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Die Insel der tausend schaurigen Masken

von

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The Prolog

Eine Kanonenkugel verfehlte ihr eigentliches Ziel nur knapp. Durch die aufgeworfenen Wellen geriet das Schiff ins Schanken, sodass einige Kanonenkugeln übers Deck rollten. „Wie schwer kann es sein, diese Landratten zu versenken?! Oder lasst ihr euch etwa am Ende von denen versenken?!“, brüllte der Kapitän quer übers Deck ihrer Mannschaft zu, einem ihrer berüchtigten Wutausbrüchen gefährlich nahe. Doch die Mannschaft störte sich nicht wesentlich daran, schließlich war es nichts Neues für sie, eher etwas Alltägliches. Mit dem Abschuss einer ihrer eignen Kugeln flatterte die Totenkopfflagge im aufkommenden Wind. Die feindliche Crew lud erneut ihre Kanonen, doch noch bevor die Lunte angezündet worden konnte, folgen vier Kugeln auf die Flanke ihres Schiffes zu. „Getroffen!“, erschallte es, als die Kugeln ihr Ziel trafen. „Zurück auf deinen Posten!“ „Aye, aye, Kaptain!“, salutierte das Besatzungsmitglied und hüpfte übermütig auf seinen Posten zurück. Unaufhörlich strömte Wasser in die Löcher, die die Kugeln hinterlassen hatten. Das Meer forderte seinen Tribut von den Verlieren und riss das Schiff in die Tiefen.

Zufrieden grinsend stand der Kaptain an der Rehling und betrachtete die Ausmaße der Verwüstung. Die umhertreibenden Holzblanken, Fässer und Kisten, aber auch die Menschen bzw. Leichenteilen steigerten das Hochgefühl der Mannschaft um einiges. „Hm, schade eigentlich. War ein schönes Schiffchen, wirklich.“, überlegte sie, „Vielleicht ist ja was interessantes an Bord. Schaut nach!“ Sogleich war die gesamte Mannschaft an der Rehling versammelt und blickte im Meer. „Ui, da schwimmt einer.“ „Ja und? Willst du ihn etwas an Bord holen?“ „Spinnst du? Ich mag mein Leben, da werd ich mich ja wohl hüten.“ Sie schauten dem Schiffbrüchigen zu, wie er verzweifelt winkte, sie sollten ihn doch an Bord hieven. „Ui, guck mal, da kommt ein Hai.“ Begierig schauten die beiden zu, wie der Überlebende aussichtslos von seinem herannahenden Henker davonschwamm. Doch es nutzte ihm nicht viel, denn der Räuber der Meere war schneller, verständlicherweise. Er wurde unter Wasser gezogen, seine Todesschreie waren nur noch Luftblasen, die aus dem sich rot färbenden Meer hervorkamen. Doch bei diesem einen blieb es nicht. Schon wenige später kreisten eine ganze Amader der Meeresräuber um das Wrack und sammelte die die Überlebenden ein. „Hm, ich glaub, das mit dem Aufsammeln hat sich erledigt. Da is nix mehr übrig.“ „Was Interessantes war sowieso nicht dabei. Gold schwimmt ja bekanntlich nicht, ist folglich alles gesunken und ich denk nicht, dass da jetzt einer von euch runter geht. Verständlich. Tja, was soll’s?“, seufzte sie und drehte sich von der Rehling weg und steuerte auf das Steuerrad zu. „Wir steuern den Heimathafen an, hörst du?“ Der Vize nickte: „Japp, unsre Vorräte gehen zu Neige. Außerdem ist es wirklich mal wider Zeit, festen Boden unter die Füße zu bekommen.“ „Wirst du jetzt zur Landratte, Bruderherz?“ „Quatsch!“, fuhr er seine Schwester an. „Ja! Essen!“ „Hmpf… Jetzt aber auf!“ „Aye, aye, Kaptain Jack!“
 

~* ~* ~*
 

Ja, wieder was neues von mir, dass mir keine Ruhe gelassen hat, bis es oben war ^^

Und jetzt, da die schriftlichen Abis vorbei sind, hab ich auch zeit dafür und kann mich damit in aller Ruhe beschäftigen.

Hoffe, es gefällt wenigstens ansatzweise ^^°

Eine Kutschfahrt, die ist lustig…

Vorsichtig luckte er um die Ecke, dann noch einen unsicheren Blick zu seinem kleineren Begleiter: „Die Luft ist rein. Los jetzt!“ Dieser nickte, aber die Bedenken waren ihm mehr als nur ins Gesicht geschrieben. „Kopf hoch. Kann es schlimmer werden als das, was wir hatten? Oder denkst du, wir müssen überall Kartoffeln, Zwiebeln und was weis ich noch nicht alles schälen?“ Jetzt zierte sein Gesicht ein Lächeln und er nickte ihm zu: „Ich versteh ja immer noch nicht, warum dein Vormund mich damals adoptiert hat. Schließlich war ich doch weniger als…“ „Adoptiert?! Sag mal, geht’s dir zu gut? Angestellt ohne Bezahlung! Das war das damals! Oder wie würdest du es nennen? Hast du je was Gutes aus ihrem Mund gehört? Nein? Na also.“ „Na komm schon. Oder willst du hier noch lag rumlabern?“

Wie zwei Schatten huschten sie über das gigantische Anwesen. Vor der Hecke, die sie noch vor ihrer lang ersehnten Freiheit trennte, blieben sie noch einmal stehen und warfen einen Blick zurück in ihr altes Leben. „Es wird besser.“, nuschelte der Kleinere sich Mut zu. Mit zwei eleganten Sprüngen waren sie über die Hecke und in ihrer Freiheit.

„Und was jetzt?“ „Ich denk mal, der Hafen wäre das nächste und bestimmt das beste Ziel, oder? Da können wir auf einem Schiff anfangen und sind schneller weg, als wir denken.“, sprach er ihm Mut zu, „Außerdem soll die Karibik wunderschöne sein… und weit weg von unserem Vormund.“ So machten sie sich an der Zufahrtsstraße entlang in Richtung Hafen.
 

Sie waren noch nicht lange unterwegs, da hörten sie hinter sich das Klappern von Pferdehufen auf dem harten Pflaster. Und das Geräusch kam immer näher. Aus Angst, es könnte ihr Vormund sein, der ihr Verschwinden schon bemerkt hatte, flüchteten beide in die Büsche am Wegrand. Langsam und gemächlich trottetet ein alter Klepper an ihnen vorbei, der seine liebe Mühe mit dem Wagen hatte, den er zog, weniger mit der Last des Wagens, eher mit dessen gebrochenem Hinterrad. Auf dem Wagen saß ein Fahrer mit feuerrotem Haar, das unter seinem Umhang scheinbar in der Dunkelheit leuchtete. Der Rest war durch den Mantel verdeckt, so gegen Regen und Wind geschützt. Von ihrem Versteck aus beobachtetet sie ihn und kamen zu der Erkenntnis, dass er wohl kaum älter als sie selbst sein konnte. „Hallo, warten Sie!“, rief der ältere, während er aus seinem Versteck kroch. Das brachte ihm einen entsetzten Blick seines Begleiters ein. „Sag mal, spinnst du?“ Das Fuhrwerk stoppt nicht weit von ihnen entfernt, während der Fahrer sich schon in ihre Richtung umdrehte. Sie eilten zu ihm, auch wenn der kleinere eher bedächtig näher kam. „Fahren Sie in Richtung Hafen?“ „Ja?“, argwöhnisch begutachtete er die beiden Jungen, „Was treibt so zwei junge, wohlerzogene Burschen wie euch um diese Uhrzeit auf die Straße? Müsstete ihr nicht schon längs im Bett liegen?“ „Können wir mitfahren?“ „So? Ich verstehe, von zu Hause abgehauen. Das erste Mal? Und jetzt habt ihr keine Ahnung, wo’s hingehen soll? Oder besser gesagt, ihr wollt so schnell wie möglich weg von hier? Klar doch, springt hinten auf, ich nehm euch mit.“ „Cool, danke.“ Beide stiegen auf die Ladefläche und schon rumpelte der Wagen wieder auf der Straße in Richtung Hafen entlang.

„Ich bin übrigens Lee. Und das hier mein Bruder Ray.“ „Tala. Aber jetzt sagt mir doch erst mal, wirklich das erste Mal, dass ihr abgehauen seid?“ „Nein, eigentlich nicht. Wir haben es schon des Öfteren probiert, aber wir kamen nie wirklich weit. Wir wurden immer wieder geschnappt.“, erzählte Lee betrübt, doch dann hellte sich seine Mine wieder auf, „Aber dieses Mal scheinen wir ja Erfolg zu haben, so wie’s bis jetzt aussieht.“ Tala lachte kurz auf: „Und jetzt wollt ihr irgendwo im Hafen anheuern?“ „Nicht irgendwo!“, verkündete Ray stolz, „Admiral Dickenson soll diesen Monat wieder auf große Fahrt gehen.“ „Bei dem alten Glatzkopf wollt ihr anheuern? Und dann auch noch ein Schiff des Königs?“ Beide nickten. „Nicht schlecht, was ihr euch da vorgenommen habt. Aber ihr müsst vorsichtig sein. Am Hafen lauern so manche fiesen Typen, da könnt ihr leicht geshanghait werden.“ Er nahm eine Flasche unter seinem Mantel heraus und einen großen Schick aus eben dieser. „Geshanghait? Was soll das sein?“, erkundigte sich Ray. „Ziemlich üble Art seine Mannschaft zu vervollständigen, wirklich.“ Ray schluckte, als er verstand, was Tala damit meinte. „Aber macht euch darum erst mal keine Gedanken, noch seid ihr ja nicht da. Und wenn ihr gegenseitig auf euch aufpasst, dann wird euch schon nichts passieren.“ Tala lallte noch weiter vor sich hin, gönnte sich noch den ein oder anderen Schluck aus seiner Flasche, doch Lee und Ray hörte ihm schon gar nicht mehr zu. Sie hatten es sich auf den leeren Säcken gemütlich gemacht und durch das gleichmäßige Klappern des kaputten Rades waren sie schon bald eingeschlafen.
 

~* ~* ~*
 

Man stelle es sich vor, es hat geklappt! ich hab's geschaft, es diese Woche noch hochzuladen *sich über sich selbst wunder*
 

Tja, Lyco, wenn noch mehr Haie kommen, muss sich der Lyco-Delfin in Acht nehmen, dass ihm nich die Schwanzflosse angeknabbert wird *grad auf Devi-Art war* XD

Spelunken und unfreundliche Giftzwerge

„Verfluchter Mist, wo bleibt der Rum?“ „Bryan, reiß dich zusammen.“ „Ich will Nachschlag!“ „Du bist besoffen genug, es reicht!“ „Du willst mir Vorschriften machen, Kai? Du bist nicht der Kapitän!“ „Aber der Vize und das reicht, um dich aufs Schiff zurück zu beordern! Also los!“ Die beiden zofften noch eine Weile, ohne dass sich irgendjemand in der Kneipe großartig um die beiden kümmerte oder sie auch nur beachtete.

„Ich versteh es nicht.“ „Was denn jetzt schon wieder, Lyco?“ Sie nippte an ihrem Glas. „Du hast deine Mannschaft nicht unter Kontrolle.“ „Erstens gehörst du dazu und zweitens, warum?“ „Schau sie dir doch an. Erbärmlich, wie sie sich um eine Flasche Rum streiten.“ Ihr Gegenüber zog die Augenbrauchen hoch: „Du hast gewusst, wie das Piratenleben sein wird. Und das schon, bevor du in meine Crew eingetreten bist.“ „Meine Nerven, ‚Kapitän’! Es war nicht meine Idee, das weist du ganz genau! Karin hat mich überredet.“ „Tze.“, kommentierte sie die Antwort. Dies hatte aber eher damit zu tun, dass Karin mit einer gut geleerten Flasche Rum in der Hand auf einem Tisch herumtanzte und mit ihrem Schwanz um die Oberweite einer Bedienung herumfuhr. „Jack, wie konntest du damals nur 'ja' sagen?!“ „Wie ich konnte? Ihr habt doch beide nicht mehr locker gelassen.“, grummelte sie Lyco an, „Karin und du, ihr wolltet euren Brüdern nacheifern. Dass ich damals grade im Hafen war, weil mein Schiff repariert werden musst, war einfach nur ein Zufall und Pech für mich. Dieser verdammte Sturm hätte mir schon zu denken geben müssen.“ „Du magst uns nicht.“, tat Lyco gespielt entsetzt. „Du weist genau, was ich von den Menschen halte.“, wiederholte sie zum xten Mal. „Ja, ja, ich weis.“, winkte Lyco mit der Pfote ab, sie hatte das Thema satt. „Vorsicht, Kopf runter.“, kommandierte Jack und Lyco gehorchte. Gerade noch rechtzeitig, um einer anfliegenden Flasche auszuweichen. Sofort sprang Lyco auf: „Verdammt, wer war das?!“ „Ja wen haben wir denn da?“ „Och nö… der hat mir jetzt noch gefehlt.“, stöhnte Jack und hätte am liebsten den Kopf gegen den Tisch geschlagen. „Meine Lieblingsseebeuterin.“ Mit ausgestreckten Armen kam ein Rothaariger auf die beiden zu. „Narbenjohnny, welch unangenehme Freude. Was machen die Geschäfte?“ „Ach, du weist ja, wie das ist. Bei euch ist ja auch nichts Besonderes los.“ „Was?!“, empörte sich Lyco, doch mit der Hand gebot Jack ihr, ruhig zu sein. „Irgendwie hab ich das Gefühl, dass du nicht hier bist, um über die Geschäfte zu plaudern, nicht?“ „Doch, irgendwie ja schon.“, kratzte sich Johnny am Hinterkopf. Wieder flog eine Flasche auf die kleine Gruppe zu, doch diesmal fing Lyco sie auf und schüttelte sie kurz. „Hm, is noch was drin. Willst du?“, hielt sie sie Jack entgegen. „Lass mal stecken. Gib sie Bryan, Kai ist mal wieder hoffnungslos überfordert, den vom Tresen wegzubekommen.“ Lyco warf noch einen prüfenden Blick auf Johnny, knurrte ihn noch an und bewegte sich dann in Richtung Tresen zu. „Also lass mal hören, was du zu sagen hast.“
 

Dadurch, dass das Fuhrwerk über ein Schlagloch fuhr, wurden Ray und Lee aus ihrem Schlaf geschreckt. Sie konnten den Geräuschpegel der nahe liegenden Kneipe hören, bevor sie auch nur die Lichter sehen konnten. „Oje, das war wohl ne ziemlich lange Nacht.“ „Es ist aber immer noch dunkel.“ „Ach, ihr seid wieder wach, schön.“, drehte sich Tala zu ihnen um, „Ich muss gleich was in der Bar da erledigen. Passt doch solange auf den Wagen auf, dann könnt ihr zum Hafen, der ist gleich da hinten.“ Noch während er sprach, holperte der Wagen auf den Vorplatz der Kneipe ein. „Ja, natürlich, machen wir. Immerhin haben Sie uns bis hierher mitgenommen.“, meinte Lee mit einem prüfenden Blick zu Ray. Tala stieg ab, warf an der Einganstür noch einen Blick zurück zu den beide und trat dann ein. Beim Öffnen der Tür drangen Geräusche von grölenden Menschen, zerklirrenden Flaschen und einem alten Plattenspieler nach draußen. Sobald die Tür jedoch wieder zu schwank, war wieder alles nur noch gedämpft zu hören. „Und was jetzt?“, fragte Ray während er noch zu einem der verdreckten Fenster schaute. „Wir warten natürlich hier.“ „Aber der Hafen ist nicht weit. Ich kann schon das Meer hören.“ „Ja und? Tala meinte, dass er nicht lange braucht, also waren wir hier. Ist ja das mindeste, was wir für ihn machen können, da er uns ja mitgeholt hat. Außerdem wie du sagtest, der Hafen ist nicht weit, da kommt es jetzt ja nicht mehr auf die drei Minuten an, der läuft uns nicht weg, oder?“ „Ja, du hast Recht.“, nickte Ray ihm zu, „Aber wenn wir jetzt verschwinden würden, dann wäre die Chance kleiner, dass unser Vormund uns noch erwischen könnte.“ „Ja, schon richtig. Aber wegen drei Minuten wird da schon nix passieren.“, versicherte Lee ihm. Ray nickte und rutschte vom Wagen und sah sich um. Dabei rutschte auch einer der Säcke mit herunter. „Pass doch auf. Wer weis, was da vorher drin war.“ „Bestimmt vergammelnder Fisch, so wie die gerochen haben.“, witzelte Ray. Lee hob den Sack auf und wollte ihn wieder zurück auf den Wagen legen. Doch dabei klirrte etwas auf den Boden. „Was war das?“ „Hm, es blickt.“ Ray beugte sich unter den Wagen, „Das… das ist ein Goldstück.“ „Was?! Ein Goldstück?“, fragte Lee nach. „Ja, da, schau.“, Ray hielt ihm das glänzende Metall entgegen. „Der Kutscher ist ein Pirat! Und das hier ein Piratentreffpunkt!“, erkannte Lee entsetzt. „Jetzt komm mal wieder auf den Teppich.“ „Ja was glaubst du denn? Warum weis er so viel vom Piratenleben? Hm? Genau, weil er selber einer ist!“ „Gut, dann lass uns reingehen und ihm sagen, dass wir keine Zeit mehr haben. Dann stellen wir ihn eben zur Rede.“, meinte Ray und ging schon in Richtung Tür. „Du spinnst doch. Da drin wimmelt es nur so von Piraten und du willst da rein?! Die werden dich abmurksen!“ Ray schüttelte nur den Kopf und öffnete die Eingangstür. Sofort kam ihm der Geruch von Rauch und Alkohol entgegen. Lee trat hinter ihm ein und lies die Blicke durch die überfüllte Taverne schweifen.
 

„Schau mal, Lyco, zwei Kerle.“ „Hier wimmelt es nur so von Kerlen.“, nahm diese desinteressiert von Karin zur Kenntnis, die mit dem Kopf auf dem Tisch gelegen hatte. Lyco nahm einen Schluck aus ihrem verdrecken Glas. „Nur einmal schauen, ganz kurz nur, büdde, da, an der Tür.“, winselte die braune Wolfsdämonin ihre Freundin an. „Karin, du gehst mir so was von auf den Ke…“, Lyco blieben die Worte im Mund stecken, als sie sich ergeben zur Tür umdrehte. „Sag ich doch.“, grinste diese stolz und legte den Kopf wieder auf den Tisch. „Der sieht so…“ Lyco fing an, bis über beide Wolfsohren zu grinsen: „Denkst du, Jack hat was dagegen, wenn wir ein Mannschaftsmitglied mehr haben?“ Auch Karin grinste, was aber durch den Tisch etwas verdeckt wurde: „Die ist doch gegen alles, was annährend Spaß macht. Weist du doch. Wir verstecken ihn im Laderaum und wenn wir erst mal auf hoher See sind, dann kann sie ja schlecht ‚Nein’ sagen und ihn wieder über Bord schmeißen, nicht?“ Lyco nickte: „Aber zuzutrauen wär’s ihr.“ Beide stimmten in ein lautes Gelächter über ihren geschmiedeten Plan ein.
 

„Siehst du den Kutscher irgendwo?“ „Nein, und ich wäre auch dafür, dass wir uns hier schleunigst wieder verdünnisieren würden. Stell dir nur mal vor, der Klepper wird geklaut. Dann können wir nur noch schnell rennen oder wir sind nicht mehr sehr lebendig.“, meinte Lee mit einem mit einem sehnsüchtigen Blick zur Tür. „Hey, ihr zwei!“ Erschrocken wandten beide sich um, konnten aber niemanden sehen, der ihnen bekannt vorkam. Auf sie kam ein kleiner Junge mit Knollennase zu: „Ihr seht nicht so aus, als würdet ihr hierher gehören.“ „Nein, aber wir suchen jemanden. Hast du vielleicht…“ „Seh ich vielleicht aus wie die Auskunft?!“, unterbrach er Lee, „Geh ins Fundbüro, wenn du was verloren hast. Da kann dir geholfen werden. Dieser Ort ist nichts für euch verzogene Bengel, verschwindet lieber.“ Lachend zog er weiter. „Seltsamer Typ.“, murmelte Ray mit einem nachdenklichen Blick hinter dem kleinen Giftzwerg nach. „Seltsamer Typ? Das ganze Volk hier ist seltsam!“, verkündete Lee vielleicht einen Tick zu laut, denn die Aufmerksamkeit der gesamten Umgebung lag auf ihm. „Ihr hier?!“, klang eine Stimme donnernd zu ihnen über die Köpfe der Umstehenden herüber. „Das ist der Kutscher.“, sagte Ray mit einer unguten Vorahnung im Bauch. „Macht, dass ihr hier rauskommt!“ „Sind das die beiden, für die ich so viel bezahlen soll?“ „Los! Verschwindet!“, brüllte Tala ihnen entgegen. Beide gehorchten und eilten nach draußen.

„Der hat ja ne Laune auf einmal. Vorhin war der noch richtig gut drauf und jetzt?“, schnaufte Lee, als beide wieder am Wagen angekommen waren. „Na ja, vielleicht hatte er ja Angst um seinen Wagen… Hey, schau mal, da oben brennt Licht!“ Lee folgten Ray’s Finger, der in die oberste Etage des Wirtshauses zeigte, wo wirklich Licht brannte. „Ich werd mal nachsehen gehen.“ „Ray, warte. Der kleine von vorhin hatte vielleicht ja doch Recht. Das hier ist kein Platz für uns. Wir sollten lieber…“ „Jetzt komm schon, Lee. Du bist ein Feigling. Schau dir das hier noch mal an.“, Ray holte noch mal das Goldstück hervor und warf es ihm zu, „Vielleicht gibt es ja da oben noch mehr davon. Dann sind wir reich! Außerdem sind das hier doch sowieso alles nur Piraten. Das Gold ist geklaut. Wieso nicht auch zurückklauen?“ „Du bist verrückt!“ Ray zuckte mit den Schultern, schwang sich dann aber elegant das Spalier hinauf zum beleuchteten Fenster. Lee schüttelte nur den Kopf und steckte dann das Goldstück in die Hosentasche. Als er wieder nach oben blickte, war das Licht erloschen. „Hey, Ray. Das Licht ist wieder aus!“ Dieser war oben angekommen und luckte jetzt in das dunkle Zimmer hinein. „Hm, ich kann niemand sehen. Ist stockfinster da drin.“ Als er sich wieder umdrehte, um nach Lee zu sehen, erkante er, dass sich von hinten jemand an ihn heranschlich und etwas Unförmiges in Händen hielt. Er wollte Lee zurufen, dass er verschwinden sollte, doch noch bevor er den Mund aufmachen konnte, legten sich zwei Hände über sein Mund und Nase. So wurde er ins Zimmer geschleift.
 

„Du bist ein Vollidiot und frag nicht, was für einer!“ „Aber, Jack. Robert meinte doch nur, dass…“ „Es ist mir egal, was dieser aufgeblasene Möchtegern-Pirat meint!“, regte sich die Piratin auf, „Ich werd nie, aber wirklich nie mit dem gemeinsame Sache machen!“ „Es wäre doch nur…“ „Noch nicht mal ne halbe Sekunde lang! Sag das dem Vollidiot!“ Sie stand mit einem solchen Schwung auf, dass der Stuhl klappernd zu Boden fiel. „Jack, so warte doch.“, fehlte Johnny sie an. „Mannschaft!“, grölte sie durch die gut besuchte Bar, „Wir gehen!“ Mit großen und herrischen Schritten bahnte sie sich ihren Weg zur Tür, wobei ihr jeder großräumig Platz machte, der in ihrem Weg stand. „Was ein Volldepp!“

Draußen angekommen stülpte sie sich die Kapuze ihres Mantels über den Kopf, nachdem sie ihren Hut im Innern des Mantels verstaut hatte. „Vollzählig?“; sprach sie in die Meute hinein, die sich vor ihr versammelt hatte. „Nein.“, meldete Kai, „Es fehlen…“ „Lyco und Karin. Warum frag ich denn auch noch?“, seufzte sie aus und lehnte sich gegen die Hauswand. „Diesmal sind wir pünktlich, yeah!“ „Aber es geht trotzdem nicht weiter, Tyson.“, meinte Max mit seinem Dauergrinsen. „Hoi, sind wir zu spät?“, drang plötzlich eine Stimme zu ihnen. Lyco und Karin kamen vom Innenhof her. „So kann man es auch nennen, Wölfchen.“ „Ach, Grummelkatze, ich hab dich auch vermisst.“, warf sich Lyco ihrem Kaptain um den Hals. „Jetzt sind wir wieder vollzählig. Wir können weiter.“ Jack stieß Lyco von sich und auch von der Wand ab. „Los, alle Mann zum Schiff. Und KEINE Trödelei. Auch nicht wegen irgendwelchen Tannenzapfen am Wegesrand!“, knurrte sie über die Schulter hinweg ihrer Mannschaft zu. „Ach manno.“, murmelte Kenny enttäuscht, „Tannenzapfen sind äußerst interessant zum Studieren, müsst ihr wissen.“ „Und äußerst schmackhaft dazu.“, lachte Lyco. „Aber nicht so fein wie Popcorn!“, verteidigte Karin ihre geliebten Maiskörner.
 

~* ~* ~*
 

Sodala, da wär wieder mal eins ^^

Ab jetzt werden die Kapis eigentlich immer diese Länge haben... hoff ich zumindest -.-°

Auf hoher See

Über ihm halten die Schritte wider, doch noch konnte er nicht zuordnen, wo er sich gerade befand. Vorsichtig öffnete er die Augen. „Lee! Na endlich. Ich dacht schon, du wachst gar nicht mehr auf.“ „Langsam, Ray… boah, brummt mir der Schädel… Was ist passiert?“ Ray blickte sich um: „So genau weis ich das auch noch nicht. Aber sicher weis ich, dass ich da oben an dem Fenster gestanden und gesehen hab, wie sich ein Typ von hinten an dich herangeschlichen hat. Der hatte nen Knüppel oder so was bei sich. Tja, aber leider konnte ich dich nicht mehr warnen, bin von irgendwem in das Zimmer gezerrt worden und hab dann selber eine übern Schädel bekommen.“ Lee rieb sich den Kopf. „Gut, ich hab zwar jetzt nur die Hälfte wirklich verstanden, aber ist nicht ganz so wichtig. Und wo sind wir hier im Moment?“ „Das hier ist die Dark Shark. Scheinbar sind wir geshanghait worden, wie Tala sagte.“ „Die Dark Shark?!“, rief Lee entsetzt, bereute es aber im selben Augenblick wieder, denn sein Kopf brummte immer noch gehörig, „Weist du, wer hier Kapitän is?!“ „Ja, weis ich. Aber jetzt komm erst mal wieder runter. Im Moment können wir gar nichts tun und an unserer Situation können wir erst recht nichts ändern. Die Tür ist verschlossen und in dem Schrank da hinten ist auch nichts Brauchbares drin. Nur ne Karte, sieht aber nicht nach ner Schatzkarte aus.“ „Und die hast du natürlich mitgehen lassen, gell?“, grinste Lee, während er sich in ihrem Gefängnis etwas umsah. „Natürlich nicht! Das würde ja auffallen. Ne, ich hab sie abgezeichnet. Hier auf mein Bein, willst du mal sehen?“ „Ne, lass mal. Ich…“, doch weiter kam er nicht, denn vor ihrer Zelle kam Bewegung auf und die Schritte direkt auf die Tür zu. „Schnell! Stell dich schlafend!“, befahl Lee und Ray gehorchte aufs Wort. Langsam wurde die Tür geöffnet. „Hey, ihr. Seid ihr schon wach?“, drang eine besorgte Stimme zu ihnen. „Du hier?!“ „Ja.“, meinte er niedergeschlagen. „Siehst du, ich hatte Recht! Tala ist ein Pirat!“, zeigte Lee mit dem Finger auf eben jenen. „Es tut mir wirklich Leid, das müsst ihr mir glauben. Das wollte ich wirklich nicht.“ „Aha, und das sollen wir jetzt glauben?“ „Es ging mir dabei doch nur um Geld.“ „Lösegeld?“ „Nein, ich…“ „Sind die beiden Grazien endlich wach?!“, grölte ein tiefe Stimme zu ihnen. „Der Kaptain!“, erkannte Tala nüchtern. „Und was jetzt?“ „Hört jetzt genau zu: Er wird euch wahrscheinlich an Deck bringen, um euch erst mal von der ganzen Mannschaft zu demütigen. Wenn ihr einen günstigen Moment seht, springt über Bord. Hinter uns ist die Death Corpse ausgelaufen. Mit etwas Glück erreicht ihr sie. Wenn nicht, dann findet ihr einen sanften Tod in den Wellen. Besser als hier ist es allemal.“ „Eure Schiffe haben alle so einladende Namen…“, bemerkte Ray mit einem Hauch Galgenhumor. Tala ging nach draußen und seinem Kaptain entgegen.

„Und was machen unsere beiden Dornröschen?“, fragte ihn sein Kapitän ohne Rückhalt. „Beide schlafen noch.“, verkündete Tala unterwürfig. „Was?!“ Ungehalten stürmte der hochgewachsene Mann an ihm vorbei und durch die Tür, die dabei mit solcher Wucht geöffnet wurde, dass sie gegen die Wand und aus ihren Angel folg. „Ihr miesen kleine Ratten! Bewegt euer nichtsnutzigen Ärsche!“ Ein schlecht gezielter aber dennoch schmerzhafter Tritt genügte, um Ray aufkeuchen zu lassen. Auch Lee war jetzt auf den Beinen, nicht zuletzt, um sich schützend vor Ray zu stellen. „Beim Klabautermann, sind die zwei schmächtig! Los, bring sie an Deck!“ „Aye, aye, Captain Bosco. Los, bewegt euch!“, kommandierte Tala die beiden Gefangenen vorwärts. Mit angsterfülltem Blick ging Lee an Bosco vorbei, der nur mit einer guten Portion Genugtuung grinste, als Ray, der ebenfalls an ihm vorbeimusste, sich immer noch den Bauch hielt.

An Deck blickten ihnen ca. 40 Piraten entgegen. Alle von der Sonne gebranntmarkt, die meisten mit Narben übersäet und alle in zerrissenen, abgetragenen Klamotten. Lee war geschockt, doch Ray knuffte ihm in die Seite: Er solle den Rat des Kutschers nicht vergessen. Hinter ihnen kam Bosco an Deck. „Das hier, meine Lakaien, sind die neunen! Frischfleisch, wie man allzu gern sagt. Also begrüßt sie recht herzlich!“, breitete er seine Arme aus und wies auf die beiden Schwarzhaarigen. Die gesamte Mannschaft grölte auf und jubelte ihrem Kaptain zu. „Jetzt.“, flüsterte Tala und stieß Ray leicht an. Der verstand und rannte los, Lee in die entgegengesetzte Richtung. „Verfluchte Bastarde! Haltet sie auf!“, schrie Bosco, was einen wahren Tumult auslöste. Hinter den beiden Jungen war jeweils eine beachtliche Zahl von Verfolgern her, doch durch einen gekonnten Hechtsprung schaffte es Lee über die Rehling hinab in die salzige See. Ray hatte jedoch weniger Glück: Die rettende Brüstung schon in Griffweite packte ihn eine wahre Pranke am Kragen und zog ihn zurück. „Ah!“ „Ray!“, brüllte Lee gegen die schlagenden Wellen an. Doch er konnte nicht mehr machen. Außerdem musste er zusehen, dass er wegkam, denn Bosco’s Männer ließen schon das Beiboot zu Wasser, um ihn wieder einzusammeln.
 

„Schi~iä~äff in Siä~ächt!“, grölte es aus dem Krähennest. „Und was für eins? Eines vom König?“, wollte Lyco erregt wissen. „Halt doch die Füßen still.“ „Du hast hier gar nichts zu sagen. Schließlich ist Jack hier Kaptain, nicht du.“ „Die nimmt ihren Job aber nicht sonderlich ernst, deswegen muss ich als Vize eingreifen!“, meinte Kai mit einer Hand zu Jack, die die Arme hinter Kopf verschränkt hatte und gegen die Rehling gelehnt schlief. „Die macht doch nur so. Das weist du. Selbst mit ihrem Krübelohr hört die noch gut genug, um dich gleich zur Sau zu machen.“ Bei dem Gesagten zuckte eben dieses ‚Krüpelohr’ blitzschnell nach vorne. „Hallo? Ist vielleicht irgendjemand an dem Schiff da hinten interessiert?!“, luckte Max über’s Krähennest nach unten. „Unser Kaptain hier zumindest nicht.“, grummelte Kai vor sich hin. „Was is er denn für eins?“ „Sag bitte eins vom König, bitte, bitte, bitte. Ich hab Langweile. Ich will entern. Bitte, sag eins vom König, bitte, bitte.“, flehte Karin mit gedrückten Daumen. „Zumindest keines von König. Es sei denn, die haben ihre Segel und Flaggen ausgetauscht. Hat die schwarze Flagge gehisst.“, bemerkte Ian, der auf Spencer’s Schultern saß und durch ein Fernglas das fremde schiff betrachtete. "Scheiße!", fluchte Karin enttäuscht. „Wer?“, drang es nüchtern von hinten, worauf Lyco und Kai einen Schritt zur Seite machten und sich im Einklang empörten: „Jack, erschreck mich mal nicht so!“ „Ihr würdet ein hübsches Pärchen abgeben, wirklich. Also, Ian, wer?“ Kai stand der Mund weit offen, Lyco’s Schwanz und Ohren hingen schlaff herunter. „Ich weis nicht genau.“, erwiderte Ian, während Jack auf ihn zukam. „Hey! Da ist en Kopf im Wasser!“ „Ein Kopf im Wasser?“, äußerte Kai verwirrt. „Wird ne Meerjungfrau sein.“ „Was?“, trafen vier Paar Augen auf Jack. „Meine Nerven.“ „Nein, der ist über Bord gegangen.“ „Ihh, der Kopf alleine? Ekelhaft, diese Piraten.“ Jack schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn, angesichts von Lyco’s Bemerkung, welche nur über ihre eigene Äußerung lachen konnte. „Was denkst du, Max, freiwillig?“ „Ja, sieht fast so aus. Die anderen lassen ein Boot runter. Scheint fast so, als ob sie ihn wieder einsammeln wollen.“, schilderte Max das Szenario. „Gib mal her.“, riss Jack Ian sein Fernrohr aus der Hand und verschaffte sich so einen Überblick. Was sie aber dabei nicht beachtete, war, dass Ian noch die Kordel um den Hals hatte. Dementsprechend schief saß er nun auf Spencer’s Schultern. „Na los, worauf wartet ihr noch? Lasst ein Boot runter und fischt ihn raus!“

Sofort war Aufregung in der kleinen Piratenmeute und wenig später auch ein Boot im Wasser. „Die Strömung treibt ihn direkt auf uns zu. Perfekt!“ „Kommst du denn nicht mit?“ „Bin ich denn lebensmüde, Flohfänger?! Ich geh mit euch bestimmt nicht auf solch eine Nussschale. Und jetzt los!“, befahl sie Karin und dem kleinen Rettungstrupp. „Die hat doch nur Angst vor Wasser.“, grummelte die helle Wölfin und ruderte mit dem kleinen Rettungstrupp los. Die verbleibende Besatzung der Death Corpse beobachtete die Aktion, wobei Jack ein komisches Gefühl hatte. Sie begutachtete die Jolly Roger genau und sie kam ihr bekannt vor. „Bosco… Bosco! Dieser vermaledeite alte Halsabschneider. Warum schmeißt er seine Crew über Bord? Oder er hat sie nicht mehr unter Kontrolle.“, nuschelte sie nachdenklich.
 

„Ruder schneller, Fettwans!“, knurrte Lyco Tyson an, der im gemächlichen Tempo die Paddel schwang. „Warum diese Aufregung? Der Kerl kommt doch in unsere Richtung. Das Meer ist auf unserer Seite.“ „Tyson! Du kleine, verblödete Schwabbelbacke!“, kläffte Karin ihn an. Lyco warf einen verwirrten Blick zu ihrer Artgenossin. Dass beide Tyson nicht leiden konnten, war allgemein bekannt und auch, dass dieser des Öfteren solche Sachen an den Kopf geworfen bekam. Aber das Karin gleich so aufdrehte, war neu. „Ich erklär’s dir, Tyson.“, grummelte Kai, „Auch ganz langsam und einfach, damit selbst du das verstehst: Also, der wird zwar durch die Strömung zu uns getrieben, damit aber auch das andere Schiff. Leuchtet das ein?“ „Japp, verstanden. Also müssen wir schneller rudern?“ „Erfasst, Proviant-Vernichter.“ Karin ignorierend legte sich Tyson in die Riemen und das Boot kam dem über Bord Gegangenen näher, bis sie schließlich bei ihm angekommen war. Zusammen mit Karin und Lyco zog Kai ihn an Bord. Das erwies sich allerdings als schwieriger, denn seine Kleidung hatte sich mit Wasser voll gesogen, wodurch er wesentlich schwerer wurde.
 

„Hach! Sie haben ihn!“ Jack hielt sich die Ohren zu: „Ian! Ich steh drei Zentimeter von dir entfernt! Da kannst du deine Freudenschreie vielleicht etwas zügeln!“ „Sorry, Captain.“, meinte dieser kleinlaut, „Ach, schau! Da rudern sie, die Feiglinge! Die haben Angst vor uns!“ „Ian!“ Dieser drehte sich zu Jack, die mit dem Finger im Ohr rumpoppelte. „Hoppala…”, lachte er und kratzte ich verlegen am Hinterkopf. „Also ich glaub eher, dass Karin’s Zunge ihnen ungeheuer ist.”, mutmaßte Spencer angesichts der Szene, die sich da auf hoher See abspielte. Jack legte die Stirn in Falten, schnappte sich von Ian das Fernglas und schaute zu dem Rettungsboot. „Ich fass es nicht…“, schlug sie sich mit der flachen Hand gegen die Stirn: Karin stand am Bug des kleinen Rettungsbootes und winkte wie eine Verrückte. Da ihr aber ihre zwei Hände scheinbar nicht ausreichten, nahm sie auch noch ihre Zunge zur Hilfe. „Verständlich, dass die flüchten. Könnte immerhin ansteckend sein, diese Blödheit. Die Death Corpse ist schon vollkommen eingenommen. Samt Kapitän.“, seufzte Jack resigniert auf, während sie zur Schiffsseite ging, an der der Rettungstrupp samt Gerettetem eintreffen sollten.
 

„Und ich sag dir, das ist der Kerl aus der Bar!“ „Quatsch hier keinen Müll, Karin. Der hat ganz anders ausgesehen.“, meinte Lyco mit einem Kopfschütteln. Sie legten an der Death Corpse an und kletterten die Strickleiter hinauf, während Kai noch das Boot vertaute. „Mission erfüllt, Kaptain.“, salutierten Karin und Lyco mit dem bewährten Grinsen. „Volldeppen.“, schüttelte Spencer nur den Kopf und begutachtete aus dem Augenwinkel den Neuankömmling. Ian stand neben ihm und konnte seine Neugier kaum zügeln: „Wo kommt der her? Wie alt isser? Hat er ne Freundin?“ „Ian!“ „Was denn?“ Bryan ging neben Jack zu Rettungstrupp. „Gute Arbeit, Leute. Also, Jungchen, dann erzähl mal.“ Lee blieb stumm, blickte nur starr auf seine nassen Schuh. „Wo ist denn dein Freund von gestern?“, fragte Ian neugierig. „Kenny! Mach Tee! Bryan, hol ihm trockene Sachen. Wir wollen ja nicht, dass wir ihn wieder zurück ins Meer werfen müssen, nur weil er krank geworden ist und deswegen das Zeitliche segne. Schließlich haben wir ja keine Unterbringung für ne Leiche, gell? Hamsterbacke! Du kümmerst dich um ihn, Spencer, Tyson, zurück auf eurer Posten. Kai, ans Steuer. Lyco, Karin, ihr…“, suchend schaute sie zu allen Seiten, „Wo sind die beiden nur schon wieder hin?“
 

„Und ich sag dir, das ist er Typ von gestern Abend.“ Lyco schüttelte den Kopf. „Nur weil er nass ist, stinkt, als wäre er von nen Eimer Waltran überschüttete worden, und seine attraktive Begleitung fehlt, nur deswegen erkennst du ihn nicht wieder.“ „Warum verstecken wir uns eigentlich noch mal hier, obwohl es hier nach toter Ratte stinkt?“ Karin seufzte aus: „War Jack nicht gründlich genug? Normalerweise siehst du hier keine Ratte, weder tot noch lebendig. Aber wir sind hier, damit Jack uns nicht findet und somit nicht für irgendwelche bescheuerten Arbeiten einspannen kann.“ Lyco nickte: „Klingt sehr vernünftig, was wir hier machen. Aber irgendwann müssen wir doch mal wieder raus hier. Igitt! Was ist das?!“ Karin zog die Ratte am Schwanz hoch und hielt sie Lyco vor’s Gesicht: „Zwischenmahlzeit gefälligst?“ Lyco wedelte wild mit den Armen: „Nei~ein! Eklig! Mach das weg!“ „Schade drum.“, zuckte Karin mit den Schultern und lies den wild zappelnden Nager wieder laufen, der auch gleich hinter den endlosen Kistenbergen verschwand.
 

~* ~* ~*

Pläne

In ihrer Kajüte saß Jack an ihrem Schreibtisch und fragte sich immer noch nach dem Grund, warum Lee von Bord gesprungen war. Klar, Bosco war nicht gerade eine alte Oma, die einen zum Tee-Trinken und frisch gebackenen Plätzchen einlädt. Er war ein grauenhafter Pirat und nicht gerade für seine Gastfreundschaft bekannt, aber laut Ian hatte Lee einen Freund dabei. Sie schätzte Lee nicht so ein, dass er einen Freund im Stich lassen würde. Vertieft in ihre Gedankengänge zuckte sie leicht zusammen, als es an der Tür klopfte. „Jack, wir sind’s.“ „Ist offen.“ Während sie sich von ihrem Platz erhob, traten Bryan, Lee und Max ein. „Also, mein Freund. Willst du uns nicht endlich erzählen, was passiert ist? Weist du, manchmal erleichtert reden ungemein. Außerdem kann so ein Leben als Sklave wesentlich unangenehmer sein als als Gast.“ „Bitte, setz dich doch.“, bot Jack ihm einen Stuhl an, während sie sich an den Schreibtisch anlehnte. „Danke.“, brachte Lee zögerlich hervor. „Immerhin schon mal ein Anfang.“, grinste Max. „Danke, dass ihr mich gerettet habt.“ „Ach was, ich wollte dem Möchtegern-Pirat einfach nur eins auswischen.“, meinte Jack mit einer Handbewegung. „Trotzdem danke.“ „Ian meinte, dass du gestern nicht allein in der Taverne gewesen bist.“, fragte Bryan nach, „Ist er noch auf der Dark Shark?“ „Er hat’s nicht geschafft. Aber ich hätte da ein Geschäft vorzuschlagen.“, wandte Lee sich an Jack. Ihre Augenbraue zuckte aufmerksam in die Höhe: „Und das wäre?“ „Jack! Du willst doch nicht ernsthaft auf den Kleinen eingehen?“, empörte sich Bryan. „Erstens bin ich genauso groß wie du und zweitens ist mein Name Lee.“ „Bryan, halt die Klappe.“, befahl Jack ruhig, worauf Bryan leicht zusammenzuckte, „Also, Lee, um was für ein Geschäft soll es sich da handeln?“ Er kramte etwas in Max’ geliehener Hose herum und wurde aufmerksam beobachtete. Schließlich fand er, wonach er gesucht hatte. „Das hier…“, er hielt das Goldstück hoch, „… ist von der Dark Shark. Ich bin davon überzeugt, dass es noch mehr davon dort gibt. Im Gegenzug dafür werdet ihr mir helfen, meinen kleinen Bruder zu befreien.“ Er reichte das Goldstück auf Verlangen Jack’s an sie weiter. Sie drehte es mehrmals in der Hand herum. „Hm…“, grinste sie und machte eine Handbewegung, mit der sie ihm das Goldstück wieder zuwarf. „Ganz schön mutig von dir, falsche Geschäfte mit einem Pirat machen zu wollen. Aber Lügen musst du noch lernen.“ Er wurde knall rot, als er ertappt wurde. „Warum? Es ist die Wahrheit. Es ist von der Dark Shark. Und es gibt bestimmt noch mehr davon.“ „Mag ja sein. Aber was sollten wir mit nem Berg Schokolade? Na ja, Tyson würde sich sicherlich darüber freuen, aber sonst auch niemand.“ Er schaute sie entsetzt an. „Schau nicht so, das is en Schoko-Taler.“ „Was?!“ Lee war entsetzt. „Aber wir haben doch…“ Jack hielt die Hand offen und Lee legte ihr das angebliche Gold wieder in die Hand. Langsam zog sie unter Beobachtung die Goldfolie ab und darunter entblößte sich nackte Zartbitterschokolade.

„Aber…“ „Wie kann so ne Süßigkeit so verblüffend echt wirken?“, fragte nun auch Max, nachdem er die glänzende Verpackung näher begutachtete. „Für Leihen wirkt so was nun mal eben echt.“, schloss Kai hinter sich die Tür. „Soll das ne Anspielung sein?“ „Wie kommst du nur wieder auf die Idee?“, lehnte er sich mit sarkastischem Unterton zu Max. „Was machst du hier?“, grummelte Jack ihn an. „Ich hab als Vize die Pflicht, dich zu unterstützen. Da muss ich eben auch zu solch einer Versammlung kommen.“ „Und was ist mit dem Steuer?“ „Spencer. Aber lenk nicht vom Thema ab.“ „Mann, ich bin auch nur ein Mensch, darf ich denn gar nichts vergessen?“ „Ich muss dich korrigieren. Du bist alles andere aber kein Mensch, du bist…“ Jack funkelte Max so düster an, dass dieser augenblicklich schwieg. „Jetzt bist du ja da und jetzt ist alles gut.“ „Jack, es geht hier um’s Prinzip!“, empörte sich Kai, was dazu führte, dass Jack sich vom Schreibtisch abstieß und auf ihn zukam. In ihrer Hand leuchtete etwas auf. „Streifenhörnchen, hör mir mal zu: Du bist hier nur der Vize. Wie du mit den anderen sprichst, ist mir herzlich egal, aber ich bin hier der Captain! Also pass auf, dass ich nicht dein hübsches Köpfchen mit einem langen Nagel durchbohre und dich dann so an den Hauptmast hänge! Verstanden?!“ Es kam zwar nicht selten vor, dass Jack ausrastete, aber dass sie einen ihrer Mannschaft mit geistreichen Foltermethoden drohte, war eher die Seltenheit. Max und Bryan hatten sich still verhalten, reichte schließlich, dass Kai als Zielscheibe herhielt. „Ja, Kapitän.“, meinte Kai kleinlaut.

„Gut.“, sie wendete sich wieder an Lee, „Also, wir werden dir helfen.“ „Echt? Aber warum? Ich meine, es gibt nichts für euch zu holen auf dem Schiff. Warum also solltet ihr euch unnötig in Gefahr begeben?“ Jack drehte sich mit dem Rücken zu ihm, sodass er ihr Grinsen nicht sehen konnte. „Das sind ja nun einmal auch Piraten. Und wenn zwei Piratenbanden im gleichen Gewässer segeln, dann ist es doch wohl mehr als logisch, dass die eine der anderen die Beute streitig macht. Das ist ganz normal. Also? Hast du was dagegen?“ „Nein, nein, ganz im Gegenteil.“, wedelte Lee wild mit den Händen, „Danke.“ „Noch ist es zu früh, um Lobeshymnen auf uns zu schreiben. Noch ist er nicht frei und die Dark Shark schippert munter herum… in unseren Gewässern. Also, Kai! Sag den anderen Bescheid und geh vor allem die beiden Chaoswölfe suchen!“ Dieser nickte und ging dann aus der Kajüte hinaus.

„Ich lass mich hier von ner irren halböhrigen Zicke herumkommandieren. Ich hab mir damals die falsche Arbeit gesucht.“ „Wenn du nicht hier wärest, dann würdest du immer noch Kartoffeln ernten.“ „Lyco!“ Er hatte es immer vermieden, mit den anderen über seine Vergangenheit zu reden, was Jack respektiert hatte und sich deswegen zusammen mit ihm eine glaubhafte Geschichte ausgedacht hatte. Die Wölfin stand mit gesenktem Kopf neben der Tür, durch die Kai gerade kam. “Jack sucht euch, wo ist Karin?” “Bei Kenny und versucht, Kekse abzustauben.” „Wir greifen die Dark Shark an. Sag ihr Bescheid.“ „Wirklich?“, sie strahlte bis über beide Wolfohren, „Endlich mal wieder was los!“ „Darf ich dich daran erinnern, dass ihr beiden da gestern im Hafen noch ne Schlägerei angezettelt hättet?“ „’Hättet’? Kai, haben!“ Sie sahen sich an. „Ich muss Karin Bescheid sagen. Ganz dringend.“ Und schon hüpfte der dunkle Wolf davon.
 

Auch Lee verlies von Max geführt die Kapitänskajüte, nur Bryan blieb bei Jack. „Schoko-Taler, die echt aussehen? Was hast du jetzt wieder für einen Trick angewandt?“ Jack kramte in ihrer Tasche herum und zog das Goldstück von Lee heraus: „Ein bisschen Magie darf ja wohl noch erlaubt sein.“ „Das ist Diebstahl.“ „Bryan, ich bin Pirat.“, seufzte sie aus, „Hast du vergessen, dass Diebstahl unser Überleben bestimmt?“ Bryan schüttelte den Kopf: „Von einem Goldstück wirst du nicht mal die Ratten unter Deck satt bekommen.“ Sie nickte und drehte das glänzende Metall zwischen den Fingern herum. „Mag schon sein. Aber wenn er wirklich recht hat, dass dieses Stückchen Edelmetall nicht das einzige von seiner Sorte auf der Dark Shark ist, dann würde es sich wirklich lohnen, denen mal einen Besuch abzustatten.“ Bryan grinste: „Du hast es wieder nur aufs Geld abgesehen.“ „Nicht ganz, Bryan. Nicht ganz. Irgendwie hab ich das Gefühl, dass Lee’s Bruder irgendwas Bedeutsames zu sagen hat.“ „Hä?“, fragte Bryan und man konnte die Fragezeichen über seinem Kopf deutlich sehen. „Ich weis es selbst nicht genau. Ist nur ein Gefühl… Und jetzt hilft Kai, Karin und Lyco zu suchen. Und fangt im Lagerraum an.“ Bryan nickte und verlies ebenfalls das Zimmer.
 

„Kleiner Bastrad!“, fing er sich die nächste Ohrfeige ein. „Bosco, meinst du nicht langsam, er hat genug?“ „Halt’s Maul, Tala! Der andere ist weg! Jetzt gibt’s nur die Hälfte des Lösegeldes!“, brüllte Bosco herum, während er sich eine Flasche schnappte. „Sieh’s doch mal so: Er könnte genauso gut an Skorbut gestorben sein, dann hätten wir immer nur noch den einen.“ „Darum geht es hier nicht, Missgeburt! Es geht viel mehr darum, dass diese kleine verkrüppelte Schlampe ihn hat!“ „Diese Katzendämonin?“ „Ja, und die beiden Misttölen! Leiden sollen sie! Auf dem Grund des Meeres! Und Poseidon soll seinen Dreizack mit ihren verfluchten Körpern dekorieren!“ Tala schüttelte unmerklich den Kopf. „Kapitän!“, rief jemand. „Ihr unfähigen Schwachköpfe! Nichts könnt ihr alleine machen!“, mit vor Wut und Alkohol gerötetem Gesicht stapfte er nach oben.

Tala blieb bei Ray. „Es wird hart.“ Ray blickte zu ihm. „Für dich, meine ich.“, lies sich Tala auf eine alte Kiste fallen. „Er wird seine angestaute Wut an dir auslassen, soviel ist schon mal sicher.“ „Wie hältst du es hier aus?“ „Man gewöhnt sich an ihn. Außerdem: Was bleibt mir anderes übrig?“ Ray schaute ihn verwirrt an: „Was dir anderes übrig bleibt? Wie wär’s mit nem anderen Schiff oder anderer Arbeit?“ Tala lachte auf. „Kleiner, du hast gut reden. Du bist schließlich normal.“ „Ach, jetzt komm schon. Nur, weil du ein Lakai von so einem Idioten bist, bist du doch nicht unnormal.“, wischte sich Ray die blutende Nase an seinem Ärmel ab. „Willst du es sehen?“ Ray verstand nicht ganz: „Ähm, was denn?“ „Der Grund, warum mich wohl nie jemand so akzeptieren wird, wie ich bin?“ Ray war immer noch verwirrt, nickte aber leicht. Tala zog die hochgestellten Haare zur Seite und zeigte somit der Grund, warum er als ‚abnormal’ galt. „Du… du hast… du bist… Du bist ein Werwolf!“ Wieder lachte Tala auf und lies dabei die weißen Ohren wieder unter den Haaren verschwinden. „Nein, so schlimm ist es jetzt auch wieder nicht. Nur ein Dämon. Nur ein Wolfsdämon. Der Schwanz ist gut versteckt. Erinnerst du dich nicht daran, was Bosco sagte?“ „Das mit denen, die Lee haben?“ Tala nickte: „Japp, dort an Bord ist auch meine kleine Schwester. Ich weis zwar nicht, ob sie mich noch erkannt hat, aber sie scheint ihren Platz in der Welt gefunden zu haben. Im Gegensatz zu mir.“ Ray überlegte nicht lange: „Warum fliehst du nicht einfach und gehst zu ihr?“ „Wenn das nur so einfach wäre…“
 

In den nächsten Tagen hatte Ray wirklich nichts zu lachen: Alle Arbeiten, die man sich auch nur vorstellen konnte, wurden auf ihn abgeliefert. Jedoch weniger von den Matrosen, sondern vom Kaptain höchstpersönlich. Müde und mehr als nur ausgepowert fiel Ray allabendlich in irgendein Tauberg, um wenigstens für ein paar Stunden die Qualen zu vergessen. Nach drei Tagen merkte er schon keine Schläge, Peitschenschläge oder Tritte mehr und tat alles ohne Widerworte. Die meisten Besatzungsmitglieder hatten Mitleid mit ihm und in von Bosco unbeobachteten Augenblicken schoben sie ihm unbemerkt Brot, Wasser oder etwas Fett für seine Hände zu.
 

„Ray, hey, Ray!“ „Hn?“, grummelte dieser, da er noch herzlich wenig Lust hatte, jetzt schon aufzustehen, es war ja schließlich noch dunkel und Bosco würde schon früh genug kommen, um ihn durch die Gegend zu scheuchen. „Es sieht nach einem richtig üblen Sturm aus, den wir heute bekommen werden.“ „Und?“, drehte er sich auf die Seite, um Tala ansehen zu können. „Bosco dreht dann immer vollkommen durch, er verhält sich dann wie der Herrscher der Meere. Dann kannst du dich mal richtig ausschlafen. Der bekommt dann überhaupt nichts mehr mit.“ Ray horchte auf: „Wirklich? Das ist doch dann die Chance, um von hier zu verschwinden!“ Tala betrachtete den Himmel, der sich langsam mit dunklen Gewitterwolken verzog. „Mag sein. Aber in der Nussschale von Beiboot kommst du nicht weit. Da gehst du unter, noch bevor das Boot richtig im Wasser ist.“ „Aber du hast gesagt, dass ein friedliches Grab in den Wellen wesentlich besser ist, als dieses Leben hier.“ „Kleiner, ich kann mir vorstellen, wie schlimm es für dich hier sein muss, aber nicht bei diesem Unwetter, das sich hier anbahnt! Das ist einfach zu gefährlich!“, drehte sich Tala um und machte sich daran, die restliche Crew zu wecken und über den nahendem Sturm in Kenntnis zu setzten
 

Keine drei Stunden später trat das ein, was Tala prognostiziert hatte: Der Himmel war pechschwarz, nur die Blitze erhellten ihn zeitweilens. Es war wirklich dunkler als in einer mondlosen Nacht und der Regen prasselte scharf wie Nadeln auf die Planken und die nackten Körperstellen. Der Boden verwandelte sich in eine wahre Rutschpartie für jeden, der auch nur einen Schritt machen wollte. Zudem fegte ein heftiger Wind über das Deck, der zusätzlich eisig auf der Haut brannte.

Überall schlitterten Männer umher, um eilig zugerufene Befehle auszuführen. Und wie Tala gesagt hatte: Bosco stand am Steuerrad, wie ein Irrer lachend und triumphierte über die Natur in seiner Vorstellung. Ray beachtete das Schauspiel gar nicht mehr, sondern suchte sich einen geschützten Platz, kuschelte sich in die Decke, die Tala ihm noch gegeben hatte, gegen eine Wand und war auch bald eingeschlafen.
 

Als er wieder aufwachte, war der Sturm vorbei. An Stelle des Regen umhüllte eine dichte Nebelbank das Schiff, der tosende Wind, die aufgebrachten Rufen und das irre Lachen, all das war verstummt und es hing eine gespenstige Stille über der Dark Shark. Das Segel hing schlaff und zerrissen durch den Sturm herunter. Überall lagen Männer herum, völlig erschöpft. Sie sahen aus, als wären sie schon tot. Ray hingegen fühlte sich ausgeruht und gestärkt. Er fühlte sich, als könnte er Berge versetzen. Er blickte sich um, dann ging er in Richtung Bug. Dort war, wie erwartet, Tala, ebenfalls erschöpft. „Hey, Tala, wach auf!“, stieß Ray ihn an, erhielt aber nur ein Grummeln als Antwort. „Hey, jetzt komm schon.“ „Kleiner, geh weg.“, bekam er jetzt eine müde Antwort. „Wir verschwinden hier.“ „Was?“, jetzt war Tala hellwach. „Du willst hier verschwinden?“ „Ja, schau dich doch mal um. Die bekommen nix mehr mit. Jetzt ist der perfekte Zeitpunkt.“ Tala nickte: „Na gut, du hast recht.“ Er lies sich von Ray aufhelfen und beide stiegen über herumliegende Menschen zu den Beibooten. „Die Winde quietscht.“ „Keine Sorge, ich hab Schmiere mitgehen lassen.“ „Gut gemach, Kleiner.“, lächelte Tala, während Ray sich an den Winden zu schaffen machte. Langsam ließen sie das Boot zur Wasser und Ray paddelte in den dichten Nebel hinein. Schon kurze Zeit später konnten sie das Schiff nicht mehr erkennen.
 

Zur gleichen Zeit hing Karin lachend über der Rehling und schaute abwechselnd von Kai, ins Meer, zu Tyson, zu Kenny, zu Tyson, ins Meer und wieder zu Kai. Jack schüttelte immer wieder den Kopf, wenn einer der vier seiner Mageninhalt auf verkehrtem Wege in Richtung Meer schickte. Lyco grinste nur, da sie der Anblick der vier einfach nur erheiterte. „Diese Weicheier. Das war eine leichte Prise mit ein bisschen Nieselregen! Und die? Werden seekrank! Und so was wollen Piraten sein?!“ „Beruhig dich, Jack. Denk an deinen Blutdruck.“ „Und dann dieser scheiß Nebel! Wie will man denn da richtig fahren können?!“ „Jä~äck! Komm wieder runter.“ Lee stand neben Bryan, der ebenfalls versuchte, Jack wieder auf den Boden zu bekommen. „Hey! Da vorne ist ein Schiff! Glaub ich mal.“ „Das kannst du jetzt mit deinem Strahlegesicht orten oder was?“, grummelte Jack immer noch mit angestauter Wut im Bauch. „Ist es die Dark Shark, Hamsterbacke?“, wollte Lyco wissen. „Sieht fast so aus.“ Nun war es an Jack, zu grinsen. Ihre schlechte Laune war wie weggeblasen. „Möchtegern-Piraten! Angetreten!“
 

Keine Minute später stand die gesamte Mannschaft und Lee vor ihr versammelt, wobei vier noch etwas grün im Gesicht waren und sich eher schwankend auf den Beinen hielten. Wieder konnte Jack nur den Kopf schütteln, doch das war jetzt nebensächlich, denn in ihr kribbelte es, Bosco mit ihrem Katana aufzuspießen, vielleicht auch noch zwei, drei andere, aber das war eher unwichtig.

„Also, hört zu, denn es wieder vielleicht gar nicht so schwer, wie es jetzt noch aussieht. Als dürftet sogar ihr das hinbekommen, verstanden?“ Zwei Nicker, zwei Kopfschüttler und sechs Enthaltungen waren die Antwort. „Ich brech zusammen.“, sackte Jack in den Schneidersitz und legte den Kopf in die Hände. Karin grinste Lyco an, die zurückgrinste. „Jack, warum gibst du dir überhaupt die Mühe, was zu erklären? Wir machen es doch sowieso immer so, wie’s grade kommt.“ Sie blickte zu Ian, der sie fragend anschaute: „Genau das könnte hier aber fatale Folgen haben, hört ihr? Bosco sieht zwar dämlich aus, führt aber eine Bande aus noch größeren Schwachköpfen als ihr es seid…“ „Hey!“ „… und außerdem sind seine Angriffe selten unüberlegt und noch seltener fair.“ Sie hatte zwar nur die Aufmerksamkeit eines Teils ihrer Crew, doch dieser verstand, worum es ihr ging. „Was schlägst du also vor?“, wollte Kai wissen. „Tja, wenn ich das nur wüsste. Dann wär mir wesentlich wohler in meiner Haut. Ich kenn den Bau des Schiffes nicht und wo genau sich der Kleine aufhält oder wo Bosco ihn verbarrikadiert hat, wissen wir erst recht nicht.“ „Nicht gerade von Vorteil für uns, wie?“, murmelte Bryan. „Durchaus nicht. Aber ich hab eine Taktik, die ist zwar mehr als nur riskant, aber dennoch könnte es funktionieren.“ „Riskant? Is ja super!“, grölte Lyco und schenkte ihr jetzt ihre volle Aufmerksamkeit.

Jack erklärte schnell, was sie auf die Schnelle in ihrem Kopf für ein Plan ausgeklügelt hatte. Alles nickte einverständlich, als sie geendet hatte und fragende Blicke in die Runde geworfen hatte, ob es denn irgendwelche Fragen oder Verbesserungsvorschläge gegeben hätte. „Na gut, dann geht’s los!“ Alles stürmte an die Seite des Schiffes, bewaffnet und teilweise mit geschärften Klauen. Jack steuerte das Schiff längsseits der Dark Shark entlang, sodass ein einfacher Schritt ausreichte, um überzutreten.

Angesichts der Stille, die das Schiff von sich gab, standen sie erst einmal reglos an bzw. auf der Rehling und versuchten, durch den dichten Nebel etwas zu erkennen. „Der Sturm muss sie arg mitgenommen haben.“, schmunzelte Ian. „Vielleicht ist auch ein Monster an Bord, das sie alle aufgefressen hat.“, kicherte Karin, was Tyson und Kenny sichtlich den Angstschweiß auf die Stirn trieb. Mit einem eleganten Satz was Jack bei ihnen. „Ihr beide…“, sie wies auf die beiden Angsthasen, „… bleibt hier, die anderen folgen mir.“
 

~* ~* ~*
 

Yeah, und jetzt gibt's bald Blutvergiesen *dafür auch lang genug gebraucht hat*

Hoff mal, dass es dir so passt, du Arbeitstier, Lyco ^^b

Die Dark Shark

Der kleine Schritt, den sie überbrücken mussten, um zur Dark Shark zu gelangen, war für sie ein Klacks. „Jack, ich hab kein gutes Gefühl bei der ganzen Sache.“, murmelte Lyco ihr ins Ohr und schnupperte in den dichten Nebeln hinein. Mit gezückter Sense und Schwert bewegten sich die beiden Wolfsdämonen vorsichtig in die Mitte des Schiffes. „Jack?“, fragte Lyco in den Nebel hinein. „Sie ist nicht bei uns.“ „Schlau kombiniert, Karin, wirklich. Wenn wir wieder zurückkommen, dann bekommst du einen Keks.“ „Wirklich?“, leuchteten sie zwei Augen an. Lyco schüttelte den Kopf und stieß mit dem Fuß gegen etwas auf dem Boden. Verwirrt schaute sie nach unten. „Also ich hab hier wen gefunden.“ „Ist es tot?“ „Nö… ich glaub nicht.“, zuckte Lyco mit den Schultern, nachdem sie den Körper vor ihr mit dem Fuß nochmals angestoßen hatte. „Mann, ist das hier ein Nebel. Ich kann noch nicht mal meine Zunge sehen.“ Karin wedelte mit eben dieser vor Lyco’s Gesicht herum, die nur kichern konnte: „Ich aber, hirrhirrhhirr.“
 

Kai, Bryan und Lee fanden ähnliches vor: Im dichten Nebel stolperten sie immer wieder über herumliegenden Körper. „Irgendwie ist das ja unheimlich, findet ihr nicht?“, meinte Bryan. „Hast du deinen Bruder schon irgendwo erkannt?“ Lee schüttelte den Kopf: „Was ist denn, wenn er schon… wenn sie ihn schon, na ja, über die Planke geschickt haben?“ „Glaub ich weniger.“, meinte Kai, als er gerade wieder über jemanden stieg, „Und Jack nennt uns Weicheier. Will gar nicht wissen, was sie zu denen hier sagen würde.“ „Die würden bestimmt zur Sau gemacht werden.“, schmunzelte Bryan.
 

Ian, Max und Spencer warteten ungeduldig immer noch an dem Platz, an dem sie die Dark Shark betreten hatten. „Ich hab ein ganz mieses Gefühl bei der ganzen Sache.“, warf Ian unruhige Blicke nach allen Seiten. Max und Spencer stimmten ihm mit einem Nicken zu. „Lasst uns zurückgehen. Und am besten gleich weiterfahren. Raus aus diesem Nebel, weg von diesem unheiligen Ort.“ Jetzt musste Spencer lachen, was im Nebel irgendwie beunruhigend klang: „Jetzt übertreib es mal nicht, Kleiner. Außerdem bist du Pirat, dem ist nix unheimlich.“ „Doch, Karin…“, murmelte Max vor sich hin. „Na gut, die schon…“

Im gleichen Moment traf etwas Spencer am Arm, was in kurz aufkeuchen lies. Reflexartig drückte er seine Hand auf die Stelle. Max und Ian zogen ihre Waffen und warfen unruhige Blicke umher. Zwischen Spencer’s Fingern quoll Blut hervor. „Verflucht, was war das? Und wo kam es her?!“ „Karin hatte Recht! Hier ist irgendwo ein Monster an Bord!“, schrie Max panisch, immer noch die Waffe wild nach links und rechts schwenkend, den Finger unruhig am Abzug. „Komm runter, Max. So was wie Monster gibt es nicht.“, presste Spencer zwischen den Zähnen hervor. „Du hast Karin schon wieder vergessen.“, witzelte Ian, jedoch eher, um die Situation angenehmer zu gestalten, als um des Witzes Willen. Spencer riss ein Stück aus seiner Hose heraus, um die Blutung zu stillen. „Und? Was war es sonst? Ich hab noch nie gehört, dass man einfach so anfängt, wie bekloppt zu bluten!“ „Es war ein Messer. Allerdings ziemlich schlecht gezielt. Gott sei dank, will ich mal so bemerken.“, erklärte Verletzter und zog das Messer aus dem Holzfass hinter sich. „In dem Nebel ist es ja auch nicht sonderlich schwer, aus dem Hinterhalt anzugreifen. Außerdem haben die klaren Heimvorteil.“ „Wir könnten aber auch so einfach auf gut Glück drauf losballern.“, schlug Ian vor. „Hallo?! Da sind auch unsere eigenen Leute drunter! Was ist, wenn du die triffst!“ „Verfluchter Mist! Wir sind lebendige Zielscheiben! Verflucht!“, verwünschte Ian ihre momentane Situation.
 

Auch die anderen mussten am eigenen Leib erleben, dass die Mannschaft der Dark Shark gar nicht so leblos war, wie es den Anschein hatte.
 

Lyco und Karin standen Rücken an Rücken und versuchten die Position ihrer Feinde anhand von Gerüchen oder Geräuschen auszumachen, was sich als wesentlich schwieriger herausstellte, als sie es sich vorgestellt hatten. Durch den Nebel hallten die Schritte tausendfach wider und es war ein Ding der Unmöglichkeit. „Und was jetzt?“, hielt Karin ihr Schwert vor sich, „Einfach drauf los?“ „Klingt gut.“, grinste sie und verstaute ihr Schwert wieder am Gürtel. Lyco schwang ihre Sense wieder zurück auf ihren Rücken und beide verwandelten sich in ihre Wolfsgestalt. Beide preschten in unterschiedliche Richtungen davon. Dabei wurde weder Rücksicht auf umherstehendes Ladegut oder lebensmutige Gegner genommen, die eventuell im Weg waren, es wurde einfach niedergemäht. Doch als ganz so einfach sollte sich das nicht herausstellen. In der unbekannten Umgebung war er zu riskant, einfach drauf loszumetzeln. Außerdem waren weder genaue Anzahl der Feinde, noch die Position ihrer eigenen Mannschaft bekannt. Somit konnte Lyco ihre Magie nicht einsetzen.

In diesem Moment des Zögerns wurde Lyco von einer Kugel direkt am Hinterlauf getroffen, was sie zum Aufheulen lies. Ihre Wut auf ihre Dummheit, mehr aber die Wut auf den feigen Schützen brachte sie zu unüberlegtem Handeln.

Karin hatte das Wehklagen ihrer Freundin gehört, auf der Stelle kehrt gemacht und war in die Richtung gestürmt, in der sie Lyco vermutete.
 

„Kai, hier ist niemand.“ „Hier auch nicht.“, schloss Bryan die Tür hinter sich, durch die er vor wenigen Augenblicken noch geluckt hatte. „Keine Menschenseele unter Deck, oben aber dutzende von wie leblos wirkenden Leuten. Schon irgendwie seltsam, oder findet ihr nicht?“, schmunzelte der Vize. „Ja, durchaus.“ „Da hinten ist der Raum, in dem Ray und ich aufgewacht sind.“, erkannte Lee die Umgebung wieder. „Lohnt es sich überhaupt, nachzuschauen, ob da wer drin ist?“, meinte Bryan mit einem durchaus missmutigem Unterton. Kai zuckte mit den Schultern: „Was soll da großartig drin sein? Also schauen wir nach. Dann geht die Zeit auch vorbei.“ Bryan zog sein Schwert, Lee die Messer und Kai seine ‚Kleine Babbuschka’, wie er seine Kanone liebevoll nannte, aus der Gürtelschnalle. Er nickte Bryan zu, die Tür zu öffnen, was dieser auch tat. Zumindest hatte er es vor. Noch bevor er die Hand an den Türknauf legen konnte, schwang diese von selbst auf. Bryan schreckte zurück, Lee wirkte angespannt und Kai visierte die Tür an. Knarrend öffnete sie sich immer weiter und blieb erst einmal offen stehen. Drinnen war nichts zu sehen und es trat auch niemand heraus. „Ein Geist?“, flüsterte Lee mit rasendem Herz. „Quatsch.“, grummelte Kai. Bryan trat wieder näher an die Tür und blickte ins Innere des Raumes. Er versicherte sich noch, ob er Kai’s Zustimmung hatte, dann trat er ein.
 

Ziellos schoss Ian in den dichten Nebel hinein. „Verdammt, Ian! Reis dich am Riemen!“ „Mann, Spencer! Ich mach mir gleich in die Hosen und dann soll ich mich noch am Riemen reisen?! Wie bei allen Göttern soll das gehen?!“ Max erkannte etwas im Nebel. „Leute…“ Keiner der beiden beachtete ihn wirklich, denn sie waren zu sehr in ihre Streiterei vertieft. „Leute!“, versuchte es Max noch einmal diesmal erheblich lauter und mit Erfolg. Beide schauten zu ihm. „Was?!“, fauchte Ian ihn an. „Der Nebel. Er lichtet sich.“, erkannte Max nüchtern und schaute in den dünner werdenden Nebel. Was da zum Vorschein kam, war nicht erfreulich, für keinen der drei: Zwar war immer noch eine dünne Nebelschicht vorhanden, doch vereinzelt konnten sie auch Silhouetten erkennen. Doch es blieb nicht bei ein paar, es wurden immer mehr. „Das ist gar nicht gut.“, kommentierte Spencer die Schattenfiguren, die sich immer deutlicher hervorhoben. Max tastete in seiner Tasche herum: „Hm, zwanzig könnt ich erledigen.“ Spencer grinste, während er seine Dolche zog: „So viele werden es wohl kaum sein.“ „Auf ins Gefecht!“, stürmte Ian voran.
 

„Lyco! Alles klar?!“ „Ist nur ne kleine Schramme.“, grummelte diese immer noch wütend. Auch die beiden Wölfe bemerkten, dass die Nebelwand sich lichtete und somit die Sicht auf ihre Gegner freigab. „Da sind sie.“, knurrte Karin auf, „Das sind nicht gerade wenige.“ „Wir haben auch schon mehr geschafft. Wo ist Jack, wenn man sie mal braucht?“ „Was willst du denn jetzt von der?“ Lyco schaute sie an: „Sie kann doch immerhin etwas Heilmagie. Von unseren Fähigkeiten in der Hinsicht will ich gar nicht reden.“ „Du brauchst die nicht. Die ist doch unwichtig. Wir bringen diesen Boss-was-weis-ich unter die Wasseroberfläche, dann haben wir en Schiff. Und mit den Überlebenden machen wir ne Mannschaft auf.“ „Und was ist mit Kai?“ Lyco verwandelte sich wieder in ihre Dämonenform und zog ihre Sense hoch. „Ach der, der kommt natürlich mit!“ Auch Karin stand in Angriffposition. „Aha, und du meinst, dass der so einfach… da ist der Arsch!“ Lyco stürmte vor und direkt auf einen Typ in zerfetzter Hose und grauem Hemd zu, der eine Pistole in der Hand hielt und auf sie zielte. Geschickt wich sie der Kugel aus. Mit einem gezielten Schlag ihrer Sense kullerte der Arm mitsamt der Waffe auf den Boden und der Typ hatte einen Arm weniger. Karin schüttelte den Kopf: „Du hörst mir ja gar nicht mehr zu! Das ist nicht nett!“ Sie stürmte ebenfalls vor und nahm sich einen Kerl zur Brust, der nicht mehr lange aufrecht stand. Doch selbst die beiden Dämonen waren gegen diese Übermacht an Gegnern nicht gewappnet.

„Karin, wir sollten lieber verschwinden. Jack hatte vielleicht doch Recht.“ „Ach was, die drei Kratzer wirst du wohl abkönnen!“ Karin untertrieb mal wieder maßlos: Beide hatten mehr als nur dreimal Bekanntschaft mit Kugel, Messer oder Schwertklinge gemacht. Dementsprechend sahen beide auch aus. „Karin, ich denk wirklich, dass wir gehen sollten!“ Mühsam wich sie einer Klinge aus, um kurz darauf ihre Sense diesmal eher durch Zufall in einen nahe stehenden Feind zu rammen.
 

„Das ist mehr als nur unheimlich.“ „Was siehst du, Bryan?“, fragte Kai, seine Handfeuerwaffe immer noch sicher in der Hand, jederzeit bereit, loszuschießen. „Hier ist stockfinster. Ich… ähm… ich komm mal wieder.“ Mit diesen Worten kam Bryan wieder heraus, rückwärts und mit nach vorne gerichtetem Schwert. „Was ist da?“ „Ich weis nicht genau, aber es kommt!“ Alle drei machten einen gehörigen Schritt zurück, als eine große Fleischmasse aus der Tür quoll. „Was ist das?“ „Sieht wie en Sumoringer aus, der viel zu viel gefressen hat.“, witzelte Kai. Dieser Sumoringer war nun ganz aus der Tür und passte kaum in den Gang, auf dem sie standen. Sein Kopf war verhältnismäßig zu klein für seinen Kopf, doch sein Bauch hatte die Ausmaße eines geschlechtsreifen Elefanten. „Ihr seid nicht von der Mannschaft, so was würde Bosco nie auf unser Schiff bringen. Ihr riecht nach…“, seine kleine Nase bewegte sich kaum merklich, doch man konnte deutlich hören, dass er die Luft einzog. „Was is das für en Ding?“, fragte Lee nach. „Egal, was ihr seid, ihr gehört hier nicht hin. Ich kann nicht zulassen, dass ihr dieses Schiff lebendig verlasst.“ „Was?!“, entsetzte sich Lee. „Ihr werdet jetzt wohl einen Kopf kürzer gemacht.“, lacht er auf und drängte die drei an die andere Wand. „Is der dick, gleich haben wir ein echtes Platzproblem.“, versuchte Bryan die Situation aufzulockern, „Kai? Was jetzt?“ „Was weis ich denn?! Bin ich denn Jack?“ „Du bist der Vize! Du musst wissen, was in dieser Situation zu tun ist!“, jammerte Bryan rum, „Ich wär besser mit Jack gegangen.“ Aus Verzweiflung warf Lee eines seiner Messer gegen den dicken Bauch ihres übergewichtigen Gegners und es zeigte Wirkung: Aus der Einschnittstelle, die das Messer hinterlassen hatte, strömte Luft. Alle drei glaubten, sich zu versehen. „Der hat Luft im Bauch…“, meinte Bryan verwirrt. „Ich hab mal gehört, dass Leichen nen Blähbauch bekommen, wenn sie lange genug rumliegen. Vielleicht ist das ja eine Leiche.“ Der Bauch fiel in sich zusammen. „Hey, ihr kleinen Mistkerle!“ Der Sumo war jetzt rappeldürr und jetzt passte auch sein Kopf zu seiner üblichen Statur. Doch damit nicht genug: Er sackte zusammen, doch aus dem ehemaligen Bauch kamen zwei Menschen heraus, scheinbar asiatischer Herkunft und sie sahen irgendwie wie zwei kleine Killermaschinen in Konfuanzügen aus. „Ich würde sagen, wir haben gleich ein unheimliches Problem.“ „Gleich? Jetzt, Lee, jetzt!“ „Aber die zwei, die sind doch klein, die schaffen wir schon.“ „Kai, hallo? Das sind zwei Kampfmaschinen in menschlichen Uniformen. Wir sollten uns verdünnisieren!“ Kai schüttelte den Kopf und drückte ab. Aber seine Kugel wurde einfach abgefangen, mit der bloßen Hand. „Das war aber nicht sehr nett.“ „Scheiße, raus hier!“, brüllte Kai den beiden zu und diese taten auch, was er sagte. Doch die beiden Gegner waren schneller. Durch einen gekonnten Sprung war einer mit drei Saltos in der Luft vor ihnen an der Treppe und stellte sich vor sie. „Was sind das für Viehscher?“ „Ich würd sagen, das mit dem Abhauen wird nix. Jetzt heißt’s niedermachen oder selber ins Gras beißen.“, meinte Bryan und umklammerte den Griff seines Schwertes mit beiden Händen fest.
 

„Karin, ich denk wirklich, dass wir jetzt so langsam aber sicher verschwinden sollen!“ Die helle Wölfin war ebenso eingeengt und hatte ebensoviel mit ihren Gegnern zu tun, wie irgendwie zu verhindern, noch mehr Blut zu verlieren. „Ja, ich denk auch. Aber nur ausnahmsweise! Nächstes Mal werden die platt gemacht!“, drohte sie mit geballter Faust den Angreiffern zu, bevor sie mit einem gewaltigen Schwertschlag eine Schneise in die Reihe der Gegner schlug, durch die beide flüchten konnten. Das ging allerdings nicht ohne weitere Verletzungen von statten.

Verständlicherweise waren ihre Feinde nicht sonderlich von der Aktion begeistert, weshalb sie auch gleich die Verfolgung aufnahmen.
 

~* ~* ~*
 

So, ich hab nicht den geringstten Schimmer, ob das in der alten Version auch so war -.-°

Aber was soll's?

Es is da, also bleibt's auch so ^^

Ende einer Piratenbande?

Ian ballerte wie wild in die Reihen der Gegner hinein, was aber nur mäßigen Erfolg brachte. Nur langsam fiel einer nach dem anderen um, ob tot oder nur halbtot vermochte keiner der dreien im Moment zu sagen. „Wir haben hier ein echtes Problem.“ „Das hätte ich jetzt nie bemerkt, Max.“, warf Spencer ein Messer gezielt auf einen Angreifer, der mit wild umherschwingendem Schwert näher kam. Dieser sackte auch auf der Stelle zusammen, den Blick ungläubig auf das Wurfgeschoss in seiner rechten Brusthälfte gerichtet. „Und wie weiter?“ „Braucht ihr vielleicht etwas Hilfe?“, erklang hinter ihnen eine Stimme, die auf Rettung hoffen lies. „Kenny, Tyson, gut, dass ihr da seid.“, drehte sich Max zu den beiden um, die immer noch auf der Death Corpse standen. Kenny hatte einen ballähnlichen Gegenstand in der Hand, zündete die Lunte an und reichte ihn an Tyson, der ihn mit einem gezielten Wurf mitten in die Feindesansammlung warf. „Schnell!“, wank Kenny die drei wieder auf ihr Schiff zurück. Die drei gehorchten auf der Stelle und mit einem Sprung über die Rehling landeten sie hinter einigen umherstehenden Fässern. Und das war keine Sekunde zu spät, dass sie in Deckung gingen, denn hinter ihnen gab es eine gewaltige Explosion, durch die die Kontrahenten in hohem Boden durch die Luft geschleudert wurden und mit erstaunlicher Wucht auf Deck wieder aufkamen, jedoch reglos liegen blieben. „Danke, Kenny, deine Bastelei war echt mehr als hilfreich.“ Dieser nickte und kratze sich verlegen am Kopf: „Lasst mal sehen, ich wusst ja nicht mal, ob es überhaupt funktioniert. War ein Prototyp." "Was?! Und den lässt du einfach so los? Stell dir mal vor, der wäre nicht losgegangen!" Tyson klopfte Ian auf die Schulter: "Ist er aber, also mach dir keinen Kopf. Jetzt schauen wir mal, dass wir euch wieder zusammengeflickt bekommen.“
 

Die Explosion kam aber nicht nur Ian, Spencer und Max zu gute, auch Kai, Lee und Bryan profitierten erheblich davon. Noch vor wenigen Minuten hatten sie Schläge und Tritte einstecken müssen, die nicht ungefährlich waren. Zumal die Schuhe der Asiaten mit Dolchen und teilweise mit scharf geschliffenen Diamanten besetzt waren. Das meiste Blut auf dem Flurboden stammte von den Besatzungsmitgliedern der Death Corpse, denn wirklich nahe an die beiden Kontrahenten heran, um einen effektiven Schlag zu erzielen, kamen sie nicht.

Doch dann kam die Explosion: Durch diese wurde das ganze Schiff durchgerüttelt und die Kampfmaschinen aus ihrem Gleichgewicht gebracht. Diesen Moment nutzte Kai, um mit seiner Waffe gezielt eine Kugel abzufeuern, die sich in den Oberschenkel des einen bohrte. Bryan’s Schwert wurde kurzerhand zu einem Wurfgerät umgewandelt und nagelte die andere mit dem Oberarm an die hinter ihm gelegene Wand. Beide waren unfähig, sich zu bewegen, doch das traf auch auf Lee zu. Kai lies noch weitere drei Schüsse los, deren Kugeln sich diesmal in Hals und Brust bohrten. Der Asiat fiel leblos zu Boden, wo sich auch sogleich eine Blutlache ausbreitete. Er lud seine Waffe neu, während Bryan sich eines von Lee's Messer schnappte und auf den verbleibenden Gegner losging. Doch da dieser nur mittels Schwert an die Wand gepinnt war, konnte er immer noch wehrhaft mit den Füßen m sich treten. Doch das sollte ihm nicht lange vergönnt sein. Als Bryan nicht nah genug an ihn heran kam, warf er das Messer einfach. Als das Messer sich in die Hauptschlagader bohrte, spritzte das Blut bei jedem noch verbleibenden Herzschlag nur so herum. Nach wenigen Augenblicken aber sickerte es nur noch aus den Wunden auf den Boden nach unten. Anerkennend nickte Kai, als Bryan sich seinem Opfer näherte und die beiden Waffen aus dem leblosen Körper zog. Aus Anerkennung für ihre Gegner schlossen Bryan und Kai deren Augen und legten eine Münze auf die Augenlieder.* „Komm schon, wir sollten hier verschwinden.“, forderte Bryan den immer noch erstarrten Lee zum Gehen auf, indem er ihn noch zusätzlich am Ärmel zog. Lee starrte auf die beiden Angreifer, erschrocken durch das Blut, das überall zu sein schien, doch nun zog auch Kai ihn weiter. „Los, lasst uns verschwinden. Dein Bruder ist hier nirgendwo. Wir sollten dem danken, der hier dieses Geschaukel veranstaltet hat.“ Mit diesen Worten verschwanden alle drei die Treppe hinauf auf Deck.
 

Sie balancierte auf der Rehling in Richtung Steuer. Die anderen hatten sich schon gleich, als sie das Schiff betreten hatten, in ihren Gruppen verteilt, um den Kleinen zu finden. Sie konnte sich allerdings auf ihre Mannschaft verlassen, weshalb sie darauf verzichtet hatte, selbst nach dem Lee's Bruder zu suchen. Die Explosion konnte sie zuordnen, es war eine von Kenny’s selbstgebauten Granaten gewesen. Darin war er echt spitze. Doch ihr gelüstete es im Moment wenig danach, die Fähigkeiten ihrer Mannschaft zu loben, schließlich wussten diese ja wohl am besten, was sie konnte. Sie selber hatte andres im Sinne: Sie wollte Bosco mal beweisen, dass selbst ein Pirat Ehre im Leib hatte und nicht jemand, der den Freitod durch die Wellen gewählt hatte, einfach so wieder einfischen werden konnte. Der Nebel hatte sich schon vor einiger Zeit gelichtet. Was aber mehr als nur verdächtig war, waren die fehlenden Besatzungsmitglieder der Dark Shark. Die Treppe hoch zum Steuerrad kam in Sicht und am diesem Rad hing er, schien noch zu schlafen, trotz des gewaltigen Knalls, der durch Kenny’s handwerkliche Begabung entstanden war. Mit einem Sprung war sie von der Rehling auf der obersten Stufe angekommen und beäugte die Sache erst mal noch kritisch aus sicherer Entfernung. Hinter ihr waren wirklich keine Menschen zu sehen, aber auf der Death Corpse konnte sie niemanden erkennen, keinen Kenny, der nervös hin- und herging, oder Tyson, der sich wieder einmal einen Snack in die Fresslucke stopfte. Eine der anderen Gruppen konnte sie ebenfalls nicht ausfindig machen.

Vorsichtig ging sie auf Bosco zu, ihr Katana gezückt. Noch bevor sie wirklich nahe an ihm dran war, schlug er die Augen auf. „Ah, wen haben wir denn da? Die kleine Missgeburt.“ Sie zuckte mit den Schultern: „Tja, man tut eben, was man kann.“ „Du bist immer noch so überheblich wie bei unserem ersten Treffen.“, rappelte Bosco sich hoch und streckte sich erst einmal, bevor er sich nach einer Waffe umschaute. „Weist du, damals bist du noch mal so davongekommen, auch wenn das nicht dein Verdienst war.“ „Wieso? War es denn keine gute Idee, den kleinen Schnösel Robert auf dich zu hetzten, damit ich in Ruhe plündern kann?“, meinte Bosco mit einem hinterhältigen Grinsen. „Es war ja noch nicht mal schlimm, dass du Robert geschickt hast, das schlimmere war ja, dass Robert auf den Schwachsinn reingefallen ist.“ „Davon mal abgesehen, warum hast du ihn nicht kalt gemacht?“ „Der Vollidiot ist mir doch egal gewesen. Ich weis noch nicht mal, warum der überhaupt als Pirat unterwegs ist. Der hat öfter die Königlichen an der Backe als sonst wen.“, grinste sie nur und kam jetzt näher. „Nicht nur an der Backe, auch zwischen den Backen.“, sagte Bosco kühl, seine Augen auf ein in der Nähe liegendes Messerpaar gerichtet. „Nicht dein Ernst… deswegen wollte Johnny, dass ich…“, murmelte sie vor sich hin, vergas dabei aber für einen kleinen Augenblick ihren Gegner. Dieser nutzt das aus und griff nach eben diesen Messern und war jetzt ebenfalls bewaffnet. „Tja, kleine Schlampe, so is das nun einmal, wenn die große Liebe auf einmal schwul wird, ne?“, grinste Bosco sie an und sah dabei nicht direkt zu ihr. Sie richtete ihr Katana auf ihn: „Also wirklich. Als wenn dieser Möchtegern-Pirat wirklich was drauf haben würde. Womit wir wieder bei der Sache wären, worum ich eigentlich hier bin: Du bist auch nicht grade ein Vorzeige-Pirat!“

Gespielt entsetzt hielt er sich eine Hand an die Brust: „Was? Ich? Was hab ich denn jetzt gemacht?“ „Ich weis nicht, was du in der Zeit getrieben hast, in der wir uns nicht gesehen haben, aber du scheinst deine Kielschweine nicht mehr unter Kontrolle zu haben. Wenn die dir schon über Bord geht.“ „Hmpf.“, grummelte der Captain der Dark Shark, „Als wenn dich das was interessieren würde.“ „Tut es, Landratte, und das weist du. Denn einer von deinen Leuten ist zu mir auf die Planken gespült worden. Du und deine kleine Bande befolgen keinesfalls unseren Kodex! Und das kann ich nicht zulassen!“ „Och, will das kleine Streunerlein mir jetzt etwa drohen?“ „Jack!“ Sie drehte sich um, was sich als großer Fehler herausstellte. Lyco kam mit Karin angelaufen, dicht gefolgt von Kai, Lee und Bryan. Hinter ihnen war eine kleine Anzahl von Feinden, gegen die sie aber leicht ankommen würden. Auf der Death Corpse kam Tyson angelaufen, stand ganz vorne am Bug und luckte zu ihnen hinüber.

Im nächsten Moment fühlte sie das Messer an ihrer Klinge entlanggleiten, wodurch kleine Funken aufleuchteten. Bevor sie auch nur richtig reagieren konnte, spürte sie, wie die andere Klinge in ihren Bauch gerammt wurde. Sie keuchte auf, sammelte sich aber schnell wieder und setzte Bosco nach. Allerdings nicht von Erfolg gekrönt. „Jack!“, blärten Bryan und Lyco im Einklang. Kai überlegte nicht lange, schob die andern bei Seite und eilte in Jack’s Richtung. Doch er kam noch nicht mal bis an die Treppe, denn da standen, wie aus dem Nichts erschienen, drei Muskelpakete in seinem Weg. Was der Besatzung der Death Corpse nicht auffiel, war, dass hinter der ganzen Meute aus blutrünstigen Piraten etwas im Abseits zwei an einer Kanone herumfeilten und diese auf das Geschehen auf der Steuerplattform richteten. Doch es war nicht wie üblich eine Kanonenkugel, es war ein Harpunenhaken, dessen Ende extra geschliffen wurde.

Der einzige, der das bemerkte, war Tyson. Als er realisierte, was die beiden da vorhatten, schrie er sich die Seele aus dem Hals: „Jack! Pass auf! Die wollen…“ Doch weiter kam er nicht. Die Lunte war abgebrannt und mit dem für Kanonen üblichen Knall kam der Harken herausgeschossen, über die Kopf der eigenen Mannen hinweg, ebenso über den Großteil der gegnerischen Mannschaft und direkt auf’s Steuerrad zu. Alles spielte sich wie in Zeitlupe ab:

Bosco trat einen Schritt zur Seite und sah mit Genugtuung zu, wie sich der Harken von hinten in den Körper seiner Feindin bohrte und noch genug Schwung hatte, um sie mit sich über Deck zu holen. „Jä~äck!“, brüllte Lyco, doch es nutzte alles nichts mehr. Das einzige, was noch zu sehen war, waren die Blutspritzer, die mit dem durchstoßenen Körper über Bord gingen. Tyson stand am Bug und konnte nur zusehen, wie sich das Meer rot färbte. Doch von seinem Kapitän war nichts zu sehen. Der Metall-Harken zog sie unter Wasser. „Jack…“, stammelte Bryan, fassungslos über das eben passierte. „Zurück auf’s Schiff! Aber flott!“, brüllte Kai seinen Mannschaftskameraden zu, die auch größtenteils dem Befehl nachkamen. Nur Bryan stand noch da, konnte sich vor Entsetzten nicht von der Stelle rühren. „Verflucht, Bryan, mach endlich!“, sprang Lyco auf die Planken der Death Corpse. Sie sah zurück, doch Bryan stand immer noch wie angewurzelt da. Karin packte ihn am Kragen und zog ihn zurück auf das Schiff, auf dem er seine letzten sechs Jahre verbracht hatte.

Bosco konnte nur lachen: „Schaut nur, wie sie laufen! Ohne die kleine Missgeburt sind sie wie Bienen ohne Königin: Verwirrt, verstört, aufgeschreckt, orientierungslos und total hilflos!“ Die Besatzung der Dark Shark schauten mit gehässigem Lachen zu, wie die sich Death Corpse mit beblähtem Segel davonmachte.
 

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* Die alten Griechen glaubten, dass man, um nach dem Tod in den Hades zu gelangen, dem Fährmann Charon zwei Goldmünzen als Bezahlung übergeben muss. Ich glaub zumindest, dass es die Griechen waren... *altes Lateinbuch suchen könnte*
 


 

Yeah, und da is es auch schon wieder vorbei ^^

Wie weiter?

Als sie sich in sicherer Entfernung wägten, sackten alle erst mal erschöpft zu Boden, während Kenny und Tyson herumwuselten und die Verletzten versorgten. Bryan saß an den Mast gelehnt da. Lyco war ebenfalls nicht gerade davon begeistert, ein Gespräch anzufangen.

Kenny zückte die brennende Flüssigkeit, die er immer nutzte, um die Wunden zu desinfizieren. Karin hasste das Zeug, weniger aber wegen seiner Wirkung, eher wegen dem Geruch. Doch das half ihr alles nichts, denn manche Verwundungen waren nicht zu unterschätzen, denn ihre natürlichen Regenerationsfähigkeiten würden nicht dafür ausreichen. Grummelnd schaute sie ihm misstrauisch zu bei dem, was er tat und besonders, wo er das Zeug auftat.

„Und was machen wir jetzt?“, fragte Ian in die Runde, während er seinen Verband um den Oberarm richtete. „Ich will Jack’s Mantel!“, meldete sich Karin gleich zu Wort. „Wir tun das, was Jack’s letzter Befehl war.“, ignorierte Kai seine Schwester, was ihm verwirrte Blicke von allen einbrachte. „Wir finden deinen Bruder, Lee.“ „Seid ihr sicher? Ich meine, wir haben doch schon beim ersten Mal gegen sie verloren und ihn nicht gefunden. Noch dazu habt ihr euren Captain verloren. Wollt ihr wirklich immer noch einem Fremden helfen?“ „Ja.“ „Ich weis nicht, wie ich euch danken soll.“ „Hey, Streify!“ Kai drehte sich zu der Wölfin um, die aufgestanden war und jetzt auf ihn zukam. „Wer hat dich eigentlich zum Kapitän ernannt? Jack ist grade mal ne halbe Stunde tot und du gibst schon Befehle, als wärst du hier der große Macker!“ „Ich bekomm den tollen Mantel!“, hüpfte Karin schon wieder munter durch die Gegend. „Hör mal zu, Töle! Ich bin Vize gewesen. Das bedeutet, dass ich Kapitän bin, solange der eigentliche Captain nicht da ist! Und da Jack wohl nie wieder kommen wird, bin ich der neue Captain! Hast du das jetzt verstanden?“ „Aber ich war ihre beste Freundin, sie hätte sich gewünscht, dass ich ihren Posten übernehmen!“ „Das glaubst auch nur du! Jack hätte bestimmt keiner kindischen Töle die Verantwortung über solch ein Schiff samt dazugehöriger Mannschaft überlassen! Zudem hat sie dich gehasst.“ „O du schöner Mantel, oh du wunderbarer Mantel, du…“, summte Karin vor sich hin. Lyco war wütend, ihre Augen blitzen gefährlich auf: „Das ist ja wohl die Lüge des Jahrhunderts! Jack mochte jeden hier an Bord, sogar dich.“ „Sicher doch, deswegen hat sie ihm auch immer wieder seine möglichen Tode vorgezeigt, oder wie versteh ich das?“, grummelte Bryan in sich hinein, doch Lyco hatte es durchaus verstanden. Ihre Ohren zuckten gefährlich in seine Richtung. „Sie hatte nun mal ihre eigene Art, ihre Zuneigung auszudrücken. Und seid doch mal ehrlich: Keinem von euch ist es wirklich schlecht ergangen, seit ihr hier an Bord seid!“ Die Mannschaft versank in Schweigen, was Lyco durchaus als Bestätigung auffassen konnte. „Na also, seht ihr?“ „Wegen ihr hab ich mir damals dieses seltsame Inselfieber eingefangen.“, erklärte Ian mit Wehmut, wenn er an diese zwei Wochen zurückdachte. „Und du lebst wieder. Jack hat alles daran gesetzt, dass du nicht den Haien als Leichenimbs vorgesetzt werden musst!“
 

* * * flashback
 

„Verfluchte Schieße, aber auch noch mal!“, drang Gefluche aus der Kabine. „Jack, können wir irgendwas tun?“ „Bringt mir eine Karte und frisches Wasser!“ Sofort war Bewegung vor der Tür, denn jeder wuselte umher, um Befohlenes auszuführen.

Keine zwei Minuten später trat Spencer ein und brachte Verlangtes. „Hier, wechsel ihm die Umschläge, ich bin gleich wieder zurück.“ Der Blonde nickte, während Jack sich die Karte schnappte und mit dieser in den Flur trat. „Kai, Bryan, mitkommen.“ Beide folgten ihr ohne Widerworte. Auf Deck breitete sie die Karte auf, zeigte auf verschiedene Inseln und erfragte den momentanen Standort. „Ungefähr hier.“, zeigte Bryan ihr einen Punkt mitten im weiten Ozean. „Schlecht, sehr schlecht… Kai, die nächste Insel. Die hier? Was kannst du mir darüber sagen?“ Dieser betrachtete die Karte und den gezeigten braunen Fleck näher. „Ist unbewohnt. Außer Strand, Bäumen, Sträuchern und ein paar Tieren nichts Nennenswertes. Bisher auch noch von niemandem gehört, dass sich dort Menschen aufhalten sollen.“ „Wald… Wie lang brauchen wir bis dorthin?“ „Bei diesen Bedingungen? Zirka zwei Stunden.“ „Das dauert zu lange.“ Kai zog die Brauen hoch. „Sieht’s denn so schlecht um ihn aus?“ Jack sagte nichts, was aber als Antwort ausreichte. Bryan schüttelte den Kopf: „Diese Strömung da. Die müsste uns schneller voranbringen.“ „Gut gemacht, Bryan. Kai, ans Steuer! Ich will, dass wir in einer Stunde dort sind, hast du verstanden?“ Sie wartete erst gar keine Antwort mehr ab, sondern ging wieder unter Deck. „Du bist ein Idiot, Bryan, das wird nie im Leben klappen. Siehst du das Riff hier? Wir werden zerschellen wie… was weis ich denn!“, fuchtelte er Gestreifte wild mit den Armen. „Kai, es geht hier um einen Freund.“ Ergeben seufzte Kai auf. „Sie weis um unsere Fähigkeiten als Steuermann Bescheid.“, klopfte Bryan ihm auf die Schulter und rollte die Karte wieder zusammen.
 

* * * flashback finish
 

„Und dann haben sie’s doch noch geschafft, Kenny hat dir ne Medizin gebraut und nach vier Tagen warst du wieder fit wie ein Turnschuh.“ „Stimmt schon… Hey, du warst damals doch noch gar nicht an Bord!“ „Ja und? Denkst du, meine Ohren sind nur zur Dekoration gedacht? Ich kann auch zuhören.“, wehrte sich die dunkle Wölfin vehement und wackelte zur Untermauerung ihrer Worte auch mit den Ohren, „Und jeder hier von euch hat Jack was zu verdanken und sei es nur, dass er jetzt eine Familie gefunden hat, in der er sich wohl fühlt.“ Mit ihren Blicken giftete sie Kai an.
 

* * * flashback
 

Langsam schlurfte er weiter. Er sah einfach keinen Sinn mehr in seinem Dasein. Schon sein Äußeres wirkte abschreckend auf die Menschen. Verständlich, denn es war ja alles anderer als normal, wenn man einen buschigen Wolfsschwanz und dazugehörige Ohren besaß. ‚Und jetzt, du großer Held? Was wird aus dir werden? Ein kleiner Obdachloser, der durch die Straßen zieht und die reichen Schnösel um Geld anbetteln muss, um jeden Tag aufs Neue zu erkennen, wie sinnlos es doch ist.’ Ohne es zu bemerken hatten ihn seine Schritte zum Hafen gebracht. Es roch nach Fisch, Müll und Salzwasser.

„Hey, Kleiner. Brauchst du Arbeit?“ Hinter ihm trat ein Mann, ziemlich rundlich und mit teuren Kleidern bestückt. Ein Zylinder setzte dem ganzen die Krönung auf. Sein Äußeres schien ihn nicht gerade abzuschrecken. „Nein, brauch ich nicht.“ Er wandte sich wieder ab und schlurfte weiter, obwohl er immer noch nicht wusste, wo er eigentlich hin wollte oder sollte. „Kleiner, bleib stehen!“ Er drehte sich wieder um und schaute nun in das Gesicht des Dicken. Es war gekennzeichnet von Alter, Wetter und Niederschlägen des Lebens. Aber er erkannte noch etwas, was er aber bis dahin noch nie gesehen hatte. Aber was auch immer es war, es verbreitet nicht gerade Wohlbefinden. „So wie du aussiehst, brauchst du Geld.“ Er blickte an sich hinunter. Seine Kleidung war verrissen, dreckig und unansehnlich. Wenn er sich sein Gegenüber so anschaute, hatte das bestimmt mehr als genug Geld, um ihm gleich mit einer ganzen Wagenladung Kleidung zu versorgen. Er nickte. „Dann komm mit, Kleiner. Ich wird dir Geld geben, wenn du etwas für mich getan hast.“, fasste er ihn am Ärmel und zerrte ihn mit sich. Er lies sich mitziehen, doch ihm war immer noch recht unwohl in seiner Haut. Dieses Gefühl wurde auch nicht grade von der kleinen dunklen Gasse bekräftigt, in der er gezerrt wurde, ebenfalls die umherstehenden Mülltonnen, leere Kartons und Kisten verbreiteten nicht gerade ein Empfinden von Heimeligkeit oder Geborgenheit. „Und was soll ich machen? Kisten räumen?“, fragte er nüchtern, jetzt schon sichtlich gelangweilt vom bloßen Anblick der Kisten. „Entspannt dich erst mal. Hier, leg dich hin.“ Mit etwas Gewalt brachte er den Jungen dazu, sich auf eine der Kisten zu setzen. „Hinlegen? Für was halten Sie mich eigentlich? Außerdem…“ „Nicht reden, hinlegen!“, befahl der runde Mann in recht schroffen Ton, was ihn zusammenzucken lies und sein ungutes Gefühl nur noch mehr bestärkte. Doch er wehrte sich, als er ihn auf den Boden drückte und das sowieso schon geflickte Shirt zerriss. „Hey!“ Seine Wehrhaftigkeit schien ihm aber wenig zu nützen, sondern seinen Peiniger nur noch mehr anzuspornen.

„Hey, Schweinchen.“ Er zuckte zusammen und lies von dem Jungen ab, als er die Stimme erkannte. Das schien seine Chance zu sein, zu verschwinden, doch er war zu geschockt und vielleicht auch etwas zu neugierig, um sich zu rühren. Er wollte wissen, wem diese Stimme gehörte, die eiskalt und zugleich zuckersüß durch die Nacht hallte. „Was willst du?!“, schrie er der Stimme entgegen. „Meinen Anteil.“ „Deinen Anteil? Den hast du schon bekommen.“ „Denkst du wirklich, dass jemand wie ich sich mit dem Stück Brot zufrieden geben würde?“ Von Dach des Hauses am Ende der Sackgasse sprang jemand herunter, vollkommen verhüllt von einem schwarzen Mantel. Der Junge wunderte sich, wie es die Person schaffte, dass der Mantel nicht nach oben flatterte, was aufgrund des Gegenwindes eine natürliche Reaktion gewesen wäre. „Was willst du jetzt tun? Zur Polizei eilen und dich beschweren? Die würden dich gleich auf den Scheiterhaufen stellen und brennen lassen!“ „Nur blöd, dass das nicht der Fall sein wird. Aber vielleicht machen wir ja hier ein kleines Feuerchen und verbrennen dafür dein stinkendes, fetttriefendes Fleisch hier auf der Stelle?“ Unter dem Mantel erhob sich eine Hand, in der etwas aufleuchtete. Doch es war kein Feuer, zumindest kein normales: Es leuchtete nicht rot, blau oder in sonst einer Farbe, die für Feuer normal wäre, es leuchtete irgendwie in einem dunklen grau. „Du willst hier ein Feuer machen? Das wäre töricht von dir.“ „So? Was hindert mich daran?“ „Ich könnte dich dann nicht mehr bezahlen. Außerdem wäre die ganze Umgebung auf den Beinen und würde dich verfolgen.“ Die Gestalt lachte auf: „Sie haben mich bei der Erfüllung meines Auftrages nicht erwischt, warum also jetzt hier?“

Dem Dicken lief der Schweiß, weil er keine Ausrede mehr parat hatte. „Wen hast du dir da eigentlich wieder gesucht? Hast du mal wieder keine billige Hure an Land ziehen können und musst dich jetzt an Straßenjungen vergehen?“, wandte sich die Öffnung das Mantels sich an den Jungen. Jetzt pochte eine Zornesader unter dem Rand des Zylinders heftig. „Mag sein, aber jetzt bist du ja da.“ Die Flamme flackerte höher auf und ihre Farbe wurde immer dunkler, doch sie strahlte immer noch eine gefährliche Wärme aus. „Ich glaub, es hat keinen Sinn mehr, mit dir zu diskutieren. Werden sich eben die Ratten an deinem Fleisch ergötzen. Ist ja genug davon da.“ Noch bevor der Wohlhabende reagieren konnte, war die Gestalt bei ihm und rammte ihm die Flamme mit voller Wucht in den Bauch. Bei der Berührung schrie er von Schmerz gepeinigt auf, fiel rücklings um und zappelte, als würde ihn jemand durchkitzeln. An der Stelle, an der die Flamme mit seiner Haut in Berührung gekommen war, war diese verkohlt und Blut trat aus. Der Junge saß nur da, hielt sein zerrissenes Shirt um sich und blickte zu der verhüllten Gestalt. Ihm war es egal, was jetzt aus ihm wurde. Selbst wenn er jetzt und hier umgebracht wurden, wen würde es stören? Die Gestalt wühlte in den Taschen des Dicken herum, wohl auf der Suche nach Wertvollem. „Mist. Was soll ich mit dem bisschen Gold machen? Das reicht nie im Leben aus!“ Die Person nahm ein kleines Säckchen an sich, lies es untern dem Mantel verschwinden und ging dann mit gemütlichem Schritt aus der Gasse hinaus.

Den Jungen lies sie unbeachtet. Dieser warf noch einen Blick zu seinem Beinah-Vergewaltiger, wie dieser immer noch auf dem Rücken lag, aufgehört hatte, zu zappeln nur noch schwach atmete und ihm kontinuierlich Blut aus dem Bauchbereich lief. „Hey, warte!“ Er rappelte sich auf und folgte dem Mantel-Träger. Dieser blieb jedoch nicht stehen, sondern ging unbehelligt weiter. „Hey, du da! Was hast du mit ihm gemacht?“ „Nichts, er lebt schließlich noch.“ Er konnte erahnen, dass unter dem Mantel die Schultern hochgezogen wurden. „Aber du hast ihn ausgeraubt.“ Diesmal drehte sich die Person vollkommen zu ihm um: „Sag mal, was willst du eigentlich von mir?!“ Ja, was wollte er eigentlich von dieser Person, die seinem sinnlosen Leben kein Ende gesetzt hatte, sondern es nur verlängerte, und die er überhaupt nicht kannte? „Kleiner, hör zu: Mag sein, dass der Kerl was Schlimmes mit dir vorhatte. Aber jetzt ist es vorbei, der wird so schnell niemanden mehr anfassen, wenn er denn die Nacht überhaupt überlebt. Und jetzt lass mich in Ruhe. Ich hab zu tun.“ „Ich könnte zur Polizei gehen und dich melden.“, meinte er, obwohl er immer noch nicht wusste, was er sich denn davon erhoffte, wenn diese Gestalt sich jetzt auf ein Gespräch einließ. Diese schüttelte jedoch nur den Kopf: „Was willst du denen sagen? Dass du eine verhüllte Gestalt dabei beobachtet hast, wie sie nem rundlichen Arschloch, das dich beinahe vergewaltig hätte, ne Flamme, die aus ihrer Hand aufstieg, in den dicken Schwabbelbauch gerammt hat und dann verschwunden ist, nachdem sie ihm ausgeraubt hatte? Klasse, damit können die auch wirklich was anfangen.“ Sie lachte und ging einfach weiter. „Hey, warte doch. Vielleicht… vielleicht könnte ich dir ja helfen.“ Jetzt blieb sie wieder stehen. „Wobei?“ „Der Kerl und du, ihr habt euch doch über nen Auftrag unterhalten. Vielleicht könnte ich dir mit deinen Aufträgen helfen.“ „Wer bin ich, Mutter Theresa, die alle mal so nebenbei aufnimmt? Ich hab schon genug damit zu tun, mich durchzuschlagen, also brauch ich keinen zusätzlichen Klotz am Bein!“ Mit einem Satz war die Gestalt wieder verschwunden und der Junge wieder allein.

Doch jetzt bekam sein Leben wieder einen Sinn: Er musste herausfinden, wer diese Gestalt war und was sie machte.
 

Damit verbrachte er das ganze nächste Jahr und wenn er nicht gerade damit beschäftigt war, sich Geld und Lebensmittel zu erbetteln oder zu klauen, sammelte er Informationen über seinen Retter. Er hatte schon einiges gesammelt, was ihn langsam aber sicher ins Auge der Polizei und später sogar der Regierung gebracht hatte. Schließlich lagen solche Informationen nicht immer auf der Straße herum, sondern wohl sortiert in den Polizeirevieren oder Regierungsbüros.
 

An einem ruhigen Abend war wieder ein Mordversuch geschehen, allerdings misslang dieser, weil das Opfer informiert war. Es hatte seinen Angreifer – eine in einen Mantel gehüllte Person – erwartet und schwer verletzt, sodass dieser Angreifer unverrichteter Dinge wieder verschwinden musste.

Der Junge, durch das Leben auf der Straße gereift, clever und ehrgeizig genug, seine selbst auferlegte Aufgabe zu vollenden, traf kurz nach der Polizei am Tatort ein und fand auch gleich, was er gesucht hatte: Eine dünne Blutspur führte vom Gebäude weg in Richtung Hafen. Diese verfolgte er auch und kam tatsächlich im Hafen an. Seit diesem Vorfall hatte sich nichts verändert hier, nur die Schiffe, die ein- und ausliefen. Die Spur führte ihn vor die verdreckten Fenster einer zwielichten Spelunke, die gut besucht schien. Allerdings endete hier auch die Spur. Es wies nichts darauf hin, dass die gesuchte Person eingetreten war. „Was jetzt?“, murmelte er und sein Blick ging nach oben, wo ein Fenster weit geöffnet war. ‚Jackpot!’, jubelte er in Gedanken, betrat die Kneipe und erkundigte sich beim Wirt, ob er denn noch ein freies Zimmer hätte. Natürlich sah er immer noch nicht so aus, als ob er viel Geld haben würde, doch dem Wirt schien es zu reichen, dass er ihm drei Taler auf den Tresen legte. Eine Magd führte ihn dann hinauf zu den Zimmern und wies ihm seines. Er bedankte sich und verriegelte hinter sich die Tür, bevor er das Fenster aufriss und sich vergewisserte, dass sich sein Zimmer direkt neben dem mit dem offenen Fenster lag.

Da es schon langsam dämmerte, stieg er auf die Fensterbank und hangelte sich in das Nachbarzimmer hinüber, wo er erst einmal auf der Fensterbank verweilte. Er konnte nur hoffen, dass ihn niemand von der Straße aus sehen würde. Drüben angekommen, stockte ihm erst einmal der Atem: Vor sich fand er ein wahres Meer aus Blut vor, das dazugehörige Opfer jedoch nicht. Eigentlich hatte er erwartet, dass bei der Menge an Blut, die er schon unterwegs gefunden hatte, sein Zielobjekt längst hinter der nächsten Biegung liegen würde und dort langsam verbluten würde. Die Blutspur endete aber genau hier unter dem Fensterbrett. Konnte es sein, dass seine gesuchte Person schon verblutet war und der Wirt sie schon wegschaffen lies? Nein, das konnte er sich nicht denken. Das missglückte Attentat war erst vor einer guten halben Stunde passiert, so schnell konnte das niemand bemerkt haben. Nachdenklich sah er sich im Raum um: Nichts, was auf einen Gast hinwies, kein Koffer, keine umherfliegende Kleidungsstücke, keine Essensrest, wirklich nichts. Doch dann hörte er das Rauschen von Wasser. Nach einem Rundblick im Zimmer erkannte er eine Tür, hinter welcher wohl das Badezimmer lag. Der Mantel-Träger würde sich da drin befinden, ohne Mantel. Und er würde endlich erfahren, wer ihm damals seinen kleinen Hintern gerettet hatte.

Er hatte oft überlegt, wie es für ihn weitergegangen wäre, wenn diese Person nicht aufgetaucht wäre. Irgendwann kam er dann zu dem Entschluss, dass er sich das Leben genommen hätte. Vielleicht mit einem Stein um die Füße von einer Brücke runter ins kühle Nass. Aber so nutzlos wie er sich gefühlt hatte, so erbittert hatte er auch dem Tag entgegengefiebert, an dem er seinen Retter endlich kennen lernen würde. Gut, eine ‚Konversation’ hatte es zwischen ihnen schon gegeben, aber damit gab er sich nicht zufrieden. Er kannte schließlich nicht mal das Gesicht. Geduldig wartete er nun auf der Fensterbank sitzend, dass sich die Tür zum Badezimmer öffnen sollte. Er wollte nicht einfach hineinstürmen, schließlich hatte er keinen Grund zur Eile, er hatte das letzte Jahr damit verbracht, diesen Moment abzuwarten und hätte wahrscheinlich auch noch das nächste und das übernächste Jahr damit verbracht. Da kam es auf die paar Minuten auch nicht mehr an.

Und dann, als er sich noch wunderte, wie schnell Blut in so einen Teppich eintrocknet, ging die Tür langsam auf. Aus der Tür kam ein Mädchen, kaum merklich älter als er selbst. Ihre Haare waren noch in einem Handtuch, der Rest in verstaubten schwarzen Klamotten. Das Shirt hatte eine eingerissene Stelle, er vermutete, dass dort das Opfer zugestochen hatte. Bei seinem Anblick zuckte sie weder zusammen noch machte irgendwelche anderen Bewegungen, die nicht auch im normalen Ablauf eingeplant gewesen wären. Sie schenkte ihm einfach keine Beachtung. Er hingegen betrachtete sie genau und beinahe wäre er von der Fensterbank runter auf die Straße gefallen: Aus ihrer Hose ragte ein schwarzer Schwanz, beweglich wie bei einer Katze, der leicht hin- und herschwang. Er schien endlich jemanden gefunden zu haben, der ebenso abnormal war wie er selbst, es sei denn, das wäre eine Verkleidung.

„Hast du jetzt endlich genug gespannt?“, fragte sie, während das Handtuch langsam vom Kopf rutschte. Er brachte nichts heraus, aber er erkannte die Stimme sofort wieder. Sie setzte sich auf das Bett und schaute amüsiert zu ihm. „Hätte nie gedacht, dass du mich so schnell finden würdest. Gute Arbeit.“ Er war geschockt. Sie wusste, dass er die ganze Zeit auf der Suche nach ihr war? „Du bist…“ Sie legte den Kopf schief, worauf das Handtuch gänzlich herunterrutschte und auf dem Boden landete. „Du…“ Sie schüttelte den Kopf, sodass sich die nassen Haare neu ordneten und der Junge nun etwas völlig neues erkannte: Ohren. Katzenohren. Zumindest eines. Das andere war irgendwie verstümmelt. „Was… bist du?“ „Missgeburt.“, zuckte sie unbehelligt die Schultern, „Schön, dass du noch lebst.“ Jetzt wurde er von ihrem Äußern abgelenkt: „Hm? Wie meinst du das?“ „Ich hab dich damals doch einfach auf der Straße gelassen. Dachte eigentlich, dass du schon längst das Zeitliche gesegnet hast.“ „Tze, das hättest du wohl gern.“ „Wie dem auch sein, ich muss weg.“ „Hey, warte doch! Ich hab dich jetzt endlich gefunden. Jetzt weis ich, wie du aussiehst. Jetzt könnte ich zur Polizei gehen und denen sagen, wer die ganzen Morde begangen hat.“ „Ich habe nie jemanden umgebracht.“, meinte sie nüchtern. „Aber…“ „Die sind alle an den Folgen ihrer Verletzungen gestorben.“, grinste sie sichtlich amüsiert über das Unwissen ihres Gegenübers. „Wer bist du überhaupt?“ „Tja, mein Kleiner, das ist und bleibt wohl geheim.“ Er stieg von der Fensterbank herunter und kam auf sie zu, wohl darauf bedacht, nicht in die Blutlache zu treten. „Du bist verletzt. Schau dir das mal an.“, er wies auf das eingetrocknete Blut, „Du wirst wohl kaum in der Lage sein, allein irgendwohin zu gehen. Und wenn die Bullen auch nur einen Funken Grips in ihrem Oberstübchen haben, werden sie deiner Blutspur hierhin folgen, genau wie ich. Dann haben sie dich.“

Das alles schien sie aber nicht wirklich zu beunruhigen. „So, ich bin also verletzt? Höchstens in meinem Stolz, weil dieser Arsch nicht wusste, dass sein vermaledeiter Sohn was mit der Tochter des Opfers hatte. Ist natürlich gleich hingerannt und hat alles großmäulig ausgeplaudert!“ Er blickte sie fragend an: „Aber das ganze Blut. Das kommt ja wohl nicht von einem Opfertier. Oder zelebrierst du hier schwarze Messen?“ Sie lachte auf: „Junge, du bist witzig. Schwarze Messen sind nur was für Schwächlinge, die sich zu feige sind, ihre eigene Stärke herauszufordern und für Vorhaben Unterstützung von irgendwelchen Geistern benötigen. Nein,…", wank sie ab, während sie einen Blick aus dem Fenster warf, "…ist schon richtig, dass die Schweinerei da von mir ist. Aber die Wunde ist wieder zu.“ „Hör auf, mich verarschen zu wollen Ich kann mir kaum vorstellen, dass eine Verletzung, die so was hinterlässt, einfach so in ner halben Stunden abheilt.“ „So, tust du nicht? Dann muss ich dich wohl vom Gegenteil überzeugen.“ Sie zog ihr Shirt höher, sodass man die Stelle sehen konnte, an dem laut dem Loch im Shirt eigentlich eine triefende Wunde sein müsste. Doch da war nichts, noch nicht mal eine Narbe oder ähnliches, was darauf hinweisen konnte, dass ihr überhaupt je etwas widerfahren sein sollte. „Das ist… das is einfach unmöglich!“, rief er aus. „Psst! Nicht so laut.“, ermahnte sie ihn. Er schüttelte immer noch ungläubig den Kopf. „Du bist doch selbst ein Dämon, also weist du ja wohl, was es mit den Regenerationskräften auf sich hat, oder?" er nickte kaum merklich. Auch wenn er solche Kräfte hatte, er brauchte schon für einen kleinen Schnitt über zehn Minuten, um es wieder heilen zu lassen. „Hör zu, du hast dir also das ganze Jahr über die Mühe gemacht, um mich zu finden, richtig?“ Er nickte. „Gut, damals hast du nämlich gesagt, dass du mir bei meinen Aufträgen helfen willst. Das kannst du jetzt tun. Dieses Schwein muss nämlich dafür zahlen, dass es so unvorsichtig war. Du wirst noch lernen, dass Rache eines der schönsten Gefühle ist.“ Wieder nickte er, auch wenn er nicht genau wusste, auf was er sich einließ.
 

* * * flashback finish
 

„Trotzdem wäre Jack nie so verantwortungslos gewesen und hätte dir das Kommando übertragen.“, schnaubte Kai aus. „Dann lass uns darum kämpfen, Indianer! Wer von uns das Kommando hier übernehmen wird.“ „Nichts hier!“ „Hast wohl Angst, zu verlieren.“, stichelte Lyco nach. „Ich…“ „Hört jetzt endlich auf!“ Bryan und Kenny standen ihnen gegenüber. „Ihr seid wie kleine Kinder, das ist mehr als nur unwürdig für Jack’s Nachfolge!“ „Ich kann nicht zulassen, dass ihr euch schlagt! Ihr seid beide viel zu angeschlagen.“, wimmerte Kenny. Kai grummelte und verschwand mit wehendem Schal unter Deck. Tyson folgte ihm mit einem ganzen Stapel Mullbinden und ähnlichem Verbandszeug. „Und so was will Kapitän sein. Hmpf.“, schnaubte Lyco aus und lies sich an Ort und Stelle auf den Boden fallen. Kenny trat zu ihr und versorgte ihren Oberschenkel. „Und was jetzt? Ich meine, wir können ja nicht wieder kehrt machen und einfach wieder angreifen. Wir würden diesmal völlig niedergemäht werden.“ Bryan nickte Ian zu: „Schon richtig. Aber Kai sagte, wir würden Jack’s Befehl zu Ende bringen. Folglich müssen wir irgendwann zur Dark Shark zurück.“ „Aber wir haben doch alles durchsucht. Und das einzige, was wir gefunden haben, waren zwei verrückte Kunfuhüpfer, die wie die Irren auf uns losgegangen sind. Sie werden ihn wohl schon ge…“, weiter konnte Lee nicht sprechen, er konnte seinen Gedanken nicht in Worte fassen, schließlich war es schon schlimm genug, daran zu denken. Spencer klopfte ihm auf die Schulter: „Wir werden ihn finden, glaub mir.“ „Ich und mein Mantel, wir sind beste Freunde, lala la~ala…“, sang Karin immer noch und tanzte nun dabei auch noch auf Deck herum.
 

~* ~* ~*
 

Yeah, und wieder is eins da ^^

Ich glaub, ich hab bei Kai's Vergangenheit arg übertrieben, aber was soll's?

Ich auf meinem Müll gewachsen, wenn wundert's also? ^^°

Eine Insel mit viel Wald und…

Sie schipperten jetzt schon eineinhalb Tage in dem kleinen Beiboot auf dem großen, weiten Meer herum, ohne wirklich an ein Ziel zu gelangen. „Ich weis nicht, wo wir hier sind.“ „Mitten auf dem Meer.“ Tala zog die Mundwinkel hoch: „Witzig, Kleiner. Aber im Ernst. Wir sind schon so lange unterwegs und das ohne Wasser oder Proviant. Ich glaub nicht, dass wir das noch lange durchhalten werden.“ Plötzlich durchdrang ein tiefer Schrei die Stille der See, der sich nach unendlichem Schmerz anhörte. „Hast du das gehört?“, fragte Ray unsicher. „Ja, hab ich. Und weist du, was das bedeutet?“ „Das in der Nähe jemand sein muss. Ein Schiff.“ „Oder eine Insel.“, schätzte Tala mit gewisser Vorfreude in der Stimme. „Aber wenn jemand so einen Schrei ausstößt, dass kann da nichts gutes vor sich gehen.“ „Das ist doch erst mal unwichtig. Wir werden so oder so sterben, also warum nicht schauen, wer da so geschrieen hat? Vielleicht sind es ja Menschen, die ein Tier erlegt haben und es jetzt braten.“, schmatzte der Rothaarige bei dem Gedanken an einen Braten. Ray lächelte und legte sich in die Riemen.
 

Sie steuerten ihrem Gefühl nach einfach die in die Richtung des Schreies. Und wirklich, nachdem sie kurze Zeit gepaddelt hatten, sahen sie eine Insel mit weißem Sandstrand wie gemalt. „Das ist wunderschön…“, bewunderte Ray mit einem Blick über die Schulter die Landschaft, die sich vor ihm auftat. Dann sahen sie am Strand jemanden herumlaufen. Er hatte die Hände nach oben und wedelte ihnen wie wild zu. Tala half jetzt ebenfalls beim Paddeln, indem er mit den Händen im warmen Wasser herumfuchtelte.

Als sie mit dem Boot am Strand aufsetzten, kam ihnen der Junge entgegengelaufen. „Hallo, willkommen, Freunde.“, sagte er in gebrochener Sprache. „Hallo.“, sagte Ray zögerlich, ging dann aber an Land und fühlte den weichen Sand, der unter seinen Füßen nachgab. Es war ein herrliches Gefühl. Auch Tala stieg aus und sah sich um: Strand, Meer und Palmen wohin das Auge blickte. Es war wirklich wie das Paradies. „Mein Name sein Paloop. Ich Sohn des Häuptlings.“ „Ich bin Ray und das hier ist Tala.“ Der Junge sah Tala mit einem undefinierbaren Ausdruck in den Augen an und streckte dann die Hand nach Tala’s Kopf aus. Dieser ging einen Schritt rückwärts. „Nicht. Ich nicht haben schlimmes vor. Nur überzeugen.“ „Überzeugen? Wovon?“ „Du sein nicht Mensch.“ Tala lief es kalt den Rücken runter. Ray blickte zwischen ihnen hin und her. „Paloop, woher kannst du unsere Sprache?“ Die Ablenkung schien zu funktionieren, denn scheinbar stolz auf sein Talent, die fremde Sprache erlernt zu haben, antwortete er: „Damals, drei Männer kamen. Nahmen alles, was sie finden. Nicht schön. Darunter auch Frauen. Und Kinder. Ich dabei sein.“ „Ich verstehe. Kannst uns in dein Dorf bringen?“ Er nickte und ging voran durch den Dschungel.
 

Unzählige Begegnungen mit Spinnen, Schlangen und Echsen später hörten sie den Schmerzensschrei, den sie schon auf hoher See gehört hatten, wieder und diesmal erheblich lauter. „Was ist das? Es kommt wirklich von dieser Insel.“ Paloop drehte sich zu ihnen um: „Ihr meinen den Ruf?“ Beide nickten. „Das sein schwarz Frau. Mit Pflog gepfählt. Viel Blut. War im Meer, wurden angespült durch Flut. Sie sein im Dorf. Wahrscheinlich Opfer von Opferung. Sie sein nicht menschlich. Sie sein Ausgeburt der Finsternis!“ Er ging wieder voran durch die grüne Hölle. „Eine Frau? Mit einem Pflog gepfählt.“ „Aber sie lebt noch, wenn ich das so richtig verstanden hab.“ „Dann würden wir es ihr verdanken, dass wir noch leben?“ „Sieht fast so aus.“, nickte Tala.
 

Nach weiteren Begegnungen mit Krabbeltierchen kamen sie an eine kahle Stelle im Dschungel. Eine gigantische Fläche war wie eine Steppe mit Gras bewachsen, aber von allen Seiten von enormen Bäumen umgeben. Auf der Lichtung standen kleine Hütten mit Strohdächern und Vorhängen aus langen Grashalmen. Paloop führte sie in die größte aller Hütten, scheinbar die seines Vaters. „Das hier sein Vater, Häuptling Kappup.“ Tala und Ray verneigten sich vor dem rundlichen Mann, der ihre Sprache wohl nicht verstand. Doch er lachte, als er ihre Gesten sah. Paloop übersetzte für beide, dass sie sich doch setzten sollten und die Schalen mit Wasser annehmen. Sie erzählten, was ihnen widerfahren war, und Paloop übersetzte für seinen Vater. Als sie geendet hatten, gab Kappup Paloop die Anweisung, die beiden erst mal mit Nahrung zu versorgen.

Als sie wieder in die Sonne traten, kamen ihnen die Bewohner des Dorfes entgegen und brachten ihnen lokale Leckereien. „Wie nett.“ Tala griff gleich nach einer Fleischkeule, in die er auch sogleich hinein biss. Auch Ray griff sich etwas, wandte sich dann aber an Paloop: „Können wir zu der Frau, von der du uns erzählt hast?“ Er nickte: „Mir folgen. Ich euch hinbringen.“ Tala lud sich noch zwei Keulen in die Tasche, bedankte sich mit einer Verneigung und folgte dann den beiden in eine kleinere Hütte.

Drinnen war es dunkel und roch nach Medizin, doch nach kurzer Zeit hatten sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt. Auf einer Decke lag sie, flach atmend, mit einem riesigen Blatt auf ihrer Brust. Ray war geschockt, was aber weniger mit dem riesigen roten Fleck zu tun hatte, der durch das Blatt dran, sondern die Tatsache, dass sie Ohren besaß, von denen zumindest eines an die einer Katze erinnerte. „Sie ist…“ „… auch ein Dämon.“, beendete Tala seinen Satz mit vollem Mund. „Aber woher kommt sie?“ „Aus Meer.“, sagte Paloop mit gewisser Düsterheit in der Stimme. „Von der Death Corpse.“ „Däff…“, versuchte der kleine Einheimische zu wiederholen. „Das Schiff deiner Schwester?“, fragte Ray ihn. Tala nickte: „Das ist der Captain. Jack, ein Katzendämon.“ „Wenn ihr über jemanden redet, dann solltet ihr das entweder leise tun oder wo anders.“, drang eine schwache Stimme zu ihnen. „Sie kann sogar noch reden.“ „Hör mal, wenn sie diese Schreie noch rausbekommt, dann wird sie ja wohl noch sprechen können.“, meinte Tala mit einer Priese Ironie in der Stimme. „Sie sterben. Bald sogar.“, meinte Paloop immer noch mit der gewissen Düsternis in der Stimme. „Red keinen Stuss, Wurm. Ich muss mich noch rächen. Ich werde nicht sterben.“ Sie versuchte, sich aufzurichten, wobei das Blatt so verrutschte, dass man das Loch kurz über ihrer Brust sehen konnte, aus dem immer noch Blut rang. Sie sog scharf die Luft ein, nachdem sie saß, und atmete ruckartig ein und aus. Dann wanderten ihre Blicke von ihren ‚Besuchern’ hin und her. Auf Ray blieb er haften. „Du bist…“ Ray zuckte zusammen aufgrund der plötzlichen Schärfe und Festigkeit in ihrer Stimme. „Du bist… Ray…“ „Ich hab mich doch noch gar nicht vorgestellt… Woher kennst du mich?“ Sie winkte ihn mit dem Zeigefinger näher zu sich.

Zunächst zögerte er, doch dann kam er ihrer Aufforderung nach. „Ich kenne dich seit deiner Kindheit. Du bist ebenfalls ein Dämon. Hast die Fähigkeit, Wunden zu heilen.“ „Was?!“, drang es aus seiner Kehle. Sie nickte mit dem Kopf und formte die Hand zu einem Kelch. In diesem leuchtete etwas auf und mit einer blitzschnellen Bewegung lag ihre Hand auf seinem Brustkorb. Er keuchte auf. Dann nahm sie die Hand weg und an der Stelle, wo sie die Hand aufgelegt hatte, stieg eine kleine Rauchwolke auf. „Was hast du getan?“ Sie grinste nur und sah mit an, wie sich Ray’s Körper geringfügig veränderte: Seine Ohren wanderten weiter nach oben, bekamen Fell, verfärbten sich weiß mit schwarzen Streifen und saßen jetzt oben auf seinem Kopf. Unter seiner Hose wurde es eng und etwas bewegte sich. Paloop konnte es nicht fassen, was sich vor seinen Augen abspielte: Ray hatte Katzenohren und einen Schwanz, der sich in seiner Hose sichtlich eingeengt fühlte. „Was hast du getan?“ „Merkst du nicht, was du bist?“ Ray betastete seine neuen Ohren, fummelte dann seinen Schwanz aus der Hose und betrachtete ihn: Schneeweiß, mit kleinen schwarzen Streifen, beweglich und ungewohnt. Er schüttelte den Kopf. „Ich muss träumen.“ „Nein, Ray.“, sie sackte zurück auf die Matte, „Du bist ein Katzendämon, ein Tigerdämon, um genau zu sein.“ „Aber warum?“ „Was, warum?“ „Warum wusste ich nicht davon? Du, wohlgemerkt eine Fremde, die ich zuvor noch nie gesehen habe, aber schon?“ „Was weis ich denn, vielleicht Zufall?“ Tala legte den Kopf schief, wohl wissend, dass Jack alles andere als eine Plaudertasche war. „Erzähl hier keinen Stuss, du weis sehr wohl, dass ich kein Mensch war, bin… ach was weis ich denn?!“ „Soll ich dir von deinen Eltern erzählen?“ Ray’s neue Ohren spitzten sich: „Meine Eltern? Woher weist du von ihnen?“ „Alte Bekannt, wenn man es so ausrücken will.“ „Du weist doch mehr, als du sagen willst.“ „Ach so? Tu ich das?“ Ray hob beschwichtigend die Hände, als sie versuchte, sich wieder aufzurichten, denn für sie war es mehr als nur demütigend von unten zu ihrem Gegenüber zu sprechen. „Schon gut, schon gut. Was weist du über sie?“ „Na ja, wohl nur etwas mehr als du. Aber auch nicht sonderlich viel. Kenne sie von früher. Aber die Menschen haben früher die Dämonen gejagt. Manche tun es immer noch, andere helfen ihnen zwar, sind aber nicht wirklich von ihrer Anwesenheit begeistert.“ Sie blickte zu dem einheimischen Jungen, der immer noch in gebührendem Abstand zu ihr verweilte. „Leider erging es deinen Eltern so wie mir, gehetzt bis zum Äußersten. Nur ihnen fehlte der Überlebenswille, so wie den meisten anderen. Tze, haben selbst einen kleinen Welpen zurückgelassen, um ihr eigenes Leben zu schützen. Töricht und gebracht hat es ihnen auch nichts. Sie wurden dahingemeuchelt. Fein säuberlich, wie sich das für einen Menschen schickt. Einmal in der Mitte durch und einmal senkrecht. Vier schöne praktische Stückchen, grillfertig.“, lachte sie mit Galgenhumor bei dem man merkte, dass sie nur Abscheu gegen Ray’s Eltern empfand.

„Ich hab dich dann gefunden. Allerdings war es unmöglich, dich mitzunehmen, also musstest du irgendwo sicher unterkommen. Das hätte aber nie funktioniert, wenn du nicht wie ein Mensch ausgesehen hättest.“ „Und deswegen musste ich zu dieser alten Schreckschraube?!“ Sie nickte: „Es ging nicht anders.“ „Und du hast mich damals verwandelt? Aber wie hast du mich erkannt?“ „Magie, die man einmal verhängt hat, verliert ihre Aura nicht so schnell, wie ein normales Leben anhält. Ich werd ja wohl noch in der Lage sein, meinen eigenen Zauber wieder zu erkennen.“ Sie sah wieder zu Tala. „Du bist ein Wolfsdämon.“ Paloop war überwältigt. Drei Dämonen in einer ihrer Hütten. „Du sein nicht böse. Du sein verwirrt.“, sagte er zu Ray. Jack warf ihm vernichtende Blicke zu: „Wicht!“ Tala wendete sich an die Katzendämonin: „Du sagtest, Ray hätte Heilkräfte?“ „Zumindest müsste das so sein. Schließlich waren seine Eltern ein Heilmagier und Tigerdämonin, die eigentlich ihr ganzes Leben in ihrer Tiergestalt verbracht hat.“ „Was?! So was wie Sodomie?“ „Was sein Sodomie?“ „Warum hast du mich wieder zurückverwandelt? Lee wird was weis ich sagen!“ „Was sein Sodomie?“, fragte Paloop erneut, immer wieder begeistert, etwas Neues zu lernen. „Lee wird nichts dazu sagen, schließlich ist er mit Lyco und Karin auf einem Schiff. Wenn er das überlebt, dann wird der glücklich sein, ein bekanntes Gesicht zu sehen.“ „Was sein Sodomie?“ „Aber schau mich an! Ich hab Katzenohren!“ Jack langweilte das Gespräch.

Doch in diesem Moment wurde der Vorhang aus Gras zur Seite geschoben und ein Mann, bekleidet mit einem vollständigen Fell inklusive Kopf eines Jaguars, kam herein. Ray blieb erst einmal der Atem weg, als des das Fell erkannte, während Tala dem Mann Platz machte. Paloop verneigte sich von dem Fellträger. „Quacksalber.“, grummelte die Dämonin dem Neuankömmling entgegen. „Das sein ehrwürdiger Medizinmann. Er versuchen, sie zu heilen.“ „Der macht gar nix, außer Deck verteilen und ekelhaft stinkendes Zeugs auf Wunden schmieren.“ Der Medizinmann beugte sich zu Paloop und sagte ihm etwas in ihrer Sprache, worauf dieser die Hütte verlies. Jack streckte ihm eine Handfläche entgegen, auf der sich kleine schwarze Blitze sammelten und zu einer Kugel formten. „Ich warne dich: Lass die Finger davon, es wird dir Leid tun!“

Ray wandte sich an Tala, während er immer wieder Blick zu dem handeln neben ihm warf: „Und was machen wir jetzt? Ich meine, wir sitzen hier ja wohl oder übel fest. Ich mein, es ist ja schön hier, aber…“ „Du willst zu deiner Familie zurück? Sie hat dir doch erzählt, was geschehen ist.“ „Aber Lee… er ist doch mein Bruder. Ich kann ihn schlecht da draußen verrotten lassen.“ „Nimm das Zeug da weg!“ Mit einem gewaltigen Knall flog eine Wand der Hütte in Richtung Wald davon. Der Knall brachte Ray und Tala dazu, die Köpfe einzuziehen, doch ihnen blieb das Schicksal der Wand erspart, denn sie standen an der gegenüberliegenden Wand. Der Medizinmann hatte sich gerade rechtzeitig zur Seite retten können, bevor Jack ihre Blitzkugel losgelassen hatte. Scheinbar fluchte er vor sich hin, während er das übergroße Loch in der Wand betrachtete. Tala und Ray standen an der eigentlichen Tür, durch die sogleich eine kleine Armee von Männern kam, scheinbar die Jäger des Stammes, denn alle waren von baumstammartiger Statur. Diese stürzten sich jetzt auf die verwundete Dämonin und hielten sie fest. Normalerweise wäre es für sie ein leichtes gewesen, die Männer wieder loszuwerden, doch mit einer solchen Verletzung ging nun mal gar nichts.

Paloop stand im ‚Türrahmen’ und funkelte nur mit vielsagendem Blick zu dem Haufen hinüber. „Nehmt eure vermaledeiten Griffel von mir, ihr Würmer!“, fauchte sie. Der Medizinmann klopfte sich den Staub vom Fell und kam mit einer Schale näher. „Weg, hab ich gesagt!“ Doch sie konnte sich gegen das Gewicht, das auf ihr lastete, nicht wehren und so musste sie sich zeitweilens geschlagen geben. Der einheimische Heilkünstler nahm das Blatt bei Seite und bestrich die Wunde mit der übel riechenden Mixtur in der Schale. Als Folge davon quoll eine undefinierbare Verbindung aus Blut, Wasser und zermatschten Beeren aus der Stelle, was bei Ray einen unabwendbaren Brechreiz verursachte, weshalb er auch nach draußen musste.

„Na, Kleiner? Ist wohl nichts für dich.“ Ruckartig drehte Ray sich um, als er hinter sich eine Stimme hörte, die seine Sprache fließend beherrschte. Das Essen, das er erst vor wenigen Minuten von den Einheimischen erhalten hatte, lag nun am Waldrand, doch ihm hin immer noch etwas im Gesicht, über welches er gerade mit dem Ärmel wischte. „Nein, schein wohl so.“ „Ist aber auch nicht wirklich appetitanregend. Aber die kommt schon wieder auf den grünen Zeig, mach dir darüber keine Gedanken. Sie ist hart im Nehmen.“ Ray nickte: „Wer bist du überhaupt?“ „Ich? Wie unhöflich von mir, mich nicht vorzustellen: Ich bin Lex.“ „Aha…“, machte Ray, als würde ihm der Name allein schon alles über sein Gegenüber verraten, „Und was verschlägt dich auf diese Insel?“ „Die Liebe, mein Freund. Schau dich doch mal um! Hier laufen so viele hübsche Mädchen rum, die warten doch nur auf so jemanden wie mich!“ Er fuchtelte übertrieben mit den Armen herum. „Aha…“, machte Ray wieder, obwohl ihn das eher weniger interessierte, „Und was macht dich da so sicher?“ „Schau dir doch mal ihre Gesichter an.“, er fuhr sich über sein perfekt gestyltes Haar, „Darin kann man doch eindeutig erkennen, dass die mal ne Abwechslung von dem tristen Leben hier brauchen. Verstehst du? Spannung, Abenteuer, Eskapaden, Feuerproben, Wagnisse und das alles eben. Das können die Männer hier nicht bieten.“ „Ich hab von Paloop erfahren, dass die Menschen hier gerne ihren Frieden haben und auch eher wenig von ‚Spannung’ wissen wollen.“ Lex wedelte mit der Hand herum, als würde er eine Fliege verscheuchen. „Papalapap! Alles Lüge. Der Kleine is noch viel zu jung, um von so was ne Ahnung zu haben.“ „Aber du, ne?“ „Was? Ich bin alt genug für so was!“ Ray nickte und lenkte seine Schritte wieder in die demolierte Hütte hinein.

Mittlerweile hatten sich die Männer wieder verzogen, wohl, um Baumaterial für die Wand zu besorgen. Der Medizinmann wedelte mit einem Strauch vertrockneter Blumen und Kräuter umher, Paloop stand noch immer dicht an der Tür und Tala hatte sich näher an Jack herangesetzt. Beide schienen sich zu unterhalten. Ray trat näher und der Medizinmann erklärte seine Arbeit für beendet, weshalb er die Hütte auch sogleich verlies. Paloop hielt Ray noch auf, bevor er nah genug an Jack und Tala war: „Ich jetzt gehen und Arbeit verrichten. Kommen später wieder. Werden zu euch kommen, wenn Essen fertig seien.“ Ray nickte und sah zu, wie der Junge fast fluchtartig die Hütte verlies. Doch kaum war er draußen, kam auch schon Lex herein. Seine rechte Wange war deutlich gerötet. „Die Mädels sind alle etwas gereizt heute.“, verteidigte er sich, noch bevor Ray ihn auf das Geschehene ansprechen konnte. „Du schon wieder?!“ Jack’s Stimme klang wieder schwach, vermeintlich durch die Medizin und durch die Anstrengung, sich vergeblich gegen die Muskelmasse von Männern zu wehren. „Jack, meine kleine Kratzbürste! Wie geht’s dir?“ „Verschwinde, Lex. Es gibt viele, die ich nicht gebrauchen kann, und du gehörst dazu!“ „Aber, Jack, Liebes. Wer wird denn gleich aus der Haut fahren? Ich bin doch nicht hier, um dir was zu tun. Ich bin nur mal zu Besuch vorbeigekommen.“, lächelte er, doch sein Grinsen sprach für sich. „Mach’s wie die Fliegen, wenn erneut en Kuhfladen runterkommt: Schwirr ab!“ „Wie immer schlecht gelaunt. Jack, wir müssen was an deinem Auftreten verändern.“ „Verschwinde endlich!“, fauchte sie schwach. Ray schüttelte nur den Kopf: „Lex, vielleicht solltest du später noch mal vorbeikommen. Jetzt ist wohl ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt.“ Tala stimmte mit einem Nicken zu und dieser Übermacht hatte Lex nichts mehr entgegenzusetzen. „Drei Dämonen in diesem kleinen Kaff, unglaublich.“, grummelte er, während er nach draußen ging.

„Und du willst echt noch mal gegen Bosco antreten? Ich meine, schau dich an. Ich denk kaum, dass du es schaffen wirst.“ „Du bist echt das komplette Gegenteil von deiner Schwester. Außerdem hat er mit unsauberen Mitteln gekämpft. Der vermaledeite Dreckskerl hält sich wirklich an keine einzige der Kodexregeln! Und so einer schimpft sich Pirat!“ Ray lies sich neben Tala nieder und lauschte der Unterhaltung. Jack betrachtete nur die Decke, während Tala scheinbar nach einem Gesprächsthema suchte. „Sag mal, du hast doch vorhin erwähnt, dass ich so was wie Heilfähigkeiten besitz.“, meinte Ray zu der Verletzten. Diese blickte ihn jetzt direkt mit den dunkel blauen Augen, die durch die Anstrengung nur noch mehr schimmerten, an, was ihm schon etwas Angst machte. Mit einem Nicken symbolisierte sie die Richtigkeit seiner Aussage. „Könnte ich dich dann nicht theoretisch deine Wunden heilen?“ Verwundert zogen sich ihre Augenbrauen in die Höhe. „Ray, du hast erst vor wenigen Minuten erfahren, dass du ein Dämon mit eben diesen Fähigkeiten bist. Und jetzt willst du dich schon an ihr vergreifen? So als Versuchskaninchen?“, argwöhnte Tala mit kritischem Blick zu dem Tigerdämon. „Warum nicht?“ „Ich hätt da mal ne andere Frage an dich.“, wandte sich Tala kopfschüttelnd wieder an Jack. Deren Blick wanderte von Ray zu Tala zurück. „Du hast doch den Ruf, unglaubliche Regenerationskräfte zu haben. Noch mehr, als jeder andere Dämon, mal von denen mit Heilmagie abgesehen.“

Sie lachte leicht auf, bereute es aber im gleichen Moment schon wieder. „Glaubst du echt alles, was die Leute sagen?“ Tala schaute sie fragend an. „Die sagen auch, dass der Teufel in der Not Fliegen frisst. Tut er aber nicht. Wenn’s wirklich hart auf hart kommt, zieht er jederzeit seinen eigenen Schwanz so einem Insekt vor.“ „Also alles nur Gerücht?“ Sie nickte. „Aber selbst mit der dämoneigenen Regeneration müssten die Wunden schon längst verheilt sein.“ Angewidert betrachtete Tala, wie erneut ein Schwall Blut unter dem Blatt hervorkam, allerdings war das Blut keinesfalls rein, sondern mit der Pampe, die der Medizinmann benutzt hatte, versetzt. „Was weis ich denn, warum das nicht so geht, wie es soll? Bin immer noch der Überzeugung, dass der Schleim da keineswegs der Wundheilung dient, eher das Gegenteil.“ „Denkst du immer nur das Schlechteste von den Menschen?“ „Die Menschen sind zu allem fähig. Sie haben absolut keinen Respekt vor irgendwas. Du hast doch vorhin selbst gesehen, mit was sich dieser Quacksalber schmückt. Fremdes Fell eines Artgenossen!“ Ray schüttelte den Kopf: „Was ist, wenn es schon tot war, als er es gefunden hat und sich dann nur noch das Fell genommen hat?“ „Naivität in ihrer schönsten Form.“, grinste Jack verbittert, „Hast du den Wald um das Dorf bemerkt?“ Ray nickte. „Dort leben nur wenige dieser Großkatzen. Aber die wollen ja nun einmal auch fressen. Weil aber die Menschen meinen, sie könnten Rehe, Wasserschweine und sonstige Beutetiere einfach so erlegen, bleiben die eigentlichen Jäger auf der Strecke. Auf der Suche nach neuen Jagdgründen müssen die Katzen früher oder später auf diese Siedlung stoßen. Hier wimmelt es von leichter Beute, sei es nun ein unvorsichtiges Schwein oder ein neugieriges Kind, das sich zu nah an den Waldrand gewagt hat, es wird geschnappt, so ist die Natur nun einmal. Aber der Mensch will über sie herrschen, so wie eigentlich über alles. Er kann sich nicht eingestehen, dass es jemanden über ihm gibt, außer ihren Göttern. Deswegen wird jedes wilde Tier, das zu nah an die Niederlassung herankommt, kaltblütig abgestochen. So erging es auch diesem armen Kerl, der nun das Haupt dieses selbsternannten Medizinmann schmückt.“

Ray dachte über das eben gesagte nach, doch dann fiel ihm wieder ein, wie sie überhaupt auf dieses Thema gekommen waren: „Soll ich’s jetzt probieren?“ Tala schaute immer noch skeptisch, doch Jack schien einverstanden. Sie nahm seine Hände: „Leg deine Hände hier darauf, so.“ Sie drückte seine Hände gegen die Wunde, was Ray dazu brachte, rot anzulaufen, als er die warme Haut unter seinen Fingern spürte, aber er verspürte auch Ekel angesichts der immer noch blutnassen Wunde. „Jetzt stell dich nicht so an! Du bist ein Heiler. Ein guter, wenn du wirklich was von deinem Vater geerbt haben solltest. Jetzt konzentier dich auf Wolken.“ „Wolken?!“ „Ja, Wolken, oder was anderes leichtes.“ Ray zog die Brauen hoch, schloss dann aber die Augen und konzentrierte sich auf Wolken. Unter seinen Fingern kribbelte es und er fühlte sich wie eine Katze vor einem warmen Karmin im Winter.

Dann war das Gefühl verschwunden und nur noch ein leichtes Rauchwölkchen stieg von seinen Fingerspitzen auf. „Hat’s funktioniert?“, erkundigte er sich. Als Reaktion erhielt er ein Würgen, das nicht gerade für Erfolg sprach. Tala schaute besorgt zu Jack, die sich auf die Seite gerollt hatte und nun den vorhandenen Mageninhalt auf verkehrtem Weg ans Tageslicht brachte. „Scheint nicht der Fall zu sein.“, zog Tala die Schultern nach oben. Ray wollte sich entschuldigen, doch als Jack sich schwer atmend wieder auf die Matte fallen lies, blieben ihm die Worte im Mund stecken: Ihr Mund war blutverschmiert und das Gemisch aus Speichel, Blut und Magensäure lief ihr am Kinn hinunter. „Das musst du aber noch üben.“, witzelte sie und legte den Arm über die Augen.
 

~* ~* ~*
 

Yeah!

Und da is wieder eins, das in mühevoller Handarbeit entstanden is ^^
 

@ Lyco:

Wie schon angedeutet, bin ichirgendwie davon abgekommen, mir Ray verwandt zu sein... Wer könnte sich denn sonst an ihn ranschmießen, wenn du ihn schon mir Faust betrügst >.<

Ankunft

Die Stimmung an Bord war immer noch gedrückt, doch Kenny und Bryan schienen die beiden Streithähne beruhigt zu haben. Zwar stand immer noch nicht fest, wer nun Jack’s Platz einnehmen sollte, doch scheinbar lief alles darauf hinaus, dass Kai dieser jemand sein sollte. Er stand am Ruder, doch wirklich wissen, wohin sie sollten, wusste er nicht. Spencer trat zu ihm: „Na, Kai? Alles klar bei dir?“ Dieser nickte leicht: „Aber ich kann immer noch nicht glauben, dass ich nie wieder angemault werde… oder dass sie mir alle möglichen Todesmöglichkeiten aufzählt, durch die ich bald sterben werde.“ Ein Seufzen sagte ihm, dass auch andere so fühlten. Unweit von den beiden stand Lyco an der Rehling und schaute aufs unendlich weite Meer hinaus. „Sollen wir wirklich wieder zur Dark Shark zurücksegeln? Wir wissen ja noch nicht mal, ob sein Bruder noch dort ist. Schließlich habt ihr alle Räume durchsucht, hat mir Bryan erzählt. Und gefunden habt ihr nichts. Lyco und Karin waren ebenfalls erfolglos. Was sagt uns also, dass er wirklich noch an Bord ist und nicht schon längst über die Planke geschickt wurde?“ Wehmütig verzog Kai den Mund zu einem Grinsen: „Nichts sagt uns das. Aber einmal müssen wir noch zurück. Wir müssen Jack rächen. Das schulden wir ihr nach all den Jahren einfach. Mal ganz davon abgesehen, dass es unsere Schuld war, dass es überhaupt soweit gekommen ist.“

„Land in Sicht!“, grölte Tyson aus dem Ausguck nach unten. „Land?“ Karin war sofort auf ihren Pfoten, während auch der Rest der Crew langsam an die Rehling kam. „Tatsächlich. Ne Insel…“ „Ob’s da Leben gibt?“ „Ja, Monster und so was.“, witzelte Ian. „Monster?!“ „Gehen wir an Land?“, wandte sich Lee an Kai, der die Insel durch sein Fernglas näher betrachtete. Dieser nickte leicht: „Ja, wir brauchen frisches Wasser.“
 

Keine viertel Stunde später waren alle von Bord und fühlten, wie der weiche Sand unter ihren Schuhen nachgab. „Wie müssen ins Inselinnere. Dort werden wir bestimmt eine Quelle finden.“ „Du willst durch diesen Dschungel? Das is ja Selbstmord!“ „Willst du lieber verdursten?“, fragte Kai in Richtung Ian, der darauf energisch den Kopf schüttelte. „Dann packt die Fässer und kommt.“ Bryan, Spencer, Tyson und Max packten sich je ein Fass, während Ian und Lee eines zusammen transportierten. Karin hüpfte freudestrahlend voran in die grüne Hölle, gefolgt von Lyco und den Fassträgern. Kenny und Kai bildeten den Schluss. „Hier sieht irgendwie alles gleich aus. Alles grün!“, bemerkte Karin nach wenigen Schritten. „Stell dir vor, das ist ja auch Wald… Aber die Krabbeltierchen hast du ja noch gar nichts gesehen.“, wies Tyson mit dem Kopf auf ein Blatt, das keine zehn Zentimeter von Karin entfernt war. Auf diesem saß ein achtbeiniges Tierchen, so groß wie eine ausgestreckte Hand und schien zu allem bereit. Verschreckt sprang Karin Lyco in die Arme, die allerdings selbst keine Lust auf eine nähere Bekanntschaft mit dem Tierchen hatte und deshalb zurückwich. Als Ergebnis landete Karin auf dem weichen, mit Blättern bedeckten Boden. Doch auch hier war sie alles andere als alleine: Von drei Seiten kamen gelb-graue Miniaturfrösche von der Größe eines Flaschendeckels angehüpft und landeten auf ihrer Hose. Alle schauten ihr ins Gesicht und quakten synchron los. „Du hast Verehrer, Schwesterherz.“, kommentierte Kai die Froschansammlung mit staubtrockenem Humor. „Weg, weg, weg!“, sprang Karin auf und wischte die kleinen Kerle mit der Hand weg, „Bäh, ich will hier raus, Kai!“, klammerte sie sich an ihren Bruder. Sobald die Frösche wieder auf dem Boden waren, stoben sie nach allen Seiten davon und waren schon nach einem Augenblinzeln mit der Umgebung verschmolzen. „Kai, ich bin auch dafür, dass wir endlich hier raus sollten. Hier finden wir höchstens einen unangenehmen Tod, aber kein Wasser.“, bemerkte Kenny, der wie wild um sich schlug, um Moskitos zu vertreiben. Kai nickte bestätigend und der kleine Trupp setzte sich wieder in Bewegung, wenn auch ohne wirklich den Weg aus der grünen Hölle zu kennen.

Nach weiteren Begegnungen der krabbelnden oder kriechenden Art lichtete sich der Urwald endlich. Erleichterte sprang Lyco voran in die Sonne, die sich hier auf der Lichtung ihren Weg zum Boden erkämpfen konnte. Doch noch bevor die anderen alle ebenfalls auf das Gras treten und sich über die Hütten auf der Lichtung hier wundern konnten, waren sie von Männern mit langen Speeren umzingelt. „Ähm…“, machte Karin recht intelligent. „Ich würde sagen, wir sind auf einen Stamm von Wilden gestoßen.“, mutmaßte Max. „Schlau, Max, da wär jetzt keiner drauf gekommen.“, meinte Ian im Angesicht der mit spitz geschliffenen Stein versehenen Speerspitze, die auf ihn zeigte. „Kai, was jetzt?“, fragte Lee, der das Fass losgelassen und die Hände in die Höhe gerissen hatte. „Abwarten, was sie vorhaben. Im Moment können wir gar nichts machen.“
 

Die kleine Meute wurde erst vollständig aus dem Wald gedrängt und dann in einem Kreis aufgestellt. „Was haben die vor?“, fragte Kenny, seine Stimme zitterte vor Angst. „Na ja, Kannibalen kochen ihre Opfer bekanntlich vorher gut durch. Und dann noch mit etwas Gemüse versehen… dann würde sogar Tyson gut schmecken.“, meinte Lyco trocken, doch auch ihr war die Anspannung anzumerken. Karin lachte über ihre Darlegung, wohingegen sie von Kai nur strafenden Blicke erntet, was ihr aber herzlich wenig ausmachte. „Wir könnten die einfach niedermachen.“ „Karin, wir haben keine Waffen dabei.“ „Ja, sicher, wer geht denn schon unbewaffnet in nen Urwald?“ Alle hoben die Hand. Karin schüttelte nur den Kopf: „Wie könnt ihr nur?“ Sie streichelte ihr Schwert ausgiebig. Kai dachte angestrengt nach, doch ihm fiel nichts Passendes ein. Im Hintergrund erkannte er jedoch, dass sich ein Junge, vielleicht etwas jünger als er selbst, näherte, dessen Erscheinungsbild so gar nicht in das der Eingeborenen passen wollte.

„Hier is aber viel los heute.“, kommentierte dieser die Situation der Piraten. „Der kann unsere Sprache!“, rief Max erfreut auf und sofort war sein Gesicht wieder von diesem Dauergrinsen befallen, auch wenn eine Sperrspitze gefährlich nah an dieses kam. Kenny nickte: „Erstaunlich… wie ist das möglich?“ Der Junge mit den hochgestylten Haaren trat an den Kreis der Gefangenen heran und begutachtete sie ausgiebig. Sie Blick blieb auf Karin hängen: „Na, Süße? Wie wär’s mit uns beiden?“ Lyco klappte der Unterkiefer runter, doch Karin lachte nur auf: „Aber natürlich, Kleiner, aber erst, wenn die Sonne gefriert. Allerdings dürftest du jämmerlicher Mensch das nicht mehr erleben.“ Grummelnd drehte er sich um: „Schon wieder ne Abfuhr. Was is heute nur los?“ „Karin! Ist dir eigentlich bewusst, dass du unsere einzige Chance vertan hast, hier vielleicht lebendig herauszukommen?!“, brüllte Tyson sie an. „Komm runter, Schwabbelbacke. Der Kerl war ätzend und hat hier sowieso nichts zu melden.“ „Und was macht dich da so sicher?“ „Keiner von diesen Buschmännern kann uns verstehen, außer dem Idioten. Warum sollte er also was anderes mit denen zu tun haben, als sich auf deren Kosten den Wanst vorzuschlagen und - wie du wohl gesehen hast – die Frauen hier im Dorf zu beglücken?“ Tyson gab sich aufgrund dieser durchaus einleuchtenden Argumente geschlagen: „Damit könntest du Recht haben.“ „Sag ich doch.“ „Ray…?“ „Was?“, wendete sich Bryan zu Lee um, der zu einer der Hütten schaute.

Aus dieser kam eben Gerufener, hatte seinen Bruder jedoch noch nicht gehört oder erkannt. „Das kann nicht sein. Er hat…“ „Ein Tigerdämon!“, rief Lyco aus, als auch sie den Jungen mit den langen schwarzen Haaren wieder erkannte, "Und ein unheimlich süßer nach dazu." Plötzlich waren alle Augen der Piratenbande auf Ray gerichtet, der immer noch nichts ahnend seinen Weg ging. „Das ist der Junge aus der Bar… aber vorher hatte er noch keine Tigerohren… geschweige denn einen Schwanz…“, nuschelte Karin Lyco zu. „Hey, Ray!“, rief Lyco zu ihm, worauf dieser sich auch umdrehte und erst mal geschockt die Gefangenen anstarrte, als kämen sie von einem anderen Stern. Dann erkannte er seinen Bruder und lenkte seine Schritte auf sie zu. „Lee?“, fragte er, als er an dem Häufchen ankam, von den Wachen jedoch zurückgehalten wurde. „Ray, was ist passiert? Warum hast du jetzt solche Ohren? Und warum hast du einen Schwanz?“ Ray wedelte mit eben diesem herum: „Hm, der is cool, weist du? Und praktisch.“ Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem Grinsen. „Gell? Lyco glaubt mir nie, dass so ein Schwanz nicht nur da ist, um damit rumzuwedeln. Guck?“ Karin manövrierte ihren Schwanz in Richtung Gesicht und dann punktgenau ins rechte Nasenloch. „Bääh, Karin, is ja eklig! Wie oft hab ich dir gesagt, dass du das lassen sollst?!“, wendete sich Lyco angewidert ab. Auch der Rest war einige Schritte, soweit irgend möglich, von der hellen Wölfin zurückgewichen. Ray hingegen lachte nur: „Was hast du dir denn da für Chaoten angelacht, Lee?“ „Das ist die Besatzung der Death Corpse… zumindest das, was davon noch übrig ist.“ „Death Corpse? Das Piratenschiff mit dem Katzendämon als Kapitän?“ Lee nickte, doch Kai trat nun auf Ray zu: „Ehemaliger Kapitän. Sie wurde umgebracht. Jetzt bin ich der Kapitän.“ „Aha.“, begutachtete Ray der Blaugrauhaarigen genauer, „Und du bist...?“ „Kai Hiwatari, derzeitiger Kap…“ „Halt die Klappe, Streify. Ich bin Lyco, der eigentliche Captain, aber Streify hier meint, dass er hier der große Macker ist. Also lass ihn in dem Glauben.“, sie zwinkerte ihm zu. Ray lächelte immer noch, schmunzelte aber über die Worte der selbsternannten Captains. „Sag mal kannst du uns vielleicht aus dieser unangenehmen Lage befreien? Schließlich kannst du hier frei rumlaufen.“, fragte Ian, der sich sichtlich unwohl in seiner derzeitigen Position fühlte. „Hm… Ich weis nicht. Ich geh mal Paloop suchen. Der wird das schon regeln.“ „Palwas?“ „Der Sohn des Häuptlings.“ Schon war Ray verschwunden und auf der Suche nach eben diesem Jungen.

„Dein Bruder is klasse, Lee. Wenn er es echt schafft, uns hier rauszubringen, dann hat er sich ein fettes Dankschön verdient.“, meinte Ian. „Also ich bin mir noch nicht so sicher, ob er wirklich was erreichen kann.“, meinte Kai mit einem Blick hinter Ray her. „Du alter Miesmacher-Bruder, du. Wie kann man nur so ein Pessimist sein? Der Kleine wird das schon schaukeln.“ „Und wenn nicht, dann benutzen wir Magie und pusten die hier alle weg!“, jubelte Lyco.
 

Ray hatte seine liebe Mühe, der Häuptlingssohn zu finden, tat es dann jedoch auf einem der Felder, wo auch Lex dran war, eine der Eingeborenen anzugraben. Ray schüttelte den Kopf, als Lex sich wieder eine saftige Ohrfeige einfing. Paloop hatte ihn schon gesehen, lies von seiner Tätigkeit ab und kam auf ihn zu: „Was ich tun können? Du sein hungrig?“ „Nein, nein.“, wedelte Ray mit beiden Händen ab, „Deine Genossen haben einen Trupp Piraten erwischt. Darunter ist auch mein Bruder.“ „Dein Bruder sein Pirat?!“, entsetzte sich Paloop. „Nein, nein.“, wank Ray wieder ab, „Er schein nur zufällig bei ihnen zu sein. Vielleicht, um mich zu suchen.“ „Und was du wollen jetzt von mir?“, fragte Paloop unsicher, weil er immer noch nicht ganz verstand, was er mit der ganzen Sache zu tun hatte. „Diese Piraten sind harmlose Zeitgenossen. Sie werden euch nichts tun. Das von damals wird sich nicht wiederholen, schon gar nicht mit diesen Piraten. Kannst du nichts dafür sorgen, dass sie wieder frei kommen?“ „Das sein unmöglich. Piraten sein schlechte Menschen. Sie werden geopfert. Geopfert an Götter der Insel. So wir erhalten Segen. Und %#§&).“ „Hä?“ „%#§&). Meinen… wie ihr sagen? Fruchtbares Land… Ernte gut werden.“ Ray nickte. „Aber ihr opfert doch nur schlechte Menschen? Diese Piraten sind gut. Sie haben meinem Bruder das Leben gerettet!“ „Das sein schwieriger Fall.“ „Tala und mich habt ihr auch nicht geopfert.“ „Ihr sein gute Menschen. Ihr sein hier in Frieden.“ „Und was ist mit der Katzendämonin?“ „Sie werden geopfert.“ „Was?!“, Ray war schockiert. „Warum?“ „Sie sein böse. Sie nichts Gutes planen. Sie werden Vulkan geopfert. So er nicht werden spuken todbringende Feuerflüsse.“ „Aber ihr versorgt sie… ich versteh das nicht.“ „Vulkan sein wählerisch. Er nicht nehmen jedes Opfer. Es müssen in guter Verfassung sein. Und Herz müssen sein schwarz. Schwarz wie Nacht ohne Mond…wie Höhle ohne Ausgang.“ „Aber das trifft auf sie nicht zu.“ „Das werden Vulkan entscheiden.“ Ray überlegte fieberhaft, wie er den Piraten, die seinem Bruder das Leben gerettet hatten, nun helfen konnte. Doch ihm fiel nichts ein. Niedergeschlagen machte er sich wieder auf den Weg zu seinem Bruder und der Piratenbande.
 

„Hey, da kommt er wieder.“, zeigte Max gut gelaunt in die Richtung, aus der Ray angetrottet kam. „Sieht aber nicht so aus, als hätte er Erfolg gehabt.“, meinte Kenny, der Ray’s Gesichtsausdruck deutete. Dann trat der Schwarzhaarige zu ihnen: „Ich hab keine gute Nachrichten für euch. Ihr werdet geopfert.“ „Was?!“, kam es aus dem Kreis der Gefangenen. „Das können die nicht machen. Wir waren nur auf der Suche nach Wasser.“, empörte sich die dunkle Wölfin. „Aber ihr werdet immerhin nicht in den Vulkan geworfen.“ „Wie erleichternd. Was geschied sonst mit uns?“ „Das wollte er mit nicht sagen. Aber Tala und mich werden sie nicht opfern.“ „Tala?“, fragte Lyco mit gespitzten Ohren nach, „Ist er hier?“ Ray nickte und zeigte mit der Hand auf eine Hütte, deren eine Wand gerade erneuert wurde: „Er ist bei Jack und redet mit ihr.“ „Jack?!“ Aufgrund des Aufschreis, der durch die Gefangenen ging, hielt Ray sich die pelzigen Ohren zu. Er hatte noch gar nicht bemerkt, wie empfindlich diese waren. “Jack ist hier?”, fragte Kai aufgeregt. „Aber sie ist doch über Bord gegangen. Mit so nem Harken in der Brust.“, mit ausgestreckten Händen verdeutlichte Tyson allen noch einmal, welches Ungetüm von Harpune sich in den Körper seines Captains gebohrt hatte. „Es ist unmöglich, dass sie mit dem Ding noch schwimmen konnte. Schon gar nicht so weit.“, schüttelte Bryan den Kopf, „Es muss jemand anderes sein.“ „Was redest du da? Warum sollte sie es nicht geschafft haben? Sie hat schon unheimlich vieles geschafft, bei dem ihr aufgegeben hättet. Außerdem ist sie kein schwächlicher Mensch, so wie ihr.“, verteidigte Lyco ihren totgeglaubten Kapitän. „Ray, wie geht es ihr?“ „Nicht wirklich gut. Aber gut genug, um das Loch in die Hütte zu machen.“, er wies wieder auf die demolierte Hütte, „Sie meint aber, dass das an der Substanz liegt, der der hiesige Medizinmann ihr auf die Wunde macht.“

Kenny nickte mit dem Kopf: „Durchaus möglich. Bei falscher Zusammensetzung kann so manches Heilmittel umgekehrte Wirkung haben.“ „Noch ein Grund mehr, hier zu verschwinden!“, meinte Karin, aber weniger, weil sie sich Sorgen um Jack machte, sondern weil sie sich beengt fühlte. Alle nickten. „Aber wenn wir die niedermähen, dann haben wir den Stamm gegen uns. Das ist wohl nicht das, was sich als hilfreich erweisen würde. Wir müssen schließlich bedenken, dass wir noch Wasser benötigen.“, merkte Spencer an, was ihm eifriges Nicken von Ian einbrachte. „Was schlägst du also vor?“, wendete sich dieser an Kai. „Hm… Ray, du weist doch einiges über diese Wilden, nicht?“ „Wenig.“ „Toll… dann erzähl uns doch alles, was du weis.“ Ray nickte und erzählte auch alles, was er über die Einheimischen wusste, was jedoch nicht wirklich viel war.
 

„Nach deiner Beschreibung haben die Einheimischen also eine Phobie vor Piraten, weil ihnen damals das angetan wurde. Wenn wir nun aber sagen würden, dass wir keine sind, würden sie uns das nicht glauben.“, überlegte Kai laut vor sich hin. Mittlerweise saßen alle auf dem harten Boden und grübelten über ihre Fluchchancen nach.

Nach einiger Zeit des Grübelns kam Tala zu ihnen, allerdings war er mehr als nur überrascht von dem, was er da sah: Seine Schwester in einer Ansammlung von merkwürdig erscheinenden Gestalten, umzingelt von Speerträgern des Stammes, davor saß Ray im Schneidersitz, seinen Kopf auf einen Arm gestützt. „Man könnte annehmen, dass ihr hier sitzt und auf Erlösung wartet.“, interpretierte er das Gesehene. „Tala!“, sprang Lyco auf, „Du lebst noch!“ „Ja was denkst du denn?“ Sie grinste verschmitzt: „Ich würde dich ja gerne umarmen, aber diese Kerle haben was dagegen.“ „Und warum seid ihr gefangen?“ „Wir sind Piraten und werden geopfert.“, verkündete Karin stolz. „Karin, geopfert werden ist nichts gutes.“, bemerkte Kai nebenbei. „Nicht?“ „Nein.“ „Paloop meinte, dass Jack in den Vulkan geschmissen wird, damit dieser nicht ausbricht.“, meinte Ray zu ihm. „Was is das hier für ein Volk von Primitiven?“ „Piraten! Lauf um euer Leben!“, kam Lex angelaufen, wild mit den Armen winkend. „Piraten? Aber wir sind doch hier.“, meinte Max verunsichert. „Es gibt noch mehr Piraten auf dieser Welt als nur uns.“ „Wirklich?“, spielte Lyco verwundert. „Volldepp.“, ärgerte sich Kai, wandte sich dann aber wieder an Lex, „Wer ist es?“ „Irgendwelche zwielichten Gestalten eben, haben die schwarze Flagge gehisst.“ „Ray, geh deinen kleinen Freund suchen, wir haben ihm ein Angebot zu unterbreiten.“ Ray nickte und rannte zu den Feldern, um Paloop zu suchen. „Was hast du vor, Kai?“ „Wenn wir die feindliche Band in die Flucht schlagen, können wir uns so vielleicht das Vertrauen des Stammes erschleichen und um die Opferung herumkommen.“ „Clever, unser Streify, nicht?“, tätschelte Lyco ihm den Kopf. „Halt die Klappe, Pinscher!“
 

~* ~* ~*
 

Und da is wieder eins fertisch, auch wenn's diesma recht lange gedauert hätt °^^

*sich schäm*

Pirat gegen Pirat

Paloop unterbreitete seinem Vater den Vorschlag, den Kai ihm gemacht hatte. Der rundliche Häuptling war einverstanden, auch wenn es ihm weniger behagt, dass sich die Fremden frei unter ihnen bewegen würden. Doch für den Schutz seines Stammes war ihm sogar das Bündnis mit der Besatzung der Death Corpse recht.

Das Erste, was die gesamte Mannschaft machte, war an die kleine Hütte zu stürmen, in der ihr Captain untergebracht war. „Jack?“, fragte Bryan in die Hütte hinein, erhielt jedoch nur ein Würgen als Antwort. „Wenn sie das wirklich ist, dann freut sie sich wirklich, uns wieder zu sehen.“, meinte er nach draußen zu der restlichen Crew. „Hast du wieder deine Fähigkeiten ausprobiert, Ray?“, schaute Tala den kleinen Tigerdämon vorwurfsvoll an. Dieser grinste nur verlegen. „Sie hat mich förmlich gedrängt.“ Die gesamte Crew quetschte sich nun in die Hütte, wobei es doch recht vorteilhaft war, dass Jack eine Wand weggesprengt hatte. Diese lag auf den Rücken und wollte so recht noch nicht begreifen, wer da alles vor ihr stand. „Was macht ihr denn hier?“, flüsterte sie ihnen entgegen. „Wir kommen, um dich hier zu retten“, grinste Lyco ihr entgegen. „Retten? Mich? Vor dem Medizinmann, das wär mal ne Maßnahme.“ „Unter anderem auch vor dem. Aber eigentlich davor, dass du in den Vulkan geschmissen wirst.“ „Vulkan?“ „Du bist ein Opfer.“, stellte Karin nüchtern fest, „Das ist aber nichts Gutes.“

In Schnellform erklärte Kai, was sie vorhatten und wie sie vorgehen würden. Jack nickte: „Das könnte sogar funktionieren.“ Sie rappelte sich hoch, wobei das Blatt wieder um einiges verrutschte. Ray fing wieder an zu würgen und verschwand nach draußen, Lyco lachte nur: „Darf ich mal anfassen?“ Ein Blick von Jack genügte, um ihr deutlich zu machen, dass sie nicht durfte. „Dann eben nicht.“, zog die Wölfin einen Schmollmund und drehte sich in die entgegengesetzte Richtung. „Lass mich mal sehen.“, wandte sich Kenny an sie und betastete die Wunde näher. „Ja, aber der Brillenheini darf.“, grummelte Lyco, während Tala versuchte, auf sie einzureden, und beschwichtigend die Hände hob. „Was haben die dir da draufgemacht? Sieht ja schlimm aus.“ Sie nickte. „Aber egal, mach was drauf und gib mir mein T-Shirt.“ „Du willst doch nicht ernsthaft mitkämpfen?“, fragte Ian verunsichert nach. Sie antwortete nichts darauf, doch Lex luckte durch die Öffnung herein: „Jungs, macht mal, die Piraten kommen immer näher. Sie werden bald da sein. Maximal noch ne Stunden.“ „Das muss reichen. Holt eure Waffen vom Schiff. Ray, geh mir Paloop rufen, ich muss ihm noch was sagen.“ Alle nickten und verließen die Hütte ohne Widerworte, nur Lex und Kenny blieben noch stehen. „Was?“ „Ich verschwind dann mal. Solange, bis die Luft noch rein ist.“ „Du bliebst da, Feigling!“, fauchte sie den Schwertkämpfer an, „Die Leute hier haben ja wohl genug für dich getan. Du wirst ihnen helfen.“ Er grummelte, doch er hatte sich schon geschlagen gegeben, er würde blieben und mitkämpfen.
 

Nach einer guten halben Stunde stand die gesamte Crew der Death Corpse bewaffnet vor der Hütte. Ray und Tala hatten sich ebenfalls Schwerter besorgt, auch sie würden mitkämpfen. Die meisten Eingebornen hatten sich in einer nahe gelegenen Höhle versteckt. Sichtlich um Haltung kämpfend schritt Jack vor ihren Freunden auf und ab. „Am besten verstecken wir uns im Dschungel. Da haben wir das Gestrüpp und den Hinterhalt auf unserer Seite. Und Lyco, Karin, diesmal Magie aus vollem Rohr, verstanden?“ Beide Wölfe jubelten auf. „Aber wenn die beiden doch wieder rumzaubern, dann bleibt für uns nichts übrig.“, jammerte Tyson. Jack wandte ihren Blick zu ihm: „Tyson, hör mal zu: Da werden mehr als vier Leute sein. Also bleibt genug für jeden übrig.“ „Hey! So schlecht sind wir nun auch wieder nicht!“, jammerte die dunkle Wölfin aus ihrem Jubelschrei gerissen. „Nur eine Frage: Der Dschungel is unheimlich dicht, wie sollen wir da sicher gehen, dass wir uns nicht verirren? Oder woher sollen wir wissen, dass die überhaupt in unsere Richtung kommen.“ Die Katzendämonin grinste: „Keine Sorge, dafür werde ich schon sorgen. Oder denkt ihr, ich überlasse euch den ganzen Spaß alleine?“ Sie verstanden zwar nicht, was genau sie damit meinte, aber sie vertrauten ihr, außerdem kam meistens was Gutes dabei heraus, wenn sie dieses unheilige Grinsen aufgesetzt hatte. „Dann los!“
 

Bryan stand hinter einem Baum, der den Durchmesser von einem vierhundert Liter Fass hatte. In Sichtnähe waren Ian und Max, beladen mit genug Munition, um den nächsten Weltkrieg alleine zu gewinnen.

Zwanzig Meter von ihnen entfernt stand Lyco, zwar ihre Sense auf des Rückenschnalle gelöst und in den Pfoten, jedoch schon am überlegen, welcher ihrer Zaubersprüche am wirkungsvollsten sein würde. Doch als sie so um sich schaute, während sie immer noch am grübeln war, fiel ihr Blick wieder in Richtung des Dorfes zurück. Dort huschten die Eingeborenen herum, darunter Lex, der Anweisungen gab, was sie zu tun hatten, oder wo sind die letzten Verbliebenen noch verstecken konnten. Irgendwie war ihr doch recht langweilig, einfach nur so herumzustehen, zu warten und nichts zu tun. Also beschloss sie, mit diesem Lex mal einen kleinen Plausch abzuhalten. Gemütlich schlenderte sie aus ihrem Versteck zu ihm herüber.

Als sie neben ihm abgekommen war, scheuchte er gerade drei Kinder wie ein Haufen Hühner von sich her zu einem kleinen Grüppchen aus Frauen, die scheinbar nur auf die Kinder gewartet hatten. „Hoi! Alles klar soweit?“ Erschrocken zuckte dieser zusammen, fasste sich aber schnell wieder. „Hey, machst du nie das, was Jack dir sagt?“ Lyco lachte auf: „Du machst doch wohl Witze, oder? Jack ist zwar nett, aber sie übertreibt einfach immer.“ „Ja, so kenn ich sie, die Gute. Immer übertreiben. Aber im Grunde herzensgut.“, grinste er, schüttelte dann aber den Kopf. Lyco lachte wieder auf: „Du bist ja richtig klasse. Aber sag mal, woher kennst du Jack eigentlich? Ich meine, es sieht ja so aus, als würdet ihr euch schon wesentlich länger kennen.“ Lex legte die Hand ans Kinn: „Hm, ja, das is schon ne ganze Weile. Sie war damals allein unterwegs gewesen. Ohne Schiff, so als auf Land… Auftragskiller oder so was… Ne, warte, sie war nicht allein, Kai hat an ihrer Seite geklebt wie ein zwölf Wochen alter Kaugummi. Ich weis noch nicht mal, warum der in ihrer Mannschaft is. Der ist total komisch, so… na ja, komisch eben.“ Lyco nickte eifrig: „Richtig, richtig. Aber du hast mir immer noch nicht meine Frage beantwortet.“ „Na ja, da ist eigentlich nichts Großartiges zu sagen. Sie war unterwegs, ich bin ihr über den Weg gelaufen und so haben wir uns getroffen. Nichts Außergewöhnliches also.“ „Och… und ich dachte, da war was Spektakuläres gewesen, Mist aber auch.“

„Wurm!“ Lyco zuckte zusammen und drehte sich dann genervt zum Wald: „Halt die Klappe! Ich will gar nicht wissen, was du von mir willst!“ „Köter!“, ihr Captain kam aus dem Wald direkt auf die beiden zu, „Hast du eigentlich vergessen, was wir hier planen? Wir müssen hier verhindern, dass ihr geopfert werdet!“ „Du sollst geopfert werden, Nervkatze!“ Lex hielt sich klein, er kannte schließlich Jack’s Wutausbrüche. Jack musterte Lex genauer, wusste jedoch nicht so recht, was die beiden miteinander zu reden hatten. Sie schüttelte darauf nur den Kopf. „Eurer Gelaber könnt ihr auf später verschieben und dann auch sonst was tun. Aber jetzt, Köter, kommst du mit!“ „Jack, Lex kann uns doch helfen! Mit seiner Hilfe werden wir sicherlich gewinnen und diese schmierigen Piraten bestimmt los und außerdem entgehst du auf diese Weise deiner Opferung.“ Jack grummelte irgendetwas unverständliches, drehte sich dann aber schwankend in Richtung Wald und noch im Gehen sagte sie zu den beiden: „Falls du’s nicht wissen solltest, der Möchtegern-Schwertfuchtler wird uns helfen, er hat schon zugesagt.“ Verblüffte schaute sie erst zu Jack, dann zu Lex, der nur mit den Schultern zuckte und Jack nachwank.
 

„Bist du sicher, dass die hierher kommen? Jack hat zwar gesagt, dass sie dafür sorgen wird, aber ich hab da meine Zweifel. Außerdem sieht man vor lauter Grün überhaupt nix! Überall Bäume, Krabbelviehscher, Schlingpflanzen und noch mehr Grün!“ „Kai, du siehst das alles viel zu negativ.“, versicherte ihm Bryan, der neben ihm hinter einem Felsen stand und in Richtung Meer schaute. „Wo hat dieser Kerl die Piraten nur gesehen? Ich seht gar nichts.“, murmelte Kai ärgerlich mit dem Fernglas an den Augen. Auch Bryan hatte noch kein Schiff in der näheren Umgebung gesichtet, aber auch von seinen Crewmitgliedern mal von Kai abgesehen und Jack, die als Lockvogel am Strand saß, sah er niemanden. „Bist du sicher, dass die überhaupt hier landen? Ich mein, das is ja nicht so, als wär das hier der einzige Punkt, an dem sie ankommen könnten.“ „Frag Jack, ich hab keine Ahnung, was sie wieder plant.“ „Siehst du wen von den anderen?“ Kai schüttelte den Kopf.
 

Sie saß im warmen Sand und atmete tief durch. Sie wusste, dass die Piraten hier anlegen würden. Und dann würde sie diese Feiglinge in ihr Unglück lotsen. So war es zumindest geplant. Doch sie hatte keine Ahnung, mit wem sie es zu tun bekommen hätte. Also war Vorsicht geboten. Doch das Schiff kam einfach nicht in Sicht. Hatte Lex gelogen, um sich einfach nur wichtig zu machen? Eigentlich eine abwegige Vorstellung. Lex war vielleicht ein Aufreißer, der immer auf die Schnauze fiel, weil seine lächerlichen Anmachversuche einfach nicht funktionierten, aber eigentlich war er eine ehrliche Haut. Es musste also seine Richtigkeit haben.

Doch dann tauchte die schwarze Flagge auf. „Es geht los, Leute.“, rief sie in der Wald hinter sich, bekam aber keine Antwort. „Gut so.“, nickte sie zufrieden und schaute zu, wie sich das Schiff näherte und so nach und nach die ganzen Ausmaße der Gallone deutlicher wurden. „Poser.“, grummelte Jack vor sich hin. „Jack!“ Sie drehte sich um. „Wer ist das? Sind die gefährlich?“ „Halt die Klappe, Ian! Oder willst du, dass wir auffallen, noch bevor es richtig losgeht?!“ „Is ja schon gut.“ „Vollidioten, mit denen ich da gestraft bin.“ Das Platschen von Wasser, wenn der Anker geworfen wurde, machte sie wieder aufmerksam auf das Bevorstehende.
 

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Der große Flop

Ein Beiboot wurde zu Wasser gelassen und legten sich die meisten Insassen in die Riemen, sodass das Boot auch schon bald den Strand erreichte. Die Katzendämonin erhob sich, klopfte sich den Sand von der Hose und blickte keck zu den herannahenden selbsternannten Freibeutern der Meere. Sie breitete die Arme aus: „Willkommen, Piratenpack, das ihr hier so zahlreich erschienen seid.“ „Was ist das denn für ne Witzfigur?“, erschallte noch aus dem Boot eine Stimme, getränkt mit Verachtung. „Darf ich mich vorstellen?“ „Nicht nötig, Mischling.“ „Och, ich nehme an, der Käptain von dem ganzen Sauhaufen?“ Ein junger Kerl, kaum älter als Kai, trat aus der Menge schwer bewaffneter Korsaren heraus. Seine Hose war zerfetzt, auf dem Shirt, dessen Ärmel ebenfalls in Fransen gerissen waren, ein Teddybär war, der an einem Galgen hin, und seinen Gürtel zierte ein goldener Revolver, der in der Sonne funkelte. „Die Death Corpse hab ich allerdings nirgendwo gesehen. Habt deine Mannschaft gemeutert und du bist bis hierher geschwommen?“, lachte er auf, brachte seine Crew damit ebenfalls zum Lachen. „Ha ha, jetzt muss ich aber lachen. Aber stell dir vor, du liegst gar nicht mal so falsch damit, dass ich bis hierher geschwommen bin, auch wenn ich’s nur bedingt schwimmen nennen würde. Und mit wem hab ich das Vergnügen? Siehst ja eher wie ein Neuling aus, der mit seinen Freunden eine Sauftour auf See machen wollte, ein Schiff gemopst hat und dann vom nächsten Sturm völlig überraschend getroffen wurde. Und jetzt willst du diese Insel nach Wertvollem absuchen. Aber natürlich wäre euch erst mal Wasser und ein ordentliches Mittagessen wesentlich mehr wert. Richtig?“ Das Gelächter war schon fast zu Anfang ihrer Mutmaßungen schlagartig verstummt, doch jetzt verfinsterten sich die Minen zusehends. „Hm, gar nichts schlecht, Kleines. Und gar nicht mal so falsch, wir sind wirklich von einem Sturm überrascht worden. Und ja, jetzt wollen wir uns hier mal umschauen, ob hier nicht was zu holen ist. Ach so, ich vergaß, mich vorzustellen. Ich bin Mirror, deine Techniken werde ich kopieren.“ „Ich hätt da noch eine unsaubere Seite auf meinem Logbuch, das müsste mal kopiert werden und dann in ordentliche Schrift übertragen werden… Mann, bin ich wieder witzig heute.“, klatschte sie sich auf den Oberschenkel und lachte dabei.
 

„Was hält die da für’n Kaffeekränzchen mit denen?! Ich will jetzt endlich Aktion!“, grummelte Lyco herum. „Komm runter, das ist doch alles Taktik.“, winkte Spencer ab. „Is mir so was von egal! Ich geh da jetzt hin und helf ihr!“ „Nein, bleib da! Davon mal abgesehen dass du die ganze Aktion gefährdest, wird Jack dich nen Kopf kürzer machen, wenn du jetzt da raus gehst.“ „Dann ist sie wenigstens nicht mehr die kleinste an Bord.“, meinte Lyco nüchtern, die Arme vor der Brust verschränkt. „Ist Kenny nicht kleiner als sie?“ „Weis nicht, denk nein. Aber jetzt hör auf, hier vom Thema abzulenken!“ „Mist, ein Versuch war’s wert. Aber wirklich, Lyco. Du solltest wirklich hier bleiben. Außer schau mal, da kommt Bewegung rein!“ Lyco’s Blick wandte sich von ihrem Gesprächspartner ab und zum Strand, wo wirklich Bewegung aufkam: Die Piraten hatten ihre Waffen gezogen und auch der Typ mit dem goldenen Revolver hatte eine Wand an den Griff eben dessen gelegen. Jack hingegen stand immer noch seelenruhig einfach da, machte noch nicht mal Anstalten, ihr Katana zu heben. „Mir stinkt’s jetzt echt!“ Lyco murmelte unverständliche Worte und richtete dann die Hände in Richtung Strand. „Lyco, verflixt, was hast du getan?!“ „Schau doch einfach mal hin. Hirrhirrhirr!“
 

Am Strand zeigte Lyco’s Magie ihre Auswirkungen. Die Möchtegern-Piraten blickten alle völlig entgeistert in den ausladend wirkenden Wald hinein, aus dem unheimliche Stimmen aufheulten. Sie wischen sogar zurück, mitsamt ihrem Käptain. Jack drehte sich um und genau in diesem Moment kamen aus dem Wald heraus vier Totenköpfe geschwebt, langsam und ohne Körper. „Mein Gott, was ist das?!“ „Mirror, was wird das?“ „Scheiße, ich hätte auf meine Mama hören sollen!“ „Lyco.“, grummelte Jack schon leise vor sich hin, als sie den lila Schein um die Totenköpfe erkannte. Doch egal, was Lyco damit bezwecken wollten, sie hatte zumindest erreicht, dass jetzt klar war, dass sie es wirklich nur mit kleinen Anfängern zu tun hatten, die keinerlei Ahnung vom wirklichen Piratenleben hatten. „Ich will hier weg. Verdammt noch mal!“ „Jetzt stellt euch mal nicht so an, wir sind Piraten, keine Weicheier.“ Jack warf sich auf die Knie und drückte den Kopf gen Boden: „Geister dieser Insel, hier sind eure Darbietungen, die ihre erwünscht habt. Nehmt sie und verschont mein Leben.“ „Was?!“, erschrocken fielen die ersten Schwerter und Revolver in den warmen Sand. „Hör auf, solch einen Müll zu verzapfen. Geister, die hier Opfer verlangen. Menschenopfer, tze, als gäb’s das heutzutage noch.“, sein goldener Revolver zitterte in seinen Händen, war jedoch auf einen der näher kommenden Schädel gerichtet. „Ich würde das nicht tun. Geister haben es nicht so gerne, wenn man auf sie zielt oder gar wenn man auf sie zielt.“, luckte sie vom Boden hoch, hielt den Kopf aber immer noch ziemlich gesenkt. Die Schädel kamen unaufhaltsam näher. „Wir müssen verschwinden!“ „Wir müssen den Geistern Respekt zollen, wir müssen sie um Vergebung anflehen.“ Einige lagen jetzt ebenfalls auf den Knien. Jack grinste sich einen ab, irgendwie war sie ja immer noch sauer auf Lyco, doch darüber konnte sie auch später noch nachdenken, jetzt war es einfach nur ein Vergnügen, diesen armen Trotteln zuzuschauen, wie sie sich einfach nur lächerlich machten.
 

„Da, schau, die grinst sich einen ab und ich hab die ganze Arbeit gemacht! Das ist ja wohl die Höhe!“, regte sich die Wolfsdämonin auf. Spencer grinste sich einen ab: „ach jetzt komm mal wieder runter, Lyco. Íst doch zu unser aller Nutzen.“ „Mag ja sein, aber im Grunde haben wir ihr den pelzigen Hintern gerettet!“ „Komm schon, du weist, dass sie dir im Grunde gar nicht böse sein kann deswegen. Das ist nun mal ihre Natur.“ Irgendwie hatte Spencer ja Recht. Aber es war ja auch irgendwie unfair, dass sie den ganzen Spaß hatte. „Los, lass uns jetzt hingehen. Wir wissen jetzt schließlich, dass es nur kleine Fische sind.“ „Kann ich dich mit irgendwas noch davon abhalten?“ „Hirrhirrhirr, nein. Karin, wir dürfen!“, lachte sie im Laufen noch zu Spencer, der auch gleich hinter ihr war, jedoch wesentlich langsamer als sie aufgedrehte Wölfin. „Unstopalbe wolf on the run!“, hallte ihre Stimme durch das dichte Gestrüpp. Keine vier Sekunden später standen Lyco und Karin nebeneinander am Waldrand, blickten sich gegenseitig an, zückten Schwert und Sense und stürmten dann weiter. „Hallo, ihr Pfeifen, ihr! Schön, euch jetzt in Grund und Boden stampfen zu dürfen!“ „Stop!“ Doch keiner der beiden Wolfdämonen machte auch nur die Anstalten, in ihrem Spurt zu stoppen. „Ich sagte ‚stop’!“, befahl Jack jetzt ernsthaft und ziemlich laut, sodass die Wölfe nun doch inne hielten. „Was is los, Jack? Wir können die doch jetzt ganz einfach platt machen.“, jammerte Karin herum. „Das sind Kinder, die keine Ahnung vom Leben haben. Und so was wollt ihr einfach so niedermachen?“ „Hallo? Geht’s dir zu gut oder hat dir der hohe Blutverlust das Hirn vernebelt? Du hast schon mal jemanden umgebracht, der vier Meter vor dir auf die Straße gespukt hat.“ Sie schüttelte den Kopf: „Das ist bei uns ne ganz schlechter Aspekt, wenn man jemanden zum Kampf herausfordern will. Der Kerl hat mich herausgefordert, er hat verloren, jetzt ist er nicht mehr. Is da ein Problem dabei?“ „Ich versteh’s nur einfach nicht. Diese Halbstarken lässt du laufen, obwohl die dich dumm angemacht haben.“ „Wie du schon sagtest, Halbstarke. Normalerweise würden wir uns doch noch nicht einmal mit solchen abgeben. Aber ihr wisst doch sicherlich, warum wir das hier tun, oder habt ihr das vergessen?“ „Zum Spaß?“ „Ihr entgeht damit dem Tod durch diese Idioten von Eingeborenen. Außerdem wär es unheimlich schade, wenn dieser Strand durch das Blut solcher Mickerlinge verschandelt würde.“ „Was ne mit der los?“, wandte sich Karin an ihre Freundin, doch auch diese konnte nur mit den Schultern zucken: „Muss echt der hohe Blutverlust sein. Oder das Zeug, dass die ihr verpasst haben.“ Aus dem dichten Wald kamen auch nach und nach die anderen Crewmitglieder, sowie Ray und Tala. „Jungs, erleichtert diese Flaschen um ihre Waffen und dann bringt sie ins Dorf. Die Einwohner sollen entscheiden, was mit ihnen geschehen soll.“ Kai trat als erster zu der Ansammlung und betrachtete es genauer: „Und wegen so was haben wir so nen Aufstand veranstaltet? Unfassbar.“ „Klappe halten und machen.“ „Ach, wie hab ich’s vermisst.“, säuselte Tyson vor sich hin, während er einen der Jungs am Arm packte und witzelte: „Mitkommen. Du landest jetzt im Kochtopf, schön mit insularen Kräutern verfeinert.“
 

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Kurz, fein, aber neu >__<

Was man an seinem letzten freien Wochenende doch alles zustande bringen kann



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Kommentare zu dieser Fanfic (5)

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Von:  Schnaut
2008-08-24T19:20:34+00:00 24.08.2008 21:20
wah ray hat dir weh getan!
*michauf ihn setz*
Tja, hättest du Faust an deiner Seite würde er dich heilen ;P
Faust: hm*nick*
XD

Scherz ^^

ich hab das kapi überflogen und les es heute abend im bett richtig ^^ ich konnte nur net widerstehen und hab schon mal das auf der letzten seite hier gelesen X3

yay! ^w^ freu mich schon das zu lesen *w*
Von:  Schnaut
2008-08-07T18:01:22+00:00 07.08.2008 20:01
das kapi war cool *.*
Vorallem Karin.
Karin: ich krieg nen mantel, mantel, mantel! *w*

Kais vergangenheit war intressant.
ich frag mich nur ob du echt tot bist...*grübel*
hoffsmal net! °_°
Kai soll net käpten werden! *kai angrummel*
Von:  Schnaut
2008-06-19T19:57:16+00:00 19.06.2008 21:57
geiles kapi °.°

vorallem der schluss. XD ich kann mir echt vorstellen wie Karin und ich vor nem Haufen Bösen wegrennen und die hinterher XD

aber echt geil *.* bin gespannt wie es weitergeht! -w-v

und ja! ich hab es endlich geschafft zu kommentieren! HA! ^w^
Von:  Schnaut
2008-05-20T09:25:53+00:00 20.05.2008 11:25
yes ich hab es doch geschafft sie jetzt noch zu lseen ^^

die andren kapis fand ich im übrigen auch toll! ha nur nicht kommentiert da ich net zu gekommen bin ^^''
sorry dafür!

XDDD

Ja ja... klein Lyco und Karin... wir sind keine Arbeitstire, gelle, Karin*arm um sie leg und sie nur nick und grins*
XD

Ich bins chon gesptannt wie es weiter geht und wann meine tippfehler ein ende haben! XD

also dann ^^


Von:  Schnaut
2008-04-14T15:24:23+00:00 14.04.2008 17:24
lyl!
ich freu mich, wenn es weiter geht und ich hoffe ich bekomm deine Büldschn für die Charabeschreibung so hin wie du sie gern hättest -w-b

Ui, da kommt ein Hai! XD

*geil find*


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