“, rief Gilard.

„Was ihr der alten Schreckschraube angetan habt war sicher auch nicht fair. So, würdet ihr mich bitte weiter arbeiten lassen?“
 

Wütend grummelnd gingen die Jungen auf den Wachturm. Temaz zog ein Fernglas hervor.

„Ungerecht!“, murmelte Gilard.

„Naja, seine Strafen werden aber leichter.“, meinte Temaz.

„Auch wahr.“

Stumm sahen sie in die Ferne. Temaz stellte sein Objektiv schärfer.

„Siehst du das auch?“, fragte er.

„Was?“

„Südwesten.“

Gilard sah in diese Richtung. „Wanderer, na und?“

„Ich weiß nicht. Die kommen auf uns zu.“

„Um Sachen zu kaufen. Um mal wieder in Betten zu schlafen. Seit mein Bruder Burgherr ist, hat sich hier eine Stadt gebildet. Viele seiner Freunde haben sich hier angesiedelt.“

„Aber du wirst doch nicht bestreiten, dass die Wanderer da irgendwie komisch sind.“

Gilard atmete tief ein. „Nein, da hast du recht.“

Er sah sich die Wanderer noch einmal an.

„Zwei Frauen und vier Männer.“, meinte Temaz.

„Nein“, sagte Gilard. „Es sind drei Frauen.“

„Wirklich? Ich sehe nur zwei.“

„Der Hüne trägt sie. Sie ist entweder bewusstlos oder krank oder beides.“

Temaz wurde unruhig. „Gil, wir sollten Murtagh Bescheid geben.“

„Das glaube ich auch. Komm!“

Sie rannten die Stufen hinunter, über den Hof und polterten schließlich wieder in Murtaghs Arbeitszimmer.

Der Reiter sah sie finster an und rang mit seiner Beherrschung. Grünblaue Flammen tanzten auf in einem Kelch auf seinem Tisch. Bevor er was sagen konnte, japsten die Jungen schon los: „Leute kommen!“

„Südosten!“

„Eine ist schwer krank!“

„Was?“, fragte Murtagh.

//Murtagh.//

//Menelnaru?//

//Draco ist wieder da!//

//Was?//

//Ich habe sie gespürt. Ich denke sie ist an der Küste, weil es so schwach wahr.//

//Sag mir die Himmelsrichtung.//

//Südoste, warum?//

//Mach dich Flugfertig. Ich bin gleich da.//

//Was ist denn los?//

//Draco ist krank.//

//Beeil dich!//

Murtagh sprang auf und griff nach seinem Umhang. „Jungs, euer Arrest ist aufgehoben.“, sagte er und stürmte von dannen.

„Was war das?“, fragte Temaz verwirrt.

Gilard zuckte die Achseln.
 

Menelnaru flog als wären hundert Letherblaka hinter ihnen her. Murtagh störte das nicht, ebenso wenig wie die Tatsache, dass seine Finger vom Flugwind schmerzten.

//Da sind sie.//

//Alles klar ich geh runter.//

Menelnaru berührte den Boden noch nicht ganz, als Murtagh von ihrem Rücken sprang. Vor ihm stand ein Mann mit silbernem Haar und blauen Augen.

„Tornac?“, fragte er.

„Murtagh?“, fragte Tornac, der seinen alten Schützling in den Arm nehmen wollte. Doch der stand bereits bei Morzan und untersuchte Draco, die immer noch schlaff über seinen Schultern hing.

„Sie hat eine Lungenentzündung, würde ich sagen.“, meinte eine Frau. Er nickte.

„Rühr sie nicht an!“, brüllte Galbartorix, als er Draco auf seinen Rücken hob.

„Oder was?“, fragte Murtagh.

Er warf dem toten Tyrann einen Blick zu, der ihn verstummen ließ. „Ich bringe sie in die Burg. Es wäre besser, wenn ihr erst nach Einbruch der Dunkelheit da aufkreuzt. Selena kennt ja den einen oder anderen Geheimgang.“

Er schwang sich zurück in Menelnarus Sattel. //Flieg so schnell es geht, aber vorsichtig.//

//Das habe ich vor. Halt du sie lieber gut fest. Ich habe keine Lust euch unterwegs einzusammeln.//

Murtagh nickte und schloss die Augen. Er erinnerte sich an sein Medizinstudium und durchleuchtete Draco. Die Frau hatte Recht. Dracos Lungen waren stark entzündet und dazu kam, dass ihre Muskeln und Nerven nicht richtig zu funktionieren schienen.
 

Diesmal wartete Murtagh bis Menelnaru sicher auf dem Boden stand. Auf dem Weg zu einem beheizten Zimmer( wegen seinem Geburtstag und den vielen Gästen waren alle Zimmer geheizt, aber er brachte sie in sein Zimmer), stieß er mit Angela zusammen.

„Was machst du hier?“, fragte Murtagh überrascht.

„Ich dachte, du könntest meine Hilfe gebrauchen, aber wenn dem nicht so ist…“

„Mir nach! Und zwar flott!“

„Der hat ja einen Ton drauf…“, murmelte Solembum.

„Mach dir nichts daraus. So sind Männer eben.“, erklärte Angela der Wehrkatze.

„Ich kann euch hören.“, erinnerte Murtagh.

„Sehr gut. Dann hörst du auch, wie ich sage, dass ich Wasser brauche.“
 

Murtagh verbrachte den Rest des Tages damit Angela zu assistieren. Solembum rollte sich auf Dracos Füßen zusammen. Das eine Feier auf ihn wartete hatte Murtagh vergessen. Er saß an Dracos Bett. Die Finger wie zu einem Gebet verschränkt und die Stirn darauf gelehnt. Jemand klopfte. Raim, Zaro und Gorgi steckten ihre Köpfe ins Zimmer.

„Verdammt! Die Feier!“, rief Murtagh krächzend.

„Vielleicht solltest du etwas trinken.“, meinte Raim und hielt ihm einen Becher Wein hin.

Murtaghs Magen knurrte.

„Oder etwas essen.“, lachte Gorgi.

„Ist das, das Schmiedmädchen?“ Zaro sah sich Draco an und wurde bleich. „Lady!“, rief er.

„Warst du im Norden?“, fragte Murtagh verdutzt.

„Hä? Wieso Norden? Nein!“

„Woher kennst du dann ihren Spitznamen?“

„Wir haben ihn ihr gegeben!“

„Wer wir?“

„Die Mortem… oder eher ihre Anwärter.“

„Du warst bei den Mortem?“

„Ja.“

„Was sind die Mortem?“, fragte Raim.

„Eine Eliteeinheit von Soldaten und Lady hat es als Einzige geschafft.“

„Hat Lady auch einen Namen?“

„Draconigena.“

„Dann ist das wirklich das Schmiedemädchen?“

„Ja.“ Murtagh war so kurz angebunden wie lange nicht mehr.

„Jungs, wir sollten gehen und ihn mit seinem Geschenk allein lassen.“

„So ist sie ihm aber nicht sehr nützlich.“, murmelte Raim.

Murtagh warf ihm einen mörderischen Blick zu.

Krankenwache

Murtagh wachte seit nun einem Tag an Dracos Seite. Er hatte den Schlaf einfach ignoriert und jeden Störenfried weggeschickt.

Angela hatte ihm einen Heiler da gelassen, der sich aber als vollkommen unfähig herausstellte, da er sich zwar auf Draco, aber nicht auf ihre gebrechen konzentrierte.

Nach drei weiteren Tagen hatte Selena es geschafft in Dracos Zimmer zu kommen. Sie warf ihrem Sohn Seife und ein Handtuch an den Kopf und setzte die Rasierklinge gerade zum Wurf an, als sie merkte, dass, das doch gefährlich war.

„Was soll ich damit?“, fragte Murtagh gereizt.

„Also! Draco wird vermutlich sofort in Ohmmacht fallen, wenn sie dich so sieht. Du siehst aus wie ein Landstreicher und riechen tust du auch so! Geh dich waschen und danach ab ins Bett. Kannst ja von mir aus hier schlafen, aber du wirst schlafen oder ich schlage dich nieder!“

Da sie keinen Widerspruch duldete, fügte Murtagh sich seinem Schicksal.
 

Ein Wimmern weckte ihn einige Stunden später. Die Fremde Frau stand neben dem Bett.

„Wer sind sie?“, fragte er und ließ eine Flamme über seiner Hand schweben. Murtagh erschrak und sah immer wieder zwischen ihr und Draco hin und her. „Seid ihr…“

Sie nickte. „Mein Name ist Brenna Lidenmiw. Ich kannte euren Vater in der Schule.“, erklärte sie.

„Ihr seid Dracos Mutter, oder?“

Brenna nickte.

„Ich sollte euch den Kopf abschlagen!“, knurrte er.

„Warum?“ Brenna wusste genau warum. „Weil ich nicht wollte, dass sie unter ihrem Vater leidet. Ich hatte keine Ahnung, was er mit ihr anstellen würde.“ Sie weinte. Murtagh konnte es nicht leiden, wenn Frauen weinten.

„Deswegen habt ihr versucht sie zu töten?“

Sie nickte und zog eine Tontafel hervor. Darauf war Draco und ein junger Mann. Beide lachten und machten Faxen. Kappen saßen schief auf ihren Köpfen.

„Galbartorix war nicht immer so. Er war ein netter Junge. Ich…“

„Was wollt ihr eigentlich?“

„Ich weiß nicht…“

„Wollt ihr mit ihr reden?“

„Wird sie mit mir reden wollen?“

„Nein, zu mindest nicht am Anfang.“

„Aber irgendwann?“

„Dann bestimmt.“

„Ihr scheint sie gut zu kennen.“

„Möglich. Sie vertraut nicht vielen Leuten.“

„Könnt ihr mir etwas über sie erzählen?“

„Beantwortet mir erst eine Frage. Woher habt ihr dieses Bild?“

„Das habe ich an ihrem Abschluss gemacht. Draco war mit uns auf der Schule. Sie hat immer gesagt, dass sie aus der Zukunft kommt.“

Murtagh nickte.

„Sie hat euch vermisst.“

Er sah auf.

„Sie hat zwar nie viel von euch erzählt, aber manchmal, da versprach sie sich.“

„Wenn ihr sie von damals kennt, könnt ihr mir sagen, wer ihr den Armreif hier gegeben hat.“

Brenna grinste. „Seid ihr eifersüchtig?“

„Ein wenig.“

„Keine Angst, er ist von mir. Ich habe ihn ihr zum Abschied geschenkt. Da fällt mir ein, Morzan wird bald sehr viel Aufmerksamkeit erregen.“

„Warum?“
 

Viele von Murtaghs Gästen waren wieder abgereist. Er hatte seine Feier verschoben. Immer noch wisch er nur wenn nötig von Dracos Seite. Tagsüber kamen seine Brüder und Freunde sie besuchen, abends die Toten.

„Das Mädchen hat dich fest im Griff.“, sagte Tornac einmal zu ihm.

„Ob du es glaubst oder nicht, dass hier ist das kleine Schmiedemädchen.“

„Dein kleines Schmiedemädchen?“

„Ja.“

„Ich muss schon sagen, Junge. Sie ist nicht schlecht. Meinst du sie weiß es noch?“

„Ich habe vor ihr den Dolch zu zeigen.“

Tornac und er verschwörten sich ein wenig. Galbartorix, der es nicht guthieß, wo Murtagh schlief, traute sich nicht auch einen Pieps gegen ihn zu sagen.
 

Die Tage schienen zu schleichen. Fast ein Monat war vergangen, seit Draco wieder da war. Sie lag auf einem weichen Bett. Neben ihr leuchtete eine Kerze und zu ihren Füßen brannte ein Kamin. Ihr Hals schmerzte und ihre Lungen brannten. Sie fühlte sich, als hätte sie einen heftigen Muskelkater.

„Oh! Du bist ja wach!“, sagte eine vertraute Stimme.

Sie drehte den Kopf. „Sel…“

„Sch! Nicht sprechen. Hier trink was.“

Widerwillig würgte Draco einige Tropfen hinunter. Dann bemerkte sie das schwarze etwas, das am Bettrand schlief.

„Er ist nicht von deiner Seite gewichen.“

Draco hob die Hand und strich ihm über den Kopf. Er brummelte leise und wurde langsam wach. Selena verließ heimlich mit einem wissenden Lächeln den Raum. Murtagh gähnte verschlafen, dann sah er, dass Draco die Augen auf hatte.

„Hallo.“, sagte er leise. Sie lächelte. „Wie geht es dir?“

Ihre Miene wurde unglücklich.

„Dein Hals tut weh…“

Sie rollte mit den Augen.

„Hier trink das.“

Auch er reichte ihr den Becher und sie quälte sich ein zweites Mal.

„Kann ich was für dich tun? Ist dir kalt? Hast du Hunger?“

Sie zwinkerte ihn amüsiert an und griff seine Hand.

//Leg dich bitte zu mir.//

Er lachte leise und schob sich neben sie. Draco legte den Kopf auf seine Schulter. Immer wieder gab Murtagh ihr etwas zu trinken.
 

„Das ist ja wohl die Höhe!“, brüllte Galbartorix am Morgen und weckte damit die beiden. Als Draco ihn sah, versteckte sie sich hinter Murtagh.

„Geh weg von ihr, du Schwein!“, befahl der tote König.

„Nein. Du verschwindest sofort aus diesem Raum.“, knurrte Murtagh.

„Wenn du sie auch nur anrührst… Denk nicht mal daran!“

„Ich werde nichts tun, was sie nicht will. Verschwinde!“

Doch Galbartorix wollte nicht gehen. Morzan kam ins Zimmer….mit rosefarbenen Haaren?

„Ach du Scheiße!“, meinte Murtagh, der kreidebleich geworden war. Als Morzan Draco sah, grinste er und sagte:„Ich habe wieder einmal verloren.“

Draco und Galbartorix grinsten schief. Nach dem ersten Schreck, brach Murtagh in Tränen aus vor lachen.

„Komm schon, Galba. Wir sollten dem jungen Gemüse allein lassen, du hast dich doch auch immer mit Brenna verzogen.“

Galbartorix schnaubte. „Na gut, aber wenn dein Sprössling nicht die Ranken von meinem Blümchen lässt, hackte ich ihm die Möhre ab.“

Die drei kicherten und Galbartorix ging schmunzelnd aus dem Zimmer.

„Was für eine blumige Sprache er hat, Blümchen.“, neckte Murtagh Draco, die ihn daraufhin mit einem Kissen bewarf.
 

Es dauerte noch zwei Wochen bis Draco wieder völlig hergestellt war. Sie freute sich über das Wiedersehen mit Zaro und redete wie zu erwarten nicht mit Brenna, bis Murtagh sie an einen jungen Mann erinnerte, der vor wenigen Jahren dasselbe Problem hatte.

Daraufhin konnte Galbartorix Murtagh noch weniger leiden, weil Draco und Brenna sich gegen ihn verschworen. Sie lernte auch Tornac kennen, der ihr eine amüsante kleine Geschichte über einen verliebten Jungen erzählte.

Gilard und Temaz brachten Draco jeden Tag frische Wildblumen und kleine Schnitzereien mit. Die Jungen ließen es sich nicht nehmen sie Mutter zu nennen. Anfangs machte Draco sich deswegen Sorgen, aber Selena meinte sie fände es lustig.

Draco entschuldigte sich sicher tausend Mal bei Arya und Eragon, weil sie bei Dutinus, ihrer Tochter, Geburt nicht da war. Dutinu sah aus wie ihre Mutter, bis auf ihre Augen, die sie von Eragon hatte. Diese Kombination hatte die Gerüchteküche kochen lassen. Man hatte vermutet, dass sie Murtaghs Tochter war („Die lassen sich ja auch nichts neues mehr einfallen!“) und ihre Mutter Draco.

Unbewaffnet ist ungut

Draco flog mit Menelnaru über die Felder. Sie erzählten sich alles, was sie erlebt hatten. Der Drache warf sie mehr als einmal beinah vor lachen ab. In der Ferne blitzte etwas Goldenes auf.

„Glaeder!“, rief Draco. Oromis und Glaeder hielten auf sie zu.

„Draco!“, rief Oromis, als sie auf Glaeders Rücken sprang. „Ich wusste, dass du wieder kommst.“

„Das war mir klar, aber das hättet ihr vielleicht auch mal den Herren sagen können. Die waren offenbar todunglücklich.“

„Kann sein, aber dann hätte ich nicht meinen Spaß und du so einen herzlichen Empfang gehabt.“

„Wer hat euch eigentlich so verdorben?“

Oromis pfiff unschuldig eine kleine Melodie. Draco sah sich um und stutzte.

//Kettenhemd, Plattenpanzer, Helm, Langschwert, Breitschwert, Bogen… hm… da fehlt die Streitaxt.//, meinte Menelnaru. //Will der in den Krieg ziehen?//

//Weiß nicht. Ich frag ihn mal.//

„Meister? Wollt ihr in den Krieg ziehen?“

„Nein, nur zu Abendessen.“

„Oje! Wo denn?“

„Na bei euch.“

„WAS?!?“

„Ja, hast du es vergessen, wenn eure Familien anwesend sind, habe ich gesagt, dass ich nur in Rüstung komme. Keine Angst. Die Waffen sind nur zur Verteidigung.“

Draco lachte hilflos.
 

„Was ziehst du heute Abend an?“, fragte Murtagh völlig desinteressiert.

„Wieso willst du das wissen?“, fragte Draco.

„Ich muss mich darauf einstellen, ob ich eifersüchtig werde oder nicht.“

„Ich werde mir kein Kleid anziehen.“

„Warum nicht?“

„Ich habe keins.“

„Sicher?“

„Murtagh? Wozu hast du wieder Geld ausgegeben?“

„Ich weiß nicht. Ich habe Bertram gebeten es zu kaufen.“

„Bertram? Du bist nach Dras Leona geflogen? Sa ma, bist du deppert?“

Murtagh lachte leise. „Na bi i net. Er arbeitet hier in der Küche. Tust du mir einen Gefallen?“

„Nein!“

„Wie nein? Ich habe doch noch nicht mal meine Bitte geäußert!“

„Ich kann es mir denken.“

„Gut, dann strangulier ich mich eben.“

„Hä?“

Sie sah ihn an. Er lächelte gequält und deutete auf das Tuch an seinem Hals.

„Oh, du unselbstständiger Kerl!“

Sie lachten und Draco band ihm das Tuch richtig und ohne ihn zu erwürgen. Murtagh legte die Arme um sie und zog sie zu sich. Sie legte ihm eine Hand in den Nacken und… weiter kamen sie nicht, weil auf einmal Brenna im Zimmer stand.

„Ups! Tut mir leid. Lasst euch nicht stören. Macht einfache weiter.“

So schnell wie sie gekommen war, war sie auch wieder weg. Murtagh seufzte und ließ die Arme sinken. Seit Dracos Rückkehr hatten sie kaum Zeit allein gehabt. Immer platzte irgendwer rein.

„Eins sage ich dir, wenn das nach der Feier nicht besser wird, entführ ich dich.“, drohte Murtagh.

„Ja, ja. Mach nur. Ist ja deine Möhre.“

„Na und? Werde ich halt geköpft.“

Draco zog sich das Hemd über den Kopf. „Er meinte nicht deinen Kopf.“

„Ach nein? Was dann?“ Draco grinste und tippte gegen das umschriebene Körperteil.

Murtagh wurde ein wenig rot. „Ach so… MÖHRE???“

„Oje… da ist ein männlicher Stolz verletzt.“

„Nein! Der hätte sich doch mal ein wenig klarer ausdrücken können, oder?“

„Aha! Du findest also den Vergleich unpassend.“

„Jaaa! Möhre! Pah!“

„Was für ein Gemüse würde dir denn besser gefallen?“

„Gurke.“

„Gurke?“

„Ja!“

„Gewürz oder Salatgurke?“

„Ähm… das ist egal Hauptsache ist es ist keine Möhre.“

„Wollt ihr einen Salat machen?“, fragte Eragon. Murtagh und Draco liefen rot an.

„Was machst du hier?“, fragte Murtagh.

„Euch abholen?“

„Wie viel hast du von dem Gespräch mitbekommen?“

„Nur was über Gemüse.“

„Was für Gemüse?“

„Verdammt! Das muss ja ein Mordssalat sein. Aber meiner Meinung nach passen Salatgurken besser.“

Für einen Moment herrschte betretendes Schweigen im Raum, dann brachen Draco und Murtagh in schallendes Gelächter aus.

„Was ist denn so komisch?“

„Nichts, wir kommen gleich.“, japste Draco. Sie griff nach der Tunika und dem Gürtel. Murtagh kicherte immer noch, als Draco ihm den Kragen richtete.

„Zucchini.“, sagte sie.
 

Murtagh hielt nur eine knappe Ansprache (Danke, das ihr noch da seid und nun lasst uns essen). Er saß am Kopf des Tisches. Draco links Morzan rechts neben ihm. Er ließ sich nicht stören mit Draco zu flirten, obwohl Galbartorix direkt neben ihr saß. Im Prinzip ignorierte er ihn noch nicht mal. Er bekam es gar nicht mit. Genauso wenig wie die Scherze und Glückwünsche auf ihre Kosten.
 

Galbartorix bekam einen zinnoberroten Kopf. Murtagh zog Dracos Stuhl mit dem Fuß zu sich, um ihr etwas zu zu flüstern. Das brachte das Fass zum überlaufen. „Lass deine Griffel von ihr!“, rief Galbartorix und sprang auf.

„Oje.“, meinte Brenna.

„Jetzt geht’s es los.“, murmelte Selena.

„Meine Damen und Knirpse ich errichte einen Schild.“, verkündete Arya.

„Wo ist mein Helm?“, fragte Oromis und suchte den Boden ab.

„Mei! Jetzt wird’s Essen kalt.“, beschwerte sich Bertram.

Tornac, Raim, Zaro und Gorgi lehnten sich neugierig vor.

„Tja, Junge. Nimm es nicht persönlich, aber ich muss meine Tochter schützen.“, erklärte Galbartorix.

„Du wirst meinem Jungen kein Haar krümmen!“, mahnte Morzan. Galbartorix zog einen Dolch hervor.

„Ich rede nicht von Haaren. Ich meine Möhren.“

„Zucchini.“, verbesserte Draco.

„WAS??? So etwas hast du nicht zu wissen! Was hast du meiner kleinen unschuldigen Tochter für Lügen erzählt?“

Alle Unbeteiligten warfen sich fragende Blicke zu.

„Er hat mir gar nichts erzählt. Ich habe es auch so raus gefunden.“

„Ach ja! Du hast Medizin studiert.“

„Das meinte ich zwar nicht, aber wenn dich davon abhält mir mein Lieblingsgemüse zu ernten, dann ist es ja gut.“

„Selena, wir sollten die Kinder raus bringen.“, murmelte Arya. Selena nickte. Galbartorix schnappte nach Luft. Murtagh war rot.

„Ich… bringe… ihn…um!“, presste der tote Tyrann hervor.

„Nur über meine Leiche.“, sagte Morzan.

„Kein Problem, du bist schon tot.“

„Gut! Dann über meine.“, schlug Draco vor und setzte sich auf Murtaghs Schoß. Ihr Vater brüllte wütend: „Ich hätte ich dich töten sollen, als wir allein im Thronsaal waren. Ich hoffe der Schnitt tat weh.“

„Ja, das tat er.“, sagte Murtagh kühl.

„Ich fasse es immer noch nicht, wie ein Kind wie du mich besiegen konnte. Und dann entjungferst du noch meine Tochter und besitzt nicht mal den Anstand sie zu heiraten…. Na gut, sie hatte keine Mitgift, aber trotzdem!“

Draco sah Murtagh ungläubig an.

„Mein Sohn verzichtet auf eine Mitgift, aber da er jetzt deinen Segen hat, wird gleich der Stelle geheiratet. Selena hol den Priester!“, rief Morzan.

„Bitte?“, fragte Selena überrascht.

Draco schlich aus dem Saal und nahm Bertram mit.

„Er hat meinen Segen nicht! Ich würde meine kleine süße Maus eher an einen Hellgrindspriester verschachern als an deinen Bastard!“

„Das nimmst du zurück!“

„Ich denke nicht daran!“

„Na gut! Dann verzichtet mein Sohn auf die Mitgift!“

„Sein Sohn verzichtet auch auf eine weitere Hochzeit.“, mischte sich Murtagh ein, wurde aber überhört.
 

Kurz bevor sich Morzan und Galbartorix ein zweites Mal umbringen wollten, hallte eine lauter Pfiff durch den Raum.

„Guat! Seids endlich moi ruhig! Dankscheen!“, meinte Bertram. Draco kam in den Raum.

Murtagh klappte die Kinnlade runter, wie immer, wenn sie in einem roten Kleid vor ihm stand. Sein Hals wurde trocken und er griff nach dem erst besten Glas um zu trinken. Draco kam langsam auf ihn zu. Galbartorix wollte gerade verkünden, dass er von Dracos Aufmachung nicht begeistert war, als sie ihn mit einem Blick mahnte still zu sein. Dann wandte sie sich an Murtagh. Es war stiller als in einer Kirche.

„Du hast meinen Vater umgebracht?“, fragte sie.

„Ja?“, antwortete er.

Jetzt ist es aus, dachte Galbartorix schadenfroh. Draco hob Murtaghs Kopf und küsste ihn. Sie neckte, verführte, lockte und verwöhnte ihn. Murtagh wurde es heiß und zog sie fest an sich. Sie schlang die Arme um seinen Nacken, was ihn weiter ermunterte. Von dem Jubel und den Flüchen um sich hörten sie nichts.

„Uwäh!“, riefen Temaz und Gilard.

„Abwarten, Jungs. Das wollt ihr irgendwann auch.“, prophezeite Tornac.

„Niemals!“

Draco löste sich von Murtagh, der sie schon fast mit den Blicken aus zog.

„Ich sollte öfter deinen Vater töten, oder?“, flüsterte Murtagh. Sie lehnte ihre Stirn an seine.

„Du hast meinen Segen.“, flüsterte sie zurück.

Galbartorix würgte erschrocken. Dann wandte sich Draco ihrem Vater zu. „Also erstens: Murtagh hat mich nicht entjungfert. Zweitens: Nenn weder ihn noch sonst wen in meiner Gegenwart einen Bastard. Und drittens: Das mit der Hochzeit hat sich erledigt. Wir sind schon verheiratet.“

„WAAAAAAAAAAASSSSSSSSSSSSSSSSS???????????????????????????????????????“, fragte die versammelte Mannschaft.

Draco zeigte den Ring an ihrem Finger. Murtagh zog eine Kette an seinem Hals hervor und steckte sich den Ring an, der an ihr baumelte.

„Wann?“, fragte Eragon perplex.

„Vor fünf Jahren. Als Draco entführt wurde. Sie sollte an einen Priester im Hellgrind verschachert werden, aber ich habe mich verkleidet und sie ersteigert.“, erklärte Murtagh.

Alles war still.

„Bertram, Schnaps!“, rief Arya.

„Joa! Des a ne guate Idee. I bi ma schnell weg.“

„Aba… aba… aba… Das geht doch nicht!“, meinte Galbartorix und ließ sich auf einen Stuhl fallen.

„Doch.“, meinte Brenna.

„Das haut mich um.“, Morzans Stuhl brach unter seinem Gewicht zusammen. Selena schluchzte.

„Da bleibt mir die Spucke weg.“, bemerkte Tornac.

„Wo bleibt der Schnaps?“, fragte Oromis.

„Temaz? Warum benehmen sich die Erwachsenen so komisch?“, fragte Gilard.

„Ich habe keine Ahnung.“
 

Als Bertram mit dem Schnaps wieder kam tranken alle, die über einenmeterfünfzig groß waren, ein Schnapsglas voll.

„Tja was sollen wir sagen…“, murmelte Zaro.

„Ich will Großvater werden!“, rief Galbartorix.

Daraufhin machte die Schnapsflasche die zweite Runde.

Oromis begann zu lachen, genau wie Tornac und Brom.

„Was habt ihr?“, fragte Draco.

„Es war so klar! So was von klar!“, kicherte Tornac.

„Was war klar?“

Eragon fiel auf die Knie und hob die Hände zum Himmel. „Danke, ihr Götter, danke!“

„Was will der?“, fragte Murtagh.

„I muss eu doa ne Geschicht erzähln!“, rief Bertram. Er begann und nach und nach erzählten alle Geschichten von Murtagh und Draco. Manche Dinge hatten sie vergessen.

„Der war im Kleiderschrank? Das ist doch schon seit Urzeiten ein Versteck für heimliche Liebhaber! Warum habe ich da nicht rein geguckt?“, fragte Oromis, als Arya jene Geschichte erzählte.

„Ich wollte meine Tochter Draconigena nennen, weil sie mir immer Nachhilfe gegeben hat.“, erklärte Morzan.

„Und sie hat es überlebt!“, warf Brom ein.

„Hey! Ich bin dran! Einmal habe ich sie gefragt, ob sie meine Tochter wäre. Da hat sie gelogen, schließlich ist sie meine Schwiegertochter! So, Kleine, und jetzt trinken wir einen.“

„Danke.“, meinte Draco.

„Weißt du, irgendwie habe ich gewusst, dass du damals für mich tabu warst.“

„Und dann hast du es vergessen?“, fragte Murtagh.

"... ich bin alt geworden!"

"Tja, Opa, dann ab ins Bett!", meinte Gilard.

Morzan stutzte und Murtagh und Draco lachten.
 

Stundenlang feierten die Freunde. Immer wieder rief Galbartorix: „Bald werde ich Opa!“

„Noch einmal und klebe dir den Mund zu!“, drohte Brenna genervt.

„So wie damals?“, neckte er sie.

„Nachdem du meinen Drachen getötet hast nicht!“

„Also Brenna, das war ein Versehen.“, meinte Morzan mit Selena auf dem Schoß.

„Hilfe! Die Monster werden menschlich!“, flüsterte Draco Murtagh zu.

„Ein Versehen? Ein toter Drache ist kein Versehen!“

„Doch! Ich habe dem Abtrünnigen extra noch gesagt, er solle deinen Drachen verschonen, aber der Idiot ist in einen Blutrausch geraten und hat alles niedergemetzelt!“

Die Blicke wanderten zu Morzan.

„Ich war das nicht!“, erklärte er.

„Mögen die Götter meine Zeugen sein, ich wollte dir nie etwas Böses!“, schwor der tote König.

„Deswegen hast du ihr auch nach meiner Geburt den Kopf abgeschlagen?“, fragte Draco.

Galbartorix machte ein unglückliches Gesicht. „Ich konnte deine Mutter nicht verstehen, ich dachte ja, ihr Drache würde noch leben. Aber sie hat mich beschimpft und verletzt. Irgendwann habe ich anfangen sie zu hassen und wollte, dass du sie auch hast. Sie ist im Kindbett gestorben.“

Verwirrt sah Draco ihn an. „Du bist echt geisteskrank.“

Er seufzte. „Ich weiß.“

„Wenn es dich freut Brenna, der Abtrünnige, der Mallos getötet hat, wurde schrecklich gefoltert.“, erklärte Morzan aufmunternd.

„Darüber muss ich erst nachdenken.“, meinte Brenna verwirrt.
 

Zaro, Raim und Gorgi kamen grinsend auf sie zu.

„Hallo Schmiedemädchen.“, sagte Zaro.

„Hallo.“, sagte Draco. Sie war irritiert von dem wissenden Lächeln auf den Gesichtern der vier Freunde.

„Was ist? Habe ich etwas angestellt?“, fragte sie.

„Nein, Lady, wir sind hier, um uns zu entschuldigen.“, erklärte Raim.

„Wofür?“

„Dafür, dass wir dich einmal verprügelt haben. Wir dachten du wärst ein Junge!“, meinte Gorgi.

„Bitte?“

„Erinnerst du dich nicht? Kurz bevor du in die Stadt gezogen bist.“

„Ach ja! Das ward ihr?“

„Ja, wir vier.“

„Vier?“

Sie drehte sich um. Murtagh lächelte und zog einen Dolch aus seinem Stiefel, ohne das Draco ihn sehen konnte.

„Murtagh war unser gescheiterter Held. Immerhin hast du ihn kampfunfähig gemacht.“, gluckste Gorgi.

„Und beinah unsere Freundschaft zerstört!“, knurrte Murtagh ihr ins Ohr.

„Aber auch nur, weil du Trottel bei ihrem Anblick immer knallrot wurdest und zu stottern begannst.“, lachte Zaro.

„Was? Dann warst du der kleine…“

Murtagh zeigte ihr den Dolch. Man sah ihn an, dass er benutzt worden war. Er hatte Kerben und Kratzer auf der Klinge und sein Ledergriff war abgenutzt. Draco funkelte Murtagh böse an.

„Ich hätte ihn wohl besser führen sollen, aber im Gegensatz zu manchem Schwert ist er mir noch nicht zerbrochen.“, verteidigte sich Murtagh.

„Will ich auch meinen! Der hat mich alles gekostet was ich wusste.“

„Und wo ist die Blume?“, fragte Murtagh.

„Blume?“, fragte Draco.

„Die Blume, die ich dir geschenkt habe.“

„Oh! … Die in den Ofen geflogen, als ein Kunde die Tür aufgerissen hat.“

Murtagh sah sie skeptisch an.
 

„Wo ist Arya?“, fragte Draco.

„Sie bringt die Kinder ins Bett.“, erklärte Eragon.

„Mal ehrlich, ihr habt uns einen gewaltigen Schrecken gerade eben ein gejagt.“, meinte Brom.

„In der Tat. Ich wollte Bertram schon mein Schild leihen.“, stimmte Oromis mit ein.

„Hihi! I broch do keen Stückle Holz, des of mich of passt.“, lachte der Koch und schlug sich auf den Bauch.

„In einem Moment dachte ich Galbartorix würde gleich explodieren.“, kicherte Brom.

„Und Morzan, mit seinen rosefarbenen Haaren, verteidigt die Ehre seines Sohnes. Haha! Ich komm mir wieder ein Jahrhundert jünger vor.“, lachte Oromis.

„Stimmt! War aber auch zu komisch damals. Die Hälfte seiner Schulzeit, nachdem Draco bei uns wahr, lief Morzan mit der Haarfarbe durch die Gegend rum.“

„Und trotzdem hatte ich mehr Mädchen als du!“, rief Morzan.

„Ja, ja! Halt die Klappe!“, rief Brom zurück.

„Warum lief er immer so rum?“, fragte Eragon.

„Nun, mein Junge, wenn ich dir einen Rat geben darf, wette niemals mit deiner Schwägerin. Du verlierst unter Garantie.“

„Ich werde es mir merken.“
 

Murtagh stand am offenen Fenster und sah in die Ferne. Draco lehnte sich an seinen Rücken und legte die Arme um ihn.

„Was hast du?“, fragte sie.

„Weißt du, als ich in den See gefallen bin und du dich geweigert hast mit mir zu reden?“, fragte er.

„Ja?“

„Ich musste mich bei dir entschuldigen.“

„Also willst du, dass ich mich entschuldige, weil ich solange weg war.“

„Ja.“

„Ich habe mich doch bereits entschuldigt.“

„Nicht bei mir.“

„Echt nicht?“

„Nein.“

„Na dann…“ Sie drehte ihn um und sah ihm tief in die Augen. „Es tut mir leid.“ Dann küsste sie ihn sanft. „Besser so?“

Er lachte in sich hinein. „Ich habe gelogen. Du hast dich bei mir entschuldigt.“

„Wusste ich es doch! Wieso machst du mir ein schlechtes Gewissen?“

„Weil ich hören will, dass du mich vermisst hast.“

„Und wenn ich das nicht habe?“

„Dann hat Brenna gelogen und mein Vater auch und Brom und Oromis und dein Vater.“

„Argh! Das nächste Mal, wenn ich in die Vergangenheit reise, werde ich alle Zeugen erledigen.“

„Ist das ein ja?“

„Vielleicht. Wolltest du nicht noch baden?“

„Ähm… doch.“

„Beil dich. Die Sonne geht bald auf.“

„Was? Wirklich?“ Er sah aus dem Fenster. „Verdammt! Dann wird das wohl ein Hochzeitsmorgen über fünf Jahre zu spät!“

„Du kriegst gar nichts nach deinem Streich!“

„Schade…“

Traurig tapste er ins Waschzimmer. Hat der das jetzt ernst genommen? Neugierig schlich sie ihm nach. Im Waschraum war nur ein kleines Fenster, das im Moment zu war. Eine Kerze stand neben dem Zuber.

„Murtagh?“, fragte sie leise.

Jemand packte sie von hinten und riss sie von den Füßen. Draco ließ erschrocken einen Schrei los und saß plötzlich im Zuber. Hinter ihr lachte Murtagh. Sie wehrte sich nach Leibeskräften.

„Vergiss es! Ich lasse dich heute nicht los.“, raunte er ihr zu.

„Das werden wir noch sehen.“, zischte sie.

„Du wirst nicht wollen, dass ich dich los lasse.“

„Das musst du auch gar nicht.“

Mit einem Trick löste sie sich von ihm und stand schon fast. „Wahh!“

//Gleichgewicht! Gleichgewicht! Wo ist mein Gleiiiiiiiiiiiichhhhhhgeeeeeeeewwwiiiiiiiiiiiiccccccchhhhhhhhht???//

Mit einem lauten Platsch lag sie wieder im Zuber.

„Au!“, lachte Murtagh und rieb sich am Kinn, wo sie mit dem Hinterkopf gelandet war.

„Tust weh?“, fragte Draco.

„Ich bin ein tapferer Junge.“, meinte er und küsste sie auf die Wange. „Hm… das hat mir alles gefehlt.“, raunte er.

„Behalt deine Hände bei dir!“, knurrte Draco.

„Nein. Das brauchen wir nicht, außerdem ist es nass.“

„Warum wohl! Hey! Das ist mein Hemd! Pfoten weg!“

„Hilfe, bist du süß.“

„Weißt du, dass du mir Angst machst?“

Er drehte sie um. „Das sagst du nur so. Sei ehrlich.“

Sie grinste erst und lachte dann.

„Das wollte ich hören… na ja nicht ganz.“

Draco rutschte auf seinen Schoß. Sie streichelte die Stelle an der sie ihn eben getroffen hatte. Er neigte den Kopf und biss ihr leicht in die Fingerspitze. Nicht einen Moment ließ er sie aus den Augen. Langsam begann er ihre Seite zu streicheln. Sie lächelte und fuhr mit dem Finger über seine Lippen und die Nase. Seine Hand legte sich in ihren Nacken und zog sie zu sich runter. Dann küsste er sie heftig. Im ersten Moment war Draco über ihn überrascht, aber sie rückte näher an ihn und schlang die Arme um seinen Nacken. Murtagh seufzte leise, legte die Arme um sie und stand auf.

„Was machst du?“, fragte Draco überrascht.

„Ich bin ein anständiger Kerl.“, erklärte Murtagh und legte sie auf das Bett.

„Wirklich? Dann muss ich mir einen Liebhaber suchen.“

„Untersteh dich!“ Sie lachte. Das änderte sich, aber als Murtagh sie wieder küsste. Da war nicht mehr viel von seinem Anstand zu spüren. Gierig zog er sie an sich. Seine Hände erkundeten sie ungestüm.

„Murtagh.“, sagte sie leise. Er hörte sie nicht.

„Murtagh!“ Dieser widmete sich ihrem Hals. Also biss Draco in sein Ohrläppchen.

„Au! Willst du mich fressen?“, fragte er finster.

„Nein, aber du machst das ganze Bett nass.“

„Was?“

„Du bist mit deiner Hose in den Zuber gesprungen.“

Er stutzte, dann sprang er auf und fuhr aus dem Kleidungsstück.

„Da sieht du mal wie du mich verwirrst.“, beschwerte er sich.

„Wirst du mich ewig warten lassen?“, fragte Draco streng. Er lachte und als er wieder auf dem Bett lag, rollte sie sich auf ihn.

„Willst du mich jetzt warten lassen?“, fragte er sie. Sie kicherte und nagte an seinem Hals, an der Stelle, die ihn so gut wie willenlos machte.

„Das ist unfair.“, keuchte er.

„Ich weiß. Mach mal den Mund auf.“ Sie küsste ihn und spielte mit seiner Zunge. Seine Hände glitten ihren Rücken runter und er knurrte leise, worauf hin sich eine leichte Gänsehaut über Dracos Rücken ausbreitete. Ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln. Er hob sie ein Stück hoch und liebkoste ihren Hals, das Schüsselbein und dann ihre Brustspitzen. Von seinem Saugen und Knabbern erregt, zog sie seinen Kopf näher an sich, sie bewegte sie auf ihm und stöhnte leise.

„Hör… auf… bitte…“, keuchte sie.

„Niemals!“ Er ließ sie wieder runter. Sie kümmerte sich liebvoll und leidenschaftlich um seine Brust und den Bauch und um die Narbe, die sie an seinen Sieg über ihren Vater erinnerte. Sie fuhr sie mit den Lippen nach.

„Du hast noch einen Wunsch frei.“

„Wofür?“

Sie streichelte die Narbe. Er lächelte.

„Komm einfach wieder her.“ Sie glitt hoch, wo er sie zärtlich küsste. Nun war er sanfter, aber nicht weniger 'anständig' als zuvor. Er rollte sie vorsichtig auf den Rücken und schob ihre Beine auseinander. Dabei sah er sie bewundernd und verliebt an. Draco lächelte ebenso. Dann verschmolzen sie.

Galbartorix Traum

Murtagh wurde langsam wach und räkelte sich. Er wollte Draco mit einem Kuss wecken, doch sie war nicht da. Erschrocken fuhr er hoch.

„Suchst du jemanden?“, fragte Draco hinter ihm.

Er drehte sich um. Sie saß lächelnd auf dem Fenstersims am offenen Fenster. Ein Bein verführerisch angewinkelt und nur mit einem Hemd am Leib. Die Sonne malte bläuliche Schatten in ihr Haar. Murtagh sah sie finster an.

„Was machst du da?“, fragte er.

Draco sah sich verwirrt um. „Sitzen?“

Er sprang auf, packte sie und trug sie zurück zum Bett.

„Wenn du meine Männer verrückt machen willst, lass es bleiben! Es reicht wenn ich unzurechnungsfähig bin. Und ich verbiete dir in den nächsten zwanzig Jahren noch einmal krank werden! Ich wäre fast gestorben vor Sorge. Hey! Würdest du freundlicher Weise aufhören mich zu verführen, wenn ich dich maßregele?“

„Nein.“, kicherte sie und küsste seinen Hals.

Ihre Hand rieb ihn ein wenig.
 

„Meinst du wir sollten langsam aufstehen?“, fragte Murtagh verschlafen und fuhr mit den Fingern durch Dracos Haar.

„Auf jeden Fall sollten wir etwas essen.“, meinte Draco.

„Dazu müssen wir aber nicht aufstehen, oder?“

„Nein, müssen wir nicht, aber…“

„Was aber?“

Sie sah ihn mit einem gequälten Lächeln an. „Es gibt da noch jemanden, der sich sicher auch Sorgen um mich gemacht hat.“

„Also Ivan arbeitet hier und war beinah jeden Tag bei dir.“

„Ich meine nicht Ivan.“

„So? Wen dann?“

„Senju.“

Murtagh seufzte.

„Murtagh, er ist wie mein großer Bruder.“

„Mit seinem großen Bruder hat man aber keine Affäre.“

„Wie schon einmal gesagt, du weißt nicht alles was in Uru Baen passiert. Ich will doch nur heute zu ihm fliegen und ich bin ja auch nicht weit weg.“

„Na gut, aber dann musst du Morgen den ganzen Tag bei mir bleiben!“

„Ich denke, dass ich das schaffe.“

Sie küsste ihn zum Abschied, aber als sie sich von ihm lösen wollte, kam er ihr hinter her. Mit einem Klaps beendete sie den Kuss. „Frecher Kerl.“

„Ich vermisse dich.“

„Jetzt schon? Ich bin doch noch gar nicht weg.“

„Aber gleich…“

„Aber nicht für lange. Außerdem kannst du dich dann wieder an die Arbeit machen, von der ich dich abgehalten habe.“

Murtagh grummelte und versteckte sich unter der Decke. Draco lachte und stand auf.
 

Menelnaru lächelte wissend.

„So wir guckst, muss ich dir ja nichts erzählen.“, meinte Draco und schwank sich in den Sattel.

Gilard ritt auf Alagosmorn über den Hof und Temaz schnitzte an einem Schiff.

„Es wäre schön, wenn du es trotzdem tätest.“

„Erzählst du mir, was du gestern mit Dorn gemacht hast?“

„Auf keinen Fall!“
 

Sie waren in der Luft. Senjus Schloss war nicht weit, wenn man einen Drachen hat.

„Wusstest du, dass mein Vater einen männlichen Drachen hatte, der Menelnaru hieß?“, fragte Draco.

„Nein, aber es war wahrscheinlich.“

„Ach ja?“

„Es ist als… hättest du die Makel deines Vaters in Tugenden verwandelt, die er dir vererbt hat.“

„Du versuchst mir gerade durch die Blume zu sagen, dass ich ihm ähnlich bin?“

„Ja und nein. Nicht mehr, als andere Eltern und Kinder auch.“

„Na da bin ich ja froh.“

„Warum sträubst du dich so gegen ihn?“

„Ich weiß ja, dass er ein netter Mann sein kann, aber ich kann nicht vergessen, was er getan hat.“

„Würdest du wollen, dass er auf dich gehört hätte und Medizin studiert hätte? Dann wärst du vielleicht niemals geboren.“

„Dann gäbe es aber sicher einen Ersatz für mich.“

„Ich würde mich mit einem Ersatz von dir aber nicht zu frieden geben.“

„Danke.“

„Oh, ich bin noch nicht fertig. Der gewaltsame Untergang der Drachenreiter hat auch etwas Gutes. Ihr werdet vorsichtiger sein.“

„Das auf jeden Fall.“

„Halt dich fest, ich fliege schneller.“

„Du willst wieder zu Dorn was?“

„Aber sicher!“

Sie lachten. Es ist schön wieder da zu sein…
 

„DRACHENREITER!!!“, rief der Wachmann.

Senju sah aus dem Fenster und sah die rote Bestie, die vor der Burg landete. Seine Augen weiteten sich, als der Reiter die Mütze abnahm. Lange, pechschwarze Haare ergossen sich auf den Rücken. Ungeduldig sprang er auf und rannte die Treppen runter.

Draco sah sich neugierig um. Hier hatten sich keine Leute angesiedelt. Senjus Hof war überschaubar und die Menschen reagierten unsicher auf ihre Anwesenheit.

„DRACO!! DRACO!!“, rief Senju, als er aus dem Haupthaus gerannt kam.

Für einen Moment erschrak Draco. Senju war gealtert. Er hatte zwar noch keine grauen Haare oder ähnliches, aber er war doch gealtert.

„Senju.“, sagte sie, als er sie umarmte.

Senju vergrub sein Gesicht in ihrem Nacken. Dann löste er sich abrupt und schob sie von sich.

„Du bist noch schöner geworden.“, bemerkte er.

„Berufskrankheit.“, erklärte sie.

„Das meine ich nicht, aber komm rein. Du musst mir alles erzählen. Ähm… was kann ich deinem Drachen anbieten? Ich habe nur ein paar schlachtreife Schweine noch übrig.“

Menelnaru leckte sich mit der Zunge über die Lippen.

„Ich sehe, dass findet ihre Zustimmung.“ „Du hast doch eben erst gegessen.“, meinte Draco.

//Ich leide unter Trennungsschmerz! Lass mich!//

„Versteh einer diesen Drachen!“, murmelte Draco, als sie neben Senju ins Haus ging.

Er führte sie in seine Halle.

„Was kann ich dir anbieten?“, fragte er und griff schon nach einer Flasche.

„Gib mir einfach irgendwas, ohne Drogen.“

„Damit habe ich aufgehört. Ich bin ehrlicher Geschäftsmann.“

„Was es nicht alles gibt. Danke.“

„Stimmt. Wer hätte gedacht, was einmal aus uns wird.“ Seine Miene wurde traurig. „Das hier habe ich nicht erwartet.“

„So was denn dann?“

In den Moment hätte Draco sich am liebsten auf die Zunge gebissen.

„Ich habe gedacht, naja… Ich habe uns gesehen in einem kleinen Haus in Uru Baen mit einer süßen kleinen Tochter, die so aussieht wie du…“

„Senju… das…“

„Ich weiß, ich bin dein großer Bruder. … Also was ist bei dir los? Wo warst du? Ich habe dich bei keiner Ratsversammelung gesehen.“
 

Draco erzählte Senju von ihrer Reise. Er pfiff anerkennend.

„Wenn ich gewusst hätte, dass du gestern Abend nicht mehr ganz nüchtern gefeiert hast, hätte ich die Einladung nicht ausgeschlagen.“

„Murtagh hat dir eine Einladung geschickt?“

„Sicher, jedes Jahr. Aber ich kann deinen Kollegen nicht leiden.“

„Er ist ein guter Mann.“

„Ein besserer als ich?“

„Senju!“

„Es tut mir Leid… Hm…“

„Was hm?“ „Ich frage mich, warum du so strahlst?“

„Ich strahle?“

„Ja. Nur ein Blinder könnte das übersehen. Was macht dich so glücklich?“

„Das kann ich dir nicht sagen.“

„Ist es ein Geheimnis?“

„Nein, ich möchte dir das Herz nur nicht noch brechen.“

„Oh… du bist verliebt?“

„Ja…“

„In deinen Lord?“

„Er ist nicht mein Lord!“

„Du widersprichst dich.“

„Na und? Aber ja, in ihn.“

„Was machst du dann hier?“

„Ich wollte dich sehen. Du bist ein Teil meiner Familie.“

„Ich habe keine…“

„Was ist mit den Dieben? Wir waren immer eine Familie. Und falls du denkst ich hätte euch verraten, irrst du dich! Nur jetzt kann ich viel mehr erreichen.“

„Ich weiß… Nur passe ich da noch rein? Ich meine, wenn du ihn erst mal geheiratet hast, wirst kaum noch Zeit für mich haben…“

Sie zwang Senju sie anzusehen.

„Senju! Ich bin verheiratet mit ihm und ich stehe doch vor dir, oder? Außerdem kann ich mir keinen besseren Patenonkel als dich vorstellen.“

„WAS? Du bist schwanger?“

„Nein, bei Drachenreitern ist das auch unwahrscheinlicher, aber würdest du ein Pate für mein Kind sein?“

Senju lächelte „Aber sicher! Ich bin doch dein großer Bruder, oder?“

„Genau!“

Sie lehnte sich an ihn.

„So und jetzt erzähl mir, wie der Lord es geschafft hat dich vor den Altar zu zerren.“
 

Als Draco und Menelnaru wieder zu Hause waren, schimmerte am Horizont nur noch ein purpurner Streifen.

„Da bist du ja!“, rief Eragon.

„Hallo.“, sagte Draco.

Menelnaru flog gleich zu Dorn.

„Ein Glück das du da bist. Er hat wieder fürchterliche Laune.“

„Oje, das tut mir Leid.“

„Schon gut. Ich finde es witzig.“

Sie gingen in die Halle, wo Murtagh den Geschichten von Brom lauschte, aber hörte nur halb zu. Gilard, Temaz und Dutinu hörten gebannt zu. Die Erwachsenen und Toten saßen abseits und unterhielten sich leise. Draco wank Ivan und Eria zu.

„So! Das reicht für heute Abend!“, sagte Brom und klatschte in die Hände.

„Bitte, Brom, nur noch eine!“, bettelte Dutinu.

„Nein, Abmarsch ins Bett.“

„Och, Manno!“, meinte Gilard.

Arya und Selena nahmen ihre Kinder und brachten sie ins Bett. Temaz sah ihnen traurig nach und stand dann auf.

„Temaz?“, fragte Draco.

„Ja, Mylady?“, fragte Temaz.

„Komm ich bring dich ins Bett.“

Der Junge lachte und rannte schon fast voraus. Draco wusste, was Temaz in dem Moment gefühlt hatte, als seine Freunde verschwunden waren. Sie brachte den Jungen ins Bett.

„Mylady?“

„Ja, Temaz?“

„Könntet ihr das vielleicht, also wenn…“

„Wenn du willst, kann ich dich öfter ins Bett bringen.“

„Wirklich?“

„Ja.“

„Danke, Mylady.“

„Gute Nacht, Temaz.“

„Gute Nacht, Mylady.“
 

„Da bist du ja wieder!“, lachte Murtagh, als Draco den halben Weg zur Halle zurückgelegt hatte.

„Hm?“, fragte Draco. Murtagh nahm sie in den Arm.

„Hey, was hast du?“, fragte er.

„Murtagh… ich möchte Temaz adoptieren.“, erklärte sie.

„Ist gut.“

„Was? Du hast keine Einwände?“

„Nein, ich habe mir so etwas schon gedacht. Wir können ihm die Eltern sein, die wir niemals hatten. Was hältst du davon?“

„Ich bin sprachlos…“

„Im positiven oder negativen Sinne?“

Sie küsste ihn.

„Ich denke, das ist positiv.“

„Du bist ein Schatz!“

„Danke.“

„Wir fragen ihn morgen!“

„Nach dem wir wieder da sind oder bevor wir weg sind?“

„Wo gehen wir denn hin?“

„Also: Erstens fliegen wir. Zweitens, wäre es keine Überraschung mehr, wenn ich es dir sage, oder?“

„Wahrscheinlich nicht. Gibt es keine Möglichkeit es trotzdem zu erfahren?“, fragte sie und streichelte ihm träge mit einem Finger über die Brust. Er grinste frech.

„Du kannst es ja versuchen.“

Sie gingen zusammen zurück in die Halle.
 

„Hallo. Wo warst du denn heute?“, fragte Brenna. Draco stutzte.

„Wir haben ehrlich gedacht euch die nächsten Tage nicht einzeln zu sehen und da erzählt uns Murtagh du wärst bei einem anderem.“, erklärte Galbartorix. Morzan und Selena grinsten nur.

„Ja, ich war bei meinem Bruder.“, antwortete Draco absichtlich missverständlich.

„WAS?!?!“

Ihre Eltern sahen sich entsetzt an. Sie lachte.

„Senju und ich kennen uns seit ich nach Uru Baen gekommen bin. Er war immer, na ja so gut wie immer, so was wie mein Bruder.“

Galbartorix lächelte erleichtert.

„Wo sind Eragon und Arya?“, fragte Murtagh und sah sich um.

„Die arbeiten an unserem neusten Enkel.“, meinte Morzan trocken.

Dafür kassierte er einen Klaps auf den Arm von Selena.

„Au! Seid du deine Schwiegertochter kennst bist ziemlich frech geworden.“, klagte er.

„Oh! Ich dachte, dass gefällt dir.“, meinte Selena unschuldig.

Morzans Blick verriet wie sehr es ihm gefiel.

„Mutter, Vater! Bitte! Ich bin noch anwesend!“, jammerte Murtagh.

„Das ist ja das Problem! Los! Geht und macht mir meinen Enkel!“, forderte Galbartorix.

„Hast du einen Dachschaden?“, fragte Draco.

„Nein!“

„Ich darf beruhigen, du bekommst deinen Enkelsohn früher als erwartet.“, meinte Murtagh.

„Ach? Wirklich? Bist du schon?“

Morzan und Galbartorix richteten sich auf.

„Jungs! Studiert Medizin! Nein, ich bin nicht schwanger und ich weigere mich es zu werden, wenn ihr mich damit löchert.“, beschloss Draco.

„Gut! Die Frage wird gestrichen!“, befand Murtagh.

„Aber wie…“

Nun war der große tote König Galbartorix ernsthaft verwirrt.

„Adoption.“, murrte Draco.

„Wie kommt ihr denn auf die Schnapsidee?“, fragte er.

„Ist ganz einfach. Der beste Freund meines kleinen Bruders, für den ich die Vormundschaft habe, ist, wie Draco, ein Waise. So weit klar?“

„Ich bin nicht blöd, Junge.“

„Die Aussage lassen wir mal so stehen. Nun kann Draco es nicht mit ansehen, wenn der Kleine traurig ist du hat mich gebeten ihn mit ihr zu adoptieren.“

„Und du warst damit einverstanden?“

„Temaz wird wie Gilard aufwachsen oder eher wie bis jetzt.“

„Aber irgendwann bekomme ich auch noch leiblich Enkel, oder?“

„Wenn ich deine Tochter überredet kriege, bestimmt.“

„Sehr gut! Bringt mir den Jungen wir gehen angeln!“

„Ähm… Nachtfischen oder was?“

„Was schon dunkel? Na gut, komm Brenna, das ganze Gerede von Nachwuchs hat mich in romantische Stimmung versetzt!“

„Was? Draco rette mich!“

Brenna versteckte sich hinter Draco, die sich bei Murtagh vor ihrem Vater versteckte.

„Gut! Wer zum Henker hat die Naturgesetze außer Kraft gesetzt?“

Murtagh lachte hörte, aber auf als er sah, dass Morzan Selena auf die Arme hob.

„Moment was wird das?“, fragte er.

„Wollen doch mal sehen, ob ich es schaffe noch einen vierten Sohn zu zeugen.“, meinte Morzan.

„Mögen uns die Götter bei stehen.“, flehte Brom.

„Um den kümmere ich mich aber nicht!“, bestimmte Murtagh.

„Nein? Gut, dann diesmal Eragon.“

„Das arme Kind.“

„Stimmt! Morzan lass Selena fallen. Jetzt ist erstmal dein Sohn dran.“, meinte Galbatorix vorlaut.

„Vater!“

„Ach? Aber du darfst ein Schäferstündchen mit Brenna halten?“

„Natürlich! Erstens habe ich erst ein Kind. Und Zweitens habe ich mein armes kleines Mädchen an deinen Sohn verloren. Darf ein Mann sich bei so einer Hiobsbotschaft nicht trösten lassen?“

„Murtagh? Können wir gehen? Mir wird es hier langsam zu unheimlich.“

„Ganz meinerseits! Aber leise und unauffällig.“

Sie sahen kurz auf und stürmten dann eilig aus der Halle.

„Wo ist mein Schutzschild?“, fragte Brenna.

Vroengard

Murtagh beugte sich über Draco und knabberte an ihrem Hals.

„Aufstehen.“, flüsterte er.

Draco murrte leise. „Jetzt schon? Kaum geschlafen.“ Sie wollte sich umdrehen und weiterschlafen.

„Tja mein Schatz, dann hättest du nicht die ganze Nacht wach sein sollen.“

Sie riss die Augen auf und strafte ihn mit einem bösen Blick. „Und wer ist schuld daran?“

„Dein Vater?“

„Was? Was hat der denn damit zu tun?“

„Ich will doch ein guter Schwiegersohn sein und ihm sein Enkelchen bald präsentieren.“

„Ich präsentiere dir gleich meine Faust, wenn du mich nicht weiter schlafen lässt.“

„Du kannst während dem Flug schlafen. Komm schon!“

Er gab ihr einen Klaps auf den Po. Entsetzt fuhr sie hoch. Unbeeindruckt von ihrem bösen Blick verließ Murtagh ihr Zimmer und nach einem kurzen Abstecher in sein Arbeitszimmer, suchte er Temaz. Er fand ihn und Gilard auf dem Übungsplatz.

„Temaz, komm mal her!“, rief er im strengen Ton. Verunsichert kam der Junge auf ihn zu.

„Ja, Mylord?“

„Ich wollte mich mit dir unterhalten bezüglich deiner Stelle hier. Du hast keine Ausbildung oder Rücklagen, kannst also keine Steuern zahlen. Das sieht nicht gut aus…“

„Bitte, bitte, Mylord, schickt mich nicht weg! Ich werde alles tun, was ihr verlangt, aber bitte lasst mich bleiben.“ Temaz standen die Tränen in den Augen und er schniefte, als er versuchte sie zu unterdrücken. Murtagh kniete sich hin und zog ihn an sich.

„Ist ja gut. Ich habe dir da einen schönen Schreck eingejagt, das tut mir Leid. Jetzt hör auf zu weinen, ja. Ich will dich nicht wegschicken.“

„Ach nein? Warum sagt ihr dann so was?“

„Um dich ein wenig zu ärgern.“

„Ihr seid gemein! Tut das nie wieder, außer ihr meint es ernst.“ Er wischte sich mit den Ärmeln das Gesicht ab.

„Das wäre aber schade. Willst denn von hier weg?“

„Nein, Mylord! Auf keinen Fall!“

„Dann werde ich dich fragen müssen, ob du nicht von Draco und mir adoptiert werden willst.“

Temaz sah ihn an, als wäre gerade ein Wunder geschehen. Vermutlich ist es für ihn auch so. „Ihr wollt mich…“

„Nur wenn du willst natürlich. Du würdest dieselbe Erziehung wie Gil bekommen und später auf den Rang zum Drachenreiter getestet werden.“

Nun war es Temaz, der Murtagh zu sich zog. Wieder nässten Tränen das Wams des Reiters, nur waren es diesmal Freudentränen.

„Warum weinst du, kleiner Bruder?“

Doch Temaz bekam kein Wort raus. Murtagh schob den Jungen ein Stück zurück. „Draco und ich unterschreiben die Papiere morgen oder heute Abend. Genieße deine letzten Stunden als freier Mann.“

Temaz grinste nur. Murtagh drehte sich um.

Draco musterte ihn mit einem fragenden Blick. „Was hast du wieder angestellt?“, fragte sie.

„Gar nichts.“, flunkerte er.

Sie zog nur skeptisch die Augenbrauen hoch.
 

Draco hatte sich während des Fluges feste in den Sattel geschnallt, um zu schlafen. Sie bemerkte nicht wie die Luft salzig wurde und dann wieder etwas klarer. Jemand sturste ihre Schulter an.

„Aufwachen, Schlafmütze!“

„Was?“, fragte sie verschlafen und sah sich um.

„Du wirst schon aufstehen müssen.“, erklärte Murtagh.

Widerwillig befreite sie sich aus den Schlaufen und glitt an den Menelnarus Seite auf den Boden.

„Du bist ja wirklich müde.“

„Nein! Ich tu nur so!“

„Komm schon! Ich verspreche dir, gleich wirst du wach genug sein, um mir an die Gurgel zu gehen.“

„Ich nehme dich beim Wort.“

Sie waren auf einer hochgelegenen Insel mit dicht bewachsenen Waldstücken. Murtagh führte sie an einem schmalen Pfad zwischen einem Wald und den östlichen Klippen entlang.

Plötzlich ging Draco ein Licht auf. Der Pfad muss früher eine Straße gewesen sein! Nun völlig wach rannte sie an Murtagh vorbei hinauf auf einen Hügel. Unter ihr lagen mehrere unnatürlich gerade Felder und etwas abseits wurde eine Ruine wieder aufgebaut. Langsam drehte sie sich um.

„Gibst du mir Zeit um weg zu rennen?“, fragte Murtagh.

„Warum? Warum hast du das getan?“

Murtagh seufzte und ließ sich ins Gras fallen. „Ich hatte, nachdem du weg warst eine fürchterliche Laune. Oromis meinte, es hätte sein können, dass du nie wieder kommst. Meine Reaktion war… na ja, Eragon behauptet, ich hätte ein Geist sein können und hätte es nicht gemerkt. Dann kam Nasuada und wollte dir die Erlaubnis zum Wiederaufbau Vroengards bringen, aber du warst nicht da und alle fanden zum Wohl aller, es wäre am besten, wenn ich was zu tun hätte.“

„Geist?“

„Ja, aber ich habe nichts gemerkt und ehrlich gesagt: Der König hätte es mir leichter gemacht, wenn er nicht alle Pläne verbrannt hätte! Weißt du was es für eine Arbeit ist Luftschlösser in Stein zu fassen? Und wenn man dann einen Plan hat und dein kleiner Bruder kippt Saft drüber und du gehst wörtlich in Flammen auf und dann musst du dich und den Kleinen beruhigen und dir von deinem alten Meister eine Predigt anhören und einer der Schüler, die jetzt hier alles wieder aufbauen, hat einen anderen versehentlich ins Bein geschossen und du dich darum auf kümmern musst, dann… dann bist du froh, wenn abends im Bett liegst und hoffen kannst, dass dein kleiner Bruder nicht wegen einem Alptraum zu dir kommt. Und vielleicht träumst du von angenehmen Dingen und nicht davon, dass Morgen alles von vorne beginnt.“

Während seiner Rede hatte Murtagh einige Grashalme verkohlt.

„Das klingt sehr anstrengend.“, meinte Draco.

Er legte sich auf den Rücken. „Das war es… Gilard und Temaz haben zwei dutzend Kindermädchen verscheucht.“

„Was?“

„Da sind die mächtig stolz drauf.“

„Und ich dachte deinem Vater Nachhilfe zu geben und meinen zu einem Medizinstudium zu bewegen wäre schwer.“

„Was hast du davon geschafft?“

„Dein Vater hat seinen Abschluss.“

„Aber nur mit hängen und würgen!“

„Ich hätte auch länger bleiben können…“

„Dann wäre ich dich holen kommen!“

„Wie denn?“

„Keine Ahnung! Aber wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg!“

Draco lachte. „Ich kann dir ja zeigen, wo Brom mich gefunden hat.“

„Brom hat dich gefunden? Aber Morzan sagte doch…“

„Nachdem er uns gefunden hatte, hat er mich weiter getragen, weil Brom nicht mehr konnte. Weißt du was er gesagt hat?“

„Brom oder Morzan?“

„Morzan.“

„Nein.“

„Ich habe dir zwar gesagt, du sollst ein Mädchen abschleppen, aber das habe ich nicht so wörtlich gemeint!“

„Jaaa! Das ist mein Vater!“

„Was ist kommst du jetzt mit oder bleibst liegen?“

„Ich komme mit.“
 

Draco rannte über die Felder, durch den Wald und sprang über einige Felsen. Murtagh stolperte einen Teil und beschwerte sich: „Das ist unfair! Wie oft bist du die Strecke gelaufen?“

„Genau die? Mit jetzt mitgerechnet? Einmal!“

Murtagh schüttelte den Kopf. „Ich muss mehr trainieren!“

„Au ja!“

„Warum freust du dich so?“

„Das hat auch für mich gewisse Vorteile. Einen schmächtigen Beamten hätte ich mir auch in Uru Baen suchen können.“

„Du hast Ansprüche!“

„Ja, aber glaubst du nicht, dass wenn du mir noch besser gefällst, dass es dir dann besser gefällt?“

„Jetzt schmeichelst du mir!“

„Nein, ich unterstütze dich nur.“, schnurrte sie.

„Wirklich? Also gefalle ich dir im Moment nicht?“

„Doch, aber ich weiß, dass du besser aussehen kannst. Hättest ja nicht oben ohne vor mir rum tanzen sollen, wenn ich nichts von deinen Vorteilen bemerken sollen.“

„Du schaffst es wohl immer als unschuldig dazustehen, oder?“

„Nicht immer, aber wenn ich mir vorstelle…“ Sie erschauderte.

„Was stellst du dir vor?“

„Vergiss es!“

„Bestimmt nicht!“

„Dann fange ich gleich morgen mit dem Training an.“

„Das würde mir gefallen.“

„Du darfst auch zu sehen.“

„Jetzt wird es gefährlich.“

„Sehr gut.“

„Aber dich gebe nicht klein bei. Ich spiele gerne mit dem Feuer.“

Murtagh lächelte hinterhältig und ließ seinen Rücken in Flammen auf gehen. „Ich bin Feuer und Flamme.“

Er packte Draco und lachte. „Na gut. Dann fangen wir gleich an.“

Draco wurde durch die Luft gewirbelt und lachte, während Murtagh mit ihr als Gewicht Liegstützen machte. „Ich hoffe, aber dass ich von dir dafür jeden Abend auf Händen getragen werde.“

„Hey! Ich war krank, aber wenn du mich so nett bittest, werde ich auch trainieren.“

„Das meinte ich zwar nicht, aber auch mir gefällt die Vorstellung… hui! Verdammt gut sogar!“

„Wirklich?“

„Hmhm… Du bist dran! Ich habe die ersten fünfzig.“

Sie lachte. „Du weißt schon, wie das aussehen wird?“

Er lachte. „Du weißt nicht was ich für Fantasien habe… Ich sollte mich eigentlich schämen…“

„Und das wäre eine davon?“

„Ja, aber der Gedanke ist mir eben erst gekommen.“

„Dann will ich mal wissen was du für eine Selbstherrschung hast.“

„In dem Punkt, keine!“
 

Brenna seufzte genervt. „Wenn du nicht auf der Stelle stehen bleibst, dann binde ich dich fest!“, drohte sie Galbartorix.

Der lief schon seit er mit Morzan und den Jungs wieder vom Angeln da war auf und ab.

„Wo bleiben die?“, fragte er.

„Meine Güte! Die sind erwachsen und verheiratet und haben sich Jahre nicht gesehen! Lass ihnen ihre Zeit!“

„Aber sie ist doch mein kleines Mädchen.“

„Wir kennen sie nicht.“

„Doch! Schließlich war sie mit uns auf der Schule…“

„Da hört es auch schon auf! Mich wundert es schon, dass sie mit und redet!“ Geknickt plumpste er auf den Boden und versteckte das Gesicht in den Armen. Für einen Moment war Brenna beruhigt, aber bemerkte sie, wie Galbartorix schluchzte.

„Oje! Was hast du?“

„Ich habe alles falsch gemacht!“, heulte er.

„Erwartest du, dass ich widerspreche?“

Daraufhin heulte er wie ein Schlosshund.

„Ist ja gut! Ist ja gut! Jetzt hör schon auf zu heulen! Du kannst nicht sagen, was wäre wenn du nicht ein verblendeter, blutsüchtiger, grausamer Tyrann geworden wärst!“ Das schien nicht zu helfen. „Aber am Ende ist doch alles gut geworden. Sie redet mit uns, ist glücklich und vielleicht sind wir bald Großeltern.“

„Bi… bist…bestimmt ne prima Oma.“, schniefte Galbartorix.

„Oh du!“ Sie zog ihn zu sich und lachte.
 

Draco schlenderte über den Gang und grinste verschmitzt, auf das was sie erwartet. Da hörte sie etwas und blieb stehen. Sie wurde rot.

//Ich hoffe, ich bleibe Einzelkind…//

„Hey! Ich habe dich in der Wanne erwartet.“, rief Murtagh mit zwei Tellern belanden. Draco kicherte verlegen.

„Scheint so als hätten sich meine Eltern vertragen…“ Murtagh hielt inne und lauschte. „Ich finde wir sollten sie nicht stören.“, befand er.

„Da gebe ich dir Recht.“

Wenn Zukunft Gegenwart ist

Draco zupfte noch nach Temaz und Gilards Krägen rum.

„Mutter! Lass das!“, beschwerte sich Gilard.

Er machte einen Schritt zurück. Temaz funkelte grimmig und sie verwuschelte die gekämmten Haare. Besser, dachte Draco und machte das auch bei Gilard. Die Jungs schnaubten.

„Wozu mussten wir uns denn jetzt kämmen?“, fragte Temaz.

„Ich wollte mal eine Alternative sehen.“

Temaz schüttelte grinsend den Kopf. Die Jungen waren nun fast zehn Jahre alt und beide sollten heute zum ersten Mal nach Vroengard fliegen. Es war Schulbeginn. Solmalkon, Gilards Drache, war von einem sonnigen gelb, wie es der Himmel gerade an nahm. Die Sonne ging auf. Seine Krallen und Zähne schimmerten golden. Lunaton, Temaz Drache, hatte die Farbe eines Mitternachtshimmels, wobei die Krallen und Zähne wir Sterne wirkten.

„Wir werden dich vermissen.“, gestand Gilard.

„Ich werde euch auch vermissen. Es wird schrecklich langweilig werden.“, meinte Draco.

„Dann musst du Murtagh eben mehr ärgern.“

„Keine schlechte Idee.“

„Was ist keine schlechte Idee, Jungs?“ Murtagh kam mit Lunaton und Solmalkon im Schlepptau über den Platz vor der Stadt.

„Nichts, nichts.“ Sie kletterten in die Sättel.

„Dorn fliegt mit euch und das ihr mir ja alles stehen lasst.“, mahnte Murtagh.

„Keine Angst! Aber dürfen wir Eragon ärgern?“, fragte Gilard.

„Er ist der Schulleiter, natürlich.“

„JUUUUHUUU!!!!!“, jauchzten sie und hoben vom Boden ab.

Draco sah ihnen wehmütig nach. Murtagh legte seinen Arm um sie.

„Irgendwann wären sie so oder so weggegangen.“

„Aber…“

„Kein aber! Jetzt wo die schwierigen Jahre kommen, kann Eragon sich um sie kümmern.“

„Bist ja ein schöner Vater.“

„Noch habe ich kein eigenes Kind.“

Draco schüttelte den Kopf. „Musst du nicht langsam los?“, fragte sie.

Er sah sie gequält an. „Willst du mich loswerden?“

„Nein, aber ich will auch, dass du Ärger mit Nasuada bekommst.“

Seufzend machte er sich auf den Weg.

//Den Göttern sei Dank!//

Gerade jetzt wurde Draco schrecklich schlecht und sie übergab sich hinter der nächsten Ecke.

„Verdammt!“ Sie wischte sich den Mund ab.

In der Burg legte sie sich auf das Bett und schlief.
 

„Wach werden!“, sagte eine Stimme und rüttelte sie wach.

„Was ist los?“, fragte Draco verschlafen.

Angela saß neben ihrem Bett.

„Hallo, lange nicht gesehen.“, grüßte sie die Reiterin.

„Ja, das hatte auch seinen Grund.“

„Wenigstens bist du nicht mehr so verschlossen, wie bei letzten Mal.“

Draco stöhnte und rieb sich den Kopf. „Was willst du?“

„Ich? Nur wissen, was du in den letzten paar Jahren gelernt hast.“

„Was genau? Der Umgang mit Drachen? Mit Magie? Dem Schwert? Kindern? Geistern, die einfach nicht tot sein wollen? Zeitreisen?“

„Eine Frage.“

„Noch eine?“

„Bist du glücklich?“

„Mir ist schlecht. Ist das eine Fangfrage?“

Angela machte ein besorgtes Gesicht. „Ist dir wirklich schlecht?“

„Ja, aber keine Angst. Ich kenne die Diagnose.“

„Ach?“

„Ja, ach. Aber um auf deine Frage zurück zu kommen, ja das bin ich.“

„Wie kann ein so verbohrter Mensch, wie du nur mit so vielen Menschen zusammen leben, die gegen seine Prinzipien verstoßen?“

„In dem man tolerant wird und genauer hin sieht.“

„So und das soll ich dir glauben?“

„Das kannst du!“

„Ich muss wohl…“ Sie lachte leise.

„Was ist denn jetzt so lustig?“, fragte Draco gereizt.

„Nichts. Nun ich werde jetzt gehen. Wach auf, Draco.“
 

„Wach auf, Draco, wach auf.“ Jemand rüttelte ihr leicht an der Schulter. Brummelnd wachte Draco auf.

„Was? Wie spät ist es? Murtagh? Solltest du nicht in Uru Baen sein?“

Murtagh sah sie besorgt an. „Ich bin schon seit Stunden wieder da. Hast du den ganzen Tag geschlafen?“

„Weiß nicht, ich glaube schon… Ist es schon Abend?“

Er lachte in sich hinein. „Wohl eher Nacht. Ich dachte ich sollte dich wecken, damit du was isst.“

„Oh… danke.“

Doch ihr Magen gurgelte bei dem Geruch von gebratenem Fleisch. Sie eilte zum Fenster und schnappte nach Luft. Erschrocken sah Murtagh sie an.

„Verdammt, was hast du?“, fragte er und stellte sich hinter sie.

Einen Arm legte er um ihren Bauch. Draco schluckte, dann verschob sie eine Hand. Eine Weile standen sie nur so da, bis…

„Hilfe!“, rief Murtagh und sprang zurück.

„Da…da hat sich was bewegt!“

Draco lächelte nachsichtig und schüttelte leicht den Kopf. Murtagh brauchte einige Minuten, dann wurde für einen Moment aschfahl.

„Du… du… Ich… Wir… Kind?“

„Du hast zwar den halben Satz vergessen, aber ja, ich bin schwanger, du Trottel! Was hast du dir gedacht?“

Murtagh sackte auf dem Boden zusammen. „Uff!“

„Ja, das habe ich mir auch gedacht.“

„Aber wie… Ich meine, ich hätte es doch merken müssen!“

„Nein, ich weiß es schon seit ein paar Wochen und mir war heute zum ersten Mal so schlecht.“ Ungläubig schüttelte er den Kopf. „Wie lange ist es denn noch?“ „Noch fast sieben Monate.“

„Dann weißt du noch nicht, was es wird?“

„Wie denn? Soll ich rein sehen und nachfragen?“

„Ach, ja stimmt… Und wie geht es dir?“

„Wie gesagt, mir ist schlecht.“

„Und sonst?“

„Tu wenigstens so, als ob du dich freust.“

„Ich freue mich, wahnsinnig sogar. Nur ich bin erst Mal geschockt. Das erste Mal Vater… Hilfe! Was wenn ich einen Fehler mache?“

„Dann bin ich noch da, um es zu richten.“

„Na toll!“ Er lachte ein wenig, dann richtig heftig.

„Schon besser.“, meinte Draco trocken.

„Komm her.“ Er klopfte neben sich auf das Bett. Draco setzte sich. Murtagh legte den Kopf an ihren Bauch. Enttäuscht sagte er: „Sie macht nichts! Mach, dass sie was macht!“

„Erstens: Wie? Zweitens: Sie?“

„Ähm… ja! Ein süßes kleines Mädchen mit pechschwarzen Haaren und Haselnussbraunen Augen!“

„So? Unbedingt ein Mädchen, ja? Dann kommen in fünfzehn Jahren ein paar nette junge Herren, die sich mit ihr…“

„Die lasse ich gar nicht erst zu ihr! Ich werde ihr die schlimmste Matrone als Kindermädchen besorgen, die ich finden kann.“

„Das arme Kind…“ Dracos Magen knurrte.

„Es spricht!“, rief Murtagh.

Sie lachte. „Murtagh! Du bist so ein Dummkopf! Ich habe Hunger. Vielleicht wird er in zwei Jahren zu sprechen anfangen.“

„Dein Magen oder unsere Tochter?“

„Unser Sohn!“

„Ich will eine Tochter!“

„Es wird ein Sohn werden.“

„Wer sagt das?“

„Mein Bauch.“

„Das ist unfair! Der ist parteiisch, schließlich erwartet er gefüttert zu werden und durch Hunger wird die Wahrnehmung gefälscht.“

„Sagt wer?“

„Sage ich!“

„Und wer bist du?“

„Der Vater unserer Tochter.“

„Unseres Sohnes.“

„Gut um was wetten wir?“

„Um… saure Gurken mir Schlagsahne.“

Murtagh zog eine angewiderte Grimasse. „Na gut, mein Sohn, mach das deine Mutter, nicht solche abartigen Gelüste bekommt.“

Draco lachte. „Und wenn doch? Bist du kein guter werdender Vater und stehst um drei Uhr nachts auf, um mir welche zu holen?“

Er stöhnte. „Was habe ich nur getan?“

„Moment, Freund! Ich habe hier das Problem, oder wollen wir tauschen? Nachts aufstehen oder das Kind austragen und zur Welt bringen?“

„Saure Gurken und Schlagsahne? Kommt sofort!“ Er wollte zur Tür eilen.

„Also“, meinte Draco. „Mit Brot und Käse wäre es auch getan.“

„Wenigstens bist du eine Schwanger mit Gewissen.“, meinte Murtagh erleichtert.

„Och, das kann sich jeder Zeit ändern.“

„Nein...“

„Bringst du Wein mit?“

„Wein? Ab heute bekommst du nur noch Gänsewein!“

„Verdammt und dabei wollte ich mir doch die Kante geben...“
 

In den nächsten acht Monaten herrschte hektisches Treiben in der Burg und in der Stadt wurde zum Winter hin immer mehr getuschelt.

"Draco, wann kommt sie denn?", fragte Murtagh ungeduldig.

"Er kommt, wann er will!", erklärte sie ihm zum zehnten mal an diesem Tag.

Senju lebte schon seit vier Monaten bei Draco und Murtagh, um ja nichts zu verpassen. Er und der Herr des Hauses verstanden sich nun richtig gut.

Zaro, Raim und Gorgi, samt Familie, hatten sich ebenfalls eingenistet. Ich werde bald anbauen müssen, dachte Murtagh und kratzte sich fragend am Kopf.

Ivan zauberte die schönste Wiege, die man sich vorstellen konnte.

Dalaii schenkte ihnen ein Buch mit Geschichten.

Eria und Bertram kochten alles, was Draco sich wünschte, was zum Glück nie sehr weit von der Norm abweichte, sodass Murtagh getrost mit essen konnte.

Langsam krochen die Tage und auch die Geister kamen. Murtagh machte sich Sorgen. Seine Hände zitterten von Tag zu Tag mehr. Die Kugel vor Dracos Bauch war groß, die Heiler wussten nicht, ob es ein oder zwei Kinder waren.
 

Bei einem Abendessen lehnte sie sich zurück und seufzte. „Vater, würdest du mich bitte in mein Zimmer tragen und Senju lauf bitte los und hol die Hebamme.“, das sagte sie ganz gelassen. Murtagh fiel die Gabel aus der Hand.

„Es…es ist so weit?“

„Ja und jetzt...“ Und schon brüllte Murtagh Befehle. „Reg dich bitte nicht auf... Vater?" Galbartorix rannte in den Weinkeller und murmelte etwas.

Draco seufzte. "Morzan?"

Selena gab ihm einen Stoß und er kippte vom Stuhl wie ein Brett. Roran und Bertram versuchten die vier werdenden Väter zu beruhigen, denn selbst Senju war umgekippt.Warum ausgerechnet jetzt? Werder Senju, noch Morzan, ihr Vater oder Murtagh bekamen ein Kind! Die konntne doch ruhig bleiben! Aber nein, sie stellten sich schrecklich an!

Resigniert seufzte Draco und sah zu den Frauen:"Mädels? Bringt mich ins Bett."

Die Frauen grinsten sich an und diskutierten mit Draco, wie man am besten einen Urgal den Schädel spalten konnte. Die Hebamme gesellte sich dazu und hatte einige gute Ideen.

Eria schenkte den Männern Tee aus. Murtagh verschüttete die Hälfte. Er saß sie ein ausgesetzter Hund vor der Tür und wartete auf Einlass. Galbartorix nippte ab und zu heimlich an einer Flasche Schnaps, die Bertram ihm dan abnahm. Immer wieder kam die Hebamme raus und holte etwas. Jedes Mal sprang Murtagh auf.

„Mylord! Eine Geburt kann Stunden dauern und bei dem ersten Mal noch länger.“, erklärte sie ihm.

„Ich habe mal gelesen, dass eine Geburt fast zwei volle Tage dauert hat.“, meinte Dalaii. Da verließ Murtagh jede Hoffnung und er bettelte bei Bertram um Schnaps.

„Na! Du krixt nix!“

Gorgi erzählte von der Geburt seiner Tochter. Roran, der erst vor wenigen Stunden angekommen war, von Murtaghs, was für Verwirrung sorgte bei Morzan. Galbartorix, der schon leicht lallte, von Dracos. Murtagh flehte daraufhin seinen Schwiegervater um Hochprozentiges an, doch der hatte nix mehr. Oromis, der sich wie ein werdender Großvater aufführte, mahnte seinen ehemaligen Schüler vergeblich um Haltung. Dann war Morzan dran.

Murtagh vermutete, dass die Hebamme ihn nur ärgerte, wenn sie so oft raus kam.

„Das kann doch nicht so lange dauern! Was machen die da drin?“, fragte er wütend.

„Also im Moment sprechen sie über das Herstellen von Meuchelwaffen.“, antwortete die Amme trocken.

Dann verschwand sie wieder in der Kammer. Murtagh stand da mit offnen Mund.

„Was war los?“, hörten sie Draco fragen.

„Och, euer Gemahl verliert die Nerven.“

„Männer! Was für Weicheier….“

Dann war die Tür zu.

„Weiber! Was bilden die sich ein?“, fragte Raim. Auf beiden Seiten der Wand begannen hitzige Debatten. Nur wurden sie bei den Frauen immer wieder unterbrochen.
 

Stunde um Stunde verging. Dann kamen Brenna, Selena, Arya und Katrina völlig aufgelöst raus. Murtaghs Magen wurde bleischwer. Der Geruch von Blut stieg ihm in die Nase. Ein Kloß steckte in seinem Hals. Dann kam die Amme mit ernstem Gesicht raus. Murtagh und die Männer standen nun alle erwartungsvoll da.

„Jetzt schaut nicht so dumm!“, blaffte die Amme. „Mylord, nun nehmt ihn schon!“ Die durch Watte drangen die Worte in Murtaghs Ohren und er atmete tief durch. Zitternd streckte er die Hände aus. Die Amme gab ihm das Bündel. Das Kind hatte die Augen geschlossen, zuerst. Dann machte es sie auf und quietschte ängstlich.

„Ihr müsst ihn so halten.“ Sie legte ihn richtig. „Und keine Angst, wenn er schreit.“

„J-ja…“

Morzan und Galbartorix beugten sich neugierig über Murtaghs Schultern. Die Haut des Kleinen war rosig und verschrumpelt, er hatte struppiges schwarzes Haar und winzige Hände.

„Galbartorix! Rück den Schnaps raus! Jetzt wird gefeiert!“, rief Morzan laut und der Kleine schrie.

„Du Trampel!“, sagte Selena und schlug ihn.

„Mylord, er wird bald Hunger haben. Ihr solltet ihn zu seiner Mutter bringen.“, sagte die Amme. Murtagh hatte glasige Augen und verkniff sich los zu heulen.

„Aber…“, sagte er.

„Ihr dürft dann ruhig bei ihnen bleiben, aber nicht zu lange.“ Er nickte und trug den Jungen wieder ins Zimmer. Nun brachen Morzan und Galbartorix in Tränen aus.

„Männer!“, sagte die Amme und nahm sich einen Schnaps.
 

In der Kammer war es warm, aber zum Glück war ein Großteil des Geruchs verschwunden. Draco lag völlig erschöpft auf dem Bett und döste. Durch das Wimmern des Kindes machte sie die Augen auf.

„Hey.“, flüsterte Murtagh leise.

„Hey.“, flüsterte sie zurück.

„Wie geht’s?“

„Frag nicht. Gib ihn mir mal.“

„Du hattest ihn mehr als neun Monate!“

„Aber ich habe ihn noch nicht gesehen. Ich weiß nur, dass es ein Junge ist, wie ich gesagt habe.“

„Ja, ja.“

Er setzte sich neben sie und gab ihr den Jungen. Draco lächelte, streichelte und küsste den Jungen auf die Stirn.

„Er ist wunderschön.“, sagte sie sanft.

„Genau wie du.“, bestätigte Murtagh und küsste sie auf den Scheitel. Sie lachte freudlos.

„Gerade jetzt?“

„Gerade jetzt besonders!“

„Verrückter Kerl!“

„Ich liebe dich auch.“, erklärte er und zwinkerte sie an.

„Ich liebe dich auch.“

„Und ich liebe… Hm... Er braucht dringend einen Namen.“

Draco streichelte dem Jungen wieder über die Wange. „Ragnarok Naurtinnuion.“

„Ragnarok Feuerschattensohn.“

Epilog

Menelnaru wachte über Ragnarok und Ithilmellon. Der purpurne Drache, war so groß wie der junge Reiter. Ragnarok lachte. Verwuschelte schwarze Haare fielen ihm in die braunen Augen. Der Junge war braungebrannt und kräftig. Sein Drache und er spielten Tauziehen.

„Ragnarok!“, rief Draco von einem Hügel herunter.

„Ich komme!“, rief er zurück und rannte den Hügel rauf.

„Trainierst du schon wieder heimlich?“, fragte Draco mit einem schiefen Grinsen im Gesicht.

„Würde ich nie tun!“, schwor der Junge.

Draco schüttelte den Kopf. „Genau wie dein Vater!“

„Und der würde sagen, genau wie deine Mutter!“

„Nun wenn du ihn als erster begrüßen willst, müssen wir uns beeilen.“ Sie gingen los.

„Hey! Wartet!“, rief ein blonder Mann hinter ihnen. Gilard war ein erwachsener Mann, zwar ein mit Frauengeschichten gesegneter, aber anständiger. Er war groß und schlank, eben ein Schwertkämpfer und Bogenschütze.

Eragon hinter ihm war noch schmächtiger, wie ein Gelehrter und Heiler.

Temaz, der wohl gerade von den Docks kam, war groß, kräftig, braungebrannt und machte mit seiner Narbe einen verwegenen Eindruck. Draco hatte den leisen Verdacht, dass die Damen ihm noch weniger widerstehen konnten als Gilard.

„Beil dich, Käpt`n!“, rief Draco ihm zu.

Zusammen gingen sie auf einen großen Hügel und warteten. Temaz erzählte von seiner letzten Reise.

„Da kommen sie!“, rief Ragnarok und zeigte auf den roten Punkt über dem Horizont, der rasch an Größe zunahm. Dorn war der größte Drache im neuen Orden und als er landete, bebte die Erde.

„Vater!“, rief Ragnarok und sprang Murtagh um, der gerade die Füße auf den Boden setzte.

„Hallo, mein Kleiner.“

„Ich bin nicht klein! Ich bin um zwei Zentimeter gewachsen in den letzten drei Monaten! Hast mir was mitgebracht?“

„Puh… da musst du Dorn fragen.“

„Klar! Dorn!“ Der große Drache lachte und schüttelte den Jungen, der auf ihm turnte, durch.

„Willkommen zu Hause, Bruder.“, sagte Gilard und umarmte ihn.

„Danke, schöne Grüße von Lady Jucline.“

„Erinnere mich nicht an die!“, bat Gilard.

Murtagh lachte und fuhr ihm durch die Haare. Eragon zwinkerte ihm zu und lachte. Temaz grinste, verschränkte die Arme vor der breiten Brust und schüttelte den Kopf. Draco stand etwas abseits und lächelte verständnisvoll. Murtagh kam auf sie zu.

„Hallo.“, sagte sie.

„Hallo.“ Sie küsste ihn zärtlich und legte die Arme um ihn.

„Uwäh!“, rief Ragnarok.

„Vorsicht, Junge!“, mahnte Gilard.

„Irgendwann wirst du dich danach sehnen.“, prophezeite Temaz.

„Niemals!“, erwiderte der Junge.

Draco und Murtagh lachten leise. „Ich habe dich vermisst.“, gestand Draco.

„Ach? Wirklich?“, fragte Murtagh. „Und was gedenkst du mir zu geben, dafür, dass ich wieder da bin?“

„Hmm… ein faules Ei?“

„Wie gütig du bist.“

„Murtagh wir müssen reden.“

„Gut, worüber?“

„Über deine Tochter.“

„Ich habe keine Tochter.“

„Nun vielleicht hast du diesmal mehr Glück.“

„Du meinst…?“

Draco nickte strahlend. Murtagh lachte auf, packte Draco und wirbelte sie herum. „Das war die Reaktion, die ich schon damals wollte.“



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Kommentare zu dieser Fanfic (11)
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Von:  NiX_bLoeDeR_KekS
2009-05-14T16:31:05+00:00 14.05.2009 18:31
oooooohhh! Süß!
Von: abgemeldet
2009-01-15T10:44:35+00:00 15.01.2009 11:44
xD zu gail das Kappi!!^^
ich liebe es die FF zu lesen =D
schreib mehr!! =D
Von: abgemeldet
2008-11-17T17:10:31+00:00 17.11.2008 18:10
hallo eigentlich darf ich das nicht schrieben, aber ich beziehen mich jetzt auf dich [genieße diesen Kommi denn ich werde sterben sobald ich ihn beendet habe, denn draco sitzt neben mir und ich spüre Finger im Nacken...] also das sagt der deshalb, weil Draco nie soviel Mist macht wie Mozaaaaaaaaaaan... auuuuuuuuuuuuuuuuuu,
so
jetzt bin ich für dich gestorben!
ICh krieg nen neuen Nacken von dir!

LG
moisissure
Von:  Yun-Harla
2008-11-02T12:10:03+00:00 02.11.2008 13:10
Hat der arme kleine Murtagh etwa Liebeskummer???^^ Das tut mir aber leid^^
Ich verfolge deine Gesichte immernoch mit Begeisterung, macht echt Spaß zu lesen.
Wie kommt es, dass Morzan Draco im 50. Kappi für eine Streberin hält??? Man kann auch gut sein, ohne gleich ein Streber zu sein, weil ich bin eher der Meinung, dass sie auch mal Mist macht, um es dezent auszudrücken. Sowas würde ein richtiger Streber nicht machen. Ich kenne ein paar XD

Mach weiter so
LG
Shizuka
Von:  Yun-Harla
2008-10-18T18:59:55+00:00 18.10.2008 20:59
Noch kein Kommi? Gemein...
Ich find das Kappi echt cool^^ musste teilweise ziemlich grinsen.
Die Vorstellung, dass auch Morzan, Brom und Galbatorix mal jung und in der Ausbildung gewesen sind, ist irgendwie seltsam abwegig, abwohl es so gewesen sein muss^^.
Ich finde, dass ist eigentlich dadurch ein recht schweres Thema, was du aber gut gemeistert hast, vielleicht ist Brom ein klein bisschen zu quirlig.^^
mach weiter so^^
Von:  NiX_bLoeDeR_KekS
2008-08-27T09:54:59+00:00 27.08.2008 11:54
Der kleine ist ja ursüß! Cool, dass Arya und Eragon ein Kind kriegen! Ich bin gespannt wie es weiter geht!
Von:  Yun-Harla
2008-08-16T20:45:50+00:00 16.08.2008 22:45
Die FF Ist echt super^^ macht Spaß zu lesen.
Murtagh hat hier wesentlich mehr Humor als im Buch, aber das gefällt mir... die arme Sau muss ganz schön unter Draco leiden.
Mal unter uns... die Vorstellung einen Murtagh im Kleiderschrank zu haben ist toll... könnte ich mich mit anfreunden^^
Ich bin gegenüber eigenen Charas immer ein bisschen kritisch, aber Draco ist echt cool^^
Nur der Name von ihrem Drachen ist ein wenig... gewöhnungsbedürftig^^ ich hätte was kürzeres genommen^^
LG Shizuka-chan
Von: abgemeldet
2008-08-07T09:32:05+00:00 07.08.2008 11:32
Hi
Die Geschichte ist echt voll lustig.
Bitte mach schnell weiter...
*Will wissen, wie es mit Draco und Murtagh weiter geht...*
Von:  RayDark
2008-08-02T19:47:53+00:00 02.08.2008 21:47
Deine Geschichte ist echt cool!
Mach schnell weiter!
Ich will wiessen, wie es weitergeht!^^

Vielleicht sollte ich doch mal den zweiten Band lesen?! xD
Der ist aber leider in Englisch. *drop*
Das dauert 'ne Weile! xD
Von:  NiX_bLoeDeR_KekS
2008-05-31T15:06:06+00:00 31.05.2008 17:06
Deine FF ist soooooooooooo.. toll! Mach ganz schnell weiter! Und wehe dir wenn du sie abbrichst!!!!!!!!! Das würde mir das Herz brechen! Also bitte NIE abbrechen! Und wie schon gesagt: Bitte auch ganz schnell weiter machen!


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