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The Renegades

Die Abtrünnigen
von

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Chapter 000 : Castle Oblivion - Prologue

Kapitel 000: Castle Oblivion – Prolog
 

Kapitel: 000 - Prolog

Original Autor: silvestris

Ort: Castle Oblivion.

Charaktere: Vexen, Lexaeus, Zexion, Axel, Marluxia, Larxene

Einschätzung/Warnungen: PG-13. Leichtes Swearing, Charakter Tod als Thema.

Zusammenfassung: Die Schlüsselträger und ihre Verbündeten sind als Sieger hervorgegangen und Oblivion ist gefallen. Eine Ära ist zu Ende gegangen und eine neue Geschichte beginnt.
 

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Langsam kam Marluxia zum Vorschein.
 

Da waren Dunkelheit und Stimmen; erzürnte Stimmen verwickelt in hitzige Debatten, jedoch verzerrt und gedämpft, so als würden sie von weit weg stammen.

Alles wirkte so schwer und langsam, und er versuche sich auf die Geräusche zu konzentrieren, versuchte, die Worte herauszufiltern. Er kannte diese Stimmen, da war er sich sicher, aber er konnte sie nicht zuordnen. Wenn er ehrlich war, konnte er gar nichts zuordnen.
 

„Natürlich dauert es seine Zeit bis er aufwacht. Warum musstest du ausgerechnet ihn ebenfalls zurückbringen?“, murmelte eine mürrische Stimme, und irgendwie wusste er, dass sie zu einem fuchsähnlichen Mann mit roten Haaren und falschen Tränen auf den Wangen gehörte.

„Weil wir ihn wie den Rest von euch zur Verurteilung zu unserem Anführer bringen müssen, du kleines, verräterisches Stück Dreck“, knurrte eine andere Stimme, schrill vor Wut, als Antwort.

Das besagte verräterische Stück Dreck schnaubte lediglich.

„Du meinst, um dein Sündenbock zu sein?“

„Damit er für seine Verbrechen bezahlt! Ihr drei werdet zur Organisation zurück gebracht um…“

Eine scharfe Stimme unterbrach ihn, schrill vor Ärger und Verachtung.

Wag es dich, Vexen, und ich werde dafür sorgen, dass du drei Messer in deinen Eingeweiden stecken hast bevor du dich auch nur regen kannst. Ich würde auf deine Eier zielen, aber es ist ja nicht so, als ob du welche hättest.“

„Wie kannst du es wagen!“

Larxene, erkannte sein träges Bewusstsein. Larxene mit ungewöhnlich schlechter Laune.
 

„Außerdem sind deine Hände auch nicht unbedingt sauber, alter Mann.“

Wirklich sehr schlechter Laune.

„Was genau willst du damit andeuten?“, hisste Vexen, noch immer erbost, doch ein skeptischer Ton hatte sich in seine Stimme geschlichen. Larxene spottete.

„Du hast uns den Wölfen ausgeliefert, wir haben dich mit uns genommen. Du hast eine Replica eines Schlüsselträgers geschaffen und die Kontrolle darüber verloren; du hast einen neuen, mächtigen Feind der Organisation geschaffen! Deine Wissenschaft ist wirklich zum lachen.“

„Halt die Klappe! Halt einfach die Klappe, du kleine, du kleine…“

„Schlampe.“, steuerte Axel hilfsbereit bei.

Ja. Axel. Der mit dem fuchsartigen Gesicht

„Oh, und vergiss Twilight Town bloß nicht.“, fügte er hinzu.

„Oh ja, richtig! Diese Tat war wirklich edel; Sora zu diesem ach-so-geheimen Ort zu führen und ihm schmutzige kleine Geheimnisse über seine andere Hälfte zu erzählen; ein wirklich cleverer Schachzug, Vexen! Xemnas wird sicherlich lieben das zu hören!“

Die Stille die folgte war angespannt bis zum äußersten; wenn er seine Ohren spitzte konnte er beinahe Zähne knirschen hören.
 

„Du weißt, dass sie Recht haben, Vexen. Es war unglaublich dämlich, so etwas zu tun.“

Leidenschaftlich, dennoch leicht herablassend.

Zexion

„Nun, wenn ihr beide mich nur einmal unterstützt hättet, wenn ihr nur einmal irgendetwas getan hättet anstatt da zu sitzen und zu warten, bis sich die Dinge von alleine klären, wäre es gar nicht erst so weit gekommen, nicht wahr?“

Die Stimme des älteren Niemandes war dem Versagen nahe, er schrie sich wieder einmal die Seele aus dem Leib, in tiefgründiger, selbstgerechter Entrüstung.

Beruhig dich, Vexen.“

Zexion klang leicht genervt von seinem Kollegen, doch wenn dieser erst einmal in einen Wutanfall ausgebrochen war, konnte ihn niemand mehr stoppen.

„Wie kannst du es wagen mir zu sagen, ich soll mich beruhigen! Das alles ist genauso eure Schuld! Ihr beide wusstet von ihren Betrugsplänen, habt jedoch beschlossen, nichts dagegen zu unternehmen! Denkt ja nicht, dass Xemnas nicht auch über euch urteilen wird, wenn es dazu kommt!“

Ein leises Glucksen durchbrach das Geschrei; Axel wieder einmal.
 

„Was ein Durcheinander. Jeder hat seine Hände in der Keksdose, huh? Das wird interessant werden. Wer hat wen am meisten betrogen.“

Da war ein Fauchen, das scharfe Einatmen verschiedener Personen, die sich darauf vorbereiteten etwas zu erwidern, und er zuckte schwach und machte sich auf den Ausbruch gefasst.

„Genug“, polterte eine tiefe Stimme, ruhig aber bestimmt. Lex… aeus?

„Er ist wach.“

Allesamt verstummten die Stimmen und mit bewusster Anstrengung zwang er seine Augen offen um trübe dem vereinten Starren von fünf Augenpaaren mit verschiedenen Blau- und Grüntönen entgegen zu blicken.

„Was“, krächzte er, noch immer zu benommen, um eine passende Antwort zu geben.
 

***
 

Selbst in der Dunkelheit des Kellerraumes war es ziemlich offensichtlich, dass mindestens die Hälfte der Personen die ihn anstarrten aussahen, als wollten sie ihn auf der Stelle erdrosseln, und mit weniger Anmut als er es sich gewünscht hatte schaffte er es sich aufzurichten, eine behandschuhte Hand durch seine Haare fahrend.

Kontrolle war wichtig. Schwäche war niemals erlaubt.
 

„Was ist hier passiert?“

Einschreiten, die Führung übernehmen.

Er war beruhigt, dass seine Stimme beständig war, keine Zeichen von Verletzbarkeit zeigte.

„Alles ist den Bach runtergegangen.“, spottete Axel höhnisch. Er war wirklich kein bisschen hilfreich.

„Sora hat den Boden mit dir gewischt.“, warf Larxene ein. Sie konnte entsetzlich unangenehm sein wenn sie wollte.

„Du warst tot.“, fauchte Vexen, grüne Augen kalt; kalt und gnadenlos. „Ich bin kurz davor, dich in diesen Zustand zurück zu versetzen. Er passte zu dir.“
 

Er richtete sich auf und blickte gereizt in die Runde.

„Wie überaus hilfreich. Wenn ihr endlich damit fertig seid, euch durch wage Anspielungen zu amüsieren, würde mir bitte jemand sagen was eigentlich passiert ist?“

„Sora kam wie geplant“ Larxene zuckte mit den Schultern. „Nur dass er nicht allein war. Während wir hier oben alle Hände voll zu tun hatten, waren die Ratten hier unten damit beschäftigt ihren eigenen Schlüsselträger zu verhätscheln.“

Ah, dass machte gewissermaßen Sinn. Da hatte Vexen also seine Proben her.

„Riku.“

„Ja. Riku. Und der idiotische Wissenschaftler hat ihn geklont. Weil mehr Schlüsselträger genau das waren, was wir hier im Schloss gebraucht haben.“

„‘Idiotischer Wissenschaftler‘? Wie kannst du es wagen!“

„Das Ding hat mich angegriffen,“ Er blickte finster drein, Vexens Gekreische ignorierend. „Kurz bevor Sora aufgegeben hätte.“

„Zumindest hat es dich nicht umgebracht.“

Zexions Stimme tropfte nur so vor sarkastischer Verbitterung. Axel grinste über beide Ohren in dem Dämmerlicht.
 

Ah, ja. Axel. Doppelagent.

Er fixierte den schlaksigen Rotschopf mit seinem kühlsten arroganten Blick.

„Ich dachte, Sora hätte dich getötet.“

„Nun, das dachte ich ebenfalls. Scheint aber heutzutage nicht viel Wert zu sein. Ich war ziemlich sicher, dass du, Larxene und Lex das Zeitliche gesegnet haben und ich wusste genau, dass Zexion und Vexen es getan haben. Nur, dass es anscheinend doch nicht so ist.“

„Mörderischer Abschaum.“, zischte Vexen durch seine Zähne.
 

Marluxias Blick verfinsterte sich und er blickte durch die Runde. Axel hatte Recht. Von mindestens der Hälfte der Versammelten wurde ihm berichtet, dass sie tot seien, bevor er auf den Schlüsselträger traf. Und… ich?

„Wir waren alle tot?“

„Ich nicht.“, flötete Axel.

„Das lässt sich arrangieren.“, knurrte Lexaeus, und die zurückgehaltene aber sehr latente Gewaltbereitschaft, die sich in seinem Körper abzeichnete, war genug um das überhebliche Grinsen zumindest zeitweise von Axels Gesicht zu wischen. Glücklicherweise.

Es machte jedoch noch immer keinen Sinn.

„Könntet ihr mir dann erklären“, begann er mit einstudierter Ruhe, „warum wir nun hier alle sind?“

„Ich könnte es erklären“, gab Vexen zu, seine Stimme angespannt und unbarmherzig wie ein Sprung im Eis, dass kurz davor war zu zerbersten, „aber ich bezweifel, dass einer von euch dämlichen Idioten es verstehen würde.“

„Du? Du hast uns geholfen?“

Der heillose Zorn in diesen zu-grünen Augen war fast genug um ihn einen instinktiven Schritt zurückweichen zu lassen.

„Ich habe Lexaeus geholfen. Ich dachte, er könnte von Nutzen sein, als alles begann den Bach runter zu gehen. Genau so wie Zexion. Ihr drei jedoch solltet euch nicht zu sehr an eure kurzzeitig wiedererlangte Existenz gewöhnen. Unser Anführer wird sich bald eurer annehmen, so wie es euch zusteht.“

Larxene starrte ihn finster an, ihre Hände in ihrer Hüfte gestemmt.

„Glaubst du immer noch, dass das passieren wird?“
 

Er war darauf gefasst, einzuschreiten und diese unausweichliche Argumentation zu unterbinden, bevor das Geschrei wieder losbrach, doch bevor irgendjemand auch nur ein Wort sagen konnte erschütterte ein tiefes, knirschendes Beben das Schloss bis in den Kern.

„Okaay.“ Axel ergriff schließlich das Wort und durchbrach die beharrende, klaustrophibische Stille, dabei seine notdürftige Stütze loslassend, welche Lexaeus gewesen war.

„Schon wieder? Was zur Hölle war das?“
 

„Die Gerüche haben sich verändert.“, murmelte Zexion, der schweren Stille so aufmerksam zuhörend wie die anderen.

„Die Präsenz von Xehanorts Herzlosen ist um einiges schwächer geworden und ist nicht mehr in der Art mit Riku verschlungen, wie es vorher der Fall gewesen ist.“

„Sie sind noch immer hier? Hier im Schloss?“, fragte Marluxia, seine Stimme schrill.

Larxene ließ ein höhnisches Lachen vernehmen, jedoch mit einem leicht nervösen Unterton.

„Nein, wir haben ihnen gesagt, sie sollen verschwinden und sie sind gegangen. Natürlich sind sie noch hier; was glaubst du warum wir hier unten im tiefsten verdammten Keller mit den anderen Ratten zusammen gedrängt sind?“
 

„Sora, der Hunde-Ritter und der Enten-Magier“, Axel zählte sie an seinen Fingern ab, „Ihr Mäuse-König ist auch hier. Und Riku. Ich weiß nicht, ob die Replica auch noch irgendwo da draußen ist.“

„Ist sie nicht.“, murmelte Vexen, „Ich hätte Zexion nicht zurückbringen können, wenn sie noch immer miteinander verbunden wären.“

Der kleine Illusionist schauderte und warf einen mörderischen Blick in Axels Richtung, jedoch drehte er sich schnell um, als ihm ein Gedanke kam.

„Lexaeus, Vexen, da ist… noch etwas anderes. Ich habe vergessen, es euch zu sagen, ich vernahm einen vertrauten Geruch, als ich Riku entgegen trat. Ich konnte es zuerst nicht glauben, aber jetzt, wo Xehanorts Geruch von seinem getrennt ist, bin ich mir sicher.“

Etwas an dieser uncharakteristisch tiefen, was gewürgten Stimme sendete ein unangenehmes Prickeln Marluxias Rücken hinab und er merkte, wie seine Hände sich zu eines Faust ballten und seine Augen sich verengten.

„Nun? Raus damit!“, keifte Vexen, offenbar nicht weniger verwirrt und nervös als der Rest von ihnen.

Er ist es.“

Der neurotische Wissenschaftler starrte ihn ungeduldig an.

„Er? Wer ist er?“

Er“, wiederholte Zexion und rang schließlich mit der offensichtlichen Abneigung, den Namen laut auszusprechen. „Unser Mentor und König. Meister Ansem.“
 

***

Er konnte sich nicht daran erinnern, dass ein Wort je solch eine Auswirkung auf einen der Ältesten gehabt hatte; Vexen wurde kreidebleich und einige unverständliche Worte verließen zu-dünne Lippen bevor er sich wieder fangen konnte.

Hier? Jetzt? Aber… das ist unmöglich! Wie?“

„Ich weiß es nicht. Aber er ist hier. Wirklich. Nicht wie die Illusion von Malefiz aus Rikus Erinnerungen.“

Lexaeus blickte finster drein, doch auch der sonst so stoische Mann wirkte gleichermaßen aufgewühlt.

„Könnte es sein, dass er Riku aus dem Reich der Dunkelheit gefolgt ist?“

Zexion zuckte unsicher mit den Schultern.

„Möglicherweise. Auch wenn ich glaube, dass ich ihn früher hätte spüren müssen, wenn es so wäre. Er hat Maßnahmen ergriffen sich zu verkleiden. Fast so als wenn…“

„Er wusste, dass wir hier sind.“

Zexion nickte. Vexen schauderte.

„Wenn Meister Ansem hier ist… Mit Zugang zu all unseren Forschungen… Alles, was wir hier getan haben…“

„Und Naminé“, fügte Larxene hinzu, die Befürchtungen der Ältesten sogar ihr boshafte Freude ein wenig dämpfend. Vexen verzog das Gesicht.

„Und Naminé. Verdammter Mist!“

„Oh, Xemnas wird so schlecht gelaunt sein, wenn er das hört.“, fuhr sie rücksichtslos fort, „Sind wir immer noch in der Stimmung mit ihm zu reden?“
 

„Vielleicht bin nur ich es“, unterbrach Axel sie, „aber wenn hier sechs bekannte Feinde, sechs sehr starke Feinde, durch das Schloss stolzieren, sollten wir vielleicht einen Umzug in Erwägung ziehen? Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich möchte hier nicht weiter rumhängen wenn sie beschließen, diesen Ort zu durchsuchen.“

Larxene kreuzte argwöhnisch die Arme vor der Brust.

„Umziehen wohin?“

„Wir sollten auf jeden Fall in die Welt die niemals war zurück kehren und Bericht erstatten.“, meinte Vexen, doch seine Stimme hatte eindeutig an Überzeugung verloren, und er sah sich nach seinen Kollegen für Unterstützung um.

Zexion runzelte die Stirn und schaute die anderen an.

„Vielleicht… es gibt noch immer eine Möglichkeit, wie wir die Situation retten können. Alles, was wir brauchen, ist ein wenig Zeit.“

Axel zuckte mit den Schultern, doch seine angeborene ruhelose Natur begann durchzuscheinen, seine Geduld war sichtlich dem Ende nahe.

„Vielleicht könnt ihr die Schlüsselträger nach etwas Zeit fragen wenn sie kommen um uns niederzustrecken? Ich für meinen Teil bin der Meinung, dass wir so schnell es geht hier verschwinden.“

„Wohin denn?“, wiederholte Larxene mit schriller Stimme.
 

„Ich denke, vielleicht“, schaltete Marluxia sich sacht ein, „ist in dieser heiklen Situation die Frage nach dem ‚wohin‘ nicht so dringlich wie die nach dem ‚wovon‘. Das Schloss wimmelt derzeit von den mächtigsten Feinden, die sich die Organisation je gemacht hat. Zexion hat Recht, wir brauchen Zeit. Zeit, die wir nicht bekommen, wenn wir hier entdeckt werden, während wir noch immer geschwächt von unserem letzten… Rückschlag sind.“

Das Wort ‚Niederlage‘ war viel zu schmerzlich um es zu diesem Zeitpunkt bereitwillig in den Mund zu nehmen.
 

Zexions Blick wurde finster, offensichtlich nicht erfreut darüber, dass seine eigenen Worte einer Idee des Assassinen Glaubwürdigkeit schenken könnten.

Wir brauchen Zeit?“, zischte Vexen mit zurückgekehrter Wut, „Es gibt kein ‚wir‘! Glaub ja nicht, dass dein Betrug so einfach vergessen wird!“

Marluxia schleuderte dem großen Mann einen verärgerten Blick zu, seine eigene schwache Illusion von Ruhe stand kurz vor dem Zusammenbruch.

„Möchtest du lieber, dass sie uns einen nach dem anderen auseinanderpflücken? Noch einmal? Vielleicht möchtest du deinem Meister Ansem ja lieber allein begegnen?“

Das war gemein und unbedeutend und unter seiner Würde, das wusste er, aber der Ausdruck, der sich auf dem Gesicht der Älteren breit machte, war es fast wert.
 

„Ein Waffenstillstand also“, stimmte Zexion unwillig zu, „Vorübergehend.“

Der massive Schatten, der Lexaeus war, nickte in Zustimmung. Selbst Vexen blieb still, was wahrscheinlich das nächste an Einwilligung war, das man von ihm erwarten konnte.

„Wunderbar“, meinte Axel schleppend, „Also hauen wir hier ab?“

„Ein Glück.“, murmelte Larxene, „Ich habe diesen Ort nie gemocht.“
 

Marluxia sah sich ein letztes Mal zu den fast weißen Marmorwänden um, die beinahe unsichtbar in der Dunkelheit waren.

Sein Schloss. Sein Sitz der Macht, seine Chance zu Größe, das mächtige Fundament für eine glorreiche Zukunft und scheinbar unmöglichen Träumen.

Verdammt, verdammt und dreimal verdammt seinen sie alle.
 

„Ja“, meinte er und sammelte all die kläglichen Spuren seiner Kraft die er aufbringen konnte um ziellos einen Korridor der Dunkelheit zu öffnen.
 

Die anderen zögerten und folgten ihm anschließend schweigend.

Chapter 001 : Dark Forest - The Wilderness

Kapitel 001 : Der dunkle Wald – Die Wildnis
 

Kapitel: 001 - Die Wildnis

Original Autor: abby_sarajane

Ort: Der dunkle Wald

Charaktere: Vexen, Marluxia, Axel, Larxene, Lexaeus, Zexion

Einschätzung/Warnungen: PG-13, Swearing

Zusammenfassung: Die erste Nacht außerhalb Oblivions verläuft nicht so, wie sie sich alle es erhofft hatten.
 

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Der Wald war unbewohnt. Alle Geräusche waren gedämpft und schwach, sogar das Zwitschern der Vögel und die Bewegungsgeräusche anderer Waldbewohner.
 

Erschöpft, zerrissen und ausgebrannt saßen die früheren Wächter von Oblivion herum, starrten in die sie umhüllende Dunkelheit, bei jedem noch so kleinen Geräusch zusammenzuckend.
 

Dies war keine gute Situation. Beim bestem Willen nicht. Was im Schloss passiert war, nachdem… sie so plötzlich abgereist waren, konnten sie nur erraten. Keiner von ihnen war sich sicher, ob sie das wirklich wissen wollten. Wenn ihre Feinde, egal ob alte oder neue, noch immer in Oblivion waren, schön und gut. Vielleicht würden die verbliebenen Mitglieder der Organisation auftauchen und die beiden Fronten würden sich gegenseitig zerstören.
 

Oder vielleicht waren sie gegangen, um nach ihnen zu suchen. Und in diesem Fall würde die Organisation sicherlich auch nach ihnen suchen.
 

Was wirklich noch viel schlimmer war.
 

Sie denken, wir sind tot, versuchte sich Vexen mit möglicherweise vergeblichen Hoffnungen zu beruhigen, Sie denken, wir sind tot und sie werden in nächster Zeit nicht kommen, um nach uns zu suchen, wenn überhaupt…
 

Niemand dachte auch nur an Nahrung, Wasser oder Feuer für Wärme. Zitternd saßen sie in ununterbrochener Stille da, allein mit ihren Gedanken, bis der Vollmond hoch über ihnen stand.
 

Erst dann rührte sich Axel, schaute auf und sprach letztendlich die Frage aus, die ihnen alle auf der Zunge lag.
 

„Nun… was jetzt?“
 

***

Am Ende beschloss Axel, die ganze Arbeit allein zu machen. Die anderen saßen sowieso bloß herum und gafften einander an und stritten.
 

Vollidioten, er rollte mit den Augen als er das Feuer entzündete, gelegentlich seinen Teil zur Diskussion beitragend „Ihr hättet alle wissen müssen, dass das so nicht funktioniert.“
 

„Halt deine verräterische Klappe.“, zischte Marluxia, seine blauen Augen vor Verärgerung zusammengekniffen, „Du hättest nicht mal die Hälfte der Dinge tun sollen, die du getan hast.“
 

„Hey, ich hatte bloß meinen Spaß“, Axel zuckte mit den Schultern, ein Grinsen sich trotz der Situation in seinen Mundwinkeln breit machend, „Ihr wart diejenigen, die alles vermasselt haben.“
 

„Halt die Klappe, Axel“, blaffte Vexen ihn an, dabei seine Hände zwischen seinen Knien aneinander reibend, „Du hast dich genauso schuldig gemacht wie der Rest von uns – und sogar noch mehr! Den Tod von zwei Mitgliedern der Organisation herbeizuführen…“
 

„Du bist doch immer noch hier, oder etwas nicht?“, keifte Axel zurück, beschloss jedoch, den Mund zu halten als er aus dem Augenwinkel sah, wie Lexaeus ihn finster anblickte und sein Gewicht verlagerte, als wolle er aufstehen, „Ja, ja, lasst uns einfach mit der Streiterei aufhören, ok?“
 

„So sehr ich es auch verabscheue, ihm zuzustimmen, er hat Recht.“ Zexions Stimme tropfte nur so vor Verachtung, mit übereinander geschlagenen Beinen neben Lexaeus sitzend. „Diese Zankereien sind sinnlos. Wir sind besser dran zusammen als getrennt… Wer weiß schon, wo sich unsere Feinde gerade befinden?“
 

„Hoffentlich sind sie tot.“ Larxene warf ihre Haare über die Schulter zurück, mit der anderen Hand auf dem Boden rumtrommelnd. „Wer sagt, dass ich meine Zeit mit euch Losern verbringen will?“
 

Es war faszinierend mit anzuhören, wie Vexens Zähne gegeneinander knirschten. Es war doch um einiges lauter, als sie es erwartet hätten. „Larxene, Zexion hat Recht.“
 

„Du würdest ihm immer zustimmen.“, belächelte Marluxia- der, im geheimen, Zexion ebenfalls zustimmte- den Wissenschaftler. „Blind und ohne nachzudenken.“
 

„Halt den Rand!“ Selbst Vexens Aufschrei wurde von der üppigen Vegetation um sie herum verschluckt. „Was er sagt ist von Nutzen! Und zwar jede Menge davon! Alleine wären wir einfache Ziele!“
 

„Aber zusammen als Gruppe sind wir ja so unauffällig.“, gab Larxene schleppend von sich, bewusst Vexen unter Druck setzend, „Sicher, niemand wird so nach uns suchen…“
 

„Wer sagt, dass sie uns überhaupt suchen?“ Zexion legte eine Hand an sein Kinn. „Wir sollten immer noch tot sein.“
 

„Ich nicht.“, warf Axel dazwischen. Sie ignorierten ihn.
 

„Ich möchte das nicht riskieren.“ Vexen schüttelte den Kopf. „Ich schlage vor, wir bleiben zusammen. Aber wir sollten nicht hier bleiben. Auf keinen Fall.“
 

„Ich stimme zu.“, nickte Zexion und auch Lexaeus brummte sein Einverständnis, zu niemandes Überraschung.
 

„Ich bin müde.“, meinte Larxene wie aus der Pistole geschossen, „Ich möchte nirgendwo hingehen. Und ihr könnt mich nicht dazu zwingen.“ Glücklicherweise fügte sie kein kindliches so am Ende an.
 

„Wir müssen uns etwas ausruhen“, stimmte Marluxia ihr zu und machte es sich am nächstgelegenen Baum bequem, „Vielleicht kommen wir ja zu einer Übereinstimmung, wenn wir alle eine Mütze voll Schlaf bekommen haben.“
 

„Jemand sollte wach bleiben und nach möglichen Verfolgern der Organisation Ausschau halten.“, warf Vexen sofort ein. Marluxia schenkte ihm ein dünnes Lächeln.
 

„Gratulation. Du hast dich soeben freiwillig gemeldet.“ Und damit machte es sich Marluxia noch ein wenig gemütlicher an seinem Baum und schloss die Augen. „Gute Nacht.“
 

Vexen riss den Mund auf wie ein gestrandeter Fisch und stotterte zusammenhangslose Worte. Lexaeus und Zexion grinsten sich gegenseitig an und machten es sich zusammen gemütlich, die vereinzelten Gerüchte der Neulinge damit bestätigend. „Ja, gute Nacht, Vexen.“
 

Vexen schaute zu Larxene, die die Frechheit besaß, ihn auszulachen. „Du hast kein Glück, wenn du denkst, dass ich für dich den Kopf hinhalte. Bleib wach, Vexen.“ Sie warf ihm einen Kuss zu und legte sich anschließend schlafen.
 

„Ja“, stimmte Axel ihr zu und machte es sich neben dem Feuer bequem. Wenn es ausging, würde er das spüren, aufwachen und es wieder entzünden. „Schlaf ja nicht ein. Wer weiß, was für eine Art… Träume du hast.“ Er warf dem älteren Niemand ein ziemlich breites, eindeutiges Grinsen zu, hocherfreut darüber, dass Vexens Haut bleicher wirkte als üblich. „Gute Nacht.“
 

Vexens Augen blickten um sich, bei jedem noch so kleinen Geräusch zuckend. Ihm war kalt, eine ziemlich außergewöhnliche Erfahrung für ihn. Dieser Ort war unnatürlich. Oder vielleicht war er zu natürlich… Er war noch nie inmitten eines Waldes ausgesetzt worden. Er war mehr an sterile, hygienische Laboratorien gewöhnt, nicht an die klebrige Pampe und dem Geröll des Waldbodens.
 

Als die Minuten, vielleicht aus Stunden, an ihm vorbei zogen, wurden seine Gedanken zunehmend düster. Weißt du… vielleicht bin ich wirklich tot… und das hier ist die Hölle…
 

Das machte schrecklichen Sinn. Warum sonst würde er sein wo er war, mit denen festsitzen mit denen er festsaß? Axel allen voran. Axel. Es war einfach nicht fair.
 

Etwas stach ihn ins Kreuz und er biss sich auf die Unterlippe mit einem unterdrückten Aufschrei. Was zum Teufel war das?
 

Ein weiterer, schmerzvoller Stich und er schlug danach. Dann noch ein Stich an seiner Hüfte, zwei weitere an seinem Oberschenkel.
 

Es war extrem schmerzvoll und er konnte sich nicht davor bewahren aufzuschreien und die anderen aus dem Schlaf zu reißen. Axel saß sofort kerzengerade, das Feuer flackerte durch seinen Schock und seine Überraschung, und Vexen konnte ganz klar Dutzende von kleinen roten Ameisen über seinen Unterkörper schwärmen sehen.
 

Nummer vier schrie wie ein Mädchen und erhob sich, einen wilden, verzweifelten Tanz beginnend um die stechenden, beißenden Insekten von ihm runter zu bringen.
 

Axel begann zu lachen bis er bemerkte, dass sich sein Fuß ebenfalls inmitten des Schwarmes befand. Und die Tatsache, dass seine Füße trotz der Stiefel weh taten. Die Ameisen waren in seinen Stiefeln. Jetzt war es kein bisschen mehr komisch, es war eher eine ziemlich ernste und entsetzliche Situation.
 

Als Axel fluchend seine Stiefel auszog, erledigte Larxene einige einzelne Ameisen, die sich zu ihr verlaufen hatten und entkam mit nicht mehr als einigen kleineren Bissen an ihrem Arm. Sie schmerzten zwar, doch waren sie nichts im Vergleich mit den Höllenqualen, die Axel und Vexen durchlitten. „Super Rastplatz, Marluxia. Wusstest du davon?“
 

„Nicht wirklich.“ Marluxia beobachtete die Insekten aus einiger Distanz, darauf bedacht, Abstand zu halten. „Interessant. Was sind sie?“
 

„Ameisen, du Idiot.“ Zexion hatte bereits eine Schlammpackung an der Backe kleben, dort wo er gestochen worden war. „Rote Ameisen.“
 

„Ich weiß, dass das Ameisen sind.“ Marluxia warf Zexion einen flüchtigen Blick zu, seine Lippen zuckten. Sein Haar bedeckte die meisten geschwollenen Stellen an seiner Wange und seinem Kiefer, doch es war offensichtlich, dass er Schmerzen hatte. „Ich habe mich nur gefragt, welche Spezies es ist.“
 

„Wen interessiert das?“ Axel hüpfte auf einem Fuß ein gutes Stück von den ausschwärmenden Ameisen weg. „Bringt sie um!“
 

„Bist du übergeschnappt?“, keifte Vexen, der sich zu einem nahegelegenen Bach geschleift hatte und nun seine untere Hälfte in eiskaltes Wasser tauchte, zurück. „Bist du verrückt geworden? Das sind Millionen von ihnen, und es sind Ameisen!“
 

„Das wäre reine Energie- und Kraftverschwendung.“, stimmte Marluxia zu, ein paar Schritte mehr vor dem anwachsenden Schwarm zurücktretend. „Obwohl ich glaube, dass die andere Seite des Flusses ein besserer Platz zum verweilen wäre…“
 

„Idiot.“, wiederholte Zexion, offensichtlich sehr schlecht gelaunt, „Trottel. Arschloch.“ Lexaeus versuchte ihn mit einem Klopfen auf die Schulter zu beruhigen, wurde jedoch gewaltsam zurückgewiesen, und durchquerte den Fluss, ohne ein Wort zu sagen.
 

Als sie endlich auf der anderen Seite des Flusses angekommen waren (wobei sich Vexen noch immer in dem betäubenden, gesegneten Wasser befand), machte sich Larxene einen Spaß daraus, hier und da noch eine Ameise zu schocken, bevor sie flink das Wasser auf ein paar Steinen überquerte.
 

Wenn sie es sich nicht aussuchte, war sie nicht allzu angetan davon, nass zu werden.
 

Als sie auf der anderen Seite ankam, begannen die Streitereien von neuem. „Wir hätten sofort weitergehen sollen.“, beteuerte Vexen, der sich nun endlich aus dem Fluss bemühte, „Offensichtlich ist dieser Ort gefährlich.“
 

„Vielleicht für dich.“ Marluxia grinste leicht. „Wie du vielleicht siehst, kommt der Rest von uns recht gut damit zurecht.“
 

„Du sprichst für dich.“, zischte Zexion, eine Hand auf der Packung um sein Auge, „Ich stimme Vexen zu.“
 

„Haltet mal die Luft an.“ Axel hob eine Hand. „Wir können nicht einfach Portale über das ganze Land verstreut öffnen. Das wäre ein großes, schimmerndes „HALLO, HIER SIND WIR!“ für die Organisation.“
 

„Was schlägst du den vor, Nummer acht?“, fauchte Vexen ihn an, nicht im Stande, den Umgang mit Rang und Nummer ganz sein zu lassen. „Wie würdest du dich denn hier zurechtfinden?“
 

„Dieser Platz ist etwas sicherer.“ Axel berührte sacht seinen Fuß. „Außerdem können einige von uns nicht richtig laufen.“
 

„Du meinst dich.“, betonte Larxene, immer bereit, jemanden eins auszuwischen.
 

„Halt die Fresse.“ Axel warf ihr einen finsteren Blick zu, seine Hände zuckten leicht. „Ich bin fit genug beim Bau eines Unterschlupfes zu helfen, nicht wahr? Also bauen wir einen Unterschlupf und hängen hier ‘ne Weile rum, bis wir vergessen wurden. Dann geht’s zurück in die Zivilisation.“
 

„Das ist zu gefährlich.“, widersprach Zexion sofort, „Unsere Feinde suchen vielleicht nach uns, vielleicht sogar gerade jetzt. Wer weiß, wozu er inzwischen fähig ist…“
 

Ein Schauer durchstreifte die drei älteren Niemande, und sie wandten ihre Blicke ab, kurz in ihren Gedanken versunken.
 

„… ok, das lässt uns welche Möglichkeit, durch einen kalten, elendigen Wald zu marschieren mit anderen Tieren, als die, die wir gewöhnt sind, keine Idee, was wir essen können, mit nichts zu essen oder trinken?“, fragte Axel schleppend, seine Arme hinter seinem Kopf platzierend, „Hier haben wir einen Fluss und können jagen gehen…“
 

„Wir sollten einen Kompromiss eingehen.“, mischte Marluxia sich ein, mit dem verdammten Anflug von Befehlston, den im Moment so ziemlich jeder aus ihren Reihen aus ihm raus prügeln wollte. „Wir sollten einige Zeit hier bleiben, Vorrat sammeln… und wieder zu Kräften kommen… dann sollten wir weiter ziehen.“
 

Es war eine gute Idee. Aber niemand wollte sich das eingestehen, da Marluxia derjenige war, der darauf gekommen war.
 

„Unsere Feinde“, begann Vexen, just als Axel ihn mit einem „Und wie sollen wir weiter ziehen?“ dazwischen funkte, zu selben Zeit als Zexion kalt hinzufügte „Und wie lange ist ‚einige Zeit‘?“
 

Marluxias Augen verengten sich, seine Lippen kräuselten sich leicht. „Nun gut. Ich würde zu gerne eure Vorschläge hören. Später. Ich wurde so… unsanft geweckt von einem gewissen jemand.“ Er schenke Vexen einen herablassenden Seitenblick. „Aber jetzt ist es Zeit zu schlafen.“
 

„Arschloch.“, grummelte Vexen, als er versuchte, es sich bequem zu machen.
 

„Mm.“ Marluxia grinste leicht, sich gegen einen Baum lehnend. „Gute Nacht die Herren. Die Dame.“

Chapter 002 : Dark Forest - First Morning

Kapitel 002 : Der dunkler Wald – Der erste Morgen
 

Kapitel: 002 – Der erste Morgen

Original Autor: chigrima

Ort: Der dunkle Wald

Charaktere: Vexen, Marluxia, Axel, Larxene, Lexaeus, Zexion

Einschätzung/Warnungen: PG-13, swearing

Zusammenfassung: Leben im Wald bedeutet, neue Erfahrungen zu sammeln, doch nicht alle davon sind angenehm.
 

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Das fahle, blasse Licht, dass durch den Baldachin hindurch schien, konnte man kaum als ‚Morgendämmerung‘ bezeichnen, wenn es nach Zexion ging. Die Morgendämmerung sollte hell und voller zwitschernder Vögel sein und nicht begleitet sein durch kühlen Nebel und Tau, der sich in ihre Kleidung saugte. Keine literarische Beschreibung hatte je die Unannehmlichkeiten der freien Natur in solch einer Weise erwähnt. Sich von dem Stein auf dem er saß erhebend, durchquerte er die Lichtung, um Lexaeus aufzuwecken. Seine steifen Glieder protestierten, nachdem sie seit Stunden nicht mehr bewegt worden waren. Nichtsdestotrotz hatte er es lieber vorgezogen, wach zu bleiben, anstatt von einem der verachtenswerten Verrätern ersetzt zu werden. Axel oder gar Marluxia in dieser Situation hier draußen alleine wach bleiben zu lassen wäre eine bodenlose Dummheit gewesen.
 

Lexaeus lag ausgestreckt unter einer Tanne, stabil wie ein Felsbrocken auf dem Boden. Zexion berührte sanft seine Schulter. Er war nicht sehr angetan davon, ihn zu wecken, aber sie mussten den Tag ja irgendwann beginnen. Egal wie weit sie auch von Oblivion entfernt waren, so hatte er doch noch immer ein erdrückendes Gefühl der Dringlichkeit, das über ihm hang. Sie mussten irgendetwas tun, um der Situation wieder Herr zu werden. Irgendetwas.
 

Nummer fünf öffnete die Augen, ein Ausdruck in den Augen, der beinahe Enttäuschung hätte sein können. Er nickte still als Antwort auf Zexions entschuldigenden Blick. Seine Bewegung war genauso ungeschickt wie die der anderen als er sich aufsetzte und mit den Schultern rollte.
 

„Gibt es Probleme?“ Sogar seine Stimme klang heiserer als normal in Zexions Ohren.
 

„Nein. Es bewegt sich kaum etwas und alle haben die Nacht recht geräuschvoll verbracht. Ich habe keinerlei dunkle Auren bemerkt, neben unseren eigenen natürlich.“ Ihm eine Hand anbietend half er Lexaeus auf die Beine, bevor er hinunter zum Fluss humpelte um zu trinken. Auf der kleinen Lichtung begannen nun auch die anderen, langsam aufzuwachen; Axel pflückte einige Blätter aus seinen Haaren als Larxene sich zwischen den Wurzeln eines großen Baumes rührte. Vexen hatte beschlossen, im Gras neben dem Fluss zu schlafen, so weit weg wie nur möglich von Marluxia. Der Assassine war der einzige, der noch immer schlief, in einem Farnfeld auf der anderen Seite des offenen Platzes.
 

Das Wasser war kalt und klar als Zexion sich darüber beugte, so klar, dass er die Wasserpflanzen und kleinen Fische unter der Oberfläche erkennen konnte. Er rümpfte die Nase als er eine handvoll zu seinem Mund führte. Es schmeckte… an sich nicht schlecht, jedoch hatte es einen Nachgeschmack von Erde und lebenden Kreaturen (und wahrscheinlich auch toten), der sich schrecklich mit den Erinnerungen an das sterile, pure Wasser in Oblivion biss.
 

Eine Form tauchte neben ihm im Spiegelbild des Baches auf und schließlich kniete sich Vexen neben ihn, gierig das Wasser hinunterschluckend. Der Mann sah wirklich etwas zu schlimm aus, mit Zweigen im Haar und einem angeschlagenen Gesicht. Zexion wunderte sich im Stillen darüber, ob die Ameisen an seiner misslichen Lage Schuld waren oder einfach die Nacht im Wald.
 

„Guten Morgen, Nummer vier.“ Sein höflicher Gruß erntete ihm nur ein genervtes Murren. Der andere schien nicht die beste Laune zu haben.
 

***

Einer nach dem anderen standen die Niemande auf und wankten hinunter zum Fluss um sich Wasser ins Gesicht zu spritzen und den größten Hunger mit dem fließenden Gewässer zu unterdrücken. Andere morgendliche Abkommen führten zu einigem Aufruhr.

„Nein!“, zischte Larxene, „Das ist keine Kleinigkeit! Der Frauen Bereich liegt in dieser Richtung, der für die Männer in dieser Richtung! Wenn ich auch nur einen von euch verlausten Kerlen durch meine Büsche straucheln sehe, während ich meinen Geschäften nachgehe, hat derjenige ein Messer in seinen Eingeweiden, ohne weitere Fragen! Verstanden?“
 

Axel hatte versucht, einige boshafte Einwände zu geben, doch ein gelbes Kunai schwankte in der Nähe seines Gesichtes umher, und zusammen mit missbilligenden Blicken vom Rest der Gruppe kam dieser eine Streit zu einem vorzeitigen Ende.
 

Nach dieser feuchten, unkomfortablen Nacht waren bereits erhitze Gemüter den Grenzen der Belastbarkeit nahe. Die Gruppe hatte sich an einem vermutlich insektenfreien Felsen nahe dem Bach versammelt. Feindselige Blicke wurden überall ausgetauscht, außer von Vexen der sich strikt dagegen weigerte, Marluxia auch nur anzusehen.
 

„Also, was sollen wir nun tun?“ Zexion war nervös. Es musste eine Lösung geben, einen Weg zurück in ihr reguläres Leben.
 

Larxene schnaubte verächtlich. „Was wir tun sollen? Wir halten uns natürlich fern. Ich habe nicht die Absicht, jetzt auf Xemnas oder den Schlüsselschwertträger zu treffen.“
 

„Idioten!“ Vexens Stimme war ohrenbetäubend schrill. „Natürlich müssen wir zurück kehren! Alles andere wäre ein noch schlimmerer Verrat!“
 

„Es… wird vermutlich nicht so gut aussehen, dass wir fortgelaufen sind… wir haben Oblivion verlassen, ohne jemanden in der Welt die niemals war davon zu berichten.“ Da war diese Unsicherheit in Zexions Stimme die er hasste zu hören. Er sah sie in den Gesichtern der anderen reflektiert.
 

„Ja, aber derzeit weiß Xemnas nicht einmal, dass wir hier sind. Er denkt, wir sind tot, er muss, da Oblivion mit Feinden übersät ist. Wir sind hier sicher!“ Axels Grinsen schien den Rest der Gruppe nicht zu beruhigen.
 

Zögernd nickte Lexaeus. „Ja, wir können hier bleiben, bis wir einen Weg finden, unser Handeln unserem Anführer zu erklären…“
 

„Du bist ein Idiot.“ Marluxia ignorierte die drohenden Blicke, die er von einem Großteil der Gruppe zugeworfen bekam, seine erhabenste und autoritärste Stimme nutzend. „Wenn wir zurück gehen, wird die Organisation ganz bestimmt hart mit uns ins Urteil fallen. Wir bleiben hier und überlegen uns einen Plan, wie wir weiter vorgehen.“
 

„Halt die Klappe! Du hast hier kein Recht, mir Befehle zu erteilen, Verräter!“ Zexion konnte Axel zusammenzucken sehen, als Vexens Tonfall neue Höhen erreichte.
 

„Wenn du damit nicht zurechtkommst, dann kriech doch allein zurück zu Xemnas, Vexen.“ Axels Lächeln war eindeutig und der ältere erbleichte wie erwartet auf diese Anspielung hin. „Wie kannst du es wagen?“
 

„Nein.“ Zexion Stimme war schrill. „Nein, niemand wir alleine losziehen. Und schon gar nicht zu unserem Anführer zurück!“ Er spürte eher als das er es sah, dass Lexaeus ihm nickend zustimmte.
 

Vexen schnaubte verächtlich. „Ich hatte nie vor, alleine zurück zu kehren. Wenn ich zurück gehe, dann nehme ich diese Verräter mit!“ Larxene schrie vor Wut und Marluxia zischte bedrohlich. Danach brachte für eine Weile niemand etwas produktives hervor.
 

Am Ende starrten sich sechs Niemande finster an, ihre Gesichter gerötet und drohend. Marluxia versuchte erneut, Herr über die Situation zu werden. „Durch solch ein Verhalten erreichen wir gar nichts…“
 

„Das musst du gerade sagen.“, knurrte Vexen.
 

Lexaeus polterte verärgert und gereizt etwas, und Vexen und Marluxia waren mit einem Male still.

„Hört auf damit. Sind wir alle damit einverstanden, dass wir zumindest für eine Weile hier bleiben?“
 

Alle Niemande in der Runde nickten in Zustimmung. Die Sonne war inzwischen aufgegangen und war ein gutes Stück ihrem Wendepunkt entgegen gekommen, als die Flüchtigen fühlten, wie ihre Mägen rumorten. Es waren nun mehr irdische Angelegenheiten, mit denen sie fertig werden mussten.
 

***
 

„Verflixt!“ Larxene rannte über die Lichtung und versuchte, das Kaninchen zu treffen, welches in Richtung der Bäume davon hetzte. Es fühlte sich an, als hätte sie das Ding stundenlang im Visier gehabt! Das Tier erreichte das erste Dickicht als ein Messer es nur um haaresbreite verfehlte und im Boden einschlug. In aufgebrachter Verzweiflung leitete Larxene Blitze durch das Kunai in das angrenzende Gebiet, in der Hoffnung, das Tier zu schocken, bevor es entkam.
 

Elektrizität schoss in hohem Bogen durch die Luft, erreichte schnell Gras und Bäume. Der daraus hervorgehende Knall hallte durch den gesamten Wald, jeden Vogel in Reichweite schreckte auf, und stieg anschließend mit lautem Kreischen und Krächzen gen Himmel auf. Sie waren alle außer Reichweite! Als sie den Blick wieder gen Boden wandte, sah sie, dass sich Flammen auf dem Boden ausbreiteten. Ihr Kunai war bereits von brennendem Gras umgeben. Mit einem würdelosen Aufschrei sprang sie aus dem Weg und rannte zurück zum Bach.
 

***
 

„Das war unglaublich tollpatschig.“ Larxene wollte nichts lieber als ihre Faust in diesem höhnischen Gesicht zu versinken. Vexen war mit dieser Laune vollkommen unausstehlich, vor allem wenn ein Quäntchen Wahrheit in seinen Anschuldigungen steckte. Der dunkle Rauch des Waldbrandes, den sie entfacht hatte, schwärzte den Himmel noch immer, selbst wenn der immer wiederkehrende Regen das Feuer davor bewahrt hat, sich auszubreiten. Axel hatte – mit einem fürchterlich herablassenden Grinsen – die Flammen erstickt und nun war nur noch rauchendes Holz zu sehen. Sie hatte noch immer schlechte Laune wegen dieses Vorfalls und so knurrte sie die dürftige Sammlung von Nahrungsmitteln an, die auf einem Blatte neben dem Feuer lagen.
 

„Ach ja? Schaut euch doch an, was ihr gefunden habt, fünf Pilze und einen Haufen... sind das Beeren und Hinterlassenschaften von Tieren?“
 

„Spotte so viel du willst. Zumindest haben wir etwas zu Essen mitgebracht.“ Larxene stapfte davon, einen triumphierenden Vexen in der Mitte der Lichtung zurücklassend. Als sie sich auf einen Stein sinken lies, tauchten Axel und Lexaeus aus dem Wald auf, ihre Arme voll mit Zweigen und Geäst. Die Älteren hatten sich allesamt dagegen ausgesprochen, dass jemand allein den Wald betrat und dass sie mindestens in Paaren gingen. Zusätzlich konnten sie sich nicht mit dem Gedanken anfreunden, die Neulinge allein und unbeobachtet zu lassen. Larxene hatte es nur geschafft wegzukommen, indem sie klar machte, dass keiner der Älteren lautlos durch einen richtigen Wald pirschen konnte.
 

Marluxia war mit Vexen und Zexion gegangen, um nach etwas Essbarem zu suchen und er war vermutlich der einzige Grunde, weshalb die Gruppe überhaupt mit irgendetwas zurück gekommen war. Jetzt, da das Adrenalin langsam abklang, protestierte ihr Magen noch lauter als vorher.
 

Die Gruppe hatte sich um das Feuer versammelt, den kleinen Haufen Nahrungsmittel anstarrend. Lexaeus kniete daneben und teilte das Essen mit Sorgfalt in sechs gleich große Portionen auf. In der Luft lag die bedrohliche Stimmung einer Armee, die sich auf den Krieg vorbereitete. Jeder warf der Konkurrenz imaginäre Dolche durch seine Blicke zu, doch letztendlich bestand niemand auf eine größere Portion, trotz abschätzender und hungriger Blicke.
 

Das Essen war viel zu schnell wieder verschwunden und hatte nicht einmal begonnen, ihre leeren Mägen zu füllen. Das einzige was übrig geblieben war, waren sechs Niemande, die keineswegs besser gelaunt waren als vorher. Das Licht der Sonne begann langsam schwächer zu werden. Es war klar, dass sie heute keinen weiteren Versuch starten konnten, nach Essbarem zu suchen. Sämtlicher Tätigkeiten beraubt, war ein erneuter Start des Gezänks voraussehbar.
 

„Wenn du nicht so ein passiver Angsthase gewesen wärest, wäre das hier niemals passiert.“, knurrte Vexen Zexion und Lexaeus gleichzeitig an. Zexion schnaubte zur Antwort, Lexaeus sah nur finster drein.
 

„Unser Versagen war nebensächlich verglichen mit dem Verrat, den einige der anderen Anwesenden begangen haben.“
 

„Du bist nutzlos.“, verkündete Marluxia mit einem distanzierten Blick einer knurrenden Larxene, „Warum hast du dich nicht um Sora gekümmert, als du die Chance dazu hattest?“
 

„Warum hast du es nicht getan?“
 

Axel bekam die feinseligsten Blicke zugeworfen, hauptsächlich weil Vexen sich dagegen weigerte, Marluxias Anwesenheit unter ihnen anzuerkennen. Die Nummer acht grinste wie immer, allerdings lastete nun eine neue Last auf seinen Schultern. Das Misstrauen ihm gegenüber lag fast greifbar in der Luft.
 

Am Ende starb das Gekabbel einfach nur durch den Mangel an Energie. Vexen bemerkte mit Verachtung einen Riss in seinem Mantel, bevor er seufzte.
 

„Es wäre vielleicht eine gute Idee, einen Blick auf unsere Ressourcen zu werfen. Ich habe es geschafft, einige Potions und ähnliches sicher zu stellen bevor... wir abgereist sind. Wie sieht’s mit dem Rest aus?“
 

Nach einiger Zeit des Durchstöberns verschiedener Taschen und anderer Verstecke, schaffte es die Gruppe einen kleinen Haufen nicht zusammenpassender Gegenstände hervor zu bringen. Sie hatten eine sehr begrenzte Anzahl an Potions und Elixieren; die Glasphiolen schimmerten im flackernden Licht des Feuers. Vexens Herz rutschte eine Etage tiefer, als er sie zählte und er war froh, dass er nicht jedes Fläschchen der Sammlung hinzugefügt hatte.
 

Auch Zexion zählte sie und schüttelte den Kopf „Nur so wenige...“
 

Ich bin mir sicher, dass du selbst auch noch welche in den Taschen hast, Intrigant dachte Vexen. Das meiste war von ihm selbst und Lexaeus gekommen; sie waren diejenigen gewesen, die genug Zeit hatten, sich vorzubereiten, als die bevorstehende Katastrophe immer mehr zum Fakt wurde.
 

„Könnt ihr nicht einfach mehr machen?“, fragte Axel die drei Ältesten, und Vexen schnaubte verächtlich.
 

„Natürlich. Wenn du mir ein gut ausgestattetes Labor und die richtigen Zutaten, die hier offensichtlich alle nicht vorhanden sind, findest.“
 

„Oh.“
 

Abgesehen von de Phiolen mit den Flüssigkeiten, war es ein sehr breit gefächerter kleiner Haufen. Sieben Stifte, von verschiedenen Personen, einige Blätter Papier mit Eselsohren, ein Schokoriegel von Axel, eine Halskette, deren Herkunft Zexion nicht bekannt gab und ein Stückchen Schnur. Marluxia hatte einen von Naminés Wachsmalstiften in der Tasche. Ein kleiner Kamm, einige Büroklammern und eine Ansammlung von jetzt nutzlosen Oblivion Karten rundeten die Sammlung ab.
 

Larxene hob einen der Stifte auf. „Hey, ist das nicht meiner? Den habe ich zuletzt vor drei Monaten gesehen.“ Zexion murmelte etwas undeutliches zur Antwort.
 

Lexaeus ergriff das Wort. „Wir sollten diese Potions gut einteilen.“
 

Dieser Vorschlag wurde von einigen Individuen mit einem düsteren Blick aufgenommen, Zexion und Vexen nickten jedoch. „Ja, sie sollten nur im äußersten Notfall benutzt werden.“
 

„Die gehören mir!“, protestierte Marluxia, auf die zwei Fläschchen weisend, die er hinzugefügt hatte.
 

„Die Situation ist viel zu schwerwiegend, als solch eine Entscheidung einem einzelnen Individuum zu überlassen!“, keifte Vexen.
 

„Ah, bauen wir uns hier jetzt unsere eigene kleine Organisation auf, Vexie?“ Larxene schaute angewidert drein. „Alle Befehle von oben?“ Axel schnaubte in Zustimmung.
 

Lexaeus schüttelte den Kopf um einen Wutausbruch des Wissenschaftlers zu bewahren. „Nein. Wir sollten uns alle darüber einige sein, wann wir einen von ihnen benutzen. Konsensus. Zumindest bis wir mehr finden.“
 

Larxene und Axel schauten unsicher aus, und Marluxia starrte vor sich hin. „Ich bin immer noch der Meinung das ich ein Recht auf mein Eigentum habe!“
 

Vexens Augen waren vernichtend. „Oh? Damit du das selbe Urteil fällen kannst, dass du dazu benutzt hast, das ganze Schloss, die ganze Idee von Oblivion über uns zusammenbrechen zu lassen wie ein Kartenhaus? Dir kann man nicht trauen!“
 

„Konsensus.“ Lexaeus wiederholte es wie ein beruhigendes Mantra. „Wie viele hier denken, dass die Potions kollektiv gehalten werden sollen?“
 

Es gab etwas Gemurmel und Zurückhaltung, aber am Ende hoben sich vier Hände. Axel grinste Marluxia und Larxene an.
 

„Tut mir Leid, Leute, aber ich selber habe keine mitgebracht.“
 

Marluxia warf seinen Kopf in gleichgültiger Weise zur Seite. „Nun gut. Und nun dazu, wer sie bei sich behalten sollte...“
 

Vexen begann, die Fläschchen aufzusammeln ohne den Assassinen anzuschauen, sein verärgertes Zischen wegen der Unterbrechung ignorierend.
 

„Nun, da wir das geklärt haben... Stifte und Papier sind eindeutig nutzlos hier draußen. Was ist mit dem Rest?“
 

Larxene hob die Schnur und die Metallteile hoch. „Die hier vielleicht...“
 

***
 

Die provisorische Angelschnur verschwand im Wasser. Larxene konnte das Schimmern der Büroklammern unter der Oberfläche sehen, und den armen Käfer der als Köder benutzt wurde. Na kommt schon, kommt schon... ein großer, saftiger Käfer nur für euch, Fischies Aber nein, die Fischies schienen bereits ins Bett gegangen zu sein, so wie es die Gruppe hinter ihr gerade tat. Sie konnte die kleinen, glatten Körper sehen die an dem Büroklammer-Haken herumschnüffelten, doch es gab noch keinen, der angebissen hatte. Sie warf einen vorsichtigen Blick über die Schulte. Vexen und Marluxia hatten wieder einmal die gegenüberliegenden Seiten der Lichtung eingenommen, darauf bedacht, den anderen nicht anzusehen. Lexaeus und Zexion hatten es sich unter der Tanne gemütlich gemacht. Axel war nirgends zu sehen, wahrscheinlich um sein Geschäft im Wald zu verrichten. Sie richtete ihre Augen zurück auf das Wasser. Es würde nur eine winzig kleine Ladung benötigen... der Fisch war nur Zentimeter von dem Metal entfernt und mit der Leitfähigkeit des Wassers...
 

Sie schickte ein kleine Menge Elektrizität durch das Metal, ein kleiner Schock der durch das Wasser des Baches raste. Als sie sich über die Fische freute, die nun an der Oberfläche schwammen, betäubt und schlaff, hörte sie einen Aufschrei hinter einer Kurve des Flusses. Das hörte sich an wie... Axel?
 

Sie warf die Fische auf das Gras und rannte durch die Bäume, tauche am Ufer wieder auf und fand das Feuerelement bis zur Taille im Wasser stehend vor. Sein normalerweise schon wildes Haar stand nur noch spitzer von seinem Kopf ab und ein leicht schockierter Ausdruck zierte sein Gesicht. Einsicht überkam Larxene als die anderen zwischen den Bäumen hervorkamen. Sie stolperte heulend vor Lachen zurück zu dem Campingplatz, gefolgt von Axels Flüchen.
 

„Scher dich zum Teufel, Schlampe!“
 

„Sieh es als Opfer, Axel. Zumindest bekommst du Frühstück.“

Chapter 003 : Dark Forest - Between A Rock And A Hard Place

Kapitel 003 : Der dunkle Wald – Mit dem Rücken zur Wand
 

Kapitel: 003 – Mit dem Rücken zur Wand

Original Autor: silvestris

Ort: Der dunkle Wald

Charaktere: Marluxia, Zexion, Lexaeus

Einschätzung/Warnungen: PG-13. Etwas Gewalt, Bezug auf nicht gewollten Sex. Dieses Kapitel findet ihr in der adult Version hier:

http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/185157/492388/html/

Zusammenfassung: Eine ganze halbe Woche war ohne größere Intrigen und Verrat vergangen. Natürlich war das zu schön, als dass es lange so bleiben würde.
 

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Dies war durchaus eine äußerst beklagenswerte Wendung der Ereignisse, grübelte Marluxia in Gedanken als er durch den Wald streifte.
 

Er hätte niemals, in keinem möglichen Szenario, dass er sich während der Entwicklung seines großen Plan durch den Kopf hatte gehen lassen, erwartet, dass er in einem gottverlassenen Wald, in einem regnerischen, insektenverseuchten, gottverlassenen Wald, danke sehr landen würde und das zusammen mit seinen unaufhörlich zankenden früheren Untergebenen.
 

Es war vorgesehen, dass es ein Punkt ohne Wiederkehr sein sollte. Das letzte Spiel. Tod oder Sieg; majestätisch und triumphierend daraus hervor zu gehen oder unterzugehen mit Ruhm und Ehre.

Nie waren Moskitos in seinen Vorstellungen aufgetaucht. Er fühlte sich ehrlich gesagt ziemlich verarscht.
 

In nicht all zu weiter Entfernung hatten Larxene und Vexen mal wieder eine weitere, grundlose Diskussion begonnen, gelangweilt von Axel unterstützt und erfolglos versucht, von Lexaeus unter Kontrolle gebracht zu werden. Er zuckte leicht zusammen und rieb seinen Nasenrücken. Man würde denken, dass sie nach einer halben Woche hier draußen endlich gelernt haben, ihre Energie für spätere Zeitpunkte, wo sie wirklich gebraucht werden würde, aufzusparen, aber allem Anschein nach war dem nicht so. Amateure.
 

Was die Gruppe brauchte, was sie wirklich brauchte, war ein Anführer.
 

Keine grundlosen Streitereien mehr, kein Zug mehr in verschiedene Richtungen, keine von Lexaeus’ idealistisch naiven ‚Mehrheitsentscheidungen’ mehr, die sowieso nie funktioniert haben auf Grund von beider, unausgesprochener Seiten, die jeweils aus drei Personen bestanden und aus Prinzip schon dagegen waren.

Die jüngsten Entwicklungen waren vollkommen unerwartet gewesen und war kein Stück dem Ideal nah, so oft man auch darüber nachdachte, aber trotz Vexens derzeitigem Glauben war sich darüber zu beschweren keine Methode, der Situation Herr zu werden. Dieser unerträgliche, alte Idiot.
 

Die Gruppe brauchte einen Führer, eine klare Vorhergehensweise und dann konnten sie vielleicht, entgegen aller Schwierigkeiten, lange genug überleben um sich irgendwo eine unverdächtige, neue Zukunft aufzubauen.

Arbeiten mit dem, was ihnen zur Verfügung stand. Vielleicht ohne ein Schloss, Sklaven, und der Kraft, allmächtig zu werden, aber im Moment gewann der alleinige Gedanke an irgend eine Zukunft immer mehr an Wert. Zumindest wenn man sich die Alternativen näher betrachtete. Die keine Person, die noch ganz bei Troste war, freiwillig akzeptieren würde.
 

Die Ältesten redeten immer noch darüber, zurückzukehren, als ob es etwas geben würde, zu dem sie zurückkehren könnten und eine Chance auf Vergebung hätten. Ein geeigneter Anführer würde schon bald solche kontra produktiven Ideen zerschlagen, die Gruppe weiter entwickeln und ihnen die Schwere und das Potential des aktuellen Standes der Dinge klar machen.
 

Und dies war natürlich der Grund, weshalb er zielbewusst auf das steinige Terrain flussaufwärts zuging, wo Zexion der Tätigkeit nachging, die er ‚nach Nahrung suchen’ und alle anderen ‚sich verkriechen, um der Qual zu entrinnen, einen weiteren von Vexens und Larxenes Wutausbrüchen zuhören zu müssen’ nannten.
 

Trotz all ihrer Gehässigkeit war er sich ziemlich sicher, dass er die kaltherzige Nymphe zu seinen zuverlässigsten Verbündeten zählen konnte; wenn sie etwas war, dann noch abgeneigter von den Ältesten als er selbst und von der altbackenen Bürokratie der Organisation.

Vexen... war kein Problem, nicht wenn es wirklich darauf ankam. Er hatte den Mann einmal seinem Willen unterworfen und wenn er dazu gezwungen war, könnte er es wieder tun. Der kratzige Wissenschaftler war überstürzt, nicht dumm, und die richtigen Knöpfe waren einfach gefunden, und sogar noch einfacher gedrückt.

Und Axel würde ihn unterstützen. Der feurige Grobian war zwar vollkommen unzuverlässig, aber er war nicht weniger dumm. An der kurzen Leine gehalten konnte er durchaus nützlich sein.
 

Blieben nur noch Zexion und Lexaeus. Das gewaltige Erdelement war daran gebunden, dem gerissenen Illusionisten überall hin zu folgen und Zexion war berühmt dafür, Konflikten aus dem Weg zu gehen wann immer er konnte.

Hoffentlich würde es einfach werden den jungen Mann davon zu überzeugen, dass es nur in seinem Interesse war, sich zu fügen. Und wenn nicht, nun. Zexion war nicht für seine Fähigkeiten in physischen Kämpfen bekannt. Er würde ihn überzeugen, auf die eine oder andere Weise.
 

Die Gruppe brauchte dringend einen Führer.

Der Gedanke, dass es wirklich jemand anderes als er selbst, der anmutige Assassine, Herrscher von Castle Oblivion, sein könnte, war einfach nur lächerlich.
 

***
 

Die Nacht war die Hölle gewesen, mit schweren Wolken, die einen beständigen Regenfall über dem Wald versprühten und ihn komplett durchnässten. Dadurch verwandelte sich ihr Rastplatz in ein einziges Schlammloch und machte jedes mit Blättern überhäufte Stück und jeden Zweig zu einer rutschigen Todesfalle.

Die Morgensonne war inzwischen aufgegangen, die sich vorzugsweise über dem Regen befand und ihr zögerliches Licht auf sie warf, den nassen Wald langsam in eine schwüle, dampfende Sauna verwandelnd. Mitsamt Moskitos.
 

Zexion hatte verdammt schlechte Laune.
 

Die gewaltig unbequeme Erkenntnis, dass sie hier festsaßen, hatte sie unbarmherzig bedrängt bis sie nicht mehr ignoriert werden konnte. Eine weitere dieser verdammten fliegenden Blutsauger gegen seine bereits ameisenzerfressene Backe klatschend, ging er das Problem im Kopf immer und immer wieder durch, verzweifelt nach einem Lösungsansatz suchend.
 

Sie könnten zurück gehen.

Zurück zu der Reinheit von Oblivion oder zu der sterilen Abstinenz des Schlosses das niemals war. Statische und kontrollierte Umgebung passe besser zu Kreaturen, deren Existenz bereits so zerbrechlich war, auch ohne dass stumpfsinnige, weltliche Werte damit drohten, die empfindlichen Erinnerungen im Kern ihres Seins zu enträtseln.
 

Aber wir sind weggerannt, gestand er sich unwillig ein. Das hätten wir wirklich nicht tun sollen. Wir hätten da bleiben sollen, oder nach Niemals war zurückkehren sollen um davon zu berichten, was schief gelaufen war.
 

Aber wir konnten nicht, konterte er. Die Neulinge wären niemals freiwillig mit ihnen mitgekommen, und niemand wäre damals in der Lage gewesen, noch einen Kampf zu führen, ins Leben zurück gerissen aus der Laune eines in Panik geratenen Wissenschaftlers.
 

Wir hätten an Ort und Stelle bleiben können, hätten warten können, bis unsere Feinde weg sind. Unsere Kräfte sammeln können, bevor wir einen Schritt weiter gehen.

Aber das haben wir nicht. Wir sind in Panik geraten. Und wir sind geflohen.
 

Xemnas würde nicht allzu angetan von dieser Erklärung sein, dass wusste er. Niemande sollten logischerweise nicht einmal in der Lage sein, Angst zu empfinden. Aber selbst das niederste aller Tiere hatte den Instinkt, wegzulaufen wenn es in Gefahr war, nicht wahr? Und Niemande waren denkende, rationale Kreaturen.

Genau wissend, wie viele und wie stark ihre Feinde waren

Verdammter Mist.
 

Er rückte ein Stück und lehnte sich anschließend an die Wurzel eines Baumes hinter ihm, dabei versuchend, eine etwas bequemere Position zu finden, was allerdings nur dazu führte, dass ein Schauer Regentropfen von den nassen Ästen über ihm seinen Nacken hinunterfloss und er leise vor sich hin fluchte.
 

Das Gravierendste an der ganzen Sache war, dass er sich durchaus bewusste war, dass sie das alles hätten verhindern können bevor es überhaupt angefangen hatte. Ein schnelles Wort an Xemnas in dem Moment, als Sora erschienen war und die Pläne der Verräter offensichtlich geworden waren und ihr Anführer hätte sich der Sache angenommen.

Aber sie hatten nie einen wirklich stichhaltigen Beweis und Marluxia war schon immer gut darin gewesen, sich aus allen Vorwürfen heraus zu reden, die gegen ihn gemacht wurden. Es war so verlockend gewesen, diesen Idioten durch seine eigene Selbstüberschätzung von der Klinge springen zu lassen, mit grenzenloser Freude zuzusehen, wie seine Pläne über ihn hereinbrachen um ihn zu zerstören.
 

Aber nein, natürlich reichte Vexen das nicht, er musste sich ja einmischen. Und dann war Riku unerwartet aufgetaucht. Und der Mäusekönig.

Und-…
 

„Ah, guten Tag, Zexion. Das ist also, wohin du dich verkrochen hast.“
 

Nicht einmal versuchend seine Abneigung zu verstecken warf er dem Assassinen einen zutiefst mürrischen Blick zu. Dieser Bastard hatte keinen Grund sich so leise zu bewegen, noch dazu, so erhaben und anmutig auszusehen, selbst wenn er bis zu den Knöcheln im Schlamm und herunterhängenden Gräsern versank. Vielleicht passen der Dreck und der Kompost perfekt zu seine Element, dachte er gehässig, sich vollauf bewusst, dass das belanglos war.
 

„Ich habe mich ganz bestimmt nicht irgendwo hin verkrochen“, antwortete er, „Ich bin lediglich wählerisch, was die Gesellschaft anbelangt, in die ich mich begebe.“

Marluxia lächelte leicht und setze sich neben einen nahe gelegenen Baum, und er könnte schwören dass die Wurzeln sich bewegt hatten, damit der Assassine es bequemer hatte, weit weg von all dem Schlamm.

„Ah, damit wären wir schon zu zweit.“

Er weigerte sich, darauf zu antworten, das leichte Kräuseln seiner Lippe war Beweis genug dafür, dass der ausgefuchste Kerl niemals die Gesellschaft sein würde, die er freiwillig ausgewählt hatte.

„Was willst du, Marluxia?“

Er wusste nicht, wieso ihm ein Schauer den Rücken hinunter lief, als dunkelblaue Augen die seinigen fixierten, aber er wusste, dass er dieses Gefühl nicht mochte, genauso wenig wie der Hauch eines Lächelns, der die Lippen des Mannes umspielte.

„Wie ehrlich von dir! Und ich hatte den Eindruck, du wärest derjenige, der kleine Spielereien und Komplikationen liebt… Nun gut. Ich wollte mit dir reden. Ich glaube, wir können uns einander helfen.“
 

Seine Augen verengten sich argwöhnisch. Marluxia war nur wirklich angenehm, wenn er dabei war, bald darauf unangenehm zu werden. Die Erkenntnis traf ihn zu spät als er bemerkte, dass, wenn er das Geschrei der anderen nicht mehr hörte, es bedeutete, dass sie seine Schreie ebenfalls nicht hören konnten.
 

„Uns gegenseitig helfen?“

„Durchaus. Es kann auch dir nicht entgangen sein, dass die kontinuierlichen Argumentationen und die belanglosen Streitereien uns ineffizient auseinander halten und uns jeglicher Initiativen berauben. Nicht zu vergessen wie es an jedermanns Kräften zehrt, die wir für andere Dinge besser gebrauchen könnten.“
 

Nun. Das machte schon fast Sinn, etwas, was man nicht oft vom früheren Herrscher über Oblivion behaupten konnte.
 

„Und?“, fragte Zexion vorsichtig. Marluxia machte eine gedankenvolle Bewegung.

„Es ist doch offensichtlich, was getan werden muss. Die Gruppe muss zusammenhalten, damit wir überhaupt eine Chance haben. Wenn nötig, auch mit Gewalt. Ein Ziel, ein Plan. Ein Führer.“
 

Ah. Das war es also. Er fing Marluxias Seitenblick ein und sah schnell mit einem finsteren Blick weg. Der bloße Gedanke daran, ihre Zukunft in die Hände dieses rücksichtslosen Größenwahnsinnigen zu legen war vollkommen verrückt. Unglücklicherweise, so vermutete er, war es genau das, was Marluxia war; verrückt in der gefährlich brillanten Art einer Schlange, die nur aus purem Vergnügen tötete.
 

„Das sagst du.“, murmelte er unverständlich, darauf bedacht, Augenkontakt zu vermeiden. Natürlich war er sich fast sicher, dass Marluxia es sich nicht wagen würde ihm Schaden zuzufügen, selbst wenn er seine Abneigung offen aussprechen würde. Fast.

Es war besser, auf der sicheren Seite zu bleiben. Bei diesem Kerl konnte man nie sicher sein.

„Nun, ja.“, fuhr Marluxia fort, „Es ist ziemlich offensichtlich, wenn man darüber nachdenkt. Was wahrscheinlich das einzige ist, was niemand getan hat seit wir hier angekommen sind.“

Der Assassine lehnte sich zurück und beobachtete das tropfende Blätterdach mit einem leichten Lächeln.

„Du bist ein erfahrener, intelligenter Mann, Zexion. Manchmal frage ich mich, ob du nicht die einzig andere gescheite- oder zumindest normale Person hier bist.“

Stechende Augen fingen die seinen erneut unbarmherzig ein.

„Und natürlich bin ich deswegen zu dir gekommen. Wie gesagt, ich bin sicher, dass wir uns gegenseitig helfen können.“

Der Kerl glaubte tatsächlich, dass er sich manipulieren lies um seine Puppe zu werden?

Dazu überredet, seine albernen Ziele zu unterstützen?
 

„Ich fühle mich geschmeichelt, wirklich.“, sagte er ziemlich scharf, aber er konnte sich nicht helfen. „Läuft diese ganze gegenseitige Hilfsbereitschaft vielleicht darin aus, dass ich dir helfe, dich zum obersten Prinzen des Waldes zu berufen und du mir hilfst keinen dieser bedauernswerten Unfälle der Sorte, wie sie so einfach passieren, wenn man nicht vorsichtig genug ist, zu haben?“

Er stand auf, dem Sitzenden einen kalten abwertenden Blick schenkend, die Chance, einmal auf ihn herabzusehen, genießend.

„Ich bin nicht interessiert, Marluxia. Wenn du auch nur in irgendeiner Form darüber nachdenken würdest, wüsstest du, dass du Glück hast, unter uns toleriert zu werden und wärest zufrieden mit dieser Tatsache.“

Er warf ihm einen wirklich finsteren Blick zu und er war ziemlich enttäuscht, als das amüsierte Lächeln, dass sich auf den Lippen des Pinkhaarigen ausbreitete, ihm sagte, dass es vollkommen nutzlos gewesen war.

„Intelligent, allerdings.“, meinte Marluxia und erhob sich anmutig von seinem Sitz bei den Wurzeln. „Aber allem Anschein nach nicht allzu clever.“
 

Zexions Augen verengten sich und er trat einen Schritt zurück, als der Größere auf ihn zukam, nur um sich selbst gegen einen Baum gefangen wieder zu finden. Da war ein gefährlicher, dunkler Schimmer in Marluxias Augen als er näher kam, ein Jäger, der auf seine Beute hinab starrte.

„Ich habe keine Angst vor dir.“, zischte Zexion, die Worte unbedacht seinen Mund verlassend. „Deine Spielchen funktionieren hier nicht. Wir stecken alle zusammen hier drin. Du kannst mir nichts tun. Das wagst du nicht.“

Der Bastard besaß die Dreistigkeit, ihm ein flüchtiges Grinsen zu schenken.

„Ach wirklich…?“

Zexion wollte seine alles andere als imposante Statur verfluchen, als der Ältere eine fast schon grazile Hand an den Baumstamm neben seinem Kopf platzierte und sich vorlehnte, beinahe einen ganzen Kopf größer als er selbst. Er konnte nicht viel mehr tun, als den anderen finster anzustarren.

Marluxia fing seinen Blick ein und hielt ihm stand, die tiefblaue Intensität seiner Augen wirkte fast hypnotisch.
 

„Du möchtest wirklich lieber auf meiner Seite als gegen mich sein, Zexion. Die Starken herrschen, die Schwachen fügen sich. Das ist der Lauf der Natur.“

Der kleinste Anschein eines Lächelns machte sich auf dem Gesicht des Assassinen breit als er Zexions Kinn mit seiner behandschuhten Hand einfing.

„Und die Schwachen, die nicht wissen, wann sie sich fügen sollen werden überrannt und vernichtet. Ich bin sicher, dass das etwas ist, das wir alle verabscheuen würden.“

Sein Gesicht freireißend und nur knapp dem Drang widerstehend, dem blumigen Kerl dorthin zu treten, wo er es wirklich spüren würde, duckte er sich unter dem Arm, der ihn am Baum gefangen hielt, hindurch. Fluchend, als seine Füße auf dem Schlamm ausrutschten, stolperte er weg, wollte so viel Distanz zwischen ihm und dem Assassinen gewinnen wie möglich.
 

Marluxia drehte sich ruhig um und sah ihn an, erhaben wie immer, anscheinend nicht in Eile, ihm nachzulaufen.

„Halt dich von mir fern, Marluxia“, knurrte er und begann in Richtung des Zeltplatzes zurückzuweichen, dazu bereit, seine Schatten und Illusionen zu rufen, sollte der Mann es noch einmal wagen, ihn in die Enge zu treiben.

„Du wirst hier nicht finden, wonach du suchst. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätten wir dich gar nicht erst zurückgebracht. Bedroh mich noch einmal und ich werde dich töten.“

Marluxia blieb bei dem Baum stehen, das kleine ärgerlich-amüsierte Grinsen noch immer auf seinen Lippen.
 

„Wie schade.“, meinte er, seine Stimme sanft, „Zumindest wissen wir jetzt, wo wir stehen. Pass in der Wildnis gut auf dich auf, Zexion.“, rief er, als der Intrigant sich auf dem Absatz umdrehte und schnell in Richtung des Camps verschwand.

„Es wäre zu tragisch, wenn du einen dieser… Unfälle auf deinem Weg zurück haben würdest.“

Zexion schmiss seine Würde in den Wind und rannte.
 

***
 

Als der kleine Mann aus seinem Sichtfeld verschwunden war, verschwand sein Grinsen und sein Gesicht verzog sich in Verärgerung zu einer Grimasse. Das hätte um einiges besser laufen können. Der Junge war clever; nur ein bisschen zu clever um sich manipulieren zu lassen aber dennoch nicht clever genug um zu realisieren, was gut für ihn war. Mit ihm müsste er sich wahrscheinlich noch befassen, wenn er weiterhin ein solch unkooperatives Verhalten an den Tag legte; diese Art von trotzigem Verhalten würde der Gruppe auf längere Zeit gesehen nur schaden.
 

Als er herunterblickte fiel ihm auf, dass seine Stiefel mit Matsch beschmiert waren und er verzog das Gesicht. Vertraue einem Gelehrten, wenn er dir sagt, er kennt jeden Gang einer Bücherei und dennoch sucht er sich ein Schlammloch in einem Wald voller Steine und Felsen als seinen Ruheplatz aus.

Dem Geräusch von fließendem Wasser folgend bahnte er sich einen Weg durch das felsige Terrain bis hin zum Fluss, dabei im Stillen über die gerade geführte Unterhaltung nachdenkend.

Vielleicht würde der Kerl sich doch noch auf seine Seite schlagen wenn ihm klar wird, dass es zum Wohle der Gruppe ist auf ihn…
 

In Gedanken versunken hatte er Lexaeus nicht bemerkt, bis er fast in ihn hineingelaufen wäre.
 

Er hätte gerne gedacht, dass wenn der andere nicht den Überraschungsmoment auf seiner Seite gehabt hätte, wäre er ihm garantiert ebenbürtig. Allerdings war es der plötzliche, stahlharte Griff um seine Kehle die solch ein abstraktes Denken völlig irrelevant machte.

Seine Füße verließen den Boden, Schlamm und alles und er hatte noch nicht einmal Zeit vor Überraschung aufzuschreien bevor seine Luftzufuhr abgeschnürt wurde.
 

Lexaeus Gesicht war stoisch und unlesbar wie immer, aber der Blick in seinen Augen war dunkel, fast mörderisch.

„Ich konnte nicht anders“, sagte er, seine tiefe Stimme irgendwie rau, so als ob er sie nicht oft benutzte, „als Teile eures Gespräches mit anzuhören.“

Marluxia wand sich in seinem Griff, versuchend, an der unglaublich starken Hand die ihn würgte zu kratzen und zu ziehen, jedoch ohne ersichtlichen Erfolg. Der Mangel an Sauerstoff machte seine Glieder schwer und unkooperativ und selbst wenn es ihm gelang einen Stoß oder Tritt zu landen, war es, als ob man einen Stein attackieren würde; Lexaeus blinzelte nicht einmal.
 

„Weißt du“, fuhr der große Mann ruhig fort, „es gibt da einen Unterschied zwischen zivilisierten Wesen und wilden Bestien. Denkende Kreaturen arbeiten im Rudel, nutzen allihre Fähigkeiten, nicht nur die brachiale Stärke eines Individuums.“

Das Sichtfeld des Assassinen begann langsam schwarz zu werden und jede Zelle seines Körpers schrie nach Luft. Er wand und trat hilflos um sich, beschwor die Dunkelheit zu den bekannten Umrissen seiner Sense, doch die Hand um seinen Hals drückte warnend zu und er lies seine Waffe schnell wieder verschwinden, bevor sie greifbar wurde. Wie man es auch sah, zum jetzigen Zeitpunkt war er ohnehin zu schwach sie zu halten, geschweige denn sie zu führen.

Das Dröhnen von rauschendem Blut in seinem Kopf erstickte beinahe die Stimme des stillen Helden und sie erreichte ihn nur noch schwach und verzerrt.
 

„Da gibt es etwas, dass du in Betracht ziehen solltest, bevor du zu viel Vertrauen in deine Weltanschauung legst.“, belehrte der Größere ihn, sich leicht drehend. Nur vage bekam er mit, dass die Absätze seiner Stiefel gegen etwas hinter ihm stießen, bevor sein unbrauchbarer Körper fast ohnmächtig gegen einen der großen Felsbrocken gedrückt wurde.

Erst dann wurde der Griff um seinen Hals etwas gelockert und verzweifelt sog er seine Lungen mit Luft voll, bevor es wieder enger werden konnte.

Lexaeus lehnte sich über ihn und als seine Augen die des Größeren trafen fühlte er einen Stich von etwas, dass unbehaglich nahe an Angst grenzte; diese Augen waren leer und rücksichtslos wie Feuersteine, hart und unnachgiebig wie der Fels unter ihm.
 

„Wenn, laut deiner Schlussfolgerung, die Starken dazu berufen sind zu herrschen und die Schwachen sich fügen müssen oder sie werden zerstört… dann hättest du dich lieber fügen sollen. Weil, Marluxia, du bist nicht der Stärkste hier.“

Er wehrte sich schwach als die verfluchte Hand ihren Griff um seinen Hals wieder festigte, schreckte zurück als Lexaeus‘ Gesicht ihm näher kam, bis es nur noch einen halben Inch[1] von dem seinen entfernt war.

„Und du wirst nie wieder über uns herrschen. Hast du das verstanden?“
 

Er versuchte zu nicken, eine Antwort zu hauchen, doch er konnte sich nicht bewegen, hatte keine Luft zum reden. Er blinzelte verzweifelt, versuchte sein Einverständnis zu übermitteln, genau wissend und hassend, dass er hier vollkommen der Gnade des riesigen Mannes ausgeliefert war.

Unglücklicherweise deutete der Schimmer in diesen harten Augen an, dass es da nicht viel Gnade gab.
 

Nach etwas, was sich wie eine Ewigkeit anfühlte, lockerte Lexaeus seinen Griff endlich genug um ihn wieder atmen zu lassen, ihn hustend und würgend zurücklassend, damit kämpfend, Luft durch seine wunde, misshandelte Kehle in seine schmerzenden Lungen zu saugen.
 

Als der Sauerstoff wiederkehrte, tat dies auch seine gerechte Entrüstung. Der Kerl hatte nicht das Recht ihn so zu bedrohen, ihn auf seinen Rücken zu pinnen wie einen unterwürfigen Hund!

Wenn das Erdelement dachte, der anmutige Assassine würde ohne einen Kampf untergehen war er es nun, der die Überraschung auf seiner Seite hatte.
 

Zur Ablenkung wild nach Lexaeus‘ Augen kratzend, stütze er sich gegen den harten Fels um den Größeren von sich wegzustoßen, bevor diese starken Finger sich wieder in einem stahlharten Würgegriff um ihn legen konnten. Er war stark und geschmeidig, und dieses Manöver hätte nach alle dem darin enden sollen, dass der Ältere zurücktaumeln sollte, vollkommen aus dem Gleichgewicht gebracht.

Er konnte ein würgendes Geräusch der Überraschung und Entsetzen nicht zurückhalten, als er statt sich gegen den Fels zu drücken seine Füße darin versinken spürte, in das Gestein eintauchend als wäre er nasser Lehm. Lexaeus nahm seine glühende Hand von dem Felsbrocken und griff fest das Gelenk der Hand, die nach ihm kratzte. Er stemmte sie ohne Mühen weg, dabei beinahe Knochen brechend.
 

Marluxia wand sich krampfhaft, damit kämpfend, seine Beine zu befreien, doch der Stein war wieder hart und fest und er konnte sich nicht mal ein wenig bewegen. Mit aufziehendem Grauen stellte er fest, dass er hoffnungslos gefangen war bis Lexaeus es für angemessen erhielt, ihn aus dem Stein zu befreien; etwas das er, wenn er den strengen Blick beurteilte, nicht in allzu naher Zukunft passieren würde.

„Sieht aus, als würdest du es noch immer nicht verstehen.“, sagte der unerschütterliche Krieger und schüttelte resigniert den Kopf, die geprellte Hand loslassend.

„Ich begreife nicht, warum du darauf bestehst an einer Philosophie festzuhalten, die dich zum Verlierer erklärt.“

Marluxia gab den Kampf auf und warf ihm einen vernichtenden Blick zu.

„Was wirst du mit mir tun?“

Lexaeus gab ihm einen unlesbaren Gesichtsausdruck.

„Tun? Nichts. Du warst derjenige der gesagt hat, dass die Schwachen, die sich nicht einer überlegenen Macht beugen, zerstört werden müssen. Wenn es das ist, woran du glaubst, dann werde ich nicht im Traum daran denken dich von Gegenteil zu überzeugen.“
 

Er starrte ihn misstrauisch an, als der Größere sich aufrichtete und zurücktrat. Ein paar nutzlose Züge bewiesen ihm, dass seine Füße noch immer sicher in dem festen Gestein gefangen waren und der unkomfortable Winkel seine Beine machte sie bereits taub.

„Du kannst mich nicht einfach hier zurück lassen!“, stotterte er, als Lexaeus sich umdrehte und sich auf den Rückweg machte.

Ein vages Schulterzucke war seine einzige Antwort. Wie sehr er sich auch wand und zog, er war gefangen, nicht dazu in der Lage seine Beine auch nur den Bruchteil eines Inches zu bewegen.

„Lexaeus!“, schrie er, bevor der Mann zwischen den Bäumen verschwand. Die undeutliche Figur kam zum Halt und sah über seine Schultern zurück.
 

Er biss die Zähne zusammen; er wollte diesen Bastard nur ungern zurückrufen, aber es brauchte kein Genie um zu verstehen, dass zurückbleiben, gefangen und nicht in der Lage zu sein sich zu bewegen, ziemlich schlecht wäre. Und selbst wenn Larxene oder Vex-… Axel beschlossen nach ihm zu suchen, wie sollten sie ihn los bekommen? Er fluchte verbittert.

„Lexaeus, komm zurück! Befrei mich.“

Er hasste, dass es mehr wie eine bescheidene Bitte klang, als wie ein königlicher Befehl, wie er es eigentlich beabsichtigt hatte. Zumindest machte das verfluchte Steinelement sich auf den Weg zurück zu ihm, scheinbar ohne Eile. Als er eine Hand neben seinen Kopf legte und sich über ihn beugte, seine eigene Geste mit Zexion vorher spiegelnd, blickte er verärgert drein, denn die Ironie entging ihm keineswegs.
 

„Lass mich gehen.“, wiederholte er mit einem kalten Blick, sich dagegen wehrend, zurück zu weichen, trotz der plötzlichen Nähe.

„Von den Starken beherrscht zu werden ist nicht lustig, oder?“, führte Lexaeus ihm vor Augen, so fest und unbeweglich wie der harte Stein unter ihm. Er unterdrückte einen Schauder und kniff die Augen zusammen.

„Ich werde nicht betteln.“, zischte er.

„Aber du wirst dich fügen.“, erklärte Lexaeus ruhig, „Und du wirst lernen, warum deine Ambitionen niemals, weder von den Schwächeren noch von den Stärkeren, toleriert werden.“
 

Er knurrte in hilflosem Zorn, jedoch wusste er, dass er nur soweit gehen konnte, dass er seine Ehre bewahren konnte. Wenn Lexaeus ein zweites Mal gehen würde, sagte ihm etwas, dass er nicht noch einmal zurückkehren würde. Und so gefangen zurückgelassen zu werden, eine geopferte Gabe an welch wilde Bestien auch immer in diesem gottverdammten Wald ihr Unwesen trieben…

Es war keine Schande eine vorübergehende Niederlage gegenüber einem stärkeren, überlegenen Feind einzusehen. Zumindest redete er sich das ein als er seine Kapitulation zwischen zusammengebissenen Zähnen hervorbrachte.

„Fein. Du hast gewonnen. Was willst du noch von mir?“
 

Lexaeus nickte. Er bewegte nicht einen Muskel, sah so teilnahmslos wie immer aus, aber eine große Hand glitt über Marluxias Brust und begann dann systematisch den Reißverschluss des Mantels seines Gefangenen zu öffnen.

Marluxias Augen weiteten sich vor Schock und Unglaube; was für eine Bestrafung er auch von dem stillen Helden erwartet hatte, dies war sie sicherlich nicht.

„Das kann nicht dein Ernst sein.“, keuchte er und versuchte, den Mann gewaltsam von sich zu stoßen.

„Bei dir hat es doch auch geklappt, nicht war? Es ist Zeit, dass du zumindest einmal die Schuhe des anderen anziehst. Gib Acht. Vielleicht wirst du noch eine wertvolle Lektion lernen.“
 

Trotz der vertrackten Ruhe war doch genug Warnung in der rauen Stimme, dass er seine Hände zurück an seine Seite fallen lies und sich dazu zwang, ruhig zu bleiben.
 

Dann sollte es so sein; wenn der Kerl dachte, dass er sich nur durch physische Intimität einschüchtern und brechen lies, dann war er ein schlechter Richter über den Charakter. Er hatte schlimmeres erlebt, schlimmeres als Berührungen und unwillkommene Störung; eine kurze Weile die Unannehmlichkeiten zu ertragen war ein kleiner Preis für seine Freiheit.

Nachher jedoch…

Nachher würde er Lexaeus raten, vorsichtig zu sein. Mit genug Zeit und der richtigen Gelegenheit, um einen einzigen unsichtbaren Riss zu finden, konnte selbst eine zarte Blume den härtesten Felsen zerschmettern.
 

***
 

Es war schmerzvoll, schmervoll genug, dass selbst seine sture, angeborene Würde am Ende vollkommen vergessen war.
 

Als es schließlich alles zu Ende war und der Fels ihn frei lies, schaffte er es ungraziös den Stein hinunter zu rollen, in einem haltlosen Haufen daneben landend. Er krümmte sich zusammen, vor Schock und Schmerz wimmernd. Übelkeit brach über ihn herein und nicht in der Lage es zurück zu halten, beugte er sich vor und erbrach die Reste seines mageren Frühstücks in den Farn.
 

Als er eine schwere Hand auf seinen Schultern spürte zuckte er schrecklich zusammen und er versuchte, sich hinfort zu winden, jedoch fand er sich zwischen dem Fels und der überragenden, dunklen Form, die Lexaeus war, gefangen.

„Nein, bitte.“, versuchte er zu sagen, doch nicht ein Geräusch verließ seine beschädigte Kehle, „Nicht mehr.“
 

Er blinzelte, als etwas das Sonnenlicht einfing und hell vor seinem Gesicht glitzerte, scharf genug um zu erkennen, dass es eine ohne Zweifel heimlich behaltene Phiole Potion war und dass sie ihm ruhig angeboten wurde.

Er hob den Kopf ruckartig und starrte den stillen Helden in Verwirrung an, aber das Gesicht des anderen war unlesbar wie immer.
 

„Wir werden nie wieder darüber sprechen.“, sagte er. Marluxia nickte nur schwach, nicht sicher warum, jedoch wusste er, dass er dem anderen in der Sache vertrauen konnte.

„Du wirst dich bei ihm entschuldigen.“, erklärte Lexaeus ihm nüchtern und wieder nickte er mechanisch, nicht in der Lage zu denken oder zu sprechen.
 

Dann, als Marluxia keinen Anstand machte, die Potion an sich zu nehmen, lehnte sich der große Mann hinunter und legte sie in seine zitternden Hände.

Die Hand auf seiner Schulter, eine Geste die überraschenderweise sehr sanft für einen Mann war, der bewiesen hat, jemandem solche Schmerzen zufügen zu können, wurde zurückgezogen als Lexaeus sich aufrichtete, sich umdrehte und wegging.
 

***
 

Marluxia war einiges, aber nicht dumm.

Mit einer Grimasse zog er den Korken der Potion mit den Zähnen heraus und schluckte die Flüssigkeit in einem Zug herunter, wegen dem Gefühl des Wunden, die er in der letzten halben Stunde erfahren hatte und die nun begannen zu heilen, zitternd und der Schmerz zerstreute sich langsam bis er schwach genug war, um ignoriert zu werden.
 

Schwankend zwang er sich auf die Füße und stolperte ziellos in Richtung des fließenden Wassers, sehnsüchtig und leidenschaftlich danach strebend, sich von mehr als nur dem Schlamm auf seinen Stiefeln zu befreien.
 

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[1] 1 Inch = 2,54 cm

Chapter 004 : Dark Forest - The Apology

Kapitel 004 : Der dunkle Wald – Die Entschuldigung
 

Kapitel: 004 – Die Entschuldigung

Original Autor: abby_sarajane

Ort: Der dunkle Wald

Charaktere: Lexaeus, Zexion, Marluxia

Einschätzung/Warnungen: PG, keine.

Dieses Kapitel findet ihr in der adult Version hier:

http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/185157/492573/html/

Zusammenfassung: Zexion und Lexaeus haben eine kurze Unterhaltung darüber, was mit Marluxia passiert ist, der Zexion etwas zu sagen hat.
 

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Zexion betrachtete Lexaeus mit Augen, die Bände sprachen. Sein gesamter Körper sagte „Du hast etwas Interessantes getan… ich will wissen, was es ist.“
 

Er sagte nichts, stattdessen zog er es vor, das Insekt zu betrachten, welche Lexaeus ihm gebracht hatte. „Hübsch, aber nicht giftig und eigentlich ziemlich nutzlos. Worauf willst du hinaus?“
 

„Nur um zu sehen.“ Lexaeus beobachtete ihn genau, wartete. Bald würde er fragen. Sehr bald.
 

„Wo hast du es gefunden?“
 

Ah. Raffiniert. So raffiniert. Zexion war immer scharfsinnig, immer vorsichtig, nie einen Hinweis darauf gebend, was er wirklich wissen wollte.
 

„An einer Quelle.“, antwortete Lexaeus, vorsichtig und vage.
 

„Alleine?“
 

„Natürlich nicht. Alleine in den Wald zu gehen wäre vollkommen verrückt.“ Der Größere verlagerte sein Gewicht. „Ist das ein Verhör?“
 

„Wenn dies ein Verhör wäre, dann hätte ich heiße Eisen.“, erwiderte Zexion und seine Augen blitzen auf einmal in einem helleren Blau.
 

„Das könnte interessant sein.“, meinte Lexaeus trocken, sich ein Grinsen verkneifend als Zexions Augen erneut aufblitzen.
 

„Du warst dort mir…?“ Seine Stimme war jetzt gefährlich leise, so als ob er die Antwort bereits kennen würde und Lexaeus erlaube sich ein leichtes Lächeln. Der Jüngere klang besitzergreifend, verärgert, daran denkend, dass Marluxia – der im Grunde genommen versucht hat ihn gewalttätig zu bedrohen – seinem Lexaeus zu nahe kommen würde.
 

Lexaeus genoss diese Seite an Zexion sehr. „Marluxia.“, sagte er, ruhig seine Arme verschränkend. „Wir hatten… einige Dinge zu besprechen.“
 

Nun war es Zexion, der eine Augenbraue hob. Lexaeus sagte nichts, und mit dämmernder Erkenntnis machte sich ein fieses Grinsen auf dem Gesicht des Intriganten breit. „So ist das. Du hast uns gehört.“
 

Da war keine Verlegenheit – Lexaeus wusste, dass da keine sein würde. Er war Zexions Beschützer, und im Gegenzug…
 

Nun. Der Belohnungen waren beträchtlich.
 

Danach zu urteilen, wie Zexion seine Augen langsam verengte würde er vielleicht heute eine dieser Belohnungen ernten. „Ich habe euch gehört. Und er musste daran erinnert werden, dass er nicht mehr unser Herr und Meister ist. Wenn er es überhaupt jemals war. Eigentlich hat er dir noch etwas zu sagen…“ Lexaeus hob den Kopf um über einige Sträucher hinweg zu sehen und sah zufrieden aus.
 

Zexion drehte sich mit finsterem Blick um, um zuzusehen, wie Marluxia auf sie zukam. Lexaeus war sehr amüsiert darüber, wie der Neuling sich bewegte – langsam, humpelnd, als ob ihm jede Zelle weh tat.
 

Gut.
 

„Was willst du, Marluxia?“ Zexion runzelte die Stirn und richtete sich zu soviel Größe auf, wie ihm möglich war. „Wir sind inmitten einer Diskussion.“
 

„Es ist wichtig.“, beteuerte der Assassine, über Zexions Schulter zu Lexaeus schauend. „Sehr wichtig.“
 

„Nun gut.“, blaffte Zexion, ihm einen leicht zornigen Blick schenkend. „Mach schnell.“
 

„Ich muss mich entschuldigen.“, sagte er nach einem langen Moment. Seine Stimme klang ziemlich erstickt. „Das tue ich. Ehrlich. Was ich getan habe war… unakzeptabel. Bitte nimm meine… bescheidene Entschuldigung an.“
 

„Gibt es sonst noch etwas?“, polterte Lexaeus, die Hand ausstreckend, um sie auf Zexions Schulter zu legen und machte einem Gewissen Marluxia noch einmal klar, wie riesig er war.
 

„Das wird nicht wieder vorkommen.“, fügte Marluxia eilig hinzu. „Natürlich.“
 

„Natürlich.“ Zexion nickte mit einem schwächlich amüsierten Ausdruck. „Ist das alles?“
 

Marluxia sah noch einen Moment lang an ihm vorbei und Lexaeus gab ihm nur ein gehässiges Lächeln. Dies als Zeichen deutend, gab die Nummer Elf ihnen eine kleine, starre Verbeugung und stakste davon.
 

Oder eher, er versuchte, davon zu staksen. Es klappte nicht so wirklich.
 

Nachdem Marluxia (ziemlich steifbeinig) davon gegangen war, sah Zexion zu Lexaeus auf und lies endlich den Hauch eines Lächelns seine Lippen berühren. „Was hast du dieses Mal gemacht, hm?“
 

„Du nimmst an, ich hätte etwas getan?“ Lexaeus beobachtete Marluxias Rückzug solange, bis er hinter dem Laubwerk verschwand.
 

„Immer.“ Zexion streckte seine Hand aus, um einen der Muskeln auf Lexaeus Unterarm nachzuziehen. Der Größere schloss die Augen und genoss das Gefühl.
 

„Hm. Undankbarer.“
 

Zexion lachte, das Geräusch leise in seiner Kehle. „Nun sag mir, Lexaeus… was hast du mit ihm gemacht?“
 

„Etwas angemessenes dafür, dass er dich bedroht hat.“ Lexaeus Hand drückte seine Schulter besitzergreifend. „Ich habe ihn daran erinnert, dass wir zusammen in einem Team arbeiten müssen… und dass er nicht länger der Stärkste unter uns ist.“
 

Zexion machte ein leises Geräusch hinter der Kehle, das fast wie ein Schnurren klang. „Und du hast mich nicht eingeladen um zuzusehen?“
 

„Es war… eine spontane Entscheidung.“ Lexaeus lies seine freie Hand sich einen Weg in Zexions Haare bahnen und er zog den Kleineren näher. Er mochte es wie der Illusionist roch, dunkel und sauber- nicht wie Marluxia, der viel zu blumig in seinem Geruch für den stillen Helden war.
 

Zexion war auch um einiges empfänglicher als Marluxia, was, obwohl es ihn nicht überraschte, ihn noch mehr befriedigte als dem Assassinen eine wohl verdiente Lektion in Sachen Manieren zu erteilen. Er musste nur eine Hand hier hinlegen und mit seinen Fingern dort entlangfahren und Zexion lag willenlos in seinen Armen, stöhnend.
 

Zexion mochte ihn befehligen, ja… Aber Lexaeus hielt einige rechtmäßig Befugnisse in der Beziehung.
 

Er lies seine Finger langsam ihre Bahnen ziehen, sein Blick nur ein wenig zurückhaltend. Beziehung, hm. Ich nehme an, das ist es, was wir führen. Trotz… allem. Wie merkwürdig. Für solch nicht-existente Wesen, bilden wir tatsächlich noch immer… Zuneigung.
 

Es legte das Kinn auf Zexions Haare. Er wusste, dass der Kleinere nicht allzu zufrieden mit ihrem plötzlichen „geoutet“ Status war. Nicht das der Großteil der Organisation nicht bemerkt hatte, dass sie an der Hüfte zusammengewachsen waren und sie wahrscheinlich angenommen hatten, dass sie auch miteinander rumfickten… um es flach auszudrücken.
 

Nun, natürlich war es wahr… aber war da mehr als das?
 

Lexaeus verfluchte das Fehlen eines Herzens, wenn auch nur still wie immer, und immer so, dass keiner sich darüber lustig machen könnte. Er verweilte nie lange an diesem Punkt, es brauchte nur einige Sekunden um ihn von seinen Gedanken abzubringen. Lange genug um ihn leicht abschweifen zu lassen- dann würde er die Gedanken wieder in einem Hinterzimmer seines Kopfes verstauen und sie für einige Tage vergessen, eine Woche, vielleicht einen Monat.
 

Aber es würde immer wieder hochkommen.
 

Er war kurz davor über dieses Thema zu brüten, als Zähne sich in seinen Hals versenkten. Er kam wieder zu sich, sah zu Zexion hinab, der ihn mit einem absolut verschmitzten Gesichtsausdruck angrinste. „Ich mag es nicht, ignoriert zu werden.“, sagte er, lächelnd.
 

„Ich habe dich nicht ignoriert.“ Lexaeus lies seine Hand auf Zexions Kreuz sinken. „Sollte ich dir meine ganze Aufmerksamkeit schenken?“
 

„Ja, bitte.“, sagte Zexion und es war eines dieser „bitte“, das keineswegs eine Bitte, sondern ein Befehl war.
 

Lexaeus gluckste und hob Zexion spielend leicht hoch, ihn wie ein Kind im Arm haltend. Er entfernte sich ein Stück weiter von ihrem Camp, die Quelle wo er Marluxia genommen hatte, meidend und fand eine andere Wasserstelle, umgeben von glazialen Felsen und großen Schierlingen.
 

Es war idyllisch.
 

***
 

Danach schaffte Lexaeus es sich davor zu bewahren, auf ihn zu fallen, sich auf zittrigen Armen haltend. Er wollte sich zurückziehen, doch Zexion schlang beides Beine und Arme um ihn und zog ihn näher. „Bleib.“, befahl er.
 

Lexaeus Lippen zuckten und er zog sich soweit zurück um sich bequem auf einer Seite niederzulassen und legte anschließend seine Arme um Zexion. „Wie du wünschst.“, murmelte er, weil es so nah an „Ich liebe dich.“ dran war, wie ein Niemand kommen konnte.

Chapter 005 : Dark Forest - Small Talk

Kapitel 005 : Der dunkle Wald – Small Talk
 

Kapitel: 005 – Small Talk

Original Autor: silvestris

Ort: Der dunkle Wald

Charaktere: Larxene, Axel, Zexion, Lexaeus, Marluxia

Einschätzung/Warnungen: PG-13 Swearing

Zusammenfassung: Kleine, alltägliche Katastrophen, politische Anschauungen, freundschaftliche Schikanierungen und zerzauste Federn werden langsam geglättet.
 

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Larxene warf einen weiteren Tannenzapfen ins Feuer, recht zufrieden mit sich selbst.

Es hatte weniger als eine halbe Stunde wechselseitiger Argumente, kindischer Sticheleien und der gelegentlich unangenehmen Wahrheit gebraucht, um Vexen erneut in den Wald zu schicken, wo er wütend vor sich hin schmollen konnte.
 

Sie grinste.

Ohne seinen ach so teuren Rang, an den er sich klammern konnte, war es wirklich zu einfach den starrköpfigen Wissenschaftler zur Weißglut zu bringen. Ein interessantes Buch oder ein bedauernswerter Herzloser, den sie in Stücke reißen konnte, wären ihr zwar lieber gewesen, aber da die wenigen anderen Ablenkungen sich langsam aber sicher in monotone Routinen verwandelten, nahm man jede Chance auf Unterhaltung wahr, die man kriegen konnte.
 

Ein weiterer Tannenzapfen landete elegant auf dem vorherigen; Hasen und Vögel waren eine Sache, aber sie würde sich verfluchen, wenn ihre Absicht nicht perfekt gelingen würde, wenn sich das Ziel schon nicht bewegte.

„Du solltest vorsichtiger mit den Dingern sein“, grinste sie Axel von der anderen Seite des Feuers her an, „Zu viel Harz und sie explodieren in dein hübsches Gesicht.“

Sie schnaubte verächtlich.

„Wenn etwas feuriges ‚zufällig‘ in meinem Gesicht explodieren sollte, weiß ich, wessen Bällchen ich rösten muss, nicht wahr?“

Der schlaksige Mann legte eine Hand an seine Brus, einen verletzten Ausdruck auf dem Gesicht.

„Oh, der war hart. Das hat man davon, wenn man behilflich sein will.“

Sie grinste.

„Ich bin von deinen Bedenken gerührt, mein Lieber.“

Er grinste zurück.

„Ich könnte dich mit mehr als dem berühren.“

Sie lachte, gelangweilt in Betracht ziehend, dieses schleierhafte Angebot anzunehmen. Warum nicht? Unterhaltung kam in vielen verschiedenen Gestalten und Größen und ihre Gefährten schienen passenderweise alle ziemlich beschäftigt im umliegenden Wald verschwunden zu sein.
 

Als ob sie von dem bloßen Gedanken heraufbeschworen wurde, kamen Zexion und Lexaeus zwischen den Bäumen hervor, und sie seufzte leicht. Verflucht sei ihr schlechtes Timing. Auch wenn Zexions selbstgefälligem Ausdruck und seinem zerzausten Haar nach zu urteilen ein gewisser jemand hier bekommen hatte, was er wollte…

Axel folgte ihren Augen und schnaubte leise.

„Da kommen zwei Niemande, die nicht in den Wald gegangen sind, um auf’s Klo zu gehen.“
 

Marluxia tauchte ebenfalls zwischen den Bäumen auf und ging an den zwei Ältesten vorbei, ohne sie eines Blickes zu würdigen und machte es sich auf der entgegengesetzten Seite des Camps gemütlich.

Larxene zuckte locker mit den Schultern.

„Na ja. Ich bin heute nicht in exhibitionistischer Laune, Glühwürmchen. Ich denke, dass du es dir heute mit deiner Hand gemütlich machen musst.“

Der Rotschopf lehnte sich mit einem Achselzucken zurück, seine Hände in den Nacken legend.

„Fein. Die ist sowieso enger als du.“

Der letzte Tannenzapfen traf das Feuer mit genug Kraft um einen Funkenschauer über den mageren Mann zu senden.
 

In Übereinstimmung mit allen geschilderten Gesetzen der Natur, explodierte er.
 

***
 

Marluxia setzte sich, ziemlich sachte, auf den gefallenen Baumstamm, der als die nördliche Grenze des Camps diente. Sorgfältig die Anwesenheit der beiden Ältesten ignorierend und zumindest versuchend, die gedämpften Schreie der anderen Neulinge am Feuer auszuschalten, versank er in fast nachdenklicher Meditation.

Das Kräftegleichgewicht hatte sich geändert, soviel war klar, doch wie viel und zu wessen Gunsten war schwer zu sagen. Bestimmte Schauplätze waren nun geschlossen, das wusste er, aber ein wahrer Taktiker wusste wie man sich anpasste, wie man eine zeitweilige Niederlage in zukünftigen Sieg verwandelte.
 

Lexaeus würde dafür bezahlen, zweifellos, würde den vollen Preis für die Schmerzen und die Demütigung bezahlen, die er verursacht hat. Er und seine selbstgerechte kleine Intriganten-Schlange.

Es würde dennoch warten müssen, bis sich eine günstige Gelegenheit bot; ein Moment der Nachlässigkeit, ein Schimmer von Verwundbarkeit… Niemand war unverwundbar, selbst die Stärksten hatten ihre Schwächen.

Er konnte warten. Die Zeit würde kommen.
 

Er kratzte sich unbewusst mit einem finsteren Blick an der Brust. Es war… befremdend, wie schwer es war sogar Hass, Ekel oder Ärger aufrecht zu erhalten. All diese Dinge die er sich wünschte zu fühlen, und trotzdem musste er sich wirklich darauf konzentrieren, nur um sich daran zu erinnern wie er sich fühlen sollte.

Schlimmer noch, er konnte sich sogar nicht wirklich darüber ärgern, ohne denselben Aufwand zu betreiben.
 

Sich mit jeder Faser seiner Nicht-Existenz wünschend zu hassen, doch einfach nicht die Energie dazu aufbringen könnend, diese Emotion lange aufrecht zu erhalten und immer wieder in vage, verschwommene Unzufriedenheit zurückfallend…

Hat er sich auch die ganze Zeit so gefühlt?

Er schlug sich innerlich dafür, dass er sich hatte ablenken lassen und konzentrierte sich wieder auf die wirklich wichtigen Tatsachen.
 

Es würde zu keiner Machtübernahme durch Gewalt kommen, zumindest nicht sehr bald. Wie die Schwachköpfe davon ausgehen konnten, dass irgendetwas Produktives zustande kommen würde, wenn leichtsinnige Clowns wie Axel oder Larxene in die Befehlskette mit eingegliedert wurden, konnte er nicht begreifen. Dass die Ältesten alle die Wildnis-Überlebensfähigkeiten einer verkrüppelten Laborratte hatten, musste man gar nicht erst erwähnen.
 

Ignorante Idioten!
 

Schon bald würden sie nach seiner Leitung betteln, vorausgesetzt, sie würden solange überleben. Er konnte nur hoffen, dass sie nicht alle mit sich reißen würden, wenn sie erst einmal die unvermeidliche Niederlage erlitten.
 

Verdammt seien sie!

Verdammt seien sie alle.
 

***
 

Die schlimmsten Flüche zischend, die sie durch ihre Reisen durch die Welten aufgefangen hatte, sprang Larxene wütend umher, mit beiden Händen nach ihrem glimmenden Mantel schlagend. Rotglühender, klebriger Harz klebte am Saum und verwischte sich über ihre Handschuhe und Ärmel, als sie versuchte, ihn wegzuschnipsen, das glänzende Leder verschmutzt, zerrissen und versenkt zurücklassend.
 

Axel hatte die Voraussicht, oder die vielleicht feuerresistenteren Klamotten, gehabt um die Funken auf Abstand zu halten und war dem kleinen Ausbruch bis auf sein leicht rußbeflecktes Gesicht unbeschadet entflohen. Er grinste sie breit an, ein Halbmond von rein weißen Zähnen gegen rußgeschwärzte Haut.

„Ich hab’s dir ja gesagt.“

Er stand dort und streckte sich theatralisch und ließ die übrig gebliebenen Flammen, die an ihrem Mantel zehrten, mit einem Schnipsen seiner Finger verschwinden, noch immer grinsend.

Sie gab ihm dazu eine Ohrfeige, die sich gewaschen hatte.

„Danke.“

„Schlampe!“

Als er sich schmollend die Wange rieb, untersuchte sie ihre Sachen nach Schäden ab. Die Ränder ihrer Säume und Ärmel hing zerrissenen Fetzen herunter, nach Rauch und verbranntem Leder stinkend.

„Verdammt!“
 

Murmelnd schritt Axel an ihr vorbei, noch immer kläglich seine Wange massierend. Männer.

„Ich gehe mich waschen. Und wenn du mir durch das Wasser einen elektrischen Schlag versetzt, zünde ich deine Haare an, sobald du schläfst.“

Sie streckte ihm hinter seinem Rücken die Zunge raus und wand ihre Aufmerksamkeit wieder ihrem ruinierten Mantel zu. Hier draußen war es unmöglich einen Ersatz zu bekommen.

So eine Scheiße.

Vielleicht konnte sie ein paar Zentimeter von Vexens Mantel abschneiden, wenn er schlief um ihren damit zu reparieren; es war nicht so, als würde er diese unansehnliche, ausfallende Robe, die bis hinunter auf den Boden reichte, wirklich brauchen.

Sie seufzte und ließ ihren zerfledderten Ärmel an ihre Seite zurückfallen, da sie im Moment doch nichts daran machen konnte.

Einige nasser Blätter in das ungehobelte Feuer tretend schaute sie sich auf der Lichtung nach etwas weniger leicht entzündlicher Unterhaltung um.
 

Ihre Augen fielen auf Marluxia, der mit königlichem Anmut auf seinem Holzklotz hockte, anscheinend in tiefen Gedanken versunken.

Es schien, als sei er in eine seiner Launen versunken; sie konnte sich nicht an eine derartig schlechte erinnern, seit sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte, unruhig und trotzig, noch vor Oblivion. Keiner konnte solch subtile Melancholie erleiden wie der anmutige Assassine; man konnte die weinenden Geigen[1] schon fast hören, wenn man ihn nur ansah.
 

Es war offensichtlich, dass er einiges an Aufmunterung vertragen konnte, und die mitfühlende und gütige Frau seiend, die sie nun einmal war, musste sie ihm selbstverständlich aus der Klemme helfen.

Mit einem bösartigen Grinsen machte sie sich auf den Weg um den schlammigen Zeltplatz herum, um sich neben ihn an den Baumstamm zu lehnen und ihm verführerisch heiße Luft ins Ohr zu blasen.

So plötzlich aus seinen Tagträumen gerissen schenkte er ihr einen finsteren Seitenblick, langsam eine schmale Augenbraue hebend.

„Interessantes Statement. Hast du mal wieder mit dem Feuer gespielt?“
 

Sie schnaubte verächtlich und lehnte sich auf ihren Ellenbogen auf den Baum neben ihm zurück.

„Explodierter Tannenzapfen. Ich hatte auf Axel gezielt.“

Ein mattes Lächeln berührte seine Lippen.

„Eine faszinierende Geschichte, da bin ich sicher. Auch wenn sich darüber streiten ließe, dass Feuer nicht die klügste Weise ist, ein Feuerelementar zu schikanieren.“

Sie zuckte leicht mit den Schultern.

„Zu dem Zeitpunkt sah es wie eine gute Idee aus. Vielleicht benutze ich das nächste Mal einfach ein Wurfmesser.“

„Hm.“
 

Es lag ein leicht kühler Ausdruck in seinen blauen Augen, ein beunruhigter Winkel in seinen Augenbrauen. Sie studierte ihn nachdenklich und stupste ihn schließlich respektlos in die Seite.

„Einen Taler für deine Gedanken.“

Er fixierte sie erneut, als wäre er leicht überrascht, sie immer noch dort stehen zu sehen, dann schüttelte er den Kopf.

„Es ist… nichts. Nur viele Sachen, über die es nachzudenken gilt. Unsere großen Pläne sind nicht ganz so aufgegangen, wie wir uns das gedacht hatten.“

Da lag nun etwas Selbstironie in seinem schiefen Lächeln, und sie mochte es. Ein bedrückter, grübelnder Marluxia brachte keinen Spaß. Einen charismatischen Marluxia, der sich Visionen von Blutbädern, Eroberungen und Macht ausmalte, mochte sie viel lieber. Sie lies ihre ruinierten Handschuhe fallen und lies ihre Finger durch sein leicht feuchtes Haar wandern, liebevoll seine Kopfhaut massierend.
 

„So könnte man es sagen. Ich glaube mich zu erinnern, dass du mir versprochen hast, mittlerweile die Hälfte der Ältesten an der Leine zu haben. Doch jetzt bin ich hier, durchnässt, verbrannt und hungrig- in völligem Mangel von versklavten Feinden noch dazu. Du hast einiges wieder gut zu machen.“

Sie lächelte süß, ihn leicht im Nacken kraulend. Er schloss die Augen, sich in die Berührung lehnend.

„Ich nehme an, ein ‚Sorry‘ reicht nicht aus…?“

„Mm-mm“, stimmte sie ihm zu, „Durchaus nicht.“

Er seufzte leicht, allerdings war der finstere Blick verschwunden und seine verspannte Haltung verwandelte sich in die mehr entspannte aber vorsichtige Haltung, die er normalerweise ihr gegenüber an den Tag legte.
 

„Du siehst schlimm aus.“, betonte sie. Er verzog das Gesicht.

„Es war ein anstrengender Tag.“

Sie grinste und knabberte an seinem Ohr, dabei seine Schultern massierend.

„Glücklicherweise weiß ich genau das Richtige, damit du dich wieder besser fühlst. Und zufälligerweise ist es genau das, wodurch auch ich mich wieder besser fühlen werde.“
 

Schließlich sah er sie direkt an, ein recht überzeugtes Grinsen an seinen Mundwinkeln zerrend.

„Das ist allerdings ein außergewöhnlicher Zufall.“

Sie fing das eigenartige kleine Lächeln in einem täuschend unschuldigen Kuss ein.

„Ja, nicht wahr?“

Sie richtete sich auf und legte eine Hand an ihre Hüfte, ihren Kopf in Richtung des verlassenen Waldes flussabwärts nickend.
 

„Kommst du?“

Einen nachdenklichen Blick über die Schulter zu den anderen Insassen der Lichtung werfend, zögerte er, einen unergründlichen Ausdruck auf dem Gesicht. Dann stand er auf, elegant wie immer, und strich sich sein rosiges Haar aus dem Gesicht.

„Nun, warum nicht?“
 

Aus dem Wald heraus sahen undurchdringlich grüne Augen zu, wie sie davongingen.
 

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[1]Anmk. des Übersetzers: Wenn mir jemand eine passendere Übersetzung für ‚weeping violins‘ geben kann, den bitte ich, dies zu tun.

Chapter 006 : Dark Forest - One Man, One Vote

Kapitel 006 : Der dunkle Wald – Ein Mann, eine Stimme
 

Kapitel: 006 – Ein Mann, eine Stimme

Original Autor: chigrima

Ort: Der dunkle Wald

Charaktere: Larxene, Axel, Zexion, Lexaeus, Marluxia

Einschätzung/Warnungen: PG-13 Swearing

Zusammenfassung: Die Gruppe verweil schon viel zu lange an einer Stelle und es muss eine Entscheidung gefällt werden, bevor es zu spät ist.
 

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Der morgendliche Nebel wand sich in langen, dunstigen Bändern durch die Bäume und über das Wasser, als der erste Niemand die Augen öffnete. Zu dem Zeitpunkt, als die Sonne hoch genug stand um auch den letzten Rest wegzubrennen, wimmelte es auf der Lichtung nur so von Aktivitäten. Zumindest soviel wie normalerweise auch.
 

Eine recht angespannte Stimmung hing in der Luft über dem morgendlichen Mahl. Zum ersten Mal seit ihrem ersten Morgen gab es keinen Fisch. Larxene war am vorigen Abend dreimal hinunter zum Fluss gegangen, war aber mit leeren Händen zurückgekommen. Sie taten ihr bestes, ein paar Wurzeln im Feuer zuzubereiten, doch es war ein sehr zähes Mahl, das niemanden von ihnen wirklich satt machte. Die Laune um das Feuer herum verbesserte die Situation nicht gerade; Lexaeus und Zexion saßen still da, und weder Vexen noch Marluxia schienen dazu geneigt mit irgendjemandem zu reden. Nur Larxenes und Axels beißende Stimmen waren über das Feuer hinweg zu hören. Zexion kaute den letzen Bissen zähen Gemüses und seufzte.
 

„Die Nahrung hier wird langsam knapp, nicht wahr? Und das Feuerholz auch. Mal abgesehen davon, dass Axel alles in Brand setzen kann.“
 

Auf das Kommentar hin huschte ein Lächeln über das Gesicht des besagten Feuerelementars, das jedoch schnell wieder verblasste, als er in seine leeren Hände sah. „So gerne ich auch den gesamten Wald niederbrennen würde für etwas zu Essen, muss ich mich doch der Meinung des Zwergs anschließen. Larxene, hast du deine Fähigkeiten verloren?“
 

„Das einzige, was es noch zu Essen gibt sind schleimige Pflanzen und Moskitolarven. Du kannst sie gerne haben.“, zischte die Blonde zuckersüß zurück. Ein Brummen von Lexaeus brachte sie beide zum Schweigen, zumindest für den Moment.
 

„Zexion hat Recht. Nahrung wird langsam knapp und…“
 

„Bah!“ Vexen schien sein Schweigen nun zu brechen und starrte den größeren Niemand finster an. „Das Essen ist unwichtig! Das, was zählt ist, dass wir schon viel zu lange in diesem verfluchten Wald herumlungern.“ Aus irgendwelchen Gründen gab Marluxia ihm einen fast neidvollen Blick, bevor er hastig wieder wegsah.
 

Lexaeus erwiderte den verärgerten Blick ruhig, nickte aber langsam. „Ja. Vielleicht zu lange.“
 

„Inzwischen sollte die Organisation herausgefunden haben, das Oblivion gefallen ist.“ Larxene rieb sich ihren Arm, wahrscheinlich unbewusst. „Sie müssen denken, dass wir tot sind…“
 

„Weil wir nicht zurückgekehrt sind.“
 

„Ja. Und wenn sie uns finden…“
 

Wenn sie uns finden.” Marluxias Stimme war beständig, doch er vermied es, den Älteren in die Augen zu schauen.
 

„Du verfluchter Trottel! Das werden sie.“ Vexen war zurück in seinen mürrischen Trübsinn verfallen. „Wie sollten wir ihnen denn entkommen?“
 

„Sie werden nicht nach uns suchen. Nach allem, was wir wissen sind der Mäusekönig und der Schlüsselträger geradewegs zur Welt die niemals war weitergeeilt.“, erwiderte Axel hitzig. Ein kollektiver Schauder zog sich durch die Gruppe.
 

„Was ist das schlimmste, was passieren könnte?“ Larxene starrte Vexen wütend an. „Wenn wir Pech haben, kannst du uns dann nicht einfach zurück bringen?“
 

„Oh, natürlich.“ Die Ironie in Vexens Stimme war kaum zu überhören. „Wenn du einen Weg findest, wie die Karten auch außerhalb von Oblivion funktionieren.“ Die Oblivion Karte, die er aus der Tasche zog, war zerknickt und verblasst, aber man konnte das Abbild des Gelehrten noch immer klar erkennen. „Hier draußen ist sie echt und keine Illusion der Gedanken.“
 

„Oblivion war echt.“
 

„Nein. Nur weil es nicht real ist heißt es noch lange nicht, dass es nicht tödlich ist. Die Karten funktionieren hier nicht.“
 

Zexion seufzte. „So sehr ich es auch hasse, das zu akzeptieren, aber es gibt kein Zurück. Xemnas würde es nicht gefallen, dass wir unsere Plichten und Loyalität in solch einer zentralen Situation aufgegeben haben – und wenn wir stattdessen auf Sora und seine Anhänger treffen, wäre der Ausgang für uns noch viel schlimmer.“
 

„Was mich angeht, ich werde nicht hier rumsitzen und darauf warten, dass sie mich finden.“, knurrte Larxene und ihre Augen hatten dabei einen leicht wilden Ausdruck.
 

„Ich nehme an, dass es zu spät ist, um umzukehren.“, sagte Vexen geschlagen, „Und es sieht für mich so aus, als wären wir uns alle darüber einig. Denkt nach.“
 

***
 

Stille hatte sich auf der Lichtung ausgebreitet. Die Insassen waren alle in ihre eigenen Gedanken versunken und in der Luft hang das Gefühl, dass noch nicht alle Dinge gesagt worden waren. Schließlich räusperte sich Lexaeus.

„Wir können nicht zurückgehen. Zumindest im Moment sollten wir… so zurückgezogen bleiben.“
 

„Was uns zur eigentlichen Diskussion zurückführt; wir haben nichts mehr zu Essen.“ Axel setzte gelangweilt die Blätter in Brand, die zuvor noch als provisorischer Teller gedient hatten und sah zu, wie die heiße Luft sie über seinen Kopf hinweg beförderte. Vexen zischte und Eis bildete eine Kruste auf den brennenden Stücken, die zurück ins Feuer fielen. „Wir brauchen nicht noch ein Lauffeuer.“
 

„Es ist nicht so, dass ich es nicht aufhalten könnte…“
 

Larxene kicherte, und lehnte sich an Marluxias Arm. Der Assassine war die ganze Diskussion über ungewöhnlich still gewesen und verlagerte seinen Körper fast schon unbehaglich unter ihrem Gewicht.
 

„Vielleicht sollten wir weiterziehen.“ Zexions Miene war undurchdringlich unter seinen Haaren, aber Lexaeus neben ihm nickte.
 

„Wenn wir weitergehen, sollten wir diese Welt hier gleich ganz hinter uns lassen.“, warf Larxene ein, „Ich hab den Fisch und den Regen und das Schlafen im Gras allmählich satt.“
 

„Wenn wir in eine zivilisierte Welt gehen, werden sie uns garantiert finden, du Dummkopf! Unsere einzige Hoffnung ist es, uns von allem fern zu halten.“
 

„Vexen hat Recht.“ Lexaeus und Zexion nickten beide. „Wir müssen uns weiterhin verstecken. Die Organisation XIII…“
 

„Du meinst wohl Organisation ‚Sieben‘! Kommt schon! Larxene hat Recht! Wir könnten uns in einer Stadt genauso gut verstecken wie hier!“, beschwerte sich Axel.
 

„Nicht in meinem Leben!-“
 

***
 

Die Sonne war schon weit am Himmel aufgegangen, als die Streitereien endlich verstummten und die Teilnehmer schweigend da saßen und sich gegenseitig finstere Blicke über das erlöschende Feuer zuwarfen. Es war ein Beleg ihrer wachsenden Verzweiflung, dass keiner von ihnen aufgestanden war und wütend davon gestapft war. Die Stille beherrschte die Lichtung, dumpf und verdrießlich. Larxene warf erneut Tannenzapfen ins Feuer. Einer wurde zu fest geworfen und prallte ab, direkt gegen Vexens Schienbein.
 

Der Gelehrte gab sich mit einem wütenden Blick zufrieden. „Das führt doch alles zu nichts. Fakt ist, Axel, dass die Korridore der Finsternis viel zu gefährlich sind. Die Organisation bewacht diese ganz bestimmt. Und ich für meinen Teil würde nicht wollen, dass Saïx von mir Wind bekommt… Und vergiss Riku nicht, auch er kann den Geruch der Dunkelheit spüren.“ Er seufzte.
 

Lexaeus runzelte die Stirn bei dem Gedanken an die Stärke des jungen Mannes. „Korrekt. Wir werden wohl laufen müssen um einen neuen, besseren Platz zu finden.“
 

Axel fauchte. „Wer gibt dir das Recht, darüber zu bestimmen? Falls es dir aufgefallen sein sollte, wir haben die Organisation verlassen- du bist nicht länger mein Vorgesetzter.“
 

„Verdammt richtig!“, fügte Larxene hinzu.
 

Die drei Ältesten, im Moment vereint durch einen der Punkte, über den sie die gleiche Meinung hatten, schlossen sich sofort zusammen. „Es wäre nicht sehr klug, allein fort zu gehen, Axel. Gerade weil wir nicht mehr unter Xemnas Kommando stehen, müssen wir als Gruppe zusammen halten. Jetzt mehr als vorher! Du siehst ja, wohin uns unsere Dissonanz im Schloss geführt hat.“
 

„Wenn wir nicht zusammen bleiben, werden wir fallen, einer nach dem anderen.“ Vexens Gesicht deutete eher darauf hin, dass seine Anschauung mehr damit zu tun hatte, keinem der anderen auch nur mit einem Stück seiner Existenz zu vertrauen, doch die anderen beiden nickten zustimmend.
 

Marluxia war während dem Großteil der Diskussion still geblieben und hatte Axel und Larxene die Argumentationen mit den Älteren austragen lassen. Es war ein sehr bekanntes Verhalten des Assassinen, ein vertrauter Charakterzug aus der Zeit von Castle Oblivion. Die eigentliche Atmosphäre von Herrschaft und Überlegenheit war dennoch nicht mehr dieselbe und die meiste Zeit hatte er damit verbracht, ins Feuer zu starren. Seine Stimme überraschte die Truppe als er welch verletzendes Kommentar Larxene auch entgegenbringen wollte unterbrach.
 

„Wenn du das wirklich glaubst solltest du zu deinen eigenen Worten stehen. Dieses ‚Konsens‘ den du uns so oft vorgehalten hast, Lexaeus… stehst du dazu? Lasst uns darüber abstimmen.“
 

Die beiden anderen Neulinge unterstützten diesen Vorschlag lautstark während die drei Ältesten sich wanden. Marluxia sah, wie Zexion Lexaeus einen bösen Blick zuwarf und grinste innerlich, zufrieden mit jedem kleinen Ärgernis für die Nummer Fünf. Er wird dafür büßen. Die Frage hing über ihnen wie ein zweischneidiges Schwert, dazu in der Lage, in jede Richtung hinab zu fallen. Schließlich knurrte Vexen.
 

Schön.. dann werden wir abstimmen. Aber wenn wir das tun, dann nur im Einverständnis damit, das wir wirklich eine Gruppe sind und das es keine Unstimmigkeiten und Ungehorsam geben wird, nachdem wir eine Entscheidung getroffen haben. Wir haben wirklich genug von Verrätern.“ Der wütende Blick, den er Axel zuwarf machte seine Worte allen in der Runde klar.
 

„Ich stimme zu.“, sagte Marluxia, ruhig und beherrscht, und Larxene und Axel schlossen sich ihm schnell genug an. Trotz dass es seine Idee des Aufbruchs war, brauchten Lexaeus und Zexion am längsten, um ihre Zustimmung zu geben; am Ende nickten sie beide langsam.
 

Larxene grinste breit. „Meine Güte, was für eine interessante Situation! Was wohl passieren würde, wenn wir in einer Sackgasse enden würden?“
 

„Ich denke, wir müssten uns dann… ich weiß nicht, alleine durchschlagen?“ Axels Lächeln glich dem von Larxene. „Wer sollte uns schon aufhalten? Ist ja nicht so, als ob wir ‚Konsens‘ hätten. Das ist das tolle an der Demokratie.“
 

***
 

„So… worüber stimmen wir jetzt eigentlich ab?“ Axel sah die Ältesten an wie ein hungriger Wolf, der ein Kaninchen entdeckt hatte, sich seines bevorstehenden Sieges sicher. „Unser nächster Schritt? Weil ich bin diesen verdammten Wald langsam leid.“
 

„Also ist das deine Alternative. In eine andere, mehr bewohnte Welt zu gehen.“ Zexion schien seinen Frust verstecken zu wollen, in dem er ruhig die Prozedur arrangierte. „Irgendwelche anderen Vorschläge?“
 

Lexaeus hob die Hand. „Ich sage, wir bleiben in dieser Welt und suchen zu Fuß nach einem neuen Ort.“
 

Zexion sah sich um. „Das wäre Alternative Nummer zwei. Noch jemand?“ Die anderen in der Runde schüttelten den Kopf. „Dann stimmen wir ab. Ich denke, die Hand zu heben wäre die einfachste Option.“
 

„Du meine Güte, schon die nächste Frage, über die wir abstimmen sollen?“, kicherte Larxene, „Ich finde Handheben ok.“
 

Der geordnete Ablauf schien Zexion zufrieden zu stellen, egal wie zuwider ihm die Idee auch war. „Nun gut. Die erste Möglichkeit ist, diese Welt durch ein Portal zu verlassen. Jeder, der dafür ist, möge bitte die Hand heben.“
 

Larxenes Hand schoss nach oben, gefolgt von Axels lustlosem Winken. Beide drehten sich um und warfen Marluxia einen bösen Blick zu, der noch immer mit seinen Händen im Schoß da saß.
 

„Was zum Teufel--!“
 

„Ruhe!“, polterte Lexaeus, und Zexions Augen strahlten vor Freude unter seinen Haaren hervor. „Wir sind mit der Abstimmung noch nicht fertig.“ Vexen fasste den passiven Assassinen mit einem undurchdringlichen Blick ins Auge.
 

„Alle, die dafür sind, zu Fuß weiter zu gehen, heben bitte jetzt die Hand.“ Vier Hände wurden gehoben und Larxene zischte Marluxia voller Abscheu an. „Bastard! Was für ein Spiel spielst du eigentlich?“
 

Marluxia hielt ihrem Blick mit einem ruhigen Starren stand, den Köder nicht schluckend. „Ich finde es schlauer im Moment abgeschieden zu bleiben. Sicherlich werden wir bald mehr Gelegenheit haben, und frei zu bewegen.“
 

„Ihr zwei elenden Verräter, ihr habt euch doch abgesprochen!“ Die Blondine schien kurz davor zu sein, eines ihrer Kunais dorthin zu versenken, wo Marluxia es wirklich fühlen würde. „Und ihr! Wie lange habt ihr das schon geplant?“
 

Die Ältesten zuckten nur mit den Schultern auf ihre Anschuldigung hin, mit ihrem unerwarteten Sieg sehr zufrieden. „Wir haben nicht mit Nummer Elfs Verhalten zu tun, das kann ich dir versichern.“, erwiderte Vexen entschieden. Noch immer weigerte er sich, Marluxia anzusehen und starrte stattdessen einfach über das Feuer hinweg. Die anderen beiden Ältesten warfen der Elf argwöhnische Blicke zu, offensichtlich versuchend, seine Motive herauszufinden.
 

„Darauf lasse ich mich nicht ein! Ich haue ab!“
 

Larxene war dabei, sich zu erheben, aber die plötzlich aufragende Gestalt der Nummer Fünf lies sie zögern. „Du warst damit einverstanden, die Entscheidung zu akzeptieren, Larxene. Brichst du dein Wort jetzt schon?“ Etwas in den Augen des größeren Mannes war sehr ernst und sie ließ sich langsam zurück auf ihren Platz sinken.
 

„… Natürlich nicht.“ Sie schenkte ihm ein süßes, kleines Lächeln, durch und durch falsch. „Bitte reagier nicht über wegen mir.“
 

Ungläubiges Schnauben kam von allen Seiten und sie warf ihren Campinggenossen einen abgrundtief bösen Blick zu. „Marluxia, das wird dir noch Leid tun.“ Ihre Arme verschränkend, hob sie die Nase in die Luft und ignorierte ihn stur.
 

***
 

Da Larxene anscheinend mit der Sache abgeschlossen hatte, machte Axel das Feuer langsam heißer. „Nicht, dass es von großer Bedeutung wäre was die derzeitigen Fortschritte angeht… aber was wäre gewesen, wenn Mister Pink hier sich nicht gegen seine Verbündeten gewandt hätte? Früher oder später werden wir in einer Sackgasse enden.“ Marluxia beäugte ihn aus den Augenwinkeln heraus, doch auch Axel ignorierte ihn.
 

„Das ist wahr.“ Zexion runzelte die Stirn. „Nicht gerade die ideale Situation.“
 

„Ich schlage vor, uns Marluxia zu entledigen.“, knurrte Larxene verärgert, „Das sollte alles viel leichter machen.“
 

Zexion gab ein kleines Geräusch von Belustigung von sich. „Leider haben wir gerade beschlossen, zusammen zu bleiben. Wenn wir damit beginnen, uns gegenseitig auszulöschen, so angenehm das auch in einigen Fällen wäre, sind wir so gut wie tot.“
 

„Werf eine gute Idee nicht in den Wind, Zexion.“ Axels Augen glänzten nur so vor bösartigem Humor. „Ihn gleich zu töten wäre vielleicht etwas übertrieben, aber warum sollte Marluxia etwas zu sagen haben in dieser Gruppe?“
 

„Halt den Mund!“, keifte der angesprochene Assassine ihn an.
 

„Oh, nein!“ Larxenes Augen schienen mit derselben Vergeltung wie die Axels. „Noch eine Abstimmung, sollen wir? Ich schlage vor, dass Marluxia nur eine halbe Stimme bekommt, so dass er nicht wieder solch arrogantes Verhalten an den Tag legen kann. Sieht so aus, als könnte er’s gebrauchen.“
 

Marluxia knurrte, doch die anderen drei nickten mit nur wenig verhaltenem Grinsen. „Aye, das hört sich fair an.“ Zexion machte nicht einmal den Versuch, das Vergnügen in der Stimme zu verstecken. „Und es sieht aus, als hätten wir fünf Stimmen, die dafür sind und nur eine dagegen. Oder eine halbe Stimme dagegen sollte ich sagen.“
 

„Das ist unakzeptabel! Dazu habt ihr nicht das Recht!“ Marluxia hatte sich zu seiner vollen Größe aufgebäumt, Augen so aufgebracht, wie ein Niemand nur sein konnte. „Ich habe genauso das Recht auf eine Stimme wie alle anderen auch--!“
 

„Nein, hast du nicht.“, unterbrach Vexen ihn in einem kurz angebundenen, abschneidenden Ton. „Wir haben gerade darüber abgestimmt, wie du es vorgeschlagen hast.“ Er betrachtete den anderen wie etwas unglaublich Ekel erregendes. „Und, um die Wahrheit zu sprechen, haben wir wirklich genug von deinen Entscheidungen, Marluxia. Du hast uns durch deine eingebildete Arroganz, deine scheußlich unzulänglichen Führungsqualitäten und deine anmaßenden Ideen von Macht in den Ruin getrieben. Wir werden diesen Fehler nicht noch einmal begehen.“
 

Marluxias Gesicht gefror für einen Moment, bevor er vor Wut begann zu toben, nicht einmal mehr Wörter in seinem Zorn formend. Sein gesamter Körper zitterte vor zurückgehaltener Wut sprang er auf und marschierte davon in den Wald.
 

„Sei vorsichtig in der Wildnis, Marluxia, damit du keinen dieser unglücklichen Unfälle hast!“, rief Zexion ihm nach, was Lexaeus zum schmunzeln brachte.
 

„Wird er gehen, was denkt ihr?“, fragte Axel die anderen.
 

„Nein.“ Lexaeus warf ein weiteres Holzscheit ins Feuer. „Er braucht den größten Schutz von uns allen. Wenn Xemnas ihn je findet, wird ihm etwas Schlimmeres als der Tod widerfahren. Er wird zurückkommen.“
 

„Zu schade.“, schnaubte Vexen verächtlich.
 

„Aber dass er so plötzlich gegangen ist macht das Planen so viel leichter. Jetzt, wo eine Entscheidung getroffen wurde sehe ich keinen Grund, noch länger hier zu bleiben.“
 

„So sehr es mir auch widerstrebt, ich muss dem Intriganten zustimmen.“, sagte Axel langsam zu Larxene, die widerwillig nickte. „Lasst uns weiterziehen.“
 

Lexaeus sah sich die Sonne genau an, die sich fast direkt über ihm befand. „Wir sollten morgen aufbrechen. Heute würden wir nicht mehr weit kommen.“
 

„In welche Richtung sollen wir eigentlich weitergehen?“ Der Gedanke, dass das Mitglied mit den weitesten Kenntnissen über die Wildnis gerade irgendwo außer Sichtweite vor sich hin schmollte, blieb in der Runde unausgesprochen.
 

„Flüsse neigen dazu, Menschen anzuziehen, nicht wahr? Ich bin sicher, dass ich das mal irgendwo gehört habe.“ Die Unsicherheit in Vexens Stimme war doch sehr deutlich herauszuhören.
 

„Das ist kein Fluss.“
 

„Aber wenn wir ihm folgen, wird er uns vielleicht zu einem führen.“
 

„Zumindest werden wir Wasser haben, solange wir in seiner Nähe bleiben. Ich bin für Vexens Vorschlag.“
 

Ein einträchtiges Murmeln war innerhalb der Truppe zu vernehmen. Axel zuckte mit den Schultern. „Diese Richtung ist genauso gut wie die anderen, solange wir nur von hier weg kommen.“
 

„Dann ist es beschlossen; wir werden morgen früh aufbrechen und dem Wasser flussabwärts folgen.“ Zexions Stimme enthielt etwas Endgültiges und die Gruppe trennte sich von selbst. Den Großteil des Tages hatten sie damit verbracht, um das Feuer herumzusitzen und zu diskutieren und nun brummten die Mägen und die Blasen protestierten. Vexen streckte den Rücken, bis er die Gelenke knacken hören konnte. So sehr er auch daran gewöhnt war, stundenlang über Notizen und Bücher gebeugt zu sitzen, nichts hatte ihn auf das Leben in der Wildnis vorbereitet.
 

Zexion gesellte sich zu ihm an den Rand der Lichtung. Lexaeus trieb einen grummelnden Axel still vor sich her, um Feuerholz zu suchen und Larxene war bereits zwischen den Bäumen verschwunden – in die Richtung, in die Marluxia davon gestürmt war, fiel dem Gelehrten ungewollt auf. Hoffentlich erwürgt sie ihn, die kleine Schlange. Dennoch sendete die Art, wie Marluxia heute erniedrigt worden war, eine warme Welle von Zufriedenheit durch ihn hindurch. Es war fast genug, um ihn seine schmerzenden Beine und seinen leeren Magen vergessen zu lassen. Fast.
 

Der Intrigant war still, während sie den Waldboden nach etwas Essbarem absuchten. Vexen kannte ihn gut genug dafür um zu sehen, wie die Zahnräder in seinem Kopf sich drehten und wendeten. Zexion war immer vorausplanend, immer versuchend, diejenigen um ihn herum zu überlisten. Vexen nahm es ihm über, doch er war nicht überrascht darüber, als der andere sprach.
 

„Ein interessanter Morgen.“ Vexen murrte nur zur Antwort.
 

„Allerdings muss ich sagen“, fuhr der Jüngere fort, „dass ich ein wenig neugierig bin was deine Beweggründe angeht. Warum schlägst du so etwas vor, Vexen? Du hast kaum einen Grund, dir die Gesellschaft einiger der hier Anwesenden zu wünschen.“
 

„Du meinst aller hier Anwesenden.“, warf Vexen gereizt ein, „Ich habe auch keinen Grund dafür, mir deine Gesellschaft zu wünschen, Nummer Sechs. Du und Lexaeus habt mich beide im Stich gelassen.“
 

„Warum dann ein solcher Vorschlag?“ Zexion war ungewöhnlich dreist, überlegte Vexen. Vielleicht war es der Hunger oder einfach nur Ungeduld. Oder vielleicht versuchte er Vexen dazu zu bringen, ihm einige Dinge ungeplant zu offenbaren. Diese Vorstellung zündete einen kleinen Funken Zorn in ihm, der für einen Moment brannte bevor Apathie ihn auslöschte.
 

„Meine Gründe sind wohl kaum ein Geheimnis.“, antwortete er, seine Worte in die länge ziehend, wie er es immer tat, wenn er verächtlich und gereizt war. „Wir müssen zusammen bleiben. Mal ganz davon abgesehen, dass wir mit Sicherheit zugrunde gehen, wenn wir alleine sind, der erste, der geschnappt werden würde, würde die Existenz der anderen verraten. Und der erste der geht… nicht nur einer würde von selbst zurückkehren und sich die Gnade unserer Anführers versuchen zu erkaufen, indem er die anderen ausliefert.“
 

Für einen Moment konzentrierte er sich darauf, das Unterholz eines großen Baumes nach etwas Essbarem zu untersuchen, sich durchaus bewusst, dass sich blaue Augen in seinen Rücken bohrten. „Und natürlich brauchen wir einander. Dich, damit du uns vor der Präsenz und den Kreaturen der Dunkelheit warnst, ob nun Herzlose oder Niemande. Lexaeus Stärke und sein imposanter Körperbau werden nützlich sein, und Axel war in sofern angenehm, dass er uns in den letzten paar Tagen warm gehalten hat. Mir widerstrebt es zwar, das einzugestehen, aber Larxene hat mehr Essen herangeschafft als alle anderen zusammen. Aber glaub ja nicht, dass ich freiwillig hier mit euch zusammen bin.“ Seine Augen blitzen bei dem letzten Satz gefährlich auf und Zexion murmelte etwas Undeutliches.
 

„Natürlich nicht… dennoch bewundere ich deine logische und vernünftige Herangehensweise an die Situation.“
 

Ein kleines Lächeln machte sich auf den Lippen der Nummer Sechs breit. „Mir ist ebenfalls aufgefallen, dass du nicht erwähnt hast, welchen genauen Vorteil die Nummer Elf in die Gruppe bringt. Warum befolgst du nicht Larxenes Rat und nimmst deine Rache an dem Verräter?“
 

Vexens Gesichtsausdruck wurde tödlich, seine Lippen zu einer dünnen Linie des Zorns komprimiert. Gegenüber Zexion oder Marluxia, das vermochte er nicht genau zu sagen.

„Weil, Zexion… wenn Xemnas uns je erwischen sollte wir irgendetwas brauchen, um ihn zu besänftigen.“
 

„Oh.“ Zexion ging auf das Thema nicht weiter ein und sie gingen eine Weile still nebeneinander her, beide in ihre eigenen Gedanken versunken. Vexen hätte die Unterhaltung lieber fortgeführt. Die Worte über Xemnas brachten die Organisation in seine Gedanken; fähig, unbarmherzig, unbemerkt… und jetzt mehr Feind als Freund. Die Tatsache, dass die Ältesten Verbündete seit ihrer Kindheit waren, machte ihre Abtrünnigkeit nur noch schlimmer. Er wusste, dass sie weder von Xaldin, noch von Xigbar Gnade zu erwarten hatten.

Die Organisation XIII… trotz dass sie nun nur noch sieben Mitglieder waren, waren sie immer noch ein Mann mehr als ihr eigenes, zerrupftes kleines Team und um einiges stärker. Er schauderte.
 

Zexion schien das als eine Einladung zum Reden zu verstehen. „Marluxia war ziemlich verstimmt, oder?“
 

Vexen lächelte über die unverfrorene Freude in seiner Stimme. „So könnte man es sagen. Und ich wollte nicht er sein, wenn Larxene ihn in die Finger bekommt.“
 

„Genauso wenig wie ich. Ich frag mich, ob Marluxia weiß, dass er in den Frauenbereich des Waldes gestürmt ist?“

Chapter 007 : Dark Forest - You Only Live Thrice

Kapitel 007 : Der dunkle Wald – Man lebt nur dreimal.
 

Kapitel: 007 – Man lebt nur dreimal.

Original Autor: silvestris

Ort: Der dunkle Wald

Charaktere: Vexen (Larxene, Lexaeus, Zexion, Marluxia, Axel)

Einschätzung/Warnungen: PG, keine

Zusammenfassung: Der frostige Gelehrte analysiert die derzeitige Situation und die Ereignisse, die zu eben jener geführt haben, während sich die Gruppe auf die beschwerliche Reise flussabwärts aufmacht.

Kommentar des Übersetzers: Diesmal war die Übersetzung wirklich schwer; Silvys Texte sind nicht so einfach zu übersetzen wie die der anderen beiden. Wie immer würde ich mich über Feedback sehr freuen. Vielen Dank schonmal und viel Spaß mit dem neuen Kapitel.
 

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Es war schwer sich zu entscheiden was schlimmer war, entschied Vexen; der klamme kühle Nebel des Morgens oder die schwüle Hitze des Tages, wenn die Sonne erst einmal hoch genug stand. Zweifellos störte ihn die frische Morgenluft selbst wenig, aber der Nebel und der Tau waren feucht, eine unangenehme Feuchtigkeit, die sich in Kleidung, Stiefel und Haare sog, kalt auf eine völlig falsche Art.

Das und die Tatsache, dass sich seine Haare durch die feuchte Luft in einer äußerst lächerlichen Art und Weise kringelten, worauf ihn Larxene nur allzu glücklich hingewiesen hatte.
 

Der Gerechtigkeit halber musste allerdings gesagt werden; mit nur einem Kamm für sie alle und keinem Zugang zu einem vernünftigen Bad waren seine Haare nicht die einzigen, die litten. Einige der extravaganten Frisuren der jüngeren Mitglieder sahen zweifellos ziemlich verworren und matt aus.

Geschah diesen eitlen Bastarden recht.
 

Sie waren früh aufgebrochen und hatten beschlossen, auf dem Weg nach etwas Essbaren ausschau zu halten, da ihre Nahrungssuche am vorigen Nachmittag so gut wie gar nichts gebracht hatte.

Es lag eine gewisse Erleichterung in dem Gedanken endlich aufzubrechen; wenn sie irgendwie durch die Dunkelheit aufgespürt werden konnten, wären sämtliche Feinde, die ihnen auf den Fersen waren in diese Welt ein- und ihnen praktisch auf den Kopf gefallen. Selbst der gnadenloseste Angriff roter Ameisen würde weder Xemnas, noch den Schlüsselträger aufhalten.

Also war Laufen eigentlich eine gute Idee um einige beruhigende Meilen zwischen sie und die hinterlassene Lichtung zu bringen. Oder, um genau zu sein, wäre es eine gute Idee gewesen, wenn es im Wald vernünftig angelegte Wege gegeben hätte oder wenn zumindest das Gelände mehr oder minder flach gewesen wäre.
 

Sie hatten bereits zweimal den Fluss überqueren müssen, um Hindernissen, die sich ihnen in den Weg gestellt hatten, auszuweichen; auch wenn er zugeben musste, dass es ziemlich unterhaltsam gewesen war, als Larxene auf einem der schleimigen Unterwassersteine ausgerutscht und der Länge nach ins Wasser gefallen war.

Es wäre auf jeden Fall unterhaltsam gewesen, wenn sie zu diesem Zeitpunkt nicht alle im Wasser gestanden hätten und die instinktive Reaktion einer angepissten Larxene auf Schock und Demütigung war, nun ja, Schock.
 

Die Taubheit war letztendlich abgeklungen und ertrunken war auch niemand. Sie hätten diese Pause wahrscheinlich sowieso gebraucht.

Zumindest war er sich sicher, dass er sie gebraucht hatte.
 

Er wollte glauben, dass er mindestens genauso wie die anderen dazu fähig war die Wildnis zu durchqueren, um, wortwörtlich, mutig dorthin zu schreiten, wo noch kein anderer vor ihnen gewagt hatte hinzugehen, so wie er es schon so oft in einem mehr übertragenen Sinne bei seinen Forschungen getan hatte. Er begann langsam herauszufinden, dass dies nicht wirklich der Fall war.
 

Selbst am Ende der Schlange, wo er schon bald enden würde, würde das verflixte Gestrüpp an seinem langen Mantel und den voluminösen Ärmeln hängen bleiben, seine Beine fesseln und ihn stolpern lassen.

Über riesige umgefallene Baumstämme, mit Moos bewachsen und glitschig, und stattliche Felsen, die halb so groß waren wie er selbst, zu klettern war ebenfalls etwas, in dem er außerordentlich schlecht war, wie er schnell herausfand.

Er hätte die gelegentlich helfende Hand Lexaeus wohl mehr geschätzt, wenn nicht die leise Vermutung in ihm aufgekommen wäre, dass der Mann sich hinter seinem geduldigen, ausdruckslosen Gesicht über ihn lustig machte.

Bastarde, alle miteinander.
 

Außerdem scheuerten seine Stiefel fürchterlich.

Er war daran gewöhnt zu laufen, sich ruhelos fortzubewegen, kaum einmal für längere Zeit still zu halten, selbst wenn er arbeitete. Der unebene Waldboden stellte sich jedoch als etwas ganz anderes heraus als die glatten, harten und ebenen Flure und er konnte fühlen, wie mit jedem Schritt, den er in einem komischen Winkel setzte, neue Stücke seiner Haut mit Blasen übersehen wurden.

Das leise Klimpern der Glasphiolen in seiner Tasche schien ihn zu verspotten; ein kleiner Schluck Potion würde all seine Beschwerden innerhalb von Sekunden lindern und dennoch war der alleinige Gedanke an diese Versuchung irrelevant. Mal von der potentiellen Unzufriedenheit der anderen abgesehen, ein feindliches Land wie dieses zu bereisen schrie geradezu danach, ihnen noch früh genug mehr Schaden als ein paar Blasen zuzufügen und die Anzahl der Potion-Fläschchen war schmerzlich gering, so dass sie nicht verschwendet werden sollten.
 

Erbärmlich.

Absolut erbärmlich.
 

***
 

Nach einigen Stunden des Laufens war die Laune der Gruppe auf einen neuen Tiefpunkt herabgesunken, der nur Niemanden, die inzwischen nicht nur hungrig sondern auch müde und verletzt waren, zugänglich war.
 

Larxene wechselte zwischen lautem Weinen und gezischten, zornigen Flüchen und teilte so ihre Unzufriedenheit demokratisch mit den anderen, während ihre Haare und ihre Kleidung noch immer leicht tropften. Axel sah aus, als ob er dazu bereit wäre, den gesamten Wald niederzubrennen und selbst Zexion schien ein wenig boshafte, gehässige Freude daran zu haben, Zweige und Äste, die aus dem Weg gebogen wurden, in ihre Ausgangsposition zurückschnappen zu lassen um denjenigen, der hinter ihm lief, schmerzvoll zu treffen; für gewöhnlich war dies Vexen.

Lexaeus trug seine gewohnte stoische Ruhe wie ein Schild, aber das leichte Stirnrunzeln bewies, dass selbst seine Geduld langsam am Ende war, so wie die anderen sich beschwerten.

Der einzige, den die ganze Sache recht kalt lies, oder der zumindest zu zurückhaltend war, um sich zu beschweren, war Marluxia, der anscheinend recht zufrieden damit war, an der Spitze zu laufen und ihnen den Weg zu weisen.

Der dumme Trottel hatte wahrscheinlich noch nicht gemerkt, dass der Grund, warum er an der Spitze lief, zum einen darauf beruhte, dass er den Großteil der vegetierenden Hindernisse dazu überreden konnte, sie durchzulassen und zum anderen für den Fall, das der Weg, den sie gewählt hatten, sie geradewegs in unangenehme Situationen führte, wie, zum Beispiel, die Fänge eines hungrigen Bären.
 

Ah, ja.

Marluxia.
 

Vexen was diesem speziellen Thema sehr, sehr sorgfältig aus dem Weg gegangen seit Oblivion gefallen war, da er selbst nicht darin vertraute, dass er den Bastard nicht im Schlaf mit 6 Fuß[1] großen Eiszapfen zerstampfen würde, wenn er sich zu sehr mit dem Verrat des anderen beschäftigte.

Der Kerl hatte immerhin seine Hinrichtung befohlen.
 

Die Erinnerung an Feuer ließ ihn noch immer in kalten Schweiß ausbrechen und das Gefühl von Ekel breitete sich in ihm aus, wenn der alleinige Gedanke daran ihn mit einer starren Angst erfüllte, die tiefgründiger als sämtliche anderen leeren Emotionen war, die ihm seit dem Verlust seines Herzens widerfahren waren.

Axel war mehr als glücklich gewesen, seine grausamen Befehle auszuführen, vor Vergnügen grinsend, als das Feuer aufloderte und er wusste, dass er nur durch pures Glück überlebt hatte. Ohne seine Karten war dies eine unglaubliche Flucht, die ihm nicht noch einmal gelingen würde.
 

Doch Axel war nur das ausführende Organ gewesen, Vollstrecker der schmutzigen Arbeit eines anderen. Er selbst war gefährlich, nicht vertrauenswürdig und unvorhersehbar, daran bestand kein Zweifel, doch trotz dessen war er selbst nur ein Werkzeug, eine Figur im Spiel eines anderen.
 

Marluxia.
 

Er hatte gewusst, dass er gefährlich war, hatte gewusst was er in dem Moment geplant hatte, als der Schlüsselträger näher kam. Er wünschte verzweifelt sich selbst versichern zu können, dass der Verrat nicht unerwartet gewesen war, dass er ihn hatte kommen sehen, dass er nicht so naiv gewesen war und den ehrgeizigen Neuling unterschätzt hatte. Noch so geblendet gewesen war durch seine… zu geblendet um den Schlag zu erwarten.
 

Aber das war gerade der springende Punkt.
 

Letzten Endes hatte er nicht erwartet, dass Marluxia wirklich dazu bereit war, seinen Tod zu befehligen. Und das, mehr noch als der Verrat an sich, selbst mehr als die Angst vor dem Feuer, war es, was ihn jede Nacht seit ihrer Flucht den Schlaf raubte, ihn sich die Fingernägel in Handflächen bohren und ihn vor nur mäßig zurückgehaltenem Zorn und bitterer Enttäuschung zittern lies. Er war blind und naiv gewesen. Er hatte gedacht, dass er unentbehrlich und relativ sicher vor den Intrigen der Viper wäre, dass Marluxia zumindest widerwillig, wenn nicht sogar unfähig dazu wäre seine Auslöschung zu befehligen.

Natürlich hatte der Assassine nicht gezögert. Natürlich hatte er das nicht.
 

Und er, Vexen, war ein vollkommener Narr gewesen zu glauben, dass er es würde.
 

***
 

Am späten Nachmittag fanden sie ein Dickicht mit reifen Brombeeren. Es war riesig, die knorrigen und dornigen Ranken füllten den größten Teil der Lichtung aus, und voll von großen, saftigen Beeren, die wie schwarze Edelsteine in der Sonne glitzerten.

Sie stoppten, für einen Moment verblüfft über diesen unerwarteten Fund in einem Wald, der bist jetzt so unbarmherzig gewesen war, dann stürmten sie auf die Lichtung, müde Füße schnell vergessend und sich gieriger, schamloser Gefräßigkeit hingebend.
 

Als er aß, lächerlich zufrieden mit der Nahrung, die nicht nur essbar sondern auch lecker was, erhaschte er einen Blick auf völlig unsinnige, breit grinsende und mit Fruchtsaft befleckte Gesichter und er bemerkte, dass er genau dasselbe tat, doch es störte ihn nicht im geringsten.
 

Die tiefstehende Sonne des Nachmittags schien von einem außergewöhnlich blauen Himmel hinab, eine milde Briese lies die Zweige über ihnen faul im Takt mitschaukeln und tauchte die Lichtung dadurch in ein Flickwerk aus warmen Licht und erfrischendem Schatten. Das Gras war grün und weich, die sonnenerwärmten Beeren wirklich fabelhaft und zum ersten Mal in dieser Woche nach ihrer überstürzten Flucht aus dem gefallenen Oblivion war ein allgemeines Gefühl von Optimismus in ihrer falsch zusammengesetzten kleinen Gruppe zu spüren.
 

Vielleicht könnte das hier doch irgendwie funktionieren, sagte niemand. Vielleicht könnten wir damit durchkommen, nur mit ein wenig Glück und ein bisschen Entschlossenheit, antworteten die anderen nicht.
 

Einer nach dem anderen beendete sein Mahl, ließ sich mit gedämpften Seufzern der Zufriedenheit in das weiche Gras fallen. Niemand musste vorschlagen, dass sie hier blieben; dieses eine Mal waren die sechs Niemande in perfekter, unausgesprochener Übereinstimmung vereint.
 

Die Luft war angenehm, ihre Bäuche voll, das Seufzen des Windes in den Bäumen auf hypnotische Weise sehr entspannend. Kleine Vögel zwitscherten ihre melodischen Lieder in den Büschen und Larxene startete nicht einmal den Versuch sie aufzuspießen.
 

Es war wirklich perfekt.
 

***
 

Sich zu einem schönen Fleck im Schatten eines Baumes schleppend, setzte Vexen sich und seufzte zufrieden.
 

Ihm war vage bewusst, dass Marluxia versuchte, seine Aufmerksamkeit zu erlangen und sah nur stur an ihm vorbei. Er brauchte nicht noch mehr Gedanken an bittere Verrate, die diesen unerwartet schönen Moment verdarben, verschwenden.
 

Aber natürlich, wenn der Gedanke erst einmal da war konnte er nicht anders als ihn weiter zu spinnen, wie als wenn er den Schorf von einer Wunde kratzen oder an einem schmerzenden Zahn herumzuspielen würde.

Verrat und Illoyalität, in der Tat.

Obwohl seine eigenen Hände auch nicht rein waren.
 

Müde schloss er die Augen und lehnte sich gegen den Baum zurück.

Jetzt hatte er zwei Meister hintergangen. Eigentlich drei, doch er hatte Marluxia nie als seinen Meister angesehen und würde es auch nie.
 

Er sehnte sich nach Beständigkeit, erzielte Erfolge durch die Routine; nicht gerade die Personifikation eines meuterischen Rebellen, doch trotzdem war er hier, nur ein Verräter mehr unter den anderen.
 

Meister Ansem war der schwierigste gewesen, der erste zögerliche Schritt auf einen langen, dunklen Weg. Damals hatte er noch ein echtes Gewissen gehabt, aufrichtige Moralen und nicht nur intuitive Gedanken von richtig und falsch und die Fähigkeit, sich einen Dreck um andere zu scheren. Nur das Wissen, dass es einen höheren Zweck dienen würde hatte ihn damals dazu gebracht, sich am Ende gegen seinen Meister und Lehrer zu aufzulehnen.

Aber letzten Endes hatte sich das Blatt gewendet.
 

Wenn man es so betrachtet, vielleicht haben wir es wirklich verdient, verdammt zu sein.
 

Xemnas und die Organisation war eine völlig andere Sache.

Gefühllos, klinisch frei von emotionaler Loyalität würde er den Betrug an einer Organisation, die ihm vollkommen im Stich gelassen hatte, nicht bereuen. Er würde es aber wahrscheinlich bereuen, sollte die Organisation sie jemals einholen und für ihre unglückselige Niederlage zur Verantwortung ziehen.
 

Es war wirklich ein Desaster.
 

Gedanken über gebrochene Treue würden nicht so schwer auf seinem Gemüt lasten, die mehr grundlegenden Instinkte von Angst und tödlicher Qual jedoch taten es dafür sehr wohl.

Dass sein Lebenswerk, seine Forschungen, das Blut, der Schweiß und die metaphorischen Tränen der letzten zehn Jahre jetzt außer seiner Reichweite lagen, musste er nicht erst erwähnen. Ein Jahrzehnt des Kampfes einfach beiseite geschoben und nichts weiter als leeren Schmerz zurücklassend der ihn genauso quälte wie der, der sich bereits in seiner herzlosen Brust befand.

Welch beeindruckende Entdeckungen, die sich inzwischen weit entfernt von ihm befanden, würden jetzt für immer begraben bleiben, welche großen Durchbrüche und hart erkämpfte Wahrheiten würden ihm nun für immer verwehrt bleiben?
 

Was für ein Vermächtnis konnte er jetzt hinterlassen, welchen Beweis, dass er je existiert hatte?
 

Er sank gegen den Baum, erschöpft von mehr als nur einem langen Tag des Laufens. Manchmal, aber nur manchmal war das Fehlen eines Herzens wirklich ein Segen; er konnte über die Niedergeschlagenheit nachdenken, doch war sie weit entfernt, gedämpft und drang erst gar nicht richtig zu ihm vor.
 

Zwei Meister betrogen, zwei Tode erlitten um für den Verrat zu bezahlen. Zwei vergangene Leben, ausgelöscht durch Feuer und Dunkelheit.
 

Er war sich sicher gewesen, dass sein Ende gekommen war, als Evens Herz vor vielen Jahren aus seinem Körper gerissen wurde. Und er hatte genau dasselbe eine Woche zuvor gedacht, als er umringt war von dem qualvollen Feuer, als seine Existenz drohte, sich aufzulösen. Der Bruchteil eine Sekunde vollkommener Leere bevor die vergessene Karte, die er noch immer mit sich trug nach dem Kampf mit dem Schlüsselträger, sich automatisch aktiviert hatte war etwas, dass er niemals wieder erleben wollte.
 

Primitiver Aberglaube sagte, dass eine Katze neun Leben besaß.

Aber auf wie viele konnte ein erschöpfter, nervöser, notorisch reizbarer Wissenschaftler schon hoffen?

Drei waren wahrscheinlich das Höchste der Gefühle.
 

Ein Vorsatz war schön und gut; ein Ziel, ein Weg, die Sehnsucht zu seinen Forschungen zurückzukehren, vielleicht sogar seine Rache an denen zu verüben, die es verdient hatten.

Doch zuerst kam das Überleben.
 

Die untergehende Sonne anstarrend, ohne sie wirklich zu sehen, schwor er sich ein weiteres Mal zu leben.

Was es auch kostete, er würde sich nicht noch einmal der betäubenden Kälte des ewigen Nichts unterwerfen, nicht in absehbarer Zeit.

Wenn es bedeutete, die Gesellschaft von Unmenschen, Bälgern und hinterhältigen Schlangen solange zu ertragen, bis sie den langen Schatten ihrer Feinde entkommen waren, dann sollte es so sein.
 

Während er die Augen schloss wünschte er sich nur, er könnte über den bitteren Verrat einer gewissen Schlange genauso einfach hinwegsehen und ihn ignorieren wie die unangenehmen Sünden seiner Vergangenheit.
 

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[1] 6 Fuß ≈ 180 cm

Chapter 008 : Dark Forest - Savage Nature

Kapitel 008 : Der dunkle Wald – Wilde Natur
 

Kapitel: 008 – Wilde Natur

Original Autor: chigrima

Ort: Der dunkle Wald

Charaktere: Larxene, Axel, Zexion, Lexaeus, Marluxia

Einschätzung/Warnungen: G

Zusammenfassung: Larxene sinniert über gut überlegte Pläne und wie sie nicht immer so aufgehen, wie man sich das gedacht hat.
 

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„Weißt du Larxene, langsam fängst du an, wie Vexens kleine Schwester auszusehen.“ Axel grinste und schnipste gegen eine der herunterhängenden Strähnen der Nummer Zwölf.
 

Larxene zischte und Axel zog seine Hand schnell mit einem Jaulen von ihr Weg, als sie Funken zwischen ihren Fingern erzeugte. „Das ist eine ekelerregende Beleidigung, Axel!“
 

„Ja Axel, das ist eine ekelerregende Beleidigung.“, merkte Vexen an, als er auf dem Weg zum Fluss an ihnen vorbei ging.
 

Axel schenkte ihr einen künstlich gekränkten Ausdruck und lutschte dabei an seinen verschmorten Fingern. „Was denn? Du musst zugeben, dass sie der Schwerkraft nicht mehr so trotzen wie zuvor…“
 

Sie schnaubte verächtlich und fegte an ihm vorbei, stolzierte über den steinigen Strand davon. Axel sollte froh sein, dass sie Frühstück für wichtiger befand als ihm eine Lektion zu erteilen. Sie versuchte nicht zu auffällig zu humpeln als sie in Richtung des Brombeerbusches davon ging; die gestrigen Anstrengungen machten sich in steifen Gliedern und schmerzenden Füßen bemerkbar. Vielleicht hatte sie auch einige Beeren zu viel gegessen, zumindest sagte ihr das ihr Magen. Zexion stolperte hinunter zum Wasser neben ihr und sie lächelte offen über seine schmerzvollen Schritte.
 

Die Beeren waren genauso lecker wie den Tag zuvor. Sie pflückte sie gierig von den Ästen, sich nicht darum kümmernd, dass ihre Hände durch den Saft blau wurden. Im Moment schien der Verlust ihrer Handschuhe nicht so wichtig zu sein. Das hier war so viel besser als gummiartiger Fisch, der über dem offenen Feuer fast zu Kohle verbrannt war. Ihre Strähnen fielen herunter und sie streifte sie verärgert hinter ihre Ohren. Sie fing nicht an wie Vexen auszusehen! Die Haare des Älteren waren außerdem auch nicht mehr so ordentlich, wie sie einmal gewesen waren.
 

Die Sonne stand bereits hoch am Himmel als sie aufbrachen. Keine von ihnen hatte wirklich Lust dazu gehabt. Sie hatten Nahrung hier, wovon einiges erst noch wachsen würde, sie waren müde und verletzt. Aber niemand von ihnen wollte als erstes solche Schwäche zugeben und so setzten sie ihre Reise fort, nachdem sie sich selbst und jede mögliche Transportmöglichkeit mit Brombeeren vollgestopft hatten. Nicht, dass sie davon viele gehabt hätten. Ihnen allen hatte der Gedanke widerstrebt, die klebrigen Dinger in ihre Taschen zu stopfen, da die schreckliche Schweinerei nicht schwer vorauszusehen war. Einige der herunterhängenden Kapuzen sahen jedoch verdächtig ausgebeult aus. Sie verwahrte diese Information in ihrem Hinterkopf, nur für den Fall, dass ihr langweilig wurde.
 

Genauso wie am Vortag versuchten sie ihre Spuren so gut wie möglich zu vernichten, bevor sie aufbrachen. Marluxia lies Gras über ihre Fußspuren und Schlafplätze wachsen, selbst als Axel noch damit beschäftigt war, die letzten Reste ihres Feuers zu Asche zu verbrennen. Als er damit fertig war, lies Lexaeus die Erde die Feuerstelle verschlingen. Als der Stein sich erhob, um eine glatte Oberfläche zu bilden, erblickte sie Marluxia. Er sah blass aus, fast schon übel. Es schien, als wäre sie nicht die einzige gewesen, die gestern zu viele Beeren gegessen hatte.
 

Ihre steifen Glieder machten sich bei jedem Schritt bemerkbar, aber die warme Sonne und das Essen machten den Tag zumindest erträglich. Den anderen dabei zuzusehen, wie auch sie sich nur unter offensichtlichen Schmerzen fortbewegten konnten, machte es ebenfalls irgendwie erträglicher.
 

Es war eine miese Situation, in der sie da gelandet war. Die neuen Verletzungen an ihren Füßen waren nur ein weiterer Beweis dafür. Alle ihre Pläne waren fürchterlich schief gelaufen. Und nun stapfte sie durch das verworrene Unterholz dieser furchtbaren Welt, wobei sie doch hätte über die Organisation herrschen sollen!
 

Na ja, vielleicht nicht herrschen. Die Vorstellung davon, was sie getan hätten, nachdem sie Xemnas gestürzt hätten, war in der Tat etwas vage. Sie hatte immer angenommen, dass Marluxia Pläne für den Thron der Nummer Eins hatte und sie war absolut nicht dazu imstande, ihm ihn streitig zu machen. Alles was sie gewollt hatte war die Erlösung von den Fesseln der Langeweile und der Hierarchie. Die ganzen Ältesten waren so arrogant, erteilten die ganzen Befehle, machten ihre ganzen Pläne; hielten sie zurück und sie hatte einfach die Schnauze voll davon.
 

Vor ihr rutsche Vexen beinahe aus, als sie eine schlammige Böschung hinabstiegen. Nur die starke Hand Lexaeus bewahrte ihn davor. Der Anblick des Schlamms, der nun über den unteren Teil seines Mantels verteilt war, brachte sie zum lächeln und sie genoss es, dass der ordentliche Ältere bald schon so ruinierte Klamotten wie sie selbst haben würde.
 

Xemnas hatte immer beteuert, dass der Verlust ihrer Herzens auch den Verlust ihrer Emotionen bedeutete. Die höheren Nummern hatten ihm zugestimmt, hatten unterwürfig versucht, ihre aufkommenden Gefühle zurückzuhalten. Kein Spaß, keine Spiele, kein Genuss.
 

Als ob sie das nicht für sich selbst entscheiden könnte. Die Schadenfreude die sie verspürte war echt genug- er hatte es verdient!- und Xemnas konnte sich darüber aufregen so viel er wollte.
 

Das erste, was sie als Niemand gespürt hatte, war die Kraft gewesen, die durch sie hindurch strömte. Diese Kraft war ihre ganz alleine und sie wollte sie benutzen! Sie wollte sie genießen, ihr Element durch sich hindurchfließen fühlen, wollte das tun, wozu sie Lust hatte, einfach weil sie dazu Lust hatte! Und nicht, um von einer Horde langsamer, alter Männer, die immer alles auf die langsame, sichere Art machen wollten, kontrolliert zu werden. Feiglinge. Sie hatten nie ihr Potential erkannt. Alles, was sie gesehen hatten, war die Nummer Zwölf, vorletzte der Organisation.
 

Ihre Augen suchten von alleine nach Marluxia, der den Weg den Hügel hinunter anführte. Sie hatten sich in ihrer Unzufriedenheit gefunden, ihrem Drang nach Anerkennung. Und es war ihre Chance gewesen. Allein in Oblivion, fern von den überwachenden Blicken der Nummer Eins und den bedrohlicheren Älteren, mit Naminé in ihrer Gewalt…
 

Sie war so ein süßes, einfach zu brechendes kleines Ding gewesen. Larxene hatte sie irgendwie gemocht, mit ihren großen blauen Augen und der flüsternden leisen Stimme. Es war schwer zu glauben, dass sie den Mut aufgebracht hatte, sich am Ende gegen Marluxia zu stellen.
 

Oder vielleicht auch nicht. Naminé und der Schlüsselschwertträger hatten sich irgendwie geähnelt, unschuldig, naiv, mitfühlend. Leicht zu verletzen. Sie könnte sie wie feine Instrumente spielen, sie wusste, dass sie es könnte. Und dennoch hatte der blauäugige Junge… Sie schüttelte den Kopf. Es war besser, nicht an den Moment bloßen Schocks und vollkommenen Nichts zu denken, bevor ihr Sein wieder von dem Rand geholt wurde, an den sie die Waffe des Jungen geschickt hatte.
 

Sie alle hatten ihre Opfer schwer unterschätzt, und sie alle hatten den Preis dafür bezahlt. Und sie würden noch schwerer dafür bezahlen, egal ob sie von ihren Feinden oder Verbündeten gefunden werden würden. Es war dieser verbitterte Gedanke, der sie zum weitergehen brachte, jedesmal, wenn sie auf dem unebenen Boden wegrutschte, mit ihren Zähnen knirschend.
 

***
 

Der Fluss war eifrig seinem engen Flussbett gefolgt als sie die Böschung hinabstiegen, doch nun floss er langsamer, eine ruhige und breite Schneise zwischen den Bäumen bildend. Undeutliche Schatten schwammen unter der Oberfläche. Sie hob ihre Hand, um sich um das Abendessen zu kümmern und dachte an die Vorteile. Sie wollte ein wenig allein sein, sich für einen Moment ein wenig entspannen. Sie hatten am Rande des Wassers halt gemacht, da die Dämmerung und der rutschige Boden das Laufen zu riskant machte. Dieser Platz war trocken. Er würde seinen Zweck erfüllen.
 

„Ich gehe los und suche unser Abendbrot.“, verkündete sie, jedem einen vernichtenden Blick zuwerfend, der es wagen würde, ihr zu widersprechen. „Und der Frauenbereich liegt heute in dieser Richtung, also denkt nicht mal daran.“
 

Unglücklicher Weise schien niemand sie dafür herauszufordern. Die anderen waren mehr oder weniger auf dem Boden zusammengesunken, Vexen beschwerte sich laut über schmerzende Füße und Lexaeus hatte sich an Zexion geworfen. Der Intrigant stieß ihn von sich weg, offensichtlich nicht erpicht darauf, diese Art der Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit zu haben. Axels Lippen waren blau vom Beerensaft. Der Bastard hatte noch nicht einmal den Anstand, sie zu teilen.
 

Es war fast schon zu dunkel, um einen Weg zu finden, doch sie genoss diesen kleinen Moment der Freiheit. Sie hatte die neidischen Blicke von Marluxia und Axel gesehen, wenn sie in den Wald ging wann immer sie wollte. Die Älteren würden keinem von beiden je gestatten, dasselbe zu tun. Axel war eine Schlange, der seine Unzuverlässigkeit mehr als einmal bewiesen hatte, und Marluxia… nun, sie verstand, warum sie ein Auge auf ihn werfen wollten.
 

Na ja. Besser die beiden als sie. Zumindest war in der Reihenfolge nun jemand unter ihr. Sie konnte diese langweiligen Älteren zwar immer noch nicht ausstehen, doch die Situation verlangte, dass sie zumindest anhörten, was sie zu sagen hatte. Und gelegentlich Fische mitzubringen lies sie noch viel aufmerksamer zuhören. Und sie mochte lieber über Axel und Marluxia stehen. Es gab ihr einen Vorteil. Es war nichts Schlimmes daran, sie im Moment ein wenig Demut kosten zu lassen.
 

Sie war dem Fluss gefolgt und tauchte nun ihre Hand ins Wasser. Blaues Licht zischte für den Bruchteil einer Sekunde über die Oberfläche. Schon bald tauchten blasse Gestalten an der Oberfläche auf. Sie sammelte sie ein, bevor sie den Fluss hinabtreiben konnten. Ein weiteres kleines Detail, das ihre Bewegungsfreiheit garantieren würde.
 

Sie steckte die Hand in die Tasche und fand ein kleines Päckchen aus Blättern vor, in dem sich Beeren befanden. Sie schienen den Tag ziemlich gut überstanden zu haben. Ihren Mund mit den süßen Leckerbissen füllend, schlenderte sie zurück zum Lager.

Chapter 009 : Dark Forest - Distance

Kapitel 009 : Der dunkle Wald – Abstand
 

Kapitel: 009 – Abstand

Original Autor: abby_sarajane

Ort: Der dunkle Wald

Charaktere: Zexion (Lexaeus, Axel, Vexen, Marluxia, Larxene)

Einschätzung/Warnungen: PG/None

Zusammenfassung: Zexions Gedanken über ihr zum Misserfolg verdammtes Oblivion-Wagnis und der derzeitig unglücklichen Reise durch den Wald.
 

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Zexion hatte von Anfang an gewusst, dass es eine erbärmliche, anstrengende Reise werden würde. Er wünschte sich nur, dass er sich dazu animieren könnte, dem auch ein bisschen mehr Glaube zu schenken.
 

Sich durch den oft heimtückischen Wald hindurch zu schlagen war wirklich furchtbar; wenn er sich den Risiken nicht bewusst wäre, ein Portal der Dunkelheit zu benutzen, würde er sich einfach irgendwohin teleportieren wo es trockener war. Und wärmer. Und viel, viel bequemer.
 

Ugh. Wenn er gewusst hätte, wie schrecklich das werden würde, hätte er sich vielleicht den anderen angeschlossen. Aber… na ja. Es war besser irgendeine Existenz zu besitzen als gar keine, vermutete er, und auf keine würde es hinauslaufen, wenn (falls, falls, dass sollte er sich das in Erinnerung behalten) die Organisation sie fand.
 

Er warf einen Blick auf Lexaeus breite Schultern und zog kurz in Erwägung ihn zu fragen, ob er ihn trug. Es wäre sicherlich ein leichtes für Lexaeus ihn Huckepack durch diesen Ort zu tragen.
 

… aber, nein, die Neulinge würden sich darüber das Maul zerreißen, mehr noch, als sie es sowieso schon taten.
 

Ehre vor Bequemlichkeit, vermutete er.
 

Trotzdem. Es wäre besser.
 

Zurück auf den Boden schauend, damit er nicht den Halt verlor, auf den mit Lehm überzogenen Steinen ausrutschte und Hals über Kopf in den Fluss fiel, dachte er über sein „Leben“ nach, sozusagen.
 

Ich möchte nicht noch einmal allein sein.
 

Das war eine ernüchternde Erkenntnis. Ienzo- oh, es war so lange her- war ein Einzelgänger gewesen, jemand, der seinen Forschungen weit weg von den anderen Lehrlingen nachging, meistens zumindest, und nie ein wirklicher Teil ihrer engen Gemeinschaft gewesen war. Er hatte sie als seine Freunde angesehen, ja, zumindest so viel, wie Ienzo jemals Jemanden als Freund angesehen hat.
 

Und nun, mit diesem Bild davon, allein zu sein, umgeben von denen, die ihn einst mit aller Macht nicht dabei haben wollten, wusste er, dass er das nicht noch einmal geschehen lassen wollte. Nennt es Überlebensinstinkt, nennt es etwas Komplizierteres als das, aber er wollte seine Begleiter nicht ein weiteres Mal verlieren.
 

Er hatte keine Reue gezeigt, Lexaeus in den Tod zu schicken. Er hatte keine Reue dafür gefühlt. Er hatte das Thema nicht angesprochen. Noch hatte der Größere es getan.
 

Und doch hing es noch immer zwischen ihnen, das wusste er, und er konnte es fast sehen. Es fühlte sich manchmal an wie eine Mauer, wenn die Stille zwischen ihnen sich nicht so behaglich anfühlte, wie sie es einst getan hatte; wenn Lexaeus ein wenig kalt war, nur ein wenig distanziert.
 

Er redete sich ein, dass Lexaeus dasselbe getan hätte. Sie waren Niemande. Es war das Beste gewesen, das er hätte tun können.
 

Und doch hatte er Lexaeus in den Tod geschickt.
 

Und nun… nun plagte es ihn. Es fraß an ihm. Es nagte an seiner Seele. Es war dieses Bedürfnis, dass er nicht befriedigen konnte, das Puzzle, das er nicht schaffte zu lösen.
 

Er dürfte sich nicht darum kümmern.
 

… also warum tat er es? Tat er es überhaupt? Was ging hier eigentlich vor?
 

Er rutschte aus, verdrehte sich den Knöchel zwischen den Steinen und stolperte. Er drehte sich und zog, so dass sein Fuß nicht länger zwischen den Steinen gefangen war, als er fiel; das letzte, was er hier draußen gebrauchen konnte, war ein gebrochener Knöchel oder Fuß. Die Zähne zusammenbeißend konnte er nichts weiter tun als zu fallen und darüber nachzudenken, wie weh es tun würde, wenn er auf die Steine aufschlagen würde, die aus dem Wasser schauten.
 

Eine Hand griff nach seinem Shirt und brachte ihn wieder auf die Beine. Er sah hoch zu Lexaeus, der einfach seinen Blick ungerührt erwiderte. Die Schlange kam zum erliegen, Marluxia lief noch gut 20 Fuß[1] oder so bis er merkte, dass niemand ihm folgte.
 

„Wie lange dauert das denn noch?“, zischte Larxene und wischte dabei Schlamm von ihrem Hosenbein und warf ihn zur Seite, „Könnt ihr nicht bis heute Abend warten euch gegenseitig anzustarren?“
 

Zexion warf ihr einen giftigen Blick zu; der Moment zerbrach und Lexaeus lies ihn los. „Bist du verletzt?“, fragte er und in seiner Stimme lag genau der Hauch von Distanz, den Zexion so hasste.
 

„Nein, nichts womit ich nicht klar käme.“, sagte er so ruhig und förmlich wie er konnte. „Mir geht es gut.“
 

„Du solltest vor mir laufen.“ Lexaeus animierte ihn dazu, seinem Ratschlag folge zu leisten. „So kann ich dich auffangen, solltest du fallen.“
 

Zexion blinzelte und sah ihn wieder an, suchend, dann nickte er leicht. „Danke.“, sagte er und er merkte, dass er es auch so meinte.
 

Er bezog die Position direkt hinter Marluxia, und testete seinen Knöchel- verletzt, aber definitiv nicht verstaucht oder überdehnt. Mit einem Nicken begann er hinter dem Assassinen zu laufen und war zufrieden damit, Lexaeus Präsenz hinter sich zu spüren anstatt Axels.
 

Axel. Nun, das gab ihm reichlich Anregung zum Nachdenken. Zexion hätte den Rotschopf lieber vor sich gehabt, dort, wo er ein Auge auf ihn werfen konnte.
 

Dieser Bastard dominierte definitiv seine Gedanken über Axel, zusammen mit hinterhältiger Verräter und Mörder.
 

Zexion hatte einen Grund, Axel zu hassen. Ungewollt legte er die Hand an seine Kehle, bevor er sie zwang, aufzuhören. Er hoffte, Lexaeus Körper schützte ihn vor Axels Sicht, aber es gab keine Versicherung, dass er das hundertprozentig tat.
 

Und er wollte diesen Verräter nicht wissen lassen, wie sehr er ihn beeinflusst hat.
 

Er wollte keine Angst vor Axel haben. Aber welche Wahl hatte er schon? Er war ständig auf der Hut, wenn er in der Nähe war, allein weil er sie alle einst betrogen hatte- wer sagte, dass er es nicht noch einmal tun würde?
 

Zexion konnte sich das nur bildlich vorstellen, wie Axel in die Welt die niemals war zurückkehrte, wie er behauptete, was für eine Herausforderung es doch gewesen war, sie alle, einen nach dem anderen, niederzustrecken, aber oh, er hatte es geschafft die „Verräter“ an Xemnas zu vernichten und war, so treu ergeben wie er war, zu seinem Anführer zurückgekehrt.
 

Der bloße Gedanke daran ließ sich seine Eingeweide vor Zorn winden (und vor Furcht, doch er weigerte sich, sich das einzugestehen- Niemande fühlten keine Furcht. Sie fühlten eigentlich auch keinen Zorn, aber das war sehr befristet, oder Saix würde inzwischen schon nicht mehr existieren) Sie waren nicht die Verräter! Axel hatte ein doppeltes Spiel gespielt, mit ihnen allen!
 

Seine Kehle schnürte sich zusammen und er stolperte erneut, konnte sich dieses Mal aber allein fangen. Er hörte, wie Lexaeus hinter ihm ein leises Geräusch von sich gab und winkte ihn ab. Er brauchte das nicht. Er konnte sich dem Mann derzeit nicht stellen. Konnte nicht umdrehen und Axel irgendwo hinter ihm sehen.
 

Zumindest gab es hier keine Riku Replica.
 

Gott, er wollte Vexen für diese Idee noch immer erwürgen.
 

Er schluckte und schüttelte den Kopf. Er musste sich wieder unter Kontrolle bringen und das schnell. Er konnte sich nicht an Lexaeus für Unterstützung wenden, nicht offen zumindest. Das würde gegen ihn verwendet werden.
 

Vielleicht sogar von Lexaeus selbst.
 

Ich muss mit ihm reden. Alleine. Wirklich alleine.
 

Seine Finger in seine Handfläche zu bohren half, der leichte Schmerz machte es leichter sich zu konzentrieren, leichter aufrecht stehen zu bleiben und sich an die Hand zu nehmen.
 

Er würde diesem Fluss… Flüsschen… Ding, was immer es auch war, folgen und bei der Gruppe bleiben.
 

Um zu überleben.
 

So verloren auch mit ihnen war… ohne sie war er vollkommen dem Untergang geweiht.
 

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20 Fuß = 6 Meter

Chapter 010 : Dark Forest - Quenched

Kapitel 010 : Der dunkle Wald – Gelöscht
 

Kapitel: 010 – Gelöscht

Original Autor: silvestris

Ort: Der dunkle Wald

Charaktere: Axel, Vexen, Lexaeus, Larxene, Zexion, Marluxia

Einschätzung/Warnungen: PG-13 für Fluchen. Das hier ist immerhin Axels Kapitel.

Zusammenfassung: Axel denkt über vieles nach, selbst als die Abtrünnigen auf ein großes, stinkendes Problem treffen…
 

Kommentar des Übersetzers: Erstmal möchte ich mich entschuldigen, dass es mit diesem Kapitel so lange gedauert hat. Ich weiß, dass ich die Zeit, in der die Originalstory Sommerpause hatte hätte nutzen können, um etwas aufzuholen, aber aus privaten Gründen bin ich leider nicht vorher dazu gekommen. Ich werde aber versuchen, ab sofort wieder schneller zu arbeiten. Und nun viel Spaß mit dem neuen Kapitel!
 

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„Okay. Nun. Ja. Wessen geniale Idee war es doch gleich dem Wasser zu folgen?“

Axel legte seine Hand an die Hüfte und schenkte der ungewohnt stillen Gruppe um ihn herum einen vorwurfsvollen Blick.

„Das war eine vollkommen logische Vorgehensweise.“, murmelte Vexen undeutlich, „Wir haben alle zugestimmt. Wir folgen dem Bach in der Hoffnung einen Fluss zu finden und damit vielleicht Anzeichen von Zivilisation...“

„Ich enttäusche dich ja nur ungern, aber das da“, spottete der Rotschopf und machte eine dramatische Handbewegung in Richtung des feuchten Sumpfgebiets, dass sich vor ihnen erstreckte, „ist kein Fluss.“
 

***
 

Sie waren bereits einige Stunden gelaufen und innerlich machten sie alle den ziemlich hartnäckigen Regen der letzten Nacht für den immer feuchter werdenden Untergrund verantwortlich. Als die Bäume begannen, lichter zu werden und das schwache Sonnenlicht offene Landschaft vor ihnen erahnen lies, hatten sie inständig auf einen leichten Marsch über schöne, flache Wiesen gehofft, vielleicht sogar auf einen mit Fischen besidelten See oder den mit Zivilisation überhäuften Fluss, von dem Vexen immer wieder sprach.
 

Stattdessen fanden sie sich nun auf einem kleinen, vergleichsweise trockenen Halbinsel aus etwas erhöhtem Grund wieder, welche aus dem weitläufigen Moor, das sich zu ihrer beiden Seiten erstreckte, hervorstand. Verschwommen durch den zähen und vor allem stinkenden Nebel, der aus dem faden Wasser aufstieg, konnten sie dennoch Silhouetten von Baumspitzen, welche weit entfernte auf der anderen Seite lagen, ausmachen. Sie waren ziemlich klein.
 

Larxene kämpfte damit, ihren Absatz aus der organischen Brühe zu befreien, nachdem sie zu nahe an das dunkle Wasser getreten war; erst hielt sie ihr stand, dann ließ sie los. Der Matsch schloss sich langsam mit einem blasiertem Blubb über dem tiefen Fußabdruck zusammen.

„Igitt, das stinkt!“, rief sie und versuchte den muffigen Dreck im Gras abzuwischen.

„Du hast wirklich keine Ahnung.“, krächzte Zexion, sich einen Ärmel gegen die Nase pressend.
 

Axel verschloss die Arme vor der Brust.

„Ok, das war's dann wohl. Es hat ja Spaß gemacht, oh warte, nein, nicht wirklich. Aber das Ding da ist riesig, wir können werder drum herumgehen und wir können verdammt nochmal nicht hindurch gehen. Die einzige Richtung in die wir laufen können ist die, aus der wir gekommen sind, und dorthin zurück wollen wir ja nicht. Wie haben's versucht, alles schön und gut, aber jetzt ist es an der Zeit dass wir weiter gehen, nicht wahr?“

Marluxias Augen verengten sich.

„Du schlägst also vor, einen Korridor der Dunkelheit zu benutzen?“

Axel spreizte die Hände.

„Nicht vorschlagen. Das ist das einzige was wir tuen können. Oder willst du dich durch verrottendem Schlamm bis zur Taille quälen? Du wirst danach nicht mehr wie ein Blumenmädchen riechen, das kann ich dir garantieren.“

Marluxia schenkte ihm nur einen kalten, gefährlichen Blick.

„Nicht bis zu Taille.“, wies Lexaeus sie nachdenklich, aber sachlich drauf hin, „Ich kann den Boden nur ein paar Inch unter der Oberfläche fühlen. Wenn wir vorsichtig voranschreiten, können wir vielleicht hindurchgehen, sogar ohne dass uns Wasser in die Stiefel läuft.“
 

Axel starrte ihn an.

„Du machst Witze, oder?“

„Ja, sicherlich, Lexaeus.“ stimmte Vexen ihm zu, den Ausdruck zimperlicher Bestürzung auf seinem schmalen, weiblichen Gesicht. „Du kannst diese Suppe nicht ernsthaft als 'Wasser' bezeichnen! Da sind mehr Kaulquappen und verfaulte Pflanzen drin als Sauerstoffatome.“

„Ich meinte eigentlich das Laufen!“, rief Axel, seine Hände vor Wut in die Luft werfend.

„Seht mal, ich weiß, wir waren alle damit einverstanden zu laufen, aber mal ehrlich Leute, genug ist genug, nicht wahr? Dieses ganze Pfadfindergetue und abenteuerliche durch den Busch schleichen ist einfach nur noch lächerlich, wirklich. Das hat aufgehört Spaß zu machen als ihr, was, sieben wart?“
 

Alle starrten ihn an.

Er atmete tief durch.
 

„Es ist nur... seht, das ist doch alles bescheuert. Wir müssen diesen Scheiß hier nicht mehr machen. Die denken, wir sind tot, wir sind über eine ganze Woche ruhig und unauffällig gewesen – glaubt ihr wirklich, die Organisation oder die Schlüsselträger warten in der Dunkelheit auf uns wenn wir einen lausigen kleinen Korridor öffnen?“

„Möglicherweise nicht.“, gestand Lexaeus ihm zu, „Vermutlich nicht.“

„Richtig!“ Axel strahlte. Es schien so, als würden die anderen ihm wenigstens dieses eine Mal zuhören.

„Dann widerum“, fuhr der große Krieger fort, „könnten sie. Ein Ausrutscher im Moor beschert dir vielleicht ein Paar nasse Füße. Aber wenn du die Dunkelheit falsch einschätzt, wirst du umgebracht.“
 

Es herrschte eine angespannte Stille als über diese Worte eine ganze Weile lang nachgedacht wurde.
 

„Wir müssen weiter gehen.“, murmelte Zexion, dabei durch den Mund atmend.

„Ich will da nicht rein gehen.“, wimmerte Larxene, ihre Stimme so nervtötend schrill wie nur irgendwie möglich.

Vexen schauderte als er Blasen von ungesehenen und besser unbekannt bleibenden Prozessen in der Tiefe an der Oberfläche zerplatzen sah.

„Ich nehme an, es wäre kontraproduktiv jetzt stehen zu bleiben.“, gab er zu, auch wenn sich seine Stimme klar erstickt anhörte.

„Lexaeus hat Recht. Ein kleiner Fehltritt kann uns um Kopf und Kragen bringen. Das hat es schon einmal.“
 

Axel sah sich ungläubig um.
 

„Nein, wisst ihr, was uns wirklich umbringen würde? Der verdammte Treibsand! Leute versinken und sterben an Orten wie diesem! Ich glaube nicht, das Niemande dazu in der lage sind, durch Schlamm zu atmen, oder, Mr. Wissenschaftler? Hätte ich auch nicht gedacht. Ihr könnt da meinetwegen reingehen und euch ertränken, mir soll's egal sein, aber ich haue ab!“
 

Vexen trug ein hasserfülltes Lächeln auf den schmalen Lippen.
 

„Was ist los, Acht? Haben wir Angst nass zu werden?“

„Ich weiß nicht. Hast du Angst dich zu verbrennen?“
 

Es war noch nichteinmal eine wirkliche Drohung gewesen, nur eine kindische Erwiderung, doch Vexen wurde leichenblass und stolperte rückwärts, die Hand automatisch hochgerissen um Eis oder sein Schild oder vielleicht auch beides im Falle einer Attacke zu rufen.

Ich nehme an das ist ein ja. Heh. Gut zu wissen.
 

„Das reicht!“

Lexaeus Stimme war der Donner der Berge, der aufeinander traf. Er war dem Feuer- wie dem Eisbändiger einen strengen Blick zu.

„Wir werden nicht miteinander streiten. Unser aller Leben hängt davon ab.“
 

Er sah zu den anderen.

„Wir sollten endlich weitergehen. Entweder durch das Moor oder durch die Dunkelheit. Wir haben alle dafür abgestimmt, zu Fuß weiter zu gehen, bis es sicher für uns ist, diesen Ort zu verlassen. Es ist noch nicht sicher, desswegen schlage ich vor, dass wir einfach weitergehen. Irgendwelche Einwände?“
 

„Ich will nicht. Trägst du mich, wenn ich müde werde, Lexie...?“, protestierte Larxene mit ihrer unschuldigsten kleinen Mädchen Stimme.

Axel und Marluxia schnaubten synchron, während Zexion der Nymphe einen tödlichen Blick zuwarf.

Lexaeus begengete der spöttischen Bitte in den großen blau-grünen Augen mit seinem gewohnt ausdruckslosen Gesicht.

„Wenn du genug Knochen gebrochen hast, dass wir keine Potions mehr haben, dann ja.“

Larxene kicherte nervös und machte schnell einen kleinen Schritt zurück.

„Ahaha. Ich bin sicher, dass das nicht von Nöten ist. Ich wollte es nur wissen. Vielen Dank.“

Sie warf ihm einen Luftkuss zu, noch immer wie das unschuldige kleine Mädchen lächelnd, dass sie nicht war. Der stille Held ignorierte sie.

„Noch irgendjemand?“

Marluxia warf dem stinkenden Wasser einen Blick vollsten Ekels zu, hielt aber den Mund.
 

Axel zuckte mit den Schultern und trat nach einem feuchten Büschel Gras.

„Ich bin noch immer der Meinung, dass ihr alle Idioten seid. Aber es scheint, dass hier niemand auf mich hören will, also fein. Lasst uns weitergehen und alle im Schleim ertrinken, damit wir das ein für alle mal hinter uns haben.“
 

***
 

Die gute Nachricht war, das Lexaeus Recht gehabt hatte; das schleimige Wasser ging ihnen gerade mal bis zu Hälfte ihrer Stiefel und selbst der Schlamm unter ihnen trug ihr Gewicht ohne jemanden in die Tiefe zu ziehen und ihn eines buchstäblich klebrigen Todes sterben zu lassen. Die schlechte Nachricht war natürlich, dass Lexaeus Recht behalten hatte.

Es war möglich, dieses unangenehme Feuchtgebiet zu Fuß zu durchqueren, was bedeutete, dass sie diese schreckliche Welt nicht allzu schnell verlassen würden.
 

Es war wiklich zweifelhaftes Glück, dass einer der übertrieben vorsichtigsten Leute in der Gruppe ebenfalls der ihnen körperlich am überlegenste war, dachte Axel eingeschnappt. Selbst Marluxia, das arrogante Rindvieh, schien sich nur ungern mit Lexaeus anlegen zu wollen, und so mussten sie alle alles auf die langsamste, vorsichtigste und langweiligste Art und Weise machen, die man sich nur vorstellen konnte.

Wie, zum Beispiel, mühsam durch stinkenden Schlamm zu warten wenn sie einfach and einen schönen und zivilisierten Ort gehen könnten, bevorzugt sonnig und mit einem Überfluss an Nahrung und Wasser und willigen Mädchen. Oder Jungen. Oder Roxas.
 

Er seufzte verbittert.
 

Er hätte seit über einer Woche zurück in Niemals war sein sollen, seinen Auftrag ausgeführt und endlich wieder mit seinem liebsten Partner zusammen sein sollen. Wie gesagt, sollte.

Er hatte immerhin seinen Auftrag peinlichst genau ausgeführt. Kein einziger Verräter war in Castle Oblivion mehr übrig geblieben, und einige der zweifelhaften Fälle hatten sich praktischerweise selbst augelöscht; Larxene, die Sora einmal zu oft auf die Palme gebracht hatte, Lexaeus, der sich mit diesem wütenden Riku-Kind angelegt hatte und Vexen, der sein kleines Experiment in den Sand gesetzt hatte und dann versucht hatte, Roxas an die Guten zu verkaufen (Ich denke, wir werden desswegen noch ein schönes, langes Gespräch haben, alter Mann)
 

Wenn man nur genauer hinsah, fand man überall Verrat. Das könnte einen ehrlichen Mann wirklich runterziehen. Gut, dass er keiner war.
 

Am Ende war das ganze vielleicht ein bisschen aus dem Ruder gelaufen, es war wahrscheinlich nicht wirklich von Nöten gewesen, die Replika auf den unerträglichen, kleinen Bücherwurm zu anzusetzen, doch zu diesem Zeitpunkt hatten die anderen bereits alle verloren, keine unangenehmen Augenzeugen waren übrig geblieben, der Bastard war eh fast schon tot nach seiner Begegnung mit Riku und wer konnte wirklich, ernsthaft erwarten, dass ein tobendes Lauffeuer sich zurückhalten würde, wenn die wunderbare Zerstörung einmal begonnen hatte?
 

Er hatte seine Befehle gehorsam ausgeführt, hatte jeden einzelnen Verräter ausgerottet, auf den er angesetzt worden war und er war, endlich, mehr als dazu bereit nach Niemals war und dem einzigen sympathischen Niemand in seiner Existenz zurück zu kehren. Nicht-Existenz. Was auch immer.
 

Und dann war da diese sehr, sehr schwere Hand auf seiner Schulter gewesen und er drehte sich etwas erschrocken zu einem hoch aufragenden und sehr lebendigen Lexaeus herum, der ihn frage, wo Zexion hingegangen war und das war erst der Anfang seiner Probleme.
 

Er rutschte beinahe auf etwas scheußlichen und unsichtbaren in dem dunklen, trüben Wasser aus und er wünschte sich zum tausendsten Male in dieser Stunde etwas in Brand setzten zu können, nur um ein wenig Frust abzulassen. Die stinkenden Gase um sie herum jedoch rochen einen Tick zu entflammbar um sicher zu sein; während er gelegentlich oder, zugegebenermaßen, doch sehr oft daran dachte, einen seiner unerträglichen Begleiter knusprig zu braten, dabei versehentlich den gesamten Sumpf in die Luft zu sprengen war vermutlich eine ziemlich dumme Idee.
 

***
 

Es ging nur sehr langsam durch den tiefen Schlamm und die verworrenen, verrottenden Wurzeln voran. In Gedanken versunken stieß Axel beinahe mit Marluxia zusammen, als Lexaeus kurz vor ihm stoppte.

„Warum haben wir angehalten?“, hörte man Vexens klägliche Stimme sagen, der die letzten ein oder zwei Stunden damit verbracht hatte, seine jämmerlichen Beschwerden über seine müden, schmerzenden Füße und seinen ruinierten Mantel vor sich hin zu murmeln.
 

Lexaeus ignorierte ihn scheinbar, denn sein Blick ruhte auf dem Areal, dass sich vor ihnen erstreckte, ein Fleck Sumpflandschaft, welcher nicht weniger schrecklicher war als der, den sie den ganzen Nachmittag schon durchkreuzt hatten.

„Ist etwas nicht in Ordnung?“, fragte Marluxia ungeduldig und bahnte sich einen Weg nach vorne, um selber nachzusehen.

Lexeaus zuckte nur kurz mit den Schultern, sah aber ziemlich genervt aus.

„Dort vorne wird es tiefer. Wir müssen zurückgehen und einen Weg drumherum finden.“

Jetzt wo er es erwähnte, sah man, dass das Gebiet, das sich vor ihnen erstreckte wirklich mehr aus Wasser zu bestehen schien und nicht aus feuchten Pflanzen oder Gras oder sterbende Büschen.
 

Axel gab ein tiefes Seufzen von sich.

„Zurück gehen? Auf diese Art werden wir ewig hier festsitzen! Ich dachte du weißt wo wir hingehen!“

Larxene sah wütend aus und stampfte mit ihrem Fuß auf, dass das Wasser nur so spritze.

„Ich hasse das hier! Ich will hier raus und zwar sofort!“

Ihr Gesichtsausdruck und ihre Stimme wurden plötzlich wilder, schrill vor aufkommender Panik.

„Ich stecke fest! Holt ich hier raus!“

Noch nie zuvor war die kleinliche Gruppe so tapfer einer Dame in Not zur Hilfe geeilt; die Erinnerung daran, was passiert war, als sie in den Fluss gefallen war, war noch immer fast spürbar und keiner, der noch einen klaren Verstand besaß, wollte eine Donner-Elementare in Panik ausbrechen sehen, wenn sie bis zu den Knien im Wasser standen.
 

„Hier, Larxene, gib mir deine Hand!“

„Bleib ruhig, Zwölf, wir holen dich da raus, bleib bitte einfach ruhig!“

„Zieh nicht zu stark oder schnell, das wird nur ein Vakuum erzeugen und dich nur noch stärker feststecken lassen!“

„Ein Stock! Wenn wir einen Stock hätten, könnten wir sie vielleicht befreien? Marluxia, kannst du einen Stock machen?“

Mit einem Seufzen und einem Zug unendlicher Geduld, schob Lexaeus die verzweifelt hilfsbereite Meute zur Seite, packte die kleine Frau unter den Armen und hob sie hoch, bis ihre Füße einige Inches über dem schlammigen Wasser baumelten, drehte sich dann um und setzte sie auf einem Fleck relativ stabiler Erde ab.

„Und genau darum habe ich gesagt, dass ihr euch vorsichtig bewegen sollt.“, erklärte er, „Lasst uns weitergehen. Wir wollen immerhin nicht die Nacht hier draußen verbringen.“

„Dankeschön Lex.“, murmelte Larxene brav, was durchaus als ernstgemeinte Entschuldigung durchgegangen wäre, würde man sie nicht als das gefühllose, kleine, sadistische Biest kennen, das sie nun einmal war.
 

Darauf bedacht, vorsichtig zu gehen, machten sie sich auf den Weg.
 

***
 

Die Sonne hing deprimierend tief am Himmel, als sie endlich einen Weg um das tiefe Wasserloch im Herzen der Sumpflandschaft gefunden hatten, das warme Licht ließ Himmel wie Wasser mit einem inneren Feuer glühen, auch wenn Feuer wahrscheinlich nie zuvor so matschig ausgesehen hatte.
 

„Wir werden es nicht mehr bis zur anderen Seite schaffen, bevor die Sonne untergeht, oder?“

Axels Stimme klang matt während er grimmig vor sich hinstapfte. Seine Beine schmerzten von den Strapazen des Kampfes gegen Matsch und Wasser, die bei jedem Schritt an ihm zerrten; es hatte nicht eine Möglichkeit gegeben, eine kleine Pause einzulegene, seit sie das Feuchtgebiet betreten hatten.

„Nein. Wahrscheinlich nicht.“

Marluxia lief noch immer vor ihm und die elegante Stimme des Asassinen klang genauso dumpf wie seine eigene. Mit seinem bis zur Taille mit Schlamm vollgespritzen Mantel und seinen schwulen pinken Haaren, die zu einem heilosen Durcheinander verkommen waren, sah er keineswegs mehr so vornehm aus wie zuvor, auch wenn er es zweifellos noch immer spielte.

Er hatte sich wirklich darauf gefreuen, den Kerl zu töten, diese dummen Blütenblätter endlich in Flammen zu setzen, das eingebildete Grinsen von seinem Gesicht zu wischen und einen kurzen Augenblick der Angst in den arroganten blauen Augen zu erhaschen, bevor es mit ihm zuende ging. Aber dann war Sora aufgetaucht und er hatte auf ihn zählen müssen, diesen Job zu erledigen.

Letzendlich hatte er das auch.
 

Und dann hatte Vexen, ausgerechnet Vexen, gehandelt und diesen Hurensohn wiederbelebt.

Warum war ein Rätsel, es war immerhin kein Geheimnis, dass sich die Herren Vier und Elf mit ganz besonderer Leidenschaft hassten. Dann widerum hatte Vexen auch Larxene zurückgebracht und wenn es einen Niemand gab, denn der Wissenschaftler mehr verabscheute als Marluxia, dann war es die Kaltherzige Nymphe.

Mal im Ernst, worin lag der Sinn all diese Verräter auszulöschen, wenn ein dummer alter Mann sie unüberlegt wieder zurück brachte?
 

Etwas, wozu er nicht nocheinmal fähig sein würde, wenn man seinen Worten während der ersten Tagen in dem Wald glauben konnte. Etwas, was mit den Karten zutun hatte; der gerissene Mistkerl musste sich irgendwie einen Fluchtplan mit Hilfe der Karten ausgedacht haben. Und ausserhalb von Oblivion funktionierten die Karten nicht. Und ohne Karten, keine unerwarteten zweiten Chancen. Gut zu wissen. Nur für den Fall.
 

Er hatte nie Teil dieses dämlichen Unterfangens sein wollen. Alles, was er wollte, war zum Schloss das niemals war zurückzukehren, seinen Auftrag als erledigt zu melden und sein Leben weiter zu leben. Nicht-Leben. Was auch immer.
 

Und jetzt konnte er verdammt noch mal nicht hier weg.

Nein, Sir, ich habe alle Verräter getötet, wie ihr es mir befohlen habt, Sir, aber sie sind wieder auferstanden und getürmt, klang nicht wirklich überzeugend.

Er könnte natürlich lügen, darin war er ziemlich begabt. Aber sollten sich diese Idioten irgendwann doch schnappen lassen, würde er ziemlich tief- na ja, in etwas noch ungemütlicherem stecken als verottende Vegitation und Schlamm, soviel stand fest.
 

Zumindest für den Moment konnte er genauso wenig zurückkehren wie die anderen. Nicht durch sein eigenes Verschulden, aber dennoch...
 

Das große Misstrauen der anderen ihm gegenüber war kein Geheimnis, aber er hatte dafür gesorgt, dass er sich nützlich machte. Vielleicht würde irgendwann die Zeit kommen, an dem sie alle ihre Verteidigung genug für ihn schleifen ließen um...

Nein, Sir, tut mir Leid, Sir, sie haben versucht zu fliehen, Sir, aber ich habe es am Ende geschafft, sie nieder zu strecken, Sir. Kann ich jetzt meinen Roxas haben?

Vielleicht.
 

Dann widerum, wer weiß? Vielleicht fanden sie wirklich einen Weg, wie sie dem Zorn der Organisation entgehen und sich für immer vor ihnen verstecken konnten. Verdammt, sie hatten drei der klügsten Wissenschaftler der Organisation in ihrem Team, vielleicht fanden sie sogar einen eigenen Weg, ihre Herzen wieder zu erlangen und all das.

Sag, Roxas, was hälst du davon, bei mir zu bleiben? Irgendwo, wo es vielleicht ein bisschen lebhafter ist als in Niemals war, weißt du, dir dein Herz zurückgeben ohne das Kingdom Hearts und Sor-... streicht das, dem Jungen einfach sein Herz auf eigene Faust wiederzubeschaffen sollte möglich sein, oder?

Vielleicht.

Der clevere Vexen könnte sich vermutlich etwas einfallen lassen, fleißig wie er war. Er brauchte einfach nur die richtige... Motivation.

Hast du Angst davor dich zu verbrennen?
 

Ja.

Derzeit konnte er nicht viel tun, ausser mit dem Fluß zu schwimmen, mitzumachen und zu sehen, wie die Dinge sich entwickelten.

Heh, langsam, vorsichtig und langweilig. Genau wie Zexion und Lexaeus.
 

***
 

Der Wald verschluckte die untergehende Sonne nun gänzlich und plötzlich war das nebelige Sumpfgebiet in der Tat ziemlich dunkel. Sie alle wurden langsamer, hielten dann an.

„Na toll. Und nun?“

Er konnte Zexions Silhouette kaum in der Dunkelheit ausmachen, eine kleine Form neben der riesigen Gestalt, die Lexaeus war.
 

„Wenn wir in der Dunkelheit weitergehen, brechen wir uns entweder alle die Beine oder ertrinken.“, steuerte er hifreich bei.

„Wir können aber hier nicht rasten.“

Marluxias gereizte Stimme hörte sich leicht entsetzt an bei dem Gedanken im matschigen Wasser zu schlafen. Allerdings hatte der Kerl nicht ganz unrecht, es wäre grässlich, das zu tun.
 

„Tretet alle einen Schritt zurück.“

Lexaeus gleichmäßiges, tiefes Grummeln.

Axel hoppste gehorsam zur Seite; nach Larxenes kleinem Missgeschickt hatten sie gelernt, auf den Stillen Helden zu hören, wenn es um unsicheren Boden ging.
 

Die Erde zitterte, Matsch und Wasser brodelten und spritzen für eine Weile. Gerade als er dachte, den Halt zu verlieren, verstummte das Wackeln und das Wasser wurde wieder ruhig.
 

„Das muss für heute Nacht reichen. Folgt meiner Stimme. Hier ist fester Boden.“
 

Er blinzelte in die Nacht und tastete sich sehr vorsichtig vorwärts, den schmatzenden Geräuschen der Fußstapfen der anderen folgend, innerlich das Sumpfgras und die Unfähgkeit, hier Feuer zu benutzen verfluchend. Plötzlich und nicht ganz schmerzfrei stießen seine Zehen gegen festes Gestein. Eine kleine Insel aus Stein ragte aus dem Wasser, kaum groß genug für alle sechs sich hinzulegen.
 

Er tastete ungläubig auf der harten und vergleichsweise sauberen und trockenen Oberfläche herum.
 

„Du konntest das die ganze Zeit über? Warum hast du uns nicht einfach eine Brücke zur anderen Seite gemacht!“

„Warum hast du das Gebiet nicht ausgetrocknet? Oder Vexen danach gefragt einen Weg hindurch zu eisen? Hier ist nichts, was wir tun könnten und wir sind alle nicht ganz bei Kräften. Sei zufrieden damit oder lass es.“

Merkwürdig wie Lexaeus Stimme im dunkeln auf einmal viel härter und gefährlicher klang. Oder vielleicht war er einfach genervt und an seiner stetige Geduld wurde nun doch etwas gezehrt.
 

„Nein, nein, das ist ok. Wirklich ok. Guter Gedanke.“, verbesserte er sich schnell. Er legte sich hin, fühlte jemand anderes neben ihn leicht zur Seite rücken; in der Dunkelheit hätte das jeder sein können.
 

Es wurde still, abgesehen von einigen verschlafen quarkenden Fröschen und einer ab und an aufkommenden Blase, die an die Wasseroberfläche trat.
 

Er legte seinen Kopf auf die Arme und starrte hinauf in den Himmel, der das erste Mal seit langem nicht mit Zweigen und Blattwerk verdeckt war. Auch wenn der Nebel ihr Licht dämmte, so konnte er doch Sterne dort oben ausmachen, weit entfernte kleine Lichtpunkte, Signal anderer Welten, und plötzlich fühlte er sich ziemlich klein und unbedeutend.
 

Es gab keine Sterne am Himmel von Niemals war.

Die Welt der Organisation war viel zu sehr von der Dunkelheit verborgen als das man auch nur ein Licht der Welten hätte ausfindig machen können.
 

Hey Roxas, hättest du Lust, dir mit mir die Sterne anzusehen? Es gibt so viele Welten da draußen. Wir können uns unsere ganz eigene finden! Ich bring das Eis mit, ok?
 

Ja.

Ja, das könnte funktionieren.
 

Axel schloß die Augen und schlief.

Chapter 011 : Dark Forest - Mad World

Kapitel 011 : Der dunkle Wald – Verrückte Welt
 

Kapitel: 011 – Verrückte Welt

Original Autor: abby_sarajane

Übersetzer: Ange_de_la_Mort

Ort: Der dunkle Wald

Charaktere: Lexaeus (Zexion, Axel, Vexen, Marluxia, Larxene)

Einschätzung/Warnungen: PG-13/Etwas Gewalt

Zusammenfassung: Lexaeus führ an, allerdings nicht ohne Konsequenzen und Introspektionen.
 

Kommentar des Übersetzers: Nun, heute habe ich eine schlechte und zwei gute Nachrichten für euch.
 

Zuerst die schlechte: Inzwischen hinke ich mit der Übersetzung ganze 53 Kapitel hinterher. Ich wusste, dass ich nicht mit dem Tempo des Originals mithalten könnte (weil ich ja sogesehen die Arbeit mache, die die Autorinnen durch 3 geteilt haben) aber langsam macht es sich doch bemerkbar. Ich bitte dafür vielmals um Verzeihung.
 

Aber nun zu den guten Nachrichten!
 

Die erste: Das neue Kapitel ist endlich da!

Die zweite: Ich bekomme nun Unterstützung bei der Übersetzung von der bezaubernden Ange_de_la_Mort, das bedeutet, dass es hoffentlich ab sofort ein klein wenig schneller vorangeht. Und zur Feier des Tages gibt sie mit diesem Kapitel ihr Debüt!
 

Viel Spaß mit dem neuen Kapitel wünschen Ange & Kuro
 

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Lexaeus schlief nicht viel.
 

Er tat es sowieso selten- selbst als Eleaus hatte er sehr wenig geschlafen und den Großteil seiner Zeit der Recherche gewidmet. Als Lexaeus war ihm Schlaf ... unnütz erschienen, unpraktisch, Zeit, die man besser damit verbrachte, etwas zu tun, das ihm half, seine Ziele zu erreichen.
 

Abgesehen davon mochte er es, den Sonnenaufgang zu beobachten. Neben ihm rührte Zexion sich - Ienzo hatte immer lange geschlafen, immer, und Zexion hatte Schlaf genauso sehr genossen wie sein Jemand es getan hatte, was bedeutete, dass Lexaeus immer derjenige war, der das Frühstück zubereitete – und setzte sich langsam und mit einem Ächzen auf.
 

“Ich mag es nicht, auf blankem Stein zu schlafen”, murmelte er, eine Hand gegen seinen Rücken drückend.
 

“Das wird nicht mehr lange nötig sein”, versicherte Lexaeus ihm, den Sumpf überblickend. Dort war eine dunkle Linie am Horizont, die Bäume darstellen könnte ... oder es konnten Wolken sein, Berge, eine ganze Anzahl an Dingen.
 

Wenn es ein anderes Frontensystem war, hatten sie Probleme. Noch mehr Regen würde möglicherweise den gesamten Ort überfluten. Der Untergrund, Tonboden und Torf, war jetzt schon vollgesogen.
 

Sie mussten weiter, nur zur Sicherheit.
 

Er erhob sich langsam, sich streckend und seine Gelenke knacken lassend, brachte Vexen dazu, zusammenzuzucken, als der sich ebenfalls aufsetze.
 

“Müssen wir jetzt gehen?” Larxene zog die Knie an ihre Brust, auf die riesige Ausdehnung an Schlamm und schleimigem Wasser starrend. “…können wir nicht einen Tag bleiben? Uns ausruhen?”
 

“Nein.” Lexaeus drehte sich weg. “Wir gehen, und wir gehen jetzt. Hoch mit euch.”
 

Ehrlich gesagt mochte er es nicht, der Anführer zu sein und die Entscheidungen zu treffen; er tat es, weil er es musste, weil sie niemand anders durch den Sumpf führen konnte. Man musste den anderen sagen, was sie zu tun hatten; das war der einzige Weg, um zu überleben.
 

Und Lexaeus war offensichtlich sehr gut im Überleben.
 

Heh. Nicht so gut wie Vexen.
 

Er ging die ersten paar vorsichtigen Schritte von der Felseninsel hinab, zurück über seine Schulter blickend. Zexion war dicht hinter ihm, den anderen schien es zu widerstreben, ihren winzigen, sicheren Hafen zu verlassen.
 

Mit einem genervten Stirnrunzeln ließ Lexaeus die Insel versinken. Larxene jaulte, klammerte sich schnell an den ersten verfügbaren Körper, welcher sich als Marluxia erwies. Ihr ehemaliger Lord sah nicht sonderlich erfreut aus, fürchtete zweifellos einen Elektroschock.
 

“Hättest uns ruhig warnen können, du Arschloch!!”, keifte Axel, ein wenig schwankend, ehe er sein Gleichgewicht wieder fand.
 

“Wenn sage ‘Wir gehen’, dann meine ich das auch”, sagte Lexaeus mit milder Stimme, als hätte er nicht mehr getan als sie wach geschüttelt. Sich umdrehend begann er, sich seinen Weg gen Westen zu erkämpfen, die Ranken vor sich zur Seite schiebend, während sich die Sonne endgültig am Horizont erhob.
 

***
 

Im Endeffekt war es doppelt günstig, dass Lexaeus sie anführte. Die Baumgrenze, die das Ende des Sumpfes bedeutete, war inzwischen gänzlich sichtbar, was ihnen allen neue Hoffnung und ein wenig zusätzliche Energie verlieh.
 

Und dann rannte Lexaeus mit den Kopf voran in den Elch hinein.
 

Er hatte nicht einmal eine richtige Wanrung bekommen. Im einen Moment wichen sie weit nach Süden aus, um ein Grüppchen ineinander verhedderter Sträucher zu umgehen, welches Marluxia nicht überreden konnte, zurückzuweichen, im nächsten war da eine gigantische Wand aus braunschwarzem Fell vor dem stillen Helden.
 

Er erstarrte sofort, Zexion rannte mit Klatschen einem in seinen Rücken hinein. Der Elch schien sie noch nicht gesehen zu haben, hatte die Schnauze ins schlammige Wasser gesenkt, zog die Wasserpflanzen heraus und aß sie glücklich.
 

“Geh zurück”, hauchte Lexaeus Zexion zu. “Geh langsam zurück, ganz langsam…”
 

Zexion wurde sehr, sehr still und begann, zurückzuweichen, die Augen starr auf Lexaeus und den Elch gerichtet.
 

“Was zum Teufel soll der Stillstand hier?!”, schrie Larxene, ehe Axel ihr eine Hand auf den Mund legte.
 

“Halt’s Maul, du dämliche Schlampe!”, zischte er. “Willst du uns umbringen? Das ist ein verdammter Elch, die Viecher sind unvorhersehbar. Geh einfach mit mir zurück, langsam und vorsichtig, genau dort entlang…” Er ging rückwärts, zog sie mit sich, dämpfte noch immer alle aufgebrachten Geräusche, die sie von sich gab.
 

Lexaeus war dem Rothaarigen seltsamerweise dankbar, was etwas war, das er niemals für möglich gehalten hätte.
 

Wie auch immer, Larxenes Ausbruch war von dem großen Säugetier nicht unbemerkt geblieben. Sein Kopf hob sich, Grasfäden hingen noch immer an seinem Maul. Es starrte Lexaeus direkt an, die braunen Augen unlesbar und vollkommen befremdlich.
 

Der stille Held hielt dem stand, den Blick des Tieres erwidernd, so stillhaltend wie ein Stein, fühlend, wie seine Kameraden hinter ihm zurückwichen. Nach einer angespannten, atemlosen Minute senkte der Elch seinen Blick und fuhr fort, die Pflanzen auszureißen.
 

Mit einem Seufzen beruhigte Lexaeus sich langsam, nahm einen einzigen Schritt rückwärts, als Vorbereitung, sich selbst zurückzuziehen.
 

Er hatte gerade mal eine Sekunde, um zu realisieren, dass der Elch sich bewegte, als der Kopf des Tieres nach oben ruckte und es ihn angriff. Er hatte keine Zeit, um eine Waffe zu beschwören, hatte keine Möglichkeit, mehr zu tun, als das Tier bei den Hörnern zu packen, in einem fruchtlosen Versuch, es am Angreifen zu hindern. Es war stark, unglaublich stark, und zwang ihn zurück und hinab in den dicken, glitschigen Schlamm.
 

Er senkte den Kopf und verlagerte sein Gewicht, im Versuch, sich gegen den Schlamm ein wenig abzustützen, und das Tier drehte den Kopf, schob ihn zur Seite, vom ‚sicheren’ Pfad hinweg. Sein Knie, im Schlamm eingeklemmt, drehte sich um neunzig Grad, ehe sein Fuß herausgezogen wurde. Etwas war gerissen, er war sich nicht ganz sicher, was, und es mit seinem Gewicht zu belasten, war schier unmöglich.
 

Und irgendwie hielt er sich immer noch an seinem Geweih fest.
 

Das ist ... schlecht, glaube ich.
 

Er versuchte, sein gutes Bein unter sich zu bekommen, aber das Biest rammte seinen Kopf in seine Brust hinein, Brustbein und Rippen prellend und seinen Griff brechend. Er wurde zurückgeschleudert, landete mit einem nassen Platsch flach auf dem Rücken im Schlamm.
 

Nach Atem ringend rollte er herum, als er Elch wieder angriff, die riesigen, schweren Hufe verfehlten ihn nur knapp. Mit dem Gesicht nach unten im Schlamm konnte er die Kreatur nicht sehen, und er rollte herum, kratzte sich den Schlamm aus den Augen.
 

Der Elch war zwanzig Fuß[1] entfernt, fraß an diesem neuen Fleck zufrieden das Unkraut.
 

…Ich hasse diesen Ort.
 

Und er hatte weitere dreißig Sekunden, um zu realisieren, dass er einsank.
 

Treibsand. Wie reizend. Axel hatte es gesagt…
 

Es wäre sehr, sehr leicht, sich einfach versinken zu lassen. Er hatte ziemliche Schmerzen, die Rippen waren geprellt, vielleicht gebrochen, sein rechtes Bein verdreht und nutzlos. Er war nicht sicher, ob er hier überhaupt rauskommen konnte.
 

Die anderen waren in der Zwischenzeit sicher entkommen. Wie selbstlos von ihm, sich für das Überleben der Organisation zu opfern. Für Zexions Überleben.
 

Schon wieder. Die Geschichte wiederholt sich. Nur war es dieses Mal ein Elch, kein Junge.
 

Hm. Ich bin mir nicht sicher, was schlimmer ist.
 

Er versuchte, sich zu bewegen, und konnte nicht verhindern, vor Schmerz aufzustöhnen. Der Elch sah auf, musterte ihn, fuhr dann mit dem Essen fort. Die Gefahr, oder für was auch immer das Tier ihn gehalten hatte, war anscheinend gebannt.
 

Lexaeus schloss die Augen. Sie kommen ohne mich niemals aus dem Sumpf heraus.
 

Ich kann Zexion nicht schon wieder im Stich lassen.
 

Mit den Zähnen knirschend rollte er sich auf den Bauch und versuchte sich, aus dem Treibsand zu ziehen. Seine Hand hatte ein Büschel Grass gefunden und er zog sich, Stück für Stück, aus seiner matschigen Falle. Der Elch ignorierte ihn vollkommen, was ihn nur noch mehr aufregte.
 

Du könntest wenigstens noch einmal versuchen, mich anzugreifen. Oder so aussehen, als hättest du es vor. Oder irgendwas. Ich hasse diesen Ort. Ich hasse dich. Und ich rede mit einem Elch. In meinem Kopf. Ich muss hier raus.
 

Zurück auf (etwas) festerem Untergrund lag er lange Zeit still, war aufgrund der stechenden Schmerzen in seiner Brust nicht in der Lage, sich zu rühren. Er hustete und , aufgrund der stechenden Schmerzen in seiner Brust unfähig, sich zu bewegen. Er hustete und räusperte sich, spuckte Blut.
 

Ah. Ein schlechtes Zeichen.
 

Eine Hand schloss sich um den Kragen seines Mantels. “Ich hab ihn!”, zischte jemand - Axel? Er konnte es nicht genau sagen. “Komm schon, wirf es rüber, beeil dich, ich versinke, verdammt!”
 

Ja, Axel.
 

Er stöhnte wieder, als seine Arme angehoben wurden und eine Art Ranke oder Seil um seinen Oberkörper geschlungen wurde. Er hörte, wie jemand Axel zuzischte, dass er vorsichtig sein sollte, dass er schwer verletzt war, und dass er das Seil nicht zu fest ziehen sollte. Axel ignorierte denjenigen, der gerade redete (es war wahrscheinlich Zexion) und schlängelte sich weg von Lexaeus und dem Elch – der immer noch all das ignorierte, was gerade geschah, so, als ob er nie versucht hätte, den stillen Helden zu töten.
 

Nach dem ersten Zug an dem Seil wurde er ohnmächtig und erkämpfte sich Sekunden später den Weg zurück ins Bewusstsein. Alles schrie jetzt vor Schmerzen und Punkte tanzten vor seinen Augen.
 

Hm. Das kommt mir fürchterlich vertraut vor.
 

Hände legten sich auf sein Gesicht, kleine Hände, seine Wangen tätschelnd. “Lexaeus, mach den Mund auf. Mach auf, verflucht!”
 

Ah. Zexion. Mit seinem Bettgefährten war es immer Zuckerbrot und Peitsche. Mit der einen Hand beruhigen, mit der anderen Hand zuschlagen. Er war so unvorhersehbar wie der Elch, manchmal sogar noch mehr.
 

Hätte irgendjemand gefragt, warum Lexaeus noch immer bei dem jungen Niemand blieb, hätte er wohl mit den Schultern gezuckt und gesagt „Gewohnheit”.
 

Es ging tiefer als nur das, da war er sicher.
 

Mund auf, verflucht!”
 

“Geh zur Seite, Zexion!”
 

Kalte Hände legten sich an seinen Kiefer, drückten gegen Druckpunkte (und das tat auch weh, verdammt), zwangen ihn, den Mund zu öffnen. Eine Flüssigkeit wurde prompt in seine Kehle gegossen und er würgte, was seine misshandelte Brust nur noch mehr schmerzen ließ.
 

Es war immer eine ... einzigartige Erfahrung, eine Potion zu trinken, zu fühlen, wie zerrissenes Fleisch und Sehnen und zertrümmerte Knochen wieder zusammenwuchsen.
 

Und es tat weh. Sehr sogar. Stöhnend öffnete er schließlich die Augen, nur um Zexion mit wütendem und besorgten Gesichtausdruck über sich lehnend zu sehen.
 

Die Tatsache, dass sich überhaupt irgendwelche Ausdrücke auf seinem Gesicht zeigten, zeigte an, wie verhältnismäßig nahe Lexaeus einem weiteren Tod gewesen war. Und dieses Mal würde keine von Vexens Karten in der Lage sein, ihn zu retten.
 

Ich muss vorsichtiger sein.
 

“Du musst vorsichtiger sein!” Zexion wiederholte seine Gedanken, ihn am Mantel packend und ein wenig schüttelnd. “Wir können es und nicht leisten, irgendwen zu verlieren!”
 

Lexaeus setzte sich langsam auf, rieb sich die Brust. “Danke”, sagte er sanft, wohl wissend, dass Zexion meinte “wir können es uns nicht leisten, dich zu verlieren” und möglicherweise auch “Ich kann dich nicht schon wieder verlieren”.
 

“Nun, das ist eine Potion weniger”, sagte Axel gedehnt. “Noch dazu unsere einzige Hi-Potion. Klasse gemacht, Großer.”
 

“Warum hast du dann nichts unternommen?” Lexaeus hob eine Augenbraue.
 

“Und damit den ganzen Platz in die Luft jagen? Es war besser, das den ‚Stärksten Mann im Moor’ erledigen zu lassen.” Axel schnaubte. “Sieht allerdings so aus, als hättest du den Titel verloren. Das Ding da hat dir die Scheiße aus dem Leib geprügelt.”
 

“Das ist mir bewusst.” Lexaeus erhob sich langsam und Zexion war sofort da, um zu helfen. Er blickte zu ihm hinab und seine Mundwinkel zuckten ein wenig. “Sehr bewusst.”
 

“Wir müssen sehr vorsichtig sein”, sagte Vexen und pflückte Schlamm von seinem Ärmel, und das auf eine Art, die man nur eine nervöse Angewohnheit nennen konnte. “Ohne Hi.Potions und mit nur einer begrenzten Zahl an Potions gibt es gerade mal eine gewisse Anzahl an Schaden, den wir ertragen können, ehe der Effekt unwiderruflich ist … “
 

“Und wir sterben. Den Part haben wir kapiert, danke.” Larxene verschränkte verächtlich die Arme. “Also sollt keiner irgendwas Dummes tun.” Sie funkelte Lexaeus wieder an, so als wäre es seine Schuld gewesen, dass der Elch angegriffen hatte. “Wie der Knirps gesagt hat, wir können es uns nicht leisten, jemanden zu verlieren. Und nächstes Mal werde ich nicht dafür stimmen, den Idioten zu retten, der’s geschafft hat, verprügelt zu werden.”
 

Zexion konnte nicht dazu verleitet werden, den Köder zu schlucken; er schnaubte nur und schüttelte den Kopf.. “Wir müssen mit dem, was wir haben, sparsam umgehen”, sagte er bestimmt. “Wer weiß, wann wir genügend Materialien finden, um mehr herzustellen?”
 

“Oder ob wir jemals eine Zivilisation erreichen, um welche zu kaufen”, murmelte Axel.
 

Marluxia rollte die Ranke auf, die er dazu überredet hatte, aus dem Sumpf zu wachsen, und schleuderte sie sich über die Schulter. “Wir können jetzt gehen”, sagte er die Stirn in Falten legend. “Je eher, desto besser.”
 

Lexaeus belastete vorsichtig sein rechtes Knie. Es schmerzte entfernt, doch es war nichts, das seine Weiterreise behindern würde.
 

“Wir sind fast da”, sagte er, zur Baumgrenze blickend. “Noch eine Meile bis wir trockenen Boden erreichen.”
 

“Dann lasst uns gehen!” Larxene tanzte auf der Stelle, plötzlich erpicht darauf, weiterzugehen. “Beeilung!”
 

Lexaeus blickte noch einmal hinab zu Zexion, ehe er wieder die Führung übernahm, sich vorsichtig den Weg zu den Bäumen und der relativen Sicherheit des Waldes bahnend.
 

Hinter ihnen fuhr der Elch friedlich fort, zu grasen, ohne Hinweise auf seine vorherige Gewalttätigkeit.
 

***
 

Als sie endlich festen Untergrund erreichten, brach die Nacht schon beinahe herein. Der Sumpf hatte sich, eine Viertelmeile von den Bäumen entfernt, als äußerst heimtückisch erwiesen, und Lexaeus hatte alle seine Fertigkeiten aufbringen müssen, um sie in die Sicherheit zu führen.
 

Larxene hörte nicht auf, sie vorwärts zu drängen, verlangte schrill, dass sie einen richtigen Ort mit richtigem Wasser fänden, ehe sie anhielten.
 

Glücklicherweise erstreckte sich, gerade hinter einer kleinen Erhöhung, ein nett bemessener Gletschersee vor ihnen. Das Wasser war klar und blau, versetzt mit dem schwachen Rosa der untergehenden Sonne. Larxene fiel prompt ins Wasser, aufkreischend, als ihr klar wurde, wie kalt es war.
 

Lexaeus sank dort nieder, wo er gerade stand, zufrieden damit, die anderen vor sich baden zu lassen. Er war erschöpft; sein Knie schmerzte mehr, als er gedacht hatte, und verschiedene Blessuren, die nicht so gravierend waren, als dass die Potion sie geheilt hätte, pochten.
 

Zexion setzte sich mit ihm zusammen, das Haar hing ihm im dreckigen und verschwitzten Gesicht. “Du kannst baden gehen”, sagte Lexaeus, wohl wissend, wie sehr sein kleiner Freund es hasste, auf irgendeine Art schmutzig zu sein. “Ich leiste mir selbst Gesellschaft.”
 

“Lass sie zuerst gehen”, seufzte Zexion, ließ den Kopf ein wenig tiefer hängen. Einzig Vexen schien von der Kälte des Wassers vollkommen unberührt zu bleiben – Axel versuchte vergeblich, es aufzuheizen, während Larxene hinter ein paar Büsche trottete, um alles sauber zu bekommen, schrie den anderen zu, wegzubleiben und ja nicht um selbige Büsche herumzukommen. “Ich bade später in Ruhe.”
 

“Ich begleite dich.” Lexaeus hatte nichts gegen Dreck; er arbeitete mit Erde, und Erde war schließlich Dreck, aber der Mist aus dem Sumpf war durch den Kampf überallhingekommen – und das hasste er.
 

“Danke.” Zexion war nun still, zu erschöpft zum Reden, und Lexaeus setzte sich genau so still.
 

Er wartete darauf, dass Zexion etwas über den Elch sagte, über den Kampf über irgendetwas, doch er sagte nichts. Überhaupt nichts.
 

Um genau zu sein döste er, leicht gegen Lexaeus plumpsend, als Schlaf ihm die Fähigkeit raubte, aufrecht zu sitzen. Seufzend legte der größere Niemand den Arm um ihn, zog ihn ein wenig näher. Ich wünschte, du würdest mit mir reden, Zexion. Wir müssen reden, über viele Dinge. Aber hier gibt es Störungen und die anderen sind da. Ich weiß, du hasst ihre Gegenwart.
 

Mit einem weiteren Seufzen sah er auf, um nachzuschauen, ob die anderen fertig mit Baden waren. Waren sie nicht – Marluxia schrubbte hart genug an seiner Kopfhaut, um sie abzureißen.
 

Er wird eine Weile da drin bleiben, vermute ich.
 

Als er Zexion endlich durch eine sanfte Hand auf dessen Schulter weckte und sich hinab zum See begab, wobei er den Mantel auszog, war Larxene grinsend um eine Kurve gekommen. In den Armen hielt sie viele kleine nagetierähnliche Wesen. “Ich hab ‘nen ganzen Haufen davon gefunden. Die werden vorzüglich schmecken.”
 

“Endlich hast du dich auch nützlich gemacht”, sagte Vexen gedehnt und nahm ihr das Fleisch ab. Sie bespritze ihn mit Wasser und zog ihren durchnässten Mantel an. Als sie zu Lexaeus sah, der ins kalte Wasser watete, gab sie ein kleines, anerkennendes Gurren von sich
 

“Nicht übel”, sagte sie, ihn kurz musternd. “Das Wasser ist kalt ... brauchst du jemanden, der dich aufwärmt?”
 

Zexions Blick war mörderisch, als er seinen eigenen Mantel auszog. Lexaeus watete hinein, bis ihm das Wasser zur Hüfte ging, ehe er antwortete: “Es wäre eine Schande, heute noch mehr Potions zu verschwenden.”
 

Larxene Lippen wurden schmal. “Du verpasst was.” Sie warf ihr Haar über ihre Schulter zurück und watete aus dem kalten Wasser.
 

“Ja, Krankheiten”, murmelte Zexion, während er halb bekleidet in den See watete, um den ruinierten Stoff seiner Hosen zu säubern. Lexaeus lachte nur leise, ein Geräusch, welches dem kleineren Niemand offensichtlich gefiel.
 

Danach badeten sie ebenfalls schweigend. Lexaeus wartete darauf, dass Zexion ... etwas sagte, auch, wenn er nicht genau wusste, was es sein sollte. Ich weiß es, wenn ich es höre.
 

Die Kälte tat seinen Blessuren gut, und als er sich schließlich aus dem Wasser zog, zog er seine halbnasse Hose an, ohne den Mantel anzuziehen. Im Moment war er zu einschränkend, zu schmerzhaft auf seinen geprellten Armen und seiner Brust. Außerdem schien Zexion überhaupt nichts dagegen zu haben.
 

Die meisten der ehemaligen Organisationsmitglieder hatten ihre Mäntel ausbehalten, die einzige Ausnahme stellte Larxene da, und die hatte einen guten Grund. “Ich will nicht, dass ihr Perverslinge mich angafft”, murmelte sie, drehte die Bisamratten an einem Spieß. “Sie sind fast fertig.”
 

“Gut, ich verhungere schon.” Axel rieb die Hände aneinander, das kochende Fleisch in heller Freude beobachtend.
 

“Hier, kau darauf herum, während du wartest.” Marluxia gab ihm eine handvoll Blätter. “Sie sind bitter. Ich fand einen kleinen Flecken Löwenzahn für einen Vorspeisensalat.”
 

Nickend nahm Lexaeus eine Handvoll von ihnen an und vergewisserte sich, dass Zexion ebenfalls davon aß. Wenn wir uns nicht streiten, ist es nicht übel. Wir haben es bis hierhin geschafft. Vielleicht schaffen wir es bis zum Ende.
 

Aber was war das Ende? Wohin gingen sie wirklich? Konnten sie irgendwo hingehen?
 

Würde es jemals ein Ende geben?
 

Das sind Zexions Gedanken. Lexaeus schüttelte über sich selbst den Kopf. Nicht meine. Ich sorge mich um solche Dinge erst, wenn ich gefragt werde.
 

Er aß seine Bisamratte schweigend, lauschte, wie Marluxia und Larxene darüber stritten, welcher Weg am nächsten Morgen zu nehmen wäre. Zexion lehnte sich gegen seine Seite, döste wieder ein, und Lexaeus bewegte sich, legte den Intriganten zärtlich hin und ließ sich wortlos neben ihm nieder.
 

Zum ersten Mal seit Tagen gesättigt, schloss er die Augen und seufzte. Morgen wird besser werden. Und der Tag danach noch besser. Und so wird es weitergehen, bis zu welchem Ende auch immer.
 

Ja. Welches Ende auch immer kommen mag.
 

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[1] ca. 6 Meter
 

Über Kommentare und konstruktive Kritik würden wir uns wie immer sehr freuen!

Chapter 012 : Dark Forest - The Glass Casket

Kapitel 012 : Der dunkle Wald – Der gläserne Sarg
 

Kapitel: 012 – Der gläserne Sarg

Original Autor: chigrima

Übersetzer: Amariyali

Ort: Der dunkle Wald

Charaktere: Marluxia, Vexen, Larxene, Axel, Zexion, Lexaeus

Einschätzung/Warnungen: PG-13/Fluchen

Zusammenfassung: Wo wir einige Dinge finden, die wir nicht erwartet hätten und andere sich nie ändern.
 

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Der See erstreckte sich zu ihrer Rechten, glitzerndes Wasser reflektierte den trüben Himmel über ihnen. Sie waren dem Ufer den ganzen Morgen lang gefolgt. Verglichen mit dem Sumpf war der felsige Strand wirklich ein Segen. Eine frische Brise wehte vom See her und zerstreute den Gestank des Sumpfes über die Hügel. Sanfte Wellen brachen sich an den Steinen. Vögel flogen über ihre Köpfe hinweg, gerade außer Reichweite von Larxenes Kunais.
 

Alles in allem war es ein wunderschöner Tag, der sich im völligen Widerspruch mit Marluxias Laune befand. Zumindest die Gruppe anzuführen war ein kleiner Segen; er musste den anderen nicht dabei zusehen, wie sie hinter ihm hertrotteten. Es war nur eine schwache Illusion von Führung, aber für den Moment musste es genügen.
 

Sie sind alle so bedauerlich töricht. Warum können sie es nicht einsehen? Oh, er konnte die Verbitterung aufgrund seiner… feindlichen Handlungen gegen den ein oder andern durchaus verstehen. Aber es war unumgänglich gewesen! Opfer, die von einem Anführer in Zeiten der Not erbracht werden müssen. Aber jetzt hatten sie sich alle gegen ihn gestellt und reagierten vollkommen übertrieben aus reiner Panik heraus. So würden sie noch ihren eigenen Untergang heraufbeschwören.
 

Er hörte Lexaeus tiefe Stimme und Axels lautstarke Widersprüche hinter sich. Anscheinend hatte der Feuerelementar versucht, Larxenes Haare anzusengen. Wieder einmal. Ein kleiner Anfall von Verärgerung kam für einen kurzen Moment in ihm auf. Er wusste nicht genau, was schlimmer war; dass die anderen sich wie kleine Kinder zankten und auf seine Worte keine Rücksicht nahmen, oder das Lexaeus sie mit einem einfachen Blick zum Schweigen bringen konnte. Idioten.
 

***
 

Sie hatten darüber gestritten, welchem Weg sie nun folgen sollten nachdem der Fluss seinen Lauf in dem dunklen, grauen See beendet hatte. Am Ende hatten sie sich dafür entschieden, weiter am See entlangzugehen in dem törichten Versuch die „Zivilisation“ zu finden, von der Vexen die ganze Zeit sprach. So eine unsinnige Idee. Nach so etwas können wir hier lange suchen. Und doch, es hielt die anderen davon ab, auf Axels Vorschlag einzugehen und sich durch die Dunkelheit zu bewegen. Eine noch viel schlimmere Vorstellung.
 

Manchmal bereitete ihm die Präsenz der anderen in seinen Rücken Unbehagen. Es fühlte sich an, als würden sie allesamt Dolche auf ihn richten. Aber immerhin waren sie hier gut versteckt und außer Reichweite sämtlicher Feinde. Zumindest die Älteren hatten genug Verstand, das zu erkennen. Es war praktisch. Ein strategischer Zug, der im Moment sehr nützlich war.
 

Aber sobald diese Zweckmäßigkeit vorüber war… ein erneutes Grummeln von Lexaeus unterbrach seine Gedankengänge. Die Nummer Fünf war ganz gewiss jemand, der nach ganz besonderer Aufmerksamkeit verlangte.
 

***

Der Weg wurde mühseliger, das feuchte Flachland gab nur noch mehr Wasser frei, das in den See lief. Er knirschte mit den Zähnen und versuchte, den Gestank um sich zu ignorieren. Es war fast genauso schlimm wie gestern. Matsch verteilte sich großzügig auf seinem Mantel und ergänzte die braune Masse um eine weitere Schicht. Zudem schlang sich halb totes Farnkraut um ihre Beine.
 

„Befrei uns von diesem Zeug!“ Larxene zog mit ihren Händen an besagtem Unheil.
 

Marluxia knurrte zurück. „Farnkraut lässt sich nie etwas sagen. Und selbst wenn es das täte, das hier ist tot!“
 

Eine Probe. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er sagen sie wären gekommen um ihn hier auf die Probe zu stellen. Zumindest lenkten die Schwierigkeiten die anderen zufrieden stellend ab.
 

Sie machten eine kleine Pause, als sie den trockenen Boden am anderen Ende erreichten. Der Himmel über ihnen war noch immer bedeckt und ein kühler Wind wehte aus Richtung des Sees. Er saß allein da und beobachtete die anderen, wie sie ihre geschwollenen Füße verarzteten oder vom See tranken. Larxene alberte mit Axel herum; der Zwischenfall von heute Morgen war offensichtlich vergessen. Normalerweise würde er sich zu ihnen gesellen, wenn auch nur, um seine Führung zu bekräftigen. Doch gerade war es klüger, sich diskret zu verhalten, bis sie seine… taktische Abstimmung vergessen hatte. Solange Axel jedoch dabei war, konnte er lange darauf warten. Der Kerl besaß nicht einen Funken Ehre.
 

Ehre. Es war der entscheidende Punkt, der einen Mann von einem Tier unterschied, und er war sich ziemlich sicher, dass er der einzige hier war, der auch nur eine Spur davon besaß. Was sonst hätte Xemnas dazu veranlasst, gerade ihn als Herrscher von Castle Oblivion einzusetzen? Für die, die in der Lage waren, es zu sehen, würde seine wahre Bestimmung immer durchscheinen. Niedrige Leute hatten ein Gewissen, doch ein wahrer Herrscher, ein geborener Führer… nur er hatte die Ehre eines solchen Mannes. Ehre die frei war von Emotionen und Gefühlen, die nur als das perfekte Ziel einer höheren Intelligenz existierte.
 

So intelligent sie auch sein mochten, selbst die Älteren verstanden es nicht. Gestern hatte Zexion ihn undurchdringlich durch seine lächerliche Strähne beobachtet, hatte instinktiv erwartet, das Marluxia sich die Situation zum Vorteil machen würde. Lexaeus war verwundet gewesen, einfach wie eine Stoffpuppe in den Schlamm geworfen. Marluxia hatte für das Verwenden einer Potion gestimmt. Alle hatten das. Doch im Gegensatz zu den anderen, die vor Furcht, Lexaeus, ihren stärksten Mann, ihren fähigen Beschützer, zu verlieren, dafür gestimmt hatten, hatte Marluxia ein viel höheres Ziel. Zexion hatte es nicht verstanden.
 

Eine Potion für eine Potion. Lexaeus geringe Gnade würde ihm bei seiner verdienten Rache nicht im Weg stehen. Er bezweifelte sogar, dass die anderen die tieferen Gründe seines Handelns verstanden, aber das bedeutete nicht, das Marluxia die Konsequenzen ignorieren konnte. Er würde warten, planen und seine Vergeltung ausführen wie eine Kobra; tödlich und eiskalt. Lexaeus würde es nicht einmal bemerken.
 

Eine Art Aufruhr brach zwischen den anderen los. Sah fast danach aus, als ob Larxene mal wieder etwas in die Luft gesprengt hatte. Marluxia versuchte diese Unruhen aus seinem Kopf zu vertreiben; er hatte in letzter Zeit wirklich genug davon. Seine Gedanken wanderten zurück an den Tag zuvor und zu den gemischten Gefühlen von Enttäuschung und Befriedigung, als das Tier Lexaeus niedergeworfen hatte. Für einen Moment war er sich sicher gewesen, man hätte ihn seiner Vergeltung beraubt.
 

Und doch war es im Nachhinein befremdend, dass er einfach nur dagestanden und zugesehen hatte. Ein wirklich ehrenhafter Mann hätte sich dazwischen geworfen um das Opfer seines Grolls zu retten, so dass er später selbst seine verdiente Rache nehmen konnte. Doch die Idee seine Sense zu rufen war ihm nicht einmal in den Sinn gekommen. Ließ er seine Ehre schleifen? Könnte er---
 

Etwas kleiner und hartes traf ihn am Hinterkopf. Überrascht und verärgert drehte er sich um, gerade als ein weiteres Geschoss auf ihn zuflog und ihn direkt zwischen den Augen traf.
 

Pause: In Übereinstimmung mit einer gewissen vor kurzem durchgeführten Abstimmung wurde beschlossen, dass Marluxia nur ein halbes Kapitel bekommt. Wir werden nun den Ereignissen von Mr. Squirrel, dem Eichhörnchen, folgen.
 

Es war kein guter Tag für Mr. Squirrel gewesen. Zuerst hatte Mrs. Squirrel ihn angeschrieen, weil er zu viele Nüsse gegessen hatte. Dann hatte ihn die Eule über das Feld gejagt, bevor er auf einen Baum fliehen konnte. Und nun blockierten sechs große, laute Dinge seinen Weg hinab zu See und warfen Blitze nach ihm. Es war nicht das erste Mal, dass das passierte und Mr. Squirrel wusste, was zu tun war. Es hatte letztes Mal funktioniert.
 

Das schrille Gekreische der kleinen Gelb-pelzigen, deren Ruf so etwas wie „Eeeeesssseennneeeeeesssssssseeeennn!“ war, ignorierend, nahm er die nächstgelegene Nuss und warf sie mit aller Macht gegen den ihm am nächsten gelegenen. Das Resultat war ein befriedigendes, dumpfes Geräusch und ein lautes Jaulen. Ermutig warf er das nächste Geschoss, dieses Mal auf den Pink-pelzigen zielend, der auf einem Stein herumsaß.
 

Ein Blitz versengte den Ast, auf dem er saß. Einsehend, dass Vorsicht besser war als Nachsicht, zog er sich in den Wald zurück. Das Krachen hinter ihm verriet ihm, dass sie sich dazu entschlossen hatten, ihm zu folgen. Nein, das war definitiv kein guter Tag für Mr. Squirrel.
 

***
 

Larxene, durch den Schauer aus Nüssen in Rage versetzt, lief vorhersehbarerweise dem Eichhörnchen hinterher in den Wald. „Bleibst du wohl stehen, du kleine, flohzerbissene Ratte!“
 

Marluxia seufzte gereizt. So sehr mangelte es ihr an Selbstkontrolle. Zexion gab ebenfalls ein genervtes Geräusch von sich und folgte der Nummer Zwölf in das Unterholz. Und da sie nichts Besseres zu tun hatten, begann auch der Rest ihnen schleppend zu folgen. Vielleicht würde es sie wenigstens ein bisschen unterhalten.
 

Die Geräusche der Verfolgung wurden zunehmend lauter, Larxenes gebrüllte Flüche mischten sich mit dem entzürnten Geschnatter des Nagetiers. Schließlich erreichten sie stolpernd eine Lichtung, wo sie Larxene unter einem Baum stehend fanden und sie versuchte, das Vieh zu treffen während dieses fröhlich von einem Ast zum nächsten hüpfte bevor es schlussendlich zwischen den Blättern verschwand.
 

„Komm sofort hierher zurück, damit ich dich töten kann, du verdammtes…!“
 

„Larxene.“ Zexions Stimme brach durch ihre Triade. „Vergiss das Eichhörnchen. Schau dir das hier lieber an.“
 

Die anderen wandten sich an den Intriganten. Er stand in der Mitte der mit Blumen bewachsenen Lichtung und betrachtete einen großen Metalltisch, der über den Blüten herausragte.
 

Marluxia näherte sich dem Tisch und bemerkte erst jetzt die Blütenpracht, die überall auf dem Boden gedieh. Sie sollten das nicht tun… das Jahr ist viel zu weit fortgeschritten dafür. Doch entgegen dieser Tatsache pulsierte das Leben in ihnen als wäre es der wärmste Frühlingstag. Es sandte ein Prickeln durch seine Zehen.
 

Der Tisch war eine massive Platte, anscheinend aus einem Stück aus einer Art gelblichem Metall gefertigt und lang genug, dass ein Mensch darauf flach liegen konnte. Etwas glitzerte auf der Oberfläche. Vexen beugte sich vor und hob ein transparentes und zackiges Stück auf. „Glas.“
 

„Es ist über den ganzen Tisch verstreut.“
 

„Und über den Boden auch.“, meinte Axel und stupste ein Stück mit seinem Fuß an, „Irgendeine Idee, wo das herkommt?“
 

„Ein Glastisch…“ Irgendwie kam ihm das bekannt vor. Wo hatte er das nur schon mal gehört?
 

„Hey, hier steht etwas geschrieben!“ Larxene beugte sich vor und befühlte die Kante des Tisches „Gravierte Buchstaben! Schn… ee… witt… chen. Schneewittchen!“
 

„Schneewittchen. Eine Prinzessin der Herzen, oder irre ich mich?“, wunderte sich Lexaeus.
 

„Ich habe keine Ahnung. Ich habe nicht viel Zeit damit verbracht, dieses spezielle Thema

zu studieren.“ Trotzdem schien Vexen sichtlich fasziniert, so dass er sich sogar freiwillig neben Larxene stellte, um einen genauen Blick darauf zu werfen.
 

„Sie ist eine. Ich erinnere mich, einen Bericht darüber gelesen zu haben.“ Marluxia hob einen weiteren Glassplitter auf. „Glaube Nummer Drei hat ihn geschrieben. Schneewittchen, diejenige, die wegen einer Familienstreitigkeit vergiftet wurde und einige Zeit bewusstlos in einem Glassarg verbracht hat.“
 

„Ein gläserner Sarg? Dieser hier? Sollte das etwa gegen das Koma helfen? Scheint eigentlich nicht sehr angebracht für den Patienten…“ Zexion schloss sich Vexen an und betrachtete nun ebenfalls wissbegierig die Oberfläche.
 

Axel zuckte mit den Schultern. „Vielleicht war es dazu gedacht, sie so zu belassen? Bequem aus dem weg geräumt.“
 

„Dem zufolge, was Nummer Drei herausgefunden hat, wurde sie angeblich für tot gehalten. Die noch lebende Familie praktizierte anscheinend so etwas wie Ahnenverehrung, erhielten ihren Körper zur Anschauung und brachten ihr Opfer da.“
 

„Muss ja ein ganz schöner Aufruhr gewesen sein, als sie wieder aufgewacht ist.“, kicherte Larxene vergnügt.
 

Marluxia lehnte sich vor, um mit der Hand über den Blumenteppich zu streichen. „Die Präsenz einer Prinzessin der Herzen würde zumindest die Blumen erklären.“
 

Die ersten wenigen Regentropfen fielen auf den Tisch und glitzerten neben den Glassplittern wie unzählige falsche Diamanten. Ein kollektives Ächzen war zu hören, als sie ihre Kapuzen aufzogen und die Reißverschlüsse schlossen.
 

„Und nun?“, jammerte Axel fast.
 

„Ist doch klar.“ Der Feuerelementar starrte Marluxia böse an, welcher nur seufzte und deutlicher wurde. „Das hier ist Schneewittchens Grab. Wenn ihre Familie wirklich hier herkam um sie zu besuchen, dann können sie nicht weit weg sein. Da muss irgendwo eine Straße oder ein Weg sein.“
 

***
 

Sie fanden den Weg am anderen Ende der Lichtung. Er war ungewohnt überwuchert. Niemand hatte wohl mehr einen Grund, diesen verzauberten Ort aufzusuchen. Niemand, bis jetzt. Marluxia ging als erster voran, schnellen Schrittes durch den Regen.

Endlich geht es vorran.

Chapter 013 : Dark Forest - The Triumph of Mr. Squirrel

Kapitel 013 : Der dunkle Wald – Der Triumpf des Mr. Squirrel
 

Kapitel: 013 – Der Triumpf des Mr. Squirrel

Original Autor: chgrima

Übersetzer: Amariyali

Ort: Der dunkle Wald

Charaktere: Mr. Squirrel, Mrs. Squirrel

Einschätzung/Warnungen: Keine

Zusammenfassung: Ein Held kehrt nach Haus zurück.
 

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Mr. Squirrel kam gerade rechtzeitig nach Hause, um den ersten Regentropfen zu entgehen. Seine bessere Hälfte schenkte ihm einen strengen Blick, der ihm versicherte, dass sie sich noch genau an heute Morgen erinnern konnte, doch dann erblickte sie seinen angesengten Schwanz. Ihre Augen weiteten sich vor Schock. Mr. Squirrle hat sich nicht unterkriegen lassen. Wunden des Kampfes!

Mit viel Geschnatter und einer Vielzahl von Armbewegungen erzählte er ihr die Geschichte der sechs – sechs! - bösen Stiefmütter, die er am Ufer des Sees getroffen und mit nichts weiter als mit seiner Schafsinnigkeit und seinem starken rechten Arm besiegt hatte. Weibliche Eichhörnchen liebten so ein Zeug. Sie waren groß und schwarz und jede war hässlicher gewesen als die von vor ein paar Jahren. Aber er hatte sie in die Flucht geschlagen!

Wie erwartet strahlten ihre Augen vor Bewunderung. Bevor er es sich versehen konnte, hatte sie ihn in einen Stapel Nüsse gesetzt und seinen verletzten Schwanz auf ein Kissen aus weichem Moos gebettet. Oh ja, der Tag wurde definitiv besser für Mr. Squirrel.

Chapter 014 : Dark Forest - Road's End.

Kapitel 014 : Der dunkle Wald - Das Ende der Straße
 

Kapitel: 014: Der dunkle Wald - Das Ende der Straße

Original Autor: silvestris

Übersetzer: Ange_de_la_Mort

Ort: Der dunkle Wald

Charaktere: Axel, Vexen, Zexion, Marluxia, Larxene, Lexaeus

Einschätzung/Warnungen: PG-13/ein Hauch von obszöner Sprache

Zusammenfassung: Im Dunkelheit der Nacht werden gewisse Dinge gefunden. Das mag die Abtrünnigen betreffen oder auch nicht.
 

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Das Zwielicht brach früh über sie herein, dabei wurde der Dämmerung von den dunklen, bedrohlichen Wolken geholfen, die sich über ihren Köpfen sammelten.

Normalerweise hätten sie ihr Lager aufgeschlagen, sobald der Abend hereinbrach, doch den richtigen Weg gefunden zu haben, verlieh ihnen die Hoffnung, auch noch einen trockenen und möglicherweise sogar warmen Platz zu finden, an welchem sie die Nacht verbringen könnten; und so gingen sie stur weiter. Niemandem stand der Sinn danach, im steten Regen schlafen zu müssen.
 

***
 

Nachdem er sich einmal zu oft die Zehen an einer hervorragenden Wurzel oder einem Stein angeschlagen hatte, fluchte Axel laut. Seine Hände hebend beschwor er seine Chakren; lodernde Kreise auf Feuer zersprangen aus seinen Handflächen in feste Gestalt, um den Weg zu erleuchten.

Da er durch die plötzliche Helligkeit ein wenig schielte, dauerte es eine Sekunde oder zwei, bis er realisierte, dass die fünf anderen Niemande alle ihre Waffen umklammerten und auf ihn richteten, ihn finster anblickten, eine Mischung aus Schock und Wut war klar auf ihren Gesichtern zu erkennen. Er blinzelte, dann kräuselte er die Lippen ein wenig, achtete jedoch darauf, sehr still zu stehen.

„Nur für das Licht, okay? Verdammt, ein Glück, dass ihr nicht alle paranoid seid oder sowas.“
 

Vexens Augen waren schmal vor Hass, doch das flackernde Licht, das sich in ihnen spiegelte, gab ihnen einen wilden, beinahe panischen Ausdruck.

„Wenn wir dir misstrauen, dann aus gutem Grund, Verräter!“, spuckte er aus.

„Korrekt“, murmelte Zexion, ließ den riesigen schwarzen Wälzer in seinen Armen nur zögerlich in die Dunkelheit zurück versinken.

Marluxia rümpfte verachtend die Nase und senkte seine Sense.

„Es wäre … weise, denke ich, eine Warnung auszusprechen, solltest du das noch einmal tun wollen. Es wäre nur zu unglücklich, würden wir alle dich aus Versehen umbringen.“

Larxene grinste einfach nur und ließ ihr Kunai verschwinden.

„Clever gemacht, Arschloch.“

„Ja, ja, okay. Ihr wollt im Dunkeln herumlatschen, dann latschen wir im Dunkeln herum. Gebt einfach nur nicht mir die Schuld, wenn Lex wieder mal in irgendwas Großen reinläuft, das uns alle töten will.“

Sie warfen ihm böse Blicke zu, doch die greifbare Stille war Beweis genug dafür, dass er Recht hatte.

Die letzten Waffen lösten sich in der Finsternis auf, doch der Ausdruck auf den Gesichtern der anderen machte sehr deutlich, dass sie jederzeit wieder gerufen werden konnten, sollte es nötig sein.
 

Marluxia gab ihm das widerwärtigste Lächeln, das er – soweit er sich erinnerte – jemals auf den Lippen des Mannes gesehen hatte, und trat einen halben Schritt zur Seite, vollführte eine schmale, einladende Geste.

„Da du so großzügig warst, uns den Pfad zu erleuchten, wäre es wohl das Weiseste für dich, ganz vorne zu gehen.“

Wo wir dich alle sehen können.

Die unausgesprochenen Worte hingen hart und greifbar in der Luft.
 

Er zuckte mit den Schultern und grinste halbherzig.

„Klar, was auch immer. Ich hatte sowieso keine Lust mehr darauf, deinen rosanen Kopf ständig vor mir zu sehen.“

Selbst im Halbdunkel konnte er erkennen, wie die Augen des Assassinen dunkel und kalt wurden.

Er schob den größeren Mann zur Seite, hob seine flammenden Waffen ein wenig. Ihr Feuer zischte und knirschte launisch im Regen. Immerhin konnte er die matschige Straße jetzt richtig sehen und der Fülle an Wurzeln, Steinen und Wasserpfützen, die mit jeder Minute an Tiefe gewannen, vermeiden.
 

Dem Glanz des Feuerscheins folgend, trieben sie weiter voran.
 

***
 

Jedes Mal, wenn sie bereit waren, in dieser Nacht aufzugeben, schlüpfte ein winziges, verlockendes Zeichen menschlicher Präsens durch die Dunkelheit, um sie anzutreiben: eine Brücke, ein unlesbares, verwittertes Schild an einer Kreuzung, zurückgelassene Laternen, die einsam an einem Baum hingen.
 

Der Regen hatte den Donner zur Verstärkung gerufen; noch einzig ein bedrohliches Grollen am Horizont, doch die Art, wie der Regen beständig zunahm, war ein sicheres Zeichen dafür, dass die Nacht noch schlimmer werden würde, ehe sie sich besserte.
 

In solchen Momenten, dachte Zexion bitter, konnte man nicht anders als sich wundern, ob es nicht einfach besser wäre, aufzugeben. Aufzugeben und zu der gesegneten kaum-vorhandenseinkeit ihrer Welt, die niemals war, zurückzukehren.

Xemnas und die anderen mochten … verärgert sein, ja, aber sicherlich konnte welch symbolische Strafe sie auch immer erwarten mochte nicht schlimmer werden als in diesem miserablen Höllenloch, dieser minderwertigen Entschuldigung einer Welt gestrandet zu sein, oder?
 

Natürlich konnte sie das, und das wusste er nur zu gut.

Immerhin war der Regen nicht tödlich, die Kälte nicht grausam richtend, und der Schlamm führte nicht peinlich genau selbstgerechte Rache für törichte Fehler aus, auch wenn man zeitweise geneigt war, genau das zu glauben.
 

Donner grollte wieder, dieses Mal näher, als wäre er erpicht darauf, ihn eines bessern zu belehren.
 

Weiter vorne jammerte Axel gerade, wie sehr es seine Arme ermüdete, nun schon mehrere Meilen mit erhobenen Händen herumzulaufen und die flammenden Kreise hoch zu halten. Marluxia schien allzu glücklich darüber, ihn zum Weitergehen zu ermuntern, erklärte ihm die Pflichten eines Anführers und die Tatsache, dass die Unbequemlichkeit des einen für das Wohlbefinden der Mehrheit ein nötiges Opfer war. Der gefallene Lord schien das Konzept der Demokratie manchmal mit auffallendem Enthusiasmus zu gebrauchen, wie Zexion bemerkte. Zumindest dann, wann immer er die Chance hatte, einen anderen leiden zu lassen.

Idioten.

Dann allerdings … falls irgendwer es verdiente, Marluxias kleinkarierte, nachtragende Bösartigkeit ertragen zu dürfen, so war es eindeutig Axel.
 

Am Ende ihrer Reihe war Vexen dabei, eine genauso erbärmliche und ziemlich endlose Tirade über den beleidigenden Regen, seine schmerzenden Füße und seine unerträglichen Reisegenossen zu wimmern. Diese spezielle Plage war in der Zwischenzeit aber so gleichmäßig geworden, dass Zexion sie ausblenden konnte, ohne überhaupt darüber nachdenken zu müssen.

Nun ja. Ein paar Idioten, ein paar Narren.
 

Der Regen war so dicht und ihre Laune so niedergeschlagen, dass sie einige Momente ungläubig und verständnislos auf die Hütte starrten, die sich ein wenig weiter vorn befand, ehe sie überhaupt begriffen, was sie da sahen.
 

***

Es war ein sehr kleines Haus, das bemerkten sie, als sie näher kamen, klein selbst für bäuerliche Verhältnisse, so, als wäre es in einem gänzlich anderem Maßstab erbaut. Die Vordertür reichte Lexaeus gerade mal bis zu Hüfte,

„Glaubt ihr, wir können reingehen?“, flüsterte Axel und versuchte durch ein Fenster zu lugen. Die Hütte war still und dunkel, scheinbar verlassen.

Ich werd's auf alle Fälle!“, fauchte Larxene. „Ich werd' den Teufel tun und im Schlamm schlafen, wenn da ein nettes, trockenes Plätzchen direkt vor unseren Augen liegt.“

„Wir wissen nicht, ob jemand darin ist“, zeigte Vexen auf, auch wenn er mehr als nur willig erschien, sich überreden zu lassen.

„Schlecht für die. Glaubst du wirklich, wir sechs können uns nicht darum kümmern, wenn uns was auch immer in einer Nacht wie der hier im Regen stehen lassen will?“, spottete Larxene und drückte die Türklinke herunter. Die Tür war nicht verschlossen.

„Ich meine, selbst Vexen kann halbwegs hart zuschlagen, wenn er angepisst genug ist, und klein Zexion kann … keine Ahnung, unheimlich sein.“

Sich unter dem Türrahmen hindurch duckend, verschwand sie in der Düsternis.

Die anderen tauschten einen Blick aus.
 

„Sie hat Recht.“ Marluxia zuckte mit den Schultern. „Außerdem kann eine Kreatur, die so klein ist, keine große Gefahr darstellen.“

„Tzä. Urteile nicht so vorschnell. Größe ist nicht alles“, höhnte Zexion, den Larxenes Kommentar offensichtlich getroffen hatte. Axel kicherte.

„Und das von dem Typen, der mit Lexaeus fickt? Ha, wie scheinheilig!“
 

Der rothaarige ließ den wütenden Zexion im Regen stehen und verkroch sich schnell in die Hütte, ehe der große Niemand, um den es ging, es für gut hielt, ihn für seine Frechheit entzwei zu brechen.
 

***

Es sollte einem Mann nicht möglich sein, auf Händen und Knien durch eine Tür zu kriechen und dabei seine Würde zu behalten, doch Lexaeus schaffte es.

Sobald man der winzigen Tür vorbeigekommen war, erschien der Hauptraum groß genug, geräumig und mit einer hohen Decke. Ein einziger resignierter Blick jedoch und er erkannte, dass jegliche Möbel für seine Größe so ungeeignet waren wie die Tür selbst, und so seufzte er leicht und schob einen Stapel an Töpfen, Pfannen und Holzscheiten zur Seite, um sich auf dem Boden in der Nähe der kalten Feuerstelle niederzulassen.
 

Ein von ihm übersehenes Stück Stein bohrte sich in die schmalste Stelle seines Rückens und er schlug es gereizt zur Seite, stutzte dann jedoch und schenkte dem unverschämten Ding einen zweiten, nachdenklicheren Blick. Gewisse Mineralien konnten doch wahrlich interessante kleine Dinger sein.
 

Glücklich darüber, dem Regen entkommen zu sein, schwärmten sie alle aus, um ihren unerwarteten und doch sehr willkommenen Hafen unter die Lupe zu nehmen.
 

„Hier oben ist keiner“, berichtete Larxene, als sie eine Tür oberhalb einer ausführlich geschnitzten Treppe verließ. „Gibt hier aber mehrere Betten. Aber ganz kleine. Von euch großen Jungs passt da keiner rein,“

„Siehste?“, flötete Axel und gab Zexion einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter. „Manchmal ist es gut, winzig zu sein!“ Es gelang dem kleineren Niemand nicht, nach diesem unerwarteten Schlag die Balance zu behalten. So warf er dem grinsenden Mann nur einen Blick zu, der töten konnte, und knurrte zwischen zusammengebissenen Zähnen.

„Ich schwöre dir, Axel, wenn du das Thema nicht jetzt sofort fallen lässt, dann werde ich ...“

Ehe der Feuermagier die Chance hatte, darauf etwas möglicherweise Fatales zu sagen, erschütterte ein lauter Donnerschlag die Hütte, ließ seine Worte darin untergehen.
 

„Der war nah“, merkte Larxene an, während sie die Treppe herunterkam, um sich dem Rest von ihnen im Hauptraum anzuschließen. „Gut, dass wir den Ort hier gefunden haben. Der Sturm ist ein ziemlich fieser. Selbst ich würde heute Nacht nicht draußen sein wollen.“

Einen Stuhl, auf den gerade mal ein Kind passen würde, mit dem Fuß zur Seite schiebend, setzte sich Marluxia auf eine freie Ecke des ansonsten recht unaufgeräumten Tisches. Er lächelte minutiös.

„Die gute Nachricht, meine liebe Larxene, ist, dass du das nicht müssen wirst. Wir bleiben heute Nacht hier. Je nachdem, wie sich das Wetter verhält, sehen wir morgen weiter, ob wir zu noch besseren Unterkünften aufbrechen. Wenn auch sonst nichts, zumindest ein paar brauchbare Utensilien werden wir hier mitnehmen können.“
 

Es war wohl das beste Beispiel der momentanen matten Zufriedenheit der anderen, dass niemand auch nur versuchte, die hartnäckige Illusion der Führung aus dem Mann heraus zu prügeln. Außerdem war es, zugegebenermaßen, keine schlechte Idee.
 

Da er scheinbar verstanden hatte, wie sehr es in seinem zukünftigen Interesse liegen würde, den früheren Mangel an Respekt dadurch auszugleichen, indem er sich nützlich machte, rückte Axel zu Lexaeus an die Feuerstelle heran und grinste freundlich.
 

„Du siehst furchtbar kalt und nass aus, Lexaeus. Wie wäre es, wenn wir ein Feuerchen anzünden?“

Der Stille Held schenkte ihm einen konstanten Blick – der so lange andauerte, dass Axel das Bestreben, sich darunter zu winden, bekämpfen musste –, ehe er schließlich ein knappes, zustimmendes Nicken verlauten ließ.

„Fackel den Platz hier bloß nicht ab!“, murmelte Vexen von der anderen Seite des Raumen aus, doch selbst der Frostige Gelehrte sah nass und unglücklich genug aus, um den Gedanken an ein wenig Wärme zu befürworten.

Den Rothaarigen anfukelnd – er war eben niemand, der schnell aufhörte, nachtragend zu sein – holte Zexion einen der kleinen Stühle und schloss sich Lexaeus an der Feuerstelle an.
 

„Ich verhungere. Hat irgendwer den Platz nach Essen abgesucht?“, fragte Larxene und rieb ihren knurrenden Magen.

„Tu du es doch“, schlug Marluxia großzügig vor und erntete einen vielsagenden Blick.

„Fein. Also suche ich das Essen und du kochst, räumst ab und spülst das Geschirr?“

Arrogant mochte der Assassine sein, dumm jedoch nicht. Er erhob sich von seinem Sitz und schenkte ihr ein besänftigendes Halblächeln.
 

„Weißt du, vielleicht sollte ich dir beim Suchen helfen.“

„Ich dachte mir, dass du das wollen würdest.“ Sie lächelte süßlich und formte stumm die Worte 'Chauvinistenschwein', als er ihr den Rücken zudrehte.
 

***
 

Mit einem – für das misstrauische Team – erstaunlichen Maße an Kooperation, dauerte es nur eine halbe Stunde, bis sie sich um den aufgeräumten Tisch versammelten, um eine ein wenig wässrige, aber immerhin warme und gar nicht so schlecht schmeckende Suppe zu genießen, die sie aus all dem Essbaren, das sie in den Küchenschränken gefunden hatten, zusammengebraut hatten. Die Stühle wurden sogar für Larxene und Zexion als zu klein befunden, und sie alle hatten beschlossen, sich auf den Boden zu setzen.
 

Ein Feuer brannte hell in der Feuerstelle, verbreitete wundervolle Wärme, und nach dem Regen, dem Laufen und der ungewohnten Abwesenheit von Nahrung war die Stille, die ihrem Mahl folgte, schläfrig und zufrieden, anstatt wie sonst angespannt und argwöhnisch.
 

„Heh. Wisst ihr, ich dachte vorhin echt, ich wäre erledigt.“ Axel kicherte müde, hatte sich halb auf den Tisch gelegt und amüsierte sich damit, die Kerzen Rauchringe ausstoßen zu lassen; zerbrechliche kleine Schemen, die in die Düsternis unter der Decke drifteten.

„Ihr habt so ausgesehen, als würdet ihr mich auf der Stelle umbringen.“

„Oh Axel, es wäre eine furchtbare Sache, wenn wir dich durch ein solches Missgeschick verloren hätten“, sagte Marluxia betrübt. „Zumindest hoffe ich, wenn die Zeit dazu gekommen ist, in der Lage zu sein, dich absichtlich und quälend langsam für deinen Verrat an mir umzubringen.“
 

Der Feuermagier grinste.

„Gleichfalls. Du hast ja keine Ahnung, wie enttäuscht ich war, als du dich hinter Sora und Naminé versteckt hast, als ich gekommen bin, um dich zu erledigen. Sogar Vexen und Zexion hatten in ihren letzten Momenten mehr Rückgrat bewiesen.“

Vexen zischte und schüttelte seinen Kopf vor Ekel.

„Bereitet es euch eine Art von perverser Freude, über solche Sachen zu reden?“

Axel breitete die Arme weit aus und blickte unschuldig drein.

„Was denn? Das war gewissermaßen ein Kompliment!“
 

„Der Tod ist wirklich nicht lustig“, meinte Larxene nachdenklich und erhitzte die Spitze eines ihrer Kunai über einer Kerze, um kleine Muster in die Tischplatte zu ritzen. „Zumindest, wenn man ihn selbst erlebt.“

Sie starrte wehmütig und mit großen, unlesbaren Augen in das Kerzenlicht.

„Wisst ihr, das Leben ist wirklich ein kurzes und wertvolles Ding. Und einfach so kann es vorbei sein. So viele Chancen für immer verloren.“

Die anderen fünf um den Tisch versammelten Niemande starrten ungläubig angesichts dieses Ausbruchs an existentialistischer Philosophie seitens der jungen Frau. Sie seufzte.

„Ich denke, ab sofort verbringe ich mehr Zeit mit dem Folter-Part, [/]bevor ich die Leute umbringe. Schließlich kann man sie nicht mehr verletzen, wenn sie tot sind. So viele Chancen für immer verloren.“

Vexen vollführte eine Geste der schieren Verzweiflung, ehe er sein Gesicht in den Händen verbarg.

„Barbaren! Ihr alle!“
 

Zexion stützte sein Kinn auf seine gefalteten Finger.

„Dass wir alle zur Kooperation gezwungen sind, ist bei weitem keine ideale Situation. Dennoch müssen wir, fürchte ich,unsere Differenzen zumindest zeitweise beiseite legen, wenn wir überleben wollen.“

„Ja, Zexion. Das wissen wir“, sagte Larxene geduldig. „Darüber haben wir uns schon im Wald unterhalten. Erinnerst du dich?“

Dem Intriganten war sie nicht einmal ein Seitenblick wert.

„Ich meinte damit nicht nur Toleranz für die Präsenz der jeweils anderen. Wir müssen ...“ Er machte eine Pause, so als würde sich davor ekeln, die Worte über seine Lippen kommen zu lassen. „Wir müssen aktiv nach Kooperation und gegenseitiger Unterstützung innerhalb der Gruppe sorgen. Das bedeutet, wir müssen uns gegenseitig helfen“, erklärte er herablassend.
 

„'All unsere Anlagen ausnutzen und nicht nur die einfache Strenge eines Individuums'?“, fragte Marluxia; in seiner sonst so verletzenden Stimme schwang eine seltsame Tiefe mit.

Lexaeus schenkte ihm einen unlesbaren Blick.

„Ja. Immerhin haben wir das in Krisenzeiten bereits getan, falls es dir aufgefallen ist. Wir haben es bereits geschafft, zwei Wochen in einer fremden und alles andere als einladenden Welt zu überleben. Wir haben eine anstrengende Landschaft durchquert, eine Anzahl von Hindernissen überwunden und nicht einmal jemanden zurückgelassen. Als Larxene in den Sümpfen stecken blieb und als ich verletzt war, kam jeder zusammen, um zu helfen, ohne darüber nachzudenken.“
 

Es folgte eine dichte, peinliche Stille.
 

„Lexaeus.“ Larxene sprach mit unüblicher Stimme, obgleich ein spöttishes Lächeln ihre Mundwinkel umspielte. „Keiner von uns hat auf die anderen aufgepasst. Wir haben einfach nur unsere eigenen Ärsche gerettet.“
 

Der Blick, den der große Mann ihr zuwarf, war zeitlos. Er drückte all die Geduld einer überaus ermüdeten Gottheit aus, die mit ihren Verehren konfrontiert wurde und ihnen erklären musste, warum es eine schlechte Idee war, ihre eigenen Füße in Brand zu stecken.
 

„Ja, Larxene“, erwiderte er mit ewiger Duldsamkeit. „Ich weiß. Das sagte ich doch gerade. Wenn wir uns freiwillig gegenseitig helfen, und zwar nicht nur, wenn es dringend notwendig ist, dann werden wir – wie du es so schön sagtest – auf lange Sicht hin unsere eigenen Ärsche retten.“

Er sah sich um und seufzte tief.
 

„Glaubt irgendeiner von euch wirklich, dass ich auch nur ein bisschen lieber hier bin als der Rest von euch? Dass Zexion es ist? Glaubt ihr, einer von uns hätte euch geholfen, euch angeführt oder auf euch aufgepasst, weil wir euch mögen? Marluxia, Larxene: Euer Verrat hat uns letztendlich alle ruiniert. Axel hat jeden sogar zweimal verraten und zum Schluss sogar Zexion zu töten versucht.“

Mit dem düsteren Blick des riesigen Mannes bedacht zu werden, war wirklich unkomfortabel, wie Axel prompt herausfand.

„Selbst du, Vexen, hast dich zum Schluss eingemischt und uns verraten.“

Der blasse Wissenschaftler vollführte eine protestierende Geste, begann zu sprechen, doch brach sofort wider ab, als er mit dem Blick konfrontiert wurde.
 

„Dennoch“, fuhr Lexaeus fort. „Dennoch hat Zexion jede wache Sekunde damit verbracht, über uns zu wachen und uns zu warnen, falls unsere Feinde uns finden sollten. Ich habe jedem von euch auf unserem Zug durch den Wald geholfen. Nicht, weil wir irgendwelche freundschaftlichen Gefühle für euch hegen würden, wenn wir es könnten, sondern weil wir erkannt haben, wie wichtig es ist, zusammenzuarbeiten. Vielleicht ist es an der Zeit für euch, aufzuhören, euch untereinander zu bekriegen und das Gleiche zu tun.“
 

Der Stille Held sprach normalerweise nicht so viel, doch wenn er tat, dann weil er etwas Essentielles zu sagen hatte.

Die Stille, die auf seine Worte folgte, wurde nur von dem Knistern des Feuers unterbrochen.
 

„Das sagte ich auch schon“, meinte Marluxia ruhig. „Mehrmals. Keiner hat darauf gehört.“
 

„Nun … “ Axel zuckte mit den Schultern. „Das liegt daran, dass du es gesagt hattest.“
 

Larxene lehnte sich auf ihren Händen zurück und sah aus dem Fenster, das flackernde, weiße Licht der Blitze ließ ihr Gesicht älter und schärfer wirken als es gewöhnlich erschien.

„Glaubt ihr … Glaubt einer von euch, wir könnten es wirklich schaffen.“
 

Zexion zuckte mit den Schultern.

„Möglicherweise. Ich zweifelte ehrlich gesagt daran, dass wir die ersten Tage überleben würden. Jeder Tag, den wir leben, verändert die Statistik zu unseren Gunsten.“

Axel streckte sich und kratzte sich am Hals.

„Versuchen, durchzukommen, ist besser als die Alternative, stimmt's? Auch wenn das heißt, dass ich mich mit euch herumschlagen muss.“
 

Vexen sah zur Seite,verschränkte die Arme vor der Brust. Das schmale Gesicht wurde von dem flackernden Licht ausgemergelter gezeichnet als je zuvor.

„Wir müssen es nicht mögen“, sagte er mit schwacher Resignation. „Aber es ist unsere einige Chance.“
 

Larxene grinste und öffnete den Mund, wahrscheinlich um eine Beleidigung auszusprechen, doch sie stoppte und drehte sich zum Fenster.

„Da draußen ist etwas!“
 

In der plötzlichen Stille erschien das Prasseln des Regens auf einmal viel lauter als zuvor, das Brüllen des Donners beinahe wie eine körperliche Macht. Nur Dunkelheit konnte draußen gesehen werden, Dunkelheit und die Regentropfen, die die Fensterschreiben herab rannen und vom Kerzenlicht erleuchtet wurden.
 

„Zexion?“, zischte Vexen, starr wie eine Statue „Kannst du einen Geruch wahrnehmen? Wer ist es?“

Der junge Mann schloss die Augen, hob dann frustriert eine Braue.

„Ich kann nichts klar erkennen“, flüsterte er zurück. „Nicht bei so vielen neuen Gerüchen. Nicht durch den Regen.“
 

Marluxia erhob langsam die Hände, so, als wollte er seine Sense beschwören, doch Zexion vollbrachte eine knappe, scharfe Geste,

„Keiner benutzt die Dunkelheit! Wenn es die Organisation ist, würde es uns verraten!“

Noch immer war die Nacht grausam dunkel und die Wellen des Donners mokierend fern.

Dann – schließlich – schlug ein Blitz ein, das blendende Licht enthüllte die schwarzen, verzerrten Schatten der sieben verhüllten Gestalten die noch draußen waren, und doch schon zu nahe, viel zu nahe.
 

Die Organisation war gekommen.
 

In der folgenden Dunkelheit brach die Panik aus.

Die Niemande sprangen auf, warfen Stühle und Kerzenleuchter um, rannten sich beinahe gegenseitig über den Haufen.
 

Lauft!“, schrie Marluxia, dessen Kommando zumindest diesmal nicht infrage gestellt wurde. „Schnappt euch, was immer ihr gerade haltet und lauft!“
 

Irgendjemand – niemand war sich ganz sicher, wer genau – öffnete ein summendes Portal zu den dunklen Korridoren, noch als der Blitz wieder einschlug.

Ohne noch einen letzten Blick zurück zu werfen, stürzten sie alle hindurch, die Beute rannte verzweifelt vor dem Raubtier davon, schloss schnell das Portal hinter sich, als sie floh.
 

***
 

„Wisst ihr“, sagte Larxene nachdenklich, als sie schließlich wieder zu Atem kamen; umrundet von dunklen, nassen Ziegelwänden in der Finsternis, die genauso solide und regnerisch war wie die, die sie zurückgelassen hatten.

„Ich glaube nicht, dass es die Organisation war. Ich … kann mir nur schwer vorstellen, wie Xemnas 'Hi-Ho' singt.“

„Es könnte dennoch sein.“ Vexen keuchte, lehnte sich gegen die nächste Wand, hatte einen Löffel und ein Buttermesser noch immer fest mit den Fingern umklammert. „Aber … nein, eher nicht. Nicht 'Hi-Ho.'“

Axel schüttelte den Kopf.

„Verdammt. Das ist das zweite Mal an einem Tag, wo ich denke, dass ich dran bin. Es ist ein verdammtes Glück, kein Herz zu haben, sonst hätte meines jetzt schon aufgegeben.“

Regen prasselte die schmale, schmutzige Gasse hinab, glitzerte kurz auf den rauen Pflastersteinen.
 

"Axel."

Marluxias Stimme war von trockenem Amüsement durchsetzt, eine Reaktion, die seltsam genug anmutete und alle dazu brachte, sich ihm zuzuwenden.

Axel drehte sich zu ihm und sah ihn verwirrt an.

"Was?"

„Was wolltest du denn damit anfangen?“, fragte Marluxia, auf den umständlich dekorierten, aber sehr, sehr kleinen Stuhl deutend, den der andere Mann hielt. Axel blinzelte und starrte darauf.

"Ähm."
 

Larxene begann zu kichern.

„Na ja, du sagtest, wir sollten mitnehmen, was immer wir gerade zur Hand hatten. Du sagtest nicht, es sollte nützlich sein.“

Die Mundwinkel des Assassinen zuckten vor Heiterkeit.

„Wie dumm von mir. Ich muss wohl abgelenkt gewesen sein.“
 

Adrenalin, dachte Vexen, selbst dann, als er spürte, wie sich seine eigenen Lippen zu einem Grinsen verformten. Es sind nur die Chemikalien, die ihre Wirkung verlieren. Verdammt sollte er sein, wenn er es aber nicht genoss, auf die Kosten des betrügerischen Bastards zu lachen.

Inzwischen lachte selbst Axel verlegen und rieb sich mit der freien Hand den Hinterkopf.
 

„Weiß nicht … Vielleicht können wir ihn noch gebrauchen? Man muss ja vorausdenken!“
 

Zexion schnaubte. Selbst Lexaeus gewöhnlich steinerne Miene war mit leichtem Amüsement durchtränkt.
 

Das Adrenalin jedoch verflog schließlich, emotionsloses Gleichgewicht legte sich einmal mehr über sie.

Axel schüttelte den Kopf und sah in die regnerische Finsternis.
 

"So. Hat irgendwer eine Idee, wo wir sind?"

Chapter 015 : London - The City

Kapitel 015 : London - Die Stadt
 

Kapitel: 015 – Die Stadt.

Original Autor: abby_sarajane

Übersetzer: Ange_de_la_Mort

Ort: London

Charaktere: Vexen, Axel, Marluxia, Larxene, Lexaeus, Zexion

Warnungen: Keine

Inhalt: Die Abtrünnigen erreichen eine andere Welt und erholen sich von ihrer abrupten Flucht aus dem Wald.
 

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„Das Wetter hier ist kein bisschen besser als im Wald.”
 

Axel sah über seine Schulter, verengte genervt die Augen. „Das hast du in den letzten zehn Minuten drei Mal gesagt, Vexen. Tu uns einen Gefallen und halt verdammt nochmal die Klappe!“
 

„Sagt der Richtige!“ Vexen klang überaus empört. „Du machst auch nichts anderes als dich zu beschweren!“
 

„Immerhin ist er dabei einfallsreich“, meinte Larxene nachdenklich. „Hat wegen der Kälte gejammert, dann wegen der Feuchtigkeit, dann wegen des Geruchs ... Man muss die Abwechslung anerkennen.“
 

„Sei still, Larxene!“ Vexen zog seinen Mantel enger um sich, doch da der bereits durchgeweicht war, half er nicht viel gegen die Kälte, die selbst er spürte. „Ich habe ein Anrecht auf meine Meinung!“
 

„Und wir haben das Recht, dir zu sagen, dass du deine verdammte Klappe halten sollst“, stimmte Axel zu und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „So ist das Leben eben.“
 

„Sei still!“, wiederholte Vexen missmutig. „Wo sind wir?“
 

Das war die wahre Frage. Sie wussten, sie waren in einer anderen Welt – sie mussten es sein, Zexion bestätigte, dass die Luft vollkommen anders roch, dass die Atmosphäre selbst sich verändert hatte. Also, war es offensichtlich eine andere Welt.
 

Dennoch half ihnen das nicht, festzustellen, um welche Welt es sich handelte. Alles, was sie wussten, war, dass sie sich in einer Stadt befanden, und zwar in einer großen, wie man an der Tatsache erkennen konnte, dass sie immer noch herum irrten, und das einige Stunden, nachdem sie angekommen waren.
 

Es war dunkel – sehr dunkel, weil die meisten der hohen Laternenpfähle mit den quadratischen Lampen an ihren Enden nicht erleuchtet waren. Jedes Haus in jeder Straße war dunkel, die Geschäfte dunkel, alles dunkel. Es sorgte dafür, dass sie sich nicht gerade wohl oder willkommen fühlten.
 

Wer wusste schon, was sich in diesen Schatten verbergen konnte?

Schließlich stoppten sie in der Nähe eines erleuchteten Laternenpfahls, unter einem kleinen Vordach, um sich über den Vorrat ihres Zubehörs auszutauschen.
 

„Ich habe einen Stuhl“, sagte Axel, obwohl es unnötig war, da sie das bereits wussten. „Vielleicht können wir ihn verkaufen oder zum Wärmen verbrennen, falls wir jemals einen trockenen Platz finden sollten.“
 

„Ich habe Silberbesteck.“ Vexen hielt ein paar Messer, Gabeln und Löffel hoch. „Die werden sicherlich nützlich sein, falls wir zurück in die Wildnis müssen.“
 

„Ich habe auch Messer,“ Marluxia zeigte ihnen eine Reihe von schärferen Messern, die dafür gedacht waren, Fleisch zu schneiden. „Auch, wenn ich nicht sicher bin, von welchem Nutzen sie hier sein könnten. Vielleicht könnten wir sie verkaufen?“
 

„Wir sollten sie behalten.“ Vexen schüttelte den Kopf. „Wenn sonst nichts Besseres, können wir uns wenigstens gegen Feinde verteidigen, sollten unsere Kräfte nutzlos oder zu gefährlich werden.“ Wird die Organisation uns einfacher finden, wenn wir unsere Kräfte häufiger einsetzen?

„Ich habe … eine Tischdecke und eine Tasse.“ Larxene untersuchte ihren Fund. „Beide in guter Verfassung. Die Tischdecke können wir entweder verkaufen oder als Flicken für unsere Kleidung benutzen.“ Sie beäugte ihre eigenen zerlumpten Säume und Ärmel.
 

„Das klingt vielversprechend“, bestätigte Zexion, als er seine Handvoll an Mitbringseln hoch hielt. „Gewürzkrüge und einige Salzstreuer.“ Er zeigte ein schwaches Grinsen. „Die werden nützlich, wenn wir zurück in die Wildnis müssen, oder wenn wir hier irgendwo Essen stehlen müssen. Ich bin sicher, unser Salzkonsum ist geringer als es empfehlenswert wäre.“
 

„Hm.“ Lexeaus, der bis eben geschwiegen hatte, hielt einfach nur etwas in die Höhe, das das Licht der Laterne einfing und es in hundert kleinen Regenbögen reflektierte. „Dies hier sollte viel wert sein.“
 

Vexen sog scharf die Luft ein, beugte sich nach vorn, um den riesigen Edelstein, den Lexaeus in der Hand hielt, zu begutachten. „Woher hast du das?“
 

„Aus der Hütte.“ Lexaeus drehte den wertvollen Stein in diese und in jene Richtung, bewunderte die Art, wie er das Licht einfing. „Ich denke, wir sollten ihn zu einem vernünftigen Preis verkaufen.“
 

„Nimm das Geld und hau ab“, murmelte Zexion, das Kinn zwischen seinen Fingern haltend. Seine Augen verengten sich leicht. „Warum hast du uns nicht schon früher davon berichtet?“ In diesem 'uns' schwang ein sehr hörbares 'mir' mit.
 

„Wir hatten keine Zeit.“ Lexaeus zuckte mit den Schultern. „Die … anderen waren aufgetaucht.“
 

Hmm. Vexen musterte seine beiden Kollegen. Es war nicht alles gut im glücklichen Lande von Fünf und Sechs. Und wenn er das sehen konnte, dann konnten es die anderen auch.

Zweifellos amüsierte das die Neophyten köstlich. Wahrscheinlich wetteten sie bereits miteinander, ob es eine dramatische und tränenreiche Trennung geben würde.
 

In was für eine Lage sind wir nur alle geraten? Der Wissenschaftler strich sich mit einer Hand durchs Haar. „Nun dann. Das bedeutet, uns fehlt nur noch ein Ort, an dem wir bleiben können.“
 

„Keine Stätte hat um die Zeit noch offen – wie spät auch immer es sein mag“, begann Larxene, als das tiefe, sonore Schlagen einer Glocke sie unterbrach. Alle drehten sie sich um und erkannten in einiger Distanz einen großen Glockenturm. Es gab mehrere Ziffernblätter, und das, welches sie betrachteten, war selbst aus dieser Distanz noch lesbar.
 

„Zwei Uhr morgens. Ja, da hat nichts mehr auf.“ Larxene spielte ein wenig mit ihren Haaren. „Wie dumm.“
 

„Sei still, Larxene“, sagte Vexen beinahe automatisch. „Vielleicht ein Gasthaus oder ein Hotel.“
 

„Und das leisten wir uns … wie?“ Marluxia hob eine Augenbraue. „Wir haben kein Geld bei uns. Es steckt alles in dem Stein da.“ Er ruckte mit dem Kinn in Richtung des Diamanten, den Lexaeus vorsichtig in seinem Mantel verstaute. „Wir können in keinem Hotel bleiben.“
 

„Vielleicht gibt es hier ein Lagerhaus“, überlegte Zexion und legte einen Finger an sein Kinn. „Moment – Ich rieche Pferde. Das bedeutet Ställe.“
 

„Ställe sind immerhin in sich geschlossene Orte.“ Axel stimmte zu, warf den Stuhl gelangweilt von einer Hand in die andere. „Und normalerweise recht warm.“

„Also lasst uns einen Stall finden.“ Marluxia vollführte eine kurze Geste. „Natürlich nur, wenn das der Mehrheitsbeschluss ist“, fügte er schnell hinzu, als Lexaeus eine Augenbraue hob.
 

„So scheint es.“ Vexen sah nach draußen auf die neblige, regnerische Straße. „Wir können schließlich nicht hier bleiben.“
 

„Last uns gehen!“, jammerte Larxene. „Ich will endlich trocken werden.“
 

Zexion führte sie dieses Mal an, seine sensible Nase erkannte den Geruch von trockenem Heu, Dung und warmen, lebenden Pferden selbst durch den regnerischen Matsch, den sie zu durchqueren hatten. Er mochte es offensichtlich nicht, und Vexen konnte es ihm nicht verübeln. Sogar für die weniger empfindlichen Niemande war dieser Ort unsauber, der Gestank von Dung und 'Rückständen' stärker als sie es gewohnt waren, und nach der sauberen, frischen Luft des Waldes kam es ihnen nur noch schlimmer vor.
 

Schließlich führte der kleine Niemand sie zu dem nächstbesten Stall. Er war größer als sie gedacht hätten, und es war schon lächerlich einfach für Axel, das Schloss zu knacken und sie hinein zu lassen.
 

Es beruhigte Vexen zu sehen, dass nicht weniger als ein Drittel der Ställe leer war. So erschöpft, wie er auch sein mochte, er wollte dennoch seinen Schlafplatz nicht mit einem Pferd teilen, das seinen Schädel mit Leichtigkeit zerschmettern konnte, wenn es nur auf ihn trat.
 

Sie ließen sich im nächstbesten leeren Stall nieder, rollten sich in dem frischen, trockenen Heu zusammen. Axel entfachte ein Feuer, nachdem er das Stroh von einem großen Kreis blanker Erde gepflückt hatte.
 

Vexen war erschöpft, und die anderen sahen nicht so aus, als wären sie in besserer Verfassung. Als sie zu trocknen begannen und als die Hitze der Flammen in müde Knochen und schmerzende Gelenke drang, sanken sie in den Schlaf über, einer nach dem anderen.
 

Und sie wurden eine halbe Stunde später durch ein überraschtes, wütendes „Oi!“ unsanft geweckt.
 

Vexen setzte sich auf, rieb sich den Schlaf aus den Augen, aber Zexion, der der Tür am nächsten war, war schon in vollkommene Aufmerksamkeit übergesprungen – eine Eigenschaft, die der Blonde heimlich beneidete. „Wer seid Ihr?“
 

„'s Gleiche sollt' ich euch fragen!“ Ein Mann – dünn, unterernährt und in schäbige Sachen gekleidet – stieß mit einer Mistgabel nach ihnen. „Ihr h'bt ke'ne Erlaubn's, hier zu sein!“
 

Der Akzent war so stark, dass Vexen einen Moment brauchte, um ihn zu entziffern. Glücklicherweise war Zexion bereits auf dem Rückzug und hob beschwichtigend die Hände. „Verzeiht uns. Das war uns nicht bewusst. Wir sind nicht aus der Gegend.“
 

„'s seh' ich!“ Die Hände des Mannes zitterten – er genoss das hier ganz und gar nicht. Ich kann es ihm nicht verübeln. Selbst mit einer Mistgabel wäre sechs gegen einen keine schöne Aussicht. „Haut ab!“
 

„Bitte, Ihr müsst verstehen.“ Zexion faltete seine Hände und neigte den Kopf. „Wir sind erschöpft, krank, wir möchten nur eine Nacht ausruhen … “
 

„Ihr würdet … würdet uns nicht wirklich rauswerfen, oder?“ Larxene kroch vorwärts, die Augen weit aufgerissen, um besseren Effekt zu erzielen. „Bitte, Sir, wir frieren fürchterlich ...“

„Und wir haben einen langen Weg hinter uns“, fügte Zexion hinzu, während er langsam den Blick hob. „Es ist nur eine Nacht, das schwöre ich, das tun wir alle.“
 

„Und der Regen … “ Larxene rieb ihre Hände, schaffte es irgendwie, Tränen in ihren Augen erscheinen zu lassen. „Bitte, Sir, nur den Rest der Nacht?“
 

Die Mistgabel bebte, dann senkte sich die Spitze ein wenig. Larxene fügte ein Schniefen hinzu und Zexion legte die Arme um sich selbst. „Falls … falls Ihr darauf besteht, gehen wir natürlich“, sagte er und nutzte jeden Aspekt seines äußerlichen Aussehens aus. „Ich … ich vermute, wir haben keine andere Wahl, als Krankheit zu riskieren … möglicher Tod durch Krankheit ist besser als sicherer Tod durch Erstechen.“
 

Larxene wimmerte und das Geräusch klang so echt und miserabel, dass Vexen schwor, es war nicht vorgetäuscht. „Aber ich möchte nicht gehen, ich möchte nicht nach draußen … bitte, Sir, lasst uns bleiben ...“
 

„Schaut ma' … “ Der Mann sah über seine Schulter und fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. „'n Ordn'ng, mach' das verd'mmte Feuer aus und ich v'rgess, 'ss ich euch geseh'n hab.“
 

Zexion sah ihren 'Retter' aus unendlich dankbaren Augen an. „Danke, Sir. Oh, danke ...“
 

„Wenn wir es Euch nur irgendwie vergelten könnten.“ Larxene wischte sich die Tränen weg. „Nur irgendwie … “
 

„'s is' nicht nötig, sagt einf'ch kein'm, 'ss ihr mich geseh'n habt, wenn sie euch hier erwisch'n.“ Wieder sah er sich um. „Aber ich würd' nunmal ke'ne Lady im Reg'n steh'nlassen. 's is' nicht richtig.“
 

„Ihr seid so ein Gentleman“, gurrte Larxene und lehnte sich im Stroh zurück, sah überaus zufrieden drein.
 

„'s is' richtig, ma'am, 's richtig. 'n Gentl'man bin ich.“ Er zog ihren Hut vor ihr, eindeutig aus Instinkt, und nahm seinen ernsten Tonfall wieder an. „V'ergesst nicht, 's Feuer auszumach'n!“
 

Er schloss die Stalltür und Axel löschte die Flamme mit einer kleinen Geste. Sie warteten, bis das Geräusch der Schritte verklang, hielten den Atem an. Er kam nicht zurück und keine anderen Schritte waren zu hören.
 

Axel begann zu kichern. Larxene fiel ein, und bald waren die beiden Neophyten dabei, lauthals zu lachen. Die anderen sahen weniger amüsiert aus, doch Marluxia grinste, genau wie Zexion.
 

„Gut gemacht“, sagte Vexen schließlich, zwang seine angespannten Schultern zur Beruhigung. „Ich dachte schon, wir würden wieder draußen im Regen stehen.“
 

„Nee.“ Axel knackte mit dem Hals. „Ich hätte ihn abgemurkst, ehe ich das zugelassen hätte.“
 

„Warum überrascht mich das nicht?“, murmelte Vexen und legte sich zurück ins Stroh. Plötzlich fühlte er sich viel weniger entspannt dabei, die Augen zu schließen, solange der Rothaarige in der Nähe war.
 

„Soweit ist es nicht gekommen“, sagte Zexion mit leichter Schärfe in der Stimme, während er näher zu Lexaeus rückte. „Und soweit wird es nie kommen.“
 

„Heh.” Axel legte sich ebenfalls hin, auch wenn seine Augen in der Dunkelheit zu leuchten schienen. “Ja, ja. Angenehme Träume, Leute.”
 

Ich hasse ihn immer noch, dachte Vexen bei sich, als der Schlaf ihn übermannte.
 

Glücklicherweise träumte er nicht.

Chapter 016 : London - All That Glitters

Kapitel 016 : London – Alles was glitzert
 

Kapitel: 016 – Alles was glitzert

Original Autor: chigrima

Übersetzer: Amariyali

Ort: London

Charaktere: Lexaeus, Marluxia, Vexen, Larxene, Axel, Zexion.

Einschätzung/Warnungen: PG-13

Zusammenfassung: Die Abtrünnigen bekommen einen ersten Eindruck von London und beschließen, sich dem Geschäft zu widmen.
 

Anmerkung des Übersetzers: Liebe Leser,
 

Ich habe in letzter Zeit mehrere Angebote von Personen bekommen, die uns beim übersetzen helfen wollen. Ich bin wirklich froh darüber, das die FF und auch die Übersetzung so viel Anklang findet, aber ich möchte euch bitten, solche Anfragen in Zukunft zu unterlassen.
 

Ich weiß, dass es in den letzten paar Monaten nur schleppend voran gegangen ist, doch Ange und ich haben beide auch ein reales Leben um das wir uns kümmern müssen und das ist uns derzeit einfach wichtiger. Wir wissen, dass wir dem Original meilenweit hinterher hängen und ich bitte hiermit um Verzeihung.
 

Jedoch haben wir vor, dieses Projekt auf jeden Fall zu Ende zu bringen, und da nun die kalte Jahreszeit ohne Conventions begonnen hat, haben wir auch wieder etwas mehr Zeit.
 

Ich bitte euch um ein wenig Verständnis. Vielen Dank, dass ihr der FF trotzdem treu bleibt und für die unterstützenden Kommentare.
 

Und nun viel Spaß mit dem neuen Kapitel!
 

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Sie wagten es nicht, noch länger in den Stallungen zu bleiben sobald der Morgen anbrach, nicht dass der Stallbursche nachher noch mit Verstärkung anrückte. Axel hatte verbittert darum gekämpft, seinen Plunder behalten zu dürfen.
 

„Was denn, glaubt ihr wirklich, wenn uns die Leute sehen wundern sie sich über einen Stuhl? Habt ihr euch in letzter Zeit mal im Spiegel gesehen?“
 

Am Ende hatte Vexen die Hände frustriert in die Luft geworfen und Axel nahm den kleinen Stuhl triumphierend mit hinaus in die Dämmerung. Die gepflasterten Straßen glitzerten im ersten Licht des Tages als sie sich hinaus schlichen, aber zumindest der Regen hatte sich gelegt. Eine helle Sonne erhob sich am Horizont, erleuchtete den Uhrenturm und ließ den breiten, ruhigen Fluss, der sich mitten durch die Stadt zog, sanft schimmern.
 

Sie war so riesig. So gewaltig. Die engen, verwinkelten Gassen schienen unendlich, gaben nur hier und dort den Weg zu den großen, gepflasterten Straßen frei, auf denen schwarze Kutschen vorbeizogen, jede gezogen von einem ganzen Gespann von Pferden. Als die Sonne aufging, schienen die Leute von überall her aufzutauchen und die Fahrbahn zu füllen, versperrten so den Kutschen zeitweilig den Weg. Die Niemande wanderten ziellos zwischen all dem umher und ihre Augen weiteten sich, als sie langsam das ganze Ausmaß dieses Ortes begriffen. Radiant Garden kam an das hier nicht einmal ansatzweise heran. Die Stadt die Niemals War… vielleicht. Aber diese war nur ein stilles, totes Abbild einer Stadt, nicht wie dieser Ort hier, der geschäftig und voller Leben war.
 

„Ich bevorzuge den Ausdruck ‚verseucht’“ Zexion lehnte an der Brüstung und beobachtete die vorbeiziehenden Massen missbilligend. Sie hatten vor der Menschenmenge auf eine der Brücken Zuflucht gefunden, wo kleine Balkone mit Laternen die Straße säumten.
 

„Ich muss dir zustimmen, aber bedenke auch die Möglichkeiten die wir hier haben.“ Vexens verachtungsvoller Gesichtsausdruck war derselbe wie Zexions. Der Gestank, die zusammengedrängten Menschen, die ungewaschenen Körper… jede Ecke voller dunkler Machenschaften. „Niemand wird uns je an einem solchen Ort finden.“
 

Marluxia, der sich über die Brüstung gelehnt hatte und das schmutzige Wasser unter ihm beobachtete, blickte finster drein. „Ich kann mich nur schwer mit dem Gedanken anfreunden, mich hier einzuleben.“
 

„Zu dumm, dass dich niemand nach deiner Meinung fragt.“, meinte Axel, seine Beine berührten fast sein Kinn, als er sich auf seinen Stuhl niedergelassen hatte. Seine langen Gliedmaßen lösten sich in einer komplexen Gestik als er aufstand. „Sollten wir nicht langsam mal Ausschau nach etwas Essbarem halten oder so was?“
 

„Und neuen Klamotten!“, flötete Larxene und winkte mit ihren zerrissenen Ärmeln. Axel sah sich um. Während einige Damen noch zerschlissenere und kaputtere Kleidung als Nummer Zwölf trugen, waren dort auch einige Frauen, die in lange, hochgeschlossene Kleider mit Schleifen und Stolen gekleidet waren. „Was, du willst so was anziehen?“
 

„Sei nicht albern.“
 

***
 

Im Schatten des Uhrenturmes fanden sie Paläste und Kathedralen, die denen eines Königs würdig waren. Gebäude aus Stein die gen Himmel strebten, grüne Parkanlagen die sich vor ihnen erstreckten soweit das Auge reichte. Die Leute hier waren ebenfalls wohlhabender, trugen sie doch Kleidung, die neu und unversehrt und allem Anschein nach aus Samt oder Seide gefertigt war. Die Frauen trugen Kleider mit großen, ausladenden Röcken, in denen normalerweise niemand befähigt sein sollte zu laufen und bei deren Anblick Axel vor Lachen prustete.
 

„Seht euch das an, ihre Ärsche sind so breit wie-“ Vexen und Zexion zischten ihn verärgert an, genau in dem Moment als Marluxia ihm mit voller Absicht auf den Fuß trat. „Benimm dich.“
 

Sie zogen so schon genug missbilligende Blicke auf sich, oft gefolgt von einem Stirnrunzeln oder einer gerümpften Nase. Ihre zerschlissenen Mäntel und zerzausten Haare waren hier eindeutig fehl am Platz. Vexen zog verlegen einen Strohhalm aus seinem Haar.
 

„Lasst uns schauen ob wir hier einen Juwelier finden.“
 

Die Werkstätten zu finden war nicht das Problem. Noble Geschäfte säumten die Straßen in diesem Teil der Stadt und versorgten die edlen Kunden, die die Läden besuchten. Den Diamanten jedoch zu verkaufen stellte sich als weitaus schwieriger heraus.
 

***
 

„Wollen sie mich für dumm verkaufen?“, beschimpfte sie der erste Ladenbesitzer bevor er sie zur Tür hinaus beförderte. „Raus aus meinem Laden!“
 

„Aber Sir, ich bestehe darauf…“ Die Tür wurde vor Zexions Nase zugeschlagen. Für einen Moment sah er so aus, als würde er die Tür einreißen wollen, doch Lexaeus legte ihm beruhigend seine Hand auf die Schulter. Wütend schüttelte er sie ab und drehte sich mit einer vernichtenden Bemerkung auf den Lippen zu dem anderen um. Der Anblick von Lexaeus undurchdringlicher Miene ließ ihn jedoch verstummen und für einen Moment standen sie nur da und sahen einander an. Dann zuckte Zexion mit den Schultern und unterbrach somit das Starren. „Sein Pech. Lasst uns wen anderes suchen.“
 

Lexaeus Augen folgten ihm, als er weiterging.
 

***
 

Ihr nächster Versuch verlief nicht viel besser. „Das ist nur ein Klumpen Glas.“ Der verärgerte Besitzer wollte von ihren Beteuerungen nichts wissen und hatte sie unsanft von den kräftigen Wachen auf die Straße eskortieren lassen. Als der affengleiche Mann Larxene unsanft am Arm packte, traf ihn Axels Stuhl mit einem resoluten Bums. Der Mann sank mit einem leisen Seufzen auf die Knie und die Gruppe nahm die Beine in die Hand.
 

Ein paar Blocks weiter kam sie keuchend wieder zum stehen, lehnten sich erschöpft gegen die äußerst nützliche Wand.
 

„Sehr geistesgegenwärtig von dir, Axel.“, schnaufte Zexion.
 

„Ja... schade um den Stuhl ist es trotzdem.“, antwortete der andere und warf dem einsamen Stuhlbein in seiner Hand einen traurigen Blick zu.
 

***
 

Im Laden danach bekam sie den Geschäftsführer nicht einmal zu Gesicht und in dem danach lachte man sie nur aus, als sie ihren Fund präsentierten. Und das obwohl Axel und Larxene auf der Straße zurückgelassen worden waren, überwacht von einem vor Wut kochendem Vexen.
 

Lexaeus Geduld schien sich jedoch beim fünften Geschäft auszuzahlen. Der Ladenbesitzer betrachtete den Stein ganz genau unter seinem Vergrößerungsglas. Der einzige andere Kunde, ein Mann mit einem leicht schäbig aussehenden Hut, wartete geduldig, bis er an der Reihe war und beobachtete die Beurteilung ihres Fundes nur mit geringem Interesse.
 

„Das ist ein wirklich verblüffender Stein...“ Der Juwelier hielt ihn sehr vorsichtig, als befürchtete er, er würde jeden Moment entzwei brechen. Seine Hände zitterten kaum merklich. „Wir wären, ähm, natürlich sehr interessiert...“
 

„Wunderbar.“, meinte Lexaeus zufrieden und betrachtete den Stein dabei, wie er das Licht, das durch das Fenster drang, einfing. Zexion und Marluxia standen schweigend hinter ihm.
 

„Ein Stein wie diesem hier verlangt es natürlich nach Investitionsmaßnahmen. Ich muss das erst mit meinen Gesellschaftern besprechen. Könnten Sie vielleicht nächste Woche wiederkommen?“
 

Zexion gefiel das Leuchten in den Augen des Mannes kein bisschen. Er war ein Meister der List und der Täuschung und erkannte einen Amateur sobald er ihn sah. Wortlos streckte er eine Hand aus und legte sie auf Lexaeus Arm.
 

Trotz allem brauchten sie noch immer keine Worte. Lexaeus warf ihm nur einen Blick zu und nickte, dankte dem Besitzer für seine Zeit und pflückte den Diamanten aus seinen zitternden, unnachgiebigen Händen.
 

Die anderen warteten draußen und Vexen sah nicht besonders glücklich aus, nachdem er erneut mit den anderen beiden allein gelassen wurde. „Irgendwelche Fortschritte?“
 

Zexion schüttelte den Kopf. „Nein. Er war schlau genug um den Stein als echt zu erkennen, aber nicht schlau genug um der Versuchung zu widerstehen, ihn uns abzuluchsen.“
 

„So ein Mist.“ Vexen schritt den Gehsteig auf und ab, sein ganzer Körper angespannt vor Wut. „Das funktioniert so nicht. Entweder sie glauben uns nicht oder sie versuchen uns zu betrügen. Und ich hab die Schnauze voll, diesen Haufen hier zu babysitten.“
 

Lexaeus nickte. „Du hast Recht. Vielleicht sollten wir uns einen Käufer suchen, der entweder leitgläubiger oder ehrlicher ist als die Leute hier.“
 

***
 

Am Ende fanden sie ihren Weg zurück in die schäbigeren Nachbarschaften, wo sie aus dem Schatten heraus von kaltherzigen Männern beobachtet wurden und wo noch kaltherzigere Frauen ihnen sehr anzügliche Angebote zuriefen. Sie hatten nur aufgrund von Lexaeus stoischem Gesicht und seinen massiven Armen einen sicheren Durchgang. Larxene betrachtete einige der Männer mit einem abschätzenden Blick.
 

„Nicht.“, meinte Vexen als sie nachdenklich eine Gruppe Männer studierte, die sich dazu entschlossen hatten, ihnen nicht den Weg zu versperren. „Dadurch kommen wir auch nicht schneller an unser Essen.“
 

„Aber ich würde mich danach so viel besser fühlen.“ Mit einem niedlichen Grinsen tippte sie mädchenhaft einen Finger auf seine Nase. „Du solltest einem Mädchen ihren Spaß einfach mal gönnen, Vexen! Das würde dein Leben so viel einfacher machen.“
 

Der Ältere rieb sich die Nase, warf ihr dabei einen vernichtenden Blick zu. „Lasst uns weitergehen.“
 

Sie hatten nicht einmal das Ende der Straße erreicht, als hinter ihnen ein Tumult ausbrach. Die Bande von Schlägern hatte anscheinend eine leichtere Beute gefunden. Es war nur ein schäbiger schwarzer Hut von dem Mann zu sehen, den sie gegen die Wand gedrückt hatten.
 

Zur allgemeinen Überraschung war es Marluxia, der als erstes handelte. Die Möchtegernräuber bemerkten nicht einmal, dass er da war, bevor zwei von ihnen von den fegenden Tritten des Assassinen gen Boden geschickt wurden und schon bald hatte der Pinkhaarige auch die restlichen Angreifer mit gebrochenen Nasen und Rippen in die Flucht geschlagen. Die anderen starrten ihn fassungslos an, als er dem Opfer wieder auf die Füße half.
 

„Warum“, zeterte Larxene zornig als das Paar auf sie zukam, „Darf er seinen Spaß haben und ich nicht?“
 

„Wartet... ich kenne den Mann!“, meinte Zexion, „Er war in dem letzen Geschäft das wir besucht haben.“
 

„Ja.“, keuchte der Mann, eine Hand auf den offensichtlich verletzen Brustkorb gepresst, „Und ich bin wirklich dankbar für Ihr rechtzeitiges Eingreifen. Bitte erlauben Sie mir mich vorzustellen. Mein Name ist Wells. Fredrick Wells. Aus Südafrika.“
 

Er bot ihnen seine Hand an, die Lexaeus zögerlich ergriff und schüttelte. „Es ist mir eine Ehre, Mr. Wells. Was kann ich für Sie tun?“
 

„Ich muss zugeben, dass ich Ihnen von Mr. Devons Werkstatt aus gefolgt bin. Bitte verzeihen Sie mir die Unhöflichkeit aber ich konnte nicht anders als mit anzuhören...“ Der Mann senkte seine Stimme. „Ich habe gehört, dass Sie etwas zu verkaufen haben. Ich bin... im Mienengeschäft tätig. Darf ich Sie zu etwas zu trinken einladen?“
 

Die Aussicht auf Nahrung, und sei es nur in flüssiger Form, ließ sie alle die Ohren spitzen. Lexaeus warf Zexion einen Blick zu, welcher daraufhin nickte. „Sehr gern. Mein Name ist Lexaeus.“
 

„Wunderbar! Vielleicht sollten wir uns zu etwas angenehmeren Gefilden aufmachen, Mr... Aeus.“
 

***
 

Der Pub in dem sie endeten war dunkel und verraucht und das Bier war, um ehrlich zu sein, scheußlich. Doch selbst Vexen beschwerte sich dieses Mal nicht, war er doch zu beschäftigt ein zurückgelassenes Exemplar einer so genannten Zeitung zu inspizieren. Sie alle saßen dort bei einem Glas ihres bevorzugten Getränks und beobachteten Lexaeus und den Mann in stiller Bewunderung wie sie diskutieren, Angebote und Ablehnungen flogen durch die Luft wie Rapiere.
 

Wells hatte einen langen, gründlichen Blick auf den Stein geworfen und schluckte schwer: „Er ist wirklich echt. Wie um alles in der Welt sind Sie an einen solchen Stein gekommen? Niemand ist diesem hier auch nur ansatzweise nahe gekommen...“
 

Jetzt hatten die beiden die Köpfe zusammengesteckt und unterhielten sich gedämpft. Wells hatte nicht genug Geld, um den Diamanten zu kaufen. Wahrscheinlich hatte das niemand in der gesamten Stadt, mit Ausnahme vielleicht der Königin deren Bild jede Wand hier zu schmücken schien, seien es die des Pubs oder die der Juweliere die sie besucht hatten. Aber er hatte Geld. Jede Menge davon. Und, was noch viel wichtiger war, war er dazu bereit, sich jetzt und hier davon zu trennen, ohne Fragen, und in bar.
 

Am Ende bot Lexaeus ihm die Hand an und Wells schüttelte sie bestimmt und mit leuchtenden Augen.
 

***
 

Die Sonne verschwand langsam am Horizont als sie das Bankgebäude verließen und Lexaeus einen kleinen, unscheinbaren Beutel in einer Hand trug. Wells fummelte mit seinen Quittungen herum. Den Diamanten hatte er in einem Schließfach gelassen. Es war nun nicht mehr ihr Problem ihn zu verkaufen.
 

„Es war mir wirklich eine Ehre Sie zu treffen, Gentlemen und kleine Lady.“, sagte Wells und zog seinen Hut mit einer leichten Verbeugung. „Ich werde am Morgen nach Afrika aufbrechen. Ich wünsche Ihnen allen einen angenehmen Tag.“
 

Larxene kicherte niedlich und machte einen kleinen Knicks. Die anderen starrten sie fassungslos an. „Könnten Sie uns wohl noch einen letzten Gefallen tun, Mr. Wells, und uns den Weg zu einem guten Hotel zeigen? Wir sind alle recht müde.“
 

„Ah.“ Er lächelte sie erfreut an. „Es sind einige gute Hotels in der Nähe der Eisenbahnstationen. Große Unternehmen, mit Bädern, Restaurants, sogar Schneiderinnen...“ Sein Blick ruhte auf ihren zerschlissenen Säumen. „Und sie sind recht diskret.“
 

Sie warf ihm einen Kuss zu und er hob seinen Hut ein letztes Mal bevor er die Straße hinauf verschwand.
 

***
 

Der Rezeptionist des Hotel Terminus gab sein Bestes, um nicht zu starren. In diesem Beruf traf man wirklich die seltsamsten Gestalten. Aber die sechs lauten, in identische schwarze Ledermäntel gekleideten Gäste würden überall ungeteilte Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Sie waren in der Tür stehen geblieben und hatten unverständliche Worte ausgetauscht, bis der kleine Mann mit den außergewöhnlich verschandelten Haaren sich der Rezeption näherte. Selbst die Hotelpagen mieden sie. Kein Wunder, denn alles was sie besaßen war eine einzige kleine Tasche.
 

„Wir hätten gerne Zimmer.“, meinte der Kleine und seine Begleiter versammelten sich um ihn.
 

„Ähh… Einzel- oder Gemeinschaftszimmer?“ Sein Blick wanderte zu der einzigen Frau unter ihnen, welche Hosen - Hosen! - trug und viel zu kurze Haare hatte. Was ging hier bloß vor? „Oder vielleicht ein Doppelzimmer für Sie und Ihre Frau?“
 

„Frau?“ Der Mann blinzelte, doch schon mischte sich der schlaksige Rotschopf ein. „’schuldigung, aber die Lady is nich die Alte von diesem Pimpf. Sie’s die Schwester von Vexen hier.“ Er deutete auf den großen Mann neben ihm, der ihn im Gegenzug verärgert anfauchte. Das Mädchen fauchte ebenfalls und boxte den Rotschopf kräftig in die Seite.
 

„Gemeinschaftszimmer sollten reichen.“, sagte der Erste bestimmt.
 

„Wie Sie wünschen, Sir. Ein Zimmer für fünf und ein Einzelzimmer.“ Er nannte die Summe und der Mann nickte, als der große, stattliche Kerl vortrat und bezahlte. Hatten sie etwa alles, was sie besaßen, in dieser kleinen Tasche?
 

Er setzte ein recht gezwungenes Lächeln auf und legte ihnen ein Buch zum unterschreiben hin. Seriöses Auftreten, das war der Schlüssel. Es konnte immer sein, dass sein Vorgesetzter zusah.
 

„Werden Sie für längere Zeit bei uns bleiben, Mr…?“ - Er versuchte, das auf dem Kopf stehende Wort zu entziffern – „Read?“
 

„Nein, wir haben dringende Angelegenheiten denen sich unsere… Gruppe widmen muss.“
 

Die Augen des Rezeptionisten zuckten unsicher. Gruppe? Vielleicht eine Art Freimaurerloge? Oder vielleicht… „Ahh… es ist immer schön mit anzusehen, wie Gottes Wort unter den Leuten verbreitet wird, Sir.“ Sie mussten Amerikaner sein. Kein Engländer würde sich je so verhalten. Und er hatte von den seltsamen Vereinigungen dort drüben gehört. Wirklich ungeheuerlich.
 

Die Gäste sahen sie alle ratlos an, doch der große, blonde Gentleman – ein kurzer Blick auf das Formular benannte ihn als Mr. Frost – nickte schnell. „Ja! Ja. Wir sind die… Wahrlich vereinten treuen Brüder und Schwestern des einzig und alleinigen… wahren Glaubens. Eh. Und der immerwährenden Gnade des barmherzigen… Gottes?“
 

Jetzt war es der Rezeptionist, der sie verdutzt ansah. Der Mann räusperte sich. „Aus Alabama.“
 

Oh. Er entspannte sich und lächelte fröhlich. Alabama. Das erklärte vieles. „Nun, ich wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt in unserem bescheidenen Etablissement, werte Herren und gute Dame. Hier sind Ihre Schlüssel, lassen sie mich nur eben einen Pagen rufen, der Ihnen den Weg zeigt…“
 

Die Gäste verschwanden die Treppen hinauf und er erlaubte sich ein kurzes Kopfschütteln. Es gab dort drüben in Amerika wahrlich einige merkwürdige Dinge. Und was man sich hier über Alabama erzählte, schien nicht einmal die halbe Wahrheit zu sein. Pinke Haare? Sehr skurril.
 

***
 

„Alabama?“, fragte Lexaeus Vexen, nachdem der Page die Tür hinter sich geschlossen hatte, „Wo hast du das denn bitte aufgeschnappt?“
 

Vexen sah selbstzufrieden aus. „Hast du denn nicht diese Zeitungen gesehen? Die findet man überall hier. Ich habe einige Exemplare studiert, als ihr euer Bier getrunken habt. Alabama ist anscheinend ein Ort weit weg von hier und wenn man dem glauben kann, was dort stand, dann glauben die Leute hier so ziemlich alles darüber.“
 

„Klingt nach dem perfekten Ort für uns.“ Sofort requirierte Axel das untere eines der Etagenbetten, in dem er sich auf den Bezug warf.
 

Zexion und Lexaeus hatten wortlos von dem Etagenbett in der Ecke Besitz ergriffen, also setzte sich Vexen auf das einzig übrig gebliebene. „Und was den Rest angeht… die scheinen sich hier ziemlich viel mit Religion zu beschäftigen. Vielleicht können wir das zu unserem Vorteil nutzen.“
 

„Religion? Licht und Dunkelheit und der ganze Mist?“
 

„Es… sieht so aus. In einer ziemlich ritualisierten, symbolischen Form. Um ehrlich zu sein, ich habe es selber nicht ganz verstanden.“
 

Der kleine Raum, der ihnen zugewiesen worden war, bestand aus drei Etagenbetten und einem Tisch in der Mitte. Mit der Kommode in einer Ecke, die dazu noch ein Waschbecken und eine Kanne beherbergte, und dem darüber hängendem Spiegel wirkte der Raum schon sehr beengt.
 

Die Tür ging auf und Marluxia kam herein. In Anwesenheit des Pagen hatte es niemand gewagt, zu laut dagegen zu protestieren, dass er Larxene zu ihrem Zimmer gefolgt war. Nun ward er der bescheidenen Einrichtung einen geringschätzigen Blick zu. „Larxenes Zimmer befindet sich ein Stockwerk über uns. Mit, wenn ich hinzufügen darf, einem weitaus komfortableren Bett und anderen Annehmlichkeiten.“
 

„Wenn du dachtest, dass wir unsere Taler für weiche Kopfkissen ausgeben, falsch gedacht.“, spottete Vexen. Marluxia öffnete seinen Mund um zu kontern, sein Blick fiel dann jedoch auf das Geld, das Lexaeus soeben auf dem Tisch ausgeschüttet hatte.
 

„Wie viel ist es?“ Das meiste waren Noten, kleine grüne Papiere, nicht die sonst üblichen Metallmünzen.
 

„Das ist schwer zu sagen. Einige Dinge sind hier extrem billig, andere ungewöhnlich teuer. Aber es ist auf jeden Fall sehr viel Geld.“ In Lexaeus Stimme schwang ein Hauch Triumph mit. „Genug um uns für viele Monate am Leben zu erhalten wenn wir vorsichtig damit umgehen.“
 

Die Tür ging erneut auf, dieses Mal war es Larxene, die in den Raum schlüpfte. Mit einem glücklichen Grinsen ging sie auf den Tisch zu und nahm sich eine handvoll Münzen. „Schick!“
 

Beim Anblick von Lexaeus steinerner Miene zog sie einen Schmollmund und ließ sie durch ihre Finger rieseln. „Ah, nun ja. Vielleicht später. Aber sag, Zexion… welche bezaubernden Namen hast du eigentlich für uns in dieses Buch dort unten geschrieben, ‚Mr. Read’? Ich hoffe, du hast was Schönes für mich ausgesucht!“
 

Zexion sah von dem kleinen Buch auf, das er auf der Kommode gefunden hatte. „Mr. Read. Mr. Stone. Mr. Frost. Mr. Bracken. Mr. Fox-“ Axel gab ein leises Grunzen von sich- “Und die kleine Miss Kink.”
 

Sie lachte zuckersüß und machte eine kleine wirbelnde Verbeugung. „Sehr beschreibend, Nummer Sechs. Nicht sehr diskret.“
 

„Ich denke, wir werden hier für andere Dinge in Erinnerung bleiben als für unsere Namen.“, antwortete er.
 

„Es ist jetzt zu spät, sich darüber Gedanken zu machen.“, meinte Vexen, „Zumindest haben wir vorübergehend Decknamen, die wir benutzen können. Wir sollten ein wenig schlafen.“
 

Das Gähnen von Axel gab ihm Recht. „Aber hey - war doch ein guter Tag. Geld, Essen, ein Bett, dieser Wells Typ… Das Glück scheint uns wieder hold zu sein.“
 

Und er hatte Recht, nicht wahr? Die anderen nickten alle, versunken in ihren eigenen kleinen Welten. Die Sonne verschwand langsam am Horizont und nun… es war ein guter Tag gewesen, oder?
 

***
 

Als sie alle aus dem Bad kamen, war die Sonne bereits in einem atemberaubenden Meer aus Farben vor ihrem Fenster untergegangen. Larxene hatte ihnen auf dem Gang eine gute Nacht gewünscht und war dann zu ihrem luxuriösen Privatbereich verschwunden.
 

Marluxia grübelte über der Aussicht auf die Dächer, bevor er gequält lächelte und sich umdrehte, um seinem Dilemma entgegen zu treten. Die anderen waren bereits im Bett. Zexion und Lexaeus zuerst, in der äußersten Ecke; er konnte ihr schweres atmen hören. Vexen hatte sich darüber beschwert, dass er kein Nachthemd hatte und war dann murrend unter seine Decke gekrochen. Schon merkwürdig, dass der Kerl immer irgendetwas fand, worüber er sich beschweren konnte. Marluxia hatte sich aus Höflichkeit umgedreht. Er wollte sich selbst nicht eingestehen, dass sein Blick an dem unscharfen Spiegelbild des anderen im Fensterglas hängen geblieben war, der bleiche Körper ein krasser Kontrast gegen die dunklen Wände.
 

Axel war eine stille Präsenz im letzten Etagenbett. Und das stellte Marluxia natürlich vor ein heikles Problem…
 

Bei wem wollte er das Risiko eingehen und ihm seinen ungeschützen Rücken im Schlaf zuwenden? Vexen oder Axel? Dem Mann, dessen Tod er befohlen hatte oder dem Mann, der versucht hatte ihn zu töten?
 

Er konnte ihre Blicke in der Dunkelheit auf sich ruhen spüren. Einer eiskalt, der andere glühend heiß.
 

Er zog sich langsam um, um Zeit zu sparen, drapierte Mantel und Hose über einen Stuhl, stellte die Stiefel ordentlich nebeneinander auf den Boden. Wer?
 

Am Ende stieg er die Leiter über Vexens Bett hoch. Dieser sagt nichts, noch tat er es als er sich unter Decken und Laken eingrub.
 

Er schlief schnell ein, eingelullt durch den schwachen, reinen Geruch von Schnee.
 

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Anmk. d. Ü.: Fredrick Wells gab es wirklich. Er war der Produktionsleiter einer südafrikanischen Miene und hat 1905 den bis heute größten Rohdiamanten der Welt, den Cullinan, gefunden. Dieser Diamant wurde später in mehrere Teile gesplittet und geschliffen. Die größten dieser Diamanten sind noch heute Teil der englischen Kronjuwelen.
 

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Cullinan



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Kommentare zu dieser Fanfic (17)
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Von:  Ryucama
2010-01-06T02:36:19+00:00 06.01.2010 03:36
noch kein Kommentar? dann kommt er hiermit! Ah, tut das gut, wieder was von euch beiden Übersetztes zu lesen. Ich stelle mir vor, dass dieses Kapi irgendwie schwierig war, die Stimmung richtig rüberzubringen, war bestimmt nicht ganz einfach.
hihi, mir hats gut gefallen, auch wenn ich noch über ein paar Tippfehler gestolpert bin - und übrigens, Miene nicht gleich Mine. Die Miene ist das, was du im Gesicht trägst, die Mine das, worin man nach Erz etc gräbt. ^^ das nur am Rande, ansonsten: SUPER!
Von:  Nikolaus
2009-07-13T13:03:20+00:00 13.07.2009 15:03
Yeah, ein neues Kapitel! Da hab ich mich schon so lange drauf gefreut. Ich kann mir vorstellen, wie schwierig das mit dem Übersetzen ist und darum werde ich auch nicht hetzen - das habe ich mir fest vorgenommen.
Ihr habt mich jetzt ja total auf den KH Tripp gebracht und seit dem letzten Kapitel bin ich fleißig am Suchen und habe auch schon gefunden, musste allerdings feststellen, dass das Pairing LaxaeusxZexion nicht so beliebt zu sein scheint, wie anfangs gedacht. Dabei sind sie doch so ein süßes Pärchen~!
Zum Kapitel:
>Man muss die Abwechslung anerkennen< - Ja, Larxene hat vollkommen Recht. Die Abwechslung ist das Wichtigste ÜBERHAUPT! :) Der arme Vexen scheint das noch nicht kapiert zu haben... Das kommt schon noch, was? xP
Es gibt noch immer eine Sache, die mir einfach nicht so Recht einleuchten will: Kann Zexion die Gegend anhand der Luft ERRIECHEN? Was genau sind noch mal seine Fähigkeiten? Ich dachte, er wäre der kleine Manipulator... oder?
Von Laxaeus hingegen bin ich immer mehr begeistert. Der stille Riese, mit den tollen Vorschlägen, dem super geheimen Intellekt und der sein Leben sogar für Zexion aufs Spiel setzt... ach, er hat sogar daran gedacht, etwas mitzunehmen, was man für viel Geld verkaufen kann. Einen Edelstein! Wer hätte schon daran gedacht?
Und dann erst seine Beziehung zu Zexion... man sollte eigentlich denken, dass Laxaeus hohe Besitzansprüche hätte, dabei ist das in diesem Fall ganz anderes; >In diesem 'uns' schwang ein sehr hörbares 'mir' mit.< Das hat schon was ;) Es ist süß. Obwohl das mit dem Ärger im... hm Paradies schon sehr tragisch ist. Sie sollen sich nicht trennen - und ich bezweifle, dass bei Zexion Tränen fließen werden. dieser kleine,(süße) emotionslose Niemand.

Die einzelnen Abteile in einem Stall heißen Boxen. Ich hab es öfters so gelesen und theoretisch macht es keinen Unterschied, aber es liest sich schöner.
Den Akzent, den der Mann im Stall spricht, würde ich anders gestalten. Im Deutschen kann kein Wort ohne Vokal ausgesprochen werden, deshalb sollte in >h'bt< noch ein Vokal eingefügt werden. Vor dem 'b' vielleicht und dann dafür das 'h' oder 't' weggelassen. In Bezug auf das 'entziffern' stimme ich Ryucama voll und ganz zu. Es sind so kleine Fehler, die keinen Schaden tun, die aber das Lesen einfach ein bisschen erleichtern würden.

Dass Gebettele von Zexion und Larxene war wirklich... amüsant? Hätte nie gedacht, dass die beiden das tun. Gut, von ihr vielleicht schon, aber nicht von Zexion. Er ist doch SO stolz!
Da bin ich ja ganz froh, dass er den bei Laxaeus wenigstens ETWAS fallen. Dass merkt man ja schon daran, dass er seine Nähe sucht... *sfz*. Süß.
Und Axels Augen leuchten im Dunkeln - uhah, wie unheimlich. Aber auch sehr~ abgefahren :)

Ich freu mich schon auf das nächste Kapitel,
Nikolaus

PS.: Habe ich richtig gelesen? Es gibt von der englischen Version 89 Kapitel?!
Von:  Ryucama
2009-07-09T23:00:03+00:00 10.07.2009 01:00
Ah, tat das gut, mal wieder was von euch zu lesen! <3
Ein wenig Kritik hab ich aber dennoch. "entziffern" klingt im Bezug auf "sprechen" etwas seltsam. "verstehen" würde wohl besser passen. Sonst ist mir nichts aufgefallen. ^^ Macht bloß so gut weiter mit eurer Übersetzung!
Von:  Inukami
2009-06-08T12:11:13+00:00 08.06.2009 14:11
Hi!
Super dickes Lob an den Autor der Story und die übersezter! das letzte kapitel hier war einfach hammer, ich hab halb unter tisch gelegen vor lachen !!! Axel mit dem Stuhl ... und die GROßEN Niemande flüchten vor den sieben zwergen!!! einfach geil!!!
macht weiter so!
Glg Okami
Von:  Nikolaus
2009-05-26T13:46:31+00:00 26.05.2009 15:46
Es ist wirklich einfach überwältigend, welche Arbeit ihr leistet. Und auch ein großes Kompliment an die Neubesetzung im Übersetzerteam - ich weiß, es ist nicht immer einfach sowohl wörtlich als auch sinnlich zu übersetzen.
Aber ich mag es. Und dank dieser Geschichte weiß ich nicht nur neue Sachen über Kingdom Hearts (eigentlich wusste ich davor gar nichts davon), sondern habt mich auch noch süchtig nach Zexion und Laxaeus gemacht. Vor allem in diesem Kapitel gefallen sie mir einfach SUPER! So sanft wie Laxaeus immer zu Zexion ist, könnte man wirklich denken, dass er in ihn verliebt ist, egal ob Niemand oder nicht.
Und es ist nicht tragisch, dass es so langsam voran geht - schließlich ist es eine heiden Arbeit und das Ergebnis ist Belohnung genug :D

Nikolaus
Von:  Ryucama
2009-05-26T00:54:29+00:00 26.05.2009 02:54
*grins* oh mein Gott, wie süß. Ein Buttermesser, ein Löffel und ein Stuhl. Ich frag mich, wer derjenige war, der ein Portal geöffnet hat bzw. was noch so alles mitgenommen wurde. war ja echt schön zu lesen, auch wenn mir vereinzelt noch ein paar Tippfehler untergekommen sind. ^^ weiter so!
Von: abgemeldet
2009-05-24T08:31:52+00:00 24.05.2009 10:31
oh man, ich liebe diese FF ^^ Ich (die ich kaum ein Wort englisch spreche xD) bin zumindest total begeistert. Ist bestimmt ne höllen Arbeit, aber ihr macht das klasse - dickes Kompliment
Von:  Ryucama
2009-05-03T23:37:13+00:00 04.05.2009 01:37
*grins* sehr gut. Ich kann gar nicht mehr aufhören zu lesen. Ihr beide leistet wirklich supergute Arbeit! ^^b
da liegt ja noch ne ganze Menge vor euch, aber ihr schafft das, da bin ich mir sicher.
Von:  Ryucama
2009-05-03T13:50:17+00:00 03.05.2009 15:50
Das klingt doch schon mal sehr vielversprechend. Ich kenne zwar das Original nicht, aber es wirkt, als wäre es ziemlich schwierig zu übersetzen. Teilweise stimmt der Satzbau, und, wie Zitterspinne schon bemerkt hat, die Kommasetzung nicht ganz, aber die FF ist sehr angenehm zu lesen!
Meinen Respekt, dass du dich an so ne Riesenfanfiction ranwagst!
Von:  Nerventee
2009-03-08T10:22:17+00:00 08.03.2009 11:22
Find ich schön übersetzt :D
Ich freu mich, dass es weitergeht, die FF is einfach SO klasse
wird aber noch ne Menge Arbeit bei den ganzen Kapiteln x3~
Aber gut, dass du weitermachst, das freut mich ungemein :D
*gg*
*Daumen hoch*


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